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Der Name Mohammad.

Von Hubert Grimme.

Der arabische Prophet trägt einen Namen, der ihn nach

der üblichen Meinung als „den Gepriesenen" bezeichnet. Wer

auf der Höhe des Prophetentums steht, zu dem würde ein

solcher Name recht wohl passen. Aber daß das Söhnchen des

5 armen 'Abdallah yon Mekka auch schon als ein „Gepriesener"

einhergegangen sei, muß uns stutzig machen. Aus solchem

Gefühl heraus hat A. Spbenoeb die Behauptung aufgestellt,

den Namen Mol^ammad habe sich der arabische Prophet erst

auf der Höhe seiner Macht in Medina zugelegft. Aber daß

10 solches unhaltbar ist, ist bei Nöldeke-Schwally, Oeschichte

des Korans, S. 9, Anm. 1 ausgiebig dargetan, vor allem durch

den Hinweis, daß sich Mol^ammad als Personenname schon

lange vor dem Islam in Arabien belegen läßt, nnd zwar für

Nordarabien aus Ibn Duraid, für Südarabien aus dem syri-

15 schen ".800Ä; of the Himyarites" und mehreren sabäischen In¬

schriften (z. B. CIS. IV, 353 mODno). Ist also an der Tat¬

sache, daß der Prophet immer den Namen Mo^^ammad getragen

hat, nicht zu rütteln, so wäre doch einmal zu überlegen, worauf

dieser Name eigentlich geht. Auf den Namensträger selbst?

20 Das ist bisher nicht bestritten , dürfte aber keineswegs ricb¬

tig sein.

Die Wurzel des Wortes Mohammad, das Verb «Xo, be¬

deutet in seiner 1. Form „preisen", genauer wohl „dankend

preisen", wie denn südarabisches iDn geradezu für „danken"

25 gebraucht wird. Im Hinblick auf Sure 3, 185, wo den Juden

vorgeworfen wird, «ie hätten nach ihrem Treubruche gewünscht,

dafür noch „gepriesen" zu werden (l^ixii? ^1), ist anzunehmen.


Der Name Mohammad. 25

daß als Ziel dieses „Freisens" nicht nur Gott, für den der
ö
Prophet davon den „schönen Namen" lXa«^ abgeleitet hat*),

sondem auch jeglicher Mensch genommen werden könne. Für

die 2. Form jcZ»- ist das anders; als Denominativ von i oZJ^^

„Preis sei ..!" weist sie immer auf Gott hin. Daraus wäre 6

dann zu schließen, daß auch der Name Mo^jiammad inhalt¬

lich auf Gott ging:e. Wie könnte aber ein Mensch einen

Namen tragen, der von Gott etwas aussagt? Die Erklärung

dafür liegt darin, daß wir es hier mit einem abgekürzten

theophoren Eigennamen zu tun haben. Derselbe dürfte ur- lo

sprünglich Muhammad + 'i2u gelautet haben. Im Safate¬

nischen tritt uns ein Name ^NnaDD*) = „Gott ist gepriesen"

entgegen. Dieser lehrt uns in Inschrift Wetzstein 41*) (=

Wetzst. 175) ein deutliches nono (das auch noch in Wetzst. 285

vorkommt) mit einem folgenden schlecht kopierten Zeichen, is

bzw. Doppelzeichen als den Namen [... J3 nai Ja] Snidpid be¬
stünmen. Das Safatenische macht von der Möglichkeit theo¬

phore Eigennamen gelegentlich abzukürzen, reichen Gebrauch;

so finden sich nebeneinander z. B. hH2m nnd nm (auch jam),

hH>n und "«n, bnzn und an, nhvhn und o^ö. Es läßt sich»

beweisen, daß dabei der verkürzte theophore Namen begriff¬


lich dasselbe bedeutet wie der Vollname.

Da die safatenischen Inschriften bis hart an die Grenze


der islamischen Zeit reichen — wie Duss. Macl. 554 mit ihrer

Erwähnung des Persereinfalles in den Qaurän beweist —, so es

ist es nicht zu gewagt, den mittelarabischen Namen Mo^^ammad

als Kurzform von Moi^ammad-'il zu erklären, und nicht ana¬

chronistisch, dem Zeitalter des Propheten noch einen Begriff

von der religiösen Bedeutung solcher Kurznamen zuzusprechen.

1} Oder entnahm er ihn dem religiSten Formelichatc der Öahilijja?


In thamudischen Inschriften (i. B. jAüssxx-SATiairAC 869, 411, 486, 482,
584, 556) findet sich ian als Qottesname.
2) Duss. MaoL 280, wo Dussaud die unmögliche Form b-<n30« lie^t.
8) WsTEBTiiM hat 877 fafatenisohe Inschriften kopiert — nicht 260,
wie g. B. Dussaud behauptet. Ich werde sie im Laufe dieses Jahres
in ihrer Gesamtheit herausgeben.
26 Hübebt Gbimme.

Dann führte Mohammad seinen Namen im Bewußtsein, damit

zu bezeugen, daß Gott „der Gepriesene" sei, so wie auch der

Name 'Ali als der „Hohe" oder ^älid als der „Ewige" nicht

auf den Namensträger, sondern auf Gott bezogen wurde.


5 Was ich für den Sinn von Mohammad behaupte, muß

auch für 'Ahmad gelten, da der Prophet in Sure 61, 6 mit

diesem Namen in der Vorzeit vorhergesagt zu sein behauptet.


Die safatenischen Inschriften lehren uns das Verhältnis von

'Ahmad zu Mohammad richtig verstehen. Hier ist es etwas

10 ganz Übliches, daß ein theophorer Name, nachdem er um die

Gottesbezeichnung gekürzt war, in die Elativform gesetzt

wird. Ich verweise auf Fälle wie ^Nta'jS — ü'?S — ta'jS«,

•jsmp—öip— Dips, ^sop—np— Dips, "jKon— nn—cn«,


d'jü'?«— D^ö — d'?BS. Die Elativform verwischte nicht den

15 religiösen Begriff des theophoren Namens, sondern verstärkte

ihn, ähnlich wie Mohammad den „schönen Namen" Gottes

durch die Erweiterung zu ^;;y^J>!y( f^Ji zu heben be¬

strebt war. So erzielte er mit seiner Neubildung iX.ij>! den

Begriff „Gott ist der sehr Gepriesene". —

20 Da Mohammad ein theophorer Eigenname ist, so konnte

normalerweise von ihm keine Femininform gebildet werden.

Doch hat Nöldeke nicht recht, wenn er in seiner Besprechung

von Mobeeg's Ausgabe des ".Booä; of the Himyarites" (Gött

Gel.-Anz. 1925, S. 157) behauptet, daß es im Islam ausgeschlossen

25 gewesen sei, einem Weibe den Prophetennamen mit weiblicher

Endung zu geben. Jede Regel im Sprachgebrauch hat ihre

Ausnahme, und als eine solche hat es zu gelten, wenn auf

einem Grabstein aus Altkairo, der sich in meinem Besitz be¬

findet, in schönem Kufi hinter der Basmala zu lesen ist:

so »JUI ill «Jt iii J^^" J^jfxc »Ju-S? ^ tÄ3>

Übrigens soll der Name Mo^ammada noch mehrfach auf

altkairensischen Grabsteinen vorkommen, wie mir von Seiten

der Verwaltung des Arabischen Museums in Kairo versichert


worden ist.
Der Inhalt der Nabatäischen Landwirtschaft.

Ein Versuch, Ibn Wahstja zu rehabilitieren.

Von Martin Plessner.

Das ungeheure Aufsehen, das das nähere Bekanntwerden

mit den Werken Ibn Wahäijas in der ersten Hälfte des

vorigen Jahrhunderts erregte, hatte zur Folge, daß uns eine

Ausgabe dieser Werke, insbesondere der Nabatäischen Land¬

wirtschaft, von Chwolson versprochen wurde. Als Vorarbeit 5

lieferte er eine allgemeine Charakteristik der genannten Werke

und die Darstellung der literarhistorischen und historischen

Nachrichten, die sich ihm aus ihnen selbst ergaben*). Seine

Begeisterung über die von ihm für echt gehaltenen uralten

Geschichtsquellen, die er der Allgemeinheit mitzuteilen gedachte, lo

wurde allerdings sehr bald durch den meisterhaften Nachweis

der Fälschung dieser Schriften abgekühlt, den Alfeed v. Gut¬

schmid zwei Jahre später lieferte"). Und als gar Th.Nöldeke*)

eine neue Charakterisierung des Inhalts der Nabat. Landw.

gab, „um Andere davon abzuhalten, sich mit demselben (sc. 15

dem Buch) unnütze Mühe zu machen", da war das Interesse

der gelehrten Welt an diesen Werken endgültig dahin. Und

noch 1903 konnte Fbanz Boll*) den Satz schreiben: „Das

Thenkelöshabuch des Ibn Watiäijja ist gleich seinen übrigen

Schriften verdientermaßen (Sperrung von mir) noch immer 20

unediert geblieben und wird es wohl auch bleiben". Immer-

1) über die Überreste der altbabylonischen Literatur in arabischen


Übersetzungen. Memoire« dei Savaots dtrangers pr^sent^s k I'Ac. Imp. des
Sciences de St.-P^tersbourg, t. VIII (1859), 329—524.
2) Die Nabatäische Landwirtschaft und ihre Geschunster. ZDMG.
XV (1861), 1—110 = Kleine Schriften II, 568—716. (Vgl. Nachtrag 1.)
8) Noch Einiges über die „nabatäische Landwirtschaft". ZDMG.
XXIX (1875), 445-55. 4) Sphaera, S. 428.

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