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Printed in Germany
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SSorwort i>eS Herausgeber^

i%Jk i>or ein paar Sauren Don £ubn>ig Siecf unb


griebrid) t>on Räumer herausgegebenen nacfygeiajfenen

©djriften (Solger'S, bte üerbientermafen mit faft un=

geseiltem S3eifatl aufgenommen würben, erneuerten

f* mir lebhaft baö ©ebad)tnip beS trefflichen SflanneS,

gu beffen banf baren <2d)ü(ern \i) mlä) %fyU, unb


roeeften bm Sßunfd), meine SSereljrung für ben $u

früf) ©efd)iebenen aud) offentlid) §u benennen , roo m6g=


lief) auf fold)e SBeife, baß td) gugteid) nad) Gräften

beitrüge, ben SSerbienften beS ausgezeichneten SenferS

allgemeinere 2Cnerlennung §u t>erfd)affen, (So entftanb

ber tyian, bk im gafyr 1819 geborten unb forgfäU

tig nad)gefd)riebenen SSoriefungen über 2Ceftyett£ bem


publicum Dorjufegem ©leidjgeftnnte greunbe ermun=

terten §ur 2ütSfül)rung, unb td) ft>ibmete berfelben feit

Monaten bk ©tunben meiner Sftuße. — (So \>!el,

um bie Verausgabe biefer SBoriefungen bem fubjeetmen


^ntaffe nad) p erHdren. Rechtfertigen muß baS 23ud)

fiel) felbft; boä) fei mir vergönnt, dnig^m einwürfen


VI

fttrj ju begegnen, btc eS vkMfyt un^e^ort oerbam=

mm formten,

£)en dinnmrf, btc <3otger'fd)e 2(eftyettf fei über:

^au^t nid)t mefjr geitgemdp, barf trf) tt>ofyt faum be#

furchten* Sie wenigen Scanner, t>on benen fxtf) eine

eä)t tt>iffenfcf)aftlid)e 23ef)anb(ung ber pf)ttofopf)ifd)en

$unftlef)re erwarten liege f


tyaben bisher über biefe

StScipün ntd)tö UmfaffenbeS geliefert. Sic satylrei=

d)en $anbbücf)er ber 2Cejif)etif aber, bie jebe Stteffe

bringt, ftnb, fo n?ett iä) fte fenne, feineSwegeS geeig=

«et, baS Verlangen beS benfenben (SeijleS nad) grünb=

(id)er <£inftd)t in bteS große ©ebtet feiner frei fd>af=

fenben &f)atigfett gu befriebigen« S3et bem f)errfd)en=

ben ()a(tung$lofen ÄuniJQefd)ix>d§ unferer Seit, bem


gierigen auffangen unb bequemen gßieberMuen einzelner

t>on gei#reid)en Bannern ausgeflogenen S3emerfun=


gen mag eine tiefer einge^enbe, nad) bem 3ufammen=
tyang eines ©pjIemS ftrebenbe SarjMung be$ ©anjen

biefer 2ötffenfd)aft aU ein frdftigeS ©egengift wenig*

jlenS für biejenigen x>on guter SBtrfung fein, bä benen


nod) Teilung mögttd) ijl; freilid) ntd)t burd) beque=

me£ $innef)men beS ©egebenen, fonbern fo fern baf=

felbe burd) felbfttfjdtige Prüfung unb Verarbeitung

gum magren geijitgen ©gentium be£ 2efer3 wirb,

ober mnn e6 foldjer Aneignung wiberjlrebt, wenig=

ftenS anregenb jur (Sntwicfelung eigener Sbeen wirft.


VII

Cltyer befürchte trf) ben ©ntt>urf, btc Verausgabe

biefer Borlefungen fei überflüfftg, ba ja ©olgerS äftye*

tifcfycS ©pjlem in feinem Corwin I;in(dng(td) barge-

legt unb in tttelen ©teilen ber nacfygelaffenen (Sd>rif-

ten im ©ingelnen rceftet: entwickelt unb angemenbet

fei» $iegegen erinnere itf), bap bte in ben nacfygelafc

fenen (Schriften gelegentlich unb gerftreut üorfommen=


ben, aud) au$ fe^r »ergebenen Seiten Ijerrityrenben

Bemerkungen über $unft unb $unftn>erfe feincSroegeS


ein §ufammenl)dngenbec> @t)j!em vertreten fönnen; feit

bem ^rfdjeinen beS @rtoin aber ber rajlloS gortfdjrei*

tenbe, wenn er auä) feinen ©runbanftcfyten treu blieb,

boef) manche bort gang übergangene ober nid)t t)oU=

fldnbig entwickelte §3uncte erft genauer in& 2Cuge faßte *)


©o wirb man benn bei näherer Skrgleicfjung btefer

SSorlefungen mit bem ßrwin l)ter SftancfyeS erörtert

ftnben, wa3 bort fe^tt 5 $ £$ bie genauere gmtyetr

lung ber ©attungen ber spoefte, bie im dvmn nur

angebeutet ifL — Ueberljaupt enthalten biefe Blatter

oljne Sweifel bie gereiftejlen burdjgebilbetjlen ©eban*

*) Steg bezeugt ©olger fel&ft in einem SSrtefe an Sied Dom Safjre


1816 (9^ ac$ gel. @^r. SBb.L®. 385)/ wo es t)ei£t: „«Bei ber tfeftye--

tt! bie tefy je$t lefe, bin td) auf meiere fünfte gekommen, bte mir
im (Srnnn nidjt t-ottjtanbig genug entwickelt (feinen, unb bieg fonnte
auefy »o^t noefy (Stoff &u einem ober bem anbern ftetnen ©efprädje

geben." SSergt. aud) @. 413.: „Ueber bie Äunjl tyabe td) aUerbingS
noefy (Suriges auf bem 4>erjen «• f. »."
VIII

ien ©otger'S über ben betreffenben ©egenftanb. @r


befd;loß mit biefer unb ben gleichzeitig im «Sommer
1819 gehaltenen SBorlefungen über tue ^rincipien ber

Stytlofop&ie unb bie |)oliti? (f. 9Z ad) gel, ©d&r. 23b,

I. © 7£7) feine irbifdje Saufbaljn; benn fd)on im £)cto=

ber beffetben SaljreS warb er abgerufen,

2Cber aud) abgefeljen t>on ber größeren Sfteife ber

2Cnftd)t unb ber uollftänbigeren £)urd)bilbung be$

©pftemö btö in bie einjelnflen ^un(i= formen unb

@rfd)einungen l)inein, mochte fd)on bie ftreng fyftema=

tifdje gorm, in welcher ©olger'S $unjllel;re \)iex jum


erften 5M auftritt, bie Verausgabe biefer S8orlefun=

gen l)inlanglid) rechtfertigen, d$ unterliegt feinem

3weifel, unb (Solger fclbji \)at e$ bei feinen ^ebjeu

ten gur ©enuge erfahren unb wieberljolt ausgesprochen,

ba$ bte ©efprad)Sform eine t£wupturfad)e war, warum


ber Gmüin ntd>t ben gewünfcfyten (Eingang unb bie

t>erbtente 2fnerfennung fanb, Unb gewiß barf man


bie ©d)ulb biefeS SKißlingenS nid)t allein ber ®leid)=

gültigfeit unb ftumpfen 93equemlid)feit beä ^publicumS


betmejfen, fonbern minbejlenS im gleiten ©rabe ber
S3efd)affenl)eit biefer gorm felbft, bk bei aller ©c^ön*
Ijeit unb funfireid)en 2Tu$bilbung nun einmal nid)t

zeitgemäß, weil fte, um eS gerabe l;eraue> §u fagen,

auf bem je^igen ©tanbpuncte ber $)l)tlofo:pl;ie nid)t

fachgemäß ift, ©olger aber betrachtete eS, wie er


IX

fcf)on im Saljre 1808 (Stapel ®d)x. S3b. L ©•


158) benimmt auSfpracf), als baö 3tel feines fiebenS,

^m funjlmdfüiger £)arfMung btc Sbeen, btc tym bie

l;6cf)flen waren, aue>$ubilben unb aud) Ruberen (eben*

big unb tt>irf(tcf> §u madjen;" unb als btc einzig an=

gcmejfene gorm für bie ©arjMung ber spijttofopfyie er=

fd)tene il;m ba$ ®efprdd) *) £)aß biefe gorm tym


feine millfürlid) gewallte, fonbern feinem fubjeettoen

©tanbpunete natf) not^wenbig unb natürlich war,

fprid)t er felbft an mehreren ©teilen feiner SSrtefe

mit Haren SBorten au&**) f unb eine SRetye tton 2Ceu=

*) „2ütf ber einen (Seite/' $etft c§ S^acftöci. <3djr. SBb. I. @. 221


(vom Satyr 1812.) „verlangt bk 3zit eine geteerte unb üoltftänbig
»orfauenbe 2tbl)anblung ; auf ber anbern fetye idj nicfyt, wie jidj bie

uotte (Srfdjeinung ber ^)f>ttofop^ic im ßeben unb in ben Singen felbjt

anberö, als burdj ©efyrdd) barjMen lajYe."»

**) 9? ad) g e(. ©d&r. 93b. I. ©.224: „9cur juwetlen wanbelt midj
$ttrd)t an, ba$ iü) metleicgt ttrvaü gu ©rofseö unternommen fyabi, crft=

lid) in ber S3erbinbitng ber ©peculation mit t)ifrorifct;en (Stubien, —


unb zweitens in ber barjtellenben Tlxt ber <3d)riftftellerei. Unb bod)
weif? \&) nicfyt, xoiz i<fy anberS tfyun foll" u. f. w. ferner
e b e nba f. ©. 296 : „Safj baß ©igene unb Snbiüibuette ba§ ßebenbigfte ifr,

ba§ iffc ja audj meine Meinung, unb eben beStyalb fdjreibe i^ ©efprdct)c;
td) fann (Sie öerftdjern, nid)t aus 9cad)al)mung ober 23orfa£,
fonbern au§ Srieb unb ©efütyl beS SSafyren. ty§U
tofoptjiren lann unb barf man nicfyt otjne ©pffcemj aber wie eben ba§
©nftem inbwibuell unb felbjrerfatyren wirb, baß läßt ftd? nur im ©es
fpradjc bavffcellen." — .^iegegen iffc §u erinnern, baf gerabe biefe fub=
jeetive <&titi be§ inbimbueuen @elb|terfar;rcn§ bk gleichgültige, ^fäl-
lige iffc , bk melmefyr abgestreift werben muß, wenn baß ©Aftern in
feiner reinen ©eftalt als objeetwe SOSa&ityeit mit über^eugenber ©e--
walt auftreten foll.
füerungen, bk ftd) burd) feinen ganzen S3riefwed)fel

tyn$tf)t, geigt beutltd) ben $ampf, in tr»etd)en ©olget


mit ber Seit unb mit ftd) fclbffc gertetf) burd) nid)t$

anbereS, als biefe gtotfd>en bem ©treben nad) einer

I unjlta'fcfjen gorm auf bei: einen unb bem rein fpecur

latfoen ©etyalt auf ber anberen <&tite fcfyroebcnbe unb

fdjwanfenbe (Stellung *) £)er ©etyatt wollte tym


nid>t gang in bk gorm aufgeben, bie gorm nid)t

völlig bem ©ehalte ftd) anpaffen laffen, weil bdbe

t>on £aufe avi$ einanber unangemeffen waren \ benn


bie einzig angemeffene gorm für ben fpeculatwen 3n=

tyalt ifi unb ,


bleibt bk jlreng btatefttfd>e, wie fte burd)

bie (gntwitfelung be$ ©ebanfenS felbjl geforbert unb

gegeben, naturlfd) entfielt — £)od) td) fann mtd)

einer näheren SSegrünbung ber SSefyauptung , ba$ bk

©efyrdd)6form nid;t bk wa^r^aft angemeffene, ge*

*) @. j. SB. Sftadjget. @<$r. S3b. I. @. 571. in einem SBriefe uom


Satyr 1817: „SEftandjmat »ergebt mir ganj bie ßuft weiter ju fdjteis

ben, wenn i(^ mir fo oorjtetle, wie td) bie (Sachen jufammen^uns
ftele, unb Stiemanb ftd) bie Sföüfye ö e & en ina 9> bie Äunjt ju merken.
3d) fomme mit- oor, wie ein. muptQer 5£i£Iing, beffen Pointen nie;

tnanb ftnben fann, nod) fudjen mag." — Unb cbenbaf. @. 620 oom
Satyre 1818: ,,3d) mochte gern baö Senden wieber a.anj in ba$ 2c=
ben aufgeben laffen u. f w. — SDa^er fam eö, baß id& mir bie fünfte

terifdje btatogtfcfye gorm gleich a(§ mein 3iet fyinfteUte, weit td) fürd)?
tete, über t>iz bogmatifd)e würbe mir entweber bk $tit barauf gefyen,
ober gar baö ganje Seben ber Sbeen, wie tfnberen, gu gorm unb
(Sdjema werben, gajr glaube id) nun, bap ify etwa« unternommen
i)abe, wa§ bie 3ett nid)t will unb mag.
fdjroeige benn , rote Sollet: befonberö in ben 9? ad) gel.

@d>r. 23b. IL ©. 190. f. ausführlich) au beroeifen

fud)t, bie allein angemeffene für bk ^üofoptyte fei,

um fo eljer enthalten, ba t£>egel barüber füv^lirf) (in

ber Beurteilung t>on (Solger'6 9£ ad) gel. ©d)r. inben

„Sal)rbud)ern für roiffenfd)aftlid)e S&itff," 2ter5(rti!el

1828 Sunt t>on © 860 an) mit gewohnter Siefe

gefyrocfyen, unb befonberS (<S. 865. f.) bie roefenk

lid)e &erfd)tebenl)eit be$ $piatonifd)en SialogS t>on

bem ©olger'fdjen aufgezeigt l)at, roelcfyer erfiere über=

oll, roo eS auf firenge GhttroicMung pl)ilofopl)ifd)er

Begriffe anfommt, rein bialeftifd) fortfdjreitet, rocty*

renb ©olger'S Dialog burd) bm ©;ara£ter ber ßon=

uerfation auci) bem Stfotfjroenbigen ben @d)ein ber 3u=

fälligfeit leil;t unb ba$ gehalten beS gaben&erfdjroert.


9£od) fonnte man gegen bie Verausgabe biefeS

Bud)e$ einroenben: (Solger felbji roürbe fte nid)t gu=

gegeben l;aben, ba er überhaupt ben £)rud: t>on3Sor=

lefungen mißbilligt. „93?an benft gar nid)t mel)r redjt

baran," fd)reibt er in einem Briefe t>om $al)r 1812


(5Zad)gel. <3d)r. 85b. 1. © 225), „bap ein Golfe
gium unb ein Bud) §roei l;immelroeit üerfd)iebene £)inge

fmb; barum roerben aud) fo oft SSorlefungen gebrüht,

roeldje Lanier iä) burdjauS nid)t billigen fann." —


2öer fteljt aber nid)t, bap l;ier nur üon bem burd)
ben Socenten feibft beforgten Tlbbrutf son i&m geljaU
XII

tener SSoricfungen btc SRebe ifl, nid)t t>on ber S3e=

fanntmadjung gehaltreicher Vortrage eines t)erftorbe=

nen Sel;rerS, ber nid)t mel)r felbji burd) SKebe ober

@cf)rift, ober burd) beibe aUerbtngg wefentlid) §u un-

terfdjetbenbe £)arfMlung3mittel bie (grgebnijfe feines

;lftad)benfen6 ber Söelt ttorjulegen vermag, unb auf

beffenSßerlaffenfdjaft, in fo mett ftc nid)t il;rer Statut

nad) $)rit>ateigentl)um bleiben muß, feine Nation wofyl


begrünbeten 2Cnfprud) fyat

2öaS nun mein 2Serfal;ren bä bei: SRebaction beö

SSerfeS betrifft, fo fann fd> t>erftd)em, ba$ iä) mid)

mit ber ftrengften ©erotffentyaftigfett an baS mir t>or=

liegenbe $eft gehalten , unb mir burcfyauS feine eigene

3utl;at ober ^bdnberung erlaubt Ijabe, außer ber forg=

famen geile unb 2Cbrunbung beS &t\l&, o^ne welche

aud) ba$ bejie ßollegtenrjeft nimmermehr dn Ie6bare6

S3ud) werben wirb* 2Cber aud) bei biefer unumgdng=

lid) notl;tx>enbigen ©ejialtung beS 2CuSbrucf$ entäußerte

id) mid), fo weit id) t>ermod)te, meiner gnbimbualu

tat, unb fud)te mid) m6glid)jl in bie beS tfutorS ju

x>erfe|em 5^6d)ten bie greunbe unb 3Serel;rer @oU


ger'S mir ba£ Seugniß geben, baß b\e& (Streben we=

nigftenS nid)t gan§ unb nid)t überall fein Siel t>erfel)lt

l;at! — £)aß i^ übrigens ©olger'S Seiten richtig unb

Dottftdnbtg aufgefaßt unb treu $u Rapier gebracht,

fann id) §ut>erftd)tlid) behaupten , ha ify burd) mehrere


XIII

früher geborte JSorlefungen mit (einen pf)üofo:pf)ifd)en

2Cnftd)ten fd)on jiemlid) vertraut, unb and) an ben

fd)önen ununterbrochenen gluß feinee> Vortrags ge=


woljntwar, ber eben burd) ba$, voa& tyn anzeichnete,
ba$ 9?ad)fd)reiben nid)t wenig erfdjwerte.

2tt$ td; ben $lan §ur Verausgabe biefeS 2Ser=

feS §uerfi entwarf, erfd;ien mir biefelbe als eine er=

wünfd)te ©elegentyeit, mtd) in eigenen, bem Sejcte an=

gelangten S3emerfungen über einzelne fun|lwijfenfd)aft=

lid)e Materien nd(?er au^ufpredjen. 9^a^ genauerer


(Erwägung aber gab ify auö mehreren ©rünben bteö

3Sorl;aben auf. (ES lag mir baran, t)or TOem (SoU


ger'S ©pflem in möglicher Efleinfyeit unb 8Mjlänbtg=
fett bem $)ubiifum üor^ulegen* kleine S5emer£ungen

unb mobificirenben , x>te(Xetd>t \)ie unb ba jlrettenben

Urteile würben ben reinen (Einbruch nur getrübt, ben

Sufammenljang gehört unb verwirrt tyaben. 2Cud)

faf) iä) ein, ba$ folcfye ^Bemerkungen nur bann frud)t=

bar fein konnten, wenn fte nid)t üerein^elt unb otyne

gemeinfamen Sftittefyunct ansäten, fonbern in bie gange

Anlage beS (SpftemS eingriffen, biefelbe entweber be=

ftdtigenb ober umgejfoltenb. #nmaf enb aber würbe id)

mir erfreuten, wenn iö) mir ba über ba$ ®an%e eine

entfcfyeibenbe Stimme ertaubte, wo ein £egel richtet,

ben iö) ate> meinen £e!?rer Jjod> serefjtre, unb tton bem
iö) aud) bei btefer ©elegenljeit lieber lernen, als mief)
XIV

mit meinem Urteil fetner tieferen dmfufyt »orbrdn=


gen mochte. Sd) unterbräche baljer lieber, n>a$ ify

über einzelne Erntete ber ©olger'fd)en 2Teftf>ettf , roie

über bie ttiel befpro<$ene unb bejlrittene Sronie, über

ben als roefentlid) unb gmei gange Gelten ber $unft


beljerrfdjenb an bie <Spi|e geseilten ©egenfa£ tton

@9tt»bot unb Allegorie, auf bem $ergen l)dtte,

überzeugt, eS n?trb bem tiefer gorfdjenben nid)t ent-

gegen, ba$ in biefen mettetdjt nid)t gang glücftfd) ge=

wallten SerminiS, wentgjlenS bei ©olger, ttefentlid)

begrünbete unb in ber »orliegenben £)arjlellung aud)

aDlfeitig entwickelte begriffe liegen, unb bap e3 bod)


gule|t auf biefe, nid)t auf bie tarnen, eigentlich an=

fommt £>ber liegt etwa in ben 2Cu3brü<fen antii


unb mobern, claffifd) unb romantifd) bie we*

fentlid)e 23egriff§t>erfd)ieben|)eit offener §u Sage? <5inb


nid)t üielmel;r jenes blop l)iftorifd)e, zufällige 23enen=

nungen, todljrenb ftd) in ben Ausbrüchen fpmbolifcf)


unb allegortfd) bod) ba& streben geigt, ben fub=

jiantiellen Snfyalt biefer beiben Äunftoetten aud) in

ben tarnen angubeuten? — £>a$£öort Sronle aber

mag aflerbingö unglücflid) gewallt fein, weil e$ an

bie l)od)mütl)ige $ü\ß)eit geroijfer moberner $unftan=

ftdjten erinnert, beren Sfrfultate un$ teiber in man=


ö^en ^robueten ber neueren ^oefte vorliegen. 2Cu$

ber l;ier gegebenen £)arjMlung aber wirb fyojfentlid)


XV

unbestreitbar erhellen, bap bte <3olger'fd)e gronie fei*

neSwegeS jene blop negative <5pige ber abffracten

(Subjectiwtät ijl, jene mutwillige SSernid)tung atteS

fubjlantiellen ©el)alt$ burd) bte SBiltfür beö Snbtofe

buumö, welche bte leere gorm an bte ©teile be$ 2öe=

fenö fegt 3 fonbern toietme^r ein tnfjattttoller roefents

lid)er begriff, ein bem fünftlerifd)en ©eijle md)t mite

ber notljwenbiger (Stanbpunct, als bte fdjaffenbe 23e=

geifterung fetbft. — £)od) td) gerade unüermerft tnö


Urteilen hinein gerabe ba, wo td) erfldren wollte,

bap unb worum td) ttorgog , midi) beffen gu enthalten*

Itn bk (Stelle ber früher beabftd)ttgten eigenen

Anmeldungen ftnb tum i£)inweifungen auf (Solger'S

übrige @d)riften, unb wo eS gwecfrndpig fd)ten, bte

bejidtigenben ober erlduternben sparatlelftellen felbft

au3 jenen @d)rtften*) getreten, beren Ttuävoafyt unb

9ttittl)eilung in ber Örbnung be$ üorltegenben ©pftemS


bem £efer md)t unlieb fein wirb, ba er nun bk ©er
fammtljett ber @olger'fd)en Stiftungen in biefem ®e*
biete, wemgjlenS in fo tt?eit fte bk allgemeinen tytin=

cipien fetbjl, md)t bk 2(nwenbung auf ganj einzelne

*; £>tefe ftnb: (Srnrin. SSter ©efträdje über ba§ ©#6ne unb bte
Äunft. 2 Steile. «Berlin 1815.

$P$tfofop$tfäe ©efyrätfje. <Srjte ©ammlung. SSerttn 1817.


SRadjaelaffene ©Triften unb SSrtefuxc&fel. herausgegeben öon
CubiDto SiccB unb griebrtcfy uon «Kaumer. 2 SSanbe, i
l
etp§tg 1826.
XVI

$unjfer$eugniffe angeben, in biefem S3anbe t>eretmcjt

finbet unb bequem überfein fctnn. OrS t>erflef)t ftd)

fibngenS aud) ofjne mein (Erinnern, ba$ jene @d)rif=

ten felbft baburd) feineSroegeS entbef;rlid) gemacht tt>er=

ben follen ober fonnen, ba ber Sufammenfjang bort

ein anberer tji unb natürlid) im 33ertyaltmp §um gan=

$en Sntyatt jener Sßerfe tyier nur SBenißeS aushoben


werben fonnte.

Berlin, im £)ctober 1828.

£)octor ber ^>f)Uofop^ie unb *Pttoatbocent.


%n§am:UtUtU<!)t

©ctte

33orl5uffge SBemertungen über «Kamen unb SBegriff ber tfeftyettf 1

£tftorifc§e Einleitung 11

ßrjlet S&etl. §Bom ©cfyönen.


(Srjter 2C6f<$nitt. tf&leüung ber Sbee beS (Schonen . . 47

3 weit er tfbfdjnttt. SSon ben ©egenfäfcen unb SSe§ic=

jungen, burd) welche bte Sbee beö ©cfy&nen nrirflid)

wirb 72

3wetter SE&cil. 23on ber Äunji

(Srjier 2Cbf(^nttt. (Sonjrtuctton ber Äunffc, beö ßünfc


lerS unb beS ÄunftwerfeS 110

Bttmter 2Cbfcfynitt. SJom (Seinen als <Stoff ber Äunjl.

1. S3om allgemeinen SScr^alten beS ©<%bnen als @tojf

ber Äunft 126


2. S5om Qottri^jcn (Seinen 136
3. S5om irbtfdjen ©cfyonen . . . . . . ...... - 156
4. «Born erhabenen unb (5d)6nen 180

dritter 2Cbf$nttt. SSon htm Organismus beS tunftle--

rifäen ©eijleS 183


1. SSon ber spoefte im allgemeinen unb üon ü)rer @in~

Teilung 185
2. SSon ber Äunft im engeren ©inne 249
XVIII

(Seite

Sttittex 2$ eil. SSefonbete £un|fle|>u.

(Srfter tf&fdjnitt. (Sinttyeilung ber fünfte 257

3 weiter tf&fcfynttt. SSon ber spoejte 267


1. SSon ber eptfdjen $>oefte 275
. 2. &on ber tyrifdjen spoefte . . 298
3* SSoii ber bramattfcfyen spoefte ........ 308

dritter 2C6fd)nitt. SSon htn einzelnen fünften . . 321


1. spfoftir* 321
2. bietet 327
3. 2Ctd)ttectur 334
4. gjjuft! 340
3ufammen§ang unb 33erfjctftnif$ ber fünfte 343
tfnmetfungen 347
23 et lauf ige SJemevfungen
über tarnen unb ^Begriff ber 2Ceftf)ettf.

&Jer einmal hergebrachte 9?ame 2Ceftfyettf wirb nid)t

allgemein in bem <5inne genommen, in welchem roirilm ge-

brauchen. £>ie 2lepetil foll un3 eine p&.tlofop&tfc&e


Scljre öom (Schonen, ober beffer eine p&Uofop&tfcfye
$unjflel)re fein; benn e3 giebt fein <3d)6nea im motten

(Sinne beS SBorteS aufüer ber Äunfl. §ßttxad)ten roir bie

Statur unter ber gorm be§ ©cfyonen, fo tragen wir ben

begriff ber $unfi auf t>k Statur über.

(£ntj?anben tft ber S'lamc 2Cejlfcettf ( eigentlich ßetyre

mm ber Grmpfmbung ober bem ©efufcfe) baber, ba$ man


unter biefer SBiffenfcbaft eine 2lnweifung fcerffanb, roie man
ba$ als fertigen ©toff bargebotene ©cf)6ne empfmben foll.

35aumgarten, welcher juerft bie ^ilofo^ic be§ ©d)6nen


unabhängig bargeftetlt §at, roar aud) ber erf!e, ber biefen

Flamen als wiffenfcfyaftlicfyen SerminuS gebrauchte, inbem


er ba$ <5d)6ne als eine bargebotene S5efd)affenbeit ber ©e*
genjldnbe betrachtete. 2lu3 biefer 2lnftd)t tft and) ber 2(uSs

bruc! (SefcbmacfSleljre entjhnben. Unter ©efdjmacf


ndmltc^ oerjfebt man bie gdbigfeit, t>a$ ©d&öne burety baS
i
©efübl in ben gegebenen ©egenfrdnbcn $u entbecfen unb auf

bunfle begriffe fcurücf ju führen, &lar fann ba$ bloße ©e=

fül;l nicfyt fein, unb ba(;er glaubte Saumgarten, oon ben


©runbfdfeen ber SBolfifcfyen spfytfofopfyie auSgcljenb, ba3

@cfül;l be3 Schonen Xaffe ftcfy ntcfjt naä) Regeln barjfellen.

gelten wir ba3 Scfyone für eine gegebene burd) ba$ ©e-
fül;l wahrgenommene Cngenfcfyaft , fo würben wir in ber Zfyat

feine befonbeve Sötffenfcpaft oom Sd;6nen aufhellen fonnen.

SGStr würben bie 2el;re tjom Schonen a(§ einen ^t)ett ber

Söiffenfcfyaft anjufeben f)aben, bie ftd) mit ben (Befüllen

befcfydfttgt: ber $f\;d)ologie; ober wir müßten ffe ata

einen £l)eil ber £)ialeftif betrachten, wie $ant bieS

getfyan f)at. £)iefev nafym bie £el)re com Schonen in bie

Ärtttf ber Urtl;eil3?raft auf, unb machte ffe alfo gu

einem Steile ber 25ta(eftif im mitexen «Sinne. (5t nal;m

jebod) ben S5egriff be3 Urteils nid;t bloS formal, fonbern

gugleicl) in S5e§iel)ung auf ben ©eljalt unb auf ba$, was


3i;m Urteil benimmt. @r fefct bemnad) einen notl)wenbigen

(Stoff be3 Urteils oorauS, unb unterfd;etbet eine äjifyes

ttf d> e unb eine teleologifdje Urt&eÜSfraft. Sene


befielt barin, t>a$ wir bei ber SBatywefymuna, fdjon burc^

ben bloßen Stoff gum Urteilen aufgeforbert werben. £>ie

«Begriffe muffen alfo naefy &anV$ 2Cnftd;t fd;on in ber

bloßen 2Bcü)rnel)mung unb tr)ren Stoffen gegeben fein, um


ein äjll)ettfd;e3 Urteil ju begvünben. @r rrdgt mithin hen

©egenftanb freilid) in ba3 Gebiet bes SöerftanbeS über, tfyeilt

aber mit ben grüneren hie 2Cnftd)t, baä Sd)6ne beruhe auf

bem mit ber 2Bal)rnel)mung gugleid) (Begebenen. — Gtben

fo gut lonnte man hie %tp)ttit als einen Styeil ber 9>ft>c^o-

(ogie befyanbeln.
£ialeftif unb $fwd)ologie befd;dfttgen ftd) nid?t mit

bem, wag fein fotf, fonbern biefe mit bem, mag wir als

gegeben öermtttclfl ber bloßen 2öafyrne*mung in unferer ge-

meinen Statur antreffen, jene mit ber gdfyigfeit gu benfen,

bie im £)cnfen gegebenen (Stoffe $u öerbmben. Betrachten

wir aber bie Äunjl unbefangen, fo werben wir an eine

anbere Bewanbtniß erinnert, inbem wir fefyen, ba$ ft'e et*

wa$ hervorbringen foll, wa$ aU ©egenfranb einer folgen


£)ar|Mung3art nod) xtifyt üorbanben war. Sie Äimfr fctyafft

auS bem Snnerjlen ber menfd)lid)en Statur etwas DbjectioeS,


baS fo, toie ft'e e3 gefcfyaffen Tt>at , aB bloßer (Stoff ber SBatyr-

ncfymung nicfyt ba tjl. ©elbjl ba3 dargebotene fonnen wir

nur att fd)ön betrachten, wenn wir einen ©cbanfen barin


verwirf lid)t ftnben, ber fiel) in ber Statur nid)t vorfmbet.

(£3 tjl alfo in ber $unjl etwas auSgebrücft, baS ffd> 51t

unferm SßabrnefymungSoermögen ganj anberS vergalt, als jebe

Staturwirfung.

£)ie obigen 2Cnftcr)ten reichen baljer nid)t au§. $liä)t att

£el)re t>on ber ©mpfmbung äußerer ©egenfldnbe fonnen wir

bie 2Cejtyetif betrachten; eben fo wenig famt bie bialeftifd)e

Betrachtung genügen. <Sd)on Rani mußte in bem ©egen-


jlan.be felbjl einen gewiffen Snfyalt als bereite gegeben an*

nehmen, ber nicfyt bloß burd) Bedungen beS 23erjlanbeS

l>ert>orgebrad)t wirb. £)teS beweijl, baß in bem fronen


©egenflanbe ein ^o^erer ©ebanfe enthalten fein muß.
fragen wir, wobin bie $unjl 51t rechnen fei, fo tjl

bie Antwort: $ur prafttfcfyen ^PtyUofoptyte. ©ie bringt


etwas aus bem ©ebanfen Ijervor, baS fte in bie £>bjecte öer*

pflanzt, baS aber burd) biefe felbjl niemals gegeben tjl, fon-

bern einzig unb allein aus bem Sewußtfem erzeugt wirb.


1*
Snbem wir mm unfcve ©ebanfen an duneren Dbjecten bar^

(feilen, fo fyanbeln wir. &af)et gebort btc Äunflt in bie

praftifdje 9tytfofopl;fe.

£a in bem ©djönen ein ©ebanfe aus bem ©elbjrs


bewußtfein enthalten ijl, fo fann baS (Schone nicfyt als

etwas für ffd; ©egebeneS in ber Statur aufgefunben werben,

fonbern nur als 9?efultat beS ©etb|ibewußtfeinS, als ein in

bk Materie hineingelegter ©ebanfe erfcfyeinen. ^ar)er giebt

eS fein ©cfyöneS außer ber itunjr.

£)aS 23erl)dltnif ift bem beS S^cd?te6 unb beS <Btaa^

teS völlig analog. @ine bloße @efd)macfslel)re ift roie eine

£el)re oom Sfacfyt, bie baffelbe als in ber Sftatur gegeben

betrachtet (Sftaturrecfyt). SBie baS Sfoturrecfyt eine bloße

Gl)imdre iji, unb nur im <&taate ein SRetyt exijrirt, burdj

bte freie SBirffamfeit beS SßewußtfeinS gefcfyaffen, fo giebt

eS and) fein 9^atur-©d)6neS. $Jlan fonnte einwenben,

wir fdt)en bod) aucr; bie Statur fyduftg t>on bem ©eftd;tS-

punfte ber ©cfyonfyeit an, ofyne an £unjr babet ju benfen.


£)er baburcr} erregte 3wetfel aber ftebt ffd>, wenn man er-

wägt, bafj eS einen <Stanbpunft giebt, wo wir aucf; bie

Dktur als Äunjfyrobuft betrachten, als baS ^robuft einer

göttlidjen Äunfr.

©elbff wenn wir bk menfd)lid;e $dl)igfeit juv ßunft

in fyofyerem ©inne betrauten, muffen wir fte anfel;en als

Äußerung einer göttlichen Äraft in unS. 2ttle praftifcfyen

Ärdfte beS menfdjlicfyen ©eijreS fyabzn eine f>6f>ere 2ßurjel,

unb tyre inbioibuelle Äußerung tfl nur ifyre jufdllige dx*


fdjeinung. £)ie gdfyigfeit eines 9ftenfd)en jur Äunjr iji 2(eu=

ßerung einer Jjo^eren gottlid;en Äraft. —


©o fönnen wir nun and) bk ganje 9?atur als SRcfuU
tat ber göttlichen Stunft betrachten, wenn wir uns aud)
©ott nicfyt gerate als Äunjtler bcnfcn. 2Bir feigen mibe;

mußt ba$ 23erl;dltniß jwifcfyen «ftunjfter unb SBcrf oorauS;


wir t>erglcid;en bie äußere jtunjl ^ Srfcfyeimmg mit Soeen;

wir fyaben bie bunfele Vorstellung einer Otegel im@inn, im


Sßergleid) mit welcher mir ben 9?aturgegenjranb fd)6n nennen.

2öir fefcen alfo einen ©ebanfen t>orau§, melier ber dp


fd;einung üoran gel>et, weld;er ibr ©ebanfe ifr.

Sn btefer S5etrad)tung i\t bk Vereinigung ber roiber-

jlreitenben Äunjr^rincipien gegrünbet: ber Statur ä 9? ach;

afymung auf ber einen, unb be3 Sbcaliftrcn§ auf ber


anbern <&cite. ©iefyt man t>k 9?ad)al)mung ber Statur als

l)öd)ftc3 ^rineip an, fo muß man i)k ©dt)6nf>ett a(§ gege=

beneS £)bject betrachten. SBer aber i)k Äunjt in baS Soea=

liftrenfe^t, muß fte als ganj praftifd), allein au$ bem 23e-

wußtfein fyeroorgefyenb anfefyen. Sie 9?ad;al)mung ber 9k>


tur aber wiberfpricfyt nid)t bem begriffe ber ^unfr, wofern
nur bie Statur ntdjt als bloßer ©toff, fonbern felbft au3

föefultat einer Äunft betrachtet wirb.


£>a3 ©d)6ne ijr alfo nad) unferm ©tanbpunfte abhängig
oon ber ßunjt, Ue feine £lueEe tjl; bafyer tft bie ganje SQStffen-

fd;aft eine praf tifdje. $ter f ann natürlich nur öon bem p l) i l o*

fopfyifcfyen ©eftcfytSpunfte bie Sfabe fein; atfeS 2Cnbere festes

gen wir r>on ber £el)re bom ©d)6nen au$. dJlan fann fid> mit

biefer £el)re aud) als Sedjnif, ober aB empirifd;e £l)eo;


rie befdjdftigen. Sedmif würben wir lehren, wenn wir fcraf-

ttfdt)c Mnfrler bilben wollten. Sn wie weit bie Äunft in

biefem ©inne gelehrt werben fann, wirb mfyfyzt unterfudjt


werben. Sie SSitbung be§ prafttfdjen ÄünftlerS laßt ftep nur

burdf) wtrflid)e 2Cu3ubung, burd) eigene 23erfud)e bewirken,


6

Unter empirifcljer SEfyeorte üerflc^en wir eine SSetracf)*

tung ber Äunft, weld;e SBerfe, wie fte in ber (Srfafyrung

ttorfommen, auf Regeln unb begriffe gurüdfufert, unb fo-

mit ben ©runb jur .Stritt! ber Äunft legt. Sei biefer

Unterfucbung gegebener ^unjtwcrfe werben nidjjt bie inneren

©rünbe ausgebrochen, fonbern gegebene 2Crtome üorau^^

gefegt. £)urd) biefe Uebung in ber 35eurtl)eilung ber Siimp


werfe wirb 83ilbung beS ©efdjmacfeS bewirft, als ber Ser-

tigfeit, ba3 ©d;one ju empfmben. £er 2Cu£brucf ©e-


fcfymacf aber tjl nid)t gut in bie wiffenfcfyaftticfye ©prad?e
aufzunehmen, ^a er bloß t>on ber ftnnlicfyen 2Bal;rnefymung

hergenommen tjf.

SQBeber &e$m£, nod) $ritif foll fyter gelehrt werben,

fonbern bie ßer)re r>on ben inneren ©runben ber ,ftunjttl)d~

tigfeit unb beS <Sd)6nen. (£ine folcfje Seigre t>on ben ©rün-

Wn ber £>inge tjt aber immer spfytfofopfyte.

£)ie SEecfymf muß voraus fegen, baß ba£ 2Cu6öUÜbenbe


im SBefentlicljen befannt, unb in jebem meufcfylidjen ©emütl;e
t>on felbff gegenwärtig fei, jumal intern, weld;e£ mit einem
Salente bt^abt ijt. ©ie lel)rt nur 2£nwenbung ber Regeln
burd) Ausübung, burd) einzelne v^anblung; bie ©rünbe
berfelben, fo xok ba6 ©arjujtellenbe muß fte ata gegeben

unb befannt t>orau3fegen. ©o fydngt bie Sedmif in i^rer

SBurjel mit ber $pi;ilofopl)ie gufammen, inbem fte, tok jebe

praftifcfye 2(nweifung, in \)cm 2£nwenbenben zttvtö ©egebe*

ne3 t>orau6fe£t, ba3 fte ntd)t jum 35ewußtfein bringen fann.

®an% tynlify ijr eS mit ber empirifcfyen Sfyeorie , auf


welcher bie ^ritif ber ßunjt beruht, <5ie ift ein 3ufammen*
fyang üon Q£xl enntniffen , ^k eine allgemeine SSebeutung fya*

Un, ftd) aber auf ba§ SSefonbere, auf bie einzelnen (Srfcfyet*
nungen begeben follen. S3ei Ausübung ber Ärittf betraf«

ten wir baS allgemeine ©efc& nicfyt als folcfyeS, fonbern

nur tw SSe^iebung auf baS befonbere ÄunftwerF. liufy fykx

wirb alfo baS allgemeine ©efefc unb ein 3ufammcnbang t>on

Regeln als etwas allgemeinem oorauSgefcßt, baS nur erfannt


wirb in ber 33ergleidmng mit bem gegebenen (Stoffe.

2Cud) bei tiefen bcfonberen gegarten über t>k 3tunff

wirb alfo notl;wenbig etwas SBefentlicbeS t>orauSgefe£t, baS

in bem menfcl) liefen SSewußtfem felbfit gegrünbet tft (SS

bleibt aber immer bte grage nacb ben legten ©rünben übrig,
bie weber Secbnif, nod; em^trtfdje S&eorte lehren fann, fon*
bem aüdn bk tytfitcfopfyk , welche bie inneren ©rünbe ber
Heber^eugung aufbeefen unb MeS auf baS menfcfylicbe S3e=

wußtfein gurücf fuhren foll.

hierin liegt ^ugleicl) bk Rechtfertigung unfereS Untere

nebmenS, Vte Äunff burdf) tyfytofoyfye bebanbeln unb gur

(Sinftcfyt bringen $u wollen, wogegen man maneberlei (Sin*

wenbungen gu machen pflegt. Sftan befcfjwert ftd) über bie

2Cnmagung ber ?>l;ilofopb^/ auä) Äunjl unb Religion untere

fucfyen ju wollen. $?an wdl;nt, biefe £)inge laffen ftd> nicfyt

auf ^Begriffe jurücffübren , niebt in ©ebanfen auflofen, fon*

bem fonnen nur burdf) ftd) felbji begriffen werben. £>aS @c-

nie, meint man, fei ein unmittelbares (Sinfcblagen beS l)6l;eren

geuerS in bm ©toff, ein SBunber in ber gewöhnlichen SSelt.

SSefrdnbe t>k spfytlofopbie in nicbtS aB bloß formalen

SSejiebungen, fo %atit man Sltfyt %btt bierin gerabe liegt

bie größte Verwirrung, ba$ man tk tybito\opl)k mit bem


gemeinen äkrjknbe , mit ber bloß formalen £ogtf t>erwecbfelt.

SBdre ba$ bloße SSejieJen fcon £>enfbeflimmungen bie #anb*


lungSweife ber tytylo\Q$t)k f fo fonnte fte freilief) nidfot in
: ;9
ba$ Söefen ber £)inge einbringen , unb wäre etwas 9ftcf)tige$

unb £eereS. d§ i|r aber tnelmefyr ber eigentliche S3eruf ber

3tyftofop&te , bie atyatfadjen ber (Srfenntnig 51t ergrünben,

m welchen fiel) baS SBefentltdje, bk Sbeen unferer QtxhnnU


niß offenbaren.

£a3 SSebürfniß einer pfyilofopfyifcfyen Betrachtung giebt

ftd) in ber Äimji felbft bei ber gemeinen 2Cnftd)t funb. $3a3
bie $l)ilofopl)ie bei ber Äunfl folle, tj! freilief) nicfyt gerabeju

ju beantworten. 2(uf bie $rage: „fann bie $l)tlofopln'e ber

Äunjl MnfHer bilben?" muß man fcfyweigen. £)ie befon*

bere Ausübung ber Ätthß fann bie spfytfofopfyte nicfyt lehren,

nod) weniger bem ßtmftler baS SBefentlicfye einpflanzen, befc

fen SorauSfefcung bie £ed(mtf forbert. £)ieS läßt ftcfy ntd)t

erfe^en burd; bie ^itofopfyte ber Äunft; e3 mug bem ®e;


mutfye be3 ÄünffterS oon oben gegeben fein. — 2ttfo wirb

melleictyt bie SJtyifofopfyte ber Äimjt baS beffere (Empfmben


ober SBerjleljen ber .ftunjrwerfe bewirfen unb ba$ ergangen,
waS bk ^ritif nidjt erreichen fann? @6 fctjeint, als fonnte

man biefe grage 5uoerftd)tltcf)er bejahen, allein and) biefeS

fann bie $l)ilofopl)te ber ßunjf ntcfyt leiften: benn gum fo*

genannten ©efcfymacf gebort and) eine urfprünglidje Anlage


im Sttenfcfyen, etwas in feinen ©rünben \lnbewn$te§, ba3
bie $)l)ilofopl)ie nid)t ^vorzubringen vermag. — 3Me
$l)ilofopl)ie fann überhaupt nichts fdjaffen. konnte fte baS,

fo wäre ft'e bie £raft unb Wlad)t beS <5d)öpfer3 felbft, voa$

nur frevelhafte Anmaßung behaupten fann.

9ftan fonnte bemnad) glauben, eine 9tytfofo$>ie ber

£un|t l)abe gar feine 2Birfung. £>te $l)ilofopl)te überhaupt

aber foü Deutliche, flare @mftd)t bewirken, ein S3ewußtfein

ntdf>t bloß t>on bem Crrfc^einenben , fonbem von ben innerffen


9
C%ünben ber Dinge, ©Raffen fann jte nicfyt bte religiöfe

83egei|terung , nidjt baS Mnfllergenie; aber waS barin oor=

gel)t, fann fte in feinen innerjlen ©tunben jur (Sinftcfyt bringen.

Kommen bie innerfren ©rünbe ber Dinge für uns gur ©m?
ftd;t, wirb biefe Gnnftcfyt unfer berrfcfyenbcr 3ufranb, fo wirb

baburd) unfer gan;eS Sewußtfein üercbelt, gu feiner eigene

liefen 83cfrimmung erhoben. Dtefe Skrebelung muß and)

auf baS wirfen, waS wir ausüben, muß alfo aud) Un


auSübenben $un|fler mit S3ett?ugtfem bilbm lehren; nietyt

mit bem gerlegenben, fonbern mit bem l)6l)eren SSewujfc

fein, welches unmittelbar einfielt, wie bie Sbeen gur (Ss?

fdjeinung werben. — 2Cbcr aud) ber, welchem bie $unjl


©egenjfanb ber S3eurtl)etlung ober beS ©enuffeS tjt, wirb
burrf) bie (gtnftcl)t m bte ©rünbe ,bte Äunjtgegenjtdnbe gang

anberS betrachten lernen. — Diefe (Einfielt ijt baS fyod;fte

3iet aller unferer gkjlrebungen , in fofern fte auf (Srf enntniß

geljen.

Der 3wecf unferer Unternehmung ijt. bemnad;: ^ur


(

ßinftcfyt §u bringen, waS baS SBefen ber ßunjt, wag im


.ftünftler tfyättg tjt, welche inneren ©rünbe baS ^unfrwerf
gu ber bejltmmten Offenbarung ber Sbee mad;en. 2Btr wer-

ben unS größtenteils an ben gegebenen ©toff galten, um


taxan jene ©rünbe §u entbeefen. SBtr werben fein Sbeat
einer ^un(i aufjteüen, wie fte fein follte. (Schaffen fönnen

wir nichts ; aber in ^m ©efcfyaffenen ben wcfentlid;en Äem


auffitzen, ijt unfere Aufgabe. Daraus, ba$ man bie .Sunjt

anberSwo fucfyt, als in ifyrfelbjt, entjleljen nur S3erirrungen.


2Bir muffen annehmen, ba$ bie SBeit nie oljne baS eigene
Itd>e innere SSefen gewefen ijt, nodj jemals fein fann; unb

nur bie twrfyanbenen $efultate Ijaben wir gubenufcen, nafy


10

bem nrir fte t>or allen richtig beurteilt unb bte wahren ton
ben falfcfyen untcrfcljtebcn fyaben.

3um <5d;luß notf) eine SSemerftmg über t>te SBtcfytigfett

ber pfytlofopfytfcfyen ÄunjHefjre mit befonberer Stödftcfyt auf


unfere 3eit. 3Me Äunjt unb ba6 ©cfyone fmb üor^üglid) ge-

eignet, ben Sttenftyen ju jenem (Streben nacfy Gnnftcfyt, mit-

hin jur $Pfytfofopl|)te anzuregen. £)ie Äunjl tritt in biefer

$inftd)t gu unferer Seit an bte ©teile, bie tm2tfter$um bie

9ftatl)ematif einnahm, welche bk 2ttten für bie bejle

(Sinletfung gur tyfylo\o)pi)k gelten. Sn ber Sföatfyemattf if!

aber bie 2lnfd)auuna, eine bloß formale, roorin e£ nur auf


ik £RetnJ)ett ber S3egiel;ungen, auf t>k (Smbenj anlommt,

beren ^Beobachtung ein ©efcfydft be3 blo£ uerfnüpfenben 23er*

jranbeS tjl. — Sic Äunji tyat mit ber 9ttatl)emattf barm

ctwaa 2Cel)nlid)eS, ba$ roir in gegebenen 2Cnfd)auungen Sbeen

wal)rnel)men , baß in ber (Srfcfyeinung etroa6 2Befentließ,

SnnereS liegt, ba$ über bk (Erfcfyemung fymauSgefyt. £)ie3

SBunber ber unmittelbaren 2frtfd)auung üon Gegriffen in ber

Crrfcfyeinung mu$ un3 reigcn, in bk innere Statur feinet

©efyeimniffeS einzubringen unb un3 an bie SBal)rnel)mung

tton ^Begriffen in ber SSefonber^eit ber erfcfyeinenben SBtrf*

licpeit gewonnen. £>k ®rünbe, burcl) welche e3 mögltdj)

ijr, baß fiel; tri einer äußeren @rfd)einung Sbeen offenbaren,


leuchten un3 ntd>t unmittelbar ein, unb X)k Unterfucfyung

eines fo rounberbaren (M;etmniffe3 mu$ uns bk befte Sföcfc

tung jur ?)l)ilofopl)ie geben, beren wefentltcfye Aufgabe e§


tft, 5U unterfud)en , voie in bem Gegenwärtigen ba3 SÖße-

fen, in ber befonberen (Erfcfyeimmg bie aEgemeine Sbee mU


galten tj!.
£>tftonfdf)e ©inteitung,

)ix muffen tm$ fyier auf ba$ befcfyrdnf en , n>a£ ft'df) uns
mittelbar auf unfer gegenwärtiges Unternehmen brö ki)t, unb
fonnen mityin feine öolljldnbige ©efcfyfcfyte biefer SBiffen*

fcfyaft, feine genaue Gnitwicfelung be§ ^tjlo'fifdjjen geben, bte

in tic ©efd)icf}te ber spfyftofopfyte überhaupt gel)6rt, unb


nur, in biefer if)re üolijldnbige SSebcutung gewinnt. SMeSiji
um fo mefyr ber gall, ba manche Sbeen lange Seit ganj

fcl;lummem, fo baß iljrer faum (£rwdl)nung gefd)iel;t, unb


nur gewiffe ©pocfyen in bcm fytjforifcfyen Fortgänge ber 9tyts

lofopfyte ba3 abgefonberte hervortreten folcfyer Sbeen oeran^


(äffen. <Bo oerfydlt e3 ftrf> fajr mit allen ^rinetpien befon=

berer etl;ifd^n Söiffenfcfyaften. £>ie SBiffenfcfyaften t>on ber

Äunjr, oom (Staate, oom3^ed)t, ftnb erfi in neueren 3eiten

abgefonberte Captinen geworben, nacfybem fte lange nur

fittcfweife in ^m ©an^en ber (£tf)if überhaupt befyanbelt


würben. £)ie allgemein l)ijfortfcl)e Betrachtung biefer ©e^
genftdnbe in iljrem 3ufammenl)ange mit 'oem ©anjen ber
?)l)ilofopl)ie gcl)6rt ba^er in bie ©efcl)id)te ber $l)ilofopl)ie

überhaupt. #ier fonnen nur einzelne einflußreiche S5el)anb-


fangen ber SCeftyetif, ^rineipien, bie mehreren ©#emen jum
©rtmbe liegen , an ftcfy betrachtet unb barauS bte allgemeinen
12

S3e|ftmmungen gur 23ergleid;ung mit unferm ?)rtncip gebogen


werben.

Unter ben ©riechen Ratten 9J?c^rcrc wenigstens bie

©runbfd|e tiefer SBiffenfcfyaft auf eine beflimmte SBetfe ge-

faxt, obg(eid) fte biefelben nid)t in befonbercn Sefyrgebduben

barjMten. 9iato.it l)at baS ©cböne faft nie als etgen=

tfyümltdjjen ©egenjtanb, fonbern nur gelegentlich bei anbern


bialef tifd)en SSeffrebungen betrachtet. £)er Segriff beS ©cfyös

nen war nocfy nid)t fo bejlimmt üon anbern etfytfcfyen S5e-

griffen abgefonbert. ty l a t o n ' S Meinungen barüber tonnen


baljer nur nacr; §erf!reuten SBinfen angebeutet werben. $er=

möge ber £krmifd)ung aller etfyifcfyen ^rincipien wirb baS


y.ulbv immer mit bem ©uten auf einen Segriff ^urM-
geführt, unb jM)t immer äugleid) im ©inne beS honestum
unb decorum ; bafyer aucr; bie SSerfnupfung üon x«?.6v y.al

aya&Sv. g§ ijt überall nur ^k erfcfyeinenbe <&eitt beS ©uten.

£)ieS wäre jebod) falfd), wenn wir ben begriff beS ©uten
nad) neuerer $l)ilofopl)ie anfeljen. S5ei ben 2llten lag barin

äugleidb bie 23orffellimg einer Sßirffamfeit, eines <5d?affenS

auS bem l)cd)j!en S3egriff; bafyer baS <Sct)6ne bamit t>er=

fcrmtols.

(Sin lebenbigeS S3eifpiel fyierwn giebt 9>laton'S ^Ijd*

broS. tiefer Dialog befcfydftigt fiel) gwar nid)t au^fd?lte^^

licr) mit bem ©cr;6nen; aber wir fel;en barauS , waS ?)laton

unter bem y.alhv in S3e§iel)ung auf baS l)6d)jre ^rineip ber

©ittlid)feit t>erftel)t. £aS£6d)jte, bie Sbee üon20iem, baS


23ollfommene wirb felbft at6 ein ©egenjtanb betrachtet, wek
cfyen hk üollfommenen (Seelen anfd)auen unb t>or biefer 2Belt

angebaut fjaben. 3nbem,i)ier baS TCbfolute als ©egem


fhnb ber 2lnfd;auung betrachtet wirb, geigt ftd) fdjon btc
13

Siidjtung, baffetbc atö eins mit bem Schonen anheben,


©o faßt e| ?)(aton audjj wirflid;, wenn er fagt, btc <5ee-

len treffen in ber gegenwärtigen SGBclt gewiffe ©egenjldnbe

an, welche fte an jenes Vollkommene erinnern, unb biefe

©cgcnjldnbe ftnb fd;ön. £>iefe 2)ar|MlungSart, bie im


9)l;äbro§ gan^ bilblid) unb mptbifd) au^gefü^rt wirb, jeigt,

ba$ $Platon ftd) unter bem <3d)6nen eine (Stfcfyeinung ben-

fen mußte, t>k etxva$ 2öefentlid)e§ enthalt, wobei wir un3

eines Vollkommenen bewußt werben. (2$ liegt alfo barin,

\va§ fd)on oben angebeutet ift, bie Sftotbwcnbigfcit ber Sbee


im ©cfyänen.
Von einer anbern <5eite fufyrt ber größere $'uppia$
auf baffelbe S?efultat fein, tiefer Dialog ift ganj bialefttfc^
£)er ^Pbilofopl) fangt bal;er feine Unterfudnmg t>on außen an,
voaö im ?>bdbro3 umgefefyrt iji. Snbem er t>en <Sopf)ij?en

^g>tppta^ fragt, xoa$ ba$ ©cfyöne fei, nennt biefer einzelne

fd)6ne ©egenjldnbe. ©ofrateS futjrt ü)n gu ber ßinfidjt,

baß in biefen einzelnen fingen md)t t)k ©cfyönfyett an ftdt)

liegen fonne, H^ man auf bie Sbec ber ©cfyönljeit gurüc!-

geljen muffe, ^k l)ier t>on bem 2(nge nehmen unb üftu^


liefen bejlimmt unterfd)ieben wirb. 2(ber mit bem SBefen

be3 ©uten fallt ba£ <Sd)6ne and) fyter jufammen.


£>te im $tyät>ro§ ausgekrochene Sbee ift nod) in an-

bem §)latonifd)en Dialogen enthalten, 9ttan fonnte ©n*


wenbungen bagegen mad;en, t>a^ bk$ whtiity bk 9)lato*

nifcfye 2Cnftd)t fei, wenn man ftd) erinnert, wa3 tytaton in

ber Sfte publik gegen (Snbe beS 2ten 23ud)e3 unb im an-
fange be3 3ten, aueb im loten S5ud)e gegen t)ie Siebter

äußert, bie er ^ter »erfolgt unb in feinem oollfommenen


<&taatt nid)t bulben will, weil fte lügen. %n einem anbern
14

£>rte, in ben ©e feigen, giebt er eine Anweifung , wie ber


©efefcgeber lügen folle, um burrf) rmjt&tfcfye 23or|Mlungen
ber Sugenb ©ewolmung beizubringen. £)te Dichter aber

ergießen nidjt auf btefe -SBetfe, fonbern verbreiten v>erfe^rte

23or (Teilungen , unb bieg ijt ber ©runb fetner Angriffe gegen

biefetben. Auf bem ©tanbpunfte ber $latonifd?en Stepubltf

als eines ibealen .ftunftwerfeS kennen wir jene Angriffe recht-

fertigen. £)enfen wir unS ben <&taat als ©efammtfyett beS

gangen ftttlicfyen MenS felbjt als ein ßunjlwerf , fo muß


bie spoefte ober bie Äunjl felbjt als in btefem (Staate auf-
7
gegangen erfcfyeinen. £)teS war $>laton S Meinung , welcher

wir freilief) nid)t beipflichten würben. £>od) gebort btea

mel;r in t>k 9)olitif. £)aß wir als bie Quelle biefer 2üu
griffe ntd;t einen perfontid;en $a$ beS $l)ilofopl)en gegen

t)k SMcfyter oorauSfc^en bürfen, beweijl baS Q£nbe ber ©tei-

len im 3ten unb im loten S3ud)e, wo er i>k £icfyter als

angefüllt üon einem göttlichen SÖefen, als mfptrirt anfielt

(SS geigt W bieS ferner ganj flar im ©ajtmal)l, wo oon


t>em ©cfyönen t>orgugSweife ge^anbelt wirb. £)en AuSbrucf

einer göttlichen Snfpiration muffen wir nmtlnfcl) nennen; eS

liegt aber in t)m nrntfyifcfyen 2CuSbrüden ^laton'S ein ge-

wichtiger ©inn; benn ftc ftnb nicl)t bloße Allegorien ober

S3ergleicl)ungen. lind) im Son, beffen Qtfytydt freiließ oer=

bäcfytig ijt, ftnb hk SMcfyter oon ber ©ottfyett felbjt begei-

fert, unb begeijtetn wieberum ifyrerfeitS t>k barjtellenben

ftünftler.

&aS 3ufammenfließen beS <5d)6nen unb ©uten ijt nadf)

bem ganzen bamaligen ©tanbpunfte reiel) an Einfluß auf


t>k ^latomfcfyeJPljilofoplne. 3)afj aber 9)laton gegen tk
9)oeffe, befonberS t>k bramatifcfye , eingenommen war, ba*
15

oon ftnben ftd; and) äußere ©rünbe tu bei- (Sinnesart be$

23olfe3, beffen fmnltdje 3vid)tung 51t ^laton'S 3ett fajl ganj


auf bte ßunft l;mau§ ging, wogegen anbete Sbeen fefyr jus

rücf traten. UebrigenS oemurft er im ©orgiae> alle grte^

cfyifcfyen $)olitt£er, MjftbeS ausgenommen, eben fo wie tu


ber Ofapublif bte £)id)ter, 00m rein fpeculatioen ©eftcbt^

punfte aus. — Sn ber $auptfacfye l;at ^Platon ben wahren


©eftd)tö^unft gefunben.

2trijlotelc3 fyat ntd>t ba3 (3d)6ne unb bte Äunft üfrer-

Ijaupt, wol)l aber bie spoeffe inSbefonbere in fetner $oettf


bel;anbelt. v£)ier tritt uns eine anbere <5d)wiertg?eit entgegen;

bie Trennung ndmlid) in Ghn&irie unb formale £ogif, wo^


burd) feine $P#Iofop()te ba3 3ufammengel;6rige fonbert. £>ie

©toffe nimmt 2Cri(foteleS faft immer aU gegebene an, unfc>

fttcfyt fte in formalen 3ufammenl;ang gu fe^en; bod) liegt

in ber SKegel eine tyofyete 2Cnftd;t jum ©runbe, unb er trifft

berounbernSroürbtg, obgleich er ntcfyt bie inneren ©rünbe gum


Seroußtfein bringt. ©0 fte&t er aucfy i>k ßunji aB etroaS

©egebene3 an, leitet fte t>on bem triebe ber ^acfyafymung,

fyer, unb raifonnirt über ba$ begebene. £)er platte @e-


banfe ber bloßen üftacfya&rmmg aber, i>m tym bk teueren
untergefd;oben l;aben, i)l ifym fremb. (£r l>at nie gefagt, baf*

ba$ in äußeren ©egenjrdnben jufdm'g ©egebene 3n>ecf bete

Äunfl fei. 2)er 2£uSbrucf, beffen er ftd) bebient, tjr ba§


SBort (.df-ir^ig, welches m$t burd) baS bcutfcfye 9lad)aty
mung erfdjöpft wirb. S5effer wäre £)arfiellung; bemt
an Gopie ber erfd;einenben 2öirflid)feit ift babet nid)t ju
benfen. £)aß 2Crif?otele3 unter biefer (it^oig ttwa$ ^ofyes

re§ badete, eine SSilbung aus einem $Princip , nid)t nad) ber

bloßen SBatymetymung, laßt ftd> au3 ber Sftdjtung feiner


16
göin^en ?)oetif bereifen, @r fagt, ber SMcfyter muffe nid)t
barpellen, wa$ gefeiert fei, fonbern voa$ nacl) ©efe^en
ber 9?otl)wenbigfeit unb 3öaf)rfd;cmlid;feit fyätte gefeiten

follen, — cmpirifdje 2lu3brMe, beren ©runb barin liegt,

ba$ ba$ SBafyre, ber eigentliche SDtfttelpunft, bei tym nicfyt

jur @infidj)t gebracht wirb. £)ie pl)t)ft?alifd)en Poeten (


#*;-

cioloyoi), bie bloß 9latur fcfyilbern, rechnet er nid)t 51t ben

£)id;tem, weil fte nid)t nachtuen ober t>ielmel)r ntcfyt bar-

pellen, fonbern bloß lehren, waSijf. lind) £)id)ter, bie ben

Sftenfcfyen barftellen, wie er gewölmlid) i|r, ergebt er ntd)t

5um Spange echter Äünftler.

$iel)er gebort and) feine gewölmlid) mißoerjranbene

£el)re oon ber Reinigung ber ßeibenfdjaften burdj


bte £ r ag 6 b t e. £)ie Sragobie , fagt 2Crijlotele3 , foll gurdjt

imb Sftitletb erregen, nid)t wie im gemeinen £eben, fonbern

fo , t>a$ biefe ©emutl)6bewegungen ^ugleid) gereinigt werben.

Qt$ liegt barin beutttd) bie gorberung oon etwas £öfyerem.


£>a$2Bort xa&aQöig, beffen ftd) 2lriffotele3 bebient, tjt aud)

ein mt)tl)ifd)er unb religiofer 2Cu3bru<f , bie Befreiung fcon

einem gewiffen zauberhaften Sänne, t>on religiofer <5d)ulb

u. bergt be^eidjmenb. ©0 ftel;t nun 2(rijloteleS and) t>k ZcU

benfd)aften an aU etwas ben 2D?enfd)en SSerunreinigenbeS,

wa$ gereinigt werben foll, inbem eS auf eine tbealifdje

Söeife erregt wirb. £)ie unreinen £eibenfd?aften werben


tterebelt burd) bie 3)arfkllung in einer l)6l)eren ibealen gorm.
ttebrigenS foll bie Sragobie nicfyt überhaupt \>k £eibenfd)aften

reinigen, xvie e3 23iele unrichtig gefaxt fyaben; 2Criftotele3

fagt auSbrücflid) : gurcfyt unb 50^ttletb follen gereinigt werben

unb bergleicfyen £eibenfdjaften. £)iefe Effecten follen $war


empfunben werben, aber auf bie rechte 2lrt, nicfyt aB bloß
17

ottS ber finnigen @rfd;einung l;erfkmmenb, fonbern auf

wcfcntltd&cn Gegriffen berufyenb. £>ie Äunfl foll t>on bem


Sßa&nfmne ber £cibenfd;aften feilen bureb SötfttfyeÜimg einer

l)öl;eren S3egei|?erung. £)ieS ifl 2CriftoteleS ©tun, wie aus


mehreren ©teilen gan^ ^ wirb, 5. 25. Polit. VIII. 6, 15,

voo er über baS glotenfpiet als ein Mittel ber y.ud-aQoig

fprid;t. SBcrgt. 7, 4.

SGBenn er ferner üon ber ©cfratt beS ©cfyonen


fyricfyt, fo fefet er bie ©cfyönljett m ©rüge, Wlaafi unb
Drbnung. Gin [ebener ©egenjlanb muß ntd;t $u Kein unb
nicljt gu groß, unb bie ©röße muß burd; 9)kaf unb £)rb=

nung überfefybar fein, — lauter äußere Äenngeidjen, bie

aber auf eine innere S3ollfommenl)eit beuten unb einen in

ben SMngcn felbffc voaltenben 23erfrant> üorauSfe^en, mithin

auf einem begriffe berufen. $flan muß bei 2(rij?oteleS im-

mer ben 3ufammenl)ang beS (Ban^n betrachten; l;at er

gleich bie ©adje nur auS formalen ©eftcfytSpunften ange=


fel)en unb bargefMt, fo liegt boefy in om fd^etnbar gor*

malen ein roefentlicfyer ©efcalt.

Unter ben feuern, bie 2lriftotele3 fel)r fyotf) feilten

unb als 23orbilb bcttadjUten ,


jte&t £effing oben an. (£r

polemiftrte mit ©lud gegen bie geffeln ber fran^oftfe^en

Dramaturgie, achtete aber bennod) 2CriffoteleS feljr l;od>.

Vermöge feines fc^r fdjarf raifonnirenben SSerjranbeS ging

fein Söerfafyren felbj?, wie baS beS 2£rijloteleS , immer nur


auf baS £>rbnen, auf baS gormale; aber es brücft ftd) in

feinen ©ebanfen burcfygdngig baS SBafyre aus. SBenn 2ef^

fing ben 2trijtoteleS einen ßrufu'beS ber Poeten nennt, fo

gel)t er barin vooty $u vocit^ t>on feinem ©tanbpunfte aber


i(! feine Zkbt für 2CrifbteleS ttityt ju tterroerfen. <£r war
2
18

ein einftd)t3ooller unb billiger 23erel)rer beS 2frijrotele3 , un&


biefe 23erel)rung l)at bei ifmt tue fdjonfren grücfyte getragen.

Sßeniger laßt ftd> bie^ oon ben gran^ofen unb G^ng-


lanbern fagen. 25ei ifynen l;errfd)t mefyr ber 9?ame bee>

2Crijfatele6, als fein ©pjlem unb fein ©ei|t, inbem ftc alle6

oberfldcfylid) auffaßten unb bie inneren ©rünbe überfafycn.

$flan fann nichts grud)tlofere§ fennen lernen, als bk 2£b*

fyanblungen be3 ßorneiüe über feine eigenen ©tücfe. —


Unter btn (Engldnbern v)at befonberS tyopt ben 2(rijrotele§

fefyr oerel)rt, ber wahren (£inftd)t feines SßolfeS aber eben

baburd) fefyr gefcfyabet, inbem er ftc ifyren größten £>id)ter

<5f)affpeare oerfennen lehrte.

Biotin foll nur genannt werben, um ju geigen, baß


bk ganj abjlracte 33etrad)tung3weife be3 ©cfyonen aud) fd;on

bd ben 2Clten ftd) ftnbet. £5a3 <3d)6ne ift tl;m bk (£rfd)ei-

nung, in welcher bie gorm berSbee bte Materie überwiegt.

£)ie Sbeen ober begriffe muffen ffd) aber im (Stoffe felbjt

üolljldnbig auSbrücfen. SeneS Ueberwiegen ber einen <&tite

fann man nid)t anberS, als burdf) eine rejTectirte 2(bftraction

bewirft benfen; auf anbere fSSetfe tfi ba§ abgefonberte @:r-

fennen ber gorm ber Sbee unmoglid). £>k$ ftnnltd>e <5d)6ne

tjt aber nad) $lotin'3 2Cnftd)t ein unoollfommeneS. £>a$


wafyrc geijlige (5d;6ne iji olme allen äußeren (Stoff, unb
wirb erft ernannt, wenn wir un$ von biefcm (Stoffe ganj

abgewenbet l;aben , unb bie (Seele bk Sbeen felbjf anfdjaut.

— 9ftan erfennt fyier einen (Schimmer be3 ?)latonifdS)ett

Zid)tt$. ?)laton oerjfanb aber unter feinen Sbeen nid)t foldjc

burd) Trennung t>on gorm unb (Stoff entpe^enbe 2tf>ffracta.

Sn folgen ©efpenjfern ber (SmbilbungSfraft fann bk <Sd)ön=


t>e£t nidjt befielen. 3>laton fanb t)ielmel)r gerabc barin ba$
SBefen be$ ©d)6nen, baß wir buvd; Sßafyrnelmiung bes

©toffeö an bie Sbee erinnert werben. Biotin hingegen nennt

tnt $td)tung be3 ©eijfeS auf baS .ftorperu'cfye auSbrüdtid)

baS |)äß(td)e, oon bem ftd; bie ©eele reinigen unb ftd> bem
©eifrigen nähern foUe; je mer)r fte bag tr)ue, bejlo mefyr

werbe fte fclbft eldog ober Sbee. — darauf beruht Biotin'»

£l)corie oom ©d)6nen; abfrract ijr biefe S3etrad)tungSweife,

weit ba£ ©d;önc in ben Mögen 23egriff, in bie leere gorm


gefegt wirb , ba e6 mclmeln* gerabe in bem @ntgegengefefcten

befreien muß , in ber (Smtyett beS SSecjrfffeö mit ber Materie,

in ber völligen £)urd)bringung oon ©toff unb gorm. —


4

2(nbere Sfteupiatonif er , befonberS 9)roclu3, führen nur


t>k $latomfd;e (S'inljeit be£ ©uten unb ©d)önen weiter aus.

Songtn'S ©djrift t?on bem @rl;abenen wirb gewobm


lid) f)oä) gepriefen. ©ein 3eitatter tjr ungewiß unb felbft"

fein $tamt nid)t ftd>er. 2Cüc§ wa§ er über ba$ @rl)abene

fagt, ijt nur auf t>k $l)etortf berechnet, unb feine ©djrift

t?ermutt)tid) nur ein £t)eit ber S^etorif. ©ie befreit ftd) nur

auf btö Sedmifdje, auf bie 2Crt, rok in ber £ftebe ba3 (£r-

tyabene auSgebrücft wirb. — $orattu£ in ber Ars poe-


tica unb einigen Riffeln fyat nirgenb ein eigentlich pt)i(ofo=

pr)ifd)es> ^Princip über Uc $unft unb ba§ ©d)6ne. — &uin=


tili an tft ein fd)arfffnniger unb gefcfymacfüotter Kenner ber
alten Literatur, ber befonberS im loten S5ud)e oiele glücf^

ltd;e Urteile über alte JMffftet fällt. — 2Utd) 9>Hntu6


tjr als r)ijforifct)er gorfcr)er t>on SSebeutung.

|>ier fließen ftd) bie teueren an, aunädjjrbte, welche


oon bem ©runbfafc ber 9lad)al)mung ausgeben. — SSafc
ttux \)at burd) feine ©Triften: „2)te fronen Äünjle
auf ein $rtncip gurücfgefüt)rt", überfefct t>on So-
2*
20

l;ann 2Cbolpl; ©c^tegcl, unb „Einleitung in bie


fd)önen Söiffenfdjaften", von Garnier überfe&t, in

ber £t)eorie be3 <Sd)6ncn großen ©cr)aben angerichtet, fifc

bem er ben ©runbfa£ ber Sflatwc * üftadfrafymung , auf bie

plattete SBeife oerjfanben, baburd) verbreitete.

9fler;r ^pi>ttofop^ifd)c <St>ffeme glaubten unter ben neue-

ren Nationen einige SDeut fcfye unb (Sngldnber aufju-

(reiten. S5et ben SDeutfcfyen überwog ber Sorman^muö


oberSnteUectualtSmuS; bei ben Engldnbem war ber

©enfualtSmuS ba3 r)errfcr)enbe sprinetp.

£)er ©ttfter ber intelTectualtjftfdjen 2Cnftcr)t unb ber

tfeftyetif überhaupt, als einer befonbern £)t3ciplin , tjt %Ur-


anber SSaumgarten, ein ©cfyuler SBoif'S. <£r gel)t

von bem 9)rincip ber SSoUfommen^ett au$, weldjeS

fcr)on bei SBotf allem (Styifdjjen jum ©runbe lag. &ennod)


tft bie tfefrljettf SSaumgartenS nid)t ganj etln'fcr); benn e§
wirb für ba3 ©d>6ne nur bie 2öar)rner)mung ber SBollfoms

mcnr)ett in ber SBirfli cfyfeit geforbert. 23ollfommenr)eit tjt

tym bie 33efcf)affenr)ett eines £>inge§, vermöge beren e£ fei*

nem SSegriffe angemeffen ijr. £)iefe SSejlimmung aber wirb

baburd) bebenflid), baß unter bem begriffe naefc SBolf


bie leere gorm, bie bloße Definition oerjtanben wirb. Sene
S3ottfommcnl)ctt nun lagt ftcr) nacr) Saumgarten nur burcr)

ben 23erj!anb, burd) ba§ logifdje Vermögen ernennen, weis

d)e3 bie Quelle ber leeren ©eelenfrdfte nad; SBolf $ Un-


terfcfyeibung tjt. 3ur 2Bar)mel)mnng aber fytlft tiefe blofjl

logifdje (Srfenntmjji ber $oli1ommenr)eit nichts, unb ba3


<5d)öne befielt nun eben barin, ba$ bie 23oHfommem)eit
einer <5ad)e in tyrer @rfd;einung wahrgenommen wirb. ~
@in ©efül)l vom 3frd)tigen lagt ftd) l)ier nid;t üerfennen.
21

9?un tft aber t>te SGBafywefymung nad) SSaumgarten'S S5e-

ffimmung bie Grrfenntnißart ber Singe nid)t nad) iljrem S3e-

griff, fonbcm rok fte gegenfeitig in einanber einfließen unb


ben SSegriff trüben unb verwirren, mit einem SGBortc: bk
verworrene (SrFenntmfjl ber £eibni^ 2Bolf'fd;en SorjMung
gemäß. Sie ©eelenfrafte, welche ftcb mit ber Söa^r-

nefymung befd;dftigen , ftnb bie nieberen; unb auf tiefen

beruht alfo aueb bie ^arpelXung beS <Sd;6nen. Sa auef)

ba6 ®enie erfldrt S5aumgarten als eine vorzügliche Wlafyt

ber nieberen ©eelenfrdfte.

S3aumgarten'6 üftacfyfolger Ratten fafl alle feine S3or-

ftcllung ntdf>t einmal begriffen, ©ie entwickeln in ber SJte

gel nur pfvdjologifd) , xok wir ben Segriff verworren wafyr*

nehmen. <&k feigen an bie ©teile be$ ^Begriffes meiffenS

gar bie 3wecfmdßigfeit ber Singe, unb man verfhnb


nun unter £Mfommenl)eit nicfytS anberS als 3n>ecfmdßigfeit.

<5o überfd;ritt man SSaumgarten'S eigenes 9)rinci», bejfen

33ollfommenfyett femeSwegeS hk 3wetfmdßigfeit ijl; bmn


tiefe gel;t nad? außen, wdfyrenb bk fBotffommenfyett bk
SSefcfyaffenfyett be3 ©egenfknbeS an ftd; felbft unb in 83e*

^ielmng auf fiel) felbft tjj, unb bmfyauS auf feiner 23er-

glcidnmg beS Ringes mit bem äußeren, fonbem bloß auf


SBergleidnmg be£ Ringes mit feinem SSegriffe beruht

33erjM)en wir aber aud> SSaumgarten recfyt, fo tjt bod)

in feiner 2el)re ein Söiberfprud). Äann ber SSe^rtff nur


burdj) ben SBerfianb wahrgenommen werben, fo gefcf>te£;t

bk$ nur in bem ©rabe, aU ftd) t>k <Seele von ber föer^

wirrung ber SBabrneljmung befreit unb ^ur 2lbfft:action er=

fytht. SBaS aber burd; bie verworrene Grrfenntniß wal)rge=

nommen wirb , frum nid;t als bem sprinetp ber UMfommem


22

feit entfpred)enb angefeben werben. — ©ine 2£u3flud)t fanb


Sßaumgarten in bem SerminuS „finnlid)e 23 ollf om-
ni enl) ei t", worin aber ein äÖiberfprutf) mit feinem eigenen

©pjleme liegt, intern tiefer 2üt3brt*cf ben erften 9)rdmiffen


wtberfrrettet. £)ie einzige £3efd)omgung wäre baburd) mög^
lid), baj? man annähme, ber S3egriff burdjbringe aud) bie

fmnltcr)e 2Bar)wefymuncj ftufenweife , unb fei mityin aud) in

btefer, wenn gleid) in getrübter ©e|ralt, ttorljanben. £)a3


@d)6ne würbe aber bann nur in ber S5etrad)tung$>weife,

nid)t in betn ©egenflanbe liegen; e§ würbe nur eine gorm


fein bie £)inge $u betrachten, vermöge beren wir bei ber

Sßafymefymung $ugleid) auf ben begriff reflectiren. 9la<$)

ber ganzen 2Bolffd)en %xt ju benfen, giebt eS aber feinen

Unterfdneb jwifd^cn gotm unb 3nt)alt, wenigjrenS nid)t,

in fofern biefer ber begriff ijf. Sjl nun aud) ba$ SBer&äte

niß be3 £3egrtffe3 ^um Stoffe nur formell, fo fonnte t>k

^eflerton auf ben SSegriff nur barin befielen, t>a$ wir burd)
2lbjfraction nad) unb nad) ba£ ©mnlid)e be3 ©egenfknbeS
wegfebafften. ©o würbe aber burd) 2lbf!reifung beS ©inn-
lieben ba$ ©d)6ne felbjf aufgehoben. SMefeS <3t)jtem ijt alfo

Doli oon SBiberfprüdjen , welche jebocl) bei ben 2tnfydngern


ber SBolf fd)en ^bftofopbie nid)t jum SSewußtfein famen,
ba jene Sbeen gleid) urfprünglid) auf eine tobte unb flumpfe
Söeife gefaßt würben.

9lid)t$ be|toweniger r)at biefeS ©yjfem lange gewirft

imb ba$x beigetragen, falfcfye 23 or (Teilungen gu oerbreiten.

£)a$ <5d;öne wirb barin befonberS baburd) fyerabgefefct, t>a$

immer nur t>on ber f örperlicfyen ,


fmnlid;en ©djjöntyett bie

Sfabe i(!. £)aS ©innlid;e, al§ djarafterijtifd) für ba$ 6d)6ne

betrachtet, befcbrdnft ben begriff, inbem eS ba$ Käfern


23

einer geilen <&<tybn\)eit ausließt. #u3 biefer 23orfrellung

entffanb auä) ber ganj verwerfliche 2Cu3brutf: , f frf)6ne SGBifs

fenfcljaften", im ©egenfafc gegen bte fd)6nen fünfte, bie

nur auf ba§ ©innlicbe SSe^ug fyaben feilten, ©ine 2%


nung be6 3Bal;ren liegt bei SBaumgarten in ber Anerkennung,
baß im ©cfyönen ein 33erl;ältniß ber Skrfnüpfüng be3 23e*

griffea unb ber (Erfcbeinung ftcr) ftnbet, welches ber $er=


franb nicfyt erklären fann. £)iefe 2(l)nung, baß auf einem
Witten ©tanbpunfte begriff unb Ctrfrf)einung auf fybfyexe

SBeife üerbunben ftnb, ift in biefem (Spfreme wirflid) au3*

gefprocfyen.

Unter S3aumgarten'3 Nachfolgern, bte jum Zfyeit über

fein ?)rincip l)inau3gel)en, befcfydfttgte ftcfy 9ftenbel3fol)n


fafi nur mit pfpcbologifcfyen Unterfudjungen über bte größere

ober geringere Älarfyett be3 SSegriffeS. 2Cnbere fd?oben ^en

33egrtff ber 23otl!ommen^eit bem be3 ©uten unter: fo ©u(-


5 er; ober ben bloß abj!ra?ten ^Begriff olme Söermifdmng
mit bem ©mnlicfyen: fo @berl)arb. ©uljer unter* —
fcfyeibet Q5ute$, SöollfommeneS unb ©cfyöneS. Ott
fagt: baS £M?ommene gefallt unS wegen feiner Äraft, ftcb
feinem begriffe gemäß $u erhalten, betrachtet alfo baffelbe

bloß in feiner Äußerung in ber äußeren (5rf$etmmg. &a§


(&\\te, fagt er, gefallt wegen feiner materialen (Einwirkung,

ba$ ©cfyöne wegen feiner äußeren @e(ralt. %nt (Enbe aber


%ei$t e§ bei ü)m, ba$ <5d)one gefalle, weil ba$ ©ute ftd)

t>atin auSbrücfe! — (Sb-erfyarb fprtcljt in feinet 2Ceftyeti£

in ©riefen juer|t oon bem, tva$ gefallt, unb fucfyt ba$

©cfyöne barin, baß ber ©egenfxanb ein leiä)te$ ©piel ber


©eelenlrdfte bewirf e. (Sein (Snbrefultat aber i(r: ba§ ©cfyöne
folle ein Sbeal enthalten, unb biefes fei ba3 reine 23ilb beS
24

©egenftanbeS, t>on allen 3ufdlligfetten unb SSefonberljeiteu

geläutert; alfo nichts anbereS, al§ bcr bloße abflraftc SBegriff-

£te Crngldnber waren im ganzen ac^tge^nten Satyr-

l;unbert ©enfualiffen, unb $war nid)t bloß in ber 2fejtye*

ttf, fonbern aucfr in ber SO^oraL 2113 Stifter beS morafc


fd;en ©enfualtSmuS ift ©fyafteSburt) anjufefyen, t>on

welchem eine gan^e ©cfyule au3gef)t, obgleich er fein eigene

XtdjeS ©9j!em begrünbet fyat ©ein ©runbfafe tjl: bei ak


lern $raftifd?en fonne in §5e§tefyung auf baS menfcfylidje ©e;
mütl) allein bte allgemeine Uebercmjlimmung ber 9ftenfd;en

unter einanber btö Kriterium be6 SBefenS ber £)inge fein.

2)a£ ©ute ift ifym bloß baö 2ltfgemeingülttge; bie befonberen

einzelnen Neigungen werben ^um ©uten erhoben, wenn fte

*>on 2(llen aU> btm menfd;lid)en ©efd)led)te gemeinfam unb


jutrdglid) erfannt werben. 2(llc$ beruht auf bem common
sense, ber aud) bä allen fpdteren engltfc^en Sttoraltfren als

9)rincip gilt. — £)er Segriff be£ 6d)6nen iff nad) ©l;afc


te£bun/S 2(nftd)t mit bem be3 ©uten unb SSafyren gan§
berfelbe; nur ba$ in jenem bie wiberfyred;enben Gräfte unb
Sfjdtt^fctten ftd) in einanber tterfcbmoljen, in einanber über-

gefyenb finben, unb alle SSefonberbeitcn ftd? in eine gemein-

fame Sßafyrnefymung vereinigen. (6# ftnbet ftd) in biefem

©pfkme, wie bd S3aumgarten, bie 23erbtnbung eines (£in-

fachen mit einem 9ttanmd)faitigen; nur ba$ ba$ Wlittcl bie;

fer Skrbinbung, baS 2lu3gletd)en ber ©egenfd^e nid>t in t>m

Skrfranb, fonbern in bie ©mnücfyfeit gefegt wirb.

©elbjt ba$ 50?ora(ifd>e t)at 21 b am ©mitty als ©ac^e


einer bloßen fmnlicfyen (£mpfmbung angefel)en , aber ber einer

gemeinfamen ©attungS s ©innltcfyüeit. SBaS im ©innlidjen


allgemein geltenb tjl, tfi naefy ber Meinung biefer ©enfua-
liften ba3 $bl)m, taS SD?oraltfd^c ; ber Egoismus ift il;nen

baS 9)rinn> beS SSofen , t>cr ©emcinfmn baS 9>rmctp beS


©utcn, — .eine fel;r empirifcfye unb $ugleid) ^>o(tttfd>c 2Cnftd)t.

2tuSfül)rlid;er würbe ©IjafteSbun/S <Sn;|tem t>on bem


©Rotten $utd;efon bargelegt, welcher über bte Entjrefnmg

ber Sbeen t>om <5d;6nen gcfcfyrteben (>at. 9fod) ihm ijl ein

eigener innerer ©tnn gur SBafyrnefymung beS ©cfyonen

üorfyanben, bte feine gunetion beS 23erftanbeS ift. tiefer

innere ©tnn wirb erregt burefy baS 23erl)dltniß beS Einfop


migen unb Söerfcfyiebenen nad) folgenbem fonberbaren

2Criom: SBenn fid) in ben fd)6nen ©egenftdnben bie. Ein;

formigfeit gleid; mfyätt, fo oerfydlt ftd) bie (Erregung beS

©inneS wie bie S3erfd)iebenl)eit berfelben; tft bie SSerfd)ie-

benfyeit gleich fo t>erl)dlt ftd) bie Erregung beS inneren

©inneS nad) bem $flaa$e ber Einförmigkeit berfelben. 2Cuf

bieg 33erl)dltniß grünbet $utd)efon baS £Öol)lgefatfen <xn ber

#ef)nlid)feit einer ^aefjabmung mit bem original £>ie Ent;


jtefyung biefeS ©tnneS für baS ©d)6ne, weld;er bem Sften;

fd>en notfywenbig fei, weif er nid)t nadj^uweifen ; er fdjreibt

tfm unmittelbar ber (Mte ©otteS gu.

2Cnbere l;aben ba$ 33erl)dltniß be6 Einförmigen unb


23erfd)iebenen meljr inS Einzelne verfolgt. 2Cuf biefer S5e=

trad)tung beruht £ ogar 1 1)


'
3 Unterfudjung über baS ©d)6ne.

Er ftnbet ben ®runb beS ©d)6nen in einem leichten ©piele

beS (SemütbS, baS burd) unmerkliche £inbemiffe in £l;dtig;


feit gefegt wirb; alfo in eine 2Cfftcirung beS Einfädln in

uns burd) baS Mannigfaltige. &af)er gilt tym bie SBellen-

linie als bie ©runbform beS <5d)6nen, ba in u)x eine ein-

förmige $id;tung mit SDtonmc&falttgfett ber Bewegung ftd)

vereinigt.
26

S3cbeutent>er iff (Sbmunb 33urfe'3 Styeorie, berjwar


aud) ©enfualifl, aber t>er üorjügltc^fje unb geijfretcbjte um
ter tiefer klaffe ber 9tytfofo$)en iji. £)a3 ganje menfd)ltd)e
©emtttl) bejM)t nad) ü)m auS jwet ©runbtrieben: bem
triebe ber © elb^erijattun cj unb ber ©efelligfeit
£>ie ©elbfferljaltung t(l ^rincip ber SSefonberljeit , ber 3m
btütbualttdt; bie ©efelligfett $>rincip beS ©cmeinfamen im
SÜttenfdjen, ber allgemeinen Vernunft. SBeber baS eine,

nod? $>a$ anbere tft allein ber ©runb beg ©uten ober be3
336fen. 23eibe triebe muffen in einanber übergeben, um
etxoaS 23oÜtommene3 ju bilben; benn in ber ©etrenntfyeit
arten fte beite in S3egierbe au$. SBerben fte mit einanber

fcermifcftt, fo beruht auf bem triebe ber ©elbfterbaltung

tie moratifcfye Äraft, hie ©elbfldnbigfett; auf bem ber ©e^


felligfeit hie liebe unb ba§ eblere 2Cnfd)ließen. — ©elbji in

biefem ©tnne aber muffen beihe nicfyt unmittelbar inS Zeben

eingeben, wenn fte ha$ <5d)6ne bilben follen; fonbern fte

burfen nur auf bie (£inbtlbung3fraft wirfen, nur burd) biefe

aufgefaßt, nid)t in ber äußeren (Srfdjeinung wahrgenommen


werben. £)ann bilbet ftd) ein ©egenfafc ^wtfdjen bem <&d)Q;
nen unb hem Qtxfyabenen.
2Cuf bem triebe ber (Selbfterfyaltung beruht ba$ (Er*

tyabene; auf hem ber ©efetligfeit ba£ ©efüfyl be£ ©d)6nen.

Sene6 wirb burd) furchtbare, gefdfyrlid) fcfyeinenbe ©egem


jldnbe erwecft, hie unfere Snbioibualitdt bebro^en. £)iefe$

<5$rec?lid)e unb gurd)tbare muß aber ntdjjt wirftid) gefall


ltd) fein, nid)t wirflid) gurd)t erwecfen, fonbern nur in um
ferer (£inbitbung3l?raft hen Xxieb be3 SBiberftanbeS erregen.
Sie (5rl)abenl)eit liegt alfo nicbt allein in ber ©röße ber

©egcn|Idnbe, nod? in ibrer fflatyt, fonbern in (£rfd[)emum


27

gen, t>ie fo befcfyaffen ftnb, bajü fte in ber (Einbilbung^

traft bte (Erinnerung an beibcS erregen. Qt$ fann bafyer ein

9?egatio * (£rl)abene£ geben, 5. 33. eine große £eere u.

bergl., worin wir unfere ?)erf6nlid)feit ju verlieren furchten,

unb woburd) eben barum ber Srieb ber ©elbjlerfyaltung in

ber ©inbilbungSfraft aufgeregt wirb. Surfe fudr)t babet oor

bem S3orurtt?cttc $11 bewahren, aB befiele ba$ Vergnügen


am erhabenen, j. S5. am Sragifcfyen, barin, bafj roir un6

bei großen ©efafyren in ©icfyerfycit fügten. (©. Lucret. de


nat. rer. II. im anfange). 2)a3 Vergnügen an tragifcfyen

Gegebenheiten entfielt natf) ii)m melmefyr au$ ber ©pmpa;


tyk, inbem roir nämlid) in unferer (EinbilbungSfraft baf=

felbe Reiben, welches roir aufbauen, empfmben, nur nidjt

al6 wirHicfyeS. %u<fy roirb ein gemeiner , gewöhnlicher ©cfymerj

t>k geforberte Crmpfmbung nicfyt erregen, fonbern nur eine

©ewalt, gegen bie unfer SBiberjlanb ferfcfywinbet, wie hie

beS <Sd)icffaB. SBdren wir aber nicfyt felbjt in ©icberfyeit,

fefct SSurfe lungu, fo würbe frettter) jenes Vergnügen ntd>t

aufkommen fönnen.
£)a3 ©cfyone beruht auf t>em Sriebe ber ©efelligf eit.
ß:3 tft ba£, \va$ jum #nfd)ließen eintabet, %\mx 23erbinben

mit bem fronen @egenj!anbe rei^t, alfo ben Sricb ber ®e*

fettigfett anregt. (£3 ift ba§ Wüte, ©anftc, aber sugleicfy

leife 2Biberjh*ebenbe , hamit ber Srteb erft aufgeregt werbe.

Wliüjin barf leine 23erfnttpfung fcfyon t>orauSgefefct fein, fein

ttnfcfyliefkn ol;ne alles SSejrreben <5tatt ftnben, fonbern ge-

ringe $inbemiffe, t>ie ftd> immer wieber ausgleichen (äffen.


— 3ulcfet fagt S5urfe, um bie eigentlichen ©rünbe auSju*
brücfcn, ganj pfyvftologifd) : £>aS ©d)6ne. bringe in uns ein
©efit&l einer angenehmen 2lbfpannung ber Heroen fyeroor;
28
baS ßrl;abene bagegen fpanne bte Heroen an, jebod) olme

Saft tiefe 2Cnfpannung fcfymer^aft fei. ©tc muffe t>telmcijt

angenehm fein , wie jene 2(bfpannung ,. hie nidjt golgc eines


wirfltd-en ©enuffeS, fonbern nur eines ©enuffeS ber (£m=
bilbungSfraft fein bürfe.

<5o fefyen wir ein 33ilb fmnlid)cn ©enuffeS in ber (Sin-

bilbungSfraft t>or unS; obgleid) Surfe burd) ben common


sense bem au^uroeicfyen fud)t. £)ie 2(nnal)me eines folgen

allgemein gegrünbeten SriebeS unb eigentümlichen ©inneS

für baS ©d)6ne laßt ftcf> aber mit ben tyter gegebenen bloß

äußerlichen Söirfungen ntct)t vereinigen. S5eibeS wiberfpridjt

ftd) in ftd) felbjr, unb bieg ©pflem logt in feinen Sfaful*

taten fein eigenes ^Princip roieber auf. 5m intellectualiffo

fdjen unb fenfualifftfcfyen <2t)jteme fmben ftd) biefelben SBiber?

fprüdje; nur baß in jenem alles üom begriffe, in biefem

alles von ber ©mnltcfyfett ausgebt.


(SS folgen nun l)6l)ere SSejtrebungen bei. ben £)eut>

fcfyen, jimäcfyjt mein* praftifdje von (Seiten ausgezeichneter


©eijler, bie unbewußt hcn ©inn beS <5d;onen erlannten.
S3on Söinfelmann ijt alle bobere 2(nftd)t unb aller bcffere

(Sinn in ber ^un(!betrad)tung ausgegangen. 3war l;at er

nie ein tfycoretifcfyeS (Spflem aufgepellt, fonbern äußert nur

feine Sbeen bei ber 35 etr ad) tung *plafltfd>er Äunffwerfe, wo-
bei er weber t>om begriffe nod) oon ber <5innlid)feit aus-

gebt, dt fagt: bie Sbee ber (Sd)önbeit fei in ©Ott, unb

von biefem gebe fte als (Srfd)einung in bie einzelnen £)inge

über, tiefer ©ebanfe beweift SÖinfelmann'S I)ol)en (Sinn,

wogu alle feine SBerfe bie SSelege liefern, (Selbfi in ber

lleinen <Sd)rift über bie gdbtgfett baS (Sd)6ne ju


empftnben, jeigt fiel) ein tiefes (Streben, tmgeadjtet man--
29

dfreS S^lerljaften im Einzelnen. — 83ei fetner Ausübung


ber Ärttif gcljt er überall auf eine unmittelbare 2£nfcl)auung

beö ©d;6nen cm$, wogegen bte 2Cu3fül)rung bcS S5efonberen

oft ju furj fommt. <5r faßt bte Sbee be3 ©cfyonen, äl$ im
()ödj)(!en Sewußtfein enthalten , befonberö ba rein auf, reo,

t)ornel;mlicb hei ben alten ©rieben, ein ffrenger ©tyl üor*

fommt. S3ei ben mefyr ©ebilbeten fiefyt er meljr auf SBoU-


cnbung ber äußeren 23erl)dltniffe unb Sonnen, al§ auf hie

l)bd)fte Sbee. — £)en lebenbigen £luell be£ eckten ©efüfylS

für ba$ ©cfyöne Ijat er unfheitig ben teueren eröffnet, unb


i(t als ber Sktcr ber befferen Erfenntniß anjufefyen. 3n=
beffen fanb er in' -feiner Seit nocl) wenig Sl;eilnal)me unb
2lnerfennung. ©elbft Sftapfyael 9fteng§ gel)t nod) meljr

auf abjfracte SSegriffe au$, att auf SBinfelmann'S lebenbige

S5eget(!erung.

ß e ffi n g , ber $veite SBteberfyerjMer richtigerer 2Cnfid>-

ten, ging ntd>t wie 2Bin!elmann r>on einer inneren $&


fd)auung au3, fonbern oon iljrer Entfaltung in ben befon*

beren SBer&ältntffen ber Sßirfticfyfeit. Crr befd)dftigte ftd> be-

fonberS mit ber tyoetit 3war l;at er im ßaofoon auefy

über Malerei unb S5ilbl)auer!un(t gefdfjrieben ,


gerietl) aber

l;ier in fS^tgücrftdnbntffc , bie iljn gu leiner £krjtanbtgung

mit SBinfelmann fommen ließen. $liä)t mit Unrecht gwar

will er bte Gl) ar alter ijlif, hie Snbbibualitdt, bie X)ax^

jtellung ber SBirllid;feit gegen SBinfelmann geltenb machen *


allein er bebaute nicfyt, ba$ er babet Don einem ganj an-
beren ©tanbpunft ausging. 2Ba3 SBmfelmann befonberS
üon ber ©fulptur behauptet, befreitet £effmg meiffenS fcom

©tanbpunfte ber Maleret unb spoeffe au$. — £effmg fcfyloß

ftcfy auf dimlicfye SBetfe, wie 2Cri|Jotele3 ,


ganj an ba$ ©e-
;

30
gebene, SBirftidje an, unb fud)te tiefet burd) £rttif einer

Sbee üon ber <Sd)6nl;eit anjupaffen. 2Me (?6d;pert 2(uSbrücfe,

gu benen er gelangt, ftnb bafyer faji immer formale, ©ein


33e|rreben war befonberS polemifd), negatit», unb ferne fd)6n=

jren Sbeen pellt er nur bei polemifdjen 2Cnldffen bar. Qtv

wollte bte 9>oefte t>on ben franjofifdjen conoentionellen 9^e=

geln ber $oetir\ befonberS ber Dramaturgie befreien, ging

aber noefy weiter, tnbem er nid)t blog btefe ©efe^e, fonbern

alles Mop conoentionell ©efefcgebenbe für rotllfürlid) erklärte

bafyer er and) baS 2(ugujftfd)e 3eitalter mit großem Siecht

angreift, dr fucfyt immer tie allgemeine gorm beS ©d)ö'


nen, olme ein eigentliches ^>rmctp beffelben angeben ju lon^

nen; oft t>erfprid)t er, baS SBefen ber <&ad)c aufjubeefen,

tdufdjt aber immer bte (Erwartung. — ] Sn ber lebenbigen

Betrachtung beS gegebenen S5efonberen liegt feine Vortreff-

ltdjfett unb feine 2£ebnlid)feit mit 2CrijroteleS ; and), ba er

immer auf baS gormale l)inauSgel)t, mit Äant, als bejfen

Vorläufer er angefeljen werben fann.

$ erb er mifcl)te ftdjj in Sßinfelmann'S unb Seffmg'S


(Streit, unb erlangte eine geroiffe Autorität in ber Äunjr;
jebod> mit Unrecht, @r naljm ftdf> SBinfelmann'S an, aber

nid)t auS f larer @inftd)t , nid)t begeifert wie biefer, fonbern

burd) bunflen Snflinft getrieben, ber tyn überall begleitet

l;at. £)al)er tf! bei ibnt alles formlos, alles mefyr einzelne

2(lmung, einzelner 2lnflug ber Begeiferung , nid)t ^larljeit

unb Harmonie, (£r i)at bie Sbeen meljr oerwirrt, als auf-
gelldrt unb burd) feine poetifdjen Verfudje btefe Verwirrung
nod? t>ermel)rt.

$lad) biefen md)t eigentlich pfyttofopljifcfyen Vorbereitung

gen treffen wir auf ein fpeculatioeS ©pjrem, nämlicfy baS


31

^antifcfye, ba3 nod) fycut $u Sage, ntcf>t jum 23ortt;cil ber

©acfye, fyöcfyfr allgemein verbreitet tji. Äant nafym bk M)xe


vom ©cfyönen in bie $ ritt! ber Urteilskraft auf, ofyne

baö <5d)öne als eigentümlichen ©egenftanb ber Unterfucr;ung


auSjufonbem. Crr behauptet, e3 fonne feine Sötffcnfdjaft

vom ©cfyönen geben, ba baffelbe md)t3 £)bjective£ , fonbern

ctwaS ganj ©ubjectiveS fei. 3Me ©cfyönfyeit liegt alfo

nad) ü)m nidjt in ben ©egenffdnben, fonbern in bem 93er-

fydltniffe ber menfdjlicfyen ©emwt^frdfte; bafyer er nie er=

Haren fonnte, warum gleid)wol)l bie ®egenftdnbe felbfi fd)ön

genannt werben unb ba$ ©ubjeetive bem £)bjectiven notl)=

wenbig folgen muß.


Äant fal) ein, baß eine SBerbinbung ©tatt fmben mu$
^roifdjen bem, voa§ bem SSegriff angehört, unb bem, tva§ in

ber einzelnen (Srfc&emuna, liegt, unb bog biefeS $erl)dltniß

ntdjjt baS ijr, welches ber Söerjfonb burd) 2Cbjiraction her-

vorbringt. (So muffe alfo, meint er, jwifd)en bem begriff


unb bem £)inge eine urfvrünglicfye dinljeit unb Harmonie
vorau3gefe&t werben, bte ber 23er(!anb ntcfyt erff ju bewtr-

fen brauche, fonbern bie in ben fingen felbjl ftd) fi'nbe.

£)arum fefcte er bk Urteilskraft als befonbere ©eijreS-

fdl)igleit neben ben Söerjtanb, inbem tlnn ba$ Urteil ba-

burd) begrunbet ju fein festen, ba$ baS OTgemeine unb

S5efonbere auf geroiffe SGBctfe fd?on an ftd) urfprüngltd) ver*

bunben feien, darauf beruht bie £anttfd>e UrtljeilSfraft.

üftun entfielt aber bk ©djwierigfeit, bk ©ettc ber ©rfennt-

nif? aufeuft'nben, wo biefe Bereinigung fratt fmben fott.

Äant nafym eine jwiefadje SBeife berfelben an: 1) wo ber

S5egrijf bk $au:vtfad)e ift unb bie <£rfd)eimmg in ü)m liegt;

2) wo umgefeljrt bk (Srfdjeimtng bte ßavaptfatyc i(! unb


32
t>cr Segriff in iijx liegt. 3}emnad> giebt e3 1) dne te;

leologt fd>e Urt&eilSfraft, wo ba3 Mannigfaltige als

t>om begriffe abhängig angefcl;en wirb; 2) eine djU;etifd;e,

worin baS Mannidjfaltige angefeuert wirb als ben Segriff


entrjaltcnb, biefer in jenem aufgegangen unb baoon aW;dn?

gig erfd;eint. 2Bir fe&en in ber Chfcbeinung einen Segriff

*>orau3, ben wir aber nid)t burd) 2lbj!raction barfMen fon=

nen, in ber (ümtfiefyung be3 Mannigfaltigen eine 3wec!>

maßigfeit, wooon ftd) ber Segriff nid)t angeben lagt; benn

fonf! wäre btö 23erfal)ren 2(bj!raction. £)ie Söafyrnelmtung

be3 <3d)önen beruht alfo auf ber 23orau3fe£ung einer 3wecfs


md^i gleit in ber (£nt|M)ung beffelben, woüon wir aber

ben Segriff nid;t angeben fonnen. — £)aS Urteil über eine

fold)e Svoecfmdßigfeit tff ba3 ©efdjmacB * Urteil.


£)tefe Sroecfmdßigfeit fann nur tk allgemeine gorm
einer 3w>ecfmdf3tgf eit überhaupt fein, unb wegen biefer rein

formalen Sefd)affenr;ett wirb biefelbe nad)^er mit ber Kan=

ti\d)cn Vernunft a Sbee »erbunben. Sßtrb tie Swecfmd^

gigfett im Mannigfaltigen entbeeft als allgemeine gorm beS

3wecf mdfiigen , fo iß bie (Srfdjeimmg, in welcher tiefe (Snt*

beefung gefegt, fd)6n. £)a3 <3d)6ne liegt alfo nid)t in

ten ©egenftdnben, fonbern nur im ^rlenntnigoermo^


gen, unb tft bafyer ctwtö bloß ©ubjectioeS. £er ©runb
ber @d)6nl)eit liegt nid)t im ©toffe, fonbern in bem Urteil
barüber, bem ©efdmiacf^ Urteil, weldjeS Kant nacr) ^cn
tn'er klaffen ber Kategorien ndfyer betrankt
£)er Slualitat nacr) ijt eS dftfyetifd;, b. i. or)ne

Sntereffe, auf feinen inbwibuellen 3wecf begttglid). Sßir

fefyen baS Urteil bloß al.S eine Mobift'cation unferer (5r=

fenntnig an; e$ liegt nur haxin, ba$ bie Kräfte ber Ott;
33

fcnntniß unter fid> in btc crfotbcrltc^c Uebereinftimmung tre-

ten. £)tefc S3eftimmung be$ mangelnben Sntercffe l;at ab


lerbingS innren guten ©runb. — £)er fCivLaMtät nad) ift

ba3 ©cfd;macf 6 = Urtl;cti a Hg cm ein unb forbert eine allge^

»lerne ©ültigfcit, welche Seber anerfennen muß. £)aburd)

wollte $ant ber 33cf)auptung au6wcid;cn, baß ber ©efdjjmacf

t>erfd)teben fein fortne. £)er ©ritnb btefer 2lllgemeinl)cit liegt

barin, baß baS ©efdjmacfS - Urtt;eil auf einer urfprünglidjen

S3efd)affenf;eit be6 (MenntnißoermogenS felbjr beruhe, woran


allerbingS wieber etwa3 £Öal)re3 ift. 9ftan muß jebocl; gvüt«

fcl;en ber allgemeinen Sbec bc$ ©ct)6nen felbjr unb ben be*

fonberen gormen unterfdjeiben, in benen e3 ftrf> geigt. —


£)er Delation nad; tjt ba'S ©efd)macf3urtf)eit nur be-

nimmt burd) btc allgemeine gorm ber Sroecfmdfng-

feit, ntd)t burd) einen befonberen S5egriff. £>a3 <Sd)one


wirb t)ier benimmt unterfd)ieben fcon bem $l\\% liefen unb
Vollkommenen, welche ftd) auf einen burd) 2lbffraction

abjufonbernbcn begriff begießen, jene6 auf einen praftifd)en,

biefeS auf einen tljeoretifdjcn, wdl)renb in bem ©df)6nen


fein fold;er befonberer begriff gu ftnben ijf. $ier mad)t
^ant einen Unterfd)ieb §roifd)en freier unb anfydngenber
<3d)6nf)eit; in jener ift fein fubftantieller begriff, in tie-

fet fmbet ftd) ein fotcfyer. S5et biefer ßntwicfelung verwirren

ftd) bie ©ebanfen fefyr, unb $ant giebt fonberbare 33eifpiele,

inbem er j. S5. bie freie <5 cl) 6 nljeit Statur feenen unb tebtofen

©egenjldnben , wie S3lumcn u. bergt, auftreibt, bie anf)dn*

genbe bem menfd)tid)en Körper. — Sene aber betrachtet

er aU bie l)öf)ere, ba melmefyr gang im ©egentfyetl ber

menfd)tid)e Körper eigentticr) ber wal)re ©t'k ber <5d)6nfyett

tff. Sene SSefyauptung enthalt alfo eine fefyr jrarfe $ara*


3
34

borte, bereit £lueüe~m Äant'3 formalem principe liegt. —


$laö) ber 9ftobali tat i(! baS ©efdnnatf^ Urteil ein notl)=
wenbigeS, ba3 ftd; aufbrdngt unb nicfyt wiütürltd; abge=

anbert werben fann. 2)ie3 ift mit ber 2ttlgemcinl)eit faft

baffclbe; betbe Beftimmungen berufen auf einem gewiffen


gemeinen ©inne für bas> (Schone, ben wir aud) annehmen.

£)a3 ganje Btefultat ij! nun: ber ©efdjmacf fei ba$


Beurtl)eilüng£oermögen eines ®egenffanbe3 in Be^teljung auf

bie freie ©efe^mdpigfett ber (EinbilbungSfraft.

$ant fal) ein, ba$ bk Bereinigung im ©efcfymacf^


urteil ftrf? auf etrva$ #ofyere§, UrfprünglicfyeS &e$ief;en muffe.

(Er roanbte bafyer feine Betrachtung nad) einer anbern ©ette,

inbem er ben ©runb be3 ©ebenen aud) in ben ©egen-


jHnben felbjl aufführe, ©o fam er gu ber 2tnnal)me,

ba$ jebem fdjonen ©egenjranbe eine Sbee ober ein Sbeat


5U ©runbe liegen muffe, vgjter fefyrt ftd; nun ba$ SßexfyälU

nifj um unb eS ent(lel)t ein offenbarer SBiberfprud), inbem


bem Sbeale notfywenbig immer bie fixe, anljdngenbe ©d)ön-

fyeit jufommt. Äant nennt ben Begriff Sbeal, weil er nicht

als 2(bftractum, fonbern als Bilb ber (SinbilbungSfraft ge-

baut werben folle, ba$ ftd) im Stoffe wieber abbrücft. Sn


bem Sbeale nun liege zweierlei! @S muffe 1) einen for=

malen Qfyaxaftet Ijabcn unb in ii)m bloß bie Sonn ber

3wec!md(3igleit gU ernennen fein ; 2) muffe biefer Begriff als

Bilb für bie CnnbilbungSfraft notfywenbig wieber einen he-

ftimmten ©toff, alfo einen materiellen ßljarafter fyaben.

£>al)er imterfdfretbet £ant ^wet Bejknbtl;eile beS SbealS:


1) bie Format ^ Sbee; 2) bie Vernunft s Sbee.
Senc i(! ber fubjfantielle Begriff, ber baS dufter für ben
befonberen ©toff giebt; bie Bernunft-Sbee hingegen ber-
35

jenige SSegriff, ber bie biege gorm ber SBe^ielrnng ober ber

äroecfmäßigf eit enthält. — Der Meinung , bte Normal -Sbee


tonne nur ein abftracter S5cgriff fein, fudjt $ant au^uroeU
d;cn, mbern er faßt, bie normale Sbee entjfel;e buvd> blo=

ßeg 3ufammcntreffen ber Silber, nid)t burd) 2Cb|haction.

(Sie füll alfo Sßerf ber (SinbilbungSfraft, ntc&t bcö SSerftam

beS fein.

Dicfc Trennung ijl aber ganj ungenügenb; benn aud)

eine 2£bjlraction tjt ol)ne eine folcfye Styätigfeit ber 6m&&


bungSfraft nid;t benfbar, ba fte nid)t bie bloße Definition,

fonbern immer §ugletd> ein allgemeines £5ilb be£ ©egenftan;

be§ tjr. Man fcmn mithin 23eibc$ nid)t fo frfjarf oon eman=

ber fonbern. — Die Vernunft = Sbee ijl äugleid) bte Sbee be3

(Sittlichen. (Sie befielt in ber bloßen gorm , ber SSe^icljung

auf bie Mannigfaltigkeit überhaupt. DieS ijl aber etroa§

ganj CecreS, voie für bie ©itflidj)! eit , fo für bie (Sd)6nl)eit

Unfruchtbares. Um biefer Vernunft ^Sbee roillen bcjiel^t nun


Äättt ba§ (Scfyöne in feinem legten 3roed auf bie (Sittlid)*

leit, ba bie Vernunft -Sbee biefelbe ijl, bie aud) an ber


(Spt^e feiner Moral jle&t.

3wet ganj entgegengefefete Elemente liegen fyier in vm*

auftoSlid)em (Streit. Das <Sd)6ne foll in ber Anlage be3


(IrfenntnißoermogenS feinen @runb fyaben , toeldje ben Men=
fd)en jur SSejtetyung beS Mannigfaltigen auf bie allgemeine

gorm fällig mad;t, unb eS foll jugletd) Darjlellung beS

(Sittlichen fein. $$eibe$ roiberfpridjt ftd) burd)au3. Sene


gorm fann mit ber Vernunft =Sbee nie baffelbe werben, ba

fte ftcfy an ben gegebenen (Stoff anfd)licßen mu$, bagegen


bie Vernunft - Sbee allen (Stoff ausließt unb burd) ben*
felben nid)t affteirt wirb." Diefen SÖSiberfyrud) fonnte ßant
3*
-

36

nur befreien laffen, weil er füllte, bag e3 einen <5tanfc-

punft giebt, wo bte @rfd)emung be£ ©d;onen im SDtomucfc


faltigen unb bie ©ittlidfjfett in ©ins sufammen fallen.

d?3 i(t l;ier ein dlmlicfyeS 23erl)dltniß , wie bei S5aum=


garten, ©o lange ber begriff ber 3n>ecfmdßtQfctt burd) be-

flimmte Stoffe bargejMt wirb, fann er nie abfolute 3wecf^

mäßigfeit ausbrücfen. ©oll er l)inwieberum reine formale

Vernunft 5 Sbee werben, fo fann er nid;t abl;dngig fein oon


einem bestimmten (Stoffe. — £>er fyo&ere (Stanbpunft, auf
welchem ftd) SSeibeS oereint unb welchen Äant almete, f)atte

(Sinflufj auf feine Setyre.

liuä) ben begriff be£ (Erhabenen betrachtete Äant.

(£r fal) ein, ba$ bw reine Vernunft = Sbee nid)t ber ©runb

beS ©d)6nen fein fönne, unb fefcte fte baljer aU btn ©runb

be3 ßrljabenen. £)a3 GhKjabene^at ba$ mit i>m <5d)6nen

gemein, baß e§ ganj burd) ftd) felbft unb ntdf>t nad) S5e?

griffen wirft; eS unterfcfyeibet ftd> aber baburd), baß nid)t

eine bunfle 3we<fmäfHgfeit barin liegt, wie im ©d)6nen,


fonbern eine 3wecfwibrigfeit t>ax'm erfannt wirb. dx?
tyaben tft ein ©egenftanb, ber über unfere Kombination fo

l;inau$ liegt, baß feine SSe^elwng auf Swecfmdßigf eit mog;

lid) tft. Dennod) tft b.a§ (Stfyabene auf Sbeen ju be^ieljen;

e3 ift nid)t gweefwibtig, weil eS oernunftwibrig wäre, fon-

bern weil e3 über unfer 23eurtl)eilung3oermögen l;inau6gel)t.

(53 bejiel)t ftd) alfo unmittelbar auf ben rein formalen 33er-

nunftbegriff, ^xx unfer S5eurtl;eilung6oerm6gen nid)t gu faf=

fen oermag.

2Ba3 follen wir uns aber unter- dmm foldjen @r§abe-

nen benfen, ju beffen #uffaffung wir uns in bie Vernunft


Sbee flüchten muffen? — 9fur bte 23erfa(]ung unfereS ©e~
37

mittle, unfereS (SrfenntnißoermogenS jenem Stoffe gegem

über fann bann ba3 Gürfyabene fein; unb bieg iji voirflid)

Äant'6 2Cnfid;t. £>ie ©cgenftdnbe ftnb nur tauglich, ba3 @r;


tyabene ju erwecken, unb ba6 angenehme ©efüfyt, roeldjeS ba-

bei in uns rege wirb, entjM)t baburd), baß roh unfere 23er=

nunft füllen , be|W)t alfo in bem SSerougtfcm ber straft um


fever Vernunft. — 3)a§ ©efüfyl aber, voelcfyeS burd) ba$
(Mjabene geroeeft wirb, ift in ber %t)<xt gerabe ba3 entge^

gengefefjte. SBir fommen un§ melmetyr unbebeutenb bagegen

üor , füllen un3 gebemütfyigt unb orbnen um> bem erhabenen


©egenflanbe unter, $ier tt>tberfprid)t alfo abermals bie du
fafjrung.

©ine Stenge fcon Sifttßoerffdnbniffen ftnb aus biefer 2Cm


ftd)t entjlanben. S3erffc$t man unter ber Unenblid)?eit, bie

ttorsuglid) geeignet tfr, ba3 ©eftttyl beS ßrfyabenen ju erre-

gen, hk S5efd)affenb eit gerotffer ©egenjldnbe, baß fte nie in

einanber aufgeben Tonnen, in unauflöslichem ©egenfafce fle-

hen: fo fann eS hierauf bei ber Sbee nid)t anfommen. £)tefe

fd)led)te Unenblicfyfeit entjlefyt au$ ben notfyroenbigen 23er=


rotcfelungen beS gemeinen SBerjtanbeS. 9?ur eine foldje aber

lann in ben ©egenjldnben fein, bte auf unfer ©emtttf) \e-

nen Grinbrucf machen.


$ant unterfcfyeibet ferner tine matl)ematifd)e unb
eine b*)namifd)e dr l) ab enfyett; jene bqkfyt ftd) auf
unfere ©rfenntniß, biefe auf unfer S3egel)rung3 Vermögen.
8$efoe voeefen burd) ben ©egenfafc unb SBiberfprud) gegen
bie ©djranfen beS SBerjfanbeS unfere Vernunft, aU ba§
ganj formale Vermögen, voeldjeS burd) ben SÖBiberfprud)
bejfa mefyr feine strafte füfylt.

£)iefe 2el)re lagt ftd) leid)t roiberlegen. £)aß bie <£r;


38
f;abenl)eit allein im fubjectwen ©efufyle be|M;en fotle, ijl

wiberftnnig. 2Ötr geben unS tnelmefyr bem ©egenjlanbe l;tn,

unb ful)ten 2Cd)tung für ü)n, inbem wir feineSwegeS sunt


^odnnurf) auf baS ganj Seere in unS angetrieben werben,
fonbern £)emutl) unb S3efd)eibenl)cit lernen. — lind) burd)

tf;ren inneren SBau wiberlegt fiel) bie Äanttfc^e ßefyre. £5aS


(^rljabene wäre nad) ifyc baS gerabe ©egentfyeil beS ©cfyönen,
etwas rein 9#oralifd;eS , eine Äußerung unferer Äraft, ver-

möge beren wir allen äußeren ©cgenjtdnben unS wiberfe^en.


£)aS <5d)bnt hingegen füll bod) immer auef) in ben ©toffert

felbjt liegen. — Qt$ jeigt ftd> ferner ein <2d)wanfen $wU


fd>en (impirtSmuS unb Nationalismus; jener ftnbet &tatt,

in fo fern ftd) hk UrtfyeilSfraft auf bie ©egenjldnbe aUdn


wenbet; biefer, in fofern fte ftd) auf baS Sbeal wenbet unb
t>on biefem jur Vernunft- Sbee aufzeigt. 3wtfd)en beiben
©tanbpunften ijr x)kx feine S3ermittelung ^u ftnben, baljer

tk t>erfd)tebenen Skjlanbtfyeile beS SSegrip beS ©d)6nen ftd)

nid)t im ©egcnjfanbe concentriren unb biefer feiner objeetwen

&d)bntyüt tl;eill)aft wirb. ®kbt eS aber fein Dbjectw ^ ©d)ö-


neS, fo giebt eS feine Sßiffenfdjaft, fonbern nur eine \5tritif

beS ©d)6nen unb ber Äunfl.

$ant tritt bemnad) auf t>k ©eite berer, welche bie

&unft aB etwas ©egebeneS, nid)t 2Cb§uteitenbeS anfeilen.

<&o barf aber ber $l)ilofo:pl)ie fein ©egcnjknb erfdjeinen,

wenn fte tfyren wahren ©tanbpunft behaupten will. — lind)

baS ©enie bel;anbclt Amt als bloßes gactum, bloße $lai


turanlage, bie hm ©toff üerletye; hie $unft gebe erft bie

Regeln an bk £anb, bie mithin nad) biefer £)arflellung

etwas gan^ gormaleS werben. — £)er ganje ©egenjtanb tfi

()ier in bie Sphäre ber S3e^iel)itngcn unb ©egenfa^c beS


39

VerflanbeS binabge^ogen, weld;e gebre uncnblicben <3d)aben

gcjltftet tat unb immer nod) fel;r ^errfdjenb nl


2(13 pbilofopl;ifd;er Bearbeiter muß femer gtdjjte ge-

nannt werben, obwofyl er nie $u einer lebenbigen Vorfiel


lung tton bem SBefen ber Äunfl gelangt ijt. 2)ie Ännfr tfl

tf;m ber ©tttücfyfett untergeorbnet unb biefe etrvtö bloß

©ubjectweS t>on einem gan$ empirifdjen ©tanbpunfte au3


angcfeben. gierte'S ganger SbealtSmuS ift eine $ft)d)ologie

tm l;6bercn ©inn, worin nnr ba£ SSertyäftmß be3 gemeinen


.

S3en>ußtfem§ bargejlellt tft. gür tyn tft bie gan^e Üftatur

nid)t$ anberS, al3 33efd)rdnfung unferer freien S^ättgfett;

hierauf beruht and) bie ©ittltcfyfett , bie bei tym, rote bei

Äant, bloß formal tft. £)ie Statur ift it)tn nur ba, um un-

terworfen ju werben; bie ©ittltcbfett ber .ftrieg, ben wir

mit ifyrer Gnnwirfung bejldnbig führen. £)ie 9^otl;wenbig?eit

biefer Begrenzung fmbet giebte barin, ba3 ffe ein SSeburf-

niß für unfer SSewußtfem ijt, felbj! für ba$ $Bewu$t\ein

unferer $erfonlid)?eit, ^k ft'cf) in ber SGBclt ber Dbjecte re-

flectiren muß. Sßoljer aber biefe ©rdnje fommt, ^>at er

nid)t gezeigt, unb üermoge be3 bloß empmfcr)en ©tanb-


pun?te§ nicfyt jeigen Tonnen. Ott weijt nur nad), wk un*
fere Verkeilungen üon ber SSMt baburd) entjMjen, ba$ ba$
erfennenbe Vermögen burd; biefe ©renje in ftd) gurüifge-

brdngt wirb. £)er gemeine ©tanbpunft fteJ&t nad) il;m bte

objeetfoe Söelt als gegeben an, ber fpeculatioe att SßSirfung

unfereS eigenen SSewußtfeinS , als gleicbfam gefdjaffen burd)

bi\$ Sä).

liefen ©tanbpunft nun nimmt ber Äünftler an, jtebt

aber t>abei jugleid) auf bem ©tanbpunfte be3 gemeinen S5e*

wußtfeinS, ober betyanbelt bod; jenen nad) biefem. Sßic


40_
bieS möglich tji, i)at gtcbte ntcfyt jeigen Fonnen. £er ge?

K)6^n(td?e 3uftanb be3 SSewußtfeinS ifl nacb feiner 2Cnftd)t

fcte bloße SSegrengung ; benft man ftd) bie äußere Sßelt aB


beroorgegangen au3 bem eigenen SSewußtfein , fo befmbet
man ffd) auf bem ^>f>t(ofopl>tfd)en ©tanbpunfte. SBie min
aber jemanb biefe (Smftdjt tyaben unb gleicbwobt tiefen

©tanbpunft in ben ber gemeinen SBabmebmung oerwanbeln


fann, i(! ntebt ab§ufel)en. Sn biefem (Spftcme war jet>od>

biefe 33orfMung6art unt)crmeib(id).

&a%u Fommt nun ferner, baß ba$ ©cböne ober ^)k

JUtnft Vorbereitung be3 ©ittlicfjen fein foll, vermöge ber


SSkbrnebmung ber febaffenben Äraft be3 SSevouf tfeinS in ben

£)bjecten , wetebe Äraft als bie ^auptfadj)e , als ba3 vjperr-

fdjenbe im SÄenfcben betrachtet werben fotf. 2Bie bieS aber

obne @injtd)t moglicb ift, ift nid)t ju begreifen; unb wer

biefe @inftcf)t fyat, (lebt auf bem ©tanbpunfte ber ^^)Uo-


fopfcte, md>t ber äunjt. — £>a3 ©efltyl beS ©cbönen,
fagt Siebte, gebore gum S^eil ber ©tttltcbfeit, jum SbeiK

bem ^erjen au, wo man wieber niebt begreift, waS baS


#er§ bebeuten foll. SSMte gierte gan§ confequent t>ev=

fahren, fo mußte er eigentlich bie Äunft als etwas gan§


grembartigeS betrachten unb aus feinem ©tyjleme tymauS*

werfen.

© rf) e U t n g ' S ©yjrem beS tranfcenbentalen SbealiSmuS


berubt auf dbnltcben 33etbdltniffen beS SSewußtfeinS , wie ba$

Sicbtefcbe, nur baß bd ©Delling ©üb jectioeS unb £)b*


jecti&eS mebr gletcb gewürbigt unb ju gleiten ülec^ten

angenommen ftnb.- (£S fmbet ein SBecbfelfpiet ^wifeben ber

fubjeetioen ober bewußten unb ber objeetioen ober unbewuß-


ten Sbdttgfeit fiatt. 23cibe ftnb in ©cbetlingS int eile-
41

et italer 2lnfcbauung urfprünglicl) eines unb baffelbe , bie

betbe £l;dttgfctten nur unentwickelt, formal enthalt, was


man ©ctyclföta, gum Söorwurf machen fann. 3)iefe betten ju

gleichen Siechten anerfannten Tätigkeiten ftnb gegenfetttg

burefy einanber beftimmt unb enthalten einanber. 3>n fofern

im Unbewußten baS SScwußte anerfannt tjt, l;aben votv bie

Statur; im umgeMjrten gaUc baS reine ©elbjlbewußtfein

ober baS praftifcfye Vermögen. Sn jenem 2$erl;dltniffe wirb


alles 23ewußtfein burd> ben ©toff beftimmt, in biefem aller

äußere ©toff burcl) baS £5ewußtfein.

Sm l)6d)frcn ©tanbpunfte ij! beibeS CnnS; biefer aber

tft ein bloß formaler, ba ftcfy Ue Bereinigung nid)t naä)*

weifen laßt, ©feidjwofyl foll ftd) biefer fyöcfyfte ©tanbpunft


wteber in ber einzelnen Äußerung beS Sei) , in ber QixfötU

nung geigen unb barauS bte ^unjf - 2(nfcl)auung ent-

fielen. £)iefe foll etnS unb baffelbe fein mit ber urfprung-

liefen tntellectucllen 2tnfcl)auung , bie bloß im -SSewußtfem


liegt, unb nun bocl; jugleid) in einem einzelnen %lt beffel-

ben \id) oorftnben foll. 2Bte eS möglich i|t, ha^ etwas rein
im S3ewußtfein liegenbeS gormaleS ftcfy als befonbereS ga-
ctum offenbare , tfr nicfyt einjufeljen ; eS fmbet fiel) mithin l)ier

eine unauflösliche ©cfywierigfeit.

£>oä) liegt biefer 2Cnftd>t baS SBafyre im Snnerften 51t

©runbe. (5S ift fyter wenigftenS ber bloß empirifelje ©e-


genfafc fcl)on im Urfprung als »ermittelt angefeljen; ber 2Bt=

berjtreit, ber hei allen anbern ©pjfrmen gwifd;en beiben


(ratt fanb , ijt fyter aufgehoben. 9te f ann bie 2lufl)ebung bef=

felben als befonbcreS gactum , als einzelne Gürfcfyeinung nicfyt

cntwicfelt roerben, weil jene intellectueHe 2lnfd)auung etvotö


bloß gormaleS bleibt, unb feine benfbarc 2Cnnd^erung beS
4a

bloß (Smpirifdjen an bie urfprün^ttcfje 2£nfd)auung t>orr)ans

ben tjl. @§ liegt bieS nur in bem Mangel bialeftifd;er

2üt3bilbung. SGBäre tiefe r)in$ugefommen , fo w£rbe ftd) balb

gezeigt fyaben, wie ftd) bie intellectuelle 2(nfd)auung in bem


Cnnjelnen barpellen fonne unb ba$ ntd?t bie £unj! allein

ba$ (Srjeugniß berfelben tjl.

2Utd) l)ier fommt ber ©egenfa& be3 <5d)6nen unb


(Sri; ab enen jur ©prad)e; aber aucb fyter fallt jebe 23er-

frutpfung gleich in bie gemeine 23ovflellung jurutf. £>a3


©d)6ne tjl nad) ©cfyelling'S drfldrung bte Äußerung be3

ÄunjIprtncipS , worin ba$ Unenblidje als enthalten im @nb*


lid;en bargejlellt, wo im Dbjecte felbjl ber ©egenfafe ixou

fdjen bem SSewußten unb Unbewußten aufgehoben ijr. £)a*

nad) erfcr)emt ba$ ©cfyone als» fer)r einfeitig. Sm (^rfyas

Benen hingegen ijl jener ©egenfa^ nttf)t im Qhtblicfyen auf«

gehoben; fonbern er gel)t tnS Uncnblicr)e. — ©o fann er

ftd) nun aber nirgenb aufgeben, unb eS tjl bie$ eine bloße

2üt3flud)t, bie einen Sßtberfprud) in ftd) felbjl enthalt.

$lad) bem bisher Semerften lonnen wir Äant einen

wirf lieben gortfd;ritt in ber pl)ilofopl;ifd)en 33tjfenfcr)aft t>om

<5d)6nen nid)t gufdjretben, ba er in ber 2Cnwenbung ntcfytS

bel)anbclt l)at, als bie formalen äSejtefyungen jwtfc^en allge-

meinem unb SSefonberem. 9^od) weniger fonnen wir gidbte


einen fold;en gortfdjjrttt §ugejler)en, ber gerabe^u ausgebro-

chen f)at, ba$ bie ßunjl eine bloße 23orfd)ule für bie <&itU

licfyf ett fei , bie unfcr ©efü^l an einen ffttlicben ©tanbpunft


gewonnen folle, waS an ffcr) unmöglid; tjl. $lm bei <5 d) el-

lin g, ber oon urfprünglidjer @tnr)ett beS ©ubjectioen unb

£)biectwen ausgebt, fommt baS fpcculatioe ^rincip ^um


S3orfd)em; jebod; ofyne gehörige 2ütSbilbung , wooon ber
43_
©runb befonberS in ber 2£rt liegt, wie er mit feinet mtelle^

ctuetlen #nfd)auung umging.


Qt$ fmb nun nod) einige Scanner ju nennen, bie ofme

eigentlich spijilofopben gu fein, bod) bie Äunft tf?eorcttfd) be=

tradjtet unb t>k Urteile barüber in neuerer 3ett beftimmt

<l;aben.

©deutet würbe burd) Äant auf bk Sfaflerton über

bie Äunft geführt, voa§ man feiner gangen Zxt gu raifon-

niren anfielt. £)a§ S3e|ricben über t>k Äunft gu reflectiren,

weld;e3 er fcfyon ftüf) geigte, ^at leinen günjrigen (Einfluß

auf feine poetifdjen SBerfe geübt, xva$ befonbers? in feinen

fpäteren Sragobien ftd)tbar wirb, in benen er feine Zfycoxk

au^jubrüden fudjte. ©eine 2Cnftd)tcn l)at er oorgüglid) in

ben 2Cuffäfcen über ba$ *ftatoe unb (Sentimentale,


über %nmutf) unb Söürbe unb über bie äjtfycttfcfye

@rg t e l) u n g b e 3 $? e n f d) e n niebergelegt. $inftd)tlid) be§

9?aioen unb «Sentimentalen ging er t>on ber 2Bal;r-

nefymung beS UnterfcfyiebeS gwifcfyen bem %n tilen unb


9ttobernen au§. £a3 Unbewußtfein, bie Unfcfyulb, ba3
23erfmfen beS ^ubiectben in ba$ SDbject nannte er ba3
9Zaioe. X>a$ S3ewu£tfein oon 33egiel)ungen auf allgemeine

%bem, wo ba3 £)bject ntcfyt bie gange Äunjt m ftd) erfcfyopft,

fonbern biefe barüber l;inau3gel)t, nannte er ba$ ©entt*


mentale, ©dritter faßte jebod), wie fdjon bte tarnen geh
gen, beibe Segriffe nur auf einem untergeorbnetcn ©tanb-
punfte. @r reflcctirte nur auf einen Moment ber @rfal)rung,

worüber er freilid; manche treffenben, bod) für bie 2Biffen=

fd;aft nid;t gewinnreid;cn SSemerlungen mad;t. Sebenfalß mu$


man il;m bk @ered)tigfeit wibcrfatyren laffen, t>a$ er ange-
fangen fyat, an l)i(!orifd)en ©egenpdnben bie ^unj! 51t fud)en.
44

2Cuf biefem SÖßege fdjrttten bann bie beiben ©Riegel


fort, beren größte^ Salent auSübenbe Ärttif tjl. Sfyre gan^e

£l)eorie beruht auf bem ©egenfa^e be£ £)bjectiüen tmb


^ubjectisen, be3 2£nttfen unb 9£omantifd)en. £)ie

romantifcfye $oefte gel;t über ba§ witHiclje Sebcn f)tnau§ tmb


brö ki)t ftcfy auf Sbeen, bie ftd) immer nur in Se^ieljungen

äußern, bagegen bie anttfe ßunjl ftd) ganj in ben ©egen=


jlanb als ein in ftd) 2(bgefd)loffene6 verliert unb üerfenft.

2Bol;er biefer Unterfdneb entjlefye, voa^ ber innerfle <Sinn

beffelben fei, fyaben i>h ©Riegel nie gan$ beutlicl) machen


fonnen, weil ft'e tton bloß l)ijlorifd)en 23al)mel)mungen au6^
gingen. Sfyre 2Cnftd)ten fmb geijlreid) unb treffenb; in $>zm

tun Sljeorettfdjen aber ^eigt ftcfy , wie wenig befltmmte 33op

Teilungen über bie ^rmctpien biefer Verljältniffe tfyren S5e-

obad)tungen ju ©runbe liegen. 2C.SB. ©d) lege FS 23 or-

lefungen über bie bramatifdje $unjl fmb mm lei-

ten ber auSübenben Ärtttf üortreffltd) , *>on ©eiten ber ©pe*

culation ungenügenb, ja fcerwerflid). £)en ©egenfafc auf

fein innere^ 2öefen jurücf ju führen, ijl betben S3rübern

ntd)t gelungen. Styn ju erfennen unb als djaraftertptfc^ am


äufer)en, tjl leicht; bie Meinung aber, ba$ tiefe (5vfd>et-

nungen als folcfye fdjon baS SBefen ber ©acfye erfd)6pfen,

i(l irrig. — ©leid)Wol)l fyaben ftd) burcfy lebenbiger unb


tiefer aufgefaßte 2£nftd;ten t>on ber ßunjl bie <5d)legel un-

flerblicfyeS Verbtenjl erworben unb bie Vorarbeiten £effmg'S,

ber fcon Vielen gan§ mißüerjtanben würbe, ^um Stele ge*

füljrt, inbem ft'e fein 93rinctp üon feuern belebt unb ttyteS

Sntereffe bafür erregt tyaben.

Von (B6tl>e tjl fcfywer ttm$ allgemeinem gu fagen.

(5r fyat ftd) nur auf Äritif, nie eigentlich auf Sljeoric ein-
45

gelaffcu. «So in ben ^ropplden, bie fid; befonberS auf

bie bilbenbe Äunj! bejtefyen, unb ncuerlid) in ben Jpeftcn

über Äunflt unb 2Cltertl)um. Sm Mgemeinen t)äit er

ftdj) oor^üglid) an bie äußere ©cjlaltung, bie (Symmetrie

unb Harmonie in ben feilen, welcher fflMfityt er man=


cfyeS innere unb SBefentlidje aufopfert Snbeffen ijl er burd);

gängig fcon einer lebenbigcn Sbee, tton ber wahren 2fas

fcfyauung ausgegangen, bie feit SBinfelmann in allen bebeu=

tenben ©eijlern gegenwärtig war.

Sean $aul l;at eine %xt Sfyeorte be3 <5d)6nen ge^

^rieben, eine $Poettf, ^ w Sßorfd)u(e ber 2Cejtfyett£


nannte. S5om ©tanbpunfte beS 23erfaffer3 aus ijl biefe§

S3ud) feineSwegeS unbebeutenb, inbem e3 bie £l;eorie eines

^umorijlen t>on feinem eigenen treiben in ber .ftunjl enU


fydlt. ©erabe wa3 Sean tyaul über $ um or unb 2Si£

fagt, ijl fefyr lel;rreid) unb jeugt son bcwunbernSwürbigem


SScwugtfctn über feine eigene £l)dtigfeit. Sn ben inneren

©rünben ift er oberfldcfylid); \va$ aber ba£ £ed)nifd)e, bie

2(u3fül)rung betrifft, ijl fd)6n unb geijlveid) ;


jebod; immer
mit 23prauSfe£ung feines (StanbpunfteS. S^ur wenn er auf
2Cb(!ra!tion au3gel;t, muß man tym nid)t trauen; benn er

verliert fid) bann in einen unenblicüen üftebel.

Unter ben eigentlid;en Sel;rbüd)ernij! Trug'S litfäji*

ttf fel)r trocfen, gefyt t>on bloßen SteflerionS * Gegriffen au$,

unb bringt £ant um allen fpeculatioen ©efyalt. £er 23er~

faffer l;at ein logifcfyeS 3erfd)neiben ber $unjl unb il;rer

(Gattungen vorgenommen, ba$ fein lebenbigeS ©lieb an bem


anbern bläht — (Schreib er '3 Eeftyetif ijl in Stöcfju&t

be3 Sfyeoretifcfyen aud) nid)t fein* pl)ilofopl)ifd), $at aber man;


cfyeS (Butt, inbem fte nid)t bloß spoettf tjl, fonbern t>or*
46
guggroeife bte Malerei berüdPftd^ttgt. Sn feinen sprineipien

fyerrfcfyt freilief) große Sßerrmrumg, inbem er balb t>on Äam


tifcfyer 2lnftd)t au3a,el)t, balb bloß abjfraft raifonnirt. —
21 ft gefyt in feiner 2Cejll)etif üon ©d>ellmg'fd>en $>rinctpicn

au3, l)at aber bie fpeeufatwen SD^ottüe ©cfyellingS nicfytburd)-

fcacfyt, fonbern fte ^u etwtö ganj $ol)lem, 2Cuf$eblafenem

verarbeitet — ©ruber 'S äj^etifcfyeS Serif on unb ©ufc


§er'S Styeorte ber fronen Äunjie fmb $ülfSmittel, au3
benen fiel) manche l)i|torifd)e Sftotij fcfyäpfen läßt, aber feine

»In'tofop&tfcfyen ©y|!eme ber 2Ceftyetif. -.


© r ffc c r X l) e i l
S3om <5d)6 nc n.

erfler 2Cbfd)nitt
Ableitung ber 3^^ b?$ ©cfyonen.

>ir bürfcn bei unfern* £>arjfelmno, t>on ber ©trenne bei


2BaI;vl;ett nichts nacl)lajfen, unb unS ntcf>t auf ba3 @mpfc

rifcfye befcfyranf en ; wir muffen melmefyr auf baS innere 2öe^

fen auScjefycn unb biefeS nicl)t (fillfcfyweujenb t>orau3fe£en.

£ie 3bcc felbft muß befftmmt unb beutlicl) ausgebrochen,


bie mnerften sprmeipien muffen jum S3cwuf3tfein, jur Crin-

ftcfyt gebracht werben. 2fuf ber anbern ©eitc aber muffen

wir auf gewtffe Sßeife populär fein, ba wir uns an fein

allgemeines ©pjlcm ber $l)ilofopl)ie anfliegen, fein folcfyeS

©pjlem oorauSfe^cn bürfen. (§3 barf nichts oorauSgefei^t

werben, als was jeber 9?acf)benfenbe befugen fann unb muß.


— £)te bejle $tytfofopfyte tff bie, welche am wenigen ben

@l;arafter eines befonberen ©pftemS annimmt, um bereut-

vollkn man fiel) am wenigen auf eine einzelne <&tite ber

menfcf)licl)en (Srfenntnig ju wenben braucht. %ud) baS aß-


gemeine (Softem ber ^)l)ilofopl;ie follte in biefem ©inne po-
pulär fein. 2fuf ber anbern ©eite aber mu$ ber 2CuSbrucf
48

ber ©ebanfen notlwenbtg ba$ ©eprdge einer bejltmmten Sn*


bunbualitdt an ftcf) tragen; bal;er wirb aud; bte 2Cnorbnung
berfelben immer etroaS gan§ (Eigentümliches l;aben, ftd? ju

ber bejltmmten gorm eines <5t)jleme3 gepalten muffen.

SBeit rotr nichts öorauSfefcen , fonnen rotr t»te Sbee be3


(Sd;6nen ntct)t in \%x t)ollf!dnbige£ Verfydltmg gu allen übri-

gen (Erfenntniffen ber 9ftenfd;cn fe^en, voaS nur in ber 23e=


trad;tung beS ©an^en auf oollig befriebigenbe SBeife gefdjefyen

fann. $?and;e ©eitenfragen, hie jtefy aufbranden tonnten,

muffen nur auS bem spiele {äffen. Sroeifet ber %xt muffen

bei tuelfeitigerer S3efd)dftigung mit ber $l;tlofo:pl)ie ftd> aufs

lofen.

Söir fliegen un3 unmittelbar an ba§ S3eburfnig an,


ba$ ftd> in ben oerfd;iebenen <St)jlemen funb giebt. 3Mefe§

weifet auf ba§ fyn, roaS bte menfcfylicfye 9ktur forbert, auf
ben eigentlichen ^ragepunft, unb wecft in uns Vermutungen
über bie £6fung ber Stattet- — Sn allen jenen 6t;(!emen

nun fmben vcir immer ba§ SSejIreben , an ft$ roiberfpredjenb


fcfyeinenbe £)inge mit einanber ju vereinen, ober t)k unver-

kennbare Vereinigung berfelben gu erfldren. SMefe toibers

fprecfyenben 2Mnge ftnb bie inbiotbuelle (Erfd)einung


ber ©egenftdnbe unb etroaS allgemeines, 555 ef entli-

ef) e§, ein begriff in ber (Erfcfyeinung.

£)er ©egenfa^, auf welchem aEeS menfcfylidje teufen

beruht, bejtefyt in bem Verfydltniß beS allgemeinen unb


beS SSefonberen ober beS (Einfachen unb Wlannity
faltigen in ber menfcfylicfyen <5rf enntnig ; benn allgemeines

unb SSefonbereS ftnb fcfyon Sttobiftcationen beS (Einfadjen unb


9ttannid)faftigen. £)aS Verl)dltniß beS allgemeinen unb 33e-

fonberen tj! fo befcfyaffen, baß biefe entgegengefefcten (Sie*


49

mente jTd) in$ Unenbltcfje wiberfpredjen. 2)er S3erjranb f)at

ein unenbli$e§ S3e|rrebcn, beibe gu tterbinben; gelangt aber

nie bal;in , t>a ber begriff immer über bte 9ttannirf)faltigfeit,

unb biefe über jenen tn§ Unenblicfye fyinauSgefyt. Sftadf) bte*

fer 33efcl;affenfyeit nun erfcfyemt bteS ©runb&erfyaltnig für t>a$

©cfyone burcfyauS unauflöslich £)a3 ©c^onc foll in einem

©toffe ber SBafyrnelmiung befielen, worin auf griffe SBeife

bie (5rfcfycinung unb i>a$ SBefen vereinigt ftnb , unb gwar fo,

tag in ber biegen SBafyrneljmung beS Sftannicfyfalttgen 51t*

gleich ber 23egriff, baS Söefen, ba$ (Sinfacfye mit erlannt


werbe. £)ie ©d?önl)cit einer fronen ©eftalt fann nicfyt m
bem finnltd? 2Bal;rgenommenen allein liegen; benn biefe ©eite

be^te^t ft'dj) nur auf t>k <5innlid)feit. 3ur <5d)6nl;eit aber

fefcen wir üorauS, ba$ in bem ftnnlicfy (£rfd)emenben ft'cfy

äugleid) üwtö SßefentlicfyeS offenbare, ©obalb wir aber

biefeS abfonbem, gefyen wir in eine bloß logifcfye SBetrad)*

tungSwetfe über. Q£$ mu$ feines SftadjbenfenS, feiner 3?e*

flerion bebürfen, baS ©cfyöne p erfennen. $ßtöt$, S3e*

griff unb (^rfdjeinung , m\x$ als in einanber üerfcfymolgen un*

mittelbar einleuchten.

diejenigen alfo, welche oon bem ©tanbpunfte beS gc*

meinen 23er|lanbeS auS in ber (£rftf)emung ben abstraften


SSegriff erfennen wollen, forbern etwas Unmögliches; benn
ber begriff ijl ber befonberen 33orf!eEung irrational unb inS
Unenblicfye oon u)x t>erfcf)ieben. Sene 2Cnftd)t ber ©cfyönfyeit

$at in ber 9catur beS gemeinen SßerjhnbeS felbjf feinen

©runb. SSaumgarten gefyt jebocfy blog üon biefem ©tanb*


fünfte auS, tnbem erfagt: ein 2)ing tjl öolifommen, wenn
eS feinem begriffe entfpricfyt. 2kr|fel)t er auä) $er ben in*

4
50

bioibuellen Begriff, fo entfpvtd>t bod; aud? biefer nie bem


wirfltcfyen £>ingc; benn eS liegt in ber9?atur be$ Begriffe*,

bag er t>on bei* (^fd)cinung m§ Unenblid;e gefdjieben tjf.

anbete meinten, e£ liege ba6 Söefen be3 <5d)önen in

bem allgemeinen ©egenfafje groifeben SD?annid)faltigem unb


(£mfad)en, otyne 9ttobifteation jur befonberen Borjtellung imb

^um allgemeinen Begriffe, ©o £ant, welcher annahm, bag

ftd) in ber (£rfcf)eimmg beS ©cfyönen md>t ber Begriff felbjl

auSbritcf e ,
fonbern nur eine Begr i ff mdg i g!e i t , ein <5trc*

ben, ju einer ^inl;eit ju gelangen. — £)er allgemeinen gorm


einer folgen (5inl)eit be3 Begrip, bie ^ant als wefentlicfye

2Ceugerung ber Vernunft anfielt, jlefyt bie unbeftimmte #n-

fdjauung ber fmnlkfyen Sßafymebmung entgegen, worin gar


fein Begriff waltet. £>ie unenblidje SDtannicbfaltigfeit ber

(umliefen ©toffe bilbet un3 bie finnlidje ^nfcfyauung, ber

;
gegenüber ftd> ba$ @rfenntnigr>ermogen, Vie Vernunft, att

rein unb unangefüllt ablöfet. — £)abur$ wirb aber alle

Bcfttmmung burd) ©egenffdnbe geleugnet, unb einganj an-


bereS Berl)dltmg begrünbet, aU ba$ oon Äant aufgehellte,

©eine gor m ber 3 we dm dg ig feit ifr willfurltcb angenom-


men, wie BaumgartenS finnlid>e Bollfommenbett.
(Sben baber fyat &ant feine Zfyzoxk in jwei Befknbtbeile

verfallen laffen: baS <5d)öne unb ba§ (£rbabene, als bie

Negation ber dugeren ßinbrücfe. BeibeS lagt ftrf> nad) 3tant

nidjt auf einen gemeinfdjaftlicben Begriff jurücffübren.

Sn ber gemeinen BcrftanbeS^rfenntntg tft fo-

roobl ber Begriff unb bie eiserne Borffelumg , aB and) ba$

9flannid)faltigc unb ba§ bloge leere Bewugtfem Äant'S m£


Unenblid)e einanber entgegengefey. — tiefer ©tanbpunft
51

beS gemeinen 23erflanbeS nun fyat bie 9tad)al)mung ber


Statur auf ber einen, unb ba3 Sbealifi'ren auf ber an-
bern <&cite jum ^Princip ber <5d)önl)eit machen wollen.
£)cr 2Cu§brucf 9? a t ur tjl oielbeutig. Man oerff el)t bar

unter gewölmlid) bie wahrnehmbaren (Erlernungen ber £>ingc


nad) ber 2Bcife beS gemeinen (Erlennenö. Sfftan unterfd;eibet

nid;t einmal, ob wir un3 bie £)inge ofyne alle (5inl;cit ben-

ign, ober al3 befonbere 33orjMungcn in SSejug auf un*


fern Sßerffanb. 3wifd)en biefen beiben <Setten fcfywanft bie

SßorjWlung ber 9?aturnad)al)mer unb oermifdjt bcibeS ganj


23crfd)iebene mit einanber. — £>ie 9?acr;al;mung ber Statur

fann unmöglich 3)rincip be3 ©rfjonen fein; benn fte be$tef)t

ftd) auf dm für bie gorberung beS <5d;onen untaugliche


SCnftcfyt ber £>mge.

Qzbcn fo wenig aber tonnen wir ba$ Sbeal aB fotdjea


gelten laffen, fofern wir ba3 SBort nur in Um (Sinne ber

leeren 2(b(lra!tion faffen unb für bie reinere S5ebeutung bef-

felben ba$ Sßort Sbee gebrauchen. X)a$ Sbeal als 9)rincip


be3 ©ebenen ij! ber 9?aturnad)al)mung entgegengefe^t. @§
füll ba3 allgemeine in bem fein, toa$ in feiner 23cfonbcr=

f)dt fcfyön genannt wirb. £)ie§ allgemeine wirb aber ent-

weber ^urn abjlra?ten (Gattungsbegriff, ober jum leeren 23er*

nunftbegriff aB ber blogen gorm ber (Sinljett, wie bei ^ant;


unb nur t>k ©nbilbungSfraft f)cud)elt biefen Gegriffen ein

(Scheinleben an. 3n biefem ©inne tjl va$ Sbeal eben fo wx*


werflid), als bie 9?atuwad)al)mung.
Zu\ biefen entgegengefe^ten ?)rincipien beruht bie grage,

über welche bie Äunjttntüer einen lebhaften (Streit führten : ob

vk 9lad)al)mung ber üftatur , bie @ l; araft e r i ft i £ bie £aupt-


fad;e fet), ober ba§ Sbeal überwiegen, unb i>a§ ©injelne
4*
e

52

nacfy allgemeinen Sonnen mobtftcirt werben muffe, £iefcr

ganje ©treit tjf etroa$ SticfytigeS ; benn ba$ Qtinc tft fo

fd)limm, wie baS Rubere, ^dfyrenb bie Gfyarafterijrifer bem


35efonberen imb Sufdlligen ba§ Allgemeine unb Sftotbwen*

bige aufopfern, (äffen ^k Sbeatiftrenben bie mbioibuellen

gormen in eine allgemeine tppifcfyc gorm Berfcfywtmmen, wo--

burd) alle Energie verloren gefyt unb 2C(le§ leer unb fabc
wirb. £>k$ feljen wir befonberS an ben Malern, bie ftd>

einen feften SEppuS für bte ©cfyonfyett gebttbet tyaben, ein fo-

genanntes gried)ifd)e3 ©eftcfyt, ba3 überall in berfelben din-

förmigfeit wteberfefyrt.

^ierau§ erhellt, baß, wenn e3 ein ©d)öne§ geben foll,

baffelbe feinen ©runb in einer Legion fyaben muß, wo baS


ganje 2Bcd)fetocrl)dltnif3 jwifdjen Mannigfaltigem unb Qtin-

fad;em wegfallt. (£ä muß einen ©tanbpunft geben, wo


SSetbeS t>on Anfang an baffelbe tff, unb eine (Sinfyeit aus-

macht, in welcher SSegriff unb befonbere SöorfMung in (£in$

gufammenfallen unb fiel) nur burd) SSe^ieljungen in ©egen-


fd^efpalten. (£3 ift bieS ber 9)unft be§ l> oberen ©el&jfc
bewujHfetnS, unb biefe ©Inlett ber ©rfennrnifj nennen
wir bie Sbee.
3m Söerjtanbe gejMtet ftcf> allgemeines unb S3efon=

bereS in ber Jorm üon 25 griff unb 23orf!ellung. £)ie=

feibe Spaltung ftnbet and) in unferem tnbiüibuellen


©elbjfbewußtfcin <5tatt. lind) unfere $erfonlid)Feit

fommt im gemeinen Zebm nur %um 25ewußtfein burefy ben

©egenfa^ jwifdjen allgemeinen S5efftmmungen unb befonbe;


ren Anregungen burd? objeetioe ©toffc. Sm gemeinen 25 e •

wußtfetn i|r lein Moment, wo ftd) unfer SnnereS in ftd)

abrunbet unb fcollenbet, fo wenig ftd) bie wirf(id;en £inge


53

barm ooüfommen barjMlcn. ©o ift and) unferc eigene $)er<

fönlidjfctt in beut 2£ed;fel bcS ßinfad;en unb SBefonberen

begriffen. Sftur im ©egenfa^ gegen baS Sßefonbcre unb ge-

gen bie abstraften begriffe nehmen wir baS ©infame in

uns wal;r.

3m ©elbjrbcwufjtfetn wirb baS allgemeine unb


£3efonbere als baffelbe ernannt. 2Cber aud) bicfeS fommtim
gemeinen %ebcn nie oolljidnbtg jum 2(bfd>luf3, fonbern eS ift

tu beftdnbigcm <2d;wanfcn, frt relathxm &erl;alten 511 bem


Vttlgemeinen unb SSefonbcren begriffen. £>aS öelbfrbewußt-

fein offenbart fiel) erft im ^anbellt, im praftifcfyen 23er;

mögen, inbem bie SBefrimmungen als burd; tmfere ^Perforn

ltd)?eit gefegt ernannt werben. 5m gemeinen £cben aber

ernennen wir aud) im £anbeln nie unfer Sd; als ftd) ooll-

(tdnbig auSfüllenb, fonbern wir ftnben immer einen Sßecfyfel

ber gegenfeitigen S3c|timmungen. Sötr werben burd) allge-

meine ^Begriffe ober buret) befonberc ©egenjiänbe befttmmt,

unb biefc SSeftimmung burd) anbere ©egcnffdnbe außer unS

tft ©innlid^eit. ©0 vereinigt baS ©elbjrbcwufjtfein im ges

meinen £cbcn nie beibe Otiten oolljfdnbtg, fonbern tft balb

burd) bie eine, balb burd) t>k anbere oorjugSweife bebingt.

£)aS <3elb|rbewufstfcin tft tnityin eben fo, wie baS S3e*

wußtfein anberer £)inge, nur ein (Sdjroeben un'o <5d)wan-

len $oi)d)en entgegengefel^ten S3ejn'mmungen ; nur ba$ xo'vc

im Denfen bloß befd)dftigt ftnb, ben Uebergang gwifcfyen

allgemeinem unb S3efonberem ju ftnben, bagegen wir im


$anbeln unfere eigene $perfönlid)feit als bejfimmt waljrnefy*

men, balb burcr) ^k eine, balb burd) bie anbere &eit?.

2Cuf beiben <3tanbpunften beS gemeinen @rfennenS er*

fefyeint unfer eigenes 5d) als bloß mobifteirt, tniityn als


;

inbifferent. 3m £)enfen wrbinben wir allgemeines unb

SefonbcrcS burdj bie Äraft be$ S3eroußtfein3, roeldjeS aber

nur ba ift, in fofern jene relatio tterbunben ober getrennt

werben. £>tefe $raft, bie ftcfy an betbe gleich anfliegt,


muß gegen beibe urfprunglid) indifferent fein; fon(i tonnte

ffe biefe entgegengefefcten Elemente nidjt burd) bie t>erfd)te*

benen Stufen gleichmäßig begleiten. — ßben fo erfebemt

aud) im Söollen unb $anbeln ba3 eigene 3>d? als indifferent.

SBir ftnb bejrtmmbar buref) allgemeine etf)ifd)e ^Begriffe ober

burd) einzelne £)bjecte. £a3 innere S5eroußtfein muß ftcf>

alfo inbifferent »erhalten. 2)al)er nennen roir aud) btefeS

unfer Sc!) in bem gemeinen 33eroußtfein bie SBtllfur, bur$


welche Benennung voir unfer 3d) als etroaS SnbifferenteS

anerkennen.

S)aS SBefentlidje unfereS (SelbjfberoußtfeinS aber fann

auf einem folgen inbifferenten 3ujlanbe nidfjt gegrünbet fein.

£)enn roir erf ennen barin roeber hk £>inge , noefy uns felbff,

fonbern einzig unb allein ba3 SBerljältniß , bie Delationen

ber S5e|?anbtr)ette ju einanber, — eine unroefentltcfye, nicr)-

tige <£rf enntntß , welche, mit ber roefentlicfyen drfennt-


niß t>erglid)cn, $um bloßen (Scheine l)erabftnft. S(r bieg

nun bie bloß fcfyeinbare, relatioe (Stfenntniß , fo fragt ftd>

tx>eld;e ijl bie rocfentlicfye? — <5ie muß not^roenbig ber fcr;ein=

baren entgegengefefet fein.

Sn ber fdjeinbaren <5r?emttniß tf! ba3 erfennenbe 2Bc*

fen oon ben Elementen, ^ie e3 oerbinbet, ganj gefonbert;

e§ i(! inbifferent im £)enfen unb $anbeln. £>ie £>inge ftnb

bloß etroaS DelatioeS. gerner flet>en bie SSejhnbtbeile ber

Qrrfenntntß hierin unenblidjem ÖBiberfprud), fo baß bie (5r-

fenntniß nie $ur Crinigfeit mit ftcfy felbfl gelangt. £)te bö*
55

bere (Srfonutnijl muß mithin btc (Elemente be3 dxttiv

uenö, ba$ allgemeine unb S3efonbere, in CänS jufammen-


fallen laffen. £)a$ (£infad)e in un3 muß ^ugleicb ein oot;

(e3 SSeroußtfein oon ben fingen fein ; ba3 Setbftbewußtfein

muß mit ber (Etf'enntniß ber Singe tji (§in3 $ufammcnfallcn.

SiefeS Jjübeve Selbffbewußtfein, weites mit ber (Er;

r'cnntntß ber Stoffe gan$ (EinS i(f, nennen wir 21 nfcb au;
ung, m fofern allgemeines unb SSefonbercS ftd; barin t»ev-

einigen; in fofern ftd; beibe als Stoffe ber (ErFcnntniß barin

burebbringen, nennen wir eS bie Sbee.


SDJan fonnte fragen: wie tjl eS mögiirf;, bäg 2(Uge;
meines unb SSefonbereS baffelbe fmb i wie fatlti baS dritte

befd;affen fein unb wo gefunben werben? Solche aus bem


gemeinen Stanbpunftc ^errür)rcnbe Sragen aber muffen gan^

abgewiefen werben. Sie Sbee i(! im gemeinen S3erffanbe

nid)tS; fte fyat il;re @rtjten& in uns in einer Sftegton, bie

bem gemeinen &3erfianbe unjuganglicb tji unb t)on welcher

nur gewiffe Offenbarungen in unferer jeitlicben (5rijten$ ftmb


werben; unb $u biefen Offenbarungen gebort auä) baS
Scbone.
Sie Sbee ijl ber Stanbpunft ber (Sinbeit beS 83egriffeS

unb beS SSefonberen. Soll mithin eine Sbee in unferer (£r-

Fenntniß werben, fo fann bieS nur burd) 2(ufbebung ber


gemeinen (Erfenntniß gefebeben, in welcber allgemeines unb

23efonbercS gefebieben ftnb. Sic Sbee muß als bie gorm


erfahrnen, welcbe t)k tmenblicb relatioe gemeine Crrfenntniß

aufbebt, worin bie Elemente berfclben ftd; in bie Crinbeit

auflbfen. Sbeen Tonnen nie bloß bureb ftd) felbjr erfechten,

fonbern nur erfannt werben in tl;rem ©egenfafce gegen ^k ge-

meine (Srfenntniß. $£it jeber Offenbarung ber Sbee tf! 2luf^


59
Hebung ber gemeinen Qh'fenntnig tterbunben,' bie eben ba*

burefy in bie Sbee aufgenommen wirb.


$ierin fcfyemt ein SBiberfprud) gu liegen , ba eine ge*

meine unb eine fyöfyere GfrFenntmg notl;wenbtg einander ent*

gegengefe^t fein muffen. 2Cllein ba$ auefy in t>er gemeinen


<£rfenntniß boefy immer bic Sbee als baS SBefen enthalten

if|, giebt unfer eigenes S3ewugtfein Funb, ba wir fonft and)

t\ld)t einmal benten fonnten. SBeber gur 2lbf!raftion , no$


gum Urteil würben wir berechtigt fein, wenn wir nicfyt

bunfel t>orauSfe£ten, ba$ bie (Elemente urfprunglid) einö unb

bajfclbe ftnb. tiefer $Punft wirb aber im gemeinen 23er*

jtanbe ntd>t in feiner wahren 9?atur begriffen; fonjl würbe


unmittelbare 2Cnfcfyauung an bie Stelle ber SReflerion treten.

(Selbft bem gemeinen SBerflanbe liegt alfo bie 3bee ju


©runbe; fte wirb aber niä)t erfannt, fembern in il)re 23e*

panbtfyeile gerlegt unb entwickelt.

Die Sbee muß erfcfyeinen fßnnen in einem Momente,


ber gugleicfy als Moment ber gemeinen ^erftanbeS^rfennt*

nif? erfcfyeint unb worin ber Uebergang beutlid) wirb, inbem

bie eingelnen S5e(!anbtl;eile ftd) barin üergefjren. tiefer $unft

ber Pieren drfenntnig i(! ba, wo bie Sbee ftd) felbj? in 25e*

jungen fcerwanbelt unb baburd) bie beS gemeinen 23er*

ffanbeS fcergefyrt. Södre bieS nid)t, fo würbe unfer gan$eS


SBewufjtfein in biefen ©tanbpunft aufgeben.
£)ie ©nfyeit ber Sbee Fann tnityin entweber in alle«

S3egiel;ungen unb ©egenfd|en als ü)nen gum ©runbe liegenb

erfannt werben , ober fo , ba$ ffd> bie entgegengefe^ten Ele-

mente gegenfeitig erfcfyopfen, liefen lederen ©tanbpunft


nennen wir ben ber 9latur. <5ie ijl bie (ümtwicfelung ber

Sbee bnxä) ©egenfd^e unb fomit bte eine ©eite beS £>a«
57

feinS ber 3bee. — 2£uf ber anbern <^efte crfdjeint bie Sbee
al$ eine 33ejfimmung be$ GrrfennenS burtf) ftdf> felbft, wo*
burd; ba$ bloß indifferente Sewufjtfein aufgehoben unb an

beffen Stelle ein mit ftcJ> felbft einiges gefegt wirb, worin
hk (Stoffe aufgeben muffen. £)ie3 ift ber (Stanbpunft beS

tyoljeren ©elbjlbewußtfeinS: @3 finbet Jjter ein fdr)afs

fenbeS (Srfennen jlatt, baS ben (Stoff gan$ in ftd) enthalt.

SBtr muffen unS tiefen ?)unft auf t>crfd;iebene Söeife

benfen, ba wir ü)n nur in feinem Uebergange in bie SBtrf*

iicfyfctt ernennen, wo allgemeines unb 23efonbcree ftd> unter-

fetyetben. £)ie dmfyeit mug alfo oerfcfyieben betrachtet wer*

ben fonnen. Sßdre fte gan§ in ftcfy abgefd;loffen , fo könnte

fte ftd> für bie 23trf(id)feit nid)t offnen.

(5rf ernten roir bk ©egenfd&e als ftd) baS ©leidjgewtcfyt

tyaltenb unb ftdr) gegenfeitig crfd)6>fenb, fo tft t>ie6 bie Sta-

tur, in ber 2CtTe§ im ©cgenfa^ unb 33ejtel)ung btfttiß 2Btr

ft'nben entgegenftrebenbe strafte, bk ffd) erfcfyopfen unb boefy

in tyrer SBirffamfeit felbft auf einanber belogen werben;

fo 5. S5. bie allgemeinen Stoturftäfte: Crrpanfton unb %U


traction, bie einanber ganj erfd;6pfen. Sn ber organifcfyen

üttatur erf$6pftftd) ber S3cgriff in ben Gattungen; baS or*

ganifd)e SBefen wirb abhängig oon ber Außenwelt, bte ü)m


unentbehrlich tft. (5o 'tft ber dljarafter ber Statur immer
5Bed)fel ber ©egenfdfce, bte ftcb gegenfeitig erfcfyopfen, wo
begriff unb Mannigfaltigkeit ftd) auflofen unb in feinem

©ritten ftcfy vereinigt ftnben. — S5ej!e^t löfttylfi in ber 9Ja*

tur bte^bee in ber genugenben Be^ielmng , fo tft ftar, ba$


bk Cnntyeit ber Sbee ftcr) in ber Cftatur nie »olfjldnbig a\x$*

brüten fann, fonbern jebeS @rfd)einenbe nur Sebeutung $at


burd) baS ßntgegengefefete, worauf es ftcf> btfrfyt. £3ie baS
58

Snnerc ol;ne baS tfeußere nid;t iff, fo r>at <(lle§ feine S5c-

beutung nur im ©egenfafc. golglid; fann baS ©dfrone, fo*

fern e3 2(cuf?crung beS SBefenS aB eines mit ber Ghrfcfyeh

nung Sbenttfdjen ij!, in ber Sftatur nid;t $u fmbcn fein. Sn


tl>r fann ba$ ^rincip beS <5df)6ncn ntcfyt liegen; benn mit
biefcm jtefyt baS sprinctp ber Sftatur in gerabem SBibcrfprucb,
ba tytx bk Sbee immer nur tfyeilweife, in ©egenfdfcen jur

(Svfcfyemung fommt.
ytuü) in ber 9?atur giebt eS iebocfy in ber Sfyat einen

<5tanbpunft, wo ftdt> ein ©anjeS bittet/ unb ntcfyt mefyr

EfleS im ©egenfafce aufgebt, ©tefeö ©an$e ift ba$ SQSelt-

fpftem unter bem S3egriff einer (Einheit. £)a3 SÖßeltfyftem

fyat eine untoerfelle Snbioibualitdt unb bilbet fomit ein ©an-


&§, worin bie (£uü)ett ber Sbee ftcfy geigt, alfo fein bloß

empirifefyeS, fonbern ein ©angeS ber Sbee, worin bie Steile

ityre allgemeine Skbeutung Reiben unb eine oollfommene S3er>

fdjmeljung beS allgemeinen unb Sefonberen bilben. 5!>ar)er

ijr auc^ in ber Statur eine (5d)önl;eit, fofern ftd> bie @m-
fyeit beS SöefenS als bie 9ftannid)faltigfeit burdjbringenb geigt.

&od) ift leicht eingufefyen, baß biefe ©cfyonfyett nld>t ganj

(jomogen mit berjenigen ift, bie uns im wirf liefen %tbm


oorfommt, ba, um bie ©dfrönfyeit beS SBeltgebdubeS auftu-

faffen, eine (Entwidmung ber ©ebanfen unb (EinbilbungS-

fraft, nid)t bloß unmittelbare 2Ba^rnel;mung erforbert wirb.

Unb nur ba§ burd) unmittelbare 2Bal)rnel)mung (Mannte


pflegt man im gemeinen %eben fdjön ju nennen.

2(uf ber anbern <5tlte begrünbet bie Sbee ba3 ©elb(l-


bewufitfein, inbem fte t)ie Quintett ift, bie bur$ bie ©e;

genfäfce oollffanbig beftimmt wirb unb ftd) felbfi in ben ©e^

aenfdfeen wieberfmbet. «£>ier ift bie Sbee in ber @inl)eit mit


59

fiel; fclbff begriffen unb wirb att ba$ (Sine unb felbc erfannt,

ba$ nur entgegengefekte 83cbeutungen enthalt. £)ieö tft

bet 3u|fanb bc3 l)6l;cren 6elbftbewußtfein3 feinem SBcfen

nad). 2)a8 SSenmßtfcin als bloße Csrfcfyeinung fcfywebt tn=

btffermt jwtfcfyen Mgcmeinem unb S3efonberem ; ba3 ^öftere

hingegen befielt in ber inneren (£ml?eit be6 (ührfennenS mit

ftd; felbff, inbem ba3 erfennenbe Vermögen bic @egenfdfce

als SJtobtftcattonen feiner felbjt wahrnimmt, unb jwarfolcfye,

worin ba3 <5ine unb felbe ftd; ganj wieberfmbet.

din folcfyeS fyöl)cre$ SSewußtfein ifr unentbehrlich, um


ein ftcf) felbjt genügenbeS £)enfen ju bebingen. £)a§ teu-
fen be3 gemeinen 23erflanbe3 befielt im bloßen unenblidjen
£Bed)fel ber Se|rimmungen; hem wefentltdjen dxtennen be3
®eifk3 mufü eine Sbce ju ©runbe liegen, in welcher bie

@inl;eit ifr. £)al)er fann alles menfcfyu'dje £)enfen erjt einen

SKufyepunft finben, wenn eS (Srfdjeinung unb begriff auf eh


nen gemeinfdjaftlicfyen 2CuSbruc? jurücffufyrt. ftinben wir eine

folcfye Ueberetnjrimmung nicfyt, fo ijt ba3 £)enta nicfyt ab*

gefcfyloffen unb beruhigt. Qt$ mu$ alfo eine Sbee oorau6-


gefegt werben, wenn wir burd) unfer Renten Harmonie be$
allgemeinen unb SSefonberen bewirf en wollen. £)iefe Sbee,

auf baS £enfen belogen, nennen wir bie Sbee be6 2Bal?>

rcn. Sn ber SBafyrfyeit werben bie @egenfa£e gefunben als


einanber burcfybringenb unb in btefer £>urd[)brmgung ba6
dritte, ba$ fyöfyere S5ewuj3tfcin, bilbenb.

G£$ fragt ffety nun, ob in ber Sbee ber SBafyrtyeit


t>a$ ©cfyone liegen fann. dergleichen wir ba3 ©cr)one al6

(£rfd)emung, in welcher bie gbee fiel) offenbart, mit ber


Sbee beS 2Bal;ren, fo jeigt ftd), ba$ eine unmittelbare Ott;

Meinung ber Sbee bc3 <5cl)6nen im 2Bal;ren nid)t fJattfm;


w
M, ha in biefem bie cntgcgcncjcfe^tcn Stoffe fidf) erjt fc$fc

ben .muffen. £)a$ -2öafyre wirb nur gefunben burd) eine &e*

fonbere Operation bc3 £)enft>ermögen§, welche über bie bloße

(£rfd)einung l;tnauage^t £>'ie3 fann ntd>t bie <&adje ber

©cbonfyeit fein. Püffen wir oermittcljt beS SßerfianbeS ba3

(s-rfcfyemenbe auflöfen unb aufgeben, um e3 in" bag 2Sefen


3U t>crfe£en, fo prt ber dinbruc? ber ©d^ön^ett auf. —
£>a3 ©djone muß bie Sbee als gegenwärtig in ber ßrfcfyei*

nung bar|Men, freiließ "rricfyt bloß fmnlid), fonbern auef)

burd> ba3 £)en!en; aber burd) ein praftifcfyeS £>en?en, fein

tl;eoretifd)e3, wie in ber Sbee be3 2Bal)ren, wo hk ©egen-


fd£e ber ©riftenj erfi aufgeloft werben muffen. — £)a3
<5d)6ne muß auefy mafyr fein, fofern beffen-@rfd)emung ftcfc

in bte^bee auflofen ; laßt- ^erUnterfef)ieb aber liegt barin/

ba$ biefe 2(uflöfung fdyon burd) bie (£rfd)einung felbft er-

folgt, imb nid;t erft burd) baS teufen bie erfdjeinenben

©egenfd^e auf hk (üirifytit juritcfgefufytt gu werben braudjen.

2Ötr bürfen alfo beibe Sbeen nteßt mit einanber t>erwed)feln,

ob fte gleid) an einanber £l;eil fyaben.

£>a3 ©elbjrbewußtfetn im fyol;eren ©inne ijr and) ber

Urquell, auö welchem bte 2BirFltd)feit in il;ren ©egenfd^en


unb S3ejrimmungen l)eroorgel)t. £3eibe6, (Selbjfbewußtfem

tmb 2ßir!lid)!eit, muß einanber cntfpred)en. £>ie ßinljeit

beS (SelbfxbewußtfeinS tff nichts bloß gormaleS, fonbern et*

toa$ in ftd) <5elbf!dnbige§. ©oll fte ßinljeit be$ (MennenS


mit ftd) felbft fein, fo muffen aik SSejtimmungen ber (£ri-

jrenj in ben ©egenfd^en beS allgemeinen unb SSefonberen

als aus bem SSewußtfein l)eroorgel)enb erfannt werben. Sn


biefem ©trnte ift e$ ba§ praftifd;e S5ewußtfein, worin
wir bie (Einheit ber (Srfenntniß ernennen als (Sinljeit mit
61

fid) fetbjt, in fofern auS if)x eben beSwegen btc manntet


faltigen SSefh'mmungen beS allgemeinen unb S5efonberen tyxt

tjorgefyen.

£)er £UieH alles ^«^bc(n6 f


baS ber Sbee angemef*

fen t|J, liegt ntebt bloß im allgemeinen, in unferem SSe*

wufütfein, fonbetn in einem Momente, wo allgemeines unb


33efonbereS noef) ungcfcljieben finb. 9ftan benft fiel) gewöhn-
lid) baS Sei) in uns als einfad;, bie Außenwelt als man-

nigfaltig; baS ©nfac^e beftimme fiel) felbft burcl) jene 9ttan^

nidjfaltigfctt, unb bieS fei ber ©runb beS $anbclnS. £aS


ßinfacfje in unS fyanbele ftttlicl) gut, wenn eS fiel) bureljauS

nur felbft bestimme, nur baS allgemeine fcorwalten lajfe,

unb tk äußeren £)inge als Mittel gebraute, ofync fiel? burd)

fte beftimmen ju laffen. £>iefe SöorjMung, t>k %um Styetl

auf bem £antifd;en ©pfteme beruht, ift ungegrunbet. £enn


waö foll baS (Sinfadje fein , baS fiel) burd) 9ttanmcl)faltigeS

erft bejlimmen füll, als fyätte es an fiel) feine 23eftimmung?


tiefes ©infame tfr ein bloper abftracter S3egriff, ber ber

50ianniel)faltigfcit wiberfpricl)t unb fein inneres fieben fyat*,

fonft mü$ttn fid) allgemeines unb 83efonbereS gugleicfy barin

ftnben ; benn nur in biefer Bereinigung ber ßntgegengefe^ten

fann etwas SBefentüd;eS fein. Wtart nimmt aber baS, was


man conftruiren will, fd)on als fertig an. ©oll etwas als
nid)t ©egebeneS in unferem SSewufjtfein angenommen wer-
ben, fo fann bieS nur ein folcfyeS fein, worin bte <2clbfh

beftimmung &ugleid) SSeftimmung burd) baS 9flannid)faltige


unb burcl) baS einfache ijf. 2BaS fid; in uns felbft be;

ftimmt, ift nid)t ber leere SSegriff, fonbern wirb inbitnbuell

baburd), ba$ eS mit fiel) felbft (£inS ift. £>ie im fittlicben

S5en>ußtfetn liegenbe (Einölt ift eben \)k SnWtiualität.


62

£)bgletel> btö <&tybne unb baS Söatyre julefct auf


einen (ücbanfen jurücffommen, fo muß bod) beibeS notl;=

wenbig unterfcfn'cbcn werben, weil wir üon beiben Segriffen

nur in S5e$ielwng auf it)x (Erfcfyeinen in unferm @rfenntniß=


vermögen fpredjen Tonnen. 2Bal)re3 unb <5d)one3 berufen
betbe auf einer £>urd)bringung beS SBegrip unb ber (Erfcfyei;

uung. Söollten wir aber auS biefem ©runbe hübe für eins

unb baffelbe Ratten , fo würben wir bloß ben Moment ber

^Bereinigung t>or uns b«ben. tiefer Moment ijt aber nur

für baS benfenbe Söefen, nur in unferem 23cwußtfem \)ox-

Rauben. SBollten wir tyn als ctwaS SöollenbeteS , 2tbge=

fcfytoffeneS anfeljen, fo müßten wir ü)n als ©egenffanb , als

©toff für ftd) betrachten lonnen.

^)te Sbcc ijl Sbee ber 2öaf)rf)eit, in fofern fte ab


(en £krj!anbeSbe3tel)ungen ju ©runbe liegt, in welchen 2CU=

gemeines unb SSefonbereS als außer unS befmblicl) angefefyen

wirb, unb jwifeben benen ftd> baS (Erfenntnißt>ermögen im

©leicfygewicfyt fyaXL — 3m praftifcfyen Vermögen bin-

gegen ftnb allgemeines unb SSefonbereS bloße 9ttobtftcationen

beS eigenen S5ewußtfeinS. S5etbe werten nid)t mä)t als

außer unS befmblicl) angefefyen, fonbern als $erfcl)iebcnl)citen

unb 5^annicf)faltig!eiten in unferem eigenen 3$. Söenn wir


wollen, fo gefdn'el)t bieS irgenb einem begriffe gemäß; aber
biefer wirb nid)t als SSegriff überhaupt betrachtet, fonbern

wk er in unferem Sewußtfein unmittelbar erfcfyeint. £)er

bloße allgemeine begriff erregt nie ein #anbeln; er rnix^

als 9ttobiftcation meines 83ewußtfeinS fyeroortreten. ©efye

iö) baS einzelne (Srfcfyeinenbe als £)bject an, fo begrünbet

eS lein v^anbeln; fefye icf) eS hingegen an als eine WlobifU

cation meines Sei) ober eine (Einwirf ung auf bajfelbe, fo


63

wirb e3 ®runb 311 einem SSMen unb baburd> $u einet ipra^

tifdjen £l)dtigf eit , worin ba$ 85ewußtfein ftd) fclbfl bcjrimmt

unb gemeines unb 85efonbere3 al§ bloße 9ttobiftcationen

beffelben erfcfyeinen.

Sn jeber 50?anntrf>falttgFett muß notl;wenbig ein bcfonbc-

ver Suftanb bc$ einen S3ewußtfein3 fein r


bt'e allgemeine

<5inl;ett be3 bewußten SnbioibuumS. <5o ift bas> rein liiU

gemeine unb jugletd; eine bestimmte SDtobtfifatton be3 ©m


fad;cn oorljanben, unb ballet* geboren alle S3e(ttmmungen
bem ©elbßbewußtfein , ber $erfonlid)!eit §u.

Sft baS SSewußtfein btefc ©nfyeit, unb foll bennod)

ein Uebergang au$ bemfelben in bte fOZanntc^fatttgfeit (statt

ftnben, fo muffen wir un$ ba£ £anbeln benfen alö ein

beftänbigcS S5e(limmtfein be3 33ewußtfein3 burd) ftd^> felbff.

©omit ftnben wir fyier 1) bte Crinljeit be3 £5ewußtfein3 mit

ftd; felbjl; 2) ben Uebergang, ben ba§ £Öollen unb ^an-


beln jwifd;en allgemeinem unb SSefonbercm macfyt. £aS
Snbioibuum ift babet burd) einen allgemeinen SBegriff unb

jugleid) burefy einen befonberen ©egenffanb bejfimmt, unb


bie S5e(!immung fann t>on bem allgemeinen 3wedc, ober

oon Um befonberen ©egenjtanbe anfangen. £)a3 äBollcn


fann mithin fowofyl oon Um allgemeinen als oon bem S3e*
fonberen ausgeben.

Und) ba3 prafttfdje S5ewußtfein fcfywebt bemnad) jwi*

fcfyen allgemeinem unb £5efonberem, unb fein SBtrfen bcjW;t

in bem (Streben, beibeS gu oeremigen. 2ttlem praftifrfjen

SBtrFen muß batyer and) eine Sbee, eine urfprüngli$e din-


tytit ju ©runbe liegen, unb biefe muß mit ber oollffdnbigen
Qtmtyit U$ ©elbftbcwußtfeinS biefelbe fein. ©0 lange aber
\>aB £)bject unb ber 3roec! t>om ©elbjlbewußtfein geftyieben
64

fmb, ijt immer nocfy 23e$iel)ung, SBerglet^ung ^ Uebcrgang;

alfo nicfyt ttoHfommene Cäntyeit.

£)iefe Sbee, worin iJftannicbfalttgeS unb Einfaches, ba§


(Selbftbewußtfein unb \>a$ 2Ceußere ©n§ fmb, nennen wir
bie Sbee be3 Qdutcn. ©ie i(I baS SBefen miferer gan*
$en pra?tifd()en Statur. £>a$ $rinct> ber ©tttitd&fett getyt

nidjt baöon au3, bag wir unfer einfaches SBollen gegen bic

äußeren Grinbrucfe bfyaupkn unb burd;fe^en; ba3 fyöcbjk

©efe£ tft t>ielmel)r bie ursprüngliche (Einheit ber ©egenfdfce.

Sn unferm wirflieben kennen giebt ftd> ba3 ©ute barin


funb, baß begriff unb einzelne (Srfcbetnung ganj baffelbe

fmb. 2)iefe (Einheit ift ba$ (Butt barum, weil fte allein

lebenbigeS, FrdftigeS ^rfennen tjr. ©ie ift jugleicb Qtintyxt

mit fiel) felbjt, ba3 ttoflfommenfte S3ewußtfein , ba§ aHeS £e*

Ben umfcblteßt unb als lebenbiger £luell alle mögliche (5ri*

ftenj umfaßt, ©ie ift ba3 l)6d)(le lebenbige SSewußtfein , unb


barum ijl fte btö ©ute.
SBie t>erl)dlt fid^> nun biefe Sbee gu ber Sbee ber © d) 6 n*

tyett? £)a bie @u$ett be3 allgemeinen unb SBefonberen,

bie Sbee, fcter burdf) bie Styattgfett felbft jur SBttftidjjfett

fommt, worauf ja aucl) ber ganje S3egriff be3 @d)6nen be*

rul)t: fo folltc man meinen , eine folcfye Sbee muffe ber Ur-
quell be3 (Schönen fein, allein e3 finbet nod) ein weferit*

lieber Unterfcljieb <&tatt. 2Btr forbern üon ber Sbee ber


©cbönljeit fdjon ttollenbete SBerfc&meljung ber 2ö trf lid)feit
mit bem SBefen. <Sie foll aufgefaßt werben als Entfaltung

unb Offenbarung ber Sbee. Sm (Buten aber tjf bieS nidf)t

ber gall; fonbern t>k Sößirfltcfyfett wirb al§ etwas ©egebe^

neS fcorauSgefe^t, al§ ttxoaZ 5U unferer erfc^einenben Statur

(poriges, unb in bem Sßecbfel ber Se^ie^ungen foll ft# bie


65_
urfprünglid)e (Smtyeit beS SSewußtfeinS offenbaren. £)iefe

(5ml;ett fann nur nad) unb nad) in biefe Seimigen über-

gelten; fte fann nur burd; baS befonbere $anbcln unb nie

üolljtänbig auögefül;rt werben, weil unfere ©rijlenj felbft

immer nod) t)k begriffe beS allgemeinen unb Sefonberen

in tl;rer Trennung enthalt. £)arum ift bie Sbee beS ©uten


et\va§ ba$ würben folt, nod) nid;t ijt, ein ©ollen, unb
2Birflid;feit unb Sbee ftnb immer nod) t>on einanber gefd)ie-

ben. £)ie SBirflid)feit roirb als feienb ttorauSgefegt ; bte

Sbee als fein follenb, unb eS entfielt nie eine fcollftdnbige

3)urd)bringung.

£5od) fann man ftd) Ijieran ttutlid) titadjen, roa$ oon


ber Sbee beS <5d)6nen ju forbern tfi ©ie barf nid)t al&

etwas ©nfeitigeS beljanbelt werben; fte frmn nicfyt befreien

in einer Bereinigung burd) welche ber begriff in bk $Ran*


nicfyfaltigfeit ber ©rfdjeinung gebannt imb baxin gleicfyfam

begraben würbe, ©o bafykn eS ftd) jebod) bie Stteijlen,

namentlich SSaumgarten; and) Rani, ber t?on einer

Offenbarung ber unbeftimmten Swedmdgigfeit im S5efonbe-


ren ftrid)t, welcher er nod) t>k SSe^ieljung auf t>k Vernunft,

fc>a$ reine SBewußtfem, entgegen fegt, mityin bk ©d)önl)eit

er|t in ba$ <Sinnu'd)e fegt unb bann auf ben leeren £kr=
nunftbegriff jurüdgeljt.

Sßir fefyen, bafji eine Bereinigung beS ^Begriffes mit


ber 9)ianntd)falttg!cit unmogltcl) ift mm nid;t eine urfprüng*

lidje ßinbeit beiber Elemente überhaupt ^um ©runbe liegt.

£>te ©d)6nl)eit mu$ alfo ben S3egriff aB für ft$ befteljenb


unb jugleid) bie gan^e ftnnliclje 9ftannid)faltigfeit umfaffenb

barjMen; eS barf nifyt bloß ber begriff im 9ttannid)falti;

gen liegen, fonbern btibt§ muß untrennbar »erbunben, 2CH-

5
66
gemeines unb SkfonbereS muffen ganj ein 6 fein unb ftd>

ootl|länbig burcfybringen. £>tefe £)urd;bringung muß auf


ge«>tflc 2Betfe als üollenbet betrachtet werben, ba bte Sbee
beS ©uten erfl forbert, baß fte vorgenommen werbe.
Sn bem©c{)6nen foll ftcty alfo bte Sbee m ber dri-
fte nj offenbaren, ©o üerjlanben fyeißt eS, ntcr>t me'&r, DaS

9ttannid;faltige foll oom Segriff, fonbern bte (§#jien$ foll

t>on ber Sbee burd)brungen fem. @S fragt ftcfy nun, wie


bteS möglich ijr.

SBir muffen jur Beantwortung tiefer grage einen @e*

genfafc mit ber Sbee beS ©uten fmbem £)ie Bedungen


gwifdjcn allgemeinem unb SSefonberem follen ffcf> im ©uten
in lebenbige ©nfyeit beS BewußtfeinS oerwanbeln. £>iefe

lebenbige @ml;eit beS SSewußtfeinS muß uns aud; erf cnnbar

fein. 2öir benfen unS im ©uten t>k Sbee als baS im wirf-
liefen ^anbeut £ar§ufieflenbe; ba5u tji aber nötl)ig, ba$
wir in unferem Sewußtfein unS ber Sbee felbj! bewußt
werben. SBir muffen in biefeS fyinabjteigen, in tym bk Sbee
felbj! auffmben unb bk lebenbige (Sintyett ber ©egenfd^e als

baS wal)rnel)men, was unfer eigenes S$ ausmacht. SMefe

Gnnfyeit ber Sbee fonnen wir nie wal;rnel)men otyne ben ©e-

genfafc gegen baS Mannigfaltige, <5ie txitt mit biefer S5e-

gte^ung in ein äwtefacfyeS Serljdltniß, mbern fte ftd) felbj!

als Sbee gegenwärtig jetgt.

^rftenS muffen wir fte benfen als bm 2Cbgrunb beS

£ebenS, worin fiel) unfer eigenes Bewußtfein als wirflicfyeS

verfenfen muß, um wefentlid? ju werben, tiefer ©tanb-

punft ift ber religio fe. — £)aS %miie ifl baS 23erl;dlt-

ntg ber Sbee $ur wtrflid)cn SBelt, $ur Söelt ber Schiebun-

gen. £)ie Sbee muß erfannt werben als tiefe SBelt beS
67

ungemeinen unb S3efonberen in fi'd> auflofenb unb ftd; felbft

<m bte ©teile biefer Crriftcnj fefcenb. tiefer jwettc ©tanb*


punft tft ber beS ©d;önen.
3ur Sbee bea ©uten ift notl)ig, baß nur felbft ntd&t

bloß an äußere (Stoffe unS anfdjließen, fonbern unfer etge^

lieg wefentltd)e6 SSewußtfein burd) baS v^anbeln verwirf liefen.

£aS SSewußtfein ift babei gegenwärtig, infofern eS im Ueber-


gang begriffen ift unb ftd) fclbft n?irfltd> machen foll. 9?un
würbe aber biefeS S3ewußtfein nichts fein, aB eine wefent-

lidje £l)ätigfctt; cS würbe ftd) nidjt abfließen, nid>t ^ur

(Srfenntmß ber wefentlidjen (Stn&ett fommen, wenn eS ntct)t

aud) auf ftd; fclbft jurncfgefjen tonnte, ftd) nid)t auffaffen

fonntc als gan§ cinS mit ftd) fclbft im ©egenfafc gegen baS
Svetd) ber SBe^ieljungen. Um ftety felbft rilS eins auffaffen

^u fonnen, muß eS jenem moralifcfyen ©tanbpunfte ein inne*

re§ ©elbflbewußtfein entgegen fe^en fonnen, wo eS ftdt) als

eins mit ftd) felbft genügt. £>teS ift ber böd)fte ©tanbpunft
beS ©elbftbewußtfetnS , wo ftd) bie beiben 3ftd)tungen ber

Religion unb beS ©cfyonen fd)eibcn.

©oll ftd) ber Genfer) in feinem innersten 23ewußtfein

als eins mit ftd) felbft ergreifen, fo muß in biefer @tm>tt


ber Sftcnfcfy untergeben, infofern er im $anbeln awifd;en
Tlllgemeinem unb SScfonberem fcfywebenb ift. £)er 3uf!anb

beS $anbemS mu$ in hie Cnnfyeit beS SBewußtfeinS aufge*

l;en; ber SKenfd) als wirfltdjer muß in btefen Moment ftd)

felbft verlieren. (£~S ift eine ©elbftoernid)tung beS mbwtbuel*


len SSewußtfeinS ; benn ber wir!lid)e Sftenfd) fann ft<# nur
tm Moment ber SSe^ielrnng, als fyanbelnber benfen; in ber

reinen ^tnoeit hingegen muß ber $?enfd) als ein wirflidjeS

Snbioibuum fiel) felbft t>erfd)winben. — Sn ber Sbce beS


5*
68

©uten erfdjjemt btö f>od^>ffe Ztben be3 S5e»ugtfem§ noct) al§

gorberung. X>tefe6 bocbjte SSewußtfein tjr etxva§ Unioerfel-

leg, ba3 ftd^ in ber 2Birflid)feit nur fucceffto barfMen fann.

<5oll bieg l;6d)jte £eben felbft fötfttetyunft unfeteS SSewußt*

fetnS werben, fo muffen wir, mbern wir un3 als 2Birflia;e3

vernichten, in unS bie (Gegenwart beS tyocfyjien, beS allge*

meinen £ebem>, unfer eigenes SSewuptfein als ein hervor-

treten beS göttlichen SSewußtfeinS wabrnefymen. Unfere eigene

Snbioibualität i(! bloß Äußerung ber göttlichen ©egenwart.

S)teS ijt ber ©tanbpunft ber Religion.


(SS fann feine wal;re ©tttlid)! ett geben otyne t>k Reli-

gion. 2Bir würben t>k Sbee beS ©uten nic^t im wirflicfyen

geben auSfüfyren formen, waren wir nicfyt überzeugt, ba$


unfer inbioibuelleS 33e»uf?tfem an ftd> nichts, fonbern nur
infofern etwas ijt, als ffct) barin baS SBewußtfein beS gött-

lichen SebenS offenbart.

£>iefc Söabrnebmung beS ©ottlidjen in uns ijt aber

nicf)t bie einjige gotm ber Söabrnel;mung beS bocbften S3e-

wußtfeinS. Snbem unfere ^Petfonlicfyfett barin untergeht,

muß bie SBelt ber ^ripen§ unb ber ©egenfd^e mit untere

geben, ©eben wir biefe SBBelt ber Sßirflicbfeit auf, fo fel;lt

uns bie ©ette ber Csrtjtenj. SBir erfennen $war jegt baS

böcbfte SSewußtfein ; aber eS würbe uns md;t wirflict), fbnn-

ten wir ntcfyt aucb bie Grrijien& bamtt burcfjbringen , würbe


ntcf)t in ber ganzen SBBelt ber Sßirf lieb feit auct) baS öoEftan-
btge 2Cbbilb beS bocfyjten S5ewufHfeinS wahrgenommen, fo

baj? an ber ©teile ber 2öirflid)feit baS g6ttltct)e Mtn felbj!

ftd) entfaltet, tiefer %witt ©tanbpunft, auf welchem wir


bie SBclt ber SBirflidjjfeit als Offenbarung beS göttlichen
Gebens fefjen, ift ber ©tanbpunft beS <&d)bntn. SÖSir
J>?

oerfenFen l)ier bie eriflirenbe SBelt, fo voie üorljer un§ felbft,

in bic 2Cnfcbauung bcr göttlichen ©egenwart. (£3 fann für

bte ©cfyömyit ntrf)t genügen, bafj in bei* fmnlid;en SQSafyt;

nc(;mung ber £)bjectc ftd£> ein SSegriff offenbare; bieg mad)t

bie <2d>6nl)eit nid;t au3, wenn nid;t ba$ ganje 9)rtncip ber

Delation be£ allgemeinen unb 33efonberen in bie Sbee aufs

gegangen ifl.

(So n?ie in ber Religion imfer eigenes SSewußtfein, fo

geljt m ber ©cfyönfycit bie SBirflid)feit ber SBelt, in welcher

wir leben, m ben göttlichen ©ebanfen als bloße Offenba-

rung beffelben auf. (£§ Fann bafyer weber ein Ueberwiegen

be£ allgemeinen SSegriffeS, nod; ein Ueberroiegen ber befon-

beren £)bjccte barin pattfmben. 28ir muffen im <&d)b;

nen eine lebenbige Entfaltung, ein SBirfen ber gottlid;en

©egenwart erFennen, woburd) jeber SSegriff feine @rijrenj

ftcfy felbft fdjafft. £)er begriff muß mbtoibuell lebenbig fein,

imb umgeFeljrt ber einzelne ©egenffanb nid)t aU t>om all-

gemeinen SScgriff abgefonbert erfebeinen, fonbern als bk


unmittelbare ©egenwart beS 85egriffe3, als ber S3egriff

fclbjl in feiner S3efonberl;eit. §3eibe <5eitm muffen in ben

bxitten Moment bcr Se^ieljung ffd; auflöfen laffen; ber

$)unFt ber Oieflerion mu$ in feiner ganzen SöolljränbigFeit

aufgehoben fein. £»teß ijl t>a$ ©efyeimniß ber Äunfr.

2)ie Sbee ber (Bc^on^eit fdjeint fyiernad) eine niept

bloß praFtifcfye &u fein; eS fdjeint auf baS $anbeln, wo*


burcl) bk Sbee fucceffw wirFlicfy wirb, nid)t ankommen,
fonbem baS <3d;öne oielmefjr als 9?efultat, als SöolienbeteS

betrachtet gu werben, tnbem ber Uebergang fd)on abgefd)lofc

fen fein muß. 2)emnad> erfcfyeint t>k Sbee be§ ©cpnen


mel)r als eine t^eotre ttf d;c. — £affelbe ^eigt ffd) auä)
70
bei bem religiofcn ©tanbpunfte. &a§ hervortreten ber

göttlichen Offenbarung in uns felb|r tonnen wir nicfyt bewir^

fen; wir ftmnen e3 nur erfahren olme unfer 3utbun. 2Ba$


man aber bloß erfahren fann, tfi: tt;eorettfd>. £)al;er fyat bie

Religion einen fo bebeutenben tbeoretifcben £fyeil; unb fo

fjat and) bie 2el;re t)on ber ©cf)6nfyeit notfywenbig einen

bogmatifcfyen £l;eil, roorin bie ©efe£e berfelben gelehrt wer-

ben fonnen.

Sßdrcn aber biefe Sbeen bloß tfyeoretifd) , fo fielen fie

mit ber Sbee ber S35a(jr^eit jufammen. SSei ber 2öal)rs

fcett tj! bie mittlere Qtinfyeit etroaö bloß 23orau3gefe£te3 ; bieg

foll beim ©cfyonen ntd)t ber gfall fein. @S muß alfo fyier

ettra^ aus £beoretifd)em unb 9)rafttfd)em ober auS £)enfen


unb £>anbeln ©emifcfyteS fein, ber Moment im ä3ewußtfein,

wo 3)enfen unb ,g)anbeln in einanbcr übergeben unb urfyrüng*

lid) in einanbcr liegen. @rfr burd; baS praftifcfye Söewußt-

fein fmb wir auf biefe Sbeen gefommen. £)afyer fann bie

wafyre Ueber^eugung von ber Religion, ber wafyre ©laubc


nur prafttfd) erlangt werben; nur burd) praftifdjeS

33eburfn$ fonnen wir ba§, voa$ an ftd) ift, in unS erfahren.

dben fo *>erl)ält eS ftd? mit ber <3d)önl)eit. 2£ud)

fyier ijt ein praftifdjer Sßeg notfywcnbig, ber aber nid)t,

wie in ber Religion, bat>on auSgefyt, bafü wir unfer perfon-

lid)e£ SSewußtfem aufgeben. (53 iß ttielmebr ber SBeg , auf

welchem bie Sbee in bie £öirflid)fett einjlrömt unb babet


ftdt> unfer gleicfyfam aB eines Durchganges bebient. £)ie

Sbee geljt burd) unfer perfönlidjeS SSewußtfein Innburd),

to|i eS in allgemeines auf, unb üerwanbelt bie 2Birflid)feit

in ein 2Befentlid;eS , Offenbartet 2Cuf biefem praftifdjen

2öege beruht bie 9iotf)wenbigfeit ber ßunjr. & jeigt


n
fiel) barm, wie wenig fc>te &unjr fh ber ©ewalt bcS reflecti*

renben SnbioibuumS ijf. £5aS Snbioibuum ift nur baS ©e;

faß ber Sbee.

Sn beiben ©ebteten, ber Religion unb ber ßunjf,


ift fowol)l ©üte at6 SBafyrfyett oereiniget. 2)enn in ©ott,

m fofern er in unfer SSerougtfein eintritt, t|t bie f)öd)fte

©üte; otyne biefe Offenbarung in unS ijt bie ®tttüd>Fett

nid;t möglid). (5bcn fo ift eS mit ber Sbee ber §Q3al)rl)eit.

prüfen wir unS, waS wir wefentlid) an ftd) ftnb, fo werben


wir ftnbcn, baß alles, xoa§ unfere Snbioibualitdt betrifft,

nur (£rfcf)cmung ift, ba$ 2Bal;re hingegen nur Offenbarung

beS göttlichen SBefenS in unS. £)ie fyocfyjle 2Bal)rl)eit alfo

ijt allein in ber Religion; alle anbere Söafyrljeit ift nur ba§
(Streben barnacf).

(*ben fo trifft im (Schönen 2M;rl)eit unb ©üte gu*

fammen. 9ftan fyat baS <Sd)one oft als ©pmbot beS fttt-

lief) ©uten betrachtet, jcbod) oon einem niebrigen ©tanb-


fünfte. 2HS bittet, baS (&ute ju bewirf en, fonnen wir
baS <3d)6ne nid)t anfefyen; aber beS oollfommenen SSewuffc

feinS ber Sbee beS ®ukn fonnen wir nicfyt Ijab^aft werben,

ofyne jugleid) ^ie Sbee beS ©djönen gu ^aben. Sßir werben

baS ©ute immer nur als bie gorberung, als baS Collen

anfefyen, wenn wir es nid)t jugleid) als ©cfyoneS erfennen.

Senn eben bie 1)6$ jle Sbee, in fofern bie (5rfMeinung in

ü;r aufgebt, ift hk (Sdjönbeit, unb tnbem bie Sbee beS


©d)6nen mit bem ©uten ^ufammen fallt, tjl fie jugleicf)

Sbee beS SBafyren.


3 w> e i t c c Ttbitynitt
5ßon bm ©egenfd|en unb 35e$te$uno.en , burcf) welche bie 3>bee

bei: £>a)6nl)ett rofrflid) wirb.

&Ja$ <&d)6ne als ©egenjlanb ober (Stoff einer tyeoretifd&ett

(Srfenntnig, fann ntcfyt als für ftdj) felbji beflefjenb uni> ge-

geben betrachtet werben. @S treten 2ßtberfprücr)e baxin fax*

tot, btc ntcfyt gulaffen, bag bte gbee beS ©cf)6nen als wirf*
lid; gerettet werbe. 2CtfeS waS ben bloßen gemeinen 33er-

j?anb bebingt, mu$ fiel) im (Schönen aufgeben, gener &e*


fte&t nur burcl) ©egenfd^e, bie ftcf) inS ttnenbltcfye bebingen;

bie ©cpnfyeit hingegen befielt in ber soUfommenen Ber-


einigung ber ©egenfäfce. £)arauS laßt ftdr) einfeljen, baß
bie für Un gemeinen Sßerflanb üorl)anbene @rij!enj, bk ge-

wöhnliche SBirf iid)f dt , baS <3cf)6ne nicf)t in ftdj) aufnehmen


unb ertragen fann.
SGBir muffen bal)er baS ©d)6ne als einen Styeil ber

praftifcfyen 3)J)tlofop&te anfeljen. £)aS Styeorettfcfye

gilt nur barin, in fofem eS üon bem ^Prafttfdjen benimmt


wirb unb biefeS ftcf> felb(r ins Sljeoretifcfye üerwanbelt. 50ttt

Unrecht bemäntelte bal>er Äant baS <5d)6ne aB ©egenflanb


ber t^eovettfe^en sptyilofopfyte. gebe tl;eoretifd)e ^Betrachtung

beS ©d)6nen üermcfytet fiel; felbji; nur burefy bie felbftbe*

wußte unb tätige Sbee wirb ber ©egenfafe aufgehoben.


SÖSenn wir mithin l)ier t>on bem (Schonen für ftd) als
73

Don einem ©egebenen fpredjen, fo gefd)iel)t btea nur, um


un$ baburcl) genau oon bem SScbürfntffe beö $raftifd)cn,

worauf bie ßunffc beruht, $u überzeugen. 2>ie ©egenfd£e


würben ftd; im $Praftifd)en nid)t fo baftfyun (äffen; wir

muffen zuoor bte einzelnen SScftanbtljeile erfennen, bie ber

belebenbe ©ei(! ber Äunfr 51t einem großen ©an^en oerbinbet.

&at)cx mu$ l)kx guerft oon ben SSebingungen beS ©d)önen


bte 9iebe fein, bie ofyne ba£ Seben ber Äunft nid)t bejlefjen

formten.

&a$ <5d)one befreit m ber Bereinigung oon Softer*


fprüdjen. 2Bir muffen atfo bie oerfdjiebenen ©egenfd^e
unb Sftcbtungen verfolgen, welche als Elemente baxin ent-

halten ftnb. Ituü) bie übrigen eti)ifd;en Sbeen befielen in


ber 2Cuft)ebung oon 2Biberfprüd)en. &tefe zeigt ftd) aber

im (&uten buret) ein fortwdfyrenbeS jfttfenweife bie ©egenfd^e


auflofenbcS ^anbeln. Sn ber Religion werben bie SfBiber-

fprücfye fo ausgeglichen, baß fte ntd;t met)r aU 2öiberfprüd;e

befreien, fonbern in ben lebenbigen ©ebanfen be3 (Sotttiefyen

ganz aufgeben, dagegen verlangen wir im <Sct)onen bte

^Beziehungen ber 2Birfu'd)feit, unb bod) %uatei<fy bie 2Cuf*

fyebung biefer SSe^iefyungen , ba ftd) bie Sbee barm offenba-


ren foll.

£)as> ©d)6ne im ungemeinen mu$ auf ber einen

©eite etwas ganz (SnblicfyeS, auf ber anbern sugleid) bie

unmittelbare (Gegenwart ber 3b ee fein. — 9ttct)t bloß

bie zufällige 9ftanntd)faltigfeit ift ein (SnbltcfyeS , obwol;l

man e$ ftd> gewot)nlict) fo ttorjtellt, tnbem man bloß ben

©egenfafe ber ftnnlicfyen 2öafyrnel)mung unb beS Begriffes


im 2Cuge l;at. Sn ber 9ftannict)faltigfeit liegt tnelmefyr eine

Unenblid;! eit , unb zwar eine imergrünblicfye , ba wir barm


74
nie. auf cht abfoluteS (£nbe fommen, fonbern immer noer)

2$erfd)iebene3 unb Mannigfaltige^ fmben. ^nbltrf) wirb ba§


Mannigfaltige erft auf einem ©tanbpunfte, wo ber Moment
be3 Mannigfaltigen mit einem allgemeinen ^Begriffe ^ufam-

mentrifft. 3ur Grnblicbfeit gehört alfo bie befonbere Gürfcbci-

nung unb ber allgemeine SSegriff, beioe mit einanber ganj

oereinigt, unb ftcfy einanber bebingenb unb erfdjöpfenb.

liefen $unft ber Gmblicfyfeit erfennt ber gemeine 23er-

jlanb nie ganj rein. Sbn foll bie l)6l)ere (Menntnip auf-

fäffen, für welche ber Moment ber (Snbltcfyfeit jugletcfy »ol-

ler 2(u3brucf ber Sbee fein muß. <£S fann alfo in biefem

Cmblicfyen, ba£ nur burrf) bie Sbee erfannt wirb, fowobl


allgemeines als £3efonbere3 üor^uwalten fcr)etnen. Söir fon*

nen in ber $un|t einzelne Cnfcfy einungen auf ber einen, unb

SSegriffe auf ber anbern <5citt wabmelmten; jene bürfen

aber feine zufälligen SÖalnmelmumgen , biefe feine abjfracten

leeren begriffe fein. 35eibe muffen ftcf) erfeböpfen unb bie

£unft-@rfcl)emung mu$ notljwenbig unb völlig fo benimmt

fein, wie fte ift, tnbem fte eine ganz beftimmte Mobiftcation
ber (£rif!enz überhaupt auSbrücft.

3)al;er fann bie gemeine Statur mcfyt ©egenjtanb

ber -ftunjt fein; in oem Portrait l;6rt ber ganje <5inn

ber -ftunft auf. £>ie 2Clten Ijaben bcfyalb in ber plajtifcben

Äunft bk ©otter- unb £erocnwelt fcor^ugSweife gu ©egen-


(lanben gewählt, weil jebe ©ottfyeit and) in ityrer begrenzten
4
befonberen ©eftalt eine bejrimmte Mobiftcation ber Sbee
auSbrücft, einen ©ebanfen, ber, wiewotyl ein befonberer,

t>od> ein burdfjauS notbwenbiger war unb fd)lcd)terbittg3 nie

ein anberer fein fonnte. £)ie Sbee muß alfo SSefonberbeit,

aber notljwenbig abfolute S5efonberbeit fein.


75

£>cr allgemeine S3cgriff muß in bem Äunftwerfe fein

abtfrafter fein, fonbern feine 9ttannid)faltigfeit unb SSefon-


bereit mit ftd) bringen. SBenn wir in ber spoefte altge-

meine Betrachtungen, ein S3crfal;rcn nad) Gegriffen ofyne

Befonberljeit ftnben, fo bürfen biefe Betrachtungen bod) ntd;t

fo befd;affen fein, baß fte ftd> auf jeben anbem ©toff aud)

be5tel;en f önnten ; fonbern fte. muffen einen beftimmten gege-


benen ©toff ober t>a$ SSefen be3 menfd)lid?en £)afein3 über-

haupt angeben. <5o im ?)inbar, bem größten frjrifcr,

beffen Sfoflerionen ftet) immer auf feinen befonberen gelben,

ober auf ba$ SÖ3cfentltcr)c be3 menfet) liefen £oofe£ überhaupt

be^ieljen; nid)t auf ba3, roaS meift gu gefcfyefyen pflegt,

fonbern roa6 in ber 9tatur bee> menfcfylidjen @5efd)led)teS an

ftd> gegrünbet ifr; benn biefe iji eben fo bejlimmt, wie

trgenb eine S5cfoxtbcrI;ctt. — 2)a3 Sefonbere erfd;etnt

alfo immer aU ein £t)pifd)e3, als ein allgemeiner Segriff,

ber ftd) aber an eine S5efonberf)ctt anfd)ließcn muß, ober an

baS allgemeine, fofern e3 als SBefonbereS gefaßt roirb.

hierin liegt immer nod) ber Ctyarafter einer Gfnbl ify


leit, aber feiner relatioen, wie t>k bcS 23erf!anbe6 iff, fon-

bern einer ftd) felbji genügenben, worin eben beSwegen ^k


Sbee ftd) auSbrücft. — ©oll ffd) bie $unjr in ber @nbltct>
feit erfdjopfen, fo muß eine jwiefacfye 2Crt, ben ©egenjtanb
51t erfennen, jrattftnben. &$ muß ein (SnblidjeS fein, wor-
in ftd) jugleid) baS betxafytmbc (Bemüty aon bem Moment
ber Bereinigung ber ©egenfd^e ablöfen unb in ftd) hen
9)unft auffucfyen fann, worin biefelben an ftd) eins ftnb.

Sn jebem fdjonen ©egenftanbe werben wir immer t>k S5c=

bingungen ber Sbee, be3 fyoljeren ©elbftbewußtfeinS über-

haupt, wafyrnefymen. &af>er empftnben wir äugteid) hk $ar-


76
monie unfereS inneren SSeroußtfeine; , ba§ uns in bem 9tto-

ment ber SBafywefymuncj beS (Schönen beS f)6d)ffen göttli-

chen £>afein3 tfyeifyaftig macf)t Sn bem £)afem ber Sbee


allein fügten wir ha$ oollfommene Seben, worin ftd) unfere

Snbiütbualttdt auflojf. ßS muß alfo ba$ Bewußtfein ber


l;öd)jlen ßrfenntntp mit ber SBaljrnelmmng be3 ©cfyönen
t>erbunben fein, woburd) alles SSebürfniß aufgehoben wirb
unb alle 2Biberfprüd)e serfdjwinben.

£>cti)a $>k SBirtung ber <5d)6nf)eit, baß fte btö ©efüfyl

ber @inigfett mit um> felbjt, ber Beruhigung , ber oollfom-

menen 3ufriebenf)eit in unS fyeroorbringt. £)ieS iji bie l)6d)(Ie

SBirhmg, bie ba3 @d;6ne auf un3 äußern muß, ber J>6d>fte

(Gewinn oon feiner Betrachtung. SBenige fyaben bte3 ganj t

gefügt; nod) SGBemgete fyaben c§" benimmt ausgebrochen.

SERoütf hm fein ©efttfyl oft bewunbernSwürbtg richtig ge-

leitet, l)at biefe 2£irfung beS <Sd)önen fefyr glüdlidf) bärge-

Jlelft. ©eine Heine <5d)rtft über hie bilbenbe $lad)z


aljmung beS ©cfyonen ift bafyer in biefer $inftd)t fe^r

gu empfehlen.

d$ bkibt nun aber immer nod) bie $rage nac^ ber


9ttoglid)feit- beS <5d)onen übrig, ©te eben ift eS, bie unS
bie Unruhe giebt, womit wir nad) bem ^>d)bmn jtreben,

unb uns jum ^röorbringen beffeiben auS unferem Be-


wußtfein, $ur $unft antreibt.

£)ie Sbee beS <3d;6nen fann nur Dom ©tanbpunfte


beS BewußtfeinS, nid)t aber in ber Statur erfannt werben.

£)ie natürliche Betrachtung ber £)inge bejM;t in ber 5öal)r-

nefymung ber Bedungen in ber Sbee, ^rotfdjen benen nichts

erkennbar tft, aU bie Begrenzung; bagegen im ©elbjfbe*


wußtfein ftd) in ben ©egenfd^en überall biefelbe <5inl;eit
77

voiebctftnbct. £>ie unmittelbare ©egenwart ber (Smfyeit ber

Sbee ijt in ber @#6nfyctt wcfentlicl; unb unentbehrlich


Sn ber SQ3trf lidjfeit tjl baljer bte ©djon^ett nur ba
gegenwärtig , wo baS (5nblid)e in allen ©egenfd^en ftcf> ganj
angefüllt geigt oon einem unb bemfelben SBefen. Sflan foUte

bal;er glauben, baß bte Sbee ber (Scl;6nl;ett überhaupt alle

©egenfd&e aufl;ebt, unb bte Sbee felbfi in il;rer reinen ©n-


t>ett hervortreten lagt. £)arm aber liegt eben baS ©eljeim-

nig, VDeId?e6 bte (SntwtcMung ber Sbee ber ©cl)önl)ett fcfywer

macfyt, ba$ jwar bie Sbee als eine unb biefelbe tx>trfltdf>

werben, aber gugletcl) fiel) in bie ©egenfd^e ber @rij?en$

entfalten mu$, ba fte fonjl gar nfd>t gur -2Birfltcl)fett fom-


men würbe.
£)ie ©cf)önl)eit mug alfo notfywenbig unter ben ©egen*
fd^en ber (Ertjtenj betrachtet werben, unb mu$ bennocl;

bie volle (Sinljett beS äSewußtfeinS in ftd) enthalten, tiefer


Söiberfprucl) lagt ftcl) ntd>t l)eben, wenn wir uns ntd?t bie

Cftnl)eit beS SSewußtfeinS als eine tätige, fd>affenbe benfen.

£>ie Griffon^ ober bie SBirtlicfyFeit ber ©cljonfyeit mu$


oollfommene ©tnljeit beS SSegriffeS unb ber (£rfcl)ei=

nun g enthalten. -2öo biefe nid)t ijt, wirb beibeS bloß burcl)

ben Q3erftanb auf einanber .belogen. Unter allen wirtlichen

(Srfcfyemungen nun ifi feine , in welcher SSegrtff unb ©egen*


ftanb üolljldnbig in einanber übergegangen fmb, auger ber

Sftenfcf). SSet anbern Snbioibualitdten fmbet biefe t>oll(!dn-

bige 33erfcl)mel§ung beiber (Seiten FeineSwegeS jfatt. £)a3


Silier wirb t>on feinem begriffe nicfyt ootiftdnbig angefügt,

fonbern entwickelt ftcl) nur nad) bem allgemeinen ©efe&e ber


©attung; eS wirb geleitet buref) ben Snftinct, bie toßerung
beS (Gattungsbegriffes burcl) an befonbercS Snbioibuum.
78

£)a$ Styter f ann ntd)t gum SScroufjtfem f ommen. Sm SR e n-

f d>en allein fann bafyer bie wefentlidje, »ollfommerie ©cfyön*

fyett tfyren ©t| l;aben. 3war fann c£ nod; eine anbete, als

menfd;ltd;e <Sd)6nl)eit geben; für bte Sbee aber tfi jener ©afc
unwibevfyred)lid; flar. Sm Sftenfc&en ijt Segriff unb (Sriftenj,

(Seele unb ßetb vereinigt; beibe füllen ftd> gan§ au£; ba-

tyer tjf ber Sttenfd) oorgugsweife ber <Sd;önl)eit tfyeilfyaftia,.

@3 liegt jebod) barin ein äöibetfprud). Södre Körper


unb <Seele untmterfd)eibbar, fo wäre feine (^riffen^ benf-

bar. &$ muß ein ©egenfa& (rattfmben, vermöge beffen

getb unb (Seele fiel) wed)fel3weife bejttmmen. liefen ©egen-

föfe 5 U be5cid;nen, unterfd;eiben wir geijtige unb forder-


liche <Sd)6nl)ett. Sn ber geijltgen <Sd)onl)eit fann

bte (Seele ntd)t angefeuert werben al§ ftd) bloß auf ben £eib

bejictjenb, als baS allgemeine , SSeflimmenbe beffelben; fon-

bern e3 muß in ber (Seele mit bem allgemeinen $ugleicr)

bie S3efonbert)ett enthalten fein, unb Uiot muffen ftd) gdng-

M) burdjbringen. £>te geijrige (Scr)onl)eit fann mithin we-


bet in ber befonberen S3efcr)affenl?ett ber geijligen Vermögen,
noct) aud) in bem gang allgemeinen liegen; benn ber (Sifc

ber <Sct)önl)eit tjl ber Moment ber £)urd)bringung beiber

(Seiten. &abd oerfcr)winbet ba$ ßl)araftert|ltfct)e eben fo*

wot)l att ber allgemeine S3egriff, in fofern jebeS für ftd)

betrachtet wirb. 9?ur in ber £)urd)bringung beiber in bem


Momente ber bestimmten Äußerung bejler)t tk (Scfyönbett.

Sebe einzelne SBirfung ober 2leugerung beS @emütl)3 muß


bim allgemeinen S5e(!tmmungen beffelben abdquat fein.

£)ft *>erwed)felt man ba3 Sntereffante, baS SJtterf;


wurbtge ober 2Cugerorbentltd)e mit ttm <Sd)önen.

(S?o gefd)ier)t e3 befonberS neueren Dichtem, bte folcr)e auger-


79

orbcntüd)c SBefcn aU Snbiotbucn barjujkllen fud;en, wor=


a\\§ bcnn £iebling3 - Gljaraftere unb Normal ^crfonen ent-

fielen, auf welche alle möglichen @igenfd)aften jufammen*

gekauft werben, tiefer geiler gc^t oft big gum £dc^erli=

d;en bei SBerner, mitunter ernä) bei gouque. (£twa$

SScfonbere^, tfuSgejetcfjneteS i|r barum nod; feineSwegeS ba3


<5d;one. Daß eine einzelne außerorbenttidje Gägenfcfyaft be§

ÄotperS bte ©d)6nl)eit ausmachen fülle, behauptet niemanb; im

Äorperlidjen forbert man ©leicfymaaß ; aber in ber getfligen

(2d;6nl)eit oergißt man biefen rtcl;ttgen ©runbfafe.

. £)k forderliche ©cfyonljeit beutet, roie man ge*

vobt)nM) wol)l einfielt, auf etroaa, xva$ naef) fittltcfyen 2ln-

ftci)len oft eigenfcfyaftloS tji Der befonbere Körper foll ben

ganzen ^Begriff auSbrüden; e3 wirb bafyer eine gewiffe Har-


monie geforbert, worin alle Sefonberljeit ju bem gemein-
fd)aftlid)en 2Cu§brucfc be3 Begriffes oerfdmtoljen ijf. $h't

Unrecht aber würbe man annehmen, baß, and) wenn ber

SSegriff ein unftttlicfyer wäre, (Sd)6nl;eit (lattfmben muffe,

fobalb nur ^k befonbere Äußerung tym entfprid)t. &k§


ifr ni'd)t mogltd). Die Sbee fyebt^foldje Spaltungen fd;on
an ftcl) auf. 2ü!e 23 efonb erretten muffen burd) baS S3anb
ber Sbee fo oerfnüpft fein, ba$ fte ftcl) wieber auflofen.

Soll aber ein einzelner Äorper bargejMt werben, fo fann


son einer Unftttlid;feit nid)t bte 0vebe fein. Die Sbee laßt

fiel) nur in einer Skrfnüpfung beS allgemeinen unb. S5efon=


beren auSbrücfen, ^k fo befdjaffen tji, ba$ bäbeZ ftcl) ganj
erfüllt ; unb in biefer Harmonie werben fold;e abfcfyweifenbe

S5efonberl)eiten gar nidjt gebulbet.

S3etrad;ten wir aber ben Körper für ftcfy, fo muß er

ftd) bod) auf bte Seele begießen, fo wie bte (Seele umge=
80
M)tt auf ben Körper. 3n ber 2Birflid)feit t|f baljer bie

(Sdjonfyett nid)t benfbar. 2)ie «Seele l)at alle S3efonberl)eit

in ftd) üerfcfylungen ; fte muß fid> burd) befonbere 2leuperung

geigen; baburd) aber wirb fte lieber als @d?5nf)ett aufge;

fyoben; benn fte mu$ ftcf) bann auf ba3 ©ebtet be3 ^injel^
ncn be^iefyen. ©einige ©d>6n^ett wirb notl;wenbig burd)

bcn Körper gebort unb aufgehoben. Qtbtn fo auf ber am


bern (Seite bie forderliche <Sd)6n!)eit burd) bte (Seele. (Ein

fold;eS forderliches? SBefen, rote e3 fein \m$, um fd)ön gu

fein, fann feine befonbere SBe|limmtl;eit, feine ßljarafterifrif

ber (Seele fyabm. SBenn bal;er ein Körper im sollen (Sinne

fd)ön ifl, fo ftnb barin bie geijligen begriffe gan§ aufge^


gangen, unb bk (Seele fann ftd) baljer als folcfye in einem

folgen Körper nid)t auf inbioibuelle Söetfe dupern. £)al;er

pflegen fcfyöne Sttenfdjen un£ att geijtloS gu erfd;einen.

Sn ber voirf liefen SBelt ijl feine (S$6nl)eit, fonbern

nur 2Cnnäl)erung, (Erinnerung an biefelbe. 2tuf biefe UBetfe

jerffort ba$ <Sd)6ne, afö bloße SBirflid)feit tljeoretifd) be;


-

txafyUt, ftcf) felbjr.

SÜtan fann ferner fagen — unb bk§ ij! ber tfntiU ©e-
genfa& — : (§& fommt nid)t barauf allein an, bk (Seele

als "om begriff be§ einzelnen gegebenen ÄörperS gu betrad;^

ten, nod) ben Körper al6 befonberen 2üt3brucf ber (Seele;

beibe muffen in einem l)6l)eren fünfte betrachtet werben,

wo «Seele unb Körper fiel) überhaupt nid)t unterfebeiben.


(So entfielt ber ©egenfa^ jwifdjen greifyeit unb 9^ot^
wenbigfeit, nacl) weldjen beiben S3efrmtmungen man ba§
(Sd)6ne betrachten fann. Sn ber greiljeit fd)afft ba$ 23e*

wufttfein ftd) felbfl, inbem e3 ftd) felbjt bejlimmt unb md)t3

atö reine S^dtigfeit ift. £)k $otl)wenbigfett tf* bie SBirf;


81

üd)hit, in wetzet ftd) baS SSewuftfein erfd)öpfen muß, fo

baß ei l)inftd)tlid) ber Skrbinbung son SBegrtff unb erfc^ct-

nung ferner nid)t mfyx gu wählen i)at

Sn ber 9?otl)wenbtgFeit tjt eine Zotalitat, ein Unwer*


fum ttorauSgefegt att 2tu§brucf eines l)6fyeren, ftd) tmSBefc
gangen crfd)6pfenben 23ewu{ütfein3. $ier würbe ba3 ©nb;
lid;e als 2lu3brucf ber <5d)6nl)eit erfdjeinen, fofern e£ abge-

grengt unb ootlenbet, nid)t fyanbelnb unb wirfenb i(r. 2ütf

btefer Betrachtung ber Sßelt als einer notfjwenbigen grünbet

ftd) ,ok 2Cnftd)t beö 2(ltertl)um3. £>ie SBelt ift eine gegebene,

worin jebe enblid;e ^rfd;einung als ein befonbcrcS Moment


ber im Sßeltgangen ftd) auSbrücfenben allgemeinen ^orfwen-

bigfett erfc^eint darauf grünbet ftd) ber %ataü$nw$, ber


tk freie £l)dtigfctt beS SnbioibuumS ausließt.
2Cuf ber anbern <5cite fann man ba§ entgegengefegte
9>rinctp, bie gretyett, aufhellen, bie nur auf bem 23ewujfö
fein felbjt beruht. £ie SQBelt ber Sreü)eit ift mel;r ftttlid;

unb tljätig. &a$ (Enblicfye muß in feiner einzelnen 2leuße-

rung ok allgemeine gretyeit auSbrüden, unb in btm m&


gelnen 2lcte gugleid) erfannt werben als Äußerung beS all-

gemeinen 33ewußtfem3 , wenn eS fcfyon fein foll.

£)ie gretyeit aber geigt ftd) l)ier nid)t gerabe al^ ftttlid;e

Sretyeit; fonbern ba$ (Einzelne mu$ im ^anbeln fein oolleS

S5ewußtfein auSbrücfen, wobei ber moratifdje unb jeber be-

fonbere ©tanbpunft tterfdjwinbet , in fofern es fd)6n tjt.

Q.btn fo t>erfd)wmbet an ber 9^otl)wenbigfett t>a$, wa$ au$


einzelnen Sftaturfrdften hergeleitet tjt ©predjen wir von

sftotfywenbigfeit fcfyle.djtljin, fo meinen wir fte, wie fte baS

gange SSewußtfein perfcfylingt unb ü)m einen fejfen @toff am


weift, über welchen eS nid)t tyinauS fann.

6
82

2Cuf ben ©egenfafc ber gretyeit unb Stfotfywenbigfcit

fann man alfo aucf) bte ©cfyonfyeit gvtmben. #&t ft'nbcn

fid> aber bicfclben Sßiberfprüdje, wie hti ber geifrigen unb

forderlichen ©cfyönfyett. £>ie greifyeit wirb burd; ben Üftatur*

(auf gefrort unb fann bafyer nicfyt ganj §u (Stanbe fommen;

bte üftotfywenbigfeit hingegen wirb buref; bte gorberung fitr*

lieber tagerung gefrört. £)er Sftenfd) wäre bloße ^tta-

fd)ine, wenn er nid;t ftttltd>e greifyeit I)dtre. @o r)ebt (£ine3

ba$ 2£nbere auf, unb biefer ©egenfafc fann mithin eben

fo wenig, xok ber fcorige, ba3 (Schone jur äöirflicfyfeit

bringen.

9hm fann man aber ferner forbern, ba$ beibe ©egen*

fd£e einanber bebingen muffen, ©o entfielt ein britter ©e=


genfa£, ber einen 2Cu3'weg ju geben fcr)eint: ber ©egen=

fafc ber Snbbtbualitdt unb ber Statur. £>ie Snbioi-

buatitdt ijr §war geijrige greirjeit, b. r). ©elbjrbefrtmmung,

aber nie rein, fonbern burdf) ben üftaturlauf gehemmt. 2fn

biefer Hemmung muß ftd) erfr unfere $erfönlid)feit entwif-

fein; benn nur inbem ffc in biefem Kampfe erregt wirb,

fann hk Snbwibuatitdt als fold)e befielen. .


— £>ie SRotly

wenbigfeit auf ber anbern <Btitc erfcr)eint uns im 83efonberen


unb SBirfltdjen entrotcfclt als Statur, (Sie beruht barauf,

baß bie oerfd;tebenen 23effanbtl)eile beS (£rfennen3 ftd) ba$


©Ieid)gewid)t galten, ofyne baburd) eine oollfommcne (5m-
fyeit 5U bilbcn. 3n fofern fte in bem (Einjelnen, 3nbim=
buellen erfannt wirb, tfl fte bte Statur. 2Hfo aucf) fte muß
ftd) an einer Snbiotbttalirdt bejfdnbig entwicfeln. Cr3 fragt ftd)

nun, ob biefer Uebergang für bie <Sd)6n&eit genügt.

2Cuf tym berufen bie neueren &r)eorien, welche t>on bem

©egenfafcebeS ©ubfccttücn unb £)bjectit>en ausgeben,


83

rote bie Sd;lcgclfd;e Stycorte, ober oon bem ©egenfafec


bc$ üftaioen unb Sentimentalen. 9JJan ^at fange ge;

glaubt, im £)bjcctioen ober $lawn bc|rel)e bie eigentliche S3oll=

enbung ber Äunjt, weil barin alle SSegrtffe al§ im (Stoffe

aufgegangen erfannt werben, dagegen wollte man ba$ Sen-

timentale nid)t fo l;od) anklagen, tnbem ftd> ber ©egem


(ranb nie oollenbc, ba er immer nocl) auf eine befonbere

Stimmung beS ©emütl;e3 belogen werben muffe.

©el)cn wir auf unfere beiben ©egenfdfce juruef, fo geigt

ftcf), baß banad) ba3 Schone ntcfyt in ber 2Birflid;feit be=

freien fann. Sßenn in ber objeetioen £ar(Mung ber gange

begriff in bem (£ingelnen aufginge, fo wäre e£ hin ^m


$elneS mel;r; alfo and) im £>bjecttt>en mn$ bie üftatur nur
erfannt werben als auf bk Snbitibnalität begüglid). ©ben
fo^wenig fann bie Sd)6nl)eit gang im Subjectfoen befielen.

£)er ©egenfa^ gwifcfyen Subjcct unb £)bject fann fein mU


fd;eibenber in ber^unji fein; benn e3 tjt ein ©egenfafc be3

gemeinen £eben3.
ÜUe brei bisher betxafytttm ©egenfd&e gingen fjeroor

au§ ber Unterfudmng ber serfcfytebenen 33ejfanbtl)eile ber

@rifreng. X)a nnn aber biefe Betrachtung einfeitig ifr, fo i(!


1

nod; eine anbere in oerfucfyen , wo bk Gmifyeit ber Sbee unb


bie üoHe SBirflidjfeit, worin ffd) bk ©egenfdfce begrenzen

follen, t>orau£gefe£t wirb. So entfielt ber ©egenfa| %ct>i;

fdjen Sbee unb SBirfltd)f eit; wir wollen tlm ben ©egen-

fafc jwifdjen bem ©öttlidjen nnb htm Srbifdjen nen=

neu, ni$t aber jwifcfyen bem Sbeal unb ber einzelnen (£r;

fdjeinum;.

&a$ ©örtliche in ber Äunft ijr md?tö 20>firafte$, fon*

bem bie üotlfommene 2)urd)brmgung ber entgegengefefcten


6*
84

Elemente ber ^rFenrttntß, baS J)6d>f^e S5en>ugtfeEn; tmS Sr*

btfd>e ber Moment bcr Gfnblid&fett, wo bte ©cgenfMnbe


cinanber fcolljtdnbtg begrenzen unb eben baburd) ba$ QbotU
itc^e felbft barfrellen. £>a3 Srbifdje ijt alfo nid)t burd) <Stet^

gerung in ba$ ©5ttttcf>c ju üerwanbeln. S3eibe Gebiete fmb


eben fo wenig in ber Äunjf, als in bcr Wloxal burd) <3tet-

gerung etnanber gu nähern. 2HIe wafyre SDZpfttf beruht auf

ber Offenbarung bcS ©örtlichen in bcr SBelt; alle wafyre

Religion beruht auf btefer SJtyfttf. SSetbeS, .©öttitc&eS unb


Srbtfd)e3, muß für ftcfy betrachtet werben, entweber burd;

eine ewige ©ren^e getrennt, ober burd) ein mpfltfd^eg S3anb

vereinigt, ©oll nun bte ©cfyoftfyett ba jratt fmben, wo t>k

Sbee enbtid) unb bte Cmblicfyfett Sbee geworben tjf : fo fcfyeint

uns freitid) S3eibe3 in (StnS ju faden, unb wir benfen unS


ein drittes, wo ©6ttlid;e3 unb SrbifdjeS ©ins werben.
£)ie3 lann aber nid)t wirfltd) fein; folglid) lf)ebt ffd) t^k

Äunjl gcrabe ba auf, wo fte entfielen foll.

SSet biefem Sufammenfallen würbe ferner gar leine S5e-


jiebung flatt fmben ,
fonbem i>k Sbee ganj für ftcf> befielen,

unb eben fo tk ©nblic^feit, ganj nad) ber £ebre be§ QtyU


fureBmuS. (£$ tjr fyier gar feine ©inwirfung beS ©ottlidjen

auf ba§ Srbifdje, alfo aueb in biefen ©cgenfd^en nichts für


\)k ©cfyönbeit gu gewinnen.

£>on ber bod)jren.2Bid)tig!eit aber tjr eine SBerbinbung

gwifefren bem ©6ttlid)en unb Srbifdjen, fofern wir mit un-

ferer ^rfenntnig t>m Ucbergang jwifeben SSeiben entwickeln,

daraus entfielt ber ©egenfafc beS ^rl;abenen unb beS

(Schönen. ©r(!creS fmbet ffatt, wenn wir ernennen, wie


ftd) t)k Sbee buref) t'bre Sbdtigfeit in bte -Sßelt tyerab begiebr.

2Bir erfennen in t>tm (Erhabenen t)k werbenbe <5cbonl)etr.


85

£)a§ <3d)5ne bagegen befielt in einer S3e$ief)ung ber gege;


benen S5ef!anbtl;ei(e ber SBtrfu'cfyfctt, vermöge beren fte in

bk Sbee aufgelojt werben unb in biefer alle 23efonberl;citen

ftdjj vereinigen.

£)iefe ©egenfd^e berufen auf bem Uebergange beS ®&tU


liefen unb Stbifcfyen in cinanber, auf ber Cmtwicfelung be3
Cüincn au$ btm 2(nbem. 9hm fann aber and) eine gegen-

fettige S5ernid)tung beiber ffatt ftnben. &a$ Srbifdje fann


im ©ottlidjen gan$ aufgehoben unb oernid;tet werben: bar-

auf beruht ba$ tragifdje 5>rmct^ ; ober ba3 ©öttlidjc wirb

von t)cm Srbifcfyen ganj verseht, unb t>axin liegt ba$ f o-

mifcfye ^rineip.

Sn bem ©egenfafce gwifcljen betn göttlichen unb trbi-

fd;en <Sd)onen jcigt ftcfy jcbeS von beiben al£ rein für fiel) be-

jrefyenb unb fann ntd)t in ba3 anbere übergeben. 2(ber auef)

l;ier bleiben bte 2Btbcrfprüd)e. Söie ift e$ mogltd), muß


man fragen, baß in ber (£rfd)eimmg bk (£ntgegengefe£ten
ftd) ganj verfeineren, unb wie fonnen Sbee unb ^vfcl;ei-

uung fo gefonbert werben, ba$ t>a§ (£ine $>a$ burcl;au§ S3e^

jtimmenbe ijl?

(§:§ muß alfo ein Uebergang ber ©egenfdge gefugt wer-


ben, tiefer fann von §wetfacl)er 2Crt fein: er fann 1)
barin befreien, ba$ fte bloß in ber $id;tung §u einanber

begriffen ft'nb; 2) barin, ba^ wir ben Moment, in wel-

chem beibe gufammenfallen, afö Uebergang betrachten , fo baß


ba3 ßine baS anbere auftebt unb biefer 2Cft felbjt ber Mo-
ment ber 6d)önl)eit tjt. ~ SSeibe begriffe führen auf ba§

unentbebrlicbe SBebürfniß eines SBtrfenS.

£)er erfle ©egenfafc ijt ber beS Ch'babenen unb be$

<5d;6ncn. Unterliegen wir, ob ntd?t bie ©egenfdfce fo


86
t>ercinigt werben formen, beiß wir ben einen auS bem an-
bern herleiten, fo geigt ftcfy, baß ba%u eine SBirf famfett nö*
tl;ig tfr unb wir baS ©cfyone uns nid)t als oollenbet benfen
bitrfen. Darin ift biefer ©egenfafc bem ber Snbioibualitdt

unb Statur analog. — 2CuS ber bloßen wirflicfyen ErfcfyeU

nung, auS ben relatben (55egenfd£en beS gemeinen 23er*


ftanbeS fann hk Sbee nid)t l)ert>orgel)en. ©oll bie ©cfyon-

f)eit au§ ber Bereinigung ber ©egenfd^e entfielen, fo muß


auS ber Sbee als ber urfprtmglicben Einheit ftd) t>k Söirf-

lid)feit als eine Entfaltung entwicfeln, in welcher wir bte

Einheit felbjt als baS Sfyätige, S5e)!immenbe erfennen. DteS


tff ber ©tanbpunft beS Erhabenen. ES ift baS ©cfyone,
in fofern wir barin t>k lebenbige Sfydtigfeit ber Sbee ftnben.
Söir muffen aber aud) üon ber Erlernung ausgeben
fonnen. SQSerben fann auS biefer bie Sbee nid)t. ©oll ein

Uebergang jlatt ftnben , fo muffen wir hk Sbee oorauSfe^en,


in ber Erfd)einung aber bie ©egenfd^e berfelben auf eine

innere Einheit ber Sbee begießen unb in biefer auflofen.

Veranlaßt uns ber ©egenfranb bagu, ba$ wir bie ©egen=


fd£e auf eim %um ©runbe liegenbe Sbee §urücf führen , fo

Hbzn wir baS ©d)6ne im engeren <5inn.

$ttan fonnte einwenben, bieS fei bie Äantifcfye &l)eorie.

DaS gange SBerfydltniß l;at ben 2£nfd>ettt eines bloß fubje*

ctioen, inbem wir niebt allein üon hetn ©egenftanbe aus-


geben, fonbern aud) üon hm 3uftanbe unfercS Erfenntniß;

Vermögens bei S3etrad)tung beS ©egcnflanbeS , unb bie Sbee


immer nocl) bmgugebacfyt werben muß, einmal als Urquell

ber Erlernung , baS anbere Wlal als baS, worin ftd; t>h

Erfd;eimmg auflöjl — ES ift aber beutlid) , ha^ baS ©d)6ne


n\d)t burd) bloße finnlicfye SBafymefymung aufgefaßt werben
87

tarnt, fonbern baß alle .Strafte bcS ©cmütl)c3, baS £)enfen

unb bag (Sclbjtbewußtfcin babci tl)dtig fein muffen. £)er ©e*


gcnjranb foll bie Sbee fclbff fein; alfo muß notljwenbig aud>

bie @rfd)einung gebaut werben tonnen. £)a3 Densen unb

ba§ ftttlicfye ©efül)l ftnb notl;wenbige Organe gum (kernten


be§ <5d)6nen. — SSloß fubjectfo tjr alfo bieg 2krl)dltniß

nid;t. (£vl;abenl)eit unb ©d)önl;eit bc|rel;en nicfyt bloß in ei-

nem 3u(!anbe unfereS gaffungSöermägenS , wie bei itant,

fonbern in bcm ä$erl;dltm'ffe ber ©egenjtanbe 'ju ber Sbee;

unb.biefeS 23erl)dltniß fann burd) uns ol;ne Renten nid;t

crfannt werben.

&a$ (S'rljabene befreit barm, baß wir bie Sbee aß ftd)

cntwtcf elnb , bcn ©cgenfa£ ber (£rfd)emung au$ ftd) l)en>or*

bringenb, bemerken. (5m SBiberfprud) gegen baS ©d)6ne


ober bie wefentlicfye (£rfd)cmung tji alfo im (Srfyabenen nid)t

t>orl)anben. (£$ tft barin bie ttollfommenfle Bereinigung ber

Elemente be§ (Schönen; nur baß wir bie Sbee aß tfyätige

ernennen, ©in Sötbcrfprucr) gegen bie gemeine Gnfdjemung

aber tft im <5d)6nen, wie im (fabelten, unb in 2Cllem,

worin ftd) t)k Sbee offenbart.


£öeil t>k ßrfdjeutmtg be3 fabelten aß fcon ber Sbee
auSgelicnb crfannt wirb, fo erfdjeint e3 un3 immer aß £l)d-

ttgfett.m ber $orm eineg 2Üte§, einer SBirffamfeit; bal;er

rübrt e#, baß wir ttnS gegen baffelbe fleht füllen, fobalb

wir e3 mit unferer gegenwärtigen Üftatur üergletd;en. £)od)

muß beim (Srfemtcn be3 Ch*l)abenen biefe perfönlidje SRücf-

ftd>t eigentlich ganj wegfallen. — 9?cgatioe £>inge, wie

SSurfc meinte, fonnen nid)t ergaben fein; wol)l aber zin

ßoncentriren ber .Straft in einen $unf t , worin ftd) bie straft

aß in einer Cmfrokfeiung begriffen §eigt. £)a§er fann aller-


88
bingS bte «ftürje in ber ^oefte ergaben fein; nicfyt aber we-

gen be3 9?egatwen, fonbern wegen beS (SoncentrirenS ber

Äraft; eben fo ba3 ©cfyweigen wegen ber ntcfyt entwicMten


töraft. — £>ie S3e§tel)ung auf unfere sperfonltcfyf ett muß babet

ganj untergeorbnet werben.


©rofe Waffen fonnen ntd>t an ftcfy, fonbern nur, fo-

fern fte eine Sotaittdt von Äraft enthalten, ergaben fein.

2)af)er wirfen große ^aturgegenjfdnbe aU ergaben auf uns,

weil wir bie gange 9?aturfraft barin concentrirt ftnben. lieber-

all aber iff ttrotö SBirf enbeS , £()dtige3, ein ©nwtrfen beS
©örtlichen in bie wirflicfye SBelt nötl)ig, um ba3 (Erhabene

tyerüor gu bringen. Unb nrcr)t bloß im ©örtlichen, fonbern


eben fo gut aucfy im Srbifcfyen erfcfjeint ba$ (Srfyabene unter
benfelben S3ebingungen.

£)a3 £>afetn be§ (Erhabenen lonnen wir un3 fo benfen,

ba$ e3 in bk wirflidje CrrfMeinung eingegangen tjf, unb


bennodf) bur$ bie ©ntwicfeUmg ber Sbee entflanben erfdjeint
©o lange wir ^k Sbee afö ba$ ftd> nocf) (Sntfaltenbe benfen,

fo lange nennen wir e3 baS (£r()abene. $at aber bie Sbee

t>k (£rfd)eimmg gang burd)bnmgen , fo baß biefe als dx*


reid)te3, SMenbeteS erfd>eint, fo nennen wir bieS bk
SBürbe.
X)k 2Bürbe i(! eigentlich unb für un§ #er auSfcblieglid)

ein dftyetifcfyer, fein moralifdjer begriff, ©ie tjt bie in bie

2ßirHid)feit unb @rftf)emung gang übergegangene ergaben*


\)t\t*, bagegen ba£ (5rl)abene fclbfl noefy im Uebergange be-

griffen ijr unb unfere 2(ufmerlfamleit t>orgugSweife auf bie

Sbee lenft, wd^renb fte burd) bie SBürbe auf bie (grfd&eü

nung gerietet wirb. SBürbe febreiben wir bemjenigen, be*


fonberS vernünftigen SBefen ju, bei welchem bie QtxfyaUn*
89

tyit 3uffanb beS gemeinen SebcnS geworben, in fein jeitlt?

d)eS Sßirfen fibergegangen ijt. £)aS unbewußte £anbeln


naefy Sbeen giebt bie Sßfirbe, bie unS bal;er immer mefyr

als etwas VotfenbctcS, 9htl)enbeS, hingegen bie (Srl)aben=

fyeit mefyr als ßraft, Styättgfett, Unruhe erfcl;emt. £>tc

SBürbe enthalt ein ®efül)t ber oollfommenen SSefrtebtgung.


(Sie fann, wie bie (Erhabenheit/ eben fowol;t bei bemSrbi-

fcl;en, wie bei bem ©ottltcfyen fratt fmben.

£)ie ©d^on^ett im engeren ©tnn wirb nicfyt t>on ber

Sbee, fonbern t>on ber (Erlernung auS erfannt, in welcher

wir aber bie Sbee ftnbcn, unb bie wir in bie Sbee muffen

auflofen fonnen. £)aS (Scl)6ne mufjl unS erfahrnen als baS,

was mit uns als crfcfyemenben SBefen auf (Einer (Stufe jrel)t;

bagegen baS (Erhabene immer über unS ftetyt, weil wir bei

bemfetben oon ber Sbee ausgeben muffen. Wit bem <&ä)oz

nen gefyen wir um, wie mit unfereS ©leieren; unb eben
weil bie <5d)bm)eit unferm gemeinen Scben fo nal;e oerwanbt

t|f, tterwecfyfelt man (xoie SSurfe) leicfyt ben 8ie'rö , ber

ein bloß fmnlicl)cS Sntereffe gtebt, mit ber <5d)bnl)eit , unb


ntacfyt fo bie SSegierbe jum 3>rmcip ber (Erfenntntß beS

©cfyonen.

%ud) fyter ft'nbet eine boppelte 2Cttficfyt ffatt. £>aS


(Bä)bne, in feinet S5e§iel)ung auf bie Sbee betrachtet, er-

fcr)etnt als etwas, worin bie Sbee noefy ju fuct)en t)t, baS
ftd) aber als (Erfcfyemung auflöjr, fobalb bie Sbee gefunben

ijf. £)al)er muß baS @d)one ein mclancl)olifcl)eS ©efuljl er^

regen, ba bie (Erlernung felbjl oerfcfywinbct, fobalb wir


fte in bie Sbee auflofen. 2ßir befugen baS ©cl)6ne nur als

Vergängliches, unb ber ganje begriff beS <5cf)onen bejle^t

in ber Vergänglichkeit, wdl;renb anbern $egenjranben bie


90
23ergdngticl)feit tyrem SBefen nad? feinblid) tjf. Sn ber

<3d)önl)eit tjat bie (Srfcfyeinung immer gugictd) einen negatt?

t>en ©inn. 3war fonnen wir unS baS ©cfyone immer nur

als fRufyc unb SSefrtebigung , nid)t als Styättgfett benfen,

tmb füllen unS felbft babei beruhigt; gugleid) aber empfmben


wir ben ©djmerj beS SSewußtfemS, ba$ wir fdl)ig waren,
bte gan^e (grfcfyemuna, in bte Sbee auf§ulofen, wenn. wir
unS ifyrer in »oller £)eutlid)fett bz\vu$t würben, ffiit ber

Sutitcffubrung beS ©d)6nen auf hie Sbee ftnb wir immer

bcffyäftist, o!)ne je bamit fertig anwerben; baljer btiftant


and) baS <5d)6ne als fubjectit) erfcfyemt.

£)aS ©cfyöne fann aber aucfy ganj in ben einzelnen


Moment ber (Erfdjeinung aufgegangen fein; unb bann nen-
nen wir cS bte 2Cnmutl) ober ©rajie. Sn hem (unfeinen,

3erj!reuten ber gufdUtgen (Erlernung nehmen wir bie (Spu-

ren ber SBollfommenfyeit ber Sbee wafyr; wir ernennen, ba$


baS <Sd)öne ftd> gan§ in ben- jeitlicfyen, ^fälligen klommt
ergoffen t)at unb barin auSbrücft. — £>ie %nmutt) muß *>om

Steige wol)l unterfdjteben werben, ber etwas gan§ ©innltcfyeS

tjr. 9la<$) ßefftng ift hie ©ra^te bte <Sd)6n^ett in ber33e-

wegung gebaut, b. i. im ^fälligen Momente ber QixftytU


.

nung. £5enft man ftd) habei ntcfyt bie bloge fmnlid;e Be-
wegung, fo ij! biefer 2(uSbrucf Seffmg'S fefyr richtig.

Sn ber @#6nfyett ft'nben wir Sfcufye unb ©elbflgenügcn,


weil fiel) bte (Erfdjeinung mit ber Sbee gefdttigt l;at; in ber

Unmuti) bagegen £l)dtigfett unb Sebenbigfctt, aber als ibeale

Sll)dtig!eit in ber wirflid)en (5rfd)einung. £)ie 2Cnmutl; unb


baS (Erhabene ftnb alfo bie betben dnbpunfte , bette hen

(Strato ber £l)dtig?eit tragenb; SBürbc unh <&ä)onl)ät

liegen in ber Mitte, beibe mit bem Gbaraftcr ber $ul)e.


91

£)iefe SBejtmutwtlgen bewahrt bie (Srfafyrung. ©elbflt

bei flüchtiger Betrachtung fmben wir, baß gewollter) <Srr)a*

benbeit unb ©cfyönfyeit als bem Wlen)d)cn urfyrüngltcr) ange^

borenbe Suflänbe angefeuert werben; bagegen 2tnmutt) unb


SBürbe alö etwas erfreuten, was 'man erwerben fonne,

weit in btefen tnefyr bie befonbere 2Ceußenmg im wirflietjen

gemeinen Zehen in Betracht fommt. £)ar)er ba3 Streben


tnclcr Sfftenfcfyen, buret) bloße üftact)al)mung ber äußeren C?r-

fdjcimmg (buret) 2Cffef tation), alfo auf bem unrechten Sßege

2(nmutt) ober SSürbe ju erlangen; nicr)t aber @rk)abent)eit

unb ©d)6nl)ett, welche 2(ffectation nur eine fün(i(er(fct)e iff.

(§6 jetgt ffet), baß wir audi) mit biefem ©egenfa^e bei

bloß tl;eorettfd;er Betrad;tung be$ <Sd;6nen ntctjt aufs Steine

fommen. £>a§ (Srlfcabene erfdjeint als noct) umwütommene


©cfyontyeit, unb eben fo ba§ @d)6ne felbj! im engeren ©um,
ba auet) t)ier erft eine Begebung auf bk Sbee nött)ig tjl.

©o r)aben wir mct)t mcfyr ben »ollen Begriff ber ©ct)önt)ett, fon*
bem nur etwas ft'ct) bemfelben 9^dl)ernbe6; baber man benn
meinte, ba$ ©d)6ne fei bloß eine @tfct)emung ber Sbee ber

(5ittltd;l'cit. — (£ine fold;e unvollkommene ©ct)6nl)eit fann


nid;t ©djön&ett unb (grfyabenfyeit bleiben. £)ie Sbee foll ntct)t

erff burd) Sfaflerion $x ber ^rfdjeinung t)m5ugebact)t werben;

fonbern eS iß ba$ SSefentltct)e im 6d)6nen, baß wir unmit-

telbar in ber @rfct)emung bk Sbee au3 (SinS unb baffelbe

mit tl)r erlennen. — Wlan mü$tt bemnact) notr)wenbig jei=

gen, baß ungeachtet beS UebergangeS bennod) überall bie

Bereinigung ber Sbee mit ber ©rfdjeimtng evfannt werbe,


©ine folct)e £t)dtigfeit nun, welche biefe Bereinigung ju
©tanbe bringt, tfl eben bte Äunjt. £>urct) bte bloß tr)eo=

rettfct)e Betrachtung aber fonnen wir batyn triebt gelangen;


92

benn tue SBegtebung beS BerjfanbeS fann nur bann beut-

tytgt fein, wenn bte ttollfommene Bereinigung ftyon t>oll-

cnbet ijf; fo in bem ©cfyluffe, wo ftd) ber Berjlanb ntcf?t

efyer beruhigt, aB bi$ bte (Sonclufton ba tfr. $lad) biefer

Berf!anbe3^nftd)t atfo würbe and) in ber Bereinigung oon


Sbee unb (Erfcbeirutng er|t ber <Sd;Iug ben (Erfolg auSma?
eben; in bem SBerben ber Sbee würbe nichts gum <5d)6nen
©ef)origea ju erfennen fein; unb barin foll bod) gerabe baS

©cfyone liegen.

33lof* tljeoretifdj) fann alfo baS (Erhabene unb ©cfyone

nid)t gebaut werben. 9htr wo (Erhabenes unb <5d)6neS


ganj als ßinS angefetyen werben, würbe ftcf) ber Berjranb be*

ruhigen. Sn biefer (Einbeit fann aber nid)t allein ba$ ©ebo-

ne befielen; bieg gemeinfcbaftltcbe dritte würbe fiel) notfc

wenbig wieber auflofen. ffiifyin fann and) in biefem ©e*

genfa^e ba§ ©cfyone ntd>t aB wirflieb gefunben werben.

2Bir fonnen uns nun ferner ben Moment beS Ueber-

gangeS als 2£ft benfen, burefy welchen entweber bie dr-

febetnung gang in bte Sbee fcerfebwinbet, ober bie Sbee

ftd) aufloj! unb in bie (Erfcfyemung übergebt. 2ütf biefen

betben Segriffen beruht ber ©egenfa£ beS Sragifcfyen unb


Äomifcfyen.
£>aS 6rf)6ne als (Einheit ber Sbee unb Gh'fcfyeinung

fann, fofern eS (Erfcbeinung tf!, auf bie Sbee belogen wer*


ben, unb berfelben entgegentreten, in fofern eS @cl;6neS ijf.

£>ie Sbee im ©egenfa^ ber (£rfcf;etmtng gehaltet ftd) %um


sprineip ber Religion; wo bie (Erfcbeinung in bie Sbee auf*

gebt, tft ber religiofe ©tanbpunft.

©o entfiel)! ^wifcljen ^Religion unb <s>d)önbett tin

$ampf unb StMberfprucl) ; benn beibe fudjen et\va$ gang (£nU


93

gegengcfe^teS. 3n bei* religiöfen Betrachtung ücrltcrt ftd>

itnfcv ganzes Bcroußtfctn in bie göttliche Sbee. 3n ber

<3d;önftctt ijl umgefe&rt ba3 göttliche sprmeip ganj in bic

@rfd)einung üerfunfen, ctroaS 2Birftid)e3 geworben, ba£ un=

ter ber $orm ber 3ettltcf)!ett gebaut wirb.


BefonberS wenn wir t>on bem ©tanbpunfte ber ©riftenj

au§ reflcftiren un$ beibeS als coorbinirt im menfd)lid)cn 2e*

ben üergleidjen, entfielt notl)wcnbtg eine Cnnftcfyt in biefen

Sßiberfpruct), in welchem ftd) bic gemeine SReflcrton verwirrt.

Safyer entfielt letd;t oberflächliche Güinfeitigfeit tton beiben

(Seiten. Wlan fann üon ber Religion au$ bk Äunft, unb


bie Betrachtung ber SBclt au$ bem ©cftdjtäpunfte be6 <5d)ös
neu t>erbammen. @o l^at bie $ird)e oft mit ber Äun|i &er*

fahren, unb auc!) §cut ju Sage giebt eS nod; 33iele, bie

vermöge biefer (£infcttigfeit bie Äunfi für ein fünblidjeS (Spiel,

galten. — SMefe einfettige 2Cnftd;t fann SD^utl) unb 2ufl su

allem <Sd)önen in ber 3eitlid)feit als überflüfftg, ja aU


nacfytfyeilig betrachten, womit benn unmittelbar Barbarei »er-

bunten ift.

2Me6 gegenfeittge 2Cu3fd)ließen ber $unjl unb ber $R&


ligion Unn ftd) aber attefy in hem cbel(!en unb tieften Be*
wuftfetn als> ein ©efüfyl t)on ber (Spaltung äußern, welche

ber menfdjlic^en üftatur wefenttid) ijt. Und) hei lebhafter

Ueber^eugung t>on ber Berechtigung beiber (Seiten fann man


über biefen 3tt>iefpalt trauern, wie bteS große £>id)ter unb
ÄünjHer nicfyt feiten getljan, bte au$ Srauer über hk £in^
fälligfeit be$ (Schonen ftd) in bie Religion t>erfenften. Be^
fonberS hei ben italienifdjen £>td)tem ft'nben ftcfy Diele (Spu-
ren ber 2Crt, ^k oft beigetragen tyaben, ber $unff einen

fyöfyeren $ei§ $u geben.


94

©an$ oerbammlid; tft abcr


v bie Meinung Vieler, bie

$un|r ober ba3 ©cfyone fonne burdf) bie bloße Grrfdjeimmg

befielen, unb muffe fiel; bem ©ottlicfyen ober bem teltgiöfen

sprineip entgegenfefcen. 2fuf biefen trreligiöfen 2Beg füfyrt

baa falftye dftyetifcfye ©efufyl, ber SGßa(;n, man fonne bie

Äunjl mefyr au3 ber 3?atur fd)6pfen, als au£ ber Sbee.

<So roirb ba$ 2lejfl)etifd)e oft ^um 2lu$brucf, womit man


ba$ £)bcrfldd)lid)e, auf bie bloße (£rfd)cinung ©egrunbete

be§cid)nen will, in weld;em <2inne man oon dftl)ettfd)er

£l;eilnal)me, djft)etifd)em Sntereffe unb bergl. fprtd>t.

(§3 fann bem £>enfenben nicfyt entgegen , ba$ bei tiefe-

rem ©efüljle oon t>em (Schalte biefeS @egenfafce§ bci'oe

9)rincipien ftd) immer mefyr ndfyern unb in einanber über-

geben. £)ie Religion fann nid)t befielen olme bie Äunft


als bloß Nationales; btefe ij! bie anbere <5eite ber Religion,

©oll ftd) baS religiofe sprineip offenbaren , fo fann bkö nur

in ©rfdjeinungen gefeiten, bie fdfyig fütb, eine Sbee bar-

aufteilen, dben fo liegt hk SSejie&ung auf ba§ Religtofe


gan^ in ber ©pl)dre ber Äunjl.
Qt$ fragt ftd; nun, wie baS göttliche $>rincip ganj in

baS ©d;6ne eingeben fann, fo l>a$ wir t>k göttliche Sbee


in bem Momente aufbauen, wo fte mit ber ^rfd;einung

auf (£m3 unb baffelbe juruefgefityrt wirb. Sjabcn wir 23eibeS

in feinem ©egenfage oor 2(ugen, fo entfteljt baxau$ ba$ Xxa~


gifdje in ber £unft.
2)a3 tragifdje 23erl)dltniß im <Sd)6nen liegt barin, ba$
baS ©d)6ne, als (£rfd)cinung , ber göttlichen Sbee aB bem
reinen Sßefen entgegengefegt ift unb wiberfprid)t; baß, wenn
ftd) 25eibeS in einem 2lft beS UebergangS vereinigen foll, notl;-

wenbtg baS ©d)6ne ftd) felbft als ein 9ficl)tige3 auflofen unb
95

Beraubten muß; baß aber in bemfclben Momente baffclbc

in* feiner 23evnid)tung al§ Offenbarung bcS göttlichen 2ötr=

rcnS, ber Sbec ernannt wirb.

9ttd)t bie bloße äußere Ghfcfyeimmg wirb aufgehoben.

£)iefe bejrel;t au6 einer unenblid;en Rette t>on SSe^ieljungen

unb SSerfnüpfimgen, unb fann ftd> aU fo!cr>e nie öernid;-

ten, aber auä) aU foldje nfct)t bie göttliche ©egenwart auf;

nehmen, ©oll bie (Erfdjemung burcl) bie göttliche Sbee auf-


gehoben werben, fo muß fte offenbar fcf?on aB fdfjone, äl$

bie Sbee in fiel? entl;altcnb , erfannt werben. 3m Sragifcfycn

gel)t bie Sbee, ba3 ©ebone felbft unter, nidjt bie gemeine
(£rfd)emung. Snbem e3 aber untergeht, tft e$ cbenbaburcl)

unb in biefem Momente reine göttliche Sbee, bie ftd) offene

bart, fo xoie ia§ Seitliche geopfert wirb. deswegen er-

fcfyeint un£ beim erjren ^ugenblicf ba$ Sragifcfje als ein Un*

tergefyen ber 2Birflid)feit, worin wir aber unmittelbar eine

Offenbarung bes> ©ottlidjen bemerfen, burcl) welche ba§


2Birllid?e oerntcf)tet wirb, nid)t als bloße (hfcfyeimmg, fon-

bern in fofern e3 baS ©cpne tji

Sm £ragifd;en muffen bie Sbee unb bie wtrflidje üx*


fd;einung aU ooutommen entgegengefefet in einanber über;

gel;en. <&o entgegengefe&t ftnb aber Sßeibe nur, in fofern

in ber drfdjeinung felbjr bie Sbee liegen foll. $lafy ber pro;

fairen Zn\id)t fann ftdj> bie 2öirflid;fett nict)t felbft auflö;

fen; biefe litt ber 2Cnfd)auung burfen wir alfo in berÄunft


nid;t oorauSfe^en. £)a3 tyxincip ber 3wecfmdßigfeit mu^
t)iex ganj au£ bem (Spiele gelaffen werben.

©oll bie Sbee in bie (£rfd)einung übergeben, fo barf

biefe nid)t betrachtet werben, in fofern fte aU 2öirflid[)feit

in bloßen 33e$tefyungen befreit; fonbern wir muffen bie <£r;


98

fdjeinung in tyrem ^auptgegenfaüe auffaffen, unb un§ be-


wußt werben , baß fte bann ftd) ganj wiberfprtcfyt, baß biefe

©egenfd^e unvereinbar werben , weil fte ßrfdjeinung ifL ©o


beruht ba3 £ragifd)e auf inneren Sßiberfprüdjcn ber menfd^

liefen 9?atur, burd) welche ba$ $öd)jte, bk Sbee in bie

(spbdre ber G:rfd)einung berabgejogen wirb. — Sn ber (Sr*

fdjemung ijt notbwenbig etwas SEBefentlicfyeS; e§ muß ftd) aber

als (£rfd;emung in unvereinbare ©egenfdge tl;eilen, woburd)


eS als foldje ft'df) auf(oft. SÖaS alfo im Sragifdjen vernichtet

wirb, tjl bie Sbee felbjt, in fofern fte (5rfd)einung wirb.

Stöcfyt baS bloß Seitliche gebt unter; fonbern gerabe baS


$öd)jte, (gbeljle in uns muß untergeben, weil bk Sbee
nid;t erifttren fann, of)ne ©egenfa^ gu fein.

(So gebt SDebipuS in @opfyot*le§ Sragobien nid)t burd)

bie bloße ^infdlligfeit beS gemeinen menfd)lid)en £eben£,


burd) bie ©ewalt äußerer Umjldnbe unb Sufdlligfeiten unter,

fonbern burd) ba$, roa§ ba$ (Ebeljle im Sflenfcfyen ijt, in

gwiefadjer SSebeutung wahrgenommen, @r ijt gugleid; fcfyuk

big unb unfd)ulbig , ba er unbewußt bk größten ©reuel voll-

bracht i)at $ter jfefyt bk menfd)lid)e Sftatur mit ftd) felbjt

in einem für bk SBtrflicfyfeit unauflo3lid)en SÖtberfprucfye.

£>k Sbee muß hierüber unwtberfpred)lid) entfd;eiben, aber

nur als Sbee; fteigt fte in bk (£rfd)einung fyerab, fo muß


fte mit ftd) felbjt in unerlldrbaren ;2Biberfprud) geraden,

©djulb unb Unfcbulb ftnb unvereinbar, unb ber, in wel-

d)em ftd) beibe vereinigen, muß baburd) aufgerieben werben.

3llle @ntfd)ulbigungen vertilgen nid)t ba$ ©eftu)l ber greuel=

baften Saaten; unb biefeS ©efübl fann mebemm nid)t bk


Anerkennung ber Unfdjulb aufbeben, ©o ijt ber Sftenfd) als
erfc^einenbeS SBefen ju unvereinbaren Sßtberfprucfyen ver*
97

bammt, bie fid> nur mit ber Aufhebung ber (Sriftenj et!*

bigen.

£)er Sflenfd) fann m ber SBirflicfyfeit an ber Sbee nur


Zi)cii fyaben, wenn er fte felbjr mit in bic Sßiberfprucfye beS

wirfitdjen £ebcn3 aufnimmt. £)a3 23ewu§tfein biefeS 3u-


ftanbeS veranlaßt bie Trauer, bie ftdt> nie auf bie einzelne

Werfen be^iefyen barf. 2ttle6 Sfftitleib, fofern barunter baS

nur burd) bie ($:tfd)emung beS Sctbenö erregte ©efüfyl »er-

jtanben wirb, tjt^er tragifcfyen Äunj! unwütbig. £)aS £ooS

beS 5^enfd)en überhaupt, baß er an bem $6d)jten £f?eil J>at

unb bennod; crifliren muß, bringt ba$ efyt tragifd;e (Befühl

fyeroor. £)er SÖfrnfd) füfylt feine 5Tltd>ttgfe{t, wenn er bie Sbee


barjfellen will unb bteS nur in ben SÖiberfprudjen ber QtxU

(!enj vermag. £>a$ ©ebanntfein beS 9ttenfd)en in bie Qtxi-

ftenj alfo ijt e3, woburd) ba£ ttagifdje ©efü^l erregt wirb.

Aber eben in biefem ©efüble liegt jugleid) bie l)6d)jte

Hebung, unb ^war burdjauS nur in benfelben Urfadjen,


nid;t in einem anbern 23erl)dltmffe. Söir wiffen, ba$ unfer
Untergang nid)t bie golge einer Sufdlligfeit, fonbern bat>on

tjr , baß bie (^riften^ ba$ ©wige , wo^u wir beftimmt ftnb,

nid;t ertragen fann, ba$ mityin bie Aufopferung felbjt baS


f)6d;jle Scugniß unferer fyofyeren SBejttmmung tji <&o liegt

in bem Untergange felbjr ba$ Qttfyehenbe unb ^rquicfenbe be§

Sragifcfyen; ntd>t in bem Erwarten eines befferen £oofe3,

welche 23orjMung fdjon in ba$ religtofe Gebiet hinüber-

fd; weift. $ier fyaben wir eS nur mit ber (^rijlenj unb ber £>fc

fenbarung be3 ©ottlicfyen in ber feilten^ ju tyun. 9?ur t>on

bem gegenwärtigen £>afein ijt l)ier bie Siebe ; aber nicfyt in fei-

ner 3ufdßigfeit, fonbern in feinem SBefen bctradjtet. Sn bem


Momente be$ Unterganges felbfl liegt juglejcty bie trojllidjjle

7
:

98
(£rl)cbung, fra ber Untergang nichts anberS iff, als bie (Srfcfyei;

mmg ber ftd; in btefer Vernichtung offenbareren ©ott&ctt.


9ftan oermeibe xlUc 2Cnftd>tcn f
bie auf er biefen 3?egie=

bungen liegen, imb fyabe nur ben einen Moment t>or 2£ugen,

wo bie Vernichtung ftd) geigt aU Offenbarung ber göttlichen

Sbee. <£btn t>a$ war ben 2Clten ba$ ©djieffat. @3 tji ntd?t

aUän ba$ gurd)tbarjle unb <Sd)recFlid)jle , fonbern gugleid;

ba§ $errlid;jle unb Ghljebenbjre ; benn e3 ijl bk Verl;err*

lidjung be§ offenbarten ©örtlichen, baS ftd) nur bem ft<#

^ufopfernben geigt, nur in ber Vernichtung jur (£rfcr;eimmg

fommt.
S5ei ben gewöhnlichen 2(nftd)ten oon ber Statur be§ £ra^

giften fann man gwei (Srtreme unterfdjeiben. £)ie erfre 2Cn«

ft'cfyt ift bie, welche ftd) au3fd)liefjlid) an biz wirflid)e Cur*

fcfyetnung fyeftet, nur an bem geitlidjen momentanen Käfern


£l>eil nimmt, darauf beruht bk Styeorie beS SÄttictbS
unb ©djredenS, bie man bem 2£rtjfotele$ nid;t ganj

mit Unrecht gufcfyreibt £>a£ Peinigen ber Seibenfdjaften je-

bod) beutet benimmt barauf fyn, ba$ 2(rtjfotele3 burdjauS

ntc^t baö weidjlicfye gemeine SÜHtleib meinte, welches ber Un-

tergang be3 (^ingelnen erregt unb ba3 otyne alle fyöfyere S5e=

beutung tjf. Unfere (£mpfmbung ijl in biefem gatle meljr

pfypftfdjer, att ftttlid)er Statur. 2C6er aud) felbjl, wenn wir


ba3 eingeme Reiben auf bie menfd)lid)e Statur überhaupt be-
gießen, fo fnüpft ftd) bod) t>aö 5DZttIetb nur an ein geitlicfyeS

Sntereffe. Sßir flagen bod) nur über ba$ £oo3 ber erfc^et-

nenben 9ftenfd)l;eit im befonberen 2eben. — £a$ WlitUib,

wie ber <Sd)recfen, ift für bie Äunft unbrauchbar. Itufyfyat

eö 2frijlotele3 nid)t fo gemeint; benn er fagt auSbrücf lief)

9ttitletb unb ©dbreefen foüen gereinigt fein. 2)te meiften


99

fpdtcren ©rfldrer »erflehen ben 2Crfftotclifd)en 8afc fo : bureb

guvcfyt unb 5D?itleEb follen t)te £eibenfd)aften überhaupt ge*

reinigt werben. 2(rijrotele3 aber fagt:- gurebt unb SDfttleib

felbjt, tiefe ßetbcnfcr)aftcn , bte ber Sflenfcb aueb fdjon natura

lieb/ aber bann jeitlicb W*, follen gereinigt werben, ©oll


ber SÄcnfd) t>crebelt werben, fo fann bieS nid)t babureb ge=

fdjeben, baß man ilm oon biefen ©efübten abgebt, fonbern

fo, baß man fte tyn reebt empfmben lagt, b. b- <*u$ einem

böseren ©eftcfytäpunf te. @b liegt bierin etwaZ febr SBabteS,

voaö nur empirifcb au^gebrMt tjl.

£)te entgegengefefcte 2Cnftdt)t Dom Sragifefyen gebt t>on

bem allgemein ©ittlicfyen , t>on ber gretbeit be$ 2Bik


lenS au$. SMefe tjl im ©rimbe eben fo profaiftf), wie bie
vorige, nur moralifcfyer aufge(ru|t. £)er ffltitiffy, i)ti$t es,

werbe burefy bie ©innlidjjfeit am ©tttlicben gebinbert, muffe


aber feine 9)erf6nltcbfeit bagegen bebauten. Sßon biefem
(Stanbpunft erfcfycint ba3 Sragifcbe als berubenb auf Um
Sßiberfprucbe be3 ©mnlicben gegen ben freien SBillen. 2Ceu-

fjere ftnnlid;e ©ewalt fann un§ i>k Ausübung be$ freien

SBillenS unmoglid) macben, ja un3 fogar fcemicfyten; barin

aber geigt ftcfy eben ber freie SSBtlle, bafü wir un3 bennod;

ibr entgegenfefcen. £>iefe 2Cnftcbt gebt urfprunglid) t>on ber

©toifdjen ?)b^fop^te aus unb $at ftcb an bte RantU


fcfye Sbeorie angefcbloffen. Sn ber Sragöbie nun, meinte
man, fei ber 2Cnbrang einer roben Sftaturgewalt gegen bte

gretyett be$ SöillenS gefebilbert. — (&$ ift bk$ eine ganj


profaifdje 2£nftd)t. £)ie $xttytit be3 SöitlenS berubt banacb

bloß auf ber (£rfd)einung , baf? wir felbjiänbige SÖefen ftnb,

bie wollen fonnen. Unfer moralifcber Sßertb aber liegt mU


mebr barin, bafü wir afleg SBirfen in un$ aU 2Btr!en ber
7*
100

Sbec, bc§ ©otttid&en anfefyen. Dem fubjectioen ©efufyle

einer ftttlidjen SBBürbe unb Äraft na drangen, »erführt jur

Eitelfeit unb ^um ^odjmutl; , tmb ift fo weber ftttlid) , nod)

f ünjtlerifd) ; fo wenig, rote ba£ b(oß ©mnltdje.

©o wie i>a$ Sragifcfyc, fo liegt and) ba3 Äomtfcfye

ganj in bzm SSegriffe be£ (Schonen, unb habt fonnen ofyne

biefen in ber SQSeft niebt gefunben werben. Da3 $omifd;e

wirb am metjren mtgoerfranben; man benft ftd) feiten etwas

SSejiimmteS babet unb oerwed)felt e3 mit bem £dd)erlid)en in

ber gemeinen (Erfdjcinung.

DaS ßomifd&e tjl ber gerabe ©egenfa^ be£ £ragifd)en.

Da6 <5d)6ne als fcoutommene Einheit ber Sbee mit ber Er=

fdjeinung tritt mit ber bloß gemeinen Erfdjeimmg in @e^


genfa£. Da£ <5d)6ne fcljwebt in ber Glitte, inbem e3 auf
ber einen <&eite ber Sbee, auf ber anbern ber gemeinen Er=

fdjeinung entgegengefe^t tjl. — Zud) tyter muffen wir mit


i>em SBiberfyrucfye gwifdjen bem ©cfyonen unb ber gemeinen

Erfdjeinung anfangen, (Sofern t)k gemeine Etfd)cinung

bloß in ber 3nfdlligf eit ber entgegengefe^ten SSejtcfyungen

befielt, lojt fte ben begriff ber @d)6nl;eit auf unb oerwan=

belt ii)n in tk ernjityafte profaifd;e 2Cnftd)t ber Dinge,


©o fefet bie gemeine Erfcbeinung ftd) bem ©d)6nen als feinfc

feligeS spmtcip entgegen. SBenn ftd) ba3 <5d)6ne als Er-

fdjeinung in ber 2Birfltd)feit auflojf, fo l;6rt alle SBerglei-

cljung mit ber Sbce auf, unb alle Erinnerung an biefelbe

oerfdjwinbet. Das <Sd)6ne fommt ganj aus bem ©piel unb


verliert ftd) in "ok bloße Erfcbeimmg.
2Cber aud) in bem gemeinen Erlernten felbfl ijl ein <5tre;

ben, ftd) jufammen^ubalten unb 9)rina> für ftd[> gu fein.

Der 5D?enfd) fann nicfyt m ber gemeinen Erlernung fo be;


101

fangen fein, baß er ntd;t in einzelnen Momenten etwas an


ftd; S5c|tcl;enbc3 auS ben gcwo^nltd&cn S5c5tel;ungen l;crauö;

l;cbcn fonnte. ©o fann ber menfd;lid;e ©ei|t in ber gemei?

nen ßrfdjcinung etwas 2öefcntltd;cS fmben, worin bie (5r=

fa;ctnung, üon ber Sbee abgefallen, für ftd; befielt, 2MefcS

fe^t ftd; als sprinetp für ftd) ber <5d;önl;cit entgegen, unb
bie gemeine @*rfd) einung wirb fo baS gerabe ©cgcntl;ctt ber
Sbee. ©arm be(!cl;t ba§ sprinetp bcS £dßltd)en, welches
nid)t in Mangelhaftigkeit ben ^aturgefc^en gegenüber feinen

©runb l;at. 2tud) in ber crnjll;aften Betrachtung ber £)inge

liegt baS v£)dßlid)C nid;t; biefe fallt mefyr unter bie moralifcfye

Beurteilung , ba ffe ftd) bem Begriffe beS ©cljonen gan§

entfiel;:.

©oll etwas als bem 6d;6nen Cmtgegengefe£teS erfannt


werben, fo muß baxin eben baffelbe gefud)t werben, waS
im 6d;6nen tfi, aber baS ©egentfyeit barm gefunben wer-
ben. SSenn bie Sbee m ber Sfyat feljlt, unb bie bloße (Er=

f Meinung fiel; für baS SBefentlicfye auSgiebt, bann erfd;eint

baS v£)d0lid;c. £)aS v£)dßlid)e tjt eine Empörung gegen ba$


<5d;6ne, wie baS Bofe gegen baS ®ute. Sm £>dßlid)en

fmben wir allemal ein @d;einprtncip , worin bte t>erfd)iebcnen

$id;tungen ber @rif!en§ jufammenftreben. Sftatürltcfye Um


üollfommenl;eiten ftnb nur in fofem l)dglid), als m biefer

SBerwtcfelung ber bloß äußeren «Strafte ftd) etwas barjlellen

foll, was gleid;wol;l biefe Äräfte als etwas 2Befentlid)eS


^ufammenfaffen will, körperliche $a$liä)hit entfielet nur
baburd), baß bem menfcl)licben Organismus ein falfcfyeS

3)rincu; ber bloßen (Srtjlenö untergefd;oben wirb. (£ben fo

tjt ein ©emütl;, welches ftd; baburd; bem <5d)önen entge*

genfe^t, ba^ eS baS (üemeine in einen ^unft sufammen*


102

äufaffen jtrebt unb ftd> bartn beruht, ein fydfjlic&eS.



23loß e 3ufdü1gfeit unb Swecfwibrtgfeit alfo mad)t nidjt allein

baS Haßliebe au§i fonbem baf* in fo wiberfyrecbenben fingen


zm Qtim)tit ftattfüiben foll, bie nur bie Sbee fein fonnte,

aber bloß in bem erfcfyemenben £)afem gefugt wirb. —


£)a£ #dßlid)e i(i bie erjle gorm, in welcher ftd) bie

gemeine @ri(!en$ bem <5d;önen entgegenfe^t. Q£§ erfd?etnt

unS wie ba3 336fe nur als Negation ber Sbee, t>k aber po-

ftttö wirb, inbem fte ftd) an bie ©teile berfelben fefcen will.

S5eim tfnblicf t>aB £dßlicben regt jtcfr bat ©cfft&l be$ <&<$)&
nen in un3 im gebeimen SBiberjlanbe gegen ba$ Haßliebe;
unt> bteS bunfle ®efübl tjl bie <©cl)aam, bk ftd) freilid)

aud) im ©tttltd^en äußert. 355er ftcfy gerabeju für bk $df?*

liebfeit erfldrt, tji ein ©cfyaam lofer; nur grcd)^ctt ftellt ba3

Haßliebe M etwas Sßefentlic^eS |tn. — £)a3 £dßlid)e tjl

alfo ein bem ©cfyönen ptfitito CmtgegengefefcteS, unb e3 lann

nur t>on völligem 2lu6fd)ließen bejfelben bk 9?ebe fein.

SJenn fid> aber ba3 gemeine £)afem burd) fein eigene

tbumlicbeS ^rineip bem <Sd)onen entgegenfe^t, fonbem ba§


SSeburfnig be§ ©d)6nen in ber gemeinen <§rtjten& gefüllt

unb jhtfenweife nad) beffen Gmeicbung in betfelben geftrebt

wirb, fo entjtebt ttwa§ ber Sßerbinbung ber Äunjr mit

ber Religion 2lnaloge6. £)a$ gemeine SSewußtfein jfrebt

burcl) eine 2lrt Snftinct batym, ba3 @d)öne babureb $u

erlangen, ba$ eg i>k S3ebingungen feinet eigenen £)a-

feinS xtaü) unb nacb ber Sbee gemäß $u orbnen fuefot.

daraus entftebt bie ßiebe ^um ©cfymucf unb 3ierratfy, ber

aud) im gemeinen Steten eine eble Quelle fyat. £)a3 @ble,

welcbeS in bem Verlangen nacb ©cfymucfe liegt, tfit bte 1tf)m

bung, baß ftcfy baS ©cfyöne mit bem gemeinen ßeben t>er*
103

föfjnen fonne. £ie Abneigung gegen ben ©cfymucf füfyrt jur

offenbaren Barbarei. £)a3 (Streben nad) ©dmmdfoftgt'ett

artet fcl;r balb in eine ©inncSart au£, btc ftd) am gemein

nen üftaturbebürfmjfe befriebigt. 2Werbing3 ijr ber SuruS

fetyr t>erberblid) ; btefer wirb aber burd) ootfige Abneigung


gegen ©dmiucf imb 3ierlid)feit ntcr)t verbannt; fonbern ba^

burd) werben nur 2Cu3fcl)wetfungen be$ ganj tljierifdjen S5e-

bürfniffeS herbeigeführt.

£)er ©dmiucf l)at alfo einen eblen Urfprung. 2Ba$ in

ber <&ittlid)Mt bie (Bitte unb ber 2Cnffanb , ba$ i(! im ©cu-
ttert ber ©dmuuf ; beibe bie 2Ceußerung ber tf)nen 51t ©runbe
liegenben Sbeen in ber (ü:rfd)einung beS gemeinen wirflidjen
SebenS. £)urd) bie Neigung jum ©dmutcf fann oft bie

Sbee beS ©d)6nen fetbjr gerettet unb aEmdfylig geläutert wer-

ben. Sft aber bteS SSebürfnip einmal abgeworfen, fo i(i es

fcfywer, ein ©efül;l für ba6 ©d)6ne wieber $u erzeugen,

unb bie Mittel ber Äunfi werben bann ju gemeinen 23er-

gnügungSmitteln ernicbrigt.
©ollen bte beiben (Elemente be3 ©d)6nen in einanber

übergeben, fo muß bk$ aud) nad) ber $id)tung ber ßirfdjei;

nung jrattftnben fonnen, fo ba$ bie Sbee be§ ©d)6nen ftd)

ganj in bie Sufdlligfett unb bie SSejte&ungen be3 gemeinen


ßebenS oerltert. @rr;dlt fiel) auf biefe SBetfe bie Sbee bur$ ba$
gemeine Zcbtn in ber ©ctjlenj, fo tfi bteS ba$ Äomifdje.

Sm Sragifdjen wirb bie Sbee fo mnifyttt, baß fte als Sbee


rein fyeroortritt. $ier wirb t>k Sbee aurd) in bk (Sriflenj

aufgelojf; aber nid)t um biefe ju oernid)ten, fonbern fid>

mit ii)x feföufyatten burd) jiufenweife Sßerfnüpfung be3 2CEge-

meinen unb S5efonberen. Sßir ftnben bie Sbee in bim jeifc

lid;en Suffcanbe gegenwärtig, unb fie erfydlt fiel) in biefem,


104

ungeachtet ft'e ft'd? barin auflöft. 2ütd) t>ier alfo jeigt ftd;

ein Siberfprud) jwifcfyen Sbeeunb Sßttfltdjfett, mit welchem


aber jugleid) eine S5erul)igung oerbunben ijr, imb jwar bie

umgefefyrte, wie beim £ragtfd)en, be|M)enb in ber SBafyr*

nefymung , ba£ 2(lle§ bod) fculefct gemeine (£rtjf en& unb auefy

in biefer überall bie Sbee beS ©cfyönen gegenwärtig i|t, baß


wir mityin in imferer 3eitltd)feit bod) immer im ©cfyönen
leben. £al)er entjtefyt eine £ufr unb greube an ber SBBtrf-

liepeit. £)ie gemeine ßuji wirb burd) bie Söefriebigung ber

natürlichen Sebürfmffe fyerüorgebradjt; fyier hingegen füllen

wir in unferer SBir!lid)feit sugleid) ein fyofyereS 35ebürfniß

befriebigt.

£)a£ $omi.fd)e beruht auf einer eben fo allgemeinen

menfd)lid)cn Anlage, wk ba3 Sragifdje; btöe$ gebort gleid)

notljwenbig unb wefentltd) $um ©d)önen. — £)a3 gemein


ßddj) erliefe vergalt fiel) jum Äomtfdjen, wie ba$ traurige
§um &ragifd)en. ©o vok ba3 £ragtfd)e weber auf gurdjt

un^ SD?ttlcib , nod) auf ftttlicfyer Srauer berufen fann, eben

fo wenig fann ba$ Äomifdje bloß auf ber S3emerfung be^


rul;en, baß ftd; i>k Sbeen burd) SöerMpfung mit ber ge;
meinen Sfcatuv auflöfen.

£)d$ Sdd)crlid)e befielt barin, ba$ wir aud) anbere


^)rincipien aB bie be3 <5d)6nen im £>afein ftnben. (j?§ ent*

ftef>t 5. S5. au$ ber 2M;rnel)mung ber gemeinen ©mnttcfc


feit, wenn wirbemerfen, ba$ ber 20?enfd), ungeachtet feiner

f)6l)eren üftatur bc«d) bem ©mnltd;en Eingegeben tj! unb ba^


burd) bem ©tttüd>en fiel) entgegenfe^t. ©0 entfielt ba$
©innlid)*2äd)erlid)e, bem <5innlic^9iul)renben, $urd)l

unb SDfttleib (£rregcnben entgegengefe^t. £)a$ ©umlief) s 2dd)cr=

lid)e ifl gewöfmlicf) fyarmloS unb nid)t böfe gemeint , unb \>a-
105

f;er btc Quelle beS ©cfyer^aften ober SuJHgen. — (5S giebt

aber auä) cm ©tttlid) s 2dd)erlid;cS, voc(d?eS barauf


beruht, baß btc menfd;lid)e Statur, inbem fte ftttlicfye ^)rm=

ctptcn ernennt, baburd) felbfl §u gälte fommt, weil triefe

immer bie ©ejfalt ber gemeinen ßriften^ annehmen, ©o tjl

ber v^od;mutl; ein ©Ittlid) ^2äd)crlid)eS. £)iefeS'l)at einen

l;erberen unb fd;drfercn dl;ara!ter. (£S erregt ein boSfyaftcS

bitteres Sachen unb giebt ber Neigung beS ©pottenS über


2(nbere unb ber bofen Sftadjrebe ben Ursprung.

£)aS Äomifd;e ift feinS t>on beiben; eS liegt in ber

SDtötte beiber, unb entfielt barauS , bag wir in ber gefamm-


ttn menfd;licf)en üftatur unb in allen il;ren SBiberfprücfyen

bennoef) immer bk Sbee ftnben. £)ieS @efül)l, ba% bk


Sbee in ber @rtpenj bleibt unb wir nie ganj t>on tfyr t?er=

(logen Jtub, macf)t uns frol) unb glücflid).

SBBer gewiffe ftttlid)e ^orjüge duferlid; nacfyalmtt, obne

bap baS Snnere bem äußeren ©cfyein entfprid)t , ber ftctlt

etwas Jtomtfd;cS bar, worin wir aber bk Sbee, nur incU


ner befonberen §orm, erblicfen. £)aS ^omtfdje l;at feinen

©tfc nid;t allein in einem ßontraft ober SBiberfprud) für

t>en löcrftanb ; ein fold;er fann'nic gum Sachen, melmefyr

nur jur 2CnjIrengtmg beS SBerffanbeS antreiben, um trie SBt-

berfprüd;e 51t unterfud;en. £aS Ghfcfyeinenbe mu$ ftd) auf


eine Sbee bejieljen, bie Sbee in ber ©rfdjeinung ernannt
werben; nur bann fann baS ©cfyone überhaupt cntjM;en,
unb jwar unter ben angegebenen Sebingungen baS Äomtfcfye.

£>aS Äomifd;e fyat burdjauS ntd^ta (SrniebrigcnbeS


' , baB
wir unS nur erlaubten. £)ieS fmb 2Cnftd)ten, bie auS bem
©tanbpunfte beS gemeinen £ebenS fyerrutyren. gür bk Äunjl
ift baS Äomifd)e etwas rein SbealeS, unb baS üollfommene
106

Äomtfdje eben fo ebel unb fyoä), als ba3 wllfommene Zxcv


gtfd>e. SBir muffen beim Äomifcfyen in bie SBiberfprucfye

beS gemeinen SebenS eingeben, beim &ragifd)en in bieder-

nicfytung , hie hem 9Äenfcr)en auS feinen fyocfyfien Qdaben ent-

fielen mu$. Sn beiden ©ebieten alfo tterfenfen wir unS

gang in bie nichtige Statur beS Sttenfcfyen , wo er ein bloßer

<Bd)ein tji; aber eben bie3 muß bal)in führen, in hem&fyein


etxvaS 2ßefentlicf)e3 ju erfennen. ©o erreicht biefe 2Cnfd)au^

ung ba£ vg>6d)pe inbem wir bie ©egenwatt ber Sbee haxin
bemerfen. Sm Äomtfcfyen geigt ftd) bie Sbee" als ben Söt*

berfprudjen unterworfen, in fte aufgeloff, bloß buref) ben

3ufammenfyang be3 gemeinen SSewußtfeinS erhalten; aber

wir fefyen in bem flüchtigen 2lugenbltcf immer bie Offenba-

rung ber Sbee, unb hie$ eben ifr e3, was un3 aufheitert,

©fyaffpeare ifr in biefer 33egier)ung ba3 größte Buffer.

£)te Unterfcfyeibung eines fiebrig - Äomtfd[)en unb


$odf)-$omifcl)en — jenes in hexn eigentlich Mä) erliefen
bef*el)enb , biefeS t>erebelt burd) einen 2tnffrid) üon ©ruft —
beruht auf einer l)od)fr irrigen 2Tnftdf)t- SBiele galten haä

£ieberlid)e, plumpe unb Gemeine für ha$ $omifd)e. 3Mefe3

ift aber gang fd;led)t unb weber niebrig-fomifd), nod) über-

haupt fomifcl). £>er gange Unterfd?ieb ifr oberfläd)lid). (Si-

nen richtigen fonnen wir machen, inbem wir 1) fcon htm


SSefonberen ober bem Moment ber (£rfd)einung , 2) *>on

bem allgemeinen ber menfcfyltcben Sftatur übexfyaupt, aB bem


burcr; hie Sbee (begebenen, au$gel;en. tiefer richtige ©egen-

fa£ wirb unten bei hex Betrachtung ber bramatifdjen $)oefte

weiter verfolgt werben.

Seber t>oh ben beiben gefd)ilberten ©tanbpunften, ber

tragtfcr)e toie hex lomifdje, tfr burdjauS uniüerfell unb faßt


107
baS <Sd;6ne $anj m ftd). @3 fmb atfo ntd>t befonbere Mo;
biftcationen, bte baS ©d)öne nur an ftcf) trafen, fonbern

23e|ranbtl)eile, btc jum begriffe be3 ©d;6nen überhaupt ge-

boren. 9htr in gewiffen ©attungen fonbern ftd) beibe ab.

<&k fmb aber an ftd; bem ^Begriffe beS <2d)6nen eben fo

wefentlid), wie alle jene anbern ©ecjenfdfce.


Und) baS (£rl;abene fann auf cjewiffe SBetfe fomifd),

unb ba§ ©d;6ne im engeren ©inn tragifd) fein; anä) bas>

©öttltdje fann fomifd) , ba$ 5rbifd)e tragifd; fein. Gf3 ftdtiQt

bieS alle6 Don cjewiffen befonberen 3cit- unb 33olf3anffd;ten

ab, vermöge beren Vie $)rincipien ftd) gu t>erfd)tebenen 3^


ttn ganj t>erfd)ieben dufern, manchmal mel-r gefonbert,

manchmal in einanber geirrt erfcfyeinen fönnen. 2Cri(ro5

pfyantö mad)t bie (Sötter oft läcfyerlid); baffelbe traten

im Mittelalter cjei|rlid)e Äomobien. 2Utd) Sßerle ber biU

bcnben Äimjt an§ bem Mittelalter getgen oft ein bmtlid)?$

9>arobiren be3 ©ottlidjen. £)urd) alles fc>ie^ aber wirb t>a$

©6ttlid)e an ftd) nid)t beeinträchtiget.

S3etrad)ten wir baö Sracjifcfye unb .ftomifdje an ftd), fo

%tia,t ftd), baß baS ©cfyone ft'dr) auc^ l)ier nur in bem Mo-
mente erzeugt, wo ber ttebergang unmöglich ijr, fo ba$ eS
ftd) anä) l)ier felbft ger(!ort unb feine SBermtttelung jratt-

ftnben fann. £)iefe bd'oen 23erl)ältniffe geigen nur t>m Mo-


ment ber SBerwanblung , wo Sbee unb (£rfd)emung flety ge*

genfeitig t>ermd)ten. £)ie entgegengefefcten S5ejfanbtl)eile l)e-

ben in btefem fünfte einanber auf unb ba$ <3d)one fann


als ttxoaö 2Cbgefd)loffene3, SBollenbeteS i)ia nidjt begeben.

SOBtc fonnte eSbteS, wenn tm Sragifcfyen bte Sbee fcerntcfytet

wirb, ober wenn fte im Äomifdjen ftd) in bte (Srfdjeimmg


verliert? — Unb wer gtebt un§ ba§ Sltfyt, tiefe 9ttcfytun;
108

gen 51t unterfdjetben? Sjt ntd>t ba§ @d;öne uielmc^r ba,

wo £ragifd;e3 unb .&omtfd;e3 @in3 ftnb, wo (£rfd)emung

imt> Sbee auf gleiche SBetfe in etnanber liberalen?


Me tiefe ©egenfd&e geigen beutltd), baß e3 überhaupt
fein ©d)öne£ gtebt, fo lange wir c3 ale> bloß £l)eorettfcr)e§

betrauten, bafj in ber wirflict)en Sßelt fein ©ct)öne3 tjf.

£>ie$ Xe^rt tmS ba$ ©cfyicffal t>eS ©ct)6nen im £ragifd)en

unb ^omifcfyen t-orjüglid). <§S ge^t mitbin au3 biefer tl)eo*

retifd;en -^Betrachtung l)eroor, baß ba3 ©ct)6ne an unb für

ftä) nicfyt befielt, unb e3 fragt ftct) weiter, wie wir uns

bcnfen follen, baß eS ein (5ct)6ne3 geben fann. £)aß es


ein <Sct)öne3 geben muß, ijt gewiß; aber wie fann e£ ent-

ließen unb befielen?


£)a3 (Srgebniß ber bisherigen Unterfuct)ung war: 1) ha$

ba§ <5ct)6ne au$ 33ejtanbtt)etlen jufammengefe^t ifl, bie ftct)

felbft aufgeben; 2) baß eS burct) eine SSejießung biefer S3e-

jranbtt)eile auf einanber erhalten werben formte, t>a^ aber

biefe cntweber bloße SöerltanbeSbe^iebung wirb, ober in bem


fünfte be3 SufammenfaffenS ftd) aufgebt -- £)a$ <2d;6ne

fann nur burct) einen ©tanbpunfi gerettet werben, wo ber

solle SBtberfpruct) ber 33ejlanbtbeile felbjt als eine Sejieljung

erfcr)eint, wo bie S5egiel)ung eine ttollfommene wirb, fo ba^

fte 2Cnfct)auung ijl, unb eine wollige @tnr)eit ber ©cgenfd^e

frattftnbet, bte jugleict) aB litt ber SBe^ielrnng erfannt wirb.

-SGScnn wir in ben wiberfprect)enben S5e|tanbtt)eilen t>en

litt be£ UebergangeS felbft erFennen, wenn biefe £l;dtigfeit

baxin ba§ wirflict) (Gegenwärtige tfl, fo muffen auet) hie

S3ejtanbtl;eite in biefer £t)dtigfcit gegenwärtig fein, obgletdj

fte ftct) aufgeben, weil wir bie £t)dtigfeit, woburet) fte ffer)

aufgeben, aUein als? baö (Gegenwärtige unb SBfrfttcfye wafyr-


109

nehmen. — Tonnen wir ben litt faffen, burd; welchen bxe

Sbee in ttc äBirflic&Feit geflogen wirb, unb gleid)wol)l nidjt

aufhört, Sbec 51t fein: fo wäre ber Uebergang ba3, wag wir
aB »trfu'd[) üor un6 fydtten, unb hie ßrtreme würben nur
in tiefem Uebergange oon uns> aufgefaßt, £)a3 ©djönc
famt alfo nur in einer £l;dtigfett liegen, welche fo aufges

faßt wirb, bafü wir bie ©egenfd^e in bem litt Ü;re§ lieber-

gangeS erFennen. @ine foldje S(;dtig!cit ift bie Äunft.


< £>ie «ftimjt muß 00m menfd; ticken Bewußtfein ausgeben

unb fann feine 9?aturtl)dtigfeit fein. £er ©toff fonbert ftd)

t>om SSenmfjtfem ab, fo bag beibe nur in ber relatioen 23er-

6nüpfung für einanber i>a ftnb; baburc^ entfielt un§ eine

Außenwelt, bie für ^k £unjl fd;winbet. £)ie Äimjl fott

im innerjlen SSewußtfein bloß burefy Styättgfeit beffetben bie


beiberfeitigen Elemente jufammenfaffen. ©ie t|l etm$ gan$
Snncrlid)e6, ba fte bloß im S5ewuftfein tft, unb 5ttgleid)

et\va§ ganj ^CeufjerlicfyeS , in fofern fte allen ©toff als S»-


nereS erfennt. &enn nur bann nehmen wir ein ^un(!wcrf
würbig waljr, wenn wir e$ aB Clement unfereS 2$mu$U
feinS fclbjl hctxad)Un.
3 tt> e t t e r X \) e t l
23 o n ber Äun)i.

@ r jl e r 2T 6 f d> n 1 1 1.

Gonjftuction bet .ftunjr, be6 .ftunjftetS \xn\) M ÄunfttwtfeS.

#Uk Offenbarung bea Sßefentltcfyen ifr überall ntcfyt möglich,

ofyne Untergang be§ Scheinbaren; fo bemt and) im ©ebtete


beS ©d)6nen, baS wir burd) alle feine <5d)tcFfale »erfolgt

tyaben. @3 fragt ftcb nun, ob wirflid) burd) ein $anbeln

bie 2öiberfprucl)e gehoben werben fonnen, \>a ja ba§ £an=


beln auü) ein aeitlicbeS tft unb ftd) felbfr aufgeben fann.
£>aS £anbeln an unb für ftd), wenn eS ftd) als ein

gemeines v^anbeln jeigt, fann allerbingS bte ©djonljeit nod)

ntd)t retten, (13 mug l)ier ein l)6fyere3 $anbeln ftattftnben,

in welchem wir uns ntd)t bloj? burd) ben SSegriff eines au&
^ufül>renben befonberen Ringes unb burdf) ben duneren ©e-

genjlanb bejrimmt füllen. Sn bem gemeinen £anbeln un*

terfcfyetben wir ben ©egenfafc, vermöge beffen wir als freie

SBefen burd) ben Segriff eines Ringes auger unS, als un-

feren 3wecf, bejJtmmt ft'nb, unb fymwieberum biefeS £)ing

auger unS felbjl beflimmen. SQBir ft'nb genötigt, einen be;


111

fonberen S3c^ttff anaunelnnen, ber ftcf) in bem einzelnen

£)inge, in fofertt cm tiefet ift, lieber barjMen muß. <5o

fdjetbet ftdf> l)kx gerabe burd) bie 2fu3ful)rung allgemeinem

unb S3efonbcre3. Sn ber Äunji aber füll beibeS ©nö fein;

mithin fann jene (Spaltung baria nicfyt angenommen werben.


2)a§ $anbeln ber £unjt fann alfo hin rem = pratV
tifdjem fein. <&o wie üorfyer Vie rein = t^eorettfd;e 2Cnftd;t ntd;t

befielen fonnte, fo auf ber anbern ©cite and) nid)t ba$


rein = praftifdje ^anbeln. £)ie 3wecfmdßigfeit barf nidj?t

Tlaaffidb ber leeren fünfHerifdjen Sbätigfeit fein; benn


gerabe burd) jene werben hk Elemente in allgemeinem unb
SScfonberem gefdjiebcn. Qt$ muß oielmefyr l)ier ein $anbeln
ffattfmben, in welchem ^k urfprünglidfje (Sinfyeit bem 2ttlge>

meinen unb S3efonberen t>oraumgefe£t wirb, beibem, me im


SBollen, fo in ber wirf liefen 2fumful)rung eins unb baffelbe

ij!, mit einem Sßorte: ein ^anbeln in ber Sbee ober nad)
ber Sbee. 2Mem ijr bam $anbeln ber. Äunjf.

2Cud) bam rein^raftifdje #anbeln ift nur bur$ bie

Sbee ein feiner £3ejftmmung entfpredjenbem $anbeln. Sm


ftttlidjen $anbeln aber wirb ^k Sbee nur alm bie entfdjei^

benbe ^Öe^ieljungmregel $u ©runbe gelegt. Sm <&d)onen

hingegen folf t)k Sbee ganj SBir!lid)!eit fein; fte fann mit-
t)in nicfyt bloß %um ©runbe gelegte Siegel bem ^anbelnm fein,

fonbern mu$ alm bk Ijanbelnbe S^dtigfeit felbft erfdjeinen

unb fiel) alm Sbee burd) allgemeinem unb S3efonberem gugleid)

beftimmen. £>ie urfprünglicfye ©inl)eit ber Sbee muß in bte-

fem £>anbeln gan$ gegenwärtig fein.

£)er Äunjtler $at ba§, xoa$ er burd) fein^anbeln be^

wirft, in ftd) fcfyon gegenwärtig; em i(! für ü)n f$on ba,


112

fdjcm fcoHenbet. (53 ijl bie in ttym lebenbige Sbee , unb fein

ttnrfticfyeS ^anbeln fann ntc^t baju bienen, baS ©djone gu

machen, fonbern nur ftd> baffelbe Dollftdnbig _$um 33ewujfc

fein su bringen, eS burd) Sleflerion feiner felbjl in ffcfy ju

beleben. 3Cn unb für ftd> iffc e3 ü)m üon Anfang an gegen^
wdrtig, unb xnafyt eigentlich) feine Styättgfeit felbjl au$.

£)er Mnf!ler l)at ba3 33Ub fcfyon t>or ftrf> , inbem er han-

telt; er gerlegt e§ nur unb bringt e3 baburefy für fein 33e-

wufitfein gur Äforfyett.

Siefe bem Mnjller fd;on efye er l;anbelt, inwofynenbc

Sbee, nennt man gewolmlid) fein Sbeal, mafyt fiel) aber

baüon in ber Siegel eine falfdje $orfteuung. £)a§ <Sd)5ac

tjl in bem ©emutfye be£ ÄunffterS felbft gleich gang volU

enbet. Sßenn er fyanbelt, gerfe^t er nur t>ie$ dinfadje unb

Unwerfelle, um eS fiel) für fein gegenwärtiges SSewußtfem

flar ju machen.

£>ie fünjllerifcfye Beugung nad) entgegengefe&ten fRlty

tungen fceftefyt nur barin, ba$ bie Sl)dtigfeit be£ MnjfterS


W urfprünglid) einfache Sbee in ü)re ©egenfd^e gerlegt.

£)ie urfprünglidje Gnnljeit ber ©egenfd^e ra ber Sbee muß


alfo ttorauSgcfe^t werben; bann begeidmen t>k entgegenge-

festen 9ftd;tungen nur bie Sl)dtigfeit be£ ÄünfllerS, i>ie ftd>

immer in bem 2Cfte ber Qtinfyeit erl)dlt. £a3 fünfflerifdjc

$anbeln felbft ijl nichts cmbcr£ , als bte £l;dtigfeit ber Sbee,

woburd) biefe fiel) felbjl bewirft, btö Zehen ber Sbee felbjl.

<&o gefaßt, l)6ren jene ©cgenfd^e auf, ba$ <5d)6ne gu »er-

nickten, \va§ nur für ben gemeinen Söerfknb gefd)iel)t, für

welchen fte unvereinbar bleiben. S3etracl)ten wir t>ie 23er-

binbung al3 einen Uebergang, unb beibe übergeljenben Zweite


113

als urfprünglicty baffelbe, fo l;aben wir ein |>anbeln ber

Sbee , worin bte ücrfd>tcbenen S3e$tefyungen nur baburd) cnU

ftcl;en, ba$ bte Sbee ftd) jerfc^t.

3)a6 fönfKcrifcfye $anbeln i|t fein Sttadjen nad) 3wecfen


burd; 5D^tttet. £)er Äunft fdjrciben wir ein ©Raffen ju,

woburcfy baSjenige jur SBirfltdjjfeit fommt, n?a§ t>orl>er fcfyon

ba war. £)ie§ ift bie Stydttgfeit ber £un|t, bur$ bte adeln

ba§ <5d)öne gerettet werben fann.


$Jlan t)üte ft*4> &or btm SBalme, bafj ein abfirafter

§3cgriff in bcS ÄunjIlerS ©ecle öorauSgefeßt fein muffe,

wonad) er i>en befonbern ©egenjfanb bilbe. <5o entjMnbe

nur ein partieller Itebergang unb ba3 SSerfydltniß t>on 3wecf


unb Wittein, welche (Spaltung fytx nid)t (Statt fmben fann.
Qt$ tft für W Äunjr gan§ einerlei, ob tton bem allgemeinen

^Begriffe, ober fcon bem befonberen Singe angefangen wirb.

6ineS t)on beiben gefdjie^t immer; auf bie funfllertfdje %fä


tigf eit aber als folcfye §at i>k$ feinen Hinflug, ta biefelbe

eine bloße 3erfefcung ber Sbee ift.

©o ift e3 j. 23. einerlei, ob ber bramatifcfye Sinter

einen f)tjrorifcl> gegebenen ©toff wd^lt, unb begriffe, bie \\fy

barin torfmben, auSfpridjt, ober ob er t>on allgemeinen Ge-


griffen ber menfd)lid)en Statur, £eibenfd()aften, Effecten u.f.w.

au6gel)t, unb tiefe in einem befonberen galle barjMt.


£>tefe beiben Söege ffnb fyinftd)tlid) ber Äunfttyätigfett burefy-

au§ nid)t wefentfid^ t)erfd)ieben. Sn bd'oen gaUen fmbet


nur eine 3erfe£ung bejfen ®tatt, wa$ in ber Sbee (£in3 iff,

woburefy biefelbe pr SBirflicfyfeit fommen mug. Sie Äunfl


mufü fid) nad) jenen Stiftungen unterfctyeiben; in ber fünf!-

lerifdjen S^atigfett tjl betbe^ ©n§. £)er Äunjtler muß in

bem gactum fcfyon bte allgemeinen begriffe gan$ gegenwdr*

8
114

tto, ft'nbcn, cbeit fo <}ut ober ttou tiefen ou&}cl)cn Hnnen,

falls ftd) bo3 goctum nid)t o,crobc üorft'nbcn füllte.

3)ie StydttojFett ijt eine reflccttrcnbc, woburefy bic ®c;


genfd^e als gonj gleichgültig ouf etnonber bcaogen werben.

Sm ©d)6nen Bereinigt ftd), tt)te im Ijöljeren $anbeln über;


fyaupt, immer £l)eorettfd)c3 unb spraftifdjjeS. £>k Sbee
wirb burd) il;re 3erleguna, nur gur 2Birflid)fctt, inbem ffe

baburd; in bo§ SReid) ber ©egenfdge öerfcfct wirb. SSloßc

©elegenfyettSwerfe fmb bal)er nur bonn funjflcrifcfy , wenn


ffe wirfltcfy bie Sbee entgolten. Qtben fo wenig bleibt ber

Äünjtler in feiner ©pfydre, wenn er bloß abjrracte SSegriffc

barjMcn will, in welchem Solle er jum 50?oroltj!en wirb.

£)em ^ünfrler muffen beibe Elemente, ber ©egenjtanb unb


fein ^Begriff, gonj in ber ©nl;eit ber Sbee liefen.

£)ie Sbee famt nur burd) folefte ^Schiebungen in bk


SBtrflicfyfeit eingeben; wie bk$ gcfd>cl)c.t fann, muß ber

$auptgegenjtanb unferer ferneren Unterfudmngen fein. £>k


Styätigfeit ber Äunjt fonn nur befreien in einem Uebergange
t>e$ einen S5c(!onbtl;eil§ in t>en onbern; wobei unj ober ge*

genwdrtig bleiben muß, bog biefer Uebergang nur3erlegung


ber einen Sbee tjr. 3)oburd), bog c3 ba$ (Sine unb felbc

ijt, xvtö ft'dj) mit ftd) felbjl üerbinbet, wirb t)k Äunjr p
einem ^raftifcfycn. <&e%ten wir allgemeinem unb 35efonbe*
re§ nur t>orou3 unb belogen c3 ouf bie urfprüngltd;e Qtin*

tyett, fo Rotten wir ein bloßes £)cnfcn, wie in ber Sbee


ber SBafyrljeit, wo bic Soee ollen SBerrnupfungen ber gege;

benen ©egenfdfce %um ©runbe ließt, bie in t)k Gt'mfytit ber*

fetben t>erfenft werben. — Sm ^anbeut be$iel;t fiel) $a$


©ine unb felbe ouf fiel) , befHmmt ft'cfy fclbf! unb fpiegelt ftd)

felbji ob. ©o gefdn'efyt cS in ber -ftunfr, bie eben beSwc-


115

gen eine £l)dtigfeit ijr, äugleid) aber ttyeoretifd) wirb, inbem


fte bie t)otte (£inf)eit ber ©egenfdfee fd^on t>or ftc^ fjat, unb
baljer fcfyafT^ ntc^t mad)t.

2)iefe S^dttgfett fann aber fcon ^wei ©eiten betrachtet


werben. 2Bir fönnen 1) bte Sbee aB fdjon gegenwärtig

üorau£fe£en unb fic bloß entfalten. £5te3 i(t ber tfyeore-

ttfd>e S^eil ber Äunfl, ba$ innere SBtrfen beS fünfUe*


rtfd[)en©emütl)e3, worin bieSbee in ifyrer ganjen Sülle
gegenwärtig ift; bte innere Operation in htm (Bzmütyt be§

ÄünfllerS, wonad) berfelbe in feinem ß^arafter ju beurtfyei*

ien ijf. £>k$ tfl ber fubjectbe £3ej!anbtl)etl, t>a er im


bloßen SSewußtfem, unb jwar in bm befonberen SSewußt*

fein liegt.

S3etrad)ten wir 2) ba§ ^efultat ber £l)dtigFett, fo

muß ft'cft in ber @ntwicfelung felbjl ba§ ©anje wieber jur


t>ollfommenen @infyett ber Sbee fließen. £)ie Sbee fd)ließt

ftd) gletd)fam wieber jufammen, ba fte jtdjj t>om ßünjfler

au§ öffnete; aber fte fcfylteßt ftd) in einem Momente ber


SBirHtcfyfeit. £>aburdf) entfielt eine wirflicfye <5rfal)rung tton

tiefer Bereinigung in ber gorm einer befonberen ^atfad^e.


©iefe nennen wir ba§ $unftwerf, welches mityin ber

Sttoment tjt, worin ftd) bieSbee üermttteljl gegebener ©toffe

in tyre @infyett wieber üerfnupft.

(Srjr bamit ijr t>k runjrlerifcfye Stydtigfeit t>oHenbet. £)a§


Äunftwerf tjl gur funjrlerifcfyen S^dtigfeit unentbehrlich,

©o lange t>it Sbee bloß im ($tm\itf)t bUibt, ij! fte nur


SReflerton. 3Me Sl)atfad)e ber 2CuSful)rung tji notl;wenbig;

fte »ollenbet ben Äunftler felbfi, tnbem fte ii)m bk Sbee in

ber 2Btrflid)fett gum SSewußtfein bringt. <£r|l burd) ba$

Äunfrwerf erfahrt er, was er mit feiner £l;dttgfeit gewollt t)at,

8*
116

(SJcrabe mit bei- £l;dtigfett, bte won mfprungltdfKr (£in;

t)c\t ausgebt unb beibe3, allgemeines unb SBefonbereS, »or-


au^fe^t r iffc notfywenbig »crbunben, ba$ fte fid£> in einem

wirf liefen 9?cfultate abfd>tteßen mufü, worin fte gang t>or=

Ijanben iji £)a3 wirflicfye £)bject muß bie ^Bereinigung

bet entgegengefefeten Elemente enthalten. <&o fd&Hefjt ftdf>

bie Sbee in i>m »ollen £>afein, als einer Söieberfeljr ber

urfprünglicfyen (Einheit. Sn bem fünfte, wo bie Sßirflid;-

feit in ifjrer »ollen Sebeutung gu ©tanbe fommt, i>ebt fte

ftä) gugleicl) auf, inbem ffd) burd) bie (£rfcl>einung ber Sbee

bie ©egenfd^e ber 2Birflid()leit auflofen.

£>ie Äunjt iß nidtf als eine gwecfmdjHge £l)dtigfeit

gu betrachten, bie t>on einem fßorfa^c ausginge, baS Äunft-

wer! nid;t als ein bloßes Dbject, ein bloß »ollenbeteS

äußeres £afem, ba§ nur ben 3roecf barjMte. £>iefe ©on*


berung be£ Dbjectfoen unb ©ubjeetmen ftnbet nur in ber
relativen SE&dtigfett <&tatt £)te $unjl foll Uc gange Sbee

in bem Dbjecte barfMen. ©afyer muß ba£ Äunftroerf ein


gang Cs:mgelne3, (SnblicfyeS unb guglci$ »oller 2lu3brucf ber

Sbee fein, ober »ielmeljr ein £)rgan ber Sbee, ein Moment
be3 £ebem> ber Sbee , in welchem btefelbe an einer bejltmms

ten ©teKe ber SBirfttdjMt gur @rfd)einung fommt. £)a3


Äunfiwerf pellt bal;er bae> ©d)öne in feiner gangen fötten*

tung bar, als befonbere Offenbarung ber Sbee.


2Bir muffen uns gang loSmacfyen »on ber äSorjfcllung,

t>a$ ba§ £>bject burcfyauS ein 2Ceußerc§, »on htm SBorfafc

2CbgufonbernbeS tjt. £)er gemeine 23erjknb Unn ftd) fdjwer

über tfk SBafyrnclmiung ergeben, ba$ baS Äunjfwerf gear-

beitet wirb, wie ein anbereS äußeres Sßerf, baß ftety alfo

und) ber 3wecf babei dußert. £)ie3 iji aber bie <5?itc, »on
117

weichet betrachtet bc3 MnftlerS Styätitjfrit eine bieg wixb

(td;e tji, bie t>on ber (Seite ber Sbee ancjcfefyen einen anbe-

ten ©inn i)at 2£uf jener Setracfytuna, beruht bie bloße

Scc^nt!. — 2CUc menfd)lid)en Sßerfe ftnb natürlich gugleid;

wtrfticfy unb pl;*)ftfcf) , unb ba3 $l;pftfd)e ifr um ntd>tö nie-

briger atö baS rein ©eijttge. lind) moralifcfye ©ebanfeu


werben p&yftfc& bargejMt. 2tuf biefe pl;yftfd)c 3)ar|felluna,

aber fommt eS l;ier nicfyt an, fonbern nur auf ten ©tanb-
punft ber Sbee, ba wir eö allein mit ber $l)ilofopl;te ber

Äun(! ju tl;tm fabelt.

Sn jebem einzelnen Äunftwerfe liegt ein Unfocrfum;


benn c§ ij! bte Sbee barin enthalten, bie ftd) burd) Dffetu

barung an einer befHmmten ©teile ber Sßirfridjfeit äußert.

£>a$ $8exou$t\ein be$ ÄunfrlerS unb totfÄunffc

wer! bitten nad) beiben (Seiten bte äußerften ©renjen ber


Äunj}. SebeS total beiben i|t uns ein abfoluteS gactum,
worüber wir ntct)t tynatö fonnen; benn c§ tj! Offenbarung,
Eintreten ber Sbee in bte SÖirfticpeit. Sn bem Äünfilet

tjr bloß bie Sbee tl;ättg ; er ifl mit feinem ganzen 33ewußt-

fein bartn aufgegangen. Sm ^un(!wcrf l;at pdf) bte Sbee


in ber wtrflicfyen (Erfdjeinung concentrirt. £)tefe beiben (£nb*

pimfte machen uns ba3 2l6fcf tute ber Äunjl.

2Ba3 erforfdjt unb ptytlofopljifd) betrautet werben mu$,


tft bie jwtfc^en beiben liegenbe wirfliebe Styättgfeit. £)tefe

l)dt fowofyl eine fubj^ctioe, als eine objectt&e (Seite.

Sine gew6i)nlid;e irrige SBorfiellung tft c3, bie Äunft fei

überhaupt etwas abfolut @egebene£, weil man fttfylt, baß


barin etxoa$ <5wtge3, 2£bfolute3 tjr. ©elbft bie (Snbpunfte

finb nid)t aus bem Gebiete ber $f)ilofopl)te fyinauSäuweifen,

®erabc ba$ (Swigc fol£ bie 3)fytlofopl;tc b^m 23ewußtfem


118

bringen , aber e3 nid;t in 2(bpraction unb S^efleyton auflofen

wollen, ©anj üerwanbt bamit ip bie SBefyauptung , bte 9te


Hgton fei fein ©egenpanb ber ^fyilofopfyie. SMe $)l)ilofopl)ie

foll eben gitm SSewufjtfem bringen, wie unb warum folcfye

fünfte nid)t weiter erfldrt werben fonnen.


£)a3 funplertfcfye ©emütf) muß fiel) ganj in bie Sbee

auflofen unb bennod) ein tljdtigeS, felbpbewufüreS (ein.

2Bir fonnen md)t fagen, ber Äünpler t>erl)alte ftd> bloß

leibenb, t>tc Sbee äußere pdf) nur in ü)m burd) eine (Sin*

wirfung, bie ü)n ganj au3 feinem SSewußtfem ^erau^riffe


unb il)n ber Wlafyt eines fyoljeren S3ewußtfein3 Eingabe.

£)er Ätmpler wäre in biefem ©tnne feiner felbp ntd>t mäch-


tig; er wäre in ein frembeS S3ewußtfem tterfe^t; ba$ au6*
übenbe Snbwibuum ber Sbee wäre ba$ eigentlich $anbelnbe,
unb i>a$ 33ewußtfein be$ ÄtmplerS nur ein Sttebmm für
jene Stydtigfeit ber Sbee. £)arau§ würbe ein völliger .ftünp-
ler*2Bal)nfinn werben. Sn ber Styat fyaben Wlanfye
pd) fo über ben 3upanb be3 ÄünplerS au^gebrueft. %uü)
9) lato n behient fiel) be§ 2fo§brucf§ eines göttlichen SBa^n-

pnnS, welchen man jebod) mcfyt in biefer 2£u6belmung t?er*

pel;en barf.

£)enfen wir um>, baß ber Äünpler gwar ganj in bic

Sbee aufgegangen ijf, aber bie Sbee pcf) feiner Snbiüibuafc


tat bemächtigen muß, um $u fyanbeln, fo pellt pd) t>a§

$öerl)dltmß gan§ anberS. Offenbarung ber Sbee in ber

Snbioibualitdt eines einzelnen Sftenfdjen ip notfywcnbigc S5e-

bingimg für bie Sftogltcfyf eit ber .föunp. ©ie ip ba3, toa§
in ber Sieligion ber ©laube, vermöge beffen bie 2nbivU
bualttdt gan$ in bie göttliche ^Pcrfönlidjfcit aufgebt.

£>ie Sbee oevwanbelt pd) in bie SnWtiualität bcS


119

&ün|Herö. <S$ i]t bi*6 Die bloße Crrlduterung beffen, wa^


wir t>on ?(nfang an als ba§ Söefcn ber Äunff anfallen.

£ic Offenbarung ber Sbce conflitutrt ba$ ganje £3ewuffc


fem beS ÄünjtlerS als btcibenbe ©genfcfyaft, unb btefe Wei-

benbe Cngcnfdjaft nennen wir baS ©cn t e. SMefeS ijt eine

(£igenfd;aft, bie nid;t fo in feiner Snbwibualität gegrünbet

tff, wie anbere einzelne, tfjctlwcife anfyaftenbe, bie gu be=

fonberen v£anblungcn gcfci^tcPt machen unb bie wir Talente


nennen. £)a3 Talent macfyt ben SD?enfd)en ju trgenb einer
praftifdjjen 2l'eußerung in einer befonberen Gilaffe üon SBir-
umgen üor^uglid) fal;ig. S3logc Talente geben nur tcd;ntfd>e

gerttgfett, aber nie ©enie. ttmgefeljrt aber pflegt baS ©e-


nie, ba$ man ftd) auf feine SBeife erwerben fcmn, metffenS
bie Talente mit ftd) gu fuhren. Talente muß ber ßtmjfler

mü) befugen für einzelne befonbere Äußerungen feiner Zfä


tigfeit in ber befonberen Stunft, bie er ergriffen fyat £)a3

©ante tjl eigenttid) in allen fünften baffelbe unb mobifteirt


ftd; nur nad) ber S5efonberl;eit ber Äünjfe, um in bie SBirf-

ltd;fcit etnjuge^en; e§ tfl bie gbee fclbff, in berSnbwibua;


lität bcS .StünfHerS crfdjeinenb.

£)a3 ©enie crfcfyeint unS eben fo anfyaftenb, aB ber

ßfyarafter beS 9ttenfd)en, aber üon nod) fyoljerem Ursprünge,

als biefer. £)a£ ©enie lagt ftd) mit feiner anbern geiftigen

(§igcnfd)aft vergleichen, and) nicfyt ein ©enie mit bem anbern.


.Die ©cnieS fommen nie in @olitfton, bie ßtyaraftere fefyr

oft. SDftS ©enie muß im l;öd)jten ©rabe tolerant fein;

beim bie Sbcc famt ftdj unenblid) ttevoiclfältigen, ofyne baß


bie gönnen, in benen ftc erfdjemt, ftd) gegenfeitig begrenzen.

9?ur .ftünjHcr, in benen ba$ Talent baS ©enie überwiegt,

fonnen ffreitfudnig fein, unb nur oermoge biefeS S3erl;dlt-


120

niffeS tyrer geifh'gen Anlagen. £)aS ©enie ifl burcfyauS

univerfell unb bk Ztycit felbjt

SBofyer fommt, fann man fragen, bfe ©eltentyeit beS

©enieS, trenn bod) bie ßunji gur menfcblicfyen Statut gebort?


— £>a$ menfcblicfye ©efd)led)t ijl auger feinem allgemeinen

begriffe unb feiner allgemeinen SSegiefyung auf bie Sbee immer


gugletd) ein au§ Steilen beftebenbeS roirflid)eS ©angeS unb
macf)t in feiner SBirflic^feit einen collecttven S5egriff au§. S5e-

trachten wir e3 aB ein folcfyeS ©angeS, fo muß ftd) fein begriff

in ber SBirfltcfyfeit burdf) 9ttobtftcattonen unb 2(bf!ufungen bar*


flellen; für alle bie vergebenen ©eftcfytäpunfte ber Sbee
muß e§ einen SfRittelpunft geben, von wo au§ biefelbe ftc^>

verbreitet unb abjiuft. . ©o tft e£ im <5taat unb in ber

Religion; fo aucb in ber Äunfi. @§ muß einzelne ©enieS


geben , bie ba3 im gangen Sföenfdjengefcfyledjt gerftreute fünft*

lerifdje sprincip in $ti) Dereinigen \xnt> wieber über hie Sftafje

verbreiten. Sflifyt jeber SDJenfd) fann alle Sbeen in ffcb fcblte*

gen. Snbem aber ber Äunjlftoff in einem ganzen 3ettalter

ffcb in ba3 33ewußtfein be3 einzelnen $ünftler3 gufammen*

%ifyt, nehmen aucb 2llle 2fatyetl baran.

£>ie Sbee txitt immer in ^tjiortfc^er ©ejlalt in bie

2Birflid)?eit, als ein Moment berfelben. ©o ftnb bie ßünft-

ler biejenigen Momente, in benen ftd) ber fünftlertfcbe ©eijl

einer 3eit offenbart, £)aber ftnb biefelben gang ber Sbee


Eingegeben, unb bocb gugleid) eine gang ^tftortfc^c (£rfcbei-

nung. £)er watyre .ftünjfter frellt ben gangen Gtyarafter ber


3dt unb be3 SöolfeS bar, aber von bem ©tanbpunfte ber
Sbee au3.
2)a§ $un|rwerf muffen wir von gwei <5citm anfe>
ben. <gp ijl ein £)bject, barf aber nid;t, roie vom gemeinen
121

33cwufjtfem au3, als bloßem £)bjcct betrachtet werben. ©3


i(! ber Moment, worin ftd> bie £f)ätigfett berSbee in einem

beflimmten gactum abfließt. S5etradt)tet man e$ als bloßes

£)bject, fo reißt man baS Äunjlwerf aus feiner £3ebeutuna,

IjerauS. §Tlte bürfen wir bafyer baS <sd;one bloß tfyeoretifcl)

betrachten, ba eS nie reines SDbject für fiel), fonbern immer

eine befonbere 2leußerung beS allgemeinen $unjlbewußtfein3

tft. 2£lle SBiberfprücfye, bie in ber bloß t^eorettfdr)en SSetracl^

tuna, beS ©cfyönen gum Söorfcfyein fommen, fyaben barm


tyren ©runb, baß ba$ ßunftwerf nie richtig erlannt werben
fcmn, ofyne ba$ man äugleicfy auf t>k funfltertfd^e Sfydtigfett

ffel)t. 9to burefy bie SSejielmncj auf bie bewirlenbe S:^dtig=?

feit fonnen wir ba$ factum erfennen.


Gtin Pbject alfo, in welchem wir unmittelbar bie £l)d-

tigfeit erfennen, tjt btö Äunftwer!; dn Refultat beS $an-


belnS, worin wir nicfyt ba$ bloße Stefultat, fonbern bie

fcfyaffenbe £l)dtigfett mit wafymeOmen. £a3 Äunfrwerf im


fyöfyeren ©inne muß man t>on htm mecfyanifcfyen SÖerfe
unterfebeiben, welches auefy an bie ^^dtt^fett erinnert, jeboer)

fo, baß biefe ffcf) oom ©toffe unterfcfyetbet, ntd&t in tyn


übergegangen ifl. £)a$ mecfyantfcfye SBerf erfcfyeint nur als
Mittel yxm 3wecf, fo baß wir tk &l)dtigfeit als fcfyon ab-

gelöft baöon anfefyen, weit ber 2CuSgangSbegriff außerhalb

beS SBerfeS liegt unb nur burefy Reflexionen t)amit tterbun-

ben werben fann. Sn bem .Stunflwerfe hingegen tjt unmit-


telbar Zzbzn unb S:f>dtt^fett. €6 ift ntd>t Refultat, fonbern

£)rgan ber £l)dtigfeit, bie Sljdtigfctt felbfi als wirfticljeS

Sactum.
Äem Äunftwerf fann richtig gefaßt werben, wenn wir
cS niä)t auf eine beflimmte Richtung ber 3bee bejieljen, worin
;

122

ftd; ein unittcrfcller ©tanbpunft öerwttfu'cfyt. 3ur S3ctrad);

tung be$ -StunffwerfeS muffen wir feine Sebcutung tter|!cl)en

nid;t eine S3ebeutung für fcen gemeinen SBerftanb, fonbern


tag wir in bem einzelnen factum ein allgemeines SBirfen

ber Sbce watyrnefymen, ba$ aber immer sugletd) oon einem


beftimmten ©tanbpunft auSgefyt.

Da3 -ftunffwerf i(! eben fo abfolut, wie ba3 fönfKert-

fcfye ©enie; nur gug(etd) Moment be3 einzelnen $anbeln3.

Dem $ünjller cntjrel;t ba3 ßunjrwerf mel>r als e3 t?on

ifym gemacht w ^- @r ton* feinen sollen $orfa& unb


feine Sbee fclbjl erf! bann gan§ kennen, wenn ba£ Äun)^
wer! oollenbet ijf. ^)a6 fcollenbete $unflwer£ erfcfyeint bem
Äfinfttcr felbft afö SBirfung leerer Gräfte; baf)er feine

%khe ju bemfelben, bie nur ba jfattfmben fann, wo man


ben #u3brucf ber Sbee erfennr. Diefe Siebe i(l für bie

tunfflerifcfye ^dttgfeit burd)au§ notfywenbia, unb entfielt

ahm barauS , ba$ ber Mnftler feine gan^e Sbee erft erfahrt,

wenn fte fiel) in ba£ Äunflwerf erhoffen tyat

Unä) bie ÄunjIwerFe ergeben fid> im fyijlorifdjcn Saufe

ber Dinge nad) f)ol;erer gügung. Dag Söolt^mäßige, wa3


ftd) burd) natürliche CmtwicMung be$ SöolfeS oon feibft

bilbet, tft immer ber richtige ©eftcfytspunft für bie SBürbi-

gung ber .ftunji.

Die Sl) ät ig feit, welche oon ber einen ©cite Sbce,

oon ber anbern .ftunjiwetf i|f, muß nun genauer unter*

fud;t werben; benn tti il)r liegt i>a$ ßeben ber Äunjl; biefe

£f;ättgfcit tft oon jwei leiten 31t betrad;ten: l) in fofem

fte bem ©ubjeete gufommt; 2) in fofern fte ba$ <&d)bnc

wirb. Dal;cr verfallt biefer Zt)cil in tic 2(bfd)nitte von


bem ©c&önen als Stoff ber Äunff, unb oon ber
123

f unfllertfc^en ®cifrcStl)dticjfett; unb icbcr tiefet

bctben 2(bfd)nitte bktct wiederum $mi Letten ber Setrad);

tuno, bar.

£)aS ©c^one als Stoff ber $unfr fann ndmlicl) betraf


Ut werben l) als £>bject für fiel); 2) ata Sfcefultat
ber £l)dtia,fett, in wiefern baS £)bjcct auf bte £fyd%fcit

als bloßes SBirfen berfelbcn belogen werben muß. — 3n


fofern baS Schöne bte Cmblicfyfeit ber Sbee, baS abfcl)ließenbe

gactum ijt, nennen wir eS baS Symbol, unb alle ßunjt


tjr in biefem Sinne fpmbolifcfy. £)aS Symbol in biefer

wetteren SSebeutuna, aber laßt jtc$ jwtefaef) betrachten: l) in

fofern eS als £)bject bte Sbee in ftd> fyat; in biefer SSebeu-

tuna, nennen wir eS baS Spmbol im engeren Sinne;


2) in fofern bie fünftlerifdfje Styättcjfeft baS £)bject wirft,

alfo als baS, welches als gactum SBirffamfeit ber 3tyd%


fett ijr; in biefem Sinne nennen wir eS i>k Allegorie.
2Me fünftlerifcfye Stydttcjfett auf ber anbern Seite ent-
tydlt wteber zweierlei, wobei wir barauf dlMfityt nehmen

muffen, ba$, xok in bem Scfyonen als Stoff baS £>bject


ein 2(bfolutcS wirb, eben fo in ber ©eijIeStfydtta,feit bte

SQBirfltc&feit aufgeloft unb in Sbee serwanbelt wirb. £5ie

©eifteStfydttcjfeit tterfydlt fiel) mithin nca,atio ju ber SQBtrf-

licfjfett. Sn fofern aber bie 2$dtta,fett beS ÄtmjllerS baS

Scfyonc als Stoff üor fiel) 'fyat, wirb fie pofttw. — Sdjon
in bem ©e^enfafce beS ©öttltcfyen xxn'o Srbtfcfyen fanb ftef)

jene negatioe Sfydttajfeit, inbem bte Sbee gegen bie SBirf-

lid)feit negatio wirffam crfcfyien.

£)ie 9fvtcr>tung ber ©etflc^t^dttgfett i(l bemnadj) gwiefadfj.

2Me eine Seite berfelben befreit i>axin, ba$ bie Sbee ftd)

beS tun|ftetifcl;cn ©cmütl)cS bemdc^tt0t, unb ftdt> burcl) bte


v
124

SBirf lidfff ett offenbatet. Sieg i(I bie £3 e g e i (i e r u n9 , worin


fca§ ©emütb be3 ÄünfflerS in feiner Sbdtigfeit gan$ t>on

ber Sbee angefüllt ijt, fo baß er bie Sbee an bie ©teile

ber 3Btrflid)feit feigen muß. Sie SSegetflerung ttcrfefct tyn

in eine Sdufcbung, vermöge beren er bie Sbee für bie wirf-

ü'cfye SBelt anfielt. <£ine Sdufcbung iebod) tj! bieS nur t>on

bem ©effcfytSpunfte be3 gemeinen SkrjlanbeS au6; für ben


Äünjtler ifl e§ gerabe \>k bo#e Sßabrbeit. £>\)nt SSegeu

fterung ijt fein Äünfller benfbar; fte ijt bie befonbere facti*

fc&c Sbdtigfett be3 ®enie§.

Sen ©inn be£ SBorteS 35egeijterung fyat man oft miß*


beutet, tnbem man ftcb biefelbe als Don einem einzelnen 33e-

griffe auSgcfyenb, gebaut fyat Gr3 giebt allerbmgS einen

Sujfanb, worin ber Sttenfcfy t>on einer befonberen 23orfteüung

blinblingS fyingeriften wirb; baxatö aber entfielt $P artei-

(5ntbufta3mu3, ber mit S5cfc^rdnf fytit t (Sinfeittgfeir,

©tuptbttdt üerbunben ju fein pflegt. Sic wabre SBegeijte-

rung unterfcfyeibet ftcb t>on biefer falfdjen baburdf), bajü biefe

gu einer bajligen, blinb fortfcfyteitenben Sbdtigfeit bewegt,

wdfyrenb jene mit SRufye unb S5efonnenbeit t>erfabren mu$.


Sie Sbee fefet ffcfy überall felbji burrf) un'o braucht ntd^t

frampfbaft unb dngfilicb mit ber SBirflicbfeit ju fdmpfen.

Sie boebfte fünjtlcrifcbe 33egeij!erung fyat fcielmebr ben ßbß-


raf^cr ber größten Stube unb Älarbeit. — Gtin 3u(!anb ber

3iaferei entjtebt nur au$ willfürltcber, abftcbtlid;er S3eget=

fterung, welche bie üütaige gewobnlicb mit ber wabren t>er=

wcd;felt. SaS eebte Äunjrwerf entwicfelt ftcf), wie bie ^Pflan^c

a\x§ tbrem Äcime, burd) rubige unb fülle Sbdtigfeit.

Sie anbere ©eite ber ©eijteötydttgfeit beS ÄünjlferS

tjl bie, worin ftcb biefe üollenbct, inbem bie SBirf lid;feit ftcb
125

barin aufloff. X)ct iftmfrler muß bie n>iv*Füd>e SBelt »er;

nicfjtcn, ni$t bloß m fofetn ftc (Schein, fonbern in fofern

ftc fclbj! 2Cu3brucl ber Sbee ij?. £)iefe Stimmung bcö

ÄünftlerS, woburd; er tk wirflid;e Seit aU ba3 9tfd)tige

fcfct, nennen wir bie fünfftertfcfye Sronie. Äem Äunjt-

werf fann oI;ne biefe Sronie entfielen, bk mit ber Begeife-

rung ben Wittclpuntt ber ftmftlerifcfyen Styätigfett ausmacht,

©ie ijr bie ©timmung, woburd) wir bemerken , baß bie

SBtrfü'd&fett Entfaltung ber Sbce, aber an unb für ftcf>

nichtig ijr unb er(I wieber Sßafyrljeit wirb, wenn fie ftd)

in bie Sbee auflojr. (SBergl. baS oben über ben ©egenfafc

bcS £ragifd)en unb Äomifdjen ©efagte.) — SDftt ber ge-

meinen ©pötterei , bie nichts (5ble3 im 9ttenfd)en gelten

laßt, barf man ftc nicfyt üerwedjfcln. £)te Sronie ernennt

bie ^ic^tigfeit nicfyt einzelner @l)araftere, fonbern be6 ganzen


menfd)lid)cn SBefenS gerabe in feinem £6cfyflen unb (Ebeljien

ftc erfennt, ba$ es nichts tjr, gegen bie göttliche Sbee ge-
halten.

Begeiferung unb Sronie machen bie ftmjilerifcfye %fyfe

tigfeit, ©tnnbol unb Allegorie btö Äunjtwer! auS. $ier-

nad) richtet ft# ber ©ang unferer weiteren £)arjrellung.

(SS tfi eine alte grage: wa$ fcon ber Äunjl lesbar

fei. 3)a3 £>bige fann jur Beantwortung berfelben bienen.


Unbewußt muß ba3 ©enic fein, all unmittelbare £)ffenba*

rung ber Sbee, als ba$ £)rgan, burefy welches bie Sbee

fyanbelt. (iben fo unbewußt ijl aui$ bie 2&ü)l beS ©toffeS,

^k mit freier Äraft aus ber Sbee fßtm^t Bewußt hin-

gegen muß bie innere Be^teljung ber Styättgfett mit ftcfr

felbji fein, alfe bie Begeiferung unb Srontc. Sie Sronie


fegt ba$ flarffe löcwußtfein »orauS. S^ne Einfielt in bk
126

©rünbe fann ber ^Äünjller ftc nityt würbtg, ausüben. 3)tc§

Sewugtc nun fann geteert werben, in fofern man bem jum


gen .ftünffler eine flarc 2Cnftd;t öon ft<# felbft unb Don ber
Sßelt gtebt; aber nid)t burd) baS ©ebäd)tnij3, fonbern, wie

alles in ber 9)f)ilofopl)ie, baburefy, bafj man ben ÄmtjHer


auf ten SBea, leitet, burd) welchen er auf einen ©tanbpunft

gepellt wirb, wo tym hk SBelt im richtigen £icbte erfdjeint.

Zuä) baS £edmifd)e l;at einen lesbaren unb einen

ntcfyt lesbaren S3ejianb$eft. £>a$, waS taxin t?om ©enie

cmSgefyt als unmittelbare Sßirtag ber Sbee, tffc ntcf)t le^r-

bat. £)er ©ebrauefy beS ©toffeS aber in SBe^ieljung auf


t>k Sbee laßt ftcfy lehren; nur n!df>t burcr) blogeS 9kd)ma2
cfyen, fonbern baburd), ba$ man ben ©cfyüler in bie £age

fefct, bic richtige SSejie^ung beS (Stoffes auf bte Sbee felbft

gu fmben.

3roetter 2Cbf^nitt.
SSom (Scfyonen als 6toff bcr Äunjr.

1. 9Som allgemeinen SSer^alten beS ©tf)6nen alö (Stoff


ber ßunfh

£ÜaS ©dfjone barf tyier niebt bloß tl;eoretifdj , m'cfyt als

etwas außerhalb ber Äunjr ©egebeneS genommen werben.


SBir be^eiebnen burd) jenen 2tuSbrucf nur tk eint (Seite

ber fiün|fterifd)en Zfyätiafeit, wo ftc als fcollenbet in ber

gorm beS (Sd)6nen erfdjeint; eine (Srfdjeinung , worin aber


bie Sbee wirft.
127

3n fofcrn bat ©c&öne (Stoff bet tfunjt, alfo C^rfd>ct=

nung ijl, worin btc Sbee liegt, nennen wir baffelbc über-

haupt baS ©t;mb ol. £)er begriff bcS (Symbols ijt in

ber «ftunjt, wie in ber Religion, t?on großer SÖ3id?tiö^tt.

Sa§ SBort (Symbol überhaupt bejeidjmet eine @riften$, worin

bie Sbee auf irgenb eine SSetfe ernannt wirb. SicS fann
aber nur ba gefd)cf;en , wo 'ok Sbee wirHirf) tjt. Sttan barf

bafyer ntdf)t glauben, baS (Symbol fei ein bloßes 23ilb ber

Sbee; e§ ijt in ber £l;at bie Sbee felbjt, nur in ber dvi-

JTC115 erfannt, fo wie baS .ftunflwerf überhaupt fein bloß

äußeres £bject, fonbern Drgan beS funjtlerifcfyen #anbcm3


tjt. SaS (Symbol ijt feine Sftacfyafymung, fonbern baS
n>tv^lidf)e £ebcn ber Sbee felbjt, unb alfo etwas SßunberbareS.

5D?an fyutc \id), baS (Symbol mit bem Silbe ober

bem Seiten $u üerwecljfeln, welche beibe man oft unge*

nau mit ber Benennung bcS (Symbols belegt, (£in 33 Hb


ijt im gewöhnlichen (Sinne t>k ttollfommene tdufc^enbe 9lad)*

al;mung eines SDbjectS burcl; baS anbere. 2ßaS abgebilbet


werben foll, muß felbjt fcfyon (Srfcljeimmg fyabcn, unb biefc

wirb als folcfye wieberl;olt. Sie 2lbbilbung ijt mithin SBie^

berljolung ber bloßen (5rfd)emung beS £)bjectS. Qtin föegriff

fann nie abgebilbet werben; es fei benn, ha^ er fcfyon eine

objeetwe ©ejfalt l)at, bk ü;m bte gemeine (SinbilbungSfraft


meijtenS beifpielSweife ju geben pflegt. (Sine folcfyc Sar*
jtellungSweife barf man aber nicfyt mit ber Äunjl fcerweel);

fein, welche nid)t üftacfyafymtmg ber gemeinen 9Mur ijt; bte

fyer benn auefy baS (Schöne nie bloße 2Cbbilbung fein fann.

9lcd) weniger aber fann baS (Symbol ein bloßes Sei-

djen fein. SaS SSilb wieberljolt ^k erfcfyeinenbe (Seite, baS


3äd)tn hqk\)t fidt> auf bie abjtracte (Seite eines ©cgenjtan-
128

be§, auf begriffe. Qzin begriff lafijfdj tn oerfdjtcbene

9J?erfmale ober ^tgenfe^aften ^erlegen, unb ba3 Seiten be;

j!el;t barm, baß ein unterfcfyeibenbcS Stterfmal für ben gan-

gen SSegriff gefegt wirb. <£m 3eicfyen l;at nur ben 3wecF,
burd) bie 2(nfd)auung cine§ unterfd)eibcnbcn 9ttcrfmal§ ben

SBegttjf tyerüorjurufcn. Der begriff nun fann au<# einem


einzelnen £)bjecte untergelegt werben; mithin fann aud) ein

£)bject bur$ gewifie ßigenfe^aften cfyarafteriftrt, burefy ein

3eicfyen bargejfellt werben.

^)a§ 3«#en ijt bem 33ilbe coorbinirt; beibe geboren


ber ©p^dre be§ gemeinen SöerjfanbeS an: btö 83ilb bem
(Gebiete be3 Urteils, ba3 tefy über ein bejttmmteS £)bject

falle, btö Seifyen bem ©ebtete ber 2Cb(iraction. ÄeineS &on

betben fann ben <5inn be§ ©t)tnbol3 erfüllen; benn bk


©paltung ^wifdjen ungemeinem unb SSefonberem fallt in

ber Ätfhjt weg.

@ben fo xoenia, fann aber ba3 <5d)ema für ba§ <5mtt=


bol gehalten werben. ^)a6 &d)ema tft eine Operation be§
mcnfdjlicfyen SßerftanbeS, -burd) welche berfelbe einen lieber-

gang au$ bem abftraften ^Begriffe in bk befonbere Soor-

jMung vermittelt, ©teile id) mir einen SSegriff nadfj feiner

Definition vor, fo fann id) auf btefem SBege nid)t feine

Sbentttdt mit bem befonberen Dinge ftnben. Die (£inbil-

bungSfraft entwirft ftdj baljer eine allgemeine ©effalt, bie

ben Stterfmalen be$ SSegrtffeS entfpricfyt unb frt&j bodj in jebeS

einzelne Ding verwanbeln fann. &a§ (Schema ijl bemnad)


eine gorm, woburefy bk (£mbilbung3fraft ben ttebergang

gwtfdjen bem bloßen S3egriff unb bem einzelnen Dinge macfyt.

&a$ <5d)ema beutet allerbingS auefy auf etxva$ #otyere3


t)\x\, unb fann leicht mit bem 6pmbol üerwecfyfelt werben.
129

3cne3 ift aber eigentlich immer im Sterben Gegriffen , unb


S3egrtff unb fßorpcUung fmb it)\n gegebene £)inge. S3cim

<E>ymbot hingegen wirb bergletdjen ntct>t wrauSgefe^t, fem*


bern btc Sbee wirb aufgefaßt als unmittelbar in ber SBirf-

famfeit begriffen. £>ic S^ättgfcit unb ba§ 9icfultat ftnb in

bem (Symbole beibe ganjCänö, unb bie Sbee iß barin ganj


oolfenbet unb abgefcfylojfcn , wdfyrcnb im (Schema immer
nod) eine Trennung beS ungemeinen unb 23efonbercn ftatt^

fmbet. £>ci$ (Sctyma be^ieljt ftd; nie auf ein (Selbftbewuffc

fein, fonbern immer nur auf gegebene (Stoffe, bagegen bie

£()dttgfeit ber Äunjl auS Um (Selbjrbcwußtfein I;erüorgel;r,

in weld)c6 ftd) t>k Sbee oerwanbelt t)<xl — £)a3 (Smnbol

ift bie Cmftenj ber Sbee felbft; e3 ift ba§ wirftfefy, xva$ e$

bleutet, ift t>k Sbee in ü)rer unmittelbaren 2Btrflicl)f eit.

£)a3 (Smnbol ift alfo immer fetbft wa^r, fein bloßes Zh


bilb'son etwas 3Öal)rem.

£>a nun aber ba§ <Sd)6ne nie rein tl;eoretifd) , fonbern

gugleicfy als eine Sßirf famfeit betrachtet werben muß, unb


es notfyroenbig %voei entgegengefe&te $id)tungen biefer SBirf;

famfett giebt: fo m\\$ mityin ba$ <5d)one nad) jwei Met)*

tungen erfannt werben : aU (Symbol im engeren (Sinn,


unb als Allegorie.
Söir erfennen ndmlid) in bem (Symbol, wenn wir e3 t>on

©eiten ber £l)dtigfctt betrachten: l) bte ganje SBirf famfeit

als eine barin erfct)6^ftc f mithin felbft aU Dbject ober (Stoff, in

welchem ft'e aber gleicfywofyl nod) at$ SBirffamfeit wafyrge*

nommen wirb. £)ie3 ift btö (Symbol im engeren (Sinn.

Sßir erfennen 2) ba$ (Sd)öne aU (Stoff nod> in ber Sljdtig*

feit begriffen, als ein Moment ber ^dtigfeit, welches ftty

nod) nadt) jwei (Seiten ^in be^te&t. SMeS ift bie Allegorie,
9
130

3m ©\;mbot fyaben wir ein jDbject, worin ftd> bic

2!f)dtigfeit gefdttigt unb erfcfyopft l>at; ber ©toff gtebt, tn=

bem er bic £l)dtigfeit erf ernten lagt, gucjletd) ba$ ©efüfyl


üon SSerulngung tmb £Menbung berfetben. — (£3 i|t notl)*

wenbig, baß baS £)enfen biefem (Symbole bie £l)dtigfcit

als rein unb ftoffloS entgegenfe^t. £)al)er ftnbct ftd> in ber

fymbottfcfyen «ftunff immer ber ©ebanfe eines ©ebtetee>, wo


reine S^dttgfett unb gar fein 6toff t|r.

£>ie3 ^et^t ftrf> befonberS in ber ganzen funfHerifcfycn

SBeltanffdjt ber liitcn , bei benen bie fymbolifcfye Äunjt ttor-

l;errfcbt. 2Me ©ejfalten ber griecfyifcben ©ötterwelt ftnb

ganj abgerunbet, üollenbet, berufytgenb. 2Cber gerabe bte§

nötigt un3, biefem (Stoffe eine ©pl;dre gegenüber $u jM*


len, wo bie Sbee aB reine Sl)dtig!eit erfannt wirb. £)tc3

ift ber waljre ©runb, roaxum bic gried)ifd)e Äunfr nie bic

SbeebeS ©cfyicffalS entbehren !ann , welches nichts anbete

tfi, al6 bie 2(uffafjung ber Sbee aU ber reinen £l;dttgfett.

— £)ie Sbee in biefer §orm bem ©pmbol entgegcngefefet,

fonnte als bloge 2Cb|traction erfdjeinen. Cnne folcfye tjt e£

aber nid)t, fonbern biefe (Sntgegenfe^ung rül;rt nur bafyer,

weil wir überhaupt genötigt ftnb, unter ®egenfd£en ju


beulen unb ju Rubeln, unb aucf) bic Sbee in ber SBirf-
licfyfett nur unter ©egenfd^en erfreuten fann. £>a£ <&d)ifc

fal iffc alfo feine leere 2Cbftraction.

£>iefe (5ntgegenfe£ung fütbet übrigens? nid)t bloß in ber

$oefte, fonbern aud) in ber 9)la)rif ber ©riechen jlatt, wo


wir gleichfalls genötigt fmb, bem Äunfrgebilbe etwas 2111*

gemeines, ganj deines unb £)bjectlofe£ cntgegenjufe^en.

^Maton'S überln'mmltfcfyer £)rt im ¥>l;dbru3 ijr biefe reine

objcctlofe Sbee, bic bem wirf liefen (Symbol entgegentritt.


131

2htS bicfem ©cgenfafj crfldrt ftd> aud) t>cr metanc^oltfc^c

2Cnjtrid) ber ganzen griedjifc&en .ftunft, bcr befonberS bei

ben p(a(ltf<rf;cn jugenblicl^fdjöncn ©ejtalten nicfyt ju ücrfennen

ijt. 3)a§ ©mnbol ift gleid;fam üerbannt au3 ber ©pl)dre

bei' reinen Sbee.

Sn bei* Allegorie i(l baffelbc, roa§ im ©pmbol, entfyak

ten; nur bafü wir barin v>or§u^6n)cifc ba$ SÖSirfen bcr Sbee

aufbauen, ba$ ft'd) im ©pmbol oollenbet fyat. fügten


wir im ©pmbol ntd;t btc SScjtc^ung auf ^>k Sbee als reine

£l;dtigfcit machen, fo würbe e3 nid;t ©Mnbol bleiben. —


S5ei bcr Allegorie ijt ba$ 23erl)dltniß umgeMjrt. £)te totrf-

ttd>c @rfd)einung t(t l;ter nicfyt fo t>on bem reinen SBtrfett

bcr Sbee ejefonbert. 23ielmel;r wirb fyier bie 2Ötrf(id)feit

als ein ?)robuct tton SSc^ielrnngcn erfannt, beren £l)dtigFeit

barin £ugleid) mjii angebaut wirb, fo baß bie SS{;dtt9fe(t

fclbft fyier fcfyon überall mit ©toff gefärbt tjf.

£)ie Allegorie fann eben fowofyl tton bem ungemeinen,


aB üon bem S3efonberen ausgeben. £iefe Sttcfytungen Fon^

nen unb muffen wecfyfeln. £)ie Allegorie befielt nfd>t bartn,

baß ein einzelnes £)ing an bie ©teile be3 allgemeinen S5c-

griffet gefegt roirb. (£$ fann eben fo gut umgefeljrt ber

allgemeine Segriff an bie ©teile be§ SMngeS gefegt werben.

©o bedeutet i>
23. bei allen 3)erfoniftcationen ber S5e-

griff baS 35efonbere, muß aber, um ftd& auf ba$ -<§:m$eme


bejtefyen ju Fonnen, felbjt eine 23efonberl)eit annehmen.
£)er allgemeine begriff bebeutet alle feine einzelnen 2Ceuge-

rungen unb muß bcSwegen fiel? perfonifteiren. — SBemt


id) bagegen eine einzelne 2Ceußerung allgemein auffaffe, fo

ent(!el)t barauS bie Allegorie, wo ba$ SSefonbere ba$ 2(1^


gemeine bleutet, ©o gebrauchen bie TOen oft t>en © <fy \ ü f-
9*
132

fei, um bie allgemeine Sftaturfraft ju begeidmen, ober ben

Stfaget als SBeäeidmung ber allgemeinen 9?otl)wenbigi:eit;

alfo einzelne @rfd)emungen , bie allgemeine S5egriffe bebeu-

ten fallen. — &ie Allegorie Urin alfo eben fo gut t>om

SSefonberen, als t>om Allgemeinen ausgeben. £)a£ göefen


ber Allegorie aber liegt in ber bloßen SSegieljung.

S5et ben Alten fallen bte SSejlanbt^eile ber Allegorie

n>ett mefyr auSeinanber, alg bei ben teueren. — (Sinfeitig

fyat man bie alte .ftunfr immer aU $lotm angefeljen, unb


tjt bafyer in ber ^Beurteilung be3 2Ctle^ortfd)en irre geleitet

worben. <3o ift SB in! elmann'S Abljanblung über bie

Allegorie bloß au$ antifen Allegorien gefd;opft imb baljer

ein fd[)tt)ad>ea 9)robuct.

Sn ber i)bt)cxm Allegorie gefyen bie Wartungen in tm


anber über unb verlieren fkl) in einanber. <&ie fcfywebt im
SDftttelpunf t , nur md)t geflutt auf einen Moment ber {£&

fdjeinung, fonbern auf ben ©tanbpunft ber Sbee. hierauf


beruht befonberS bie $unffc ber teueren, unb ba$ ßl)rif?en=

tt)um giebt un$ ba$ bejle SBeifriel einer tjottftdnbig burdjge^

führten Allegorie. Aud) in @l;rijft Zehen felbjf geigt fid)

überall bie 3)oppelbegtel)ung, in fofern baffelbe aB einzelnes

factum tm 33erl)ältmß gu ©Ott erfcfyeint, unb als allge*

meiner begriff gegen ba§ 9ftenfd)engefd)led)t gehalten. —


tiefer große ©ebanfe etneS 2öefen3, ba$ bie gülle ber

©ottljeit unb gugleid; bie Anwenbung be3 ©örtlichen auf


jeben (Singelnen in ftdt> faßt, tjl ber ©i£ ber wahren Alle-

gorie, wo bie wedjfelfeitige 33egiel)ung gegenwärtig tjl.

gür bloße Setzen barf man folcfje allegorifcbe Aeuße*


rungen eben fo wenig galten, wie ba$ ©pmbol. d$ wäre
feine Allegorie, wenn fte metyt baS wäre, wa$ fte in t'bren
133

Schiebungen bebeutet. &a$ ewige Söefen, bte Sbee, betftyt

ftcf) auf ftd; felbff, unb nur burd; iljxe eigene innere <5pal*

tung entfielen bte 33e$tcl;ungen, in benen fte lebt. Die Äunft


fegt, wie bte Religion, ein göttliches 2eben in ber SBirflid)*

hit fcorauS; aber fte betrachtet e3 nid)t im ©elbjtbenmffc


fein , fonbern als ©egenjlanb ber SBaljmeljmung. Die wafyre
Allegorie tjf bie fyocfyfre Sebenbtgfeit ber Sbee.

Die Allegorie wirb leicht mißoer jlanben , weil fte auf


S3eäief)ung beruljenb ber Legion be3 gemeinen 23erjlanbeS
nal;e fommt. — Da6 ©pmbol ifi: ber ©efaljr au6gefefct,

für ein bloß ftnnlicfyeS £>bject gehalten gu werben; bie 2CÜCe=

gorie ber entgegengefe^ten, in t>ie ©pfydre be§ gemeinen


SöerfranbeS, ber bloßen SReflerion fymabgejogen gu werben.

— Sn ber Styattft bie ©renge gwifeljen ber wahren unb


ber falfcfyen ober S3er(Ianb>e 6 - Allegorie oft fd;wer gu

gießen. Die spoefte ber teueren, befonberS ber grangofen,

ijr t>oK t)on fallen Allegorien, hie, wie 5. S5. bte SDtafcfyine-

rie in bem frangöftfcfyen Qtpo$, ein lecre3, trocfeneS ©piel

be£ S3er(lanbe§ ftnb.

2fud> hie 9)oefte ber Alten artete in fpdteren Säten in


folcfye 23erffanbe3- Allegorie au$, ha fte eine innige S3egie-

fyung ber ©egenfd^e, wie fte m ber cfmfHtcfyen Anficht be?

jfefyt, nicl)t fannten. SBenn htö einzelne allegorifcfye Ding


gu üolljMnbtger (£rtj!cng au6gebilbet unb au£gefd)mücft wirb,
fo fyort hie wafyre Allegorie auf. ©0 enthalten bte geffeln
unb bte klaget ber 9?otl)wenbtgfett ben ©ebanfen, hü$
ber pMifcfye 3wang im 3Befentlid>en baffelbe tjf, m$ hie

Sftottywenbtgfeit, hie ha$ SBeltatt gufammenl)dlt. #orag


aber, ber hie Sftotfywenbigfeit perfonifteirt unb fte mit allen

möglichen Attributen tterftefyt, matyt einen 3tmmermann mit


134

allem 3ubel)5r barauS. &tö S3e|lreben, 2ftle§ gu tnbioibua;

Itftrcn / \)ibt ben inneren 3ufammenl)ang auf, unb e3 enfc

jtel)t falfcfye ^(legorte. — <So tft ba$ allegortfc&e 83tlb t>om


(Schmetterling fpdterl)in ausgeartet burd) eine Stenge r>on
^ebenbejltmmungen, t>ie ben inneren wahren 3ufammenl)ang

aufgeben unb betbe (Seiten fonbern , fo ba$ ba3 35ilb gum


bloßen 3etc^en wirb, welches? nur einige 5D?erfmale be3 S5e*

griffet enthalt. Die wafyre Allegorie aber tjt bie ^ntroiefe-

lung ber Sbee felbjt, fein bloß erfunbeneS 3eicf)en für bie

Sbce.

Durcl) ba3 ?Cuffaffen be3 <Scf>onen aB (Spmbol unb


Allegorie erl;dlt bie Äunjl einen jwiefadjen Gtyarafter. (£$

muß einer jeben biefer beiben 2£uffaffung 3 weifen eine gang

allgemeine eigentümliche 2Beltanfttf)t 51t ©runbe liegen.

3war geljen belbe in einander über unb muffen in einanber

übergeben. Durd) Sufammenfließen ber S5e(Ianbt^eile ber

Allegorie muß baS (Spmbol üollenbet werben, unb umge-


fel)rt; allein bie 3ftcl)timg ijr eine burcfyauS t>erfd)tebene.

S5eibe gormen tyaben gleiche SRecfytc unb feine ijl ber anbern

unbebingt oorgugiefyen.

Qcß (Symbol fyat ben großen SBorgug, ba$ es> fdl)ig

i|f, 2CUe§ alö fmnlicf) - gegenwärtig gu gepalten, weil eS bie

gange Sbee in einen $unft ber (§:rfcl)cinung gufammenbrdngt.


Die alte Äunjl übt baljer gewaltige SBirfung auf ba£ menfcl)-

licfye ©emütl), ba ffc bie l)6d)(!en Sbeen in unmittelbare

SÖirflicfyfeit üerwanbelt. Diefer Sßorgug giebt ber Äunft


Energie, inbem er fte an bie (Stelle ber Söirfticfyfeit fclbff

fefct Dafyer war bie (Schwärmerei ber 5vunft bei ben ©ric=

cfyen fo groß, unb bie SBegcijfcrung orgiajfrfcf).

^>k Allegorie aber fyat unenblicfyc 23orgügc für ba$ tic;


135

ferc £>cnFen. <5te frmn ben xoixllitytn ©egenjlanb als blo=

frn ©cbanfcn auffaffen, oI;nc tyn als ©egenfranb gu t>er;

licrcn. <&ie macfyt, xva$ oor unferen klugen oorgel;t, ju

einer (£rfd)einung ber Sbce, wobei wir gleid)Wol)t bie SQBtrf-

Üd)hit als folcfye üor unS behalten. — 23on ber mobemen


%xt, ©ebanfen als abftracte S3egrtffe in ber Äunjl auSju-
bntcFen, muß man abjirafytren ; benn baburd) entfielen bloße
S5e$iel;ungen beS 33er(TanbeS, unb ber wirflicfye ©egenjlanb

gilt nur als 23eifpiel. £>ie ©eftaltungen ber toabren %Ua


cjorte ftnb gan§ praftifd; unb wirflid) unb enthalten bat>et

immer bte allgemeine SSebcutung.

£)urd) bie £>ar|Mung beS ©cfyonen als ©mnbol unb


Allegorie ftnb bie ©egenfd^e »ermittelt, bte baS @d)6ne im
£l)corctifd)en vernichteten. £ier fonnten wir nie bie ©egen-
fd&e im Ucbergange unb gUgletd) als ©egenfa^e wafymefymen.
£)al)er fielen Snbiotbualitdt unb Statur, (£rl)abeneS unb
©cfyoneS, gang auS einanber. £)ieS #inberm{jl wirb gefyos

ben, wenn wir burefy bie Äunfl bie <5d)6nl)eit in ben jwei

9iid;tungen beS (Symbols unb ber Allegorie auffajfen.



Snbcm wir in ber Allegorie bei ben SSe^ielrnngen bie ganje

Sbee öolljtanbuj gegenwärtig tjaben, wirb burd) biefelben bie

©cfyönßcit ntcl;t oerntd)tet, fonbem erhalten; unb inbemwir


©mnbol, <&ini)di unb Sßiberfprud) ber beiden Steile gugleid;

entbeefen, können wir baS Symbol nid;t als blojüeS £)bjcct

betrachten.

£)ie Äunfl rettet alfo baS Sctyone burefy Symbol unb


Allegorie. — llud) bie fernere (£ntwtcfelung ber Äunjl wirb
nur burd; ©cgcnfdfce oor fid; gel;en, unb jwar burd? bie

©egenfa^e beS cvjlen £l;eifS. 60 muffen «Symbol unb 2Cfl(e-

gorie auf betbeu Seiten, als von ber Statut unb öon ber
136
Snbwibualitdt auS^efyenb betrachtet werben. S3on ber Statur
gefjt bte anttfe Ätmjr, t>on ber Snbimbualttdt bte d;rijilicl)e

«ftunjr aus. — 3ugletd; muß betbeS entweber t>oräua,Sweife

als ©ottlicljeS, ober üor^Sweife als SrbifcfyeS erfreuten.

2)al;er tyaben wir fpcctell &om göttlichen unb trbifdjen Scljö*

nen gu Ijanbeln, unb beibe muffen nacl) ben Momenten ber


9Zatur unb ber Snbiotbualttdt betrachtet werben.

2. S5on bem g6ttltd)en (Säjonen.

2ütcf) baS göttliche ©d)one fann nur als ©mnbol, ober

als Allegorie erfannt werben. SBtr muffen eS in feiner

SBuflicfyfett auffaffen; biefe aber fann nur a,ebacfyt werben


1) als ber Moment, worin ftc^> bte S5ejtef)uncjen erfcr)6pfen

(fombolifd?); 2) als ßntwicfeluna, ber Sbee felbtf (alle,

öorifd)).

Sn fofern l)ter baS ©Jttltd^c felbjr ber Stoff ber ßunffc

ijr, erfahrnen <5mnbol unb Allegorie nur als Offenbarung


ber göttlichen Sbee. £)al)er lommt in bk $unft eine l>ol)e

SBaljrfyeit, woburdf) fte national unb lebenbig wirb. 2BaS


aber l;ier t>k Sbee letjtet, leitet hd bem Srbifcfyen bie wirf^

Itcfye (£rtj?ens. @S liegt in bem 23erl;dltnij3 beS ©cremen


felbft als Spmbol unb Allegorie ein £ern beS 2ebenS, wel*
cfyer ftd) einmal als ©öttltcfycS, baS anbere $Slal als SrbifcljeS

5eigt. — £)aS ©öttttcfye t|r übrigens nur, in fofern eS in

ber $un|t üorfommt, notfywenbia, (Symbol ober Mecjorte;


auperbem fyat eS einen anberen, felbjfdnbicjcn Cityarafter.

Sn fofern baS ©örtliche ftdt> in ber SBirflic^feit offen;

bart, mu$ eS unter ^ei SSefttmmunam erfannt werben, wel-

chen ©ea,enfa£ bk @rijrens forbert. £)tefe betben ©eftcl)tS-

punfte (Inb: ber mytfytfclje unb ber mpflifc^e. Sßubt


137

untevfd;etben ficf), wie in ber 5£unft überhaupt <5mnbolunb

Allegorie.

£)ie mt)tl;ifd>c Offenbarung be3 ©öttltd)en tff beffen

unmittelbare ©cgenwart in ber Söirflicfyfcit als eines #an*


belnben, fid> drntwtcfelnben. (So muffen wir uns bie ©Ott-

l;eit benlen , nicfet bloß $ur Erleichterung ober £>ttlfe für un-

fere fcfyroacfyen gdl)igfciten, fonbern vermöge einer inneren

9Jotl)wenbigfeit in ber gbcc beS ©öttlidjen felbff. X)k @ott-


tyit wirb tton uns ernannt als ein Sßefen, baS l;anbelnb,
gegenwärtig , wirf lict) t|t. — <§§ ift aber barum fein befon>

bereS, jufäulgeS, fonbern baS SBefen überhaupt; bal;er muß


fiel) bie Sbee in bem $anbeln üolljtdnbig ausbrühen. (£3

würbe ein befonbereS unb ^fälliges Snbioibuum fein, wenn


wir ntcfyt äugleid) erfennten, ba$ eS baS SBefentlicfye unfereS

Snneren felbft iji, unb baß alle Sßirflicfyfeit in biefem 2Be=

fen tterfcfywinbet unb untergeht. 2)iefe gwette 2Cnftd&t ijr bie

mt)fttfd)e.

Sie SÜtytfyologte wäre bloße giction, wäre ntd^t hie

SDtyfJif iiamit oerbunben, vermöge beren alle 2Birflid;feit ftd)

in ber ©ottfyeit verliert £)ie (£rfenntmß, baß unfere gan$e


©rtffenj nur baburdf) etwas fei, ba$ fte in ©Ott ijr, tj! bie

wcu)re SDtyjlif. ©ewolmlicb nennt man baS 2tllegorifd)e baS


50tyjitfd;e, worin fiel) baS SBebeutenbe oon ber SSebeutung
unterfdjeibct. £)al;er merft ber menfd)lid)e Sßerflanb meijrenS

nur bann baS SKpjltfd^c , wenn es fiel) an einzelnen ©teilen


als Allegorie äußert. Wit Unrecht aber t>et|iefyen bie SD^et-

jlcn unter ber SJtyjfif .bieS 2Cuftöfen ber 23ebeutung. £)ie

wafyre SDtyjtif tjr oielmefyr baS gan^ (ü:ntgegengefe£te; benn


ber Unterfd)ieb awifdjen SBtrflicfyfett unb SSegriff fyört in it)t

gan^lid? auf.
138

£)ie üolljldnbujc Ghttroicfeluncj ber 95cgrtffe beä $fl\)tl)U

fdjen unb beS 2Dft)jttfd;en gebort in bie SReligionSlebre. v£>ier

betrachten wir bctbe nur in SBejiefyung auf unfern Sroecf.

£>a$ 50Zx>tJ)ifd>e entfpricbt in biefer $inftd?t bem ©pmbol,


bag . 5Dtyfrtfd)e ber Allegorie. $h)tl)olocjie unb SJtyjttf jmb
aber beßfyalb nid)t cjleicbbebeutenb mit (Spmbol unb 2llles

gorie. £>iefe 2Tu3brucfe bejieljen ftd) auf bie Sbee, in fofern

fte ba$ innere 2eben be3 fünjflerifd)en SBenmßtfeinS ausmacht;


jene auf eben biefe Sbee, in fofern wir fte erfennen al6 bie

unmittelbare ©egenwart ber göttlichen Sbdticjfeit, nidfot al$

Sßirfung unfereS £anbelm>. £)aber nennen wir btö ©ort*


liebe einen <2toff, inbem wir e3 guglcid) anfeljen als ttxva$

für ftd) SefleljenbeS unb als ein burcfy ben Äünjtler fiel) in

ber SGBirfltd&Fett SarfteUcnbeS.

3)aS mt)tr)tfd;e sprineip erfcfyeint l)ter immer unter ber

©ejfolt be3 <2mnbol3, ba$ nwjtifdbe unter ber ©ejfalt ber


Allegorie. £>er Uebercjancj be3 ©pmbolS unb ber Allegorie

wirb baburd) vermittelt, baß wir in biefer burd) bie gott-

Itc&e ©ea,enwart ein objectioeS Ztbtn waljmebmcn unb fte

nidj)t bloß att SBtrffamfeit be3 MnjilerS allein betrauten;

unb fymwieberum in bem ©mnbol nid)t bloß ben 2(bfd)luß

ber fün(rlerifd;en S^dttgfeit, fonbern jugletd; eine in biefer

Söefonberfyeit wirfenbe göttliche Äraft. @rjt burd; ba£ (Sttfc

treten be£ mptr;tfcr)en unb mpjftfcfycn ?>rinctpS in ba$ ©pm*


bol mio bie Megorte wirb bie .ftunfi oollenbet. 3>ene Sprint

eisten bewürfen i>cn Uebergana, biefer beiben in etnanber.

£)al)er wirb uns baö ©pmbol, ba e$ an ftd; ein ab-

gefdjlofjcneS ilnioerfum ifl, ^ugleid; ein Moment ber wirf;

liefen Styättgfeit, inbem fiel) bie göttlidjc SBti'ffamfeit mp


tl)ifd) barin äußert. £)a§ ©pmboi wirb fo burd; bie 5D?t;-
139

thologie belebt unb Fann nur in bcfonberer &l;ätfg?eit be-

griffen erfannt werben. — Die Allegorie auf ber anbern

<5eite, bie an fiel; Sl;dtigfeit tfl, wirb burd; baS 50?t>fltfd>e

fo abgefd;lojfen, baß wir in jeber SSe^teljung bie ttoile ©e;


genwart ber göttlichen Sbee wafymefymen, unb fo erfr wirb

fte ftmfrlcrifd) twllenbet.

2£uf bem ©tanbpunfte ber Statur muß ba$ 50? t>=

tl)ifcr; ^ ©pmbolifer;e t>orl)crrfd)en. Sn ber Statur er;

fd;eint nad) bem obigen bie 9?otl;wenbtg?eit in t^rer tollen

©ewalt. ©te ijt bie oolle Qmtwicfelung ber Sftotywenbtgfeit,

bie ftd; in, jcbem Momente abfcfylteßt unb unmittelbares Da-


fein barjtcllt. Dies unmittelbare Dafein aber iß eben ba3
©mnbolifdie. Dafyer muß biefer ©tanbpunft ber Äunft ttor*

gügltcfy fpmbolifd^nmtlnfcr; fein. 2tuf bem ©tanbpunfte ber

9?aturnotl)wcnbigfcit (lanben bie ©riechen, beren Religion

bafyer in ber Rfyat fymbolifd; ober mptfyifcr; tjt.

Sn bem ©pfleme ber alten mptfytfc^fpmboltfdjjen Äunjr

i(l jiwörberft ber ©egenfafc einleud)tenb jwtfdjen ber alt*

gemeinen 9?otl;wenbtgf ett al§ t)em bloßen S5egriffe,

unb t>em 2tbfd;ließen berfelben in einzelnen Sfyatfadjen, worin


ftd) baö ©pmbolifdje ober SJtytfytfcfye äußert. — Scne all*

gemeine 9btl;wenbigfeit ijt auf feine SQBetfe fymbolifd; bar^

ffelibar. ©ic laßt ftd) in feine befrimmte ©ejlalt fäffen , ^a


fte ©runblage unb SBefen aller ©ejralten tft, unb l;at jwei

SSebeutungen : 1) al§ ber ©runb aller fymbolifcfyen ©cftal-

tungen, 2) aU baSjenige, worin alle 2Birflid)feit ft$ auf-


löfet; beim ber Moment, worin ftd; tiaö ©mnbol üoilenbet,

ijebt ftd; auf, wenn er aB SBirffamfeit biefer not^wenbigen

&l;ätigfcit betrachtet wirb.

Die ^ot^wenbigfeit erfcfyeint batyer in ber alten $unjl


140

immer jwiefad) ; 1) als baS allgemeine ©efe& beS SßeltallS,


2) als tag, rooburd; ftcl) bie 2öir£tid)feit aufgebt unb waS
in jcbem (Symbol aI6 allgemeines enthalten if!. 5n biefer

legten SSebeutung ijl fte baS <5d)tcffal. £)iefeS ijl alfo

fete 9?otl)wenbtg£eit, in fofern fte mit aller Snbivibualitdt in

Söiberfprud; jlel)t tmb biefelbe aufgebt. £)en ©ebanfen , ba$


ber Sftenftf) bloß in ©ort lebt tmb ftd> ganj in ©ort ver-
lieren muß, brücften bk Ttltm fo auS, ba$ fte faxten, baS

Gtin^lnt vernichte ffd> felbjl burd) t>k allgemeine 9?otl)tven-

btgfeit.

£)aS ©cfytcffat bejlel;t nid)t in bloßer Verfettung ein*

gelner (£rfd)emungcn; nod) weniger m einem vorgefaßten


platte eines felbflbervußten SöefenS. £)ie gange $3orflellung

beS$ataliSmuS, fo fern man ilm als auf mecfyanifdjer 9lotl)-

wenbtgfett rufyenb benft, tjl falfd). ©obalb ein SSolf bte

SBal;rnel)mung göttlicher Gütmvirfung fül;lt, l;at eS bk 2Cn-

fcfyauung vor 2ütgen, ba^ ftd) bie Sbee in ber 2Birflid;feit

entroicfelt unb biefe auS ftd) hervorbringt, fte aber alSfold;e

and) rvieber in ffd) aufnimmt, unb in biefer SSebeutung jebe

S5efonberl)eit ftd) aufgebt. — 3Me 9?otl)tvenbig?eit in ber

alten .ftunfl tjl alfo nid;t baS bloß Seinbfelige; fte ijl nur
feinbfelig gegen baS 2öirflid)e, rveil beffen 9fad)tigfeit fdjjon

vorauSgefe^t wirb. (Sie ijl nur belegen etwas SSermcfc


tenbeS, rveil fte etwas wefentlid) <5cl)affenbeS ijl; benn fte

fdjafft ftcf) fetbjl. <5ie löjl bafyer baS ©pmbol auf unb lann
ftd) nie baxin barjlellen.

SBirb baS <2pmbol als gegeben auf bk 9?otl)wenbigl?ett

belogen, fo fann bieS 1) gang mpjlifcfy gefdjc^en, tnbem


baS ©tmtbol in feiner drfdjeinung ernannt wirb als ©egen-

wart fccS ©ottlicfyen unb bte 2(uflofung burcf) baS 9?ot^


141

wcnbigc bamit gufammcnfdttt. £)aljer cntftcfycn 3!fyeopI;a-

nien , Sefd;worungen , Schild unwert it. bergl. SDber 2) ba$


©pmbol fann gitrücfgefüfjrt werben auf bte 9 lotf;roenbta,fett
f

burrf) 3erlegung in bie SScatefyungcn bei* 3bee; tmb fold;e

Schiebungen ftnb 2ttlegorieen. £)iefe Allegorie wirb aber bie

äußerjlen Cnibcn ber Schiebung barflcllen, ba baS ©pmbol


an ftd) ein S5oUcnbcteg ijf.

2)aber nähert ftd) bte Allegorie ber litten fo fel;r ber

be§ gemeinen SerßanbeS. 2ttle oereinigenben Schiebungen


bc3 ©i;mDo(e6 mit bem ©öttltcfyen ftnb allegorifd). <5o 9^c-

meft'3, Qtx&t bie $reunbfd;aft, bie Hoffnung, gan§ attego*

rifebe SBefcn, weld;e bte SefKmmung be3 ©pmbolS nur in

gan§ befonbercr Schiebung auSbrttcfen. <5o fallen hinwies

berum wirflidje Söefen ba3 ©ottltcbe in einzelnen 25e§tel;im=


gen bar. £)al;cr erfcfyeinen manche $eroen als befonbere

Steuerungen tton ©ottbeiten. Sp^fc^enta ber 2Crtemi3, Sa-


fton ber Demeter. £)ic3 tjf bie Allegorie ber anbeten <&eite,

wo va$ gegebene Snbbtbuum auf veh allgemeinen Segriff

gebeutet wirb. — £>a§ ©cfagte mufÜ un£ erklären, wie in


t>ie alte fymbolifdpc Religion eine fo ganj in Segriffe unb
3eid;en aufgelöste Allegorie fommt. £>ie alte SDtytbologie

mußte biefe ©ejralt annehmen , weit t>a$ Sftotbwenbige für

ftd; feine ©effaltung erbalten fann.

£)a£ «Spmbol felbjt erfdjeint in ber ÜDtytbologte ber %U


ten 1) in ber ©effalt ber perfonlid;en ©otter, in be-

nen ftd) oie Sftotbwenbigfeit ai$ in beförderen wirf liefen 2öe*

fen erfebeinenb barjMt. £)amit tjl eine allegorifcbe Se^ie-

fmng biefer SBefen auf vaä Sftotbwenbige, eine* Verleitung

berfelbcn au$ bem Sftotbwenbigen tterbunben. (Sbeogonie^


unb ßoSmogonie.) 2Cuf ber anbern <&eite fmben wir 2) Qx^
142

bebnng t>er 2Birfu'cl;fett jum (Symbol, bie


'

ftd) in ber

SQBclt bcr Heroen barficttt.

Sn feiner l;6d)jren 23ollfommenl}eit jcigt ffd) baS <&\)n\z

bol in ben perföniid;en ©Ottern. 2(ber fclbfl ba£ ©i;mbol


fann nie ganj oom 2Cilegorifd)en laffcn. SSetbe ffnb nichts

an ftcfy £krfd)iebcne3 , fonbern muffen in einanber greifen,

fo t>a$ ba$ eine nur ba§ Uebergcwid)t fyat lind) in ken


perfonlidjen ©Ortzeiten mug ftd> atte6 in entgegengcfekien

3iid)tungen fd;eiben; ba$ ©pmbol tjt mttyin aud) ntd[)t mög=


lid) ofyne £3e§iel)ung, ©egenfafr, Allegorie. — £>a6 ©pm*
bol foll bte Sbce in ifyrer ganzen gülle in eine befonbere

©ejhlt bannen. Äonnte es bte^ f fo baß bie Sbee ganj mit


ftrf> felbft oerbunben würbe, fo wäre e3 nldjt me&r Äunjl;
benn SßttFlicfyfett unb Sbce würben ffd; gegcnfeitig aufgeben.

£>iefe £>arjMung ber Sbee n\u$ alfo aud) mobiftcirt fein,

um wirflid) ju werben. Sn tyrer allgemem|ten £3ebeutung

fann fte ftct) ba^er in ber 2&rfu'd)feit weniger in befonbercr

©ejfalt offenbaren unb l)at etwas in l)öfyerem ©rabe %\Ln


gorifd)e£, in fofern wir t>a$ allgemeine baxin oorwaltenb fe^

fyen. £)ie Sbee muß immer m befonbercr, beßimmter SRid);

tung auf ba$ allgemeine aufgefaßt werben, nid)t in il;rer

Untoerfatttdt.

3m 3eu§, at§ einer ©ottfyeit, bie in ifyrer 2Cttgemem-

^cit ganj allegorifd? unb im 9J?ittetpunfte ber Sbee tjt, fe*

tyen wir bieS beutlzd). (£r fyat am wenigjlen S3er(Ted)tung

In bk einzelne ^anblung, unb wirb meijienS oollig in bcr

SRvfyt ofyne bcfonbere Sfyätigfeit bargejtellt, aber als t>olle

^erfon. dv gel;t mit feinem begriffe in bie urfprmtglidje

9?otf)wenbigFett jurücf. — £>ie anberen ©Ortzeiten ffnb auf

abffracte begriffe befcfyränft. Sl)r ßfyarafter tjt nidjt mefre


143

bei* in feiner 2tflgemeinl)eit inbioibualiffrte, fonbern f)at eine

abßracte, beflimmte @igenfd)aft. 3)icfe ©ottfyeiten crfdjeinen

bal;er am meiffcn m wirf lieber &j)4ttgfeit, tfyeitacfymenb an


ben <Scf)icffalen ber 9ftenfd;en. <5te werben am meijten in

bem Moment ber 3Birfltd;!ett aufgefaßt, weit tyr 23egrtff

nid;t bie oolle ^>crfönfid^fctt in ftd; enthalt.

©mnbol unb Allegorie fütb weber in ber Sbee rein ge;


fetteten, nod) aucf> bieg fytftorifd; jufdUtg gefonbert. Sftur

t)at balb ba3 eine, balb ba3 anbere ba$ entfd;eibenbe lieber-

$e\vid)L X)ie eigentliche Äunjt ijl bie, wo S3eibe3 in em-


anber übergcl;t, unb tl;re itraft äußert ftd) in folgen lieber-
gangS Momenten
- am meinen. 2(1$ Stjdtigfcit jebocl) muß
bie Äunfi oon bem einen ober bem anbern ausgeben, unb
eine fymbolifcfye, ober aücgorifcfye 2Beltanftd)t oorau6fc£en.
— £>a3 Wl\)fti\d)C geigt ftd) in ber alten Äunfl baburd), baß
m ben einzelnen ?)erfonen ftd) bie ganje Wlafyt ber Statur-
notljwenbigfeit offenbart. ©te§ fann nur burd) gewiffe 2(r-

ten ber Äunjl gefeiten, am ootlftdnbigften burd) bie *>ott-

fommenfte Äunjh bie bramattfdje.

2fuf bem ©tanbpunftc ber Snbtotbualttdt ifl ba$


mt)(lifd)e unb allegortfcfye ^rineip überwiegenb. &a,
wo ba$ inbioibuelle SSewußtfein ber SOftttefyunft ijr, muß
cS ernannt werben als ba$ Sßefen be3 33cwußtfcm§ über-
haupt umfaffenb. 2)ie3 wäre nid)t moglid), ba ba§ intim*
buclle S5ewußtfein ein gegebenes, befonbereS if!, wäre e$

nid)tfdl)ig, burd) Scrlegung ber Sbee ba3 inwoljncnbc ©ört-


liche in bie 2Birflid)!eit ju oerfefcen, ftd) felbjt $u erfennen

aU ein JRefultat göttlicher Äräftc, bie in ber 2Birflid;!eit in

83e$tel;ungen aufgeloft erfreuten muffen, hierauf beruht

baS 2(llegorifd)e. £)ie Sbee wirb in tl;re ©egenfdge ^erlegt


144

imb biefe auf einanbcr begogen. <3o lojt jtct) ba6 SQtyjtifdK
in Allegorie auf. 3» hem 5Ö?t>tl;ifd?cn ijt bte Sbee fclbjf

S3efonberl;eit; in ber fütyfiif ift c6 bie reine 2CH^emetnl;ctt,

bic ftd) in einem befonberen Momente ber 2Birflid;Feit als?

allgemeine offenbart- d£$ entfielt Sbentitdt be$ Gm>igcn mit


ber unmittelbaren ^irfricfyfeit, bie aber ofyne S5egtcl)ungen

nid;t erfannt werben fann.


Wlit ber Allegorie i(! eine (Spaltung grot'fcben 2tflge*

meinem unb S5efonberem üerbunben, aber gugleid; bic i>oU-

fommcnjie Crinbeit ber Sbee unb ber 2BtrFlitf)f eit , roa3 im


<3mnbol umgefebrt i|t. £>ie Allegorie tff eine Entfaltung
be$ $c#f$en. 3fr fte ba3 nid)t, fo wirb fte bloße 23ev-

ftonbeS = $ergleid)ung obne fimjtlen'fdje SSebeutung.

2Bir fonnen baS ©cfagte auf hie d)ri (flicke Reli-


gion anroenben, in fofern fte ©egenjldnbe für bie £un|t
haxbietet £)er SDttttclpunft aller fünftlerifcben 2)arjMung
i(! l)ier ber Moment, reo ftcf) ba§ 5DZt>fItfd>e in Allegorie ent-

faltet, roo hie Sbee al£ gang in ber Söirfltcfyfeit erfd)einenb

aufgefaßt roirb , fo ha$ haxatö bie groiefacbe S3egiel)ung %ex-

Dorgeljen fann. liefen Moment mad)t hie ^erfon unb ba$


Zehen be£ vf)eilanbe§ aue>, roorin ftcb hie göttliche Sbee mit
ber 3Birflict)?eit gang t>erfd)melgt. ^>ar)er l)at @i)rtjluS in

feinem gangen £eben unb ßeiben ntcr)t bloß ben ßbarafter

eines göttlichen SöefenS, fonbern eine befidnbige allegorifd;e

SSegtebung auf bte ©egenfd^e, fo ha$ er in jebem Momente*

etroaS beheutet 2(m auffallenbjlen geigt ftd> hie$ in hen

dußerjlcn dnben feinet SebenS: ber ©eburt, roo ba3 roirf-

Xtdt> erfcr)ctncnbc Äinb auf eine göttliche Sbee gu begeben ijr,

unb hem Zeiten, roo hie 0iüdfer;r ber SBirfltcbfeit in hie

Sbee jrattfmbet, bie auf hie gange 5^enfd)bcit unb beren


145

(sdn'cffaf aurücfbcutet. $&a$ gwifd&en bciben Chtben in ber

5CRttte liegt, wirb gan$ ^ifforifd) aufgefaßt werben muffen.

Sn jebcm t>on bciben ^Principien erzeugt fid> bag ent-


gcgengcfefcte immer mit$ wie im ©mnbol bie Allegorie, fo

in ber Allegorie bag <5»mbol. £)a£ £>afein bcg vf)eilanbeg


ij? ctwag ©mmbolifdjcg, worin aber fd)led;terbmgg bag Sttt^

ftifcfye fein muß. QCucl) bie oollcnbete SBefonberfyeit muß ba-


l;cr ernannt werben alg etwag, roa$ auf eine Sbee ^u be?

jteben i|t. 3)atyer i)at GtyrijtuS md;t ben allgemeinen fpm^

bolifd)en Stwug, wie bie alten ©ottfyeiten, fonbem eine

weit mefyr biftorifdje ©ejlaltung , mit fein wirftidjeg £eben


immer nod) alg Allegorie auf bag allgemeine belogen wer-
ben muß.

Me Begebungen, t>k ©e(tatt unb bag SCntltfc (grifft

$u ibealiftren unb fyptfcfy §u machen, fmb t>erfel)lt. 50?an

meint oft, ber gewöhnliche nationale Z\))pu$ für Gbrifiug fei

tnel gu befdjrdnlt; man muffe für bie ©eftalt unb bag 2ftte

fcfyen (5l;ri)rt erft einen anbern erfmben. &abei gebt man


entweber üon falfc^er üftaebatymung bereiten, ober oon ab*

(rracten Begriffen aug. Wit Unrecht l;aben 23iele bie alte

Äunjl alg bte einzige Sftorm betrachtet, nad) welcher Beur-

teilung bann ba^ cfyrijiftcfye ^Princip fefyr übel weg fam.


Sm ©egenfa& gegen biefe £l)eorie aber i)at ftd) bie Äunfl
nur befto freier unb mit bem l)6d>|tett Sftecr>tc aug bem djrijf-

lieben sprmeip entwickelt. — gern bleibe alfo ber SppuS


t>ea antifen <5mnbolg üon ©egenjtänben ber d)ri)tlid)en Zn*
ftd)t. Sftur burd) große Söertmmg b^ben reflectirenbe «ftünjt*

ler allerlei Spielereien gemadjt, @brijtug bem TCpoU naebge-

bilbet u. bergl. m. GtyrifruS muß alg ^>ifi:ortfd£>e $erfon bar*


gepellt werben; nur baburefy fann er feinen nwjlifcben @ba*
10
146

rafter behalten; als ©mnbol würbe er notbwenbtg 5D?obift-

cation eines S3egriffeS unb fonnte nfdf>t mefyr bk ganje ©5tt-


ltdjfeit auSbrücfen. £)arum i;at ftd> aud) ber SfypuS burd>

SErabition erhalten; an biefen aliein barf man ftdt> galten,

unb alle 3Bal)l unb SBtÜlür muß wegfallen.


S5ei ber Ämbbeit unb btm Reiben (H;ri|it tritt baS OTe-

gorifcfye nod) ftdrfer fyeroor, als in feinem wtrflicfyen £eben.

3m Äinbe mufü bie 33e$tefyung auf bte göttliche Sbee, bk


Sflenfdjwerbung bargefrellt werben. <3e^r mit Unrecht ta-

belt man eS baljer, baß an bem Ambe ein UeberfinblicbeS,

ja Uebermenfd)lid)eS bemerkt wirb; fo m\x$ eS notbwenbtg

fein. — £)aS Reiben l)at man ju milbtxn, ju tbealiffren

gefugt, ja bergleidjen £)arftellungen übcxfyaupt , tvk anty


bie Reiben ber Märtyrer, für barbartfefy gehalten. Ilütin

gerabe im Untergänge ber menfd>lid)en Statur offenbart fiä)

baS ©ottlicfye am reinjlen. £)aS ecfyte Sbeal ber Äunjt mufl

ftd) barin setgen, baß baS Reiben als baS Reiben eines ©ot-
tc§ f
als Reiben auS %kbt bargefrellt wirb. £)aburd) erhalt

eS bk allgemeine SSe^ie^ung auf bie gange 9ftenfd$eit, burcl>

welche es er)! in baS wafyre %iü)t ge(Mt wirb.

©Ott ber 23ater unb i>k Jungfrau Ataxia werben ganj


fymbolifd) unb frei perfonifteirt, borf) immer fo, bafj fte

auf bk allgemeine Allegorie gu begießen ftnb. &a$ex ftnb

biefe fpmbolifd;en Söefen mefyr inbwibualtftrt, als bie ber

litten. ~ £)b eS erlaubt fei, biefe ®egenffanbe burefy t>k

£unft baraujMen, famt gar feine grage fein. Wtan §at


eS furfreöelMtangefefyen, @ott ju gepalten; eine 2Cnftd^tr

bie ftd) auS ber £>enfungSart beS gemeinen 23erjranbeS \)tx~

fd)reibt. flttan glaubt, feine Sbee fei unerreichbar , unb


fcfyeint mithin baS £>afein ber ©ottyeit in uns felbfl für
147

unmöglich ju Rotten. 2Ber folctye SSorffellungen f>egt, (at

weber 9tyantajte nod) Religion, nocf) fünfllertfdje 2fnfid)t.

greilidj) tft jebc Sbee im Sergleid) mit ber SBirflicfjfeit im*


enblicf). ©ol#e ©egenjldnbe lonnen unb follen aber bärge-

(reift werben. SÜBir baben vortreffliche SSeifpiele baoon, felbj!

in imferer bcutfcben ßunfr. 9lur muß man ftcr) bdbei auf

bem richtigen ©tanbpunfte ber Ätmj! galten imb ntcr)t ver-

langen, in bem S5ilbe ein Portrait ju fetyen, weld)e3 freilief)

unmöglid) imb ein Unbing iji. ©erabe bie 2lbfonberung

ber $)erfon be3 SßaterS bat eine allegorifdfje SSejie^ung. dt


muß alfo bargeftellt werben in ber 2)reiemigf eit, ober als
befonbere ^erfon unb bann m ganj mbivtbueller $anblung,

5. 25. aB 2Beltfcr)5pfer, ober im ^arabtefe; nur immer in


einem ganj einzelnen 2(cte; benn nur baburef) fann ber all-

gemeine S3egriff für bie SQBirflicr)!eit ftrtrt werben, ©ort,

wie Gl)rt(tuS , im Portrait barjujrellen, ijt Sttemanbem ein-

gefallen. 9lacr) jener 3)ar|rellungSweife aber wirb wol)l 9fte-

manb bie jebeSmaltge ©eftaltung ber ©Ortzeit al$ ein voll-

enbeteS Snbivibuum betrachten, fonbern nur all $Perfomft-

cation für ben befonberen 2Cct ber £ar|!ellung.

Wit ber Sungfrau Sparta ijr e3 umgefetyrt. SMefe er*

febeint burd)auS unter geitlidjen S3erbdltmffen, unb ifr nur


ein ©lieb in ber großen Allegorie, ©oll fte für fiel) ein ©pm-
bol fein, fo mufj fte bie allerallgemeinjre SSebeutung belom-

men; fonjr würbe fte bloß ^>iftorifc|) werben. SDaber ifr ba$
Sbealtftren im eblen ©tnne bei ber Sungfrau Sparta norb-
wenbig. ©eben wir bie Butter ©otteS mit bem Ambe auf
bem 3lrm, fo bürfen wir un6 leinen befonberen Moment,
fonbern nur ba$ allgemeine be£ nmjrtfcben 23erbdltni|fe$ ben*

fen, wenn nietyt etwa eine befrimmte SSe^ielrnng auf bie ©e*
10*
1*9
fc&tcfyte Gfyxtftx auSgebrücft ijl. ©o w.rcb ja <wdf) in ber

Zi)at t>te Sungfrau meijtenS au§ bem l;i|forifd()en Sufammen*


fyange ganj herausgehoben bargejtellt. @rfd)emt fte auf ber
gluckt naä) 2fegt>^ten ober in anbern einzelnen Situationen

ber 2Crt, fo gefyt fte m bte allgemeine OTegorte ber ©e*


fcbicfyte Gfyxifi mit auf. 2113 eigentümlicher ©egenftanb ber

Äunjt aber muß fte eine burcfyauS allgemeine SSebeutung

fyabcn, woburd) fte ber Sßirflicfyfett ganj entrücft wirb.

Sm OTegortfcfyen beS ßtyrijfentbumS ijt alle! wirHidjer,.

f)t(!orifd)er, als im ©mubol; aber eben wegen biefer größeren

SBtrfltcfyfett ift bie SSe^ielrnng auf bie Sbee nötiger, worin


baS SÄ^Hfd^c liegt. Sm (Symbol i)ht bk S3e$tefyung beS (Ein*

gelnen auf baS allgemeine auf. @S entfielt ein ©egenfafc jwi*

fdjen bem SBefonberen unb bm allgemeinen als ber Sfattys

wenbigfett überhaupt. Sn ber cfyrijllicfyen 2Beltanfid)t muß


jeber Moment ber SSefonberfyeit jugleid) t>k ganje Sbee tri

ftdf) faffen unb auf btefe gurücfwetfen. £>afyer überwiegt in

ber £)arjMung ber cfyrijfttc$en Seljren notfywenbig baS SJtyjlU

fdje. 2Bo ber ÄünjHer btc^ vergißt, ftnft er jur bloßen 33er*

jlanbeS * ober Seichen - Allegorie fyerab. <£r muß nrnfJtfd) ge*

jltmmt fein, b. \). bk befonbere Äußerung ber göttlichen

S^ätigfeit nie olme bk öoll|fdnbtge SSebeutung auffaffen.

£>ie neueren religiös ?epifcfyen ©ebicfyte l;aben bafyer nie

ifyrem Swecf entfyrecfyen können, weil bie m^jfifdje ©inneS*


art üerloren war unb man gerabe burcfy baS S5ejlreben fbl*

d;e ©egenjlänbe barjujMen, ben Mangel an innerer SDty*

jrif »erriet^. £)aS Sföobewerben eirar Äunjlridjtung fann


gerabe burcfy baS innere ©cfübl eines Mangels \)ex^oox^

bracht werben, unb man barf mithin barauS nicljt immer


auf eine üorgügltcfye gd^tgfett ber 3eit $u biefer Äunfi fließen.
149

£>ic geifilid;en ßpopoen *>on SJHUon unb Älopjtod!


ftnb nicfyt au$ nrpftifcfyer 2Cnftd^t fyeroorgegangen, fonbern

auS ber 2Cnft'df)t ber gemeinen SBelt, nacfr welcher bte wirf-

liefen Allegorien p bloßen 23erjlanbe3s Allegorien werben.

SefonberS Äfop|fo<ff5 2Äeflta3 t(l fein poettfd&eS, fonbern

ein r^etortfd^eS SöerF. £)et &icfyter beljanbelt allgemeine Se?


griffe unter ben Silbern einet gegebenen ©efcfctcfyte. £>a3

©ebfidfot wirb baljer weit md)t gerühmt, oB gelefcn. Sl^an

fiteste ju jener 3ett ben Mangel- an imjfrift^er (Stimmung

bnref) poetifcfye £)ar|Mung. ju erfe&en, wie aud) jefct ba£


£)rama nid)t feiten religtöfe,. litttrgifdje 3w?c«fe erfüllen foll.

Au3 Stege* an wahrem $tyjlici3muS tritt eine leere 23er-

fftmbe3*Atlegorie an t}k ©teHe ber x?oetifd)en,

Sn biefem mt;jfif$en Sufammenfyange fonmm and) %h


l'egoricn fcorfommen, bie tm ßfyarafter beS 3eict)en^ ober

SStlbeö an fiel) tragen, wenn nur b'er Sufammenljang be3


©anjen bebeutenb genug tff. £)al)in gebort 5. S. in ber

Sftalerei ba£ £ antra, ober ba$ £)retec£ als Qtifyn für


bie ^reistnigfeit. dergleichen Silber ftnb auf bem SBege,
bie mt)flifcr)c St>ce in Allegorien au$ einanber §u ^te^en, bie

nur in t^cm großen 3ufammen$ange' m^jltfdjer £)arjlellung

bie fcolle Sebeutung auSbrücfen unb baburtfy m^jlifcljen SBettfy

erbalten. — £>a$ Ueberwiegen ber Silber unb 3eid)tn fün-


bigt triebt eine lebhafte ^fyantaffe ober große Eiefe an. Qt3

tft gerabe urage^eljrt; benn bieS ffnb nur bte dußerßen @n-
ten ber tm;jitfd)ett £)arjMktng. (SS gilt bie& oon ftnnlidjen

Silbern, mc oon poetifc^en giguren, Sropen u. bergl


welche nur bie auferjlen ©üben ber £>arjlellung m bte Sbee
f)tnein$ujiel)en fud^cn. Verwerfen barf man jebocl) jene 3«-
150

cfyen ntc^t, wenn ffe nur in ben 3ufammem)ancj ber tfydtt*

gen (IntwicFelung ber Sbee verflochten fmb.


2CEe ^eiligen ©efd^ten t»er Slftdrtprer unb anberer
iiutcr) bie Religion SBerljerrlicfyter muffen ftetS allgemeine

S3ebeutung burcfy allegorifcfye SSejiefyung auf bie ©efd)icr)te

(grifft erhalten, woburd) aud) bte fdjeinbar ganj fmnlidjen


Gegebenheiten religiofe unb fünjfterifcfye 23ebeutung gewinn

nen. $Jlit Unrecht fyielt man bk Darstellungen ber SSlaxty

ter neuerlich für ganj unpaffenb, inbem man bloß auf bte

äußere ©rfdjeimmg fab, unb bie ©cfyonljeit, tttdjt bte S5e-

beutung für ba$ #auptgefefc erfldrte. <5m 3»iefpalt aber


äwifcfyen 33ebeutung unb ^cr)6nr)ett laßt ftd> gar nicbt beu-

len. £>ie ©cfyonbett ijl ja feine bloße gorm, fonbern für

bie Äunflt eins unb baffelbe mit ber SSebeutung, bie in bem

©egenftanbe felbff erfannt werben foll. 9liü)t nur bie ganje

Allegorie, aud) ba§ ©tmtbol gel)t nadj jener 2Cnftd)t verlo-

ren. — DarjMungen wie bte Ztötn ber Märtyrer, ffnb

alfo nicr)t gerabelun ju verwerfen; e$ fragt fiel) nur, ob fie

von Um mpjrtfdjen ©tanbpunf t aufgefaßt fmb , ob wir bar*


in burefy göttlichen 2tu3brucf bie S3ejiel)ung auf ba$ Reiben

(grifft fmben.
<5elb)t bie reinjlen unb allgemeinen Sbeen ge^en in
ber d)rijilid)en £unjr mit in t>k Darstellung über, bagegen
t>k alte Äunfi ba$ (Sd)icffal ober bte allgemeine 9?otl)wen-

bigfeit nie rein barftetlen, fonbern nur im ©egenfafce faffen

fann. — 2lber aud) in ber neuern Äunjr jeigt ftc^> ein ©e-
genfafc unb bie Äunfr bleibt einfeitig. 3fr burd) Allegorie

bie Sbee aufgelöjl unb ^>k 2öirllid)!eit barauf belogen, fo

muß bod) ber Moment ber ©egenwart , ber befonberen $8$ixh

TtchFctt übrig bleiben, bie ftd> nie gang barin auflöfen laßt.
151

@S bleibt alfo aucb f)ter ein SKcftbuum, baS in bie aUge*

meine TCüegprte nicfyt mit aufgeben frmn, unb tiefer <5toff

i(t bie S3efonberl)eit beS 9ftenfd;en.


33etrad[>ten wir ben Sföenfd;en allegortfd) in feiner l;6d)=

(Jen SBebeutung, fo üerfcfywinbet feine Snbioibualitdt in ber

©ottfcett. — (SS fragt ftdf> aber, waS fann bie Äunft mit
il;m als einzelnem SBefen für ftdf> anfangen? Als enbli=

d>eö r erfcfyeinenbeS SBcfen i|i er ©egenfranb ber Äunft, ge>

l;ört aber in biefem ©inne bem irbifcfyen ©cfyonen an. Aber


audj^ in feinem göttlichen SBerfydltniß erfd?eint er bennodj ju=

gleich als befonbere Snbioibualitdt, unb rote in ber alten

itunjj fid; bie allgemeine Sbee oon bem ©pmbol abloft, fo

(6(1 fid; in ber neueren bte SBirtlidjfett, baS befonbere $ac=

tum als ganj befonbereS unb gegenwärtiges t>on ber Allego-

rie ab. <§S muß bafyer eine Allegorie frattftnben, bie t>en

Sftenfcfym auf bie Ärdfte unb ©efefce ber SEBtrfltc&fett be=

5tef)t. 3Daburd) entfielt ein eigenes 23erl;dltniß beS 9ften=

fcfyen ju ber Statur, baS nur bie d)rtjtlid;e SQSclt fennt.

Set fcen Alten l;aben fiel) t>k üftaturgefei^e fymbolifirt;

bafyer wirft in tl;nen bie Sftatur unbewußt, unb nie ft'nbet

ftdj) bei tl;nen ein befonbercS ©efm>l für Ue Statur auger

ber fymbolifdjen göttlichen S3ebeutung. £w Statut t>erlor

ft$ bei ben Alten als wirfenb in ber 2Bir£lid>fcit. — Wit


ber d;ri(llid)en ©inneSart hingegen tfl immer eine ©efonfucfyt

nad) ber Sftatur t>erbunben, als einem dieitye, worin fid)

aller äwiefyalt ausgleicht, weil AlleS auf ©efe^en vxfyt, bie

im äufammenfyang mit bem ©anjen flehen. Sn bem roixb

liefen £eben ber feuern mußte biefer 3wie|>ait fid) auf baS
lebenbigjle offenbaren. £>al;er entftanb eine eigene Statur-
9ttt)jHf, burd; welche bie Statur perfonifictrt cvfdjetnt, aber
152

in tyren allgemeinen S3e$ielmttgen unter t>ev gorm ber (EU*


mentargeifter unb befeelter 9Zaturmdd)te.
2ll(e$ was bafyin gehört, ift in ber neueren Äunf: , be-

fonberS in ber beutfd)en, fe&r bebeutenb unb fyat fet)r fcfjfc

ne (Srjeugntffe l;eroorgebrad)t. ©cfjon in ber frühen 9&\


rtobe ber beutfcfyen 9>ocfte r bei t>m SDftnneftngern, ftnbet fiel)

mit ber frommjlen SMigion ber *£>ang §ur 3auberet oerbun-


ben. 2Cn ber Snnigf eit unb Stefe , bk bicfen 3roiefpalt fyer*

vorbringt, tfyut e3 uns feine neuere Nation juoor. 2ütrf>

tfl biefe ©inneSart bis auf unfere 3e(t burcb bie beutfcfye

Äunf! I)inburd) gegangen, wooon ©oetl;e'S Sauft m


beutlidjer SSeroete iff.

£>iefe bemalt ber nm*fli$en üftatur über ben Sttenfcfyen

lann ftcfy fo concentriren, bag ffe bk Snbioibualttdt ganj

ber ©ottfyeit entfrembet. £>annu>irb ffc gum 33 ofen, gum


SEeufel, voetdjeS sprinctp bafjer aud) bei ben £)eutfd)en aus

wahrer Stefe unb Summiert immer eine grope Svolle gezielt

^at. — Se fcfydrfer l)ier bk ©egenfd&e, je gewaltiger ba3

SSofe auftritt, befto inniger ift bie Ueber^eugung, befto n?a^


rer i>k £>arffellung.

SSet ben fubltctyen Nationen fyat ftd) ba3 atö biefem


Kampfe entf!el)enbe SSebütfniß baburcl) offenbart, ba$ .ftc

bie Sftatur felbjr allegortfd) genommen fyaben. £>tefe 2Cnftd)t

fpricltf ftd) g. SS. in (Salberon'S 2(nbad;t §um ßreuje


au$, welches ©ebicfyt gtoar SSewunberung ocrbtent, aber

md)t tief religiös unb mt)(!ifd) tjl; benn fetbft bte dugerpc

ftnnltcfye ^rfdjeinung jiel)t barin bie religiofcn Sbeen m ftd)

I;erab, fo t>ag biefe als ftnnlid) ^ toirffam erfdjeinen. Sn


einer fold;en #nftd)t fann ber 3roieftalt groifd;en ^atur-
5)?pflif unb religiofcn Sbeen nie bm ©rab oon ©cwaltfam;
153

feit erreichen, rote in ben beutfdjen Dichtungen. — £)tc

ed)td)rifHtcf;e Statur tTlyfti? fefet fiel) notfywenbig ber reit-

giofen TCaecjone entgegen.

28ir l;aben je|t 2ttlc§ betrachtet, xoa§ jut Dar|!etluna,

bc3 göttlichen ©cfyönen gebort, bis auf ba3 SBunberbare.


DiefeS entfielt, inbem wir an einzelnen ©teilen ber 2BtrF-

licfyfett unmittelbare Offenbarung göttlicher 9>rincipien wafyrs

nehmen. — Sttan glaubt gewölmlicfy , ba$ SBunberbare


liege in ber 2(bwcid;ung üon bem Sftaturgange burdj göttliche

£Billfür. &$ bej!el)t aber nur barin, baß \)k göttliche Sbee

ftd) in Um befonberen Momente ber SBtrfltc&fett auf eigen-

tümliche SBeife offenbart.


Die Äun(l bebarf ber SBorauSfefcung emc3 folgen Sßuns
berbaren notl;wenbig. ©te will bte SBirfItcbfeit mit ber

Sbee fdttigen, unb muß bafyer and) ben gewöhnlichen Sauf


ber 3Birfttd)feit fo aufnehmen, baß in trgenb einem eintet*

nett Momente ftdF> bte Sbee als ganj in i>k SBtrflic^eit

ttbergefyenb offenbart Der 3ujlanb ber reinen SBirFlid^eii

mu$ Sterbet oon bem «föünftter t>orau3gefe£t werben, nid)t

ba§ SÖunberbare ber SBcIt üUxfyaupt (£$ t(! hiermit, wie

mit ben Sropen unb Silbern, tk meijlenS ba o.orfommen,


wo ber -Stunfrler am meiflen Don ber gemeinen äBirfticfyfeit

au3ger)t. &a$ SBunberbare iji immer t)a, wo bte in bte

SBirflicfyfeit üerfunfene Darfteilung plöfeltd) in ba$ Sityt ber

Sbee gefegt werben foll. Dafyer fommt bk$ am fyäuftg|Jen

in ber bramatifcfyen ^oefte twr,

@§ ift nun 5U betrachten, wie fid) ba3 SBunberbare in

frer mt>t^tfd>en unb in ber nmfHfrfjen £unj! t>erfd)teben gei-

gen muß. — 25et ben ZUcn wirb ba$ myfyi)d) SQBunbcr-


bare, vermöge beffen bte ©ottfyeit perfonltcf) Ijanbelt unb in*
154

t>tt>ifc>ueU gefaltet iji, fo gewö()nli$ fein, baß e$ gar mcfyt

mein* aB wunderbar erfcbeint. (£$ i(l ba^er eine ganj irrige

fJttemung, baß in bem alten (£po3 t)a§ äBunberbare eine


$auptfacbe fei. 2)aß bte ©otter ficty ^crfonltc^) in bte menfd)-

liefen Angelegenheiten mifcfyen, gebort vielmehr 511m natür-

liefen £aufe ber £)inge unb ijt etwas ganj ©ewoljnlicbeS,


ba$ batyer ntc^t im geringen ba$ ©efü^l be$ ©rauenS ober
©cfyrecfenS erregt.

Sn ber alten Mtrnft tjt bafyer ba§ SBunberbare viel-

mehr ba$ SJtyjttfclje, t)k nid)t perfonlicfye Styättgfett ber ©Ott-

tyxtt bte bloße SBirhmg tyreS 33egriffe3 in bem SSewußtfein


©ber ber 9taturfraft. 2)a$er nähern ftd) £)mtna, £)rafel
u. bergl. fcfyon mef)r btm Söunberbaren , weil i>k ©Ortzeit

fy'er bloß burefy tljren allgemeinen Segriff in t>k SBirflidjj*

feit tritt in jHller, ntcfyt perfönltcfyer SBirf famfett. derglei-

chen 2leußerungen ber göttlichen ^dttg!ett tyabtn bafyer

etwas ©raufenfyafteS , welcl;e3 jfetgt, je meljr bie SBirfun-

gen berfelben einen ganj äußerlichen (5t)araFter annehmen;


fo j. S5. in ber £>bt>ffee, roo bie $äutz ber gefcfylacfyteten

Spiere ju brüllen anfangen, — ba$ Slllerfdjrecflicfyjie im


ganzen $omer, weil tk 25ebeutung unmittelbar t)k äußere

<5rfd)emung ausmacht. — linä) bie ©öttererfebeinungen

auf bem alten Sweater bürfen wir bemnad) nicr)t fo betrach-

ten, wie fie naefy unferer Anficht erfahrnen müßten. 2)er

deus ex machina muß mx alten £>rama ganj anberS be;

itrtbetlt werben; benn e3 tjt in ber Krönung , baß bte ©Ort-

zeit ffcb perfönlid) unb ftd>tbar emmtfcfyt. SBeiffagungen,

£)mina u. bergl. fyaben eine mit i>6r)erc ©ewalt. Wlan oer=

gleiche nur bie SBeiffagungS - ©cene ber ßaffanbra im 2Cga;


mem n o n be§ li e f dfj 9 1 6 5 befonberS aber au$ bem ©c&lujfe
155

be$ DebipuS bei Äolono6, wo alle§ nröfHfcfy wirb,

fann man ben Ctyarafter beö antifen SBunberbaren fennen

lernen.

5n ber alten Äunfr iff alfo ba§ SJtyfrtfcfye bag 2Bun*


berbare. Sn ber neueren Äunjr ijl eS umgefefyrt, ba bie

gange <5inne6art ber teueren auf SDtyjitctemuS gegrimbet,

unb batyer alle innere Gnnwirfung ba$ gewohnte gelb ber


Äunft tjt. Sm ©tnjelnen aber wirb ba$ Söunberbare unb

©raufewolle nur bann eintreten, wenn biefe nvojrtfdje %xt


&u benfen nrotljifcfy wirb, b. t). $u objeetioer <§:rf Meinung
fiel) gehaltet. £)al)er ftnb in ber neueren ^oefte bie fc^reef-

liefen ©cenen biejenigen, wo ba$, toa$ wir als ©ebanfen

in unferem ©emut^e tragen, fidt> als 2Btrfttcl)fett im befon-


bereu Moment offenbart, alfo ber ©ebanfe objeetiü roirb.

darauf beruht baS ©raufen&afte t?on ©etjrererfcfyeis


nunejen.
2Cm beutlid)(!en fefyen wir bieS in ©tyaffpeare, 3, S5.

im Sttacbetl), wo bie ben gelben bebrdngenben ©ebanfen

naefy unb naef; unb ftttfenweife dufere ©effalt gewinnen;


wie ber £>olcf), ber in ber £uft fcfywebt u. f. w. — 9?ur

barf baS ©efpenfferwefen nicfyt jum eitlen ©puf unb (Spaß


werben, welches gefd)iefyt, wenn baS ©efpenft ganj inbwi-

buell als einzelnes ©efcfyopf erfd)eint, tok in ber 2Cl)nfr au.


£)te ©efpenfrer fonnen nur bann wirfen, wenn fte bie tiefjfe

innere SSebeutung l;aben. ©0 i(l bte (frrfcfyemung beS ©et-

fleS im Hamlet nur baS SBirflid) werben beS ben gelben


bejrdnbtg beglettenben ©ebanfenS t>on ber ^rmorbung feines

23ater§. dx fte&t alles 2£eufjere nur in 23e$ug auf feinen


fyppodfjonbrtfcben <Seelenju)!anb ; 20leS ifl ü)m fdjwanfenb
geworben, unb bieS (Sine wirb il;m baS einzig £>bjectit>e.
156

SBaS wtrlidf) Realität l)dt, ij! tym gum ©efpenft geworben,


unb baS Einige, was für ü;n Realität unb objectweS £)as
fein tyat, ift bcr ©ebanfe, bcr als fmnlicfy wahrnehmbares
gef^enfrtfd;cg SBefen n)m äußerlirf) gegenüber tritt.

£>ie alte unb bte clmjrliclje Äunjt fMen beibe ©tanb-


fünfte, \>m beS <5i;mbolS unb ben ber Allegorie, am üoll-

fommenftcn bar. &od) ftnb bieS l;t|Iorifcl)e ßrfcfyemungen,

wäl;renb ber ®egenfa£ *>on ©pmbol unb Allegorie gan§

itotfywenbig auS ber Sbee ber Äunft überhaupt fyeroorge^t.

— 3war ^at eS aucfy unter anbern Nationen, j. 25. ben

Snbiew, ben norbifdjen Golfern, $unfi gegeben; allein bie

gormen, unter welken i>k Ännjl fyier erfd>eint, geigen fei-

nen fo t>ollf ommenen 2Cbbrucf ber ©egenfdfce. S5et ben 3 n-


btern ijr $un|t, $l)ilofopl)ie unb Religion nod; eins unb
fcaffelbe, wie in einem GfyaoS burcfy einanber gewirrt. Sn
fcer norbifcfyen 9>oefte unb .ftunjt ij! alles? ju fe^r wun*
fcerbar geworben; Ut ©otter erfcfyeinen barin fajl gang als
£eroen, unb tk Entfernung t>on bem eigentlichen Mittel-

ptmft iß mithin gu groß. 2luf £>ffian fann bei SSetrac^

tung ber wefentlicf)en .Stunflprindpien wenig 8li\ä\id)t ge-

nommen werben. Sn tym geigt ftc^> mel>r eine ©efynfucfyt

nacr) $oefte, als §)oefte felbft; babei eine arme $>l)antafte

unb ein enger UmfreiS ber SBelt. Qtv fd^eint $)robuct eines

UeberrejleS ehemaliger ßultur in einem Ijmftcbtlicf) feines

GulturjulianbeS gefunfenen 25ol?e, wie eS bte SBilben alle ftnb.

3. S*om irbtf^en (Sdjonen.

£>aS £rbtfcr)e ©cfyönc Reibet ftct) t»on bem göttlichen unb


barf in ber Äunjr nid)t tmit t>ermifd>t werben. Gine fdjarfe

Ören^c muß beibc ©ebiete fonbern; benn bte £unfi fann


157

nur burcfy ©egcnfdfce einfeitig wirfcn unb muß ftdf? in jebem

biefer ©egenfdfcc crfcfyöpfcn. £)aS irbifcfye ©cfyöne muß für

btc Äunft ein eigene^ (Bebtet fein, worin btefclben allgemein

nen 9)rmcipten, wie im göttlichen ©d)6ncn, bie ©runb-


läge bilben.

SBcnn ba§ ©cfyöne al§ ©egenftanb t>er Äunft über*


fympt ©ymbol im weiteren ©inne ijt, fo mufj auefy ba3
irbifcfye fifityöne ©tymbol fein, nicfyt Sftacfyafymung ber gemei*

nen Cfrfdjeinung als fold)er, fonbetn in fofern ftety in biefer

bie Sbee offenbart. £>a§ ©tmibol wirb fyier nur von ber
anberen €5cite, t>on ber <5ettt ber SBirflicfyfeit, angefefyen,

fofern in biefer bie Sbee ftd> notfywenbig offenbart.

hieraus ergiebt fiel) leicht, welcher ©egenfranb üorjüg*

ttdt> ©egenjtanb ber <&unfr fein wirb. (56 muß bks ein

folcfyer fein, ber t>k Offenbarung ber Sbee erleichtert, ba*

hingegen wtö überwiegenb in ber SBtrf(id)!eit haftet, nur


unter gewiffen SSebingungen jur itunjl geeignet tjf. — <&oU
nun ein (Stegenjtanb ber Offenbarung ber Sbee WäugSweife
günjtig fein, fo mufü er in ffcfy i>k tywmiplm ber SBtrftidj*

feit jufammenfaffen ; ber ©egenfafc be3 2Cllgememen unb

$3efonbern mu$ in ü)m in einen TUttetyuntt gufammenfal*

len. £)ie3 gefdjie^t nur im ©elb(ibewu{ütfein; mityin iji

to$ vernünftige, felbftbewußteSBefen fcorjugSweife

©egenjlanb ber £unjt.


2Cnbcre ©toffe, %. S5. 9^aturgegenf!anbe f Tonnen
burci) aUegorifdje 83e$iefyuttcj nur tfyeilweife t>k 2Cufl)e&ung

ber ©egenfd^e barfiellen. (Sine foldje Sejie^ung muffen


fte auf t>m Sftenfcfyen fyaben, für weichen allein fte SSejtanb-

tfyeile ber 9latm finb. Gtinz fünftlerifdje Allegorie (lellen fte

aber burd; ftety felbjt nicfyt bar; \)cnn in biefer ijr jebeS ber
-

158

(£ntgegengefefcten t?oll|ldnbig bie 33ebcutung bei anberen.—


2)ie ©egenftdnbe ber $latux ftnb mithin ntrf>t ©egenftanb
fcer ßunfr, fo ba$ fte wirf lief) für ftdj) unb im »ollen @mne
bei SBortel 2ttlegorte waren, ©te begießen ftd) nur auf
ben 9emetnfd?aftltc^en SO?ittc(^unft beö ©elbpewugtfeml
unb ftnb in biefem ©tnne allegorifcfy, fonnen aber auefy

fymbolifd) gefaßt werben, tnbem in i&tm üftaturwefen ftdE>

ber S3egriff ber ©attung Dolljtdnbig offenbart. £)te Statur

t)at alfo auä) eint fymbolifcfye 33ebeutung unb fann thm


fowofyl, wie ber Sföenfclj, Allegorie ober ©mnbol fein, $ierm
liegt alfo ber Unterfcfyieb 5n)ifrf>cn t>cm Sflenfcfyen unb t)tn

übrigen Stfaturgegenfidnben nicfyt.

2)er Sttenfd) aber ijt öoräuglweife ©egenffanb ber Äunjl;

t>tc anberen ^aturgegenfMnbe ftnb el nur bebingunglweife,

unb jwar in $wet gallen: 1) in fofern fte ftd) auf bal


menfci;lid)e ©elbjtbewujütfein freien, 2) all befonbere ©tu*
fen bei Ijarmonifcfyen 3ufammenfyangel, alfo in 33e5iel)una,

auf tin SBeltganael.


£>er ©ebanfe ober SBegrtff auf ber einen <Seite erfcfyemt

all bal 9lti<$) beS reinen ungemeinen; bie wirflicfje Statur

auf ber anbevn ©ette l;at immer ^>cn Gtyarafter ber 23efon*

berfyett, weil fte nur unter SSe^ungen befielt. Sn biefem

©inne erfdjetnt in ber Äunjt bie gan$e äußere Statur all

§3efonberl)eit, unb ü)r gegenüber tritt ber reine SBegriff all

fcaS allgemeine. Söerben biefe beiben (Stbktt fo fcon ein-

anber abgelöj! unb einanber entgegengefe^t , fo entfkfyt auf


biefer ©ette bie £ar|Mung wiffenfdfjaftlicfyer, moralifcfyer,

tedmifd)er ,
#)ilofopl)ifd)er ©ebanfen, in welche! ©ebtet bte

eigentliche bibafttfcfye $)oefie geboren würbe, wenn el


überhaupt ber ßunft Qtfiatttt wäre, Un ©ebanfen unab*
159 _
gängig barjuffellen. — 2Cuf jener ©eite t)at bagegen btc

befdjreibenbe $Poefte tyren ©ig, btc jcbocfy naefy bem


©efagten an jtd> ein Unbing i(r. Die bibaftifdje *Poefte

t(l aber eben fo wenig eine wafyre Äunft; benn ber bloße

S3egriff fann abgefonbert ttom ©elbflbewußtfein ntcfyt fem*


bolifd) im allgemeinen ©inne fein.

Qt§ fann mithin nichts ©cfyöneS in ber 2öirflidf>feit ge*

ben außer bem Grin^elnen, ba$ tn feinem sotten ©mne Sn*


btütbuatttdt ifl; unb bteS i(l em$ig imb allein ber Sfftenfd).

Sn biefer Snbiöibualitdt aUdn \)at bk ©cfyonfyeit ü)ren ©ig.

Die ©d>6nJ)ctt bc3 SBeltfyftemS tj! &on ber wirflicfyen £unjl


burcfyauS unabhängig unb fann nur t)on einem ^o^cren ®e*
ftdjtSpunfte au3 60 ©d)6nt)eit aufgefaßt werben. — Sie
Sbee rein al$ foldje fcfyon bar^uflellen, ijr ber^unjr üerfagt;
benn biefelbe fann aB reine Sbee nie flpf eigenes ©*)mboi
fein; bieS fann ffe nur in ber äöirflicfrfeit ÄünfHerifdje

Darstellungen, welche bk Sbee be$ Söeltganjen ober ber

©otttyett ofync SBirfltd)feit auSbrücfen wollen, ftnb feine

Äunjhverfe mefyr, fonbern entwürbtgen ba£ DargejMte $u*

gleich mit ber ÄunjI. — ©oll ba3 Srbifcfye ©egenjtanb ber


$unjt fein, fo m\x$ t$ inWi'omU fein; unb bteS ijr allein

ber ÜRenfcfr.

$ier entfielt nun wieber ber ©egenfag äwifcfyen Sbee

unb 2Birflid)feit S5eibe ©eiten muffen ftd> burcfybringen,

wenn ber fOZenfc^ fcfyon fein foll; baxatö aber erwdcfyft ein

2öiberf»rud) ber Elemente, ben btc Äunjt ju tyhm fyat

2Cuf biefem Sßtberfprucfje beruht ber ©egenfafc üon Qtyt*


rafterifHf unb Sbealttdt unt btc ©treitfrage, welches
t>on SSetben ba$ S5e(!immenbe fein muffe. Die 2Cnl)dnger

ber Sbcalttdt wollen t)k SSirflic^feit tbealiftrt, ntdftf nadfjge-


160

öf)tnt fyaben; bte (5tyarafteri|ftfer hingegen behaupten, bfe


S5e$iefmna, auf l?6^eve Sbecn t>ctfaifc^)c nur tk £mte unb
ßcbenbtgfeit ber £)ar|leuuri<j ; jeber ©cgcnjranb muffe m
feinem beffimmten @f)arafter bar^ejMt werben, beffen ©cfyärfe

gerabe bie -fünft über bte Statur erbebe, ba in ber Statur

ber ßfyarafter ftd) nicfyt rein jeige.

gaffen wir bte S3ef)auptun$ beiber Parteien in ben

©afc jufammen: „bte Sbee muß 9)rtncip ber SBirflidjfeit

fein", fo ftnb SbeaXttdt unb <5fyarafteri|ltf eins unb baffelbe.

(£in wefentlidjer Unterfdjieb tft äwifcfyen beiben nicfyt, fonbem


nur ein Unterfcfyteb be6 ©tanbmtnfteS, je nacfybem itf) btn

©egcnjtanb oon bem ©tanbplmfte ber Se^iefyungen ber

SBirfttcfyfeit, ober von ber <&citc ber Sbee anfefye, welche

ftd> in ber Sßirl?Iid)feit in bte ©ea,enfd£e berfelben fonbetn,

unb Xebenbtge^ tyxintip berfelben werben mu$,


Sbealitdt unb Qityaxaftcxtftit ftnb aifo an ftd) baffelbc,

£)b eines ober ba$ anbere \ibcxrvka,t , fommt nur auf tm


&erfd)iebenen ©tanbpunft ber -Stunfi an. — £>a3 Qtyaxab

teriffifd;e ift immer einfeitia,er, als bie Sbee; e6 tj! au§ ber
Sü3ir!(id;fett entnommen, bie auf ©egenfd^en beruht, unb
i(! bafyer mel)r allegorifcf) , backen ba$ Sbeal mein* fmnbo=
lifd) fein muß. 2Bdl)Ien wir ein SBeifpiel au3 ber ©pfydrc

be$ ©öttlic^ (5d)6nen. ©Ortzeiten, bie abjlracte SSegriffe

be^eidjnen, evfcfyeinen me3()r in befonberer ^anbltfna,, weil

ftd? in ü)nen ba£ <5ombol tn$ 2£Uccsortfd>c oerliert. ©oll


t>a$ Sbealiftrte aU 2öirHi$l?eit erfreuten, fo muß e3 m
feiner fpmbolifcfyen S5efd>affcnT£>ett gugleid) ßfyarafter über^

fyaupt, ßtyarafter einer ©atttma, fein, hierauf beruht bk


ganje Sbee ber a,riecfyifd)en #eroenwelk Um ganj ©mnbol
ju werben, muß ba$ Sbeat ßtyarafter überhaupt werben,
161

t>er ftcty jwar in befonberer #anblung entwickelt, jeborf) allge;

meinere S3ebeutung behalt. Gfyarafter unb <5d?icffal fallen

bal;er in bei- alten SBelt gang gufammen.


&k oorbcrrfcfjenbe Gtyarafterijtif tjr gan# allegorifdj.

Snbcm fte ftd; in einzelnen Momenten ber Styätigfett äußert,

fann in biefen ha$ ©tmtbot ober bie Sbee nicf)t erhalten

werben, wenn ftcf) nifyt biefe Momente auf allgemeine Se-


griffe begießen. $)lcm mu$ bafyer $. 83. einzelne ^erfonen
au$ ©fyaffpeare'S Etüden nid)t an unb für ftd) ifyrem Gtya*

tafter nacl) beurteilen, fonbern immer nadf) tyrer aUegori*

fcfyett S3e$iel)ung auf ben SDtfttefyunft be3 (fangen. Söeil

bie 6baraftertftif überwiegenb allegorifcl) tjt, fo muß fte ftd)

notfywenbig ganj ins Mgemeine verlieren. — £)a3 Äflego*

rifd>e geigt uns bie SBirflid)feit mit mefyr in fyren ©egen-


fäfeen, ba§ ©pmbolifcfye mein*, in fofern ftd> in jebem Mo-
mente berfelben Ue Sbee abfließt. Sn ber OTegorte ijr

bie Sbee nur ber ©cfytäjfel ber SSegielmugen, ber allgemeine

©ebanfe. — - £)te Gtyaraftertfitf fann baljer mel)r in$ Sn-


nere ber Sbee einbringen, weil fte biefelbe gerlegt, voofyi

renb t>a$ fi;mboltfd^c Sbeal uns bie Sbee in tyrer t>ottfom*

mencn (Gegenwart barjMt.


3m 3t>ealifd)en feiert wir mithin bie Sbee am Doli'

fommenften in ifyrcr unmittelbaren (grfcfyemung. £)a§ Sbeal

fott aber bie Sbee nid)t aB reinen begriff barfiellen, wo-


burcf) e3 gu einer bloßen Formel werben würbe; fonbern
bie Sbee muß in tfyrer sollen (Gegenwart,- m tfyrem abge-

soffenen £afem aufgefaßt werben. — £)ie (Sfyaraftertfttf

fangt bei ber 2ßirftid)feit an, entfaltet un§ aber be(!o metyt

bie Sbee als ba$ reine Snnere berfelben, unb f%t un§ m
t^re liefen mit mei)t ein, «i§ bie ft>mboltfd>c ßunjt trgenb
11
162

oermag. — 2Me Äimjf ber %itm faßt ben 50^enfd;en rein


menfdjlicl; , unb bocf) als sotten 2CuSbrucf ber Sbee auf.

9ttd)tS gefyt l;ier in bte £iefe ber Sbee; bte abgerunbete

23ollenbung tji Seugniß t^rcr ©egenwart. Sn ber neueren

Spoefte hingegen, $. SS. bei (Sljaffpeare, werben wir burrf)

bte ^eflerton, burcf) bte Darlegung bcS Snnern beS 9ften;

fcfyen weit tiefer in baS Snnere ber Sbee felbjl eingeführt.

£>te metjlen neuern Serfmifer waren ßfyaraftcrijlifer.

dS iffc über Sbealttdt unb Gtyavaftertjlif otel gejlritten wor*


ben, worüber man befonberS baS 2Ul)en dum, bte $)ro-

ptylden unb gernow'S ©Triften nacfyfefyen muß.


SBtr fyaben jefet baS irbtfcfye (Scfyone'nacf) ben ©eftdjtS*

fünften ber Sftatur unb ber Sribtötbualttät, ober ber

sftotfywenbigfeit unb ber gretfyeit gu Reiben, wonad)


aud) fyier ©mubol unb Allegorie fid> fonbern muffen.

göenn ein (Einzelnes Wn SSegriff ber ©attung über-


haupt auSbrücft, fo (leEt bie $unft bie Sbee auf bem <&ta\\0z

punfte ber Statur bar. Sie #rt ber Äunjt, welche auf
bie Sftatur ftd> grünbet, wirb bafyer baS Srbifcfye oor^ug^
weife als ©efc^maßigeS btlben. £)al)er erfcfyeint im 2Cuge-

meinen baS Srbifcfye in biefer ^unft nie als baS '#ußerors

bentlicfye, als etwas für ft'cfy SSejlefyenbeS, SnbtoibuelleS; fon-

bem eS enthalt immer jugtetd) unh oorgugSwetfe ^n 2CuS-

bruef einer allgemeinen Siegel. Sn t)tn SöerFen biefer Äunji

i>errfd)t bafyer baS 2lnfel)en berSftegelmdgigfett üor, unb


biefe SSefcfyaffentyett verleitet bie fJttetflen, i>k äußere (Srfd&efe

nung ber ^aturgefe^e als t>k ©runblage biefer Äunjr gu


betrachten, 5. S5. in ber alten 9>fej!t£ immer nur fcon ber

p^fifcfyen SSefd&affen^ett beS menfrf)lid)en ÄorperS auSpge-

fyen. 23on ber SSeobacfytung ber natürlichen ©efege aus


163

fann man aber unmöglich ju einer wafyrfyaft um|f(crifd)en

2Cnft'd)t gelangen. £)te alten Äünpkr felbfr mußten oft t>on

ben Negern abweichen, bte ftd> burd) emptrifdje 23eobad)=

tung ergeben, worüber man SkmerFungen oon 91t co (aö

9>oufftn in Se^tc^tmg auf ben 2(poll üom SSefoebere tyat.

ßS fmben ftd) fogar abftd;tlid)C #bn>cid)ungen oon bem


(Sleidnnaße ber einzelnen Steile, bte ber ©ebanfe notl;=

wenbtg machte, nad) welchem ftd) TOeS befttmmen muß, m


fofern ftd; in ber bargejMten $erfon ein 2Beltgcfe£ of-

fenbart.

3)te Anatomie ifi alfo nid)t bte einige 9ftd)tfd)nur bie*

fer ßimjt. ©tebt man ftd) bem Sftefultate ber dußerlid)

erfd)einenben ^Regelmäßigkeit fn'n, fo artet bie Äunjl in (reife

Sßerfnüpfung einfeittger formen au6, wie bieS wirfrid) burd)

Sßerfennung be3 SBefenS ber alten ^unjlwerfe unb bloßes


$aften an ben formen gegeben Jjt. £)a3 9)rinctp ber

alten ßimjt erjlarrt fo jw etwas ganj 9J?ed)anifd;em. £)a-

fyin ift e§ befonberS bei ben granjofen auä) in ber bitben-

ben $unft gefommen, inbem man aüe Snbttnbualttdt burd)

©efefcmdßigfeit gu oermeiben fudjte.

2Cucfy für bie aEegorifdje Äunjr, in roeldjer ba$ 9)rtns

cip ber Snbbtbualttät t>orr)errfcr)t f


giebt e3 eine %n$*
artung. Snbem bk S5efonberI;ett ftd) auf baS ungemeine
bejte&t unb baffelbe bebeutet ober ben begriff reprdfentirt,

muß fte ftd; über bk gewöhnlichen £)inge erbeben unb i>k

gemeine 35efonberl)eit übertreffen, mityin ale> ba§ % uß er-


erb entließe erfd;einen. ©o jeigt ftd) auef) i)kx eine eigen-

tl)ümlid)e SSefdjaffcnbett beS Äunjf werfet, bk un$ sunddjjr

anjteljt, 3eid)nen ftd) bie £Berfe ber fymbolifdjen Äunjl

burd) ^Regelmäßigkeit unb Harmonie an$, fo tjt ba$ Gtya*


11*
164

rafteriftifdje bct aIlegorifd)en Äunjfwcrfe ba$ tfuffallenbe,

2Cuj3erorbenttid)e, Snbtt>tt»ucttc.

#terau§ fann leid)t bie £äufd)ung entfielen, als läge


bä.3 Söefentlicfye in bem 2Cuffalienben be$ einzelnen SMngeS
an ftd). ^)tefe§ aber fann nur bann reiben unb anjiefyen,

wenn baö ©emütl) ftd) in einer gewiffen bafür geeigneten

(Stimmung beftnbet. (So wirb ben Siebenben ein fd)6ner

Körper, ben $eroifd)en ein fcfyarfer gelben sGtyarafter anjtes

foen. £>aS 2£n^iel}enbe in biefem (Sinne nennen wir ba3

Sntereffante, worunter nxittjin ba$ nicfyt blog objeetw,

fonbern mit bejrimmter S3e$iel)ung auf unfere befonbere ©e^

mütpftimmung auffadenb ^eroortretenbe gu oerjtefyen tft.

SQßemt in ber alten $unjl bie fleife Siegelmdg tgf eit bie Äunjl

tobtet, fo ift ber gefährliche geinb ber neueren ber $ang


jum Sntereffanten , welches ber wahren $unjr burdjauS gu-

wiber iji. £)ie3 füllte fdjon $ant, inbem er fagte, ba$


(Schone muffe ofyne befonbereS Sntereffe gefallen.

SBenn ba$ 2£uffallenbe un3 blog als intereffant anjiel)t,

fo werben wir au$ ber reinen (Sphäre ber .ftunjt in bie beS

gemeinen SebenS Innabgegogen, wo ftd) freiließ bie ^Reiften

beffer beftnben; bafyer benn in ber Zt)at ba$ Sntereffante oft

über ba$ <Sd)one ben (Sieg baoon tragt. — £)aS Snteref-

fante fyat neuerlid) bie $unjl auf erbarmung^würbige SBeife


Derfdlfd)t, wie ftd) in einer förmlid;en ©efd)id)te biefer %u&
artung nadjweifen liege. Zuä) bie wal)rl)aft fcfyönjlen @>e-

genjldnbe fann man gleidjwoljl nacb bem ©cftdjtspunfte be3

Sntereffanten auffaffen, unb bie$ tyvrn in ber Zt)at bie WleU

den, inbem fte 2Cfleö auf il)re fubjeetioe ©emut^jfimmung


unb U)xen perforieren (Stanbpunft befrieden.

&$ fragt ftd) mm, ob bfe^ notl;wenbig tjl unb ob es


165

<3toffc gicbt, bk fym cfcjcntf;um(tdS)cn Statut gemäß von


ber £>arfMung beS ©cfyönen ganj auSjufd)ließen ftnb. 3)iefe

Rrage tfr fcfyon burd) 'ÄrifioteleS veranlaßt, welcher be^

liauptet: burd) bie Äunfl werbe %Uc$ fd)6n unb fetbft ba3
im wir£lid)cn Zehen SiStbrige, 5. 83. ßeid)name unb bergt.,

werbe angenehm, ßeffing hingegen will eine materielle

©ren^e gießen, tnbem er bemerft, e$ gebe ©egenftänbe, bei

beren ZnbM ber pfypftfcfye SBiberwitle tm§ ben ©tanbpunft


beS ©d)6nen unmöglich mad;e imb ben tunjflerifcfyen ©e*
mütl^ujfanb jerjlore. (£r rechnet £>at)in befonberS ba3 QtUU
fyafte, was 5. 25. Uebelfeit hervorbringe. — ZUi felbft

baS 2((lerwibrigfle unb 2Cbfcl)eulid)j?e wirb von bem tirnp


lerifcfyen ©tanbpunf te au3 etwas anbereS. Sn © I; a l fp e are

kommen bie fcfyrecf liefen ©reuel vor, bte un3 im Ztbm


ben äußerten 2Cbfd)eu erregen unb uns empören würben;
in bem 3ufammenf)ang aber unb von hem richtigen ©tanfc
punfte au$ werben ffe fimjilertfcfy fd)ön. SBenn wir freilief)

bei S3eaumont unb gleicher Vit 2Cbftd?t fe§en, burd)

ba6 jB&tyafte fetbfr 51t wirken, fo'l)ört bie fünjrlerifdje ©tim*


mung auf, ober ffe war vielmehr niemals t>a. Sn 3?atür;

ltd)t^etten tji feiner weiter gegangen, als 2Crtjfopl)ane3;

aUt'm auf feinem ©tanbpunfte unb bem ^temtyrnfte fetner

3eit brad;ten biefc £>inge eine anbere -Sßirfung fyeroor, als

fyeut %w Sage, wo wir un§ erfr burd) tunjiltcfye Operation


in bie richtige (Stimmung verfemen muffen,
Sn $RM\iä)i auf ba$ Material i(! alfo nichts von ber
Äunji auSgefcfyloffen. 9lm giebt e£ freittd; fo gemeine ©e-
genjtdnbe, baß e$ m$ fd;wer wirb, un§ M iljnen auf ben.

rmi|Herifd)cn ©taubpunft $u jMlcn. 2ln ftdr> aber fann fein

Material verworfen werben. Q£$ fommt MeS auf t)k 9la*


166

tionalitdt unb ben ©tanb ber fmnlicfyen unb ftttlid)en Guttut


an; m btm Material an ffcfy fann fein (ü:ntfcl)etbungSgrunb
liegen, ber e$ auSfdtföffe. £)ie einzige Siegel ijl, baß 2CEe^
t>om ©tanbpunfte ber Äunji aufgefaßt werbe; ijl biefe be=

obadjtet, fo ift ba3 Sntereffante ntd)t ebler für bie $unjl:

als ba3 SBiberwdrtige unb (5fell)afte.

Sn ber alten Äunj! tf! ba3 Regelmäßige, $armonifd)c


ber fyerrfcfyenbe ©runbjug; im ©einigen 8tul)e, Harmonie,
©leidmmtl;; im Äörperlicfyen Sufammenjfimmung, 23erl)dlt-

niß, leiste Ucberftd^t. £)a3 28id)tigfJe ijl ber Einfluß bie-

fe^ ©tanbpunftcS auf bie ©egenjMnbe felbfl, welcher ftci>

barin äußert, ba$ bk litten immer tton bem Segriffe ber

©attung ausgeben, unb ba£ SCuffallenbe, ©eltfame ilmen


t>erl)aßt ijl. Sebc 2(bweid(nmg t>on ber wefentltcfyen S3efd>af-

fenljett ber ©attung jtefyt ben Untergang nacf) ftcfy ; wer aus
it)xcn ©cfe^en heraustritt, ijl verloren. — £)iefe <Smne6art
fmben°wir im ganzen 2Cltertl)um; fte tjt ber ©runb ber re;

publifanifcfyen (Staaten, ber ©runb, warum bie ©riechen


unbanfbar gegen u)re großen Banner waren. 2(uf biefer

(Sinnesart nun beruht in Sejie^ung auf ^ie Äunjl i) ber


Umfknb, t)a^ ber eigentliche ©egenjfanb ber £unft t>k §t*
roenwelt ijl; 2) ber tragtfcfye @l)arafter aller £)ar;

(Teilungen, in fofem fte ftd> ^zm wirflid;en Zehen nähern.

£)te Söelt ber £eroen tft ber gewöhnliche ©toff für

t>ie $unff werfe ber ©riechen, fowol)l hie plajlifcfyen, als bie

poetifcfycn, namentlich bie bramatifcfyen. £>ie3 rül)rt bal)er,

weil in hem <5t)mbol aB 2CuSbrucf be§ ©efe^eS ber ®aU


tungSbegriff mit ber Sbee jufammenfdllt. tiefer mu^te ftd>

vermöge ber fymbolifcfycn 23efd?affenl?ett notl;wenbig in xoixb

liefen <J)erfonen bar jMen. £)ic $eroenwelt nun tjt ba$ SBeltalf
167

fymboltfd) betrachtet, bie ©ötterwelt als wrbtlblt'd) bärge;

(teilt. Sn jenen Sßefen txltt bte menfd)ttd)e ©attung t>er=

fldrt auf in il;rer ganzen $ülle unb 23oÜfl:dnt>tgfett. 23ieleS

bei unS gang ©efd)id;tlid)e tterfe^en bafyer bic üiten in bte

3tit ber $eroen, voett btefer Gattungsbegriff unmoglid) fo

in bte wirflidje Gegenwart eingreifen fann.

£)te 2ttten wanbten bar)er in ber Oveget weber fyifio;

rifcfye, noefy fingirte 23eg ebenbetten unb Verfemen als


©toff für bte Äunji an. £)en ft'ngtrten Verfemen fyätte bie

-9£otl)wenbtg?eit gemangelt; fte würben als etwas 3ufdlligeS

erfebtenen fein. £)er Sragifer 2(g atb on war ber erjle,

welcher bem £)rama ftngtrte Verfemen gab. £)ie fytjforifd;en

©egenfldnbe griffen für fte t>teX ju fef>r in baS wirflidje 2e-

ben ein; fte waren itynen gu intereffant, als bafj fte fünftle^

rifd) Ratten fein tonnen. 9?icl)tS, was an ftd) Sbee ift

fonnte ben 2ttten als unmittelbar wirflid) erfebeinen. £)en


<5taat felbft mupten fte im ßicljte ber $eroenwelt betrach-

ten, um il;n el;rwürbtg ju fmben. ßtwaS unmittelbar ©c-


gcnwdrtigeS als fyeilig §u achten, waren fte nidjt fdl;ig.'

£)eßl;alb würben bte l)i|forifd)en 23orftellungen fett ber Sra-


/v
göbie beS 9)l;rr;nid)uS „bic Cnnnaljme t>on €D?ttet in

2ftl)en verboten.

©obalb baS fyerotfdje ^rineip mebr baS Snbwibuetle


auSbrücft, gerat!) es in Sötberjlreit mit ber 9?otl)wenbigfett

unb biefe fcerwanbelt ftd) inS ©cfyicffal. £5tefeS $eroen-


tfyum ^eigt ftd) im 2)rama in feiner sollen Stydtigfeit unb
in feiner 2utftöfung. £>ie $)erfon fallt burd) u)xt ©injelljeit

bem (2d>icffal jum £)pfer; bie ©attung aber tritt ü)r als baS
53leibenbe unter ber Jorm beS ^boreS notljwenbig entgegen.

£>aS irbtfdje <5tf)one auf bem ©tanbpunfte ber 3nbt=


1_68_
t>tbualitdt $eigt ftd> als tfußerorbentltd^, SnbimbuetteS.

2Bie oor tyrer gefdt>vltd;flen flippe aber f;at ftd> t>ie neuere

Äunft baoor ju fyüten, baß bieg ntcfyt jumSntcrcffantcn


verleite. Zuä) baä ^erfönlicfye, SnbioibueUe barf nur bar^
ge|Mt werben als Offenbarung eines allgemeinen inneren
©efe^eS. 2Öa3 an bem befonberen ßtyarafter ausgezeichnet

ift, muß ntcfyt fcon feiner bloßen (Srfcfycinung, fonbem oon


ber Offenbarung ber Sbee in tym fyerrttfyren, bie in ber

allegorifd)en Äunfl nur unter gewiffen SSejtefyungen gefct)eJ)eri

fann. — äufammenljdufung äußerer 2(ngewol)nl)eiten gut

ßl)arafterfd)ilberung ijt eben fo wtberftnnig unb üerfefyrt, wie


ba& 23erleil)en einer befonberen unterfcfyeibenben (£igenfrf)aft.

Tille folcfje (5igenfd)aften ftnb immer nur ^tenn^eidjen für


bie gemeine (£rfd)emung. 2$aS moralifd), polittfef), ober in

trgenb einer anberen SSe^ielrnng; ausgezeichnet, ijt ntd>t fdjon

befwegen ein fd;icflict)er ©egenftanb ber Äunft. £)iefe muß


barjMen fönnen, voie ftd> in bem Snbioibuum bie alige^

meine Sbee beS menfcfylidjen £eben3 offenbart, ©erabe bit

ebeljlen ^f)araftere geigen ftdf oft am meifren ben menfcfyte

ä)en ©cfywddjen unb bei: Sfticfjtigfeit ber ©rfdjemung unter-

werfen, unb -erliegen bafyer bem <5d)icFfal.

SßaS in ber arten Äunft bie SBelt ber £eroen tff, fefylt

in ber neueren Äunfr ganj. «Solche SBerfcfymeljung ber SBirf-

iid)hit mit ber Sbee fann in ber neueren ©pfydre nidjt ge=

bad)t werben, weil bagu bie 2£ufl)ebung ber Allegorie ge;

fyören würbe. £)al)cr fmbet ftd> in ber neueren Äunjt im;

mer ber ©egenfafc oon fyijtorifcfyen unb ftngtrten 9)er-

fönen; fte nimmt ii)xe ©cgenjtdnbe a\x$ ber ©efd)id)te, ober

erftnbet fte, unb oerrdtl) burdf) baS £>afein biefer beiben Ge-
biete ibren a((egorifd)en Gtyarafter.
169

ffian ocrfcnnt gewolmlid) bie Gebeutung fcon betberiet

^erfonen, inbem man unter ber l;ijrorifd)en $)erfon ftd> mei-

ftenS t>tc mcrfwurbtge, bekannte benft, unter ber fmgtr-

ten eine fold;e, bte t>cr ^ünftler nad(> SBtKfur auS|tattet.

(So werben benn bcibe jum Gcl)uf beS faben SbealtftrenS

gebraucht; bte l;iftorifd)e oft beS bloßen DenfmalS , ber*6r^


innerung wegen, roa$ man benn t>atcvldnt>tfd)c Äunjt
nennt.

Grtne (j t jlortfcfye Gegebenheit t)at als einzelnes factum,


at§ befonbere ©efd)id;te 1) ben ßl;ara?ter ber SufdtXtgFett,

2) ben ßljarafter ber allgemeinen Gebeutung, in fofern

fte an fidt) burd) tyre eigene Gebeutung gilt. GeibeS mad)t

aber bk l)t|torifd;e Gegebenheit nod) ntcr)t %um ©egenftanbe


ber Äunfl; ba$ anfällige gel)6rt ber einzelnen @rfd;einung,

bte Sßeltbegebcnt;eit ber Söeltgefdjtdjte an. — £)te Äunjl


»erlangt, ba$ in jebem Momente bie Sbee beS menfd;lid;en
MenS unb ©efcfyiaeS aufgefaßt werbe. Sft bafyer bk fcijfoa

rifcfye Gegebenheit eine typtfcfye, fefljlebenbe, fo Faun fte nur


baburd) fünftlertfd) werben, ba$ baS allgemeine <5dn'cffal

ber Sßelt barin crblicft, unb biefe Sbee betrachtet wirb als

ber ©cfylüffet ju bem beftimmten l)i(Iorifd)en 3ufammenl)ange,


m welchen bie Gegebenheit gehört. £)al;er muffen oiele Ge-
gebenheiten in einen tyuntt %u\ammn gefaßt werben.

©oll bk l)ijtorifd)e Gegebenheit gum Stoff für bte Äunji

fid> eignen, fo muffen wir ferner gewohnt fein, auf biefelbe

als auf etwas ©eläuftgeS unfere ©ebanfen unb ©efü^le ju


begießen. Gt$ barf feine obfeure Gegebenheit fein, bk mit
SBiulur gewollt ijt, um erjl burd) bte ^unftbarfMung im
©cbdd>tntp ber 9flenfd)eu wieber angefrifd;t gu werben.
£)ieS tjl eine ganj üerfefylte Senbenj. — Die beutfdje ^at-
170

fergefd)id)te würbe äl$ paffcnber ©egenfranb für bie fünfte


rifd;e 3)arflellung erfreuten; ^rooincial = ©efcfytd)ten hinge-

gen fonnen burd> bte Äunjl nid)t lebenbig für un3 werben.
9?ie barf ba$ Material wrgitgSwetfe 3wecf be3 ßunfhuerfeS

fein; wir muffen t>teunef;t fcfyon gewohnt fein, auf baffelbe


aB ein befannte6 unfere ©ebanfen §u bejtefyen. — £)a3
größte dufter fyijJorifcfyer ßunftwerfe au3 allen Seiten unb
SSolfern fmb bie fyiflorifcfyen ©tücfe ©l)affpeare'3.
£)ie Gegebenheiten fmb national, in bem großen Sufammem
tyange gebaut unb aB Offenbarung ber Sbee be3 menfcfyli-

d;en ©d)tcffal6 überhaupt bargejMt. 2(ud() waren bie ©toffe


gur fünftlerifcfyen £)arjMung geeignet, ba fie an ftdjj nicfyt

ben ßtyarafter beS gemeinen 2eben3 tragen.

2öer l)iporifd;e ©egenjtdnbe barjMen will, mu$ ftdf)

eng unb treu an bie ©efd)id)te aufstießen unb biefe nur au$
bem rechten ©eftd)tspunfte betrachten. £)aS Stypifcfye ber

2Beltbegebenl)eit fann nur bann Sejknb fyaben, wenn man


ba$ ^tfiorifd;e ganj- unoerdnbert laßt. 2)a$ Sbcattfiren burd?

33erdnberung gewiffer UmfMnbe i\t eine argcSßerimmg, unb


bie SBÜlfür be3 £ünftler3 nimmt bem ©egenfranbe bie

Energie. 2)er Mnjller oerrdtty, baß er gu fcfywacfy war,

bte SBtrfltcfyfett in u)rer gangen S5ebeutung für bie £unjl

auftufaffen.

liefen Vorwurf muffen wir namentlich ©exilier vm


d;en, ber wie bie meinen neueren £)id)ter nid)t im ©taube
war, einen fyiftortfcfyen ©egenftanb rein aufgufaffen. 25a3

.jpineinfledjten mm 2tebeSgefd)id[)ten, wie bie (£pifobe tton

9ftarunb Ztjetia im SßaUcnjtcin, erfajeint oft als etwas


gang grembartigeS. 2lud? SSMenfleinS ßfyarafter ifi nid)t

treu gcfd)tlbert, fonbem mobifteirt, um itym eine allgemein


171

menfdjlicfye SBcbeutung ju geben. £neS tjt aber ubcrflitfftg,

wenn nur ber £)id;ter ben fytjbrtfdjjen Moment gan$ »erficht

unb burcfybringt; er bebarf bann feiner eingcflocfytenen $JIq;

ttoe au$ bem gemeinen ßcben , um ^>k ©ad;c interefjant ^u

machen. — ©btlje'S Grgmont tft nod) mel;r au3 SQBtrf-

ticfyfett unb gierten jufammengcfdjmo^en; boet) empfmben


wir bieg weniger, \)a ba$ ©an^e jur bloßen gtction gemacht

ijt, worin bte ©efdu'd;te t>6llig oerloren gcl;t. £)a3 ganje


©tücf tjr ein bloßes S3ilb, eine Allegorie, worin ftd> ber

bramatifd)e ©inn ganj anflog; benn ba§ £)ramatifd;e muß


in ber treuefren 2Birfl;ct)!eit aufgefaßt werben.

<5l)a£fpeare fyat <&d)xitt fcor (Schritt bte ©efd;id)te

»or 2(ugen, tbealiftrt nie eine t)ijtorifd)e S3egebenl)eit unb


oerdnbert niel)t3. £)a3 Sbeale in feinen £)ar|Mungen rül)rt

nur baljer , ba$ er bie straft l)atte 7 t>k gegebene (Srfd;einung

gdnjlid) a& Offenbarung ber Sbee aufraffen. Sßir nehmen


t>a$ innere Seben ber Sbee felbj! wat)r, belauften immittel;
bar Vie £>anblungSweife ber 23orfet)ung, um fo beutlicfyer,

je unoerfälfd)ter bte 2ßirflid;!eit üor un3 jM;t. Sebe gtction


\)tbt biefe Sßtrfung unfehlbar auf.

gingirte ^erfonen fann Ue ^unfr im umge£el)rten

©inne braudjen, mbern ftc un3 in Ümen^eigt, vok ba$ aU?


gemeine ©d;idfal be3 Sftenfdjen eben ba3 ijt, xva$ un£ in

jebem Momente beS Mens begegnet; wie in SSejie^ung

auf bieg allgemeine ©d)icffal alle 23eifptele gleid) gelten.

2)ie fmgirte Gegebenheit tft ein SSeifptel au3 mkn, mit


welchem wir alle übrigen mcnfd)ltd)en Gegebenheiten, in S3e-

äiel)ung auf btö mcnfct)lict)e 2oo3 überhaupt, als gletd;bc=

beutenb ernennen. £ier iß alfo am wenigflen erlaubt,

burd) 3ufiunmenl)dufung aller möglichen Vollkommenheiten


172

etwas 2Cußerort>ent(tc^e§ barjufietfen. (5$ geigt ftd) in liefern

SSejfreben nur bk (Sttetfeit be£ £)id)ter6, ber ftd> in feinen

£ugenbl)elben felbff gefällig befpiegelt, unb e3 entftefyt fo t>a$

gemeine Sntereffante, • baS gefährliche ©tft für bie Äunjl.

— ©erabe ftngirte 9J?enfc^cn muffen in ber £inie eines £>urd);

fdmitteS genommen werben, mithin als gewöhnliche wtrflid;e

9ftenfd)en erfd;einen, nidjjt als auperorbentlidje, bie wir nur

glauben, wenn fte gefd)id)t(id) ftnb. 2Cber gerabe ber ge-

wol;nlid)e fÜZenfd) muß jum treuen 2(bbrucf ber Sbee beS

Uftenfdjjett überhaupt werben, unb in fofern fann aufy ba$


2Cuf$erorb entließe f)ter Dorfommen mit Surücffü^rung auf ben
allgemeinen Sfttttefyunft be3 ©urdj>fdr)nttteö.

2ütd) in biefer $inftd)t i(r <Sl)affpeare ba§ beut-

lid)(!e Setztet. @eine ft'ngirten, ober Don il)m au§ ber

Srabition in drbid)tung üerwanbelten Sragöbien jetgen vmB

ben £)urd;fd)nitt be6 gemeinen 2ebenS; aber er gelangt t>on

ba ax\§ an bem gaben be3 gemeinen menfd;lid;en ©cfytcffalS

bis an t)k du§er|ren ©renken ber SD?enfd>l>ett. ©o ijt ^ara*


t et burd)au6 fein außerorbentlicfyer ßtyarafter; ^k ganje
5tatajhopf;e rul;t auf ber ©cfywäcfye, i>k alle gewofynücbcn

Sftenfcfyen treffen fann: ba$ fte eine oortrefflid;e, als notl;-

wenbig ernannte ^anblung ftd) öorfefeen, burd) tyre eigene

SReflerion aber ju einer geig^eit erfcr/laffen, weld;e fte an


ber 2CuSfül)rung l;mbert, inbem fte ftd; fdjeuen, burd) bie

2(u6fül)rung bem Sßorfafce t>cn ibealen ßl;arafter ju nehmen.

£)iefe moralifd)e geigtyeit mad)t bie ©runblage be3 £amlet

auS. SBte mit weiß aber ber .£)id)ter oon biefer fiime be$

gemeinen SebenS atö bi$ an bie dufkrjren ©renken beS


gurdjtbaren ju gelangen! — dben fo fütb in Slomeo unb
Suite bie (Situation unb ^k $auptperfonen ntd)t3 2(uger-
173

orbentlid>e3; eS ijl oielmel;r eine alltägliche 9?atür(td>Feit

barm. £>a3 23erl)ältniß ber beiben Siebenten entfielt gus

fällig, als eine ganj gewöhnliche SSallbefanntfdjjaft buvel;

bloßen Znblit auf bem gc|te, nacfybem ^orneo fdfjon tton

einer anbern heftigen ZkU ergriffen war. SulienS (Hx^ia

(jung burcr; keltern, 2faime, S5eid;tüatcr, OTeS ijt ganj ge-

wofynlid) unb aus bem gemeinen £eben gegriffen; aud) ber

Süngling weid;lid), unentfd;loffcn, fdjwad;, fttrj burd;auS

fein ausgezeichneter G>l;araftcr. Unb nun fel;en wir auS fol-

d;en gemeinen $erl;dltnifjen Gegebenheiten cntjrel)en, in be-

nen fiel) baS ganje menfd)ltd)e ©djicFfal unb bte STltd^ttgfett

aller menfd;lid;en £)inge offenbart.

£)tc ©egenjHnbe bürfen in ber neueren $un|r nicfyt in

bem (Sinne fymbolifd) fein, baß in jebem einzelnen ber


gan^e 83egriff, bie Sbee fclbjt angebaut wirb. £)aS ©cl)6-

ne felbjtmuß burcfyauS cfyarafterijiifcft aufgefaßt werben,

unb was man gewöfynlid) baS Sbeal nennt, fann l)ier nur
in ber Sc^ieljung beS befonberen G>l)arafterS auf bie Sbee
ber ganzen 2Öirflid)!eit, beS 9J?enfd)en überhaupt befielen.

Gljarafterijrif tfr l;ier bk v£>auptfad)e, aber eine ibeale @l;a-

rafterijüf, bie in ber S5e^ie^ung beS einzelnen @l;araftcrS

-auf bk Sbee beS menfd) liefen ßljar alters überhaupt gegrün-

M ijl. &k äußeren Sftotioe ftnb l)ier folcfye, bk baS Snbi-


mbuum als befonbereS treffen. £)eßl;alb muß in ber neue-

ren $unft bk ßeibenfcfyaft uberwiegenbe S5ebeutung tya-

ben, 5. S3. bie %kbe, worin ftcfy bie ganje Snbioibualitat in

ber 3fad)tung auf einen befrimmten 3n>ecf erfd;öpft. Wlan


barf aber biefe 9ttottoe nid)t in baS Sntereffante oerwanbeln,

inbem man fte felbft als baS allgemeine auffaßt. 2Me Sbee
beS befonberen menfcblic^en ©efcfyicfeS muß im 23erl)altniß
17#
gur Sbee übcrftaupt gebadet werben, unb bev einzelne ßffta-

raftcr muß bte wtrfltc^c @rij!en5 crfcftöpfen. — £)ie 9?eue=

ren irren faj! immer, inbem fte eine befonbere ßeibenfcftaft

al§ ba3 ungemeine anfeften, worauf ba3 Sßcfen ber ©acfte


berufte, ba fte bocft hur ber Moment ij!, worin ftd> bie

(^rijicnj erfcftopft.

2Tu3 bicfem 23erftdltniffe entfielt ein ©egenfa& jwifcftcn

ben bcfonberen Äußerungen be3 GftarafterS unb bem alk

gemeinen begriffe, worauf er ju be^teften i(r. £>ie £tebe

ober irgenb eine anbere ßcibenfcftaft ij! nur ha$ befonbere


Sttotfo. (£ben fo gut fonnen aber aucft allgemeine begriffe,

j. 35. Patriotismus, politifcfteS Snterejfe u. bergl. ba§ #etrs

fcftenbe fein, als baSjenige, was ben gegenwärtigen (Stoff

in feiner Söirfung benimmt. Sn beiben gdüen gehören biefe

fjftotwe immer nur ber SBirfltcftfett an; hie Sbee beS @runb*
üerftdltmffeS ber menfcftltcften Gmfrenj macftt ben inneren WiU
telpunft aucft beS befonberen GftarafterS auS. — ©o ij! in

SRomeo unb Sulie baS fterrfcftenbe tylotiv hie Ziehe. Der


reflecttrenbe Söerjranb fteftt nun bieS ©tüd als bloße Söer*

fterrlicftung bicfer £eibenfcftaft, unb biefe als baS Sßefent^

lieft e haxin an, woburcft benn nur baS Sntereffante entjrdnbe.

Die Ziehe ij! aber ftier nur baS S5ef!immenbe ber wirf tieften

G'rfcfteimmg; ber ftöftere ©ebanfe ij! fein anberer, als ber

bejrdnbigc ©egenjfanb ber .Stunfh baS SSerftdltniß beS 9tten=

feften gu ber göttlicften Sbee unb hie SSernicfttung beffelben

gegen biefe.

2Tuffallenber noeft als SSewetS, ha$ aueft allgemeine

fjftotwe nur baS 23ef!immenbe ber Grrif!en§ fmb, nieftt baS

SBefentlicfte beS ^unjlwerfeS, ij! baS (Spanifcfte Drama,


worin hie Tlotiu ber wirfrieften <£rJj!en$ gan§ abj!ract als
175

allgemeine begriffe aufgefaßt werben, bte ein gewiffeS ©pjlem


ausmachen. 2Me begriffe üon S^ettgtort, (5;l;re, £icbe wer;

ben l;ier ganj abjlract genommen; ifyr 3ufammenl)ang ift

fd;on vorbereitet unb ein für allemal fertig; jeber einzelne

gall muß ftd) aecommobiren. ©ine folcfyc ©efc^gebung


über bte ßrijlens t(l für ben Äünftler barum fe§r günftig,

weil er rodjrt notl)ig l;at, ben SSegriff erfl 51t cntwicfeln.

£l;6rid)t ijl e3 aber, ju glauben, baß bte fpanifd&e §)oeftc

befonberS allgemeine ^Begriffe, tt)te Cityre, Religion, Siebe,

3U oerl)errlid)en txadjte, unb beßfyalb vorzüglicher fei, als

jebe anbere; au$ welcher falfcfyen 23or(!ellung Ue neuere

(Schwärmerei für bte fpanifcfye $unjl hervorgegangen t|l.

£)tefe beflimmten ©toffe, bte ber @j:t|fen$ ben ßljarafter

geben, ftnb nid)t ba3 Söefentlicfye, wovon bte ßtmjl au&


gel)t. £)icfe$ tjl eben biefelbe allgemeine Sbee, weld;e nur
burd) bte Entfaltung an gewiffen Gegriffen in bte SBtrflicfc

fett verfemt wirb.

Sttag alfo ber @l;arafter burd) befonbere Scibenfcfyaff,

ober burd) abjlracte SSegriffe benimmt werben, fo bienen

betbe nur jur S5ejlimmung ber 2öir?ltcf)fett; ber £unjl aber

nur in fofern, als bartn eine ©ntwicfelung ber Sbee liegt.

— &abä barf man bie Sbee nid)* al§ von ber 2Birflid)?ett

gefonbert beulen, xx>k bte§ in ber .ftunjt ber Zitm ber $aU
tjl. #ier wirb vielmehr eben wegen jenes ®egenfa£eS hk
Sbee felbffc immer in ix)xt Se^ieljungen aufgelojl, unb t>a*

burd) ber ganje ©tanb^unft allegortfd).

dergleichen wir ba$ <Bd)i cffal, toie e3 in ber neue-


ren unb in ber alten Äunjl erfd;emt, fo ftnben wir eS
in jener in einer befonberen ©ejlalt, burd) befonbere ©e-
genfdge unb SBe^ieljungen entfaltet, bte ftcf> aus bem inbi?
176
tnbucllen @l;arafter fd)6pfen (äffen , fo baß auf tiefem ©tanb;
puntte ter Gtyarafter felbft ta§ ©djn'cffal tfi, wä&renb bei

fc>en 2Clten umgefeljrt baS ©cfyicffal ber GStyaraFrer tfi; benn


e$ allein benimmt bte 35efonberl)eit beS 9ttenfd?en. — ©o
geljt be3 £)ebtpu3 ganger (5l)araFter nur aus bem ©cfyicF-

fat fyeröor, welches über tlm »erlangt tfi. £)a3 Einzelne

tfi bei ben; 2Hten nur ©pmbol, b. t. momentane £)ffenba=

rung ber Sbee.


Sn ber neueren £unjf hingegen macfyt ber (SfyaraFter

ba§ ©$icffal beS 9ttenfd>en. ©eine tnbiöibuelle 33efcfyaffen=

tyett tfi bie Urfadje feinet 23crl;d(tmffcö jur Sbee. 3)al)er

fangt ©fyaffpeare immer mit bem ßfyarafter unb ber be-

fonbern ©ituation an unb lagt baxauS btö ©cfyicFfal ftc&

enttmcFeln. ©o geljt im ^amlet bie eigentliche ©ntwiefe-

lung ber Gegebenheit au§ btm @fyarafter ber $erfonlid)feit

be£ ^ringen fywm, bk tym im ©cfywanfen jwtfc^en hem


Gorfa£ ber Styat.imb beren 2üt6fül)rung fyätt unb feine S5e-

fiimmung gum gelben &u ©runbe gel;en lagt, Eben fo txitt

m Sfcomeo unb Suite, n>o bie tnbimbuelle Seibenfdjaft

ber ßiebenben gegen hen ©treit ber betten $dufer ftcfy ent-

wickelt , bte $erf6nltd)feit 'ozm ©cfyicffal tro|enb entgegen.

£>icfe SBtrfttcfyfett tfi aber jugleicb Entfaltung ber Sbee

unb mu$ als folcfye aufgefaßt werben. Se mel)r ber Q%&


rafter entfcfyeibet, je mel)r tn ber einzelnen 3)erfönlid)feit ber

£luell ber Gegebenheiten ijt, befio mel;r mu$ bte S3ejtel;ung

atfegortfd) fein. Se meljr hingegen allgemeine fDtottw mx*


fm, befio mel)r geljen betbe (Bdten tn einanber über.

gür ben erfieren gatt €fl befonberS IRtc^arb III. ein

gutes Geifptel. SBon bem tnbioibuetlen feproffen Gfyarafter

gefyen l)ter alle Gegebenheiten au§. Eben belegen aber,


177

weil bie befonberen 9flotit>e jtc& nicfyt auf eine allgemeine

Siegel jurücf fuhren laffen, ba bte auSgefucbteffe Soweit


einzig baftetytunb nur &iftorif$ üorfommen fänn, muß ba§
23erl)dltniß biefe3 ßfyaraftcrS ju bem allgemeinen £oofe ber

$Jlcn\d)t)cit burcfyauS allegorifcl) aufgefaßt werben , unb bte*

feS fann nicfyt in ben ßfyarafter felbft aufgeben. ^)a^er tjl

in ber £l;at ba3 Gmbe rein allegortfd;, unb tiefer <Sd;luß

i)kx ganj unerläßlich, @in fo einiger ßtyarafter fonnte nur


burd) benimmt ausgekrochene Allegorie auf t)k Sbee be^o*
gen werben.
i Se rneljr hingegen ber G>l;arafter als SBirfung allge*

meiner 33egriffe erfdjjeint, bej!o mel;r muß ft'df) bte Sbee gcr-

fefcen unb in einzelne Tlotive trennen. £)al)er rityrt in

©baffpeare'fcfyen (stücfen biefer %xt bie Stenge ber einzelnen

^Betrachtungen unb ©efb|!gef:prdd)e. ©o im $am let unb


im Sftacbetl;, wo bie ß^araftere als Sßeifptele unter all*

gemeine SSegriffe gefaßt werben.


£er Gtyarafter tjl tyier mit bem <5d)i<ffal baffelbe, unb
bie (Sntwiclelung beffelben (iellt uns baS SSerbdItniß beS

SÖ?enfd)en jur Sbee bar. 9htr wo ber Gtyarafter $Princtp

ber ganzen wirf liefen drfebeinung tfi, fann er fo überwies

gen, ba$ er baS ©cfyicffal bejtimmt. £MeS tji in ^)m


2öal)lüerwanbtfd)aften, t>cm größten tragtfdjen Sfto-

man, ber $all, wo 2(lleS t>om ß^arafter ausgebt, unb bte

ursprüngliche Anlage ber ßbaraf tere , ü;re Snbwibualitdt ber

©runb ber ganzen ÄatafJroplje iji

Qt$ ift bereite gezeigt werben, ba$ ber üttenfcb üor-


^ugSweife baS <5d)6ne i{!, aber and) alle Sftaturgegen*
jldnbe in ben Umfang ber Äunft mit aufgeben fönnen, 1) in
12
1 78

SSejte&ung auf bie Sbee ber Statut überhaupt, 2) in 35e*

gieljung auf ba$ menfdjitcfye SScwugtfcm.


Sßenn ba3 allgemeine menfcblicfye S5ewu^tfetn ber
93unft ber SSejieljung ijt, fo muß in bemfelben ba3 Sftatut*

gefe£ ftcfy inbhnbualtftren; baf)er muffen bie 9?aturgefe&e in

intern 23crf)äitmffe ju bemfelben ba3 perfonlicfye SSeroußtfem

auf bie allgemeinen Stiftungen ber Statur jurucfbejieljen.

2Me3 bewirften bte %ltm burd) bte %ttxibute, wo$utynen


üorjugSweife bte Spiere aB fpmboltfd) bebeutfam btenten;

weniger hk ^flanjen, bte $u weit oon bem inbioibuellen

SSewufjtfein abjle^cn.

Sn ber neueren Äunjl oerliert fiel) bagegen ba§ menfefy-

Itcfye Sewußtfetn in bte allgemeine !iftatur, unb fül)lt bte

©efynfucfyt, ftd) in btefetbe auftulofen. £>(ti)tt ftnbct ftd)

fyier mefyr bie 2Cnwenbung ber ^flcmjen, ber ©egenben aU


©egenjldnbe ber Äunjf. $lux oon biefem ©eftdjjtSpunfte au3,

tn fofern ber inbioibuelle Sföenfcfy fein befonbercS SBewußtfem

in bie üftatur auflöft, fann man hie £>arjMung ber ^atur-

gegenjränbe in ber neueren Äun(l richtig würbtgen, wobei e3

auf treue ^acfyalmumg burd)au£ nicfyt anfommt


£)ie Äunfr fyat ju allen Seiten einen jfrengen, wefent^

liefen Untevfd)ieb äwifcfyen hem göttlichen unb itbifcfyen ©djö*


nen gemacht; biefe SSegren^ung tjf immer anerkannt werben.
Sn ber plafitfcfyen Äunjt ber 2Clten wirb Sftemanb ba3 SSilb

eines ©otteS mit htm eme§ v£>ero3 oerwecfyfeln, welcher jum


Srbifdjen gebort; e3 giebt in ber alten Äunft eine burcfyauS

erfennbare ©renje jwifc^en ©öttern unb #eroen. — £)af*

felbe ftnbet auü) in ber cfyrijrlitf)en £unft ffatt. £)ie göttli-

chen ©egenftanbe ftnb buxd) tyre .inneren SSe^ie^ungen üon


179

ben irbifd;en f$led)tl;fn gefdn'eben. £iflorifd;e§ unb C?rfun<

beneS wirb immer als fold;eö ju erfennen fein tmb barf nie

an bie ©teile beS ©6ttlid;en gefegt werben, ©erabe barin


$cigt ftd) bie <&ä)Voad)t ber auSartenben $un|r, ba$ fte tiefe

©renken $u üerwifcfyen fud)t, inbem fte bie göttlichen ©es


genflänbe als bloß erfdjeinenb barftellt, ober bie irbtfcfye

burd) Sbealiftruncj ju göttlichen ju ergeben fud)t.

Dag @rjlere ftnbet jtatt, wenn bie Äimjr in bloße

Secbntf ausartet. DteS tft in ber neueren Malerei feit

ber £3olognefifd)en Schule gefcfyel;en.


— - Dag falfcfye

Sbealiftren tritt ein, wenn bie Äunjt um alle pofttwe 2Bal)rs

nel;mung be3 ©ottlicben gekommen tjt, wenn fte ntd)tS £ra=


bitionell -£eilige3 mein* §at, unb baljer ba$ gemeine (Srfcfyet-

nenbe jum allgemeinen SSegriff um'bmkL Dies ijl l;eut ju

Sage in ber bilbenben -Stunft unb Maleret ber gaff. Sn


ben meijfen ber neueren religtofen SSilber erfcfyemen bie ©e-
genjUnbe nur att fmgirte, bie burcl) (Erhebung gum allge-

meinen begriff um il)re SSefonber^eit gekommen unb bloß


SSeifpiele beS allgemeinen S5egrip ftnb. So ffnb \)k meiftm
CtyrijIuSbilber au$ ber neueflen 3eit bloße Aktionen , i>k olme
bifforifd)e$ , trabitionelleS Sntereffe einem abjlracten begriffe

genügen follen. DtefeS falfcfye Sbealiftren offenbart ficf> am


beutticfyjta, wenn bte bloße 2Birflid)Feit burefy Steigerung
jum ©örtlichen erhoben werben foff. Q£$ giebt feter Mm
Steigerung ,
fonbern nur unmittelbare Sßerwanblung. — Die
2Bidf)tigfeit beS Srabitionellen in ber «ftunjt leuchtet l)iernad>

ein; ^k flippen ber 2Cbjfraftion machen i>ie $m$ fd>eitem.

£)bwofyl aber ba$ göttliche unb trbifdje Schöne (!reng

gefonbert werben muffen, fo muß e3 bennoefy einen Ueber*

gang geben, in welchem begriffen Sbee unb (£rfd)emun£


12*
180

auf§ufaffen ftnb. liefen gegcttfetttcjen Uebergang betber m


emanber bejetc^nen tue SSegriffe teS Gürfyabenen unb be$

©cfyonen im engeren <5mn.

4. SSom erhabenen unb (Schonen.

£)te SSegrünbung beiber JBegrtffe in bem notfywenbigen


sßerfjdttniß be3 ©egenfa^eS tft fcfyon im erflen Sfyeile gege*

ben werben. $kt mu$ nur gezeigt werben, wie biefer ©e^
genfafe in ber .ftunji gerettet wirb, ba in ber Sfyeorie bie

(gntgegengefe^ten einanber aufhoben.

SebeS .ftunflwerf muffen wir immer gugteid) aß lilt

auffaffen, worin fidfr bie (^ntgegengefe^ten in einem bejümtn^

Un Momente begrenzen unb baburcf) al$ Sfyatigfeit unb


gactum $uglettf) erfannt werben. £)tefe SSegren^ung erfcfyemt

entweber als sotfenbeter ©egenfag (fo im ©örtlichen unb g&


bifdjen), ober fte muf? aB %lt erfannt werben in beflimm^

Un entgegengefe^ten Stiftungen ; unb bk§ gefcfyiefyt im Gfc


fyabenen unb ©cfyönen.
(Sowohl mit bem ©öttlicfyen, xok mit htm Srbifcfyen

mu$ notfywenbig jugleidf) entweber ber Gtyarafter be3 (s-rfya*

benen ober be§ @d)önen t>erbunben fein; benn in jener


-SBoIIenbung muß bie .Stunjt ^ugtetc^ al§ £f)dtigfeit erfcfyemen.

(SSergl bie erfte Unterabteilung biefeS 2£bfd?nttte6. ) £ie


Äunjf bejlef)t im Uebergange ber Elemente, ber aber immer
ein einfeitiger fein muß, inbem t>k entgegengefe^ten aß ge-

geben t>orau^ufe£en ftnb. ©ie fcmn fcon ber 3bee, ober

*>on ber SBirflicfyfeit auSgefyen. £)ie Stiftungen ftnb atfo

entgegengefefct. 9ta bd biefer £>orau3fe£ung fann in ber

Äunfr CsrfyabeneS unb <5d)6ne§ befielen, votö in ber £f)eo*


rie nicfyt möglich war. £>ie Stiftung ber Sl^dttgfett be*
181

fHmmt beibe (Begriffe, bie fyinwieberum bet fünftlerifdjcn

Zl)äti$Mt ben bestimmten Gbarafter geben, dagegen ©ört-

liches unb SrbifcfyeS baS fd;on t>ollenbete ßunftwerf bejetd?-

ncit. Allein bie Sbdtigfeit wirb aucf) l;icr aI6 tn ben (Stoff

t>erfenft, nicfyt bloß fubjectio, betrachtet.

(SrfyabeneS unb (Sd;6neS bleiben immer gefonbert. Sn


jeber fünftlerifd;en Gi:rfd;emung muß einS üon beiben über-
wiegenb fein; feine fann beibcS gugleicfy l;abcn. SSergf. bie

£3emerfungen im tfyeorctifcfycn £l;eil über SÖürbe unb 2£n-

mutl;, weldje t>te Verbreitung ber (£rl) ab enfyeit unb ©d;6n-


|>ett in bie befonbere 2Birflicl)feit auSbrücfen. — SebeS oon
tiefen ^rineipien muß hk gan$e Äunfr umfäffen, unb in

ber wirf liefen Styätigfeit muffen bei^e immer gefcfyieben wer-

ben. Sie fließen nie fo in einanber über, baß ein gemein-


fd)aftlid)eS drittes entftdnbe, wiewohl eS notfywenbig ijl,

baß jebeS oon beiben in baS anbere übergebt. — 9to in bem


inneren Organismus beS $ünftlerS wirb bie ^unjl unioerfell.

Sm 6rr)abencn unb (Schonen wirb ber (Stoff immer


nurbeftimmt burd; bieSitdjttmg ber Styätigfeit, ntd;t burd)

feine SSefonbertyeit unb Allgemeinheit. AIS einzelner ©egen-


ftanb ober abftracter -SSegriff fann feinS oon bei'om angefe-

fytn werben; benn in t>en bloßen wtrflidjen (Stoffen ift btö


(Srljabene unb <Sd;one niemals fünftlcrifd) gegenwärtig. —
£)ie Sfteiffen fucfycn t>k ßrl)abenl;eit in einzelnen ^erfonen
unb einzelnen materiellen $anblungen. tiefes Streben,

baS (Erhabene als bloße @rfd)emung im (Stoffe ju fueben,

ift eine unglücf liebe, l;eut ju Sage nur §u gewöhnliche 23er-

trrung, befonberS in ber Malerei, ©e^wungene 3)bt>ft°SW


mien unb $anblungen entjM;en burd) jenes (Streben, t^cn

3)erfoncn felbft ben AuSbrucf bcS (grbabenen $u geben. (So


isa
witt) bie bilbenbe Jtunft tbeatraltfcb unb tbetorifcb,
mbern man bem einzelnen ©toffe bie (Etgenfcbaften giebt,

bie allein bie tbätige Äunfr b^ben fann. £)ie£ S^I;etovtfc^c

tfl l?ter üon ber ©ettc ber fünftlertfcben &bdtigfett eben fo

t>erwerflicb, als fc>on ber ©ette ber ©egenftänbe felbft baS


Snterejfante. — Qtben fo t>erbdlt eS ftd) mit bem ©ebonen.

Söenn man ber bloßen äußeren @rfcbeinung alle (5igenfcbaf-

ten beilegen will, fo entfielt ein to&kfycUS , unrichtiges unb

unmögliches Sbeal mit rbetorifebem Qfyaxatttx. — (SS fommt


einzig unb allein auf bie fünfllertfcbe Zfyaticfteit an, bie fieb

in ten ©toff t>erwanbelt f)at

Hin febr gutes, auS ber Maleret benommenes 23ei-

fpiel giebt baS -iDftßtterjfdnbniß, baß man baS ©cböne m


bem einzelnen ©toffe, befonberS ben Siguren, ober auä) in

bem ©anjen beS 33ilbeS, betrachtet als ©toff ober ©egen*


flanb ber gemeinen ©rfebemung, fucfyt, obne SRMfityt auf
bie ftmjilerifcbe Sbee. ©o bort man bie fonberbarften Ur*

tyiik über (Sorregto'S SBerfe, weil baxin fajt nie eine

einzelne gigur als gemeine (Srfcbeinung fd)6n fein würbe.

2Ber nun i)kxnad) urteilt, fann ein folcfyeS SBerf natürlich

niebt febon fmben. &ex ©inn beS ©ebonen aber liegt nur
barin, voie bie fimfllerifcbe Sbdtigfeit baS SBerf burebffromt

unb baS ©ange in einen Sttittelpunft vereinigt. £)aS Söerf

ift ntebt in ben einzelnen Siguren entbalten, fonbem bloß


in bem litt, ber alle giguren in einen Moment ber $Sixh

famleit vereinigt. — 2Cucb baS tft niebt einmal riebtig, ba^


baS ©ebone in bem materiellen ©an^en beS SBerfeS gu

fueben fei; eS muß auf bem befonberen ©tanbpunfte aufge-

faßt werben, auf welkem ber Mnftler jknb. — (SS giebt

freilieb 2£tten ber Äunjl, wo bem ©cbeme naefy bie ©cfyonbeit


183

mein* im (Einzelnen liegt; biefe Betrachtung get;5rt aber in

tue bcfonberen Äünjle.

Znä) ba$ (Mjabcne macfyt etgentttct) ber ©tanbpunft


be$ ÄünjflerS au$, wie er ftd> gang in ben (Stoff t>erfen£t

\)dt Cnnjeme $)erfonen in ber £un|r fonnen nie für ftcf>

ergaben fein.

Sßie (Sr^abeneö unb <3d)6ne3 felbft im 33erl)dltnij3 jur

$un|t erfreuten, ift im tfyeoretifdjen Steile bereits fymläng*

lief) entwicfelt $ier f önnten nur nod) t>k tedmifd>en $ulf3*


mittel für beibeS aufgehellt werben, bte aber nid)t in unfere

ptyftofop&ifdje £)arjMung geboren. — UebrigenS t>erftel)t

ftd) t>on felbft, baß weber ba3 (Erhabene noefy baö (Schone,
weber SBurbe nod) 2(nmutfy erlünjtelt werben barf , waö bei

ber SBttrbe unb 2Cnmutf) am Ijäuftgjfen gefcfyiefyt.

2> im t t c r 2C b f rf> n t t t.

Söon bem £)ra,cmi$mu$ beö fünftlmfdjen $etjte$.

iOa6 funfllerifcfye ©enie unb ba$ Äunftwerf jlefyen einan*

ber gegenüber. Sn jenem tflt bie Sbee als 9>rtnct^> leben*

big unb gegenwärtig; in bem jtunjlwerf i(! bie Styättgs

feit ber Sbee abgefd)lofjen unb gefdttigt in ber SBtrflid^-

hit £)atyer ift fowofyl ba3 ftmjflertfd&e ©ente, wie ba3

Äunjiwerf, etwtö ganj UnberfelleS , (SelbjfanbigeS. 3wU


fdjen beiben lebt bte !ün(!lertfd;e £l;ätigfeit, beren £luell t>a$

©ente als ba» üorfyer (begebene, unb beren ^robuet ba§


184
Äunflwer! fjl. £)ie gwtfc^en beiben Crnbpunften liegenbe

2f)dtigfett ift un§ fccte 2Bid)tigfIe.

2)a$ <sd)6ne att ©toff ber ßunfl i(! bte Sfydtigfeit be3

ßünftlerS felbfit, bztxatytet aU ©pmbol, ober ba$ ßimfc


n>erf t>on ©etten feinet inneren @eijle6 angefefyen. tiefem
jlefyt ber ©egenfal^ beS ©cfyonen unb (£rfyabenett gegenüber,

ber on bem .ftunjlwerf aufgefaßt wirb, aber ein ©egenfafc


ber Sfydttgfeit felbjt tjt, fofem biefe üon ber ©ette be$
$unj!werB au3 erfannt wirb.

tlbexaud) bie£fydttgt"ett, rein als foZdt)e bttxatytet, muß


einen swiefadjen ©tanbpunft fyaben: l) bte Sfydtigfeit als

Sbee; 2) bte ZUti$tit t


tt)t'e fte ftd) im Stoffe abfließt.
3Mefe betben ©etten unterfdf?eiben wir burdj bte 2Cuöbrücfe;

9)oefte unb .ftunjt im engeren <5inn. — 2)te $oe-


fte ift etroaS ber £un(t 2(tfgemeine3 , ba3 innere SBirfen ber
Sbee; bte $unft, bte SMenbung ber Sbee in ifyrer dx-
fdjemung. 2Cuf ber (Seite ber reinen Sfydtigfeit uxl)äit ftd)

bte -ftunjt jur 3>oeft:, wie auf ber ©ettc be3 ^unftroerleS
ber (Begenfafc be3 (£rf)abenen unb (Schonen §u bem ©cfyö*
nen aB ©toff ber £unjt im göttlichen unb irbifd;en ©cfyo-

nen. £)ie $oefte i# fyier Vie $au$t\aä)e t wie bort ber

©toff; bte itunft macfyt fax nur ben ©d)luß, wie in btm
weisen 2(bfd)mtt ba3 (£rl)aberie unb ©d;one.
£)er @egenfa& jwifcfyen 9)oefte [unb $unft muß auerjt

noefy ndfyer entwickelt werben. Sßir bürfen beibe ntdjt burd)

2Cb|traction fonbem, nid;t annehmen, bte 9>oefte bejle(;e

bloß in ber (Erftnbung eines aligemeinen planes für *>a$

Äunjtwerl, ofyne Stftcfftcfyt auf bie Materie , alfo in ^em blo=

gen Sßorfafc. (gben fo wenig bürfen [wir unter -ftunft t>a$

Sedjnifcfye, bte bloße medjanifdje Bearbeitung ber ©tojfe


185

»erfreuen, brennte man ßunjr unb ?)oeffc auf biefc SBeife,

fo entjrdnbe bic 25etracl)tung§art beS gemeinen gebend, bie

3wccf unb Mittel, Entwurf unb ^Cuöfu^rung [Reibet —


eine Trennung, welche burd) 2Cbjrractton gefegt, nur
bem gemeinen Scroußtfein aufommt, unb nicfyt ber pr)tfofo*

$>tfcr)en, fonbern ber empirifcfyen ^Betrachtung angehört

Sn 9iücfftd)t auf ba3 |)anbeln beS ÄunftterS ijr für un§


9>oefte unb Äunjl eins unb baffelbe; e6 iftberfelbe ZU, ber

auf ber einen ©ette ^Poefte, auf ber anbetn Äimfi ijr. £>aS
bloße SBollen tft freiließ etn?a6 anbereS, als ba3 Vollbringen;

ber bloße (Entwurf fann nie baS Äunjlwerf ausmachen; ^em


ßünfrler aber ijr SBollen unb 2(u§fül)rung (SmS. — £>ie

.Stunjr ijr biefelbe SBirf famfett, wie tk $oeffe, nur be-


trachtet t>on ber ©ette ber äußeren Sßollenbung. £)ie gan^e

SBollenbung ttom erjlen ©cbanfen bt6 jum legten @trtcf;e

ber 2fa§fül;nmg liegt immer noer) innerhalb ber Sbee, aber

and) ihm fo gut innerhalb ber ©pfydre ber Äunjl ober ber

äußeren. £>ar (Teilung.

SBir betrachten gundcfyjr bie ?)oefte felbjranbig als bie ge^

fammte fünjrlertfcfye £r)dtigfett für ftet), unb fpreeljen mithin

1. S5on ber $oefte im ungemeinen unb t>on i§rev


(SintfyeÜung.

SMe 9>oefte für ftcr; tjl ba$ innere SBtrfen ber Sbee im
lünjrlerifcl)en ©eijre. ©tc ijr bemnaef) eine r)öl;ere 3#d%
feit außerhalb be$ ÄünfllerS, ber allgemeine Söeltgebanfe,
bie Sbee überhaupt, Snbem aber eine folcr)e allgemeine
SBirffamfeit im Söcwußtfem tjl, muß fte äugleid), um in

W SBixtiifyUit überzugeben , btö S5ewußtfetn beS £ünjrlerS


anfüllen.
186

£)er menfdjlidje ©etjl fann von feljr verfcfytebenen (Set-

tert angefeljen werten ; f)ier fommt er m Betracht von (Sei-


ten ber in ü)m lebenbig tätigen Sbee. 2Bir muffen bie

§dl)igfeit be$ ©etjieS, bte ein foldjeS Sßirfen ber Sbee mög;
üd) mad)t, ober vielmehr bte CmtrotcFelungSliufe be3 ganzen

©etjleS , auf welche er burd) btefe SBitf famfett ber Sbee ge-
freut wirb , mit einem 2Cu§brucfe belegen. £)iefe (Stufe beS

SSewußtfemS, wo bte fünjflerifdje Sbee in tym tyatia, iff,

nennen wir ^fyantafie. Sm 2ttlgemeinen tfi ^antafte


jebe 2£eugerung ber Sbee im SSewußtfein ; inSbefonbere un-

terfcfyeibet ftd) bte fünjfterifdje von ber religiofen.

$duftg t>erwed)felt man bie ?)l)anta fte mit ber (5in-


btlbungSfraft, welche gan^ ber gemeinen (Menntnifs am
gehört, unb nichts anbereS t|t, als ba3 menfdjlidje SBewujst*

fein, in fofern e3 bte urfprünglicbe 2(nfd)auung in bem %eiU

liefen 3ufammenl)ange in3 Unenblicfye lieber fyerftellt. £>ie

CnnbilbungSfraft fegt immer bte (Spaltungen ber gemeinen

(grfenntntg: 2Cbj!ractton unb Urteil, SSegrtff unb SBorjfels

tung voraus, unb fucfyt biefe (Spaltungen gu vermitteln,

tnbem fte bem allgemeinen begriffe bie ©ejfalt ber befon^

beren 23orjMung unb biefer bie $orm be3 allgemeinen S5e-

griffet letl;t. (Sie be^ietjt ftd) mithin immer auf bie Sßiber-

fprucf)c be3 gemeinen 23erftanbe§.


£)ie ?)l)antafte hingegen ge^t oon ber urfprünglidjen
(Einheit biefer ©egenfdge in ber Sbee au§, unb bewirft,

baß bie entgegengefegten Elemente, bie ftd) au£ ber Sbee


abfdjeiben, and) in ber SQ3trf(td;fett nad) t>erfd)iebenen Siid)*

tungen ftd) oollftdnbig vereinigen. £>urd) fte ftnb wir fdf)ig,

Ijöljere ©egenjldnbc, aU bie be§ gemeinen ©rfennenö wafyr^


junel;men, ©egenfldnbe in benen wir bie Sbeen felbjt als
187

wirflieb erfennen. Sn ber Äunft tjl bie ^tyantaffe bie gd-


bigfett, bte Sbee in SBirfiicfyfeit ju üerwanbcln. — @S tjl

in ber ^I;antafte eine wunberbare SSerfcfymetjimg ber (£inbeit

ber Stee mit ben ©egenfd^en ber SBirfu'dfrfett. ©erabe bie-

fe3 SBerbältniß aber erfordert notbwenbig eine ©onberung


ber spfyantajte in ftd> fclbjt.

£Me ?)I;antafte an ffcb, fofern fte ba$ 2C«ffaflcn ber


Sbee at§ SBtrfliebf eit ijr, fann nur befreien bureb lieber

gaitg ber Sbee in bie Söirflicbfeit. gaffen wir nun ba$


©anje juerjr a(§ Sbee auf unb bie &b<*tigfeit nur als @nt«
wtcfelung berfelben in bie SBirflicfyfeit hinein, fo fyabtn wir
bie ?)f)antafie im engeren <5inn, ober t>k ^antafte

ber ^bantafte. — gaffen wir bie SBtrflicbfeit at§ ba3 (grjie

ober als etwas für ftcb SSejtebenbeS auf unb fefcen bie fünft*

(erifd()e £l;dtigfeit barein, bag fte in ber SBirflicfyfeit ba$


£eben ber Sbee entwickele unb jene auf biefe jurücffübre, fo

nennen wir bieS bie ©innlicbfett ber ^Pfyantafie, wor-


unter niebt \>ie gemeine ©mnltc&feit ju tterjleben tjt. — Sn
bem dritten aber, Um Sttittelpunfte beiber, muß ber Mnjf-
(er Sbee unb 2ötrf liebfeit fo auffaffen, b<x$ beibe in einan-

ber aufgeben , unb jwar in ber SBirf liebfeit. SMefeS dritte,

worin Sbee unb Söirf liebfeit gan^ in einanber aufgeben, tj!

baS £)enfen ob'er ber Sßerftanb ber sp&antafte. £)ie£

tjt baS £oebjre ber fünjllerifcben Sbdtigfeit unb für bie Äunjr

baffelbe, wa$ tk ^ialeftif für i>k ^tXofo^^te ; baber wir

c£ aueb bie fünjHcrifcbe SMaleftif nennen fonnen.

2Bir b<*ben nun biefe bret Momente in ber angegebenen

£)rbnung $u unterfueben. <£$ fragt ftdt> §uüorberjt: xoie

follen wir uns t>k tyfyantafit im engeren ©mne benfen?

Sjr Vu Sbee bier ber SSegriff, welcbem t>k Sbdtigfett nur


188

befonbere ©eflaltung geben foll? — £>tefe 2Cnftcfyt fatm nicfyt

tue nötige fein; benn fte fefct ein ab flracteS 2$erl)dltnif3 sorauS.

©oll aber He sp&antafte t>on t>er Sbee als ©nfyeit ber ©egen=

fäfce ausgeben unb He 2öirflid)feit als bie 6pl)dre berfelben

betrachten, fo fonnen beibe nicfyt in emanber übergeben.


£)te spfyantafte muß allerdings t>on ber Sbee ausgeben,
aber in ^wiefacfyer 9ftd)ttmg. ©tc muß He Sbee in ii>re ©e-
genfd^e ^erlegen, He ifyre äBtrfltcfyfett ausmachen; fte mu$
btn (Begenfa^ beS allgemeinen unb SSefonberen als fdjaffen-

ben ©egenfa& ber Sbee felbjl annehmen, bie ftd) felbfl t>om

TOgemeinen $um £5efonberen, ober t>on bem Sefonberen ber

Clhrfdjeinung gum allgemeinen bewegt, unb jenes in feinem

S3erl;ältnij$ gu biefem fo barjlellen, roie eS in ber Sbee, ntd)t


tt)ie eS in ber gemeinen äßtrflic&fett ijl.

©o fmbet fyier jwifdjen $l)antafie unb ©tnnlid;*


feit ein dl)ntid)eS 33erl;dltmß flatt, vote gwifc^en <St)mbol

unb Allegorie. £>ie §)l;antaffc unterfcfyeibet ftd) von ber

©innlid)fett baburd) , bap fte biefe 3fad)tungen »ort ber (£in-

tyit ber Sbee aus entwickelt, unb biefe immer als baS (Ge-

genwärtige anfielt, bagegen in ber <Sinnlid)teit bk ©egenfd^e

felbfl aB Sbee aufgefaßt, in ber SBirflid&fett felbfl bie Sbee


gefunben unb mithin bie 3Q3trfu'd;fett als Sbee bel;anbelt wirb.
2fuf bdten Otiten muffen lieber $wet 3ftd)tungen un-
terfcfyiebcn werben: in ber $l)antafte eine bilb enbe,
bie baS ©i;mbolifd;e bewirft; eine finnenbe, weld;e bte

Allegorie hervorbringt; in ber ©innlid)! eit: bie Stidy

tung ber finnlid)cn 2£uSfül)rung, unb bk ber (£m-


pfinbung, woju bie SRüfyrung gebort unb bcfonberS ber 3u-
jlanb beS ©emütljeS, worin bk (Stimmung felbfl ber be-
griff wirb, wa$ wir ben $ um or nennen. — 2Cu$ ber
189

23crffanb bcr ?)^antafte tyat


*
ö
mi Dvtdjturtgcn : i) btc

fpmboltfcfje, btc ben S3egriff als wirflid) bavjMt, btc com


templatioe; 2) bcr Sßt^ ber btc ©ccjenfd^c bcr Sbee

aufgebt. S5etbe werben aU abfolutcr 2tft in ben WitttU


punft ättfammengefaßt burd) btc Sronie. — £)a3 l)ier

nur 2Cngcbeutetc muß nun genauer entwidelt werben.

<S& tjr notljwenbig, baß bie fünfilerifd;e Zfyaticfttit t>er*

fd)icbenc üiidjtungen nimmt; fonj! fiele fte in btc abfolutc

(§ml)eit bcS SSewußtfemS jurücf. Chitwcbcr bic Sbee muß


t?orau6gefe|t werben, ober btc SBirflidjfeit, bie in bic Sbcc
uerfenft wirb. SeneS erjlere 33c(freben mad;t bic ^Ijantafte

im engeren (Sinne, ba§ ledere, welcfyeS bic SBtrflicfyfett im


Zifytc bcr Sbee bar ju|tcffen fud)t , ^>k ©innlid)! eit au§ , wor*
unter nid;t, xoie auf bem ©tanbpunfte bc6 gemeinen S3e-

wußtfemS, t>a$ bloße haften an ben wirf liefen ftnnücpen


©toffen ju oerjMjen i|t.

SBir bürfen bic Sbee nicfyt aB ben allgemeinen Segriff


benfen, fonbem als ba§ Snnerc, worin begriff un'o 33or*

fMung emö unb baffelbe ftnb, ba$ unioerfelle SSewußtfetn.


©oll aber tk Sbee Sl)dtigFeit fein, fo mu$ fte oom allge-

meinen gmn SBefonberen unb öom SSefonberen gum allge-


meinen fortfd)reiten. Sn jenem gallc muß ftc ben SScgriff
barfleEen aB ftd> felbft unb fein 23efonbereS umfaffenb.
(Sel)t aber bie Styätigfeit oom 25efonberen %um allgemeinen

fort, fo wirb fte ben Swiefpalt jwifdjen beiben ju ©runbc


legen, btö ©injelne auf ba§ allgemeine jurüdbesicljen unb
betbe» in ber Sbee vereinigen muffen.

$kbüxä) entfielt ber Untcrfd)ieb jwifdjcn bitbenbet


unb finnenber 5)1^ antafic. Scne ergreift ^n Begriff

felbj* aB lebenbige Sbcc unb jMt t(m aB folcfje bar; ftc


190

ift bie eigentliche ftjmbolifdje SBirf famfett. £)te ftnnenbe

9tyantafte hingegen ijr bie a 11 e g r i


f 6) e ; oudf) in ifyr fmben
wir S3egrtff unb SSefonbereS in ber Sbee vereinigt ,
jebod) fo,

bag SetbeS burcfy SSejie^uncj , burd) Sfteflerion in bie Sbee


Derfenft wirb unb in biefer S5etbe§ gegenwärtig erfdjeint,

aber in feiner SSejiefyung. ©te bilbenbe ^fyantafte (teilt ben

©toff fpmbolifcfy, bie ftnnenbe allegortfcf) bar. SSeibe SRify

tungen liegen nur im ®cbktt ber ?tyantafte.


5D?an fonnte einwenben , wir benfen unS bte 5tyantaffe

all eine straft §u frf>affen ; nad) htm ©efagten aber fcfyeine

mel)r ein Genien haxin wirf fam gu fein ,


gumal bei ber ftn-

nenben spfyantafte, hk uns S3efonbere3 unb Allgemeines in

ber SSe^ung jeigt; bod) and) bd ber bilbenben ^antafte,

t>k bzn begriff als SBefonber^ctt barjlellen fotf. £)er S5e=

griff muß aifo als folcfjer fdfjon ganj abgegrenzt, eS muß


ein befonberer abjrracter SSegriff, fein allgemeiner fein. £>tefe

Abgrenzung beS Begriffes aber tfl ©acfye beg £)enfenS. hier-

aus ergiebt ftd) jebod) nur, baß auü) in ber bilbenben unb
ftnnenben ^fyantafte ber SBerjtanb wirft, $Pfyantafte unb
<5innltd)feit ftnb eigentlich nur baS Sterben beS funjlleri-

fcfjen ©tanbpunfteS , ber erft in ber Bereinigung beiber,

bem S3er(lanbe ber ^fyantafte, t>ollj?dnbig öorfyanben tjl.

£)ie SßorjMung eines inftinctmdßigen SreibenS i(! ganj

unrichtig; ber fünfHerifdje ©tanbpunft iff ein ©tanbpunft


ber (Smftc&t, ber t>erjlanbeSmdßigen ©rfemttmfj , unb ba$
£enfen bleibt bie mnerfle wefentlicbfre .Straft ber ^ttnjr. —
3)te eben fo toerf efyrte entgegengefefcte 23orf!ellung , als fei bie

•ftunjr bloße 9?ad)al)mung eines fcfyon bejfel;enben 23erl;dlfc

niffeS, wonad) baS ©cfyone tfyeoretifcfy betrachtet wirb, ents

jte&t burd) baS #erüorfyeben ber anberen bloß mec^antfe^cn


191

©ette ber £un|f, inbem man ntcfyt einfielt, baß auefy im


9)raftifcfyen ber 23erjtanb uberwiegenb wtrffam fein fann.

Sn betten 2(rten ber $pi;antafte tft alfo ber Söerftanb

l)bd)\t tl;dtig. 2Bir fcfyeiben bie 3>l;antafte nur beSwegen


auS, weil bte ^unfi in iftrer Untoerfalitdt nicfyt bloß ben

9ttittetyunft, fonbern audfr bie (Srtreme be£ SSewußtfeinS be-

faßt, unb notfywenbig befaffen muß, weit bte «ftunft nid)t

rufyenbe (£rf enntniß , fonbern Zt)äü$dt tft, bie nad; entge-

gengefefcten 9?id)tungen wirft, <3o wie bdm Silben bie (§r-

fenntntß be3 ©egenfa^es? gwtfd;eii allgemeinem unb SSefon*


berem oorauSgefefct werben muß, fo giebt e$ auf ber an*
beren <5citt hin ©innen ber ^fyantafte ofyne #nnal)me ei*

ner urfyrunglid;en (Smtyett ber ©egenfd^e.

£)ie bilbenbe 9>t)antafie ift bie £l)dtigfeit, burd)

weld;e ber 33egrijf ftc|> felbjt eine bejtimmte ©effalt giebt,

aber als lebenbige Sbee gebaut. £)er SSegriff fann mithin

fein bloß allgemeiner, nicfyt baS ©elbjibewußtfetn überhaupt

fein, fonbern ein fcfyon burd) Cngenfd;aften bejltmmter SSe*

griff, ©o fteljen in ber Äunjt ber 2Ctten bte ©ejlalten ber

meiert ©otter aU inbioibualiffrte begriffe neben einanber. —


©oll tk Sbee ffcf> gehalten, fo fann fte bteS nur, inbem
ber SSegriff ein bejltmmter ijt, unb biefer als 2Birflid)feit

angenommen wirb. 2(pollon'S S3egriff ift burd) befonbere

@igenfd)aften ntd>t als ©attungSbegriff befiimmt, fonbern

als lebenbigeS £)afein ber Sbee, t>k ftcr) in feinen 2(ttrtbu*

ten unb #anblungen äußert. @o t)aben alle ©ott^etten,

aucr) 3euS, beftimmte ßr)araftere unb erfreuten nid)t als

felbjlbewußte SBefen überhaupt, fonbern als SBefen, bie ge*

rabe mit biefen unb feinen anberen inbioibuellen <£igenfcr)afc

ten angefüllt fütb, welche (Sigenfct)aften eben ti)r 2)afein aus*


192

machen. Qt§ if! bie SÖßirfung ber btlbenben ^Pbantaffe, bap


ber Gtyavafter f)ter §ugleid) baS £afein mad)t, unb bcr S3c-

griff, ber ftcfy felbft ein £)afein giebt, ein beflimmter tjt.

SQBeil aber ber begriff fiel) fo bejlimmt gehaltet, muß


äugteid; eine allgemeine SBe^iebung ju ©runbe liegen; bafyer

ftefyt I;ier baS Sfyt&fa-I als bloßer ©ebanfe ben einzelnen


(Besaitungen ber Sbee gegenüber.

£)ie toirflidjen ^anblungen be§ SSegriffeS muffen burd)


benfelben befyenftyt fein, t)a bk Styätigfeit aus bem begriffe
auf ba$ SSefonbcre übergebt. £)al)er fmbet §ter nie eine fo
[umliefe, wirf liebe £ebenbig!eit jlatt, wie in ber ©innttefc
feit. <£$ tritt beutlitf) fceröor, baß bk ©cjialtcn ©arjlcls
Jungen eines SSegriffeS fmb, unb bie (Srfcfyetmmg wirb §&
bttrdf) gleicfyfam unterbrücft, inbem bie bilbenbe ^O^antafte

ftd) il;re eigene Statur fd;afft. 3Me3 nennen 83iele 3beali=

ffren; allein biefeS Sbealiftren verliert ftd> nid)t üt§ 2Cbs

jfracte. £)ie Äotpergeftalten ber alten ©ottbeiten fmb in

ber Zfyat nid)t ber wirflidjen Sftatur nad)gebilbet; fte fmb


nadb einem SSegriff erfonnen; aber tiefer SSegriff tjt nicbtS

2lbj?racte3, fonbern muß burefy ba$ ©tjftem »on ©ebanfen


beftimmt fein , worin er oorfommt. £er SSegrtff ber menfefc

lid;en ©ejklt überbauet fann ftd) nie verwirf liefen; foll

ftd) ber Segriff eine ©ejtalt geben, fo mu$ er fdjon ein

bejftmmter, mobifteirter fein.

üJflancbeS erfdjeint unS m ber alten ^unj! als Sßirfung

ber roljen S3ebanblung beS (Stoffes, was in ber febroffen

SSejfimmung beS SSegriffeS feinen ©runb fyat. <5o barf man


baS £arte unb Unnatürlicbe ber #eg*;:pttfd)en ©ötterge^
palten nicfyt aUein auS mangelbafter £ed)nif ober Statur-
fetmtniß erfldren, £er wefentficfye ©runb liegt bartn, baß
193

bic lichtet \id) u)xe ©ottl)Ctten unter fo fcl>voff begreifen

^Begriffen backten, baß fte btefetben nid)t anbcrS, als burcl)

2(bwcid;ung Dom Natürlichen erreichen konnten. 2)al;er fya=

ben bic £l)tcrge|Ialtcn bei* 2£eg*)pter weit richtigere S3ilbung,

als hie immer fteifen menfd;lid;en giguren. £)affelbe gilt,

nur im geringeren ©rabc, and) üon ben griccf)ifd;en SMlb*

weifen ber 2Ceg tne 1 1


f d>cn <Sd)ule, bie naci) bem 2Cu6bru(f

bcS 9)aufaniaS rol)er, aber göttlicher waren, als bic SBcrfe


ber fpdteren ÄunjJ.

v£ncrauS crfldrt ftc!) auefy, baß bie dltejlen ^etrurt-


fdjen unb hie altert cd) tfcfyen S3ilbwerfe auf er btefer

fdjarfen ©eftalt immer in fefyr angefpannter £l)dtigFett unb

Bewegung erfreuten. Sn bic £anblung mußte bic gan^e

S5e(ltmmtl;ctt bcS S5cgviffcS übergeben; fte burftc nid)t als

eine jufdüige, auS ber gemeinen 9ttoglid)Feit hergenommene


erfd^emen; ftc mußte bafyer eine typtfcfye $anbfung fein,

burd) welche fiel; ein SSegriff unmittelbar offenbart.

©erabc in ben ^»erioben ber Äunft, wo bie $pi;antafte

am lebenbig(!en ift, pflegt ber .StreiS berfclben ein burc^auS

befcljrdnfter unb begrenzter gu fein; benn außer biefem Greife

würbe bic 9>I;antaftc nichts BejlimmteS metyr bilben fonnen.


3MeS ftnben fort bei hen ©rieben, beren Sbeenf reis -für

bie $l)antafte burcfyauS befd)rdnft tjl, unb bei benen alles

materiell begrenzte ©ejlalt annimmt. Stafyer rül)rt baS

finblicfye 2Cnfel;cn biefer ©d;6pfungen ber 9tyantafte.

£)ieS jetgt fiel) befonberS beutlicl) burd) baS ©egcntl;eil,

wcldjeS entjtcbt, wenn fpdtere Äünjtler in baS (Gebiet ber

fd;affenben spfyantafte gurucfjufeljren fud)en, wo ftc benn


gewöljnlid) an ber '2Ctfgemeinl)eit fdjettern. ©o gerate .SUop-

jtoef in eine unenbticfye £>ebe &on gormloftgf eit, weil et

43
194

immer etwas gemeines, 2Cbpractc6 in begrenzter ©ejratt

barjMen will, ttnfere gaffungSftaft fyort bei manchen


<Sd)ilberungen auf, weil fte ntct)t bejttmmte begriffe, fonbern

bloße 2Cbjrracta ftnb, Ue leine ©eftaltung bulben. £)er

SSegriff be3 ©ottlidjen tjr bei ^lopftocf ein allgemeiner, ah


praeter, unb ee> entfielt bal;er mel)r ein SRaifonnement mit

Gegriffen, als eine £)ar|tellung berfelben. — S5et ben litten

ftnb t>k 33orfMungen &on Sßeltraum eng begrenzt; bie

SSegriffe fcfyarf bejtimmt; nur baburd) wirb eS moglid), fte

in begrenzte ©efklt ju faffen. (ES t|t bafyer eine vergebliche

IDZüfje in fpdteren Seiten, in baS SReid) ber fcfyaffenben $Pr;an-

taffe ftd> gttrücfoetfeken ^u wollen. Seber ^ünfller wirb

unter äußeren SSebingungen geboren, unb i(! felbjt ein ge^

gebeneS factum biefer SSebtngungen.

SBegen ber fd;arfen SSejlimmung ber Segriffe mu£ not!;?

wenbig in biefer ©pfydre ber fcr)affenben 9)l)antafte ba3 71U-

gemeine einen allegorifdjen ßfyarafter erhalten; bal)er wirb


alle Reflerion in biefern (Gebiete allegor ifd). £)ie be|!en

SSeifpiele bar>on liefern unter t>en grted)ifd;en £>id)texn He*


fd)plu6 unb ^Ptnbar. 83efonber3 bei bem £e&teren ftnb

bie aEgemeinen Reflexionen, j. S5. bie ftttlidjen £el)ren, xok


and) bie befonberen £)ar|Mungen einzelner (&e\d)id)ten im=

mer ganj allegorifd) ^e"oad)t f fo ba$ fte nicfyt unabhängig

für ftd; als (Symbol, fonbern bloß burd) ifyre 23e$iel;ung oer*

fldnblid) ftnb. £)ie Reflexion begtebt ftd? fyter m^ allgemeine,

TCbjtracte. S5ei 2CefdJ>t>tu6 greift eben bafyer ber @l;or niebt

fo in bie vgmnblung ein, wie bei ©oipljoflea, fonbern bat

eine allgemeine allegorifdje S5ebeutung; unb and) bie ein-

zelnen Vorfalle (!el;en mit ber v£>auptbegebenl)eit immer in

allegorifcfyer SSe^ieljung ai$ 33orbcbeutung, SBiebcrbolung


195

u. bergl. @ü ersten im Agamemnon bie Qfybxe mei*

jrenS S5egcbenl;eiten au§ ber ©efd)id?te bei* *Pelopiben, bte

als 23orbcbeutungen ober als ©egenbilber l)inge|Mt »erben,

olme gerabegu in bte *£>anblung verflochten 51t fein. £)icS

©cgeiibilbltcfye aber tft eben baS 2£Uegortfd)C.

Sn ber bilbenben $l)antafte ft'nben »ir ben fcr)affenben

©eift nocl; auf bem SBege 00m ©örtlichen in bie S&ixUiä)*

Mt. £)al;er i(r baS SBtrfu'cfye t)kx niemals gang ausgebt

bei £)ieS i(l weit mel;r ber gall auf bem ©tanbpunfte beS
fünj!lerifd)en 33er(lanbeS, »0 biefe S3e|fanbtl)eile inniger in

einanber greifen.

£)te finnenbe ^fyantafie bepelzt in ber 2Cuffaf|ung

ber ©egenf% ber 2Sirflicl;feit unb 2Cuflofung berfelben in

i>k Sbee. ©ie beginnt oon bem 33efonberen, fcon ber ge*

gebenen 2D?annicf)faltigfeit, aber immer mit SBegielmng auf


ben begriff. £>ie befonbere (Srfcfyeinung unb tyr begriff

foll burcr) SSegiefyung in bk Sbee gurücfoerfefct werben.

Wit btefem ©innen tfr aber gugleid) ein ©d;affen oerbun-

ben, tnbem burd) bie 83egiel)Uttg hie ©toffe bejlimmt unb

für bte Äunft baS »erben, »aS fte fein follen. £)aS S3e*
(heben , fte in ber Sbee gufammengufaffen , iff ein ©Raffen.
2Tucfy fyier muß ber gegebene ©toff anberS erfd)einen,

als in ber SBtrflidjjfett. (*S fommt fyter auf ben allgemei-


nen Sufammenfyang ber £)mge an, bte buref) bte inneren

Derbinbenben S3egiel)ungen gu et»aS v£)6l;erem »erben unb


beren SBtrfltcfyfett nur et»aS tjl in 33egtel)ung auf biefen
3ufammenl)ang. £)al)er i(! biefe gange 9)l;antaffe allego-

rtfd). £)ie gange SÖtrfltcfyfett tjl nur ba unb fyat h)xe 83e*

beutung nur in ber Sbee unter ber ©efralt ber begriffe,


»orauf fte belogen »irb. Qt$ entfielt barauS eine große
13*
196

$)araborie für ben gemeinen Skrjlanb, weil fyier burd) bte

^anfofte bte befannten ©egenjldnbe ber 2Birflid)feit in ein


ganj oerdnberteS ßtc&t gejlellt werben.

£>ie Sbee fann aber a\xö) l)ier ntcfyt bie ganj allgemeine

fein; ber SSegrtff muß ein bestimmter fein, auf ben baS

S3efonbere ftä) bejieljt, unb ber bafyer als bie 2ötrflic!)f eit

felbjl, nur in allgemeiner CBeftalt, erfannt wirb. £al)er

gefyt biefe spbantafte immer auf baS allgemeine unb Unfoer=


feile, \)a ber begriff ^Begriff beS befümmten, factifd; gege-

benen ttnioerfumS t(f.

£)ieS jeigt ftd> am bejlen an Kante'S divina Com-


media. 3)er £)id)ter gefyt t>on ber wirflidjen SBelt auS;

bk SSefonb erteilen ftnb bekannte ^erfonen, Realitäten, Soor-

falle; 2ClleS grünbet ftd) auf Ue gegenwärtig^ 2Bivflid)feit.

2CHe 35efonberl>eit aber ul belogen auf ^m S3egriff beS Uni-

üerfumS, unb $war als eines begrenjten, bejlimmten Snbi-


fcibuumS, ntd>t eines 2Cb(!ractumS , wie bei ÄlopftocF. £)a-

fyer fmbet fiel) burdjgängig Verflechtung ber wirflid;en Sßelt

unb beS Begriffes, ber aber burd) t>k ftnnenbe 3)l;antafte

felbjt ein wirflidjeS bejlimmteS £)ing geworben ijl.

9fid)tS in biefem ganzen ©ebtete fann ol;nc feine 85e-

gieljung t>erftanben werben. £)al)er wirb auc^ baS Sßerf


ber ftnnenben $)l)antafte nid)t fo leid)t, wie baS ber bilbens

terif mit ber gemeinen Statur unb Söirflicfyfeit üerwedpfelt.

W\$t man bie SBerfe ber bilbenben ?>l)antafte gern naty

bem fJttaaßflabe ber gemeinen 9?atur, fo wirb hingegen bei

£)ante niemanb leid;t auf ben ©ebanfen fommen, ba$ feine


baroefen SSilber auS ber Ungefd)tc?ltd)feit fyerrüljrten , hk
2Birflid)feit barjujMen; fonbern jeber bemerft, baß fte nur
burd[) iljre S3ebeutung baS ftnb, waS fte ftnb. £tefe ©e=
197

flaltungen fönncn nur aus t>em 3ufammcnl;ange be3 ganzen

UnwcrfumS richtig betrachtet werben. — ©ememfdjjaftlid)

aber bitten tiefe S3effonbtl)eile in £)antc'3 2ßcr! lieber etwas

ganj ©ymbolifcfyeS, ba ba3 (Stnjelne nur allegorifd) gefaßt

werben fann. Umgcfcfyrt ift eS in ber bilbenben 9)fyantafte,

wo ba3 (Smjelne immer oon einer fcfyroffen Allegorie bc^

gleitet tjt.

allgemeines unb S5efonbere3 vereint ftd> alfo wieber

%um (Symbol, unb baS ©anje würbe ganj ©pmbol werben,


wenn nicfyt eine gereifte bejlimmte SSebeutimg bamtt oerbun-

ben wäre. Sn biefer Stöcfftcfyt tft ein SBerf ber ffnnenben

9)l;antafte lange nicfyt fo unioerfell, wie ba§ ber bilbenben.

SebeS befonbere ©pmbol erl;dlt burcl) bte bitbenbe SJtyantafte

ben ^Begriff ber Sbee überhaupt, alfo eine abfolute Unwert


falität. Set ber ffnnenben spfyantajte fann bie$ nicfyt ber

galt fein; ba-S SBerf berfelben tj! unioerfell in $inftd)t be3

©toffca f
nicf)t unioerfell in dlM\id)t auf ben ©tanbpunft,

&on welchem man cS auffaffen muß. (g3 wirb immer ein

beftimmter ©cfytäjfel be6 SfcärfyfelS erforberlid;, eine befonbere

(Stimmung unb ein bejlimmter ©tanb^unft be3 -5tünftTer£

t)orau^ufe^en fein, $ann man biefen ntd>t fmben, fo m\x$

ein foldjeS SBerf baroef unb wunberlicfy erfctyeinen. £)a»

©ebilbe au$ bem allgemeinen unb SSefonberen fann in bem


wirflic^en 2Serfe nid)t ben allgemeinen gleichgültigen (Sf)ca

xattex fyaben, ba fonjl bie SSejie^ung wegfiele.

SSeim 2Cef$t)lu$ ift gerabe ba$ äkrbtenfllid;e, baß bte

^Begebenheiten erfreuten, wie unter 9ttenfd)en überhaupt

bem allgemeinen <5d)icffale nad); fo auä) im $omer, wo


bie ^erfonen überwiegenb ben allgemeinen @barafter ber

$?enfd)lic^cit Ijaben. Sn ber neueren Äunj! hingegen i#


198
eine beflimmte fyijrorifd) gegebene gorm ber Sbee, ein be-

fonbereS Unioerfum wrauSjufefcen. Sm £ante &. 33. iji

ber ©eftcfytSpunft ber fatfyolifd) s t^eotogifc^e ber 3ett mit

bejtimmter moralifcfy'bogmatifcber 2Cnftd>t.

Sn ber £)arjlellung burd) bie ftnnenbe *Pbantafte ijr ein

lebhaftes, frdftigeS, gewaltfameS Streben gu erfennen, wie


in ber bilbenben; nur ba$ in biefer bie äußere Sfydtigfeit

fdjroff erfdjemt, in ber finnenben hingegen i>k innere mpjfc


fcfye Styättgfett oorwaltet. 3)al)er bat fyier ba3 50Zt> fti f d?=

SBunberbare vorzügliche SBebeutung. £>ie3 i(! befonberS

bei £)ante im g^feuer unb im$immzl ber Sali, wo


alle &l)dtigfeit als eine geiftige, in bk £iefe gefyenbe 2Cn-

fpannung erfdfjetnt, Uc aber gerabe t>k größte Sßirfung her-

vorbringt.

Soll bte Sbee 2öirflicf)feit werben, fo muß btefe als

angefüllt oon ber ©egenwart ber Sbee aufgefaßt werben.


£>ie3 ijr eS, wa3 wir bie fünfllerifcfye SSegeijlerung neu*
nen. £Me Sbee felbjt mu$ aber babei gugleicl) in bie ©e*
genfd^e ber SBtrfltcfyfeit übergegangen fein, bie ftd> gegen

bie Sbee aufgeben. @S ift alfo eine 2Cufl;ebung ber Sbee


felbft bamit oerbunben, unb biefe giebt \)mx fünjllerifcben

©emütfye bte Stimmung, welche wir bte Sro nie nennen.

£öo t>k Äunft nod) ntdjt ganj abgefcfyloffen unb vollenbet


ijt, ba waltet eine oon beiben Stimmungen, S3egeij!erung
ober Sronie vor; nur in ber SMenbung ber $unjt t>ereim-

gen fid) betbe.

9tyantaffe unb SinnlicbFeit aber ftnb fold>c einfeitige

Stockungen , in benen norf) ba$ Sterben ber ^unjt erfebeint.

2luf jebem biefer beiben Stanbpunfte muß mityin eines t>on

jenen Elementen überwiegen. — Sn ber sp&antafte t(r ein


199

©Raffen ber 2Birflid)feit, alfo ein £>ineinfreigen ber Sbee


in bie 2Birflid)feit, unb bieS eben ijt 23egeifterung. Sn ber

9M;antafte $eigt \id) alfo ttor^ugSweife bie S3egei|rerung,


als bie unmittelbare ©egenwart ber Sbee in ber SBirfliefyfeit,

fo baß jeber Moment berfelben ein spunft i|i, worin bie

Sbee ftdr) erzeugt, unb fomit baS allgemeine in ftd> l)at,

wdfyrenb burd; bie Sronie umgefefyrt baS gemeine in jebem


Moment ein S3efonbereS wirb unb ftd> baburd) felbjt aufgebt.

£)ie SSegetjferung erfc^eint als etwas Unbewußtes , als

ein SBirfen ber Sbee, baS ftd> unmittelbar im ©toffe bar-

pellt. £)al)er i(t ber ßfyarafter biefer SBerfe eine gewtffe

©leid) 'gültigfeit beS fünftlertfd)en ©emütfyeS, ein 23er=

ftnfen in ben ©egenffa.nb, unb eben biefe ©leicfjgültigfeit

reißt uns t>on jeber SScfonbcr^ett loS unb fegt unS in eine

fyofyere ©timmung. — 5D?an t>at biefe erhabene ©leic&gul*

tigfeit in neuerer 3eit aud) wol)l £)bjectit>itdt genannt;

biefer AuSbrucf aber beförbert bie &dufd)ung, als wäre l;ter

bloß üon bem ©egenfafee gwifcfyen £)bjcct unb ©ubjeet bie

Siebe. Sn bem bloßen £)bjecte wäre fein ft'rirter 25egriff,

ber gerabe in liefen Sßerfen ü)rcm wefentlicfyen dljarafter

nad) fein muß.

Wit biefer 23egcijferung aber m\\$ notl;wenbig ^ugleicl)

eine gewtffe Äußerung ber Sronie oerbunben fein; benn

olme Sronie gtebt eS überhaupt feine £unjr. ©oll fiel) bie

Sbee in bie 2öirfltd)feit oerwanbeln, fo muß baS 23ewuffc

fein in unS wohnen, baß fte baburd) äugleid) in bie üfticfc

tigfett eingebt. Verlöre ff d) ber Äunjrler ganj in bie ©e*


genwart ber Sbee in ber S33irfttd)feit, fo würbe bie $unß
aufboren, unb eine 2lrt ©cbwdrmerei, ein Aberglaube an

bie ©teile treten, ber bie ft'rirten begriffe in ben Dbjecten


200
fmnlidf) 51t fmben glaubt £)er ßünffler mu$ ftd> bewußt
fein, t>afj fein SBcr! ©pmbol tjl, baß bie Sbee nur unter
firirten ^Begriffen in bie Söirflicbfeit eingebt, baß ftd) mit-

I;m im ©pmbol bie Sbeje aB reine £l)dtigfett aufl6|t.

£a3 Seroußtfein be3 ÄünjfferS, bap feine Söerfe ©pm«


bol ft'nb, tji aber ntcr)t ein SSewußtfein , baß er abftd;tlid(>

taufest unb ba3, xoa$ er barjMt, nicfyt wafyr tft, fonbern


baß er bte Sbee nur unter ft'rirten Gegriffen in ber Wixp
lid;feit flauen fann, woburd) bte Sbee felbjf ftd; aufloff.

&$ ifl bafjer and) bei ben Alten immer eine unfdmlbige Sro^

nie öorfyanben, felbft im £omer, ber ofyne biefeSronie ben

gauberifcfyen 3?eij nicfyt fyaben fonnte. Malmten wir an,


.£>omer fyabe %Ue$ erlaubt, wa$ er wn feinen ©ottern
erjagt, fo erfcfytene alles als platter Aberglaube. £)te

SBtflflfär, mtt welcher er mit jenen ©e|lalten fpielt, bte Amte


liebfeit, mit ber er ben ©ottern alle ©cbwddjen ber Sften*

fct)en betlegt, mad)t bie Stonie aus. £>ie bloße Öbjectfots

tat würbe etwas ganj 9?ol)e§ hervorbringen. — <3elbft in

ber Ünblicben unberouften SSegeijferung iff bie Sronie wefent-


ltd) enthalten, unb fte gerabe bringt ben fyofyen 3tei% fyewor.

£5er fün|?lenfcf)e ©etji betyanbelt ba$ £o#e unb ©roßte


5ugleid) als ein' (Spiel feiner SBillfür.

£)te fimfllerifdje 85egeijtenmg mu$ fic^> t)or^ug6weife

in ber bilbenben ^> ^ an tafte äußern; benn eben ba$


SSilben ijl baS urfprüngltcfyfle, exfte ©efd)dft ber 9)l)antafte.
— 3n ber ftnnenben $l;antafte tjr nid)t biefe Unwetfalitdt

ber fünjllerifcben £l;dtigfeit; e$ fydngt fyier %tte$ meljr von

bem ©toffe ab, unb muß auf eine beftimmte SBetfe ber

SBeltetfenntniß gurücfgefübrt werben ; baljer eine bloße 23er=

mittelung 5Vt>tfdf?en ber Sßirftid^eit unb ber Sbee jtattfmbet.


201

@tne fo üoUfommcne ftinjllerifdje S3oHenbung fyabcn bal;cr

t>ic SSerfe ber fmnenben Jtunfi nid)t, wie bie bcr bilbenben.

— Sn ber (Sinnlicfyfeit wirb bie Sronie überwicgenb unb


bie SSegeijrerung untergeorbnet, xva$ am beutlid;flen im
$umor fyeroortritt. 2Cuf bcm ©tanbpunfte ber spfyantaftc

nähert ftd) bie bitbenbe 3tyantaffe am meinen bem Mittels


pimfre ber Äunji, weil bie Scgeijlerung barin am l;cd)j!en

tft unb bie Sronie bod) audj) als 2Btberfd;ein ftd;tbar wirb.

(g§ fragt ftd) nun noc^: wie äußern ftrf> (Sinnlich


fett unb S3crjtanb ba, wo bie spfyantaffe überwicgenb tjr?

S5eibe fonnen unmoglid) ootlfommcn in bte fünfllerifdje &l)d=

ticfttit überaßen; benn bk ^^antafte tft fyier nod) eine ein-

fettige $id)tung. £öo ftd) bafyer Söerffanb unb ©mnltd;fett


in ben SBerfen ber spfyantaffe getgt, fonbert ftd> beibeS gan§

ab unb crfdjeint fajt als unf ün|f lerifd) , nid)t in ba$ ©ange
verflochten. £>ie epifcfye $oefte tft öorjugSwetfe biefem ©tanb-

fünfte gemäß; aber auefy bk bramatifdje mu$ in tyren (Snben*

überwicgenb ber spfyantaffe ober bcr <5innlid;feit angeboren.

Söir ftnben ba(;er in folgen Söerfen <Sinnü'd)£cit unb 23er*

jranb gan§ au$ btm Äunjlwerfe fyerauStretenb.

©o kommen hü 2£efd)t)lu3 oft bie trocFenflen S5ered;-

nungen ber 3SSa!)rfd;emu'd)feit oor, unb auf ber ©ette ber


<5mnlid)?cit SSilber, burd) welche bk ©egenjtänbe fajl gar

nid)t als fymboltfd; ,


fonbern gan§ ber gemeinen Statur nad>

bargejMt werben. (SS tf* bieS l)ier ein Sföerfmal ber lieber*

mafyt ber ^fyantafte, weldje bk anberen SSejtanbtfyetfe fa(f

gan$ in baS gemeine SBewußtfem fymauSbrängt. Zuö) bei

Dante ift baS (Sinnliche oft beleibigenb; fo befonberS bie

<Sd)tlberungen bcr gemeinen ftnnlicfyen Sftatur in bcr £ olle;


unb l;inftd;tlid) ber ©eile beS 23erfknbcS fmben ftd) befon-
202

ber§ im Fegefeuer oft lange Letten ganj fd)olajIifcf)sbog*

matifeben SßerfabrenS. £MeS gtebt ber £)arjlellung ben Sftetj

ber ©eltfamfeit, be3 Saroten; ba§ S3el;agen aber, roelcbeS

au3 bem fünjtlerifcben SBerfe wie au3 einer fyofyeren <5pl)dre

beroorgeben foll, hingen fold;e SBerle nid)t berüor.

©ettofmlid) ijl in ben anfangen ber «ftunft biefer <Stanb^

punft ber $f;antafte ber bejlimmenbe; fo in ber alten dgt)p-

ttfd)en unb in ber dltejren griecbifcfyen Äunjf; ferner bti ben

dltejlen Siebtem jeber Nation, befonberS bei 2Cefcbt)lu3 unb


£>ante; audf) bei bem er(!en 2(ufblicfen ber Malerei in ber
neueren 3eit. £)ie ttbenoiegenbe 9)l;antaft'e , aB urfprüng*

lieber £luell ber ßunjt tjl naturlid) ba3 (5rjle; benn aurf)

^tflortfdf) tff nur ba$ (Streben, bie Sbee in ber Sßirflicfyfeit

bar^ujlellen , nie bie bloge 9kc!)abmung ber Statur, ber £lucü*

ber £unff.

2ötr geben nun $u bem ©tanbpunfte ber ©innltcb*


fett über, darunter i|t nid)t bie gemeine, nid)t ba3 ©9«
(lern ber fmnlid)en SBabwebmungen §u t>erfter)en. £)er 2Cu3-

brueü i(! nur getraut, um ausbeuten, tag l)ier baS S5e^

rougtfein ganj in bie C^jctflenj üerfunfen ij! unb bie Sbee


ffd) nur in ben ©egenfd^en berfelben entnncFelt. £>aber ft'nbet

bier nidj)t bie ßinljeit unb Unioerfalitdt ftatt, wie in ber

bitbenben unb ftnnenbcn $l)antafte. 23orau3gefe£t ijt tyter

ber ©egenfa^ jwifcljen ber 9ttannicbfaltigfeit unb bem %U^


meinen, t>a$ nid)t Segriff , fonbern bloß empirifcbeS $5cm\$U

fein tjr. £)a$ allgemeine crfd;cmt nur als ba3, n>a$ bie

t^annid)faltig!eit
>
immer oerfnüpft, obne je eine (Sinbeit gu

oollenben. SBenn in ber ?>bantafte ba3 SBefonbere als ber


begriff felbft erfd)eint, ber ftd& als SBirflid)feit gehaltet, fo

tjr hingegen l;iet ba§ Sftannicbfaltige in itnenbltd^er S3erfd>te'


203

benfyeit alö gegebene Unenblid;feit gegenwärtig , unb baS 2ttf;

gemeine, welches biefer entgegenflel;t, ift nur bie allgemein;

l;eit beS empmfd;en (SelbftbewufitfetnS überhaupt ober baS

83ewuf}tfein beS wabrneljmenben ©ubjectS. £)aS (Begebene,

Mannigfaltige wirb ein Moment, ein Suftanb beS ernennen-

ben ^rincipS^ gan§ ber $l)antafte entgegengefe^t, wo ficf>

ber SSegrtff felbjt fein wirfltcfyeS £)afein giebt, welcfycS ba^

l;er als unioerfell angefefyen werben muß.


SBir muffen mithin auf ber einen ©rite bie Mannicf)-

faltigfeit ber (£rfd;emungen, auf ber anbern tfyre Schiebung


auf baS Sewußtfein betrachten. $on treuer Sftacfyafymung

ber ^aturgegenftdnbe aber ifi auef) auf bem ©tanbpunfte


ber 6innlid)!eit fo wenig bie 3?ebe, aB Don ber £)arflellung

beS 3ujfanbe§ beS erfennenben Vermögens. SBeibeS fann


nid)t ©egenftanb ber -ftunjl fein, ©oll bie $unjl btefe bei*

ben 0ftd)tungen entfalten, fo muß aud) in ibnen bie Sbee

gegenwärtig fein unb wir muffen in ber 9ttannid)falttgfeit

me in bem 23ewufjtfcm etwas ^öfyereS, SÖefentlicfyeS ftnben.

$flan barf alfo beibeS ntd>t fo fonbern, als liefe ftd>

baS £)bject jfreng t>on bem Snneren fdjeiben. £er empiri^

fdje Unterfd;ieb swifcfyen £)bject unb ©ubjeet, ber befonberS


tton ' biefem ©tanbpunfte ber ©innlid)feit aus i>ie teueren
ju ber ßeljre t>on fubjeetioer unb objeetioer $unfl verleitet

l)at, barf aud) fyier nid)t feffgefyalten werben. £>er ©egen-


jtanb mu$ immer jugleid) betxafytet werben aB SBirfung

eines inneren ©efüfyleS; unb biefeS fyinwieberum nid)t als

bloß fubjectweS, fonbern $ugleid) als Sßirllid)!eit erfcfyeinenb,

als baS, woburefy baS ©ubjeet in feiner (^riftenj ft'rirt tft.

?tud) i)kx ftnb nad) bem ©efagten %mi $icl)tungen ju

unterfcfyeiben. £>ie erjle, vermöge beren'baS ©ubjeet ftd)


204

tri tue !3Jtonmd;fatt(gfett ber (£rfd;cimmg üerfenft unb jebcn


Moment jur.Unwerfalttät auSbilbet, entfprid;t ber bilbenben

?)(;cmtaftc; nur baß ber 2Beg umgefei)rt tft; benn l)ier wirb

ber äußeren gegebenen ©cffalt beS befonberen DingeS ber

SSegriff emcjepflanjt, bagegen bort ber SSegrtff felbjr fid> gur

SBtrfltdfrfeit macfyt. 23tr nennen biefe Stiftung bte fltt'fu

licfye 2CuSfüt)rung; woburci) baS Mannigfaltige in fetner

@in$etyett als Gegenwart beS Begriffes angefefjen wirb.

2Cud) biefe DarjMung tft eine fpmbottfct)e. Der


dunere ©egen(!anb wirb als ber t>olle 2luSbruc? feines t\^
ncn befonberen Begriffes, nid)t eines allgemeinen, bargeflellt.

SebeS einzelne Ding , Dom ©tanbpunfte ber Sbee auS be*

trautet, füt)rt feinen eigenen begriff mit ft'cr); aber eS er-

f$emt nur aB eine Mobiftcation feines Begriffes, welche

tiefen md;t gan$ erfüllt. Die Äunfi aber foll in hcm cm=
feinen Dinge hm ganzen begriff biefeS DingeS barfiellen,

fo t>a$ baffelbe als etwas UnwerfelleS erfc^cint. 9?et)men

wir nun in bem einzelnen Dinge hm ^Begriff wal)r, fo i(!

biefe Darpeilung eine fpmbolifcfye; benn wir formen hm S5e-

griff ntcfyt hax'm erfennen, oi)ne ha$ er als Sbee erfct)eint.

Diefe allgemeine Sbee aber, hk bem befonberen SSegriffe

entgegentritt, fann ftct) nicftf ju einem bejlimmten begriffe

gehalten; benn baS einzelne Ding wirb »on uns nict)t als

Gattung, fonbern bloß als bieS befonbere Ding artgefel)cn.

DaS allgemeine , wcld;cs bem SSefonbcren entgegentritt, muß


alfo t)icr nur bic Sbee überhaupt, bie allgemeine £l)dtigfeit fein.

din SBerf ber fmnlidjen 2CuSfül)rung fann bat)er mct)t

auf einen Gattungsbegriff, fonbern nur auf ben S5egriff ber


S3oltenbung überhaupt gurücfgeful)rt werben. SQSä&renb

hk bilbenbe 9)f;antafte einen befiimmten Gattungsbegriff t>or-


205

ausfegen tnu$, ftcf;t l;ter ber Sefonberl;cit fein fipxtit 23e-

griff, fonbern btc SMcnbung überhaupt, t>ic reine einfache

Sbec entgegen, fo wie in ber fmnenbcn $tyantafte ein Uni-

verfum ben ©ecjenfafc auSmad;t.


ßin fcl;r t>ol(enbete§ ^unjlwerf ber fmnltcfyen 2Cu§fü^=
rung, j. S. ein SBerE ber fpäteven griednfdjen Silbncrei t|t

burc!) ©egenüberflellung feines Gattungsbegriffes nie gan§

ücrftdnblid). (So barf ber Saun, ber ®l er cur Dom Set*


üebere bei fünjHerifcfyer 2Cuffaffung nid;t auf ben mytfa

fcfyen Segriff beS gaunS ober SttcrcurS bergen werben, fon-

bern auf bic fmnlidje 23ollenbung beS menfd;lid)en Körpers


überhaupt. (Sefyr mit ttnred;t jebod) wenben -Sötele bicS auf t»k

Äun|r überhaupt an. — £)ie fmnlidje 2luSfül)rung über-

trifft in ber ©effaitung bie $latux aUexnal] benn ber orga-

nifdje Körper foll f)ier in feinem allgemeinen Segriffe, m


ber Sbee aufgefaßt werben, unb baS (Smjelne i(! immer
nur Sftobiftcation t>on bem Segriffe eines folgen Körpers,

&al;er fließen fyier bie ßtyaraftere ber Q$Qtt\)eiten weit mel;r in

einanber. 9lid)t baS Sefonbere tjl $ter 3wecf, fonbern bie

©efialtung beS $6rpcrS überhaupt, bte SMenbung ber gorm.


£)iefeS allgemeine würbe jebod) ntd;t genügen, bie S3e*

§iel)ung gwifcfyen beiden leiten gu üollenben unb ber allge*


meine Segriff wäre ein abjlracter, wenn wir nicfyt eine he*

jfimmte befonbere Stimmung beS (£rFenntnißüerm6genS als

baS Sefonbere fegen. SBie in ber fmnenben ^antafte, fo


muß auti) tyier ber allgemeine Segriff auf einem befonberen

©tanbpunfte gebaut werben, welcher baS fünfllertfdje (Sie*

ment tjl , burd; welches allgemeines unb ScfonbereS in eins

anber übergeben, (So muß iä) ben $aun mir als baS Sßerü
einer ganj befonberen iünjllerifcfyen (Stimmung, fyter auf
206
bem <3tanbpun?te ber £>iont)fifd)en Dreien bcnfcn. £>ie fpd«

tcre bilbenbe Äunj! fletlt ben ©egenjlanb immer nur nacfy einer

bestimmten £Öeltanftd)t, nad) einem befonberen ©plieme bar.


£>ie zweite Stiftung ber ©mnltd)?ett ijr bie^mpfin^
bung. $ier tjl ba3 Mannigfaltige blog burd) bieSBirfung
ba, bie eS auf unfer (Menntnigttermogen mad)t Sür bie

@mpfmbung ftnb bie ©egenjranbe an ftd) nichts wertl), fom


bem gelten nur burd) ba§, wag fte auf unfer ©emütl) wir*
fen, burd) ben 3uf?anb, in Un fte unfer SSewufjtfem fcerfe^en.

Snbem ba3 Mannigfaltige l)ier auf baä allgemeine belogen


werben, mn$, entfprid)t tiefer (Stanbpunft bem ber finncn*

^en spfyantafte. 3)te befonbere (5rfcr; einung $at für ba3 all*

gemeine S3ewuf3tfein nur in fofern SBertl), als fte gewtffe

[umliefe Cnnbrücfe auf btö ©emütf) matyt


gür bie @mpfmbung erfechten hk ©egenffdnbe unter

gewiffen Oiubrifen; benn bie SBirfung entfielt nur baburd),

ba$ wir ba$ (Smjelne auf ein allgemeines 23err;dltniß beriet

f)en. £>ie befonbere (Erfdjeinung wirb auf baS allgemeine


be§ menfd;lid)en 33ewuf3tfem§ unb ©efu(;t§ gebeutet, i(! aber

beSwegen fein blogeS SSeifpiel, fonbern ber Uebergang gel;t

nur üom SSefonberen tnS allgemeine. @S fommt ciUtö bar*

auf an, wie t>k befonberen Grrfdjeinungen ftd; inS 2lllge=

meine verlieren. v£)ier liegt mifyin a'ileS in bem allgemeinen

3uj!anbe be$ ©emfttfyS, wie umgeleljrt bei ber ftnnlid;en

2luSful)rung in bem befonberen £)inge.

£)a3 Mittelglieb, woburd) ba$ befonbere fyier in£ %\b


gemeine jurucfgefüfyrt wirb, ift ba£ befonbere urfprunglid;e
23erl)dltnig in ben ©rfd)einungen felbjl, ein ganj materielle^,
burd) bie ©rfdjeinungen, md)t, xvie in ber fmnlicben 2üt3fül)'

rung, burd[) bie Anlage beS ©emütr;3 ftrirteS 23ertydltntß.


207

£Mc finnltd;e 2£uSful>rung, bic in baS Sefonbere

unt> ©tn^elnc eingebt, faßt bie n>trHtd;c (Srfcfyeinung nid?t

unter einem allgemeinen begriffe, fonbevn unter intern tnbU

mbuellen Segriffe auf. £)er ©cgenftanb tft fyter ein gan$


momentaner $unlt ber fließenben 9ftannid;faltigtat , unb je

mein* biefer auS bem 3ufammenl)ange griffen wirb, bejfa

mel)r fann ber Segriff in i(mt, als einem befonberen 9^0-

mente, bargepellt werben. — @in SBerf ber bilbenben tyijani

tafte bürfen wir nicfyt als ein momentanes factum auffaffen;

benn jebe vf)anblung brueft ftd> l;ier aß Segriff auS unb

wirb als eine typifcfye aufgefaßt; fo j. S. ber 2£poll üom


Seloebere, ben £)rad?en Stytyon erfd)ießenb. 2We ütteben*

be^ieljungen fallen l)ter weg unb werben nur in ber £aupt-


(janblung angebeutet. £)al;er wirb fogar oft eine gweite

gur Jpanblung eigentlich gehörige ^erfon gar nid)t mit ge-

bilbet, fonbern bloß ber einzelne $auptgegen|fonb mit 2Cn-

beutung ber Se*,tel)ung auf biefelbe.


©anj anberS ijt eS im (&tbktt ber (Sinnliche it. vguer

muß 2(lleS begrenzt fein; ber Segriff mu$ ftd> ganj in bk


(£rfd;emung verlieren unb auS biefer »erlauben werben, nidjt

bte Cürfcl) einung auS Um Segriffe, ©olcfye Söerfe ftnben

wir in ber fpdteren griecl)ifd)en Silbneret l)duftg bis auf ganj

bebcutungStofe ©ejlalten fyinab, bk nur ben allgemeinen

Segriff ber £Mcnbung, bie menfd;üd)e §orm übtxfyaupt

bavfrellen. £)al;er erfc^etnen and) foldje ©eftalten meijtenS

in ganj gleichgültigen ^anblungen, bie oor^üglid) geeignet

ftnb, bie fmnlid)e SBollenbung wafyrneljmen §u laffen; j. S.


ber gecfyter, ber ©anbalenbtnber; fo aucl; ber junge

Zpoü in ruljenber Stellung mit bem stopfe auf ber $anb,


ferner SacdjuS in bebeutungSlofen, rul)enben Stellungen
208

u. f. w. ©Je #anblung ffl bicr bloß um ber {tmtlü^en

£Menbung willen, als ein $Pimft, worin ftd> bie gan^e


2Btr£lid)feit ber ©ejtalt concentrirt, aufgefaßt, unb ber gan^e
begriff ijt l)ier in bem befonberen gactum erfd;6pft.

@3 tjr jebod) aud) v)iex feineSwegeS um bie bloße Sflaty'

atymung ber Sftatur ober tfyrer ©efege §u tljun. 2)er ^od^fic

3wecf bleibt immer, in ber ©ntyeit bes Momentes mit bem


allgemeinen @efe£e bie Sbee al§ etwas SBabwebmbareS auf-

äufaffen. £)e3wegen wirb eine jebe ©effolt biefer 2Crt eben

fo gut über bie Sßirf liebfeit l)inau3gel;en, wie emenaefy ab*

jtractem SScgriff gebilbete ©ottergejlalt.

Sn bem einzelnen £inge ben ganzen begriff au^u*


bruefen, tfr ber gemeinen Statur unmögltd). Sebe ©eflalt
wirb baburcl), ba^ tyt Segriff ftd> in ü)r auSbrücft, oep
göttert, inbem bie Sbee barin lebenbig tji; bafyer aivty bie.

Ztten alle ü;re .SUmflgebilbe, felbjt $ortrait£, wenn nid;t aB


©otter, boefy als ^eroen barfMten. $Ran machte in ben

dltejlen Seiten nur ^ortraitjlatüen tton ben (Siegern in ben

^eiligen (Spielen, welche man als $erocn betrachtete, ©elbjt

in ber fpäteren römifcfyen Seit ließen ftd) nicfyt bloß au$


£uruS ober Uebermutb bie $aifer als @6tter barfMen;
fonbern es lag in ber alten ©inneSart ber Mnjller, bie

Äunfr alt etwtö ©öttltc&eS an^ufeljen. £aS S5ef!reben, ben

befonberen ©egenjknb ju vergöttern, fmben wir bal;er im

2ntertl;um überall, am gelungenen unb trcfflid;ften in ben

SSilbniffen beS 2CntinouS, ber als jugenblicfyer £eroS auf-

gefaßt wirb. £)iefe ©ottlicf)feit fyat nur baxln tyre Quelle,

ba$ eS unmoglid; ijr, ol;ne ba§ ©bttlicfye bie fmnlicfye %u&


füljrung fo weit $u treiben, als bie Äunfl »erlangt.

2lud) fyex fmbet ein ©egenfag flatt äwtfcfyen ber fRlty


209

tung, vermöge bercn ftrf> bie sptyantafte ganj in fcaS StfU

gelne verliert, unb ber, in weld;er ber alfcjememe S3cgriff

t>cr Sßollenbung bie £auptfad)e i|t unb bag @in$elne nur


um bcffcnwillen ba tjr. £>ie erjtc Stiftung jtefyt bcr ur=

fprimglid)en bilbenben spfyanrafte ndfyer, inbem fte ein be-

jtimmteS TCuffaffen be3 bcfonberen £>tnge3 erforbcrt, woburd;

ber S3egriff bcffelbcn gan$ begrenzt wirb. £>af)er l;at biefe

3hmjr etwas l)öd;|t QtxljabmcZ unb evfcr)etnt ebler, al$ jene

anberc, wobei ber allgemeine ^Begriff ber menfd)lid)cn ©e-

ftalt gu ©runbe liegt; benn gerabe wenn ber ©egenffanb


als ein <janj ftnnlicfyer aufgefaßt werben fann, tjt e£ leicht,

benfelben bloß auf ©innlid;e3 ju begießen, woburd) er au$


bem (Bcbkte ber $unjt in ba§ ber gemeinen SBttfltc&fett f)in=

abftnft. X)k$ wirb baburd) tterfyinbcrt, ba$ in ben Mo-


ment bcr gan^e SSegriff einbringt unb bie ftnnlidje (£rfd)cis

mmg üon allen fmnlicfyen Neigungen befreit bajteljt. %u$


biefem ©eftcfytäpunfte muß ^andjeS in ber alten Äunff be=
urteilt werben, bem wir ben Gtyarafter ber bloßen ©inn~
lidfteit beilegen , worin aber ber S3egriff erlannt werben muß.
£)ie anbere Sfrcfytung, bie SSe^ieljung be3 (Einzelnen auf
bk allgemeine Sßollenbung , feßt eine Sfaflerton oorauS. £>arin

waren bk 2llten nid)t fo geübt; bafyer ftnben wir biefe Äunjh


form er(r in fpäteren 3eiten , oft gemifd)t mit Ausartung in

bie gemeine ©tnnlid^eit. $iel)er gebort bk £)arjfellung ber

^ermap^robiten unb manche fpdtere £)id)ter be$ TOer-


tlmmS, j. 35. £)t>ib, ßatull, beren £uru3 in ftnnlid)en

©ejlaltungen bafyer rüfyrt, baß fte einen allgemeinen S3e^

griff fmnlicfyer S3ollenbung im ^intergrunbe fyaben, auf ben

ftd) aber ba3 ^injelne nid)t üolljtdnbig bqk^cn wollte unb


bafyer in bie (Sphäre ber ftnnlid;en Neigungen tyerabftel.

14
210

©olcfye £)arfMungen fmb am t>ollenbet|?en , wenn ba§ iße-

wußtfem ^mjutrttt unb t>te fünfflerifctye Sronie ben £umot


Ijerüorbrmcjt. £ann fxd> ber £ünßler be3 allgemeinen SSe*

griffet bewußt werben, fo wirb erum fo gleichgültiger ge-

gen ba$ (Sinnliche erfcl)einen unb um fo größerer ßünfiter

fein. £)ie3 ijl Ui QiatuU ber gatt, wdljrenb £)mb fiel? ju

fefyr in hk gemeine ©innlidfrfett verliert.

£)ie ganj in i>a$ (Einzelne eingeljenbe fmnlicfye 2(u3fül)=

rung tji oft auf baä ©enauejle mit ber btlbenben gtyantafte

x>erbunben, unb jene wirb gerabe in biefer 23erbinbung am


reinpen unb frdfttgfkn fein. <&o ftnben wir ^k fmnltcfye

2Cu§fül)rung in ü)rer f)öd)|len £errlid;fett bei #om er, wo


alles Sßirflicf)e burd) bie belebenbe Äraft beS £)id)ter3 um-
grenzt unb befeelt erfcfyeint.

£)er zweite ©tanbpunft ber ©tnnXtd&f ett # bie ©mpftn«


bung, bejlel)t in ber SRicfytung nad) innen, vermöge beren
bie ©egenjldnbe für t^k Äunji nur baS fmb, was ft'e auf
unfer ©emutfy wirfen. £)ie momentane (£mpfmbung beS
einzelnen 9ftenfd)en, bie gemeine aus bem Sntereffanten %ti*

rü^renbe (Smpfmbung barf jebodf) f)ier nid)t t>erjranben wer-


ben, fonbern bie (Smpfmbung als ^rincip beS menfd)lid)en

SSewußtfeinS gebaut, als allgemeine Ghnpfdngltcltfeit, als

Srieb finnlidje ©egenjMnbe aufjufaffen unb in ftcfy $u ent-

halten. $liä)t üon eigennützigen Crmpfmbungen fann fytt

bk Siebe fein, Y^nbern nur t?on ber @mpfmbung überhaupt.


— £)aS allgemeine mu$ oermittelfl eines befh'mmten auße*

ren ©toffeS, eines gegebenen 33erl;dltniffeS ffd> mit hem

Sßefonberen üerbinben. SMe (Elemente, welche t>erbunben

werben, liegen mithin nur in biefem gegebenen (Stoffe,

feineSwegeS in bem Snbioibuum. £>ie ^m^fmbung fann


211

feine bloß momentane, fte muß eine allgemeine fein, ba§


ganje SBefen beS (Smpfunbenen ober beS empfmbenben ®e*

mütl;eS.

25c5tef)en voir baS Mannigfaltige auf baS voafyrneOmenbc

•Vermögen, fo wirb bicfeS als empfmbenbeS betrachtet, b.

J). in Sfäcfftcfyt auf ben (Etnbrucf, ben baS Mannigfaltige

auf baffelbe mad)t (£S fmb bal;er aud) l;ier jvoei SSeftanb*

tf>ette ber SBirfimg ober jwei k>erfcf?tebene 3frd)tungen 51t im*


terfcfyeibcn, ndmlid; 1) baS üotltge 33erfmfen beS" empfm?
benben SSeroußtfeinS in ^tn befonberen ©ecjenffanb; 2) bie

allgemeine (Erregbarfeit beS empfmbenben Vermögens über<


l;aupt in SSe^teljung auf hk SBerübrung burd) äußere din*
bruefe. £>aS gan^e ©emutl) ift entroeber burcfyauS in einer

einzigen 9?td?tuncj enthalten, ober nicfjt als befonbercS S5e-

(heben gehaltet , fonbern als (Empfänglich eit überhaupt bureft

mannigfaltige (Empftnbungen mobifteirt

2)aS (Erfte, baS oolltge Söerfüifen beS (Semütl;cS in

eine bejlimmte $id)tung, ijr bie Seibenfdjaft, meiere bk


£un(t in ibrer l)6d)11en äMfommenl;eit aufnehmen muß als

ben ganzen SSegrtff beS ©efül;lS erfdjopfenb. £>tefe ©efte

l;dngt am meijfen mit bem Sragifdjen gufammen, roelcbeS

ber ßetbenfe^aft einen leeren ßljarafter giebt. (Sie unter-

fcfyeibet ftcf> voefentlid) t>on ber S5egierbe, worin baS S3e-

fonbere immer als bloß (Einzelnes erfcfyeint, baljer mit ber


SSegierbe bie rufyigfte Sfteflerion unb bie größte stalte befie-

len lann. 2)er ©egenftanb ber Seibenfcfyaft hingegen muß


nidjt als befonbereS einzelnes £)ing erfcfyeinen, fonbern als

t>k anbere <&titt unferer ©ubiecttüitdt felbjt, als i)k not^


wenbige äußere (Erfcfyeinung unfereS Snneren. <Bo aufge-

faßt — unb bieS fann nur burd) bie Äimfi fcoliftanbig ge-

14*
212

fcfyefyen — erfcfycmt bie 2ctbcnfd)aft, bem principe ber ^un(!

nadf), nid;t moratifd) betrachtet, im l)bt)exen unb ebleren

©inne. £)a3 ©emütf) als unfoerfetleS muß in eine inbtoi-

buelle 9ftd)tuna, tterfunfen erfcfyeinen unb ftd; felbf! bann


aufgeben. 3)aburd) wirb biefe Sfacfytuncj eine tragifcfye, im
bem ba§ ©emütf) bie SOBtrHid)fett jurSbee ergebt, ftd) felbft

aber in bie 2öirflid)feit verliert; unb fo ifr biefer 2üt3brucf

ber £eibenfd)aft in ber Sbee ba$ eigentlich ^ragtfc^e ber

fütt|fterifd)en ©tnn(icl)!ett.

2)ie neuere $)oefte fyat mele 35eifyiele fotdjer £)arjW-


(ung aufjuweifen , befonberS Romane, bie eine fyerrfdjenbe

ßetbenfcfyaft erfd)6pfenb barfMen. ^ierfyer geboren SBer*

tfyerS ßetben, wo ba§ ©emutf) in ber einen Sfticfytung ber

gtebe, bie überhaupt hie ttberwiegenbe 2eibenfd)aft in biefer

2lrt£unjt if*, ftd) vertiert unb erfd)6>ft. 2ttfer dteifytyum,

alle gulle be§ Snnem ge^t in biefer einen SSeatefyuna, auf;

bafyer wirb ba§ ©emutf) ber bloßen @riften$ heimbegeben

unb baburcf) ba$ tnnerjfe 35ewußtfein in bie 9liü)ti$eit tyn*

abgezogen.

2Btr bürfen biefe Sftcfytung ntd>t oerwed)feln mit bem,

wa3 man gemeiniglid) ba$ dtüfyxenbe nennt. £)tefe£ be*

ftefyt aud) in ber SSe^ielmng auf befonbere jungen, hie

aber nur als befonbere, nicfyt ba$ ganje Snnere erfdjopfenbe


bargejlellt werben, neben benen ber nüchterne Sßerjlanb jtd^

immer nocfy in feinem ©Ietc|)öcwtd>t erhalt. Qafyet ift biefe

Äunft eben fo unfünjllerifdg) ata unmoralifd(). £5a3 ©emuty


j)dngt ftd) an äußere ©egenfidnbe unb erlennt biefe %n-
fnüpfung als etwas feiner UnwürbigeS, fd)lteßt aber gleich

fam mit ftcfy felbj! einen Sßergleicfy, inbem ber reftectirenbe

23erffonb baneben in ungeprter Sfydtigfeit bleibt tiefes


213

2öcd;fcln awifdjen bcm triebe unb bem reflectirenben 23er=

ftanbe, biefe partielle Eingebung in baS 9flannid; faltige

tinb Sammlung aus bemfelben i|t ba$ Äenn^cic^en beS nie=

brigen (5goi3mu3, unb fomit ba3 eigentlich <5d;lcd)te im 2e=


bcn. 9^tdP>t feiten affeettrt biefe (£>d?lccf)tl;eit ben @l;ara?ter

ber &ugenb, bie allerbingS im wirflidKn 2cben auf ein fol=

d)c$ ©leid)gewid)t l;inau3lduft, ba3 ftd> aber bei bem wafyr=

fyaft £ugcnbl;aften auf bie urfprimgltcfye (Sinfyeit biefer ©e=


cjenfa^e in ber 3>bee grunbet, fo ba$ betbe «Seiten ju gleb
cfyen 9?ed;ten angenommen werben. £)er @d>Xecf>te aber will

feine jeitlicfye Selbftdnbigfeit in bcm wed)felnben Spiele mit


bcn äußeren (Stoffen erhalten; il;m ijl e3 auf ber einen
<&citc um augenblttf liefen ©enuß gu tfyun, wdfyrenb er auf

ber anbern feine cmpirifcfye ^erfonlidjfett, in fofern er (5r*

fcfyeinung ijr, gu erhalten fucr)t.

Sn ber eckten Äunff fallen biefe ©egenfdge notfywenbig

aus einanber. 9cad) ber (Seite be$ 9ttannid)faltigcn fyin muß


fid) bie gan^e SelbjMnbigfeit be3 @emutl;3 in ber befonberen

^lic^tung auSbrM'en ; biefe 3ftd)tung muß eine gan$ einfettige

werben, worin ba3 gan^e 35ewußtfein ftc^> einem £Bcfen fyim


giebt unb ft'cfy barin oerliert. — £)ie $o£ebue'fd)en unb
Sfflanb'fcfyen (Stücfe jrellen red;t eigentlich btö Sd)led)te
bar, inbem fte auf ber ©ren^e jwifdjjen Seibenfcpaft unb
SReflerion fdjwanlen. &di)a Ijaben biefe fogenannten X)ld)'

ter fooiel Beifall bei bcm großen Raufen geerntet, bem bie

(£rl)altuna, ber gemeinen (^rifrenj ba$ $6d)jte ijt.

S)ie anbere Stiftung befreit tax'm, ba$ ba$ ©emütl)


nid)t aU einzelnes , fonbern in feiner ganzen SSebeutung,

als allgemeine Sdfytgt'ett §u empfinben erfeljemt, tk


ftd) ber Mannigfaltigkeit ber äußeren Cnnbrücfe tymgiebt unb
214

bal;er felbft in tt>cc^felnt>er (Smpfmbung begriffen unb in bie

SDtomucfyfaltigfett aufgegangen ijr. £>tefe fettere allgemeine

©innlicfyfeit ftnbet ftd; bä btn teueren nod) feiten. Qttwtö


bet 2Crt ijr in ©öt&e'S romifdjen Plegien, wo ba§ ©e;
fül;l als etwas ganj Momentanes erfcfyeint, ba$, wiewofyl

baä Snneve ftd; ntc^t in baS #eu£ere oerfenft, bennod) ba3


ganje ©emütl) mobifteirt. Unter ben füblicfyen Golfern (tn=

ben wir biefe $id)tung bduftger, namentlich bei ben neues

ten italtentfc^en 3fatterbtd)tem, oor allen bei 2£riofI, wo


bie ungetrübte $eiterfett beS ©cmütfyeS f)errfd)t, bie allen

Gnnbrücfen offen ift unb biefelben als ein immerwecfyfelnbeS

©piel aufnimmt. £)iefe £)td)ter würben barm nod) §3olfe

fommnereS geleijret fyaben, wenn nid)t fpectelle S5e5iel)ungen

fte barin irre gemacht fyätten, namentlich t>k ^arobie, wel*

cr)e fte gegen tk ernjren v£>elbengebtd)te ausüben, woburcr)

t>k 9?etnl)ett tyrer Stimmung oerfdlfcfyt wirb. — £)aS ©e;

müty foll auf biefem ©tanbpunfte bie reine, gleichgültige

Empfang lid) feit, unb bie (£mpftnbung felbft nur Wlo-


btftcation berfelben fein, o(me t>k $erfonlid)f eit §u affteiren.

2£ud; in ^cn neueren ttaltenifcfyen £>pcrn, befonberS

ben !omifd)en, f)errfd;t biefe (Stimmung.


Selbe ©tanbpunfte muffen je£t gufammengefaf t werben.
Sn ber spfyanrafte gefcfyar) bieS burd; i>k ©leidjgültigfeit ober

fogenannte Dbjecnmtdt, worin ftd) baS ©pmbolifdje am ttolk

jtdnbigjfen auSbrücft. 3)aS 2Cllegorifd)e ber Gmtpftnbung


aber lann nur ba fcollftdnbig erfannt werben, wo baS @c*
mütl) jugleid) m einet Sfrdjtung aufgebt unb als ffiittth

punft ber ganzen Sßirflid)feit aufgefaßt wirb. 2MeS lann


nur bei SBorauSfe^ung einer @inl;eit gefd)el)en, t>a fonjt bie

fmnltdje 2CuSfür;rung , ober bie £eibenfcf)aft entfielt.


215

@3 muß einen ©tanbpunft geben gn>ifc|)ett ber S3cfon-

bereit t>cr Gnnbrücfe unb bem allgemeinen ber Cnnpfmbung,


auf wettern btc Sbee ntd>t bloß als ftd) aufl)ebenb, fonbern

als §)rincip ber ©rijrenj erfd;eint unb ftd) mit S3ewußtfein

aufgebt tiefer gan$ uniocrfelle ©tanbpunft ber ©mnttdjfett

tft.ber $umor, welches SBort äugletd) mit biefet %xt ber


7
$unft in (£nglanb ju <5l)affpeare 3 Seit aufgenommen ijt.

£)cr £ünf!lcr nimmt m ber ©ri(len§ felbjt baö ©öttlidje wafyr;

bie Sbee t|t il;m sprineip ber driftenj unb (6)1 ftd) mn be§*

wegen aud) in ber ^riftenj auf unb t>ermd?tet ftd) barin,

jebod) immer mit bem S3ewußtfein, baß fte bletbenb ijr.

Sn bem $umor tritt bie Sbee als bloß wirffam in ber


9ftannid;faltigfeit ber dwftenj auf unb erfcfyeint ftcf) bal;er

felbft aU u)xe eigene #ufl)ebung. £)af)er ift l)ter immer ba3


©efül;t ber 9?id)tigFett unb $leinlid)Feit üerfnüpft mit btm
©efüfyle bes> pofttwen £Bertl)e3 ber ß'ntwicMung ber Sbee
in ber (Segenwart. £)ie Sbee wirb unter ganj bestimmten
33erl)ältniffen inbioibuell aufgefaßt; fte offenbart ftd) im S5e-

fonberen unb 2Birf liefen; baljer bie gan^e SGBelt immer nur
in einzelnen, boefy unfoerfellen $id;tungen betrachtet wirb.

(Sin^eine (Stfdjemungen, befonbere Äußerungen fyaben

fyier oft eine fel;r l)ol)e 33cbeutung; baljer fefcte man lange

ba3 SBefen be3 $umor3 allein in ein barocfeS 2Ceußere ober

eine gan§ einfeitige gorm ber äußeren (£rfd)emung. <5o l)at

aud) £3en Sofynfon in feinen beiben ©tücfen „S eber-


mann in feinem £umor" unb „Sebermann außer
feinem #umor" ftd) barüber auSgebrücft, wo ber $&
mor aB eine bloße jufdttige $id)tung be£ ©emüt^eS er-

fcfyeint. £>a3 ®emutl) foli aber nicl)t als inbunbuelleS ftd)

in folgen SJvicfytungen äußern; fonbern eS muß ein unwer-


216
felleS fein, baS bie Sbee barfrellt. £>icS t>at aud) Sean
?)aul in feiner S3orfd)itle ber 2Ce|tyeti£ ausgebrochen, ber

baS SSewugtfein l)at, bag bte Sbee in bie 2Btrflid)fett oer*

fe£t werben foll, aber ben Junior einfetttg anffaßt, inbem


er ü)n ju feljr oon ber <5titt beS ßomifcfyen nimmt. £)ie

meinen Gedrungen neuerer 2Cejfl)etifer ftnb fet>r oberfldcfytid).

SßaS in unS <£mpfdnglicl)f eit ijr, wirb sugletd? als

9>rtnct^> ber gangen 23efonberl)eit angefeljen. £)aS SSewujfc

fein als bloß empfmbenbeS wirb bennod) äugleid) als baS

^efen ber Gnnbritcfe, bie eS empfangt, betrachtet; bte Sbee

ifi nur ba, wie ffe ftd) ins Unenblicfye jerfplittert, aber alle

befonberen (£rfd)einungen mit bem 2Befentlid)en, ber Sbee

an ftd), begleitet. £>ieS mad)t baS £öefen beS $umorS


auS. £)er 3ttfranb, wo bie Sbee gang in bie Wlannid)\aU

tigfett ber ©rfdjetnung ausgeflogen i\t unb bennod) als

SSefen erfannt wirb , tjl baS Unwerfelle auf biefem ©tanb-


punfte. £)er ^urnor jiettt bie Äunft felbft in tfyrer l)öd)ften

SSebeutimg bar. dt tjt oollfommener, als bte bloße ftnn*

lielje 2(uSfül)rung, ober bte £)arjtellung ber Seibenfcfyaft, ober

ber (Sentimentalität im OTgemeinen.


3n bem SSttannicfyfaltigen ber (Srfcfyeimmg ftnben wir als

eins unb baffelbe immer bie gleiche Sbee, unb flehen gleich
wol)l auf bem ©tanbpunfte, wo biefeS einfache Sßefen nur
in jener unenblicben 3erfplitterung ber ^rfdfjeinung gegen-

wärtig ijr. £>teS 3wtefad;e faßt ber $umor in einen ©e-


banfen jufammen. £)al)er ij! er auf ber einen <&titt gerabe

red)t ju $aufc in ber gemeinen 2Btrflid)?eit, innrer mwtv


buellejten ©ejtalt, unb muß auf ber anbern immer etwas

burcfyauS UnwcrfclleS jum $kk l)aben.

tiefer SBiberfprud) lagt fiel) nur burd) hm funplert-


217

fd;cn Skrfltonb fyebcn. SBir muffen ernennen, baß m ber

(£jctflcn$ hie Sbee §u ©runbe gefyt, fo baß ein ©efüfjl be3

Sragifcfjcn mit bem «£mmor t>erbunben t|i; in bemfelben

Momente aber muffen wir jucjl^id^ wafyrneljmen , bafj bie

Sbee überall ba$ *Princtp be3 (Sin^clnen ijt unb fiel) in ber

9ttannicl)falttgf eit fmbet, unb barauf berul;t ba$ ßomtfdjje.

deines* von betben fann mttfytn l)ier rein oorfommen; beibe

muffen ungefonbert in einanber übergeben; benn beibe ?)rin^


cipten ffnb in tl;rer ©eburtSjlätte ba. £)al)er wirb in bem
cfyt $umortjftfcl)en nichts ganj lädjerlid) , fonbern 2CUeS mit

einer gewiffen Söefymutl) verbunben fein, unb l>a$ £ragifcl)e

fyinwibcrum wirb immer ben 2Cnflrid> be£ Äomifd&cn mit fid>

führen.

&a$ ©efagte cfyaraftertftrt hen #umor im ©egenfafc

gegen bie objeetioe ©letcfygültigfeit ber alten $unjr. Sm


#umor gel)t bie Sbee in bie 2Bttfttd)feit als SBtrftid&fett

über; baljer wirb aucl) ba£ (£rl)abene l)ier einen ^njTricfy

be3 $omifd)en l;aben, unb eben fo wirb oft bie äußere t&$
f!en§ ergaben erfahrnen, t>a wir hie Sbee barin al6 sprineip
erfennen. £)a3 Sftebrigfle macfyt beim $umor oft einen er-

habenen Cüinbrucf, unb hie erljabenjfen Sbeen verlieren ftd)

uu> Unbebeutcnbe, welches* ein tragtfcfye3 ©efttl)l hervorbringt.


x

£>ie gegenfetttge 2tufl;ebung beS Äomifcfyen unb Sragi-

fcfyen i(! im $umor nod) auf bem SBege, unb eben weil
ber $umor in biefem Momente be3 UebergangeS ber Sbee
in bie 2öir!licl)Fett begriffen i|f, fo bleibt Ijiex, wie auf bem
vorigen ©tanbpunf te , immer nod) ber ©egenfag ber Sbee
9)rincip ber SB trfttcfyf eit gegen bie Sbee aß reine £l)ä^

tiglett. £}al;er erfcfyeint uns ber v^umor immer aß in ber

(Srijtenj lebenb; e3 jM)t ü)m ein Sfoicf) ber reinen Sbee aß


218

leere (Einheit, aU bloße Station entgegen, unb er enbtgt

mit bem ©efül;l einer Seere, welches jet>od> fein bloß nega*

tweS ift, fonbern eine pofttfoe Sftcfytuna, naef) bem Ewigen,


baö aber in feiner beffimmten ©ejkltung erfcfyemt. £>a$
©efül;l eines folgen Mangels, baS einen pofttioen Srieb

enthält, ijt ba$ ©efufyl einer ©e&nfucfyt. £)ie ©eljnfucfyt

naef) bem Ewigen, naefy ber Sbee muß bafjer bem $umor
immer beiwohnen! £>urd)bringt biefe ©elmfudjt überall ben

$umor in feiner 5D?annicbfaltigfeit, fo tjf t>a§ $öcf)fte bte*

feS ©tanbpunfteS erreicht, <Sonbert fiel; hk ©elmfucfyt ju

fefyr ab, ber 9ttannid;faltigfeit ber (lrfd)etmmg ftd) entge=

genfe^enb , fo entfielt leidet eine bloß formelle Sfteflerion unb


fomit ein unoollfommcner $umor.
£)er $umor fül;rt t>k größte ©innlid)feit ber £)arffel-

fang im (Einzelnen mit fid> ; benn er muß bte Sbce in alle

biefe (Stnje^cttcn »erfolgen. £a3 gfriren auf befonbere 33e-

fdjreibungen , £etbenfd)aften u. bergt fd)abet Wm $umor.


£)ie £eibenfd)aft barf im $umor nie ba$ Ueberwiegenbe

fein; fonjf wirb hk <&ad)c Cmtjf, ba3 Sntereffante über-

wiegt unb ber vgmmor, ber bem Sntereffanten ganj fernblieb

tjf, gel)t verloren, (£ine befonbere £eibenfd;aft barf bal)er

nie als ba$ SDtfttel angewenbet werben , bzn £umor 51t enU
wicfeln.

Sn biefer <g>tnftd>t fann man mit %ean $aul fyte

unb ba ungufrieben fein, mbern er felbfl 31t oiel Sntcreffe

am ©njemen nimmt. <5me oorjüglicfye (£igenfd)aft Sean


9)auP3 tjl baS 2luSmalen ber ^in^elnljeiten in il;rem 2Bed)*

fei , fo baß wir bennod) in jeber biefer (Stimmungen immer


ba3 «^oc^fte wabrneljmen. Sn biefem ©tfiefe i(l Sean $aul
Sföetfler feiner Äunjf. — #mftc&tltc& ber unioerfellen <®t\ti
219

bc.S $umor3 fctmt man il;n weniger ooütommcn nennen.

Sn ber SSegielrnng ber befonberen SftannicfyfalttgFcit auf bic


l;6d)|ren3bccn, vermöge beren tue Sbee ftcfy in t>cr (Srfc&efc

nung t>ernid;tcn foll, genügt Scan tyaut nicfyt immer. (£r

lagt oft t>aä #eujjiere über ba§ innere ber (£rfd;etnung über-
wiegen. — 2Cm wenigjlen genügt er in #tnftdj)t auf bie

©el;nfud;t, weld;e mit bem $umor ftcfy oerbinben füll 2ßt(I

er ergaben fein, fo pl;t(ofop!;trt er gewofynlid; auf ganj ab*

jfracte SBeife. dt fonbert burd) btog reflecttrenbe ,2£bfira-

ction bie 5Ö?annid)faltigFeit oon bem ©efüfyle ber ©efynfucfyt

nad) bem Ewigen, weldjeS beibcS im funfltcrtfc^cn SScwußt«

fein (5in3 fein muf. Qtx fd^wdrmt nid)t mit ber 9tyantafte,
fonbern mit bem gemeinen 23erjtanbe, wirb baburd) falt

unb troefen, fcfyafft Sbcale nad) leeren Gegriffen unb fpielt

mit biefen nad) allgemeinen (Einfallen, ©ewolmltd) ifr ber

©cfylttg feiner SB erfe bal)er ba3 <5d)wdd)jle. £)ie3 geigt ftd>

bcfonberS in 'feinem !3ttetjlcrf!ücfe , ben SSlumen*, *$xu<5)U

unb £)ornenftücfen, wo er am (£nbe in ba$ fabeSbea-

Öftren gerdtl;.

Unter ben ßngldnbern fyat ftd) befonberS ©terne


buref) ben Jpumor autyetfifynzt , ber e§ aber in ber liebe-

vollen Ausmalung ber befonberen (grfcfyeimmg nie fo weit

gebracht fyat, wie %ean 3)aut, beffen ergdnjenbe <5titt er

ausmacht, inbem er in ber 25ar|tetlung be£ burd) andere

(Sinbrücfe mobifteirten ©efüfytö am oollfommenjten ifr. SBenn


Sean $aul ju fefyr in6 2(llgemeine fyineinfd)wdrmt, fo mn*
bet ©terne feine Reflexion fajr nur auf t)k S5efonberl)eit.

£al)er wirb er immer etwas troefen, mit feine SBelt* unb


Sttenfcfyenoeracfytung fyat etwtö 23ittere3.

2Cn bem #umor ernennen wir, xck au$ \)k ©innltc^


220

fett in ber $unj! ftrf) burcfyauS untv>evfeli galten , unb bte

ganje Sbee bartn gegenwärtig fein mup. (£r tfl ba3 ©e-

gentfyeil üon bem, roaö in ber Äunjl ber bilbenben ^an-


tafte ba£ Unioerfclle ifl , unb inbem er fid> nie ber gemeinen

(Sinnlicl^eit Eingeben fann, etxvtö fe^r (übles, (£rfyabene£

unb ed>t «ftünjllerifcfyeS , fo gut wie t>fe Unioerfalität ber biU

benben $l;antaffe.
2CUe früheren ©tanbpunfte ber ©mnltcfyfeit ftnb nur
befonbere <&titen bee> $umor£, bie ftdf> t>on üjm abgelojt

fyaben, weil bie Sbee ganj in ben (Stoff übergegangen ifi

$lid)t$ be(!o weniger wirb aucl) auf jenen ©tanbpunften


immer eine allgemeine 9vid)tung übrigbleiben, ©o mu$ ber

[umliefen 2£u6fül)rung ber allgemeine ©ebanfe einer reinen

S3ollenbung, ber Setbenfcfyaft t>k ^mpfdnglidjfeit gegenüber

f!el;en. — 2Cm meijlen jeigt ftd) auf jenen früheren @tanb-

fünften ber $umor ba, wo ba$ allgemeine t>orau£gefe£t

unb ba3 ©njelne als ^obifteation beffelben gebaut wirb.

£ier fann ba$ (^injelne als ganj ©innlidjeS aufgefaßt wer=


ben, wenn nur t)k mannigfaltigen (£inbrücfe aU nichtig,

ber reinen ©letcfygültigf eit wtberfyred?enb erfcfyeinen ; wie bä

ßatull, wo biefe 3ttannicl)faltigfeit be3 <Stoffe§ immer ju=

gleid) l)umori(lifcl) gefaxt wirb. <&o pellt ft'd) aucl) bei ber

allgemeinen (Sentimentalität ber feuern, wie ixti 2Crioft,

ein gewiffer $umor ein. Sn beiben fallen fommt aber nur

bie eine. (Seite bc$ JpumorS .^urn 23orfd)ein.

2)en britten (Stanbpunft beS fünjrierifcfycn ©eifteS nem


neu wir ben be3 SöerjIanbeS, weil ber $er|Tanb bie

(Sphäre tf!, worin allgemeinem unb 35efonbere3 fiel) ju ei=

nem ©emeinfcfyaftlicfyen ber ^rfenntnig oerbinben. 2luf i>en

porigen ©tanbpunften l)ing noc!) alles t>om (Stoffe ab, unb


221

ea mußte cntweber baa 2ttlgemcine ba6 83efonbcvc, ober

umgehört baö 93efonbeve baa Wlgemcinc beflimmen. tiefer

Uebergang würbe nicl;ta Söollcnbetea fein, wenn ntcfyt übers

all t>aö SSewußtfcm ju ©runbc läge, baß ade bie ©egcn=


fa^c nur bte Entfaltung ber Einheit ber Sbee ftnb, beren

Erfenntniß "oen ©tanbpunft bea 23er(ranbca ausmacht.


«frier jetgt fiel) alfo bte fyodjjjfe Steife ber Äunft in ber
©efd)i$te berfetben, wie in tl;rcn ©attungen. £)ie ©c-
\ö)id)tc ber Äunjt beginnt mit ber wirflid) werbenben Sbee,
bem (Stanbpunfte ber ^fyantafte, unb fdytießt mit ber auf

bie Sbee gurücfgefüfyrten gemeinen Erfcfyeinung. £>er mittlere

9)unct tji ber bea 23er(fanbea. — &a§ $raftifd)e in ber

^un(! muß augleid) gan§ tf>eoretifcf> fein, wenn baa Sßcfen


ber Ätmft oollfldnbig erreicht werben foll; ^anbeut unb
Empftnben muffen jugterd) frattftnben, betbea aber in bem
SDftttelpunfte fiel) oollfornmen burcfybringen, fo ba$ t>a$ £an-
belnbe juglcicl; ein ganj Eifennenbea, Sl)eoretifcl)ea tfr.

2öo ber 23erpanb ba§ Sejiimmenbe tjt, i>a tji bie Äunjt
ju il)rer größten 3ceinl;eit gebieten. Mgemeinca unb S5e-

fonberea ftnb tyter ganj oerfd;mol$en unb ^ ©leid;gewid)t

5wifd)en biefen beiben Letten wirb baa Element unferea et*

genen £)afeina, fo ba$ xvix nid)t mefyr au$ una ^eraua^u-


gel;en, fonbern nur ganj wir felbjl ju fein brauchen. Sn
ber $un|t überhaupt ernennen wir bk £)urd)bringung bea
SBegriffea mit feiner Erlernung , unb zUn bie 33oll(Iän*

bigfeit biefer £)urd)bringung mad)t biefen ©tanbpunft ja


bem ber l;od)(!en 2Bal;rtyett unb SBollfommenfyett, welche bie

Äunjl erreichen fann. — allein auefy in biefer (Sphäre bea

©leid)gewid)ta muß bie Äunjl nad) oerfd;iebenen Stitytun*


gen ft<# bewegen; fonjl würbe burd) baa 3ufammenfallen
222

be£ gemeinen unb 33cfonbcren •


bte gange Söirflicfyfeit

fcfywmben. S5ct>or wir aber btefe Stiftungen verfolgen,

muffen bte &cnn$et$en ndljer angegeben werben, woburcl)

bk Söerfe btefeS ©tanbpunfteS ftd> au^etd)nen.

£)ie Trennung be3 SSegrip unb be£ Cnnjemen muß


immer ftattfmben; benn olme btefe ift feine SßBtrfu'djfeit;

biefe Trennung aber mu$ jugleid) überall t>erfcl)winben unb


ftd> auflöfen. £)te ©Haltung ^wifcfcen ben Gegriffen unb

Qttfä) einungen muß wahrgenommen werben, unb bodf> als

aufgehoben erfahrnen; baljer fmbet ffcf) l)ier bte ttefjte gttlle

in ber (^rfenntniß ber Sbee, unb bod> bie ttotffommenjte

(Entwicklung ber (Erfdjcinung. 2Tuf t>cm ©tanbpunftc ber


9tyantafte mu$ bte Sbee ffd) in einem bejümmten begriffe
gehalten unb fann bafyer nie in ifyrer ganzen Steinzeit er-

fdjeinen. 2Cuf bem ©tanbpunfte ber ©innlicfyfeit erlernt


bie Sßirflicfyfeit nie in ifyrer Unioerfalitdt, fonbern entweber

ganj jerpüdelt, ober auf eine bejtimmte ©emüt^ftimmung


belogen, woburcl) \)k (Erfdjeimmg als folcfye auf gewiffe
Söeife immer verfdlfcfyt wirb. Wifyin ijt auf ^m früheren

©tanbpunften weber i>k Sbee in folcfyer gülle, nod) bk


(Erfcfyeimmg in folcfyer ttnwerfalitdt, vok l)ier.

£)ie$ bejtdtigt fiel) in ber @efd)id)te ber &un|f. £ie


^ünjfler, welche biefen (Stanbpunft einnehmen, ndljern fiel)

am meijten ber Söirflid)feit unb brüden i>abä bocl; hk rein-

ffe gütle ber Sbee atö. (Solche £>id)tet ftnb <5opl)ofle3


unb ©Ijaffpeare. SBdtyrcnb in 2£efd>t>Iua nur bie S3e*

griffe felbjt fiel) verforpern, erfd>etnt im ©opfyoflea nur bie

SSSirllicf)fcit aß ©egenwart; alle S3erl)dltniffe, ^araftere,

^anblungen ftnb rein menfcl)lidf). £)aburd) aber wirb t)k

Siefe ber Sbee nicfyt verringert; fonbern im ©egentfyeil gefyt


223

fc>a3 ©ottlictje, ber eigentliche ©hin ber Sragobic, nivgenb

fcollfommener tyeröor, aB gerabe bei ©opfyofrcS. — @bcn fo

Jxlft ftct) ©fcaffpeare immer an bie 2öirfltd;feit, peilt S5e=

gebenl;eiten bar, bie im Sftenfdjenleben überhaupt t>orfom=

men formen, ober bet)anbctt ganj fyijrortfcfye ©cgenjrdnbe in

tt)rer sollen treuen 2Birf(ict)feit, imb gaubert gerabe baburd)


bie Sbce in ifyrer gangen gülfe in bie 2ßirf(id;leit hinein.

$ier ijl gar fein 2(bgrunb mel;r groifdjen Sbee unb


2Btr?lid)f eit; t>k $ut)e beS «BerfianbeS füllt il;n oollftdnbig

au§. ^)al)er tragen bie SBerfe biefeS ©tanbpunfteS burct>

au3 ben Gfyarafter be3 @lcicr)maaßeS unb ber £lart)eit, wo-


buret) roir un3 ber Sbee rein unb bejrimmt berou^t werben.
SBir fmben hei bem £)ict)ter bie t)6d)(ie S3efonnent)eit, in*

bem berfelbe gwifdjen Sbee unb <5mnlict)fett unparteüfd)

ftywebt, unb in bem SBerfe felbjl i>ie üolffommenfle ©d)ön-

fyeit, bie ftct) balb jum Q:ri)abenen , ba(t> §um <5ct)6nen im


engeren (Sinn neigt, fo baß feing t>on beiben entfct)ieben

itb er wiegt.

£)ie3 ftnb bte äußeren £enn$eid)en ber t)iet)er gehörigen

$unjt. — 9tte fann auf biefem ©tanbpunfte ba$ ©ottltcfye

als abgefonbert unb eine -3öelt für ft'ct) bilbenb erfct)einen,

wie hei 2Cefct>;lu3 unb f


£)ante; eben fo wenig wirb bie

2Birflid)feit in ii)rer (£ntfrembung t>on bem ©örtlichen auf-

gefaßt, fo ba$ eine ©efmfud)t banact), eine Mcffei)r ba^u

nött)ig würbe, xoie in ber ©innlidjfeit. 2)a3 ©ottlidje i(l

bie wirflict)e SBelt felbjr, wenn fte nur red)t üerjtanben

wirb, wenn nur nict)t eine ober bie anbere 3ftd)tung bie

£)bert)anb eri)dlt, fonberrt alles als Offenbarung beS ©ott-


liefen erfct)eint unb ttollftdnbig, nict)t tt)eilweife in baS ©Ott-

Üty jurücffdirt.
224

£)ie oerfdjtcbenen 9?id[)ftm9en unb Bedienungen, bte bte=

fer ©tanbpunft julagt, muffen fo befdjaffen fein, baß mit


jeber (Sinfeitigfeit äugleid) ba$ 3ufammenfaffen be3 ©anjcn

wrbunben tji. ©er Berjlanb, fowofyl bcr gemeine als ber

ftmjllerifd)e, muß immer in t?erfd)iebenen Stiftungen wir=


fen; er mu$ entweber bte Einheit in ii>re ©egenfd&e ent*
wicfeln, ober tiefe in jene jufammenfaffen. SeneS aber
f ann fyier nid)t feigen : ben abjlraf ten Begriff in feine man*
nid)falttgen Einteilungen jerfpalten; benn ^ier ifl nid)t bie

.Stebe fcom begriffe, fonbern üon ber Sbee felbpf, unb bie

Entwicfelung ber Sbee fefct fcfyon ben ©egenfa£ jwifcfyen

allgemeinem unb Befonberem voraus. X)k Sbee felbjr muß


^erlegt werben in Begriffe unb in 9ttannid)faltige3, welches

in biefen liegt. ©iefe Stiftung ber Berjfanbe3s£l)dtigFeit,

vermöge beren au$ ber Sbee bie Sbee als Begriff unb als
Mannicfyfaltigfeit entwickelt wirb mit bem jteten Bewußtfein,
t>a$ alles bie eine unb felbe Sbee ift, nennen wir t>k Be^
tracfytung ober t>ie contemplatbe 9ftd)tung.

Sei ber Betrachtung ij! bie Sbee etwas ^ofttweS; benn


fte erfcfyeint als gegebene SBirflicfyfeit. Sn ber entgegenge-

festen SRicfytung muffen mir t>ie SSirflid)!eit bloß als folcfye,

nid;t als Entfaltung ber Sbee auffaffen. Begriff unb be^

fonbere Erlernung ffnb in ber SBirfltcfyf eit immer nur in

unenblidjer Be^ieljung ba- $ier ftnben mir alfo ben Begriff

auf ber einen, baS Mannigfaltige auf ber anbem <&titt

fd)on als etwas ©eftalteteS, in ber Erfahrung 2Cngenomme-


neS. ©o lange mir bä^e betrachten als in Be$iel;ung be*

fteljenb, fyaben mir baS Söerf beS gemeinen SöerjtanbeS.

<5otf baS Berl;dltniß jmifd;en t)tm Begriff unb hem $Ram


nid)faltigen burd; Ut Sbee aufgefaßt werben, fo muffen
225

btcfc ©ecjenfdfcc in einen Moment t>cr @ml;ett jufammen;


gefaßt werben , wo fte aU relatwe ©egenfd^e völlig untcr=

geljen, unb inbem fte ftd> al6 ©cgenfdfce vernichten, eben

baburd) hie Sbee barjfcllcn. £)ie3 3ufammenfallen ber ©e-


genfdfce in einen $unft macfyr, baß bie Sbee als ztm§
yic$at'm$ erfdjeint, unb biefe Sfltcf)tunö ber ^dttgfeit nen-
nen wir hen SBifc.
S5cibe begriffe ftnb pl;ilofopl)ifcl) fajl noefy nirgenb ritf;-

t\$ verfknben, am wenigjlen ber 2BÜJ, ben man cjcwöfm^

lief) bloß pfycbifd) betrachtet, obwohl er etwas ganj Äün(I-


IcrifdjeS tjr. ©elbft aller wirflicfye SBife be3 gemeinen £eben$

muß von fun(Kerifd)er (Stimmung ausgeben.


^Betrachtung unb SBi§ lonnen ffd) nid)t fo rem von
emanber fonbern, wie $f)antafie unb ©innlicfyfeit, ba beibe
im SJtfttetyimfte beö funftlerifd&en ©eifleS liegen. £)ie S5c^

tracfytung ift nid)t allein ftnnbolifcfy, ber 2Bi£ ntd)t allein

allegorifd); fonbern in jebem von beiben laßt ftcfy ber frnn-

bolifdjc ©tanbpunft mit htm allegorifcfyen vereinigen. (£3

giebt eine mefyr fymbolifdje unb eine mefyr allegorifcfye S5e-

tracfytung, einen fpmbolifcfyen unb einen allegorifdjen 2Bi£.

©er -SBi^ ft'nbet bie Sbee erfr burd) bie 2luf^cbuncj ber ©e-
genfdfce , woburd) er ffd) jum SSewußtfem ber Sbee fammelt
2lber auef) bieg fann fowol)l ftnnbolifd), aU allegorifd) gefct>c-

l)en; festeres, wenn bie ©egenfdfcc erfannt werben al3©e^


genfd&e be§ menfef) liefen 33ewußtfein3 überhaupt, unb bie

Sbee ftd> in iljnen wieber erzeugt. Qtin fdjarfer ©egenfa£


ift l)icr nicfyt möglich, weil bie Svid;tuncjen ntd)t von (Srtre*

men, fonbern vom Sftittefyunft au3gel;en.

£)te SSetr ad) tun 3 befielt haxin, baß ber 23er(!anb


bie Sbee in tl;re ©egenfdfce gerlegt. Q§ wirb alfo nicf)t

15
226

ein abffracter Begriff 5U ©runbc gelegt; fonbew bte Sbee

wirb als (Einheit beS Begriffes tmb ber @rfcl)einung errannt,

unb ber Berffanb entwickelt aus ber Sbee i(;ve ©egcnfdfce,

bte er fdjjon als bafeienb sorauSfefct. — begriffe unb be-

fonbere (£rfcfyemungen werben nun aber nicfyt bloß in ifyrcr

S5c5tclf)unö betrachtet. £)ie waljre Betrachtung gerlegt bie

Sbee fo , bag allgemeines unb BefonbereS immer im ©letcr^


gewichte flehen. ©0 entfielt bte ecfyte funjflerifcfye Sia*
(eftif, bie in allen ©egenfdgen tk Sbee ftnbet unb baS
Bergdngliclje, burefy bie (Spaltungen 2Cuf(jel)obenc , ber Sbee

%um £)pfer bringt. — $ter erfcfjeint baS ©ottlicfye felbft

immer gugleicfy als etwas BefonbereS, als eine <3eite beS

BewugtfeinS , wiewohl mit ber 2£nfd)auung , ba$ eS in ber


Sbee üollfommene Zi)äti$eit fei; unb baS Srbifctye erfcfyeint

gugleid) als bie eine <seite beS ©egenfa^eS, unb als etwas,

baS nur in ber Sbee fein eigentliches %eben t)at

Sn ber antifen Sragöbie wirb bie Sbee felbff als reine

dinfyeit üorauSgefe^t, unb wo ffe in ber inneren Gmu)eit

ber reinen £f)dtig£ett felbfi gefunben wirb, tjl bte l)6cl;(re

Bollfommenfyeit. ©0 werben in ber 2Cnttgone beS ©0*


pljofleS t>k göttlichen ©efe^e, nad) benen 2lntigone ben
fietcfynam ityreS BruberS beerbigen will, bennocl) nur als bie

eine <&eite beS wirflidjen £ebenS ber Sbee bargeffellt. ©e-


genüber jlefyt.baS Srbifcfye, ndmu'cfy bie bürgerliche ©efcfc=

gebung als felbftdnbigeS 3)rmcip, unb \>k Sbee entfaltet

ftcfy in biefem ©egenfa^, um xoixitid) gu werben. Snbem


biefer SBiberfyrucl) als ein oerberblicfyer bargeffellt wirb, ent-

fielt ber tragifcfye ßl;ara!ter. allein mcfyt Hxin auSfcpeß;


lief) befreit t>ie Betrachtung ; eS Unn aud) eine folc^e geben,

t>k beibeS als in feinem inneren Söcfcn oereinbar t>erfol)nt.


227

2Mel ju bewirken, ijl bcfonberö ber 3wecF bcS @ fy or e 3, mU


cfycr äcigt, baß bicfe ©egenfdfce nur bie notfywenbigen Beffanb;

tljeile ber ftd> entfaltenben Sbee fmb. <Bo t(r mit ber 25etrad;=

tung immer augleid) etwas l;6d)jr SrofrlicfyeS verbunben.

£)ie Betrachtung wirb um fo vollkommener fein, je

allgemeiner biefe ©egenfafce gefaßt werben, ©fließen ftc

ftd> tyrem SBefen nad) an ganj befonbere Beffimmungen


ber 2Birflid)feit an, fo wirb ffatt be3 fyofyeren f unfiter tfrf>cn

Berjfanbe3 oft ber gemeine Berjranb eintreten muffen. —


©o fmben wir im fpanifctyen £rama allerbingS auä)

bie Sertegung ber Sbee in Begriffe, unb jwar in foldje,

i>ie auf göttlichen sprinctpten unb auf ^encn be3 gemeinen


fieben§ berufen; e§ ent(!el;en 2öiberfprud)e swifcfyen SlelU

gion unb Zkbe, ©efyorfam gegen t>en (Staat unb Qityxe u.

bergl. £)iefe ©egenfdfee aber fmb fc^on an Begriffe ge-


fnüpft, i>k ffd) ju fel)r mobiftcirt fyaben unb ju fe^>r auf
bloß relative BerFnüpfungen belogen fmb. X>af)tx muß fctcr

oft eine £ialeftif be§ gemeinen BcrfranbeS bie ßolliffonen

vermitteln, worauf ftcf> bie ©ptfcfmbigfett unb Sfcdtfyfetyaf-

tigfeit ber ©panifcfyen ^Oocftc erfldrt.

Sn ber vollkommenen Betrachtung muffen bie ©egen=

fdfee fiel) ganj in t>k SBitftfcfjfett verlieren, olme t>a^ bie

Sbee in iljrem Söefen ttn>a$ einbüßt — Bei ©fyaf-


fpeare fmben wir Begebenheiten au$ allen 3eitaltem unb
Nationen, Svomifdje, @nglifd)c, romantifetye ©efdjjtd&ten, unb
boefe in allen bie reinjre Be^ie^ung auf ba$ Wltnffylifye über-

fyaxupt, auf bie Sbee aB allgemeines Söefen aller erbenffc

cl;en ©egenfd&e. #ter mu^ bafyer bie Sbee, obgleich in

3Btrfu'd;fett ^erlegt, fxd> am rcinften erhalten unb tl;r Be*


wußtfetn itttl bepdnbig begleiten.
15*
228

£)cr ©tanbpunft ber 83etrad;hmg fann nur bei tyofycr

23outommcnl)cit ber Äunft crrcidjt werben, wo bie Sbce


mit 2Bir?lid)t"eit gefdttigt ijt. £)al;er ftnbcn wir il;n überall

in ber (;üd)flcn 35lütl)e ber Äunjt; icbocl) oud; nad) biefer

spertöbe, wenn ftd) bic Äunjt nod) tn einem rußigen S5e-

wuptfein ju erhalten vermag, wcnigjtenS ber gorm nad),

wenn gleid) ber ©toff feßon feßr in bie ©innlid)?ett ßinab-

geftmfen ijt. — lind) geigt ftd) biefe $id)tung feßon t>or

ber S3tütr>c ber £unjt. £)a3 gange £>rama fann nur ent-

ließen, wenn bie Betrachtung lebenbig geworben ijt, ofjne

bk fein £)rama möglid) ijt, beffen gorm ftd> aber nod)

fange erhalten fann, wenn gleid) ber ©toff ftdf) ber ©inm
(id)Fcit gugewenbet Ijat.

2(efd)\)lu3 ift in t>er Betrachtung ber Vorläufer be3

©opßoflcS, unb manches ©pätere behält bie gorm ber

Betrachtung, obgleid) ntd)t meßr ba3 SSefen barin ift; fo

g. B. unfere bejten neueren £>id;ter, unter benen wir ©6 1 (; c

biefeS ©leießgewidjt ber Betrachtung am meiffen gufdjreiben

muffen, übet e$ ijt oft mefyr ein formales, ©ubjectweS,


aU bie waßre (Erfahrung baüon in ber 2Btrf(td)f'ett unb
(Gegenwart be3 £afein3. ©onft würbe biefe 3vuf)e bc£
©IcicßgewicßtcS nid)t fo rein unb für ftd) ßeroortreten, unb
cS würbe ftd) mel;r in ben ©toffen bartßun, toie ftd) tri

tl;nen bie Sbce entwidelt. £>urd) jene gorm ber Betraf


tung entfielt eine gewiffe Stalte, bie in ber Betrachtung
felbjt ißrem SBefen nact) nid)t gegrünbet ijt, fonbern nur

bei überwiegenber gorm entjteßcn fann, wo bie ©egenjtdnbe


meßr 9ftobiftcationen ober Beifpiele für bie gorm, al$ um
ißrer felbjt willen ba ftnb.

Gtbtn fo ijt alles, voat wir in ber 9)oeffe ber fübli=


239
d;e» 23ülfer üon 9htl;c, Harmonie unb @Ueid;maaß fmbcn,
nur btc übrig gebliebene gorm jener contcmplatwcn ©tim=
mung. Sn ber itaJtcnifdjcn 9)oefte ifl biefe ©timmung ber

ruhigen S5etrad>tung befonberS bei Petrarca *>orl;errfd)enb.

Die (San^one ijl ganj ^robuet biefer fünftlerifd;en ©tim;


mung; aud; ba3 ©onett, als fleincrc ©cftalt ber Gan^one,

tjl auf tiefe Zxt 3« benfen gebaut, — r!n;tl;mifcfye gormen,


t>te tu Stalten entflanben, üon ba aud) nad) ©panien über;
gegangen, in t^rer ßünffltcfyfcit nur aus einer contemplati-

üen ©timmung ju erflären ftnb, wo bie gorm fcfyon bie

£)berl;anb gewonnen t)at unb bie ©toffe unb Sljatfacfyen

at3 2Cnwenbung erfechten. £)al)er l;errfd;t aud) in tyctxax--

ca'S ©onetten bei aller SBortrefflicljfeit immer eine gewiffe

ruhige Ratte unb (Schärfe.

(£§ ergiebt ftd) üon felbft, bag unter ber Betrachtung


l)kx nicfyt bloß ba3 $ai fonnement beö £>tcfyter3 fcerjknbcn

wirb. £>iefe$ wirb fic^> gwar fyier am meiften fmbcn, fann

aber in jcber 2Crt ber Äunjt unb auf jeber ©tufe Dorfom;
men. $lod) weniger ijl bie fententiofe ©pradje mit !up
§en, tief greifenben ©prüfen biefer ^eriotre ber Äunjl eigen,

fte gehört rnelmeljr bem ©tanbpunfte ber spfyantafte unb ber


©innlicfyfeit an, wo fold)e©ebanfen^S5li^e wegen ber Tren-

nung ber sprineipten nötfyig ftnb. Sttan benle nur axx liv
fcfyytuS auf ber einen, unb an bie neuere gried)ifd;e
$omobte auf ber anberen ^cite. TLud) bei ©djiller
ftnb bie Dielen ©entenjen fein 3etdjen feiner inneren Älar-

i)tit, fonbern melmctyr ein S5eweB, bafi ber £>t<$tcr baö

33ebürfnij3 füllte, t>h SMnge burd) folelje einzelne 23 liefe ftd;

felbjl cr(! beutlid; %u mad;en, — (^utjclne ©enten^cn ftnb

alfp gerabe ein SScwefö t>on bem Mangel ber ed)t content
230

platwen Stimmung. £)er ©tanbpunft t>er S3etrad)tung

giebt gan^e £Ret^cn t>on ©ebanfenserbinbung ; fo bie ß^orc


be$ (Sop^ofleö, befonberS in ben betben S)ebtpu§ unb
ber Antigene, bie fajt alle t>talefttfd> finb imb fid£> mit

ruhiger ^Betrachtung über ba3 ©anje ber $anblung t>erbrek

ten. S5ei ©tyaffpeare fmben wir biefe %xt ber ©eban-

fen&erfnüpfung befonberS in ben <Selb|Igefprdd()en (j. 85. im


Hamlet), bte oft bei neueren Sichern bie (Stelle be£

GljorS vertreten.

£>er SBifc fmbet bie Äunjl fdjjon innerhalb ber SBtrf*

lidfjfeit be3 gemeinen SebenS, in fofern jene bie Entfaltung


ber Sbee in ü)re ©egenfd^e ijt. -— gaffen wir bte SöW«
lidjjfett in tyrer 5D?anntd>fa (ttgf ett unb Unbefttmmtljeit auf,

fo lagt ftcb mit it)t alles» tbun, w>a§ bie $unfl ju tfyun be-

rufen ijt ; wirb aber bie Sßtrf licfyf ett gteicl) in ifyren erfcbopfen-

ben ©egenfd^en erfannt unb biefe burd) £5erbtnbung t>erntdf>=

tet unb in bie Sbee tterfenft, fo entfielt ber 2Bt&.

£)te $unjl fann bie ©egenfd^e nicfyt auffaffen wie ber

gemeine 33erf!anb, ber ffe immer nur jum &\)til ftefyt unb,

tnbem er nur fiufenweife ubergeljenb tterfatyrt, nie ein ©an-


je£ hervorbringt. SDte ßunft fefet urfprünglicbe Einheit ber

©egenfd^e ber Sßirflicfyfeit fcorauS, ju beren Gfntwtcfelung

ffe uns notbwenbtg jeigen muß, wie allgemeinem unb S5e-

fonbereS nur bie Entfaltung ber einen Sbee feien; bk§ ge-

fdjiebt in ber Betrachtung. <&k fann un$ aber and)


im ©egentfyetl bie ganje 2Birflid[)fett burd) 3ufammenfaffen,

2£ufl;eben unb Sßerfenfen ber ©egenfd^e in bie Sbee als

etxvtö 9ttd)tige0 jeigen; unb bieS gefd)iel;t im Sötfce, wel=


cf>er baber nur burd) UBibcrfprud) möglieb i|r. @3 giebt

jcbod) aud) 2öiberfprud)e für ben gemeinen Sßerfknb, burd)


_231
welche ttc Sbee in bloße S3e$teJ;ungen aufgelofi wirb unb
t)te bat;cr außerbalb ber Sbee unb ber Äunjl liefen.

$)lan exliäxt ben SBifc gcwöfmlid) als bie ^dbigfett,

tetd^t 2Cc^nttc^)fcttcn auf^ufmben, — eine ga^tgfett beS blo-

ßen gemeinen SSerjranbcS. Sttan meint, bte £>inge brauchen

burefe ben SBifc nicfyt nac|) wefentlicfycn SÄerfmalen üereintgl


ju werben, fonbern bie Stterfmalc feien feter bloß äußere,

burefy bie SÖßafemefymung aufgefaßte. 2lllein wenn e$ ftct>

auefe fo t>crl;tette, fo müjfen bo$ bie Stterfmale burd) ben


gemeinen Söcrfranb t>erglid;en unb auf einanber freien
werben. £te§ iji bal;er nichts aB ein ©ptel mit bem logi=

fernen 23erfaferen, ba$ nur etxoa$ SSclufligenbeS, nie etwas


StünjilcrtfcbeS fein fann. Sn ber Serttgfctt, 2Cefenltd>fetten

auftufinben, liegt alfo niefet ber e$te SBifc, ber ntc^t benf-

bar ift ofyne 35ewußtfein ber urfprünglicfeen (Smfeeit.

Der SBtfe ftnbet nid;t bloß Uc »orfeanbenen ©egenfdfce

auf, fonbern erfennt fte als 9ttobiftcattonen ber inneren (§in=

l;eit ber Sbee. (£r nimmt fte als folcfye al§ nichtig wafer,

unb bennoefy gugleidj als bk wahren ©egcnfd&e, in welche

fiel) Vie Sbee sediert unb burety welche fte in ber SBirflicfc

teit ftd? offenbart. ü$ muß alfo ein 2ßiberfprud() äwtfcfyen

Sbee unb (Sriftcnj überhaupt Ulm SBifce ju ©runbe liegen,

aber jugletcf) btö ©efüfel tferer wefentlidfjen Qtiritytil £)al)er

ijt ber ßinbruef, welchen ber 2Bi£ fyerttorbrtngt, fo mannig-


faltig, unb bafeer bewirft er eine innere (Srfyolung, eine

Wartung in t>em ßeben ber Sbee in unS.

yjtcin muß ben Söife in feinem tyofyen Sßertfee erfennen

m\i) achten, aber tlm t>on ©paßmaefecret unb Söorwifc


wol)l unterfcfyeiben, 2)er S3erftanb lernt leicfyt ©egenfdfee
232

unb SBiberfprücbe wiUfürltd) tmfjufaffen itnb ju vereinigen,

©o entfielt ber9fcic&tsSBt&, womit etxotö SrocfeneS, ßeereS

tterbunben ifi unb bei beffen langer gortfe^ung man ftcfy

unauSfprecfylicl) leer unb fyofyl fmbet. (5in folcfyer SBifc fyat

in ber Siegel äugleicfy ein anbereS Sntereffe; et tji entweber

äugleicfy ©pott, ober er ifi lieberlid[) unb erregt gemeine S3e-

gterben. Gt$ giebt jebocfy aud) eine ganj neutrale ©paßs


macfyerei, bie @ewofynl)eit be$ 2Bi£eln3, mit Mangel an
@efül)l für ba§ ©cfyöne öerbunben. 9tur bei wolliger ^nt-

frembung ber 3)l;antafte ift e§ möglich, ftcfy fo mit bem

SkrfJanbe auf bie willkürliche Trennung unb S3erbinbung


ber äußeren Stterfrnale ju richten.

2Ba3 wir unter 2Bi£ verfielen, ijl nichts anberS, als

ba$ tunjllerifcfye ©ente überhaupt, nur auf einem beftimm*


ten ©tanbpunfte. 3)aS plo&ltcfye 3ufammenfallen ber @e-
genfage ofyne Sföittelglteb unterfcfyeibet ben SBifc t?om gemeu
nen SßerjTanbe, ber nur burd) Sttittelglieber t>erbinben fann.

£>tefe§ plo£licbe Uebergefyen ijr jwar (Sigentfyumlicfyfett ber

fömji überhaupt, fallt un£ aber btim 2Bi£ befonberS auf,

weil wir auf biefem ©tanbpunfte bie SBirfltcfyfett ganj als


folcfye allein auffaffen, totö nur fcon bem ©tanbpunfte beS
tunfilerifcfjen SkrflanbeS au$ möglich tjf. £)te ©egenfdfcc

werben erf! als ganj wirfticfye aufgefaßt, unb bann offenbart

ftety auf einmal tyre drm&ett in ber Sbee.


tyflan barf ben 2öi£ nfdjt urgtren, b. ty.
hie »erbunbe-

nen (Stoffe nicfyt weiter vergleichen, als unter bem ©eftd&tS*

punfte beS SBifceS. £iefe S3orfd)rift tyat barin tl)ren ©runb,


bafc alles, wa§ ber gemeine 23erjlanb für wefentliclje $Jlexb

male Ijdlt, nur relative SSejftmmungen fmb, wdfyrenb gerabc


233
fca8, n>a§ bie <Dincjc in ber Sbee wrbinbet unb worin bic

Sbee ftc^> auSbrücft, für bcn gemeinen SBcrjknb oft baS


2lnfcl)en oon bloß jufdOtgcn äußerlichen Äcmtäetcbcn fyat.

2Bir fonnen zweierlei 2(rten beS ÖBifceS unterfdf)etben.

£)ie Sbee fann 1) als ^Princip ber SBir?ltd)leit angefeljcn

werben; fo entfielt ein SBifc t?on gan$ allgemeinem ßljaraf-


tcr. SDber ber SBifc fann 2) oon bloß einzelnen SSeftimmun-

gen ber befonberen <5rfd>eimmcj ausgeben, biefe oerfnüpfen

unb jur Sbee erbeben. £>ie erjfe 2Crt ifi ber SBtfc im ©ro-
ßen, bie zweite ber ntebere 2Bt£. Sener fj6l?crc 3Bt£
laßt ftd) mit ber bilbenben ?>J>antafte unb ber Sentimenta-
lität , ber nieberc 2öi& mit ber finnenben $Pfyantafte unb ber
ftnnlid)en 2(u3ful>rung fcergleidjen.

£)cr bösere SBifc ijt baS 3)rincip ganzer -ftunflroerfe.

dt faßt t>k Sbee unter einem bestimmten SSegriff als $rin-

cip ber SBirflidjfeit auf, in welches biefe jutücf fällt, unb


fmbet fiel) befonberS bei ben teueren, namentlich bei ßer-
oanteS unb Sljaffpeare. So I>crrfd^t in GeroantcS

£)on Ö-uirotc eine große Sbee beS gefammten Mittel-


alters, baS Ovittert^um; fein ab(!racter 85egriff, fonbem
nur tk befonbere ©efkltung einer f)bä)ft erhabenen Sbee.
tiefer ^Begriff als £)ar|Mung ber Sbee wirb nun in feinen

SBtberfprücfyen in ber SGBtrfltcfyt'ett aufgefaßt unb erfdjeint

imS auf ber einen Seite als etroaS bocfyjt (SbleS unb $or-
treffliches, baS aber in ber SBirfltcfyfett nie cjanj ju Stanbe
fommt; unb auf ber anbern <&titt als ein £ricb bcS gemein

nen £ebcnS, ber ftcb bloß in befonberen Äußerungen ent-

wickelt unb wegen feiner eigentbuntfieben 9ftd)tung in ßeiben-

fcfyaft unb auS biefer in wal)ve Starrheit ftd) üerwanbclt.

£)er wunbevbare SBiberfprud) oon 9fcarrl;ctt unb Sugenb in


234

t»cm ßfjatafter be§ gelben macf)t ba§ SBerf fo wifcig. S5ci-

be$ ^)cbt ftd> unaufhörlich auf, unb in ber 3erfl6rung ijl

überall bie ©runbibee lebenbtg, um fo fcfyöner, je mel)r ftdj)

bie SBirflicfyf eit bartn fcernidjtet. — £)tefer 2Bi& ift f omifcfj;

c§ fann aber au<# einen tra gtfcfjen Söifc in biefem großen

©inne geben. @o ift in ©baffpeare'S # am let unb


9flacbetf) ba3 ©anje auf bem ©tanb^unlte be$ äöifceS

5u faffen. 2Cutf) fyter ftnb bie ©egenfdfce fo fcfyroff, t>a$ ifcre

2tufldfuncj un$ eben fo überrafcfyt, l)ier aber augleidf) crfcr>rccf t.

£)er niebere 2B ig faßt bk befonberen mannigfalti-

gen (£rfcl)einungen gufammen unb ergebt ffe in bie Sbee, fo

t>a$ fiefy biefe überall im S5efonberen jeicjt. (§r pflegt mit


jenem großen Sßifce tterbunben $u fein, fann aber audf) all-

gemeine S3ebeutung erhalten, wenn tym tin begriff ju ©runbe

liegt, ber felbjt fdjon an ftety ben ©egenfafc ber 2öirllid?feit

enthalt unb bafyer eine faifd>e Verknüpfung l;ert>orbringt.

2)te3 geigt ftdf) bei 2Criflopl)ane3, beffen 2Big immer nie-

derer 2Bi& ift, welcher ftd) aus ber in t>k gemeine (£rfcl)ei-

nung ^eingearbeiteten £)arfMung be3 SSefonberen ergiebt,

wobei buvdfj t>k SSejiefyung auf einen begriff SBiberfprüc^e


entfielen muffen. SJttan muß ftd) aber bahd gugleidf) eine

2Beltorbnung benfett, in welcher biefe ©eftattung be3 S3e-

fonberen bie richtige wäre unb ftcf) mit bem S5egriffe in t>k

Sbee aufhöbe. 2Crifiopl)atte3 SBt^ bejteljt bafyer immer in

ber ftnnlicfjcn 2Cu6fübrung, unb tiefer liegt eine ganj t>cr-

feljrte Sökltorbnung Oßögel, SBolfen u. f.


w.) ju ©runbe,

wo biefe ftnntic^e (5rfd)cinung t>k richtige ift unb il)re S5e-

beutung fyat. £)aburd) cntjtefyt ber ©egenfafc, ber fdfyig ift,

ftcb in bie Sbee auftutöfen, n>a3 ofyne jene SßorauSfcfeung

nid;t möglich wäre. £iefe pfyantafttfcljen SBeltorbnungcn


235

finb nicfyt bloß wfflüxlld) fmgirt, fonbcrn muffen t>on fetbft

entließen, fobalb bie ftnnlicfye ©citc fo bie SDberfyanb ge=

roinnt, t>a$ fte ftd> abgefonbert t>on Begriffen barjtellt, wo


fte benn ftdf) feibfr begriffe f bttben unb fttfj eine eigene SBelt

gejlalten mu$. föj ijt alfo J>ter umgefcfyrt, wie in bem


f;6f)eren SBi^e.

SGBtr tyaben nun bie Befcfjaffenfjett bc§ 23erf!an-


bc3 auf ben früheren ©tanbpunften $u betrachten.
— 2Cud? eine bilbenbe unb ffnnenbe sp^antafte fann eS ntdj>t

geben ofyne Söerflanb ; benn tk Uebergdnge ber (£ntgegenge-

festen ftnb nidjt anberS $u beroirfen, aB buref) ben 33er;

jtanb, ber mityin in jeber Sftcfytung ber fünjilerifcfyen Zi)fc

tigfeit enthalten fein mu$. 9?ur burefy ba3 Ueberroiegen be3


einen ober beS anberen ber nerbunbenen Elemente unterfd)ci=

ben ftd) $f)antaffe unb ©innlirf)feit. — #ter aber fann


roeber bie Betrachtung , noefy ber Söifc auf ba$ mner|re 2Be=

fen ber SSerfttupfung getyen; fonbern betbe muffen nur üer*

tyuten, baß eine folcfye ©cfyopfung ber §)f)antafte ftcr) nid;t

in ganj einzelne ©egenffdnbe verliere. £)afyer erfdjeincn

Betrachtung unb SBifc tyier nur rote üon außen fyer unb
mefyr abgefonbert als Reflexion mit ber fünftlertfcfyen £)ar-

ftellung t-erbunben.

©o fmben rotr bei 2C e f et) p l u a einen bitteren, fdjarfen

unb heftigen SBtfc, ber ein Seiten ift, baß bie Sbec ntdjt

big in bie Sößtrfticfofett burcfygebrungen ,


fonbcrn auf bem
$Bege ba^u begriffen ifr; baß fte ftd> felbft fcfyafft unb um
bteS burc^ufefcen, t)k ©egenfd^e ber @rf$einung befdmpfen
muß. £)erfelbe Äampf äußert ftdj) in ber ftnnenben ty^an*

taffe bü 2) ante auf dfynltdje SBeife.

%x\ä) auf ^>cm ©tanbpunfte ber ©innlidtfeit fann ber


t

236

SSerjfanb nic^t entbeut werben. £>ie Betrachtung ifl für

feie fmnlidje 2Cu$fübrung unentbehrlich, wenn tiefe auf ba$


allgemeine belogen werben foll; ber 2Bi&, wenn bie Sftan-

nicbfaltigfett ber <5rfcl)einung m einen ©ebanfen ^ufammen-


gefaßt werben foU. 2)atyer bebarf befonberS ber ^umor
be$ SBiged.

SJftan barf ben f ünfllerifdjen SSerjlanb nie mit

ber gemeinen IRcf ertön üerwecfyfeln , \i>k nur tbeilweife,

iuwollfommene Söerfnüpfungcn beworbringt. $Rit bem gröf^

tm Unrecht fyabtn neuerlich SDfancfye, befonber3 bie 9?adf>=

a^mer ©otbe'S, ba3 bürre SRaifonnement als baS 3eic^cn


ber Jtunft angefeben. £3ei biefem fallen, aufgebrungenen
33erffanbe aber erfennen wir immer baS untergeorbnete 3n>
tcreffe für befonbere 3wecfe. 9liü)t§ ijt ber wabren Äunfi
mebr guwiber, als t>k 23orauSfefeung eines SöerftanbeSbe;

griffeS, an weichen bann bte SKeflerion gefmtpfttfi; bte berr-

febenbe SBeife ber Sfteflerton in unfern bürgerlicben ©rfjau-

fptelen unb Romanen. £)aS SBucbern biefer §)oefte ijt ein

fcfjrecflicbeS 3eicben ber Seit. &M bewetft bte Neigung ber


Stoffen, ftcb t>on allem, was ft'c an baS innere SBefen
erinnern fonnte, $u befreien unb im ©ememen $u lururiren.

£)md) alle brei ©tanbpunfte bc§ fftnftlertfcfjen ©etjleS

geben jwet Sfiicbtungcn bwburcb, \)k jwar immer vereinigt

fein muffen, jeboeb fo, baß btc eine, ober t>k anbere über-
wiegt, £)tcfe Stiftungen , auf welcbe jene brei ©tanbpunf te

belogen werben muffen, ftnb bie Statur unb bte Subita


Qualität
3n ber 9taturpoefie tjl bie gan^c Sbee in ber ßru
(Icnj fvmbolifcb entbalten. £>er allgemeine S3egriff febafft

fiel; ftlbfi feine (Srijicnj, unb ber tfünftler tfi nur Sßerficug
237

be§ SBegriffcS. Qaljcx fefot tiefe |>otße eine gegebene vollen*

bete Sßelt bev ©cf)6n()cit voraus, unb ber Äünjller fmbet

ben ©toff in fiel) , in bem <5tanbpunl:tc fclbjf , auf welchem

er im 23crl;ältniß $ur 58c It unb ^ur ©ottfjeit jfcljt. £)cr

5tünjtlcr fclbjt tjl fyier in bie urfprunglid;c (ftn^ett verloren,

imb braucht ntd>t von bev 2Birflid?feit anzufangen, um fte

auf i>k Sbce ju begießen, (Er tfi mithin auf biefer (Stufe

nid)t eigentlich mbivtbucH fcfyaffcnb, fonbern bloßc^ SScxh


jeug, burd) welches baS (Ewige, ber geiffige 3uffanb ber ge~

fammten 3cit fyinburd; wirft. Stoiber rttfyrt ba3 burdjauS


Nationale biefer Ätmjrler, ber gcmeinfdjaftlicfye <Scfya& ifyrcr

£>arftel{ungen : bie SOtytfjolocjie unb $eroenwclt, atö ein

für allemal gegebener unb bamit vorbereiteter ©toff. X)k


%lkn fonnten bafyer tyre SJtytfyologte mcfyt willfürlid) beljan*

beln. 9?ur bte ÄmtfHer, bie in bem 23er|ränbnig bc3 wa^


ven inneren ber Äunft fdjwanften, fingen an, umtlnfcfye

(Stoffe willfürlicfy ju veränbern, ober (Eigenes* ju erfmben.

2(13 S5eifpieTe fönnen in biefer #inftd)t (Eurtp ibe§, 21 gas

tl;on unb anbere fpätere ^>td>ter genannt werben.

£)ie einzelne &l;dtigfctt be3 £ünjtler3 bejtanb in jener

<Pcriobe nur barin, etmä an ftcfy fd>on als fejtjfeljenbe

gorm, 33orau3gefe&te3, (Ewiges ju wtebcrljolen. £)k$ nann*


ten bie TOen täfiißft$ ß wofür wir ben 2£u3brucf £>arjiek
lung gebrauchen follten. £)ie freie (Erfmbfamfeit gebort

ntd^t notljwcnbig zur tunfifertfcfyen Styättgfett. 3n ber Äunft


tat bie (Erfmbung ober ba$ ©djaffen überhaupt nur eine
£)ar|Mung beffen fein, xoa$ tn ber Sbee fcfyon ewig ba tfL

<So vereinigen ffd; bie 2Cnftcfyten über freie (Erfmbung unb


9?aturnad)af)mung. 2Bo bie Sbee auftritt, txitt fte ganj auf,
unb wirb eine wal)re ©df)6>ferfraft, bie unbenfbar tjf, wenn
238

nid)t bie Sbee fdjon gegenwärtig unb lebenbig wtrfenb iji

£)a3 (Schaffen bringt nur ba£ fyertwr, wag an ftcf) m ber

Sbee fd;on eriftirt. — Sei biefer Sftaturpoefie tjf mithin

gerabe bie 23orauSfefcung be£ ewig (Srijtirenben fcurd&auS

notfywenbtg unb ba$ (Schaffen ifi nur eine 2Bieberl)olung.

2Cuf bem ©tanbpunfte ber 9)fyantafie t|t ijter immer


baS Silben über ba§ ©innen überwiegenb. £)a bie gorm
ber Sbee fdjon t>orau3gefe£t ifj, fo muß bie bilbenbe SEfyfc

tigfeit wirfen, bie unter begrenzter ©efhlt barfkllt. £>ie

alte ßunft erfc^emt fo twltfommen ausgeführt unb fyavab

terijfifd), weil bie urfprünglidje Sbee oorfyer twllfommen


beftimmt fein muß, wenn fte in bie 2Bir£lid)feit eingeben

foll. — 2Cuf bem ©tanbpunfte ber ©tnnltdjfeü ijr bie

fmnlidje 2(u3fül)rung überwiegenb. £)iefe Äunft fann nur


fd;affen, xoa$ fd)on im ewigen Segriffe gegenwärtig war;
ber Mnjller mu$ bafyer in btm ffnnlid)en ©egenjtanbe bie

Sbee fetbfl fcfyon als gegenwärtig erf ernten, unb jebeS cin=

gelne £)ing muß als exoi^ beftefyenb öorauSgefe^t werben.

£)ie Äunjf ber HUen fe£t eine l)öl)ere SBelt ber Sbee mit

ewigen Urbilbem t>orau3, bie aber md)t leere Sbeale, ober

abjfracte BegriffSformen ftnb. — 2(uf bem <&tanb$unfte


beS 23erf!anbe3 überwiegt bie Betrachtung, bie fcfyon eine

gegebene Sbee t>orau3fe&t, bagegen ber 2Bt£ oon ber 2Btrf=

lid;feit ausgebt.

Sftäfymen wir aber an, baß alle biefe befonberen @igcn;

tl)ümlidj)feiten ftdj ganj utwermifdjt mit bem ©egentfyeile in

ber alten Äunjl fdnben, fo wäre bie$ etxvtö feljr ©infeiti^

gcS. (£rji burefy bm Uebergang in ba$ Gmtgegengcfefcte

wirb bie ßunjt sollfommen. £ie$ bewährt ffcfc an ben

größten Äünftlern, bei benen wir immer biefe Unioerfalitdt


239

bemerken, wenn gleid) bie Äunfttbätigfeit eine bejrimmte

föicbtung «c^men muß. — SBclcfycS tiefe Sftadjfmncn berrfebt

j. 33. in bcmDcbipuS bei ÄolonoS bc$ ©opboHeS!


unb bennod; tragt bieS Söetf ben ßbarafter ber bilbenben

9tyantafte. £>ie nationale Sbeenwelt ift auefy fyter sorau^


gefegt; aber bie 2Cu3bitbung erreicht ben b^flen ©ipfel,

unb gebt baburd? in bie <5pb&* ber ^Betrachtung über.

(So tterbinbet ftd> l)ier bie ^6d)|le Sftetfc be3 2£ntifen mit

tem entgcgengefefitcn ©tanbpunfte. — Huä) bei ben 2Ber-

fen ber ©innltcbf eit in ber alten -ftun|r fmben wir bie wabre
pfeife erff, wenn ber #umor als UebergangSpunft bcrüor^

txltt. £>iefe ^umortfttfcr)e Stimmung ^errfcr>t in ben ed)t

urbanen, fmnlicb - fyumorifltfcfyen Siebtem ber 2Clten.

£)k $)oefie ber Snbtüibualttät unterfcfyeibet ffct>

bureb btö Söorberrfcben ber entgegengefefcten ©tanbpunfte.


Sn ber g>^antafte t|r fytt bte fmnenbe Zfyäücfitit über=

wiegenb. <£rfonnen werben foll jeboeb aueb bier mcfytS; bie

Chfdjeimmg wirb niebt als gemeine (Erfcfyeinung aufgefaßt,

fonbern mit SSorauafe^ung ber ü)r inwobnenben lebenbigen

Sbee. £urcb ba3 SBabmebmen ber Sbee in ibr xrnifi bie

SBirf liebfeit umgcjraltet werben, um al§ 2(tt6brucf ber Sbee


ju erfcr)cmen. 2)er MnfHer mu$ bie Sbee in ber befonbe-

ran SSe^iebung febaffen; er muß ba$ äßirftidje %um 2Cu3*

bruef ber Sbee umbilben unb mitbin biefe unter einem be=
fonberen SSegriff auffaffen. £>icfe3 ftmffterifcfye SBirfen be^

jeiebnen wir am heften mit t>em 2Cu3brucfe ber ©cbilbe-


rung, welcbe mitbin ber £)arjMung entgegengefegt i\t.

©ic ©c^ilberung ijl ba3 2lbbilben ber 2Btrflid)Feit

in einet gewiffen SSejiebung auf einen befimtmten S5egriff.

25a3 v5d;tlbern fommt üoräugSwetfe ber Maleret, btö £>ar-


240
frcllcn bcr S5i(bl;a««ci gu; jenes ijl ber Ctyaraftcr ber neu;

eren spoefie, in weichet' 2£lle3 ftcfy auf ber <Scele be§ Äunji-
lerS fpiegcln muß. 3Q3ir bürfen btcö aber nicfyt ba§ <5ufc
jeetioe nennen, fo wenig wir ba$ Gityaraftcrifrifcfye bcr alten

$unjt burefy bic ^Benennung beS £)bjectfoen bejeidmen bür-

fen. SBeibeS fmb ganj empirtfelje 2Cu3brücfe. 2(uf bem


Spiegel ber burefy einen be|itmmten begriff afftetrten (Seele

be3 ÄünjflerS ftellen bie. ©egenfrdnbe ftcl) eben fo objeetio

bar f wie in ber alten ßunfr; baß aber tiefe ©egenjrdnbe

fid) auf hm inneren SBegriff begießen muffen, unb bloß in

bem Momente biefer SSe^ieljjung aufgefaßt werben, bteS macfyt

bic ©tfyilberung au$.

Qcfyet mu$ ein neuerer ivünfrler feine ganje fünjrlert-

fd)c SBelt gleidjfam er(r erfmben; er muß fiel) dn eigenes

SöeltaE entwerfen, unb Vit 2Btrflid)feit nad) bem SSegriff

umbilben, um fte auf benfelbcn gu be^ie^en. <5o fel;en wir

e3 bei £)ante. 2)urd) biefeS Raffen beS eigenen ©tanb-

punfteS, weites bcr neueren -ftunfr eigentümlich ijf, wirb

jcbocfy Nationalität unh 3eitgemdßl)ctt ntd>t auSgefcfyloffen.

<§& lommt ^ter wefentlid) auf bie in ber 3cit fjerrfcfyenbe

Zxt ju füllen unb ju benfen an, wie bei beti 2Clten auf
bie t>orau3gefefete SBelt ber Sbec. Söo feine ttebereinjltm-

mung in gewiffen Gegriffen unb Sbeen fcorfjanben if!, fann

fiel? feine Äunjl btlben. <&o ijl in ber fpanifcfyen ^oefie


hk gange SGBcit be§ £>cnf enS unb gü&IenS t>orau3gefe£t unter

ben ^Begriffen ber <§tyre, Religion, Zkbc u. f. w. £)f)ne

eine folebe mef)r ober weniger fcl;arf be|ttmmte ©emeinfam-

fett ber Sbee fann bic Äunjt nid)t auffommen.


3Cuf bem ©tanbpunftc ber $f)antafie überwiegt in

ber ^oefte ber Snbwibualitdt bic fmnenbe S&dtigfeit; auf


241

frem bcr <&inn tief; fett baS SMbrcnbe, ober ber £mmor,
inbem bie wirflid;e (£rfd)cmung frt ifyrer Be$iel;ung auf ba3

©emütl; aufcjcfag t werben muß. 2(uf bem ©tanbpunfte beS

BerflanbeS muß bet SSife überwiegen, nicfyt bloß im


kleinen, fonbern im ©an^en burd; Beabftdjtigung beftimm-
ter Effecte. 2)er Effect entfielt bei ben TOen oon felbji

auS bcr Einheit be3 S5e£jriffc6 mit bem Befonberen in ber

9tyantafte; bei ben teueren muß ber (Effect erfl bewirft

werben. £)iefe Bcabftd;ttgung be3 Effectes ijl ber neueren

Äunfl gan§ eigentümlich , unb ^eigt, wie in ber ^Prarte ber

SQStfc überwiegt.

spfyantafte unb ©innlid)fett finb bie gaben, burefy welche

bie $unjl mit ber Sßirflid)feit üerfnüpft ijl, unb bie ftcfy im
Sßerjlanbe vereinigen. ES ijl aber mit biefer Bereinigung

immer ein SroiefacfycS fcerbunben: l) bie Sbee muß ftd> of-

fenbaren, inbem fie felbji in bie SBirflid)feit übergebt; fo

gefd)ief)t eS in ber Betrachtung unb bem SBifce; 2) burdj


bie Entfaltung ber Sbee in ber Betrachtung unb burefy bie

QCufbebung ü)rer ©egenfdfce imSBifce wirb bie Sbee jugleid)

felbji aufgehoben; il;re Offenbarung ijl notljwenbig jugleid[)

tl;re 2£ufl)ebung m ber Sßirflidjfett. 5Me Sbee aB reine

£l)ätigfeit mu^ baxnm in iljrcm eigenen bloß in fidt> gegrün-

Uten £eben nur beflo fyerrlicfjer erfdjemen.

liefen SOtfttelpunft ber Äunjl nun, in welchem bie

vollfommene Einheit ber Betrachtung unb beS SBt^eö ju

©tanbe fommt, nennen wir, in fofern er in ber tfuffyebung

ber Sbee burd) ftdf) felbji befielt, bie funjllerifdje Sro?


nie. ©ie macfyt ba$ Söefen ber Äunjl, bie innere Bebeu-
tung berfelben au$^ benn fte ijl bie SSerfaffung beS (Benin-

tfyeS, worin wir erfennen, ba$ unfere SBirf liebfeit nid)t fein

16
;

242

würbe, wenn fte nidfjt Offenbarung ber Sbee wäre, bog aber
eben barum mit btefer 2öirflid;feit aud) bie Sbee etwas SRiä)-

rigeS wirb unb untergeht. 3Me 2Birfü'd;!eit gehört fveilid)

notfywenbig jur @rijtenj ber Sbee; aber bamit ifr immer


äugleid) bic 2Cufl;ebung berfelben oerbunben.

©ewöljnlicb nennt man baS S^ega ttt>c in btefer ©e-


mütbSjrimmung , ben Untergang ber Sbee, Sronie; baß bt'e

Sbee ftd) a(3 reine Styättgfett offenbare, nehmen wir burd)

unfere (Unzeit mit ber Sbee wafyr unb bieS fei bie S5egei=

fterttng ; bagegen wir in ber Sronie uns ber Sbee entgegen-


gefe£t füllen. Sn ber -Eunjl aber ftnb Begeiferung unb
Sronie eins unb baffelbe unb unzertrennlich
fflit jeber Sßafymefymung bcS ©6ttltd)en tji not^wenbtg

baS ©efüljl unferer eigenen 9?id)tigfeit oerbunben. ©o oer-

bält cS ftd) in. ber Religion, wo in biefem ©efüble ber

9?td)tigfett bte &emufy ober (Selbftoerleugmmg befielt, bie

oon bem Qolauben im l)6l)eren (Sinne untrennbar tjr. @ben


fo ftnb Begeiferung unb Sronie untrennbar, jene als 3öal)r=
nelnmmg ber gottltdjen Sbee in uns, btefc als SSabrneb-
mung unferer ,^id)ttgfett, beS Unterganges ber Sbee.in. ber
2Birflid;feit.

%n bte gemeine ^rtjlenj gefnüpft,. würbe bie Sronie

unmittelbar baburd) aufboren, Sronie §u fem. Entfernt ftc

fkfy oon ber Begeiferung, fo i(l ftc nid;t Sronte mebr, fort*

bern fe^t ftd) bem.2£efentlid)en birect entgegen, hielte aber

im ©egentljeil bie Äunjt bloß an ber Begeiferung fefi o(me

Sronte, fo ba$ fte ftd) an eine befonbere ©elraltung ber

Sbee anfd)loff* unb biefe in bie JBirflic^eit üerpflan^te, fo

würbe fte aud) hiermit aufboren, Jtunft ju fein. 20lerbmgS


v

oerwanbelt ftd? bie Sbee in befonbere Begriffe aber fte


243

muß ffd> immer sitgletcl; in ber 2Birf licfyFeit auflofen; fte muß
ftdj in bem befonberen Momente gugletd> in ifyrer Unioer-

falttat offenbaren, xva$ ofyne Sronie ntd>t möglicl) tji

£)ie .ftunfr erreicht tyren 3roecf um fo üollfommener,

je mebr barin Sronie unb S3egct(tetung oerfcbmol^en ftnb.

£>iefe Cnnbett gtebt ftcf> an einer überirbifcfyen ©eroalt funb,

welche fold;e $unjht>erfe ausüben, benen fte jufommt. (Sol-

che ungeheuere (5rfd)emungen ftnb ba3 roafyrfyaft Glafftfcfye

in ber Äunff, bte eigentltcben Wlittttyvixittt berfelben, bte

immer aU weltfyijtottfcfy erfreuten, ©olcfye (Srfcfyemungen

ftnb in ber alten ^oefte oorjuglid) (SopfyofleS, in ber

neueren ©fyaffpeare-, bei beren Werfen man ftd) oon


bem ©eijfe ber SBBelt felbjr ergriffen fül;lt. $ier offenbaren

ftdf) Sronie unb SSegeijlerung in ityret ooütommenjlen £>uxü)i


bringung, unb betyerrfc&en felbft biejenigen auf unbegreifliche

SBetfe , bk ein Äunf!n?erB naclj ganj anbern ©eft'd) tSpunf ten

51t betrachten gewohnt ftnb.

SSet- anbeten 2Öetfen, in welchen jene Unterbringung

nid)t fo ttollfommen ijf , laffen ftd> mel)r äußere Äennjetd&en

ber fronte fmben. Qtin foldjeS Äenn^eidjen t|t bie <£mpfms


bung, baß ba§ Äunfiwerl mdf>t baö Sßefentlidje fei, fonbern

nur bie $ülle ber inneren Sbee. £er gemeine Söerjlanb

tpctynt bafyer leicht, ba$ Äunjlroerf fei bloß Sftadjabmung


eines boljeren SßorbilbeS, befonbere £)arjMung etneS Sbeaß.
Sßir nehmen aber triefatefyt im Äunftroerfe bk ©egenwart
ber Sbee jugleicfy aß ein 9ftcl)tigeS toafyx, inbem t>k Sbee
ftd) in ber Söitllidj)feit beffelben aufxtibt unb toernid)tet

Qcfyzx etfc|)eint i>a§ &unjh»erf aß tttotö, um baö e$ eigene


Wtf) ni$t ju tfyun ijf, aß bie #utfe etneS inneten ®fytim*

niffeS, aß bie (£rfd)emung eines SöefenS. £>ie3 ijr ein

IG*
244
Äemtjetc&en ber wahren Sronie; fobatb wir hingegen
mcrfen, baß ea bem Äünjlter nur um ba§ SBerF felbjr

gu tfyun war, befmben wir unö in ber ©p&dre be3 Snteref*

fanten.

Damit I>dngt bie gorberung jufammen, baß bcr Äfinf!-


ler immer über feinem SSerfe (leben muß, tnbem er ba$
SSewußtfem bat/ fein $unflwerf fei ttuoa$ ©öttltcbeS, aber

jugleicb etwa§ SfticfyttgeS.- 2öir muffen erfennen, eä fei bem


Mnjtler mit feinem Söerfe m<$t <£rnjf, ba3 SBort im ge»
meinen ©inne genommen, wo e3 t>tc Sftcbtung auf einen
befonberen 3wecf bejeicfynet. ©o ernjtbaft aucb feine S5e-

gcbenbeiten, t>om ©tanbpunfte beS gemeinen 2eben§ au$

betrachtet, fein mögen, wir muffen Um Äünjfler anmerfen,

ba$ e3 xt)m gteid)wot)t nicfyt (£rnjf bamit i(!, weil fein

25erfaf)ren nid)t in relativen SSejtebungen befielt, fonbern

ft'ct) einzig unb allein auf bie Sbee begebt. Daber bie $ei-

terfeit be§ MnjllerS, feine (SleicbgültigMt gegen bie 25e^

fonberbett ber emjlbaftejlen ,


ja gräßlicbffen SSegebenbetten,

welche (Empfmbung ftcb bann aucb bem SSetracbter be$ Jtunjrs

werfet mitteilt, beffen ©efütyle fiel) in bie größte $ubc


unb #eiterfeit auflöfen. Der fünjrterifcbe £ro|t beruht auf

ber tfnfcbauung, baß aucb ba§ ©roßte, ba3 #errlicbf?e, xvk

ba3 gurcbtbarjte, in ber 2Birflicb?eit ntcf>t^ i(! t?or ber Sbee.

Sn biefem 6inne muß ber Äünjrler über feinem SÖerfe jfe*

\)tn unb baffelbe, in fofern e3 SKMrf liebfeit ifl, tief unter

ftcb feben. Diefer erhabene (Stanbpunft jeigt ftcb befonberS

barin, baß ber Mnjtter im sollen SSewußtfein ber 9ttcb%


feit feiner ©d)öpfung biefe bennorf) mit ber größten ßiebc

ttoilenbet; ja fte gerabe belegen mit foleber £tebe ausführt,

weil er fte als £)pfer ber Sbee Um Untergange wäi)t $ftan


245
benfe nur an ^om«t imb 3(cfytlle8, an ba§ £ieb bet
Nibelungen unb ben ©tegfrteb.
£>ie Sronie ijt feine einzelne, jufdüige ©ttmmung be3

itünfflerS, fonbern bet mnerfte ßebenSfetm ber ganzen ÄunfL


Sttan ljute fid> baber, einen untergeorbneten ©tanbpunft
bet Sronie gelten ju laffen, ober e3 für Uebermutl) be3

ÄunjtlerS ju galten, wenn er bte ©efefce beS gemeinen fie-

ben§, 5. 23. bte moralifcfjen, verwirft. 2Me Sronie tyat bte

SBelt t>or ftcfr, tt>ie fte bem l>6d^flen S3ewußtfein erfcfyemt,

wenn biefeS bte Sbee afö wtrflicfy auffaßt.

2>ie falfd>c, fcfyeinbare, gemeine Sronte entfielt aus


Reflexionen be$ gemeinen SßerjhnbeS, unb fann jwiefacfy

gebaut werben, <5te fann 1) ^k bloß* ©rfdjeinung auffaf*


fen unb biefelbe baburd) m iljrer 9ftd?tig.feit barffellen, baß
fte tyr einen befonberen SBertfy öerleil)t, tfyr Ijo^ere Begriffe

betlegt, woburdj ein ßantraji bewirft wirb; 2) fann fte ft$


an allgemeine wefentlicfye begriffe anheften , biefe barflellen,

wie fte im gemeinen ßeben in ber ttoolljldnbigfett ber Ott*

fcfyeinung fcerfmfen, unb baburd) tk Begriffe felbjl um tyre

Bebeutung bringen. Betbe 2Crten ber falfcfyen Sronie ent*


jleljen au3 bem Söiberfprucbe be3 gemeinen SebenS mit ftcfy

felbflt, in fofern baffelbe einerfettS mwoEfommene manniefc


faltige (Srfcfyetnung, anberfettS Begriff tjh

SDte Sronie , welche Um Mannigfaltigen emen oberen


Segriff mitteilt, um bk $td)tigfett beffelben gu geigen,

fann allerbtngS ber Äunfi bienen, befonben> bem vgmmor,


frei ber 2£uSfübrung be$ ©njefaen. unb 9ttannicbfalttgen.

©0 ftnbcn wir fte oft bei Scan $aul. 2Cber fte fann
nur Wienerin ber wahren Sronie fein, burd) welche biefe

bi$ m bte dußerflen <£nben ber wirfltd)en (Srfcbeimmg &er-

r:x-
246
breitet wirb. <&o angewenbet taxin tiefe Sronie unfcfmtbig
fein; i(l aber ix)x 3roecf nur, baS©emeine burcfy 2£nfilebung

työfyerer begriffe lacfyerlicfy ju machen, fo entfielt gemeine

©paßmacfyerei, ein ©piel ber niederen ©nbttbung^fraft, ba£

olme allen SBerty für bie Äun|l ift.

Üftodf) bebender i(! bie jroeite llxt ber fcfyeinbaren

Sronie, wo wefentlidje begriffe aufgefaßt werben, unb, in-

tern gezeigt wirb , wie fte in ber SBtrf lid^ett Unoollfommen-


fetten ausgefegt ftnb, and) t>a§ Zebm ber Segriffe felbjl

3Weifeu;aft gemacht wirb. £)ie6 tji eine gefährliche Sronie,

bie in moralifcfye ©potterei anSaxtzt unb baburd) für ba3

"©t'ttlid&e, wie für bie Äunjt t>erberblid) wirb. <S§ ift bie

©ttmmung, in welcher man meint, bafj $$ mit nichts, was


auf ba3 ©cfyöne unb @ble 33e$ug &ify bem Sttenfcfyen (£rnjl

fein fonne. ©fe begriffe werben aB abftracte anerkannt,

xx)x £>afein aber in ber SBirfltcfyfeit geleugnet. SBenn biefe

Sronie t>k Anerkennung ber Segriffe in abstracto att Recht-


fertigung für ftcfy anführt, fo ift bk$ eine üerrdtfyertfctye %n&
rebe unb eitle ©elbjftdufdwng. $abtn W fyöfyeren fittlt-

d)en begriffe wtrflid)e3 2eben, fo muffen fte ftd? aud) in

ber 28trftid;feit barjMen unb au6brücfen. ©priest man


bem begriffe bte (Srtftenj ab, fo wirb er §um leeren ©djema
ber Abftractton. — £)urd) eine große S3ertrrung fyaben

gleid)wol)l t>tcte teuere folcfye Sronie liebenSwürbig gefun-

ben; aliein e3 ift f)tcr nid)t t>on 9?ad)ftd;t mit ben ©cfywd-

eben ©injelner, fonbern mit benen ber menfd)ltd)en Statur

überhaupt bie jRebe, unb biefe ift immer abfdjeulidj. 2Ber

foid?e Sronie übt, leibet an ganzer 33erfcl;rtyeit ber (Sin*

bilbungSfraft, an einer dftyettfcfyen Äran!I;ett.

£)ie bebeutcnbjten S5etfpfele foldjer ©pötterei fmb 2u-


247

et an, unb in neuerer 3eit SBietanb. tfucian t|l fttUid)

nod) weit mcbr ju tabetn, als Sötefonb. dx gebt t>on bcr

23orau5fefcung au$, e$ gebe bei ben 9ttenfd>en nichts 9^ed)t=

fcfyaffencS, ernfflid) <3ittltd;e3, roeld;e ^nnafmie auf- eine

innere Sßerfefyrtfyett unb Söerberbniß beutet, bie ocrabfd)eu=

ungSroürbig ifL Sötctonb'S Sronie befcr)rdnft ftcfy ungeaä>


Ut fetner 23ic(fd)rctberei, bie überhaupt nicfyt fetten ein S3ewei§

t>on fanget an Sbeen iflt, immer auf einen unb bcnfelben


tyutitt liüc feine <5d;riften enthalten nur bie bejlanbig

nneberbolte 2el;re, baß baS Mm für bie Sugenb unb für

baS ©roße im 9ttenfd)en immer frdnftfdje <5elbjuaufd)ung

fei, unb ber Sftenfd), je bober er ffrcbe, nur um fo tiefer

in bte ©innlic^feit ()inabfalle. Um beutu'djfkn tritt biefe

Setyre im 2lgatf)on unb ttfrifHpp ^crüor.

£>ie ec^>te Sronie fefct ba£ fyöcfyfte SSevoußtfein oofauS,

vermöge bejfcn ber menfd)lid)e ©eift ftd> über ben ©egen=

fafc unb bie (^infyeit ber Sbee unb ber 2Birfltd)?cit oollfom=

men f(ar ifi. Sn ber 9?aturpoeftc aber ftnbct immer


ein mef)r unbewußtes ©treben jratt, bagegen \>ie ^pöefte ber

SnbttnbuaHtdt bie görm ber SSejie^ung üorroalten lä$t

unb banad) ben ©toff bcfyanbelt. (5$ fragt ftd) nun, ob bie

Sronie bei beiberlei itünjHem, in t>cm fpmbottfdjen unb aüV


gorifdjen SSejIreben, auf gleiche SBetfe oorfyanben i|r.

Sßenn ber f9 mb 1 1
f d) e Äün(!ter 2C(Igemeine§ unb S>e-

fonbereS burefy ba3 €h;mbol in eine Styatfac&e wrbunben


l)at, fo muß er auä) ba$ S3erl;dltnig gwtfd^cn Sbee unb
2Birf(id)feit nur in bem Momente beS ©pmbouV in bcr

Sfyatfadje auff äffen , bie er fymboü'fcb bargefkllt l;at. £)a$

35eroußtfein wirb alfo l;ter burd) ben @toff bebingt fein unb

in biefem felbj! !;eroortreten. tiefer (Stoff aber t)at immer


248
äugleidf) eine cj^ns allgemeine £3ebeutung, ba bie Sbee in

feinem ©egenfafc immer bie reine £l)dtigfeit t|t. £)er befon-

bere ©toff muß ftd> bafyer jum allgemeinen ergeben, worin


äugleid) bie (Einfielt in ba3 allgemeine 23erl)dltniß ber SBirf^

lid)feit jur Sbee liegt. 2Ber!e beS 2lltertlmm3, bie im§ auf

biefen allgemeinen ©tanbpunft fiellen, ftnb bie oollfommen*


(Jen. dergleichen ftnben wir befonberS in ben alten Sragi-

fern, fcor allem ©opfyofUS, unb jwar am t>ollen=


bei

betjlen im £)ebipu0 bei ÄolonoS, wo bie befrimmte


gabel suglcicl) ba§ allgemeine 23erl)dltniß jum 33ewußtfein

bringt.

£5ie allegorifcfye bewußte Sronie muß fymwieberum


unbewußt unb fpmboltfcr) werben, weil fte bie wrbunbenen
Styatfacfyen als typtfefy für biefen befrimmten ©tanbpunft
barftellen muß, woburd) fte weltfyijiorifcfy werben unb 25e-

beutung für ba3 Unwerfum erhalten. £iefe (Erfcf) einung,

ba$ bie bewußte Sronte ^ugleicb eine unbewußte wirb, im


bem fte ffd; ganj in bem bejn'mmten- ©toffc erfcfyopft, «ffe
ben wir am metjlen bei <&\)atfyeaxe, oorjüglicfy in fei-

nen l)i(lorifd;en Sragöbien, wdljrenb bie pfpdjologifcfyen ju

feljr auf ben ganj einzelnen galt geljen unb jur SSejiebung
beS 83efonbercn auf ba$ allgemeine bie Sfaflerion ju $ülfe

nehmen muffen. Sn biefen fmbet fiel) bafycr feine fo unbe-

wußte Sronie; fte wirb im Gnnjelnen mefyr bewußt, wooon


£amlet baS beutltcfyfie S3eifpiel giebt. Sn ber Sfyatfad&e

fclbjr aber, im ganzen Umfange ber |>anblung liegt bte

Sronie als unbewußte in ben fyifrorifcben ©tücfen unb in

einigen Suftfptelen , welche V\e ftnnlicfye SBelt gan$ objecto


barjlellen, ber fmnlicfyen 2lu6fül)rung ffd> ndfyernb.

(Einen britten Moment, worin ba$ Sßewufite unb VLn;


249

6enmfHe ber Tronic ganj aufammenfiele, giebt e3 nicfyt. (£§

wirb immer eine $id)tung als ()crrfd;enbe ju unterfd;eiben

fein. 2Cn ftd) benfbar i(l bic ^m^ett ber ©egenfdfce allere

bingS; ob aber in ber SQBtrHid>fett au6fü!>rbar, i(l eine anbere

grage. SBer ftd> biefer Sbee genähert fyat, ift iDHdjael


2Cngelo, ber bie ©egenfdfee ber alten unb neuen £unft
in feinen Sßcrfen vereinigt, allein jur Crntfd;eibung ber

grage, ob er biefe Bereinigung ganj erreicht, würbe tin

tiefes 6tubium aller feiner SBerfe erforbert werben.

2. SSon ber Äunjl im engeren (Sinne.

SBir ücrjlefyen unter bem 2(u3brucf ^unfl l;ier nid?t

ba$ Sectynifcfye, fonbern bie funflicrtfc^c £l)dtigfeit über*

\)au\>t f nur t>on ber anbern <5titt angefel;en als 2Cbgefd;lofc


fenljett be3 fünjllerifd?en SBtrfenS in bem (Stoffe. £)iefe

muß im SBefentlicfyen baffelbe enthalten, roaö t)k fünßlerifcfye

Sfydtigfeit in ber Sbee enthalt, welche jeboef? in 'bem Äunffc


werfe nod) unter anbern 23erl)dltniffen unb 23effrmmungen
crfdjeint. — gür ba$ Äunftwerf muffen bicfelbcn brei ©tanb-
fünfte unterfcfyieben werben, vok für bie ^oefie ber Äunff,
ndmlid): $)l)antafie, ©innlicfyfeit unb 23erf!anb.
Sn $ücFftd)t auf bie $tyantafie foll baS ßunffwer!
einen wirflicfy geworbenen S5egriff enthalten. 2)aju ift nö*

tln'g, baß. ber S5egriff bie SSirflicfyfeit ntc^t bloß rein au3

ftd) fd>6pft, fonbern sugleicfy als prdbejfinirt betrachtet wirb.

@n wefentlid)e3 @rforbewifi ijr bafyer, baß ber23egriff unb


feine Sößtrfu'cfyfeit einanber erfdjopfen, ntd>t einanber t>orau$*

fefcen, unb SBebeutung unb Söaljrfyett ganj (£in3 ftnb.

£>teä muß natürlich unter üerfdjiebenen Sttobiftcationen jlatt-

fmben, je nad;bem baä fcilbenbe, ober baS ftnnenbe 33e*


250

Jfreben t>orI;crrfcl>t; biefer Unterfcbieb aber fann in £inftcbt

auf baS allgemeine ©efe§ fein roefentlicber fein. £)ie Sßal)r-

f)t\t muß ntd>t sftadjabmimg ber gemeinen 9?atur, fonbern


2Birflid;roerbung bet Sbee fein; nie barf bie gemeine 3Babr=
$eit bie SBebeutung unterbrücfen. 2Cuf ber anbern ©cite
aber barf bfefelbe audj) feine btoß c^tmdrtfcf)e fein; bie roafyre

£3ebeutung muß t^rc 2Btrfiid?feit mit ftd> fuhren. £)a£ 2Be-

fen befielt atfo bier in oollfommener SBerfdjmeljung ber SBa^r-

tyett mit ber 83ebeutung.

2(uf bcm ©tanbpunfte ber ©innlicfyfeit fmbet totf*

felbe Ser^dltnig ftatt. TiUdn roa6 bort SBa^cit &iefc

fyeipt l;ier mebr Sreue, ba ^ier bie 9ttannid)faltigfett in

t^rer 3er|!reutbeit aufgefaßt roirb; xva§ bort 33ebeutung,

beißt l)ier funjHerifd>e3 ©efübl ober ©ttmmung.


£)ie Sreue muß ber ftmjtlcrifcfyen ©timmung untergeorbnet

fein; biefe aber barf binvoieberum nia)t in ber ßuft fdjroeben,

fonbern muß ftä) mit £reue an bie 23irfü'a)feit anließen.


3ur Sreue gebort t>or§üglicr> baS Qojlume, b'. I). bie

befonberen SBeftimmungen, roetcr/e bie oorgejMte <&ad)e ober


33egebenbett burd) rdumlicbe ober tfitütye Snbtoibualitdt er-

bdtt. $liä)t bloß in bem ganj 2£eußeren, ber Sracbt, 2lr=

d)itectur u. f. n>. beftebt ba§ (5o jrume J


fonbern aua) in t)cm

ganjen ßl;ara?ter ber £)arjMung, bem ©tyl ber ©pracbe,

ber 2Crt unb Sßeife ber ©efmmmgen. 3)a3 ßüjhtme i|t

immer etwas Unoolfffdnbigeä, wenn e£ ma)t nacb ber S3c;

jtefyung ber befonberen (Srfcbeinungen auf ben ©tanbyunft

beS MnjIlerS, auf bie ©inneSart, bie bem Mnjlter als

folgern jufommt, gerodelt voirb. SBenn ber Mnfiler ba$

(Sojiume abfolut nimmt aß bloße Sftadjabmuna, ber SBirf-

liebfett, fo gebt ber ©eift ber äunjt oertoren.


251

<Da3 ßo|tume wirb burcfy ju große SBa&rfjett lieber un-

wahr; benn ber Äunftlcr fann fiel) nur mit SS$tUfüv in eine

frembe Snbfotbualttät öerfefeen; bafyer benn ba3 fflat>tfd>

treue ßofhune immer ba3 etgentltd) affectirte wirb. 2>r


6d;aufpieler wirb fiel) j. 25. in ben allgufrembartigen £rad)*

ten nie recfyt ju benehmen wiffen. Sebocfy füllen wir bei

bem gelehrten ßofhune be§ Beugern biefe 2£ffectatton nid)t in

bem ©rabe, wie hei bem ßojtume be3 inneren, ber dncjfc

licfyen -iJtacfyaljmuna, einer befrimmten (Sprache unb ©inneS-


art, bie unfehlbar lddt>erltc^> wirb. 2(13 S3ctfptcl l;iert>on

fann (Sollin'S $egulu3 angeführt werben. £)ie Corner,

al§ abjtracte Corner genommen, fyören auf Menfcfycn gu

fein. QtttvaS ntd)t minber 2(ffectirte3 entjfefyt, wenn bie

bitter be3 Mittelalters übertrieben bieber unb tapfer bärge-

jrellt werben. — £)a§ mit dngjrlicfyer SEreue beobachtete

gelehrte (Softume in ©pracfye, ©efinnungen unb 3utfyaten


artet allemal in 2Cffectation a\x§. 3u ©fcaffpeare'S Seit fpielte

man bie Corner mit bem geberfyut auf bem -ftopfe unb im
SuliuS @dfar fcfyldgt bie ©locfe; gleid)wol)l entwickelt ftd; ber

efyte romifcfye ©eifr, ttom poettfcfyen <3tanbpunfte cm$ leben-

t>i$ erfannt, nirgenbS in foldjer SMfranbigfett.

£er ^ünjller muß alfo ba6 ßoftume nadj feinem \)U

jlorifcfyen ©tanbpunfte unb feiner @emüty§ftimmung auf-

faffen; fo wirb e$ ^ugleic^ ibeal unb waljr. %m beutlityften

fefyen wir bie§ in ber Malerei. £)ie alten Maler ber ^ei-

ligen ©efcfyidjten sahen ten bargefMten tyexfonen webet


ba3 waln*e, noeb ein ganj abenteuerliches ßojhtme. £)ie

fpdteren Maler fletbeten biefelben in bie Xxafyten tl;rer 3eit,

bcfonberS bie 9?ebenperfonen, ober fte sahen il)nen ein tu


gcncS abenteuerliches ßojfume nad) tl)rem ©efüfyl. (Streng
25a
tytftorifcfye STreue würbe fjter nur ©teifyett bewirfen. £)a()er

machen t>ie neueren £>arj!ellungen au$ ber SKömtfdjen ©e^


fc^tcr>tc von granjofen u.a. einen fo gleichgültigen! jaunan*
genehmen ©inbruef , weit alles l)i|rortfcl) unb gelehrt dlomtfä)

fein foll. — £)ie überwiegenbe Sreue be$ (Soflume fann


gu völliger Entfernung von bem SBefen ber Äunjl führen.
2fuf bem ©tanbpunfte be$ 33cr|tanbeS l)at bteßunjl
tarauf ju fefyen, bafü ba3 Mannigfaltige in bie Einheit

übergebe unb jtd) barin aufgebe. £ie (Srfennbarfeit be$

S3egriffe3 tn allem Mannigfaltigen unb eine tfnorbnung ber


Steile, burefy welche bie (Einheit be3 23egrtffe3 vermittelt

wirb, ftnb not^wenbige Erforberniffe ber Äunjf. 2£norb*


nung unb 2)eutltcfyfeit muffen ftd) gegenfeitig unter-

ßufcen unb in einanber eingeben, fo baß jeber einzelne

Sljeil nur burety Äunbgebung beS gemeinfamen inneren ver*

flanben werben fann unb ein folcfyeS Äunjtwerf wie ein


Söerf ber £>ialefti£ erfet)etnt. £)er begriff muß nicl>t t>a$

Zfycma fein, über welches baS ßunfiwerf ftd) verbreitet;

benn fo würbe ftc^> ber abjiracte S5egriff von ber (Srfcfyet-

nung trennen.
£>er -ßünjfler muß eine gewtffe geijfige g)erfpective in

bem ^unfhvetfe beobachten, einen gewiffen Mtttelpunct


fcaben, ber il)m Moment ber (Gegenwart tjl unb in welchem

jtcfy alles concentrirt. Qtin Hauptfehler iji e3, wenn eins

gelne Steile ju viel von ber SSebeutung beS ©an^en an ftd;

reißen. SBenbet 5. 23. ber bramatifdje ^>td>ter in jeber

©cene bie ganje $raft fetner Sbee auf, fo entfielen unju-

fammenfyängenbe ©cenen. G$ muß ein Moment ber 3u*

fammenfaffung jiattfmben, ben man als ben Mittelpunkt


be§ ©anjen, alS ben Moment ber ©cgenwart im ßunfc
253

werfe erfcnnt. darauf bvö k\)t fid> bte Jpora^föe fBorfc^rift,

ber £icfttcr folle in medias res rapere, nidjt ab ovo an*


fangen, %m bcutltd?(?cn tritt tiefer Mittelpunkt be6 ©an«
jen in ber Malerei fyeroor, wo er mit bem perfpectim«

fd?cn 2tugenpunftc jufammenfälft. £)affelbe muß aber auc$

in ber ©eulptur, 2Crci>ttectur unb SJtotff (rattfmben.

£)ie Äunft ifl eigentlich bk 9)oefte felbjt, üon bereite


ft;rer Bereinigung mit ffdt> felbft in bem Äunfrwerfc betraf*
Ut £>er gemeine S3erftanb fann tyter fel;r ungefd)tc?te ©pale
tungen anbringen. Snbem er ba§ ßunjlwerf als etwas ©es
gebeneS, S3orliegenbe3 betrachtet, ftef>t er ba§ ©t)|tem bet
Regeln jur *pen>orbringung beffelben a(6 ein bloß logtfcfyeS

Altern abfrracter Segriffe an. 3)arau3 entfielt ber SSes

griff ber @orrectf)eit, ber in ber legten $eriobe fo bebeu*

tenb unb wichtig geworben i% £)ie franjoftfeben £ün|rlet

unb ü)re dlixfyafynm fprecfjen t>on Siegeln unb geilem


in ber Jtunjf. £)er 2£u6brucf geiler beutet auf einzelne 23er*

jtoße t)'m, bte jebod) in ber Äunj! immer nur au$ fallet
tfuffaffung überlwupt entfielen fonnen. SSefonberS bd bras

matifcfyen £unj!werfen fprid&t man fyauftg mm Seglern ober


Skrjfoßen gegen t)k Regeln, ganj als ob baS ÄunfiwerE
ein $ed)enerempcl wäre. 3n biefem ©inne aber giebt e§
in ber Äunjl feinen geiler; fonbern nur ben einen, sanft

allgemeinen, ben inneren Sufammenljang ber Sbee unb ber


Sßirflid)!eit ju üerfennen. — 2)ie SEectyntrV welche bte Äunjl
mit allen anbern tfeuperungen Un menfcfyltcfyen S&ättgfett

gemein §at, lann son Regeln unb t>on Seglern fprecfyen.

<5ic t|f bte Äunfi felbjf, üom ©tanbpunfte be3 gemeinen


SkrjranbeS betrachtet, gehört aber cbm begwegen ntc^t in
bie pl)ilofo#)ifd>e Ärittl ber Äunjl als foldjer. — £er 93e*
254

griff ber Gorrectfyett ijr alfo ein fc^r t>erfdngltcf)er, ber nur
bann entfielen fann, wenn bte Äunjt tyr Seben verloren
l)cit unb ba§ Äunftwerf aB ein auf abjfracte Regeln gu be*
gieljenbeS £)bject betrautet wirb.

3m ©egenfafc ber ßorrectyeit fprid&t man gemeiniglich

balb tabelnb balb lobenb, t>on (Genialität in ber Äunjr..

<Bo fanben t>te gran^ofen in ©l;affpcare eine ungeheure

Sftaturfraft, bte sernunftloS wütl)e; bie teueren ein©enie,


bäa bie Regeln ber Äunjf burcfybred[)e. @in ©enie aber im
©egenfafc ber Regeln fann e3 gar nicfyt geben. <$at ba$

(Genie aU folcfyeS bie Sbee in fiö), fo l;at e3 jugleid) Vie

Regeln für bie 3Bitflici)feit. — Gorrectljeit unb (Semalttdt


fmb uns @in$. £)a§ ©enie giebt. fldfo felbjt bie Siegel, <£m
Srteb, ber feine gorm unb Drbnung ftnben fann, iji fein

wafyre3 ©enie, fonbern nur eine ^aturfraft, in welcher bie

©elmfucfyt nad) bem (Genie liegt. ttfuf ber anbern <5eite

fann bie Gorreetfyeit nie au§ bem bloßen Snfammenjimmem


t>on feilen entfMjen; ber wafyre 3ufammenl;ang mu$ aus
ber gcmeinfamen inneren Sbee fyeroorgefyen.

Q& ijl l;ier ferner nocf) ein älmltcfyer ©egenfag gu be*


werfen. £)ie Äritif ber Äunft pflegt bte eigentümliche

gorm ber £l)dtigfeit eiserner Äimjrler burdf) bte 2üt3brücfe

<£>tt)l unb Lanier gu unterfcfyetben. Gtxfteun 2Cu3brucF

pflegt man lobenb , lederen tabelnb ju gebrauchen. £)ur$


©tt;l will man im allgemeinen eine ©gentfyümlicfyfeit beS

^tunftler^ bejeidmen, bie ficfy auf allgemeine innere ©efefc*

mdßigf eit be^iefyen lagt; burd) Lanier eine mbitnbuelle per*

fernliege (Sigentyümlicfyfeit. SQSirb bie ganj gewöhnliche em?

£irtfd;e ^erfonlidjfett barunter t>erjfanben, fo tjl bie Warnet


allerbingS tabetyaft. 83erf!el;t man unter ©tyl t>ie S3efd>af;
255

fenl;eit beä Äunjrwcrf'cS , vermöge bereit m ttm einzelnen

Äünjfter bie Sttobificatton eine§ allgemeinen 3uf!anbe3 bet

Äunjt aufgefaßt wirb, fo ifi er loblid).

@a fann jebod) Deibel eben fowol;l löblich al§ tabelnS*

werty fein. 2)er (Styl ifi löblid) unb etwas SSefcntltcfyeS,

wenn wir eine notl)wenbige SSefcfyafferifyett ber $unfi über?

fyaupt fcorauSfekcn unb in bem einzelnen ÄünjIIer ba$ 2Öit*

frn biefe3 allgemeinen ÄirnftyrinctpS. erfennen. £)ie Sttanter

aU Smbioibualitdt beS $ünftler§ tjl lobtief), m fofern fte

fd)6^ferifd) x% $Jlan fc^reibt $ap$ael mit dlcfyt ©tyf,

@orregio öfter Lanier ju; bod) aud) lefctere£ mcf)t im


tabelnben (Sinne, fonbern nur um ^amlt feine ganj eigen*
tfyümlicfye Snbioibualitdt ju beweinten, worin ftcfy benno<#
bie funftlertfc&e Sbee in ü)rer gulle bar|Mt.
<3tyl unb Lanier finb UIU im SBefen ber Äunjl ge*
grünbet. ©ie unterfcfyeiben ffcb *>on einanber, voie bie ©pfyd*
ren ber Stfatur unb Snbioibualitdt. £)ie Äünjller beS

2tttertl)um3 finben geroiffe allgemeine ©efefce fcor, naefy be*

nen fte roirfen. £>al)er J?errfd)t l)ier oor^ugSwetfe ber <Stt)l.

Sn ber neueren Äunft hingegen wirb bie Lanier überwies


genb fein, ^a jeber MnfHer einzeln jlefyt. SBetye bem, wel-
cher fi'df; einfallen liege, ©fyaffpeare'S ©tt)l nacbjuafymen!

£)ie£ tjt unmöglich, ba feine @igentfyümlicl)feit Spanier tjf.

SBirb aber @tyl unb Lanier bloß empirifd) betrachtet,

fo wirb beibeS tabetyaft. <BoU bie Lanier bie ganj gufdl*


(ige Snbfobualitdt auSbrttcfen , fo tfr fte gu verwerfen. 2Cbet

aud) ber ©tyl fann gemißbraucfyt werben, wenn tin conoen*

tionelleS, auf Vorurteilen berufyenbeS ©pftem fcon Siegeln

3u ©runbe gelegt wirb. 3)arau$ entfielet ein tabelnSwerttyer

<5tyl, wenn t>k ©pracfye biefe Benennung erlaubte, ©o


256

beruht ba§ franjäfifdje^rama auf blof? conttentioneUcn

Siegeln; eS tft aus bem ©vftem be$ fpantfe^cn £rama'§ ct\U

flanben, wetcfyeS aber burefy bie S3ejief)una, auf ba$ franko-


fifd^c $ofleben etwas bloß gormaleS unb baburefy leer uub
geijrfoS geworben tjr. £ergteid?en fann man nid?t 5ö^a*

nter nennen; t$ tft bie Wartung beS <&tytt, unb ntd?t min>

ber fcerwerfu'd) , wie baS, n>a3 man unter Spanier in ber

gewöhnlichen SSebeutuna, wjktyk


© t x t t e i X i) c i l ,

SBefonbere ÄunfHetyre.

gtjici; 2C b f d> n t t t.

(Sintyeüung bec fünfte.

<Our ^mt^ctCung ber Mnfte I;at man fef)r t>erfdf>tebene (ffri*

tfyeilungSgrünbe angewenbet. £3et! ber gewöhnlichen naefy

bem £)arjMung6mittel gemachten Unterfctyeibung &on re^

benben unb bilbenben, bilbenben unb aeicfynenben


ÄünjJen wußte man bie SKufif nid)t unterzubringen, unb
tarn bafyer auf ben ©ebanfen, unter ber Benennung toni*
fcfye fünfte SDhifif! unb $oefte ju vereinigen. — $lad) fol=

cfyen vom 2Ceuferen hergenommenen ßintt)ei(ung6grunben

lä(jt fiel) feine erfcfyöpfenbe (Einleitung machen.

yi\x$ bem ^weiten Steile unferer 2)arjMimg ergiebt ftdj>

fcfyon bie aftgemeinjfe (Einteilung in ^Poefie unb Äunft,


welche beibe jur Äunjl im allgemeinen ©tnne be3 SBorteS
$ef)ören. Qt§ f ann nur noefy bie $rage fein: wie fommt e£,

baß 9)oefie unb .ftunjt jwei felbftdnbige Crrfd?einungen wer=

ben , ^a fie bod) an ftd> nur jwei 2Cnftd)ten ober ©eiten ei-

ner unb berfelben Äunfl finb? Sn ber abfoluten Äimff fmb


17
258

in ber Zt)at bette (gmö unb muffen bem Söefen bcr itunft
nad) ^ufammenfaden. SBctracfytcn wir aber bte Äunft als

wirf liebe (Shrfcfyetmma, fo entfielt burd; ^en Sßiberfprucb ber


2Birflid)feit unb ber 3bec bte ^bfonberuna, m jwet (Seiten.
— SBir fyabm im Otiten Steile bie Äunj! al3 Sbee be*

trachtet; je£t muß fte als 2Bir!lid()leit ana,efel)en wer=

ben, unb erft bier entftefyt eine (Sintbeiluna, bcr Äunft, im


bem bie (äegenfa^e ftcf) benimmt untcrfdjeiben.

£)a aber Sbee unb Sßirf Itcfyfeit beibe vereinigt t)k $unfi
ausmalen , fo fann e3 nod) parabor fd)einen , auf bie SBtrf^

lidjleit ber ßunji eine @mtl)eiluna, ^u grünben. £)ie Äunft


tft aber überhaupt nur in ber SBirflidjfeit, unb ber ©egen^

fafe, welcher bie (Sintbeilung ber $unjr begrünbet, fann


nur barin liegen* ob bie 2Birflid)feit aU Sbee, ober bie

Sbee m 2Bir!lid)!eit betrachtet wirb. — Sn ber 2Birflid)fcit

fann bie Sbee nidjt als oolle Qtinfyeit ber ?>oefte unb Äunjl
erfcfyeinen. £)a3 ©efe£ ber 3ßirflid)feit, in welcher atleö in

©egenfd^e ^erfaßt, muß and) für bte Äunjr obwalten.

9ttan fonnte einwenben, eS müjfe mithin bloß ^ic

$&ktüd)hit als ©egenwart ber Sbee angefe^ett werben, unb


bte Sbee lonne ntdjt nod) befonberS al$ ein felbftdnbtgcS

©ebiet ber Äunj! für ftd) erfd;emen. £>enfen wir un$ aber

t>k ©egenfd^e ber 2Birflid)feit ofyne ©egenwart ber Sbee,

fo fyaben wir gar feine ©egenfdfce ber Sbee, fonbern bie

Serbinbuncj ber ©egenfd^e müßte buxd) ^tmeim SReflerton

gefcbefjen, unb biefelben würben abfiracte ©egenfdfcc werben,

©oll alfo bie Sbee in ber Sßirflid)feit fein, fo mu$ fte als

Sbee barin fyeroortreten; träte fte bloß im ©egenfafc tyeroor,

fo entftdnbe Sleflerton.

£)ie Sbee muß alfo auf awiefacfye Sßeife in bie SÖirf-


259

\k\)h\t einten : 1) als innere Gintyett baS 2Ö?annid;faltige

öuffyebenb unb nriebcr er^eugenb; 2) fo baß fte ftd> in bie ®e*


gcnfdfce bcr 88Mlic$Mt fpaltet unb biefe $um tfuSbrucf i^rcr

felbfi bilbet. darauf grunbet ftd) bie £aupteintl)eilung in

5)oefte unb Äunft, bettet im engeren <5inne genommen.


2)te ^>oefte tjt bie unfoerfelle ßunft; fte i(! bie ftd)

felbjt mobiftcirenbe unb beffunmenbe Sbee. £ie ©egenfdfce


bcr 2ßirflid;feit in ü)r fonnen nid)t öerfd)tebene itünffe bit-

ten ,
fonbern nur t>erfd)iebene 2Crten ber ^oefte. £)ie Sbee
mu$ aber nicfyt als abjlracte betrachtet werben; fte mu$
tyx ganzes £)afein mit ftd) führen , ftdf) ganj in ber 2BirF=

lidjfeit barffellcn, ftcb felbjt burd) tyre ®egenfd£e begrenzen

unb baburd) objectfo werben. 2)ie 9>oeftc unb bie barin

lebenbige. Sbee muß felbjt eine 2Birfltd)feit annehmen', ^ie

aber nur als Sßir!lid)feit ber tätigen Sbee, nidf)t beS £)b-

jecteS erfcfyemt. (£rfennten wir nidjt überall bie tätige Sbee,

fo wäre ^k 9)oefte nid)t t>k 3ftd)tung, vermöge beren bie

Sbee ftd) felbjt bie SBirlli4)feit fdjafft. £ie 2Birflid)Feit

nun, welche bie Sbee ftd) giebt, tjt i>k ©pracfye, welche
mithin nid)t äußeres Mittel ober £)rgan ber 95oefte ijf , fon*

bern bie <£rij!en§ unb £l)dttgfeit ber ?)oefte felbft, in fofern

biefe Sl)dttg!eit gan§ S55ir?lid)leit werben muß.


@ine$unjr, in weld;er 9)oefte unb Äunjl @inS rodren,

müßte gur ©pradjje baS £)afein ber wtrflid) erfdjeinenben

£)inge fyaben. £)ieS fonnen mir unS als ßunft nityt mog*
lid) bcnfen; es wäre ein ©djaffen, mie baS ber ©ottljeit.

Sn ber $)oefte lann ftdt) bie ©egenwart ber Sbee nur burd;
eine 2Btrfltd)feit auSbrücfen, ^k ganj benfenbe £l)dtigfeit

ijl f
unb baS ijt tk ©pradje.
&k ©pradje ijt fein bloßes Mittel, um ©ebanfen
17*
260

ju bcjcid;nen. Grfa folcI)c$ dufkrco Mittel tft unbenfbar;

unb »ort Ghftnbung ber (Sprache im gewöhnlichen (Sinne

fann bafjer nid;t bic 9iebe fein. £)er Urfyrung ber (Sprache

tfr mit bem Urfprung be3 £)cnfen3 (5m3, welches in ber

SB irfltcfyf eit olme <5prad;e nid)t moglicb ifr. £>a3 £>cnfen

ijt ein fubiectioeS (Sprechen, wie ba$ ©precfyen ein objecto

v>c^ £>enfen, hk dugere (5rfd)emung be3 £)enfen§ fclbf?.

deines üon beiben ifr ofync ba3 anbere moglid) tmb fceibc

bebtngen einanber gegenfeitig. — £>a t^k $)oefte nur %$&


ttgfett ber Sbee unb and) in ifyrer äußeren (£rfd)einung in

ber ©pracfye ^^dttgfett iff, fo wirb fte nie abgesoffene


©egenfMnbe, fonbern immer nur £l;dttgfcit barpelicn Fonnen.

£)ie Äunjl im engeren <5inn muß nad) ben ©egen-

fallen ber äöirflicfyfeit verfallen, bie wir jeboef) fo benfen

muffen, wie fte in ber Äuhfi felbfl ber Sbee nad) gegeben

ftnb. 9cte wirb fyier ba§ allgemeine ofyne ba$ SSefonberc

gefunben; aber ber Segriff unb ber befonbere (Stoff fkben

in t)erfd)iebenen 23erl)dltniffen $u einanber.

©te Sbee scigt fiel) in t^rer SBcrbinbung mit ber SBBtrf-

(td^fett entweber fpmbolifd), ober allegorifd). <3t)m-

bolifer; mit hem Stoffe oerbunben, bürfen wir un£ hie Sbee

nid)t all allgemeinen begriff benfen , welchen ber ©rojf nur

mobifteirte. £>k$ £$erl)dltniß würbe ber ^Poefte zufallen unb


fein abgesoffenes £)afein btlben. SBerben Segriff unb

SSefonberfyeit fpmboltfd) ganj fcerbunben unb barin bie Sbee


bargefMt, fo muß ber Segriff in einem befonberen ctnjefc

nen £)inge auSgebrücft erfdjetnen , alfo in einem Äorper, in

welchem ber Segriff mit bem befonberen £)inge gan$ oer^


fd>mil$t. 60 entfielt hk <Bculptnt ober SHaftif, \>k

eigentliche fymbolifcfye Äunfi.


261

Scnfen wir tie S3ejtcf;ung [beS SöegviffeS gu bem S3c-

fonberen fo, baß fte ein allgemeiner ©ebanfe, Feine eras

gerne ßrfdjcinung ifr, fo ifr bieg bic allegorifd)e 2Cnfid;t.

<£>icr t|r bie Sbee bte vorauSgefcfete verbtnbenbe £l)ätigleit,

unb ba3 35efonbere muß in feinem 3ufammen()ange mit bem


S3egrtffe, immer in S5e5tel;un3 auf biefen, aB S5ejlanbtr)etl

eines 3ufammenl)angc3 erfreuten. £>ies> gefd;iel)t in ber

gweiten ßunfh ber Malerei.


$)l<xn fagt gewölmlid), bie tytaftit pelle ben runben

vollen $6rpcr bar; bie SMeret bilbe in einer gläd;e. tie-


fer itntcrfcfyicb aber entfielt eingtg unb allein au§ ber inne-

ren S3efd)affcnl;eit. 3n ber 9)laflil ijf bie Sbee ber SRo*


ment, wo Körper unb SSegriff gufammenfallen , unb in bem
Körper felbf! bie gange Sbee, folgltd; alles ©etfftge liegt.

£öir muffen benfelben aB gang unioerfell ofyne £3egier)ung

auf etroaö anbereS beulen ; folglicl) aud) mcr)t in £3egiel)ung

51t bem fitcfyte, welches r)ier bloß ba3 Mittel ifr, bie be*

fonberc @ej?alt wal;rgurtcl)men , nicfyt aber in S3etracfyt lommr,

in fofern biefe ©cfltott in 23egtel;ung gum ftcfyte als gu bem


allgemeinen Glittet ber 2Cuffaf[ung frei;:. 2>aS ftcfyt ijl in

ba^ SBerl ber ©eulptur gleid)fam berfdjlucft; ber Körper


l;at feinen begriff in fiel) unb fül;rt fein eigenes Zifyt mit

ftd;; bal;er baS $>la|fifd)e aud) leine gärbung l;at

3n ber Malerei hingegen muffen bte ©cgenfranbe als

einzelne in ü)rer 25egiel)ung auf hen SSegriff gefaßt werben.


ScbeS Gnngclne wirb in abstracto gebadjt, unb auf ben
begriff belogen; bagegen ber Körper ber $)laflil gang con-
cret ifr. ©oll ber emgclne Körper in abstracto gefaßt wer-
ben, fo muß bieS nid;t aUdn gefeiten, in fofern ftd) bie

Sbce in ü)m bavjlellt, fonbern aud), tu fofern er erfdjei-


262
nenb tff. dasjenige mm, woburcf) in ber 9?atur bie ä5p
per abffract werben, i|r baS £td)t, bie gemeinfcljaftticfye

Gnnfyeit aller SßorjMungen t>on forderlichen fingen, ©ol-


len biefe bloß in tyrem 3ufammenl)ange mit bem begriffe
betrachtet werben, fo mu$ bk$ mit S3e$iel;ung auf baS Cidjjt

gefd^e^en. 3)a&er (teilt bte Maleret bte Körper bar, wie


fte im äkrfydltniffe gum 8^1 erfreuten, nicfyt wie fte als

59^affe fmb; imb burcr) baS £td>t wirb tyter bie 50Zaffe er*

fe£t, wie in ber ©culptur burd) bie 9ttaffe ba§ Sfd?t. Sfe
£>inge, tn bloßer 83e$iefyung auf ba$ Zifyt betrachtet, er-

fdjeinen uns in einer gldcfye; in ber Maleret wirb bafyer auf

ber gldc^e burcfy bie Sföobtftcationen beS %id)tt$ ba$ $6r*


perliclje auSgebrücft. £)er ©runb biefer £)arjlellung liegt

alfb in ber allegorifcfyen SSejiefyung auf ben gemeinfcfyaftlicfjen

S3egriff beS Zid)t&


dasjenige nun, wa§ in ber spiafttf unb Malerei S3e-

griff unb Körper üerbinbet, t|f nichts anberS, als bie le-

benbige SEBtrffamfett beS funjllerifcfjen SßewußtfeinS. £)ie

Sbee fty ließt ffdt> in jenen fünften ab*^ aber tyre S&dtujfeit

tfl eine burcljauS allgemeine unb bleibt in ber Sftitte jwifdjen

biefen abgesoffenen Äünjlen wirffam. ©o entfielt wieber

eine eigene %xt ber Jtunjf, in welcher ba$ SBewußtfem als


baS 93crbinbenbe, dritte hervortreten m\x$. £)ie3 allge-

meine 33ewußtfein , mcr)t baS eines bejrtmmtcn (Stoffes, mu$


einem Stoff entgegengehen , unb bafyer in bie Letten beS

allgemeinen unb Sßefonberen verfallen. £)a aber baS S5e*

wußtfein ein tfydtigeS tjf, fo fann barunter nid;t ein abftra-

cter S3egrtff auf ber einen, unb bie 23or(rellung üon befon-
beren fingen auf ber anbern ©ette »erjlanben werben; fon-

bem ber Stoff, worauf fiel) btö S8txvu$t\zin bejie&t, muß


263
ein (Stoff im gemeinen , b. t. Körper fcfylecfytfyin, unb
t>er begriff muß ber SSe^riff fcfylecfytfyin fein, ©o entfielen

ätvet fünfte, üon benen bie eine bloße Äorpcrlicfyfeit ofyne

mbioibuellen 35egriff t)at, bte anbere ben begriff felbff ofme

(Stoff tl;dtig 3eigt ; ben einfachen ©cbanfen, ber olmc £)b;


jeethntdt wtrflid) wirb. Senc ijf bte 2Crd?ttcctitr, biefe

bie SDJufif, in weicher ber Saut aU Sfydttgfcit gebacfyt, in

ber 3ett wirffam i(r. £5ie 9fluft£ frcllt ben reinen SSegriff

bar unb i(r bafter homogen ber Malerei, in welcher ber

83egriff t>orr>errfcr)t; bie 2frd)ttectur bie reine Äorperlic^feit,

homogen ber ©eulptur, in welcher ber äußere (Stoff über-

wiegt.

£)a$ ffmfrlerifd[>e 83ewußtfein mu$ bei feiner Äußerung


in ber SBtrflicfyfeit in einen ©egenfafc treten; wie fiel) a\x$

ber 33crgletcr)ung ber $un|r mit ber $)oeffe am bejren ergtebt.

Sn ber 9)oefte wirb überall bie Zfyätitftit ber Sbee felbff

erfannt, in welcher aber bie 2ßirlfamfeit be§ $ünftler3 mit

ber befonberen ©ejfaltung jufammenfdüt. Sn ben befonbe-


ren fünften mu$ btö funfllerifdje SSerouf tfein felbff aU bloß

tl;dtigeS t>on ber ®ejraltung im S5efonberen ftet) trennen unb

bem (Stoffe überhaupt alf bloßer Materie fiel) als reiner

begriff entgegenfefeten. — Söirb nun biefeS (Selbstbewußt-

fein be3 ÄünfflerS, wie e£ i>a$ SBtrfen ber Sbee in ü)m iff,

auf ^cn bloß äußeren (Stoff angewenbet, fo fann biefer

unter feine anbern begriffe gebracht werben, als unter folelje,

^k auf baö bloße nid)t inbwtbualiffrte Material fcollffdnbig

anwenbbar fmb. (Solche begriffe aber fmb matfyematt;


fd? f
unb btö S3inbung3mittel gwifcl;en bem (Stoffe unb
bem allgemeinen begriffe , in welchem btticö äufammenfdlft,
nennen wir ba3 S3erl)dltniß.
264

£3loß matt)ematifct)e SSegriffc bürfen l>ter nict)t serflanben

werben, ba e3 bei biefen burct)au§ nict)t auf ben Stoff, fort-

bern nur auf bie gorm anfommt. @S muß t)ter immer ein

befonberer, bestimmter Segrtf fein, greiften welchem unb


bem Stoffe ein matt)ematifct)er SDftttefyunft ftet) fmbet, worin
beibe aufgeben f unb biefer i(l baS 23ert)dltniß. 3u bem
33ert)d(tniß get)6rt alfo l) ein (Stoff, ber an ftet) mct)t be-
griff i(!; 2) ein 85egriff, ber ntdt)t bloß gorm tff, unb
3) bie £urct)bringung beiber, welche eben ba3 23ert)dltniß

au§mact)t. 2)ie £unjt, welche ben äußeren Stoff buret)

ba3 23ert)dltniß bem SSegrtff unterwirft, nennen wir bie

#rct)itectur.
S3on bem p$$fcf>ef! SBebitrfntß eines £>bbact)§ burfen

wir bei ber @rfldrung ber 2Crd)itectur nfct)t au3get)en; benn


obwohl biefe ^unj! ftet) ttorsügttct) an ba6 S3ebürfniß an*

fct)ließt, fo liegt bod() baxin fo wenig, wie bei jeber anbern


^unjl, baS 2öefentlict)e. SSebeutenber ift bie SSerbinbung

ber SBaufunft mit ber Religion, £)er SSegriff mit ber

Sftaterte t>erbunben muß bie Sbeebarftellen, wie fte alle S5e*

fonber(;e(t aufgebt. £)iefe 2£uffyebung ber S5efonbert)ett buret)

bie Offenbarung ber Sbee ifl etwas 3Mtgtöfe3; bat)er biz

23aufunft, bie ein Uniüerfum in bejftmmten ©renken barjMf,

aU bte äußere @e|Mtung ber Religion erfct)emt.

Sji aber bte 2Cref)itectuv befonberS beffimmt, ftet) mit


ber Religion gu üerbinben unb in biefelbe überzugeben, fo

ift fte bennoct) ein wahrer SSeflanbtfyeil' ber 3tunfL <&ie tt)eilt

ftet) nur, ba fte auf ber ©ren^e ftet)t, nact) gwei entgegen?

gefegten $icr)tungen , unb fct)ließt ftet) auf ber einen <5eite


an bie Religion, auf ber anbern an ba$ gemeine Zehen an.
©er TOtetyunft, wo bie Äunjt fiel) in fiel) fetbft oerfnüpft,
265

liegt in ber $piafttf unb ber Malerei; gef)t ftc aber t>on

bem allgemeinen SSewußtfcin au§, fo muß ,fte ftc!) in jwei

9itd)tungcn fpalten : 1) nad) ber allgemeinen göttlichen Sbee,

unb 2) nad) bem gemeinen wirfticljen ßeben.

£)ie SRttfi! brueft baS S3ewußtfcin auä, rote e$ fein

eigener (Stoff in ber 2öirfltd;fett ifr. £>iefe Äußerung bc$

SSewußtfeinS gefd)ief)t burd) ben ßaut, ber in ber ganzen

9latur t>a$ SSewußtfem objeetioirt. (Sprache burd) SBortc

fann l)tcr nid)t mel;r ftattfmbcn, ta l)ter bloß t>om allge-

meinen SSewußtfein bie $ebe i|f, nid)t t>om mbtoibuellen,

beffen 2Cu3brucf btö SBort tfl. @3 tjl bie £>bjectwttdt ber

bewußten (Seele, bie ftd) im %cmt auSbrücft, welcher mlttfm

hin WitUl ber $ltttl;eilung tjl; 2)te3 23erl)ältniß ber 2JKfc

tfyeilung gebort bem gemeinen Zcbzn an. ©ej&fi bie (Sprache

tft in ber spoefte nid;t Mittel ber Witfy eilung ,


fonbern ein*

$ig unb allein Mittel ber ©elbftobjectioirung , woburd) V\e

Sbee SBirflid)feit wirb. &bm fo tjl in ber SRuftf ber Saut


hk bloße <Selbftobjectit>irung ber (Seele. £>iefe S3ebeutung

l;at ber Mut in ber ganzen 9?atur, unb je ttoütommener er

ijr, bejfo üollfommener felbftbewußt i|r \)k (Seele, bie ftd)

burd) ilm äußert. (Selbft in ber unorganiftrten Statur ifi

ber Zaut ber 2(u3brucf bc3 reinen 23egriffe3 be$ Starren im


©egenfafc beS glufftgen.

Sm ßaute felbfl an ftd) ijl feine Sftannicfyfaltigfeit, bie

dußerlid) als IDbject betrachtet werben fonnte. £iefe 9ttan*


ntd)faltig!ett f ann ftd; allein in ber 3eit äußern; baljer ent-

faltet fiel) ber SSegriff l;ier in ber Seit, wie in ber %xd)U
tectur im Sfcaume. ^)od> l;at ber Uut äl$ 2Cu3brud einer
bcjlimmten 2Cffectton be3 äSewußtfeinS and) eine Qualität.

Qualität unb Quantität be3 ßautcS muffen ftd) beibe mit


266

bem S5egrijfe verbinben burefj ba$ föer^dltnfg ober ein

matyematifcfyeS SDftttelglieb , worin ber reine £3egrtff in ber

Seit auf befiimmte Söeife mobiftcirt voirb. £>urd)- bie S5e*

5ter)ung auf t>ic§ 23er^dttnfg wirb ber£aut ^um £on, worin


SSegriff unb ©toff in einanber übergeben.

£>er £on t(t ber burcfy ba$ 33er&ältmß qualttatm unb

quantitativ bejftmmte ßaut S5eibe S3eftimmungen muffen


unter bem brttten matfyematifcfyen fföittelgliebe vereinigt wer-

ben. £)er £on ijt bie eigentliche (Srfcfjeinung ber Sftuftf,

welche nur burcfy eine (£ntwicfelung in hem SBerfyältniffe ber

3eit unb ber Qualität btfttyen fann. £>iefe Crntwicfelung

be§ reinen SSewugtfeinS in ber Sttuft? erfcr)etnt 1) als 2Cuf=

gelten ber 2Birfitd>fett m ber Sbee; 2) als Uebergang ber


Sbee in Vit SBBtrfu'd^fett. £)ie erjte 9iid)tung begrünbet bie

religiöfe Sittuftf, bie jweite bie Sftufif, bie jum


<5ä)tn\x cf.e be$ ßebenS gebort, ganj analog ben in ber

2Crcfyitectur unterfcfyiebenen SRidjtungen.

SB&tftl unb 2Crdn'tectur wirfen wefentltdf) t)crfc^xebcn von

ben anbern fünften, weil fte nidjtin ba$ £>bject übergeben,

fonbern 59?obiftcation be3 ©elbjtbewufjtfeinS im allgemeinen

auSbrücfen. 33ei ber 9>lajtif unb Malerei muß fiel) ber S5e^

fcr)auer ganj in btö ßunjlwerf verlieren. Sn ber 2£rd)itectur

unb ÜRufif muß er jtcfy fclbjt gum Äunjlwerf machen; ftcfy

Eingeben, bamit bas> Äunpwerf in fein empfängliches ©e*


mütl) aufgenommen werbe unb biefeS mit bem Äunpwerfe

in (SinS aufgebe.

S3et ber 2Crcln'tectur wirb bie Sbee als ba$ allgemeine


angefel;en, worin ftd> ba£ einzelne SSewußtfem verliert. S5ei

ber Sttufff a'ugert ftd> umgefeljrt bie Sbee als Snbivibuum,


wenn gleich als allgemeines Söewußtfein. £)al;er mu$ l)ict
267

ber £5rer In bie tnbwtbuelfe ©emutf;Sflimmung eingeben,

wcld;e bie SRuftf cr^eußt )at, unb bafjer rüfyrt e§, baß bie

SKuftf unfere gan^e (Seele momentan bef)errfd)t. feil %xd)U


tectur hingegen bewirft, bafü wir un$ aus bem Momenta-
nen entfernen unb ttnfere sperfonttc^eit tn ein Unwerfum
bc$ ©öttlictyen verlieren.

Sn ber $Poejte üeteinigt fid> beibel <5k tjl ofyne 3wet-

fet V\e unfoerfetfjte Äunjl, fann aber eben befwegen auf


tk gegenwärtige befonbere Stimmung ntdjjt fo mächtigen

(Sinjlufjf ausüben. — £>ie Äirftjl muß in tfjrer (£rfd)emung

notfywcnbig tn befonbere formen verfallen. Sfyre SBirfung


im ©an£en ju erreichen, tjl ntd^t möglich; fte wäre fon|l

ein Unmerfum.

Sweitct %b i 6) ni tt
$on ber *Poe|te.

V?S fragt ffd) juerfl, wa$ in ber $oeffe ba§ (Symbol fei.

£)a ber 35egrtff nicfyt objecto) in ben ©egenjlanb übergeben

unb audf) nicf)t reiner 83egriff fein fann: fo muß l) baS


©ymbol fyter als werbenb, als Sfydttgfett unb lieber*

gang gebaut werben; t>k ^oefte brücft bafyer OTe§ in 2#ä*


tigfeit unb burdf) £l;ätigf ett aus ; 2) aber fann I;ier nicfyt

t>ie bloße Jorm ber £l)dtigfeit genügen, fonbern nur eine

folcfye, hie immer bie mbwibualiftrte Sbee barjlellt. $Jliif)in

muffen e3 tatest bloße Sfydttgfeiten fein, t>k wir wafyrnel)-

men, fonbern wirfliefy lebenbtge £)bjecte.


;

268

£)iefe @d£e ftnb gletcbfam bk 2Criome ber ^oefte. 2(1;

le6 in ber ^Poeffe muß v£)anblung unb Bewegung fein. £)as

l;cr fcmn eine bloß befd;reibenbe$ocfie, bie ben ©egen^


jlanb obne S3ewegung unb #anblung auffaßt, nid)t gebac^t

werben; worüber fiefftng in feinem Saofoon treffliche

SSemerfungen gemacht fyat 3m ferner wirb nie efh be?


fonbercr ©egenffanb bloß betrieben, fonbern fclbft bie S5c=

fcbretbung immer in Sbätigfeit bargejMt; fo bie S5cfd>ret=

bung be§3Bagen3 ber $ere, hm ber Siebter entfleben laßt,

ber Reibung be3 Agamemnon, be6 <Sd)ilbe6 beS ZdjiUeZ,

wo bie r>orgef?el(ten ©egenftanbe felb|r als lebenbig crfd>et-

nen. £)te gan$e Gattung ber befebretbenben ^Poefie, woüon


wir traurige SBeifpiele bei (Engldnbern, gran^ofen unb aud;

bei £)eutfd)en fmben, i(! ein Unbing. (£$ 'genügt nid)t, bie

S5efd)rcibung mit $anblung aB einem bloßen $ülf3mittel

gu »ermtfeben.

2Cuf ber anbern ©ctte mu§ in ber 9)oejte ein lebenbi-

ge§ £)bject fein, in welches ftcb ber SSegriff fcerwanbelt.

SBdrc fte bloß Sbdtigfett beS S5egrtff3, fo entjMnbe Sttuftt

ßin bloßem £)enfen über hm (Stoff aber e^eugt hie hihah


t i f rf> e ^oefie, bie ebm fo ttnfrattlfjaft iff, vok bie be*

febretbenbe. — %u$ bem ©cfagten ijl bie ©ren^e ber 33oe^

fte $u erfennen. SBebcr S5efd;retbung noeb S5elebrung fann

haxin aufgenommen werben; noeb weniger aber ber 3we<f,

etwas SSefonbereS im wirllicben Zehen §it bewirf en, welcber

ben ^ebcfünflcn, ober bem ©ebtete ber ©ittlidjfctt angel;6rt.

(ES muß ferner in ber $)oefte hie <Sprad)e felbjf, ju-

nad;fit Ü)xem Snljalte nad;, fpmboltfd; unb allcgorifcb fein

fic muß eine fünjHcrifdjc fein, in weiter fowobl ba3


fymboltfd;e, aU and) ha$ aliegovifd;c ^>rtnctp gefunben wirb.
269

£)iefe Sßefc&affcnfycit bei* ©prad;e äußert ftd; burd; ba§ SSilb •

ltd;c be$ 2fu^brucf5 ober bie Stopcn, weld;e ftd) nad; bem
tteberwfegen be3 fymbolifdjen ober allecjorifdjen Gifyaraf ter§ un;

terfc3f>eiben. £)a3 <B\)mbol wirb burd) btc 5DZeta^t)er au&


öebrücft, in weld;er ber S5egrtff mit feiner befonbem £)ax-

IWlung jugleid) in einen ©ebanfen ttcrbunben au^efpro-

d)cn wirb. 9?ennt man §. 23. ben Sittonb: ba§ 2(ucjc ber

9kd)t, fo wirb baburd) feine bloße 2CcImlid)?eit auSgebrücft,

fonbern 2üta,e t(l ein allgemeiner S3egriff, ber in befonberer

©ejtalt gefaßt imb auf einen eit^elncn ©egcnjfarib ange^

wenbet ift, bem Gfyarafter bc§ <3t)mbol3 entfpredjenb. —


$Jl e 1 n \) m i e unb ©pnefbodje nähern ftd) mel)r bem %U
lcgorifd)en; ffc bruden eine 2Tuflofitng be$ ©pmboB au$,

tnbem ffe eine (Seite attffaffen unb auf ba$ ©anje be$tel)cn.

®an$ allegorifd) fmb: ba$ SSilb, baS ©leidjniß, bfe


Allegorie im engeren ©um, weil in tiefen Sropen im-

mer bie SSejtclmng mit auSgcbrucft wirb.

Sn ber üollfommenflcn ^oefte fmb bie ganj einfachen,


natürlid;cn 2(u3brüde bie Ijerrfcfyenben , weil bie SSegrtffe fo

am meijfen in il)xex reinen ©e|Mt jur (£rfd)etmmg fommen.


Sterben biefclben burd) bilblic^en 2(uSbrucf ber Ch'fcfyemuna,

erft genähert, fo verlieren fte bie $raft be3 SSe^rtffeS unb


werben ben £5orjMungen be3 gemeinen £eben£ coorbinirt.

2Bo hingegen ba$ Skfonbere fcorwaltct, unb baS Gnnjelne


Sum begriff erhoben wirb, ba muß bk <3prad>e am tro~

pcnreicfyften fein. £al;er fmben ftd) bei ben ^umorijlen unb


bei ben £>id)tern, bie t>on l)ij!orif$em 6tanbpunfte ober
oon bem beS wirflidjen 2eben3 ausgeben, bie meinen Silber.
%bex nid;t bloß ber Stielt, audi) bie äu$exe fmnlid>e

@rfd)eimmg ber ^xafye muß ber ßunj! unterworfen fem;


270

burcty ba§ Metrum. (Sine unFünjttertfd) gebilbete ©pracfye

würbe ba6 «ftunjrwer? bloß als allgemeinen SSegrtff , unb bie

(Sprache als Mittel ber (Einführung beffelben in bte 2BirF=

lid;Feit erfreuten laffen. 2Me ©pradje felbjl muß ba&er

fünjtlerifcfye S3efd^>affen^ett Ijaben.

2Btr unterfc^etben m ber ©pracfye ifyrer fmnlidjen @r-


febeinung nad) Quantität unb Qualität. Sn jener

liegt ber allgemeine SSegriff ber (Sprache, ber ftd> im (Sin-

gelnen wiebertyolt; ik allgemeine ©eile, bie ben begriff

am reinften auSbrücft. 2CIS $ß irf lid^eit wirb Uc Quantität


ütfyytymut, b. % eine ©pracbentwtcfelung in ber 3eit,

\>k fo befd>affen ijr, baß bie ©efegmäßigfeit burd) ben ftd)

wieberl;olenben allgemeinen begriff ber Quantität erhalten

wirb. — 2Me Qualität ijt 2Cu3bru<f ber 23erfdf)iebenfyeit

ober 9ttannicbfalttgfett burefy £6l)e unb Siefe ober überhaupt

tntenfwe S5 efet) a ffe nl; e 1 1 be3 ©prad)laute3. 2>iefe S^annid)-

faltigfeit aber mu$ t


um FünfHerifd) ^u fein, aud) 2lu$brucF

t>on Gegriffen fein, bie fiel) in Um Söer^ältmffe ber £6ne


gu einanber barftellen.
£)a§ £luantttattt>e i|f ba§ fpmbolifcbe 3)rincip in ber
©pradje; ba3 Sluaittattüc enthalt ben Reim be3 2CllegorU

fdjen, ba eS bie S3erfcl)iebenl)eit auSbrücft, bie nur burd)


SSejielmng auf ba3 allgemeine Un SSegriff erfd)6^fen fann.

SBo baS fpmbolifdje ^Princip überwiegt, tft ber $ln;tl)mu$

tyerrfdjenb; wo btö allegorifcfje 9)rincip, t>a fyerrfebt bie

£lualttdt f auf welcher ber SRtim beruht. — - £)aß ber

Sltim eine fünjrlertfdje gorm fei, fann nid)t bezweifelt wer-

ben. £ne natürliche Sfttetrif ber teueren tft offenbar Vit nU


menbe, unb fyödjft albern unb t>erfel)rt war e3, wenn man-
che teuere t>k OJeimpoeffe für ein leereS ©eflingel erflarten.
271

(£$ gicbt gcwiffc profatfcfyc 6r;lbenmaaf$c auf

ber einen, unb eine pocttfcfyc $rofa auf ber anbevn

<5tite. Sene ©plbcnmaaßc fyaben wir teueren nicfyt; benn


\)k jambifetyen Sftaafjc ftnb niebt fyieber gu rechnen. ^ProfaU

fd;c ©plbenmaaße aber waren bei ben 2Ctten t>k Äola, in

benen bic ©riecfyifcfycn Climen gefcfyrieben waren; ein WiU


tclbina, ^wifc^en ^Profa unb metrifcfyer $oxm, welches bei

ben Zttcn ben Uebcrgana, t>on ber $Poejte in bie $rofa BH*
bete. — Sn neuern 3eitcn $kbt e§ im ©egentfycil ^profat-

fcfye (Schriften, bic gugleid; lunjtlerifd) ftnb; berajetcfycn nur


bann »orlommcn Unn, wenn fid> bie S5ejfanbtf)eile ber 9)ocftc

allegorifcl) von bem Sföittelpunfte bc3 ©pmbolS entfernen.

Sabin gebort vorö üg>liä) ber Vornan, welchem bie profai^

fd)e gorm unentbehrlich ifr. Sie profaifcfye ©prac&e beS $o*


manS muß ftcf) aber mm fyt'ftorifdjer, tok von bogmatifcfycr

$>rofa jtrena, unterfdjeiben , tnbem fte poetifd) tfi, otyneburd)

r^etortfrf>en 35omba|t fogenannte poetifcfye ^Profa ju fein.

Sie ©pracfye beS $oman3 muß ben continuirlid)en $tu$ ber


?>rofa fyaben, aber mannigfacher gegltebert unb leidjter fein,

als bie a,efd)id)tlicl)e unb wiffenfdfwftlidje $rofa. Surd) biefe

mannigfaltige ©lieberuna,, vermöge beren ftd) tn jebem


©liebe ein lebenbigeS S3ilb entfaltet, erreicht fte einen l;o*

fyeren ©rab von £ebenbigfeit. Sn $inftd)t biefer mannid)*

faltigen ©lieberuna, unb ^bfonberuna, einzelner Silber al£

felbjMnbigcr Legalitäten Unn man Romane von ©otfye unb


@erfcante§ mit $omer t>era,letd()en.

2öir gelten nun ju ber (£tntl)eUuna, ber 9)oefte


über. Sie gtoeffe tfi a^atigfett, bie mit btm ^efultate $u*
fammengefaßt werben mu$*y benn ba$ (Bernde ift nur bk
eine unb felbe Äunji, in welcher uotl)wenbig beibeö fein
272

muß: ba$ @c&onc alö ©egenftanb ber Äunff, unb bic 2$4*
tigfeit be£ ÄünjHcrS. £iefe beibcn ©eitcn muffen jur Um
tcrfd)cibung bet Gattungen wirfen. 25er ©egcnjlanb muß
ftd) umoerfell barjMen in einer befonberen Stiftung ber

SS&ätigfett; tiefe f)inwteberum muß ftd) m bem befonbenen

©egenffanbe unioerfett äußern. £f)dtigfeit unb ©egenffanb


werben fyier eins unb baffelbe; fonft würben bte Steile ftcf)

nid)t fcfyeiben fonnen.

£iemad) muß e3 brei ©attungen ber ^oefte geben:

1) oorjugSweife ft)mbolifd;e; 2) üorgugSwcife allegorffc^e $oe=


fte; 3) eine ©attung, in weicher bk Sbee ftd) a(5 reine Zt)h
ttgfett offenbart, unb ©pmbol unb Allegorie ü)r nur aB
Stttttel gu tiefer Offenbarung bienen. Sn ben beiben erften
©attungen gef>i bie Sfydtigfeit ganj in ben (Stoff über; m
ber britten waltet bie gorm ob, bie reine Sfydtigfeit, tn »eis

cfyer ©pmbol unb Allegorie ftd) fdttigen. £)iefe reine 2$&


ttgfett wirb burd) $Pfyautafte, <Sinnu'd)feit unb äkrffanb l;in=

buxfy wirfen muffen.

£)ie erffe ober bk fymbou'fdje ©attung xft ba§ (5p öS;

bk %wite, allcgortfdjje iff bk Iprifdje $oefie; bk bxitte,

in welcher ftd) beibcS burd)brmgt, tff bk bramati fcfye


$)oefie. Sm (£po3 unb ber Sprtf fommt e3 oor$ug£weife

auf ben (Stoff an; nur baß im ßpo6 ber (Stoff ber ganj
ifö £)bject übergegangene SSegriff tff, wdl)renb in ber h)xU

fdjen spoeffc aud) bie SSejtefyungen wefentlid) bagu geboren.

Sm £)ramattfd)cn tff nid;t ber (Stoff bk £auptfad)e, fon-

bem bk in tfjm wirfenbe Sbee, unb ber (Stoff gilt nur in

ber ^inftcfyt, ati ffdt> in feiner ©cgenwart bie Sbee offenbart.

Sm Gq>oä unb in ber ßprtf fcfyäfct man ben (Stoff nad)

fetner Qualität, <So ftnb im QtyoS ßtyavaftere unb Saaten


273

ber 9ttenfd>en bie £<wptfad;e; im 2i>nfd;en bie ©ebanfen,

(Stimmungen, ©efül;le, weil biefc bie SSejteftung jn>ifd;cn

(*rfd;cimmg unb SSegriff ausmachen. 3m 2)ramatifd?en ijl

beibeS nur bie SBtrf lidjjfett beS ©toffeS unb ber wal)re (Stoff

ijl bic Offenbarung ber Sbee. 2Cu3 biefem ©runbe jlellt bie

bramatifcfye ßunjl in ber ©egenwart bar, wdl;renb in ber epU


fc&cn unb tyrifdjen 9)ocfie ber (Stoff als auger ber ©egen=
wart gegeben aufgefaßt wirb: im (5»o3 vorzugsweise als ein

vergangener, in ber ßprif als ein folcfyer, ber vermöge ber


S3e3ief)ung im Sterben begriffen ijl unb auf 3ufunft l;mbeu*
tet £)aS Stet, ber 3wecf ber menfdjlicfyen S3eflrebungen

jlellt ft'd; in ber lörifdjen 9)oefte bar als bureb i>k 23e$tel;una,

ju erlangen. SßeibeS fdUt im £>rama jufammen, wo bie

©egenwart nur für ben gemeinen Sßerjlanb baS 9ttittelglieb

swifcfyen Vergangenheit unb Suftmft, für t>k l)6l)ere (5inffd;t

Offenbarung ber Sbee als eines unheilbaren ©anjen ijl.

Sm (£poS ijl jebod; nicfyt bloß bie SJtyantafte tyäti$.

(§:S gebort jum (Stoffe immer bie unioerfelle £l)dtigfeit unb


baS (SpoS fann bafyer pfyantaflifcfy , ober fmnlid) fein. (SS

liegt alfo auä) in tfym ber &tim einer Allegorie. — Qibm fo

ijl bie £prif nid)t blog [umlief, fonbern audl) p&antajlifcfy;

benn . auefy in il)r ijl bie £f)dtigfeit univerfell. TCwfy l)ier

neigt fid> bie spoefte auS ben (£nben ber SSejieljung in ben
SOJittefyunft beS <S»mbolS , ber burd? ben #er voräugSweife
wirffamen SBerjlanb gewonnen wirb.
Soor allem aber im £)rama ijl t>k SJ)dtig!eit unioerfelf.

GfS ijl bie reine £l)dtigfeit ber Sbee, Vic ftd; ifyre Sßirflitfv-

feit fdjafft. £al)er muß ber Skrjlanb inj £>rama fo wirken,

bi\$ ^^antafte unb (Sinnlid)feit in ityn aufgeben. @r fommt


IS
274
in feiner l)od?jlen S3lütl;e als feerrfdjenbe Sronte jum 5Bor

fdjetn, beren ©ife im £>rama ijt. 2)ie Sronte wirb in be


beiben SRicfetungen be$ £>rama, Um Sragifcljen unb be
Äomifcfeen, wirftid). 35er @toff mi £)rama gefet in etw a$

SnbifferenteS auf unb brttcf t baS reine SBefen berSbee au§.

£>iefe£ reine SBefen iß ba$ wafyre ©dn'cffal, welches barin

liegt, baß ftcfy ber f9mbottfct)e unb aftegorifcfye ©toff in ben


©ebanfen verliert.

9?od) eine Sftücfftcfyt fommt bei ber (£in$eilung ber ^oefte

in S5etrad)t: ber Unterfdjteb ber Statur unb ber Snbtüi*


bualitdt. £)bwof)l in jener i>a$ ©mubol, in biefer bie

Allegorie überwiegt, fo muß bod> in beibm ©ebieten jebe

©attung öon Äunft tr)ren 9)ftf| fmben. Sftur werben Jt#


biefe (Gattungen nad) jebem biefer ©tanbpunfte t>erfd)ieben

auSbitben, £)a$ £)rama ift in beiben (Mieten Sttittelpunft

unb ©runblage ber ganzen Äunjr; t>znn and) bie anbem


Gattungen beuten immer barauf fyin.

£)ie ^Ooefie ijt tnnerltd) eine Qtintyit, weil in tyt bie

3)fyantaftc al§ reine £l)ätig£ett ber Sbee wirft unb biefe

fcfyledf)tl)in eine ijf. ©ie fann ftd) bal;er nur nad) t>erfd)tc=

benen 3ftd)tungen auf bie SBirllidjfeit feilen. £)te Äunft


hingegen feat bie .SBtrfltcfyfett tum fyxintip, beren ©cgenfdfce

ftd) «* ty* *w*% abfonbern muffen, ba ftd) in jebem betfei-

ben bie Sbee öolfjrdnbig wieberfeolt. SßaS in ber Sötrfticfes

leit in einanber fliegt, (Reibet ftd) in ber ^un(t rein ab,

bie mitfein bie Sßelt immer unter einfeitigen ©eftcfetSpunften

bezaubert. Qtö gtebt bafeer t>erfd)iebene Äünfle. £ne ^eeftc


aber ijt nur (£ine, unb e$ giebt nur 2Crten ber ^oefte, nid;t

t>evfd)iebene ^oefien.
275
1. SSon ber c p i
f d> c n ^poefic.

@S ift fcfyon bemerft würben, bap im (£poS unb in bcr

h;rtfd;cn ^oefte ber © t of f t>orwaltet, im £)rama hingegen


bte gorm ober bie reine Styätigfett ber ^antafte. 2)er epU

fcfce (Stoff ijr ein ganj fpmbolifcber, in wetzen bte Sbee als
gegenwärtiges £)bject ootl|ldnbig übergegangen ijf. 2Beit ffd>

l;ter bte Sbee ganj in ben ©toff ocrfcnft, fo fagt man, baS
@pifd)c fei objcetwe , baS 2tn*ifd)c hingegen fubjcctioe ?>oefte.

23on biefem empirifcl)en ©egenfafce aber fann \)iet ntcfyt bie

$ebe fein. 2m (EpoS verliert fid> bie Sbee beSwegen in


ben ©toff, weil fte ben ©toff als ©mnbot gemattet, wd^-
renb bie iprifcfje 9>ocftc bcnfelben als Schiebung beS SCUge;
meinen unb 23efonberen auf etnanber barficllt. 3m (£poS

erfctyeint ber ©toff als ein ©egebencS, SBorbanbeneS;


in bcr fyrifeben 9>oeffc als ein SBerbenbeS. — &a$ (SpoS

fann ftdt> jebod) nirf)t bamit begnügen, ben ©toff als gege^

beneS SDbject barjujtellen ; er muß ^ugleicl) in £l;dtigfeit

er fcfy einen.

©ofem ber ©toff ein ©egebeneS ift, wirb ber ©egen*


ffanb als vergangen aufgefaßt, unb jwar ntcfyt bloß als

vergangen in ber 3eit, fonbern als abfolut vergangen unb


fomtt fcf)lec^tbin gegeben. £)ieS ijl bcr ©hm beS Wlytfyiz
fd)en, welcbeS ein abfo litt Vergangenes, ©egebeneS iff, baS
als t>orauSgefefct angefel;en wirb. @S fann bafyer fein rein

l)i(!ortfd)cS (EpoS geben. $enxiaben, S5oruffiaben u.

bergt, welche baS $i(iortfcl)e nur in epifdjer $oxm SarjM*


len wollen, ftnb etwas burcfyauS Verfemtes ; benn baS #ijro*
rifebe tjat in ber Inftcbt beS SBolfeS nic^t ben Gbarafter beS

abfolut SßorauSgefegten, wie baS SJtytbifcfye im Jpomer.


Sn fpdteren Seiten, wo ber ©inn für baS 5D?v>tI>ffd>e b«i
18*
276

fd;wunbcn tjt, muß ffcf> t>at;er ber £>id)ter wiüfürlid) auf

einen nmtf;ifd;cn ©tanbpunFt uerfefecn.

2Cuf ber anbeven ©citc aber muß bev <5toff in wirf*

u'djer Sfyätigfett bargcfrcttt werben, weil er ba§ wtrfliclje

£eben bev Sbee ff*. £)af;criff e$ wefentlid; , ba$ alles #*fM


beln barin einen göttlichen Urfprung fyabe. ES barf

fein bloß jettltcfyeS fein; benn e§ ijt ein £anbeln ber Sbee,
woburcfy biefe ftd> ifyre SBirflic^feit fdjafft. Sarin liegt aber

äugleid), baß i>a$ EpoS nie reine 2)arjfellung ber ©ottljeit

fein barf. £a3 göttliche ^Princtp muß als fyanbelnb In ber

SBirfticfyfett erfdjeinen; fonjl wäre eS ntcr)t bie Sbee, bie

tyre SBtrfltc&fett ftdj felbjt fdjafft. dln EpoS, beffenSnbalt


rein göttliche ^Begebenheiten ausmachen, i|f ein Unbing; ba^

tyer f 6nnen aud) --bte djrijtltdjen ßefyrcn md)t epifcty bargejMt


werben, wie S&Hlton unb .ftlopfrocf eS t>erfud?t tyaben.

Eben fo fer)r wie bie reine £)arjlellung beS ©6ttnd>en

al6 S3egriff beS Sßirf liefen , i(! ba$ Einmifcfyen beS ^prifd>en

$u fcermeiben, hx fofern baffelbc eine Entfernung üon bem


mfprünglicfyen Ewigen t>orau3fe£t SQBo ba& £ortfd;e eingc=

mtfe^t tjt, fann ber epifd)e (Stoff nur als eine 2öirFlid;Fett

aufgefaßt fein, bie buve^ ©el)nfud)t unb ©treben auf bie

Sbee belogen wtrb/3 liefen Efyarafter ftnben wir bei SDfftan,

beffen epifdye *Poefte burdjgdngig tyrifcljen 2lnftrid? fyat, weit

bk SÖBirf üd)Mt immer als fdjon entfernt üom ©öttlicfyen

unb fef)nfüd)tig batyn jlrebenb gebadet wirb, Diefer ©tant-

punft tfr im ©anjen ein rofyer, unb auefy bie Iprifcfye 3avt=

)f>ctt, bie ftd) bei Dfftan im (Einzelnen fmbet, ifl nur ein Se-
weis, baß biefe gan^c $)oefte auS einer 3errüttung ber Ele^

mente ber £un|t entffanben tjt. — Die S:f)<!tt^fett muß


tm EpoS als eine gof ftidje unb fugleicty als eine wir?lid>e
277

gefaßt werben. £af)er rüftrt bei ben 2Clten bie unmittelbare

(Stnwirfung ber 65ötter in bie menfd)lid;cn ^Begebenheiten;

bod) lafit ftd> jener gorberung audj in anberer gorm genügen.

£aS tfuSeinanberfallen beS ©6ttlid)cn unb 50Jcnfd?ltd>cn bei

Corner tft ber Tribut, ben baS gan$ fymbolifd)e (£poS ber

barin verborgenen 2lüegorie entrichten muß. — (Sine S5e^

tül)rung beS (£»oS mit ber Iprifdjen 9>oefte fotl übrigens

burd) baS ©efagte ntc^t geleugnet werben. (ES giebt aller-

bingS fowol)t in ber alten, als in ber neueren <£ptf lieber*

gange, wol)in in jener voraügltd) ber «ö^mnu^ m biefer

bie 9v oman je gebort

2Bir fyaben nun bie <£tntl)eilung ber epifcfyen

9)ocfic ju betrachten. £)bwol)l baS (&pifd)e wefentlicf) fmn=

bolifd) ift, fo fann es bod) nur burd) £l)dtigfeit baS ©pm-


bot erzeugen. &al)er muß biefer 2Cct ber Offenbarung ber
Sbec immer nod) auf beiben Letten ben allegorifcfyen Se-
ftanbtfyeit abfonbern. Wlan fann fiel) baS ^pifefee als ben
:
SDftttclpunft ber 2Birt lid)feit benfen, in welchen bie Sbee
burd) tyre Styättgfett ftcfc oerwanbett. 2)te eptfcfye $)oefte

fann aber aud) bie Sbee barjlellen, wie fte als allgemeiner

SBegriff ftd) eine ©ejlalt giebt, welche t>k Sbee als einen
wirf liefen begriff auSbrucft; ober fte fann bie Skfonbcrfyeit

unter einen ^Begriff gufammengefaßt als Sfyatigt'eit barfiellen.

SefetereS bilbet t>ie befonbere, erfiereS t>k allgemeine ©ehe


ber Allegorie. £>icfe beiben <£;rtreme behalten gteid)wol)l ben
epifdjen ßfyaraf ter , wenn fte ntc^t als Momente einer blo*

ßcn S5e$tel)img, fonbern als foldje aufgefaßt werben, in

freuen ftd) bie Sbce auf einfetttge SSetfc verloren l)at.

$icrnacl> giebt eS eine jlreng fpmboltfdje unb jwet


allcgorifdje 2£rten beS <£poS, ndmltd) ein allgemeines
c

278
unb ein t>on bct befonberen ßrfdjeinung au$gel)enbe$.

Unter bie betten aüegorifcben #rten geboren £)icbtungen,


bte man in ber Siegel fyalb gur bibaf tifd)en , Jjalb jur

Iprtfcfyen ober e^tfdjen 9>oefte rechnet, 5. 85. bie ÄoSmos


gonieen unb £l)eogonieen, epifcfye ©cbidjte ber allego*

rifcfyen'2Crt t>on ber ©ette be3 S5egriffe3; ferner ba§ SbijU,

ein allegortfd) - eptfd>e6 ©et>tct)t von ber <5eite ber SSefom

bereit.

Sugleid) muffen bie sprinctpien ber Sftatur unb ber

Snbttnbualitdt bei ber (£intl)cilung ju $ülfc genommen


werben. Sene ijr fpmboltfct) , biefe allegortfd), unb beibe

©tanbpunfte wtrfen auf bie nähere S5ef4>affen^ett ber tynen

angefangen £)id)tungen bebeutenb ein, fo ba$ 5. 83. ba3


jtreng fmubolifcfye ßpoS in ber ©pfyäre ber Snbimbualttdt

aud) einen allegor tfdjen ßfyarafter annimmt. — SBtr be;

trachten juerjt baS antue, fobann ba£ ct>ri fit id)e Q£po$.

23on bem antifen unb jwar bem eigentlich fpmbo-


l i f cl> e n (IpoS ifi man neuerlich bei ber &3egrtpbejrimmung
be3 @po§ überhaupt in ber $egel ausgegangen. $?an war
aber and) f)ier einfeitig für ba§ lintih eingenommen, unb

wdlmte, baffelbe muffe in unferer 3eit ofyne SBeitercS naty


geahmt werben, welches SSeftreben notfywenbig oerunglücfcn

mußte. — ©olcfye Dfadjjafymungen freiließ, wie bie £uife

von Sßof unb ^errmann unb £)orotl;ea oon ©6 tr>

tann man ftd^> gefallen laffen , ba fie nur ba$ an§ bem 2(m
tlhn genommen l;aben, waS ftd) in unferen ©tanbpunft
Derwanbeln laßt, unb mtyt tofjerungen ber SBirfrmg fmb,
welche bie antife Äunft auf biefe SMcfyter geübt t>at, aU
wirflidje 9?ad?al;mungen. ©0 ift aud; ©otfyc'S Sp&igema
nid)t auf anttfem ©tanbpunftc gebadet, fonbern biefeS SBctf
279

jeigt, wie ber Dichter auf bem mobernen ©tanbpunfte


jtcfjenb, üon ber antifen Äunjt affiteirt würbe.

£aS ^omerifdje (SpoS fieüt ben S3egriff ber em'«


fcfyen Äunft am reinjren bar. Der ©egenfranb beffelben muß
unioerfeu" fein; benn bie Sbee als ^f>dtt9fctt tritt in bie

2Birnid)feit über. £)aS ganje menfcfylicfye ©cfd;lec&t, nur


in befonberer ©ejraltung aufgefaßt, ifi ber ©toff, eine allge=

meine abfolut oorauSgefel^te ^anblung. 2>aS $anbeln muß


aber jugletcr) ein göttliches fein unb bie äßirflicl^eit felbjt

muß als ©ottlicfyeS erlannt werben. 2)ieS fonnte nid/t ge-

fdjefyen, wenn bie ©ottfyeit als allgemeiner S3egrtff gebaut


würbe, weil bann bie 2Birflid)feit als bloß göttliches $ani
beln erfdjeinen würbe. dben fo wenig aber fann hie wirf*

licfye SBclt felbjl als gottlid) erfreuten, weil wir bann ben
Uebergang beS ©ottltcfyen nid>t bemerfen würben, ©ottlu

cfyeS unb 5D?cnfd>ltd>e^ muß mttl;in neben einanber in gegen-

feitiger (Sinwirfung auftreten; baS $anbeln muß goitlicfy

unb menfcfyltd) fein unb beibe ©eiten muffen ft$ unterfcfjei*

ben. &ät)tt bleibt in ber antifen ßunjl felbft in bem rem-


ften ©pmbole ein allegorifdjer ©egenfafc. ©o erfdjetnen

tm $omer ©ötter unb Sttenfcfyen coorbinirt, unb bie £l)ätig-

feit ifit ein Uebergang beS ©ottlicfyen unb 9ftenfd;licfyen in

einanber. — ßben beSwegen barf ferner baS Wlen\d)üd)e


nid)t bloß ^eitlid), fonbern eS muß I> ero t
f d> fein, ntd)t

weil biefe 3eiten als rofye unb ungebilbete jlarle geibenfcfyafc

ten unb gewaltige 5traftdußerungen fiel) geigen, fonbern weil

hie SJJenfc^ett felbjl in ifyrem ©pmbol aufgefaßt werben muß.

SßaS bie 2Cusfül)rung betrifft, fo muß bie bargejlellte

v^anblung erfahrnen als bie $anblung fd>led)t^in , als ah*


folute ^anblung, bie bem ganzen Suftanbe eines Sßol-
280
tc$ t>orauSgefefct i|r. £)af)er barf bie #anblung ftc^> nid)t

a(S eme Sfat'be t>on 3wetf unb Mittel, Urfad) unb SBirfung
entfalten, ©te i(l roefcntUd? eine, unb nirf>t relatw, fon-

bern eben baburd) in \iö) öollenbet, baß fie $anblung f^tec^t-

#n, abfolute $anblung tjf. 2faS btefem ©runbe tyat baS


(EpoS weber einen jwecfmdßigen Anfang, nod) ein jwefc

mäßiges Cmbe, woburd) bie #anblung %\xm Qtintxitt in bie

Steige *>on Urfacfyen unb SBirfungen erniebrigt werben würbe.


£)ie Sotljfdnbigfeit ber £anblung wuß einzig unb allein in

tyx felbfr erfannt werben, ©tc ijt olme Anfang unb <£:nbe;

ber £)id)ter oerfe&t unS in medias res , unb jeber Moment


ift ein abfoluter, ber ntcfyt erji eingeleitet werben barf.

SDftt btefem abfoluten ß&arafter ber $anblung im ©am


jen l)dngt bie ©elbjtdnbigfeit jeber einzelnen oorfommenben
Gegebenheit jufammen. ZUe biefe einzelnen Gegebenheiten

werben ntd>t plan* unb §wecf mäßig an einanber gereift,

fonbern erfdjjeinen als felbftdnbige OTobtftcationen beS ©mn-


bolS. £>al)er ift in ber SliaS feine planmäßige 2Cnorbnung

beS Krieges, unb bie einzelnen ©efdnge jeidmen fiel) burd)

einzelne bewortretenbe gelben ober gewiffe eigentümliche


Gegebenheiten als abgefonberte ©ange auS.

£)aS @poS biefer 2Crt mu^ oor allem Unioerfalitdt


tyaben. 2)er unioerfelle ©tanbpunft beS ^)td>tcr6 äußert ftdr>

üorjüglid? baburd), baß bevfelbe alle ^enntntffe unb $au$U


rid?tungen fetner 3eit in ftd) oereinigt, woburd; fein ©cbicfyt

ein Gilb beS ©efammtlebenS feiner 3ett wirb, ©o fmben


wir eS im $omer ; nur barf man nid;t oergeffen , ba$ alles

epifd) mobiftetrt unb t>on bem ©eftcfytSpunfte ber eptfd;cn

jtunjt anjufefyen ijr. (5m großer Srrtijmm ifl eS bal;er, wenn


man meint, weil $omer nichts oon nmfn'fcfyen ^orfrellungen
281

fagt, fo l)abe es bcrglctd>en bamalS überhaupt ntd>t gegeben.

Söon einer £>ar|tellung aller geizigen Stiftungen fann im

<5po$ ntc^t bie Siebe fein. £)ie gefammte 2öirflid)feit ijl

nur in fofern barin barge|Mt, als bie Sbee ftcf) in tyr

buref) ba$ (Symbol auSbrücft. £>a$ ©mnbol iji aber bem


SJtyfHfcfyen rein entgegengefefct unb alle ßonfequcnj wäre
aufgehoben, wenn $omer bergleicfyen 23orfMungen erwdl;nt
tyattc, t>k ja nid)t einmal ©egenffdnbe fmb, fonbern nur
auf einem eigentümlichen ©tanbpunfte ber SBeltanfcfyauung
benu)enbe 2Cnftd?ten.

2(lleS mu$ ferner in bt'efem (5po3 ofyne Sejieljung auf

ba§ ©emütl) be3 SMcbterS bargejMt werben. SDtit biefer

£>bjectit>ttdt be3 v£>omerifd)en Q£po$ fydngt auefy ba3 £ra-

matifcfye ber £)ar)Mung gufammen. 2)ie SÄotbc ber £anb;


lungen muffen burd; hk fyanbelnben ^erfonen ftrf> felbjt au£=

fprecfyen, nid>t bureb hen Siebter ausgesprochen werben.


£)en (Styarafter ber Unioerfalitdt nehmen felbji hie ein-

jelnen Steile biefeS (5po3 an, inbem fte ftd> unabhängig


t>om ©anjen für ftd> ju felbjldnbigen Totalitäten abfc&tießen.

£>ie3 ffel;t man am bejlen an ^omerS (Spifoben unb


©leicfyniffen. Sene reifen ftd? oon bem #auptfaben
uollig lo£ unb ffefycn felbjlanbig ha, worauf ber ©cfycin

einer 3ufammenfe£ung be3 &$o§ au$ mehreren ©an^en ent-

fielt. £te einzelnen Sucher ber SliaS 5. 33. muffen nid)t

als fDtittel betrachtet werben, burefy welcbe ber $md be&

©an^en erreicht werben fotl; fonbern jebeS (Einzelne fonbert

ftcf> für ftd> ah, unb nimmt bod) juglcicb feine ©teile im
©an^en ein, beffen Sbec eS t>oli|idnbig , nur unter bejümm^
ter 9ttobtftcation barfMt. Sn jebem Jpelben ift ber gefammte
S5cgriff, nur in eigentümlicher Stiftung, auSgebrücft, fo
282

baß ber S3cgrtff be§ £clbentf)um3 u6erf>au^t fid> auf ein^el*


nen ©tanbpunften nneberljolt. 2Cuf bcn Settrag ber din*

feinen ^um ©anjen, ber m ber bramatifdjen $)oefte bie

£auptfadje i|r, fommt e3 fyter gar nidt>t an; oielmefyr rote-

berfyolt fid> bie Sbee im (Einzelnen, mbern fie fi'd> m bem


beffimmten ©toffc erfdjopft. — <5o macfyt im *£>omer and)

jebeö ©leidjniß ein eigentümliches ©anje, ein 33ilb für

ftd) auS, unb wirb baburd) fpmbolifd).

tiefer @l;arafter erfrreeft ftd) bi$ in bie Sftannicfyfal*

tigfeit unb S3efonbed)ett beS <5prad)au3brucf eS. £>te

$omerifcfye ©pradje i(! inS Unenblicfye gegliebert unb befreit

rceber auS langen Venoben , nod) an$ einzelnen furzen 2tu$-

fprücfyen. SebeS ©pradjglieb fonbert ft'dt) ju einem felbffän-

bigen ©an^en ab, unb felbft bie burcfygdngig berrfeijenben

fcerfnüpfenben ^artifeln finb üon foldjer 33efd)affenfyeit, baß

fte §ugleid) jeben <3afc aB für ftd; bef!el)enb erfreuten laf-

fcn. — SDaS Sttctrum i(! jlettg als 9>robuct einer immer


gleichmäßigen ©timmung, unb boefy fo manntdjfad) geglie-

dert, baß jeber Zfyeil für ftci> ein abgesoffenes ©an^e


bilbet. %nd) ber fyerrfdjenbe Zon ber ©pradje ij! befrdnbig

gleichmäßig unb fydlt ftd) auf berfelben £6l>e, ofyne bebeu-


tenben <5d)ttnmg.

33on biefer2Crt ber epifdjen Äunfl i|f eigenttid; $om er

baS einige 33etfpiei. (£r ifr Sieprdfentant einer ganzen Nation

unb eines ganjen 3eitalter3. 2)ie fpdteren Geifer ftnb feine

Sßadjafymer unb fyabm burd) ben ©tanbpunft iljrer Seit,

burdj) ©elefyrfamfcit u. f. tt>. baS (£pifd;e t>erfdlfd)t. £)f)nc

fid) in bcn ©eift beS £omer $u oerfe^en, baben fte nur


Äunjtroerfe nad) feinem S3eifptele fyeroorgebrad)t. Söirgil
wollte für feine 3eit ftd) an £omer$ ©teile fefcen unb warnte
283_
m feinem naioen unfdfjulbigen ©inne, ein National = ©cbicf?t

fyeroorbringen ju fönnen. ©olcfye Sdufdjung tritt oft ein

in 3eiten ^ol;cr @ultur, bie aber t>ie 9>^antaftc fdjon ein-

gebüßt fyaben. 2ßa6 unS am Birgit ergoßen fann, i(l bte

Unbefangenheit, mit welcher unS ber 3Dtd)ter auf tiefen

©tanbpunft ju oerfefeen fud)t. <25o fd;äfebar übrigens fein

SBerf burd> bie l;ol;e Silbung unb ©eroalt be§ 2Cu3brucfeö

i|t, fo fann eS boefy nid;t ben ©enuß eines roal;rl)aften (£poS

gewähren. SßirgilS oorroaltenbeS <5treben nadj ©lätte unb


fünjrlerifd;er 2CuSbilbung ber gönn $eigt ftdt> befonberS in

feinen Heineren ©ebbten, j. S5. ber GiriS.

33 on teueren ff nb ^>ter nur SJHlton unb Älopftocf ju

erwähnen, bie in ber SBafyl ifyreS ©toffeS für biefe epifcfye gorm
irrten. 23on ßlopfiocf gilt im ©an^en, roaS oon Sßirgil bemerft

würbe. <5eine Unfd;ulb unb Unbefangenheit ergöfct unS bei

aller Ungefd;tcflid)fcit unb allem Mangel an (£rfal;rung. Sn


£inftd;t beS 9>octifd;en aber fyat er nid)t einmal Sßirgit'S

SBertfy; fein SBcrf ijr ein oöllig rl)etorifd;eS geworben.

£)aS 23erl)dltnig beS Sragifdjen unb £omifd;cn


ju biefer $Poefte betreffenb, fo fann feines biefer beiben üPsin*

eipien l)ter rein fyeroortreten , weil bie Sbce nod) auf bem
SBege gu iljrer SBerförpcrung in Ut 2Btrfltd)feit ijr. £>al;cr

verfliegen beibe in ben 3ufammenfyang beS ©anjen. Sebocr)

l;at bie gan^e eptfcfye ?)oefte bie Stiftung oom ©ottltcfyen

in bk 2Birflid)feit, unb in fofern ijf ber tragifd)e ßtyarafter

fyier im SSerbcn, roeSfyalb aud; bei 2lrtfroteleS $omer ber

SBater ber Sragobie l;eißt. — 2)aS $omtfd;c fann nur als


baS ©egcntl;cil biefer ganzen £un|i auftreten. <5o entfielt

burcl) bie tfuffaffung ber ganj gemeinen SBirflidjjfcit unter

bem epifdjen principe bie e p i f d) e ?) a r o b i e. ©ie 33 a t r a=


284

ö)om\)omad)\e ift faum f)tef)er ju rechnen; fle tjt mefyr

ein bloßes (Spiel, iebocfy ein fefcr ergöfelicfyeS. 23oüenbeter

war gewiß ber 9ttargiteS, in welkem baS epifcfye ^rin*

erp auf b^ gemeine Zehen angeroenbet war. — £)ie &ra*


t>ejlie bleibt immer etwas (Srbärmlic^eS, unb fann f>öd?flenö

älS ein <5paf* betrachtet werben. £)aS einzelne ©et>td>t ins

Äomifcfye $u gießen, tft ©acfye beS gemeinen ©cfyer$eS, unb


gefyort nid>t in bie Äunfr.

SBir gefyen nun gu ben allegortfdjen 2Crten beS


antifen (5poS über. £)er allegorifcfye ©egenfafc beruht bar-

auf, fcflf im (£poS bie Sbee im Sterben, bteS SBerbcn aber


ein foldjeS ifl, vermöge beffen bie Sbee inS (Symbol übet*
gefyt, unb bicfeS auf ber einen <&eite als Sbee, auf ber

anbern als äBtrfltcfyfeit betrachtet wirb. SBirb baS (Symbol

als Sbee betrachtet, fo muß bie 2Btrfttc&fett als t>on ü)m


auSgefyenb crfcfyemen; wirb hingegen oon ber 2Birflid)£cit

ausgegangen, fo muß biefe erfcfycinen als bie Sbee in ftcfy

entwicfelnb ober ftd) auf fte begiefyenb. (So entfielen gwei

»j&auptarten beS allegorifdjen (£poS.

2Me erfte lixt, welche üon bem (Symbol auSgel;t, fo-

fern eS Sbee ifl, verfallt wteber in jwei (Gattungen. 3Me


Sbcc fann ndmlid) betrachtet werben 1) als ber 23egrtff,

woraus ftd> baS SBefonbcrc entwickelt; 2) als ber begriff,


in fofern er ©efe£ ber S5efonberl)ett tjr. Die erfte ©attung
t'jl baS pinjftfalifdje, bte gweite baS et f>
t
f rf> e ßpoS
ber 2Clten. Die gange allcgorifd)e 2lrt, welcher jene beiben

©attungen angehören, i(t baS bibafttfefyc (Epos. £)iefeS

muß @poS bleiben, tnbem bie epifd;c Uniocrfalitdt in tym


überroiegt; cS barf nie burefy üorl)errfd)cnbe $eflerion gum
bloßen M;rgcbid)tc werben.
285

£>k 9Jotl)n>cnbig£cit ift ben 2ttten bcr 2fa3brucf ber

Sbee. T>a$ ©ittlic&e i(l bei tlmen baS bloß Snbitubuelle.

tfuf btefer 2Cnffc^t beruht bie gange alte Sittenlehre, btc

immer nur Siegel für bie unmittelbare 2(nroenbung tfr, roelcfye

fiel) im (Singelncn als ©efe&, als SBieberfebr ber Sbee offene

bart. — £>aS p^>ftfatlfc|>e (£poS gefyt oom allgemeinen

SSegriff auS;.baS ct^>tfdr>c oon berfelben Unfoerfalitdt ber


Sbee, in fofern fte ftd> im Gnngelnen äußert. £)aS pfyofifas

lifelje i;at bk Unioerfaiitdt beS allgemeinen; baS etl;tfcbe bie

Unioerfalitdt be^ (£ingelnen , bk ftcr) bei $omcr in ben dyU


foben geigt; bal;cr l;at bie etyifd;e ^oefte ben gnomifeljen

ßtyarafter. 3Me S3c(!anbtl)eile beS ßpoS fallen alfo i)'m auS*

einanber, tnbem bk allgemeine Unitjerfalitdt ftcfy im p^ft*


falifeften, bie befonbere im etilen (£poS bar|Mt.
£)te pfypfifalifdje ^oefie gefyt oon einem Segriff
au$, ber aber nid)t in abstracto bargefMt wirb, fonbern
al3 l;anbelnb erfdjeint. 3)al)er tffc biefe Zxt ber ^oefie notl;*

roenbig immer ÄoSmogonie ober Sbeogonie; feine

SBeltbefcfyretbung , fonbern £)arjfellung ber @nt|rel;ung ber

SBelt. Sn ber £l;eogonie wirb bk Sbee aufgefaßt als felb-

jidnbig in fid), in ber JtoSmogonie als SSegriff beS Uniüer*

fumS. £)te Sfyeogonie fdjließt fiel) ba^er mefyr an baS reine

(£poS an, ba bie Sbee gang als fyanbelnb erfcfyeint; bie ÄoS-
mogonie mefyr an bie 9)#lofo#)ie. S5eibe aber muffen ben

epifdjen ßtyarafter fyaben.

S3on ber £l;eogonie tfr ^eftobuS für uns baS eingige

S5eifpiel. <&t'm SBerf iji rein epifd) unb nwtfytfd;; felbjl

baS f9?t>fttfdt)c fefylt, ober ijr untergeorbnet, roeSfyalb manche

©etyroiertgf eitenunb SBiberfprüclje. entließen. £)er roerbenben

Sbee tntt ber SBiberflanb ber bloßen Ghfcfyeimmg entgegen,


e

286

tem ©utcn ba§ S3öfe, bem ^rinctp bie entgegenjlebenbe

SBirFlicfyfeit; baber ftnb bic SitanenMmpfe £>auptgegen|hnb

ber $eftobifd?en Styeogome. 3)urd) biefe allegorifcbe S3ejie-

fyung evl;dlt ba§ ©ebtcbt felbft einen r^etorifc^en 2fnftrtd>.

23on ben foSmogonifcben Oebid?ten be3 3E nopt) an e$,


9)armentbe$, (gmpebofleS baben wir nur Segmente.
liud) tjfct waltet bte mt>tl)tfd>c £)arjfetlung fcor. (53 ift £>ar-

fMung beS SßerbenS ber SQSelt, feine bogmatifcfye ©cJnlbe;

tttng ber bejlefyenben. 2u er etiu 3 befcfyränft ftcfy auf bte

bogmatifcfye £)arfMung unb tff bafjer, obwohl er ft'cfy auf


i>cn alten ©tanbpunft (feilen wollte, tm ©anjen trocfen unb
nur jMenweife poetifd). (£r üerljält ftd) ju jenen alten

©riechen, wie SBirgil ju ^omer.

&a$ etfyifcfy-e @po3 mup ficf> nad> bem oben SSemerf ten
be* ben 2llten auf ba§ SSefonbere be§iel)en; e6 ijr bie £)ar-

ftellung be£ wirflidjen ZcbtnS unter allgemeine SSegriffe ge-

faxt. £)ie £ebren, welche feinen Snfyalt ausmachen, ftnb

nid)t £el)ren ber $l)tlofopl)ie, fonbern ber £eben3wei3l)eit,

burcfy welche bie gegebene Statur be£ Wlen\d)cn unter allge*

meine begriffe sufammengefagt wirb. £)ie3 gefc^ie^t entwe*

ber burclj Aufstellung ber begriffe als Regeln in ber gno*


mtfcljen 9)oefie; ober burcfy £>arj!ellung einzelner #anb*
lungen als SSeifpiele in ber fogenannten 2Cefopifdf)en §a*

bei, welche t)k $anblung mit bem @l;araf ter beö allgemei-

nen S3egriff6 barpellt.

Sn ber gnomifcfyen ^oefte wirb ber SSegriff immer als

erreichbar angefefyen. (Ein wirfltd) ftttlid;er begriff im l)6l)e-

ten ©inne würbe bie 2Birflicl)feit fcfjon als ntc^t genügenb

mauSfe&en, bafyingegen l)ier bie ßrretdjung be§ ^Begriffes

aß ttxotö ©ewöl)nlicl;e$ bargejlellt wirb. $tetyer geboren


287

$4ftot>'6 Sßerfe unb Sage, 2f)eogni3, ©imont*


beg, bte 9h;tl;agorifcben g olbenen©prüd>e u. f.w.
— £)ic epifcfye ^Poeft'e grenzt l;ier an bie li;rifd;e, befonberS

ba, wo SReflerion eintritt, roie bie$ oft bei <5imonibe$ ber

galt tjl. 3mn ed)t ©nomifcfyen gebort jebod) nidjt eigent*

licfye 9?efIerton.

£>ie gäbet, beren anbete ©ette nur bie gnomifdje ?)oefte

au^mac^t , i|t ganj Allegorie. (Sie flelft bie $egel bar, wie

fte in einer befonberen (£rfd>einung fidr> erfdjopft, unb finbet

bafyer bte ftttlid;en $rincipien als allgemeine ©efefce in ber

$egelmdj?igfett ber Statut auf. £)ie teueren (jaben bie gas


bei fdlfd;lid; als blofüeS SSeifpiel genommen, in welchem
gälte fte aud) SBeifyiele au3 ber 9flenfcr)emt>ett Ratten wdf)*

len fönnen. ©efdn'efjt bieg, fo entjlefyt bte Parabel, bte

mit beutlidjer 2ef)re begleitet fein, unb in welcher bie Sieget

nicfyt im ßfyarafter, fonbern in ber Situation liegen muff.

— £>ie gabel ift eine uralte poettfdje gorm. £)ie 2CefopU

fd)en gabeln ftnb au$ Snbien burd) Werften fyinburd) gegan-


gen. <So ift ba£ 2Celte(!e in ber Siegel bie 2Cuffaffung ber

etnsetnen einfeitigen (5tfd)cinung ber Sbee in bem befonberen

£>afein, beren ttoütommene £>arjtetlung erfi bei fyol;er <5tw*

lifation im £)rama erfdjeint.

&a$ altegorifdje Qt$Q$ ber entgegengefefcten <5eiit t xotU

d)e§ oon ber 2Birfltdf)f eit ausgebt, jfeilt t)it 2öirfticf)feit ent*

voeber bar, üU t>on ber Sbee angefüEt: mimifdje ?>oefte;


ober als SBirf lief;! eit , bie auf bie Sbee ju begießen ift:

©atpre.
2>ie mtmifdK ^oefte jeigt fi$ im (5po§ befonbetS
in ber gorm WS^fHI, welches bie SBirflid)f eit rein bar>

jrellt, wie bie S3cgriffc barin aufgegangen ftnb, unb im


;;

288

€>inne ber Äunji tbeaüfirt, inbem e$ bte Sbee bis m bte

äußcrjfen <5nben be3 gemeinen SebenS verbreitet fmbet. £)er

Ärete, ben biefe ^oefte ftd> wäljlt, muß befebränft fein;

baber t>a$ #irtenleben al6 enger ÄretS beS gemeinen 2eben$

fo oft für ba$ StyU benu£t worben tj!; nidjt aus morali*
fdjen ©rünben, wegen ber Unfd;ulb ber <£>irten, wie eö ®eg«
ner mtf#er|ranb , ber eine empfmbfame ©^feieret bamit trieb.

Sßielmebr bittet biefe ^Poefte treu bte wirfliebe SBelt nacb

nur von bem fünplerifc^en ©tanbpunfte ouS. ©ie wirb in

ber §orm bramatifcb , ntcfyt aber hem inneren ©ehalte naefy

fcenn ber mpfttfdje Snbalt ber ©egenwart liegt ntd^t barin,

wie im £)rama. — %\\ü) bie Wimen ber lilten finb xoofyx-

fdt>etnltdt> in IRüdPftd^t auf ben eigentlichen ©ebalt mebr epifefy

aU bramatifd) gewefen. — SBegen ber SSefonberbeit feinet

©toffeS nimmt b<x$ Sbtyll and) bie SSefcbreibung in ftd> auf,

bie aber immer üJttobiftcation ber ^anblung fein muß. £)ie

9Ku|ier biefer £)idj)tung6art bei ben litten, namentlich Z^eo-


frtt, ftnb befannt £)ie teueren baben fte meiflenS mip
verffanben, aufgenommen ber SDZaler Füller, ber ein

SDhtjler von kräftiger £)arjletlung i(r, aber $u fel;r lururtrt.

£)ie entgegengefe^te ©attung tj! bie ©atpre. (Sie

faßt bie Sßir?licl)!ett als SBirflidjfeit be3 gemeinen £ebenS


in S3e$iel)ung auf bte Sbee unter allgemeine ©eftdjtäpunfte.
£)te reinfte ©atyre müßte ganj mimifeb fein, tiefer S3oll-

enbung ift bie ^ora^ifebe fel)r nabe, in welcher t>a$ mo=


ralifd) <5trafenbe febr untergeorbnet erfdjeint; unb in biefer

^tnftebt iji ^ora§ ber vorzügliche (Satprifer. £>uxd) ba$

Ueberwiegen be3 moralifcfyen ^PrinctpS wirb ber poetifebe

Gbarafter aufgehoben; no$ weniger aber barf bie ©atyre


fipeculatio werben. Suüenal unb ^erfiuS tbeilen fidf) in
289

bie cntgegengefe£ten gcfjlcr. £)er fd&roffc <3toiciSmuS beS

<PerftuS cr^cu^t ju jforfen perfonlid;en Sngrimm. Suoenal


^eigt mel;r 2uft an ber <5d)ilberung ber SBemnrrungen unb

£afrer felbjl, als tfbfdjeu gegen baS moralifd) (5d)led)te;

n>aS eine gemeine Statur ömätfc. — £ie ©atyre geJjt in

bie dpi frei über, bie jebod) fcfyon jum ü;rifd;en (gebiete

gehört; fo wie baS fpmbolifdje @poS mit bem ^\;mnu8


in bie h;rifcf)c ?)oefte tritt, befjen ©egenflanb bie @ottl;eit

felbff ijl

£)aS neuere (5poS fyat im ©an^en mel;r al(egori=

fcfyen ßtyavafrer, ol;nc einen rein fymbolifdjen SDh'trcfyunft.

Um fo tiefer bringt eS in bie Sbee ein, weit eS äug bem


3nncr(!en ber Snbimbualitdt l)ert>orgcf)t. 2)al)er laßt ftd> in

if)m baS göttliche Zeben reiner, unb bie SBtrfltdtfett mefyr

in %em 23erl)dltniffe jum droigen barjMlen, unb baS @poS


gefyt %iex aud) in bie Sföotfoe ein.

2Cud) in ber neueren epifdjen $oefte lagt ffd) ein reinem,


unb ein atlegorifcfyeS @poS unterfd;ciben. £)aS oor^ugS*

weife fi;mbolifd)e tjl aber aud) nid)t rein fpmboltfcr) wie baS

antik. Sn beiben bezeichneten (Sattungen ftnbet auefy tyter

ein ©egenfafc jtatt. £)aS @poS (Mt immer Sljdtigfeit bar:

im fmnbolifd)en CrpoS als ftd) felbft erjeugenb unb bal;er

jugletd) als gottlid) unb als trbifd) aufgefaßt. £)er ©egen-

fafc gwifd&en ber ©ottljeit unb ber menfdjlidjen SSJelt muß


bei ben teueren fdjdrfer fein; jebod) ift baS (£poS immer
3$ätiafett ber Sbee, tnberit bie ©ott&eit 2Birflid>feit fdjafft,

unb bie äBtrfltcfyfett als gottlid) erfd;eint. — 3m allego-

rifcfyen (£poS muß baS ©ottlidje abgefonbert unb bie SSixh


liefert auS ftd) entroicfelnb , ober bie $£ixtlid)Mt als ba$

©örtliche entfyaltenb evfc^einen.

19
290
£)a3 f^mbo Ctfdjc @po3 fonbert ftd) fyier in ein gott;
lidjeS unb ein irbifdjeS (5p öS. £)a$ erffe, worin alles

Offenbarung ber ©ottljeit, alle ^anblung £fydtigfeit be3

©ottticfyen tjt, nennen roh* ba3 mt)jttfd)e GrpoS. £>a§


gwette, worin bie menfcfylicfye SBett ber ©egenjfanb ijr, be*

trachtet , wie in berfelben ba£ ©ottlidje lebt unb bie $t\U


lid)feit aufgebt, ifr baS tragtfcfye (5po3. S3on beiben wer-

ten fyat unfere üaterldnbtfcfye Literatur gldnjenbe SSeifpielc

auftuweifen. £>a3 mpjrtfcfye @po3 erfdjeint in . ben ©ebicfc

ten, bie ben gabelfrei^ t>om fettigen ©rat betreffen;

baS tragifcfye (£po3 in bem Siebe ber Nibelungen.


£k @agen üom l) e i l i g e n ©ra l ftnb rmjfltfd) , in fo*

fern alle 2Birflid)feit barin göttliche S55trf famfett , b. &. 2Bun*


ber ifr. ©ie ftnb überroiegenb allegorifd), unb ntcfyt fo t>olk

kommen eptfd) auSgebilbet, wie bie tragtfcfye &tite, inbem


bie mpjlifcfyen Sbeen allegorifd) aus> etnanber gebogen ftnb

unb mel)r moraliftrenbe , al6 bogmattfdje 2(nffd)t ber d>rn>

liefen Religion in ü)nen fyerrfcfyt. Nichts befro weniger ftnb

fte l)6d)fr merfwürbige unb bebeutfame £)enFmdler beS ©ei*


jfeS ber £)eutfcr)en Nation, £)em ©toffe nad) fcfyreiben fte

ftd) jum Sfyeil aue> bem 2lu6lanbe, namentlich au3 ber

9)rot>en?alifd)en ?)oefte l)er; ifyre 2(u6bilbung aber r;aben fte

erft in £)eutfd)lanb erhalten unb waren ,


ganj auf beutfdjem
SSoben erwacfyfenb, fcielleicfyt nod) mpjfifcfyer geworben. —
2leufüerlid) erfreuten fte um>ollenbet , weil fte nid)t ganj big
§um 50lt>ptfd>en burdjgebrungen ftnb unb ba3 mt)jtifd)e <5tre*

ben ftd) nid)t völlig gefdttigt ^at. 2CCIc biefe ©ebid)te be?

^iefyen ftd) auf eine particuldre eigentümliche djrijliidje £>fc

fenbarung. £)er ^eilige ©ral , t>a$ 2Cbenbmal()l3gefdf? (grifft,

baS t>erfd)iebentlicr) gebeutet wirb, erfdjemt als ber &ueü


291

aller @rt|fcn$ , im SSefffc tugenbl;aftcr SKenfdjen, bie er fcfyon

auf (£rben burd) SBunber fcltg mad)t. Die moraltfcfye ©ehe


ift in ber SBrüberfcfyaft oon Oftttem auägebilbet, bie mefyr

in ftttltd; frommem il eben bargeftellt, al§ mpflifd) gejeicfynet

werben , woburd) bie SÄoralttät ftd> üon bem religiofen ^)rin-

cip abfonbert. Den J>tflortfd?en ©toff biefer ©ebid)te mad)t


bie ©efd)id?te ber Könige be£ ^eiligen ©ralS, Situret,
9)arcioal, Sobengrin, au3.
23ollenbetcr epifd? gepaltet ift bie ^vüette ©attung, t>a$

tragifd)e (5po3, in bem Siebe ber Nibelungen,


welches 2Berf eine6 tton benen ift, bie in ber 2Beltgefd)id)te

(Spocfye mad;en, unb ein bem geizigen ©ehalte nad) burd;-

au§ üotlenbetes. Ttan fann über ben SBertl) biefeS ©ebicr>

te3, befonberS in ber 23ergleid;ung mit £omer, fciel l)in

unb l)er jkeiten, muß aber {ebenfalls anerfennen, bag baS


Nibelungenlieb einen unbegreif(id) tiefen tragifd;en (Sinn l)at

unb burd) ben tragifd)en ©runbgebanlen , ber auf bk in-


nerjle Natur be3 9ttenfd;en gel)t, rmrHid) ^u einem S55un-

ber ber $)oefte roirb. (£$ entölt bie Darstellung einer menfefc

liefen SBelt in ifyrem ewigen 23erl)ältnif[e jurSbee, oermoge


beffen biefe SBelt, eben weil fte eine tbeale, eine l)eroifd;e

ijf, ftd) tterjefyrt unb untergeht; alfo hie 2luf(6fung ber

2Bir?lid)feit in t>le Sbee. 2ttfeS gel)t fyier oon einzelnen

^erfonen, ntdjtS t>on göttlicher ©d)icfung aus>. Die innere


<5inl)eit ber vgmnblung roirb bei aller SBerwidelung burd)

Reflexion bem £efer immer gegenwärtig erhalten unb biefe

burd) hen ©eban!en eines allgemeinen ©d)icffal6 wrfnitpfr.

£)a3 tragifcfye 9>rincip Jjjat ftd) Ijier jum <£po3 gehaltet, unb

eben biefeS tragifdjen GtyarafterS wegen fann bie ©ottljeit

als unmittelbare Sbdttgfett i)ter gar ntc^t emwtrfen. DaS


19*
e

292

©ottlid;e m biefem ©ebt$t ijr baS ©c&tcffal, ba6 burd) baS

bejldnbtge SSewufjtfein beS 2(uSgangeS gur 23orfeI;uncj wirb,

©o wirb baS SEragtfdje, inbem eS planmäßig ifr, inS <5pU

fcfye fcerwanbelt. £)ie ^Tteflejtrton l;at l;ier immer baS ©anje


üor 2(ugen, unb baS ©inline tyat nur in SSe^tefyung auf
biefeS SSebeutung; bal;er l;ier ntd>t bie felbjHnbigc 2CuSbfc

bung beS (^ingelnen, wie im $omer, jlattfmben fann.

£)aS myjlifdje unb baS tragifdbe $rincip fliegen in ein-

anber, al§ baS SBerben ber epifd)en ßunjl, in ber eigentlichen

SRttterpoefie, welche burd) alle» ßtytfcfye ber neueren Seit

ft$ l)inburcl) gtefyt. ©o wirb auS bem mpfltfcfyen ein mo-


ralifd) --
btb af tifd^eö (S'poS in ben dltejlen 9ftttergebicl)s

ten, wie in Um unvergleichlichen Srijlan; auS bem tra^

gifcfyen ein mimifdjeS, befonberS bei 2lrtojr, wo alleö

»on ber lebenbigen, reid;en £>ar|Mung ber SBirf lidjfeit auS*

gefyet; t>ocl> immer mit Um tragifcfyen «Sinne im $mtergrunbe.


(£S ftnb nun t)k altegorifdjen 2lrten beS neueren
(SpoS ju betrachten, unb jwar gucrfl bie vom £5 griff
auSgefyenben, fofern berfelbe entweber als allgemeiner ®es

ftd)tSpunft, ober als befonberer gefaxt wirb. £a in ber

neueren spoefte alles auf ber Snbwibualitdt beruht, fo mug


auefy baS t>on bem allgemeinen Segriff auSgefyenbe @poS
eine ftttticfye SSebeutung fyaben. 2Bo hingegen ber SSegriff

als befonberer auf bie SBtrfttc&feit angewenbet wirb, muß


bie S3ebeutung metyr pi)t)ftfalifd) werben. 2luf ber allgemein

nen (Seite |M)t baS unioerfelle CrpoS, auf ber befonbe-

ren baS SJttdl)rd)en.

23on jenem gugleid) ftttltdjen unioerfellen dpoS


fyaben wir nur ein ooEenbeteS SSeifptel: i>k divina com-
media beS £>ante, in welcher baS Unwerfum in ber
293

(Sinfyeit be3 S3egriffe3 unb eben bal;er unter ftttlidjem ^)rtn=

ct> bargefMt wirb. 9)?an fann biefe3 (SpoS ein bibaftifd;e3

nennen; benn c3 gcl)t oon einem wiffenfcfyaftlictyen, bogma;


ti\d)cn <5tanbpunfte m§. £)a§ $ßid;tigfte aber ijl bic K$
fenbarung ber Sbee burc$ ba$ Unwerfum, woburd) ba$ ©e-

bicfyt im ©an^cn aftegorifd; wirb , wdljrenb e3 ougleid) Ö an 5

nrofufcfyen ßfyarafter l;at, inbem ba£ ©pmbol mit ber 2Ctle^

gorie jufammcnfdUt. £)ie Allegorie ift t>ter oollenbet unb


tl;re eine ©eitc jMt ftd> gan^ nmfltfd) bar. £)al)er erfennt

man bei 2)ante immer Vit Bereinigung aweier -Spelten unb

ba$ SBewußtfcin etneö £ebenS in ^wet -Sßelten 5ugleid>, m?


bem ba§ ganj fpecieli SBirflicfye mit bem SBefentlid) 5 ßwtgen
immer unmittelbar jufammenfdtlt. £>ie ©ottfyeit mu$ §m
immer unter ^cm S3egriff aufgefaßt werben unb erfcfyeint ba-

i)n nicfyt perfonlid) fyanbelnb, alfo mt)tl)ifd), fonbern nur

unter Silbern, nie in wirf lieber $)erf6nlid)feit bargejMt.


£a3 Wläfyxtyen faßt eint ©ptyäre wirftid)er QtxföeU

uungen jufammen, un'o (Mt fte aU gefe^mdßig bar unter be-


jttmmten Gegriffen einer eigenen SOtytfyologie. ©6 bilbet ftd>

immer feine eigene §Dtyrl;ofogie , ober mobifteirt wenigjlenS

eine l)ergebvad)te burd) bic befonbere 2£nwenbung auf eigen-

tümliche SGBetfe. (§3 fyat bafyer burcfyauS einfeitigen ©inn


unb barf nie ju uniocrfell fein wollen. Snbem e6 ftd) eine

SDtytljologie für biefen bejfimmten ©toff fd>afft, entfiel)! ein

Äreia t)on mt)tl)ifd)en Silbern, t>k als unmittelbare Deu-


tung ber Sftaturfrdfte unb ber ftttlidjen %läd)tt in tyrer

SBirflicfyfeit oerflanbcn werben muffen. £)al)er fmbet ftd)

ba$ 9M)rd)en meijl in folgen 3eiten unb Nationen, wo


ber dinfluß ber nationalen Religion fdjon gefd)wdd)t tji.

S5ei ben Arabern tft tiefe ©attung oorjiiglid) auSgebilbet
294
worben, weil bei tynen bie ©ottbeit burd) ben Sfftubameba;

n|3mu3 ganj jum 2(b(!ractum geworben war. 2£ber aud) in

neueren 3eiten fjaben wir 9M)rcben entfielen fefyen als S3e-

weis, ba$ bie religiofe SDtytbologie ntd)t mebr im 23oI!e lebt.

— £)a3 Wläfyxtyen muf? ftcb burcbauS an einen be(!immten


ÄreiS galten; je weniger es> biefen uberfebreitet, befto we-
niger tl)ut eS ber religiofen SÖtytbologie (Eintrag. Unter ben
neueren Wltyxtfym fann man feine fyfyzx fallen, als bie

t>on ©otbe unb t>on Sie (f. (Stn berübmteS 5D?dl;rd)en

t>on ÜftosaliS J?at in ber Zi>at boben SBertb, will aber $u

wntDcrfcll fein unb verwirrt ftd) in feiner willfübr lieben 9Jty-

tbologie.

Sßir febretten nun $u bem allegorifcben (5po3 ber teue-


ren fort, welcbeS t>on ber 3ßirflid)feit ausgebet. £)icfe

fann in ber neueren Äunft weber blog bureb Reflexion, voit

bei ben 2ttten, noeb unter ber gorm bloß ftnnlicber 2luffaf=

fung bargejM't werben. S)ie 2öir?ltcb?eit fyat in ber alle-

gorifcben itunfr böbere unioerfelle SSebeutung, in fofern ffe

ftcb an bie Snbiüibualttdt, an ben Qfyaxattex anfliegt.


2fuf ber anbern Seite aber muß aud) bie Sejtebung auf bie

bloße S3efonberbeit bier flatt baben, woburd) bie <5rfd>et-

nung ber Snbimbitalttdt im befonberen £eben beworgeboben


wirb, bie Seite ber Situationen unb Skgebenbeiten. —
£>aS @poS ber SBirfltcfcf eit, welcbeS ftd) als unfoerfell an
ben Qtjaxaltex anfeb liegt, tft ber Vornan; baSjenige wel=

d)eS üon ber S5efonberl;eit ausgebet unb ftd) an bie Situa-


tion aufstießt, bie ^r^dblung.
£)er Vornan tjl bie (Entwicfelung beS GbaralterS auf

unwerfelle SÖBeife, fo baß in bem befonberen Gfyatatttx ju-

gleid) bie SSebeutung menfcblicfyer Snbimbualttdt ixbextyaupt


295

liegt, unb berfelbe ftd) burd) feine Grijlenj jugletd; entwtf-

feit unb nneber aufgebt., tnbem er in tue Sbee jurücfQc^t.


Die roefentlid;en Sorberungen für ben 9ioman liegen alfo

barin, ba$ er allgemeine SSebeutung fjabe, inbem ber ßfya;

rafter nie ein bloß ^fälliger, burd) äußere (£rfd;einung be-

jiimmter, fonbern SKcprdfcntant ber menfdjlicfyen Snbbibua-

litdt überhaupt ift, mttfyin nie ber einzelne ßljarafter, fon;

bern baS ^rincip in ü)m bie vf>auptfad)e t#; baß aber auf
ber anbern &eitz alles im @l;arafter liege unb bie Qtntwib

feiung beffelben bcS 9flenfd)cn ©d^icffai bejrtmme. Der Gtya*

rafter tjt im Oiomane jugleicfy baS <5d)idfal beS 9ttenfd>en,


baS ^Princip feiner Gegebenheiten., <5old;e <5d)icffale, tiz

ftcJ) auS ber $crfonlid)feit entwtcfeln laffen, fmb baljcr bem


Romane bie angemeffenjfen , für welchen eben beßwegen bie

ßiebc ein v£>au:ptgegenffonb tjt.

2tuS bem SSemerften fließen nod) jwei d)arafteriftifd)e

(gtgenfcfyaften beS SRomanS. 2Cu6 ber 2ttlgememl)ett ndmlid)

gel)t bie ©leidjgültigfett fjeroor, mit welcher ber Dichter bie

wtrflidj)e £anblung befyanbeln muß, worin ftd) ber Vornan


voefentlid) bem antifen (SpoS ndl;ert. Der Dichter ergebt

ftd) über alles (Sinjelne unb nimmt fein befonbereS Snter-

effe an ^erfonen ober Gegebenheiten, Dafyer aud) t>k

flare, ruhige, burd)ftd)tige gorm, in weld;e ber Vornan


feinen ©egenjlanb faßt, ol)ne Deflamation unb befonberen
(Schwung in einzelnen ©teilen. — $flit ber SSefonberfyett

fydngt bie Sronie jufammen, t>k ftd) im Romane t)or^üg=

lid) au6fpred)en muß, ta ber Gtyarafter ^ter als roefentlidjer,

unb bod) äugleid) als nichtig erfdjemt

Sterne neuere DtdjtungSart §at mit bem alten ©poS


nähere SBerwanbtfcfyaft, als ber Vornan. Die aEegortfdje Dtd)*
296
tung wirb fn'et ber fymboltfdjen dfynlid) , unterfdjeibet ftd; aber

baoon burd) bie veine S3efonberfyetr. Sene lletjnüfyhit jetgt

ftd) nid)t nur in ber eben bemerften ©leid;gultigFeit, fonbern

auch in ben ©ptfoben, bie als für ftd) bejler)enbe ©anje


fyerauStretenb , bem Romane unentbehrlich) fmb; benn wenn
alle3 ftd) in einen Sufammenljang oerflodjte, fo würbe ba$
profaifdje 33erl)dltniß oon 3roecf unb hattet überwiegen. —
3n©6t&e'§ 3Q3tl&elm SBetffer ftnb mitl;in bie Sefennt*

niffe einer fd)6nen <Seele gan§ bem Romane angemeffen, nur

auffallenb burcr) tyre £dnge unb weit fte einzeln freien. 9fc
genbS fmb bte @pifoben fd)öner, als in ßeroante'3 £)on
du tro te, wo bte eingefdjalteten 9toellen bem ®ebid)te

wefentltd) fmb unb immer allcgortfdje SSejtefyung auf t>cn

$auptgebanFen be6 ©anjen fyaben. — 2Tud) in ber ruhigen,

mit 3^eflerton begleiteten £>arftellung be6 Romans jeicjt ftd)

t>ic 3Cefynu'd)feit mit bem alten (SpoS.

3um Siomanfc^reiben gehört burd) (£rfaf)rung erworbene

SBete^ett, hk ftd) in bejfdnbigen Betrachtungen unb SRe*

flertonen du§ert. £>a3 (Jinjelne mug immer gugteid) bie

allgemeine S5ebeutung fyaben, fo bag ftd) im Romane t>ie

$Principien beS Sc^üß unb ber ©atyre vereinigen. X)k oofc


enbete 2Bir?ltd)feit l)at ber Vornan fcomSbpll, bie S^cflcrtoii

t?on ber ©atyre.


SragifdjeS unb Äomtfc&eS fonnen ftd) im Vornan

fd)arf t>on einanber fonbern auf dbnlidje 2Betfe, wie im rei-

nen (£po3 in bem ©egenfa^e be3 SDtyjltfcfyen unb £ragifd)en.


£)ie nwfn'fdje ©ette jfettt ftd) tyier tragifd) bar, bie anberc

mein* in bie 2Birflid)feit übergeljenbc fomifer;. Don £Hti-

rote tjt beinahe ber einzige fomifc^e Vornan ; ber erjfe rein

tragifc^e Vornan fmb ©otlje'SfBatyloerwanbtfdjaften.


297

£>ie ganje Statut ift feter mit in bie Snbioibualitdt uberge*

gangen unb 3019t ftd) in ben ßfyarafteren inbhnbualiftrt, olme

baß bie ^erfoncn bloße Marionetten ber SRaturfrdfte waren.


£)arum if! ber (Schluß notfywenbig tragifd;, unb hk S5eru*
f)igung, bte in allem £ragifd;en liegt, ifl J>ter nid)t burd;

ben (Sieg über bie Statur auSgebrücft, fonbern baburd), ba$

baS Snbioibuum in baS (Sd;idfat unb i>k Statur aufgebt

unb als einerlei bamit erfannt wirb.


£)er Dioman ijl eine fel;r uniöcrfclle ©attung unb bafyer

nad; einer (Seite t)in auf bem fünfte ins Sprtfcfee uberjuge-

l;en. 2(IS It>r t


fd> en Vornan fonnen wir SBertfeer'S
Seiben betrachten. Rubere Romane fcfyliefjien ftd) mefyr an
baS antue SbpU an; fo befonberS bie ernjHjaften (Scfydfer-

romane ber Spanier.

£)cm Romane jleljt bie ßrgdfelung entgegen, als

cpifd;e £>arflellimg ber SBtrflicfyfeit t>on bem principe beS

gegebenen 23erl)dltntffeS , ber (Situation ober S5egebenl)eit

aus. Sine (Srjafelung barf niefet bie ßntwtcfelung beS @l)a=

rafterS jutn ©egenjlanbe feaben, fonbern biefen burd) bic

(Situation entjM;en unb fid; bilben laffen. £)icS gefd)ief)t

befonberS unter jwet Sftobiftcationen : ndmlid) mbem entwe-

ber bie 33ejltmmung üon @l)arafteren burd) ^Begebenheiten,


ober t)k S5egebenl)eiten überhaupt als allgemein mcnfd>tid)e

bargepellt werben. £e&terc3 ijl bie Aufgabe ber 9^ od eile,


in welcher tfk einzelne (Situation als eine allgemeine ent^

wicMt, auf begriffe ber (Srfabrung belogen wirb. (So ifl

befonberS in ben italianifdjen Sftooellcn beS Boccaccio unb


Ruberer bie (Situation als allgemein menfcfyltcfye bk Sjaüpt-

fad)C, ofene I;6l)ere etl)ifd;e ober religiofe S5e§iel;ung. &k


9?ottctfe feat in fofern hk ndefeffe 2Cef)nlid)feit mit ^em Sbptf.
298
— 3Me (Erjdblung im engeren ©tun laßt mefyr ben^l)a-

tafter burd) bte (Situation benimmt werben. £)a$ allgemeine

in ii)x ift bte Sßtrfung ber 23erbdltniffe auf bett tyaxatttx.

Sterin \)at ftd> £ einriß oon ßleijr befonbev6 au6gejeid)*


net, beffen (Erklungen , fcor allen fein trefflicher &o\)U
f)aa$ f »aWaft poetifd) ftnb.

2. SSon ber Iprifdjen spoefte.

SBeil bie Iprifcfye spoefte ganj allegortfd) ijl unb in ber

33e$iel)ung entgegengefefcter Elemente befiel;!, fo fließen bie

(Gattungen \)kx mcfyr in einanber unb fonnen ftd) nid)t fo

fcfyarf fonbern, wie im (5po6, wo ba$ ©v>mbot überwiegt.


2)ie lt>rtfd>e 9)ocfte gebt t?on bem ©egenfafce be3 2tflge*

meinen unb S3efonberen au$, welcher ftd) txxxin geigt, baß


bie (Entgegengefe^ten burd) wirflidje £l;dtigfeit auf einanber

belogen werben muffen unb baburd) bie Sbee bilben. 9liü)t

bk üollenbete, fonbern bie ftd) ergeugenbe Sbee ift ©egem


jianb ber Iprifctyen £un|r, in weldjer baber immer ein ©tre*

ben üon bem SSefonberen jum allgemeinen, ober umgebt


flattfmbet.

£)ie Imufcfye ^Poefte beruht entweber auf ber (Entfaltung

eines beeren Begriffes in ber Sßirflid)!eit (religiofe Syrif);

ober barauf, t>a$ ftd) ba6 (Enblidje jum SSegrtff bmauf läu-
tert, ftd) nad) ü)m fefynenb auf ibn beliebt, £)iefe3 gegen*

feitige ©treben, wobureft %Ut$ Schiebung unb Uebergang


wirb, mafyt ben fyrifeben 6l)arafter auS; ntdjjt bie ©ubje=

etwitdt allein. <£§ lann aud) reine £)ar)Mung ber SBe^te*

bungen ben Snbalt be3 £m*ifd)en bilben, wobei bie ^erfon-

liebfeit beS ÄünjHerS ntc&t bebeutenb ^eroortritt; alfo bloße

mit Sieflerion oerbunbene £>ar|Mung, wie bd ^inbar;


299

nur baß bie ©toffe immer in bejtimrater S3e$iei)ung, nid)t

in felbjldnbtg abgerunbeter Sorm, wie imGrpoS, erfcfyeinen.

£ie SSejiefcuna, felbfl gefd)iel)t burd) bie ^tyantafte beS

3Mrf/ter§; aber baS 3ufammentreffen beS tfllgenfeinen unb


S3cfonberen, \>k 6m&ett biefer beiben ©eiten im Momente
ber 3BirFlid)feit lann nur oollfrdnbig auSgebrücft werben burd)

eine @rfd)emung , in welcher ber Begriff ganj 2Birllid)leit

wirb. SMefe gorm, bieg oerfnüpfenbe <5d;cma gtebt ber

tyrifdjen ?>oefte bie fJftufif, in welcher ber reine begriff

als SBirHid)fett auftritt.

£>ie Begieljung fann in ber tyrifdjen 9>oefte burd) Re-


flexion (Betrachtung ober SBtfe), aber aud) burd; £)ar(iel-

lung ober ßmpftnbung bewirft werben, inbem ba$ Befon*


bere auf ben Begriff jurücFgefüfyrt wirb. Bolljldnbig aber

fonnen biefe beiben (Enben nur baburd) »erbunben werben,

baß ^k Sbee als innere Gnnfyeit immer gegenwärtig erhalten

wirb, weil fonjt ein abjfracteS 58erl)dltntfj entfielen würbe.

£)ieS nun gefd)iel)t burd) Unterlegung ber allgemeinen %oxm


ber Sbee, unb barin eben bcjlefyt bie Function ber SÖhiftf,

weld;e bte Sbee als innere (Sin&ett in aller 9ttannid)faltigfeit

ber 2leußerungen gegenwärtig erhalt.

3Me Sftuftf tfr jebod) nur für bie 2frten Iprifcfter 9)oe=:

fte notl;wenbig, in wekfyen ftd) bie ©egenfdfce oollig tren*

nen. 2Bo tie Reflexion eintritt, lann bie SDhtftf nid)t glei-

che Bebeutung fyaben, weil ba fcfyon eine Bermtttelung bur<$

ben Berftanb gegeben ifr. Sebod) ifr aud) in biefem galle

bie S^uftf nid)t auSgefdjloffen, jumal in ber überwiegenb


fymbolifdjen Äunft ber eilten. £>aS ©tjmbol erfd;eint t)'m

als Berbinbung ber ©egenfdfce unb muß baljer einen aflego*

rifdjen 3wiefyalt in ftd) enthalten, ben bie fföuftf auflöji.


300
2Bo hingegen, wie in bei* neueren Äunff, bie Allegorie über-

wiegt, ift mit jebem Sjrtrem fein (SntgegengefefcteS fdjon oer-

bunben unb mithin bk Sfttuftf nid)t unentbehrlich. ©Reiben


ftd) aber bie -Sntgegcngcfcfetcn fd)ärfer, fo wirb fte aud) in

ber neueren fiprif eintreten muffen.

£)te äkrbinbung ber SDtoftf mit bem £)rama i;at ifyren

©runb in bemfelben ©egenfa^e. 3>m £)rama nämlid) trennt


ftc!) bie Sbee in jwei 9frd)tungen unb fembert ftd) in ftd)

fclbft allegorifcfy ab. Sm alten £>rama aber tjt bie 33 er-

bmbung mit ber Sttuftf notfywenbiger, weit in biefem bie

Sbee immer einfeitig aufgefaßt ift. 2(u3 bem SSebitrfniß, bk


Äomöbie gur Sbee gu ergeben, entfielt and) ber fyofye tyxU

fd)e ©cfywung, ben bie alte ^omobie oft nimmt. — S5et

bem neueren £>rama ift bk Sftupf nur ba notfywenbig , wo


t>k entgegengefe^ten Elemente ber Allegorie at$ abgefonberte

erfd) einen.

£>te 23er3f unfl ber fyrifcfyen $oefte ift bk fünfllidjfle,

weit biefe ©attung am meifren muftlalifd) ift unb bafyer in

ber (Sprache fd)on mefyr SOZufif fyaben muß atö bie anbern

poettfcfyen ©attungen. ^
Sei ber GnntfyeUung ber fyrifdjen Äunfl mu$ ber

Unterfd)ieb ^wifcfyen antifer unb moberner ^oefte an bk


<spi£e gefMt werben. (§& tff übrigens fd)on bemerkt wer-

ben, ba$ bk ©attungen ftd) tyier nid)t fo befltmmt fonbern

iaffen, wie in ber epifdjen 9)oefte, wo ftd) ba3 ©tjmbol

immer abfließt, wäfyrenb fyter aEe3 im Uebergange begriff

fen tfr. (£3 fonnen nur gewiffe ©tanbpunfte unterfd)ieben


werben, bk in bem Stoffe ber ßorif fefle Momente bitben.

tiefer ©tanb^unfte muffen bretfein, inbem 1) bie

SQ&irflic&fett aufgefaßt unb in bem din^clmn ber begriff watyr-


am
genommen wirb, fo baß baS ©efü()t ftcf> %\mi begriffe er-

gebt; ober 2) ber Siebter auf bem WlittctyunHc gwtfd;en

beiben Seiten |M;t unb bie ß:ntgegengefekten oerbinbet; ober

enblid) 3) oon bem SSegriffe als bem ©örtlichen auS- unb


tn bte SBtrfltcfyteit übergegangen wirb. £tefe bret «Stufen

muffen ftd) tn ber alten, rote tn ber neuen ßunft fmben.

S5ct ben 2llten aber, beren 2\;rtf roir §undd;fl nadj) btefert

bret Stanbpunften betrachten, behalt and) ka§ 2prifd)e im-

mer einen fpmboltfcben @l)arafter, unb eS ftnbet weniger


SÖerbinbung ber Crrtreme jiatt, als (£rfd)6pfung ber Sbee
in jebem (Srtreme. £)a3 Streben ijt, burd) bte Allegorie

ba$ ©mubol wteber^erjujletten.

2Cuf bem erften ©tanbpimfte, bem ber SSefonberljeit

ober i>em irbifd)en, wo bte Sbee al§ in Sötrflid;!ett uberge^

gangen betrachtet wirb, j!rebt bie alte Äunft, burd) SSott*

enbung ber Sbee in bem ^injelncn ber SBtrflicfyfeit ba3 Wqmfc


bol Ijerjuftedcn. £ier muß alfo bae> S3efonbere ^wiefacl) auf-

gefaßt werben: 1) fo baß in ber 3ftd)tung auf ba$ (Ein-

zelne ba3 gange 33ewu|3tfem ftd) erfcfyopft; 2) fo ba$ t>a$

S3efonbere unter allgemeine ©eftcfytäpunfte erhoben wirb unb

als .Sttobiftcation berfclben erfcfyeint.

3Me erffe 3Cuffaffung6wetfe begrünbet ba§ Sieb, wofür


ftd; Ui ben 2Ctten fein bestimmter SerminuS ftnbet. (ES ge*

fyoren In'efyer bie lt>rifcr)en ©ebtd)te , bie eine einzige dnvpfite

bung ober 3ftd)tung bes ©emütfyeS auf ba$ 9ftannid)faltige

fo auSbrüden, t>a$ barin ba$ ganje 33ewuf3tfein be3 £)td^

terS ftd) erfdjopft, <So bie SiebeSgebicfyte unb alle anbern,

bie eine einzelne heftige £etbenfd)aft fo barpellen , ba$ fte

als ttxva$ ©örtliches


i , UnioerfelleS erfdjjemt. £5al)er ftnbet

ftcfy fo große 2eibenfd)aftlid)fett, ja Sftaferei in ten d^ttiä)-


302

ten biefer Tlxt. £)a§ ganje Snbtoibuum fu(>(t fid> nur nod)
in biefem momentanen 3uffanbe bcr einzelnen £eibenfd;aft.

2Me entgegengefefcte ©eite befreit barin, baß ba$ ©e^


mtttl? bie t>erfd)iebenen (Empftnbungen als fDJobtftcatton fetner

felbft unter allgemeinen ©eficfjtSpunften entwickelt. $errfd)t

fyier bie (Empfmbung t>or, fo entfielt bie (Elegie; fütbet

triefet ruhige S3ettad;tung jtatt, fo entfielt bie (Eptjtel, bie

burct) bie ©atyre an ba$ HtfAfö* grenzt. — SBenn man


fagt, bie Plegie enthalte gemifdite (Empfmbungen, fo t)at biefe

SBejtimmung barin ifyren ©runb, ba$ bte Plegie bem Siebe

entgegen jiefyr, in roeldjem nur eine (Empfmbung r)errfd>t.

2)ie (Elegie gebt t»on einem allgemeinen ©eftd)t^unfte au3,

tnbem ba3 83ermtf3tfein als (Einfaches, SSefyarrlidjeS in allem

2ßed)fel ber (Empftnbungen freien bleibt. — £)rücft ftet)

biefe ©timmung mel)r atö Skflerton, atö allgemeine bebar*

renbe (Etfenntniß au$, fo entfielt bie (Epiftel, bie ftd) t)on

ber ©atpre baburd) untevfcfyeibet, ba$ biefe bie einzelnen

2l)atfad)en unter allgemeine ©eftd)t3punfte gufammenfaßt,

wdl)renb t>k (Epijtel mct)t *>on £r)atfact)en , fonbern üon all-

gemeinen ©dfcen ausgebt, für rt>eld)e bie Sfyatfacfyen nur


SSelege fmb. £>ieS ift ber Unterfcr)ieb biefer beiben Gattun-

gen bei v^oraj.


£a3 Epigramm ijt, roie bie (Sptjiel, al§ eine Ueber-

gangSform au$ bem rein 2t;rifd)en in bie Legion ber Sie-

flerion an$ufet)en, baber beibe an ba3 (EpoS, unb jwar ba§


(Epigramm an bie gnomifcfye ^oefte, ftd) anfdjlteßen. 5m
(Epigramm wirb bie äußere (Erfdjeimmg bureb SQBife in bie

Sbee jurücf *>erfenft. ©ofem bie$ mel)r baö 2öerf ber

unmittelbaren «Stimmung, be$ ©efüblS, aB ber SReflerion

fein muß, gebort ba§ (Epigramm jur tt>rifd)cn 9)oefte. &te


SOS
meijrcn Epigramme jebod) ftnb bloß (Spiele beS 23erfranbeS=

wifceS. @tn gutes (Epigramm erforbert ein fo fcielfettigeS,

reidjeS 2eben beS ©emütl)eS, baß ftd> baffelbe mit feiner

gan$en S^dtigfett an ben äußerten Moment ber (5rfd)einung

anfd;liefkn fänn, unb tjf in fofern dn Beleg einer l)öd)fr

üollenbeten Gmltur.

lind) auf ber feiten ©rufe ber fyrifdjen $Poefte, weld;e

bie mittlere Dicgion ber Reflexion au$mad)t, fmbet ein ^wtes

fad;er <Stanbpun?t ffatt. £>er ßfyarafter ber alten Styrif: be*

frefyt überhaupt in bem hineintreiben ber Sbee in bie SBirf-

licfyfett. ©<$er fmbet ftcr) aud) i>ter 2Cuffaffung beS Begrifc

feg in b,er sollen Sßirf u'cfyf ett , aber l)ier als Begriff, nid)t

als (Stimmung beS ©emütfyeS; fo entfielt bie lprtfdt>c 9>oe*

ffe ber £arjMung. £)ie anbere ©ette befreit barin, baß


ber begriff baS 3D?annid)faltige ju ftdt) ergebt unb eS fo als

ßntwicfelung eines gegenwärtigen Begriffes erfcfyeinen lagt.

— £)ie erjre 9lid)tung fmbet ffd) l)auptfdd)lid) in bem \)t-

rotfcfyen ^pmnuS; bie zweite in ber eigentlichen £)be


ober bem pbilpfopfyirenben Iprifdjen ©ebidjte.

£)er fyeroifdjje v^pmnuS ijr ber $pinbarifd>e. £)ie

£>arjlellung ijr l)ier epifd), bod? auf Betrachtung gegrüm


bet; alles ijr ©pmbol, erhalt aber feine Bebeutung nur
buvd) bie Verknüpfung, bie ber Berjranb berwrbringt, in-

bem baS <5t)mbol allegorifd) entwickelt wirb. £)l)ne 3weU


fei ijr bieS ^k üollenbetjle gorm ber alten tyxit ©erabe
bie ganj entgegengefefcten Urteile über $inbar finb ein Be;
weis feiner Bortrefflid)feit, wie fajr immer baS ©d) weifen beS
Urteils in \>k @rrreme. 3m 9)mbar ijl %
alleS plajrifd) unb
jugleid) t>mt ©eiten ber Verknüpfung alles burd)ftd)tig.

£>ie entgegengefegte ©ette, wo ber Begriff baS <£rjk


sei
tmb bie $BixKiö)Mt SDtobiftcatton beffelben tfr, nimmt bie

£)be ein, bie wir fretlid) nur au$ $ora§ fernten. 2£bcr

aucf) bie reftectirenben ßljore in ben Sragifern, befonberS

in ©o^ofleS' Antigene (g. 25. 33. 332 ff.


noXlä r« fom£ 2c.)

unb £)ebipu6 SprannoS geboren fyiefyer.

2£uf bem bxitten ©tanbpunfte ber antuen fyrifcfyen 9)oe-

ffe, bem gotHtdf)en, wirb bie Sbee att begriff oorauägefe^t


unb b'übet ft'cfy iijxe (£ri(feng, inbem entweber l) bae S5e-

wugtfein be3 ©örtlichen ftd> in eine befonbere $id)tung er-

Qiegt, ober 2) ber göttliche Segtiff als foldjer flc& felbjl

feine £)atffellung giebt, m$ in bem epifcljen $r;mnu3 p*


fcf>iel;t

Die erpe Stiftung, bem Siebe auf bem erfkn ©tanb*


punft entfprecfyenb ,
geigt ftd) in bem Dithyrambus, bem
9)dan unb anbcrn religiofen Siebern, worin leine SurücF-
begiefyung be3 @emüti)e3 auf ba£ ©örtliche jtattfmbet, fon-

bem ba$ ©ernüt!) ftcf) angefüllt oon ber ©ottfyeit, unter ber

$errfcl)aft berfelben fül)lt unb \iä) in biefer einzelnen Stid)-

tung au3ftromt. Dafyer l;at bie gange fyiefyer gehörige $oefte

orgiajlifdjen ßfyarafter, unb bie fyrifcfye jttmjt tjr fyier nur


nad) einzelner 9ftd;tung " unb ©emutfySftimmung fcfyopferifcfy.

-SBtrb aber ein folcfyer göttlicher ©ebanfe burd) Dar-


jMung ausgebrochen, bie auf einem begriffe beruht, fo

entfielt ber epifcfye $t)mnu3, in welchem alles fpmbolifcfy

bargeftellt wirb, aber nic^t in bem ©tnne be3 Q£po$, fon-

bexn aB <5r;mbol einer beftimmten atlegorifdjen Sftcfytung , eu

ne3 einzelnen beftimmten SSegrtffeS. Dal;er fyat ber epifd;c

^mnuS immer nur eine ©ottfyett unb gwar nurirgenb eU


nen einzelnen (Stanbpunft berfelben %um ©egenflanbe. dx
entfprtd>t ber Plegie auf bem crjlen <®tanb)ßuritte. Der mp-
305

jftfcfye 3nf)alt gewinnt burd) ben @f>arafter bc6 cptfd>cn £i;m*


nu3 immer eine befonbere ©eftalt unb erfdjeint nie in uni*

verfeuern (Sinne.

&uxä) Un epifcfyen ^mnuS fcfyliept ficf) auefy auf biefer

(Stufe hk Styrif an baS G:pog an. 2)ie mittlere Legion,

bte ber eigentlichen £Keflerion, nähert ftcfy ber bramatifdjen

Äunjf. £>er fyeroifclje v£>mnnu3, ber getankt unb bargcjMt


würbe, grenzt emerfeitS an ba$$kb t anberfeitö an ben £)i*

tl^rambuS. HUc brei $auptgattungen ber 9)oeffe berühren

fic^> alfo tyier, wie überall.

Sn ber neueren Sprif i(! alles mefyr Reflexion. £)ie

tt>rtfd>c ^oefte, bie ftd) an ba$ SSefonbere ber 2Bir?licf)?eit

anfliegt, befielt f)ier nicf)t in ber (Ergiegung be3 ganzen

©emüttyeS in einer Sftcfytung; fonbern bü bem Skrftnfen in


hm einzelnen (Stoff bleibt immer ba$ ©emütfy at$ i>a$ %Va
gemeine gegenwärtig, unb bie S3e$iel)ung notfyig. 2)te ®e*
genfdfee vereinigen ffc^> bafyer l)ier metyr, aB in ber alten

ßprtf. £ie neuere Styrif ifl unwerfeller, bagegen bie alte

ftd) fdjärfer in einzelne SRidjtungen trennt; jene fyat bafyer

in biefem (Sinne työfyere S3ebeutung, al§ biefe. — 2Cudf) bie

neuere fOtoftf ^)at aus bemfelben ©runbe in 9*ücfftd)t auf


ben Snljalt beS ©emütljeS einen tieferen (Sinn. £)er mad)-

tige Hinflug, ben bie Sttuftf bei ben 2llten auf t>k <5ittm

unb auf ba$ wirflidje £eben übte, ijf gerabe ein S5ewei3

%er geringeren Siefe. 2>ie alte SJtoftf ergriff ben Stten-

fdjen in feinem gegenwärtigen 3uftanbe eben beß wegen , weil

ffe nid)t fo tief ins Snnerjie einbrang, wie bk neuere, bie

alle ©emütl)$jtimmungen in ba$ allgemeine ?)rincip ju er-

geben unb barin ju erhalten bient.


£)ie Gattungen ber 6ett»en (Seiten fliegen in ber neue*

20
306
ren £t)ttf weit mcr)r in einanber über, weil aUeS S5ejie=

tyung unb Vermittlung ifr. — 2Cuf ber erfren ©tufc ijr ba3

%itb fax fo wor)l 2(u3frrömung ber einzelnen (£mpfmbung,


als 9ttobiftcatton ber allgemeinen ©emütr)3jfimmung. (53

fann mit einer einzelnen ßeibenfcr)aft beginnen, biefelbe uni=


verfeiler faffen als allgemeine £eibenfd)aftlicr;feit unb baburcr)

ben Uebergang jur SÄobiftcation ber allgemeinen ©emutr)3;

frimmung bilben. — (liegte unb dpi fiel ffnb bemnacr)

r)ier in ba3 Sieb mit verflochten. £)urcr) eine fcr)arfe <Son*

berung biefer ©attungen wirb bei bm teueren ber eigene


lict)e poetifd^e ©eijr verbannt, weil t)k 23erfnüpfung aufge*

geben unb baburcr) entweber ba3 dinjelne ror)er 2CuSbrucf

einfeitiger 2eibenfct)aft, ober baS allgemeine troefene S3etract>*

tung wirb. £>ie j!renge 9cacr)ar)mung ber alten (Gattungen

erzeugt baljer nur (reife unb Ijoljerne ©cfyeinpoefte. ©6*


tr)e'3 romifct)e Plegien finb nur ber Anregung nacr)

antif; in ber 2fa3für;rung tyabzn fte ganj mobernen (5t)a*

rafter. <£§ ijr bartn eine bejltmmte leibenfcr)aftlicr)c Slify

tung, unb ba$ 5föanmcr)faltige erfcr)eint nur als momentane


SOcobiftcatton biefer ©timmung, wdr)renb in ber alten ty<ot*

fte bie Plegie einen xodt allgemeineren @r)arafter r)at.

dagegen muß in ber neueren £muf biefer (Stufe ber

©egenfafc be$ £ragifcr)en unb £omtfcr)en ftcr) beutlicr)

au3fprecr)en , vermöge ber großem Univerfaiitdt biefer Äun fr;


benn jene beiben ^rineipien unterfcr)etben ftcr) am bejHmm-
tejlen, wo bie größte Univerfaiitdt ijr. Verliert ftcr) aucr)

ba$ Sieb in einer Stiftung, fo muß e3 boer) immer jugleicr)

baS ©treben nacr) bem 2Befentltcr)en, allgemeinen mit ei>

ner wer)mütl)igen fer)nfücr)tigen 33e$ter)una, barauf auSbrücfen,

alfo immer ein 3urücfger)en in ka$ innere fein.


307

3Me jweite (Stufe ber h;rifd)en 9>oeft'e, bie mittlere

Legion ber 23e3te[)ung, t(t bei ben teueren nicfyt fo rctd>

unb bebeutenb, wie bei ben 2(tten, weit fjicr überhaupt bie

©egcnfdfce allegortfd; auS einanber falten unb jeber für jidj

uniocrfcU wirb; unb aud) t)ier tjt bie ©Reibung in jwei

©eiten ntd;t fo fd;arf, wie Ui ben 2ttten. Dtcfe ©attun-


gen geboren ju ben fcfywierigften ber neueren 9)oefte.

Die ©eitc ber Darstellung , auf weld;er ber ^erotfe^e

$i;mmt$ ber 2lttcn ftct)t, madjt t)ier bie er^ä^tenbe £9=

nf aus, n?ot;tn üor^ücjücr) bie Siomanje gehört, bie nid)t


jur eptfdjjen ^oefte 51t rechnen tjr. ©te »erfnüpft bie gaeta

burd; Betrachtung unb ©timnung beS Diesters unb i|f

barin bem t)croifd)en ^pmnuS ber Wen äfmtid), wo aber

bie Betrachtung rein unb allgemein ijr, wäfyrenb t)ier ein«

einzelne ©timmung ju ©runbe liegt. Die ^rjd^tung ijl

in ber S^omange nur Sttobiftcation ber ©emütf)3f!immung 5

fo in ben fpanifdjen Oiomanjen 00m Gib, in benen ber

3ufammenbang Uin epifdjer, fonbern ein fyrifcfyer t|t. Die


©panier fyabtn jebocfy auä) ein wtrflicfy epifcfyeS ©ebid)t

Dom @ib.

Die ©ettc ber pf;ilofo:p!)irenben Betrachtung, auf wel^


cber bk £)be ber Tüten jtefyt, muf? l)ier allgemeiner unb fä
t)er gefaßt werben, weit Don einem unioerfelleren ©tanb-
fünfte ausgegangen wirb. 2£ber auä) biefe Sfictytung t)<xt

nid;t bie Botlenbamg xok Ui ben 2C(ten erreicht unb ifyre

2CuSbilbung fnupft ftc£ nur an gewhje Golfer, $iel>er ge*

l;ört bie (5 an jone unb ba$ © on ett, in mltyen £>iä)*

twtgSarten bie atigemeine Betrachtung fidt> auf einen ein-

jelnen Moment richtet. Diefe formen ftnb jebod; t?or$ug§-

weife Un romanifdjen Bolfem eigen unb founen bei m\$


20*
308
nid)t einbeimifrf; , wcnigjrenS nid)t national werben. 3Ben-

bet man fic als bloße gformen an, fo wirb gewolmlicb et-

waS gang 2(nbereS barauS, wie bieg bie englifdjcn (Sonette

beS ©fyaffpeare am beutlicbften geigen.

£>k Witte (Stufe, bie göttliche Jtyrtf, baS SBctfinFcn


beS ©emütljeS in bie Betrachtung bcS ©6ttlid)en, geigt auc^

in ber neueren ftoefic gwei 3ftd)tungen. £>ie einzelne @m=


pftnbung brücft baS g et (flicke ßteb, bie allgemeine S3e*

trac^tung ber Choral auS.

3. 25on bet bramattf<§en spoefie.

3m @pifd)en unb Styrifcben tfr ber (Stoff baS SSefrim*

menbe unb SBefentlicbe ; im Qxama tfi berfelbe als unber-


fett gtt betrauten, weber als ©ottlicbeS, nod? als SrbifcbeS
allein, fonbern als betbeS gugleid). £)arum (teilt baS £)ra=
ma bie ©egenwart bar, tnbem eS SSegriff unb drfcbeimmg
nie trennt, fonbern als @mS auffaßt. £)te reine Sljätigs

feit ber Sbee fommt im £rama gum SSovfdjetn, weber t>or*

äugSweife als (Smnbol, nod) als Allegorie; beibe geben in

bie ©egenwart über, worin ftd) bie Sbee offenbart.

Stiebt ber eingelne (Stoff tft 3wecf beS £)rama, unb


ntcfyt burd) ben ©loff allein lann fiel) bie Sbee barffellen,

wie im GrpoS unb in ber frjrtf. £ier fmb bie SSegiebungcn

überall gegenwärtig. £aS allgemeine 9ttotio eines £)rama,

ber Segriff beS ©angen, tft t>6llig in bie 2BirHid)feit über*

gegangen, unb in biefer geigt ftd) immer nur baS (Streben,.

biefen Begriff auSgubrücf en , ber ftd) mitl;m gang in baS

S5efonbere oerliert. @pifd)eS unb IwrifcbeS ?)rincip ftnb bier

gugleid) gegenwärtig, nid)t bloß bem äußeren, fonbern bem


Segriffe nad), tnbem baS ©rama bie Sbee als fold)e gang
309

in bte Sötrfltdtf eit oerpflanjcn, augleicb aber anfcfjaulicb ma<


d)cn füll, baß t>ie SBirftidj)fett wieber m bte Sbee jurücfge*

fyen muß.
$Jlan barf bal;er bramatifcfye SBerfe ntd)t nacf) b.em be;

fonbcrcn (Stoffe beurteilen, woburdj nur mt l;6l>ere 2Crt

b*3 Sntereffanten entfielt, bie fiel) an ba3 f)61;ere ftttlicfye

Sntereffe wenbet. £)a$ SBefentlicbc ber bramatifcfyen $unjl

beruht ntcl)t auf ben befonberen ©toffen unb ©eftcfytspunften,


fonbern barauf, ob e3 tbr gelingt, baS innere SBefen alles

mcnfd)lid?en #anbeln£ unb £eben$, bie Sbee, auftufaffen,

unb barjujtellen, baß felbjt bie fc&cfyfie SBwfß^feit an ftd?

ntdjjtS tji, fonbern nur m fofern bte gottlid;e Sbee fid) barin

offenbart. 9ta nadf) biefem ©tanbpunfte muffen bramatifcfye

©ebicf)te 9efcl>dfet unb bte befonberen ©eft'dSjtSpunfte unb ©toffe


nur aB befonbere ©eftaltungen jener Sbee angefeljen werben.

£)ie Sbee burd;brmgt ffd> fyter aufs fcoltfommenfte mit

ber äötrflidjfeit; baljer fcfyeibet ftd> ÄomifcljeS unb £ragi=


fd>cö In'er am retnjlen ; benn wir f onnen bie 23erfcl)mel3una,

ber Sbce mit ber 2Öirllid;feit immer nur nad) entgegenge;


festen 9?id?tungen auffaffen. ßrfd>.eint bte ganje SEBtrfu'cfy-

Uit aU £)arfrellung unb Offenbarung ber Sbee ftdjj felbfi

wiberfprcd)cnb unb ftd> in bie Sbee oerfenfenb, fo ift bieg

ba3 tragtfcfye ^Princtp. (Mennen wir hingegen, baß bte

mannid;falttge unoollfornmene SBtrflicfyfeit gktcl)wol;t uberatt

bie Sbee enthalt, fo entjMjt ba$ fomtfd>e sprtnetp. £)er

©runb, warum ftd) biefe beiben ^>rincipien %'m fo beftimmt

trennen, liegt in ber Hnioerfalitdt ber bramatifdjen Äunft.

£>iefc Sicinfyeit beiber g>rincipten ift jebod) nur in ber antifen

tfunjt wirfltd) 5U fmben, wo bie SBerfdmieljung ber Sbee unb


SBtvfrtcfyfcit gan^ fymbolifd; ift, bagegen in ber neueren
310

Üunft immer jugletd) allegorifdje S5e$iel)ung unb bafyer 23er;

mifcfyung beiber ^Princiöien ftattfmbet. - *******


Daß e£ m ber bramatifcfyen 9)oefte auf bat befonberen

©toff nid)t allein unb nidjt wefentlidj ankommt, !;at man


tyeut ju Sage in ber Sfyeorie eingefefyen. 3war fyerrfd)tim;

memod)bie Äantifdje £el)re von ber ftttlicfyen greifyeit als

bem wefenflicfyen 9>rmctp be§ Drama; allein fte wirb all*

mdlid) meljr unb mel;r gefdjmälert. SSlit ber ^rarte aber

fielt eS bejto fdjlimmer au$. Unfere Dramatiker wollen ein;

Seine ©ebanfen barjlellen, bie nicfyt Sbeen fonbern abjrracte

begriffe ftnb, woburcfy man gang in bie ©pfyäre be$ ge-

meinen £eben3 fyinabge^ogen wirb.


^)k bramatifdje ^Poejte ijt bie unioerfelle , ba fte feinen

befonberen ©toff in £3ejiel)ung auf bie Sbee, fonbern W


Sbee felbjt in tfyrer reinen Styatigfeit barjfcEt. Snbem biefe

erfdjopfenb aufgefaßt wirb, mu$ bie ©Reibung be3 £ragt-

fdjen unb ^omifcfyen eintreten. Sin SttittlcreS &u benfen,

wo 2Birflicl)f eit unb Sbee gan$ <£in$ würben, if! uns un-
möglich, ba wir ba3 SBefen nur burd) einen ©egenfa£ ju
erlennen vermögen. Die oollfommene Gnn&eit ber Sbee unb
2Birllid)Fett fönnen wir un6 ntct>t einmal oorjMen; e3 wäre
t>k$ bk göttliche (Stfenntntfi felbfL Sßtr ftnb in ber Qfc
(tenj befangen, bie t\\\ von ber Sbee abgewenbeteS , ver-

lorenes unb an ftd> nichtiges 2eben \)at urio nur S5ebeutung,

Snfyalt unb SBertty erhalten fann, wenn ftd) bie göttliche

Sbee in u)r offenbart. Diefe Offenbarung aber ift nur mög-

lich burd) 2Cuf^ebung ber Griffen j felbft, unb m biefemTOe


muffen wir bie Sbee erfaffcn, roa$ wir auf abfolute SBctfc

md)t vermögen. ^>ie driften^ fclbf! if! nid)t ba6 Dafein

ber ©ottfyeit; vielmehr lonncn wir biefeS nur baburd) er*


311

fahren, baß bur$ feine Offenbarung trie^rifrenj aufgehoben

wirb, tiefer SJRittelpunft alles menfdjlidjen SSewußtfemS

tfl aud) ber SÄtttetyunft ber 9>oeftc.

Snbem nun aber bie 9^tcr>tung biefer Offenbarung eine

ättriefacfye tfl, fo entfielt bie Trennung beS Sragifcfyen unb


Äomtfdjen. 3m £ragifd)en wirb burd) bie Vernichtung

bie Sbee als ertjtirenb offenbart; benn tnbem fte fid> als

(Eriflenj autytbt, tft fte ba als Sbee, unb beibeS tfl eins

unb bajfelbe. £>er Untergang ber Sbee als (Eriflctxj tfl tl;re

Offenbarung als Sbee.


9to f)iernad) ifi ber berufyigenbe (Embruef ber Sragobie

richtig §u faffen unb gu erfldren. 2)u Reiften benfen ftdj

als ben ©runb biefer S3erul)tgung etwas außerhalb ber Zxa;


gobte £iegenbeS, tnbem fte meinen, ber Untergang fei nur
Vorbereitung ju einer befferen drtflenj; welche Vorfletlung

alfo erfl burd> Sfteflerion $u geroinnen ifl. Sieben ben un-

glücflidjen 2luSgang fefcen fte nod) als ctroaS babon 2Cbge;


fonberteS Ue i)inwetfung auf eine beffere Sßelt. £iefe 2£n-

ftdfjt ifl unrichtig, ba fte ber Reflexion unterworfen ifl. ©efce

td? bie Sbee als (Eriflenj für ftcfy, fo muß td) bie ganjc

Sßtrf lidjfeit aufgeben, unb eS entfielt bann ntcfyt ber tragi-

fcfye, fonbern ber religtofe ©eftcfytspunft. S5etrad)te id) aber

Uc wirflidje (Erijlenj als vergänglich tyrer Sufdülgfeit wegen,

md)t tfyrem SBefen naefy, unb biefer jufdEigen 2Birflid;leit

baS (Ewige als für ftd> beflel;enbe @riflen$ entgegengefefct:

fo entfielt ein ©effcltfSpunft ber gemeinen SReßerion, ber

bcibeS, 2Birflid)!eit unb Sbee, in bie <3pl)dre beS gemeinen

VerptanbeS Innab^t. — £)er Untergang ber wirflid;cn


Söclt felbfl ifl Offenbarung beS (Ewigen; eS bebarf feiner

Offenbarung außer berfelben. £>aS Opfer weldjeS gebracht


312
wirb , ift felbjt bte ©egenwart bc§ Ewigen, ©olltc fKcfy bte

Sbee nod) befonberS für ficf) offenbaren, fo würbe fte felbji

Moment ber SBirf ttc^fctt , nur einer anbem, mit ber ge*
meinen coertjttrenben SBirflicfjfeit werben. — Sine außerhalb
ber Sragobie liegenbe S3erul)igung barf man alfo ntc^t fu-

cfjen; bie Sragöbie felbfl ift bie 35erul)tgung, unb ü)r wa^
rer ©inn liegt barin, baß btö 3ettltd>e ftcf) felbft autytbt,

in fofern e$ Styetl nimmt an ber Sbee.

£)ie unmittelbare ßinwirfung ber ©ottbeit aB einer per*

fönlidf)en fann In ber Sragobie ntcl)t ftattfmben, fofern bie

©ottljeit (gin^eit ber Sbee ijr. tfnberS »er&dtt e$ fiefc frei--

liefc bei ben ©riecfyen, beren einzelne ©otter felbjt 3erfpak


tungen ber Sbee finb. — SSejn'mmte vgunbeutung auf per*

fonlicbe göttliche @inwirfung barf alfo in ber Sragobte ntc^t


erwartet werben; öielmefyr tjt bie Sragöbte um fo tragifetyer,

je reiner fie t>on folcfyerlei 2)arjtellungen ift. Sn ber SQBirf-

liebfeit fann fiefy t)k ©ottl;ett nic^t perfonlidj), fonbern nur

baburc^ offenbaren, ba$ ba$ ganje ®tbkt ber ©egenfafce,


als ©egenwart ber Sbee betrachtet, fiel) aufgebt.

£)a3 Äomifd)e beruht auf ber entgegengefefcten SRity

tung. 2>ie Söirflicfyfeit als gegenwärtige <£rtjren$ t|t ntc^t

wegjuldugnen; aber fte würbe md)t ertfitiren fonnen, wenn


in ü)r bie Sbee nicfyt wäre. £)tefe fann aber in ber SBirf-
liebfeit nur in SÖSiberfprücben aufgelojr fein. £)ie gemeine
2Birfltd)fett bdlt ftcb in ber (£rtffrn§ nur buref) iljre relative

S5efd)affenl)ett. ©oll in u)r i>k %bet als gegenwärtig er*

fannt werben , oljne weld;e bie (£riften$ überhaupt ntd)t wäre,

fo muß fid) bie Sbee burd) biefe ©egenfä&e feibft üewiebten

unb fiel) in bie gemeine SBirflid)feit aufgeben. £aber ent-

fielt im ftomifcfyen ber (Sontraft awifd;en bem gemeinen 2c-


313

bcn unb bet Sbee. 2)ie Sragöbie füfyrt ba§ ©efüf)l ber S5c^

rul)tgung mit ftcfc; bic Äomöbie eine Empfmbung be$ S3c-

bagenS, inbem wir wal)rnef)men, t>a$ in bet gemeinen SBurf*

licfjfeit bennod) bie Sbee enthalten tfi, bie ftdf) jwar in ü>
ren ©egenfdfcen aufgebt, aber augleicfc mit in bie Eriflena

t>crfltc^)t. Saturn barf baS ßomifclje nie ba$ <Srf>ted>te allein

fein, fonbern ba$ ©cfylecfyte als Sftobtftcatton ber Sbee, bie

gemeine SBelt als tfuflofung bet Sbee. (SS fonnen gering

fügige, wtberfprectyenbe SfÄottöe barin tyerrfcfyen, bie aber

alle au§ einer Sbee entfprießen.


Sn allem Äomifcfyen fmbet bafyer immer ein SBiber*

fprud) fratt; nicfyt aber für ben gemeinen SSerftanb. £>aS


Äomifdje erfcj>eint gewiffermafüen immer als 9>arobtc, weil

bie Erinnerung an bie Sbee jletS gegenwartig fein mu$.

£)a$ bloß ©erneute, SttcfytSwürbige, als fold>eS bargefkllt,

tok eS in ben neueren bürgerlichen Eujffptelen fyerrfcfyt, liegt

auger ben ©renken ber $un(t. £)ie ?)o(fe malt t>a$ ©cfylecfyte

aB ©cfylecfyteS; ba§ bürgerliche ©cfyaufpiel ba$ ©c^>led>tc


aB ©uteS; beibeS tj! gleich verwerflich. 2)a$ <Sdjled)te
muß nur aB 3?efler ber Sbee erfreuten. @o liegt bei

EriftoptyaneS in ben SBolfen baS ^omifcfje barin, baß

bie waljre Sbee ber SßeiStyeit unb ^ilofo^^ie an baS ge-

meine geben angefdjloffen unb barein wrwanbelt ijr. — 35ie

ganje Sftcfcttgfett be$ SBirflidjen würbe in bem Äomifdjen


ntdjt jur (Srfcfyeinung fommen, wenn nic&t bie Sbee barftt

wäre. SBdre e§ t>a$ bloße gemeine £eben, fo würbe e§


9tfemanb läd&eriicty ftnben; nur burd) ben Gontraji ber Sbee
erfdjeint bie SBtrfltc^feit aB nichtig, unb nur baburd^ ent-

fielt tk fomtfcfye SBirfung.

S3ei ber Einteilung ber bramatifdjen ^oefte mu$


314

uor allem tue alte unb bie neuere $unjt unterfdjieben

werben. Sn ber alten fvm6oItfd>cn Äunft fmbet ftd> bie

reine ©onberung be§ Sragifcfyen itnb Äomtfdjen.


£>te Sbee wirb als unmittelbar gegebene ©egenwart aufge-
faßt, womit bie öolljldnbige 2(ufl)ebung ber ©cgenfdfce notl)-

wenbig üerbunben tft. — Sn ber neueren Äunfi hingegen

feljen wir bk Sfyätigfeit wirfen, n>eldr)c bie ©egenfd&e be3


gemeinen ßebenS gegen einanber aufgebt; wir fel;en bk QtnU
wicfelung, SSe^iebung unb 23eftreitung ber ©egenfdfce; ber

gan^e ©tanbpunft ift fomit ein allegorifcfyer. — £)a3 ©roße


be$ alten 2)rama liegt in ber plöfclicfyen 2Cufl)ebung ber ©e^
genfdfee unb ber unmittelbaren ©egenwart ber Sbee. 2£ber bie

(Erforfcfyung unb (Erkennung ber Sbee, bie ^uffafjung ber-


felben in u)xem Snnerjten fann ba$ alte Drama nicfyt bewir-

ken. Sn bem neueren Drama bk'ibt bei aHer 2Cuflofung in

Schiebungen immer bie Sbee als innere ßmfyeit, als abfolutc

25ebeutung ber $anblungen gegenwärtig, wdljrenb bei ben

2£lten bie ©egenwart beS (Ewigen nur eine negative ift, in^

bem fte immer in ber 2utfbebung ber SBirflid)!eit befielt.

£>al;er crfdjetnt ba$ <3d)kffal ber 2Clten fo negatir» unb jer^

(torenb, obwohl e$ jugleidf) ber pofttfoe ©runb ber Dinge ift.

Sn ber neueren Ranft ift nicljt, wie in ber alten,

Sragobie unb Äomobie rein gefcfyteben. &a$ neuere 3>rama

i ann baljer nid)t nad) biefer 25e(rimmung ,


fonbern nur nad)

bret t»erfd)iebenen ©tufen eingeteilt werben. 2Cuf ber er-

ften ©tufe fd>Xicßt ftdr> baS 2)rama an ein beftimmteS ©t);

ftem üon SSegriffen an; auf ber zweiten «Stufe, ber »oll-

fommenften, lofen bie ^Begriffe felbft ftd> ganj in Zl)äti$e\t

auf; auf ber britten gef)t baS Drama inS din^eine hinein

tmb ber Gtyarafter ift bie ftcavptfafye.


315

Sn bem antifcn £>rama erfordert bie Sßollenbung

bc§ SpmbolS, baß ber 2Cct ber £urd)bringung üon Sbee

unb SGßtrfüd^fett als abgefdjloffen erfcfyeint; unb bieS fann


nur nacf) cnt^egcngefe^ten SKicbtungen gefeiten. — Sn ber

SEragöbie muß bfe £)arfrellung nic^t auf ben Stoff geben/


nid)t biefer barf als Offenbarung ber Sbc:, mithin als tttva$
über ber gemeinen SQStrfltdjfett Stef;enbc3 , 33ollenbetere6 er-

fahrnen. £)er Stoff i(! nur ba, um bie Sbee tym Sotm.
nad) ju offenbaren unb l;at bie 33ebeutung ber <£ri|ten$ über-

haupt, tn fofern fte im ©egenfafe ber Sbee zxm nichtige ijr-

£)ie $auptperfon in ber- Sragöbie muß batyer, tck auflö-


te teS trcffltcb bewerft, weber burdj Sugenb, nocf) burd>

Sd)led)tl)ett ftcb auszeichnen, fonbern fo fein, wie bie Sften-

fcfycn gewöbnlid) ftnb; wofyl aber äußerlich auSgejeidmet an


5D?adf?t unb ©lücfSgütem, bamit man ben ßbaraftcr ber
©riffenj überhaupt an ifyr watymebmen fönne.

3Me gransofen fucfyen ausgezeichnete Situationen unb

geibenfdjaften, wenn aud) ntd)t (S&araftere, als Stoff für

bic Sragöbie. S5ei tynen fyat baS tylqixantc, Ungewöhnliche,


Sonberbare in tiefer #mftc$t am meijten Beifall gefunben.

Sfflan benfe nur an 9£a eine'S ^Pbdbra. %n einer fo wiber-

(Innigen, feltenen ßetbenfd>aft fann ftd) baS Schief fai über-

fyaupt nicfyt offenbaren. — 2Me 2)eutfcr;en hingegen jhrebeti

gewölmlicb, ben (i^araftcr «(^ ganj ausgezeichneten barju-

pellen; fo. §. 25. bie 2öerner'fd)en gelben, über bie man


nur lachen fann, je utefyr «ftunjlflücfe fte machen, um ftdf>

fycworzutbun.

Sh ben gewöhnlichen $ßerbättnifjen beS SebenS, bie alle

9flenfd;cn treffen fönnen, muß ftd) bie Sbee offenbaren.

&ie§ fann aber nur baburd) gefcfyefyen, bafj burc^> bicfelben


319

bteSbee in SBiberfprucfy mit ftd> felbjt gerdfy, au$ welchem


©runbe bann bie SBirflicfyfeit att nichtig erfd;eint. Sterbet

i(l jebocfy immer bie Siebe *>on ber ewigen SSefdjaffenfyeit be$

Sttenfcfyen, nid)t t>on feinem zeitlichen ©ein. £>te Sbee felbjt

gerate mit fid> in Söiberfprucfye, bie ftd; auflofen; unb bfe


fer SBiberfprucfy bc3 ©uten im Snneren be3 Sftenfcfyen tji

ba3 watyre gelb ber Sragöbie. 2Cefc^)t)tuö t>at bieg fßer-

tydltnifü in ber SDrejHa flar auSgebrttcft, twrzüglid; in ben

(gumeniben, wo er ben SBiberjireit ber *pflid)ten aB einen

förmlichen $eö[>t$jfreit barfiellt. — 2>er 9ttenfd> fann feu

nen Verpflichtungen ni$t genügen; bie Sbee in u)m fytbt

ftcfy felbfi auf, imb burdj tiefe 3erfforung wirb einleud;tenb,

bafj bie ©ptydre ber Sbee eine fyöfyere, eine ewige ijf.

£)ie ^erfonen ber Sragobie muffen alfo weber ftttlttf),

nocfy geijlig befonberg ausgezeichnet , unb bie $anblung muff


eine foldje fein, wie fte im wirf liefen Seben ju fein pflegt.

2Xie Verfettung berfelben muß nicfjt im &rang äußerer Um-


ftänbe, am wenigjlen im blofjen 3ufalf liegen (xok in man*
ü)tn neueren fogenannten Sragobien, 3. 25. ben 9MII-
nerven); fonbern fte mufü fo befcfyaffen fein, bafü bie duge-

ten Umftdnbe unb bie inneren @ntfd>lüjfe ganz in (£m$ ju-

fammen fallen. Sn biefer ^inftdj>t ijl ber SDebtpuS be3

©optyofleS ba$ oollenbetfte SSetfptel. 2ttle Vergebungen


ber $auptperfon Eann man burefy äußerliche Umjranbc ent-

fcfmlbigen; aber fte ftnb immer augleid) moralifelje $anb^


Jungen, bie bem Später zugerechnet werben; unb barin eben

liegt ba3 ©roße unb gurdjtbare ber alten SEragobte.

tftsf ber einen <5eite liegt in ber Sragöbie bie 2lufyc=

bung ber mcttfcfylicfycn ftttlidjen (^jctflenj (nid)t allein ber ftnm


liefen), in fofern fte ßrijknz ifl; §ugfet$ aber erfdjcint bie-
317

fer volle 2Biberfpru$ im 9ttenfcben als baS einjige Mittel


bcv 6rl;altung feiner £rijten$. 2)ie jtttlicbe Sbee fonnte

nid>t in bie 2Birflid)feit eingeben, wenn fte nt$f in bie

SBtberfprüdje bet Crriffenj einginge. 2)er TCntfyeil beS 6 \) o*

reg nun in ber anttfen Sragobie ijt eS, bar$u|Men, wie


bie ganje menfcfyliclje ©attung baburd) in ber (£riften$ erfyal*

ten wirb, baß bie jtttlicfye Sbee fold^cr ÖBtberfprüd&e fäfjig

ijr. 2Me £auptperfoncn als Snbioibuen gelten unter; ber


61; or als SKepräfentant ber ganjen menfcfylidjen ©attung ver-
mittelt t>k üEBiberfprücbe burd) fortfdjreitenbeS Uebergetyen

unb erhalt burd) biefe reflectirenbe Vermittlung bie Sbee


als ertftirenb aufredet, oljne unmittelbar an ber £anblung
Zt)til ju nehmen ober in baS gactum felbjt einjuge^en;

benn fobalb bie 6rifien$ als befonbereS Sactum aufgefaßt


wirb; t(i bie Vernichtung burcfy bie S55ibcrfpr«döc nicfyt gu
vermeiben.

£)ie Äomöbie ifl ber gerabe ©egenfafc ber Sragö*


bie. 2Me Sbee tjt #er in t>k gemeine SBirfltcfyf eit aufge*

lojf, bie als 6nt(!ellung, aber jugleicl) als ©afein ber Sbee
bargejMt wirb. £)ie $om6bte geigt f
wie bie Sbee gemeine
6rifien$ geworben, unb 5uglei$ biefe nichts anberS als Sbee
t(t. £)afyer liegt bei ber ßomöbte in ber $aupityanbluncj

ber vorzügliche ©inn unb SBerty. Sie Vorjrellung , bie

^anblung in ber Äomöbie fei eine bloß aufällige, welche

Tlnftdjt fettjl ©djlegel aufteilt, tjt fd&n>ad&. ©er Söeltlauf


beS gemeinen ßebenS tjl bie ^auptfacfye; biefer aber ijt nicfyt

3ufaU, fonbem bie allgemeine S'latur ber SBtrflicfyf eit, welche

baburdS) fomifd) wirb, baß wir fie gleic^wo^l als 2tuSbruc?

ber Sbee erfennen.

£)iefe SSefh'mmung reicht jebo$ für baS antife £rama


318
mc&t tyn, welches ttermäge feiner fmnbolifdjen S5cfd>affcn^cit

tiefen mutigen SQBeltfouf in htm fünfte auffafien mußte,


wo et ftrf) frfjon t>ermd;tct £gfc £)aS antife £)raraa fann
bie 5^ottv>e beS entffebenben 2BeltlaufS nid;t batfellen, »etl

tiefe £>arjfellung allegorifrf) wäre. £fe antife $omobie muß


baljer ben SBeltlauf als gegeben , als gegenwärtig auffaffen,
WäS bte ^arfje frfjwteriger maeftt. Sn il)r fann feine 23er*
wicfelung jlattfmben, woburrf) fcie ©runbe beS SBelilaufS

aufgezeigt würben. £)ar)tt fonbert ftrf) ber ßijor unb hie

3)arabafe in ber alten Äomöbie t>6Uig ab.

2)er @f)or fyat l)ter nirfjt biefelbe 33ebeuttmg wie in


ber SEragöbie; fonbern feine Aufgabe tji bie auSbutcflirfje

3)arjfetfung, ha$ bie Sbee fyter mit ftrf) in Gontrafi geraden,


auf hext ßopf gebellt tji. ^r jMt baljer eine t>erfel)rte,

wibetftnnige äßeltorbnung , oft aus fingirten ^erfonen befte*

§enb (SBolfen, Sßögel, gröfdje u. f. w.) als wefentltrf) an


bie ©pi£e, woburdj) bie Sbee ifyr eigenes SmfcÄ unb junt
Unftnn wirb. — £)ie ^arabafe fagt: bieSfei ber gemeine
SBeltlauf, fo wie ber ßfyor fagt: biefeS foHe gleicfywofyl bte

Sbee Dorf! eilen. £)ie ^arabafe gtebt $u oerjlefyen, waS bie

Äomobie barflellt, fei am (£nbe ber 3ujfcmb, in bem wir


alle uns felbjl befinden; eSfetbaS gemeine Zebtn überhaupt.

©te tji feineSwegeS bloß jufdlltg unb national, fein bloß

mutwilliges heraustreten auS ber £anblung, fonbern ein


wefentlirfjeS Clement ber alten Äomobie. Södre bie ^)ara-

bafe mcfyt, fo wäre bie 2Crtjfopl)anifcfye Äomobte eine

bloße 9)offe; bie^arabafe fowofyl, wie ber GJjor, ftnb ixntnU

befyrlirf), um ber Äomobie bie wafyre SSebeutung ju geben.

2Me wirflirfje SBelt felbft wirb in fortwdfyrenben ßontrajf

i>erwanbelt, unb nur in folgern fann hk Sbee in ber SBixb


319

üä)Mt fein. — Sn unferer neuen Äomflbie wirb bte tya*

rabafe buref) ben £umor ober bieSronie erfefct, unb i|r nur
ntefjr inö ©ange oerflocljten.

£)a3 neuere & tarn a tyar ben großen SBorjug oor

bem alten, baß e§ beibe ©eiten jugleicl) barjMen unb bte

(Srijlcnj ber Sbee au£ tyrem göttlichen Urfprung herleiten


fann. £>aburd> wirb ber @l;or entbehrlich , ber fid) In'er

burdf) bte Sieflerton ber ©n^elnen über bie $anblung au$*


brtteft, unb ber innere £)rgani£mu3 ber fün(ilerifd)en Sbee
wirb burcfyfkfytiger, tnbem bte inneren ewigen ©rtmbe l)ier

aB unmittelbar gegenwärtig bargejMt werben. X)k unmit-


telbare ©egenwart be3 Ewigen in ber 2BirElid)feit ifl aber
7
ba£ 9Jtyjiifd)e; unb fo finb £tyaffpeare 3 ©tttefe rein nw=
fiifcfy.
— £)a3 anttfe £)rama hingegen fyai bm ißor^ug ber

unmittelbaren finnlidjen ©ejialtung unb be£ rapiben gort-

fdjritteS ber $anblung, wie er 5. 25. im £)ebipu$ StyrannuS


fiel) pnbet.

Sn ba§ tragtfcfye unb fomifcfye fann i>a$ neuere £)rama

nicfyt gefonbert werben; e$ ijl vielmehr eigentlich um fo

ttoütommener, je meljr beibe $Principten barin vereinigt finb.

£)er Unterfcfyieb in bem neueren £rama bt&tfyt in ben oben

ün^mtetm brei ©tufen.


£>a$ £)rama ber erjlen ©tufe fe^t ein gewiffeS

©t>jfem üon Gegriffen i>orau6, t>a$ fiel) in ber xoixtütytn

#anblung barfieüen foll. Sn fofem bk Sbee fyier ftyon in

bejrimmte Segriffe gefaßt ift, fann bkS £)rama fymbolifcfy

genannt werben, unb ijt Iprifc^er Sftatur. 2Cuf biefer

<5tufe jtel)t Salb er on unb ba§ fpanifdje 2)rama überhaupt


(5$ liegt t)kt ein ©t>jtem fcon ^Begriffen über Zkbe, @tyre,

Religion, $itterfd)aft ju ©runbe, welkem bk Sßirflicl)feit


320

nie gana entfprecfyen Fann. Daraus entfielen SGBiberfpructye,

welche bie #anblung fcilben, t>ie bafyer immer einen über*

wiegenb moralifetyen unb fyrifcfyen GtyaraFter l)at.

2Cuf ber 5 wetten ©tufe ift ba§ ©mnbol in tfßegorie

nufgeloji; bie Sbee entfaltet fä$ als ©egenwart unb ^ebt


pä) burefj bie SBirflicfyfeit auf. Die neuere ßunjHann t>er*

tnöge tyrer allegorifdjen SSefdjjaffenfyeit biefe Entfaltung felbji

fcar|rellen. liefen ©tanbpunf t f onnen tt>ir allein bem © t) ah

fpeare einräumen, Er fiefyt auf bem SBenbepunft ber ®e«


fdfjicfyte, an ber ©renje be§ Mittelalters unb ber neueren
SBelt. Er blieft rücfwärtS in t)it no$ ntd^t erlogenen
©eful)le unb Entfetten be$ Mittelalters , Vit jt$ an bie

Sfttterfcfyaft, bie ßefynSüerfaffung u. f. w. fnüpfen, ur&> t>or*

wartS in eine ©pl)äre ber ^oc^ften ©ubieetfottät unb einer

pfpcfyologifcfyen Scrglieberung beS ©emütljeS. Diefe Stellung

auf bem UebergangSpunfte beS Mittelalters in bie neuere

Seit, wo Vit 2Beltgef<$td)te fiel) in einen EntwtcfelungSfnos

ün äufammenfafjt, macfyt biefen Dichter gutn Mittelpunkt

ber gefammten neueren Äunjl..

£>ie t>tittt ©tufe beS neueren Drama i(l bie inbt*

ttibuelle, &om ßtyarafter auSgefyenbe: baS epifdjje Drama.

Der *>or$ügltd)jre SKepräfentant biefer neueren Jtunji i(! © 6«


tl>e, unb neben i^m ©exilier. Die bramatiftye Äunjl
tji fyier auf baS EpoS, unb jwar auf Un Vornan gebaut,
wie baS fpanifdjc Drama auf bie SKomanje. Die ganje
(Situation liegt im Gtyarafter, ber baS ©cfyuffal beS Men-
den i(t. ©0 in©otye'S SEaffo, bem $6c$jten Mufrer bie*

fer Äunji.

Eine t>ierte ©attung beS neueren Drama wrei*

mgt burd) S3e$iefyung bie erjre unb britte ©rufe, i>it Iprifdje
321

unb epifcfye, unb ijr bie 2Bieberl)er|telIung bcr mittleren burcty

bloßen Uebcrgang unb Bejieljung. £)ieS ijr ba£ mäfyrcfjen*

bafte, romantifcfye Urania, worin Siecf burd) feinen

Blaubart, feinen gefliefelten Äater u. f. w. dufter

tfr. (53 wäre bieS ba3 wafyre Urania für bie ©egenwart
unb e3 tji ju bebauern, baß biefe ©attung beim Solle fei-

nen Eingang ftnbet.

® t i t t t t li b f d) n i t t

SSon ben einzelnen ^ünjrm.

ei ber Betrachtung ber einzelnen Äünfie ijr e3 unerläfc

lief), bie 3tunjrgefd)ici)te $u $ütfe ju nehmen; nur in ir;r

fann ba£ Befonbere unb ©inline biefer Äunjie richtig wahr-


genommen werben, £>ie $oefte, bie fiel) aB unwerfetle

3tunjr über bie gan^e 9^ationalgefcf)icf)te auSbe&nt, fann üon

biefem Begriffe au6 bejrimmter eingeteilt werben. £)ie t>ier

anbern Mnjre hingegen, welche bie ganje Sbee be3 menfefc

liefen £eben$ in einfeitiger Sfäcfytuna, in (Sinen tymtt jufam^


menfaffen, fonnen nur in ü)rer eigenen ©efcr)tcr)te öolljrdn-

big entwickelt werben.

1. g>la|H*.

S)ie3>fajrif ijr eine *>on ben Mnjren, welche ba$ <5pm*


bol im engeren (Sinne auSbrücfen. ©ie gel)t aus ber Sbee
l;erüor, bk aB befonberer Begriff ftdt> felbjr il;re ©efralt

btlbet, bagegen in ber Malerei Begriff unb ^rijrenj fetyon

21
322

oorau3cjcfc($t unb auf einanber bejocjen werben, £>ie $ta-

ftif i|r bie eigentliche fpmbolifd&c Äunft, in welcher ber S3c=

griff ftd; felbft feine ©eftalt fd?afft , fo ba$ biefe afö Wals
tat bc3 S5egrtffe§ erfcfyeint, ber burd) fte ein unmittelbar

wirflicfyer wirb. 2)ie plaftifdje ©eftalt tft «Symbol im ootf-

ften (Sinne be3 SBorteS, unb lann bafyer nur mit fünft-

lerifcl;er Sronie öollfommen oerjtanben werben, inbem wir

un3 bewußt werben, bag e$ bie Sßir!ltcf)fcit ift unb ^ua/leid)

nid)t bie 2Birllid)!eit, bie wir in bem plaftifcfyen Äunfrwerf


anfd;auen. — £ie sprineipien ber Sbealitdt unb ber üftaturs

nacfyaljmuna, laffen ftd) in ber SMeret leichter mifltterffefyen,

aB in ber plafttfcfyen Äunft, bie ba3 hefte SSetfptel für ba$


wa^re Sbeal ift, weil fte rein fpmbolifd) tft.

3)ie plaftifdjc ©eftalt ift oolleS (Spmbol. (So wibria,

bie bloße 2£nbeutuncj eines reinen SSegriffeS wäre, eben fo

wibricj ift auf ber anbem <&eite bie treue ^adjafymung ber
9catur, 5. 23. ein ptafitfcfyeS SSilbnifji mit natürlichen garben,

2öad)3ftguren u. bercjl. £)aß man antue S3ilbwerle mit

garben, einejefe^ten 2(ucjen, $$fymi u. bercjl. cjefunben, be-

weift baejeejen nid)t£; eg flehten bie$ ©o^enbilber für ben

@uttu$ gu fein, weld;er nid;t eigentlich 3wecf ber freien

Ätmfi ift. ©elbft baS Qütge laßt ftd) burd; bie plajrifdje

ßunft nid)t barftellcn , weil eS bie SSejie&ung auf eine $Belt

außerhalb ber ©eftalt auSbrücft unb mithin ba$ lunftwerf

au3 ber (Spbdrc bcS reinen (Symbols m6 2(llcgorifd;e l)in=

über führen würbe.

£)cr wefentlicl;c ©egenftanb ber$laftif ift ber menfd;=


(icfye Körper. £l)iere unb anbere ^aturgegenftdnbe !6n-

nen nur in SSejucj auf biefen , alfo verflochten in v^anblun-

gen ber 9ftenfcfyen, ober in aUegorifd)cr S3e$iel;img auf ben


323

Ctyarafter bargejreflt werben, <3o bie nmftifcfyen Sfyierges

Italien, j. 23. bie (Spfytnr, bie nwjrtfcfyen £6wen u. bergl.

2)a3 plaffifcfye ©mnbot erfordert f


baß bie in ü)m lies

genben ©egenfdfee erfannt werben. (£3 muß mithin jweter*

(et in u)m erkennbar fein: l) ber SSegriff ber menfcfylicfyen

©cjtalt als ba£ Mgemcine, welches ftd> an biefe bejitmmte

inbtoibuelle ©cffaltung anfcfyließt; 2) bie befonbere £)rga^

nifatton beS SnbnubuumS, in bem einzelnen Momente fo

aufgefaßt, ba$ ba§ allgemeine ©efe& be§ DrganiSmuS ba-


rin üollffdnbig erfannt wirb, tiefem allgemeinen muß bte

einzelne ^anblung immer untergeorbnet fein.

©afyer überwiegt im 9Mafitfdj)en burcfygdngig, wenigßen§


in fofern ba§ plajrifrfje SBer! Äunjlwerf tjt, bie menfc&Hd&e

Snbfotbualität, ntd?t ber tmjjÜfdfre begriff be3 ©otteS. £)er

vergötterte SSegriff ber Snbwibualitdt tft bie *£>auptfadS)e;

ba$ 5Kenfd)Iid)e überwiegt unb baS ©ottltcfye jeigt ftc| nur


burd) bie Unioerfalttdt, in welcher ba$ Snbwibuetle aufge-

faßt wirb. 2(uf ber anbern <5eite fann ber einzelne $Jlenfd)

nid;t plajfifcl) bargejtellt werben, ofyne sugletcfy göttliche S5e=

beutung p erhalten; ba^er muffen plajlifclje ^ortraiiS im-

mer ben @l;arafter beS $eroifcl)en ober be3 ©ötttieben ^aben.

Portrait -©tauten ober S3ü|ten ber neueren Äunfi würben


tijre 2Menbung er|t bann erhalten, wenn biefe nadjabmenbe
^arjteUung wirflicfyer Snbiüibuen mit allgemeinen Sbeen in

23erbinbung gefegt würbe. 3Me ganje neuere tyiaftit fann


überhaupt nur in ber 23erbinbung mit ber SSaufunfi burd)

allcgorifcfyc Se^iebung iljren wahren SBertl) erhalten.

SBaS bie Situation ober bte einzelne $anblung betrifft,

in welcher bie plafitfdje ©ejralt erfd)eint, fo barf ber SBertlj

biefer ©ejlalt felbji nie m ben befonberen 3wccf ber $anb*


21*
324

lung gelegt werben. <&o tp ber %poll tom S5e lt) obere
aß SSogenfdmfce, bie 9>alla§ t>on S3elletrt als 93olf§-

rebnerin überhaupt bargepellt, ol;ne ba$ man einen befon-

beren 2Tct babet ju benfen t>at. £)ie £anblung Ijat immer


allgemeine fpmbolifcfye SBebeutung, unb tp nidjt fo bebeu-

tenb burd) ben befonberen Swecf , als burd) bie Gelegen-

heit, voelcfye ffe barbietet, ben menfcl)lid)en Körper in einer

bepimmten SSebeutung ju entroicfeln unb bie ©efefce be6

^rganiSmu.6 überhaupt in ber einzelnen ©epalt Dollpdnbig

gu erfcppfen. 2)al)er pellt bie fpdterc itunp oft Situatio-

nen ofyne bepimmten Sroecf, olme SBcbeutung für dufjere

$anblung bar, bie nur b%u bienen, ben Körper in einer

Sage ju geigen, roorin jene allgemeinen ©efefce ffd) öolt*

pdnbtg entroicfeln fonnen. — £)er Segriff, ber \id) im


Snbioibuum erfdjopft, brücft pdf) ttorjugSroeife in ben ttm-

riffen ber Sonn, ber DrganiSmuS im allgemeinen in ben

SfluSfeln aus, beren ©piel bie lebenbige 2Birflid)fett barpellt,

fofern ffd) baS gefammte ©efe^ ber SSeroegung barin erfd;öpft.

$lad) bem ©efagtcn roirb baS plaptfdje Symbol im


©an^en gebitbet, als unioerfelleS. (5S muffen aber and) fyter

jroei allegorifcfye ©egenfd^e ffd) bat>on trennen unb mitfyn


bret ©egenpdnbe für bie plapifdje Äunp ju unterfdjeiben

fein: ein fymbolifcfyer ©egenpanb in ber Witte unb jroet

atlegorifcfye an btn (5nben. £)er eigentlich fpmboltfdjc @e-


genpanb unb baljer ber £auptgegenpanb ber plapifdjen Äunp
ip ber männliche Körper. 3)er weibliche Körper t)at

immer 33ejielmng auf ^aturjroecfe , rod^renb ber männliche

als unwerfeller alle Sroecfe in ffd) ftyliejjt. — £>ie betten

allegorifd)en ©egenfdfce ergeben \id) burcr) bie tterfcfyiebene

2luffaffung unb £)arpellung beS weiblichen Körpers.


325
£>en erjren tiefer ©egenfaßc mad)t bie unentwickelte
3 ttng fr dttltd; feit au3, bte in iljrer Strenge ben mann*
lid;en Körper an $drte übertrifft, liefen @l)arai:ter brücft

Dor^ugSweife Maltas, bie ©ottin ber weiblichen ©trenne

mt3; bal)tn gehört ferner Diana unb anbere tyeroifcfje

Stmgfrauen; aucr; bie priejrerlicfyen Sungfrauen werben oon


biefer Seite aufgefaßt. Die ©efralten, \)k biefen 2Ö?oment

auSbrücfen, ftnb gan$ eigentl;ümlid) gebtCbet ; ffe geigen bie

männliche ©ejfalt in ber Uebertreibung. Daljer bie SSrcttc

ber Schultern unb bee> SDbcrleibeS ber Dallas unb ^k fcfylanfe

gorm ber unteren Steile, befonberS ber Ruften, woburd)

bie gan^e weibliche ©ejralt aufgehoben wirb unb ein ber

natürlid;en SSejrimmung beS ©efd;led)te3 t>otlig ^ntgegenge-

festes entfielt. Diefe «Scharfe ber Darstellung, bte über bte

wirflidje Sftatur l)inau3gel)t, jeigt, ba$ ber ©runb einer

fold)en 2utffaffung3weife in einem l;6r;eren 3ufamment)ange


liegen muß. — Da3 @ntgegengefe£te ijf bie eigentliche
2Betbltcr)fctt, t>k Darjtellung ber weiblichen Statur in

ber r;6d)jfen Sülle/ fo ba$ bk ^atur^wede übcrwiegenb l;er=

vortreten unb ber begriff ber 9caturbej?immung fcollfommen


unb tyarmonifd) auSgebrüdt t(r; \vk in ber ©ejralt ber

S3enu3.
©ine weibliche ©ejralt, bie wirflid) ttollenbeteS (Symbol
wäre, ijf ntd>t benfbar. SÖdljrenb Vit mdnnlidje ©ottljeit

in eine 9)cenge 9ftobiftcationen verfallen fann unb bod) Si;m*


bol bkibt, muffen ik weiblichen ©Ortzeiten ftcr) auf eine
jener beiben Seiten neigen; benn unwerfelle S3ejrimmungen
innerhalb be$ weiblichen G&arafterS gtebt e$ nid;t. Soll
ba$ SBeiblidje uniocrfcll werben, fo mu$ e§ ftd) m§ SSly*

jrifcfye verlieren, unb \vk ßybele, bie(Spl;eftfd;e Tlxti-


326
mi$ u. f. w., burd) außerorbentlicfye £)ar(Mung ber mpffc

fdjen SSe^ielrnng ganj Allegorie werben.


Snnere nmftifdje SSegiefyungen tonnten burcfy bie alte

plaflifdje Äunft nid)t auSgebrüdt werben. £>aj3 bte 2C(tcn

tl;re (Göttinnen unter bem S3tlbe ber Sftutter mit bem ^t'nbe
ttorgujlelfen *>erfd)mdl)ten , l)at md>t barm feinen ©runb, mil
fte bte6 für dn ju pfypftfcfyeS 23erl)dltniß gehalten fydtten,

fonbern weil tfjre $)lafftf nid)t fdl)ig war, hk inneren mt)s

ffifcfyen SSe^ie^ungen au^ubrüden. Sn bem nmjlifcfyen ©ot*


teSbienft, j. 33. in ben (5leufmifd)en 9Jty|ferten, ift bie 83or=

jMung ber SDhttter mit hem £tnbe wefentlid). Sinnlich

bargeftellt aber fonnte biefelbe nicfyt werben, weil fte nicfyt

fpmbolrfd) genug war.

£)rei © tu fen ber $la|li£ muffen jfattfmben, bte ftd)

aud) fyijtorifd) beutlid) unterfcfyeiben : 1) bte göttliche ober

epifcfye, unmittelbar t)om begriffe auSgeljenbe; 2) bte

ft>mboltfd> sollenbete, wo ber 33egriff in bie (Situation

übergegangen tjt; 3) bie wirflicfye, wo hk $unjf t>on

einzelnen Situationen unb SSeffimmungen be£ menfcfylidjen


ÄorperS auSgcfyt unb bie ©effalt ftd) bana($ bequemen muß.

£>ie erjle Stufe ift Söincf elmann'3 alter flrenger


Stt)l. £)ie ^eriobe be3 $pi;tbta3 aber, bie Sßincfelmann
t)teJ>er rechnet, mochte woljl fcfywerlid) nod) ju biefem fdjrofc

fen Styl geboren. ^Tlad) ^m burd) 2orb (£lgin oom 9)ar-

t^enon gebrachten SBetfen be£ $>l)ibta3 muf? man benfelben

melmefyr ju ber ^weiten, »ollenbetften Stufe rechnen. —


Set Äunjlwerfen wie ber 2Cnttnou3, ber gaun u. f.
w.,

wo bte Situation überwiegt, txitt bk britte Stufe ein.

£)er nacfte Körper ift in ber ^Plafltf bie $auptfad)e.

£>ie SSefletbung fann nur btenen, ba3 Nacfte in äußeren


_ 3 27

Schiebungen crfdjeinen ju laffen, imb feie £ r ap er t e rjr

nur banaefy ju wagten unb ju beurteilen, in wiefern fte

bie ©efralt in befonberer 3D?obiftcation jeigt.

©nippen fyabtn allegorifdje Schiebung unb ftnb für

bie plajtifa;e ßunjt nur bann gu bulben, wenn fte für ben

FünfHerifdjcn ©tanbpunft fid) in eine ©eftalt, in einen

Sttittelpunft vereinigen; xvk bie ©ruppe be3 Saofoon.


£)a$ SJtittelglteb, burd) weld;cS t)k tylaftil in bteSJto*

leret übergebt, i(t baS Relief, m welchem bie plajlifcfye

.ftunjt in tk £)arjfellung äußerer Schiebungen unb eines


dußerlidjen 3ufammerü;ange§ von ©ebanfen eingebt. £)a§

plajlifd)e ^Princip aber muß aud) l)ier überwiegenb bleiben.

£)al)c? muß ba3 Relief 1) alle giguren ixn Profil barfMen,


2) tk giguren muffen in einer Sftetye neben einanber freien,

weil fte fonjt ftd) beefen würben ; 3) ba£ Relief muß ol)ne

sperfpeetwe fein, weil biefe malerifd) tji — Sei ben 2Uten


fließt burd) \>a$ Relief t^k tylafiit ftd> ber 2(rd)itectur an.

2. SftaUret.

Sn ber ^Hajrtf tfr ba3 gegenwärtige factifd;e (Symbol,


in ber Maleret bie Se}iel)ung be3 SegriffeS auf ba6 Se*
fonbere bargefiellt. Sn biefer £inftd)t i(! bie Malerei eine
allegorifd;e Äunjl, in weld;er man in ber äußeren (Srfcfyei*

nung nie ben gangen (Sinn fmbet, fonbern btcfelbe vergeben


unb fid) erklären mu^. X)k Malerei jlellt ^k förpcrlidjen

£)mge bloß in ü;rer Segieljung auf t>en allgemeinen Segriff

bar. SBeil biefe Verknüpfung gugleicr; in ber äußeren Qtx-

fdjeinung unb burd) t)k Sbee bewirb wirb, fo fmbet ftd)

tyter eine große gütle von Verfyältniffen , unb in feiner bie-

fer fünfte laßt ftd) ber innere ©ebanfe mel;r bi§ in bte
328
dugerfre @rfct)emung verfolgen, als gerabe fn'er. Wlan t)at

t>k ^erfpectifce unb bie Harmonie ber Sarben noef?

immer Diel gu fefyr bloß ted>ntfd> bemäntelt; unb bod)'f)dn;

gen ffe mit bem inneren ©elfte ber Ätmjl aufs tnmgfle jus

fammen.
£)ie $Perfpectioe ijr feine blog medjanifdje, allein auf
ber SJÄatfyematif berul;enbe S33tffenfd>aft. ©te wäre nid;t

möglid;, wenn ft$ ntci)t in unfere 2Cuffaffung ber ©egen-


ftdnbe ber 83egriff, baS Urteil mifcfyte. £)ie perfpectioifdje

<£rfct) einung i(l ntd^t blog fmnlicf), fonbern xul)t auf einem
teufen, unb fo wirb auet) in ber Malerei buret) bte $Per*

fpectioe bte gan^e Se^ie^ung ber fmnltapen ©egenffdnbe in

einen SSegriff vereinigt. £)ie 9>crfpccttt>e mu£ mithin in

ffyren 23orauSfe^tmgen unb 2Cmtat)men mobifteirt fein, je nad;-

bem bte .fünft ü)rer bebarf; e3 fommt wefentttd? auf ^en


©toff unb Un ©tnn ber ©arffellung, ntdjjt bloß auf bte

äußeren ^I;pfxfd?en £3ebingungen an. — (5ben fo t>eri;dlt

eg ffd) mit ber Harmonie ber Sarben.

Zud) in ber 9Meret entfielt ein ©egenfafc buret) bte

*lftotl)wenbigfett einer Vermittlung gwtfcfyen ^m SSegrtff unb


ber 33efonberl;eit. ©er SSegrtff felbft aber cntroicfelt ftet)

fyier in einer SBe^ieljung; e3 tft nid)t allein tiamit getrau,

baß bie Sorm beS Körpers als allgemeiner begriff gilt, wie
in ber ^lajttf, fonbern mit Um begriff ijr l)ier notfywenbig

feine £3e$tefyung fcerbunben; er erfd;emt ntd&t unmittelbar

als ©pmbol, fonbern als jum- ©umbe liegenber ©ebanf'e.

£)ie ©arftellung beS im Sßcrfe felbft liegenben ©runb-


gebanfenS gefd)iel)t 1) inbem bie wirfltci)e Sbee buret) bie

3 et et) nun g in allgemeiner SSebeutung bargelegt wirb;

2) tnbem burd) bte Bep4Wg bw gtguren auf bas £ict)t


329

tyre matyemattjtye Stellung im Stamm auSgcbrücft wirb.

£)ie 3eid;mtng gehört ber Seite beö allgemeinen an, xocU

d)e$ aber notywenbig sugteid) in ber SSc^tc^ung ber giguren

auf einanber in ber gorm einer befonberen bejlimmten «£>anb-

lung erfc!;einen muf. £)cr S3egriff, ben bie Malerei atö*

brücft, fann ftd> nie burd? eine einzelne ©efralt erfcfyopfen,

bie feine äußere. S3e§tcl;ung f)at.

£)ie dufäerfte -23efonberl)cit befielt in ber S5efd)affenl;ett

feer einzelnen ßorpcr, welche ber ©ebanfe in 23erbinbung

fefet. (53 lommt &ter 1) auf bte gdrbung, 2) auf bie

forperlicfye £)arjtetlung ber (Situation an. £)ie

3eid;nung gicbt nur ok geijlige 2)arjMung ber Situation;

bie geumbete 2tu3fül)rung erjl jiellt ok Situation in tyrer

SBefonberfyeit bar. — SSBerfc ber Maleret muffen batyer im-

mer oon jwei Seiten angefefyen werben: 1) t>on ber Seite

be6 S3egriffe3 unb 2) öon ber Seite ber S5efonberl)ett, unb


biefe wieberum 1) in #mftcfyt beö GolorttS, 2) ber befon-

beren ©eflaltung.

2Ba3 für ben SSegriff bte sperfpectioe, ijr für ok for-

derliche 23erbinbung ber giguren bte ©rupp i r u n 3. £)urd)

i>k ©ruppirung brücfen ftd) eine Stenge einzelner Momente

be3 v£)auptgebanfen3 au3, bie in btn einzelnen ©nippen


wahrnehmbar werben.
£>er SSegriff erfdjeint in biefer $unjr immer als ein

©an^eS, unb bie burd) 5)erfpectit>e, Golorit, ©ruppirung


entjfefycnben untergeordneten Totalitäten muffen üon ber
allgemeinen Totalität unterfdneben werben. £)te 3eidmung
unb ber oaxin Itegenbe 3ufammenl;ang mufj immer üon
einer (Smfyeit ausgeben; bie befonberen 23ejfanbtt;eile aber

»erbmben fiel) vermöge ber gdrbung unb ©ruppirung immer


330
burd) ©cgenfdlje unb SSejielumgen, tie fidf> mit einanber
oerfnüpfen.

Se mel;r ber S3egrtff in hk dufüere (?rfd)emung über=

öef)t, um fo mel;r geljt bie 3eid)nung oon bem allgemeinen

©ebanfen au6. SSenn ber SSegrtff nod) fcfylummert, ober

fiel) rem als allgemeiner abfonbert, fo i(! bie Sorgfalt für


bie @im)eit beS (Banken ntct)t fo groß. 2>te großen itaÜerfc

fd)en 9ttaler, bei benen ber begriff gan§ Gürfdjeinung roirb,

gel;en immer oon einem einfachen ©ebanlen au3. £)ie

Sßerfe ber beutfcfyen Äun|t hingegen laffen i>en ©ebanfen


als reinen ©ebanfen auffaffen, unb berfelbe ijt bal;er nid?t

in gleichem @rabe in bie äußere (Behalt aB erfdjeinenbe

©n(;ett übergegangen.

X)k mittlere Sphäre ber 23erfnü»fung ber erfdjeinenben

©efklten ijt ber 2Bed;fel jvoifdjen ßid>t unb ©Ratten, ba3


vg>ellbunfel, roeldjeS Siefe unb $6rperlid)feit giebt unb
t>a$ räumliche Clement ber Malerei tjl, rooburd) fiel) ber

eigentliche aIlegortfd>e ©ebanfe am meijten in &xifttn% oer*

voanbelt. £)al>er waltet ba$ ^ellbunfet befcmberS bei ben

oorjug^roeife atlegortfcfyen Malern oor. SBo hingegen ber


allgemeine Sßegrtff mefyr plajrifdf) - fpmbolifd) l;errfd)t, wirb

bie burd) ba3 ^ellbunfel bevoirfte Siefe be3 9?aume§ ntc^t

fo gefugt.

2Bir l)aben nun bie ©egenjtdnbe unb ©cgenfa^e


ber Maleret ndl;er %u betrachten. $auptgegenjtdnbe muffen

biejenigen fein, in welchen bie Allegorie ftd) am meifren

ootlenbet, alfo bie dt>rtflttdt> = retig ib fen, worin bie oollc

Allegorie enthalten t|r. £)iefe ©egenjldnbe mad;en notl;-

toenbig ben inneren Mittelpunkt biefer Äunft au3. £)a3

(Streben, bloß !)ijtorifd)e, §. S5. antife ©egenjldnbe bar;


331

aufteilen, t)<d etwas SrocfeneS unb ©ciftlofeS, unb erzeugt

einen ptaptfd?cn ßfjarafter, welker ber £ob bet Maleret iji

£)icfeS ©treben tft befonberS ber ge^cr ber neueren ibealü

ftrenben franjoftfe^en Spater.

£)aS #t|toufcfye gcl;5rt allerbingS in bie -ftunft, aber

als bie eine (Seite ber Allegorie, unb jroar als bie allge-

meine. (£S barf nie als befonbcreS factum genommen wer-


ben, woburd) ein Portrait einer einzelnen S5ecje6cnl;ett ent-

ftdnbe; fonbern bie £5arjMung mu$ überwiegenb uon einem


nationalen, religiofen ober fonft allgemeinen ©eftd)tSpun?te

auSgel;en. 3n biefem ©tnne ift bie ^ijfortfcfyc Malerei bie

allgemeine <&i\tt ber Allegorie, in beren Glitte bie religtöfe

liegt; unb jene fann nur blühen, wenn biefe blüljt unb fte

ft-d) auf biefelbe begießt.

Auf ber befonberen &titc ber Allegorie jtctyt baS 9)or=

trait als £)arjMung beS (Sin^elnen. Aber aud) biefe fann


ntd;t fclamfcfye ^acfyabmung ber befonberen Statur fein; fonft

würbe ftc ntd;t ben Sttenfcfyen, fonbern einen einzelnen Mo-


ment feines vgetnS ober ^anbelnS im gemeinen Zebm auS-
bruefen. £)aS wal;re Portrait foll unS ben SSegriff beS

äftcnfcfycn barjlellen, unb bieS fonnte man baS Sbealiftren

beS 9)ortraitS im guten <5inne beS SÖorteS nennen. <£s

muß Vu frdftigjle ©egenroart l)aben, in welcher aber äugleicfy

ber allgemeine SSegriff beS SnbioibuumS ttolljfdnbig erfcfyopft

tft. ©o mad)t baS Portrait Uz befonbere <&äte ber Alle-


gorie aus unb tft ein wafyreS ßunjlwerf.

2Cußcr jenen ©egenfd^en ber Allegorie felbjr entfielen

aber fyier nod) gwet (£rtreme, in welchen biefelbe in felbftdn-

bige Momente aus cinanber fallt. Auf ber <5eite beS %W&
gemeinen jle^t bte£anbfd)aft, welche bte ©egenjldnbc m'c&t
332
um tyrer felbfr nullen barfrellt, fonbern nur m #mflrf)t auf

bte SQBtrf ung , bie fte auf unfer ©emütl) ausüben, fo baß
ber Begriff ntcfyt mcfyr im ©toffe felbft, fonbern in bem
Betrad;ter liegt. SDaftcr füllen roir bei bem 2(nblicfe wah-
rer £anbfd)aften ein eigentümliches (Seltnen, voelcfyeS ntcf>t

im .ftunftroerfe liegt, fonbern burd) baffelbe oeranlaßt roirb.

©egenffdnbe biefer %xt l)aben mithin allein burd) tyre 2ßir-

fung auf ba3 ©emütl) il;re fünjtlerifd;e ©eltung. 2Bir voers

ben felbft ein Zfytil be3 JtunftwerfeS , inbem bei beffen Be-
trachtung unfer inbioibuelleS Snterefje in 2Cnfprud) genom-
men roirb. £er ©runb, roarum bie Statur überhaupt auf

ba3 unmittelbare (Sefüfyl fo mächtig roirft, liegt eben barin,

baß fte il)ren Begriff ntd£)t in ftd) felbft l)at, fonbern tyn

erft im S0?cnfd;en ft'nbet.

2Cuf ber entgegengefe^ten <&eite ftefyt bie ©attung ber


Malerei, bei roeld/er ber Begriff jroar im ©egenftanbe ge-

fugt, aber erfi burd) 2Cb(!raction bemfelben üorauSgefefct

roirb; ©emdlbe, bei benen roir, um ben ©egenftanb 51t

»ergeben, erft einen ©ebanfen oorau3fe£en milden. £>afyn


gebort, roa§ man in ber £im|t ein ©tili leben nennt,

aud) £l;ier|rucfe u. bergl.; überhaupt £)arjlellungen mm


©egenftdnben, bie an bte vorangegangene ©egenroart etneS
bewußten SBefenS erinnern. £er (Sinn biefeS ßrtremeS ber
Allegorie befreit barin, ba$ bie ©egenfldnbe felbft in ftd;

leinen Begriff tragen, fonbern biefer fupplirt werben muß


tmb gleicfyfam barüber fd;roebt.

£>te allfeitige 2£Uegorte fommt nur in bem religiofen

(Stoffe roirflid) ju ©tanbe. £)ie beiben (Seiten berfelben

febeiben ftd) al3 ]t)tfIortfcr>cö Bilb unb Portrait oon einanber ab,
unb an ben (gnben flehen bie £anbfd)aft unb ba£ <5tillkben.
338

(So bcfttmmte f)tftortfcJ>e 3)criobeu, roie in ber ^laftif,

laffcn ftd; m bev Maleret nid;t unterfdjeiben , ba bie Sfto*

mcntc berfclben weit mannigfaltiger ftnb. — £>te (Stufe

ber $unfl, bie oon bcm allgemeinen begriffe ausgebt, be*

geidmet befonbcrS SDHcfyael 2(ngelo, welcher ÄunfHev ftd>

aber gu einer füllen 23ollenbung erhoben l;at, baß er auf


einem ganj unioevfellen Stanbpunft fW;t. 2lm t>oIlftdnbtg«

ften fommt bie Allegorie gur Gfrfdjeinung in (Sorreggio


unb Sfcapfyael; in jenem befonberS im rein malerifdjen

(Sinne; bal;er feine fyofye SBollenbung im v£)ellbunfel, ver-

möge beren jeber einzelne Ztje'd auf ba3 ©an$e belogen wer-
ben muß. Sn 9?apbael ö c ^ ^ e 2Cttcgorte mefyr t>om <Si;m-

bolifcfyen au3; baljer erhalt fyter bie ©ruppirung ^o^ere S5e-

beutung, aB baö £el(bunfel. — 2116 Sfepräfentant eines

britten StanbpunfteS , roo bk forderliche gdrbung bk £cm$U


fad;e ifl, erfcfyeint Sit tan.
Diebenarten ber Malerei, rote in ber 9)la)Iif ba3 Relief,

ftnb bie 3eid;nung, ber #o.ljf$nftt unb ber Tupfer-


fr id). 3Me 3eid?mmg t(r bie bargejMte reine gorm, ber

Segriff eines £unffroerfe3. £)er ^oljfdjnttt fommt ber

2öirfltd)f eit ndfyer, fann aber nidjt in baS 2(eugere ber (£r-

fd)einung felbjt eingeben, fonbern nur bie &iefe ber Sbee


als etroaS ©egenrodrtigeS barftellen, unb t|t in biefem «Sinne

eine treffliche Äunft, bie btn ©ebanfen in großer £fteinl)eit

barjMt. £)a3 Sejlreben, ben ^ol^fdmitt bcm Äupferjiid)

dbnlid;er gu machen, i(! eine Söerirrung. £)ie Äupferflecfyeret

§at nur ben 3wecf , baS ©emdlbe feinem Segriffe nad) aufc

guberoafyren unb ift nidjt fo felb jtdnbig , voie bie $olgfd[)neibe*

fünft, bie tief in bie Sbee felbft eingebt.


334
S. 2trdjttectttr.

£>k S3ejlanbtf)eile ber ßunft fonbern jtcr) in 1Lxd)\t&


ctur unb fOZuftf t>6llig &on emanber ab. Sn jener tjl

bei* ©egenjlanb bloßer (Stoff imb ber begriff befielt blogt

in ber Sejiebung beffelben. Sn ber SffluftÜ tritt ber begriff

als bloße gorm, att freie einfache £l)ätigfeit auf, bal)er

al§ Saut welcher bie 3eit erfüllt, wie in ber 2lrd)itectur

bcr Ovaum bte gorm beS 33egrtffe6 tjl. <5o wirb jeberSe-

jlanbtfyctl ber ßunjl für ftd) unabhängig unb fuppltrt ben


anbern.

Sn ber 2Crd)itectur tjl ber SSegriff mit bem ©egenflanb


fo »erinüpft, ba$ ber (Stoff für uns nirf)t6 tjl, außer wenn
wir üjn in bie SSejtelmng auflofen. £)er (Stoff wirb Vit

£)arftcllung ber unmittelbaren (Gegenwart be3 S5egrtffe6.

Sn ber SRuftf hingegen gel)t ber Segriff felbjl in SE&dttajfett

über. £>aburcl) werben wir in ben fünfllerifcben ©egenjlanb


fyineingejogen; wir werben felbjl 33ejlanbfl&eil beS Äunjl-

werfeS unb unfer ©emütb wirb Martin »erwanbelt. £)te

2lrcl)ttectur t>erfe£t baö ©emütf) ganj nad) äugen; Vie $?U'

ftf jiel)t bie Sfftannicbfalttgfeit beS äußeren SebenS in baS

innere be£ ©emütfyeS f)inein. 3)arm liegt bie wefcntlid)e

SSebcutung biefer betben Äünjle.

Sn ber 2fvcr)ttectur reißt ftc^> ber ©ebanfe t>on bem


benfenben Vermögen lo$ unb wirb em&etmifcfy im Staunte
bureb baS SDftttelglicb , welches ben ©ebanfen unb fein ©e^

fefc mit bem unorganifeben (Stoffe ^erbtnbet. £)tcfe3 ijl baö

fBerbdltniß, baS (Schema ber (SinbtlbungSFraft, welches

ben bloßen «Stoff auf ben begriff bc3 9?aumc3 jurüdffübrt.


£)arin liegt ba3 große ©eljeimniß ber 2lrd)itectur, beren
335

@nt(W;ung man ntc^t t>on bem ftnnlidjen S5cburfntffc ^cr=

leiten bavf.

£)er 9ttenfd; muß bie I;6d>fte Ganfyeit ber ©ebanfen ^u-


gleid) aB ©cfcfe ber rdumlid;en SBeltorbnung anerfennen.

&ie 2Trd;ttectur brucft bal)er nie ben befonberen 3wccf be3

©cbaubcS allein auS, fonbern ben allgemeinen, ben ©e-


banfcn ju ücrwirflid;cn. ©ie t>at mitl)in bie unwerfelle S5e=

beutung be£ 2Beltgebdube6 felbjt £>ic äußere Gegenwart


bor Sbce unb bercn #bfd)ließung im (Stoffe ift unmittelbar

ein§ unb baffelbc unb fann nid;t getrennt werben; baS 25c-
fonbere ift ntcfytS außer bem allgemeinen SSegriffe, welcher

begriff ber Sßcltorbnung ift. £)ie 83ebcutung bee> 2Beltge=

bdubeS aber liegt barin, baß ber S3egriff ber üftatur dußere

©riflenj erhalten l;at.

2)a3 v^auptjiel ber 2Crd>itcctur ift, ein in ftd) sollen*

bcteS fyarmomfd;e§ ©an^e buvct) ba$ 23erl)dltniß ju bilben.

£)cn ©egenjlanb biefer Äimff bctreffenb, fo fann ftc im


2Befentlid)en nur SSc^ieljung auf bie ©ottfyeit fyaben. £>a*

fyer gel;t ft'e einzig unb allein oon bem S5au ber Setup et
<m$ unb tfl an unb für ftd; ju feinem anbern 3wecfe ba.

£)er Sempel ift £)arftellung ber unmittelbaren ©egenwart


©otteS in ber wirflid;en äöelt, unb ber Sempelbau, auf
wcld)em alle 2Crd)itectur beruht, gel)t nid)t oon bem gemei-
nen £duferbau auS. ZUe anbern ©ebdube muffen tn 33e-

^ieljung auf ben Sempelbau betrachtet werben. 3(1 e3 nid)t


bie 3bee ber ©ottfyeit felbfr, fo muß bod) immer eine allge-

meine 3bee, j. 23. beS 6d)aufpiel3, be£ (Staates u. f. w.


üorauSgefe^t werben, hie ftd> als unmittelbar gegenwärtig

in bem SBcrFc ber SBaufunft barffellt. 9?ur bann wirb and)


bie wafyre 3wccfmdßigfeit erreicht.
336

(Berate wegen bei* unmittelbaren ©egenwart ber Sbee

muß in ber 2(td;itectur ber @egenfa£ beS <St)mbo Uferen


unb 2Cnc^ortfd>en ftd> am fd)drf|len geigen. (£3 i|I ein

proper Unterfd;ieb, ob bie ©egenroart ber Sbee im (Stoffe

fpmbolifd) i|r, ober berfetbe atlegorifcfye SSe^ielrnng fyat

2)aburd) unterfcfyeibet ftd> bte alte 23 au fünft »on ber

neueren.
S3on ber alten 25au?un(t befonbcrS liegte man bte tr*

rige Meinung, fte fei au3 bem SSebürfniß entjfanben. (£§

erfcfyeint bie$ beßwegen fo, weil l;ier ber gan^e S5egriff im


rdumltd)en 23erl)dltniß erfcfyopft tjt. £)al)er mußte bie alte

S3auutnjT ftarfc Analogie gur §)lajlii: l;aben, ba hingegen


bie nettere SSaufunft fid) ber Malerei mefyr nähert. £)a3
rdumlidje £3erl)dltmß in bem alten 23auroerfe ijt ganj t>om
SSegvtffe angefüllt; ber alte S3au ijt bal;er nad; allen Let-

ten gcfcfyloffen, überall ffcfytbar unb oon jeber <&eite ein

©an^eS. %u$ biefem ©rtmbe i\l bie oiereefige gorm ber

©ebdube hei ben 2Clten überwiegenb unb hie SSejielmngen

t>erl)alten ftd; nUxaü, im inneren wie im 2(eußeren, paar-

weife. £>ie üollenbetjlen alten Tempel fmb bie ldnglid;oier-

eeftgen, bte auf allen (Seiten (Säulen fyabcn. 2Me $unbe


tjt fd)on in gefucfyt unb l)at überwtegenb plajfifcfycn @l;a-

rafter.

£>te einzelnen Steile unb ifyre gk^ieljung auf einanber

ijt in bem antuen ©ebdube bie $au$t\aä)e ol)ne dlnd\id)t

auf ben gemeinfdjaftttdjen Segriff. £>al)er fofflmt eS in

ber alten SSauftmjt oor^üglid) auf bie (Sdulenorbnun;


gen an. £)ie (Säulen bitten bcjfrmmte Unterabteilungen,

in benen ftd) ba3 £krl)dttniß entwickelt, unb in bem @fya*

rafter ber bret (Sdulenorbnungen liegt cineSSe^ie^ung, burefr


m
weld;e bie allegorifdje ober fymbolifcfye S3cfd^affent;cit ber

2trd)itectur Kar wirb.


£)ie borifc^e ©dulenorbnung faßt am meijlen ben

reinen S3egriff, bie reine 3cid)nung auf unb ijt bal;er bie

einfädle unb feierliche, (Sie t?erfür§t ftd) in geraber 2inie

unb geigt in tyrer ganzen @on(lruction , baß eS nur barum

ju u)im ijt, baS ®an$e in feine S5e(ranbtl;ei(e einzuteilen,

darauf beruht aud) bie gleichmäßige <Smtl;etumg beS bort-

fcfyen ©ebdlfS. £er gan^c ßtyarafter biefer vorn reinen S3e-

griff auSgefyenben einfachen ©dulenorbnung ifr rl)t)tl)mifd) unb


fiel)t ber rein fymbolifcfyen $unfl am nacfyjren.

£>a3 (Srtrem ijr bie ionifdje Sdule, bie am meijlen

in ben 3wec? übergebt, bie befonberen 23ejtanbtl)eile für

ftd) als lebenbige ©anjc auftufaffen. ©ie tydngt nicfyt fo

eng mit bem ©an^en jufammen unb fyat eine felbfrdnbigere,

ntefyr organifd) runbe gorm. ©d)on bie 2Clten vergleichen

bie bogenförmige SScrfürjung ber ionifdjen ©dule mit bem


ntenfdjlidjen, namentlich htm jungfräulichen Körper. (ES

äußert ftd) in ber 2Bieberl;olung biefer ©dulenform ein volles,

in ficf> abgefd)lojfeneS Zehen, vermöge beffen bie einzelnen

S5ejianbtl)eile für ftd) als tebenbige auSgebilbet werben follen.

gene beiben ©dulenorbnungen machen bie dußerjten

(Enben biefer Äunjt aus. £>ie britte, bie fori ntbifcfye,


gel)t fyinftdjtlid) ber ©cjralt $u ber erjten jurüc! unb ijr gu-

gletd) in ifyrem ©cfymucf bie prdcfytigfle. Sie tjf bie mitt-

lere, allegorifcfye, worin ftd) bie SSejiattbtfye'Ue beiber (Ertre*

mc burd)bringen. 3war ijr bie ©ejtalt fd)lanf; aber ber

SSogen ber SSerfürjung wirb wieber gerabliniger unb baburefy


jfretiger, als bei ber tonifdjen <Sdule. ©ie §at bafyer weber
bie (Einfalt ber erjten, nod) bie Uepptgfeit ber ^weiten £>rb*

22
v — 338 =

nuncj , unb credit ben @barafter ber Vegetation, rooburcl)

ft'e )id) am meijlen bem atlegorifcfyen 9)rincip nähert, toeXc^e^

in ber neueren Äunfl l)errfd)t. Die forintf)ifd?e ©ante tyat

in weit fyöfyerem ©rabe att bie anbern beiden, Un Qfyaxab


ter beg ^erfpectfotfcfyen. Die £Reil)e erlernt t)ier immer atö

ein ©anjeS unb $ugleicl) in SSe^ieljung auf anbere Reiben.


Snbem bie @dule fcfylanf emporjleigt unb ftcfy im Änauf als

in einer 23efriebigung verbreitet, tritt fyiex meljx ber 2CuS*

bruef eines 3ufammen|1reben6 in einen VereinigungSpunft

fyervor, welcher ba£ 9)rincip ber neueren, b. fy. ber üiU


beutfcfyen, SSaufunft ausmacht.

Die 2ntbeutfd?e SSaufunjt ^eigt in tfyren SBerlen

immer einen Moment, ju welchem baö ©an$e l)infJrebt,

a(S 3roecf unb <5pi£e; bal)er bie pflangenartige ©effaltung

im (unfeinen. Da§ 2Cufflreben ber Fäulen gum Änaufe


vollenbet ftd? ^ter buret) roirfticlje Verbinbung ber ©dulen

in ber gorm beS ©pitgbog en£. Der ©inn biefer (üx*

fcfyeinung befielt barin, ba$ ber 83egriff fyter nid)t burtf) bie

üftaffe in allen ü)ren ©liebem gleichmäßig verteilt ift,

fonbem ba$ din^eim ftcfy in ben SSegviff aB feinen Vereis

nigungSpunft verknüpfen muß. Daljer ijl biefe Saufun)!


ttoräugSroeife ber reinen rfmjTlicfyen DMigion angel)6rtg, wäfc
renb* ber ^ofytfyetSmu^'ftd) bie ©ottl;eit fo benfen fonnte

unb mußte, baß fie ftcfy in alle SSepanbt^eile ber SÖZaffe

verlor. 2öo t)ie univerfelle ©Ortzeit perfonlid) ijl, fann bk

S5aufun(! ben SSegviff nur gum <3cl;iußpunfte aller SSe^te-

(jungen machen. Dal;er ba3 ©treben nafy <Spi£en ober

Vereinigung ber ßinien unb nad) ^erfpecttve in ber neueren


SSaufunjl, tt>e(c^eö ftd> im Beugern bmd) ben £l)urm, im Sn^
neren burcl) bie pcrfpectivifd)e 2(norbnung be$ ©an^en bar|Mt.
389
(Sine altbcutfdje ßircf)e barf ntd)t als gleicljooüenbet oon
allen (Seiten betrachtet f fie muß perfyectiotfcf) gebaut wer;
ben. £)ie $auptfronte ifi bie Einleitung jum ©an^en, ber

£l;urm bie Anbeutung beS ©trebenS nadj) Bereinigung im

Beugern; unb roaS oon außen ocrfprocfyen wirb, letfret baS

Snnere. £5aS ©c^tff muß in S5e§iel;ung auf baS eigentliche

£eiligtl;um ganj perfpectioifd) fein; baS Allerljeiligfle ober

ber ßfyor macfyt bie Sßollenbung beS ©an^en, fcfyu'efjt bie

9)erfpectioe unb mu$ auf baS *>ollflänbig)lc auSgefcfymücft

fein.

£>ie 7ü*d>ttcctur ifl in ber neueren Sßett bie umfaffenbc

Äunjl für alle übrigen Äünfle. Sie 9>Xaftif fann fiel) bei

un3 nicl;t fo abfonbem, roie bei ben Alten; fte ijl immer
©cfymucf ober Ausfüllung ber Arcfyitectur, unb baS einzelne

SSilb burd) bie SBe^ieljung auf ben begriff beS ©an^en mit
bemfelben oerbunben. X)at)ex fmbet fiel) eine unenbltdje gülfe

Keiner plaflifcfyer Ausführungen in oen alten beutfcfjen Bm


d)cn, voo bie spiajlif nur bem malertfcfyen Swecfe beS ©an-

gen bient; roeßljalb aud) bie einzelnen plaflifcfyen gigureri

für ftd) genommen nicfyt fo fcollenbet fein Tonnen, rote bei

ben Alten.
Aucf) oie Malerei ffließt fiel) in bet neueren SBelt ber

Arcfyitectur an unb mu$ als ein 35eflanbtl)eil in biefelbe

aufgenommen werben. Styre SBeflimmung ijl, in ber per-

fpectioifd)en Anorbnung ben ^intergrunb gu bilben. äSaS


Vie Arcfyitectur unS afynen lieg, baS tritt in ber Malerei

lebenbig fyeroor. S5ei tiefer l)ol)en SSebeutung ber Ardjitectur

in ber neueren Äunjl muffen bie anbern $ünfle notfjroenbtg

immer frdnfeln, fo lange nicfyt ok Arrf;itectur auf irgenb


eine SBetfe roieber l)ergcflellt ijl.

22*
340
4. Sföufif.

Sil ber SRujtf wirb ber reine ©ebanfe Sr^dtt^Fett unb


^Bewegung, unb jroar als bloß e Sorm beS drfennenS unter
bcm ©efe^e beS geitmaßeS unb ber ^Bewegung, nicfyt als

fubftanttcUcr begriff, fonbern als Sbentttät feiner eigenen

£l;dtigfeit 2öo ftd? ber begriff rein von ftrf> felbjr abfon*
bcrt, roie in ber Ercfyttectur, tritt er in ben Raum hinein;

voo er als bloßer begriff bennoc^ ertjftrt, fann er nur m


ber 3eit crtjtiren. SDurcfy ben £aut brüc!t ftcfy überhaupt
bie allgemeine Seele, ber einfache 35egriff beS £)afemS ber

eriftirenben £)inge auS. £)cr fiaut ijt t>te erjre £)imenfton

ber geizigen , roie bie ßmte ber förderlichen üftatur. Söie

bie 3etcfynun<j im @emdlbe ben reinen SSegriff im 3£aume


barftellt: fo wirb ber reine ^Begriff ber £>inge burrf) ben
fiaut m ber Seit auSgebrücft. £er Saut ijt bie gettlicfje

£inte. £)al)er äußert er ftcfy aucr; an ben unorganifrfjen .Stör*

pern felbjr unb brücft iljre (5or)dfton auS, unb baljer fyaben

bie £autoerl)dltmffe, roie bie rl;t)tfymifd)en, bebeutenbe 33e$te*

|ung §um dlaume.


£>er Saut muß, wenn er erijriren foll, ftdf) notl;wenbig

als Zon von fiel; felbjr unterfdjeiben; fonjf rodre er bloßer

©ebanfe ober bloße 3eit, nicfyt] (Erfüllung berfelben. £)a-

f)er lommt ju ber ^eitlidfeen S5efci>affenr)ett beS SauteS notf)s

roenbig qualitatioe 23erfd)iebenl)eit im Sone felbjr, woburdj


ber befonbere 3uj!anb ber (Seele, unb jwar vor^ugSweife
ber Seele beS Sftenfcfyen als ber bewußten, ftc& auSbrucft.

(ES muffen mithin in ber IS?ufif jwei SSejrimmungen beS

SonS (rattfmben : l) bie bloß quantitative, fofern ber Zaut


bie 3eit erfüllt, welche SSejtimmung ben reinen begriff über-

haupt auSbrüdt; 2) bie qualitative, ber innere Unter-


341

fdjieb ber Zone felbfl, woburd) bic jeitlidje ©leidjmdßigfeit

einen Snl;alt erhalt unb ben befonberen Sujianb, bie (5m-

pftnbung au^ubrücfen fäl)ig wirb.

allein nid)t bloß jum 2tu3bruc? ber befonberen ^mpfin=

bmtgen ift bie 5D?uftt ba; biefe fmb nict)ta , als momentane
3ufränbe, meldte für bie Äunff nur burdf) bie Sßerbmbung

in eine ßinfyeit etwas werben fonnen. £)ie momentane (sm-


pfmbung muß bal;er mit ber ßinfa^eit beS menfd)lid)en
©cmutljeS ftd) burdjbrmgen. £)er allgemeine menfcr)ttcr)c

©eift als reine 2Cbffraction iji in jebem Momente ber 9ftuftf

gegenwärtig ju benfen. Snbem fo mit ber SOZufif immer


bie atigemeine gorm ber einfachen geizigen Sl)dtigfeit ver*

bunben ift, ift bie SJJufff eincrfeitS inneres §ül;len ber ©eele

überhaupt, anbrerfeitS tfuSbrutf ber befonberen (Smpftnbung.


SSeibeS muß fiel) innig burcfybringen imb eben baburcr) bie

Sbee barjMen , inbem bie Tlu\it immer als baS allgemeine

imb biefeS felbjl jugleicl) als momentaner Sufknb empfunben


wirb, alfo nid)t bie (Empftnbimg allein, fonbern augleidj

bie einfad;e gorm beS £)enfen$ in il;r t>erwir?licl)t erf^eirtt.

-— ©o vermag bie Sftufif uns felbjr bur$ ben Moment ber

(£rfd)eimmg in bie ©egenwart beS Ewigen ju öerfefcen, in-

bem fte unfere Chnpftnbung in bie (Einheit ber lebenbigen

Sbee auflofi 25ie 33aufunji maä)t baS göttliche 2Befen ob-

jeetit) im Sftaume; bie SDhtftf 16(1 imfer eigenes Sßexoufo


fein in bie Sßal>rnel;mung beS Ewigen auf.

£er eigentümliche wefentlidje (&ehxaud) ber Üötoftt tfi

bemnad) ber religiofe. @S giebt in ber Sftuftü fein Ser^

fallen ber S5e|?anbtt)etle, wie in ber 9)lajlif unb Malerei;


alle t)erfd;iebcnen llxien ber 50?uftf fmb nur befonbere %fc
flufungen \xnb 2lnwenbungen ber göttlichen Sbee auf bie
;

342
SBtrftic&fett. Der mncrflc <&mn biefer Äunjl ijt bie ©es
genwart ber ©ott&eit unb bie tfuflofung be§ ©cmütyeS in

biefelbe, wovon bte untergeorbnetim 3Crten nur 2(nwenbun=


gen ftnb. — Die beiben analogen Äünjfe, fOtoftf unb
SSaufunfl, gefyen belegen fo ganj in3 gemeine Seben über,
weil bcr begriff l)ier bloß ber gorm ber (grfenntnifj ange*

gehört, t>k ftcfy auf bte ganj befonberen Momente beS 2e*

benS anwenben lagt. &a$ eigentliche SÖSefen aber iji in

beiben fünften immer ba3 SMigtofe, unb m beiben werben

wir felbjt mit in ba$ Äunjfwerf aufgenommen unb in ein

Clement beffelben verwanbelt


Die Quantität äußert ftcf> in ber SOhtftl baburefy,

baß ber allgemeine ^Begriff ftd> im ©letcfyartigen wieberfyolt,

beffen periobifdje Gnntbeilung ben SRfyytfymtiZ ausmacht.

Die dxtlfyc ber Sone ?ann lein ßontinuum fein, ba ftc fiel)

an bie 9ftannicl)faltigfeit ber (Empfmbungen auffliegen muß.


3)er0ty9fymu$ ijl an ftcf) bloß Quantität , b. i. 3eiteintf)ei-

lung olme ©reff. Die 2öieberfel)r ber (gm&ett in ber quan*


tttattücn Beitrete, hk gleiche Qfintfyeilung , ijt ber £act.
Die (Sintfyetlung muß aber ntd>t notlmxnbig eine gleiche fein

mit t)tm dtyytymtö tji ber begriff be3 SacteS mcfyt nnmiU
telbar verbunben. Die Sftanmcfyfalttgfett fcer Slualttät wirb

oft fo übermächtig, baß ffe bie ©leid)l;eit be£ Quantitativen

aufloji.

tfber aud) bie Sftamtidrfaltigfeit ber £6ne ber £L\\te

ütät naefy ijt burd) ben ßontrajl in eine ©nfyett ju ver-


binben, welche bie Harmonie ausmacht. Dicfe ijr für

bie Slualttär, m$ ber $l)i;tl)mu$ für bk Quantität i(!. Durd[>

bie qualitative 23erfd)iebenl)eit ber £one in tyrer tfofymU


fc^cn golge entfielt bie SÜJobulation. Harmonie unb
343

$l)t)tf)mu6 gelten mithin in ber Sfflobulation in einander über,

unb biefe tft t>k wafyre SBttfltdfjfett ber SJtoftf:

£)a3 ©pmbolifdje in ber Sftobulation, in fofern bie;

fetbe oolle ©n&ett be$ fftyytymtö unb ber Harmonie iß,

madjt bie 9ttelo bie au§, welche äugleid) golgc be$ ©leid?-

artigen in ber 3eit unb 3ufammentreffen be& 9ftannid)fatttgen

tjl. — £Me Sttelobie tft entroeber t>or$ugött>etfe rtjtyt&mtfcfy,

roie bieg bie gan^e antife 50?uft£ oorjugSweife war (fylZa*

btfcfye ßompofttion im Unifono), ober fyarmonifd). — £>ie

grage, ob bie alte Sttufff Sact fyatte, lann man nidjt um


bebingt bejahen , t>a bie 9?otfyroenbigf cit be$ £acte§ au§ bem
Uebewiegen ber Harmonie entfte&t, unb berfelbe mithin in

ber alten SO^ufif bei bem entfd)iebenen Uebergen>id)t be$

StypttymuS nid)t ganj unentbehrlich fein lonnte. (ES mußte


fe^r tool)l alte Sftuftf olme £act geben fonnen.
2$a3 t>en Unterfdn'eb gwtfdjen SBocal* unb üsnjlru-
mentalen fif betrifft, fo war bei ben Ziten beibeS

unter ftd> unb mit ber ?)oefte eng »erbunben. S3et ben
teueren fonbern ftd) alle biefe 33ej?anbtl)eile meljr allego-

rifdj t>on einanber ab unb bilben ftcfy felbjMnbiger au§ als


allgemeine gefegmäßige (Entnotcfelung beS ©an^en.

äufammentyang unb SSerljäUntf ber Äünjte.

2>te spoefte ftel)t felbjfdnbig auf ber einen ©eite unb


umfaßt für ftd) allein ben Umfang ber wer anbern Äünjle.

£)iefe beiben Waffen ftnb üerfd)iebene SSelten ober leiten

ber Äunjt. 3öo aber ba$ (Symbol überwiegt, oereinigt

ftcfy bie ^oefte mit ben t>ier anbern Äünjfen auf t>a$ ge^

nauefte. ©o war e3 bei ben 2Hten, im £)rama als bem


SRittel^unfte ber pnjen Äunfl, n>o 2Crdj)ttectur, Malerei,
34 4

klafft! (fowoljl in bcr ©eflaltung ttnt> tbealiftrenben %u&


fdjmüd ung ber ^erfonen r
als aud) im Sänge , welcher md)tS
anberS als 20tSübung ber spiajtif i(l) unb enblid) Wluß
im Vortrage ber ^oefte ftd> mit btefer oerbinben unb baS
alteDrama %n einem Snbegriffe aller fünfte machen. —
£)a$ Drama ber lilttn war urfprünglid) religiofe v£anblung,

würbe aber bann gang gu einer 2Cnjlalt für bie ßunft, ba-

l;er benn aud) bie bamit oerbunbenen mpjttfcf) religtofen $anb-


innren eine gang abf!racte S3ebeutung erhielten. £)ie ^un(!
fyatteMt Religion, in fofem fte ftd? als gegenwärtig offene

bart, oerfcfylungen; bafyer brdngte ftd> baS gange Seben ber


ZlUn in bte Äunjl Rammen unb wollte fymbolifd) fein.

S5ei i>en teueren ijr bie ©cfyaufpielfünjt nid)t auf glei*

d)e SBetfe hk ooutommene Bereinigung aller lunjle. DaS


muftlalifcfye unb unmuftfalifcfye Drama ftnb fyier gang getrennt.
£e£tereS fprid)t t>k inneren ffltotwe ber #anblungen mit
au$ unb famt auf feine SZöeife muftfaltfd) werben. DaS
muftfalifdje Drama aber ijt Ui uns eine (Gattung ber Win*
ftf, nicf)t ber spoefte; ein Surucftreten ber SDtoftf auf bert

inbimbualiftrten ©toff. Strebte man in ber £)per nad) all-

gemeiner Deutung auf baS Snnere in aller ^oeft'e, fo fonnte

tiefe ©attung fcljr gehoben werben. Die fyocfyfte 2(nndl)e-

rung an biefeS 3iel geigt bie ©lucffdre £)per.

Dagegen tjt bie neuere spoefte überhaupt ber lebenbigjle


2ütSbrucf ber fyiftortfcfyen (Entwicklung beS göttlichen SBefenS
im menfd)lid)en ©efd&lecfyte unb tjat oermöge ü)rer allegori^

fdjen SSebeutung weit allgemeineren unb wefentlid;eren ©tnn,


als bk alte. SSet \)m 2ütcn tjt bie Offenbarung in jebem

Momente mit bem (Stoffe gefdttigt; baburd) wirb baS ein*

jefae äunfiwerf bebeutenber; feines aber beutet in folgern


345

©rabe auf ben inneren 3ufammenl)ang unb ba§ innere SSe*

fen ber ©jriftenj fyin, wie e$ bie neuere ^oefte vermag. —


$Kan fann bte neuere spoefte nur burefy ü)re ©efcfytcbte gan$

t>erflet;en. ©ie tft in btefem ©tnne weit meljr dn ©angeS,


äl$ bte alte, unb — was man gewofynltd) üerfennt — t)k

$auptquelle für bk innere ©efcfyicfyte be3 göttlichen ©eifteS

tri ber neuern SGBelt.

£)k wer anbem Äünjk fyaben in unferer Sßelt bie

Aufgabe, bte wirfticfye ©rtftenj in ben 2Cbgrunb ber ©Otts

fycit als in eine unmittelbare ©egenwart jurucfjufül^ren unb


bienen bal;er befonberS ber Religion. $)la|lif unb Maleret
waren in ber alten ^unfr felbjldnbtg; in ber unfrigen ffnb

ftc e3 nicfyt, unb e3 ift ein ©nmbtrrtfyum, fte, bem 2ttter-

tl;um nacfyaljmenb, für felbjrdnbtg $u galten. — 3>ie£unjl


wirb ntcfyt wteber erfteben, fo lange man nid)t einfielt, bafj

bie ganje neuere Äunjl auf ber Sieltgton beruht, biefe aber

ftd) wefentlid) burd; 2Crcf)itectur unb SOtoftt auSbrücft, unb


Malerei unb 9)laj!if nur in SScjtc^ung auf jene fünfte ü)re
23ebeutung Ijaben. ©o fnüpft ft'cf) bie Äunjl aixü) l)ier an
bie Offenbarung.
SCnmeffungen,
3u ©. 7.

3Die gemeine 2fnftcr)t oon ber Unfruchtbarkeit aller Äunj!-


pf)ilofopl)te wirb weiter ausgeführt unb wiberlegt in ben
*pi)il. ©efpc @. 288. f., wo e$ $eiflt: „9W«t* lä£t ff*

wol)l weniger lebten, alö ba$, waö eigentlich ba$ innerjre SSefen
ber ßunjt ausmacht, welcfyeS ot)ne bie urfprünglicfyjle natürliche

Einlage auf feine SÖßeife in ben Sttenfcfyen gefcfyaffen werben


fann. S5on biefem r)ertfcr;enben innern triebe aber unb htm
angeborenen ©enie mujj aucr) bie $anblung6weife be$ $unjt(er£
in ber wirflicfyen 2lnwenbung au$ger)n. 3$ biefeS gegenwärtig,

fo fann Ü)m nichts nu&en, al$ eine burcfybacfyte 2Cnwetfung juc

ßrüenntniß ber 9?atur unb jur 35er)anblun<j ber dujjern ©toffe,

bamtt (eine SSegeifterung bie rechten Söege, auf welchen ft'e in

bie wirflidje 3Bett auöftromen muß , nicfyt t>erfel)le. lieber ben


SUtell aber biefer S3egeijterung r)ilft alles ©rübeln mcfytS, unb
bringt nie fo tief, al$ bie urfprungltcfye Anlage in ber (Seele
be$ .ftunfrlerS fcf)on t)on felbft begtünbet tfh tnelmefyr bient bie

Sljeorie nur, ilm auf £)inge aufmerffam, ju machen, Aber bie


tr)n ber glug feines ©etffeS r;dtte rjinwegtragen follen, unb tr)ti

fo in fld) felbjt ju verwirren. 3« fann mir bar)et nttf)t ben*


Jen, bajj e8 irgenb eine fruchtbare Äunjfpfyilofoprjie geben fonne."

Sßergl. aucr; ebenbaf. @. 250. 251.


Sn ^inftcfyt auf bie war)re Aufgabe unb SSebeutung
ber *Pr)ilofopl)ie l)eipt eS hingegen in bemfelben ©efprdd;e ©.
298. ff. Don bem 2ßar)tr;eit fucfyenben ^>f)ttofopf)cn : „3&m muß
ba$ SBirtTtcfye unb ba$ @efd)er)ene, in feiner wahren Siefe aufge*
fafr, eine unwrtilgbare Äraft ber Ueber$euguna, in ftcr) tragen, unb
350
et muß allzeit flar tmb beutlicfy roiffen, bajj er um fo mefyr in
tag roafyre Snnerjte bringe, je feflec feine ©ebanfen mit ber
2ötr£lid)feit üerroacfyfen finb', je retner er biefe burcf) fte felbjl,

nicrjt aber burcf) feine einfeitigen unb befcbrdnften Neigungen,


SBünfcbe unb SSeffrebungen, ernannt fyat Sfticbt ba$ 9?eue unb
Unerhörte in Sßergleicfyung mit bem SSefannten unb ©egebenen
mug er fucfyen, benn roaä nocf) nicfyt ifi, ba8 fann er ntcrjt

tierftebn; unb barum foll er nacfy bemjenigen ffreben, roa8 in


bem Sßorfyanbenm ba$ 5öaf)re tfl unb nicfyt ber leere ©cfyein!
3öa3, feitbem Sttenfcfyen if)re ©efd)irf)te roiffen, ganje Golfer
in ifyrem ^nnerften burd) ©efhltungen unbewußter SSegeijlerung
mit tjinreifenber, umx>iberftel)lid)er Äraft be$ gebend unb ber

SBat)r()ett beroegt, geleitet, erfd)üttert fyat, roaS üon ber SO?enfd)-

fcett a(ö bie gegenwärtige ffiafyt, bie i()r SSolfen unb il)r ©e*
tingen befcftloß, mit Unterwerfung t>eref>rt rcorben, wa$ nocfy

r;eute bie eigentliche innere sftotbwenbiglleit ift, bie allen 25ufen

gebietet, wa3 ftd) bem Äunfller mit eigentlicher 2öal)rr;eit at$

ba$ lebenbige £)afein enthüllt, unb burct) fein gdnjltcr; unter?

roorfeneö unb angefülltes S3ewu£tfem in befonbere gormen ber


Crrfcbeimmg tfromt, was im «Staate ©emeinftnn fyeißt, unb üa--

burd), baf* e$ jeben (Sinjelnen auf feinen eigentljümlidjen SBortl)eil


treibt, bod) mit rounberbat roaltenbet SSorauSbeftimmung bie

©efammtljeit ber s
D?enfd)en al$ ©lieber <5tne^ im ©Uten allein

beffefyenben ©emeinwefenö §ur Harmonie ber £ugenb len!t, ba$


unb nichts anbereö tjl ber ©egenjlanb ber *pi)ilofopl)te , baS fo(f

fte auö ber einfachen SDfttte IjerauS jur üollfommnen beutltcfyen

Grinftcbt bringen, bamit e$ nie mit trgenb einer leeren §orm


ber ©ebanfen, ober einem einzelnen Grinbrucfe ber Grrfcbeinung,
ober einem ©efpenfle ber Gnnbilbung t)erroed)fclt werbe! (§3

fann alfo tx>or)t niemanb weiter abirren t>on bem wahren 3Sege
51t tl)rem 3iele, alö wer ber 5Billfür aud) nur irgenb einen

(Spielraum gemattet, unb ftd) ntcfyt ffreng an ber gegebenen

SBirtlidjfeit , aber fretltd) an bem inneren berfelben feft fyalt*"

©benbaf. ©. 310. f.: „Wlan fann fagen, bie 5ßelt fei

für alle übrigen Sttenfcfyen nur fd&etnbat, für ben 9)(;ilofopf)en


351

allein »afyrtjaft ba. Diefer nimmt in einem jeben einseinen Dinge

unb in einem jeben befonberen tfugenblidie feines 2eben6 bie (Begen»

wart beä SÖotfommenen wal)r, unb bie gettttrf^e jufdUtgc ©efhlt

ber (Srfd)finungen lofet ftd) billig in ntdjtS auf, inbem an il)re

(Stelle ba$ wabre unb ewige Söefen tritt. Darum braucht ec

btefeS weber in ben SSerfnitpfungen, bie ber 93er|tanb nad) fei-

ner gorm btlbet, ju fucfyen , nod) e$ ftnnttd? anfcfyaum ju

wollen, noef) felbft ftd) an ber (Stimme feines inneren ju be=

gnügen, weldje if)n baö ©ute, baö <Sd)6ne, ba« ©otttidje in

feinen einzelnen $anblungen unb (Jrfenntniffen unterfdjeiben

lef>rt ; benn fitr if>n tjr fein Unterfcfyieb, weit tym nici?tö ba ift,

als baä SSollfommene unb @5ute, tx>etl er nur biefeS in allen

Dingen erfennt, unb mit flarer (Sinftcfyt alles Uebrige, wag tyrrt

an ben Dingen »orfommen mag, auf ben leeren ©rfjein jurücfs

fuljrt. Diefeg allein tjr ba§ wal)re unb würbige &\d ber tyfyb

lofopljie, unb biefe SBitfungen geben bag einige unoerbadjtige


$enn$eid)en , baj* man ftd) ber eckten bemächtiget tyabe."

gerner gel)6rt r)ier)ec ber #uffa& über bie wafyre 23 es


beutung unb SSejtimmung ber ^> t> 1 o fo p f> f e in ben
91 ad) gel. ©d)r. S5b. II. ©. 54. ff., befonberS t>on ©. 111 an.

£ier f)et|H e$ €>. 116. ff.: „Die ^3l)ilofopl)te ift nid)tö anberS,

atö ba$ Denfen über bie (Gegenwart be$ 58efen6 in unferet


ßr!enntni§ unb Triften j, ober mit anbern SÖßorten, über bie
göttliche Offenbarung. Unfer ganjeS gegenwärtiges geben, info*

fern e$ an ftd) 2Bal)rl)eit enthalt, ijl biefe Offenbarung felbfl,

unb wir werben unS beren überall bm\x$t als beS 5öefentlid)en

in einem jeben 2ebenSmomente. £)l)ne fte würben wir uns in


feinem biefer Momente wirflid) mit bem SÖBefen unferS S5e*

wujjtfeinS gegenwärtig ft'nben, fonbern nur tfyeitwetfe afficirt unb


t>on einem GbtmU leerer @rfd)einungen umfponnen. Sfcbe S5e-

ftiebigung burd) baä 5Bal)re, jeber ©enuß am <Sd)6nen, jebe

S5erul)igung im ©uten fommt uns Don btefem SBefentlidjen

fyer, tnfofern e3 in Um gegebenen Momente in unS gegen war*


tig wirb. 2(ber fo wie bie 3>bee barin nur burd) ftd) fetbjT ge*

genwärttg ifl unb burd) fein $eitlid)e$ unb relatmeö 83ejfreben


352
bewirft werben fann; wie wie alfo barin nue baS 5öar)re be=

ftfcen, infofern wie it)re ©egenwart auefy als eine folcfye ©elbjls

Offenbarung an ffd> unb burcr) ftdr> anerkennen: (o tfr fte boer) füc
ben befftmmten Moment immec nue baS SBefentlidje beS gege-
benen ßuftanbeS, bee eelatwen Sßeefnupfung , unb fallt alfo in

biefem ©inne jugletcr) felbfr untee bie Schiebungen bee (Stiften^.

£)al)er werben wie unS tr)ret nur fo bewuft, ba$ wir entwebet
gwtfcben 2C6ftraction unb blofjee 5ßar)rne&mung fdjwanlen, obec

unS barin üon biefer ober jener befrimmen laffen. Sie 3>bee

mu£ alfo auef) erfannt werben, wie fte in allen Momenten


tfyrer Offenbarung biefelbe ift, unb wie fte als üollfommene
@tnr)ett ©egenfdfce in ffer) felbfr enthalt/ welche fte erft fabig
macben ftcr) an bie (Sttjfrnj an$ufcr)ließen unb tiefe in ftcr) aufs

gunefymen. £)aS Senfen, woburcr) fte $u tiefen ©egenfd^en


entwickelt unb in benfelben wieber mit ftcr) felbjt" vereinigt wirb,

tfr eben bie $Pr)Uofopr;te. Surcr) fte fommt uns alfo erft \>k

Sbee in tfyree ganzen SSebeutung jum SSewuftfein unb nkr)t

blo'jj in bee, welche ir)e bee befttmmte Moment bee Grrif?en$

gtebt. Surcr) fte wirb unS jur beutlic^en Cnnftcfyt, was uns
i>oer)et gwac wefentlicr) gegenwärtig, aber boer) immer noer) bued)

befonbere ßufrdnbe unb SSejieljungen getrübt war."


„Sag $Pr)itofopr)tren ijr alfo feineSwegeS ein wtllfurlicr)eS
Unternehmen, fonbern ein notr)wenbigeS unb unausweichliches.
@S fol! nicfyt 6lo6 ba$u bienen, unferer (^rfenntnif eine befon*

bere 2(u$bilbung $u geben, beren fte allenfalls aucr) entbehren

tonnte, fonbern ofyne baffelbe wäre fte gae n\d)t einmal Grr=

fenntnif ju nennen, unb felbfr bie Offenbarung ber 3bee wirb


cfyne fte entjMt unb verwirrt. Söir fonnen ntcbtS SBefentu'cbeS
erfennen, nichts mit voller SSerufyigung, bie weiter nicfyt anju=

festen wäre, für 2Bal)rl)eit galten, obne ^>t>:tofopt>ie. <3ie ij*

bee (Blaube felbfr, aber in feinee ©ejlalt als (Sinftcfyt gefaßt,

wenn^ee in bee anbern als (Srfafjrung üorfam."


Ueber baS $ßerr)dttnifi üon Religion, Äunft unb
9)r)ilofopf)ie $u einanbet t>ergl. sftadjgel. <Scr)r. 83b. II.

©. 195. f.: „Unfee SSewuftfein als eeinec ©laube, burd? wel*


353

eben ftcr) unfer SnnereS er fr fttöft ergreift unb feine Söerwanb«

lung in Offenbarung beS Gnu igen erfahrt, ijr bie Religion.


(Sie ijr nidjt anbei« barjrellbar unb mittelbar, «18 burdr) fold)e

Mittel unb formen, welche auf biefeS innere ungeteilt wirüen


unb baffelbe gan$ in Grrfa&rung beS ^6d)jlen auflofenj \a fte

wirb eigentlich gar nidjt mitgeteilt, fonbern wir empftnben uns


mit 2(nberen unmittelbar als @inS, «18 «ufgeg«ngen in ein ge=
meinfameS Clement, wenn wir ganj von ber (Gegenwart ü)rer

5öirfungen burebbrungen ft'nb. 9lafy ber entgegengefe|ten

(Richtung wenbet ffdr> ^>k Äunfr. 2fud) fte fyat eS allein mit

bem 2ßefentltcr)en unb Ewigen in unferer Statur $u tl)ttn, aber

fte fajfo eS nid)t auf, wie unfer ganzes £3ewtt{jtfein in bemfelben

uerfdjwinbet, fonbern wie eS ftcf> burcr) baffelbe in ein uolleS

gegenwärtige^ unb erfdjeinenbeS &bm gejtattet. Unfer ©emütr)


giebt ftd) f)ier völlig feinen ©egenflanben f)in, unb uerwanbelt
fiel; gan$ in biefe, weil eS nur fcfyaut, wie baS ©örtliche felbjr

gur ßrfd?einung geworben ijr, ftd) gan$ mit tf;r burcfybringt, unb
\id) eben beSljalb wcd)felSweife mit tl)r in ein wal)rl;afteS £)afein

auflofet, von welkem weber baS Qjwige als bloß gcbad)teS SBefen,
nod) bie ßrfdjeinung als blojje @riften$ mefyr abgefonbert wer=

ten fann, unb welches für bie Äunjt ber eigentliche ($5runb

unb 23obm ijf. ßwifcfyen beiben, ber Religion unb ber «ftnnft,

jlet)t bie £)arjMung ber $f)tlofopl)ie. — 3>n wiefern l)ter=

«uS im golgenben bie t>orjüglid)e 2fngemeffenl)ett-ber ($efprdd)Ss

form für bie *P(;ilofopl)ie hergeleitet wirb, ijr auf biefe ©teile

fdjon in ber Slorrebe fyingeroiefen worben.


ferner uergl. *pi)tl. ©efpr. ©.320. f.: „%aUn wir
bie SpuUe beS 9iid)tigen abgelegt, fo werben wir auef; mit bettt=

lieber Gnnftcrjt wal>mel)men, wie bie gan$e 9latui nichts anbereS


als' baS ftcr) felbjr in feine Harmonie auflofenbe 2)afein ©otteS,

wie bie Religion, bie ©ittlicfyfeit, \>k Ättnfl nichts fepen, als

bie in ber 5Sirflid)feit t>erfd)iebentlid) wiberfdjeinenbe &t)at ber

(Selbftüernidjtung unb ©elbfroffenbarung beS göttlichen 2öefenS.


SBtrtYtd) unb gegenwattig ift aber biefe £l)at in biefen 2frten

ber (Sr! enntniß , bie icr; thm nannte, unb fte ftnb \>a§ eigent*

23
356
(Streben eine fanfte, a&et nicfyt abmattend Grrfcfylaffung. Sie
getbenfcfjaft, bte ein folget ©egenffanb erregt, wirb Siebe ge*
nannt, er felbfr aber fd?6n. £)urdj ben £rieb ber ©elbjterfjals

tung bagegen fliegen wir, was gewattfam unb serftorenb auf

unä §u wirfen broi)t, übermütige 9?aturgewa(t, unabfer)bare

©djwiertgfeit in $inberniffen , ober roaö unferer @inbilbung$=

fraft sunt Silbe wn bergleicfyen wirb, betdubenbe *Prad)t, ge=

wältige Waffen t>on Stdr)t, <2d)all, garbe, unb wieberum worin


wir un$ fclbft ju verlieren furchten, gmjfctmfj, ungeheure 2ftt$*

befynung, Seere, furj bie Beraubung t>on bem, \va$ un$ ali

©toff beS ©afein« gelten fann. (Solche S8ar)rnetymungen fpan*

nen unfere Heroen gleicbfam jur 83ertr)eibigung heftig unb ge=


waltfam an, unb was biefe Söirfung macfyt, ift bag £r(;abene."

3« <3. 31. ff.

lieber bie Äanttfcfye S)ar|Mung be8 ©d)6nen unb


(Srfyabenen tiergl. Grrwin £h. I. <S. 93. ff. befonberS <2.

98. f., wo Äant'S 2el)re in Sßergleicfyung mit ber Saumgartens


fcfyen folgenbermaßen entwidfelt wirb: „Saumgarten nra&te

ben begriff gan$ mit ber Grrfdfjeinuna, jufamnwnfdfjmeljen, um


in feiner fmnlid)en ^oü!ommenI)eit ju gelangen; aber biefe

konnte, gerabe weil fte eine ftnnltdje war, nur burd) bie <Sinne
verworren etfannt werben. £)ie SBiberfjm'tdje hierin baben utiä
fdjon eingeleud;tet. Äant bagegen be$og bloß bk (5rfd)einung

auf ben in un* bunfel angeregten begriff; ba$ l)eißt eben, er fanb

barin eine gtvecfmdjjigfeit, j U welker ber Segriff er|t gefudjt,

aber nie beutlid) gefunben werben foÄ, 9hm fann fyier nur
zweierlei flattft'nben. Grntwebet ber Segrtff liegt gan§ mit in

ber (5rfd)einung, unb ift barin t»ol(ftdnbig enthalten, wirb aber

bod) nid)t barin erfannt, unb bann haben wir bie ft'cr; felbft

wiberfpredjenbe fmnlidje ä$ollfommenr;eit; ober ber Segriff liegt

nod) md)t in ber Grrfa>inung, fonbern muß erfl ba^u gefudjt

werben; bann fann aber biefeS Scrfydltniß unmoglid) eine neue

©attung ber £)inge, bie wir fd;6n nennen foüen, f)eruorbringen,

ba e$ ja eben fo gut Ui ititm anberen 2)inge jrattftnben


357

0Otttt* unb nuc ein grabweife« Untecfd)ieb in bec 83ejief)img bec

Grrfdjemung auf ben 35egtiff ift. Daß abec .Kant *8 fo meine,

fannft bu an ben 83ei:"pieten, bie er anfuljct, beuttief) fefjen.

(So will ec bec menfcfylicfyen ©eflalt weniger <Sd)6nt)eit jufcfyreis

ben, a(3 ben unbelebten ©egenftdnben , wie 23 turnen unb ber*

gleichen, weit jene ben SSegriff beutlidjec enthalte a(3 btefe.

Unb boefy brausten wie t)ocI)in nuc in uns felbjt ein wenig
tyneinjugehn, um unS ju ubec^eugen, \>a$ jene bie t>oUe 2Bic=

fung bec ©djönfyeit auf un8 macfye, biefe abec nuc eine ©efyn*

fud;t banadj in un$ erregen.

gernec ©. 100.: „Söie baS ©djone bie S&dtigfeit be$

SßerftanbeS unter SSegriffe $u fammetn, fo fotlte ba$ (Srfyabene


bie Styätigfeit be6 SBitfenS erregen.. Dtefe fonnte fo wenig wie
jene in ber (Srfdjeinung felbfi erfannt werben, ba beibe it)c we-
[entließ entgegengeht ft'nb. 2(tfo fonnte bie Grrfcfyeinung nuc
infofern ergaben fein, al6 ft'e ben ifyr entgegenftrebenben Söt'Uen

in Bewegung fefct. SBie abec biefeS an ft'd) wiberfpredjenb fei,

leuchtet wot)l balb ein. Denn erfrlicf) nennen wie ja nid)t un*

fece (£mp ft'nb ungen beim 5Baf)rne$men eine§ folgen ©egenfian*


beS ergaben, fonbern ben ©egenjranb felbjrj zweitens fommt e&

fdjon auf bte ft'tttidje (Stimmung be$ 5öaf)tnet)menben an, ob


ein ©egenflanb ergaben fein foß ober ntd;t; beim wenn ft'd) nuc
einer, wie bie meiffen tf)un werben, bloS t>or if)m furztet, fo

ift er nid)t mefyr ttfyabm; unb enblicf; fonnen wieberum aud;


fotdje ©egenfianbe feine befonbece Gattung bitben; benn ft'e

ft'nb bfojj bem ©rabe nad) t?on anbecn furd)ter(id)en ober grpjjen
tterfcfyieben, unb ft'e felbfl fowot)t, ali bie Sffiirfung, welche ft'e

auf ben Sßillen machen, fyabtn fd;on anbere Sflamm, fo ba$ [te

eines neuen nid;t bebutfen."

3u <3. 39. f.

Die DarjMung ber gtd)te'fd)en 2et)re wirb im Grrwin

3ty. I. ©. 78. mit fotgenben Söorten gegeben: „Die äujjere

Sftatur, bie 2Bett ber ©egenftdnbe get)t au$ unferm 33ewut5tfein


fyecooc, unb tjt nid;tS an für;, fonbern nur in fo fern et\va$,
"

358
als fte baS ffdf> fetbß crfc^einenbc 3d) ift. tfuf bem _<3tanb=

punfte beS gemeinen (Rennens nun wirb biefe (Srfcfyeinung für


etwa§ an ffd) S5eßer)enbeS unb bem kennen (Begebenes anges

fefyn unb btefeS erfcfyeint ftd) felbß baburd) gezwungen unb ge=

bunbcn. Sloer aber einfielt, baf unb wie biefe %ttur t>on bem
3>cf) l)ecoorgebfad)t fei, ber pf)ilofopr)irt. 23er cnbüd> bie ©e=
genßdnbe barßellt, nid)t wie fte gegeben, fonbern wie fte burd)

baS 3d) fetbß gemacht ft'nb, ber iß ein Äünßler. gut biefen

iß: alfo ber pl)i(ofopl)ifd)e ©tanbpunft jum gemeinen geworben*


£)amit iß aber nod) feineSwegeS ber l)6d)jle ßwec! beS üernunf=
tigen 5öefenS erreicht. £)enn biefem iß burd) baS €>ittengefe&
aufgegeben, mit SSewufjtfein, burd) feine reine Si)dtig!eit \>h

Söelt wieber ju fcfyaffen, b. i. bie gegebene 5Selt fo §u bel)an=

bem, baj? fte nur ber 2CuSbruc? feines 3öitlenS werbe. £)ie

.ftunß iß alfo bei mlUm nod) nid)t baS ßiet felbft, jebod) bie

üollfommenße Söorßufe baju; benn fte beweijt einem Seben


burd) bie Grrfafyrung, baji and) bie duferen ©egenftdnbe fo bar?

geßellt werben fonnen, wie fte t>on bem reinen 3>d) gefcfyaffen

ft'nb. 2(llcS biefeS faffe id) jufammen in bie 33ef)auptung, ba$


baS <3d)6ne bie waljre Vorbereitung jum ©utcn fei."

(5$ folgt fobann bie Sßibertegttng biefer 7Tnffd)t, inbem


befonberS gezeigt wirb (©. 82.), baf rjiernad) : „ber Mnßlec
erßlid) gar nidjt Don jebem anbem ftnnlidjen Sftenfdjen unter=
fd)ieben iß, inbem er bfof ©egenßdnbe anfcfyaut; zweitens aber

barin nod) tief unter anbere ffnft, baj* er fogar baS v£)ör)ere unb
greie, weldjeS bloß im reinßen unb f)6d)fren S5ewuptfein er=

fannt werben follte, fyinabretßt in bie 5ßelt ber ©egenßdnbe,


unb ebenfalls in Gfrfd)einungen tierwanbelt.
©o betrachtet wäre alfo Vie <3d)6nr;eit baS wal)re ©runb*
wefen beS SSofen, inbem eS felbß baS urfprüngtid) Gbuti in bie
©ewalt ber <Sinnlid)!cit gäbe, unb eS um fo tiefer flutte, je

fjerrtidjer eS t>orr)er gewefen, red)t nad) Hxt ber gefallenen (Sngel

in ben (Sagen unferer Religion.


%u<$) biefe ausführliche 5ßiberlegung furjrt (<3. 92.) $u
bem SKefultate, baf eS nad) biefen ©runbfdfcen gar feine <&d)on=
359
Teit geben fßnne. — ©. 101 nrirb bk Zu, roie ft'rf) .Kant
von 25 au mg tuten unb gtctyte untetfdjeibe , fo be$eid)net:

„£)iefe ffreben nad) einem Unmöglichen, tveldjeS ft'e für bie

@d;6nr)ett galten; .ftant jcigt un$ etwat CDZoglidjeö unb sIBtr£=


lid;e$ auf, t*t8 aber nimmetmebr bie ©d)6nl)eit fein fann."

3u ©. 44.

(Sofger'S auöfuf?r(tdE)c S3eurtf)eilung von ©d)leger$


bramaturgifcfyen 33orlefungen, bie 5uerfl in ben 2öte =
nee Sal)rb liefern erfdjien, bann in ben [Rad) gel. ©cfyr.
23b. II. ©. 493 bis 628. roieber abgebrüht tvurbe, mag jur

näheren Rechtfertigung beS l)ter nur fur$ auSgefprocfyenen Ur=

%il6 über ba$ in vieler #inftd)t vortreffliche, 5ßerf btenen.

33et bem junäcrjfr folgenben Urteil über ©otfye ver*

geffe man nidjt, baf ©olgcr biefe $ßorte im Sttfyt 1819 ante
fprad), feit roeldjer &\t ber efyrrourbige £)id)ter fo vieles aud)

für bie £f)eorie ber Äunjr unb *Poeffe S3ebeutenbe au$ b?r un=

erfdjöp flicken Siefe feines reichen ©eifleS anS 2td)t forberte,

rvenn auü) mebr in einzelnen, bie eigene innere @rfal)rung unb


unmittelbare 3lnfd)auung funbgebenben #uSfprud)en, alS/in
jlreng tviffenfcfyaftlidjem Sufammenfyange.

3u ©. 47.

„£)te belle *pf)Uofopr;ie ift bie, welche am tve*


nigjien ben Grjarafter eine« befonberen ©pffcemeS
annimmt." u. f.
iv. £5amit man nad) biefer Tfeußerung
€>olger nid)t eines unfpfiematifcfyen (SfleftiaSmuS ober beS ©tre*

benS nad) flacher Popularität befd)ulbige (tveldjer SSorwurf frei*

lid) für ben grtmblicfyen ßefer feiner ©driften burdb ben ganzen
3nr>att berfelben §ur ©enuge befeitigt wirb), ijl e§ rool)t nicfyt

überflüfftg , f)Ut auf einige ©teilen fyinjutveifen, in benen baö

sßerbdltnifj ber 9ftel)tr;eit pf)ilofopl)ifd)er ©vfteme $u


ber tvefentlidjen GHnfyett unb 2fltgemeing filtigf eit ber
eckten ^)l)ilo foppte in ba$ rjell|fe £id)t gebellt tvirb. 3»
ben 5? ad) gel. ©d)r. S5b. II. ©. 120. f. Jeift e$ in biefer
360
«£mtpd)t: „gaben wir aufzeigt, baß bie *Pr/tlofopf)te nichts
nnberS tp als ba$ Senfen, weldjeS tk göttliche Offenbarung
fön uns jum (Segenpanbe bewußter Grinftdjt xnad^t, unb baß fte

beSfjalb per) erp üollenbet, wenn fte pcf) sugleid) ganj a($ £f)at*
fadje gehaltet, fo liegt barm fd>on , baß fte jwar eben fowof)l
Wie bie göttliche 3bee felbp, an ftd> nur ewig eine unb biefelbe

ip, baß fte aber in bem SSewußtfetn ber Sftenfdjen, ober in


tl)rer eigenen Grripenj, ebenfalls t>erfd)iebene ©epaltungen an*
nehmen muß; benn fonp würbe fte in biefem £3ewußtfein nie*

malS wafjr^aft gegenwärtig fein. @S giebt batyer §war ntdr)t

mehrere ^Pfytlo foppten, aber mannigfaltige Jßerwanblungen ber


einen unb felben, welche u)re ©efd)icr;te bilben. 2Ber annimmt,
ba$ er \)k abfolute, ewige unb für bie 3ufunft unabdnberlicfye
©epaft ber ?)r)iIofopr)le getroffen fyaU, muß per) felbp gefielen,

ba$ er feine eigene .fyaU ; benn eine eigene ip nur bie, welche
5ugletcr) bem ganzen gegenwärtigen SSebürfniffe unferS ©emittrjS
genügt unb eUn baburef) per) sugleicf) als eine befonbere
funb tt)ut"
(Sbenbaf. ©. 147.: „Sie war)re ^Uofopfyie follte gar
hin befonbereS @t)pem, b. f). fcto* SßorauSfefcung fyaUn; fte

follte nur ft'cr} felbft als il)r eigenes Seben unb tr)re eigene CBe=

genwart ergreifen, wie bie wafyre Religion. Senn wenn baS


ewige Sßefen nur Griner fein fann, fo tp and) bie Religion nur
Grine, unb bie *pi)ilofopr)ie nur Gnne. 2(ber ber Genfer) lebt in

ber Unoollfommenl)eit unb im .Kampfe bagegen; beSljalb nehmen


audf) feine Ueberjeugungen von ben f)6ct)flen ©egenpdnben tm=
mer eine bepimmte ©epattttng an." — SSergl. ferner %t)i*
lof. ©efpr. ©. 131, 200, 213., wo eS l)eißt: „Sie $l)ü>
fopr>te f)ap bu $war fo fyerrlid) gepriefen, aber bamit noer) nicfyt

ben ^r)ilofopr)en, ber bod) nicfyt alle befonberen Milderungen ber=

felben verfolgen unb in per) vereinigen fann; ber and) in bie

anbern £rfenntnißweifen üerwicfelt ip, für welche bie ©egen=


pdnbe, wenn fte tynen aud) mit ber sp&üofop&ie gemein pnb,

bennod) gan$ eigene unb tr)ret 9catur angemeffene ©epalten ans

nehmen. Sa felbft als 9tyilofop§ tp er boeb immer ein befon*


361

bereS SBefen unb muß einen eigentümlichen <3tanbpunct fyaU

ten." —— „2Ba$ aber/' fyeifjt eS ©. 214 weiter, „in


einem jeben Don ifynen *Pr;ilofopl)ie war, baS i|r unb bleibt

wafyr unb unerfdjütterlid) , unb rauf t>on un$ ebenfall« ernannt

werben, wenn wir ^)r)tlofopr)en fein wollen; benn e$ war ja

bie #ufr)ebung fold)er ^ötbcrfpcucfje , bie gar nidjt anber« atö

burd) *Pr)ilofopl)ie gelojt werben fonnen. Unb wenn bu bid)

red)t in einen jeben t)on biefen (Srfmbern ber ewigen 3Bar)rr)eit

üertiefejt, fo wirft bu fdjon an bir felbjr inne werben, wie bu


and) fcon feinem ©tanbpuncte au$ ba$ SBeltall umfaffen fann(t."

3u e. 5i.

Ueber btö a&jtracte Berflanbeg^Soeal in feinem


$öerf)dUniß §um ©djonen erfldrt ftdr) (Srwin (5E&. h ©. 12.)

$undd)jr som ©tanbpuncte bec unmittelbaren, nocr) nicfyt jur

(Sinftdjt entwickelten Grmpft'nbung folgenbermaßen : „£)a$ Sfaeal

fann nicr)t anber«, als unenblicr) über bie SBirfridjfeit ergaben

fein, wie wir e$ un$ benn aucr) beulen, wenn wir irgenb

etm$ in unfern Umgebungen betrachten, tvu eS fein fonnte


unb fein follte. £)iefe6 alfo Wirflid) in unferer 2Belt ber Uns
ttollfommenfyeit $u erretdjen, fommt mir unmoglid) t>or. da-
gegen ift ba$, was tcr) fctyon nenne, t)on ber #rt, bafj eS, ganj
gegenwärtig unb wirflid), mein ©efüfyl gewaltig an ffd) §iel)t.

3>d) benfe babei nid)t an eine Unenblid)feit, welche über bec


wirflidjen SBelt läge, fonbern red)t innig unb, um mid) fo

au^ubrücfen, wie meine« ©leidjen liebe id) e$, unb wünfdjte


mid) ganj barein ju sedieren. #ufrid)tig muß id) geflefyn, ba§
idt> faft fatt gegen ba$ @d)one werben würbe, wenn id) e3 nur
für ben @telwertreter einer f)6r;eren föottreffltdjjfett anferjn

müßte."
gbenbaf. ©. 38. f. f>eißt e$: „Du ffeljft alfo, baß tk
<Sd)önr;eit ftd) in ber 2$at gan$ in ber bloßen enblid)en unb
gegenwärtigen (5rfcr)einung üollenbet. Die« füllen wir aud) im
gemeinen Mm, inbem wir bie ©egenjldnbe felbjr, nidfot aber
etwtö #6r)ete$, ba$ fte auSbrücften, fc&fa nennen. 2Cud^> fon=
"

nen wir baS @d)6ne gar nid)t trucbtg genießen, aujjer burd)

blofe 2(nfd)auung, unb tnbem wir uns ganj in bie (Gegenwart


ber Grrfcfyeinung verlieren, 3>n biefer felbft ftnben wir ba$ Un=
enblidje unb Unermeßliche, weldjeS fdjon dicero in ber fcfyonen

@rfd)einung ernennt, weil biefe 2Infcbauung fo einig mit ftdE>

felbft ifT , bap ffe ftcf> in« Unenbticfye nid)t auflofen lapt." $«*
nee <5. 40.: „Die Grrfenntnijjl beg <3d)6nen ift in uns ofyne

2fbfonbcrung beS SSegriffeö uon bem (Begenftanbe, ofyne Urzeit,


Welcfyeä erft biefen mit jenem üerbdnbe, fonbern mit einem
(Silage ftnb wie Don bem ©cfyonen erfüllt unb werben baburdj
felbft fd)6n."
Heber ben ©egenfa£ ber 9?atutnacr)ar)mung unb be§

Sbealifirenö fceift e6 im divotn 8fc H. <3. 34.: „5Benn


bie Sftacfyafymung ber Statur eine fnecfytifcfye tfbbitbung ber ge*

meinen fein, unb ba$ Sbeatificen barin befielen foll, bajj man
t>a§ fraftige, wirfridbe ieben $ut teeren 2(Ugemetni)eit ober sunt
33 Übe für bie gemeine GrinbilbungSfraft abfd)wäd)e, fo ift beibeS

gleid) elenb unb tierberbltd). £)aS Sftufter, wonach bie .ftunft

bilbet, ift nur mit feinem 2(bgebtlbeten, unb biefeS nur mit
jenem $ugletd).

Sßon bem ©treite ber ^bealtften unb C5r>araftertpts


f er ift weiter unten (@. 159. ff.) ndr)ec bie Sieben

3u @. 52. ff.

«Die flarfte unb uollftdnbigfte Grntwicfelung ber beiben fyier

fur^ bargeftellten (Srfenntnijjarten geben bie erften Qapitel

ber ©crjrift über bie warjre SSebeutung unb £3efttms


mung ber ^PfyÜofopfyte in ben Sftadfygel. <3cf)r. 23b. II.

©. 54. ff., woraus fyier nur wenige ©teilen ausgehoben wer*


ben mögen:
<S. 65. „(5g mujü norf)wenbig jwei üerfcfyiebene tfrfen ber

menfdjlidjen ^rfenntniii geben: bie eine be$ gemeinen, unüotf*


ftdnbtgen SSewußtfeing, bie anbere be$ f)6r)eren unb wefentlicfyen.
*tta&) ber erften litt ernennen wir ein jebeS Ding nur ttylU

weife unb in feinen SSejiefyungen unb S8erf)dltniffen ju anberen


363

£)ingen, niemals aber irgenb etwas ganj roie e$ ifl unb fo,

baf* rote üolJjldnbig babutd) befriebigt würben; btefe Grrfenntniß

ifl bie ber Schiebungen , ber SOßtberfpiüdje, bec Kampfe. £)a$


in btefe Sßerwicfelungen setfunfene ©cmütr; fud)t bann batb
fyier, 6a(b bort einen feffen ^Punct, um v>on ba auö ftd) burd)

ba$ ßabpuntl) ber wedjfelnben ©egenfdfce 51t ftnben; aber eö

möge biefen annehmen wo e$ wolle, fo fann et immer nur ein

ben 2Biberfprüd)en unterworfener, etn$elner fein, unb bie ganje


$Belt wirb ifym \)on ba auä fdjief unb verlogen erfdjeinen.

Unb bennod) ift biefeS Zehen in lauter Söeifyaltniffen, dinfeitig*

feiten unb unooUjldnbigen ©egenfd^en bie notfywenbige S5ebm=


gung unferS erfcfyeinenben DafeinS."
9Jad)bem biefer 3uftanb ber ©paltung unb ber 3ßtbers

fprücfye in ber 5Bal)rnel)mung unb bem serff anbeSmdf U

gen £)enfen aufgezeigt worben, wirb ©. 73. folgenbermajjen


gum 50 ollen unb #anbeln übergegangen: „©efyen wir enb*
lid) in unfer eigenes innere fyinein, fo ftnben wir and) ba
einen folgen SÖßiberfprud) be6 Gnnfadjen unb Mannigfaltigen,
ber ftd) auf feine gemeinfame (5inl)eit jucucBfufjren laßt, fon=
bem immer nur burd) einen zufälligen, einzelnen Uebergang
aufgehoben wirb, ja wir flehen fyter im Söiberfprucfye mit un$
feibfl, unb fonnen bod) lieber ofyne benfelben ntd)t in ber 5Birflid)=

feit beilegen. Unfer eigenes SSewujjtfein, beftdnbe e$ bloß in ber


Grinfyeit unferS %d) mit ftd) felbft, würbe ftd) nid)t t)on ftd) felbft

unterfdjetben unb auf biefe


s
iBeife and) md)t erkennbar fein,

würbe eS nid)t baburd) Sttgtetcr) ein Mannigfaltiges, bajj eS

ftcfy auf mannidjfaltige Söetfe mobifteirt. SMefeS aber gefd)ief)t

im SBoKen unb ^anbeln. $ier beflimmt ftd) baS (Sinfacfye in


uns burd) eine gewiffe 33efonberl)ett, inbem eS ftd) mit feinem
SQMen nad) einer bejftmmten 9vtd)tung auf befonbere -Dinge
wenben muß. ZUt btefeS wäre wieber nid)t moglid), wenn ifym
ntd)t bie befonbeten ©egenfldnbe feines SöolfenS üon an$en ge=
geben waren. (Sin jebeS SÖBotfen, obwohl eS in ber freien

©elbflbefitimmung heftest, ift atfo nottywenbtg sugletd) *™ 23?-

ftimmung burd) ben üon uns ntd^t abhängigen dußeren ©egen-


" "

361
panb, unb fo fmb wir gerabe ba, reo roie am meipen (StnS
mit un$ felbp fein follten, am meipen gefpalten unb gertrt^en.

3a eö fdjeint, bafj biefer 5öiberfprucr; gar nldjt $u vermitteln,


unb auf W 5ßeife ba$ Sßollen felbp etwag ganj Unmögliches
fei, wenn wie auf ber einen «Seite frei un$ felbp bepimmen,
unb auf ber anbern boer; von bem dujjem ©egenpanbe beftimmt
fein feilen.

Leiter f)ei£t e$ <S. 75. f.: „SQSenn per) alfo an einet


folgen lixt £U ernennen unfer gegenwärtige^ S3er»u§tfem fortlei-

M, fo fann biefeS immer nur ein unvollpdnbigeS unb bestes

fjungSweife gültiges werben, unb wir fmb banact) in jebem $flo*

mente nur, totö bte wed;plnben S3ejiet)ungen au§ un$ madjen.


Sn biefe würben wir un$ bann ganj auflofen, gar feine (£m=

f)eit be$ SöewußtfeinS in unö erhalten; fonbern felbp nur a\x$


einer Oveil)e von @rfd)einungen beilegen, wenn nid)t biefeS 2)en=

fen wieber allein baburd) mogltd) gemacht würbe, ba$ wir jeber
SSefHmmung ba$ einfache SSepimmungelofe in un§ entgegenfe=

£en, weldjeS nicfyt allein allen Verknüpfungen als il)re Sttoglirf^eit

jum ©runbe liegt, fonbern ftrf) and) in jeber wieber erzeugt, weil

fte ofyne bieS nicfyt Verknüpfung, nid)t wirfricfye Verfdjmel^ung

ber ©egenfd^e fein würbe. £>iefe$ (Sinfacfye ifl aber felbp

nicfytS SSepimmteS, benn fonp müfjte e§ aud) für ftd^ wieber


eine bepimmte unb befonbere SSe^iefyung fud)en; fonbern fyat

nur bie Grigenfdjaft, aller S3epimmtl)eit enfgegengefefct §u fein

unb per) gegen biefelbe völlig gleichgültig gu vergalten."


©. 78. „€>o ip benn biefeS gemeine £3ewuf;tfem fowofyl

in 2(nfel)ung ber Singe aufer uns unb ber allgemeinen begriffe,

als aud) unfereS ©elbp, ntcfjtö al6 ein wedbfelnber ^öiberfcfyein,

ben immer eins auf \>a$ anbere, unb biefeS wieber auf jenes

wirft.

SaS SSebürfnif* einer f) oberen Grrfenntnif hingegen


wirb <3. 79. mit folgenben Sßorten angef'ünbigt: „5öenn gleid) be*

fangen in ber gefcfyilberten leeren unb fdjwanfenben Srfenntnißart,


waren wir bod) nid?t im ©tanbe 51t leben, ju benfen, $u r)anbeln,
irgenb ttwtö für wirflid), wafyr ober gut $u galten, wenn wir nid;t
365

eine anbete 2frt ber Grrüenntnip , weld;e bcn wahren .ftern jener

an ftcf> nur fdjeinbaren augmadje unb il)r erp einen ^nfyalt

üerleifye, bunfel unb mit unbewußter 20)nuttg tiorau6fe$ten."

Unb biefe l;6f)ere (Srfenntnißatt felbp wirb ©. 88. folgen^

bermafen gefcbilbert: „28cber bie leere Sonn be3 Sen*


fen$ fann bicfem ba$ 5Befentlid)e in «nferem Crrfennen

fein, nod) bie 9)?annid) faltigtat ber SSegrtffc unb ©egenpanbe.


Senn jene gorm ip nid;t$ ol)ne ein allgemeines unb S5efon*
bereS, ofyne 2$erfd)tebene§ unb ©leid)artige$, ba3 fte üerbänbe
unb trennte; unb ba$ SWannicbfaltige ip wtebcr nichts, wenn
e$ nidjt wedjfeläweife al£ allgemeines unb SSefonbereö, als

©leidjartigeS unb 9Secfd?icbene§ aufgefaßt wirb. 35etbe$ alfo,

(Stoff unb $otm, muß in ber wefentlidjeren Grtfenntniß gan$

@in$ unb untrennbar von einanber burcfybrungen fein. 9?ut in


unferer Grrijfenj fonbern fte ftd), weit unfer Senfen nur barin
befielt, ba$ eS tion bem allgemeinen jum SSefonbeten uberge&f,
unb nur burd) tiefen Uebergang jebeS ber Chi tgeg enge festen al$

baS auffaßt, was e$ ip. partim erfennt eS fte nur in tfyrer

SSe^ieljung auf einanber ober in tyrer relativen S3efdr)affen^ett;

unb fobalb nur biefe ber Sn&alt beS £)enfen$ ip, fo fann auct)

ba$ Senfen felbp nur bloße gotm ber Sßetbinbung fein. Grr*

fcfyopfenb würbe unfer (Srfennen ber «Dinge erfl fein, wenn wir
burd) biefe SSejie^ungen bie (Stoffe felbp erfdjopfen unb alfo

aud) t>k $otm ber £5e$tefyung ganj mit (Stoff anfüllen fonnten.
©iebt eS alfo eine wefentlidjete Zxt ber (Srüenntniß, fo mup fte

gerabe von btefer 33efd)affenl)eit fein.

gerner <S. 92.: „&$ mup notf)wenbig erfennbar fein, ba$


bie t)6l)ere Ortfenntniß einen pofttioen Sn^alt fyabz unb nidjt bloS

bie t)orauögefe£te Negation ber gemeinen fei. SMeS pellt ftd)

bann and) fcfyon in ber gemeinen Grtfenntniß bar, inbem biefe,

wie ftd) vorder gezeigt t)at, ff er; .felbp nidjt genügen würbe,
wenn fte ftd) nid)t al$ bie (Sntwicfelung einer utfprungltcfyen
@tnl)eit anfdl)e. SMefe Crin&eit aber verfcfywinbet in Un £3e$ie-

jungen beS SöerpanbeS, weil biefe ehen immer nur 33e$ief)ungett,

unb nichts weiter ftnb unb bleiben, unb im ©egenfafc gegen


"

366
biefelben wdre ffe nur bie leere gorm ber $8er£nupfung. ©te
fann ftd) alfo nur baburd) äußern, baß [t'c in ben Momenten
ber SSerfnupfung , reo in ber gorm ft'cf) bie ©egenfä&e ber

(Stoffe aufgeben unb ausfüllen, al$ tx>at)re (5inl)eit biefer für

ben Sßerjlanb bloß auf etnanber belogenen ©toffe fyerüortritt.

£)iefe$ ifi; ba$ £eroorleud)ten ber 3bee in bie (£rijlen$, woburd)


ffe eben wegen ifyter 5£f)eimafyme an ber Grrißen§ eine 9Äef)rr)ett

üon Sbeen wirb. #ierin liegt nun offenbar, baß bie 3>been

nid)t burd) bat £)enfen be$ gemeinen SöerftanbeS gefcfyaffen ober

gebilbet werben, fonbem baß fte an unb für ftd) t>on Anfang
an als bie ewigen (Sinljeiten ber $ßerftanbeSbe$ter;ungen ba ffnb,

unb unS nur offenbar werben, wo biefe Siegelungen fxd> in

gewiffen SSereinigungöpuncten abfcfyließen. Da tritt bann bie

Sbee, als ber ewige 2Cct ber (Sin&eit, ber nur burd) btefen

2(bfd)luß be§ gemeinen SSerjlanbeö mit ber (£rijren$ in SSerut)«

rung lommt, frei fyerüor, unb inbem fte benfetben al$ SSejiefyung

unb 5öed)fel be$ allgemeinen unb S5efonberen auftybt, betätigt


fte tlm jugleicb in einem f)6t)eren unb wefentlicfyen ©inne als

vereintes, wafyreS £>afein beö S3egriffe$ unb wefentlicfye Soeben*

tung ber befonberen Grrfcfyeinung. £)aß aber bie fBerjtanbeSs

erfenntniß an gewiffen *Puncten ftdf> fo als ein ©an$e$ abfcfyließt,

baS fann nur t>on ber Sbee fetbfi fyerrüfyren, unb ifl nid)t außer

iljr ju erfldren; für ba§ gemeine SSewußtfein ifr e$ als eine

bloße ül&atfadje ansuneftmen. £)a$ ganje Senfen unferS Sßer=


jtanbeS (hebt bar)in, feine SSerfnupfungen fo tcät $u führen,

bis eS folcfye *Puncte treffe, unb bie Sbee beglaubigt ftd) barin

nur burd) ftd) felbfl.

sßergl. aud) 9? ad) gel. ©d&r. S3b. II. ©. 30.; @rwin


S&. I. €>. 146. f.; 187. ff.

3u 3. 57.

9? ad) gel. ©d)r. S5b. II. @. 94.: „SBetl bie 3bee alß
t>ollfommene <§tnr)ett ber ©toffe mit ber gorm erlannt wirb, fo
lann unb muß ffe in ifyrer 9ftd)tung auf bie Grriffen$ auf ^\vk=

fadje 5ßeife gefaßt werben; einmal ndmlid) als baSjenige, wa$


367

eine (5inf)ett mit fid)


'
felb(t in unfor SSewuptfein , ba8 anbere

9M alä ba«, tvaö @inl)eit in bte ®egenfa> bringt, in weldjen

bic äußeren ©egenflänbe unferer (Srfenntnip mit einanber flehen.

Die ^been ber erften Zxt be$iel)en fid) auf ben SBillen, bie

ber ^weiten auf bie BBelt ber t>on imferm S3e»ujjtfein unab*
gängigen ©egenftänbe, ober bie 9*atur." SBergl. ©. 168.
(Sbenbaf. <3. 95. f.: „Daß e6 eine 9ttef)rr)eit uon
Sbeen giebt, ba$ rüfyrt au$ bem üerfdjiebenen Söerrjältniffe r)er,

in weld)em bie eine unb felbe ewige Sbee jur Srißenj unb jum
gemeinen 33ewußtfein flebt, worin fte ficf> auf üerfd)iebenen

5Begen unb in tierfcfyiebenen ©eftaltungen äußert. 3>n allen

aber ift baffetbe bie (Sinfyeit be8 (Sinen 58efen$ mit ffd) felbjl,

welche eben belegen eine lebenbige unb feine tobte tjt, weil fte

fid) felbffc jur @riften$ entfaltet unb ffd) in ber 2(ufi)ebung ber«
"
felben unb tf>rec ©egenfäfce wieber mit ftcf) felbjt vereinigt.

ferner €>. 114. f.: „Der mpfüfcfye Uebergang be$ SBefenS

in feine @rijlen$, woburd) e$ ffd) felbfl wecfyfeßweife als SBefen

unb (£rijlen$ fowofyl fcfjafft afö aufgebt, ift ber wafyre innere

ßebenäpunct ber Grrfenntniß , unb in allen befonberen 3u|iänbm


berfelben, aucr) in ben erwähnten etnfeittgen Oudjtungen ijl bie=

fer Moment bag allein SBafyre unb wafyrbaft (Gegenwärtige.


2(ber rote ftcr) leidjt t>on felbffc ergtebt, ijl er für um? nur \)a

unter ben 23eflimmttngen unb Se^ie^ungen ber (5rij?en$, in weis

erjet wir befangen ft'nb, unb wir würben gar nid)t erijfiren,

fonbern jenes ewig fetenbe unb nid)t fetenbe Söefen ber ®ott»
fyett felbft fein, wenn e$ ffcf) nidjt fo Deutelte. Dennod) giebt

er fid) in unferm S3ewu£tfein uberaü i unb, weil wir fonft nie


an etwa« glauben, auf etwas al$ auf 5Befentlid)e6 unö t>er*

laffen würben, @:r ift in ber 9?atur bie gegenwärtige !ftotr;=

wenbigfeit, im £)rganiSmu0 ba§ 2eben, in unferem 5Biffen ba8


5öat)re, im £anbeln ba$ ©ute, im hervorbringen ba6 <Sd)6ne,
im ©elbflbewuptfein bie Religion."

3u ©. 59. ff.

Heber bie Sbeen be$ 2Baf)ten unb ©Uten ttergl. sflacfy*

9el. ©d)r. 25b. II. 0. 153. ff. 3n Sfrfiie$img auf bie (tfc*
"

368
Ute f)cigt eS <&. 166. : „ ©oll etwas SöefentltcfyeS in unfern
fittlidjen £ftatur fein, fo muf ft'd) in unferem SQMen unb
^anbeut eine (Stnfyeit dufern, bie nicfyt blofs ^nbifferenj gegen
bie (Stoffe ifr, fonbern (5inl)eit mit ft'd) felbjt, unb alfo aucr)

waljre (5tnf>eit tyreS 3nl)altS. Siefe ift nur bie ßinfyeit unb
baS SSewußtfetn beS göttlichen SBefenS; woraus ft'd) bemt un=
wiberfpredjlid) ergiebt, ba$ of)ne bie SßorauSfekung eines gott=
liefen SSewußtfeinS feine (Sittlidjfeit möglich ift. 2(ber nid)t bie

SßorauSfe^ung genügt, benn ffe würbe immer nur bie all*

gemeine leere gönn werben, son welcher bie SSillfür felbß bie

2feußerung wäre, fonbern baS göttliche SSewußtfein muß attd) in

unferm $anbeln felbfr tfyatig fein, eS mujj ftd> in bemfelben

offenbaren. Sie Offenbarung ©otteS, als eines Üben:

bigen gegenwärtigen S3ewuftfeinS, in unferm ^Sollen unb han-


teln, i|l allein baS ®ute, unb nichts anbereS oerbient biefen

tarnen» Sie wal)re $)l)ilofopl)te fann alfo baS (Bnte niemals


anfefyen als eine allgemeine Üfaget beS $anbelnS, ober als ein

Sbeal, ein unenblid) entferntes 3iel, ober wie wir eS nennen


wollen. <Sie erfennt eS oielmefyr als gegenwartig wal;mel)m=

bare Offenbarung, freiließ wahrnehmbar nid)t burcr) bie ge=

meine relatioe (Srfenntnif , fonbern im tyotyften <Selbjlbe=

wufjtfein.

<S. 168. werben Sftatur unb ftttlidje 3öelt in tfjrem we*


fernliegen SBerfydltniffe 51t einanber fo bargejMt: „@S ijl eine unb
biefelbe Offenbarung, welche wir in ber 9?atur unb in ber ftttlidjen

SBelt nur in il)ren entgegengefe|ten unb ft'd) ergdnjenben 35ebeutun=


gen antreffen. 3n ber 9?atür fdjafft baS göttliche QSewußtfein fein

eigene^ dufereS Safein burefy baS Senfen ber in tym liegenben

©egenfd&e, bie eben burd) biefeS Senfen unb il)re barauS enU

ftefyenbc SSegrdnjung unb gegenfeitige S5ef!immung $ur wefenfc


liefen £l)atfad)e werben. 3>j* eS auf tiefe Zxt an* ft'd) felbtf

herausgegangen, fo vereinigt eS bie ©egenfd|e in ber ftttlicfyen

Sl)dtigfeit wieber 5U feiner eigenen (Sinfyeit, tybi fte eben ba-

burd) als bloße @rifren$ auf, unb offenbart ft'd) als SÖSefen

burefy tiefe S3ermdj)tung beS 6cfyemS. $flan barf alfo nid)t


369

fprecfyen von einem natürlichen unb göttlichen *Princi» ber Dinge.


(SS ifl nur (Sin ^Princip, bie ©ottrjeit, unb was wir als ©e=
genfafc fennen, ifl nur if>re verfcftiebene unb eben babutdj füt
unS »olljlanbige Offenbarung. Grntgegengefefct ifl nur biefer

Offenbarung, nicfyt bem in ft'cfy einigen göttlichen SSewujjtfein

felbjl, il)r eigenes 9Wdjt$, bie bloße @riflen$, bie in ber 9tatur

ftdf> auSeinanber$iel)t als (Erfdjeinung , im £anbeln ober <Selbjl=

bewußtfem ft'dfo als 9?id)tS sufammenfaßt, fi'cfy burcfy ©elbfltäu«

fcfyung unb £itge jum (Steine fetbfl fcfyafft, als SBiUfur ober

S56feS. SSeil aber biefe Offenbarung für uns nur als eine gweU
facfte i|J, fo muß unfer Denfen fte burcf) ©egenfdfce unb SSerfnup=

fungen auffaflen, unb fo wirb fte für baffelbe baS Söa&re,

unb biefeS Denfen ifl bie *pi)tlofoül)ie.

Die (SntroicMung berfelben Sbeen in tyrem $erl)dltniß ju


ber ^bee beS (Schonen ftnbet ftd> im drwtn £r). I. ©.
161. ff.
#ier tyeifjt eS: „Die (Stn^it beS 2BefenS unb bec

(Srfcfyetnung in ber Grrfdbeimmg, wenn fte jur 5öarjrneJ)mung

fommt, ifl bie @d)6nf)eit. Diefe ifl alfo eine Offenbarung


©otteS in ber wefentlkfyen ^rfdjeinung ber Dinge." gerner
169. f.: //Die ©cfyonfyeit ernennen wir, inbem wir baS
©anje als @rfd)einung warjmefjmen ; um aber bie 2öar;rr)eit
einjufefyen, muß baS einzelne Ding auf feinen begriff belogen,

ober biefer für ftd) unb mcfyt bloß als erfcfjeinenb in ifym er=

fannt werben/ wie ej: gugleirf) ber göttliche SSegriff ifl." —


Unb ©. 177. über baS ©er&ältnig beS ©cfyonen $um
©uten: /,DaS ^anbeln, woburdf) baS ©cfjone gefd?affen wirb,
muß felbjl frf)6n/ alfo auty als #anbeln (Srfcfyeinung fein; benn
fonfl würbe irgenbwo ber S3egriff aus welchem eS fjervorgetyt,

aus ber (Srfcrjeimmg {^ausgenommen, unb auS biefem abge*


fonberten SSegriff konnte eS aucr) nicfyt baS ©cfyone r;ert>orbrin=

gen. DiefeS #anbeln ijl alfo als (Srfcfyeinung felbfl fcfyon fein

eigenes hervorgebrachtes, ©ans anberS ijl eS aber mit ber


S^atigfeit beS SößillenS, worin ,bie ©üte liegt, gur biefe ifl

baS hervorgebrachte, in fofern eS (Srfcfyeinung für ffdr> ifl, gar


nichts mxti), fonbern bloß in fofern eS bie aus bem reinen

24
370
g6ttlid)en begriff f)ert)orgef)enbe $anblung felbft nid)t fowefcl

barftellt, als wirf lief) tff. SBenn alfo im <Sd)6nen aud) bie

$anblung be$ ©djaffcnS blo§ aß £'rfd)cinung aufgefaßt wirb, fo

ift aud) r)ier aud) baS erfcfyeinenbe $)rob«ct btc^ at$ $anb(ung
b?S gottlid)on ©ebanfenS tjorjuffrllen. Daran wirft bit fernen,

wie ©uteS unb <3d)6ne$ fowobl rein t>on einanber $u unter-

fdjeiben, al$ wie fte aud) in gewiffen S5ebeutungen in ein*

anber enthalten ffnb."


#{8 bie w?fentlid)e S3efd)affenJ)eit be$ <Sdjonen wirb ©.
178. ff. golgenbeS geforbert: „€>o tiiel ifr au3gemad)t, ba$
©djone |ei gan$ in ber Grrfd)einung , aber in ber roatyrljaften

unb ganj von bem SSefen ©otreS ober ber 3bee erfüllten.

DZirgenb anberS fann alfo aud) bie <Srf)6n()eit ernannt werben,

als in ber Grrfdjeinung be$ DingeS fefbfh in biefer muf fte

ftd) ganj erfd)6pfen. 9ftd)t burd) einen über u)r fcfywebenben

©ebanfen wirb fte fd)6n, fonbern nur burd) ba$, wa$ in il)r

felbft gegeben ijt. Die ^rfd)einung aber ift allezeit ein (5in;el=

ne§ unb 23efonbere3, unb biefe SSeftimmung gebort gan$ norf)*

wenbig aud) jttr fchonen @rfd)einung. 9l\d)t$ in ben allgemein

nen ^Begriff jerfliefenbeS, ntdjtg blof benfbareS ober erfd)loffene$

ift im <2d)6nen, fonbern bie ganje Äraft ber SSefonberrjeir, 35e=

grenjtbeit unb ©egenwart. Cr$ mup bafyer aud) in bie Mette

ber 5D?annid)faltig!eit, welche burd) bie wirflidjen Dinge in$

Unenblidje l)inburd)gel)t, mit eingreifen, unb t>on allen ©etten


burd) bie ^Beziehungen j« anbern Dingen beftimmt werben. —
— DaS SStcfjtigfte aber bleibt nun, bajj ftd) in biefer gan$
bejtimntten unb begrenzten (5rfd)einung burd) ein wahres 5Buns
ber nichts cnbcreS offenbart, als bat üolifommene unb ganj mit

ftd) felbft einige SSefen. 3(1 ^ie grfd)einung alfo em (SinjelneS,

fo ift jte bo$ sugUid) (SlnS, unb $wat nid)t burd) bie @in^eit

beä SSegtiff», auf weldje ba$ S3efonbere von allen leiten be=

gegen würbe, fonbern burd) bie Gnnfyeit, welche in bem Sfftan*

nid)faltigen burdvauS überall biefelbe bleibt. 2Sa$ ber gufaU.


ber (§in$elbeit mit ftd) bringt, ifl f)iet $ugleid) baä (£wtge unb

sflotfywenbigc unb Urfprunglidje, fo baß bie wefentfidfje, ftd) felbjt


371

genugenbe Einheit ©otteS um>etfer)rt butrf) jeben, aucf; nod) fo

kleinen £f)eil be$ roitflicrjen unb Crinjelnen binburd)leud)tet. Sfl


bie$ aber fo gang unb oollfldnbig üon biefer Einheit erfüllt, fo

ijr e$ aud) ntcfyt mel)r blo§ ein SflannidtfalttgeS, fonbetn in


bec 9flanmd)faltig£eit feiner S3e$ier;ungen äugleid) ein ©anjeö,
fo bajj alfo ba$ Zufällige in ben unenbltcrjen 93erf;dltn!ffen, fo«

roorjl bec Steile be$ Dinget gegen einanber, al* beS Singe*
felbfl gegen anbete Singe, jugleid) eine ewige imb wefentlidie

Sßerfnupfung bec sftotrjwenbigfeit auäbrucft. SBergl. 9? ad) gel.


@c&r. S5b. II. ©. 424. f.

Ueber baS £5erl)dltnif3 bec Religion jum ©cfyonen unb


jur Äunfl ieift t* 9? ad) gel. ©d)r. 23b. II. <3. 280.: „Sie
2fnfd)auung fpaltet fid) in jwei Grntgegengefe|te; in jebem t>on

beiben muß ba$ ©inline nuc burcf; ba§ 8Befen angefdjairt wec=
ben. 28o fid) baS Snbfoibuum felbfl unb babued) bie ganje
2Belt bucd) ©Ott anfdjaut, entfielt bie Religion; wo e$ bie

Außenwelt, unb babued) fid) felbfl bucd) ©Ott anfdjaut, entfielt

bie Äunfl. 3« bec legten waltet bec SBerjlanb oor, aber ber

üottfommene biale£tifd)e; in bec erflen bie #nfd)auung, in wU


djec bie (tnnlicrje unb ©elbflerfdjauung bucd) W aoUfommenjre
Snbwtbualität einä unb baffelbe ift.

©. 285. „3n bec Äunfl ber)ercfcr,t bie 3bee als unfec

Güigentbum burd) ben SBetflanb bie ganje 2öelt unb madjt fte

in U)tec 5^id)tig?eit wefentlid). %n bec Religion wetben rote

felbfl inbtoibuell unb nichtig, unb (Un babued) ecfl roefentlid)

in bec göttlichen Sbee."


<5. 428. „52enn niemanb fo fcf)c in ftnnlidjer Serffceu-

ung oerfunfen fein fann, bafj er gcb^lid) ber Religion unb ber

S3erbinbung mit ©Ott entfagte, fo barf aucr) niemanb ber er=

tyabenen 2öütbe ber Äunfl wibetflceben , welche un$ ba§ ©Otts


lidie in feiner wirklichen Grcfcfyeinung tiecgegenwäitigt. <Sie fließt

ja mit ber Religion au$ einer unb berfelben £luetfe, au$ ber
göttlichen Sftee, unb mdjt Unrecht fyattz Sc>r)ann 33occaccio,

wenn er in ber ©pradje feines geitalterS bie Äunfl nur eine

onbere 2Ctt ber Geologie nannte. 5^ur t?erfd)iebene Sprüngen


24*
"

372

nehmen fie ju gleitet Heiligung. Sie Religion treibt un$


tbeilS burd) bte %kbe $u bem feigen freubig ba$ 3^itltdE>e unb
Mangelhafte aufzuopfern, um ju jenem, wofyer wir flammen,

juvücfutfebren, tf)eil6 jldrft fte un$ burd) ba3 üotte S3ewujjtfein

be$ l)6l)eien UrfprungS unb ber §ö()eren £itlfe, ba$ Seitliche, ba$
unfer reineres SOßefen tmbt, §u befdmpfen unb nad) jenem ju
gehalten. Sie Äunjl aber $eigt un$ aud) in bem 3eitüd)en
felbjt bte üoüfommene ©egenwart be$ ^)6d)(lenj fte abelt biefeä

Seitliche unb fyeiligt fo fd;on unfer ivbtfdtjcö Seben.

3u <&. 74. .

„3» bem Portrait ()ort ber gange (Sinn ber


Äunffc auf." SBie bieg §u »«flehen, unb bafj bamit bag
ed)te Portrait feineSwegeS ax\§ bem ©ebiete ber Äunjl wtwtefen
werben fotf, ijl unter ©. 331. $u erfel)en.

3u ©. 77.

Safi ber Sitten fd) »or$ug6weife ber <&d)bnty\t tfyeilbafttg

ijt, wirb im (Srwin ty. I. <5. 204. fo auSgebrücft: „66


bleibt nur ber menfcfylicfye Äorper redjt eigentlich für bie ©d)6n=
tyeit übrig, weit in iljm, aud) als einem befonberen, ber S5e=

griff jugleid) eine gan§ eigentümliche unb burd?au§ nur biefem


cinjelnen Singe jugel)6rige <Seele fein fann."

3u @. 78. ff.

Ueber ben ©egenfafc ber geiftigen unb forderlichen


<Sd)6nf)eit unb Un SÖßiberfprud) betber, burd) welchen \>a$

€5d)6ne in b?r SQMrftidjfeit aufgehoben vokb t-ergl. (Srwin Zt).

I. <ö. 192 — 207. *g>tec nur einige #auptjMen:


€>. 194.: „Sie <3eele wirb fc^on fein, wenn ftd) in

allen U)ten einzelnen Weiterungen \f)t einfaches 5Befen, unb


tUn baburd) aud) btö göttliche uolIjMnbig offenbart, fo baf,

inbem fte in biefem 2(ugenbl[c!e ifyreS $anbeln$ ganj \)a iß-,

burd? bie (Sntroicfelung iljrer wirflicfyen Sfydtigfett überall bie

Harmonie be$ SöefenS ^eworfcfyeint, in welcher jeber £l)eU ba$


373

©an^e in ftd) entölt, unb nur burd) ba§ ©anje unb nid)t

burd) iiifrtllige SScrfnupfung mit allen ubctgen jufammenfydngt.


£)aburd) allein wirb bie (Seele jur fronen, nidjt burd) bie fttt-

Itdjen Crigenfcfyaften, nod) weniger aber burd) au£erorbentlid)e

Ärdfte unb ^d l) ig feiten , wie gewo()Mid) biejenigen meinen, weis

cfye fa(fd)lid) bie (Schonzeit in ber SSebeutfamfeit ber (Scfdjeis

nung fud)en. 5ftid)t ber große (Staatsmann ober ßrieger, ntdjt

ber, welcher ftd) burd) eine felfne gülfe ber ©ebanfen ober (5m*
pftnbungen auSjeidjnet, nid)t ber, welcher burd) auffallenbe unb
uon bem gewöhnlichen .Saufe ber Singe abweid)enbe <Sd)icffale

merfwurbicj ifl, fann beSwegen auf (Scfyonljeit ber «Seele lln*

fpntd) madjen. SBielmefyr erfd)eint ba$ (Seltene, \a \>a$ 2Teufjerfte

unter ben menfd)ltd)en Singen erfr als etwas red)t (SinjelneS

unb SSefonbereS, unb wivb erft butd) bie Söergleidjung mit an*

berem (Sinjelnen nad) feinem Sßerttye beftimmt, alfo burd) eben

bie Sßerl)dltntffe, bie es in baS ©ebiet, wcldjeS burd) bie (£r=

fdjeinung bel)errfd)t wirb, fyerabjielm. 9l\d)t, bafj nid)t ade

folcfye (Seelen aud> fd)6n fein tonnten, aber fte ftnb eS thn nicfyt

burd) baS, woburd) fte ftd) auszeichnen, bafyer ein gewiffeS

©letdjgcwtcfyt ber Ärdfte unb Gngenfcfyaften, worin fte ftd) gegen*

fettig mäßigen, ber (Sdjonl)eit am günjtigffcn $u fein pflegt.

SieS tfr nid)t allein ber (Scunb, warum bie alte Äunji gern
baS SDftttelmäjjige gum ©egenjranbe nafym, fonbern wir fufylen
e0 au6) leid)t unb oft, wenn wir etwas jwar fetteneS, aber

bod) in ber wirflid;en Grrfdjemung nid)t$ unm6gtid>e$ no$ un*


frefannteS, in ber Äunfi fogleid) übertrieben nennen."

<S. 199.: ,,©ar wenig fdjetnt ber Äorper ftd) baran ju


lehren, wie bie (Seele für ftd) befd)affen fei. £l)eil§ wirb er

burd) feine SSerufyrungen mit ber Außenwelt unb unjdfylige Uns


falle Derbrel)t unb cntfrellt unb t>er(iümmelt, unb fann fo nur
feiten ober nie t>olljHnbig baS ausbrühen, m$ bie (Seele in

U)rem Innern benft unb treibt, tl)ertS, wenn er atx(i) biefeS

^eiumjbßen glitcflid) überj?ef)t, ijt er burd) feine SSegierben unb


SSebürfniffe befrdnbig in 23efonberl)eiten uerwicfelt; burd) beibeS
aber wirft er auf bie (Seele unb färbt fte gleidjfam mit feinem
"

374
eigenen tfnjlrid), fo bajü fte entweber ganj bavon anlauft, wie
SD?etaU von ber geud)tigfeit, ober t)6d)ftenS ftd) mit if)m wiber=
flrebenb. vermtfd)t, woburd) fte ftd) eben auf gleichen Suf**mit

tf)m fefcen raup. £)arum ftnben wir fo fetten, voaö wie wün*
fcfyen, einen Körper, ben wir fdjon nennen mochten, bei foldben

©eelen, von benen wir wofyt am meiften bie <Sd)6nl)eit erwar*


fet Ratten, unt) voiljldnbig ftnben wir biefe Uebereinftim*
"
mung nie.

0. 200.: „Der itorper für ftd) fann nur fd)6n fein aU


Orrfcfyeinung , bie if>r eigenes 5öefen übet bie €>eele üoüpanbig
in ftd? felbft enthalt unb barjrellt. 9Bo bieg aber ifl, ba fann
bie (Seele für niefytS anbereS anqefeben werben, als nur für
ba$ Snnere, ben (Sebanfen, baS Söefen be§ ÄorperS."
€>. 201.: „@o ergebt bie <Sd)6nr;eit ben Körper a\x$

jener SSebürftigfeit, ber er nad) unferer vorigen 2Cnftdr)t unter-

worfen war, unb pflanzt if)tn ein eignes SBefen als il)m eigen*

rtmmlid) ein. <Serm wir aber nun auf bie (Seele, fo fann bod)
in biefem Körper von t^r nid)tS erfdjeinen, waS nicfyt gu bem
gemeinfamen begriffe beS ÄorperS gehörte. Sbre einzelnen

(Sigenfdjaften alfo, tlt>re Sugenben unb Ärdfte, \>\e fte et 16

©eele von anberen (Seelen unterfdjeiben , unb fte gu biefer be=

frimmten unb befonberen einzelnen (Seele machen, fonnen nicfyt

in biefem Äotper wahrgenommen werben; fonjl würbe ja in

ümt etwtö erfd^einen, waS nifljt bloß fein SSegrtff wäre, unb
bteS würbe mit bem übrigen im 2Öiberfprud) |W)n, unb and)
biefeS feiner -$£oUjtdnbigfeit, baS fjeifjt ben ganzen Äorper feiner
<Sd)6nl)eit berauben. £)al)er fommt bie SSebeutungSloftgfeit beS

fdjonen ÄorpetS , bie eben barin beftefyt, baß in tl)m feine be=

fonbere föefd^aff^ntjeit ber <®ech für ftd) bargeffelft fein muft,

unb überhaupt nid)CS, was nid)t $u bem gemeinfamen SSegriffe

beS bloßen ^orpetö gebort.


.€>. 206.: „5BaS wir eben aus ©rünben entwickelten, geigt

ftd) in ber (5tfal)rung nur aUjuwatyr. 5öie oft fefcen wir nid)t

an ausgezeichneten unb mit befonberen Cngcnfdjaften ber (Seele


begabten SDfenfdfjen foldje Äorper, bie offenbar auf bem SSege
375
waren fdh6n 51t werben; aber ba8 Diele, tra8 b!e <Seele lernen

unb erfahren mußte, um ba$ ju werben, tt>aö fte t(f, bat nid)t

fpurloö an bem Körper üortibergelm founen, fonbern tbm be*

ftimmte ßemtjeicben aufgebrüht, fo baft wir in if)m nid)t mef;t

bie ©rfjonbeit ernennen, tt>or)t aber ben tiefen Sßerfianb ober ben

Saftigen $Bitlen, ober roa$ fonfl bergleid?en digenfcfyaften bet

©eele ffnb; unb nod) fd)limmet ift e$ natürlich, wenn bie

©ee(c uon ifyten eigenen (Srfabrungen jerftott unb in ffd) jet*

riffen ifl £)af)er fommt e$ benn, baß wir im Eeben entwebet

um ber 33ebeutung unb beS wicbt'gen ^nljalt^ eines 5D?enfd)en

willen auf ba$. ($letd>maaß ber €>ct)6nl)eit in feinem 2feußeren


23cr$td)t leiten muffen, ober, wenn wir an einem anberen ben
äußeren ©dfrcm jenes ©leidnnaaßeö unb ber Ueberetnflimmung

ber ft'd)tbaten Sfyctle antreffen, bie gdnjlidfje S3ebeutung3loffgfett

unb Seere beS Snnetcn un6 eine foldje £tugfd)6nl)eit, bie ntd)t

ben 35efd)fluet 51t beliebigen, fonbern il)n $u necfen benimmt

fcbeint, berjlid) oerletbet.

2(uf biefehlerhafte SSerwedjfelung beö ^nteteffanten

mit bem <Sd)6nen fommt folget unten©. 164. unb 168.


wtebettyott jurütf.

3u ©. 80. ff.

£vm (Srwin 2ty. I, ©. 213. ff. werben gretbett unb


9?otl)wenbigf eit, fofern fte jwet 2frten ber <Sd)6nl)eit be*

grunben, fo bargefiellt: „Die ©d)6nf)eit ber gtetfyett wirb


barin beflebn, bnf in bem Gnnjelnen unb SSefonberen ber*gott~
lid)e 5öide ftdb felbfl offcnbarenb, baS Sufäütge unb Sttannid)*
faltige ber ftnnlidben $&elt nid)t bloß unterjoche, fonbern fo.qat
gum #u8btutf be6 ©eifteS unb ber greifyeit mad)e, fo baß ftdj

eben ba$ Stbtfcfye a U $ ber faufenbfältigen Betreuung unb SSer*

wirrung tiefet (5nblid)feit wiebet gut «Darftellung bet einfachen

unb freien (Gottheit lautere. 5Öäre bieS nicbt ba8 SBefentlidje


ber cbrifllidjen ©djonfjelt?''

<S. 214.: „Die <Srf)6nt)ett ber DJotl) wen big feit muß
gang baS Grntgegengefe|te bet vorigen fein, unb barin bejTehn/
376
ba$ jebeS (Sfnäelne unb Sefonbere nidjt nur burd) bie allgemein

nen ©efe|e beS SBeltallS feine befonbere Stydtigfeit unb SBillfut


befyerrfdje, fonbern baß ftd) in biefer jene ©efefce von felbft unb
als ©ins unb baffelbe mit if)r barfMen; woburd) baS ©ottltcfye

unb allgemeine, weil eS eben baS *ftotl)wenbige unb in jeber

Grrfcfyeinung t-ollfommen abgefcfytoffen tft, unb fein willfitrlidjeS

(Streben mefyr übrig laßt, in eine gan$ enbücfye unb beflimmte


©eftalt, baS ©renjenlofe in bie j!rengjte ©rensegleicfyfam ge*
bannt würbe."
<&. 216.: „<&qU burdf) bie <Srf)6nt)ett bie greifyeit unb
ber einfache ©eift in ber €>mnltd)feit erfcfjeinen, fo muß btefe

©innlicfyfeit im unenblidjen Kampfe mit ber gretyeit bleiben,

woburd) biefe aud) wieber auf alle SBeife befdjranft wirb, unb
atfo nidjjt mef)r baS Söefen, baS ftd) gan$ felbjr beftimmr, fons
bem nur eine werbenbe gretyeit i(l, ein burct) Sßerfydltmffe unb
^Beziehungen begrenztes SSefonbere. — — 2(uf ber anberen
©eite nrirb ber Cftotbwenbigfeit , bie im ©anjen waltet, unb
baffelbe mit bm SSanben ewiger ©efe£e jufammenfydlt, aud) W
freie unb unabhängige SBiUfur einzelner Sßefen, in weldjer ft'e

ftd) bod) batftellen folite, befranbig entgegenwirken, unb fo f)er=

vorbringen, bajj jene wenigstens nidjt als ttoüenbete unb üotf=

loram^ne Sfotfywenbtg&tt, fonbern nur als eine ftd) erft ent-

wicfelnbe unb im jleten Serben begriffene $ur (Srfdjeinmuj

fommen wirb.''

3u e. 82. ff.

Ueber fubjectttie unb objecto e Äunft unb ©d?6nt)eit


unb ben ©egenfafc beS Olaiüen unb (Sentimentalen wirb
im (Srwtn Zi). @. 218. ff. bem wefentlicfyen Stielte, nach
I.

golgenbeS bemerk: „SßaS man fubjectio nennen fann, \\t


bie innere SSe^ieljung ber daueren ©egenjldnbe auf bie Gfinljeit

beS ©rfennenS, unb bagegen baS üorjugSweifc £)bjectioe ber

ft'dr) in Un ©egenfldnben ober £)bjecten ttolljtdnbig barjMenbe


©ebanfe. 2(uf feiner biefer beiben leiten aber fann
bie wafcte (Sdjontyeit wirflid) gu ©tanbe fommen. £)enn wo
377

atteS nati) ben Sßcr^attnifien be§ Grrfennenben unb be§ CBegen*


ffanbeS beurteilt wirb, ba fann au er) immer mir Don bec SBeft
ber Sßerrjdltniffe unb S5e5ier)ungen bfe 9?ebe fein. (5ben baburcr)

credit baö, wag in ber ü£r)at in r)6t)eren ©rünben feinen Urs

fr-rung fyat, wenn e$ fo in ber blopen (5rfcr)etnuncj aufgefaßt

wirb, ba$ 2fnfel)n ber jäufdUtgfeit, \va$ nod) mel)r an einem

anberen ©egenfafce auffallt, ber iUn bieö 23evr)dCtntp auf einer

nod) mefyt abgeleiteten Stufe unb baju unDoltfldnbig auSbrüdt,


ndmltd) bem Don Schiller aufgefreUten ©egenfafc be$ 91 ah
Den unb Sentimentalen. Denn ba$ 9toe ifi banad) ein

Hop Derneinenber 2(u3brmf, welcher bie SSesiefjung auf ba$ 3n=


nere be$ (SrfennenS, bie im, Sentimentalen i(J, auöfdjttefen foll."

S» SSejic^ung auf ben ©egenfafc Don 3>nbiDtbualitdt


unb Statut fjeißt e$ ebenbafelbft <&. 219.: „Die 2Crt beffen

\va$ wir ein (Sinjetwefen nennen, 6e(ier)t barin, bap e$ jwar für

.fttt) eins i(i, aber in feinem Dafetn bod) befrdnbig Don einjel-

nen 33erl)dttmffen abfangt, aud) in fofern eS felbft biefe, nacr)

ifyrer Derfdjiebenen il)m aufgebrungenen S5efd)affenl)eit, Derfcbie*

ben beflimmen muß. —— . Die allgemeine 2tfotf)WenbigtYit

aber, bie ftdr> in (Metern Sßerben buref? bie Sefonberfyeiten bet

»itflidjen Sßclt entfaltet unb entwickelt, nennen wir bie Cftatur.

— 5öir Ratten alfo flatt jenes f)6l)eren ©egenja'geS ber Grinfyeit

unb beS ZU bod) wieber tiefen $wifd;en bem (Sinjelwefen , ba§


wir, in 5Köcfftd)t auf feine geijlige dinljeft, aud) *Perfon nen»
nen, unb ber 5tatur. Diefer aber ifl fein anberer, als in

wcld;em alle Dinge biefer 5ßett begriffen ftnb; benn in jebem


jireitet feine (5igentl)ümlid)feit mit ben allgemeinen Gräften bec
9?atur, bie e$ notfywenbig bestimmen, auf bie e$ abet and) mit
jener wieber einwirft; fo bafl, wenn biefer ©egenfa|, wie wir
bod) einfafyen, ein #inbemifj ijt, ba§ bie Scfyonfyeit 5m:
3BUfltä)feit gelange, wir julefct gefielen muffen , eS fonne
überhaupt gat fein Ding in biefer wirflidjen SÖSelt wafyrfyaft

fd;6n fein."
"

378

3u @. 83.

2(u$fül)rlid)er wirb bei ©egenfa$ swifcfyen bem 5ßefen unb


ber £rfd)einung ober bem göttlichen unb trbiftfjen © Ro-
llen nadf) fetner Gnitftebung unb S>ebeutung entwicfelt im dr =
win £b. I. ©. 222. ff.: „offenbart ftcb," U\$t e« I>ier

(@. 224.), „bie ©otttyett in ifcrer ganjen gölte burd) Grrfdjet*

nung, fo i|I bieS tyre gan$ eigentümliche <Scr>6nr)elt; benfen


wir tmS biegen bie Grrfcfyetnung be$ Sßirfltcfyen ganj angefüllt
von tr)rem eignen 5Sefen, meldte« freilief), rcie wir wiffen, ju=
gteid) ba$ ©örtliche fem muß, fo ijr bie6 lieber bie ©cfyonfyeit
ber irbifdjen £>inge für ftcr).

@. 225.: „3n imfecem inneren, ober vielmehr in ber

t)6r)eren Grrfenntnif? überhaupt, bie mit 9>t>antafte nennen, flei=

bet ftcr) ba$ göttliche Söefen in eine wtrflidje, ganj leben«


bige ©eftalt, bie unß, wenn wir fte mit ben Grrfd)einungen ber
duferen 5Belt wrglerdfjen , wie ein dufter berfelben oorfommt,
unb in biefem ©inne Don sielen ba$ Sbeal genannt wirb.

SBerftanben wir aber biefeö 5Sort bisher t>on einer SReget, bie in
ber wirf liefen 9Q3elt nacfygear)mt werben foll, fo werben wir e$
nun bafüc faum gebrauchen bürfen, ba bie ooutommene Offen*
barung ber ©ottrjeit in wirklicher ©eftalt bodr) wor)l an unb für
ftcr; felbft etroaü weit £6r;ere$ ift, als wenn fte nur $u einem
folgen enblicfyen 3we<fe gefcfydjje, ja etwas t>on allem ßweefe

gan$ unabhängiges unb unbebingteS.


€>. 226. : „5öenbe nun beine SSlide auf bk anbere <Seite,

be§ irb if d)en @d)pnen, unb beben!, ob aud) nur biefeS burcr;

ben gewöhnlichen Sauf ber 9ßaturentmtdelung $u ©tanbe gebracht


werben fann. 2etcr/t wirft bu ftnben, bajj and) bie vmrflidjat

dufjeren ©egcnftdr.be burd) ba£ 3 a ufotbab & ec ^)r)antafxe erft

r/mburcfygegangen fein muffen, um vergöttert ju werben, unb


if)r eigenes Söefen in ft'd) vollkommen au^ubrücfen. — —
SSBitljt bu enblid) beibe ©attungen be$ €>d)6nen vergleichen , fo

erüennjt bu wol)t, baf* in bem göttlichen fowofyt, q13 im


irbtfdjen bie ganje *Pfyantaffe gegenwärtig fein muj?, unb alfo

jebeS für ftcr) ein gan$ eigentümliches SBeltall bilbel."


379
3u <3. 84. ff.

£ie sftotfjwenbigfeit einer ü£f)ätigi:eit jur Bereinigung

ber ba$ <8>d)6ne auffjebenbm ©egenfaV wirb im (5rwin 2r).

I. 0. 230. fo auSgebrucft: ,,'SBfo r)aben ba3 @d)6ne immer


nur als einen fdjon fertigen ©egenftanb betrachtet, unb beffen

S3eftanbtr)etle tmtcrfud)t; jefct aber fef)en Wir, bafj wir bamit


nid)t ausreichen, fonbem baß biefe SSeftanbtfyeile, nafyer geprüft,

immer unvereinbarer werben. (&$ entfielt uns alfo fyieburd) eine

ganj neue Qkunbtage ber Unterfucfyung , inbem wir eine 5ßer=

rinigung beiber <&eit?n be$ <Sd)onen ftnben muffen, bie offen*

bar, wie bu ftefyft, burd) eine Sfydtigt'cit f)ervorgebradj)t wer=

ben muß."
lieber (£rr;abenr;elt unb ©d)6nl)eit, 53urbe unb
Ttxumitt) mögen r;ier nur folgenbe ©teilen ausgehoben werben:
(Srwin £&. I. ©. 234. f.: „2ßir Ratten jwei ©ebiete ber

wirf üd)en erfdjeinenben €>d)6nf)eit, wovon baS eine von bet


©effatt angefüllt war, wetcfye bie ©ottr)eit felbff, In unferer
sp^antafte erfcfyeinenb , annahm, ba$ anbere von ben irbifd)en
•Dingen , welche burd) ftd) felbfl in ifyrer Gngenfyeit ba§ göttliche

3Befen alö erfdjcinenb auSbrutfen. S3eibe fliegen un$ §u einem


unb bemfelben 9ieid)e ber (£rfd)eimmg §ufammen, inbem burd)
eine wunberbare Sjjdtigfeit ba§ ©ottlidje, $ur 5ßirflid)!eit wer=
benb, ftd) in ba$ 3>rbifd)e nieberfenft, unb utgleid) biefeS von
ber göttlichen $err(ici)£e[t als feiner eigenen erfüllt wirb. Sßenn
nun biefeö ganje 9?eid) ber <Sd)6nbeit nur burd) folcfyeS SSerben
be|let)t, fo muß ftd) barin immer nod) bie in bie SBtrtHicr^eit

t)ervorbred)enbe Äraft ©ctteS von ber bie ©ottfyeit in ftd) Regens

ben unb entwicÜelnben ber einzelnen £)inge unterfd)eiben laffen;

beim nur burd) tiefen ©egenfafc wirb ber Uebergang unb feine
9ftd)tung bemerfbar, unb beibe ©ebiete get)tt bloß baburd) nad)

entgegengefefcten ©eiten auSeinanber. ScneS göttliche Söirfen


nun ftrafylt als Crrl)abenr)eit au§ bem COZittelpuncte be$ gott*
liefen SöefenS hervor; bie wefentlidje .Straft be$ @in$elnen

ffromt al§ @cr)6nl)eit burd) bie unenblidje 9)?annid)faltigfett


380
bet wirflidjen befonberen Dinge, unb fdtttgt btefetbe gtetd)fam
''
überall mit innerer <5tnf)cit.

©. 236. ,,©ie& ein, bafj bie übermächtigen Sftaturfrdfte,


imb bie furdjtbaren Grrfcfyeinungen , in welche üiele bie (Ergaben*
Jj)eit fe$«t, un3 nur bie mit un$dl)ltgen anberen ©efüblen tier*

mtfcfyten (Erinnerungen an baffelbe aufregen, wenn wir babet


and) nur bunfet an tr)ren unüoKfommenen göttlichen Urfprung
benfett, ber eckten (Erhabenheit ©i& aber nur ba fein fann, wo
überhaupt bie tjolle @d}6nl)eit gefunben wirb, in ber ©effalt

üollfommener (Emjelwefen, in welche ftd) bafyer aud) notfywenbig

für unfere ?>^anta(ie bie ©ottljett fleibet. Unb gwar ge^t fte

t)on ber gülle ©otteS fetbff, ber, weit er ber Urquell aller ©es
jlalten ifr, am fcfcwerften in eine gatt$ befonbere gefaxt werben
fann, burd) eine ©rufenfolge göttlicher SBefen in bie <jan$ be=
grenzte ^ftenfdjlid^eit über, unb überall, wo wir ifyr begegnen,

ergreift unö nidjt fnecfytifcfye gurcfyt, nod) banges Soeben, fon=


bern baS (Entjütfen ber (El)rfurd)t, weld;e£ un3 burd) Anbetung

Sum ©efül)le ber (Seligkeit emporhebt. (Ein folcfyeg religtofeS

©efüfyt tfl auch überall üon ber würbigen 2lnfd)auung be6- (Er?

^abenen un^ertrennlid), worüber td) Vid) am ftdjerfren §ur eignen

(Erfahrung üerweifeu fann ; benn ba3 ebett nennen wir im roafc


ren <Sinn ergaben, worin ber göttliche Urfprung nod) ganj er*

fennbar unb unt>erfdlfd)t f)ertiorleud)tet, unb un$ bie annafyenbe


©egettwart ber ©Ortzeit überjeugenb ergreift, ©enft ftd) aUi
bie (Erhabenheit tiefer in bie ganj wirflidjen trbifcfyen Dinge,
unb erfüllt biefelben überall mit bem 2(u6brucf ber ©6ttlid)feit
and) in ityrem gewöhnlichen geben unb Dafein, fo entfielt un$
barauS bie (Erlernung be3 ^rbifdjen in göttlichem 2id)te, obec

t>on bem göttlichen ©tanbpunete an$, weld;e bie Söürbe ge=

nannt, ober wofür wenigflenS biefer Sßame am befreit aufge*

fpart wirb. Sßürbeüoll nennen wir mit 9?cd)t nur ben, wel=
djem bie (Erhabenheit $ur gewöhnlichen 9?atur geworben ifr, fo

bafj fte ftd) and) überall in feinem gemeinen Dafein auSbrüdt,


bie ganj menfcfylid) erfcfyeinenbe unb fyanbelnbe ©ottl)eit, fo wie
ben t>on il)r erfüllten unb nur fte barfrellenben SD?enfd?en. <2o
381

bringt bie drftabenfjeit bis in alle SSefonbet^eit ber enbtid)en

5Belt, wnb von bem göttlichen <Sd)affen au« erfüllt fte alles.

S3etrad)ten wir aber biefeS Grnblicfye felbff, tote fein eigenes, blojj

befonbereS Safein ganj burd)brungen i


fit von ber göttlichen (Sm=
fyeit, fo ijl e$ nur eben biefeS ©ottlidje, uoaö ft'cfy unS burd) bie

einzelnen Singe alö beren eigentfyümtidjeS SS3efen offenbart, unb bas


burd) ft'nb fte fd)6n in einem engeren €5inne. Senn um bie <3d)6n=

fyeit in tm Singen ju ernennen, muffen wir fte burd) bie 2fn=

fcfyauung fd)on in ifyrem Sßefen ju ergreifen wiffen; bann werben


tt)ir aber aud) auf ba8 innigffe unb fyerjlicfyfte beglücft unb erfreut,

in unferer vertrauteren Umgebung unb in bemjenigen, wa$


unfrem flerbltcfyen Eoofe gan$ verwanbt unb befreunbet ift, bie

©ottfyeit felbft als btefeS SSefonbere in freunbticfyer (Gegenwart

waf)r$uner;men. Sarum ift baS Ödjone in feiner tigenen ©Ott*


üd;feit bod) jugteid) fo gefellig unb tiebltd); unb unerfdttlid)

ft'nb wir in feinem, von jenem fremberen ©rauen befreiten ©e=


nuffe. 2öetd)e ßujl aber unb roetd) ein leidjter unb bocr) voll*

lommenec ©enuj? ber ©egenwart ift unä crft bereitet, wenn rot't

enbtid) aud) bie ©djon&eit jebeS Sbeilc^en ber befonberen Singe


unb bie genaueren Sßerfydltniffe berfelben anfüllen unb vergöttern
fefyn, worin ehm ba$ bejlel)t, wa$ roir gewofynticf) mit einem
fremben $ßorte ©rajie, mit einem beutfd)en aber am beffen

2tnmutf) nennen! Senn bat Sßort Ü?ei$, wetdjeS W &t=


regung ber SSegterbe, ober fei es aud) einer $or)eren <Ser)nfud)t,

bejeicfynet, reicht unS bei weitem nid)t fyin, t>k fyeitere SSet-

wanblung beS SÜßefenS in alle mannid)faltige 2Btrftid)leit unb


jeitüdje Bewegung auS§ubrücfen, woburd) uns erjl ba§ 6d)6ne
in jebem 2fugenbticfe feinet SafeinS red)t genießbar, unb uns
Sum vielfad) verteilten, fa|t unberouften ©enuffe bargeboten
wirb.

6. 239.: „Su fu# aud) wof)l ein, bajj nad) unferec


jefcigen 2Cnftd^t fowo&l baS ©ottltcfye fd)6n, als baS 3tfc;f?
fcfye aud) ergaben fein fann? Senn eS ift biefelbe fcfyaffenbe

Sfydtigfeit, \>k burd) betbeS fytnburcr; gefyt, unb nur von verfemtes

benen Letten angefetyn wirb. üftur in biefer £J)dtigfeit, unb


"

382
imtcf) beren 9iid)tung ffnb &f)afot\Mt unb <Sd)cmf)eit unter*'

fcfyieben, nid)t aber burd) irgenb einen ©egenfafc ir)re§ ©toffeS.


3)iefe$ fannp bu aud) am befren baran fer)n, baf in jeber von
tiefen beiben (Seiten ber SEBrlt beä ©dienen, beibeS, ba$ allge=

meine ®otttid)e nnb ba$ (Sinjelne, in feinem ganjen Umfange


wteber t>otfommt. 3n ber Sßürbe ger)t bie <§:r&abenr)eit bis in
ba3 2(u£ecfre ber wirflicfyen Grrfcfyemung über, unb t>erfd)mdt)t

feinen in berfelben üorfemmenben €>f.off, nid)t ba$ @nblid)e unb


nod) fo eng Scgrenjte, welches aufy nid)t fein fann, ba ja baS

©ottlicfye ftd) felbft vollkommen begrenzen muß, um and) nur


atö (5rr)abene^ erfcfyeinen §u f onnen ; bie <Sd>6nr)eit aber> bie ftd)

nad) ber einen Oftdjtung als 2(mnutl) bis in bie Fleinjlen ZhtiU

cfyen beS (Stoffes verbreitet, ergebt ftd£> nacr) ber anberen eben

fo r)od) in ba$ ©ottlidje, als nur immer bie CMjabenfyett, unb


ntd)t$ an ft'd> @rl)abene$ ijl über u)r, weil, trenn ffe nidrt bie

©ottljeit felbft in ber ©ejlalt beS ©egenwdrtigen oolljMnbig um=


fajfen fonnte, fie gar nicfyt ©djonljeit fein würbe.

€>. 241.: „Sie 2Burbe, welcfye bie in ba$ SSegrenjte


ganj übergegangene Sftcfytung ber Grrfcabenfjeit ifr, wirb am meU
flen als ein |3uftanb ber ©leicfymdfigfeit unb 9?ul)e wafyrge*

nommen, »eil ftd) barin bie Gürfyabenfyeit gle!d)fam mit ber

SBirfltdjfeit gefdttigt §at; bagegen wir mit bem Gürfyabenen für

ftd) immer tm ©ebanfen ber Äraft unb Sftacfyt, unb einer ge-

wiffen ©ewaltfamfeit verbinben; unb bennod) erfcfyeint bie SBurbe,


wie \ti) fd)on vorder fagte, mefyr als etwas 3(eu^ereS unb 3eif=

ItcfyeS. Su ber 2Tnmutl) hingegen t(r Bewegung, nidjtS als bie

2feuferung einer göttlichen Äraft, fonbern eine zufällige unb


enblicfye, welcfye aber burd) ben allgemeinen ßitftanb ber <3d)6n=

f)ett be^errfd)t wirb, innerhalb ber @inftimmigfeit beffelben ba$


©ottlidje in ftd) erhalt, unb nie auS ben eroigen ©djranfen ber
©d)6nf)eit weicfyt, bie ftd) alfo fyieburd) beflo vollfommener 6e=

wdl)rt; bie <3d)6nf)ett felbjt aber wirb mefyr rul)enb gebad)t, unb
8ur göttlichen SÖßirffamfeit nur bann, wenn wir un§ mit un=
ferec 2(nfcr)auung ganj in tt)t 3>nnere§ verfenfen."
383

3u ©. 92. ff.

Ueber ben Religion unb (Schönheit


ßampf jwifchen

unb bie $ßergdnglid)cett be§ «Schönen vor ber reinen


göttlichen Sftee atö ?)rinjtp be$ &ragifd)en oergl. (Srwin

S& I. ©. 253. ff. £fft &eift eS 6. 255: „2(1$ wlrflicfce*


einjelneä Ding ifl ba3 <3d)öne jenem ewigen 3»Panbe, rote e8

bei ©ott ifl, enfgegengefefct, unb roenn gleich mit Söefen erfüllt,

bec' 3*itlWctt ttnb $ergdnglichfeit ganjltd) unterworfen.


SWttjj fid) ba nicht ba$ gottergebne ©emüth von jenem $ete
liefen, unb fei eS aud) nod) fo fd?6n, hinweg wenben 3U bem,
wo e$ allein bie Hoffnung bt$ unperblichen unb unbeburftigen
£eben6 ruhen laften fann. Unb trenn e« baS thut, brtjtrtft

if)m bann nicht bie (Schönheit ganj unter bie übrigen wefentos

fen ©uter ber nichtigen SSelt? SBenn hingegen bie (Seele ftd>

hdngt an bie irbifdje ©cpalt, ifl pe nid)t in ©efafjr, mit ihr un=
terjugerjn in bie ßcrpucfelung &*$ &it[Ui)en unb t>a6 eroige ßtcrjt

be3 UnoeranbetIid)en gan$ in per) ju oerbunfeln? —— £)enfe

baran, wie oft bie Religion bie 51t grefe Siebe 511m (Schönen

auSgePofjen, unb al6 il)ter unrourbfg oerbammt fyat; \a baf?

felbp grofje Mnplec julefct über if)r eignes <Spiet mit ©epalten

nur lächelten unb per; §urücBflüd)teten in bie Sffiohnung ber un-

verkörperten reinen ©ettheit. 35eim Petrarca roivp bu nicht


wenige Sonette biefe6 3mhalt3 fmbm, unb einS, worin er recht

betttlid) auggefprodjen warb, ip un$ auch vom €D?ict)el 2fngelo

aufbehalten." (SSergl. hiermit auch bie fcfyone (Stelle in ben


*ttachgel. «Sehr. 25b. IL <S. 433.).
Weiterhin (<S. 256. ff.) rjeijit e$ : „Snbem bat «Schöne
mitten in bem ©ewüf)i ber anbeten, erfdjeinenben ©egenpdnbe
burd) bie ihm inwol;nenbe ^errlidjfeit be$ gottlichen 8Befen$
erhöht wirb, t'ann eS \id) bod) nicht au3 jener itbifchen S3erfet=

tung befreien, fonbem oerpnft vor (Sott mit ber ganzen ubrU
gen (Jrfchetnung in 9}id)tig£eit. Siefer herbe SSiberfprud) be*

wältigt jeben, aud) unbewufit, mit einem nid)t nur innigen,


fonbem allgewaltigen, nicht burch anbere ©titer heilbaren, fon=

bem ewigen unb un^erpreubaren (Schmerle; benn n\d)t burd) ben


384
Untergang beS einjelnen Ringes wirb er in uns erregt, ja nidjt

einmal blofj burdr) bie ÜBerganglidjfeit alles Srbifdjen, fonbem


burd) bie Cfticfytigfrit ber 3>bee felbft, bie, mit I^rec SSerforpe«
tung, äugleid) bem gcmeinfamen ©efdjicÜ atleS Sterblichen un-

terworfen würbe, mit ber aber jebeSmat eine ganje gottbefeelte


SBelt bal)in ftirbt. £)icS ijl baS tt>at)rr)afte 2coS beS Schonen
auf ber (*rbe! Hub bennod) tji in bemfelben, unb mup in ir)m

fein jener voll jlanbige Uebergang beS ©ottlidjen unb Srbifcfyen

in einanber, fo tag, inbem baS Sterbliche vertilgt wirb, nidr)t

blof* an beffen ©teile ber l)6l)ere ßujlanb ber Verewigung tritt,

fonbem (Un burd; ben Untergang erfl red)t einleuchtet, wie bie=

feS Sterbliche augteid) tjoüfommen GnnS mit bem Crwigen ift.

£)aburd) entfielt bie überfd)wenglid)e Seligkeit, bie mit ber SBefy*


mutl), unb burd) fte, bei folgern 2fnblicf, in unfre Seele flromr,

unb un$ auf fo wunberbare SÜßeife Un ganzen 9)?aafj!ab ge=


wolmlicfyer Grmpfmfcung enttucft."

3u S. 100. ff.

Ueber Ue emjlfyafte profaifdje Betrachtung ber £)inge,


ben Begriff beS #djj liefen, ber Scfyaam unb ben Urfprung
unb bie Söirfung beS .ftomifdben üergl. (5 r Witt £r> I. S-
248. ff.
(£S mögen aus biefer £>ar(Mung l)ier folgenbe Stellen

ausgehoben werben.
S. 248. „SaS aSer^dltntf beS fdbonen 2Mna.eS als eines

wirtTtdjen §u ben ganj. gemeinen Cürfdjeinungen ifi ein ganj


fembticfyeS, inbem ber gemeine 9?aturlauf allenthalben bie Gnn=

r)eit, bie im Sdjonen ifl, greift unb tierjlummelt, fo baj?

beffen ^eroorbringungen als baSjenige erfdjeinen, was ftd) ge=

gen alle Sdjonljeit empört; biefeS aber nennen wir baS £äf =

UcH" —
S. 249. „©iebft bu überhaupt nid)t auf bie Scfyonljeit

ad^t, weit bu itvoa bie 2)inge su einem befonberen 3we<fe,

nad) ü)rem Stoßen, ober nad) anberen $erl)dltmffen betrac^teft,

welkes man bie ernftljafte Betrachtung nadr) bem gewol)n=


licfyen Sprachgebrauch nennen fonnte, fo werben fte freiließ we=
38$

ber alö fcfjon, nod) alö fydßlid) erfcfyeinen ; fobalb bu aber einmal

ba$ <3d)6ne bemetffl, fo fJeüt ftd) and) gleid) baö ^)agttd;e gut

Vcrgleid)ung baneben; beim feine ftufenroeife Vermittlung ifr ja,

tt>te mit gefefm tjaben, jwifcfyen bem wefentlidjen nnb bem bloß ge=

meinen Dafein. — Du wirft and) bemerken, baß biefer .ftampf ft"cr>

fogleid) beim 2fnblidi be$ $aßlid)en burd) ein unberüufteö, hef-

tiges SBtberfireben be$ SSefferen unb 5ßefenl)aften in uns üet*

vdtf), welches bie ©djaam genannt wirb; ber <Sd)aamlofe ba^


gegen (lurjC ftd) mit SSewußtfein in bat bloß gemeine unb
l)dßlid;e Dafetn, weSfyalb wir tfm and) alt einen fredjen Em-
pörer beurteilen. £)ber fommt nid)t gred)f)eit, ©d;aamloftg=
feit, £aßlid)rVit, unb alle« wa$ bamit »etwanbt ifr, am Grnbe

barauf fyinauS, baß bie ganj gemeine 9Zatut unb baS bloß 3u=
fällige in ben fingen ba$ SKefentlicfye tterbrdngen unb fid) an
beffen ©teile fefcen wiü?"
<S. 250. 9Zun benüe bei bem allen and) baran, ba$ ba$

©djone nid)t or;ne biefe gemeine <3eite ber @rfd)einung befrebn


fann, ba e$ ja and) ganj @rfd)einung ifr. Die <3d)6nf)eit loft

fid) alfo, als (Srfdjeinung betrachtet, jugletdb gan$ auf in eben

baffe(be, \va$ wir jwar »orfyer baS $dßlid)e nannten, nun


aber faum nod) fo nennen bürfen. — Dies wunberlicfye Vers
f)dltniß benn, wo e$ unS r'cdbt beutlid) auffdüt, muß eS n!d)t

ta and) eine fyödjft wunberlidje 5Birftmg auf unfer ©emutr;


rjeroorbringen? ©ief) nur, weld) ein feltfamer Sötbetfprudb barin

ifr, wenn wir auf ber einen ©eite bemerken, ba^ and) baS @d)6ne,
baS oerförperte 2öefen felbft, Weil e$ Grrföeinung fein muß, nid)t

unfren etenben SSebttrftigfeiten unb SdmmerWeiten entgefm


fann, welches bem*elenbeften S^enfcfyen eine fajf boshafte ©e=
nugtl)uung giebt, inbem er ftd> felbfi bamit üergleidjt, unb wenn
bod) juglcid) eine eblere greube in unS baruber erregt wirb, ba^

and) baS ©dbled)tefle unb ba§ ©emeinfre von bem SBefen unb
beffen tfuSbrucf burd) bie ©crjontyeit nid)t entblößt ifl, follte

ftd) baffelbe aud) auf eine etwas oerjerrte Söetfe barin offenbaren.
SSeibe Sprüngen beS ©emutl)6 fallen aber ba sufammen, wo
ftd) bk§ Sßed)feberl)dltniß red)t ttollftanbig ftnbet, woburd) ftd)

25
386
eine gang 6ef>ag(td^e SSefctcbfgung erzeugt, tnbemwtt tm§ äugteid>

gan$ gemein unb'fcatin gan$ fcfyon fielen. £5te$ giebt eine

ßufi: unb jQeluxMt, bie, gan$ af;nltd; an ftd) jenct füllten


«nb üecforperten ©eligüeit, tveldje wie bem <2d)6nen auftrieben,
bennod) burcljauS in unftet einfyeimtfdjen, seitttdfjen 2ßelt un$
tjerteaultd) etgofct." Sftimm ja nid;t an, ba$ f)iet bie

SKebe fein fonne Don bem bo^aften^acfyen be6 gan$ #d£ltd)en/


fcet ftd) nut freut, ba% and) bet xxm Sfteen begeiflerte Sftenfd)

bie <Sd)iUb bec 3eittid;£eit in fd^led)ten Neigungen unb (Stbdvms


lid)!etten bebten muß; eben fo wenig abet and) üon bet S^ube
be$ ©uten batübet, tap et etwa im tieften Gütenb bei* Sttenfd)*

§eit nod) ein günfdjen bec 3bee entbeut, @twa3 gan$ anbereS

feinet 2Crt nad) ift metmefyt bte 2u|i, wenn wie auf bte üorfyet

aufgezeigte Söeife im einzelnen ßddjerlidjen übet ba$ gan^e $eit*

licfye unb übet un$ felbft, weit 9ttd)ttge$ unb 2öefentltd)e$ füc

uns (SinS unb baffelbe tmtb, unerbittett übet ba$ ©emeine,


unb fefyt bemütfyig wegen beS (Sblen in uns, gemättylidfo lachen.

SMefeS Sachen, o gteunb, tjl bte jeitlidje ©ejlalt, in weldje

wtwanbelt un§ ein £f)eil bet teinjlen ©etigfeit üom $tmmel,


wie ein etftifcfyenbet Qfyan, fyetabgefanbt wirb, b(t unö äugleid)

son bem (£tenb bet ©emeinfyett, unb t>on bet etmübenben S3e*
müfyung um ba$ ^otjete sum glücklichen ©leicfygewicfyt bet ©cfyon*

J>ett aufrichtet."

3u ©. 107.

Uebet bie ^uflofung be$ @cr)6nen burdf) bie tn tr)m liegen*

ben ©egenfd&e bei bfojj trjeotetifdjet £3ettad;tung beffelben üergf.

(Stwin 3%. I. ©. 258. ff.

3u <3. 109.

©t win £f>. II. ©. 68. ff. „Bie glücflidje Rettung beS


©d)6nen witb butd) bie göttliche Ära ft bet Äunffc bewirft, butd)
weldje bat ©cfyone nid)t bloj? aß ein J)ert)orgebrad)te6 einzelnes

2)ing, fonbetn al6 ein SSSeltaU feinet eigenen (Schöpfung zum


£>afem gelangt. Znd) bie ©egenfd^e be$ ©cfyonen unb
387

Erhabenen unb bie, Welche oaS 23erf)dltnijj beö Sragifcfyen


unb ßomifcfyen mit ftd) führte, muffen baburd) ntd;t allein

if)rcc ©efäfyrltdjfett für ba$ ©d)6ne beraubt, fonbern $u t?er=

fdjiebenen ©ebieten ber <3d;6nl)eit werben, in weldje fte geteilt


allein ifyi 9?etdr> guc üoltjldnbigen Entfaltung ber Sbee §u orb*
nen wrmag. £)enn überall üerfcfymeljt bie fd)affenbe £f)dtig£eit

bei- «ftunjl: bau Unüollfrdnbige unb Zufällige mit ber t>oltfomme=


nen 3»bee, unb ftatt baburd) in tyret 23olI£ommenf)ett gefd)md=

tert ju werben, tt)irb biefe ütettner)c fo erft jur 2Bir£lid)feit ent*

faltet. 5ßaö ft'cr) unoerfolmlid) gegenüber ftanb, binbet t>k

Äunfr jufammen, unb bieg ijt nur moglid) burd) i&re fcfyaffenbe

.ftraft. Sßirb aufer biefer ein jebeS ber Entgegengehen für


ft'd) gebadjt, fo faden fte wieber unoerfofynlid) auäetnanber."

3u @. 111.

Ueber baS fünfter ifd)e £anbeln In feinem $err;dlt=

niffe gu Um rein praftifd)en $anbeln ttergl. bie oben 5U <^.


59. angefügte ©teile: Erwin £1). I. <S. 177.

3u ©. 113.

Ueber ben begriff be6 <3d)affen$ überhaupt unb ba$


fünfJlerifdje (Schaffen tnSbefonbere t-ergl. Erwin Zf). I. <&. 245;
247; 2$. II. @. 175.

Bu ©. 114.

2)a8 fef>terl)afte ©treben neuerer, inSbefonbere bramatifcfyec


2Md)ter, abftracte begriffe bar$ujtetten, wirb in ben ty \)
i l.

©efpe. ©. 87 f.
mit Saune gerügt. „Sie ©d)aufpielbid)fer,"
fyeiflt e$ r/ter, „ftreben fef)t lobltd) nad) allgemeinen 3been, unb

fudjen fte in il)rer ganzen 2(tfgemeinr;ett burd) wirrte #anb=


lung bar^uflellen. <2ie fleben nid)t etwa an einer bejlimmten,
einzelnen ^)erfon, bte fte in ijjrer gan$en SBefdjränft&eft benfen
unb fyanbeln liefen, fonbern fte ergeben ft'dj %um 2iebenberc
fd)led)tt)in, $ur ©eliebten uUtfyawpt , unb wr^üglid) ^ur allge=

meinen Sbee be$ jugenblicfyen gelben, be$ biebern 9fttter$, beS


25*
388
weifen, recfjtfcfjaffmen liitttt. Darum ift fo ein^elb, bec etwa
au$ einem recfyt fremben, oben unb wtlben ganbe ober 3eitaltec
fjerfommt, reo wie nid)t tiiet SSefrmntfcfyaften fyaben, unb alfo

nidjt fo fc|t am Gnnjelnen haften, benn aud) ein foldjer 3Bun*


bermann unb Saufenb^ünfHer, bajj man mit feinen Saaten unb
Ärdften wof)l ein Dufcenb gemeinet: gelben ausarten fonnte.
Sa in ber btamatifdjen $anblung gef)t e§ nod) r)6l)er hinauf.

Da wirb nid)t etwa bie ?8erwicflung gewiffer bef!immter unb


einzelner Söerbdltniffe ausgeführt, fonbern ber Scfywung ergebt
ftd) big jur $Ra<Z)t ber SSetrjdltniffe überhaupt; nid)t eine ein*

jelne SBerfcfjutbung wirb un$ mit tyren $olgen üorgeftellt, weldje

\a boefy immer nur ein gemeines SSeifptel für bie ü^bee aU


geben fonnte, fonbern bie Sdbulb fd)led}tr)in. (£$ fel)lt nur
nod), baf ndcfyflenS bie £ragobie felbjt unb an \id), bloß als

bie Sragobie aufgeführt werbe."

3u ©. 115.

Ueber ba6 Sßerrjdltntjj beS ^unjrwerfeS jur funftlerb


fdt>en S&ätigfett f)ei£t e$ im (Srwin 2$. IL 6, 21: „(5r|r

in tr)ren ewigen ©efcfyopfen erfennt bie Äünftlerfeele bie eigene

SßoGlommenfyeit unb Crwigfeit, unb inbem fte bufelben rjeroortret's

benb anfcfyaut, wirb fte jugleid) in ifynen ftdt> tt)rer felbj? bewuff.
3t)re ganje *pi)antafte ifi alfo im benimmt gebilbeten Stoffe
felbft enthalten, unb untrennbar -t>on ir;m, fo baß fte, aus ifyrem

eigenen Äern erwacfyenb, aucr; fcfyon bie oolle 2(u3bilbung irjrer

felbjr, in gegenwärtigen lebenbigen Söefen wahrnimmt, So ifr

fte burd) ttjre eigenen 5öerfe überrafdjt, unb er;e fte tftre Sf)d-

tigfeit unb U)r eigenes SBefen erfaffen fann, fcfyon tjoüfommen


gefeffelt in ifjrem Stoff. Die Seele ijt nidjt of;ne ir;r SBerf,

unb tyr 5ßerf ifi if)r eigenes Dafein."

3u 0, 121.

„@in £)bject, in welchem wir unmittelbar bre


3!f)dtigfeit erfennen, tft ba$ Äunjlwerf u. w." f.

SBergl. (Jrwin $$. II S. 37 f.: „S5ei bem wahren ßuntfler


389

burdjbrlngt ba$ innere Sid)t and) bie gingerfpifcen , unb quillt,

wie er e$ ficf> beim £>id)ter in feinem #benbliebe wünfdjt, als

eine S3ilbung boller (Saft barauS f)ert>or, ja als eben bie innere

<3d)6pfung$£raft, bie burcfy feinen <Stnn erfcfyallt. Unb in ber

Z^at ein$ig unb allein auf folcfye 5Beife fann ein 5öerl entffelm, baS
gan§ burd)gefogen fei t>on ber fdjaffenben Sfyätigfeit ,
ja nicfytS

anbereS aß ba$ befonbere unb gegenwärtige £)afein berfetben.

SMefeS eben unterfcfyeibet ba8 5frmfto>er£ üon jebem 5öer!e ber


9latm ober ber medjanifcfyen ©efcfyidHidjfeit, taf ber S3efd)auer

nid)t etvoa baran bie ©puren abftd)tlid)e$ $anbeln$, fonbern

barin nid)t§ anbereS erblicft, alö bie gegenwärtige Sftee, ba$


r)ei£t eben eine £l)at ber tyodjften unb üoUfommcnften @rfennt=
ntf. SBemt-bu mtd) aber fragft, worin biefe (Sigenfdfoaft be$

5öerfeö liege, unb bie SÄerfmale berlangjf, woran, fte ftcf> be=

geidinen Joffe, fo mu§ trf) erwiebern, ba^ e8 fotcJjec $enn=


geid;en nid)t anbere gebe, als ba$ 2Ber£ felbjl, unb baf e$ nur
ba$ einige unb allgemeine Sfterfmat feiner eigenen unheilbaren

35efd)affenl)ett fei. 2Ber e$ alfo mit \>m 2Cugen ber ^3r)antafte

Befcfyaut, unb anberg angefefm wirb e§ nie als ^unftwerf er=

fcmnt, ber ift aud) bamit fdjon in bem ©ebiete ber tebenbtgen

Sbeen, unb wirb fcfywerlid) barauf fallen, \>a$ 2öer£ felbft mit
irgenb einem Souper, bem eS (twa uacfygebilbet fein fonnte,
5U dergleichen, fonbern e§ tjl tym bie Sbee felbfi, unb ^at auf er
ftd) feine weiteren S5ejie^ungen." u. f. w.

3u ©. 125.

£)ie grage, ob unb in welchem ©inne bie ßunft


erlernt werben fonne, ober nicfyt," wirb duSfu&rticfjer be-
antwortet im Cur Witt £r> II. €>. 31. ff.
$ier tyetjjt e§ unter
anbtrn: „Sie S5egeijlerung be$ MnfllerS raup ber 50?enge er=

fdjeinen als eine ®abt ber ©ot$«t üon unbekanntem Urfprunge,


unb bod) 5U9leic3r> aß bie eigentümliche ^)erfonl:d)feit be$
ÄunjfterS, beffen ©eele feine anbere 33ebeutung §at als biefe.

gaft $u freoeln muffen un§ alfo biejenigen fd)einen, welche tat'm


nur eine »or^üglidje <Stdrfe ber ^inbilbung^fraft ober überhaupt
390
bec fogenannten unteren ©eelenfrdfte ftnbcn, tt?etd;e gerabe bie=
jenigen fmb, bie fid> an bem einseinen ©toff unb ber (Srbfdjotte

üben. Sfrdjt burd) (Sntwicfelung bec Sftaturfraft fann bec

Äünfiler eni|M)n; unb eben fo wenig fann ec burcfy freie $Bill=

für, bte nuc jwifcfyen bem einzelnen wafylt, ben ©eifl erwer*
ben; nur reinigen fann er ftcfy etwa, wenn er eine 5D?orgen=

rotfye beS göttlichen SageS in feiner (Seele fpurt, von bem,


roaS beffen Aufgang in ©Ratten verbergen fonnte. Söer aber
belegen glaubt, bajj er bie Äunjl nid)t gu lernen brause,

fonbern baS 35ewußtfem ber göttlichen Äraft genüge, um bamit


baS ^eilige ©ebtet $u betyerrfcfyen, bem traue icf) faum gu, baj?
er ntdf)t in tiefem S3ewu£tfein felbfl: irre geführt fei. £)emt
fold)e fogenannte ^raftgetfter wollen jenes ©ebiet ntcfyt gefefc=

mdjng bel)crrfd)en, fonbern tiprannifd) süchtigen, weldjeS ein eben


fo unausführbares als gottlofeS ^Beginnen ifr. £)er wafyre Sixnp
lergeift bagegen, für ben ja alles Sßirflidjfeit unb (Gegenwart
geworben iß, mufj alles baS, was feine *pi;antafte erzeugt, bem
nod; gugleid) in ber 2öirflid)fett felbjr erfahren, unb alfo lernen
im fyocbjlen unb voHfommenjlen ©inne."
©. 32. „BaS in bem Äünjfter fd>afft, tfi bie Sbee,
ober baS göttliche Zehen felbjl, nicfyt feine $erfonlid)fett, in fo

fern fte an baS Güin^erne unb S3efonbere gefnüpft bleibt Senn


nur baS ©ottlicfye fann fcfyaffen, unb nur btefeS gel)t als baS
innere Siebt in bie S5efonberl;eit aus. Dem Äünjller aber, in=

bem es ftd) in feine $er fönlid;f eit verwanbelt, fünbtgt eS ft'cr)

guecft an als ein übermdd)tiger, fein ganzes SÜßefen bejlimmen*


ber unb befyerrfcfyenber Srteb, ber ifjm feine SRufye laßt bei ben

SSefcfydfttgimgen unb ©enüffen beS gemeinen SebenS, fonbern

wie ein fcfywereS unb unausweichliches ©efcfylcf von if)m forbert,

WaS ^r felbji nod) intdr)t weiß. Unruhig unb verworren erfdjeint

bar)ec von au$en fein erjleS SSeflrcben, unb fefyr un$uf rieben i|i

mit u)m bie dufjete Sßelt, worin er allenthalben anjloßt, unb


weldjer er nidjtS recfyt mad;en fann. 3e mel)r er aber felbji

merft, wofyer ber SKeij fommt, ber if>n peinigt, unb ben ©tadjel
erfennt, womit bie ©ottljeit tyn treibt, befto wiaigcr unterwirft
391 .

fr ftcT> biefem, unb nimmt mit ßufi ben fujjen (Scfymerj auf, in

weld;em er baS <3ct)6ne gebaren foll. Denn nicfyt Utdfjt tft jener

Drang einer fyöfjern SDfacfyt, ben er in feinem eigenen inneren

ful)tt, gu ertragen, fonbern gewattfam erfcfyüttett berfelbe bie

gan$e (Seele, U)ie bie 2Cnndl)erung beS weiffagenben 2TpotIon ben


2>mpet imb ben fettigen *Palmbattm. Unb tiefe Unruhe legt

ftcr> nicfyt efjer, als big bie göttliche ßraft ftd> vollkommen in
bie Greife ber mannigfaltigen Singe verbreitet, imb fte ange-

füttt §at Dann aber gef)t auef) ein feligeS unb ewiges ©leicr;-

genricfyt atö bem Äampf fjeroor, imb burefy bie ©cfyöntyeit, bie

ii)m nun jugletcr) erfcfyeint ald fein eigenes ©efdjöpf, unb jus
gteiev) als bie fr)n ber;errfcr;enbe SWacftt, erfahrt erft ber Mnjtter,

tt?a6 er felbjf fei, unb roaS in ifnn lebe. 2Benn er alfo ber

wtrflicfyen 5BeIt fo fefyr bebarf , um fein felbjr mächtig $u werben,


muß er fte benn nicfyt gan$ in ftdr> aufnehmen unb ftdr> in fte

vertiefen, unb fte, wenn irgenb anberS jemanb, red;t tucrjttg

auelernen?"

3u @. 127. ff.

Ueber ben begriff beö (Symbols unb beffen Unterfcfyieb

vom 33 Übe unb 3eid?en vergl. Grrwin 3$. I. ©. 113.;


3$. II. ©. 41., wo e$ f;ei£t: „DaS ©pmbol alfo Ware nact)
unferer Meinung ein Ding ber $Pf)anta|te, ba§ tim als foldjeS

ba$ Dafein ber 3bee felbjr wäre. @S ijl gewiß, bajj

in biefem (Sinne alle Äunfr fpmbotifcr; tjr, aber auef; nur in

biefem. SBeber ein wiltfitrticfjeS Seiten ifl ba§ (Spmbol, nod)

felbft eine Sfatdfoafymung eines 33orbtlbeS, wooon e$ an ftdt> ver*

fd)ieben wäre, fonbern bie wafyre Offenbarung berSbee. &enn


ba$ Snnerjre ber (Srfenntnif ift barin eUn mit bem fd)einbar

3ufdtligen ber äußeren (£rfcf;einung fo innig jufammengewacfyfen,

ba$ eine Trennung beiber ©eiten fdf>Cedt>tt)in unmöglich ijf."

Su ©. 129. ff.

Der begriff ber Allegorie im $egenfa$ gegen t>a§

@»mbot im engeren (Sinne wirb ausführlich entwiefett im


392
(Srwln 2$. II. <3. 46. ff. „Das t^mbol," f)eift es ©. 47,
„mup md)t blog als baS ooüenbetc Sßerf ber Gräfte, fonbern
aud^ a(S baS £eben unb SBirfen ber Gräfte felbjt erfd)einen."~
Unb ©. 49: „Die Sfjdtigfeit felbft, b. $. baS wirfenbe geben
ber ganzen ^tyantafte raup aud) jug(eid) if)re eigene Offenbarung
als ©egenjlanb fein, nur baß f)ier bie ganje £l)dtigfett von
©toff ober ©egenffanb, wie in.bem bisherigen ©ombol ber ©c^
genftanb von SE&ättgfeit, angefüllt erfcfyeint." — Unb weiter*

i)in: „Snbem wir baS ©djeme, wie eS in ber itunft lebt,

vorhin als Symbol betrachteten, fanben rote eS jenes gan$e


SBeltall ber ^5 Jantafte anfüllenb oon Anfang an, als vollenbe*

teS, mit feiner eigenen $taft unb Sty&tigfeit gefdttigteS Dafein


berfelben. (5s war bie 3bee in tfyrer vollen SBirftidjfeit, worin
ft'e ntd)t allein a(ö volljldnbige unb überall bejlimmte ©egen*
wart erfcfyemt, fonbern aud) in biefer ©egenwart burd) it>re

eigene 23ollenbung ofyne SSebürfnip unb ©treben befcfyloffen ift.

Darum ift t)ier bie f)6cf)fte 23oÜfomment)ttt beS DafeinS, wie ft'e

in ber gemeinen (Srfc&einungSwelt niemals vorkommen fann,


vereinigt mit jener verhüllten ©eligfeit, worin ftd) baS innere

$ßerr;dltnif ber 3>bee unb ber Gürfcrjemung nid)t entwicfelt, fon=


bern als bie volljle S5efriebigung in ber ©egenwart unmittel«
bar \>a ift. 2(nberS mup eS ftdt> nun offenbar vergalten, wenn
wir in biefer gefammten ÜBett bie Sfydtigfett unb baS (Schaffen
felbft betrachten. 2Cud) biefeS fann in ber ßunft nicfyt ba fein
olme ©egenflanb ober wirflidje ©eftalt. SSicb aber l)ier nicfyt

in jeber ©eftalt ein 6treben unb eine SBt'rffamfett liegen muffen,

wobuid) ft'e baS tf)r Grntgegengefefcte mit umfaßt? benn bie £r;d=

tigfeit fann bod) nur an tyrem Söirfen in it)rer Stiftung er=

fannt werben, unb tiefe bleibt barm baS #errfd)enbe unb S5e=

ftfmmenbe, wenn ft'e aud) in befonberer ©eftalt hervortritt.

5öenn alfo baS 5Befen t>er ©ottl)eit ftd) in ©eftalt l leibet, fann
eS, fo angefe&n, biefeS bod) nur, inbem eS ftd) Ijanbelnb in

baS Dafein f)erabfenft, unb bie SBelt beS einzelnen unb S3e=

fonberen burd) bieS allmächtige unb ewige $anbeln mit ftd) ver=

einigt; unb eben fo fann baS (Sin^lne nur baburd; biefeS 2e=
393

6en8 tbeHbaftig fein, bajj e$ ftd) mit fteebenber <5ef)nfucT)t ju

ber #evrlid)£eit be$ ©6ttlid)en ergebt. 8\$a$ bemnad) auf folcfye

5Beife nur erfd)einen mag, ba$ fd)licfjt in ftd) baS vollkommene


©treben nad) einem anbeten, WeldjeS (Streben alä ein t>oll£om=

meneS baSjenige, wol)in e« gerietet ijt, fdjon in ftd) tragt,

unb e6 altfrdftig au6 ftd) entwickelt. SWlft bu nun fagen, ein

jebeS beute fo auf ein anbereS, ober e8 bebeute baffelbe, fo will

id) bir biefen tfuSbrucE jugeben , wenn bu nur eingeben! btetbft,

ba$ üon einer SSebeutung im gemeinen ©tnne, für ben 93er»

ftanb, f)ier nid;t bie 9?ebe fein fonne. Um aber einen befHmmten
Äunjiauöbrutf su wagten, wetd)er bem beä ©pmbolS entfprecfye,

wollen wir btefe Zxt ber ßrfebeinung be$ @d)6nen in ber Äunfr,
worin e$ auf bie angegebene Söeife ffetS auf ein anbereS beutet,
bie Allegorie nennen. — $ienad) alfo wäre bie Allegorie

ein buref; baS ganje ©ebtet ber Äunft fyinburdjgreifenbeS 58er*


fydltniß, unb nicfyt jene untergeorbnete £)arf!el{ung6art, bie man
gewol)nlid) barunter p uetflef)n pflegt, unb bie, wenn id) nid)C

irre, bem bloßen ßeidjen fet)c nafye fommt. — <So wie ba$
(Symbol gewofynlid) mit bem Äilbe t)erwed)felt wirb, fo mit
bem 3tiü)tn bie Allegorie. Äinbtfcr) unb ber Äunfr unwurbig
ifi eS, butd) eine dupere 2TeI)nltd}feit eine Sftee be$eid)nen $«

wollen, ober nod) lad^erfidjer, ben allgemeinen begriff als eine


bejliminte spetfonlicfyfeit $tt fjanbfyaben, vok eS-bie granjofen $u
galten pflegen. Unb bergleidjen ift e$, \va$ man gewollter)
5

Allegorie nennt, gwar fagt baS wivfrid) alIegotifd)e SOSert aKe=


jeit mefyr, als m feiner begrenzten (Gegenwart gefunben wirb,
aber bod) nid>t$ anbetet, al$ xca$ e$ in ftcf> tragt unb au$ ftd)

lebenbig entwickelt. Darum ge^t tfym benn auef) ab, was bem
(Sombot gegeben ij?, jene llare SSerfMnblid^eit nad) innen, unb
bie gan$ begrenzte (Seftalt nad) arn^n; befto tiefer bringt fein

(Sinn bagegen in ba$ Snnerjle unb ?(eu§erjle ber ^fjantafte,

unb nid)t ba§ ungetrübte 2td)t ber ©ottfyeit, nod) bie ttielge*

flaltete dufere £)berfldd)e \ft il)m un$ugdngtid). £>a$ innere


$3tbm unb Sßirfen ber göttlichen Äcdfte, weld;e bat (Symbol
mit Sflaffe umfüllt, entfaltet ftd) burd) bie Allegorie bem Sage,
394
tmb mit Um$tem (Benuffe burcfybrmgt fte jene, wenn ^retdf?

immer nod) t>erl;itllte, ©eltgfeit be$ ©cfyonen."

3u 0. 131.

Ueberben melancfyolifcfyen 2Tnff cid> bec ganzen ©et e-


$tf$en Äunjt wrgl. tätiget. <3djr. S8b. II. ©. 499.

3u 6. 137.

Su bem, wa§ f>ter über ben Unterfdfjteb bec wahren


£0?i)frif ton ber 'in S3ebeutung auflofenben 2Clfegorte gefagt
Wieb mal. S^adr>gel. <Sdt>r. S5b. I. O. 652. f. imb ©. 705. f.,
,

wo berfel6e Unterfcfyieb in befonberer SSe^ierjung auf bte ©ebid)te


som ^eiligen ©ral entwicfelt wirb, (Sbenbaf. <ö. 689. r)ei£t
e§: „£)te Allegorie tfi ntd;t ju verwerfen, fo wenig, vok bte
Emboli!; aber beibeS mttf von SDtyfüf üott fein. £)iefe t(r

ba§ innere Seoen, jene beffen ©ejraltungcn. £)te SDtyjfif iff,

wenn fte nad^ ber SBirflicfyfeit tyinfdjaut, bie Butter ber 3n>=
nie, — wenn nad) ber ewigen Söelt, baä .SUnb bec SSegeijIe*

eung ober Snfpiration."

3u 6. 139. ff.

Sm @rwttt Sf). II. <S. 53. wirb t)m Szauytlnfycilte nad)

folgenbe ©arftelutng beS ©ottlicfyen in fetner mt)tr)ifcr)s

fpmboüfcfyen ©eftaltung bei \)m ©riechen gegeben: „£Me mit


ffd) felbjt ganj rjarmonifcb gufammengefügte sftotfywenbtgfeit
be$ SÜSeltaWS, weldje bert ba3 Grrfre war tmb feine SWanntcfc

faltigfett, feinen SBecfyfet, feine $ufalltge 35efonberfyeit in ft'cfy

fd}lteft, fann für ft'cr) audr) niemals ©egenftanb ber Äunjr wer=
ben, weit fte eben feine bejrimmte ©ejralt annehmen fann,
we$r)alb fte aud), fobalb t>on ifyrem ©afein in jener reinen ZIU
gemeinfyett bie 9?cbe ifl, nur at§ Verneinung alles befonberen

©afeinS, unb juerft ber georbneten 9Bett gegenüber, atö dr)ao$


gebaut wirb. Sticht e^ec alfo tritt fte gemattet in bte fünfte

lertfdfte ^)r)antafte , atö bis fte burd) bie SSefonbetfjeit mannia>


faltiger SKicfytungen in einzelne sperfonen wrwanbelt iff, unb
395

eben biefeS, bafj fte nur in £3efonberr)ett wirE(icf) werben fann,

ifl ber ©runb ber Vielgötterei. 5Ba3 ifl aber ba$ ^efen
beä <Si;mbol$, wenn nidjt btefe innige unb untrennbare *öer*

fcf)mel$ung be8 ^((gemeinen unb SSefonberen ju einer unb ber*

felben SQBirFUdjfett? Stirer) btefe wunberbare &erfd)mel$ung allein

wirb e$ eiretd>t, baß bie allgemeinen Oiirfjtungen, in welche

bie Sbee jetfällt, ntd)t bloße formen ober S3egrtffe, fonbem


lebenbige unb von allen «Seiten begrenzte 9)erfonen werben. Sie
(^eltgfeit, bie in ber Ginljett mit bem allgemeinen bejlefyt, unb
bte SfjdtigFeit, welche nur befonberen, perfonltcfyen, flrebenben

SQSefen suüommt, fallen in ben ©rted)ifd}en ©Ottern völlig m


@in$ gufammen, weSl)alb aucr) il;re befonberen $anblungen , al$

fr-ctö vollkommene tfuSbrucfe befjclben 2öefen3, ntc^t ber fttt*

liefen S3eurtl)eilung unterworfen fein fonnen. Siefeg 33eflel)en

fo vieler Söelten neben etnanber in ganj einzelnen 28efen ifl

bat wal;re Safein beS ©vmbolS; and) ifl baffelbe in ber S^at
nichts anbereS als bie 9^otbwenbig£eit unb ba§ ewige Ml felbfl

in feinem Safein unb feiner Sötrf lief)! eit , nad) welcher ja eben
allezeit bie Äunfl gerietet ifl. Qzben biefe $flad)t alfo,

weld;e mit gleichmäßiger €>d)were baS unenblicfy mannigfaltige


ßeitlicfye nieberbrüelt, unb felbfl ben ©Ottern als (£in$elwefen

ein fyemmenbeS ©efe£ auflegt, erfüllt bocf> 5ugleicr> ba$ Zehen


biefer ©otter mit jener ungetrübten ^etterFett, bie fo f)duftg

unfere S3ewunberung unb unfere <Ser;nfuci)t reijt, inbem fte att

ir)r $anbeln vollkommen unb unfehlbar macr)t> unb weil fte,

als eben t>a§, wa$ alle§ hervorbringt unb befltmmt, and) in

tyrer (Srfcfyeinung fein Zufälliges unb 5D?angelr)afte$ Bulben fann,

fo giebt fte and) in ir>rer 58irfltcf)£eit ben ©Ottern eine burd)*


an§ bejltmmte unb begrenzte, lebensvolle unb vollenbete ©eflalt.

SBer alfo, verleitet burd) bie allgemeinen 3üge in ben ßljaraf-

teren biefer ©otter, allgemeine begriffe barunter fucfyt, unb


fo bau anwenbet, \va§ man im gemeinen ©tnne Allegorie
nennt, ber ifl ganzer) auf bem unrechten SBege, ha jebe ©otfc
f>ext eine ganje Sßelt von SSebeutungen in ft'dr> fdjließt. Znd)
bemerfen wir, \>a$ in ber alten Äunfl bie ©Ortzeiten, je me^r
396
fite gan$ abgefonberte 23egriffe $u bebeuten fcfyeinen, wie #r>f)to =

btte, 2f t eö unb anbete beehrt, aud) bejb mefyr aß f;anbelnb

unb wtrfenb in ben S3etfer;t ber SfÄenfcfym unb in bie jeitlidje

5Selt eingreifen, bamit fte nid)t in fotcfye allgemeine gormen


ausarten ,
fonbern burcfyauS gerunbete *Perfonen bleiben ; baqegen
bie, welche mefyr bie allgemeine £en£ung ber 2Belt umfaffen,
unb uor allen 3eu$, fcfyon eben baburd) al6 Gftnjetwefen t>ol*

lenbet ftnb, unb per; einer (eligen ^ufye fafl gleichgültig gegen
bag SBeltgetümmel ergeben üonnen. £Me$ ijl bie fpmbolifcrje

SBelt ber alten Äunfr, wetdje in bem ©pmbol felbfl wieber all*

feitig alle Sricfytungen umfafjt 2Bo aber Vie ^otfywenbigfett


allein, aufer biefer SSerfcfymeljung mit ber Söelt beä (Sinjelnen
gebaut wirb, ober bie blop wtrfticfye ßeitlicfytVtt ofyne bie im
wofmenbe Sftacfyt be§ ©an^en erfdjeint, ba fonbern fte*) bie bei*

ben 2feuJ5er jren , au§ beren £)urd)bringung ba8 ©pmbol befreit,

Don einanber, unb baö 9?eicfy beffelben §at ein Gfnbe."


^)inftcf)tlicr) beö 2)oppeloerl)dltniffeö ber 5^ott)roenbigf eit
^ur wirf liefen SBelt, alä pofttiüer Urgrunb berfelben unb %u=
gteicr) a(3 negatioeö ©ctjicrfal oergt. nad) (Srwin 3$. I. <S. 217:
„Die sftotfywenbtgfeit erfd>eint immer nur alä 9?otf)wenbig£eir,

infofern fte ber 5Bilrur ber befonberen SBefen entgegengefe^t ijl,

unb ijl in SSe^ierjung auf biefe SBillfür immer nur ba$ Söer*

neinenbe berfelben, voa§ fte bejldnbig befdjtdnft ober anhebt,


bai)er biejenigen, welcfye ftdr> nur an ber £)berjTdcl)e ber (Srfdjei*

nung Ratten, metffenS biefeS Verneinen unb Söernidjten al$

ba$ SÖSefen Demjenigen anfefm, wtö bie Zitm in weit fyofyerec

SSebeutung i>a$ ©cfyitffal nannten; wogegen biefe Zitm felbflt

üietmefyr bie SBUlfuc unb ba§ für ftd) abgefonbert wirfenbe 2e?

ben be$ (Unfeinen als eine fret>elnbe 2(bfonberung unb (5mp6*


rung gegen ba$ allgemeine göttliche Söefen ber Sftotfywenbigfeit
betrachteten."

^benbaf. £r). II. ©. 10.: „Die urfprünglid)e Woif)*

wenbigfett ijl in ber Religion ber ©riedjen etwas ganj anbete*,


als ba$ bfojje ©efefc ber 9?aturentwicBelung. SSielmer)r gerabe

baö ij! fte, \r>a$ jebeS befonbere, wirflidje Zehen befeelt unb
397

erfydft, inbem (!e tf)m in feinet Gnnsetyeit SBefen unb 2öaf)r*

r;eit einpflanjt, welcbeö bu am heften baran fefyn frmnfi, baß

ffe sugleid) aß jenes tiemeinenbe ©djicffal, ba$ (Sin^elne unb


gufdllige an ben fingen alä folcfyeö wrnictjret."

sftadjgel. ©d>r. 23b. II. ©. 517^ ©. 653: „Söon ben

©ottem unrerfcfyetben ft'd) bte einzelnen, enblicfyen 5ßefen ihm


baburd), baß fie als bejonbere ben allgemeinen SSegriff nur un*

vollkommen enthalten, alfo in t^rec SPerfönlidjfett unb 5öiUfuc


mit ber allgemeinen *ftarurnotl)wenbigfeit nid>t übereinjlimmen,

fonbern if)r als einer r)6t)eren, fremben 9J?ad)t unterworfen ft'nb.

£)iefe tritt bafyer im Saufe if)re$ 2e6en8 al6 ©djtcffal ein,

tvetdjeö jugleid) ba$ SBefen unb bte ©runblage alter £)inge \%


aber aud) jebeä ßebenbige in feiner greir/eit unb SBitlfuc be*

fd)rdn!t unb if)m eine urfprunglicrje ©renje fegt, baf)er e6 benn


im Seben ber einzelnen 9ftenfd)en meiftenS feinbfelig , r)emmenb
unb unterbrucfenb erfcfyeint, inbem e$ bejldnbig beßrebt ift, bie

frei r)ert>ortretenbe (5igentbumlid)feit ctneS jeben wieber unter bie

atigemeinen ©efejje ber 5Ratur §wucf$ubringen unb in bt'efelben

aufoulofen." SSergt. aud) ©. 707. f.

Bu®. 142.

Ucber bie SSefentlidjfeit ber #etoenwelt in ber ©rtes

d)ifd)en €D?r?tf>otogte unb beren S3ebeutung im Sßerrjdltmß $ut


©otterweit tjergl. bie üon $. £). Kuller $ufammenge|Mten
mptrjologifdjen 2{ nf i dr)ten <3olger'S in ben üftadjjgel.

@d)r. 23b. II. <3. 709. f. £iet (4ft e$ @. 710.: „Set


ben ©rieben gab e$ im d^araftec be$ JöolB unb ifjrer ganzen
5ßettanfd)auung nod) einen befonberen ©runb, warum bie mp*
tfyifcfye 3eit ein burdjauS für ftd) beftefyenbeS Söeltalter, eine

.£>eroenwelt bilbet. ©ie ©otter waren fdjort burd)au8 in«


bioibuell geworben, unb üerfyielten ftd) fcfyon jur 9lotl)Wenbtg!eit
wie ba$ SSefonbere $um allgemeinen, ©eßwegen waren bie

9ftenfd)en nid)t eigentlich au$ ifjnen entflanben, fonbern fyaU


tm felbft einen fjofyeren Urfprung in ber allgemeinen SBelt*
bitbung, waren trmen coorbmirf. (5$ mußten batyt aud^ bie
398
SO?enfcr)en eine eigene tbeate Sßelt fyaben, worin ftd) tfyr (Be*

fcfylecfyt fombolifd) barffellte, unb bie6 war bie fyeroifcfye."

3ur näheren Gtyaraftertflif ber einzelnen ©otter i|f berfelbe

2Cuffag 5U vergleichen, befonberS von ©. 698 an.

Bu ©. 144. ff.

Sie altegortfcfye 5D3e tta nf t d? t be$ Gl)rijrentr;um$


wirb im (Srwin £r). H. ©. 56. ff. in folgenben ^Sorten bat*

gcfreUt: ,,@ter) nur fyin auf baS (5()rijrentr;um, burd) welcfyeS ftd)

baS, was bie frrenge Umhüllung be$ alten ©pmbolö in ftcr)

fcfylteft, mit ft'egenbet VJlafyt befreit, ftcf; vor ben tilgen ber
Söelt leudjtenb entwickelt, «nb bie fyodbften unb tieften (Snben
mit gleitet $errlid)feit erfüllt fyat. 2)enn tca$ erb lief jl tu an*
berS in bem Mittler imb Grrlofer, als jene lebenbige Äraft unt>

Sl)dtigfeit ©otteS , in wirf lieber «nb fferblicfyer ©effalt , bie a(6

©ott&eit mit unermeßlicher, gnabenreicfyer Siebe felbjr baS fct)ort

verlorene unb abgefallene, seitliche SBefen umfaßt, um e$ wieber

in feinen ©cfyooß. gur (Seligfeit jurücfjufüljren, als SWenfd)


ab^er burd? ben (Stabe», welcher eine ffer; felbjr flare unb tyreS

gtelS gewiffe @ebnfud)t ijr, unb burcr; §eitlid;e Sßernidjtung


nid)t allein ftcf; felbjr, fonbern baS gan^e 5ftenfd)engefd;led)t

aus ber $fla<$)t ber SOSelt befreit, unb §u feiner ewigen $ei=
motl) ergebt! 3fr f)ier nicfyt allezeit baS (Sine in bem 2Cnbe=

ten unb beutet auf baffelbe f)in? Unb fyat fyiet nid)t bie wit=

fenbe, göttliche (Snabe, unb bie menfdjlidje ©efynfudjt ein unb


baffelbe lebenbige £)afein angenommen ? £>enn biefeS ijr ihn
ba$ ©ottlidje in tiefet fdjöpferifcfyen Äraft, ba$ fte nid)t in bem
(Sinen allein lebt unb von ir;m ausgebt, fo ba$ bau anbete als
bloß $ervorg*brad;teS erfd)iene, fonbern in beiben gleid) lebenbia,

unb umfaffenb tfr, nur in verfcfyiebenen 9iid;tungen. Unb biefe

gulle ber Sljatigfeit, bie alles burcfybringt, unb ber nidjtS $u


ergaben ober ju ntebrig ijl, fann nur im ßl)rijlentl)ume buref)

bie ^antafte erreicht werben. 5öenn alfo gleid) ber eigentliche

SWittelpunct tiefer 2frt ber Äunjr bie *Perfon unb ba$ ZtUn be$
£eilanb$ ijr, fo bleibt il)r bod) aud) bie SarjMung ©otteS,
399

be$ SßaterS, <Sd)6pfer8 unb 2öeltrid)ter6 nicfyt unerretd)bar,

fo oiel and) aut bcfdjranften 2f nftd;f en , welche bic fogenannte

SSernunftreligion eingeführt tjat, bargen geflritten werben möge.

&UU1 inbem ein foldbeö mattcS SSeftreben bie ©ottr)eit von aller

S5eimifd;ung ber 23efonbec()eit imb ^Perfonlid^eit su reinigen

firebt, fd^n>dd>t eö bie SöorjMttng von berfelben $um leeren SSes

griffe ober jum ©efpenfle ber GrinbilbungSfraft ab. Jpättt man


bod) nur baö Sftoglidfoe gemeffen nad) bem SBirflicfyen, nacr)

bem, xoat SÄid;et #ngclö, ©tyiberti, TOrecfyt Surer gctfyan

fyabenl 2f6er hat eigentliche ©ebiet biefer Äunflt bleibt immer


bie Sttenfd) Werbung ber ©ott&eit, in welcher ja eben auf ba$
allerüoüt'ommenjle ba$ erreicht iji, rr-a6 atfe $unjf als 3tel if>ce8

(Strebend vor ftd) t)at. 2)arum wirft bu aud) bemerken, ba^


bie eigentliche ©ottyeit be$ $eilanbe3 am atferfraftigflen von
ben ^ünjrlern bargejMt wirb in feiner ©eburt unb feiner

Äinbfjeit, inbem hierin bie göttliche SD?act)t vorwaltet, wefcfye

ftd) in bie 5ßirfiid)feit unb ßeitlid^eit begiebt. SKeligiöfe 2Cnbe*

tung wiberfal)rt if)m beefyalb alt Ätnb am meinen, von hm


Königen unb Ritten, unb von feiner eigenen Butter; am tuet»

jien ijr hat Äinb vom rjimmlifcfyen Sichte umflrafjlt, burd) beffen
2Tu6fül)rung @oreggio etneö feiner 3Ber& berühmt gemadjt;
wa$ aber reid)t an bte (Gewalt unb furchtbare Siefe unb SßetS»
fyeit, womit Otapfjael ba$ Äinb, welcfyeä bte 5D?aria bc$ fyet*

ligen ©ijctuS tragt, uberfdjwenglicr) befcelt f)at! £)ennod> iff

biefeS .frinb Bugleicfy be$ 9Äenfct)en '@o§n, unb bamit ijl bem
ßunjllec ein unenblidjer Umfang ber £>arjrel{ung gegeben, in
welchem er baS ©ottlid&e burd) alle Stufen !inblicr)er diatut
fyinburdjfufyrt, eine gulfe freunbltdjer unb lieblicher SSilber, in

welchen un$ baffelbe recfyt Vertraulich genähert wirb. 9)?ef)r

in bie 5D£enfcr)r)ett übergegangen erfdjeint uns ber (£rl6fec dB


£er)rer, wenn gteicr; immer Doli von göttlichem 2Sefen, tat
per) aber Ijier, in ber mannigfaltigen Steuerung mit ber freunb*

liefen unb fernblieben Söelt, mel)r alt SOBurbe benn alt Grrr}a«

benfyeit, burd) fein 5ßirfen unb $anbeln in befonberen jßer&älts

niffen äußert, wie in ßeonarbo'S G^rijIuS unter hm tyfyaxb


400
faern unb !n St^ianS GE&tifiuS mit ber SDWm$e. GrnMid) ift

in ilnn aud) bie jroeite Stiftung alles göttlichen ScbenS am soll*

fommenften gegeben, bie Sfcucffe&r beg 3eitlid)en burd) ben £ob


In bie eroige $eimatl). Unb boju beginnt fdjon .fein ganjcS

Sßefen ftd) $u regen bei allen ©egenftdnben unb £anblungen,


bie auf btefen <Sd)luß t)infül)ren, roie bu, bamit roir ntdjt S5ei*

fptele Raufen, vielleicht am f)errlid)jlen in bem 2(benbmal)le be$


ßeonarbo flauen fonntejl. Sag vollkommene (Segenjlücf
aber §u feinet ©eburt unb Äinbfyeit tjr fein Reiben unb fein

Sob, roorin alle jene ganj erfdwpfenben S3e§iel)ungen ©otteä unb


be$ 3eitlid)en nur in entgegengefefcrer Kidjtung vereinigt fmb.
Sie unenbu'dje Siebe gu bem menfd)tid)en ©efd)lecf)t, mit roel=

cfyem er ba§ gettlicfye 23erberben tfyeilt, unb für roeld)e§ er ftd)

opfert, um e8 bem eroigen ju entheben, unb fein 2fuffd)tvttng

burd) baS tfyrdnenvolJe Seiben jum @i£e beg Deiters verfdjmels

gen in (§in6. ßroifdjen biefem Sobe unb feiner ©eburt liegt

bie gefammte göttliche unb irbifd)e Sßett; bieö fmb bie beiben
S5rennpuncte , roorin ftd) alle S3e$iel)ungen ber großen Allegorie

vereinigen. Sennod) .tjr, fo roenig roie ©ott felbjr, aud) ba$

rein ßettttdje unb 9flenfd)üd)e von biefer Jtunjr au$gefd)loffen,

bie ftd) vielmehr von ber Butter beS ^etlanbeS an,

burd) $ eilige unb 9ftärtt)rer ungeftort fortjtrömenb bi§ in

ba$ ganj Q'injelne unb 3rbifd)e verbreitet. Senn in ber 3ung=


frau roarb, als in ibrem reinen unb fd)itlblofen (Srfrlmg, bie

SBelt geheiligt unb guv drlofung angenommen, roeSfyalb fte bie

gurbitterin ift für if)r gar.$e$ ©efd)led)t."

3u e. 151. f.

3n $5e$ief)ung auf bie S^aturmpjüf ber djrijrlicfyen

Sßelt unb bie ©eroalt berfelben als ^Prtnjtv beS SSofen tyeijjt'

e$ im (Srroin £1). II. ©. 62.: „3öenn bu bir ben 9ftenfcf)en


bloß in feinem weltlichen unb irbifdjen 2eben benfjr, fo roirfi

bu ftnben, baß er barin nod) an eine allgemeine Sttacrjt ber

9*atur gebunben ift, bie and) feineSroegeS mit in bie grofe S5e=

Stellung ber Religion aufgebt. Senn bie 9htur, welche naty


401

allgemeinen ©efefcen im ftnnlicfyen unb weltlichen Zehen ifjce

gorberunqon geltenb mad;t, «nb unferen ©inn leitet auf unfec


eigenes Safein unb unfec weltliche« S3eftel)en, l;errfd)t übet unS

mit einer Sftot&tvenbiflfeit, roelcfye ntcfyt innerhalb jenes 3ufam;


menljangeS ber ©nabe unb ßiebe gelten fann; ütelmefjr ijt eS

eben biefe SWadjt bec 9?atur, tveldje uns von bem #infd;auen
nad) jenem Urquell ber ©nabe abjiefyt unb ju einem ^)od)mutf)
verlocfct, bec ft'd) in feinem eignen Safein genügen will, unb eben
baburd) ber Ucfpumg alles S36f«t rotrb. Denn an ft'd) jtvar tft

bie ^atuc nidjt bofe, ba fte audj von ©Ott gefdjaffen ijlj fte

wirb eS aber burd) ben ©ei|l, ber von ©ott abfallt, unb ft'd)

il)ver als eines eigentümlichen Stetdjeö bemächtigt, um ft'd)

barin ein bloß natürliches unb unabhängiges Safein ju berei=

\en. SiefeS ©ebiet beS SSofen nun, nebjl feinen 2(nl)dngern,

bie ft'd) il)m ergeben, unb burd) $ülfe beS SeufelS bie irbifcfye

SBelt unb bie 9?atur beljerrfdjen wollen, muß biefeS ntdfot einen

geraben ©egenfafc bilben gegen jene göttliche 5öelt, unb muß


ntdjt burd) \i)n unb feine S3ejiel)ung auf biefe ben Umfang ber

£ünftlerifd)en ^^antajl'e erjl feinen vollen Snl)alt erlangen ?"

3u <3. 158. f.

Saß foivol)l bie befdjreibenbe als bie bibafttfdje


3)oefte bem Sffiefen ber Äunft roiberfprtdjt, wirb im Gmvin
&t). II. <&. 78. f. folgenbermapen gezeigt: „@S i(l bie eine unb
felbe Sbee, tvelcbe ft'dr) in ber $Pr)antäfte fdjort von felbjl als

eine SBelf ber mannicfyfaltigften (Srfdjeinungen entwickelt, o^ne


an ft'd) ettvaS anbereS §u werben; unb wieberum jebe bec befon*

beren (Srfdjeinungen lebt frei für ft'd), oljne bem Segriff unter=

tfyan §u fein, tveit fte nid)tS anbereS als baS Safein ber Sbee
tft. Saturn fann bie $Poejte niemals in ber bloßen 2fufnar;me
bec äußeren ©rfebeinung in bie (Stfenntniß beftefyn, weldjeS he-

fd)teibenbe Sid)tung fein wütbe; bie alfo an ft'd) etwas


SßtberftnnigeS i\t, weil eS in ber Äunfif gar nichts giebt, tvaS,

alS bloß äußerer ©egenjhnb gebacl)t, ber S3efd)reibung ©tojf


geben tonnte. %l\ü)t günjliger ijl il)t aber auef) ber %$ethi)x

26
402
mit Gegriffen allein, worin ba6 Grrrennen als bloße gorm ber

Verknüpfung unb nicbt als £eben$fraft ber wirflieben £>inge


t&ätig fein würbe. 5öenn aber in ber Grntwicfelung ber SSegriffe

unb tyret 2£nwenbung auf ba$ 83efonbere ba$ fiebren im gewöhn«


liefen <Smne befielt, fo ergiebt ftd) fyterauä, baß e$ aud) feine
letytenbe £)id)tftmft geben fann. 3a eine jebe 2(bfonberung

beä erfennenben Vermögens, jebe Äußerung etneS nur inneren


^uftanbeS ol)ne befummle ©ejfaltung ber Sftee als <3toff, ifl

ber spoefte juwiber, weSl)alb and) ^>inbar t?on feiner Seherin


Corinna gefabelt würbe, baj? er ntdjt ©agen unb lebenbige ©e=
flatten genug in feine jugenblidjen SSerfudf>e üerwebt fyatte. SBaS
würbe fte etfl $u ben SBerlen mancher neueren £)tcf)ter fagen,

worin bie ^oefte nichts als unbeffrmmte ©efu&le ausatmen,


unb ber 2D?uftt iljre ©ren$en tfreitig machen foll!"
UebrigenS werben bie genannten beiben 2lftergattungen ber
$Poeft'e, fo wie fyier üom ©eft'cljtSpuncte ber .ftunjt überhaupt,

fo unten (<3. 268.) üon bem ber ^Poeffe als einer befonberen

«ftunjl oerworfen.

3u ©. 159. ff.

lieber bie Dftcbttgfe'it beS ©egenfafceS t>on Sbealttdt


unb dljaraftertftif, fofern berfelbe als ein abfoluter ge=

faßt wirb, uergl. ßrwtn 3ty. I. ©. 225. f., wo gundcf>fl in

SSejtefjung auf baS göttliche <Sd)6ne golgenbeS bemerft wirb:


„3>n unferem inneren ober t)ielmel)r in ber f)6l)eren Grrfenntnifj

ubnfyauyt, bie wir ^)r)antafie nennen, f leibet ftd? baS göttliche

Sßefen in eine wirflidje, gan$ lebenbige ©eftalt, bie uns, wenn


wir fte mit ben (Srfcbeinungen ber äußeren 23elt Dergleichen,

wie ein €0?ujlet berfelben üorfommt, unb in biefem ©inne t>on

fielen baS ^beal genannt wirb. 2(uS biefem Sßunber


beS göttlichen £)afeinS entfielt baS SBimberbace unb Unbegreif;
liebe, bajj wir Vie ©ottbeit in ©ejlalten ernennen, welche ganj

ßrfcfyeinung unb bocl) feineSwegeS aus ber unS fcfyon umgeben=


ben wirflieben Grrfcbeinung hergenommen ober barauS erwacfyfen

fmb. £>ber wo fanbeft tu wol)l eine ©eflalt, bie Stapfjael


403

nacf)geal)mt, wo nucf) mehrere, au$ welchen er bie t>or$üglitf)jren

Steile gefimmelt t)c\bm tonnte, um feinen rjimmelfabrcnben


Gf)riffit$ ober feine ©irtinifcfye SDfaria barauö r)erooraubringen ?

£aß bir bagegen immer, bajj er oft feine ©etiebte jum Sttufrer

gebraucht tyabe, unb anbereä 2Tet)nltd?c oon anberen Malern oor>

ersten; tonnte tym benn jene burd) eüoaS anbereS ba$u bie=

nen, al$ rooburd) ftc ir)n etwa lebenbig an baö SSilb erinnerte,

ba« er in feinem Innern geflaut r)attc ? Denn ba$ , roaS

gottlici) an feinen 5öetfen ijr, tonnte burcfyauS nid)t$ SrbifcfoeS

itym gewahren. #u$ biefem Broiefpalt eben $wifcr)en bem, roaS

aucl) an ber göttlichen @rfcr;einung nur Grrfcfyemung, unb bem,


roaS an ir)c gottlid) ijr, entfrelm bie fielen 3n>eifel unb ©trei=
tigfeiten, ob e$ bei ber .ftunjr auf ein fogenannteS 3>beal
anfomme ober auf bie frrenge DarfMung be$ befonbereö Gt)a-

r alters ber Dinge, mW ©cfyroierigfeit aber burcfyauS oon


ben gragenben felbflt erfdjaffen ijr, unb feincSroegeS in ber

(&aü)t tyren ©runb r)at. Denn roeber auf bem einen, noer)

auf bem anbern 5ßege ?ann jemals ber jum erroünfrfjten 3'iete

gelangen, ber nicfyt burd) eine r)6r)ere Grrfal)rung in feinem 3« 5


neren ber göttlichen (£rj"d}einuna, tr)eitr)aftig geworben ifr; fobalb

er aber biefe beft|t, roirb jener Sroiefpalt gar nidtjt mefyr für

ii)n ba fein."

3u <3. 162. ff.

Srefflicr) werben bie entgegengefe^ten ^rinjipien ber alten


unb neuen $öelt unb fomit emty ber beiberfeitigen .ftunjr in

bem2(uffa| über bie 2ßar)loerwanbtfcr;aftett (9?acr;gel.


<Scr/r. S5b. I. @. 176. f.) bargefrellt. „Die gan$e alte
SBelt" fceijjt e$ f)ier, „ijr bie SBelt ber ©attung als ein« unb

au$ einem ©tucEe. Da« (Sbenbilb ©otteS in ir)r ift als bie Sbee
ber gefammten Sftenfcrjrjeit erfcfyienen, unb e$ gab nur Sflenfrfjen

innerhalb ber Nationen. (§S gab atfo aucr> nur ein ©efcfyicf

ber flttenfcfyrjeit; benn biefe war bie erjle @rjeugung ©otteS,


bie $wette erjr fefcte etnselne Sttenfcrjen ab. Diefe einzelnen
lonnten bat)er nur bej!er)en, fo lange ffe btö @efd)icf ber Genfer)-

26*
404

fyeit ju bem tyngen machten; wollten fte tyt eigene^ fuc ffch

rjaben, fo würben fte oon jenem allgemeinen ergriffen unb 3er-

trümmert. . SMeS beroeijl nidjt allein bie $unj?, welche e6 in

feinen tteffien keimen barpellt, fonbern and) bie ©efcfyicfyte in

Un J)6ct)jlen SKejultaten mit ifyren Verbannungen, £)jlraci6men


u. f.
tt). $ein großer Sftann ©riecfyenlanbS , ber e$ burd) feine

3nbiütbualitdt trat, ijl anberS atö im Gülenbe gejlorfcen.

3n ber mobernen SÖSelt hingegen ift ba$ (§r(rgeborne ba$


^nbioibuum, rceldjeS baS (Sbenbilb ©otteS in ftdr> tragt. Unb
ärcar tragt e$ baffelbe in ftcfy nid)t a(6 ba$ allgemeine ober als
ben abführten ©Ott, fonbern als ba$, roeldjeS gerabe biefen be*

ftimmten $)unct enbticfyer (Srfcfyeinung (weiden roir eben 3>nbi=

üibuum nennen) mit feinem eigenen, burcfyauS nur ü)m gebort-

rigen SÜBefen befeelt. (5$ fann alfo tyeut §u Sage jebet feinen

®ott nur in ftcfy felbji fmben unb and) feine $pi)ilofopr;ie unb
feine Äunft, ober roie 3()t e3 nennen wollt. £)a6 ^roeite ifl bie

(Gattung, unb um furj ju fein, fage id) nur, ber Genfer; Übt
in ber ©attung burd) '«Knfdjauuna, aller übrigen Snbioibualitaten,

tx>etdje» ba$ @i;jrem ber <5t)re unb ber §roetfmdfjtgen ©raatSems


tUfytungen bilbet. ©ein ©efcfyicf aber tji feine 3»btoibuatitär,

ober (red)t oerflanben) fein Rauftet, unb ber 2(u3brucf biefeS

©efdn'tö bie Siebe unb §i*unbfcr)afi."

3u ©. 166. ff.

£>te roefentlidje SSebeutung ber $eroenwelt für bie

©tied)ifcr;e Äunjl wirb im (Stwin 3$. II. 0. 64. f. fo

aufgezeigt: „£)a£ %ebm ber Einzelnen wirb bei Un Zltin ba»


burd) in baS ©ebiet ber Äunjl aufgenommen, ba$ e$ felbfr fein

eigenes ©pmbol in ftdr> tragt. 5Bie in ber ©ottfyeit ober 5^otr)«


wenbigfeit nad? jener 2£nft'd?t eine wirfrtcfye ©egenwart unmittel*
bar enthalten ijl, fo iji in ber 2Birfltd)feit unb in ber SBelt

be$ Grinjelnen etwas ©ottltcfyeS unb fftotr)wenbige$ , woburcr) fidr>

bie Sbee ber 9flenfd)f)eit ober ifyrer ©djonrjeit tri ber *Pr)antaft'e

auSbrücft. Zud) fjierauS muf alfo eine 5öelt beS ©ombolä


cntfle^n, bie eine jweite wäre, unb bieg ijl bie $eroenwelt
405

ber ßktecfyen. Sn btcf^r \\t bie Harmonie be3 3Befen$ unb be$

wirflid;en Safeinö fo üoltfommen , wie in ber göttlichen, itnb

auf ft'e nur ya$t im wahren €>inne @d^tttet:'^ 5Bort, baf, als

bie ©6tter mcnfd^ttd^ev nod) waren, bie SWenfcfyen gottlidjer ge=

wefen feien. 333e$l)alb aud) bie (Bried)ifd)en .ftünfrler alles, roa*

jur 3bee ber 9ttenfd)l)eit gefyort, unb woburd) it>rc wefentlicfye

S3efc^affent)ctt in ifyrcr ©an^eit auSgebtucft wirb, in tiefe 5Öelt

twvfefcen; ben Einzelnen aber in feinem wirftidjen Safein, als

fotd)en, fonnen ft'e nid)t jum ©egenfianbe ber Äun(l machen,


wenn ft'e i()n nid)t ju jener £Belt ber $eroen ergeben unb ba=
f)in 5uru<f führen, welches Su am meiflen bei ben lyrtfcfyen Sid)=
tern, unb uorjügltd) beim ^Pinbar bemerken wirft."
Sßergl. aud) 9* ad? gel. ©d&r. 25b. IL ©. 678.: „Sie
©ried)ifd;e Äunft, welche ade 25e§ie!)ungen in ben einen Moment
beS gegenwärtigen SafeinS unb feiner 2fufl)ebung jufammen*
Jbrdngt, fann ehm bepwegen Me Elemente beffetben md)t in ifyrer

tätigen Entfaltung verfolgen; \>a$ ©cfyicffat, ober t)ielmel;r ba$

5öefen alleö wirflid)en 5BeltlebenS, ftel)t als baS Ewige, einmal


fo ©egebene im £intergrunbe, unb folglicr) muffen au(i) bie eins

jetnen ^anblungen immer $ugleid) ben allgemeinen wefentlidjen

Eljarafter in ft'dr) fcfyließen unb gan$ in ftd) ausprägen ; ft'e

muffen burd) unb burd) tppifcr) unb jugleid) menfdjlidjeö Safein


überhaupt fein. StefeS tfr aber gerabe ber ©inn beS ganjen

©rted)ifd)en #etoentr)umS. Sie SffiirKidjfeit ift barin sugleid)

eine fejrfrefyenbe, abgefdjloffene Sßelt, eine gegenwärtige Offen»


barung , unb barum mußte felbfi in ifyren Staaten alles ^eilige

auf tiefen ©runb unb SSoben äurücfgefül)rt werben, 3?eber i)'u

fiorifcfye ©toff würbe bal)er ben dljarafter ber Bufdlligfeit ober


bloß äußeren ßwecfrnaßigfeit gehabt fyabm, unb es Ratten fidr>

Latein wol)t SSetracfytungen über ben SÖSettlauf anknüpfen laffen,

tiefer würbe ft'd) aber ntdjt feinem Söefen nad? barin etfd)öpft

Jjjaben."

^inftd)tlid) beS tragifdjen SStbetftretteS be$ inbt=


üibuellen ^PrinjipS gegen bie allgemeine 5^otl)Wenbigf eit
&eijjt eS im Erwin %f). II. ©. 65. f. weiter: SaS übrige
406
flerblicfye ©efd)led)t, welche« ntd)t $u jenem üoUforamncrcn ber
$eroen gebort, bilbet mit ber allgemeinen 9?otl)Wenbigfeit einen
gan$ reinen ©egenfa§. — tiefer reine ©egenfafc ftellt ben
enblicfyen Sttenfdjen in baö 23erl)älrnijj jur ^otbwenbigfrit, worin

biefelbe atö jene$ furchtbare unb t>ermd)tenbe ©djtcffal erfcfyeint.

Unb barum tfr er aud) red;t eigentlich ber ©toff berjenigen


Äunjl, welche ba$ wirfltcfye %ebm t>or unfern 2Cugen in $anb=
lung unb ©egenwart barftellt, ber bramatifdjen."

3u ©. 169. ff.

Stoffliche 2Borte über ben fS^ißbrauc^ ber Äun(l $u frem*


ben iSwecfen, namentlich auc^ in fogenannten üaterhf nbi=
f dt> e« £)ramen, ftnben ft'cr) 91 ad) gel. ©cfyr. 33b. II. ©.4.:
„SSon «ftunjt unb befonberS t>on ^Ooefte wirb wol)l nod) mel)r
als jut»iet gefprocfyen; unb eS ftnb nod) Söenige fo röett \>orge=

fdjritten, ba{j fte ifyp als einer t?on bem wahren Grrnfl: entbloß=

ten (Spielerei gerabeju ben ßrieg anfunb'igen. 5öie e$ ahex


aud) bti benen, welche ft'cr) nod) auf bie Äunfl etwas $u ©ute
tfyun, bamit ftefye, fetyen mir wofyl am beutlidjflen baran, ba$
fte überall fremben ^weefen bienen foll. SQ3enn bie eckten £)id)=
ter ber Station nod) geachtet werben, fo gefdjiefyt e$ mei)l au$
©ewol)nf)eit unb weil tyr £ob hergebracht i|t; ftd) jefct einen

großen tarnen ^u macfyen, würbe u)nen fcfywer werben. Senn


balb ftnb fte ntctyt patriotifdf? , balb nicfyt religiös, balb nidjt

moralifd) genug; man verlangt, ba$ fte ftd) t>orfe£en, für bie

beutlid) ernannten Ovicfytungen ber 3eit ju wirfen, unb man


ffer>t nid)t, baf fte bann wenigffenS aufboten mttften, £)td)ter

511 fein. 5BaS bagegen bie allgemeine ©timme für ftd) ge=

winnt, ba$ ftnb bie mit groffpred)etifd)er ©eittfdj&eit attfgejtoif=

Un toaterldnbifdjen Dramen, bie 51t moralifcfyen SSeifpielen bra-

matiftrten C>riminatgefd)id)t?n, in welchen jwar ba$ fogenannte


@d)tcffal feine l)od)trabenbe 9Me fpielt, bie $erbced)er aber

bod) jur moralifdjen S3erul)igung richtig an baS £od)gerid)t ab*

geliefert werben; ferner bie patttottfd)en , ein unoecjlanbeneS


5Kittertl)um affectirenben, (laatöpl)ilofopt)ifd)cn ^Xuteilieber; fttrj
407

(frfc&ehttmgen, in weisen ber wahre ftreunb bot tfunjr mit

©djretfen bic Vorboten einer fdjnell Ijerannafyenben Barbarei ftJ


fennt."
lieber fyifroufcfye Begebenheiten alä 6toff für bie neuere,
inSbefonbcre bie bramatifdje Äunft ocrql. 9* ad) gel. <Sd)t\

25b. II. ©. 579. f.: „£)em neueren £)i#ter ijt gerabe ba$

Jdjeinbar Zufällige in ben f>iflocifc^en Begebenheiten gunfiig, unb


,

er burcfybtingt um fo t>oll|ra nbiger baö ganje menfcfylicfye £)afetn,

inbem er eben biefen gan$ 5eitttdf>en unb gegenwärtigen Be*


franbtrjeit ber ßunjr juetgnet. @r fann bie wefentlitfje ^bee be§
ganjen menfd)ltcr;en ©efd)icfe$ nidjt blo& als ein §um ©runbe
liegenbeö abgefcrjlojfeneS Söefen auffaffen , fonbem fte aufy in

if)re Bedungen auflofen unb in bem ©lekfjgewicfyte biefer Be=


äiefmngen bie Harmonie ber Söeltorbnung entwickeln. 3)a ofyne

biefe Betrachtung fein £)rama befielen fann, fo entfielt für


baS ©riedjifcfye barauä ein eigener Bejranbtfyeit, ber (5r}or.

2)a$ neuere aber oerfltcfyt biefen mit in bie $anblung, unb


«mgiebt ben gan$ einzelnen Moment mit einer folgen $armo=
nie ber Grntwtcfelung unb Betrachtung , baß ffer) baburdj in

bemfetben gleid)fam baS oolle innere 5ßirfen ber wefentlicfyen

Ärdfte entlabet, unb biefer *Punct ber Crntfdjeibung feinerfeitä

wieber in eine 3Bed)felwirfung biefer Gräfte unb ber ewigen


allgemeinen Bedungen auflöfet. Sa biefer allgemeine <Stnn

auü) überhaupt ba$ SQSefen aller r)tjrorifd)en (£rfd)einung aufc


mad)t, fo fann aud) ber bramatifcfye «Dichter auf biefem <Stanb*
punfte feine Aufgabe burcfyauS ntdjt üollfommener lofen, a(5

wenn er pdf) gan$ ber wirf lidjen ©efd&tdjte fyingiebt, aber nur

biefe nicfyt blofj au$ il)ren ndcfypen ©runben, fonbem in ifyrer

allgemeinen 2öeltbebeutung üollftdnbtg verfielt,, unb ein folcfyeS

Berrjdltniß in ben $anblungen felbp erfd)opfenb auSbrucft. 3ebe


willfurlicrje Sßerdnberung ber tytjiortfdjen Begebenheiten nad) am
geblid) r)cr)eren funftlerifdjen 2(bfi'd)tcn futytt nur auf unreife
$eroorbringungen, in welchen man bie (Sinfeittgf eit beS üorau$=
gefegten <Stanbpunfte§ unb bie leere (Sinbilbung, ,bte, um tyrt'

auszumalen, notl;wenbig an bie ©teile be3 wirflidjen SebenS tre=


408
ten muß, fogteid^ ecfennt. <&t)aUytau fyat baS tvatjrc

J)ijrocifd;e Srama in ber SBelt $uer|i gefdjaffen, unb u)m allein

ifl eS bis jefct fcollfommen gelungen." u. f.


w.

Bu @. 171. ff.

lieber fingirte *Perfonen unb gegebensten als «Stoff


fuc bie Äun(l fyeißt eS in Un 91 ad) gel. <3d)c. 33. II. ©.
583. f. mit befonbecec föejte^ung auf ©IjafSpeac'S i>ief>er ge*

porige Dramen: „Sie anbete Zxt bec Sragobien gel)t t)on bem
allgemeinen ©ebanfen beS menfd)ltd)en SoofeS
aus, bie eigentltd;e ^anblung fyat nuc bar in tyte SSebeutung,
unb erfdjeint be6l)alb an unb fuc ftd) mer)r als *Prwatf)anblung;

bal)ingegen bie l)ijforifcr)e bte gan^e SSebeutung an u)m bes

fonberen <&UIU in fi'4> enthalt unb als £ßeltbegebenl)eit \>a-

fiel)t. Sttan fonnte bieS and) fo auSbrucfen: Sie $anblung


in biefec gleiten 2lrt gelte als SSeifpieT fuc baS allgemeine

menfd)lid)e ©efdjuf , wenn ftd> l)iec ntd?t aus bec <Sprad)e beS
gemeinen £ebenS leidet ein SBiftoecßänbnijj einfd)lid)e. See
Snfyalt biefec Sragobien ijr immec ein allgemein menfdjlidjer,
bie gegebeneren tonnen einem jeben begegnen; anö^ bie @r)as
caftece pellen fold;e Sftifdmngen t>on Gngenfcfyaften bar, wie fte

untec SDfanfcfyen immec Dorfommen muffen, nie baS 2lußeror*

bemühe im ®ut?n ober im £36fen, in .ftraft obec in <&d)xt>ä*

<^>e. Saß bie #anblungen meiflenS untec r)or)en $Per=

fönen üocfallm, baS macfyt fte mdfot ju fjiftoctfdjen, fonbecn


geigt uns eUn nur, wie W ©runb$uge bec menfcl)licr)en Statut

überall biefelben fmb, unb fiel) gecabe in folgen Sagen, wo fte

burcl) SBurbe unb Umgebung am metjten in Harmonie erhalten

werben follten, am fcfyroffeften $u tjerratr)en pflegen." u. f. w.


Sie weiterhin folgenbe genauere (Sntwicfelung beS toiel be»

fprodjenen G>r)araiiterS beS $amlet wirb man gewiß nidjt un=


gern l)iec lefen. „2BaS im £amlet wirft," J)eißt eS Seite

586, „ijl baS, was in allen $?enfcr)en bie menfdjttd&e ©tdrfe


unb ©djwdcfye gugteic^ auSmad;t, bem wie uns mit felbftge-

fälliger 9iaü)\id)t ergeben, unb woran wie in unfecem jeitlid;en


409

2Bir£en untergeben. 50?an fonnte fagen, e§ ift baS 2([ltaglid)e

im 9ttenfd)en, ja e$ 1(1 vom Dichter redjt in biefem ©inne


gefape, trenn nur barunter nid)t bloß bie gan$ äußere, ge*

meine (Srfdjeinung unferet $anblungen t>erjlanben roicb. £)er

5öertl) be$ $anbeln6 unb feine wafyre innere SSebeutung, fo

fdjeint e6 unä, liegt in bem S3ewußtfein, mit welkem wie


fyanbeln; ber SDfenfd) muß wiffen, wa3 er tl)ttt. 5Ber unbe*

ttjupt ba$ 5Ked)te trifft ober in Unfdjulb l)6l)erer Söeifung folgt,

bem gebort feine SEfjat faum jur *£alfte an, er ift ein 5ÖerE=

$eug frember SO?dd?te; nur wenn wir unö unfern S8orfa£ atö
pflid;tmdptg , al$ ebel, als groß üorfMen, Tonnen wir un$ fuc
irm begeijlem unb tl)n ganj ju bem unfvigen machen, ©elbft
bte fyofyere SÄalniung, Wie $amlet fte burd) ben ©eijl erhalt,

fann nur ben £öertl) ber Zfyat für ftd) unb in £5e$ier;ung auf
unfere SSertyältntffe fefljMen; folt ber Sftenfd) ftd) ntdjt burd)

blinben ganattSmuS treiben laffen, fo muß er bennod) aUe$

erft bei ftd) felbjl unb burd) fein eigenes 35en>ußtfein gut SReife

bringen. <3o ijl aud) $amlet geft'nnt, unb befonberö be3l)alb

erfdjetnt er un$ al6 fyöcbjr gebilbet, ebel, mit einem SQSorte als
ein fogenannter t)or$üglid)er Sflenfcf) in bem ganj gewöhnlichen
©inne. 5ßet nun feinen S3orfa| fo betrachtet, ber l)ält notfc
wenbig ftd) felbjl l)od), baß er \i)n gefaßt fyat obet baju erfo*

ren fei; er fül)tt ftd) ebel unb uortreffltd) , er fangt an mit


ft'd) felbfi ju liebäugeln. <2d)on l)ier liegt in bem ®efül)l be§
eigenen SßertfyeS, fei e$ auef; nod) fo wafyrrjaft, bie baoon un*
trennbare (Scfywddje. 9?un aber §eigt bie S3etrad)tung ,
jumal
wenn ber 2Cugenblicf, ber Un Qsntfcfylujj forbert, fyeranrücft,

then fo notl)wenbig aud; bie anbere ©eite, bie aUt menfd)lid)en


«Dtnge l)aben. £)er groetfel tritt ein, unb nid)t fowo^t ßroetfel

an bem SBettr)e ber ^anblung felbjl, als bte geheime gurdjt,


burd? bie melfeittge SSebeutung , welche bie Stfjat burd) bie 2(u$*
ful)rung fogleid) annimmt, ben fo $u fagen nod) jungfräuli=

fym moratifdjen Söertl), Un man ftd) üorgefpiegelt, su fcetlie*

ren. £)a$ iji moralifdje, innere getgfyeit, nid)t bie äußere, a,e*

meine, bie man audi) bem Hamlet nifyt auftreiben barf, wenn
ntdf)t alle f)6l)ere £r)etmar)me an tl)m tierfdbwmben foll. ^6m
bie feine, ftttltcfye ©elbjrliebe, n?etrf>e uorljer bie sftotrjweribigfcit

unb ben Söettr) ber St^at ausmalte, mufj nun biencn tf>rc

fcfylimmen ©ettcn ju übertreiben; bie ©cljwdcbe bagegen mujj


ftd> felbft einbilben Söei^ljett ju fein; unb bringt ft'cf) ba$wifcf)en

immer wieber bie gorberung ber 2Cu$ffi()tung auf, fo muß ffe

Sugletcr) ftcf> felbjr als 2(ftetweigl)eit fcfymctyen unb üetfpotten.

^5ar)cr ba$ Sftifjtcauen gegen unb ber befrdnbige <Spott über ftcr)

felbjf, bie §ßerad)tung, welche ber Genfer) auf ftd) felbfr wirft,

unb bie bodr) nur baburcr) moglid) unb $u ertragen i|r, baß er

in ft'cf) bie menfcfyltcfye 9?atur überhaupt üeradbtet. <3o ifr benn


bie Zerrüttung, beren SSebingungen wir alle auf ba$ beutlicfyjle

in un$ war)rner)men fonnen, t)ol(fommen. Sic &l)at wirb ge=

fcfyefyen, weil fte tnncrlid) notf)Wenbig ijr, ba$ bleibt gewiß;


aber fte gefcr)iet)t nun or)ne ©evtl), jur unrechten Bett, auf
unrechte SÜßeife, fte $etftort bie Sßerbrecfyer, aber and) ben Später,

ber nun, wa$ er am wenigjten gebaute, blinbeS SBcrfycug ges

worben ijt, weil ftd) fein eigenes Zebm im Bwtefpalte frfjon

tterjefyrt r)atte; fte §erjrort enbtid) alleö mit, was fte erhalten

fotlte. SeSljalb ijr ber gan^lic^e Untergang beS ÄomgSfyaufeS


am <3d)lu(fe unt>ermeiblid), unb jebe 2fenberung hierin bem
(Sinne beS ©an$en nadf>tt)eiltg , unb gortinbraS muß auftreten,

recfyt um W obe • ©teile §u be^eicfynen, wo baS ©cfyicffal ber

SDZenfc^^eit, wie 2fefdr)t>loö fagt, bie ©djrift menfcfylicfyer Statin


wie mit einem ©djwamme r)tnweggewifcr)t fyat , aber unS aucr)

jugleid) ben 2lnblicf eines neuen, frifcfyen, tatkräftigen SebenS

ju geben." u. f.
w. 9cicr)t minber treffliche S5emerfungen fcfylie-

jj en ftdr> l)ter an über £ear, Ü^omeo unb Suite, 5Q?acbetr>


unb anbere ©IjafSpear'fcfye SDfetfrerwerfe.

3u @. 173. ff.

Ueber bie wefentlirfje SSebeutung bcö G>r)arafterS unb


ber ßetbenfcfyaft in ber neueren $unjr üergl. Gsrwin £1).

II. ©. 63.: „tfutf) in bem Söefen beö wirfltdjen unb leben=

bigen 3flenftf)en ifr (5tnr)eit unb greift, cfber ntd>t bie fd>af=
411

fenbe unb etvtge, fonbern eine, bie gebunben ift an bie 3u«
fa'lltgfett be$ jeitlicfyen 2eben$ unb an bie allgemeinen ©efefce

ber 9?atur. <3o üerfdjmiljt bie greifyeit mit ber jufalligen SBirf-
üd^eit unb roirb babutd) ju jener tioUfhmbigm unb in fid>

felbft begrunbeten, aber bodj naef) allen ©eiten als begrenzt er*

fcfyeinenben 33cftimmtl)eit beö GrinjelroefenS, bie n?it ßljarafter

nennen. £)urd) ben Gfyarafiter wirb baö Grnblicfye felbflt Dollenbet

unb biegveifyeit in bemfelben etwa* gan§ roivfricbeS, rooburd) e§

ben gorberungen ber Äunft genügt , unb eine Söelt in ftd> felbfi

bilbet. £)arum ifi in biefer 2ßelt eineö jeben Siftenfdjen ©e=


fcfyid: in feinem Gfjatafter begrunbet, unb bie 2fu$füf)rung beg

Gtyataf ter6 , nirf>t beS jufallig erfdjeinenben, fonbern be$ roefent*

liefen, welcher ba$ £)afein ber 3>bee ifl, bklbt in biefer 2frt

tjon Äunft eine ber roicfytigffen 33effrebungcn. £)ie f)6d)fte £)f=

fenbarung be$ ßfyaralfterS ifl aber bie Siebe, buref) bie fiel? ba£
innere be$ 9ftenfcfyen üoüfldnbtg nad) Gfiner 9iid)tung, auf @i*

nen ©egenfkinb roenbet, tt>eöt>aI6 (hm biefe, bie fo wenig in ber


Äunft ber 2(tten jum SSorfdjein fommt, ein gan$ t)or5üglic^er

<$egenjlanb ber neueren t|t."

3u ©. 174.

5D?ct)r über ba$ ©pantfcfye £)rama, namentlich @albe=


ron, f.
unten $u ©. 319.

3« @. 177.

#inffd)ttid) ber *ftaturgegenjtänbe nad) tyrer SSebeu-


tung für bie Jtimjl oergl. oben ©. 157.

Bit @. 180. ff.

lieber (£rfyabenf)ett unb <S cf> 6 n f> e it uergl. oben ©.


84. ff. unb bie 2(nmerfung baju.

3u @. 186.

Ueber btö SOßefen ber ^r)aniafie, namentlich and) tm


Unterfd;ieb ber religtofen unb fitnjHeufc&en wrgl. fol*
412

genbe (Stellen im @rwin: £f). H. @. 14. ff.: Sie Äroft in

«n$, welche ber göttlichen «Sdjopfungsfraft entfprtcfyt, ober in

welcher oietmefyr eben biefe §um wir£lid;en Safein in ber et*

fdjeinenben SBelt gelangt, ifl bie 9tyantafle. — — Sie


©d)6pfung$£raft «nb bie S&attgfeit be$ ©djaffenS muß mit
wtrfltd) werben, wenn bie tiolle 3>bee ber ©cfyonfyeit in «nfere

SBelt eintreten foli , «nb träte fte mdjt ganj in biefelbe, fo wäre
fte gar nid)t mefyr bie Sbee, welche ja im SSefen unb im S3e=

fonberen immer hk Sine «nb felbe bleiben muß. —— Stefe


©djopfungSfraft wirb junt SSewuptfein einzelner wirflirfjer 2öe*

fen, ober jnr Sp&antafle be$ wirfltd)en, in ber Srfdjeinwng^

weit gegebenen 9ftenfd;>ett, bie eine Äraft einzelner «nb befo« 5


berer mmfd)lid)er ©eelen ifl.
— Senn wenn bie 9ty an tafle
nicfyt ein fotd>eö (§igentl)um einzeln« Söefen würbe, fo fonnte

fte aud) nicfyt in bie SBtrfltcfyfeit übergegangen, fonbem nur


wieber ba$ allgemeine gottlidje £öefen fein."
©. 15. „(Sine jebe @eele, in weld?er bie wafyre ^fyantafte
lebenbig ifl, t)at in ftd) felbfl ein ber ©ottfyett abgegren$te$

«nb geweil)te§ ©ebiet, «nb in beffen Glitte einen ^eiligen &em=


pel, in welchem nid)t bloß ein 2(bbUb ber ©ottbett oereljrt wirb,

fonbern fte felbfl gegenwärtig «nb fcfyaffenb wofynt. Unb %wat


ifl fte barin tecfyt nad) göttlicher Tltt, fo ba$ fte jugleicfy btö
innerfle «nb wefentlidjfle ZtUn biefer befonberen ©eele geworben

ifl, «nb in berfelben glamme, welche a«f bem Zitat ber ©Otts

fyeit brennenb biefer <Seele ' ganzes innere erhellt, §ttgleid) bie

eigene gebenSflamme berfelben für ftd) lebenbig erhalten wirb.

Sie ©egenwart ber ©ottfcett aber wirft nicfyt in allen gan5 auf

biefelbe 2Seife. Senn weldje ©eele ftd) f)inwenbet 5« bem leben*

bigen in ber Sflttte beS ^eiligen ©ebteteS wolmenben ©orte, «nb


ftd) ber Anbetung berfelben ergiebt, bie wirb and) in bm Hb*
grunb «nb gleicfyfam in bm Sidjtflrubel ber flamme fo fynah

gebogen, bap fte \\)t eigenes wirflidjeS Safein ntcfyt allein, fon=

bem aad) bie ganje übrige Sßßelt ber S5efonberl)eit «nb 2Sir!=
Itd^ett, fo weit fte biefelbe nad) außen umfaßt, mit nad) ftd)

jief)t, «nb fte, t&eilS mit bittrer {Reue «nb ©djaam, ba$ fte
413

pcfy überhaupt mit bem *ftid?tigen unb Unrourbia.cn, in fo fern

eS ber ©otttyeit auwiber ifl, befapt l)atte, tljetlS aber aud> mit

frohem £riumpf)e als ein aus bec ©ottfjeit felbft f)eroorgegan«

geneS £cben, ju tiefet $urucf trägt, unb eS il)r atS ifyr (5igen*

tf)um jum £)pfet barbringt. —— 2(nbere ©eelen bagegen


treibt bie ©cfyopfungStcaft in bie SOßirfltdjfeit hinein, fo ba$
bie g(amme in il)nen nad? allen ©etten aitöflrar)lt imb baS
gange geweifte (Bebtet berfelben mit lebenbigem, erfcfyaffenen £)a=

fein anfüllt. 3m biefem ©ebiet aber wirb, wie einft auf bec
bem 2l"pollon ^eiligen Sfafel SeloS, weber ©eburt noefy £ob ge*

bulbet, fonbern bie 5Befen, wekfye bie fd&affenbe 9tyantafie bann


hervorbringt, fmb ofyne SBerben unb ©ergeben, geitfoö unb ewig.
£)enn eS fmb ja nid)t ttm bloß Silber jener im Smnetjlen
ber ©eele wofynenbcn ©ottfyeit, womit ber ^eilige $ain berfel*

ben beoolfert wäre, oielmefyr, wie im ©arten ber $oefte, leben-


bige göttliche Singe."
©. 21. f. „Sie ^antafte 1(1 bie <3d)6nl)eit felbfi, rote

biefelbe aud() als Styätigfeit wirflid) i|r, ober bie in bie Sßirf-

lidjfeit unb §3efonberl)ett eingetretene ©cfyopfungSrraft beS gött-

lichen SöefenS. £)tefe göttliche Ätaft nun ift unoetwüfllid) unb


unoerdnberlicl), unb fann, wenn gletd) in bie jeitlicfye SBelt ge*

bannt, bod) niemals ber unenblidjen 3erfplttterung unb ben


ftd) felbjr $erjlorenben 33e$tcfyungen berfelben unterworfen werben.

SD?ag alfo ber Sftenfd) and) mitten in ber ßeit unb mitten in
ber unenblid)en SBerwicfelung befonberer 33etl)ältmffe als ein
(Sinjelwefen geboren werben, fo lebt bod) im 3*mer|ten feiner

(Sigentfyumlicfyfeit baS, was nidjt geboren wirb, nod) fürbt, tk


in il)m ftcfy offenbarenbe ©ottfyeit, welche biefelbe bleibt in jebem

einzelnen Augenblicke feines Gebens , unb auf jebem ©tanbpunete,


Worauf tytt bie SÖßirflid^ett jMt. Unb ahm be$l)alb, Weil

fte in allem biefelbe bleibt, fann fte and) von feinem Stoffe
unb üon feinem Skrljältniffe feiner Crrfenntnifj auSgefcljloffen

fein. Sm fmnlidften Srtebe, im trennenben unb t?erfnupfen=

\>m ©crjfanbe, in ber burd) ben Sßillen felbßtyätigen ©er*


nunft bleibt biefe Qz'mtylt be$ inneren SßefenS nur (2rine, unb
414
ift bod) ganj in tiefe ober jene bejfimmte «Stufe bet Grifennt*
ntjj oerwanbelt."
Die üon ber ^Pfyantafie wefentltcr; üerfcfytebene gemeine
GrtnbilbungSfraft wirb in ben 9tad)<jel. ©cfyr. S5b. II.

<3. 81. f. fo gefcfyilbert: „Die Srjättgfeit be$ gemeinen 3>ec-


franbeä wirb t>on einer Ätaft begleitet, welcfye tüte bie (£tnbil=

bungäfraft nennen. Dtefe bewirft, ba$ wir un§ ben attgemeb


nen abjlracten begriff immer unter einer gewiffen ©ejklt als
etwa§ (ErifrtrenbeS benfen, unb \>a$ befonbere Ding als erfüllt

unb 6elebt Don feinem begriffe. dluv burcr; fte wirb e6 un$
möglich, t>on Gegriffen als allgemeinen lebenbigen Momenten
ber 9?atutentwic£elung, alä S^atuvfcdften unb bergl. $u fprecfyen;
nur burefy fte, uns in \>m befonberen Qjrfcfyeinungen bie Wub
famfeit v>on ^Begriffen, Gräften, ©efe^en u. f. w. als lebenbig
öotjuflellen. £)rjne fte würben alle biefe SSejiefyungen nur burcr;

Sormeln be$etd)net werben, welche wir unter einanber (I eilten,

unb mit welchen wir rechneten, ofyne baran ju glauben, baft

fte ein wirfticfyeS Zehen bebeuteten. Aber auefy btefeS reicht un$
nod) keineswegs f)in gut wolligen Ueberjeugung unb inneren 33e=

rufyigung. Denn aucr; bie GnnbtlbungSfraft fcfywebt immer nur

tn$ Unenblidje §wtfd)en ben ©egenfd^en mit intern ©treben fte

burefy einanber anzufüllen, unb fte fann tiefet and) nur; benn
fonnte fte jemals ^en SSegrtff in feiner sollen 3öitflW)feit ober

feine einzelnen Aeuperungen in ifyrer Dollen Allgemeinheit an=

flauen, fo wäre unfere ganje SßerflanbeStfydtigfeit unb bamit


unfet wtrflicfyeS Dafein aufgehoben.
SSergl. ebenbaf. ®. 276-; (Erwin 2$. I. 6. 139; 191.

3u ©. 187. ff.

3m (5twin werben bie wttfenben Ätdfte bet tyfyan;


tafte 2$. II. t?on €>. 160 an ndfyer Utxatytet.

3u @. 189. ff.

ttebet ba$ SSilben unb baS ©innen ber ^antafte als

bie betben wefentltcfyen Siidfjtungen berfelben, tyeifjt eö im (5 r w i n


415

Zt). II. ©. 173. ff.: ,M t>te 2!r;ättgfejt »ort bem 5Befen beS

(SrfennenS nad) ber erflen Sfädjtung auögeljn, fo tp bieS SBefen

felbp nid;t mefjr ein teeret ©ebanfe, fonbern ein ttoüpanbtg be*
pimmteS, wefentlidjeS Safein, baä Safetn ber ©ottfjeit, wel*

d>e$ eineS unenbltd)en <2tteben$ fetnegroegeS bebarf, »eil e$

in ffd) an allem genug f)at. Sie 9>fjantape aber, welche nun


einmal sugleicr; baS jufdüige unb erfcfyeinenbe Safetn nicfyt ent«

beeren f ann , fd>affc per; biefeä butd) iljre Styätigfett an$ jenem
©ottltcfyen , fo baß ftdr> eines mit bem anberen oollpdnbig fdtttgt,

unb bie roefentlicfye ©epalt sugleicr; eine jufdllige wirb. @o


gefyt biefe Sfydttgfeit ganj unb gar nicfyt in eine unbepimmte
Unenblicfyfeit, bie fcfyon bem £3egriff be$ ©cfyaffenS wiberfprddje,

fonbern fte feat eine bepimmte S3egren$ung , unb $wat eine folrfje,

bie t>od> nichts anbeteä barpellt, aU xva$ im tfnfangSpunct ent*

galten war, unb alfo mit btefem jur t>olt£ommenen (Stnigfeit


gebracht wirb/'

€5. 175. „Saß uns nun bie anbete ber beiben 9ftd)tuns

gen anfefyn. $ier ergreift bie *pi)antape bie befonberen unb ein*

jelnen ©epatten ber Singe, bod) aber and) ntcfyt in tfyter bloßen

(Stfcfeetnung unb 9ttd)ttgfeit, fonbern fd)on als wefentlicfye, wie


Ujr SSegriff in irjrem Safein enthalten ip; unb fo fu^rt fte bie=

felben in ben 2(bgrunb be$ göttlichen, aUumfaffenben SOSefenS,

unb üerfnüpft fte in biefem $ut uollpdnbigpen Harmonie, fo

baß and) feiet alles gefcfeloffen unb üollenbet tp."


©. 176. „Siejenige Ofrcfetung, wobutefe bte befonberen ©e«
palten au$ bem SBefen ber göttlichen Sbee feetootgefeen, lajj

un$ ba$ SSilben bec ^Pfeantafte nennen. Senn immer


betfelbe gan$ in per) felbp einige unb eroige @toff ip e$, bet

feiet auf ba$ mannidjfaltigpe gepaltet wirb , unb welcfee befon*

bere Sorm et and) annehme, et bleibt bet innete ©eip unb bet
SSegttff biefet gorm immer \>et eine unb felbe gunfe be$ un*
auSlofcfebaren göttlichen StcfeteS. 2öer aber btefeS Silben reefet

begreift, ber ffer)t gewiß am bepen ein, wie e$ niefet ein 9lad)=

afemen eines SßorbilbeS genannt werben barf. Stefer ein=

faefee ©toff be$ göttlichen SBefenS, als folget für pefe bettaefe*
416
tit, erfd&elnt un6 in unferer $Pr)anta|?e nur eben beSfyalb einfach

unb etgenfd)aftlo8, weit alles SSefonbere gugtetcf> in feiner gan=

im S3trt"'lici)f'e;t in tlmt gegenwärtig ift; bat)et aud) bie *Pl)att»

tafte, wenn fte tr>n nun 511m £ingelnen verarbeitet, ober, wie

Wir e6 nennen wollten, ausübet, ifyn weber rjeroorbrtngt, noer;

etwas an ir)m oetdnbert, fonbern bloft if)r gegenwärtiges 2)a*


fein unb SBirfen, gwar in bec gangen gutte biefeS ©toffeS,
aber burcr) einzelne £anblungen vollkommen offenbart."

©. 177. „£>aS zweite wäre benn baS anbere S3ej?reben,


woburcr) bie Sptyantafte bie lebenbtgen befonberen ©eflatten ntd)t

fowor)l aus ber göttlichen Sbee f)eroorl)ebt, als fte vielmehr in


biefelbe guruefbenft. lieber alle gormen ffnnt fte frdftig unb
wirfenb nadb, wie fte alle in bem Urwefen enthalten feien, unb
fiel) in if)nen felbffc beffen ©egenwart barjMe, fo baß fte m
baffelbe aufgebt, unb gletcfyfam in feinen llefyn fcfywimmen,
ofyne beSwegen it)re befonberen ©gent&umltcfyfeiten gu verlieren.

£)iefe Sl)dtig!ett nun werben wir wor)l am bejlen baS ©innen


ber ^)r) a ntafte nennen, ba fte bocr> votgugltd) bar)in wirft,

alles SBirflicrje gum gemeinfamen unb gleichartigen 2(uSbrucfe

ber ©ott Jett gu verknüpfen, unb inbem fte eS in btefen auflofet,

eS erft gur wahren unb ewigen Sßttflicfyfett gu ergeben, ober

auf ewige SBeife §tt fcfyaffen."

©. 222 wirb ber ©egenfafc beS £5itbenS unb ©innenS


trefflicrj in fotgenbe 2ßorte gefaßt: „3>m SSilben entfaltet ft'dr)

ber Stieb beS 9?otf)wenbigen gum reinen unb unbebingten 2)a*


fein; baS ©innen ctfrn fcfyafft baS Zufällige unb 3Btrflitf;e gu
feinem eigenen Sßefcn um."

3u ©. 192.

£)a|j auf bem ©tanbpunete ber ^)^antafte im engeren


©inne unb inSbefonbere ber bilbenben, ber SSegriff überwiegt
unb bie Grrfcf) einung gteicfyfam unterbrächt, wirb im @rwin
Sl). II. <&. 191 fo bargeflellt: „Sene bilbenbe unb finnenbe
^>t)antafte geigt fiel; fafr nur ba wtrffam, wo bie ^un(t chm
in tyrer vottfornmenften £3lüt(;e aus bem frifcfycn unb jugenb=
417

liefen geben ber Sßotfer hervorgeht. Sa t)at jebe ©eftolt eine

tiefe unb wefentlicfye 33ebeutung; alö überwiegenb in bem Äunft*


werfe wirb beim erjlen abliefe ba$ ©öttlidje unb ber (Sinn

ernannt, bie dufjere ©effaltung aber ift völlig nad) biefem inneren

SBert&e gleicbfam umgeprägt. 2)e$t)alb muffen barin eine Stenge


von Sögen erfdjeincn, welche ben Singen ber gewöhnliche Sauf
ber 5?atuc unb ba$ ©efefc Ujrer Gattungen feineSwegeS geben
tonnte, bie vielmehr nur ber 2fuSbrucB be$ ^6r)ecen unb Söe*
[entließen finb, uoa$ bie ^fyantafie burd) ft'e offenbaren wollte

ober nutzte; woburd) ber ©runbfafc ber 9?ad)abmung ber 9?atur

am befren tviberlegt wirb, benn bie *pi>antaffe- fdjafft ftd) I;ier

felbft ir)re 9?atur. £)iefe6 fprtd>t aucr) 5ßinfelmann faft mit


ebm biefen ^Borten au$, unb be$eid)net baburd) ben ftrengen

©tvl ber .ftunjt, weldjer ber dltefte, unb vielleicht eben be^alb

a\xd) ber frdftigfte war."


Sßie aber aud) bie überwiegenbe 35 eben tu ng ber

vollkommenen 2(u$bilbung ber Äunft fdjaben fonne, wenn bie

SScbeutung ben SSoben beä lebenbigen SafeinS verlaßt unb ficr)

einfeitig in ben ©ebemfen verfieigt, bar über r)etjjt e$ ebenbaf.


©. 200. „5Ba$ im Uebevmaajje ffrebt naefy ber geierlid^eit

ber gottlidjen (Gegenwart unb ber 9#iene innerer SSiefe, ba$


vettert bie wirf licfye ©ejtalt fo , baß ft'e unter bie gemeine 9la=

tue ftnft, unb feineSwegS über ft'e empor jreigt. SÜßenn atfo
bie überwiegenben @igenfd)aften ber ftttnlttfjen Äunft bem wafj=
ren ©etfle ber Äunjl fdjaben, fo fonnen wir neben biefe and)
t>k ber pfyantafiifdjen fefeen, als ©ewaltfamfett, ^drte, ©tarr*
t)eit, woburd) bie Ätaft felbft als ein gewiffer Srofc erfcr)einen

fann. #dltfl \)U benn bie dngjrücfyjufammengebrücften, leidem


a'rjnlicfyen ©eff alten ber dgvptifdjen ©otter, mit \>m vorfielen*

ben S5acfenfnodben unb in bie 4>6t)e gefd)ti|ten 2(ugenliebern

unb Sippen für fct>6nec aB W natürliche menfdjlic^e 33ilbung?

Bu @. 195.

£)a$ ©djaffen ber finnenben *pi>antafte wirb mit be*


fonberer S5e5iel)ung auf £> ante im (Srwin SEt). II. ©.215. ff.
27
418
folgenbermajjen gefd)ilbert: ,,£)urd) tl)r *ftad)ftnnen fetbft bear-

beitet bie ^Pfyantafte ifjre ©egenfHnbe nicfyt allein , fonbem bringt


fte fyeroor. £>enn fobalb fte fdbarf ir)ren S3ltcf Reffet auf bie

erfcfyeinenben ,
$eitltd)en £)inge, fo formen biefe atö fotcfje nicfyt

t)or it)c befterm, ba fte allein a(§ folcfye ntd>tö SBefentlicfyeS , wag
©egenftanb ber *pi)antaffe wäre, in ftd) enthalten, fonbem fte

fd)mel$en an tfyrem (Strahle unb t>erfd)wimmen $u einer geaalt*

tofen unb bebeutungSlofen SDfcaffe. Ueber berfelben fcr)n?ebt aber

ber göttliche ©eift, unb nur bucdr) bie S3erül)rung mit biefem

gehaltet ftd) barauS eine neugeborene SSBelt. £)enn tnbem ba§


3rbifd)e unb Seitliche ber £)inge in jenes geuer aufgebt, f)Mt

bie spfyantafte barinnen bie ©ehalten fefl, bie fte für bie ©Ott*
Jjeit fyaben, unb worin fte oon biefer gebaut werben. 3n ben
göttlichen ©ebanfen werben fte alfo hinübergetragen, unb nur
fo ftnb fte für biefe litt ber ifrtnft ba, rote fte auf feinem
unermefjlid) tiefen ©runbe ftd) abbitten. Sßie fte aber nad) unb
nad) burd) ba$ tiefe unb innige ©innen ber ©eele ^eingetra-
gen werben in biefen 2(bgrunb, fo üerdnbern fte and) unauffyor*

üd) tt)re ©eflalten, wk bewegliche fd)immernbe ©ewolfe, bie

in ben blauen 2(etl)er r)inauf^tet)n unb burd) ben ©tral)( ber

(Sonne in mannid)fad)em garbenfpiele gldnjen, fo ba$ ftd) itfe

gasige ©ebanfen baran fnüpfen unb in ü)nen S3ebeutung fudjen.


£)a6 2Cuge nun, bat ttom (Srbboben au§ ben emporfleigenben

nad)ft'el)t, fann barin nidjtS anbereS erblichen, al$ 2(benteuerlU

cfyeö unb ©ettfameS, baljer t>iele, bie nur auf bem S5oben ju
#aufe ftnb, barüber finbifd) ladjen, anbete bagegen meinen,
wenn fte nur ba$, tta$ fte in foldjer Spb§? gefebn fyabtxi, tvit

burd) ba$ genfler nad)$eidmett, ober dfynltcfye ©onberbarfeiten


aufcbenfen, fo werben fte be$ göttlichen 2Birfenö ber 9)l)antafte

tfyeilbaftig. £)a$ ganje 2öeltgebdube biefer ©paaren l)a=

ben freilid) nur wenige beutlid) ernannt, unb nur Cnner fyat e$

un$ tjoUfrdnbig befdjrteben, ber ftd) wirtHid) burd) baffdbe f)in=

burd) gebadjt fyatte, ber göttliche 2) ante."


gerner ©. 217. f. „Snbem bie ^tyantafte bie befonbere

5Bett in ben göttlichen ©ebanfen fyinetnbenft, gefm i^r aucf;


419
au$ ber £iefe jenes 2fetf)erö lebenbige unb gegenwärtige ©efral-
ten ber ©ottf>eit felbj? f)eruor, um treffe ftdr> eben jene auf=

gelobe Sßirfrid^eit ju einem neuen Söeltall üerfammett. #m


beutlicfyfJen fannfl bu biefeS erFennen am £)ahre. £>?nn in
ber Jpblle befcfyaftigt er ftd) ganj bamtt, baö ^>afliclie t>on ben
fingen gteicfyfam ab$ubrennen unb abjufdjmelaen , an bem £)rte
ber Reinigung aber wirb ber <Stoff nad) unb nad) jum gott=

lidjen ©ebanfen fyinaufgelautert; aucr; febn wir in beiben von

Anfang an ben <3tral)l beS göttlichen 2id)teS erfl fefyr matt,


bann aber immer beutlidjer t)on ÄreiS $u .ftreiS binburcfywirfen,

bis un8 im #immel baffelbe wunberbar fcon felbjt entgegen


fommt, unb enblid) alleS in bem göttlichen 5öefen jur feligflen

£Kul)e üetfnupft wirb. Unb fo mup überall bei £)arflellungen

biefer 2Crt nidjt bie allgemeine 3>bee ber ©ottfyett, fonbern eine

beflimmte unb befonbere ©efkltung berfelben bem (Sinnen ent=

gegen fommen. hieraus wirf! bu fef)n, baß and) biefeS <Sin=

nen ber *pi)antafte niemals obne ein Silben berfelben, rooburd)

bie ®ottl)eit äußertid) gehaltet wirb , beftefyn fann , unb bajj

abermals bie 3ftd;tung nad) innen mit ber nad) außen verein

nigt wirb."

Bu 8. 198.

Heber Begeiferung unb 3ron e t>ergt. oben @. 124. ff.

Bu @. 201.

Ueber baS abgefonberte hervortreten ber (Sinn tief) feit


unb beS SSerjlanbeS bei uberwiegenb pfjantajrifcfyen Siebtem,
namentlich bei 2Ce fdr>plu6 unb £)ante, t>ergl. (5 r w i n 2ty. II.
©. 201.

3u'@. 202. ff.

£>te 9totl)wenbtgfeit beS StanbpuncteS ber ©tnnli d>f et


für bie Äunjt wirb im Grrwin 3ty. II. ©. 179 fo aufgezeigt:
„•Durd) bie vollkommene unb ewige @elbftbegren$ung , woburd)
bie <pf)antafte ibr SReid) in ft'd> abfcfylieft, mu$ baS innerfle

27*
420

SBefen mit ber dußerften Grrfcrjeimmg ftcr) r;armonifd) entfpredjen,

unb wie bie Sßclt beS ©cfyonen felbfr, fo aud) bie ©eele beS

9flenfd)en jur reinffen Grinigfeit gebradjt fein. £)iefeS fji aber


feineSwegeS, fo lange wie baS ganje £)afetn nur nod) emfeitig auf

baS allgemeine SBefen beS <Sd)önen bejielm; benn alSbann bleibt

und jenes, in fo fern eS bloß Grrfdjeinung t(i, immer nc<# als

ein 9?id)tfcfy6neS übrig, unb bann würbe wol)l baS auc^ walw
fein, baß ftd) bie Sbee unb was aus ityr r)ert>orgel)t, in einem

unenblicfyen Kampfe mit biefem 9?id)tfd)6nett üetwtcfelt befdnbe.

UeberbteS liegt eS aber aueb in jenem ©Raffen felbft, wenn


wie eS nur fcr)arf benfen, ba$ ein jebeS £>ing, wenn eS aucf>

nur ben eigenen 33egriff, woburd) eS biefeS befonbere ijr, in

ftd) ausbrüht, aucr) ben allgemeinen, göttlichen üoutommen in


ftcr; barflelle. Sarum fann eS ntdjt anberS fein, als ba$ bie
Äunffc aucr) ben blop befonberen ©egenfranb in feiner Grcfc^et*

nung eben fo jum <St£ unb SDftttefpunct ber <2d)6nl)eit madjje,

xck baS allgemeine, göttliche SÖSefen felbft."

Söie bie 0Tid)tung beS SßtlbenS ber ^^antajte r)ier ben


(Stanbpunct ber finn liefen #u6für)rung, bie beS ©innenS
ben ber (Smpftnbung ober 9?ul)rung hervorbringt, wirb
ebenbaf. ©.. 181. f. folgenbermaßen entwickelt: „2öaS l)ier bie

qtyantafte fdjafft, baS treibt ffe r)erüor aus bem Dollfrdnbigen


begriffe ber einzelnen (Srfcrjetmtng felbfr j in biefen terfenft fte

ftd) ganj, in feiner 2lcufcrung fcrjwelgt fte, unb frrebt barin

nur nad) ^ollenbung beS wirflic^en gegenwärtigen £)ingeS.

2luf biefe SBeife offenbart fte ftd) felbfl als reine ftnnltdje @e»
genwart, unb nur burd) bie üollenbete 2teußerung feines £)afeinS

erfcfyeint uns ber SSegriff als ein göttlicher, unb bie allgemeine

3ftee leuchtet in ir)m auf, weil of;ne fte folcfye Harmonie ber

Grfcbeinung mit il)rcm SSegriffe nid)t moglid) wäre. — Um


md)t lange $u fudjen, wollen wir bieS bie ftnnlicr)e 2(uS =
futyrung ber ©ejralt nennen, weldjeS 5öort in fold)er S5e$ie=

l;ung wol)l gebraucht wirb, wiewohl merjr um eine Gngenfdjaft

beS ausgearbeiteten ÄunftwerfS, als um baS 5ßirfen ber $l)an=

taffe 3u be$etdmen. 2(ber aud) biefer ©ebraucr> ijt nic^t of>ne


421

33cbeutung , tnbem bie fmnltcfye 2Belt f)ier a\$ üorauSgefefct tmb


tt?efentUcf> gebaut, unb ba§ ©treten ber £unft nur auf bie
?Cu$fül)rung alles beffen, wo$u fie bie tfeime bei fxdr) fityrt,

gerietet wirb.''
#inftd)tlid) ber jweiten SHidjtung fyeijjt e$ <S. 182: „@in
3urücftragen ber befonberen ©efklt in ben allgemeinen gottlU

cfyen ©ebanfen, wie in bem ©innen ber *pi)antafte, bemerken


Wir l;ier nid;t; fonbcrn bie *pi)antafte be$ief)t ben fmnlid)en ©es
genffrmb blof auf ftdr;, in fo fern ffe ir>n als folgen auffaßt.

SBie nennen wir aber biefeS Empfangen eines finnltdjen ©e^


genftanbeS burdj bau Crrfennen anberS, als (Smpfinbung?
3>n Gnnpfmbung muß alfo bie ganje *Pl)antafte übergefjn, aber

in eine fold;e, worin fie ttollfldnbtg unb in allen tfyren liefen

burcfy ^n ©egenflanb erregt unb erfüllt wirb, unb für biefe

allein wollen wir un$ ben fo oft entweihten tarnen ber dtü§ =
tung vorbehalten. Zud) biefer wirb gewofynttd) ntd)t von ber

bejiefyenben Sl)dtigfeit ber spfyantafte gebraucht; fonbem entwe=


ber bejeid)nen wir burd) \i)n ben 3uj?anb ber *pi>antafte, ben
wir als eine Dollfommene unb wefentlidje Gnnpfmbung benfett

fonnen, ober burd) ba$ 2ßort be$ 9?ul;renben btc (Stgenfcfyaft

ber einwirfenben ßrfdjeimmg, unb ba§ au$ benfelben ©runben,

bie wir ehm aud) tri ber fmnlidjen ?(u6fw)rung bemerkten."

3u ©. 207. ff.

3ur narren (SfoatafterifHc unb richtigen SSurbigung ber


Söerfe ber alte« Äunft, bie bem ©tanbpuncte ber finnlic^en
#u§fuf)rung angeboren, wrgt. Grrwtn £1). II. <&. 195:
„£5a§ i(l freilief) niebt §u leugnen, baf in ben 5ßerfen, worin
bie ©innlidbfcit überwiegt, von bem allgemeinen SSegriffe weni=

ger ju ernennen ifl, unb melmefyr bie gulle unb fiieblidjfcit bei-

behalten, bk S3equemlid)fett unb Unmutt) u)ret Sßerl)dltniffe

guerlr unfer ©emutl) gefangen nimmt. 2)al)er, xdj gefiel)' e$,

trifft über 5Berfe biefer 3(rt am allerfyduft'gjlen ba$ Uxttyii be$


wahren Kenners mit bem beS fmnlidjen ©enujjmenfdjen $ufams
nun, ben nur bie wollüflige tfufenfette ober bie Ätmjftidjfeit
422
ber 2Cc6eit entlüden fann. SSolltejt bu aber beöfyatb tt>of>t ein

2Ber£ nur ai\$ bem ©tunbe tabeln, weil bie forpecttc^e 2Bobl=
geflalt barm auf ba$ t>ollf:ommenjre unb ttebUd;ffe auSgebilbet

tfi, etwa ben berühmten Raun in ber SreSbner tfntüfenfamm*


lung, ober gar ben ganj ebten unb anmutigen ©ott, ber jefct

JpermeS üom SSeloebete genannt Wieb, unb fonjt nad) einanber


serfcfyiebene anbete Cftamen trug?"
gerner t>ergt. ß. 209 ff., .wo e$ *>on ©. 211 an f)ei£t:

„SOßenn bergleidjen Äunjtwerfe blofje Sftojmittel ber gemeinen


<3innltd)feit werben, fo ifl bieö feineSwegeS eine notfywenbige

SBicfung il)re$ ©tanbpuncteS, fonbem eineö SSÄifbraudbö, inbem


bie SBerfydltniffe be$ Grin^elnen ntd)t au$ ber Sbee beffelben enfc

wicfelt, fonbem nur fo oerfolgt werben, \vk ft'e für ben gerne!*
nen Srteb ba$ 2fngenef)me bilben. Sie eckten 5öerfe biefer

fmnü'crjen .ftunjt ber 2(lten erferjeinen eben baburd) recfyt oolfs

lommen unb würbig, bafi ifyre Sßerfjdltntffe auf nichts anbeeä


belogen werben fonnen als auf ben eigenen SSegriff beS befon*
beren StngeS, titelt allein auf ntdjtS (StnjefneS aujjer ilnn ober

auf bie gemeinen triebe beS 2mfcbaiterS, fonbem aud) ntdjt

einmal auf allgemeine Sbeen. $teburd) wirb eben baS 2ßerf,


nad) $ant$ 2(u3brucf, frei üon allem Sntereffe, allumfaffenb

unb ein eigenes SBettaU für ftd), inbem fein befonberer unb
Don nid)tö ^oberem ober lieberem abhängiger SSegriff feine ganje

2(upenwelt felbjl fd)afft, unb barin nur als biefer befonbere ges

genwartig ijl. Sarum fyaben bie 2ttten eine fo unerfcb6pfiid)e

2u(t an ber ausführlichen unb Dollenbeten Sarftellung ft'nnlicf)

erfd)einenber Singe unb Gegebenheiten, bafj man ofyne biefe

ridjtige 2(nftd)t oft wrfudjt wirb, ft'e einer faft finbi[d)en 9la<Z)*

ar)mungöfudjt ju befcfyulbigen. 5ßie abgerunbet unb forperltd)


(lellt nicfyt #omer alle Gegebenheiten bar! 3a er r)at eine fo

lebenbige 2lnfcr;auung beS menfd)lid)en ÄorperS, baß er bie *>iel=

facr; üerfdjiebenen ^erwunbungen feiner gelben toolJfommen


anatomifd) richtig erfonnen unb befd)rieben l)at- Zud) in ben

gtied)tfdr)en Sragifem jeigt ftdr> überall noer) biefe 2ujf m bem


spiafrifdjen ; bie aucr) wol)l bec ©runb ifi, warum ft'e fo meleS
423
forgfältig auSbrttcfen, m$ man $ugleid) auf bem £r)eatet tior*

gefyn far), unb worüber beSljalb jeber neuere Dieter ofyne £wei=
fei fcfyweigen würbe. S« ben 5ßer!en bet alten SSilbfyauerei

au§ ben fpäteren Sitten tjl gewitf *>iel UeppigeS unb s


2öeici)tid)eJ>,

aber felbft biefeS wirb tterebelt burd) bie reine SSefdfjvcmftma, auf

ben SSegriff bc$ befonberm ©egenftanbeg. Die Sfläjjigung unb


teine Unparteilichkeit, wie \d) eS nennen mochte, welche baju

gebort, um alles in einen fo ganj befonberen SSegriff beä din-


gelwefenS ju üerfammeln, f)ebt jeben S3erbad;t ber beabftcfytigten

SÖßollufr, unb gebort gu ber fünfllerifdjen Jteufdj&eit, welcfye

felbft baSjentge, tva6 bem ©emeinen unrein tfr, jur 9veint)eit

ergebt, ©ewiß laffen pdf) fyierauä ntcfyt alle UnanfHnbigfetten


ber fpdteren Dieter unb bilbenben Äünftler be$ 2tttettl)um$

rechtfertigen j aber e$ läßt firf> fyienacfy rootyl &etauSfur)len, wetcfye

üon biefen bem fcfylccfyten triebe folgten, unb reelle bagegen


fu&n bem begriffe fo mel itraft zutrauten, biefen fcfylecfyten

Srteb ju überwinben. 9htr nacr) unferem Sftaßftabe burfen


wir fte nicfyt meffen; benn bie SRattw unferer SBeltanftcfyt , welche
beffänbige SSejieljungen nacr; innen unb außen erforbert, madjt,
baß wir biefer Rodungen un$ fernerer bemächtigen, unb beS=
fyalb in £Rucffidr;t auf ba$ Unefytbare wol)l empfmblidjet fein

muffen."

3u ©. 210. ff.

VLeUx ben ^weiten <Stanbpunct ber ©innlicfyfett, bie (5 m*


pftnbung ober Sprung im ebleren ©ume, t>erg(. (£rwtn
2$. II. @. 223: „Daß bie g)t)antafte auc^ ganj Srteb fein,
unb ba$ 5ßefen ber Grrfenntnif auef; barin ftd> offenbaren muß,
ba$ barf feinen Zweifel mel)r leiben, wenn eS üUxfyauipt eine
Äunjl geben foll. 20tf biefen allumfaffenben inneren Stieb nun
Witten bie erfcfyemenben Dinge fo, wie bie ßunft fte auf ben*
felben §urücffül)rt. Söenn in bet alten Äunffc ftd) bet Stieb

in bie äußere ©efralt gleidjfam entlabet, unb barin feine ttolle

S5erul)igung fmbet, fo werben f)ter bie äußeren Dinge eigentlich


erfi gefcfyaffen, inbem fte al6 foldfoe bargejlellt werben/ welche
424
ben Stieb erregen itnb beliebigen; unb eben biefen äujianb,
worin ba$ gange Dafem ber Dinge felbjr burcf) tlire SBirfung
auf ben £rieb benimmt wirb, nennen wir bie Sprung.
Title gemeine ©innlicfyfeit wirb tiertilgt, fobatb ber Srieb jener
wefentlicfye unb allgemeine ifit, welcher, t>on ©ott felbft ber

9tyantafte eingepflanzt, gur (Stfcfyeinung be$ göttlichen SBefenS


in berfelben gebort. Dann ift er nur bie in bie ft'nnlicfye @eite
ber (Seele eintretenbe 3bee, unb weit gefehlt, baß ba$ SRhty
renbe bie gemeine (Sinnlichkeit erregen follte, uetbient eS biefen

Warnen nur, inbem e$ bie al6 <Sinnlicl)£eit erfebeinenbe 3>bee

aufregt £)afj btefeS gefeberje, läßt ftdr> am meiflen baran et*

lernten, wenn bie Äunp burd) eine an fiel) einfettige 5Kid)tung

be$ ©eful)l$ ober ber Seibcnfdfjaft n\d)t allein ba$ gan$e ©e^
mütf), fonbern bie gan§e (Sinnesart be$ 5Ü?enfc^en bis in feine
iiefjlen Ueberjeugungen hinein ergreift unb umwanbelt. Denn
bie Sftee ifi überall gan$, unb fo wie fte in ber alten Äunfl
immer in (Sine Oftcfytung ber Seibenfdjaft ungeteilt f)erau6*

jtromt, fo map in ber neueren jebe Ovicfytung berfelben unb jebeä

©efm)t allumfaffenb werben fonnen. 3ß eS nicfyt fo in bem


trefflichen aller 5Berfe biefer ©attung, in 5Bettl)er6 2ei =
ben'} Siegt ba ntcfyt bie ganje Söelt unb alles (Streben unb

Renten be$ ganjen fÜlenfd^en in Grinem triebe naefy ßinem


©egenjhnbe ? ZUt nicfyt bloß biefe l)6l)ere £eibenfcl)aft wirb fo
%um SebenSgeifie ber Äunp, fonbern felbft, n>a$ wir gemeinen
fmnlicfyen ©enuß nennen. SBicb in ben SUmifcfyen @te =
gien beffelben SfteijlerS biefer ©enttß nid)t ein frareS unb l)ei=

tereS Clement, worin alle £eben$geifter jugleid; frei unb mutl)ig


fpielen, weil fte nidjt in ber Äned)tfcl)aft ber (Sinne ft'nb, fon*

betn Im -IBefen beS SDZenfcJjen felbf* mit ben ©innen im fcfyon*

pen SSunbe?"

3u <S. 215. ff.

Da5 SBefen be$ $umor$ wirb im (£rwtn £&. II.

©. 225. ff. entwickelt, golgenbe (Stellen au$ jener Darfteilung


s
mögen fyiet ])la& fmben;
425
„Zm eigentümlichen unb uottjlanbigffen wirb ftd) bicfe

(Seite bec Äunjr (ndmlid) bie ber ©innlicbfeit) wol)l ba au$s

bitben, tx)0 bie 3bee ftd) gan$ in baS wirflicfye, gegenwärtige

geben fyinetnbegiebt, unb bem $ün|ftec in feinet eigenen 2Bar)c*

ncfymung unb bec ganj eigentümlichen Ducfytung becfelben baS

©ottlidje felbft ecfcbetnt; wenn ir)m alles, tt>a« gottlid)

ijl, mw in bem Dieidje bec 5Bafyrnefymtmg unb (Smpfmbung


crfcfyeint, fo baß ii)m ba$ SBefen bec 9tyantaffe bejlänbig 5er?

flucht wirb, unb ft'd) in taufenbfältigen 9ftd)tungen in bie ftnn=

lid)en triebe inib ©efur)le jerfpaltet, bagegen abec auefy aUe§


5öal;rgenommene unb (Smpfunbene füc ir)n nur etwas ifl bued)

feine SScbeutfamfeit auf ba6 in bemfelben erfcfyetnenbe göttliche

3öefen. 3ft btefeS nid)t ba$ 2(eujjerfle in biefec %xt, unb fann
e$ nicfyt als ba$ cein Gnitgegengefefcte t)on bem guftanbe gelten,

wo bie spfyantafte ft'd) felbft unb alle* au$ tec 3bee bec ©Ott*
fyett fcfyafft? SMefeS nun ifl e6, wa§ wie #umot ju
nennen pflegen, mit einem SBocte au6 bem Sanbe, wo bie

©acfye am meinen verbreitet tft."

gecnec ©. 227: „3m bec blofien ©nfeitigfeit unb £5e*

fd)can!tl)eit fann bec Jpumoc frine$wege8 liegen, was uns and)


bie t)umorifufd)en Sichtet beweifen, in welken vielmehr, wag
ba$ ©ebtet bec 5Bal)cnel)mungen , Seibenfcfyaften, Cetebe angebt,

eine fo unenblid;e gülle »on Sftannicfyfattigfeit ju fmben ifl,

tck bei feinet anbecen ©attung. GrtwaS ganj t>etfd)iebene$ ahn


ift e$, wenn ftrf) ba$ ©ottlidje nuc burd) eben biefe Slttannid)*

faltigfeit offenbart. Unb um bie Sßergleidjung mit bem erfreu

©tanbpunete bec $)r)antafte §u $ulfe §u nehmen, erinnere bid>,

wie bort bie göttliche ©cfyönr)eit aus bem innerflen -löefen t)er*

vorging, unb bodj immec eine ©eftalt bec SSefouberfyeit unb


©egenwart annehmen muffte. £)ert ftanb bie ©ottfyett, obwohl
etvoa$ SBirflicfyeS, rein über bec seitlichen 5öelt unb felbft übet
bec icbifd)en ©dfton&ett. 3m #umor abec ift ir)re ©egenwart
unb SSefonbetfyeit bie bec wieflidjen Sßelt felbft, fo wie Ui ben
Zltm, in bec ftnnttdjen 2(u$fül)tung bec ©ehalten, ba$ ©ott*
licfye nichts anbereS 1(1, als bec begriff beS einseinen Ringes.
426
Sie @tn^eit aber unb burd)l)errfd)enbe S5ejtef)ung auf ein ©e=
meinfameS in ber neueren Äun|t mad)t eben, batf, gerabe umge=
fel)rt, alte 2öar>rnebmung unb Grmpfmbung aß ba$ mannid)*
faltige rcirflidje geben beffetben göttlichen ©eijleS erfd)eint, nur
bafj biefer ©eifr ftd) gan$ in fie üertoren unb in$ Unenblidje

ftd) barin tteretnjelt I)af. @r trieb alfo nur ernannt, als ba$
innere be3 allgemeinen Sriebeö, atö ba$ Söefen, tt>etd)eg allein

ben Srfrb jum allgemeinen machen fann, unb tritt eben beö=
f)alb nid)t auger biefem l)erüor, fonbern wirb tion il)m auf ba$
mannicbfaltigffe in allem ©toffe ber ©mnlid^eit r»al)rgenom=
men unb empfunben."
Sie wetteren trefflichen SSemerfungen, tiorjuglicr; über bie
unerfd)6pflid)e SMfldnbtgfeit ber ftnnlttyen SarfMung im #u*
mor, mit befonberer S3e$tel)ung auf Scan $)aul, muffen bem
£efer $u eigener 23ergleid)itng überlaffen bleiben. 9?ur ber fol*

genben Stelle möge bie 2(ufnaf)me t)tec noer) vergönnt werben.


@. 230. ff. „©erabe biefe 2(u6fül)rung be$ Grtnjelnen

fut>rt aud) bie wollige 23erflüd)tigung unb 2luflofung beffelben

gerbet. Senn nichts f)dlt ftd) barin atö ©anjeS jufammen, ob=

wol)t alles nur aus bem ©taubpunete ber 3>bee gebaut tjh

Sarin liegt ba$, waö aud) &Jid)ter fo tx>at)rr;aft bemerft unb


ausführt, bafj im £umot bie 2(bftd)t ber SarjMung nie auf
ba§ Ganjelne allein gerietet fein mu£, welcfyeS ftd) eben burd)

feine 2lu$fül)rung in baä 9lid)t§ aufloft, fonbern immer auf


ba$ ©anje unb allgemeine. 5Benn er aber fjinjufugt, nid)t

ber Stnjelne werbe lacfyerlid) gemacht, fonbern bat gefammte


ßnblidje, fo ift biefer #u$brucf offenbar §u befd)rdnft. Senn
t>om 2dd)erlid)en allein fann f)ier nicfyt bie 9?ebe fein, tiiefmefyr

öon einem 3ufranbe, tX)0 £dd;erüd)e6 unb SiagifcfyeS nod) un--

gefdjieben in einanber gewidelt liegen. SaS ©otttidje, ba$ ftd)

gan$ in ben ÄreiS beö irbifdjen fyerabbegeben fyat, fann biefem


alfo aud) ntd)t fo entgegengefe^t werben, bafj eine rein tragtfcfye
5öirfung barauö fjeroorginge. 3Ba$ aber ba$ ©emeine betrifft,

weldjeS ber Urfprung be6 ßddjerlidjen ifl, fo bejleljt eben jene


tfuöfül)rung be$ einzelnen barin, bafj alles, au^t) bat (Sbeljre
427
unb $6d)jfe ftd) bamit wrmtfdjen, ja in baffelbe uerroanbeln

muß, fo baß aud) l>tec bot ©egenfafe be$ ©emeinen unb <&&)&
nen nie rein aufeufaffen t(l. tflleS tft alfo im $umor in (5inem

gluffe, unb überall gel)t ba$ (Sntgegengefefjte, rote in ber Söelt

ber gemeinen (Srfdjeinung , in einanber über. 9ttd)t$ iß lacfyer*

licr) unb fomtfd) barin, ba$ nid)t mit einer Sftifdjung t>on

SQiücbe ober Anregung jur 8öef)mut& oerfefct rodre; nidjtä er-

gaben unb tragifd), baS nid)t burd) feine jeitlidje unb felbß ge=
meine ©eflaltung in ba$ 35ebeutung3lofe ober Sadjerlidje fiele.

@o roirb olle« giftet) an SDSertr) unb Unroertl), unb eö iß fei*

neöroegeS bloß ba$ (Snblicfoe, wie JRtd)tec meint, fonbern jugletd)

bie 3bee felbß, roaS fo bargeßellt roirb. — — £)arum äußert


ber £umor ft'd) oft ouf eine franf&afte 2frt> unb bod) iß er

atid^ roieber ba8, roa$ in ber neueren SBelt bie ftnntidje .ftunß

am meinen, \a faß allein baoor fd?ü^t, in bloße gemeine


©djmetcfjelet für bie ©inne auszuarten. 5Ba3 aber jene ollge=

meine Vernichtung betrifft, fo roirb biefer 2(nßoß erßlid) fdjon


baburd) gehoben, baß bie roirrlidje SBelt bod) in allen ir)ren Sin*
jetyeiten mit 2uß unb £iebe bargeßellt roerben unb alfo in einem

gereiften ©tnn aixd) roieber beßefyn muß; nod) meljr aber fcr)ufct

un6 bie^bee, roeld)e unoergdngtid) unb unserßorbar iß, unb


aut bie fem Sßerft'nfen in ba$ skitlicfye wie ein *pi)6ntr ft'd) roie*

ber emporhebt atö eine geläuterte unb reine ©efynfucfyt.

5Benn alfo aud) nad) jenem allgemeinen Untergange eine £eere


übrig bleibt, fo iß e$ bod) bie £eere beö reinen blauen $im*
melS, burd) roelcfye ft'd) ber Srieb $um ©ottlidjen auffcfyroingt,

ft'd) tvol)l bewußt, alä ein ©ottlidjer fein ©elingen fdjon felbß

in ft'd) ju tragen."

3u @. 220. ff.

lieber ben ©tanbpunet be6 fünßlerifdjen SöerßanbeS


oergl. @rroin £r). II. ©. 239. f., wo e$ bem roefentlidjen
Snfcalte nad) fo i)eißt: „Die ßraft ber «Seele, bie ba§ SBirfs
lidje burd) SSejie^ungen in ft'd) felbß uerfnüpft, unb, inbem ft'e

baffelbe baburd) jum allgemeinen ergebt, einen beßanbigen Söet*


428
fefyr unb Uebergang ^wifdjen beiben (Seiten hervorbringt, tjl ber

Sßerjlanb. Saß wie mit ber Sfnfdjauumj allein nicfyt auöfom-


men, fyaft b« wol)l beutlid) genug bemerft. Senn in biefer war
mit Einern (Schlage SBefen unb (Srfcfyeinung , 33egtiff unb einzelne

Söafttnefyrpuna, (StnS unb baffelbe, unb bennod) mußte fte ftd> in

jroet gan§ verfcfyiebenen ©ejlalten, al$ ^)t)antafte ber ^)^antafte

unb alö (Sinnlichkeit berfelben barjtellen. SSeibe aber fdjienen ein*

ember $u befdmpfen, unb mußten e$ aud), wenn trgenb wirflicfyeS

Seben unb S^ätigfett fein follte, wie e$ ba$ Safein ber Äunjl
erforbert; benn wofern nicfyt beibe, wecfyfelfeitig über einanber über*

wiegenb, unenblid) viele (Stufen unb verfcfyiebene Sftifcfyungen ^eig*


ten, fo würben fte immer nur in ba§ ununterfdjeibbare Einerlei §u=

fammenfallen. 5ßar aber biefer beffdnbige SBecfyfel, fo fehlte un6


wteber ba$ ©ine, ba$ bie Äunp mafyt, bie vollkommene Surcf^
bringung, f)ier beö SöefenS mit ber (Srfdjeinwuj, bort ber (5rfd)ei=

nung mit bem SBefen. 5Ste fann alfo biefer Swtefpalt gehoben wer^

ben, wenn eS nid)t eine .traft giebt, welche tfydtig wirfenb überall
baS Söefen mit ber ßrfd; einung, unb bie Orrfdjetmmg mit bem
SÖßefen jufammenfnitpft, ifyre (Sinket* im Saufe be§ @egenfa|eS

fcfywebenb, unb fo ben Slftittetpunct ber Äunjt überall gegenwärtig


erhalt! dine foldje .traft aber ijl nur ber Sßerjlanb. Sin folcfyer

fßerpanb aber muß ganj anberer 2frt fein, al§ ber gewolmlid)

fo genannte. — &$ iji ber f ünfflerifdje SSerjIanb, em %fc


fommling be$ göttlichen, burcl) welchen ©6ttlid)e§ unb SfrbifdjeS,

baffelbe SBeltaU bilbenb, in gletcfyfcfywebenber (Sinjftmmigfeit iu-

fammengefyatten wirb. Surd) biefen göttlichen allein ffnb bie

allgemeinen SSegriffe in ben einzelnen Singen, beren Unvollfom*


menfyeit ungeachtet, wirflid) gegenwärtig, unb btefe Singe nid)t

bloß <Sd)ein unb ©efpenp beS Safeinö, fonbern \>a$ Safein


ber SSegriffe felbjl. Unb ba wir butd) unfere gemeinen (5rf'ennt=

nißrrdfte niemals bafyin gelangen, bie wal)rl)afte Uebereinjrims

mung unb (Sinfyeit be£ allgemeinen unb (Sinjelnen $u begreifen,

fo ift un$ eben burd) W göttliche Offenbarung, weld;e wir


bie -ftunft nennen, ber SSlicJ in ba§2Befen ber unS'umgebenben
Singe fo eröffnet, bafü wir barin unferer eigenen göttlichen 9?a*
429
tue uns bewußt werben, inbem wir bie ffreitenben Elemente
unfereö •Dafein« buref; SSerffonb unb (Stnftcfyt auf baö voltfom*
menjle werten."

3u @. 225. ff.

Die contemplatioe [Richtung beö funplerifrfjcn ^Öerfran»

be$, ober bie 33 et rad) tu ng wirb im (Srwin Zf). II. €>. 243.

ff. mit folgenben Porten ge$eid)net: „3n biefer etffen Sftdjtung

be$ Sßerflanbeö ift ber ©toff, von welkem bie 33e$ier)ung aus*
gel)t, fein anberer, ald bie allgemeine 3ftee, aus weichet bec
SScrjfanb ba$ SSefonbere unb Söirflictye, baö fdjon bann gege-

ben war, entwickelt. Denn aucr) bie Sbee ijt tu bec

*Pr)antafte vorn Anfang an etwas (Gegenwärtiges unb SöirflicfyeS,

unb bec benfenbe §Ber|tanb fcfywebt über tf>r unb benft ffe gleid)*

fam au$ in einzelne ©cflalten ber (Srfcbemung. ©o entfaltet

er bte tfnfcfyauung $um wirflicfyen Dafein, unb wirb ft'cr) tt)rec

als feinet gegenwärtigen fiebern! unb SßebenS burdr) ir)re inneren


unb äußeren 33ejter)uncjen beutlidj henmfo. SSenn aber ba$ ge*

fd>icf)t, fo fefyn wir nid)t merjr bloß, wor)er bie $unjt fommt
unb woi)in ft'e gebt, fonbern wir ertappen ft'e in ir)rem ewigen

<&d)mkm jwifc^en ijjren eigenen (Elementen, welche ftdt> mifcrjenb

unb uerbinbenb ba$ unbegrenzte unb nur üon fttf) felbji um-
fcl)Ioffene Weltall ber @dr>o.nf>eit bilben. Diefer »Stanbpunct ijt

ofyne Zweifel bie eigentliche 9?eife ber Äunjf; benn alle6 $er*
vortreiben unb Drängen beS fünjllerifcfyen ©eijleS ifl barin t>ol=

lenbet unb beruhigt; unb wk in einem Ilaren $n?jM ba$ innere


®e\wbt ber Steile, vodd)e$ ba§ Grntjletyen bejeiermen würbe,
ntcfyt $u erlernten, fonbern Überali auf gleiche 2Beife Dafein
unb SSolIenbung ijr, fo finb and) in bie ©ejtatt eines folgen
«^unjrwerfeS atte innere 2fn(ialten unb £)rgane §ur vollen Durchs
fiebtigfett aufgegangen. SBenn wir nun bem gemeinen SSerjlanbe
folgten, fo follten wir meinen, e8 falle fo atteS in eine unun*
terfdjeibbare SDfatffe §ufammen; bagegen bejlefyt aber ebm ba$
SBunber be$ fünjllerifdben SßerßanbeS barin, ba{j er bieS (Sine

$ugleid> in \>a$ mannid)faltig|re Dafein jertegt, unb in jenem


430_
reinen tfetfjer ungeMnbert feine 33e$iel)ungen itnb SSerfnüpfungen

auf ba$ mannicbfalttgffe üdtenbet. £)a$ beutlicfyjte SSeifptel

baoon läjjt ft'd) an ber *Poefte geben, obwohl aurf) in ben Doli?

enbeten SBerfen ber alten SSUbneret unb bec neuen Sanieret


ttom geübten unb tt>ar)rr>aft üerfränbigen SSlicfe baffelbe gefunbcn

wirb. #u$ jener .ftunjt aber nenne id) bir, um redjt beutlid)

gu fein, nur ©opbof le$, bem id), wenn eS mir aud) etwa
um f)i(Iortfdje Sßoüfränbigfeit §u tt)un wäre, nur fet)c wenige
beigefeilen fonnte. 33ei biefem entbecfjr bu, wenn bu feinen

<Stnn genau t-erflebfr, fein 23or unb fein 9?ad), roett bte gott«

lid)e Sbee fo in (Segen wart unb Zebm auSgejToffen tjr, ba$ fte

t>on allem Sebenbigen nid)t metjr getrennt werben fann. Ueber=


all ift ©egenwart unb SBottenbung, überall ffd) felbjr burd)brin=

genbe ©d)6nr)eit, ba$ (£rl)abene anmutig unb bie linmuti) er=


fjaben; unb ba$ #6 er) fte unb gernfre wirb mit bem ©ewofcn*
lidjfren burd) leidjteS unb natürliches 9?ad)benfen auf bau flarfle

unb tnnigfre üerbunben."

<ö. 246. „£$ ifr, al§ wenn ba$ 2fuge be6 93erfranbe§

t)ier eine ganje Söelt in Un (3$lan$ ber Sftee eingelullt erblicfte,

unb nur burd) fcfyarfeS unb tu&ig fortgefe&teS $tnbltcfm barauf


ba$ 9ftannid)faltige unb ßebenbige als jugleid) feienb unb barin
fpietenb auSeinanber legte; unb ba$ fonnten wir tror)( am bejren

burd) ben tarnen ber Betrachtung auäbrucfen. — — £)ie

^Betrachtung ftnbet überall bie ^bee, unb entwickelt barauS jebeS

Seben unb jebe ©egenwart. 3n?ifcr)en ber 3>bee unb ber SBelt ber

befonbeten Singe ifi alfo l)ier nur ber Unterfcfyteb, ben bie S3e=

jtefyung felbft mad)t, ntd)t aber ein utfprüngtidjer, aß waren


eS t?er("d)iebene ©toffe; unb fo gelangt benn bie .ftunjt baf)in,

wo wir ft'e fef)n wollten, wo fte ftd) gan$ in ft'd) felbft fd)affet

unb auflofet."

Ueber bie bloß formale ©cbeinbetracfytung t-ergl. ebenbaf.


©. 152.

3u @. 230. ff.

Ueber ben 2ßi£ vergl. befonberS folgenbe ©teilen im


431

(Irwin 3ty.
N. ©. 249. ff.: „£>a$ S3efonbere bleibt immer
ta unb eö muß eine SSejiebung geben, bie baffelbe in ben

urfrdftigen £3runnen ber 2fnfd)auung oerfenüt, e$ baburd)

ber UnooÜfommenbeit bec gemeinen SöerjlanbeSüerbinbung ent*

5ief)t, unb e$ fo er|i $um 5öefentlid)en umfdjafft. — —


See SBerflanb fnupft ft'rf) alfo nun an ba$ $Q3ir£lid)e unb
SSefonbere, unb baS fann er boefy wo&l nur burd) ©egen=

fdfee; benn in biefem ©ebiete ifl 23ergleid)en unb Untetfdjeiben


fein ©efcfyäft. ©o lange bieg aber flufenweife ober trjeil«

weife in einer Äette uon Trennungen 'unb 23erbinbungen t>or

ft'd) ge^r, bleibt btö 5Bir£lid)e nod) gemeine Gürfcbeinung. £)er

funfllerifd)e Sßetftanb I)ebt biefe auf, inbem er in ben SBerfjdlt*

niffen unb ©egenfafcen unmittelbar als gegenwärtig bie mit ftd)

felbft §ufammenfd)lagenbe 2(nfd)auung entf)uUt, woraus ffe f)ers

Dorfpringen ober wo ft'e in einanber fallen. Sftit biefer wirb


bann aud) bie SSejte^ung beS SßerjlanbeS GnnS, unb if>r €>toff,

ber juerfl nur als SSefonbereS erfd)ien, wirb auf uberrafcfyenbe


9Beife als bie 2fnfdjauung erfullenb, unb als wefentlid) aufge*

jeigt. £)te gafyigfeit beS 33erflanbeS nun $u biefer »£)anblung

ifl eS, bie wir gewofynlid) mit bem 9lamm beS 2öt|eS be*

$eid)nen."

<2>. 251. „£)aS ©efe^, ba$ man bte Prüfung wieget


S3ergleid)ttngen nid)t ju weit treiben muffe, fann nur etwas
bebeuten, wenn eS eine 5öarnung fein foU, ben 2Si£ für ein
3$erfar)ren beS gemeinen SßerjlanbeS ju galten. Denn wer ft'd)

auf bie enblofe gemeine S3ejtebung $wifd)en einzelnen Söorfrel*

lungen unb Gegriffen einlast, ber wirb freilief) oom SSerjldnbniß

beS 5BifceS nur immer weiter abkommen. £)f)tie bie ©egenwart


bec 2Cnfd)auung, welcbe nur burd) S5egeiflerung verlieben wirb,

obne ein fo oon ber #nfd;auung unb bem wesentlichen (Stoff


berfelben erfülltes ©emütf) giebt eS feinen 2Bi$, fonbern nuc
einen ©djetnwtfc, wie eS benn aud) eine <Sd)einbetrad)tung
giebt. ©cfyeinwik nenne id) ben, welcher ülmqauipt obne
2(nfd)auung ifl, bie bei bem 3ufammenfd)lagen ber ©egenfdfce

beS SBetjlanbeS, wie ein verborgen gewefener gunfe aus ber


_ 432
Siefe be8 ®emütb§ Dort felbjr r)eroorfpringen follte. ^)a§ 3u»
fammenfd)lagen fmbet ftd) wor)l, bei einem geübten unb einmal
einfeittg barauf gefreuten SSerjlanbe; aber e$ fcfyldgt nfcfet bie

Stamm« beraub, weld)e alle« sugleid) tjer^eljren unb ttetfldren


mujj; fonbern bie ©egenfdfce liegen platt unb leblog neben ein=
anber, fo bnf eö mebr ein ßufammenfrappen ju nennen ifr,

unb eine unfrdftige Aalte iß bie dmpfmbung woran tt)ir a(5


an bem eigentlichen inneren Sflerfmale biefen ©cfyeinwifc er*

fennen."
lieber bm Unterfdjieb be3 niebrtgen ober fmnlidjen unb
beS oberen SBfrtlf f. ebenbaf. ©. 253. ff. 3n gsetfe«

fwng auf ben erfreren fceipt e$ r)ter: „Do£ oft zufällige Grigen=

febaften ber Dinge üerglid)en werben, ba$ i(l nur wafyr, wenn
wir bie Dinge nad) ben ©efegen be$ SßerjlanbeS betrachten,

gür bie Sp&antafTe muß eö immer bie 3bee fein, bie ftd) in

ben ©egenfdjjen vergebet unb erneut, weldjeö, wenn e$ eben

burd) bie gemeine ftnnlfdr)e 2Tnfd)auung in jufdüigen @rfd)ei-


nungen gefcfyiebt, notbwenbig eine !omifa)e Söirfung tfyut. (£$

ifr alfo baö Weitere SSewujHfein, wie in bem 3ßiberfpred)enb(ten


unb in ber dufjerjren £)berfldcr)e ber Dinge, fo fdjretenb oft if>ce

garten contrafriren, übmll bie ^nfdjauung mit ft'dr) felbjr gu*

fammenfrtmmt, voa$ biefen ftnnlid)en 3ßifc fo erfreulich macfyt.''

Dafj ber 2Si£ nidjt gleicfybebeutenb mit bem Äom if d)en


fei unb e$ aud) einen ernjreren, ibealen 2öi$ geben muffe,
wirb <S. 254. fo entwickelt. „DaS Äomifcbe entffanb uns,
al6 wir ba§ ©djone betrachteten , wie eS fäjon wirfrtd) ba war,
unb e$ fo in feine 33e|?anbtbei(e , bie Sftee unb bk Grrfcbeinunq
gerlegten. Der SBifc aber ift un$ eine Sßirfungöart be$ tfjatt*

gen funfilerifcr)en 2$erjtanbe§, welche burcr) ba$ gan$e dleid) ber

•ftunjr, aber nad) einer bejrtmmten 9tid)tung l)inburd)gebt. (5r

fann alfo feineSwegeS an baäjenige ©ebiet gebunben fein, worin


ba$ $omifd)e allein gefunben wirb, fonbern fann eben fowobt
eine tragifdje ober erhabene Söirfung fyaben, wenn er bie ganje
5öelt ber (5rfcr)einung mit it)rcn allgemeinen ©egenfdfcen unb
2Biberfprücr)en in bie ^nfdjauung ber Sbee f)inabjrur$t. DiefeS
433

SSeffrcben auf ba« ?(Ugemeine unb ©an^e, n?elcf>eö bem finnli*

djenSQSifee nid)t beiwofmen fann, weil ba« ©an$e bort in jebem

Grin^elnen gum Vorfdjein fommt, unterfcfyeibet ben airgemeinen

ober tbealen 2Bifc." Vergt. fetner über fomifcfyen wnb tra=


giften SBilj ©. 266. f.

<&. 255 rjeijjt eS weiter : „ £)aß wir gewofmlid) ben

5Bifc nur al« einen einzelnen, plofclicr; überfpringenben gttnfen

war)rnel)men, ba« fdjeint jwar ifom eigentümlich ju fein, fommt


aber bod) nur au« ber 9?atur be« ©d)6nen überhaupt Ijer,

burdj welcfye« ja bie 3>bee ofyne Sftitrelglieber unb jhifenweife


Verknüpfungen in ber dufüerjlen £)berfldd)e ber Singe wal)rge=

nommen wirb. Ueberrafdjenb ijl un6 tiefet beim -üöi&e, weit

er Don bem «Teureren unb Mannigfaltigen au$ nad> innen get^t,

welche« bem gemeinen Verfranbe fonfl nid}t anberö al« burd)

2Cuffhigen ton ©tufe ju «Stufe moglid) ifr. Sarum wirb auc^

ber Sßifc, wenn tym feine lebenbige 2Infd)auung $um ©runbe


liegt, ober vielmehr ein foldber @d)etnwi|, entweber $u einem

bloß jterltdjen aber leeren <Spiel, ober $ur wahren ?C[bernr)eit.

Sene (§igenfd)aft fcblieft aber feineSwege« a\x$, baß, wenn ein*.

mal bie Äunfc im Elemente be« Söifceö lebt, barin ber Verjlanb

bie reid>fren Letten t>on Verknüpfungen in einanber arbeiten

fonne, an welchen ber @d)lag be« SOBtfceS vok ein eleftrifcber

burd) eine ganje 5Belt geleitet werben fann, inbem ft'dr) sugteid)

in jebem ©liebe bie unvermittelte Ve§iel)ung auf bie innere 2fn=

fcbatmng erneut. Unb biefe« ift eS, m$ b\x bei ben grofen
£D?eij?ern in biefer 2lrt, wie ©IjaHpeare ober ßeroante«,
am bejlen lernen W'tft"

dnblid) @. 262: „Sa« fclofe Vergleichen ber einzelnen

Singe in ifyren SSejie^ungen, wobmd) mancfye ben 5Bifc erfldrt


rjaben, ijt in ber £l)at gerabe ba« ©egentl)eil bat>on; benn
barin bleibt eben ba« Crnbltdje enblid), bie Verknüpfung befiel
ben in« Unenblidje unüollfldnbig, unb \)U 2(nfd)auung be« 5Öe=
fen« unenblid) fern. Tille« btefe« aber ttetnid)tet ber wafyre 5Bi$
mit Einern ©cfytage, inbem er in jeber Verknüpfung bk we=
[entließe 2infd)auung entbeeft, worin bie Singe jufammenfallen."
28
' 434
3u ©. 237. ff.

Ue&et ben ©egenfafc bev Sgcttfgfelt be« alten unb be« neue*
ren ÄünfHet«, weichet burd) bie 2fu«bruc?e 3)ar|reflung unb
©djilberung besetdfjnet wirb, üergl. (Erwin £1). II. ©.261.
ff.
„SBenn wir" fceijjt es 6. '264, „ba* (Entfalten be« 5Be*

j>nS burd) Silben tmb 2fu«fur)ren mit £ülfe bei; S5etrad)tung


ba« 2) ar (teilen nannten, fo muffen wir biefem ba« Umbilben
itnb 33csie$en be« £5efonbeten burd) ft'nnenbe spijantafte unb
9?uf)rung be« triebe«, weldje« nur tietmittelfr be« SBige« mog=
ltd) ifl, entgegenfe^en; unb tiefe« wollen wir, ber UntetfcfyeU

bung wegen, bie <Sd)ilberung nennen/'

3u ©. 241. ff.

£)te wicfyttgften ©feilen übet ba6 SBefen ber fronte ffnb:

(Erwin 3$. II. ©. 276. f.: „SSetfenfe bid) gan$ in ben ©e*
banfen, &afj ein 35efonbete«, welche« nid)t« anbere« al« ber

2(u«brucf ber Sbee wäre, ein unbenfbare« Unbing fein würbe;


benn fo müjjte e« aufboren, ba« 35efonbere ober SBirfüdje ju

fein. (Beljt olfo bie Sfaee burd) ben tunftletifdjen Söerfltanb in

bie SSefonbcrfyeit über, fo brückt fte ft'd) nid)t allein barin ab,

erfd)eint aud) nidjt bloß al« aeitlid) unb ocrgdnglid?, fonbern fte

Wirt ba« gegenwärtige SBirfttcfye, unb, ba auf er tr)t nid)t« iff,

bie 9ftd)tigfeit unb ba« 2Sergel)en fetbjt, unb unetmeplidje Trauer


mup un« ergreifen, wenn wir ba§ $errlid)fle, burd) fein notf)*

wenbtge« trbifdje« 2)afein in ba§ ^icfyt« $erjtieben fer)n. Unb


bodr; fonnen wir Vit €5d)ulb baüon auf nichts anbete« tväU
gen, al« auf ba$ SSoÜfommene felbjt in feiner Offenbarung für
ba« jeitlidje (Ernennen; benn ba« blojj S'rbifcfye, wenn wir e«

allein wafytner/men, §alt ft'd) jufammen butd) (Eingreifen in ein=

anbet, unb burd) nie abteipenbe« (Entfteljen unb S5ergel)en.

liefet 2lugenblid; be« Uebetgange« nun, in weld)em bie 3bee


felbjt notrjwenbig junidjte witb, muß i>n wal)te ©i^ berÄunj?,
unb \>aün SBifc unb ^Betrachtung , woüon jebe« augteief) mit
entgegengefe^tem SSeftxtUn fcfyafft unb fcetmcfytet, (Ein« unb
_435
baffelbe fein. $ier alfo mujj ber ©eijr beö JtimfrlerS alfe JKicr>

tungen in ßinen alles überfdjauenben $8M §ufammcnfa[fen, unb

biefen über allem fdjwebenben , atCeö vemidjtenben 23tic£ nennen


wir bie 3 tonte."
(Sbenbaf. ©. 278 : „(5$ gtebt freilief) aucr) eine <3d)cin=
Ironie, wie @d)cimviS unb <3d)einbetraci)tung, nnb bafj man
mir nid)t biefe beilege, bavor muß td) mid) wor)l verwahren.
£)ic\e be|W)t aber barin, baß man bem Sfticfjtigen ein fd)ein*

bareS £)afein ieir)t, um e§ befro letd;ter roieber ju ,vernid;ten,

eutweber wiffentltd) , unb bann iß eö ein gewol)nlid)er ©djerj,

ober unbewußt, tnbem man baS 2öal)re anzugreifen glaubt, unb


bann fann ft'e allerbing6 jum 9iud)tofen fuhren. £)iefe$ tjr bie

fogenannte frcunbltcfye £eben$pl)ilofopl)ie, bie wir beim alten £u=

cian unb bei manchen feiner neueren 9?ad)al)mer ft'nben, bei

benen id) ft'e nid)t wünl'djte, ber e$ wor)t gelingt, burd) \im ge*

meinen Sauf 'ber SBelt §u bewetfen, ba$ e$ feine Sugenb, feine


2Bar)rr)ett, nid;t$ (5ble3 unb SKeineS gebe, ja baß ber Genfer),

je hoffnungsvoller er nad) biefem $6l)eren prebt, nur bejro tie=

fer in ben ©djmufc ber @innlid)feit unb Lerneinheit fytnabjlur^e.

Söie aber fonnte ft'e btö wofyl fo glitcflid) beweifen, wenn ft'e

mit biefem beginnen nidr)t aucr) bie anbere •ftranffyeit, bie wir
langjr anfeinben, vereinigte, H$ ft'e ndmlicr) jene leeren 3UaU
ben wahren Sbem untetfdjiebtl 2)enn biefe ©cj^inbilber einer

trdumerifcfycn (Sinbilbungöcraft laffen ft'cr) freilid) gar leid)t als

nichtig aufbeefen. Unb fo t|r biefe fronte awiefälttg in ffd) felbft,

ofyne e§ §u wiffen, inbem ft'e nur vernichtet, m$ ft'e felbft nur


gum <Scr)ein belebte."

Süperbem vergl. über bie frag ifdje Sronte im £5tama


inSbefonbere 9? ad) gel. <Bd)t. S5b. II. <3. 514. f. |)ier r)eißt

e$ <S. 515: „7(uc^ bat $6d)ffe tjr für unfer $anbeln nur
in begrenzter enbticfyer ©ejraltung \)a. Unb eben be^
wegen ijr e$ an un§ fo nichtig wie ba$ ©eringjle, unb gel)t

notl)wenbig mit uns unb unferem nichtigen ©ein unter, benn


in 2ßal)rl)eit ijr eS nur ba in ©ort, unb in biefem Untergange

verfldrt es für) als ein ©örtliches, an welchem wir Weber als


28*
436
enMicfye Söefen, nod) als fotdje, bie mit tyrem ©ebanfen übet
ba$ dnblicfye fcf?ein6ac f)tnaugfd)weifen fonnen, Streit ^aben
würben, wenn e6 ntcfyt eine unmittelbare (Gegenwart biefeS
©ottlidjen gäbe, bie jtcf) aUn in bem &>erfd)Winben unferer
5öirflid)f'eit offenbart; bie Stimmung aber, welcher biefeS un-
mittelbar in ben menfcfyticrjen Gegebenheiten felbft einleuchtet,

tjr bie tragtfcfje fronte. &a$ Drama (oll bie SStiftfc&feit

unb (Gegenwart barfMen, aber in intern SSefen; md)t aber


foll e$ biefe ©egenwart auf irgenb etroa^ aufer if;r beäiefyen,

benn alöbann Ware eS nid)t ßunft um ber Äunft willen, fon*


bem um eine6 2Cnbern willen, unb ba$ wäre offenbar gar nidr)t

Äunft, fonbern bloß ein Mittel für jenes anbete."

3u ©. 247. ff.

Die wrfcfjtebene 2Ceu£erung ber 3 tonte in ber atten


unb in ber neuen Äunfl wirb im (£twin Zl). IL ©. 281.

ff.,
folgenbetmafsen bargejlellt: ,,©ie tjr in ber atten .ftunfr

mefyr unbewußt/ unb, wie ber 5ßifc, in ben Dingen felbft; in

ber neuen bagegen fyegt fte ba$ SSewuftfein in ftcr), unb eben
baljer fommt e3 metteicfyt, bajj fte in ben ©egenftänben , welche

fte barjrelit, leidjt nid)t fo gegenwärtig unb natürlid) erfdjetnt,

unb nid;t immer ben falfdjen 3'oealen wehren fann. 2Tber in

Un gur 3?eife gebieljenen Sßerfen ber alten Äunjt getyt fte aud)
in ba6 33ewujjtfem über, vow beim ©opfyoüteä im £>ebipu$
in ÄofonoS, welcher ganj au§ blefem SSewujjtfein fjeroorges

gangen ift; in ber neueren bagegln »erfordert fte ftd> bei ber

t)od)(len SMenbung aud) in bie ©egenjlänbe^ unb in ben 5Q3elt-

lauf felbff; unb baS wirb bir wofyl am ©fyafSpeare am


beutlictyjlen werben. €>o gebeizt eS in ben üollfommencn 20.^
fen jeber Zxt bat)in, bajj jener SDftttelpunct in feinem ganj eU
gentfyumlicben Söefcn fyerüütleucfytet, wenn gleid) jebe in iljrem

Sßerben unb «Streben von einer anbern ©eite babin gelangen

mufte. Denn in jenem 2Ber£e beö (Sopfyofteö rrfcfyeint ber na-

tiirlidje ©toff ber Ueberliefeumg , bloß atö foldjer auö wal)rf>aft

tiefer Betrachtung bargefreUt, ganj alö ob Vii Verflechtung unb


437

te£te 2Brv?t:ng beffelben burd) eine freie überbaute SßerwamMung


in bie 3bee bewirft wäre.' Sie Unfdjutb be6 £>ebfpnS gilt für

nid)t6 Dor ben sftaturgefefcen , bie ifyn t>ernid)ten, unb wieberum


fuf)rt tyn bie Uebertretung biefer ©efe£e jur wunberbaren 23er=

fldrung. Cfben fo leitet bie tiefjle Anlage üerwidietter $öer|)d(t-

niffe, bie gan$ an§ ©rjafSpeare'ä tnnerßem ©emutf) imb eigens


trittmlictjer Sßettanftcfyt r)erüorgcr)t, auf nid)t$, als was an unb
für ftd) ber £auf ber 3Be(t ift, unb biefeä 3ufammentreffen tn
einer unbekannten Sßorauöbeflimmung beS S3ewußtfeinS für ba$

S3ewußtlofe tr)ut eben bei ifym biefe gewattig erfcfyutternbe 5öir=

fung. Styre größte .ftraft jeigt fte beider auü) in ben f)iflorifd)en

(Stoffen , wenn er biefe gan$ als ©egebeneS auffaßt. 2(uf bem


©ipfet ber ^ttnft muß ftcr) alfo baS Grnfg?gengefe|te fo mit
einanber üerfofynen, bnß un£ nicfyt mefyr ber ©ebanfe ber Crin=

feitigfeit bekommen wirb." (Sßergl. 91 aü) gel. ©djr. 23b. II.

0. 563.)
©. 283. „33eibe 9frd)tungen ftnb in ber Styat immer ju=

gleid), wo bie wafyre $unft gegenwärtig ifr, unb inbem ber

Sßerjtanb bie eine tollenbet, umfaßt er allezeit audj bie anbere.

Denn ol)ne ba§ fonnt' er niemals $ur Sfronie, unb fo aud)


nid)t in ben wefentlidjen SDftttelpunft ber $un# gelangen. «Diefer

ift atlerbingS nur ba, wo beibe Siicfytiingen ftd? gegenfeitig burd)=

bringen, unb fcfywebt in beiber Glitte. £)b nun ber SSerjlanb

nicfyt v>on biefer Stifte au$ nach beiben 9lid)tungen gleid)maßig

fd)wingen, unb fo eine bisher •

unerhörte Äunft fyerootbringen


fonnte, welche mit SSewußtfein ba§ Unbewußte, unb jugleid)

au$ biefem jenes fcfyttfe, ba§ laßt ftd) fragen. Unb an ber

SD?6glid)!eit ber <&ad)t felbfl burfen wir nun wof)t nicfyt me^r
Zweifeln, nacfybem wir un$ überzeugt fyaben , ba$ jeneS unuet=
dnberlid)e 5Befen ber Äunfl eben nur ba fei, wo jugletd) bie

9lid)tig!eit be$ wirfricfyen SafetnS ijl. Senn nun fann bie

Äunft, fd)on inbem fte ba§ Safein bilbet, e§ mit begleiten*

ber fronte befldnbig auflofen, unb jugleid) in ba$ SBefen ber

Sbee jurutffufyren. Söenn fte alfo gewofmtid) ba§ gegenwärtige


Grinjelne a(6 ©toff betyanbelt, fo mußte fte nun ben (Stanb*
"

438
punct bec Svonie fetbflt als ba$ unmittelbare tafeln au^bitben,
welcfyeS, weil ffd) biefer 51t beiben Diidjtungen gan$ gleid) Der*

t>dtt unb juglcicl) überall gegenwärtig unb wirftid) ift, nad) beb
tm (Seiten mit gleiche 3ßafyrr)eit gefd)el)en lonnte. £)iefe

Äunft würbe bann erft auf ba$ ttoltfommenfte bie gretyeit mit

ber 9?otl)wettbigüeit, unb mit bem 5öifce bie Betrachtung ^erei-

lten, unb fo il)r ganzes ©ebiet uon feinem retnften Begriffe aus
ttollenben.

2)aß (Solger mit biefen Söcrten auf Sfticfyael 2(ngelo


rjinbeutete, bemerkt er fetbft in einem Briefe 9? ad) gel. <Sd?r.
Bb. I. <S. 517: „TO id) am <Sd)luffe beS (Srwtn fagfe,

e£ fei moglid), ba$ e$ eine Äun|i gebe, bie §wifd;en ber alten

unb neuen SBelt in ber Sttttte jlefyenb, uon bem retnjlen Be*
griffe ausgebe, backte id) an tyn, ofyne tf;n nennen ju bürfen,
weit mir bie 2Tnfd;auung feiner £)ngtnalwerfe abgebt." Unb
in einem früheren Briefe (ebenbaf. <S. 494) fyeijjt eg üon 9fti=

djael 2(ngelo: „£)a$ ijl aud) ein ©egenflanb, ben id) mir ei=

gentlid) nur conftruire, unb tm id) bod) gar §u gern au$ eige=
"
ner 2(nfd)auung kennen mod)te,

Bu <S. 257.

„9K*t ber ä ufere (Stoff," $etft e$ im (Swin ST^. II.

<&. 108 , fann ber ©runb $ur ßinttjeilung ber #rten ber Äunp
fein, fonbern ba§ ©efe£, wonaef) biefer (Stoff btö Söefen ber

^)r)antafte in« Mm überführt unb fetbjt in berfelben befielt." —


gerner ebenbaf. <S. 123: „Sebe Äunft bilbet tton ibrem
eigentlichen SBefen au« betrautet, ein ganjeS 5öeltall, unb wirb
nid)t ibrer Zxt nad) burd) ben äußeren Stoff benimmt." —
Unb <S. 124: ,,£5ttrd) ba6 SBefen unb bie 3bee ftnb alle

Äunfle gugleicr) unb GinS, unb nur in etnanber unb burd) einem*
ber; in iljrem £)afein bagegen ftnb ft'e neben einanber unb be=

flimmen ftd) gegenfeitig; aber beibeS fällt in jenem 3?eid)e, wo


ft'e allein fünfte ftnb, wllfommm in (SinS jufammen."
439

3u 0. 259. ff.

lieber bie spoefie als befonberc Äitnjt r)tnftcl)tlid) i^rcd

GrfdjeincnS in bei* <Sprad)e unb if)reS £krl)dltniffeS ju ber

^Mjantaft'e überhaupt auf bei: einen unb $u ben übrigen ivünfien

and) ber anbern ©eite, vergl. ßrwin £f). II. ©. 73. ff.

$icr r)eißt eS: „£)ie ^oefte gebraust als Wittd ifyrer SDut«

ffelluug bie ©pradje, unb ijl beSfyalb bie rebenbc Äunft.

3(1 benn nun bie <2pracl;e ein foTdjec befonberer (Stoff in bet

Statur, welcher ber blojje ©piegel ber Ghtenntnip wäre, ober ift

fte nid)t uietmeljr bie Gstfenntnip felbfr, iufofem biefelbe and)

äupcrlid; $ur (£rfd)einung gelangt? —— -Die ©pradje tfc

nid)tS anberS, als baS äu£erlid;e £)afein beS in bie wirftidje

SBclt eintvctcnbcn Grfennenö." ( SSergl. ebenbaf. ©. 12)


,/2(nberS, badjt' td;, f'onnte man baS (Sprechen nid;t erflarm,

als bafj eS ein ben ©innen wahrnehmbares 2)enfen ober Gr=


fennen fei, unb eben fo baS Densen nur ein innerliches (Spre=
d)en, wie eS and) tylaton genannt fyat. Unb baburd) untere

fdjetbet fiel; eben unfer tr)attgcö 2)enfen »on bem göttlichen, baß

biefeS fid) burd) bie Singe felbfr als feine <Sprad)e äußert, baS

«nfrige aber nur in bem, was wir gewoljnlid) ©prad;e nennen/'

Serner ©. 76: „Sie (Sprache als fold;e, fann nid)tS

weiter in ftd) barffellen, als baS Kennen, unb nidjt etwa noer)

ein Safein für ftd) rjaben, weld)e§ biefer Offenbarung beS Q$t*

fennenS wibcrjrrebte. — 233enn olfo biefeS (Srfennen bie t>oll=

fommene, ftd) burd) bie Äunjl in irjret*; ganzen @inr)ett unb


©anjfyett felbfr fdiaffenbe 3bce i(t, fo fann aud) tiefe fein

$tnbernijj in ber ©pracbe falben, baburd) jum »ollen Safein


ju gelangen, fo bafj fte ftd) aifo nid)t tl)eüweife, fonbern v>ol(=

flänbig in tyrem ganzen (Schaffen barin felbfr gleicfyfam gebiert.

3ß bemnad) bie spoefte eine befonbere $unfr, fo ijl eS bod) nur


eine, bie gngletdr> bie gan$e Äunft felber iff, unb bacum bürfen
wir fte £ eines wegeS befrachten, wie irgenb ein anbereS einzelnes
Sing, ober einen befonberen SJegtiff, fonbern nur als bie Sbec
beS ©d)6nen felbff, bie fiel) felbfi offenbart, ober als bk Äunfr,
440
bie nun in ifyrem ganzen Umfange ^Poeffe geworben ijr.

9Ztd)t atö Sföittel ber SarjMung ober Stttttfyeilung allein begrün*

\>et bie (Sprache bie .ftunjt bei: tyotfie, fonbern als bie ©elbfloffen=
barung ber in il)rem $anbeln begriffenen fdjaffenbcn *pi)antaffe

umfaßt fie baS gan$e Safein biefer Äun(t. Syrern 5öefen nacr)

ift aber biefelbe btefeS vollkommene ©Raffen ber *pi)antafte felbjr,

baS von bem göttlichen Süftittetpuncte au?ger;enbe, fid> felbjt ge=

fraltenbe 2td)t, welcfyeS ju feiner ©ejlaltung beS Uebergangeö in


\>k f)erüorgebrad)ten wirflicfyen Singe nidjt bebarf. S3tetmer)t

ftnb biefe fcfyon in ifyrer ganjen $8ejlimmtr)eit in bet $r)antafte


gegenwärtig; benn fonflfc fonnten ft'e ftd> nicht in ber (Spradje

allein entwickeln , fonbern mußten fiel) in bem äußeren €5toff als

©egenfrdnbe verkörpern."

ferner @. 81 : „Sie *pi)antafte, bie auf foldje S&eife igt


eigenes (Bebtet mit einer SGBelt von einzelnen unb mannigfaltigen
SBefen bevölfert, ift alfo notfjwenbig aud) in ftd> unabhängig,
vollffdnbig unb ftd) fetbfr genügenb, fo ba$ btt ganj unb gar
nidjt Unrecht fcaji an£unel)m?n, bie ^Poeft'e muffe alfumfaffenb
unb bie $unjr überhaupt fein. 2(ber eben beSfyalb, um in ficr)

felbjr unumfcbrdnEt $u bleiben, fdjliefjt ft'e aud) ganzer) bie 2Tu-


fenwelt als ©egenjranb ber 5Baf)rner)mung von ftd) aus, wo=
burd) ft'e eben eine befonbere $unjr für ftd) wirb. SiefeS 2luS=
fdjüejjen nun fann ntd)t von ber litt fein, baß fie ftd) etwa
gan$ in ben bloßen ©ebanfen, of>ne alle« ©rfcfjeinen nacr) aus

fen jurücl^oge; bann würbe ft'e ihm nidr)t allumfaffenb , nod)


vollfranbtgeS Safein bec Sbee werben; fonbern gdnjltd) entfaltet

ft'e ftd) jwar nacr) au$m, bodr> fo, baß eS nur ein ©rfdjeinen
ber spbantafte als Sfjätigfeit, ntcfjt als ©egenffanb, fei, unb
f)ieburd) wirb -ft'e felbfl §ur ©pracfye."

3u ®. 260. ff.

3n 33e$ier)ung auf bie einzelnen forpectic^en fünfte


fyeißt eS im Qjrwtn SEf). II. ©. 107: ,,'#ud) in ieber von
biefen forperlidjcn Äunjien ifi nicfyt bloß ein Wilb ber 3bee auf
441

einem befonbecen Stoffe, fonbem bie ganje allttmfaffenbe 3>bee

felbft gegenwärtig.

Uebec Q)Iafrif unb SDfatecet unb'baä wefentlicfye Sßec-

tyältnifj btefcc beiben fünfte su einanbec unb $ur Sbee bec .ftunfr

überhaupt f>ei0t e$ ebenbaf..®. 99. ff.:


„%n bec Äun(l ift

bec Körper bttrd) nid)t$ begrenzt, fonbem felbft aud) jugteid) bie

Seele; benn wie wäre e$ fonfl moglid), baSjenige Söefen, beffen


Äorpec von feinec eigenen Seele gan§ erfüllt, unb nid)t blofj

von bem allgemeinen ©ei(le bec *ftatur abhängig ifr, burd) ben

blofkn Äorpec abzubitten, objne ein bittet, wobued) aud) nod)

bre (Seele befonberö baran bargeflellt würbe ! £MefeS alfo gerabe,

baß bie £un|t ben ßorpec allein barjlellt, beroeifet un6 nidbt,

ec fei tr)c ein blojjeS Mittel, fonbem ec fei ir)C alle6, unb muffe
t>on einem Stanbpuncte att$ erfannt werben, wo in bem befon»

becen jtorpec bie Sfaee be3 ^oeperö gefcfyaut wirb, bie jugletcr)

feine Seele tfjt- ©ben biefeS ijr ja aud) bec (Srunb, warum
bie Äunfr, welche bie dufere ©efialt bec JDinge bilbet, fid> roie=

bec in ftd) fpalten muß in Sftalerei unb SSilbnecet. -Denn


bie Maleret freut bod) wor)I nid)t om Körper r)in, fonbecn blof
ben Sd)ein be$ itorperS, bec vermittelt bec 33err)ältntffe beffel=

ben gu 2id)t, Schatten, Entfernung vom tfuge, unb bergleidjen

r)ervorgebrad)t wirb, unb be3l)alb mad)t ft'e il)tt bod) wof)l jut

gldcfye, weil ft'e ftd) bewußt ift, nid)t ben Äocpec felbft, fon*
bem nuc feinen Schein $u wollen? — — Sie 50?alecei
pellt alfo ben Äorpet bac, wie ec bued) ein gewiffeS Sttittel ec»

fannt Wieb, unb blojj im SBerrjälnifj §u biefec (Srfenntnifart, alfo


nid)t als einen ©egenfranb fuc ftd), fonbem al$ bie Grrfenntnijj

eineö ©egenfranbeS. 28aS aber bie (Scfenntntf bec ©egenfrdnbe,

alö einzelner unb lorpertid)ec, vermittelt, ifr baS 2tcr)t. So=


gac ben Äorpec muß alfo bie Äunft, weil ec bod) jugleid) im
Ernennen unb 3öar)mel)men etm$ geifrigeS ifr unb burd) baS
2idf)t in einen ganj geizigen 3ufammenrjang gerücft Wieb, von
$wet ganj vetfdjiebenen Seiten in ftd) felbft gefonbect anfer)n,

um tyn nuc in jebec vom f)6d)fren unb atfgemeinfren Stanb=


punet auffaffen $u fonnen; woraus $wei gan$ füc ft'cr) bejreljenbe
442

Äunfte r)eroorgel)en. $n t>ec 33 üb daueret ndmlicr; ifi bet


2eib als 59Zaffe ba$ ganje für ficfy bef?el)enbe SBefen, imb bie

gefammte ©eele r)at ftch ju <Stoff t>ect>td>tct , wogegen in ber


Sftaleret ber ganje ©toff ftdfj aufgelegt fyat in einen ©cfiein für
bieSßa&rne&mung, unb nur ba tjt, in' fo fern fein Uebergang in
ßrfenntniß tutdr) bag gtcfyt vermittelt wirb."

£u ©. 263. ff.
I
Der Urfprung ber Ztfyittctuv wirb im Grrwin Sty. II.

©. 110. ff.
oa gefunben, „wo ber forderliche ©toff wnb ba$
Cürfennen rein oon einanber gefd)ieben fmb, jener als blofer

©egenftanb, btefeS allein al$ va§, wa$ ben (Begenflanb aufs


nimmt. — „Der .ftorper," l)etft e$ weiter, „ijl barin blojj

©toff unb ©egenftanb unb Sftaffe, gilt alfo nidfot für belebt unb
fcefeelt, tute uorljer, fonbern einzig unb allein für ba$, roa6 ba$
erfennenbe Vermögen begrenzt unb auffüllt; er foll aber bennoer),

in btefem blofj anderen aSer&cUtnijji jugleid) vaS Safein be6 2öe=


fenS unb ber 3>bee fein. Unb ifr er btefeS ntcfyt, wenn er nacr)

einem allgemeinen ©efefc trfannt wirb, welche« in il)m felbfi

volljldnbig gut SBkflicfyfett gelangt? Denn inbem er gans bem


©efe|e angemeffen wäre, welches im Scannen als allgemeine

Sieget enthalten tfl, würbe er jugletd) ein oollfrdnbiger 2l"u$brucf

btefeg (SrfennenS, unb fiele ganj mit bemfelben in (SinS sufam*


men. — ßwtfd)en bem Äorper unb bem allgemeinen ©efe|e
muf alfo etvoa$ fein, roaS äugleicr; in Mhm unb oon beiben
angefüllt ijt, nur m bem einen als Gürfcfyeinung , in bem an=
bereu aI6 (Srfenntnijj. Unb ij* etroaö bergleicfyen ntcfyt ber

SKaum? — Sn ben 9?aum alfo ifi bie gange Materie, in

fofern fte wahrgenommen wirb, unb auc^ va$ Glennen, in fo*

fern e6 fte wahrnimmt, gugleicr; gegenwärtig; benn außer bem


SKaume fann eS feine Cüftaterie wal)rnel)men. Decfelbe tragt

aber al6 Grrfennen gewiffe allgemeine ©efefce in ftd), welche in


SSegiefjung auf baS SSefonbere im JKattme baö $Jlaa$ genannt
werben, unb bie SWeffunjl begrünben. 9?aa) biefen ©efefcen
alfo muß bie £0?aterte erfannt werben, wenn barin, wie bie
443

fiunji c6 wtfottgt, bie (£rfd;cinung mit bec Sbce (5in8 werben

feil.
— — • @o wie nun bec 9iaum jwifdjen bem (Scannen
unb bem <3toff, fo ifl im 3iaume §retfcr)en bem allgemeinen
©efefee unb bec befonberen ©efklümg ein beibe üollfommen
uereinenbeS £3anb, weld;e$ wir bnö SSerfydltntß nennen, unb
in beffen SWitte r)at bie tfunjl, bte auf biefem 2Bege ftd; ent*

widelt, bie 58 au fünft, ifyren (&ift."

Uebec ben . Urfprung bei* 5Ü^u f i ß r)eij"t e§ ebenbaf. ©.


118. f.: „Sie 3eit ijl, wie bec Summ, auer) etreaö bec 2Crt,

worin ba§ allgemeine im Gücfennen mit bem dinjelnen unb S5e-


fonbeven vcrfdjmiljt, obec eben eine foldje $orm, woburcr) ba3

(Smseine in bie (SctVnntnijj aufgenommen Wieb. 3fi nun \>a$,

ivciS l)Ut aufgenommen wirb, dm becfel&e dunere ©toff, wie


bec im Diaume? ÄeineSwegeS. — Senn bec ©toff ifl in bec

Seit immer nuc, in fo fern ftd) bued) bie 9teil)e bec 23orfMlun=

gen oon bemfelben unfec einfaches SSewujjtfein fortfpfct unb gleid)=

fam wieberholt. — 2Ba$ fann e$ benn abec fonft für ein

©toff , obec m$ für 2(eujjere$ unb 25efonbere6 fein ? Sflujj e3

nid;t ein (Srfennen felbfl fein, bat ftd) als bloß 23efonbere$ unb
SeitHdjeS obne allen allgemeinen £3?griff dußerlid) unb auf wafyr*

neljmbare SBetfe offenbart? — 2(nber$ fann eö ntcfyt fein.

lind) ift e$ Hat, ba$ ftd) bte ©eele auf biefe Ztt atö felb|itr)iS*

tig unb bod) wahrnehmbar burd) bm Zaut äußert. ——


See ©toff ber SSaufunjl ifl, in fo fern ec bloß dußerlid) et-

fd)eint, gan$ ofyne ©eele; bie ©eele abec ifl aud) in bec man=
nidjfaltigen äußeren (Srfdjeinung überall gegenwärtig; folglid)

wirb ft'e, t)on bem ©reff entblößt, aud) ifyrerfeitS als bloß du-

fereS Safein fuc ftd) leben muffen. 3m S^nte lebt bie ©eele
felbjt in getjiteuter, wahrnehmbarer 50?annid)faltigfeit, unb barum
ift ec den bec Utftoff ber ©pradje, burd) weldje ftd) aud) ba$
allgemeine bec ©eele auf beftimmte unb ocgantfdje SÖSeife in

benfelben' gehaltet. 3n bec Äunjr bewirft ft'e ba$, wie wie ge*

fetyn t)abm, burd) bie $Poejte. Söttb ft'cfy nun bie Sflufif 51t

biefec nid)t galten muffen, wie bie S5aufunjt juc SSilbrjauecei


unb Malerei? — Sod) liegt bie SJftuftf aucr; mit bec £3 au*
444
fünft, ber fte entgegengefe^t rft, in bemfelben ©ebtete. —
Denn in betten ifi ein manntet) faltiges, \>on aller (Sinselfyett

unb organifd)en SBollenbung entblöß Dafetn ber ©toff ber


äußeren Grrfd;etnung, ber g(ptc£>n>of>( eben baburd), bajj er bem
allgemeinen ©efefce bcS GütfennenS üotlfommen angemeffen wirb,

unb in baffetbe aufgebt, bie (5inr)eit beS allgemeinen unb S3e=


fonbeten, ober bie 3ftee, jum wtrfridjen gegenwärtigen &bm
bringt. Die eine tion betten fdjlteft ftd> aber an bie forperlicfyen

fünfte an, weil baS SSefonbere für fte ber forpetlicfye ©toff ijl,

welcher ftdE> ber 3Bal)rnel)mung §ur 2fufnal)me barbietet; bie an=


bere an bie geijlige, weil tf>r SSefonbereö, ber 2aut, auS bem
inneren fommt, unb bk ©elbjbffenbarung biefeS inneren tji,

woburd) eS etfl wahrnehmbar wirb. Denn nid)t als Mittel ber

SEftittbeilung an anbere barfjl bu hm Zaut Uuafyten, wie er in

ber Äun|t erfd)eint. 2iuS biefer fcfytefen 2fnftdr>t entfielt fo

fjäuft'g baS ^ifroerfldnbniß ber SDtaftf, unb üieleS, waS alS

2(ett§erung unb (Srfcbeinung beS ©emutfyeS für ftd) bte f)err=

licfyfte SBtrfung tl)ut, wirb t?erfel)rt unb unoetjUnblid), wenn


man eS üon biefem ©tanbpunete ber gweefmaßigfett auS begreis

fen will."

Sftefyr über baS SBefen unb bie eigentümliche 5Bir!ung


biefer beiben fünfte auf baS ©emütl) f. unten <&. 334, 341,
unb in ben 2(nmecfungen $u jenen ©teilen.

3u <3. 267.

Ueber ben Wefentlid)en 3ufammenf)ang fdmmtlicfyet


.ftunjle unb ifyre (Sinrjett in ber Sbee wirb im @rwin Zt).

II. ©. 125 folgenbeS bemerkt: „Die ^unjTe ft'nb jwar ber


Sempet unb bie SBofynung ber ©ottfyeit, aber and) §ugleid) ifyr

\)ollfommener £eib, unb alfo bie unmittelbare unb eigentfyüm*

icfye ©elbfloffenbarung it>re6 5BefenS. Der 2eib i(l für bie

9>oefie ganj in ber ©eele felbft enthalten, unb alles waS for-

perttdrje $unjt genannt wirb, ift in jener gegenwärtig als in

feinem eigenen innerjten Seben. Darum ifr eS nicfyt ein am


bereS, fonbem bafielbe was in biefer Äunjr baS geizige 2id)t
445

be$ MenS, unb in ben forderlichen eben beffclben £etb ift;

ein 2ei6 ndmtid), ber ganj ©eele, unb atö fo(df>c ft>rper(id>

ba ift in ber S3ilbf)auerei, unb ber gan$ al$ <Seele ft'd) felb|i

benft unb erfennt in ber Malerei. Damit enblid) folcfye £ren*


nung, worin <3eele unb 2eib einanber nur gegenfeitig mtfyaU
ten, nid)t bennod) leibe uon einanber fd)eibe, offenbart ft'd) aud)

in ber SSaufunjl ber Ztib für ft'd) atö Doüfommener unb gefefc*

madiger ($eban£e, unb in ber 5D?uft6 bie reine, unb in feinen

fieib gefeffelte ©eele al$ ein dußereä wahrnehmbares £)afein.

SBawn atfo nid)t alle jugletd), fo würbe bie *Poefte blopet

©ebanfe fein, bie SSaufunft unb Siftuftf leere SScrl;dltniffe ol;ne

g«f)cuV u. f. w.

3« ©. 268.

lieber befcfyreibenbe unb bibafttfcfye ^oefie fcergl.

oben ©. 158 unb bie 2(nmerfung ba§u.

Ueber bie f unjllerifd^e SSefcbaffenfyeit ber ©pra*


d)e in ber hoffte £ei{jt eS im (Irwin %f). II. ©.77: „9ttd)t

blof tfyeilweife wirb bie ©pracfye burd) bie $Poe|te üerdnbert,

fonbern fte bekommt burdbauS eine anbere SSebeutung, alö im


gemeinen ©ebraucfye. 3n ben poetifd)en ^uSbrucfSarten, mU
d)e mit ben ^unfrnamen 9ttetapl)er, ©leidjmjj, unb anberen be=
nannt werben, jetgen ft'd) ©i;mbol unb Allegorie nur im ©ins
Seinen."

3u6. 271.

3u ber ^ in tl) eilung ber ^oefte in bie brei $aupt*


gattungen »ergl. @rwin %f). II. ©. 83. ff., auci) 9? ad) gel.
©d)r. S5b. II. ©. 453. ff.

3u @. 275. ff.

Sn S5e5tel)ung auf bie eptfdje spoefie )t>eipt e$ im Qrr*


Win 2%. II. ©. 83: „Die ©ott&eit felbjt ger,t burd) tiefe
©ette ber $unj* in ein ganj wirflidjeö Zthm über, unb in

*Perf6nlid;feit, #anblimg unb alle *ßerl)dltniffe ber mannid)fal=


446
figen 5öelt. TTuf gleiche 3Bctfe famt aber auc^ ba$ seitliche

£)afein ber ßinjelwefen t)iec mdjtS anbereS fein, al6 bie leben*

bige Sbee, itnb wirb alfo ein gwar ganj weltlidjeS, aber bod)

ibealeS geben. S5etbeS ijl t>om Anfang an , In bem er(!en 2Cuf=

leiteten, unb in aller ferneren Entfaltung ber *Poefte gan$ @tn3


unb baffelbe. Sn ber epifd)en *Poefte erfdjeint crfi«

ltcf> atteS in wtr£lid)er Sl)ätig£eit unb jeitlicljer #anblung, unb


felbfl bie ©ott^ett nie at$ ein au$erweltlid)e3 SSefen, fonbern
gan$ perfonlid) in bie Verknüpfungen be$ jeitlidjen .ganbelnS
eingreifenb; unb gweitenS, voa$ eben fo wichtig ijt, erfcfyeint

btefeS ^anbeln einzelner ^erfonen bennod) als ein ibealifdjeS,

al6 ein wefentlicfyeS, ober al6 bie ^anblung, bie an ftd) unb
t>orjug$weife v^anblung genannt werben mujü. £>arum ift bie

Wten\d)mweit , bte ba$ epifcfye ©ebicr;t barjMt, fcfyon an ft'cr)

unb notfywenbig eine r)eroifcr)e5 benn fte ifl gugleicv) bie Sbee
be$ ganzen menrdjltcrjen ©efdjledjtS unb feines $anbeln§ über«
fyauyt, weSfyalb ' nttcr) $omer nid)t nur oft beS gewaltigen lih
jranbeS feiner gelben t>on ben Sftenfdjen feiner 3eit gebenft,

fonbern audr; jeben, er tf)ue , wie er wolle, al6 oolffommen,

göttlich unb untabejig §u preifen pflegt."

3u @. 276.

Heber ben fehlerhaften Iprif df>en dfjarafter be$ EpoS


überhaupt unb an in§befonbere rjeift
£) ff i e$ im Erwin
Zi). II. ©. 149: „3n ber Iprtfd&en garbe beS Epoö oerrdtr;

ftd) immer eine gewiffe Verworrenheit be$ poetifdjen S3erou|tfein$

unb nicl)t ber reine ©inn ber Äunp. S5et rofyen unb
nod) nid)t §um flaren SSewuftfein burdjgebrungenen Volfern
brdngen ftd) in jebe £)arftellung alle unentwickelten ©efül)le 5U=

fammen, unb ba$ 2anb ber 3>bee liegt bei ifynen gleid)fam nod)

unter einem trüben unb fdjweren 9cebel einer ftd) felbjr unfla-

ren SÖ3ef)mutr), über Welchen bie ©onne ber Äunjr noef) nidjt

ftegenb t)at rjeroorfleigen Tonnen. £)ft ijt unö bieS fel)r an^ie-

Ijenb unb retjenb, wie Ul £)ffi an'6 wer;mütr;igen unb bod)


fedftigen Sunftgebtlben, aber bie $larr;eit ber ivunjr foll vm$
447

f)6f)et frefon. 3>n eine btefer a^nltc^e S3erworrenr>tt ftflft bic


5

spoefie benn nud) juriicr , wo ffe t>on bem ©rübeln über ba$
©ittlicrje, imb t>on manchem anbeten antriebe jum *pt)i(ofopr;t*

reit in-ftd) irre gemalt worben iff. £Me Gnnmifcfyung be6 2i;=

rifd;en ueruatfy alfo immer etroaö UntunfllcrifcfyeS.

3tt 6. 277.

3n SSejfc^ung auf ben weiten Umfang unb bem Stoffe


nad) t)6d)|r mannigfaltigen Snfyalt be$ ©ebieteö ber epifd)en
spoefie $eift e$ im er» in B&i II. ©. 87. f.: „9?id;t$

Eann bem blopen (Stoff obec ©egenjtanbe nad) t>on icgenb einet

(Gattung ber Äim(t au$gefd)loffen fein, ©o ge^t bie epifcfye

SSefyanbtungSart, auf bie e3 sur SSeßimmung ber ©attung allein

ankommt, Don bem reinen göttlichen 5Befen an bi6 in bie ©e^


genwart unb SBirflid&feit beö seitlichen gebend, fo baf, aujjec

om gewol;n(id) fogenaunten @po3, fid) bie Sfjeogonien unb


mi;jlifd;en £>arflellungen ($5otte6 unb beö SBettallö, rote £>ante'S,
mit bem DUttergebidjfe, bem Vornan, bem 9ftär)rd)en,
ber Sbylle, ber gabel, ja mit ber gnomifcr)en bitten*
lel)ce unb ber ©attre, fammtlid) in einer Äunflgattung
vereinigt ftnben. Sn allen namlid) ift biefetbe S^icfjtung, bie

göttliche Soee at6 gegenwärtige Sljatfadje , unb barin bie ©e*


genwart felbfl erl;6l)t unb im £idr)t eines göttlichen £5afein$

barjujieKen; wetcfyeS freilief) bei ber (Sntjlefyung ber 5Be(t auf


anbere SBeife gefcfyieljt at$ bei bem wirf liefen, $eitu'd;en fyben,
wo nicfyt fetten erjl eine 6e$ier)enbe Betrachtung nötfytg ijl, um
\>a$ Zufällige in bag 2td)t be$ Söefentlidjen ju ruefen. £)en*
nod) wirb auc^ burefy biefe md;t bog innere 53efen ber ©attung
aufgehoben, wenn ffe nur gan$ in \)m ©toff unb @egenftanb
übergebt."

3 u ©. 278.
„©o ift aud) (Bot!)*'* 3»f)tgenia nieftt auf an=

tigern ©tanbpunete gebaut." Siefe Bemerkung fmbet für;


fcr;on in ben deinen tfuffa&en »omSaljre 1804, (f. Sfcacfc
448
gel. <3d)r. 95b. I. ©. 125. f.) unb tt)tebcrf>ott 9? a er; gel. ©d)r.
85b. H. ©. 615, wo e§ ftäjjt: „95et ber 3pf)igenta foUte
man nid&t baS 2Sorurtf)eil unterf}ü£en, bajj tyt Geratter fo gan$
Qned)ifd? fei. — 3r,r eigentümlich unb oljne Streifet f)6d)j*
preiStvurbigeS SSerbienfl liegt In bem, roaö gerabe redjt mobem
ift, in bert inneren S5ejief)ungen ber ©emütl)er ju einanber, unb

bec ftd) üon felbft blcjj burd) bie G^arafterüer^dltniffe einjMen*


ben tfuflofung. SiefeS Clement gebort urfprünglid) bem 9?o=
man, in beffen ©etfte ffd) bi^er unfer Drama t)or$uggroeife

gefaltete, unb befonberä ba§ ©otljifdje."

3u ©. 283.

lieber SOZt Iton unb Älopfrocf t>ergl. sftadjgel. ©cfyr.


95b. I. <3. 705.

3u ©. 289. ff.

lieber ba§ neuere GrpoS üergl. (*ru>in 3ty. II. 148. ff*

„(Selbfl: im @poS," fjeifjt eS f)ier, „fann bie neuere itunfi

nicfyt rein fpmboltfcfy fein; totelmerjr i(i auc^ barin ber ©egenfafc
be$ (Sottltdjen unb Sftbifcfyen md)t gu oerfennen. —— 2>a|?

beibeS fo ganj in eine unb biefel6e 5Belt jufammenfaire, roie im


alten (5po$, ba3 fannp bu n>ol)l Dom neueren nid)t entarten.
Senn berfelbe 23erfer;r groifdjen ©Ott unb Sftenfdjen, rote bei

ben 2ttten, ijr un$ gar nicfyt benfbar, unb roenn wir ifm nadj*

afymen roollen, fo fmfen roir $u bemjenigen fyerab, roaö man


mit einem lächerlichen, aber bie ©acfye t>erratl)enben ^(uSbrutf
t>a$ SD?afdjmemx>efen be§ Gi'poö genannt fycit"

gerner ©. 149. f.: „@$ muf gtvei 2(rten be$ (neueren)

(£po§ geben, rooiin ba$ ©ottlidje unb 3tbifd)e ftd) t>on einan=

ber fdjeiben, unb jebeS nur burcr; eine innere 9ttd;tung auf baS
anbere fielt. tiefer Untevfd)ieb ftnbet ffd) äroifdjen ben
beiben gro§en Familien be$ efytm, neueren Grpo$, roooon bie

eine bie mpftifdjen DfaligionSfagen som fettigen ©ral 511m

digentfyum fyat, bie anbere aber, worin ba$ ßieb ber 91U
belungen fyeroorragt, eine menfcfylidje #elbentt?elc. 3>n
festerem ge^t baS <S>6tttidf>e gan$ in baS wtrflidje Scbcn felbfl

mit ein unb offenbart ft'd) fo in bei* ©eflalt beS tragifdjen

©cfyicffalS. — CO^an fül)lt beutlid), tt>:e ber ungeheure tragtfdje

3ufammenl)ang bei* 23egebenf)eiten im ©anjen bie waljre £)ffen*

barung ber ©ottb/eit in biefec £)id)tung i(l. ^n ber neueren

Äunft verbreitet ft'd) alfo baS Sragtfcfye au<$) burd) bie anbe=

ren ©attungen ber *Poeft'e, außer ber bramatifdjen. — UeberaU


wirfl bu in ber efyten neueren Äunjl baS £ragifd)e mel)r obet

weniger beutlid) l)eroorfd)immern fefm, wo ft'd) hk ©arfreüung


auö bem eigentlichen Dfeicfye wunberbarer, göttlicher SBirffamfrit

in bie Sülle beS wirülidjen £ebenS tyerab begeben f)at, bis ffe fid)

enblid) an bie reine 33efonberl)eit fyeftet, unb biefe als (Straftet

beS wirtTtdjm 5D?enfd)en, obwohl immer in feiner Sbee unb jus


gtetd) in ber ganzen, runben gütte feines ßebenS auffaßt. £)a
fdjeint ftcJ> benn bie wirflidje SBelt gan5 für ftdr> abjufonbern,

aber eS fdr>etnt auc^ nur fo; benn was votier nod) im tragi=

fdfoen Sufammenfyange viel umfaffenber ©c^icffale waltete, baS


fyerrfcfyt bod) f)ter nid)t minber in bem angeborenen €unn beS
Sftenfdjen, feiner Gjntwtcfelung burd) l)6l)ere gügungeu un\) ben
unauSweid)lid)en legten golgen beffelben (im Vornan)."
Ueber ben in ber 2(uSfüf)cung mei)t allegor ifdjen, als

mpfiifcfyen Gfyarafter ber epifcfyen Sichtungen vom l> ei (t-

gen ©ral oer$t. 9tad)get. @d)r. 33b. I. ©. 652. f.:


,,3d) ftnbe ben *Pertioal nod) immer mel)r allegorifd) aB
m#'fd). SSeibeS gebort alferbingS $ufammen, unb bie SSJtyjftf

mad)t baS eigentliche innere fowofyl ber Ägorie, als beS


©pmbolS auS. — 9hm heftet bie SOfofttf in ber ßrfenntnif
unb £)ar|Mung ber unmittelbaren ©egenwart beS ureigen in
jenen betben, fo roie überhaupt in ber Söirflidjfeit, unb bk
^)5d>fte €D?pfltf würbe meines (SradjtenS bie fein, weld)e bie ganje

5Btrflid)feit otyne wettere Deutung unb Surücffübrung auf S5e=

griffe ober S3ilbungen ber ^antafte, als Offenbarung faßte,

woju unS ber Eingang burd) baS G>l)rij?entl)um eröffnet, ober

welche vielmehr felbft baS Gljriflentrjum ijl. 2H>er wo wirb baS


rein von uns verftanben unb in fletS gegenwärtiger tfnfdjauuna,

29
450

gefügt? Smmer fu^en wir t>m Srieb, e$ un$ burrf> einzelne

©ombole vorjug&veife ju vergegenwärtigen, ober buref; Allegorie

in S3ebeutung §u verwanbeln. 5Bo nun biefe« (Streben über*

wiegt, ba bleibt uns immer nod) ein von bem 5ßirf liefen ver*
fdnebeneä Sbeal. 9?ur ba« SSebeutenbe wollen wie ba, unb
muffen tiefe« tUn beSljalb wiebet von ber 33ebeutung fonbern.

(5$ fann un3 md)t beibe«, wie in ber Offenbarung unb SWpflttf,

ganj jufammenfallen. Sa aber alle Religion nur auf jener


ßebenbigfeit ©otte§ in bem wirfltcfyen Safein beruht, fo wirb jebe
allegortffrenbe SarjMung tUn be$l)alb fogleicf; etmü neben ber
Religion, etwa etf>tfdr> ober pfypftfaltfd) u. f. w. Unb fo fcfyeint

e§ mir im *Perctval. Q£$ wirb barin alle« $ulefct fo bebeutenb,

ba^ bie 2Btrflid)leit felbft, ofyne SSebeutung, gar nicfyt« mef;r

ift, unb ftd) fo auef; ba« tebenbige 83ewufjtfem unfer« ewigen


£$erl)ä(tntffe$ ju ©Ott in eine S5ebeutung ober S5ejiel)ung auf*

lojt." Unb ebenbaf. 6. 705. f.: „2Bo icr) bie tfllegorte


ber 50?pfltf nod) entgegenfe^e, \>a$ tffc ba, wo ffe anfangt, ffd)

von bem SWtttelpunct §u lofen unb einfeittg auflofenb ju wer*

ben, wo ffe oft jwar nodr> im votten <©inne ^poeffe ijr, aber

ftd) fdjon ganj nad) bem Umfange f)in bewegt unb bamit eine

mögliche Trennung tt)rec wahren S5efranbtl)etle vorbereitet. Ser-


gleidjen ijr c$ nun, was id) in bem ©ebid)te vom ^eiligen
©rat fd)on wafyrnerjme, von weld)em unfere erjlen SSctradjtun-

gen über tiefen ©egenjranb ausgingen. (5$ liegt barin ber

Äeim ju bemjenigen, woburd) ftd). £)rben unb geheime ©efetf=

fdoaften von bem ©tarnrne be$ <&taatt$ unb ber Äircfje abfon-

bevn, unb m$ man gewormlid) mo|rtfd) nennt, weil \>en

meijren SWenfdjen bie sprineipien erjr gum SSewuftfein fommen,


wenn ffe im SSegriff ftnb ffe $u verlieren ober ffe fd)on verlo-

ren traben.

3u ©. 292.

Ueber Sante vergl. bie tfnmerfung $u <5. 195.


451

3u €5. 296.

2fuf ben ttefflidjen 2Cuffafc über bte 2Baf)lüerwanbt*


fdjaften in ben 5^a d> gel. <3d?r.S3b. I. ©. 175. ff. ijt

bereif* oben ^tngetüiefen worben (f. 2(nmert\ ju €>. 16 2.).



Und) von SBettber* Seiben ifi fcf)on oben €>. 212. unb in
ben Unmnt ju <3. 210. ff. in einem anbeten äufammenfjange
bie 9?ebe gewefen.

Bu®. 298. ff.

S3on ber (pr tf d> en ^Poefte f)eift e* im Grrwin 2ty. II.


<©. 86: „^n tiefet Gattung tritt bie SPoefte, welche in ber

epifcfyen gan$ in ben ©egenffanb übergegangen war, felbfr ()er=

vor al* bie tbätige S3e$iel)ung unb ber innere ßufammenbang,


woburd) ba* (Getrennte
t
vereinigt, ja $u Einern unb bemfelben
wirb; unb wenn in jener ba* $anbeln in <Stoff unb #ervor=
gebraute* ber Äunft vevwanbelt ijt, fo wt)t bitfelkt t)'m allen

(Stoff in ifyr $antetn hinüber, unb ffrllt fyn nur im Siebte

U)rer eigenen inneren 33e$ief)ungen vor. £)e*balb giebt in ber

Iprifc^en ^poefte ber £>id)ter felbfl fid> oft alt Äunfhver! f)in, ba
ftd) in il)m bie ^Poeffe al* jene* #anbeln wtrfttd) offenbart, unb
barau* ifl benn wol)l bie Meinung entjtanten, bie Ivrifdje ^oefte

unterfdjeibe fiel) turd) bie fubjeetive £)arftellung*art. —


2(uf jeben Sali fann inbeffen tiefe* Söer&ältnij? immer nur ein

abgeleitete* fein; bie lebenbige, tfoätige S3e§ieJ)ung $wifd;en bem


SBefen unb bem 33efonberm bleibt ba* 2Befentlid;e, unb biefe

f'ann ftd) wol)t baburd) offenbaren, ba$ wir ben £)id;ter felbji

in feiner *Perfonlid)feit wirfenb ernennen, nidjt minber aber auü)

fo , \>a$ ftd) nur bie ©egenftönte ganj al* fotebe auf bem @pie=
gel fetner «Seele geigen, wobei nad) aupen bin eine gan.j o6jecCiv>e

SDarflellung moglid) iji."

Ucber bte ißerbinbung ber €S?ufif mit ber tprifeben


*Poefie vergt. ebenbaf. <S. 138: „£ie 2Äuft'Mft gerate
barum ber Iwrifdj.en s
Poefte fo unentbebrüd), weil biefe auf ber
Spaltung jwifdjen bem ©ottlidjen unb 3eitlid)en beruht, bte

29*
452

erp ganj ausgefüllt werben mufi buref; ein erkennbares Clement,

worin beibe fcfywimmen. " Söeitetl)in ip fcon ber Sßerbinbung

bei: SJtoftf mit bem £)rama bie Siebe, auf welche ©teile wir
5

unten surücr fommen werben.


lieber bie (Sinti) eilung biefer poetifcfyen (Wartung fyeift

eS im ©rwtn Sr). II. @. 88. f.: „2Me Ipttftfje $oepe ip


fcfywerer etnjutfjeUen, weit baS (Seinen unb ©treben jwifdjen
bem 2Befen unb bem (Sinjelnen nicfyt burtf) fo beutlicfje 9?ufye=

punete begrenzt ip. £)ennod) laffen per) aucr) barin üerfcfyiebene


@intf;eilungSgrünbe auffmben, wenn l)ter baS göttliche SÜBefen in
ber (Sutwicfelung feiner #errlid)fett, bort ber innerpe ßupanb
beS gettlicfyen ©efcfyopfeS in feiner SSe^ie^ung auf baS (Swige
unt) Sßollfommene, baS il)m in bm t>erfd)iebenpen ©epalten unb

SSerrjdltniffen erfdjeinen fann, üorauSgepellt wirb; bann ip aber


and) wieber balb blojüe Sarpellung eines SbealS welches baS
3iel ber ©e()nfurf)t fei, ober eine ©emüt!)Sfaffung beS preben*
ben (Snblicfyen, balb baS ©efüfyl, baS &on frember ^)errlid)feit

f)ert>orgeloi£t wirb, ober t>on eigener gülle überpromt, batb bie

»erfnupfenbe unb ben inneren 3upanb erp bepimmenbe S3e*

tradjtung ber preitenben unb einanber fudjenben ©runbpoffe


beS SebenS , bie ©epalt, unter welker ftei) bie ^Begeiferung felbp
alS SSegeiperung offenbart, unb fo beS .ftünplerS innerpe «Seele

bem Sag entfaltet. Unb (Un weil biefe üollfommen erkennbar

unb gteicr>fam ffcrjtbat wirb, üerfydlt fte per) nid)t mel)r als blo=

feS €>ubject ju ben ©egenpdnben, fonbern wirb felbp ©egen-


panb unb lop in per) bie ©egenpdnbe auf. Unter jene »er*
[ergebenen ©epd)tSpuncte wirp bn nun bei forgfdltiger Unterfu=

cfyung ben ^pmnuS, ben Sobgefang, ben SitljprambuS,


baS Sieb, baS betracfjtenbe ©ebicrjt, aud) bie Plegie
unb (Spipel, unb üieteS anbere, was üerfd)iebene tarnen, ober
m$ audf) noer) gar feine fyaUn mag, einfugen fonnen."

3u @. 301.

Uebet baS antife Sieb unb ben £)itl)r;rambuS, wel=

dr)ec auf bem göttlichen ©tanbpunfte bem Siebe entfptid^t, wrgl.


453_
(Irwin ßf). II. <3. 146: ,,2(ud) bie Siebet (ber tflten)

woüon Siebe, 3om, Sapferfeit ober Dergleichen ben Sn^alt au$=

machen, führen biefeä alle« ntrf)t auf bie allgemeine 3bee ber
©ottljeit jurucf, tt)ie etwa Petrarca, nodj auf ba$ SIBefen alle«

20?enfd)lid)en unb *Petfonlid)en, wie (556tl)e, fonbern eben barin


befielt tyre Srefflid^eit, oafj fte foldjeö SBefen ungeteilt in
(Sinei: Siegung fyinauSfiromen laffen, unb e$ fo, als war' e8

ganj unb ewig in bfefem einigen, augenblicklichen ©efttfyl, in«


äufjere Zehen uerfe&en. SBorin bie Sfaee ber ©ottf>ctt in il)tet

()6d)(ren $ülle walten mochte, ba$ war wof)l ber £)itl)i;ram*


bu$; unb eben belegen war tiefet fo tjoll heftiger unb pur*
mifd)er Bewegungen, weil butd) tyn fid> biefe Sbee in intern

ganzen Umfang in bie SBirflicfyfeit fymauSbrdngen muffte."

3« @. 304.

£Me jut (Gattung be$ pf)itofopl)itenben Iptifcfyen


©ebtcfytS ge^orenben reflecttrenben
£ta* ßtyore bet
©opt)of le$, werben fdfjon cfyaraftetiftrt
gif er, namentlich bc$
in ber SSorrebe §u ©olgec'S Ueberfefcung bt§ @opf)Os

!(t* (*ftad>gel. ©d)r. 53b. II. ©. 484.)

3u <S. 305.

Ueber bie (£mtl)eilung bet neueten Sprif unb tyren

wefentlicfyen Untetfcfyieb Don bet alten wrgl. Grrwin £1). II.

<&. 154. „<Sie flrebt," Jt>ci0t eS {)Ur unter anberm, „nicfyt fo,

wie biefe nad) außen unb jfromt U)r SSBefen nid)t fo aus, fon*
Uxn l)egt e$ im tieften Snneten unb fuljrt ehm barauf alle«

Eeußere unb SSefonbete $urucf."


Ueber Un Unterfcfyieb ber alten unb neuen Sttufif unb
\)m mächtigen ©nffaf bet etffeten auf btö wirflicfye Seben f.

weitet unten bie Enmetf. $u <©. 340.

8tt ©. 306.
Uebet ©oetfye'S 9?omifd)e (liegten wtgl. €twitt
2$. II. ©. 224, wo biefelbe Bemerkung gemacht wirb.
454

3u 6. 308. f.

Die btamattfcfye $>oefie rcivb im Ort tritt' 2$. II.

©. 90. ff. folgenbetmafjen gefd)ilbett: „Darin flimmert alle

überein, bafs im Drama baS wrcflicfce £eben vorgejlellt werben


foll, weSt)alb baffelbe aucr) webet in ber Sßetgangenfyeit nod) in

bet £u£unft ein 3H unb gleicbfam ein Sfflaafj ber $8oll£ommen=


t)eit üot ftct) f)at, wie bie beiben anbeten fünfte, fonbern alles
t>oc unfeten tilgen als gegenwärtig t)orget)en läpt. 3»
bem geitlidjen unb wirtlidjen £eben als folgern felbft wirb ba$

Dafein bet 3bee batgeflellt. — greilid) nietet fo, bafj reit ba$
witflicfye 2eben gang in feinet blofen ßufdlligfeit unb eigentlichen
SfticfytigtVit auffaffen, wie eS überhaupt für bie Äunfi nid)t ba
ifl. @d)6n mufj eS bleiben, abet belegen braucht eS nicfyt $u
erfdjeinen, töte eS mit bet ©ott&et't gang einig ift, noct) wie e$
in gegenfeitiget S3ejiel)ung mit bcrfelben f!el)t; fonbern eS fann
ja aud) fo bargefMt werben, wie eS in feinet 2ßit!lid)feit $u=
gleid) fein SÜßefen auSbrucft, alfo ein fcfyöneS ifl, unb boerj $u=

gleid) in feinet 3eitlid)feit unb Sfticbtigfeit t>or bem gottlidjen

SBefen etfannt Wirb. 3a eS laßt ffet) burd) bie Äunjl, fobalb

eS ganj baS gegenwärtige unb wirfltcfye fein foll, burd>iuS nidjt


anberS f äffen. Denn ein Söefen tragt eS in ffcb, unb ifl ewig
unb gottlid), fonfl war' eS gar nidjt; unb benncd) ifl eS nut
einzeln unb Reittier;, unb frcr>t alS folcfyeS mit biefem göttlichen
SBefen im üollfommenflen 3Biberfprud?e. Unb weil biefet W**
betfptud? an ft'cf? burcfyauS unaufloSltd) tfi, fann bie tvcibxe unb
i^te SBitflid)feit beS £eben$ nut bargeftellt werben burd) bie

$unfl, in weichet bie 3bee als 5öefen unb als geitlidjeS Dafein
gleid) frdftig lebt. Das ifl ja eben baS große unb unenblidje

unb nie gu be^wingenbe 9?atr)fel , weldbeS bie unbegeiflerten ®e=


banfen bet 50?enfd)en unaufborlid) befdbaftigt, bap in it)nen felbfl

gwei Naturen wohnen, bie ewige unb bie $ettüaV, bie ofyne

einanbet ntd)t fein Tonnen, unb bod) einanbet gdnjtid) aufgeben;

biefeS treibt fte §ut ^öet^weiflung an bet göttlichen ©ered)tigfeit

obet gum $od)mutt) auf it)r eigenes 33erbienfl, biefeS bie 25ef=

feren auf bie mannid)faltigflen 2CuSfIud)fe, um ifyre Unruhe 51t


455

befd)Wid)tigen, unb ftd) eine Söaljrfdjeinlidjfeft ber Rettung oor--

jumalen, bie tymn burd) feine Vürgfdjaft seftdjert wirb. 3«


tiefer Verwirrung unb ßemittung tritt aber, um jefct uon ber
Religion §u fcfyweigen, bie Äunjl auf, unb lojt nidjt etwa, bie

SEaufdjung aufeeigenb, baS 9uttbfel, fonbern befrdftigt erjt red)t

biefeS S3err)altniiJeö innere $Ü3al)tl)eit, bamit baS SRdtbfel barin


uon felbft jergelje. Denn ba, wo nid)t etwa ber SQMberfprucf;
vermittelt, ober bie Harmonie aufgelofl wirb, fonbern wo #ar=
l

monie unb SQSiberfprud) gan$@inS unb baffelbe ffnb, ha wor)nt


tiefe wunberbare Äunfr. DeSfyalb (oft fte ftd> aud) burd) nicfytS

anbercS erfldren, fonbern nur burd) ffd) felbft uer|ter;n, unb


nur burd) fte unb in if>r wtjtefyn wir unfer Zehen. Darum
greift feine .ftunjr fo tief in unfer gegenwärtiges Dafein unb
unfere «Stimmung über baffelbe 5 unb bod) ergebt unS, grunb=
lief) uerjlanben, feine fo ganj über aU unfer SSebürftigeS unb
Uneiniges. lt\U reijt fte an burd) bie großen, aber feine6wea.eS

ibealifcfyen, fonbern ganj menfd)lid)en Gegebenheiten, weldje fte

in ber SD^itte beS VolfS, nid)t bem bloßen ©cfyeine nad), wie
bie gew6t)nlid)en, fonbern in itjrer inneren 5öat)rf)ett t>orgef)n

laßt, unb jeben, and) ben fhmwfejren , and) ben, welcher juerft

nur begierig war, irgenb etw&S SöunteS unb SebenbigeS unb irjtn

©leid)artigeS ju fefyn, treibt eine, wenn aud) nod) fo bunfele Un=

rufye über fein eigenes Dafein $u einer 2Cr)nung, baß tfym mit
bem Vorgänge ber S5uf)ne wot)t noef) ein anberer Vorgang, ber
unburd)brtngtid) über ber inneren SBett tag , aufgcfjn mochte.

Unb wenn aud) uur Wenigen biefer ganj r)inweggejogen wirb,

fo werben bod) gewiß bie meijlen von einem (Strafe beS 2id)tS,

ber auS bemfelben t)eroorbrang , berührt unb erfrifd)t."

ferner ©. 94: „Viele fyaben gemeint, baS Drama ent*

tjatte baS gemeine alltägliche Seben, welchem unfeligen ©ebanfen


wir bie gan^e $tufl) von $amiliengemdtben unb anberen Denf^
malen ber (9etjrloftgfett fdjulbig ft'nb. — Cfttcfyt fleiner i(t aber
aud) ber Sftttlmm, baß es nur ganj »ortrefflidje 9)?enfd)en unb
^anblungen, eine jum 3»beal erhobene Sflenfcrjrjeit aufführe,
welcher bte jefct für bie bejlen geltenben Dichter, gouque,
456
£)er;lenfcfy läget unb autf) Söetner auf ba§ 2Cu§erorbentlid)e
tmb S3ebeutfame geführt, tmb baburcfy nur allzuoft um ba$
wafyxe ©tceben ber .ftunft betrogen Ijat. 2(m bejlen üerrdtl) ft'cf)

oud) biefeS SD? i£u erfreuen baburd), baß ein folcfyeS Sbealiftren in

t>a$ 2(ujjerorbenttid)e unb fcfyeinbar £tefe geroofynliri) feinen 3rüec£

üerfel)lt, nnb V\e übertriebene Häufung ber Saaten unb ßl)as


rafteräuge, ober ba$ arbeiten nad) innerem ©ehalte rool)l nocfy

cf)et ein £dd)eln, «16 SSerounbetung fyeroorlocft. ©an$ recfyt

tyat bagegen 2Crtjf otele-6, roenn er einen bramatifdjen gelben


»erlangt, ber ftd> nicfyt burd) Sßortrefflicfyfeit nod) burdr; <Sd)fed)t=

fyeit auS^eidme, aber an Grfyre nnb 5DZad)t auf [oldjer ©tufe


ftel)e, \>a$ ftd> an ü)m baS 2Befen be$ menfdjlicfyen SebenS ted)t

beutlid) offenbaren lonne. £)enn biefeS 5Befen folf ft'cr; offen-

baren, unb barin liegt alteS; barin liegt aucfy jenes fogenannte
©cfyicffal, beffen Warnen wir alö einen leeren <&d)ciUx>Qn allen

dngebilbeten Kennern bis gum Ijerjlidjen (5fel roieberbolen l)6ren,

ba$ fo manche neuere £)id)ter mit ben umftdnbltdjften Entfalten

befdjrooren, unb vielmals bei feinem tarnen herbeirufen, worauf


e$ t\id)t erfcfyemen will, inbem e§ eben fd£?on \>a, unb in jebem
war;rl)aft ernannten £Ü?enfd)enleben tton felbflt gegenwärtig i|f.

2Bie fmb wir benn auci) im ©tanbe, biefeS innere %3e\en wafyr;

guneljmen im wtrflicfyen 2eben, ofyne baj? un$ ber eroige Sßibets

fprud) gwifcfyen bem ©ottlidjen barin, unb ber gettttd;en dt-


fdjeinung eben biefeS ©ottlidjen, ntdjt beS blojj 9?id)ügen, ent*

gegentrdte? Unb biefer 5Biberfprud) , ber un$ jerrei^t, wo ftnbet

er feine Harmonie, als auf bem ©tanbpuncte ber Sbee, roo er

bie SSebingung be$ SebenS, unb jugleid) bie 2fufnal)me beffelben

in ba§ (5wige fel6er iß? 2lu3 biefer @inen 2öurjel be$ we=
fcntlidjen SebenS gefyn jugleicr; bie beiben bramatifdjen fünfte,

bie tragifcfye unb tle Üomifcfye, nacr; enfgegengefefcten ©eiten,


aber mit berfelben inneren S3ebeutung fyeroor, unb weit gefehlt,

bajj bie eine ibealiffren, bie anbere ba$ gerabe ©egenttyeil beS
Sftealg mit offenbar wiberftnnigem SSejlreben auffallen follte,

ftnb beibe benimmt, Un wahren ©eljalt be$ Wilfrieden £eben$

öu^öUbruden."
457

3u ©. 309.

£er GBrunb bet reinen (Spaltung bcö £ragifcr)en


unb .ftomifcfyen in bem antuen £)rama, »afyrenb in
bem neueren fceibe ^Principien ftd> toermifdjen, wirb im ßr»tn
£r). II. €>. 143. angebeutet, »elcfye ©teile unten in bec 2(nmerr\

&u €>. 343. mitgeteilt »erben »irb.

3u ©. 310.

Uebec ba§ Streben neuerer ^Dramatifer , abjlcacte 35egtiffe

bar$ujMen, ttergl. oben bie 2(nmerf. §u ©. 114.

£u ©. 311.

£)a$ tragifcfye *Princip »irb mit befonberer 33e$ter)un'g

auf bie alte Äunfl im (£r»in £r). II. ©. 66. f. fo barge=

flellt: „£)ie SBiilfur unb ßufalligleit be$ (Sinjelnen unb bie

($5efe£e ber allgemeinen 9£otr)»enbicjfeit geraden in einen $ampf,


worin 5»ar ba3 33efonbere unterliegt, aber nur in fo fern alles

ganj enbltcb unb jeitlicfy ijr, »dfyrenb baS ©»ige unb SBefent*
lidje, »oburefy eben baffelbe mit ft'cr) felbjr in biefen unauftoS*

liefen SBiberfprud) üer»icf elt »irb , ftdr> bejtdtigt unb verherrlicht.

•Denn blop »eil ber einzelne Genfer) biefeö ebenfalls in ftdt) tragt,

unb felbjr in feiner S3efonberr)eit als ein ber 3>bee $uger)6rige3

5Befen in bem (5»igen lebt, fann er ft'dr) iür)n ber 9lotr;»en*

bigfeit gegemtberjMen , ffe in fein eigenes ©ebiet beS befonbe*

ten £ebenS verpflanzen, unb biefeS baburcr) rechtfertigen unb in


ft'cr) felbjt begrunben; »eichen erhabenen Äampf »ir redr)t UuU
liel) in bm SBerfen be8 tfefcfyploS, unb vor^ugUcr) in feinen

(Sumeniben, bargejlellt ft'nben. £)aburcr) »irb mm enblicf)

ba$ SBtrflid&e felbjt ©pmbot, unb eben bamit in baö JKetcr)

ber Äunjt aufgenommen. Sßeit vollkommener aber noer) gefcf)iel)t

bieS, inbem baffelbe als $eitltcr)e$ £eben r unb fo»or)l mit allem
feinem £Recl)te an ein 58ejler)en für fiel} burd) bie^bee, al$ aucr)

mit feiner ganzen Bufdlligfeit unb mit allem bem S36fen, »a3
biefe auf baffelbe tyäuft, untetgeljenb in btö ©ebiet ber ewigen

©efefce gehoben »irb, »elcfyeS eine »aljre S5erfldrung be$ Stten*


458
fd)en burd) unmittelbare SBcrfo&rumg beS Grrotgen mit feinem
£afein ift, unb roooon uns ©opljofleg baS f)6d)fte SSetfptel

in feinem £)ebtpu$ tn ÄolonoS oor 2(ugen gepellt f)at.

$ieburd) ft'nb enbltd) bie äußer jten Grnben oerbunben unb baä
Söeltall ber alten Äunß wirb in fid£> felbji fyarmonifd) oollenbet."

Bu 6. 312. f.

2fußer ber fd&on oben $u ©. 100 angeführten ©teile

(<5twin Zf). I. ©. 250. ff.) oergl. über bag 5Befen beS Äo*
mifcfyen 9tad)gel. €*4}fc S3b. II. in ber SSeurtfyetlung
ber ©d)legelfd)en Sßorlefungen ©. 516: „£)a$ £o =
mifdr)e entfpringt ganj au$ berfelben Quelle (rote ba$ Sragifcfye).

(5:6 jeigt un$ baä SSeJle, ja ba6 ©6ttlid)e in ber menfcfylicfyen

Statur, roie eS ganj aufgegangen ijl in biefeS hUn ber 3er*

ftücfelung, ber 2Biberfprüd)e, ber 9Wd)ttgf eit, unb eben beSfyalb

erholen rote un$ baran, weit e6 uns baburd) vertraut geworben


unb gan$ in unfere ©pfyare oerpflanjt ijl. 2)arum fann unb
muß aud) ba§ Szofyfte unb $eiligfte, wie e6 ftd) bei Sftenfdjen

gehaltet, ©egenffanb ber Äomobte fein, unb ba6 Äomifdje füfyrt

eben in ber Stonte feinerfeitS roteber feinen (Smfl, ja fein $er*


beö mit ftd). Unb ba6 wafyrlid) nidjt bloß bei ben teueren,

wie etwa bii ©fyaffpeare. 9?ec. wüßte nidjt, was tiefer

erfdjuttetn fonnte, als bie großen Silber be$ bemagogifdjen

5Bafmftnm3, in welchem ber tyertlidjjte <&taat beg 2(ltertr;um3

ftd) felbji oergefjrte, beim 2(ri|lopl)ane6."

3u ©. 315.

SBergl. bie oben $u ©. 308. angeführte ©teile: @rrotn


ZI). II. ©. 94; unb über baS gran$6fifd)e 25r«m« in$=

befonbere 9la^f«l 0#Y. S3b. II. ©. 550. f.

3u ©. 316.

lieber 2f ef c^p to6 unb ©optyoHeS unb ben t>erfdjiebe=

nen ©tanbpunet beiber Siebter wrgl. auf er ben oben ju ©. 311.


angefügten 5Borten nod) 9t ad) gel. ©dr)r. S3b. II.©. 456. ff.
459

$ier l)eift e$ ©. 458: „2öa$ 2f e f cJ> t? toö in feinen <$5runb=

ftdften nad) alten leiten mit bem f)6d?ften ©cfywunge be* *P()an*

taffe unb mit nidjt minbec verflänbiger .ftunjr jucrfl nad) (einem

wallen SBefen ttorgefMt fyatte, baS @ool)ofle$ jum


bilbete

DoUenbeten unb mit ftd> felbjt übereinjlimmenben ©anjen. Hut


jene ©egenfäfc*/ bie bei jenem im erhabenen Kampfe fyerüortra*

ten, erfcfyeinen bei ifym unter fräftiger unb lebenbtger ^eujierung

eineö jeben berfelben , bod) sugleid) in (5inr)eit unb ©leid)gewid)t,


alfo in tfyrer l)6d)ften SBollfommenfyeit. S5ei Tfcfc^ptoö ijt offener

.ftampf ber ©efd)led)ter ber Sflenfcfyen unb ©otter gegen einanber


unb gegen ba$ ©djicffal, l)ier aber treten weber ©otter nod) <Bd)icfa

fat auf ben Äampfptafc, fonbem jeber tion beiben Steilen auf ert
ftd) lebenbig unb innig tierwebt in btö £eben ber Sftenfdjen felbjt

burd) eine fliUe , iljre Sßelt erfl felbjt bitbenbe Sßirffamfeit; unb
fo ttollenbet bie Äunfr, in jid) felbjt gefd)loffen, tyren ganjen
.ftreiälauf. £>iefe$ wirflidje Zehn, biefeS menfd)ltd)e £)afem
in ferner f)6d)ften, Dollen ©d)6nl)eit wieberbolt un$ <Sopl)o£le3

mit eigentümlicher unb fajr göttlich fd)6pferifd)er 5öet$i)eit.

£>er einzelne 9Jienfrf> ijt aud) bei Uim im (Streite mit bem
notfywcnbigen allgemeinen, aber anberS als beim 2fefcbolo$.

9£id)t mit £ro£e gegen ein $6l)ereg; nein, in ber Verfolgung


t?on ßweefen, bie gan$ in bem if)m eigenen Greife liegen, ja

tiiellddjt in tebtidjer unb ebeler SSeflrebung für ba$ ©anje, für


fein Sßolf, für ba$ SRefyt, muß er bennod), weil nun einmal
er \>a$ Sinjelne nidjt ewig unb oollfommen fein fann, einen

gefyl begeben , ber it)n burd) eine Rette notljwenbiget Verknüpfung


gen in$ Verberbert füfyrt , ja auefy wof)l fein ganjeS ©efd)led)t mit
hineinsieht. 2(ber er felbjt raufte ja, tx>ie wir, üorfyer, wa§ H$
£oo§ beS (Sterblichen ijr, unb fcfyon btefeS ijt eine S5erul)igung
unb Verfolgung. — allgemeiner ijt ber ©egenfafc jwifdjen ben
ewigen unb notfywenbigen ©efe^en ber *ftatur unb <3ittlid)£eit,

unb ben ©efefcen, burd) weld;e menfd)lid)e SBetSljeit menfdjlidje


SBilieür ju orbnen jfrebte. £iefe fowofyl wie jene ft'nb Ijeilig

.unb el)twürbig, aber e6 fann nid)t fehlen, baf fte im Pinsel*


nen mit einanber jlreiten, unb biefe menfdjlidjen ©efefce, al$
460
SÖerfe ber Seit unb be£ 3öed)fel6, jenen ewigen unterliegen.

Crinen nocfy froheren Srojl fu^ct biefer 2(uggang bei ftcfy, inbem
tric burd) ben <3tur$ be3 (5in$etnen wor)l burcbfefyen, wie ba$
Seitliche in feinem ©anjen audr> (£m$ fei mit jenem feigen,
unb tnfofem
ferner ebenbaf.
ebenfalls untierdnberlid)

€>. 525.
unb unoertilgbar." m
SSergl.

ff.

3u <&. 317.
vi.
UeBer hk wefentlidje S5ebeutung be$ G>l)ore§ in ber alten

Sragobie ^fft e6 9* ad) gel. ©d)r. S5b. II. <3. 524 : „3nbem
in ben $auptperfonen baS Grinjelne untergeht, fter)t in bem
Qfyore bie ©attung als 2C6bt(b ber bleibenben 3öeltgefefce ba, in

welchem alle SBtberfptucfye vermittelt ftnb unb einanber nicfyt

gerftoren, fonbern burd) u)r ©leicfygewidjt erhalten. 2)ar)ec bie

Sttäjjigung-.beS @r)or$, bie ruhige S3etradjtung, bie billige Grrwd=


gung, unb t>ot$üglid) bie bejldnbige $inweifung auf eine gort»

Udje £)rbmtng ber £Mnge, womit er bie \>orr)erger)enben $anb=


lungen unb Gegebenheiten begleitet."
Ueber bie ©opljof leifdjen G>r)orgefdnge mSbefonbere
unb beren tterfcfyiebene 2fcten f.
tk Sßorrebe gur Ueberfe|ung be6

©opl)o!le§: 91 ad) gel. ©d>r. S3b. II. ©. 483. ff.

lieber bie alte .ftomobie, fowie aud) über bie neuere


Äomobie ber ©rieben, welche le|tere ©olger r)tet gan$
übergebt, toergl. 9?ad)gel. @d)r. S5b. II. <3. 535. ff., wo
toon €>. 539 an befonberS bie S5ef)auptung au6geful)rt wirb:

„ba£ bie neuere ^omobie ober ba§ Sujlfpiel, richtig üerjlanben

unb ausgeführt, eine fcollfommen poettfcfye unb gar nid)t an§u=

fecfytenbe Gattung fei, unb e$ ftd? geigen liefe, ba$ e$ nad) ber
ganjen 9Zatur ber ©riecfytfcfyen 9>oefte §tt?ei fold;e 2(eu£erfte in

ber ^omobie geben mußte, wie bie alte unb neue, wd^renb bie

Sragobte in ber Sttttte (Janb. £5a<3 Suftfpiel," tyetjjt e$ 0.


542, „vergalt ffd) jur alten Äomobie, wie ba§ 3bpK jum (£po«,

ober bie ^oüeüe sum Romane." u. f. w.


461

3w ©. 319. ff.

Ueber bie Ghitbeljrlid)! e i t be6 Chorea in bem


neueren Drama vergl. bie in ber tfnmerf. ju 6. 169 an*

gefügte (Stelle: 9? ad) gel. <5d;r. S3b. II. ©. 579.

Uebcc bfe bret (Stufen beS neueren Drama t>ergl.

(Srwtn 2f). II. ©. 152.


Der Gtyarafter C>atberon'$ imb beS ©pantfdjen Drama
überhaupt wirb auSfüfyrlid) tmb trefflidr) entwickelt in ben 9? ad)*

gel. <Sd)t. 23b. II. ©. 599. ff.: „3ut>ört>er|r," fcetft e6 l)ier,

„ pt biefe ^oefte barin t-iel mit ber antifen gemein, bajj fte

ftdr> immer an einen befrimmten äußeren (Stoff anfcfytiefjt, unb


in ber befonberm Sljatfadje al$ folget, in bem wirfu'd)en @r*
folge, ba$ Zbblib airgemeiner ©efe§e ffet)t. Daljet fallt l)ier

aller Unterfd)ieb be6 ^ijfortfdjen unb (Srfunbenen weg, ber, wie


beim <Sl)aBpeare gezeigt worben ift, barauf beruht, bafj ftd)

mit einer S3egeben!)eit ober $anblung fogleid) il)re S5ejiel)ungen

auf ba$ 3Befentlidr)e in il;r t>erbinben, unb fte baljer fcfyon in

ir)rer (EntjWjung au$ btn tieften ©runben ber menfcfyltdjen

9Jatut hergeleitet, ober in ifyren tätigen (Elementen wieber in

fte aufgelojr wirb. 5Bo aber alles fo gan$ in ber ^anblung


enthalten fein foll, ba ift eine 9Jtytl)otogie unentbehrlich; benn
e6 t)etr)dtt ftdt> in biefer 9töcfft'dr)t l)ier ehm fo wie bei ber grie»
d)ifd)en SBeltanftdjt, ba$ bie einzelne $anblung äugletcfy tppifd)

fein, ben allgemeinen @r)ara£ter uoUjidnbtcj in fiel) ausprägen


muf. Unb bocJ> ijr e3 wieber ein ganj anbereö SSerfydltnifj al$

bei ben ©riechen. Dag l)ier, wie in ben alten $eroen, in bm


Grinjetnen ftdt) ba$ ©6tttici)e auSbrücfe, ba$ verbietet fcfyon bie

djrijllic^e Religion, unb ahm fo fer)r ber ganje baburd) entjlan=

bene ©eift ber neueren Golfer, welcher überall auf bie ©pal«
tungen unb ©egenfd^e im menfdbtidjen Söefen gerietet ijr, unb
-
ir)te 35ejiel)ungen aufeinanber verfolgt, um fi'e §u uerfnupfen
ober tion einanber ju fonbern. Zu§ biefem ©runbe wirb bie

SDfytfyologie, W fiel) in ber fpanifdjen *Poeffe erzeugt, eine cfo=

jrtacte, eine 9Jtytr)ologie allgemeiner SSegtiffe, ber @f)re, ber


462
Siebe, u. f. ro. @8 ift ein feftj?er;enbe6, bis in ba$ Crin^erne

auSgebilbeteS unb auf einen ganjen Sßorratr; befonberer gdlle


fd)on im SöorauS bearbeitetet ©pftem über biefe S3egriffe , roel=

cfyeg fd>ted)ti)tn DorauSgefefct wirb , unbebingten (Glauben forbert,


unb ftdc> in allen wefentlicfyen $anblungen unb Gegebenheiten
t)ollfMnbig abfpiegelr. %n biefe SöorauSfefcungen fnupft ftd> eine
gan$e Sflaffe oon Folgerungen an, welche über ba$ ganje 5öe-

fen biefer *Poefte, unb befonberS über ben ßalberon ein f)inret=

djenbeS 2id)t geben fonriten. Da wir f)ter ein fefiflefyenbeS <Sp=

ftem t>on Gegriffen I)aben, woran nid?t gerüttelt »erben barf,

wenn ber SBeltanftdjt nidjt \t)x Goben fcfywinben folf, fo fallt

fdjon alle jene grübelnbe Unterfudjung ber inneren liefen ber


menfcfylicfyen 9?atur weg, bie bei ©Ijaf&peare fo wichtig ifl.

Die gan$e ^)oefte ber fublicfyen Sßolfer fydlt ftd) batjer in ber

Söelt beö duferen £eben£ unb 5BirfenS 5 benn nur biefe lafjt

fidr> auf jene allgemeinen begriffe jurücffüljren; ein tiefet (5m=


bringen in ba$ Smnerfte ftnben wir nirgenb. Eben beätyalb übt
aber ber Söerjfanb feine Sfydtigfeü mit bejlo größerer $ünfitid)£eit

unb ©ewanbtfyeit an ben SßerwicMungen unb ßolliffonen jener

begriffe unter ftd) , unb an ifyrer 2tu6fur;rung burd) \>u man=


nicfyfaltigen , batb fotberlicfyen balb ftorenben (Besaitungen be$

wirflidjen £eben§. Diefe tttnftltcfyen ^Berechnungen ftnben wir


reineSrcegeS allein im fiuftfptel, fonbern aucr; in ber Sragobie,

nur baj? fte ftd) bort mefyr auf bie #bffd)ten unb C^araftere
einzelner ^Perfonen, fyier mefyr auf bie zufälligen Sßerwtrrungen
ber Gegebenheiten ober bie Anlage i)6l)erer Fügungen be^ieljen.

Sßon biefer ©eite i(l atfo biefe *Poefte größtenteils ein 3Berf
fceS tunftlid) berecfynenben SßerßanbeS, unb fetneSwegeö einer fo

fdjrantenlofen , alle ©renjen beS ©toffeS uberfliegenben *pi)anta=

fte , tüte man gewofyntid) annimmt. " u. f.


w.
#mft'd)tltd) ©fcaNpeate'S fann f)ter nur fyingewiefen

werben auf bie auöfür)tlid^en tief etngefyenben Erörterungen, weiche

©olger über biefen Dichter unb feine Söerfe in feiner S5eur=


Teilung ber <Sd)legelfd)en Söorlefungen (*ftad)gel.
©d)r. 25b. IL 556 — 596) gegeben fyat, unb woraus marn
463

d)e$ Allgemeinere fdfjon in ben früheren Anmerkungen auggeljo»

ben wotben ift, Ueber bm t)tftortfd>en ©tanbpunct ©IjafSpeare'S


dugert er ftd) bort ©. 560. f. ganj df>nltrf>.

Ueber ®oetl)e unb ©d)iller üergleidje benfetben Auffafc

t)on 6. 614 an. (£ine ©teKe barauS, ($5oeÜ)e'S 3j)l)igenia be«

treffenb, ift fdjon oben $u ©. 278 mitgeteilt roorben. — Ue=

ber Sietf f. ebenbaf. ©. 623. f.

£)te frdftigen 5Borte in benen ©olger bie Ausartung


be$ neueren £>rama fdn'lbert, welcfyeä ba$ gemeine SSerbre*

c^en $um ©toff ber $anblung tr>dr)tt unb bie SSulme jum
Sftd&tptafe umwanbelt, ftnb aud) tyutt nod) wollig an ber 3eit,

obwohl an bie ©teile jener üornefym ftdr> auffpret$enben ©dn'tfs

fatätragobien befcfyeibener eml)erfd)leid)enbe Sftelobramen getreten

ftnb. „(£$ ift leiber bafjin gekommen," fagt ©olger ebenbaf.


©. 624, ,M% man, aud) o^ne allen Anfprud) auf einen
leeren, moralifcfyen ober fünfilerifdjen ©tanbpunct, bie baaie

Aufbechmg beffen, roaS in ber menfd)ltd)en 9htur §ugtetd) toet*

abfdjeuungSnmrbig unb gemein ift, für tragifd) genommen fyat.

2)a$ arme, üon ben £>eutfd)en fo lange gemiftyanbelte ©d)icffal

f)at ftd) cnblid) bequemen muffen ftd) in ben untt>tberftef)lid)en

Srieb jum Sßetbredjen $u üerroanbeln, ber bie t-errotlberte ty^ern*

tafte be$ für baS $od)gerid)t reifen S^enfdjen Einreißt, unb


rooüon wir fo mandjeS SSeifpiel in ßriminalacten lefen; unb
ba$u muß eS gar nod) einer feltfamen Art Don Sftoral bienen,
nad) wetdjer SSerbrecfyen burd) Sßerbredjen gebüßt werben. 2Ba$
l/terin anjiefyen fann, ba$ ift nur bie allerrofyefie Art be$ 5n*
tereffanten, tteldje aud) bk Stenge nad) ben Oiid)tpld&ett locft.

Aud) £tebe au$ gemeiner ©ttelfeit unb il)re natürlichen Ärdn«


Jungen muffen aus bemfelben ©runbe tragifcfye SO?otit>e werben.
£>a$i kommen dljaraftere, bie feine ftnb, unb Sßerfe bie feine

ftnb, Qompoftttonen, wo ber Zufall bem ©cfyicffal roaefer in bie

$dnbe arbeitet, unb eine fd)ülerl)afte, oft fogar grammatifd)


unrichtige ©prad)e. " —
464
3u e. 321. f.

Ueber beS 2öefen bei* *Plaftif üergl. (Stroin 3$. II. ®.


103. f.: „€o fern ber Körper als begrenzt, ober melmel)t in
ftcf> felbff t>olTenbet unb einsein fär ftd) ba i|V, fftomt in ifon

ba$ ganje innere £id)t bec ^)r>antafte ungeteilt über, unb burd)=
bringt ifyn tjcllfommen mit feinem 2öefen, (o baß bie jufdltfge
S3egten$ung ber ©eftolt eUn baburd) eine notfyroenbige unb eroige
voirb. #ieburd) voirb in bec S3ilbl)aueret ber Äorper aus bem
ßufammenljange ber Ghfdjemungen l)erauSgel)oben, unb evfydlt

ein eigentümlich, ^ gan$ für \id) befteljenbeg geben. Senn


wa6 bem lebenbigen Körper in feinem eigenen inneren S3e=
biufniß gu feinem S5e(ie^)en ijt, ba$ ijl aufgegangen in baS ooll=

enbete Safein be$ fdr)6n gebilbeten, roeS&alb *>on ii)m gilt, roaS

SBinfelmann über ben 2fpollon t>on SSetoebece fagt: „Äeiue


3(bem nod) (Seinen erbten unb regen biefen Körper, fonbevn
ein fyimmlifcfyer (Seift, ber fiel) tt)ie ein fanfter (Strom ergoffen,
7'
t)at gtetcfyfam bie gan^e Umfdjreibung biefec gigur erfüllt.

SBaS iß aber biefer fjimmlifdje ©eift anberS, als jeneö fdjaffcnbe

£icr)t ber $)r)antajte! £3or biefem v>erfd)ft>inbet aud) tu ben


Körper umgebenbe Außenwelt; beim t>a er felbfl ein Söeltall \ft,

tüte fonnte fein Safein t>on irgenb einem anbern abfangen?


9?ur burd) bie ^ufdlligfeit feiner eigenen ©eflalt, bie aber gättjs

ü<$) mit feinem SBefen sufammenfließt , ifl biefeS Safein unb


bie Söirfricfyfeit %u ernennen, unb jenes ifl nidr)£ me^r außer ifym,

fonbern ehm babuedr) ganj in ir)m felbjt gegenwärtig. Söer


alfo ein 2Ber£ biefer Zxt toürbig genießen roill, ber gebe felbfl

ben 3«fammenl)ang mit ber ganzen übrigen 23elt auf, in fo

fern er außerhalb biefer ©eftalt ät€ unenblicfye Unooltfommenfjeit


liegt, unb oerfenfe ftd) gdnjlid) in ben Umfang tiefet dinen
SeibeS, ben e$ barpellt. Senn nur in foldjer reinen SSegrenjt*

fyit iß biefe Äunjl allumfaffenb, unb roenn bu oon ©renken


berfelben gegen anbere Äunjfe rebejl, fo fann biefer 2CuSbruc£

nur für bie 2tußenfeite gelten, roo bie serfd)iebenen Äun|ie aß


neben einerntet liegenb ben gemeinen Grfenntnißarten erfdjeinen,

unb üon tynen uergltdjen werben fonnen. Sa muß fte freilief)


465

alle§, »a* auf ben 3ufammenf)ang ber £tnge im Sichte $ielr,

fo fel;r wrmeiben, bafi fte aud) ba6 2fuge nid)t al$ lebenbigeS

£)tgatt be$ 2lnfci)auen$ ausfüllt, fonbern nur al$ £f;etl be$

£eibe$ anbeutet. tflle SBerbinbung mehrerer ^erfonm unter

einanber unb mit ber übrigen Statur muß fte meiben, obet

ftcr; babei fcfyon, inbem fte bie DoUfommene SKunbung bec

©eftatten aufopfert, in ber erhobenen Arbeit unb bem


©djntfcroerf ber Maleret nähern: SBenn fte aber gar ftcr)

auf bte gärbung ber Körper einlaffen n/itf, fo wirb fte rot»

berltd? unb ©rauen erregenb. Unb ba3 nid;t bloß, roeil fte bat
%ebm ju taufdjenb nacr)al;mt, roo eS uns nad)l)er ntrfjt roirfrid)

erfcfyeint, fonbern roeil aud) bie ^antafte, nadjbem fte einmal


in ben runben Körper als in eine burcr; unb burcr; gleichartige

3Bett geroiefett ij!, unb ftcr; barin üollenben follte, burd) bett

3\\tx\tt ber Farben unb be$ £id)te$ in ftcr) felbjl auf ba$ tor)epe
gerrtffen wirb. £)tefe ©renjen ber itunß ttad) aufeu entfielen
alfo fetne6roege§ burcr; ba$ Mittel, roeldjeS fte ju ifjrett £)ar*
Teilungen rodrjlt, fonbern baburd), ba$ jebe§ Mittel, rooburd) fte

fiel) offenbaren fann, »on tyrem inneren Sßefen avi§ eine ganj
eigentümliche unb' ftcr; felbjt genugenbe 9lnt\x* annimmt."

3u @. 324.

S5ei Gelegenheit ber @rroäl)ttUttg beS Apollo ttott S5el=


hebere rnadje icr) ben 2efec aufmerffam auf bie fcfyone fd>on
im Safyre 1802 mit eben fo roarmet Begeiferung , als 6efon-

nener Beobachtung entworfene <Sd)tlberung biefeS ÄunftoerfeS in


ben ^adjgel. ©d&t. 8b. I. ©. 77. ff.

3u <S. 327. ff.

Uebet bte Malerei üergl. Gümmt 3ty. II. ©. 105. ff.:

„5Bte in ber S5ilbl)auerei alles Körper ijr , fo ifl in ber Malerei


jeber Äorper als foldjer bod; nur ©eift unb in ber getjtigen S5e*

gierjung fdjroebenb üorfyattbett. <Se'm ganje« £)afetn beftefy m


ber 2frt, wie er im £id)te fcfyroimmt unb ftcr; im Bufammenl)ange
bec 5öal)rnel)mung auf ber <Secle, ber i(m bau £id)t zugetragen

30
466
bat, abbittet. Denn nid)t ben leiblichen ©roff allein (teilt bie

Ratetet bar; töte konnte fte and), ba et gar titelt meljr in

feiner eigentümlichen für pdf) befter)enben Sftatur ba ip, fonbem


als bleuet ©cfyetn für ba§ Glennen in ber glildje, worin ifm
allein bte Söttfung be§ £icE>teö runbet? (£r ip alfo ba al$ Ort*

fannteS ttnb alä Sßotpellung, unb bloß afö biefe, weäfyalb et

auefy ben reinen ©ebanfen, wie er au$ bem Innern ber ^an*
tafte tyeworgerjt, in ftdb aufnimmt unb lebenbig auSbrücft. DteS
eUn tp bag 2Bunberbare biefer .ftunp, bajj ber Körper barin
nur €>d)ein, unb eben be6l)alb fdfyig wirb, bte tnnerpen ©eban«
{Jen unb ben 3ufammenl)ang unb bie S3e$tef)ungen ber Dinge,

nid)t bloß in tyrer duferen SSegrenjung, fonbem im Sichte ber

9)l)antafte ju offenbaren. <3o wie fidb biefeS 2tcfyt buret) bie

S3ilbl)auetet in ben Äorper verbietet, fo lofet e6 tietmittelp ber

Malerei alle ©egenpdnbe butefy baS gemeinfame Mittel be$ er=

fdjeinenben dufjeren ßicljteS, in Güinen ßufammentyang auf.

Die für bie einzelnen Äorper zufälligen SBirfungen be$ duferen

Stdt>te6 fallen in @tn$ jufammen mit ber wefentlicfyen SSereinU

gung in bem geipigen. Ueberall ip alfo in biefer .ftunp S5ejie=

l)ung, 3nr)alt, Crntwtcfelung beffelben, 3ufammenl)ang, unb ge*

waltig würbe ber irren, welcher Vu einzelnen ©eftcfyter unb Ge-


palten, bie fte ausfuhrt, an unb für pdf) als abgefonberte ©e-
genpdnbe beurteilen wollte. Denn felbp ba, wo ber Äünpiet
in bie ^eicfynung unb $orm ber Äorper bie meipe SSebeutung
legt, ip eS bennocl) S5ebeutung, unb eö prallt von bem #ntlt$
ober tjon ber ©epalt bie SSe^ieljung auf bm ©ebanfen ober auf
bie übrige Söelt a\i§. Diefe $taft ber 3>bee glaubt man au$
ben ©eftcfytem be6 ßeonarbo atö ba§ erfcfyeinenbe 2tdt)t felbp

fyerüorbtmgen $u felm; mit fanfter 9)?tlbe verbreitet fte fiel? mei*


penä beim 9v apr)act buref) bie forperltdjen Grtfcfyeinungen al$

ein jarteS inneres SSanb, welcfyeS bie üerfcfytebenen ©epalten §u


einer gemeinfamen Harmonie ttetfnüpft. übet am beutltcfypen

unb am reinpen überwiegenb tp biefe Harmonie in bie (§rfct)et=

nung übergegangen in Un Söerfen beS Gorreggio. 2(Ue ©e=


palten fptelen bei biefem in bem gemeinfamen ©tratyle, burcl)
467

bm ffe UUU werben; ja oft würben fte für ficfy weber fcfyon

nod) t>ccpdnbltdr> fein, wdlprenb fte als £6ne in bem motten 7ic=

corbe feines StcfytfpielS göttliche ©ebanfen in ba$ erfcfyeinenbe

Sebm tyeroorlotfen. 2(n if)m tdjjt ffdt> am beutlidjften bie eigen=

tfyttmlicfye 25efdr)affenf)ett biefer Äunft erlernen, Wenn gleich Mel=

leicfyt in SfopljaelS 5öerfen ber ©ebanfe nocfy metyr allmächtig

genannt werben fann, welcher barin bie Körper an fidt> felbft

unb mit mäßiger S3e5tel)ung auf einanber $u rein geiftigen (Sr*

Meinungen umfcfyafft."

3u ©. 333.
Hebet Stticfyael tfngelo ttergl. oben <3. 249 unb bie

SCnmerf. baju.

3u «& 334. ff.

lieber ba$ SSerfydltnifj ber betben entfprecfyettben Äünjty


2Ctdr>itectuc unb 5D^uf if ,
§u einanber uergl. bie 2Cnmerf. $u
©. 263.
lieber ba$ £Befen , bk 5D3irfung unb bie eigentliche 35ejlim*

mung ber ^rcfyitectur inSbefonbere üergl. (Srwtn 3$. II.


©. 113. ff.: „3ut>6rberft fdr>emt biefe Äunft oon ber 5^otr)=
burft unb ^wecfmdpigf'eit au^uge^n, unb fo wirb fte üon
totelen beurteilt. 5Q3enn fte ftcf> aber and) anfcfylieft an ba$
fmnlidje SSeburfnif be$ @c^u^e6 unb ber S5ebec?ung, fann man
beSwegen unbebingt behaupten, baß fte aus bemfelben fyeroorgefye,

unb follte man nicfyt sielmeljr barauS, bafi fte bie ©eele fo un?
glaublich erbebt, ganj bau ©egentljetl fcfyltefsen, \>a$ muffe ndm=
lief) wol)l nicfyt bie wafyre unb l>6dr>fle S5aufunjr fein, bie ft'dr) btojj

mit ber (Srricfytung ober felbfr mit ber 3Ser$ierung ber 3Bor)ns

fjdufer befd)dftigt? Sßarum ffe fiel) aber an jene $8erl)dlmiffe

ber Bwecfmdßigfeit aufstießt, ba$ ijt wol)l flar, wenn wir be*

benfen, wie fte bie Materie als bloßen <Stoff beljanbett, bet

bem ©ebanfen gegenüber jrefyt, unb wollten wir barum gleidb eine

folebe S3eflimmung für ba$ SSebürfnif annehmen, fo wäre ba$


nicfyt beffer, aW wenn man bem 2)rama, weit e6 baö wtrfltcfye

30*
468
geben barfMt, t>ie fnedbtifcfye ^acfyafymung be$ ganj ©emeinen
aufbitrbet. ^Dagegen lefmt ftcfy benn aber aucfy \>a$ ganje 3Befen
tiefer ßunft auf. £)enn foü bte ©ejlaltung ber 9?egel unb bem
Sttaajje t>olIf ommen entfprecfyen , fo muffen aucfy 3wecf unb Mittel
ganj unb gar in ein gemeinfameS £)ritte$ üecfdjmo^en fein.

:Dfefe8 dritte abet ijr baS *ßerl)dltnt£, an welkem olme


Störung bie dufere fO^affe in unferen Söerftanb aufgenommen,
unb tiefet in jene fyinuber geleitet wirb. Unb eben biefeS bringt
bie ganj eigentümliche SBirfung biefer Äunft ^eruoc. £)enn
ntd>t in bem für ftd) fcejfr&enben, lebenbigen Gsinjelwefen erfcfyopft

ftcfy ii)r SBirfen, wie ba$ ber SMerei unb 85Ub§awerei, fonbern
in bem S3er()dUniff jwifcfyen ber wahrgenommenen Materie im
Svaume unb bem roaijrne^menben unb bocr; gefefcmdjjigen du
f ernten, weldjeö, als ein gan$ allgemeines, ftd> bod) in ber

wtrfltdjen, beflimmten ©ejlaltung t>ottjtänbig offenbart. So


barfjr bu nicfyt fagen, jene ©efe^mdfigfeit in tr)ren SBerfen fei

etwas abgezogenes; benn fte offenbart ftd> in einer gan$ gegen*

»artigen gorm, in welcher aucfy Stoff unb ^rfenntnip etm$


gan$ 9Bitfüdt>eS unb GrtnjelneS werben, ja beibeS gel)t fo in

emanber über, la$ ber unbefeelte Stoff felbjt als organtfcfy er*

fdjeint, unb feine (Ueflaltung jtdj balb ber menfcblicfyen, batb

ber spflan^enbUbung nähert, ba$ 23err)dltmj$ alfo nid)t t>on an-

fen (jinjugetban wirb, fonbern au$ ber Sflaffe felbfl erwdcbfh

5öer bie Sdulenbünbel altbeutfcfyer Äircfyen, unb bie r)im=

melbodf) ftcfy wolbenben Zweige, in welcfye fte auSemanber treiben,

tecfyt lebenbig anfcfjaut, bem wirb ba3 Spttefjen unb drangen


nad) oben unb ber pflanjenartige 5Bad)Stl)um nicfyt verborgen

bleiben. 3m ber ionifcfyen Sdule bagegen jeigt


pdf) am
lebenbigpen bie üppige unb weiche Satte, ber man mit bem
#uge bie barunter üerfdjloffene CebenSwdrme anjufublen glaubt.

SDarum eben benimmt alfo ba$ fdjone SSauwerf fo ganj unfer ©e»
mutf) unb fefct baffelbe in eine burcfyauS etgentbumltd)e Söerfaf=

fung, weil baS ®emütl) felbfl nad) feinen allgemeinen ©efefcen,


in bie gegenwärtige, au$ ftdr> felbfl treibenbe ©epaltung mit
aufgebt. SDJuß nun ntcfyt folcfye $erfd;mel$ung ber gorm be$
469
2ÖaF)mer;men3 mit feinem ©egenjlanbe notljwenbig bie 2Tcui3c=

tung einer 3>bee fein? Wvfytü anbereä fann alfo aud) in


bie rem veinen 83err)ältnif? ber rdumlidjen ©eftattung woljnen, als

bie ©ottfyeit felbjt. demjenigen alfo eine 2Bol)nung in be=

fonberer ©ejlalt ju geben, ber fein SSebürfnif; berfelben Ijat,

unb beffen 5öol)nung ber gefefcmdtjig erfüllte 3Raum, ba$ f)ei{?t

baS SBeltall ijt, barauf gel)t biefc Äunft rjinauS. 3?beö il)ret

5ßerfe ijr barum eine foldje SGBelt, unb ein v£muS einer ©Ott?
fyeit, folfte fte aud) burd) gan$ t>erfd)iebene Aeufjerungen barin
erfd)einen. £)enn bie atlgemeinfre unb l)6d)ffe SSejfrmmung bet
S3aufun(l bleibt jwat, ber ©ottfyeit Sempel ju geben; bod)

laßt ftd) biefe Aufgabe aud) burd) mele abgefonberte Aeufjerum


gen ber 3>bee im <Staat unb felbjl bis in baS bürgerliche &Un
hinein Verfölgen; nur baS SSebürfntj; muß nie baS beflimmenbe
fein. 3>a erp bann würbe bie Äunff, wenn eS möglich wäre,
xi)t ttolIjIanbigeS Sßirfen erfüllen, wenn fte unfer ganjeS wirf*
UdjeS geben mit einer folgen göttlichen 2Bor)nung umgäbe, unÖ
un$ fo überall an ben Anblid ber <Sd?6nr)ett unb Harmonie ge*
wohnte. Aber baS bewetfl freilief), ba$ fte gdnjlid) entwürbtgt

iß, wenn fte jur blofen 33er$ierung ber 3öol)nl)dufer gebraudjt

wirb, wdfyrenb bie Äirdjen unb <StaatSgebdube faum einem


menfd)lid)en Aufenthalte gleiten. ©an$ anberS badeten unfere
beutfdjen Söordltem, welche gern Sal)rl)unberte auf bie AuSfüfy*

tung etneS ©otteSfyattfeS wanbten." —


3u @. 340. ff.

Ueber bie S^ufi! »ergl. (Irwin St). II. ©. 120. ff.:

,,2)urd) ben Zaut fommt bie (Seele allein für ftd) als tätiges
geben jur ft'nnlidjen (5rfd)eimtng; ber %aut tft tf>re dufjeijle

£)arfMung in ber mannid)faltigen, wed)felnben S5efonbevl)cit.

(£r brücft alfo jundd)!: aus bm augenblicklichen i3uffanb ber ©eele


in tfyrer 35erüf)rung mit ber Außenwelt, ben wir Grmpfinbung
nennen. Aber nid)t blop in bem lebenbigen5Befen, aud) in bem
leblofen wofynt eine ©eele, bie allgemeine €>eele ber 9?atur,

welche ftd) bei ber 23crüi)rung bei Äoiper ebenfalls nur burd; ben
470
%aut dujjert, unb eine bunfle aUegorifd&e 35e$tef)Uttg auf bie S3e=

beutung ber menfcbticfyen ©timme in pdf) tragt. SMefe S5ebeu=


tung beg %autt$ nun tp e$, toe(d?e ben viel verbreiteten 5Bal)n
hervorbringt, bte SO?up£ fei nur §ur Erregung von @mpfmbun=
gen unb 2etbenfcf)aften bepimmt, rooburd) pe ganj ^erabgerour-
bigt wirb §ur fmnltd&e» 2up, ba pe vielmehr ba$ dufiere 2)as
fein ber- @eele in \>m (£mpftnbungen jur ©efe&mdfigfett unb
tyocfypen £)rbnung ergeben foll. ©anj fo, rote ftc3r> bte SSaufunp
an ba$ SSeburfnip anfdjliefjt, ofyne bafyer §u pammen, verfnupft
ftä) aucfy bte SWupf mit bem 2Bed)fel ber £up unb Unlup, bec

pdf) aber ganj verwanbelt- unb verfolgt J)at in ber reinen unb
allgemeinen ßtnrjeit be§ Grrfennen6, bte alle 33efonberr;ett bem«
felben vollkommenen 50?aaße unterwirft. £5a3 bittet ber 3$er-
btnbung §tx>tfct)ert ^m $Raa$e unb bem ©emeffenen ip aber bte

Seit, welche überhaupt nur bie SSejiefyung be$ S5egriff6 auf baS
ganj einzelne, unb petS wecfyfelnbe Mannigfaltige mogltcf) macbt.
Sn ber 3ett ip ber burcr) Grmpftnbung unenbli«^ verdnberte Saut
mit bem einfachen ©efe|e ber Srfenntnip @m£ unb baffelbe.

3)urcr) bie £eit fommt in tr)n felbp eine regelmäßige #bpufung,


rooburdf) er gum Sone roirb, unb ^ugtetcr) ba$ ©efe$, woburcr)
t>k wecfyfelnben £6ne in ein votfenbeteS ©an$e6 aufgenommen
werben. 5Öo aber ba§ tyodrjpe ©efe£ ber (5int)ett mit bem man*
nichtigen Käfern vollkommen (£in§ ip, \>a ip bie ©ottr)ett
gegenwärtig. (So lop btefe Äunp unfer eigenes £)afein, als
Seitlicher unb empfmbenber ©efcf;6pfe, in ba§ göttliche 5öefen
auf, unb feine ber anberen vermag fo burcfy unb burcfy unferen
gegenwärtigen Supanb $u beptmmen unb §u erbosen. <3te

wirft mit unwiberpeblicfyer unb fap fdjonungälofer ©emalt; unb


wenn felbp bie SSaufunp nur baburd) unfer ©emütr; berjerrfcbr,

ba$ pe e3 an bte £)rbnung eines gefefcmdßigen, baffelbe ganj


bepimmenben, aber bocr; nocfy dujjeren ©egenpanbeS fepbannt,
fo bemächtigt per) bie 5D?upf unfereS eigenen gegenwärtigen,
ntdr>t von uns ju trennenben S5ewu£tfein§, f)äit e$ un$ vor,

überführt uns gleicfyfam bavon bte ju unferem eigenen ©epdnb-


nif, unb ftdt>tet e$ enblicr; vor ©Ott, inbem pe e$ $ur vollpdn=
471 . ,

bigen tfufnatyme be§ göttlichen ©efefceS or)ne allen SSotbefjalt

nod; 2fuö|Tud;t zubereitet."


$in\id)tl\ü) ber Söirfung ber Sttuftf auf ba$ ©es
mütf) vergl. nod) bte fdf?6ne £)arftellung im (Sero in 3ty. I.

©. 67. ff.; roovon nur ber ©d)tuß tyier eine ©teile fmben
möge. „SMe'SJtofuI," §eifjt eö ©. 69, „ijt bte @cfd)emung
bec ©cfyonbett, bte am meinen unfer ganjeö 2eben ergreift, unS
in ebenbemfelben ^Tugenblitf gur fturmifcljen ßeibenfcfyaft aufregt

unb in tiefe« Sfcadbfmnen verfenft, SKube unb Unruhe, SKaferet

unb SSefonnenbett in uns auf btö inntgjle verfd)meljt. 3>a fie

feijrt unfer ganjeS SBefen um unb fcfyafft e$ neu, inbem auc^


ba$ Unruhige unb (Betrübte barin nur als ber mannigfaltig ge*
fcrocfyene ©trabt beffelben einfachen 2id)te$ erfdjeint. Sßer aUt
fiel) felbft tytnabfitä tgt in ba$ 3flannid)faltige unb bte blojje (5mpftn=

bung , ber fann fte tveber rottrbig genießen nod) hervorbringen,

ber mifbraud)t fte $ur Wienerin \>n ©inn liebelt. SBte roetfe

waren baber bie^lten, bie fte als einen fo rmcfytigen ©egenflanb

für ben <&taat anfafyen, unb ©efe&e über fte gaben, roeil fte

roobl bemerken, ba$ fte sugletd) ba$ l)eitfam(!e unb ba§ gefdbr*
!
lid^jle Mittel fer, auf bie menfd)lid)en ©emutljer einjunrirfen
Söie bie alte Sttuftf von ber neueren unterfa)ieben roai:

unb roie vermöge biefer verfdjiebenen SSefdjaffenljeit bie alte einen


madjtigeren (Sinfluj? auf ba$ ftrirf liebe %tUn uUn mufte, alö \)k
neuere, baruber roirb im (Srrüin &t). II. ©.145 folgenbeS be-
werft : „SJtojtf war unb ift in beiben Zeitaltern f)6d)fr gebil*

l>et; e8 i(l nur©d)abe, bafj wir von ber alten nid)t metyr burefy
eigene 3öaf)rnebmung urteilen fonnen. 2(ber roaS notljrvenbig

fein mußte, baö fonnen nur bod) wirf lieb auSftnbig madjen.
Unb ta läfjt ftd) $ur Ueber$eugung einfebn, ba$ bie Wlu\it ber
3(lten unmoglid) fo in bie tieffte, retnjfe #nfd)auung ber Sbee
verfenfen, unb bie ganje 2Cu£enn>elt barin auflofen konnte, wie
bie neuere. 5Bir roiffen ja crfllid), ba$ fte ftd) fajl allein an
bie ^oefte anfdjlo^, inbem ba§ blope Snftrumentenfpiel von 9tyU

lofopb^n nad)brudlid) gefd)olten wirb, weil e6 wal)rfcbeinltd) $u

fefyr ber »rafytenben Stfeijlerfcfyaft biente, tvie audj oft bei un$.
472
Unb jwettenS fennen wir mei|fen$ aucr) bie 2Tcten bet ^oeft'e,
ie,

bie fte begleitete, ttnb bte eben oon ber S5efd)affenf>eit ftnb, baji

bie Sbee barin gan$ fymbotifd) burcfj bte SarfMung bet äußeren

#anblung erfdjopft wirb. <So t|t e$ ja felbft mit bec alten ty-

rifd)en ^oefte. —— X)ar)ec fommt benn aucb bte auferor*


bentltdje 5Bir£ung, welcfye bte Sftuftl bei ben 2fttcn auf ba$
wirfliebe tfodttge Seben duferte unb wobutcf) fte ben ©efefcgebern
fo wichtig würbe. — Senn fte erregte in ber Sr)at Seibenfdjaft,

inben fte bie ©eele trieb, ftcfy in bie dufere 8Belt, mit allem,
tva$ fte in fiel) trug, J)inauS gu jHtrjen. Sarum fonnte fte

toor)t roirfen als eine 2Tct oon SSejauberung ober SSefcfyworung,


welche ba$ ©emütl) balb §ur ßiebe, balb jum friegerifeben Sttutfye,

ja im orgiafltfcben Sofen ber frömmeln unb Corner $u wahrer


SRaferet unbewußt bafyinrif. Saä ©egengift trug fte fretlid) aucr)

bei per) , inbem fte alle folcfye SBirfttngen bem ©leicbmaafj unter*

warf, weSfyalb aucr) bie ßefyrer auf ber $ttl)ara ben Änaben ya-
gletcb 2el)rer ber $ud)t unb be$ orbnungSmdfigen 3öanbel$ fein

foliten. 5öa3 bie 3(lten an ber SKuftf loben, ift and) immer
bat (Sinfadje unb ©leicbmdßtge; gulle bagegen unb Uepptgf eit
verwerfen fte atö ftttenüerberblid). Sff *$ nun mit ber neueren
SWuftf ntcr)t ganj anbcrS? Äann fte nicfyt burd) bie raufcbenbfte

gutle nur befto tiefer einftngen in bie jrtlle 2(l)nung be$ Grwigen ?

Senn ntd)t in bie 2Tu$enwelt 5tef>t fte baö (£mfacr)e in un$ r)er*

t)or, fonbern (teilt alles 2(eufere auf bem flaren (Spiegel beS Sn=
nern, wie in feinem allgemeinen 5ßefen, nid)t fowol)l in feiner
5Birfricf)£eit, als im gangen Umfange feiner 9fl6glid)cMt unb
bennoer; als gegenwärtig bar."

3u 6. 343. ff.

Sag S3err)dltntfj ber einzelnen Äunfre $u etnam


ber unb iljr äufammenjrreben jur Bereinigung in eine gemein*

fdjaftltcbe 5Birfung, weldje bie alte unb bie neue 5ßelt auf ganj

verriebenen 5öegen erreicht, wirb auSfufyrltd) erörtert im (Srwin


£1). II. <3. 133. ff.
5öir ^eben gur SSergleidmng mit unferem
Serte l;ier nur bie $auptpuncte au8:
473

„ Die Äun(! fltebt aud) in ifjret duften Darflellung offen*

hat nad) einer ^Bereinigung aller $ünjle in eine gemeinfdjaftlidje


Söirftmg. — Zm meifren etfdjeint bieg in bem Drama ber
2tt ten. — 2f6cc aud) ba$ alte Drama tf)eilt pdf) fel6fi in $roei

ganj entgegengefeite Äunjlc: bie tragifcfye unb I omifdje. —


Unb unfer neueres Drama laßt eine ganj anbere ©Reibung
ju, als ba$ (35ried)ifcl)e, ndmlid) in ba« mufif a ti fdr> e unb
unmufifattfcfK." (Sßergl. 9tad)gel. <5d)r. 33b. II. <3.

523). „3ßenn alfo aud) bie Äunjt nad) einer Sßecei*


nigung tyrer (Gattungen in ber 5Btrfltd)feit jtrebt, fo tl)ut fte e$

bod) in ber alten unb neuen SBelt auf gan5 entgegengefefcten

SBegen." —
©. 135, „Die alt e Äunjt erreicht bie r;od)jre SSeceini*

gung tyrer SSejrrebungen im Drama, welcfyeS nicfyt allein über*

fycmpt ber Sttittelounct ber alten *Poefie war, fonbern ftd) aud)
mit ber Sfluft'f auf ba$ inntgjle burcfybrang, unb bie forperlidjen

Äunfre um ftd) fyer toerfammelte. Döf e$ bei ber neueren


anberS ijt, leuchtet tt»or)l ein. ©d)on bie S^uft'f iff, wie wir
bemerkten , nidjt fo ganj notr;wenbig unb unzertrennlich mit bem
neueren Drama üerbunben, unb fdjafft ftd) t>tctmet)r ein ganj
eigenes Drama, weldjeS aud) al$ ^Poefte gan§ anberen ©efe^en
als baS anbere unterworfen i|r, unb $war weit mer)r muftfali=

fd)en als poetifdjen. Die 50?ufif ijl aber gerabe Diejenige ^untf,
weldje am meijren geeignet ijt, bie oerfcfyiebenen fünfte jur ge=
meinfamen 5öicfung $u oetbinben, unb fte gleid)fam in ein ge*
meinfdjaftlicfyeS Clement auftulofen; — bar)er aud) 6efonbetS in
fd)6nen Äircfyen, bie 23erl)dltniffe be$ (SebdubeS, unb felbjr bie

in ben geweiften ©emdlben bargejrellten ^anblungen burd) bie


5D?uftt erft belebt ju werben fcfjeinen, fo bafj wir beim 2(nblitf
Don biefem allem of)ne bie gotteSbienjrlid)e 9fluftt, faft nur bie

tfnjralten $um wirf liefen, tätigen ©otteöbienjle t>or un$ $u


fjaben glauben.''

©.139. „Snbem unmufifalifdben Drama ber teue-


ren aber wirb fdjon für ftd) eine folebe Söecfnüpfung beS inneren
©ebanfenS unb ber mannigfaltigen ^rfcr;einung gefunben, welche,

474
ba fte einmal ba tj!, von ber SDfcuftt ntd;t mefyr bargeffellt ju

werben braucht, unb audD, weil fte nad) ben ©efefcen einer gang
anbem Äunft vor fiel) gef)t, ntd)t von tf>r aufgefaßt werben fann. —
Die neueren Dramatiker gel)en unenblid) viel tiefer als bie alten

in bte innerflen ©eft'nnungen , ©ebanfen, ©eful)le, B^ecfe bec


tyanbelnben ^erfonen nicfyt nur ein, fonbern fudjen aud) alles

biefeS mit'SBorten auSjubrucfen, fo baf unS in il)ren SCßerfen,

auf er ber wirf lief) vorgeljenben £anblung , aud) aüt Quellen ber*
felben geöffnet werben, ja manche neuere Stttcfe bei weitem
mel)r innere Gegebenheiten, in ber Ghittvicflung ber ©eful)(e, 9foi=

gungen unb Sinnesarten, als dufete barflellen. Dafyer wunbem


wir uns off, unb bewunbem eS meiftenS, bafj Vit tflten ftdr) fo

wenig aus einem vertvicfelten unb verfdjlungenen $lane gu ma*


cfyen pflegen, bagegen bei uns bie ©etvebe auf baS feinfte unb
!unf!(id)f!e angelegt unb in einanber gefleckten werben, bamit
gulefct alles in eine ^auptroirfung gufammentreffe. DtefeS Grnfc
pullen ber betvegenben Utfadjen, woburd) gerabe baS, was bie

Ziten @d)icffal nannten, auSeinanber getvicfelt, unb in einzelne

$fom gerlegt wirb, unb baS lunjloolle Einleiten berfelben guc

beabffd)tigten 5ßirf ung , wäre biefeS ntcr)t jene von uns angeben*
Ute S5egtel)ung, welche bte Sttuftl aus ber einen Seite unfereS

Drama verbannt?"
©. 141. „5ßtr fyätttn alfo gtemltd) flar erfannt, worin
jener @egenfa£ beS muftlalifcfyen unb unmuftfalifdjen Drama
feinen ©runb l)at. Denn fo wie biefeS alle inneren SSeweggrünbe

entwiefett unb auSfprtd)t, fo fe$t jenes olme Ableitung unb un-


mittelbar bie äußere Gegebenheit mit bem Snnerfien in Serbin*

bung. Deshalb iff eS aud) gang redjt, bajj in ber £>per alles, fo

viel irgenb moglid), in bie dufere ^anblung gelegt, unb burd) fte

verbunben, mit Sang unb ©eberbe gum2luSbrucf gebracht wirb;


aber baS tfi: nidjt red)t, ba$ metpenS il)te ©egenftdnbe gar
nid)t pfyantajlifd) gebaut ft'nb, weld)eS bei u)r aü(i) in ber ein*

Seinen 2luSful)rung beS »oetifdjen SljeitS gang unentbehrlich ijr."

S. 143. „SBenn bte Sbee als 9?otl)tvenbigfeit burd) baS


0t;mbol vollflanbig in baS 2(eupece übergebt (wie betben ZI ten)
475

fo wirb aufy jener Sßtberfprud) jtDifdjen bet wirflid) geworbenen


Sbee unb ber bloßen ß:rfd)emung, bem wir ba$ Sragtfcfye unb
Äomifcfye banfen, bie ganje 9?otl)Wenbigfeit in ftd) naefy beiben

(Seiten aufnehmen, unb fein tierbinbenbeS bittet, welcfyeS immer


nur ein bloß SnnereS fein tonnte, wie^r übrig raffen. — Sri
ber neueren Äunft aber ijl alleä anberS. Niemals fann J)iec

bie^bee als inneres ganj in bie 2fuß enwelt ubergefm, unb wirb

immer allegorifd), in i^cer S5ejtel)ung auf btefel&e jur 5ßitfltd)feit

gebracht, weldjeS eben aud) bie Urfad) tion jener (Sntwicfelung

ber inneren S3eweggrünbe ijl, beren wir üorljin erwähnten; benn

biefe t>erl)inbert, wie wir fafyen, bie DoUfldnbtge Sßetbtnbung bec


$Poefte mit ben duneren fünften. 5ßenn wir alfo fyier Gnnfyeit

unb SSo ttfldnbigf ett fudjen follten, fo würben wir fte wol)l in bem
Snneren ber 3>bee fetbft fucfyen mafTen, fo baß biefeS gleicfyfam
alle bie äußeren Äünfte in ftd) l)inein$6ge, nicfyt aber bicfelbe

auSßtomte, wie Ui ben 2(lten. — £)aburd) aber gel)en wir

ganj au§ bem ©ebiete ber Äunfl f)inau0 in bie Religion


über. 5ßo ift and) wotyl irgenb eine 2fn(!att ber neueren

SBelt, bie fo bie tyflatyt ber fünfte $u einem Räuber vereinigte,


wie ber vollfldnbige mufifalifd)e ©otteSbienj! im ©efange
^eiliger $pmnen fcor ben ©emdlben göttlicher $anblungen, unb
umgeben Don bem ful)nen unb bie (Seelen 5um $od)jlen empor?
fjebenben S5au be§ ®otte6l)aufe§ ? $'m giel)t in ber &i)at bie

©eele alle biefe tterfcfyiebenen Elemente in ben 2(bgrunb ifyreä

Snnerften, unb nhaut, wie ber 2(u$brucf mit 9?ed)t lautet, burd)
bie Äunft, ftd) felbjl jur 5Bol)nung ber gegenwärtigen ©ottfyeit.
5öenn alfo bie üoUfMnbtgjfe Söerbmbung ber .ftünjle bei ben
2ttten bie größte 5öirflid)feit berfelben, ba$ Srama, war, fo

ift fte bei ben teueren, wie wir beutlid) felm, im remjlen3n=
neren ber 3bee, ber ©ctteSbienji."
£>rudfe$Iev.
@. 22 3. 1 0. 0. ft. fett l. tyett
— 25 .- 5o. u. it. eine l. einer
— 28 * 12 0. 0. l l&f't
jt. lofct
— — 5 11 0. u. jt. Sßinfetmann l. Sötntfeimann (unb fo
burdjgängig
— 29 = 6 0. 0. ft. ©t»l i. ©til (unb fo Durchgängig)
— — s 7 ». 0. jt. ben mefyr ©ebilbeten l. bem mefyr QtbiU
beten
— 33 5 10 o. u. ft. anfyangenber l. antyangenber (unb fo 6f«
terö)
— 34 c 9 o. u. ft. peteriet! I. gweterleü
— 57 s 16 0. 0. ft. im l. in
— 59 s 5 ». 0. ft. £&fyere K. r)6 tjere
— 95 = 15 0. 0. it. 2Cugenblict l. Itnblid
— 121 * 7 0. u. it. SSeflertonen l SÄ ef Urion
— 135 s 9 t>. u. ft. wir ©pmbol l. wir im ©pmbol
— 176 s 16 *>. 0. jt. tym l. ii)n
— 179 5 6 0. 0. jt. irbifcfye l. irbifdjen
— 182 5 13 0. u. ft. (Sorregio'S l. (Sorreggto'S

— 208 s 9 0. u. jt. ber alten (Sinnesart ber Äunftler f. ber


@tnne§art ber alten ÄünftUr
— 253 * 5 ». u. it. ben l. ber
— 279 s 5 0. u. ft. ÄraftSujjerungen ftd) geigen l. ÄraftäujU;
rungen jeigen
2
Z - l 12o.'u1 ^ ©anjet. ®an 8 e«
— 287 : 4 t>. u. ft. ©atyre l. ©attre (unb fo überall)
— 296 t 11 ü. 0. jt. (Seroante'S l. (Seröanteö'
— 297 5 12 0. u. it. fonbern btefen t fonbern muf btefen
— 326 ; 1 0. 0. it. auikrorbentltcfye l. äuferlt^e
— 328 ; 11 0. u. it. btn l. bem
— 335 5 15 t>. u. it. ©an&e l.©an$e§
— 336 ; 10 ». u. ft. SDte giunbe l. 2>aS Stttnfce
— 350 = 10 0. u . ft. oollfommnen l. t>oll!ommen
— 355 : 6 0. 0. it. tfriftotele'S l. 3Crijlotele$'
— 360 5 13 d. u. @iner l. (SineS
— 365 s 6 0. u.
ft.

it. bann t. benn


— 370 5 4 0. 0. ft. tft aud) tyter aud) l. t fb l)ter auefc
— 371 = 2 ». 0. ft. toivtlityn l. SBirJlt^en
<3. 372 3. 14 ». o. ft unter t. unten
— 373 ; 11 o. u. ft. nichts l nifyt
— 382 r 9 t). u. ft. nichts U nifyt
— 392 - 10 o. o. ft. wie t. wie
— 401 17 o. u. ft. ben l ber
,-

— 403 c 14 t>. o. ft befonbereö l befon beten


— 412 c 6 o. u. ft bevfeiben l beffelben
— 415 = 6 ü. u. ft er bleibt t fo bkibt
— 416 5 15 ü. o. ft. feinen t feinem
~~
— ffS
430
=
5
3
»• u - fr irbi %« ß Stbifd&en
-.
t>. u. ft. 152 l 252
1

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