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Es handelt sich um die Januar 1974 Ausgabe der Info-CHRONIK der Parteiorganisation der EK-EDIN Stuttgart in Baden Württemberg. Zum Inhalt des Dokuments gehören: Das Vorwort, Der 5. Todestag von Georg Papandreou, Der Prozeß der 17, Die Studentenunruhen, Der Putsch vom 25. November 1973, Reaktion von SPD und Juso, Die eigenartigen Geschäfte zwischen Junta und BRD, Wer der Junta die Waffen liefert, NATO und EG, ARD-Interview mit Alexander Panagoulis, Die Geschichte der EK-EDIN, Kontaktadressen
Es handelt sich um die Januar 1974 Ausgabe der Info-CHRONIK der Parteiorganisation der EK-EDIN Stuttgart in Baden Württemberg. Zum Inhalt des Dokuments gehören: Das Vorwort, Der 5. Todestag von Georg Papandreou, Der Prozeß der 17, Die Studentenunruhen, Der Putsch vom 25. November 1973, Reaktion von SPD und Juso, Die eigenartigen Geschäfte zwischen Junta und BRD, Wer der Junta die Waffen liefert, NATO und EG, ARD-Interview mit Alexander Panagoulis, Die Geschichte der EK-EDIN, Kontaktadressen
Es handelt sich um die Januar 1974 Ausgabe der Info-CHRONIK der Parteiorganisation der EK-EDIN Stuttgart in Baden Württemberg. Zum Inhalt des Dokuments gehören: Das Vorwort, Der 5. Todestag von Georg Papandreou, Der Prozeß der 17, Die Studentenunruhen, Der Putsch vom 25. November 1973, Reaktion von SPD und Juso, Die eigenartigen Geschäfte zwischen Junta und BRD, Wer der Junta die Waffen liefert, NATO und EG, ARD-Interview mit Alexander Panagoulis, Die Geschichte der EK-EDIN, Kontaktadressen
INHALT:
Vorwort: 1
Griechenland 1950-1973: 3
Der 5. Todestag von Georg Papandreou: 10
Der ProzeB der 17: 11
Die Studentenunruhen: 12
Der Putsch vom 25. November 1973: 16 7
Reaktion von SPD und Juso: 23
Die eigenartigen Geschiifte zwischen
Junta und BRD: 24
Wer der Junta die Waffen liefert: 25
Nato und EG: 26
ARD-Interview: Alexandros Panagoulis: 26
Die Geschichte der EDIN
(Griechische demokratische Jugend): 28
Kontektadressen: 37
IMPRESSUM:
Herausgeber: ZU-EDIN Baden-Wirttemberg
Jungsozialisten in der SPD,
Landesverband Bader Wo;temberg, Landesversuted
Kreisverband Stuttgart, Zentraler Juso-Rat
Verantwortlich: J. Antoniou, T. Beys, G. Kafoussias,
f K. Valsamakis, N. Zafirakopoulos, "Ih. H. Pohl
Redaktionsadresse: 7 Stuttgart 1, HasenbergstraBe 82
Telefon: 07 11 / 62 43 05
Konto: 1084 680 800, Bank fir
Gemeinwirtschaft, Stuttgart
Druck und Verlag: Eigendruck im Selbstvertag
1. Auflage 1000 24, Januar 1974 Preis: DM 1,50VORWORT
Liebe Genossinnen und Genossen !
.damit der bislang leere Begriff der In-
ternationalen Solidaritét flr uns Griechen
endlich mit konkreten Inhalten gofiT1t
wird...!", forderte ein griechischer Genos-
se in einer auBerordentlichen kreisdele-
giertenkonferenz der Stuttgarter SPD an-
VaBlich des jlingsten Putsches von Novem-
be 973 in Griechentand. Der 2. Partei-
kongeess der Zentrumsunion-€DIN stellte
schon im Novenber 1971 in Wien fest,
"\..daB die denokratischen Lunder Westeu:
ropas trotz ihrer Verurteilung des faschi-
stischen Regimes und der Proteste gegen die
barbarische Unterdriickung der demokratischen
Rechte des griechischen Volkes nicht zu
wesentlichen Schritten ubergegangen sind."
Eine eher lakonische Feststellung, die aber
die Bitterkeit wiederspiegelt, mit der die~
se Partei die Internationale Solidaritét
erfahren hat.
Auch seither hat sich an dem Verhalten der
sozialistischen und sozialdemokratischen
Parteien Westeuropas nicht sehr viel gedn-
dert. Ganz besonders trifft der Vorwurf man-
gelnder Solidaritat die SPD und die von ihr
getragene Bundesregierung, die mit der Junta
regen Handel und Wandel pflegt, (besonders
schlimm dabei, daB sie auch nicht vor dem
Handel mit Waffen Halt macht), die noch nicht
einmal einen halbherzigen Beitrag leistet,
um verfolgte griechische Demokraten vor dem
2ugriff der Junta zu schiitzen und die gerede-
zu.alles tut, um das Ansehen der faschisti-
SG griechischen Junta in der Weltoffent-
liemeit zu heben. Gerade in den letzten
Tagen sind wieder Meldungen zu héren, da
Botschafter der Junta und friihere Kabinetts-
mitglieder der Papadopoulos-Regierung mit
hohen Auszeichnungen der Bundesrepublik
bedacht worden sind - fur jeden griechischen
Demokraten wahrlich eine Beleidigung.
Aber auch die Jungsozialisten sind nicht
frei vom Vorwurf der Halbherzigkeit und
der Gelegenheits-Solidaritat. Thr Beitrag
zur Unterstiitzung des antifaschistischen
Kampfes der Griechen und des Kampfes um
die Veranderung des griechischen oligarchi~
schen Gesellschaftssystemes in eine sozia~
listische Gesellschaft hat sich bislang auf
"gelegentliche Aktivitét aus besonderem
AnlaB" beschrankt. Eine kontinuierliche Zu-
sanmenarbeit mit griechischen Genossen gab
es nur in ganz wenigen Orten und erst recht
gab es keine berregional koordinierte Zu-
Sanmenarbeit. Dariber aber, dab die Durch-
setzung wohlformulierter Antrége in den
Gremien der Partei allein kein realistischer
Beitrag ist, sondern bestenfalls Ersatz~
funktion fur Aktionen mit Hand und Fu6 hat
und zudem noch mit zur Veréringung und Yer~
schleierung des Problemes Griechenland in
der BRD und in der Partei beitragt, darli-
ber braucht eigentlich nicht eusdricklich
gesprochen werden. Alle die vielen Antrége
und Resolutionen, die die JUSO initiert ha~
ben, sind wirkungslos verpufft, wenn man
bedenkt, dad deren Einflud auf das Verhal~
ten der Partei und der Regierung gleich Null
geblieben ist und sogar der interfaschisti-
sche Putsch vom Novenber 1973 und die vor-
hergegangene Niederwalzung des Aufstandes
des griechischen Volkes mit NATO-Panzern
nahezu ohne jegliche Konsequenz geblieben
sind,
‘Am 21.April 1974 sehen wir uns mit der Tat~
sache konfrontiert, daB die "Revolutionaren
Obristen des 21.April 1967" nun schon seit
7 (in Worten: $ 1,€ BEN !!!) Jahren nahe~
zu unanfechtbar thre faschistische Macht mit
Terror, Folterungen, Deportationen und Hor-
den aufrecht erhalten konnten- Die Geschicht
wird einnal den Sozialisten Westeuropas ein
geriittelt Ma3 an Mitschuld an dem Leiden
des Griechischen Volkes zumessen.
Es ist also héchste Zeit, ded die JUSO ver-
starkt Oberlegungen anstellen, wie sie ihre
Méglichkeiten, so begrenzt sie auch sein
mégen, einsetzen, um der internationalen
Sache des Sozialismus und Antifaschismus
zu dienen. Damit komme ich auch auf Sinn
und Zweck dieser Broschiire zu sprechen:
Voraussetzung fir einen wirkungsvollen Bei~
trag der JUSO ist eine dauernde und enge
Zusammenarbeit mit Griechischen Demokraten,
die nicht nur die Diktatur bekampfen, son-
dern in ihrem antifaschistischen Kampf
auch &hnliche Ziele wie die Jungsoziali-
sten verfolgen, die also fur eine soziali-
stische Gesellschaftsordnung in Griechen-
Jand eintreten. Wir konnen nicht davon aus~
gehen, daB allen Jungsozialisten die Ziele
der verschiedenen Parteien und Gruppen der
Griechen im Ausland bekannt sind. Deshalb2
stellen wir Euch in einer Serie von Bro~
schlren solche Parteien und Organisationen
vor, die in uns den Bindnispartner suchen.
Das heiBt nicht, daB wir eine Kah? zwischen
mehreren Alternativen treffen sollen oder
kGnnen, oder daB wir die Zusammenarbeit mit
einer Gruppe deswegen ablehnen, weil wir
wegen der Zusammenarbeit mit einer anderen
Schwierigkeiten ausgesetzt sind - dazu ist
die durch die Existenz des Faschismus in
Griechenland geschaffene historische Chance
fiir das Fortkormen des Sozialismus zu wert=
voll, als daB wir nicht jedes migliche Po-
tential fiir den prosozialistischen Kampf
unterstitzen miBten. Als Sozialisten kén-
nen wir uns der Aufgabe nicht entziehen,
auf unsere europdische Umwelt EinfluB zu
nehem, denn die Fehler, die wir heute bei
der der Festlegung der Verwendung unseres
Potentials im Rahmen des internationalen
Kanpfes flr Sozialismus begehen, stellen uns
unsere Aufgabe irgendwann neu, schieben sie
auf morgen hinaus, statt sie heute zu 1é-
sen.
Es ist keineswegs Zufall, da8 wir bei der
Vorstellung von Parteien und Gruppen mit
Ger Zentrunsunion-EDIN beginnen. Die Zusam-
mmenarbeit hat sich - abgesehen von schon
friher vorhandenen Kontakten - wahrend der
Durchfuhrung und den Vorbereitungsarbeiten
fiir den von den JUSO Beden-Hlirttenberg ini-
tierten Korcress “Ober die Probleme der
aus}andischen Arbeiter in Saden-Wirttenderg"
‘ovenber 1973 entwickelt. Diese Auswah]
stellt sonit keineswegs eine Diskriminie-
rung oder Hintenansteilung anderer demokra~
‘tischer Gruppen der Griechen dar und sie
darf auch keine Prajudikation in der Hei-
ung der Jungsozialisten sein.
Die Genossen der EDIN haben eine Auswahl
cer wichtigsten Beschllsse ihrer Parte’ vor-
genommen. Sie sind am Ende der Broschiire
Unter der Oberschrift "Die Geschichte der
EDIN" abgedruckt. Die Genossen haben dareuf
verzichtet, diese Beschlisse zu konmentie~
ren, um einseitige Interpretationen dieser
darstellung anderer Gruppen der Zentrumsunion,
oder solcher, die aus ihr hervorgegangen sind
vorzugreifen. Es ist unsere Aufgabe diese
prograniatischen Positionen der fusionierten
Zentrunsunion-EDIN 2u diskutieren und dazu
die griechischen Genossen mit in die Diskus-
sion einzubeziehen, um festzustellen, wel-
cher Art und welchen Grades die ideologische
Verwandschaft dieser Partei mit unseren Zielen
ist. Diskussionsbeitrage sollen an den JUSO
Landesvorstand gerichtet werden und auch, wenn
irgendwo der Wunsch und die Miglichkeit be-
steht mit den Genossen der EDIN selbst zu
diskutieren, damit wir die notwendigen Kon~
takte vermitteln kénnen.
Der vordere und gréBere Teil dieser Bros-‘ii-
re befaBt sich mit den Ereignissen in Gi_
chenland selbst. Insbesondere haben unseFé
griechischen Genossen die Ereignisse des
Novenber 1973 fur uns aufgearbeitet, so daB
wir damit bereits zu einen relativ fruhen
Zeitpunkt liber eine umfassende Analyse und
eine historische Wiirdigung des letzten grie~
chischen Putsches verfugen kinnen, uns damit
also ein wertvolles Arbeitsinstrument an die
Hand gegeben ist.
Ich halte es flr notwendig, Euch darsuf hin
zuweisen, daB sieben Jahre unter Faschisti-
scher Terrorherrschaft fur das Griechische
Volk unsagliche Qual bedeutet haben, da
sich mit jedem ungenutzt verstrichenen Tag
die Gefahr steigert, daB wir shnlich wie
in Spanien dem faschistischen Regiene inmer
macht loser gegeniiberstehen und somit st8ndig
unsere Mitschuld an dem Leiden des Griechi~
schen Volkes vergrdBert wird. Werdet also
aktiv, Genossen | Diskutiert - miglichst
mit den Griechen in Eurer niheren Ungebung -
liber ihre politischen Ziele und sucht thre
Zusammenarbeit, aktiviert Euch fur die
Sache des Sozialismus, der Freiheit unos
Antifaschismus !
Mit sozialistischen GriiGen
Beschlisse zu verhindern und nicht der Selbst-Jochen PohlGRIECHENLAND 1950-1973 °
Folgender Text ist keine Analyse und auch keine vollstindige
Schilderung der Ereignisse der letzten Jahre. Vielmehr fenlt
die Beschreibung wichtiger Breignisse, Gruppen und Personen.
Ss wird nur das erwahnt, was cum Verstandnis der heutigen Si-
tuation in Griechenland absolut nbtig ist.
Einige Jahre nach dem 2.Weltkrieg und dem Burgerkrieg, der erst
1949 2u Ende ging, hatte sich die wirtschaftliche Situation in
Griechenland gebessert;. der Lebens - und Bildungsstandard der Be-
vélkerung war gestiegen. Die durch den Birgerkrieg hervorgerufene
Spaltung in der Bevélkerung wurde langsam tberwunden. Eine neue,
yon Burgerkrieg nicht vergiftete Generation war um 1960 heran~
gewachsen und begann, sich politisch zu engagieren. Nicht nur
Gie oppositionelle Linke und die Zentrumsparteien, nicht nur die
Bauern, deren Situation sich wegen der Umstellung von einen
Agrar-'2u einen Industriestaat rasch yerschlechterte, nicht nur
@ie kleinen Beamten und Angestellten (eine finanziell sehr unter-
Grlickte Gruppe, die in Griechenland zahlennaSig sehr stark ist,
weil der Sektor Dienstleistungen im Vergleich gum Produktionsbe-
reich iberero8 ist), sondern auch Krfte, die sonst treditionell
das Establishment stutzen, verlangten Keformen.
Die Bewegung gegen die Herrschaft der Rechten nahm ein solches
‘Ausma8 an, da bei den Wahlen von 1961 Karamanlis nur durch mas—
siven Einsatz von Polizeiterror, Wahlpropaganda der Armee und
grobe Wehimanipulationen (-zig Tausend Toter hatten dancle fur
Karananlia "gewahit") an der Macht bleiben kann. Dock eben diese
Wahle n zeigen eine wichtige Wende im Verhalten der Griechen
gegentiber dem weifen Terror. Sie nehmen nicht alles hin, lassen
sich nicht einschiichtern, und das ganze Iand ist emport.
Die Jugend, obwohl 2u dieser Zeit noch nicht organisiert, besitet
ewisse Erfahrungen in StraSenschlachten gegen die Polized
aus der Zeit des zyprischen Unabhingigkeitskampfes) und ist im
allgemeinen sehr ektiv und militant.
Th diesem allgemeinen Klina wird die Zentrumsunin als Wahlgemein-
schaft fiir die Wahlen von 1961 geeriindet. Nach den manipulierten
Wahlen wird sie jedoch nicht (wie sonst bei Wahlbiindnissen iiblich)
wieder aufgelést, sondern unter der Puhrung von G.Papandreow
beginnt der "unnachgiebige Kampf". Der "unnachgiebige Kampf" fir
die Zerschlagung des Terrorstaates der Rechten und flr "15%".
(15% des Bruttosozialprodukts sollten fiir Bildungeausgaben ver—
wendet werden)waren die beiden Parolen, die die Bewegung in ganz
Griechenland, v.a. in den Sciulen und Hochschulen, beherrschten.
In dieser Phase waren es nicht konkrete finazielle Forderungen
Ger unterdriickten Bauern, Angestellten, Beanten und Arbeiter
(deren Lage sich im allgemeinen durch Einfrieren der Léhne und
Erhéhung des Preisindexes verschlechterte) und such nicht die
Arbeitslosigkeit, die grofe Ausmage ennahm und erst recht nicht
der blinde Fanatisnus (wie ?ie Rechtspresse die Bewegung abgetan
hat), die in Athen eine halbe Million Menschen bewegten und in
den Borfern den Terror der paramilitdrischen Verbande brach.
Nach 30 Jahren Alleinherrschaft der Rechten (vom Parlamentaris—
mus bis Quisling-Regierung wahrend des Krieges und faschistischer
Diktatur seit 1936 gab es in Griechenland das, was man in anderen
Landern vergeblich herzustellen versucht. Das Bewuatsein der
ganzen Bevélkerung, da3 der Staat der Rechten den Interessen des
GroBkapitals, des kiniglichen Hofes, der Kirche, Amerikas, Ene-
lands, der Polizei, der Armee, der mittelalterlichen Professoren—
eliquen, der Putechisten, der Nazi-Kollaborateure und noch vieler4
anderer diente, nur nicht den Interessen des Volkes.
So wurde die kieinste Forderung, die kleinste Reibung mit dem
Stactsapparat zum Politixum, 2u einer Demonstration fur die Be-
Seitigung der Alleinherrschaft der Rechten und des Terrors des
Steates. Diese Politisierung eller Lebensbereiche, die in Grie~
henlend duSerst fortgeschritten ist, zeigt einmal, wie politisch
reif der durchschnittliche Grieche ist, aber auch, wie schwierig
es ist, mit den Parlanentarismus das Volk zu tduschen. Deswegen
wurde er auch sofort abgeschafft, als er einen eigenen Inhalt zu
bekommen begann.(Als die Opposition an die Macht kam)
Nach 2 1/2 Jahren einer einmaligen Volksbewegung, die auch inner-
halb der Rechten zu Streit fuhrte (Streit Karamanlis - Kinigshof),
ken die Zentrumsunion nach einem stolzen Wahlerfolg von 53%
1964 en die Regierung. Die Partei, die vor der Wahl 1961 gegriin—
get worden war, wurde reif und einig durch eine ununterbrochene
Reihe von kundgebungen, Demonstrationen, Streiks, Wahlveranstal-
tungen und Strafensehlachten in den 21/2 Jahren des"unnachgiebi-
gen Kampfes". Es ist jedem klar, da? es wahrend einer Zeit des
Enthusiasmus und der Erfolge, sowie des harten Kampfes gegen den
Folizeiterror kaum mbglich war, die Partei von Links- und Rechts-
opportunisten zu siubern. D.h.'es gad eine gewisse Diskrepanz
gwiechen der Basis der Partei und einem Teil der Abgeordneten, die
bestinmt nicht soweit wie die ganze Bewegung waren und die nur
mitnachten, um"dabei zu sein".
Nach e: nifgliickten Versuch, eine von der Parteispitze kontrol~
lierte Jugendorganisation (ONEK) zu griinden, wird 1964 EDIW
(eriechiscke denokratische Jugend) gegriindet. EDIN besitzt eine
relativ groSe Autonomie von der Parteispitze und den Abgeordneten
und wird bald zur Vorhut der Bewegung mit Demonstrationen, Stréike
und militantan Veranstaltungen in ganz Griechenland. In Anbetrecht
der Tatsache, da? es keine organisierte Parteibasis in Form von
Mitgliedern gab, gewinnt EDIN ein besonderes Gewicht: 80 000
eingeschriebene Mitglieder nicht nur an den Universitéten oder in
Groistadten, sondern auch in den kleinsten Dérfein und im Ausland.
Sie ist sozusegen das Bindeglied zwiscken Volk und Parteispitze.
Ungefthr in gleichen Zeitraun wird die "Demokratische Jugend
lanbrakis" (DNL) gegriindet, ebenfalls mit relativer Autonomie ge~
geniiber der linken Kutterpartei SDA. Was der Neme Lambrekis be-
deutet, ist hinreichend bexannt aus dem Film "2", iiber dessen Er-
nordung der Film fast dokumentarisch berichtet. DNL spielt eben-
falls eine senr bedeutende Rolle, sowohl bei Demonstrationen als
auch innerhalb der Partei.
Die Regierung Papandreou, mit dem klaren Nandat versehen, den
staatlichen Tersorapparet zu zerschlagen und die langst talligen
Reformen durchzufuhren, geht besonders vorsichtig vor. Eine Reihe
yon Refornen wird eingeleitet, die - wie blich in dieeen Fallen —
flr die Anhanger und das Volk als zu wenig erscheinen, fiir die
Herrschenden dagegen als zu gefnrlich.
Schwerpunkte sind:
~ die Bildungsreform (Einfithrung der Volkesprache und Aufhebung der
Existenz zweier Sprachen — obligatorische 9-juhrige Schulzeit ~
kostenlose Bildung von der Volks- bis zur Hochschule, d.h. keine
Gebiihren, Lernmittelfreiheit, Essensausgabe an die Volksschi-
ler, Stipendien usw. - Grindung mehrerer Mittelschulen im tech—
nischen Bereich und die Kéglichkeit zur Weiterbildung und zum
Universitatsbesuch ohne Abitur usm. .
- die Méglichkeit, gerichtlich regen die Geheimpolizei vorzugenen
und die Verpflicntung der Folizei, éie Axten vor Gericht offenzu~5
legen. Das war in einem Land, wo die Gekeimpolizei uber 1,5 Mill.
Akten fihrte (Bevélkerung Griechenlands 8 Kill.) und das Be-
stehen einer Acte es unméglich muchte, beim Staat und einem Grof-
teil der privaten Unternenmer Arbeit zu finden, eine geradezu
revolutionire Reforn, die allerdings nie voli zur Wirkung kam.
= die Ubergabe der Uberwachung der Wahlen in den Gewerkschaften
an die Gerichte. Somit wurden gerichtlich Polizeispitzel, die
als Gewerkschaftefiihrung fungiert hatten, abgeeetzt und die
sasis fiir freie unabhéngige Gewerkschaften geschaffen.
- eine Reihe von MaGnahmen zur Einddémmung (zur Abschaffung kem es
nie) des Polizeiterrors und der paramilitdrischen vrenzschutz-
verbande.
Andererseits, wenn nach so viele Jahre hinweg eine Regierung an
der Macht ist, die das Volk als seine eigene betrachtet, glaubt
jeder, jetzt sei der richtige Augenblick, Forderungen zu stellen,
Die Streikwelle (das, was die Junta als Anarchie bezeichnet) war
nicht gegen die Kegierung gerichtet. Vielmehr versuchten alle,
die Regierung zu iiberreden, fiir eine Verbesserung der Lohn— und
Arbeitsverhiltnisse gu intervenieren. Im allgemeinen hatte sich
in dieren Jahren die Situation der finanziell schwacheren Gruppen
verbessert, was einen grogen Konsum einheimizcher Indus trieproduxte
zur Folge hatte. (Die finanziell schwicheren Schichten kaufen in—
lundische Produkte, die starken auslandische Luxuserzeugnisse.)
Der Boom der inlandiscnen Industrie. der daraus resultierte, war
auch der Grund, warum ein Teil des Kapitala die Regierung Papan-
areou unterstilizte. Aber eben nur ein Teil. Ner weitaus prdiere
Teil (voran das Monopolxapital). versuchte (dhnlich wie in Chile)
durch Boykott und Goldkdufe as Land in ein wirtachaftliches Chaos
zu stiirzen und das Kleinbiirgertum gegen die Regierung 2u hetzen.
Das, was aber jetzt in Chile gelungen ist, miSlang damals in
Griechenland. Die Krisen wurden tiberwunden, und die wirtschaft-
liche Situation mit gleichzeitiger Yerbesserung der Verteilung
war desser als je cuvor. Insgesamt sah es so aus, da3 die Keenten
dureh Wahlen fur Jahre, wenn nicht fiir Jahrzehnte, nicht an die
Macht kommen konnten. Diese fiir das Establishment aussichtslose
Lage war der Grund daftir, da? der Kénig Papandreou im Sommer 1965
(trotz des 53% Wahlsiegs} entlie? und mit einer Salami ~ Taktik
durch Bestechungen versuchte, die Zentrumsunion zu spalten. Mit
amerikanischen Xapital wurden Abgeordnete der Zentruncunion "ge~
kauft" und als Regierung cingesetzt. Trotzdem fanden diese Regier
Tungen im Parlanent keine Menrheit; und das "Kaufen" dauerte sehr
lange, weil die Empirung im Land enorm war. Die Abschaffung der
Monarchie, die ja in Griechenland nie sehr beliebt war, wurde
yon mehreren Seiten verlangt, und es bestand kein Zweifel, daB
ein Referendum positiv fur die Abechaffung ausgehen wirde.
Wahrend dieser Zeit kommt es gu einer stirkeren Profilierung der
Gruppen in der Zentruxsunion. Der rechte Fligel wird vom Labrakis=
Kongern unterstiitzt, der eine fast monopolistische Stellung in
der liberalen Presse hat, und strebt eine Zusammenarbeit mit der
rechten BRE Partei an. Der halbdiktatorische Karamanlis lrebt nun
in Parie, die Puhrung der Partei het der konservative Kanelo—
culos ubernonmen. Der linke Fliigel unter Andreas Papandreow
Sonn dee Premiers Georg Fapendrecu) besten’ aut NiehteJusgmmen-
arbeit mit den rechten Parteien, in der Hoffnung, da? nan die
Wahlen doch nicht ewig aufschieben kann. Der dritte Faktor in der
Partei ist die EDIN, die jede progressive Tendenz konsequent un-
terstiitzt (in diese Fell also den linken Fliigel), eber eine Iden-
tifizierung mit einer der Gruppen hartnickig verneidet,
Zum Schlu8 kommt es zu einem Geheim abkonnen zwischen Georg Papan—
@reou und Kanelopoulos, in dem Papandreou einige Gerantien fiir
die Politik der kinftigen Regierung abgibt und das die Ubernahme
der Regierung bis zu den Wahlen am 26.5.67 an Kanelopoulos vor-6
sieht. Denn es ist mehr als sicher, da@ die Zenurumsunion die
ghetts ait weit erdGerer Mehrkeit als 53% gewinnen wird. Papan-
oaeee Gazentien cind fur den Ktnig iber nicht renur, so de?
Zoos Generdlen (Anerikaner sind in allen Phaccn éxbei) einen
Siszoh vorbereitet, fur den Pall, éaS etwas scnief gent. Die
zeeer en aber, die den Futcoz eusfiinren sollen, kommen den Gene—
réien guvor und fUhren den Putsch am 21.4.67 aus.
Innerhalb der Junta gibt es mehrere Gruppen (damals noch nicht klar
getrennt) ,KOnigetrene Offiziere, die den Taron wackeln sehen,
eertionare, die eine liberale Kegierunp nicht ausstehen konnens
eeetreue, die eine kozmunistische Subversion firchten, machteic~
Wetannsinnige ole pslitischen Glauben (wie Papadopoulos),
see-ieten, éie an eine fasciistische Volxstewegung glauben,
ciynalisten, die nationalen Intereseen so wie sie sie ver-
secr te fesser dienen wollen usw. Mit der Zeit kommt es nicht nur
stenetaren Profilierung, sondern auch zur bewaffneten Auseinander- = —
seteung (Kkéniglicher Gegenputsch).
See"Veeeuch. cine fasciistische Crganisation aufzuziehen, scheivert
Sotelen Isolierung des Regines seitens der Bevélkerung,
vat cinmal das (in jedem land vorhandene) faschistische
Snutzt werden kann, Diese Isolierung und der Wider-
SEGaineen dac Hecime, immer repressiver zu werden. Somit
Belen auch Versucke anderer Gruppen, die an der Ausiibung der
Tint als frende wilitérisehe Besatzung, sondern als Bewe—
gure fur die Erneuerung des politischen Lebené (Parole von der
Gere eratie neuer Form") interessiert eind. Die Isolierung des
‘Scheitern jeder Volxsbewegung, der Druck im In- uné
ten dazu, 425 das Regime cich trotz mehrjahrigen Ver—
Macht gion nicht stadilisierte. Die Mitglieder
Se Sing nunnehr nur an der persinlichen Bereicherung inter
seoe, und die korruption nimat ein bedrohliches AusmaS an,
sone'langsam, aber sicher die Verbindungen mit ihrer eigent-
Yichen Machtsueile (Offizierskorps) verlorengehen. Der einzige,
des nicht fe Leitung der wilitarpolizel ESA gegen ein Niniste-
rium tausent ist Ioanidis.
Sofors ‘nach dem Putsch am 21.4.67 wurden alle politischen Parteien
und Oreanisationen, Geverkechaften und Studentenvereinigungen ver-
foten, ihre Vorsténde und Mitglicder verhaftet. Das machte das
woiverarbeiten in der ulten Form unmdglich. Das hei#t aber auf
einen Fall, dad die Oreanisetionen den Kanpf gegen den neuen
Fling aufgepeben natten, Noch im Mai 1967 wird die "“Patriotische 7
iu geeriséet, aus witeliedern der Lasbrakis Jugend und linken
rpesnlienkeiten unter der Fuhrung von Theodorakis. Sofort danach
agigen cuntonst kleinere Gruppen aus Nitglicdern der EDIN aktiv
{a Widerstand und noch im gleichen Jahr die “Demokratische Yer—
GGigune" aus EDIN, Mitgliedern und Persénlichkeiten des Zentruns
Te Ger Scricenische Widerstana"nur aus Kitgliedern der EDIN, der
fn gen spextakulareten Widerstandsakt durchfuhrt.(Panagoulis,
ca auf Papadopoulos). SDIN, Lambrekis, Persénlichkeiten und
Zlere sint eas Potential fir die meisten Widerstandsgruppen
den ndezeten Jahren; wahrend neue Gruppen, die vorher politisch
aren, mun beginnen, sich zn fornierea,(Protakistan,
histen usw.)
Be7let nicht abelich , hier und jetzt Uber den bisherigen Wider—
Eiane gu urteilen- kit Sicherheit kann man nur sagen, da obwoht
Fine nienels akut bedroht war und obwohl die Aktionen nicht
oer yeis einen, 28 eine Koordination néti¢ wurde (eben deshelb
2nd die kooperationsversuche A.Papandreou -PAK - Nationaler
Pe pitindsras gescheitert), haben ele zumindest erreicht, da@ das
Ggine inser latent bedroht wurde und isoliert blied.Es irt verstindlich, dad wihrend der Junte-Diktatur die verschiede- 7
nen Fligel der Farteien sich sturser profilierten, weil es jetzt
ja dringlich ist, die Strategiediskussion konsequent bis zu Ende ‘
gu fuhren und gleichzeitic unter echwersten Bedingungen 2u uber-
priifen. Die Partei, in der diese Profilierung so heftig wurde, dad
es zur Spaltung gekommen ist, war die kommunistieche. Durch ideo-
logische (sowjetisches und itclienisches Modell) und geographische Differe
(KBG im Inland und Ausland) ist diese Spaltung tief geworden,
Die Rechte hatte auch viele Gruppen, die auseinander gingen (weil
ja eben die Auseinandersetzung nach’ 1967 innerhulb der Rechten
Ausgetragen wurde, Junta, Konig usw.). Dies verdient aber nicht
die Bezeichnung "Spaltung" , da die Junta keine nennenswerten
Teile der Bevélkerung als Anhanger hat, und der Konflikt mit und
um den Kinig wurde als nicht aktuell noch nicht ausgetragen. 2xi-
chen dem in Paris lebenden autoritéren Karamanlis, der mit Hilfe
der Amerikaner und der Armee ein halbdiktatorisches Kegine an—
strebtund dem Konservativen _ Kanelopoulos, der als Parteivor-
citgender der rechten ERE Partei einer der’ profiliertesten Gegner
s Kegines ist, gibt es 2war Differenzen, aber keine Spaltung.
‘VWespalten wurde degegen die Jugendorganisation der ERD in Junta~
Freunde und Junta-Gegner. Diese Organisation hatte aber nienals
eine Rolle gespielt, (sie bestand hauptsdchlich aus Opportunisten,
die eine solche Mitgliedschaft als Persilschein flr eine bessere
Lauftahn betrachteten) und jeder Vergleich mit EDIN oder Lambrakis
Jugend ist sinnlos.
Viel weniger kann man von einer Spaltung in der Zentrumeunion
sprechen. Obwohl der Tod von G.Papandreou, der der unuzstrittene
Fuhrer der Partei war, ein schwerer Schlag war und obwohi die
Zentrumsunion von Anfang an mehrere Gruppen beinhaltete, haben
aie verschiedenen (meist Strategic-) Auffassungen nicnt'zu einer
Situation gefuhrt, die das Betrachten der Partei els Ganges sinnlos
erecheinen last.
Der vierte Faktor, der neben Armee, politischen Farteien, Tider-
stand und Studenténorganisationen eine Rolle spielt, sind die USAi
In einen Klima des weltweiten Antiemerikanisnus besagt die bloge
Verurteilung des CIA und des amerikanischen Imperialismus gar
nichts, sie fihrt vielmehr zu Vereinfachun,en und falschen Re-
sultaten. Damit man die Rolle der USA verstcht, mui man sich vor
Augen halten, dad
= die griechischen Offiziere sehr enve Beziehuncen zu den Ameri-
kanern haben, nicht nur an der Spitze, sondern auf allen Zbe-
nen (ab Hauptmann), so de® ein Wechsel an der Spitze der Armee die
Wéglichkeiten der Amerikaner wenig beeinflust.
der griechische Geheindienst (sowohl 2iviler als auch militari-
scher) ebenfalls auf allen Ebenen Beziehungen mit den Amerika~
nern unterhdlt. Der GIA (was einmalig sein durfte) unterhalt
sogar ganze Abteilungen von griechiscken Agenten, die nominell
2uKYP (griechischer CIA) gentren, jedoch direkt vom CIA be—
zahlt werden.
~ der gréfte Teil des Nonopolkapitals, dae nach dem Putech nach
Griechenland geflossen ist, aus den USA stanmt und gwar aus
Kreisen, die direkt vom CIA abhingen, wie Tom Pappas und Donald
Nixon (Bruder des Prdsidenten). IP? ist selbstverstundlich auch
dabei.
~ der kénigliche Hof, Karamanlis usw. fast 100% ig von den USA
abhingig sind.
- die rechte ERS Partei, Teile der Zentrumsunion und aie Halfte
der Kommunistischen Partei Griechenlends vereuchen, eine Front
gu bilden, um mit Hilfe der USA und Teilen der Armee eine {ber-
gangsregierung 2u bilden.
Wenn wir nun die obengenannten Faktoren beriicksichtigen, die die
volletindige Abhingigkeit Griechenlands von den USA zeigen, sehekn8
wir, warun die rage nach der Rolle Amerikas nack jeder Anderune
sinalos ist. In Griechenland kénnen sich die USA den
waine feisten, mindestens fiinf alternative Entwicklungen 2u unter-
ctitzen, von einer halbparlamentarischen Regierung bis ur harten
Siktewur. Und alle diese Satwicklungen werden von den USA véllig
kontrolliert.
Innernalb dieser Analyse der Krufeverhiltnisse verdient die Stu-
@entenbewegung eine besondere Erwahnung.
(e"tiner Gesellschaft wie der griechischen, in der die Agrarwirtschaft
abstirbt und die Industrie noch nicht soweit ist, um mittlere An-
gestellte und Techniker cu absorbieren, fuhrt der einzige Wee nach
even liber die Universitét. Deswegen ist der Anteil der Studenten,
§ie aus finanziell niederen Schichten kommen weit hiher ale
{n anderen landern. (z.B. EXD) Auger den Studenten, die aus der
huheren Burgesklasse in Athen kommen und weil Stipendien prak—
tisen nicht existieren, leben die meisten Studenten (netatens
aus Bauern— oder Kleinblrgerfamilien aus der Provinz) wihrend des
Studiums in unertraglicher Armut. ~
Rndererseite fihrt das Fehlen jeder Planung und das mittelalter-
Tiche Bildungseystem dazu, daS viel mehr die Universitat absol-
yieren els die Wirtschaft ‘bsorbieren kann. Auger dem grofen
Fotertial éer arbeitslosen Juristen und Wirtechaftewissenschaftler
ket sriechenlund Tausende unterbeschéftigter Arzte.
So konnen wir zu dem Ergebnis, deS die Studenten und Jungakedemiker
wegen ihrer sozialen Herkunft, der aktuellen Situation wahrend
eg Studiuns ihren Berufsaussichten sicher nicht 2u den hdheren
Yaseen gensren; vieluenr bilden sie ein starkes unterdricktes
ctential, das wegen seiner raunlichen Konzentration (hauptsdch—
S gind sie alle in Athen), seiner grogen politischen Bildung
ura seiner cilitenten Yergangenteit und Gegenwart einen starken
Fektor in der Politik und iz Widerstand bildet.
bie griecniscne Wirtschaft (wie schon angedeutet) hat sich nach
Gon
rieg allmanlich erholt, so da3 ein relativ hohes Tempo des
netums gegeben war. Trotz mancner Skandale, Beetechungen und
‘Alichem kann man behaupten, da& keine Regierung der Wirtschaft
izgeniwie geechadet hat. Die allgeneine Situation war so gesund,
das die Recierung Papendreou einen schweren Angriff des Kapitals
eur die Drachme (und den damit verbundenen Run auf das Gold) re~
Jatiy ohne Sehaden titerleben konnte. Neben der inneren Entwick—
lung, aie einen hdheren Konsum von einheimischen Produkten mit
eich bringt, wurde eine neue Quelle unaufhaltsam entwickelti der
Tourismus.
Zee bleibende Problem in Griechenland (und das schon vor 1900)
fet die hohe Auslendsverschuldung. Die Nacukriegsregierungen haben
vyersusnt, das durex einen Auspleich der Aujenhandelsbilang zu
ndern, was aber keine Wende brachte.
VielneAr warden die Liicken zundchst durch Uberweisungen der grie~
ehisenen Seemanner und dann zusdtzlich und hauptsdchlich durch
fferweioungen der eriechischen Arbeiter in Westeuropa, haupt—
saehlicn in der BRD zu schlieden versucht.
Eine andere alte und bleibende Schwiche ist es, da@ der Bedarf
zn Fleiseh- und silcheraeugnissen, auch in den Zeiten niederen
Estenestangards, nicht von der einheimischen Produktion gedeckt
wurde.
Die Jinta hat kein neues Wirtschaftskonzept eingeflhrt, vielmehr
Yersuchte sie durch sehr hohe Auslandsverachuldung die Liicken der
qunmehr ausgebliebenen "nornalen" Auslandsinvesvitionen cu schlieBen.
Die gro3e Kapitalhilfe(Onassis, Niarchos, Litton usw.) blieb aus,
Bie allgeneine Unsicherheit hatte zur Folge, da3 sehr viele Pro-
Sekte nicht vollendet wurden. (mit Ausnahme von" todsicheren"
éeschdften wie z.B. Raffinerien oder Monopolen,ITT AEG usw.Aus der oben kurz angedeuteten Situation ergibt sich aundchst 9
die starke Anfdlligkeit der erieciischen Wirtschaft fur die in-
portierte Inflation (durch absolut notwendige Lebensmittelin—
porte, sowie defizitdre AuMenhandelsbilanz) und die nur durch die
Junta hervorgerufene Rekordhvhe der Auslandsverschuldung. Die
Junta konnte durch totale Lohn- und Preiskontrolle (wobei selbst
Yersténdlich die Lohnkontrolle wirksamer funktionierte) die In-
Fletign witizend der ersten Jahre in tragbaren Grenzen halten.
um 5%)
In den letaten Jahren ist die Situation unkontrollierbar geworden,
und 1975 ist die Situation katastrophal mit einer Rekordinflation
von 20%. Die Regierung liarkezinis durch Aufgube der Bindung des
Kurses der Drachme an den Dollar und einer Freigabe der Preise
gundchst eine reale Basis fur die Preise zu finden. (Zs war ja 80,
a8 die ntabilen Preise dazu fuhrten, da8 Fleisch ab und zu nur
auf dem grauen oder schwarzen Markt zu bekommer war.) Das fuarte
@azu, dai git einen Schlag die Preise fir Lebensmittel in die
one schnellten, was in der oben angegebenen Ziffer von 20% kaum
echt wiedergegeben werden kann, weil Fleisch, Brot u-a. 2.3. um
60% baw. 100% teurer geworden sind.
DaG omit die Mehrheit der Bevélkerung in eine aussichtslose
Situation geraten ist,(wo nicht der Zweitwagen, sondern das Fleisch
an Sonntag pertrichen wiré) bedarf keiner beson@eren Schtiterang.
Wenn wir jetzt die letzten . Ereignicse mit dem Vorherigen in Be-
ziehung sétzen, sehen wir: ;
Die Wirtschaft ist seit spitestens Anfeng 1973 in eine se!
schwere Krise geraten. D.n. daS die fur die Wirtschaft 2ustan—
digen ihre inter senr gerné ohne groSes Aufsehen und unter einea
glaubhaften Vorwnd verlassen wirden, Diese Plane wirden sehr wonl
erfillt, wenn cine zivile Regierung die Verantwortung libernimat,
jedoch keinesfalls die reale Nacht. Deshalb beginnen mit Unter-
Btiiteung des amerikanischen Botschafters Taska "Geeprache" zviechen
Papadopoulos und "Politikern". Da aber Papadopoulos’ Gesprichs—
partner (die sofort in Volk als Yerrater abgestenpelt wurden)
unbdedeutends drittklessige Politixer waren, ist der Plan gepletat
und durch die Phase arkezinis ersetzt worden. Uber Markezinis au
sprechen hat keinen Sinn, da er Uberhaupt keine Macht besaS und
wahrscheinlich nicht einmal selber glaubte, dai er lenge en der
Regierung bleibt.
Rrotzdem diirfte das "Experiment Markezinis" einigen Offizi
gruppen misfallen haben, besonders weil die Militérs das Kebinett
Yerlassen multen. Hinter den Kuliseen began somit, im Sommer
noch, eineMachtkampf um die Kolle des Militars. Papadopoulos ver—
suchte, den Chef der Militarpolizei Toanidis in die Proving zu
versetzen. Loanidis weigerte sich zu gehen. Dieser Machtkempf
wurde wahrscheinlich schon wahrend des Sommers fUr Ioanidis ent—
achieden,
Botschafter Taska konspirierte mehrnals mit Politikern aller
Parteien und war sogar ser hart gegen die Wilitars. Was eber
keinesfalls bedeutet, dai endere Anerixaner nit oder ohne Wiseen
Tackas nicht mit andéren Gruppen konspirierten. Keramanlid hatte
auch mit mehreren Abgeordneten der ERS in Paris Gespréche ge~
fuhrt. Konstantin dlirfte auch mit ktnigstreuen Offizieren kon-
spiriert haben.
ers~
Wenn man den letzten Putsch vom 25.11.73 betrachtet, kann nan
feststellen:
= Ein Putsch ohne Wissen und Guthei3en (jedoch nicht unbedingt
im organisatorischen Teil) der USA ist nicht miglich.
— An dem Putsch mu8 Ioanidis mageblich beteiligt sein. Sonst
hatte er gentigend eigene Macht, um zu reagieren.
Die Putschisten habe n am Anfang Unklarheit Uber Ziele und Zu~10
samensetzung geschaffen
tet) zu finden.
- Die gesente Araee, Warine und Luftwaffe stand (nachtrdglic:
positiy gegeniiber, wegen des Hasces gugen Papadopoulos.
‘erung war am ersten Tag nach dem Putsch ebenfalls er-
dea Futse!
= Die Bevsl
leichvers.
In der ersten xepieruny sind neben
Militars auon Karananlis-Anhanger, Koni,
Agenten (die werden in Griecnenland als Teci
sunhivper, sowie Ci?-
dkrrten aufgcwer=
~ Die neve Junta hat sofort erklart, da® Wahlen gar nicht mehr
in Frege komnen.
~ Die positive Ealtung von Armee und Bevélkerung ist eine Woche
mac
~ Die 7
haltsan.
den Putech schon in eine negative ungeschlegen.
Techleenterune der wirtschartlichen Situation ist unauf-
~ Sobald (nach Weinnaciten) die Hochschulen wieder gedffnet wer—
gen
kommt es bestinzt zu neuen Unruhen.
er Armee werden sicher neue Putsche vorbereitet.
Es ist keun miglich, daS die nichsten Monate in Griechenland
ruhig verlaufen.
~ fm 3.12, sind (nach mehrmonatiger Ruhe des Widerstands) zwei
Borben explodiert.
DER 5. TODESTAG DES
Stuttgart, 26.11.73
GEORG PAPANDREOU
iiss auf diese Weise predigt das
egine der Freiheit™ offensichtlich
die Anarchie und den Birgerkrieg,
aber vergeblich. Sicher ist, da8’so
wie sie uns gestern verwundet haben,
so werden sie uns morgen ermorden
und in Griechenland ein Plutbad an-
richten!
Doch sie kénnen die grofe Mehrheit
des griechischen Volkes niemals zum
Schweigen bringen. Es wird ihnen
nicmals gelingen die Idee und die
Wahrheit zu erwirgen! Ein Strom kann
nur vorwarts und niemals rickwirts
flie®en, Die Wahrheit lebt und wird
siegen!
Georg Papandreou
Aus, "die freie Rede"Lesbos 7.Juli 22
Todestag von Georg Papandreou
Aa 1, November hat man in Athen am
Grabe des unvergessenen Vorsitzenden
der Zentrunsunion dessen S.Todestag
begangen. Vor Leginn der offiziellen
Zeremonié versamnelten sich 15-20000
Menschen an seinem Grabe, um ihm
Ehrbeteiligungen zu erweisen. Die
grofle Anteiinahme junger Menschen,
die zur Zeit des "Unnachgiebigen
Kampfes" und wahrend des Militar-
putsches im April 67, noch Kinder
waren, zeigt, wie tief verwurzelt
die Erinnerung an den grofen Alten
in der Jugend ist. Vom ersten Augen-
blick an donnerten in der Luft des
ersten Friedhofs von Athen, Rufe
wie: “Unsterblich, Denokratie, Pap-
andreou", "114" (Verfassungsartikel
fiber Menschenfreiheit)
Delegierte des Volkes Uberschitte-
ten das Grab mit Kriinzen und Blumen
Mit der Ankunft populdrer politi-
scher Reprasentanten des Volkes
kommen Rufe wie Minheit und Nemokra~
tie. Die Todesrede wird gehalten. Es
werden Krinze niedergelegt. Fin Teil
der Jugend bis zu 4000 beschlieat
einen Kranz am Grabmal des unbeka
ten Soldaten niederzulegen.
Diese friedliche Absicht wird von
einer Gruppe Polizisten verhin-
dert. Die Menge besteht darauf.
Neue Polizeitruppen formieren sich
zu einer Mauer an dem zentralen
Boulevard vor dem Friedhof. Die
Menschen rufen inmer Parolen gegen
das Papadopoulos-Regime. Als der
Demonstrationszug die Polizisten-
mauer erreicht hat, gibt die Poli-
zei bekannt, da® dic Fortsetzung
des Marsches verboten ist. Die Ju-
gend bleibt bei ihrem Entschlus
und die Politzei reagiert aggresiv
und mit Gewalttaten. 15 Menschen
werden durch die Knippel schwer
verletzt. Manche versuchen Ver-
steck in den nahen Baustellen zufinden. Sie reorganisieren sich
rasch und versuchen zum dritten
Mal die Polizeimauer zu durch-
brechen. Auf die Kniippel antwor-
ten sie mit Steinen. Die Polizis~
ten versuchen mit ihren Wagen den
Demonstrationszug zu zerspalten.
Das gelingt aber nicht, denn simt-
liche Polizeiwagen werden schwer
beschidigt. Ein Polizeioffizier
gibt in dem Moment den ersten Warn-
schuB. Zugleich gelingtes einerGrup-
pe von 400 Jugendlichen. auf Umwe-
gen das gewinschte Ziel nimlich
das Grabmal des Unbekannten Solda-
ten zu erreichen und legten dort
einen Kranz, den sie mit der grie~
chischen Flagge bedeckten, nieder.
Das Resultat, unzihlige Verletzte,
17 Gefangene Arbeiter und Studen-
ten, die vor Gericht unter schweren
Beschuldigungen gefUhrt werden.
Das offizielle Konminique“lautet:
Anarchistische und extremistische
Elemente haben versucht den Staat
und die gesetzliche Ordnung zu
stirzen.
DER PROZESS DER 17 »
Der Prozess der 17 fiingt am 9. Nov~
ember, mitten in einer gespannten
Atmosphdre an, die durch die Viel-
zahl der VerstéBe an das Strafrecht
entstanden ist. Die Verteidigung
verlangt den Aufschub des Prozefes
weil sie zugibt, bei den zuerst ge-
nannten Beschuldigungen wie Beschim-
pfung der Staatsgewalt, Widerstand
gegen die Staatsgewalt, Stdrung der
Sicherheit und der dffentlichen Ord~
nung-usw. Ein zweiter Grund flr
¢ 8n Augschub des ProzeBes basiert
‘ac der Tatsache, daf die Verteidi-
gung wihrend der Vernehmungszeit
der Angeklagten bei der Sicherheits~
polizei ihre Klienten nicht besuchen
@irfte. Doch beide Grénde wurden vom
Vorsitzenden des Gerichts abgelebnt
Die Verhandlung fingt an. Die Poli-
zei riegelt den Verhandlungssaal ab
und erlaubt den Zugang nur den eng-
sten Verwandten der Angeklagten und
manchen Journalisten. AuGerhalb
des Gerichtsgebdudes versamnelten
sich Sudenten und rufen Solidari-
tatsparolen. Polizisten treiben sie
auseinander. Abends versammeln sie
sich in noch starkerem AusmaS. Wah-
rend der. ersten Verhandlungstagen
sagten als Anklagezeugen nur Polizei-
offiziere aus. Auf dic Frage der Ver
teidigung antvorteten sie mit vielen
Widerspriichen. Die Verteidigung
stellt dadurch die Glaubwirdigkeit
der Aussagen unter 2weifel und ver-
langt, daé manche Polizeioffiziere
wegen Falschaussage vor Gericht ge-
Stellt werden. Am llShepunkt des
Prozefes verliat die Verteidigung
den Saal, da ein Film, der als Be~
weis der Brutalituten der Polizei,
dienen sollte, nicht gezeigt werden
durfte. Der Vorsitzende des "Ge-
richts" fragt die Angeklagten ob
Sie sich eine neue Verteidigung
wnsehten. Sie antworteten mit nein.
Die Verhandlung setzt sich fort und
die Verteidigungszeugen werden ein~
geladen.
Darunter P.Kanelopoulos (ERE), I.
‘Aleuras, I.Koutsocheras, G.Mauros,
A.Baltadjis, P.Polychronis (Z.U!)
‘Anten Floros (Arespag), D-Kokino-
poulos (Rektor der T.H.Athen) so-
wie andere Persdnlichkeiten des
Bffentlichen Lebens. Anschliefend
Kamen die 17 Angeklagten tu Wort
ohne Verteidigung. Zwlf werden
frei gesprochen und fUnf werden
zu Gefingnisstrafen bis zu 24 Mo-
naten verurteilt.12
DIE STUDENTENUNRUHEN
DIENSTAG, 13, NOV. 1975
Die Studenten besetzen die Tech-
nische Universitit in Athen, um
gegen die letzten Mafnahmen des
Regines, die sich gegen die Stu-
centen richteten, zu protestieren.
MITTWOCH, 14. NOV, 1973
- ber Vorstand der juristischen
Vereinicung tritt mit folgen-
der Begriindung zuriick:"Die be-
sonderen Umstande, unter denen
ein Verbleiben des von oben ein-
gesetzten Vorstandes als notwen-
dig erschien, sind nicht mehr ge~
chen."
- 786 Pechtsanwtlte von Athen ver-
langen neue Wahlen.
~ Studentenversammlungen
Der