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Nach Laurie Anderson


steht ein neuer Künst-
lerderNewYorker
Avantgardeszene an
derKippezumWelt-
ruhm: Glenn Branca.
Erwird im Rahmen
der Wiener Fest-
wochen beim Festival
Jône und Gegen-
tône“ auftreten. Eine
weitere Gelegenheit,
Branca war namlich
schon vorzwei Jahren
in Wien, seine Musik
personlich kennenzu-
lemen.
Branca ist wie Anderson eine Artist
des „crossing over“. des Hin- und Her-
wanderns zwischen der Rockkultur
und der Kunstwelt. In den letzten fünf
Jahren baute er seine Rock-Band-
Struktur zu einer symphonischen
Struktur aus, wobei er die Tradition der
reinen Musik, der konzeptionellen
Musik, mit der primitiven Power des
Rock zu vereinen wuBte. 1976 kam er
von Boston nach New York. Dortgrün-
dete er mit Jeffrey Lohn die Gruppe
Theoretical Girls, die zwar zur ersten
Génération der Noise-Bewegung, der 1978 gründete Branca mit 2 Frauen anderer selbstgebastelter Keyboards
Lârm-Musik, gehôrte. Leute wie Ja­ (Barbara Ess und Christine Hahn) die und harmonisch gestimmte Gitarren.
mes Chance, Lydia Lunch, Adele Ber- Gruppe „Static“, wo er jene Sound Branca steht vor dieser Gitarren-
tei, Pat Place, Nina Canal, Rhys Cat- Structures zu entdecken begann, Armee und dirigiert sie auf unortho-
ham usw. hatten sich von der ent- namlich das unerhôrt laute Spielen doxe Weise. Beispiele dieser im wahr-
fremdeten Kunstwelt entfernt und sich mit Obertônen, so daB neue Klànge sten Sinne des Wortes unerhôrten,
für die zynischen, anarchistischen ertônen. Christine Hahn spielte übri- lauten Musik, wo das grundlegende
Aspekte der Punk-Szene interessiert. gens spâter Schlagzeug bei der All- Instrument der modernen Popmusik,
Klarerweise versuchte die Kunstwelt, Mâdchen-Gruppe ..Malaria" aus Ber­ namlich die elektrische Gitarre, seine
diese neue Bewegung wiederum zu lin. Ab 1980 spielte Branca mit einer Apothéose erfâhrt, wo ein akustischer
umarmen und zu integrieren. Brian Gruppe unterseinem eigenen Namen Raum von extrem hoher Selbsterfah-
Eno produzierte aus dieser lokalen und gewann eine Réputation sowohl rung entsteht, wo Kôrper und BewuBt-
New-York-Post-Punk-Szene eine LP in der Kunstwelt wie auch in den New sein mitsammen vibrieren, wo die Er-
mit dem Titel „No New York'1und grün- Yorker Clubs. Branca schuf seine fahrungen der Avantgarde (La Monte
dete damit die „No-Wave"-Bewe- Lârm-Symphonien Nr. 1, Nr. 2 und Young spielte ab 1960 endlose Stücke
gung. Das brachte der Platte eine Nr. 3, zum Teil auch mit Ballett. Diese von groBer Lautstârke) und der New-
groBe Publizitàt, aber der Bewegung Symphonien beschâftigten 10-14 Gi- Wave-Musik sich vereinigen, finden
auch gleichzeitig das Ende, denn die tarristen, die gelegentlich bis zu 4 Gi- sich auf den zwei Schallplatten
vier darin aufgenommenen Gruppen tarren vor sich hângen haben, auf ,.Ascension" und „Who you starring
(Contortions, Teenage Jésus and the denen sie die Noten dreschen. Einige at?" mit John Giorno.
Jerks, Mars, D.N.A.) bildeten sozu- dieser Gitarren sind selbstg* gebastelt „You got me" (Text von Branca: Fra-
sagen die Définition von „No Wave" und bestehen nur aus 4 Saiten oder gility, Temporality, Got a holda me, Got
und schnürten daher den anderen die gar nur 2, um eine grôBere Lautstârke a knife on me, l’m really scared when I
Lebensluft ab. Branca publizierte da­ und andere Tône zu erzielen. Da- kill in my dreams, You got me), auf der
mais mit Theoretical Girls eine Single. neben verwendet er noch eine Menge Rückseite ,.U.S. Millie"

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