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Violeta Berisha
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Das Ende
der alten
weißen
Männer
Ihr Stolz.
Ihre Leidenschaft.
Ihr Versagen.
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Ein gemeinsames Projekt von taz, Harald Welzer und der Zukunftswerkstatt FUTURZWEI
Moritz Hürtgen
der darf’s nicht übertreiben,
muß recherchieren und es in
die »Süddeutsche« reinschreiben.
4 01/18
Zitat des Monats
G ef
aus Mörder t
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Europder
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Union en
»Carglass
repariert, 3
6
Startcartoon
Briefe an die Leser
Carglass HÜRTGEN 14 Hausmeister bei der AfD
konkret
dung, für die Schublade zu arbeiten, Sky durch den vorgeblichen Nach-
ist ein Privileg des Schriftstellers. richtensender N-TV ersetzt.
Kein Metzger und kein Postbeamter Die Atmosphäre in Deinem
würde der Öffentlichkeit auf diese Fitnessstudio, wenn anstelle neue-
Weise seine Meisterwerke entzie- ster Berichte über die Wehwehchen
hen, keines seiner halbgaren Früh- deutscher Fußballspieler Kriegs
werke würde im Dunkel eines gerät, Schützengräben und in letzter
Möbels auf bessere Zeiten warten. Konsequenz Leichenberge über die
Auf qualifizierte Öffentlichkeit.« Bildschirme flimmern, gibt dem
Genau. Denn man stelle es sich Begriff Volkskörper doch gleich
vor: das halbgare Frühwerkgehackte eine neue Wendung. Ihr Schlawiner
halb und halb, das im Dunkel eines aus dem lustigsten Dorf Frankfurts
Metzgermöbels auf bessere Zeiten wußtet es ja schon längst: »Fun ist
wartet, ganz zu schweigen vom ein Stahlbad.«
Mief der Briefmarkenmeisterwerke Leibesertüchtigt: Titanic
in jenem des nicht privilegierten
Postbeamten!
Arbeitet weiter für die quali
fizierte Öffentlichkeit: Titanic
»Stinksauer«,
Robert Habeck
(Grüne),
Wirklich, seien Sie nach dem Jamaika-
Kollaps auf die FDP gewesen.
Andreas Zielcke? »Aber«, so beteuerten Sie im
Stimmt es, wie Sie in der »Süd- »Spiegel«-Gespräch mit staatsmän-
deutschen Zeitung« über eine mög- nischer Rücksicht auf Ihren Kieler
liche Amtsenthebung von Donald Koalitionspartner rasch und »deut-
Trump sinnierten, daß zwar »die lich versöhnlicher«: »Zwei Tage
weltweite Erleichterung« darüber später ist der Pulverrauch abgeklun-
»kaum auszudenken« wäre, und sie gen.« Und nur der Metaphernsalat
deshalb »je eher, desto besser« statt- vibriert noch vor Wut?
finden sollte, allerdings und dum- Stets zur Stelle, wenn der
merweise »das Damoklesschwert Schlachtenlärm verblaßt: Titanic
des Impeachment zu hoch« hängt
oder »zu stumpf« ist, weil es u.a.
»an extrem hohe, fast unerfüllbare
Bedingungen geknüpft ist«?
Zeig Dich,
Und wenn’s denn stimmt – sollte unbekanntes
nicht gerade die Kombination aus
hoch und stumpf dazu taugen, Synchronstudio,
Trump zwar vielleicht nicht sauber welches Du den schwedischen
zu enthaupten, ihm aber doch das Film »The Square« für Deutschland
Genick zu brechen, mindestens aber lokalisiert und dabei den im letzten
die Frisur zu richten? Heft angemahnten Imperativ-Faux-
Regier!
Ihre stumpfen Traumatherapeu- pas »Les noch mal, les noch mal«
ten von Titanic begangen hast! Wegen Deiner Unre-
cherchierbarkeit hat nämlich der
diese Rubrik betreuende Redakteur
Mich! Jetzt!
fälschlicherweise an die Metz-Neun
Mensch, SWR! Synchron Studio- und Verlags
Interessant war Deine Sendung GmbH adressiert – die allerdings
»So geht Burg heute – Die Manage- lediglich für einen gleichnamigen
rin der Burg Hohenzollern« aus der australischen Streifen aus dem Jahr
Reihe »Mensch Leute« leider nicht.
Wir empfehlen Dir statt dessen
2008 verantwortlich war. So geht’s
ja nun nicht! Also: Ergeb Dich. Ein Volk sucht Führung
unser Feature »So geht Deutsch Bitte.
heute immer noch nicht« aus der Lost in translation: Titanic
Reihe »So geht Fernsehen heute AB 3. JANUAR ÜBERALL AM KIOSK
leider immer noch«.
Geht immer: Titanic Geil, Echte-Kerle- Ja, ich will konkret drei Monate für 9,50 Euro unverbindlich testen.
Chemie-Panscher Meiner Bestellung liegen Scheck Bargeld Briefmarken
in dieser Höhe bei. Das Probeabo endet automatisch nach Ablauf der
Sport frei, Turn Axe, drei Monate. Ein Normalabo kostet 55, Studenten zahlen 45 Euro.
von Volksgesundheit auf -erziehung chen & Beton? Oder ganz einfach COUPON SENDEN AN: KVV KONKRET, EHRENBERGSTR. 59, 22767 HAMBURG
ausgedehnt, indem Du in der fuß- proletarischen Unterarmgeruch? ODER: WWW.KONKRET-MAGAZIN.DE
8 01/18
9 01/18
TITANIC-Naturkritik Eh herzlos: Titanic
dahin lebenslang fressen müßte.
Preis der Tabletten, die man bis
DIE PAWLOWSCHE erlangen ist. Und natürlich um den
der nur um den Preis des Todes zu
PROPULSIV-PERISTALTIK Gesundheit wäre dann ein Zustand,
druck gänzlich zu pathologisieren?
DER PANSENLOSEN nicht noch geschäftstüchtiger, Blut-
mente verschreiben kann. Wäre es
… nein. Also Ahnung – Ahnung haben lich blutdrucksenkende Medika-
die alle nicht. Bedaure. Niemand von ner krank sind und man ihnen folg-
denen. Diese Herren und Damen Ver- nun 46 Prozent aller US-Amerika-
dauungsphysiologen, die da in ihren 130:80 gesenkt. Das bedeutet, daß
Labors sitzen und sich das Gehirn Bluthochdruck von 140:90 auf
aus dem Kopf denken: viel Fleiß, aber haben neulich den Grenzwert für
keine Ahnung, leider. Nicht einmal Eure amerikanischen Kollegen
die blasseste. Nicht einmal den
allerleisesten Hauch eines Schattens
Hallo, Herzexperten!
einer Ahnung. Selbst die kleinste Bohne
eines auch nur Ahnungsschimmers fehlt Buch auf sie losläßt, nicht wahr?
ihnen. Das kaum sichtbare Glimmen einer Titanic Quatschgeschichten aus dem dicken
mikroskopisch winzigen Andeutung eines Dankt für Ihre Aufmerksamkeit: gar nicht versorgt und ansonsten
ersterbenden, röchelnden Funkens einer Ahnung – … Ja, okay, schon rotiker. Logo, das geht nur, wenn man sie
kapiert. Bitte? Ich hab’s verstanden. Botschaft angekommen! Was erlau- bitte lösen: Sie sind ein Möbelneu auf sie losläßt – das geht nicht.«
ben Sie sich? Ist das so ein journalistischer Kniff, um Distanz herzustellen?
Um den Zuhörern zu signalisieren: »Hey Leute, wir interviewen heute eine
noch zuzugreifen.« Wir möchten a nsonsten Unterhaltungsindustrie
umstrittene Querschnauze, da muß ich freche Zwischenkommentare
immer das sei. »Man braucht bloß Grundeinkommen versorgt und
pitchen, damit ich mich nicht gemein mache, denn ihr wißt ja: Ein guter
zu bleiben«, welches Bild auch man einen großen Teil mit dem
Journalist macht sich mit keiner Sache gemein – und ich bin nicht einmal
net und den Safe auch, um im Bild eine Gesellschaft aufbauen, indem
ein guter Journalist, ich…« Sorry, sorry! Alles, was ich sagen wollte, war:
Hat die Türen sperrangelweit geöff- kratie« sei: »Wer meint, man könne
Ich hab’s kapiert, die Herren und Damen Verdauungsphysiologen haben
Union ist ja fertig, zu allem bereit. sozial, sondern das Ende der Demo-
keine Ahnung. Päh. Ahnung, Ahnung. Ahnung haben die natürlich. Ahnung,
»um Beute, fette Beute. Denn die Grundeinkommens »nicht nur nicht
das ist ja kaum was. Wäre doch dumm, zu behaupten, jemand habe von
Doch es geht noch weiter, es geht haben, warum die Einführung eines
etwas im Wortsinne »keine Ahnung« – in Wirklichkeit hat sogar jeder von
Matratzenschizo? Wirrwüterich? einem Videointerview erklärt
uns von so ziemlich allem Ahnung. Zum Beispiel von, was weiß ich,
jetzt eigentlich: Strumpffetischist? der »Süddeutschen Zeitung« in
nordischer Mythologie – da hat man vielleicht kein tiefes Fachwissen,
ter gekündigt? Und was sind Sie daß Sie als Steuergeldempfänger
okay, aber AHNUNG doch bestimmt. Sogar Sie! Odin, Mjöllnir, Niflheim,
worfen? Oder der Telefonsexanbie-
Rüsselsheim? Na eben, reicht doch! Mehr brauchen Sie nicht! Oder neh-
Sie der Insolvenzverwalter rausge-
Kardinal Marx,
men Sie mich als Beispiel: Halten Sie mich etwa für einen Experten? Für schon in ein Bettenparadies ein? Hat Danke, Reinhard
einen Verdauungsphysiologen gar? Lächerlich, schauen Sie mich an, ich schöne Träume. Aber: Wer bricht
wohne in einem Baumstamm, trage keine Kleider, verdiene mein Geld mit das heißen soll, Sie haben sicher
Rattendressur… Oh, wie hoch ist denn da Ihr Umsatz? …und trotzdem paradies Merkel.« Was auch immer Titanic
habe ich eine These zur Verdauungsphysiologie entwickelt! Das kann brecher. Im gut besuchten Betten Macht auch über Geld Witze:
jeder, Thesen entwickeln! Man muß nur wissen, daß die Forschung pro- Rücken, der behauptet, er jage Ein- werden können, nech?
pulsive und retrograde Peristaltik unterscheidet. Propulsiv, das heißt in und einem Stemmeisen hinter dem Prä-Euro-Ära falsch verstanden
Richtung des Darmausganges – und retrograd, das bedeutet: in die Gegen- Damenstrumpfhose auf dem Kopf Signal einen Schritt zurück in die
richtung, beim Erbrechen oder bei der Kuh, wenn sie das Verdaute quer also Sie – »mit einer schwarzen Schelling hätte ja w omöglich als
durch ihre Mägen schunkelt… Zum Pansen. Ja, whatever, wohin auch schlächtiger, unrasierter Mann« – reichischen Amtskollegen Hans Jörg
immer. Das Bemerkenswerte an der propulsiven Peristaltik aber… Warum »Stern«, »ist so seriös wie ein grob- etwaige Ernennung Ihres öster-
lachen Sie denn schon wieder? Haha, poposiv! Da lachen Sie erst jetzt? »Die SPD«, schrieben Sie im auch besser geeignet g ewesen? Die
Ich habe das Wort doch schon vorhin verwendet. Für einen Journalisten worden. Wer wäre für den Posten
sind Sie ausgesprochen unaufmerksam, finde ich. Ich bin kein Journalist.
Hans-Ulrich Jörges! den der Euro-Gruppe gewählt
Ich warte auf die Bahn. Ach so. Und ich habe mich schon gefragt, warum J eoren Dijsselbloem zum Vorsitzen-
Sie die Kassette verkehrt herum in das Aufnahmegerät gelegt haben. Aber sind Sie als Nachfolger von
zurück zu meiner These: Dieser Drang des Darmes zur Peristaltik, ja? Der Titanic
entsteht nicht allein während des Toilettenbesuchs. Er läßt sich auch Predigt Wein und trinkt Wasser:
Mário Centeno,
künstlich herstellen. Etwa durch den schieren Anblick einer Klomuschel – kehren.
Sie kennen das – oder auch beim Niederlassen des Darmbesitzers auf
Finanzminister
schließlich ehrliche Arbeiter ver-
einen gemütlichen Sessel, der so weich ist, daß er den Schließmuskel des Luxushotel Adlon statt, wo ja aus-
sich Hinsetzenden auf- und auseinanderdehnt, so daß der Körper einen
portugiesischer
Das Gespräch fand nämlich im
fehlerhaften Kotbefehl erhält – das haben Sie bestimmt schon selber hänge im Hintergrund erspähten:
Wenig überraschend,
erlebt. Daraus folgere ich, daß der Darm – oder die Peristaltik – pawlowsch zeugt, als wir die goldenen Vor-
funktionieren: Es braucht keine Notwendigkeit zur Entleerung, es braucht den, waren aber gleich wieder über-
nur das Symbolsignal »Toilette«, ja selbst der Gedanke reicht schon, um Bischofskonferenz anfangen wer-
holics von der Titanic
die Defäkacktion einzuleiten, selbst wenn… Haha! Defäkation heißt es. der Arbeit als Vorsitzender der Meinen jedenfalls die Worka
So, Sie Klugscheißer, jetzt reicht’s mir. Das war Ihre letzte Unterbrechung. wann denn eigentlich Sie mal mit ums Verrecken nicht abtreten will.
Mal sehen, ob Sie immer noch so klug scheißen, wenn Ihnen eine dressierte Ausführungen und fragten uns, »gutem« Beispiel vorangeht und
Ratte die Kehle durchbeißt. Kss-kss-kss! Komm, Ratti, hoppauf! Da, Ratti!
Schlecht’ Mann! Kss-kss, Ratti! Hoppauf! Ratti, kss-kss, lecker fleischige
zweifelten wir ganz kurz an Ihren höchstselbst ausnahmsweise mit
Kehle, hmmm, da schau, hoppauf…
Bei dieser Definition von Arbeit die Bundes- bzw. Standortregierung
Wert ist, nicht bedeutungslos ist«. Schade ist nur, daß ausgerechnet
(In unserer Reihe »Laien befragen Dilettanten« hörten Sie heute: ein
mich und meine Familie, was von arbeiten zu können. Einfach genial!
zufällig aufgefundenes Aufnahmegerät, ca. 1990, bei dem die Tonband-
seins, daß ich etwas schaffe für zu bleiben – um wiederum länger
spule verkehrt herum drinsitzt. Morgen um die gleiche Zeit: Sir Dennis
Grundkonstitution des Mensch- auch die Aussicht, »fit und gesund«
Russell Davies bestellt einen Plumpudding. Heimlicher Mitschnitt aus der
irgend etwas, die Arbeit gehört zur schlagargument »mehr Geld« etwa
Michael Ziegelwagner
Cafeteria der Carnegie Hall, New York, 2017)
Ferner sagten Sie, Arbeit sei »nicht Heftchen drin: Neben dem Tot-
RETROGRAD!
messer hochkultureller Leistungen ben, zweitens versprechen wir hoch
machen und Ihre Lieblingsköche und heilig, keine geschmacklosen
allen Ernstes als »unsere Berliner Titelbilder zu veröffentlichen, sollte
Philharmoniker, unsere Dresdner Ihnen oder Ihren Liebsten einmal
Die endgültige Teilung Deutschlands Staatskapelle am Herd« hochjubeln etwas zustoßen. God forbid!
– das ist unser Auftrag. wollen, könnte man vielleicht noch Auf gute Zusammenarbeit:
(Chlodwig Poth)
TITANIC erscheint im
unfreiwillig komisch finden. Aber Titanic
TITANIC-Verlag GmbH & Co. KG wer so arrogant und verächtlich auf
»Leber mit Apfel im Miljöh«, auf
Ey, Prinz Pi!
Kopischstraße 10, 10965 Berlin
Abonnement: 030/747 55-000
Currywurstbuden und den »Fertig-
Geschäftsführer:
Patric C. Feest fraß in Kindergärten und Schulen« »Ich bin da, wenn es den Leuten
herabzurülpsen sich nicht scheut, schlecht geht«, erzählten Sie der
Und welche,
Anschrift der Redaktion:
Sophienstr. 8, 60487 Frankfurt/M. der möge für sein höfisches »Berliner Zeitung«. Unser Rat:
Tel. 069/970504-0
Geschwafel von »kulinarischer
Vielleicht darüber einfach mal Ge-
Fax 069/970504-97
E-Mail: info@titanic-magazin.de
www.titanic-magazin.de
Götz Werner, Hochkultur« eines Tages an einer danken machen.
Redaktion:
eurythmische Technik oder wel- aus Hungergründen hastig ver- Hält lieber Abstand: Titanic
Torsten Gaitzsch, Thomas Hintner, cher anthroposophische Kniff mag schlungenen Bockwurst ersticken.
Moritz Hürtgen, Fabian Lichter, dafür verantwortlich sein, daß wir Im günstigsten Fall aber werden
Leonard Riegel, Ella Carina Werner,
die Wärmepflaster, die wir neulich auch Sie dereinst, beim Jüngsten
Ho, ho, ho,
Martina Werner, Tim Wolff
(verantwortl ich für den Inhalt) in einer Ihrer DM-Filialen suchten, Gericht, wo Ihnen endlich der letzte
ganz unten im Regal finden muß- Verdauungsprozeß gemacht werden
»Spiegel online«!
Ständige Mitarbeiter:
Dominik Bauer, Uwe Becker,
F.W. Bernstein, Walter Boehlich, ten? Also dort, wo Menschen mit wird, erkennen, daß so oder so alles,
Simon Borow iak, Eugen Egner, Hexenschuß und ähnlichem, die in was beim Essen schließlich hinten Pünktlich zur Vorweihnachtszeit
Bernd Eilert, Leo Fischer,
Achim Frenz, Bernd Fritz, Stefan Gärtner, der Hauptsache solche Pflaster heraus kommt, jawohl, Strobel: Y berichtetest Du von der erstmals
Robert Gernhardt, Max Goldt, benötigen, gerade nicht hinlangen Gittygitt ist. ausgerichteten »Ugly-Sweater«-
Achim Greser, Katharina Greve,
Thomas Gsella, Elias Hauck,
können? Bis dahin wünscht wohl zu spei- WM, bei der besonders häßliche
Eckhard Henscheid, Gerhard H enschel, Oder gab es einfach nur Liefer sen »im kleinen Kreis der Glück Pullover prämiert werden. Die
Gunnar Homann, Rudi Hurzlmeier,
Ernst Kahl, Kamagurka, Stephan Katz,
engpässe bei den üblichen in diesem lichen«: Titanic kuriosesten Exemplare präsentierst
Sebastian Klug, Peter Knorr, Heribert Lenz, Bereich präsentierten Waren, Einle- Du – natürlich – in einer Klick-
Christiane Lokar, Nicolas Mahler, gesohlen oder der rudolfsteinerschen strecke, versehen mit Kommentaren
Fanny Müller, Oliver Nagel, Bernd Pfarr,
Aphorismensammlung »So klein, wie »Haben Sie Reste aus der
Vorschlag,
Ari Plikat, Chlodwig Poth, Hilke Raddatz,
Hannes Richert, Michael Rudolf, und doch ein ganzer Wurzelrassist«, 4. Klasse, als Sie mit einer Strick
Stephan Rürup, Benjamin Schiffner,
daß die Pflaster nur herhalten muß- liesel sinnfrei meterlange Woll
Christian Y. Schmidt, Oliver Maria Schmitt,
Daniel Sibbe, Martin Sonneborn, ten, damit die Regale nicht so leer Meghan Markle! würste produzierten? Werfen Sie
Michael Sowa, Heinz Strunk, Dimitri Taube,
Mark-Stefan Tietze, F. K. Waechter, wirkten? Sie werden demnächst, wenn Sie diese auf Ihren Hund« zum Foto
Marcus Weimer, Heiko Werning, Das fragt sich gebeugt, aber nicht Ihren Verlobten Prinz Harry im eines u mstrickten Hundes oder
Olav Westphalen, Ruedi Widmer,
Valentin Witt, Michael Ziegelwagner, gebrochen: Titanic kommenden Jahr ehelichen, die »Modell Siamese Sweater: Stellen
Hans Zippert echte Duchess of Sussex. Und was ist Sie sich vor, Sie sind mit Ihrem Erz-
Rechtsberatung: am nervigsten am Royaldasein? Na feind in einem Pullover eingesperrt
Gabriele Rittig
klar: Schweineblätter wie »Bunte«, – und dann hat der auch noch
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Liebe Diane Kruger, »Neue Post«, »Daily Mail« usw. Fransen!« unter dem Bild eines mit
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Korrekturassitenz: spieler rauskommt, muß zuvor in Familienplanung, Ihre Ehestreite, ist ja schon beängstigend genug.
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Beruhigung möchten wir Ihnen Gästeliste Ihrer Hochzeit. Erstens einem »Spiegel online«-»Jour na
Imago, Heinz Strunk, Dimitri Taube, versichern: Das ist bei uns Normal- sollte das die elenden Boulevard- listen« in der Redaktion eingesperrt
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Telefax: 030/747 55-001 ein anmaßendes Gejammer, Genöle gespannt? Gehst Du einer neuen
verlag@titanic-magazin.de und Geklage darüber, daß »Gesell- Beschäftigung nach? Wir machen
(unbedingt Abo-Nr. angeben)
schaft und Politik die Bedeutung uns jedenfalls Sorgen. Seit Wochen
Druck:
Druckhaus Kaufmann der Hochküche noch immer nicht sehen wir Dich nur noch gelegent-
Raiffeisenstraße 29 erkennen wollen«. lich auf dem Weg zum Supermarkt
77933 Lahr
Druckauflage:
Ja, haben Sie eigentlich noch alle und zurück, aber gar nicht mehr wie
99 724 Exemplare Spiegeleier auf der Pfanne? Und wie früher tagtäglich im Bademantel auf
Einem Teil der Aboauflage liegt ein gerät denn einer wie Sie statt in den dem Balkon, wahlweise rauchend
P rospekt von Plan International bei.
Beilagensalat ausgerechnet ins und hin und her tigernd auf dem
TITANIC 02/2018 Feuilleton? Daß Sie Ihr anmaßendes Handy tippend oder flankiert von
erscheint am 26.01.2018 Geschmäcklertum während der ähnlich leger gekleideten jungen
Nahrungsaufnahme zum Grad Damen und Herren.
10 01/18
Gib uns neuen Stoff (Frottee!) für läßt: »Allcon und die Hausstaub- trotzdem gelegentlich auch gern mal
wilde Spekulationen und ausschwei- milbe haben ein neues Zuhause«. eine Keule, gell?
fende Phantasien! Unsere Vorstel- Wir hoffen doch sehr, daß Du Mit einem gegackerten Hihi
lungskraft ist auch nur beschränkt. und die Milbe nicht im selben g rüßen die Stallknechte von der
Gruß von gegenüber Titanic Gebäude logiert. Oder ist das Deine Titanic
Vorstellung von langfristiger Nach-
fragesicherung?
Hautneutrale Frage von Deinen Jakob Augstein!
Sie sind gemeint, Kratzbürsten der Titanic Die aufgrund der gescheiterten
Jamaika-Sondierungen bröckelnde
verehrte Kollegen! Kanzlerinnenschaft Angela Merkels
Treten Sie beide mal näher, wir veranlaßte Sie dazu, gewohnt geist-
möchten Sie einander vorstellen: Nit schläääch, reich zu twittern: »Neuerdings heißt
Da ist Herr Cordt Schnibben, ehe- es ja, daß Frauen immer gerufen
mals »Spiegel«, und Herr Knut Wolfgang Niedecken! Man kann es, Niedecken, viel- werden, den Schlamassel aufzuräu-
Cordsen, Bayerischer Rundfunk. Ihr neues »Familienalbum« trägt leicht doch erklären: Dicker noch men, den Männer hinterlassen. Wen
Knut C ordsen und Cordt Schnibben den jecken Untertitel »Reinrassije als die am dicksten aufgetragene ruft man, um hinter einer Frau
– prächtig! Titanic Strooße kööter«, aber statt der Überzeugung ist oft die Eitelkeit! aufzuräumen?« Gewiß keinen
üblich-launigen Erklärung, das sei Hoffen Sie, daß Ihre reinrassijen Mann, haha! Männer und Aufräu-
ironisch gemeint, räumen Sie, Stammhalter nicht dereinst über men! Good one!
ansonsten lautlinker BAP-Front- Ihrem Grab das Beinchen heben! Aber im Ernst. Gerade in Ihrem
Firma Allcon hund, der »Rheinischen Post« Titanic Milieu sollte doch bekannt sein,
gegenüber offen ein: »Ich bin jetzt daß, wenn selbst die Frau nicht auf-
Allergie Concepte! 66 Jahre alt, und das Album ist mei- zuräumen willig ist, es nur eine
Du vertreibst hypoallergene nen Ahnen und meinem Stamm Lösung geben kann: Migrantinnen.
Waschmittel, Bettlaken, Kopfkissen gewidmet.« Tatsächlich singen Sie: Sie, Martin Brust, Wenn erst Dilek Arslan, 54, aus
und was sonst noch zum kribbel- »Auch wenn’s keiner ausspricht – kommentierten in der »Frank Neukölln für fünf Euro die Stunde
freien Nachtschlaf nötig ist. Wie wir insgeheim steht’s fest. Daß Blut furter Rundschau« das Schreddern den Laden schmeißt, sieht die deut-
im kostenlosen »Quadrat – Magazin dicker als Wasser ist.« Und daß es männlicher Küken in der industri sche Verkehrsinfrastruktur in vier
für das Leben in Lüneburg« lesen keiner ausspricht, widerlegen Sie ellen Produktion sowie die Tötung Jahren so geleckt aus, daß die
konnten, bist Du von Lüneburg nun im Interview gleich selbst anhand der sogenannten Bruderhähne nach Österreicher sich an der Grenztank-
in ein eigenes Gebäude im benach- der eigenen Sippe: »Auch wenn fünf Monaten. Sie plädierten für stelle aus Hochachtung gleich zwei
barten Ort Bardowick gezogen, Verwandte politisch mal auf einem Bio und den Einkauf beim Klein- Mautvignetten an die Frontscheibe
weswegen Du gleich auf der Titel- ganz anderen Dampfer sind, mögen produzenten. Sehr löblich. Aber kleistern.
seite unter dem Bild einer gigan wir sie trotzdem, ohne es erklären wenn wir das richtig verstanden Würde Ihnen im übrigen gerne
tischen lachenden Milbe schreiben zu können.« haben, nehmen Sie, Herr Brust, mal den Kopf waschen: Titanic
K ATAPULT
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Sozialwissenschaft
Magazin für Kartografik und
N°8
JAN-MÄRZ 2018
€ 5,80
A: € 6,70
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Benelux: € 6,90
01/18 11
Ja, liebe lustige Rundum gut würden wir uns nur
noch fühlen, wenn mittelfristig in
noch nicht da, wo wir hinwollen.«
Donnerwetter! Soviel Ehrlichkeit
Twitterer und Ihren Verlautbarungen der Schwa- erwarten wir jetzt auch von ande-
Facebooker, felgehalt drastisch reduziert würde.
Ehrlich! Titanic
ren. Etwa vom Hamburger SV (»Wir
geben zu: Wir werden diese Saison
wir lesen täglich alle Eure nicht deutscher Meister!«), Kim
underttausende Scherzchen und
H Jong-un (»Ich gestehe: Ich mag
klauen dann die zwei guten. Das ist Donald Trump nicht!«) und den
nämlich nicht so umständlich, wie Ahoi, BER-Verantwortlichen (»Die BER-
sich einfach selbst etwas auszu Eröffnung werden wir dieses Jahr
denken. deutsche Marine! nicht schaffen!«).
Mit bestem Dank und Gruß und Du hast also, wie der NDR den Schon immer da, wo sie hin-
irgendeinem Emoji Titanic Wehrbeauftragten zitiert, »erst wollte: Titanic
malig in der Geschichte kein
U-Boot über Monate einsatzbereit«.
Und wie, Uiuiui, Denn: »Das letzte einsatztaugliche
Holger Senzel, Boot, das U 35, war im Oktober vor Bodo Ramelow
Prof. Dr. Norwegen auf einen Felsen gefah-
(Die Linke)!
faßt man es fürs Publikum der ren, dabei ging das Ruder kaputt.«
Tagesschau am besten zusammen, Thomas Druyen, Und nicht nur deshalb, Bundes- Wie der »Spiegel« berichtete,
wenn Donald Trump auf Rodrigo Gründer und Direktor des Insti- marine, bist Du die einzige Streit- mußte schon zweimal innerhalb
Duterte trifft? »Zwei Hitzköpfe tuts für Zukunftspsychologie und kraft, der wir nicht den sofortigen eines Jahres ein Löschzug bei Ihnen
A nfang 70, beide halten sich für
Zukunftsmanagement! Da haben Untergang wünschen! vorfahren, weil ein Kaminfeuer die
grandios.« Jawohl, da weiß der Sie in einer Diskussionsveranstal- Volle »Kraft« voraus: Titanic Rauchmelder aktiviert hatte.
Durchschnittsneunzigjährige, woran tung »Wie verändern wir uns in Kommt da jetzt doch noch der linke
es liegt, daß der eine Mauern bauen einer sich ändernden Welt?« die ver- Querulant in Ihnen zum Vorschein,
will und der andere Tausende im blüffende Erkenntnis zum besten vor dem konservative Stimmen bei
Antidrogenkrieg hinschlachet – mit gegeben, daß »Menschen, die eine Bahnchef Ihrer Wahl zum Ministerpräsiden-
jugendlichen siebzig Jahren, da hat große Veränderung in ihrem Leben ten so eindringlich gewarnt hatten?
man sich halt einfach noch nicht die bewältigt haben, diese … im nach- Richard Lutz! Sind Sie angewidert von der eigenen
Hörner abgestoßen, da kann einem hinein als positiv« schildern. Kön- Der »Süddeutschen Zeitung« Autorität? Oder weshalb sonst
schon mal eine ungerechte Steuer nen wir bestätigen: Als wir letztes entnahmen wir Ihre Lautsprecher- möchten Sie die »polizeilich beson-
reform oder ein Massaker rausrut- Jahr die Million im Lotto gewan- durchsage zum Pünktlichkeitsziel ders gesicherte Politikerwohnung«
schen, ist doch klar. nen, fanden wir das sehr positiv und der Deutschen Bahn im Jahr 2017: nun »beim Sicherheitskonzept
Hitzige Grüße Titanic waren aus dem Gröbsten raus. »Wir sind bei der Pünktlichkeit abr üsten lassen«?
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Life is bitter
12 01/18
Viel Spaß beim Scheibenein- Sagt vielleicht besser auch bald
schmeißen und Autoanzünden
wünscht Titanic
»Adieu« zu Dir: Titanic Die Wochenzeitung Jungle World
Literaturkritikerin
Sag mal, Deutsche Insa Wilke!
Presse-Agentur! Da im Kulturbetrieb ja immer
Gerade hatten wir uns gefragt, alles husch-husch gehen muß, kann
weswegen »Charlie Hebdo« so es einer ganz fix passieren, daß sie
schnell wieder aus deutschen Kios- den Dichter Durs Grünbein in der
ken verschwunden ist, da stießen Hast des Augenblicks für »rasant
wir in Deiner Fotodatenbank auf unterschätzt« hält. Sie zum Beispiel
diesen, nun ja: Solidaritätsbeitrag. in der Online-»Zeit«.
In gemächlicherer Geschwindig-
keit betrachtet, wirkt Grünbein aber
eher tempoarm überbewertet.
Schnellgruß Titanic
Doppelt tröstlich,
FAZ,
erschien uns Dein Vorschlag zur
Bekämpfung der vom jüngsten Iglu-
Test behaupteten Leseschwäche hie-
siger Grundschüler: »Rechtzeitige
Diagnose und Förderung könnten
späteres Scheitern beim Lesen und
Rechtschreiben entgegenwirken.«
Denn wenn’s trotzdem nicht klappt,
kann man ja immer noch Redakteur
Könnte es daran gelegen haben, bei einem Frankfurter Bildungsblatt
daß, wer solche Freunde hat… Bzw.: werden.
Was zur Hölle, DPA? Stets entgegenwirkend: Titanic
Kleinanzeigen
Gerhard Henschel: 19.1.
Es bleibt
Lesungen
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Kreuzberg 19.1. S
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Freiland; 17.1. Göttingen, Uni des Jahres 2017«: bis 18.2.
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Volkstheater; 29.12. Nürnberg,
Zeichnungen: Hilke Raddatz
01/18 13
» Bei d er U n io n
sind die Bü ro s
viel größer!«
Das TITANIC-Hausmeisterteam
besucht die AfD-Bundestagsfraktion
E
nde November 2017. auf dem Beifahrersitz, bei uns darf man
Die AfD sitzt inzwischen das noch. Weil sich das bei Einsätzen in
mit 92 Abgeordneten im »Hohen Häusern« (der Chef) so gehört,
Bundestag, und Merkel hab ich ein Protokoll unserer Arbeiten
bekommt keine Regierung in den AfD-Bundestagsbüros angefer
mehr auf die Beine gestellt. Die Kanzle tigt. Die Schreiberei ist meine Sache
rin erreicht ihre Leute nicht mehr. nicht. Egal, in die Hände gespuckt und
So lese ich es in der »Bild«, morgens, los geht’s.
wenn ich mit meinem Chef Thomas
Hintner zur Arbeit fahre. Wir sind ein
Frankfurter Hausmeisterbetrieb, ehr
Dienstag
lich und echt. Aus Berlin bekam der Dieser Behrend nimmt uns in Emp
Chef kürzlich einen Anruf von einem fang. Erster Schock: Er hat uns »noch
rium
. Reichsinnenministe
Von außen: das ehem
gewissen Georg Behrend. Er brauche einen Mitarbeiter organisiert«. Daniel
Leute, die anpacken können. Behrend Ihrke heißt der, aber der sieht gar nicht
arbeitet für einen Zeitschriftenverlag, so – darf man das sagen? – blutsdeutsch
TITANIC oder so, und für einen Euro aus… Und er ist riesengroß, ein biß
paparlamentarier, Sonneborn von der chen mulmig ist mir schon. Ich lese viel
CDU oder was. Jedenfalls kann er sich leicht einfach zu viel Online-Kommen
deshalb auch frei im Bundestag bewe tarspalten. Unsere Arbeitskleidung
gen. Mit uns will er in die Übergangs haben wir selbst mitgebracht: die Kit
büros der AfD, dort brauche es ein tel von Engelbert Josef Strauß, nur das
paar kräftige Hände. Ich hab dem Chef Beste, na klar. Und gelbe Helme. Der
gesagt, wir fahren da hin. Der Gauland Behrend ist mir auch nicht geheuer.
und seine Kameraden verstehen die Er sagt, daß die AfD-Leute nicht die
Sorgen von einfachen, guten Leuten Allerhellsten seien, mitunter echte
wie uns. Also verstehen wir als Haus »Tiefflieger«, »Karussellbremser« und
meisterservice auch, wie wir denen in tatsächlich »dumm wie die Idioten«.
ihren neuen Räumlichkeiten etwas hel In Berlin sind eh alle linksgrünver
fen können. Hintner war einverstan sifft, sagt mir der Chef. Immerhin hat
Gar nicht so muffig: den, wir sind mit dem VW-Transporter Behrend Ausrüstung besorgt. Wir fah
der Gauland-Flur nach Berlin gefahren. Ich saß rauchend ren in seinen Verlag in Kreuzberg und
14 01/18
Tischerücken im Büro
des MdB Reusch, AfD
bekommen dort Bohrmaschine, Was sagt dem Ihrke und mir, wir sollen die
serwaage, Werkzeugkoffer, Wandre Klappe halten. Es ist halb zehn, als
gal und Erste-Hilfe-Kasten. Alles schön uns dieser Behrend in den zweiten
abgegriffen, wie wir Handwerker es Stock führt. Wir laufen endlose Flure
mögen. Danach wird alles sehr selt entlang, alles piccobello, aber an den
sam. Behrend schickt uns zur Presse Türen steht immer nur »Fraktion CDU/
stelle des Bundestags, wo wir Ausweise CSU«. »Anscheinend sitzen hier auch
für den nächsten Tag beantragen sol neue Abgeordnete der Union«, sagt der
len. Hä? Was haben wir mit der Lügen Behrend. Bei den Volksverrätern rühre
presse am Hut? Der Chef sagt mir, ich ich keinen Finger, raune ich dem Ihrke
soll nicht zuviel nachdenken. testweise zu. Er nickt. Vielleicht ist er
doch ganz in Ordnung. Im dritten Stock
Pünktlich um halb neun müssen wir Meine Fresse! Ich schlepp mich
wieder in die Pressestelle, kriegen Aus krumm. Um 10 Uhr haben wir die AfD
weise. Die Frau da fragt mich, was wir immer noch nicht gefunden. Aber
»im Bundestag überhaupt wollen«. der Chef Hintner hat eine Idee: mal
Bevor ich etwas sagen kann, sagt der im ersten Stock gucken. Tat sache!
Behrend der Frau, wir hätten Termine Ein AfD-Büro neben dem ande
für Interviews. Ich verstehe gar nichts ren. Behrend klopft an die Tür eines
mehr. Die Leute von der AfD sitzen der »MdB« und tritt ein. Drinnen sitzen
zeit vorläufig im ehemaligen Reichs zwei Frauen, die wie Mexikanerin
innenministerium. Das waren noch nen aussehen. Auf die Frage, ob es in
Zeiten! Aber das darf man ja auch diesem Büro Arbeit für Hausmeister
nicht mehr sagen. Erst als wir drinnen gebe, sagen sie, ihr Abgeordneter sei
sind, erlaubt uns der Behrend, unsere heute morgen bei einer Fraktionssit
Arbeitskleidung anzuziehen. Vorher zung, wie auch alle anderen. Das war
werden wir gefilzt. Sehe ich aus wie so aber nicht ausgemacht. Der Behrend
ein Islamist? Armes Deutschland! Der sagt, wir versuchen es trotzdem beim
Chef setzt mir meinen Helm auf und nächsten Büro. Na okay… tot« –
»Die Leitung ist er
Han dw er ks m ei st
aus Deutschland
01/18 15
Der Chef klopft beim Alternativ entgegne ich. »Eins, zwei, hopp!«
abgeordneten Roman Reusch aus macht Ihrke und wuchtet einen von
Brandenburg an, und die Tür wird zwei Schreibtischen weg. Vier Leute
vom Büroleiter geöffnet. Dieser sieht müssen in diesem Büro an so einem Teil
mit zurückgekämmtem Haar aus wie sitzen und Ihrke trägt es ganz allein. Ich
ein etablierter FDP-Schnösel, da geht finde langsam Gefallen an dem Kerl.
einem kleinen Handwerker wie mir Während ich alle Telefonkabel aus
natürlich das Taschenmesser in der der Wand ziehe und sie neu in Dosen
Hose auf. Er bittet uns sofort herein, und Telefonen arrangiere, fragt der
als hätte er uns erwartet. Das Büro Chef den Büroleiter, ob er den Fern
ist klein, auf einem Fernseher läuft seher gerne an die Wand geschraubt
Bundestags-TV. Authentisch. Behrend hätte. »Ich komme aus der Möbelbran
fragt ihn, ob der Hausmeisterservice che«, gibt der Schmierlappen zu Proto
etwas für ihn tun könne. Doch der AfD- koll und wünscht sich lieber ein neues
Mann berichtet erst mal klagend, daß Sideboard. Sofort zückt Ihrke den Zoll
in dem vielleicht 16qm großen Raum stock und nimmt Maß. Ich nehme das
zwei Bundestagsabgeordnete samt von Behrend mitgebrachte Sperrholz
ihren sechs Mitarbeitern unterge regal aus einer Rewe-Tüte und halte
bracht sind. »In diesem Raum?« meint es über den Fernseher an die Wand.
der Behrend als Frage. »Acht Leute »Da könnte man die Glotze draufstel
auf jeden Fall«, bestätigt der Büro len. Später sieht das besser aus, weißer
leiter. »In diesem Raum?« faßt mein Glanzlack, das hier ist nur ein Platz
Chef Hintner nach. »Kann man da halter«, verspricht Hintner. »Schwie
überhaupt in Ruhe telefonieren?« sorgt rig, schwierig«, weicht der Möbel- und
sich Behrend. Offenherzig gesteht der Volksvertreter aus und hat anderes im
ca. 35jährige: »Man könnte telefonie Kopf: »Warum bekommen wir keinen
ren, wenn es funktionieren würde. Das Drucker?« – »Haben Sie das Gefühl,
Telefon meines Kollegen geht nicht, daß es da politische Gründe gibt?« will
es wurde abgeklemmt.« Aha! Das ist Behrend wissen. Wird die AfD im Bun
ein Problem für einen Hausmeisterlehr destag gemobbt? »Bisher haben wir
ling wie mich. »Soll ich die Dose mal 99,9 Prozent positive Erfahrungen mit
angucken?« frage ich. »Gerne, die 0-1 der Bundestagsverwaltung gemacht«,
müßte das sein.« Na ja, »0-1«, jeder gibt sich der Gelhaartyp staatstragend.
Amateur weiß doch, daß die Bundes Daß mich als kleiner Mann aber die 0,1
tagstelefonbuchsen mit Buchstaben Prozent viel mehr interessieren, juckt
codiert sind. Ich nehme einfach den ihn nicht. Wofür habe ich mein Kreuz
Stecker ganz rechts heraus, lasse mir bei der AfD gemacht? Immerhin sagt
von Kollege Ihrke einen Schrauben er noch, daß »dieser Zustand für zwei
zieher reichen und beginne, ihn in der MdB nicht haltbar« sei. »Arbeiten, wo
Dose kennerhaft hin- und herzubewe man sich eigentlich konzentrieren muß,
gen. Jetzt entpuppt sich der AfD-Typ sind unmöglich«, und »Reden schrei
als Schlaumeier: »Nein, die Leitung ist ben« könne man nur »zu Hause oder
in Ordnung. Die andere!« – »Ich weiß, in der Bibliothek«. Es sind ja auch nur
Endabnahme: Der Büroleiter aber da muß erst mal der Tisch weg«, Übergangsbüros, versichert Behrend
ist mit allem einverstanden
16 01/18
Enger als im Flüchtlingsheim:
das Gauland-Büro
von so viel Nölerei genervt. Seit inzwi wenn überhaupt, lautet das traurige Jagdhund-Gauland-Schlips, also lasse
schen 30 Minuten steht er mit seinem Ergebnis. »Muffig hier«, schnuppert ich sie liegen und nehme statt dessen
»Mitarbeiter von M. Sonneborn«- Hintner ins Kabuff. Meine Frage, ob nur eine Autogrammkarte, bevor wir
Namensschild vor dem Büroleiter. ich einen Raumlufterfrischer anbrin wieder auf den Gang treten.
gen soll, ignorieren die beiden Her
Nachdem ich das Regal wieder einge ren, die hier für Gauland im Büro sit Das nächste Büro, dem eine hausmei
packt habe, ist noch Zeit für ein Foto. zen. Einer trägt anständig Glatze, der sterliche Behandlung zugute kommen
»Zur Dokumentation«, wie mein Chef andere sieht aus wie dieser Hacker soll, ist das vom Karlsruher Abgeord
es nennt. »Stellt euch mal alle dahin Edward Assange oder so. Behrend neten Marc Bernhard. Und weil dieser
ten hin, damit man sieht, wie klein bringt in Erfahrung, daß sich Gauland die Fraktionssitzung schwänzt, begrüßt
hier alles ist.« Ich muß kichern: »Wie hier zwei kleine Schreibtische und er auch höchstpersönlich den Behrend.
in einer Flüchtlingsunterkunft!« Doch einen runden Kaffeetisch mit vier Mit Außerdem ist noch einer seiner Büro
der AfD-Mann kann und will gerade arbeitern teilen muß. »Wir waren vor assistenten anwesend. Der Chef will
nicht über Ausländer lachen, so groß ist hin in den Übergangsbüros der neuen wieder wissen, wie groß der Raum ist.
die Platznot. Ich klebe noch die defekte Unionsabgeordneten oben im Dritten. Und schon geht es wieder mit dem
Telefondose mit Panzertape ab, wäh Die sind viel größer!« Die beiden Büro Lamento von der Raumnot los. »30 qm
rend der Chef und Behrend sich ver arbeiter sind alles andere als erfreut. für die Mitarbeiter von drei Abgeord
abschieden. Auf dem Gang werden »Das ist ein Skandal!« schimpft der neten« klagt der AfD-Mann. Weil es
vor einem anderen Büro gerade Was Haarlose. Der Nerd beginnt derweil, in wohl Ihrkes Lieblingsbeschäftigung
serkästen, Orangensaft und Milch seinen kleinen Laptop zu hacken. Ob ist, geht er auf die Knie und mißt zur
abgeladen. »Ah, die Kollegen von der er die offizielle AfD-Facebook-Seite Sicherheit nach. »Am Anfang hatten
Hauswirtschaft«, denke ich, und hole betreut, deren Beiträge mein Chef wir nur einen Stuhl«, klagt Bernhard.
mir mit Ihrke etwas zu trinken. Gratis und ich so gerne teilen? Der Glatz »Jetzt sind es Stühle aus dem Lager. Ich
schmeckt am besten! kopf wird immer nervöser und gereiz weiß nicht, wo man die einstellt, das
ter. Als er beginnt, uns aus dem Büro ist von der Ergonomie nicht optimal«,
Zwei Ecken weiter den Flur runter zu schieben, weist Hintner auf seine wimmert sein Assi. Was soll ich da als
klopft Behrend an eine ganz beson Dokumentationspflicht hin und bittet einfacher Handwerker sagen? Wie weit
dere Tür. »Alexander Gauland, AfD- den 2,10 Meter großen Ihrke, sich als haben sich die AfD-Leute in kürzester
Fraktion« steht auf dem Türschild. »Maßstab« für ein Foto an die klei Zeit von meiner Lebensrealität ent
Das Zentrum der Macht ist noch klei nen Tische zu setzen. Ich vertreibe mir fent? »Leute, Leute, Leute«, raunt mein
ner als das Büro, das wir gerade ver die Zeit damit, das Büro nochmal aus Chef. Doch der AfD-Bürohengst zetert
lassen haben. Ihrke tritt sofort an zumessen. Wer weiß, in was für Ein immer weiter: »Zuvor war ich in einem
zwei Gauland-Mitarbeitern vorbei heiten der Neukollege Ihrke rechnet! Gesundheitsministerium beschäftigt,
ins Büro und beginnt auf Befehl des In einer Ecke liegt eine Krawatte… da hatten wir einen höhenverstellbaren
Chefs, den Raum auszumessen. 14 qm, Aber es ist leider nicht der original Tisch.« Obwohl ich so einem weiner
01/18 17
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Vermessen:
Der Hausmeisterservice
hilft MdB Bernhard
lichen Anzugträger inzwischen lieber Wieder auf dem Gang bittet Behrend
die Kauleiste verstellen würde, biete den Chef darum, daß wir das Reichs
ich an, den Schreibtisch einmal kom innenministerium nun lieber schnell
plett abzuräumen und dann auf eine verlassen sollten. Also irgendwas ist
genehme Höhe zu montieren. Doch der an dem Typen doch faul! Aber: Feier
Karlsruher Abgeordnete winkt ab und abend ist Feierabend. Ihrke, der Chef
beschwert sich erneut über Platzman und ich tragen uns an der Pforte noch
gel und darüber, daß »Computer feh in die offizielle Anwesenheitsliste ein
len, wir können nicht richtig arbeiten«. und verlassen das Gebäude. Endlich
Behrend trägt sich die Raumnummer eine rauchen! Am Nachmittag, als wir
ein und erwähnt beiläufig, daß im drit schon wieder in unserem Frankfurter
ten Stock alles leerstehe. Er wisse auch Hausmeisterbetrieb sitzen, bekommt
nicht, warum man diese Räume nicht Hintner von Behrend E-Mails weiter
der AfD zur Verfügung stelle. »Man geleitet. AfD-Abgeordnete beschwe
kann sich einrichten, aber eigentlich ren sich darin, von einem angeblichen
muß ja die Bundestagsverwaltung uns Bundestagsservice getäuscht worden
einrichten«, fordert Bernhard. »Wer zu sein, widersprechen der Verwen
über Platz- und Raumnot flennt, gehört dung von Zitaten, Film- und Foto
schon zum Establishment«, denke ich, material.
von meiner Partei enttäuscht. Bald
sitzen sie mit neuen Computern in Fazit und Abschluß
riesigen Büros und verkaufen ehrliche des Protokolls
Menschen wie mich für dumm! Als ob
er Gedanken lesen könnte, fragt der Übergangsbüros der AfD
Abgeordnete Bernhard jetzt Behrend, besichtigt, zahlreiche Probleme
»warum die Herrschaften keine Haus erkannt und protokolliert:
ausweise tragen«. Ihrke und ich kra
men die roten Presse ausweise aus 1. AfD-Fraktion komplett
unseren Kitteln. »Und was haben Sie abgehoben und in Rekordzeit
mit dem Sonneborn zu tun? Ich dachte, etablierte Partei geworden.
Sie seien vom Bundestagsservice!« 2. Der Behrend ist ziemlich
wird jetzt auch Behrend konfrontiert. sicher ein Betrüger, der Ihrke
Dieser winkt uns voll hektisch aus dem aber echt dufte.
Büro und versichert dem AfD-Mann, 3. Ich wähle beim nächsten Mal
daß das eine mit dem anderen nichts wieder CDU.
zu tun habe.
Gez. Hausmeisterlehrling
Moritz Hürtgen
01/18 19
Ranaen
di
Mu t t i
Berlin muß jetzt wieder handeln: Über die plötzliche publizistische Sehnsucht
nach dem ganz Anderen berichtet Stefan Gärtner
Daß sie es alle nicht erwarten können, die »Ära Merkel« zu ihrem entpolitisiere. Aber so gut wie alle Berliner Kolleginnen und Kolle-
Abschluß kommen zu sehen: »Stunde Null« (»Der Spiegel«), »Freier gen hätten angegeben, Merkel zu wählen, »despite the sense that
Fall« (»Stern«), »Sie wird untergehen« (»Die Zeit«), »Das Ende von she’s making their work irrelevant. There was no reason not to.«
Amt und Müdigkeit« (»Cicero«), ist natürlich erst mal dem journa- Und so konnten sich treue Merkelianer wie der »Spiegel«-
listischen Reflex geschuldet, wonach das Neue immer interessanter Analyst Kurbjuweit (»Es gibt Kartoffelsuppe, wieder gibt es
ist als das Alte, zumal dann, wenn das Alte unversehens auch alt Kartoffelsuppe. Angela Merkel kocht gern selbst Kartoffelsuppe«,
aussieht. Die hauptstadtjournalistischen Gesprächspartner, die der »Spiegel« 48/2011) Packer gegenüber zu gequälten Demokraten
US-amerikanische Autor George Packer (»Die Abwicklung. Eine aufwerfen: »There is a problem with democracy in our country.
innere Geschichte des neuen Amerika«) 2014 für ein Kanzlerinnen- You have to keep the people used to the fact that democracy is a
porträt im »New Yorker« befragte, wußten damals schon, was pain in the ass, and that they have to fight, and that everyone is a
heute ähnlich in den Abgesängen steht: daß Merkels Stil kein politician – not only Merkel«, als hätten nicht sie selbst die lokale
genuin politischer, sondern einer der Verwaltung sei; daß sie asym- Demokratie mit cremigster Hofberichterstattung (»Es ist tatsäch-
metrisch demobilisiere, es also fürs sozialdemokratische und grüne lich nicht ganz leicht, sich vorzustellen, wie Angela Merkel
Publikum keinen rechten Grund mehr gebe, zur Wahl zu gehen, morgens das Frühstück macht«) und adjuvanter über »›wellness‹
seit Merkel grüne und sozialdemokratische Themen besetze; daß and other lifestyle-issues« (Packer) so schmerzfrei wie möglich
ihre einschläfernde, vordergründig ideologiefreie Physikerinnen- gemacht. Aber hinterher, alte deutsche Angewohnheit, will es nie
Sachlichkeit den apolitischen Deutschen, die im wesentlichen ihre wer gewesen sein, und also muß da rechtzeitig was exorziert wer-
Ruhe haben wollen, sehr entgegenkomme; daß all das die Politik den; und wenn nun niemand mehr die »Entpolitisierung der
Politik« (Thomas Schmid, »Die Welt«, 21.11.) ertragen will, dann
weil die »Sachverwalterin« (»Zeit«) an der Spitze die kapitalisti-
sche Alternativlosigkeit nicht etwa nur beim Namen genannt,
sondern geradewegs erfunden hat: »Es war nicht alles schlecht,
und mir gefällt Merkels laues Temperament sogar«, bekannte
André Mielke in der »Berliner Zeitung«, nicht ohne sich zuvor
augenzwinkernd als in Sachen »Volkssedierung« ausgebildeter
DDR-Journalist geoutet zu haben. »Aber sie hat eben wenig
Gesinnung mit viel Moralin verkauft. Was ich ihrem fast alle
Konkurrenten einnehmenden Wesen und ihren jäh alternierenden
Alternativlosigkeiten nachtrage, ist, daß deshalb nun eine Truppe
wie die AfD weithin verdächtigt wird, eine Alternative zu sein,
und dann, gute Güte, auch noch die einzige.«
Denn derselbe Journalismus, der sich um Alternativen haupt-
sächlich dann schert, wenn es sich um solche handelt, die’s im
Media Markt gibt (»Das können die I-Phone-Alternativen«, Süd-
deutsche.de, 13.9.), und der sich vor zwei Jahren noch mehrheit-
lich (weil die Stimmung danach war und es dem Vaterland fromm-
te) als Verfechter von Willkommenskultur und Bunt-Republik
Deutschland hervortat, lobt nun zum Ausweis unbedingter
Gesinnungsfestigkeit den Soziologen Streeck, der in der FAZ
(Mielke: ein »Fanal«) die »substanzentleerte und sentimenta
lisierungsbedürftige deutsche Postdemokratie« nicht sowohl
wegen Kinderarmut, Minijob, Waffenexport oder Rentenlücke
anging als wegen eines »regierungsamtlichen Antifaschismus«,
20 01/18
der es nach Auschwitz nicht erlaube, Flüchtlinge draußenzuhalten. Matter-of-fact-Attitüde (»Wenn wir jetzt anfangen, uns noch
Als wäre die laut Streeck allein von Merkel strapazierte Fähigkeit, entschuldigen zu müssen dafür, daß wir in Notsituationen ein
»immer neue Absurditäten zu glauben oder wider b esseres freundliches Gesicht zeigen, dann ist das nicht mein Land«) so
Wissen zu bekennen« (Mielke: »meine Lieblingsstelle«), nicht die schön verschleiert wird. Kein Sommermärchenland ohne die so
systemrelevanteste von allen, ob nun mit Merkel oder ohne. duldsam in sich selbst ruhende, im Ausdruck rührend unbeholfene
Denn die zentrale Absurdität, der »gigantische gesellschaft Pfarrerstochter, die schon als Kind ein »sonniges Gemüt« gehabt
liche Selbstbetrug« (Stephan Lessenich), daß es coûte que coûte haben will und nach deren erster Wahl zur Bundeskanzlerin der
so weitergehen werde mit Dax und Benz und Konjunktur, stört damalige »Spiegel«-Mann Matussek erstmals jene »neue Lust auf
bekanntlich niemanden, und der an Merkel adressierte Vorwurf, Deutschland« spürte, die der Rest der Welt seither teilt und die
sie wolle nichts und habe nie etwas gewollt, ist da nichts als niemandem nützt als immer den gleichen.
Projektion. Denn was wollen denn jetzt die, die im allgemeinen Den bekennenden Antivisionär Helmut Schmidt haben sie
schon an der überschaubaren Alternative scheitern, dem Erwerb verehrt wie kaum einen zweiten, und die Antivisionärin Merkel
von Ramsch preßöffentlich zu widerraten? Nicht einmal Sozen muß sich jetzt anhören, es sei genug. Wie geht das zusammen?
und Linkspartei selbst, fiel als einzigem Tobias Haberkorn in der Weil ein visionäres Zeitalter anbricht und »etwas Neues … vor der
»Zeit« auf, hätten noch der folgenärmsten aller Alternativen, näm- Tür« steht, wie der »Welt«-Mann Schmid frohlockte? Und weil, so
lich Rot-Rot-Grün, auch nur die mindeste Überlegung geschenkt, Schmid an anderer Stelle weiter, »die müden Erklärungen der
und frappant sei der allgemeine Unwille (oder schon die Unfähig- Bundeskanzlerin, sie mache, was sie machen müsse, und sie
keit), sich etwas anderes als das Bestehende auch nur vorzu werde es ad infinitum weitertun«, nicht mehr reichen? Weil
stellen: »Wie viele politische Korrespondenten sind inzwischen Merkel eine zu unverhohlene Inkarnation von Verhältnissen ist,
nach Schnellroda gefahren, um sich mit dem rechtsradikalen die sind, wie sie sein müssen, und es ad infinitum weiter sind, die
Kleinverleger Götz Kubitschek zu unterhalten? Und wie viele Leute aber, damit sie nicht auf Gedanken kommen, Politik und
hätten – nur zum Beispiel – die gleiche Ausdauer und Einfühlung Alternativen wollen sollen? Und diese Alternativen keine linken
aufgebracht für die Ideologie und die Argumente eines linken sein dürfen, weshalb sie schön bunt zu sein haben (Jamaika) oder
G20-Gegners?« Statt sich so einfach- wie sicherheitshalber über jenes »Temperament« (Schmid) verfügen müssen, das
darüber zu freuen, »daß die im weitesten Sinne linken Protestierer Merkel abgeht, die rechtsbürgerlichen »Bewegungen« in Öster-
die Nähe zu dem rechtsradikalen Ressentiment nicht scheuen« reich und Frankreich aber rundum ausmacht? Schon gratuliert
(Jens Jessen, »Die Zeit«, Hamburg, 12.4.)? »Cicero« dem Kurz-Fan Lindner zu seinem »Mut« und vermutet
nicht nur die SZ die FDP künftig »rechts neben der Union«, und
der Argwohn ist berechtigt, hier habe einer erkannt, daß die
»Mother, you had me, but I never had you smart-eloquente, simulativ systemferne One-Man-Show, die den
I wanted you, you didn’t want me rechtlosen Massen zu ihrem Ausdruck verhilft, die Zukunft der
So I, I just got to tell you Postdemokratie sei. Und eben nicht die aphasische One-Woman-
Goodbye, goodbye« Nichtshow, der die Vision eines neoliberalen Bankers wie Macron
John Lennon, 1970 fehlt, dessen Windfrische sich der Tagesthemen-Kommentar vom
7.12. für Deutschland so dringend wünschte.
Democracy, a pain in the ass.
Und weil aber solche Einfühlsamkeit im Vaterland noch nie
populär war und etwa die Einfühlung in die Familie des SS-
Mannes und Spitzenkapitalisten Schleyer sehr viel leichter fällt
und häufiger gelingt als eine in die verbrecherische Gefühlswelt
grundlos gewaltbesoffener RAF-Ganoven, beruht der Erfolg der
AfD nicht auf dem ethnisierten Klassenkonflikt, unschönen Zügen
des Nationalcharakters (»Ich habe den Eindruck, rein optisch, in
der AfD sind die gleichen Freaks, die in den achtziger Jahren in
der CDU saßen. Das gleiche höhnische Gelächter, das gleiche
Auf-die-Schenkel-Klopfen«, Jan Böhmermann im »Zeit«-Interview,
30.11.) oder darauf, daß es systemisch dienlich ist, Existenzängst
liche gegeneinander auszuspielen, nein: Er beruht allein darauf,
daß man aus seinem Herzen eine Mördergrube machen muß.
Und das müssen wir seit Merkel, die nicht nur die Alternativlosig-
keit, sondern auch die dazu passende Korrektheit erfunden
haben soll: »Noch weniger schätze ich es, als Gegner der Rauten-
regentin auch nur zart in den Ruch zu geraten, ein ›Rechtspo
pulist‹, vulgo Rechtsradikaler, Antidemokrat und Hetzer zu sein«
(Mielke, loc.cit.); und das wäre jetzt Geschmackssache, ob man
derlei Quatsch für bloß wahnhaft oder darüber hinaus für grob
undankbar hält. Denn das neue hippe Berlin-Deutschland, so
schick, smart und unwiderstehlich, wie es zuletzt vielleicht das
(West-)Deutschland Willy Brandts gewesen ist, ist ja dieselbe BRD,
deren »Arschlöcherigkeit« (M. Klaue) und unveränderte Rolle als
imperialistische Metropole von Mutti Merkels moralunterfütterter
01/18 21
22 01/18
01/18 23
D
as soeben verwichene Jahr relativ nazifrei weg und wurde von Recep Scaramucci ergänzt, die Gegner Trumps
2017 stand ganz unstreitig Tayyips Leuten bloß mit einem »Schande sollten besser »den eigenen Schwanz lut-
komplett im Zeichen von über dieses Plakat!« geahndet. So oder so schen« (in scharfem Kontrast zum sonst in
Schulz; manche sagen auch war der Weg jetzt frei für die Türken, dem USA-Führungs- und Journalkreisen übli
Sternzeichen, andere Kains- Präsidialsystem Erdoğan mit 51 Prozent zu chen »Fucking«); was aber im Fall Merkel
zeichen. Schulz, von Silvio akkordieren; in der Folge dessen 66 Prozent nicht geht, weil sie keinen hat. Und insofern
Berlusconi einst in Brüssel als Wiederkunft der deutschen Türken für eine wiedereinge- am 8.8. von der SZ mitgeteilt wird, Trump
des »KZ-Aufsehers«, ja praktisch als neuer führte Todesstrafe plädierten – offenkundig sei längst eh nur noch ein »täglicher Scherz-
Hitler durchschaut, wurde im Januar vom als Hitler-Prägungsspätfolge. artikel« als Daily Soap für die »amerika-
Parteitag mit 100 Prozent Zustimmung als Am 2.8. kam es irgendwo zu einem »Die- nischen wie deutschen Late-Night-Shows«
neuer SPD-Vorsitzender und Hoffnungs- sel-Gipfel« (Bayr. Rundfunk), schon vorher (u.ä.m.) leuchte den Amis umgekehrt ein,
träger erkiest, sodann wurde der Mann aus aber teilte der schon gestreifte Würselener daß Merkels hängende Mundwinkel »eine
Würselen auch prompt Kanzlerkandidat, ja den Deutschen und vornehmlich den noch Zitronenpresse« vorstellen.
hinfort schon als »unser nächster Bundes-
kanzler« (R. Stegner) geführt; und die deut-
sche Sozialdemokratie wähnte also wirklich Eckhard Henscheid
und wahrhaftig, eine 100-Prozent-Akkla-
mation aus den parteieigenen Reihen würde
Das war das
Jahr
auch das deutsche Gesamt- und Restvolk wie
durch Zauberhand zu Schulz hin zwingen.
Statt sich der Idiotie verdächtig zu machen, Ab März muß sich der neue Bundes-
hier solle mit aller Gewalt der früher gern präsident Steinmeier nachsagen lassen, er
bespottete Ostblock, hier solle zumal die sei nach Herzog, Heinemann, Ratzinger,
Erfolgsquote der DDR-Wahlen von ca. 99,83 Grass, Hüsch, Westerwelle, Rau, Köhler
2018
Prozent noch glanzvoll übertrumpft werden. und Wulff gleichfalls ein »Querdenker« und,
Als neuer Hitler andererseits wurden 2017 noch einen Hauch verwegener, ein »Unbe-
nicht so sehr Schulz, sondern wegen seiner quemer« (F.-W. Steinmeier) sowieso; obwohl
Mexiko-Pläne Trump sowie seitens Erdoğan ja zumindest Herzog nach eigener Deutung
mehrfach gesamtheitlich Deutschland und wie Faust I mehr ein »Unbehauster« war;
speziell Merkel taxiert; der das gleiche auch wie im Grunde auch Steinmeier, und wenn
vom iranischen Revolutionsführer M assud er in Berlin noch so prachtvoll logiert. Im
Oder vielmehr
Schasajer widerfuhr; dem schloß sich noch fast gleichen Atemzug teilt der bekannte Pole
im März der türkische Außenminister Kaczynski in seinem Parlament gleichfalls
2017
namens Mevlüt Cavusoglu an; nachdem aber unbehelligt mit, wer gegen seine Justizre-
bereits ein Jahr vorher irgendwelche schlau- form sei, sei ein »Verräter« und gehöre des-
meierischen Griechen causa pecuniae aus halb »aufgefressen«.
Brüssel Merkel als »Nazi« und evtl. sogar Unerschrocken offenbart dagegen am
gleichfalls als »Hitler« entlarvt hatten, in der 20.8. der Würselerer Schulz noch einmal und
Folge von Dieter Thomas Heck nämlich, der sogar im Fernseh, daß er nach vier verlorenen
bereits am 25.9.2005 eine seltsame »Nazi- Landstagswahlen jetzt bald Kanzler wird,
Pöbelei« (»Bild«-Zeitung) wider Merkel wie vor ihm einstmals Brandt, Schröder und
vom Zaun gebrochen hatte. Am 19.3. wirft Bismarck; und ab sofort muß er nur »auf-
Erdoğan Merkel persönlich »Nazi-Metho- passen, sich nicht lächerlich zu machen« (SZ
den« vor, und dann kam es für Deutschland immer »im Schulz-Rausch vollkommen ent- 12.9.). Zwar nennt der Genosse Altkanzler-
eine Weile ganz schön dick, als ihm binnen hemmten Sozialdemokraten« (FAZ) unge- kandidat von Dohnanyi ein paar Tage später
kurzem ein »Naziland«, ein »Bananenstaat«, rührt mit, er werde »der nächste Kanzler« und ebenfalls im Fernseh Schulzens Kanzle-
ein »Banditenstaat« und abermals »Hitler- werden. Nicht unplausibel: Noch im Februar rambition »von Anfang an die falsche Wahl«.
Wiederkunft« zum Vorwurf gemacht wur- hatte das Volk den neuen »Messias aus Wür- Aber auch A. Merkel schliddert jetzt in eine
den. Aber bereits ab 21.3. will die Kanzlerin selen« (ebd.) von 0 auf zeitweise 41 Prozent Krise, nämlich zwei Tage vor der Wahl wird
derartige beklagenswerte »Nazi-Vergleiche emporgewuchtet, im Juni war er auf präch- sie nicht nur von P. S loterdijk beschuldigt,
aus Ankara« als »inakzeptabel« nicht mehr tige 20 Prozent abgesackt – am Wahltag des bloß noch die »Langeweile als politische
hinnehmen; zumal ja noch 2002 keine andere 24.9. kam er sodann, weil das deutsche Volk Kraft« zu beherrschen; und darum konze-
als Herta Däubl.-Gmelin schon den US-Prä- offenbar chronisch narrisch geworden war, diert (S)Chulz unbefangen noch am fast glei-
sidenten George W. Bush mit »Adolf Nazi« zwar auf keine 57, aber doch wieder stark chen Tage, unter seiner unverhinderbaren
gleichgeschaltet hatte. verbessert auf gedeihliche 20,5 Prozent – Kanzlerschaft könne Merkel ja seinetwe-
Als »neue Hitler« wurden 2000– 2017 warum nicht 17,4 bleibt bis heute unklar. gen »Vizekanzlerin« werden. Allein bereits
gleichfalls weidlich hochästimiert S addam Nachdem Trump und seine Berater am am 10.9. soll dementsprechend die neueste
Hussein (Enzensberger), Rumsfeld, 24.3. ȟber die Mexikaner redeten wie Hitler AfD-Spitzenkraft Alice Weidel die gesamte
Honecker, Chávez, Bush jr., Frau Honecker und die Nazis über die Juden« (FAZ), hält Bundesregierung so oder so als »Schweine«
und Frau Schavan sowie sämtliche dama- A. Merkel »in einem Bierzelt am Rande von sowie als »Marionetten« ausgemacht haben,
ligen DDR-Führungskohorten – behutsamer München« (»Südd. Zeitung«) ihrerseits eine kann sich aber, nachgefragt, nicht mehr erin-
stellte es Trump an, als er beim italienischen Rede, die, wenn schon nicht von Trump, so nern.
Siebener-Gipfel Deutschland bloß als »bad, von den gesamten restlichen USA als »Zei- Dafür meldet sich zum 1.9. der Baron
very bad« entblätterte; worauf irgendein chen des Zerwürfnisses« gedeutet wird. K.-Th. zu Guttenberg in der hiesigen politi-
Führungs-Türke nochmals mit »Nazi- Nichts freilich passiert. So daß schon keine schen Arena zurück und erkennt dabei – wie
Methoden« korrigierte. Die Schweiz kam zu vier Wochen später der kurzzeitige Penta- gewohnt hochintuos – Merkel als »abgeho-
der Zeit nach einem »Kill Erdoğan!«-Appell gon-Pressesprecher des schönen Namens ben« – der Würselener zieht die Konsequenz
24 01/18
und landet am Wahltag des 24.9. komplett- muß sofort weg – Söder muß ran!« (Abend- Praktisch gleichzeitig und immerhin
komplementär voll auf dem Arsch – doch zeitung) – Seefelder bleibt einfach. Wie Mer- schon in der Nacht zum 31.10. gelingt der
siehe, nur vier Tage später wird es auch für kel auch. Und Schulz sowieso desgleichen. »Münchner Abendzeitung« anläßlich der
Merkel schon wieder heikler, denn ihre bis- Der, um nicht gar zu vorzeitig der Verges- 500. Wiederkehr des Wittenberger Thesen-
her loyale Ministerin, die neue, ja neuar- senheit anheimzufallen, nun auch mehrfach anschlags die bis dato unerhörte, ja schon
tige und schon im Übermaß krachblecherne andeutet, er werde zunächst aus der Oppo- vermessene Artikelüberschrift »Luther Cou-
SPD-Fraktionsführerin A. Nahles (47), geigt sition heraus »gute Chancen« haben, dann rage« und stellt so die bis dahin führenden
der ebenfalls neuen und noch gar nicht rich- halt wenigstens die nächste SPD-Regierung Imbezillitäten »Madame Courage«, »Groß-
tig formierten Merkel-Administration gehö- anzuführen. mutters Courage« (ZDF 1995) und »Mut-
rig die Meinung: »Ab morgen kriegen sie in Zumal der »dümmliche, alberne, ja kind- ter Teresa« aber auch schon so was in den
die Fresse« (»Bild«-Zeitung) – andere Infor- liche Begriff der Jamaika-Koalition« (Udo Nebelkerzenschatten, daß zum Beschluß des
mationsträger haben gehört: »auf die Fresse«. Acker, Grafing, im Leserbrief an die »Südd. Lutherjahrs und zum Redaktionsschluß für
So oder so, »ein banger Herbst« (Theo Zeitung«) in den Medien, besonders in den dieses Heft (1.12.) schon gleich gar nichts
Sommer d. Ä.) kündigt sich an, zumal nun offenbar davon schon extrem begeisterten mehr geht. Und nämlich als Folge des FDP-
A. Gauland für seine AfD die notwendige Printmedien, zuletzt überhaupt nicht mehr Ausscherens vom 20.11. wegen gezählter
Oppositionsstrategie präzisiert: er werde zu verhindern und zu vereiteln war, »seither »237 Dissenspunkte« (W. Kubicki) die Lage
»Frau Merkel oder wen auch immer jagen« jeden Tag und das mehrmals« (U. Acker), ja derart allseits (Merkel, SPD, Fast-Außen-
und derart diese »Regierung Merkel ent- milliardenfach. Dem setzt die »Süddeutsche« minister Özdemir, Schulz, Seehuber, Andr.
sorgen«. Wahnsinn. Dagegen, so Gauland aufs Jahresende hin eine andere Wortkala- Nahles, Söder usw.) konfus und verschattet
einmal im Schwung, gehöre jene sozial- mität als Jahresimpertinenz darwider: das geworden ist, daß wir hiermit von einer plau-
demokratische »Integrationsbeauftragte«, »Beben«, das nun nicht nur wochenlang aus siblen Rundung dieser Jahresbilanz in der
die da auf den vermeintlich überzeugenden Berlin und Washington und Ankara zu ver- Not Abstand zu nehmen gezwungen sind.
Namen Aydan Özoguz höre, möglichst nehmen ist, sondern vorübergehend sogar Schon 1999 klagte Monika Maron laut:
bald nach Anatolien oder sonstwohin als »Bayern-München-Beben«. Bis dann zu »Wir erleben einen antideutschen Rassis-
zurück-»entsorgt« – sein Kovorsitzender Allerheiligen Jupp Heynkes kommt und alles mus.« Diesen wiederholt die Türkei ein vor-
Jörg Meuthen legt eifrigst nach, die alte wie wieder richtet; fast sogar den immer noch erst letztes Mal zu verschiedenen Anlässen
neue Regierung Merkel möge »rückstands- vorrätigen Seetaler. zwischen August und Weihnachten – die
frei entsorgt werden«, das sage er »frank und Berliner Bevölkerung (und nicht allein sie)
U
frei und guten Gewissens«; gleichwohl erhe- kontert so ungerührt wie gedankenlos mit
ben sich jetzt prompt und bedrückend die nd bis die schon älteren einer Großdemonstration gegen den dring-
landesüblichen Protestkreischereien, wel- Exemplare »stylisch« bzw. licher denn je drohenden AfD-»Rassismus«
che von Meuthen und Gauland aber als- »stylisiert« im Fache Neo- im Zuge der allzeit bewährten »Ausländer-
bald ziemlich mühelos ihrerseits entsorgt logismus-Blödiotien erneut feindlichkeit«. Welche jetzt allerdings weni-
werden: Man habe hier nur »ein Original- die Führung übernehmen. ger als in einer Silvesternacht zuvor auslän-
zitat von Sigmar Gabriel aus dem Jahr 2012« Im mehr altakademischen derhafte Angriffe auf besonders sexuelle
wiederaufleben lassen. Sektor prangt hier allerdings unangefochten deutsche Frauen zur Ursache oder wenig-
Schulz, ein uns inzwischen immer vertrau- nach wie vor das polyvalent allseitige »Nar- stens Folge hat. Sondern eine vorher noch
terer Würselaner, schweigt vorerst zu alle- rative« bei jedem Furz und Scheißhaufen. kaum auffällig gewordene SPD-Bundes-
dem, kündigt allerdings angesichts der Lage Schon auf den Jahreszapfenstreich hin mel- tagsabgeordnete Eva Högl kämpft, indes-
seit dem 24.9. eine »Parteireform« (Schulz), ja det sich ein uns bis dahin weniger bekanntes sen Gauland in seinem Verein bloß einen
eine »Erneuerung« (ebd.) an. In die nämliche und allerdings hochüberfälliges »Weltstraf- »gärigen Haufen« erkennt, noch immer und
Kerbe als verbissenen Hoffnungsschimmer gericht« zu Wort und wirft »allen Staaten weiterhin unverbrüchlich und unversöhn-
setzt ab Oktober der zuvor mit gutding 12 der internationalen Gemeinschaft« vor, u.a. lich gegen die »Hetzer/innen der AfD, die
Verlustprozent gleichfalls erbärmlich nie- »vor den Verbrechen in Syrien die Augen zu ständig danach suchen, um weiter zu hetzen«
dergeschlagene Horst S eehofer (CSU) und verschließen« und allerlei »Ermittlungen zu – sie macht allerdings dabei, während ihr
will sich nämlich auch weiterhin um keinen verhindern« (DPA). Jedoch schon drei Tage Vorsitzender, der mehrfach erwähnte Schulz,
Preis aus der ihm langvertrauten bayerischen später am 31.10. erklärt der EKD-Ratsvorsit- aufopferungsvoll die Terroranschläge von
Staatskanzlei verdrängeln lassen, von den zende Heinr. Bedf.-Strohm das nun im Verein Barcelona und Cambril beweint, den Feh-
Blödeln der eigenen Jungen Union schon mit seiner »Botschafterin« Käßmann sattsam ler, daß sie gleichzeitig und gleichfalls im
gleich gar nicht. Auch nicht von Erdoğan. zu Ende gekurvte Luther- und Reformati- Fernseh zu sehen ist, »wie sie lacht, winkt
Oder halt Trump. onsjahr 2017 in Anbetracht der stattgehabten und feixt.«
Die aber beide jetzt erst mal etwas Ruhe Homo-Parade, der Luther-Bierdeckel und Hierzu allerdings stellt Högl, während
geben. der damit verbundenen »Horizonterweite- Schulz jetzt abermals mehr schweigt, mes-
Und mit dem neuen und bildschönen rung« für stramm g elungen. Schulz schweigt serscharf klar: »Wer mir unterstellt, Terror
österreichischen Kanzler Kurz versteht sich dazu vorerst, aber Trump versichert, daß er sei mir egal, tickt nicht ganz richtig.«
Kurt Seesteiner oder wie immer er heißen den neuen koreanischen US-Topfeind Kim Und damit wollen wir Eva Högl egalweg
mag ja auf Anhieb prächtig. Mag da inzwi- Bumm Jung o.s.ä. gelegentlich total » killen« auch schon wieder restlos vergessen und aber
schen die gesamtheitliche verlustgeschä- und, Heilandzack, bei der Gelegenheit auch dem Jahr 2018 so unerschrocken wie unver-
digte CSU eine »Partei-Revolte« postilie- gehörig »fertigmachen« werde. meidlich ins Auge blinken. Oder jedenfalls
ren oder jedenfalls postulieren: »Seehofer So. Super. schauen.
01/18 25
Wale sind gehalten, ihre Unterhaltungen sich jahrelang als Zivil- oder Zweitschaff dig neue, erdähnliche Planeten zu entde
nach 22 Uhr auf einen Radius von tausend ner und erhob im ICE Hölderlin erfundene cken. G eklagt hatte ein pelziger Privatmann.
Kilometern einzuschränken. Geschwiegen Reservierungszuschläge von den Fahrgästen. Eine Lehrkraft, die einen Volkshochschul
wird immer in Landessprache. Laut einem Jetzt ist es zu spät, er ist tot ( eingeschlafen kurs zum Thema »Gelassenheit lernen«
Urteil des Bundesverfassungsgerichtes auf seiner H ollywoodschaukel). Ein Privat gibt, darf höchstens zu einem Drittel aller
müssen auch Briefe, die man im Traum planet wie die Erde muß sich nur so schnell Termine fehlen. Was darüber h inausgeht,
verschickt, aus reichend frankiert sein. drehen, wie seine Besitzer es wünschen. kann nicht mehr als »der Übung und Ver
Es besteht keine Verpflichtung, angefan Ein Drehimpuls aus Zeiten des Urnebels tiefung des Stoffs dienlich« eingestuft wer
gene Telefongespräche. Steak und Schnitzel habe hier nichts zu melden, hieß es aus der den. In Berufung gegangen war ein auf La
schmecken am b esten mit einer Scheibe Richterkantine. Er geht jetzt in Berufung. P alma wohnhafter Volkshochschullehrer.
Käse dazwischen. Listen, die vorgeben, Die Länge eines Brautschleiers darf die Wer seine Umsatzsteuervoranmeldung
Sie auf den neusten Stand der Rechtspre Länge des Kirchenschiffs maximal um das in einem deutschen Internet überträgt,
chung zu bringen, dürfen keine Aussagen zu Vierfache überschreiten, sonst darf man bekommt Fristverlängerung bis zum näch
j uristisch irrelevanten drauftreten. Für ein sten Jahr. Der Lebensgefährte eines großen
T hemen enthalten Schrittempo nach der Tigers ließ das Tier während der Rückfahrt
IHR
(T. Wolff). Die Quer StVO reicht es nicht, vom Einkaufszentrum aus dem Schiebe
summe von W arren sich zu Fuß in einen dach seines Fiat 500 schauen. Dieses zog
Buffets Sprachvermö Stau zu stellen. Ein sich nach oben, sprang auf den Gehweg
gen ist zwölf. Der L änge Mann aus P irmasens und verspeiste einen Anhalter aus S achsen.
nach ist sie kürzer.
Buchstaben besitzen
das Recht, ihre Rei
GUTES h atte geklagt. S ofern
der Wirt hierzu in
seiner Speisekarte
m
Der Fahrer hätte das Tier anschnallen
üssen. Auch wer einen Fünfeuroschein in
der Hose bei nur 30 Grad wäscht, hat sich
henfolge in einem
Wort zu ä ndern, wenn
die Nachbarschaft zu
RECHT Angaben macht, ist
es statthaft, sich für
den Besuch eines ita
der Geldwäsche schuldig gemacht (Richter
Gnadenlos). Sollte sich h erausstellen, daß
Sie an einem Ort sterben, der dafür nicht
einem anderen Buch lienischen Restaurants zertifiziert ist, suchen Sie sich bitte einen
staben nicht zumut mit einer Schablone a nderen. Wer sich als Sohn zweier Mütter
bar ist (Lärm, Trunksucht, lose Rede) oder auszurüsten, um den Durchmesser der Pizza mit einer Man-in-the-Middle-Methode in den
der Wunsch nach Nachbarschaft zu einem zu überprüfen. Sollte die Pizza zu groß sein,
anderen als dem Nachbarbuchstaben »über müssen die Gäste sofort das L okal verlassen.
wältigend«. Der Wechsel eines Buchstabens Wer über seine Wohnungstür »Museum«
in ein anderes Wort ist nur dann zulässig, schreibt, hat Anspruch auf Z uschüsse und
wenn der als neuer Nachbar angestrebte darf von seinen Gästen Eintritt verlangen.
Buchstabe nicht schon im U rsprungswort Ein Audi A1 hat nach einem Urteil von
vorhanden ist. Geklagt hatte eine anonym Herrn Meyer, derzeit mit 240 km/h unter
(»B«) bleiben wollende Konsonantin aus wegs, »auf der A8 nichts zu suchen«. Wer
dem Ruhrgebiet. Der Name einer Stadt darf seinen Urlaub damit verbringt, zum Zwecke
Old Shatterhand sein. Ein Menschenrecht der Kostensenkung Mängel im H otel zu
auf Uhrzeit kann nicht eingeräumt wer suchen, muß für immer dort bleiben (mit den
den. Mondsüchtigen reicht für Raumfahrt a nderen). Bei einer Zeitreise, die in einem
missionen der Personalausweis, voraus anderen Jahr ankommt als vom Veranstal atenstrom zwischen Router und L aptop
D
gesetzt, sie bringen geeignete Kleidung mit ter angegeben, muß dieser die Kosten für einschleust, kommt ins Zucht kittchen.
(business casual) und verpflegen sich selbst den Bus rückerstatten. »Mäuse stimmen mit Firmen, die zur Erderwärmung beitragen,
(z. B. Apfel, Studentenfutter, Jupiter). Wer in dem Menschen in neunundneunzig Prozent dürfen vom Land ihres Sitzes Energie
die erste Klasse geht, darf auch in der e rsten ihrer Gene überein, deswegen würde ich kostensenkungspauschalen beanspruchen.
Klasse fahren (Volksmund). In alter Recht aber eine Maus nicht m enschenähnlich Weil offenbar Rechtsunsicherheit bei vielen
schreibung verfaßte Witze können binnen nennen oder einen Menschen mäuseähn Lesern besteht: Auch wer nicht » Museum«
Gunnar Homan
dreier Jahre in die neue Rechtschreibung lich.« Auf dieses Zitat von John S teinbeck über seine Wohnungstür schreibt, darf e inen
übertragen werden, danach verfallen sie (Lex verwies der Richter am Landesgericht Bad reichlich überhöhten Eintritt von seinen
Barker). Ein Mann aus Goslar verkleidete Salzuflen, als er es Astronomen verbot, stän G ästen verlangen.
26 01/18
01/18 27
-S erie:
Neue TITANIC
, D e i n e R e c h t e n ! (Folge 1 von 33
4 51 000)
Deutschla nd
JE M’AIME
Mutmaßungen über Melanie Schmitz
S
prechen wir über Melanie Schmitz. Deutschen vollzogen: einer durchmischten, Tradition Steinars eurythmisch ein Lambda
Das It-Girl der Neuen Rechten in von Multikulti gejutebeutelten und Ray- tanzt… Sie sichert sich ihren ideologischen
Deutschland. Deren Fotos Kasernen Muslim-Ban-Sonnenbrillen tragenden Mitt Anteil an der letzten kulturellen Errungen-
spinde zieren und hinter den vergilbten zwanzigerin aus Identitärer Bewegung und schaft des Abendlandes in diesem Jahrtau-
Familienporträts in den Brieftaschen von Hipstertum. Twibster oder Fleischgewor send: einen eigenen Youtube-Kanal. Dort
Verfassungsschützern stecken. Diese total denes Pathos? Sie schlägt sich eine Weile chansonniert sie sich stets bemüht durch
sozial-medialisierte »Mélanie« alias »Made- in einer von ihr gegründeten Damenverbin- alle Strophen klassischer Hymnen (»Alt
moiselleEnvie« alias »LaGrive« alias »Vom- dung durch und knipst mehrmals das Inter- Right Now«). Aber auch die alten Meister
ArschdieBrüh«. Neonarzißtische Haßseiten- net mit sich voll: Melanie mit Pony. Melanie wie Mahler sind ihr nicht fremd (»Ich darf
einsteigerin der idiotären Gruppierung »Kon- mit Pferdeschwanz. Melanie mit Pony und Horst zu ihm sagen«). Das gefällt ihren Fol-
trakultur Halle« mit den Gründerpapas und Pferdeschwanz. Melanie mit Pony, Pferde lowern inkognito – Nicknames: »Biodeut-
-mamans der Génération Identitaire dedi- schwanz und Baseballschläger. Melanie mit scher«, »grosserdeutscher« oder »martin-
ziertem frankophilem Hau, pardon, ’au. Pottschnitt (#lokalpatriotismusistkein sellner« – gleichermaßen wie den Zauseln
verbrechen). Melanie, die sich den Kopf auf den Kampfwahlveranstaltungen der
Blick zurück nach ewiggestern: Essen, Bor- waschen läßt. Melanie mit (puh!) Seiten- AfD, bei denen sie taktlos durchs musikali
beck-Mitte (Westeuropa), irgendwann in den scheitel. Melanie, verführerisch nur in einen sche Begleitprogrom, äh, führt #weraktivist
frühen Neunzigern. Inmitten der traditionell Schafspelz gehüllt. Melanie, die ganz in der seinwillmussleiden. Ein Lehramtsstudium
maroden Industriekultur des Ruhrgebiets
wird den Schmitzens ein Töchterchen gebo-
ren. Die Eltern meinen es gut mit ihrer Klei-
nen, nennen sie nicht wie zu der Zeit en
vogue Pamela, Naomi oder Haddaway, son-
dern geben ihr den Allerweltsnamen Mela-
nie. Die kleine Madame beschließt, fortan
für ihr Recht auf Identität als Schreikind zu
kämpfen. Mitte der 90er Jahre dann: Flucht
der Familie vor der nordrhein-westfälischen
Unna-Massenverelendung der seit 1978 wäh-
renden Rau-Tyrannei nach Amerika. Doch
Melanie wird bald eigen im fremden Land.
Mit sieben: Remigration nach Deutschland.
(Szenewechsel)
Ostfront: Halle an der Saale in den freud
losen Nullerjahren 1989 bis heute. Rebel-
lanie hat inzwischen die Vervolkskörpe-
rung vom häßlichen Entlein zur häßlichen
28 01/18
schaftler Feigfried von Duckweg-Ohnschmiß Gutes in meinem Leben gekannt habe.« Mit
und schon gar nicht dieser windhundflinke, ihrem Vater wird sie da längst gebrochen
lederzähe und glühende, kruppstahlverar- haben, der sie trotz allem noch als »guter
beitende Patriot Rolf-Christel Onwuatu- Mensch« bezeichnet hat. Sie wünscht sich
egwu. Aber Schmitz und Müller. Das paßt im großen Austausch gegen ein paar Musel-
gleich wie Arsch und Loch. Relationship bälger insgesamt sieben Kinder. Eines
goals: achieved (/\) Man mag sich das Pär- namens Harald aus erster Ehe und sechs wei-
chen nicht als Gastgeber vorstellen. Oder tere – Helga, Hildegard, Helmut, Holdine,
doch: »Heil!« setzt Müller beim Empfang Hedwig und Heidrun – mit ihrem zweiten
seiner Gäste zur Begrüßung an. Unterdes- Mann. Die würde sie dann in Kleidchen mit
sen hetzt Schmitz aus der Küche:
»-iges Kanonenrohr, fünffünfundvier
zig, seid ihr aber früh dran.« Plötzlich
bricht Hektik aus. Schmitz und Müller
wollen irgendwem aufs Dach steigen.
Flugs wird das Banner mit der Auf-
schmeißt sie wieder, als ihr bewußt wird, schrift »GRENZEN SCHÜTZEN!
daß das deutsche Schulsystem noch nicht LEBEN RETTEN!« dann aber wieder
bereit ist für innovative Unterrichtsideen wie eingerollt, als sich das angekündigte
das Erlernen der Kontrakulturtechniken Mitbringsel ihrer Gäste halb so wild
oder Auswandertage für Auffangklassen mit bloß als Syrah erweist. Im Hinter-
Flüchtlingskindern. Zumal ihr zu allem grund läuft sächsisch-anhaltischer
Übel (Merkel) von ihrer Praktikumsmentorin Ethnopop aus Schnellroda. Das Essen
im Unterr icht das Smartphone samt Selfie- hat durch die beiderseitigen Neckereien
Stick abgenommen wird. Der Studien
wechsel zu den Kommunikationswissen-
schaften verhindert gerade noch eine Identi
tätskrise. Schmitz kann sich nun in ganz
Europa verständigen, v.a. über Gesten,
Symbole und abgeklebte Tattoos. So finden
die Identitösis Anschluß zu ihr. Und so lernt
sie ihren Freund, Mario Müller, kennen.
*Die kursiv gesetzten Stellen sind wörtlich Melanie Schmitz’ Instagram-Account entnommen
01/18 29
Alles wird Wohin man schaut: Apokalypsen, Klimakatastrophen, Weinerlichkeit,
Pessimismus, CSU, daß sogar die Zeugen Jehovas erschrocken in den
Fußgängerzonen herumstehen. Doch damit ist jetzt Schluß. Die Welt braucht
wieder kühne Visionen, Heilsgeschichten, lichtdurchflutete Sonnenstaaten,
kurz: saugute Utopien wie diese.
Hzyüöplumpuff
Ende des 21. Jahrhunderts erspä-
Weltstaat hen usbekische Hobby-Astrono
Vanhemelrijck men einen so neuen, interessanten
Meesepolis Planeten, daß ihnen fast das Fern-
Ein junger Flame namens Baptiste glas aus den Händen fällt: einen
Deutschland, Mitte des 21. Jahr- Vanhemelrijck betritt im Herbst üppig bewachsenen Himmels
hunderts: Die Menschen haben 2018 die politische Bühne. Der körper, auf dem menschenä hn
jede Menge Freizeit, niemand smart guy mit der hypnotischen liche Wesen fröhlich herumtollen,
muß mehr arbeiten, jeder Haus- Stimme und den körpernah niemals Kleidung tragen, Eigen-
halt hat seine multifunktionalen geschnittenen Anzügen ist so tum und Arbeit nicht kennen,
Arbeitsmaschinen, die komplexe charismatisch, daß er flugs Prä statt dessen Basisdemokratie, Sex
Bewegungsabläufe beherrschen, sident von Belgien wird, bald im Freien und die allgemeine
genannt »Helper«: kleine, verarmte sämtliche Beneluxländer unter Schulpflicht bis 35 Jahre. Einfach
Südeuropäer, die auf ihren zwei sich hat und am Ende die ganze nur WOW! Die Menschheit tauft
Beinchen umherflitzen und auf Welt. Der neue »Diktator«, wie er den Planeten auf den Namen
Kopfdruck jeden Wunsch erfül- Kingdom of Heaven sich augenzwinkernd nennt, ist Hzyüöplumpuff, freundet sich
len. Die Deutschen haben wieder jedoch nicht nur telegen und mit dem Gedanken einer dauer-
was zu lachen, zum Beispiel über Im Jahr 2022 macht ein interna- eloquent, sondern auch gütig und haften Umsiedelung an sowie mit
ihre tumben »Helper«, flanieren tionales Forscherteam am renom- lieb! So lieb und gütig, daß es ihm der dort vorherrschenden Gesell-
umher wie Scarlett O’Hara über mierten »Massachusetts Institute gelingt, Wallonen und Flamen, schaftsform der Polyamorie. In
ihre Negerplantage und leben faul of Technology« eine aufsehen Semiten und Antisemiten, Jutta solarbetriebenen Spaceshuttles
und glücklich in den Tag. Anson- erregende Entdeckung: Beten hilft! Ditfurth und Wolfgang Bosbach reisen die Erdenbewohner schließ
sten machen sie, wozu sie Lust Und zwar immer und hundertpro, miteina nder zu versöhnen. End- lich mit Sack und Pack hin.
haben, und alle haben Lust auf wenn man dabei die großen Zehen lich ist der so geeinte Weltstaat Freundlich begrüßt man einan-
Kunst. Kabarettisten, Universal- gen Mond reckt, nicht blinzelt handlungsfähig, alle UN-Resolu- der, doch durch mitgeschleppte
künstler, selbstfahrende Musiker und die Hände lediglich locker tionen werden ratifiziert und Zivilisat ionskrankheiten wie
und ein unübersehbares Heer an ineinander verschränkt. Good sämt liche failed states zurück in Masern, Fußpilz und Burnout
Jazzkontrabassisten bevölkern News! Alle machen sofort mit, die Staatengemeinschaft geholt, werden die Einheimischen binnen
Künstlerdörfer, groß wie Mexico und die Taten zeitigen Früchte: mit Ausnahme von England. Der weniger Minuten alle dahinge
City, und tun, was Künstler eben Der Klimawandel wird gestoppt, »goede Hitler«, wie sich Vanhemel rafft. Schade.
tun: auf After-Art-Partys herum- der Weltfrieden eingeläutet, rijck scherzhaft nennt, beglückt Die Frage wird laut: Zurückreisen
lungern, saufen, kotzen, mastur- Österreich abgeschafft, Markus die frischgebackene Weltgemein- oder hierbleiben? Man entschei-
bieren, granteln, die eigenen Epi- Söder erschossen und die FAZ schaft mit e lektrisierenden Neu det sich für letzteres, zieht in die
gonen verprügeln, masturbieren verboten und die Menschheit von jahrsansprachen und der Einfüh- hübschen, hellen Häuschen ein,
und zwischendurch den KSK- allem Bösen (Weltreligionen, rung einer neuen Weltsprache, genießt die gute Luft, entledigt
Antrag ausfüllen. Ein wahrlich Kapitalismus, Hämorrhoiden) Westflämisch, was auch der inter- sich der Kleidung sowie aller
goldenes Zeitalter bricht an, zum erlöst. Das Himmelreich auf Erden nationalen Popmusikszene wieder irdischen Sexualkonventionen
ersten Mal in Deutschland. ist, halleluja, endlich da. neue Impulse bringt. und wagt beherzt einen Neustart.
30 01/18
gut
Nanopia
Die Welt, ganz bald: Die Men-
schen sind schön, ewig jung und
haben wundervoll geformte
Geschlechtsteile. Alles dank Nano
technologie. Schon heute liefert
dieser Forschungszweig wertvolle
Lösungsansätze in den Bereichen
Energie, Klima, Gewaltprävention
und Verkehrserziehung, und es
werden immer mehr. Die Nano-
teilchen sind so unvorstellbar
klein (3cm²!), daß man sie über-
all einschleusen kann, ob in Nah-
rungsmittel, ins Weihwasser oder
ins Poloch, wo sie ein wohliges
Gefühl mit 24-Stunden-Wirkung
verursachen. Unter die Haut
gespritzt oder durch die Nase
gesnieft, heilen Nanoteilchen
Krebs, Morgenmuffligkeit und
kapitalistisches Denken, daß so
der Erdenbürger bald mehr aus
Nanoteilchen als aus Haut und
Ella Carina Werner, Illustration: Leonard Riegel
h at u l le 3 4
Intimsc we i s«
s p e n d eau s
»F lei sc h
9.12. In den Tagebüchern Feuchtwangers gelesen. Er berich
tet vom französischen Lagerleben und dem Selbstmord
Hasenclevers. Und: Für Gewürze hätten ganze Generationen
1.12. Ein Freitag nach Maß: Morgens Thee und Plunder ihr Leben gelassen. Schluck!
gebäck, dann Arbeit am Erzählungsband »Das Teemänn 10.12. Schlagzeilen, die man nicht so schnell vergißt:
chen« (erscheint Herbst 2018) fortgesetzt. Nachmittags im 1) TURBINENWIND BLÄST TOURISTIN WEG – TOT
Sanitätshaus »Dmoch« Seniorenjeans mit Auffang besorgt. 2) DEUTSCHER ALS VAMPIR IN AFRIKA ERSCHLA
Abends Lecture (Balzac). GEN 3) FRAU AUF KRÜCKEN RETTET GELÄHMTE
2.12. Beim Hornbacher-Baumarkt die WC-Folie Vollgeschis- TANTE.
sen besorgt. Mit nur wenigen Handgriffen läßt sie sich auf alle 11.12. Fleischspende. In meinem Kopf ist richtig was in Bewe
handelsüblichen Schüsseln montieren. gung geraten, ich habe Blut geleckt, im wahrsten Sinne des
3.12. Alltagsfrage: Ist es eigentlich gesund, sich vom Hund Wortes. Da habe ich ein wirklich heikles Thema »an der
das Gesicht ablecken zu lassen? Angel«, das behutsam(st)er Annäherung bedarf. Eine einzige
4.12. Auf ZDF neo eine Reportage über Organspende in unglückliche Formulierung, und schon würde man als irrer
der BRD. Etwa 20 Prozent der Deutschen besitzen einen Spinner verspottet (Heinz der Kannibale Strunk, haha). Es gilt
Spenderausweis, Tendenz steigend. Trotzdem noch viel zu also, »neutrale« Fakten zusammenzutragen: 1) Menschen
wenig. Unvermittelt kommt mir das Wort Fleischspender- fleisch ist geschmacklich eine Kombination aus Huhn und
ausweis in den Sinn. Einfach so, aus dem Nichts; wie vieles, Rind. 2) Von den jährlich 890 000 Toten in Deutschland sind
also aus dem Nichts. Und plötzlich stellt sich mir die nach etwa 700 000 genießbar (Uralte, Schwerkranke und von Nikotin
gerade ungeheuerliche Frage: Wäre es nicht an der Zeit, eines kontaminierte Starkraucher ausgenommen). 3) Wenn in jedem
der letzten Tabus infrage zu stellen: DEN VERZEHR/ Jahr 750 Millionen Tiere (auf grausame Art und Weise) ihr
GENUSS VON MENSCHENFLEISCH? Eieiei, puh, Wahn Leben lassen müssen, warum werden dann bereits tote
sinn, dünnes, dünnstes Eis! Gänsehautfrage pur de luxe, erst Menschen, die noch dazu alternativ mit viel Aufwand und für
mal sacken lassen. teures Geld bestattet werden müssen, nicht zum Verzehr frei
5.12. Habe mich jetzt, nach immerhin drei Jahren, gut von gegeben? (Deren Einverständnis – im Fleischspenderausweis
meinem schweren Eingeweidebruch erholt. dokumentiert – vorausgesetzt.) Fragen: Warum ist eine Organ
6.12. Nach dem gigantischen Erfolg der italienischen und spende »toll«, »spitze«, eine Fleischspende aber »das Letzte«,
griechischen hier nun die asiatische Speisekarte. Die Bestel noch dazu strafbar? Speisehuhn – ja, bitte gerne, Speisemensch
lung wird wie immer gesungen: – ein No-go?! Da stimmt doch irgendwas nicht. Und: Seit
»Als erstes eine Fischsupp, mit Pilzen und Garnelen, wann ist der Genuß von Menschenfleisch eigentlich verpönt?
gewürzt mit viel Kurkuma, Fischsupp wunderbar. Das ist doch Unfug wie beispielsweise der Zölibat. Menschen
Passend zu de Fischsupp eine Frühlingsrolle, mit Schweins erfinden »frei Schnauze« irgendwelche Regeln, um sich das
hack und Shiitake, Rolle wunderbar. Leben noch schwerer zu machen, als es ohnehin schon ist.
Dann kommt Nasi Goreng mit roter Currypaste, dazu ein 12.12. Mal wieder den Tarantino-Schinken Kill Bill 2
Satéspießchen, Nasi wunderbar. geschaut. Und mal wieder festgestellt, daß bei Tarantino kein
Als nächstes eine Wokpfann mit Rindfleisch und T empura, einziger Satz literarischen Bestand hat.
dazu ein Schüssel Duftreis, Wokpfann wunderbar. 13.12. Bei Ikea ist eine Türgarderobe mit dem zweifel
Jetzt kommt Shabu Shabu, aus dem Feuertöpfle, mit Dips haften Namen Erdnutte ins Sortiment genommen worden.
und Pfannekuchen, Shabu wunderbar. Die einen finden’s witzig, ich finde es geschmacklos.
Dann ein Becher Sake, ist ein guts Erfrischung, lecker kalte 14.12. Geiler Spruch: Liebe ist ein Gefühl. Durst auch.
Sake, Sake wunderbar. 15.12. Karriereschatulle: 1) Selbst wenn du auf dem
Dann Tandoori Hähnchen, mit Reispapiere-Rollen, dazu richtigen Weg bist, wirst du überfahren, wenn du nur dasitzt
frischer Tofu, Tandoor wunderbar. 2) Mögen dich andere, ist das ein Bonus, magst du dich
Jetzt Teriyaki-Rindfleisch mit de Glaserlnudel, dazu schön selbst, ist das der Hauptgewinn 3) Der Pessimist beklagt den
Basmati, Teriyaki wunderbar. Riß in der Hose, der Optimist freut sich über den Luftzug.
Ganz zum Schluß ein Lassi aus Mango und Papaya, trinkst 16.12. Heutzutage sind Profiboxkämpfe i.d.R. millionen
schöne kleine Schlucke, Lassi wunderbar. schwere Spektakel, und die Kontrahenten gehen im Vorfeld
Asia, o Asia, leicht und bekömmlich, geh öfter hin! nicht gerade zimperlich miteinander um. Da wird gepöbelt
Asia fantasia, ein Kontinent auf meiner Zung.« und beleidigt, was das Zeug hält, Handgreiflichkeiten sind
7.12. Leute, die ich in der Adventszeit zu treffen mir fest an der Tagesordnung. Da lobe ich mir Max »Cola« Schme
vorgenommen habe: Gunter Bruhn, Prokurist bei Farben- ling. Kurz vor dem legendären Fight gegen den als unbe
Hamann, »Bild«-Schnuckelchen Hiltraud, Marco Matsch. zwingbar geltenden Weltmeister Joe Louis machte er auf
8.12. Reportage auf MDR: Die coolen Achtziger in West einer Pressekonferenz eine scheinbar nebensächliche Bemer
und Ost. BRD: von Rastahaaren bis Rasterfahndung. DDR: kung: »I have seen something«. Daß nämlich Louis nach
vom Republikflüchtling zum Backpacker. einem Angriff seine Linke etwas hängen läßt, und so die
entscheidende Lücke für einen Angriff bietet. Das Ergebnis
kennt man: k.o. in der 12. Runde! Weil Schmelings Beob
achtung goldrichtig war! Phantastisch!
32 01/18
17.12. Google Suchverlauf Dezember: cherno jobatey –
freenet tv guthabenkarte media markt – zucchini Rezepte
– wie viel Alkohol muß man trinken um 5 Promille zu
erreichen – Selbstbewußtseinsexperte cahit sahin – Wut ich (m)eine Weihnachtslieder-CD (die 40 schönsten deut
bürger-Wutbox – landhaus badenhoop – hsv positiv – ibo schen Weihnachtslieder mit Orchesterbegleitung) auf. Dazu
Tod – ibiza ibo – sowieso war nur hallo hallo – bungalow in Rumtopf, Lebkuchen, alte Zwetschge Obstbrand der Marke
santa nirgendwo Ziegler (ob ich wohl noch lange genug lebe, um irgendwann
18.12. Frau Zietlau entpuppt sich als schreckliche Trulle. einen Menschenbraten genießen zu dürfen?!). Bin pünktlich
Schenkte ihr zum Abschied eine Mops-Radierung. zum Fest wieder richtig fett geworden. Kurz bevor mir die
19.12. Labour-Politikerin Emma Coad über die Royals: Augen zufallen, kommt mir ein guter, weil nichts- und damit
»Prinz Harry kann gar keinen Helikopter fliegen. Er ist vier allessagender Titel in den Sinn: »Erste rechts, zweite links«.
mal durch die Prüfung geflogen. Als Kopilot sitzt er nur Oder »Zweite rechts, vierte links«. »Erste links, fünfte gerade
vorne drin und macht brumm, brumm.« Lustig. So, wie man aus«. Undundundoderoderoder.
den auch eingeschätzt hätte mit seinem dümmlichen Gesicht. 25.12. Gibt es Trostloseres als Menschen, die herausbölken,
20.12. Seinen Kußversuch weist sie ab. Hilflos sich um Kopf daß sie sich ein Leben ohne Sport nicht vorstellen können?
und Kragen redend schiebt er noch hinterher: »Aber es lag 26.12. Kälte, abgeschwächt. Zu Hause Chokolade.
doch in der Luft.« Da täuscht er sich. Nichts lag in der Luft. 27.12. Es gibt ja bekanntlich viele Widerlinge, aber die
z.Zt. ekelhaftesten Ekelpakete sind: 1) TV-Moderator Frank
»Buschi« Buschmann. 2) Ex-Samstag-Nacht-Darsteller,
Fernsehkommissar und Musiker Stefan Jürgens (aktuelles
Album »Grenzenlos Mensch«) 3) Hubertus Meyer-Burck
hardt. Muß ich das näher ausführen/begründen? Ich denke
nicht! »Fleischbart« Meyer-Burkhardt, der schon lange die
Schlachtreife erreicht hat (schätze ihn auf mittlerweile etwa
130kg), ergäbe allerdings eine schöne, fette Mahlzeit. Da
könnte eine ganze Busladung Rentner satt von werden.
28.12. Toller Satz: »Unser Sex ist wie zimmerwarme Butter
aufs Brot zu schmieren.«
29.12. »Gegessen werden ist die einzige Möglichkeit,
spurlos zu verschwinden.« (Ein long Pig übrigens ist jemand,
dessen Wunsch es ist, aufgegessen zu werden.) Fest steht:
Kannibalismus muß raus aus der Schmuddelecke. Es darf
nicht länger sein, daß in diesem Zusammenhang ewig nur
vom Kannibalen von Rotenburg Armin Meiwes die Rede ist,
der unter zugegebenermaßen unappetitlichen Umständen
den Diplom-Ingenieur Jürgen Brandes tötete (davor gemein
samer Verzehr von Brandes’ Penis). Welche Partei wäre am
geeignetsten, den entscheidenden Vorstoß in die richtige
Richtung zu wagen? Die Volksparteien scheiden schon mal
aus. FDP ebenfalls. Grüne? Viel zu festgefahren. AfD auch
nicht. Am ehesten die Linke. Oder die Grauen, haha, Gott
Bestimmt ein »lautes« Handwerk! hab sie selig. Überhaupt, Splitterparteien – wie wäre es mit
DIE KANNIBALEN? Ich höre schon die öde Frage: Haben
die Kannibalen eigentlich mehr als dieses eine Thema,
21.12. Arbeit am Teemännchen (auch nach nunmehr acht haben sie so etwas wie ein Parteiprogramm? Wie stehen sie
nicht gänzlich mißlungenen Büchern noch immer eine sagen z.B. zum Thema Steuerrecht? Verkehr? Außenpolitik?
hafte Quälerei). Niedergang von Kraft und Lust, traurig und Schnarch. Kannibalen sind Kannibalen.
interessant. Gefühl abnehmender Kraft wird geweckt durch 30.12. Gute Frage: Rolf Ralf oder Ralf Rolf?
Überdruß am Stoff. 31.12. Ich habe mir
22.12. Thema Fleischspenderausweis: Bis 1994(!!!!) eingebildet, Schlimmeres
w urden sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen könne es nicht geben, und
Geschlechts unter Strafe gestellt (§175), bis 1973 wurden dann ist das Schlimmere
Hotelbesitzer wegen Kuppelei vor Gericht gestellt, wenn sie doch eingetroffen, wie es
einem unverheirateten Paar die gemeinsame Übernachtung das unfehlbar tut.
gestatteten. Unvorstellbar. Wie es hoffentlich im Jahr 2040
unvorstellbar ist, daß der Genuß von Menschenfleisch mal Nach Notat im Bett.
verboten war. Bald schon stehen Filet vom Jungmenschen,
oder Sächsische Kutteln (alt) auf den Speisekarten führender
Gourmet-Restaurants. Wie Kobe-Rind oder Kugelfisch.
23.12. Der alte Schriftsteller (Bsp. HS) beim Anblick seines
verbrauchten Körpers: So sieht man am Ende seines Lebens
also aus, wenn man alles für die Kunst geopfert hat.
24.12. Heiligabend verstreicht wie die vergangenen Jahre
ohne besondere Vorkommnisse. Um Punkt 19.00 Uhr lege
01/18 33
Megat re n d H a n d a r b e i t –
So w i rd d a s H a n d w e r k
wieder hip!
tzen aus allen
Die Seminarräume an den Unis pla
serecke liegt
Nähten, Abi ist Pflicht, an jeder Häu
dwerk langsam
ein Professor, während das Han
n jeder studiert,
und qualvoll ausstirbt. Doch wen
rt? Ja, aber darum
hat man dann wirklich studie
die Trendsetter
geht es hier nicht. Sondern um
te, diejenigen,
und Arbeitsmarktpioniere von heu
eigen machen
die sich die alten Berufe wieder zu
sind. Denn der
und damit ganz vorne mit dabei
t. TITANIC zeigt
Trend geht zurück zur Handarbei
die neuen hippen Handwerker.
Fliesenleger
Fliesenleger sind unerläßlich für eine freshe Optik im Bad.
Doch die alten Farben und Muster sind längst passé, moderne
Plattenleger verlegen heute nur noch Fliesen, die zu den
aktuellen Gadgets passen, ganz nach den Farben der Saison.
Momentan etwa Silber, Gold und Spacegrey.
Maurer
Den Szenemenschen treibt es längst nicht mehr ins
Co-Working-Space, sondern auf die Baustelle. Doch ein-
fach Hose an, die Mauken in die Stinkestiefel stecken und
Helm auf den Betonschädel, das geht heute nicht mehr.
Wer nicht Engelbert Strauss trägt, kommt nicht mal mehr
durch die Gesellenprüfung und kann maximal noch Kellen
putzen. Und auch ungebleachte Bauarbeiterdekolletés
gehören heute Gott sei Dank der Vergangenheit an.
34 01/18
Maler
Die Zeiten, in denen man Pferde mittels einer hölzernen
Gewindekonstruktion in einen großen Farbbottich tunkt
und mit ihnen Wände und Fassaden großflächig bestrich,
they are a-changin’. Heute begreift sich der Maler als indi-
vidueller In-Room- und Outdoor-Designer, geküßt von den
Musen seiner auf rein pflanzlicher Basis selbst kreierten
Farb- und Lackmischungen. »Nicht klotzen, kleckern!« lau-
tet die Devise. Das Ergebnis kann sich nach nur wenigen
Arbeitswochen sehen lassen: 12m2 Decke einer Miet
wohnung im Frankfurter Nordend wurden jetzt bei
Sotheby’s für einen hohen sechsstelligen Betrag an einen
New Yorker Galeristen versteigert.
Zimmermänner
und Zimmerfrauen
Backpacken und durch die Gegend schnorren, ohne
festes Einkommen, das kann niemand so gut wie
die urbane Jugend der Generation Y. Die typische
Walz-Route geht heute traditionell von Lloret de Mar
über Neuseeland bis Marokko, endet dann klassisch
in Berlin, wo sich bei der Abschlußprüfung (Pillen
schmeißen und Eimersaufen am Landwehrkanal)
zeigen muß, ob das jahrelange Üben ausgereicht
hat. Wer den Nagel dann noch auf den Kopf trifft,
hat versagt.
01/18 35
Bäcker
Kleine Brötchen backen ist so 2017! Im »Backstage« herrscht
Hochbetrieb. Aus ihrer arbeitszeitbedingten Insomnia haben
Bäcker eine Tugend gemacht und die ersten Backstuben in
wohlduftende Lounges für partyhungrige Nachtschwärmer
verwandelt. Die Mischung macht’s, wissen die gar nicht
altbackenen Influencer der neuen Food-Life-Balance. Wo eben
noch rundes Vinyl für eine chillige Club-Atmosphäre sorgte,
drehen sich im nächsten Augenblick frischer Crêpeteig und
Fladenbrot auf den Tellern.
Klempner
Den Porzellanthron raiden, morgens einen schnellen
Mittel-Stream hochladen, die Duschen bei gestandenen
Hausfrauen mittleren Alters fixen, obwohl man selbst
noch nie eine von innen gesehen hat (sowohl als auch)
– alles kein Problem für den modernen Rohrverleger.
Gag(g)s, Baumarkthauls, Steam-Giveaways. Hier bleibt
keine Drohne trocken, alle Kanäle werden auf Volldampf
gespült. Ganz wichtig: Immer schön die WC-Ente durchs
Bild watscheln lassen, das gibt ordentlich Ad-Money!!
36 01/18
Fleischer
Fleischmatsch, Blut und Gedärme mögen auf Kids bei »The
Walking Dead« oder im Darknet anziehend wirken, im Real
Life dagegen geht es für viele vegane Szenestyler oft ans
Eingemachte. Um dennoch für ihren Knochenjob zu begei-
stern, appellieren trendige Metzgereien an das medial
verzerrte Körperbewußtsein junger Menschen (»Darf’s ein
bißchen mehr sein?«) und pimpen ihre Betriebe zusätzlich
als Gyms auf. Eisbeinhartes Krafttraining und tierische
Proteinshakes für einen Wildbretbauch kommen nicht nur
bei den Azubis, sondern auch bei der stiernackigen Kund-
schaft in den örtlichen MettFit-Filialen gut an.
Fensterputzer
Mit freiem Oberkörper auf einer Hebebühne in schwindel
erregender Laszivität Schreibdamen aus 90er-Jahren-Werbe-
clips old fashioned aussehen lassen: das scheint für viele Schul
abbrecher nach wie vor unattraktiv. Dabei ist das in der
Buck / Lichter / Sibbe, Hintner
E
s ist später Vormittag. Eine große
Wohnung, großes Portal, man geht
zunächst einige Stufen hinauf zum
Empfang, Regale, Bierkästen, Unrat.
Hintners Ehefrau Käthe begrüßt uns herz-
lich, die Tochter Johanna ist auch da. Wir
setzen uns zunächst zu einem „zweiten
Frühstück“ an den Tisch. Pfungstädter, Pil-
sener, Licher, Toffifee, dazu ein Weizen aus
Franken. „In dieser Wohnung hat alles eine
gestalterische Bedeutung“, betont Thomas
Hintner sinnlos. Er sitzt neben seiner Frau.
Öfter fallen ihm im Gespräch Namen nicht
ein, dann schlägt er seiner Frau auf den
Hinterkopf und fragt: „Na, wie hieß das?
Worsteiner? Sag doch!“
Wir gehen in Thomas Hintners Arbeits
zimmer. Einen dunklen Flur entlang, graue
Wände, Hintner-Büste, Hintner-Plakate,
Hintner-Postkarten, Hintner-Kühlschrank.
Hinten im Zimmer dann eine große Fenster-
front mit Blick über den strahlenden Stachel-
draht des ehemaligen türkischen Konsulats.
Hintner, im rosa-karierten Jäckchen, nimmt
hinter dem Schreibtisch Platz. Wolff auf
einem roten Schemel daneben. Die beiden
wirken vertraut und distanziert zugleich,
zugewandt und vorsichtig.
Hintner kramt ein Bier aus seinem Kühl-
schrank. „Wenn Sie trinken wollen“, sagt er.
„Oh, neinein, danke!“ bekommt er zur
Antwort. Darauf er: „Ich hab natürlich im-
mer was da. Wie es sich gehört. Früher …
Heute sind ja alle Bierluschen! Schauen Sie
sich nur mal meinen feinen Herrn ‚Sohn‘ an.
Der Hopfen fällt wohl weiter vom Stamm als
der Apfel.“ Tim Wolff lächelt gequält.
Thomas Hintner zeigt auf den Papierstapel
neben seinem Computer. Ob er da noch viel
notiere? „Nein, so emsig bin ich nicht mehr,
das Heft macht ja die Maddina. Wenn der
Dimm kommt, dann kritzel ich was hin.“
Hintner sagt „Dimm“, weich und schnell. Er
wird den Namen heute noch oft aussprechen,
immer wenn er ein neues Bier braucht:
„Dimm“. Gesprächspartner Hintner, Wolff: „Nimmst du übel?“
38 01/18
Tim Wolff ist Chefredakteur der TITANIC,
TITANIC-online-Autor und Herausgeber der
Facebookseite www.facebook.com/tim.
wolff.773. In diesem Artikel macht er die
Vaterschaft Hintners öffentlich. Warum?
Tim Wolff: „Ich glaube, vielen Beteiligten
wäre es ganz recht, wenn man darüber nie
geredet hätte, denn es geht die meisten Leu-
te nun auch wirklich wenig an – und inter-
essiert auch kaum. Aber ich will Aufmerk-
samkeit. Ich habe sonst ja nichts. Kluge
Gedanken zum Beispiel. Oder ein Sprach-
vermögen, mit dem ich mitteilen kann, was
ich nicht an Gedanken habe. Neben Papa Tom
wirke ich aber wie ein halbwegs …“ –
„Dimm!“ ruft Hintner dazwischen. Er hat
Schwierigkeiten, den Öffner an den Kron-
korken zu bringen.
Dieser Artikel ist ein quengeliger, öffent-
licher Befreiungsschlag. Der Versuch des
Sohnes, eine Geschichte zu erzählen, bei der
endlich mal einer zuhört. „Was?“ brüllt
Hintner nun, fuchtelt mit einem Textmarker
herum. Während der Sohn über das redet,
worüber man „mit Tom genausowenig reden
kann wie über alles andere“, ist Hintner
längst in eine Tirade geraten über Freunde,
Feinde, Frieden und weswegen alle Men-
schen erschossen gehören.
01/18 39
Literatur
Wie kam es dazu, daß du mein Vater bist? Nimmst du übel? Außer natürlich, daß man von innerhalb der
Das wüßte ich auch gern. Ihr habt es mir überlassen, alles zu klä- Partei aus viel besser Widerstand leisten
War ich denn ein Wunschkind? ren. Warum müssen die Kinder hinter den konnte. Widerstand gegen Juden zum Bei-
Ein geheimes Wunschkind. Ich bin ja kein Eltern herräumen? spiel!
Sexclown. Ja, das ist eine Ungerechtigkeit. Aber auch Tom! Rede dich nicht um Kopf und Kra-
Kein was? ein Benehmen, das ich nicht kenne. Daß Kin- gen!
Kein Sexclown. Das ist einer, der nur zum der mit Eltern abrechnen, das ist mir völlig Wah, Juden! Juden!
Spaß Sex hat. Aber in deinem Falle… fremd. Ich existiere zu meinen Eltern – rülps, Ja, ich mag sie ja auch nicht. Aber wir sind
… hat es keinen Spaß gemacht. Entschuldigung – in reiner, distanzloser Lie- hier ja nicht in der Paulskirche!
be; vor allem zu meiner bekloppten Mutter. Auschwitz? Davon habe ich nie gehört!
Hintner schlägt sich auf die Schenkel. S
olche Die nur aus geschäftlicher Klugheit in die Dachau, ja, aber das war nur so ein Ort, der
Plänkeleien liebt er. Gab es Versuche, dieses NSDAP eingetreten ist. Wie ganz Deutsch- abstrakt böse …
Gespräch ernsthaft zu führen? „Man muß land. Es gab ja keine …
ehrlich sein“, lügt Wolff, „es hat nicht gut Vater! Nun gehen wir Schritt für Schritt, im Marsch,
funktioniert. Wie man am Ergebnis ja auch … innere Überzeugung. Es gab da keine durch Thomas Hintners Leben. Es ist auf
sieht.“ anderen Gründe, Jakkopp … ähm: Dimm. regend, wie der Vater dem Sohn die neue
Herkunftsgeschichte entgegenbrüllt.
40 01/18
HINTER DEN KULISSEN voller Vorfreude die Website durch noch Ordnung: Links die E -Socken für
Versehentlich Gespräch in der Bahn forstest und herausfindest, daß deine die Arbeit, rechts die
U -Socken fürs
mitangehört. Portraitaufnahmen unter der Indexie- Wochenende. Peter Henrich
Er: »Nutella, Duplo … das ist doch alles rung »FDP-Mitglied, Sackgesicht, Snob«
eine Firma.« gelistet sind. Jürgen Miedl
Sie: »Nestlé?« BERUHIGENDE WORTE FÜR
Er: »Nein, die Illuminaten!« HYPOCHONDER
Linus Volkmann EMPFINDLICH »Mir wird schwarz vor Augen!«
Vor zwei Monaten wurde mir von einem »Aber nein, es wird nur früher dunkel.«
erfahrenen Psychologen Hochsensibi Miriam Wurster
BOTENDIENST lität attestiert. Ich bin noch immer
Noch sind nur die fortgeschrittensten gekränkt. Andreas Maier
meiner Freunde beim Messenger-Dienst TIER PROBIERT
Telegram. Ich nenne sie daher liebevoll Nachdem ich am heimischen Eßtisch
die »WhatsApper-Class«. Tina Manske TRAURIG ABER WAHR hatte feststellen müssen, daß der Koch
Seit nunmehr einer Viertelstunde höre des örtlichen Chinagrills mir entgegen
ich meiner M itbewohnerin und ihrer meiner Bitte um vegetarische Zuberei-
WARTE, ZIMMER! Freundin – beide haben Hund und tung etwa ein halbes Kilo Huhn ins
Wenn die Hausärztin des Vertrauens Freund – nun zu. Trotzdem kann ich Nudelgericht gekübelt hatte, und ich gut
nicht nur Fachärztin für Allgemein durch Aussagen wie »Er kommt in letzter eine Stunde damit beschäftigt gewesen
medizin, sondern auch für Psychothera- Zeit auch jeden Tag mit etwas Neuem war, alles irgendwie Animalische her-
pie ist, kann man nie wissen, ob etwaiges nach Hause« oder »Ich hab ihn letztens auszufriemeln und b eiseite zu legen –
Jammern und Stöhnen wartender Pati- ins Büro m itgenommen,
enten physiologische Ursachen hat fand der Chef gar nicht gut«
(Tubenkatarrh, Magenkrämpfe etc.) oder beim besten W illen nicht
Teil einer Kommunikation mit aggres entscheiden, um wen es in
siven, möglicherweise zu Missetaten ihrem G
espräch nun geht.
anstiftenden Stimmen im Kopf ist. Daher Karl Franz
der folgende Tip: Bei jedem Termin
anlaßunabhängig jammern und stöhnen,
und kein Mensch setzt sich neben dich! DAS GRINDR-GEDICHT
Ach, zum Teufel: Einfach überall und Begatte mich,
immer jammern und stöhnen, nie mehr Du Knatterich! Adrian Schulz
bedrängt werden, keine Angst vor Tröpf-
cheninfektionen mehr haben müssen,
binnen kurzem zum sozialen Außenseiter STARVATION CHIC
werden! Wuuäääähhh… Torsten Gaitzsch These: Daß Israelis so
w underbar schlank sind
und elfenhaft schön über
ULTRAARSCHLOCH die Strände Tel Avivs hop-
Seitdem ich von meinem fußballver peln, könnte auch mit den
rückten Vater vor 20 Jahren zum ersten wahnsinnig teuren Lebens-
Mal als Kind ins Stadion mitgenommen mitteln dort zu tun haben.
worden bin, gröle ich bei jedem Heim- Leo Fischer
spiel meines Lieblingsvereins mit. Alle in
meinem Block werden mir zustimmen:
Ich bin in der Südkurve asozialisiert TRADITION
worden. Daniel Sibbe Früher wurde Musik in die
Rubriken »E« für »Ernst«
sowie »U« für »Unterhal-
VERSCHLAGWORTET tung« unterteilt. Dies funk-
Hauck & Bauer
42 01/18
01/18 43
Brutal beliebt:
Brutalismus
Während die Welt um uns herum immer harmonischer wird,
klare Strukturen herrschen und die Zeitläufte beruhigend vor
sich hin plätschern, setzt eine vergessen geglaubte Stilrichtung
einen gewichtigen Kontrapunkt. Sonderausstellungen und
Buzzfeedlisten huldigen dem Brutalismus in all seinen
Auswüchsen. Hier sind – grob geschätzt – sieben bedeutende
Vertreter der Derb-Architektur, damit Sie mitreden können
44 01/18
Von der Öffentlichkeit
fast unbemerkt steht
heute dieser Koloß
am Rande des
Schnatterinchen-Parks
Hohenschönhausen,
dabei zählte er noch 1970
zu den drei höchsten
Siegessäulen Ostberlins.
Doch eine Mischung
aus Bescheidenheit
Le Corbusier persönlich (ja, Le
und Desinteresse sowie
Corbusier, nicht Un Corbusier!)
die Tatsache, daß die
ist der Schöpfer dieses
Säule bis zum Rand
Mormonentempels in der
mit Asbest ausgestopft
Nähe von Salt Lake City.
ist, haben das einstige
Der Clou: Jede Innenseite des
Heldensymbol aus
Hauptgebetsraumes ist ihre eigene
dem Bewußtsein der
Gegenseite, die sich zusätzlich
Einwohner gedrängt.
relativ zum Betrachter verschiebt,
Der »Elefantenschniedel«,
nichteuklidischer Geometrie sei
wie das Bauwerk im
dank! Das heißt: Wer den Tempel
herrlichen, typisch
rückwärts durch den Eingang
dummen Berliner Volksmund genannt wurde, sollte Ende
betritt, sieht als erstes das, was
der 1990er Jahre einer Lasertag-Arena weichen, doch
auf dem Bild oben (»hinten«) ist,
eine Initiative verbitterter Vorruheständler, die nichts
wegen der Parallaxenverschiebung
besseres zu tun hatten, konnte den Abriß verhindern, und
ist es gleichzeitig das letzte, was
so verwittert das stolze Wahrzeichen noch immer vor sich
man beim Verlassen dieses Vortex
hin. Der Schimmel auf der Außenhaut wurde 2014 zum
(spiegelverkehrt) zu Gesicht
»urbanen Schimmelpilz des Jahres« gekürt.
bekommt. Brutalismus extrem!
01/18 45
Zwei Männer, ein VW-Bus
und eine Auszeit, die mitten
ins pralle Leben führt.
288 Seiten //
€ 10,00 (D) // € 10,30 (A)
CHF 13,90* (*empf. VK-Preis)
Auch als E-Book erhältlich
www.goldmann-verlag.de www.facebook.com/goldmannverlag
Der Brutalismus hat auch die ein oder andere
Innovation im Industriedesign hervorgebracht.
1959 etwa wurde die Kaffeemaschine
»Dripox-4000X« konzipiert. In der Vision des
verantwortlichen Künstlerkombinats sollte bis
zum Jahr 2000 ein Gerät dieses Typs in jeder
durchschnittlichen europäischen Kleinstadt
installiert worden sein und die Grundsicherung
der Gemeinde an Bohnentrunk gewährleisten
(zwei für Mittel-, drei für Großstädte). Gebaut
wurde letztlich nur ein einziges, und der
Testlauf endete bereits nach wenigen Tagen
mit dem sogenannten »Schwarzen Freitag von
Geesthacht«, einem Unglück mit 270 Toten, an
welches die nicht mehr gebrauchsfähige, aber
immer noch imposante Maschine vor den Toren
eines norddeutschen Gartencenters erinnert.
Längst ein Relikt des Kalten Krieges, wird dieses brutalistische Monstrum nurmehr als Prestigeobjekt
erhalten. Der Erdmond (meistens einfach: »Mond«) hat einen schwindelerregenden Durchmesser
von fast 3500 Kilometern und steht oder vielmehr fliegt damit die meiste Zeit mehr im Weg herum
als daß er der Erde nützen würde! Zum Vergleich:
Der Kugelgasbehälter in Wuppertal bringt es auf
bescheidene 47,3 Meter und stört nicht einmal die
armselige bergische Fauna. Die horrenden Kosten
für Wartung und Instandsetzung werden selbst durch
Crowdfunding mittelfristig nicht zu stemmen sein,
zumal sich nun selbst US-Präsident Donald Trump
mit seinem Pleiteprojekt Trump Moon™ (»Can you
play golf in outer space? Let‘s find out!«) aus dem
Geschäft zurückgezogen hat.
2020 wird der Käse, aus dem der Mond gemacht ist,
sein Haltbarkeitsdatum überschreiten. Spätestens
dann muß die Nasa ein Machtwort sprechen.
»Weil billig auch gut sein kann. Aber nicht muß.« Diesen
Leitspruch nahm sich das Architekturbüro Mösengrantler &
Partner augenscheinlich zu Herzen, als es im Jahr 2007 von der
Bayerischen Staatskanzlei den Auftrag erhielt, ein freibewegliches
Zusatzmodul für das bröckelnde Beton-Ungetüm »Seehofer I«
zu entwerfen. Funktionalität geht hier vor Ästhetik, und bei dem
fast schon als futuristisch zu definierenden Gliederpuppen-
Robotnik »Söder« funktioniert alles – freilich sehr primitiv,
aber auf durchaus frankensteinschem Niveau: Beine, Arme,
Füße, Hände sind dort, wo sie sein sollen, der Schädel aus 100%
upgecycelten Materialien ist an den nötigen Stellen versiegelt,
aber mit Luftlöchern belassen, der Leib in passablen Zwirn
gehüllt. Besucherinnen der Wanderausstellung, auf der Söder
Torsten Gaitzsch
01/18 47
klopfte der Enkel energischer an der Tür – haupt ist, flottiert Gerk unter Abschweifun-
auch deshalb, weil er sich um die 82jährige gen und Wiederholungen durch ihr Themen-
HANS MENTZ sorgte. Nach dem zweiten Klopfen öffnete gebiet, hier einen Aspekt anreißend, dort
HUMOR
sich die Tür, und es rauschte laut ›112-maga- eine Frage in den Raum stellend, auch die
zin‹ aus der Dunkelheit ein Schuhformer auf für mein Ressort interessanteste: warum uns
den Kopf des Studenten nieder. Der Student nämlich (zumindest in Kunst und Unterhal-
KRITIK
ging in die Knie und lief dann davon.« tung) Grummler und Grantler besser gefal-
Vom brillant ausgeführten Prinzip der len und wir sie lustiger finden als wohltem-
wachsenden Plausibilisierung des Unwahr- perierte Frohnaturen. Dem auf den Grund
scheinlichen über die raffinierte Dramatur- zu gehen sollte sich doch lohnen, oder? Gerk
gie, die erst nach vielen retardierenden hingegen kommt nicht über die These hin-
Momenten für die befreiende Auflösung sorgt, aus, schlechte Laune passe nicht in unseren
bis hin zu faszinierenden Details wie dem
ominösen Schuhformer – für mich stimmt
hier einfach alles. Zumal die bewährte
Erkenntnis nicht ausgespart bleibt, daß
Komik oft im Schmerz wurzelt und ihre O pfer
fordert: »Mit einer Platzwunde am Kopf
mußte der 22jährige medizinisch versorgt
werden.« Was die kleine Geschichte indes
über das zerrüttete Verhältnis der Genera-
tionen erzählt, sollte uns noch lange beschäf-
tigen.
Schwankende Laune
Angesichts der Verfaßtheit der Welt ist
schlechte Laune eine denkbar plausible
Gemütsverfassung – und sollte sich eigent-
lich eines respektablen Rufes erfreuen. Weil
Mein Vater hat sehr viel das aber keineswegs der Fall ist, hat die Jour-
über sich selbst gelacht und nalistin Andrea Gerk nun ein »Lob der
meine Mutter wiederum schlechten Laune« (Kein & Aber) angestimmt.
sehr viel über meinen Vater. Ihrer Vermutung, schlechte Laune sei ähn-
Ivette Löcker lich »wie Heimweh, Sehnsucht oder Lange-
weile« zu »einer altmodischen Angelegenheit »auf ökonomische Effizienz und emotionale
für komische Käuze« geworden, schließe ich Reibungslosigkeit angelegten Alltag«. Immer-
mich an, auch beeindruckt mich die Fülle an hin: »In der Abweichung von derartigen
Material, mit der sie der schlechten Laune A lltagsnormen liege eine Quelle von Komik«,
Lieblingsmeldung zu positiver Presse zu verhelfen gedenkt, zitiert sie »Professor Winfried Mennighaus,
etwa mittels eines Zitats aus Jane Austens der das Max-Planck-Institut für empirische
Meine Nachricht des Jahres 2017 hebt mit »Stolz und Vorurteil«: »Es gibt einen solchen Ästhetik in Frankfurt am Main leitet«. Die
folgendem Vorspann an: »Ein 22jähriger Auftrieb, regt den Witz und Geist so an, wenn ob solcher Schwächen des Gerk-Werks auf-
Student ist am Donnerstag abend in Bad man eine Abneigung einmal gefaßt hat.« kommende Übellaunigkeit wich bei mir
A rolsen mit einem Schuhformer verprügelt Nicht nur sind alle kulturgeschichtlich jedoch angesichts unfreiwillig komischer
worden. Er wollte sich Geld bei seiner Oma relevanten Miesepeter und Melancholiker Formulierungen (etwa der, es habe »ein Stim-
borgen, die ihn aber nicht erkannt hatte und vertreten (unvermeidlich: Schopenhauer, mungstief die Funktion, sich auf seine
einen Enkeltrick vermutete.« Wie die Th. Bernhard; aber auch der fast in Verges- eigentlichen Fähigkeiten zu besinnen«, oder
»Hessisch-Niedersächsische Allgemeine« vom senheit geratene W.C. Fields wird erfreu jener, derzufolge »die Stimme, wenn man
10. November unter Berufung auf das licherweise erwähnt), Gerk hat zudem erregt ist, wie ein Vulkan herausschießt«)
Polizeinachrichtenportal »112-magazin« Expertengespräche geführt, aus denen sie immer wieder einer gewissen, dem Thema
weiter ausführt, »war der Student nach Anregendes wie die These des Philosophen freilich nicht recht angemessenen Heiterkeit.
A ngaben seiner Mutter von Kassel mit der Konrad Paul Liessmann mitnimmt: »Wer sich
Bahn nach Bad Arolsen angereist und wollte freut, denkt nicht.«
sich mit Freunden treffen. Auf dem Weg So weit, so lobenswert. Daß Gerks Buch
bemerkte der junge Mann, daß er sein Porte- auch Anlaß zur Unzufriedenheit bietet, hat Deutschrap zum Kleinkunst-
monnaie vergessen hatte. Er rief deshalb bei verschiedene Gründe. Zum Beispiel vermag preis!
seiner Oma an, um sich das nötige Geld zu es die Autorin nicht, ihre Materialfülle zu
borgen. Diese nahm das Gespräch zwar an, strukturieren: Ein Kapitel ist zwar »Gereizt! Das fordert mein junger Kollege Moritz
legte den Hörer aber wieder auf. Das gleiche Schlecht gelaunte Frauen« überschrieben, ürtgen. Wie er das meint? »Als todernste
H
Szenario wiederholte sich noch einmal, ohne befaßt sich aber über weite Strecken mit P unchline. Es steckt sehr viel politisches
daß ein Gespräch zustande kam. Später klin- schlecht gelaunten männlichen Kommissa- Kabarett im neuesten Hip-Hop deutscher
gelte er an der Haustür seiner Großmutter. ren. Anstatt die Begriffe ordentlich zu klären Zunge. Woran das liegt? Es muß – pardon my
Nachdem die Tür nicht geöffnet wurde, und zu definieren, was schlechte Laune über- real talk – mit dem Penis zu tun haben. Denn
48 01/18
zwar gibt es hierzulande sowohl im Kabarett grim104 sehr bequem und rundum verschont
als auch im Rap Menschen mit Scheide, doch in der Festung Deutschland, und der Krieg
genau wie von Kleinkunstbühnen fließt auch bleibt garantiert draußen. In einer
von Rap-Stages fast ausschließlich Testoste- Besprechung von ›Spiegel online‹ wurde
ron, wenn es straight ans politische Erklären ›Zugezogen Maskulin‹ bereits als ›schlechtes
geht. Neu in den Charts: Das Album ›Alle Gewissen eines ganzen Landes‹ bezeichnet.
gegen alle‹ des Duos ›Zugezogen Maskulin‹, Ein grausames, aber letztlich gerechtes Urteil.
bestehend aus den Wahlberlinern Testo Welche verwandten Deutschrapper gibt es
(eben!) und grim104. Was die ›ZM-Gang‹ auf da noch? Klar, die ›Antilopen Gang‹, die
ihrer zweiten wie auch auf der ersten Platte immer alles genau so sagt, wie sie es meint,
textet, ist nicht weit von dem entfernt, was und dabei so unbequem wie Volker Pispers
Hagen ›Liebe‹ Rether seit Jahren von seinem ist. Und der Berliner Rapper Audio88, dessen
Schimmel-Flügel herunterquatscht: ›Was für letztes Album den frechen Titel ›Sternzei-
eine Zeit, um am Leben zu sein‹ wird da chen Haß‹ trug, könnte bürgerlich gut und
beschworen – und von einer Vergangenheit gerne Urban Priol heißen. Und so weiter. Herr
gesprochen (›Das ist noch gar nicht lange im Himmel: Es sind diese Leute ja tatsäch-
her!‹), die zu einem unbestimmten Zeitpunkt lich nicht dumm; sie lesen die Taz, ›Konkret‹,
ins Jetzt gekippt sei. In dieser Gegenwart ›Jungle World‹ und manch einer vielleicht
herrsche ›endlich wieder Krieg‹, es gebe sogar dieses kleine Magazin hier. Sie begrei- nahen Gewerkschafter von morgen, die jetzt,
›retuschierte Plastikmenschen‹, eine ›Dikta- fen den Lesestoff schnell und basteln eigene in ihrer Jugend, noch eine irgendwie wilde
tur der Follower‹ – und mittendrin immerzu Verslein daraus. Ihnen reicht es nicht, im Zeit im Untergrund haben wollen. Wer die-
›ich‹ und ›du‹ und v.a., wie bei Rether: ›wir‹. klassischen Battle-Rap ein imaginäres Ge- ses Publikum wirklich ver-, ja zerstören und
Genau: Wir tragen Verantwortung für die genüber als ›Hurensohn‹ zu schmähen, nein, zerficken (wie gesagt: real talk) möchte, sollte
schlimmen Zustände, wir machen den ganzen sie zitieren sich lieber gegenseitig und klop- es statt mit Klageliedern vom herbeigere
deten Krieg mit etwas mehr Figurenrede
(wenn Kabarett, dann bitte Polt) versuchen –
und also unbedingt den Mut aufbringen, sich
mißverständlich zu äußern.«
Unaufgeregt existentiell
»Puneh Ansari ist die Texterin der Zivilisa-
tionsmüdigkeit«, heißt es einleitend auf Seite
eins des Buches »Hoffnun’« (erschienen bei
Mikrotext). Darin versammelt seien kurz
weilige Miniaturen, die die Wiener Autorin
Ansari zuvor auf Facebook veröffentlicht
habe, natürlich in typischer Social-Media-
Lingo gehalten. Hilfe, bitte nicht noch eine
Sammlung von Alltagsbeobachtungen, lako-
nisch dahergeschnodderten Haltungsbezeu-
gungen zu ohnehin belanglosen Themen,
denkt man (ich) unweigerlich – und wird
beim Lesen überrascht. Denn ob es nun One-
liner sind (»Ein Optimist würde sagen,
wenigstens sterben jetzt die Wespen aus«)
oder ob über längere Strecken mehr oder
minder vergnügt vor sich hin reflektiert wird:
Ansaris Ansatz ist immer ein poetischer.
Auch was die Sache mit der Zivilisations
müdigkeit angeht, kann Entwarnung gege-
ben werden: Statt von Großstadtbewohner
klischees, exaltierten Ernährungsticks und
Fragen der Eigentlichkeit liest man hier nüch-
terne Betrachtungen wie: »Facebook ist das
Kommunending des 21. Jahrhundert Alle
liken alles von Allen und sharen alles mit
Dreck mit, wir sehnen uns nach einer Strafe fen einander auf die Schulter. Wenn man die Allen als gäbe es keine Viren kein Aids u
für unsere Ignoranz, die doch bitte endlich A lben der Genannten durcheinander hört, kein Morgen. & dann wundern sie sich dass
in möglichst apokalyptischer Kopf-ab-IS- meint man fast, einer Folge ›Die Anstalt‹ die Geschlächtskrankheit SIE trifft ihr eigen
Ästhetik (bzw. ISthetik) über uns kommen beigewohnt zu haben. Ich weiß, ich weiß: fleisch & blut ihr liebstes hab & gut ihr
möge … Das wird aber, so viel kann ich ver- D epperter Antiamerikanismus wie bei macbook3000 Dann kommen sie plötzlich
raten, nicht passieren, denn wir sitzen Pispers findet sich auf ihren Platten nicht. drauf dass sie zu wenig Zeit mit ihrer Fami-
gemeinsam mit Hagen Rether, Testo und Doch ihre Pädagogik wendet sich an die SPD- lie verbracht haben und werden existenziell«.
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Und auch mit der leidigen Verklärung der aschinenverschrotter mit Herz für verkork-
M Doch es kommt noch rätseliger.
Kindheit und dem Lobgesang auf die Jugend ste künstliche Intelligenzen, will eine Ware Der Cartoonist Leonard Riegel, zu betrach-
weiß Ansari auf das Schönste aufzuräumen: reklamieren. Eine Beschwerdeo dyssee ten u.a. in dieser meiner Zeitschrift, schwört,
»man hat keine Wohnung keine gescheite beginnt, in Begleitung einer Truppe von dys- niemals den »Anton Reiser« des Karl Philipp
Privatsphäre man muss in Park gehen um funktionalen Robotern, die in ihrer Drollig- Moritz gelesen zu haben. Was aber steht dort
Drogen zu nehmen oder Sex zu haben oder keit wirken wie für Pixar gemacht, und führt nun wieder geschrieben? »Überhaupt pflegte
die sturmfreiheit abwarten.« Stimmt, so doll ihn schließlich zum Chef von TheShop. Im Anton in seiner Kindheit durch den Klang
war es halt damals gar nicht. Doll hingegen zweiten Strang folgt man dem Wahlkampf- der eigenen Namen von Personen oder
ist dieses Buch. Eine Empfehlung, auch für team von John of Us, der anstrebt, als erster Städten zu sonderbaren Bildern und Vorstel-
die facebooklosen Zivilisationsmüden. Android Präsident von QualityLand zu lungen von den dadurch bezeichneten
werden, und dabei rätselhafte Sympathien
für kommunistische Ideale e rrechnet.
Klings Stärke sind die Dialoge, die liegen
MUK, OK dem Kleinkünstler. An der literarischen
Finesse mangelt es noch. Überrascht hat
Marc-Uwe Kling (better known as Klein- mich der Nachhall des Romans, noch Tage
künstler mit Känguruh) hat einen Roman nach der Lektüre: Als ich etwa in der Zeitung
geschrieben: »QualityLand« (Ullstein), eine von Amazon-Zustellern las, denen zentral
satirische Science-Fiction-Dystopie. Darin gesteuerte Türschlösser selbständig öffnen,
haben die Algorithmen eines omnivernetz- dachte ich: Ach, das ist ja fast schon wie in
ten Turbokapitalismus die Herrschaft über- QualityLand. Und so erkenne ich an, daß
nommen, das System erkennt Wünsche, Kling die Auswüchse der Digitalgesellschaft
bevor sie entstehen: QualityPartner etwa konsequent fortgeschrieben hat. Ob er sich
weiß, wer zu dir paßt, TheShop weiß, was du mit seinem Sci-Fi-Sammelsurium aus dem
willst, bevor du’s selber weißt; der Beruf Beutel des Känguruhs freistrampeln kann,
deiner Eltern bestimmt nicht nur deinen ist allerdings fraglich, zumal er das Beutel-
sozialen Rang, sondern auch deinen Namen. vieh sich in einem rosa QualityPad reinkar-
Eine Riesentüte von Ideen kippt Kling über nieren läßt. Wie soll man den Roman also
seine wilde Mischung aus Romanhandlung, abschließend bewerten? Nun, in QualityLand
fiktiven Netzdokumenten und -kommentaren lautet die Antwort auf alle Fragen: o.k.
sowie Reiseführersequenzen; ein paar davon
egenständen veranlaßt zu werden. Die Höhe
G
oder Tiefe der Vokale in einem solchen
Neue seltsame Doubletten Namen trug zur Bestimmung des Bildes das
meiste bei. So klang der Name der Stadt
»Wenn ich meine Sexualität spüre, sollte ich Hannover beständig prächtig in seinem Ohre,
essen, meinte die Mutter. Am liebsten hätte und ehe er es sahe, war es ihm ein Ort mit
ich ihr geantwortet: Leider kann ich nicht in hohen Häusern und Türmen und von einem
einen Apfelkuchen hineinvögeln, aber natür- hellen und lichten Ansehen. Braunschweig
lich habe ich nichts gesagt.« Die Stelle, die schien ihm länglicht, von dunklerm Anse-
ich beim Wiederlesen von Wilhelm Genazinos hen und größer zu sein.« Verblüffend ähn-
»Falsche Jahre« (1979) gefunden habe, lich geht es bei Riegel zu: »Einmal träumte
erstaunt. Findet sich doch hier ein Nexus aus ich von Braunschweig«, heißt es da über einer
Penetrationswunsch und Apfelkuchen (»Ame- seiner Zeichnungen (vgl. TITANIC 06/10),
rican pie«) wieder, der zentraler und popu- man erblickt einen Schlafenden, in dessen
lärkulturell viel wirksamer in einer ameri- Traumvorstellung die unbekannte Stadt von
kanischen Sexkomödie aus dem Jahr 1999 fontänesprühenden Elefanten, nacktbusigen
vorkommt (»American Pie«). Wie ging das Frauen und einem Zeppelin bevölkert wird:
zu? Frappierende Fetischähnlichkeit von »Als ich dann hinfuhr, war ich enttäuscht.«
Frankfurter Angestellten und US-Teenagern? Denn das echte Braunschweig – man sieht
Gemeinsames Christenerbe, der Apfelkuchen es bei Riegel – ist natürlich viel langweiliger
als kulturell verfeinerte, sublimiert-versüßte als das geträumte. In den Worten des »Anton
Version des berühmten Apfels aus der Para- Reiser«: »Sie kamen durch viele enge Gassen,
(der Reiseführer selbst oder die biomechani- dieserzählung? Obwohl dieser Apfel im A lten vor dem Schlosse vorbei und endlich über
sche Hirn-Web-Schnittstelle »Ohrwurm«) Testament bekanntlich gar nicht namentlich eine lange Brücke in eine etwas dunkle
sind mir zu nah an Douglas Adams konstru- Erwähnung findet, sondern nur als »Frucht« Straße«, kurz: im Falle Braunschweig
iert. Anderes gefiel mir: Der Beruf der Inter- auftritt und somit wahlweise auch Zitrone, »täuschte ihn seine Namensdeutung sehr«.
Zeichnungen: Tex Rubinowitz
netkommentatorin, die nur noch miteinander Zwetschge oder Kokosnuß hätte sein können? Weil aber zwischen Karl Philipp Moritz und
agierenden Fake-Bots, die FeSaZu-Ernährung Oder war es schlicht so, daß der amerikani- Leo Riegel nicht zwanzig Jahre liegen wie in
(»Reinheitsgebot: 1/3 Fett, 1/3 Salz, 1/3 Zucker«) sche Drehbuchautor Adam (!) Herz in seiner der verwandten Causa Genazino / »Ameri-
oder die Shopping roboter, deren einzige Jugend Genazino gelesen hat (dessen »Falsche can Pie«, sondern mehr als zweihundert,
Daseinsbestimmung es ist, die Wirtschaft Jahre« aber anscheinend gar nicht übersetzt dürfen Sie, liebe Leserin, lieber Leser, über
durch permanenten Tinnefkonsum zu stär- worden sind – während hingegen »Ein diesen zweiten Fall von künstlerischer Tele-
ken. Und zwischen all dem Sci-Fi-Geklingel Regenschirm für diesen Tag« auf englisch pathie noch sehr viel kräftiger staunen als
buhlen auch noch zwei Handlungsstränge recht drollig mit »The shoe tester of Frank- über den ersten. Lösen werden wir sie leider
um Aufmerksamkeit: Peter Arbeitsloser, furt« betitelt ist)? beide nicht.
01/18 51
Und wenn sie nicht gestorben sind …
… werden sich
der sagenhafte
Yeti und die
einzigartige
Neandertalerin
über kurz
oder lang
zwangsläufig
bei Parship
kennenlernen
alles antatschen
nichts kaufen
in den Stadtpark
kacken
und an jedem
Hauseck
häßliche
Höhlenmalerei
52 01/18
01/18
53
Rud i Hu rzl m ei er
Triumph des Scheißdreckschauens
M
itte dieses Jahres startete auf Tele 5 die
fünfte Staffel eines Formats, in dem
Oliver Kalkofe »Die schlechtesten Filme
aller Zeiten« präsentiert und dabei wenn man will, Anspielungen auf klassische Dramen-
unnachgiebig tönt, wie schlecht selbige seien. stoffe genauso finden kann wie grellsten Trash.«
Staunen macht in ähnlicher Manier der bald völlig Wenn man schon mal eine beliebige Darbietung auf
verkommene Online-Journalismus: Trash-TV- dieser Weltbühne gesehen hat, dann kann man, wenn
Kritiken sorgen im Internet für Klicks en masse. man will, erahnen, wie ein menschliches Herz gestal-
Besonders »Spiegelonline«-Leser, es gibt sie noch, tet sein muß, damit es sich erwärmt, wenn Opfer
scheinen Denker zu lieben, die Scheißdreck schauen kranker Unterhaltungsmacher in dampfenden Tier
und dann schreiben, daß der Scheißdreck Scheißdreck innereien nach gelben Plastiksternen fischen. Man
ist. So avancierte auf der Homepage des Hamburger kennt’s aus klassischen Dramenstoffen.
Blödelblättchens die freie Autorin Anja Rützel zur Rützels Rezensionen sind populär, weil sie dem
wohl berühmtesten, weil aufdringlichsten Vertreterin Schwachköpfigen Akzeptanz verschaffen, weil sie den
dieses Scheißdreckjournalismus. Intensivkonsumenten das eventualiter ja doch noch
Zu den Gegenständen ihrer Besprechungen zählen vorhandene letzte Stückchen schlechten Gewissens
»Die Bachelorette«, »Promi Big Brother« und etwas, nehmen, indem sie den Irrglauben stärken, es existiere
das man »Sommerhaus der Stars« genannt hat – laut eine Rechtfertigung, Vorführung und Selbsternie
Rützel »extrem gut gemachter Trash«, dessen »Drama drigung fremder Menschen sektsaufend auf dem Sofa
turgie angenehm unaufdringlich« sei, könne der zu verfolgen. Rützel: »Man muß sich nach einem halb-
Zuschauer doch »einfach wie in einer gut sortierten garen ›Dschungelcamp‹ und einem komplett vergeigten
Zoohandlung unbehelligt und in aller Ruhe in das ›Global Gladiators‹ nicht dafür schämen, daß man froh
Gehege mit den verhaltensauffälligen Siffhamstern ist, Gigantin Helena Fürst wiederzusehen.« Doch.
schauen und sich an ihren Kapriolen erfreuen«. Die Allein: Warum tut sich die Frau das alles an? Weil
Urteile der 44jährigen, so lehrt uns ein schwärmender Rützel, die Mitglied beim FC Bayern ist, wo alle
Linus Volkmann im »Kaput Mag«, werden »im Nach- Gewinner weilen, die über Versager nur so müde
klapp oft mehr gefeiert als die Sendungen selbst«. lächeln können wie über Gesetze, weiß, wie man
Mit Überschriften wie »Triumph der kackenden verkauft. Ihr Personenprofil auf www.gruenderszene.
Ente« (Artikel zur Affentanzshow »Let’s Dance«) hat de – wer da ein Profil hat, kennt den Teufel persönlich
sich Rützel eine eigene, dünkelhafte Klientel ertextet, – informiert: Redakteurin und Kolumnistin der
die sich über diese Proleten erhaben wähnt, die der »Financial Times« war sie und zudem als Mitgründerin
Ente mit Feuereifer beim Kacken zusehen oder gar verantwortlich für das Magazin »Business Punk«, das
selbst die kackende Ente sind. Rützel ist deren Sprach- kotzblattgewordene »Schaffa, schaffa, Häusle baua«
rohr, das Mietmaul jener, die glauben, man könne schwäbischer Berliner.
»Schwiegertochter gesucht« ironisch schauen. Friede- Und verkauft hat sie: Ihr Buch »Saturday Night
mann Weise hat es in seinem Lied »Was sind das« längst Biber« zum Beispiel, in dem sie lustige Tiergeschichten
richtiggestellt: »Du kuckst das nicht ironisch, du schildert, weil das Sujet »Tiere« in allen Zielgruppen
kuckst das genau so wie RTL will, daß du das kuckst.« hervorragend getestet hat. Für dieses Werk, so liest
man bestürzt im Meedia-Interview, hat Rützel einen
Kurs im Falkenausstopfen »aus echtem Interesse«
besucht: »Das war schon ganz ernst gemeint. Eigent-
lich war es eine persönliche Challenge.« So unbe-
denklich kann der Konsum von »Germany’s Next Top
Model« nicht sein, färbt das Vokabular doch offensicht-
lich ab.
Wer mit Ungeheuern kämpft, der mag zusehen, daß
er dabei nicht zum Ungeheuer wird, und wenn du lange
ins Trash-TV blickst, blickt das Trash-TV auch in dich
hinein. Der Antrieb, den es braucht, um regelmäßiger
Kritiker und Versteher IQ-senkender Produktionen
dieses Schlags zu sein, ist dieselbe stupide Gier nach
Doch wer Scheißdreck schaut, der will natürlich
Aufmerksamkeit, Klick- und Verkaufszahlen, die andere
nicht Scheißdreckschauer gerufen werden, weshalb
ins Big-Brother-Haus treibt. So verläuft in diesen
nicht wenige allen Ernstes behaupten, es sei Interesse
Bereichen nur ein sehr schmaler Grat zwischen Rich-
an Sozialpsychologie und nicht blanker Voyeurismus,
Cornelius Oettle
54 01/18
Neueste Ausgabe
EXTRA:
Moritz-von-
Uslar-Poste
KORREKT
r
Das Forum für Mensch und Meinung
Ildikó von Kürthy Thomas D & Smudo
(geb. 20.01.68) (geb. 30.12.68
& 06.03.68)
DJ Bobo
(geb. 05.01.68)
Verona Pooth
(geb. 30.04.68)
Michael Stich
(geb. 18.10.68)
Die
Schatten-
seiten hallu
- DAS ist das
zinogener
Drogen und schreckliche
Erbe der 68er!
freier
Liebe:
SPRECHSTUNDE Sorry, aber du bist nicht b
erechtigt,
N E U E S AU S D E R
WISSENSCHAFT
BEI KINDERARZT Laut einer Studie diesen Beitrag zu lesen.
DR. HÜHNCHEN geben 97 Prozent Warum probierst du nicht eine Suche nach etwas
anderem? Nach einem verschollenen U-Boot zum
aller Passanten an, Beispiel oder einer Injektionsnadel im Heuhaufen?
zu Fuß zu gehen. Einem Ausbildungsplatz in der Glücksspielindustrie
oder deinen aus den USA eingewanderten Vorfah-
ren? Einer neuen Identität oder einem Bund Lauch-
Lediglich 3 Prozent zwiebeln, bei dem das Grüne noch nicht zerknickt
und matschig ist. Du könntest einen vergrabenen
behaupten, Schuhe Raubgoldschatz suchen, einen neuen Zahnarzt
zu fahren. oder endlich das Weite – Hauptsache, raus aus
diesem Beitrag jetzt, du hast hier nichts zu suchen!
56 01/18
Schenken nach KORREKT-Ausgehtip:
Weihnachten Hier gibt’s was auf die Ohren
KORREKT
Vorschlag des Monats Hesseneck, Frankfurt-Bockenheim.
Nach Eddie fragen!
Der »Das schenk’ ich mir – unangenehme Termine ________________________
2018 stornieren«-Kalender Wertung: 1 von 2 Löffeln kaputt
Í Die
Sex-
MEDITATION
UND MARKT
Weihnachten als Prozeß
Man muß sich die jährliche Betriebsweihnachtsfeier wie die klassische Alte-Weiße- meinung
Männer-Kolumne zur #MeToo-Debatte vorstellen: Beides ist in Deutschland unvermeidbar.
mit Dax Werner Auch bei uns im Coworking-Space. Obschon ich das Konzept für überholt hielt – immerhin Diesmal:
gehen mir als Gründer dadurch mit Ausnüchterung 1,5 Arbeitstage pro Arbeitnehmer Angela Merkel (2005ff)
flöten –, eines war klar: Wir wollten den Weihnachtsstiefel dieses Jahr anders runterspie- über
len. Heißt: kein Live-Cooking-Event, kein Après-Ski in der Skihalle Neuss. Wir wollten das
Ding Mike-Meiré-Style rocken. Sex und Streß
Zwar reagierte das Orgateam verhalten auf meinen Vorschlag, daß sich angesichts der
aktuellen Sexismus-Debatte alle Männer des Teams als Frauen verkleiden sollten und vice »Die Kanzlerin
versa (Stichwort Sensibilisierung), aber hier vertraute ich ebenso auf mein Bauchgefühl schweigt«, »Merkel
wie beim Booking des musikalischen Rahmenprogramms: Mambo Kurt, der schon seit den sitzt aus« – plapper-
90ern wie kein Zweiter an der Heimorgel abliefert. Perfekt für das zeitgeistige Motto plapp. Wenn ich
(»Rückzug ins Private«), das ich für das Fest ausgegeben hatte.
»abtauche«, schäle
»Alles swaggy bei euch?« begrüßte ich das Team im Multifunktionssaal, begleitet von ich nicht Kartoffeln
Mambo Kurt, der eine »Wind of Change«-Variation klimperte. Der Vibe inspirierte mich
oder kommentiere –
zum Impulsvortrag »Werners Vision 2020«, den IT-Rolf spontan mit Ölfarben-Visuals am
Overheadprojektor unterstützte. Als ich den Vortrag mit den Worten »Laßt uns 2018 wie etwa der
gottverdammt rocken!« abschloß und in die müden Gesichter all der befristeten und Kollege Seehofer –
verkleideten Fraukes und Franjos blickte, wurde mir klar: Weihnachten ist kein Fest, anonym bei Faz.net
sondern ein Prozeß. Einen geilen Prozeß und guten Übergang wünscht: Ihr Dax Werner. herum; nein: wenn
Sie, liebe Bürge-
rinnen und Bürger,
mich mal »nicht
SCHÖNE VERSPRECHER Kubitscheks Ziegen erreichen können«,
dann lebe ich meine
Helene-Fischer- statt: Helene-Fischer- Hitler hatte Helfer, Gärtner, Frauen – Götz
Cumshot Konzert Kubitschek hat Ziegen. KORREKT stellt die Sexualität aus. Mit
________________________________________ Vorzeigepaarhufer der neuen Bewegung vor. meinem Gatten oder
Sonntagshure statt: Sonntagsruhe unterwegs halt solo
________________________________________
Joghurt und Arsch statt: Joko und Klaas
HEUTE: mit dem Gerät. Für
________________________________________
Ficken! statt: Fun ist ein Stahlbad.
Jägersoße Ihre Wohnung als
Wandtattoo: »Nur
Die Vergnügungs- Blut ist dicker als Wasser, eine befriedigte/r
industrie verordnet Jägersoße aber schlägt alles: Kanzler/in ist ein/e
es unablässig. hick, hack, zerhumm.
gute Kanzler/in«.
Strengziege Jägersoße ist eine emanzipierte
Tierperson: Mit ihrem Achselhaar würgt sie Das heißt nicht, daß
MEMES ZUM AUSSCHNEIDEN Araber und würzt ihre Suppen. Die bestehen ich dadurch alles
meist aus – Überraschung: Arabern, die sie richtig mache und
beim Betriebssport im VEB Würzmasse Sie mit meiner
kennenlernt (Tarnung) und geschickt um ihre Politik einverstan-
stählernen Hüften (fünf Bandscheibenvorfälle, den sein müssen –
allein seit Jupiter wieder leuchtet) zu wickeln aber ich handle
vermag. Großvaterziege Helmut und die drei
bedacht, ohne Streß
Gerdas hält sie mit der Kraft eines riesigen
Kochtopfs am Leben, um eines fernen Tages und rational.
ihre Gehirne in die Körper der Verführten Orgasmuspflicht für
einzupflanzen. Bis dahin spielt sie Kniffel mit alle Amtsträger/
dem artfremden Dinosaurier-Halbcousin und innen!
ehemaligen FAZ-Redakteur Lorenz Jäger; Ihre AM
Zusammenhalt stiftet Frischkäse, Bindemittel
Nummer eins im Osten. Jägersoße ist ein
bißchen irre und schaut immer geradeaus Korrekte Beiträge von:
(sog. Wendekreisproblematik bei Blickstarre). Nora Backhaus, Leo Fischer, Elias
Sie erfreut sich aber großer Beliebtheit beim Hauck, Michael Höfler, Moritz Hürtgen,
Volk – gerade wegen ihrer teils erratischen Adrian Schulz, Tanja Schmid, Daniel
Sibbe, Dimitri Taube, Mark-Stefan
Strenge und Unzugänglichkeit. Tietze, Dax Werner, Valentin Witt
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01/18 59
Season II: DAS BLUTROTE HAUS
In Merzig, Saarland, steht ein Haus, dort wohnt ein Spuk von schlimmem Graus…
Lange, lange ging es gut: Oskar Lafontaine, der beste Freund von Exkanzler
Gerhard Schröder, hatte eifrig gespart (Hartz IV) und bewohnte eine bescheidene,
gutbürgerliche Villa bei Saarlouis. Doch dann trat Sahra Wagenknecht, eine Frau,
in sein Leben. Im Jahr 2012 bezog das Paar ein altes, rotes Haus in Merzig. Erster unheimlicher Vorgang: Lafontaine
Der Legende nach verlor schnell viel Gewicht.
wurde es in längst
vergessenen Zeiten
von einem alten
Wehrmachtsgeneral
bewohnt. Aber über
den verdächtig
niedrigen Kaufpreis
machten sich die
beiden jungen
Verliebten keine
Gedanken…
Komm Schatz,
wir fahren nach Hause. Ich
habe das Gefühl, unser Haus
ruft nach mir.
Der Schlüssel zu
meinem Herzen: Sahra
bekommt den Zweitschlüssel. Du böser, böser
Bitte nicht verlieren! Eigentümer, hihihi.
60 01/18
Hast du das
Im kleinen, roten Haus: mit der schrecklichen
Gauland-Krawatte
gehört?
Nicaragua-Kaffee
ist fertig, Darling!
Wie möchtest
du ihn?
Schwarz mit
Stutenmilch,
mein Hengst!
Aus
TITANIC 11/2017?
Nein.
!
A RZ
KN
Hihihi,
trink aus, Soldat!
Und so machen sich die beiden entgeistert auf, um Doch an Bord der MS Reichensteuer ändert auch
den mysteriösen Spuk zu besänftigen. Oskar seinen Kurs.
Gregor, wenn Lauter Linke hier!
wir Bötchen fahren – schön und Ich halte mal lieber die Hand
gut. Aber müssen denn alle über mein I-Phone.
Flüchtlinge…
01/18 61
Und auch Oskar hat derweil genug vom ewigen linken Diskurs. Auf dem Weg ins traute Heim.
Alors:
Kopf umdrehen!
Ich bin stolz
und gerührt,
Kameraden.
Die ganze Partei »Die Linke« betrauert ihren Verlust.
Komm, wir
müssen als erste Du willst das
Psst! Jetzt nicht am Buffet sein. Buffet vergiften? Ich hab
lachen, Sahra. aber Hunger!
Irgendwas stimmt
hier nicht, ich stell mich
mal lieber weg von
den beiden.
Whuaaahahaha,
Ende.
01/18 63
64 01/18
01/18
65
Hauck & Bauer, Hurzlmeier, Rattelschneck
Gagveteran
Michael Ziegelwagner
will den Weltfrieden
per freiwilliger Selbst
kontrolle kroatischen
Stils erzwingen.
Die Bellizisten der
Redaktion können
das natürlich nicht
schlucken.
Merkel begeistert:
Neue Kryptowährung im Umlauf
oben
b gesch ndem
A e
atm l!
wg. tzdecke
Wi
Für 800 000
Flüchtlinge zahlen
wir Ihnen
drei Milliarden
Euro.
Jetzt
aber Heft-
abbruch!
Leo Riegel
66 01/18
21. Jahrhundert ist,
wenn man trotzdem lacht
Für Leser
mit Humor
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