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Tretet einmal her an diese noble Gruppe: -''lrr/a und Pê.


/#r, nebst .Ka///me/yPa//e und .Bed e /e . Wo sollt ihr stehen?
welcher Person im Rücken? denn die Gruppe steht frei volt
allen Seitcnmit móz/erzír,$em
Anstande.Und wenn ihr gar VOM ERKENNEN UND EMPFINDEN
quer Geftihl zu Hülfe nehmen wolltet, wo anfangen?wo D ER M EN SCHLICH EN SEELE
aufhõren? und wo ist nun der Geist? der ,B/&/eiE/#e ga Ze
5ee/e?Alle in Schmerz, alcein Heldenmut, alle das zãrtliche
Wórclein nõtig habend, der Arda aus dem Munde: tlon BEM ER KUNGEN UND T RAUN,l E

doleEPasteldas denn freilich die Hand weder erEappenkann


0 noch mag.Wie simpe] scehtdagegender ]D2/i der Alten.
und .4rr/a sinkt ihm zu FÜBenund er hãlt sieund endetsela To nyeu»a orou 9 Xet 7tvelxat tTlv gmvTlvaDIou axou81ç
Leben. Also wiederum keine malerischeGruppe. uÀ,X' oux otõaç no9ev CP%etat xat atou Dita'r8t.

l<ann nun eine Geír»zr,$/e


in der Bildhauerei nicht Gruppe
werden, weil pedes./2r l/ró ad;e/ e// Gr##de, in seiner Welt
stehet;bebeAllegorie, wie wirds mit dir sem,wenn du, als
Schmetterling odor Taube, aus vielen Personenoder Figu-
ren, fede file sich g##R gebildet, und doca m/ró/ganz gebil-
det, (nur für d/ró, H// ar/a, gebildetl) hervorfliegen sollt?
lch fürchte. du bleibst wo du bist. demKünstler im müí3i-
gen l<opfe, denn in die arbeitende Hand war kein Weg, und
ausihr in den zerteilten Felsen,der nur in seineml<opfE/ i
ist. noch minder
Endlich warum wollen wir der Natur widerstrebenund
nicht fede]<unst tun lassen,was sie zae/ und amy
óel/e#tun
kann? Wo /i/# 6rx#dist. aufGemme. Mtinze. Tarei. da ó/ de/
ãie ]Natar scboll üuxch üxs Kontina z Einer FLàcbe. ç,e\teme.
Mtinze. Bas Relief, Denkmal, kann nicht vier mehr alsCine
Allegorie geben, dazu sind sie da und die geben sie unnach-
ahmlich. Warum sle von da wegreií3en? mit ihr die groí3en
3o Bilder der Waóróe//, GÓ//er und /J'eZ2eaKef/.z/re#,odes die
Zaubertafel ó/r/ar/;r,ber ma,5róe//, das Ge záü , verwirren
und zu SchaEten
verscheuchen?
Eine Epopee,worin Alce
gorien handeln, und ein Drama, worin AbsEraktionen agie-
ren, und Cine Geschichce, worin sie Pragmatisch tanzen,
PLASTIK 3z7
3z6

Ttetet einmal her an diese noble Gruppe: -'4rr/.zund Pa-


rei, nebst X.am///ery a e/z und ,Bed2ex/e#.Wo sollt ihr stehen?
welcher Person im Rticken? denn die Gruppe steht frei von
allen Seiten mit ma/erzlr,$e///
Anstande. Und wenn ihr gar VOM ERKEN N EN UN D EMPFIND EN
5 querGefühl zu Htilfe nehmenwolltet, wo anfangen? wo DER M EN SCHLICHEN SEELE
auüóren? und wo ist nun der Geist?dei -B/á/eíE/ ega Ze
.çee/e?
Alle in Schmerz,alcein Heldenmut, alle daszãrtliche
Wórtlein nótig habend, der Arda aus dem Munde: non BENIERKUNGEN UND TRAUMA
dolet Paeteldas denn freilich die Hand weder ertappen kann
0 noch mag. Wie simpel steht dagegen der PÓ/ i der Alten,
und ,4rrza sinkt ihm zu FÜBenund er hãlt sie und endet sem T0 7tveuFa atou 9í;Xct ltv8t xal TTlv q)ovqv aDIou azouetç
Leben. Algo wiederum keine malerische Gruppe. ahX' oux otõaç lto9ev eP)Cctatxat nou una'Fel.
l<ann nun eine Geiró/r,b/ein der Bildhauerei nicht Gruppe
werden, weil pedes/ãrizró aad eze///Gr////de,in seinerWelt
scehet; bebe Allegorie, wie wirds miE dir sem, wenn du, als
Schmecterlingoder Ihube, aus vielen Personenoder Figu
ren, fede für sich.ga/ZZ gebildet, und doch #;ró/ ganz gebil
det, (nur für d/ró, J//2ar;a, gebildetl) hervorfliegen sollt?
lch ftirchte. du bleibst wo du bist. dem l<ünstler im mtiBi-
20
gen ]<opfe, denn in die arbeitende Hand war kein Weg, und
aus ihr in den zerteilcen Felsen, der nur in seinem l<opf #//zl
ist. noch minder
Endlich warum wollen wir der Natur widerstreben und
nicht fede l<unst tun lassen,was sie.zae;m
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tun
kann? Wo E/ Grwe#ist. aufGemme. Mtinze. Tafel, da ó/#de/
cne Nat r sebo &üxch àas Kontinaam cine FLàcbe. ç;emme.
Mtinze. Bas-Re]ief. Denkma], kann nicht vier mehr als eine
Allegorie geben, dazu sind sie da und die geben sie unnach
ahmlich. Warum sie von da wegreií3en?mit ihr die groBen
Bilder der maóróe//,GÓ//er und ,fJ'eZ2e#2er/a/fex, oder die
Zaubertafel ó;l/or;rr,$er IKa,5róe//, das Gemãz%/e, verwirren
und zu Schatten verscheuchen? Eine Epopee, worin Alce
gorien handeln, und ein Drama, worin Abstraktionen agie
ren, und eine Geschichte,worin sie PragmaEisch
tanzen,
}z9

ERSTER VERSUCH

VOM ERKENNEN UND EMPFINDEN IN IHRENI


bIENSCHLICHEN URSPRUNGEUND DEN GESETZENIHRER
WüR KUNG.

In Allem, was wir lote NaEur nennen, kennen wir keinen


innern Zustand. Wir sprechen tãglich das Wort .çrówef',
5/aW, Fa//, BeP'eX#aK,R#Óe, Kfad/, segar Krc{// der Zràkóe/f
aus. und wer weií3, was es, inwendig der Sache selbst, be-
)
de
bemehr wir index das groí3e Schauspiel würkender l<rãf- -.
te in der Natur sinnend ansehn, desta weniger kõnnen wir
umhin, überal1 ,4ó///;ró,êe// m/f i zu ftihlen, elles mit unsrer
Empnlndung zu beleben. Wir sptechen von Würksamkeit
und Rude, von eigner odes empfangener, von bleibender
oder sich fortpflanzender, toter odes lebendiger KrafE vÕ] }
]ig aus unsrer Sede. .çróa'erescheint uns e.m Sehnen zum
Mittelpunkte, zum Ziel und Ort der Ruh.e:/r.ãlgóe//
die klel-
ne Teilruhe auf seinem eignen Mittelpunkte, durch Zusam
menhang mit sich selbst; Be#'egKng ein fremder Trieb, ein
mitgeteiltes fortwürkendes Streben, das die Robe überwin «
et fremder Dirige Rude stóret, bis es die Seinige wieder
findet. Welchewu nderbare Erscheinungist die E/aif/Z//.à/?
schon Cine Art Avtomat, das sich zwat nicht Bewegung
geben, aber wieder herstellen kann: der erste scheinbare
Funke zur Tãtigkeit in edlen Naturen. Jener griechische :i
Weise. der das System Newtons im Tratam ahndete, sprach
von Z,/e&eund /7aPfder l<órper: der groí3eMagnetismusin
det Natur. der anzieheE
. und'fortstóí3t,
n tlz'''.........J
istr''=/.F,
range als,.l;x.
....l iee/fp;n.
dr
3 3o ERKENNEN U E À{PFIN DEN D. MENSC HI SEELE ERSTER VERSUCH

So das gro13e Geheimnis der Far/ó;Á/aaK, Uer7##KxmK,


Ue/$e/. Schópfung, meiner Sede und meines Lebens empGindeund
eer//aKaller Wesen, diesel Abgrund von Haí3 und Liebe, afunde:der groBe Geist, der mica anwehet und mir im ]<lei-
Anziehung und Verwandlung in sich und aus sich; -- der nen und Gro(3en, in der sicbcbaren und unslchtbaren Welt
empnndende Mensch ftihlt sich in Alles, fühlt Alcesaus sich Einen Gang, Einerlei Gesetzezeiget: der ist meanSiegel der
. heraus, und druckc daraufsein Bild, sem Geprãge. So ward Wahrheit. Glticklich, wenn es auch diese Schrift auf sich 5

Ne»/a// in seinem Weltgebãude wider Willen ein Dichter. hãtte, und stille, züchtige Lesar, (weil ich für andre nicht
wie B/dgó// in seiner l<osmogonie, und Z,e/ó#/? in seiner schreibe,) eben dieselbe ,4aa/aE;e,das Geftihl von dem Ei-
prãstabilierten Harmonie und Monadenlehre. Wle unsre nen, der in aller MannigfalEigkeit herrschet, empfãndenl lch
ganze Psychologie aus Bildwõrtern bestehet, se wars mei- schãmemica nicho, an den Brüsten disser groí3enMutter
. stens E/# neues Bild, Ê;#e Analogia, E//z auffallendes Natur nur als ein T<indzu saugen,laufe nach Bildern, nach
Gleichnis, dasdie grõí3ten und kühnsten Theorien geboren. Ãhnlichkeiten, naco Gesetzen der übereinsEimmung zu Ei-
[)ie WelEweisen,die gegen die Bi]dersprache dek]amieren, nem, wei] ich kein andres Spie] meiner denkenden ]':rãfEe
und se]bst ]auEeralten, oft unverscandnen Bildgõczen die- (wenn la gedacht werden mu[3) kenne, und g]aube übrigens?
nen, sind wenigstens mit sich selbst selaruneinig. Siewollen \uB Homem unà SopbokLes, Dance, Sbakespear unü Klopstock
nicht, daí3 neues Gold geprãgt werde, da sie doca nichts der Psychologie und Menschenkenntnis mehr Stoff gene
tun, als aus eben soJchem oft viel schlechtern Golde ewig fert haben, als selbst die ..4f/r/a/e/ei und Z,e/ó////Ze aller
und ewig dieselbeFãden spinnen. Vólker und Zeiten.
Aber wie? ist in dieser >>..'1/z.z/aK/f
RI/zz .We#iróe<<auch
Wahrheit? Menschliche Wahrheit gewií3, und von einer hõ-
:. hem cabe ich, selonge ich Mensch bin, keine I':unde. Mica /. [bm J?ezz
ktimmert die überirdische Abstraktion selarwenig, die sich
aus allem, was )>Á.re;; ///gire.í /l)em&eeía#d -E/?2)5yde//x<(heiBt, Tiefer kõnnen wir wohl die EmpHtndungin ihrem Werden
ich weiB nicht auf welchenThron der Gottheit setzet,da nicho hinabbegleiten, als zu dem sonderbaren Phánome
Wortwelten schaffEund über elles Mógliche und Würkliche non, das /7a//er >>Reiz<(genannt hat. Das gereizte Fãserchen
richtet. Waswir wissen, wissen wir nur aus Analogie, von zieht sich zusammen und breitet sich wieder aus; vielleicht
der l<reatur zu uns und von uns zum Schõpfer. Solaich also ein Stamen, das erste gJimmende Fünklein zur Empnln-
dem nicht trauen, der mich in diesen l<reis von Emp6ln dung, zu dem sich die rate Materie durch viele Gãnge und
dungen und Âhnlichkeit setzte, mir keinen andem Schlüs- Stufen des Mechanismus und der Organisation hinaufge
sel, in das Innere der Dinge einzudringen, gab, als mein lãutert. So klein und dunkel diesel Anfang des edlen
s. Gepráge oder vielmehr das wiederglãnzende Bild seinesin Vermõgens, das wir Empõinden nennen, scheine; se wich-
meinem Geiste; wem sola ich denn trauen und glauben? tig muB er sem, se vier wird durch ihn ausgerichtet. Ohne
Syllogismen kónnen mica nichts lehren, wo es aufs erl/e Samenkõrner ist keine Ernte, kein Gewãchs ohne zarte
E/ P»ünKir der Wahrheit ankommt, die ja iene nur entwik Wurzeln und StaubEãden,und vielleicht wãren unsre gõtt
keln, nachdem sie empfangen ist; mithin ist das Geschwátz lichsten T<rãfte nicht ohne diese Aussaat dunkler Regungen
33z ERKENNEN L
E À{PFINDEN D . ÀIENS C HL . SEELE ERSTER VERSUCH 33 3

ziehen diese kleine dünne Fãserchen, als es nach den Ge- eines Andem und kommt nur denn wieder, wenn sich das
setzendes Mechanismusgrobe Stricke tun wtlrdenl Woher hinüberwallende Geschópf wieder allein, ein abgetrenntes
nun diese se hõhere l<raft, als vielleicht eben durch Trieb- isoliertes Eins, ftihlet. Noch also in den verflochtensten
federn des innern J?ezRlrí? Die Natur hat tausend kleine Empfindungen und Leidenschaften unsrer se zusammen
lebendige SErickein tausendfachen l<ampf, in ein se viel- gesetzten Maschine wird das Ez#e Gesetz sichtbar, das die
fachesBerühren und Widerstreben verflochten: sie ktirzen kleine Fizer mit ihrem glimmenden F'ünkleinvon Reize
und lãngen sich mit innerer l<raft, nehmen am Spiele des regue, nehmlich: i'rómerZ, Bertlhrung eines Fremden {/eó/
Muskels, feder auf seine Weise, Teia, dadurch trágt und zie- Z i mme : da sammlet sich die l<raft, vermehrt sich zum
het jener. Hat man je etwas Wunderbarers gesehen als ein Widerstande und stellt sich wieder her. Wohlsein und lieb
0 schlagendesHerz mit seinem unerschõpflichen Reine? Ein liche Wãrme óre//e/íz#i, macha Rude, sanften GenuB und 0

Abgrund innerer dunkeln l<rãfre, daswahre Bild der orga- Auflósung. Wasin der toten Natur Ausbreitung und Zu
nischen Allmacht, die vielleicht inniger ist, als der Schwung rückziehung, Wãrme und l<ãlte ist: das scheinenhier diese
der Sonnenund Erden. Und nun breitet sich aus diesem dunklen Stamina des Reizes zur Empnindung: eine Ebbe
unerschõpflichen Brunnen und Abgrunde der Reiz durch und Flut, in der sich, wie dasWeltall, se die ganzeempRin
unser ganzes lch aus, belebt fede kJeine spielende Fizer -- donde Natur der Menschen, Tiere, und wo sie sich weiter
elles naco Einartigem einfachen GeseEze.Wenn wir uns hinab ersrrecke, bewegt und reger.
wohl beflnden, ist unsre Brust weir, das Herz schlãgt ge- Wie zu Allem gehõrc auch hiezu ;l/ada/a//a#, .'l-/aW,sanfte
sund, fede Fiber verrichtec ihr Amt im Spiele. Da fãhrt /W/fr'b//aK und ,f;br/;róre;/x#K. Furcht und Fraude, Schrecken
i'rórer,êe/7
auf uns zu; und sieheals ersEeBewegung,noch und Zorn was plótzlich wie ein Blitzstrahl trifft, kann
20 ohne Gedankenvon Furcht und Widerstande. tritt unser auch wie ein Blitzstrahl tõten. Die Fiber (mechanischzu zo

reizbares lch auf seinen Mittelpunkt zurück, das Blue zum feder) die sich ausbreitete, kann nicho zurück; die sich zu
Herzen, die Fizer, selbstdas Haar, starrt empor; gleichsam rückzog, kann sich nicho wieder lãngern: Todesschlag hem
ein organischer Bote zur Gegenwehr, die Wachestehcfer medeihr Spiel. Jeder creffendeAffekt, selbst die sanfte
tig. Zar# im ersten Anfall, ein zum Widerstande slch regen acham, kann plõtzlich tõten.
des l<riegsheer, wie rtittelt er das Herz, treibt das Blue in die Sanfte Empnlndungen sind freilich nicho se gewaltsam, Z

Grenzen, auf Wangen, in Adern, Flamme in die Augen aberununterbrochen zerstõren sie gleichfalls. Sie ermatten,
»eveoç õe pe'fu q)p8veÇaPq)tPehatvat machenstumpf und kraftlos. Wie mancharSybarit ist enter
Htp7thavt',oaae õe ot xupt ÀaFncTomvTtctxtTlv. l<itzeln und Rosendilften, gewií3 nicht eines sanften Todes,
Die Hânde streben, sind krãftiger und stãrker. Nlut hebt die bei lebendem Leibe verblichen
Brust, Lebensothem die wehende Nade,das Geschõpf ken Sind wirganz ohne Reiz; grausame l<rankheit, sie heií3t
net keine Gefahr. Lauter Phãnomenedes ,4;ÍÉ/ege#iunsrer Wüste, Langeweile, I';losrer. Die Faseszehrt gleichsaman
Reize beim Schrecken, des gewaltsamen rar/draaKeí beim sich selbst, der Rosé fri13cdas müí3ige Schwert. Daher jener
Zorne. Hingegen die Z,;e&e,wie sãnftigetsie und mildetl verhaltene ,f/aüe,der nicht .gare werden kann, der elende
Das Hera wallet. aber nicht zu zerstõren. das Feuer flie13et, A/e/d, der nicho Za/ werden kann, Rfxe, ZrawrÜ,êe//, Uer
r
3 34 ERKENNEN t EMPFINDEN D. MENSCHL. SEELE ERSTER VERSUCH

Zum Empfangen und Geben ist der Mensch geschaffen, geistiges Band geknüpft haben, dais gewisse Dirige diesem
zu Würksamkeit und Fraude, zum Tun und Leiden. Im empãtndendenTeiaãbnlich, andre widrig sind; ein Band, das
Wohlsein saugt sem I':õrper und duftet, empfãnget leicht von keiner Mechanik abhãngt, das sich nicht weiter erklã
und wird ihm leicht zu geben:die Natur [ut ihm, er der ren [ã13t, andes ge2/a ó/ werden muí3, wei] es da /;/, wei] es
, Natur sanfteGewalt an. In diesel Anziehung und Ausbrei- sich in hundert Eausend Erscheinungen {eÜef. Sieh iene
tung, Tãtigkeit und Ruheliegt Gesundheitund Glück des Pflanze,den schõnenBau organischerFibernl Wie kehre,
Lebens. wie wendet sie ihre Blãtter, den Tau zu trinken, der sie
lch bin aufdie Preisfrage begierig: >>was das Othemholen erquickecl Sie senkt und drehec ihre Wurzel, bis sle stehet:
eigentlich für Würkungen im lebendigen I'=órper hervor- fede Staude, pedesBãumchen beugt sich nach frischer Luft,
.. bringe?<{zu meinem Zwecke betrachte ices hier nur eben- se viel es kann: die Blume õffnet sich der Ankunft ihres :0

mãí3igals den harmonischenTakt, mit dem die Natur unsre Brãutigams, der Sonhe.Wie fliehen mancheWurzelnunter
Maschine schwingen und mit Lebensgeist anhauchen woll der Erde ihren Feind, wie spãhenund suchensie sichRaum
te. So ist sie, bis auf die feinsten Werkzeugeder Empnin- und Nahrungl Wie wunderbar emsig lãutert Cine Pflanze
dungen und Gedanken in ewiger Anstrengung und Ergo fremden Soft zu Teilen ihres feinern Selbst,wãchst, liebt,
lung, alcesarbeitet,wie ieneSteine,zur Leier Amphions gibt und empfãngt Sémenauf den Fittigen des Zephyrs,
Durchs Othemholen wird das l<ind, das Pflanze gewesen treibt lebendeAbdrücke von sich, Blãtter, Keime, Blüten,
war. Tier. Bei einem l<ranken, bei einem Âchzenden,wie Frtichte; andesaltet sie, verliert allmãhlich ihre Reize zu
giba das Ochemholen Mut, dahingegen feder Seufzer empfangen
und ihre l<raft, erneutzu geben,stirbt ein
gleichsam I'=rãfte verhauchet. >>Lobsei dem Allmãchtigen, wahres Wunder von der Macht des Lebens und seiner Wür
:. sagader persische Dichter J'ad;,für jeden Lebensothem. Ein kung in einem organischen Pflanzenkõrper. zo

\tem. den man in sich zeucht, stãrket, ein Atem, den man Durchschautenwir den unendlich feinern und verfloch
von sich lãí3t, erfreuet das Leben: in cedem Atemzuge sind teneFnTierkõrper, wtirden wir nicht ebenfallsfede Fizer,
zweierlei Gnaden.<( Wie fede Pulsader schlãgt, wie nur jedenMuskel, jeden reizbarenTeil in demselbenAmt, und
durch Zusammenziehungdas Herz l<rafEbekommt, den in derselben Kraft nlnden. sich Soft des Lebens zu suchen
Lebensstrom, ausbreitend, fortzuschieí3en;se muí3 auch naco seiner Weise? Blut und Milchsaft, werden sie nicho von
von auí3ender Lufthauch kommen, esin Modulationen zu allen Fasern und Drtisen beraubt? fede sucht, was ihr not
erquicken und zu beleben. elles scheint naco Einerlei Ge- tut, gewiB nicht ohne entsprechende
infere Befriedigung
setzen geordnet. Doca, ich wtirde nicht fertig werden, Hunger und Durst in der ganzenMaschine einestierischen
dies groí3e Phãnomenon von Würkung und Robe, Zusam- Kõrpers welche mãchtige Stacheln und Triebel und war
). menziehungund Ausbreitung durch alle seine bege zu um sind sie se mãchtig, als weil sie ein Aggregat sind alle
verfolgen; lasset uns weiter hin eilen. der dunklen Wünsche, der verlangenden Sehnsucht,mit
#
der feder kleine Lebensbusch unsres l<õrpers naco Befrie
digung und Erhaltung seiner dütsEet.Es ist die Stimme
Ein mechanisches odor übermechanisches Spiel von Aus eines Meers von Wellen. derem Schall sich dunkler und lau
336 ERKENNEN U EMPFINDEN D. NIENSC
HL. SEELE ERSTER VERSUCH 337

Wasserund arde und lâutert siezu Teilen von sich hinauf: bilde, der die ganzegeistige Natur seinerEltern habe,wie
das Tier macht unedlere l<rãuter zu edlerm Tiersafte: der wirs an feder Blume und Pflanze sehen: ist l<raft da in der
Mensch verwandelt l<rãuter und Tiere in organischeTeile Natur, daiszwo reizbareFibern, auf gewisseWeisever
selnesLebens, bringt sie in die Bearbeitung hõherer, feine- flochten, einen Reiz geben, der aus Einer nicho cntstehen
rer Reine. So lãutert sich elles hinauf: hõheresLeben muí3 konnte und jetzt von neuer Art ist, wie uns, dünkt mich,
von geringerm, durch Aufopferung, und Zerstõrung l?/er- feder Sinn, ja feder Muskel analogisch zeiget; ist endlich
de
l<raft da, aus zwei l<õrpern, die uns cot dünken, aus der
Endlich der tiefste Reiz, se wie der mãchtigsteHunger Vermischung zweier Elemente, wenns die Natur tut, einen
und Durst, die Z,/eóel Dali sich zwei Wesenpaaren,sich in Dritten darzustellen, der den vorigen ãhnlich, ater ein neu
ihrem Bedürfnis und VerlangenEins fühlen; daisihre ge- es Ding ist und durch Kunst in ieneaufgelósE,
all seine 0
meinschaftliche Regung, der ganze Brunn organischer l<raft verlieret: ist dies elles, se unbegreiflich essemmag
Krãfre wechselseitigEins isc und ein Drittes wird in beider da und n-icht zu leugnen; wer ist nun, der den Gang der
Bilde welche Würkung des Reizes im ganzen lebenden lch Analogie, den groBen Gang der Schõpfung mit seinem Fe
animalischer Wesenl Tiere haben sich noch ohne Haupt dermesserchenvier plótzlich abschneide, und sage,dali der
5
begattenkõnnen, wie ein ausgerissenes
Herz noch longe erõffnete Abgrund des Raizeszweenerdurch und durch
reizbar fortschlãgt. Der Abgrund aller organischen Reize organischer, lebenden Wesen, ohne den ja beide nichos als
und l<rãfce scheint im wechselseitigenÜberstrome: der lote Erdklumpen wãren, jetzt in grõBter Innigkeit des Fort
Funke der Schõpfung ztindet und es wird ein neueslch, die strebens und der Vereinigung, keinen Abdruck von sich
Triebfeder neuer EmpRlndungen und Reize, ein Dtittes darstellenkõnne, in dem alle reine l<rãfte leben. Hat das
2
Herz schlãgt. Herz Macho, Empntndungen, die um dasselbegelagert sind, zo

#
se zu einen, daISEin Trieb, Eine Begierde;perde:hat der
l<opf Macht, Empnlndungen, die den Kõrper durchwallen,
Man hat >>iiberden Ursprung der Menschenseelen«
se son- in Eine Vorstellung zu fassen,und ienetJurch diese,die se
derbar mechanischeTrãume gehabt, als ob sie wahrlich von andrer Natur scheint, zu /e/z,êem;
wie, dali nicho aus der
Leim und ]<ot gemachcwÉiren.Sie ]agengeformt im Mon Flamme aller vereinigten Reize und Leben Ein Lebensfun
ZS de, im Limbus und warteten, ohne Zweifel nackt und kalt. ke, gleichsam im schnellen Fluge und also über den krie
auf Ihre prãstabilierte Scheiden, odes Uhren, odor l<leider, chend langsamen Gang mechanischerStock- und Trieb
die noch ungebildetenLeiber; nun ist Geháuse,l<leid, Uht werke weit hindus, zu einer neuen hõhern Stufe seiner
fertig und der firme, se gangmt113ige
Einwohner, wird me Lãuterung walle, und als Abguí3 aller l<rãfre zweier für
chanisch hinzugeführt, dais er bei Leibel nicho in sie einander geschaffener Wesen, erstes Principium eines Le
;0

würke, sondern nur mit ihr prãstabiliert harmonlsch, Ge bens hõherer Ordnung p«rde? l<eimt nicho elles Leben
danken aus sich spinne, wie er sie auch dort im Limbus weiter? IÉiutertsich nicht feder Funke der Schópfung durch
spann, und sie, die Uhr des l<õrpers, ihm gleich schlage. Es l<anãlezu feinerer Flamme hinauP und vier sprang la der
ist wohl über die unnactirliche Dürftigkeit des Systems beseelteste Funke des Reizes und der Schõpfungskraft
338 ERKENNENU. EMPFINDEND N{ENSCHI SEELE ERSTER VERSUCHI aaa

rege sich l<raft in minem odor in zween Wesen.Was Philo und Trieben ist nur Ê/mef.Alle Leidenschaften,ums Hera
sophie tut, ist gemer,êe#, enter einander ar#ae#, erüw/ere, geJagert, und mancherlei Werkzeuge regend, hangen durch
nachdem sie KrafE, Reiz, Würkung schon immer z,or.zxiie/RI/. unsichtbare Bonde zusammen und schlagenWurzel im hein
Nun begreife ich nicho, warum man, wenn sich in cedem sten Bau unsrer beseelcenFibern. Jedes Fãserchen, wenn
A/ Ze/#e//
nichts erklãrenlãí3t,die Wtirkung desEinen ins wirs einsehenkõnnten, gehõrt ohne Zweifel mit dazu,pedes
Andre /eage/zund Erscheinungender Natur in der Verei- engere und weitere GefàB, fede scãrker und schwãcher wal-
nigung Zweier Hohn sprechen müí3te, die man bei cedem lende Blutkugei. Der Mut des Lõwen, wie die Furchtsam
Einzeln unerklãrt .z#; ////f. Wer mir sagt, was l<raft in der keit des Hasen,liegt in seinembeseelteninnern Blue
Sede sei und wie sie ihr wiirke; dem will ich gleich erklâren, Durch die engern Pulsadern des Lõwen dringt das wãrmere
wie sle auBer sich, auch auf andre Seelen, auch auf l<õrper Bluemit Gewalt hin: der kirsch hat ein Herz mit weiten
würke, die vielleicht nicho in der Natur durch solche Bret- offenen Gefãí3en, ein scheuer l<õnig des Waldes, Trotz sei-
terwãnde von der Sede ($u)Ctl)geschieden sind, als sie die ner l<rone. Zur Zeit der Brunst ist indes auch der scheue
l<ammern unsrer MeEaphysikscheiden. tJberhaupt ist in Hirsch ktihn; es isc die Zeit seinererregten Reize und ver
der Natur nichos geschieden, elles flieBt durch unmerkliche mehrten innern Wãrme.
tJbergÉingeauf- und ineinander; und gewií3, was Leben in Im Abgrunde des Reizesund solcher dunkeln Krâfte S

der Schõpfung ist, ist in allen Gestalten, Formen und Ka- liegt in Menschenund Tieren der Somezu aller Leiden
n:ilennur Ein Geist. cine Flamme. schaft und Uncernehmung. Mehr odor minder Raiz des
Insonderheit, dtinkt mica, hãtte dem groí3en Erfinder Herzens und seiner Diener machaHelden odor Feige, Hel-
des Monadenpoems das Syscem prãstabiliercer Harmonie den in der Liebe odor im Zorne. Das Herz Achills wurde in
fremde sem dõrfen, denn mir scheincs.beide bestehennicht seinenNetzen vom schwarzen Zorn gerüttelt, es gehõrte :0

wohl bei einander. Niemand sagtees besser,als Leibnitz, die Reizbarkeit dazu, ein Achilles zu werden. Der satte
daí3 1<õrper, als solcher, nur Phãnomenon von Substanzen Lõwe hat seinen Mut verloren, ein Weib kann ihn jagen; ein
sei, wie die Milchstraf3e von Sternen und die Wolke von hungriger Wolf aber, Gemer, Lõwe wie mãchtige Ge
Tropfen. Selbst die Bewegung suchte Lez&K;/Zja, als Er- schópfel
scheinung eines / er .Zaí/andeizu erklãren, den wir nicho Die Tapferscen waren meistens die fróhlichsten Men
kennen, der aber Vorstellung sem kõnnte, weil uns sonsa schen,Mãnner von offener, weiter Brust: oft Helden in der
kein innerer Zustand bekannt ist. Wie, und auf diesenin Liebe, wie im Leben. Ein Verschnittener ist wie an Stimme
nem Zustand der I'=ráfte und Substanzenihres l<õrpers se an Handlung ein stehend gebliebenerJtingling ohne
kõnnte die Sede, als solche, nicht würken? sie, die ja von l<rafc und tiefen Ausdruck. Die Innigkeit, Tiefe und Aus-
3
der Natur jener und selbst innigste, wtirkendste l<raft ist. breitung, mit der wir Leidenschaft empfangen, verarbeiten 3o
Sieherrschte algo nur im Gebiet ihrer Schwestern. lauter ihr und fortpflanzen, machauns zu den fjachen oder tiefen
ãhnlichen Wescn; und kõnnte sie da nicht herrschen? Gefãí3en,die wir sind. Oft liegen unter dem Zwergfell Ur
k sachen, die wir sehr unrichtig und mühsam im ]<opf
suchen;der Gedankekann dahin nicht kommen.wenn
34o ERKENNEN U. EXIPFINDUND &IENSCHL. SEELE nRSrER VERSUCU 34i
:1

Wurzeln in uns schlagen; das stimmt das Sairenspie]unsret ';nd welche tiefe Besonderheiten würden sie liefernl Sind
Gedanken, dasmacha uns zu denen Menschen, die wir sind.
Vor solchem Abgrunde dunkler Emp6lndungen, Krãfte
und Kelzegraut nun unsrer hellen und klaren Philosophie
, am meisten: sie segnet sich davor, als vor der Hõlle ///err/er
Seelenkrãfte und mag beber auf dem Leibnitzjschen
Schachbretcmit einigen tauben '0G'õrternund l<lassiãkatio.
nen von daxÉe/a und É/ares, dex//zróe# und z,erworre e Ideen Vede tlber WeJlesich regen, und wo alle Abstraktionen von
ram Erkenttenin unü au$ersicb,mit sicbunü ol)nesicbseLbstu. Ãhnlichkeit, l<lasse,allgemeiner Ordnung nur bretterne
. dgl. spielen. Diese Methode ist se leichr und lieblich, dali Wãnde des Bedijrfnisses oder bufete I'=artenhãuserzum
mans schon zum Grundsatz beliebt hat, lauter /axÓeWõrter
in die Phllosophie einzuführen, bei denen man se wenig SP:] Síneineinzelner Mensch nun die Aufrichtigkeit und
denkendõrfe, als der Rechnendebei seinenZahlen: d= Treue, l/ró ;e/b;f zu zeichnen, ganz, wie er sich kennet und
werde der Philosophie zur Vollkommenheit der Mathema. fühlet: hãtte er Mluts genug, in den EiefenAbgrund Plato
, tik verhelfen, dais man immerfort schlieJ3enkónne, ohne zu nischerErinnerung hinein zu schauen,und sich nichoszu -l
denken eine Philosophie, für der uns alle Museu bewah. verschweigen: Mut genug, sich durch seinen ganzen beleb
rena Was machas eben, dais auch die guie wahre Philosophie ten Bau, durch seio ganzes Leben zu verfolgen, mit allem,
se tief hernieder gekommen ist, a]s, wei] man bei ihr durch was ihm feder Zeigeülnger auf sem inneres lch zuwinket;
ganze l<apitel und Lehren über lauter Allgemeinworten welche ]ebendige Physiognomik würde daraus werden,
:. njchts gedacht hat? Notwendig wirfr die feder gesunde ohneZweifel Eiefer,aJsaus dem Umrií3 von Stirn und Nade. «
l<opf bei Seita und spricht: )>ichw/// bei cedemWorte was Kein Teil, glaube ich, kein Glied wãre ohne Beitrag und
óe.í/zmzw/el
zu denken ó.zóe#,auch an feder neuen Stelle, wo es Deutung. Er würde uns sagen kónnen: )>hierschlãgt das
neu vorkommt<(. Und meinl wie mangelhaft sind unsre rne- Herz mau: hier ist die Brust plaEC
und ungewõlbet: dort der
taphysische Begriffe und Wõrrerl welche Sorgsamkeit hat Arm kraftlos: hier keucht die Lunge, dote dumpft der Ge
s man also nõtig, jeden Augenblick den Begrifffestzuhalten. ruch:hier fehlt lebendiger Othem, Gesicht, Ohr dãmmert :i
genau zuzusehen, ob es noch in diesem rali derselbe oder derKõrper diktiert mir vier schwachund verworren;se
nur noch sem leeresPhantom sei?Meines geringen Erach- MuB also auch hie odes da meine Sede schreiben. Das fehlt
tens ist keine /3ipr a&gzf,die nicho in cedemSchritte be- mir; da ich lemes,und aus solchem Grunde, habe<<. Ver
stimmte PÁWíza/aE/fsei, móglich. .f7a//erJ Physiologisches folgte der treue Geschichtschreiber sem selbsE dies sodenn
Werk zur Psychologie erhoben und wie Pygmalions Status durch alle Folgen, zeigte, daB kein À'langel und keine Kraft ).
mit Geist belebet alsdenn kõnnen wir etwas übers Denken an E/#em Ort bleibe, sondern fortwürke, und dais die Sede
und EmpHtnden sagen. nach solchen gegebnen Formem unvermutet fortschlieBe:
Drei Wegewei13ich nur, die hiezuführen mõgten.Le- zeigte, wie fede Schiefheit und ]<ã]te, fede fa]sche ]<ombi
bensbeschreibungen:
Jn-X'V/.=............ 1. Bemerkungen
T'\:l. der Ãrzte
' ll. l.. und F'reun-
,. nadon und fehlende Regung notwendig
J
immer
A ]
vorkom
34z ERKEN'N'EN'
U EM.PF IN DEN D . M ENS C HL. SEELE ERsrER vnxsucn 343
'1

werden philosophische Zeiten sem, wenn man solche


schreibt; nicho, da man sich und Alle Menschengeschichte
in allgemeineFormem und Wortnebel einhtillet. Wennder
Stoiker Lipsius und andre seinesGelichters sich also hâtten
, zeichnen wollen, wie anders erschienen sie, als sie aus den
dâmmernden Wortproduktionen ihres obern Stockwerks
letzt erscheinenl
Mir sind keine Lebensbeschreibungen
einzelner Men-
schenvon sich selbst bekannt, die nicht immer, se einseitig '..
und flach manchmal ihr Gesichtspunkt war, vier Merkwür-
diges gehabt hãtten. Au[3er dem, was Hagai//#, Pe/raf'êa,
/Ma///age in ihre Schriften von sich selbsteingestreuet,will
ich nur C'arda#und einen weichen Selbstmãrterert nennen. iene haben, dazu noch in den Umstánden mehrerer Vertrau
bei dessem ãuí3erstet Schwãche, ewigem Hin- und Wegbe- lichkeit und Handlung. Es ist unbegreiflich,wasoft Bibe
ben vom Selbstmorde man schauert. Einige sonderbare menschlicheSede in die andre für dunkle Wtirkung, Ahn-
Phánomene,wie ein Geschõpf se blindlings in die Gefahr dung und Zug hat, wie man's oft an den sonderbarsten
rennen, odes se schwindlend, furchtsam und feige ewig vor Proben elnstimmtger Gemüter, Lüste und l<rãfte siehet.
seinem Schatten fliehen kann, haben nicht grausender er- Sympathieund Liebe, Wollust und Ehrgeiz, Neid und Ei-
õrtert werden kõnnen, als also, aus dem weichen Mark fersucht entrãtseln durch Blicke, durch geheime Winke,
:. seiner eignen Empfindung. Es ist sonderbar, wie eine eigne wasunter siebenDecken hinter der Brust verborgen liegt, «
Lebensbeschreibungden ganzenManá auch von Seiten wittern gleichsam, aus lauter kleinen sichtbarenAnzeigen,
zeiget, von denen er sich eben nicht zeigen will, und man dastief verborgne Geheimnis. -- Dias sind kleine verzerrte
sieht aus Fãllen der Art, daisAlles in der Natur ein Ganzes Probenvon dem, was eine reine menschlicheSede mit
sei, dais man sich, gerad' eben in dunklen Anzeigungen und FleiB.Liebe und Wartung über denandem und wie weit sie
, Proben, vor sich selbst am wenigscen verleugnen kõnne. In ihn hinein zu dringen vermógel eineTiefe, von der man -j
Da wir indesnoch longeauf Lebensbeschreibungen
der noch bisher weder Grund hat, noch zum Grande zu kom-
Art werden varrem müssen,und es vielleicht nicht einmal men ein Senkblei weií3. Der reinste Mensch auf Erden
gut und nützlich wéire,dastiefste Heiligtum in uns, dasnur hntlte sie alce, bedorfte keities Zeagnisses poli aujÊert.dertn er wu$te
Gott und wir kennensollen,cedemToren zu verraten;se paó/. waí /m t/ //iróe# u'ar, und es wird dem Menschengeiste
+. treten F'remde an unsre Stelle, und was bei I':ranken der in einerbesondersherrlichen Analogie mit dem Geiste der }.
Arzt ist, sollte bei merkwürdigen Personen ihr Freund wer- Gottheit zugeschrieben, dais nur der Ge/íf der iVe lróe#, #'ar
den. DaB enter den vielen Bemerkungen der Arzte alter /w jl/e Jf e#/rf, w/;íe, gleichsamauf sich selbstrude und in
seinen Tiefen forsche.
Wenn niemand anders, se haben doesdie me/ííag age /7 z/
'M'
R-##f plane T.ebensbeschreibunp samt einer aufrichtia,en /'1
344 ERKENNENU EMPFINDEND. MENSC
Hl SEELE ERSTER VERSUCH 345

weií3, mar er die Leidenschaft bis aufdie tiefsten Abgründe was ist da zu grübeln, zu argumentieren) es isr neue E'r
und Fasern, aus denen sie sproí3te. Wenn neulich jemand .Áa'brxmg,
die wohl aus dem System der besten Welt folgen
behauptet hat, daB Shakespearkein Physiognomist sei aus mag, aber nicho eben aus unserm System )etzt folget. Es ist
dem Profil der Nase, se gele ichs ihm geme zu, denn zu ein neuer weissagender Trieb, der uns Genuí3 zusagt, dun
minemDetail der Art hat er wenig Zeit, auí3erwo es, wie bei kel ihn ahnden lãJ3t,Raum und Zeit tiberspringet, und uns
Richard 3., die offenbarsteNot fodert; aber daiser kein Vorgeschmack giba in die Zukunft. Vielleicht ists also mit
/OÁWí;a/aK
sei, miE Allem, wie sich Physiologie auch von dem Instinkt der Tiere. Siesind wie Saiten, die Ein gewisser
auBen zeiget, das mtií3te niemand sagen, der /7am/e/ und Klang des Weltalls rege, auf denen der Weltgelst mit minem
Z,far, OP,be/za oder O/»f//a nur im Traume gesehen hãtte: seinerFingemspielet. Sie hangen mit dem Element, mit dem \

unvermerktmar er Hamletbis auf seineHaare.Da alles Geschõpf, mit den Jungen, mit der unbekannEenWeltge
Auí3erenur Abglanz der innern Sedeist: wie tief ist nicht gend zusammen, wohin sie eilen: unsichtbare Bandoziehen
der barbarischegothische Shakespeardurch Erdlagen und siedahin, sie mõgen dahin kommen, odor nicht, esmag ein
Erdschichten überall zu den Grundzügen gekommen, aus Ei semoder K.rende,worauf die Hennebrütet. Die Seiten
denen ein Mensch wãchst, se wie X/aPx/orÉzu den geheim- der Schõpfungsind se vielartig, und da fedeSentesollte
5
sten Wellen und Schwingungen einer reinen himmlischen gefühlt, geahndet, hinan empfunden werden; se muBten die
SeelelDas Studium der Dichter zu diesem Zwecke haben Instinkte, Reize und Wurzeln der Empnindung se mancher
meistensnur die Englãnder(verstehtsich, nur an ihren lei sem, daIS sie oft kein anderes Wesen. als was sie selbst
Dichtern: denn was wird ein Englãnder auí3erEngland guts empfand, begreift odor ahndec
flnden?) versucht; uns Deutschen ist, statt unn(itzer Lob- TrefHich auch, dais es also, und die tiefste Tiefe unsrer
reden und kindischer Rezensionen, hier noch ein groí3es Sede mit Nacht bedeckt isto Unsre firme Denkerin war ge
Feld von Zeiten und Vólkern tibrig wií3 nicht im Stande, jeden Raiz, das Samenkorn jeglicher
Und bis dahin, dais diese drei Aufgaben erschõpft sind Empnlndung, in seinen ersten Bestandteilen zu fassen: sie
mag die Antwort aufgeschoben werden, >>unter welchen war nicht im Stande, ein rauschendes Weltmeer se dunkler
Bedingungen etwas reine?<<
lch kõnnte in tauben und un Wogen laut zu hõren, ohne dais sie es mit Schauer und
stÉitenAusdr(icken zehn Formem zur Auflõsung geben Angst, mit der Vorsorgea]]er Furcht und ]<leinmütigkeit 5

sagen: dais uns etwas reize, wenn wir nicht umhin kónnen. umfinge und das Steuer ihrer Hand entfiele. Die mücterli
daí3es uns #zrófreize, wenn der Gegenscanduns se nah che Natur entfernte Riso von ihr, was von ihrem klaren
liegt, dais er sich an uns reibet, und uns reger. Oder ich BewuBtsein nicho abhangen Éa/////f,wog jeden Eindruck ab,
kónnte sagen: er reizt, wenn er uns se ãhnlich, se analog den sie davon bekam und sparte }eden l<anal aus, der zu ihr
3o ist ater was hieBe doeselles? Im Grunde nur immer. er führte. Nun trennet sie nicht Wurzeln, sondern genieÍ3eE 3o

reizt, wenn er reizt, und dasglaubt eln feder. Es muí3auch Bltite. Dtifte wehen ihr aus dunkeln Büschenzu. die sie
geg/axó/,d. i. erfahren, empfunden werden, und flieht pedes nicht pflanzte, nichoerzog: sie steht auf einem Abgrunde
allgemeine Wortgekram und abstrakte Vorhersehen. Wenn von Unendlichkeit und weií3nicht, dais sie darauf stehe;
ein Gegenstand,von dem wir nicho tráumten, nichts hoff- durch disse glückliche Unwissenheit steht sie fest und si
346 ERKENNENU EMPFINDEN D MENSC HL. SEELE ERSTER 'ç'nRSUCn 347

Grad ihrer Dunkelheit ist Güte und Weisheit. Ein Erdkloí3. Verfasser einer sehr bekannten Abhandlung2 g:t'ausgefüh
durchhaucht vom Lebensothem des Schõpfers, ist unser ret CineTheorie, tlber die ich ihn, ob sie gleichunter edlen
Leimengebãude. Geschãften und Gesinnungen nur Spiel, nur Erholung fiar
ihn war. fase beneide.
Vielleicht wird mir bald günstige Muf3e, Aufsãtze zu
z. Sinete. sammlen,die ich über die EmpRindungsart
einiger einzel
nen Sinne hingeworfen cabe; vier gehet mein Zweck nur
Unterlag unsre Sede dem Meere kommender Wellen von aufs Allgemeine. Und bemerke, was ich dure bei dem Raiz
Reiz und Gefühl von ai@'e#
: se gab uns die Gottheit i/#xe; und seinem Gegenscande sagre, dais auch vier bei den Sin
von /#/ze#, se webte sie uns ein A/erz,eageóàade. nen ein /Med;x/e,ein gewissesgeistiges B.z#dstatt finde,
Der Nerve beweisetfeiner, was dort von den Fibern des ohne welchesder Sinn weder zum Gegenstande,noch der
Reizes allgemein gesagt wurde, er ziehet sich zusammen Gegenstandzum Sinneinnig gelangenkõnnte, dem wir
10
odor tritt hervor nach Art desGegenstandes,der zu ihm a[so bei a]]en sinn]ichen ]<enntnissen trauen, g]auben / #r
gelanger. Jetzc walleE er entgegen, und die Spitzen seiner ;e#. Ohne Licht wãre unser Auge und unsre sehende
ãuí3erstenBtische richten sich empor. Die Zunge schmek Seelenkraft mtií3ig, ohne Schall das Ohr leer: es mu13tealso
ket zum voraus: die Geruchbtischleintun sich auf, dem ein eignes Meer geschaffen werden, das in beide Sinne flie
kommenden Dufce: selbst Ohr und Auge õffnen sich dem 13e
und die Gegenstãndein dieselbebringe; oder mit andem
Schall und dem Lichte, und insonderheit bei den grõbern WJat\en,idas snfiel poli deuGeschõplen
abreijlt, aLsdissePjorte
Sinnen eilen die Lebensgeister mit Macht dazu, ihren neuen empfangetl katttt, eLLes übrige, ibren ganZett iinendLiçben AbXrttKd,
Gast zu empfangen. Gegenteils, wo Schmerznahet, ;ó/ze ater üiíef.{< Wunderbares Organ des Wesens,in dem
fleucht der Nerve und grauset. Wir schauernzusammen bei elles lebt und empfindetl Der Lichtstrahl ist sem Wink
einem ãuí3erstdisharmonischen Schalle:unsre Zunge wi- sem F'inger odes Stab in unsre Sede: Schall ist sem Hauch,
20
dert bei übelm Geschmack,wie der Geruch bei widrigem das wunderbare Wort seiner Geschõpfe und Diener
Dufte. Das Ohr, sagader Lateiner, enEsetzetsich zu hõren, Wie mãchtig hat der Schõpfer hiemit seineWelt für uns
das Auge zu sehen; kõnnte sie, se schlõsseslch die Geftihls ge»f//e/ l Alle groben Sinne, Fasern und Reize kõnnen nur z#
knospe, wie die Blume dem kalten Abendhauche. Grausen, ;;ró empfinden, der Gegenscand mu13 hinzu kommen, sie
Schauer. Erbrechen. bei dem Geruche das Niesen. sind lau berühren und mit ihnen gewissermaí3eselbstEins werden
ter solche Phãnomene des .Z#r#r,é/rif/;. des W'/dera/z d 1. der Hier wird schon dem Erkennen a/@ r i Weg gebahneE.S
ç/em ///#Z,als ein sanftes /7;#wa//e// und Zeríróme/Ze/zbei an UnserOhr hõrt über Meilen hin: der Lichtstrahl wird Stab.
genehmen Gegenstãnden Z-%erg.zaKund Z-%er2aZ'ezeiget. Im mit dem wir bis zum Sirius hinauf reichen.Unmittelbar vor }0

Grunde sinds algo noch iene Gesetze und Phãnomene, die meinem Auge hat das groí3e Auge der Welt ein allgemeines
wir bei feder Reizesãtber bemerkten, und daISauch noch bei
den geistigen Empfindungen desiróci#e#und des Eróaó e
z .8xr,éeUnters. über den Ursprung unsrer Begriffe vom Erhab
ienes Gesetz statt ande, daIS pedesGefühl des Erhabnen nen und Schõnen, Riga t773.
348 ERKnNNENu E NIP FINDEN D. MENSC HL . S EELE ERSTER VERSUCH 349

Organ ausgebreitet, das tausend Geschópfe in mica bringt, werden Éõm///e#. Ein blindgeborner Dichter und ein taub
das tausend Wesen mit einem ]<leide./»r / zróbekleidet. Um geborner Philosoph müí3ten sonderbare Eigenheiten ge
meia Ohr flief3et ein Meer von Wellen, das seineHand ben, se wie der blinde .ç.za/zderia#
mit dem Gehõr, Geruch
ausgoí3,damit eine Welt von GegensEÊindenin mica dringe, und Gefühl liebte. Wenn eine allgemeinephilosophische
die mir sonsaewig ein dunkles stilles Totengrab bleiben Spracheje erfunden würde, wãrs vlelleicht von einem Taub
müí3ce. Da gebraucht mean Sinn alle die l<unstgriffe und und Stummgebornen, der gleichsam ganz Gesicht, ganz
Feinheiten, die ein Blinder mit dem Stabe gebraucht, zu Zeichen der Abstraktion wãre. l<eine zwei[)ichter haben je
tasten, zu fühlen, Entfernung, Verschiedenheit, Mais zu ler- ein S}'lbenmaí3gleich gebraucht und wahrscheinlich auch
nen, und am Ende wissen wir ohne dies Médium nichts. gleich gefühlet. Eine sapphischeOde bei der Griechin, bei
ihm müssen wir.g/axófx. Betrügt mich der Schall, das Licht, Katull und Horaz ist fastnicht dasselbe:welchemittelmã
der Duft, die Würze; ist mean Sinn falsch, oder cabe ich ihn [3iges Ohr wird nicho einen Hexameter von K/aP;/arÉ,
nur falschzu brauchenmica gewõhnet,se bin ich mit alce Á./e/r/,Badmfroder von Z,xÉre{, L''/q// und Oz,/d/ai
beinah
meiner l<enntnis und Spekulation verloren. Auch kann der aufden ersten l<lang uncerscheiden?Dem Einen Dichter ist
Gegenstand für tausend andre Sinnen in tausend andem reine Muse Gei/róí, B;ZZ,dem andem ifzm/z/e. dem dritten
Medien ganz etwas anders, vollends in sich selbst ein Ab .f/a//z/7;///K
: Ein Prophet ward durch Saitenspielgeweckt, der
grund sem,von dem ich nichoswittre und afunde;fur mica andre durch Gesichte: keine zween Maler und Dichter ha
ist er nur das,was mir der Sinn und sela Médium, ienesdie ben Einen Gegenstand,wenn auch nur Ein Gleichnis,
Pforte, doesder ZeigenJngerder Gottheit für unsre Sede, gleich gesehen, gefaí3t, geschildert.
dargibt. /##Ü wissen wir auí3er uns nichts: ohne Sinne wãre Eine Unendlichkeit mti13tees werden. wenn man diese
0
uns das Weltgebãudeein zusammengeflochtner I':nãuel Verschiedenheit des Beitrages verschiedener Sinne tiver
dunkler Reize: der Schópfer muBte scheiden, trennen,/#r Lãnder, Zeiten und Vólker verfolgen kónnte: was z. B
und /# w/zl buchstabieren. daran Ursache sei. daB Franzose und Italiener sich bei Mu
Nun muB ich nochmals bemerken, dais den/Je//ra.ggenau sik, Italiener und Niederlãnder sich bei Malerei se ein ander
zu untersuchen, den feder Sina der Sede liefere, ein cinge Ding denke? Denn offenbar werden die l<ünste auf dieser
5
nehmer und ãu13erstmerkwtirdiger Lustweg sem mtií3te, Wegscheide von Nationen mit andem Geiscessinnen emp
den wir uns aufandre Zeit ersparen. DaJ3ater nicht bei zwei fundem. mit andem Geistessinnen vollendet. Hier andes
Menschen dieser Sinnenbeitrag an Art und Stãrke, Tiefe fahren wir fora, daIS,se verschiedetl disser Beitrag ver
und Ausbreitung Einerlei semkann, bezeugenviele Pro schiedner Sinne zum Denken und Empfinden sem muge, in
ben. Gesicht und Gehõr, die den meisten Staff zum Denken unserm innern Menschen elles zusammenflieí3e und Eins
geben, sind selten bei einem Menschen in gleichem Grad werde. Wir nennen die Tiefe dieses Zusammenflussesmei-
der Ausbi[dung und natür]ichen Stãrke. ]<]arheit desAuges stens -E/#ó/Á/amK:
sie besteht aber nicho bloí3 aus Bildern
hassetoft tiefe Innigkeit des Ohrs (geistig zu reden),die sondern auch aus Tõnen, Worten, Zeichen und Gefühlen.
beiden Risse sind also ungleich, die zunâchstam \#agen der für die ofc die Sprachekeinen Namen hãtte. Das Gesicht
Psyche ziehen. Die drei grõí3ten epischen Dichter in aller borgavom Gefühl, und glaubt zu sehen,wases nur fühlte.
3 5o ERKENNEN t EMPFINDEN D. NIENSC
HL. SEELE ERSTER VERSUCH

wtirkt nun die Sede sich ihr I':leid, ihr sinnliches Univer- Glieder kntipfet. Wtirklich ein solchesMe num der Emp-
sum. nlndung für den geistigen Menschen, als e das Licht flirt
Auch hier sind oft Blendwerke und Visionen, l<rankhei- Auge, der Schall ftirs Ohr von auí3ensem konnte.
[en und Trãume die sonderbarsten VerrÉiter dessen, u-asin Wir empfinden nur, was unsre Nerven uns geben; dar
uns schlãft. Der Riesenmannraia.z/, dessenSede immer nach und daraus kõnnen wir auch nur denken. Nenne man
Felsen abreií3t und flammende Abgründe daneben zeiget, nun diesen lebendigen Geist, der uns durchwallet, Flamme
kam se weit. da[3er zu]etzt den dunke]n, brennenden Ab- oder Ather; gnug, er ist dasunbegreífliche himmlischeWe
grund immer neben sich sah. Mehr als Ein Schwãrmer sen, das elles zu mir bringt und in mir einet. Was hat der
sanfrerer Art glaubte sich immer von hellem LichE umge Gegenstand,den ich sehe,mit meinemHirn, dasHirn mit
10 ben, und selbst des groBe Denker, Tí/r#,ba#iex4,dessen Art meinem wallendcn Herzen gemem, dais ienes .B/ZZ,dali dias
zu studieren wenigscensromantischgnug war, fand sich Z,r;de//iró.!/} werde? Siehe da ist ein Etwas, das von sonder
nicho eher im wahren Gedankenstrome, als u,enn er Funken bares Natur sem muB, weil es se sonderbaren Verschieden
und Strahlen um sich sabe. Das Exempel eines andem Phi- heiten dienet. [)as Licht konnte nur Eins, den ganzen
losophen ist mir bekannt, der bei dem Anfange seiner dunkeln Abgrund der Welt zum Bilde machen, dem Auge
5 l<rankheit, in einer Art sonderbaren Ohnmacht Worte hór- elles z'er2age: der Schall konnte nur Eins, hórbar machen
te, die letzten Worte von dem, was er gelesen.E/# Mensch was sonst nur für andre Sinne da wãre. So weiter. Diesel
besitzt die l<unst zu íeóe//ungleich mehr, als die I':unst zu innereAther muí3 nicht Licht, Schall,Draft sem.aber er
óõre#: nach dem wird sich, et sei Dichter oder Philosoph, muB elles empfangen und in sich verwandeln kõnnen. Er
gewiB sem Erkenntnis, sem Vortrag, sem Styl, seine Zu kann dem l<opfe Licht, dem Herzen Raiz werden: er muí3
sammensetzungrichten. Wie viel hei13enDichter und sind also ihrer Natur sem, odor zunâchst an sle grenzen. Ein
nur Witzlinge und Verstandmãnner,
weil ihnen ganzdie Gedanke, und Flammenstrom gie13tsich vo= Kopf zum
dichterische Einbildung an Gesicht und Gehõr fehlec, und Herzen. Ein Reiz, eine Empntndung und esblitzc Gedanke,
wie manche, die, wie /'/a/o, nur einige GJeichnisse ausma eswird Wille, Entwurf, Tat, Handlung: alles durch Einen
len, und die Gleichnisse bleiben ewig. Doch ich komme zu und denselbenBoten. Wahrlich, wenn diesesnicht Saiten
'u,eit spiel der Gottheit heiBt: was sollte se heií3en?
#
Hãtte ich nun Macht und l<ennEnisgnug, doesedle Sai-
tenspiel in seinem Bau, in seiner Führung und l<notung,
Wenn also aus unsern Sinnen in die Einbildungskraft, odes Verschlingung und Verfeinung darzustel len, zu zeigen, daIS
wie wir diesMeer innerer Sinnlichkeit nennenwollen. elles kein Ast, kein Band, kein l<nõtchen umsonst sei. und dais
zusammenfleuí3tund darauf unsre Gedanken, Empflndun nach der Maí3e,wie es binde und sich leite. auch unsre 3o
gen und Triebe schwimmen und wallen: hat die Natur Empntndungen, Glieder und Triebe (freilich nicht mecha
abermals nichos gewebet, das sie einige, das sie leite? Aller- nischdurch Hleb und Stoí31)einanderbinden, anregenund
dings, und does ist das Arerz,eageóáade. Zarte Silberbande, stãrken o welch ein Werk von sonderbarfeinen Entwick
dadurch der Schõpfer die innere und áuBereWelt, und in lungen
l
und Bemerkungen aus dem Grunde unsrer Sede
T .l
'1
1 35z ERKENNEN U. EMPFINDEN D. MENSCHI SEELE ERSTER VERSUCH

müí3cedie schõnste Buchstabenschrift des Schõpfets ent. und desl<õrpers auf die Seele<(
hat es eben die Bewandnis.
halten, wie er Glieder band und tente, sie mehr odes minder Sollte vier ecwas durch Zirbeldrtise, elastischgespannte
beseelte, Gefühle ableitete, unterdrückte, knotece, stãrkte. Nerven, Hieb und Stoí3erklãrt wcrden, se steheman immer
se daB das Auge nur sehen darf und die Eingeweide Wallen. an und leugne. Nun aber, da unser Gebãudenichos von
, dasOhr hõrt und unserArm schlãgt,der Mund ktissetund SOlchemhõlzernen Weberstuhle weií3, da Alces in Reiz und s
Feuer flieí3t durch alceGlieder Wunder tiber Wunderl eine Duft und ]<raft und ãtherischem Strom schwimmet, da
wahte, reine Flammenschrift des Schópfers. unser ganzer l<õrper in seinen mancherlei Teilen se man-
Aber wir bleiben wieder nur bei allgemeinenPhãnome. nigfaltig beseelt: nur -E/# Re/ró ////í;ró/Z"crer, /K#zger, aber
nen: z. E. den sogenannten >>Würkungendet Einbildungs- /Üdef Óe//er und daNA/er Â.ràg)e zu sem scheinet, das im
. kraft in Mutterleibe<<. Viele haben sie, weil ihr System iie genauestenBando.ist mit der Monarchin, die in uns denket .
nicht ertrug, gerado geleugnet, da doch beinahe jedermann und will, se da[3ihr elles zu Gebote stehE,und in diesem
frappante Beispiele davam bekannt sem kõnnen; was htilfe innig verkniipften Reich Raum und Zeit verschwindet: was
es also, Erfahrungen gegendie Sonneleugnen?Wãre in natürlicher, als dais sie über die herrsche, oó#ed/ei e///r,b/dai
unserm l<õrper, und insonderheit im zatEen +<õrpet der /J,ãfr,»al l/e /if) denn nur durch doesReich, in diesem Zu
, Mutter, zu der Zeit, da sie den Ungebornentrãgt, von sammenhange ward und ist sie me lró/zróe.çee/e.Ihr Denken -l
plumpem Mechanismus, hõlzernem Druck und Stoí3 die wird nur aus Empnlndung:Ihre Diener und Engel, Luft-
Rede: sãí3e die Sede mit ihrer Einbildungskraft in der Zir- und Flammenboten strõmen ihr ihre Speise zu, se wie diese
beldrüseund solltenun mit SEangen
und Leitern zum nur in ihrem Willen leben. Sie herrscht,mit Leibnitz zu
]<inde gelangen müssen: freilich se kónnte man das weise reden,in einem Reich schlummernder,aber um se inniger
« Haupt schütEeln.Nun ater, da nachallen ErfahrungenAl- würkenden Wesen. «
cesvo]] Reiz ist und Leben, da diese Leben auf se wunder- lch kann mir überhauptnichodenken, wie meineSede
bare Art ein Eins in uns sind, ein .çfe/e#/pze/zrró
(av9ponoç etwas##i í/ró spinne und daxx/róeine Welt trãume?ja nicht
Üu)Ctxoç)
dem alle mechanischeTriebwerke und G lieder wil- einmal denken, wie sie etwas auí3er sich empfinde, wovon
lig dienen; und da nun eben dies zusammengestrõmte kein Analogon in ihr und ihrem I'=õrper sei. Wãre in diesem
, beseelteEins in uns E;#Z'/Á/a/zgheiBt, wenn wir das Wort in Kõrper kein Licht, kein Schall: se hãtten wir auf aller wei-
seinem wahren Umfange nehmen; was ist Ungereimtes dar- [en Welt von nichos, was Schall und Licht ist, Emp6lndung:
in, daisdiese Seelenwelt, in deren Nlitte gleichsam das l<ind und wãre in ihr selbst, odor um sie, nichts dem Schall, dem
schwebt, dieser ganze psychische Mensch, ders in seinen Licht Analoges,noch wãre kein Begriff dessemmõglich
Armen hãlt, ihm auch fede Eindrücke,fedeReizevon sich Nun ater zeigen alceTriste, die wir bisher zurückgelegt
mitteile? in einem Zusammenhangegeistiger l<rãfEever- haben. daB die Gottheit uns does elles durch Wege und 5.
schwindecRaum und Zeit, die nur für die grobe l<órper- Kanãle schaffEe,die immer empfangen, lãutern, fort-
welt da zu sem scheinen. Wir werden gebildet, sagt die are schwemmen,mehr einigen, der Sede ãhnlicher machen,
morgenlãndische Weisheit, im Schoí3eder Lebensmutter, was ferne ihr noch se unãhnlich war. lch ftirchte mica algo
K wie im Mittelpunkt der Erde, wohin alceEinflüsseund gar nicht vor dem alten Ausdruck, dais der MenschCine
r) l,z".. /\ . . .ll.. T,;"
3 54 ERKENNEN U E ÀI PFIND EN D . MENS C HL. SEELE ERSTER VERSUCH

nicht sind, wir auch nicho erkennen und empânden Éó#//ee. wie sie dahin kam? Aber das weií3 sie, oder sollte es wissen
Die Formular Philosophie, die alcesaus sich, aus innerer da13sie nur das erkenne, was diesel Platz ihr zeige, daB es
Vorstellungskraft der Monade herauswindet, hat freilich mit dem aax i/f,$ selbst schõpfenden Spiegel des Universum,
alle doesnicht nõtig, weil sie elles in sich hat; ich wei[3aber mic dem unendlichen Aufnuge ihrer positiven l<raft in all
nicht, wie es dahin gekommenist, und sie weiB es selbst mãchtiger Selbstheit nichts sei. Sie ist in einer Schule der
nicht Gottheit, die sie sich nicho selbst gegeben:sie muB die
>>Aberse wãre ja die Sede materiell? oder wir hátten gar Reize, die Sinne, die l<rãfte und Gelegenheiten brauchen
viela immaterielle Seelen)<<
So weit sind wir noch nicht die ihr durch eine glückliche, unverdiente Erbschaft zu Teil
mein Leser; ich weií3noch nicht, was Material odor Imma. wurden, odes sie zieht sich in Cine Wüste zurück, wo ihre
serial sei?glaube aber nicht, daB die Natur zwischen beiden gõttliche ]<raft lãhmet und erblindet. Der abstrakteEgois
eiserne Bretter befestigt habe, weil ich die eisernen Bretcer mus algo, und wenn er auch nur Schulsprache wãre, dünkt
in der Natur #/rXe#dsebe und gerir da am wenigstenver- mich der Wahrheitund dem offnen Gangader Natur ent-
muten kann, wo die Natur se innig vereinte. Gnug, wir gegen.
gehen jetzo zufórderst zum lch kann vier nicho ins Einzelne gehen, bei cedemSinne
zu zeigen, wie weise und gütig der Vater unsrer Natur uns
überall an .firme/a le/ er We;;,$e// d G#/e tibet; daí3er uns
3. ErkenKel nnd Wo!!en. ater unaufhórlich algo übet, daISunsre Sede eigentlich
nichoskõnne und tue. als Formem der Art aufzulósen.mit
tiber. Alce Empfindungen, die zu einer gewissen Helle atei minemAbdrucke gó///zf er # erX/e,zwar nicho aus Finster
gen, (der innere Zustand dabei isc unnennbar) werden nis, aber aus Dâmmerung Licht, aus einer nassenFlamme :0

ApperTeptiott. Gedanke', d\e See\e erkentiet, &aR s\e eml)finde. helle warme F'unken fervor zu rufen: mica dünkt. dias
Was nun auch Ceda#Ée sei, se ist in ihm die innigste ]<raft zeigen und sagen alce Handlungen unsrer erkennenden,
20
ausVielem, das uns zustrõmt, ein ]k,$/ff E/#r zu machen wollenden Sede. Sieist dasBild der Gottheit, und sucht auf
und wenn ich se sagen darf, eine Art Jl#rÉ/i/#r'êwaK merkbar elles, was sie umgibt, doesBild zu prãgen; macht das Viel
die am hellesten fiihlet, dais sie ein E/#i, ein I'e/#;f ist. Eine facho Eins, suchec aus Ltige Wahrheit, aus unstãter Ruhe
Bildersprache der Art scheint freilich mvscisch; in Geheim helleTâcigkeit und Würkung, und immerdar ists als ob sie
nissen aber, und Im tiefsten Geheimnis der Schõpfung darei in sich blicke und mit dem hohen Geftihl )>ichbin
unsrel: Sede, kann man sich kaum anderserklãren. Gnug, Tochrer Gottes, bin sem Bild<< zu sich spreche: >>lasset unsl<<
was wir bei cedemReiz, feder Empnlndung, cedemSinne und will und walEet.Wir haben von keiner innigern Tãtig
sahen, dais nãmlich die Natur >>einVieres eine«, das ge- keic Begriff, als deren eine menschliche Sede Eãhigist: sie }0

schieht hier auf die helleste innigste Weise. ' tritt in sich zurück, ruhet gleichsamaufsich selbstund kann
Wollen wir nun der Erfahrung folgen, se sehenwir, die ein Welcall drehen und überwinden. Jeder hõhere Grad des
3o Sede spinnet, weiB, erkennet nichts a i l/ró. sondern was \''ernzhgens.àet Aí4f?tzerksattzkeit unü LosreifgKng,, àet WiLLkür
ihr von innen und auí3cn
\
ihr Weltall zustrõmt. und der und Fre;óe;/liegt in diesel dunkeln Grande von innigstem
356 ERKENNEN U E À{PFINDEN D. NIENSC H SEELE Y ERSTER VERSUCH 357

;Fben, Einbildurtg unü Vorat4ssicbt, DicbttlngsRabe unü Ge- fede lebendige J<reatur Gostes in foder'auflõset. Wahren
dZró/ zr; indessen zeigen viela Erfahrungen, daB, was in Scharfsinn liebte und bewies er selbst. Z,afÉ; Philosophie
ktnen \ch 4PperReptioti, Bew14Íit.sem àes SeLbstge.fübLs unà war das Federmesser zu Z)eí Kar/er Gespinsten, und es ge
der .çe/#íf/à/Ü,Ée/f
sei, nur zu dem &ker zustrõmender Sinn- hõrte Le/&///f?ei IP';/Zdnzu, B.z///zl dialektischenScharf
5 lichkeit, das sie regt, das ihr Materialien llefert, nicht aber sina in seinem (Jbertriebnen zu entfalten. Das Wortge 5
zu ihr selbst gehõre. Nie wird man diesen Krãften tief auf dáchtnis der Schulpedanten ist eine elende Sache und
den Grund kommen, wenn man sie nur von oben her als trocknet dle Sede zum jãmmerlichen Namenregister auf; zu
Ideen behandelr,die in der Sede wohnen, oder gar als ge- minemCaiar und /V//ór/da/ aber, gehórte da nicht auch ihr
mauerte Fachwerke von einander scheidet und unabhãngig ]Va///e#ge(üró/ /l? l<urz, alce diese l<rãfce sind im Grunde
.. einzelnbetrachtet.Auch in der E'/eózá/a/ZH
und dem Ged»ró/- nur Fine l<raft, wenn sie menschlich, gut und nützlich sem
/zzi,der Ar/##eraagund k%raa.fi/r,6/
muí3slch die .Éi'/ee
Got- sollen, und das ist feri/a//#, .,4//iróa#a#g mit innerm Bep'a@f-
teskraft unsrer Sede, )>z erf / í/ró ó/zr,ée#de 7'á/zkÉe//' re/e.Man nehme ihnen dieses,se ist die Einbildung Blend
Bezp#de/;e/e,..4,DPerZeP//o//{<zeigen: in dem Maí3e diesel hat werk, der Witz kindisch, das Gedãchtnis leer, der Scharf-
ein Mensch feri/íz#d, Ge»/rrex, IJa#e#, Frezóe//,das andre sinn Spinnweb;in dem Mail aber, als sie ieneshaben,
s slnd zuscrómende Wogen des groBen Weltmeers. vereinigen sich, die sonsa Feindinnen schienen, und werden .j
Man nennet das Wort /?/#ó/á/aaK;Ér.@' und pflegts dem nur Wurzeln odor sinnliche Darstellungen Einer und der
Dichter als sem Erbteil zu geben; sehr base aber, wenn die selben E erX/eder Jee/e. Gedãchtnis und Einbildung werden
Ez ózá/aaK
ohne Bewuf3tseinund Verstandist, der Dichter das ausgebreiEete und tiefe Bild der Wahrheit: Scharfsinn
ist nur ein rasenderTrãumer. Angebliche Philosophen ha- sondert und Witz verbindet, damit ebenein helleswichtiges
:. ben lr;/Z und Gecüró/ /r verschrieen, iene nur Schalksnar- E/ei werde: Phantasie fleugE auf, SelbstbewuBtsein faltei «
ren, diese Worckrãmern tibergeben; Schade alsdenn f(ir die die Flügel: lauter Ãu r3erungenEiner und derselben Energie
edlen l<rãfce. l+a/Z und Gezüró/#/;,E/#ó/&/##Kund ZI)/ró- und Elastizitãt der Sede
/ aKígaóe
sind von guten Seelense verstãndiggebraucht Wie aber? hat disse innere Elastizitãt keinen Helfer, kei
worden, dali ihr groí3er Verstand gewi13nicho ohne iene nen Stab. an dem sie sich stütze und haste? kein .'Med;#m,
weitfassendeWurzeln hãtte erwachsen kõnnen. .f/o/merund wenn ich se sagendarf, dassie weckeund ihre Würkung :l
S'óaÉeíPe'zrwaren gewiB groBe Philosophen, wie /,e;ó////RI leite, wie wirs bei cedem Reiz, bei cedem Sinne fanden? lch
ein selarwitziger ]<opf, bei dem meistenseine Metapher, ein glaube, lal und dies Medium unsres Selbscgefühlsund gei-
Bild, ein hingeworfnes Gleichnis dieTheorien erzeugte,die stigen Bewuí3tseins ist .çPraróe. Stumm und Taubgeborne
er auf ein Quartblatt hinwarf und aus der die Weberztlnfte zeigen durch sonderbare Proben, wie tief die Vernunfr,
naco {hm dicke Bonde spannen. -Rale/a/r und i»gZ, B f//er das SelbstbewuBtsein.wo sie nicht nachahmenkónnen, 3.
und selbscder groBe Baça waren witzige l<õpfe:'der letzte schlummre; und ich glaube(meiner vorigen Meinung ziem
gehõrt auch zu denen lich zuwider), dais wiirklich ein solcher Stab der Aufwek
deren Ring durch Ein Gedankenpaar kung unserm /##er Be»#@/ie/zu Hülfe kommen muí3te,als
vertraulich keusch vermãhlt oft tausende gebar. das Licht dem Auge, daB es sebe,der Schall dem Ohr, dali
v'
RI 358 ERKENNEN U EMPFINDEN D. MENSCH SEELE

JPraróf zu Htilfe kommen, unser /#//Ü;/el Sehen und Hóren


gleichfalls zu wecken und zu leiten. So, sehenwir, sammlet
ERSTER VERSUCH

abernur in Formen, wie andre dachten, erkennen,worauf


uns der Finger solcher Methoden winkt; das andre ist ftir
3j 9

sich das Kind, es /er#/ sprechen wie es sehen lernt, und uns, als ob es gar nicht wãre
genau dem zu Folge denken. Wer l<indet bemerkt hat, wie Meistens ist diese )>GeZ'Krf x/zir r L%r /?//<<den Weisen
sie sprechenund denken lernen, die sonderbare Anomalien unsrer Welt se unanstãndig, dais sie sie ganz verkennen und
und Analogien, die sich dabei ãu13ern,wird kaum mehr ihre Vernunft als ein eingewachsenes,
ewiges,von allem
zweifeln. Auch in den tiefsten Sprachen ist Her#x/?//und unabhãngiges,untrüg]iches Orake] verehren. Ohne Zwei-
IHor/ nur Ê/# Begriff, -Ez#eSache: Xo7oç. Der b/lensch gaffes fel gingen diese Weisen nie im langen Kleide, lernten nie
se longe Bilder und Farben, bis er íPr/ró/, bis er, inwendig in sprechen,wie ihre Wãrterinnen sprachen,oder haben viel-
10
seiner Sede, //e ef. Die Menschen, die, wenn ich se sagen leicht gar keinen eingeschrânkten >>Empnlndungskreis«, 10

darf, vier von diesem innern mar/, von dieser anscbauen- keine W //er und .'Me íróexíPraróe. Sie sprechen, wie die
den, gÕEtlichenBegezr'b
//aKÍEaóe
haben, haben auch viel Gõtter: d. i. sie Ze &e/ re/mund erkennen ãtherisch. daher
Hera/ #d, viel i.b'/e//. Die es nicht haben, und schwõmme ein denn auch nichos als Gótter und Vernunftsprüche von ih
ganzesMeer von Bildern um sie, gaffes nur, wenn sie se ren Lippen kommen kõnnen. Alces ist ihnen angeboren,
hen, kónnen nicht erfassen, nicht in sich verwandeln, nicho eingepflanzt, der Funke untrüglicher Vernunfe, ohne einen
gebrauchen. Je mehr man diese innere Sprache eines Men Prometheus, vom Himmel gestohlen. Laí3 sie feder und
schen stãrket, leitet, bereichert, bildet: desço mehr }eitet ihre Bildwõrter anbeten: sie wissen nicho, was sie tun. Je
man seine 1,%r#x/1/7und macht das Gõctliche in ihm leben- tiefer jemand in sich selbst, in den Bau und Ursprung seiner
dig, das Stábe der Wahrheit braucht, und sich an ihnen, wie edelstenGedanken hinab stieg, desçomehr wird er Augen
zo
ausdem Schlummer, empor richtet. Die groí3eWelt von und Füí3edeckenund sagen:)>wasich bin, bin ich gewor 20

Folgen, die doesgiba, wcrden wir an einem andem Orbe den.Wie ein Batambin ich gewachsen:der I':eim war da;
sehen aber Luft. Erde und alce Elemente. die ich nicho um mica
UnserErkenntnis ist algo,obs gleich freilich das tiefste satzte, muJ3tenbeitragen, den ]<eim, die Frucht, den Baum
Selbst z i /f/, nicht se eigenmãchtig, willktirlich und los, zu bilden<<
als man glaubet. Das elles abgerechnet (was bisher gezeigt #

ist), dais unser Erkennen nur aus Empnlndung werde, siehet


man, der Gegenstand muí3 noch durch .geóf/me B,z#de,durch Auch .Er,êe e ohne Wo#e#ist nichts. ein falsches.unvoll
einen WzmÉzu uns kommen, der uns erkennen /erre. Diese stãndiges Erkennen. lst Erkenntnis nu r J.PPerZeP/za#,tiefes
Lehre, dieserSinn einesFremden, der sich in uns einprãgt, Gefüh] der Wahrheit; wer wird Wahrheit sehenund #/róZ
}0
giba unserm Denken seine ganze Gestalt und Richtung sehen?
Güte erkennenund nicht waae#und aeóem?
Eben
Ohngeachtet elles Sehensund Hõrens und Zustrómens von diese Abteilungen zeigen, wie sehr der Baum unsres Innern
au13en,
würden wir in tiefer Nacht und Blindheit tappen, zerzaustund verfasercsei, daJ3Spekulationuns fiar Er
wenn nicho frtihe die Unterweisung /ár a#í gedacht und kenntnis und Spiel für Tãtigkeit gelten kann. Spekulation
gleichsam
I'\ l fertige Gedankenformeln
r uns eingeprãgt hâtte. ist nur Strebenzum Erkenntnis;ein Tor nur vergií3tdas
}6o ERKENNEN U EMPFINDEN D. MENSCHL. SEELE ERSTER VERSUCH

Auch ist se denn Ée/#eLeidenschafe,


Éf/ e Empnlndung Schópfung. elles fühlt sich und Seinesgleichen,Leben wal-
ausgeschlossen, die nicht durch solches Erkennen Wollen let zu Leben. Jede Suite bebt ihrem Ton, fede Fiber verwebt
würde: eben im besten Erkenntnis kõnnen und müssen alle sichmit ihrerGespielin,Tier fiihlt mit Tier; warumsollte
würken, weil dasbesta Erkenntnis aus ihnen allen ward und nicht Mensch mit Menschen ftihlen? Nur er ist Bi/2 Go//eí.
nur in ihnen allen lebet. Ltigner oder Entnervte, die mit ein Auszug und Verwalter der Schõpfung: also schlafen in
lauter reinen Grundsãtzenprahlen, und Neigungen verflu- ihm /a le d l<rãfte, Reine und Gefühle; es muí3also in ihnen
chen, aus denen allein wahre Grundsâtze werdenl Das heiBt Ordx;/aKherrschen, dais -d//f aufwachen und angewandt
ohne Wind segeln, und ohne Waffen kâmpfen. Reiz ist die werden kõnnen, daB er Sensorium seines Gottes /# .zae#7
Triebfeder unsres Daseins, und sie muB es auch bei dem Z,eóe//dee
der Schõpfung, /zaródem/l/z@ees ihm verwandt ist,
10
edelsten Erkennen bleiben. Welche Neigung und Leiden- werde. Dies edle .zZÜeme//ze
Gefiihl wird also eben durch das
schaft, die sich nicht mit Erkenntnis und Liebe, Gottes und was es ist, .Er,êe#/z/ /.í. die edelste l<enntnis Gottes und sei
des Nãchsten. beleben bebe. dais sie nur um se reiner. si- ner Nebengeschõpfe durch llP'#r,éía#7&ez/
und Z,/eóf.Selbst
cherer und mãchtiger würke? Die Schlackenwerden weg gefühl solanur die conditio sine qua non, der l<lumpe
gebrannt, ater das wahre Go]d so]] b]eiben. Jade ]<raft und bleiben, der uns auf unsrer Stelle festhâlt, nicho Zweck
feder Reiz, der in meiner Brust schlãft, soll aufwachen und sondern h'littel. Ater notwendiges Mittel: denn es ist und
nut if?z Geisf meáKesUrbebers «ütk.en. bleibt wahr, daB wir unsern Nãchsten nur wie uns selbst
Aber wer lehrt mica dieses?Gibts ein Gewissen,ein lieben. Sind wir uns untreu, wie werden wir andem breu
moralisches Gefühl, das mir, abgetrennt von allem Er- sem?Im Grad der Tiefe unsres Selbstgefühlsliegt auch der
kenntnis, richtigen Weg zeigd [)ie WorEe se]bst scheinen Grad des Mitgefühls mit andem: denn nur uns selbst kõn
Unsinn, wenn man sie se vortrãgt; ich glaube aber kaum, nen wir in andre gleichsam hinein ftihlen. 20

dais se etwas je eines Menschen Meinung gewesen. lst pedes Mica dünkt, es sind also leere Streitigkeiten, wo das
gründliche Erkenntnis nicho ohne Wollen, se kann auch Principium unsrer Moralitãt sei, ob im Wollen oder Erken
kein Wollen ohn' Erkennen sem: sie sind nur E/#e B frX/e nen?ob in unsrer oder in fremder Vollkommenheit? elles
der Sede. Aber wie unser Erkennen nur me#iró#r,b ist und Wollen flingt freilich vom Erkennen an, aber elles Erken
also sem muí3, wenn es reróf sem sola; se kann auch unser nen wird auch wiederum nur durch EmpRlndung. Eigne
Wollen nur me iró//ró sem, mithin aus und volt me író/ roer Vollkommenheit kann ich nur durch die Vollkommenheit
Empnindung. Menschheit ist das edle Mais, nach dem wir andrer, wie dlese durch iene erlangen. Schon //ilDpa,éra/ef
erken nen und handeln: ie/ó;/- und .Wz/Xe/2ó/also, (abermals nennte die menschliche Natur einen lebendigen l<reis, und
Ausbreitung und Zurückziehung) sind die beiden Auge dasist sie. Ein WagenGottes, Auge um und um, voll Win
3 rungen der Elastizitãt unsres Willens; L/eóeist das edelsce desund lebendiger Rãder. Man muí3sich also ftir nichts se
Erkennen, wie die edelste Empfindung. Den groBen Urbe sehr, als für dem einseitigen Zerstückctl und Zerlegen hü
ber in sich, sich in andre hinein zu lieben und denn diesem [en. Wasserallein tuasnicho, und die bebekalte spekulie
sichern Zuge zu folgen: das ist moralisches Gefühl, das ist rendeVernunft wird dir deinenWillen eherlãhmen.alsdir
Gewissen. Nur der leeren Spekulation, nicht ater dem Er- Willen, Triebfedern, Gefiãhl geben. Wo sollce es in deite
36z ERKENNEN U. EX[PFINDEND RA F l\J q r' IJ T SEELE ERSTER VERSUCH 363

Herzens,auf jeden Nachhall einer gereizten Fiber, als auf Traums im Schlamme liegen. Lx/óer, mit seinem Buch de
die Stimme Gottes merken, und ihr blindlings folgen: wo servo arbítrio, ward und wird von den Wenigsten verstan
kannst du hingeraten? da alsdenn dein Verscandzu spât den; man widerstritt elend oder plãrret nach, warum) weil
kommt. l<urz, folga der Natura sei kein Polype ohne l<opf man nicho wie Luther fühlet und hinauf ringet
und keine Steinbusteohne Herz: la13den Strom deinesLe- Wo Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. Je tiefer, reiner
bensfrisch in deiner Brust schlagen,ater auch zum feinen und gõttlicher unser Erkennen ist, desçoreiner, gõttlicher
Mark deines Verstandes hinauf gelãutert, und da Leme//ígezí/ und allgemeiner ist auch unser Wtirken, michin desta freier
werden. unsreFreiheit. Leuchtet uns aus allem nur L/ró/ Ga//ei an,
Auch die Fraga encschiedesich vier algo: ob dies unser wallet uns allenthalben nur F/anime de .S'róZy2Áeri
: se werden
0
Wollen was Angeerbtes odes Erworbnes, was Fretesodor wir, im BiJde Seiner, ]<õnige aus Sklaven, und bekommen,
Abhãngiges sei?es entscheidec sich ganz aus dem Grande: was jener Philosoph suchte, in uns einen Punkt, die Welt um
dais wahres Erkennen und gumesWollen nur Einerlei sei: uns zu tiberwinden, auBerder Welt einen Punkt, sie. mit
E'/#e ArdIA/ und lr#rÉ;.zm7,êe// dfr iff/f. War unser Erkcnnen allem was sie hat, zu bewegen.Wir stehenauf hõherm
nun nicht durch sicb, willkürJlch und ungebunden; hatte es, Grande, und mit cedemDinge auf;e///e/pGrunde, wandeln
wenn es sich aufs tiefste als Selbst fühlen wollte, Stãbe der im groBen Sensorium der Schõpfung Gottes, der Flamme
Aufrichtung, infere .ç/raróenõtig; wahrlich, se wirds dem elles Denkens und Empnlndens, der Z,/eóe.Sie ist die hõch
Willen nicht anders sem kõnnen. -Hg.z///f/////o hacce seinen steVernunft, wie das reinste, góttlichste Voltem; wollen wir
Szepter von 7»yfx/, der von ,4/revi, dieser von Joe/aP;,dieser diesesnicht dem h. Johannes, se mõgen wirs dem ohne
vom .Zfz'í endlich, und /7ePóór/wi hatte ihn geschmiedet: se Zweifel noch gõttlichern J?/goza glauben, dessen Philoso
gehrs auch mit dem ede]sten ]<õnigsszepter, )>derFre/óe// phie und Moral sich ganz um diese Achse beweget.
titlsrer SeeLe«{

Von Freiheit schwãtzen,ist selarleicht, wenn man cedem


Reiz, cedemScheingut als einer x#r sufRtzientenUrsache
dienct. Es ist meistensein erbãrmlicher Trug mit diesel
sufhzienten Gründen, wo das Allgemeine immer wahr
scheint, und das besondre Einzelne des bestimmten Falles
ist Lüge. Man ist ein l<necht des Mechanismus,(dieser aber
in die lichce Himmelsvernunfc verkleidet) und wãhnet sich
frei; ein Sklavein l<etten. und trãumet sichdisse alsBlu
}'
menkrãnze. Sobald man ins Spekulieren kommt, kann man
aus Allem Alles machen, dünkt sich aufgeflogen zum Em
pyreum, und der arme Wurm liegt noch in der J:lülle ohne
Flügel und Frühling. Da asES wahrlich der erste Keim zur
Freiheit, ftihlen, daf3man #/róf frei sei. und an we/r,$e#
Ban
3 64 ERKENNEN U EMPFIN DEN D NIENSC HL . SEELE Y 36j

Prima creatura Dei fuit lux sensos: postrema, lux rationis. ZW EITER V ER S U CH
Et hoc ipsum est, coeso in terris frui, quando mens humana
in caritate movetur, in providencia quiescit et supra polos
veritatis circumfertur. .8.zro d# r//íz/. EINFLUSSBEIDER KRAFTE IN EINANDER UND AUF
CHARAKTER UND GENIE DES MENSCHEN

Luce intellettual plena d'amorfa (X/on welchem letztern ein andermal mehr.)
Amor di vero, ben pies de letizia,
Letizia che crascendeogni dolzore. BeiRaL zu lange haben wir uns in Allgemeinõrtern aufhal-
Dente. ten mtissen,hinter denen mancher,der an die bebe Ab
straktion nicht gewõhnt ist, vielleichcse klug ist, alser war;
lassetuns, um einigermaBenntitzlich zu werden, die Phi-
Sie war die Laute seiner Hand losophievom Wolkenhimmel
auf die Erde rufen,und
die er zu seiner Lust erfand unsern Satz in bestimmten einzelnen Faltemund l<lassen
er gab ihr Millionen Salten betrachten:
und fedeklingt und jederl<lang
[õnt zum harmonischen Gesang
der Lebre seiner Heimlichkeiten. i. Uttser Dettken hiitigt ab uom EmpTindetl
Witthof
[ . Be//ede#v
ez#Ze/#e#
.l/e/zrf,5e#.
Wer in s Tollhaus gehet, n]ndet
alceNarrem auf verschiedne Art, jeden in seiner Welt, rasen:
se rasen wir alce sehr vernünftig, feder nach seinen Sãften
und Launen. Der tiefste Grund unsres Daseins ist indivi
duell, se wohl in Empnlndungenals Gedanken.Bemerkt
nur in einzelnen Fãllen. aus wie sonderbaren l<eimen und
Samenkõrnern jenem und diesem die Saat seiner Leiden
schaftenwachse?Wobei der Eine kart bleibt, dabei gltihet
der Andere: alceTiergatcungenunter einandersind viel-
leicht nicht se verschieden, als Mensch vom Menschen.
Würde ein Mensch den tiefsten, individuellsten Grund
seinerLiebhabereien und Geftihle, seiner Trãumeund Ge
r
366 ERKENNEN EXIPF INDEN D . À4ENS C H L . SEELE ZWEITER VERSUC
H 367

Man sollte pedesBuch als den Abdruck einer lebendigen und fühlen, oft am lehrreichsten und angenehmstenist, und
Menschenseelebetrachten kónnen; je lebendiger und wah- die eigentlich das, was man Z,/eó/z#gíirór#)/e//fr nennt, be
rer der Abdruck ist, je weniger der VerfasserhoHlerteund zeichnet. Solches Lesen ist '«/etteifer, .f/ez,r/i/z,ê
: wir klim
ein elendesAllgemeingeschwãtz zwischen den vier Ecken men mit auf schópferischeHóhen, oder entdeckenden
des Randes gab; wie sonderbar und einzeln dünkt es uns Irrtum und die Abweichung in ihrer Geburtsstãtte. Je mehr
õfrersl Oft ists ein Rãtsel ohne Auflósung, eine Münze ohne Han den Verfasser lebendig kennt und mit ihm gelebt hac,
Umschrift: die flachsten Leser, und meistens die hohlesten. deito lebendiger wird dieser Umgang.
daher auch die lautesten von allen, die respekt. l<unstrich- Ein Mensch in verschiednenLebenszeitenist sich nicht
ter, messennach ihrem unmaí3geblichenwenigen Selbst, gleich, denkt anders, nachdem er anders empnindet. Jeder
schreien und verdammen. Der bescheidnere Weise urteilt. mann weiÍI, wie õfters, zumal bei plótzlichen Leidenschaf 10

wie Sokrates über Heraklits Schriften, suchet mehr im ten, uns unser frl/er Urteil trüge; und wie Gegenteilsder
Geist desUrhebers, als im Buch zu lesem:je mehr er dahin eri/e E/edrxr,é an Frische und Neuheit nichts seinesGlei-
eindringc,je lichter und zusammenhãngender
wird elles. chen habe. Das erste unbefangne Werk eines Autors ist
Das Leben eines Autors ist der beste l<ommentar seiner daher meistens das Baste: reine Blüte ist im Aufbruch, seine
Schriften, wenn er nãmlich breuund mit sich selbst Eins ist. Sedenoch Morgenrõte. Vieles ist bei ihm noch volle, un-
nicht einer Herde an Wegscheidenund LandsrraBennach- gemeí3neEmpRlndung, was nachher Grübelei oder reifer
blóket. Gedankewird, der schon semJugendrot verloren. Wir lie
pedes Gedicht, zumal ein ganzes, groBes Gedicht, ein ben immer mehr das Halbe als das Ganze, den versprechen
Werk der Sede und des Lebens, ist ein gefãhrlicher Verráter den Margem als den Mittag in hõchster Sonnenhõhe. Wir
seines Urhebers, oft, wo disser am wenigsten sich zu ver- wollen beber empfinden, als wissen, beber selbstund vier
raten glaubte. Nicho nur siehec man bei ihm etwa, wie der [eicht zu vier erraten, aJs ]angsam hergezãh]t erha]ten.
Põbel ruft. des Marines dichterischevalente; man sieht Indessensind zum Bestender Welt alle Lebens und alce
auch, welche Sinne und Neigungen bei ihm herrschten? Tagszciten nótig.
durch welcheWegeund wie er Bilder empfing?wie er sle Die alten Deutschen faBten Entschlüssein Trunkenheit
Z
und das Chãos seiner Eindrücke regelte und ftigte? die und fiihrten sie nüchtern aus, andre werden sie ntichtern
Lieblingsseiten seines Herzens, se wie ofr die Schicksale fassenund trunken ausftihren. Index ists wahr, unsrel<ugel
seines Lebens: seinen mãnnlichen oder kindischen Ver- bewegt sich immer um diese beiden Brennpunkte unsrer
stand, die Stãbe seinesDenkens und seiner Erinnerung -- Ellypse, und ist selten beiden gleich nahe.Vielleicht kann
Doch ich mag unsern Kunstrichtern, die von se etwasin sie und so]] sinsauch nicht sem; nur hüte sie sich für cedem
ihrem Lebennicht getrãumt, schon vier zu vier gesagtha- Âuí3ersten, aus dem sie nicht wieder zurück kann. Sie er
ben. Freilich ist nicht fede l<otseele eines solchen Studiums mattet im reinen Verstande und sinkt in der brennenden
wert; allein von einer l<otseele brauchte man auch keine Leidenschaft unter
Abdrticke. weder in Schriften noch in Taten.Wo es der Vielleicht hat niemand die Schwachheitder Menschen
Mühe lohnt, ist does/eóe dÜe Leie#, diese Divination in die und ihre Abhãngigkeit von
l
den kleinsten J<leinigkeiten der
1' 368 ERKENNEN U. EX{PFINDEND. MENSCHI SEELE

müssen andere geben: ióaÉeiPear, glaube ich, giba Proben


von allem.
z. Wie ez Ze/ae/Vexiróee,se sind noch mehr .füp////ewund
ZWEITER VERSUCH

wollel Und wenn daseinfacheedleChristentum, (gewií3die


Religion für alceVõlker der Erdel) ihnen gar in dem Dunst
einer engen Sekte und Studierstube erscheint, wie muí3 sich
}69

L'õ/Xer von einander verschieden: naco dem l<reise ihrer das mit ihrem Hirn und Hirnlein fügen?
i Empnlndungs- richtet sich auch ihre Dcnkart. Sóhne eines Die Vorsehung selbst ist die baste Bekehrerin der Võlker, 5

Stammvatersvon gleicherer Organisation in Einerlei Welt sie ãndert Zeiten, Denkarten, Sitten, wie sie Himmel und
und ]<lima müssen einander ãhnlicher denken, als Antipo- arde, Kreise von EmpRlndungen und Umstãnden ãndere.
den an Situe und Empnlndung. Man hat die Religion und Man vergleiche [)eutschland mit dem, was es zu ]<ar]s des
Moral der Võlker, die in rauhen Gegenden, zwischen Ge- Groí3enoder HermannsZeiten war. Wtirden diesees er
. bürgen und Felsklüften, aufeinet feuerspeienden,oft erbe- kennen, wenn sie wieder erschienen? Die grõí3te Verãnde
benden Erde, oder an schrecklichen Meeren <leben> rungin der Weltist >>dieser
rpr/- ///zdUm/ü/Í/'/mJ?e/r,bf
de/
allemal wild, schrecklich und staunend gefunden, und oft misternaco uer:inderten Eptlpjitld ngen, Bedürjnissen ntld Situa
machen NaEionen,die offenbar Eines Ursprungs sind, dicht f/a/ze#<<.
Die Geschichte der Võlker forschet ihm naco, wer
an einander, hierin den sonderbarsten Unterschied. Geset. weií3 aber bei den verwickelten Gãngen des Schicksals
ze, Regierung, Lebensweise tun noch mehr, und se wird die .Zwer,ê und .Z/r/?
Denkart des Volks, Cine Tochter des Allen, auch des Allen Da die Vorsehung andesíaie ohne Nlittel handelt: se sind
Zeugin. lch mag keine Beispiele anführen, weil die ganhe then uch zu çX\eset)}UmbiLdnng,derKenntnissedurcbEmpfin
Erdkugel davon Zeuge ist, und wir schon einige lute d#n2e/z<<
Menschen die edelsten Werkzeuge. Die Mãnner, die
Sammlungenüber den verschiednen Ge/r/ der Vólker aus auf der WelEdas Meiste ausgerichtet, blieben nie bei der
ihrem -E/pz/ó$/ed#aK;
und Z,eóeIÉrezlehaben. lch wollte. wir Blüte solcher und solcher Meinungen stehen, sondern wag
hãtten cine ohne alce Hypothesen, und, se vier móglich, ten sich zur Wurzel der Empnlndung,dem Herzen,der
volt geprüfter Wahrheit. ' Lebensweise. Dichter odor Weise, Gesetzgeber oder Heer
Einer Nation auf den ganz ungeãnderrenStamm Ihrer führer, Religionsstifter odor Demagogen,sJetrafen das
Empnindungen, eine eae Lebre und .í)e#Édr/ aufzwingen Herz und damit würkten sie auf Ideen. B.zÉolieí3 Eintei-
:, wollen, ohne dais sich iene mit dieser im mindesten mische lungen und scholascische
Spekulationenliegen und ging
ist meistens unnütz, oft auch schãdlich. Die Denkart eines auferste Begriffe, Sachen,Natur. Er grub, wie iene Brtider,
Volks ist die Bliite seinerEmpfindungsweise; in diesemuí3 naco dem Schatze, und die reiche Ernte auf dem umwühl-
man einflie13enodor iene ist welkend. Einem wilden Volke [en Acker wuchs von selbst
plõtzlich das Resultar der feinsten Abstraktionen aufbtlr Die grÕÍ3Een
Wahrheiten, wie die ãrgsten Lügen, die er
p den, wozu esweder J'=opfnoch Herz, weder Analogie von habensten l<enntnisse und die scheuí31ichsten Irrtümer ei }0

Lebensart noch Sprache hat, wird allemal ein wunderbarer nes Volks. wachsen meistens aus Samenkõrnern, die nicho
Mischmasch.Wasward Aristoteles in den Hãndender At.a dafür erkannt werden; sle werden von Einflüssen belebt,
ber? was isc das Papsttum in Sina worden? Jener ein die oft gerado fürs Gegenteil dessen,was sie sind, gelten.
Muselmann, doesein lebendiger l<onfuzianismus Der Arzt algo. der übel heilen will, duchesie im Grunde;
1! \VZn.... 'N4'.'-".''-'nA-... ...l. T.. .l:... 1 1 p.n l T.r
37o ERKEN'N'EN' U. ENIPFINDEN' D. MEN'SCH.L. SEELE

tiberweben wer ist grõí3erund willkommner als erl die damals schon
Sãulealler Wissenschafc und elles Ruhmes. Nun aber greift Platz machte
er naco unserm Herzen, naco unsern LieblingsempHindun- Cine.gw/e
gen und Schwãchen, mit denen uns se wohl war hinweg mit dem
s mit ihm, dem Verrãcer der Menschheit, dem h'lórder unsrer zusa.mmen) an
besten ]<enntnisse und Freudenl Wir wollten einen Band blÜhtspãt,ater
mit ihm machen. droben am Baum zu bleiben und wollten rne! --
ihm darum ba13dienen, nun grãbt er zur Wurzel und schlit- Wie es eine
zet die glatte Rinde auf der Undankbarel muÍ3 es auch eira
. Sokrates vor seinen Richtern verglich die weise Stadt ínunis) geben;
Athen mit eincr Gesellschaft Kinder, denen er ihre Nãsche-
reien nehmen wollte, und sie algo sãmtlich zu Feinden hãtte.
Sokrates starb, nicht als Dieb atheniensischer Nãschereien,
sondern als Verführer der Jugend und Gottesleugner. Die
Sophisten seiner Zeit, die creulosen Arzte, die sülies Gift
mischten. arbeiteten alle am Flor der Wissenschaft und
GlückseligkeiE ihrer Bürger.
Der besta Segen, den ein Vates seinem philosophieren-
den, gubernierenden, (und wie man weiEer das /erf//de
:. fortsetzen will) Soba nachlassen kann, ist dieser: >>liebes und ÍlZle='cr"'ninKe sind etwas anders als eure Schlaf-
Sóhnlein, streichle die Wangen deines Geschãfcs,und laB
das Geschwtir inwendig fressenund zehren. Pflege den
Baum an seiner Krone, und schneide ihn naco der neuesten
Gestalt etwa; um Wurzel und Stamm aber sei unbeküm
,s mert<<.Es ist gerade der Segen des VaEersin der Ge//erfschen
Fabel. nur mit feinern Worten.
Es ist eine alce ewige Bemerkung, dais die würdigsEen
Erleuchter und Bessererder Welc nicht sogleich würkten,
oft Lebenslang verkannt wurden, und nach Jahrhunderten 3o
blühte erst ihr Ruhm hervor. Warum? ihre Gedanken- odor
Emp6tndungssphãre war dem Jahrhunderte zu fern und zu
hoch. >>W'aswill diesel Steinklump sagen?<<
sagtensie zum
Fuí3 der Bildsãule, (denn hõher hinauf langte ihr Blick
nicho) und bewarfen das arme Postement, (nicho die Bild "uv=' ;:: T\l;ll:;W=;;=:\=
37z ERKEN'N'EN'
U. EMPFIN'DEN'
D. X.{EN'SCHil.
SEELE 'Y
l ZWEITER VERSUC
H 573

Hõhe, Tiefe, Breite und Longe desselbenzeichnenkónnte. da bleibe, das fortwürke? wie Schleim und Gallert ent-
So viel wir von allgemeiner Vernunft schwatzen, se wenig schlüpft das Geschõpf den Hãnden seiner Bildung
haben wirs noch erõrtere: was diese eigenclich sei? und wo Also erzogen, algo wãchsts auf. Die Lehrer tun alle, als
sie hause?woher sich unsre Vernunft entsponnen? wo VÕI. ob, #'ax l/e /óm Jade/z, ///r / /?/aór w.zre ; ihnen ists auch meistens
ker abgehenund wo alle sich zusammen
flnden?Die nicho wahr, denn sie habens eben se gelernt, und in ihrem j
allgemeineMenschenvernunft, wie wir das Wort gern neh- Leben nichts davon gespürt und empfunden. So sind Eltern
men mõchten, ist Bemãntelungunsrer Lieblingsgrillen und Lehrer, l<anzeln und Katheder: das l<ind und der Kna
Abgõtterei, Blind- und Trãgheit. Und was wahre Men- be hõrE tiberall G iria'à/Z, Z,Zke,wo wenig fehlt, da[3man
schenvernunft, Menschenempfjndung und Bedürfnis ist nicht mitten in der Redemne falte und sage,wasjener über
und ewig sem wird, davor schlie13enwir Augen und Ohren. die Hõllenstrafen sagre: >>fürchtedich nicho, bebes Kind, ich -.
Doch aberma]gnug, und hinzu zur andem]ichten herr- //v#W
dir das nur sagen. Glaube nichos davon, denn ich glau-
lichen Frage: be selbst nichos, wie du siehest<<.Die groBe Stimme des
Beispiels saga ihnen dies lave und unauüõrlich
Erwachsen algo unEer lauter Içar/,êràmerez und /à/Üfr
z. Was würkt }tser Denkett anis Emplitlden? Z,Zke, lernt der I':cabe nur Eine Wahrheit erÉf //e#, die er .i
auch von ganzem Herzen .g/aaó/,nàmlich: >>kriechewie die,
Und darfich da auch erste Empnlndung zur Ancwort schrei- se vor dir sind, durchs Leben, genieBeund schwãtzeviel;
ben: se muí3 ich sagen: )etzo sehr wenigl Was weií3 unser tue aber wenig, elles nur für dica, damit du dir nichosab-
Jahrhundertnichtl wie übt sichsnicht im Denken, Erken brechest und frõne deinen Ltistenl{. Aus feder weichen,
nen, la se gar ex professoim Empnindenlund wenn der bõsen Gewohnheit, aus feder würzigen, süBen Tosse und «
Baum nur aus Früchten erkannt wird, von diesem Denken warmen Schüssel, von cedemwallenden Busen und liebÉiu
und Empflndeln, wo ist die Frucht? gelndenartigen Gesichte, duftet und fliegt ihm die Lehre
zo >>Ohne Zweifel mu13 es also nicht das reró/e Denken, das zu: er übt sie früh und er wird sie Lebenslang üben.
reró/eEmpflnden seinll< und das glaube ich auch. BloBes Wie gibt das nun .Áe;#e Empnindungen und Spekulatio
Spekulieren und Sentimentalisieren hilft nichts: ienes nen? ]hr warmen SEuben,ihr weichen Polster, ihr artige
stumpft die See[e,wie doesdas Herz ab.[)er ]<opf wird zum Gesellschaften.und du beber Wohlstand stummer und lau
(iberschütceten l<ornboden, wo nichts aufgeht, das Herz [er Sünden. welche wilde Leidenschaften habt ihr vertilgt,
zum ausgewaschnen, zerrissenen Lappen, der zuletzt zu welche schóne Romane von Empnindungen und Spekula
nichos taugt, als daR er Mist werde. tionen habt ihr geborenl Das Auge ist verlóscht, der
Das Ubel tange früh an, oft schon in Muctetleibe. Wie wir Kõrper welk, der Blick unstãt, das Hirn sich selbstverzeh- l.
sind, sind unsre l<inder: niemand kann was bessers.als i/ró rend. Es wallt aufund sinkt nieder: keine Eindrticke, weder
re/ó;/ der Nachwclt geben. Zu früh erschõpfte Lebensgei- Geliebte noch Freund haften. Am Würklichen kein Ge
}0
ster, von Weichheit, Uppigkeit und Mtií3iggang welke schmack,keine Hoffnung und keine l<raft mehr zu geme
Fibern pflanzen sich fort: denn kein Abfluí3 springt hõher í3en;deito mehr romancischeTrãumeund Planeim Monde
Í''\ L
374 ERKENNEN U. EX{PFINDEN D. NIENSCHI SEELE ZWEITER VERSUC
H }75

an e/ró/f mehr glauben, ///ró/; auserkennen,nichos durch.


empHlnden.
Wohl dir, unschuldiger Jtillgling, auf keuschemStamm
aus edlem Samen, eine gesunde, festgeschlossene Knospe
Nicho zu früh blühend und entfaltet, um bald zu verwelken
nicht tippig dich wiegend im Hauche lauer Zephyre; beber
von rauhen Winden geschtitteit, in Not, Gefahr und Armut
erwachsen,damit deite Erkenntnisse Tat, deite blõde. keu.
sche, verschlossene Empfindungen Wahrheit, Wahrheit besoldetworden sie wãren kaum, was sie sind, worden. l
aufs ganzeLeben würden Erkenntnis und Empfindung leben nur /# Za/,in Maór-
multa tulit fecitque puer, sudavit et alsit Óe//.Religion ist ausgestorbenin einemKreise, wo sienicho
abstinuit Venere et vinte cui ex meliori in Uórb//der lebt: totemBekenntnis, Gebráuche,Formem
luto flnxit praecordia Titan.
Wie gut hat der Vates der Menschen f(ir den gró//ex Teil
seines Geschlechts gesorgt, dais er ihn, fern von diesel
iiberfüllenden ]<enntnissen und verzÉirtelnden Empnindun- noch ersetzen,die in Menschen leben mu13;oder sie ist nicho
gen, geboren werden lied. Der gemeine Mann und Land- mehr: sie ist, wie Astrãa, zu ihrem VaterJande
gekehret.
mann erkennet und empfindet viel gesunderals der In Zeiten also, da noch elles nãher zusammen war, und
Vornehme und Gelehrte: der gesittete UÜ'ildevier gesundet, man díe Fãden menschlicher Bestimmung, Gaben und
alsder ungesitteteEuropãer,der Nlann von Anschauung Krãfte noch nicho selosgewunden und ausihrem verflocht-
und Tâtigkeit besser,als das müí3ige,halb wahnwitzige nen Knãuel heraus gezaust haste: in Zeiten, da Ein Mensch
Geme. Reis und Salz gehóren zum Leben; sie müssen aber. mehr als Eins und feder elles war, was Er sem konnte; die
wie alle Würze, mãí3ig gebraucht werden, sonst fressen sie. Geschichte zeigt offenbar, daB groí3eLtãtige, guie Men
statt zu nãhren. Wenn man die /rfae Menschengattung sie schen damals unseltnet gewesen, als in Zeitaltern, wo elles
Z
het, die wenig weií3,ater das wenige ganz empnlndetund getrennt ist, federnur mit Einer Kraft oder minemKraK-
tibet, und sodannden andemTeil von Menschenwahr lein seiner Sede dienen soll, und übrigens unter .einem
nimmt, wo Erkenntnis die Empfindung, und dieseienes elenden Mechanismus seufzet. ]ch nehme die Griechen in
feri/õr/, daISaus beiden nichos wird; sollte man nicho den- ihren schõnstenZeiten zum Beispiel. Wasdorfte ein Mann
ken, Spekulation und Empfindelei semuns zum bittersten seinl und was war er1 .4eiróW/PJ,.ÇoPÓoÉ/fJ,
Xe#aPÓo#,P/a/o :
3o
3o Fluche gegeben? Wer blieb seinem Berufe treuer? wessen da stützte cine ]<rafEdie andre, und AJlesblieb im krãftigen
l<rãfte slnd mehrin Ebenma13
und Ordnung) wer genieí3t Naturspiele. Seitdem mit Stãnden, R.ang und Lebensarten
mehr Seligkeit und Rude? Weder Erkenntnis noch Emp- sich auch eheul die Fãhigkeiten geteilt; seitdem es.auf un
nJndung a//e/# kónnen sie geben, wenn nicho beide einandet serm Stuh] geschrieben steht, >>was der ieü 10//, der da í/fZe?<<
unterstützen, heben und stãrken. und ers algo, wie die Pythia, ohne Zweifel von unEenauf
. n....]]..nn-n ..nH an çrhllpíqrnrlc
376 ERKENNEN U. EMPFINDEN D. MENSCHL. SEELE ZWEITER VERSUC
H 577

handelt nicht, rufo nur immer wie jener eingesperrte Vogel sophie, )etzt se verschrieen und unw.ürdig.verachtet wird,
R
der nichts zu schwãtzen wuí3te: /f,$ dee,ée
rer soll .Is weilandl ihre lieben Anbeter, die Fabrikanten nicht
ohne T<opfó z//de/#und a/zardxe/z
: kein einzelnes Glied nimmt poldner und silberner Tempelchen,sondern hólzerner
mehr am Ganzen Teia, das doca im lieben menschlichen Kompendien, Theorien und Systeme.
l<õrper, dem erstenVorbilde der Republik vieler l<rãfte. Ihnen entgegenist die Sekte der Empfjndler gro[3ge- }
selbstdas Haar und der Zeh tut Und se gibts denn iene worden, der kleinen Riesen mit hoher Brust, starker Lei-
Menge trockner odor fauler Auswilchse. Excrescenzen und denschaft und Tatkraft. >>Hats nicho der weiland groBe
Nãgel: zusammengeworfne Haufen Auscerschalen, die //e/pf// i bewiesen, daB Geme und Tugend zu einander wie
Reihweise aufgenagelt odor in Pulvei gcstoíàen, sehr Katze und Hund gehõren, und sind moralischeMenschen
.. schmücken und zieren. Spekulanten ohne Hand und Auge nicht die schwãchsten, erbãrmlichsten enter der Sonne? ..
Schwãtzerohne Gefühl Kegelngeber ohn alle l<unst und
Groí3er Wille, starke Ungebundenheit und Selbstheit, eln
Ubung, Papageien, Raben und Kunstrichter, elende Halb. ewiger Kampfmit GõtEern und Dãmonen, das gibt Helden,
denker und Halbempflnder. l<aum fÉihrt denn irgendwo im Nephilim, Lõwen.<<
kranken, dtirren, abgelebten <õrper ein neves Geschwür Wenns Leute gãbe, die in Ernst se dãchten, se, glaub' ich,
, oder ein kleines Blâtterlein aufder Haut empor: se lâufr und
würde wenig Glückseligkeitin dem Heroismusruhen: -}
wallecelles hlnzu, staunt und bewundert wie vier der ie/Üe denn Miltons Teufel, der das Pandãmonium und gar eine
l<órper noch l<.raft und Safecabe. Brücke tibers Chãos baste, blieb immer ein unseliger Teu
>>Traurige firme Dome. saga.S'óad/eiówr;,
sie ist fe]. [Ka//e//i/ez#und Kra /we// waren zuletzt unselige Men
in dunkle Mauren, l<ollegien und Schulkerker eingeschlos- schen,und vom Lõwen, mit dem sie zu tun hatten, waren
" sen, und sinnt und denket<<:zerlegt, was sie nicho hat, nicht vermutlich ihnen selbstam tiefscendie l<lauen im Gesichte. -
genleí3et,und denkt, wovon und worüber slenichos emp- Wie Ungeheuer und wilde Tiere kann auch h'lenschen der
findem.Was war die scholastische Grübelei der mittlern Art eine verdorbne Zeit und Staatsverfassung wohl brau
Jahrhunderte, auf den toten Aristoteles eingeschrãnkt, den chen; ofE sind sie Rattenpulver und l<ehrbesen, den Saal zu
man nicht verstand und desta mehr zerlegce?Und was sind
fegen. Eben se oft aber werden auch die besten,sittigsten
, dle tauben Begriffe, Worckrãnze und Abstraktlonen, iene und wtirklich grõí3esten Menschen unEer Bildern der Art :j
Legion moralischpolitischer S},steme. enes Triktrak philo verschrieen, weil sie etwa einem Unterdrücker und Leite
sophlscher Sprache, wo elles entweiht iqt ...,. niP«.anH schinder zu nahe craten, oder weil slch Ratten und Frõsche
mehr was denker odor was dabei wi]], weder Autor noch gegen sie empõrten. Seiner Stãrke und Grõ13ekann über-
Leser? Wortidole, und desta mehr werden sie 6z#KeZ'e/eZ, weil haupt niemand weder ein Quentlein noch eine.Elle zuge
sie nichts würken Jade// und nichts apor,êe/z. ben: und das Geschrei der Jungen auf Stelzen hinter dem }.
l<ein Mord ist verderbllcher, als an den drei edlen Gaben Riesen,der vor ihnen gehet, odes das Yah der Eselein in
3o\tes . Vertiz4nlt, Empfindung,, .SPraróf. Der Jtlngling soll Lõwenhãuten. wird bald verraten. So viel ist gewiB, fede
abstrahieren und spekuJieren errem: lernt ers. se wird er groí3eund starke Sede hat auch Anlage, die tugendhafteste
elend: ein junger Greis, ein hohles Gema, das aber desço zu werden. Wo d eleLeidenschaftmõglich war, war auch
/ + T
378 ERKENNEN U. EMPFINDEN D MENSCHI SEELE zwEirnn VEnsucn 379

kónnte? Vielleicht haben Menschen von starker Sede mehr am besEen,die aus dem Naturboden dieses Volks, dieser
.M»óesich zu überwinden: sie haben aber auch mehr X'ra// Zeit sprossen.Zu einer Zeit gaffes die Weisenalceempor,
und nur wenn sie den Sieg vollendet haben,sollte man sie sehengen H immel und zâhlen die Sterne, tibrigens nirgend
.grei/e Menschen nennen, das ist, wenn sie .gx/e Menschen weniger, als in ihrem Vaterlande, in ihrer Scadtzu House
geworden. Und a]sdenn iscs doch woh] ohne Zweife], dali Bald tut man l<.reuzzügenaco dem gtlldnen Vlies der To j
ein Schiff, dasmit groí3enWinden und wohlgerüsteten Se- leranz,allgemeinen Religion und Menschenliebe,vielleicht
ge[n fãhrt, weiter kommt, a]s der trãge ]ecke ]<ahn da am eben se abenteuerlich als die l<reuzzieher des heiligen Gra
flachen seichten Ufer. besund des SysEemsfremder WelEen.Disser arbeitet, das
Tiefe Empfindungen müssenimmer auch tiefe Kennt- Menschengeschlecht zu jenem Balde mit goldnem Haupt zu
nisse gewãhren kónnen, die über iene herrschen, und se machen, das ater auf FÜBen von Ton ruhet: einem andem -.
denn sind die stãrksten Leidenschaftenund Triebe, wohl- solasUngeheuer, Greif und Sphinx werden. [)ie Gottheit
geordnet, nur das sinnliche Schemader starken Vernunft. lá13tsie arbeiten, und weií3 Ê/#e Waagschale durch die andre
die in ihnen würket. Selbst fede mií3ratene groí3e Sede be- zu lenken: Empflndung durch bessere l<ennEnisse, l<ennt
weist diesel in ihren óeííer#glücklichen Stunden.Wennsie nis durch Empãindung
hinter Ausschweifungenund Tollheiten zu sich kommt, Über wie viele Vorurteile sind wir würklich hinweg, vor :$
Reueund die guie Natur in ihr zurückkehret, wie /zeÁer
ftihlt denenCineandre Zeit die l<nie beugtel Einige mime Licht
sie denn das gestiftete Gute und Base, als iene redselige strahlen aus der edlern Sede gõttlicher Menschen zeigten
Schwãtzer,iene flache l<ópfe und Herzenl Bluttriinen sie,zuerst mit Schimmer, in Morgendãmmrung. Die Fin
mõchte sie weinen, und das auch spãte óeiiereErkenntnis SEerniswappnete sich und stritt lange; aber da gang die
20
wird gewiB in der Folga in ihr //(Áergraben,stiller und mehr herrliche Sonne auf, und die dunkle Nacht muí3te hinweg «
wilrken, als das sprudelnde Geschwãtz aller Sophisten in rollen. Verzagenicht, beber Morgenstern, oder ihr schõ
ihrem eignen werten Selbst, geschweige in andem gewürkt nen einzelnen Strahlen der Morgenróte; ihr macha noch
hat. ]ch kenne in der Geschichte keinen verfallnen groí3en nicht Mittag; aber hinter euch ist die Fackelder Allmacht;
Mann, wo man nicht immer auch noch im Schutt denTem- unwiderstehlich wird sie ihren Lauf anfangen und enden
pel bewundern und seufzen mtiBte: edler Pallast, wie bisadu L/r,b/ war der Anfang der Schõpfung, und es gibt kein :j
zur Mõrdergrube worden. edleresLos in der Welt, alszu erleuchten,wenn dasLicht
rechter Art ist. Selbst der Sohn Gottes konnte hienieden
#

nichts besserstun, als Wahrheit lehren; aber sem Licht war


lch glaube diese Betrachtungen wohl nicho weiter fortset- Wãrme, seine Wahrheit ewiges Leben. Der Ausspruch ist
zen zu dtirfen,weil la nicht die starken,sonderndie niedergeschrieben, daB die We//íróe ////r deswegen Ma róe;f .
schwachen,feinen und zarten Empfindungen die Lieb- bassel un& dàe Finsternis mebr als ãas Liçbt Leben, }pei! abre
lingssaitenunsersInstruments sind, und wir iene nur ftir 11%r,êe
#zró/ /aagfx, dais in diesem geheimen und oft sehr
Abenteuerhalten. Der Strom der Zeiten flieBt sonderbar verschõnten Hasse aber auch das grq/ffx/eGer/r,bfsei. Er
zwischen seinen Ufern; er schlãngelt sich, wie alce Strõme, ward nicht mude, Maóróez/ Z /eórf// und selbsc als ein ,Kõ#Ü
3 8o ERKENNEN U EMPFINDEN D. MENSCHL. SEELE ZWEITER VERSUC
H } 8l

überwindennesse unçl eLLesXUGOLE


kommettverde, was in ibm bar GaZ'e,und weiter cabe ich davon weder Begriff noch
getas sez. Erklãrung. Ge/ /e und Cló.zra,é/er sind >>die einzelne .We/z
Mich dünkt, dieselSchwungwird vielen Lesemse hoch ;róe#.zr/5,
die minemGoEt gegebenl<weder mehr noch min
scheinen, dais es wohl am besten ist, abzubrechen, und eine der
Fraga zu behandeln, die mehr im Gesichtskreise und nach Nun sind der Game/z
se viel als Menschenauf der Erde }
der Lust unsrer Zeit ist. sind, und in allen Menschenist gewissermaí3e auch nur
Eine Gabe, ,fi'r,êe#///#/í und Emj2/Z#dwag, d. i. inneres Z,eóea
der .4PPerZeP//o und -E/ai//ZZ/.à/ der Sede. Wo does da ;r/, /l/
3. Was wilrkt das matnberLei Erkettnett ttltd Emplinden aufdie Geme und meór Geme, wo es meór und i e//Üer, wo es #'eleger
mancherLeiGeltie' s, Cbaraktere, odes wie die Zaubernamen ist u. f. Nur dias innere Leben der Sede gibader Einbil- ..
beilgen? dung, dem Gedâchtnis, dem Witz, dem Scharfsinn, und wie
man weiter zãhle, ..4xíóre;/xnK, TzeÁe, E#erX/e, [Ha,bfóei/. LaB
0
Da bin ich aber gana im Dtirren, weil ich in der Welt nichts ein Geme buncere Farben schlagen als der Pfau mit seinem
weniger weiB, als was Ge#/eist, es mag def, d;e oder daJ Schweife,ienes Einbildungsreicher sem als Bellerophons
Geme hei13en.Niemand hat davon mehr gewuBt, als die Gaul, does feinere Sachen als Spinnweb Eeilen ater trenne .l
GeniereichenF'ranzosen,zumal der tiefe Spekulant,//e/pe. von ihren Werken und Unternehmungen feri/a//d, G(/»ó/
f/ar sel. Er hat, dünkt mica, Gf/z/e óaóee, Ge///e íe/#. Maná der [Kaór,be/f,
inneres /Menir,be#/eZ'e#
: se sinds nu r Tierk rãfte,
von Geme und kein Mann von Gemesem, sehr fein und an denen sie jedesmal Ein Vieh überwindet. Der Redner
weise unterschieden; auch unwidersprechlich bewiesen wird Sylbenzãhler, der Dichter Versiülkateur oder Tollhãus
daBes eigentlich gar Éez#Gf#/e (angeborneNaturart) gele, ler. der Grammatiker Wortkrâmer, se bald ihm der Himmel «
sondern dais wir alceals gleiche Plattkópfe auf der Welt 7e e / óe dÜe .P//e/h versagt hat oder diese ihm versieget.
erscheinen, elles komme darauf an, wie wir dreii/er/ wer- ' in dem Verstande ist die Natur algo an Gentes nicht se
den, und welchen FraB wir, Geme zu »erdex.erwischen. unfíuchtbar, als wir wãhnen, wenn wir bloí3 Btichergenies
Dem 1.'2aÉeaíae
cabe cine Uhr im Vorzimmer. da er einmal und PapiermotEen dafür halEen. Jeder Mensch von edeln
warten muí3te, sem Geme gegeben u. f. lebendigen l<rãften ist Geme auf seiner Stelle, in seinem :j
Der schõnenund tiefen Spursind wir Deutschein den Werk, zu seinerBestimmung, und wahrlich, die bestenGe
leczren Zeiten denn auch nachgegangen. Unsrer Philoso nies sind auí3er der Bücherstube. Es ist einfãltig, wenn der
phie und Sprache rebite se vieres, da beide noch nichosvom studierte Grau/in seiner Elegie auf dem Kirchhofe da den
>>.S'r,be
/e{( wuí3ten; plõtzlich gaba Abhandlung über Ab lungen Bauerkerl bedauert, dais er kein Geme, wie Er, ge-
handlung, Versuch nach Versuch darüber, und wahrschein worden; er würde vermutlich ein gróí3ersals Grão worden s.
]ich haben wir noch von irgend einer metaphysischen sem.aber weder sich, noch der Welt zum Besten.Auch die
Akademie in Dãnnemark, Holland, Deutschland und Ita- ewigen Fragen: warum die Natur weniger groí3e Z);ró/er als
3o lien Cine Aufgabe >>übers Genie<< zu erwarten. >>WasGeme groí3e Crie/ gemer, Gemer.zZíu. dgl. hervorbringe? sind herz
sei? aus welchen Bestandteilen es bestehe, und sich darin lich einseitig und einHlcig, werden auch, wie jener Lõwe
38z ERKEN'N'EN' U. EM.PFIN'DEN' D. MENSCH:L. SEELE l ZWEITER VERSUC
H 383

saga,da er seinen erschlagnen Bruder auf der Tapete sah. l hinter dir Peseund Leichen. lst dai Geme, wer wollts ha
meistens nicho von Lõwen, sondern Menschen, von Zeu. ben? wer nicho beber wünschen, dais die Natur auí3eror
gen in eigner Sache,stolz odor sehr andãchtig beantwottet. dentJich selten solche Jlõcker und Ungeheuer bildel Auch
So range die Natur an gesunden ]<eimen und b]ühenden bildet sie die Natur seltner, als unsre menschliche Gesell
Bãumen keinen Mangel haE,wird pies auch nicht an Men- schafr. Wenn in dieser alle Stãnde, AmEer, Berufsarbeiten
schengenies haben, wie die eklen abgõctischen Schmeichler und Anlãssezu Würken se getellt und meistenslauter klei-
und NachtreEergroí3erLeute immer beftirchten. Mr. Tho- ne Zãhler zu Einem Nenner sind, den kein Mensch auszu
mas, in seinenEloges über groBe Mánner, ist insonderheit sprechenwaget: se will feder verdorbne stolze Lz/zPa/gern
an dergleichen geschraubtem Witz und Bombast teich. ein Riese aufíez er Scelle, vor tausend andem ausgezeichnet,
ohne Zweifel weil er selbstein groBerMann ist. in seiner Sphãre werden. Er zwángt den Strom seinerEr 10

Die Natur hat der edlen l<eime gnug: nur wir kennen sie kenntnisse und EmpRindungen auf Einen Punkt hin, daB er
nicht und zertreten sie mit den Fti13en, weil wir das G'ee/e da herrlich brause, sucht durch das grõBte Ubertreiben, ein
meistens naco [.JmÚõr/////róÉez/, nach zu früher Reine odes Einzelner seiner Art zu werden: er heií3t ein Ge#/el Dank
überEriebnem Wuchs schãtzen. Ein wohlgebildeter, gesun- derNatur, daBsolch Unkraut nicht an allen Zãunen wáchst.
der, krÊiftiger Mensch, ]ebend aufseiner Stelle, und daselbst Vor fede Herde, sagt //#ar/, gehórt nur Ein GeiJ3bock, 5

sehr innig würkend, zieht unsreAugen nicht se aufsich, als sonst verliefen sie sich alle.
lener anderemit -E/#emübertriebnen, vorgebildeten Zuge, Man lesa nur das Leben solcher Leute, und es ist ein
den ihm die Natur (in Grade odor in Zorn?) verlieh, und Beweis mit Flammenzügen vom Ungltick ihres Schicksals
den von Jugend auf hinzuwallende überflüssige Sãftenâhr- Wo tobt mehr Unruh, Neid, Menschenhaí3,
Eifer und Rach
zo ten. So wie, wenn Ein Auge fehlt, das andre etwa schãrfer sucht, odes wenn sie noch niedrigere Zwecke hatten, mehr :0

siehet, wie sich am Holzhauer und Lasttrãger seine Arbeits- Geiz, Eitelkeit oder WolJust, als bei solchen Aftergeburten
muskeln am meisten stárken, wie es endlich l<rankheiten und Bastarten der Menschheit? Daher bei diesemjener gott
gibt, da ein Glied, der l<opf z. E. aufschwilltund zum lote Fleiíi, der elles ÕI aus seiner Lebenslampe trocknet, bei
Riesen wãchst, jades die andem Glieder verdorren: se isto lenem ein nagender Hunger nach Wissenschaft und Uber-
mit dem, was die Põbelsprache Ge/z/enennt. Hier ein über- macht, dali er wie ein See]engerippe mit G]utaugen odes Z

criebner Witzling ohne gesundenVerstand und Herzens- wie eine lebendige NachElampe da stehet. Dieser ist eine
treue; dort ein fliegendes Sonnenroí3und verbrennet die zusammen gebeinte Abstraktion, jener ein klappernder
Erde: vier ein Spekulant ohne die mindeste Anschauung Storch auf der Turmspitze in minemNest voll geraubter
und Handlung, der mit den wichtigsten Dingen wie mit Schlangen und T<rÕEen.Am ersten Geme, das deó Funken
0 unbedeutenden Zahlen spielet: ein Hem mit Leidenschaft vom Himmel SEahl,nagte der Geier, und ieneGenies,die
bis nade der Verrückung: ein .gx/er Kap/'endlich, wie maná gar den Himmel besEÜrmenwollten, liegen unter dem Aet
nennet,dasist ein Sprudlerund Schwãtzer
ilber Dinge, na und andem Bergen. Sie hatten zum Teil auch hundert
davon er kein Wort versteht, über die er aber mit den Mo Hãnde und Schlangenschwãnze, wie die himmelstürmende
deformeln spielet. lst dai Geme; wie bist du vom Himmel Gentesund RedeReligionsschõpfer unsrer Zeiten; aber Va
384 ERKENNENU. EÀ'lPFINDEND NIENSC HL. SEELE ZWEITE R VERSUCH 38 5

allenfalls auch, wenn er semTier schlug, diesem den Mund hinzutun, das ihm fehlet; keine Leidenschaft,keinen
auftat, sich seiner Fahrt zu widersetzen, damit er nicho weis- Hauptzug hinwegcun, der da ist. Wer das zarte Saitenspiel
sagete aró Ge/2r/f#, sondern sem Herz und seine Art in lunger l<inder und l<naben zu behorchen, wer nur in ihrem
Unschuld bewahrte. Lasset uns, da ichs nicht von mir er- Gesichte zu lesemweií3: welche Bemerkungen von Geme
5
halten kann, diese GaErungfeindseliger Genien des Men- und Charakter, d. i. ez f/ppr ,Me/lróe/z,rr/wird er machenl Es
schengeschlechtsnach allen Prãdikamenten und Actributen klingen leise Tõne, die gleichsam aus einer andem Welt zu
von Begeisterung, Schõpferskraft, Originalitàt, Himmel- kommen scheinen: hie und da regt sich ein Zug von Nach
aufstrebender, sich aus sich selbst entwickelnder Urmacht denken, Leidenschaft, EmpHindung, der eine ganze Welt
u. dgl. zu loben, beber die Fltigel falten, und das >>wahre schlafender Kráfte, einen ganzen lebendigen Menschen
10
Geme, das <sich> nur durch seine Bescheidenheit auszeich- weissagt,und esist, dtinkt mica, die plattesteMeinung, die 10
net<<,auch seiner Bescheidenheit gemâB, mehr durch das, je in einen Papierkopf gekommen, daJ3alce menschliche
wovon es nicht weií3, als das, wovon die Welt tónet, preisen. Seelen gleich, dais sie alle als plante leere Tafeln auf die Welt
lch wtinsche nlchts, als daIS diese hingeworfne Ztige Lesem kommen. ]<eine zwei Sandkõrner sind einander gleich, ge
ninden,die ihnen Wahrheit nicho zujauchzen, sondern mit schweige solche reiche Keime und Abgrtinde von l<rãften,
sanftklopfendem Herzen nach und vorempfinden. alszwo Menschenseelen,oder ich hãtte von dem Wort Men
#
schenseele gar keinen Gedanken. Auch das Leibnitzische
Gleichnis von Marmorstticken, in denender UmriB zur
fede ed7e-r14exíróe/
rf schlãft, wie aller gute Some,im stillen künftigen Bildsãule schon da liegt, dtinkEmir noch zu we
l<eime: ist da und erkennet sich selbst nicho.Wasin Absicht nig, wenigsEenszu tot. ]m ]<inde ist ein Quell von man
auf Seelenkrãfte G'e#;ehei13t,ist in Absicht auf Willen und cher[eiLeben, nur noch mit Draft und Nebe] bedeckt.Eine
Empfindung, (:)ar.z,ê/er. Woher weiB der firme l<eim, und Knospe, in der der ganze Baum, die ganze Blume eingehüllt
woher soll erswissen,welcheReize,Krãfte, Düfte desLe- bltihet.
bens ihm im Augenblick seines Werdens zustrõmten?Ó Das Nicht zu früh reine sie auf, diese ]ebensschwangre ]':nos
Siegel Gottes, die Decke der Schõpfung ruheEauf ihm: er pe, laB sie sich ins Laub der Bescheidenheit und oft Dumpf-
ward gebildet im Mittelpunkt der Erde. heit, wie wir sagen, verstecken. Es ist ein unerseEzlicher
So vier sehenwir, daisein l<ind, wie die Gestaltseines Schade,wenn man die bebe jungfrãuliche Blume aufbricht,
l<órpers und Angesichts, auch die Züge seiner Art zu den- daISsie lebenslang welke. Fühlst du die Freuden der Mor
ken und zu empnlnden mitbringt: es ist ein gebildeter genrÕEe,
ihren lieben erscenDãmmerungsstrahl nicht? War-
ganzer Mensch, obschon im ]<leinen. Du kannst kein Glied tel die groJ3e Sonhe wird schon fervor schreiten
In unsrer Zeit. da elles früh reifwird, kann man auch mit
der Auferzlehung junger menschlicher Pflanzen nicho gnug
6 Ella si sedes
eilcn. Da stehn sie, die jungen Mãnner, die Kinder von
umile in tanta gloria
coverta dela' amoroso nembo hundert Jahren, dais man sieht und schauert. Die verworrne
qt-tal flor côdea sul lembo
Rührung, die sich, wie [P'/#Ée/a7a////
sagt, zuerst durch einen
'q'qq l=-r r

386 ERKENNENU. E&lPFINDEND MENSC HL. SEELE ZWEITER VERSUCH 387

Zeit Jünglingen selbst, die Lust zu leben vergeht, die ech- Auch hier entdeckt nur Sede die Sede:eigne guie Men
ten Freuden der jungen Jahre Immer seltner werden, und schenart kann eine fremde Menschenart allein verstehn,
Ubermut, Vorwitz, Tollkühnheit, Ausschweifung sich mit trõsten und ahnden. Oft isto ein erfahrungsvoller, stiller
elender Schwãche und Mattigkeit abwechseln odor enden neidloser Greis, der den Jüngling, verloren in sich selbst,
Wennein Mann vor der Sündflut, ein Patriarch, oder auch bemerket,und ihm ein Wort spricht, daslebenslangin sei-
nur, (selarunidealisch geredet), ein alEertreuherziger Bauer ner Sede tõnet. Odor es wirft derselbe nur se einen Blick,
Begriff hãtte,den Aufschreiund das unverschãmte
Ge- ein Zeichen, Cine GluEkohle sorglos neben sich nieder: der
kreisch unsrer jungen Genies zu richten: firme Menschheit. Jüngling nahm sie auf, sie war longe tot und vergessen,und
wie würde er dich bedauernl da glimmt sie, gerado jetzt, in der Zeit dieser Niederge
0
lst Geme und Charakter nur Zeóe//dÜe zWe/ lróe/zar/, nichts schlagenheit,Trtibsal und l<álte wieder: er wãrmt semHera
mehr und nichts minder: bemerket diese,nãhret die innere an ihr, als kãme sie jetzt eben vom Altar der Liebe und
Quelle, übt die Tãtigkeit und Elastizitãt der Sede,abernut Weisheit .
wie í/e geübt sem »z/7.Wortgedãchtnis, Schalen ohne Kern Oft sind dem jungen Schiffer, schon unterm Angesicht
und Kõrper ohne Sede sind unnütz, denn auch das kleinste derMorgenrõte, Stürme beschieden.Er verschlâgt,kommt
l<ind isr ein /eZ'e/zzi/zker
Mensch und hatte alle menschliche ins Land der Ungeheuer und Riesen, oder gerãt in die Gãr
Seelenkrãfte, nicht bloí3, wie ihr wãhnt, die edle Gedácht- ten der ,4r#y;da.Glticklich, wenn ihm die Góttin mit dem
nisgabe. Aber wie die Natur alles wachsen lãí3t, mu13auch Spiegelder Wahrheit banderschien, daJ3er sich selbstsehe
ihre edelste Pflanze, das Menschengeschópf wachsen in und wieder ermannel Alsdenn, wenn er zeitig gnug ent
Hüllen; wehedem,der Eins der Unschuldigendurch seine kommt, waren ihm die Sttirme und Wallfahrten selarniitz
Frühklugheit und ordnungslose Sittenweisheit, vielleicht lich, die sem unversuchtes Schiff übten. Jeder edle Wider
auf immer zerstõrt und Éirgertl stand, pedestlefe und SEilleLeiden, prãgt creffliche Züge uns
Der erwachende Jüngling Htndetsich an der Wegscheide in Gesicht und Sede: die ersten Triumphe unsrer Jugend
seinesLebens, wenn sich T<naben-und Jtinglingsalter tren zeit werden das punctum saliens unsres ganzen leidigen
nen. Oft erscheint ihm da sem Genius und zeigt ihm Weg Lebens.jammer aber, wenn der Jtingling uncerliegt, wenn
und Hõhen seinerZukunft, abernur -- in dunkelm Traume er drtickenden odes hintiber ziehenden Gegenstãnden zu
[ndessen auch minem Greise, am ]etzten Tage seines Lebens naheweiletl Er verbildet sich, wird hart und dürre, odor
ist der Traum der Jugend, der erste Pulsschlagall selnes weich und lüstern, und verhaucht seja Leben im Lenz der
künftigen Lebens, prophetische Entztickung. Jahre.Zu frtih geliebkoset, liebkoset er wieder und versteht
Wer zu seinem künftigen Werk und Wesen nur wenig nichts anders. Zu früh und zu longe befeindet, überzieht er
3o Entwicklung braucht, Rjndet seinen Entwickler auch leicht. a[[esmit Menschenha13
und Ga]]e:se sind vier gute Men 3o

Ein .E'aÉ#der,eine Uhr, ein Gemãlde. ein Blatt unbekannter schenganz oder halb verloren
Ziffern weckte manche auf, als obs Apollo selbst mit der Es ist bekannt, daB eine Eiche range und ]angsam wach
Leier wãre: für andre ist viel Gefahr, Erfahrung, ofc ein se, dagegen der Erdschwamm in Einer Nacht aufschief3t.
J?xóz,êa# nótig. (arar an Alexanders Bildsiiule, ,4/exa dr Auch bei den sonderbarsten und zu den grõí3tenDingen
'N4r' l ..:l''r. l:.. .í". .:.. T.... 7).....t...l.l:.l
388 ERKENNENU EMPFINDEN D . MENS C HI SEELE ZWEITER VERSUC
H 389

mehr, da er sem io son pittore ausrief. Der edle Mensch hat nen E#/óaÍ/aJ;ig#í,der heitern, immer strómenden und sich
die Himmelsleiter in sich, die er erst hinauf semmuB, ehe selbst be+i5Knenden Quelle des Ge/ /er da her theorisiert
ihm Ein Wort entfahre:der Alltagsschwãtzer,dasist, der wird. Der wahre Mensch Gottes fiihlt mehr reine Schwã
:gx/eKclj2Áder redselige Mensch von leichter Lippe, ist im- chefeund Grenzen,als daB er sich im Abgrund seiner
mer, auch eh er angefangen hat, am Ende. Er hat, wie man )>positiven I':raftl< mit Mond und Sonhe bode. Er í/reZ'/ und
saga,#/Zeíg/e/ró»eg. Er kann den Ozean mit einer aufge- muÍ3algo noch nicht »aóe/z:stÓÍ3E
sich ofc wund an der Dek
knackten Nuí3schale zum Nachtisch aussaufen ke, die ihn umgibt, an der Schale, die ihn verschlieí3et,
O du heilige, bebe Stille zarter, bescheidnerGemtiter. geschweigedais er sich immer im Empyreum seiner All
wie wohl tust dul Wobl tust du dem,der dich genieí3et:er seligkeit fühle. Der Strahl, der ihm bisweilentief in sem
0
erspart sich hundert Vorwürfe, Gaukeleien, Wundernisse. Jnnres wird, was er sei? und was kein andrer für ihn seja
F'ragenund Zweifel; er erspart andem den Anblick der .foge?ist meistensnur Trostblick, nur l<elch der Stãrkung
Mühe und giba Tat. .ÍVe»/a#,der Jüngling, hatte alceTheo- zu neuem Fortsrreben. Te unendlicher das Médium, die
rien, die sem Leben verewigten, fertig, und wuí3cenicht. WelrseiEeist, ftir die er unmittelbar hincer seiner Erdscholle
daí3 er sie cabe. Der rali eines Apfels unter dem Baume Sinn hat: desta mehr wird er l<.raftlosigkeit, Wtiste, Ver
lehrte ihn das System der Welten, und zeitlebens blieb er der bannung spüren, und naco neuem Soft, naco hõherm Auf-
bescheidne, stille, keusche Maná, der wahre Gottesvereh- fluge und Vollendung seinesWerks lechzen
rer. Siehe .fó ÉeíPe.zfin sem Gesicht, ob da auf der sanften lch kõnnte noch tange Züge der Art hinzeichnen,die
stillen Flãche, in dem sich alceGegensEãnde,Handlungen freilich nur ftir den Verstãndigen da stehen, und dem gro
und Charaktere der Welt spiegeln konncen, der Affenwitz. J3enHaufen Unsinn scheinen sollen; aber was hülfe es?dem
20
die grinsende Schadenfreude, der Xaóoaherrschte, der Maná, der Ge /e und CBara&/er,d. i. guie eigne Art hat, wie
andre Getlies auszeichnet? Er war und blieb Schauspieler Gota sie ihm gab und er sie nicho umsonst empfangen zu
der sich nie einmal zu den ersten Rollen erhob. .Ba,êa'í haben glaubet, sagendergleichen Striche unendlich weni-
Lichtseele hatte mit dem Gestirn viel Ãhnlichkeit, bei des- ger, als er selbst wei13, und da sie dem Haufen I':rãhen,
senVerfinsterung er allemal in Ohnmacht sank: er brennet Spatzen und Elstern ohne Zweifel ///ró/; sagen, se ruhe:
5
nicho, aber er glãnzet sanft und leuchtet. Welch ein lieben- beberl<iell gib ihnen bebereine De6lnition vom .çfóe#/fund
der Menschensãnger muJ3.f/temer gewesen sem, wenn man seinen mancherlei Arcen, dem wm/z,erl.z/e/z und p.zr/z,ê//Zare#,
den immer gleichen und sanften Strom seiner Gesãnge hin- plliLosol)hiscben u n& àstbetiscbeti , k)istoriscben u n d psittaço kriti-
abgleiterl Wie SEille, neidlose Mãnner I'''/rX// und .flora?, ;róe# Geme u. f.
Petrarlu unà La FoiLtaine, Kopernikt4s unà KepLer, Montagne +

0
und JarP/. Der Scbwãrmer -Ma#fór //róe lieí3 sich von R
.ç/ma/íerst longe mit der l<ritik martern; ehe er seinen ZI)fí Abeí [eider[ kann ich von meinem Gãnsekie] das nicht er s.
Â'ar/el fand. Z,///óer kãmpfte longe mit sich, ehe er mit der halten. Er schnattert mir vor, daB das ja keine Unterschei-
Welt annlngzu kãmpfen,und blieb immer, Troczeiserner dungen der -Na/xr, sondern menschlicher .Z#/:Á/e und -B#fóer
Hãrte und Stãrke. im Werke seines Berufs. im Privatleben sind. daISaber die Natur nicht naco den Fáchernunsrer
11 rs .. . : . .. ,... 1 ... .1. J.. 'F\.l.4.a..'l,..':4.n'x -lnn+-..- l:.l,..l+..X+o+'n
l 39o ERKENNENU EMPFINDEN D. MENSCHI SEELE ZWEITER VERSUC
H 39i

gesunde Menschenverstand und Menschencharakter. die hat ihre Bildung ófxee/ff,ihnen Neigungengegeben,die
das Einzige wahre Geme sind, aufhõre, ja hãtte beinah nichoGlut, aber Strahlenschimmerweit um sie her sind.
Lusa, beber die Straí3ender Schuster und Schneider, Tród. Voll Phantasie,Flug, Anlage, Leichtigkeit zum Entwerfen,
ler und Leinweber, Jâger und Mieckutscherdurch zu *um Verkündigen, zum Vorzeigen, aber wenig von Be
schnattern , und ih r mancherlei .çróex/e zu begacksen. -- -- Du standheit, Tat, Ausdaurung So kõnnce ich einteilen und
hast recht, beber l<iell denn kein Gãrtner hat noch reine viel Spielwerk machen, wie sich nun der Herr Uerí/a//dund
Gewãchse nach dem bJauen oder roten Topfe genannt, in die grau ,ÉimÉP#d#aE darei verhalte? wie diesebeide J<lassen
die er sieetwa setzte,geschweigedaí3ein Botanist bloí3die von Denkern und Empnínderngegeneinandernõtig sind,
l<rãuter, die auf Mistbeeten und in Treibhãusernwachsen. sich einander einzuschránken, zu stãrken, zu heben? daB die
0
für die ganzelebendige Flora angesehnhãtte. Man mtií3te Innigkeit Tvíittelpunkt,die Ausbreitung Radiussei u. f.
algo entweder a i der .çee/e
'$eraalcharakterisieren, odor a//e Hinter alle dem Spielwerk aber, was wãre nun bestimmtes
die Stellen, Formem und Bestimmungen durchlaufen, in gesagt?Und brãchen sich nicho noch immer die Grade der
und zu denen die Natur je ihre Menschen bildet. Wer kann / ÜÉe// und .4aíZ're//xmK unendlich in- und auseinander?
das aber? und wer kann also 6e/zze.r
einteilen und charakte- Nun kõnnte ich die Seelenkrãfte alphabetisch durchneh
risieren? Indesscn laí3t uns wenigstens Eine Einteilung men und zeigen:
versuchenl thaE in the soul, while me///arT prevails
In allem, wasl<raft ist, lãssetsich//7//Ü,êf//und -d//ióre/- the solid pow'r of a#d ri/a d/#g ralis
Zwm2unterscheiden; se muí3 esauch bei i14ewrróe
ar/ sem, und where beams of bright /mag/ a//a// play
darwâre etwa CineEinEeilung. Ein Mensch, der stark in slch the ///e///orT'r soft figures melt away
20
selbstisr, fühlet sich nur in weniges, aber sehr tief hinein, wie es dem weisen/papezu nennenbeliebEhat. Oder mit
und kann fast in Einer Sacheleben und weben.Das sind Bd,éo die crocknen, kalten (/a/rríróezd#HKrmacher von den
Menschenvon starkem Sinn, von tiefem Erkennen und warmen erhabnen Píz.zrer#neuer Gedanken und Bilder son
Empflnden,und die Mutter Natur hat dieseGaEcungihrer dera; eine Abteilung, worin allerdingsmehr tiefe und
l<inder selbst schon bezeichnet. Man siehet keinen unstãten bescheidneWahrheit ist, als in jenem Popischenl<ling
Blick, kein kleines fliegendes Feuer, keine verworrene halb klang. Odor mit Paira/ die deux sortes d'esprits, I'un de
entworfne Ztige: was die Bildung sagt, sagt sie ganz, penetrer vivement et profondement les consequences des
einfâltig und tief in VÇ'ürkung.Ein Mensch,der sich durch príncipes I'esprit de justesse:I'nutre de comprendre un
alce Glieder und Leidenschaftenalso stark, gesund und grand nombre des príncipes sonslesconfondre, I'esprit de
wohl fühlte: wie trcu muí3er elles empfangenund gebenl geometria was meistensauf meine ersceEinteilung von
3o von wie vielen Zerstreuungen,Vor- und Halburteilenfrei Innigkeit und Ausbreitung der GeisEesgabe
hinauslãuft-- 3o

seinl ein sterblichesEbenbild góttlicher Stãrkeund Einfalt. Diese deux sortes d'esprits kõnnte ich verfoJgen und mit
Gegerl zehn kleine Laster gewappnet, verachcend z,/e/# ,ê/ez#e .f/#ar/egar die vier J<apselndes G ehirns darnach ordnen --
Triebfedern, handelt er beber durch Rime groí3e,siehet aber gnugl tais elles bis zur Aufgabe irgend einer Europã'
nicht auf andre,weil er sich selbstftihlt u. f. Eine andre ischen Societãt, die gern wissen mõchte, was Geme sei? und
r=..1+d..»1'3,., .,...... T./'...J:+. -..-.,.4...+. ,]..,.nl A ...L ...:..... . 1.. ...1 T r 1. .3
EMPFINDEN D . NIENS C HL. SEELE ZWEITE R VERSUCH
39z ERKENNENU 393

Auge odor ein Teil der Herzmuskel, Nagel am Fuí3oder ein wie klein die Ursachenwaren?wie leicht abzutun. wenn
Hãutchen der Fingerspitze sei?>>das man sich abraspelt, UH man nur in ihn geblickt hãtte? und nun, verschloí3 er slch:
feiner zu empnlnden<{,wie der jtingste Theorist aller gelehr- der Baum nahm seine Gewalt zusammen, um sich zu ent
ten Genies, die Empnindler und Schwãrmer nicho ausge- wurzeln da liegt er. Verdorret, ater Wurzel und Zweige
nommen, bemerkt hat. sind an ihm; und wo ist die[)ryade, die diesen ganzen Baum
$
belebte? wo ist sie?
4- UnsEerblichkeit einer metaphysischen Moras ist
Lieber will ich mit ein piar allgemeinen Anmerkungen das nichts, als me/.zph}sische Unsterblichkeit, deren Physisches
Ganze meiner langweiligen Abhandlung schlieí3en: mica nicht tiberzeuget. lsr Jee/edas, was wir fühlen, wovon
i. lst etwas in ihr wahr: wie hein ist die Eóe, die Gott alceVõlker und Menschen wissen, was auch der Nome sagt, 0

zwischen .Eip?/!/lide/z und .íl)e/z,éexin unsrer Natur gemachE dasnãmlich, »#r i óeree//,Urgrund und Summeunsrer
bati Ein feixesGewebe,nur durch Wortformelnvon ein- Gedanken, Empflndungeil und l<rãfre: se ist von ihrer Un
ander zu trennen. Das obersceGeschõpf scheint mit uns sterblichkeit .zxr zór íe/ó;/ keine Demonstration mõglich
Ein Los zu haben, emP/7 de zu müssen, wenn es das Ganhe Wir wickeln in Worteein, waswir herauswickeln
wollen
nicho aus sich ruft und de//Ée/.Und welches Geschõpf kann setzenvoraus, was kein Mensch erweisenkann, odor auch
da# l<eitls als unsre Philosophen, die Lehrer und Lehrlinge nur begreift odor verstehet,und kann sodann,was man
am hohen Baume der Weisheit. wi[[, fo]gern. Der Z]»erXaaK unsres Z,eóe#i in ein óóóerer Z,e
z. Alles sogenannterez e ZI)e/z,éex
in die Gottheit hinein. beta. das Bleàbem aKd WarteT? unstes inlíern A4e?zsçbenanis
ist Trug und Spiel, die ãrgste Schwãrmerei, die sich nur Gericbt, a\e .'\ujerstebüng,unsles Leites zu e\nem neuenHim
selbst nicht dafür erkennet. Alle unser Denken ist aus und pge/und einer e e Erre, lãf3t sich nicht demonstrieren aus 20

durch Empfindung entscanden,trãgt auch, Trotz aller De- unsrer Monos


scillation, davon noch reiche Spuren. Die sogenannten j . Es ist ein inneres T<ennzeichenvon der Wahrheit der
re/ e/ Begriffe sind meistensreine Ziffern und Zeros von Religion, daí3 sie ganz und gar ///e lró/zfó ist, daí3 sle weder
der maEhematischen Tafel, und haben, platt und plump auf empflndelEnoch grlibelt, sonderndenkt und handelt, zu
Naturdinge unsrer se zusammcngesetztenMenschheit an denken und zu handeln l<raft und Vorrat leihet. Ihr Er Z

2
gewandt, auch Ziffernwert. Dem Mande, der in der ganzen kenntnis ist/f&e#dÜ,die Summealler Erkenntnis und Emp
neuern MeEaphysik disse Geisterchen aufsucht und abtut. nindungen, ewdei /,eóee. Wenns eine al lgemeine /Menir'beez'er
deí3 warten mehr als des Gespensterhelden 7Zoa/.zí/#rEh //#/d/und .Eml!/z#daaX
gibt, iscain ihr, und eben dasist ihre
renkrãnze; nur mu13er sich auch nicho für manchem leeren verkannteste Suite.
11 Schrecken, und für Griffen diesel Geisterchen in sem Ge
bo sicht. ftirchten
3 . Einigen drückenden A?p?lq/7 daege// entgehn zu wollen,
dadurch, dali man die Biirde diesel Lebens abschüttelt. ist
ein gefãhrlicher Schritt, denn Zràw/p/e,
+..- n.n4.a.
wie Hamlet sagt, oder
Z:....k/.'..J......-. .... J /'-. / ./

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