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Das Manuskript dieses Traite de phonostylistique nahm jedoch einen derartigen Umfang
an, daß der Verf. sich entschloß, die einleitenden Teile separat als eine Einführung für
Studenten und interessierte Laien zu publizieren. So sind wir gewissermaßen durch Zufall
zu einem ausgezeichneten Hand- und Studienbuch gekommen, das durch eine geschickte
Auswahl und Präsentation einer Reihe von (linguistischen, phonetischen und intonologi
schen) Grundbegriffen dem Leser «le fonctionnement phonetique du frarn;:ais, dans son
rapport avec la variation» näherbringen will (3). Diese Betonung des Variationsaspekts ist
vollkommen neu in einem Werk dieser Art und zeigt - auch wenn es sich weniger um einen
soziolinguistischen, als vielmehr um einen deskriptiven Variationsbegriff handelt - sehr
deutlich, in welche Richtung sich die Linguistik in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat.
Trotz dieser variationslinguistischen Orientierung, der wiederholt zum Ausdruck gebrach
ten Überzeugung, daß die Sprache ein heterogenes, in dialektaler, soziolektaler und prag
matischer Hinsicht differenziertes Phänomen ist, bekennt sich Leon aber auch gleichzeitig
zu einer reduktionistischen Darstellung der akustischen und physiologischen Daten, denn
nur auf diese Weise können sie eine gewisse explikative Potenz gewinnen (3s.). Korrigiert
soll dieses Vorgehen dann durch die phonostilistische Komponente werden, die die syste
matische Vereinfachung wieder auflöst, um den (gewollten oder ungewollten) «aspects
stylistiques de l'expressivite orale» zu ihrem Recht zu verhelfen, ganz gleichgültig, ob sie
nun eine dialektale, soziolektale, pragmatische, emotive oder attitudinale Grundlage
haben. Leon nimmt hier ausdrücklich die stilistischen Ansätze von Bally und Riffaterre
wieder auf, transportiert sie aber vom lexikalischen und morphosyntaktischen auf den
phonetischen bzw. phonologisch/intonologischen Bereich (4).
Zur vollen Entfaltung wird dieser Ansatz erst im für 1994 angekündigten Traite de
phonostylistique kommen2 , was allerdings nicht hindert, daß sich auch in der vorliegenden
Einführung schon deutlich abzeichnet, was von dieser Darstellung zu erwarten ist. Eine
kurze Einleitung (3s.), zwölf Hauptkapitel und eine kondensierte Schlußbetrachtung
(163-65) geben hierzu ausreichend Gelegenheit. Dabei ist Kap. 1 den allgemeinen (lingui
stischen) Grundlagen und Grundbegriffen gewidmet, die Kapitel 2-7 befassen sich mit der
segmentalen Phonetik, die Kapitel 8-10 mit dem suprasegmentalen Bereich, die Kapitel 11
und 12 schließlich mit gewissen segmentalen Abhängigkeiten von suprasegmentalen Phä
nomenen. Jedes dieser Kapitel wird durch einen Katalog von Übungsaufgaben und eine
1
Cf. P. R. LEON, Prononciation dufranc;ais standard, Paris 41988; rn., Essais de phonostylisti
que, Montreal/Paris/Bruxelles 1971; rn ./PH. MARTIN, Prolegomenes a l'etude des structures into
natives, Montreal/Paris/Bruxelles 1969.
2
Er soll ebenfalls bei Nathan in Paris erscheinen; im Moment der Redaktion dieser
Besprechung (August 1993) liegt er jedoch noch nicht vor.
themenbezogene Bibliographie ergänzt3. Abgeschlossen wird der Band von einem Schlüs
sel zu den Aufgaben (167-75), einer Bibliographie generale (allgemeine Werke zum
Thema, die nicht in die Kapitelbibliographien eingehen; 177s.), sowie einem Namens- und
einem Begriffsindex (179s. bzw. 181-85).
In dem den (linguistischen) Grundlagen gewidmeten 1. Kapitel (5-16) diskutiert Leon
zuerst (im Anschluß an Hjelmslev) die Begriffe contenu und expression. Es schließen dann
an: forme und substance, phonematique und phonologie, expression prosodique, accentua
tion4 und pause. Es folgen dann Ausführungen zur Kombinatorik, zur Variation, zu Kode
und Zeichen, der Natur des Zeichens, seiner Motiviertheit bzw. Arbitrarietät und Kon
ventionalität. All dies ist zweifellos von hohem Niveau, und trotzdem scheinen mir gerade
in diesem Kapitel eine Reihe von Vorbehalten angebracht zu sein:
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- Bei der Diskussion der Begriffe forme und substance (5s.) scheint Leon die Substanz mit
den Inhalten bzw. der Semantik gleichzusetzen, die Form dagegen mit der Syntax. Dies
ist - zumindest wenn man sich für die vorangehende Diskussion von contenu!expression
auf Hjelmslev beruft - nicht statthaft: als in die Form eingehende Substanzen haben
vielmehr rangniedrigere Einheiten (aus der Perspektive der ranghöheren) oder im
Endeffekt der außersprachliche im Hinblick auf den sprachlich geformten Bereich zu
gelten5 • Oder mit anderen Worten: Die Form ist die systematische Organisation (valeur)
von Außersprachlichem. D.h. aber: Der Gegensatz Form/Substanz gilt für alle sprachli
chen Hierarchie-Ebenen, die phonologische, die semantische, die morphologische, die
lexikalische, die syntaktische, die intonologische, usw 6 •
- P. 6 wird die Unterscheidung der Laute in Vokale, Konsonanten und Halbvokale (semi
consonnes) als eine Kategorisierung im Bereich der ausdrucksseitigen Substanz bezeich
net. Dies scheint mir zumindest zweifelhaft zu sein: Wenn man die Vokale als den
Silbenkern bildend, die Konsonanten als marginale Elemente der Silbe und die Halbvo
kale als marginalisierte Silbenkerne7 betrachtet, dann kommt ihnen durchaus funktiona
ler Charakter und damit der Status von Formen zu.
- Die Phone (ich ziehe im Anschluß an Pottier den Ausdruck Phonien vor), d.h. die
konkreten Lauteinheiten, würden nach Leon in der europäischen Tradition «elements
phonematiques» genannt (6). Bei dem allgemeinen terminologischen Chaos kommt dies
in der Tat vor; die normale europäische Bezeichnung ist aber elements phonetiques8 •
- Die Ausführungen auf p. 10 müssen eigentlich so interpretiert werden, daß Leon (im
Gefolge von Martinet) zwischen den einzelnen Phonemen eine marge de securite an
nimmt; in Wirklichkeit überlappen die Realisierungsbereiche der Phoneme, so daß sie
3
Eine kurze Durchsicht dieser Fragen hat ergeben, daß sie im allgemein-linguistischen Teil
eher zu einfach, im phonologischen und intonologischen Teil dagegen oft zu schwierig für ein
einführendes Handbuch sind. Leons souveräne Beherrschung dieser Materie hat wohl verschie
dentlich zu einer Unterschätzung der Schwierigkeiten geführt, die sie einem Anfänger bereiten
kann.
4
Leon zieht accentuation dem Terminus accent vor, da dieser auch für den lautlichen Reali
sierungshabitus gewisser Sprachgemeinschaften, Gruppen usw. verwendet wird.
5
Cf. hierfür L. HJELMSLEV, Prolegomenes ii une theorie du langage, Paris 1968:73ss.; P.
WuNDERLI, Ferdinand de Saussure und die Anagramme, Linguistik und Literatur, Tübingen
1972:92ss.
6
Eigenartigerweise werden dann bei LfoN, p.120 die beiden Begriffe im Hinblick auf die
Intonation vollkommen korrekt angewendet.
7
Zu ergänzen wären noch die Sonanten, die als in der Silbenstruktur zentralisierte Randele
mente zu gelten haben.
8
Cf. auch p. 22 etc.
semiologische Systeme, die dazu dienen, den lautlichen (phonologischen) Code mit
anderen Mitteln wiederzugeben; dabei «reinterpretiert» die Schrift den phonologischen
Code direkt, das Morse- und das Braille-Alphabet dagegen mittelbar, d.h. über die
dazwischengeschaltete Ebene der Schrift 10 .
- P. 13 werden «lautliche» und «relative» Motivation in einem Atemzug genannt, obwohl
es sich hierbei um zwei grundsätzlich verschiedene Dinge handelt: im ersten Fall haben
wir eine Beziehung zwischen einem Signifikanten und dem außersprachlichen Bereich,
im zweiten dagegen eine Beziehung zwischen einem komplexeren und mindestens zwei
weniger komplexen Zeichen.
In den folgenden 11 Kapiteln sind die Vorbehalte bedeutend seltener. Die Behandlung der
segmentalen Phänomene (17ss.) beginnt mit Kap 2, «Du son a la graphie: la transcription
phonetique». Leon betont (gegen Derrida und seine Schüler), daß der orale Code primä
rer, die Schrift nur sekundärer (und überdies fakultativer) Natur sei. Er geht auf die
Entwicklung der Schrift ein, zeigt, daß sie oft die Sprachentwicklung bremst, diskutiert
den phonologischen Grundcharakter der Alphabetschrift, präsentiert verschiedene
«exakte» Transkriptionssysteme, um dann ausführlicher auf das API und seine Verfeine
rungsmöglichkeiten einzugehen. Es folgt dann noch ein Überblick über die französischen
Vokale und Konsonanten sowie eine Diskussion der Begriffe mot phonique, groupe ryth
mique und groupe le souffle. - Kap. 3, «La nature physique des sons de la parole» (29ss.),
differenziert zuerst zwischen artikulatorischen, akustischen und auditiven (perzeptiven)
Aspekten und ihren Parametern (Dauer, Intensität, Tonhöhe, Timbre). Es folgen dann
Ausführungen zur akustischen Analyse der Laute, zur Formantenstruktur usw. Kap 4, «La
perception des sons de la parole» (41ss.), liefert hierzu die perzeptiven Entsprechungen,
und in Kap. 5, «La production des sons de la parole» (46ss.), wird ausführlich auf die
artikulatorischen Aspekte eingegangen: die Artikulationsorgane werden detailliert vorge
stellt und im Zusammenhang mit ihren Funktionen Phänomene wie Flüstern, (Ent-)Sono
risierung, Silbenbildung usw. diskutiert. Nach der Behandlung der Artikulationstypen und
-orte wird dann noch ausführlich auf die wichtigsten Analysemethoden, die Palatogramme
und die Röntgenfilme, eingegangen, die jedoch beide den Mangel haben, nur zweidimen
sionaler Natur zu sein; die Zukunft dürfte deshalb der holographischen Darstellung gehö
ren, die im Moment von A. Marchal entwickelt wird, und die gute Chancen hat, die
scheinbare Unstabilität gewisser Artikulationen über kompensatorische Phänomene in der
dritten Dimension erklären zu können. - Kap. 6 und 7 widmen sich dann der Klassifikation
der Konsonanten (65ss.) und Vokale (79ss.). Hier wird nun deutlich, warum der artikula
torische Bereich vom Verf. bevorzugt behandelt worden ist: Die artikulatorische Klassifi-
9
Cf. P. WuNDERLI, Französische Intonationsforschung, Tübingen 1978:128 et passim.
10
Cf. P. WUNDERLI, Saussure-Studien, Tübingen 1981:25ss.
kation ist für ihn nachwievor die einzig überzeugende (67). Neben der Klassifikation wird
auf kombinatorische Phänomene11, komplementäre Distributionen, individuelle, dialek
tale, soziale und phonostilistische Varianten eingegangen; ebenso wird versucht, den spe
zifischen Charakter des Französischen im konsonantischen und vokalischen Bereich her
auszuarbeiten. Auffallen muß, daß Leon immer nur mit (durchaus korrekten) Matrixdar
stellungen arbeitet. Hier wäre für die Zukunft zu überprüfen, ob Arboreszenzen nicht zum
Teil erheblich aussagekräftiger sind. Würde man z.B. die frz. Nasalvokale nicht nur nach
den Kriterien anterieur!posterieur und ecarte/arrondi in eine Matrix einbinden, sondern
eine hierarchisierte Baumdarstellung des folgenden Typs wählen:
--------------
[Nasalvokal]
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palatal velar
!EI /ÄO/
�
gespreizt gerundet gespreizt gerundet
m !&! /eil /3/
dann könnte so nicht nur der (De-)Kodierungsvorgang simuliert werden, sondern - über
das Einbringen der Archiphoneme - auch deutlich gemacht werden, was bei der Neutrali
sierung von Oppositionen wie m vs. /&/ oder /eil vs. /3/ passiert: nämlich eine Tilgung der
untersten Merkmalstufe und ein Rückgriff auf die Ebene der Archiphoneme.
Die drei den Suprasegmentalia gewidmeten Kapitel (95ss.) beginnen in Kap. 8 mit
Ausführungen zur rhythmischen Grundstruktur (Silben und Silbengruppen), wobei die
Silbe als pulsionelle Größe mit im Frz. ausschließlich vokalischem Kern gesehen wird.
Nach dem Silbenschnitt (interne Junktur) wird dann die frz. Silbenstruktur dargestellt, die
durch eine Tendenz zur offenen Silbe gekennzeichnet ist und dem Frz. seinen spezifisch
sonoren Charakter sichert. Es folgen weiter: Artikulationsdauer der Phonien, Silben
dauer, dialektale und phonostilistische Varianten, Silbengruppen (mot [groupe] phonique,
groupe de souffle, groupe rythmique), die Pause und ihre phonostilistischen Aspekte,
Realisierungart und Tempo. Überraschen muß in diesem Teil, daß nach Leon bei Paaren
wie bete/bette, pate!patte usw. der Quantitätsunterschied im Verschwinden begriffen sein
soll (99). Nach meinen eigenen Daten ist dies keineswegs so; vielmehr besteht eine deutli
che Tendenz, Qualitätsunterschiede wie /a/ vs. /a/, /,;,/ vs. lad usw. zu nivellieren, und
diesen Abbau durch einen Quantitätsunterschied aufzufangen: Wir hätten also viel eher
eine Rephonologisierung der Quantität. - Kap. 9 (107ss.) ist der accentuation und dem
rythme gewidmet. Es werden nacheinander diskutiert: Natur, Ort und Funktion des Nor
malakzents, der Insistenzakzent, der groupe rythmique, dialektale, diskursive und emotive
Varianten, die pragmatische Funktion des Rhythmus, die Universalienfrage, die rhythmi
schen Typen und die Tendenz zur Isochronie, und schließlich Form und Substanz des
Akzents. - In Kap. 10 kommt Leon zum eigentlichen Kern seiner Darstellung, der Melo
die und der Intonation (119ss.). Nach einer sorgfältigen Einführung der Begriffe Fre
quenz, Tonhöhe, Melodie und Intonation geht er auf den Zusammenhang zwischen Akzent
und Intonation ein und diskutiert das Intonem (signe intonatif), das teils als motiviert, teils
11
Bei den Vokalen zeigt Leon, daß es in beschränktem Umfang auch so etwas wie eine
Vokalharmonie gibt (85), was sicher nicht als allgemein bekannt gelten darf.
als konventionell gesehen wird. Nach Verf. ist zwischen drei verschiedenen linguistischen
Intonationsfunktionen zu unterscheiden, die als /'\., / und '\. symbolisiert werden
können und denen die Werte 'Aussage', 'Entscheidungsfrage' und 'Injunktion' zugewiesen
werden (121) 12• Hier würde ich wieder einmal einige Vorbehalte anmelden. Leon arbeitet
in dieser Darstellung nur mit drei Mustern, was eine Halbierung der Zahl gegenüber
seinen früheren Arbeiten (und gegenüber Delattre, Wunderli 13 usw.) bedeutet. V.a. wird
auch nicht klar, in welchem Zusammenhang diese Einheiten mit den später eingeführten
Konturen der Parenthese, Kontinuation, Ergänzungsfrage und Implikation (122, 131 et
passim) stehen und welcher Status dieser zweiten Gruppe zukommt. Überdies scheint es
mir nicht statthaft, von einer role phonologique zu sprechen, handelt es sich doch ganz
offensichtlich um Zeichen, denen - im Gegensatz zu den phonologischen Einheiten - eine
Inhaltsseite zukommt. Faßt man Leons Ausführungen zusammen, so kommt man nach
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wievor auf einen Grundstock von sechs Konturen, die man in seiner Notation folgender
maßen symbolisieren kann 14: / (continuation), //(Entscheidungsfrage),'\. (Finalität),
'\.'\. (Injunktion und Ergänzungsfrage), ---+ (Parenthese) und//'\. (Implikation). Es
folgen weiter die phonetische Beschreibung der Intonationsverläufe mithilfe von 5
Niveaus, die Diskussion der Rolle der nicht-melodischen Parameter (Intensität und
Dauer), die Zusammenhänge zwischen Intonation und Syntax 15, die komponentielle Ana
lyse, phonostilistische, identifikatorische und impressive Funktionen sowie die prioritäre
Rolle der Intonation beim primären Spracherwerb.
Den Abschluß der Darstellung machen die beiden Kapitel über die Rückwirkungen des
suprasegmentalen auf den segmentalen Bereich, in denen die Probleme des g-muet(141ss.)
und von liaison und enchainement (151ss.) diskutiert werden. Die Darstellung zum [g] ist
etwas verwirrend, da Leon ihm einerseits phonologischen Status abspricht, ihm anderer
seits aber doch wieder phonologische Funktionen zugesteht, da es mit 0 kommutieren
kann, da [g/0] mit anderen Vokalphonemen eine Opposition konstituieren können (z.B.
porte/porta/portait), und es minimale Paare vom Typus l'eau!le haut gibt (142). Die weite
ren Ausführungen(143) scheinen mir aber eine ganz andere Lösung nahezulegen: Im Falle
von le haut ist das Graphem h als Wiedergabe des Glottisstops (/?/) zu interpretieren, der
als eine Art «Archikonsonant» gelten kann. Dies würde es aber erlauben, [g] als eine
Variante der Archiphonems (E (mit den phonologischen Realisierungen /re/ und /r/J/ in
betonter Silbe) zu interpretieren, die nur in unbetonter offener Silbe vorkommt und
ihrerseits eine Untervariante [0] neben sich hat. - Im Schlußkapitel greift Leon dann
nochmals weiter aus und bringt die Ergebnisse seiner Darstellung mit den drei Ebenen
System, Norm (deskriptiv und präskriptiv) und Rede von Coseriu in Zusammenhang.
Überdies schließt er an den soziolinguistischen Ansatz von Labov an, von dem er v.a. die
Theorie vom lnferioritätskomplex der unteren Schichten (besser: der unteren Mittel
schicht) und den daraus resultierenden Hyperkorrekturen übernimmt.
Es ist in der vorhergehenden Darstellung deutlich geworden, daß ich im Detail mit
Leon manchmal nicht gleicher Meinung bin. Dies ist aber in einem derart komplexen (und
letztlich nachwievor wenig erforschten) Gebiet wie der Intonologie fast eine Selbstver
ständlichkeit; dazu kommt noch der außerordentlich weit gesteckte Rahmen dieser Prä-
12
Cf. auch LfoN 1992:8.
13 Cf. v.a. P. WuNDERLI, «Intonationsforschung und Prosodie», LRL 511 (1990), 34ss.
14
Eine Doppelung des Verlaufssymbols bedeutet eine Verstärkung des Anstiegs bzw. Ab
falls.
15
Dieser Teil ist besonders wichtig, weil Leon deutlich macht, daß bei eindeutiger morpho
syntaktischer Markierung gewisser Funktionen die Intonation redundant und damit auch ver
zichtbar bzw. durch eine «neutrale» ersetzbar wird (129ss.); dadurch wird ein wichtiges Argu
ment von Martinet und seinen Schülern gegen die Relevanz der Intonation entkräftet.
*
P. W.
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