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Das fremde Kind nach Johann Peter Hebel (1812)

Durch den Schnee und durch die Tannen des Schwarzwalds kommt abends am 5. Dezember
1807 ein achtjähriges Mägdlein halb barfuß, halb nackt, vor das Häuslein eines armen Mannes
und gesellt sich zu den Kindern des armen Mannes, die vor dem Hause waren. Es geht mit ihnen
in die Stube und denkt nicht mehr daran, fortzugehen. Der Mann fragt das Kind, wo es
herkomme. „Aus Gutenberg." - „Wie heißt dein Vater?" - „Ich habe keinen Vater." - „Wie heißt
deine Mutter?" — „Ich habe keine Mutter." - „Zu wem gehörst du denn sonst?" - „Ich gehöre
niemand sonst." - Aus allem, was er fragte, war nur so viel herauszubringen, dass das Kind
mehrere Jahre mit Bettlern herumgezogen sei und dass es jetzt da sei. Als der Mann mit seiner
Familie zu Abend aß, setzte sich das fremde Kind auch an den Tisch. Als es Zeit war zu schlafen,
legte es sich auf die Ofenbank und schlief auch. Der Mann dachte, ich kann das arme Kind nicht
wieder in sein Elend hinausjagen, so schwer es für mich ist, eins mehr zu füttern. Aber am
dritten Tag sagte er zu seiner Frau: „Ich will's dem Herrn Pfarrer erzählen." Der Pfarrer lobte
den guten Mann, aber er sagte: „Das Mädchen soll nicht das Brot mit Euern Kindern teilen,
sonst werden die Stücklein zu klein. Ich will ihm einen Vater und eine Mutter suchen." Also ging
der Pfarrer zu einem wohlhabenden und gutdenkenden Mann, der selber wenig Kinder hatte.
„Peter", sagte der Pfarrer, „wollt Ihr ein Geschenk annehmen? Es kommt von unserm lieben
Herr Gott." - „Wenn's von dem kommt so ist's kein Fehler", antwortete der Mann. Also bot ihm
der Pfarrer das verlassene Mädchen an und erzählte ihm die Geschichte dazu. Der Mann sagte:
„Ich will mit meiner Frau reden." Der Mann und die Frau nahmen das Kind mit Freuden auf.
„Wenn's gut tut", sagte der Mann, „so will ich's erziehen, bis es sein Stücklein Brot selber
verdienen kann. Wenn's nicht gut tut, so will ich's wenigstens behalten bis im Frühjahr. Denn
dem Winter darf man keine Kinder anvertrauen." Jetzt hat er das Kind schon vier Winter und
vier Sommer. Denn das Kind tut gut, ist folgsam und dankbar und fleißig in der Schule. Wer das
fremde Töchterlein unter den andern in der Schule sieht, sollt es nicht erkennen, so gut sieht es
aus, und so sauber ist es gekleidet. So etwas tut wohl.

Fragen:
1. In welcher Jahreszeit beginnt diese Geschichte?
a. Im Sommer
b. Im Herbst
c. Im Winter
2. Wie alt ist das fremde Mädchen?
a. 5 Jahre alt
b. 8 Jahre alt
c. 10 Jahre alt

3. Wo waren die Eltern des Kindes?


a. Es hatte keine Eltern.
b. Sie lebten im Schwarzwald.
c. Sie lebten bei Bettlern.

4. Warum wollte der Mann das Kind nicht behalten?


a. Er mochte das Kind nicht.
b. Er war arm und hatte selbst schon zu viele Kinder.
c. Seine Kinder mochten das Kind nicht.

5. Wie reagierte der Pfarrer?


a. Er wollte, dass der Mann das Kind behalten sollte.
b. Er wollte es nach Gutenberg schicken.
c. Er wollte dem Kind neue Eltern finden.

6. Was machte der Pfarrer?


a. Er bat einen reichen Mann um Hilfe.
b. Er gab dem armen Mann Geld für das Kind.
c. Er gab den Bettlern ein Geschenk.

7. Wie lange wollte der wohlhabende Mann das Mädchen behalten?


a. Mindestens vier Jahre
b. Mindestens bis zum Ende des Winters.
c. Mindestens bis es selbst arbeiten konnte.

8. Wie hat sich das Mädchen bewährt?


a. Es musste im Frühjahr gehen.
b. Es lernte nichts in der Schule.
c. Es war dankbar und gut in der Schule und durfte bleiben.

9. Warum hat Johann Peter Hebel diese Geschichte erzählt?


a. Er hat das Mädchen gekannt.
b. Die Geschichte ist positiv und machte ihn glücklich.
c. Der Pfarrer hat ihn gebeten, die Eltern des Mädchens zu finden.

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