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XLVI I 5/6

Ο LZ MAI/JUNI 1943

Ahura-Mazdäh und Mithra N i m u r t a l . (1253—1207) anlegte, ist es wahr-


in assyrischen Texten? scheinlich, daß der Text die Abschrift eines
Textes aus der Zeit jenes großen Königs ist,
Von A. U n g n a d . der ja auch Babylon in seiner Hand hatte. Die
Nachdem F. H o m m e l i. J. 18991 die „Götteradreßbücher" sind dann jünger, da in
iranischen Götter A h u r a - m a z d ä h und Mi- ihnen eine Figur T i g l a t h p i l e s a r s I. (um 1100)
t h r a in assyrischen Texten entdeckt hatte, erwähnt wird (KAV 42 I 12).
scheint man nie so recht an dem Fundamente Der Zweck dieser mit Gebeten und Ritual-
seiner Entdeckung gerüttelt zu haben. In vorschriften verbundenen Texte war es jeden-
letzter Zeit haben jedenfalls F. W. K ö n i g falls, eine Übersicht zu bringen, welchen Göt-
(1934)2 und H. S. N y b e r g 3 (1938) die Hommel- tern, Bildwerken und Kultgegenständen ge-
sche Theorie übernommen 4 . Es muß aber doch wisse Opfergaben zukamen. Das zeigt der
einmal darauf hingewiesen werden, daß wir Schluß von KAR 214, der im wesentlichen
uns auf einem sehr unsicheren Boden bewegen. mit I H R 66, Kol. X 18ff. identisch ist. Er
lautet 1 :
1. A s s a r a - M a z a s .
„Wer diese Speisung (täkulta siäti)ausführt,
Dieser „Doppelgott" soll in dem assyrischen indem er den Göttern Brote und Wasser gibt 2 ,
Text III R 66 begegnen, wo wir Kol. VIII 24 dem gebt 3 Langes, Vieles und Breites zur Ver-
lesen: das-sa-ra d
ma-za-äs.
geltung! Er sei gesund, er sei heil! (Über
Statt dma-za-ds kann auch dma-sa-äs ge- Könige) 4 möge er Fürstentum, Königtum und
lesen werden; gesprochen wurde nach assy- Weltherrschaft ausüben! Zu Greisentum und
rischen Lautgesetzen jedenfalls Mazas oder hohem Alter möge er gelangen! Dem, der diese
Masas. (Götter?) verkündet, möge Korn, Silber, öl,
III R 66 gehört eng mit KAR 214 (Dupli- Wolle, Salz der barikatu(-Sorte)5 für ihre
kate KAV 83 und KAR 325) einerseits und den Speisung und guter Brand für ihre Lampen
von 0 . S c h r ö d e r in KAV 42. 43 veröffent- vorhanden sein! Lebt und gedeiht! Nehmt
lichten „Götteradreßbüchern"5 zusammen. Daß gnädig an die Riten der Frühstückspeisung 6 !
KAV 57 ein Duplikat zu III R 66 (II 15ff.) ist, Im Lande Assyrien seien sie (die Riten) an-
erkannte dieser bereits. dauernd! Dem Geber dieser Speisung . . ?
KAR 214 ist datierbar: der Text stammt möge Asur Segen geben!"
aus der Zeit des A s u r - e t e l - i l ä n i (IV 5. 26), Daß die Götteraufzählungen keine Be-
des Sohnes Assurbanipals. Aus der Bibliothek ziehung zu der systematischen Serie AN =
des letzteren stammt III R 66. Er fügt aber, Anum 8 haben, liegt auf der Hand; die „Götter"
gewissermaßen anhangsweise, zu den assy-
rischen Gottheiten solche von Babylon hinzu a k k a d i s c h e r u n d sumerischer Lesung bestehen j a
(Kol. Xlf.). Er gehört also in eine Zeit, in der a u c h sonst, so s u m . Enlil, akfead. Illil.
1 ) E i n e eingehende B e h a n d l u n g des Textes ist
Babylon dem assyrischen Reiche einverleibt hier n i c h t möglich. E r ist a u ß e r d e m ziemlich fehler-
war. Da er mit den Göttern von Kär-Tukulti- h a f t ediert. Teilweise sind diese Fehler bereits von
Nimurta® begann, einer Stadt, die T u k u l t i - K . F . M ü l l e r in M V Ä G 41, 3 b e r i c h t i g t worden, der
d e n T e x t augenscheinlich kollationiert h a t . Ob er
1) Ρ S B A 21, S. 137 ff. D a z u vgl. noch H o m - seine R e s u l t a t e s ä m t l i c h veröffentlichen k o n n t e ,
m e l , E t h n o l . u . Geogr. (1926), S. 204f. weiß ich n i c h t .
2) AO 33, 3/4, S. 59; v o r h e r schon RAss. I , S. 59. 2) I I I R 66 n u r : „wer diese (Dinge) den G ö t t e r n
3) MVÄG 43, S. 44 u n d 334. gibt".
4) M i t h r a als G o t t der Mitannierkönige gehört 3) Die G ö t t e r sind a n g e r e d e t .
nicht in d e n Kreis u n s e r e r U n t e r s u c h u n g , da es sich 4) N u r I I I R 66.
d o r t n i c h t u m a s s y r i s c h e Texte h a n d e l t . Neben- 5) D a z u s. W e i d n e r , AfO 13,324.
bei b e m e r k t , h a l t e ich -Hl f ü r eine K o m i t a t i v e n d u n g 6) I H R 66: „ d i e Huldigungsgebete a n die
u n d übersetze: „die Götter u m u n d m i t M i t h r a ; die großen Götter, die in Assyrien w o h n e n " . Der R e s t
Götter u m u n d m i t V a r u n a ; I n d r a ; die (beiden) ist hier zerstört. Die Fehler der E d i t i o n erledigen sich
Näsatyä". d u r c h K A R 214 v o n selbst.
5) ZA 33, 125. Diese Bezeichnung ist n i c h t g a n z 7) K A R h a t hier d e n K ö n i g s n a m e n : „ d e m
zutreffend. Asur-etel-iläni".
6) I c h schreibe a u s Gründen, deren E r ö r t e r u n g 8) S. bes. H . Z i m m e r n , Zur Herstellung der
zu weit f ü h r e n w ü r d e , N i m u r t a , obwohl im Sume- g r o ß e n b a b y l o n i s c h e n Götterliste An = (üu) Anum.
rischen N i n u r t a zu lesen i s t ; Differenzen zwischen Ber. über d . Verh. d. S G W 63, 4.
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195 Orientalistische Literaturzeitung 1943 Nr. 5/6. 196

sind hier lediglich Kultobjekte, d . h . tatsächlich sein zu lassen. Es ergibt sich dann folgende
in den verschiedenen Tempeln vorhandene Disposition:
Götterstatuen, vor denen Opfer gebracht 1. K a r - T u k u l t i - N i m u r t a (I 1—18);
wurden. Nicht nur Götter, sondern auch andere 2. die H a u p t s t a d t A s s u r mit ihren ver-
Kultobjekte werden aufgezählt wie „Figuren" schiedenen Tempeln (I 9—V 23);
(salmu), die man überhaupt nicht näher be- 3. die alte subaräische S t a d t der Sauska
zeichnen kann (so dsalmäni: I 32), Tiaren (so (Istar) N i n e v e h mit dem H a u p t t e m p e l Emas-
d
agu\ I 14), selbst Tempelteile (so daltu na- mas (V 24—VI 10) 1 ;
kiltu „die kunstvolle T ü r " des Asur-Tempels: 4. VI 11—VII 17, wofür ich eine Lokali-
I 29). Die Reihenfolge, in der die Aufzählung sierung nicht vornehmen k a n n ;
erfolgt, h a t mit der Rangordnung der Gott- 5. A r b a i l u 2 mit seinem reichhaltigen
heiten nichts zu t u n . Das zeigt die Liste der „ I s t a r " - K u l t (VII 18ff.);
Gottheiten des Anu-Adad-Tempels von Assur 6. T u ' a , gewiß mit I t ü ' a identisch, m i t
(II 2ff.), die mit einer „ F i g u r " (dsalmu) be- F o r r e r (Provinzeinteilung, S. 12) wohl das
ginnt, worauf eine ganze Anzahl Götter ge- heutige Tekrit (bis V I I I 24);
n a n n t werden, ehe Anu (II 11) folgt, der 7. kleinere P r o v i n z s t ä d t e (VIII 25ff.),
wieder durch mehrere unbedeutende Götter worauf noch Gottheiten folgen (IX), die nicht
von Adad (II 15) getrennt ist. F ü r den Asur- bestimmt lokalisiert sind.
Tempel beginnt die Reihe (I 9ff.) zwar gewiß 8. Nach dem eigentlichen Schluß des Textes
mit zu ergänzendem [Asur] 1 ; aber das liegt (X), den wir oben übersetzt haben, folgt als
m. E . daran, daß im Asur-Tempel die Statuen N a c h t r a g :
von Asur und Serüa der Reihenfolge ihrer Auf- 9. B a b y l o n ( X I — X I I ) .
stellung nach die ersten Götterbildnisse waren, I m Abschnitt 7 wird n u n auch der an-
während im Anu-Adad-Tempel r ä u m l i c h das gebliche A h u r a - M a z d ä h genannt, also u n t e r
erste Götterbildnis eine „ F i g u r " war, die man den Göttern, die man in Assyrien verehrte, ohne
nicht näher bestimmen konnte, worauf eine daß angegeben wird, wo sie ihren bestimmten
Statue der Ishara, eine des f a s t unbekannten^ Kultsitz haben. Wir wollen diese nicht alle
Gasränu u n d solche weiterer nebensächlicher aufzählen, sondern begnügen uns mit denen,
Götter folgten, ehe man auf dem Rundgang die in der N ä h e stehen ( I X 19ff.):
durch das „Tempelmuseum" zur Statue des 19. dia-ab-ri-tu „die von J a b r u " ,
Anu gelangte. Man denkt dabei an die Ein- 20. deb-la-i-tu „die von E b l a " (in Nord-
richtung des Kultraumes des Istar-Tempels G syrien),
in Assur, in dem die aufgefundenen Figuren 21. dqa-al-cla-i-hu „die von Qalda" (sicher
und Kultgegenstände etwa so aufgestellt waren, nicht = Chaldäa),
wie A n d r a e 2 das in seiner Rekonstruktion an- 22. dbelat-sar-be „die Herrin des Storax-
schaulich gemacht h a t . I m Asur-Tempel be- balsams ( ? ) " , '
gann der R u n d g a n g jedenfalls bei der Statue 23. dqa-at-ra-bu-tu „ H a n d der G r o ß e n ( ? ) " ,
des Asur, worauf die der Serüa folgte. Dadurch 24. ias-sa-ra Ama-zlsa-äs,
wird aber auch bewiesen, daß die vorher in 25. digege ildnimei sä same? „die Igege, die
I I I R 66 I i ff. genannten Gottheiten nicht zum Götter des Himmels",
Asur-Tempel gehörten. Es ist daher in Z. 8 26. da-mm-na-ki ildnimeä sä ersetimtim „die
sicher zu ergänzen: [ i l d n i m t i sa\ kdr-tukulti- Anunnaki, die Götter der Unterwelt",
d
nimurta. Die Aufzählung begann also mit 27. situ iltdnu sadü amurru „Süd-, Nord-,
den Göttern dieser Stadt, die nur unter ihrem Ost-, Westwind".
3
Patenherrn Bedeutung h a t t e . Dazu stimmt,
Weiterhin werden heilige Stätten Assyriens
daß von den dortigen Gottheiten noch Adad,
aller Art, selbst Wüsteneien u n d Ruinenhügel,
Samas und Istar erhalten sind, die nach K i n g ,
Berge, Quellen und Ströme der vier Weltteile
Tukulti-Ninib, S. 88, 6f. ihren Kult in dieser
genannt, worauf die Kolumne abbricht, u m
Stadt h a t t e n . Wir dürfen demnach kaum Be-
dann in Kol. X in ein Gebet überzugehen, das
denken tragen, den Originaltext von I I I R 66
endet (X I l f f . ) : „Lange Tage, dauernde J a h r e ,
in der Zeit des Tukulti-Nimurta I. entstanden
eine gewaltige Waffe, eine lange Regierung,
weite J a h r e des Reichtums, Erstlingsschaft
1) Die Ergänzung wird durch das von K.
(über) die Könige, gebt unserm H e r r n K ö n i g ! "
F. M ü l l e r in MVÄG 41, 3 bearbeitete Königsritual Unser „ A h u r a - M a z d a " beschließt also die
gefordert, das (S. 10, Kol. I 42) mit Asur und Serüa eigentlich persönlichen Göttergestalten, u n d
den Anfang macht.
2) Das wiedererstandene Assur, S. 74. 1) Ergänze Y40: [ildni me s sä\ e - m a i - m a s .
3) Über ihr Schicksal in späterer Zeit vgl. 2) So nach M ü l l e r s Kollation (MVÄG 41, 3,
W e i d n e r , AfO 13, 160 3 . S. 26 1 ) in V I I 18 statt SU TI der Edition zu lesen.

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es folgen Naturkräfte allgemeiner A r t : die sie sich so weit vom Altpersischen entfernt
Igege, die Anunnaki, die Winde usw. habe wie das A l t i n d i s c h e . Jedenfalls ist es
Ein Gott von der umfassenden Bedeutung, nicht nachzuweisen und geradezu unwahr-
die Ahuramazda später hatte, würde recht gut scheinlich, daß das M e d i s c h e dieser Zeit das s
an den Schluß der Götteraufzählung passen. noch da erhalten hatte, wo es im Persischen
Indes stehen doch große Bedenken einer in h überging. Man könnte nun sagen, daß
Identifizierung von dassara dmazas mit Ahura- Assara axis einem arischen Dialekt entlehnt
mazda entgegen 1 : sei, der wie das Indische das s erhalten hatte.
1. Wäre A s s a r a - m a z a s ein einzelner Gott, Das ist im A r i s c h - M i t a n n i s c h e n der Fall, in
so würde das Gottesdeterminativ nur einmal das wir durch die Boghazköi-Texte einen
stehen. I m ganzen Text I I I R 66 wird mit kleinen Einblick gewonnen haben. Ist also
letzterem stets eine n e u e Gottheit eingeführt. Assara ein Gott Asura der arischen Mitannier ?
Es sind also zweifellos zwei Gottheiten gemeint An sich wäre das durchaus denkbar, zumal
Assara u n d Maz/sas. Dem kann man natürlich Assyrien das Erbe des Mitannierreiclies an-
entgegenhalten, daß ja Ahura und Mazdäh getreten hat. Subaräische Götter des alten
ursprünglich auch zwei Gottheiten gewesen Mitannierreiches — allerdings keine arischen —
sein können, der „ H e r r " und der „Weise", sind gerade in I I I R 66 als Götter der meso-
wenn auch Mazdäh nie als Einzelgott, sondern potamischen Stadt T e d i (älter Taidi) genannt
nur als Apposition zu Ahura zu belegen ist 2 . (Ko. VII 37ff.): Kumarbi, Naparbi und Sama-
Aber auch das würde nicht viel besagen, da nulja, wozu ich mein „ S u b a r t u " (S. 64, Anm. 1
wir über die Religion der Iranier vor dem und S. 66ff.) zu vergleichen bitte. Dem ist
7. Jahrhundert wenig wissen. Man könnte aber entgegenzuhalten, daß die a r i s c h e n
demnach zur Not annehmen, daß es in ganz Götter der Boghazköi-Verträge lediglich Fami-
alter Zeit einen Gott A h u r a und einen Gott liengötter des Königshauses waren, die keine
M a z d ä h gegeben hat, die später zu einer sonstigen Kultstätten hatten. Wäre es anders,
Person verschmolzen. so hätten sich davon Spuren in den zahlreichen
2. A s s a r a weicht lautlich ebenso stark von Texten erhalten. Und Asura selbst wird nicht
Ahura ab wie Maz/sas von Mazdäh. Man einmal als Königsgott erwähnt, woraus man
könnte einwenden: Assara ist eine erst in gewiß schließen darf, daß er gar nicht als Gott
Assyrien aus Asura entstellte Form. Aus altem verehrt wurde. Daraus ergibt sich m. E. mit
A s u r a konnte zunächst mit unechter Doppel- Sicherheit, daß Assara nicht einen arisch-
schreibung des s A s s u r a werden, und auch das mitannischen Gott Asura wiedergeben kann.
α der zweiten Silbe ließe sich erklären: im Als arische Stämme, von denen die Assyrer
Assyrischen (nicht im Babylonischen) finden den Assara übernommen haben könnten, kämen
wir Vokalassimilation 3 auf Schritt und T r i t t : nur die Meder-Perser oder die Mitannier in
so wird das Wort qaqqar- flektiert: qaqquru, Frage. Eine ganz unbekannte Größe 1 aber ein-
qaqqiri, qaqqara. Demnach könnte auch Assara zuführen, u m den nicht einmal zu ur-arischem
aus Assura entstanden sein. Asura passenden Assara zu erklären, geht sicher
3. Selbst wenn man solche Konzessionen über das Erlaubte hinaus.
machen wollte, bleibt f ü r Assara = Asura noch 4. Selbst wenn wir Entlehnung des Assara
die Frage ungeklärt, warum hier nicht der all- aus einem arischen Asura annehmen, der weder
gemeine Übergang des im Indischen erhaltenen s persisch noch medisch noch mitannisch sein
zu iranisch h stattgefunden hat. Man müßte könnte, so kommen wir in historische Schwie-
also annehmen, daß der Gottesname entlehnt rigkeiten. Ich habe es oben wahrscheinlich
wurde, als jener Übergang von s zu h noch gemacht, daß I I I R 66 in seiner Urfassung aus
nicht erfolgt war. Wo war das aber der Fall derZeit· des T u k u l t i - N i m u r t a stammt (1253—
außer in Indien ? E t w a bei den Medern ? Mit 1207). Sollten damals die Assyrer Teile eines
diesen kamen die Assyrer im 9. Jahrhundert in „Indo"-Arierreiches besessen haben, das weder
Berührung, und was sich aus assyrischen In- medisch noch mitannisch war ? Die Mitannier
schriften über die Sprache dieser Arier er- waren samt ihrem Königshause längst erledigt,
mitteln läßt 4 , macht nicht den Eindruck, daß und die Meder spielten noch keine Rolle f ü r
Assyrien. Es ist also absurd, ein drittes
1) Vgl. auch die von J. H e r t e l ,Die Methode arisches Reich anzusetzen, das die Assyrer
der arischen Forschung (Leipzig 1926), S. 47ff., vom
iranistischen Standpunkt angeführten Bedenken. besetzt hätten, und dessen Gott Asura sie als
2) N y b e r g in MYÄG 43, S. 98. Assara in ihr Pantheon aufgenommen haben
3) Vgl. meine Grammatik § 5"".
4) Vgl. bes. E. M e y e r in Ztschr. f. vgl. Sprach- 1) Etwa die K a s s i t e n , die immer dann ein-
forsch. 42, S. Iff. und F. W. K ö n i g in AO 33, 3/4, springen müssen, wenn man keinen andern Helfer
S. 52ff. aus der Not findet.

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müßten. Mag man Assara erklären, wie man sagen, was bei Assara (Sp. 198 unter 4) geltend
wil]1, arisch kann er nicht sein. Ich sehe gemacht wurde.
wenigstens keine Möglichkeit dafür. 2. Es läßt sich nicht erweisen, daß die
5. Mit M a z / s a s steht es ebenso bedenklich. Glosse mi-id-ra zu dem g a n z e n Gottesnamen
Es k l i n g t an Mazdäh an, aber kaum mehr als gehört. Wenn ein ganzer Gottesname glossiert
„Masaryk", der deshalb auch nicht mit Mazdah wird, so pflegt in unserm Text die Glosse vor
identisch ist. dem letzten, nicht aber dem vorletzten Zeichen
Ich kann also nur annehmen, daß ein zu stehen; vgl. ZZ. 15. 20. 23, wo allerdings der
neckischer Zufall zwei im Assyrerreich be- Gottesname nur aus zwei Zeichen besteht. Die
kannte Gottheiten, Assara u n d Maz/sas, so Glosse kann sich aber auch nur auf ein
zusammengeführt hat, daß ein phantasie- Zeichen beziehen, wie das in ZZ. 9 und 11 der
reicher Forscher dabei an Ahuramazda er- Fall ist. An letzter Stelle steht die Glosse ni
innert wurde, wie diesem ja auch unzählige hinter dem Zeichen NIN genau so wie in
andere zufällige Zusammenklänge als Beweise unserer Zeile mi-id-ra hinter PA.
innerer Zusammengehörigkeit gedient haben, 3. Daß nur das Zeichen PA glossiert wird,
über die heute kein Wort mehr zu verlieren ist. ergibt sich aus folgender Überlegung. Das
Jedenfalls muß auch der Iranist die Schwie- Zeichen PA bedeutet für gewöhnlich „Szep-
rigkeiten berücksichtigen, die der Gleich- ter". Als solches heißt es im Sumerischen
setzung von Assara u n d Maz/sas mit Ahura- g i d r u (Vok. Clay 268; CT 35, 7, Z. 21: Cor-
mazda im Wege stehen, will er nicht zu ganz rigenda, S. 13), entstanden aus g i s - d u r u 5
unhaltbaren Schlüssen gelangen. (IV R 12, Ys. 19), bzw. g i s - d u r u e (s. Förtsch,
2. Der „ a s s y r i s c h e " G o t t M i t r a . OLZ 1915, 370); deshalb führt das Zeichen
geradezu den_Namen g e s t a r , g i s d u r a u . ä.
Dieser begegnet angeblich in der großen (s. D e i m e l , Sumerisches Lexikon I, Nr. 295).
Götterserie AN = A n u als einer der vielen Dialektisch findet sich als „Szepter" m u - d u -
Namen des Sonnengottes Samas. Wir lesen ru (SAI 6579), m u - d u r u , (SAI 756). Jeden-
Κ 4343 (CT 25, 25), Z. 10: falls heißt g i s - d u r u „helles (abgeschältes)
AN . PA""-"f-r« . SU.UL = MIN, d. h.: der Holz" und m u - d u r u „heller Baum(ast)".
Gott, (der mit den Zeichen) P A . S U . U L (ge- Ein solcher diente in primitiver Zeit als Ab-
schrieben wird, ist) derselbe (wie der in Z. 4 zeichen des Hordenführers. Eine weitere dialek-
genannte d UD, der Sonnengott). Oder, was tische Variante für gi(s) ist mi(s), wie aus
das gleiche ist: der Gott, der P A . S U . U L ge- Η AR. RA VI, Z. 53ff. ( Z i m m e r n , MAO G IV,
schrieben wird, ist eine Erscheinungsform des S. 267f.) hervorgeht. Für g i d r u , g i d r a u. ä.
Sonnengottes. Zur Erleichterung der Lesung gab es also auch eine dialektische Form
hat ein Schreiber die Glosse mi-id-ra, die man m i d r u , m i d r a neben m u d ( u ) r u , m u d ( u ) r a .
auch mi-it-ra lesen kann, beigefügt. Also, so Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß sich
schloß H o m m e l , haben wir hier den arischen die Glosse m i - i d - r a bei uns nur auf PA be-
Gott M i t h r a als S o n n e n g o t t im assyrischen zieht, das dadurch als „Szepter" erklärt wird.
Pantheon belegt. Dagegen läßt sich Folgendes Der Gott heißt^ demnach nicht_ m i - i t - r a ,
sagen: sondern m i d r a - S U . U L . Dieses SU.UL mit
1. Die Götterlisten sind zwar im wesent- der Lesung s u - d u 7 bedeutet „halten" (akkad.
lichen (wie Κ 4343) aus der Bibliothek Assur- k a l u ; s. D e l i t z s c h , Sum. Glossar, S.142,
banipals überliefert, gehen aber in sehr viel auch_ s u - d u 8 geschrieben) 1 . Der Gott, der
ältere Zeiten zurück. Man könnte hier ein- P A . S U . U L geschrieben wird, ist demnach
wenden, es handele sich um den Hausgott der m i d r a - s u d u zu lesen und hat mit Mithra nur
arischen Mitannier, der erst in die Listen den Gleichklang eines Bestandteiles gemeinsam.
geriet, als Assyrien das Erbe dieses Reiches Zu übersetzen ist dieser rein sumerische Name
übernahm. Dagegen läßt sich wieder das mit „Szepterhalter", „Szepterträger". Im Zu-
sammenhang hiermit sei auf die Legende
1) Mit dem Worte aesäru, das mit Streck, mehrerer altbabylonischer Siegel 2 hingewiesen:
Assurb., S. 443 wohl den „Schirrmeister" bedeutet, d
hat der Gott kaum etwas zu tun. Man könnte auch n i n - s u b u r sukkal-zi an-na GIS.PA.
denken, daß der Name eine assyrische Aussprache K U . SU.UL. Zu lesen ist g i s - d u r u e - k ü
des Himmelsgottes Ansar ( = „obere Welt") sei, s u - d u 7 , also: „Gott Ninsubur, der treue Vezier
der bei Damascius als Άσσωρος. erscheint (also Anus, der das glänzende Szepter in Händen
assar aus ansar). Dann könnte in ma-za-as, falls die
Edition überhaupt zuverlässig ist, ein Name für die
„untere Welt", sum. k i s a r , stecken. Aber ich sehe 1) Vgl. jetzt auch F a l k e n s t e i n , AfO 14, S. 116.
noch keine Möglichkeit für eine befriedigende Er- 2) K r a u s z , Die Götternamen i. d. bab. Siegel-
klärung. [Für assyr. s = babyl. s s. bereits oben.] cylinderlegenden, S. 62.

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201 Orientalistische Literaturzeitung 1943 Nr. 5/6. 202

hält". Die Bezeichnung „Szepterhalter" be- wechselnd mit schattierenden Streifen, die für
schränkte sich also nicht auf den Sonnengott! Syrien eigentümlich zu sein scheinen — im
Soviel ist sicher, daß der assyrische Mithra Gegensatz zu den ägyptischen Erzeugnissen
keinen Platz mehr in wissenschaftlicher Er- gleicher Technik — aber auch in Ostturkestan
örterung einnehmen darf. vorkommen.
In dem Seidendamast, mit Tierpaaren und
stilisiertem Rankenwerk in Mäanderrauten, er-
kennt der Verf. ein chinesisches Erzeugnis der
Besprechungen. Han-Zeit, das nicht nur mit in Lu-lan gefunde-
Allgemeines. nen Mustern übereingeht, sondern Motivparal-
lelen auch in dem Dekor von Bronzespiegeln
P f i s t e r , R . : Textiles de Palmyrc, decouverts par le derselben Periode findet, ganz abgesehen von
Service des Antiquitös du Haut-Commissariat de weiteren Analogien, die ausgiebig herangezogen
la Republique Frangaise dans la Necropole de
Palmyre, III. Paris: Les Editions d'Art et werden, um die ostasiatische Herkunft in allen
d'Histoire 1940. (102 S., 51 Abb., 19 Taf.) 4°. Einzelheiten zu belegen. Die wichtige Fest-
Bespr. von Ernst K ü h n e 1, Berlin. stellung, daß es sich bei den Han-Damasten
In einer dritten Publikation über die in den um Muster handelt, die nicht durch den Schuß,
Grabtürmen der Westnekropole von Palmyra sondern durch die Kettstellung gebildet werden,
gefundenen Stoffe des 2.—3. Jahrh. 1 beschreibt führt zu der Folgerung, daß die Chinesen da-
und diskutiert der Verf. eine Anzahl von Tex- mals bereits eine Art Zugwebstuhl kannten,
tilien, die in den oberen Geschossen des sog. dessen Verwendung im näheren Orient viel
Jamblique-Turms und in dem sehr zerstörten später, offenbar erst nach dem 7. Jahrh., er-
Turm No. 46 zum Vorschein kamen. Sie folgte. Die von Pfister energisch und mit gutem
rühren von Mumien her und sind ζ. T. stark Recht schon früher verfochtene These ist von
mit der zur Konservierung gebrauchten Myr- Frl. M. Th. Schmitter in eingehenden Dar-
rhenpaste durchtränkt; die zum Einwickeln legungen (in der „Revue Archeologique" 1939,
verwendeten Leinenstoffe sind im allgemeinen S. 73ff.) bestritten worden; sie bezweifelt sogar
besser erhalten als die nur zur äußeren Aus- die Priorität der chinesischen Seidenstoffe
stattung dienenden Wollen- und Seidenge- gegenüber denen der Mittelmeerländer, und die
webe, von denen oft nur kleine Fragmente fest- polemische Auseinandersetzung mit ihr nimmt
gestellt werden konnten. ein 10 S. langes Kapitel „Chine ou Proche
Der Verf. führt katalogartig nach einzelnen Orient?" in Anspruch. Auch die im Ketten-
Stoffgattungen die Funde auf — 20 Leinen- und stich ausgeführten Seidenstickereien — kleine
2 Baumwollgewebe, 53 Wollgewebe, 9 Woll- Fragmente von großen Stücken, die meist mit
wirkereien, 1 Seidenstoff und 7 Seidensticke- Fabeltieren dekoriert waren — führen unver-
reien — mit Einzelangaben über Art und Dichte kennbar nach Ostasien.
des Gewebes, über Färbung usw. und mit Große Sorgfalt hat der Verf. auf die chemi-
Exkursen über technische und stilistische sche Untersuchung der Farbstoffe verwendet;
Probleme. einen besonderen Exkurs widmet er dem
Unter den Leinenstoffen, die sehr einfach Problem der Rotfärbung in China, die nur ζ. T.
dekoriert sind, meist mit einfarbigen Streifen, mit Krapp, manchmal durch Beimischung von
ζ. T. in Purpur, sind Teile einer kleinen Tunika Färbelack, in anderen Fällen mit eisengebeiz-
und ein fast 3 m langes schlichtes Tuch; von tem Sandelholz erzielt wurde. Er führt ver-
den beiden Baumwollbeispielen hält Pfister eins, schiedene Quellen an, deutet die in ihnen ge-
mit Handdruck, wegen der Verwendung einer brauchten technischen Ausdrücke und teilt die
synthetischen Farbe für modern. Auch die sehr Ergebnisse der an einer Reihe von Stoffen aus
verschieden eingefärbten Wollgewebe, ζ. T. in Chinesisch-Turkestan in London vorgenom-
Ripsbindung ausgeführt, bieten keine Muster; menen Analysen mit.
zwei von ihnen haben Seidenketten. Reich an Wir haben allen Anlaß, diese neue ebenso
Motiven dagegen sind die koloristisch starken gründliche wie anregende Publikation eines so
Wollwirkereien, in denen sich der iranische bewährten Fachmannes dankbar zu begrüßen.
Kostümstil mit orientalisierten hellenistischen
Einzelformen verbindet, die dann in der sasani- E s t o p a f i ä n , Sebastian Cirac: Das Erbe der Basi-
dischen Epoche weiterleben; immer handelt es lissa Maria und der Despoten Thomas und Esau
sich um schematisierte Pflanzengebilde, wie sie von Joannina. Forschungen zu den byzantinisch-
auch auf den Dura-Funden vorkommen, ab- spanischen Beziehungen. (Phil. Diss. München.)
Münster i. W . : Aschendorff 1939. (VIII, 56 S.,
1 Taf.) gr. 8° = Sonderdruck a. Spanische Forsch,
1) Vgl. OLZ 1939 Nr. 8/9, Sp. 4 9 9 - 5 0 1 . der Görresgesellsehaft. 1. Reihe: Gesammelte

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