Sie sind auf Seite 1von 4

Carl Schuchhardt

Carl Schuchhardt (* 6. August 1859 in Hannover; † 7. Dezember 1943 in


Arolsen) war ein deutscher Prähistoriker und Museumsdirektor.

Inhaltsverzeichnis
Leben
Herkunft
Werdegang
Schriften (Auswahl)
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
Carl Schuchhardt, um 1900

Leben

Herkunft

Carl Schuchhardt war der Sohn des Kupferstechers Johann Heinrich Daniel Schuchhardt[1] und
mütterlicherseits verwandt mit Friedrich August Stichweh.[2] Von den vier Geschwistern seiner Großmutter
lernte er noch den Hofuhrmacher Wilhelm Täger und dessen Bruder, den Bildhauer Rudolph Täger.[3]

Werdegang

Schuchhardt wuchs in Vegesack bei Bremen auf, wo der Vater eine Anstellung bei der Norddeutschen
Steingutfabrik gefunden hatte. Er ging hier 1872 bis 1877 zur Schule und studierte anschließend Klassische
Philologie, neuere Sprachen und Archäologie in Leipzig, Göttingen und Heidelberg. Nach der Promotion
1882 war er zunächst als Lehrer tätig. Später erhielt er auf Vorschlag Theodor Mommsens ein
Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts, mit dem er 1885/86 Griechenland und Kleinasien
(wo er an den Ausgrabungen in Pergamon teilnahm) bereiste.

1888 wurde Schuchhardt Direktor des Kestner-Museums in seiner


Heimatstadt Hannover. In dieser Stellung betrieb er vielfältige
archäologische Forschungen, vor allem im Bereich der
Burgenforschung (z. B. Heidenschanze bei Sievern, Arkeburg,
Unterschrift vom 1. Juni 1906
Heisterburg). Im Jahr 1901 war er einer der Mitbegründer der
Römisch-Germanischen Kommission.
1908 ging Schuchhardt als Direktor der Vorgeschichtlichen Abteilung des Völkerkunde-Museums nach
Berlin. Auch in dieser Stellung, die er bis zu seiner Pensionierung 1925 innehatte, führte er systematische
Ausgrabungen durch, so in der „Römerschanze“ genannten vorgeschichtlichen Wehranlage bei Potsdam.
Schuchhardt und Albert Kiekebusch verfassten dabei in ihren Grabungspublikationen ausführliche
Beschreibungen zu Entstehung und Aussehen von Pfostenlöchern im archäologischen Befund. Das
Erkennen von Pfostenlöchern ist die Grundlage der Siedlungsarchäologie. Das Rekonstruieren von
Holzbauten anhand von Pfostenlöchern ist heute eine Standardmethode in der Grabungstechnik und
Archäologie.

1909 gründete Schuchhardt die Prähistorische Zeitschrift. In den folgenden Jahren war er in eine
langwährende Kontroverse mit dem ebenfalls in Berlin wirkenden völkischen[4] Prähistoriker Gustaf
Kossinna über die Frage der „ethnischen Deutung“ von archäologischen Funden verwickelt. Streitobjekt war
beispielsweise der 1913 entdeckte „Schatz von Eberswalde“.

Schuchhardt gehörte der Preußischen Akademie der Wissenschaften und dem Deutschen Archäologischen
Institut an. 1904 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften
gewählt.[5] 1906 bis 1915, 1920 bis 1925 und 1929 bis 1937 war er stellvertretender Vorsitzender der
Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, 1916 bis 1919 und 1926 bis 1929
deren Vorsitzender. Außerdem war er seit 1925 Ehrenmitglied der Niederlausitzer Gesellschaft für
Anthropologie und Altertumskunde. Sein Sohn war der Klassische Archäologe Walter-Herwig Schuchhardt.

Schriften (Auswahl)
Schliemann’s Ausgrabungen in Troja, Tiryns, Mykenä, Orchomenos, Ithaka im Lichte der
heutigen Wissenschaft. Brockhaus, Leipzig 1890; 2.m verbesserte und vermehrte Auflage
ebenda 1891 (Digitalisat (http://archive.org/details/schliemannsausgr00schu)).
als Hrsg.: Hannover – Führer durch das Kestner Museum 1904. Hannover 1904.
Die hannoverschen Bildhauer der Renaissance. Mit 50 Lichtdrucktafeln und vielen
Textabbildungen. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1909 (Digitalisat (https://archive.org/det
ails/diehannoverschen00schu)).
Atlas vorgeschichtlicher Befestigungen in Niedersachsen (in Zusammenarbeit mit August von
Oppermann), Hannover 1888–1916.
Arkona, Rethra, Vineta – Ortsuntersuchungen und Ausgrabungen. Berlin, H. Schoetz & Co,
1926. Akademie der Wissenschaften, Berlin.
Vorgeschichte von Deutschland. R. Oldenbourg, München/Berlin 1928 (5 Auflagen bis 1943).
Die Burg im Wandel der Weltgeschichte. Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion,
Potsdam 1931.
Deutsche Vor- und Frühgeschichte in Bildern. R. Oldenbourg, München/Berlin 1936.
Alteuropa in seiner Kultur- und Stilentwicklung. Straßburg 1919; verschiedene Auflagen mit
variierten Titeln, zuletzt: Alteuropa. Die Entwicklung seiner Kulturen und Völker. 4. stark
ergänzte Auflage. Berlin 1941; 5. Auflage 1944.
Aus Leben und Arbeit. Walter de Gruyter & Co., Berlin 1944 (Autobiographie); Vorschau (http
s://books.google.de/books?id=70O5DwAAQBAJ&pg=PA167&lpg=PA167&dq=wilhelm+t%C3%
A4ger+hannover+tochter&source=bl&ots=eQTbs4nytx&sig=ACfU3U22ZkIHT-YjH-NiZFM9LrW
9FFejhA&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjG5__e5eroAhVC-aQKHdN7AmcQ6AEwA3oECAoQLA
#v=onepage&q=wilhelm&f=false) über Google-Bücher

Literatur
Heinz Grünert: Von Pergamon bis Garz. Carl Schuchhardt, Begründer der prähistorischen
Burgenarchäologie in Mitteleuropa. In: Das Altertum. Band 33, 1987, S. 104–113.
Wilfried Menghin: Schuchhardt, Carl. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 23, Duncker
& Humblot, Berlin 2007, ISBN 978-3-428-11204-3, S. 624–626 (Digitalisat).
Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 9, S. 167.
100 Jahre Kestner-Museum Hannover 1889–1989. 1989, passim.
Henning Rischbieter: Hannoversches Lesebuch, oder: Was in und über Hannover
geschrieben, gedruckt und gelesen wurde. Bd. 2: 1850–1950. 2. Auflage. Schlüter, Hannover
1991, ISBN 3-87706-359-4, S. 59 ff.
K. H. Jacob-Friesen: Nachruf.In: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte, hrsg. von
der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen. Bd. 20, 1947, S. 228–232.
Klaus Mlynek: Schuchhardt, Carl. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein,
Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die
Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 324 online (http://books.go
ogle.de/books?ei=dw9nT77dMIGUOv2XsI8I&pg=PA324) über Google-Bücher.
Klaus Mlynek: Schuchhardt, Carl. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.:
Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover
2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 551.

Weblinks
Commons: Carl Schuchhardt (https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Carl_Schuchhardt?
uselang=de) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Werke von und über Carl Schuchhardt (https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/person/gn
d/120459930) in der Deutschen Digitalen Bibliothek
Literatur von Carl Schuchhardt (https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=
120459930) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Beschreibung (https://www.archaeologie-online.de/artikel/2009/carl-schuchhardt/) bei
archäologie-online.de
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften: Carl Schuchhardt (http://bibliothek.bb
aw.de/kataloge/literaturnachweise/schuchha/literatur.pdf) (pdf; 75 kB)

Einzelnachweise
1. Wilfried Menghin: Schuchhardt, Carl. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 23, Duncker
& Humblot, Berlin 2007, ISBN 978-3-428-11204-3, S. 624–626 (Digitalisat).
2. Klaus Mlynek: Schuchhardt, Carl. In: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 324.
3. Carl Schuchhardt: Aus Leben und Arbeit, Walter de Gruyter, Berlin 1944, S. 11; Vorschau (http
s://books.google.de/books?id=70O5DwAAQBAJ&pg=PA167&lpg=PA167&dq=wilhelm+t%C3%
A4ger+hannover+tochter&source=bl&ots=eQTbs4nytx&sig=ACfU3U22ZkIHT-YjH-NiZFM9LrW
9FFejhA&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjG5__e5eroAhVC-aQKHdN7AmcQ6AEwA3oECAoQLA
#v=onepage&q=wilhelm&f=false) über Google-Bücher
4. Marc von Lüpke-Schwarz: Archäologen als Ideologen (https://www.zeit.de/2013/11/Germanien
-Ausstellung-Bremen/komplettansicht), Die Zeit Nr. 11/2013 vom 7. März 2013.
5. Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (=
Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische
Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen,
Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen
2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 219.

Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Carl_Schuchhardt&oldid=198902145“


Diese Seite wurde zuletzt am 15. April 2020 um 19:05 Uhr bearbeitet.

Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; Informationen zu den Urhebern und
zum Lizenzstatus eingebundener Mediendateien (etwa Bilder oder Videos) können im Regelfall durch Anklicken dieser
abgerufen werden. Möglicherweise unterliegen die Inhalte jeweils zusätzlichen Bedingungen. Durch die Nutzung dieser
Website erklären Sie sich mit den Nutzungsbedingungen und der Datenschutzrichtlinie einverstanden.
Wikipedia® ist eine eingetragene Marke der Wikimedia Foundation Inc.

Das könnte Ihnen auch gefallen