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Mehr Holzbau für den Klimaschutz!

Mehr Holzbau für den Klimaschutz!

Positionspapier des Arbeitskreises Holzbau Eine einheitliche europäische Regelung zur Be- Wir vom Bund Deutscher Architekten fordern ent- Gebäude müssen selbst zum Kohlendioxidspeicher
im Bund Deutscher Architekten BDA, grenzung ist nicht in Sicht. Die Politik debattiert schieden zu mutigem und klarem Handeln auf. Wir werden, für eine nachhaltige Zukunft des Bauens
Landesverband Berlin e.V. anhaltend über die Frage, ob der CO2 -Ausstoß sehen uns gemeinsam mit der Baubranche, den Ar- stehen und nicht als Klimakiller in die Städte hinein
über direkte Besteuerung oder einen Zertifikate- chitekten und Stadtplanern, den Entscheidern in betoniert werden. Nur der Einsatz von nachwach-
Die Begriffe Klimawandel und Klimakrise beschrei- handel begrenzt werden kann. der Politik und den Behörden in der dringenden senden und erneuerbaren Rohstoffen in smarten
ben den Ernst der Situation nur unzureichend. Wir Verpflichtung, Verantwortung zu übernehmen – Gebäudekonzepten kann einen Beitrag zur Redu-
haben es nicht mit Wetterkapriolen zu tun, son- Unsere Energie- und Verkehrswende dümpeln in auch und vor allem gegen Widerstände der Brem- zierung der Treibhausgasemissionen leisten.
dern mit immer häufiger auftretenden Extremwet- kleinteiligen Verzögerungsdiskussionen vor sich ser und Zweifler. Wir stehen für globales Handeln, Holz ist hierzulande ausreichend vorhanden. Durch
terlagen und ihren Folgen. Wir befinden uns in ei- hin. Die Automobil- und die Luftverkehrsbranche idealerweise in einem starken Europa in einer Vor- eine nachhaltige Forstwirtschaft steht es auch in
ner Klimakatastrophe. werden verschont, auch die Kohleerzeuger dürfen reiterrolle – aber auch regionale oder lokale Allein- Zukunft zur Verfügung. Auch der Naturwaldanteil
nicht zu hart angefasst werden. Der dringend not- gänge und Entscheidungen zugunsten des Klimas muss gesteigert werden – Wälder in die wenig
Wir Menschen sind für die Erderwärmung, den wendige Bau von Stromtrassen scheitert an Bür- dürfen kein Tabu sein. oder gar nicht eingegriffen wird, sind für unser
Meeresspiegelanstieg, die globale Umweltver- gerinitiativen, die eher an esoterische Verschwö- Ökosystem als CO2 -Speicher von großer Bedeu-
schmutzung und das dramatische Artensterben rungstheorien glauben als an wissenschaftliche Wir fordern ein Umdenken in der bisherigen Vor- tung, dennoch bleiben sie nutzbar und erzeugen
verantwortlich – die Prognosen für das Leben in Studien. gehensweise beim Planen und Bauen und Nutzen sogar Holz in höherer Qualität, bei längeren Nut-
der Zukunft sind beängstigend! Ökosysteme wer- von Gebäuden – auch im gesamtstädtebaulichen zungszyklen.
den ausgelöscht, ganze Kontinente unbewohnbar. Wir müssen leider feststellen: Bisher hat es die Zusammenhang. Der ökologische Fußabdruck, der
Die gesellschaftlichen und humanitären Herausfor- große Koalition nicht geschafft, ein Konzept zur maßgeblich auch von der Baubranche auf der Erde Die Voraussetzungen für das mehrgeschossige
derungen sind enorm. Jeder Einzelne wird diese Emissionsbegrenzung zu entwickeln. Ergebnisse hinterlassen wird, muss drastisch verkleinert werden. Bauen mit Holz sind baurechtlich längst gegeben
zu spüren bekommen. sind nicht in Sicht. und in Berlin seit März 2018 in der Bauordnung
Unabhängig davon, wie und in welcher Form Wir Architekten und Stadtplaner haben die gesell- verankert. Auch die Anforderungen an den Brand-
Während wenig verantwortungsbewusste Länder überhöhter CO2 -Ausstoß sanktioniert werden schaftliche Verantwortung, eine Zukunft zu ent- schutz sind gewährleistet.
wie die USA aus dem Pariser Klimaabkommen, kann, müssen die Emissionen drastisch herunter- werfen, die für unsere Kinder bewohnbar bleibt.
das Ende 2016 in Kraft trat, aussteigen, haben gefahren und auf ein Minimum begrenzt werden! In Berlin sind Holzbauten bis heute unterrepräsen-
sich bisher 185 von 197 Ländern dazu verpflichtet, Wir sollten den Einsatz klimabelastender Baustoffe tiert, obwohl es seit vielen Jahren herausragende
die Erderwärmung auf unter 2 Grad Celsius zu be- Im Jahr 2014 konnte man bereits in einer Studie wie Beton öfter kritisch hinterfragen. Der Ver- Beispiele – auch mehrgeschossigen Wohnungs-
grenzen (Stand Ende 2018). Allen ist klar, dass das des Weltklimarates (IPCC) nachlesen: brauch von Primärenergie und fossilen Ressourcen bau – gibt. Gerade einmal 4 Prozent betrug der
nur durch die drastische Begrenzung der Emissio- In den Industrieländern werden bis zu 40 Prozent muss dramatisch reduziert werden. Es ist keine Lö- Anteil der Baugenehmigungen im Jahr 2017 bei
nen, insbesondere des CO2 -Ausstoßes, erreicht der Treibhausgasemissionen durch Gebäude und sung, schlecht gedämmte Häuser in Korsagen aus Nichtwohnbauten, bei den Wohnbauten waren es
werden kann. Bis jetzt haben allerdings nur 16 Gebäudetechnik verursacht. Allein die Betonher- Styropor-Dämmplatten zu zwängen. Derart unsin- 7 Prozent. In Brandenburg sieht es etwas besser
Länder konkrete Maßnahmen definiert, welche stellung ist für bis zu 8 Prozent des globalen CO2 - nige Baustoffe werden aus Rohölprodukten her- aus: Nichtwohnbauten liegen bei knapp 12 Prozent,
die Zusagen im Rahmen des Pariser Klimaabkom- Ausstoßes verantwortlich. gestellt und müssen eines Tages als Sondermüll Wohnbauten bei unter 15 Prozent. In Baden-Würt-
mens erfüllen – überwiegend durch den Ersatz teuer entsorgt werden. temberg ist die Holzbauquote, sicher auch aus tra-
fossiler Brennstoffe durch regenerative Energien. Das Bauen und das Wohnen sind in erschreckend ditionellen Gründen, erheblich höher: Nichtwohn-
hohem Maße für den Verbrauch von Ressourcen Wir vom BDA fordern, das Bauen mit Holz als eines bauten sind dort mit 23 Prozent und Wohnbauten
Deutschland ist leider kein Vorreiter bei der Emis- und Energie verantwortlich. Der Anteil am Ge- der wichtigsten Lösungskonzepte umfassend zu mit 30 Prozent erfasst. Der Bundesschnitt liegt bei
sionsbegrenzung und verfehlt zurzeit, so liest man samtenergieverbrauch liegt bei bis zu 60 Prozent! etablieren – und vor allem: zu fördern! ungefähr 18 Prozent.
im Projektionsbericht 2019 des Bundesumwelt- Hinzu kommt ein Anteil von über 40 Prozent am
ministeriums, diese Klimaziele deutlich. Bereits Gesamtmüllaufkommen. Auch der Sandverbrauch Holz ist „der“ klimaschonende Baustoff der Zu-
Ende März war bei uns die maximal zulässige Jah- zur Betonherstellung ist ein weltweit unterschätz- kunft, der hilft, die Erderwärmung und somit den
resmenge an CO2 in die Umwelt gelangt. Unseren tes Problem. Küsten und Flussläufe werden aus- Klimawandel zumindest zu verlangsamen.
vereinbarten Beitrag zum Klimaschutz haben wir gebaggert, der natürliche Küstenschutz wird zer-
nicht geleistet. Im Jahr 2020 drohen Strafzahlun- stört – ein Irrsinn angesichts steigender
gen in zweistelliger Milliardenhöhe. Meeresspiegel.
Von der Senatsbaudirektion und den Behörden er- Nur wenn es möglich ist, Baustoffe und Techno-
warten wir ein klares Bekenntnis und ein deutlich logien im Sinne der Auswirkungen auf Umwelt
mutigeres und vor allem schnelleres Entscheiden und Klima zu vergleichen, können wir die richti-
und Handeln für mehr Holzbau. Die öffentliche gen Entscheidungen – unabhängig von profitori-
Hand sollte dringend beispielhaft zum Umdenken entierten Betrachtungen – treffen.
beitragen und bei Landesbauten wie Schulen, Kin-
dertagesstätten, Verwaltungs- und Kommunalbau- Wir vom Bund Deutscher Architekten sind für eine
ten und geförderten Wohnungsbauten auf das klare Klassifizierung von Baustoffen im Hinblick
Bauen mit Holz setzen. Auch beim Bauen im Be- auf ihre Umweltverträglichkeit. Dies kann zum Bei-
stand sollte Holz das Material der Zukunft sein. spiel durch einen Schadstoffindex oder Umweltla-
bels dargestellt werden.
Die holzverarbeitenden Branchen der gesamten Wir fordern eine umgehende Vernetzung der Ak-
Region Berlin-Brandenburg – von Kleinstbetrieben teure aus Politik, Architektur und Planung, Bauher-
über mittelständische Unternehmen bis hin zur renschaft, Forschung, Holz- und Bauwirtschaft
großindustriellen Fertigung – werden vom Wachs- ohne die üblichen spekulativen, gewinnorientier-
tum profitieren und eine neue Baukultur mit- ten Interessen.
gestalten.
Berlin braucht dringend Wohnungen – eine
Wir wollen das Bewusstsein für den nachhaltigen Chance für den Holzbau. Wir haben keine Zeit
Umgang mit regenerativen Baustoffen schärfen. mehr für komplizierte, zaghafte Behördenabläufe
Hierzu gehört unserer Ansicht nach auch ein Bil- und langwierige Entscheidungsfindungen.
dungsauftrag. In Dänemark etwa gehören Archi- Das im Berliner Koalitionsvertrag vereinbarte Holz-
tektur und Design bereits in der Grundschule zum baucluster Berlin-Brandenburg muss dringend mit
Lehrstoff. Auch bei uns sollte es derartige Bil- der Arbeit beginnen!
dungsangebote geben. Es muss selbstverständlich
sein, das Leben und Wohnen in den Städten der
Zukunft ressourcen- und klimaschonend zu gestal-
ten. Der Weg in eine postfossile, Postkonsumge-
Herausgeber
sellschaft ist für die kommenden Generationen
überlebenswichtig. Bund Deutscher Architekten BDA
Landesverband Berlin e.V.
Wir fordern eine ganzheitliche Betrachtung aller Mommsenstraße 64
baulichen Maßnahmen. Das beginnt mit der Pla- 10629 Berlin
nung und führt am Ende der Nutzungszeit eines Tel 030 886 83 206
Gebäudes in die ressourcenschonende Weiterver- Fax 030 886 83 216
wendung möglichst aller Komponenten. Flexible info@bda-berlin.de
Holzbausysteme, die so konzipiert sind, dass sie www.bda-berlin.de
neu zusammengefügt werden können, und auch Quellen:
natürliche Dämmstoffe aus Holzprodukten, Natur- – Zahlen Stand 2017, Holzbau Deutschland – Bund Inhaltlich verantwortlich:
fasern oder Lehm sind die Zukunft. Deutscher Zimmermeister Arbeitskreis Holzbau im BDA Berlin:
– Intergovernmental Panel on Climate Change Marek Czyborra, Andreas Gehrke, Anna Hopp, Tom Klingbeil,
(IPCC) Prof. Eike Roswag-Klinge, Daniel Rozynski, Ulrich Schop
– Informationsverein Holz e.V.
– Bundesumweltministerium Berlin, 2019

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