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Eifahrung. Von den Àgyptem bis zu Aristoteles galt die Einheit aïs Mutter und Ursprung aller Zahlen,
ohne selbst eine Z abi zu sein. 1839 verôffentlichte derfranzôsische Mathematiker M. Vincent in seiner
Arbeit über den Ursprung der Zahlen, die a u f den Pythagoràem und Boethiusfufite, die Vermutung, dafi
die ersten 3 Ziffem dié Geschlechterundderen Vereinigungversinnbilden, Jndem siealscharakteristische
Korperteile derFrau und des M annes und dann die Drei a ls deren Vereinigunggedeutet worden seien “. Die
Neun deutete Vincent a ls Thyphallus, a ls Zeichen der mânnlichen Kraft. Denn dieNeun ist die Quadrat-
zahl der Drei, die ihrèrseits die Vereinigung des mânnlichen und weiblichen Prinzips darstellt. D as Qua-
drat oder die zweite Potenz wurde bei den Griechen kurzwegPotenz genannt N a also!N eben dieserHypo
thèse, die Entstehung derNam en und Zeichen der Zahlen mit dem sexuellen Leben in Zusammenhangzu
bringen, eif,rente sich eine andere einer grofîen Verehrung, nâmlich die Zahlen mit Lastem und Tugenden
zu verbinden.
So schreibt im 15. Jahrhundert Luca Pacioli in seiner „Dîvina Proportione": „Die vollkommenen Zahlen
endigen abwechselnd mit 6 und 8 und kônnen eine andere Randziffer nicht haben, denn die Traurigen
leben ordnungslos, die Guten und Vollkommenen bewahren immer die vorgeschriebene Ordnung":
Die Triaden 4, 5, 6 und 7, 8,9 in derFolgevon 1 ,2 ,3 reprâsentierten demnach Gûte, Gerechtigkeit, Schôn-
heit und Grôfie, Gesundheit, Kraft.
Die Vier, fu r die Pythagorâer der „Schlüssel derN atur“, sei a ls Beispiel dernaturwissenschaftlichen, kos-
mologischen Symbolik der Zahlen erwâhnt.
Die Griechen wie die Chinesen um das Jah r 1120 v. Chr. haben lautM ontucla’s „H istoire des mathémati
ques" d as W eltallaus den ersten viergeraden und den erstenvierungeraden Zahlen zusammengesetzt. Die
ersten vier ungeraden Zahlen stellen dabei die reinen und himmlischen Elemente dar, die geraden entspre-
chen denselben Elementen mit irdischer Unreinheitverbunden. D as Weltall, die Verbindung aller himmli
schen und irdischen Elemente, wurde also durch dieZahl36dargestellt, d. h. dieSumme dieser 8 Zahlen.2
Die meisten dieser Zahlen haben also „Persônlichkeit‘‘, die von auJÜen, von Menschen, von der Idéologie,
von der Eifahrung ah sie herangetragen werden. D ochgibt es auch Zahlen, die von innen her sqzusagen
intéressante Eigenschaften haben, Zahlen, die inhàrente Personlichkeit haben, z.B . wie die Primzahlen.
Vorliegende Arbeit versucht, das Wesen der Kunst von Mario Merz aus
dem Wesen der Zahl zu verstehen. Da die Fibonacci-Zahlen in Merz’ Werk
eine so zentrale Rolle spielen, ist dieser Versuch nicht gânzlich inadâquat.
Mein ErklàrungsmodeU von Merz’ Kunst besteht darin, in der Entfaltung
der Eigenschaften von Zahlen Eigenschaften von Merz’ Kunst zu beschrei-
ben. Es zeigt die Tiefe von Merz’ Werk, wie tief sein Verstandnis fur das
Wesen der Zahl ist Das gleichsam lebendige Eigenleben der Zahlen G,Die
Zahlen vermehren sich wie die Tiere.., die Zahlen sind lebende Tieree<)
dient Merz nicht als Sprungbrett fur Symbole, sondem wir werden sehen,
wie Merz aus dem fortschreitenden Verstandnis fur die Zahl sein Werkwei-
terentwickelt. Mein Erklârungsmodell ist also gewissermaBen generato-
risch, da es Merz’ Werk von innen her Schritt fur Schritt in seiner Entwick-
lung, in seiner Kohârenz, in seiner Logik des Lebendigen beschreibt.
Die Begriffe, die bei der Analyse der Zahlenmerkwürdigkeiten auftauchen,
werden zu Begriffen fur die Analyse von Merz’ Kunst. Es genügt dabei aber
nicht, sich auf die Fibonacdzahlen zu beschrânken, da der Sinn der Fibo-
nacdzahlen sich erst in einer vergleichenden Untersuchung mit àhderen
Reihenspielereien und Zahlenkuriosa erschlieBt.
Bereits bei diesen einleitenden Bemerkungen haben sich aus den Eigen
schaften der Zahlen andere Eigenschaften ableiten lassen bzw. sind ihnen
zugeordnet worden, wie z.B. mânnlich - weiblich, Laster - Tugend, ord-
nungslos - Ordnung, irdisch - himmlisch.
Es wâre nun aber nicht Zweckmeiner Abhandlung, weitschweifig zu sagen,
PRIM ZAHLEN
Fürmich haben die PRIM ZAHLEN amm eisten„Persônlichkeit“, dennsiesind einParadebeispielfürjene
Kuriosa der Zahlenkunde, diejenseits ihrerMerk-Würdigkeiten, die derAberglaube so geme unterseine
Fittiche nimmt, zu fundam entalen Einsichten in die N atur der Zahlen und zu komplexen Theoremen der
Zahlentheorie gefuhrt haben .3
Eine natürlicheZahlp heiJSt Primzahl, wennp 4=1 ist undwenn nur die (trivialen, positiven) T e ile r+ l+ p
hat. Primzahlen sind also die positiven gauzen Zahlen, also die natürlichen Zahlen, die nur durch sich
selbst oder 1 teilbar sind, also unzerlegbare Zahlen. P Z sin d ... 2, 3, 5, 7 ,1 1 ,1 3 ,1 7 ,1 9 ,2 3 ,2 9 ... 229 ,..
5693,.. 199 9 9 9 ,.. ’. bis unendlich. Euklïd hat bereits vof2300Jahren gezeïgt, daJ3 es keine Grenzefur die
Primzahlen gibt. È s gibt'nur die grôfte bekannte Primzahl.
E s gibt auch ganze Bûcher, die nur aus der Auflistung aller bisher békannten Primzahlen bestehen. Ein
8-bândiges Werk, das aile Primzahlen wenn auch fehlerhaft von 2 bis 100330201 aufzàhlt, das sind
5761456Primzahlen, gibt es in Wien von Kulik, d erfast sein gartzes Leben daruber verbracht hat.
Vor einigerZeit haben C .L. Baker und F. J. Gruenbergervon derR and Corporation airfeinem Computer
die ersten 6 Millionen Primzahlen, von 2 bis 104395289, berechnet. D ie gegenwàrtig grôfite Prim zahl ist
286243- j (Notices, o f the American Math. S o c 30, August 1983, S. 475).
So wie es Methoden gibt, zu testen, ob eine gegebene Z ahl eine Prim zahl ist, so gibt es auch Methoden,
Primzahlen zu erzeugen, z. B. durch die Robinson-Formel, mit derman bei weitem nicht aile, aberzumin-
dest eine Gruppe innerhalb der Primzahlen erzeugen kann: R (k, n) = 2 nk + l. Fürbestim m te Wertevon
kundn èrzeagt diese Formel Primzahlen. F ü r k = 5 und n —1947erhalten wir die grôfte bekannte Robin-
sori-PZ (PZ ist Primzahl), die 586Ziffem hat. Eine zweite Formel, dieeinigePZ erzeugt, stamm tvon Fer
mât: 2^n + 1 . Ferm ât glaubte, diese Formel wîirdefur aile Wertevon n einePZ erzeugen, dochwurden bis
her nur 3 PZ gemâfi dieser Formel entdeckt, nâmlich 3, 5,17, 257 und 65537.
Im A ltervon 19 Jahren hat C ari Friedrich G auss 1798 eine intéressante Entdeckung gemacht, um eine
Schwierigkeit bei derKonstruktion von regelmâfiïgen Polygonén von n Seiten zu beheben, wo n einePrim-
/
zahl ist, also bei derKonstruktion von Heptagonen, ll-gon,17-gon usw. Erfandheraus, dajisoèineK on-
struktion nurmôglich ist, wenn dieA nzahl derSeiten des regelmâJSigen Pofygons eine Fermatsche Prim-
zahl ist. EineEuklidischeKonstruktion eines regelmqfiigen Pofygons mit einerPrimzahl von Seiten ist also
nurdann môglich, wenn dieAnazhl derSeiten 3 ,5 ,1 7 ,2 5 7 oder65537ist. 0 . HermesverbrachtelOJahre,
dieses 65537-gon zu konstruieren. Sein M anuskript liegt in einergrojlen Schachtél in der Universitât Gôt-
tingen.
A ndereForm elnzurErzeugungbegrenzterSerienvonPZsindËulersPofynom x?-x+41, d a s40verschie-
d e n eP Z fü rx = l, 2 ,3 .. 40 ergibt. Legendre’s Pofynom 2y? + 2 9 von 1798 erzeugt29 P Z fü rx—0,1,2, ...2 8 .
E s gibt auch mathematische Serien von P Z mit einer gleichbleibenden Differenz, z. B . 11,17,23,29, wo die
Differenz stets 6 ist. Eine Sérié von 10 P Z mit der gemeinsamen Differenz von 210 beginnt mit 199.
B is heute kennt man jedoch noch kein Verfahren, wie man zu irgendeiner Primzahl ihren unmittelbaren
Nachfolger angeben kann. Nur eines wissen wir seit Ëuklid mit Sicherheit: „E s gibt mehr Primzahlen aïs
jed e vorgelegteAnzahl von Primzahlen “, dieAnzahl der P Z ist also unendlich. Ein Hauch von Unendlich-
keit umweht die Primzahlen, doch sie zeigen uns bereits die Unendlichkeit nicht a ls endlosen Brei, sondem
gegliedert. Wie es spàter Georg Cantor (1845-1918) m it den Begriffen derAbzâhl- und Überabzahlbarkeit
der unendlichen Zahlenmengen gelungen ist. DerStrukturdiesergegliederten Unendlichkeitverdanktsich
auch das noch ungelôste Problem, ob es endlich oder unendlich viele Primzahlzwillinge (wie 17 und 19)
gibt.
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Bei denPrimzahlen tauchen bereits Begriffe auf, diegemâBunseremExpli-
kationsmodell auch fur die Beschreîbung von Merz’ Kunst herangezogen
werden kônnen: teilbar - unteilbar, unzerlegbar, unendlich, regeknàBiges
Polygon. Sollte unser Modell stimmen, werden sich diese Begriffe nicht nur
in Merz’Werk, sondem auch bei der fortscbreitenden Analyse der Zahlen-
kuriosa verdichten.
Das regelmàBige Polygon (11-gon, 17-gon etc.) ist also ein Vorscbein des aus
zerbrochenen oder glatten Glasscbeiben gebildeten Iglus.
Im Hauch der Unendhchkeit der PZ gewinnt bereits das Unendlichkeits-
symbol Spirale Kontur. Teilbarkeit und Unteilbarkeit des Lebendigen als
Verschrânkungen, welcbe sicb in der gleichbleibenden Differenz bei
bestimmten mathematischen Serien der PZ spiegeln, kulmiuieren in der
vollkommenen Zahl, welcbe gleich mit der Summe ibrer Teiler ist
Was ist das fur eine wundersame Identitat, die teilbar und geteilt ist, in der
Summe ibrer Teiler aber wieder aufersteht? Ist es eine gleichsam mythiscbe
Identitat àhnlich der des âgyptischen Totengottes Osiris, der als Vegeta-
tionsgott zugleich aücb fur die Auferstehung bürgt? Biaise Pascal, der
Mathematiker und religiôse Denker hat eine Spirale konstruiert, deren
Tangentialwinkel konstant ist. Normalerweise hat nur der Kreis einen kon-
stanten Tangentialwinkel und es gehôrt zum Wesen der Spirale, daB ibr
Tangentialwinkel nicht konstant ist. Diese paradoxe, nur mathematisch
konstruierbare Spirale hat Pascal als Modell fur den Beweis der Unsterb-
lichkèit der Seelegenommen: eademmutataresurgo. Auch nacb ibrer Ver-
wandlung (den Tod) wieder aufersteht sie als dieselbe.
Die Goldbachsche Vermutung:
D a in der Urgeschichteder M athem atik der Gegensatz von geraden und ungeraden Zahlen so einegrofie
Rolle spielte, ja sogarvon erheblicherproduktiver K raft war, komrïit den Primzahlen schliefilich noch eine
besonders ràtselhafte Funktion zu. DerKônigsbergerM athematiker Christian Goldbach (1690-1764) hat
nàmlich 1742 in einem B rief an Euler die Vermutung ausgesprochen, dafijede gerade Zahl (grôfier als 2)
als Summe zweier Primzahlen, zum eist sogar méhifach, dargestellt werden kann:
88 = 5 + 83 = 29 + 59 = 41 + 47
92 = 3 + 89 = 13 + 79 = 19 + 73 = 31 + 61.
Abergenügen auch in denfemsten Zahlenregionen nurzweïPZ, um durchAddiüon aile geraden Zahlenzù . ;
bilden ? Euler hat Goldbach geantwortet: „DaJ3 aberjeder nùmerusp a r einé Summe duorum primorum s e i,..
halte ich fu r ein ganz gewisses Theorema, ungeacht ist dasselbe nicht demonstrieren kann". DerBeweis
fu r Goldbachs Vermutung ist immer noch ausstândig. Am nâchsten kommt I. M. Winogradows Beweis,
derbesagt, dafi es eine ganze Z ah l N gibt, so dafijed e ganze Z ahl grôfier a ls N als die Summe von nicht
mehr als 3 PZ reprâsentiert werden kann, wenn n ungerade ist, und von 4 PZ, wenn n geradzahlig ist. Vier
Primzahlen reichen also stets aus, um jed e gerade Z ahl zu bilden.
Nach Chen ist jede hinreichend grofie gerade Z ahl die Summe von p + q , wobeip eine Primzahl ist und q.
Produkt von hôchstens zwei Primzahlen.
Befreundete Zahlen
In die Struktur der Teilbarkeit eingebettet sind auch die sogenannten Befreundeten Zahlen, welche schon
die Araber kannten. E l M adchaiti, der Madrider, hat angeleitet, man solle die Zahlen 220 und284 auf-
schreiben, die kleinere dem Objekt derBegierde zum Essen geben und sélbst diegrôfiere essen. E rselbst
habe die erotische Wirkung davon in eigenerPerson erprobt, genou wielbn Chaldunyon den wunderbaren
Kràften dieser Zahlen a ls Talisman Gebrauch gemacht habe.
Befreundete Zahlen heifien zwei natürlicheZahlen m und n dann, wenn dieSummeY. allerpositiven Tei-
ler und d von m aufier m selbst n ergibt, bzw. die Summe T allerpositiven Teiler d von n aufier n sélbst m
ergibt.
Td = n ï .d = m
d/m d/n
d4=m d4=n
Pythagoras hat die zwei Befreundeten Zahlen 220 und284schon gekannt. Zahlen wir aile positiven Teiler
von 220 o u f aufier 220 selbst.
2 2 0 :1 + 2 + 4 + 5 + 10 + 11 + 2 0 + 2 2 + 44 + 55 + 110.
Summieren wir diese Teiler, so ergibt sich die Z ahl 284.
Machen wir dasselbe mît 284, also
284:1 + 2 + 4 + 71 +142, so ergibt sich die Z ahl 220.
D ie Summe der Teiler einer Befreundeten Z ahl ergibt sich also jew eils die andere Zahl.
Geben wir der Befreundeten Z ahl das Symbol S, so kônnen wir sagen S (220) = 2 8 4 und S (284) = 2 2 0 ,
abstrahiert S ( a ) = b ,S ( b ) = à , fu r Befreundete Zahlen a und b. Dardusfolgt, dafi S (S) (n) =»S2 (h) = h fïïr
jede Befreundete Z ahl gilt. -.
Wegen ihrer Teilbarkeitsvorschrift stehen die Befreundeten Zahlen natürlich in einem gewissen Zusam -
menhang mit den Vollkommenen Zahlen, sie sind sozusagen' eine Art Abspaltung. Siegehen aus ihnen
durchVeraîlgemeinerunghervor.
Die Vollkommene Z ahl haben wir definiert a lsV (n )= T .d d/n = 1 , ...n -1 fiïrp a sse n d e natürliche Zahlen.
V (6) = . l + 2 + 3 = 6.
V (n) = n
Die Befreundeten Zahlen S stehen dann m it den Vollkommenen Zahlen Vin folgendem Zusammenhang:
Natürlich istjede Vollkommene Z ahl n mit sich selbst befreundet Denn setzt man nfu r a und b in S ein, so
erhâltm an .
S (n) = n und S (n) = n.
was obige Bedingungfü r S (a) = b und S (b) = a erfullt. Ebenso gilt V (n )= n -*- V (V[nJ) = n.
Weniger als 1200 solche Befreundete Zahlen sind bekannt. Euler h at1750 davon 59 entdeckt. EinigePaare
von Befreundeten Zahlen seien aufgeschriëben:
22011842620 5020 6232 10744172969363584
2841210 2924 5564 6362 1085618416 9437056
Doch gibt es nicht nurPaare von Befreundeten Zahlen, sondem auchKetten, w iez.B. dieseFünfer-Kette:
12496,14288,15472,14536,14264.
Hier ergibt dieTeilersumme derersten Zahl diezweite Zahl, deren Teilersumme die dritte usw. und die Tei-
lersumme des letzten Glïedes ergibt wiederum die erste Zahl.
n = 12496 (als Startglied)
S (n) =14288 ' ’ .-.
S (S[nJ) =52 (n)y=15472
S5 (n) = n = 12496
Eine berühmte Kette von 28 befreundeten Zahlen hat n = 14316 als Startzahl und es gilt
S * (14316) = 14316,
d. h., nach 28 Gliedem endet die Kette wieder bei der Startzahl.
A ls eine Misch-Strukturvon Teilbarkeit und Ungerad- bzw. Geradzahligkeit erscheint uns nun die schon
besprochene Goldbachsche Vermutung, d afje d e gerade Zahl, grôJ3erals2, a ls SummezweierPrimzahlen
darstéllbar ist. .
Weïm eine Zahl teilbar ist und die Summe aller ihrer môghchen Teiler wie
derum die, Zahl ergibt, so ist das schon eine recht ansehnliche Sache.
Wegen dièser perfekten Teilbarkeit nennt man diese Zahlen auch vollkom
mene Zahlen Das Perplexe an diesen perfekten Zahlen ist aber, daB ihre
vollkommene Teilbarkeit aufvertrackte Weise aufperfektunteilbarenZah-
len, den Primzahlen, aufgebaut ist. Die allgemeine Struktur der geraden
vollkommenen Zahlen V ist nëmlich: V = 2n~l. (2n - 1). Aber nur wenn
2n - 1eine Primzahl ist, also nicht teilbar, liefert die Struktur 2n~\ (2n - 1)
eine vollkommene Zahl. Das ist wirldich der Gipfel einer Art Yollkommen-
heit - die gegenseitige Abhângigkeit von Teilbarkeit und Nichtteilbarkeit
Dieses Prinzip des gegenseitigen Bedingens gilt auch fur die geraden und
ungeraden Zahlen. Denn die vollkommenen Zahlen sind gerade und die
Primzahlen, welche fur deren Définition benôtigt werden, sind ungerade
Zahlen.
i
Primzahlen der Form 2n - 1 nennt man Mersennesche Primzahlen. Die
VoUkommenheit wird so weit getrieben, daBjeder MersenneschenPZ eine
vollkommene Zabi korrespondiert und umgekehrt, das heiBt, einer gera-
den perfekt teilbaren Zahl entspricht eine ungerade unteilbaxe Zabi.
Eine numerische Sensibilitat wird diese exklusive gegenseitige Bedingtheit
zumModennehmenfürandere Gegensatzpaarewie Mann und Frau, end-
lich - unendlich, offen - geschlossenund diese als gegenseitig bedingtstatt
ausschlieBlich begreifen. Merz’ Welt verbirgt in sich eine Kosmologie, wo
Gegensâtze einander bedingen und vereinen statt ausschlieBen.
Die numerische Sensibilitat nimmt die Zahlenverhaltnisse und deren
Eigenschaften als Modelle fur andere Verhâltnisse in der Welt (vom Bilder-
rahmen bis zur Architektur). Die numerische Sensibilitat sucht den nume-
rischen Code hinter allen Dingen: Die Zahl als MaB aller Dinge, wie es
Pythagoras formulierte. Die Fragmente des Philolaos: B1 „Die Natur aber
ward in der Weltôrdnung aus grenzenlosenund grenzenbildenden Stücken
zusammengefügt, sowohl die Weltôrdnung als Ganzes wie aile in ihr vor-
handenen Dinge" B4 „Und in der Tat hat ailes,.was man erkennen kann,
Zahl" B ll „Denn nichts von den Dingen wàre irgendeinem klar, weder in
ibrem Verhaltnis zu sich, noch zueinander, wenn die Zahl nicht wàre und
ihr Wesen "Die Pythagoreer behaupteten, „das Wesen aller Dinge sei Zahl"
(AristoteleS). Die Einheit war fur die Pythagoreer sowohl gerade wie unge-
rade, sieleitete sichaus dem Begrenzten undXJnbegrenzten her. Laut Aris
toteles nahmen die Pythagoreer an, das UnendHche sei identischmit dem
Geraden. Denn dièses gewâhre fur sich abgeteilt und von dem Ungeraden
begrenzt den Dingen die UnendEchkeit. Die Pythagoreer baben aucb die
„fïgurierte Zabi" eingeführt. Sie steEten Zablen durch die Anordnung von
Steinchen ber. Sie legten Figuren mit Steincben (Dreiecke, Quadrate),
welcbé Zâhlen darsteEten. Statt Steincben-Figuren verwendet Merz
Tiscbe, Zeitungen, Menscben, Reisigbündel etc. als fîgurierte Zablen. Die
Pythagoreer kannten aucb scbon die Proportionslehre. Arcbytas (B2): „Es
gibt aber drei mittlere Proportionalen in der Musik: erstens die arithme-
tisçbe,,.zweïtens die geometriscbe, drittens die barmoniscbe". Aucb die
Àgypter wuBten scbon ûber Proportionen Bescbeid.
Das Wesen von AE und Nichts wird also durcb den humerischen Code
bestimmt. Aucb der genetische Code unterEegt dem numeriscben.
Vermehrung und VererbUng geborcben dem numeriscben Code (,,Die
Zahlen verinebren sich wie die Tiere“; Merz). Fibonacd ist also ein
Abkômmling von Pythagoras, dessen Schule ja gerade in SüditaHen und
SiziEen eine groBe Anhângérscbaft gefunden hatte.
Der numerischen Sensibilitat dienen also Zahlenverhaltnisse als Modelle
fur andere Verhàltnisse der Welt. Zahlenverhaltnisse als
1. HÜfsmittel fur die Konstruktion eines Werkes, ErMârung.
2. Verhaltnis von Zahl und Natur, Naturphanomene als Zahlenphâno-
mene. Die Zahl als MaBsystem der Natur.. Zahlgesetze als Weltgesetze,
Bewegung der Planeten etc.
3. Parallelen zwischen Zahlen und anderen Wesenheiten wie Farben,
Worte.
4. Manifestationen physikalischer, biologischer, sozialer und physiologi-
scher Grundsâtze, die fur Harmonie, Ordnung etc. sorgen.
5. Offenbarungen geheimer Zusammenhànge (Cryptanalysis, Wortzah-
lenmystik im Neuen Testament, Numerologie).
Durch die forderte Verwendung der Fibonacd-Zahlen ist Merz als Vertre-
ter der numerischen Sensibüitat erkennbar, der Naturphanomene als Zah-
lenphànomene behandelt, aber hierdurch seinen Diskurs über Problème
der Grenze, Begrenzbarkeit, des Unbegrenzten, Grenzenlosen, der Viel-
heit und Einheit inszeniert. ;•
Die Fibonacd-Zahlen (FZ)
Leonardo vonPisa, Sohn ( = fïliu s) des Borncci, deshalb auchFibonacd genannt, wolltein seinem Werk
„Liber À bacci" von 1202 das arithmetische und algébraische Wissen seiner Zeit zusammenfassen,
wodurch übrigéns die arabischen Zahlen in Europa bekannt wurden. A ufeiner dieser Seiten steht die
kuriose Âufgabe: Wieviei Kaninchenpaare werden im Laufe eines Jahres, ~von einem einzigen P aar aus-
gehend, gezéugt? Enter der Voraiissetzung, d ajijedes P aar monatlich ein neues P aar wirft und daji die
Kaninchen vom,zweiten M onat an gebâifahig sind, gelangte erfu r die einzélnen M onate zu folgenden
Z ah len :!, 2, 3, '5, 8 ,1 3 ,2 1 ,3 4 ... DieseZahlenreihe, w ojedeZ ahl(nach derzweiten) als dieSum m eihrer
zwei Vo'rgângér defîniert wird, nennt man Fibonacd-Reihe (FR).
f l —f 2 = 1 fn = fn - l + fn -2 (n grôfier a ls 2)
1,1, 2, 3, 5, 8,13, 21, 34, 55, 89,144, 2 3 3 ...
DieFZstehen also in einem arithmetischen Verhâltnis, da die DijferenzzweieraufeinanderfolgenderZah
len (âhnlich wie bei der arithemtischen Reihe a - b = b - c) die Struktur der FR bestimmt, wenngleich sie
nicht wie bei der arithmetischen Reihe konstant ist
Wir haben die FR einfach durch die Werte ihrer Vorlâufer defîniert. Wenn
wir aber einen allgemeingültigen Ausdrackfur diese Glieder haben wollen,
kommen wir zu dieser komplizierten Formel:
Von den viélen Eigenschaften und Paradoxien derFïbonacci-Folgen seijedoch b'esondersjene untersucht,
die sie mit dem Goldenen Schnitt in Beziehung bringen.4
D ie Überzeugung der Pythagoràer war es, dafi jedes D ingundjeder Begriffin der Welt durch eine Zahl
gekennzeichnet werden kann (Philolaos von Kroton: „Und wirklich hat ailes, was erkannt wird, Zahl.
Denn esistunm ôglich, dafi ohne diese irgend etwas im Denken erfafit oder erkannt wird“.) Diegegenseiti-
gen Beziehungen dieserDinge sind durch d as Verhàltnis der ihnen zugeschriebenen ganzen Zahlen aus-
drückbar. D as griechische Wort logisfur Verhàltnis heifit im lateinischen ratio. D aher nennen wir die Ver-
hàltnisse ganzer Zahlen rationale Zahlen, sie umfassen die ganzen Zahlen ( 5 :1 = 5) und die gewôhnli-
chen Bruche (1 : 2 =1 /2). D iese schreiben wir mit einerganzen Z ahl àlsZ âhlerüber und einerganzen Zahl
als Nenner unter den Bruchstrich:
z. B. 5, i, usw.
1 2
D a man die ganzen Zdhlen a ls Verhàltnis schreiben kann, gehôren auch siezu den rationalen Zahlen wie
die Bruche.
Die D iagonale d verhalt sich àlso zur Seite s wie die Seite s zurDijferenz von D iagonale minus Seite ( d-s).
Diese Verhâltnisse müfiten nach pythagorâischer Lehre rational sein und d und s folglich ganze Zahlen.
Wenn wir uns nunfragen, welche Zahlenfolgen kommen am ehesten fu r diese Beziehungsgleichung in
Fragë, so kommen Wir wieder a u f die Fibonaccizahlen.
Man kannnâmlich die Fibonaccizahlen nicht nur als Summe derbeiden Vorgângererrechnen, sondem die
einzelnen Glieder der Fibonacci-Reihe paarw eîse in Bruche aus aufeinanderfolgenden Zahlen der
Fibonacci-Reihe^ FR. verwandeln: 1/2, 2/3, 3/5, 5/8, 8/13, usw.
Wennwirnun diese Bruche înDezimalzahlen verwandeln, kommen wirzufolgenden Werten (bei dreiDezi-
m alstellen):.
1 :2 0,500'
2 :3 0,6671
3 :5 0,600
5 :8 0,625:
8 :13 0,615 L . ,
1 3 :2 1 . 0,57ï \
21 :3 4 0,618
34:55- 0,618
Wir sehën, die Bruche der FZ streben einem Grenzwert zu : 0,618...
Wir kônnen aber auch andereBrûche ausPaaren von Fibonaccizahlen FZherstellen, indem wir den Kehr-
wertvon den ersteren bilden und diesen dann ebenfalls in eine 3-stellige Dezim alzahl verwandeln:
- J - = 1.000 . : ■ § = 1.618
- \ = 2.000 § = 1.618
~ Y = 1.500 . ^ = 1.618
233 7
J—*
II
m ~ 1618
- y = l,600
13
= 1.625
il
Hierbei sind also zunâchst die Zàhler und dann die Nennerfortschreiten.de Fibonaccizahlen.
Auch diese rationalen Brüche oder ganzzahligen Verhàltnisse streben einem Grenzwertzu: 1.618..., dem
sie immer nâher kommen. 5-stellig lautet er1.61803... und ist mit einem andren berühmten Bruch iden-
tisch, den wir erhalten, wenn wir eine beliebige Strecke der Lange xp lu s y so in zwei Teile teilen, dafi das
Verhâltnis derganzen Strecke (x undy) zurgrôferen Strecke x das gleiche istw ie das Verhâltnis dergrofie-
ren Strecke x zur kleineren Strecke y. D ieses Verhâltnis nennen wir den Goldenen Schnitt:
(x+y):x = x:y;
x + y _ 2ç
x Y; ausm ultipjiziert ergibt d as = xy + y 2 oder
- = a + y j ) liefert. ,
y 2
.(1 + = 1,61803..., also die gleiche Z ahl wie der Grenzwert der Fibonacci-Reihe.
Diese „heilige VerhâltniszahF des Goldenen Schnitts ist übrigèns die éinzigeZahl, dieganz einfach in ihre
reziprokeZahlverwandeltwerdenkann, in d em m an lab zieh t:x-1 = - . D a ra u se rh à ltm a n x ^ -x -l= 0
7 r r ^
also obige Gleichung mit Y = 1 eingeseizt, w as x = a ls Lôsung hat.
(1 + V 5 ) _ J_ 2
2 (1 + VJ)
D iese'ïrrationaleZahl1.61803... hatfüreinige Verwimmgin derLiteraturgesorgtundzu Verwechslungen
vonFR, GSundH arm onikalitâtgesorgt, diezwarinZusam m enhangstehen, abernichtdasselbesind.Sie
aile haben mehr oder minder mit der pythagorâischen Tradition zu tun, deswegen wollen wir sie etwas
genauer untersuchen und dijferenzieren.
Die Verhàltniszahl des Goldenen Schnitts GS als Harmoniegesetz habenin
der Massischen Kunst, von Dürer über Raffael zu Tizian, eine bekannt
groBe Rolle gespielt. Dem GS als MaB in der Kunst entspricht auch ein BS
als MaBverhàltnis in der Natur.
„Sehr oft làBt sich an Blàttem und Blüten das MaBverhàltnis des Goldenen
Schnittes nachweisen, so beimBlatt des Goldregens, der Alpengànsedistel,
der Maiblume usw. Das Schneeglôckchen ordnet seine Blütenblàtter im
gleichseitigen Dreieck an, wâhrend uns die Blüten der verschiedenen
Lilienarten das zum Sechsstem verdoppelte gleichseitige Dreieck zeigen.
AuBerdem dürfte bekannt sein, daB die Bienenwabe aus vielennebenein-
ander gefügten reinen Sechsecken gebildet wird.
V S <&
Gerade der Fünfstem, also das bereits erwàhnte Pentagramm, hat fur
unsere weiterenBétrachtungenbesondereBedeutung, teilen sich doch die
Pentagrammséiten ,stetig‘ im Goldenen Schnitt, dem wir in der Natur
auch beim Wachstum der Pflanze, bei einem edel gebautenmenschlichen
Kdrper oder den Abmessungen eines Pferdekôrpers begegnen. So führt
das stetig fortschreitende Wachstum der Pflanze, wie es der Meine Pappel-
zweig zeigt, hàufig zu einer stetigen Teilung, wenn auch das ungeschulte
D ie.harmonikalen Proportionen
D ie Harmonik geht a u f Pythagoras zurück und ihre Lehre ist, dafi nicht nur unser Ohr ganzzaJüige
Intervallproportionen bevorzugt- diePythagoràerglaubten ja daran, dafi die game Welt durch das Ver-
hâltnis (logos) ganzerZahlen beschrieben werden kann -, sondem dafi diese Intervalle derM usik auch
Naturgesetze sind, siehe Johannes Keplers „Weltharmonik“.
D ie 12 musikàlïsçHekHauptintervallè entstehen diirch dieTeilungen einer Saite nach gamzahligen Ver-
hâltnissen, Êchwingt einé-Saite (einer beliebigen Lange) erhaltenwirden Grundton, dieTonïka. Vïbriert
nur mehr dièH âlfte, bestehtalso d as Verhâltnis 1 :2, steigtderTon undwir erhalten die Oktave. D as Ver-
hâltnis derSaitenlângen, dieschwingen, zu denen, die nicht schwingen, kann auch als Verhâltnis von Wel-
lenlàngen und von Frequenzen aufgefafitwerden. Wo immer aber die gleiche Proportion zwischen schwin-
gendem undruhigem Saitenabschnittvorhanden ist, erklingt das gleiche Intervall. DieweiterenProportio-
nen der 12 Hquptintervalle sind
2 :3 Quinte (der Ton steigt um ein Fünftel) 5 :9 kleine Septime
3 :4 Quarte - 8 :9 grofie Sekunde
3 :5 grofite Sexte 8 :1 5 grofie Septime
4 :5 grofie Terz ' 1 5 :1 6 kleine Sekunde
5 :6 kleine Terz - ' - 3 2 :4 5 Tritonus
5 :8 kleine Sexte- . •
Pur die trâditionelïeM usiktheoriegeltén die Intervalle biszurkléinen Sexte alsKonsonamen, derRest als
Dissonanzen.
In harmonischer Proportion befïnden sich die 3 Zdhlen a, b und c in folgender Proportion:
L - î 1-1 oder -
c-b
a b b c a b -a
M an nehme zum B eispielfu r a, b und c: 2, 3 und 6.
Gerade die Folge der Konsonanzen hat Glieder:
1:2 , 2 :3 , 3 :5 , 5 :8 ;
Oktave, Quinte, grofie Sexte, kleine Sexte;
die mit den ;ersten Gliedem der Fibonacci-Reihe, a ls Bruche deftniert, übereinstimmen: 1/2, 2/3, 3/5,
5 /8 .. . bzw. 2/1, 3/2, 5/3, 815...
Und gerade diese rationalen Bruche oderganzzahligen Verhaltnissebzw. Proportionen kommen dem tat-
sâcfilichen geometrisçhen Verhâltnis zwischen Diagonale d und Seite s im Pentagramm/Pentagon immer
nâher; und'zwqKjefiieUter das Propôrtionsintervall, desto genauer. D ie Beziehungsgleichung zwischen
Diagonale d\u n d Seiieslau tetja bëimPentagramm: d ? = s ^ + d .s. D em gem âfigiltd :s=s:(d-s). d so ll
sich zu S; wié s zur Differenz von d - s v erhalten.
D ieses Verhâltnis müfite nach pythagorâischerLehre rational sein, daher d und s ganzzahlig. Versuchen
wir nun, dieseForderungzu erfullen, und dieses (geometrisché) Verhâltnis von d und s mitZahlen zu beset-
zen, so sehen wir, dafi dies mit Paaren aus derFR oder Harmonik am besten gelingt.
d 1 2 3 5 8 1 3 21
s 1 12 3 5813 -
d-s 0112358
d s
—= kann m an ja transformieren in d (d -s) — s. s. . ,
Wenn wir nun die obigen Zahlen in diese Gleichung eihsetzén, müfitenbei d (d -s) und s. s die gleichên
Summen herauskommen.
d (d - s )... 0 2 3 1024 65168
s .s = s . . . 1 1 4 9 2 5 64169
E s klappt nurfast, denn wenn wir die untereinanderstehenden Zahlen dieserZeilen vergleichen, sehen wir,
dafi der Unterschied immergeringer wird,jegrôfier die Zahlen werden. Dennoch wird man niezwei Zahlen
finden, seien sie noch so grofi, fürw elche d (d -s) exakt gleich s. s. (= s? ) ist.
Was war nun diese Beziehung von D iagonale d und Seite s im Pentagramm eigentliçh? Wenn wir d als
ganze Strecke x p lu s y nehmen, und s a ls die grôfiere Strecke, dann ergibt dieDijferenz d - s = (x + y ) - x
also die kleinereStreckey. Wenn sich nun d :s wie (x + y ) :xverhàlien soll, dann verhàltsich àuch s : ( d-s)
w iex :y. D as bedeutet aber: d : s = s : (d - s) beschreibt diegleicheProportion wie (x + y ) : x —x D as Ver
hâltnis d : s = s : (d -s) des Pentagram s hiefi daher bis zum M ittélàlter „proportio dm nd“. und seit der
Renaissance Goldener Schnitt.
D iese Proportion war zwar durch die Fibonaccizahlen am annâhemdsteri mit H ilfe garvzer Zahlen zu
errechnen - wie es derPythagoràische Traum vorschriéb -, aber wie wirgesehen haben, nie exakt. E s bliéb
immer ein Rest. Dieser bedeutet, dafi D iagonale und Seite eines Pentagrarrims in ihrem Verhâltnis n ich t.
durch zwei ganze Zahlen, a ls rationaler Bruch, darstellbar waren, dafi also d und s kein gemeinsames
M afi haben, also inkommensurabel sind. D as Verhâltnis von grôfierer Strecke x (M ajor) zur kleineren
Strecke y (Minor) des Goldenen Schnittes tendiertezwarwie dieBrûche au s aufeinanderfolgenden Fibo
naccizahlen einem Grenzwertzu, nâmlich - =-@ = 1.61803..., doch ist dies wegen -/Jein irrationaler
Bruch.
In der Praxis wâre diese Inkommensurabilitàt, Unmefibarkeit, durch ein Fortsetzen der FR zu immer
grôfieren Zahlen vem achlâfiigbar und d as Verhâltnis von d :s bzw. x :y mit gewünschter Genauigkeit
. erreichbar gewesen, doch theoretisch nichtmehr. So zerbrach derPythagoràische Traum, und detBegriff
der Inkomm ensurabilitàt wurde denkbar.
FürdenH auptwertdes GS (0,618), denM ajor, kanntem an also bereits seit derAhtike a ls Annâherungslô-
sungdie harm onikaleProportion 5 :8 (= 0,625), die nur um 0,007von ihm abweicht. Wahrscheinlïch hat
man auspraktischen Grûnden immer mit solchenAnnâherungswerten gearbeitet, die man aus derHarmo-
nik oder der FR nahm. Denn, wie gesagt, der G S liegt einerseits zwei Intervallproportionen sehr nahe,
nâmlich zwischen der kleinen und der grofien Sexte (5 :8 und 3 :5 ), andererseits hat die Fibonacci-Folge
a ls Grenzwert den M ajor (0 ,6 18 ...) des GS, wenn wir d as Verhâltnis von M ajor M und M inor m dés GS in
Dezimalbrüchen ausdrucken wollen. (m : M = M : [m +M ) ist gleich 0,38197.. ; : 0,61803.. . = 0 ,6 1 8 ... :1
Oder 0,618... :1 = 1:1,618...
D ie Punkte... bedeuten, dafi die Bruche unendlich sind.) Deswegen kann man m it Quadraten von den
Seitenlângenl, 2 ,3 ,5 ,8 ,1 3 ... (alsoFZ)Rechteckeaufbauen, derenSeitenverhâltnissestândigbesserdem
des Goldenen Schnittes entsprechen. D ie Fïbonaccischen Zahlenverhâltnisse nàhern sich immer besser
dem irrationalen Verhâltnis d : s an, so wie man ausjedem Rechteck, dessenSeitenlângengleichDiagonalë
d und Seite s eines regelmàfiigen Fünfecks sind, dürch A bspaltung eines Quadrates ein dem vorigen àhn-
liches Rechteck bekommt - man aber an kein Ende kommt.
Fur die praktische Berechnung des GS, wenn wir davon ausgehen, dafi die zu teilende Strecke von, der
G rôfiederZ ah llsei und daher der M ajor0,61803... und der M inor0,38197... haben, gibtesfolgende Ver-
hâltniszahlen:
1 :0 ,6 10:6,2 55:34,0
2 :1 ,2 11 :6,8 ' "
3:1,9 12:7,4 89:55,0
4 :2 ,5 13:8,0 . ..
5:3,1 100:61,8
6 :3 ,7 21:13,0
7:4,3
8:4,9 ’ : • 34:21,0
9 :5 ,6 . ..
Sie sehen, die GS-Verhâltniszahlen stimmen teilweise annâhemd mit den harmonikalischen Proportionen
bzw. Brüchen aus Fibonaccizahlen überein.
Eine àndere Annâherung an die harmonikalischen Proportionen hat J. S. Bach mit seinem wohltempe-
rierten Elayier durchgeführt.
Wâhrend die griechische Harmonielehre bzw. die FR aufganzen Zahlen und deren Verhâltnis aufgebaut
(also arithmetischer Natur) waren,5 konstruierte Bach eine geometrische Reihe (âhnlich der geometri-
schen N atur des GS) als B asis fu r seine Harmonik.
Wie berëits ërwâhnt, ist das Schwingungsverhâltnis von Tonika zu Oktav 1:2.
1 3 6 8 10
0 2 4 5 7 8 11 12
Die llzw ischen Tonika und Oktav liegenden Tônesollen sich nicht durch (verschiedene) ganzzahlige Ver-
hâltnisseergeben (wie dies ein sëhrguter Geigenvirtuose auszuführen vermag, indem ermit dem Bogen die
Saiten in entsprechenden Proportionen zum Schwingen bringt), sondem aile in gleichem Verhâltniszuein-
ander stehen. D as bedeutetfïir aufeinanderfolgende Tône x ,y ,z dieBeziehungx :y = y :z o d ery =V x.z
(geometrische Reihe).
D am ii das Verhâltnis 1 :2 zwischen Tonika und Oktav auch erhalten bleibt, wenn aile benachbarten Tône
■ ■) ' 22
ein kohsiantesSchivihgUhgsverhâlthis haben, ist es notwendig, dafi dieses gleich 1 : VJist Von der Tonika
zur Oktav kànn man daher die einzelnen 12 Tône durch diefolgende geometrische Proportion genaufest-
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sie:
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124
AN
3) Karl Marx: PariserManuskripte 1844. Hamburg1969, S. 129; nach: Brigitte Wormbs: Überden Umgangmit Natur.
Basel-Frankfurt 1978.
4) Weizsâcker, a. a. 0., S. 97.
5) theodor W. Adom o: Àsthetische Théorie. Frankfurt a. M. 1970,1974, zti Schein und Ausdruck, S. 154-160.
6) nach Hans Mayer: Goethes Begriff der Realitât, in: Deutsche Literatur und Weltliteratur, S. 9-30.
7) ebd.
8) Georg Lukacs: Essay liber den Realismus. 1955, S. 52; nach: Hans Mayer, Anm. 6.
9) Mario Metz: AussteüungskatalogKunsthalie Basel, 1975 (Texte von Mario Metz, ediert und übersetzt von Marlis
Grûterich und Carlo Huber).
10) Ernst Çassirer:DieRhilosophiederSymbotischenFormen, zw eilerTeil:DasM ythischeDenken (1923-29). Darm
stadt Ï973, Kapitel H, Grundzûge einer Formenlehre des Mÿthos, Raum, Zeit und Zahl, S. I04ff.
Tl) Marlis Grûterich: M ythische Phantasie - Poetische Aufklârung, Mario M etz - Denken wie die Natur lebt: Der
Flufi derZahlen, in: Du, Zurich, Mârz 1983; dies.: D ieBio-Logikvon Mario Merz, in:Kunstforum Mainz, Bd. 15,
1976, S. 146ff.
12) Cari Amery; Natur aïs P oiitik - D ie ôkologische Chance des Menschen. Hamburg 1976,1980, S. 37.
13) ebd., S. 36.
14) ebd., vgl. Titel.
*
ZDENEK FELIX: Krokodile, Eulen und Zahlen - Zur Malerei von Mario Metz (63-67)
Originalbeitrag, überarbeiteter Vortrag am 29. Oktober 1983 beim Kunstgesprâch der Galerie nâchst SL Stephan,
Wien; copyright Zdenek Félix 1983.
Geb. 1938 in derTschechoslowakei; 1958 bis 1963 Studium der Philosophie und Geschichtean derKarlsuniversi-
tat Prag; 1965 bis 1968 Redakteur einer Kunstzeitschrift; 1969 bis 1970 Assistent an der Kunsthalie Bem, 1970 bis
1976 Konservator für moderne Kunst am Kunstmuseum Basel; seit 1976 Ausstellungsleiter am Muséum Folk-
wang, Essen (1979 und 1982 Organisation der Ausstellungen von Mario Merz).
Veroffentlichungen: Urs Lüthi. Zürich (Ed. Stâhli) 1978; Geschichte der neuen Malerei. Von Cézanne bis heute.
Luzern (Verlag Kunstkreis) 1979; Kataloge des Muséums Folkwang, Essen seit 1976.
*
CERMANO CELANT: Der Zentaur gegen den Wind (77-94)
Text aus: Mario Merz. Ausstellungskatalog San Marino 1983, hg. v. Cermano Celant Mailand (Mazzotta) 1983;
copyright Cermano Celant 1983.
Geb. 1940 in Genua, ebd. Studium derKunstgeschichte; Gastprofessuren in Houston, Los Angeles, Philadelphia,
Toronto, Belfast, London, Chikago und Minneapolis; OrganisatorundKuratorintemationaler Ausstellungen wie
,Arte Poveia“ (1968), „Conceptual Art, Arte Povera, Land Art“ (1970), J 1 libro corne lavoro d’Arte“ (1972), „I1 disco
comelavore d’Arte dal futurismo ail’ Arte concettuale“ (1978), „AmbienteArte“ (1976), „Identité italienne" (1981),
Kommissër der Documenta 7, Kassel 1982 und der Biennale di Venezia 1984; Mitarbeit am Muséum of Modem
Art, New York, Centre Pompidou, Paris, Fort Worth Art Muséum, Muséum of Contemporary Art, Los Angeles.
VerôfFentlichungen: Monographien über Piero Manzoni, Marcello Nizzoli, Louise Nevelson, Giulio Paolini,
Francesco Lo Savio, Joseph Beuys, Michelangelo Pistoletto, Robert Rauschenberg, Robert Mapplethorpe, Jannis
Kounellis, Mario Merz; Kataloge und Publikationen zu den genaxmten Ausstellungen.
Anmerkungen:
1) A llé in diesem Aufsatz in Anführungszeichen gebrachten Zitate stammen, vtenn nicht anders vermerkt, aus
Interviews und Schriften von Mario Merz.
2) G. Durand, L es Structures Anthropologiques de L ’Imaginaire, Paris 1963.
3) C. Pavese, TI Mestiere di Vivere, Turin, Einaudi, 1953, S. 186-87.
4) C. Pavese, L a Letterature americana n e aitri Saggi, Turin, Linaudi, 1953, S. 350-351.
5) J. Chevalier - A . Gheerbrant, Dictionnaire des Symboles, Paris, 1969.
Übersetzung: Camilla R. Nielsen
*
PETER WEIBEL: Kuriosa der Zahlenkunde und die numerische Sensibilitât (95-124)
Originalbeitrag, überarbeiteter Vortrag beim 28. Interaationalen Kunstgesprâch der Galerie nâchst St Stephan,
Wien, 28. Oktober 1983; copyright Peter Weibel 1983.
Geb. 1945 in Odessa, lebt seit 1964 in Wien; Medienkünstler und -theoretiker; Studium der Medizin und Logik
(Logistik), Teilnahme an zaMreiclien Veranstaltungen und Aktionen des Wiener Aktionismus und der Film- und
Performanceszene, Ausstellungen, Installationen, mediale Aktionen, Rockmusik (Hôtel Morphila Orchester,
Wien); 1979 bis 1981 Gastprofessor für Medienkunst an der Gesamthochschule Kassel, seit 1981 Professor für
Gestaltlehre an der Hochschule für Angewandte Kunst, Wien.
Veroffentlichungen: Wien. Bildkompendium Aktionismus und Film (mit Valie Export). Frankfurt (Kohlkunst)
136
1970; Krîtik der Kunst - Kunst der Kritik. Wien-München ( J& V ) 1973; Studien zur Théorie der Automaten (Hg.
mit Franz Kaltenbeck). München (Rogner und Bemhard) 1974; Ôsterreichs Avantgarde 1900-1938 (mit Oswald
Oberhuber). Wien (Galerie nâchst St Stephan) 1976; Erweiterte Fotografie (mit Anna Auer). Wien (Sécession)
1981; Digitale Kunst Linz (ars electronica) 1984.
Anmerkungen:
1) Dr. H. v. Hug-Réilmuîh: Eirtïge Beziehungen zwischen Erotik undMathemaîik. Imago (Hg. S. Freud), Bd. 4, Wien-
Leipzig (Hugo R elier Veriag)J916, S. 52.
2) D as altchinesische „sakrale“ Rechnen begann mit 2 ( —, weibliche oderweiche Linie) und3 (-, mânnlicheoderfeste
Linie).
Daraus leitet sich auch die Bewertung der Linien bei der Deutung des Hexagramms ab, den „achi Urbildem nach
Kônig Wenu.
Leibnitz hat übrigens 1703 die Vermutung aufgestellt, die altchinesischen Zahlenthorien seien ein sinnvolles Ord-
nungsprinzip des Weltbildes a u f binararithmetischer Basis: „Erklârung der binâren Arithmetilc, die sich einzigder
Zahl-Zeichen 0 undIbedient; mitBemerkungen ûberihreNützlichkeit undüberdenSinn, densie den alten chinesi-
schen Zeichen Fo-his verleiht" (G.W. Leibnitz: Zwei Briefe ûber das binâre Zahlensystem und die chinesische
Philosophie. (Belser Presse) 1968.
JDas Überraschende daran ist, d a fd ieseA r ith m etik m itO u n d ld en S c h lü ssel iiefertzum Geheimnis der Linien-
Zeichen eines alten Kônigs und Philosophen, genanntFO-RI, dervormehrals viertausendJahren gelebt haben soll
und den die Chinesen aïs den Gründer ihres Reiches und ihrer Wissenschaft betrachten. E s gibt einige Linien-
Zeichen, diem an ihm zuschreibt"(LEIBN ITZbeziehtsich a u f diePa-kua, d ie„Acht Urbilder” oderTrigramme des
F U HSI. D er legendâre Kulturschôpfer Chinas F U B S I so ll zwischen 2953 und 2838 v. Chr. gelebt haben).
LE IB N IT Zfahrtfort:
„Sie haben aile Bezug a itf dieseArithmetik; man braucht nur das sogenannte Acht-Cova-Zeichen einzusetzen, das
als Grundzeichen gilt, und die Erklàrung anzufügen, die ins Auge springt, nâmltch, dajl erstens eine durchgehende
L in ie ( ----- ) eine Einheit oderI bedeutet und dafzweitens eine unterbrocheneL inie ( --------) fürN u ll oderOsteht.
D ie Chinesen wissen seit etwa tausend Jahren nicht mehr, was die Cova- oderLinien-Zeichen des FO-HIbedeuten;
sie haben Kommentare daruberveifajh, indenensieeinen, ich weifi nicht wie weithergehoftenSinnjurdieseZeichen
suchten, so dq/3 die RICHTIGE ERKLARUNG J E I Z T VO N D E N EUROPÂERN KOM M EN MUSSTE".
Maria-Louisevon Franz, Schülerinvon C. G. Jung, vertritt die Théorie, daj) die altchinesischeZahlenauffassungmit
derld ee des Zahlenféldesverknüpft ist, in dem dieeinzelnenZahlen als„rhythmischeKonfigurationen"aiftreten:
J n den entsprechendenJVeltmodellen'undmathematischen Gotiesbilderh dominiert dieBedeutungder erstenvier
Zahlen in besonderem MaJIe, ebenso in den systematisiertenDivinationstechniken der Vergangenheitu. Im Klappen-
text ihres Bûches „Z a h l und Zeit. Psychologische Ûberlegungen zu einer Annâherung von Tiefenpsychologie und
Physiku (Stuttgart [K lett] 1970) wtrd bemerkt: J ) e r Archetypus (im Sinne C. G. Jungs) wird in seinem Ordnungs-
paket, als welcher sich die Za h l erweist, zu einer neuen naturwissenschaftlich beschreibbaren Grundlage, die einer
Reihe von Disziplinen gemeînsam istu. Übrigens stammt auch das âlteste magische Quadrat aus China. E s wurde
dem Kaiser Yü durch die heilige Schildkrôte vom Flusse L o zugebracht:
137
Einfûhrung des Generalbasses in die Musikgeschichte mit sich brachte, bei Monteverdi, dem Begrûnder der
modemen Musik.
6) DieFolgederQuadratzahlen(9n— "2:9 o = 02,9 j = l 2= l,9 2 = 2 2= 4 , . . ■ )hat auch e'mesehrschôneDifferenzfolge, die
Folge der ungeraden Zahien (1, 3 , 5 , . . . ) . Auch hier wiederum die typische VerschrSnktmg intuitiver Gegensâtze
(Quadratzahlen- ungerade Zahien).
7) E s s e i a (= ~ * 2 • ) eine W u r z e lv o n X = l + -j-, a l s o a - l = - ^ - u n d x „ + I= f „ + f„ , w obeif„+ I = f „ + f „ _ ,f ü r n > 2
(sprich: n grôfier als 2) OJfenbargilt x n > I.
ct-x„ + /= r a - / j 4 ~ = - j - - ^ = < - ^ -( x „ -a ) ,d a x „> l
Damit sindX 2, X j , . . . abw echseind> (grôjier) bzw. < (kieiner) als a u nd |a - x „ + 2|<-^-|a - jci| wobei a > l .
 lso: x „ konvergiert gegen a und damit wachst f „ exponentiel!.
Literaturhin-weise:
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E. Zederbauer D ie Harmonie im Weltail, in derNatur und Kunst. W ien-Leipzig (Orion) 1917.
*
ROBERT FLECK: Mario Merz, die Plasük, Italien und 1968 (125-133)
Überarbeiteter Vortrag beim 28. Intemationalen Kunstgesprâch der Galerie nâchst SL Stephan, Wien, 29. Okto-
ber 1983; copyright Robert Fleck 1983.
Geb. 1957 in Wien; Studium der Leibeserziehungen, Géographie, Geschichte und Philosophie in Wien, Inns-
bruck und Paris; Mitarbeit in Galérien; lebt seit 1981 in Paris und Wien als Historiker und PublizisL
Verôffentlichungen: Avantgarde in Wien. Die Geschichte der Galerie nâchst SL Stephan, Wien1954-1982. Kunst
und Kunstbetrieb in Ôsterreich. Wien-München (LScker) 1982; Feuilletonbeitrâge in: Spectrum, Wochenend-
beiiage von J9ie Presse11, Wien; Wellpunkt Wien 1985 - Vienne point du monde 1985. Wien-München (Lôcker)
und Paris (in Vorb.); Kunstlexikon Ôsterreich 1945-1985 (mit Soraya el Cordy). Wien-München (Lôcker) in
Vorb.; Die Revolutionen von 1848 in Europa - Form und BegrifF. (Vergleichende Gesellschaftsgeschichte und
poliüsche Ideengeschichte der NeuzeiL bg. v. Helmut Reinalter). Innsbruck (Inn-Verlag) in Vorb.
Hinweise:
Der Text (Vortragskonzept) wurde mit einem Kleincomputer Epson HX-20 erstellt und nach der Lektüre von Gilles
Deieuze: L'image-mouvement. (Paris 1983) konzipiert.
138
BILDNACHW EIS
Seite
15 Mario Merz: o. T. (Ausstellungin der Galerie nâchst SL Stephan, Wien 1983). 270 x 220 cm. (Copy
right ebd-)
21 Francisco de Goya y Lucientes: Satum verschlingt einen seiner Sôhne. 1819-23. Museo de Prado,
Madrid.
24 Constantin Brancusi: Prométhée, 1911.
25 Constantin Brancusi: L’oiseau, 1925..
26 Jackson Pollock: Number One, 1949.
27 Joseph Beuys: Altes Meer mit Flugechse, 1956.
33 Bemaltes Lastauto, Pakistan 1981 (Foto S. 33,34,35,36,37,39, Karl Wutt, Wien).
34 Ein B ubzeigt seine Zeichnungen her: Ziegen und ein Hirte oderJâger, mit dem ersich selbstmeint. Man
sieht, w iesich einguterTeiiderOrnamentikundder Rangsymbole aus stilisiertenZiegenhôrnern entwik-
kelt-DieZiegeisteinSchlûsselsym boIderKaiash-Kultur,im m erwiedertauchtesaufoftinüberraschen-
den Zusammenhângen.
35 Kinderspielerei: Ein Steinbockgehôm aus Domen.
36 Schematische Pianskizze eihes Dorfes mit Instilutionen und Rituaibereichen. I: Ziegenhaus-Bezirk, II:
Familienhaus-Bezirk; 1 ,2 : Klan-HSuser, 3: Dorfiicher Kullpiatz (deva-dur), 4: Kan-FriedhSfe, 5: Tabu-
Bereich, das aite, nicht mehr benützte Menstruationshaus. D as neue liegt am Fiufi in FriedhofsnShe. 6:
Denkmaipfosten f ü r Festgeber, 7: Tanzplâtze, 8: Ort derrituellen Totenspeisung.
37 Lastwagenmalerei.
39 ÂlIjShrliches Bemalen der Kan-Hauser. D ieB iid er der Klan-HSuser sind den Feiszeichnungen SImlich
und Gegenstücke davon. In be'tden Fâllen sindvorallem Kapriden, Haus- und Wildziegen, dargesteilt. In
diesen doppelten Bildnissen, aïs Rufimalereien der Klan-HSuser und Feiszeichnungen der Taloberseiten,
drûckt sich der Gegensatzzwischen unbewohnter Wildnis und dem Dorfdus. - Nachdem das KJan-Haus
frisch bernait worden ist.m r d darin am Ende derfolgenden Nacht d asB ild einer Wildziege zerstôrt. Es
ista u s Teigverfertigt und steht an der „oberen" WandLIn einer rituellen Jagd erlegen es die Knaben mit
Steirrwûrfen oder einem vinzigen P feil ûndBogen. Nachdem man die Wildziegen heraufbeschworen und
mit ihren Bildem die Kan-H auser emeuert hat, werden siem it vie! Radau ausdemDotfausgetrieben und
in die Felsbilder von Dizilawat am oberen Talendegebannt. Dizilawat bedeutet „Ort der Schôpfung".
Wenn man ein Kan-H aus nicht emeuem kann, sieht man seinem Verfail mit Gelassenheit entgegen und
rührt keinen Finger. Andererseits hait man bis zuletzt an den Orten verfallener Ka n-H âuserfest und
frischt noch ihreschwSchsten Spuren ailjShrlich, wenn es so weitist und dieZeitvon neuem beginnt, mit
den traditionellen Malereien auf.
42 Mario Merz: Che fare?, 1969. Galleria LAttico, Rom.
43 Mario Merz: o. T., ca. 1960. Ô1 auf Leinwand, 100x70 cm.
44 Mario Merz: Portrât einer Mauerechse, Porttâts von einem HShnerhabicht und einer Sphinx, die
50.000 Jahre vor dem Jahr 1983 bâttén gemalt werden sollen, 1983. Galerie Buchmann, Basel.
(Copyright ebd.)
46 Mario Merz: SchweiBer, 1956. Ô1 auf Leinwand, 70 x 100 cm.
47 Mario Merz: Portrât einer Mauerechse, 1983. Galerie Buchmann, Base). (Copyright ebd.)
49 Mario Merz: Pittore in Afrika, 1983. Galerie nâchst SL Stephan, Wien. (Copyright ebd.)
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54 Mario Merz: Ausstellung in San Marinb, 1983. (Foto: Mariis Grütetich)
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57 oben Mario Merz: Wachskonus, Turin 1968:
67 Mario Merz: Ein Brett mit FüBen wird zum Tisch, 1974. Installation in der Kunsthalle Basel, 1975.
(Foto Christian Baur, Basel)
68 Mario Merz: Baum in Prolifération, 1976. (Foto Paolo Pellion di Persano, Torino)
69 Mario Merz: Krokodil, 1978. (Foto S. Licitra, Milano)
70 Mario Merz: Krokodil in der Nacht, 1978. (Foto Paolo Pellion di Persano, Torino)
71 Mario Merz vor „Objet câche-toi“, 1968. (Sammlung GrâBlin, SL Georgen)
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