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Arbeitssicherheit & Gesundheitsschutz

Online-ernlehrgang für Unternehmer/-innen

Fortbildung Gesundheit im Betrieb


Übersicht über die Betreuungsformen

Die folgende Abbildung gibt eine Übersicht über die betriebsärztlichen


und sicherheitstechnischen Betreuungsformen nach der Anzahl der
Beschäftigten.

Kostenlose Infoline 0800 1013742 Telefonisch sind wir Montag bis Freitag von 8:30 bis 15:30 Uhr für Sie erreichbar.
Seite | Inhalt

4 | Unser Fortbildungsangebot „Gesundheit im Betrieb“


6 | Gesundheit – unser wichtigstes Kapital
10 | Gesundheit im Betrieb – systematisch geplant und organisiert
16 | Mit Sicherheit gesund – alle machen mit
20 | Psychische Belastungen – ein Thema für den Kleinbetrieb?
24 | Ideentreffen – einfach und effektiv
24 | PegA-Team
25 | Die Gesundheitsschutzprofis – wenn Sie Beratung benötigen
25 | Das Kompendium Arbeitsschutz

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Arbeitssicherheit & Gesundheitsschutz Fortbildungsheft | Gesundheit im Betrieb

Unser Fortbildungsangebot
„Gesundheit im Betrieb“

Sie gehören zu den Unternehmerinnen und Unternehmern, die sich


für die alternative bedarfsorientierte Betreuung entschieden und
den Fernlehrgang erfolgreich abgeschlossen haben. Das heißt: Sie
haben bereits Zeit und Energie investiert, um die Arbeitsbedingun-
gen in Ihrem Betrieb zu verbessern und damit Sicherheits- und Ver-
antwortungsbewusstsein bewiesen. Vielleicht haben Sie auch schon
eine Fortbildung absolviert und fragen sich, warum Sie wieder teil-
nehmen sollen.

Die folgenden drei Gründe sprechen für


Ihre Teilnahme:
➊ Sie bleiben in Sachen Arbeitssicherheit
und Gesundheitsschutz auf dem Laufen-
den.
➋ Ihr Betrieb ist gut auf eine Kontrolle,
z. B. durch die Aufsichtsbehörden,
vorbereitet.
➌ Sie kommen Ihrer rechtlichen Verpflich-
tung* nach. Das alternative bedarfsorien-
tierte Betreuungsmodell fordert eine
regelmäßige Fortbildung spätestens
nach 5 Jahren.

Auch wenn Sie nur einen Mitarbeiter oder eine


Mitarbeiterin haben, ausschließlich Aushilfskräfte
beschäftigen oder ein kleines Familienunternehmen
betreiben, ist Gesundheit im Betrieb ein Thema für Sie. Denn
Gesundheit zu planen und systematisch zu organisieren ist keine
Die BGHW unterstützt Frage der Unternehmensgröße, sondern eine wesentliche Vorausset-
Sie bei der Erfüllung Ihrer zung für sicheres Arbeiten und gesunde, motivierte und leistungs-
gesetzlichen Pflichten. fähige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.

* siehe Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) und DGUV Vorschrift 2


„Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit˝

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Fortbildungsheft | Gesundheit im Betrieb Arbeitssicherheit & Gesundheitsschutz

Ob wir uns wohlfühlen und mit unserem Leben zufrieden sind,


daran hat auch die Arbeit einen großen Anteil. Wer Vollzeit
beschäftigt ist, verbringt durchschnittlich fünf Tage in der
Woche bis zu acht Stunden täglich bei der Arbeit – die
Wege zum und vom Arbeitsplatz nicht mitgerechnet.
Als Unternehmer oder Unternehmerin investieren
Sie noch wesentlich mehr Zeit in Ihren Betrieb.

Ein Grund mehr, sich für die Fortbildung zu entscheiden


und das Heft „Gesundheit im Betrieb“ durchzuarbeiten.
Es informiert Sie darüber,
! was Gesundheit eigentlich bedeutet und dass
man auch am Arbeitsplatz etwas dafür tun kann,
! wie sich Gesundheit im Kleinbetrieb organisieren
lässt und was sich hinter den Begriffen Gesund-
heits- und Eingliederungsmanagement sowie
Gesundheitsförderung verbirgt,
! wie psychische Belastungen am Arbeitsplatz
entstehen und welche vorbeugenden Maß-
nahmen Sie treffen können,
! dass Gesundheitsförderung nicht nur etwas
für Großbetriebe ist und
! wie Sie Ihre Mitarbeiter/-innen dazu motivieren,
neue Ideen einzubringen und diese im Betrieb
umzusetzen.

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Arbeitssicherheit & Gesundheitsschutz Fortbildungsheft | Gesundheit im Betrieb

Gesundheit –
unser wichtigstes Kapital
Gesund, aktiv und fit zu sein, möglichst bis ins hohe Alter, das
wünscht sich jeder. Doch was bedeutet Gesundheit eigentlich, wie
lässt sie sich erfassen oder beschreiben? Viele wissenschaftliche
Untersuchungen haben sich schon mit diesem Thema beschäftigt.

Diese kommen zu dem Schluss, dass Gesundheit nicht nur heißt an


keiner Krankheit oder chronischen Schmerzen zu leiden, sondern auch
! Stärke, Energie und Lebensfreude zu besitzen,
! körperlich und geistig fit zu sein,
! Kreativität und Motivation zu zeigen,
! sich wirkungsvoll regenerieren und erholen zu können sowie
! belastbar zu sein und Herausforderungen und
Lebenskrisen zu bewältigen.

Natürlich ist dies nur eine Auswahl und Gesundheit eine subjektive
Empfindung, die sich aus dem körperlichen, psychischen und sozia-
len Wohlbefinden zusammensetzt. Außerdem gibt es vielfältige Bei-
spiele von Menschen, die mit einer chronischen Krankheit
leben, sich dennoch wohlfühlen und kreativ, motiviert
und leistungsfähig sind.

Eines lässt sich jedoch allgemein festhalten:


Andauernde und chronische Erkrankungen,
Berufsunfähigkeit oder Frühberentung
beeinträchtigen die Lebensqualität.

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Fortbildungsheft | Gesundheit im Betrieb Arbeitssicherheit & Gesundheitsschutz

c
Und was verbinden Sie mit Gesundheit? Vielleicht fällt ab
Ihnen noch etwas zu diesem Thema ein, was Sie gern
notieren möchten. Hier haben Sie die Möglichkeit dazu:

Unsere Gesundheit hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab.


Einige davon lassen sich beeinflussen, andere nicht. An unseren
Genen und Veranlagungen können wir nichts ändern, aber
an unserer Lebenseinstellung und unserem Lebensstil,
indem wir positiv denken, uns gesund ernähren,
ausreichend bewegen und dafür sorgen, dass
sich unser Leben im Gleichgewicht befindet.

Wir haben es bereits erwähnt: Arbeit ist ein


elementarer Bestandteil unseres Lebens.
Und hier kommen Sie als Arbeitgeber oder
Arbeitgeberin ins Spiel, denn Ihre Aufgabe
ist es dafür zu sorgen, dass Arbeit nicht
krankmacht und die Gesundheit Ihrer
Beschäftigten gefördert wird. Nehmen Sie
sich Zeit für dieses Thema, es lohnt sich –
nicht nur für Ihre Beschäftigten, auch für Sie,
Ihre Familie und nicht zuletzt den Betrieb.

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Arbeitssicherheit & Gesundheitsschutz Fortbildungsheft | Gesundheit im Betrieb

Beginnen Sie gleich damit und überlegen Sie, wie Arbeit sich Ihrer Mei-
nung nach auf den Menschen auswirken kann – positiv und negativ.
Vielleicht kommen Ihnen auch schon Ideen für den eigenen Betrieb.
Wo gibt es Änderungsmöglichkeiten oder Stellhebel, an denen Sie
ansetzen können, um negative Auswirkungen zu verhindern? Weitere
Anregungen finden Sie in der Grafik auf der folgenden Seite.

Arbeit und Gesundheit


gehören zusammen: Eine Positiv oder negativ – was beeinflusst Sie bei der Arbeit?
gut und sicher gestaltete
Arbeit hilft dabei, gesund
zu bleiben und Gesundheit positiv negativ
ist eine wichtige Voraus- Termindruck
setzung dafür, gute Arbeit
leisten zu können. Anerkennung

schlechte Lichtverhältnisse

Lärm

soziale Kontakte

Weiterentwicklung

Im Kapitel „Mit Sicherheit gesund“ erfahren Sie mehr darüber, wie Sie
und Ihre Beschäftigten mit typischen Belastungen im Arbeitsalltag
umgehen können.

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Fortbildungsheft | Gesundheit im Betrieb Arbeitssicherheit & Gesundheitsschutz

So kann Arbeit den Menschen beeinflussen:

Positive Einflüsse Negative Einflüsse

! Anerkennung ! Unter-/Überforderung

! Selbstwertgefühl ! Termindruck

! Kompetenzerwerb ! schlechte Beleuchtung

! Weiterentwicklung ! Hitze, Kälte

! Tagesstruktur ! Monotonie

! Orientierung ! Langes Stehen, Sitzen

! soziale Kontakte ! Lärm

! Aktivität ! Konflikte

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Arbeitssicherheit & Gesundheitsschutz Fortbildungsheft | Gesundheit im Betrieb

Gesundheit im Betrieb –
systematisch geplant und organisiert
Betriebliches Gesundheits- Unternehmer und Unternehmerinnen sind gesetzlich dazu verpflich-
management (BGM) heißt: tet, die Arbeit in ihrem Betrieb so zu gestalten, dass sowohl das kör-
• gesunde Verhaltensweisen perliche als auch das psychische Wohl aller Beschäftigten gewährleis-
am Arbeitsplatz fördern tet ist. Keine leichte Aufgabe, insbesondere für kleine Betriebe. Aber
• systematisch planen es gibt eine Lösung! Als Unternehmer oder Unternehmerin wissen
• organisieren und umsetzen Sie, dass sich ein Unternehmen nur mit Planung und Organisation
• vermeidbare Belastungen erfolgreich führen lässt. Und was für den Einkauf, die Lagerhaltung
abbauen und den Einsatz von Personal gilt, lässt sich auch auf die Gesundheit
im Betrieb anwenden. Eine gute Organisation der Gesundheit im
Betrieb, das sogenannte Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM),
hilft Ihnen dabei, die vielfältigen Anforderungen zu bewältigen.
Damit sich alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und natürlich auch
Sie selbst und im Betrieb mitarbeitende Familienangehörige bei der
Arbeit wohlfühlen und sie gerne ausführen.

Aber nicht nur Arbeitgeber oder Arbeitgeberin haben Pflichten


zu erfüllen, auch die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
müssen einen Beitrag leisten. Beispielsweise
durch konsequentes gesundheitsbewusstes
Verhalten im Betrieb und indem sie auch
zu Hause in der Freizeit etwas aktiv für
ihre Gesundheit tun. Sind die Beschäf-
tigten rundum fit, kommt dies letzt-
lich wieder dem Betrieb zugute.

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Fortbildungsheft | Gesundheit im Betrieb Arbeitssicherheit & Gesundheitsschutz

Das BGM führt verschiedene Ansätze aus den Bereichen Sicherheit


und Gesundheit im Betrieb zusammen. Bevor wir im folgenden Ab-
schnitt näher auf das BGM eingehen, stellen wir Ihnen zwei Unter-
nehmer und eine Unternehmerin vor, die in ihrem Kleinbetrieb Maß-
nahmen im Bereich Gesundheit durchführen.

Beispiel A: Herr Wagner betreibt einen Importhandel mit technischen


Geräten. In letzter Zeit kam es vermehrt zu Beschwerden wegen
verspäteter Lieferungen, was sich negativ auf das gesamte Betriebs-
klima auswirkte. Im Gespräch mit seinen Beschäftigten erfährt der
Unternehmer, dass diese sich nicht genügend informiert fühlen.
Er nimmt sich vor, die Aufgabenverteilung besser zu organisieren
und seine Angestellten mit ausreichend Informationen zu versorgen.
Außerdem plant er, zusammen mit seinen Beschäftigten ein Stress-
bewältigungsseminar zu besuchen.

Beispiel B: Herr Neuer ist 59 und seit 20 Jahren bei der Fa. Herrmann,
einem Großhandel für Autozubehör, angestellt. Nach seiner Band-
scheibenoperation kann er keine acht Stunden mehr pro Tag arbeiten.
Er möchte aber unbedingt weiter im Betrieb bleiben und der Betriebs-
inhaber will das Know-how des erfahrenen Mitarbeiters nicht missen.
In einem intensiven Gespräch wurde eine Lösung gefunden: Herr
Neuer wird künftig so viele Stunden am Tag arbeiten, wie er es ge-
sundheitlich schafft, und der Chef stellt bei Bedarf Aushilfskräfte ein.

Beispiel C: Frau Herb betreibt eine Tankstelle mit Café und Shop.
Ihre als Ersthelferin ausgebildete Mitarbeiterin wird bald in
den Ruhestand gehen. Der im Betrieb mitarbeitende Sohn ist
sofort damit einverstanden, als Ersthelfer ausgebildet zu werden.

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Arbeitssicherheit & Gesundheitsschutz Fortbildungsheft | Gesundheit im Betrieb

So organisieren Sie Gesundheit in Ihrem Betrieb:


drei zentrale Bausteine des Betrieblichen Gesundheitsmanagements

Arbeitssicherheit und Gesund- Betriebliches Eingliederungs-


heitsschutz (verpflichtend management (verpflichtend
nach Arbeitsschutzgesetz) nach Sozialgesetzbuch IX)
Maßnahmen: Mögliche Maßnahmen:
Betriebliches
• Gefährdungsbeurteilung Gesundheits- • Festlegung gemeinsamer Ziele
• Unterweisung management • stufenweise Wiedereingliederung
• ergonomische • Arbeitsplatzanalyse
Arbeitsplatzgestaltung • Anpassung von Arbeitsplatz
• ... und/oder Vertrag
• ...

Betriebliche Gesundheitsförderung (freiwillig)


Mögliche Maßnahmen:
• Rückenschule
• Betriebssport
• Mitarbeiterbefragung/-workshops
• Gesundheitszirkel
• ...

Ein Element haben Sie bestimmt sofort erkannt: Arbeitssicherheit und


Gesundheitsschutz. Wie Sie wissen, sind diese Maßnahmen vom Ge-
setzgeber vorgeschrieben.

Beim Betrieblichen Eingliederungsmanagement (BEM) geht es darum,


mit geeigneten Maßnahmen Arbeitsunfähigkeit zu überwinden, Fehl-
zeiten zu vermeiden und kranke Mitarbeitende wieder in den Betrieb
einzugliedern. Auch dazu sind Unternehmer/-innen gesetzlich ver-
pflichtet.

Die Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) umfasst alle gemeinsa-


men Maßnahmen von Arbeitgebern, Beschäftigten sowie der gesamten
Gesellschaft zur Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden am
Arbeitsplatz und stellt eine freiwillige Leistung dar.

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Fortbildungsheft | Gesundheit im Betrieb Arbeitssicherheit & Gesundheitsschutz

Schauen Sie sich die drei Beispiele auf Seite 11 noch einmal an und ent-
scheiden Sie nun, in welchen Bereich – Arbeitssicherheit und Gesundheits-
schutz, Gesundheitsförderung oder Eingliederungsmanagement – sich
die Maßnahmen der beiden Unternehmer bzw. der Unternehmerin
einordnen lassen. Die Lösungen finden Sie auf Seite 14.

c
Beispiel A ab

Beispiel B

Beispiel C

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Arbeitssicherheit & Gesundheitsschutz Fortbildungsheft | Gesundheit im Betrieb

Lösungen zu den Beispielen auf Seite 11

Beispiel A: Herrn Wagners Maßnahmen betreffen gleich zwei Bereiche.


Er hat im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung erkannt, dass seine Mit-
arbeiter an der Hotline besonderen Belastungen ausgesetzt sind und ergreift
entsprechende Maßnahmen: bessere Organisation der Arbeit, Kommunika-
tion und Information seiner Beschäftigten. Mit dem Stressbewältigungs-
seminar hat er eine Maßnahme aus dem Bereich der Gesundheitsförderung
ausgewählt. Andere Beispiele hierfür sind: Konfliktmanagement, Raucher-
entwöhnungsseminare, Bewegungstraining, Ernährungsberatung oder ärzt-
liche Vorsorgeuntersuchungen. Über solche Maßnahmen zur individuellen
Gesundheitsförderung können Sie sich bei Ihrer Krankenkasse informieren.
(Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, Gesundheitsförderung)

Beispiel B: Eine Anpassung des Arbeitsvertrages und der Stellenbeschrei-


bung im gegenseitigen Einvernehmen ermöglicht Herrn Neuer, weiter
am Berufsleben teilzunehmen. Dabei handelt es sich um eine Maßnahme
des Betrieblichen Eingliederungsmanagements.

Beispiel C: Dies ist wieder eine Maßnahme des klassischen Arbeitsschutzes.


In Betrieben ab zwei ständig anwesenden Beschäftigten muss mindestens ein
ausgebildeter Ersthelfer oder eine ausgebildete Ersthelferin anwesend sein.
(Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz)

In diesem Kapitel haben Sie die drei zentralen Bausteine des BGM
und Beispiele dazu kennengelernt. Zu beachten ist allerdings, dass
einzelne Maßnahmen zur Gesunderhaltung der Mitarbeiter noch
keine umfassende Organisation und Planung von Gesundheit dar-
stellen. Dies erfordert eine konsequente und strukturierte Einbezie-
hung aller entsprechenden betrieblichen Maßnahmen. Wie Sie das
erreichen – rundum, systematisch, effektiv und sicher –, das erfahren
Sie im folgenden Kapitel.

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Fortbildungsheft | Gesundheit im Betrieb Arbeitssicherheit & Gesundheitsschutz

Rundum sicher organisiert – so geht's

Bestimmt erinnern Sie sich an die fünf Bausteine der betrieblichen


Arbeitsschutzorganisation, die Sie im Rahmen des Fernlehrgangs
kennengelernt haben und setzen Sie auch in Ihrem Betrieb um.
Wir haben sie noch einmal für Sie zusammengestellt:

Basis für eine gute Arbeitsschutzorganisation

➊ Arbeitssicherheit und Gesund- ➋ Gefährdungen ermitteln ➌ Planen, Organisieren


heitsschutz integrieren und beurteilen und Umsetzen

➍ Regelungen für Betriebsstörungen ➎ Kontrollieren und Verbessern


und Notfälle treffen

Die Bausteine bilden auch die Grundlage für eine erfolgreiche Orga-
nisation der Gesundheit im Betrieb. Dabei ist es egal, ob es um den
Einsatz von Arbeitsmitteln geht, Risiken beim Transport, Brandgefahr
oder arbeitsbedingte psychische Belastungen. Dass auch psychische
Belastungen zu ermitteln und zu bewerten sind, mag für Sie vielleicht
neu sein. Mehr zu diesem Thema finden Sie im Kapitel „Psychische
Belastungen“. Wichtig ist auch, dass Sie Ihre Mitarbeiter/-innen in alle
fünf Bausteine einbinden. Eine gute Kommunikation und die Weitergabe
von notwendigen Informationen sollten dabei selbstverständlich sein.

In den beiden folgenden Kapiteln beschäftigen wir uns näher mit


typischen Arbeitsbelastungen. Wir gehen darauf ein, was Sie als Unter-
nehmer bzw. Unternehmerin tun können und was Ihre Mitarbeiter/
-innen zum Thema Gesundheit im Betrieb beitragen können.

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Arbeitssicherheit & Gesundheitsschutz Fortbildungsheft | Gesundheit im Betrieb

Mit Sicherheit gesund –


alle machen mit

Heike und Werner Neumann sind beide 49 und Besitzer eines


Ladens für Schreibwaren, Büro- und Bastelbedarf. Sie haben
schon fünf Jahre keinen Urlaub mehr gemacht. Sie meinen,
dass der Laden ohne sie nicht läuft. Gerade sind sie dabei,
das Ladengeschäft zu modernisieren und den Onlineshop
auszubauen. Herr Neumann verbringt viel Zeit am Bildschirm
und macht sich Gedanken über die Zukunft seines Unter-
nehmens. Seit einiger Zeit leidet er an hohem Blutdruck und
ist leicht gereizt. Seine Frau hat den Ärger mit Lieferanten
und Handwerkern, ist für das Betriebsklima, die Mitarbeiter/-innen
und die meisten Arbeiten im Haushalt zuständig. Sie leidet an
chronischen Kopfschmerzen und sollte sich eigentlich etwas mehr
bewegen. Selbst die Wochenenden gehören meistens dem Betrieb.

Auch für den Unternehmer/die Unternehmerin sollten Erholung und


Ausgleich selbstverständlich sein. Das erreichen Sie beispielsweise
durch gute Selbstorganisation, Zeitmanagement und indem Sie Arbeiten
an Ihre Angestellten übertragen.

Die Tabelle auf der folgenden Seite beschreibt typische Arbeitsbelas-


tungen und was sich dagegen tun lässt – sowohl von den Unternehmern
und Unternehmerinnen als auch den Beschäftigten. Der untere blaue
Bereich führt Beispiele für gesundheitsförderndes Verhalten auf und
bezieht sich ebenfalls auf Beschäftigte und Unternehmer/-innen.

Bitte vervollständigen Sie die Tabelle auf Seite 18, indem Sie Ihr Wissen
und Ihre Ideen eintragen. Die Lösungen finden Sie jeweils auf Seite 19
um 180° gedreht.

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Fortbildungsheft | Gesundheit im Betrieb Arbeitssicherheit & Gesundheitsschutz

Typische Belastungen am Arbeitsplatz und


was Sie und Ihre Mitarbeiter/-innen dagegen tun können

Heben und Tragen Bildschirmarbeit,


überwiegend
sitzende Tätigkeit

Unternehmer/-in

• Transporthilfen bereitstellen • Bildschirmarbeitsplatz ergonomisch gestalten


• Waren ergonomisch günstig platzieren • Wechsel von Arbeiten mit und ohne Bild-
• Regelmäßig unterweisen schirm ermöglichen
• Wechselnde Tätigkeiten organisieren • Im richtigen Einstellen von Tisch und Stuhl
sowie dynamischen Sitzen unterweisen
• Untersuchung der Augen durch befugte
Ärzte anbieten und ggf. Bildschirmbrille
Mitarbeiter/-innen zur Verfügung stellen

• Transporthilfen nutzen und ggf. von • Bildschirmarbeit durch Bewegung unter-


Kollegen/Kolleginnen helfen lassen brechen, z. B. Gang zum Kopieren, Kollegen
• Richtig heben und tragen direkt aufsuchen statt E-Mails zu schreiben
• Entsprechende betriebliche • Dynamisches Sitzen praktizieren
Gesundheitsangebote nutzen • Treppe statt Aufzug benutzen
• Sich in der Pause bewegen
• Mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren

Gesundheitsförderndes Verhalten für alle

• Mit Sport und Bewegung in der Freizeit • Beschäftigung mit PC, Smartphone etc.
die Muskulatur stärken, z. B. Walken oder reduzieren
Schwimmen • Körperliche Aktivitäten an der frischen
• Rückenschule besuchen Luft ausüben
• Wann immer möglich, das Auto stehen lassen
und zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad fahren

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Arbeitssicherheit & Gesundheitsschutz Fortbildungsheft | Gesundheit im Betrieb

c Was können Sie und Ihre Mitarbeiter/-innen gegen die


ab folgenden Belastungen am Arbeitsplatz tun?

Überwiegend Hohes Arbeitsaufkommen,


stehende Tätigkeit verstärkte Arbeits-
intensität, Termindruck

Unternehmer/-in

Mitarbeiter/-innen

Lösung HIER KLICKEN Lösung HIER KLICKEN

Welches gesundheitsfördernde Verhalten


würde sich für alle anbieten?

Lösung HIER KLICKEN Lösung HIER KLICKEN

18
Fortbildungsheft | Gesundheit im Betrieb Arbeitssicherheit & Gesundheitsschutz

In der Online-Version
bleibt diese Seite frei.

19
Arbeitssicherheit & Gesundheitsschutz Fortbildungsheft | Gesundheit im Betrieb

Psychische Belastung –
ein Thema für den Kleinbetrieb?
Ist Ihre Antwort auf diese Frage ein klares „Nein“ und sind Sie der
Meinung, dass psychische Belastung ein rein persönliches Problem
Ihrer Beschäftigten darstellt und nicht in Ihren Zuständigkeits-
bereich fällt? Dann bedenken Sie bitte Folgendes: Mit psychischer
Belastung sind die Arbeitsbedingungen bzw. deren Einwirkungen
gemeint. Alle äußeren Einflüsse wie die Arbeitsaufgabe, die Abläufe
im Unternehmen und auch die Arbeitsumgebung (z.B. Lärm und
Ergonomie) wirken nicht nur körperlich, sondern auch psychisch
Seit dem Jahr 2013 ist auch auf uns ein. Hierzu zählt Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, Denk-
die Erfassung psychischer Be- und Gedächtnisvermögen, aber auch Gefühle und Empfindungen.
lastungen als Teil der Gefähr- Sie kennen das selbst: Dinge wie doppelte Arbeit wegen unklarer
dungsbeurteilung gesetzlich Absprachen, Streitigkeiten im Team oder ein zu kleiner Arbeitsplatz
vorgeschrieben (ArbSchG § 5). „nerven“. Und das kann auf Dauer krank machen.

Mithilfe der Gefährdungs-


beurteilung gilt es herauszu-
finden, ob und inwiefern in
Ihrem Unternehmen Arbeits-
bedingungen bestehen, die auf
Dauer krank machen. Dazu hat
die BGHW das PegA-Programm
entwickelt.

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Fortbildungsheft | Gesundheit im Betrieb Arbeitssicherheit & Gesundheitsschutz

Eine psychische Beanspruchung beschreibt die Auswirkung einer psy-


chischen Belastung auf den Einzelnen. Sie wird subjektiv empfunden,
hängt von den persönlichen Eigenschaften und Möglichkeiten ab und
kann auf Dauer zu positiven oder negativen Beanspruchungsfolgen
führen. Dass Menschen mit der gleichen Belastungssituation unter-
schiedlich umgehen, zeigt das folgende Beispiel.

Doris Kampmann (59) und Astrid Müller (28)


arbeiten in einem Getränkehandel, der auch
einen Lieferservice und Zeltverleih betreibt.
Sie teilen sich ein kleines Büro, in dem es im
Sommer ziemlich warm werden kann. Die
beiden Frauen sind überwiegend mit Bild-
schirmarbeit beschäftigt und kümmern sich
um die Auftragsannahme. Seit Herr Meier vor
einem halben Jahr in Rente ging und kein Ersatz
für ihn eingestellt wurde, haben die beiden wesent-
lich mehr Arbeit. Es kommt deshalb immer häufiger vor,
dass Kunden warten müssen. Diese laden dann auch ihren
Ärger bei den beiden Frauen ab. Neulich hat Frau Müller einen rekla-
mierenden Kunden fast angeschrien. Frau Kampmann bleibt auch bei schwierigen
Kunden ruhig. Sie freut sich, noch aktiv sein zu können und gebraucht zu werden.
Dafür macht ihr die unzureichende Beleuchtung zu schaffen. Beide fühlen sich
dadurch gestört, dass immer wieder Kollegen durchs Büro laufen, um den Weg
vom Lager in den Verkaufsraum abzukürzen. Auch stört der Lärm der LKW, die
direkt vor dem Bürofenster rangieren.

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Arbeitssicherheit & Gesundheitsschutz Fortbildungsheft | Gesundheit im Betrieb

Bitte kreuzen Sie die unten genannten Belastungen


und Beanspruchungen an, die für das Beispiel auf
Seite 21 zutreffen. Ob Sie alles richtig erkannt haben,
können Sie mithilfe der Grafik auf Seite 23 testen.
Dort sind die Belastungen und Beanspruchungen
aus dem Beispiel zusammengefasst.

Belastungen Beanspruchungen

Zeitvorgaben Überforderung

Arbeitsaufkommen Unkonzentriertheit

Störungen durch Kollegen Kopfschmerzen

Geräuschkulisse durch die LKW Unzufriedenheit

Raumklima (Hitze im Sommer) Ermüdung

Lichtverhältnisse

Bildschirmarbeitsplatz

Kundenkontakt

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Fortbildungsheft | Gesundheit im Betrieb Arbeitssicherheit & Gesundheitsschutz

Psychische Belastung, Beanspruchung und die Folgen

Psychische Belastung

hohes Arbeitsaufkommen Störungen durch Kollegen

Zeitdruck Lichtverhältnisse

Lärm durch LKW Hitze im Sommer

Unzufriedene Kunden Bildschirmarbeitsplatz

Individuelle Voraussetzungen
Alter, private Situation, Qualifikation, körperliche und geistige Fitness

 
Positive Beanspruchung Negative Beanspruchung

• Aktivierung • Überforderung
• Zufriedenheit • Unkonzentriertheit
• Herausforderung • Kopfschmerzen
• Unzufriedenheit
• Ermüdung

 
Gesundheit Erkrankung

Psychische Belastung im Betrieb lässt sich mit verschiedenen Ver-


fahren erfassen, beispielsweise durch Befragung der Beschäftigten,
Beobachtungsinterviews oder moderierte Workshops, wie zum
Beispiel das Ideentreffen und das PegA-Team. Diese für Kleinbetriebe
besonders gut geeigneten Methoden stellen wir Ihnen in den
nächsten Kapiteln näher vor.

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Arbeitssicherheit & Gesundheitsschutz Fortbildungsheft | Gesundheit im Betrieb

Ideentreffen – einfach und effektiv


Diese Methode geht davon aus, dass die Beschäftigten eines Betriebs jeweils
Experten für ihren Arbeitsplatz sind, mit guten Ideen und Vorschlägen.
In regelmäßigen Treffen werden die Arbeitsbedingungen im Betrieb analysiert
und gegebenenfalls Verbesserungsbedarf festgestellt. Das Treffen wird von
einem Moderator geleitet, das kann der Unternehmer bzw. die Unternehmerin
oder ein Mitarbeiter bzw. eine Mitarbeiterin sein. Das folgende Beispiel be-
schreibt den Ablauf eines erfolgreichen Ideentreffens:

Der Baumarktbetreiber Patrick Krüger legt viel Wert auf die Meinung
seiner Beschäftigten und lädt daher regelmäßig zum Ideentreffen ein.
Zunächst wird besprochen, was in letzter Zeit gut gelaufen ist und
wo Verbesserungsbedarf besteht. Dieses Mal geht es unter anderem
darum, dass die Mitarbeiter/-innen immer wieder durch das Klingeln des
Telefons unterbrochen werden, wenn sie gerade Kunden beraten. Ein
Mitarbeiter schlägt vor, das Telefon auf stumm zu schalten und die auf-
gelaufenen Gespräche abzuarbeiten, wenn keine dringenden Aufgaben
anstehen. Herr Krüger nimmt alle Vorschläge seiner Beschäftigten ernst und
kümmert sich um die Umsetzung. Zum Schluss des Treffens wird schriftlich fest-
gehalten, wer welche Aufgaben bis zu einem bestimmten Zeitpunkt zu erledigen hat.

PegA-Team
Für kleine Betriebe, in denen ohnehin meist jeder weiß, was der andere tut
und welche Arbeitsanforderungen bei wem auftreten, empfehlen wir Ihnen die
Durchführung eines Kurz-Workshops, mithilfe des PegA-Teams: Dazu füllen die
Beschäftigten zunächst das PegA-Anforderungsbarometer aus. Darauf sind
25 Arbeitsanforderungen aufgelistet, die die Beschäftigten mittels Klebepunkten
bewerten können. Im zweiten Schritt überlegen die Beschäftigten, wo genau der
Schuh am meisten drückt, und entwickeln gemeinsam Maßnahmenvorschläge
zur Verbesserung.

24
Fortbildungsheft | Gesundheit im Betrieb Arbeitssicherheit & Gesundheitsschutz

Näheres unter:

PegA-Team
www.kompendium.bghw.de/bghw/xhtml/document.jsf?docId=
bghw_peord/bghw_peord-Documents/b12peok7.pdf&alias=
bghw_peord_b12peok7_1_&anchor=&event=navigation

GDA-Broschüre „Empfehlungen zur Umsetzung der Gefährdungs-


beurteilung psychischer Belastung“
www.gda-psyche.de/SharedDocs/Publikationen/DE/broschuere-
empfehlung-gefaehrdungsbeurteilung.pdf

Das Kompendium Arbeitsschutz

Unter den folgenden Stichworten finden Sie in unserem Kompendium Arbeitsschutz


auf www.bghw.de weitere Informationen zu den in diesem Heft behandelten Themen:

→ Regelwerk → Stichworte
→ Gesetze • Bildschirmarbeitsplatz • Gesundheitsförderung • Psychische Belastungen
Arbeitsschutzgesetz • Checkliste zum Ideen- • Gesundheitsmanagement • Rauchen
(ArbSchG) treffen aus GDA-Leitlinie • Hilfsmittel • Sitzende Tätigkeiten
• Dynamisches Sitzen • Hitze • Steharbeitsplätze
→ DGUV-Vorschriften • Eingliederungsmanagement • Kältebelastete Arbeitsplätze • Stehhilfen
DGUV Vorschrift 2 • Ernährung • Kommunikation • Stress
• Ersthelfer • Konflikt • Wiedereingliederung
• Gefährdungsbeurteilung • Lärmbelastungen • DGUV-Information 206-007

25
Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik
Prävention

Niebuhrstraße 5
53113 Bonn
www.bghw.de, E-Mail: fernlehrgang@bghw.de
Kostenlose Infoline 0800 1013742

Impressum
Herausgeber: Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik
Text: Dr. Johanna Rupp und ein Autorenteam der BGHW
Gestaltung: Dagmar Brunk, www.brunk-design.de
Stand: Fortbildung 2019-Online

Fotos und Illustration


Cover: © Sebastian Gauert-Fotolia.com S. 9/3. v.o.l.: © Gina Sanders-Fotolia.com
S. 4: © Dagmar Brunk, brunk-design.de S. 9/3. v.o.r.: © Andrey Popov-Fotolia.com
S. 5/1. v.o. + S. 24: © Tyler Olson-Fotolia.com S. 9/4. v.o.l.: © contrastwerkstatt-Fotolia.com
S. 5/2. v.o. + S. 21, 22: © contrastwerkstatt-Fotolia.com S. 9/4. v.o.r.: © stylephotographs-123rf.com
S. 5/3. v.o.: © Silvrshootr-iStockPhoto.com S. 10: © daizuoxin-123rf.com
S. 5/4. v.o.: © Monika Wisniewska-Fotolia.com S. 11, 13, 14/1. v.o.: © WavebreakMediaMicro-Fotolia.com
S. 5/5. v.o.: © kali9-iStockPhoto.com S. 11, 13, 14/2. v.o.: © goodluz-Fotolia.com
S. 6: © Robert Kneschke-Fotolia.com S. 11, 13, 14/3. v.o.: © industrieblick-Fotolia.com
S. 7: © racom-123rf.com S. 16: © highwaystarz-Fotolia.com
S. 9/1. v.o.l.: © Jeanette Dietl-Fotolia.com S. 20 Illu: © Sven Brands
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