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INHALT: Vorwort: 1 Griechenland 1950-1973: 3 Der 5. Todestag von Georg Papandreou: 10 Der ProzeB der 17: 11 Die Studentenunruhen: 12 Der Putsch vom 25. November 1973: 16 7 Reaktion von SPD und Juso: 23 Die eigenartigen Geschiifte zwischen Junta und BRD: 24 Wer der Junta die Waffen liefert: 25 Nato und EG: 26 ARD-Interview: Alexandros Panagoulis: 26 Die Geschichte der EDIN (Griechische demokratische Jugend): 28 Kontektadressen: 37 IMPRESSUM: Herausgeber: ZU-EDIN Baden-Wirttemberg Jungsozialisten in der SPD, Landesverband Bader Wo;temberg, Landesversuted Kreisverband Stuttgart, Zentraler Juso-Rat Verantwortlich: J. Antoniou, T. Beys, G. Kafoussias, f K. Valsamakis, N. Zafirakopoulos, "Ih. H. Pohl Redaktionsadresse: 7 Stuttgart 1, HasenbergstraBe 82 Telefon: 07 11 / 62 43 05 Konto: 1084 680 800, Bank fir Gemeinwirtschaft, Stuttgart Druck und Verlag: Eigendruck im Selbstvertag 1. Auflage 1000 24, Januar 1974 Preis: DM 1,50 VORWORT Liebe Genossinnen und Genossen ! .damit der bislang leere Begriff der In- ternationalen Solidaritét flr uns Griechen endlich mit konkreten Inhalten gofiT1t wird...!", forderte ein griechischer Genos- se in einer auBerordentlichen kreisdele- giertenkonferenz der Stuttgarter SPD an- VaBlich des jlingsten Putsches von Novem- be 973 in Griechentand. Der 2. Partei- kongeess der Zentrumsunion-€DIN stellte schon im Novenber 1971 in Wien fest, "\..daB die denokratischen Lunder Westeu: ropas trotz ihrer Verurteilung des faschi- stischen Regimes und der Proteste gegen die barbarische Unterdriickung der demokratischen Rechte des griechischen Volkes nicht zu wesentlichen Schritten ubergegangen sind." Eine eher lakonische Feststellung, die aber die Bitterkeit wiederspiegelt, mit der die~ se Partei die Internationale Solidaritét erfahren hat. Auch seither hat sich an dem Verhalten der sozialistischen und sozialdemokratischen Parteien Westeuropas nicht sehr viel gedn- dert. Ganz besonders trifft der Vorwurf man- gelnder Solidaritat die SPD und die von ihr getragene Bundesregierung, die mit der Junta regen Handel und Wandel pflegt, (besonders schlimm dabei, daB sie auch nicht vor dem Handel mit Waffen Halt macht), die noch nicht einmal einen halbherzigen Beitrag leistet, um verfolgte griechische Demokraten vor dem 2ugriff der Junta zu schiitzen und die gerede- zu.alles tut, um das Ansehen der faschisti- SG griechischen Junta in der Weltoffent- liemeit zu heben. Gerade in den letzten Tagen sind wieder Meldungen zu héren, da Botschafter der Junta und friihere Kabinetts- mitglieder der Papadopoulos-Regierung mit hohen Auszeichnungen der Bundesrepublik bedacht worden sind - fur jeden griechischen Demokraten wahrlich eine Beleidigung. Aber auch die Jungsozialisten sind nicht frei vom Vorwurf der Halbherzigkeit und der Gelegenheits-Solidaritat. Thr Beitrag zur Unterstiitzung des antifaschistischen Kampfes der Griechen und des Kampfes um die Veranderung des griechischen oligarchi~ schen Gesellschaftssystemes in eine sozia~ listische Gesellschaft hat sich bislang auf "gelegentliche Aktivitét aus besonderem AnlaB" beschrankt. Eine kontinuierliche Zu- sanmenarbeit mit griechischen Genossen gab es nur in ganz wenigen Orten und erst recht gab es keine berregional koordinierte Zu- Sanmenarbeit. Dariber aber, dab die Durch- setzung wohlformulierter Antrége in den Gremien der Partei allein kein realistischer Beitrag ist, sondern bestenfalls Ersatz~ funktion fur Aktionen mit Hand und Fu6 hat und zudem noch mit zur Veréringung und Yer~ schleierung des Problemes Griechenland in der BRD und in der Partei beitragt, darli- ber braucht eigentlich nicht eusdricklich gesprochen werden. Alle die vielen Antrége und Resolutionen, die die JUSO initiert ha~ ben, sind wirkungslos verpufft, wenn man bedenkt, dad deren Einflud auf das Verhal~ ten der Partei und der Regierung gleich Null geblieben ist und sogar der interfaschisti- sche Putsch vom Novenber 1973 und die vor- hergegangene Niederwalzung des Aufstandes des griechischen Volkes mit NATO-Panzern nahezu ohne jegliche Konsequenz geblieben sind, ‘Am 21.April 1974 sehen wir uns mit der Tat~ sache konfrontiert, daB die "Revolutionaren Obristen des 21.April 1967" nun schon seit 7 (in Worten: $ 1,€ BEN !!!) Jahren nahe~ zu unanfechtbar thre faschistische Macht mit Terror, Folterungen, Deportationen und Hor- den aufrecht erhalten konnten- Die Geschicht wird einnal den Sozialisten Westeuropas ein geriittelt Ma3 an Mitschuld an dem Leiden des Griechischen Volkes zumessen. Es ist also héchste Zeit, ded die JUSO ver- starkt Oberlegungen anstellen, wie sie ihre Méglichkeiten, so begrenzt sie auch sein mégen, einsetzen, um der internationalen Sache des Sozialismus und Antifaschismus zu dienen. Damit komme ich auch auf Sinn und Zweck dieser Broschiire zu sprechen: Voraussetzung fir einen wirkungsvollen Bei~ trag der JUSO ist eine dauernde und enge Zusammenarbeit mit Griechischen Demokraten, die nicht nur die Diktatur bekampfen, son- dern in ihrem antifaschistischen Kampf auch &hnliche Ziele wie die Jungsoziali- sten verfolgen, die also fur eine soziali- stische Gesellschaftsordnung in Griechen- Jand eintreten. Wir konnen nicht davon aus~ gehen, daB allen Jungsozialisten die Ziele der verschiedenen Parteien und Gruppen der Griechen im Ausland bekannt sind. Deshalb 2 stellen wir Euch in einer Serie von Bro~ schlren solche Parteien und Organisationen vor, die in uns den Bindnispartner suchen. Das heiBt nicht, daB wir eine Kah? zwischen mehreren Alternativen treffen sollen oder kGnnen, oder daB wir die Zusammenarbeit mit einer Gruppe deswegen ablehnen, weil wir wegen der Zusammenarbeit mit einer anderen Schwierigkeiten ausgesetzt sind - dazu ist die durch die Existenz des Faschismus in Griechenland geschaffene historische Chance fiir das Fortkormen des Sozialismus zu wert= voll, als daB wir nicht jedes migliche Po- tential fiir den prosozialistischen Kampf unterstitzen miBten. Als Sozialisten kén- nen wir uns der Aufgabe nicht entziehen, auf unsere europdische Umwelt EinfluB zu nehem, denn die Fehler, die wir heute bei der der Festlegung der Verwendung unseres Potentials im Rahmen des internationalen Kanpfes flr Sozialismus begehen, stellen uns unsere Aufgabe irgendwann neu, schieben sie auf morgen hinaus, statt sie heute zu 1é- sen. Es ist keineswegs Zufall, da8 wir bei der Vorstellung von Parteien und Gruppen mit Ger Zentrunsunion-EDIN beginnen. Die Zusam- mmenarbeit hat sich - abgesehen von schon friher vorhandenen Kontakten - wahrend der Durchfuhrung und den Vorbereitungsarbeiten fiir den von den JUSO Beden-Hlirttenberg ini- tierten Korcress “Ober die Probleme der aus}andischen Arbeiter in Saden-Wirttenderg" ‘ovenber 1973 entwickelt. Diese Auswah] stellt sonit keineswegs eine Diskriminie- rung oder Hintenansteilung anderer demokra~ ‘tischer Gruppen der Griechen dar und sie darf auch keine Prajudikation in der Hei- ung der Jungsozialisten sein. Die Genossen der EDIN haben eine Auswahl cer wichtigsten Beschllsse ihrer Parte’ vor- genommen. Sie sind am Ende der Broschiire Unter der Oberschrift "Die Geschichte der EDIN" abgedruckt. Die Genossen haben dareuf verzichtet, diese Beschlisse zu konmentie~ ren, um einseitige Interpretationen dieser darstellung anderer Gruppen der Zentrumsunion, oder solcher, die aus ihr hervorgegangen sind vorzugreifen. Es ist unsere Aufgabe diese prograniatischen Positionen der fusionierten Zentrunsunion-EDIN 2u diskutieren und dazu die griechischen Genossen mit in die Diskus- sion einzubeziehen, um festzustellen, wel- cher Art und welchen Grades die ideologische Verwandschaft dieser Partei mit unseren Zielen ist. Diskussionsbeitrage sollen an den JUSO Landesvorstand gerichtet werden und auch, wenn irgendwo der Wunsch und die Miglichkeit be- steht mit den Genossen der EDIN selbst zu diskutieren, damit wir die notwendigen Kon~ takte vermitteln kénnen. Der vordere und gréBere Teil dieser Bros-‘ii- re befaBt sich mit den Ereignissen in Gi_ chenland selbst. Insbesondere haben unseFé griechischen Genossen die Ereignisse des Novenber 1973 fur uns aufgearbeitet, so daB wir damit bereits zu einen relativ fruhen Zeitpunkt liber eine umfassende Analyse und eine historische Wiirdigung des letzten grie~ chischen Putsches verfugen kinnen, uns damit also ein wertvolles Arbeitsinstrument an die Hand gegeben ist. Ich halte es flr notwendig, Euch darsuf hin zuweisen, daB sieben Jahre unter Faschisti- scher Terrorherrschaft fur das Griechische Volk unsagliche Qual bedeutet haben, da sich mit jedem ungenutzt verstrichenen Tag die Gefahr steigert, daB wir shnlich wie in Spanien dem faschistischen Regiene inmer macht loser gegeniiberstehen und somit st8ndig unsere Mitschuld an dem Leiden des Griechi~ schen Volkes vergrdBert wird. Werdet also aktiv, Genossen | Diskutiert - miglichst mit den Griechen in Eurer niheren Ungebung - liber ihre politischen Ziele und sucht thre Zusammenarbeit, aktiviert Euch fur die Sache des Sozialismus, der Freiheit unos Antifaschismus ! Mit sozialistischen GriiGen Beschlisse zu verhindern und nicht der Selbst-Jochen Pohl GRIECHENLAND 1950-1973 ° Folgender Text ist keine Analyse und auch keine vollstindige Schilderung der Ereignisse der letzten Jahre. Vielmehr fenlt die Beschreibung wichtiger Breignisse, Gruppen und Personen. Ss wird nur das erwahnt, was cum Verstandnis der heutigen Si- tuation in Griechenland absolut nbtig ist. Einige Jahre nach dem 2.Weltkrieg und dem Burgerkrieg, der erst 1949 2u Ende ging, hatte sich die wirtschaftliche Situation in Griechenland gebessert;. der Lebens - und Bildungsstandard der Be- vélkerung war gestiegen. Die durch den Birgerkrieg hervorgerufene Spaltung in der Bevélkerung wurde langsam tberwunden. Eine neue, yon Burgerkrieg nicht vergiftete Generation war um 1960 heran~ gewachsen und begann, sich politisch zu engagieren. Nicht nur Gie oppositionelle Linke und die Zentrumsparteien, nicht nur die Bauern, deren Situation sich wegen der Umstellung von einen Agrar-'2u einen Industriestaat rasch yerschlechterte, nicht nur @ie kleinen Beamten und Angestellten (eine finanziell sehr unter- Grlickte Gruppe, die in Griechenland zahlennaSig sehr stark ist, weil der Sektor Dienstleistungen im Vergleich gum Produktionsbe- reich iberero8 ist), sondern auch Krfte, die sonst treditionell das Establishment stutzen, verlangten Keformen. Die Bewegung gegen die Herrschaft der Rechten nahm ein solches ‘Ausma8 an, da bei den Wahlen von 1961 Karamanlis nur durch mas— siven Einsatz von Polizeiterror, Wahlpropaganda der Armee und grobe Wehimanipulationen (-zig Tausend Toter hatten dancle fur Karananlia "gewahit") an der Macht bleiben kann. Dock eben diese Wahle n zeigen eine wichtige Wende im Verhalten der Griechen gegentiber dem weifen Terror. Sie nehmen nicht alles hin, lassen sich nicht einschiichtern, und das ganze Iand ist emport. Die Jugend, obwohl 2u dieser Zeit noch nicht organisiert, besitet ewisse Erfahrungen in StraSenschlachten gegen die Polized aus der Zeit des zyprischen Unabhingigkeitskampfes) und ist im allgemeinen sehr ektiv und militant. Th diesem allgemeinen Klina wird die Zentrumsunin als Wahlgemein- schaft fiir die Wahlen von 1961 geeriindet. Nach den manipulierten Wahlen wird sie jedoch nicht (wie sonst bei Wahlbiindnissen iiblich) wieder aufgelést, sondern unter der Puhrung von G.Papandreow beginnt der "unnachgiebige Kampf". Der "unnachgiebige Kampf" fir die Zerschlagung des Terrorstaates der Rechten und flr "15%". (15% des Bruttosozialprodukts sollten fiir Bildungeausgaben ver— wendet werden)waren die beiden Parolen, die die Bewegung in ganz Griechenland, v.a. in den Sciulen und Hochschulen, beherrschten. In dieser Phase waren es nicht konkrete finazielle Forderungen Ger unterdriickten Bauern, Angestellten, Beanten und Arbeiter (deren Lage sich im allgemeinen durch Einfrieren der Léhne und Erhéhung des Preisindexes verschlechterte) und such nicht die Arbeitslosigkeit, die grofe Ausmage ennahm und erst recht nicht der blinde Fanatisnus (wie ?ie Rechtspresse die Bewegung abgetan hat), die in Athen eine halbe Million Menschen bewegten und in den Borfern den Terror der paramilitdrischen Verbande brach. Nach 30 Jahren Alleinherrschaft der Rechten (vom Parlamentaris— mus bis Quisling-Regierung wahrend des Krieges und faschistischer Diktatur seit 1936 gab es in Griechenland das, was man in anderen Landern vergeblich herzustellen versucht. Das Bewuatsein der ganzen Bevélkerung, da3 der Staat der Rechten den Interessen des GroBkapitals, des kiniglichen Hofes, der Kirche, Amerikas, Ene- lands, der Polizei, der Armee, der mittelalterlichen Professoren— eliquen, der Putechisten, der Nazi-Kollaborateure und noch vieler 4 anderer diente, nur nicht den Interessen des Volkes. So wurde die kieinste Forderung, die kleinste Reibung mit dem Stactsapparat zum Politixum, 2u einer Demonstration fur die Be- Seitigung der Alleinherrschaft der Rechten und des Terrors des Steates. Diese Politisierung eller Lebensbereiche, die in Grie~ henlend duSerst fortgeschritten ist, zeigt einmal, wie politisch reif der durchschnittliche Grieche ist, aber auch, wie schwierig es ist, mit den Parlanentarismus das Volk zu tduschen. Deswegen wurde er auch sofort abgeschafft, als er einen eigenen Inhalt zu bekommen begann.(Als die Opposition an die Macht kam) Nach 2 1/2 Jahren einer einmaligen Volksbewegung, die auch inner- halb der Rechten zu Streit fuhrte (Streit Karamanlis - Kinigshof), ken die Zentrumsunion nach einem stolzen Wahlerfolg von 53% 1964 en die Regierung. Die Partei, die vor der Wahl 1961 gegriin— get worden war, wurde reif und einig durch eine ununterbrochene Reihe von kundgebungen, Demonstrationen, Streiks, Wahlveranstal- tungen und Strafensehlachten in den 21/2 Jahren des"unnachgiebi- gen Kampfes". Es ist jedem klar, da? es wahrend einer Zeit des Enthusiasmus und der Erfolge, sowie des harten Kampfes gegen den Folizeiterror kaum mbglich war, die Partei von Links- und Rechts- opportunisten zu siubern. D.h.'es gad eine gewisse Diskrepanz gwiechen der Basis der Partei und einem Teil der Abgeordneten, die bestinmt nicht soweit wie die ganze Bewegung waren und die nur mitnachten, um"dabei zu sein". Nach e: nifgliickten Versuch, eine von der Parteispitze kontrol~ lierte Jugendorganisation (ONEK) zu griinden, wird 1964 EDIW (eriechiscke denokratische Jugend) gegriindet. EDIN besitzt eine relativ groSe Autonomie von der Parteispitze und den Abgeordneten und wird bald zur Vorhut der Bewegung mit Demonstrationen, Stréike und militantan Veranstaltungen in ganz Griechenland. In Anbetrecht der Tatsache, da? es keine organisierte Parteibasis in Form von Mitgliedern gab, gewinnt EDIN ein besonderes Gewicht: 80 000 eingeschriebene Mitglieder nicht nur an den Universitéten oder in Groistadten, sondern auch in den kleinsten Dérfein und im Ausland. Sie ist sozusegen das Bindeglied zwiscken Volk und Parteispitze. Ungefthr in gleichen Zeitraun wird die "Demokratische Jugend lanbrakis" (DNL) gegriindet, ebenfalls mit relativer Autonomie ge~ geniiber der linken Kutterpartei SDA. Was der Neme Lambrekis be- deutet, ist hinreichend bexannt aus dem Film "2", iiber dessen Er- nordung der Film fast dokumentarisch berichtet. DNL spielt eben- falls eine senr bedeutende Rolle, sowohl bei Demonstrationen als auch innerhalb der Partei. Die Regierung Papandreou, mit dem klaren Nandat versehen, den staatlichen Tersorapparet zu zerschlagen und die langst talligen Reformen durchzufuhren, geht besonders vorsichtig vor. Eine Reihe yon Refornen wird eingeleitet, die - wie blich in dieeen Fallen — flr die Anhanger und das Volk als zu wenig erscheinen, fiir die Herrschenden dagegen als zu gefnrlich. Schwerpunkte sind: ~ die Bildungsreform (Einfithrung der Volkesprache und Aufhebung der Existenz zweier Sprachen — obligatorische 9-juhrige Schulzeit ~ kostenlose Bildung von der Volks- bis zur Hochschule, d.h. keine Gebiihren, Lernmittelfreiheit, Essensausgabe an die Volksschi- ler, Stipendien usw. - Grindung mehrerer Mittelschulen im tech— nischen Bereich und die Kéglichkeit zur Weiterbildung und zum Universitatsbesuch ohne Abitur usm. . - die Méglichkeit, gerichtlich regen die Geheimpolizei vorzugenen und die Verpflicntung der Folizei, éie Axten vor Gericht offenzu~ 5 legen. Das war in einem Land, wo die Gekeimpolizei uber 1,5 Mill. Akten fihrte (Bevélkerung Griechenlands 8 Kill.) und das Be- stehen einer Acte es unméglich muchte, beim Staat und einem Grof- teil der privaten Unternenmer Arbeit zu finden, eine geradezu revolutionire Reforn, die allerdings nie voli zur Wirkung kam. = die Ubergabe der Uberwachung der Wahlen in den Gewerkschaften an die Gerichte. Somit wurden gerichtlich Polizeispitzel, die als Gewerkschaftefiihrung fungiert hatten, abgeeetzt und die sasis fiir freie unabhéngige Gewerkschaften geschaffen. - eine Reihe von MaGnahmen zur Einddémmung (zur Abschaffung kem es nie) des Polizeiterrors und der paramilitdrischen vrenzschutz- verbande. Andererseits, wenn nach so viele Jahre hinweg eine Regierung an der Macht ist, die das Volk als seine eigene betrachtet, glaubt jeder, jetzt sei der richtige Augenblick, Forderungen zu stellen, Die Streikwelle (das, was die Junta als Anarchie bezeichnet) war nicht gegen die Kegierung gerichtet. Vielmehr versuchten alle, die Regierung zu iiberreden, fiir eine Verbesserung der Lohn— und Arbeitsverhiltnisse gu intervenieren. Im allgemeinen hatte sich in dieren Jahren die Situation der finanziell schwacheren Gruppen verbessert, was einen grogen Konsum einheimizcher Indus trieproduxte zur Folge hatte. (Die finanziell schwicheren Schichten kaufen in— lundische Produkte, die starken auslandische Luxuserzeugnisse.) Der Boom der inlandiscnen Industrie. der daraus resultierte, war auch der Grund, warum ein Teil des Kapitala die Regierung Papan- areou unterstilizte. Aber eben nur ein Teil. Ner weitaus prdiere Teil (voran das Monopolxapital). versuchte (dhnlich wie in Chile) durch Boykott und Goldkdufe as Land in ein wirtachaftliches Chaos zu stiirzen und das Kleinbiirgertum gegen die Regierung 2u hetzen. Das, was aber jetzt in Chile gelungen ist, miSlang damals in Griechenland. Die Krisen wurden tiberwunden, und die wirtschaft- liche Situation mit gleichzeitiger Yerbesserung der Verteilung war desser als je cuvor. Insgesamt sah es so aus, da3 die Keenten dureh Wahlen fur Jahre, wenn nicht fiir Jahrzehnte, nicht an die Macht kommen konnten. Diese fiir das Establishment aussichtslose Lage war der Grund daftir, da? der Kénig Papandreou im Sommer 1965 (trotz des 53% Wahlsiegs} entlie? und mit einer Salami ~ Taktik durch Bestechungen versuchte, die Zentrumsunion zu spalten. Mit amerikanischen Xapital wurden Abgeordnete der Zentruncunion "ge~ kauft" und als Regierung cingesetzt. Trotzdem fanden diese Regier Tungen im Parlanent keine Menrheit; und das "Kaufen" dauerte sehr lange, weil die Empirung im Land enorm war. Die Abschaffung der Monarchie, die ja in Griechenland nie sehr beliebt war, wurde yon mehreren Seiten verlangt, und es bestand kein Zweifel, daB ein Referendum positiv fur die Abechaffung ausgehen wirde. Wahrend dieser Zeit kommt es gu einer stirkeren Profilierung der Gruppen in der Zentruxsunion. Der rechte Fligel wird vom Labrakis= Kongern unterstiitzt, der eine fast monopolistische Stellung in der liberalen Presse hat, und strebt eine Zusammenarbeit mit der rechten BRE Partei an. Der halbdiktatorische Karamanlis lrebt nun in Parie, die Puhrung der Partei het der konservative Kanelo— culos ubernonmen. Der linke Fliigel unter Andreas Papandreow Sonn dee Premiers Georg Fapendrecu) besten’ aut NiehteJusgmmen- arbeit mit den rechten Parteien, in der Hoffnung, da? nan die Wahlen doch nicht ewig aufschieben kann. Der dritte Faktor in der Partei ist die EDIN, die jede progressive Tendenz konsequent un- terstiitzt (in diese Fell also den linken Fliigel), eber eine Iden- tifizierung mit einer der Gruppen hartnickig verneidet, Zum Schlu8 kommt es zu einem Geheim abkonnen zwischen Georg Papan— @reou und Kanelopoulos, in dem Papandreou einige Gerantien fiir die Politik der kinftigen Regierung abgibt und das die Ubernahme der Regierung bis zu den Wahlen am 26.5.67 an Kanelopoulos vor- 6 sieht. Denn es ist mehr als sicher, da@ die Zenurumsunion die ghetts ait weit erdGerer Mehrkeit als 53% gewinnen wird. Papan- oaeee Gazentien cind fur den Ktnig iber nicht renur, so de? Zoos Generdlen (Anerikaner sind in allen Phaccn éxbei) einen Siszoh vorbereitet, fur den Pall, éaS etwas scnief gent. Die zeeer en aber, die den Futcoz eusfiinren sollen, kommen den Gene— réien guvor und fUhren den Putsch am 21.4.67 aus. Innerhalb der Junta gibt es mehrere Gruppen (damals noch nicht klar getrennt) ,KOnigetrene Offiziere, die den Taron wackeln sehen, eertionare, die eine liberale Kegierunp nicht ausstehen konnens eeetreue, die eine kozmunistische Subversion firchten, machteic~ Wetannsinnige ole pslitischen Glauben (wie Papadopoulos), see-ieten, éie an eine fasciistische Volxstewegung glauben, ciynalisten, die nationalen Intereseen so wie sie sie ver- secr te fesser dienen wollen usw. Mit der Zeit kommt es nicht nur stenetaren Profilierung, sondern auch zur bewaffneten Auseinander- = — seteung (Kkéniglicher Gegenputsch). See"Veeeuch. cine fasciistische Crganisation aufzuziehen, scheivert Sotelen Isolierung des Regines seitens der Bevélkerung, vat cinmal das (in jedem land vorhandene) faschistische Snutzt werden kann, Diese Isolierung und der Wider- SEGaineen dac Hecime, immer repressiver zu werden. Somit Belen auch Versucke anderer Gruppen, die an der Ausiibung der Tint als frende wilitérisehe Besatzung, sondern als Bewe— gure fur die Erneuerung des politischen Lebené (Parole von der Gere eratie neuer Form") interessiert eind. Die Isolierung des ‘Scheitern jeder Volxsbewegung, der Druck im In- uné ten dazu, 425 das Regime cich trotz mehrjahrigen Ver— Macht gion nicht stadilisierte. Die Mitglieder Se Sing nunnehr nur an der persinlichen Bereicherung inter seoe, und die korruption nimat ein bedrohliches AusmaS an, sone'langsam, aber sicher die Verbindungen mit ihrer eigent- Yichen Machtsueile (Offizierskorps) verlorengehen. Der einzige, des nicht fe Leitung der wilitarpolizel ESA gegen ein Niniste- rium tausent ist Ioanidis. Sofors ‘nach dem Putsch am 21.4.67 wurden alle politischen Parteien und Oreanisationen, Geverkechaften und Studentenvereinigungen ver- foten, ihre Vorsténde und Mitglicder verhaftet. Das machte das woiverarbeiten in der ulten Form unmdglich. Das hei#t aber auf einen Fall, dad die Oreanisetionen den Kanpf gegen den neuen Fling aufgepeben natten, Noch im Mai 1967 wird die "“Patriotische 7 iu geeriséet, aus witeliedern der Lasbrakis Jugend und linken rpesnlienkeiten unter der Fuhrung von Theodorakis. Sofort danach agigen cuntonst kleinere Gruppen aus Nitglicdern der EDIN aktiv {a Widerstand und noch im gleichen Jahr die “Demokratische Yer— GGigune" aus EDIN, Mitgliedern und Persénlichkeiten des Zentruns Te Ger Scricenische Widerstana"nur aus Kitgliedern der EDIN, der fn gen spextakulareten Widerstandsakt durchfuhrt.(Panagoulis, ca auf Papadopoulos). SDIN, Lambrekis, Persénlichkeiten und Zlere sint eas Potential fir die meisten Widerstandsgruppen den ndezeten Jahren; wahrend neue Gruppen, die vorher politisch aren, mun beginnen, sich zn fornierea,(Protakistan, histen usw.) Be7let nicht abelich , hier und jetzt Uber den bisherigen Wider— Eiane gu urteilen- kit Sicherheit kann man nur sagen, da obwoht Fine nienels akut bedroht war und obwohl die Aktionen nicht oer yeis einen, 28 eine Koordination néti¢ wurde (eben deshelb 2nd die kooperationsversuche A.Papandreou -PAK - Nationaler Pe pitindsras gescheitert), haben ele zumindest erreicht, da@ das Ggine inser latent bedroht wurde und isoliert blied. Es irt verstindlich, dad wihrend der Junte-Diktatur die verschiede- 7 nen Fligel der Farteien sich sturser profilierten, weil es jetzt ja dringlich ist, die Strategiediskussion konsequent bis zu Ende ‘ gu fuhren und gleichzeitic unter echwersten Bedingungen 2u uber- priifen. Die Partei, in der diese Profilierung so heftig wurde, dad es zur Spaltung gekommen ist, war die kommunistieche. Durch ideo- logische (sowjetisches und itclienisches Modell) und geographische Differe (KBG im Inland und Ausland) ist diese Spaltung tief geworden, Die Rechte hatte auch viele Gruppen, die auseinander gingen (weil ja eben die Auseinandersetzung nach’ 1967 innerhulb der Rechten Ausgetragen wurde, Junta, Konig usw.). Dies verdient aber nicht die Bezeichnung "Spaltung" , da die Junta keine nennenswerten Teile der Bevélkerung als Anhanger hat, und der Konflikt mit und um den Kinig wurde als nicht aktuell noch nicht ausgetragen. 2xi- chen dem in Paris lebenden autoritéren Karamanlis, der mit Hilfe der Amerikaner und der Armee ein halbdiktatorisches Kegine an— strebtund dem Konservativen _ Kanelopoulos, der als Parteivor- citgender der rechten ERE Partei einer der’ profiliertesten Gegner s Kegines ist, gibt es 2war Differenzen, aber keine Spaltung. ‘VWespalten wurde degegen die Jugendorganisation der ERD in Junta~ Freunde und Junta-Gegner. Diese Organisation hatte aber nienals eine Rolle gespielt, (sie bestand hauptsdchlich aus Opportunisten, die eine solche Mitgliedschaft als Persilschein flr eine bessere Lauftahn betrachteten) und jeder Vergleich mit EDIN oder Lambrakis Jugend ist sinnlos. Viel weniger kann man von einer Spaltung in der Zentrumeunion sprechen. Obwohl der Tod von G.Papandreou, der der unuzstrittene Fuhrer der Partei war, ein schwerer Schlag war und obwohi die Zentrumsunion von Anfang an mehrere Gruppen beinhaltete, haben aie verschiedenen (meist Strategic-) Auffassungen nicnt'zu einer Situation gefuhrt, die das Betrachten der Partei els Ganges sinnlos erecheinen last. Der vierte Faktor, der neben Armee, politischen Farteien, Tider- stand und Studenténorganisationen eine Rolle spielt, sind die USAi In einen Klima des weltweiten Antiemerikanisnus besagt die bloge Verurteilung des CIA und des amerikanischen Imperialismus gar nichts, sie fihrt vielmehr zu Vereinfachun,en und falschen Re- sultaten. Damit man die Rolle der USA verstcht, mui man sich vor Augen halten, dad = die griechischen Offiziere sehr enve Beziehuncen zu den Ameri- kanern haben, nicht nur an der Spitze, sondern auf allen Zbe- nen (ab Hauptmann), so de® ein Wechsel an der Spitze der Armee die Wéglichkeiten der Amerikaner wenig beeinflust. der griechische Geheindienst (sowohl 2iviler als auch militari- scher) ebenfalls auf allen Ebenen Beziehungen mit den Amerika~ nern unterhdlt. Der GIA (was einmalig sein durfte) unterhalt sogar ganze Abteilungen von griechiscken Agenten, die nominell 2uKYP (griechischer CIA) gentren, jedoch direkt vom CIA be— zahlt werden. ~ der gréfte Teil des Nonopolkapitals, dae nach dem Putech nach Griechenland geflossen ist, aus den USA stanmt und gwar aus Kreisen, die direkt vom CIA abhingen, wie Tom Pappas und Donald Nixon (Bruder des Prdsidenten). IP? ist selbstverstundlich auch dabei. ~ der kénigliche Hof, Karamanlis usw. fast 100% ig von den USA abhingig sind. - die rechte ERS Partei, Teile der Zentrumsunion und aie Halfte der Kommunistischen Partei Griechenlends vereuchen, eine Front gu bilden, um mit Hilfe der USA und Teilen der Armee eine {ber- gangsregierung 2u bilden. Wenn wir nun die obengenannten Faktoren beriicksichtigen, die die volletindige Abhingigkeit Griechenlands von den USA zeigen, sehekn 8 wir, warun die rage nach der Rolle Amerikas nack jeder Anderune sinalos ist. In Griechenland kénnen sich die USA den waine feisten, mindestens fiinf alternative Entwicklungen 2u unter- ctitzen, von einer halbparlamentarischen Regierung bis ur harten Siktewur. Und alle diese Satwicklungen werden von den USA véllig kontrolliert. Innernalb dieser Analyse der Krufeverhiltnisse verdient die Stu- @entenbewegung eine besondere Erwahnung. (e"tiner Gesellschaft wie der griechischen, in der die Agrarwirtschaft abstirbt und die Industrie noch nicht soweit ist, um mittlere An- gestellte und Techniker cu absorbieren, fuhrt der einzige Wee nach even liber die Universitét. Deswegen ist der Anteil der Studenten, §ie aus finanziell niederen Schichten kommen weit hiher ale {n anderen landern. (z.B. EXD) Auger den Studenten, die aus der huheren Burgesklasse in Athen kommen und weil Stipendien prak— tisen nicht existieren, leben die meisten Studenten (netatens aus Bauern— oder Kleinblrgerfamilien aus der Provinz) wihrend des Studiums in unertraglicher Armut. ~ Rndererseite fihrt das Fehlen jeder Planung und das mittelalter- Tiche Bildungseystem dazu, daS viel mehr die Universitat absol- yieren els die Wirtschaft ‘bsorbieren kann. Auger dem grofen Fotertial éer arbeitslosen Juristen und Wirtechaftewissenschaftler ket sriechenlund Tausende unterbeschéftigter Arzte. So konnen wir zu dem Ergebnis, deS die Studenten und Jungakedemiker wegen ihrer sozialen Herkunft, der aktuellen Situation wahrend eg Studiuns ihren Berufsaussichten sicher nicht 2u den hdheren Yaseen gensren; vieluenr bilden sie ein starkes unterdricktes ctential, das wegen seiner raunlichen Konzentration (hauptsdch— S gind sie alle in Athen), seiner grogen politischen Bildung ura seiner cilitenten Yergangenteit und Gegenwart einen starken Fektor in der Politik und iz Widerstand bildet. bie griecniscne Wirtschaft (wie schon angedeutet) hat sich nach Gon rieg allmanlich erholt, so da3 ein relativ hohes Tempo des netums gegeben war. Trotz mancner Skandale, Beetechungen und ‘Alichem kann man behaupten, da& keine Regierung der Wirtschaft izgeniwie geechadet hat. Die allgeneine Situation war so gesund, das die Recierung Papendreou einen schweren Angriff des Kapitals eur die Drachme (und den damit verbundenen Run auf das Gold) re~ Jatiy ohne Sehaden titerleben konnte. Neben der inneren Entwick— lung, aie einen hdheren Konsum von einheimischen Produkten mit eich bringt, wurde eine neue Quelle unaufhaltsam entwickelti der Tourismus. Zee bleibende Problem in Griechenland (und das schon vor 1900) fet die hohe Auslendsverschuldung. Die Nacukriegsregierungen haben vyersusnt, das durex einen Auspleich der Aujenhandelsbilang zu ndern, was aber keine Wende brachte. VielneAr warden die Liicken zundchst durch Uberweisungen der grie~ ehisenen Seemanner und dann zusdtzlich und hauptsdchlich durch fferweioungen der eriechischen Arbeiter in Westeuropa, haupt— saehlicn in der BRD zu schlieden versucht. Eine andere alte und bleibende Schwiche ist es, da@ der Bedarf zn Fleiseh- und silcheraeugnissen, auch in den Zeiten niederen Estenestangards, nicht von der einheimischen Produktion gedeckt wurde. Die Jinta hat kein neues Wirtschaftskonzept eingeflhrt, vielmehr Yersuchte sie durch sehr hohe Auslandsverachuldung die Liicken der qunmehr ausgebliebenen "nornalen" Auslandsinvesvitionen cu schlieBen. Die gro3e Kapitalhilfe(Onassis, Niarchos, Litton usw.) blieb aus, Bie allgeneine Unsicherheit hatte zur Folge, da3 sehr viele Pro- Sekte nicht vollendet wurden. (mit Ausnahme von" todsicheren" éeschdften wie z.B. Raffinerien oder Monopolen,ITT AEG usw. Aus der oben kurz angedeuteten Situation ergibt sich aundchst 9 die starke Anfdlligkeit der erieciischen Wirtschaft fur die in- portierte Inflation (durch absolut notwendige Lebensmittelin— porte, sowie defizitdre AuMenhandelsbilanz) und die nur durch die Junta hervorgerufene Rekordhvhe der Auslandsverschuldung. Die Junta konnte durch totale Lohn- und Preiskontrolle (wobei selbst Yersténdlich die Lohnkontrolle wirksamer funktionierte) die In- Fletign witizend der ersten Jahre in tragbaren Grenzen halten. um 5%) In den letaten Jahren ist die Situation unkontrollierbar geworden, und 1975 ist die Situation katastrophal mit einer Rekordinflation von 20%. Die Regierung liarkezinis durch Aufgube der Bindung des Kurses der Drachme an den Dollar und einer Freigabe der Preise gundchst eine reale Basis fur die Preise zu finden. (Zs war ja 80, a8 die ntabilen Preise dazu fuhrten, da8 Fleisch ab und zu nur auf dem grauen oder schwarzen Markt zu bekommer war.) Das fuarte @azu, dai git einen Schlag die Preise fir Lebensmittel in die one schnellten, was in der oben angegebenen Ziffer von 20% kaum echt wiedergegeben werden kann, weil Fleisch, Brot u-a. 2.3. um 60% baw. 100% teurer geworden sind. DaG omit die Mehrheit der Bevélkerung in eine aussichtslose Situation geraten ist,(wo nicht der Zweitwagen, sondern das Fleisch an Sonntag pertrichen wiré) bedarf keiner beson@eren Schtiterang. Wenn wir jetzt die letzten . Ereignicse mit dem Vorherigen in Be- ziehung sétzen, sehen wir: ; Die Wirtschaft ist seit spitestens Anfeng 1973 in eine se! schwere Krise geraten. D.n. daS die fur die Wirtschaft 2ustan— digen ihre inter senr gerné ohne groSes Aufsehen und unter einea glaubhaften Vorwnd verlassen wirden, Diese Plane wirden sehr wonl erfillt, wenn cine zivile Regierung die Verantwortung libernimat, jedoch keinesfalls die reale Nacht. Deshalb beginnen mit Unter- Btiiteung des amerikanischen Botschafters Taska "Geeprache" zviechen Papadopoulos und "Politikern". Da aber Papadopoulos’ Gesprichs— partner (die sofort in Volk als Yerrater abgestenpelt wurden) unbdedeutends drittklessige Politixer waren, ist der Plan gepletat und durch die Phase arkezinis ersetzt worden. Uber Markezinis au sprechen hat keinen Sinn, da er Uberhaupt keine Macht besaS und wahrscheinlich nicht einmal selber glaubte, dai er lenge en der Regierung bleibt. Rrotzdem diirfte das "Experiment Markezinis" einigen Offizi gruppen misfallen haben, besonders weil die Militérs das Kebinett Yerlassen multen. Hinter den Kuliseen began somit, im Sommer noch, eineMachtkampf um die Kolle des Militars. Papadopoulos ver— suchte, den Chef der Militarpolizei Toanidis in die Proving zu versetzen. Loanidis weigerte sich zu gehen. Dieser Machtkempf wurde wahrscheinlich schon wahrend des Sommers fUr Ioanidis ent— achieden, Botschafter Taska konspirierte mehrnals mit Politikern aller Parteien und war sogar ser hart gegen die Wilitars. Was eber keinesfalls bedeutet, dai endere Anerixaner nit oder ohne Wiseen Tackas nicht mit andéren Gruppen konspirierten. Keramanlid hatte auch mit mehreren Abgeordneten der ERS in Paris Gespréche ge~ fuhrt. Konstantin dlirfte auch mit ktnigstreuen Offizieren kon- spiriert haben. ers~ Wenn man den letzten Putsch vom 25.11.73 betrachtet, kann nan feststellen: = Ein Putsch ohne Wissen und Guthei3en (jedoch nicht unbedingt im organisatorischen Teil) der USA ist nicht miglich. — An dem Putsch mu8 Ioanidis mageblich beteiligt sein. Sonst hatte er gentigend eigene Macht, um zu reagieren. Die Putschisten habe n am Anfang Unklarheit Uber Ziele und Zu~ 10 samensetzung geschaffen tet) zu finden. - Die gesente Araee, Warine und Luftwaffe stand (nachtrdglic: positiy gegeniiber, wegen des Hasces gugen Papadopoulos. ‘erung war am ersten Tag nach dem Putsch ebenfalls er- dea Futse! = Die Bevsl leichvers. In der ersten xepieruny sind neben Militars auon Karananlis-Anhanger, Koni, Agenten (die werden in Griecnenland als Teci sunhivper, sowie Ci?- dkrrten aufgcwer= ~ Die neve Junta hat sofort erklart, da® Wahlen gar nicht mehr in Frege komnen. ~ Die positive Ealtung von Armee und Bevélkerung ist eine Woche mac ~ Die 7 haltsan. den Putech schon in eine negative ungeschlegen. Techleenterune der wirtschartlichen Situation ist unauf- ~ Sobald (nach Weinnaciten) die Hochschulen wieder gedffnet wer— gen kommt es bestinzt zu neuen Unruhen. er Armee werden sicher neue Putsche vorbereitet. Es ist keun miglich, daS die nichsten Monate in Griechenland ruhig verlaufen. ~ fm 3.12, sind (nach mehrmonatiger Ruhe des Widerstands) zwei Borben explodiert. DER 5. TODESTAG DES Stuttgart, 26.11.73 GEORG PAPANDREOU iiss auf diese Weise predigt das egine der Freiheit™ offensichtlich die Anarchie und den Birgerkrieg, aber vergeblich. Sicher ist, da8’so wie sie uns gestern verwundet haben, so werden sie uns morgen ermorden und in Griechenland ein Plutbad an- richten! Doch sie kénnen die grofe Mehrheit des griechischen Volkes niemals zum Schweigen bringen. Es wird ihnen nicmals gelingen die Idee und die Wahrheit zu erwirgen! Ein Strom kann nur vorwarts und niemals rickwirts flie®en, Die Wahrheit lebt und wird siegen! Georg Papandreou Aus, "die freie Rede"Lesbos 7.Juli 22 Todestag von Georg Papandreou Aa 1, November hat man in Athen am Grabe des unvergessenen Vorsitzenden der Zentrunsunion dessen S.Todestag begangen. Vor Leginn der offiziellen Zeremonié versamnelten sich 15-20000 Menschen an seinem Grabe, um ihm Ehrbeteiligungen zu erweisen. Die grofle Anteiinahme junger Menschen, die zur Zeit des "Unnachgiebigen Kampfes" und wahrend des Militar- putsches im April 67, noch Kinder waren, zeigt, wie tief verwurzelt die Erinnerung an den grofen Alten in der Jugend ist. Vom ersten Augen- blick an donnerten in der Luft des ersten Friedhofs von Athen, Rufe wie: “Unsterblich, Denokratie, Pap- andreou", "114" (Verfassungsartikel fiber Menschenfreiheit) Delegierte des Volkes Uberschitte- ten das Grab mit Kriinzen und Blumen Mit der Ankunft populdrer politi- scher Reprasentanten des Volkes kommen Rufe wie Minheit und Nemokra~ tie. Die Todesrede wird gehalten. Es werden Krinze niedergelegt. Fin Teil der Jugend bis zu 4000 beschlieat einen Kranz am Grabmal des unbeka ten Soldaten niederzulegen. Diese friedliche Absicht wird von einer Gruppe Polizisten verhin- dert. Die Menge besteht darauf. Neue Polizeitruppen formieren sich zu einer Mauer an dem zentralen Boulevard vor dem Friedhof. Die Menschen rufen inmer Parolen gegen das Papadopoulos-Regime. Als der Demonstrationszug die Polizisten- mauer erreicht hat, gibt die Poli- zei bekannt, da® dic Fortsetzung des Marsches verboten ist. Die Ju- gend bleibt bei ihrem Entschlus und die Politzei reagiert aggresiv und mit Gewalttaten. 15 Menschen werden durch die Knippel schwer verletzt. Manche versuchen Ver- steck in den nahen Baustellen zu finden. Sie reorganisieren sich rasch und versuchen zum dritten Mal die Polizeimauer zu durch- brechen. Auf die Kniippel antwor- ten sie mit Steinen. Die Polizis~ ten versuchen mit ihren Wagen den Demonstrationszug zu zerspalten. Das gelingt aber nicht, denn simt- liche Polizeiwagen werden schwer beschidigt. Ein Polizeioffizier gibt in dem Moment den ersten Warn- schuB. Zugleich gelingtes einerGrup- pe von 400 Jugendlichen. auf Umwe- gen das gewinschte Ziel nimlich das Grabmal des Unbekannten Solda- ten zu erreichen und legten dort einen Kranz, den sie mit der grie~ chischen Flagge bedeckten, nieder. Das Resultat, unzihlige Verletzte, 17 Gefangene Arbeiter und Studen- ten, die vor Gericht unter schweren Beschuldigungen gefUhrt werden. Das offizielle Konminique“lautet: Anarchistische und extremistische Elemente haben versucht den Staat und die gesetzliche Ordnung zu stirzen. DER PROZESS DER 17 » Der Prozess der 17 fiingt am 9. Nov~ ember, mitten in einer gespannten Atmosphdre an, die durch die Viel- zahl der VerstéBe an das Strafrecht entstanden ist. Die Verteidigung verlangt den Aufschub des Prozefes weil sie zugibt, bei den zuerst ge- nannten Beschuldigungen wie Beschim- pfung der Staatsgewalt, Widerstand gegen die Staatsgewalt, Stdrung der Sicherheit und der dffentlichen Ord~ nung-usw. Ein zweiter Grund flr ¢ 8n Augschub des ProzeBes basiert ‘ac der Tatsache, daf die Verteidi- gung wihrend der Vernehmungszeit der Angeklagten bei der Sicherheits~ polizei ihre Klienten nicht besuchen @irfte. Doch beide Grénde wurden vom Vorsitzenden des Gerichts abgelebnt Die Verhandlung fingt an. Die Poli- zei riegelt den Verhandlungssaal ab und erlaubt den Zugang nur den eng- sten Verwandten der Angeklagten und manchen Journalisten. AuGerhalb des Gerichtsgebdudes versamnelten sich Sudenten und rufen Solidari- tatsparolen. Polizisten treiben sie auseinander. Abends versammeln sie sich in noch starkerem AusmaS. Wah- rend der. ersten Verhandlungstagen sagten als Anklagezeugen nur Polizei- offiziere aus. Auf dic Frage der Ver teidigung antvorteten sie mit vielen Widerspriichen. Die Verteidigung stellt dadurch die Glaubwirdigkeit der Aussagen unter 2weifel und ver- langt, daé manche Polizeioffiziere wegen Falschaussage vor Gericht ge- Stellt werden. Am llShepunkt des Prozefes verliat die Verteidigung den Saal, da ein Film, der als Be~ weis der Brutalituten der Polizei, dienen sollte, nicht gezeigt werden durfte. Der Vorsitzende des "Ge- richts" fragt die Angeklagten ob Sie sich eine neue Verteidigung wnsehten. Sie antworteten mit nein. Die Verhandlung setzt sich fort und die Verteidigungszeugen werden ein~ geladen. Darunter P.Kanelopoulos (ERE), I. ‘Aleuras, I.Koutsocheras, G.Mauros, A.Baltadjis, P.Polychronis (Z.U!) ‘Anten Floros (Arespag), D-Kokino- poulos (Rektor der T.H.Athen) so- wie andere Persdnlichkeiten des Bffentlichen Lebens. Anschliefend Kamen die 17 Angeklagten tu Wort ohne Verteidigung. Zwlf werden frei gesprochen und fUnf werden zu Gefingnisstrafen bis zu 24 Mo- naten verurteilt. 12 DIE STUDENTENUNRUHEN DIENSTAG, 13, NOV. 1975 Die Studenten besetzen die Tech- nische Universitit in Athen, um gegen die letzten Mafnahmen des Regines, die sich gegen die Stu- centen richteten, zu protestieren. MITTWOCH, 14. NOV, 1973 - ber Vorstand der juristischen Vereinicung tritt mit folgen- der Begriindung zuriick:"Die be- sonderen Umstande, unter denen ein Verbleiben des von oben ein- gesetzten Vorstandes als notwen- dig erschien, sind nicht mehr ge~ chen." - 786 Pechtsanwtlte von Athen ver- langen neue Wahlen. ~ Studentenversammlungen Der

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