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KRITIK
FÜNF JUNGE LYRIKER (II)
I
D e n Piontek und Höllerer als ursprünglich landschaftlich interessierten Dichtern kann
man A l b e r t A r n o l d S c h o l l , den Verfasser der „ G l ä s e r n e n S t a d t " (Eugen Die-
derichs, Düsseldorf 1953), als einen Lyriker der City und der technischen Existenz
gegenüberstellen. Ihm fehlt der Sinn für die ruhenden Verhältnisse des natürlichen
Seins. Was ihn allein beschäftigt, was er allein wahrnehmen kann, ist die Problematik
des einzelnen und der Gesellschaft in einer durch Technik total mobilisierten Welt.
Der Einfluß Gottfried Benns, der bei Piontek gar nicht, bei Höherer nur an spärlichen
Beispielen nachzuweisen war, ist bei Scholl durchaus vorherrschend, und zwar so sehr,
daß man es gelegentlich mit einem lyrischen Bauchredner zu tun zu haben glaubt.
Bei Benn heißt es einmal:
Da gab es Jahre, wo von jeder Mauer
Ein Tränenflor aus Tristanblicken hing (Fragmente, S. 14);
bei Scholl:
Die Schwermut hängt mit Wein von jeder Mauer (11),