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An Eltern und Erzieher

Als Enrique Barrios sah, dass sein Werk „Ami, der Junge von den
Sternen“, vielleicht durch den Titel oder vielleicht durch die
kindliche Vorderseite die Kleinen angezogen hat, die sich dann
mit der unangenehmen Überraschung trafen, nur einen Teil
dieses Werkes zu verstehen -weil „Ami“ kein Buch für
chronologische Kinder ist, sondern für die Seele der Kinder,
unabhängig ihres Alters- fühlte sich der Autor auch den kleinen
Kindern verpflichtet. Er sehnte sich danach, eines Tages etwas für
sie zu schreiben.
Eines Tages und auf die gleiche plötzliche Art und Weise wie
die Inspiration für „Ami“ kam, entstand „Ami und Perlita.“
Dieses Werk soll in der Seele der Kinder das gleiche Ideal
setzten, das die gesamte Produktion und das Leben von Enrique
Barrios hegt: das ist eine Welt des Friedens, in Gerechtigkeit und
in Liebe.
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Kapitel 1
Perlita durchquerte glücklich die neue
Wohnung. Am selben Morgen nahmen
einige Männer alle Möbel aus der alten
Wohnung im ersten Stock mit in die
Neue, im zweiten Stock.
Copo, die weiße Katze des Mädchens,
schnüffelte neugierig an jeder Ecke: vom
5 Wohnzimmer bis in die Küche.
Als es fertig war, war es spät und die
ersten Sterne erschienen. Perlita sah aus
dem Fenster ihres neuen Zimmers. Nun
war der Himmel eine Etage näher,
vielleicht deshalb erschien es ihr heller
und heller...
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Perlita liebte es den größten Stern des
Himmels zu betrachten. Immer hoffte
sie, dass er herunter fallen würde, um sie
abzuholen und sie auf seiner Brust zu
tragen. Einmal sah sie einen herunter
kommen. Er hinterließ eine helle Linie in
dem Nachthimmel und verschwand
plötzlich. Sie wusste nicht, wohin.
Sie suchte nach dem hellsten Stern. Dort
war er, sehr hoch.
„Ich wünschte, er würde herunterfallen“
sagte sie zu Copo. Dieser schloss ein
Auge.
Das bedeutet „Ich auch“, in der Sprache
der Katzen. Etwas Seltsames
geschah. Vielleicht, weil Perlita
anfing, höher oben zu leben und es wird gesagt, dass jeder,
der beginnt höher oben zu leben, das
Recht hat, einen Wunsch zu äußern...
Es geschah, dass der hellste Stern am Himmel
locker wurde und langsam zu Boden fiel... Das
Mädchen blinzelte voller Überraschung und
Freude. Sehr leuchtend und hell kam der Stern
langsam nach unten, wie ein Blatt von einem Baum.
Copo, in den Armen von Perlita, sah, wie sich das
kleine Licht näherte und näherte. Die warme Brise
der Sommernacht schob den Stern in das Gebäude,
in dem das Mädchen mit ihren Eltern und ihrer
Katze lebte. Er kam, um direkt auf ihr Dach zu
fallen.
„Was für ein Glück!“ rief das Mädchen, ihren
Begleiter umarmend. „Komm mit auf die Terrasse,
um ihn zu holen Copo!“
Die Wohnungstür war offen. Perlita‘s Eltern waren
auf der ersten Etage, um die letzten Sachen in das
neue Haus zu bringen. Sie stieg die Treppe zur
dritten Etage hinauf und dann noch eine, zur Tür
der Terrasse. Zum Glück war sie offen.
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Als sie oben ankam, war da ein in weiß
gekleideter Junge. Auf der Mitte seiner
Brust hatte er ein goldenes Symbol: ein
Herz mit Flügeln in einem Kreis.
Sie kannte dieses Kind nicht, aber man
konnte in seinem Gesicht spüren, dass es
gut war. Es lächelte glücklich. Copo sprang
von ihren Armen auf den Boden. Er
näherte sich dem Jungen und begann
seinen Körper liebevoll gegen die weißen
Stiefel des Besuchers zu reiben. Copo
kann die Absicht der Leute erkennen.
Wenn jemand nach Hause kommt, der nicht gut ist,
rennt er unter ein Sofa, um sich zu verstecken. Und
wenn ein guter Mensch kommt, geht er sehr
zuversichtlich bis zu ihren Beinen. Sie haben ihn nie
verschreckt, weil gute Leute keine guten Katzen
abschrecken...
„Hast du hier ein Stern fallen sehen?“ fragte
Perlita. Sie schaute zu allen Seiten.
„Du meinst das?“ fragte er lächelnd und
zeigend den hellen Stern in seiner Hand, der
mehr leuchtete als tausend Glühwürmchen.

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Er funkelte mit blauen, weißen, roten
und goldenen Funken. Es war das
Schönste, was sie je in ihrem Leben
gesehen hatte. Copo stellte sich leicht
auf seine zwei Hinterbeine, um daran
zu riechen.

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„Gib ihn mir, bitte. Er gehört mir!“ sagte
Perlita.
„Ich werde ihn dir geben“ sagte der
Junge, „aber zuerst muss ich dich
warnen. Ein Stern wie dieser hier, der
größte im Himmel, ist eine sehr wichtige
Sache. Unter Millionen von Menschen
haben nur sehr wenige einen Stern...“
„Ich will ihn haben. Gib ihn mir, bitte.“
„Aber du musst wissen, dass dieser Stern
sehr anspruchsvoll ist. Du kannst ihn
nicht haben und ihn dann vergessen.
Sobald du akzeptierst, einen Stern zu
haben, musst du dafür leben.“
„Es spielt keine Rolle“, sagte Perlita: „ich möchte der
Besitzer dieses Sterns sein.“
Das Kind fing an zu lachen.
„Niemand kann einen Stern besitzen.
Der Gegenteil ist der Fall: die Sterne
besitzen die Menschen. Du kannst nur
wählen, ihn zu haben oder ihn nicht zu
haben. Sobald du ihn akzeptierst, wird
er dein Leben führen.“
Das Mädchen schien zu verstehen, dass
die Angelegenheit empfindlicher war, als
sie dachte. Sie fühlte ein wenig Angst.
„Wer bist du?“
„Ich bin verantwortlich für das Abgeben
dieser Art von Sterne.“
Weißt du, wie dieser wunderbar helle
Stern genannt wird?“
„Nein. Sage es mir.“
„Sein Name ist "Welt vereint in der Liebe"“.
„Wenn du es akzeptierst, wirst du von diesem
Augenblick an nur noch leben, um für eine Welt
vereint in der Liebe zu kämpfen.
Deswegen werden dir Kriege, die Uneinigkeit
zwischen den Menschen und die Ungerechtigkeit
wehtun.
Wenn du es stattdessen nicht akzeptierst, wirst du in
der Lage sein, ruhiger zu leben…, aber du wirst den
Stern nicht haben können.“

Perlita begann zu zweifeln. Sie erkannte, dass ihr


mit diesem hellen Stern in ihrer Brust einige Dinge
wehtun würden und niemand mag Schmerzen.
Der Junge schien den Gedanken der Kleinen zu erfassen, deshalb sagte
er:
„Was es mit dieser Art von Sternen auf sich hat, ist,
dass alle schön sind, aber nur wenige wollen sie haben...
Ich war voller Hoffnung bei dir.
Ich mag es, wenn dieser Stern wächst und er kann nur wachsen, wenn
ihn jemand an seine Brust nimmt.
Aber niemand möchte ein wenig Schmerz...“
„Wo wohnst du?“ fragte Perlita, sie dachte,
dass er vielleicht ein neuer Nachbar des Gebäudes war.
Er fing an zu lachen.
„Du wirst mir nicht glauben... Ich komme aus einer anderen Welt.“
Er zeigte in den Himmel.
„Wirklich?“
„Wirklich.“
„Und wie bist du hergekommen?“
„Mit meinem Raumschiff.“
„Wo ist dein Raumschiff?“
„Hier“, er deutete auf eine Ecke der
Terrasse, aber es gab dort nichts.
„Ich sehe es nicht!“
„Das ist, weil es unsichtbar ist. Willst du
es sehen?“
„Natürlich!“
Der Junge trug einen Gürtel voller Geräte,
ähnlich den Batterie-Radios. Er nahm eins
von ihnen, drückte auf einen Knopf und

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.

es erschien ein helles, silbriges, ovales Ding,


das auf drei Beinen steht.
„Wie schön, es sieht toll aus!“ sagte Perlita
voller Bewunderung. Copo schnüffelte am
Raumschiff.
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„Wie heißt du?“
Der Junge lachte wieder.
„In meiner Sprache heiße ich: ...“ Das
Mädchen schien einige Töne wie diese hier
zu hören: „shushuishu“, weil diese Sprache
aus Pusten, Zischen und Flüstern bestand.
Perlita begann mit dem Jungen der Sterne
zu lachen...
„Das habe ich nicht verstanden!“
„Siehst du? Ich habe es dir gesagt. Daher
werde ich in dieser Welt Ami genannt, weil
ich ein Freund aller bin, ein Freund von
allen guten Menschen. Aber nicht einmal
gute Menschen sind bereit, die
Verantwortung eines Sterns, wie diesen hier,
den ich abgebe, zu übernehmen...“, sagte er,
den wunderbaren leuchtenden Stern in
seinen Händen zeigend. Du liebtest ihn für
eine lange Zeit: jetzt bist du dir nicht mehr
sicher...
„Woher weißt du, dass ich ihn liebe?“
„Ich kann Gedanken lesen...“
Perlita war entzückt.
„Mal sehen. Was denke ich?“

Sie stellte sich den Teddybären vor, der


einmal im Fenster eines Spielzeugladen war
und sagte: „Nimm mich“ mit dem Funkeln
seiner Augen.
„Was für ein schöner Bär!“ sagte Ami. Das
Mädchen war erstaunt und glücklich über
die Kräfte ihres neuen Freundes.
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„Wie alt bist du, Ami?“
„Wie alt schätzt du mich ein?“
„Gut. Einige Jahre... Acht?“
„Dann bin ich 8 Jahre alt“ sagte er
lachend.
„Ich bin fünf, aber ich werde bald
sechs sein.“
„Dann werde ich versuchen, zu deinem
Geburtstag zu kommen.“
„Gut! Aber du brauchst nicht mit
einem Kostüm, wie diesem hier
kommen...“
Ami lächelte, als er sah, dass Perlita seine
Bekleidung mit einem Kostüm
verwechselte.
„Dies ist kein Kostüm. Es ist mein Raumanzug.“
Das Mädchen legte einen Finger auf den Mund und
fragte:
„Und was das bedeutet dieses Zeichen auf deiner
Brust?“

„Die Welt in Liebe vereint“ antwortete Ami lächelnd.


„Genau wie dieser Stern ...“
Wieder legte er ihn vor ihre Augen, so
dass sie ihn mehr und mehr haben
wollte.
„Armer kleiner Stern, niemand will
ihn...“
Perlita fühlte, dass er recht hatte. Für sie
schien er sich allein und traurig zu fühlten,
ohne ein Herz zu finden, um zu leben und
zu wachsen.
„Ich will ihn“ sagte sie sehr entschlossen.
Ami fing an zu lachen, als er ihr Haar strich.
„Ich weiß, dass du ihn willst. Du hast ihn
immer gewollt. Nimm ihn. Hier ist er.“

Er legte ihn in ihre kleinen Hände.


„Trag ihn an der Brust. Er wird ewig
dort leben.“
Perlita war begeistert von dem
wunderbaren Stern in ihren Händen.
Er erzeugte eine sanfte Wärme.
23
Sie legte ihn auf ihre Brust.

Er fühlte sich sehr schön an.


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Copo sprang in ihre Arme, roch den
Stern und streichelte ihn mit seiner
Nase und seinem Schnurrbart. „Dann“
sagte Perlita „gehört er jetzt mir?“
Ami lachte.
„Ich habe dir gesagt, dass die Menschen
die Sterne nicht besitzen können. Nun,
ihr seid es. Copo sprang in die Arme von
Ami. Dieser begann ihn zu streicheln,
währenddessen war die Katze Weiß.

„Genau wie der Junge von einer anderen Welt“ schnurrte er glücklich.
„Perlita! Perlita!“ Die Stimme ihrer Mutter ertönte.
Ami sagte:
„Es ist deine Mutter. Sie kommt hierher.“
„Mama, Mama!“ rief das Mädchen glücklich. „Komm
her und triff meinen kleinen Freund.
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Die Mutter erschien auf der Terrasse.
„Wo warst du, mein Kind. Ich habe mir
solche Sorgen gemacht...!“
Perlita nahm ihre Mutter am Rock und
brachte sie zu Ami.
„Schau mal, Mama. Das ist Ami.“ Sie
deutete auf die Stelle, wo ihr Freund
vorhin war. Aber als sie hinsah, war
niemand da außer Copo. Sie wusste
nicht, was passiert ist.
„Ami, Ami!“ begann sie zu rufen.
Die Katze kehrte in ihre Arme zurück.
„Wen rufst du, mein Kind?“
„Ami. Er war hier und auch sein
Raumschiff. Er gab mir diesen Stern, der
vom Himmel fiel. Schau mal, Mama“ sie
deutete auf ihre Brust. Dort leuchtete
und strahlte der größte Stern des
Himmels.
„Was für ein Stern, Perlita?“
„Dieser hier. Schau, wie er strahlt...!“
„Ich sehe keinen Stern, mein Kind...“
„Wie, du siehst ihn nicht? Er ist riesig.
Nimm ihn.“
Sie versuchte, ihn von ihrer Brust zu
ziehen. Aber sie konnte es nicht...
„Wir gehen besser runter. Kinder stellen
sich immer Dinge vor...“
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„Ich möchte mich zuerst von Ami verabschieden.“
Sie sah überall hin. Es schien so, als wäre er
verschwunden.
„Wer ist Ami, Perlita?“
„Ein Kind aus einer anderen Welt.
Copo traf ihn. Stimmt‘s Copo?“ Die
Katze bewegte ein Ohr „Ja“ sagend,
aber weil die Erwachsenen nicht die
Sprache der Katzen verstehen oder die
Sterne sehen, die an der Brust
glänzen, dachte Perlita‘s Mutter, ihre
Tochter würde sich Geschichten
ausdenken...“
„Komm nach Hause. Ich will nicht,
dass du wieder allein gehst.“
„Nein, ich war nicht allein.“
„Mit wem warst du dann unterwegs? fragte ihre Mutter
besorgt.
„Mit Copo.“
„Ich wollte sagen, dass du nicht ohne
eine andere Person weggehen darfst.“
„Ist Copo keine Person?“ fragte Perlita.
„Nein. Personen können denken und
sprechen.“
„Dann ist Copo eine Person. Er denkt
und spricht.“
„Komm, lass uns nach unten gehen“ sagte
die Mutter ungeduldig.
„Lass uns noch ein bisschen warten. Ami könnte
zurückkehren. Stimmt‘s, Copo?“
Die Katze hob ihren Schwanz und leckte
sich. Das bedeutet „ja, aber noch nicht“.
Das Mädchen kehrte sehr traurig und
resigniert nach Hause zurück.
Sie schaute ein letztes Mal zu den
Sternen. Es bewegte sich ein kleines
Licht, als wollte es sagen: „Bis bald“.
„Schau, schau. Es ist Ami!“ sagte Perlita
glücklich. Die Katze sah in den Himmel
und bewegte drei Schnurrbärte auf der
rechten Seite. Das bedeutet „bald“. Ihre
Augen leuchteten voller Zuneigung.
29
F
Als die Mutter schaute, verschwand in diesem Moment
das kleine Licht vom Himmel.
„Du hast zu viel Phantasie, Perlita. Das macht mir
Sorgen. Komm.“
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Kapitel 2
„Es scheint, als würde diese neue
Wohnung Perlita nicht gut tut“ sagte
der Vater des Mädchens, der auf einem
Sofa im Wohnzimmer sitzt, die
Sonntagszeitung las.

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Copo, der am Fensterrahmen lag, sah auf die Straße,
zeigte seine Zunge und holte sie dann schnell wieder
rein. Das bedeutet „Wenn Ami zurückkehrt, wird er
vorbei kommen.“ Aber weil die Älteren nicht
sorgfältig auf die Katzen schauen, glauben sie, dass
sie nicht denken oder sprechen können...
„Ich denke, wir sollten sie zum Psychologen bringen“
sagte die Mutter, die auf dem anderen Sofa ihr
Mann gegenüber saß und strickte. Copo senkte ein
Ohr um zu fragen:„Was bedeutet Psychologe?“ Aber
niemand antwortete ihm.

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Das Mädchen wollte seinen Raum nicht verlassen.

34
Sie verbrachte Tage damit, um diese Art von Sachen zu
zeichnen:

■ - ■ *; ‚? •

35
Eines Tages nahmen die Eltern Perlita
mit, um einen Mann zu besuchen, der
viele Fragen stellte und versuchte, sich
mit ihr zu befreunden. Er untersuchte
ihre Zeichnungen und bat sie, ihre
Geschichte zu erzählen, die sie auf der
Terrasse erlebt hatte. Er sagte, er wollte
Ami auch treffen.
Das Mädchen wollte es probieren. Sie
fragte, ob er den Stern an ihrer Brust
mochte, weil niemand ihn sah, außer
Copo.
„Oh. Ja. Was für ein schöner Stern!“
sagte der Mann. „Wo hast du ihn
her?“
„Ich habe ihn von Ami.“
„Dann Ami ist ein Held.“
„Natürlich. Er kann Gedanken erraten,
sein Raumschiff unsichtbar machen,...“
„Helden können sehr schöne Dinge tun.
Ich habe einige magische Süßigkeiten.
Schau. Er nahm ein Bonbon aus der
Tasche und legte es auf den Tisch. Er
nahm es in die Hand, öffnete sie und ...
der Bonbon weg war!“
„Wie Ami und sein Schiff!“ rief Perlita
verwundert. Sie beschloss, ihm die ganze
Geschichte zu erzählen, einschließlich
der Gespräche mit der Katze. Das Gute
war, dass der Mann ihr alles glaubte.
„Mein Vater sagt, dass die Sterne Sonnen
sind; dass kein Stern an die Brust
passt...“
„Dein Vater irrt sich“ sagte der Herr.
„Diese Art von Sternen passen an die
Brust.“
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„Woher weißt du das?“
„Weil ich viele Kinder gesehen habe, die
wie du einen Stern wie diesen haben.
„Wirklich?“ Perlita war erfreut zu
erfahren, dass viele andere Kinder
ebenfalls vereinbart hatten, einen Stern
zu haben.
„Wie ist sein Name?“ fragte der Mann,
den Stern von der Brust beobachtend.
„Er nennt sich Welt in Liebe vereint.“
„Dann, wenn er wächst, wird er wie eine
Sonne sein... Die Größte Perlita. Aber sei
nicht traurig, wenn einige Leute nicht in
der Lage sind, ihn zu sehen.
Dann riet er ihr, nicht so viel über Ami
nach zu denken; dass sie sich nicht
sorgen soll; dass Ami zurückkehren
würde; dass, es nicht mehr lange hin sei,
bis sie in die Schule komme und sich
dann mit anderen Dingen beschäftigen
würde.
Sie sagte, sie wolle nicht in die Schule gehen.
„Jetzt willst du nicht, weil du noch nie in
die Schule gegangen bist. Aber wenn du
sie kennst, wirst du sie mögen. Es gibt
dort andere Mädchen und Jungs. Du
spielst, lernst und hast Spaß...“
Sie war nicht überzeugt.
Dann ging der Mann mit ihrem Vater in
ein Nebenzimmer, um sich dort mit ihm
zu unterhalten. Aber weil die Tür leicht
geöffnet war, konnte Perlita hören, dass
der Mann Dinge sagte, die ihren Vater
ein wenig beruhigten.
Als sie sich trennten, gab der Mann ihr
einige magische Süßigkeiten mit. Auf der
Rückfahrt nach Haus aß sie alle auf.
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Kapitel 3
Perlita fing bald wieder an, normal zu
leben. Sie hatte etwas von der seltsamen
Geschichte vergessen, die sie auf der
Terrasse des Gebäudes erlebt hatte. Sie
malte keine Bilder mehr, eingeschlossen
in ihrem Zimmer und fragte nicht mehr
so viel über Dinge wie Sterne und
Raumschiffe. Es ist wahr, dass immer
noch ein schöner Stern auf ihrer Brust
glänzte, sie hatte sich aber daran
gewöhnt.
Als sie eines Nachts mit ihren Eltern vor
dem Fernseher saß, sah sie die
Nachrichten. Sie hörte ein Wort, das ihr
wie eine schreckliche Sache erschien:
„Krieg“
Männer gekleidet in olivgrün, feuerten
mit Pistolen und Maschinengewehren
gegen andere Männer. Sie fühlte einen
kleinen Schmerz in ihrer Brust. Ich
würde lieber sehen, das die Menschen
glücklich sind, singen und lachen.
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Sie lief zu ihrem Bett. Eine helle Träne rollte
über ihre Wange und fiel auf das Kissen.
Perlita sah sie an. Sie sah aus, wie ein kleiner,
feuriger Funke. Sie nahm ihn zwischen die
Finger. Er war warm und rund.
Sie begann damit zu spielen, als ob es eine
Kugel aus Licht wäre.
„Was ist mit dir passiert, Perlita?“ fragte
ihre Mutter, als sie den Raum betrat.
Perlita hatte die Trauer vergessen, die
dieser Krieg im Fernsehen in ihr
hervorgerufen hatte.
„Schau mal, Mama“ sie zeigte die feurige
Träne zwischen ihren Fingern. „Es ist eine
Träne. Sie strahlt wie ein Stern. Siehst du
es nicht?“
„Du scheint wieder mit deinen
Geschichten anzufangen... Bald hast du
Geburtstag, Perlita. Was für ein
Geschenk wünscht du dir?
Das Mädchen erinnerte sich an den
Teddybären, der ihr aus dem Fenster zu
blinzelte, aber auch an Ami.
„Zuerst habe ich mir einen Teddybären
gewünscht, aber jetzt wünsche ich mir,
dass ich in der Nacht auf die Terrasse
gehen darf.“
„Gut. Ich werde dich an deinem Geburtstag dort mit hin
nehmen.“
Copo kam ins Zimmer und hörte den
Dialog. Er bewegte sein Bein, um zu
sagen: „Du musst alleine gehen. Ami
versteckt sich vor den älteren Menschen."
„Ich muss alleine sein Mama oder wenn
nicht, wird sich Ami verstecken.“
„In Ordnung, aber geh nicht in die Nähe
der Geländer.“
Der Vater des Mädchens hörte an der Tür.
„Mach dir keine Sorgen“ sagte er zur
Mutter. Das Geländer ist hoch genug. Es
besteht keine Gefahr.“
„Sehr gut, aber nur eine halbe Stunde. Ist
das in Ordnung?“
Das Mädchen sah die Katze fragend an:
„Wie lange ist eine halbe Stunde?“ Copo
bewegte fünf Schnurbärte auf der linken
Seite. Das bedeutet „genügend Zeit“.
Perlita war sehr glücklich. In dieser
Nacht schlief sie glücklich wie ein
Engelchen.

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45
Schließlich kam der Tag ihres Geburtstags.
Als sie am Morgen aufwachte, schlief ein
wunderbar weicher Teddybär neben ihr.

„Hurra!“ rief sie, aber geistig, um den


Bären nicht zu wecken. Er jedoch
öffnete seine Augen, sah das Mädchen
an und lächelte. Sie umarmten sich
zärtlich. „Ich heiße Pompi“ sagte er
und das er in diesem Haus sehr
glücklich sein wird. Er sprach, indem er
seine Glasaugen zum Glänzen brachte.
„Ich habe immer an dich gedacht“
sagte der Teddybär, „seitdem ich dich
hinter dem Schaufenster sah, wo ich
ausgestellt war.
„Ich habe auch an dich gedacht“ sagte Perlita.
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Pompi gratulierte ihr zu ihrem sechsten
Geburtstag. Copo, der am Fuß des Bettes
schlief, öffnete seine Augen. Er wurde ein
wenig eifersüchtig. So sprang er auf das
Fenster und guckte in eine andere
Richtung. Der Morgen war hell und warm.

Die Mutter kam mit einem Tablett mit


einer Tasse heißer Schokolade und
Keksen. Sie umarmte ihre Tochter und
wünschte ihr alles Gute zum
Geburtstag.
Natürlich war Perlita glücklich. Sie war
schon sehr zufrieden mit Pompi, mit
Schokolade und Keksen. Darüber
hinaus würden an diesem Nachmittag
ihre Cousins und Freunde kommen und
es gäbe eine Party. Aber vor allem durfte
sie auf die Terrasse gehen, um sich mit
Ami zu unterhalten!
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/

Kapitel 4
An diesem Nachmittag gab es viel Freude
und Geschenke. Die Gäste liefen durch die
ganze Wohnung. Sie bliesen in Hörner und
spielten mit Luftballons und
Luftschlangen. Perlita wollte Copo nicht
loslassen. Der kämpfte, um sich zu
verstecken, denn er mag weder Lärm,
noch Unordnung. Auch Pombi erging es
so. Die Nacht brach herein. Die meisten
Gäste waren gegangen, aber einige ältere
Menschen unterhielten sich noch. Da bat
Perlita ihre Mutter, sie zur Terrasse zu
bringen.

49
Bald stiegen die Vier die Treppe hoch:
Mutter, Perlita, Copo und Pompi.
„Denke daran: nur eine halbe Stunde.
Ich komme und hole dich dann wieder.“
Die Mutter verschwand. Die drei
starrten voller Hoffnung in den
Himmel. Es verging nicht eine Minute,
bis sie ein blaues Licht sahen, das
geradewegs nach unten auf sie zu kam.
Perlita begann vor Freude zu springen.
„Da drüben kommt Ami! Da drüben
kommt Ami!“
Das Licht wurde größer und größer, bis es in ihrer
Nähe landete.

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Eine Tür wurde von oben nach unten
geöffnet. Auf der Innenseite erschien eine
Treppe. Dann erschien Ami.

Er lief hinunter und umarmt sie alle.


51
„Alles Gute zum Geburtstag, Perlita!“
„Schau, was für ein Geschenk ich dir
mitgebracht habe.“ In seiner Hand war er
ein kleiner, runder Spiegel. Die Rückseite
war mit Sternen, Kometen, Monden und
Sonnen verziert.

„Ein Spiegel! Wie schön!“ rief das Mädchen glücklich.


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Copo beschnupperte das Geschenk und
bewegte ein Hinterbein zurück, um zu
sagen: „Das ist kein gewöhnlicher
Spiegel.“

„Du hast Recht, Copo“ sagte Ami. „Dieser


Spiegel ist ein Telefon. Perlita, wenn du
deinen Daumen auf das Glas legst, klingelt
mein Telefon und wenn ich nicht
beschäftigt bin, werde ich antworten und
wir können miteinander reden...
Außerdem wirst du mein Gesicht im
Spiegel sehen und ich sehe dein Gesicht in
einem anderen Spiegel, den ich immer mit
dabei habe: diesen hier.“
Er zeigte einen Spiegel, der so aussah wie
ihrer.
„Dann kann ich immer mit dir reden!“ rief
sie fröhlich.
„Besser als am Telefon“ lachte Ami.
53
„Ich habe auch ein Geschenk für dich,
Ami.“
„Was ist es? Was ist es?“ fragte er und gab
vor, es nicht zu wissen. Aber weil er
Gedanken lesen konnte, wusste er sehr
wohl, von welchem Geschenk Perlita
sprach.

„Schau!“ sie zeigte ihm die glitzernde


Träne, die sie in einer Tasche trug.
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Ami nahm sie in seine Hand und fragte:
„Weißt du was das ist, Perlita?“

„Ja, eine Träne.“


„Du hast Recht, aber das ist eine Sternenträne. Es war der
Stern an deiner Brust, der in dir weinte... Diese Art von
Tränen musst du behalten.“
„Wenn du eine Person findest, die sie auf ihrer Brust tragen
will, wie du den Stern, gib sie weg. Dann wird sie wachsen
und ein Stern wie bei dir werden.“
„Dann, wenn diese Person weint,
werden bei ihr auch Tränen des Sternes
raus kommen...“ sagte Perlita.
„Du hast Recht. So werden nach und
nach die Sterne immense Sonnen
werden“ erklärte Ami.
„Deshalb, wenn jemand eine Art von
Stern nicht mag, sollte er nicht leiden.
Derjenige, der ihn an seiner Brust trägt,
wenn er weint, wird jede dieser Tränen in
einen anderen Stern gleicher Art
verwandeln...“

55
Copo war mehr daran interessiert, das
Raumschiff kennen zu lernen, das mit
heruntergelassener Treppe und offener
Tür da stand.
„Schau, Ami: Copo hat dein Raumschiff betreten!“

„Lasst uns auch rein gehen. Wir können


eine Spazierfahrt machen“ sagte Ami.
„Wirklich?“ Perlita fragte, ohne es zu glauben.
Ami sagte „ja, lass uns gehen!“
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Das Mädchen lief auf das Raumschiff zu. Sie stieg die Treppe
hinauf.
Sie fand ein kleines Zimmer mit Teppichboden und mit
einer sehr niedrigen Decke.

Darüber hinaus sah sie ein anderes


Zimmer umgeben von Fenstern, drei
Sesseln und vielen Geräten, die wie
Fernseher aussahen. Copo setzte sich auf
den Zentralsessel und spielte das er das
Raumschiff steuert.
57
In einem der Bildschirm sahen sie in
das Wohnzimmer von Perlitas Haus.
Sie sahen, wie sich ihre Eltern mit
Freunden unterhielten und lachten.

r
„So können wir sie sehen, wenn sie
kommen, um dich zu holen“ erklärte
Ami „und wir können sofort zurück
kehren.“
Perlita war fasziniert.
„Mama, Papa!“ rief sie in den
Bildschirm, aber ihre Eltern konnten
sie nicht hören.
Ami lachte viel.
58
„Wo willst du hin?“fragte der Junge von den
Sternen.
Copo schüttelte den Kopf, um zu sagen „zum Planeten
Venus“, aber niemand beachtete ihn.
„Auf die Spitze des Berges!“ sagte
das kleine Mädchen, das vom
Fenster aus auf die große Bergkette
neben dieser Stadt blickte.
„Dann fliegen wir dorthin. Schau
nach draußen.“

Sie fühlte keine Bewegung, aber da


unten wurden die Straßenlaternen
immer winziger, während der Berg vor
ihnen zunehmend größer wurde.
„Das ist sehr schön!“ Perlita war
begeistert. Copo, der auf ihre Schulter
stieg, schaute sich das Panorama sehr
interessiert an. Die Augen von Pompi
leuchteten vor Freude.
59
Sie erreichten bald den höchsten Punkt
des Berges. Das Schiff stoppte in der
Luft. Von hier aus konnten sie die ganze
Stadt sehen, beleuchtet von Millionen
von Lichtern. Es war ein fantastisches
Spektakel.

„Wie schön!“ sagten Perlita, Pompi und


Copo, jeweils in ihrer Sprache.
Ami zeigte ihnen, wo ihr Haus war.
„Er ist da draußen, versteckt zwischen den Lichtern in diesem
Bereich.“
60
Als sie die Stadt betrachteten war Zeit
vergangen. Ami bemerkte auf dem
Bildschirm plötzlich, das Perlita‘s
Mutter die Wohnung auf der Suche nach
dem Mädchen verlassen wollte. Aber
Perlita war nicht auf der Terrasse,
sondern auf dem Gipfel der Bergkette...
Ami lief zu seinen Stuhl zurück. Er
bewegte ein paar Knöpfe und in weniger
als drei Sekunden waren sie auf der
Terrasse. Copo blinzelte, um zu sagte:
„Das ist schneller als eine Maus.“
Perlita‘s Mutter begann die Treppe
hinauf zu gehen. Sie verabschiedenten
sich schnell. Bevor sie ging, bemerkte
das Mädchen einen nassen Fleck in einer
Ecke des Teppichs. Sie sah ein wenig
wütend auf Copo und sagte:
„Das macht man nicht!“
Copo beugte seine Ohren vor Scham,
um zu sagen „Das ist passiert, weil ich
meine Kiste mit Sägespänen nicht
gefunden habe“.
Ami lachte. Er sagte, dass ich
mich keine Sorgen machen soll.
Sie gingen die Treppe herunter.
Als sie zurück schauten,
war das Raumschiff nicht mehr sichtbar.
Die Mutter des Mädchens war
gerade angekommen.
„Ist Ami gekommen, mein Kind?“

„Ja. Mama. Er brachte uns mit seinem


Raumschiff auf die Spitze der Bergkette
dort“. Sie zeigte auf den Berg. „Ich konnte
die ganze Stadt sehen. Es war sehr schön.“
62
„Er schenkte mir diesen kleinen Spiegel. Schau!“
Die Mutter untersuchte das Objekt.
„Wo hast du das gefunden?“
„Ich habe es von Ami. Es ist ein Telefon.“
„Es wurde dir sicherlich von einem deiner
Cousins zum Geburtstag geschenkt.
Komm runter mein Kind... Was hast du
nur für eine Fantasie!“
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64
Kapitel 5
Wenige Tage nach ihrem Geburtstag
kaufte ihre Mutter ihr eine blaue
Schulkleidung, eine weiße Bluse, Hefte,
Buntstifte und alles andere. Perlita war
nicht begeistert über diese Einkäufe. Sie
alle bedeuteten ein Wort, das sie nicht
mochte: Schule.
Ui

66
Eines Nachmittags nach dem Mittagessen,
gekleidet in die neue Schulkleidung, Anzug
wurde sie an Mamas Hand auf einen
überfüllten Platz mit in Schuluniformen
gekleideten Kindern geführt. Einige der
Kleinen weinten. Perlita war eine von ihnen.
Diesmal waren ihre Tränen nicht aus Licht,
sondern einfach aus Wasser, wie gewöhnliche
Tränen.
Ihre Mutter versuchte Perlita zu trösten,
aber diese war entschlossen, dieses
Gebäude, so voll von Bedrohungen nicht
zu betreten. Sie wollte nicht allein bleiben,
ohne ihre Mutter. Umso mehr ihre Mutter
versuchte, Perlita mit in die Schule zu
nehmen, umso mehr schrie und trat
Perlita.
Ein wenig später gingen sie nach Hause.
Mama sprach und sprach:
„Was für eine Schande du über mich
bringst! Alle Kinder gehen zur Schule, alle
außer du. Aber morgen wirst du dort
bleiben. Dein Vater wird dich hin
bringen.“
Das Mädchen wusste, dass die Schule wie
eine Fischsuppe war, früher oder später
würde sie sie nehmen müssen: aber sie
hatte große Angst, allein unter Fremden
zu sein, ... vielleicht für immer.
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In dieser Nacht im Bett erinnerte sie sich
an Ami und den magischen Spiegel. Er
lag nicht unter den Geschenken, die sie
zu ihrem Geburtstag erhalten hatte. Sie

suchte ihn. Er lag am Boden einer


Kiste mit alten und neuen
Spielsachen.
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Nervös legte sie den Daumen auf das Glas. Pompi und
Copo sahen neugierig zu. Ein seltsames Geräusch war zu
hören. Das Glas wurde hell wie ein Fernsehbildschirm
und das lächelnde Gesicht von Ami erschien.
Copo bewegte dreimal das Ohr. Das bedeutet:
„Hallo Ami.“ Pompi ließ seine Äuglein glänzen, um auch „Hallo,
Ami‘ zu sagen. Perlita rief „Hallo, Ami."
„Hallo Freunde“ antwortete der Junge aus einer anderen Welt.
„Warum hast du mich nicht früher angerufen?“
„Ich weiß es nicht“ sagte das Mädchen „Ich habe es
vergessen. Aber jetzt rufe ich an, weil sie etwas sehr
Schlechtes mit mir machen wollen. Du musst mir
helfen!“
Ami lächelte amüsiert, aber sie bemerkte es nicht.
„Was für eine Bosheit wollen sie begehen?“ „Wollen
sie dich einsperren?“
„Nein. Viel schlimmer als das: Sie wollen mich in
die Schule bringen!“
Ami dachte einen Moment nach und sagte dann:
„Perlita, wir müssen etwas Dringendes tun. Deine
Eltern sind schon im Bett. Steh auf und geh leise
zur Tür. Ich werde dort auf dich warten. Dann
werden wir mit meinem Raumschiff einen
Spaziergang machen. Ich möchte dir einige Dinge
zeigen, die dir helfen werden.“ Das Licht des
Spiegels erlosch.
Das Mädchen machte es so, wie Ami es
ihr gesagt hatte. Sie verließ die Wohnung,
die Wohnungstür lehnte sie nur an. Der
Junge von den Sternen wartete vor der
Tür. Er lächelte sie an, aber mit dem
Zeigefinger am Mund, bat er sie ruhig zu
bleiben. Mit Pompi auf dem einen Arm
und Copo auf der anderen Seite folgte sie
ihrem Freund die Treppe hinauf. Einmal
auf der Terrasse angekommen, konnte sie
das silberne Raumschiff sehen, das im
Mondlicht glänzt.

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„Komm, komm“ drängte Ami.

71
Als sie im Kommandoraum waren, sah
Copo in die eine Ecke des Teppichs: der
war Fleck weg. „Zum Glück“, dachte die
Katze. Ami ließ sich im zentralen Sessel
nieder und sagte:

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„Hier ist es Nacht, aber anderswo auf
der Welt ist es schon morgens. In
vielen Ländern werden Kinder zu ihren
Schulen gehen. Lasst sie uns
besuchen!“
Perlita, Copo und Pompi sahen aus
dem Fenster.

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In weniger als einer Sekunde waren sie
tausende Meter hoch über der Stadt.
Dann beschleunigte das Raumschiff, flog
über die Berge und mit einer
unglaublichen Geschwindigkeit weit weg.
Der Himmel begann sich zu klären. Bald
kündigten die Strahlen der Sonne die
Morgendämmerung an. Wenige Sekunden
später ging die Sonne über dem Meer auf.
Copo bewegt seine Ohren, um zu sagen:
„Das ist auf jeden Fall schneller als eine
Maus.“ Für Perlita schien es wie ein Film
zu sein. Ihre Augen bewegten sich hin und
her, um kein Detail zu übersehen. Sie
begannen, auf einen sehr grünen
Kontinent herunter zu fliegen. Dort unten
auf einer staubigen Straße gingen sehr
dunkelhäutige Kinder lächelnd vorwärts.
Sie trugen kleine Gepäckstücke unter den
Armen oder auf dem Rücken: sie gingen
zur Schule.
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75
„Diese Kinder müssen mehrere Kilometer
zu Fuß laufen, um zu ihrer Schule zu
gelangen, aber sie tun es jeden Tag und
weinen nicht. Schau sie dir an Perlita.
Beobachte diesen anderen Weg. Dort
gingen auch viele Kinder zu ihrer Schule.
Perlita sah einige Kleine, so klein wie sie
selbst, in ihre Klassen gehen.
Das Raumschiff blieb über dem Schulhof
stehen. Die Kinder kamen aus vielen
Ecken. Es war alles voller Freude. Sie
spielten, lachten und zeigten ihre weißen
Zähne.
„Warum schaut uns niemand an?“ fragte
sie.
„Weil das Raumschiff unsichtbar ist“ sagte
Ami.
„Mit diesem System“ dachte Copo,
„könnte ich an Hunden vorbei gehen,
würde an ihren Zungen ziehen und sie
würden mich nicht sehen..., interessant.“
„Dieses Land wird Afrika genannt. Jetzt
gehen wir ein wenig weiter nach
Norden, zu den arabischen Ländern.“
Der grüne Dschungel lag hinter uns. Es
zeigte sich eine Wüste. An den Ufern
eines großen Flusses sahen sie mehrere
Dörfer. Auch durch diese sehr heißen
Straßen gingen viele Kinder zur Schule.
Keiner von ihnen schien traurig zu sein.
Im Gegenteil: sie gingen glücklich zur
Schule.
„Magst du Kriege, Perlita?“ fragte Ami.
„Natürlich nicht!“ antwortete das Mädchen.
„Weißt du, wer an allen Kriegen schuld ist?“fragte er
wieder.
„Nein“ sagte Perlita.
Copo zeigte einen Eckzahn. Das
bedeutet „die Hunde“.
„Wer ist an den Kriegen schuld?“ wollte
das Mädchen wissen.
„Die Unwissenheit“ sagte Ami.
„Die Unwissenheit?“
„Ja. Unwissenheit ist an den Kriegen
schuld. Die Menschen sind sich nicht
bewusst, dass, wenn sie in Liebe leben,
Probleme einfach zu lösen sind und sie
keine Kriege mehr brauchen.“
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Perlita war nachdenklich. Dann fragte sie:
„Wird das in der Schule unterrichtet?“
„Naja, nicht viel. Nicht genug.
Deswegen sind viele Leute nötig, um
Bücher zu schreiben, die diese Dinge
lehren. Gut. Viele Kinder werden sie
lesen und wenn sie aufwachsen werden
sie wissen, dass Kriege nicht
erforderlich sind.“
„Ich möchte Bücher schreiben, die sagen, dass
alle auf dieser Welt in Liebe zusammen leben
sollen“ sagte Perlita.
„Woher weißt du das?“fragte Ami lachend.
„Ich weiß es nicht...“
„Es ist dein Stern, der dir das sagt.“ Er
will, dass du alles tust, was zu Frieden auf
der Welt führt. Es ist schön, dass du
Bücher schreiben willst, aber wenn du
nicht in die Schule gehst, wirst du dazu
nicht in der Lage sein.“
„Warum Ami?“
„Weil du nicht lesen und schreiben kannst. Und das
Ist, was du in der Schule lernen kannst.“
„Ich wusste es“ sagte das kleine
Mädchen verärgert. „Die Fischsuppe und
die Schule können nicht vermieden
werden.“
Ami, Copo und Pompi fingen an zu
lachen. Ein wenig später sagte Ami:
„Perlita, schau wie glücklich diese
Kinder spielen. In Schulen gibt es nichts
Schlechtes. Schauen wir uns an, was mit
den Kindern in Europa passiert.“
Ami drückte ein paar Knöpfe auf dem Brett
vor seinem Stuhl und das Raumschiff flog mit
enormer Geschwindigkeit Richtung Norden.

Er erschien ein nicht sehr breites Meer: das Mittelmeer.


Danach kamen einige Inseln.
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Das Fahrzeug begann sich langsam und in
geringer Höhe über diesen Inseln zu
bewegen. Auch dort gingen viele Kinder zu
Fuß in Richtung Schule. Stück für Stück
gingen sie vorwärts über tausende von
Dörfern und Städten. Überall war das
Spektakel das Gleiche: Kinder liefen an
Straßen, kletterten auf Hügel und
überkehrten Flüsse. Alle wollten lernen.

Da sie über kalte Landstriche flogen, wo


Winter war, sah Perlita, dass die Schüler durch
die Kälte, Schnee oder Regen nicht gestoppt
wurden.
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Perlita wollte wissen, was in einer Schule
geschieht. Ami schaltete einen
Bildschirm an. Das Innere eines
Zimmers erschien. Dort malten einige
Jungs und Mädchen, andere schnitten
Papier-Figuren aus und klebten sie auf
Kartons.
Perlita lächelte glücklich.

„Ist es das, was sie in einer Schule tun?“


„Das“ sagte Ami, „aber auch singen,
Buchstaben und Zahlen lernen.
Dann können sie Zeitschriften, Bücher und Geschichten
lesen. Schau.“ Ein anderer Raum der Schule erschien auf
dem Bildschirm.

Dort beobachteten einige ältere Kinder ihre


Lehrerin, die auf die Tafel die Teile einer
Blume zeichnete. Das interessierte Perlita.
„Ich mag die Blumen“ sagte sie. „Ich frage
mich, was sie in ihrem Inneren haben?“

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„All das wird in der Schule gelernt, Perlita.
Du erfährst mehr über andere Länder, andere Völker,
über Tiere, Sterne,...
„Über die Sterne!“ rief die Kleine sehr aufgeregt.
„Sicher“ sagte Ami, „über die Sterne, über Frieden
und Liebe.“
„Dann will ich auch in die Schule gehen!“
„Bravo!“ sagten die anderen drei, jeweils in ihrer
eigenen Sprache. Dann drehten sie noch eine Runde
und begannen voller Freude zu singen. Dann kehrten
sie schnell zu dem Haus zurück, in dem Perlita lebte.
Ami versprach, bald wiederzukommen, wenn sie in
der Schule war.
„Dann werden wir in anderen Welten des Universums
gehen, in denen es keine Kriege mehr gibt. Dort leben
alle in Liebe“ sagte Ami.
„Ich möchte auch in solch einer Welt leben“ seufzte
Perlita.
„Und du kannst es tun, aber nicht in einer anderen Welt,
sondern in dieser einen“ sagte Ami. Copo zerknitterte seine
Nase, das bedeutet: „Es scheint, dass Ami verrückt ist. Er weiß
nicht, dass es hier auf der Erde nur wenig Liebe gibt“. Pompi
ließ sein linkes Äuglein dreimal aufglänzen. Das bedeutet „Lasse
ihn ausreden Copo."

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„Um diese Welt zu verändern“ fuhr Ami
fort, „ist notwendig, dass viele Menschen
für Frieden und Einheit arbeiten, um den
Menschen zu helfen, damit sie wissen,
dass die Liebe das Wichtigste im
Universum ist. Wenn jeder das weiß, wird
es keine Kriege mehr geben...“

„Dann werde ich daran mitarbeiten, wenn ich


groß bin“ sagte das Mädchen.
„Das ist gut, Perlita!“ sagte Ami. „Aber zuerst
musst du zur Schule gehen.“
„Und ich werde glücklich dort hingehen!“ sagte
Perlita.

Ami begleitete seine Freunde bis zur Wohnungstür.


Sie trennten sich mit einer Umarmung voller
Zuneigung.
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Perlit ging zurück in ihr Bett. Alle drei gingen ins
schlafen.

Nun war Copo ein sehr enger Freund des Teddybären Pompi
geworden und war nicht mehr eifersüchtig.
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Am nächsten Tag wartete das Mädchen
ungeduldig bis es Zeit war, um zur Schule zu
gehen.
„Wie froh ich bin!“ sagte die Mutter. Es ist
großartig, dass Perlita keine Angst mehr hat,
in die Schule zu gehen.“

„Was war es, das dich so verändert hat?“ fragte der


Vater.
„Eine Spazierfahrt, die ich gestern Abend mit dem
Raumschiff von Ami gemacht habe. Stimmt‘s, Copo?“

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Die Katze bewegte ein Ohr, um zu sagen
„Ja“, aber weil ältere Menschen die Sprache
der Katzen nicht verstehen und keine Sterne
sehen, die an der Brust glänzen, dachte der
Vater von Perlita, dass sich seine Tochter
wieder Geschichten ausdenkt...
Ende

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