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Anfänge
Das Abenteuer New York
Engagement für Feminismus
Der Zauber der Malerei
Das magische Reich der Fiktion
Das verwundete Selbst
Für eine Kultur der Sorgsamkeit im politischen Handeln
Der Leser erkennt die Vielseitigkeit und Tiefe, die in den Werken Siri Hustvedts vor-
handen sind. Ich bin versucht, es einen ganzheitlichen literarischen Anspruch zu
nennen.
Die Autorin liest viel und ist für alles offen, reflektiert ihren Erkenntnisfortschritt und
recherchiert weiter. Es ist Wissens erweiternd, ihre Spur aufzunehmen und mit zu
wandeln.
Das Abenteuer New York „Wenn Gefühle auf Worte treffen“
Siri Hustvedt beleuchtet in diesem Punkt ihre Faszination zu New York. Die Stadt
New York hat nicht nur für Siri Hustvedt eine große Bedeutung, sondern auch für
ihren Ehemann Paul Auster. Das lässt sich aus ihren Büchern lesen. Bei Paul Auster
sind es u. a. die »New York Trilogie« und bei Siri Hustvedt, denke ich umgehend, an
„Damals“.
Die junge S. H. als literarische Anfängerin, die nach ihrem Herkunftsort Minnesota
genannt wird, ist nicht mehr der gleiche Mensch, nachdem sie Jahre in New York ge-
und erlebt hat.
Sie interessierte sich schon als junges Mädchen für die Rechte der Frau. Feminis-
mus bedeutet für sie immer auch Freiheit. Und zwar die »Freiheit zu« genauso, wie
die »Freiheit von«.
Näheres dazu findest du im Essay »Meine Louise Bourgeois«. Hier entwirft die Auto-
rin, wie Kunst und Betrachter interagieren. Sie schrieb auch Essays über Vermeer,
Goya, Chardin oder Morandi. Der Zauber besteht für Siri Hustvedt, die Werke dieser
Künstler immer wieder ergründen zu wollen und dann doch nicht ganz zu begreifen
und dabei oftmals mit neuen Eindrücken überrascht zu werden. Vermeer, Goya und
Louise des Bourgeois sind Künstler bei deren Werken die Autorin immer wieder
etwas Neues entdeckt, und die Analyse unter anderen Gesichtspunkten erneut ein-
ordnet.
Besonders beeindruckt hat mich Siri Hustvedts Essay über Pedro Almodovar und
Robert Mapplethorpe, aus »Eine Frau schaut auf Männer, die auf Frauen schauen“.
Mir war Robert Mapplethorpe nicht bekannt. Über die Recherche zu Mapplethorpe,
entdeckte ich Patti Smith wieder. Aber nicht als Godmother of Punk, sondern als ein-
fühlsame Poetin in »Just Kids«.
Mit den Essays über Kunst gelingt es Siri Hustvedt, ihre in »Yonder« entstandene
Kunst empfindsam und lebendig an den Leser weiterzureichen. Beim »Lauschen«
des vorliegenden Gesprächs konnte ich viele Gedankengänge schrittweise nachvoll-
ziehen und verstehen.
Das magische Reich der Fiktion „Wenn Gefühle auf Worte treffen“
Zum magischen Reich der Fiktion passt besonders gut das Essay »Warum diese
Geschichte und nicht eine andere?«. Woher nimmt der Autor seine Ideen? Aus der
eigenen Biografie? Oder sind wir wieder an dem Punkt Erinnerung? An dem Punkt
zwischen Erinnerung und Fiktion? Besonders das
ZWISCHEN
Wenn unsere Erinnerungen dynamisch sind, was ist dann wahr? Wie wahr sind
unsere Erinnerungen. Die Erinnerung von gestern ist nicht identisch mit der Erinne-
rung von heute.
Jeder der schreibt, kennt das Gefühl, dass die Protagonisten ein eigenes Leben und
einen eigenen Willen zeigen und dass die Geschichte sich ungeplant weiter entwi-
ckelt.
Deswegen wissen wir intuitiv, dass die Geschichte so nicht stimmt und ändern sie, im
Glauben, dass sich die Handlung verselbständigt hat, oder die Protagonisten
machen, was sie wollen. Und das wissen wir, obwohl wir im Schreibprozess zeit-
weilig die Welt einer anderen Person betreten. Nur dann wirkt es authentisch.
Indem sich die Autorin selbst als Fallbeispiel nahm, beleuchtete sie das Symptom
aus Richtung der Psychoanalyse, der Psychiatrie und den Neurowissenschaften.
Als Abschluss des Buches findet der Leser eine kleine Vita zu Siri Hustvedts Leben
und Werk.
Wie schon erwähnt, war war ich April 2019 bei Siri Hustvedts Lesung im Schauspiel
Frankfurt. Sie zeigte sich genau so, wie ich mir »meine Siri Hustvedt« vorstellte. Ich
habe inzwischen ein paar Bücher von Siri Hustvedt und Paul Auster gelesen und
rezensiert und ich kann mich der Faszination beider Autorin nicht entziehen.
Ich werde bei meinen Ausführungen zu Siri Hustvedt und ihren Büchern und Essays
immer wieder zu Paul Auster, Siri Hustvedts Ehemann blicken, weil ich finde, dass
die Werke der beiden Autoren sich gegenseitig ergänzen. Beide profitieren voneinan-
der, man könnte an einen Synergieeffekt denken.
Ich freute mich sehr auf das Buch »Wenn Gefühle auf Worte treffen«. Ich habe mich
über drei Monate mit dem Buch beschäftigt, weil es Siri Hustvedt immer wieder
gelingt, mich mit einem mir neuen bzw. unbekannten Thema zu begeistern, und mich
neugierig macht, dass ich mehr darüber wissen möchte.
Nun, bei »Wenn Gefühle auf Worte treffen«, habe ich mich nicht nur intensiver mit
der Autorin und ihren Werken auseinandergesetzt, sondern auch mit den »Lacan-
Theorien«.
Mein herzlicher Dank geht an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensions-
exemplars.