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Kraftfa h rzeugtech n i
Personenkraftwagen
Fachkunde
Kraftfahrzeugtechnik
Europa-Nr.: 20108
Autoren der Fachkunde Kraftfahrzeugtechnik:
Fischer, Richard Studiendirektor Polling- München
Gscheidle, Rolf Studiendirektor Winnenden- Stuttgart
Gscheidle, Tobias Dipi.-Gwl., Studienrat Stuttgart- Sindelfingen
Heider, Uwe Kfz-Elektriker-Meister, Trainer Audi AG Neckarsulm - Oedhei m
Hohmann, Berthold Studiendirektor Eversberg- Meschede
van Huet, Achim Dipl.-lngenieur, Oberstud ienrat Oberhausen - Essen
Keil, Wolfgang Oberstud iendirektor München
Lohuis, Rainer Dipl.-lngenieur, Oberstudienrat Hückelhoven- Essen- Deutz
Mann, Jochen Dipi.-Gwl., Oberstudienrat Seherndorf- Stuttgart
Schlögl, Bernd Dipi.-Gwl., Stud iendirektor Rastatt - Gaggenau
Wimmer, Alois Oberstudienrat Stuttgart
Warmer, Günter Dipl.-lngenieur Karlsruhe
Bildbearbeitung:
Zeichenbüro des Verlags Europa-Lehrmittel, Ostfildern
Alle Angaben in diesem Buch erfolgten nach dem Stand der Technik. Alle Prüf-, Mess- oder Instand-
setzungsarbeiten an einem konkreten Fahrzeug müssen nach Herstellervorschriften erfolgen . Der
Nachvollzug der beschriebenen Arbeiten erfolgt auf eigene Gefahr. Haftungsansprüche gegen die
Autoren oder den Verlag sind ausgeschlossen.
ISBN 978-3-8085-2240-0
Alle Rechte v o rbehalten. Das Werk ist u rheberrechtlich geschützt. J ede Verw ertu ng außerhalb der gesetzl ich
geregelten Fälle mu ss vo m Verlag schriftlich genehmigt w erden.
Umschlaggestaltung und Titelbild: Braunwerbeagentur, Stefan ie Braun, 42477 Radevormwald, unter Verwendung
von Fotos und Bildern der Firm en Audi AG , lngolstadt, Vo lksw agen AG , Wolfsburg , Dr. lng . H. C. Parsehe AG,
Stutt gart, KTM, M attig hof en, Au stri a (Foto : H. Mitterbauer), M ercedes Benz AG, Stuttgart
© 201 3 by Ver lag Europa-Lehrm ittel, No u rney, Vo llm er GmbH & Co. KG, 42781 Haan-Gru iten
http://www.europ a-lehrm ittel .de
Die Fachkunde Kraftfahrzeugtechnik soll den Auszubildenden des Kraftfahrzeugwesens eine Hilfe beim
Verstehen von technischen Vorgängen und Systemzusammenhängen sein. Mit diesem Buch kann das
nötige theoretische Fachwissen für die praktischen handwerklichen Fertigkeiten erlernt werden. Die neu-
esten Normen wurden, soweit erforderlich, eingearbeitet. Verbindlich sind jedoch die DIN-Biätter selbst.
Dem Gesellen, Meister und Techniker des Kraftfahrzeughandwerks, sowie dem Studierenden der Fahr-
zeugtechnik soll das Buch als Nachschlagewerk, zur Informationsbeschaffung und zur Ergänzung der
fachlichen Kenntnisse dienen. Allen an der Kraftfahrzeugtechnik Interessierten soll das Werk eine Erwei-
terung des Fachwissens durch Selbststudium ermöglichen.
Dieses Standardwerk der Kraftfahrzeugtechnik ist in 22 Kapitel unterteilt. ln ihrer Zielsetzung sind die
gewählten Lerninhalte auf das Berufsbild des Kraftfahrzeugmechatronikers/der Kraftfahrzeugmechatro-
nikerin ausgerichtet.
Die 30. Auflage wurde aktualisiert und durch neue kraftfahrzeugtechnische Entwicklungen ergänzt, wie
z.B. Fahrzeug pflege, Arbeitsschutz, neue Karosseriebleche, Gemischbildung Ottomotor, Aufladung, Flüs-
siggasantriebe, Elektrofahrzeuge, Gemischbildung Diesel, Schadstoffminderung, Direktschaltgetriebe,
Alternative Antriebskonzepte, Ausgleichssperren, Achsvermessung, Fahrdynamik, Lenksysteme, Radauf-
hängung, Federung, elektrische Schaltpläne, Systeme Komforttechnik.
Der Fachkunde ist in der 30. Auflage eine CD-ROM mit allen Bildern des Buches und des Tabellenbuches
Kraftfahrzeugtechnik 16. Auflage beigelegt.
Aus der Fülle des Stoffes wurden die Sachgebiete im Umfang und Inhalt so ausgewählt, dass sie den An-
forderungen der Neuordnung nach Lernfeldern entsprechen. Die Seiten 4 und 5 geben Hinweise, wie die
Fachbuchreihe, insbesonders das Fachkundebuch beim Unterricht nach Lernfeldern eingesetzt werden
kann . Die Autoren haben Wert auf eine klare und verständliche Darstellung gelegt, die sich durch zahlrei-
che mehrfarbige Bilder, Skizzen, Systembilder und Tabellen auszeichnet. Dadurch wird das Erfassen und
Durchdringen des komplexen Stoffes der gesamten Kraftfahrzeugtechnik erleichtert.
Die Fachkunde Kraftfahrzeugtechnik bildet mit den weiteren Büchern der Fachbuchreihe des Verlages
eine Einheit. Die nachfolgend genannten Bücher, Folien und Animationen auf CD sind so aufeinander ab-
gestimmt, dass mit ihnen praxisorientierte Lernsituationen bearbeitet und gelöst werden können.
• Tabellenbuch Kraftfahrzeugtechnik
• Formeln Kraftfahrzeugtechnik
• Arbeitsblätter Kraftfahrzeugtechnik zu den Lernfeldern 1- 4, 5-8, 9-14
• Prüfungsbuch Kraftfahrzeugtechnik
• Prüfungstrainer Kraftfahrzeugtechnik
• Prüfungsvorbereitung Kraftfahrzeugtechnik Teil 1 und Teil 2
• Betriebsführung und Management im Kfz-Handwerk
• Technische Kommunikation, Arbeitsplanung, Kraftfahrzeugtechnik
• Bilder und Animationen Kraftfahrzeugtechnik lil
Alle Bilder, die auf der CD "Kraftfahrzeugtechnik, EFA4 - Bilder und Animationen" anim iert sind, werden
im Buch an den jeweiligen Bildern mit dem lil-Zeichen gekennzeichnet. Diese CD mit Animationen und
die aufgeführten Werke sind unter www.europa-lehrmittel.de zu beziehen .
Das in enger Zusammenarbeit mit Handwerk und Industrie entstandene Werk wurde von einem Team
pädagogisch erfahrener Berufsschullehrer, Ingenieure und Meister erstellt. Die Autoren und der Verlag
sind für Anregungen und kritische Hinweise dankbar (lektorat@europa-lehrmittel.de).
Wir danken allen Firmen und Organisationen für ihre freundliche Unterstützung mit Bildern und techni-
schen Unterlagen.
Hinweise zur Verwendung der Fachkunde Kraftfahrzeugtechnik bei der Ausbildung zur
Kraftfahrzeugmechatronikerin bzw. zum Kraftfahrzeugmechatroniker.
Die Verfasser haben die Inhalte des Fachkundebuches untersachlogischen Gesichtspunkten strukturiert.
Dabei wurden alle Inhalte des aktuellen Rahmenlehrplans und der Ausbildungsordnung entsprechend
dem neuen Berufsbild des Kraftfahrzeugmechatronikers abgedeckt.
Vom Autorenkreis wurde bewusst auf eine methodische Anordnung der Sachgebiete nach Lernfeldern
verzichtet, um dem Lehrer, bzw. dem Ausbilder ein Höchstmaß an didaktischer und methodischer Frei-
heit zu ermöglichen. Außerdem lassen sich dadurch stoffliche Überschneidungen und unnötige Wieder-
holungen vermeiden .
Die im Buch gewählte Struktur ermöglicht dem Lernenden ein selbstständiges Erarbeiten der in den Lern-
feldern geforderten unterschiedlichen fachlichen Inhalte.
Nachfolgende Übersicht zeigt die schwerpunktmäßige Zuordnung der einzelnen Kapitel des Fachbuches
zu den Lernfeldern.
Situation: Bei einem Kundenfah~e<.~g, einem Golf V, Bj. 04/2007, geht die Gen.,...t ort<ontrolllampe w ährend der Fahrt
Lernsituation 1.
niehtmehreus.
GabenSie möglicheFolgen an.
erkennen Der Generator liefert nicht genügend elektrische Energ,ll;ie"_
. _ _ __
_Dj__e Starterbatterie entlädt sich.
und bearbeiten
19 f.lekrrorechnik 539
Informationen
19.2 Anwendungen der
beschaffen Elektrot echnik
und auswerten 1.9~2-.1 SchaJ:tp.läne
Einteilung der Schaltpläne
Ei_n Schaltplan ist die zeichnerische Darstellung eiele-
( Inscher Batriebsmitte1 durch Schaltzeichen, durch
Abbildungen oder vereinfachte Konstruktionsze1ch-
414 ElektnscheAnlage
Erlerntes
dokumentieren
Welche elektrische Leistung gibt der Generator bei Leer1auf und bei Nenndrehzahl ab1
33. Bere<:hnen Sie die me<:hanisehe Antriebsleistung bei Nenndrehzahl fOteinen Generatorwirkungsgrad von 65%.
Spez Spe•
20V 20V
Problem in der
Praxis lösen JL J! 1f lf
1 1 ~ ~
0
44. Welche Fehler kann man mit dem Oszilloskop noch fest stellen?
Firmenverzeichnis
Die nachfolgend aufgeführten Firmen haben die Autoren durch fachliche Beratung, durch Informa-
tions- und Bildmaterial unterstützt. Es wird ihnen hierfür herzlich gedankt.
13
13.1
Schadstoffminderung
------
Abgasanl age . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
336
336
17.1.3
17.1.4
17.1.5
Selbsttragende Bauweise ... . . ... .
Werkstoffe im Karosseriebau . . . .. .
Sicherheit im Fahrzeugbau . ... . .. .
454
455
457
13.2 Schadstoffminderung beim Ottomotor 339
17.1 .6 Schadensbeurteilung und Vermessen 464
13.2.1 Abgaszusammensetzung . . . . . . . . . . 339
17.1 .7 Unfallschadensreparatur an selbst-
13.2.2 Verfahren zur Schadstoffminderung . 341
tragenden Aufbauten ... . . . .... . . . 468
13.2.3 Diagnose und Wartung (AU). .. .. .. 347
17.2 Korrosionsschutz an Kraftfahrzeugen 473
13.2.4 Europäische On Board Diagnose . . . . 348
17.3 Fahrzeuglackierung ..... . . ... . .. . . 474
13.3 Schadstoffminderung beim
Dieselmotor. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 352 18 Fahrwerk 478
14 Otto-Zweitaktmotor, 18.1 Fahrdynamik ...... .. .. .. . . . .. .. . 478
Kreiskolbenmotor 358 18.2 Grundlagen der Lenkung .. .. .. .. . . 480
18.3 Lenkgetriebe . .. ... . ... . .. ..... . . 481
14.1 Zweitaktmotor. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 358
18.4 Hilfskraftlenksysteme ... ....... . . . 481
14.2 Wankelmotor, Kreiskolbenmotor . . . . 365
18.4.1 Zahnstangen-Hydrolenkung .. . . . . . 481
15 Alternative Antriebskonzepte 367 18.4.2 Elektrohydraulische Servolenkung . . 482
18.4.3 Elektrische Servolenkung ...... . .. . 483
15.1 Alternative Energieträger . . . . . . . . . . 367 18.4.4 Überlagerungslenkungen . . .. .. .. . 485
15.2 Erdgasantriebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 367 18.5 Radstellungen . .. .. .. .. . ... . . ... . 489
15.3 Flüssiggasantriebe . . . . . . . . . . . . . . . . 369 18.6 Fahrwerksvermessung .. .. . .. . . . . . 492
15.4 Hybridantriebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 371 18.7 Radaufhängungen ....... . .. . . . . . 496
15.5 Elektrofahrzeuge. . . . . . . . . . . . . . . . . . 392 18.8 Federung .. .. . . . ..... . .... . .... . 501
15.6 Antriebe mit Brennstoffzellen . . . . . . . 393 18.8.1 Aufgabe der Federung . .. . . . .. . . . 501
15.7 Verbrennungsmotoren mit 18.8.2 Wirkungsweise der Federung . . . . . . 501
Wasserstoffbetrieb. . . . . . . . . . . . . . . . 395 18.8.3 Federarten .. ... .. .. .. ........ . . . 503
15.8 Verbrennungsmotoren mit 18.8.4 Schwingungsdämpfer ... .... .. . . . 507
Pflanzenölbetrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . 395 18.8.5 Active Body Control (ABC) .. ... . . . . 513
16 Antriebsstrang 396 18.9 Räder und Reifen . .. .. .. . . ... . . . . . 516
18.9.1 Rad-Reifensystem . . . . . . . . ...... . . 516
16.1 Antriebsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 396 18.9.2 Räder . .. .. ... .. .... . ...... . .. . . 516
16.2 Kupplung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 398 18.9.3 Radbefestigungen .. .. ..... .. . . . . . 518
16.2.1 Reibungskupplung . . . . . . . . . . . . . . . . 398 18.9.4 Ventile .. . .. ... ... . . . . ... . ... . . . . 519
16.2.2 Zweischeibenkupplung . . . . . . . . . . . . 405 18.9.5 Reifen ... . ........ ... . . .. . . . . . . . 520
16.2.3 Lamellenkupplung . . . . . . . . . . . . . . . . 405 18.9.6 Kräfte am Reifen ........... . . . . . . 525
16.3 Automatische Kupplungssysteme mit 18.9.7 Reifendruckkontrollsysteme .. .. .. . 527
Einscheibenreibungskupplung AKS . 406 18.10 Bffimen ...... . ................ . 529
16.4 Automat. Kupplungssysteme mit 18.10.1 Bremsvorgang . .. . . .. ... ..... ... . 531
Doppelkupplungen . . . . . . . . . . . . . . . . 407 18.10.2 Hydraulische Bremse . .. . ... . . . . . . 531
16.5 Wechselgetriebe. . . . . . . . . . . . . . . . . . 411 18.10.3 Bremskreisaufteilung ... . . ... . . . . . 532
16.6 Handgeschaltete Wechselgetriebe . . . 412 18.10.4 Hauptzylinder . .. . ....... .. . .. .. . 532
16.7 Automatische Getriebe. ...... . . ... 417 18.10.5 Trommelbremse . ... . . . . .. .. . . . . . 534
16.7.1 Automatisierte Schaltgetri ebe . . . . . . 417 18.10.6 Scheibenbremse ... ... . . . . . .... . . 536
16.7.2 Gestufte Automatik-Getriebe 18.10.7 Bremsbeläg e . . . ... . ..... . . . .... . 539
mit hydrodynamischem Wandler . . . 421 18.10.8 Feststellbremssysteme . ... . . .. .. . . 539
16.7.3 Elektro-hyd. Getriebesteuerung . . . . . 427 18.10.9 Diagnose und Wartung an der
16.7.4 Adaptive Getriebesteuerung ........ 434 hydraulischen Bremsanlage . .. ... . 540
16.7.5 Stufenlose Automatik-Getriebe mit 18.10.10 Hilfskraftbremse .. . . . ..... . ..... . 542
Schubgliederband oder Lasch enkette 435 18.10.11 Bremskraftverteilung . . . .. . .. . .... 543
16.8 Gelenkwellen, Antriebswellen, Gelenke 437 18.10.12 Mechanisch betätigte Bremse . . .... 544
16.9 Achsgetriebe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 440 18.10.13 Grundlagen elektronischer Fahrwerk-
16.10 Ausgleichsgetriebe. . . . . . . . . . . . . . . . 443 Regelsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 545
16.11 Ausgleichssperren . . . . . . . . . . . . . . . . 444 18.10.14 Anti-Blockier-System (ABS) . . . . . . . . 546
16.12 Allradantrieb. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 449 18.10.15 Antriebsschlupf-Regelung (ASR) ... 551
18.10.16 Fahrdynamik-Regelung (ESP, FDR ) . 552
17 Fahrzeugaufbau 454
18.10.17 Sensotronic Brake Control (SBC) . . . 554
17.1 Fahrzeugaufbau/Karosserie . . . . . . . . 454 18.10.18 Zusatzfunktionen Bremse . . . . ... . . 554
17.1.1 Getrennte Bauweise . . . . . . . . . . . . . . . 454 18.10.19 Bremsassistent (BAS) .. ... ... .... . 555
17.1.2 Mittragende Bauweise . . . . . . . . . . . . . 454 18.10.20 Notbremsassistent, Active Brake Assist 555
10 Inhaltsverzeichnis
I l<raftfahrzeug
1. 1 Entwicklung des Kraftfahrzeugs
1860 Der Franzose Lenoir baut den ersten mit
Leuchtgas betriebenen Verbrennungsmotor.
•
Wirkungsgrad etwa 3 %.
1867 Otto und Langen zeigen auf der Pariser Welt-
ausstellung einen verbesserten Verbren-
nungsmotor. Wirkungsgrad etwa 9 %.
Fo rdT-M odell, 1908 VW-Käf er, 1938
2,9 I, 15,7 kW bei 985 cm 3 , 17,3 kW bei
1600 m in- 1, 70 km/h 30 00 min- 1, 100 km /h
• 1.2 Einteilung der Kraftfahrzeuge • Nutzkraftwagen (Nkw). Sie sind zum Transport
von Personen , Gütern und zum Ziehen von An-
hängefahrzeugen bestimmt. Personenkraftwagen
Straßenfahrzeuge sind alle Fahrzeuge, die zum
sind keine Nutzkraftwagen.
Betrieb auf der Straße vorgesehen sind und nicht
an Gleise gebunden sind (Bild 1). Einspurige Kraftfahrzeuge
Krafträder sind einspurige Kraftfahrzeuge mit 2 Rä-
Sie werden in zwei Gruppen eingeteilt, die Kraftfahr- dern . Sie können einen Beiwagen mitführen, wobei
zeuge und die Anhängefahrzeuge. Kraftfahrzeuge die Eigenschaft als Kraftrad erhalten bleibt, wenn
besitzen immer einen maschinell en Antrieb. das Leergewicht von 400 kg nicht überschritten wird .
Auch das Ziehen eines Anhängers ist möglich . Zu
den Krafträdern zählen
• Motorräder. Sie sind mit festen Fahrzeugteilen
(Kraftstoffbehälter, Motor) im Kniebereich und
mit Fußrasten ausgestattet.
• Motorroller. Sie verfügen über keine festen Teile
im Kniebereich, die Füße stehen auf einem Bo-
denblech .
• Fahrräder mit Hilfsmotor. Sie haben Merkmale
Nutzkraftwagen von Fahrrädern , z. B. Tretkurbeln (Moped, Mofa) .
~
t
Kraftomnibus
1.3 Aufbau eines Kraftfahrzeugs
Lastkraftwagen
Sicherheitseinrichtung:
z.B. Airbag ; Gurtstraffer
II
Stütz- und Trageinheit:
z.B. Karosserie
Übertragungseinheit:
z.B. Fahrwerk
Antriebseinheit: Übertragungseinheit:
Motor z.B. Fahrwerk
Bewegungs-
Kraftfahrzeug
Luft energie
> 1.4.2 System Kraftfahrzeug
~
Abgas Das Kraftfahrzeug ist ein komplexes technisches
>
System, bei dem verschiedene Teilsysteme zusam-
Kraftstoff Wärme
> menwirken, um eine bestimmte Gesamtfunktion zu
Systemgrenze erfüllen.
Die Gesamtfunktion eines Personenkraftwagens ist
Bild 2: Allgemeine Systemdarstellung am Beispiel eines die Personenbeförderung, die Gesamtfunktion eines
Kraftfahrzeugs Lastkraftwagens ist der Gütertransport.
• Antriebseinheit
• Übertragungseinheit
• Stütz- und Trageinheit
• Elektrohydraulische Anlagen
(z.B. Steuer- und Regeleinheiten)
• Elektrische, elektronische Anlagen
(z.B. Sicherheitseinrichtungen)
Jede Funktionseinheit übernimmt eine bestimmte
Teilfunktion. Teilfunktion: Stützen und tragen, Aufnahme
aller Teilsysteme
Funktionseinheit: Antriebseinheit-Motor
Funktionseinheit: Elektro-hydraulische Anlagen
(Steuer- und Regeleinheiten
z.B. ABS, ESP usw.)
Antiblockiersystem
Automatische Regelung der Bremskraftverteilung
Antriebsschlupfregelung
Automatjsche Regelu n q des Giermomentes
Teilfunktion: Stellt Antriebsenergie bereit Elektronisches Stabilitätsprogramm
I
I
I
Gesamtsystem Kraftfahrzeug
I
I
Funktionseinheiten
I
I
l
I
•
I I I I I
Übertragungs- Stütz- und
Antriebseinheit Elektrische
einheit Fahrwerk Trageinheit
Motor Anlage
Antriebsstrang Fahrzeugaufbau
I I I I I
Teilsysteme
1
I I I I J
z.B.: z.B.: z.B.: z.B.: z.B.:
• Motorsteuerung • Kupplungs- • Federung • Karosserie • Beleuchtung
• Kurbeltrieb system • Bremsen • Seitenaufprall- • Zündung
• Motor- • Getriebe • Räder schutz • Daten-
schmierung • Gelenkwellen • Reifen • Rahmen Übertragungs-
• Motorkühlung • Achsgetriebe systeme
• Abgassystem • Komfort-
syst eme
• Luftsysteme
Gesamtsystem Kraftfahrzeug
Legt man die Systemgrenze um das Kraftfahrzeug,
so grenzt man es in der Systembetrachtung gegen Getriebe Gelenkwelle ant r ieb räd er
die Umwelt wie Luft und Fahrbahn ab. Eingangssei-
• Motordrehzahl • Ausgangsdrehzahl
tig überschreiten nur Luft und Kraftstoff die System- • Motor- • Ausgangs-
grenze und ausgangsseitig nur Abgas-, Beweg ungs- drehmoment drehmoment
sowie Wärmeenergie (Bild 2, Bild 3). • Motorleistung • Ausgangsleistung
Eingabe Verarbeit ung Ausgabe
•
Informations-
umsetzung
D Stoff-
umsetzung
• Energie-
umsetzung
• Windkraftmaschinen, wie windgetriebe Genera-
toren
• Solaranlagen, wie Photovoltaikanlagen
Bild 1: Systeme unterteilt nach Art der Verarbeitung
• Brennstoffzellen
in einem Verbrennungsmotor wird die chemische
Energ ie des Kraftstoffs zunächst in W ärmeenergie
und dann in mechanische Bewegungsenergie um-
Stoffumsetzende Systeme gewandelt (Bild 2).
~
änderung) oder sie werden von einem Ort zum
Verbrenn ung
anderen transportiert (Lageänderung).
Wärm eenerg ie
n
Fördermittel oder einfache Maschinen dienen dem
Stofftransport. Werkzeugmaschinen übernehmen
die Stoffumformung. Beim Stofftransport wird z.B.
Drehmoment an m echanische
eine ruhende Flüssigkeit (Benzin im Kraftstoffbehäl- der Kurbelwelle Energi e
ter) durch eine Pumpe in Bewegung gebracht und
zur Einspritzanlage befördert. Um diese Umsetzung Bild 2: Energieumsetzung eines Ottomotors
durchführen zu können, muss den Arbeitsmaschi-
nen, z.B. Kraftstoffpum pe, elektrische Energi e zug e- Dabei können zusätzliche Stoff- und Informations-
führt w erden. flüsse auftreten. Da sie in energieumsetzenden M a-
schinen eine Nebenfunktion ausüben, werden sie
Übersicht über stoffumsetzende Systeme: meist nicht aufgeführt.
Maschinen zur Formänderung sind z.B. Werkzeug- Der Stofffluss (Eintritt des Kraftstoffes und Austritt
maschinen, wie Bohr-, Fräs- und Drehmaschinen der Abgase) sowie der Informationsfluss (Kraftstoff-
oder Maschinen, die in Gießereien oder Presswer- Luft-Gemisch, Drehzahlregelung, Lenkung etc.) stel-
ken Verwendung finden, wie Pressen. len nur Nebenfunktionen dar.
Maschinen zur Lageänderung beinhalten alle För- Energieumsetzendes System. Die Umwandlung
deranlagen und M aschinen, die zum Transport von der chemischen Energi e des Kraftstoffes in d ie zum
festen Stoffen (Förderbänder, Gabelstapler, Lkw, Antrieb des Kraftfahrzeuges benötigte Bewegungs-
Pkw), Flüssigkeiten (Pumpen) oder Gasen (Gebläse, energie steht im Vordergrund, deshalb ist der Ver-
Turbinen) dienen. brennungsmotor ein energieumsetzendes System.
1 l<raftfahrzeug 17
Informationsumsetzende Systeme
't:~
\- 4
j-
1750kg
2
Für die Bedienung und Instandhaltung von Kraft- Bild 1: Richtige Belastung eines Ladekrans
fahrzeugen sind umfangreiche Systemkenntnisse
notwendig . Um einen umweltschonenden und si-
cheren Betrieb des Fahrzeugs zu gewährleisten wird WIEDERHOLUNGSFRAGEN
vom Hersteller eine Betriebsanleitung mitgeliefert. 1 Durch welche Größen ist ein technisches System
gekennzeichnet?
Betriebsanleitungen enthalten unter anderem:
2 Was versteht man unter dem EVA-Prinzip?
• Systembeschreibungen
3 Welche Funktionseinheiten kann man bei einem
• Erläuterungen zu Funktionen Kfz unterscheiden?
• Systemdarstellungen 4 Nennen Sie drei Teilsysteme eines Kfz, sowie de-
• Funktionsskizzen ren Eingangs- und Ausgangsgrößen.
• Anleitungen zur sachgerechten Bedienung und 5 Welches ist die Hauptfunktion eines energieumset-
Anwendung zenden Systems?
Zur Durchführung werden vom Hersteller Instand- Ölwechselintervall. Es kann auf zwei Arten ermittelt
haltungspläne und Ersatzteilkataloge bereitgestellt werden:
sowie Reparaturanweisungen herausgegeben. Die- • Auf einer virtuellen Datenbasis, d.h. aus der zu-
se stehen z.B. als menügesteuerte Computerpro- rückgelegten Wegstrecke, dem dabei verbrauch-
gramme für Personalcomputer (PC) zur Verfügung. ten Kraftstoff und dem dabei durchlaufenen Tem-
Instandhaltung. Instandhaltungsarbeiten beinhalten: peraturprofil des Öls ergibt sich ein Maß für den
• Inspektion, z.B. Prüfen Verschleiß des Motoröls.
• Wartung, z.B. Ölwechsel, Schmieren, Reinigen • Dem tatsächlichen Ölzustand, d.h. der Ölzustands-
sensor ermittelt Füllhöhe und Qualität welche in
• Instandsetzung, z.B. Reparieren, Austauschen
Verbindung mit der zurückgelegten Fahrstrecke
Kundendienst. Fahrzeughersteller und Kfz-Werk- und der Motorlast berücksichtigt wird.
stätten bieten einen sachkundigen Kundendienst an.
So wird beispielsweise ein neues Kraftfahrzeug ord- Verschleißzustand Bremsbeläge. Der Verschleiß
nungsgemäß zur Erstinbetriebnahme dem Kunden der Bremsbeläge wird elektrisch ermittelt. Hat der
zur Übernahme bereitgestellt. Des weiteren werden Bremsbelag die Verschleißgrenze erreicht, wird
durch Fachpersonal Instandhaltungsarbeiten durch- eine Kontaktschleife im Belag durchtrennt. Aus der
geführt, die der Setreiber nicht selbst erledigen kann. Bremshäufigkeit, der Bremsbetätigungszeit sowie
Die zur Funktions- und Werterhaltung notwendigen den gefahrenen Kilometern wird die theoretisch ver-
Maßnahmen sind vom Hersteller in den Instand- bleibende Restfahrstrecke ermittelt, das Wechselin-
haltungsvorschriften festgelegt. Sie sind für Kraft- tervall festgelegt und dem Fahrer angezeigt.
fahrzeuge in Wartungs- und Instandhaltungspläne
festgehalten . Verschleißzustand lnnenraumfilter. Die Berechnung
Es werden folgende Serviceintervalle unterschieden: der verbleibenden Standzeit des Staub- und Pollen-
• Feste Serviceintervalle (Wartungsplan) filters erfolgt auf der Datenbasis von Außenlufttem-
• Flexible Serviceintervalle peratursensor, Heizungsnutzung, Umlufteinstellung,
Fahrgeschwindigkeit, Lüfterdrehzahl, Kilometer-
• Bedarfsgerechte Servicestrategien
stand und Datum.
Die Wartungs- und Inspektionsarbeiten sind
entsprechend vorgegebener Pläne durchzufüh-
ren. Die Ausführung der Arbeiten sind auf dem
Inspektionsplan zu kennzeichnen und durch Un-
terschrift vom ausführenden Mechaniker zu be-
stätigen.
Wartungsplan
Er gibt Auskunft über die festgelegte Service- bzw.
lnspektionszeitpunkte, z.B. soll nach 20.000 km oder
nach 12 Monaten Betriebszeit eine Hauptinspektion
durchgeführt werden.
Bild 1: Verschleißanzeigen
lnspektionsplan. Aus ihm ist der vorgeschriebe-
ne Umfang der Inspektion zu entnehmen (Bild 1,
Seite 19). Zündkerzen werden weiterhin wegabhängig z.B.
nach bis zu 100 000 km ausgetauscht.
Flexible Service-Intervalle
Mit modernen Motormanagem entsystemen ist es Betriebsstoffe wie Kühl- und Bremsflüssigkeit wer-
möglich, entsprechend den Betriebsbedingungen den nach der Betriebszeit z.B. 2 oder 4 Jahren ge-
eines Fahrzeugs, die Serviceintervalle anzupassen. wechselt.
1 l<raftfahrzeug 19
Bedarfsgerechte Servicestrategien
A uf Basis gesammelter Dat en, w ie Ist-Zustand der
Verschleißteile und Betriebsstoffe sowi e der Fahrge-
wohnheit w ird der Servicezeitpunkt errechnet. Nach
dieser bedarfsgerechten Servicest rategie w ird nur
gewa rtet, wen n ein Bauteil abgenutzt oder ein Be-
t riebsstoff v erbraucht ist.
hat dann genügend Zeit ev entuell benötigt e Ersatz-
teile, z. B. Bremsbeläge zu bestellen und mit dem
Kunden einen passenden Termin zu v ereinbaren.
Ausfallbedingte Reparaturen sollen durch frühe Pro-
blem erkennung verm ieden w erden. W eitere Vorteile
sind:
• Exakt geplante Termine
•
Neu ist, dass der Bordco mputer o nline d ie im Sch lüs- • Keine Wartezeiten
sel abgespeicherte Kunden- und Serviceumfa ngs- • Keine Info rmatio nsv erlu st e
daten an die Werkstatt überträgt. Der Kundenberater • Flexible Serviceleistungen
Durchzuführende Wartung .
0.0
.,<= Abgasanlage: Sichtprüfung auf Undichtigkeiten
·-ci ·-=c .0
0 und Beschädigungen durchführen
Elektrik ~
Spurstangenköpfe: Spiel, Befestigung und
Frontbeleuchtung. Funktion prüfen: Dichtungsbälge prüfen; Achsgelenke: Sicht-
Standlicht, Abblendlicht, Fernlicht, Nebel- prüfung der Dichtungsbälge auf Undichtigkeiten
Scheinwerfer, Blink- und Warnblinkanlage und Beschädigungen durchführen
Heckbeleuchtung. Funktion prüfen: Bremslicht, Motorraum
Rücklicht, Rückfahrscheinwerfer, Nebelschluss-
leuchte, Kennzeichenbeleuchtung, Kofferraum- M otoröl: Ölsland prüfen (Beim Inspektionsservice
beleuchtung, Standlicht, Blink- u. Warn blinkanlage m it Filterwechsel, Ölwechsel durchführen )
Bild 1: Inspektionsplan
20 1 l<raftfahrzeug
• CD ~ebenstrom-
@
0
@
Olzentrifuge
E-Box-Filter
Wasser-
abscheider
Luftfilter mit
Wartungs-
® (j)
0
® @
@
lntank Benzin-
filterelement
@ Tankentlüf-
tungsfilter
Harnstofffilter
für SCR-Kata-
lysatoren
anzeige @ Innenraumfilter
@ Luftfilter-
element
@ Getriebeölfilter
@ Lenk-
@ Kühlwasser- hydraulikfilter
filter
@ Brems-
(j) lnline
hydraulikfilter
Kraftstofffilter
@ Wischwasser- @ Fahrwerks-
filter hydraulikfilter
® Dieselfilter- @ Trockenmittel -
box
modul
@ Metallfreies @ Ölwechselfilter
Kraftstofffilter-
element @ Ölfiltermodul
@ Zylinderkopf- @ 11J1etallfreies
haubemit Olfilterelement
i_ntegriertem
Olabscheider @ System zur
Kurbelgehäuse-
@ Ölnebel - entlüftung mit
abscheider @ @ Multizyklonfilter
1.6 Filter Aufbau und Wartung Haftfilter. Sind meist Nassluftfilter. Verunreinigun-
gen, wie Staub kommen mit der ölbenetzten Filter-
Die Filter eines Kraftfahrzeugs haben die Aufga- fläche in Berührung und bleiben dort haften .
be, Motoren, Bauteile und die Atemluft der Insas- Magnetfilter. Aus dem vorbeiströmenden Medium
sen vor Verunreinigungen zu schützen. werden ferromagnetische Verunreinigungen ange-
zogen, z.B. von der Ölablassschraube.
Filter im Kfz (Bild 1) können nach zwei Kriterien ein-
geteilt werden. Nach den Wirkprinzipien und nach Zentrifugalfilter. Das zu filternde Medium, z.B. Luft,
dem zu filternden Medium . wird in Rotation versetzt. Verunreinigungen werden
durch die Fliehkräfte an die Wand des Filters ge-
Wirkprinzipien. Feste Verunreinigungen werden aus
drückt, wo sie sich absetzen.
strömenden Medien, wie z.B. Luft, Öl, Kraftstoff und
Wasser herausgefiltert durch die: Filter werden unterschieden nach
• Siebwirkung, z.B . Sieb- und Faserfilter • Luft- und Abgasfilter
• Haftwirkung, z.B. Nassfilter • Kraftstofffilter
• Magnetwirkung, z.B. Magnetabscheider • Schmierölfilter
• Fliehkraftwirkung, z.B . Zentrifugalfilter • lnnenraumfilter, z.B. Pollen-, Smog- und Ozonfilter
Siebfilter. Die Filterwirkung wird dadurch erreicht, • Hydraulikfilter, z.B. für ATF-Öie
dass die Abmessungen der Filtermaschen kleiner als
die Verunreinigungen sind (Bild 2).
1.6.1 Luftfilter
Filterarten
Folgende Luftfilter kommen zum Einsatz:
• Trockenluftfilter
• Nassluftfilter
• Ölbadluftfilter
• Zyklonvorabscheider
Trockenluftfilter. Bei ihm erfolgt die Staubaufnahme
m eistens durch auswechselbare Filterelemente aus
Die Standzeit dieses Kombinationsfilters wird da-
durch verbessert.
Lufteintritt •
gefaltetem Papier. Sie gehören heute zur Standard-
ausrüstung bei Pkw und Nkw. Die Lebensdauer der
Filterelemente hängt von der Größe der Papierflä-
che und von dem Staubgehalt der Luft ab. Um den
Durchflusswiderstand gering zu halten, sind große
Oberflächen erforderlich . Gleichzeitig dämpft der
Bild 2: Zyklonluftfilter
Luftfilter die Ansauggeräusche.
Luftfilter, die nicht rechtzeitig erneuert oder gereinigt
werden, haben wegen des zunehmenden Durch- 1.6.2 Kraftstofffilter
strömwiderstandes eine schlechtere Füllung des
Zylinders sowie eine geringere Motorleistung zur Sie sollen die Kraftstoffanlage vor Verunreini-
Folge. Feinstäube, die den Filter passieren, tragen gungen schützen und gegebenenfalls Wasser
im Motoröl zur Verschlammung bei. Ist das Filter abscheiden.
verschmutzt, so muss es erneuert werden.
Man unterscheidet:
Nassluftfilter werden teilweise noch in Motorrädern • Grobfilter • Filter-Elemente
verwendet. Der Filtereinsatz besteht aus einem Ge- • Leitungsfilter • Wechselfilter
strick aus Metall oder Kunststoff, das mit Öl benetzt
ist. Die durchströmende Luft kommt mit der großen, Kraftstoffgrobfilter. Sie kommen als Vorfilter z.B. als
öl benetzten Oberfläche in Berührung . Der in der Luft Saugfilter im Kraftstoffbehälter zum Einsatz. Meist
mitgeführte Staub wird festgehalten . Die Standzeit sind sie als Siebfilter mit einer Maschenweite von
beträgt nur etwa 2500 km. Danach muss er gereinigt etwa 0,06 mm ausgeführt und bestehen aus einem
und wieder mit Öl benetzt werden . engmaschigen Draht- oder Polyamidgeflecht
Kraftstoffleitungsfilter (In-Une-Filter) dienen zur
Ölbadluftfilter. Im Filtergehäuse befindet sich unter
Feinfilterung . Es werden Papierfilter mit einer Poren -
dem Filtereinsatz aus Metallgewebe ein Ölbad
größe zwischen 0,002 mm und 0,001 mm verwen-
(Bild 1). Die einströmende Lufttrifft auf den Ölspiegel
det. Sie werden in die Kraftstoffleitung eingebaut
und reißt aus dem Öl bad Tropfen mit, die sich im Fil-
und bei der Wartung als Ganzes ausgetauscht.
tereinsatz absetzen . Von dort tropfen sie ab und neh-
men den angesammelten Staub mit in das Ölbad . Kraftstofffilter-Eiemente. Sie sind auswechselbar
Wegen dieser Selbstreinigung haben Ölbadluftfilter und befinden sich in einem eigenen Gehäuse, das
gegenüber Nassluftfiltern eine höhere Standzeit. am Motor angebaut ist. Für die Feinfi lterung werden
Einsätze aus Papier oder Filz verwendet.
Kraftstoff-Wechselfilter (Boxfilter) (Bild 3) . Sie be-
stehen aus Gehäuse und Filtereinsatz und werden
bei der Wartung als Ganzes ausgetauscht.
Papi er·
filter·
el ement
Bild 1: Ölbadluftfilter
Filterpatro ne
Verschluss-
schraube mit
Wasserablaufventi l • Staub- und Schmutzteilchen
• Pollen und Bakterien
Bild 1: Boxfilter mit Wasserabscheider schädliche u. übelriechende Gase
1 . 7 Fahrzeugpflege
Die Karosserie ist im Betrieb mechanischen Belas-
t ungen und extremen Witterungseinflüssen ausge-
setzt. Deshalb ist die Karosserie, der Lack und der
Innenraum zu pflegen.
Bei der Fahrzeugpflege unterscheidet man:
Fahrzeugunterseite nochmals sorgfältig nach Schä-
den am Unterbodenschutz zu untersuchen.
1,7.3 Außenreinigung
Räder
1.7.1 Motorwäsche
Straßenschmutz und festgesetzter Bremsstaub set-
Im Motorraum kann sich durch Spritzwasser, austre- zen sich an den Rädern ab. Die Rückstände greifen
tendes Öl oder Kraftstoff zusammen mit Staub ein die Lackierung an. Es bleiben Verfärbungen zurück,
ölhaltiger Schmutzfilm bilden. Dieser sollte in ge- welche sich schlecht entfernen lassen.
wissen Abständen entfernt werden, da er z.B. an der
Felgen reinigen
Zündspule oder an der Batterie zu Kriechströmen
führen kann. Die Felgen sind den verschiedensten Umweltein-
flüssen (Regen, Schnee, Rollsplitt, Streusalz usw.)
Vorgehensweise. Zuerst wird der Motorraum mit ausgesetzt (Bild 2). Ist die Lackierung der Felge be-
einem Kaltreiniger eingesprüht Dieser muss eine schädigt, so kommt es durch Eindringen von Wasser
gewisse Zeit einwirken, damit er den Schmutz an- und Schmutz zur Korrosion. Besonders der heiße
löst. An schlecht zugänglichen Stellen kann mit Bremsstaub greift die lackierten Oberflächen an und
einem Pinsel nachgereinigt werden (Bild 1). Danach es entstehen kleine Löcher. Der Lack wird von der
wird mit dem Hochdruckreiniger der Schmutz ab- Korrosion unterwandert und es entstehen Flecken
gespült. Bei elektrischen Bauteilen und Steckverbin- und irreparable Schäden. Deshalb sind besonders
dungen ist das Eindringen von Wasser zu vermei- Leichtmetallfelgen alle zwei bis vier Wochen mit Fel-
den. Deshalb sollte ein Mindestabstand (ca. 30 cm) gemeiniger zu säubern. Kratzer sind auszubessern.
des Hochdruckreinigers eingehalten werden, um
diese Bauteile nicht zu beschädigen.
Nach der Motorwäsche sind der Motor und der Mo-
torraum mit Druckluft abzublasen. Anschließend
sind d iese mit einem speziellen Konservierungs-
wachs zu behandeln, um Korrosion zu vermeiden.
• Reifenpflege
Verschmutzte Reifen können matt wirken. Deshalb
sollten diese mit einem Reifenpflegemittel behan-
delt werden. Dadurch erhalten Sie Glanz und feine
Risse durch Ozon- und Sauerstoffeinwirkung kön-
nen dadurch verhindert werden.
PRAXISHINWEISE:
• Abstehende Teile, wie z.B. Spiegel, einklappen.
• Antennen einschieben oder abmontieren.
• Fahrzeugabmessungen (Höhe, Breite, Boden-
freiheit) vor Einfahrt in die Waschanlage be-
achten.
PRAXISHINWEIS: • Fahrzeug mittig in die Waschanlage fahren.
• Reifenpflegemittel aufsprühen und einwirken • Zusätzliche Hinweise des Waschanlagenbetrei-
lassen. berg beachten.
Matter Lack
Der Lack ist nicht mehr so widerstandsfähig und kann
mithilfe einer Politur aufbereitet werden. Dabei wird
mittels sehr kleiner Schleifkörper die oberste Lack-
schicht abgetragen und die darunter liegende noch
Bild 1: Lackpflegemittel ungeschädigte Schicht freigelegt. Das Poliermittel
soll die Lackoberfläche genügend angreifen, ohne zu
Anwendung der lackpflegemittel schleifen und Kratzer zu erzeugen. Deshalb enthält
die Politur feinste Polierkörper, die allerdings nur
Kleine hartnäckige Verschmutzungen sind mit Reini-
minimale abtragende Wirkung haben. Beigemischte
gungsknete zu entfernen. Der Glanz bleibt bei dieser
Öle und Wachse verleihen dem Lack wieder Glanz.
schonenden Lackreinigung erhalten, und der Einsatz
Anschließend müssen die Reste der getrockneten
von aggressiven Lackreinigern kann vermieden wer-
Politur mit einem weichen Lappen oder Poliertuch
den.
restlos entfernt werden. Das Polieren kann entweder
PRAXISHINWEISE: von Hand oder mithilfe einer Poliermaschine (Bild 2)
erfolgen. Danach ist die Oberfläche unbedingt mit
• Oberfläche gründlich reinigen.
Hartwachs zu konservieren.
• Reinigungsknete handtellergroß kneten.
• Shampoo- und Wassergemisch auf die zu reini-
gende Stelle aufbringen und Reinigungsknete
ohne Druck über die Oberfläche schieben.
• Solange wiederholen bis alle Verunreinigun-
gen entfernt sind.
• Gereinigte Stelle bei Bedarf mit Politur behan-
deln.
Bild 2: Polieren von Hand und mit der Maschine
Neuwertiger Lack
Neuwertig e Lacke besitzen eine sehr glatte und kaum Stumpfer und verwitterter Lack.
besch ädigte Oberfläche. Diese Lacke sind aufgrund Dies sind Lacke an älteren Fahrzeugen, die schon
ih(es ge(ingen A\t e(S noch nicht vollständig ausge- starken Witterungs- und Umwelteinflüssen ausge-
härtet. Deshalb darf bei diesen Lacken keine Politur setzt gewesen sind. Die Widerstandsfähigkeit des
verwendet werden. Es genügt eine gründliche Fahr- Lackes hat nachgelassen. Deshalb muss der Lack
zeugwäsche mit anschließendem Aufbringen eines poliert werden. Dazu verwendet man Lackreiniger.
1 l<raftfahrzeug 27
PRAXISHINWEISE NASSSAUGGERÄT:
• Ist Elektronik im Sitz verbaut, sind die Reini-
gungsvorschriften des Herstellers zu beachten .
Bild 2: Lackkonser- Bild 3: Verwitterte und aufbe-
vierung reitete Kunststoffteile • Die Reinigungsflüssigkeit mit Wasser mischen
(1 00 ml Reinigerauf 10 I Wasser).
Kunststoffteile pflegen • Wassertemperatur ca . 50-60 Grad Celsius.
Kunststoffteile verblassen. Ursachen sind Alterung, • Die Polster einsprühen bis diese nass sind .
UV-Strahlung und Fahrzeugwäschen (Bild 3). Mit Hierdurch wird der Schmutz gelöst, die Reini-
speziellen Kunststoffpflegemitteln können Kunst- gung bekommt mehr Tiefenwirkung und die
stoffteile wie z.B. Zierleisten und Stoßstangen auf- Polster werden noch gründlicher und effektiver
bereitet werden. gereinigt.
• Nach 10 Minuten mit dem Spülvorgang begin-
nen .
Scheibenreinigung
Verschmutzte Scheiben stellen ein erhebliches Si-
cherheitsrisiko dar, da die Sicht beeinträchtig wird.
Schon ein leichter Schmierfilm auf der Scheibe kann WIEDERHOLUNGSFRAGEN
• 1 .8 Betriebsstoffe. Hilfsstoffe
I wenig klopffest I
gasförmig
bei niedrigem Druck verflüssigtes Treibgas
Betriebsstoffe:
Flüssige und gasförmige Kraftstoffe, z.B. Benzine,
Dieselkraftstoffe, Erdgas, Wasserstoff. Durch ihre
Verbrennung im Motor wird Wärmeenergie erzeugt,
flüssig
die in Bewegungsenergie umgewandelt wird.
Bestandtei le des Benzins und Di eselkraftstoffes
Schmieröle und Schmierstoffe, z.B. Motorenöle,
Schmierfette, Grafit. Sie vermindern Reibung und
Verschleiß an gleitenden Teilen. 0 ~~~~~0
0~~~~~~0
Kühlmittel und Gefrierschutzmittel, z.B. Wasser,
Ethylenglykol, Kältemittel, Trockeneis, flüssiger
Stickstoff. Sie schützen Motoren vor Überhitzung
und Frostschäden, oder sie werden für Innenraum-
oder Laderaumkühlung eingesetzt. 0~~~~~~~0
0 ~~~~~~~~ 0
Bremsflüssigkeiten, z.B. Glykolether. Sie übertragen Oktan
in hydraulischen Bremsanlagen und bei hydrau- CaH1a
lischen Kupplungsbetätigungen große Drücke und
dürfen bei hohen Temperaturen nicht in den gasför-
migen Zustand übergehen. 0~~~~~~~~~~~~~~~~0
Flüssigkeiten zur Kraftübertragung, z.B. ATF-Fiüs- Isoparaffin e =
sigkeit, Silikonö l, Hydraulikflüssigkeit Sie werden Kettenförmiger Aufbau mit Seitenketten
in hydrodynamischen Drehmomentwandlern, Ser-
volenkungen, Viscokupplungen oder hydraulischen I sehr klopffest I
Hubeinrichtungen verwendet. Bestandteil des Eichkraftstoffes für Ottokraftstoffe
Hilfsstoffe:
Reinigungsstoffe für Fahrzeugteile, z.B. Waschben-
Isooktan
zin, Kaltreiniger, Spiritus, Kunststoffreiniger.
Cs H1a
Reinigungs· und Pflegemittel für Fahrzeuge, z.B.
Teer- und lnsektenentferner, Politur für Lacke,
Chrom- und Aluminiumteile, Konservierungsmittel,
Scheibenwasch mittel. Aromaten = Ringförmiger Aufbau
I sehr klopffest I
1.8.1 Kraftstoffe
Bestandteile des Motorenbenzols
Alle zurzeit verwendeten Kraftstoffe bestehen aus
einem Gemisch unterschiedlicher Kohlenwasserstoff- Reinbenzol
Verbindungen (Bild 1) oder aus reinem Wasserstoff. Cs Hs
Bei ihrer Verbrennung werden Wasserstoff- und Koh-
lenstoffatome der Kraftstoffmolekühle mit Luftsauer-
stoff zu H2 0 und C02 oxidiert. Nur ein Teil der durch
diese chemische Reaktion frei werdenden Energie
treibt den Motor an. So können zurzeit in Dieselmo- Ringförmiger Bestandteil des Benzins
toren maximal ca. 46 %, in Ottomotoren maximal ca.
35 % als Antriebsenergie genutzt werden. Dies bedeu-
Cyclohexan
tet, dass der größte Teil der frei werdenden Energie Cs H1 2
die Umwelt aufheizt. Das bei der Verbrennung von
Kohlenwasserstoffen frei werdende C0 2 verstärkt als
Treibhausgas das Aufheizen der Atmosphäre. Des- 0 Wasserstoffatom • Kohlenstoffatom
halb werden verstärkt Alternativen zum herkömmli-
chen Verbrennungsmotor gesucht. Bild 1: Aufbau der Kohlenwasserstoffmoleküle
1 l<raftfahrzeug 29
Eigenschaften von Kohlenwasserstoffen Bei der Verarbeitung des Erdöls unterscheidet man:
• Trennverfahren, z.B. Filtern, Destillieren, Raffinieren
Die Eigenschaften der Kohlenwasserstoffmole-
• Umwandlungsverfahren, z.B. Cracken, Reformie-
küle werden durch die Größe der Moleküle, dem
ren, lsomerisieren
Verhältnis der Anzahl der Kohlenstoffatome zur
Anzahl der Wasserstoffatome und durch ihren Filtern
Aufbau bestimmt (Bild 1, Seite 28). Grobe Verunreinigungen, wie Sand, Wasser und
Salze, werden aus dem Rohöl entfernt, bevor die
Während Stoffe, die aus kurzen Ketten bestehen, eigentliche Verarbeitung beginnt.
z.B. Propan C3 H8 , gasförmig vorliegen, sind Stoffe,
d ie aus langen Ketten bestehen, z.B. Cetan C16H34, Destillieren
flüssig. Dabei nimmt die Viskosität mit der Anzahl Atmosphärische Destillation (Bild 1). Das Erdöl wird
der C-Atome zu. unter Luftabschluss erhitzt. Bereits bei etwa 20 oc
Der Aufbau der Kohlenwasserstoffmoleküle ist ent- scheiden sich Methan und Ethan (LPG = Liquefied Pe-
weder ketten- oder ringförmig. troleum Gas= englische Bezeichnung für Flüssiggas)
ab. Die innerhalb eines Siedebereiches bis etwa 180 oc
Paraffine (Bild 1, Seite 28) oder Olefine, das sind Pa-
verdampfenden Bestandteile ergeben beim Konden-
raffine mit einer Zweifachbindung zwischen zwei
sieren die Leichtkraftstoffe, vorwiegend Benzine. Die-
C-Atomen, sind Moleküle mit einfacher Kettenform.
se setzen sich aus Normalparaffinen (unverzweigte
Mit zunehmender Länge dieser Ketten steigt die
Ketten) und Cycloparaffinen (ringförmig) zusammen.
Zündwilligkeit Diese Eigenschaft macht sie als Kraft-
Der Siedebereich von 180 oc bis etwa 280 oc liefert
stoff für Dieselmotoren geeignet. Für den Einsatz bei
die mittelschweren Kraftstoffe (Gasturbinenkraftstoff,
Ottomotoren sind lange Paraffinketten ungeeignet,
Kerosin, Petroleum). Im Bereich von 210 oc bis etwa
weil sie eine klopfende Verbrennung auslösen.
360 oc werden die Schwerkraftstoffe für Dieselmoto-
Moleküle mit kurzen Seitenketten (lsoparaffine) oder ren erzeugt. Die noch verbleibenden Rückstände wer-
ringförmige Moleküle (Aromate, Cycloparaffine) den einer Vakuumdestillation zugeführt.
sind klopffest. Das heißt, sie sind für die Verwen-
Vakuumdestillation (Bild 1). Bei ihr werden die
dung in Ottomotoren geeignet. Für die Verwendung
Rückstände aus der atmosphärischen Destillation
in Dieselmotoren sind diese Moleküle auf Grund
unter Vakuum nochmals erhitzt. Durch diese Maß-
ihrer geringen Zündwilligkeit ungeeignet.
nahme w erden die Siedepunkte herabgesetzt. Damit
Die extrem klopffesten Aromate, z.B. Benzol C6H6 , wird verhindert, dass bei weiter steigenden Tem -
sind krebserregend. Sie dürfen je nach Stoff entwe- peraturen die verbleibenden großen Moleküle un-
der gar nicht oder nur in begrenzter Menge für den kontrolliert zerfallen. Durch die Vakuumdestillation
Betrieb von Motoren verwendet werden. wird Gasöl gewonnen, das hauptsächlich zu Diesel
oder Heizöl weiterverarbeitet wird. Weiterhin wer-
den die Grundöle für die Herstellung verschiedener
Schmieröle gewonnen.
atmosphärische Vakuum-
Destillation Destillation
1.8.2 Ottokraftstoffe
Cracken Abbau von Großmolekülen der höher siedenden Schwerkraftstoffe durch Zerle- ROZ
(eng\ , to crack gen in leichtere und klopffeste Isoparaffine und Olefine (Olefine unterscheiden 88 .. . 92
=zerbrechen) sich von Paraffinen durch eine Doppelbindung zwischen 2 C-Atomen). Es blei-
ben schwersiedende Bestandteile übrig, die weiterverarbeitet werden können .
Unterschieden werden die Verfahren: Thermisches Cracken , Katalytisches Cra-
cken und n.
Reformieren Kettenförmige Paraffine aus der Destillation werden mit Katalysatoren (z.B. Pla- ROZ
tin : Platforming-Verfahren) in klopffeste Isoparaffine und Aramate umgewandelt. 93 ... 98
Polymerisieren Die beim Cracken und Reformieren entstandenen gasförmigen Kohlenwasser- ROZ
stoffe werden über Katalysatoren zu größeren Molekülen zusammengeballt, 95 .. . 100
hauptsächlich zu lsoparaffinen . Werden geradkettige Paraffine in Isoparaffine
umgewandelt, so nennt man diesen Vorgang lsomerisieren.
Hydrieren von Wasserstoffatomen an ungesättigte Olefine zu stabilen, klopf- ROZ
raffinen. 92 .. . 94
Alkylieren Olefine und Paraffine werden miteinander zur Reaktion gebracht, sodass Isopa- ROZ
raffine mit hoher Klopffestigkeit entstehen . 92 .. . 94
MTBE (Methyl- Durch Umwandlungsprozesse kann Isobutan erzeugt werden. Durch Hinzufü- ROZ
Tertiär-Buthyl- genvon Methanol wird daraus ein Ether (MTBE) gewonnen, der extrem klopf- 113 .. .
ether) fest ist.
1 l<raftfahrzeug 31
...,:;
f! 120
c,o~
el -'l Gesamtoktanzahl des Kraftstoffes. Benzol ist wegen
der krebserzeugenden Wirkung auf 1 Vol.-% begrenzt.
~ ~\~ _ .;;: -
Q)
Q.
c
Organische Sauerstoffverbindungen als Klopfbremse.
E E70-Punkte / V Alkohole (Methanol, EthanolL Phenole, Ether haben
.,
2l 80
:::J
a.. -
.,
-o 0 - den Nachteil, dass sie im Kraftstoff schlecht löslich
:::-: "'
~
I-
Cii 40 sind, durch Geruch belästigen und weniger wirtschaft-
.;;:
Siede- _....::) c
:::J
lich durch ihren geringeren Energieinhalt sind.
1-C..
begi nn MTB (Methyi-Tertiär-Buthylether) als Klopfbremse.
0 20 40 60 Vo l.-% 100
verdampfte Kraftstoffmenge - Er kann durch seinen hohen Oktanzahlbereich von
ROZ 110 ... 115 die Gesamtoktanzah l erheblich be-
Bild 1: Siedekurven von Ottokraftstoffen einflussen. Durch seinen niedrigen Siedepunkt von
55 oc wird die Klopffestigkeit des Kraftstoffes beson-
Klopffestigkeit (ROZ, MOZ) ders im unteren Siedebereich verbessert. Zumi-
schung ca. 10 % ... 15 % zum Kraftstoff.
Die geringe Neigung eines Kraftstoffs, sich unter
hohen Temperaturen und Drücken selbst zu ent- 1.8.3 Dieselkraftstoffe
zünden, wird als Klopffestigkeit bezeichnet.
Das Maß für die Klopffestigkeit sind die Research- Dieselkraftstoffe sind schwersiedende Kraft-
Oktanzahl (ROZ) und die Motor-Oktanzahl (MOZ). stoffe. Sie gehören der Gefahrengruppe A 111 an
(Flammpunkt >55 °C). Sie sind gesundheits-
Beide Oktanzahlen werden weltweit in sogenannten schädlich und umweltschädlich.
Einzylinder-CFR-Motoren bestimmt. Der zu prüfende
Kraftstoff wird durch Vergleich mit einem Bezugs- Dieselkraftstoffe bestehen hauptsächlich aus einem
kraftstoff, der aus einer Mischung aus Isooktan (ROZ Gemisch v o n Olefinen und Paraffinen (kettenfö rmige,
= 100) und No rmalheptan (ROZ = 0) best eht, ermit- gesättigte Kohlenwasserstoffe). Der Siedebereich der
telt. Ein zu untersuchender Kraftstoff hat z.B. d ie Ok- einzelnen Verbindungen liegt zwischen 170 oc und
tanzahl 95, wenn seine Klopffestigkeit so groß ist 380 oc (Bild 1, Seite 32). Die für die Verwendung in
wie die einer Mischung aus 95 % Isooktan und 5 % Motoren wichtigsten Eigenschaften der Dieselkraft-
Normalheptan. stoffe werden durch die DIN EN 590 festgelegt.
32 1 Kraftfahrzeug
• t
...:; 200
~
350
oc
250
Der durch den geringen Schwefelanteil auftretende
Verlust an Schmierfähigkeit muss durch Zugabe von
Additiven im Dieselkraftstoff wieder ausgeglichen
werden .
Filtrierbarkeit
Dieselkraftstoffe haben die Eigenschaft, bei tiefen
Temperaturen Paraffinkristalle auszubilden, die ab
"'c. 150
einer bestimmten Größe nicht mehr durch das Kraft-
...E"' stofffilter fließen können. Das Filter verstopft, der
"'
"0
100
Motor läuft nicht mehr. Die Filtrierbarkeit wird durch
"'
iii den Cold Filter Plugging Point (CFPP) angegeben .
50
Dieser gibt die Temperatur an, bei der der Diesel-
kraftstoff so große Paraffinkristalle gebildet hat, dass
er ein genormtes Prüfsieb nicht mehr in der vorge-
0 10 20 40 50 60 gebenen Zeit passieren kann.
Destillat - - - Winterdieselkraftstoff
Bild 1: Siedekurven verschiedener Kraftstoffe Im Winter (in der Zeit vom 16.11 . bis 28.02.) muss der
Kraftstoff bis zu einerTemperaturvon -20 oc filtrier-
Zündwilligkeit bar sein. Dies wird teilweise dadurch erreicht, dass
Im Gegensatz zu den Ottokraftstoffen, die klopffest verkürzte Kohlenwasserstoffketten (Kerosin) zuge-
sein sollen, sollen die Dieselkraftstoffe möglichst geben werden, wodurch aber die Cetanzahl sinkt.
zündwillig sein. Das Maß für die Zündwilligkeit ist Durch Zugabe von Additiven (Fiießverbesserern)
die Cetanzahl CZ. Je mehr kettenförmig aufgebaute kann die Paraffinausscheidung nicht verhindert wer-
Kohlenwasserstoffe ein Dieselkraftstoff enthält und den, aber das Kristallwachstum wird eingeschränkt
je länger diese Ketten sind, desto zündwilliger ist und hinausgezögert. Dadurch ist ein Durchfließen
er. Die Cetanzahl für Dieselkraftstoff muss laut DIN des Filters bei Temperaturen bis unter -20 oc mög-
EN 590 mindestens 51 betragen . Hochwertige Kraft- lich. Treten noch tiefere Temperaturen auf, kann
stoffe erreichen eine Cetanzahl von bis zu 60. Abhilfe durch Einbau einer Filterheizung oder einer
Die Cetanzahl wird in einem Prüfmotor ermittelt, bei Tankbeheizung geschaffen werden.
dem die Zeit zwischen Einspritzbeginn und Verbren- Durch Zufuhr von Wärme können Paraffinkristalle
nungsbeginn (Zündverzug) bestimmt wird. Die Ce- aufgelöst und verstopfte Filter wieder durchlässig
tanzahl des geprüften Kraftstoffes ergibt sich aus werden .
einem Mischungsverhältnis der Vergleichskraftstof- Beimischen von Benzin als Fließverbesserer sollte
fe Cetan (C 16 H34 ) (Bild 2) mit der Cetanzahl 100 und auf jeden Fall unterlassen werden, weil ...
Methylnaphthalin (C 10 H11 ) (CZ 0) . Je höher die Ce-
• dafür vom Hersteller in der Regel keine Freigabe
tanzahl, desto zündwilliger ist der Kraftstoff.
erteilt wurde, was zum Ausschluss der Gewähr-
leistung bei Schäden führt.
• die Schmierung der Hochdruck-Einspritzanlage
nicht mehr gewährleistet ist.
• durch die Verschlechterung der Zündwilligkeit des
0 Wasserstoffatom e Kohl enstoffatom Dieselkraftstoffes Motorschäden auftreten können.
• sich der Flammpunkt ändert, das Gemisch feuer-
Bild 2: Getan (n-Hexadecan) gefährlich ist und in die Gefahrenklasse AI fällt.
Eine erhöhte Verkokung ist häufig die Folge. Um • Kraftstofffilter nach den drei ersten Tankfüllungen •
Abhilfe zu schaffen, sind die Pflanzenöle auf ca. mit Biodiesel gewechselt werden sollen, weil alte
60 oc ... 95 oc vorzuwärmen. Auf Grund der bei die- Ablagerungen aus dem Tank und den Leitungen
ser Temperatur immer noch gegenüber Diesel stark den Kraftstofffilter verstopfen können.
erhöhten Viskosität entstehen in den Pumpen hohe • Biodiesel eine um bis zu ca. 40 % höhere Kohlen-
Belastungen. Für moderne direkt einspritzende Pkw- wasserstoff-Emission und eine höhere NOx-Emis-
Dieselmotoren mit Pumpe-Düse oder Common-Raii- sion verursacht.
Systemen sind deshalb Pflanzenöle nicht geeignet.
• Biodiesel deutlich die Ruß-Emission (bis zu ca.
Es gibt auch keine Freigaben seitens der Hersteller.
50 %) senkt, doch der Gehalt an schädlichen Parti-
Probleme entstehen auch durch eine starke Ver- keln vergleichbar mit Mineralöl-Diesel bleibt.
dünnung des Motoröls bei häufigem Kaltstart. Weil
• Fahrzeuge, d ie wenig bewegt werden, nicht fü r
Pflanzenöle erst ab ca. 220 oc verdampfen, gelangen
Biodiesei-Betrieb geeignet sind, weil bei der Lage-
größere Mengen des Pflanzenöls in das Motoröl.
rung von RME ähnliche Probleme entstehen wie
Dieses neigt durch Reaktion mit Verbrennungsrück-
bei Pflanzenölen .
ständen zur Verklumpung und kann Leitungen und
Filter verstopfen. Die Ölwechselintervalle sind des- • auf Grund des höheren Siedebereichs sich eine
wegen mindestens zu halbieren. Verdünnung des Motoröls ergibt. Deshalb sind die
Ölwechselintervalle zu halbieren.
Ein Vorteil ist die gute biologische Abbaubarkeit
Während die Verwendung von reinem Biodiesel Pro-
des Pflanzenöls. Nachteilig sind eine schlechte Alte-
bleme verursachen kann, ist die Beimischung von
rungsbeständigkeit und eine verschlechterte Lager-
Biodiesel zu mineralischem Diesel in geringen Men-
fähigkeit. Oxidation, Bakterienbefall und Wasseran-
gen (seit 2004 bis zu 5 % erlaubt) unproblematisch.
reicherung sind die Hauptprobleme. Die Lagerung
Die Europäische Union sieht vor, dass bis 2020 der
muss daher kühl (5 oc ... 10 °C), mit geringer Kon-
Anteil von Biokraftstoffen auf 10 % erhöht wird.
taktfläche zum Luftsauerstoff, dunkel und trocken
erfolgen. Bioethanol
Um gleichbleibende Qualitätsstandards auf Dauer zu Bioethanol wird bisher hauptsächlich aus zuckerhal-
sichern, wird zurzeit eine Norm (siehe Vornorm DIN tigen Pflanzen, wie Zuckerrohr und stärkehaitigern
51605- Rapsölkraftstoff) entworfen. Getreide hergestellt. Dabei sind einerseits nur be-
grenzte Erträge möglich, andrerseits werden die
Biodiesel (Rapsölmethylester = RME)
Rohstoffe als Nahrungsmittel benötigt. Deshalb wird
Zur Herstellung von Biodiesel wird Rapsöl unter an- an der Erzeugung von Ethanol aus Cellulosehaitigen
derem mit 10 % Methanol versetzt und bei erhöhter Grundstoffen wie Holz oder Chinaschilf gearbeitet
Temperatur chemisch umgewandelt. Bei dieser Um- (Cellulose-Ethanol).
wandlung entstehen Fettsäuren, die mit Hilfe des
Ethanol besitzt eine ROZ von 104 und kann, wenn
Methanols verestert (verbunden) werden.
Kraftstofffördersystem, Sauganlage und Motorelek-
Der Überbegriff für alle Methylester auf Pflanzen- tronik an den Kraftstoff angepasst sind, hochkonzen-
oder Tierölbasis ist Fettsäuremethylester (FAME). Je triert in Ottomotoren verwendet werden. ln der Dis-
nach Ausgangsstoff können auch Palmölmethyles- kussion befindet sich ein Kraftstoff E85, der aus 85 %
ter (PME), Tierfettm ethylester (AME). ... gewonnen Ethanol besteht. Auf Grund des geringeren Brenn-
werden, die ähnliche Eigenschaften wie RME haben. wertes ergeben sich allerdings hohe Literverbräu-
Biodiesel besitzt eine geringere Viskosität als das che, was die Reichweite der Fahrzeuge einschränkt.
Ausgangsprodukt, ist frei von giftigen Aromaten und Als Beimischung zum Benzin sind zurzeit bis zu 5 %
schwefelarm. Auf Grund seiner Cetanzahl (CZ =56) Ethanol üblich (E10: 10 % Ethanol ). ln dieser gerin-
und seiner physikalischen Eigenschaften (Heizwert, gen M enge fällt die oktanzahlsteigernde Wirkung
Siedebereich) kann er als Dieselersatz v erwendet von Ethanol kaum ins Gewicht. Eine Erhöhung der
werden. allgem einen, mengenmäßigen Zug abe von Ethano l
Um gleichbleibende Qualität sstandards zu gew ähr- zum Benzin ist zurzeit nicht möglich, weil Ethanol
leisten, hat das Europäische Komitee für Normung auch als Lösungsmittel wirkt und in manchen Fahr-
für FAME den Standard EN 14214 festgelegt. zeugen Kunststoffe, z.B. Dichtungen, angreift.
Bei der Verwendung von reinem Biodiesel sollte Synthetische Kraftstoffe
dennoch bedacht werden, dass:
Bei der Herstellung von Pflanzenölen oder FAME
• der Fahrzeughersteller den Betrieb mit Biodiesel kann nur ein geringer Anteil der Pflanzen genutzt
erst freigeben muss (Garantiefall). w erden. W eil zudem nur bestimmte Pf lanzen fü r die
• die mit dem Kraftstoff in Berührung ko mmen- Gewinnung von Kraftstoffen v erwendet w erden kön-
den Kunststoffteile, wie z.B. Schläuche und Dich- nen, arbeitet man daran, aus Biomasse (Holz, Stroh,
tungen, Kraftstoffbehälter beständig gegenüber pflanzliche Abfälle, ... ) Kraftstoffe zu gewinnen. Diese
Biodiesel sein müssen. werden als BtL (Biomass to Liquid) bezeichnet.
34 1 l<raftfahrzeug
Erdgas Gewinnung
Erdgas wird nach der Förderung entschwefelt und Grundöle für Motoren und Getriebe entstehen aus
gereinigt. Es besteht aus bis zu 98 % Methan (CH 4 ). den Rückständen der atmosphärischen Destillation
mit Anteilen von Ethan (C 2 H6 ). Butan (C 3 H8 ) und Pro- von Rohöl durch Weiterverarbeitung mittels Vaku-
pan (C 4 H 10 ) . Auch Stickstoff (N 2 ) und Kohlendioxid um-Destillation (Bild 1, Seite 29).
(C0 2 ) können enthalten sein. Je höher dabei der An- Die im Schmieröl enthaltenen langkettigen Kohlen-
teil von C0 2 und N 2 ist, desto geringer ist sein Heiz- wasserstoffmoleküle sind sehr wärmeempfindlich
wert. Entsprechend wird Erdgas mit hohem Heiz- und können bereits ab 330 oc in kurzkettige Ben-
wert in der Qualität H bzw. Erdgas mit geringerem zinmoleküle zerfallen . Um dies zu verhindern, wird
Heizwert in der Qualität L angeboten. durch Unterdruck die Siedetemperatur herabgesetzt
Erdgas kann entweder gasförmig bei Umgebungs- (Vakuumdestillation) . Wie in der atmosphärischen
temperatur und 200 bar (CNG = Compressed Natural Destillation entstehen dabei Destillate mit unter-
Gas) oder flüssig bei -160 oc und 2 bar (LNG =Lique- schiedlicher Viskosität (je höher die Siedetempera-
fied Natural Gas) gelagert werden. ln CNG-Tankstel- tur, desto kürzer die Molekülketten).
len wird das Gas getrocknet, vorverdichtet und in Um diese Destillate als Grundöle zur Herstellung von
einem Druckspeicher bereitgestellt. Schmierölen einzusetzen, müssen sie durch Raffina-
Vorteile bei der Verwendung von Erdgas sind niedri- tion nachbehandelt werden (Tabelle 1).
ge Rohemissionen (CO, Partikel) und ein gegenüber
der Verbrennung von Benzin verringerter Ausstoß
von C0 2 (-25 %) . Eine hohe Oktanzahl von 115 ... 130
ermöglicht eine Anhebung der Verdichtung auf bis
zu E = 13 und damit eine Erhöhung des Wirkungs-
grades. Dies w irkt sich allerdings nur bei Fahrzeugen
mit reinem Erdgasantrieb aus. Nachteilig ist die ge-
ringere Speicherdichte bei gleichem Tankvolumen, Stockpunkt durch Entparaffinieren auf
- 9 oc ... - 15 oc einstellen
was die Reichweite verringert.
1 l<raftfahrzeug 35
Durch Zugabe von speziellen Wirkstoffen (Additive) Dynamische Viskosität. Sie kann in druckbeauf- •
werden die Grundöle mit noch erforderlichen Spe- schlagten Kapillarviskosimetern (besonders für die
zialeigenschaften versehen, z.B. Korrosionsschutz, HTHS-Viskositat) oder im Rotationsviskosimeter
Viskositätsverhalten. (Bild 2) für die Tieftemperaturviskosität bestimmt
werden. Ein Rotor wird in einem Zylinder mit Prüföl
Grundöle auf Kohlenwasserstoffbasis bei Prüftemperatur verdreht. Aus dem für die Ver-
Synthetische Kohlenwasserstoffe bestehen wie die drehung erforderlichen Drehmoment wird die Vis-
Raffinate aus Kohlenstoff- und Wasserstoffatomen, kosität in Pa · s (Pascalsekunde) oder gebräuchlicher
aber mit einem anderen Molekülaufbau als dem mPa · s ermittelt.
des Erdöles. Das Ausgangsprodukt Rohbenzin wird
HTHS-Viskosität (High Temperature High Shear).
durch Cracken in reaktionsfreudige Gasmoleküle,
SAE, ACEA und verschiedene Fahrzeughersteller
wie z.B. Ethen, umgewandelt. Diese Gasmoleküle
schreiben bei einer Öltemperatur von 150 oc und
werden zu Isoparaffinen mit Molekülen einer ge-
einem Schergefälle von 106 s- 1 bestimmte Min-
wünschten Struktur, den Poly-Alpha-Olefinen (PAO)
destviskositäten vor. Dadurch soll erreicht werden,
zusammengesetzt (synthetisiert). Durch diesen Mo-
dass auch bei hohen Motordrehzahlen und Motor-
lekülaufbau haben synthetische Kohlenwasserstoffe
temperaturen ein tragender Schmierfilm aufgebaut
gegenüber den Raffinaten einen besonders hohen
werden kann. Durch niedrigere HTHS kann der Kraft-
Viskositätsindex, geringere Verdampfungsverluste
stoffverbrauch abgesenkt werden.
und ein besseres Tieftemperaturverhalten.
Schergefälle. Darunter versteht man die Geschwin-
Aufgaben und Eigenschaften der Schmieröle digkeit des bewegten Teiles dividiert durch die
Schmierfilmdicke. An einem Schmierspalt wird Öl
Schmieren Reinigen unterschiedlichen Seherbelastungen ausgesetzt. So
Kühlen vor Korrosion schützen bewegt sich ein Kolben bei hohen Motordrehzahlen
mit bis zu 36 m/s Geschwindigkeit an der Zylinder-
Abdichten Geräusche dämpfen wand entlang, während das anhaftende Öl die Ge-
schwindigkeit 0 hat. Das Schergefälle liegt im Leer-
Viskosität. Sie ist ein Maß für die Zähflüssigkeit des
lauf bei 105 s- 1, bei max. Drehzahl bei 106 s- 1 . Hierbei
Öles und entspricht der inneren Reibung. Öl hat eine
liegt die Schmierfilmdicke 3/100 mm bis 4/100 mm .
niedrige Viskosität und damit einen geringeren Ver-
formungswiderstand, wenn es dünnflüssig ist, eine
hohe Viskosität, wenn es zähflüssig ist.
Diesen Widerstand, den die Flüssigkeit gegen
die Verschiebung zweier benachbarter Schichten
entgegensetzt, nennt man auch innere Reibung
(Schubspannung). Je nach Ölsorte ist die Viskosität
verschieden groß, sie nimmt mit steigender Tempe-
ratur ab (Bild 1).
10000
5000 ..........
~
~~
mm 2
s Bild 2: Kapillarviskosimeter, Rotationsviskosimeter
- 1 000
500 Viskositätsindex. Für einen Motor ist das Öl am bes-
~
:~ ........
~
·c;; ten geeignet, das bei steigender Temperatur seine
0
""'"' 100 '1,
!"'-...... Viskosität möglichst w enig verändert (Öl 2 in Bild 1),
> 50
20
' ..........._
..........
da es sowohl einen guten Kaltstart als auch einen
tragfesten Schmierfilm bei hohen Öltemperaturen
10 ermöglicht. Der Zahlenwert des Viskositätsindex VI
-20 0 20 40 60 80 oc 100
sagt etwas über die Neigung der VT-Geraden (Visko-
Temperatur - - -
sitäts-Temperatur-Gerade) aus. Er ist umso größer,
Bild 1: Viskositäts-Temperatur-Diagramm je flacher die Kennlinie im VT-Diagramm verl äuft.
Gute Mineralöle haben einen Viskositätsindex von
Kinematische Viskosität. Sie wird im Kapillarvisko- 90 ... 100, synthetische Kohlenwasserstoffe errei-
simeter (Bild 2) ermittelt. Eine bestimmte Ölmenge chen 120 ... 150, wodurch die Anforderungen von
läuft bei Prüftemperatur durch ein langes, dünnes Hochleistungsmotoren leichter erfüllt werden kön-
Rohr. Aus der Auslaufzeit wird die Viskosität in m 2/s nen. Der Zahlenwert des Viskositätsindex wird aus
oder mm 2/s bestimmt. der Neigung der Geraden im VT-Diagramm ermittelt.
36 1 l<raftfahrzeug
• SAE-Viskositätsklassen. Sie wurden von der ameri- Der Temperaturbereich, in dem Motorenöle einge-
kanischen Society of Automotive Engineers (Vereini- setzt werden können, kann aus Bild 1 entnommen
gung der Automobil-Ingenieure) festgesetzt, um die werden .
Auswahl von Motor- und Getriebeölen für die ver-
schiedenen Temperaturbereiche zu erleichtern. 200 I
Man unterscheidet Einbereichsöle z.B. SAE 1OW, oc 4-
0
SAE 20W/20 (Winteröle). SAE 30, SAE 50 (Som- 160 "' I 1+-
meröle) und Mehrbereichsöle wie SAE 15W-50 $ i-
I
für den ganzjährigen Betrieb. Die Einteilung in "'
~
<J)
$ $
ö"'
E -~ 0
LU "'
LU
"'
~
LU
<( <( <( .c
Viskositätsklasse abdecken; z.B. erfüllt SAE 15 W-50
>
<J) (j) (j) (j) c>
die Forderungen an SAE 15W bei- 17,8 oc und die 0 .!!2
0
Forderungen an SAE 50 bei + 98,9 °C, also Starter- >
leichterung bei Kälte und Temperaturfestigkeit bei I I I I
-40
hohen Temperaturen .
Bild 1: Temperaturbereich von Motorölen
Additive. Grundöle können die vielfältigen Anforde-
rungen an ein Schmieröl für Motoren und Getriebe
nicht erfüllen, deshalb verwendet man chemische Einteilung der Motorenöle nach API
Zusätze (Additive). Dadurch werden die Eigenschaf- Vom American Petroleum Institut (API) wurde in
ten des Öles verbessert oder unerwünschte Eigen- fortlaufender Verbesserung in Zusammenarbeit mit
schaften unterdrückt (Tabelle 1). Additive sind ober- SAE und ASTM (American Society for Testing and
flächenaktive Stoffe, die mit Wasser oder Säuren Materials) ein Klassifizierungssystem für Motoren-
reagieren können, aber auch in Öl löslich sind. Der öle geschaffen, das ohne Änderung des bisherigen
Anteil von Additiven kann von weniger als 1 % bis weiter ausgebaut werden kann , d.h . es können nach
zu 25 % betragen. Bedarf neue Klassen mit noch höheren Anforderun-
gen hinzugefügt werden (Tabelle 1, Seite 37).
HO-Öle (HD = Heavy Duty). Sie enthalten Dispersant- Unterschieden wird nach S-Kiassen (spark ignition
additive, die Verschmutzungen umhüllen, in der bzw. Service-Klassen) für Ottomotoren. Öle für Die-
Schwebe halten und Schlammbildung durch Zu- selmotoren werden den C-Kiassen (compression
sammenballen der Schmutzteilchen verhindern . Dis- ignition bzw. Commerciai-Kiassen) zugeordnet.
persantadditive sind heute in allen Ölen enthalten.
- ..:
.
.. .. ...
.......,..... •• • ; : : / ... x C , > .' • • > 3 ·1·• +;I i l'c+i' ·;:~ nm:,~~' ·:o! ~MB~
Alterungsschutzadditive Sie verhindern die Oxidation (Alterung) des Öles unter dem Einfluss von Wärme und
Antioxidantien Sauerstoff. Durch Bildung eines Schutzfilmes wird auch Korrosion an Metallflächen
verhindert.
Extreme Pressure/ Hochdruckzusätze, die auf Gleitflächen (Lager, Kolben, Zylinder, Zahnräder, No-
Antiwear-Additive cken) dünne, aber gleitfähige Schichten aufbauen, die den direkten Kontakt von
(EP/AW) Metallflächen zueinander v erhindern.
Stockpunkterniedriger Unter dem Stockpunkt (Pourpoint) versteht man die Temperatur eines Öles, bei der
es beim Abkühlen unter bestimmten Bedingungen gerade noch fließt Das Stocken
des Öles erfolgt durch Ausscheiden und Verketten von Paraffinkristallen. Die Stock-
punkterniedriger verschieben diesen Vorgang zu tieferen Temperaturen .
Tabelle1:~~ßPil'····
Ottomotoren
SJ Diese Norm berücksichtigt neuere Erkennt-
nisse der Kraftstoffeinsparung und ver-
schärfte Anforderungen hinsichtlich der
Kraftstoffverluste. Der Phosphoranteil ist we-
gen der besseren Katalysatorverträglichkeit
Einteilung der Motoröle nach ACEA
Seit Januar 1996 gelten die neuen ACEA-Spezifika-
tionen (Tabelle 2).
ACEA (Assocation des Constructeurs Europeens
de !'Automobile = Ve reinigung der europäischen
Autom obilkonstrukteure) beschreibt Mindestanfor-
derungen für Motorö le, die in Pkw-Otto- und Die-
•
auf 0,1 % begrenzt. selmotoren, sowie in Nfz-Dieselmotoren verwendet
Im Vergleich zu SJ verschärfte Anforderu n- werd en. Die Motoröle werden in 4 verschiedenen
SL
gen bezüglich Ölverbrauch, Motorsauberkeit Leistungsgruppen eingeteilt. Öl e für ...
und Alterungsverhalten. Gültig seit 07/2001. • Pkw-Ottomotoren in ACEA A 1, A3 u nd A5.
SM Übertrifft die Qualitätsanforderungen von • Pkw-Dieselmotoren in ACEA B1 , B3, B4 und B5.
API-SL-Motoröl. Verlängerte Ölwechsel-
• Pkw-Diesel- und Ottomotoren mit Abgasnachbe-
intervalle sind möglich. HTHS > 3,5 m Pa · s.
Die Anteile an Sulfatasche, Phosphor und handlungssystemen in ACEA Cl , C2, C3, C4. Bei
Schwefel sind reduziert, deshalb ist das Öl diesen Ölen sind die Anteile von Sulfat-Asche,
für Fahrzeugmotoren mit NOx-Kata lysator Phosphor und Schwefel (SAPS) streng limitiert.
geeignet. Gültig seit 2004. Je nach Anteilen dieser Stoffe im Öl werden d ie-
Dieselmotoren se Öle als low SAPS ("; 0,5 % ) oder mid SAPS
("; 0,8 %) bezeichnet.
CG-4 Für emissionsarme Nfz-Dieselmotoren im
Langstreckenbetrieb geeignet. Kann anstatt • Nfz-Di eselmotoren in ACEA E2, E4, E6, E7, E9.
von API CD, CE und CF-4 Motorölen verwen- Du rch die Ziffern hinter den jeweiligen Bu ch staben
det w erden. w erden zusätzliche Eigenschaften der Öle im N orm-
CH-4 Für extrem lange Ölwechselintervalle, er- blatt festgelegt. An alle Öle werden die gleichen
höhter Verschleißschutz gegen den Einfluss Anforderungen hinsichtlich Schaumverhalten und
von Ruß. Dichtungsverträg lichkeit gestellt.
Cl-4 Für schnelllaufende Dieselmotoren mit Ab-
gasrückführung geeignet. Die von den Herst ellern vorgeschriebenen Ölspe-
Für schelllaufende Dieselmotoren mit Parti- zifikationen sind unbedi ngt einzuhalt en, um M o-
CJ-4
kelfiltersystem und mit den ab 2007 gefor- to rsch äden oder Schäden an der Einspritzanlage
derten Abgasg renzwerten geeignet. zu v ermeiden .
TaiMQe~·
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: ' :,::i . ··t : ", ';;·:·: n · . u·,~ ;·i;d•?.:~~:w:,l'/<~ 2~ ···:
Klasse Anforderu ngen Verwendung
A1 Weniger strenge Anforderungen hinsichtlich Scher- Öle mit einem hohen Potenzial zu r Kraftstoffein-
81 stabilität und Verdampfungsneigung. spa rung (;" 2,5 %). Wegen der niedrigen HTHS-Vis-
kosität dürfen diese Öle nur in den dafür freigege-
benen Motoren verwendet werden.
A3 Besonders scherstabile Öle mit geringer Verdamp- Öle mit sehr hohem Verschleißschutz bei hohen
83 fungsneigung. Temperaturen und Drehzahlen.
84 84-Öie sind für direkteinspritzende Dieselmotoren
besonders geeignet.
A5 Scherstabile Öle mit verminderten Verda mpfungs- Leichtlauföl mit nachgewiesener Kraftstofferspar-
85 verlusten im Vergleich zu A1/B1-Öien. nis bis 2,5 % im Prüfmotor im Vergleich zu einem
15W-40 Referenzöl.
C1 C1 low SAPS, C2 mid SAPS, Für Pkw-Motoren (Euro-IV-Motoren), z. B. mit Par-
C2 C3 mid SAPS, C4 low SAPS tikelfilter, NOx- Katalysator, 3-Wege-Katalysator
C3 C1 /C2 verminderte Scherstabilität. empfohlen bzw. vorgeschrieben.
C4 C3/C4 erhöhte Scherstabilität.
E2 Alle E-Öie erfüllen die gleichen Anforderungen an E2- für m ittlere Ölwechselintervalle.
E4 Scherstabi Iität, HTHS-Viskosität und Verdamp- E4 - für Ölwechselintervalle bis 100 000 km .
E6 fungsneigung. E6/E9 sind sog. SAPS-Öi e. E6/E9 für Motoren mit Abgasrückf ührung, Diesel-
E7 E7 wie E6 jedoch mit einem zu lässigen Sulfatasche- partikelfi lter und SCR-Kat alysatortech nik geeignet.
E9 gehaltvon < 2 %. E7 - Für Motoren ohne Dieselpartikelfilter geeignet.
Getriebeöle
An Getriebeöle werden z.T. andere Anforderungen
ATF-Öie sind Getriebeöle niedriger Viskosität, ver-
gleichbar Getriebeölen SAE 75W aber mit einem
hohen Viskositätsindex und einem Stockpunkt, der
unter- 40 oc liegt. Die Viskosität wird in den jewei-
ligen Spezifikationen vorgeschrieben, aber nicht an-
gegeben .
Für ATF-Öie gibt es keine vorgeschriebene Norm,
als an Motorenöle gestellt: die Mindestanforderungen werden durch die Auto-
• Verschleißschutz an Zahnflanken und Lagerlauf- mobilhersteller in Firmenspezifikationen definiert
flächen. Besonders bei Hypoidantrieben kann der z.B. Dexron 111 von GM oder Mercon von Ford .
Schmierfilm weggequetscht werden, was zu er-
höhtem Verschleiß führt. Die Freigabe-Vorschriften der Automobilherstel-
• Unterschiedliches Reibverhalten. ln Synchronge- ler sind unbedingt zu beachten .
trieben muss der Ölfilm zwischen Reibkegel und
Synchronring abgetragen werden können, um Schmierfette
den Synchronisiervorgang zu ermöglichen . Schmierfette bestehen aus einem Öl und einem Ver-
• Alterungsschutz über die gesamte Lebensdauer. dickungsmitteL Beim Verdicken werden schwamm-
• Dichtungsverträglichkeit, z.B. bei Elastomeren . artige Strukturen gebildet, in die das Öl eingelagert
Für Getriebeöle kommen neben API-Kiassifikationen und wenn nötig auch wieder abgegeben wird .
auch SAE-Kiassen zum Einsatz (Tabelle 1). Die SAE-
Schmierfette sind Aufquellungen von Verdi-
Kiassen sind mit denen für Motoröle nicht vergleich-
ckungsmitteln in Öl.
bar, die Viskosität eines Getriebeöles SAE 80 ent-
spricht der eines Motoröles SAE 20.
Aufbau der Schmierfette
Grundöle. Wie bei Motorölen werden einfache Raf-
Schaltgetriebe, Achsgetrie- API
finate, Hydrocracköle oder synthetische Kohlenwas-
SAE 75, 80, 90
be ohne Achsversatz GL4 serstoffe (PAO) verwendet. Soll das Fett biologisch
abbaubar sein, so werden synthetische Ester oder
Schaltgetriebe (unkritisch SAE 80, 90, 140
Rapsöle eingesetzt.
beim Synchronisieren). API SAE 75W
Achsgetriebe mit großem GL5 SAE 80W-90 VerdickungsmitteL Verwendet werden Seifenverdi-
Achsversatz SAE 85W-140
cker, die auch als Metallseifen bezeichnet werden,
wie Lithium-, Kalzium- und Natriumseifen und sei-
Leichtlauf-Getriebeöle. Dünnflüssige Mehrbereichs- fenfreie Verdicker wie Geie oder Bentonit.
öle, z.B. SAE 75W-90 mit einem hohen Viskositäts- Je nach Art des verwendeten Verdickungsmittels,
index. Durch Zugabe von Reibwertveränderern wird der Temperatur, der Viskosität des Grundöles er-
besonders bei tiefen Temperaturen der Reibwert hält man Schmierfette unterschiedlicher Konsistenz
herabgesetzt, was zu leichterem Schalten und Ver- (Steifigkeit) .
brauchsvorteilen führt.
• 1.8.8 Kältemittel
An Kältemittel für Kraftfahrzeuge werden im We-
sentlichen folgende Anforderungen gestellt:
•
•
•
•
Geringes Treibhauspotenzial
nicht Ozonschädigend
gering bzw. nicht toxisch (giftig)
nicht brennbar
1.8.9 Bremsflüssigkeit
Von der Bremsflüssigkeit werden folgende Eigen-
schaften verlangt:
•
•
•
•
Hoher Siedepunkt (bis etwa 300 °C)
Niedriger Stockpunkt (etwa bei- 65 °C)
Gleichbleibende Viskosität
Chemisch neutral gegenüber Metall und Gummi
• gute thermodynamische Eigenschaften • Schmierung der beweglichen Teile in Brems- und
Bei Typgenehmigungen von Kraftfahrzeugen dürfen Radzylinder
seit 2011 in Automobilen nur noch Kältemittel einge- • Mischbar mit Vergleichsbremsflüssigkeiten
setzt werden die ein Treibhauspotenzial von weniger Die in den DOT-Normen (Department of Trans-
als 150 haben. portation, amerikanisches Verkehrsministerium)
festgelegten Siedepunkte reichen aus, um Dampf-
Unter dem Treibhauspotenzial (Global Warming
blasenbildungdurch die beim Bremsen entstehende
Potential GWP) versteht man, wie viel eine fest-
Wärme zu verhindern.
gelegte Menge eines Treibhausgases im Ver-
gleich zu Kohlendioxid (C0 2 ) zum Treibhausef- Mindestsiedepunkte für Bremsflüssigkeiten :
fekt beiträgt. Der GWP-Faktor von C0 2 ist 1. DOT 3 205 °C, DOT 4 230 °C, DOT 5.1 260 oc.
Das bisher verwendete R 134a (Tetrafluorethan - Da Bremsflüssigkeit aus Polyglykolverbindungen
C2 H2 F4 ) hat einen GWP-Faktor von 1430. besteht, ist sie hygroskopisch, d.h . wasseraufneh -
mend . Je höher der Anteil an Wasser, desto nied-
Als Ersatzkältemittel kommen für Neufahrzeuge der-
riger wird der Siedepunkt. Der sogenannte Nass-
zeit R 1234 yf (Tetrafluorpropen C3 H2 F4 ) oder R 744
Siedepunkt (Bild 1) bezeichnet den Siedepunkt bei
(Kohlendioxid C0 2 ) infrage. R 1234 yf hat einen
3,5 % WasseranteiL
GWP-Faktor von 4. Bei R 744 ist der GWP-Faktor 1.
Das Kältemitte l R 1234 yf ist dem Kältemittel R 134a Bei DOT 3-Bremsflüssigkeiten ist der gefährliche
in der thermodynamischen Wirkung sehr ähnlich . Nass-Siedepunkt bereits bei 140 oc erreicht. Der
Bei Fahrzeugbränden kann R 1234 yf ätzende Fluss- größte Teil Wasser wird über die Bremsschläuche
säure freisetzen. aufgenommen, nach 2 Jahren sind etwa 3,5 % Was-
Bei Verwendung von R 744 sind wesentlich höhere seranteil und damit der gefährliche Nass-Siedepunkt
Drücke in der Klimaanlage erforderlich (45 bar .. . ca. erreicht. Durch die beim Bremsen auftretende Wärme
135bar). entstehen Dampfblasen, die den Bremsdruck nicht
weiterleiten, die Bremse fällt aus. Spätestens nach 2
KältemittelöL Zur Schmierung der beweglichen
Jahren sollte die Bremsflüssigkeit getauscht werden.
Teile des Kompressors ist ein spezielles Kältemittel-
öl erforderlich . Ein Teil dieses Öls mischt sich mit 260
dem Kältemittel und zirkuliert ständig in der Klima- oc
anlage.
t 220
200
WERKSTATTHINWEIS:
Es dürfen nur die vom Hersteller freigegebenen "'t:'
Q)
c.
180
Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz (KrW-/AbfG). Die Abfallarten Abfälle zur Verwertung und Abfälle
Es regelt die ordnungsgemäße Abfall- und Altöl- zur Beseitigung werden weiter unterschieden in ge-
•
entsorgung . Danach sind Abfälle alle beweglichen fährliche Abfälle und nicht gefährliche Abfälle (Bild 2).
Sachen, derer sich ihr Besitzer entledigen will oder Gefährliche Abfälle (früher: besonders überwa-
die zum Schutze der Umwelt ordnungsgemäß ent- chungsbedürftige Abfälle). Sie sind Abfälle, die in der
sorgt werden müssen. Nach diesem Gesetz umfasst Abfallverzeichnisverordnung (AVV) festgelegt und
die Abfallentsorgung sowohl die Verwertung als mit einem (* ) gekennzeichnet sind. Gefährliche Ab-
auch die Beseitigung von Abfällen . Außerdem re- fälle müssen nach den Vorschriften der Nachweisver-
geln weiter Gesetze und Verordnungen das Lagern, ordnung (NachwV) entsorgt werden.
Einsammeln, Befördern, Behandeln und das Endla-
Nicht gefährliche Abfälle (früher überwachungsbe-
gern von Abfällen .
dürftige und nicht überwachungsbedürftige Abfälle).
Folgende Grundsätze sind festgelegt (Bild 1): Sie sind alle anderen Abfälle, deren Entsorgung für
1. Abfälle sind zu vermeiden bzw. zu verringern. den Abfallerzeuger und Betörderer nicht nachweis-
2. Abfälle sind zu verwerten, soweit es möglich ist. pflichtig ist. Der Entsorger kann jedoch durch die zu-
ständige Behörde verpflichtet werden, die ordnungs-
3. Abfälle sind getrennt zu sortieren und zu entsor-
gemäße Entsorgung in Registern (Nachweisbüchern)
gen, wo Vermeidung und Verwertung nicht mög-
lich ist. zu führen.
Abfallverzeichnisverordnung (A VV)
zu vermeiden Diese Verordnung legt für die einzelnen Abfallarten
Abfall ist Resourcen schonen
die Abfallbezeichnung mithilfe von sechsstelligen
II z.B. kein unnützes Verpackungsmaterial
j--1 Abfallarten
•
einem Flammpunkt über 55 oc bis 100 °C) .
[ Insgesamt> 2t/Jahr I I Insgesamt < 2 t/Jahr] Altöle unbekannter Herkunft sind alle Altöle, die vom
Selbstwechsler in der Kfz-Werkstatt, an der Tankstel-
'J l
I jährlich< 20tjeAS Jl •
( jährlich> 20t je AS I
le oder an allen Altölannahmesteilen abgegeben
werden. Hier kann nicht ausgeschlossen werden,
~
dass diese Altöle mit Benzin, Lösemittel, Bremsflüs-
'
sigkeit usw. verunreinigt sind. Sie gehören deshalb
Vorab- Entsorgung im Grundver- zur Gefahrklasse AI (gilt für Flüssigkeiten mit einem
Sammel-
kontrolle entsorgungs- fahren bzw. bei Entsor- Flammpunkt unter 21 °C) (Bild 2) .
nachweis
gungsfachbetrieben im
privilegierten Verfahren
Altöle bekannter und unbekannter Herkunft
~ ~ dürfen in keinem Fall gemischt werden.
Verbleibs- Übernahme- Die Altölverordnung legt auch fest, welche Altöle wie-
für Erzeuger:
kontrolle Begleit- schein bei
Ubern ahme- der aufbereitet werden dürfen . Altöle mit einem PCB-
scheine der Sammel-
schein
entsorgung Anteil (Polychlorierte Biphenyle) ab 20 mg je kg oder
~
einem Halogenanteil ab 2 g je kg dürfen nicht aufbe-
i i reitet werden. Sie werden beseitigt, d.h. ggf. bei ho-
Register ja
II ja
I ja I hen Temperaturen gemeinwohlverträglich verbrannt.
•
alte, gefüllte Batterien in Kunststoffwannen, Altfar- oder in ein Oberflächengewässer eingeleitet wer-
ben, Altlacke in Metallbehältern oder Spannringfäs- den (Bild 1).
sern, Altöl bekannter Herkunft in doppelwandigen,
verschließbaren Behältern aufbewahrt werden. Chemikaliengesetz
Es kennzeichnet die Eigenschaften von gefäh r-
Anfallendes Abwasser wird in behandlungsbedürf- lichen Stoffen oder Zubereitungen , die geeignet
tiges und nicht behandlungsbedürftiges Abwasser sind, die menschliche Gesundheit und die Umwelt
eingeteilt (Bild 1). zu gefährden(Tabelle 1).
Folgende Inhalte der Altautoverordnung sind für die • Aufbau und Ausbau einer flächendeckenden In-
Stilllegung wichtig: frastruktur zur Rücknahme und Verwertung von
• Der Letzthalter muss einen Verwertungsnachweis Altautos sowie der Altteile aus der Pkw-Reparatur.
(Formularfarbe rot) bei endgültiger Stilllegung • Umweltverträgliche Behandlung der Altautos
und Verwertung des Altautos der Zulassungsstelle durch Trockenlegung und Demontage.
vorlegen (Bild 1). • Verminderung der zu beseitigenden Abfälle aus
• Altautos müssen vom Letzthalter bei einer an- Altautos durch Wiederverwertung und Einsatz re-
erkannten Annahmesteile oder bei einem aner- cyclebarer Werkstoffe.
kannten Verwertungsbetrieb abgegeben werden. • Rücknahme aller Altautos vom jeweiligen Fahr-
Diese Stellen händigen dem Letzthalter einen Ver- zeughersteller. Sie werden kostenlos zurückge-
wertungsnachweis aus. nommen, wenn sie vor dem 1. April 1998 in den
• Die Annahme von Altautos und Aushändigung Verkehr gebracht wurden und nicht älter als 12
des Verwertungsnachweises kann auch durch Jahre sind .
eine anerkannte Annahmesteile im Auftrag eines
Endgültige Stilllegung eines Altautos durch Ver-
Verwertungsbetriebs erfolgen . wertung. Der Letzthalter übergibt sein Altauto einer
• Die Anerkennung von Kfz-Betrieben als Annahme- anerkannten Annahmesteile bzw. einem Verwer-
stellen für Altautos wird durch die zuständige Kfz- tungsbetrieb zur endgültigen Stilllegung. Die An-
Innung ausgesprochen. nahmestelle händigt den Verwertungsnachweis im
• Legt der Letzthalter sein Altauto still, ohne es der Auftrag und im Namen des nachgeschalteten Ver-
Verwertung zuzuführen, muss er eine Verbleibser- wertungsbetriebs an den Letzthalter aus. Mit diesem
klärung (Formularfarbe braun) über das Fahrzeug Nachweis kann er das Fahrzeug bei der Zulassungs-
vorlegen . Dies ist dann erforderlich, wenn der Pkw stelle endgültig stilllegen. Das Altauto wird zum Ent-
z.B. als Sammlerstück oder aufgrund einer lang- sorger weitergeleitet (Bild 1).
wierigen Reparatur im Besitz des Halters verbleibt
(Bild 1).
Freiwillige Selbstverpflichtung (FSV) 2.1.4 Recycling
Sie ist ein Abkommen zwischen dem Gesetzgeber
und 16 Wirtschaftsverbänden auf freiwilliger, ko- Viele Stoffe, die im Kraftfahrzeug verarbeitet sind,
operativer Grundlage, um eine ordnungsgemäße stellen einen großen wirtschaftlichen Wert dar, der
und umweltgerechte Entsorgung der Altautos zu in den Produktionskreislauf zurückgeführt werden
gewährleisten. kann. Dadurch werden die Kosten für die Produktion
Die Freiwillige Selbstverpflichtung beinhaltet neben von neuen Fahrzeugen und für die Abfallentsorgung
anderen folgende Punkte: vermindert (Tabelle 1, Seite 46).
• Aufbewahrung •Verwertung
(.. Oldtimer")
• Langwierige
Reparatur
• Vorübergehende
Stilllegung ohne
erneute
Anmeldung Auto
\ Verbleibs·
.,..l
erklärung
Verwertungsnachweis
Verbleibserklärung
Zulassungsstelle
Ordnungsbehörde
• Verwertungs·
nachweis
Verwertungs-
nachweis
•
I
Altauto
-1_ _.....;";;;;,;.;;.__......,
_ Anerkannte Annahmestelle
Altauto
Anerkannter Verwerterbetrieb J
J Verbleibserklärung • Verwertungsnachweis
•
gereinigt und wiederverwendet, während aus den
Bleiplatten das Metall wiedergewonnen wird. Im Be-
reich der Abwasserwirtschaft eines Kfz-Betriebs kann
Waschwasser für Autowaschstraßen durch eine Re-
Kunststoffe 8%
cyclinganlage wiederaufbereitet werden und zum
Glas 3% größten Teil wieder als Brauchwasser in den Wasch-
Aluminium 3% prozess zurückgeführt werden.
Beim Kat-Recycling wird der Altkatalysator zunächst
Kupfer, Zink, Blei 2%
entmantelt. Durch Raffination des Keramikkörpers
andere NE-Metalle 1% oder Keramikbruchs werden die Edelmetalle (Pla-
tin, Rhodium) in hochreiner Form wiedergewonnen.
Die Keramikschlacke wird in der Bau- und Hüttenin-
So werden z.B. Altreifen durch Kalt- bzw. Warmvul- dustrie als Zuschlagsstoff eingesetzt, w ährend der
kanisieren runderneuert oder sie werden zerkleinert, Stahlschrott gesammelt und wieder eingeschmol-
das Cordgewebe wird zu Lärmschutzmatten, der zen wird.
Gummi zu Straßenbelägen verarbeitet. Kühlflüs- Kunststoffteile werden von Fahrzeugherstellern ge-
sigkeit, Bremsflüssigkeit wird gereinigt und wieder kennzeichnet, damit sie sortenrein gesammelt wie-
aufbereitet. Batteriegehäuse können zu Kunststoff- derverwertet werden können (Bild 1).
ABS,ASA
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
2.2 Arbeitsschutz und Unfall- Damit darf eine Werkzeugmaschine innerhalb der
EU nur in Betrieb genommen werden, wenn sie
verhütung
•
diesen technischen Vorschriften genügt und ein CE-
Prüfsiegel trägt.
2.2.1 Grundsätze des Arbeitsschutzes
Somit wurde das Risiko teilweise vom Arbeitgeber
Unter Arbeitsschutz versteht man Maßnahmen , auf den Hersteller der Maschine übertragen.
Mittel und Methoden zum Schutz der Beschäf- Da im Laufe des Einsatzes Veränderungen, Verschleiß
tigten vor arbeitsbedingten Sicherheits- und Ge- und Schäden an der Maschine auftreten können, für
sundheitsgefährdungen . Die angestrebten Ziele die nicht mehr der Hersteller, sondern der Setreiber
sind die Verhütung von Unfällen und der Schutz verantwortlich gemacht werden kann, muss diese
der Arbeitnehmer. Maschine in regelmäßigen Abständen überprüft wer-
den . Dies übernimmt in bestimmten Fällen z.B. der
Die rechtlichen Grundlagen für den Arbeitsschutz in TÜV, die Berufsgenossenschaft oder die Herstellerfir-
Deutschland werden durch europäisches Recht stark ma im Rahmen eines Wartungsvertrages.
beeinflusst. Die wichtigsten nationalen Gesetze sind : Viele Bereiche müssen jedoch vom Arbeitgeber
• Arbeitsschutzgesetz mit seinen Verordnungen. überwacht werden. Um auch Nicht-Sicherheits-
z.B. - Arbeitsstättenverordnung . Beschreibt die fachkräfte in die Lage zu versetzen, Arbeitsbereiche,
Anforderungen an Arbeitsplätze. Maschinen, .. . sachgerecht zu überprüfen, wurden
- Betriebssicherheitsverordnung . Regelt die unter anderem von den Berufsgenossenschaften
Prüflisten erarbeitet. Mit deren Hilfe kann der Arbeit-
Bereitstellung von Arbeitsmitteln sowie
den Betrieb von überwachungsbedürfti- geber bzw. der von ihm Beauftragte Sicherheits-
mängel erkennen . Diese erkannten Mängel müssen
gen Anlagen .
zwingend beseitigt werden, da sie eine Gefahr für
- Bildschirmarbeitsverordnung. Regelt Ge-
die Beschäftigten darstellen .
sundheitsschutz bei der Bildschirmarbeit
Sind all diese Mängel abgestellt. kann immer noch
- Lärm - und Vibrations-Arbeitsschutzver- nicht davo n ausgegangen w erden, dass kein Un-
ordnung. Regelt z.B. Maßnahmen zum Ge- fall mehr passiert. Ein gewisses Restrisiko bleibt
hörschutz. bestehen . Vom Arbeitgeber wird verlangt, dieses
• Geräte- und Produktsicherheitsgesetz mit seinen Restrisiko zu analysieren und Maßnahmen zur Re-
Verordnungen. duzierung zu ergreifen . Dies geschieht in Form einer
z.B. - Maschinenverordnung . Regelt die Bereit- Gefährdungsbeurteilung .
stellung und die Inbetriebnahme von Ma-
schinen und Geräten.
2.2.2 Gefährdungsbeurteilung
- Explosionsschutzverordnung . Regelt z.B.
Sicherheits- und Kontrolleinri chtungen für
Sinn einer Gefährdungsbeurteilung ist alle mög-
explosionsgefährdete Bereiche und Ge-
lichen auf den Beschäftigten einwirkenden Ge-
räte.
fährdungen zu erfassen und Maßnahmen zu er-
• Chemikaliengesetz mit seinen Verordnungen . greifen , um eine tatsächliche Gefährdung oder
z.B. - Gefahrstoffverordnung. Regelt z.B. die gesundheitliche Schäden zu vermeiden.
Lagerung von Gefahrstoffen und den Um-
gang mit ihnen . Eine Gefährdungsbeurteilung ist vom Arbeitge-
ber zu erstellen. Dieser kann die Erstellung der Ge-
Nach § 4 Absatz 1, Arbeitsschutzgesetz ist die fährdungsbeurteilung einem Fachverantwortlichen
Arbeit vom Arbeitgeber so zu gestalten, dass übertragen. Besitzt der Betrieb mehr als zehn Be-
eine Gefährdung für Leben und Gesundheit des schäftigte, ist die Gefährdungsbeurteilung zu doku-
Arbeitnehmers möglichst vermieden und die mentieren .
verbleibende Gefährdung möglichst gering ge- Nach Arbeitsschutzgesetz § 5, Absatz 3 können Ge-
halten wird. fährdungen sich insbesondere ergeben durch ...
Verteilung des Risikos. Danach wäre der Arbeitge- • ... die Gestaltung und die Einrichtung der Arbeits-
ber der alleinige Verantwortliche z. B. für den Betrieb stätte und des Arbeitsplatzes
einer Hebebühne. • ... physikalische, chemische und biologische Ein-
Um das Risiko für den Arbeitgeber zu verringern , wirkungen,
wurde eine Vielzahl von Verordnungen, techni- • ... die Gestaltung, die Auswahl und den Einsatz
schen Normen, Vorschriften und Regeln geschaf- von Arbeitsmitteln, insbesondere von Arbeits-
fen , die Ausstattung , Aufbau , Sicherheitseinrich - stoffen, Maschinen, Geräten und Anlagen sowie
tungen, ... einer solchen Hebebühne vorschreiben. deren Umgang damit,
48 2 Umweltschutz, Arbeitsschutz im Betrieb
•
Autohaus Europa
Zusammenwirken, München
• ... unzureichende Qualifikation und Unterweisung
der Beschäftigten. Brandschutzordnung
nach DIN 14 096- A
Maßnahmen auf Grund von Gefährdungen am Brände verhüten
Arbeitsplatz Rauchverbote und Verbot zum Umgang mit
offenem Feuer in den gekennzeichneten
Erstellung eines Flucht- und Rettungsplanes. Er be- Bereichen beadlten!
Gefahrstoffe
~ Gase Dämpfe Aerosole Flüssigkeiten Feststoffe durchgehende
Reaktionen
~
Gefährdung durch Klima Beleuchtung Raum bedarf/
Arbeitsumgebungs- Verkehrswege
bedingungen
9. 9.1 9.2 9.3 9.4
~
Physische schw ere einseit ige Haltungsa rbeit/ Kombi nation aus
Belastung/ dynamische Arbeit dynamische Arbeit Haltearbeit statischer und
Arbeitsschwere dynamischer Arbeit
Analyse des Arbeitsbereiches oder eines konkreten Grundlage für die Bewertung des Restrisikos sind
Arbeitsplatzes (Bild 2, Seite 48). Dafür haben die die Sicherheitsdatenblätter, die jeder Hersteller
deutschen Berufsgenossenschaften und Unfallkas- eines Gefahrstoffes zur Verfügung stellen muss. Aus
sen eine Klassifikation möglicher Gefährdungen er- ihnen sind die jeweiligen, tatsächlichen Gefährdun- -
stellt. Diese ist allgemein gültig. gen abzuleiten. Bei der Einschätzung des Restrisikos ~
Auf einen Arbeitsplatz wird nur ein Tei l dieser Ge- müssen neben der Gefährlichkeit des Stoffes vor al-
fährdungen zutreffen. Für die tatsächlich zutreffen- lem die Häufigkeit der Verwendung und die verwen-
den Gefährdungen muss eine Risikobewertung deten Mengen berücksichtigt werden. Diese Fakto-
durchgeführt werden. ln ihr sind sowohl die Wahr- ren bestimmen hauptsächlich die zu ergreifenden
scheinlichkeit als auch die Folgen eines möglichen Schutzmaßnahmen.
Unfalls abzuschätzen. Für jeden vorhandenen gefährlichen Stoff ist darü-
Entsprechend der Risikobeurteilung müssen Maß- ber hinaus eine Betriebsanweisung zu erstellen.
nahmen getroffen werden, um Unfälle zu vermei- Arbeitsmaschinen. Arbeitsmaschinen, von denen
den. Die zu treffenden Maßnahmen können techni- ein erhöhtes Gefährdungspotenzial ausgeht, z.B.
scher, organisatorischer oder personenbezogener Schleifmasch inen, müssen eigens öewertet wer-
Art sein. Schließlich muss überwacht werden, ob die den. Für sie stellen Berufsgenossenschaften Check-
Maßnahmen, die das Restrisiko verringern sollen, listen bereit, damit der Arbeitnehmer die Maschine
auch getroffen werden. auf sicherheitsrelevante Mängel kontrollieren kann.
Für häufig vorkommende Berufe, Arbeitsplätze und Zusätzlich müssen Betriebsanweisungen erstellt
Tätigkeiten haben Berufsgenossenschaften Formu- werden. ln ihnen wird detailliert auf Gefahren,
lare entworfen, die mit geringem Aufwand bearbei- Schutzmaßnahmen und Verhaltensregeln eingegan-
tet werden könn en (Bild 1). gen.
Maßnahmen auf Grund von Arbeitsmitteln
Maßnahmen auf Grund unzureichender
Gefahrstoffe. Als Gefahrstoffe werden all die Stoffe
Qualifikation
oo-z,~.idmet, deren Verpackungen vom Hersteller mit
mindestens einem Gefahrensymbol gekennzeichnet Unterweisungen. Sie dienen dazu, den Arbeitneh-
sind. mer in die korrekte Durchführung seiner Arbeit ein-
zuweisen und ihn auf die damit verbundenen Gefah-
Alle gefährlichen Stoffe eines Betriebes müssen in
ren und Sicherheitsrisiken hinzuweisen.
einem Übersichtsblatt erfasst w erden. Darin sind
unter anderem die Art des Gefahrstoffes, die vorhan- Regeln für Unterweisungen:
dene Menge, der Lagerort, .. . und mögliche H- und • Die Gesamtverantwortung für durchzuführende
P-Sätze (siehe 2.2.5 H-und P-Sätze*) aufzuführen. Unterweisungen hat der Unternehmer. Die Unter-
•
geführt werden. • ... elektro-hydraulischen Bremsen
• Unterweisungen müssen mindestens einmal jähr- • ... pyrotechnischen Systemen
lich stattfinden. Allerdings empfiehlt es sich vor • ... Hoch-Volt-Systemen.
jeder neuen Tätigkeit oder beim Erkennen unsi-
cheren Verhaltens seitens des Arbeitnehmers zu-
sätzliche Unterweisungen durchzuführen . 2 2.3 Sicherheitsmaßnahmen
• Grundsätzlich gilt dabei, dass die Unterweisung in
Sicherheitsmaßnahmen können technischer,
einer für den/die Mitarbeiter/in verständlichen Art
organisatorischer oder personenbezogener Art
und Weise durchgeführt werden muss. Es reicht
sein. Dabei sind stets technische Maßnahmen
nicht aus, Informationen in schriftlicher Form wei-
vorzuziehen. Personenbezogene Maßnahmen
terzugeben. Wichtige Inhalte der Unterweisung,
sollten nur in Ausnahmefällen gewählt werden.
wie z.B. .,Welche Gefahren drohen?" oder .,Wel-
che Schutzmaßnahmen können getroffen wer- • Beispiele für technische Maßnahmen:
den?" müssen ausführlich erklärt werden.
-Vermeiden der Gefahr durch Zuführen von Ver-
• Nach Durchführung der Unterweisung ist der ln- sorgungsleitungen von der Decke anstatt über
halt der Unterweisung sowie der Zeitpunkt der den Fußboden
Durchführung vom Unterwiesenen schriftlich zu
-Trennung von Mensch und Gefahr durch Kapse-
bestätigen.
lung einer gefährlichen Maschine
-Ersetzen gefährlicher Stoffe durch ungefährliche
Betriebsanweisungen. Im Gegensatz zu Arbeitsan- (Substitution)
weisungen dienen Betriebsanweisungen allein dazu, • Beispiele für organisatorische Maßnahmen:
auf Gefahren hinzuweisen und Schutzmaßnahmen
-Anbringen von entsprechenden Warnzeichen
aufzuzeigen.
- Zugangskontrollen zu gefährlichen Bereichen
ln den Vorlagen der Berufsgenossenschaften fin-
den sich folgende Inhalte und folgender Aufbau: • Beispiele für personenbezogene Maßnahmen:
- Zuteilung persönlicher Schutzausrüstung
1. Anwendungsbereich
- Unterweisungen, Schulungen
2. Gefahren für Mensch und Umwelt
3. Schutzmaßnahmen und Verhaltensregeln
4. Verhalten bei Störungen 2.2.4 Sicherheitszeichen
5. Verhalten bei Unfällen, Erste Hilfe Sie sollen die Sicherheit am Arbeitsplatz erhöhen. Es
6. Sachgerechte Entsorgung/lnstandhaltung werden Gebots-, Verbots-, Warn-, Rettungs- und Ge-
fahrstoffzeichen verwendet.
Zur leichteren Unterscheidung werden bei der Ge-
staltung von Betriebsanweisungen üblicherweise
folgende Farben verwendet:
I I
0 () fj
rot für Gefahrstoffe
Verbotszeichen (Bild 1) sind runde, weißgrundi- Gefahrstoffzeichen (Bild 4). Seit dem 1. Dezember
ge Schilder, welche die verbotene Handlung als 2010 müssen Gefahrstoffe nach dem neuen GHS-
schwarzes Symbol zeigen. Ein roter Querbalken und System gekennzeichnet werden. Für Gemische gilt
rote Umrandung heben die Verbotszeichen hervor. dies erst ab 1. Juni 2015.
in Räumen, in denen sich z.B. explosive Gase bilden
können ist Feuer, offenes Licht und das Rauchen ver-
boten.
~~~
gefä hrlichen Stoffen
Stoffen
•
Bremsbeläge, Gesundheitsgefährdend Stäube absaugen, mit geeigneten
Kupplungsbeläge, beim Einatmen der Fein- ~eizend Mitteln binden und in gut schlie-
Schleifstäube stäube. ßenden Behältern lagern.
Lösemittel, Stoffe können beim Ein- Direkt en Kontakt mit der Haut ver-
Reinigungsmittel
für Teile
atmen und Verschlucken
zu Gesundheitsschäden
führen.
& &Minder- Leicht
meiden. Hautsch utzcreme verwen-
den. Von Zündquellen fern halten,
nicht rauch en.
giftig entzündlich
Hohlraum-, Entzünd lich. Beim Einatmen, Von Zündquellen fernhalten. Bei der
Unterbodenschutz,
Transportkonser-
vierer, Lack, Lack-
reste, Klebstoffe.
Reizung und Entzündung
von Haut, Schleimhäuten,
Augen und Atemwege
möglich, sowie betäubende
& &
Leicht Minder-
entzündlich giftig
Arbeit für gute Lüftung sorgen. in
dicht geschlossenen Gebinden an
gut belüfteten Ort lagern. Hautschutz-
creme verwenden. Schutzhand-
Wirkung. schuhe, ggf. Schutzbrille, tragen.
•
ten und arbeitsbedingte Berufsgefah ren zu verhü-
ten. Sie erfüllen diesen Präventionsauftrag haupt-
sächlich dadurch, dass sie Unternehmen in Fragen
des Arbeits- und Gesundheitsschutzes beraten und
deren Mitarbeiter schulen. Bild 2: Logo der Berufsgenossenschaften
Auße rdem erlassen die Berufsg enossenschafte n
d ie Unfallverhütungsv orschriften und überwachen Unfallkassen. Sie sind die Unfallv ersic herungsträger
deren Umsetzung und Einhaltung . De n W eisungen für den öffentlichen Di enst. Unter ihrem Dach sind
der Aufsichtspersonen, die mit hoheitlichen Befug- nicht nur die Angestellten und Arbeiter d es Bundes,
nissen ausgestattet sind, ist Folge zu leisten. Notfalls der Länder und der Kommunen versichert, sondern
kö nnen angeordnete Maßnahmen auch mit Zwangs- auch Schüler, Studenten, Ersthelfer, Mitglieder der
m itteln durchgesetzt werden. freiwilligen Feuerwehren usw.
53
3 Betriebsorganisation, l<ommunil<ation
3.1 Grundlagen der Betriebsorganisation
Damit ein Betrieb seine Aufgaben bzw. Aufträge Kontinuität und Flexibilität. Organisatorische Rege-
fach- und termingerecht erfüllen kann, bedarf es lungen müssen den jeweiligen Bedürfnissen ange-
einer betrieblichen Organisation. Diese wird durch passt werden, z.B. Regelungen für Notdienste.
Aufgabenteilung und genaue Abgrenzung der Ar-
Kontrolle. Zur Minimierung von Fehlern müssen
beits- bzw. Geschäftsbereiche erreicht.
Arbeitsvorgänge kontrolliert werden, z.B. durch den
Werkstattmeister.
Die Betriebsorganisation ordnet Personen und
Sachmittel so zu, dass eine reibungslose Abwick-
ln einem Organisationsbereich wird geregelt...
lung der Aufträge gewährleistet ist. Sie hat das
Ziel, mit den eingesetzten Faktoren (Mitarbeiter, WER etwas bearbeitet,
Maschinen, Materialien und Zeit) das bestmög-
WANN etwas bearbeitet wird,
liche Ergebnis zu erzielen.
wo etwas bearbeitet wird,
Dabei stehen die folgenden Ziele im Vordergrund: WOMIT etwas bearbeitet wird,
• Optimaler Kapitalgewinn (wirtschaftliches Ziel)
WAS bearbeitet wird,
• Hohe Produktivität (technisches Ziel)
WIE etwas bearbeitet wird.
• Hohes Anseh en bei Kunden und Mitbewerbern
(politisches Ziel)
• Versorgung der Mitarbeiter (soziales Ziel)
Neben den ökonomischen und sozialen Aspekten 3.1.1 Organisation eines Autohauses
müssen auch Gesichtspunkte des Umweltschutzes
berücksichtigt werden. Ein Autohaus besteht aus der Geschäftsleitung und
eigenständigen Geschäftsbereichen (Bild 1).
Die Zielerreichung wird in der Regel durch verschie-
dene Maßnahmen der Qualitätssicherung unter-
stützt. Unternehmen Autohaus
Die Betriebsorganisation muss die folgenden Grund-
sätze beachten:
Zielorientierung. Die Organisation orientiert sich an
den von der Gesch äftsleitung ausgegebenen Zie-
len, z.B. die Anzahl der verkauften Neufahrzeuge in
einem bestimmten Zeitraum.
Klarheit und Übersichtlichkeit. Alle organisato-
rischen Regelungen müssen in Sprache und Darstel-
lung klar und übersichtlich sein, z.B. durch Organisa-
Bild 1: Organisation eines Autohauses
tionspläne und Stellenbeschreibungen.
Geschäftsleitung. Sie überwacht die Geschäftsbe-
Einheitlichkeit der Aufgabenzuordnung. Teilaufga-
reich e. Sie legt die Zielsetzung des Unternehm ens
ben müssen nach Kompetenz und Verantwortung
fest und bestimmt die Geschäftspolitik. Ihre Aufg a-
eindeutig festgelegt sein, z.B. bei der Durchführung ben sind die Betriebsführung, die Planung und Or-
von gesetzlich vorgeschriebenen Prüfungen am
ganisation des Betriebes sowie die Kontrolle aller
Kraftfahrzeug, z.B. Abgasuntersuchung.
anderen Geschäftsbereiche.
Verantwortungszuordnung. Jedem Mitarbeiter Geschäftsbereiche eines Autohauses sind für die Ab-
muss ein klar umrissener Verantwortungsbereich wicklung unterschiedlicher Aufgaben verantwortlich.
übertragen w erden, z.B. durch die Benennung eines
Verantwortlichen für die Arbeitssicherheit. Teiledienst (Lager). Er v erwaltet das Ersatzteil- und
Koordination der Aufgaben. Geteilte Arbeitsvor- Zubehörsortiment. Dazu gehö ren die Bevorratung,
gänge müssen koordiniert werden, z.B. durch Rege- Bestellung, Einlagerung und Bestandsüberwa-
lungen bezüglich der Abwicklung von Reparaturauf- chung. Der Teiledienst gibt Ersatzteile und Zubehör
trägen. an die Werkstatt aus bzw. verkauft diese an Kunden.
54 3 Betriebsorganisation, l<ommunilcation
•
übergibt er das Fahrzeug an den Kunden . Er über-
nimmt weiterhin die Abwicklung von Gewährleis- • Freundliche Bedienung
tungs-, Garantie- und Kulanzfällen . • Ausrüstung entspricht dem neuesten Stand der
Technik
Kfz-Werkstatt. Sie führt Reparatur-, Karosserie- und
Wartungsarbeiten durch. • Bevorzugte Bedienung bei dringenden Repara-
turen
Verkauf. Er führt den Verkauf von Neu-, Jahres- und • Beachtung der Umweltschutzregelungen
Gebrauchtwagen (einschließlich Leasing und Finan-
• Moderner und professioneller Eindruck des Auto-
zierung) durch und wickelt die Fahrzeugauslieferung
hauses
und -übergabe ab. Außerdem erfolgt durch diesen
Bereich die Bewertung und der Ankauf von Ge- • Angenehme Atmosphäre
brauchtwagen. • Saubere Verkaufs- und Werkstatträume
Verwaltung. Ihr Auftrag ist die Erledigung der an- • Sauberkeit des Fahrzeugs bei der Abholung
fallenden kaufmännischen Aufgaben. Dazu gehören
beispielsweise die Buchhaltung, die Abwicklung von Kundenzufriedenheit entsteht, wenn die Qualität
Geschäften mit Lieferanten und Herstellern, die Per- der ausgeführten Arbeiten den Erwartungen der
sonalplanung sowie die Lohn- und Gehaltsabrech- Kunden entspricht.
nung .
Die Zufriedenheit des Kunden führt zur Treue
gegenüber dem Unternehmen (Kundenloyalität).
Diese tritt insbesondere dann ein, wenn die Erwar-
3.1.2 Aspekte der Betriebsorganisation tungen des Kunden noch übertroffen werden . Ein zu-
friedener Kunde wird das Autohaus darüber hinaus
Kundenorientierung ist die Ausrichtung des Den- im Kreis von Freunden und Bekannten weiteremp-
kens und Handeins der Mitarbeiter auf den Kun- fehlen.
den und seine Bedürfnisse.
Unzufriedene Kunden können leicht von Mit-
Informationen über die Wünsche der Kunden kön- bewerbern abgeworben werden, da nicht alle
nen auf unterschiedliche Art und Weise beschafft unzufriedenen Kunden reklamieren . Viele Kunden
werden (Bild 1). scheuen Zeit, Ärger und Kosten, die mit einer Be-
schwerde verbunden sind. Aus diesem Grund sollte
• Kundenbefragung (vom Hersteller)
die Kundenzufriedenheit regelmäßig und systema-
Informationen
vom Kunden f----- • Kundenbefragung (vom Autohaus I tisch, z.B. durch Kundenbefragungen, untersucht
• Kundengespräch
direkt
• Reklamationen
werden . Die Ergebnisse dieser Befragungen bieten
Ansatzpunkte zur Optimierung der betrieblichen
• Betri ebsve rgl eich der Herstell er
Organisation.
Informationen
• Kund endatei
durch inner- Die Kundenzufriedenheit wird durch d ie folgenden
betriebliche
1-- • Kennzahlen (z.B. Termintreue)
• Beri chte Faktoren beeinflusst:
Unterlagen
(vom Verkauf, vom Kund endi enst)
Technische Produktqualität
-
• Öffentliche Berichte
Informationen (z.B. vom Zentralverband I
durch öffentl. • Statistiken • Verarbeitung und Reparaturanfälligkeit des Fahr-
Unterlagen (z.B. Kraftfahrtbundesamt)
• Veröffentlichungen (z.B. Fachpresse) zeugs
• Ausführung von Wartungs- und Reparaturarbeiten
Bild 1: Beschaffung von Informationen über
Kundenwünsche Servicequalität
Je nach Kunde sind die Interessen und die Ansprü- • Qualität der Beratung durch Automobilverkäufer,
che an den Betrieb unterschiedlich . Kundendienstberater, Mitarbeiter
Kundenwünsche können beispielsweise sein : • Umgang mit Reklamationen, z.B. schnelle Bear-
• Gute und fachgerechte Ausführung von Repara- beitung, Kulanzregelungen
tur- und Wartungsarbeiten • Einhaltung von Terminen bei Reparaturaufträ-
• Sofortige Bearbeitung von Reklamationen gen, Lieferungen
3 Betriebsorganisation, l<ommunil<ation 55
Persönliche Beziehungsqualität
•
•
Hol- und Bringservice
Kundenclub II
• Vertrauen zwischen den Mitarbeitern und dem Für den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens
Kunden ist es wichtig, die Bedeutung des Kunden für den
• Umgang zwischen Mitarbeitern und Kunden Betrieb richtig einschätzen zu können. Mithilfe die-
ser Einschätzung wird erwogen, ob eine gezielte
• Sympathie zwischen Mitarbeitern und Kunden
Maßnahme für einen bestimmten Kunden aus Sicht
des Betriebes sinnvoll ist. z.B. das Angebot umfang-
Preiswahrnehmung reicher Serviceleistungen zu einem günstigen Preis.
• Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis,
Kundenarten
z.B. bei Reparaturen, Neu- und Gebrauchtfahrzeu-
Man unterscheidet die folgenden Arten von Kunden:
gen sowie Ersatzteilen und Zubehör
• Transparente Rechnungsstellung, • Laufkunde
z.B. durch klaren Aufbau der Rechnung und Erläu- Dieser Kunde nutzt eine Gelegenheit, befindet
terungen zur Rechnung sich zufällig in der Nähe des Autohauses oder ist
auf der Durchreise. Er w ird auch als Zufallskunde
• Rabattangebote
oder Verzichtskunde bezeichnet. Der Laufkunde
• Zugaben erwartet, dass die Arbeiten schnell und zuverläs-
sig ausgeführt werden, hat aber keine weiteren
Kundenbindung. Ziel aller betrieblichen Maßnah-
Ansprüche. Dieser Kunde hat keinerlei Bindung
men ist es, durch die Kundenzufriedenheit eine lang-
zum Unternehmen. Die zu erwartenden Erträge
fristige Bindung zwischen Kunde und Autohaus zu
sind in der Regel gering.
erreichen, zu sichern und auszubauen. Dazu sind die
wirkungsvollsten Faktoren der Kundenzufriedenheit • Dauerkunde
zu ermitteln und auszubauen. Bei geringer oder nicht Dieser Kunde hat Bindung zum Unternehmen. Bei
vorhandener Kundenzufriedenheit ist die Bindung günstigen Gelegenheiten, Sonderangeboten oder
zwischen Kunde und Autohaus gefährdet (Bild 1). weiteren Vorteilen nimmt er den Service des Be-
triebs in Anspruch. Die vermutete Ertragsentwick-
lung bei diesem Kunden ist nicht besonders hoch.
Er wird auch als Mitnahmekunde bezeichnet.
Hohe Kundenzufriedenheit Kunde bleibt beim
=
Hohe Kundenbindung
r--- Autohaus und
empfiehlt es w eiter • Stammkunde
Dieser Kunde lässt alle anfallenden Arbeiten in
Mittlere Kundenzufriedenheit Wechsel des Auto- der Werkstatt ausführen und legt Wert auf die
=
Mittlere Kundenbindung I hauses ist noch
zu unbequem
persönliche Ansprache durch die Mitarbeiter. Er
erwartet eine persönliche Betreuung, die seinem
Stellenwert entspricht und hat eine hohe Bindung
Niedrige Kundenzufriedenheit
Kunde sucht zum Unternehmen. Von diesem Kunden kann
= r--- anderen Anbieter W achstum und ausreichender Gewinn erwartet
Niedrige Kundenbindung
w erden. Er wird auch als Starkunde bezeichnet.
Bild 1: Auswirkungen der Kundenzufriedenheit auf den Zudem ergeben sich hohe W eiterempfehlungs-
Betrieb chancen für den Betrieb.
•
blick über die fü r die Betriebsorgan isation des Autoha uses w ichtigsten Vertragsarte n. Die gesetzlichen Re-
gelungen zu Verträgen sind allgemei ngülti g. Die besonderen Bedingungen des A utohauses sind dabei nicht
berücksichtigt .
Kauf eines Kaufvertrag Eigent um Der Verkä ufer hat Ansp ruch Der Verkäufer muss die
Kraftfahr- (vergl. § 929 BGB) und Besitz an auf den Kaufpre is. Sache dem Käufer man-
zeuges in einer Sache oder gelfrei übereignen.
einem Auto- einem Recht
haus. wird gegen Geld Der Käufer hat Ansp ruch Der Käufer muss den
übertrage n. auf die Übergabe der vereinbarten Kaufpreis
Sache. zahlen und die Sache
annehmen .
Durchführung Werkvertrag/ Di e Herste ll ung Der Bestelle r (A uftrag- Der Besteller muss das
einer Repara- Werkl ietervertrag und Li eferung geber) hat A nspruch auf vertragsmäßig erstellte
tu r oder eines (vergl. §§ 631 ff. eines Werkes rechtze itige Fertigste ll ung Werk abnehmen und
Wartungs- BGB) gegen Entgelt. des Werkes . bezahlen .
dienstes an
einem Fahr- Der Unternehmer (Auft rag- Der Unternehmer muss
zeug. nehmer) hat Anspruch auf das Werk mangelfrei
Abnahme des mange /- herstellen.
freien We rkes und auf den
Werklohn .
Vermietung Mietvertrag Die Überlassung Der Mieter hat Anspruch Der Mieter muss rechtzei-
bzw. Verpach- (privat) bzw. eine r Sache zum darauf, dass ihm die Sache tig Miet- bzw. Pachtzins
tung eines Pachtvertrag Gebrauch gegen in einem gebrauchsfähigen zahlen .
Werkstattge- (gewerbli ch) Geld. Zustand überlassen wird .
bäudes. (vergl. §§ 535-
580a BGB ) Der Vermieter hat Anspruch Der Vermieter muss die
auf Mi et- bzw. Pachtzins. Sache in gebrauchsfä-
higem Zustand überlas-
sen und den Zustand
in der Vertrags laufzeit
erhalten.
Leasing eines Leasingvertrag Sonderform Der Leasingnehmer hat Der Leasingnehme r muss
Kraftfahrzeugs . (Mietkaufvertrag) des Miet- bzw. Anspruch auf die Überlas- recht zeitig die Rate zahlen
Pachtvertrages sung der Sache in einem und die überlassene Sa-
(.,Nutzungs- gebrauchsfäh igen Zustand . ehe in gebrauchsfähigem
überlassungsver- Zustand erha lten.
trag" )
Der Leasinggeber hat An- Der Leas inggeber muss
spruch auf die Leasingrate. die Sache in gebrauchs-
fä hi gem Zustand über-
lassen.
Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB). Zwi- IV. Abnahme. Sie erfolgt durch den Auftraggeber.
schen den Vertragspartnern können gesonderte Desweiteren werden Regelungen zu Verzug
Regelungen getroffen werden . Damit es nicht zum und Mahnung dargestellt.
wiederkehrenden Aushandeln von Vertragsbedin- V. Berechnung. Bestimmungen zur Erstellung der
•
gungen kommt, wurden von Industrie und Handel Rechnung .
die sogenannten Allgemeinen Geschäftsbedingun-
VI. Zahlung. Festlegung von Zahlungsziel, Skonto
gen (AGB) entwickelt. Die AGB sind vorformulierte
oder sonstigen Nachlässen .
und vertragsergänzende Regelungen. Im Kraftfahr-
zeuggewerbe existieren Muster-AGBs z.B. vom ZDK VII. Erweitertes Pfandrecht. Bestimmungen zum
f ür den Bereich der Kfz-Reparaturen sowie für den Ausgleich von Forderungen .
Teiledienst und den Fahrzeugverkauf. VIII. Sachmängelhaftung. Regelungen für die Behe-
bung erkannter und nicht erkannter Mängel im
Rahmen der Auftragsdurchführung.
Grundsätzlich gilt, dass der Kunde durch die Rege-
lungen der AGBs nicht unangemessen benachteiligt IX. Haftung. Bestimmungen in Fällen von Schäden
werden darf. Die AGBs sind Bestandteil des Ver- und Verlusten .
trags, wenn ... X. Eigentumsvorbehalt. Der Auftragnehmer ist
• .. . der Kunde ausdrücklich auf die AGBs hingewie- bis zur vollständigen Bezahlung Eigentümer
sen wurde und von z.B. Ersatzteilen .
• ... dem Kunden die Möglichkeit verschafft wurde, XI. Schiedsstelle. Hier ist die anzurufende Stelle
von den Inhalten der AGBs Kenntnis zu nehmen bei Streitigkeiten benannt, z.B . die ortsansäs-
(z.B. durch Aushang) und sige Kfz-Innung .
• ... der Kunde mit den AGBs einverstanden ist und XII. Gerichtsstand. Ort, in dem ggf. die Gerichtsver-
handlung stattfindet.
• ... dem Kunden die AGBs übergeben wurden .
Muster-AGB. Diese enthält für den Bereich der Kfz- Garantie. Sie ist eine freiwillige, vertraglich verein-
Reparaturen (..Bedingungen für die Ausführung von barte Zusicherung, dass der Verkäufer oder Herstel-
Arbeiten an Kraftfahrzeugen, Anhängern, Aggrega- ler für eine bestimmte Zeit die Mangelfreiheit der
ten und deren Teilen und für Kostenvoranschläge") Sache garantiert. Die Garantie darf die Leistungen
die folgenden Inhalte: gesetzlicher Regelungen zur Sachmängelhaftung
I. Auftragserteilung. Sie erfolgt durch Auftrags- nicht beschneiden.
schein oder Bestätigungsschreiben.
II. Preisangaben im Auftragsschein; Kostenvor- Kulanz. Darunter versteht man das Entgegenkom-
anschlag. Ein schriftlicher Kostenvoranschlag men des Verkäufers bzw. Herstellers bei auftreten-
wird auf Wunsch des Kunden erstellt. den Mängeln außerhalb der Gewährleistungs- bzw.
111. Fertigstellung. Der Termin für die Fertigstel- Garantiezeit Sie erfolgt freiwillig und ohne weitere
lung und die Regelungen bei Verzögerungen Ansprüche. Die Kulanz dient der Wiederherstellung
werden beschrieben . und Verbesserung der Kundenzufriedenheit
58 3 Betriebsorganisation, Kommunil<ation
3.3 Kommunikation Der erste Eindruck ist entscheidend für den Ver-
Um die Kundenorientierung und damit den Unter- lauf der weiteren Kommunikation.
nehmenserfolg zu verbessern, bedarf es einer gut
Der erste Eindruck bildet sich in wenigen Sekunden
•
funktionierenden Kommunikation zwischen der
Geschäftsführung und den einzelnen Geschäftsbe- und wird durch Merkmale wie den Gesichtsausdruck,
reichen, aller Mitarbeiter untereinander sowie ins- Gestik, Körperhaltung usw. beeinflusst. Zu Beginn
besondere mit dem Kunden. der Kommunikation ist der erste Eindruck sehr stark
durch das nonverbale Verhalten geprägt. Es ist des-
halb wichtig, die entsprechenden Signale zu erken-
Kommunikation ist der Austausch von Botschaf-
nen und angemessen zu reagieren (Tabelle 1).
ten zwischen Sender und Empfänger.
Der Kunde möchte um 16.50 Uhr seinen Wagen wegen eines Ölwechsels abgeben und anschließend wieder mitnehmen.
Der Kundendienstmeister sagt: .,Um 17.00 Uhr ist bei uns Feierabend!! "
Damit kann der Kundendienstmeister Das kann der Kunde verstanden
folgendes gemeint haben: haben:
Sachebane
.. Um 17.00 Uhr ist Feierabend! " Worüber ich meinen Worüber mich mein ., Um 17.00 Uh r
Gesprächspartner Gesprächspartner ist Feierabend !"
informiere! informiert!
Beziehungsebene
.. Sie komm en Wie ich meinen Wie der Gesprächs- ., Ich störe !"
ungelegen! " Gesprächspartner und partnermich und
die Beziehung sehe! die Beziehung sieht!
Appellebene
., Lassen Sie Ih ren Wagen hier ., Kommen Sie
Wozu ich meinen Was mein Gesprächs- d as nächste Mal
u n<:l'<.om m en Sie m org en w ieder !" Gesprächspartner partner möchte, rechtzeitig ! "
veranlassen will! d ass ich tue!
Bild 1: Kommunikationsbeispiel
3 Betriebsorganisation, l<ommunil<ation 59
Der Empfänger (Zuhörer), der in der Lage ist, mit Das kritisch/strenge Eltern-Ich:
"Vier Ohren" zu hören·, besitzt im Verlauf der Kom- Ein Meister sagt zu einem Mitarbeiter in der Werk-
munikation Vorteile: statt: "Der Ölwechsel muss heute bis 14.00 Uhr fertig
• Er hört besser zu ("Aktives Zuhören"). sein!"
•
• Er versteht seinen Kommunikationspartner
besser und kann demzufolge besser auf ihn Erwachsenen-Ich-Zustand
eingehen.
Wer sich mit der gegenwärtigen Realität auseinan-
• Er kann Konfliktsituationen frühzeitig erkennen
dersetzt, Tatsachen sammelt und sie objektiv verar-
und entsprechend darauf reagieren.
beitet, befindet sich im Erwachsenen-Ich-Zustand. ln
• Er kommuniziert wirkungsvoller.
diesem Zustand sind sämtliche eigene Erfahrungen
• Er kann die wichtige Beziehungsebene stärker die wir bewusst erlebt haben abgespeichert.
berücksichtigen.
Beispiel:
Transaktionsanalyse. Sie geht davon aus, dass sich Der Leiter der kaufmännischen Abteilung sagt zum
die menschliche Persönlichkeit aus drei Ich-Zustän- Werkstatt-Meister: "Die letzte Auswertung weist die
den zusammensetzt (Bild 1). Mit den Ich-Zuständen folgenden Zahlen aus!"
werden die Verhaltensmuster beschrieben, in denen
sich Menschen wie Kinder benehmen ("Kind-Ich"). Kind-Ich-Zustand
wie ihre eigenen Eitern ("Eltern-Ich") oder wie lo-
gisch denkende Erwachsene ("Erwachsenen-Ich"). Wer fühlt, denkt und handelt wie in der Zeit, als er
Das Vorhandensein aller drei Ich-Zustände macht noch ein Kind war, befindet sich in seinem Kind-Ich-
d ie menschliche Persönlichkeit aus. Zustand. Man unterscheidet das "angepasste Kind-
Ich", das "rebellische Kind-Ich" und das "freie Kind-
Das Verfahren bildet die Grundlage zur Erklärung
Ich".
kommunikativer Abläufe.
Beispiele:
Das angepasste Kind-Ich:
Ein Mechaniker, der vom Vorgesetzten eine neue
Aufgabe erhält, sagt: " Selbstverständlich, sehr ger-
ne. Das werde ich sofort erledigen!"
Das rebellische Kind-Ich:
Ein Auszubildender sagt zu einem anderen Auszu-
bildenden: "Der Meister soll seine Arbeit selber ma-
chen!"
Das freie Kind-Ich:
Ein Mitarbeiter geht fröhli ch pfeifend durch die
Werkstatt und sagt: ",ch gehe jetzt rauchen!"
Erwachsenen-Ich
Merkmale des ,.Aktiven Zuhörens" sind: Bei der Behandlung des Einwandes ist ein Vorgehen
• Mit Bedacht schweigen in drei Schritten zweckmäßig (Bild 1).
• Gesprächspausen aushalten (nicht reden, nur um Reaktion auf Kundeneinwände. Die Behandlung
die Stille zu durchbrechen) von Einwänden kann auch mit verschiedenen Frage-
•
• Emotional belastende Aussagen aushalten (nicht Methoden erfolgen.
in verbalen Aktionismus verfallen)
Rückfrage. Der Einwand wird als Frage zurückgege-
• Vorschnelle Äußerungen zurückhalten ben, um weitere Informationen zu erhalten. Dadurch
• Anteil nehmen, sich einfühlen kann Zeit gewonnen werden.
• Die Situation des Gesprächspartners akzeptieren Beispiele:
• Wach sein, konzentriert sein, mitdenken • .. Wie meinen Sie das?"
• Die ,.geheime" Botschaft erkennen • .. Wie darf ich das verstehen?"
• Dem Gesprächspartner deutlich machen, dass ich Ja-aber. Bei dieser Methode sollte nach Möglichkeit
ihm zuhöre (durch den Gesichtsausdruck, Kopfni- das .. Ja" durch eine andere Formulierung ersetzt
cken u.a.) werden. Das Wort .. aber" nimmt eine vorher ge-
Argumentation machte Aussage zurück bzw. schwächt diese ab, und
Im Rahmen der Verhandlungsphase werden Argu- sollte z.B. durch .. jedoch" ersetzt werden.
mente mit dem Kunden ausgetauscht. Die Argumen- Beispiele:
tation soll den Gesprächspartner von der eigenen • ..Ich kann Sie verstehen, jedoch ... "
Meinung bzw. vom eigenen Standpunkt überzeugen • .. Das stimmt, allerdings ... "
und nicht überreden.
Rhetorische Frage. Der Einwand wird als Frageform
Argumentation ist der Austausch von Informa- wiederholt. Der Gesprächspartner wird damit gleich-
tionen mit dem Ziel, den Gesprächspartner zu zeitig motiviert.
überzeugen. Beispiele:
• .. Eine gute Frage, die Frage nach dem Preis-Leis-
Damit ein Argument überzeugt, müssen zwei Bedin- tungsverhältnis ... "
gungen erfüllt sein: • .. Eine sehr berechtigte Frage: Die Frage nach Auf-
• Die innere Bereitschaft zur Änderung des ur- wand und Ertrag ... "
sprünglich eingenommenen Standpunkts muss Umkehrung. Der verm eintliche Nachteil wird in ei-
vorhanden sein. nen Vorteil für den Gesprächspartner umgewandelt.
• Der persönliche Nutzen zur Befriedigung des ei- Diese Methode wird auch als Bumerang-Methode
genen Bedürfnisses muss erkannt werden. bezeichnet.
Ein großer Teil der im Rahmen der Argumentation Beispiele:
ausgetauschten Nachrichten läuft über die Appell- • .. Gerade weil ... "
ebene. • .. Gerade deshalb ... "
3. Schritt:
Anregu ng einer
Kund enreaktion Überdenken Sie b itte noch
mit dem Ziel, d ie einmalihre Entscheidung!
Beziehungsebene
zum Kund en wieder
aufzubauen!
Bild 1: Einwandbehandlung
62 3 Betriebsorganisation, l<ommunil(ation
•
dem Kunden die Informationen zu erhalten, die sollen stets bestimmte Betriebsziele, z.B. Steigerung
für die Verbesserung der Serviceleistung wichtig der Produktion, Senkung der Kosten u.a. erreicht wer-
sind. den.
Voraussetzung für die Lösung von Problemen ist Durch die Führung von Mitarbeitern soll deren
das Verständnis für den Gesprächspartner. Verhalten so beeinflusst werden, dass die ange-
strebten Ziele des Unternehmens erreicht wer-
den .
Hinweise für die Führung und Durchführung
von Reklamationsgesprächen: Unter Führung versteht man die persönliche und
• Führen Sie das Gespräch unter vier Augen. zielorientierte Einwirkung auf Menschen. Führung
Versuchen Sie das Gespräch nicht vor an- heißt, Menschen von einer Idee zu überzeugen, sie
deren Kunden zu führen. Nutzen Sie z.B. ein zu motivieren und zu befähigen, diese Überzeugung
Besprechungszimmer und holen Sie sich im in eigenes aktives Handeln umzusetzen.
gegebenen Fall Kompetenzverstärkung durch Dabei können verschiedene Führungsstile unter-
Vorgesetzte. schieden werden.
• Hören Sie dem Kunden aufmerksam zu.
( .. Aktives Zuhören"). Autoritärer Stil. Dieser Stil lässt sich dadurch
charakterisieren, dass der Vorgesetzte befiehlt bzw.
• Versuchen Sie den Kunden zu verstehen. anordnet und der Untergebene Befehle und An-
Gehen Sie auf Nummer sicher und fassen Sie ordnungen ausführt. Diese Art des Führens hat heu-
die Beschwerde des Kunden nochmals mit ei- te nur noch sehr geringe Erfolgsaussichten. Qualifi-
genen Worten zusammen: ., Habe ich Sie rich- zierte Mitarbeiter sind häufig unzufrieden, weil sie
tig verstanden, dass ... ?". wenig Entscheidungsbefugnisse haben und w enig
• Stellen Sie gezielte Fragen zur Sache. Verantwortung übernehmen dürfen.
Nutzen Sie die wichtigsten Fragetechniken
(offene Fragen, geschlossene Fragen, Alter- Kooperativer Stil. Die in der heutigen Zeit übliche
nativfragen, Suggestivfragen). aufgabenbezogene Wahrnehmung von Führungs-
aufgaben verlangt Beweglichkeit, Kooperation (Mit-
• Bleiben Sie verständlich für den Kunden. arbeit/Zusammenarbeit). Delegationsfreudigkeit und
Belehren Sie den Kunden nicht und verzichten die Zusammenarbeit mit und in Gruppen. Der ko-
Sie auf Fachbegriffe und Fachwörter. Erklären operative Führungsstil sieht die M itarbeiter als Part-
Sie den Sachverhalt möglichst einfach und ner, das Handeln ist auf die Unternehmensziele aus-
auch für Laien verständlich. gerichtet. Verantwortung wird delegiert (auf andere
• Vertreten Sie Ihre Firma und das Produkt übertragen) und die Mitarbeiter denken selbststän-
positiv. dig und kritisch. Trotzdem gibt es im kooperativen
Stil eine Autorität.
• Entschuldigen Sie sich für Fehler.
Aber rechtfertigen Sie sich nicht und schieben Laissez-faire Stil. Der Begriff .,laissez-faire" bedeu-
Sie niemals einen Kollegen als Fehlerverursa- tet ., m achen lassen" und meint die w eitgehende
cher vor. Verhaltensfreiheit der Mitarbeiter. Entscheidungen
• Vermitteln Sie dem Kunden die Gewissheit, bleiben Einzelnen oder der Gruppe überlassen. Die
dass die Reklamation erledigt wird. Führungskräfte sind nur in geringem Maße an Ent-
scheidungen beteiligt.
• Kümmern Sie sich um die Erledigung der
Reklamation. Situativer Führungsstil. Dieser Führungsstil meint
Suchen Sie mit dem Kunden nach gemeinsam die Anpassung der Führung an die jew eilige Situ-
tragfähigen Lösungen. Zeigen Sie ihm, dass ation. Führung ist nur dann wirksam , w enn eine
Sie sich für ihn einsetzen und die Reklam ation Situation richtig erkannt und danach gehandelt w ird.
bestmöglich behandeln. Der situative Führungsstil ist demnach eine situ-
Halten Sie Ihre Versprechen unbedingt ein! ationsgerechte Anwendung des autoritären, des ko-
operativen oder des Laissez-faire Stils.
3 Betriebsorganisation, f<ommunil<ation 63
3.5 Verhalten des Mitarbeiters Diese erhöht die Identifikation des Mitarbeiters mit
den Produkten . So können die Waren und Dienstleis-
Ein wichtiger Bestandteil für den beruflichen Erfolg tungen des Betriebs durch den Mitarbeiter besser
ist die positive Einstellung zur Arbeit (Bild 1). Oft ist gegenüber den Kunden vertreten werden.
es nicht der Mangel an Kommunikationsfähigkeit,
der den Umgang mit anderen Menschen so schwer Positive Einstellung zu den Kunden. Die Begegnung •
macht, sondern es sind negative Einstellungen, Er- mit dem Kunden sollte bewusst gesucht werden.
wartungen und Vorstellungen, die Gespräche und Der Versuch, Begegnungen mit dem Kunden zu
gemeinsame Arbe it scheitern lassen . vermeiden und deshalb möglichst nicht aufzufallen,
zeugt von Unsicherheit und fehlender Kompetenz.
Positives Denken führt zu einer positiven Einstel- Die Zeit für ein Gespräch mit dem Kunden sollte im
lung zur Arbeit und zum beruflichem Erfolg . Betriebsablauf eingeplant sein .
Die positive Einstellung zur Arbeit kann durch d ie Eine positive Einstellung zeigt sich auch durch die
Vorgesetzten und die Mitarbeiter gezielt gefördert Art und Weise, wie ein Mitarbeiter einem Kunden
werden. gegenübertritt, z.B. durch
• Aufrechte Körperhaltung
Positive Einstellung zum Beruf. Das Interesse am • Angemessene Gestik und Mimik
Beruf ist die grundlegende Voraussetzung für eine
positive Einstellung zum Beruf. Die gezielte Förde- • Gepflegtes Äußeres, z.B . saubere Kleidung
rung der Mitarbeiter seitens der Vorgesetzten, z.B. • Freundliches Auftreten, z.B. Höflichkeit
durch Fortbildungen beeinflusst die Einstellung zum
Beruf ebenfalls positiv und erhöht die Qualität der Während der Umgang mit sympathischen Kunden
Arbeitsausführung . keine besondere Herausforderung darstellt, kann
das Verhalten im Umgang mit unbequemen Men-
Positive Einstellung zum Betrieb. Sie wird insbe- schen schwierig und anstrengend sein.
sondere durch die Identifikation des Mitarbeiters mit
den Zielen des Betriebs gefördert. Die Geschäftsfüh- Unzumutbares, z.B. beleidigendes Verhalten des
rung kann durch einen kooperativen Führungsstil Kund en sollte von allen Mitarbeitern freundlich aber
die Einstellung des Mitarbeiters zusätzlich positiv be- bestimmt zurückgewiesen werden . Bei störendem
einflussen , z.B. durch die Einbindung der Mitarbeiter oder ärgerlichem Verhalten der Kunden darf jedoch
in Entscheidungsprozesse. nicht in gleicher W eise reagiert werden . Versöhnlich
oder gar humorvoll zu reagieren beeinflusst den
Positive Einstellung zu den Produkten. Jeder Mitar- Umgangston mit einem ärgerlichen Kunden positiv.
beiter sollte gründlich über die Produkte des Betriebs Aus unangenehmen Situationen lassen sich neue
informiert sein, z.B. über neue Fahrzeugmodelle Erfahrungen gewinnen und Anregungen zur Verbes-
oder neue Serviceangebote eines Kfz-Betriebes. serung des eigenen Verhaltens ableiten .
zum Beruf
Qualität
fördert ) fördert )
der Arbeit
fördert
> Gutes Verhältnis
zu den Kollegen fördert
>
Positive Beruflichen
Einstellung Erfolg
fö rdert
> Dienstleistungs-
qualität fö rdert
>
Bessere Befriedigung
fördert ) der Kundenbedürfni sse f ö rd ert )
3
ausschließlich sachbezogene Auseinandersetzung
1
anzustreben. Eine Verlagerung oder Verdrängung
von Konflikten führt nicht zum Ziel. Autoritäre Stand-
1+
punkte (.. Das werden wir schon sehen!") v erhindern
in der Regel die dauerhafte Bewältigung des Kon-
flikts.
Konfliktursachen können im Alltag eines Betriebes
vielfältig sein. Sie sind oftmals in der Persönl ich-
keitsstruktur von Mitarbeitern bzw. Kunden oder
Bild 1: Formel für Gruppendynamik dem Führungsverhalten von Vorgesetzten begrün-
det. Zudem spielen die Organisationsstruktur des
Die Fähigkeit in einem Team zu arbeiten, erfordert Betriebes und das soziale Umfeld eine Rolle.
neben den fachlichen Kompet enzen zusätzliche Fä-
higkeiten von den Beteiligten. Strategie für die Bewältigung von Konflikten. Die
folgende Vorgehensweise hat sich bei der Lösung
Für die Teamarbeit förderlich sind z.B. : von Konflikten im Team bewährt:
• Ein gutes Betriebsklima 1. Emotionskontrolle. Aufkommende Wut bzw. Är-
ger beherrschen.
• Die klare Festlegung der Ziele des Teams
2. Vertrauensbildung. Aufbau einer Beziehung zw i-
• Die Diskussion von Problemen unter allen Mit-
schen den Mitg liedern des Team s.
gliedern des Teams
3. Offene Kommunikation. Partnerschaftlicher und
• Die Fähigkeit zur Selbstkritik
problemorientierter Umgang zwischen den betei-
• Die Herbeiführung von Entscheidungen durch ligten Personen.
Übereinstimmung
4. Gemeinsame Problemlösung. Diskussion von
• Ein gutes Vertrauensverhältnis unter den Team- Lösungsvorschlägen und Erarbeitung eines Vor-
mitgliedern schlags.
5. Treffen von Vereinbarungen. Nach Mög lichkeit
Für die Team arbeit hinderlich sind z.B.:
schriftliche Verständig ung über eine zukünftige
• Das Engagem ent der Kollegen auszunutzen und Problembehandlung.
diese für sich arbeiten zu lassen (Bild 2)
6. Persönliche Verarbeitung. Der Konflikt wird für
• Konkurrenzdenken beendet erklärt und die Handlungsfähigkeit des
• Angst die eigene Meinung zu äußern Teams wird wiederhergestellt.
3 Betriebsorganisation, Kommunikation 65
•
Kunden- und Fahrzeugdaten erfassen
Aspekte aufeinander abgestimmt sein (Bild 1):
• Arbeitsinhalt
- Was soll bearbeitet werden? • Freundliche Begrüßung des Kunden, z.B. bei
• Arbeitszeit Neukunden Namen in Erfahrung bringen und den
- Wie lange dauert die Bearbeitung des Auf- Kunden danach mit Namen anreden.
trages und wann wird er durchgeführt? • Für Stammkunden : Kunden- und Fahrzeugdaten
• Arbeitsplanung aus der EDV abrufen und gemeinsam mit dem
- Wie soll der Auftrag durchgeführt werden? Kunden auf Aktualität und Stimmigkeit überprü-
- Welche Ersatzteile und Hilfsmittel werden be- fen.
nötigt? • Für Neukunden: Kunden - und Fahrzeugdaten er-
- ln welche Arbeitsschritte gliedert sich der Auf- mitteln, z.B. Fahrzeugschein, Serviceheft.
trag? • Kilometer-Stand des Fahrzeugs erfragen bzw. er-
• Arbeitsorte mitteln.
- ln welchen Abteilungen laufen die einzelnen • Termin des letzten Service erfragen bzw. ermit-
Arbeitsschritte ab? teln sofern nicht in der EDV vorhanden.
Kfz-We rkstatt
Reparatur ausführen
Rechnung erstellen
Rechnun g/EDV
Rechnung dem Kunden
erläutern
I Reparaturaufwand ermitteln
•
•
Zahlungsart mit dem Kunden vereinbaren.
Auftragsumfang mit dem Kunden abgleichen und
d ie getroffenen Vereinbarungen noch einmal zu-
sammenfassen, Termin nennen.
•
• Kundenwunsch bzw. Fahrzeugprobleme/Bean- • Auftragsbestätigung vom Kunden unterschrei-
standungen erfragen, z.B. lnspektionsservice, Re- ben lassen!
paratur.
• Schlüsselfragen zur Problemeingrenzung verwen-
den, z.B. "Wann und wie oft tritt das Problem auf?", Werkstattauftrag erstellen
.. Wann trat das Problem zum ersten Mal auf?"
• Fahrzeug systematisch und gründlich untersu-
chen, z.B. Dialogannahme am Fahrzeug gemein- • Den bereits vorliegenden oder zu eröffnenden
sam mit dem Kunden. Reparaturauftrag durch den Werkstatt-Meister
• Vorhandene Schäden am Fahrzeug dokumentie- vervollständigen lassen, z.B. Informationen zum
ren, z.B. Kratzer. Fahrzeug, Service-Arbeitsanweisungen zuordnen.
• Probefahrt bei Bedarf gemeinsam mit dem Kun- • Beteiligte Mitarbeiter über den Auftrag informie-
den durchführen, bei Problemfällen unter Hinzu- ren, z.B. Monteure, ggf. Spezialisten, Mitarbeiter
ziehung eines Technikers oder Spezialisten. des Teiledienstes.
• Zur Problemeingrenzung ggf. weitere Mitarbeiter • Beteiligte Fremdleistungen planen, z.B. Lackieren.
hinzuziehen, z.B. Spezialisten, Werkstatt-Meister. • Reparaturhistorie prüfen, liegt z.B. eine Wieder-
• Dem Kunden ggf. den kalkulierten Preis mitteilen. holreparatur vor, umfassend über die letzte Re-
Angebote nur für Festpreis- und Standardaufträge paratur informieren um die Fehlerursachen ein-
erteilen, bei allen anderen Reparaturen Preisaus- zugrenzen.
kunft erst nach ausführlicher Diagnose erteilen.
I ~11' .......,.,,••,.,
/ I
IL----------------------'
Auftragsannahme
• Disponierte Ersatzteile ausgeben.
• Ausgegebene Ersatzteile auf der Werkstatt-Karte
• Mit dem Kunden die Annahmeart vereinbaren, bzw. in der EDV vermerken.
z.B. Annahme während der Geschäftszeiten, Mo-
bile Annahme, Airport-Service.
I~
• Annahme-Termin vereinbaren.
Reparatur ausführen
• Abhol-Termin vorläufig festlegen und dem Kun-
den mitteilen.
• Ersatzmobilität für den Kunden anbieten, z.B. • Alle Auftragspositionen schrittweise, vollständig
Mietwagen. und exakt abarbeiten.
• Ansprechpartner für den Kunden nennen. • Vom Hersteller herausgegebene Unterlagen, z.B.
• Auftrag mit Termin, Arbeitsumfang usw. im Ter- Reparaturleitfäden, Technische Merkblätter, Un-
minplaner bzw. EDV festhalten . terl agen zu Inspektion und Wartung beachten.
• Bei Rückruf- und W erkstattaktionen alle vom Her- • Vom Hersteller vorgeschriebene Spezialwerk-
steller vorgegebenen M aßnahm en einleiten. zeuge, Messgerät e und Hilfsmittel v erwenden.
• Notwendige Kapazitäten im Betrieb für die Bear- • Auf dem letzten Werkstamermin erkannte, aber
beitung des Auftrags abgleichen, z.B. Verfügbar- nicht behobene Mängel prüfen und ggf. instand-
keit von Ersatzteilen, Ersatzwagen, Personal, Spe- setzen.
zialisten, Fremdleistungen. • Ausgeführte Arbeiten auf der Werkstattkarte bzw.
• Vermerk über beigestellte (vom Kunden mitge- in der EDV vermerken.
brachte) Produkte, z.B. MotoröL
• Bei Erweiterung des Reparaturumfangs Rück-
• Unterbreitung aktueller Angebote, z.B. Saisonan- sprache mit dem Service-Berat er nehmen, um d ie
gebote, ReifenwechseL Zusage des Ku nden für die Auftragserweiterung
• Kunden an die notwendigen Unterlagen erinnern, einzuholen. Vermerk über die zusätzlich durch-
z.B. Serviceplan, Kfz-Schein, Radiocode, Felgen- geführter Arbeiten durch den Mechaniker auf der
und FahrzeugschlüsseL Werkstattkarte eintragen.
3 Betriebsorganisation, Kommunil<ation 67
•
• Altteile fachgerecht entsorgen und auf der Ent- • Erläuterung der durchgeführten Arbeiten nach
sorgungskarte dokumentieren . Entsorgungskarte Möglichkeit direkt am Fahrzeug .
oder ggf. das Austauschteil über das Ersatzteilla- • Zusammensetzung der Rechnung erläutern.
ger an den Hersteller zurücksenden. • Den Kunden auf festgestellte, aber nicht beho-
• Altteile zur Begutachtung zurückhalten . bene Mängel und ggf. in nächster Zukunft durch-
zuführende Reparaturen, z.B. Bremsen, Reifen
I~
mit konkretem Terminangebot hinweisen.
Probefahrt durchführen • Erläuterung der im Rahmen der Auftragserweite-
rung durchgeführten Arbeiten.
• Auf Nachfrage dem Kunden die defekten und
• Probefahrt entsprechend der Arbeitsanweisung ausgetauschten Teile zeigen .
durchführen . • Angebot über den Rückruf des Service-Beraters
• Bei Service-Arbeiten Probefahrt gemäß den Vor- am nächsten Tag.
schriften des Herstellers durchführen. • Hinweis auf die Mobilitätsgarantie geben .
• Km-Stand nach der Probefahrt festhalten. • Rücknahme der Ersatzmobilität
• Bei festgestellten Mängeln erforderliche Nachar- • Einhaltung der bei Annahme vereinbarten Zah-
beiten durchführen lassen, ggf. Information an lungsart.
den Kunden bzgl. Abweichung vom vereinbarten
• Persönliche Übergabe von Fahrzeugpapieren,
Termin und von den veranschlagten Kosten.
Schlüssel und Service-Paket.
I~ Rechnung erstellen
Kundenzufriedenheit feststellen
• Hinweise auf aktuelle Angebote, Aktionen, Neu- 1 Erläutern Sie die Aufgaben der Geschäftsbereiche
vorstellungen, nächsten Service-Termin vermer- eines Autohauses.
ken . 2 Erläutern Sie die Faktoren, welche die Kunden-
• Anlagen beifügen, z.B. Inspektions-Service-For- zufriedenheit beeinflussen.
mular, Ausleseprotokoll Fehlerspeicher/Fahrzeug- 3 Was versteht man unter dem Begriff "Kunden-
elektronik, HU-, AU- und/oder SP-Bescheinigung. bindung"?
4 Erläutern Sie die verschiedenen Arten von Kunden
• Zusammenstellung eines Service-Paketes, z.B.
und erläutern Sie deren Bedeutung für den Betrieb.
gestempelter Service-Plan, Einlegeblatt, Mobili-
5 ln welche Phasen lässt sich ein Beratungsgespräch
tätsgarantie; ggf. Spiegelanhänger mit Visiten-
aufteilen?
karte des Mechanikers, Visitenkarte des Service-
6 Was ist bei der Durchführung von Reklamations-
Beraters, Werbematerial, händlerindividueller
gesprächen zu beachten?
Kundenfragebogen.
7 Nennen Sie die sechs Phasen der Bewältigung von
• Fahrzeugübergabe an den Kunden vorbereiten: Konflikten im Team.
Bereithaltung ausgetauschter Teile für Rückfra- 8 Beschreiben Sie den Ablauf eines Reparatur-
gen, Service-Aufkleber und Sauberkeit des Fahr- auftrags in Stichworten.
zeugs kontrollieren .
68 3 Betriebsorganisation, l<ommunikation
•
tung (EDV) unterstützt. Neben den in der allgemei- • Angebots- und Auftragserstellung
nen Bürowirtschaft verwendeten Programmen wie • Kalkulation von Reparatur- und Karosseriear-
z.B. Textverarbeitung , Tabellenkalkulation, Internet- beiten
programme kommen in der Regel herstellerspezi- • Verwendung der Arbeitswertedatei
fische Software-Lösungen zum Einsatz. Die einzel- • Erstel lung der Werkstattkarten
nen Bereichssysteme des Autohauses sind in den • Rechnungsstellung
meisten Fä llen vernetzt (Bild 1). • Terminplanung
Die Vernetzung vereinfacht den Zugriff auf Daten- • Abwicklung von Garantie- und Kulanzfällen
banken und sich wiederho lende Tätigkeiten. • Durchführung von Werbeaktionen
• Verwaltung der HU-, AU- und SP-Termine der
ln den jeweiligen Geschäftsbereichen kann die EDV Kunden
die Durchführung der folgenden Tätigkeiten bzw.
Funktionen unterstützen: Kfz-Werkstatt
• Verwaltung von Reparaturleitfäden, Schaltplä-
Geschäftsleitung nen, technischen Merkblättern
• Erste llung von Statistiken über Tages-, Monats-
und Jahresergebnisse Verkauf
• Erm ittlung betrieblicher Kennzahlen • Kunden- und Fahrzeugkartei
• Ausübung betriebswirtschaftlicher Kontrollfunkti- • Neuwagenverkauf
onen • Gebrauchtwagenverkauf und -bewertung
• Leasing
Teiledienst • Verkaufsförderung
• Teile- und Zubehörverwaltung
• Bestel l- und Inventurwesen Verwaltung/Planung
• Verbrauchsstatistik • Finanzwesen und Finanzbuchhaltung
• Verwaltung von Daten über Kfz-Zulieferfirmen • Mahnwesen
• Verwaltung von Daten über Einkaufs- und Ver- • Personalwesen
kaufsp reise • Lohnbuchhaltung
Geschäfts- Kunde n-
leitung dienst
•
der Zulassungsbescheinigung Teil 1 werden die Kun- Teiledienst bereitgestellt (Bild 3).
den- und Fahrzeugdaten ermittelt. Bei Stammkunden
sind diese Daten in der Regel gespeichert und können I N G 0 - 2000 (PN020MOO)
direkt aus der Datei aufgerufen werden (Bild 1). FUNKTION AUFTRAG-NR: 0114. 2850 F!RMA/BETR:/AST.: 11 A P
UFTRAGART: AUFTRAG KONTO/BUCH: 0 KDMEIS'I'ER: 1 5 KM-STAND: 42124
UFT. CODE/KDNR/NAME: S 011205 29 FALU*PAUL.A
FGNR . /POL-KZ/AW-TYP: WPO ZZZ99Z9S723456 S0-00 1234 00 ANZ.SPLI'M':
MODELL/M+G . KB/ZULA.:: 9 9 7 63 0 / 1 0.03 .200 9 AOFWANDS·ZEIT:
WAHL: fi CODE: r-
1 PO 996 107020 55
EINTRAEGE: AW L,. 240 Q.,
1, 0 01 100,0 OELFILTER
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PFLEGEPROGRAMM FAHRZEUGE
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--ISY05121
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~bOIIWrYon!-l
~-m6c*f!ISY1"2!
__
~ -
Service-Intervall-Anzeig en. Die Seele der Warnkontaktleitung darf nicht frei liegen! Eine angeschliffene
Isolierung istohne Bedeutung!
•
Gg f. etwas Bremsflüssigkeit aus dem Ausgleichbehälter absaugen, um ein
Für den Zugriff auf Servi ce-lnformationen lokaler Überlaufen beim Zurückdrücken der Scheibenbremse zu vermeiden!
Server oder auf Internet-Daten des Herstellers sind 1. Sicherung (Sicherungsbügel) -Pfeil- oben vom Haltestift entfernen und
Haltestift -B ew egungspf ei l- nach innen ausfahren.
die erforderlichen Schnittstellen vorhanden . Über 2. Warnkontaktleitung demon tieren (an Bremssattel, Spreizfeder und aus
denScheibenbremsbelägen)
das Internet könn en aktuelle Herstellerinformati- 3.Spreirlederdemontieren.
onen z.B. über Rückrufaktionen das Auskunftssys- 4. K ol benrücksetzvo rrichtung Nr.144, siehe Handbuch Werkstattausrüstung,
Kap . 2.4, am Bremssattel zwischen den Scheibenbremsbelägen ansetzen
tem ergänzen . und Beläge gleichmäßig -B ew egungspfeile- zurückdrücken.
5. Scheibenbremsbeläge demontieren
Warnkontaktle itung an Bremssattel -Pfeil- • Scheibenbremsbelägen und
Die Wartungstabellen fü r den Inspektions-Service Spreizfeder montieren.
6. Scheibenbremsbeläge durch mehrmaliges Betätigen der Bremse anlegen.
beinhalten die einzelnen Prüfpunkte, die vom Mon- 7. Den Stand der Bremsflüssigkeit kontrollieren und ggf. korrigieren. Der
teur abzuarbeiten si nd (Bild 1). Bremsflüssigkeitsstand muss zwischen der MAX-MIN-Markierung liegen.
Einfahren der B remsbeläge
Bei PCCB-Bremsscheiben benötigen neue Bremsbeläge eine etwas längere
Einfahrzeit als bei Grauguss-Bremsscheiben.
I=' c::J I=! Si c:: 1-1 e:: Generell gilt: Neue Bremsbeläge müssen sich einschleifen (Einfahrzeit) und
Wartung (A-Märkte") haben erst nach einig en hundert Kilometern ihre optimale Brems-
Cayman (987), Cayman S (987), Boxster (987), BoxsterS (987) wirkung. Die etwas verminderte Bremswirkung muss durch
stärkeren Druck auf das Bremspedal ausgeglichen werden.
911 Carrera (997), 911 Carrera S (997), 91 1 Carrera 4 (997), 91 1 Carre ra 45 (997)
Das gleiche gilt auch bei einem BremsscheibenwechseL
ab Modell 2010
Nach arbe iten
Rad einbauen--+ 44051900 Rad aus- und einbauen. Bremsflüssigkeitsstand
hh!"Zeug-ldent-Nr. _ _ _ __ ~IL_____ ___~I
D Wartung
bel60.000 , t20.000, 1 80 . 000, 2<~0 .000 kmusw.l40.000, 30.000 , t20. 000, 160.00 0 mlsfrtl; . Bild 3: Reparaturanleitung
(A!Witspo$1tkm031600 ..j
8esokr~ZU<AusiU!vvngens..t>eHandbuei!Tectmil<
lA - PORSCHE ZENTRUM
Mont age alter B efestigungsteile am B remssattel Dampfungsbleche SOEST
in Bremskolben
• Ve rminderung der B remsw irkung
• Besch äd igung des Brem ssattel s
--+ Neue Spreirleder, neuen Haltestift und Sicherungsbügel am
Bremssattel montieren
RECHNUNG llOl'U MWST:U,O \
• Die Scheibenbre msbelagriickseite nicht fetten . FRAU W-EH : Et1R
i'AUl.S FALKE KUNDSN-NR L 1 120529 00
• Scheibenbremsen auf Verschleiß prüfen. Verschleißgrenze siehe OSTSTR. 15 B&TR .- NR 11l06009 llAP B
- 4600 TW Technische Daten I Verschleißgrenze Bremse. AUFTR .-NR 1142850
59872 EVERSBERG LIEnRDA't'UM 10/2012
• Die Seele der Warnkontaktleitung darf nicht frei liegen.
Eine angesch!iffene Isolierung ist ohne Bedeu tung.
• Neuen Reparatursatz verwenden.
1. Vor dem Einbau der Bremsbeläge den Verschleißzustand der Bremsscheiben
kontrollieren - • 4600 TW Technische Daten I Verschleißgrenze Bremse.
2. Ggf. die Bremskolben mit der Kol b enrücksetzvorrichtung Nr.144, siehe
Handbuch Werkstattausrüstung, Kap. 2.4 in Ausgangsstellung zurückdrücken.
Dämpfungsbleche
entfallen
l
--
S0-00 1234
-··
997630 ,..........,._
WPO ZUII9Z9S7:U456 1 0.0).09-- --
o.- 9.10.2012 BLATT
9.10.12 . .~
290,40
1
----
'1 4 0 , 06
•
nehmens erfordert, dass es in entsprechender Weise wurde und deren deutsche Fassung den Status einer
gemanagt wird . Dabei versteht man unter Manage- deutschen Norm hat.
ment die Leitung und Lenkung eines Unternehmens. Kundenorientiertes Qualitätsmanagement. Alle Tä-
Das Managementsystem ist auf die ständige Leis- tigkeiten des Unternehmens werden konsequent
tungsverbesserungdes Unternehmens ausgerichtet. kundenorientiert ausgerichtet. Oberstes Ziel des OM
Zu diesem System gehört neben anderen Bereichen ist die Verbesserung der Qualität von Produkten und
auch das Qualitätsmanagement Dienstleistungen mit der Absicht, die Wünsche des
Kunden zu erfüllen oder zu übertreffen .
Qualitätsmanagement (QM) . Man versteht da-
runter alle aufeinander abgestimmte Tätigkeiten Der Maßstab für den Grad der Zielerreichung ist
zum Leiten und Lenken eines Unternehmens be- die Kundenzufriedenheit in Bezug auf Qualität,
züglich der Qualität. Termin und Preis.
Beispiel:
Zum Qualitätsmanagement gehören die Festlegung:
Der Kunde erhält nach einer Inspektion das Fahrzeug
• Der Qualitätspolitik gewartet und zusätzlich gereinigt zurück.
• Der Qualitätsziele Qualitätsmanagement-System. Es umfasst die Or-
• Der Qualitätsplanung ganisationsstruktur sowie die Verantwortlichkeiten,
• Der Qualitätssicherung Verfahren, Prozesse und erforderlichen Mittel für die
• Der Qualitätsverbesserung Verwirklichung der Qualitätspolitik des Unterneh-
mens. Die Qualitätspolitik wird durch die Unterneh-
ln der DIN EN ISO 9000 ff. aus dem Jahr 2000 (Bild mensleitung (Führung) festgelegt. ln ihr werden die
1) werden die verschiedenen Begriffe des Qualitäts- Absichten und Zielsetzungen eines Unternehmens
managements definiert und vereinheitlicht. zur Qualität ausgedrückt.
Grundsätzliche und wichtige Informationen zum
Qualitätsmanagementsystem werden im Qualitäts-
DIN EN ISO 9000 managementhandbuch (GM-Handbuch). Detailinfor-
Grundlagen und Begriffe zum mationen in Verfahrensanweisungen, Arbeitsanwei-
Qualitätsmanagement sungen und Prüfanweisungen geregelt (Bild 2). Des
weiteren werden die Strategie des Unternehmens
im Hinblick auf das Qualitätsmanagement sowie die
DIN EN ISO 9001 Organisationsstruktur erläutert.
Anforderungen an ein Qualitätsmanagement-
system unter besonderer Berücksichtigung der
Wirksamkeit des GM-Systems bei der Erfüllung
von Kundenanforderungen
•
Im Rahmen des Qualitätsmanagements werden Pro-
zessbeschreibungen entwickelt, die den Zweck und
Im Rahmen der Qualitätssicherung werden Betriebs- das Ziel haben, den Anwendungsbereich sowie die
daten, Betriebsabläufe, Umweltschutzmaßnahmen Vorgehensweise z.B. bei der Auftragsabwicklung zu
usw. im Qualitätsmanagementhandbuch dokumen- beschreiben. Alle am Prozess beteiligten Mitarbeiter
tiert. z.B. Monteure, Mitarbeiter im Teiledienst sind ver-
Ziele des Qualitätsmanagementsystems. Die Erläu- pflichtet, sich an den einzelnen Punkten der Prozess-
terung der übergeordneten Ziele der Qualitätspolitik beschreibungen zu orientieren. So ist beispielswei-
wird insbesondere im Management-Handbuch des se für d ie Auftragsannahme festg elegt, in welcher
Unternehmens vorgenommen. Form Fahrzeug- und Kundendaten zu erfassen sind
oder welche Punkte bei der Erstellung eines Auftrags
Ziele des Qualitätsmanagementsystems sind z.B.:
zu berücksichtigen sind.
• Optimale Erfassung und Erfüllung von Kunden-
Sogenannte unterstützende Prozesse werden im
wünschen
Rahmen des Qualitätsmanagements ebenso be-
• Steigerung der Qualität von hergestellten Pro- schrieben. Diese können beispielsweise sein:
dukten und Dienstleistungen
• Wartung und Instandhaltung von Werkstattein-
• Verbesserung der Betriebsorganisation und der richtungen
Kostensituatio n des Betriebs • Persona/auswahl, -ei narbeitung und -qualifizie-
• Verbesserung des Ausbildungsstandes der M it ar- rung
beiter
Im Prozessmodell sind die wesentlichen Elemente
• Verbesserung der Umweltschutzmaßnahmen des
des Qualitätsmanagements miteinander verknüpft
Betriebs
(Bild 1). Das Beispiel stellt den Wertschöpfungs-
Prozessorientierter Ansatz. Das Qualitätsmanage- prozess ., Reparatur eines Kundenfahrzeugs " bzw.
ment orientiert sich an den Wertschöpfungspro- ., Beschaffung eines Ersatzteils" dar. Beide Prozesse
zessen eines Unternehmens. Unter Wertschöpfung sind Bestandteil des Regelkreises Qu alitätsm anage-
versteht m an die durch Tätigkeit (Arbeit) geschaf- ment
I Ständige Verbesserung
des Qualitätsmanagements
Kunde Kunde
erh ält Info rm atio nen über
JA11!iiiL'=
/~
Planung u. Bereitstellung der
- ==
"""'=
q
• Mitarbeiter unter
Berücksichtigung der
Qualifikation, Fähigkeiten M essu ng, Ana lyse,
und Verfügbarkeil Kontrolle
(durch Kundenbefrag ung)
=+
• Ausrüstung (Werkzeuge,
Hilfsmittel, Gebäude usw.)
I Zof" edeohe"
Der Kunde stellt
sjJ~ sjl ~
Wertschöpfungsprozesse 1
Anford erungen
z.B.
fa chmännische, IIA uftragsa bw icklung in der Werkst att
terming erechte,
kost engünstige
Reparat u r eines
Fahrzeuges
-
t $
Beschaffung im Teilelager
IMateri al-
bereitstellung
II Tei lelager-
v erwaltung
I
Bild 1: Prozessmodell des Qualitätsmanagements
3 Betriebsorganisation, l<ommunil<ation 73
•
Regelkreis des Qualitätsmanagements, ist mit einer
z.B. Sauberkeit in der Werkstatt sowie im Außen-
ständigen Verbesserung der Unternehmensleistung
und Kundenbereich?
zu rechnen.
• Ist die Beschilderung des Betriebs, z.B . Wegwei-
Zertifizierung. Darunter versteht man die Über- sung zu Kundenparkplätzen, Auftragsannahme,
prüfung der Qualitätsfähigkeit eines Betriebs Teile- und Zubehörverkauf eindeutig?
durch unabhängige Sachverständige. • Sind die Werkstatt- und Betriebsöffnungszeiten
veröffentlicht?
Im Rahmen eines sog . Audits wird anhand einer
Checkliste der Betrieb mithilfe eines Punktesystems
Organisation des Betriebs
bewertet. Bei Erreichen einer bestimmten Punktzahl
• Ist ein Organisationsplan mit Stellen- und Funk-
erhält der Betrieb das Zertifikat. Mit dem Zertifikat
tionsbeschreibungen des Führungspersonals
wird die Erfüllung der Qualitätsanforderungen be-
und der Verantwortlichen, z.B. für Werbung, für
stätigt. Der Zertifizierungsvorgang wird in der Regel
Umweltschutz, für Arbeitssicherheit und für die
alle 3 Jahre wiederholt. Um die Qualität auch zwi-
Schulung der Mitarbeiter vorhanden?
schen den Zertifizierungsterminen zu überprüfen,
werden jährlich betriebsinterne Überwachungsau- • Existiert eine ausreichende Anzahl von Service-
dits durchgeführt. beratern?
Für die Betriebe ergeben sich aus der Zertifizierung • Wird die Qualität von Fremdaufträgen, z.B. La-
die folgenden Vorteile: ckierarbeiten ermittelt und gesichert?
• Überprüfung der betrieblichen Abläufe durch • Bietet der Betrieb einen Notdienst an?
Sachverständige im Hinblick auf die Qualitätsfä-
• Werden Kundenbefragungen und Telefonreports
higkeit des Unternehmens
zur Feststellung der Kundenzufriedenheit nach
• Steigerung des Qualitätsbewusstseins der Mitar- einer Reparatur oder nach einem Kundendienst
beiter regelmäßig durchgeführt?
• Nachweis im Rahmen der Produkthaftung
• Erfolgt eine systematische Erfassung von Kun-
• Erhöhung der Wettbewerbschancen gegenüber denbeschwerden, die Auswertung der Ergeb-
nicht zertifizierten Mitbewerbern nisse und die Umsetzung der Maßnahmen?
• Möglichkeit der Beratung des Betriebs durch die
• Wird der Ausbildungsstand der Mitarbeiter und
Sachverständigen im Hinblick auf die Feststel-
die Planung betrieblicher Fort- und Weiterbil-
lung von Schwachpunkten und mögliche Verbes-
dungsmaßnahmen für die Mitarbeiter dokumen-
serungen
tiert?
Ablauf eines Audits. Nach einer Vorabinformation , • in wie weit werden Sicherheitsrichtlinien, Unfall-
bei dem der Kfz-Betrieb die Prüfkriterien mitgeteilt verhütungsvorschriften und Umweltschutz ein-
bekommt, wird üblicherweise vorher ein Probelauf gehalten? Gibt es verantwortliche Personen für
im zu zertifizierenden Betrieb durchgeführt. Damit diese Richtlinien und Vorschriften?
können eventuell festgestellte Mängel behoben wer-
den. Im Anschluss daran erfolgt die eigentliche Zer- Kundenkontaktbereich/Auftragsannahme
t ifizierung, wobei der Betrieb innerhalb eines Tages
• Sind Preise für Waren und Dienstleistungen
überprüft wird.
ausgezeichnet, z.B. Festpreis für Inspektions-
Die Überprüfung gliedert sich in vier Bereiche und
service?
kann die folgenden Prüfpunkte beinhalten:
• Hat der Kunde die Möglichkeit der Einsichtnahme
in Reparatur-, Gewährleistungs-und Zahlungsbe-
1. Erfassung der Betriebsdaten dingungen?
• Größe des Betriebs • Bietet der Betrieb einen Hol- und Bringservice an?
• Verantwortliche Personen, z.B. Geschäftsleitung,. • Ist das Angebot an Ersatzwagen ausreichend und
Kundendienstleiter, Teiledienstleiter, Verkaufsleiter sind die Fahrzeuge in einem einwandfreien und
• Betriebliche Besonderheiten sauberem Zustand?
• Anzahl der Neu- und Gebrauchtwagenverkäufe • Liegt für jeden Reparatur- und Serviceauftrag ein
pro Jahr schriftlicher Kundenauftrag vor und entspricht
• Anzahl der Servicekontakte pro Tag die Rechnung dem Auftrag?
74 3 Betriebsorganisation, l<ommunil<ation
•
heiten und Kinderspielecke?
• Werden Wareneingangskontrollen durchgeführt
• Wird nach der Fahrzeuginstandsetzung bzw. und dokumentiert?
Wartungsarbeit vor Fahrzeugübergabe eine End- • Werden ausgebaute Teile mit Gewährleistungs-
prüfung/Probefahrt durchgeführt? Werden die ansprüchen gesondert behandelt und separat
Ergebnisse ausgewertet, Maßnahmen abgeleitet, aufbewahrt?
vereinbart und umgesetzt?
• Werden ausgegebene Ersatzteile einer Prüfung
• Sind die Rechnungen für den Kunden verständ- unterzogen?
lich dargestellt und nachvollziehbar?
• Sind alle im Teilelager befindlichen Ersatzteile
• Trägt das Personal angemessene/empfohlene eindeutig identifizierba r?
Kleidung sowie Namensschilder und besitzt es • Erfolgt eine qualitätserhaltende Lagerung der
Visitenkarten? Teile?
• Wird ein übersichtliches System zur Terminver-
einbarung und Tagesdisposition eingesetzt, z.B. Neu- und Gebrauchtwagenverkauf
Formulare, Kalender, EDV? • Befinden sich die Neu- und Gebrauchtwagen in
• Werden nach Auftragsannahme systematische einem einwandfreien Zustand?
Terminvorbereitungen getroffen? • Erfolgt beim Verkauf von Waren und Dienst-
• Ist sichergestellt, dass das Fahrzeug nach einer leistungen eine kundengerechte Erläuterung?
Reparatur oder Wartung dem Kunden persönlich • Werden regelmäßige Werbeaktionen durchge-
übergeben und die Rechnung erklärt wird? führt?
• Bietet der Betrieb die Reparatur-Annahme direkt
am Fahrzeug an? 3. Auswertung
• Wird aktuelles Zubehör beworben und im Kun-
Nachdem die Punkte überprüft sind, werden die
denkontaktbereich ausgestellt und angeboten?
vom Zertifizierer vergebenen Punktzahlen addiert.
ln Zusammenarbeit mit der Betriebsleitung erfolgt
Werkstatt
die Bewertung des Ergebnisses. Hat der Betrieb
• Liegt bei einem Inspektions- und Wartungsauf- die Mindestpunktzahl erreicht und die geforderten
trag das entsprechend gültige Formular bei und Hauptkriterien erfüllt, so erhält er das Zertifikat. Die-
wird es nach den Vorgaben abgearbeitet? ses dokumentiert, dass die Qualitätsfähigkeit des Be-
• Werden die Kundenfahrzeuge pfleglich behan- triebes nach DIN EN ISO 9001 überprüft wurde und
delt? Werden z.B. Lenkrad- und Sitzschoner ver- der Norm entspricht.
wendet?
• Wi e erfolgt die Organisation der Verteilung der 4. Vereinbarung von Maßnahmen zur
anstehenden Arbeiten auf die Mitarbeiter und Verbesserung der Qualität
Monteure?
Zusammen mit der Betriebsleitung erfolgt die Fest-
• Werden die Prüfbücher für Geräte und Werk-
legung weiterer Maßnahmen zur Verbesserung der
zeuge exakt geführt und die Prüffristen für tech-
Qualität. Hat der Betrieb die Mindestpunktzahl nicht
nische Geräte und Werkzeuge, wie z.B. Hebebüh-
erreicht bzw. die geforderten Hauptkriterien nicht er-
nen, Kompressoren, Drehmomentschlüssel usw.
füllt, müssen die M ängel in einer vorgegebenen Zeit
eingehalten?
behoben w erden. Danach erfolgt eine erneute Über-
• Wie ist der Pflegezustand der verwendeten Werk- prüfung durch den Zertifizierer.
statt-Literatur? Haben die Mechaniker Zugang zu
den Unterlagen? Ist eine ausreichende Anzahl
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
von EDV-Geräten vorhanden?
1 Was versteht man unter Qualitätsmanagement?
• Sind die Sicherheitsauflagen bzgl. Gefahrstoffen
2 Welche Ziele hat das Qualitätsmanagementsys-
und Brandschutz erfüllt?
tem?
• Existieren M aßnahmen für die Verm eidung vo n
3 Was versteht man unter Zertifizierung?
Abfällen?
4 Wie wird ein Audit durchgeführt?
• Wie erfolgt d ie Lagerung und Entsorgung von
5 Nennen Sie die wichtigsten Kriterien, nach denen
umweltgefährdenden Stoffen? Welcher Mitarbei-
Kfz-Betriebe überprüft werden!
ter ist verantwortlich?
75
4 Grundlagen der
Informationstechnik
Immer größere Mengen an Informationen und Da-
•
ten müssen immer schneller verarbeitet werden.
Tabelle 1: Programmarten
Deshalb sind immer leistungsfähigere Systeme für Systemprogramme
elektronische Datenverarbeitung in Technik, Wis- • Betriebssysteme z.B. DOS, Windows XP, Windows NT,
senschaft, Handel und Verwaltung erforderlich . Man UNIX, OS/2
unterscheidet • Utilities (Hilfsprogramme)
• Einzelplatzrechner z.B. Personalcomputer
Anwenderprogramme
• Vernetzte Systeme z.B. Server-Ciient-Netzwerk
• Standardprogramme z.B. Textverarbeitungsprogramme,
Tabellenkalkulationsprogramme, Datenbanken
4.1 Hardware und Software • CAD-Programme
• Branchenspezifische Programme z.B. für Buchhaltung,
Werkstattabrechnung, Gebrauchtwagenkalkulation
Ein EDV-System besteht aus Hardware und Soft- • Diagnose-Prog ramme
ware. • Spiele
• Multimedia-Programme z.B. Mov ie-Piayer, MP3-Piayer
Hardware umfasst alle elektronischen und mecha- • Programmiersprachen z.B. BASIC, Pascal, C++
nischen Bauteile, die sieht- und anfassbar in einer
Computergeräteeinheit verbaut bzw. zu einem Sys- Daten sind Informationen die vom Computer erfasst,
tem von Geräten zusammengefasst sind. Dazu ge- verarbeitet und ausgegeben werden können. Man un-
hören auch alle Verbindungskabel, Stecker sowie terscheidet numerische, alphabetische und grafische
Datenträger. Beispiel für die Hardware eines Pe- Daten (Bild 2). Die Kombination der unterschiedlichen
Systems (Bild 1). Daten werden Zeichenketten (Strings) genannt.
• Systemeinheit (Computer, Rechner) für die Verar-
beitung von Daten und +2 -4 +0.05 - 10.62
• Peripheriegeräte für die Numeri sche Dat en
Eingabe von Daten z.B. Tastatur, Maus
a B a Wuppertal EDV
- Ausgabe von Daten z.B. Monitor, Drucker
- externe Speicherung von Daten z.B. Festplatte, Alphabetische Daten
Diskettenlaufwerk.
Sprechgarnitur
I #OD L:lLl
Grafische Daten
•
I I D I - I w I - 142781 I Haan
Zeichenkette (string )
Bild 2: Datenarten
Ausgabe. Durch eine Programmanweisung können denen jedoch nur 4 verwendet werden (die Kombi-
sie auf einem Ausgabegerät, z.B. dem Monitor, er- nation von z.B. Rot und Grün wäre im Falle einer Ver-
kennbar gemacht werden. kehrsampel unsinnig, Tabelle 2).
Damit alle Klein- und Großbuchstaben, alle Ziffern,
sowie Sonder- und Steuerzeichen verarbeitet wer-
den können, benötigt man 8 Bit.
•
4.3 Rechnerinterne Darstellung
von Daten 18Bit nennt man 1 Byte
Ein Byte ermöglicht die Darstellung von 28 = 256
Im Computer werden Daten durch zwei elektrische
Schaltstellungen.
Schaltzustände dargestellt. Die elektrischen Schalt-
zustände sind ein oder aus (Tabelle 1). Diese Schalt-
zustände werden zur Informationsdarstellung im
Zweizeichensystem (Binärsystem) verwendet; dabei
entspricht die Ziffer 0 dem Schaltzustand aus und 4.4 Zahlensysteme
die Ziffer 1 dem Schaltzustand ein. Folgende Zahlensysteme werden in der Datenverar-
beitung verwendet
Tabelfe1:~1m 8lnirsysterri
• Dezimalsystem
Scha ltung L®--_j 49-----.rJ •
•
Binärsystem
Hexadezima lsystem
Leuchte Aus Ein Das Dezimalsystem besteht aus 10, das Binärsystem
Binärzeichen aus 2 und das Hexadezimalsystem aus 16 Ziffern.
0 1
Im Computer werden die Informationen grundsätz-
Jeder der beiden Schaltzustände ist somit die kleins- lich im Binärsystem verarbeitet. Zur Darstellung der
te lnformationseinheit. Diese wird 1 Bit (eng I. binary Informationen wird aufgrund der großen Ziffernlän-
digit =zweiwertiges Zeichen) genannt. ge im Binärsystem häufig das Hexadezimalsystem
verwendet.
Ein Bit enthält die Information 0 oder 1
Bei Bussystemen können zur Darstellung auch eine
Besteht eine Informationsquelle aus 2 Bit, wie z.B. Kombination aus dem binären und hexadezimalen
die beiden Blinkleuchten eines Autos, so kann jedes Zahlensystemen verwendet werden.
Bit die Information 0 (Blinker aus) oder die Informati-
on 1 (Blinker ein) haben (Tabelle 2). ln Tabelle 1, Seite 77 wird z.B. die Zahl 123 in den
einzelnen Zahlensystemen dargestellt.
Tabelle 2: Informationen im Binirsystem
Der Vorteil des Hexadezimalsystems gegenüber
Binär- Anzahl
Bit Beispiele kombinati- der lnfor- dem Dezimal- und Binärsystem ist eine kürzere
onen mationen Schreibweise, z.B.
~ ~
..
Dezimal Binär Hexadezimal
1 0 1 21 =2
Lampe aus Lam pe an 13 11 01 D
lS ' X ~ =>
~ 1
00 01 0 X 21 0
..- -.. =
•• -
Blinken aus Blinken rechts
1 X 22 4
2 22 =4 1 X 23 = 8
13
10 11
Blinke n links Warnblinken
3 I
fre ie A chtung
Fahrt
I
Halt Vorberei-
ten zum
010 011
100 101
23 =8
tät von internen und externen Speichern erfolgt im-
mer mit dem 8-Bit-Code in Byte.
Anfa hren [}]] 111
8 Bit 1 Byte
Eine Verkehrsam pel überm ittelt ihre Information an 1 KB 2 10 Byte 1 024 Byte
die Verkehrsteilnehmer mit 3 Leuchten. Dies ent- 1MB 2 20 Byte 1 048 576 Byte
spricht einem Informationsgehalt von 3 Bit. Daraus
1GB 230 Byte 1 073 741 824 Byte
ergeben sich 23 = (8 mögliche Schaltstellungen; von
4 Grundlagen der Informationstechnik 77
Tabelle t:V~derZah~me
Dezimal Binär Hexadezimal
Basis 10 2 16
Ziffern und 0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9,
0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9 0,1
Zeichen A, B, C, D, E, F
E 3xW p
•
123 1 1 11 01 1
~m
= 3 = 1 11 X 16° = 11
2 X 101 = 20 = 2 7 X 161 112
1 X 102 = 100 = 0 123
Beispiel 123 1 X 23 = 8
1 X 24 = 16 A ;; 10 D ;; 13
1 X 25 = 32 B - 11 E - 14
1 X 26 64 c ;; 12 F ;; 15
123
Nur-Lese-Speicher (ROM - Read Only Memory). Ein-/Ausgabeeinheit (EA-Interface). Sie steuert den
ln ihm sind unveränderbar Programme und Daten Datenaustausch zwischen der CPU, dem Arbeitsspei-
abgelegt, z.B. das Startprogramm für den Compu - cher und den Peripheriegeräten, z.B. Maus, Tastatur.
78 4 Grundlagen der Informationstechnik
•
Parallele Schnittstellen übertragen z.B. 8 Bit gleich-
zeitig (parallel) über getrennte, 8-adrige Leitungen,
z.B. bei einem Druckeranschluss. Dazu verwendet
man z.B. auf der Computerseite einen 25-poligen
Stecker und auf der Druckerseite einen 36-poligen
Stecker (Centronics-Stecker). Schnittstell e Seri ell e Schnittstelle Schnittstell e
PS/2Ta statur Schnittstell e USB Audi o
Serielle Schnittstellen übertragen die einzelnen Bits COM1
nacheinander (seriell) über eine Leitung, z.B. beim Bild 1: Schnittstellen als Steckverbindungen an einer
Mausanschluss. Diese externe Schnittstelle wird auch Computerrückseite
als V.24- oder RS 232-Schnittstelle bezeichnet. Die
Stecker für diese Schnittstellen sind meist 9-polig . • Es sind weniger Drähte im Kabel erforderlich (bei
RS232 sind es nur 2 Leitungen (Senden , Empfan-
Vorteile gegenüber der parallelen Schnittstelle: gen)) .
• Die Kabel für serielle Schnittstellen können we-
sentlich länger (bis 150 m) sein als für parallele Übertragsgeschwindigkeit von Schnittstellen. Sie
Schnittstellen. wird meist in MBits/s oder MByte/s angegeben.
4.6.1 Datenübertragung Busstruktur (Bild 2). Sie ermöglicht das Senden und
Empfangen von Daten der einzelnen Stationen über
Systeme für den Datenaustausch, wie sie z.B. inner- ein gemeinsames, durchgehendes Kabel. Da jede
halb eines Unternehmens, im Büro oder im Kraft- Station Daten versenden und empfangen kann, muss
fahrzeug verwendet werden, nennt man LAN (Local der Datenverkehr über ein geeignetes Protokoll ge-
Area Network) oder lokale Netzwerke. Der Datenaus- regelt werden. Jeder Arbeitsplatz kann senden, wenn
tausch z.B. zwischen den PCs, Minicomputern, Zen- der Bus "frei" ist. Das Netzwerk kann durch Einfügen
•
tralrechnern und allen weiteren Peripheriegeräten von weiteren Arbeitsstationen auf einfache Weise
erfolgt mit hoher Datenübertragungsgeschwindig- erweitert werden. Außerdem behindert der Ausfall
keit (ca. 10 MBit/s ... 100 MBit/s). Dadurch können die einer Station nicht das gesamte Netz. Jedoch kön-
Teilnehmer des Netzwerkes auf alle Daten nahezu nen die gesendeten Nachrichten von allen Stationen
gleichzeitig zugreifen, um sie z.B. zu bearbeiten oder empfangen bzw. "mitgehört" werden.
zu verändern. Die Verbindungselemente zwischen
den Computern sind neben der Datenleitung die
Verbindungsstecker und Netzwerkkarten, die in die
Computer eingesteckt werden.
Netzwerkstrukturen. Je nach Anordnung der Com-
puter, die an eine gemeinsame Datenleitung ange-
schlossen sind, unterscheidet man
• Sternstruktur • Ringstruktur • Busstruktur
Sternstrukturen (Bild 1). M an unterscheidet:
Bu sstru ktu r Ringstruktur
• Aktive Sternstrukturen
• Passive Sternstrukturen Bild 2: Bus- und Ringstruktur eines Netzwerkes
Aktive Sternstruktur: Sie ermöglicht mit geringem
Leitungsaufwand die Verbindung einer großen
Peer to Peer Netzwerk. Es ist ein einfaches Netzwerk
Anzahl von Computern. Dabei ist jede Arbeitsstation
mit Busstruktur, bei dem alle Computer als gleichbe-
an eine Vermittlungsstelle (Knoten), meist einem
rechtigte, eigenständige Arbeitsstationen über eine
Server oder einem Hub, angeschlossen. Fällt beim
Datenleitung verbunden sind. Dadurch können Daten
Betrieb des Netzes eine Arbeitsstation aus, treten für
z.B. zwischen zwei Rechnern ausgetauscht werden.
die anderen Teilnehmer keine Störungen auf. Fällt
jedoch die Vermittlungsstelle aus, arbeitet das ge- Weitere Voraussetzungen für die Datenübertragung:
samte Netzwerk nicht mehr. Protokoll. ln ihm sind die Regeln festgelegt, nach
Passive Sternstruktur: Alle Arbeitsstationen sind denen Daten innerhalb eines Netzwerks übertragen
gleichberechtigt. Die Verbindungsstelle zwischen werden.
den Computern ist ein Leitungsknoten. Deshalb tre-
Gateway. W erden zw ei v erschiedene Netzw erke mit
ten keine Störungen beim Ausfall einer Arbeitssta-
miteinander verbunden, übersetzt der Gatew ay das
tion auf.
Protokoll des einen Netzwerks in das Protokoll des
Ringstruktur (Bild 2). Bei ihr sind benachbarte Ar- anderen Netzwerks.
beitsstationen direkt miteinander verbunden. Die Hub. Er ist eine Verteilerstation in einem Netzwerk
Daten werden von einer Station zur nächsten Sta- mit Sternstruktur. Alle Daten werden an alle ange-
tion in einer Richtung weitergegeben. Dadurch ist schlossenen Computer weitergeleitet. Ein passiver
eine Erweiterung durch einfaches Einfügen weiterer Hub verbindet die Netzwerkstränge, während ein
Computer möglich . Fällt jedoch ein Computer im aktiv er Hub die Signale noch verstärkt.
Ring aus, kann das gesamte Netz blockiert w erden.
Switch. Er ist eine Verteilerstation in einem Netzwerk
mit Sternstruktur, die die Daten nur an die Netzw erk-
stränge verteilt, in denen sich die angesprochenen
Computer befinden.
Router. Er verbindet zwei oder mehrere Netzwerke
miteinander und leitet die Daten intelligent w eiter.
Server-Ciient-Netzwerk
Server (Dienstleister). Er stellt in einem Netzwerk
Aktive Sternstruktur Passive Sternstruktur Daten, Programme und Rechenleistung bereit. Der
Server kann große Datenmengen speichern und da-
Bild 1: Sternstrukturen eines Netzwerkes durch den Clientrechner entlasten.
so 4 Grundlagen der Informationstechnik
Client (Kunde) ist die Bezeichnung für die anderen ständliche Signale zurückgewandelt (demoduliert).
Computer im Netzwerk. Sie nehmen die Dienste des Die Übertragsgeschwindigkeit über das Telefonnetz
Servers in Anspruch, indem sie Daten auf dem Ser- in Verbindung mit Modems als DÜE beträgt bis 56
ver ablegen, Programme ausführen und Rechenleis- kBit/s. Meist verfügen die Geräte über Faxfunktionen
tung in Anspruch nehmen. Diese Netze finden z .B. in und einen Anrufbeantworter.
großen Autohäusern Anwendung (Bild 1).
ADSL (Asymmetrische Digital Subscriber Line =
•
Asymmetrische digitale Anschlussleitung). Es ist ein
Verfahren, mit dem über ein Modem und ein geeig-
netes Protokoll digital und mit großer Geschwindig-
keit Daten übertragen werden . Die Übertragungsrate
ist ungleich (asymmetrisch ) und beträgt beim Emp-
fang (Downstream) bis zu 768 kBit/s, beim Senden
(Upstream) 128 kBit/s.
bindung an die Telekommunikationsdienste sind ~ -·- Wot•U-f Hol-' ~ fa....W.. - ..._, ~·~
J;o . . . . . . .. Otl,_"_
Datenendeinrichtungen und Datenübertragungsein-
richtungen erforderlich. ., ,
~ -
..
__............ __
_\,
,., ........
Datenendeinrichtung (DEE). Sie ist für das Senden ,_"_~-·-
--
Personalcomputer, Terminals.
Datenübertragungseinrichtung (DÜE). Sie ist für
die Anpassung der Datensignale zwischen Daten-
·--
·-·---
·-----
.·-
i!! - -
endeinri chtung und dem Übertragungsweg not- Q =~-= Ef~ ~~= d §E" • zalandoo
wendig. Dazu verwendet man ISDN-Adapter oder
g §L~ ~ ::=:.:.·::;_ 0? 5:=-
Modems z.B. ADSL-Modems. Durch eine geeignete
===.-
Kom munikationssoftware kann der Datenaustausch
zwischen den Computern über serielle oder parallele Bild 2: Angebot eines Online-Dienstes
--
Schnittstellen erfolgen.
Modem (Modulator/Demodulator). Es ist ein Gerät,
das die zu übertragenden digitalen Signale eines Kommunikationsmöglichkeiten in Kfz-Unternehmen
Computers in analoge Signale umwandelt (modu - Es sind z.B. Datenübertragung aus Datenbanken
liert). Anschließend w erden die Signale im analo- vom Fahrzeughersteller, Downloads für Steu er-
gen Telefonnetz übertragen. Nach der Übertragung geräte, Tester und Software, Pflege von Fahrzeug-
werden die analogen Signale durch das Modem auf Lebenszyklusdaten, Flash-Aktionen bei Werkstatt-
der Empfangsseite wieder in für den Computer ver- besuchen.
4 Grundlagen der Informationstechnik 81
Passwort-Schutz. Jeder Benutzer einer Dat enverar- Der ordnungsg em äße Datenschutz nach den Daten-
beitungsanlage besitzt ein Passwort. Dieses muss schutzgesetzen wird vom Bundesdatenschutzbe-
er bei Beginn seiner Arbeit am Computer eingeben. auftragten und in den Bundesländern v o n den
Kennt der Rechner dieses Passwort, erlaubt er dem Landesdatenschutzbeauftragten sowie von den
Benutzer bestimmte Bereiche des externen Spei- Datenschutzbeauftragten in den Gemeinden über-
chers zu benutzen. wacht.
82
•
sorgen sie für das aufgabengemäße Wirken der Sys- Steuerkette wird unterteilt in Steuereinrichtung und
teme nach außen. Im Kraftfahrzeug laufen ständig Steuerstrecke.
eine Vielzahl von solchen Steuerungs- und Rege- Beispiel Fahrgeschwindigkeitssteuerung 1 (Bild 2).
lungsvorgängen ab. Ein Pkw mit Ottomotor soll mit gleichbleibender Ge-
Beispiele für Steuerungsvorgänge schwindigkeit von 80 km/h gefahren werden.
• Gaswechselsteuerung durch Öffnen und Schlie-
Gemischbildung mrichtung
ßen von Ventilen durch einen Nocken .
• Lenken eines Fahrzeugs durch Einschlagen der
Räde r.
Beispiele für Regelungsvorgänge
• Regelung des Kraftstoff-Luft-Verhältnisses auf
einen bestimmten Wert z.B. auf A. = 1.
• Fahrgeschwindigkeitsregelung (Tempomat).
• Bremskraftregelung durch Antiblockiersystem
(ABS).
• Kühlmitteltemperaturregelung durch Thermostat.
~ Fahrgeschwindigkeit: 80 km /h
5.1.1 Steuern
Bild 2: Fahrgeschwindigkeitssteuerung
Das Steuern (oder: die Steuerung) ist der Vorgang
in einem System, bei dem eine oder mehrere Steuerungsgrößen (Bild 3)
Eingangsgrößen systembedingt die Ausgangs-
Die Geschwindigkeit 80 km/h stellt die Aufgabengrö-
größen beeinflussen. Die Steuerung kontrolliert
ße dar (Bild 3). Um sie unter gegebenen Fahrzustän-
nicht, ob der Istwert der Ausgangsgröße mit dem
den zu erreichen, muss dem Motor eine bestimmte
Sollwert der Eingangsgröße übereinstimmt.
Gemischmenge zugeführt werden . Der Fahrer bringt
Kennzeichnend für das Steuern ist der offene
dazu das Fahrpedal in eine entsprechende Stel-
Wirkungsablauf längs einer Steuerkette.
lung. Der Pedalweg ist somit die Führungsgröße
(w) (Eingangsgröße). Durch das Fahrpedal wird die
Massestrom Ausgangsgröße
En ergiefluss
Aufgabengröße
Steuerstrecke
Fahrgeschwindigkeit
l '"'''öß'
Stellgröße (y) I~~
Drosselklappenöffnung / ' v
l Störgrößen (z)
Steigung
Wind
Eingangsgröße
Führungsgröße (w) ~
Fahrpedalweg ~
Drosselklappe im Saugrohr in eine bestimmte Stel- gangsgröße (Gemischmenge) bewirkt. Die Aufga-
lung gebracht. Die Drosselklappenöffnung ist die bengröße (Geschwindigkeit= 80 km/h) kann wieder-
Stellgröße (y) für die benötigte Gemischmenge. herstellt werden .
Massestrom
Energiefluss
Regler
Sollwert-lstwert-
l Stör-
größe
, Vergleicher
1
Steuerstrecke. Sie umfasst den Teil der Anlage, Istwert
Regel- '
der beeinflusst werden muss, um die erforderliche i__ nrichtung
Aufgabengröße, Fahrgeschwindigkeit, zu erreichen.
Die Steuerstrecke ist also die Gemischbildungs- Fuhrungsgroße (Sollwert)
einrichtung, da sie die erforderliche Gemischmenge
fü r die gewünschte Geschwindigkeit liefert. Die Bild 2: Regelkreis
Ausgangsgröße der Steuerstrecke wird als Steuer-
Am Beispie l der Fahrgeschwindigkeitsregelung wer-
größe x bezeichnet.
den die Begriffe und Benennungen erklärt.
Die Geschwindigkeit 80 km/h wird jedoch nur solan- Ein Pkw mit Ottomotor soll mit einer gleichblei-
ge eingehalten, wie keine Störungen auf das System benden Geschwindigkeit von 80 km/h (Bild 3) ge-
einwirken. Kommt der Pkw z.B. an eine Steigung, so fahren werden. Er ist dazu mit einer Fahrgeschwin-
vermindert sich die Geschwindigkeit. Die Steigu ng digkeitsregelung (Tempomat) ausgerüstet.
stellt steuerungstechnisch eine Störgröße z dar. Sie
kann von der Steuerung nicht berücksichtigt werden, Gemischbildu
da die veränderte Aufgabengröße Geschwindigkeit einrichtung
nicht selbsttätig auf die Führungsgröße (Pedalweg)
bzw. Drosselklappenöffnung zurückwirkt. Die Steue-
rung hat also einen offenen Wirkungsabl auf. Fällt die
Störgröße wieder weg, stellt sich die vorgesehene
Geschwindigkeit wieder ein .
Um die Einwirkung der Störgröße (Steigung) zu kor-
rigieren, muss der Fahrer der Steuereinrichtung eine
geänderte Führungsgröße (Pedalweg) eingeben. Drehzahlgeber
Dadurch wird über das Steuerglied und Stellglied ~ Fahrgeschwindigkeit: 80 km/h
(Fahrpedal und Drosselklappe) in der Steuerstrecke
(Gemischbildungseinrichtung) eine andere Aus- Bild 3: Fahrgeschwindigkeitsregelung
84 5 Steuerungs- und Regelungstechnil<
Physikalische Größen (Bild 1) von Istwert und Sollwert der Geschwindigkeit be-
Die Geschwindigkeit des Fahrzeugs ist die Regelgrö- stimmt der Regler das Signal für das Stellglied. Das
ße x. Die Fahrgeschwindigkeitsregelung kann auf Stellglied besteht aus Stellmotor und Drosselklappe.
verschiedene Art eingeschaltet werden. Je nach Regelabweichung formt das Stellglied eine
entsprechende Stellgröße y (größere oder kleinere
Im Normalfall wird der Fahrer den Pkw mit dem Drosselklappenöffnung).
Fahrpedal auf die Geschwindigkeit 80 km/h bringen,
dann durch Betätigen des entsprechenden Bedien- Die Stellgröße y ist die Ausgangsgröße der Regel-
hebels an der Lenksäule die Regelung einschalten einrichtung und zugleich die Eingangsgröße der Re-
gelstrecke.
•
und damit zugleich den momentanen Wert der Ge-
schwindigkeit als Sollwert fixieren. Der Sollwert 80
km/h ist die Führungsgröße w. Regelstrecke. Sie umfasst den Teil der Anlage, der
beeinflusst werden muss, um die erforderliche Ge-
Um diese Geschwindigkeit zu halten, benötigt der mischmenge für die vorgegebene Fahrgeschwin-
Motor eine bestimmte Gemischmenge. Dazu wird digkeit 80 km/h zu erhalten. Somit ist die Gemisch-
die Drosselklappe selbsttätig in eine Stellung ge- bildungseinrichtung die Regelstrecke. Die von ihr
bracht, die der benötigten Gemischmenge ent- gelieferte Gemischmenge bewirkt eine bestimmte
spricht. Die Drosselklappenöffnung ist die Stellgrö- Motorleistung mit der das Fahrzeug eine bestimmte
ße y, die in der Gemischbildungseinrichtung für die Geschwindigkeit erreichen kann.
benötigte Gemischmenge sorgt. Damit erreicht der
Motor eine bestimmte Leistung und das Fahrzeug Die Geschwindigkeit ist die bewirkte Ausgangsgrö-
die geforderte Geschwindigkeit IRegelgröße x). ße der Regelstrecke (Regelgröße x).
Stellort
--4----.----+l Regelgröße (x)
Fahrgeschwindigkeit
l Störgrößen (z)
Steigung
Wind
Signalglied
1...---1 (lstwertgeber)
Drehzahlgeber
Führungsgröße (w)
Bild 2: Regelkreis der Fahrgeschwindigkeitsregelung
Sollwert der
Fahrgeschwindigkeit
Istwert der
Fahrgeschwindigkeit Regelvorgang. Im Gegensatz zur Steuerung über-
prüft die Regelung, ob der Istwert der Regelgröße,
also die tatsächlich erreichte Fahrgeschwindigkeit,
mit dem Sollwert (= vorg egebene Fahrgeschwin-
Bild 1: Physikalische Größen bei der digkeit) übereinstimmt. Weicht der Istwert der Ge-
Fahrgeschwindigkeitsregelung
schwindigkeit vom Sollwert ab (= Regeldifferenz),
leitet der Regler einen neuen Regelvorgang mit ge-
Regeleinrichtung (Bild 2). Zu ihr gehören Regler und änderter Stellgröße ein. Man spricht daher in der Re-
Stellglied. Diese Bauglieder sind für die unmittelba- gelung von einem Regelkreis.
re aufgabengemäße Beeinflussung der Regelstrecke
erforderlich. Dem Reg ler wird über das Eingabeteil Regelanschlag. Darunter versteht man, dass die Re-
die Führungsgröße (Sollwert für die Geschwindig- gelung nur innerhalb bestimmter Grenzen möglich
keit) eingegeben. Dem Regler wird außerdem der ist. So ist z.B. die Fahrgeschwindigkeitsregelung
augenblickliche Istwert der Geschwindigkeit durch nur in einem vom Hersteller vorgesehenen Bereich
einen Drehzahlgeber mitgeteilt. Aus dem Vergleich möglich z.B. von 30 km/h bis 210 km/h.
5 Steuerungs- und Regelungstechnil< 85
•
nach dem Prinzip
Steuereinrichtung Steuerstrecke
E V A
I
Beschleuni- j I Auslöse- J Zündkapsel
gungssensor / Steuergerät mit Treibsatz
1 I 1
I I I J
"---S-ig_n_a-lg_li_e_
d __,..L._
/ _ _jl"> Steuerglied ~~===::,'1~--S-te_ll_g-lie_d_ _j
Signalarten Temperatur
Analoge Signale (Bild 1, Seite 86). Dabei werden Sig-
nale stufenlos aufgenommen und übertragen. Bild 2: Eingangssignale aus physikalischen Größen
86 5 Steuerungs- und Regelungstechnil<
•
Beispiel: Eine sich ändernde Drehzahl wird jeweils fühlers wird durch den AID-Wandler in ein digitales
nur durch zwei Werte angezeigt, z.B. < 400 1/min Signal umgeformt (Bild 3).
(Zustand 0) oder> 400 1/min (Zustand 1).
r~ ~ r~
Digitale Signale (Bild 1). Sie stellen eine Sonderform
von binären Signalen dar. Dabei werden von analo-
gen Signalen verschiedene Zwischenwerte aufge-
nommen und übertragen.
Beispiel: Eine sich ändernde Drehzahl wird in festge- <J) (J)
n> 400
1/min
n S 400 ~--+----+--~--~~~---+--------
1/min Zeit -
1 I
t 600
1/min
Digita le Darstellung der Drehzahl
Bild 4: Impulsumformung - Umwandlung eines
- 400 Induktivgebersignals in ein Rechtecksignal
.!::
~
.!::
0"' Signalglieder
Taster und Schalter gehören zu den berührenden
Signalgliedern.
Bild 1: Signalarten- analog, binär, digital Taster geben ein Signal nur ab, solange sie betätigt
werden. Danach gehen sie meist durch Federkraft in
Pulsweitenmodulierte (PWM)-Signale (Bild 2). Dabei ihre Ruhestellung zurück.
handelt es sich um getaktete Spannungssignale mit
Schalter rasten bei Betätigung ein bzw. bleiben in
konstanter Frequenz und gleicher Einschaltspan-
der Schaltstellung, in die sie gebracht werden. Durch
nung. Die Impulse haben eine unterschiedlich lange
erneutes Betätigen gehen sie in ihre Ausga ngsst el-
Einschaltdauer. Sie w erden z.B. zur stufenlosen Ver-
lung oder in eine w eitere Stellung.
stellung von Magnetv entilen verwendet.
Elektrische Schalter, die bei Betätigung einen Strom-
Im Bild erfolgt die Messung der Einschaltdauer ge- kreis schließen, bezeichnet man als Schließer; Schal-
gen Masse. ter, die einen Stromkreis öffnen, bezeichnet man als
Öffner (Bild 5).
n 11 +
>v~ ~v'
0>
Pulsweite (t El Strom f ließt
c
::J
c
c
"'0.
<J) 0 20 40 60 80 ms 100
t E = Einschaltdauer Signal Frequenz= const. t - - a) b)
Wegeventile (Bild 1) können in pneumatischen und Temperaturfühler (Bild 4). Sie werden z.B. zum Mes-
hydraulischen Steuerungen als Schalter oder Taster sen der Kühlflüssigkeitstemperatur verwendet. Wird
benutzt werden . z.B. ein NTC-Widerstand verwendet, so nimmt des-
sen Widerstandswert mit steigender Temperatur ab.
Der sich ändernde Spannungsabfa ll ist ein Maß für
die Temperaturänderung .
NTC-Widerstand
•
Zulauf Rücklauf Schaltzeichen \
3/2-Wegeventil (hydraulisch) II
Bild 1: Grenztaster
Bild 4: Temperaturfühler
Berührungslos arbeitende Sensoren
Sie benötigen keine Schalterbetätigung von außen.
Sie reagieren selbstständig .
5.2 .2 Steuerglieder
Fotowiderstand (Bild 2). Er reagiert z.B. auf unter-
schiedlichen Lichteinfall mit einem veränderten Wi- Steuerglieder (Steuergeräte) (Bild 5) nehmen
derstand und kann so z.B . für eine Lichtsteuerung die Signale von den Signa lgliedern auf, verarbei-
verwendet werden. ten sie und geben sie als Schaltbefehle an Stell-
glieder weiter.
J Signalausgabe
J
., II
Verstärken Umfo rm en
Bild 2: Fotowiderstand zur Lichtsteuerung
Anstelle des Rel ais kann auch ein Transistor verwen- Mit dem Eingreifen des Stellgliedes soll die Aufga-
det werden . Hierbei bewirkt ein klein er Basisstrom bengröße am Ende der Steuerstrecke in der vorge-
(I8 ) einen großen Arbeitsstrom (Je). sehenen Weise verändert werden .
ln der Technik werden solche Steuerglieder häufig
als Verstärker bezeichnet. Als Stellglieder werden z.B. Ventile, Drosselklappen,
Zylinder, Relais, Motoren, Magnetventil e, Transis-
+ + toren oder Thyristoren verwendet.
Arbeitsstromkreis
•
Transisto r die Steuereinrichtung häufig in einen Steuerteil und
einen Energieteil geteilt (Bild 3).
+ doppelt-
wi rkender
Zylinder
Steuerstromkreis
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
•
rungen z.B. bei der Lenkung (ohne Lenkhilfe), dem Seitenwind, die auf die Lenkung einwirken .
handgeschalteten Wechselgetriebe oder der Ventil-
steuerung (ohne Hydrostößel) Anwendung.
Ventilsteuerung (Bild 1, Bild 3). Durch sie wird der
Ein- und Austritt des Kraftstoff-Luftgemisches ge-
steuert. Ausgangs- bzw. Steuergröße x ist der Gas-
wechsel. Nockenwelle, Nocken, Kipphebel und Ven-
t ilfedern bilden dabei die Steuereinrichtung . Das
Ventil ist die Steuerstrecke, da über den Ventilöff-
nungsquerschnitt der Gaswechsel erfolgt (gesteuert
wird). Führungsgröße w ist die Drehung der Nocken-
welle, die durch den Antrieb über die Kurbelwelle
bewirkt wird. Stellgröße y ist der über den Kipphebel
bewirkte Ventilhub und das über die Ventilfeder be-
wirkte Schließen des Ventils. Störgrößen z sind bei
dieser Steuerung z.B. Wärmedehnung der Bauteile
und mechanisches Spiel zwischen den Baugliedern. Bild 2: Fahrzeuglenkung
Bild 1: Ventilsteuerung
•
Systemdruck. Am Beispiel eines Werkstattkompres-
Vorteil beider Energieträger ist, dass über größere sors wird der Aufbau einer kompletten Druckluftver-
Entfernungen Kräfte übertragen werden können, sorgungsanlage (Bild 1) erläutert.
wobei kaum Verluste durch Reibung auftreten . Zu-
Die Anlage besteht aus Filter, Verdichter, Druckluft-
sätzlich ist auf einfache Art eine Kraftverstärkung
behälter und Wartungseinheit Ein Kolbenverdich -
(Übersetzung) möglich. ln Tabelle 1 sind die Vor-
ter saugt die Luft über einen Filter an, verdichtet
und Nachteile von Druckluft im Vergleich zu Hydrau-
sie und drückt sie in einen Druckluftbehälter. Nach
likflüssigkeit aufgelistet.
Erreichen des höchsten Arbeitsdrucks, z.B. 10 bar,
wird der Verdichtermotor abgeschaltet. Sinkt durch
Tabelle1: Luftentnahme der Druck auf den Einschaltdruck, so
schaltet der Motor wieder ein . Ein Manometer am
Druckluftbehälter zeigt den Inhaltsdruck an . Durch
Kompressibel, leicht Inkompressibel ein Druckbegrenzungsventil werden zu hohe Drücke
spe icherbar verhindert. Das sich bildende Kondenswasse r kann
Hoh e Drücke und Kräfte
Einfacher Aufbau der auf kleinem Raum am Entwässerungsventil des Druckluftbehälters ab-
Geräte und Anlagen möglich gelassen werden.
..'!!
·a; Hohe Geschwindig- Anfahren aus dem An den Druckluftbehälter schließt sich eine War-
t
0 keiten bei Zylindern und Stillstand mit voller tungseinheit an . Sie besteht aus Filter und Druck-
> hohe Drehzahlen be i Belastung möglich regelventil mit Manometer. Dahinter kann ölfreie
Motoren möglich Gleichförmige Bewe- Luft z.B. zum Reifenfüllen oder Lackieren entnom-
Keine Rücklaufleitungen gung der Zylinder men werden . Zum Betrieb z.B. von Druckluftwerk-
erforderlich
zeugen wird die Luft über einen Öler geführt.
Nur relativ kleine Drücke Rücklaufleitungen sind
möglich erforderlich öl haltige ölfreie
Luft Luft
..'!! Geschwindigkeit belas- Größerer Bauaufwand
·~
L tungsabhängig Austretendes Öl ist
u
z"' Lärmentwicklung durch umweltschädlich
ausströmende Luft
(Abluft)
•
Rücklaufleitung zurück in den Vorratsbehälter. Auch
von allen Arbeitsgeräten fließt Hydraulikflüssigkeit
über Rücklaufleitungen wieder in den Vorratsbehäl-
ter zurü ck.
Schaltbilder
Druck-
begrenzungs-
ventil Bild 2: Pneumatische und hydraulische Zylinder
Bezeichnung der Wegeventile (Bild 1). Sie erfolgt Wechselventile (Bild 4) haben zwei Eingänge (10, 11)
durch zwei Ziffern, verbunden durch einen Schräg- und einen Ausgang (12). Der Ausgang 12 erhält Druck,
strich. Die erste Ziffer gibt die Zahl der Anschlüsse wenn 110 oder 111mit Druck beaufschlagt werden.
an und die zweite Ziffer die Zahl der Schaltstel-
lungen . Z.B. hat ein Durchflu ssrichtung ~
[!] I
~10~11
W -Wegeventil
•
von 10 ODER 11
Anscblueakennze Neu Alt
~
Sperrrichtung
Druckanschluss 1 p 10~11
Anschluss der ersten Arbeitsleitung 2 A
Schaltbild Schaltbild
Entlüftung, Rücklauf 3 R
Anschluss der zweiten Arbeitsleitung 4 B
Bild 3: Rückschlagventil Bild 4: Wechselventil
Schaltstellungen. in Schaltstellung 0 wird 11mit 21 Zweidruckventile (Bild 5) haben wie Wechselventile
und 14mit 31verbunden. in Schaltstellung ~ haben ebenfalls zwei Eingänge (10, 11) und einen Ausgang
j1 mit 4j und j2 mit 31Verbindung . Dies wird durch (12). Der Ausgang erhält allerdings nur dann Druck,
Pfeile gekennzeichnet. in der Nullstellung sind die wenn beide Eingänge 110 und 11 1mit Druck beauf-
Anschlüsse gesperrt. schlagt werden .
ri3l-r-,
a 10 --t.!::t:::i!j- 11
Schaltbild
~ allgemein
~ durch Tast er die Bewegungsgeschwindigkeit des Kolbens verrin-
gern oder verändern.
e-[ durch Knopf wv[ durch Feder
nicht einstel lbares einst el lbares Drosselventil
Drosselventil
Sperrventile
Durchfluss
Rückschlagventile (Bild 3) haben eine Durchfluss- und ged rosselt
eine Sperrrichtung, lassen also Druckluft oder Hyd-
raulikflüssigkeit nur in einer Richtung durchströmen. Bild 7: Drosselrückschlagventil- einstellbar
5 Steuerungs- und Regelungstechnik 93
Druckventile
Druckregelventile (Druckreduzierventile). Sie
Druckventile dienen u.a. zur Druckbegrenzung, sind in Ausgangsstellung geöffnet und bewirken ,
zum Zu- und Abschalten von Aktaren und zum dass der Ausgangsdruck, auch bei verändertem,
Konstanthalten des Arbeitsdruckes. aber höherem Eingangsdruck, weitgehend kons-
tant gehalten wird .
Druckbegrenzungsventil (Bild 1). Es hat die Aufgabe
Leitungen, Bauelemente und Druckbehälter, z.B . bei Sie werden z.B. benötigt, um Schaltvorgänge in Au-
Druckluftbremsanlagen , vor unzulässig hohem Druck tomatikgetrieben komfortabel ablaufen zu lassen
oder den Betriebsdruck in Druckluftbremsanlagen
•
zu schützen . Übersteigt der Druck in Leitung P einen
bestimmten Wert, so ist die Öffnungskraft am Ventil- für den Anhänger auf einen bestimmten Wert zu re-
kegel größer, als die Schließkraft der vorgespannten duzieren.
Feder. Das Ventil öffnet und der Druck kann bei Druckregelventil mit Entlastungsöffnung (Bild 3).
hydraulischen Anlagen zum Behälter entweichen . Bei diesem Ventil wird der Druck in Leitung A kons-
Bei pneumatischen Anlagen entweicht der Druck, tant gehalten . Die von Peinströmende hydraulische
z. B. über einen Schalldämpfer, ins Freie. Die Strich- Flüssigkeit wird durch den Ringspalt gedrosselt. Da-
linie am Symbol besagt, dass ab einem bestimmten durch ist der Druck in Leitung A kleiner als in Leitung
Druck eine Leitungsverbindung zwischen P und T P. Sinkt der Druck in Leitung A, so verringert sich die
hergestellt wird. über die Steuerleitung wirkende Kraft auf die Un-
terseite des Hydraulikkolbens. Die Federkraft drückt
T den Kolben weiter nach links und der Ringspalt ver-
Schaltbild größert sich . Steigt der Druck in Leitung A verkleinert
sich der Ringspalt und gleicht den Druckanstieg aus.
Steigt der Druck in Aso stark an, dass sich der Ring-
spalt schließt, so wird die Entlastungsöffnung nach
T frei. Dadurch wird der Druckanstieg am Arbeitsan-
schluss A auf einen max imalen W ert begrenzt.
Dämpfungskolben Ventilkegel
Schaltbild
Bild 1: Druckbegrenzungsventil
Hauptventil
•
• Ventile in Ausgangsstellung darstellen. seite entweicht dabei über die Anschlüsse 4 und 3
• Arbeitsleitungen als Volllinien und Steuerlei- ins Freie.
tungen als Strichlinien zeichnen.
• Zur Vereinfachung Energiequelle als Dreieck ein- Indirekte Steuerung eines Zylinders (Bild 2)
zeichnen. Als Stellglied für den Zylinder ~ wird dabei ein
• Elemente sind mit Schaltkreisnummer, Bauteil- druckluftgesteuertes 4/2-Wegeventil 5Y] verwendet.
kennbuchstaben und fortlaufender Bauteilnum- Zwei druckknopfbetätigte 3/2-Wegeventile 1151 1und
mer gekennzeichnet, z.B. 1 V 2. 1152 1, die als Signalglieder wirken steuern das Stell-
glied 5Y]. Wird das Signalventil 151 kurz betätigt,
• Bauteilkennbuchstaben.
so erhält das Wegeventil 5YJeinen Druckimpuls
P Pumpen und Kompressoren (Signal) und schaltet in Stellung a. Der Kolben fährt
5 Signalaufnehmer V Ventile A Antriebe aus. Diese Stellung wird beibehalten, auch dann,
M Antriebsmotore Z jedes weitere Bauteil w enn das Signalventil O§iJ nicht m ehr bet äti t
wird. Erst durch ein Signal vom Wegeventil 152
• Die Kennzeichnungen sind mit Rahmen zu ver- geht das Stellglied 5Y] wieder in seine Ausgangs-
sehen (Bild 2), z.B. I 152 I . stellun b) und der Kolben fährt ein. Das 4/2-Wege-
ventil 1V wirkt als Signalspeicher.
• Versorgungsglieder beginnen vorzugsweise mit
der Kennziffer 0.
Arbeitsg lied
(Zy lind er) Verknüpfungsschaltungen (Bild 3)
Durch logische Verknüpfu ng von verschiedenen
Ventilen lassen sich in der Hydraulik und Pneumatik
häufig benötigte Schaltungen, wie z.B. UND-Scha l-
Stell- und
Sig nalg lied tungen bzw. ODER-Schaltungen herstellen.
Druckluft-
v er so rgu ng UND-Ventil zum Stell- ODER-Ventil zu m Stell-
10 ~ ,'1 glied r _!Bl- ~ glied
Bild 1: a) Einfachwirkender b) Doppeltwirkender r- ~ -~
~
--r3 ~
--r3 ~~
Zylinder Zylinder
5.3.3 Elektrische Steuerungen Bei höheren Leistungen, z.B. über 1 kW, spricht man
von Schützen.
Bei diesen Steuerungen werden Spannungen
Darstellung elektrischer Steuerungen (Bild 2)
und Ströme zur Energieübertragung verwendet.
Elektrische Steuerungen werden übersichtlich in
Elektrische Steuerungen lassen sich vor allem bei Stromlaufplänen dargestellt. Zwischen dem Plus-
Vorhandensein niedriger Spannungen sicher und Leiter (+) und dem Minus-Leiter (-) ist für jedes ge-
einfach ausführen. Sie können größere Wege ohne steuerte Betriebsmittel der senkrechte Stromweg
g roßen Aufwand überbrücken. Nachteilig ist, dass eingezeichnet. Die Betriebsmittel werden mit Kenn-
•
d ie Kräfte, die erzeugt werden können, in ihrer Grö- buchstaben benannt z.B. K für Relais, S für Schalter,
ße begrenzt sind. Man verwendet deshalb vielfach V für Magnetventile. Sind mehrere gleichartige Be-
elektrisch angesteuerte hydraulische oder pneuma- triebsmittel vorhanden, so werden ihre Kennbuchsta-
t ische Stellglieder. ben mit fortlaufenden Ziffern z.B. S 1, S 2 versehen.
Elektrische Grundschaltungen
Elektrische Betriebsmittel
Direkte Steuerung (Bild 3) z.B. einer Signallampe.
Elektrische Betriebsmittel sind z.B. Schalter, Taster,
Sie erfolgt über einen Schließer. Die Signallampe H
Relais, Schütze. Sie werden durch genormte Schalt-
liegt dabei in Reihe mit dem SchließerS.
zeichen dargestellt und mit genormten Kennbu ch-
staben benannt. Indirekte Steuerung (Bild 4). Der Schließer ist durch
ein Relais K, z.B. mit Öffner (Dunkelschaltung). er-
Schalter, Taster (Bild 1). Schalter werden, je nach- setzt. Die Signallampe H liegt dabei im Arbeitsstrom-
dem wie sich ihre Kontakte bei der Betätigung verhal- kreis. Wird S betätigt, so wird der Arbeitsstromkreis
ten, als Schließer, Öffner oder W echsler bezeichnet. unterbrochen.
Sie behalten ihre Schaltstellung auch ohne weitere
Betätigung bei, während Taster nach dem Ende der + +
Betätigung wieder in ihre Ausgangslage gehen.
~--
'' Schließer
Sl-v
Schließer
mit Raste
"
H~9
K
'' Öffner Signal-
Relais-
spule
~ lampe
<' - Wechsler
~ Bild 3: Direkte Glüh- Bild 4: Indirekte Glüh-
lampenschaltung lampenschaltung
......
' Taster druckbetätigt
~---
Selbsthalteschaltung (Bild 5). Sie wird zum Spei-
chern z.B. eines kurzen Tastersignals verwendet. Mit
~---
'' Taster handbetätigt
dem Taster S1 wird der Steuerstromkreis des Rel ais
K1 geschlossen. Das Relais hält über einen parallel
Bild 1: Schaltzeichen Schalter, Taster zum Taster S1 geschalteten Schließerkontakt K1
den Steuerstromkreis auch dann noch geschlossen,
Relais (Bild 2). Sie sind Schalter, die elektromagne-
wenn der Taster S1 wieder öffnet. Das Signal bleibt
t isch betätigt werde n. Beim Relais wird der Schalter
dadurch gespeichert. Ein vor Taster S1 und Schlie-
im Arbeitsstromkreis über den Elektromag neten im
ßer K1 liegender Taster S2 ermöglicht die Unterbre-
Steuerstromkreis betätigt.
chung der Selbsthaltung .
+
+
Arbeits· Steuerstrom-
stromkreis Arbeitsr
Strom-
kreis S 2 1---
Taster kreis
AUS-Taster
Schaltkontakt
K1 des Rel ais K1
SH-- Haltekontakt
Relais K1 d es Relais
EIN-Tast er
M ag netspule M ag netventiiY1
Y1 -Z I
K1
Magnetspule Relais -- ----- ~L
Bild 2: Relais Bild 5: Selbsthalteschaltung
96 5 Steuerungs- und Regelungstechnik
•
Bei der elektropneumatischen Steuerung werden 4/2-Wegeventil mit Federrückstellung
der elektrische Stromlaufplan und der pneumatische Da das 4/2-Wegeventil das Ein-Signal wegen der
Schaltplan getrennt gezeichnet. Man erreicht da- Feder nicht speichern kann, benötigt man ein Re-
durch eine bessere Übersichtlichkeit. lais mit einer Selbsthalteschaltung (Bild 3). Durch
die Selbsthalteschaltung wird im Elektromagneten
+ Y1 der Stromfluss durch den geschlossenen Schal-
ter K1 aufrechterhalten . Das Magnetventil bleibt in
511-- Schaltstellung a und das Signal wird gespeichert bis
der Taster S2 betätigt wird. Der Steuerstromkreis
des Relais K1 wird dadurch unterbrochen und damit
auch der Arbeitsstromkreis des Elektromagneten Y1 .
Die Feder drückt jetzt das Wegeventil in seine Aus-
Y1 gangsstellung b zurück.
Y1
Pneumatikschaltplan Stromlaufplan
•
oder beide Schalter gleichzeitig geschlossen sind.
• UND-Funktion
• ODER-Funktion +
• NICHT-Funktion
Diese Grundfunktionen lassen sich durch genormte
Schaltzeichen darstellen. Um den Funktionsablauf
einer Verknüpfungssteuerung zu erkennen und
überprüfen zu können, verwendet man die Funkti- S1 0 0 0
onstabelle (Tabelle 1 in Bild 1).
Die Funktionstabelle besteht z.B. für zwei binäre 0
Eingangssignale mit zwei Schaltzuständen aus 2 2 = Stromlaufplan
4 Zeilen, bei drei binären Eingangssignalen aus 23
0
= 8 Zeilen . Für die Schaltzustände benutzt man die
binären Werte 0 und 1.
+
Tabelle 3:
NICHT-Funktion
Lichtschalter Funktionstabelle
Nebellicht-
schalter 1111
E 0
Nebelschein-
0 0 0
werfer
Stromlaufplan 0
0 0
Stromlaufplan
0 0
Logik-Schaltbild Logik-Schaltbild
Bild 1: UND-Funktion, Stromlaufplan und Logik- Bild 3: NICHT-Funktion, Stromlaufplan und Logik-
Schaltzeichen z.B. Nebellichtschaltung im Kfz Schaltzeichen
98 5 Steuerungs- und Regelungstechnil(
5.3.5 Ablaufsteuerungen ker ganz eingezogen ist, schließt der Schalter K1 des
Relais. Das ist das Signal für den Schritt 2.
in Ablaufsteuerungen folgen die Steuervorgänge
schrittweise aufeinander einem vorgegebenen Schritt 2: Er wird gesetzt, wenn der Relaisanker
Ablauf. Jeder Folgeschritt wird erst ausgeführt, eingezogen ist. Die Erregerwicklung des Starters
wenn die Bedingungen zum Weiterschalten er- wird direkt an B+ geschaltet. Der Starter erhält da-
füllt sind . Das Weiterschalten kann zeitabhängig durch seine volle Stromstärke und dreht jetzt das
oder prozessabhängig erfolgen . Schwungrad des Motors, bis der Motor anspringt.
Ein Freilauf verhindert das zu schnelle Drehen des
•
Starters durch den angesprungenen Motor.
Darstellung von Ablaufsteuerungen
Der Steuerungsablauf kann in Funktionsplänen Rü ckha i- Haltewickl ung Startschalte r
durch Schritt- und Befehlssymbole dargestellt wer- feder r·-'--·---'<;:· -. _, -
den (Bild 1).
Das Schrittsymbol ist ein in zwei Felder eingeteiltes
Rechteck. Das obere Feld enthält die Schrittnummer,
das untere die Angabe des Vorganges.
Das Befehlssymbol kann man in drei Felder eintei-
len . I Feld A I macht eine Aussage über die Art des
Befehls, z.B. bedeutet S gespeichert. Im Feld B I I
I
steht die Wi rkung des Befehls. Feld C kennzeich- I
net die Abbruchstelle eines Befehlsausgangs. Sie
wird z.B. durch Nummern in Feld C eingetragen.
__.___ __ __ __ _ _ _ ::::r- Anker
schematische Darstellung
Grundstellung:
+
Voraussetzunge n
zum Start z.B.
Halte-
Motor steht still wicklun g
Schritt 1
Einzu gs-
w icklung
Stromlaufplan
Art des Befehls:
Schritt 2 Bild 2: Schubschraubtrieb·Starter, Schaltung
S gespeichert
NS nicht
L __ _:____:.__J gespeichert ausgang
D verzögert Kommando EIN
T zeitlich begrenzt
6 Prüftechnik
Das Prüfen ist in der Technik die Bedingung für die
maßgenaue Fertigung von Werkstücken und die
Feststellung von Fehlern bei der Überwachung und
Instandhaltung von Maschinen und Geräten .
ln der Kraftfahrzeugtechnik wird das Prüfen oft als
Testen bezeichnet, z.B . Zündungstest, Abgastest,
Bremsentest
Werkstü ck (Prüfgegenstand)
Durch Prüfen w ird festgestellt, ob der Gegen-
stand den geforderten Sollzustand aufweist.
Bild 2: Bezeichnungen beim Messen
Subjektives Prüfen. Es wird ohne Geräte nur durch
Sinneswahrnehmung durchgeführt, z.B. Sichtprü-
6.1.2 Prüfmittel
fung, Funktionsprüfung oder Tasten .
Als Prüfmittel (Bild 3) verwendet man Messgeräte,
Objektives Prüfen. Dieses erfolgt mit Prüfmitteln z.B .
Lehren und Hilfsmittel.
durch Messen (Achsvermessung) oder Lehren (Füh-
lerleh re) . Messgeräte können Maßverkörperungen oder anzei-
gende Messgeräte sein.
Messwert. Es ist der gemessene Istwert der Mess- Maßverkörperungen. Sie verkörpern die Messgröße
größe. Er wird als Produkt aus Zahlenwert und Ein- durch den festen Abstand von Strichen (Strichma-
heit angegeben, z.B . 15,00 mm (Bild 2). ße). den Abstand von Flächen (Endmaße) oder die
Winkellage von Flächen (Winkelmaße).
Lehren ist ein Vergleichen des Prüfgegenstandes
mit einer Lehre. Man erhält keinen Zahlenwert. Anzeigende Messgeräte wie z.B. Messschieber,
Messschraube, Messuhr, Winkelmesser zeigen den
Durch Lehren stellt man fest, ob der Prüfgegenstand Messwert bei Skalenanzeige (analog anzeigend) an
in Bezug auf Größe und Form eine gegebene Grenze einer Strichskala durch eine bewegliche Marke oder
nicht überschreitet, also innerhalb der Toleranz liegt. einen Zeiger an. Bei Zifferanzeige (digital anzeigend)
Das Ergebnis ist nur eine Feststellung, z.B . .,Gut" erscheint der Messwert in Ziffern in einem Anzeige-
oder .,Ausschuss " und kein Zahlenwert. fenster.
100 6 Prüftechnik
• Messstä nder
Längeneinheiten
schräges Ansetzen
Die Basiseinheit der Länge ist das Meter (m).
Das Meter ist die Länge der Strecke, die Licht im Bild 2: Falsches Ansetzen des Messgerätes
Vakuum während der Dauer von
1 Zu hohe Messkraft (Bild 3). Dadurch können meist
299 792 458 Sekunden durchläuft. elastische dünne Hülsen zusammengedrückt oder
das Messgerät elastisch verformt werd en.
1m= 10dm = 100cm
= 1 000 mm = 1 000 000 IJm (Mikrometer) Formänderung
Winkeleinheit
Die Winkel werden in Grad (0 ). Minuten (') und Bild 3: Zu hohe Messkraft
Sekunden(")angegeben.
•
• Messkraftschwankungen durch Änderung von
Reibung und Spiel
• Kippfehler durch zu großes Spiel und falsche
Handhabung
• Schräges Anliegen des Messgerätes durch falsche
Bild 1: Messabweichungen durch Temperatureinflüsse Handhabung
Umwelteinflüsse. Luftdruck und Temperatur kön- Direktes Messen oder unmittelbares Messen
nen, z.B. beim Messen des Reifendrucks, zu Messab- (Bild 2a). Es wird z.B. die Länge eines Werkstückes
weichungen vom vorgeschriebenen Sollwert führen. mit der Skale eines Längenmessgerätes verglichen.
Der Messwert kann direkt abgelesen werden.
Nullpunkteinstellung (Kalibrierung von Messge- Indirektes Messen (Bild 2). Ist die Messstelle an
räten) . Messgeräte, wie z.B. digitale Bügelmess- einem Werkstück für ein Messgerät nicht zugänglich,
schraube, Manometer, müssen vor ihrem Einsatz so muss man ein Messhilfsmittel , z.B. Außen- oder
kalibriert werden, um systematische Messfehler zu lnnentaster, verwenden. Damit wird die Messgröße
vermeiden . abgenommen und dann mit einem Messgerät ge-
messen.
Systematische Messabweichungen
Dies sind z.B.
• Tei lungsabweichungen bei Skalen
• Steigungsabweichungen bei Gewindespindeln Federinnentaster Messh i lfsmittel
• Unebene Messflächen
Bild 2: Indirektes Messen
• Formänderungen durch andauernd hohe Mess-
kraft
• Gleich bleibende Abweichungen von der Mess-
temperatur 6.2 Messgeräte
Diese systematischen Messabweichungen lassen Zu den Messgeräten gehören Maßverkörperungen
sich berücksichtigen, da sie bei gleichen Messbe- und anzeigende Messgeräte wie z.B. Messschieber,
dingungen immer wieder in gleicher Größe und mit Messschraube, Messuhr, Winkelmesser.
gleichem Vorzeichen+ oder- auftreten .
Messbereich. Er umfasst meist den Anzeigebereich
Um den genauen Wert der Messgröße zu erhalten, des Messgerätes. Seine Größe entspricht der Diffe-
muss der abgelesene Messwert um die systema- renz aus Endwert und Anfangswert. Er muss nicht bei
tische Abweichung korrigiert werden . Null beginnen; z.B. bei Messschrauben beträgt die
102 6 Prüftechnik
Messspanne nur 25 mm, damit die Messspindel nicht lassen sich unter Druck aneinanderreihen (Anschie-
zu lang wird. Für größere Längen gibt es Bügelmess- ben) und zu einem gesuchten Maß kombinieren.
schrauben mit Messbereichen von z.B. 0 mm bis
25 mm, 25 mm bis 50 mm, 50 mm bis 75 mm. Messflächen
6.2.1 Maßverkörperungen
Strichmaßstäbe (Bild 1) sind die am meisten ver-
wendeten Maßverkörperungen. Sie besitzen als
Maßverkörperung eine einheitliche Strichskale, an
der beim Messen die Messwerte direkt abgelesen 20
•
werden . Es werden Stahlmaßstäbe, Arbeitsmaßstä-
be, Rollbandmaße und Gliedermaßstäbe verwendet. Bild 2: Parallelendmaße
Stahlmaßstab
~Rollbandmaß (2m)
6.2 2 Messschieber
Der Messschieber ist wegen seiner vielseitigen
Verwendbarkeit, wie Außen-, Innen- und Tiefenmes-
sungen, das am häufigsten benutzte anzeigende
Messgerät mit beweglichen Marken.
Der Messschieber (Bild 3) besteht aus einer Schiene,
Bild 1: Strichmaßstäbe
mit der ein Messschenkel und eine Kreuzspitze recht-
winklig verbunden sind. Auf der Schiene befindet
Parallelendmaße (Bild 2) verkörpern sehr genau die sich der Hauptmaßstab. Er trägt eine Millimeterskaie
Längeneinheit durch den Abstand von zwei paralle- und darüber eine Zoll(lnch )-Skale. Ein zweiter Mess-
len Flächen. Sie haben meist rechteckigen, seltener schenkel, verbunden mit einer Kreuzspitze, lässt sich
kreisförmigen Querschnitt. Ihre Messflächen haben auf der Schiene verschieben. Man bezeichnet ihn
eine hohe Oberflächengüte und bestehen aus Stahl deshalb als Schieber. Er hat beiderseits der Sch iene
oder Hartmetall. Man verwendet Endmaße zum je eine Strichskale, die Nonius genannt wird. Eine
Prüfen und Einstellen von Lehren und anzeigenden mit dem Schieber verbundene Messstange dient als
Messgeräten, zum Messen von Werkstücken und Tiefenmesseinrichtung . Ein Klemmhebel ermöglicht
Einstellen von Maschinen. Verschiedene Endmaße das Feststellen des Schiebers zum sicheren Ablesen.
lnch-Skale Werkstü ck
Klemmhebel
Bild 3: Messschieber
6 Prüftechnik 103
~
-t- 1t-- Haupt-
Bild 3: Messen mit dem Messschieber
- ~ maßstab
II ~
Skai ~~ I
I I I II I I
der Nulltaste kann die Anzeige an jeder Stelle auf
I J.~ I II II . f
Null gestellt werden. So können Unterschiedsmes- ~
9 mm in 10Teile 30 + 2 + 0,3 Ergebnis: 32,3 sungen durchgeführt werden.
I
Nonius
Noniuslänge Merke:
Der Nullstrich des Nonius
entspricht dem Komma in
der abzulesenden Zahl.
Genauigkeit
Bild 1: 1/10-Nonius
Messwert Anzeige
21 ,80 21,79
Ablesen des Messschiebers (Istwert)
Den Nullstrich des Nonius betrachtet man als Kom-
ma, das die Ganzen von den Zehnteln trennt.
Man liest zuerst links vom Nullstrich des Nonius auf Bild 4: Messschieber mit Ziffernanzeige
der Skale die vollen Millimeter ab und sucht dann
auf dem Nonius den Teilstrich, der sich mit einem
Messgenauigkeit und Anzeigegenauigkeit (Bild 4)
Teilstrich auf der Skale deckt. Dieser Noniusteilstrich
gibt die Zehntel an. Der Nullstrich darf da bei nicht entsprechen sich nicht aufgrundvon Fertigungstele-
m itgezählt w erden. ranzen und Rundungsfehlern in der Elektronik (To le-
ranz 2/100-3/100 mm).
Beim genormten 1/10-Nonius (Bild 2) ist der Nonius
erweitert, d.h., es sind 19 mm in 10 Teile geteilt. Ein
Noniusteil ist demnach 19 mm : 10 = 1,9 mm lang
Arbeitsregeln
und der Noniuswert also 2 mm- 1,9 mm = 0,1 mm
• Drehteile nicht bei laufender Maschine mes-
= 1/10 mm . sen, da Unfallgef ahr besteht und der Mess-
schieber beschädigt w erden kann .
Elnllallmg
• Außenmessungen (Bild 3). Messschenkel weit
4 5 t 6
über das Werkstück führen. Dabei auf saubere
,1,,1',''" ''' \"1' ' '1'1'1'( ' ''' = 42,7
0 10 Messflächen, richtigen Messdruck und richti-
2 3 t 4 ges Halten des Messschiebers achten. Mess-
" '''1'',,,,, ,1,,,1'1 '1 '11",1' ''' = 23,5
schneiden nur zum Messen von Einstichen,
0 10
6 7 t 8
engen Nuten und Kerndurchmessern benut-
,1,' 1'',"1' ' 11'1'/ '1'/ 1,,,1'1':' = 63,25 zen.
012 3 456
• Innenmessungen erfo lgen m it den Kreuzspit-
Bild 2: Ablesebeispiele zen. Feste Spitze zuerst in der Bohrung anle-
gen, dann die bewegliche Spitze gegenüber
Beim genormten 1/20-Nonius sind 39 mm in 20 Teile anschieben.
geteilt. Ein Noniusteil ist in diesem Falle 39 mm : 20 • Kreuzspitzen nicht zum Anreißen verwenden.
= 1,95 mm lang und der Noniuswert demnach 2 mm • Tiefen- und Abstandsmessungen erfolgen
- 1,95 mm = 0,05 mm = 1/20 mm. mit der Tiefenmessstange. Schräges Anset-
zen vermeiden. Deshalb soll die abgesetzte
Messschieber mit elektronischer Ziffernanzeige Seite der Tiefenmessstange am W erkstück
(Bild 3) haben Ziffernschrittwerte von 1/100 mm. anliegen, damit nicht Übergangsradien oder
Durch die Anzeige des Messwertes in Ziffern wird Schmutz das direkte Anliegen behindern.
einfach, schnell und ohne Fehler abgelesen. Mit
104 6 Prüftechnik
Tiefenmessschieber (Bild 1). Er hat einen Schieber Ablesen der Messschraube (Bild 3)
mit einer Feststelleinrichtung und einer Brücke, die Die ganzen und die halben Millimeter werden auf der
ein gerades Ansetzen erleichtert. Er eignet sich be- Skalenhülse, die Hundertstel werden auf der Skalen-
sonders zum Messen von abgesetzten Bohrungen . trommel abgelesen . Gibt die Skalentrommel auf der
Skalenhülse einen halben Millimeter frei , so muss
Festst ell- Schi ene dieser zu den Hundertsteln hinzugezählt werden .
schraube
An ze ig e: 35 ,34 mm
40
Schi eber 35
• Bild 1: Tiefenmessschieber
30
Anzeige: 48,95 mm
6.2.3 Messschrauben 0
Innenmessschraube (Bild 1 ). Mit ihr werden Boh- Die Messuhr wird also vornehm lich für Unter-
rungen mit Durchmessern von 3,5 mm bis 300 mm schiedsmessungen verwendet. Man misst nicht das
gemessen. Innenmessschrauben sollen selbstzent- lstmaß, sondern die Abweichung von einem einge-
rierend sein. Sie haben deshalb meist drei beweg- stellten Istwert.
liche Messbolzen oder Messeinsätze damit sie in
Der Weg des Messbolzens wird über eine Zahn-
einer Bohrung zentrisch anliegen (Dreipunktmes-
stange und Zahnradübersetzung durch einen Zeiger
sung). Zum Messen größerer Bohrungen gibt es
auf einer Skale vergrößert angezeigt. Das Skalenblatt
Verlängerungen.
ist drehbar und kann somit bei jeder Zeigerstellung
auf Null gestellt werden. Zwei einstellbare Toleranz-
marken dienen zum Markieren des Kontrollbereichs.
•
Das Skalenblatt der Messuhr ist in 100 Teile ge-
teilt. Bei einer Zeigerumdrehung bewegt sich der
Messbolzen um 1 mm. Der Skalenteilungswert
beträgt somit 0,01 mm = 1/100 mm.
z Einze lheit Z
a
I
drehbare Einspann-
schaft
Ablesewert
a- 7
=75° \ I
Strichskaie
a: 90°-75° \
• ........... ,,,,,,,,,,,
t t itfii iii.ii&Ratilifl&IHU\!!U1HUHUii
R2~Q~~~22~222~92299
QQQQQ<;IQQQQQQQQQQ
QQQQQQQQQQQQQ
Grenzlehrdorn Grenzrachenlehre
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
Bohrung
~ ~ lj
CI:1 NLliJIII-.=t~
\1 \
I 1_ ,rt-3··1' 1
maß (Bild 1).
b)es (ES) und ei(EI) sind negativ. d)es (ES) oder ei (EI) gleich
Abmaße. Man versteht darunter die Differenz DasToleranzfeld liegt unterhalb Null, z.B. es (ES)= 0. Das
der Nulllinie. Toleranzfeld liegt unterhalb
zwischen den jeweiligen Grenzabmaßen und dem der Nulllinie.
Nennmaß bzw. zwischen dem Istmaß und dem ljiiij
=r 1 b!J:I 1 ~l!t·-·j'"'~!J:I
NLt Nd t es=O
Nennmaß. Grenzmaße sind das obere Abmaß und
das untere Abm aß. Die Abmaße für W ellen werden
<:
n u
l ~~'r=·-· 1
<:
1
• a) Flachpassung
Innen-
passflächen c'
(!)
~ ~
s: .s
cN
CO
Bild 2: Spielpassungen
Bild 1: Passungsformen
Bild 3: Übermaßpassungen
Passung 25H7/n6
Eine Übergangspassung liegt vor, wenn sowohl Höchstspiel = + 21 ~m - I+ 15 ~m ) = + 6 ~m
Mindestspiel = 0 ~m -I+ 28 ~ m ) = - 28 ~m
eine Spielpassung als auch eine Übermaßpas-
sung auftreten kann. Passung 25H7/s6
Höchstspiel O~m - 1 +48 ~ m ) = - 48~m
Mindestspiel =+ 21 ~m - I+ 35 ~ m ) = - 14 ~m
~m Toleranzfelder mit
+50 Nennmaß 25 mm s6 + 48
+ 40 - +35
+ 30 n6
+ 21 + 21
+ 20
•
+ 10 NL
0
-10 - 13
-20 h6
- 30
Spiel- Übergangs- Press-
passung passung passung
+50
~ !j8
(f) + 20
+ 10 +6 NL
Bild 1: Übergangspassungen 0
"'§
ro - 10
-20
- 28
1 - 14
-30
0
"
.0 - 40
- 50 Passto leranzfelder - 48
~m
6.4.5 Toleranzangaben
Bild 2: Toleranzfelder
Toleranzangaben durch Grenzabmaße
Taleranzen können frei gewählt werden . Die Ab- 6.4.6 Passungssysteme
ma ße werden in der Konstruktanszeichnung hinter
Es gibt das System der Einheitsbohrung und der Ein-
das Nennmaß gesetzt.
heitswelle.
Meistens wird das obere Abmaß, ohne Rü cksicht auf
das Vo rzeichen, höher, das untere Abmaß tiefer als Einheitsbohrung. Das Mindestmaß der Bo hrung ist
das Nennmaß gesetzt, z. B. 80 ':8J gleich dem Nennmaß, d. h. das untere Abm aß der
Bohrung ist Null. Die W ellen sind um die für d ie
Toleranzangabe durch ISO-Toleranzen verlangte Passung erforderli chen Spiele oder Über-
maße kleiner oder g rößer (Bild 3).
ISO-Toleranzen werden durch Buchstaben und
Einheitswelle. Das Höchstm aß der Welle ist gleich
Zahl en gekennzeichnet.
dem Nennmaß, d. h. das obere Abmaß der W elle ist
Toleranzfeldlage. Die Lage des Toleranzfeldes zur Null. Die Bohrungen sind um die für die verlangte
Nulllinie wird mit einem Großbuchstaben für Boh- Passu ng erforderlichen Spiele oder Übermaße klei -
rungen (A bis ZC) oder mit einem Kl einbuchstaben ner oder größer (Bild 3).
für Wellen (a bis zc) gekennzeichnet.
Bohrungs- Bohrungs-
toleranzfeld H toleranzen
Die Toleranzfelder liegen umso weiter von der .....-~~~",_.,.,.--""
6.5 Anreißen
Beim Anreißen werden die Maße der Zeichnung auf
Feineinstellung
das zu bearbeitende Werkstück übertragen .
7 Fertigungstechnil<
7. 1 Einteilung der Werkstoffes geschaffen, geändert, beibehalten, ver-
mehrt oder vermindert werden.
Fertigungsverfahren
• Zusammenhalt schaffen bedeutet, dass formlose
Fertigungstechnische und wirtschaftliche Überle- Stoffe, z.B. Pulver, Flüssigkeiten in geometrisch
gungen bestimmen die Fertigungsverfahren, die bestimmte feste Körper urgeformt werden, z.B.
Fertigungsabläufe und Arbeitsgänge bei der Ferti- durch Pressen, Sintern, Gießen.
gung und Bearbeitung von Werkstücken.
• Zusammenhalt beibehalten heißt, dass ein be-
ln der Fertigung sind alle Arbeitsvorgänge zu- reits geformtes Teil oder Werkstück bei der Ferti-
sammengefasst, die ein Werkstück vom Rohzu- gung umgeformt wird, z.B. durch Biegen.
stand in einen planmäßig bestimmten Fertigzu-
• Zusammenhalt vermindern heißt, dass Werkstoff
stand überführen. Das Werkstück befindet sich
oder Werkstückteile in der geometrischen Form
7
vor jedem Arbeitsvorgang im Ausgangszustand,
getrennt werden, z.B. durch Sägen.
danach im Endzustand.
• Zusammenhalt vermehren heißt, dass Werk-
Mit unterschiedlichen Fertigungsverfahren kann ein stücke oder Werkstoffe hinzugefügt werden, z.B.
für die Herstellung eines Werkstückes erforderlicher durch Schrauben, Auftragsschweißen.
Werkstoffzusammenhalt erst geschaffen oder, wenn
schon vorhanden, vermindert oder vermehrt werden .
Die Form eines Werkstückes oder die Stoffeigen-
schaften von Werkstoffen können verändert werden.
7 1.2 Gliederung der Hauptgruppen
Urformen
Beim Urformen wird aus formlosem Stoff ein
fester Körper mit einer bestimmten Form gefertigt
(Bild 2).
Die Formgebung kann abgeschlossen sein oder eine
Vorstufe für weitere Fertigungsverfahren ergeben.
Der Zusammenhalt wird geschaffen aus dem:
• Flüssigen Zustand, z.B. durch Gießen
• Teigigen oder plastischen Zustand, z.B. durch Ex-
trudieren (Verdrängen), Spritzgießen
• Pulverförmigen oder körnigen Zustand, z.B. durch
Pressen und Erwärmen beim Sintern
• Ionisierten Zustand durch elektrolytisches Ab-
scheiden, z.B. durch Galvanoplastik
Gießen
Extrudieren
7.1.1 Hauptgruppen von
Fertigungsverfahren
Die Fertigungsverfahren werden in 6 Hauptgruppen
eingeteilt (Bild 1). Schnecke
Bei den einzelnen Fertigungsverfahren können
Zusammenhalt (Stoffeigenschaft) und Form des Bild 2: Urformen
112 7 Fertigungstechnil<
Umformen
Beim Umformen werden Masse und Zusammenhalt
eines Stoffes beibehalten . Die Form eines festen
Körpers (Rohling) wird durch plastisches Umformen
verändert (Bild 1) wie Schweißen
• Druckumformen , z.B. Walzen, Gesenkformen
Bild 3: Fügen
• Zugdruckumformen, z.B. Tiefziehen, Drücken
• Zugumformen, z.B . Weiten, Längen, Tiefen
• Biegeumformen, z.B. Abkanten , Gesenkbiegen
• Schubumformen, z.B. Verdrehen, Verschieben.
----
Beschichten
Beim Beschichten wird ein formloser Stoff als fest-
haftende Schicht auf ein Werkstück aufgebracht
(Bild 4). Beschichten ...
• ... aus dem flüssigen oder pastenförmigen Zu-
•
stand, z.B. Spritzlackieren , Auftragsschweißen .
• .. . aus dem festen oder pulvrigen Zustand, z.B.
thermisches Spritzen .
• ... durch elektrolytisches oder chemisches Ab-
scheiden, z.B . Galvanisieren .
• ... aus dem festen oder körnigen Zustand, z.B.
Wirbelsintern.
Tiefziehen Gesenkbieg en
Bild1: Umformen
Trennen
Beim Trennen wird die Form eines festen Körpers
Auftragsschweißen
geändert (Bild 2). Dabei wird der Zusammenhalt
eines Stoffes örtlich aufgehoben durch: Bild 4: Beschichten
• Zerteilen, z.B. Scherschneiden, Reißen, Brechen
• Spanen, z.B. Drehen, Schleifen, Bohren Stoffeigenschaft ändern
• Abtragen, z.B. Brennschneiden , Erodieren Beim Auslagern, Aussondern oder Einbringen von
• Zerlegen , z.B. Abschrauben, Auspressen Stoffteilchen werden die Stoffeigenschaften von fes-
• Reinigen , z.B. Bürsten, Waschen, Entfetten ten Körpern geändert (Bild 5) durch:
• Umlagern von Stoffteilchen, z.B. Härten, Anlassen
• Aussondern von Stoffteilchen, z.B. Entkohlen
• Einbringen von Stoffteilchen, z.B. Aufkohlen,
Nitrieren
Druck-
Um einen Hohlraum zu erhalten muss in die Form kamm er Formtrennsteile
ein Kern eingelegt werden . Zum Einformen (Bild 2)
des zweiteiligen Modells werden untere Modellhälf- Bild 3: Druckgießen
114 7 Fertigungstechnik
•
Vorteile des Schleudergießens:
oder Kunststoff gefertigt und zu einer Modelltraube
• Die Fliehkraft bewirkt ein verdichtetes Gefüge mit
zusammengesetzt. Die Modelltraube wird mehr-
erhöhter Festigkeit im Vergleich zum Gießen mit
malig in einen Keramikbrei getaucht, mit Keramik-
Schwerkraft.
pulver bestreut und danach getrocknet. Zur Erhö-
hung der Festigkeit wird die Gießform gebrannt. Die • Gefüge ist frei von Gasblasen, Lunkern und Ver-
Modelle schmelzen dabei aus und bilden Hohlräume unreinigungen, die eine geringere Dichte als die
(Bild1) zum Ausgießen . Verwendung z.B. Kolben- Schmelze haben .
ringe, Turbinenräder.
Kokillenguss
Behälter mit kera-
mischer M asse Die Schmelze wird mittels Schwerkraft in Metall-
dauerformen (Kokillen) gegossen.
e.
stück
- - schale gehärtet wird. Verwendung z.B. Felgen, Zahnräder.
Wachs
Vorteile des Feingießens: Die Herstellung von Sinterteilen ist ein Urformen
von Werkstücken aus dem festen Zustand durch
• Fast alle Werkstoffe vergießbar, auch schwer zer-
Pressen von Pulvern und nachfolgendem Sintern.
spanbare Metalle.
• Für kle inste Teile und geringe Wandstärken . Ausgangsstoffe sind pulverisierte Metalle, Metallcar-
• Sehr hohe Maßgenauigkeit bide (mit Kohlenstoff), Metalloxide oder Kunstharze .
• Hohe Oberflächengüte, gratfrei. Die Eigenschaften der Sinterteile werden durch die
• Gießen von Fertigteilen möglich, Nacharbeit nur Mischung der einzelnen pulverförmigen oder kör-
an Passflächen . nigen Bestandteile bestimmt.
• Herstellung komplizierter Teile möglich. Beim Pulvermischen (Bild 1, Seite 115) werden die
einzelnen Ausgangsstoffe in der gewünschten Zu-
Schleudergießen sammensetzung gemischt.
Die Schmelze wird in eine schnell umlaufende Durch Pressen werden die gemischten Ausgangs-
Dauerform (Kokille) gegossen und durch Zentri- stoffe unter hohem Druck (bis zu 6000 bar) zusam-
fugalkraft an die Innenwände der Form geschleu- mengepresst. Die Berührflächen der Pulverteilchen
dert, wo sie erstarrt. vergrößern sich und die Porenräume verkleinern sich
dabei. An den Berührflächen tritt Kaltverfestigung
Horizontai-Schleudergießen. Es dient, z.B. für die ein. Durch Adhäsion (Anhangskraft) der Pulverteil-
Herstellung von Laufbuchsen und Kolbenringen. chenerhält der Pressling seinen Zusammenhalt.
7 Fertigungstechnil<
-
und Festigkeit des durch Oberstempel
formlosen Stoffes
Bewegung der
Mischen in der Matrize bewirkt
Mischtrommel gleichmäßige
Kristallgrenzen
Verdichtung
Unter-
stempel
~
•
Porenräume
":t- ~
Porenräume
~--------------~
kleine Toleranz
des Ferti gteils
7.3 Umformen
•
Umformen ist ein Fertigungsverfahren, bei dem
ein plastisch verformbarer fester Körper durch
Einwirkung äußerer Kräfte eine neue Form erhält.
Bild 1: Wendeschneidplatten aus Oxidkeramik Voraussetzung für jedes Umformen ist die plastische
Verformbarkeit des Werkstoffes. Durch Einwirkung
Dauermagnetwerkstoffe werden durch Sintern aus von äußeren Kräften wird das Werkstück elastisch,
Eisen, Aluminium, Nickel und Kobalt (ALNICO) her- bei höheren Kräften plastisch verformt. Die M asse
gestellt, z.B. für Starter. und der Zusamm enhalt des Werkstoffes bleiben
Sinterschmiedeteile (Bild 2). Aus legierten Stahlpul- dabei erhalten, die Form wird jedoch geändert d. h.
vern werden gesinterte Vorformteile im Schmiede- umgeformt.
werkzeug in ihre Endform gebracht.
Sinterrohling M atrize
~
Sinterrohling
einlegen
Oberstempel
Dehnung E in % ---
Schmieden
Bild 3: Umformbereiche im Spannungs-Dehnungs-
Diagramm
Schmiedeteil
ausstoßen
~~
~
~~ wird verformt. Beim Erwärmen des umgeformten
Werkstü cks bildet sich bei der für jeden Werkstoff
charakteristischen Rekristallisationst em peratur ein
neues unverformtes Gefüge. Dadurch w erden die
Spannungen im W erkstück vermindert.
Bild 2: Sinterschmieden einer Pleuelstange
Warmumformen erfolgt oberhalb der Rekristallisa-
Vorteile von gesinterten Werkstücken: tionstemperatur. Durch Gefügeneubildung werden
• Herstellung einbaufertiger Teile mit engen Tale- Spannungen im Werkstück vermindert. Mit stei-
ranzen . gender Temperatur nimmt die Festig keit ab, Deh-
• Verbinden vo n Stoffen, die nicht oder nur schwer nung und Verfo rmbarkeit nehmen zu, die Umfo rm -
legierbar sind. kräfte w erden kleiner.
• Eigenschaften beeinflussbar durch entspre- Kaltumformen erfolgt unterhalb der Rekristallisa-
chende Pulvermischung. tionstemperatur, es erfolgt also keine Gefügeneu-
• Kostengünstige Herstellung von Massenteilen, bildung. Durch die teilweise großen Gefügeverände-
da kein Verschleiß an Werkzeugen. rungen ergibt sich eine Erhöhung der Festigkeit und
7 Fertigungstechnil<
Werkstoff-
Faserverlauf verlust
7.3.1 Biegeumformen
Rohteil, vor dem Spanen
Fase rverlauf Biegeumformen (Biegen) ist das Umformen
unterbrochen
eines festen Körpers, wobei der plastische Zu-
stand an der Biegesteile im Wesentlichen durch
Fertigteil, nach dem Spanen
eine Biegebeanspruchung hervorgerufen wird.
Faserve rlauf
Voraussetzungen für das Biegen:
Rohteil, vor dem Umformen
• Werkstoff muss ausreichend dehnbar sein.
Faserverlauf
nicht unter- • Elastizitätsgrenze des Werkstoffes muss über-
brochen schritten werden .
Fertigteil, nach dem Umformen • Bruchgrenze des Werkstoffes darf nicht erreicht
werden .
Bild 1: Faserverlauf
Beim Biegen tritt an der Biegesteile eine Verände-
rung des Werkstückquerschnittes ein. Bestimmte
Einteilung der Umformverfahren
Biegeradien dürfen deshalb nicht unterschritten
Die Einteilung kann erfolgen nach der
werden . Der Zusammenhalt des Werkstoffes bleibt
• Temperatur (Kalt-, Warmumformen) erhalten, nur ein Teil des Werkstückes, die Biegezo-
• Werkstückform (Massiv-, Blechumformen) ne, wird verformt.
• Beanspruchungsart (Bild 2) beim Umformen
Biegevorgang
Beim Biegen eines Werkstücks werden die äußeren
Fasern gestreckt (Zugbeanspruchung), die inneren
gestaucht (Druckbeanspruchung). Zwischen beiden
befindet sich eine spannungslose, neutrale Faser,
Druck deren Länge unverändert bleibt (Bild 5).
Zug
gig zurück. Diese Rückfederung ist beim Biegen zu kann es beim Verändern der Werkstoffquerschnitte
berücksichtigen . Beim Biegen von Blech ist wegen leicht zum Einknicken kommen .
Rissgefahr auf die Walzrichtung zu achten (Bild 1). Deshalb sind für die Biegung von Bremsleitungen
und kleinen Rohren Biegewerkzeuge und Rohrbie-
gevorrichtungen (Bild 4) zu verwenden. Der Biege-
radius soll nicht kleiner als der dreifache Rohraußen-
durchmesser sein.
Bei längsgeschweißten Rohren muss die Naht im-
mer in die neutrale Zone gelegt werden. Rohre mit
Bild 1: Walzrichtung beim Biegen
größerem Durchmesser können durch eine Schrau-
benfeder oder durch Sand ausgefüllt we rden, damit
Die Biegekraft ist abhängig von : sie beim Biegen nicht einknicken .
• Dehnbarkeit und Temperatur des Werkstoffes
•
• Biegeradius
• Größe und Form des Biegequerschnittes
• Lage der Biegeachse
Biegeverfahren
• Gesenkbiegen. Das Werkstück wird mit einem
Stempel in das Biegegesenk gedrückt.
• Schwenkbiegen (Bild 2) mit Biegemaschine.
~
Bi eg ewa nge ~
.... ~
Unterwange
7.3.2 Zugdruckumformen
Beim Zugdruckumformen werden Werkstücke
Bild 2: Schwenkbiegen gleichzeitig durch Zug- und Druckkräfte umge-
formt.
• Abkanten (Bild 3) ergibt kleinen Biegeradius.
• Rundbiegen mittels Biegewalzen ergibt einen Man unterscheidet:
großen Biegerad ius. • Tiefziehen, z.B. von Karosserieblechen
• Bördeln dient zum Umbiegen eines Randes an • Drücken , z.B. Drücken über eine rotierende Form
Blechen. • Durchziehen, z.B. Rohre, Profile, Drahtziehen
• Sicken bewirken eine Blechversteifung .
Tiefziehen
• Profilieren. Blechstreifen erhalten beim Walzen
ih re Profile. Tiefziehen ist das Zugdruckumformen eines
Blechzuschnittes in einem oder mehreren Ar-
Blech Blechkluppe
beitsgängen . Die Blechdicke bleibt dabei annä-
hernd gleich.
Block Matrizenhalter
Ab-
streiter Ausgangs-
JB
form (Platine)
f]
Umformkraft
Niederhalter
Bild 4: Fließpressen
•
Flansch M et allen im plastischen Zustand.
Bild 5: Faserverlauf
Freiformen
7.3.3 Druckumformen
Beim Freiformen kann der W erkstoff zwisch en
Druckumformen ist das Umfo rmen eines W erk- Amboss und Hammer bzw. Presse frei verdrängt
stückes durch Druckkräfte. w erden.
• Recken (Strecken, Bild 1) Verlängerung durch Vorteile des Umformens gegenüber spanender
Querschnittsreduzierung Formgebung:
• Höhere Festigkeit der Werkstücke
• Werkstoffersparnis, da wenig Abfall
• Rationelle Fertigung bei großen Stückzahlen
• Gute Maßhaltigkeit und hohe Oberflächengüte
Innenhochdruckumformen (IHU)
Beim Gesenkformen wird der warme Rohling Dieses Verfahren ermöglicht die Herstellung von
•
in eine Hohlform (Gesenk) geschlagen oder ge- Hohlprofilen z.B. Dachrahmen ein er Leichtmetall-
presst. karosserie (Bild 4). Bei der Fertigung wird ein Blech-
profil in eine zweiteilige Form eingelegt, durch Zy-
Beim Gesenkformen ist der Werkstoff ganz oder zu
linder verschlossen und mit einer Flüssigkeit gefüllt.
einem wesentlichen Teil vom Gesenk umschlossen,
Anschließend wird die Flüssigkeit unter einen Druck
während er sich beim Freiformen frei in alle Rich-
von etwa 1700 bar gesetzt. Durch die entstehenden
tungen verdängen lässt.
Kräfte passt sich das Profil an die Werkzeugform an.
Gesenkschmieden. Gesenke (Bild 2) bestehen meist Vorteile gegenüber stranggepressten Bauteilen:
aus zwei Hälften, dem Ober- und dem Untergesenk. • Bauteile mit verschiedenen Querschnitten sind in
Die Hohlräume entsprechen der Form des fertigen einem Arbeitsschritt herstellbar.
Gesenkschmiedeteils. Das Werkstück wird durch
• Geringeres Gewicht der Bauteile.
meist mehrmaliges Schlagen aus dem schmiede-
warmen Rohling geformt. Das Volumen des Roh- • Rationellere Fertigung aufwendiger Bauteile in
lings ist dabei etwas größer als das Volumen des einem Arbeitsschritt.
Fertigteils. Dies garantiert das vollständige Ausfüllen • Hohe Genauigkeit.
der Hohlform. Der dabei entstehende Grat wirkt als
Puffer und v erhindert das harte Aufschlagen der Ge-
senkteile. Die Umformgeschwindigkeit ist groß.
Obergesenk
y
Schn itt\ !
A-A t
Bild 2: Schmiedegesenk
Untergesenk
C- C tv
Schnitt\ ' )
•
Richten durch Umformen • Zugdruckumformen (Tiefziehen, Drücken)
Verbogene Halbzeuge und Werkstücke mit kleineren • Zugumformen (Streckziehen)
Querschnitten können auf der Richtplatte gerichtet • Biegeumformen (Biegen, Gesenkbiegen)
werden. Sie werden mit ihrer hohlen Seite (Bild 1)
auf die Richtplatte gelegt und mit dem Hammer in Biegen von Blechen
kleinen Abschnitten gerade gerichtet.
Walzrichtung. Bleche werden bei der Herstellung
durch das Walzen überwiegend in Walzrichtung
gestreckt und erhalten dadurch ein faserähnliches
Werkstoffgefüge. Beim Biegen parallel zur Walzrich-
tung besteht die Gefahr einer Rissbildung. Bleche
sind deshalb möglichst senkrecht oder schräg zur
Walzrichtung zu biegen (Bild 5).
Bild 1: Richten von Bild 2: Richten durch
Flachstahl Dengeln Rückfederung. Nach dem Biegen eines Bleches tritt
eine Rückfederung ein, die von Werkstoff, Walzrich-
Mit dem Hammer wird dabei auf die Wölbung tung, Blechdicke, Biegewinkel und Biegeradius ab-
geschlagen. Für dünne Bleche und weichere Werk- hängig ist. Damit der gewünschte Biegewinkel er-
stoffe verwendet man einen Holz-, Gummi- oder reicht wird, muss das Blech zunächst "überbogen"
Kunststoffhammer. Werkstücke aus härterem Werk- werden. Der Rückfederungswinkel (Bild 5) beträgt
stoff werden durch Dengeln (Strecken, Bild 2) gerich- etwa 1 % .. . 3 % des Biegewinkels.
tet. Dabei wird das Werkstück durch eng nebenein-
andergesetzte Schläge mit der Hammerfinne auf Rückfederungs·
seiner zu kurzen (hohlen) Seite gestreckt. Richten winke I
von hochkantig verbogenen Teilen erfolgt ebenfalls
durch Streckschläge, um die beim Biegen verkürzte
Seite wieder zu verlängern (Bild 3).
Abkanten
Abkanten dient meist zur Herstellung von Profi- Bild 3: Runden von Hand
len. Es kann im Schraubstock, am Amboss, mittels
Spannschiene (Bild 1) oder mit einer Abkantmaschi-
ne durch Schwenkbiegen erfolgen. Schweifen (Strecken)
Beim Formbiegen im Schraubstock (Bild 1) werden Beim Schweifen werden bestimmte Teile eines
die Bleche mittels Biegebeilagen gebogen. Durch Bleches durch gezieltes Hämmern gestreckt (ver-
die Verwendung von Schonhämmern werden die längert).
Bleche vor Beschädigungen geschützt.
Beim Schweifen wird das Blech am Rand gehäm-
mert und gestreckt. Dabei nimmt die Blechdicke ab
und das Blech krümmt sich (Bild 4).
Der Schweifhammer oder die Hammerfinne darf nur
den Rand des Bleches treffen und soll immer zum
Mittelpunkt der Krümmung zeigen .
~zange
Bild 1: Abkanten mit Spannschiene, Formbiegen
Einziehen (Stauchen)
Bild 5: Absetzen
Lochen
Bild 1: Ausschlichten
Treiben
Bild 2: Abschlichten Bild 6: Kombinierte Absetz-/Lochstanzzange
Absetzen
•
Durchsetzen
Beim Treiben werden Bleche durch die verschie-
Beim Durchsetzen wird innerhalb eines Bleches
denen Blechverformungsverfahren von Hand
eine Teilfläche herausgearbeitet, die meist paral-
oder mit Maschinen umgeformt.
lel zur Blechebene verläuft.
Treiben erfolgt in der Hauptsache durch Strecken
Durchsetzen (Bild 7) bewirkt eine örtliche Verstei-
und Stauchen des Bleches, sowie durch Schlichten
fung von Blechen z.B. Motorhaube (Bild 8), Heckde-
und Hämmern. Wird durch das Treiben die Kaltver-
ckel, Fahrzeugtüren .
festigung des Bleches zu groß, muss sie durch Zwi-
schenglühen (Rekristallisation) aufgehoben werden.
durchgesetzt '-...._ 1
Treiben (Bild 3) wird zur Anfertigung von Einzeltei-
len und bei Reparaturarbeiten an Karosserien ange-
wandt.
Bild 7: Durchsetzen
Spanntreiben. Das Blech wird auf einer harten Un-
terlage geformt, um flache Wölbungen anzufertigen
(Bild4).
I 3- Richt-
platte
Bild 3: Treiben
[i]
Bild 4: Spanntreiben
Bild 8: Motorhaube
Bördeln (Randverformung)
Einbördeln. Beim Einbördeln (Bild 1) wird das Blech Wegen der großen Werkstoffbeanspruchung dürfen
zu einem Rand nach innen gebogen . Da zu viel Werk- zum Falzen nur gut verformbare und zähe Bleche
stoff vorhanden ist, muss zur Bildung des Innen- verwendet werden.
randes das Blech gestaucht (eingezogen) werden.
Falzmeiße l
Ausbördeln. Beim Ausbördeln (Bild 2) wird das
Blech zu einem Rand nach außen gebogen . Da zu
wenig Werkstoff vorhanden ist, muss zur Bildung
des Außenrandes das Blech gestreckt (geschweift)
zusamme n-
werden. d rü cken du rchsetze n
(dichtschl agen) nach au ßen
Ho lzhamme r
Bild 5: Herstellung einer Falzverbindung
•
durch Zusammenstecken und anschließendes
wechselseitiges Umbiegen oder Verdrehen der
Blechzungen (Biechlappen).
Bild 3: Randversteifungen
Arbeitsregeln
• Bei Blecharbeiten müssen die persönlichen
Sicken (Biechversteifungen) Schutzeinrichtungen z.B. Handschuhe, Brille,
Gehörschutz, vorhanden sein und verwendet
Beim Sicken werden meist geradl inige, rinnen- werden.
förmige Teile eines Bleches aus seiner ebenen • Beim Entladen und Transport von Blechtafeln
Blechfläche herausgeformt. Schutzhandschuhe tragen.
• Vor der Blechbearbeitung Blechkanten entgra-
Sicken (Bild 4) dienen zur Versteifung von Blechflä-
ten.
chen z.B. Bodenblech oder Dachfläche.
• Beim Bohren von Blechen auf Maschinen
Bleche unbedingt fest einspannen und gegen
IZS&I
Herumreißen durch den Bohrer sichern .
• Beim Bohren keine Handschuhe tragen .
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
Bild 4: Sicken in der Dachfläche 1 Worauf muss beim Biegen von Blechen geachtet
werden?
Falzen 2 Wovon ist das Rückfedern eines Bleches beim
Biegen abhängig?
Falzen ist das Zusammenfügen von Blechen 3 Warum darf der Mindestbiegeradius nicht unter-
durch Zusammenhaken und anschließendes Zu- schritten werden?
sammendrücken der Blechränder. 4 Welchen Vorteil bietet das Absetzen bei überlapp-
ten Blechen?
Falze werden durch Biegen von Hand (Kanten , Bör- 5 Was versteht man unter Durchsetzen?
deln) oder maschinell hergestellt (Bild 5) .
7 Fertigungstechnil< 125
7.4 Trennen durch Spanen Keilwinkel ß ist der Winkel des Schneidkeils. Er wird
durch Freifläche und Spanfläche am Schneidkeil ge-
Spanen ist das mechanische Abtrennen von bildet.
Werkstoffteilchen. Der Zusammenhalt eines
Werkstoffes wird dabei örtlich aufgehoben. Weiche Werkstoffe ermöglichen kleine KeilwinkeL
Harte Werkstoffe erfordern große Kei lwinkeL
Die Verfahren zur spanenden Formung werden nach
Schnittbewegung und Schneidengeometrie unter- Spanwinkel y ist der Winkel zwischen Spanfläche
schieden. Die Schnittbewegung kann durch das und einer gedachten Linie senkrecht zur Bearbei-
Werkzeug oder das Werkstück ausgeführt werden. tungsrichtung. An ihr gleitet der Span entlang. Der
Spanwinkel kann positiv oder negativ sein.
•
geometrisch Meißeln, Feilen, Bohren, Senken, Bei negativem Spanwinkel ist aufgrund der scha-
• bestimmt Schaben, Sägen Reiben, Sägen benden Wirkung des Werkzeugs der Werkstoffab-
(Bügelsäge) (Kreissäge) Drehen
trag sehr gering (Bild 3).
geometrisch Bandschleifen, Trennschleifen, Für Frei-, Keil- und Spanwinkel gilt immer:
• unbestimmt Planläppen Zylinderhonen
Bild 1: Spanbildung
Folgende vier Grundforderungen sind bei der spa- Spanwinkel positiv, schneidende Wirkung: a + {J + y = so•
nenden Bearbeitung zu erfüllen:
• Die bearbeitete Fläche soll so glatt wie erforder- Bild 2: Flächen und Winkel am Schneidkeil
lieh werden.
• Die Bearbeitungszeit soll möglichst kurz sein.
• Der Kraftaufwand am Werkzeug soll möglichst
klein sein.
• Die Standzeit des Werkzeugs soll möglichst groß
sein.
• Bild 1: Meißelhaltung
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
,~ s \3 ~\
T B~«~
Flachmeißel Kreuzmeißel Ziehschaber Löffelschaber
Blechtrennmeißel Auspufftrennmeißel
i};=;:d
' Schweißpunkttrennmeißel
2 CJid? ~
Schermeißel
•
und transportieren sie aus der Schnittfuge heraus. Die Schneidkeile von Sägeblättern sind durch kle ine
Spanwinkel und große Freiwinkel bestimmt. Für das
Körper Sägen von Stahl beträgt der Keilwinkel eines Zahnes
Rücken etwa 50°, der Freiwinkel etwa 38°, der Spanwinkel
etwa 2°.
Zahnhöhe
Arten von Handsägen
Zahn
Bügelsäge (Bild 3). Sie besteht aus Spannbogen und
Sägeblatt. Die Zahnspitzen des Sägeblattes müssen
in Stoßrichtung zeigen .
Zahnteilung
Zahnteilung ist der Abstand von Zahnspitze zu Zahn-
spitze des Sägeblattes bezogen auf die Länge von
einem Zoll.
Bild 4: Kurzhubsäge
Zahnteilung = Zähnez~hl Zähnezahl
Bezugslange 1 Zoll
Arbeitsregeln
1 Zoll = 25.4 mm
• Sägeblatt gerade und straff einspannen, Zäh-
ne in Stoßrichtung .
• Zahnteilung entsprechend Werkstoff und
Form des Werkstückes auswählen.
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Wozu werden Sägen verwendet?
mittel ... 22 Baustahl, Gusseisen,
Cu-Zn-Legierungen (Messing) 2 Wonach richtet sich die Zahnteilung eines Säge-
blattes?
fein .. . 32 Dünnwandige Rohre, Bleche, 3 Wie bestimmt man die Zahnteilung eines Säge-
Stahl, Hartguss blattes?
128 7 Fertigungstechnil(
7.4.2.4 Feilen
.J 't~~ \> \:_ W ~~:ennbrecher
Feilen ist Spanen durch eine geradlinige wie- ~....._ _"",.
~~'t'-":..._\>~lo...l.
\~-~~bl.'t
_~h'G Spa na bfu hr
derholende Schnittbewegung eines vielzah- b) mit Spanbrechernuten
nigen Werkzeugs mit geometrisch bestimmten
Schneidkeilen (Feilzähnen).
-
FormA
flachstumpf
FormB
flachspitz
• Form D
vierkant
~!~!!!!!!!!!!!! Form E
halbrund
-
'
FormG
Messerfeile
Form H
flachstumpf
• Form C • FormF
.A. dreikant rund
Arbeitsregeln
• Feilen mit Feilenbürste reinigen.
• Stets auf festen Sitz des Feilengriffs achten .
7.4.2.5 Reiben
Kegels~Ir= Austr:;:
Reiben ist Aufbohren mit geringer Spanungs-
dicke durch ein Werkzeug mit geometrisch be-
stimmten Schneiden.
Bild 3: Maschinenreibahle
Das Reiben dient zum Fertig- und Feinbearbeiten
vorgebohrter Bohrungen, z.B. Lagerbuchsen, um die Zähne. Sie können gerade oder mit Linksdrall an-
geforderte Maßtoleranz, Formtoleranz und Oberflä- geordnet sein (Bild 4). Der Linksdrall verhindert ein
chengüte (Rauheit) zu erhalten. Hineinziehen der Reibahle in die Bohrung oder das
Einhaken in eine Längsnut der Bohrung. Gleichzeitig
Reibvorgang. Die Spanabnahme erfolgt durch die werden die Späne durch den Linksdrall in Vorschub-
drehende Schnittbewegung und die axiale Vor- richtung abgeführt.
schubbewegung der Reibahle. Da der Spanwinkel
oooder negativ ist (Bild 1). erfolgt die Spanabnahme
schabend. Die Verwendung von Schneidölen ver-
bessert die Oberflächengüte, vermindert den Werk-
zeugverschleiß und erhöht so die Standzeit der Reib-
..____ _______.I •
Bild 4: Schraubenförmig verzahnte Handreibahle
werkzeuge. Gusseisen wird trocken gerieben.
Verstellbare Handreibahlen (Bild 5)
Rund schlifffase
Geschlitzte Reibahlen können durch einen kegeligen
Stift gespreizt und dadurch in engen Grenzen ver-
stellt werden( "' 1/100 des Reibahlendurchmessers).
·
- --,1
nahme z.B. in ein Windeisen. zeigersinn eindrehen und im Uhrzeigersinn
r
herausdrehen.
·I ( I I
1 • Reibahlen nie entgegen dem Uhrzeigersinn
":1-r- .
An schnitt
'"'ruoo
Hals
I
Zylinder-
schaft
Vierkant
drehen, da es durch eingeklemmte Späne zum
Schneidenbruch kommen kann.
k Werkzeug ~
J:r= -a
Gewindebohrer. Zum Schneiden von Innengewin-
•
den verwendet man :
• 3-Satzgewindebohrer (Bild 3) bestehend aus Vor-,
w"''""" Mittel- und Fertigschneider, die durch 1, 2 und 3
bzw. durch Ringe gekennzeichnet sind . Das Zer-
Innengewinde Außengewinde
spanungsvolumen wird auf die drei Gewinde-
Bild 1: Gewindearten bohrer verteilt (etwa 55 %: 25 % : 20 %). Dadurch
werden die Gewindeschneidwerkzeuge nicht zu
Innengewinde (Bild 2) stark beansprucht und man erhält saubere Ge-
Der Kernlochdurchmesser für das Innengewinde windegänge.
muss etwas größer gebohrt werden als es dem
Spa nv olumen- 55 % 25 % 20 %
Kerndurchmesser des Innengewindes entspricht. anteil
Der Gewindebohrer schneidet den größten Teil der
A = 5 Gewin de-
Gewindegänge. Ein Teil des Werkstoffes wird jedoch
"""~~
vom Gewindebohrer nach innen spanlos verdrängt.
Dabei wird das Gewinde leicht aufgedrückt und da-
durch die Kernlochbohrung verkleinert. Diesen Vor-
gang nennt man Aufschneiden .
Bild 3: 3·Satzgewindebohrer
Zum Schneiden von Innengewinden müssen die Druckschraube ist eine Veränderung des Gewin-
Kernlöcher maßhaltig gebohrt werden . Für metrische dedurchmessers innerhalb enger Taleranzen
ISO-Gewinde (Regel- und Feingewinde) entspricht möglich .
der Kernlochdurchmesser dk dem Gewindedurch- • Schneideisen in Sechskantform (Bild 3). Sie die-
messer dminus der Gewindesteigung P(Tabelle 1). nen zum Nachschneiden beschädigter Gewinde
oder zum Gewindeschneiden an schwer zugäng-
lichen Stellen, da sie mit Schraubenschlüsseln
oder Ratschen bewegt werden können.
~;.,,
Gewinde
M3 M4 M5 M6 M8 M10 M12
d
Kernloch
2,5 3,3 4,2 5,0 6,8 8,5 10,2
•
dk Ratsche
Steigung
p 0,5 0,7 0,8 1,0 1,25 1,5 1,75 Bild 3: Schneideisen - Sechskant
Bolzen-0
Außen- 2,9 3,9 4,9 5,9 7,9 9,85 11,85
gewinde Schmiermittel beim Gewindeschneiden
(Tabelle 2)
Außengewinde Um die Oberflächengüte der Gewinde zu erhalten,
Beim Schneiden von Außengewinden (Bild 1) findet müssen geeignete Schmiermittel verwendet werden.
ebenfalls ein Aufschneiden statt. Der Bolzendurch-
messermuss deshalb etwas kleiner sein als der Ge-
Windedurchmesser (Tabelle 1).
Arbeitsregeln
• Gewindekernloch beidseitig auf Gewinde-
außendurchmesser ansenken. Gewindebol-
zen auf Kerndurchmesser anfasen.
• Gewindeschneidwerkzeuge beim Anschnei-
Bild 1: Außengewinde schneiden
den senkrecht ansetzen . Rechtwinkligkeit wei-
Zum geraden Ansetzen des Schneideisens muss der ter kontrollieren .
Bolzen mindestens bis auf den Kerndurchmesser an- • Nach Möglichkeit Gewindeschneidwerkzeuge
gefast werden. Durch die Fase wird gleichzeitig der nicht zurückdrehen, da häufiges Abscheren
Gewindeanfang geschützt. der Späne und Neuanschneiden zu vorzeitiger
Zum Schneiden von Außengewinden verwendet Abstumpfung führen . Werkzeugbruchgefahr I
man : • Geeigneten Kühlschmierstoff ausreichend
• Schneideisen in geschlossener Form (Bild 2). Sie verwenden .
schneiden Gewinde in einem Arbeitsgang maß-
haltig fertig. Schälanschnitte in Schneideisen er-
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
leichtern das Anschneiden und führen die Späne
sauber in Arbeitsrichtung ab. 1 Welche Werkzeuge werden zum Gewinde-
schneiden benötigt?
G
• Schneideisen in offener, geschlitzter Form (Bild
2 Welche Gewindebohrerarten werden verwendet?
2). Durch Verstellung mittels Spreizschraube oder
3 Was versteht man unter Aufschneiden bei der
Gewindeherstellung?
geschlossen
~"'"" ~
4 Wie lässt sich der Kernlochdurchmesser für das
Schneiden bei Innengewinden ermitteln?
"'• 5 Wie muss bei Außengewinden der Bolzendurch-
• Schalanschnitt
messer im Vergleich zum Gewindedurchmesser
sein?
Bild 2: Schneideisen -rund
132 7 Fertigungstechnil<
•
• Vorschubbewegung
• Zustellbewegung.
Vorschub f ist der Weg des Werkzeugs bei einer Umdrehung Schleifen
z.B. beim Bohren, Schleifen , Fräsen . Beim Drehen ist der Vor-
schub f der Weg des Werkzeugs bei einer Umdrehung des
Werkstücks.
Spanbildung (Bild 2)
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
Aufbauschneide (Bild 2). Sie bildet sich beim Spa- 7.4.3.1 Fräsen
nungsvorgang auf der Spanfläche des Werkzeugs.
Die Aufbauschneide kann bei zu kleiner Schnittge- Fräsen ist ein maschinell spanendes Fertigungs-
schwindigkeit, ungenügender Kühlschmierung oder verfahren mit geometrisch bestimmten Schnei-
zu rau er Spanfläche des Werkzeugs entstehen. Die den. Dabei werden mit mehrschneidigen ro-
Ablagerung von W erkstofftei lchen verändert die ti erenden Werkzeugen ebene und gekrümmte
Winkel am Schneidkeil ungünstig und verursacht Flächen hergestellt.
eine raue Werkstückoberfläche. An Oxidkeramik-
ader Diamantwerkzeugen bildet sich keine Auf- Anwendungen. Z.B. bei Herstellung von: Zahnrä-
bauschneide. dern, Planflächen (Bild 3), räumlichen Flächen (Frei-
formfräsen) und schraubenförmigen Flächen.
7.4.3.2 Bohren
•
• Gute Zufuhr von Kühlschmierstoff
Bohrvorgang. Die Haupt- bzw. Schnittbewegung ist eine
Drehbewegung, die meist der Bohrer ausführt. Gleichzei-
tig wird der Bohrer in axialer Richtung gegen das Werk-
stück bewegt (Vorschub). Daraus ergibt sich eine kon- Hauptschneiden
tinuierliche Spanbildung. Die Schnittgeschwindigkeit
hängt im Wesentlichen vom Werkstoff des Werkstücks
und vom Schneidstoff des Bohrers ab. Der Vorschub ist Freiwinkel
vom Bohrerdurchmesser, vom zu bearbeitenden Werk-
stoff und vom Bohrverfahren abhängig. Nebenschneide
Spannut
~
Querschneide. Sie erschwert den Spanungsvorgang, da
sie nicht schneidet, sondern schabt.
Hauptschneiden Querschneide
Führungsfasen. Sie bewirken eine sichere Führung des
Bohrers in der Bohrung . Außerdem vermindern sie die
Reibung und somit die Gefahr des Klemmens des Boh-
rers in der Bo hrung. Bild 2: Schneidengeometrie des Spiralbohrers
•
des Bohrers mit der Schleiflehre geprüft werden. Bei
zu großem Freiwinkel brechen die Schneidkanten
des Bohrers aus, da der Werkzeugkeil geschwächt
wird. Bei zu kleinem Freiw inkel ist die Reibung zwi- Getriebe-
schen Bohrerfreifläche und Werkstück zu groß, der kasten
Bohrer glüht aus. Bohrungen über 15 mm Durch- Antriebs-
messer können ggf. vorgebohrt werden, da aufgrund motor
der Querschneide eine zu große Vorschubkraft erfor- Vorschub-
derlich ist. Aus diesem Grund werden häufig Bohrer Bohrfutter hebel
ausgespitzt, d. h. die Querschneidenlänge wird auf
Bohrer
rd . 1/10 des Bohrerdurchmessers verkürzt.
Bohrmaschinen
Handbohrmaschinen eignen sich für Bohrungen, für Maschinen-
die eine geringe Genauigkeit erforderlich ist. Sie sind schraubstock
Fußplatte
Tisch- und Säulenbohrmaschinen (Bild 1) eignen
sich für Bohrarbeiten mit hoher Genauigkeit und
g roßer Zerspanungsleistung .
Arbeitsregeln Unfallverhütung
• Auf größte Sauberkeit bei Aufnahmekegeln, • Arbe itskleidung tragen, die gut anliegt und
Reduzierhülsen und Bohrerschäften achten. enge Ärmel hat.
• Bohrer nicht mit Gewalt in das Bohrfutter • Kopfbedeckung bei langen Haaren tragen, z.B .
zwängen. Haarnetz.
• Auf festen Sitz und genauen Rundlauf des • Bohrfutterschlüssel oder Austreiber aus der
Bohrers achten. Bohrspindel sofort nach Gebrauch entfernen.
• Eingespannte Bohrer nicht durch Schlagen • Beim Bohren spröder Werkstoffe eine Schutz-
ausrichten . brille tragen.
• Bohrer mit kegeligem Schaft nicht im Bohrfut- • Werkstücke sorgfältig spannen und gegen
ter spannen. Mitreißen sichern .
•
• Bohrmitte ankörnen, gegebenenfalls vorboh- • Alle Schutzvorrichtungen müssen beim Arbei-
ren. ten angebracht sein.
• Beim Bohren für festen Halt des Werkstückes • Bohrspäne mit einem Pinsel entfernen oder /
sorgen. absaugen .
• Richtigen Bohrertyp mit korrektem Anschliff • Schäden an der elektrischen Anlage sofort
wählen. Auf richtige Schnitt- und Vorschub- von einem Elektriker instandsetzen lassen
geschwindigkeit achten . (nicht selbst reparieren) .
• Geeignetes Kühlschmiermittel verwenden.
L __ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ -- - -
7.4.3.3 Senken
zum Erzeugen kegeliger Profilsenkungen für Niet-
Senken ist ein Sonderbohrverfahren zur Erzeu- und Schraubenköpfe verwendet. Ihre Spitzenwinkel
gung von senkrecht zur Drehachse liegenden sind genormt, z. B.
Planflächen oder Kegelflächen in bereits vor- • 60° zum Entgraten • 75° für Nietköpfe
handenen Bohrungen . Dabei soll die Schnittge-
• 90° für Senkschrauben • 120° für Blechniete
schwindigkeit kle iner als beim Bohren gewählt
und für Innengewinde
werden .
Senker zur zentrischen An se n-
Senkerarten und ihre Verwendung kung von Senkschraubenköpfen
Flachsenker haben einen festen oder auswechsel-
baren Führungszapfen, um das Werkzeug in der
Bohrung zu führen. Flachsenker zum Planeinsenken
(Bild 1) werden z. B. zur Herstellung von zylindri-
schen Einsenkungen für Schraubenköpfe mit lnnen-
sechskant, TORX oder Kreuzschlitz verwendet.
Gewinde-Kern- Schraube
loch bohren im Werk-
stück
Bild 2: Kegelsenker zum Profilsenken
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Wie groß sind Spitzen-, Querschneiden- und
Seitenspanwinkel für das Bohren von Stahl?
Flachsenker Flachsenker
2 Welcher Schleiffehler an den Bohrerschneiden be-
mit Führungs- mit Zapfen für wirkt, dass die Bohrung zu groß wird?
zapfen Gewinde-Kernloch 3 Geben Sie mögliche Ursachen für das Ausglühen
von Bohrern an.
Bild 1: Flachsenker zum Planeinsenken mit Zapfen
4 Worauf ist beim Spannen der Bohrwerkzeuge und
für Gewindekernloch
Werkstücke zu achten?
Kegelsenker (Bild 2) sind ein-, drei- oder vielschnei- 5 Weshalb muss beim Bohren spröder Werkstoffe
eine Schutzbrille getragen werden?
dig. Es gibt sie mit und ohne Führungszapfen. Diese
6 Welche Winkel haben Kegelsenker?
Senker werden zum Entgraten von Bohrungen und
7 Fertigungstechnik 137
•
• ... erzeugt en Fläche in Runddrehen, Plandrehen, y
Profildrehen, Formdrehen, Gewindedrehen.
Wirksteile Lft
~~
f t
A = f .a
Querdrehen
Außendrehen Innendrehen
Vorschub- Zustell-
Bewegungsvorgänge beim Drehen (Bild 2) A= f· a
bewegung bewegung
Schnittbewegung. Sie erfolgt durch das in der Dreh-
maschine eingespa nnte Werkstück, das eine Dreh- Bild 2: Bewegungsvorgänge beim Drehen
bewegung ausführt. Aus dem Durchmesse r und der
Drehzahl erg ibt sich d ie Schnittgeschwindigkeit. Bei Formen der Drehmeißel (Bild 3). M an unterscheidet
der W ahl der Schnittgeschwindigkeit sind zu berück- nach
sichtigen • Schneidrichtung (R rechtsschneidend, L links-
• W erkstoff • Schneidstoff schneidend, N neutral)
• Kühlschmierung • Oberflächengüte • Lag e der Eing riffsstelle-Au ßen-und Innendreh-
meißel (Bild 1)
Vorschubbewegung. Sie erfolgt beim Längsdrehen
in der Z-A chse (Werkstückachse), beim Querdrehen z
in X-Achse (qu er zur W erkstückachse). Der Vorschub ~
fwird in mm je Umdrehung angegeben.
•
Tangente an die Schnittfläche begrenzt. Seine Grö-
ße bestimmt die Reibung bzw. die Flächenpressung Spannfutter (Bild 3). Es gibt Drei- und Vierbacken-
zwischen Werkstück und Drehmeißel während des futter. Zylindrische Werkstücke können in beiden
Drehvorgangs. Spannfuttern gespannt werden . Mehrkantwerk-
stücke deren Kantenzahl durch 3 teilbar ist werden
Keilwinkel ß. Er wird von der Freifläche und der
im Dreibackenfutter gespannt. Ist die Kantenzahl
Spanfläche gebildet. Seine Größe richtet sich nach
durch 4 teilbar, so werden sie im Vierbackenfutter
dem zu bearbeitenden Werkstoff.
gespannt.
Spanwinkel y. Er wird von einer horizontalen Ebene
durch die Drehachse und der Spanfläche gebildet.
Schnittbewegung
Innenvierkant-
schraube zur
Grundbacken-
verstellung
Bild 3: Dreibackenfutter
Arbeitsregeln
Schaft
Schneide necke • Spannbacken dürfen nicht weit aus dem
Spannfutter herausragen .
• Die Spannkraft muss dem Werkstück und der
Nebensch neide Größe der Zerspankraft angepasst sein .
Hauptschneide
• Schlüssel des Spannfutters immer sofort ab-
Nebenfreif läche Freifläche ziehen .
--
g eschlosse nes Gefüge -
-
offe nes Gefüg e
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14
•
Werkstück Zustellung Späne Pore (Spankam mer)
Honen (Ziehschleifen) drückt und gespannt. Die Führung des Ventils erfolgt
in einer Lünette. Zustellung und Winkelanstellung
Honen ist eine Feinbearbeitung durch Spanen erfolgen über den Meißelhalter.
mit gebundenen Schleifkörpern, die geometrisch Bremsbelagabdrehmaschine (Bild 4). Mit ihr kön-
unbestimmte Schneiden aufweisen . nen Übermaßbremsbeläge in montiertem Zustand
Gehont werden z.B. Hauptbremszylinder, Radzylin- auf das gewünschte neue Maß entsprechend dem
der, Motorzylinder (Bild 1). Beim Honen eines Motor- Bremstrommeldurchmesser rundgedreht werden .
zylinders entsteht durch eine Dreh-, Hub-Bewegung Das Gerät wird dazu auf den Achstrichter montiert.
des Honwerkzeugs ein Kreuzschliff. Dadurch wird die Durch das Abdrehen lassen sich folgende Fehler
Haftfähigkeit des Öls an der Zylinderwand verbessert. ausgleichen:
• Verzogene Bremsbacken
• Verzug in den Bremsankerblechen
• Abweichungen in der Rundheit der Bremsbeläge
•
Beim Abdrehen muss der Staub abgesaugt wer-
den.
Bild 1: Zylinderhonen
Betätigungshebel
Handblechscheren dienen zum Trennen von Ble-
chen bis maximall ,8 mm Dicke. Sie w erden entspre-
chend dem Einsatzzweck unterschieden.
Oberm esser
Durchlaufblechscheren (Bild 2) w erden für lange ge-
rade Schnitte verwendet . Der Drehpunkt der Scher- Unterm esse r
schneiden liegt über dem Blech. Das Blech läuft un-
terhalb der Hand, es besteht keine Verletzungsgefahr.
Zuschnitt und Reststück w erden nicht verformt. Bild 6: Hebelblechschere
142 7 Fertigungstechnil<
• $
• Einkerben und Verdrängen des Werkstoffes Andrü ckroll en
• Auseinanderdrängen und schließlich Zerreißen
Schneidrad
des Werkstoffes
Der Zerteilvorgang (Bild 1) wird allein nur durch den
Keilwinkel bestimmt, da immer beide Flächen des
Bild 3: Rohrabschneider
Schneidkeils im Eingriff sind. Deshalb ist weder ein
Frei- noch ein Spanwinkel vorhanden.
Beißschneiden
en cn
Vorkerben Einkerben Au seinander-
drängen
Zweischneidige W erkzeuge (Bild 4) zerteilen das
Werkstück durch die Aufeinanderzubewegung der
_k,,;"'"" ~"'''"'"'
beiden Keilschneiden. Die Trennung des Werk-
stückes erfolgt von beiden Seiten aus.
Bild 1: Zerteilvorgang
~~~~
: Kneifzange
Messerschneiden
Einschneidige W erkzeuge zerteilen das W erkstück
m it einer keilförmigen Schneide von einer Seite
aus. Beim Messerschneiden weicher Werkstoffe ~ Bolzenschneider
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Welcher Unterschied besteht zwischen Scher- und
Keilschneiden?
2 Für welche Arbeiten werden Durchlaufblechsche-
ren, Ideal-Blechscheren und Knabber-Biechscheren
vorwiegend verwendet?
Au shaumeißel Flachmeißel
3 Welcher Zusammenhang besteht beim Keil-
schneiden zwischen Keilwinkel und Trennkraft?
Bild 2: Einschneidige Werkzeuge
7 Fertigungstechnil< 143
•
• Passschraubenverbindungen
• Keilwellenverbindungen
Zusammenhalt kraftschlüssig, z.B. Schraub-, Die Werkstücke werden durch ihre ineinanderpas-
Klemm-, Pressverbindung senden geometrischen Formen so verbunden, dass
formschlüssig, z.B. Keilwellen- die auftretenden Kräfte übertragen werden können.
verbindung , Passschrauben
vorgespannt formschlüssig, z.B. Beispiel: Keilwellenverbindung (Bild 2). Bei dieser
Welle-Nabe-Verbindung Verbindung greifen die Keile des gefrästen Wellen-
stoffschlüssig, z.B. Schweiß-, profils in die Nuten des entsprechenden Nabenpro-
Klebeverbindung. fils und übertragen die Umfangskraft von der Welle
Beweglichkeit beweglich, z.B. Schlittenführung auf die Nabe.
fest, z.B. Schraub-, Schweiß-,
Nietverbindung
Lösbarkeit lösbar, z.B. Schraubverbindung
unlösbar, z.B. Löt-, Niet-
Schweißverbindung
Ausrückgabel
Die Bauteile sind so verbunden, dass die im Betrieb Sie können nur durch Zerstörung der gefügten Bau-
auftretenden Kräfte durch Kohäsion und Adhäsion teile wieder getrennt oder durch Zerstörung des Ver-
übertragen werden. bindungselementeswieder in ihre Einzelteile zerlegt
werden .
Kohäsion. Bei Schweißverbindungen sind die Be-
rührungsflächen der gefügten Bauteile miteinander
WiEDERHOLUNGSFRAGEN
verschmolzen. Bei Lötverbindungen legieren die Fü-
geflächen der Bauteile mit dem Lot. 1 Welche Arten von Fügeverbindungen werden un-
terschieden?
Adhäsion. Bei Klebeverbindungen haftet der Kleber 2 Was versteht man unter einer kraftschlüssigen
an den Fügeflächen der Bauteile. Verbindung?
3 Welche Art von Verbindung wird durch eine Keil-
Einteilung nach der Beweglichkeit wellenverbindung hergestellt?
Bewegliche Verbindungen sind z.B. 4 Welche Art von Verbindung wird durch eine
Schweißverbindung hergestellt?
•
• Schlittenführungen
• Gewindespindel mit Mutter
• Schiebestück auf Gelenkwelle
• Gelenkgabeln
7.6.2 Gewinde
Dabei können die gefügten Werkstücke ihre Lage zu- Bauteile werden häufig durch Verschrauben
einander in bestimmten Grenzen verändern (Bild 1). eines Außengewindes mit einem Innengewinde
verbunden.
Feste Verbindungen sind z.B.
• Schraubverbindungen • Nietverbindungen Schraubenlinie. Sie entsteht, wenn eine schiefe Ebe-
• Stiftverbindungen • Pressverbindungen ne um einen Zylinder gewickelt wird (Bild 4).
Bild 4: Schraubenlinie
Bild 5: Gewindeprofile
CT
M 16 X 1,5
•
der Gewindeanfänge. M ehrgängige Gewinde haben Metrisches lf I Steigung
eine große Steigung. Man erreicht durch eine klei-
ne Drehung eine große axiale Bewegung bei hoher
ISO-Feingewinde l 11,5mm
Gewindedurch-
Tragfähigkeit.
messer 16 mm
eingänl ig II Cl
Olc Vorteile des Feingewindes gegenüber dem Regelge-
c :J
II Cl ~=-=
OlQ)
winde sind:
Olc · -~
c :J ~X • Größere Dichtwirkung
::I .2' (f)cry
== a.>
~ci) • Größere Vorspannkraft und Selbsthemmung bei
gleichem Anzugsdrehmoment
Bild 1: Ein- und mehrgängiges Gewinde
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Wie entsteht eine Schraubenlinie?
Gewindeaufbau und Normung. Die Normen für Ge- 2 Warum verwendet man mehrgängige Gewinde?
windeprofile erfassen u. a. folgende Größen (Bild 2):
3 Welches sind die wichtigsten Gewindearten?
• Außendurchmesser • Flankenwinkel 4 Was versteht man unter Gewindesteigung?
• Kerndurchmesser • Steigung
• Flankendurchmesser • Rundungen,
Abflachungen
7.6.3 Schraubverbindungen
Bild 4: Stiftschraube
•
stände klein gehalten werden . Der Schraubenkopf
an den Fügeflächen der Werkstücke große Rei-
wird häufig im Werkstück versenkt. Als Sonderbau-
bungskräfte übertragen werden. Außerdem wird
formen werden auch Zylinderschrauben mit lnnen-
durch eine Passschraubenverbindung die genaue
vielzahnprofil und mit Innenkeilprofil verwendet.
Lage der Werkstücke zueinander gewährleistet.
I
~
F===l
=tt-·-+ ·---*· -
6;'.
--'
·- ·
F=='
I
•
lnnensechskant-
schraube
Bild 2: Zylinderschrauben
~
lnnenvielzahn-
schraube •
lnnenkeilprofil-
schraube
Bild 6: Passdehnschraube
Schlitzschrauben und Kreuzschlitzschrauben (Bild Schneidbohrungen, mit deren Hilfe das Gewinde im
1) können als Zylinder-, Senk-, Linsen- oder Linsen- Werkstück beim Eindrehen des Einsatzes selbsttätig
senkschrauben mit Schlitz oder Kreuzschlitz ausge- geschnitten w ird.
führt sein. ln den Schraubenköpfen mit Kreuzschlitz
Eine andere Bauart von Gewindeeinsätzen besteht
zentriert sich der Schraubendreher besser und er-
aus rhombenförmigem Stahldraht. Der Stahldraht
möglicht ein festeres Anziehen als bei Schrauben-
wird zu einer federnden Wendel geformt, wobei
köpfen mit Schlitz.
ein Innen- und ein Außengewinde entsteht. ln das
Kernloch des Werkstücks wird mit einem Spezial-
gewindebohrer ein Gewinde geschnitten und der
Gewindeeinsatz mit einem Einbauwerkzeug unter
Vorspannung eingedreht.
Zylinder- Senk- Linsenzylinder-
schraube schraube schraube Linsensenkschrauben
•
Bild 1: Schlitzschrauben
~
~
M1
bis M5
M6
bis M24 ~
mit Spitze
m
mit Ringschneide mit Zapfen
Bild 4: Gewindeeinsätze
Bild 3: Blechschrauben
Schweißmuttern und Käfigmuttern (Bild 1) werden ln Kraftfahrzeugen werden meist Schrauben mit ei-
im Karosseriebau verwendet. Schweißmuttern sind ner Festigkeit von 8.8 bis 12.9 verwendet.
meist mit Bund in der Bohrung zentriert und durch
Schweißpunkte an der Karosserie befestigt. Käfig- Muttern aus Stahl sind m it Herstellerzeichen und
muttern sind in einem Blechkäfig entweder lose ein- Festigkeitsklasse gekennzeichnet. Die Festigkeits-
gelegt oder mithilfe von Kunststoffscheiben im Blech- klasse gibt 1/100 der Prüfspannung in N/mm 2 an. So
käfig beweglich eingehängt. Die Kunststoffscheiben gibt die Zahl 10 an, dass die Mutter mit einer Prüf-
verhindern dabei eine elektrostatische Aufladung der spannung von 1000 N/mm 2 belastet werden kann.
Mutter und damit eine Farbbeschichtung des Gewin- (Bild2).
des bei der elektrolytischen Tauchbadgrundierung.
Bei der Paarung von Schraube und Mutter muss
Der Blechkäfig ist mit der Karosserie verschweißt.
darauf geachtet werden, dass die Festigkeitsklasse
der Mutter und Schraube zueinander passen. Z.B.
angeschweißte Warze
Schraube 10.9, Mutter 10 (Bild 2).
[~~~r
• Schweißmutter Hutmutter
Kunststoff-
scheiben
Flügelmutter
Schraubensicherungen
Bei Schraubverbindungen, die ruhender Belastung
ausgesetzt sind, reicht die selbsthemmende W ir-
kung des Gewindes als Sicherung gegen Lösen aus.
Wechselbelastungen im Betrieb, Schwingungen,
Erschütterungen haben jedoch eine dynamische Be-
anspruchung der Schraubverbindungen zur Folge.
Die meisten dieser Schraubverbindungen müssen
gegen unbeabsichtigtes Lösen gesichert werden.
hängende Käfigmutter Nutmutter Man unterscheidet:
• Kraftschlüssige Schraubensicherungen
Bild 1: Mutternformen
• Formschlüssige Schraubensicherungen
Festigkeitsklassen von Schrauben und Muttern • Stoffschlüssige Schraubensicherungen
Schrauben aus Stahl sind mit Herstellerzeichen und
Kraftschlüssige Schraubensicherungen (Bild 1,
Festigkeitsklasse gekennzeichnet. Die Festigkeits-
Seite 149) erreichen ihre Wirkung durch Einbau
klasse wird angegeben du rch zwei Zahlen, die durch
als federnde Elemente unter dem Schraubenkopf
einen Punkt getrennt sind, z.B. 10.9 (Bild 2).
bzw. der Mutter oder durch Erhöhen der Gewinde-
reibung.
Als federnde Elemente verwendet man Federringe,
Federscheiben, Zahnscheiben, Fächerscheiben . Sie
gleichen ein zu starkes Abfallen der Vorspannkraft
aus. Diese kann entstehen durch plastische Verfor-
mung im Gewinde, durch Kriechen des Werkstoffes
bei zu großer Flächenpressung, durch Setzen der
Oberflächenrauheiten oder durch Setzen eingelegter
Länge bis unt er Schrau benkopf
Dichtungen.
10.9 - - - ----,
Zur Erhöhung der Gewindereibung v erwendet man
Mindestzugfestigkeit Mindeststreckgrenze gegeneinander v erspannte Do ppelm uttern (Ko n-
10 x 100 N/mm 2 10 X 9 X 10 N/mm 2
= 1000 N/m m 2 = 900 N/m m 2
termuttern), Muttern m it eingelegt em Ku nststoff-
ring , gequetschte und geschlitzte Muttern. Die große
Bild 2: Festigkeitskennzeichnung von Schrauben Gewindereibung wirkt als Sicherung gegen Los-
und Muttern drehen.
Federrin g
Doppel-
mutter I6
Zahnscheibe Fächerscheibe
.
Federsch eibe
geschlitzt e
Sechskant-
mutter
/
untere Mutter Bo lzen
'%ITii G
mit Kl ebst offbeschichtu ng
'S)~~>o
M aul-Ring-Schlüssel
Drahtsicherung Sicherungsbl eche
"'"'"~"'" ~~~~>o
TORX- Ringschlüssel
~~~~~
·~
c:;:;_] ~ gekröpfter Ri ngschl üssel
7.6.4 Stiftverbindungen
( L,.J t?'l\~
Steck- Innen-
~
~ lnnen-
scherstifte und Befestigungsstifte.
•
Innen- TORX- lnnenkeilprofil-
~ E1nsatz ~ E1nsatz festlegen. Sie verhindern ein Verschieben der Werk-
stücke, vor allem bei der Montage, und erleichtern
so den Zusammenbau.
Drehmomentschlüssel (Bild1). Nur mit ihm ist es Kegelstifte (Bild 3) haben eine Kegelverjüngung von
gewährleistet, dass die Schraubverbindung mit der 1 : 50 und können in geriebenen Bohrungen ver-
richtigen Vorspannung angezogen wird . Er zeigt an wendet werden . Der Kegelstift wird mit dem Ham-
einer Skale die Größe des Drehmomentes an, mit mer eingetrieben, bis die Stiftkuppe bündig mit dem
dem die Schraube angezogen wird, oder es werden Werkstück abschließt.
r
Drehmomentschlüssel verwendet, die auf ein be-
stimmtes Drehmoment eingestellt werden können. 1: 50 geschliffen
Sobald beim Anziehen d ieses Drehmoment erreicht I
wird, rastet der Schlüssel hörbar und fühlbar aus. E -- -- ---3-
Drehmomentschlüssel müssen in regelmäßigen
Abständen geeicht werden. Nach Gebrauch sind
einstellbare Drehmomentschlüssel auf das kleinste
r 1; 50 geschliffen
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
Abscherstifte sichern empfindliche Bauteile vor Nietwerkstoffe. Der Nietwerkstoff muss sich gut
Überbeanspruchung. Sie übertragen die gesamte umformen lassen und über eine ausreichende Fes-
Antriebskraft und werden dabei auf Abscheren be- tigkeit verfügen; er darf beim Bilden des Schließ-
ansprucht. Der Abscherstift ist die Sollbruchstelle der kopfes nicht reißen. Zur Vermeidung von Korrosion
Verbindung. Bei zu großer Beanspruchung wird er sollen die Niete möglichst aus dem gleichen Werk-
abgeschert und damit die Verbindung unterbrochen. stoff bestehen wie die Werkstücke. Verwendet wer-
Nach der Form kann man Stifte einteilen in: den meist Niete aus Stahl, Kupfer, Kupfer-Zink- und
Aluminium-Legierungen.
• Zylinderstifte
• Kegelstifte Nietvorgang (Bild 2). Der eingesetzte Niet wird mit
• Spannstifte (Spannhülsen) dem Setzkopf auf dem Setzstock aufgelegt. Mit
dem Nietzieher werden die Werkstücke zusammen
• Kerbstifte
gepresst. Der Nietschaft wird angestaucht und an-
Spannstifte (Spannhülsen, Bild 4, Seite 150) sind geschrägt. Mit dem Döpper wird der Schließkopf
geschlitzte Hohlzylinder aus Federstahl. Ihr Durch- geformt. Zur Bildung des Schließkopfes muss das
messer ist 0,2 mm bis 0,5 mm größer als die Boh- überstehende Schaftende eine bestimmte Länge
haben, z.B. 3 mm bei Hohlnieten mit 4 mm Schaft-
7
rung im Werkstück. Beim Eintreiben wird der Spann-
stift elastisch verformt und erzeugt die notwendige durchmesser. Der fertig geschlagene Niet besteht
Anpressung. aus Setzkopf, Schaft und Schließkopf.
Nietarten
Niete mit vollem Schaft (Bild 3) werden verwendet,
Zylinderkerbstift Knebelkerbstift
wenn große Kräfte zu übertragen sind. Man verwen-
det sie z.B. zur Verbindung von tragenden Bauteilen
an Rahmen von Nutzfahrzeugen.
Hohlniete (Bild 4) und Niete mit angebohrtem Schaft
werden verwendet zum Aufnieten von Kupplungs-
Kegelkerbstift Passkerbstift
belägen und Bremsbelägen. Der Schließkopf wird
gebildet durch Um bördeln des Schaftendes.
Bild 1: Kerbstifte
Halbrundniet Schließ-
kopf
7.6.5 Nietverbindungen
• ausgestanzt er
Werkstoff
Stempel Blech B,
matrizenseitig
I~
Bild 3: Spreizniet
~
Stanznieten
Beim Stanzniet en (Bild 4) wird z.B. ein Halbhohlniet
vom Stempel des Nietwerkzeuges durch die st em -
Mat rize Amboss
pelseitige Blechlag e gedrückt. Die zweite Blechlage Stauchen/
Durchsetzen Stauchen Planieren
wird durch den Niet plastisch verformt ohne von ihm
durchdrungen zu w erden. Durch die Form der Matri- a) Arbeitsverfahren
ze spreizt sich der Fu ß des Halbhohlnietes und bildet
einen Schließkopf.
Stahlstanzniete w erden zur Vermeidung von Kon-
taktkorrosion beschichtet.
Vorteile vo n Stanznietverbindung en sind:
• Kein Vorlochen der Bleche nötig. b) Fertige Durchsetzfügeverbindung
• Keine Durchtrennung des unteren Bleches und
dadurch eine dichte Verbindung. Bild 5: Durchsetzfügen
7 Fertigungstechnil< 153
WiEDERHOLUNGSFRAGEN
Scheibenfeder-Verbindungen (Bild 2) hierbei wird
1 Welche Stifte unterscheidet man nach der Form?
die Welle durch die tief eingefräste Nut in ihrem
2 Welche Aufgaben haben Passstifte?
Querschnitt stark geschwächt. Solche Verbindungen •
3 ln welchen Fällen verwendet man Blindniete? können nur kleine Drehmomente übertragen . Schei-
4 Welche Vorteile haben Stanznietverbindungen? benfeder-Verbindungen an kegeligen Wellenenden
5 Für welche Karosserieteile eignet sich das Durch- haben vor allem eine Sicherungswirkung. Das Dreh-
setzfügen? moment wird kraftschlüssig über den Kegelsitz über-
tragen.
• Kerbzahn-Profile
• Keilwellen-Verbindungen
• Zahnrad-Profile
• Scheibenfeder-Verbindungen
Passfeder-Verbindungen (Bild 1).1n die Welle ist eine Keiln abe Kerbzahnnabe
Längsnut gefräst. Die Nabe hat in ihrer Bohrung eine
Längsnut von gleicher Breite. Die in die Wellennut Bild 3: Keilwellen-Profil Bild 4: Kerbzahn-Profil
eingelegte Passfeder überträgt mit ihren Seitenflä-
chen die Umfangskraft von der Welle auf die Nabe. Kerbzahn-Profile (Kerbverzahnungen, Bild 4) schwä-
Durch die Passfeder entsteht eine Mitnehmerver- chen mit ihrem feineren Profil Welle und Nabe nicht
bindung. Gegen axiales Verschieben der Nabe auf so sehr durch tiefe Nuten wie das Keilwellen-Profil
der Welle muss die Passfeder-Verbindung gesichert und verteilen das Drehmoment noch besser auf den
werden. Umfang.
Nabe
Durch die kleinere Teilung kann die Lage von Welle
Passf eder und Nabe einander gut zugeordnet werden, z. B. das
~
Lenkrad auf der Lenkspindel oder der Drehstab in
der Federschwinge.
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Welche Welle-Nabe-Verbindungen werden unter·
schieden?
• Bild 1: Kupplungslamellen mit Zahnrad-Profil 2 Welche Vorteile hat ein Kerbzahnprofil gegenüber
einem Keilwellenprofil?
3 Wo werden im Kraftfahrzeug Pressverbindungen
angewendet?
7.6.8 Pressverbindungen 4 Wodurch unterscheidet sich eine Quer- von einer
Längspressverbindung?
unlösbare Schnappverbindung
erwärmtes Wälzlager
7.6.10 Löten • ... die Verbindung fest und dicht sein muss, z.B.
Behälter.
Löten ist stoffschlüssiges Verbinden metallischer • .. . die Verbindung warmfest sein muss, z. B. Dreh-
Werkstücke durch ein geschmolzenes Zusatzme- meißel mit Hartmetallplättchen.
tall (Lot). Die Werkstücke bleiben in festem Zu-
• ... wenn Schweißverfahren aufgrund der hohen
stand. Die Schmelztemperatur des Lotes ist nied-
Temperaturen oder der verwendeten Werk-
riger als die Schmelztemperatur der zu lötenden
stoffe nicht angewendet werden können.
Werkstücke.
•
Vorgänge beim Löten Bild 3: Lötkolben und Lötpistole
Die Lötfläche wird auf Löttemperatur erwärmt. Das
hinzugefügte Lot schmilzt auf der Lotfläche. Es soll Je nach Anwendung müssen z.B. beim Weichlöten
sie dabei flächig benetzen (Bild 1). Dadurch kann Lote mit unterschiedlichen Eigenschaften ausge-
wählt werden.
das Lot in die Randschicht eindringen und mit dem
Werkstoff eine Legierung bilden. Voraussetzung Man unterscheidet bleihaltige und bleifreie Lote.
hierfür sind saubere, nichtoxidierte Oberflächen und
ein enger Lötspalt (Bild 2).
D
Zum Lösen von Oxidschichten auf den Lötflächen
und zur Verhinderung der Neubildung werden Fluss- t
mittel verwendet.
Gebräuchliche Flussmittel sind beim Hartlöten z.B.
FH 20 (Vielzweckflussmittel) und beim Weichlöten
z.B. F-W 31 (nichtkorrodierend in Pastenform).
• zinn brenner
Punktschweißen
7.6.11 Schweißen
Sauerstoffflasche. ln ihr ist reiner Sauerstoff unter Druckminderer (Bild 1). Der Druckminderer wird
hohem Druck gespeichert. Bei einem Flaschenvolu- am Flaschenventil angeschlossen, er reduziert
men von 40 Litern und einem Fülldruck von 150 bar den hohen Druck in der Flasche auf den jeweiligen
beträgt der Inhalt 150 X 40 I = 6 000 l Sauerstoff. Sie Arbeitsdruck. Das Inhaltsmanometer zeigt den Fla-
hat einen Anschluss von R 3/ 4 Zoll, die Kennfarbe am schendruck an; das Arbeitsmanometer zeigt den
Flaschenhals ist Weiß, die Flasche blau. Arbeitsdruck an, der über die Einstellschraube ein-
gestellt wird. Zum Schweißen beträgt der Arbeits-
Das Flaschenventil der Sauerstoffflasche muss druck bei Sauerstoff etwa 2,5 bar, bei Acetylen 0,25
von Fett und Öl freigehalten werden. Sonst kön- bar bis 0,5 bar.
nen Sauerstoff und Wasserstoffverbindungen Schweißbrenner (Bild 2). Zum Schweißen wird vor-
des Fettes Knallgas bilden. Es besteht Explosi- wiegend der Injektorbrenner verwendet. ln ihm wird
onsgefahr. das Acetylen durch den unter höherem Druck aus-
strömenden Sauerstoff angesaugt.
Acetylenflasche. Acetylen kann nicht unter hohen
Druck gesetzt werden, da es sich sonst zersetzt.
•
Beim Einfüllen in Stahlflaschen wird das Acetylen in
Mischrohr Sauerstoffventil Handgriff
Aceton gelöst.
ln der Acetylenflasche befindet sich eine poröse Mas-
se, deren Poren mit Aceton gefüllt sind; in diesem
Aceton ist das Acetylen gelöst. Bei einem Fülldruck
von 18 bar enthält eine Acetylenflasche etwa 6 000 l Schlauchklemme
Acetylen. Bei Gasentnahme (Druckabfall) wird das
Acetylen wieder frei . Die Acetylenflasche hat einen
Bügelverschluss, ihre Kennfarbe ist Oxid rot.
Absperrventil
Einst ellschrau be
Luftsauerstoff 1. Verbrennungsstufe
Der Schweißbrenner ist mit den Gasflaschen durch Schmelzbad liegt außerhalb der höchsten Flammen-
Gummischläuche verbunden. Für Acetylen werden temperatur, außerdem w ird die Schweißflamme
rote und für Sauerstoff blaue Schläuche benutzt. Der durch den Schweißstab am Durchschmelzen der
Sauerstoffschlauch hat bei gleichem Außendurch- Nahtwurzel gehindert. Die voreilende Schweißwär-
messer eine kleinere lichte Weite als der Acetylen- me wärmt die Schweißfuge vor und ermöglicht eine
schlauch. hohe Schweißgeschwindigkeit
Acetylen-Sauerstoff-Flamme (Bild 3). Sie wird an
den Ventilen des Schweißbrenners eingestellt. Bei Die Nachrechtsschweißung wird angewendet zum
normaler Einstellung werden Sauerstoff und Ace- Schweißen dicker Bleche über 3 mm Dicke.
tylen im Verhältnis 1 : 1 gemischt. Bei diesem Ver-
hältnis reicht jedoch der Sauerstoff zur vollständigen Gasschweißstäbe für das Verbindungsschweißen
Verbrennung des Acetylens nicht aus; diese wird sind nach ihrer Zusammensetzung und Eignung für
erst mit dem Sauerstoff der Umgebungsluft erreicht. die verschiedenen Stähle in sieben Schweißstabklas-
Dadurch entsteht eine sauerstofffreie Zone vor dem sen, G I bis G VII, eingeteilt. Für allgemeine Baustäh-
•
Flammenkegel, welche als Schweißzone bezeichnet le eignen sich besonders die Schweißstabklassen
wird. Sie wirkt reduzierend (nimmt Sauerstoff auf). G II bis G IV.
ln ihr liegt etwa 2 mm bis 4 mm vor dem Flammen- Die Schweißstabklasse ist auf jedem Schweißstab
kegel die höchste Flammentemperatur von etwa eingeprägt. Schweißstäbe gibt es in verschiedenen
3 200 °C. Durchmessern, ihre Verkupferung dient als Korrosi-
onsschutz.
Neutrale Einstellung:
Bei einem Mischungsverhältnis von 1 : 1 von Brennschneiden von Stahl
Sauerstoff und Acetylen ist der weißleuchtende Beim Brennschneiden wird die Eigenschaft des
Flammenkegel scharf begrenzt; man nennt diese Stahls, in reinem Sauerstoff zu verbrennen, aus-
Flammeneinstellung .. neutral" . genutzt. Der Schneidbrenner (Bild 2) ist eine Art
Schweißbrenner, an dem noch ein Rohr mit einem
Stahl wird mit neutraler Flamme geschweißt. Ventil angebracht ist, um den Schneidsauerstoff zu-
Bei Acetylenüberschuss zerflattert der Flammenke- zuführen.
gel und sieht grünlich aus. Die Flamme führt in die- Die Anschnittsteile wird durch die Vorwärmflamme
sem Fall freien Kohlenstoff mit, der in die Schweiß- des Schneidbrenners auf Zündtemperatur (etwa
naht eindringt. Diese wird durch die Anreicherung 1 200 °C) angewärmt. Nach Öffnen des Schneidsau-
mit Kohlenstoff hart. erstoffventils trifft der gebündelte Sauerstoffstrahl
Bei Sauerstoffüberschuss wird der Flammenkegel der Schneiddüse die glühende Stelle. Die Verbren-
kürzer und bläulich. Die Naht nimmt Sauerstoff auf nung des Stahls geht in reinem Sauerstoff sehr rasch
und wird spröde; die Flamme wirkt oxidierend. vor sich. Durch den Druck des Sauerstoffstrahls wird
die Schlacke aus der Schnittfuge geblasen.
Schweißbrenner- und Schweißstabführung.
Es kann sowohl .. nach links" als auch .. nach rechts"
geschweißt werden. Schneidsauerstoffventil
Schneid-
sauerst off
Heizfl amme
Metalllichtbogenschweißen
Stabelektrode - - - , Kerndraht
Beim Metalllichtbogenschweißen (Bild 1) wird mittl. Lichtbogen- Umhüllung
die Wärme des elektrischen Lichtbogens zum temperatur "' 3900 °C
Werkstoff-
Schme lzen der Werkstoffe an der Schweißstelle Gasschlauch
übergang im
ausgenützt. Schweißraupe Li chtbogen
•
durchmesser), um die Aufnahme von Sauerstoff und
Stickstoff in das Schmelzbad gering zu halten. Naht verlangsamt. Dadurch werden Schrumpfspan-
nungen vermindert. Ein Teil der Umhüllung vergast
beim Abschmelzen und schirmt als Gasmantel den
Lichtbogen sowie die Schweißnaht in der Umge-
bung des Schmelzbades gegen die Umgebungsluft
ab und vermindert dadurch den Abbrand von Legie-
rungsbestandteilen. Der elektrisch leitende Gasman-
tel ermöglicht auch einen gleichförmigen Lichtbo-
gen. Beim Schweißen mit Wechselstrom müsste der
Lichtbogen sonst ständig neu gezündet werden, da
Schweiß- die Stromrichtung dauernd wechselt.
leitung en
max. Leerlauf-
Schweißgerät Kennzeichen
s
Schweiß-
48V El ektrod en halter
transformator
Schweiß-
113 V
gIeich richter
~------~
Der abschmelzende Kerndraht bildet mit dem auf- Schweißer-
schutzschild
geschmolzenen Werkstoff des Werkstücks die
Schwei ßraupe. Die Umhüllung schmilzt mit dem Drahtbü rste
Kerndraht ab und bildet auf der Schweißnaht die
Schlacke. Durch die Schlacke wird das Abkühlen der Bild 3: Schweißwerkzeuge
160 7 Fertigungstechnil(
Schutzgasschweißen Wolfram-lnertgasschweißen
Das Schutzgasschweißen ist ein Lichtbogenschwei- (WIG-Schweißen, Bild 2)
ßen, bei dem der Lichtbogen und das Schmelzbad Der Lichtbogen brennt zwischen einer Wolframelek-
in eine Schutzgasatmosphäre eingehüllt und da- trode, die nicht abbrennt, und dem Werkstück. Der
durch gegen die Umgebungsluft abgeschirmt sind. Schweißstab wird von Hand seitlich in das Schmelz-
Das Schutzgas wird der Schweißstelle durch den bad geführt. Je nach Werkstoff des Werkstücks wird
Schweißbrenner zugeführt. mit Gleichstrom oder mit Wechselstrom geschweißt.
Man unterscheidet das Wolfram-lnertgasschweißen Als Schutzgas wird das reaktionsunwillige Edelgas
mit einer nichtabschmelzenden Wolframelektrode Argon verwendet oder ein Gemisch aus Argon und
und das Metaii-Schutzgasschweißen mit einer ab- Helium.
schmelzenden Drahtelektrode. Das WIG-Schweißen eignet sich vor allem zum
Schweißen von Blechen, Profilen und Rohren bis
Das jeweils verwendete Schutzgas richtet sich etwa 5 mm Dicke aus hitzebeständigen, säurebe-
•
nach dem Schweißverfahren und dem zu schwei- ständigen oder nichtrostenden Stählen, aus Kupfer
ßenden Werkstoff. oder Kupfer-Legierungen sowie aus Aluminium
oder Aluminium-Legierungen.
Der Schweißbrenner wird von Hand oder vollmecha-
nisiert oder automatisch geführt. Schweißbrenner Schweißbrenner
,.Stechend"
• Für Dünnblech-
schweißung in Metaii-Schutzgasschweißen
Schweiß- allen Positionen (MSG, Bild 3 und Bild 1, Seite 161)
richtung
====> • Brenner bis zu 20°
gegen die Schweiß-
Der Lichtbogen brennt zwischen der abschmel-
zenden Drahtelektrode und dem W erkstück. Die
richtung geneigt Drahtelektrode ist auf einer Drahtspule aufgewi-
• stärkere Neigung
ergibt geringere Schalter für Schweißstrom,
Einbrandtiefe und Schutzgas und
Nahtüberhöhung Drahtvorschub
ekelt und wird mit dem Drahtvorschubmotor durch gan und Silizium zur Desoxidation des Schmelz-
einen biegsamen Schlauch im Schlauchpaket dem bades. Seide Stoffe verbinden sich mit Sauerstoff,
Schweißbrenner zugeführt. der entweder beim Zerfall von Kohlendioxid frei wird
Zum MSG-Schweißen wird Gleichstrom verwen- oder als Bestandteil des Mischgases vorhanden ist.
det, welcher der Drahtelektrode im Schweißbrenner Schutzgasschweißarbeiten werden in der Kfz-Werk-
an der Stromkontaktdüse kurz vor dem Lichtbo- statt meist mit nur einem Drahtelektrodendurchmes-
gen zugeleitet wird. Der Pluspol wird meist an die ser durchgeführt; vorwiegend wird die Drahtelektro-
Drahtelektrode gelegt. Der kleine Elektrodenquer- de 0,8 mm, eventuell 1 mm verwendet.
schnitt ermöglicht eine hohe Stromdichte, große
Abschmelzleistung, große Schweißgeschwindigkeit
und tiefen Einbrand. Laserschweißen
•
notwendige Wärme durch einen energiereichen
Laserstrahl eingebracht.
Metaii-Aktivgasschweißen
(MAG-Schweißen, Bild 3, Seite 160 und Bild 1)
Dabei werden Gasgemische aus Argon, Kohlendi-
oxid und Sauerstoff als Schutzgas verwendet oder
reines Kohlendioxid. Bild 2: Laserschweißen
Das MAG-Schweißen ist ein Schutzgasschweißen Merkmale des Laserschweißens:
zum Schweißen von unlegiertem und legiertem
• Saubere Naht
Stahl. Die Schutzgase enthalten mit Kohlendioxid
und Sauerstoff aktive Bestandteile, die mit dem • Wenig Werkstoffverzug durch geringe Wärme-
Schmelzbad reagieren. Die Drahtelektrode enthält einbringung beim Schweißen
deshalb als wichtige Legierungsbestandteile Man- • Hohe Produktivität und Steifigkeit
162 7 Fertigungstechnil<
Punktschweißen
•
Der benötigte Druck wird über die stiftförmigen Kup-
ferelektroden ausgeübt. Über die Kupferelektroden Bild 2: Stoßpunkter
und die zusammengepressten Bleche fließt kurzzei-
t ig ein großer Strom. Die erforderliche Schweißwär-
me entsteht sehr schnell durch den großen elektri-
schen Widerstand an der Verbindungsstelle. Druck, Arbeitsregeln
Stromstärke und Schweißzeit müssen aufeinander • Beim Gasschweißen und autogenen Schnei-
abgestimmt sein . den immer eine Schutzbrille tragen.
• Flaschenventile langsam öffnen .
beweglicher Handgriff --::::=~=~
• Öl und Fett nicht an den Verschluss der Sauer-
fester Handgriff
stoffflasche bringen (Explosionsgefahr).
• Gasflaschen vor Stoß und Fall, vor Wärme
und Kälte schützen .
• Beim elektrischen Lichtbogenschweißen Schutz-
schild mit Seitenschutz benutzen.
• Beim Lichtbogenschweißen die Arbeitsstel-
le so abschirmen, dass Mitarbeiter durch die
Strahlung nicht geschädigt werden .
Elektroden
• Geschlossene Arbeitskleidung und Hand-
Bild 1: Punktschweißen mit der Schweißzange schuhe tragen . Sie schützen vor Spritzern und
vor der Strahlung des Lichtbogens.
Für die Kfz-Instandsetzung gibt es kleine tragbare
• Für gute Entlüftung des Arbeitsplatzes sorgen.
Punktschweißzangen (Bild 1) mit eingebautem
Transformator. Die Elektroden werden bei Betätigen
des Handhebels zusammengepresst. Elektroden-
arme gibt es in verschiedenen Ausführungen, um WIEDERHOLUNGSFRAGEN
auch an sonst unzugänglichen Stellen der Karosse-
1 Warum dürfen Öl und Fett nicht an Verschlüsse
rie Schwei ßpunkte setzen zu können . Die Schweiß- von Sauerstoffflaschen gelangen?
stelle muss jedoch für die Schweißzange immer von 2 Woran erkennt man eine Acetylenflasche?
beiden Seiten zugänglich sein.
3 Welche Messwerte werden am Druckminderer ab-
gelesen?
Stoßpunkter (Bild 2). Mit ihm kann gearbeitet wer-
den , wenn die Schweißstelle nur von einer Seite zu- 4 Warum wird beim Acetylen-Schweißen von Stahl
die Schweißflamme neutral eingestellt?
gänglich ist. Zum Punktschweißen wird d ie Elektro-
5 Worauf beruht das Brennschneiden?
de der Schweißpistole so gegen die Schweißstelle
gepresst, dass sich beide Bleche berühren, und dann 6 Welche Schmelzschweißverfahren unterscheidet
man?
der Schweißpunkt gesetzt.
7 Welche Aufgabe hat die Umhüllung einer Elek-
Der Stoßpunkterist vielseitig einsetzbar: trode?
• Einseitiges Punktschweißen
8 Welche Schweißrichtungen werden beim Schutz-
• Ausbeulen von Blechen (in Verbindung mit dem gasschweißen angewendet?
Ausziehhammer) 9 Welche Vorteile hat das Schutzgasschweißen ge-
• Einziehen von Blechen genüber anderen Schweißverfahren?
• Aufschweißen von Gewindebolzen und Stiften
7 Fertigungstechnil< 163
Zur Übertragung großer Kräfte sind große Fügeflä- 1 Welche Kräfte bewirken den Zusammenhalt einer
chen erforderlich . Die Klebeverbindung soll mög- Klebeverbindung?
lichst nur durch Druck- und Scherbeanspruchungen 2 Warum haben Klebeverbindungen meist große
(Bild 2) belastet sein. Zugbeanspruchungen sollten Fügeflächen?
nur in geringem Umfang auftreten und Schälbean- 3 Welche Beanspruchungsarten sind günstig für ei-
ne Klebeverbindung?
spruchungen ganz vermieden werden, da dadurch
die Klebeverbindung aufreißen kann. 4 Was versteht man unter der Topfzeit eines Klebers?
5 Geben Sie die Faktoren an, die die Qualität einer
Klebeverbindung beeinflussen.
Klebstoffarten
6 Wie unterscheiden sich Ein- und Zweikomponen-
Reaktionsklebstoffe (Tabelle 1) härten durch che- tenklebstoff?
mische Reaktion der Bestandteile aus. Nach der
164 7 Fertigungstechnil<
Reinigungsverfahren
dispergieren
Wasser
Fett-
schicht
--
-
--
emulgieren
Werk-
stück
---
Bild 1: Entfetten
Reinigen ist das Entfernen von Verunreinigungen
oder unerwünschter Schichten von der Oberflä-
che der Werkstücke.
Beschichtungsverfahren
Metallspritzen (thermisches Spritzen)
mechanisch Bü rsten Polieren
trocken Schleifen Strahlen Beim Metallspritzen wird der Schichtwerkstoff in
Hämm ern feinstverteiltem, geschmolzenen Zustand auf die
mechanisch Abwaschen Ultraschall- Werkstückoberfläche geschleudert. Dabei wird die
nass Abspritzen reinigen Werkstückoberfläche teilweise angeschmolzen.
Dam hlen
chemisch Entfetten, z.B. mit Laugen (Versei-
fungen) m it organischen Lösu ngsmit-
teln (Fettlöser)
Beizen, z.B. mit verdünnter Schwefel-
säure zum Entfernen von Oxid- oder
Zunderschichten (anschließend Spü- Galvanisieren, z.B. Verchromen,
len und Trocknen) Tauchen, z.B. Feuerverzinken von
Bodenblechen der Karosserie
• Flammspritzen (Bild 1). Metalle mit einem Grundwerkstoffes an seiner Oberfläche; es erfolgt
Schmelzpunkt unter 3 000 oc werden in einer kein eigentlicher Schichtaufbau. Anwendung: Elo-
Brenngas-Sauerstoffflamme geschmolzen und xierte Aluteile, z.B. Räder, Zierteile im Fahrzeugin-
durch Gasdruck auf das Werkstück gespritzt. nenraum.
• Lichtbogenspritzen (Bild 2). Der Beschichtungs-
metalldraht wird bei über 5 000 oc geschmolzen Kunststoffüberzüge
und meist mit Druckluft auf das Werkstück ge- Kunststoffbeschichtungen sind auf fast allen Werk-
spritzt. stoffen möglich, z.B. durch Anstreichen, Spachteln,
• Plasmaspritzen (Bild 3). Hochschmelzende Me- Tauchen, Folien überziehen, elektrostatische Be-
talle und auch Nichtmetalle (z.B. Aluminiumoxid) schichtungen, Flammspritzen, Wirbelsintern .
werden in Pulverform als Beschichtungsstoff bei Beim Wirbelsintern (Bild 4) wird das vorgewärmte
10 000 oc ... 20 000 oc geschmolzen und mittels Werkstück (bis etwa 300 °C) in das durch Druck-
Plasmastrahl auf das Werkstück geschleudert. luft aufgeschüttelte Kunststoffpulver gehalten. Das
Pulver haftet auf dem Werkstoff und ergibt die Be-
•
Drahtvo rschub schichtung. Kunststoffüberzüge bewirken Korrosi-
Zerstäu · ~ onsschutz, Schall- und Wärmedämmung, elektrische
bergas Kontakt-
führung Isolation und dekoratives Aussehen.
Treibgas-
düse Lacküberzüge
Sie sorgen für einen dauerhaften Korrosionsschutz
und geben der Karosserie ein gutes Aussehen. Der
Grund· Spritz-
werkstoft schicht Lackschutz muss kratzunempfindlich und beständig
gegen Witterungseinflüsse wie z.B. starke Sonnen-
Bild 1: Flammspritzen Bild 2: Lichtbogenspritzen einstrahlung (UV-Licht) und sauren Regen sein. Ag-
gressive Flüssigkeiten z.B. Vogelkot sollen nicht zu
Plasma- Werkstück
Beschädigungen führen. Lackierungen bestehen aus
(erwärmt ) mehreren Schichten (Bild 5). Bei Reparaturlackie-
rungen werden nach der Grundierung zwei (bei Me-
tallic-Lacken drei) äußere Schichten neu aufgetragen.
Klarlack D
Deck- D
Lackierung
Füller- D
Lackierung
Bild 3: Plasmaspritzen Bild 4: Wirbelsintern
verzinktes • Zinkphos- D Kathodische D
Stahlblech phatierung Tauchgrundierung
Galvanisieren
Bild 5: Aufbau einer Fahrzeuglackierung
Galvanisieren ist ein elektrochemisches Auf-
tragen von Metallen auf metallischen oder elek-
trisch leitenden Schichten mittels eines Elektro- Wachsüberzüge
lyten . Wachshaltige Überzüge werden für Hohlraumver-
siegelungen und als Unterbodenschutz verwendet.
Als Korrosionsschutz können Teile eines Kraftfahr- Sie schützen vor Feuchtigkeit und bewirken in Ver-
zeuges durch Galvanisieren beschichtet werden, z.B. bindung mit zusätzlichen Korrosionsschutzmitteln
elektrolytisches Verzinken von Karosserieblechen, (Korrosionsinhibitoren) einen langanhaltenden
Verchromen von Zierteilen . Korrosionsschutz.
Keramische Beschichtungen
Keramische Stoffe werden auf die Werkstückoberflä- WIEDERHOLUNGSFRAGEN
che aufgeschleudert und haften nur durch Verzah- 1 Was versteht man unter Beschichten?
nung (Formschluss). Keramikbeschichtungen die- 2 Warum muss vor dem Beschichten das Werk-
nen als Wärme-, Korrosions- und Verschleißschutz. stück gereinigt werden?
3 Welche Vorteile bieten Kunststoffüberzüge?
Oxidieren
4 Was versteht man unter Metallspritzen?
Beim Oxidieren von Metalloberflächen wird eine
5 Wie ist eine Reparaturlackierung bei einem Me-
künstliche Korrosion hervorgerufen, z.B. durch Elo- tallic-lack aufgebaut?
xieren. Oxidieren bewirkt eine Umwandlung des
166
8 Werl<stofftechnil<
8. 1 Werkstoffeigenschaften Wärmeausdehnung. Bei Temperaturerhöhung deh-
nen sich die Körper allseitig aus. Bei festen Stoffen
Die Auswahl der Werkstoffe z.B. für ein Kfz wird
wird nur die Längenausdehnung in einer Richtung
durch folgende Bedingungen best immt. Sie sollen .. .
(Bild 2) je 1 Kelvin (K) Temperaturerhöhung ge-
• ... den Beanspruchungen im Betrieb standhalten. messen und als mittlere Längenausdehnungszah l a
• ... geringe Werkstoffkosten und Fertigungskosten (alpha) in 1/K angegeben.
erzeugen. Die Längenausdehnung f'll eines Werkstoffes beim
• ... umweltverträglich und recyclingfähig sein. Erwärmen hängt ab von ...
• ... der Länge vor der Erwärmung !0 in m.
• ... von der Temperaturdifferenz f'lT in K.
8 1.1 Physikalische Eigenschaften
• ... von der Längenausdehnungszahl a in 1/K des
Werkstoffes (Tabelle 2).
•
Physikalische Eigenschaften bewirken keine
Stoffänderung; sie kennzeichnen das Verhalten
der Werkstoffe.
i ."'
• Wärmeleitfähigkeit • Elastizität, Plastizität
• Schmelztemperatur • Zähigkeit
lo
• Härte • Sprödigkeit
Dichte e (rho). Sie wird bestimmt du rch das Ver- Bild 2: Wärmeausdehnung
hältnis von M asse m und Volumen V eines Stoffes
(Bild 1).
m = 8,93 kg
Härte. Sie ist der Widerstand, den ein Werkstoff ne Bruchgrenze, erreicht. Aus diesem Wert wird die
dem Eindringen eines Körpers, z.B. einer Stahlkugel Zugfestigkeit Rm errechnet. Sie wird auf den Anfangs-
(Bild 1) entgegensetzt. Harte Werkstoffe sind z.B. ge- querschnitt 5 0 bezogen und in N/mm 2 angegeben.
härteter Stahl, Hartmetall, Diamant.
größte
Zugfestigkeit Rm = :::.__ _Zugkraft (Bruchkraft)
____::...__...:.____ _ _ ....:.
Anfangsquerschnitt
Fm
•
te ein, so entsteht in ihm eine mechanische Span- 300 ,1 -f--- ZF----
nung a (sigma). Diese kann als Verhältnis der äuße-
'<:)
Cl
.J...--"'"
ren Kraft F zum Querschnitt Sausgedrückt werden
c
::J
200
+;;'"nstetig~ 1- w ·a;
c
c Veriauf
.<::
U.<;;
""'Cl
·~
(Bild 2). Die mechanische Spannung wird meist in N/ "'c. "'u
Cf)
100
·~·~ ~"'Cl
mm 2 angegeben. "'Q)
wen ::J
N
Je nach Richtung der äußeren Kräfte entsteht eine I
0
unterschiedliche Spannung und Beanspruchung wie 10 20 % 30
Zug-, Druck-, Scher-, Biege-, Knick- und Torsions- r 2 Dehnung t - - - -
spannung. Bruchdehnung A
Zugfestigkeit Rm· Sie ist die größte Spannung, die Bild 3: Spannungs-Dehnungs-Diagramm
im Werkstoff eines Werkstückes auftritt. Die Zugfes-
tigkeit wird durch den Zugversuch an einem Probe- Elastizität. Ein Werkstoff ist elastisch, wenn er nach
stab ermittelt (Bild 2). Aufhebung einer Belastung seine ursprüngliche
Form wieder annimmt. Eine Feder w ird z.B. durch
Belastung zusammengedrückt; nach Entlastung
geht sie wieder in ihre ursprüngliche Form zurück.
Stahl (Bild 3) verhält sich bei Belastung durch eine
Kraft bis zu seiner Streckgrenze (R0 ) elastisch.
den Strom . Nichtmetalle z.B. Kunststoffe, Porzellan Zerspanbarkeit. Sie ist die Eigenschaft von W erk-
sind Nichtleiter; man verwendet sie als lsolierstoffe. stoffen, die sich spanend bearbeiten lassen, wie z.B.
Drehen, Frä sen, Bohren, Schleifen.
Gut spanbar sind solche Werkstoffe, die geringe
Zähigkeit und mittlere Festigkeit haben, wie z.B.
unlegierte und niedrig legierte Stähle, Gusseisen,
Aluminium und seine Legierung en.
Schweißbarkeit. Sie ist die Eigenschaft von Werk-
stoffen, sich in flüssigem bzw. teigigem Zustand gut
zu Werkstücken verbinden zu lassen. Werkstoffe für
den Fahrzeugbau müssen meist gut schweißbar sein
wie z.B. Baustähle, Aluminium-Knetlegierungen.
8.1.2 Technologische Eigenschaften Schwer und nur mit Spezialverfahren schweißba r ist
Die technologischen Eigenschaften (Bild 1) bestim- z. B. Gusseisen.
men die Eignung eines Werkstoffes für die verschie-
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
•
denen Fertigungsverfahren.
1 Nach welchen Bedingungen wird der Werkstoff
für ein Bauteil ausgewählt?
2 Nennen Sie drei physikalische Eigenschaften!
3 Wovon hängt die Längenausdehnung eines fes-
ten Körpers beim Erwärmen ab?
4 Wie unterscheidet sich die Wärmeausdehnung
von Stahl und Aluminium?
Obergesenk 5 Was gibt die Dichte an?
6 Was bedeuten die Streckgrenze R. und die Zug-
festigkeit Rm eines Probestabes?
Untergesenk
7 ln welchem Fall ist ein Stoff elastisch?
Umformbarkeil
8 Was versteht man unter Härte und Sprödigkeit?
9 Nennen Sie technologische Eigenschaften!
10 Welche Arten der Umformbarkeit gibt es?
I
+ 1,0 Silber
--
Magnesium . Ihre Entzündungstemperatur ist sehr
niedrig. Kunststoffe neigen wegen der niedrigen + 0,8 ~ Kohlenst off + 0,75 V
Entzündungstemperatur ebenfalls zum Brennen.
Korrosion. Unter Korrosion versteht man die Reak-
tion eines metallischen Werkstoffes mit den umge-
benden Medien, die eine messbare Veränderung
des Werkstoffes bewirken und gleichzeitig zu einer
Beeinträchtigung der Funktion des Bauteils führen .
::J
Ol
c
:::J
c
c
"'c.
Cf)
~
Q)
+ 0,6
+ 0,4
+ 0,2
0
-0,2
--
--
Kupfer
Wismut
Antimo n
Wasserstoff
Blei
+ 0,52V
+ 0,32V
+ 0,14V
-0,13V
~ - 0,4 Zinn -0,14V
Q)
~
-0,8 Kobalt - 0,28V
rufen.
-1,0 Kadmium -0,40V
Man unterscheidet elektrochemische Korrosion und -1 ,2 Eisen -0,44V
~
chemische Korrosion. -1,4 Chro m - 0,71 V
- 1,6 Zin k - 0,76V
Elektrochemische Korrosion -1,8 Mangan -1 ,18V
Sie tritt auf, wenn zwei verschiedene Metalle und -2,0 Alum inium -1,67V
ein Elektrolyt (säuren-, laugen- oder salzhaltige Magn esium - 2,36V
-2,2
Flüssigkeit) zusammentreffen. Es bildet sich ein
-2,4
------------ Natriu m -2,71 V
~
galvanisches Element. Die Höhe der entstehenden
Spannung ist abhängig von der Stellung der M etalle - 2,6 Kalium - 2,92V
innerhalb der elektrochemischen Spannungsreihe - 2,8 Lit hium - 3,04 V
(Bild 1).
- 3,0
Die elektrische Spannung zwischen zwei Metal- gemessen gegen die Normal-
Wasserstoff-Elektrode bei 25 oc
len ist umso höher, je weiter sie in der Span-
nungsreihe auseinander liegen .
Bild 1: Elektrochemische Spannungsreihe
Die Korrosio n wird mit zunehmender Spannung
stärker. Das unedlere Metall wird immer zerstört w asserlöslich oder W asser anziehend, so geht d ie
bzw . abgetragen. Die aufgrund der elektroche- Korrosio n w eiter, bis der W erkstoff zerstört ist, z.B.
m ischen Vorgänge aus dem unedleren Werkstoff Rosten von Stahl.
herausgelösten Teilchen können mit dem Elek-
Einflüsse. Die Ko rrosion des Werkstoffes kann beein-
trolyten chemische Verbindungen eingehen. Au-
flusst werden, durch ...
ßerdem kann der Elektrolyt auch chemisch mit
der W erkstoffoberfläche reagieren. Es find et dann • ... die chemische Zusammensetzung, z.B. durch
g leichzeitig auch eine chemische Korrosio n statt. Legieren bei Edelstähl en.
• ... den Reinheitsgrad, z.B. durch unerwünschte
Chemische Korrosion Legierung sbestandteile bei der Verarbeitung
Die meisten Metalle werden unter der Einwirkung von Schrott.
von Säuren, Laugen, Salzlösungen oder Gasen • .. . die Oberflächenbeschaffenheit, z.B. durch Po-
(z.B. Sauerstoff) von der Oberfläche ausgehend che- lieren der elox ierten Oberfläche von Alumin i-
misch v erändert. An der Oberfläche entsteht eine um .
Schicht aus der chemischen Verbindung des M etalls • ... die Zusammensetzung des ang reifenden Mit-
und des einwirkenden Stoffes. tels, z.B. Salz-, Sauerstoff- und Kohl ensäure-
Ist d ie entst andene Ko rrosionsschicht porenfrei, gehalt im W asser, Anteil v o n Schwefelstoffen
w asserunl öslich und gasundurchlässig, so kann sie in Flüssig keiten, Anteil v o n Stau b und festen
das Fortschreiten der chemischen Korrosion unter- Bestandteilen in Gasen.
binden und als Schutzschicht wirken, z.B. bei Alumi- • .. . den Druck und die Temperatur des angreifen-
nium. Ist die entstandene Ko rrosionsschicht porös, den Mittels.
170 8 Werkstofftechnik
•
Bild 1: Gleichmäßige Flächenkorrosion
Bild 2: Lochkorrosion
Leichtmetalle (Dichte unter 5 kg/dm 3 ) sind Alumi- lung von Naturstoffen hergestellt werden. Zu ihnen
nium, Magnesium und Titan. Werkstücke aus ihren zählen z.B. die Kunststoffe.
Legierungen haben geringes Gewicht bei guter Fes-
Verbundwerkstoffe. Bei ihnen sind verschiedene
t igkeit. Sie werden deshalb vor allem im Kraftfahr-
Werkstoffe miteinander verbunden, um deren Ei-
zeug- und Flugzeugbau eingesetzt.
genschaften zu kombinieren. Zu ihnen gehören z.B.
Natürliche Werkstoffe sind Stoffe, die in der Natur Bremsbeläge, Glasfaserspachtel, elektrische Leiter-
vorkommen, wie z.B. Leder, Kork, Faserstoffe. Sie platten.
werden in besonderen Fällen eingesetzt, w ie z.B. Le-
der für Polsterungen. Betriebs- und Hilfsstoffe (Bild 2)
Maschinen benötigen zu ihrem Betrieb Betriebs-
Künstliche Werkstoffe sind Werkstoffe, die künstlich stoffe, z.B. Kraftfahrzeuge brauchen Kraftstoff,
durch verschiedene Verfahren oder durch Umwand- Schmierstoff, Kühlflüssigkeit, Bremsflüssigkeit. Fer-
ner erfordert ihre Herstellung und Bearbeitung Hilfs-
stoffe.
Kraftstoffe
I
I
I
I
I
I
I
I
Schleifmittel
I
Schweißmittel
I
I
I
•
I Schmierstoffe I I Lötmittel I
z.B. z.B. z.B. z.B. Bild 2: Betriebs- und Hilfsstoffe
Gusseisen Baustahl Blei Aluminium
Temperguss Werkzeug- Kupfer Magnesium
Stahlguss stahl Chrom Titan
z. B.
Kunststoff-Formmassen
Hartmet alle Atomkern
Faserverstärkte Verbundwerkstoffe
z.B.
Glasfaserverstärkte Verbundwerkstoffe
Koh lenstofffaserverstärkte Verbundwerkstoffe
Sch ichtverbundwerkstoffe
Bild 3: Aufbau der metallischen Werkstoffe
z.B.
Hartpapier
plattierte Bleche
Die Atome der meisten Nichtmetalle ordnen sich da-
gegen beim Erstarren aus der Schmelze ohne feste
Bild 1: Einteilung der Werkstoffe- Übersicht Regel (amorph) nebeneinander an .
172 8 Werkstofftechnik
• Zusammen-
Iagerung
._~~
Kubisch flächenzentrierter Kristall (Tabelle 1) Der Aufbau des Gefüges hat wesentlichen Einfluss
in den acht Eckpunkten des Würfels ist jeweils ein auf die Eigenschaften der Metalle, z.B. auf Festigkeit,
Metallion angeordnet. Zusätzlich befindet sich ein Härte.
Metallion in jeder Mitte der sechs Seitenflächen.
Kubisch flächenzentrierte Kristalle bilden z.B . Alu- 8.3.2 Kristallgitter von Metalllegierungen
minium , Blei, Kupfer, Nickel , Platin, Silber sowie
Stahl bei Temperaturen oberhalb etwa 723 oc ... in der Technik werden die meisten M eta lle nicht
911 °C. in reiner, sondern in Form von Legierungen ver-
Hexagonaler Kristall (Tabelle 1) wendet.
Bei diesem Kristall bilden die Metallionen ein sechs- Man unterscheidet
eckiges Prisma mit je einem Metallion in der Mitte Mischkristall- und Kristallgemisch-Legierungen.
8 Werkstofftechnik 173
Dabei können sich ... 1 Welche Kristallformen kommen bei den Metallen
hauptsächlich vor?
• ... die Atome des Legierungselementes an Stelle
2 Was versteht man unter der Metallbindung?
eines Metallions des Grundmetalls anlagern
(Austauschmischkristall, Bild 1). 3 Wie entstehen die Körner und Korngrenzen eines
Metallgefüges?
4 ln welcher Form werden Metalle in der Technik
meistens verwendet?
5 Wodurch unterscheiden sich Mischkristalle und
Kristallgemische?
8.4 Eisenwerkstoffe
Sie sind metallische Werkstoffe, deren Eigenschaf-
8.4.1 Stahl
Im weißen Roheisen werden durch Oxidation der
Kohlenstoff-, der Silizium - und der Mangangehalt
herabgesetzt. Phosphor und Schwefel werden weit-
gehend beseitigt, dadurch wird der Eisenwerkstoff
schmiedbar.
Eigenschaften. Grafit verleiht der Bruchfläche die unterworfen. Je nach Art der Glühbehandlung un-
typische graue Farbe, bewirkt gute Gleiteigenschaf- terscheidet man entkohlend und nicht entkohlend
ten, leichte Bearbeitbarkeit und gute Schwingungs- geglühten Temperguss.
dämpfung. Der hohe Kohlenstoffgehalt von 2,8 %
bis 3,6 % bewirkt einen niedrigen Schmelzpunkt
und gute Gießbarkeit. Die Grafitlamellen im Guss-
eisen erzeugen eine Kerbwirkung, dadurch werden
Zugfestigkeit und Dehnung stark herabgesetzt.
Verwendung z.B. für Zylinderblöcke, Kolbenringe,
Gehäuse, Auspuffkrümmer, Bremstrommeln, Brems-
scheiben, Kupplungsdeckel, Kupplungsdruckplatten.
•
250 N/mm 2 .. . 700 N/mm 2
1 % ... 2 %
EN-GJS
7,1 kg/dm 3 . .. 7,3 kg/dm 3 Entkohlend geglühter Temperguss EN-GJMW (Wei-
1400 oc ßer Temperguss). Den Gussstücken wird in einer
400 N/mm 2 ... 800 N/mm 2 oxidierenden Atmosphäre durch Glühen über meh-
rere Tage bei etwa 1 000 oc Kohlenstoff entzogen.
15 % ... 2 %
Da die Entkohlung nur in der Randschicht erfolgt
(bis etwa 5 mm). eignet sich dieses Verfahren nur für
Herstellung. Wird dem geschmolzenen Gusseisen dünnwandige Gussstücke.
im Tiegel Magnesium hinzugefügt, so scheidet sich
der Grafit beim Abkühlen an den Korngrenzen kugel- Nicht entkohlend geglühter Temperguss EN-GJMB
förmig (globular) aus. (Schwarzer Temperguss). Die Gussstücke werden
Eigenschaften. Die Grafitkugeln erzeugen im Gegen- mehrere Tage in einer neutralen Atmosphäre unter
satz zu Lamellen keine Kerbwirkung, dadurch sind Luftabschluss geglüht. Dabei zerfällt das Eisenca rbid
Dehnung, Biege- und Zugfestigkeit höher. Kugelgra- in Ferrit und flockigen Grafit, die sich im Gefüge ab-
fitguss hat hohen Verschleißwiderstand und kann lagern. Die Gefügeänderung tritt im gesamten Werk-
warm behandelt z.B. gehärtet oder vergütet werden. stück auf und nicht nur in der Randschicht.
Er ist gut bearbeitbar und lässt sich randschichthär- Eigenschaften. Gussstücke aus Temperguss haben
ten. stahlähnliche Eigenschaften. Sie sind gut spanbar,
Verwendung z.B. für Kurbelwellen, Nockenwellen, weich- und hartlötbar, vergütbar, randschichthärt-
Pleuelstangen, Lenkungsteile, Bremstrommeln, bar, schweißbar.
Bremsscheiben, BremssätteL Verwendung im Fahrzeugbau z.B. für Pleuelstangen,
Lenksäulen, Schaltgabeln, Rahmenmuffen für Mo-
Gusseisen mit Vermiculargrafit (EN-GJV) tor- und Fahrräder.
Sein Gefüge besitzt sowohl feine, wurmförmige
(vermiculare) als auch kugelförmige Grafiteinla- Stahlguss
gerungen. Dadurch sind Zugfestigkeit und Bruch-
dehnung höher als bei Grauguss. Gusseisen mit Stahlguss ist in Formen gegossener Stahl für
Vermiculargrafit wird zur Herst ellung von dünnwan- Gussstücke hoher Festigkeit.
digen Kfz-Teilen, z.B. Abgaskrümmer, Bremsschei-
ben, Getriebegehäuse, Turboladergehäuse, Motor-
blöcke, verwendet. Kurzzeichen GS
Dichte 7,85 kg/dm 3
Temperguss Schmelzpunkt 1 300 oc ... 1 400 oc
Zugfestigkeit 400 N/mm 2 .. . 800 N/mm 2
Temperguss ist durch Glühbehandlung (Glüh- Dehnung 2,5 % ... 8 %
frischen oder Tempern) zä h gewordenes Guss-
eisen. Herstellung. Die Gussstücke w erden nach dem Gie-
ßen geglüht, um Gussspannungen zu beseitigen.
Herstellung. Nach dem Gießen werden die Guss- Die Glühtemperatur liegt je nach Kohlenstoffgehalt
stücke einer langandauernden Glühbehandlung zwischen 800 oc und 900 °C.
8 WerkstofftiChnik 175
Eigenschaften. Stahlguss besitzt die Eigenschaf- Verwendung z.B. für Bremstrommeln, Brems-
ten von Stahl wie z.B. Festigkeit und Zähigkeit bei scheiben, Bremssättel, Hinterachsgehäuse, Rad-
gleichzeitiger Gießbarkeit, sodass sich dadurch naben, Anhängekupplungen für Lkw, Turbinen,
auch kompliziert geformte Werkstücke herstellen Hebel.
lassen.
•
Phosphor Warmfestigkeit Blaubrüchigkeit
p Dehnung, Zähigkeit, Schweißbarkeit
Dünnflüssigkeit bei EN-GJL
Schwefel Spanbrüchigkeit, Rotbrüchigkeit Zähigkeit, Schweißbarkeit,
15S10
s beim Schmieden Korrosionsbeständigkeit
Zusatzsymbole
Guss- Mindest- Bruch-
Zusatzsymbole für Stähle sind Bu chstaben und
werkstoff Gussart zugfestigkeit dehnung
Buchstaben mit Ziffern. Man unterteilt in Gruppe 1
c____=;5_~.-----------'l und Gruppe 2.
[GTS- 65- 02) Zusatzsymbole für Sta hle rzeugnisse (Tabelle 1) kön-
nen mit einem Pluszeichen (+) an den Kurznamen
.-----~' ~lr~------]_~ angehängt werden.
Schwarzer 650 N/mm 2 2%
Temperguss Beispiele für Stähle der Hauptgruppe 1
1. Maschinenbaustähle
Bild 1: Bezeichnung von Temperguss
Hauptsymbole
Bezeichnungssystem für Stähle nach EN
Kennbuchstabe: E Maschinenbaustähle
Die Kurznamen für Stähle und Stahlguss werden
Zahl: Mindeststreckgrenze R. in N/mm 2 für die gerings-
nach zwei Hauptgruppen gebildet: teErzeugnisdicke
• Hauptgruppe 1 • Hauptgruppe 2 z.B. R. = 335 N/mm 2
Gruppe 2
~
I
Is 235 IJRG1 !1w I
~
Zusatzsymbole
Gruppe 1 Gruppe 2
Kerbschlagarbeit Prüf- c mit besonderer
in Joule temp. Kaltumformbar-
27J 40J 60J oc keit
E zum Schmieden
JR KR LR + 20
N Normalgeglüht
JO KO LO 0 0 vergütet
+A weichgeglüht
J2 L2 L2 - 20 w wetterfest
+C kaltverfestigt G andere Güten, evtl. mit D für Schmelz-
1 oder 2 Ziffern z.B. G1 Iauchüberzüge
+N normalgeglüht
unberuhigt vergossen
+0 abgeschreckt bzw. gehärtet
0 Vergütet
+ QT vergütet
N Normalgeglüht
+U unbehandelt
11 Um Verwechslungen mit anderen Symbolen zu
vermeiden, kann bei den Arten des Überzugs ein S Hauptgruppe 2: Kurzname mit Hinweisen auf die
(z.B. + SA) bzw. bei dem Behandlungszustand ein T chemische Zusammensetzung (Tabelle 1, Sei-
(z.B. +TA) vorangestellt werden. te 177).
8 Werkstofftechnik 177
..........
~
I HS I 10-4-3-10
Kennzahlen
~
1
•
Unlegierte Stähle mit einem Gehalte der Legierungselemente
mittleren Mn-Gehalt < 1 % HS in Prozent in der Reihenfolge
W , Mo, V, Co.
I c J 35 I E I Z.B.
10 % W, 4 % Mo, 3 % V, 10 % Co
~ ~
Hauplllymbelil . Zusatzsymbole
~ '; ~· Gruppe 1 (Auswahl) 8.4.5 Einteilung und Verwendung
c C-Gehalt E vorgeschriebener der Stähle
für Kohlen- max. S-Gehalt
in _1_ % Die Stähle werden nach der Zusammensetzung in
stoff 100 R vorgeschriebener unlegierte und legierte Stähle und nach der Verwen-
z.B. Bereich dung in Baustähle und Werkzeugstähle eingeteilt
0,35 % c des S-Gehaltes
(Bild 1, Seite 178). Die legierten Stähle kann man in
Unlegierte Stähle mit ~ 1 % Mn-Gehalt, niedrig- und hochlegierte Stähle unterteilen. Nach
unlegierte Automatenstähle, ihrer Reinheit und ihren Gebrauchseigenschaften
sowie legierte Stähle, wenn der Gehalt der kann man sie auch als Grundstähle, Qualitätsstähle
einzelnen Legierungselemente < 5 % ist. oder Edelstähle bezeichnen.
Baustähle
I 10 I CrMo I 9-10 I Unter Baustählen versteht man Stähle, die zum Bau
~ ~ von M aschinen, Fahrzeugen, Geräten und im Stahl-
bau v erwendet w erden.
Hauplllymbelil Kennzahlen
Unlegierte Baustähle, z.B. S235JR (St 37-2),
Kennzahl Buchstabe mit Bindestrich
E335 (St 60)
C-Gehalt Symbole Kennzahl geteilt Für ihre Verwendung ist die Mindeststreckgrenze
. 1 o/c für Le- durch Faktor und die Schweißbarkeit entscheidend. Ihr Kohlen-
ln 1oo o gierungs- (Tabelle 1) stoffgehaltliegt zwischen 0,17 % und 0,5 %.
z. B. elemente ergibt den
Es sind Grundstähle und Qualitätsstähle. Sie lassen
0,10 % C z.B. Cr Prozentgehalt des
und Mo Legierungselem ents. sich gut spanend bearbeiten und sind schweißbar.
Die Qu alitätsstähle können mit allen Verfahren ge-
Z.B.
Cr: 9/4 = 2,25 % schweißt werden.
Mo: 10/10 = 1 % Verwendung. Z.B. für Stahlkonstruktionen, Maschi-
nenteile, Bleche, Schrauben, Muttern, Niete.
178 8 Werkstofftechnik
Einsatzstähle, z. B. C15, 16MnCr5 Verwendung. Für hoch beanspruchte Teile wie z.B.
Sie werden für Bauteile verwendet, die durch Ein- Kurbelwellen, Pleuelstangen, Gelenkwellen, Achs-
satzhärten eine harte und verschleißfeste Rand- schenkel, Lenkungsteile.
schicht und hohe Festigkeit erhalten sollen, wäh-
rend der Kern weich und zäh bleiben soll. Es können
legierte oder unlegierte Qualitäts- oder Edelstähle Sonderstähle
sein. Sonderstähle (Tabelle 1) sind Stähle mit besonderen
Eigenschaften für entsprechende Verwendungs-
Verwendung. Z.B. für Kolbenbolzen, Kurbelwellen,
zwecke wie z.B. nichtrostende Stähle, warmfeste
Zahnräder.
und hitzebeständige Stähle, Ventilstähle, Federstäh-
le. Es sind meist legierte Edelstähle.
I
I
Stähle
I
H Nach der Zusammensetzung
I
•
Radzierblenden
Auspufftöpfe
H Unlegierte Stähle
~ Grundstähle
Qualitätsstähle
Edelstähle
Auspuffrohre
Turbinenteile
~
Nach der Verwendung
l
- Baustähle - Unlegierte Baustähle Nichtrostende Stähle sind gegen Säure beständig .
Einsatzstähle Sie sind in der Regel tiefziehfähig und schweißbar.
Nitrierstähle
Vergütungsstähle Warmfeste und hitzebeständige Stähle behalten
Automatenstähle
Sonderstähle
durch Zusatz von Cr, Mo, Ni, V oder Si auch bei
hohen Temperaturen ihre Festigkeit und sind bis
1100 oc zunderbeständig .
'
- Werkzeugstähle - Kaltarbeitsstähle
Warmarbeitsstähle
Ventilstähle müssen bei guter Wärmeleitfähigkeit
Sch nella rbeitsstä h le warm-, abbrand-, zunder- und verschleißfest sowie
korrosionsbeständig sein. Sie sind mit Cr, Si, Ni und
V legiert.
Bild 1: Einteilung der Stähle
Federstähle müssen hohe Elastizität und Dauerfes-
Nitrierstähle, z.B. 31CrMoV9 tigkeit besitzen. Sie haben meist einen höheren
Sie sind mit Cr, Al, Mo oder Ni legiert und werden Si-Gehalt. Federstähle werden vergütet bzw. ge-
mit Stickstoff in der Randschicht gehärtet. härtet.
Schenkelbreite Schenkeldicke
•
Bild 1: Bezeichnung
•
Deckbleche 0,40 bis 1,25 mm
gut kaltumformbar. Zusätzlich steigert der Bake-Har-
dening-Effekt die Festigkeit der Stähle. Bild 1: Ölwanne aus Sandwichblech (Bondal)
Verwendung im Kfz: Karosserieverstärkungen, Längs-
Verwendung im Kfz: Ölwannen (Bild 1), Ventil - und
und Querträger, Fahrwerksteile.
Getriebedeckel, Stirnwände.
Complexphasen-Stähle (Kennbuchstabe CP). Z.B.
HCT780C. Sie sind mikrolegierte Stähle. Legierungs-
8.4. 7 Wärmebehandlung von
elemente sind z.B. Al, Mo, Mn, P, Si, Ti, V. Ihr fein-
körniges Gefüge entsteht durch eine Wärmebehand- Eisenwerkstoffen
lung . Selbst geringste Kaltverformungen bewirken
Wärmebehandlung von Eisenwerkstoffen ist ein
eine hohe Kaltverfestigung. Durch diese Kaltverfes-
Ändern der Stoffeigenschaften um die Härte,
tigung bedingte hohe Beulfestigkeit eignet sich der
die Festigkeit und die Bearbeitbarkeit zu verbes-
Werkstoff für großflächige Bauteile. Diese Stähle
sern .
sind sehr wärmeempfindlich . Ihre Festigkeit verrin-
gert sich beim Erwärmen erheblich.
Diese Eigenschaften hängen von Gefügeaufbau, Koh-
Verwendung im Kfz: Karosserieverstärkungen, Tü- lenstoffgehalt und den Legierungsbestandteilen ab.
ren, Däche r, Motorhauben.
Das Eisen-Kohlenstoff-Schaubild zeigt den Gefüge-
TRIP-Stähle = Transformation lnduced Plasticity zustand des Stahls in Abhängigkeit vom C-Gehalt
(Kennbuchstabe T). Z.B. HCT600T, HCT780T. Sie und der Temperatur (Bild 1, Seite 181).
sind gut umformbar. Der Bake-Hardening-Effekt stei-
Stahl mit 0,8 % C (eutektoider Stahl). Das einheit-
gert die Festigkeit der Stähle um bis zu 40 MPa .
liche Gefüge besteht aus Ferrit-Körnern, die von
Verwendung im Kfz: Crash relevante Bauteile, die dünnen Zementit-Streifen durchzogen sind. Man
bei der Herstellung stark umgeformt werden müs- nennt dieses Gefüge wegen des perlmuttartigen
sen, z.B. Seitenaufprallschutz. Aussehens Perlit.
Martensitphasen-Stähle (Kennbuchstabe MS). Z.B. Stahl mit weniger als 0,8 % C (untereutektoider
HCT1200MS. Sie sind Stähle, die durch ihr feines Ge- Stahl). Der C-Gehalt reicht zur Bildung eines reinen
füge eine hohe Zug- und Verschleißfestigkeit besit- Perlit-Gefüges nicht aus. Das Gefüge besteht aus
zen. Durch die hohe Festigkeit des Werkstoffs, ist die Ferrit und Perlit.
Umformung aufwendig. Der Bake-Hardening-Effekt
Stahl mit mehr als 0,8% C (übereutektoider Stahl) .
steigert die Festigkeit um bis zu 30 MPa .
Der C-Gehalt ist größer als zur Bildung von Perlit
Verwendung im Kfz: Türaufprallträger, Karosserie- notwendig ist. Außer Perlit entsteht noch Zementit.
ve rstärkungen, Türverstärkungen.
Gefüge des unlegierten Stahls
Mangan-Bor-Stähle (Kennbuchstabe MnB). Z.B.
MnB1500. Sie sind höchstfeste Stähle. Die Stahl- Unlegierter Stahl enthält neben reinem Eisen (Ferrit)
blechplatinen werden rot glühend in einer Presse noch bis zu 2,06 % Kohlenstoff, der sich mit einem
umgeformt. Durch anschließende gezielte Abküh- Teil des Eisens zu Eisencarbid Fe 3C, (Zementit) che-
lung in der Presse wird die hohe Bauteilfestigkeit misch verbunden hat. Zementit ist hart und spröde,
eingestellt. reines Eisen weich und zäh.
Verwendung im Kfz: Tragende und sicherheitsrele- Erwärmung des Gefüges
v ante Strukturteile wie B-Säulen, Schweller, Mittel- Bei Erwärmung über 723 oc wandelt sich das Ge-
t unnel, Dachrahmen . füge des Stahls um, weil sich die Kristallform des
8 Werkstofftechnik 181
Eisens ändert und der Zementit zerfällt. Die kubisch- Weichglühen wird je nach Kohlenstoffgehalt zwi -
raumzentrierten Kristalle (Bild 1) des Ferrits klap- schen 680 oc und 750 oc durchgeführt, um das Werk-
pen zu kubisch-flächenzentrierten Kristallen um . Im stück danach besser spanlos oder spanend formen
leeren Würfelraum des flächenzentrierten Kristalls zu können.
kann sich ein C-Atom des zerfallenden Zementits Normalglühen wird je nach Kohlenstoffgehalt
einlagern (Bild 1). Da das Einlagern des C-Atoms im zwischen 750 oc und 950 oc durchgeführt, um nach
Kristall im festen Zustand vor sich geht, spricht man dem Walzen oder Schmieden wieder ein gleichmä-
von einer festen Lösung des Kohlenstoffs im Eisen . ßiges, feinkörniges Gefüge zu erzielen.
Die entstehenden Mischkristalle nennt man Austenit.
Spannungsarmglühen wird zwischen 550 oc und
Die Perlitkörner des Gefüges wandeln sich unmittel- 650 oc durchgeführt, um innere Spannungen, die
bar bei 723 oc in Austenit um . Der daneben je nach durch Walzen , Schmieden, Schweißen entstanden
C-Gehalt noch vorhandene Ferrit und Zementit sind, zu beseitigen.
wandelt sich bei weiterer Erwärmung bis zur Linie
G-S-E in Austenit um . 1000
oc
Abkühlen und Abschrecken 900
•
Bei langsamer Abkühlung bilden sich immer wieder
800
die alten Gefüge zurück. Beim Abschrecken aus dem ~
Temperaturbereich oberhalb der G-S-K-Linie wird "':;; 700
n.
jedoch die Perlitbildung unterdrückt. Beim Umklap- E
pen des Kristallgitters von der flächenzentrierten in ~ 600
die raumzentrierte Form bleibt den C-Atomen keine
Zeit, um mit Eisenatomen Zementit zu bilden. Die 500 0
0,2 0,4 0,6 0,8 % 1,2
C-Atome werden in den raumzentrierten Kristallen Kohlenstoffgehalt - -
eingespannt. Es entsteht ein verzerrtes Kristallgitter, Bild 2: Glühtemperaturen
wodurch der Stahl sehr hart und spröde wird . Das
entstandene feinnadelige Gefüge wird als Martensit
Härten von Werkzeugstahl
bezeichnet.
1147 oc
1100
Kristalle:
oc kub isch-flächenzentriert
1000
C-Atom in der
Würfelmitte
911
900
~
800
:;;"'
n.
E 723
~ 700
600
500
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 % 2,06
Kohlenstoffgehalt -
•
einer Wasserbrause abgeschreckt.
Durch das Härten soll der Stah l hart und verschleiß-
Erwärmen Abschrecken
fest gemacht werden. Die Härtetemperatur von un-
legiertem Werkzeugstahl liegt zwischen 770 oc und Brenn gas-
830 °(. Fü r niedriglegierte und hochlegierte Werk- Sauerst off-
Gemisch
zeugstähle sind höhere Härtetemperaturen erforder-
~
lich.
Je nach Abschreckmitte l unterscheidet man:
• Wasserhärtung, vorwiegend für unlegierte Werk-
zeugstähle.
• Ölhärtu ng, vorwiegend für niedriglegierte Werk-
zeugstähle. Bild 2: Flammhärten
• Lufthärtung f ür hochlegierte Werkzeugstähle.
Induktionshärten (Bild 3). Eine Hochfrequenzspu-
Anlassen le umgibt das Werkstück in geringem Abstand . Ein
hochfrequenter Wechselstrom in der Spule indu-
Anlassen ist das Wiedererwärmen gehärteter ziert starke Wirbelströme, welche die Randschicht
Werkstücke mit nachfolgendem Abkühlen. des Werkstücks schnell auf Härtetemperatur erwär-
men. Mit einer Wasserbrause wird abgeschreckt,
Nach dem Abschrecken sind die Werkzeuge glas- noch bevor die Wärme bis ins Innere vordringt.
hart und spröde geworden. Durch Anlassen z.B. bei
Temperaturen zwischen 180 oc und 400 oc wird die
ungehärtet er Bolze n
Zähigkeit verbessert und die Sprödigkeit vermindert;
auch die Härte nimmt etwas ab, der Stahl bekommt
seine Gebrauchshärte.
Härte- und Anlasstemperaturen sowie Abschreck-
m ittel sind für die jeweilige Stahlsorte aus den Werk-
stoffblättern der Stahlhersteller zu entnehmen.
Randschichthärten
•
Legierungen
e
Dichte > 5 kg/dm3 Dichte e < 5 kg/dm 3
I I
z.B. Kupfer Cu z.B. Aluminium Al
Blei Pb Magnesium Mg G- Guss (a llgemein ) GI- Gleitmetall
Zink Zn Titan Ti GD- Druckguss L- Lot
Zinn Sn GK- Kokillenguss Lg- Lagermetall
Nickel Ni GZ- Schleuderguss V- Vorlegierung
Kurzzeichen für besondere Eigenschaften,
Bild 1: Einteilung der NE-Metalle Behandlungszustand, Zugfestigkeit
a ausgehärtet g geglüht
Die meisten reinen Metalle, wie z. B. Kupfer, Blei, ka kalt ausgehärtet zh gezogen
Aluminium , sind sehr weich und besitzen nur gerin- F +Kennzahl für Zugfestigkeit in 1110 N/mm 2
ge Festigkeit. Durch Legieren lassen sich die Eigen-
schaften der reinen Metalle verbessern.
Unter Legieren versteht man das Mischenzweier Herstellung, Grund- Legierungs- Prozent-
oder mehrerer Metalle in flüssigem Zustand . Verwendung metall zusätze anteile
•
• Gute elektrische Leitfähigkeit
• Gute Wärmeleitfähigkeit
• Gut verformbar und gut legierbar
• Gut spanbar durch Werkzeuge mit großen Span-
winkeln
Aluminiumlegierungen
Kupfer (Cu) Sie werden unterteilt in Knet- und Gusslegierungen .
Wesentliche Eigenschaften Es g ibt aushärtbare und nicht aushärtbare Legie-
rungen . Aushärtbare Legierungen dürfen nicht er-
• Weich , zäh, dehnbar
wärmt werden . Die Eigenschaften der Aluminium-
• Rotbraune Farbe
legierungen werden besonders durch die Elemente
• Dichte 8,93 kg/dm 3 Mg, Si, Mn und Cu beeinflusst. Enthält eine Al-Legie-
• Gute Leitfähigkeit für Elektrizität und Wärme rung Cu, neben Al, Si und Mn ist sie aushärtbar und
• Korrosions- und feuerbeständig ihre Festigkeit deutlich erhöht (Tabelle 3).
• Sehr gut kalt und warm umformbar
• Gut weich- und hartlötbar
• Schweißbar
• Schlecht gießbar
• Gut spanbar durch Werkzeuge mit großem Span-
w inkel
Verwendung
Z.B. für elektrische Leitungen, Rohre für Benzin, Öl
oder Wasser, Kühler, Dichtungen und Legierungen
(Tabelle 2). Verwendung
Reinaluminium , z.B. für Folien , Reflektoren , Zierleis-
ten, elektrische Leitungen (E-AI 99,7). Legierungszu-
satz und Legierungen (Tabelle 4).
186 8 Werkstofftechnik
Knetlegierungen
WERKSTATIHINWEISE FÜR DEN UMGANG MIT
MgAI3Zn1 : Bleche, Stangen, Schmiedeteile
ALUMINIUMLEGIERUNGEN
MgAISZn: Querlenker, Motorradfelgen
• Direkten Kontakt mit Bauteilen aus anderen
metallischen Werkstoffen vermeiden, z.B. Sicherheitshinweis
durch Klebeschicht, Oberflächenbeschichtung
Brennendes Magnesium darf nicht mit Wasser
eines Bauteils
gelöscht werden, da Magnesium dem Wasser
• Berührung von Aluminiumbauteilen mit Eisen-
Sauerstoff entzieht und reinen Wasserstoff frei-
spänen vermeiden. setzt. Es kommt zur Knallgasexplosion. Löschmit-
• Bei der Verwendung von Verbindungselemen- tel sind Sand, Graugussspäne oder Feuerlöscher
ten aus Al-Legierungen, z.B. Schrauben, Mut- der Brandklasse D.
tern, sind die Herstellerangaben zu beachten.
Titan (Ti)
Magnesium (Mg) Eigenschaften
Eigenschaften
• Silberig glänzend
• Silberig glänzend
• Dichte 4,5 kg/dm 3
•
• Geringe Dichte 1,74 kg/dm 3
• Sehr korrosionsbeständig
• Nicht korrosionsbeständig, da sich keine dichte
• Hohe Festigkeit und Dehnbarkeit
Oxidschicht auf der Oberfläche bildet
• Härte und Zugfestigkeit lassen sich durch Legieren
• Weich, geringe Zugfestigkeit
steigern
• Härte und Zugfestigkeit lassen sich durch Legieren
steigern Eigenschaften der Titan-Knetlegierungen
ln der Fahrzeugtechnik werden ausschließlich Titan-
Magnesiumlegierungen
Knetlegierungen eingesetzt. Durch Zulegieren von
ln der Fahrzeugtechnik werden ausschließlich Mag-
Aluminium, Vanadium und Zink werden Zugfestig-
nesiumlegierungen eingesetzt. Dazu werden dem
keit und Warmfestigkeit erheblich gesteigert (Rm bis
Reinmagnesium Legierungselemente beigemengt.
1000 N/mm 2 ) . Titanlegierungen sind schweißbar,
Die wichtigsten Legierungselemente sind Alumi-
korrosionsbeständig und lassen sich wie Stahl span-
nium, Mangan und Zink. Man unterscheidet Knet-
los und spanend verformen.
und Gusslegierungen.
Eigenschaften der Legierungen
Die Festigkeit und Zähigkeit von Mg-Legierungen
wird durch spanlose Umformung, wie Kaltwalzen,
Strangpressen, Gesenkschmieden verbessert. Bei der
spanenden Bearbeitung entstehen leicht brennbare
Späne. Verbindet man Bauteile aus Magnesiumlegie-
rungen mit anderen metallischen Werkstoffen, so ist
darauf zu achten, dass keine Kontaktkorrosion ent-
steht. Vergleiche Werkstatthinweise Al-Legierungen. Bild 2: Pleuelstange aus Titan
Verwendungsbeispiele
Motorsport, z.B. Räder, Felgen, Pleuelstange (Bild
2) aus TiAI6V4, Radnaben (Bild 3), Luft- und Raum-
fahrt, z.B. Rotorsterne von Hubschraubern, Ver-
dichterturbinenteile, Medizin, z.B. Chirurgische Ins-
trumente, Prothesen, Elektronik, z.B. Gehäuse für
Handys.
Verwendungsbeispiele
Gusslegierungen
GD-MgAI9Zn1: Zylinderkopfhaube (Bild 1), Gehäuse
für Kettensägen Bild 3: Radnabe aus Titan für einen Formei-1-Rennwagen
8 Werkstofftechnik 187
Kunststoffarten
Bild 3: Kunststoffarten
188 8 Werkstofftechnik
•
kasten
PTFE Dichtungen PA Lüfterrad
I
cke, Warmleim, Kaltleim. molekülen. Die weitmaschige Vernetzung ent-
steht bei der Vulkanisation (Bild 4).
PF Vergaserflansch
Verteiler-
MF
kappe
CJ I IIC)
oder gummielastisch, haftfä hig, schäum bar.
Anwendung:
Hart-PUR: Lager, Zahnräder;
Mittelhart bis Weich-PUR: Stoßfänger, Kleber
PUR-Schaum: Fahrzeugpolster, Integralschaum für
Verkleidungen im Kfz. Bild 5: Anwendungen für NR und SBR
190 8 Werkstofftechnik
Schmierstoffplättchen
I
Bild 3: Flüssigkeitsreibung Schmier-
Schmierstoffarten
spalt
t ~\ GI \ bene
'i
Als Schmierstoffe können im Kraftfahrzeug flüssige,
pastöse und feste Stoffe eingesetzt werden. Je nach
Einsatzbedingung wird der geeignete Schmierstoff
t I I
angewendet. Bild 6: Fester Schmierstoff im Schmierspalt
9 Reibung, Schmierung, Lager, Dichtungen 193
Gleitlager •
Belastung I
i
Lage r
Ölnut
•
Öl eintri tt
•
der Gleitschicht über die gesamte Lebensdauer des
Lagers erhalten.
Schmiertaschen
Pleuelstange Haltenase Bild 2: Wartungsarme und wartungsfreie Gleitlager
Wälz-
körper
Kugellager
Bild 1: Wälzlager
Rollenlager
11811
Kegelrollenlagern wird dabei auch gleichzeitig das
radiale Spiel verringert (Bild 5). Bei der 0- oder X-
Anordnung von Lagern werden beide Lager als Fest-
lager verbaut. Deshalb können sie axiale Längenän-
derungen infolge Wärm e nicht ausgleichen und sind
somit nur für kurze Well en geeignet.
Rillen· Zylinder· Nadel· Kegel- Tonnen·
kugellager rollenlager Iager rollenlag er Iager
0-Anordnung X-Anordnung
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Wie können Wälzlager nach der Grundform der
Punkt-
berührung -l - Linien-
berührung Wälzkörper unterteilt werden?
2 Welche Aufgabe haben Fest- und Loslager?
Bild 3: Berührungsformen in Wälzlagern
196 9 Reibung, Schmierung, Lager, Dichtungen
s
Dichtungen sind abdichtende Teile an ruhenden
oder beweglichen Trennflächen von Maschinen ,
Apparaten, Rohrleitungen und Behältern.
Aufgaben
Dichtmasse Dichtung + Dichtmasse
• Räume mit verschiedenem Druck gegeneinander
abschl ießen (z.B. Verbrennungsraum und Ölka-
Bild 2: Dichtmasse und Dichtung
näle).
• Räume mit unterschiedlichen Betriebsmitteln Profildichtungen. Die Dichtwirkung entsteht durch
voneinander trennen (z.B. Öl- und Kühlmittelka- Verformung des gummielastischen Dichtwerkstoffs.
näle) . Das verspannte Profil erzeugt den erforderlichen
• Räum e vor dem Eindringen von Fremdkörpern Anpressdruck an der abzudichtenden Fläche z.B.
schützen (z.B. Wälzlager vor Staub) . bei Runddichtungen (Bild 3), Rechteckdichtungen
• Maschinen bzw. Anlagen vor Verlusten von Be- (Gummidichtung am Bremskolben einer Scheiben-
triebs- und Schmierstoffen schützen (Kraftstoff an bremse) .
der Kraftstoffpumpe).
•
Rechteckdichtring Faltenbalg
Statische Dichtungen
Abdi chtungen an ruhenden Flächen sind möglich
durch metallische Abdichtungen, Weichstoffdich-
tungen, Dichtmassen.
Der Dichtungswerkstoff muss sich durch Pressung
den Unebenheiten der Dichtflächen anpassen . Au- Runddichtrin ge
ßerdem kann er auch die von den Spanneinrich-
tungen (z.B. Schrauben, Schnappverschlüssen) aus- Bild 3: Profildichtungen und Faltenbalg
gehenden Anpresskräfte gleichmäßig verteilen.
Faltenbälge. Sie sollen Lagerstelien vor Schmutzein-
Metallische Abdichtung. Sie wird erreicht durch tritt schützen und enthalten oftmals das Schmierfett
hohe Passgenau igkeit, hohe Oberflächenqualität zur Schmierung der Gelenke (Bild 3).
(geringe Rautiefe) und große Flächenpressung an
den Dichtflächen (Bild 1). Dynamische Dichtungen
Weichstoffdichtung. Aufgrund der Flächenpressung Der Dichtwerkstoff muss bei sich gegeneinander be-
wird der Werkstoff der Dichtung so verformt, dass er wegenden Dichtflächen die unvermeidbare Undicht-
sich den zu dichtenden Flächen anpasst (Bild 1), z.B. heit möglichst gering halten .
bei Ventildeckeldichtungen.
Radiai-Wellendichtringe. Sie eignen sich zum Ab-
dichten von sich drehenden Bauteilen. Die Abdich-
hoh e Pressung m ittl ere Press un g
tung der Welle erfolgt durch An presse n der Dicht-
'''''''' §====1
'''''''' lippe an die Wellenoberfläche. Dies geschieht durch
E
eine Schlauchfeder und die Übermaßpressung
(Presssitz) am AußenmanteL Bei drehender Bewe-
gung der Welle entsteht an der Dichtlippe infolge
hydrodynamischer Schmierung ein Dichtspalt von
m et all ische Di chtung
tttttttt etwa 1 fJm . Durch diesen Spalt tritt geringfügig Öl
Weichstoffdichtung
hindurch und schmiert die Dichtlippe (Bild 4).
Bild 1: Metallische Dichtung und Weichstoffdichtung
Dichtmassen. Sie bilden unter Einfluss der Anpress-
kräfte ein sich selbst formendes Dichtelement, ent-
sprechend einer Weichstoffdichtung. Die Uneben- Inn endruck
heiten und Rautiefen werden durch einen flüssigen
oder pastösen Stoff ausgefüllt (Bild 2). Fede r
Reihen-
motor
Boxer-
motor
Kolben-
bolzen
V-Mot or
Bild 1: Einteilung nach Art der Zylinderanordnung Bild 2: Aufbau eines Otto-Viertaktmotors
198 I 0 Aufbau und Wirkungsweise des Viertaktmotors
Die 4 Takte des Arbeitsspieles sind Ansaugen, Verdichten, Arbeiten und Ausstoßen (Bild 1). Ein Arbeits-
spiel läuft in 2 Kurbelwellenumdrehungen ab (720° Kurbelwinkel).
~ -OT
-UT
•
Es: EV schließt
UT UT UT = unterer Totpun kt UT UT
1. Umdrehung 2. Umdrehung
Ansaugen Verdichten Arbeiten Ausstoßen
verbranntes unverbranntes
10.1.3 Verbrennungsablauf Ottomotor Gemisch Gemisch
D.a. ~!.!.r.
\L~hr.enn.ung, des, Kraftstoff-Luft-Gemisches
ZiJndkem
nur eine sehr kurze Zeitspanne zur Verfügung steht
(die Verbrennung ist schon kurz nach OT abge-
schlossen), müssen im verdichteten Gemisch Kraft- Flammenfront
stoff- und Sauerstoffmoleküle nahe beieinander durch Selbst-
zündung
liegen. Der zur Verbrennung nötige Sauerstoff wird
aus der angesaugten Luft entnommen . Da in der Luft Bild 1: Klopfende Verbrennung
nur etwa 20 % Sauerstoff enthalten sind, muss dem
Diese Selbstzündung , die in mehreren Zündker-
Kraftstoff verhältnismäßig viel Luft beigemischt wer-
nen gleichzeitig die Entflammung auslöst, führt zu
den . Die zur vollkommenen Verbrennung notwen-
einer überschnellen, schlagartigen Verbrennung,
dige Mindestluftmenge, der theoretische Luftbedarf,
wobe i sich die kugelförmigen Flammenfronten auf-
beträgt f ür 1 kg Benzin etwa 14,7 kg Luft(- 12m 3 bei
einander zubewegen . Es entstehen Verbrennungs-
einer Dichte von e = 1,29 kgfm 3).
geschwindigkeiten von 300 m/s bis 500 m/s, die zu
Der im Kraftstoff enthaltene Kohlenstoff verbrennt stark überhöhten Drücken führen (Bild 2) .
mit dem Sauerstoff zu Kohlendioxid (C0 2 ), der ent-
haltene Wasserstoff verbindet sich mit dem Sau-
erstoff zu Wasserdampf (H 2 0). Der in der Luft ent-
haltene Stickstoff nimmt an der Verbrennung nicht
teil. Bei hohen Drücken und Verbrennungstempera-
t klopfende
Verbrennung
turen bilden sich jedoch schädliche Stickoxide (NOxl · "'
.0
c
Vollkommene Verbrennung: normal e
Verbrennung
Die chemische Energie des Kraftstoffes wird in
Wärmeenergie umgesetzt. Kurbelwinkel in kW - -
Hochgeschwindigkeitsklopfen
Es ist ein Klopfen, das meist im oberen Drehzahl-
bereich bei Volllast auftritt. Ursache ist häufig Kraft-
stoff mit zu niedriger MOZ bzw. Kraftstoff, bei dem der
Unterschied zwischen ROZ und MOZ (= Sensitivity) zu
•
groß ist. Dadurch kann es zur Überhitzung des Motors
kommen. Es können Schäden wie durchgebrannte
Ventile, Kolbenböden und Zylinderkopfdichtungen
sowie Kolbenfresser auftreten.
Glühzündungen
Sie werden durch glühende Teile im Verbrennungs-
raum des Motor ausgelöst, schon bevor die nor-
male Entzündung des Kraftstoff-Luft-Gemisches
durch den Zündfunken eintritt (unkontrollierte Früh-
zündung) .
Bild 1: Fahrzeugdieselmotor für PKW
Wie der Ottomotor, ist auch der Dieselmotor eine • Betrieb mit Diesel- oder Biodieselkraftstoff.
Verbrennungskraftmaschine. • Innere Gemischbildung
Während des Ansaugtaktes gelangt nur Luft in
Aufbau den Zylinder. Das Kraftstoff-Luft-Gemisch wird
Der Dieselmotor (Bild 1) besteht wie der Ottomotor während des Verdichtungstaktes durch Einsprit-
im Wesentlichen aus 4 Baugruppen und zusätzlichen zen von Kraftstoff unter hohem Druck in den Zy-
Hilfseinrichtungen: linder gebildet.
• Motorgehäuse • Selbstzündung
Der Kraftstoff entzündet sich sofort nach dem Ein-
• Kurbeltrieb
spritzen an der durch das Verdichten sehr heiß ge-
• Motorsteuerung wordenen Luft von selbst. Die Verdichtungsend-
• Kraftstoffanlage mit Einspritzausrüstung, Kraft- temperaturliegt über der Zündtemperatur.
stoffförderpumpe, Kraftstofffilter, Hochdruckein- • Qualitätsregelung
spritzanlage z.B. Der Saugmotor ist ungedrosselt, d.h. vor den An-
- Common-Raii-System saugkanälen befindet sich keine Drosselklappe.
- Pumpe-Düse-System Somit wird über den gesamten Drehzahlbereich
• Hilfseinrichtungen als Füllung eine weitgehend gleichbleibende
Motorschmierung, Motorkühlung, Auspuffanla- Luftmenge zugeführt. Die Laststeuerung erfolgt
ge, Aufladesystem, z.B. mit Abgasturbolader und durch Veränderung der einzuspritzenden Kraft-
Ladeluftkühlung, Kaltstarteinrichtung, z.B. Vor- stoffmenge, wodurch sich das Kraftstoff-Luft-Ge-
glühanlage. misch je nach Betriebszustand verändert.
1 0 Aufbau und Wirkungsweise des Viertaktmotors 201
Die 4 Takte des Arbeitsspieles sind wie beim Ottomotor Ansaugen, Verdichten, Arbeiten und Ausstoßen
(Bild 1). Ein Arbeitsspielläuft in 2 Kurbelwellenumdrehungen ab (720° Kurbelwinkel).
Einspritzinjektor
EV AV
Beim Abwärtsgehen des Beim Aufwärtsgehen des Gegen Ende des Verdich- Das Auslassventil öffnet
Kolbens entsteht infolge Kolbens wird die Luft auf tungstaktes, etwa 15° KW 30° KW bis etwa 60° KW
der Raumvergrößerung den 14. bis 24. Teil des ... 30° KW vor OT, wird fein vor UT, dadurch wird die
im Zylinder eine Druckdif- ursprünglichen Zylinder- zerstäubter Dieselkraftstoff Abgasausströmung be-
ferenz Pa von - 0,1 bar ... raumes verdichtet. Dabei unter hohem Druck (bis günstigt und der Kurbel-
-0,3 bar gegenüber dem erwärmt sich die Luft auf 2050 bar) in den Brennraum trieb entlastet . Durch den
Außendruck. Durch den 600 oc ... 900 °C. Da sich die gespritzt. ln der heißen Luft am Ende des Arbeitstaktes
größeren Außendruck Luft bei der hohen Tem- verdampft der Kraftstoff noch vorhandenen Druck
wird Luft in den Zylinder peratur nicht ausdehnen und vermischt sich mit der von 4 bar ... 6 bar puffen
gedrückt. Das Einströmen kann, steigt der Verdich- Luft. Da die Temperatur der die 550 oc ... 750 oc heißen
der Luft erfolgt ungedros- tungsenddruck auf 30 bar verdichteten Luft höher als Abgase aus dem Zylinder.
selt, da eine Drosselklappe ... 55 bar an. Motoren mit die Selbstzündungstempe- Beim Aufwärtsgehen des
fehlt. Um möglichst viel Nebenbrennräumen, w ie ratur des Dieselkraftstoffes Kolbens wird der Abgas-
Ansaugluft in den Zylinder z.B. einer Wirbelkammer, ist, wird die Verbrennung rest m it einem Druck von
zu bekommen, öffnet das müssen höher verd ich- ausgelöst. Die Zeit, die 0,2 bar ... 0,4 bar ausge-
Einlassventil bis zu 25° KW tet w erden, da durch die zwischen Einspritzbeginn stoßen. Das Auslassventil
vor OT; es schließt erst bis größere Brennraumober- und Verbrennungsbeginn schließt etwas vor oder
zu 28° KW nach UT, um ei n fläche W ärmeverluste verstreicht, ist der Zünd- nach OT. Durch die ni edri-
Nachströmen der Ansaug- entstehen. Während des verzug. Durch den hohen geren Abgastemperaturen
luft zu ermöglichen. Im Verdichtungstaktes sind Verbrennungsdruck von sind die Wärmeverluste
Zylinder erwärmt sich die Einlassventil und Auslass- bis zu 160 bar bewegt sich niedriger als beim Otto-
Luft auf 70 °C bis 100 oc. ventil geschlossen. der Kolben nach UT. Da- motor (höherer Wirkungs-
bei wird Wärmeenergie in grad).
mechanische Arbeit umge-
wandelt.
E von indirekt einspritzenden Motoren liegt zwischen liegt es zwischen 14 und 19.
18 und 24.
10.2.3 Verbrennungsablauf Dieselmotor Nageln des Dieselmotors
Ist die Motor- und Ansauglufttemperatur niedrig,
z.B. beim Kaltstart des Motors, so verlängert sich die
Die Einspritzung erfolgt beim Dieselmotor so,
Zeit, die zur Bildung des inneren Gemisches ben ö-
dass die Hauptkraftstoffmenge erst dann in den
Verbrennungsraum gelangt, wenn sich dort tigt wird. Der Zündverzug wird zu groß (über 0,002 s)
schon die ersten Teile des Kraftstoffes entzündet und der angesammelte Kraftstoff verbrennt schlag-
haben, so dass der weiter eingespritzte Kraftstoff artig mit einem lauten Geräusch, der Dieselmotor
kontinuierlich abbrennt. nagelt ("klopft" ). Ausgelöst wird die schlagartige
Verbrennung durch mehrere Zündkerne, die aus
angehäuftem Kraftstoff im Verbrennungsraum her-
Ablauf der inneren Gemischbildung vorgehen. Die dadurch entstehenden hohen Druck-
Nach beginnender Einspritzung muss der noch flüs- spitzen können zu Schäden am Kurbeltrieb führen.
sige Kraftstoff in ein zündfähiges Gemisch umge- Das Nageln kann verm indert we rden durch Vorein-
wandelt w erden . Tabelle 1 gibt den zeitlichen Ablauf spritzen einer kle inen Kraftstoffmenge.
vom Einspritzbeginn bis zur Selbstzündung wieder. Zu großer Zündverzug tritt ein bei ...
Für die innere Gemischbildung wird der heißen Luft
• ... kaltem Motor/kalter Ansaugluft
Wärme entzogen, sodass diese abkühlt. Die Lufttem-
• ... schlechter Kompression
peratur muss aber immer über der Selbstzündungs-
• ... Kraftstoff mit zu niedriger Cetanzahl
temperatur des Kraftstoffs liegen.
• ... tropfenden Injektoren.
Die Zeitdauer, die für den Ablauf der inneren ln der Übergangsphase vom Ausstoßtakt zum
Gemischbildung bis zur Auslösung der Verbren- Ansaugtakt sind sowohl Einlass- als auch
nung erforderlich ist, nennt man Zündverzug. Auslassventil geöffnet.
Liefergrad (Füllungsgrad) Vergleicht man den Raum oberhalb des Kolbens vor
dem Verdichten (Hubraum Vh + Verd ichtungsraum
Der Liefergrad ist das Verhältnis von tatsächlich Vcl mit dem Raum oberhalb des Kolbens nach dem
angesaugtem Kraftstoff-Luft-Gemisch in kg zur Verdichten (Verdichtungsraum Vcl. so erhält man
theoretisch möglichen (vollkommenen) Füllung das Verdichtungsverhältnis E (Bild 1).
des Zylinders mit Kraftstoff-Luft-Gemisch in kg.
Verdichtungs- Hubraum+ Verdichtungsraum
Bei innerer Gemischbildung ist der Liefergrad das verhältn is Verdichtungsraum
Verhältnis von angesaugter Luftmasse zur theore-
tisch möglichen Luftfüllung in kg.
Bei Saugmotoren liegt der Liefergrad bei Volllast
OT
zwischen 0,6 und 0,9 (Füllung 60 % bis 90 %), wäh-
rend bei aufgeladenen Motoren ein Liefergrad von "'
..0
1,2 bis 1,6 (Füllung 120 % bis 160 %) möglich ist. I
::J
UT
I
AL Liefergrad (Füllungsgrad )
m, Angesaugte Masse an Frischluft oder Kraftstoff-Luft-
Gemisch in kg
m,h theoretisch mögliche Masse an Frischluft oder Kraft- "'
..0
stoff-Luft-Gemisch in kg ::J
I
1
OT OT OT
2 2 2
3
4
CD => 0 3
4
CD => ® 3
4
5
6
Verdichtung
f = 8: 1
0 5
6
Verdichtung
e= 8 : 1
0 5
6
7 7 7
8 8 8
UT UT Verdichtungswärme UT Verdichtungswärme
unberücksichtigt berücksichtigt
_C\
Mit zunehmendem Verdichtungsverhältnis steigt Ve rhindert man die Ausdehnung, z.B. beim Ver-
die Verdichtungsendtemperatur an (Tabelle 1, Sei- dichten (Bild 1). so verdoppelt sich der Druck. Durch
te 203). Deshalb ist das Verdichtungsverhältnis durch die Wärmeabgabe an den Zylinderwänden liegt der
die Selbstzündtemperatur des Kraftstoffes begrenzt. Enddruck jedoch in der Realität niedriger.
• "'
.0
.0:
Q.~st~se~
Zündzeitpunkt
zu früh
Zündzeitpunkt
zu spät
Ventile, Kolben -
ringe undicht
Eö: EV öffnet 15° vor OT
Es: EV schließt 40° nach UT
UT
Aö: AV öffnet 44° vor UT
As: AV schl ießt 22° nach OT
1
Einzylinder
stehend
2 x gelagert ~
1
~
Zweizylinder
Boxermotor
2 x gelagert
2
Zweizylinder
Reihenmotor
2 x gelagert
1 1 ... 3 [ ]
,Q~,
Dreizylinder
Reihenmotor
4 x gelagert ~ 2 3
Vierzylinder
1 4 1. . 4n
~ r] )
Reihenmotor
5 x gelagert
2 3
"'-· .
1 4
c r]~·
~
Vierzylinder
Boxermotor 2 4
Cl} ::J
3 x gelagert 1 "'-· . 3
3 2
1 1 ... 5111
Fünfzylinder
Reihenmotor
6 x gelagert ~ 2 3
5$lj r2 3
Sechszylinder
Reihenmotor
7 x gelagert
Achtzylinder (~)
1 .5~~6.2
gebräuchlichste
V-Motor- 90° Zündfolge
1- 5- 4 - 8 - 6- 3- 7- 2
5 x gelagert (1-8-2 - 7 - 4 - 5 - 3 - 6)
3,7 - - - 4,8
(1 - 6 - 3 - 5 - 4 - 7 - 3 - 8)
•
::!;: 180
"' Leistung dagegen weit im oberen Drehzah lbereich
~
E
Q)
Ol
c: g/kWh ~ liegen. Dadurch ergibt sich ein breiter elastischer Be-
E ::>
350 ~ reich , der sich günstig auf die Getriebeabstimmung
0 t) 50
E 90 ·c;; ] 300 auswirkt, da das Drehmomentband größer wird.
..c: ...J ~
Q) ~
0 250 ~
c. Verbrauchskennfeld. Im Diagramm (Bild 2) wird das
0 <n
0 2000 4000 min- 1 6000 Drehmoment über der Drehzahl bei unterschied-
Drehza hl n - - - lichem spezifischen Kraftstoffverbrauch dargestellt.
Es entstehen Kurven mit konstantem spezifischen
Bild 1: Volllast-Kennlinieneines Otto-Viertaktmotors Kraftstoffverbrauch, die sich teilweise schließen.
E 80kW
Theoretisch müsste im ganzen Drehzahlbereich 0
E 320 g/kWh
bei gleicher Stellung der Drosselklappe sowohl ..c:
Q)
Es gibt das Verhältnis von Hub zu Bohrung an. Das Leistungsgewicht des Motors gibt an,
welches Baugewicht der Motor je 1 kW größter
Ist der Hub kleiner als die Bohrung, so ist das Hub-
Nutzleistung hat.
verhältnis kleiner als 1. Es ist größer als 1, wenn der
Hub größer als die Bohrung ist.
Kurzhubmotoren. Im Interesse einer langen Lebens-
dauer von Serienmotoren, sollte eine mittlere Kol- Das Leistungsgewicht des Fahrzeuges gibt an,
bengeschwindigkeit von 20 m/s nicht überschritten welches Gewicht das Fahrzeug je 1 kW größter
werden. Um trotzdem hohe Drehzahlen zu errei- Nutzleistung hat.
chen, baut man Kurzhubmotoren. Bei ihnen ist das
Hubverhältnis kleiner als 1 (0,9 ... 0,7).
Langhubmotoren. Das Hubverhältnis ist größer als 1
(1, 1 ... 1,3). Man verwendet sie vorwiegend zum An-
trieb von Nutzkraftwagen und Omnibussen. Durch
die niedrigeren Drehzahlen werden hohe Laufleis-
tungen und durch den größeren Kurbelradius grö-
ßere Drehmomente erzielt.
Hubraumleistung
11 Motormechanil<
11 .1 Kurbelgehäuse, Zylinder, 11.1.1.1 Kurbelgehäuse
Zylinderkopf Das Kurbelgehäuse nimmt die Kurbelwelle auf.
Kurbelgehäuse, Zylinder und Zylinderkopf neh- Weil auf die im Kurbelgehäuse gelagerte Kurbelwel-
men den Kurbeltrieb auf, führen den Kolben im le große Kräfte und Drehmomente wirken, muss das
Zylinder und bilden zusammen mit dem Kolben Kurbelgehäuse hohe Festigkeit und Formsteifigkeit
den Verbrennungsraum. besitzen .
Aufbau. Das Kurbelgehäuse ist meist in Höhe der
Kurbelwellenlager geteilt. Das Oberteil enthält die
11.1.1 Zylinderkurbelgehäuse Lagerstühle für die Kurbelwelle. Die Lagerdeckel
werden von unten mit Schrauben befestigt. Diese
Anordnung hat den Vorteil, dass die Kurbelwelle
Zylinderkurbelgehäuse flüssigkeitsgekühlter Mo- oder einzelne Kolben leicht ausgebaut werden kön-
toren bestehen aus dem Kurbelgehäuseoberteil nen.
und dem Zylinderblock (Bild 1) und sind in einem
Bei Motoren, die sehr hohe Drehmomente erzeugen,
Stück gegossen.
werden statt der einzelnen Lagerschalen sogenannte
Bed-Piates verwendet (Bild 2). Dabei handelt es sich
um ein plattenförmiges Bauteil, das alle Lagerscha-
len des Motors miteinander verbindet. Durch diesen
Verbund wird eine höhere Steifigkeit des Kurbelge-
häuses erreicht.
Kurbelgehäuse-
oberteil
Bild 1: Zylinderkurbelgehäuse
• Verschleiß der Zylinderlaufbahn durch Kolbenrei- Die Dichtfläche des Zylinderkurbelgehäuses zum
bung und Verbrennungsrückstände Zylinderkopf hin ist bis auf die Kühl- oder Ölkanäle
• Erhöhte Reibung beim Kaltstart, da unvergaster geschlossen. Für den Werkstoff Gusseisen wird fast
Kraftstoff den Schmierfilm am Zylinder abwäscht. ausschließlich diese Bauart verwendet. Sollen Zy-
linderblöcke aus AISi-Legierungen (z.B. ALUSIL-Zy-
Anforderungen an die Werkstoffe
linder) gegossen werden, so werden diese im Kokil-
• Gute Wärmeleitung
lenbzw. Niederdruckguss-Verfahren hergestellt.
• Große Verschleißfestigkeit
Zylinderblock mit Zylinderlaufbuchsen. Zylinderlauf-
• Gute Gleiteigenschaft für die Zylinderlauffläche. buchsenaus hochwertigem, feinkörnigen Gusseisen
Aufbau: Der doppelwandige Zylinderblock wird von (Schleuderguss) können in Zylinderblöcke aus Guss-
Kühlkanälen durchzogen. Die Kühlflüssigkeit wird eisen oder aus Al-Legierung eingezogen werden. Da
durch die Kühlmittelpumpe zugeführt, kühlt die Zy- sie verschleißfester sind als die Zylinderlaufbahnen
linderwandungen und fließt durch Kanäle in den Zy- gusseiserner Zylinderblöcke, haben sie eine lange
linderkopf. Lebensdauer.
Man unterscheidet verschiedene Bauformen: Man unterscheidet nasse und trockene Zylinderlauf-
buchsen.
Zylinderblock in Open-Deck-Ausführung (Bild 1).
Nasse Zylinderlaufbuchsen (Bild 3). Sie werden von
der Kühlflüssigkeit direkt umspült. Dadurch ergibt
sich eine gute Kühlwirkung. Sie können einzeln aus-
gewechselt werden. Der Zylinderblock ist jedoch
nicht so steif und verzieht sich leichter.
Am oberen Ende haben die Laufbuchsen einen
Bund. Gegen das Kurbelgehäuse müssen sie durch
Dichtungsringe abgedichtet werden, da sonst Kühl- -
flüssigkeit ins Kurbelgehäuse gelangt. ...
Bund
Bild 1: Zylinderblock in Open-Deck-Ausführung
mit Schiebesitz werden vor dem Einbau fertig be- NIKASIL-Verfahren. Die Zylinderlaufbahn aus AISi-
arbeitet. Laufbuchsen mit Festsitz werden mit vorge- Legierung wird mit einer verschleißfesten Schicht
bohrter Zylinderbohrung in den Zylinderblock einge- aus Nickel mit eingelagerten Siliciumkarbid-Kristal-
presst. Danach werden sie feingebohrt und gehont. len galvanisch beschichtet.
Luftgekühlte Zylinder LOKASIL-Verfahren. Siliciumkristalle werden mithil-
fe von Formkörpern, auch Preforms genannt, auf die
Luftgekühlte Zylinder (Bild 1) sind zur Vergrößerung
Zylinderlaufbahn gebracht. Preforms (Bild 2) sind
der Mantelfläche und damit zur Verbesserung der
hochporös und bestehen aus Siliciumkristallen, die
Kühlwirkung mit Kühlrippen versehen . Sie werden
mit Wasserglas (in Wasser gelöste Silikate) zusam-
als einzeln stehende Rippenzylinder mit dem Kurbel-
mengebacken sind. Sie werden als Hohlzylinder her-
gehäuse verschraubt.
gestellt und dort in die Gussform eingesetzt, wo sich
Luftgekühlte Zylinder werden überwiegend aus Al- die Lauffläche befindet. ln einem speziellen Druck-
Legierungen gegossen. gussverfahren, dem Squeeze Casting (squeeze =
quetschen) wird die Al-Legierung langsam mit nied-
rigem Druck von unten in die senkrecht stehende
Gussform gepresst.
AI-Rippenzylinder
Preform
Gusseiserne
Laufbuchse
Bild 2: LOKASIL-Verfahren
11.1.1.3 Zylinderlaufbahnen
Weil die Gleit- und Verschleißeigenschaften der Zy-
linderlaufbahnen aus Aluminium den Anforderun- Die Prefoms müssen beim Einsetzen auf 300 oc vor-
gen nicht genügen, müssen sie durch besondere gewärmt sein, damit die Al -Legierung beim Eindrin-
Herstellungsverfahren verbessert werden . Andern- gen nicht abkühlen und dabei erstarren kann, bevor
falls werden Laufbuchsen eingegossen. es die Preforms vollständig durchdrungen hat. Zum
Eisen-Aiuminium-Verbundgussverfahren (Aifin-Ver- Schluss wird der Druck von 120 bar auf 500 bar ge-
fahren). Die Laufbuchsen aus Gusseisen mit Lamel- steigert, um alle Poren zu schließen und Luftein-
lengrafit werden außen mit einer Schicht aus Eisen- schlüsse zu beseitigen. Durch mehrstufiges Honen
Aluminium (FeAI 3 ) überzogen und danach mit der werden die harten Siliciumkristalle reliefartig freige-
AISi-Legierung für den Rippenzylinder umgossen. legt, wodurch eine verschleißfeste Zylinderlaufbahn
Durch die Alfin-Zwischenschicht wird eine Verbin- entsteht. ln LOKASIL-Zylindern werden meist mit
dung mit guter Wärmeleitung zwischen der guss- Ferrocoat beschichtete Kolben verwendet.
eisernen Laufbuchse und der AISi-Legierung des PTWA-Verfahren (Plasma Transferred Wire Are).
Rippenzylinders erzielt. Hier wird auf die AISi-Legierung des Zylinders eine
ALUSIL-Verfahren. Der Zylinderblock wird aus einer Laufschicht thermisch aufgespritzt. Im Inneren der
Al-Legierung mit hohem Silicium-Anteil (bis 18 % ) Zylinderbohrung werden einem Plasmagenerator
im Kokillenguss oder Niederdruckguss gegossen. Eisen-Kohlenstoffdrähte zugeführt. Diese werden
Damit die Siliciumkristalle vor allem an den Zylin- durch einen Lichtbogen zu Metalltröpfchen aufge-
derlaufflächen entstehen, werden die Gusskerne, schmolzen und mittels eines Gasstromes mit hoher
die an den Zylindern die Gießform bilden , gekühlt. Geschwindigkeit an die Zylinderwand gesprüht.
Nach dem Honen wird durch elektrochemisches Ät- Auf der Zylinderwand entsteht eine nanokristalline
zen das weiche Aluminium um die Siliciumkristalle Eisenschicht mit einer Schichtdicke von ca. 0,3 mm .
herum abgetragen. So entsteht eine verschleißfeste Die Schicht hat eine Porösität von ca. 2 %, die als Öl-
Trägerlaufbahn für die Reibung mit Kolben und Kol- rückhaltevolumen dienen . Zur Endbearbeitung ge-
benringen mit Zwischenräumen für das Schmieröl. nügt deshalb eine Feinbearbeitung der Lauffläche.
Zur Verminderung des Kolbenverschleißes werden So entsteht eine spiegelglatte Laufbahn mit geringen
meist mit Ferrocoat beschichtete Kolben verwendet. Reibungskoeffizienten und geringem Verschleiß.
I I Motormechanil< 213
Zylinderkopf mit zwei Ventilen (Bild 1). Er ist dach- kann annähernd halbkugelförmig gestaltet werden.
förmig und ähnelt der Halbkugelform. Ein- und Aus- Durch die Lage der Ventile können zwei Zündkerzen
lassventil stehen sich im Querstromzylinderkopf zur Beschleunigung der Verbrennung günstig plat-
schräg gegenüber. Das Einlassventil hat meist einen ziert werden (Bild 2).
größeren Durchmesser als das Auslassventil und er- Bei Verwendung von zwei Ein lass- und zwei Aus-
möglicht dadurch eine verbesserte Füllung. lassventilen ist der Verdichtungsraum dachförmig
oder wannenförmig. Die Einlassventile sind größer
als die Auslassventile. Insgesamt sind bei gleichem
Zylinderdurchmesser größere Öffnungsquerschnitte
als bei Drei-Ventil-Motoren möglich. Zusätzlich sind
meist zwei gegenüberliegende Quetschzonen aus-
gebildet. Zündkerze oder Einspritzdüse können zen-
tral angeordnet werden, was zu kurzen Brennwegen
und erhöhter Brenngeschwindigkeit führt. Die Vor-
teile sind Leistungssteigerung, geringerer Kraftstoff-
verbrauch und günstigere Abgaswerte (Bild 3).
Metaii-Weichstoff-Zylinderkopfdichtung (Bild 1). Ein Hydrolager (Bild 3). Im Leerlauf wirkt der Druck, der
metallisches Trägerblech von etwa 0,3 mm Dicke ist sich durch Motorschwingungen in der Hydraulik-
mit Verklammerungszacken versehen. Diese halten flüssigkeit der oberen Kammer aufbaut, nur auf die
die beidseitig aufgebrachte Weichstofflage. Zur Ver- Gummimembran. Sie verformt sich und dämpft die
besserung der Beständigkeit gegen die umgebenden Schwingungen. Luft entweicht aus dem Luftpolster
Medien ist auf den Weichstoff eine porenfüllende durch das geöffnete MagnetventiL
Kunststoffbeschichtung aufgebracht. Die Brennraurn-
Im Fahrbetrieb ist das Magnetventi l geschlossen.
durchgänge werden z.B. mit einem Aluminium plat-
Der Druck in der Hydraulikflüssigkeit wirkt durch den
tierten Stahlblech eingebördelt Die Abdichtwirkung
Düsenkanal in der unteren Kammer auf den Gum-
an Flüssigkeitsdurchgängen kann durch eine Elasto-
mibalg, verformt ihn und baut dadurch die Schwin-
merbeschichtung noch verbessert werden.
gungen ab.
Schrauben- und Gummimembrane
Drucköldurchgang mit
Elastomer-Dichtelement
Gumm imetall-
gehäuse Luftpolster
Bild 3: Hydrolager
50 3 4 2 No.
Kompression in bar
40 Compression value in bar
30 13 bar
111
J(soltwert:
20 45 7 9 11 13 15 17
10
0 >
N
-10 1
-20 2
-30 Zyt. UPII (1Jmln) loa (A]
3
- 40 1 31,2 4
3 329
~~~
5
-50
0 100 200 •
2
329
329
3<>,9
31,9
Bild 3: Verschlissener Motor
Bild 1: Stromaufnahme des Starters während eines
• Bei abweichenden Kompressionsdrücken in ein-
Arbeitsspieles (4-Zylinder-Motor)
zelnen Zylindern (Bild 4) kann durch Einspritzen
Messen des Kompressionsdruckes von etwas Motoröl in den Verbrennungsraum
Dazu wird ein Kompressionsdruckschreiber (Bild 2) erm ittelt w erden, wodurch der Druckverlust im
v erwendet. dritten Zylinder v erursacht wurde.
No.
9 11 13 15 17
~
1
Gummiko nus Ko lben Diag ram m blatt 2
3
4
Bild 2: Kompressionsdruckschreiber 5
Bei der Prüfung ist Fo lgendes zu beachten: Bild 4: Schäden an einzelnem Zylinder
• Prüfung m öglichst bei Betri ebstemperatur des
Erhöht sich bei der nachfolgenden Messung der
M ot ors vo rn ehmen. Vo rsicht heiße Bauteile!
Kompressio nsdruck, so liegt Verschleiß an der
• Elektro nische Zündanlage und Einspritzanlage Zylind erwand bzw . an Kolbenri ngen vor. Tritt
außer Betri eb setzen (Herstellervo rschrift beach- keine Erhöhung des Ko m pressionsd ru ckes ein,
t en) . so kö nnen Ventile, Venti/sitze, Ve ntilführung, Zy-
• Prüfkarte in den Kompressionsdruckschreiber so linderkopf oder Zylinderkopfdichtung schadhaft
einlegen, dass der Zeiger auf Zylinder 1 steht. sein.
II Motormechanik 217
Druckluft-
anschluss
Kühler-
verschluss-
deckeI
Auspuff-
endrohr
Bild 1: Druckverlustprüfung
218 11 Motormechanil<
--
Seitenkraft
des Kolbens ~chmierun.Jl...
a) b)
Bild 3: Innenmessgerät mit Messuhr und Messfühlern
Nach dem Einführen des Messgerätes in den Zy-
linder w ird das Innenmessgerät um eine horizon-
Bild 1: Normale und fehlerhafte Abnutzung der tale Achse senkrecht zur Messrichtung geschwenkt
Zylinderlaufbahn (Bild 2). Der kleinste an der Messuhr ablesbare
Bei fehl erhafter Abnutzung, meist durch Versa- Ausschlag entspricht dem Zylinderdurchmesser.
gen der Schmierung, wird die Bohrung bauchig Zur Ermittlung des Durchmessers sind die jeweils
(Bild 1b). Die Abnutzung erstreckt sich nicht gleich- angezeigten hundertstel mm vom vorher einge-
mäßig auf den Zylinderumfang, sondern tritt stellten Maß (80 mm) zu subtrahieren, wenn der
hauptsächlich in Richtung der Seitenkräfte auf, ver- Zylinderdurchmesser kleiner als 80 mm ist, bzw.
stärkt durch Kolbenkippen. Der normale Verschleiß zu addieren, wenn der Du rchmesser größer als
beträgt etwa 0,1 mm ... 0,2 mm auf 100 000 km. 80 mm ist.
Prüfen der Zylinderlauffläche. Die Abnutzung der
Zylinderlauffläche wird mit einem Innenmessgerät
gemessen, das mit einer Messuhr ausgerüstet ist
(Bild 2). Zur Feststellung des Verschleißes müs-
sen Messungen in Richtung der Kolbenboizen-
achse und senkrecht dazu durchgeführt werden.
Die Messungen werden ca. 10 mm unterhalb OT,
in der Mitte zwischen OT und UT sowie ca. 10 mm
oberhalb von UT durchgeführt.
FORTSETZUNG VON SEITE 218 • Die Dichtflächen von Zylinderkopf und Zylinder-
aber nicht zu dick sein, damit die Buchse sich unter block müssen eben sein. Unebenheiten müssen
dem Druck nicht verformt, was zu Kolbenfressern auf einer Flächenschleifmaschine nachgearbei-
führen kann. Der Bund der Laufbuchse steht im All- tet werden .
gemeinen bis etwa 0,1 mm über (Bild 1, Seite 209). • Die Dicke der Zylinderkopfdichtung muss den
Die Zylinderkopfdichtung darf dabei keinen zu star- Herstellervorschriften entsprechen .
ken Bördel aufweisen. Der Bördel darf nicht auf • Die Durchgänge von Kühlflüssigkeit und Motoröl
den inneren Buchsenrand drücken, weil sonst beim müssen übereinstimmen.
Anziehen der Zylinderkopfschrauben der Bund ab-
• Verwendung einer dickeren Dichtung , wenn Zy-
reißt oder die Buchse sich verzieht. Keinesfalls darf
linderkopf und Zylinderblock abgeschliffen wur-
der Bund zurückstehen, weil sich dann die Buchse
den, da sich sonst das Verdichtungsverhältnis
bewegen kann .
ändert.
• Brennraumeinfassungen dürfen nicht in den
überstehende Buchse zurückstehende Buchse
Verbrennungsraum hineinragen, da sonst Glüh-
zündungen die Folge sein können.
Kühl-
flüssig-
der Regel muss ein neuer Schraubensatz verwen-
det werden (Herstellervorschriften beachten). II
keit
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Welche Aufgaben haben Zylinder und Zylinder- 6 Wie können die Laufeigenschaften von Leicht-
kopf? metallzylindernverbessert werden?
2 Welchen Beanspruchungen sind Zylinder und 7 Welche Vorteile haben Verdichtungsräume mit
Zylinderkopf ausgesetzt? Quetschzonen?
3 Welche Eigenschaften soll der Zylinder bzw. die 8 Welche Folgen kann eine schadhafte Zylinder-
Zylinderlaufbahn haben? kopfdichtung haben?
4 Welcher Unterschied besteht zwischen nassen und 9 Was ist beim Einbau von nassen Zylinderlauf-
trockenen Zylinderlaufbuchsen? buchsen zu beachten?
5 Welche Vor- und Nachteile haben Zylinder aus 10 Wie müssen Zylinderkopfschrauben angezogen
Leichtmetalllegierungen? werden?
220 11 Motormechanil<
- 1oo- - 2oo
I
I
300 oc
~
~-' V
die Druckseite angelegt. Im OT wechselt auch der //
obere Kolbenteil zu r Druckseite. Die Kolben sind mit
einer Einbaumarkierung versehen . Auch die Kurbel-
welle kann aus der Mitte versetzt sein . (;
e = Desachsierung der i
I
Ko lbenbolzenachse
Bol zenachse 1 2
- 100 .. . 100 vom Bild 2: Betriebstemperaturen am Kolben
Kolbendurchmesser
(etwa 0,5-1 ,5 mm) Formgebung. Um ein definiertes Kolbenspiel und
Druckseite Gege ndru ckseite eine zylindrische Form des Kolbens im Betriebszu-
des Kolbens stand zu erreichen, werden 3 Maßnahmen durchge-
Ko lbenachse
führt (Bild 1, Seite 221).
Beginn des Seitenkraft-
w echsel s v on d er
Ovalität. Der Durchmesser in der Druck- und Gegen-
Gege ndruckseite zur druckrichtung ist größer als in Richtung der Bolzen-
Dru cks eite d es Ko lbens achse. Die Deformationen des Kolbens durch die auf
Bild 1: Kräfte am Kolben mit desachsiertem Bolzen
ihn wi rkenden Kräfte werden ausgeglichen .
Balligkeit. Durch sie ist der Kolben oben schmäler
Reibungskraft. Kolbenschaft, Kolbenringnuten und und die unterschiedlichen Wärmeausdehnungen
Bolzennaben werden durch Reibung beansprucht. werden ausgeglichen .
Reibung und Verschleiß können durch entspre- Wanddickenvariation. Durch unterschiedliche
chende Werkstoffauswahl, sorgfältige Bearbeitung Wanddicken wird eine Lenkung der Spannungen
der Gleitflächen und ausreichende Schmierung ver- und der Wärme erreicht, die d ie zylindrische Form
ringert werden . des Kolbens im Betrieb unterstützt.
11 Motormechanil< 221
Ova lität
0,030
)'"'"'"~"·"
Bo lzennabe n (Bo lzenaugen )
• Gute Wärmeleitfähigkeit rn
c
• Geringe Wärmedehnung '"'
g
• Geringer Reibungswiderstand ::l
Q)
(.9
• Großer Verschleißwiderstand
Leichtbaukolben in Kastenform (Bild 1). Der Schaft sorgt wird, kann zusätzlich Wärme abgeführt wer-
ist auf eine schmale und kurze Fläche auf der Druck- den. Eine Messingbuchse verstärkt das Bolzenauge.
und Gegendruckseite reduziert. Zur weiteren Ge- Der Muldenrand kann durch ein laserbasiertes Um-
wichtverminderung kann die Gegendruckseite schmelzverfahren in ein hochwarmfestes Gefüge um-
schmäler ausgeführt sein als die Druckseite. Hinter gewandelt werden . Die gesamte Verbrennungsmulde
der Ringpartie können Freiräume gegossen werden. kann durch einen Keramikfaserring verstärkt werden,
Die Kompressionshöhe des Kolbens und die Dicke der beim Druckgussverfahren mit eingegossen wird.
der Kolbenringe sind verringert.
Brennraummulde
eingegossener
Ringträger
Kühlkanal
Messingbuchse
Eisenschicht. Ferro-coat. Sie wird verwendet, ursprünglichen Anpressdruckes betragen. Damit der
wenn die Zylinderlauffläche aus einer Aluminium- erste Kolbenring trotzdem nicht die Zylinderwand
legierung besteht. Die Eisenschicht wird durch ein berührt und das Öl in den Brennraum schiebt wird
galvanisches Verfahren aufgetragen. Eine dünne der Rechteckring häufig mit einem Schliff versehen.
Zinnschicht über der Eisenschicht dient als Korro- Dabei wird eine symmetrisch oder asymmetrisch
sionsschutz und verbessert das Gleitverhalten. ballige Form gefertigt. Dadurch entsteht ein hydro-
Kunstharzbeschichtungen. Sie werden durch Sieb- dynamischer Schmierkeil, der den Kolbenring und
druck auf Aluminiumkolben aufgebracht, die in die Zylinderwand trennt und wenig Öl in den Brenn-
Stahl-, Guss- oder eisenbeschichteten Aluminiumzy- raum fördert (Bild 1).
lindern laufen. Im Kunstharz können je nach Bedarf
verschiedene Stoffe eingebunden werden. Z.B. Gra-
fit als Festschmierstoff, Titanoxide oder Kohlenstoff-
fasern zur Härtung der Schicht und Reibungsminde-
rung. Durch entsprechende Porosität in der Schicht
ist das Einlagern von Öl gewährleistet.
ln Sonderfällen kommen Molybdänbeschichtungen
oder Hartanodisierung zum Einsatz. Bild 1: Kolbenring mit balliger Form
Kolbenringe Werkstoffe
Man unterscheidet zwischen Verdichtungs-(Kom- Kolbenringe bestehen aus vergütetem Gusseisen,
pressions-) und Ölabstreifringen (Tabelle 1). evt. mit Kugelgrafit, oder bei hochbeanspruchten
Verdichtungsringe. Sie übernehmen die Kolbenringen aus hochlegiertem Stahl.
• Feinabdichtung des Verbrennungsraumes gegen-
über dem Kurbelgehäuse. Schutzschichten
• Wärmeableitung vom Kolben zum gekühlten Zy- Sie verringern die Reibung und den Verschleiß, er- -
linder. höhen die Lebensdauer oder verringern ein Fressen ...
der Ringe. Meist wird die Randschicht durch Nitrie-
Ölabstreifringe. Sie übernehmen das
ren oder Hartanodisieren gehärtet.
• Abstreifen des überschüssigen Schmieröles von
der Zylinderwand. Zum Einsatz kommen auch galvanisch aufgebrachte
Phosphat-, Zinn- und Molybdänschichten . Für hö-
• Rückführen dieses Schmieröles in die Ölwanne.
here thermisch und mechanische Anforderungen
Wirkungsweise. Kolbenringe sind elastisch und er- werden PVD-Beschichtungen (Physical Vapour De-
zeugen aufgrund ihrer Verformung einen Anpress- position) mit eingelagerten mikroskopisch kleinen
druck auf den Zylinder. Dieser kann beim ersten Partikeln oder kohlenstoffhaltige DLC-(Diamond like
Kolbenring durch den Gasdruck ein 10-faches des Carbon)Beschichtungen hergestellt.
==-
Mit "Top" bezeichnete Ringflanke Beschleunigung des
Minutenring M in Richtung Kolbenboden Einlaufvorganges (meist
in der obersten Nut)
Konische Ringflanke in Richtung Verhinderung des
Trapezring (einseitig) Tr
Kolbenboden Festwerdens in der Nut
Großer innerer Ring -0 in Richtung Verstärkter An press-
I L-Ring LR Kolbenboden bzw. Ringoberkante druck durch Verbren-
= Kolbenbodenkante nungsgase
=
•c:: Nasenring
Ölschlitzring (normal)
N
0
Ausgedrehter Winkel in Richtung
Schaftende
'*'*'**C (Dachfasenring)
SF ln beiden Richtungen möglich
bessere Abstreitwirkung
224 11 Motormechanil<
e
,____.__--:: Fress-
I stellen
Sicherungsring Draht -
\Seegerri ng) sprengring
Beanspruchungen
• Druckkräfte in Längsrichtung infolge des Gas-
drucks auf den Kolbenboden
• Beschleunigungskräfte in Form von Zug- und
Druckkräften in Längsrichtung infolge dauernd
wechselnder Kolbengeschwindigkeit schräg geteilter
• Biegekräfte im Pleuelschaft infolge dauernder Pleuelfuß
Pendelbewegung um die Kolbenbolzenachse gecrackte Bruchfläche
• Beanspruchung auf Knickung durch die großen
Druckkräfte Bild 2: Gecrackte Pleuelstange, schräg geteilt
Um die Massenkräfte klein zu halten, soll die Masse
de r Pleuelstange möglichst klein sein . Aufbau
Pleuelauge. Es nimmt den Kolbenbolzen auf. Bei
Pleuelstangenwerkstoffe schwimmender Lagerung ist in das Pleuelauge eine
Pleuelstangen (Bild 1) werden vorwiegend aus Buchse, meist aus einer Kupferlegierung (CuPbSn),
legiertem Vergütungsstahl, der im Gesenk ge- eingepresst. Soll der Kolbenbolzen mit Schrumpfsitz
schmiedet wird , oder aus legiertem Stahlpulver als im Pleuelauge festsitzen , so wird er unmittelbar in
Sinterschmiedeteil (Bild 2) hergestellt. das Pleuelauge eingeschrumpft.
Sintergeschmiedete Pleuelstangen haben bessere Pleuelschaft. Er verbindet das Pleuelauge mit dem
mechanische Eigenschaften als gesenkgeschmie- Pleuelfuß. Zur Erhöhung der Knickfestigkeit hat der
dete Pleuelstangen . Ihre Querschnitte können da- Querschnitt meist ein Doppel-T-Profil.
her kleiner sein und ihr Gewicht dadurch geringer. Pleuelfuß. Zusammen mit dem Pleueldeckel um-
Gewichtstoleranzen treten praktisch nicht auf. Der schließt er das Pleuellager, welches als geteiltes
Fuß erhält bereits während der Fertigung seine Gleitlager ausgebildet ist. Der Pleueldeckel ist meist
endgültige Form . Er wird nicht durchsägt, sondern mit Dehnschraube n auf dem Pleuelfuß befestigt.
erst mit dem Laserangeritzt und danach mittels Keil
Lagerung der Pleuelstange auf der Kurbelwelle. Sie
gecrackt. Pleuel und Pleueldeckel haben die gleiche
erfolgt, wie die Lagerung der Kurbelwelle im Kurbel-
gehäuse, in Mehrschichtlagerschalen (Bild 1, Sei-
Pleuelbuchse
te 231).
LagerspieL Es wird vom Hersteller vorgeschrieben.
Pleu elauge und kann durch Ausmessen von Pleuellager und
Kurbelzapfen bestimmt werden. Bei Verwendung
von Plastigage (Bild 2, Seite 231) muss jedes Lager
Pleuelfuß
einzeln vermessen werden .
Ungeteilte Pleuelstangen. Bei Zweitakt-Einzylinder- Schmierung. Für das Pleuellager erfolgt sie durch
motoren wird der Pleuelfuß oftmals nicht geteilt, Motoröl, welches dem Kurbelzapfen vom Wellen-
deshalb muss die Kurbelwelle aus einzelnen Teilen zapfen der Kurbelwelle durch eine Bohrung zuge-
zusammengebaut werden. Anstelle von Gleitlagern führt w ird. Die Pleuelbuchse mit Kolbenbolzen wird
können Wälzlager verwendet werden. meist durch Spritzöl ausreichend geschmiert (Öl-
bohrung am Pleuelauge, Bild 1, Seite 227).
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Welchen Beanspruchungen ist die Pleuelstange aus- 5 Was versteht man unter einem Trapezpleuel?
gesetzt?
6 Wie erfolgt die Lagerung des Kolbenbolzens im
2 Welche Aufgaben haben Pleuelstangen? Pleuelauge?
3 Welche Vorteile bietet die Bruchtechnik bei sinter- 7 Warum soll die Gewichtstoleranz der Teilsätze (Kol-
geschmiedeten Pleuelstangen? ben+ Pleuelstange) nicht überschritten werden?
4 Wie ist die Pleuelstange auf der Kurbelwelle gela- 8 Warum soll beim Zusammenbau von Kolben und
gert, und wie erfolgt die Schmierung? Pleuelstange ein Führungsbolzen verwendet wer-
den?
11 Motormechanil< 229
Aufgaben
• Aus der Pleuelstangenkraft eine Drehkraft und da-
mit ein Drehmoment erzeugen.
• Einen Teil des Drehmomentes über das Schwung-
rad an die Kupplung weiterleiten.
• Mit dem anderen Teil des Drehmomentes Neben-
aggregate des Motors antreiben.
Anlauffläche
Beanspruchungen für Passlager
Wellenzapfen
Pleuelstangen und Kolben müssen bei jedem Hub (Hauptlager) Gegengewicht Wuchtbohrung
von der Kurbelwelle beschleunigt und wieder ver-
zögert werden. Dadurch treten große Beschleuni- Bild 1: Bezeichnungen an der Kurbelwelle
gungskräfte auf. Außerdem wirken an der Kurbel-
Auf der Abtriebsseite der Kurbelwelle ist das
welle große Fliehkräfte. Durch die auftretenden
Schwungrad befestigt, an dem meistens die Kupp-
Kräfte wird die Kurbelwelle auf Verdrehung, auf Bie-
lung angebracht wird. Auf der gegenüberliegenden
gung und durch Drehschwingungen beansprucht,
Seite der Kurbelwelle sind Zahnrad, Kettenrad oder
an den Lagerstelien zusätzlich auf Verschleiß.
Zahnriemenrad (Antrieb für Nockenwelle, Ölpumpe,
Kurbelwellenwerkstoffe usw.), die Riemenscheibe und gegebenenfalls ein
Schwingungsdämpfer angebracht.
Die Kurbelwelle wird hergestellt aus
• Legiertem Vergütungsstahl Die Form der Kurbelwelle wird bestimmt durch
• Nitrierstahl • Zylinderzahl
• Gusseisen mit Kugelgrafit • Anzahl der Kurbelwellenlager
Kurbelwellen aus Stahl werden im Gesenk ge- • Größe des Hubes
schmiedet. Der dabei erzielte zusammenhängende • Zündfolge
Faserverlauf und das dichte Gefüge ergeben große • Anordnung der Zylinder
Festigkeit.
Kurbelwellen aus Gusseisen mit Kugelgrafit besitzen Kurbelkröpfung. Sie besteht aus dem Wellenzapfen
gute Schwingungsdämpfung. und den beiden Kurbelwangen. So liegen z.B. bei
Vierzylinder-Reihenmotoren alle Kurbelkröpfungen
der Kurbelwelle in einer Ebene, bei Sechszylinder-
Aufbau Reihenmotoren dagegen sind die Kurbelkröpfungen
Kurbelzapfen, Wellenzapfen. Jede Kurbelwelle (Bild um 120° zueinander versetzt. Kurbelkröpfungen für
1) besitzt die in einer Achse liegenden Wellenzapfen Parallelzylinder sind immer gleichgerichtet. Parallel-
für die Lagerung im Kurbelgehäuse und die Kurbel- zylinder nennt man solche Zylinder, deren Kolben
zapfen zur Aufnahme der Pleuellager. Die Zapfen im Ablauf eines Arbeitsspi els um 360° Kurbelwinkel
sind in der Randschicht gehärtet und geschliffen. gegeneinander versetzt sind.
Ausgleichswellen Schwingungsdämpfer
Sie gleichen die Massenkräfte aus, die durch den Sie wirken den Drehschwingungen des Ku rbel-
oszillierenden Anteil der Bewegung des Kurbel- triebes entgegen.
triebes verursacht werden.
Erfolgen die Drehschwingungen in der Eigenfre-
Oszilierende Teile. Beim Motorlauf wird der Kurbel- quenz der Kurbelwelle, können sie sich derart auf-
trieb im Wechsel beschleunigt bzw. verzögert. Durch schaukeln, dass sie zu rauem Motorlauf oder zum
die Masse des Kurbeltriebes entstehen dabei Mas- Bruch der Kurbelwelle führen.
senkräfte, die Schwingungen verursachen. Diese Aufbau. Die Dämpfungsmassen des Schwingungs-
Schwingungen haben eine Frequenz, d ie der Motor- dämpfers (Bild 2) sind durch den Dämpfungsgummi
drehzahl (1 . Ordnung ) oder dem Vielfachen der Mo- elastisch mit der Treibscheibe verbunden. Die Treib-
tordrehzahl (z.B. 2. Ordnung) entspricht. Ist die Mo- scheibe ist drehfest auf der Kurbelwelle befestigt.
tordrehzahl z.B. 3000 1/min beträgt die Frequenz der Gerät d ie Kurbelwelle in Drehschwingungen, dann
Massenkräfte der 1. Ordnung ebenfalls 3000 1/min. werden d iese durch die Trägheit der Dämpfungs-
Die Schwingungen der Massenkräfte 2. Ordnung massen gedämpft, wobei sich der Dämpfungsgum-
haben die doppelte Frequenz von 6000 1/min. Die mi elastisch verformt.
Schwingungen können je nach Bauart des Motors
mehr oder weniger ausgeglichen sein. Bei den Mo- vordere Dämpfungsscheibe
toren mit 6 und mehr Zylindern gleichen sich die -•• "'- Treibscheibe
Massenkräfte der 1. und 2. Ordnung meist innerhalb hintere Dämpfungsscheibe
des Motors gegenseitig aus. Bei 3- und 4-Zylinder-
Motoren ist dies nicht der Fall. Die Motoren laufen
deshalb unrund. Durch Ausgleichswellen kann die-
ser Nachteil beseitigt werden.
Ausgleichswellen für 3-Zylinder-Motoren. Beim
3-Zylinder-Motor sind die Massenkräfte 1. und 2.
Ordnung nicht ausgeglichen. Durch eine mit Mo-
tordrehzahl rotierende Ausgleichswelle können die
Massenkräfte 1. Ordnung ausgeglichen werden. Sie Bild 2: Schwingungsdämpfer
ist im Kurbelgehäuse untergebracht und mit ent-
sprechenden Ausgleichsgewichten versehen. Die
Massenkräfte der 2. Ordnung bleiben unausgegli- Kurbelwellenlager
chen.
Sie nehmen die Kräfte des Kurbeltriebes auf und
Ausgleichswellen für 4-Zylinder-Motoren. Beim ermöglichen ein reibungs- und verschleißarmes
4-Zylinder-Motor sind die Massenkräfte 1. Ordnung Drehen der Kurbelwelle.
ausgeglichen, die Massenkräfte 2. Ordnung nicht.
Durch 2 mit doppelter Motordrehzahl entgegenge- Aufbau (Bild 1, Seite 231). Sie sind meist als get eilte
setzt rotierende Ausgleichswellen können die Mas- Gleitlager ausgeführt. Sie bestehen aus einer ca. 1,5
senkräfte 2. Ordnung ausgeglichen werden. Sie sind mm ...2,5 mm dicken Stahlstützschale und einer oder
auf beiden Seiten der Kurbelwelle untergebracht mehrerer Funktionsschichten. Sie haben eine Ölboh-
und mit entsprechenden Ausgleichsgewichten ver- rung und evt. eine umlaufende Ringnut Um den ma-
sehen (Bild 1). nuellen Einbau der Lagerschalen zu erleichtern sind
sie oft mit einer Fixiernase versehen.
Bauarten
Zweistofflager. Sie best ehen aus der Stahlst ützscha-
le, bei der eine dünne Gleitschicht aus einer Alumi-
niumlegierung aufgewalzt wird.
Dreistofflager. Zwischen Stahlstützschale und Gleit-
schicht liegt eine Tragschicht aus einer Kupfer-Zinn-
legierung die Schmutzpartikel einbetten kann. Ein
zwisch en Gleit- und Tragschicht eingebrachter Ni-
ckeldamm trennt die beiden Schichten, um die Dif-
fusion von Zinn zu verhindern.
Die Schichten werden aufgewalzt oder bei Lagern,
die höheren Drücken ausgesetzt sind, galvanisch
Bild 1: 4-Zylinder-Motor mit Ausgleichswellen aufgetragen.
11 Motormechanil< 231
Sputterlager.* Sie werden für aufgeladene Diesel- Kurbelwelle ergeben die Lagerspiele. Sie müssen
motoren benutzt. Die Schichten (z.B . AISn20Cu) im Toleranzbereich des Herstellers liegen , damit
werden durch elektromagnetische Verfahren (PVD- das Motoröl die Schmierung gewährleisten kann .
Beschichtungen, Physical Vapour Deposition) in ho- Das Motoröl gelangt von der Ölpumpe über Ölkanä-
her Dichte und feinster Verteilung aufgetragen. Das le durch die Ölbohrungen in das Lager. Durch eine
Sputterlager wird an der stärker belasteten Stelle Ringnut wird die Verteilung des Motoröls über den
eingesetzt, gegenüber das weichere Dreistofflager. gesamten Umfang des Lagers verbessert.
Beim Pleuellager wird es in den Pleuelfuß, beim
Hauptlager in den Lagerdeckel montiert.
Polymerlager. Sie werden für Motoren mit Start-
Stopp-Automatik benutzt. Eine zusätzliche Harz-
schicht wird auf das Dreistofflager aufgebracht. ln
ihrem Gefüge sind Hart- und Festschmierstoffparti-
ke l eingebettet. Sie ist sehr verschleißfest und hat
gute Notlaufeigenschaften.
Wirkungsweise. Die Hauptlagerschalen werden
in Lagerstuhl und Lagerdeckel eingelegt und ver-
schraubt. Die Pleuellager werden in Pleuelfuß und
Pleueldeckel eingelegt und verschraubt. Die Lager-
schalen haben einen größeren Radius als die Grund-
bohrung und ihre Umfangslänge ist größer. Deshalb Bild 1: 4-Zylinder-Motor mit Ausgleichswellen
werden sie bei der Montage in den Lagerstuhl ge-
presst. Dies verhindert ein Verdrehen oder Verschie-
ben der Lagerschalen im Betrieb.
Die Differenz zwischen dem sich ergebenden Durch-
Passlager. Eines der Kurbelwellenlager ist zur axia-
len Fixierung der Kurbelwelle als Passlager mit beid-
seitigern Bund (Bild 1) oder mit Anlaufscheiben aus-
111
messer der Lagerschalen und den Lagerzapfen der geführt.
- Motor Wirkungsweise
- Getriebe
Durch die Aufteilung in die Primärschwungmasse
auf der Motorseite und die Sekundärschwungmasse
auf der Getriebeseite wird das Massenträgheitsmo-
Zeit----
ment der drehenden Getriebeteile erhöht. Dadurch
liegt der Resonanzbereich unter der Leerlaufdreh-
Motordrehzahl 800 1/min zahl des Motors und damit nicht im Betriebsbereich
50
des Motors.
Bild 1: Schwingungslinien für eine konventionelle Im Diagramm (Bild 4) ist zu erkennen, dass die
Schwungmasse Schwingungslinien von Motor und Getriebeeingang
deutlich auseinanderliegen.
Aufbau (Bild 2) Dadurch werden die vom Motor erzeugten Dreh-
Die konventionelle Schwungmasse wird aufgeteilt schwingungen vom Getriebe ferngehalten, das Ge-
in die Primärschwungmasse (Kurbeltrieb, Primär- trieberasseln und Karosseriedröhnen tritt nicht mehr
schwungrad) und die Sekundärschwungmasse (Se- auf.
kundärschwungrad, Kupplung).
50
Ein Drehschwingungsdämpfer verbindet die beiden - Motor
Schwungmassen. Er hat die Aufgabe, das Schwung- - Getriebe
massensystem des Motors vom Getriebe und An-
triebsstrang zu entkoppeln . Daher kann für die Kupp-
lung eine Kupplungsscheibe ohne Torsionsdämpfer Zei t - - - -
verwendet werden.
l- -llr-llr-
_Q_Q_ l
W echselg etriebe
Bild 4: Schwingungslinien eines Zweimassen-
Vorteile
schwingungsystems
Von den Schmiersteilen tropft das Öl ab und fließt venfahrt, beim Beschleunigen und beim Bremsen
in die Ölwanne zurück. Mit einem Ölmessstab kann verhindern . Die Oberfläche der Ölwanne dient auch
der Ölvorrat überprüft werden . Zunehmend werden als Kühlfläche für den Ölvorrat. Bei kleinen Motoren
auch elektrische Ölsensoren eingebaut, die eine Füll- werden zunehmend die aus Leichtmetalllegierung
höhe, sowie eine Ölqual itätsanzeige in der Instru- gegossenen Ölwannen mit Kühlrippen durch noch
mententafel ermöglichen. leichtere und preiswert herzustellende Kunststoff-
Trockensumpfschmierung (Bild 1). Sie ist eine Son- ölwannen ersetzt. Die Abdichtung erfolgt durch
derbauart der Druckumlaufschmierung. Flachdichtungen oder vermehrt durch Flüssigdich-
tung mit Silikon.
Zweiteilige Kurbelgehäuse (Bild 2). Sie ermögli-
chen es, den Kurbelraum nach unten zur Ölwanne
Öldruckmanometer zu schließen. Somit bilden sich unter den Kolben
veränderliche geschlossene Volumen, die über spe-
zielle Ölrücklauföffnungen mit dem Öl der Ölwanne
verbunden sind .
Vorteile:
• Steiferes Kurbelgehäuse. Der Verbund aus ge-
schlossener Ölwanne und Motorblock versteift
den Motor, was eine weitere Gewichtsreduzierung
begünstigt.
• Geringeres Kolbenkippen. ln dem geschlossenen
Kurbelraum unter dem Kolben entsteht bei der
Abwärtsbewegung des Kolbens ein Überdruck,
Bild 1: Trockensumpfschmierung
der bei der Aufwärtsbewegung wieder expandiert
und somit den Kolben stabilisiert.
Bei diesem Schmiersystem wird das in die Ölwanne • Geringere Aufschäumung des Motoröls, verur-
zurückfließende Öl von einer Absaugpumpe in einen sacht durch sogenannte Blow-by-Gase.
gesonderten Ölvorratsbehälter gefördert. Von dort
saugt die Druckölförderpumpe das Öl ab und drückt
es über Filter und ggf. Ölkühler zu den Schmierstellen.
Vorteile der Trockensumpfschmierung:
• Durch die flache Ölwanne verringert sich die Bau-
höhe des Motors und somit der Schwerpunkt des
Fahrzeugs.
• Bei großen Schräglagen des Motors, z.B . Gelände-
fahrzeuge und Motorräder, oder bei schnell durch-
fahrenen Kurven, z.B. bei Sportwagen, ist eine ein-
wandfreie Schmierung gewährleistet.
Ölhobel
• Es wird eine bessere Kühlung des Öls erzielt, da (Schwallblech)
der Ölvorratsbehä lter vom Motor und somit von
der Motorwärme entkoppelt ist. Bild 2: Zweiteiliges Kurbelgehäuse
Da die Trockensumpfschmierung gegenüber der
Ölpumpen
Druckumlaufschmierung kostenaufwendiger ist,
kommt sie meist nur in flachen Sportwagen, Gelän- Sie müssen bei einem hohen Förderstrom (etwa
defahrzeugen und Motorrädern zum Einsatz. 250 1/h bis 350 1/h) einen ausreichenden Öldruck
sicherstellen . Sie fördern das Öl, z.B. in Zahnlücken,
von der Saugseite zur Druckseite.
Zahnradpumpe (Bild 3, Seite 234) die Pumpenräume laufend vergrößert, die Pumpe
Bei ihr w ird das Öl in den Zahnlücken mitgenommen saugt an. Auf der Druckseite verkleinern sich die
und entlang der Pumpeninnenwandung auf die an- Räume und das Öl wird in die Druckleitung gepresst.
dere Seite gefördert. Der Eingriff der Zähne beider Von mehreren sich verengenden Pumpenzellen wird
Zahnräder verhindert das Zurückfließen des Öls. das Öl gleichzeitig in die Druckleitung gefördert, so-
Es entsteht auf der Saugseite ein Unterdruck und auf dass die Rotorpumpe gleichmäßig arbeitet. Sie kann
der Druckseite ein Überdruck. bei hohem Förderstrom hohe Drücke erzeugen.
Außenrad
Regelring Regelfeder
Einstell-
schraube Bild 3: Überströmventil
Bild 1: Öldruckschalter für Öldruckkontrollleuchte Rücklaufsperrventile (Bild 4). Sie können noch zu-
sätzlich in der Zu- und Ablaufleitung des Filters ein-
Druckbegrenzungsventil
gebaut sein um zu verhindern, dass bei abgestelltem
Es ist der Ölpumpe nachgeschaltet und verhindert Motor das Hauptstromölfilter leer läuft.
einen zu hohen Öldruck(> etwa 5 bar). Ein hoher Öl-
druck ist nicht immer Beweis für gute Schmierung .
Bei kaltem Motor ist z.B. trotz hohem Öldruck die
Schmierung schlechter als bei geringerem Öldruck
des betriebswarmen Motors. Auch bei verstopfter
Ölleitung oder verstopftem Filter ist der Öldruck
zwar hoch, aber die Schmierung schlecht. Ein zu Bild 4: Rücklaufsperrventil
hoher Öldruck gefährdet Dichtungen, Ölleitungen,
Ölschläuche zum Ölkühler und Ölfilter. Nebenstromölfilter (Bild 5). Das Filter ist in einem pa-
rallel zum Hauptstrom verlaufenden Zweig (Neben-
Ölfilter strom) angeordnet. Dadurch wird es jeweils nur von
Sie werden eingebaut, um eine vorzeitige Schmieröl- einem Teil der Ölfördermenge (5 % bis 10 %) durch-
verschlechterung durch feste Fremdstoffe, z.B. strömt. Somit gelangt nur teilweise gereinigtes Öl
Metallabrieb, Ruß, Staubpartikel zu vermeiden (vgl. zu den Schmierstellen. Die Porengröße des Filters
Kap. 1.6). Ölfi lter können jedoch keine flüssigen oder kann soweit reduziert werden, dass auch kleinste
im Öl gelösten Verunreinigungen entfernen . Sie Verunreinigungen aus dem Nebenstrom gefiltert
haben auch keinen Einfluss auf chemische oder phy- werden können .
sikalische Veränderungen des Öls im Motorbetrieb,
z.B. durch die Alterung. Man unterscheidet aufgrund
ihrer Anordnung im Ölstrom zwischen Haupt- und
Nebenstromölfilter.
Hauptstromölfilter (Bild 2). Die Hauptstromölfil-
terung gewährleistet, dass kein Öl ungefiltert zu
den Schmiersteilen gelangen kann . Um einen aus-
reichenden Öldurchsatz zu ermöglichen, darf der
Durchgangswiderstand des Filters (Porengröße)
nicht zu hoch sein. Dadurch ist die Filterwirkung be-
grenzt. Kleinste Verunreinigungen werden aus dem
Öl nicht herausgefiltert. Bild 5: Nebenstromölfilter
:,
.~c:c:g
min ~'--"'H-11--i!Hirlll'tl---'"'--'~ =6 ~
Bild 2: Ölsensor
Der Sensor besteht aus zwei übereinander angeord-
Ventil -
kolben neten Zylinderkondensatoren. Im unteren Teil wird
die Ölqualität ausgewertet, im oberen Teil der Mo-
torölstand festgestellt.
Messprinzip: Verändert sich der Zustand des Öls,
Bild 1: Kurbelgehäuseentlüftung
durch Verschleiß und Abbau der Additive, so verän-
Um den Ölverbrauch zu senken, empfindliche Mo- dert sich die Kapazität des mit Öl gefüllten Konden-
torbauteile vor Versehrnutzung zu schützen und da- sators. Der Kapazitätswert wird in der integrierten
mit Emissionen zu senken, muss dieses Gas vor der Auswerteelektronik zu einem digitalen Signal verar-
Rückführung gereinigt werden . Dies geschieht über beitet und an das Motorsteuergerät übermittelt. Dort
Ölabscheider, z.B. Labyrinth-, Zyklon- oder Zentri- wird es zur Berechnung des nächsten Ölwechsel- -
f ugenölabscheider (Bild 1). service verarbeitet. Die Ölfüllhöhe wird dem Fahrer ...
Ölsensor. Zurgenauen Erfassung von Motorölstand, über ein Display mitgeteilt.
Öltemperatur und Motorölzustand kann ein Sensor Öltemperatur. Zur Messung der Öltemperatur ist ein
in der Ölwanne eingebaut sein (Bild 2). Temperaturfühler (NTC) im Ölsensor integriert.
Kolben
Zylinderwand
Kolbenringe
Öl
11.5 Motorkühlsysteme
80 oc ... 110 oc
Das Kühlsystem hat bei Verbrennungsmotoren
folgende Aufgaben:
Schnelle Erwärmung des Motors auf optimale
Betriebstemperatur und Abführung überschüs-
siger Wärme während des Betriebs.
Durch die zunehmende Leistung, erhöhte Dreh- • Leistungsbedarf des Kühlgebläses ist verhältnis-
zahlen, den Einbau der Motoren in einen relativ mäßig hoch (etwa 3% ... 4 % der Motorleistung).
abgeschlossenen Raum und immer kompakteren • Lautere Geräusche durch das Gebläse wegen des
Abmessungen werden Kühlsysteme meist als fehlenden Kühlflüssigkeitsmantels.
Zwangsumlaufkühlung ausgeführt. • Stark verzögerte und ungleichmäßige Fahrzeu-
Die Luftkühlung findet man heute nur noch verein- ginnenraumheizung.
zelt bei Motorrad-, Flugzeug- und Stationärmotoren. • Schlechterer Wärmeübergang zwischen Kühlrip-
pen und Luft.
• Nicht regelbar.
11 5 2 Luftkühlung
11.5.3 Flüssigkeitskühlung
Bei der Luftkühlung wird die abzuführende Kühl-
wärme von den Oberflächen der Motorteile direkt
an die umströmende Umgebungsluft abgegeben. Bei der Flüssigkeitskühlung erfolgt der Wärme-
transport durch eine Kühlflüssigkeit Diese nimmt
Fahrtwindkühlung (Bild 1). Sie ist die einfachste Art die Bauteilwärme auf und gibt sie durch den Küh-
der Luftkühlung . Diese wird häufig bei Krafträdern ler an die Umgebungsluft ab.
angewandt, da ihre unverkleideten Motoren vom
Fahrtwind umströmt werden. Um größtmögliche Zylinderblock und Zylinderkopf sind bei der Flüssig-
Kühlung zu erzielen wird der Wärmeübergang an die keitskühlung doppelwandig ausgeführt bzw. sind
Umgebungsluft durch Vergrößerung der wirksamen von Kühlkanälen durchzogen. in diesen Hohlräumen
Kühlfläche mit Kühlrippen verbessert. Deshalb sind zirkuliert eine Kühlflüssigkeit und nimmt von den
Zylinder, Zylinderkopf und häufig auch das Motorge- Wänden die abzuführende Wärme auf. Über Schläu-
häuse mit Kühlrippen versehen. che und Leitungen fließt die Kühlflüssigkeit im Kühl-
kreislauf zu einem von der Luft umströmten Kühler.
Über dessen Oberfläche gibt sie die im Motor auf-
genommene Wärme an die Umgebungsluft ab. Die
somit wieder abgekühlte Kühlflüssigkeit fließt dann
zurück zum Motor, um dort erneut Wärme aufzuneh-
men.
Wird der Strömungsvorgang ausschließl ich durch
die Dichteänderung der Kühlflüssigkeit erreicht, be-
zeichnet man das als Wärmeumlaufkühlung bzw.
Thermosyphonkühlung. Beim Ausschalten eines
heißen Motors wird dieser Effekt zur weiteren Küh-
lung ausgenutzt. Er beruht darauf, dass warmes
W asser eine geringere Dichte als kaltes Wasser hat
und somit nach oben steigt. Der Kühlflüssigkeitsum-
lauf kann ohne Pumpe erfolgen. Für heutige Motoren
ist dies Art der Kühlung ungeeignet. Heute werden
Bild 1: Luftgekühlter Motor mit Kühlrippen
ausschließlich Kühlsysteme mit Pumpen verwendet,
Gebläseluftkühlung. Sie ermöglicht eine ausreichende sogenannte Pumpenumlaufkühlungen. Dabei wird
Kühlung von Motoren, die nicht vom Fahrtwind um- das Kühlmittel durch eine Pumpe umgewälzt.
strömt werden. Ein Gebläse wird über einen Keilrie-
men vom Motor angetrieben und kühlt die einzelnen Vorteile der Flüssigkeitskühlung:
Zylinder mithilfe von Leitblechen gleichmäßig mit der • Gleichmäßige Kühlwirkung.
Kühlluft. Anwendung: z.B. Motorroller. • Gute Dämpfung der Verbrennungsgeräusche
durch den KühlmanteL
Vorteile der Luftkühlung:
• Ermöglicht gute Beheizung des Fahrzeuginnen-
• Einfacher Aufbau.
raums.
• Geringes Leistungsgewicht
• Keine Kühlflüssigkeit mit Gefrierschutzmittel er- Nachteile der Flüssigkeitskühlung:
forderlich.
• Verhältnismäßig hohes Gewicht.
• Weitgehende Wartungsfreiheit.
• Ho her Wartungsaufwand.
Nachteile der Luftkühlung: • Längere Warmlaufphase bis zum Erreichen der
• Größere Schwankungen der Betriebstemperatur. Betriebstern peratu r.
11 Motormechanil< 241
.. . t> 9s•c
Ausgleichs- Temperaturanzeige
behälter
...........-"- großer
-......,..,- Kühlkreis
Kühlluft kleiner
Kühlkreis
Bild 1: Pumpen- bzw. Zwangsumlaufkühlung mit Dehnstoffthermostat und Doppelventil beim Kaltstart
Die Regelung wirkt sich wesentlich aus auf: eine Feder die Metalldose über den Kolben zurück und
schließt somit das Ventil für den Durchfluss zum Küh-
• Kraftstoffverbrauch
ler. Gleichzeitig wird das Ventil zur Kurzschlussleitung
• Abgaszusammensetzung wieder geöffnet.
• Versch leiß Durch stetiges Öffnen und Schließen im Wechsel
Der Thermostat kann sowohl in einen Kühlflüssig- schwankt die Kühlflüssigkeitstemperatur nur in
keitsstutzen des Motors als auch in die Zufluss- oder einem sehr schmalen Bereich, die Motortempera-
Rücklaufleitung eingebaut sein. tur wird somit weitgehend konstant gehalten. Das
Thermostat mit Doppelventil (Bild 1) (Zweiweg- Dehnstoffelement arbeitet dabei weitgehend unab-
Thermostat) . Er ist heute meist eingebaut. Dieser hängig vom Druck im Kühlsystem. Es erzielt große
Thermostat schaltet den Kühlflüssigkeitsdurchsatz Stellkräfte für die Ventilbetätigung.
bei zunehmender Temperatur vom kleinen Kühl-
Kühlflüssigkeitspumpe (Bild 3). Sie ist meist als Krei -
kreislauf auf den großen Kühlkreislauf durch den
selpumpe (Radialpumpe, Strömungspumpe) ausge-
Kühler um . Dabei verschließt er die Kurzschlusslei-
bildet. Im Pumpengehäuse, das mit Kühlflüssigkeit
tung zur Kühlflüssigkeitspumpe.
gefüllt ist, läuft mit hoher Drehzahl ein Flügelrad
bzw. Pumpenrad . Dieses erfasst im Zentrum (Saug-
seite) die Flüssigkeit und drückt sie nach außen
(Druckseite). Vom Kühle r bzw. vom Thermostat her
strömt dem Zentrum des Flügelrades stets abge-
kühlte Kühlflüssigkeit zu .
Überlauf-
Eintritts- rohr
stutzen
Seitenteil
unterer
Rohrboden
Kühlnetz
Austritts-
stutzen
zur
Kühlflüssig-
keitspumpe
Ölkühler,
flüssigkeitsgeküh lt
Öl küh ler,
luftgekü h lt unterer Kühlflüssig keitskast en
Bild 3: Längsstromkühler
Oberer Kühlflüssigkeitskasten. Hier befindet sich
der Eintrittsstutzen für die vom Motor her einströ-
Bild 1: Lüfterantrieb mit Hydromotor mende Kühlflüssigkeit Er ist auch häufig mit dem
11 Motormechanil< 245
Durch diesen Überdruck kann die Kühlflüssigkeits- Folgende Eingangsgrößen können berücksichtigt
temperatur bis auf etwa 120 oc ansteigen, ohne dass werden :
die Kühlflüssigkeit siedet. • Last • Geschwindigkeit
Unterdruckventil. Beim Abkühlen der Kühlflüssigkeit • Lufttemperatur • Kühlmitteltemperatur
tritt durch die damit verbundene Volumenvermin- • Kühlmittelvolumen • Innenraumheizung
derung im Kühlsystem ein Unterdruck auf. Er kann • Klimaanlage
durch das sich öffnende Unterdruckventil ausgegli-
elektronisch gesteuerter
chen werden. Dadurch wird verhindert, dass sich der Temperaturregler
Kühler einbeult bzw. die Kühlerschläuche zusam-
mengezogen werden.
deckel r:;;;:::;·~~~~·;;;::;L"l
r;$
Arbeitskolben . ! Rücklauf
Kurzschlussleitung
Bild 2: Druckprüfgerät
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Welche Vor- und Nachteile hat die Luft- bzw. die 3 Welche Kühlerbauarten werden verwendet?
Flüssigkeitskühlung? 4 Nennen Sie die Vorteile eines kennfeldgeregelten
2 Wie können zuschaltbare Ventilatoren angetrieben Thermostaten.
werden?
248 11 Motormechanil<
Bild 3: ohc-Motor
Anordnung der Ventile. Man unterscheidet
• Untengesteuerter Motor (Bild 1), sv-Motor (engl. • dohc-Motor (engl. double overhead camshaft):
side valves). Die Schließbewegung der Ventile er- Doppei-Überkopf-Nockenwelle; zwei Nocken-
folgt in Richtung UT. Unten gesteuerte Motoren wellen sind über dem Zylinderkopf angeordnet
haben seitlich stehende Ventile. Sie werden we- (Bild4).
gen ihrer ungünstigen Brennraumform nicht im • cih-Motor (engl. camshaft in head). Die Nocken-
Kraftfahrzeug verwendet. welle ist im Zylinderkopf angeordnet (Bild 5).
Kipphebel Stößelstange
Nockenwelle Kipphebel Ventilstößel
/l;.
Stößel
Steuer-
kette ~
·{/? .p·../
' / ..
Kurbel - '+·t / Nocken-
wellenrad· ~ wellenrad
Ventil- ---j;;l
kegel-
stücke Ventilschaft
Bild 4: Einlassventil
Der obere Teil des Schaftes besteht aus härtbarem Einstellung des Ventilspiels. Je nach Motorart und
Stahl mit guter Wärmeleitfähigkeit. Beide Teile wer- Fabrikat ist die Einstellung des Ventilspiels verschi e-
den, z.B. durch Reibschweißen, miteinander verbun- den. Sie kann bei kaltem oder auch bei warmem
den. Motor, bei stehendem oder auch bei langsam lau-
fendem Motor vorgeschrieben sein.
Natriumfüllung Abstreitkante Bei oben liegender Nockenwelle und Kipphebeln
Ventil- -------- Panze- oder Schlepphebeln kann das Ventilspiel mit Steil-
kegel- rung schraube und Gegenmutter eingestellt werden oder
stück
wie in Bild 2 durch Verstellen des Kugeldruckbol-
zens im selbstsichernden Gewinde am Auflager des
Schwinghebels. Das Ventilspiel wird geprüft am Spalt
Bild 1: Auslassventil
zwischen Nockengrundkreis und Schwinghebel.
Bei oben liegender Nockenwelle und Tassenstößeln
Hohlventile (Bild 1). Sie sind Auslassventile, die zur
(Bild 2) werden gehärtete Einstellscheiben verschie-
Verbesserung der Wärmeabfuhr einen Hohlraum
dener Dicke in den Stößel eingelegt, um das richtige
besitzen, der zu etwa 60% mit Natrium gefüllt ist.
Ventilspiel einzustellen, welches unmittelbar am
Natrium schmilzt bei etwa 97 oc
und hat eine gute
Spalt zwischen Nockengrundkreis und Einstellschei-
Wärmeleitfähigkeit. Durch das Hin- und Herschleu-
be geprüft werden kann.
dern des flüssigen Natriums wird die Wärme schnel-
ler vom Ventilteller zum Ventilschaft abgeführt und
Einstellscheibe
dadurch die Temperatur des Ventiltellers um etwa
100 oc gesenkt. Am Ventilsitz sind die Ventile häufig
gepanzert (Bild 1), z.B. mit Hartmetall, um den Ver-
schleiß zu verringern und das Einschlagen des Sitzes
am Ventilteller zu vermeiden.
111 VentilspieL
Einlass- und Auslassventile dehnen sich im Betrieb
je nach Temperatursteigerung und Werkstoff aus.
Außerdem treten an den Übertragungsteilen der
Motorsteuerung Längenänderungen durch Ver-
schleiß auf. Damit die Einlass- und Auslassventile in Kugeldruckbolzen
allen Betriebszuständen einwandfrei schließen kön- Einstellung mit Einstellung mit
nen, wird zwischen den Übertragungssteilen Spiel Kugeldruckbolzen Einstellscheibe
vorgesehen. Bei kaltem Motor ist das Ventilspiel im Bild 2: Einstellen des Ventilspiels
allgemeinen größer als bei warmem Motor.
Das Spiel der Auslassventile ist gewöhnlich größer Je nach Vorschrift des Herstellers beträgt das Ventil-
als das der Einlassventile, da sie wärmer werden. spiel etwa 0,1 mm bis 0,3 mm . Wird es nicht richtig
eingestellt, so verschieben sich die Öffnungs- und
Ventilspiel zu klein. Das Ventil öffnet früher und Schließzeiten der Ventile.
schließt später.
Dadurch kann das A uslassventil zu heiß werden, Hydraulischer Ventilspielausgleich
weil durch die verkürzte Schließzeit nicht genügend Bei Motoren, die mit einem hydraulischen
Wärme vom Ventilteller an den Ventilsitz abgegeben Ventilspielausgleich ausgestattet sind, ist das Ein-
werden kann. Außerdem besteht bei zu kleinem Ven- stellen des Ventilspiels nicht mehr erforderlich. Der
tilspiel die Gefahr, dass das Auslassventil oder das Ventilspielausgleich gleicht Längenänderungen der
Einlassventil bei warmem Motor nicht mehr schließt. Bauteile durch hydraulisch betätigte Übertragungs-
Durch den Spalt am Auslassventil wird dann Abgas elemente aus. Dadurch wird das Ventilspiel bei lau-
angesaugt, durch den Spalt am Einlassventil schla- fendem Motor auf Null gehalten.
gen die Flammen zurück. Es treten Gasverluste und
Aufbau. Das Spielausgleichselement befindet sich
Leistungsverluste auf. Die Ventile werden durch die
im TassenstößeL Die Ventile werden direkt von der
ständig vorbei strömenden heißen Abgase überhitzt,
wodurch Ventilteller und Ventilsitze verbrennen. darüberliegenden Nockenwelle über Tassenstößel
(Bild 1, Seite 251) betätigt.
Ventilspiel zu groß. Das Ventil öffnet zu spät und Der hydraulische Tassenstößel (Bild 1, Seite 251) ist
schließt zu früh. Dadurch ergeben sich kürzere Öff- an den Ölkreislauf des Motors angeschlossen. Der
nungszeiten und kleinere Öffnungsquerschnitte, wo- Ölzulauf erfolgt über eine seitliche Bohrung im Stö-
durch Füllung und Leistung verschlechtert werden. ßel in den Ventilstößelraum und von dort über die '
Die mechanische Beanspruchung des Ventils und Aussparung im Stößelboden in den Vorratsraum
die Ventilgeräusche nehmen zu. über dem Druckbolzen.
11 Motormechanik 251
Ventilführung (Bild 3)
ln Zylinderköpfen aus Al-Legierungen werden be-
sondere Ventilführungen mit guten Gleiteigenschaf-
ten eingepresst. Sie bestehen meist aus Gussbronze
oder aus Sondergusseisen . Die Ventilschaftabdich -
tung am oberen Ende der Ventilführung muss einen
ausreichenden Ölfilm in der Ventilfüh rung gewähr-
leisten; sie muss jedoch verhindern, dass Motoröl
durch die Ventilführung in den Ansaug- oder Aus-
lasskanal gelangt. Hoher Ölverbrauch und Ölkoh-
leansatz am Ventilschaft wären die Folgen, auch
kann die Wirkung des Katalysators beeinträchtigt
Bild 1: Tassenstößel mit hydraulischem werden.
Ventilspielausgleich
Wirkungsweise
Ablaufender Nocken. Der Druckbolzen wird entlas-
tet. Die Spielausgleichsfeder drückt den Druckbolzen Ventilfeder
nach oben , bis der Tassenstößel am Nocken bzw.
Nockengrundkreis anliegt. Durch Raumvergröße-
rung unter dem Druckbolzen strö mt Öl aus dem
Vorratsraum durch das Kugelventil in den Arbeits-
111
raum.
Auflaufender Nocken. Der Druckbolzen wird belas-
tet, das Kugelventil schließt und die Ölfüllung im Ar-
beitsraum wirkt wie eine .. starre Verbindung" . Über Zy linderkopf Ventilführung
die Führungshülse wird das Einlass- bzw. Auslass-
v entil geöffnet. Durch den Ringspalt zwischen Druck-
bolzen und Führungshülse kann überschüssiges Öl
entweichen, z.B. bei Wärmeausdehnung der Steue- Ventil sitzring
rungsteile.
Schwingh ebel
Bild 3: Ventilführung
Führungshülse
Klappernde Geräusche durch zu großes Ventil-
Füllraum spiel
• Ausgleichselement läuft leer, da der Verschleiß
Kugelventil
am Ringspalt zu groß ist.
Arbeitsraum • Ölrückhalteventil im Schmierölkreislauf de-
fekt.
Spielausgleichsfeder Kein Ventilspielausgleich
• Defektes Ventilspielausgleichselement.
• Luft im Ventilspielausgleichselement durch
aufgeschäumtes Öl aufgrundeines zu hohen
Bild 2: Schwinghebelauflager mit hydraulischem
Ölstandes.
Ventilspielausgleich
252 11 Motormechanil'
Ventilsitz im Zylinderkopf
Die Ventilsitze im Zylinderkopf (Bild 1) haben meist
den gleichen Kegelwinkel wie die Ventilteller. Der
Sitzwinkel beträgt 45°.
KorrekturwinkeL Sie betragen 15° und 75°. Die Kor-
rekturwinkel verbessern die Strömungsverhältnisse Bild 2: Gegossene Nockenwelle
und dienen zur Korrektur der Ventilsitzbreite.
Gebaute Nockenwelle (Bild 3). Bei ihnen werden die
Ventilsitzbreite. Sie sorgt für eine gute Abdichtung Nocken einzeln aus Einsatz-, Vergütungs- oder Nit-
des Verbrennungsraums. Beim Einlassventil beträgt
rierstahl hergestellt. Ansch ließend schrumpft man
sie etwa 1,5 mm, beim Auslassventil etwa 2 mm, um die Nocken auf ein Stahlrohr auf.
die Wärmeabfuhr zu verbessern. Gelegentlich wer-
den auch die Sitzwinkel am Ventilteller und im Zylin-
derkopf etwas unterschiedlich gewählt, z.B. am Ven-
tilteller 44° und im Zylinderkopf 45°. Dadurch wird
zum Verbrennungsraum hin eine schmale Dichtkan-
te gebildet, die sich während der Laufzeit zur norma-
len Sitzbreite vergrößert.
Korrekturwinkel
111 •
•
Öffnungsdauer
Hubgeschwindigkeit
•
•
Höhe des Ventilhubs
Bewegungsablauf.
Korrekturwinkel Sitzwinkel Ventilsitzring
Spitzer Nocken. Das Ventil wird langsam angeho-
Bild 1: Ventilsitz im Zylinderkopf ben und geschlossen und bleibt nur kurze Zeit voll
geöffnet.
Ventilsitzringe. Sie erhöhen die Festigkeit der Ven- Unsymmetrischer Nocken. Die flachere auflaufen-
tilsitze in Zylinderköpfen aus Al-Legierungen und
de Bahn am Nocken bewirkt ein langsameres Öff-
gelegentlich bei Gusseisen. Ventilsitzringe sind nen, die steilere ablaufende Bahn ermöglicht ein
warmfest, verschleißfest und zunderbeständig und längeres Offenhalten des Ventil und ein schnelleres
bestehen aus hochleg ierten Stählen oder Sonder-
Schließen.
gusseisen. Sie sind in den Zylinderkopf eingepresst
oder eingeschrumpft. Steiler (scharfer) Nocken. Das Ventil wird schnell ge-
öffnet und geschlossen und bleibt längere Zeit voll
Ventilfeder geöffnet.
Sie schließt zum Ende des Ansaug- bzw. Ausstoß-
E
taktes das Ventil. Als Ventilfedern werden Schrau- E
benfedern verwendet. Um bei hohen Motordreh- c
.c
zahlen einen Federbruch durch Eigenschwingung zu ::J
.<=
c
vermeiden, können Ventilfedern mit veränderlicher .11
()
Steigung, in kegeliger Form oder mit abnehmenden 0
Nockenwelle
Sie muss die Hubbewegung der Ventile zum rich-
t igen Zeitpunkt und in richtiger Reihenfolge durch-
führen und das Schließen durch die Venti lfedern
ermöglichen.
Gegossene Nockenwellen (Bild 2). Sie werden aus
Spitzer Nocken Unsymmetrischer Nocken Steiler Nocken
legiertem Gusseisen mit Lamellengrafit oder Kugel-
grafit als Schalenhartguss hergestellt. Bild 4: Nockenformen und Nockenhub
11 Motormechanil< 253
Nockenwellenantriebe
mittel-
pumpe
Spann-
rolle
Haupt-
trieb
Man verwendet Ku nststoffriemen. Er wird verwendet, wenn größere Die Drehbewegung der Kurbelwel-
Der Zugstrang im Riemenrücken be- Kräfte zu übertragen sind und die le wird über einen Zahnradsatz zu
steht meist aus einer Glascord-Einla- Steuerzeiten exakt eingehalten wer- der im Zylinderkopf angeordneten
ge. Sie überträgt die Zugkräfte und den müssen. Durch einen Ketten- Nockenwelle übertragen. Zur Ge-
begrenzt die Dehn ung. Der Zahnrie- spanner wird eine gleichbleibende räuschdämpfung sind die Zahnräder
men wird auf der Zahnriemenschei- Kettenspannung erreicht. Zur Dämp- schrägverzahnt
be durch ein Führungsbord am seit- fung von Kettengeräuschen wird die Vorteile: Hohe Antriebsmomente las-
lichen Ablaufen gehindert. Kette in Gleitschienen aus Kunststoff sen sich sehr präzise übertragen und
geführt, das Kurbelwellenrad kann die Bau länge durch schmale Zahnrä-
zusätzlich gummiert sein. der verringern.
Schlepphebel, Kipphebel
Wenn die Ventile nicht direkt von der Nockenwelle
über Tassenstößel betätigt werden, dann werden sie
von der Nockenwelle über Schlepphebel oder Kipp- Bild 1: Rollenschlepphebel
hebel geöffnet.
Schlepphebel (Schwinghebel) sind einarmige Hebel, WIEDERHOLUNGSFRAGEN
die an ei nem Ende auf einem Kug elbolzen aufliegen. 1 Was versteht man unter einem obengesteuerten
Am anderen Ende übertragen sie die Hubbewegung Motor?
des Nockens auf das Ventil. Die Reibung zwischen
2 Welche Aufgabe haben Nockenwellen?
Nocken und Schlepphebel kann durch die Verwen-
3 Warum ist die Drehzahl der Nockenwelle nur halb
dung eines Rollenschlepphebels (Bild 1) stark ver-
so groß wie die der Kurbelwelle?
m indert werden.
4 Warum sind die Nocken der Nockenwelle häufig
Kipphebel sind zweiarmige Hebel. Die Nockenwelle unsymmetrisch?
ist unter dem Kipphebel angeordnet. Die Hubbewe- 5 Welche Nockenwellenantriebe unterscheidet man?
gung der Nockenw elle wird vom Kipphebel auf den 6 Welche Störungen können bei zu kleinem Ven-
Ventilschaft umgelenkt. Die Reibung zwi schen No- tilspiel auftreten?
cken und Kipphebel kann, ähnlich wie beim Rollen- 7 Wodurch wird eine spielfreie und selbst nachstel-
schlepphebel, durch Verwendung eines Roll enkipp- lende Ventilsteuerung erreicht?
hebelsvermindert werden.
254 J J Motormechanil<
111 90
80
70
Peff
I
I
I
I
370
g/kWh
350
330 t Kurbelwi nkel - -
y beff
Cl 310
c
"'
ti
"äi
60
50
- .,;- .......... 290 "'
m.o~
Bild 2: Ventilerhebungskurven
__J
1/I .'1 Kennfeldgesteuerte Nockenwellenverstellung
40 M- 1-1-
30
I
./
280Nm 300
Nm
t Die Verstellung der Nockenwellen erfolgt in Abhä n-
gigkeit von Last und Drehzahl anhand von Ken n-
260 E
~101 Nm
/ ./
20 240 "' feldern, die im Motorsteuergerät hinterlegt sind.
220 E
J - o- - i -
10 .... 200 °
.§
Als Korrekturgröße kann z.B. die Motortemperatur
180
o 16o e verwendet werden. (Bild 3, Tabelle 1, Seite 255). So
0 1000 2000 3000 4000 5000 1/min 7000 ° ist z. B. bei einer mittleren Drehzahl je nach Last eine
M otordrehzahl - Früh- oder Spätv erstellung möglich.
Bild 1: Motorkennlinien
11 7 1 Variable Motorsteuerung t
<n
Die Füllung des Zylinders ist bei Verbrennungsmo- "'
__J
bereich
Ventilüberschneidung klein, EV schließt weit nach UT ~ kein Überström en von Frischga-
Leerlauf Spät sen in den Auslasskana l und von Abgasen in den Einlasskanal, besserer Verbrennungsver-
lauf ~ höheres Drehmoment im Leerlauf, Leerlaufdrehzahl kann gesenkt werden.
Ventilüberschneidung groß, EV schließt kurz nach UT ~ Frischgase werden nicht in den Ein-
Teillast Früh lasskanal zurückgeschoben, Abgase strömen in den Einlasskanal und werden mit den Frisch-
gasen angesaugt, Temperatur des Verbrennungsvorgangs sinkt ~ NOx-Anteil sinkt.
Ventilüberschneidung klein, EV schließt weit nach UT, Frischgase strömen trotz aufwärts
Volllast Spät gehendem Kolben in den Zylinder nach ~ Nach ladeeffekt verbessert Zylinderfüllung und
Drehmoment.
Verstellrichtung
Spät
Bild 1: Flügelzellenversteller
Motormanagement (Bild 2)
Bild 3: Verstellung der Einlassnockenwelle
Das Motorsteuergerät benötigt zur Verstellung der
Einlassnockenwelle und der Auslassnockenwelle In- Frühverstellung (Bild 3). Das Magnetventil befindet
formationen über Motordrehzahl, Motorlast und Mo- sich in Stellung A und steuert den Öldruck des Mo-
tortemperatur, sowie die Stellung der Kurbelwelle. tors in den entsprechenden Ölkanal.
Diese Daten werden im Steuergerät mit den Daten Spätverstellung. Das Magnetventil befindet sich in
von Kennfeldern verglichen . Mithilfe der Daten aus Stellung B und steuert den Öldruck des Motors in
dem Kennfeld kann das Steuergerät die Magnetven- den entsprechenden Ölkanal.
tile ansteuern und die Nockenwellen verstellen .
Haltestellung. Das Hallgebersignal übermittelt dem
Wirkungsweise (Bild 3) Motorsteuergerät die momentane Stellung der No-
Der Außenrotor ist mit dem Kettenrad , der Innen- ckenwelle. Das elektrohydraulische Magnetventil
rotor ist mit der Einlassnockenwelle bzw. der Aus- steuert den Öldruck abwechselnd in die Kammern
lassnockenweile fest verbunden. Außenrotor und links und rechts der Flügel des Innenrotors ein . ln
Innenrotor sind gegeneinander verdrehbar. Das beiden Kammern herrscht der gleiche Öldruck. Der
Motorsteuergerät steuert das Magnetventil pulswei- Innenrotor verdreht sich nicht weiter.
11 Motormechanil< 257
Die Auswirkungen beim Ausfall von Sensorsignalen Verblocken der Schalthebel (VTec)
auf den Motorlauf zeigt Tabelle 1. Auf der Einlass- und der Auslassseite sind drei
Schlepphebel angeordnet. Jeder Schlepphebel wird
über einen separaten Nocken gesteuert (Bild 2).
Das Nockenprofil, das die beiden äußeren Schlepp-
hebel betätigt, unterscheidet sich von dem, das den
inneren Schlepphebel betätigt. Dadurch können am
Ventiltrieb folgende Größen variiert werden:
• Ventilüberschneidung
• Ventilöffnungsdauer
• Öffnungsgeschwindigkeit
• Ventilhub
Ventilbetätigung (Bild 3)
Magnetventile Keine NW-Verstellung, Motor
läuft. Schaltstellung 1
Die Schlepphebel sind entriegelt. Die Rückstellfeder
hält die beiden Sperrschieber A und Bin entriegelter
Variabler Ventiltrieb
Position. Die Ventile werden durch die beiden äuße-
Ventilöffnungszeiten und Ventilöffnungsquer- ren Schlepphebel betätigt. Dadurch ergeben sich ein
schnitt werden dem Betriebszustand des Motors kleiner Ventilhub und eine kürzere Ventilöffnungs-
angepasst. dauer. Die Schaltstellung ist für niedrige Drehzahlen
günstig.
Die Ventilöffnungszeit wird durch die Form des No-
ckens, der Ventilöffnungsquerschnitt durch die Höhe Nockenprofil für
hohe Drehzahlen
des Nockens verändert (Bild 1).
Nockenprofil für
niedrige Drehzahlen
Schaltstellung 2
Beim Umschaltpunkt öffnet das Magnetventil durch
ein Signal vom Motorsteuergerät Der Motoröldruck
wirkt auf den Sperrschieber A. Dadurch werden
beide Sperrschieber A und B gegen die Rückstell-
federkraft nach rechts verschoben und verriegeln
formschlüssig die drei Schlepphebel miteinander.
Die Ventile werden in dieser Position durch den mitt-
leren Nocken mit dem größten Ventilhub und der
Bild 2: Aufbau eines variablen Ventiltriebs längsten Ventilöffnungszeit betätigt.
258 11 Motormechanik
ai
Auslassnockenwelle mit Zusatznocken und Rollen-
schlepphebel (Bild 3). Der Zusatznocken auf der Aus-
lassnockenweile betätigt über den Rollenschl epp-
.g 4 x
1], ~
; ( 1\ hebei ein Pumpenelem ent.
~ 2
I
I
\ C: E
E ~ -~ ~
E
Pumpenelement (Bild 3). Es erzeugt den Öldruck im
~ 0 , V \ \ \. ci >
280' 320' 360' 400' 440' 480' 5200 560' 600' 640' 680' 720'
Hochdruckraum .
OT 250' UT OT Magnetventil (Bild 2). Das 2-2-Wegeventil wird über
I Kw- - -
ein Steuergerät angesteuert. Es öffnet und schließt
Bild 2: Verstellhubdiagramm die Hochdruckkammer. Im Ruhezustand ist es offen
11 Motormechanil< 259
und der Zusatznocken läuft auf dem Grundkreis. Da- nach Last- und Drehzahlanforderungen werden der
durch kann der Hoch- und Mitteldruckraum mit Mo- Ventilhub, die Ventilöffnungszeit und die Anzahl der
toröl gefüllt werden. Ventilhübe der Einlassventile gesteuert (Bild 2).
Vorratskammer und Druckspeicher. Über sie erfolgt Möglichkeiten der Einlassventilsteuerung
die Ölversorgung durch den Motorölkreislauf. Der Man unterscheidet (Bild 2)
Druck im Druckspeicher beträgt ca . 150 bar.
• Volle Ventilöffnung (full Iift) Erzielung max. Leis-
Temperatursensor. Er ist ein NTC-Widerstand. Der tung, z.B. Autobahnfahrten
Temperatursensor übermittelt die Motoröltempera-
• Spätes Ventilöffnen (late valve opening, LVO) -
tur an das Steuergerät. Die Motoröltemperatur ist
Verbesserung des Startvorgangs
ein Maß für die Viskosität des Motoröls. Sie beein-
flusst das Bewegungsverha lten der Ventile maßgeb- • Frühes Ventilschließen (early valve closing, EVC)
lich, z.B. beim Kaltstart oder bei betriebswarmem - Verbesserung der Füllung über den gesamten
Motor. Teillastbereich .
• Mehrfachhub (multi Iift) Verbesserung der Ver-
Hydraulische Bremse. Sie bremst die Einlassventile
brennung im unteren Lastbereich, z.B. Verkehrs-
am Ende des Schließvorgangs hydraulisch ab.
stau .
Aufbau
Der Ventiltrieb besteht aus einer hydraulisch betätig-
Hydraulischer
Flügelzellen· ten Einrichtung zur Verstellung der Ventilöffnungs-
versteller winkel und einer elektro-mechanischen Einrichtung
(variocam) zur Umschaltung der Ventilhübe (Bild 4).
Nockenstück
mit Innen-
verzahnung
t
.J::J
8 Dieselmotoren. Bei ihnen können durch zu hohe
Verbrennungsenddrücke aufgrund des hohen
:J
6 Frischluftanteils und der damit möglichen größeren
e:=.
·;:;
c: Einspritzmenge so hohe mechanische Belastungen
~ 4 auftreten, dass der Motor zerstört w ird.
Man unterscheidet bei Verbrennungsmotoren ein
2 geometrisches und ein effektives Verdichtungsver-
hältnis. Dabei dürfen bestimmte Grenzwerte nicht
0
- 270° -18o• -so• o• so• 18o• 27o• überschritten werden, um Motorschäden zu vermei-
Kurbelwinkel - -
den. Deshalb sind bei aufgeladenen Motoren Lade-
druckbegrenzungen erforderlich .
Bild 1: Ventilerhebungskurven der Einlass- und Geometrisches Verdichtungsverhältnis Egeo· Es ist
Auslassnockenwelle das Verhältnis von größtem Verbrennungsraum
zum kleinsten Verbrennungsraum .
Einlassnockenwelle- Teilhub (Bild 1). Er wird beim
Motorstart, bei Leerlauf, Schub, Motor aus, bei ge-
ringen Drehmomentanforderungen und Drehzahlen
< 3100 1/min geschaltet. Die Höhe des Teilhubs be-
I
....___ __
Egeo =
~+~
-Vc-=-___.......jI 1111
trägt 6,35 mm. Effektives Verdichtungsverhältnis Eeff- Es lässt sich
Einlassnockenwelle - Vollhub (Bild 1). Er wird ab aus dem geometrischen Verdichtungsverhältnis und
3100 1/m in oder ab einer bestimmten Drehmoment- dem Liefergrad bestimmen.
schwelle (kennfeldgeregelt) geschaltet. Die Höhe
des Vollhubs beträgt 10 mm.
I Eett "' Egeo · Liefergrad
Aufladungssysteme
Es können unterschieden werden:
11.7.2 Aufladung (Füllungsregelung)
• Dynamische Aufladung • Fremdaufladung.
Die Höhe der Leistung und das Drehmoment eines
Motors werden wesentlich vom Frischgasanteil ei- 11.7.2.1 Dynamische Aufladung
ner Zylinderfüllung beim Ansaugen bestimmt. Die-
ser wird durch den Liefergrad ausgedrückt. Die im Saugrohr strömenden Frischgase besitzen
Bewegungsenergie. Durch das Öffnen des Einlass-
Der Liefergrad gibt das Verhältnis zwischen der ventils, wird eine zurücklaufende Druckwelle aus-
im Zylinder vorhandenen Frischgasfüllung und gelöst. Die Frischgase strömen mit Schallgeschwin-
der theoretisch möglichen Frischgasfüllung eines digkeit zurück und treffen am offenen Ende des
Zylinders je Arbeitsspiel an. Saugrohrs auf die ruhende Luft. Dort wird die Druck-
w elle wieder reflektiert und läuft zurück in Richtung
Einlassventil. Erreicht die zurücklaufende Druckwelle
das Einlassventil, wenn dieses gerade offen ist, be-
wirkt dies eine Verbesserung der Zylinderfüllung. Es
entsteht ein Aufladeeffekt. Die Frequenz der entste-
henden Schwingung hängt ab von Saugrohrlänge,
Saugrohrquerschnitt und MotordrehzahL
Man unterscheidet je nach Gest altung des Saug-
rohrs und der damit verbundenen Auf ladung:
Mithilfe von Aufladungssystem en kann der Lief er- • Schwingsaugrohr-Aufladung
grad erhöht werden. Dadurch gelangt eine größere • Resonanz-Aufladung
Luftmasse in den Verbrennungsraum, so dass mehr Beide Systeme können miteinander kombiniert wer-
Kraftstoff verbrannt werden kann. den.
262 11 Motormechanil<
-"
gung wird durch die Saugarbeit des Kolbens ange- 90
regt. Durch geeignete Wahl der Saugrohrlänge wird 80 I 200
die Schwingung so beeinflusst, dass die Druckwelle t 70 w
/ {' /
_ ,..::-
Nm t
150 E
durch das geöffnete Einlassventilläuft und eine bes- "'
c: 60
:J
~/ "E
sere Füllung bewirkt. Im unteren Drehzahlbereich t> 50 125 0
•
Schwingsaugrohrsysteme
Es können folgende Saugrohrsysteme unterschie-
den werden:
• Schaltsaugrohre • Stufenlose Sauganlagen
11.7.2.2 Fremdaufladung
Abgasturbolader
Bei ihm wird die Energie des Abgases dazu verwen-
Schwi ngsaug- det, um die Frischgase in die Zyl inder zu fördern
ro hraufladung , z.B. (Bild 4, Bild 1, Seite 264).
ab 4800 1/m in
Eine deutliche Ladewirkung wird erst bei mittleren
bis hohen Drehzahlen erreicht. Außerdem reagie-
ren diese Lader mit einer leichten Verzögerung auf
schnelle Veränderungen der Fahrpedalstellung, da
die Abgase aufgrundvon Massenträgheit schnellen
Lastwechseln nicht folgen können (Turboloch) . Die
Lader arbeiten nahezu verlustfrei , da sie keine An-
Bild 2: Resonanz- und Schwingsaugrohrsystem triebsleistung von der Kurbelwelle benötigen.
264 11 Motormechanik
Tu rbine
Ansaugseite
Umluftventil
Elektronische Ladedruckregelung (Bild 2). Der op- "Overboost" (engl. Überförderung). Darunter ver-
timale Ladedruck w ird über ein Ladedrucksteuergerät steht m an eine kurzzeitige Überhöhung des Lade-
abhängig von Drosselklappenstellung und Klopfnei- drucks zum Beschleunigen. Wi rd das Fahrpedal
gung berechnet. Als Korrekturgrößen dienen z.B. An- schnell durchgedrückt (kick down) wird über das
sauglufttem peratur, Motortemperatur, Drehzahl. Luft- Taktventil das Ladedruckregelventil geschlossen. Der
druckschwankungen z. B. bei Gebirgsfahrten w erden gesa mte Abgasstrom wird über die Turbine geleitet,
kompensiert, da ein Höhengeber im Motorsteuerge- der Ladedruck steigt schlagartig an. Nach Erreichen
rät ständig den Umgebungsluftdruck misst und ihn der gewünschten Fahrgeschwindigkeit setzt der üb-
bei der Berechnung des Ladedrucks berücksichtigt. liche Regelvorgang wieder ein.
Wirkungsweise Vorteile der elektronischen Ladedruckregelung im
Ein Drucksensor erfasst den Ladedruck und das La- Vergl eich mit der m echanisch-pneumatischen Lade-
dedrucksteuergerät steuert ein Taktventil (Bild 2) an. druckregelung :
Das Taktverhältnis steuert den Öffnungsquerschnitt. • Besseres Ansprechverhalten.
Ladedruck gering (Bild 2). Das Taktventil öffnet die • Konstante Leistung, da luftdruckunabhängig (Ab-
Verbindung zwischen Druckrohr und Saugseite. Auf solutdruckregelung).
das Ladedruckregelventil wirkt ein geringer Lade-
• Variabler Ladedruck, der bis zur Klopfgrenze ge-
druck. Es bleibt geschlossen. Die Turbine wird vom
steigert w erden kann.
gesamten Abgasstrom angetrieben.
Ladedruck hoch (Bild 3). Der Ladedrucksensor mel-
Ladedruckregelung mit verstellbarer Turbinen-
det dem Steuergerät für die Ladedruckregelu ng
einen zu hohen Ladedruck. Das Taktv entil schließt Geometrie (VTG) (Bild 1, Seite 266)
die Verbindung zwischen Druckrohr und Saugrohr. Bei diesem Lader wird der Ladedruck durch v erstell-
Der Ladedruck in der Steuerleitung steigt. Das Lade- bare Leitschaufeln geregelt. Die Regelung erfolgt
druckregelventil öffnet und der Abgasstrom zur Tur- unabhängig von dem durch die Motordrehzahl be-
bine w ird geringer. stimmten Abg asstrom.
266 11 Motormechanil<
Leitschaufelverstellung (Bild 1)
Turbinenrad Führungszapfen Verdichtergehäuse
Leitschaufel Sie erfolgt über ein Steuergestänge, dessen Füh-
rungszapfen in den Verstellring eingreift. Dadurch
kann der Verstellring verdreht werden. Diese Dreh-
Verdichter- bewegung wird über Führungszapfen und Welle
an die Leitschaufeln übertragen . Alle im Trägerring
gelagerten Leitschaufeln werden gleichzeitig und
gleichmäßig in die gewünschte Stellung verdreht.
Die Verstellung der Leitschaufeln erfolgt elektro-
pneumatisch.
Ver-
dichter- Elektro-pneumatische Verstellung (Bild 3)
Leitschaufel austritt Eine Vakuumpumpe erzeugt den Unterdruck. Über
mit Welle
einen elektrisch-pneumatischen Druckwandler
Steuergestänge
Turbinengehäuse Verstellring Ladedrucksteller (EPW) wird der Steuerdruck in die Unterdruckdo-
se eingesteuert. Der in der Unterdruckdose wir-
Bild 1: Ladedruckregelung mit VTG kende Differenzdruck zwischen Steuerdruck und
Atmosphärendruck verstellt über ein Gestänge die
Wirkungsweise Leitschaufeln variabel.
Motordrehzahl niedrig (Bild 2). Um auch bei niedri-
gen Drehzahlen ein großes Drehmoment zur Verfü- Atmosphärendruck Unterdruck von Vakuumpumpe
gung zu haben ist ein hoher Ladedruck erwünscht. c::::> c::::>
Dazu werden die Leitschaufeln auf einen engen Ein-
trittsquerschnitt gestellt. Die Verengung bewirkt eine
hohe Geschwindigkeit des Abgasstromes. Gleich-
zeitig wirkt der Abgasstrom auf den Außenbereich
der Turbinenschaufeln (großer Hebelarm). Dadurch
steigen Turbinendrehzahl und Ladedruck.
Motordrehzahl hoch. Die Leitschaufeln geben ei- Steuer-
nen größeren Eintrittsquerschnitt frei, um die große gerät
Abgasmenge bei hohen Drehzahlen aufnehmen zu
EPW =Elektro-pneumatischer Druckwandler
können. Damit wird der benötigte Ladedruck erreicht
aber nicht überschritten. Der Abgasstrom wirkt auf Bild 3: Elektro-pneumatische Verstellung
den mittleren Bereich der Turbinenschaufeln .
Elektrische Verstellung der Leitschaufeln
Motordrehzahl: niedrig Motordrehzahl: hoch
Eintrittsquerschnitt A: klein Eintrittsquerschnitt A: groß
Anstelle der elektro-pneumatischen Verstellung be-
tätigt ein Elektromotor mit Getriebe das Gestänge zur
Verstellung der Leitschaufeln. Damit ist eine höhere
Verstellgeschwindigkeit und bessere Verstellgenau-
igkeit erreichbar. Die Ladedruckregelung arbeitet
mit dem elektrischen Steiler erheblich schneller und
präziser als mit der pneumatischen Betätigung. Dies
bringt Vorteile im Ansprechverhalten und bei den
Abgasemissionen . Ab EURO 4 sind elektrische Stei-
ler in Verwendung .
Doppelaufladung (Bild 1, Seite 267)
Bei ihr kann die Aufladung durch zwei gleich große
Bild 2: leitschaufelstellung
parallel geschaltete Abgasturbolader (Bi-Turbo) er-
Die Veränderung des Eintrittsquerschnittes kann folgen . Im unteren Drehzahlbereich arbeitet nur ein
genutzt werden, um z.B. bei hohen Drehzahlen eine Abgasturbolader, während der zweite Turbolader,
zusätzliche, kurzfristige Steigerung des Ladedrucks je nach Leistungsbedarf und Ladedruck, zwischen
zu erreichen (Overboost). Da für jeden Betriebszu- 2600 1/min und 3200 1/min zugeschaltet wird. Im
stand der optimale Ladedruck durch Verstellung der oberen Drehzahlbereich arbeiten beide Abgasturbo-
Leitschaufeln eingestellt werden kann, entfällt der lader.
Bypass. Meldet das Steuergerät Notlaufbetrieb des Der zweite Turbolader wird durch pneumatisch be-
Motors, werden die Leitschaufeln so gesteuert, dass tätigte Ventile (Absperrventile und Rückführventil)
sie den größten Eintrittsquerschnitt freigeben, Lade- zu- bzw. abgeschaltet. Der erforderliche Unterdruck
druck und Motorleistung sinken . wird durch eine Vakuumpumpe erzeugt.
11 Motormechanil< 267
messer
Ladedruck- und -;:::=~.._
Ansaugluft-
_____
temperatur-
sen sor
Rü ck-
führ-
ve ntil
II
Partikel-
filter-
Bild 2: Registeraufladung
Bild 1: Doppelaufladung
Wirkungsweise
Wastegate. Bei einem Ladedruck von z.B. 1,6 bar öff-
Drehzahlen zwischen 800 1/min und 1500 1/min
net das Wastegate und schützt die Lader vor Über-
Abgasseitig. Die Turbinenregelklappe und das By-
druck und zu hohen Drehzahlen.
passventil sind geschlossen. Der Abgasstrom treibt
Leistungsreduzierung . Wird die Leistung gedrosselt, den kleinen Turbolader an. Er reicht jedoch nicht
z.B. im Schiebebetrieb, öffnet das Rückführventil aus, um den großen Turbolader anzutreiben.
und das Absperrventil 2 wird geschlossen . Der Tur-
Luftseitig . Die Bypassklappe Verdichter ist geschlos-
bolader 2 läuft aus.
sen . Die Ansaugluft durchströmt den großen Turbo-
Merkmale lader und wird im kleinen Turbolader verdichtet.
• Die Steuerung der Zu- und Abschaltung des zwei- Drehzahlen zwischen 1500 1/min und 2500 1/min
ten Turboladers erfolgt über das Motormanage- Abgasseitig. Die Turbinenregelklappe ist leicht ge-
ment. öffnet, das Bypassventil ist geschlossen. Der stärker
• Schnelles Ansprechverh alten durch geringe Mas- werdende Abgasstrom treibt sowohl den großen als
sen ; die Massenträgheit von zwei kl einen Tur- auch den kleinen Turbolader an .
boladern, die je nach Lastzustand einzeln oder Luftseitig. Die Bypassklappe Verdichter ist geschlos-
gemeinsam arbeiten, ist geri nger als die eines sen . Im großen Turbolader wird die Ansaugluft vor-
einzelnen großen Turboladers. verdi chtet und im kleinen Turbolader hoch verdichtet.
268 11 Motormechanik
Drehzahlen zwischen 2500 1/min und 4000 1/min passklappe. Die Stellung der Bypassklappe wird durch
Abgasseitig. Die Turbinenregelklappe ist offen, das ein im Steuergerät hinterlegtes Kennfeld bestimmt.
Bypassventil ist geschlossen. Das gesamte Abgas Öffnet der Fahrer z.B. beim Beschleunigen über das
strömt durch den großen Turbolader. Gaspedal die Hauptdrosselklappe vollständig, wird
Luftseitig. Die Bypassklappe Verdichter ist geöffnet. gleichzeitig die Bypassklappe geschlossen (Bild 3).
Die Ansaugluft wird ausschließlich vom großen Tur- Dadurch steht sofort der vollständige Ladedruck zur
bolader verdichtet. Verfügung . Das Fahrzeug beschleunigt ohne nen-
Drehzahlen ab 4000 1/min nenswerte Verzögerung.
Abgasseitig. Die Turbinenregelklappe ist geöffnet.
Der Abgasstrom treibt den großen Turbolader an .
Wird der Ladedruck zu hoch, öffnet das Bypassventil
und leitet einen Teil des Abgasesam großen Turbo-
lader vorbei. Luftseitig. Die Bypassklappe Verdichter
ist geöffnet. Die Ansaugluft wird ausschließlich vom
großen Turbolader verdichtet.
Bild 1: Rootslader
Wirkungsweise
Saugbetrieb/Teillastbetrieb (Bild 2). Bei ihm ist die
Bypasskla ppe vollständig (drosselfrei) geöffnet. Bild 3: Bypassklappe geschlossen - Ladebetrieb
Über die Stellung der Hauptdrosselklappe, die der
Fahrer über das Gaspedal betätigt werden die Last- Vorteile und Nachteile gegenüber dem Abgasturbo-
zustände gesteuert. Dabei wird ein Teil der vom lader. Durch einen schnellen Aufbau des Ladedrucks
Kompressor geförderten Luft über den offenen By- ergibt sich schon bei niedrigen Drehzahlen ein ho-
pass rückgeführt und erneut vom Kompressor an- hes Drehmoment und ein gutes Ansprechverhalten .
gesaugt. ln diesen Lastbereichen erfolgt keine Auf- Außerdem erfolgt bei der Aufladung kein Eingriff in
ladung durch den Kompressor, da der Motor die von das Abgassystem des Motors.
ihm benötigte Luftmenge ansaugt. Während des Allerdings muss ein Teil der zusätzlich gewonnenen
Teillastbetriebs herrscht im gesamten Ansaugrohr Motorleistung (ca. 1 % bis 5 %) für den Antrieb des
einschließlich der Rotorengruppe Unterdruck. Laders, abhängig von Ladedruck und Drehzahl, auf-
Ladebetrieb!Volllastbetrieb (Bild 3). Bei ihm ist die gewendet werden. Dadurch ergibt sich für diese Mo-
Hauptdrosselklappe nahezu vollständig geöffnet. Die toren ein erhöhter Kraftstoffverbrauch im Vergleich
Lastregelung erfolgt durch die elektrisch betätigte By- zu Motoren mit Abgasturboladern.
11 Motormechanil< 269
Kombination von Abgasturbolader und über die Magnetkupplung zugeschaltet Ist es erfor-
Kompressor (Bild 1) derlich, dass stark beschleunigt werden muss, z.B.
Die Aufladung erfolgt durch einen Kompressor und bei Überholvorgängen, wird der Kompressor zuge-
einen Abgasturbolader. Beide Aggregate sind in schaltet, um den für den Lastzustand erforderlichen
Reihe geschaltet. Je nach Lastzustand und Dreh- Ladedruck schnellstmöglich zu erreichen. Müsste der
zahlbereich berechnet das Motorsteuergerät die Turbolader in diesem Drehzahlbereich alleine den La-
Luftmenge und den Ladedruck für das erforderliche dedruck aufbauen, würde es aufgrund der Trägheit
Drehmoment. Es entscheidet, ob der Ladedruck vom des Turboladers (Turboloch) zu einer verzögerten Be-
Abgasturbolader alleine oder durch Zuschalten des schleunigung kommen.
Kompressors erzeugt werden soll. Die Zuschaltung
250 .----,----,-----,----,----,----.
des Kompressors erfolgt über eine Magnetkupplung.
Nm dynamische
Saugrohr-
drucksensor
(Kompressor)
mechanischer
Kompressor
Regelklappen-
Steuereinheit t 200 f-->'._"..r+- - Zuschaltung --+-"""":-t------1
/ des Kompressors
I I
Sensor
c 150 Aufladebereich durch
"' Abgasturbolader
Saugrohrdruck-
sensorund Ansaug-
~ I
E 100 permanenter Betrieb ---t------+--------1
lufttemperatur ~ des Kompressors
Frisch- 0
luft 50 r----+----+-----r----+----+------l
Luft-
filter <== Saugbetrieb
0~--~----~----~--~----~--~
1000 2 000 3000 4000 5000 min- 1 7 000
Drehzahl---
Ladedrucksensor
mit Ansaugluft- Bild 2: Drehmomentverlauf bei der Aufladung durch
temperatursenso r Kompressor und Abgasturbolader
Aufladebereich durch den Turbolader alleine bei
Drehzahlen ab 3500 1/min. ln diesem Bereich ist die
=> Regelklappe vollständig geöffnet. Der Turbolader ar-
Abgas beitet alleine, da er für höhere Drehzahlen o ptimal
ausgelegt ist. Die Abgasenergie reicht für all e Last-
Abgasturbolader Wastegate-Kiappe zustände aus, um den erfo rderlichen Ladedruck zu
erzeugen. Der Ladedruck wird auf 1 bar Überdruck
Bild 1: Kombination von Kompressor und durch die Wastegateklappe begrenzt.
Abgasturbolader Merkmale
Wirkungsweise (Bild 2) • Kurze Ansprechzeit, auch bei niedrigen Drehzahlen.
Permanenter Betrieb des Kompressors bei Dreh- • Hohes Drehmoment ab Leerlaufd rehzahL
zahlen zwischen 500 1/min und 2400 1/min. Im • Beim Beschleunigen kein Turboloch, da der Ko m -
Leerlauf- und Teillastbereich arbeitet der Motor im pressor zugeschaltet wird.
Saugbetrieb. Dabei ist d ie Regelklappe vollständig • Abgasturbolader ist für den oberen Drehzahlbe-
geöffnet. Der Kompressor wird über den Riemen- reich optimal ausgelegt.
t rieb permanent angetrieben. Je nach Lastzustand Downsizing. Man versteht darunter alle Maßnahmen
kann der Ladedruck des Kompressors durch Schlie- an Motoren, m it denen der Kraftstoffverbrauch ge-
ßen der Regelklappe zug eführt werden. senkt und zugleich die Leistung der Motoren beibe-
Dynamische Zuschaltung des Kompressors bei halten oder erhöht wird. Dies wird durch Maßnahmen
Drehzahlen zwischen 2400 1/min und 3500 1/min. erreicht, die bei einem Motor die Literleistung erhöhen
ln diesem Bereich wird der Kompressor bei Bedarf und gleichzeitig den Wirkungsgrad verbessern.
1Z Gemischbildung
1 2. 1 Kraftstoffversorgungsanlagen bei Ottomotoren
12.1.1 Aufgaben der Anlagen die Kraftstoffdämpfe zwischengespeichert und der
Verbrennung über das Regenerierventil gezielt zu-
Die Kraftstoffversorgungsanlage (Bild 1) soll das geführt. Mit in Kraft treten der On-Board-Diagnose II
Gemischaufbereitungssystem des Motors in al- (OBD II) ist die Dichtigkeit des Kraftstoffbehälters zu
len Betriebszuständen ausreichend mit Kraftstoff überwachen.
versorgen.
Betankungs-
Einfül lstutzen ausgleichsbehälter
Bei extremer Kurvenfahrt oder Fahrten im steilen besonders die elektrischen Anschlüsse bei Einbau
Gelände und nur noch geringfügig gefülltem Kraft- unter dem Fahrzeugboden erhöhter Korrosion aus-
stoffbehälter verlagert sich der Kraftstoff auf eine gesetzt.
Seite. Um eine Versorgung der Kraftstoffförder-
pumpe mit Kraftstoff sicherzustellen und um alle ln-Tank-Pumpen. Sie sind meist Bestandteil von
verzweigten Räume des Behälters leeren zu können, Kraftstofffördermodulen, die in die Kraftstoffbehälter
werden Catch-Tanks (Bild 1, Seite 273) eingesetzt. eingebaut sind . ln-Tank-Pumpen sind im Kraftstoff-
Dabei handelt es sich um Tanks innerhalb des Kraft- behälter weitgehend gegen Korrosion geschützt.
stoffbehälters. Sie werden durch Saugstrahlpumpen Außerdem werden die durch die Pumpe erzeugten
gefüllt. ln den Catch-Tanks sind auch die Kraftstoff- Geräusche im Tank gedämpft.
förderpumpen untergebracht (siehe auch Kraftstoff- Je nach Wirkungsweise werden die Pumpen in Ver-
fördermodul). dränger-und Strömungspumpen unterschieden .
erfolgt. Außerdem sind sie unempfindlich gegen Beim Verlegen von Kraftstoffleitungen muss darauf
Dampfblasenbildung, da über eine Entgasungsboh- geachtet werden, dass ...
rung dampfförmiger Kraftstoff ausgeschieden wer- • ... sie den Verwindungen des Fahrzeuges und
den kann. Alle rdings erreichen diese Pumpen nur den Bewegungen des Motors standhalten.
Systemdrücke von max. 4 bar. • .. . sie gegen mechanische Beschädigungen ge-
Zweistufige Elektrokraftstoffpumpen (Bild 1). Sind schützt sind.
hohe Systemdrücke erforderlich, werden zweistufi- • ... die Leitungen nicht an heißen Teilen vorbei -
ge Elektro-Kraftstoffpumpen verwendet. Um Dampf- geführt werden, um Dampfblasenbildung zu
blasenbildung in der Pumpe zu vermeiden, wird eine vermeiden .
Peripheralpumpe vorgeschaltet Sie übernimmt die • .. . sie möglichst stetig steigend verlegt werden,
Kraftstoffvorförderung und scheidet Dampfblasen um Dampfblasen schnell aus dem System ent-
aus. Die nachgeschaltete Verdrängerpumpe dient fernen zu können .
dem Aufbau des Systemdrucks.
• ... sich bei Undichtigkeiten keine Kraftstoffdämp-
An schlu sskabel fe im Fahrzeug sammeln können.
Kraftstofffilter
Vo rstufe
Strö mung spumpe Dru ckh alteve ntil
Kraftstoffdruckregler (Zweileitungssystem)
Bild 1: Zweistufige ln-Line-Kraftstoffpumpe
Der Kraftstoffdruckreg ler muss im Zweileitungs-
system den Kraftstoffdifferenzdruck unter allen
Saugstrahlpumpen (Bild 2)
Bedingungen konstant halten.
Es sind hydrau lisch angetriebene Pumpen, die dazu
dienen, Kraftstoff innerhalb des Kraftstoffbehälters Der membrangesteuerte Kraftstoffdruckregler
umzupumpen . Durch den Kraftstoffstrom einer elek- (Bild 3) mit Saugrohranschluss befindet sich bei
trischen Kraftstoffpumpe wird an der Düsenöffnung Zwei-Leitungs-Systemen am Verteilerrohr. Er be-
einer Saugstrahlpumpe z.B. aus der Seitenkammer steht aus zwei Räumen, die durch eine Membran
eines Kraftstoffbehälters Kraftstoff angesaugt. Die- geteilt sind: einer Federkammer zur Aufnahme der
ser wird dann zum Catch-Tank gefördert. Feder, die auf die Membran wirkt, und einer Kam-
mer für den Kraftstoff. Bei Überschreiten des vor-
eingestellten Kraftstoffsystemdrucks gibt ein von
der Membran betätigtes Ventil die Öffnung für die
Rücklaufleitung frei , wodurch der überschüssige
Kraftstoff zum Kraftstoffbehälter zurückfließen kann .
Kraftstoffrücklauf
zum Kraftstoff-
Kraftstoffzulauf behälter
v on Kraftst off-
Einspritzventil
Ventil -
Bild 2: Saugstrahlpumpen träger
Kraftstoffleitungen
M embran
Als Kraftstoffleitungen werden Rohre aus Stahl oder
Schläuche aus schwer brennbarem, kraftstofffestem Saugrohr-
Gummi oder Kunststoff verwendet. Da Gummi- und d ru ck
An sc hluss an
Kunststoffschläuche sich bei längerer Nutzungsdau- Reg elfeder Sam melsaugrohr
er chemisch verändern (a ltern). werden sie hart und
porös. Dies kann zu Undichtigkeiten führen. Bild 3: Kraftstoff-Druckregler
12 Gemischbildung 273
Absperrventil
1
1
A -~ Drehzahl
Ottomotoren können mit Benzin, Methanol oder
Autogas betrieben werden. Das verdichtete
Steuer-
gerät -t__ _. Kraftstoff-Luft-Gemisch wird am Ende des Ver-
dichtungstaktes durch eine Fremdzündanlage
entzündet.
Bild 1: Schaltplan der Kraftstoffförderpumpe
Aufgabe der Gemischbildungssysteme
'M
(.)
Lu ftv erhältnis ). =
zugeführte Luftmasse in kg
-
~ 90 \
\
"
.e"'
' ' x'
. . c:
theoretischer Luftbedarf 1n kg
Q)
\
:E"'
80 500
E
0 \
E \ B
.<: 70 (/)
Gemischzusammensetzung
Homogenes Gemisch. Im gesamten Brennraum
•
kg Kraftstoff kg zug ef. Luftmenge ist die Gemischzusammensetzung gleich . Um eine
kg Luft kg theo r. Luftbeda rf
homogene Gemischzusammensetzung zu errei-
1:23,7
1:22,2
Zündgrenze bei Magermotoren 1,6
1,5
t
(/)
(/)
chen , muss genügend Zeit für eine gleichmäßige
Durchmischung des Kraftstoff-Luft-Gemisches zur
~ ...,
-~
s
;co Q;
t 1:20,7
1:1 9,2
Zündgrenze mager 1,4
1,3
u -
~
Q)
.0
:c
"'
N
.:t=
Verfügung stehen. Dies wird durch einen frühen Ein-
spritzzeitpunktwährend des Ansaugens bzw. du rch
Einspritzung in das Saugrohr erreicht.
1:1 7,8 mageres Gemisch 1,2 :::I
.<:
Q; E
Cl
"' 1:16,3
Teillastbereich
1,1
'...J*:o::::'.
" ::> Heterogenes Gemisch . Im Brennraum g ibt es Be-
>
·s
(/)
(/)
Cl 1:14,8 t-- theor. ri chtiges Gemi sch - 1,0 reiche unterschiedlicher Gemischzusammensetzung
c: ;cij
::>
.<: :::: 1:13,3 t - - - Höchst leistun g - 0,9 ä;f: (Schichtladung) . Eine späte Einspritzung während
u Q) Cl Q)
(/) -
1:11 ,5 0,8 c: > des Verdichtungstaktes in den Zylinder und genau
~ Lee rl aufbereich
"'E '*=>"
~
abgestimmte Luftverwirbelungen ermöglichen eine
1:1 0,4 0,7 '*"...J
1: 8,9 zu fettes Gem isch 0,6 ...J::> ungleichmäßige Gemischzusammensetzung . Zur si -
cheren Entflammung des Gemisches muss bei Otto-
1: 7,4 0,5
~
lf
Zün dg renze fett Motoren im Bereich der Zündkerze ein Luftverhältnis
von ). annähernd gleich 1 vorl iegen. ln den Randbe-
reichen des Brennraumes ist das Gemisch mager.
1:3 0,2
0
Leerl auf Höc hstd reh zahl - - Gemischbildung
M oto rdrehzahl1 / m in -
Äußere Gemischbildung (Bild 3, Seite 276). Bei ihr großer Teil des Kraftstoffs kondensiert an den kal-
erfolgt die Einspritzung in das Saugrohr kurz vor das ten Saugrohr- und Zylinderwänden. Damit können
bei Einspritzbeginn noch geschlossene Einlassventil diese Kraftstoffanteile nicht oder nur unvollständig
des Motors. Durch den Einströmvorgang während verbrannt werden. Um dennoch im Brennraum ein
des Ansaug-Taktes und die folgende Verdichtung zündfähiges Gemisch zu erzeugen, muss sehr viel
des Kraftstoff-Luft-Gemisches bleibt genügend Zeit, Kraftstoff eingespritzt werden (bis A. = 0,3). Die einzu-
ein homogenes Gemisch im Brennraum zu erzeugen. spritzende Kraftstoffmenge ist dabei abhängig von
der Motortemperatur.
Innere Gemischbildung (Bild 1). Bei Motoren mit
innerer Gemischbildung wird der Kraftstoff direkt Da die Reibungswiderstände bei kaltem Motor z.B.
in den Brennraum eingespritzt. Erfolgt dies kurz vor durch kaltes Motoröl, sehr hoch sind, muss mehr
der Entzündung des Kraftstoff-Luft-Gemisches, kann Leistung erzeugt werden. Dies wird durch eine grö-
sich Kraftstoff und Luft nicht gleichmäßig vermi- ßere Gemischmenge erreicht.
schen. Das Gemisch ist heterogen.
Warmlauf. Darunter versteht man den Zeitraum vom
Starten des Motors bis zum Erreichen der Betriebs-
temperatur. Beim Warmlauf wird die Kraftstoffmen-
ge temperaturabhängig verringert. Die Anfettung
des Gemisches wird stufenweise zurückgenommen,
da sich die Kondensationsverluste im Saugrohr und
an den Zylinderwänden mit sich erwärmendem Mo-
tor verringern.
Bild 1: Innere Gemischbildung Volllast. Ist die Drosselklappe voll geöffnet, spricht
man von Volllast Um in diesem Betriebszustand
Leistungsregelung die maximale Motorleistung zu erreichen, wird das
Gemisch meist auf A. = 0,85 .. . 0,95 angereichert
Ouantitätsregelung. Bei Motoren mit äußerer Ge-
(Bild 2, Seite 276).
mischbildung und homogenem Gemisch erfolgt
die Leistungsregelung dadurch, dass je nach Last- Schubabschaltung. Dabei ist die Drosselklappe ge-
zustand die Drosselklappe mehr oder weniger weit schlossen und der Motor läuft m it erhöhter Dreh-
geöffnet wird. Dadurch verändert sich die ange- zahl. Dies geschieht, z.B. beim Bergabfahren oder
saugte Luftmenge (Quantität). Die Zusammenset- dann, wenn der Fahrer bei höherer Geschwindigkeit
zung des Gemisches muss dabei nahezu gleich blei- vom Gaspedal geht (Schubbetrieb). Um Kraftstoff
ben (A. = 1). zu sparen , wird solange kein Benzin eingespritzt,
Oualitätsregelung. Bei Motoren mit Innerer Ge- bis entweder eine einprogrammierte Motordrehzahl
mischbildung und heterogenem Gemisch erfolgt unterschritten oder die Drosselklappe wieder geöff-
die Leistungsregelung dadurch, dass bei geöffneter net wird.
Drosselkappe verschieden viel Kraftstoff eingespritzt
wird. Die angesaugte Luftmenge bleibt dabei nahezu WIEDERHOLUNGSFRAGEN
gleich. Die Zusammensetzung (Qualität) des Gemi-
1 Was versteht man unter dem theoretischen
sches im Brennraum ändert sich somit je nach Last- Mischungsverhältnis?
zustand.
2 Erklären sie das Luftverhältnis .l..
3 Welche Folgen haben jeweils ein mageres, ein
fettes oder ein stöchiometrisches Gemisch?
4 Bis zu welchem Mischungsverhältnis bzw. Luftver-
12.2.2 Anpassung des Gemisches an die hältnis ist ein Benzin-Luft-Gemisch zündfähig?
Betriebszustände 5 Was kennzeichnet eine Innere Gemischbildung?
6 Was versteht man unter einem homogenen/hete-
J e nach Betriebszustand benötigen Moto ren ganz
rogenen Gemisch?
bestimmte Gemischmengen (Quantität) und Ge-
7 Was kennzeichnet die Äußere Gemischbildung?
mischzusammensetzungen (Qualität).
8 Warum muss das Gemisch bei Kaltstart stark an-
Kaltstart: ln einem kalten Motor verdampfen nur gefettet werden?
die niedrig siedenden Kraftstoffbestandteile. Ein
278 12 Gemischbildung
Mischkam m er Drosselklappe
12 3 2 Vergaserbauarten
Nach der Anordnung des Ansaugrohres am Motor
und der Richtung des Saugstromes im Vergaser
unterscheidet m an: Fallstrom-, Flachstrom- und
Schrägstromvergaser.
Fallstromvergaser w erden meistens v erw endet , da
bei diesen das Kraftstoff-Luft-Gemisch in Richtung
der Schwerkraft in den Zylinder fällt. Sie si nd ober- Bild 6: Gleichdruck- Bild 7: Schiebervergaser
halb des Zylinderkopfes eingebaut. vergaser
12 Gemischbildung 279
c::::J 0 f
Einlassventil offen Einspritzung Zündung
Samm el-
saugrohr Bild 2: Simultane Einspritzung
Saugrohr
Gruppeneinspritzung (Bild 3)
Die Einspritzventile von Zylinder 1 und Zylinder 3,
sowie von Zylinder 2 und Zylinder 4 werden einmal
Einspritzv entil pro Arbeitsspiel geöffnet. Es wird vor die geschlos-
senen Einlassventile jeweils die gesamte Kraftstoff-
menge eingespritzt. Die Zeiten für die Verdampfung
des Kraftstoffs sind unterschiedlich lang .
D Luft D Kraftstoff D Gemisch
- 360' 1080' KW
Bild 1: Direkte Einspritzung
OTZyl.1
Zyl.1r~~~J:
des Kraftstoffs erfolgt durch eine veränderbare Öff-
nungsdauer der Einspritzventile. Zyl. 3 f f
Je nach Ansteuerung der Einspritzventile durch
Zyl. 4 CJ f CJ f
Zyl. 2 f '
das Steuergerät werden bei der Intermittierenden
Einspritzung vier verschiedene Einspritzarten unter- Bild 4: Sequentielle Einspritzung
schieden :
• Simultane Einspritzung Zylinderselektive Einspritzung (Bild 5)
• Gruppeneinspritzung Bei dieser Einspritzung handelt es sich um eine Se-
• Sequentielle Einspritzung quentielle Einspritzung. Durch eine verbesserte Sen-
• Zylinderselektive Einspritzung sorik und erhöhten Aufwand in der Regelung, ist das
Steuergerät in der Lage jedem einzelnen Zylinder
Simultane Einspritzung (Bild 2) eine spezifische Kraftstoffmenge zuzumessen .
Alle Einspritzventile des Motors werden gleichzeitig - 360' 0' 1080' KW
betätigt. Die für die Verdampfung des Kraftstoffs OTZyl.1
vorh andene Zeit variiert sehr stark für die einzelnen
Zylinder. Um trotzdem eine möglichst gleichmäßige
Gemischzusammensetzung und eine gute Verbren-
nung zu erreichen, wird je Kurbelwellenumdrehung
Zyl.1~~
Zy l. 3
Zyl. 4
Zyl. 2
f
~
f ~f
~
fc::JI
f
c::JI
Tabelle 1 zeigt die Einteilung der Elektronischen Einspritzanlagen mit intermittierender Einspritzung
Zentral-
Anlage
einspritzung
Äußere
Kennzeichen Zentrales
Einspritzaggregat
Einspritzart
Einspritzort
vo r da s Einlassve ntil Zylinder
Anzahl der
entsprechend der Zylinde rzahl , Multi-Po int
Einspritzventile
Intermittierende simultan oder
sequenziell oder
Einspritzung getaktet Gruppen- sequ enziell zy linderselekti v
zylinderselektiv
12.4.2 Aufbau und Funktion der elektro- Ausgabe: Die jeweiligen Aktaren z.B. die Einspritz-
nischen Benzineinspritzung ventile werden vom Steuergerät bestromt. Der er-
wünschte Betriebszustand des Systems wird herge-
Elektronische Benzineinspritzsysteme (Bild 1, Seite stellt.
282) bestehen aus mindestens drei Teilsystemen :
Im Falle der elektronischen Benzineinspritzung er-
• Ansaugsystem gibt sich folgender Ablauf (Funktion):
Luftfilter, Sammelsaugrohr, Drosselklappe, Ein-
zelsaugrohre Bei Systemen mit homogener Gemischbildung saugt
der Motor eine im Luftfilter gereinigte und von der
• Kraftstoffsystem Drosselklappe regulierte Luftmenge an . Diese Luft-
Kraftstoffbehälter, Kraftstoffpumpe, Kraftstoff- menge wird elektronisch durch einen Sensor erfasst.
filter, Druckregler, Einspritzventil Aus der Motordrehzahl und der Luftmenge (Haupt-
• Steuerungs- und Regelungssystem steuergrößen) berechnet das Steuergerät mithilfe
- Sensoren, z.B. Temperaturfühler hinterlegter Kennfelder die Grundeinspritzmenge.
- Steuergerät und Ist eine Gemischanpassung an spezielle Betriebs-
- Aktoren, z.B. Kraftstoffpumpen-Relais zustände, z.B. Kaltstart, nötig , müssen die Gegeben-
heiten (Korrekturgrößen) von zusätzlichen Sensoren
Das Steuerungs- und Regelungssystem arbeitet erfasst und dem Steuergerät wiederum in Form elek-
nach dem EVA-Prinzip. Dies bedeutet: trischer Signale übermittelt werden. Dieses passt die
Öffnungsdauer der Einspritzventile den veränderten
_Eingabe: Sensoren erfassen Informationen und Betriebsbedingungen an und bestromt die Ventile
geben sie in Form von elektrischen Spannungssig- für die berechnete Zeitspanne.
nalen an das Steuergerät weiter.
Die elektromagnetischen Einspritzventile öffnen und
~erarbeitung: Das Steuergerät verarbeitet die in den der Kraftstoff wird mit dem durch den Druckregler
Spannungssignalen enthaltenen Informationen und eingestellten Druck eingespritzt. Beendet das Steu-
vergleicht die ermittelten Ist-Werte mit meist in Kenn- ergerät die Bestromung, werden die Ventile durch
feldern abgespeicherten Soli-Werten. Es berechnet die Schließfeder geschlossen. Der Einspritzvorgang
die Ansteuerung der entsprechenden Aktoren . ist beendet.
282 12 Gemischbildung
Luft-
Luftmassenmesser
Lambda-Sonde
El ektronisches
Steuergerät
Motortemperaturfühler
12.4.3 Betriebsdatenerfassung ralfeder steht. Die Stauklappe wird durch die Luft-
strömung beim Ansaugen gegen die Federkraft
Zur korrekten Ansteuerung der im Einspritzsystem ausgelenkt und in eine bestimmte Winkelstellung
enthaltenen Aktoren, benötigt das Steuergerät die gebracht. Diese w ird auf ein Potentiometer über-
Informationen verschiedener Sensoren . tragen. Durch den Spannungsabfall am Widerstand
Für die Bildung der Grundeinspritzmenge werden erkennt das Steuergerät die Stauklappenstellung
Last und Drehzahl herangezogen . Man bezeich- und berechnet mithilfe eingespeicherter Kennwerte
net diese Größen als Hauptsteuergrößen. Für die die angesaugte Luftmenge. Die mit der Stauklappe
Anpassung des Gemisches an die jeweiligen Be- fest verbundene Kompensationsklappe gleicht im
triebszustände werden die Signale weiterer Sen- Zusammenwirken mit dem Luftpolster der Dämp-
soren benötigt. Diese werden als Korrekturg rößen fungskammer von außen einwirkende mechanische
bezeichnet. Schwingungen aus.
Hauptsteuergrößen Kompensations-
klappe
•.asterfassung. Sie kann durch verschiedene Senso-
ren erfolgen: Potent iom eter
• Luftmengenmesser
• Hitzdraht-Luftmassenmesser Ansaugluft-
Temperaturfühl er
• Heißfilm-Luftmassenmesser
• Heißfilm-Luftmassenmesser mit Rückstromer- Stauklappe
kennung
• Saugrohrdrucksensor
• Drosselklappenpotentiometer Bild 2: Luftmengenmesser
Luftmengenmesser (Bild 2). ln ihm befindet sich Hitzdraht-Luftmassenmesser (Bild 1, Seite 283). Als
die Stau klappe, die unter Federspannung einer Spi- Sensor dient ein im Luftkanal gespannter Hitzdraht.
12 Gemischbildung 283
Dieser wird durch elektrischen Strom auf einer Dieser besteht aus drei elektrischen Widerständen
konstanten Temperatur von 100 oc über der An- (NTC) (Bild 3).
sauglufttemperatur gehalten . Bei unterschiedlichen • Heizwiderstand RH (Piatinfilmwiderstand)
Fahrzuständen w ird mehr oder weniger Luftmasse
• Sensorwiderstand Rs
angesaugt. Diese kühlt den Hitzdraht ab. Die an die
• Temperaturwiderstand RL (Ansaugluft)
Luft abgegebene Wärme muss durch den Heizstrom
ausgeglichen werden. Die Größe des benötigten Die zu einer elektrischen Brückenschaltung verbun-
Heizstromes wird durch die entsprechende Span- denen Widerstände sind jeweils als dünner Film auf
nung geregelt. Damit ist der Heizstrom bzw. die für einer Keramikschicht aufgebracht.
den Heizstrom nötige Spannung das Maß für die
Luftmasse. Die Luftmassenmessung erfolgt ca . 1000- Messkanal
mal pro Sekunde. Bei Bruch des Hitzdrahtes schaltet
das Steuergerät auf Notlauf. Das Fahrzeug bleibt ein- ~ r-r=~~====,-~TI
~
geschränkt fahrbereit. ~
~
Bild 3: Saugrohrdrucksensor
t
Ol
c
•
•
Temperatureinflüsse zu kompensieren
Eine möglichst lineare Kenn linie zu erzeugen
::l
c
c
Aus der Spannungsänderung (Bild 5) wird über den
"'a.
!!2
Saugrohrdruck die angesaugte Luftmenge ermittelt.
"'
c
.Ql
Cf)
t
Ol
c
::l
c
0 200 400 600 kg/h c
Luftmassenstro m - - - "'a.cncn
g' 1,87 1-----~
Bild 2: Kennlinie Heißfilm-Luftmassenmesser mit "'cn
Ol
Rückstromerkennung ::l
~
Aus dem Diagramm (Bild 2) ist zu entnehmen, dass 100 kPa 250
sich d ie Signalspannung lastabhängig zwischen Druck---
ca. 1 V (Leerlauf) und 5 V (Volllast) ändert.
Bild 5: Kennlinie des Saugrohrdruckfühlers
Saugrohrdrucksensor (Bild 3). Der Sensor hat die
Aufg abe, den Druck im Saug rohr zu erfassen. Er Drosselklappenpotentiometer (Bild 1, Seite 285).
ka nn direkt am Saugrohr befestigt oder im Steuer- Der Geber hat die Aufg abe, d ie Stellung der Drossel-
gerät untergebracht sein. Im letzteren Fall ist er über klappe zu erfassen. W ird d ie Drosselklappe geöffnet,
eine Schlauchleitung mit dem Saugrohr verbunden. bewegt d ie Drosselklappenwelle die Schleifarme,
Der Sensor enthält eine Auswerteschaltung und eine die die W iderstandsbahnen abtasten. Du rch d ie Än-
Druckzelle m it zwei Sensorelementen. derung des Spannungsabfalls an den W iderstands-
12 Gemischbildung 285
bahnen, ist das Steuergerät in der Lage, die Stellung Drehzahlerfassung: Sie kann durch verschiedene
der Drosselklappe zu bestimmen. Zusammen mit Sensoren erfolgen:
der Drehzahl und der Ansauglufttemperatur kann • Induktiver Drehzahlfühler an der Kurbelwelle
aus der Drosselklappenstellung die angesaugte Luft-
• Hallgeber im Verteiler (mit Blendenrotor)
menge bestimmt werden.
• Hallgeber an der Nockenwelle (mit Magnet)
Drosselklappenwelle Schleifarm Widerstandsbahn • Hallgeber an der Kurbelwelle (mit lmpulsgeber-
rad)
Bild 1: Drosselklappenpotentiometer
Dauermagnet
Soll das Drosselklappensignal als Hauptlastsignal
Weicheisenkern
verwendet werden, werden die Potentiometer mit
•
Geberwicklung
doppelten Widerstandsbahnen und zwei Schleif-
armen verwendet. Dies erhöht die Genauigkeit und Geberrad
die Sicherheit des Systems. Die an den zwei Poten- (lnkrementenrad)
tiometern abfallenden Spannungen sind dann meist
gegenläufig (Bild 2).
Bild 3: Induktiver DrehzahHühler mit Geberrad
~~ I'vvvvvvvvvvvv
5 I I I
V ~otentiometer 1
V
t 4 1"-..
V 1\ 1\ 1\ 1\ 1\ I\ I\ I\ I\ 1\ 1\ I
:::> 3 .......... /
Cl ............ c
c
:::J
c P>< V Potenti ometer 2
"'c.
(/)
c 2 Zeit t - - -
V" .......
"'c.
(/)
/ ..........!'.....
/ Bild 4: Drehzahlsignal
1
V .. ......
['._ Soll von diesem Sensor zugleich die Kurbelwellen-
0
oo 10° 20° 30° 40° 50° 60° 70° 80° goo stellung erfasst werden, wird am Geberrad eine grö-
a --- ßere Lücke als Bezugsmarke angebracht (Bild 5).
Dauermagnet Blendenrotor
t
Cl
c: Hall-Generator
:::>
c:
c: Hallgeber
"'c.
Ul
Zeit t - - - Anschlussleitung
Beim Vorbeidrehen der Lücke am Induktivgeber Dreht der Blendenrotor weiter, kann das Magnetfeld
wird wegen der größeren magnetischen Flussände- den Haii-IC durchdringen und die Hallspannung ent-
rung eine höhere Spannung induziert (Bild 1). Dieser steht. Da die Anzahl der Blenden im Steuergerät hin-
Spannungsimpuls hat zudem eine geringere Fre- terlegt ist, kann das Steuergerät aus der Anzahl der
quenz als die für die Drehzahlerfassung erzeugten Spannungswechsel die Drehzahl berechnen.
Impulse. Er ist die Information für eine bestimmte
Kurbelwellenstellung. Die Bezugsmarke gibt an, Blande
dass sich der Kolben des 1. Zylinders z.B. 108° KW
vor OT befindet.
Hallgeber haben gegenüber induktiven Drehzahlsen-
soren den Vorteil, dass die Höhe ihrer Signalspan-
nung unabhängig von der Drehzahl ist. Dadurch kön-
nen auch sehr niedrige Drehzahlen erfasst werden.
Hauptbauteil eines Sensors ist der Hall-Generator
•
(Bild 2). der aus einer Halbleiterschicht besteht, die
vom Versorgungsstrom lv durchflossen wird.
Ist senkrecht zur Halbleiterschicht ein Magnetfeld
(B) vorhanden, so werden die freien Elektronen im
Halbleiter durch das Magnetfeld auf eine Seite ver-
drängt; es entsteht die Hallspannung UH. Die Größe Bild 4: Impulsverlauf des Hallgebers mit Blendenrotor
der erzeugten Hallspannung ist von der Stärke des
Magnetfeldes abhängig.
Hallgeber an der Nockenwelle (Bild 5). Der Sensor
Halbleiterschicht besteht aus dem Hallgenerator und der Integrierten
Schaltung zur Signalaufbereitung. Das Magnetfeld
zur Bildung der Hallspannung UH wird durch ein an
der Nockenwelle angebrachtes Magnetplättchen er-
zeugt. Bewegt sich das Magnetplättchen durch Dre-
hung der Nockenwelle am Geber vorbei, entsteht die
Hallspannung UH.
Hallspannung UH
Bild 2: Hallgenerator
Geber-
-
Verlauf der Hallspannung
spannun g
::J
Cl
c
"'cc
"'Cl.
(/)
Zeitt--
Bild 4: Geberspannung UG
Korrekturgrößen
Zur Erfassung der benötigten Korrekturgrößen ver-
wendet man:
• Temperaturfühler (NTC) für z.B. Motortempera-
tur, Ansauglufttemperatur
Bild 2: Bestimmung des Zünd-OT • Druckfühler (Piezo-Sensoren) für z.B. Umge-
bungsdruck, Saugrohrdruck.
• Lambdasonden (siehe Seite 343)
Hallgeber an der Kurbelwelle mit lmpulsgeberrad.
Der Sensor besteht aus zwei Hall-Generatoren ,
einem Dauermagneten und der Auswerteelektronik,
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
die die Hallspannungen der beiden Hallgeneratoren
1 Welche Sensoren werden zur Bestimmung der
auswertet und zur Geberspannung verstärkt. Er ist
Last verwendet?
wie der induktive Motordrehzahlgeber an der Kur-
2 Welche Signale erzeugen die jeweiligen Sensoren?
belwelle angebracht und tastet ein Geberrad ab, das
als Lochblende ausgeführt ist. Dreht eine Blende am 3 Welche Sensoren zur Erfassung der Drehzahl wer-
den eingesetzt?
Sensor vorbei , wird das Magnetfeld je nach Position
4 Welche Signale werden durch die jeweiligen
der Blende unterschiedlich verstärkt. Damit sind die
Sensoren erzeugt?
Magnetfelder, die auf die Hallgeneratoren wirken ,
5 Wie erkennt das Steuergerät bei selektiver
zeitweise verschieden stark, was unterschiedliche Einspritzung, welches Einspritzventil anzusteuern
Hallspannungen hervorruft (Bild 3). Aus den jeweils ist?
entstehenden Hallspannungen UH erzeugt die Aus- 6 Welche Sensoren werden zur Erfassung der
werteschaltungdie Geberspannung UG(Bild 4). Ähn- Korrekturgrößen hauptsächlich verwendet?
lich wie beim induktiven Motordrehzahlgeber kann 7 Warum werden verstärkt Hall-Sensoren anstatt in-
auch hier ein Bezugsmarkensignal durch eine ver- duktiver Sensoren verwendet?
größerte Öffnung in der Lochblende erzeugt werden.
288 12 Gemischbildung
Aktivkohl
behälter
Kraftst off-
filter Diag nose-
anschluss
Drosselklappenpot entiomet er
Kat alysat o r
Batterie Zünd-Start-Schalter
Bild 1: Zentraleinspritzung
12 Gemischbildung 289
12.4.4.2 Bauteile der Zentraleinspritzung Zentraleinspritzventil (Bild 3). Es besteht aus Ventil-
gehäuse und Ventilgruppe. Im Ventilgehäuse befin-
Einspritzaggregat (Bild 1). Es besteht aus:
det sich die Magnetwicklung mit dem elektrischen
• Hydraulikteil mit Kraftstoffzulauf, -rücklauf, Ein- Anschluss. Die Ventilgruppe besteht aus dem Ven-
spritzventil, Druckregler, Lufttemperaturfühler tilkörper und der darin geführten Ventilnadel m it
• Drosselklappenteil mit Drosselklappe, Drossel- Magnetanker. Die Schraubenfeder drückt mit Unter-
klappenpotentiometer, Drosselklappenansteller. stützung des Systemdrucks die Ventilnadel in ihren
Dichtsitz. Bei Erregung der Magnetwicklung hebt
sich das Zapfenventil um etwa 0,06 mm von seinem
Dichtsitz, so dass Kraftstoff aus dem Ringspalt aus-
treten kann. Die Form des Spritzzapfens sorgt dabei
für eine gute Zerstäubung bei einem kegelförmigen
EinspritzstrahL Die Auslösung des Einspritzventils
erfolgt im Takt der Zündimpulse.
elektrischer
Anschluss
Drossel- _ 1----t""
klappe
Bild 1: Einspritzaggregat
Kraftstoffpum-
Motordrehzahl
(Hallgeber)
Leerlauf
(Leerlaufschalter)
Steuergerät
Einspritzventi l
9
-© ~
Drosselklappen-
Lufttemperatur steiler
(NTC-Luft)
~
Tankentlüftungs-
~
Motortemperatur ventil
(NTC-Motor)
GJ
Relais für
Restsauerstoff
~
Ansaugrohr-
(Lambda-Sonde) vorwärmung
Diagnose
MotordrehzahL Sie wird von einem im Verteiler un- Iaufdrehzahiregeiung bzw. die Schubabschaltung in
tergebrachten Hall-Geber dem Steuergerät übermit- Kraft gesetzt. Fällt das Signal aus, ist keine Leerlauf-
telt. Zusammen mit der Drosselklappenstellung be- drehzahlregelung bzw. Schubabschaltung möglich,
rechnet das Steuergerät aus den beiden Werten die weil die Leerlaufstellung nicht mehr erkannt wird.
Dauer der Bestromung des Einspritzventils und da- Bauteilprüfung Y2: PIN 3, Klemme 31M .
mit die einzuspritzende Kraftstoffgrundmenge. Fällt Ansauglufttemperatur. Sie wird von einem im Ein-
der Geber 85 aus, ist kein Motorbetrieb mehr mög- spritzaggregat angebrachten NTC 81 erfasst. Der
lich, da das Steuergerät weder die benötigte Ein- Spannungsabfall am Widerstand wird mit ZUneh-
spritzmenge noch die Anzahl der Einspritzvorgänge menderTemperatur kleiner. Das Signal wird benötigt,
berechnen kann. 85 kann an PIN 26 (Klemme 7). um bei niederen Temperaturen mehr Kraftstoff (bis
PIN 27 (Klemme 8h) des Steuergerätes und Klemme 20 %) einzuspritzen. Bei erhöhten Übergangswider-
31 (Klemme 31 d) überprüft werden . ständen an z.B. korrodierten Steckverbindungen
Drosselklappenstellung. Sie wird von dem im Ein- kann dies zu einer fehlerhaften Gemischbildung füh-
spritzaggregat untergebrachten Drosselklappenpo- ren . Fällt das Signal durch Leitungsunterbrechung
tentiometer erfasst und dem Steuergerät in Form oder Kurzschluss ganz aus, kann das Steuergerät auf
elektrischer Spannungen übermittelt. Aus der Höhe einen eingespeicherten Ersatzwert umschalten . Das
der Spannungen kann das Steuergerät mithilfe ge- Signal von 81 kann an PIN 14 und Klemme 31 über-
speicherter Kennfelder den Öffnungswinkel und zu- prüft werden.
sammen mit der Drehzahl die angesaugte Luftmenge Motortemperatur. Das Signal des Motortemperatur-
berechnen. Nehmen die Spannungen Extremwerte fühlers (NTC) wird benötigt, um bei kaltem Motor die
an, erkennt das Steuergerät daraus Volllast ln die- Kraftstoffmenge in Abhängigkeit von der Motortem-
sem Fall wird die Lambda-Regelung außer Kraft ge- peratur anzupassen (Korrekturgröße) . Durch eine
setzt und das zu bildende Gemisch angefettet. Aus Verlängerung der Einspritzdauer um bis zu 70 %
der Spannungsänderung pro Zeiteinheit kann das wird verhindert, dass das Gemisch durch Kondensa-
Steuergerät den Beschleunigungswunsch des Fah- tionsverluste im Saugrohr und Zylinder stark abma-
rers erkennen. Wird ein gespeicherter Wert über- gert. Wie beim Lufttemperaturfühler kann auch hier
schritten, blendet es die Lambda-Regelung aus und ein erhöhter Übergangswiderstand an einer Steck-
fettet das Gemisch an. Bei Ausfall des Gebers 83 verbindung zu einer fehlerhaften Gemischbildung
kann unter Umständen ein Notlaufbetrieb durch die führen . Bei Leitungsunterbrechung oder Kurzschluss
Lambda-Sonde aufrecht erhalten werden. Die Über- kann das Steuergerät auf einen gespeicherten Er-
prüfung von 83 erfolgt an PIN 7, PIN 8, PIN 18 des satzwert umschalten. Bauteilüberprüfung 82: PIN 2,
Steuergerätes und Klemme 31 . Klemme 31M.
Leerlaufstellung. Diese Information erhält das Steu- Kraftstoffpumpenrelais. Es hat die Aufgabe, die
ergerät vom Leerlaufschalter Y2, der am Drossel- Elektro-Kraftstoffpumpe mit Strom zu versorgen.
klappenansteller angebracht ist. Befindet sich die Schaltet das Steuergerät PIN 17 auf Masse durch,
Drosselklappe in der Leerlaufstellung, wird die Leer- fließt der Steuerstrom des Relais. Dadurch kann
12 Gemischbildung 291
der Arbeitsstrom für die Kraftstoffförderpumpe von soll die Kondensation des Kraftstoffs an den kalten
Klemme 30 zu~ Pumpe fließen. Erhält das Steuer- Saugrohrwänden verringert bzw . verhindert wer-
gerät drei Sekunden lang kein Signal vom Motor- den. Schaltet das Steuergerät PIN 29 auf Masse •
d rehzahlgeber, unterbricht es den Steuerstrom des durch, schließt das Relais für die Saugrohrheizung.
Relais, wodurch die Pumpe abgeschaltet w ird. Dies Damit kann Strom von Klemme 30 über das Relais
soll verhindern, dass bei stehendem Motor und ge- K3 zur Saugrohrheizung fließen (Piusversorgung).
öffnetem Einspritzventil Kraftstoff in den Motor oder M asse erhält die Heizung von Kl emme 31.
in die Umwelt gelangt (Sicherheitsabschaltung).
EinspritzventiL Durch das Einspritzventil w ird der
Kraftstoff fein zerstäubt vor die Drosselklappe ge-
12.4.4.4 Diagnose
spritzt. Bei jeweils zwei Kurbelwellenumdrehungen
wird entsprechend der Zylinderzahl des Motors ein- W ährend bei älteren Systemen die gespeicherten
gespritzt. Das Ventil öffnet, wenn ... Fehler über Blinkcode ausgelesen wurden, können
• ... das Kraftstoffpumpenrelais K1 geschlossen ist bei neueren Systemen abgelegte Fehler über Feh-
und Strom von Klemme 30 über das Relais und lerauslesegeräte (Motortester) ausgelesen werden.
den Vorwiderstand zum Ventil fl ießt . Außerdem ist eine Stellglieddiagnose für den Dros-
• ... das Steuergerät PIN 13 auf Masse schaltet. selklappenansteller, für das Relais für Saugrohrvor-
wärmung und für das Regenerierventil möglich.
Die Dauer der Bestromung bestimmt die eingespritz-
t e Kraftstoffmenge.
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
Drosselklappensteller. Durch ihn regelt das Steuer-
1 Geben Sie die wesentlichen Merkmale einer
gerät die Leerlaufdrehzahl so, dass ein von der Mo- Zentraleinspritzung an.
tortemperatur abhängiger Soll-Wert eingehalten
2 Beschreiben Sie das Kraftstoffsystem der Zentral-
wird. Erkennt das Steuergerät die Leerlaufstellung, einspritzung.
steuert es den Drosselklappensteiler über PIN 23 und 3 Aus welchen Baugruppen besteht das Einspritz-
PIN 24 so an, dass die Drosselklappe je nach Ist-Wert aggregat? Beschreiben Sie deren Aufgaben und
weiter geöffnet oder geschlossen wird. Zur korrek- Wirkung.
ten Leerlaufregelung benötigt das Steuergerät die 4 Welche Sensoren benötigt die Zentraleinsprit-
Signale vo m Hallgeber 85, vom M otortemperatur- zung? Welche Größen werden durch sie erfasst?
fühler 82 und Leerlaufkontaktschalter im Drossel- 5 Welche Aktoren werden vom Steuergerät ange-
klappensteller Y2. steuert?
6 Beschreiben Sie die Aufgabe des Drosselklappen-
Saugrohrheizung. Sie hat die Aufgabe, bei kaltem anstellers.
Motor die Saugrohrwände anzuwärmen. Dadurch
292 12 Gemischbitdun
Ansaugsystem. Die vom Luftfilter gereinigte und Sie hat die Aufgabe, die Motordrehzahl bei ge-
vom Motor angesaugte Luft strömt in das Saugrohr. schlossener Drosselklappe auf einem von der
Dort wird die Luftmasse vom Luftmassenmesser Motortemperatur abhängigen Sollwert konstant
erfasst und in Form eines Spannungssignals dem zu halten.
Steuergerät überm ittelt. Als Lufttemperatursensor Bei kaltem Motor sind die inneren Widerstände des
wird ein NTC, der auch im Luftmassenmesser integ- Motors aufgrund des zähflüssigen Motoröls und
riert sein kann, verwendet. Der Spannungsabfall am vermehrter Reibung größer als bei warmem Mo-
temperaturabhängigen Widerstand ist das Maß für tor. Um diese zu überwinden und stabile Leerlauf-
die Ansauglufttemperatur. drehzahlen zu ermöglichen , muss vom Motor mehr
Kraftstoffsystem. Bei der LH-Jetronic werden meist Leistung erzeugt werden . Dies wird durch eine ver-
Zwei-Leitungs-Systeme verwendet. Eine Elektro- mehrte Gemischmenge erreicht. Außerdem müssen
kraftstoffpumpe, die entweder im Kraftstoffbehälter Leerlaufdrehzahlschwankungen durch ein belastetes
(ln-Tank-Pumpe) oder am Fahrzeugunterboden (ln- Bordnetzoder durch einen zugeschalteten Klimakom-
Line-Pumpe) angebracht ist, fördert den Kraftstoff pressor ausgeglichen werden.
Kraftstoff-
behälter
Luftmassen-
Motor-
Abgasrückführungsventil temperaturfühler
Bild 1: LH-Jetronic
12 Gemischbildung 293
Zur Leerlaufdrehzahlregelung benötigt das Steuer- Zur Schubabschaltung benötigt das Steuergerät fol -
gerät die Signale folgender Sensoren : gende Informationen:
• Motordrehzahlgeber (Ist-Drehzahl) • Drosselklappenstellung vom Drosselklappen-
• Motortemperaturfühler (Bestimmung der Soll- schalter oder Drosselklappenpotentiometer
Drehzahl) • Drehzahl vom Motordrehzahlgeber
Zur Drehzahlregelung wird einer der folgenden Ak-
to ren eingesetzt. Beschleunigungs-, Volllastanreicherung
Leerlaufsteller (Bild 1). Er lässt zusätzliche Luft je Um eine maximale Leistungsabgabe des Motors
nach Bedarf in einem Bypass um die geschlossene zu ermöglichen, wird das Gemisch angefettet.
Drosselklappe strömen. Dazu wird er vom Steuerge-
rät durch Puls-Weiten-Modulierte Signale angesteu- Motoren mit 3-Wege-Katalysatoren werden wegen
ert, wodurch der Luftkanal mehr oder weniger weit der Abgasvorschriften möglichst im Bereich A. = 1
geöffnet wird. betrieben . Um die maximale Motorleistung abgeben
zu können, wird das angesaugte Gemisch je nach
Blende einstellbarer Anschl ag Motor auf Lambda 0,85 bis 0,95 angefettet. Dazu
muss die Lambda-Regelung ausgeblendet werden .
Die Anreicherung setzt ein, wenn das Drosselklap-
penpotentiometer dem Steuergerät Volllast mel-
Luft- det oder die Spannungsänderung pro Zeiteinheit
austritt
am Potentiometer einen bestimmten eingespei-
Luft-
eintritt
cherten Wert überschreitet. Extrem leistungsstarke
Motoren benötigen nicht zwingend eine Volllastan-
Drehschieber reicherung .
12.4.5.2 Einspritzventile der LH-Motronic (Bild 2) kann die Öffnungsdauer des Ventils ermittelt
werden. Die Spannungsspitze beim Schließvorgang
entsteht durch die Ausschaltinduktion der Magnet-
Bei der LH-Jetronic ist jedem Zylinder ein elek-
wicklung.
tromagnetisch betätigtes Einspritzventil (Bild 1)
zugeordnet, aus dem Kraftstoff sequenziell in das
Bauarten. Bei der LH-Motronic werden für Motoren
Saugrohr eingespritzt wird.
mit Zwei- oder Mehr-Ventiltechnik verschiedene Ein-
spritzventile verwendet. Sie unterscheiden sich in
Ventilkörper der Form des Kraftstoffstrahlsund im Winkel, in dem
der Kraftstoff von der Düse eingespritzt wird (Bild 3).
Strahlformen
a) b)
30
Werden die Einspritzventile vom Verteilerrohr mit Heißfilm-Luftmassenmesser 83. Er ermittelt die an-
Kraftstoff versorgt, erfolgt die Zuführung des Kraft- gesaugte Luftmasse und meldet sie in Form eines
stoffs von oben (top-feed- engl. "oben gefüttert"). Spannungssignals dem Steuergerät, das daraus zu-
Das Ventil steckt mit dem oberen Ende, abgedichtet sammen mit der Motordrehzahl die Grundeinspritz-
durch einen 0-Ring, im Verteilerrohr, mit dem un- menge (Quantität) ermittelt. Fällt der Sensor aus,
teren, ebenfalls abgedichtet durch einen 0-Ring, im kann das System aus der Stellung der Drosselklappe
Saugrohr. Um Bauhöhe zu sparen, werden die Ein- ein Ersatzsignal bilden. Das Fahrzeug bleibt einge-
spritzventile häufig in Verteilermodulen integriert. schränkt fahrbereit (Notlauf). Der Luftmassenmesser
Man verwendet dann sogenannte Bottom-Feed-Ein- wird von PIN 10 mit Spannung versorgt. Masse er-
spritzventile (bottom-feed- engl. "unten gefüttert"). hält er von Klemme 31. Das dem Steuergerät über-
Der Kraftstoffzulauf befindet sich bei diesen Ventilen mittelte Spannungssignal kann an den PIN 10 und 12
seitlich. Sie besitzen eine gute Kraftstoffkühlung und abgenommen werden.
damit ein gutes Heißstartverhalten.
Motordrehzahlfühler 81. Sein Signal dient in erster
Kontaktschienen Kraftstoffrücklauf
Linie dazu, zusammen mit dem des Luftmassen-
messers, die Grundeinspritzmenge zu berechnen.
Verwendet werden induktive Drehzahlfühler, die im
Bereich der Kurbelwelle untergebracht sind und ein
besonderes Geberrad abtasten. Meist liefern diese
Geber auch die Bezugsmarke, die zur Bestimmung
des genauen OT des ersten Zylinders notwendig ist.
Bei Ausfall des Sensors ist kein Motorlauf möglich.
Das Signal wird auch für die Leerlaufdrehzahlrege-
lung, die Schubabschaltung und die Drehzahlbe-
Einspritzventil
grenzung benötigt. Es kann an PIN 6 und PIN 7 aszil-
"Bild ~, : Verteilermodu"l mit Bottom-Feed-Ventilen Iaskopiert werden.
f? Motordrehzahl
Induktivgeber - -©
Hauptrelais
·I (:] I
~
Zünd-OT des
~ -
Steuergerät
ersten Zylinders
Hallgeber """"""
pumpenrelais/
Kraftstoffpumpe
(Q
~
Luftmasse
Luftma ssenmesser
_ Grundabstimmung
über Kennfeld
Startsteuerung
Nachstart-
Einspritzventi le
-[[]
- -I~ I
Drosselklappen- Voll last-
~
stel lung Beschleunigungs-
' anreicherung Leerlaufsteller
Drosselklappen-
I
potentiometer Schubabschaltung
Drehzahlbegrenzung
- · I~
~
Motortemperatur Lambda-Regelung
Leerla ufd rehza h1- Took.eoffüftoo"
ventll
NTC-Motor
regelung
Tankentlüftungssystem
V Restsauerstoff
Lambda-Sonde - Abgasrückführung
Abgasrück-
führungsventil
-[][]
·ID I
Diagnose
~
Lufttemperatur
NTC-Luft - -.
t
Heizung
Lambdasonde
Motortemperaturfühler 85. Dieser NTC erfasst die Das Gebersignal kann an PIN 8 und PIN 5 oszillosko-
Motortemperatur. Je nach Spannungsabfall am Wi- piert werden. Klemmen am Geber: 7 (1) =Signal plus;
derstand passt das Motorsteuergerät temperatur- 31d (31d) = Masseversorgung . Die Stromversorgung
abhängig die Einspritzmenge dem Betriebszustand erfolgt über PIN 9 =Klemme 8h (2).
an. So wird die Einspritzdauer bei kaltem Motor um
bis zu 70% verlängert. Außerdem werden Zünd- Lambdasonde (Spannungssprungsonde) 86. Sie
zeitpunkt, Leerlaufdrehzahl , Abgasrückführung regi striert den Restsauerstoff im Abgas und ermög-
und Klopfregelung bei kaltem Motor verändert. Bei licht durch die Rückmeldung in Form eines Span-
Signalunterbrechung oder Kurzschluss kann das nungssignals an das Steuergerät eine Regelung der
Steuergerät auf einen Ersatzwert umschalten . Ein Einspritzmenge auf ). = 1. Da die Sonde erst bei ca .
erhöhter Widerstand z.B. an einer Steckverbindung 250 oc bis 300 oc arbeitet, wird sie elektrisch be-
wird jedoch nicht erkannt. Dieser Fehler führt zur An - heizt, um ein möglichst schnelles Ansprechen zu
fettung des Gemisches und damit unter anderem zu erreichen . Fällt die Sonde aus, ist keine .l.-Regelung
einem erhöhten CO-Ausstoß. Der Widerstand des mehr möglich. Der Ausfall wird vom Steuergerät er-
NTCs kann am Steuergerätestecker an PIN 12 und kannt. Die Gemischbildungsanlage arbeitet dann als
PIN 16 überprüft werden . Steuerung. Das Sondensignal kann an PIN 17 und
Klemm e 31 oszilloskopiert werden . Die Heizung der
Bezugsmarkengeber 82. Zur eindeutigen Identifizie- Sonde erhält Plus von Klemme 87 von K2 und Minus
rung des Zünd-OTwird sowohl das Signal des induk- von Klemme 31 .
tiven Bezugsmarkengebers an der Kurbelwelle als
auch das des an der Nockenwelle angebrachten Hall- Hauptrelais K1. Wird die Zündung eingeschaltet, er-
gebers benötigt. Aus beiden Signalen berechnet das hält das Hauptrelais Plus auf Klemme 85 von Klem -
Steuergerät zusammen mit der Motordrehzahl den me 15 und Minus auf Klemme 86 vom Steuergerät
richtigen Zeitpunkt für die Einspritzung in den jewei- PIN 3. Dadurch schließt der Arbeitsstromkreis des
ligen Zylinder und die entsprechenden ZündwinkeL Relais und das Steuergerät wird auf PIN 4 mit Span-
12 Gemischbildung 297
K1 Hauptre lais
V Verpolschutzdiode
K2 Kraftstoffpumpenrelais
M Kraftstoffpumpe
81 Drehzahl- und
Bezugsma rkengeber
82 Nockenwellengeber
83 Luftmassenmesser
84 Drosselklappen-
potentiometer
85 Motortemperaturfühler
86 beheizte Lambdasonde
87 Lufttemperatu rfü hier
H Kontroll lampe/
Feh lerlampe
Y1 ..Y4 Einspritzventile
Y5 Leerlaufsteller
Y6 Ta nkentlüftu ngsventi I
--
Y7 Abgasrückfü h ru ngsventi I
31 XD Diagnoseanschluss
Sensoren
Aktaren
nung versorgt. Ebenso werden die Magnetventile t emperatur. Er wird von K1 Klemme 87 mit Plus ver-
Y1 bis Y7 und der Steuerstromkreis von K2 auf Klem- sorgt. Um ein stufenloses Öffnen und Schließen des
me 85 bestromt. Bypass-Querschnitts zu ermöglichen, wird der Stei-
ler vom Steuerg erät durch Puls-Weiten-Modulierte-
Kraftstoffpumpenrelais K2. Das Relais schließt, Signale mit Minus angetaktet.
wenn das Hauptrelais K1 Klemme 85 mit Plus und
das Steuergerät Klemme 86 mit M asse versorgt. Tankentlüftungsventil Y6. Das Magnetventil öff-
Um die Masseverbindung herzustellen, muss PIN net und schließt die Verbindungsleitung zwischen
30 auf Masse durchgeschaltet werden. Der Arbeits- Saugrohr und Aktivkohlebehälter. Es wird durch
stromkreis versorgt die Kraftstoffpumpe M und die Puls-Weiten-Modulierte-Signale geöffnet, wobei die
Lambdasondenheizung mit Spannung. Die Span- Versorgung mit Plus von Klemme 87 K1 und die Mi-
nungsversorgung wird unterbrochen, wenn das nusversorgung vom Steuergerät über PIN 24 erfolgt.
Drehzahlsigna l des Motordrehzahlgebers ausfällt. Bei Ausfall des Signals bleibt das Ventil geschlos-
sen.
Einspritzventile Y1 bis Y4. Sie erha lten wie das
Kraftstoffpumpenrelais K2 Spannung vom Hauptre- Abgasrückführungsventil Y7. Das Magnetventil für
lais K1 . Sollen die Einspritzventi le öffnen, muss das die Abgasrückführung öffnet und sch ließt die Ver-
Steuergerät jeweils die PIN 26, 27, 28, 29 auf Masse bindungsleitung zwischen Auspuffkrümmer und
durchschalten. Saugrohr. Es wird durch ein Puls-Weiten-Modu-
liertes Signal geöffnet, wobei es Plu s von Klemme
Leerlaufsteller Y5. Durch ihn regelt das Steuergerät 87 K1 und Minus vom Steuergerät PIN 23 erhält. Bei
die Leerlaufdrehzahl in Abhängigkeit von Motor- Ausfall des Signals schließt das Ventil.
Diagnose lampe
Bild 1: ME-Motronic
12 Gemischbildun 299
Geber für Drosselklappenstellung 84. Die Stellung wird dadurch berechnet, dass das Steuergerät das
der Drosselklappe muss vom Steuergerät für den Soll-Drehmoment bestimmt. Dieses kann durch eine
Ist-Soll-Vergleich genau erfasst werden. Aus Si- spezifische Füllung erzeugt werden, wozu wiederum
cherheits- und Genauigkeitsgründen werden auch eine ganz bestimmte Drosselklappenstellung nötig
hier wie beim Geber für die Fahrpedalstellung zwei ist. Bei Ausfall des Motors wird die Drosselklappe in
redundante Potentiometer verwendet. Ergibt die eine Notlaufposition gestellt, die nur noch eine nied-
Plausibilitätsprüfung der vier Potentiometer durch rige Motordrehzahl zulässt.
das E-Gas-Überwachungssystem eine Abweichung Sekundärluftpumpe M1. Sie pumpt in Abhängigkeit
vom Sollzustand, so wird zunächst auf Ersatzsig- von der Motortemperatur zeitlich begrenzt Frischluft
nale zurückgegriffen. Bei Notsituationen z.B. zwei kurz hinter dem Auslassventil des Motors in den Ab-
Potentiometer an der Drosselklappe liefern unter- gaskrümmer. Sie wird über das Relais K3 mit Span-
schiedliche Signale, wird die Drosselklappe so weit nung versorgt, wobei die Plusversorgung durch K1
geschlossen, dass nur noch eine niedrige Motor- und die Minusversorgung über Klemme 31 erfolgt.
drehzahl möglich ist. Die Sensoren können an den Die Funktion der Pumpe wird durch die Eigendiag-
PIN 31 , 32, 33 (Potentiometer 1) und an den PIN 31, nose überwacht.
33, 34 (Potentiometer 2) des Steuergerätesteckers
Sekundärluftventil Y9. Das Ventil schützt die Sekun-
überprüft werden.
därluftpumpe und verhindert, dass bei stehender
E-Gas-Stellmotor 84. Über PIN 35 und PIN 36 wird Pumpe heiße Abgase in die Pumpe einströmen . Es
der Drosselklappenstellmotor vom Steuergerät wird durch Plus von K1 und Minus vom Steuergerät
angesteuert. Die jeweilige Drosselklappenstellung PIN 19 geöffnet.
Motordrehzahl
Induktivgeber
Hauptrelais
-I (j) I
~
Zünd-OT des Kraftstoff-
ersten Zylinde rs pumpenrelai s/
Steuergerät
Hallgeber Kraftstoffpumpe
Luftmasse
Luftmassenmesser
Einspritzv entile
-[I]
-I ~ I
Startsteuerung
Drosselklappe n-
stellung Nachstart- E-Gas-Stellmotor
Volllast-
Drosselklappen- Beschleunigungs-
-I ~ I
potentiometer anreicherung
Tankentlüftungs-
Motortemperatur Schubabschaltung ventil
NTC-Motor
Restsau erstoff
vor Kat
Drehzahlbegrenzung
Lambda-Regelung
Leerlaufdrehzahl-
regelung
Abgasrückführungs-
ventll
-I 4t l
Lambda-Sonde I
~
Tankentlüftungssystem
Absperrventil
Abgasrückführung
Lufttemperatur
-I D I
NTC-Luft
Heizung Lambda-
E-Gas-Funktion Sonde I
Saugrohrdruck
Fahrgeschwindigkeits-
Drucksensor
Differenzdruck
regelung
Lastwechselregelung
Sekundärluftein-
Heizung Lambda-
Sonde li
·I D I
~
Drucksensor blasung Sekundärluft-
v entil
Restsauerstoff EOBD IT
nach Kat CAN -Bus-System
Lambda -Sonde li
Gaspedal-
ste llung
Sekundä rluft-
pumpe --[]U
Gaspedal- Diagnose
potentiom eter CAN-8us
Geschwindigkeitsregelanlage
Homogenbetrieb. Bei hohem Drehmoment oder ho- Schicht-Katheizen. Diese Art der Doppeleinspritzung
her Drehzahl wird der Motor mit einem homogenen ermöglicht das schnelle Aufheizen des Katalysators.
Gemisch von }. = 1 oder, um maximale Leistung zu Dadurch wird wie im Schichtladungsbetrieb ein ma-
erhalten, mit J. < 1 betrieben. Die Saugrohrklappe geres Gemisch hergestellt. Nach der Entzündung
wird geöffnet um eine möglichst vollständige Zylin- des Kraftstoffs wird nochmals im Arbeitstakt ein-
derfüllung zu erhalten. Außerdem wird der Beginn gespritzt. Dieser Kraftstoff verbrennt sehr spät und
der Einspritzung in den Ansaugtakt verlegt. Die heizt den Abgasstrang stark auf.
damit bis zur Entzündung des Kraftstoff-Luft-Gemi-
sches zur Verfügung stehende Zeitspanne ermög-
12.4.7.2 Verfahren bei der Benzin-Direkt-
licht eine gute Vermischung des Kraftstoffes mit der
angesaugten Luft und eine gleichmäßige Verteilung
einspritzung
im Brennraum (homogenes Gemisch, Bild 1). Bei der Benzin-Direkteinspritzung werden im
Schichtladungsbetrieb verschiedene Verfahren ver-
wendet, Luft und Kraftstoff im Brennraum zusam-
menzuführen.
Wandgeführte Gemischbildung
Drosselklappe
teilweise geöffnet
Bei diesem Verfahren wird Luft im Teillastbereich
so in den Zylinder geleitet, dass die Luft· strö-
mungden eingespritzten Kraftstoff zur Zündkerze
transportiert und dort eine zünd- und brennfähige
homogenes Kraftstoffwolke mit einem Mischungsverhältnis
Gemisch von annähernd A = 1 gebildet.
Bild 1: Homogenbetrieb
Um eine vom übrigen Brennraum räumlich abge-
grenzte Kraftstoffwolke mit A = 1 zu erzeugen, ist eine
Bei Homogenbetrieb erfolgt die Veränderung des genau definierte Luftströmung nötig. Diese kann
Drehmomentes durch eine Quantitätsregelung . Das durch verschiedene Maßnahmen erzeugt werden:
heißt, dass die Menge der angesaugten Luft durch Swiri-Strömung (Bild 2, Seite 304 links). Häufig ist
d ie Drosselklappe geregelt wird. Die Gemischbil- der Einlasskanal geteilt. Im unteren Teillastbereich
dung und Verbrennung erfolgt demnach wie bei der bei niedriger Drehzahl ist der Füllungskanal durch
Saugrohreinspritzung. eine Saugrohrklappe geschlossen. Ein Drallkanal er-
Neben den beiden Hauptbetriebsarten können je zeugt im Brennraum eine um die Hochachse drehen-
nach Auslegung von Einspritzanlage und Motor zu- de Luftströmung (Swirl).
sätzlich andere Betriebsarten verwendet werden.
Homogen-Mager-Betrieb. ln einem Übergangsbe-
reich zwischen Schichtladungs- und Homogenbe- Dral l-
kanal
trieb kann der Motor mit einem homogenen mage-
ren Gemisch betrieben werden. Bei einem Betrieb
mit 1 < }. < 1,2 wird der Kraftstoffverbrauch gegen-
Einlass-
über dem Homogenbetrieb mit A = 1 reduziert. Pro-
ventil
blem: Bei Magerbetrieb erhöht sich durch die verrin-
gerte Innenkühlung die Brennraumtemperatur.
Homogen-Schicht-Betrieb. ln dieser Betriebsart wird
ei n homogenes m ageres Gemisch im Brennraum
durch frühe Einspritzung (ca. 75 % des Kraftstoffes)
im Ansaugtakt hergestellt. Im Verdichtungstakt er- Bild 2: Drallkanal
folgt eine zweite Einspritzung (Doppeleinspritzung)
wodurch eine Zone mit fetterem Gemisch im Be- Der erzeugte Drall kann durch maskierte Einlassven-
reich um die Zündkerze entsteht. Dieses Gemisch ist tile (Bild 1, Seite 304) verstärkt werden.
gut entflammbar und sorgt für eine vollständige Ver- Tumble-Strömung (Bild 2, Seite 304 rechts) . Die von
brennung im Brennraum. oben in den Brennraum strömende Luft wird durch
Homogen-Kiopfschutz-Betrieb. Durch Doppelein- eine ausgeprägte Kolbenmulde oder/und Kolbenna-
spritzung bei Volllast kann auf die Spätv erstellung se nach oben gelenkt, sodass sie sich wi eder Rich-
des Zündzeitpunktes zur Vermeidung von Klopfen tung Zündkerze bewegt. Dadurch entsteht eine w al-
verzichtet werden. Die Ladungsschichtung verhin- zenförmige Luftströmung.
dert die gefährliche Selbstentzündung des Kraft- in der Praxis werden meist beide Maßnahmen zur
stoffs. Strömungsbild ung kombiniert.
304 12 Gemischbildung
Düsennadel elektrischer
mit Magnet- Anschluss
anker
verstärkte Drallbewegung
Ventilmaskierung durch Maskierung
Bild 4: Hochdruck-Einspritzventil
U-CH2
50
Ol
V §
0 §
CO
Q.
(f)
r----+--------------~------~ - 50
Um die Ventile schnell zu öffnen, werden die Mag- ten, ohne die Zündkerze zu benetzen. Eine Benet-
netwicklungen über Hochleistungskondensatoren zung von Bauteilen mit Kraftstoff muss vermieden
mit bis zu 90 V und bis zu 30 A angesteuert. Mit werden, da d ies an der Zündkerze zu einer zusätz-
diesen Hochdruck-Magnetventilen können zwei Ein- lichen hohen thermischen Belastung und am Kolben
spritzvorgänge pro Arbeitsspiel durchgeführt wer- oder an der Zylinderwand zu einer unvollständigen
den. Im Spannungsverlauf ist der "Aufladevorgang" Verbrennung und damit zu ungünstigen Abgaswer-
des um 360° KW versetzten 4. Zylinders zu sehen. ten führt. Die verwendeten Kolben besitzen meist
eine leichte Muldenform, was zu einer günstigen
Strahlgeführte Gemischbildung Brennraumform beiträgt.
Einspritzventile (Bild 2). Um bis zu fünf Einspritz-
Bei diesem Verfahren wird im Teillastbereich
vorgänge zuverlässig und genau durchführen zu
Kraftstoff so in die Nähe der Zündkerze einge-
können, werden Piezo-lnjektoren verwendet. Für
spritzt, dass dort mit der vorhandenen Luft eine den Einspritzvorgang werden sie mit 100 V ... 150 V
Kraftstoffgemisch-Wolke mit einem Mischungs-
durch Hochleistungskondensatoren angesteuert.
verhältnis von annähernd }. = 1 gebildet wird. Im
Zurzeit w erden meist nach außen öffnende Ring -
Brennraum außerhalb der Gemischwolke befin- strahldüsen verwendet, die einen kegelförmigen
det sich Luft bzw. rückgeleitetes Abgas.
Einspritzstrah l bilden.
Bei hohen Drehzahlen und/oder hoher Last kann
allerdings wie beim Wandgeführten Verfahren, be-
dingt durch die Verwirbelung im Brennraum und die
große Einspritzmenge, kein Schichtladungsbetrieb
aufrecht erhalten werden.
Je nach Betriebszustand können bei Verwendung
von Piezo-lnjektoren bis zu fünf Einspritzvorgänge
hintereinander durchgeführt werden . Um beispiels-
weise eine zuverlässige Entzündung und vollstän-
dige Verbrennung zu erreichen, wird eine kleine
Menge Kraftstoff eingespritzt und gezündet. ln diese
brennende Kraftstoffwolke wird die Hauptmenge
Bild 2: Piezo-lnjektor mit Strahlbild
eingespritzt, die durch das brennende Gemisch ent-
zündet wird und vollständig verbrennt. Auch eine zu-
sätzliche späte Einspritzung im Arbeitstakt zur Auf-
heizung des Abgasstranges ist möglich.
A
Gestaltung von Zylinderkopf und Brennraum
(Bild 1 ). Die Zündkerze sitzt mittig im Zylinderkopf t~~ öffnen ~ ~
j ~ ~\/~alten
zwischen den Ventilen. Die Einspritzdüse befi ndet
sich im spitzen Winkel zu ihr ebenfalls zentral im . .
Bre nnraum . Damit kann der Kraftstoffstrahl knapp
an der Zündkerze vorbei in den Brennraum eintre- -2
-4
r
-----.schließen
-6 L---~---L--~~--~--~--~
-1,5 -1 ,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5
150
A
100
50
t
8 0 Cl
t
-~r--
·
6 V§
c
4 c
E "'
e
(jj
2 Q.
Ul
0
-2
-4
-6
- 1,5 - 1,0 - 0,5 0,0 0,5 1,0 1,5
Bild 1: Brennraumform bei einem strahlgeführten Bild 4: Spannungs- (rot) und Stromverlauf (blau) beim
Verfahren Einspritzvorgang (BMW 135)
306 12 Gemischbildung
Bild 1: MED-Motronic
12 Gemischbildun 307
Bild 3: Drucksteuerventil
~
Motord rehzah I Kraftstoff-
pumpenrelais/
Induktivgeber Kraftstoffpumpe
Zü nd-OT des
ersten Zylinders
Hallgeber
Steuergerät Hauptrelais
-----.
. ~ I
~
Luftmasse
Luftmassenmesser Grundabstimmung
Einspritzventile
-----.
. I
über Kennfeld
Drosselklappen-
---~· ~
stellung Startsteuerung
E-Gas-
Potentiometer Nachstart-,
Volllast-,
Stellmotor I
Beschleunigungs-
Motortemperatur
NTC
anreicherung
Schubabschaltung
Drehzahlbegrenzung
Heizung
Lambda-Sonde
·I D I
- r~ l
Lufttemperatur Lambda-Regelung
Heizung NOx -
NTC Leerlaufdrehzahl- Sensor
regelung
~
Tankentlüftungssystem
Saugrohrdruck Tankentlüftungs- _
Abgasrückführung
Drucksensor vent1l ~
Drehmomenten-
f ührung
Differenzd ruck Abgasrück-
E-Gas-Funktion führungsventil
Druckse nsor
Fahrgeschwi ndigkeits-
regel ung
Gaspedalstellung Lastwechselregelung
Absperrventil
Potentiometer EOBD
Restsauerstoff CAN -Bus-System
vor Kat Kraftstoffdruck-
Regenerierung des
Lambda-So nde Regelventil
NOx-Speicher-
Kata lysato rs
NOx und Restsa uer-
stoff nach NOx-Kat Wahl der Betriebsart
Ventil für Saug-
NOx-Sensor rohrkl appe
Abgastemperatur
NTC
Saugrohrklappen-
stellung
Potentiometer
Kraftstoffdruck
Drucksensor Diagnose
CAN-Bus
Der Sensor erhält Plus vo n PIN 12 und Minus von Ventil für Saugrohr-Klappe Y10. Die Saugrohrklap-
PIN 22. Das Signal wird über PIN 13 übertragen. pe gibt im Homogenbetrieb den vollen Querschnitt
Außerdem benötigt das System der MED-Motronic des Saugrohres frei , um eine maximale Luftfüllung
folgende zusätzliche Aktoren: des Brennra umes zu erreichen . Im Schichtbetrieb
schließt sie einen Kanal des Saugrohrs, wodurch die
Kraftstoffdruck-Regelventil Y11. Es regelt den Kraft- Strömungsgeschwindigkeit erhöht und der Drall im
stoffd ruck im Rail je nach Betriebszustand auf 50 bar Brennraum zur Ausbildung der Kraftstoffwolke ver-
bis 120 bar. Dazu wird es vom Steuergerät mit Mas- stärkt wird. Das Ventil wird vo m Steuerg erät über
se auf PIN 33 angetaktet. Die Plusversorgung erfolgt Minus von PIN 32 geschaltet. Die Plus-Versorgung
durch K5. erfolgt du rch K5.
12 Gemischbildung 309
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Welche Gründe sprechen für die Einführung der 8 Welche Aktaren werden bei der Direkteinspritzung
Direkteinspritzung bei Benzinmotoren? vom Steuergerät angesteuert?
2 Welche Nachteile gegenüber der Saugrohr- 9 Warum wird als Je-Sonde eine Breitband-Jc-Sonde
einspritzung treten bei der Benzindirekteinsprit- und keine Spannungssprungsonde verwendet?
zung auf?
10 Welche Bauteile versorgt das Kraftstoffpumpen-
3 Beschreiben Sie die einzelnen Betriebsarten der relaismit Strom?
Benzindirekteinspritzung.
11 Welche Aufgabe hat das Relais K5?
4 Welche Brennverfahren werden bei der Benzin- Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit
direkteinspritzung verwendet. der Arbeitsstrom fließen kann?
5 Beschreiben Sie die Kraftstoffförderung der 12 Wozu wird der NOx·Sensor benötigt?
Benzindirekteinspritzung.
13 Wie werden die Einspritzventile der dargestellten
6 Welche Bauteile der Benzindirekteinspritzung sind MED-Motronic geschaltet?
gegenüber der Saugrohreinspritzung verändert
oder zusätzlich vorhanden? Erklären Sie deren 14 Welche Bauteile der MED-Motronic müssen von
Aufgabe und Funktion. der OBD überwacht werden?
7 Welche Sensorbauarten werden bei der Benzin- 15 Welche Zündanlage wird bei der dargestellten
direkteinspritzung verwendet. Motronic eingesetzt?
310 12 Gemischbildung
fetter Bereich
Kurb elwinkel in °K W - -
Haupteinspritzung. Um eine gute Gemischbildung Luftmangel herrscht und desto mehr Kohlenwasser-
und damit eine vollständige Verbrennung zu erzeu- stoffmoleküle werden nur unvollständig verbrannt.
gen, ist ein konstant hoher Einspritzdruck notwen- Partikelbildung. Durch diese unvollständige Ver-
dig. Eine möglichst vollständige Verbrennung hat brennung entsteht ein Rußkern, an den sich wei-
eine hohe Leistung und eine niedrige Schadstoff- tere Verbrennungsrückstände, z.B. Sulfatpartikel
emission zur Folge. und Kohlenwasserstoffe anlagern. Man spricht von
Nacheinspritzungen. Sie erfolgen unmittelbar nach Ruß- bzw. Feststoffpartikeln PM = particulate matter
der Haupteinspritzung zur Reduzierung der Ruß- (Bild2).
partikelemission bei Betrieb mit Abgasrückführung.
Eine späte Nacheinspritzung von Kraftstoff kann
durch das Anheben der Abgastemperatur zur Rege-
neration eines Partikelfilters genutzt werden. Kohlenwasser- Schwefel (S) und
stoffe (Hy. Cx) M etalloxide
12.5.4 Verbrennungsablauf
Bild 2: Rußpartikel
Bei der vollständigen Verbrennung unter idealen Be-
dingungen finden zwei chemische Reaktionen statt. Mithilfe moderner Einspritzanlagen konnte der Aus-
Jedes Kohlenstoffatom (C) w ird mit zwei Sauerstoff- stoß dieser Partikel bezogen auf das Partikelgewicht
atomen (0 2 ) zu Kohlendioxid (C0 2 ) und zwei Was- im Laufe der letzten Jahre um ca. 90 % reduziert
serstoffatomen (H 2 ) mit einem Sauerstoffatom (0) werden.
zu Wasser (H 2 0) verbrannt (Bild 1). Bei der realen
Allerdings sind die dadurch erzeugten Partikel so
motorischen Verbrennung wird dieser Zustand nicht
klein, dass sie, beim Einatmen, Zellgewebe durch-
erreicht.
dringen können und Ursache für Krebs und Kreis-
lauferkrankungensein können.
!D
~ => A Zu starker Partikelausstoß (Rußbildung) kann fol-
gende Ursachen haben:
!D • Motor im Kaltstart oder W arml auf
• Motor im Volllastbetrieb
I eH. + 0 2 + 0 2
1=>1 co2 + H2o + H20
I • Verstopfter Luftfilter
• Defekte Injektoren
e Sauerstoff-
atom
0 Wasserstoff-
ato m • Kohlenstoff-
ato m • Verschleiß im Brennraum oder im Einlasssystem
• M angelnde Kompression
Bild 1 : Vollständige Oxidation zum Beispiel von Methan
(CH4 )
Maßnahmen zur Verbesserung der Gemisch-
Es entstehen weitere, zum Teil giftige Verbindungen, bildung
wie Kohlenmonoxid (CO), Stickoxide (NOx), Schwe- Die Gemischbildung wird im Wesentlichen durch
feldiox id (S0 2 ), Feststoffpartikel (PM = Particulate den Grad der Luftverwirbelung im Verbrennungs-
Matter) und unverbrannte Kohlenwasserstoffe (HC). raum und von der Höhe des Einspritzdruckes be-
stimmt. Im Einzelnen w erden folgende M aßnahmen
erg riffen:
Unvollständige Verbrennung durch Sauerstoff-
mangel • Betri eb des Dieselmotors unter Luftüberschuss
und Begrenzung der maximalen Einspritzmen-
Der Dieselmotor wird in jedem Betriebszustand mit
ge auf ). - 1,3 (Rauchgrenze) um Luftmangel im
Luftüberschuss betrieben. Trotzdem kann es punktu-
Brennraum zu vermeiden.
ell zu Sauerstoffmangel kommen.
• Luftverwirbelung durch Drallkanäle (siehe Einlass-
Der Kraftstoff in der äußeren Gemischzone des
kanalsteuerung, S. 313) und Kolbenform zur bes-
Kraftstofftröpfch ens reagiert mit dem umgebenden
seren Durchmischung von Luft und Kraftstoff.
Luftsauerstoff. Im lnnern des Tröpfchens herrscht
Luftmangel (Bild 1, Seite 311). Au s diesen beiden • Optimierung der Brennraumgeometrie zur Ver-
Gründen erfolgt die Verbrennung im Kern des Tröpf- besserung des Verbrennungsvorgangs.
chens nur unvollständig. Je größer die Kraftstoff- • Kraftstoffvorwärmung zur feineren Vernebelung
tröpfchen sind, desto g rößer ist der Bereich, in dem und schnelleren Verdampfung des Kraftstoffs.
12 Gemischbildung 313
• Glühzeitregelung (Vor- und Nachglühen) zum An- ein. Die hieraus resultierende hohe Luftverwirbelung
wärmen des Brennraumes und zur Verringerung sorgt für eine optimale Vermischung des Kraftstoffs
der Wärmeverluste. mit der Luft und somit für eine bessere Gemisch-
• Voreinspritzungen von kleinen Kraftstoffmengen bildung und Verbrennung . Die Partikelbildung w ird
zum Aufheizen der angesaugten Luft, um den reduziert.
Zündverzug zu verringern und um einen sanfteren
Druckanstieg zu erreichen. Füllungsklappe Füllungsklappe
geschlossen geöffnet
• Hohe Einspritzdrücke, um kleinere und dadurch
schneller und vollständiger verbrennende Kraft-
stofftröpfchen zu erzeugen.
• Nacheinspritzungen zur Nachverbrennung von
unverbrannter Partikel und Kohlenwasserstoffe.
Einlassnockenwelle Common-Rail-lnjektor
selbstregelnde Glühkerze SR5
mit Einspritzdüse
Einlass- Kegeldichtsitz
ventil ventil
lsolierpulver Glührohr lsoliersche i be
30 30
15 15 ~-)
1 -J.-
\ = BI ( [r-::mP
31 31
Bild 3: Elektronisch geregelte Glühkerze aus Stahl
1 Starter, 2 Glüh-Start-Schalter, 3 Glühzeitsteuergerät,
4 Kühlflüssigkeits-Temperatu rsensor, 5 Glühstiftkerzen, Die für 5 Volt .. . 8 Volt Nennspannung ausgelegten
6 Start-Kontrollleuchte, 7 Schalte r Pedalwertgeb er.
Glühstifte werden kurzzeitig pulsweitenmoduliert
Bild 1: Glüh-Startanlagemit Glühzeitsteuerung mit einer Überspannung bis zu 11 Volt beaufschlagt.
Somit werden in 1- 2 Sekunden Temperaturen von
Aufbau. Die Anlage besteht im Wesentlichen aus 1000 oc erreicht. Dies macht einen komfortablen
einer Elektronik zur Steuerung des Glühverlaufs, der Schlüsselstart (=Starten ohne Vorglühverzögerung )
Anzeige der Startbereitschaft und dem Leistungsre- auch bei extrem niederen Temperaturen möglich.
lais zum Schalten der Glühkerzenströme. Im Steuergerät werden zur Ansteuerung der Glüh-
Wirkungsweise. Der Glühvorgang erfolgt in drei kerzen Leistungshalbleiter eingesetzt, welche das
Phasen (Bild 2): herkömmliche elektromagnetische Relais ersetzen.
• Vorglühen Jede Glühkerze kann somit einzeln angesteuert,
überwacht und diagnostiziert w erden (Bild 4).
• Startglühen
• Nachglühen
30
Vorglühen. Wird das Zündschloss in Stellung 1 ge- .--L, 1 Motorsteuergerät
~ -~
schaltet (Klemme 15). errechnet das Glühzeitsteuer-
gerät über den Kühlmitteltemperatursensor die
Vorglühzeit Bei Temperaturen über 60 oc wird nicht
vorgeglüht
_l_j
j 4 2 Steuergerät fü r Glüh-
Zeitautomatik
3 Glühkerzen
4 Hauptrelais
~~
leuchte wird für weitere 5 Sekunden vorgeglüht. in ST
dieser Zeit sollte gestartet werden. Der Anschluss
~~
Dl
über Klemme 50 gewährleistet ein Glühen über die ~ ~
~~
31
gesamte Dauer des Startvorgangs. j_
Nachglühen. Nach dem Kaltstart beginnt das Nach-
~ ~ II ICP
t 1100
1050
T = 10ms/ DIV
o
c
Q)
- r--'1 r-- ,..
t.o: Nach-
ClJ ::::l
Ü)(j) glühen
Phase Phase
2- 5s
2
2s
3
Zei t t - - -
180 s ' 0
1-
Bild 2: Glühverlauf
~~
. --~~--~~ ~ ) U-CH1 I -CH2 30A Zang e
2,00
Keramik stift
V
± " lf)!J ~ 25,0
A
• Laufruheregelung (Bild 1). Nicht alle Zylinder • Externer Momenteneingriff. Die Einspritzzeit wird
eines Motors erzeugen bei gleicher Einspritzmen- von anderen Steuergeräten, z.B. Getriebesteue-
ge das gleiche Drehmoment. rung, ASR, ESP beeinflusst. Unabhängig vom
Fahrerwunsch teilen sie über Datenbus dem Mo-
torsteuergerät mit, ob und um wie viel das Dreh-
~ 8"8tföl
moment des Motors im Eingriffsfall geändert wer-
den soll.
•
sind mögliche Ursachen. Dadurch ergeben sich im druck hat ebenfalls Einfluss auf die Drehmoment-
Arbeitstakt verschiedene Momentandrehzahlen begrenzung.
für jeden Zylinder. Daraus resultiert ein unrunder
Motorlauf und eine Emissionserhöhung. Die Lauf- • Enddrehzahlregelung (Abregelung). Aufgabe der
ruheregelung erkennt dies anhand der Kurbelwel- Enddrehzahlregelung ist es, den Motor vor zu ho-
lenbeschleunigung mithilfe des Drehzahlgebers hen Drehzahlen zu schützen. Die Abregelung redu-
und gleicht sie durch gezielte Anpassung der Ein- ziert die Einspritzmenge möglichst weich, um ein
spritzmenge des jeweiligen Zylinders aus. ruckartiges Abregein des Motors beim Beschleu-
nigen zu verhindern (Rampenfunktion).
• Aktive Ruckeldämpfung (Bild 2). Bei plötzlichem
Lastwechsel, z.B. beim Anfahren, regt die Dreh- • Diagnosefähigkeit. Eingangs- und Ausgangssig-
momentänderung des Motors den Fahrzeugan- nale werden überprüft. Erkannte Fehler werden
triebsstrang zu Ruckelschwingungen an. Diese im Steuergerät gespeichert und ggf. über eine An-
Schwingungen werden anhand des Drehzahlsi- zeige dem Fahrer mitgeteilt.
gnals erkannt und über eine aktive Regelung ge-
• Drehmomentbegrenzung. Zum Schutz der An-
dämpft. Um den Drehzahlschwingungen entge-
triebskomponenten kann das maximale Drehmo-
genzuwirken, wird bei ansteigender Drehzahl die
ment begrenzt werden. Damit weisen die Dreh-
Einspritzmenge reduziert, bei fallender Drehzahl
momentkurven keine Spitzen auf, sondern ein
wird sie erhöht.
konstantes Drehmoment über einen größeren
Drehzahlbereich .
1/min
~
t 1000
Notlauffunktion. Je nach vorliegendem Fehler,
schaltet das Steuergerät ein entsprechendes Not-
"'
N fahrprogramm. Man unterscheidet:
~
~
"'0
c
==} 30%-ige Leistungsreduzierung, z.B. bei fehlenden
Q)
a) o hne aktivem Korrektursteuergrößen
0 Ruckeldämpfer
ö
~ b) mit aktivem ==} Erhöhte Leer/aufdrehzah/, z.B. bei fehlenden
Ruckeldämpfer
Hauptsteuergrößen
12.7.2 Common-Baii-Systeme
Injektor
Das EDC-Steuergerät berechnet je nach Betriebs- Das Druckregelventil ist meist am Rail, bei einzelnen
und Umgebungssituation die Einspritzgrößen : Fahrzeugherstellern auch direkt an der Pumpe ein-
• Einspritzbeginn gebaut.
Pumpenkolben
Drehzah l - -
Zumasseinheit
Bild 1: Kennfeld einer Zweisteiler-RegeJung
geöffnet. Um dies zu erreichen werden die Pum- Je nach Tastverhältnis ändert sich die Stellung des
penhübe synchron mit den Kolbenhüben des Mo- Sperrkolbens und somit die Zulaufmenge des Kraft-
tors gesteuert. Dabei bewegen sich Pumpenkolben stoffes in den Verdichtungsraum der Hochdruck-
und Motorkolben gleichzeitig nach oben bzw. nach pumpe.
unten.
Druckregelventil (Bild 2)
Saugventil Zulauf vom
Pumpenin nenraum Es kann an der Rail oder an der Hochdruckpumpe
angebaut sein.
Anschluss Zumess-
zum Rail einheit Es stellt abhängig vom Lastzustand und den Be-
Pumpen- triebsbedingungen des Motors den Raildruck ein
kolben und hält ihn konstant.
Kolben·
feder Funktion. Über die Ventilfeder wird das Magnetven-
Überlauf· til in den Sitz gedrückt und dichtet so die Hochdruck-
ventil seite (Rail) gegen die Niederdruckseite (Rücklauf) ab.
Rolle
Kraftstoff· Die Feder ist so ausgelegt, dass sich ein Druck von
rücklaut ca. 100 bar einstellt, wenn das Druckregelventil nicht
Antriebswelle
mit Nocken angesteuert wird. Um den Druck im Rail zu erhöhen,
muss zusätzlich zur Federkraft eine magnetische
Bild 1: Einkalben-Hochdruckpumpe CP4 mit
Kraft aufgebaut werden. Über ein PWM-Signal wird
Zumesseinheit
der Raildruck im Leerlauf auf 400 bar und bei Volllast
auf etwa z.B. 2000 bar eingestellt.
Saugventil
•
Membran Hochdruckseite Magnetventil
Zumasseinheit Kolben-
feder
Antriebs-
welle mit
Nocken
raum
Ventilsteuerraum
lf
ov
Raildruckregelventil Y16. Es sorgt für den kenn-feld-
20V gesteuerten Druck im Rail. Das PWM-Signal wird
. I -40V vom Steuergerät über Pin D31 und D21 aufgeschal-
Induktions-
spannung tet
60V
Bild 1: Strom-Spannungsverlauf MV-Injektor Injektoren Y15.1-Y15.4. Sie sorgen dafür, dass die
richtige Einspritzmenge zum richtigen Einspritzzeit-
punkt eingespritzt wird. Sie w erden vom Steuergerät
jeweils über Pin E2 und Pin E3, E6, E7 und E8 an-
Nachladen des Kondensators (Boostern). Fällt die
gesteuert.
Kondensatorenergie unter einen Grenzwert ab,
wird eine Injektorspule kurzzeitig mit Batteriespan-
Heißfilm-Luftmassenmesser B3. Er misst die ange-
nung so angetaktet, dass der Injektor nicht öffnet.
saugte Luftmasse. Mit diesem Wert wird vorrangig
Die beim Ausschalten induzierte Spannung lädt den
die AGR-Rate anhand eines Kennfeldes bestimmt.
Kondensator nach (Bild 2).
Spannung wird über Pin D34 und D1 , D11 angelegt.
Die Signalspannung liegt am Pin D24.
U= 20V / DIV T=0,5ms / DIV
40V
20V
Elektroabschaltventil Y14. Es wird vom Steuergerät
über Pin D26 und D36 geschaltet. Bei schwerwiegen-
I =J
ov
-I dem Systemfehler schließt das Ventil und die Kraft-
- 20V stoffversorgung wird unterbrochen (Notaus).
- 40V
Magnetventil für die Laderdruckregelung Y12. Es
- 60V ermöglicht über ein PWM-Signal des Steuergeräts
80V eine stufenlose Regelung des Ladedrucks durch den
VTG-Lader. Es wird über Pin C36 und C48 angesteu-
Bild 2: Nachladen des Kondensators (Boostern) ert.
325
12 Gemischbildung
""---
Sensoren und Aktoren einer EDC mit Common-Raii-System 1. Generation (Bild 1 und Bild 2)
~
Sensoren
~
Aktoren
im~
Heißfilm Luftmassen-
messer Zyl inder 1-4
Kombiprozessor
~
~
Scha lttafeleinsatz
Geber fü r Motordrehzah l ~ Relais für Glühkerzen
Zyl inder 1- 4
~ ~
Geber f ür Kühlmittel- Umschaltventil fü r
temperatur Saugrohrkl appe
~ ~
Regelventil für
Gebe r fü r Ölte m peratur Kraftstoffdruck
~ ~
Geber für Kraftstoff- Magnetventil f ür
temperatur Bedien· und Abgasrückfü hrung
A nzeigeneinheit
~
{I)
Geber für Kraftstoffdruck für Kl i maan lagen
Magnetventi l für
~
Lüftersteuerung
Geber fü r Saugrohrdruck
0
Magnetventilli n ks/rechts
Fah rpedalgeber mit Geber2 : für elektro hyd raulische
fü r Gaspedal und
Leerlau fschalter Motorlagerung
Nockenwellensensor
~ Diagnoseanschluss
Zu heizer
Kühlm ittel lfrJ Relais fü r elekt rische
Kraftstoffpu m pe
+ 30
15
Y1 5. 1 - 15.4
A7A8A1 C45 613 E6 E7 ES E2 021 C60 C37 C36 026 C28 C30 C20 C26 611
C46 E3 031 C48 036 C40 C43 612
K7 C13
026 01 024 027 C11 C17 013 016 03 C8 C23 A4 A6
037 034 0 11 0 36 C12C22 C604 0 14 0 5 015 0 12 02 es C9 C10 62 A5 31 2 3 4
81 2.1 812 .2
31
B1 Drehzah lgeber Kurbelwelle K7 Steuerg erät für Com m on- S4 Kupplungspedalschalter
B2 Nockenwellensensor Raii-Einspritzung Y7 Magnetventil für
B3 Luftmassenmesser K8 Hauptrelais Abgasrückfü hrung
B5 Motortemperaturfühler K9 Relais für Lüfter Y12 Magnetventil für
K10 Glü hzeit-Steuerg erät Ladedruckregelung
B7 Geber für Saugrohrtem peratur
K11 Relais für Starter Y14 El ektro-A bscha lt-Vent il
B12 Geber für Fahrpedalstel lung
M5 Starter Y15.1 .. . Y15.4
B22 Laded rucksensor Injektoren
B23 Raildrucksensor M6 Lüftermoto r
Y16 Raildruck-Regelventil
B24 Sensor für Öldruck, -menge 0 Glüh kerze n
XO Diagnoseansch luss
und -temperatur
Zumesseinheit
Temperatursensor Piezoinjektoren
Crashventil
=Hochdruck
= Rücklaufdruck Kraftstoff- Bimetall- Kraftstoff-
= Vorlaufdruck filte r Vorwärmventil kühler
~~~~~~~~tw~!:~~~~~~~~
Piezo-
S~-
dru ck
injektoren (10 bar)
Bild 2: Druckhalteventil
Das in Bild 1 dargestellte System ist ein Common- Piezo-lnjektoren (Bild 3)
Raii -System mit Piezo-lnjektoren und einem Dru ck- Aufbau. Der Piezo-lnjektor besteht aus folgenden
halteventil. Baugruppen :
Druckhalteventil • Aktormodul mit Piezo • hydraulischer Kappier
Um die korrekte Funktion der Piezoinjektoren sicher • Servoventil • Düsennadel
zustellen, muss am hydraulischen Kopplerein Rück-
laufdruck von 10 bar anliegen. Um diesen Druck mög-
lichst schnell nach Motorstart aufzubauen, ist das
Druckhalteventil (Bild 2) als Doppelventil ausgeführt.
Aufbau. Es besteht aus einem Hochdruckventil
(> 10 bar) und einem N iederdruckv entil (< 10 bar) .
Funktion: Während des Motorstarts bewirkt der
Rücklaufdruck der Hochdruckpumpe, dass der Ven-
tilteller gegen die Niederdruckfeder drückt. Dadurch
wird die Rücklaufl eitung zum Rail mit Druck beauf-
schlagt. Läuft der Motor, baut der nun von den Injek-
toren kommende Leckage- bzw. Rücklaufkraftstoff
einen Druck auf. Nach Erreichen des Rücklaufdrucks
von 10 bar, wird das Kugelventil geöffnet und der
Kraftstoff fließt in den Kraftstoffvorratsbehälte r ab. Bild 3: Piezo-lnline-lnjektoren
12 Gemischbildung 327
Servoventil (Bild 2). Im nicht angesteuerten Zustand U=50V / DIV 1=12,5A/ DIV T=1 ms / DIV
des Aktorm oduls ist das Servoventil geschlossen.
®- JID
Durch die Ansteuerung des Aktormoduls dehnt
25,0A 100V
sich dieses aus. Die Längenänderung wird über den
hydraulischen Koppler auf das Servoventil übertra-
12,5A
@_ 50 V
gen und öffnet den Rücklauf. Durch die Rücklauf-
drossel kann mehr Kraftstoff abfließen, als durch
die Zulaufdrossel nach fließen kann. Es kommt zu
-0,01 A
.CR L@. OV
einem Druckabfall im Ventilsteu erraum. Da nun im
Ventilsteuerraum ei n kleinerer Druck wirkt als auf
die Druckschu lter, wird die Düsennadel angeho-
- 12,5A
lcm& '® - 50 V
ben. Schließt das Servoventil den Rücklauf, liegt im - 1 ms Oms 1ms 2ms 3ms 4ms
Steuerraum sofort wi eder der volle Raildruck an, der
die Düsennadel schließt. Da der Kraftstoffdruck die
Düsennadel sowohl öffnet als auch schließt, spricht Bild 3: Spannungs- und Stromverlauf eines Piezo-lnline-
man von einer servo-hydraulischen Steuerung. lnjektors
328 12 Gemischbildung
--
Druckaufbau I Druckabbau
Sc hritt 1 15910 ms Izu langsam I60Q ms Iin Ordnung Einspritz-
Sc hritt 2 3200 ms rlnOrdnung 550 ms [ in Ordnung nocken
Rallen-
kipphebel
Kraft-
stoff- Düsen-
Vorlauf feder
Düsen-
nadel ,..__-JLII
Der nicht zum Einspritzen benötigte Kraftstoff kühlt Ende. Durch die Abwärtsbewegung des Ausweich-
die PDE-Eiemente. Er fließt über die Rücklaufleitung kolbens ist die Düsenfeder stärker vorgespannt. Zum
aus dem Zylinderkopf, an einem Temperaturfühler erneuten Öffnen der Düsennadel bei der nachfolgen-
vorbei, über einen Kraftstoffkühler zurück zum Kraft- den Haupteinspritzung ist daher ein größerer Kraft-
stoffbehälter. stoffdruck nötig als bei der Voreinspritzung.
Füllvorgang (Bild 1a). Der Pumpenkolben bewegt Haupteinspritzung beginnt (Bild 1d). Kurz nach dem
sich durch die Kraft der Kolbenfeder nach oben und Schließen der Düsennadel steigt der Druck im Hoch-
vergrößert dadurch das Volumen des Hochdruck- druckraum wieder an . Das Magnetventil ist weiter-
raumes. Das Magnetventil ist nicht angesteuert. hin geschlossen und der Pumpenkolben bewegt
Die Magnetventilnadel befindet sich in Ruhelage sich abwärts. Bei ca . 300 bar ist der Kraftstoffdruck
und gibt den Weg vom Kraftstoffvorlauf zum Hoch- größer als die Kraft der vorgespannten Düsenfeder.
druckraum frei. Durch den Kraftstoffdruck im Vorlauf Die Düsennadel wird erneut angehoben. Der Druck
strömt der Kraftstoff in den Hochdruckraum. steigt dabei auf bis zu 2200 bar an, weil im Hoch-
Voreinspritzung beginnt (Bild 1b). Der Pumpenkol- druckraum mehr Kraftstoff verdrängt wird als durch
ben wird vom auflaufenden Rollenkipphebel nach die Düsenlöcher entweichen kann.
unten gedrückt und verdrängt dadurch den Kraft- Haupteinspritzung endet (Bild 1e). Das Einspritzen-
stoff aus dem Hochdruckraum in den Kraftstoff-Vor- de ist erreicht, wenn das Motorsteuergerät das Ma-
lauf. Der Einspritzvorgang wird vom Steuergerät gnetventil nicht mehr ansteuert. Die Magnetventil-
eingeleitet. Dazu steuert es das Magnetventil an . Die nadel öffnet durch die Magnetventilfeder das Ventil.
Magnetventilnadel wird dabei in den Sitz gedrückt Der Kraftstoffdruck kann in den Kraftstoffvorlauf und
und verschließt den Weg vom Hochdruckraum zum Rücklauf entweichen. Der Druck baut sich ab. Die Dü-
Kraftstoffvorlauf. Dadurch beginnt der Druckaufbau sennadel schließt und der Ausweichkolben wird von
im Hochdruckraum . Bei 180 bar ist der Druck größer der Düsenfeder in seine Ausgangslage gedrückt. Die
als die Kraft der Düsenfeder. Die Düsennadel wird Haupteinspritzung ist beendet.
angehoben und die Voreinspritzung beginnt.
Voreinspritzung endet (Bild 1c). Unmittelbar nach
dem Öffnen der Düsennadel endet die Voreinsprit- Elektronische Einspritzmengen- und
zung . Durch den ansteigenden Druck bewegt sich Einspritzbeginnregelung
der Ausweichkolben nach unten und vergrößert da-
Über die Ansteuerung des Magnetventils durch
mit das Volumen des Hochdruckraumes. Der Druck
das Steuergerät wird der Einspritzbeginn und die
fällt dadurch für einen kurzen Augenblick ab und
Einspritzmenge (Einspritzdauer) geregelt.
die Düsennadel schließt. Die Voreinspritzung ist zu
12 Gemischbildung 331
Aufbau. Die Verteilereinspritzpumpe besteht aus fol- Funktion. Das Pumpengehäuse der Flügelzellen-
genden Baugruppen (Bild 1): pumpe ist exzentrisch um das Flügelrad angeordnet.
• Antriebswelle Somit ergibt sich ein Saugraum, der sich in Dreh-
• Flügelzellenkraftstoffpumpe richtung vergrößert und ein Druckra um, welcher
• Hub-Dreheinrichtung zum Antrieb des Pumpen- sich verkleinert. Der Kraftstoff wird so in den Pum -
kolbens peninnenraum gefördert. Mit steigender Drehzahl
• Hochdruck-Pumpene lement steigt der Kraftstoffdruck im Pumpeninnenra um an.
• Magnetstellwerk mit Regelschieber Druckregelventil (Bild 3). Es bewirkt, dass der Pum-
• Hydraulischer Spritzversteller mit Magnetventil peninnenraumdruck im Verhältn is zur Drehzahl
zur Förderbeginnverstellung g leichmäßig ansteigt. Der Höchstdruck wird auf 12
• Elektrisches Absch altventil zur Unterbrechung des bar begrenzt. Steigt der Kraftstoffdruck über d iesen
Kraftstoffzulaufs W ert an, öffnet der Ventilkolben und Kraftstoff kan n
Flügelzellenpumpe (Bild 2). Sie fördert je Umdre- aus dem Pumpeninnenraum zurück zur Saugseite
hung eine gleichbleibende Kraftstoffmenge vom der Flügelzellenpumpe fließen .
Kraftstoffbehälter in den Pumpeninnenraum. Die
Fördermenge (etwa 100 1/h ... 180 1/h) reicht aus, um
das Hochdruck-Pumpenelement mit Kraftstoff zum
Einspritzen zu versorgen und um die Einspritzpumpe
zu kühlen und zu schmieren.
Pumpendruckseite
I I
Überströmdrossel stellen sich folgende Pumpenin- Förderende (Bild 1c). Es ist erreicht, wenn der Re-
nendrücke ein: gelschieber die Querbohrung des Verteilerkolbens
freigibt . Der Kraftstoff fließt während des restlichen
• Bei Leerlaufdrehzahl ca . 3 bar
Hubes in den Pumpeninnenraum zurück. Nach Errei-
• Bei Nenndrehzahl bis ca. 8 bar chen von OT bewegt sich der Verteilerkolben wieder
Hochdruck-Pumpenelement. Aus dem Pumpen- Richtung UT und verschließt die Absteuerbohrung
innenraum gelangt der Kraftstoff über die Zulauf- durch den Regelschieber. Der Hochdruckraum wird
bohrung und über die Füllnut im Verteilerkolben wieder über den in Drehrichtung nächsten Steuer-
in den Hochdruckraum der Pumpe (Bild 1a). Der schlitz gefüllt.
Verteilerkolben wird von der Antriebswelle in eine
Drehbewegung versetzt. Zusätzlich erhält er durch
Spritzbeginnregelung
die Hubscheibe eine Hubbewegung. Die von der An-
triebswelle angetriebene Hubscheibe hat soviele No-
Sie passt den Einspritzzeitpunkt dem jeweiligen
ckenerhebungen wie der Motor Zylinder hat. Diese
Betriebszustand des Dieselmotors an und ver-
Nocken laufen auf radial angeordneten Rollen eines
stellt ihn mit zunehmender Drehzahl in Richtung
verdrehbaren Rollenringes ab und bewirken die
.. Früh" . Dies bewirkt optimale Leistung, günstigen
axiale Bewegung der Hubscheibe. Durch die Drehbe-
Verbrauch, geringe Schadstoffmengen im Abgas.
wegung des Verteilerkolbens öffnen und schließen
seine Steuerschlitze und stellen eine Verbindung zur Der hydraulische Spritzversteller (Bild 2) wird durch
jeweiligen Steuerbohrung im Verteilerkopf her. ein getaktetes Magnetventil beeinflusst (PWM-Sig-
Druckerzeugung (Bild 1b). Sie erfolgt nach Ver- nal).
schließen der Zulaufbohrung durch die Hubbewe-
gung des Verteilerkolbens.
Kraftstoffförderung (Bild 1b). Sie beginnt, sobald die
Verteilernut die jeweilige Auslassbohrung erreicht.
Mit dem erzeugten Hochdruck werden die Druck-
ventile von ihrem Sitz abgehoben und der Kraftstoff
wird über die Einspritzleitungen zu den Einspritzdü-
sen gefördert.
a) Kraftstoffzulauf
Zulaufkanal Saugseite
Kraftstoff-
förderpumpe Feder Bolzen Spritzverstellerkolben
Hoch-
druck- Bild 2: Magnetventil Spritzverstellerkolben
raum
Bild 2: Halb-Differenziai-Kurzschluss-Ringgeber
.0
12.7.6 Radialkolben-Verteilereinspritz-
t ~
b
Schwellen-
pumpe (VP44)
2'e.a.!:'':l.'-!...n~
_
cOl z"' Sie ist eine elektronisch regelbare Einspritzpum-
'::J
"iijc
c c Spitzbeginn- pe (EDC) m it einem im Pumpengehäuse integ-
.Ql ~ Signal rierten Pumpensteuergerät Sie erzeugt Einspritz-
Cfl<n
Kurbelwinkel - - drücke bis 1900 bar und kann lageunabhängig
eingebaut werden (Bild 1, Seite 334).
Bild 1: Signal des Nadelbewegungsfühlers
Wirkungsweise. Die Antriebswelle treibt mit No-
ckenwellendrehzahl die Verteilerwelle mit den Hoch-
Regelung der Einspritzmenge (QK). Aus Fahrpedal- druckzylindern an. Die Rollenstößel der Hochdruck- •
stellung, Motordrehzahl und den Korrektursteuer- kalben wälzen sich bei dieser Drehbewegung auf
grö ßen wird die im Kennfeld abgelegte Soll-Ein- der Nockenbahn des Nockenrings ab und betätigen
spritzmenge ermittelt. Das Magnetstellwerk (Bild 1, dabei die Kolben.
S. 331) wird über ein PWM-Signal angesteuert. Auf-
Das Hochdruckmagnetventil steuert den tatsäch-
grund des Magnetfelds verdreht sich die Welle mit
lichen Einspritzbeginn und die Einspritzmenge.
dem exzentrischen Bolzen. Dieser verstellt den Re-
Das Magnetventil des hydraulischen Spritzver-
ge/schieber auf dem Verteilerkolben. Dadurch wird
stellers sorgt dafür, dass zum richtigen Zeitpunkt
die Absteuerbohrung früher oder später freigegeben
Hochdruck vorhanden ist. Dies geschieht durch
und die Einspritzmenge geregelt. Dies kann bis zu
Verdrehen des Nockenrings. Anschließend kann
mittleren Drehzahlen so schnell erfolgen, dass von
das Magnetventil den exakten Einspritzbeginn
einer zur anderen Einspritzung in den Zylinder die
und die Einspritzmenge steuern .
Kraftstoffmenge vo n Hub zu Hub verändert wird. Die
Regelschieberposition, wird über den Positionsge- Aufgaben. Die VP44 übernimmt die:
ber an das Steuergerät übertragen und abgeglichen,
• Kraftstoffförderung
ggf. nachgeregelt
• Hochdruckerzeugung und Verteilung
• Spritzbeginnregelung
Positionsgeber. Man unterscheidet: • Einspritzmengenregelung
• Schleifringpotentiometer (Drehwiderstand). Sie Kraftstoffförderung. Über eine Flügelzellenpumpe,
bestehen aus Schleifer und Leiterbahn. Verändert w elche durch d ie Antri ebswelle angetrieben wird,
der Schleifer seine Position, verändert sich der wird der Kraftstoff vom Tank ins Pumpeninnere ge-
Widerstand. Sie unterliegen mechanischem Ver- fördert (Bild 2, Seite 334). Anders als bei der Axial-
schleiß. kolben-Verteilereinspritzpumpe ist nicht der ge-
• Halb-Differenziai-Kurzschluss-Ringgeber (HDK) samte Pumpeninnenraum gefüllt, sondern nur der
(Bild 2). Sie bestehen aus einem W eicheisenkern, hinter einer M embran liegende Speicherraum. Dies
einer M ess- und einer Referenzspule sowi e aus ermöglicht höhere Drücke zum Befüllen der Pumpe.
dem verdrehbaren Kurzschlussring. Verdreht sich Je nach Pumpendrehzahl stellen sich folgende Pum-
dieser, verändert sich der m agnetische Fluss und peninnendrücke ein:
damit die Messspulenspannung UA. Er arbeitet • Leerlauf ca. 3 bis 4 bar
sehr genau und ist verschleißfrei, da er berüh- • Teillast zwischen 4 bis 15 bar
rungslos arbeitet. • Volllastdrehzahl ca. 15 bis 20 bar
334 12 Gemischbildung
Drehwi nkel- Hochd ruckkolben Hochdru ck- Einsp ritzpum penst euergerät
se nsor
M emb rane
Verteilerkörper
Flügelzellen-
kraftstoffpumpe
Magnetventil zur
Nockenring Druckventi I Förd erbeginnregelu ng
Der Druck wird über das Druckregelventil und das Funktion . Die höheren Einspritzdrücke der VP44 er-
Überströmdrosselventil begrenzt (Bild 2). fordern größere Verschiebekräfte am Nockenring
als bei der Axialkolben-Verteilerpumpe . Durch die
Druckregelventil Überströmdrosselventil hydraulische Übersetzung im Spritzverstellerkolben
können schnelle und präzise Verstellungen durchge-
führt werden.
Nocken-
ring
Spritz-
Nockenring (um 90' gedreht ) Anschluss Einspritzleitung versteller-
kalben
Bild 2: Kraftstoffverlauf in einer VP44
Kraftstoff von der
Vorförderpumpe
Spritzversteller (Bild 3). Durch Verdrehen des No-
ckenrings laufen die Rollenstößel früher bzw. später Bild 3: Spritzverstellung nach "Früh"
auf die Nocken auf und die Hochdruckkolben bewe-
gen sich nach innen. Ist das Magnetventil zur Men- Spritzverstellung nach "Früh" . ln Ruhestellung wird
genregelung geschlossen, wird Hochdruck erzeugt der Spritzverstellerkolben durch die Rückstell -fe-
und eingespritzt. Bleibt es geöffnet, wird der Kraft- der in "Spätlage" gehalten. Wird das Magnetventil
stoff wieder in Zu- und Rücklauf gedrückt. durch ein PWM-Signal geschlossen, wirkt der Pum-
peninnendruck auf den Steuerkolben. Dieser bewegt
Die Stellung des Nockenrings gibt das Zeitfenster
sich mit dem Regelschieber nach rechts. Der Regel-
vor, in dem eingespritzt werden kann.
schieber gibt dabei eine Zulaufbohrung frei und der
12 Gemischbildung 335
Kraftstoff kann unter Druck in den Arbeitsraum des Stromzufuhr zum MagnetventiL Es öffnet und der
Spritzverstellerkolbens fließen und ihn nach " Früh " Hochdruck wird in den Rücklauf und den Membran-
verschieben . raum abgesteuert. Die hohen Druckspitzen, die da-
Spritzverstellung nach "Spät" (Bild 3, Seite 334) . bei auf die Flügelzellenpumpe wirken, werden durch
Das Magnetventil wird angetaktet und somit geöff- die Membrane gedämpft, der erneute Füllvorgang
net. Der Kraftstoffdruck auf den Steuerkolben wird durch sie beschleunigt. Im Bild 3 wird das Schema
abgebaut. Durch die Federkraft wird der Steuerkol- der möglichen Mengen, der tatsächlichen Mengen-
ben mit dem Regelschieber nach links bewegt. Die und der Spritzbeginnregelung gezeigt. Fällt ein Sen-
Rü cklaufbohrung wird freigegeben und der Kraft- sor aus, so wird aus dem betroffenen Regelkreis ein
stoffdruck auf den Spritzverstellerkolben wird in den Steuervorgang und das Fahrzeug geht in ein Not-
Rücklauf abgebaut. Die Rückstellfeder bewegt den laufprogramm .
Spritzverstellerkolben nach " Spät".
Hauptsteuergrößen Korrektursteuergrößen
• Drehza hl • M ot ortem pe ratur
• Fahrpeda lst ellun g • Kraftst o fftemperatur
Förderphasen
• Ladedruck
Füllphase (Bild 1). Die Rollenstößel laufen von den
Nocken ab. Dabei werden die Kolben durch den
Kraftstoffdruck und die Fliehkräfte nach außen ge-
drückt. Das Hochdruckmagnetventil ist geöffnet, so-
l•
Motorsteuergerät
• Aus gang lufttem peratur
I
Einspritzbegi nn
mit nicht bestromt.
t
Pumpensteuergerät
Ein sp ritzende
I
i:
"
Ol
c i: I Nadel-
bewegungsfühler
I
..
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.,
Ol
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Q;
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Ol m (J) (J) Ol
Ol
Ei.ü a: ~ !§~ ~
Hochdruck-
I Magnetventil 1
I MV-Spritzversteller ~: Drehwinkelsensor} -
Druckschalte r
13 Schadstoffminderung
1 3.1 Abgasanlage Tabelle~F~~,.J~ii
Aufgaben Mofa 70 dB (A )
• Die aus dem Verbrennungsraum mit starken Im- Moped, Mokick 72 dB (A)
pulsen (Knall) austretenden Abgase so dämpfen Leichtkraftrad 75 dB (A)
und entspannen, dass ein bestimmter Geräusch-
Kraftrad bis 80 cm 3 75 dB (A)
pegel nicht überschritten wird.
bis 175 cm 3 77 dB (A)
• Abgase gefahrlos ableiten, sodass ein Eindringen über 175 cm 3 80 dB (A )
in den Innenraum verhindert wird.
Pkw mit Otto- oder
• Schadstoffe im Abgas durch Katalysator auf die Dieselmotor 74 dB (A )
vorgeschriebenen Grenzwerte vermindern. mit Direkteinspritzer-
• Abgasstrom während der Geräuschdämpfung so Dieselmotor 75 dB (A )
beeinflussen, dass der Leistungsverlust des Mo- Kleinbusse, Lieferwagen
tors möglichst gering ist. bis 2 t 74 dB (A )*
• Ein dem Fahrzeug entsprechendes Soundge- ab 2 t bis 3,5 t 75 dB (A)*
räusch erzeugen (Sound design). (* mit Direkteinspritzer-Dieselmotor 1 dB (A) höher)
Lambda-Sonden Endrohr
Mittelschalldämpfer
Katalysator
Aufbau der Abgasanlage Die Rohre können auch perforiert sein. Bei einer
Die Abgasanlage (Bild 1) besteht aus den Abgas- Vielzahl von Querschnittssprüngen werden die
rohren, dem Katalysator und einem oder mehre- Schallwellen reflektiert und dabei gedämpft. Refle-
ren Schalldämpfern, z. B. Mittelschalldämpfer und xionsschalldämpfer in der Abgasanlage eignen sich
Nachschalldämpfer. Das vordere Abgasrohr ist am besonders zur Dämpfung mittlerer und tiefer Fre-
Auspuffkrümmer angeflanscht und mündet in den quenzen.
Katalysator. Dieser ist über Verbindungsrohre mit
Perforation
de_n, S.chaiJdäm.!;l-fexn v erb.unden. Von dort wird das
Abgas durch das Endrohr ins Freie geführt.
Die Abgasanlage muss auf der ganzen Länge gas-
dicht sein, damit Verbrennungsgase nicht in den In-
nenraum des Kfz eindringen können und damit die
Geräuschdämpfung nicht beeinträchtigt wird.
Bauart und Anordnung der Schalldämpfer sowie
Bild 2: Reflexionsschalldämpfer
Länge und Querschnitt der Verbindungsrohre sind
vom Hersteller sorgfältig aufeinander abgestimmt. Resonanzeffekt. Zwischen den Querschnittsände-
Dadurch wird der Geräuschpegel der Verbrennungs- rungen laufen die Schallwellen mehrfach hin und
gase auf das erforderliche Maß gesenkt. Anderer- her und erzeugen unter Umständen Resonanz. Je
seits wird dadurch auch der Durchflusswiderstand nachdem ob die Resonanzschwingungen im Haupt-
der Abgasanlage gering gehalten, w eil durch den strang oder in einem Abzweig erzeugt werden,
entstehenden Abgasgegendruck die Motorleistung spricht man von einem Reihenresonator oder von
beeinträchtigt wird. einem Abzweigresonator (Bild 1, Seite 338). Mit sol-
Das Auspuffgeräusch entsteht durch den pulsie- chen Resonatoren lässt sich eine starke Dämpfung
renden Gasausstoß aus den Zylindern. Seine Schall- bestimmter Frequenzen erreichen.
energie kann durch Reflexio n und durch Absorption
gedämpft werden. Interferenzeffekt (Bild 3). Teilt man den Abgasstrom
im Schalldämpfer auf und führt dann anschließend
Reflexion. Bei der Schalldämpfung durch Refl exion die Schallwellen nach verschiedenen langen W egen
werden den Schallwellen Hindernisse in den W eg wieder zusammen, so überlagern sich die Schallwel-
gestellt. Die Schallwellen werden dadurch zurückge- len und löschen sich beim Zusammentreffen teilwei-
worfen und umgelenkt. Sie löschen sich dabei zum se gegenseitig aus.
Teil wie ein abklingendes Echo gegenseitig. Auch
plötzliche Querschnittsänderungen in Rohrleitungen
und Kammern erzeugen Reflexion.
Interferenz-Effekt:
lange Rohre in entsprechenden ein Teil der Schallwellen löscht sich beim
Kammern dämpfen tiefe und Überlagern nach verschieden
mittlere Frequenzen langen Wegen
Endrohr
Abzweigresonator:
Resonanz wird
abgesaugt
Einlaufrohr
Absorption. Bei der Schalldämpfung durch Absorp- hindurchgeleitet, er kann den Dämpfer fast ungehin-
tion werden die Schallwellen in ein poröses Mate- dert durchströmen. Die Schallwellen jedoch dringen
rial geleitet. Die Schallenergie wird praktisch ,.ge- durch die Perforation in die Mineralwolle, die vor
schluckt" , dabei wird sie durch Reibung in Wärme allem höhere Frequenzen schluckt. Absorptions-
umgewandelt. schalldämpfer werden meist als Nachschalldämpfer
verwendet.
Absorptionsschalldämpfer (Bild 2) bestehen aus
einer oder mehreren Kammern, die mit Steinwolle Kombinierter Reflexions-Absorptions-Schalldämp-
oder Glasfaser als Schallschluckstoff gefüllt sind . fer (Bild 1). Reflexionsschalldämpfer können gut auf
Der Abg asst rom wird durch ein perforiertes Rohr tiefe Frequenzen abgestimmt werde n. Absorptions-
schalldämpfer wirken erst im oberen Frequenzbe-
reich. Meist werden daher beide Dämpfer gleichzei-
Perforation Schallschluckstoff
tig verwendet, teils in getrennten Schalldämpfern
mit beiden Dämpfungsarten .
Arbeitsregeln
• Abgasanlage bei jeder Inspektion auf Dichtheit • Wärmeschutzbleche überprüfen.
prüfen . Rußspuren sind Zeichen für undichte • Durchgerostete Teile erneuern.
oder schadhafte Stellen. • Aufh ängungen der Abg asa nlage überprüfen.
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Welche Aufgaben hat die Abgasanlage? 5 Wie hoch darf das Fahrgeräusch eines Leichtkraft-
2 ln welcher Einheit wird der Schallpegel angege- rades sein?
ben? 6 Welchen Beanspruchungen ist die Abgasanlage aus-
3 Warum darf das Schalldämpfersystem eines Kraft- gesetzt?
fahrzeuges nicht verändert werden? 7 Aus welchen Teilen besteht eine Abgasanlage?
4 Wie hoch darf das Fahrgeräusch eines Pkw sein? 8 Warum muss eine Abgasanlage gasdicht sein?
1 3 Schadstoffminderung 339
• Kohlenmonoxid CO 0 0
0,8 1,0 1,2 },
• Unverbrannte Kohlenwasserstoffe HC
Luftve rh ältnis - - - -
• Stickoxide NOx
• Feststoffe Bild 2: Schadstoffe im Abgas bei verschiedenen Luft-
verhältnissen
Bei betriebswarm em Ottomotor beträgt der Anteil
von CO, HC und NOx vor dem Katalysator bei mittle-
rer Belastung und Drehzahl etwa 1 % der gesamten m ageres
Abgasmenge (Bild 1). t Gem isch
"'
.d'
r.
u
:J
"' .0"'Q;
~
Cl
c
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...; 10 % Luft-
Q)
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"'
----
0,9 ,! ; 1 1,1
Luftverhältnis
Bild 1: Zusammensetzung des Abgases vor Katalysator Bild 3: Leistung und Kraftstoffverbrauch bei verschie-
denen Luftverhältnissen
~ 20
brennung in Form von Partikeln (Kohlenstoffkern/ .c
Rußkern mit Anlagerungen). Die Anlagerungen von "'
u..
200 400 600 800 1000 s 1200
He-Verbindungen an den Kohlenstoffkern werden Testdauer t - - - -
als krebserregend eingestuft. Bei der Typzulassung
von neuen Fahrzeugen (Pkw) darf die Partikelmasse Bild 1: Europa-Test {Europäischer Fahrzyklus)
(PM) und Partikelanzahl (PN) bestimmte Grenzwerte
nicht überschreiten. Abgasuntersuchung (AU). Sie ist bei bereits im Ver-
kehr befindlichen Kraftfahrzeugen in bestimmten
Gesetze zur Begrenzung der schädlichen zeitlichen Abständen vorgeschrieben . Dabei werden
Bestandteile im Abgas bei Ottomotoren im Stand bei laufendem Motor, abhängig von ver-
Der Gesetzgeber schreibt maximale Abgasgrenz- schiedenen Betriebsparametern {Betriebstempe-
werte sowohl bei der Typprüfung (Tabelle 1) zur Er- ratur, Motordrehzahl). die Werte für CO überprüft.
teilung der allgemeinen Betriebserlaubnis vor, als Zusätzlich sind noch weitere Sicht- und Funktions-
auch bei nachträglichen Überprüfungen der Schad- prüfungen durchzuführen, z.B.
stoffemissionen (Abgasuntersuchung; OBD). • Prüfung schadstoffrelevanter Bauteile
• Regelkreisprüfung
• Zündzeitpunktprüfung {soweit darstellbar)
Stahlblechgehäuse
wabenartiger
Keramikträger
katalytisch
Keramikträger aktive Schicht
Bild 1: Aufbau und Wirkungsweise eine Katalysators mit Keramik- Bild 2: Katalysator mit Metallträger
träger
Vor- und Nachteile des Keramikträgers Nur beim Luftverhältnis ). ~ 1 ergibt sich eine Abgas-
gegenüber dem Metallträger (Bild 1, Bild 2) zusammensetzung, in welcher der bei der Reduktion
der Stickoxide freiwerdende Sauerstoff ausreicht,
Vorteile: Er hat eine gleichbleibendere Betriebs-
um die HC-und CO-Anteile im Abgas fast vollständig
temperatur. Außerdem lässt sich die Edelmetallbe-
zu C0 2 und H2 0 zu oxidieren. Ein fetteres Gemisch
schichtung einfacher zurückgewinnen als beim Me-
(,l. < 0,995) hat einen Anstieg der CO- und HC-Anteile
tallträger.
im Abgas zur Folge. Ein mageres Gemisch (,l. > 1,005)
Nachteile: Der Keramikträger ist empfindlich gegen führt zu einem Anstieg der Stickoxide (Bild 3). Für
Stöße und Erschütterungen. Deshalb ist eine Einbet- Motoren, die in bestimmten Betriebsbereichen mit
tung in ein warmfestes Drahtgestrick erforderlich , ). ~ 1 arbeiten, z.B. Direkteinspritzer, sind deshalb
das von einem Stahlblechgehäuse umgeben ist. Katalysatoren erforderlich, die NOx zwischenspei-
Zusätzlich ist bei Standardkatalysatoren [Zelldichte: chern können .
400 cpsi (cells per square inch)]. die Aufheizzeit län-
ger und der Gegendruck in der Abgasanlage grö- CO NOx HC
ßer. Dadurch ergibt sich kurz nach Motorstart eine
verminderte Abgaskonvert ierung , sowie eine Leis-
tungsminderung des Motors. Ultradünnwandsubs-
12
trate mit einer Zelldichte von 600 cpsi ... 1200 cpsi .c 8
beseitigen diese Nachteile. s
-"<
c, 300
Wirkungsweise des Einbett-Dreiwege-Kataly- c
sators (Bild 1) c
0
·;:; 6
Der Einbett-Dreiwege-Katalysator hat eine kata- ~ 8
lytisch aktive Schicht aus Platin (Pt). Rhodium (Rd) c
und Palladium (Pd) . Die Bezeichnung Einbett-Drei-
"'::! 200
0
-"<
wege-Katalysator besagt, dass drei chemische ~
0
4
Umwandlungen in einem Gehäuse gleichzeitig tl
'0
nebeneinander ablaufen. Abhängig von seiner Be- "'
.c 4
triebstemperatur wandelt der Katalysator NOx, CO "
(fJ 100
und HC im Bereich ). = 0,995 ... 1,005 (Lambdafenster) 2
bis zu 98 % in C0 2, H2 0 und N 2 um.
Betriebsbedingungen für den Einbett-Dreiwege- Abgas (fettes Gemisch). eine Verkürzung der Ein-
Katalysator spritzzeit. Ist der Anteil an Restsauerstoff im Abgas
hoch (mageres Gemisch) wird die Einspritzzeit ent-
Der optimale Arbeits- bzw. Temperaturbereich sprechend verlängert. Die Regelung wiederholt sich
des Katalysators liegt zwischen 400 °C ... 800 °C. in einer vorgegebenen Frequenz, sodass der Motor-
rundlauf nicht beeinflusst wird.
Erst ab Temperaturen die größer als 300 oc sind, hat
der Katalysator eine Konvertierungsrate (Umwand- Bedingung für die A.-Regelung:
lungsrate) von mehr als 50 % (..light off" -Punkt/An- • Sondentemperatur größer als 300 oc
springtemperatur). Das Erreichen dieser Temperatur • Motor im Leerlauf- oder Teillastbereich
nach dem Kaltstart kann durch motornahen Einbau, • Motortemperatur höher als 40 oc
Katalysatorheizung, luftspaltisolierte Abgaskrüm-
mer, starke Zurücknahme des Zündzeitpunktes (bis Eine zweite A.-Sonde (Monitorsonde). die hinter dem
zu 15°) und Sekundärlufteinblasung deutlich ver- Katalysator eingebaut ist, dient zur Überwachung
kürzt w erden. Oberh alb von etwa 800 oc setzt eine der Katalysatorfunktion.
thermische Alterung der katalytisch aktiven Schicht
ein. Werden im Katalysator Temperaturen von mehr
als 1 000 oc erreicht, so wird er thermisch zerstört
(Bild 1). Dies kann z.B. infolge von Zündaussetzern
passieren. Hierbei gelangen unverbrannte Kohlen-
wasserstoffe in den Katalysator und verbrennen dort
mit dem gespeicherten Restsauerstoff.
Signal-
kabel
Heizelement
Glas- äußerer
dichtung Metallkörper
Dichtring Metallkörper mit Sechskant
Kontaktteil
für Sonden- Bild 3: Titandioxidsonde
spannung
Wirkungsweise (Bild 4). Abhängig von der Sauer-
stoffkonzentration im Abgas und der Keramikkörper-
temperatur ändert Titandioxid seine Leitfähigkeit.
e lektrisch Bei magerem Gemisch (A. > 1) ist das Titandioxid we-
leitende niger leitfähig als bei fettem Gemisch (A. < 1).
Schicht(-)
Wirkungsweise Pumpzelle. Durch Bestromung des Aufbau. Auf einem Träger aus Keramik wird eine
f ·estkÖ'rperelektrolyten der Spannungssprungsonde Zwischenschicht aufgebracht. Diese wird mit Bari-
ist es möglich, ab einer bestimmten Temperatur eine umoxid (BaO) oder Kaliumoxid (KO) als Speicher-
Sauerstoffionenbewegung zu erzeugen (=Pump- material beschichtet.
strom). Die Richtung der Sauerstoffionenbewegung Wirkungsweise (Bild 4). NOx-Speicherung. Während ~~~
ist dabei abhängig von der Polarität (+/-) der ange- des Magerbetriebes sind die Speichermaterialien
legten Spannung . in der Lage die Stickoxide zu binden (adsorbieren) .
Ist die Speicherfähigkeit erschöpft, wird dies durch
Zusammenwirken Messzelle - Pumpzelle. Durch
den NOx-Sensor (s. Seite 346) erkannt. NOx-Reduk-
die Messzelle (Sensorzelle). die nach dem Prinzip
tion. Durch periodisches .. Anfetten" (1 ... 5 Sekun-
der Spannungssprungsonde arbeitet, wird der Rest-
den) werden die Stickoxide wieder frei und mithilfe
sauerstoffgehalt im Abgas bestimmtist das Gemisch
der unverbrannten Abgaskomponenten HC und CO
z.B. mager (Je > 1 --> U ,~ < 300 mV). legt die Regel-
durch das Edelmetall Rhodium zu Stickstoff reduziert.
elektronik eine Spannung so an die Pumpzelle an
(UAbgasseite [±]; UMesszelle QLdass sich die Sauerstoff- Speichermaterial
Bariumoxid oder
ionen aus dem Diffusionsspalt über den porösen Kaliumoxid
Festelektrolyten Richtung Abgasseite bewegen (.,he- NO x - Speicherung
rausgepumpt werden " ). Dies geschieht solange bis
NO x - Regeneration
in der Messzelle Je = 1 ist. Der erforderliche Pump-
strom ist dabei proportional der Restsauerstoff- Bild 4: NOx-Speicherung und Regeneration
konzentration im Abgas (Bild 2). Der Pumpstrom
dient somit als Messgröße für den augenblicklichen Betriebsbedingungen für den NOx-Adsorber.
Lambdawert Dadurch kann das Motorsteuergerät
abhängig vom gespeicherten Kennfeld stetig je- Bei A rbeitstemperaturen zwischen 250 oc und
des gewünschte Mischungsverhältnis herstellen. 500 oc werden 80 % ... 90 % der Stickoxide redu -
ziert.
te ~:~
~
E
1,0
o
- Bei Temperaturen von über 500 oc kommt es zu
einer Hochtemperaturalterung des Katalysators,
~ deshalb sind die Abgase ggf. zu kühlen, z.B. über
~ -1,0
Bypassleitungen. Der Schwefelanteil im Kraftstoff
~ -2,0 IL,_---,L---L----,L:----:L-----,L------,L
0,7 1,0 1,3 1,6 1,9 2,2 2,5 soll kleiner als 0,050 mg (< 0,050 ppm) sein. Ansons-
Luftverhältn is ). -
ten wird die Speicherfähigkeit deutlich verringert
Bild 2: Kennlinie Breitbandlambdasonde ( .. Schwefelvergiftung").
346 1 3 Schadstoffminderung
I I AI20 3 D ZrOr
Elektrolyt
• Elektroden
F-:::1 Diffusions-
~ barriere
r::::::J poröse
~ Schicht
D Schutzschicht
Drehzahl, beispielsweise Leerlaufdrehzahl, erreicht muss jetzt zunächst der obere festgelegte .1.-Grenz-
sind, wird der durch das Testgerät gemessene Lamb- wert 1,03 kurzzeitig überschritten werden. Inner-
dawert, z.B. 0,997, abgespeichert. Dieser Wert ist die halb von 60 Sekunden nach Störgrößenaufschal-
Bezugsgröße für die Regelkreisprüfung. tung muss der .1.-Wert wieder die Bezugsgröße A. =
0,997 ± 0,01 erreichen.
J - Stö rgrößen-
aufschaltung
(\
Störg rößen·
rückn ahme Störgrößenrücknahme. Wird der Schlauch wieder
aufgesteckt, so wird die Störgröße zurückgenom-
1,03
+ 0,01 men und das Gemisch angefettet. Dabei muss der
0,997
0,97 - 0,01 untere .1.-Grenzwert 0,97 kurzzeitig unterschritten
To leranzband
Regelkreisprüfung V werden. Innerhalb von 60 Sekunden nach Rück-
tins~ nahme der Störgröße muss der .1.-Wert wieder auf
m ax . 60 s I max. 60 s die Bezugsgröße A. = 0,997 ± 0,01 ausgeregelt sein.
Die Regelkreisfunktion wäre somit entsprechend
Bild 1: Veränderung des .<-Wertes bei der
den gesetzlichen Vorschriften in Ordnung.
Regelkreisprüfung
Ersatzverfahren/Alternativverfahren. Diese Ver-
Störgrößenaufschaltung. Z.B. durch Falsch Iuft. Da- fahren kommen zur Anwendung, wenn eine Regel-
bei wird das Gemisch abgemagert. Dies kann z.B. kreisprüfung mittels Störgrößenaufschaltung nicht
durch Abziehen eines Schlauches hinter der Dros- möglich ist. Dabei wird die Funktionsfähigkeit des
selklappe erfolgen (Herstellervorschrift beachten). Regelkreises entsprechend Herstellervorschrift z.B.
Durch das Aufschalten der Störgröße Falschluft mit einem Diagnosetester auf Funktion überprüft.
FunktionsübenNachung Sekundärluftsystem
Über die J.-Sondenspannung kann das Sekundärluft-
system überwacht werden . Bei kaltem Motor und
während der Warmlaufphase des Motors wird die Se-
kundärluftpumpe abhängig von Last und Motordreh-
zahl eingeschaltet. Bei einwandfreier Lufteinblasung
liegt die J.-Sondenspannung im mageren Bereich
(", 300 mV ... 100 mV). Diese Messung wird in der
Bild 1: Sondensignale bei einem Katalysator mit gerin- Kaltstartphase (ca. 90 ... 150 Sekunden) in regelmä-
gem Wirkungsgrad
ßigen Abständen wiederholt. Wird dabei eine aus-
SondenübenNachung reichende Anzahl an niedrigen Spannungswerten
B.ei. e[ner, ge.alterten defekten Vor-Kat-Sonde vermin- der J.-Sonde durch das Steuergerät festgestellt, so
dert sich die Regelfrequenz. Zusätzlich kann sich die gilt das Sekundärluftsystem als funktionsfähig.
Amplitudenhöhe verringern, so dass eine FeH-Ma-
FunktionsübenNachung Abgasrückführung
gererkennung nicht mehr möglich ist. Werden im
Dies kann durch Ansteuern (Öffnen) des Abgasrück-
Motorsteuergerät hinterlegte Grenzwerte überschrit-
führventils während der Schubphase und Messung
ten, so erfolgt eine Fehlermeldung. Zusätzlich kann
des Saugrohrdrucks erfolgen . Ist die Abgasrückfüh-
durch die Höhe der Spannung erkannt werden, ob
rungsanlage in Ordnung, muss sich eine Änderung
Kurzschlüsse nach Plus, nach Masse oder Leitungs-
des Saugrohrdruckes ergeben, da die Verbindung
unterbrechungen vorhanden sind . Die Lambdason-
zwischen Abgaskrümmer und Saugrohr offen ist.
denheizung kann durch Messung des Spannungsab-
Andernfalls kommt es zur Fehlermeldung.
falls an einem in Reihe geschalteten Widerstand im
Sondenheizkreis auf Funktion geprüft werden. ÜbenNachung Tankentlüftungssystem
VerbrennungsaussetzerübenNachung Über die J.-Sondenspannung ist eine Prüfung des
Jede einzelne Verbrennung erzeugt an der Tankentlüftungssystems möglich . Dies geschieht
Schw,ungmasse eine definierte Beschleunigung. meist im Leerlauf. Zunächst wird das Tankentlüf-
Zur Uberwachung dient ein an der Kurbelwelle be- tungsventil geschlossen und der J.-Wert bestimmt.
festigtes Inkrementenrad (Zahnrad mit am Umfang Anschließend wird das Tankentlüftungsventil geöff-
verteilten Segmenten) und ein Geber, der die Signa- net. Bei gefülltem Aktivkohlebehälter erkennt die .1.-
le dem Motorsteuergerät zur Auswertung zuleitet. Sonde fettes Gemisch (U~c = 800 mV ... 900 mV) . Sind
Ist die Verbrennung in allen Zylindern in Ordnung, im Aktivkohlebehälter keine Kohlenwasserstoffe des
ist der Zündabstand aller Segmente gleich. Durch Benzins gespeichert, so magert das Kraftstoff-Luft-
Verbrennungsaussetzer kommt es zu Drehmoment- Gemisch ab (U~c =300 mV ... 100 mV). Das Steuerge-
schwankungen, die eine Laufunruhe des Motors rät registriert diese Werte. Diese Funktionsprüfung
bewirken (Bild 2). Dadurch dreht sich die Schwung- wird mehrmals wiederholt. Ergibt sich über eine
masse und somit das Inkrementenrad des betref- bestimmte Anzahl von wiederholenden Funktions-
fenden Zylinders bis zur nächsten Zündung etwas prüfungen ein plausibler Wert, so wird das Tankent-
langsamer. D.h. der Zeitabstand verlängert sich um lüftungssystem als funktionsfähig bewertet.
den Bruchteil einer Sekunde. Überschreiten die Ver-
Je nach Herstel ler werden nur elektrische Prü-
brennungsaussetzer einen bestimmten Grenzwert,
fungen des Sekundärluftsystems, des Abgas-
so wird die Fehlerlampe aktiviert. Besteht die Gefahr,
rückführventils und des Tankentlüftungsventils
dass der Katalysator geschädigt wird, wird die Ein-
durchgeführt.
spritzung des betreffenden Zylinders abgeschaltet.
350 1 3 Schadstoffminderung
Zielkonflikt. Maßnahmen, die zur Minderung eines mit der einströmenden Luft. Der Abgasanteil im Ver-
Schadstoffes führen , erhöhen in der Regel die Emis- brennungsraum wird als interne Abgasrückführung
sion der anderen Schadstoffe. bezeichnet. Sie hat für die gezielte Reduzierung der
So führen zum Beispiel Maßnahmen zur Reduktion Stickoxide (NOxl bei Dieselmotoren keine Bedeu-
von Stickoxiden (NOxl meist zur Erhöhung von Koh- tung, da Dieselmotoren i.d.R. wenig Ventilüber-
lenwasserstoffen (HC). Kohlenmonoxid (CO) und schneidung haben und aufgeladen sind .
Partikeln . Externe bzw. außermotorische Abgasrückführung.
Durch eine optimale Abstimmung aller motorischen Über eine zusätzliche Abgasleitung und ein AGA-
Maßnahmen, ist es möglich die Euro-4-Norm zu er- Ventil wird ein Teil des Abgases gekühlt oder un-
reichen. Da zum Erreichen der Euro-5-Norm , Syste- gekühlt der Ansaugluft als Inertgas beigemischt
me der Abgasnachbehandlung unverzichtbar sind, (inert: lat.: unbeteiligt). Der Inertgasanteil wird bei
können Motorabstimmungen wieder so gewählt der Verbrennung erhitzt ohne die Verbrennung zu
werden, dass z.B . durch einen frühen Einspritzzeit- unterstützen. Die Wärmeaufnahme sorgt so für die
punkt Kraftstoff gespart wird. Die daraus resultie- Absenkung der Verbrennungsspitzentemperatur.
rende Erhöhung der Stickoxide, kann durch ein SCR Je nachdem ob das Abgas vor oder nach dem Ab-
System reduziert werden . gasturbolader entnommen wird, unterscheidet man :
• Hochdruck-AGA
• Niederdruck-AGA
Hochdruck-AGA (Bild 1)
AGR-Rate hoch Partikel -
i i J. i i filter Das rückzuführende Abgas wird vor der Abgas-
Einspritzzeit- SCR turbine des Abgasturboladers entnommen und
J. J. ii H J. der vorverdichteten Frischluft nach dem Turbine-
punktfrüh
rad beigemischt.
Einspritzzeit- Partikel-
i i H ii i
punktspät filter Die Menge wird über ein AGR-Ventil eingestellt.
Verbrennungs- Partikel- Zur Erhöhung der zurückzuführenden Abgasmenge
J. J. i i H
temperatur hoch filter, SCR kann dieses gekühlt werden .
Euro-3-Konzepte verfügten noch über eine nicht ge-
kühlte AGR . Fahrzeuge ab Euro 4 besitzen meist eine
gekühlte AGA-Strecke.
13 3 3 Abgasrückführung (AGR}
Die Abgasrückführung (AGR, engl. EGR = Exhaust
Gas Recycling) dient dazu, die NOx-Emission zu sen-
ken . Durch die Beimischung von Abgas in die An -
saugluft wird der zugeführte Sauerstoffanteil verklei-
nert. Die Abgasbestandteile nehmen nicht mehr an
der Verbrennung teil und nehmen zusätzlich Wärme
auf. Somit sinkt die Verbrennungsspitzentemperatur
und damit die Stickoxid-Emission (NOxl bis ca. 60 %.
Die Abgasrückführungsrate kann bis zu 40 Vol. -%
betragen . Steigt die Abgasrückführungsrate über
diesen Wert, sinkt einerseits die NOx-Emission wei-
ter ab, andererseits verbrennt der Dieselkraftstoff
nicht mehr vollständig . Somit steigt der Anteil un-
verbrannter Kohlenwasserstoffe (HC) und der Par-
tikel (PM) aufgrund von Sauerstoffmangel wieder Bild 1: Hochdruck-Abgasrückführung mit zusätzlicher
stark an . Regelklappe
Man unterscheidet folgende Abgasrückführungs-
Damit bei aufgeladenen Motoren eine ausreichende
systeme:
AGR-Rate erzielt wird, können Druckregelklappen
• interne bzw. innermotorische Abgasrückführung im Mischgehäuse eingebaut sein (Bild 1). Die Druck-
• externe bzw. außermotorische Abgasrückführung regelklappe sorgt für ein Druckgefälle von Auslass-
Interne bzw. innermotorische Abgasrückführung. kanal zu Ansaugkanal. So wird z.B . durch Schließen
Ein frühes Öffnen der Einlassventile nach dem der Druckregelklappe ein größeres Druckgefälle
Arbeitstakt bewirkt eine Vermischung von Abgas zwischen Ansaugrohr und Auslasskanal hergestellt
354 1 3 Schadstoffminderung
"'
.9
<J)
4:
Abgasklappe
'0 2
HC
95 "'
~
Hochdruck-Abga s- "'
J:: .............. NOx
rü ckführung
r\-- "
Cf) 0 90
0 20 40 60
Abgasrückführungsrate in%
warmfestes Stahlblechgehäuse
Katalytische Heizkomponente
Drahtgestrick (Katalytischer Brenner)
wabenartiger
Keramikträger
Der Katalytische Brenner wird zur Anhebung der
Abgastemperatur bei der Partikelfilterregenerati-
on eingesetzt.
Oberfläche des Partikelfilters erforderlich . Wird diese • Erhöhung der Abgastemperatur. Durch eine ge-
Abgastemperatur nicht erreicht, füllen sich die Filter- zielte Nacheinspritzung bzw. eine Erhöhung der
taschen mit Partikeln, und das Abgas kann durch die Drehmomentanforderung, z.B. durch Klimakom-
normalen Längskanäle ungefiltert den Partikelfilter pressor und Generator, wird die Abgastemperatur
durchströmen . erhöht.
Vollstrompartikelfilter. Sie werden als Erstausrüs- Regelung des Regenerationsprozesses. Der Diffe-
tungsfilter eingesetzt und bestehen meist aus einem renzdrucksensor erfasst den Druckunterschied vor
keramischen Wabenfilterkörper aus Siliciumcarbid und nach dem Partikelfilter. Ist der Partikelfilter voll,
(SiC). Bei diesen Filtern wird 100 % des Abgasstro- wird ein entsprechend großer Druckunterschied ge-
mes gefiltert. Zur Regeneration ist ein Eingriff in die messen (Bild 2). Der Filter ist regenerierungsbedürf-
Motorsteuerung (EDC) notwendig . tig und die aktive Regeneration wird eingeleitet. Die
Funktion. Die Kanäle des Partikelfilters sind wech- Temperatur während der Regeneration wird vom
selseitig verschlossen (Bild 1). Dadurch muss das Temperaturfühler erfasst und darf 700 oc
nicht über-
Abgas durch die porösen Filterwände strömen . Die steigen.
Partikel bleiben hängen und setzen die Poren der Fil-
terwände langsam zu. Der Abgasgegendruck steigt - 900 mbar
somit allmählich an . Dies bewirkt eine Erhöhung des
Kraftstoffverbrauchs und eine verminderte Leistung.
Der Filter muss regeneriert werden .
•
Bild 2: Differenzdruckverlauf
Seladungsphase (30 s ... 300 s). Kontinuierliche NOx- stofflösung, von der Industrie einheitlich mit AdBiue
Einspeicherung an die Speicherkomponenten des bezeichnet. Die Zusammensetzung ist in der DIN
Katalysators. Platin bewirkt, dass die Stickoxide NO 70070 geregelt. Aus der Harnstoff-Wasser-Lösung
mit dem Sauerstoff zu N0 2 oxidieren. N0 2 reagiert entstehen Ammoniak (NH 3 ) und C0 2. Der so erzeug-
mit der Bariumoxidbeschichtung und lagert sich als te Ammoniak kann in einem mit Titanium beschich-
Nitrat (N0 3 ) an der Oberfläche als Ba(N0 3 )an . teten SCR-Katalysator ab ca. 170 oc zu Stickstoff (N 2 )
und Wasser (H 2 0) reagieren . Der Verbrauch von Ad-
Biue beträgt etwa 0,1 Liter pro 100 Kilometer oder
ca. 1 % ... 3 % des Dieselverbrauchs. Es muss des-
halb ein entsprechendes Tankvolumen mitgeführt
werden . Dieser wird zu den Wartungsintervallen im
Rahmen des Kundendienstes nachgefüllt.
Wärme,
Kraftstoff
(HC)
Oxyda tions-
katalysator
SCR-Katalysator
b"'"'"
Regeneration (2 s ... 10 s). Durch periodisches Anfet-
ten werden die als Nitrat gelagerten Stickoxide frei
(Ausspeicherung) und mit den unverbrannten Ab-
gaskomponenten (HC, CO) zu Stickstoff N 2 reduziert. Partikelfilter
Schwefelregeneration. Da das Bariumoxid zu Sul-
fat (S0 2 ) eine sehr große Bindungsstärke hat, wird Bild 2: Abgasreinigung mit SCR-Katalysator
Schwefel noch effektiver aus dem Abgas entfernt
DPNR-Filter
als NOx· Um eine ausreichende NOx·Speicherfähig-
keit zu gewährleisten, muss deshalb regelmäßig Das DPNR-System (Diesel Particulate and NOx
eine Schwefelregenerierung durchgeführt werden. Reduction System) reduziert gleichzeitig Rußpar-
Bei schwefelfreiem Kraftstoff ( ~ 10 ppm) wird diese tikel und Stickoxide ohne den Zusatz von Reduk-
nach etwa 5000 km Fahrstrecke erforderlich . Hierzu tionsmitteln . Außerdem ist es wartungsfrei.
w ird der Katalysator für eine Dauer von mehr als
5 Minuten auf über 650 oc aufgeheizt und mit fettem Aufbau. Das DPNR-Abgassystem besteht aus Spei-
Abgas (A. < 1) beaufschlagt, was zu einem erhöhten cherkatalysator für NOx und Partikel und einem
Kraftstoffverbrauch führt. Zur Temperaturerhöhung nachfolgenden Oxidationskatalysator. Zusätzlich ist
werden die gleichen Maßnahmen (z.B . Nacheinsprit- ein Einspritzventil im Abgaskrümmer zur Regenera-
zung) wie zur Regeneration des Dieselpartikelfilters tion eingebaut. Um niedrige Verbrennungstempe-
eingesetzt. raturen zu ermöglichen, ist bei diesem System die
Abgasrückführung wassergekühlt Damit werden
SCR-Katalysator geringere NOx·Anteile im Abgas erreicht.
Mit dem kontinuierlich arbeitenden SCR-Verfah- Funktion. Die Stickstoffmonoxide NOx im Abgas wer-
ren (Selective Catalytic Reduction) werden mit den an der Oberfläche des Katalysators zu Stickstoff-
Ammoniak als Reduktionsmittel bis zu 80 % der dioxid N0 2 oxidiert und anschließend im Speicherme-
Stickoxide im Abgas zu Stickstoff und Wasser dium als Bariumnitrat Ba[N0 3h zwischengespeichert.
umgewandelt. Bei dieser Reaktion bildet sich aktiver Sauerstoff, der
einen Teil der Partikel verbrennt. Überschüssige Parti-
Aufbau. Das SCR-System (Bild 2) besteht aus einem kel verbleiben zunächst im Filter. Sensoren erkennen
SCR-Katalysator mit vorgeschalteter Dosierein- den Seladungszustand des Partikelfilters und leiten
richtung, sowie einem Oxidationskatalysator und automatisch eine Regeneration ein.
Partikelfilter. Die Dosiereinrichtung spritzt das Re- Regeneration. Sie erfolgt durch zusätzliche Kraft-
duktionsmittel fein zerstäubt je nach Motorlast und stoffeinspritzung in den Abgaskrümmer durch das
Drehzahl vor den SCR-Kat ein. EPI-Einspritzventil (Exhaust Port lnjection) . Die Ab-
ReduktionsmitteL Der für die SCR-Reaktion benötig- gastemperatur wird damit auf ca. 600 oc im Partikel-
te Ammoniak wird nicht direkt, d.h. in reiner Form, filter erhöht, um den vollständigen Partikelabbrand
verwendet, sondern in Form einer wässrigen Harn- einzuleiten.
358
14 Otto-Zweital<tmotor, l<reisl<olbenmotor
1 4.1 Zweitaktmotor Vorgänge (Tabelle 1) örtlich und zeitlich verschieden.
Um beim Zweitaktmotor das Arbeitsspiel auf zwei
Ein Arbeitsspiel läuft beim Zweitaktmotor wäh- Kolbenhübe bzw. auf eine Kurbelwellenumdrehung
rend einer Kurbelwellenumdrehung ab (360°). zu beschränken, müssen die Vorgänge des Arbeits-
spiels sowohl im Zylinder als auch in der Kurbelkam-
mer ablaufen. Die Kurbelkammer bildet zusamm en
mit dem unteren Teil des Zylinders und der Unter-
14.1.1 Aufbau seite des Kolbens eine Pumpe. Daher muss auch d ie
Kurbelkammer gasdicht sein.
Der Otto-Zweitaktmotor (Bild 1) besteht aus:
• Motor- Zylinderkopf, Zyl inder, Kurbelge-
gehäuse häuse
• Kurbeltrieb Kolben, Pleuelstange, Kurbelwelle
• Gemisch- Vergaser oder Einspritzanlage,
bildung Ansaugrohr
• Hilfsein- Zündanlage, Motorkühlung, Aus- Vorgänge Voransaugen
in Kurbelkammer Ansaugen
richtungen puffanJage und Schmieröldosier-
pumpe bei Frischölschmierung
(unter dem Kolben) Vorverdichten
Überström en (Spülen)
_J
(Getrenntschmierung)
Da der Gaswechsel meist durch den Kolben und Dreikanal-Zweitaktmotor (Bild 1). Er besitzt zur Gas-
über die Schl itze in der Zylinderwand gesteuert steuerung drei Arten von Kanälen: Je einen Einlass-
wird, können alle Bauteile der Motorsteuerung, wie und Auslasskanal und zwei Überströmkanäle, die
sie beim Viertaktmotor verwendet werden, entfallen. sich gegenüberliegen.
Zündkerze Ver brenn ungsraum Einlasskanal Er verbindet Verg aser und Ku rbel-
kammer.
•
Überströmkanal Er verbindet die Ku rbelkammer
Zy linder- mit dem Verbrennungsraum.
kopf
Auslasskanal Er verbindet Verbrennungsraum
und Auspuffanlage.
Kühl- Über-
ri ppen ström-
. . . . .W""" kanal Der Zweitaktmotor besitzt einen offenen Gas-
w echsel.
zur
Das bedeutet, dass Auslass- und Überström ka-
Auspuff- nal über einen großen Bereich des Gaswechsels
anlage
Einlass- gleichzeitig geöffnet sind. Es ist demnach beim
kanal
Zweitaktmotor unvermeidlich, dass einerseits eine
Auslass-
kanal Vermischung zwischen Frisch- und Abg asen und an-
dererseits Frischgasverluste auftreten.
Kurbel-
kammer
Ko lben
Arbeitsweise (Dreikanai-Zweitaktmotor)
Kurbel-
wange 1. Hub, Kurbelwinkel oo ... 180°
Kurbelgehäuse Kolben bewegt sich von UT nach OT
(Bild 1, Seite 359)
Bild 1: Aufbau eines Otto-Zweitaktmotors
Vorgänge im Verbrennungsraum
Verdichtungstakt. Nachdem der Kolben den
Auslasskanal geschlossen hat, beginnt im Zylinder
die Verdichtung des Kraftstoff-Luft-Gemisches. Kurz
v or OT erfolgt die Zündung.
ü Bild 2: 2. Takt
Gaswechselvorgang
(Vorgänge unter und über dem Kolben)
Beim Übergang zum nächsten Arbeitsspiel findet
der Gaswechsel statt.
Ausstoßtakt. Die Kolbenoberkante gibt den etwas Auslass Über- Einlass
höher liegenden Auslasskanal frei und die Abgase Ström-
kanäle (Schema)
strömen aus. Danach gibt sie den Überströmkanal
frei und das vorverdichtete Kraftstoff-Luft-Gemisch Bild 3: Umkehrspülung
übernimmt beim Überströmen von der Kurbelkam-
mer das Spülen des Zylinders und das Ausstoßen Die Spülströme werden von den schräg zur Zylin-
der Restgase. Durch den anfänglichen Staudruck in derachse liegenden Spülkanälen an die dem Auslass
der Auspuffleitung drücken die Restgase beim Öff- gegenüberliegende Zylinderwand geleitet. Dort rich-
nen des Überströmkanals zunächst zurück in die ten sie sich aneinander auf und sch ieben die Rest-
Kurbelkammer. Dadurch erhöht sich der Vorverdich- gase, der Zylinderwand folgend, zum Auslassschlitz
tungsdruck von 0,3 bar auf den Spüldruck von etwa hinaus. Die Spülströme kehren also im Zylinder um .
0,8 bar. Dieser bewirkt dann das Überströmen der Es können auch drei oder mehr Überströmkanäle
Frischgase . Hat der Kolben auf seinem Weg nach OT dem oder den Auslasskanälen gegenüber vorhan-
den Überströmsch litz und danach den Auslassschlitz den sein. Bei der 4-Kanai-Umkehrspülung (Bild 1,
geschlossen, ist der Spülvorgang beendet. Seite 360) treffen sich die beiden Hauptspülströme
360 14 Otto-Zweitaktmotor, Kreiskolbenmotor
gegenüber dem Auslasskanal und werden nach luste zu vermeiden. Unsachgemäße Nacharbeiten
oben abgelenkt. Nach ihrer Umlenkung, begünstigt führen zu Leistungsverlusten und höherem spezi-
durch die Form des Zylinderkopfes, spülen sie den fischen Kraftstoffverbrauch.
größten Teil des Abgases zum Auslasskanal hinaus.
Die beiden Hilfsspülströme sind so gelenkt, dass sie Symmetrisches Steuerdiagramm (Bild 2).
den noch im " toten Bereich" des Zylinders befind- Beim Zweitaktmotor mit Gaswechselsteuerung
lichen Abgaskern zum Auslasskanal schieben und durch den Kolben werden Einlass-, Auslass- und
ausspülen. Überströmkanal genau so viele Grade vor OT bzw.
Die Schleifenbildung der Hauptspülströme und die UT geöffnet, wie sie geschlossen werden. Öffnet
Führung der Hilfsspülströme verringern Spülverlus- z.B. der nach OT gehende Kolben den Einlasskanal
te, spülen den Abgaskern aus und verbessern den 55° vor OT, so wird er auch 55° nach OT wieder ver-
Füllungsgrad. schlossen. Es ergibt sich deshalb ein symmetrisches
Steuerdiagramm. Bild 2 zeigt die Vorgänge im Ver-
Hauptüber- brennungsraum im äußeren, die Vorgänge in der
strömkanal
Kurbelkammer im inneren Kreisring.
Hilfsüber- Eö Einlasskanal
strömkanal öffnet
Auslass- (Stützka nal )
Es Einlasska nal
kanal schließt
Aö Auslasskanal
öffnet
As Auslasskanal
schl ießt
Hilfsüber-
strömkanal Üö Überströ m-
kanal öffnet
Üs Überström-
kanal schließt
Zz Zündzeitpunkt
a Vorauslass-
Schleifen- winkel
Auslasskanal bildung
ß Nachauslass-
UT winkel
Bild 1: Mehrkanal-Umkehrspülung (Schleifenspülung)
Bild 2: Symmetrisches Steuerdiagramm
Schwingungsvorgänge beim Gaswechsel
Zweitaktmotoren mit symmetrischem Steuerdia- Günstiger Vorauslass. Der sich nach UT bewegen-
gramm arbeiten mit großer Überschneidung der de Kolben öffnet zuerst den Auslassschlitz und dann
Steuerzeiten bzw. der Gaswechselvorgänge. Durch den Überströmschlitz. Beim Öffnen des Ausl ass-
die stoßartigen Gaswechselvorgänge entstehen schlitzes tritt ein starker Druckabfall ein, sodass die
Schwingungen in den Gassäulen. Zur Verringe- restlichen Abgase nicht so stark in die Kurbelkam-
rung von Frischgasv erlusten müssen diese Schwin- mer zurückschlagen und sich dort mit dem vorver-
gungen aufeinander abgestimmt sein. dichteten Frischgas vermischen.
Einlassvorgang Schädlicher Nachauslass. Der sich nach OT bewe-
Die Frischgassäule schwingt zwischen Ansaugsys- gende Kolben schließt zuerst den Überströmschlitz
tem, Einlasskanal und Kurbelkammer. Bei richtiger und danach den Auslassschlitz. Dabei können Frisch-
Abstimmung muss der Kolben den Einlasskanal gase zum Auslasskana l hinausgedrängt w erden.
schließen, w enn die Frischgassäule zur Kurbelkam -
Füllungsverlust. Für die Spülung hat der Zweitakt-
mer zurückschwingt Das Frischgas kann nicht mehr
motor nur etwa 130° Kurbelwinkel zur Verfügung,
zurückströmen, der Verdichtungsdruck erhöht sich .
dies entspricht etwa einem Drittel der Gaswechsel-
Auslass- und Spülvorgang zeit des Viertaktmotors.
Die Gassäulen schwingen zwischen Auspuffanlage, Wegen dieser Nachteile verwendet man Einlasssteu-
Zylinder und Kurbelkammer. Das unter Überdruck erungen und/oder Auslasssteuerungen. Dabei erge-
ausströmende Abgas erzeugt eine Druckwelle, die ben sich unsymmetrische Steuerdiag ramme.
von einer Prallwand im Vorschalldämpfer reflektiert
wird. Dadurch wird das Nachströmen von Frisch- Unsymmetrisches Steuerdiagramm
gas in den Auslasskanal v ermindert. W egen dieser Beim unsymmetrischen Steuerdiag ramm (Bild 1,
Schwingungsvorgänge müssen Auspuffleitung mit Seite 361) können die Öffnungs- und Schließwinkel
Schalldämpfer und Ansaugleitung mit Luftfilter ge- für die einzelnen Kanäle verschieden groß und damit
nau aufeinander abgestimmt sein, um Füllungsver- nicht mehr symmetrisch zu OT bzw. UT sein.
14 Ott~eitaktmotor, Kreiskolbenmotor 361
14.1.3 Steuerungsarten
a
Einlasssteuerung
Membransteuerung (Bild 2). Die Zuführung des
Frischgases wird über ein Membranventil im Aus-
Einlasskanal gesteuert. Bewegt sich der Kolben
nach OT (Voransaugen), entsteht ein Unterdruck in
der Kurbelkammer. Das Membranventil wird durch
den Differenzdruck von Kurbelkammer- und Atmo- As Aö
sphärendruck geöffnet. Das Frischgas kann beim
Üö
Ansaugen solange in die Kurbelkammer strömen,
D Ausstoßen
bis der durch den Druck des abwärtsgehenden Kol-
UT D Ansaugen D Überströmen
bens erzeugte Vorverdichtungsdruck und die vorge-
spannte Membran den Einlasskanal schließen. Das Bild 3: Drehschiebersteuerung
Membranventil verhindert so das Zurückströmen
des angesaugten Frischgases in das Ansaugsystem. Merkmale der Einlasssteuerung
Dadurch wird eine bessere Frischgasfüllung erreicht.
• Unsymmetrisches Steuerdiag ramm.
Aufbau des Membranventils (Bild 2). Die M embran- • Steuerwinkel für .,Einlasska nal öffnen" und
streifen bestehen aus hochelastischem dünnen Fe- .,Einlasskana l schließen" sind verschieden groß
derstahl, die sich schon bei geringstem Differenz- - Steuerwinkel für Überströmen und Ausstoßen
druck öffnen. Der Membranstopper begrenzt die sind symmetrisch zu UT.
Ventilbewegung der Membranstreifen und verhin- • Veränderlicher Einlasswinkel bei Membransteue-
dert deren Aufschwingen. rung ist abhängig von Kurbelkammerunterdruck.
362 14 Otto-Zweitaktmotor, Kreiskolbenmotor
• Konstanter Einlasswinkel bei Drehschiebersteue- chen der Höchstdrehzahl wird die Steuerwalze ge-
rung. dreht, damit der gesamte Auslasskanalquerschnitt
f rei wird . So werden ein größerer Auslasssteuerwin-
• Verbesserte Kurbelkammerfüllung und damit hö-
kel und eine längere Auslasssteuerzeit erreicht.
heres Drehmoment, hohe Hubraumleistung .
Die Verstellung der Steuerwalze kann fliehkraftab-
Auslasssteuerung hängig oder mittels Stellmotor erfolgen. Der Stell-
motor nimmt die Anzahl der Zündimpulse als Be-
Auslasssteuerungen werden verwendet, um den
zugsgröße auf.
schädlichen Nachauslass zu verringern oder zu ver-
meiden. Dadurch ergibt sich auch eine Verbesse- Merkmale der Auslasssteuerung
rung des Füllungsgrades. • Auslasssteuerungen durch Steuerwalzen haben
Bei zu niedrigem Abgasgegendruck entweicht zu symmetrische Steuerdiag ramme.
viel Frischgas in die Auspuffanlage, bei zu hohem • Verringerte Frischgasverluste beim Spülen.
gelangt zu wenig in den Zylinder. • Hohes Drehmoment und hohe Leistung bei nie-
Die Abgasanlage kann konstruktiv so ausgelegt deren und mittleren Drehzahlen .
werden, dass bei hohen Drehzahlen ein hoher Ab- • Steuerwalze thermisch hoch beansprucht, emp-
gasgegendruck entsteht, der aber bei niederen findlich gegen Ölkohleablagerungen.
Drehzahlen nicht erreicht wird. in einem sehr engen • Schlechtere Kühlung der Zylinderwand im Aus-
Drehzahlbereich (Resonanzdrehzahl) können die lassbereich.
Gasschwingungen so abgestimmt werden, dass die
Spülverluste verringert werden und der Füllungs-
grad verbessert wird. 14 1 4 Bauliche Besonderheiten
Kurbelgehäuse
Auslasssteuerung mit Steuerwalze (Bild 1)
Die im Kurbelgehäuse liegende Kurbelkammer muss
Die Auslasssteuerung erfolgt mit einer Steuerwalze nach außen druckfest abgedichtet und engräumig
(Power Valve System) . Die zum Auslasskanal quer- ausgeführt werden, damit der notwendige Vorver-
liegende Steuerwalze hat einen segmentförmigen dichtungsdruck zustande kommt.
Ausschnitt mit einer scharfen Steuerkante. Drehzahl-
Als Kurbelwellenabdichtung werden Radialwellen-
abhängig wird durch Verdrehen der Steuerwalze der
dichtringe verwendet. Bei Mehrzylindermotoren
Aus lasskanalquerschn itt verkleinert.
muss die Kurbelwelle auch an den Zwischenlagern
•
abgedichtet werden. Dadurch werden Gaswechsel-
vorgänge zwischen den verschiedenen Zylindern
und Kurbelkammern verhindert.
Schmierung
Weil die Kurbelkammer zum Vorverdichten des
Kraftstoff-Luft-Gemisches dient und somit nicht mit
einer Druckumlaufschmierung ausgestattet werden
kann, verfügen fast alle Zweitaktmotoren über eine
Mischungs- oder Getrenntschmierung.
Mischungsschmierung. Das Schmieröl wird dem
Kraftstoff beigemischt (M ischungsverhältnis zwi-
schen 1: 25 und 1:100 meist aber 1: 50). Im betriebs-
(±) Steuerzeit lang warmen Motor verdampft der Kraftstoff und das
Schmieröl schlägt sich an den Lagerstelien und der
Zylinderwand nieder.
Bild 1: Auslasssteuerung mit Steuerwalze
Frischölschmierung (Bild 1, Seite 363). Kraftstoff und
Bei niederen und mittleren Drehzahlen wird die Öl werden getrennt voneinander in Behältern unter-
Oberkante (Steuerkante) des Auslasskanals durch gebracht (Getrenntschmierung) . Vom Ölbehälter
Verdrehen der Steuerwalze nach unten verschoben wird durch eine Dosierpumpe das Öl entweder dem
und der Auslasskanalquerschnitt in der Höhe verklei- Kraftstoff beigemischt oder in den Ansaugkanal ge-
nert. Dadurch werden der Auslasssteuerwinkel und fördert und dort von dem Kraftstoff-Luft-Gemisch
die Auslasssteuerzeit verkürzt und so das Einströ- mitgerissen . Zusätzlich können auch die Kurbelwel-
men von Frischgas in den Auslasskanal verhindert. lenlager direkt mit Öl versorgt werden.
Dabei vergrößern sich der Nutzhub des Kolbens und Das Pumpenelement mit Pumpenkolben w ird von
das effektive Verdichtungsverhältnis. Kurz vor Errei- der Kurbelwelle in Rotation versetzt, dadu rch erfolgt
14 Otto-Zweitaktmotor, Kreiskolbenmotor 363
Ko lbe n-
fe nster
steht eine Abgas-Druckwelle, die am Reflektor (4) re- mer weiter zurück. Seit 2006 gelten für Kleinkrafträ-
flektiert wird und zum Auslassschlitz zurückströmt. der bis 50 cm 3 Hubraum Emissionsgrenzwerte von
Die Frischgase werden wieder zurück in den Zylinder Euro 2, für Motorräder von Euro 3.
gelenkt wodurch sich der HC Ausstoss verringert. Die ab 2016 geplante Erhöhung der Abgasvorschrif-
ten lassen sich nur für Direkteinspritzende Zweitakt-
Abgas-Druckwelle motoren von Kleinkrafträdern (Euro 3) erreichen.
Vorteile gegenüber dem Viertaktmotor:
• Einfacher Aufbau. Weniger bewegliche Teile (Kol-
ben, Pleuelstange, Kurbelwelle)
• Gleichförmigeres Drehmoment, keine Leertakte
3 4 5 • Vibrationsärmerer, ruhigerer Lauf bei gleicher
Zylinderzahl
Bild 1: Resonanzauspuff • Kompakte Bauweise, geringeres Baugewicht
• Niedriges Leistungsgewicht des Motors, hohe
Abgasreinigung Hubraumleistung
Für die Verminderung der Schadstoffkonzentratio- • Niedrige Herstellungskosten
nen im Bereich CO und HC werden ungeregelte Oxi- Nachteile gegenüber dem Viertaktmotor:
dationskatalysatoren eingesetzt. • Schlechtere Füllung
Unverbranntes Öl im Auspuff senkt den Wirkungs- • Abgasemission, hohe HC-Werte
grad des Katalysators. • Höhere Wärmebelastung, Leertakte fehlen
• Geringere mittlere Kolbendrücke w egen schlech-
terer Zylinderfüllung
14.1.5 Einsatz von Zweitaktmotoren • Schlechteres Leerlaufverhalten wegen Abgas-
Durch die ständige Verschärfung der Abgasvor- resten im Motor
schriften geht der Einsatz von Zweitaktmotoren im- • Höherer spez. Kraftstoff- und Ölverbrauch
WERKSTATTHINWEISE
• Spezial-Zweitaktöle (Selbstmischöl) nur nach • Zu geringe Kraftstoffzufuhr.
Herstellerangaben im vorgeg ebenen Mischungs- • Zündkerze verölt. v erkokt oder f alscher W ärme-
•
verhältnis verwenden. wert.
• Rechtzeitig Luftfilter reinigen. • Falsche Einstellung des Zündzeitpunktes.
• Ölkohleablagerungen nicht mit scharfkantigen • Schlechte Kompression.
Werkzeugen entfernen, Kratzerbildung vermei- • Undichte Kurbelkammer.
den.
Zu heißer Motor durch z.B.
• Kolbenboden zur Reinigung nicht blank schlei-
fen oder abschmirgeln, da Überhitzung und er- • Versehrnutzung der Kühlrippen.
höhter Ölkohleansatz eintreten können. Kolben- • Störung im Kühlsystem.
kanten nicht beschädigen, da sonst Steuerzeiten • Verwendung von zu magerem Kraftstoff-Luft-
verändert werden. Gemisch durch fehlerhafte Vergasereinstellung.
• Falsches Mischungsverhältnis von Kraftstoff und
Störungen Zweitaktöl. Verwendung von falschem Öl.
Nachlassende Motorleistung durch z.B. • Auftreten von Glühzündungen durch falsche
• Versehrnutzung des Luftfilters; Ölkohleansätze Zündkerzen oder Ölko hleablagerungen.
bzw. Ölkohleablagerungen. • Zu hohe W ärmeaufnahme durch geschliffenen
• Fehlerhafte Belüftung des Kraftstoffbehälters. oder abgeschmirgelten Kolbenboden.
umm"'"':::::,~"l
raum
• Viertaktprinzip, da ein geschlossener Gaswechsel
vorhanden ist.
• Zweitaktprinzip, da der Kreiskolben den Gas-
wechsel über Schlitze in der Mantellaufbahn steu- Dichtleiste ~ ) Leistenfeder
Mantel a
Kolben Ansaugen
-
Einlass- mit Innen -
kanal verzahnung
Exzenter-
mittelpunkt Verdichten
Exzenterwelle
•
Auslass-
kanal
D
Arbeiten
Kühl-
flüssigkeit CJ
Ausstoßen
Exzenter-
lauffläch e
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Welche Vorteile hat der Kreiskolbenmotor? 3 Mit welchen Motorbauarten ist der Kreiskolben-
2 Worin unterscheidet sich der Kreiskolbenmotor vom motor vergleichbar hinsichtlich eines Arbeitsspiels
Hubkolbenmotor? und des Gaswechselvorganges?
367
15 Alternative Antriebsl<onzepte
Als alternative Antriebskonzepte werden Antriebe 15.2 Erdgasantriebe
bezeichnet, welche
Erdgas ist ein fossiler Energieträger, der im Wesent-
• den Betrieb von alternativen Kraftstoffen, z. B.
lichen aus Methan (CH 4 ) besteht. Der Methananteil
Biodiesel (Rapsölmethylester RMEL Erdgas oder
liegt je nach Förderregion bei 80 bis 99 %. Der Rest
Wasserstoff in herkömmlichen Verbrennungsmo-
besteht aus Kohlendioxid, Stickstoff und minderwer-
toren ermöglichen oder
tigen Kohlenwasserstoffen.
• alternative Antriebsarten, z.B. Brennstoffzellenan-
triebe, vorsehen.
Erdgas kann sowohl flüssig bei -162 als LNG oc
(Liquified Natural Gas) oder komprimiert bei Drücken
von bis zu 200 bar als CNG (Compressed Natural Gas)
Alternative Antriebskonzepte haben das Ziel, den im Fahrzeug gespeichert werden. Wegen des hohen
Verbrauch an fossilen Energieträgern zu verrin- Aufwands der Flüssiggasspeicherung wird Erdgas in
gern sowie Schadstoff- und Geräuschemissionen der Regel in komprimierter Form verwendet.
zu minimieren. Die hohe Klopffestigkeit von Erdgas (ca. 140 ROZ)
ermöglicht eine Verdichtung von ca. 13 : 1. Dieser
Vorteil kann bei bivalenten Antrieben, d.h. bei einer
Kombination von Benzin- und Erdgasantrieben, je-
doch nicht genutzt w erden, da das Verdichtungs-
verhältnis auf den Benzinbetrieb abgestimmt sein
15.1 Alternative Energieträger muss.
Sie bestehen aus erschöpfliehen und/oder erneuer- Vorteile des Erdgasantriebs gegenüber Benzin und
baren Energien (Bild 1). Diesel :
Neben den aus erschöpfliehen Energien hergestell- • sehr gute Verbrennungseigenschaften und nied-
ten Kraftstoffen Benzin und Diesel können die fol- rige Emissionen an C0 2 , NOx, CO sowie nahezu
genden alternativen Kraftstoffe bzw. Energien ver- keine Ruß- und Schwefelemissionen
w endet werden: • geringere Verrußung der Zündkerzen und redu-
• Erdgas zierte Verunreinigung des Motoröls.
• Methanol Nachteile des Erdgasantriebs gegenüber Benzin und
• Elektrische Energie Diesel:
• W asserstoff • das stöchiometrische Verh ältnis von 17,2 : 1 be- ..
• Treibstoffe aus Biomasse wirkt eine geringere Kraftstoffmasse und damit ...
eine niedrigere Motorleistung
Erdgas kann außerdem zur Erzeugung von synthe-
tisch en Dieselkraftstoffen dienen. Diese Kraftstoffe • aufwändige Speicherun g des Erdgases notwendig
verfügen über einen reduzierten Anteil an Schwefel • geringere Reichweite bei gleichem Tankvolumen
und Aromaten. Die Abgasqualität der Dieselmoto- • erweiterte Sicherheitsvorschriften bezüglich Be-
ren wird positiv beeinflusst, da sowohl Partikelmas- trieb, Wartung und Reparatur von Erdgasfahrzeu-
se als auch NOx-Emissionen verringert w erden. gen.
I Erschöpfliehe Energien
I I Erneuerbare Energien
I
I Erdöl, Erdgas, Kohle I Kernbrennstoffe I Sonnenstrahlung Windkraft Wasserkraft II Biomasse I
I
I
I Elektrizität
I
l
,-J
I Wasserelektrolyse
I I
I
I Benzin, Diesel I! Erdgas, Methanol II Batteriestrom
II Wasserstoff II Treibstoff aus Biom asse I
Bild 1: Energien für den Antrieb von Fahrzeugen
368 I 5 Alternative Antriebsl(onzepte
Aufbau. Erdgasantriebe werden in der Regel in Kom- • Schmelzlot- und Thermosicherung am Erdgas-
bination mit dem Benzinbetrieb in Ottomotoren ein- tank. Sie verhindern im Brandfall einen übermäßi-
gesetzt (sog. bivalente Antriebe). Zu diesem Zweck gen Drucka nstieg und damit das Explodieren des
müssen unterschiedliche Komponenten zusätzlich Tanks.
im Fahrzeug verbaut werden (Bild 1). • Durchflussmengenbegrenzer. Er verhindert ein
Wirkungsweise. Das im Erdgasbehälter unter ca. plötzliches Entleeren des Erdgastanks beim Bruch
200 bar Druck gespeicherte Erdgas gelangt zum einer Leitung.
Gasdruckregler. Dieser regelt in mehreren Reduzier- • Elektromagnetische Absperrventile. Das am Erd-
stufen den Gasdruck auf ca. 9 bar. Die Gaseinbias- gastank angebrachte Ventil schließt beim Wechsel
ventile im Saugrohr werden durch das Steuergerät in den Benzinbetrieb, bei Stromausfall. bei Motor-
bedarfsgerecht bestromt und damit geöffnet. Das stillstand oder Unfall. Ein weiteres Ventil befindet
Gas vermischt sich mit der angesaugten Luft und sich am Druckregler.
gelangt nachfolgend als Gas-Luft-Gemisch in den
• Flexible Gasleitungen. Sie verhindern Schwin-
Verbrennungsraum. gungsbrüche auf der Niederdruckseite, d.h . zwi-
Sicherheitsmaßnahmen. Beim Erdgasantrieb erge- schen Druckregler und Gaseinblasventilen.
ben sich prinzipbedingte Gefahren für die Umwelt, • Überdruckregler. Er ist am Druckregler ange-
z.B. durch das unkontrollierte Ausströmen von Gas
bracht und schützt die Niederdruckseite vor zu
oder die Explosionsgefahr durch Druckanstieg. Aus hohem Druck.
diesem Grund verfügt die Anlage über verschiedene
Sicherheitsmaßnahmen.
WERKSTAlTHINWEISE
• Rückschlagventile. Sie befinden sich im Befüll-
anschluss und an den Tankabsperrventilen und Nach Einbau einer Gasanlage ist eine Gassystem-
verhindern das Rückströmen des Gases über das einbauprüfung (GSP) durchzuführen. Werkstät-
TankventiL ten dürfen die GSP nur dann durchführen, wenn
• Gasdichte Umhüllung. Sie umschließt die inner- sie das System selbst eingebaut haben.
ha lb des Fahrzeugs verlegten Leitungen und Bau- Eine wiederkehrende Gasanlagenprüfung (GAP)
teile. ist nach besonderen Ereignissen, welche die Si-
• Schraubverbindungen. Sie sind als Doppel- cherheit der Gasanlage beeinträchtigen können,
klemmring-Verschraubungen ausgefü hrt. z. B. Unfall, sowie wiederkehrend im Zusam-
menhang mit der Hauptuntersuchung nach § 29
• Erdgasbehälter. Sie bestehen aus Stah l- oder CFK.
StVZO durchzuführen. Dabei werden die Bauteile
Jeder Behälter ist durch zwei Halterungen mit
einer Sicht-, Funktions- und Dichtheitsprüfung
dem Fahrzeug verbunden. Die Berstdrücke liegen
unterzogen.
•
bei ca. 400 bar (Stahl) bzw. ca. 500 bar (CFK) .
~ Tankd r\ k
Sensor für Gas-
vertellerleiste
~
\
'1 J CFK-Erdgastank
I I
~~ ~ \
rr
:::) Thermo-
Sicheru ng
Betriebsarten-
Nieder-
- - - scha lter
druck- ------~
Ieitung \ '--
Gasverteiler-
leiste mit Ein-
blasventilen ~ Leitungen mit gasd ichter Umhüllung
Ve rdampfer/
Druckregler Masse (-)
Lambda-Sond e
Gasabsperr-
magnetventil (+)
Kühlwasser Gasabsperr-
magnet ventil
M asse(- )
Drehzahlsig nal
Umschalt er
Benzin/Gas
Gassteuergerät geführt. Dieses berechnet auf der Über den Druckregler werden die Gasdüsen mit
Grundlage der vom Motorsteuergerät bestimmten einem konstanten Druck von ca. 1 bar versorgt. Er
Einspritzzeitpunkte und -zeiten die entsprechenden verfügt über einen Unterdruckanschluss vom Saug-
Werte für die Ansteuerung der Gasdüsen. Das Steu- rohr, damit die Druckdifferenz an den Gasdüsen
ergerät für die Gasanlage ist diagnosefähig. gegenüber dem Saugrohrdruck konstant gehalten
Drucksensor. Er übermittelt dem Gassteuergerät werden kann.
den Druckunterschied zwischen dem Saugrohrun- Trockengasfilter. Er reinigt das expandierte Gas von
terdruck und dem Gasdruck. Damit ist eine genaue Verunreinigungen und ist zwischen Verdampfer/
Zumessung der Gasmenge möglich. Druckregler und Gasmengenverteiler eingebaut.
Gasmengenverteiler (Bild 1). Er verteilt das unter Umrüstung von Fahrzeugen mit direkteinspritzen-
Druck stehende Gas auf die Magnetventile. Diese den Ottomotoren. Direkteinspritzende Ottomotoren
werden für die einzelnen Zylinder vom Steuergerät sind für die Umrüstung auf Autogasbetrieb grund-
für die Gasanlage angesteuert. Das Gas verlässt den sätzlich nicht geeignet. Die fehlende Kühlung der
Gasmengenverteiler über kalibrierte Düsen in den Benzineinspritzventile während des Autogasbe-
Ansaugtrakt des Motors. triebes führt zu Schäden an den Einspritzventilen. ln
der Entwicklung befindliche Systeme für direktein-
spritzende Ottomotoren sehen ein sporadisches Ein-
spritzen von Benzin während des Autogasbetriebes
bzw. die Einspritzung von flüssigem Autogas über
die herkömmlichen Einspritzventile vor.
WERKSTATTHINWEISE
Drehmomentunterstützung Drehmomentuntersliitzung
Elektrisches Fahren
Bild 1: Hybridantriebe
1 5 Alternative Antriebslconzepte
Fahrzeuge, die ausschließlich über eine Start-Stopp- Automatischer Motorstart in der Abschaltphase
Funktion verfügen werden als Micro-Hybride be- Während der Abschaltphase wird der Motor auto-
zeichnet, obwohl sie nur mit einer Antriebsquelle matisch gestartet, wenn einer der folgenden Be-
(Verbrennungsmotor) betrieben werden. triebszustände vorliegt:
Für die Start-Stopp-Funktion des Motors benötigt • Der Batteriezustand erreicht in der Abschaltphase
die Systemsteuerung verschiedene Parameter, z.B. den kritischen Bereich.
Zustand der Starterbatterie, Anforderungen der Kli -
• Der Unterdruck im Bremskraftverstärker fällt unter
maanlage, Motortemperatur usw. Diese können je
den festgelegten Schwellenwert.
nach Hersteller unterschiedlich festgelegt sein.
Tabelle 1 stellt anhand eines Beispiels die Bedingun- • Das Fahrzeug rollt an (Geschwindigkeit höher als
5 km/h).
gen für den automatischen Motor-Stopp dar.
• Der Sensor für die W indschutzscheibe stellt eine
beschlagene Scheibe fest.
• Die Temperatur des Verdampfers der Klimaanlage
steigt über einen festgelegten Schwellenwert.
Fahrzeugparameter Bedingungen für das auto-
• Die Abweichung zwischen Ist- und Soll-Tempera-
matische Stoppen
tur im Innenraum befindet sich unter einem fest-
Fahrzeuggeschwindigkeit unter 3 km/h gelegten Wert.
Fahrgeschwindigkeit seit über 5 km/h Ein krit ischer Batteriezustand liegt vor, wenn die
dem letzten Motorstopp Batterieleistung nicht mehr ausreicht, um den
Motor zu starten.
Position Schalthebel neutral
Position Kupplungspedal unbetätigt Die Kontaktschalter für die Motorhaube und das
Gurtschloss müssen beim automatischen Motor-
Motortemperatur über35°C start geschlossen sein.
II Lenkradbewegungen
Klimatisierungs-
anforderung
nicht vorhanden
Regeneratives Bremsen. Durch den Generator wird Aufgrund der notwendigen Zyklenfestigkeit werden
das Fahrzeug gebremst und die Batterien geladen. in der Regel Batterien in AGM-Bauweise (Absorbing
Ein integrierter Starter-Generator (ISG) wird wäh- Glas Mat) bzw. Vlies-Technologie verwendet. Die
rend des Bremsvorganges als Generator betrieben. Batterie verfügt zudem über eine größere Kapazität.
Der Ladezustand der Batterie wird mithilfe eines Sat-
Einige Hersteller verwenden einen Generator in
teriesensars ständig überwacht. Der Sensor ist mit
herkömmlicher Anordnung, der mithilfe einer ent-
dem Motorsteuergerät und dem Generator vernetzt.
sprechenden Regelung (IGR: Intelligente Generator
Regelung) und oberhalb eines festgelegten Ladezu-
standes nur beim Bremsen bzw. im Schubbetrieb WERKSTATTHINWEISE
arbeitet. ln Antriebsphasen wird der Generator nicht Bei einer Generatorprüfung muss die Intelligente
erregt. Somit wird in diesen Phasen keine Energie Generator Regelung mithilfe eines Diagnosege-
bzw. kein Kraftstoff benötigt, um elektrische Energie rätes deaktiviert werden.
zu erzeugen .
Die Intelligente Generator Regelung definiert für die Drehmomentunterstützung. Das Drehmoment des
Batterie zwei Ladezustände (SOC: State Of Charge). Verbrennungsmotors kann in bestimmten Betriebs-
Je nach Ladezustand der Batterie erfolgt der Regel- zuständen, z.B. Anfahren oder Volllast, durch Elekt-
vorgang auf unterschiedliche Weise (Tabelle 1). romotoren unterstützt werden . Vor allem für das An-
fahren sind die Elektromotoren gut geeignet, da sie
bei geringer Drehzahl über ein großes Drehmoment
verfügen (Bild 1).
Batteriezustand Regelvorgang
~
0
E
..c
Q)
•
Generator arbeiten und wird deshalb als Motor-Ge-
nerator bezeichnet. Die Batterie wird aufgeladen,
indem er während der Fahrt mit dem Verbren-
nungsmotor oder beim Bremsen umgeschaltet wird
(Rekuperation) (Bild 3).
kann. Aufgrund der flachen Bauweise ist eine An- Leistungsverzweigtes Hybrid-System
ordnung zwischen Motor und Getriebe möglich. Der Das leistungsverzweigte Hybridsystem stellt eine
Elektromotor (Permanenterregter Drehstrom--Syn- Kombination aus dem parallelen und dem seriellen
chronmotor) übernimmt gleichzeitig die Funktion Hybridsystem dar. Über eine Kraftweiche, z.B. ein
einer Ausgleichswelle (Bild 1). Als Getriebe wird in Planetengetriebe, sind der Verbrennungsmotor so-
der Regel ein CVT-Getriebe (Continuous Variable wie ein oder zwei Elektromotoren (MG1 und MG2)
Transmission) verwendet. mechanisch mit einander verbunden (Bild 3).
Die Antriebskraft des Verbrennungsmotors wird
über die Planetengetriebeeinheit aufgeteilt. Ein Teil
der Antriebskraft geht auf die Antriebsräder wäh-
rend der andere Teil zu MG1 geht u nd zur Strom-
erzeugung genutzt wird. Da die Antriebsräder mit
MG2 verbunden sind muss MG2 angetrieben wer-
den, da er sonst eine bremsende Wi rkung ausüben
würde.
Planeten-
getriebeeinh eit
Gleichstrom-
motorf-generator
(Antriebseinheit)
CVT-Getriebe Batterie
Differential- Anschluss
getriebe Inverter/
HV-Batterie
Bild 3: Planetengetriebe
(Bild2).
Ho hl ra d
Batteriesteuerung (MG2)
Bild 4: Anfahren
Wirkungsweise
Ho hlrad
Der Verbrennungsmotor und die beiden Motorgene- (MG2 )
• MG1 -+Sonnenrad
Nachdem der Ottomotor angelassen wurde, betreibt
• MG2-+ Hohlrad mit Antriebskette dieser MG1 als Generator. MG1 lädt über den Inver-
• Verbrennungsmotor-+ Planetenrad ter die Hochvolt-Batterie.
1 5 Alternative Antriebskonzepte 377
Fahren mit geringer Belastung (Bild 1). Das Plane- Wenn das Fahrzeug aus einer höheren Geschwin-
tengetriebe teilt die Antriebskraft des Ottomotors digkeit verzögert wird , behält der Ottomotor eine
auf. Ein Teil wird auf die Antriebsräder abgegeben vorher bestimmte Drehzahl bei. Dadurch werden zu
und der verbleibende Teil wird dazu benutzt mithilfe große Drehzahlunterschiede zwischen den Antrie-
von MG1 elektrische Energie zu erzeugen . MG2 kann ben vermieden und das Planetengetriebe vor Zer-
den Antrieb noch zusätzlich unterstützen. störung geschützt,
Rückwärtsfahrt Wenn das Fahrzeug rückwärts ge-
MG1 Inve rter HV- Batteri e . . A nt reibend
fahren wird, erfolgt der Antrieb ausschließlich durch
. . An-
getn ebe n MG2 .
Hoh lrad
(M G2)
I
----' Planeten-
radtrager 15.4.4 Energiespeicherung
So nnenrad (MG tto m otor)
Batteriesystem
Bild 1: Fahren mit geringer Belastung
Als Batterien für den Antrieb von Hybrid- und Elek-
Beschleunigung mit Vollgas (Bild 2). Wenn das Fahr- tro-Fahrzeugen werden zurzeit Nickel-Metall-Hydrid-
zeug eine hohe Antriebsleistung benötigt, erhöht oder Lithium-Ionen-Akkumulatoren verwendet. Die
das System die Antriebskraft von MG2 durch zusätz- Eigenschaften und Merkmale beider Systeme sind
liche elektrische Energie aus der HV-Batterie. in Tabelle 1 dargestellt.
Neben einer Hochvolt-Batterie verfügt ein Hybrid-
M G1 In ve rter HV- Batterie . . A ntreibe nd Fahrzeug über eine herkömmliche 12-V-Batterie für
+o A n- die Spannungsversorgung des Bordnetzes.
getn eben
Otto-
motor
Ho hlrad
(M G2)
Nickel-Metall-Hydrid-Akkumulatoren (NiMH)
---' Pl aneten- Die Zelle eines Nickel-Metall-Hydrid-Akkumulator
radtrager
So nnen ra d (MG tto m oto r) verfügen aus mehreren Zellen, die jeweils aus einer
positiven und einer negativen Platte sowie dem Elek-
Bild 2: Beschleunigung mit Vollgas trolyten (Kalilauge) bestehen.
Verzögerung (Bild 3). Wenn das Fahrzeug abbremst Aufbau. Die positive Platte (MH) besteht aus einer
bzw. im Schiebebetrieb ist, schaltet sich der Ottomo- Metalllegierung eines Metallgemisches mit hohem
tor aus. Die Antriebsräder treiben nun MG2 an. Die- Gehalt an Elementen der Gruppe der .. Seltenen Er-
ser arbeitet als Generator und lädt die HV-Batterie. den" (auch als Seltenerdmetalle bezeichnet), z.B.
Lanthan , Cer und Neodym . Die positive Platte kann ..
M G1 In ve rter HV- Batteri e ._ Angetri eben Wasserstoff speichern , indem sie ihn in das Kristall- ....
durch die gittereinlagert und so ein Metallhydrid aufbaut.
Räde r
.. Seltene Erden " müssen in aufwendigen Verfahren
Ho hl rad abgebaut werden . Da sie zum Teil giftig sind , ist ihr
(MG 2)
Abbau mit hohen Umweltrisiken verbunden .
Pla neten-
rad träge r
(Otto m otor)
Bild 3: Verzögerung
Positive Negative
Bei Arbeiten an Hybridfahrzeugen sind die Sicher-
Elektrode Elektrode heitshinweise des Herstellers zu beachten!
Separator
I Steuergerät
I
- Hoch~olt-B~tterie - r:: __:___~- -~~ lllnvert;l
1
• j Rel~s 1 j
~ . , (+)
I
I L___~____j I . .
~R-~~21 ~· I
Bild 1: Aufbau einer NiMH-Zelle
I
~~.! I 1
·
•
Systemaufbau. Ein typisches NiMH-Akkumulatoren-
System besteht aus 28 Modulen mit je 6 Zellen a
-l- L__ _!:!:='______J
Steuergerät
lT ,-::----
i Rela1s 3 j i j
I I I~-
L-----+-++---:---1-+---+---l (-)
L__=._ __ - ~~ ! ___ L_ __j
Entladevorgang:
WERKSTATIHINWEIS
Die Lithium-Atome geben Elektronen ab. Die Elektro-
Die Relais bzw. Schütze im Akkumulatorensys- nen bewegen sich durch den Verbraucherstromkreis
tem sind sicherheitsrelevante Bauteile. Sie dür- zum Pluspol. Die positiv geladenen Lithium-Ionen
fen nicht aus dem Relaisblock entfernt werden. bewegen sich durch den Elektrolyten zur positiven
Durch Abziehen des Service-Steckers muss das Elektrode und lagern sich dort ein. Die Elektronen
System z.B. im Rahmen einer Wartung oder Re- werden durch sog. Übergangsmetallionen aufge-
paratur spannungsfrei geschaltet werden. nommen.
Weitere Hinweise des Herstellers zur Herstel-
lung der Spannungsfreiheit sind zu beachten! Akkumulator entladen:
Die Lithium-Ionen befinden sich an der positiven
Elektrode. Die Elektronen sind in den Übergangsme-
Lithium-Ionen-Akkumulator (Li-Ionen) tallionen gebunden.
Aufbau. Die Elektrode des Pluspols besteht aus Alu-
minium und ist mit einer Schicht aus Metalloxiden Ladevorgang:
überzogen (z.B. Kobalt). Die Elektrode des Minuspols Die Elektronen trennen sich von den Übergangsme-
ist mit einer Grafitschicht überzogen. ln den Schich- tallionen und bewegen sich durch den Elektrolyten
ten der Elektroden wird das Lithium eingelagert. zur negativen Elektrode. Elektronen und Lithium-Io-
An der positiven Elektrode entsteht dann z.B. Li- nen verbinden sich und werden zu Lithium-Atomen.
thium-Cobalt-Dioxid (LiCo0 2 ) und an der negativen
Lithium-Graphit. Aufgrund der hohen Energie- und Leistungs-
Der Elektrolyt ist wasserfrei und besteht in der Regel dichte der Lithium-Ionen-Akkumulatoren können
aus Alkohol-Carbonaten mit Lithiumhexafluorphos- mechanische Beschädigungen zu Brand oder Ex-
phat (LiPf6 ). Zwischen den Elektrolyten befindet sich plosion führen.
ein Separator aus Polymeren oder Keramik (Bild 1 ).
ln Bild 2 ist der Aufbau eines Lithium-Ionen-Akku-
mulators dargestellt.
Sicherheitshinweis: +
Beim Kontakt des Elektrolyten Lithiumhexafluor- soc
phosphat (LiPf6 ) eines Lithium-Ionen-Akkumula- - 80%
tors mit Wasser entsteht Fluorwasserstoffsäure
(HF). Diese auch als Flusssäure bezeichnete Flüs-
sigkeit ist ein starkes Kontaktgift. -55%
Brände von Lithium-Ionen-Akkumulatoren dür-
±5%
fen nicht mit Wasser gelöscht werden!
-40%
Hochvolt-
Batterie
Se rvice-
Stecke r
Für die Erzeugung des Drehstroms stehen für jeden Die Transistorschaltung auf der Hochvoltseite er-
der Antriebsmotoren MG1 und MG2 je eine Wech- zeugt die notwendige Wechselspannung. Die indu-
selrichterschaltung mit jeweils 6 Transistoren zur zierte Wechselspannung auf der 12-Volt-Seite wird
Verfügung. gleichgerichtet und versorgt die Starterbatterie und
das Bordnetz des Fahrzeugs.
Kühlung. Die in der Leistungselektronik entstehende
Ansteuerung der Transistoren. Sie erfolgt durch ein
Wärme wird durch ein Flüssigkeitskühlsystem mit
integriertes Steuergerät. Als Transistoren werden
elektrisch angetriebener Wasserpumpe abgeführt.
IGBT (lnsulated Gate Bipolar Transistor) verwendet.
Die Kühlung der Leistungselektronik kann in das Mo-
IGBTs sind elektronische Halbleiterelemente, bei torkühlsystem integriert werden.
denen ein Feldeffekttransistor einen bipolaren Tran-
sistor ansteuert.
Sie verfügen über die folgenden Eigenschaften:
• Niedriger Durchlasswiderstand (ähnlich den bi-
15.4.6 Aggregate
polaren Transistoren)
Bei Hybrid-Fahrzeugen können die Aggregate
• Niedrige Durchlassverluste elektrisch angetrieben werden, z.B. Unterdruck-
• Nahezu leistungslose Ansteuerung (ähnlich den pumpe, Kühlmittelpumpe, elektrische Lenkhilfe
Fe ldeflekttra nsi store n) und der Kompressor für die Klimaanlage.
• IGBTs sind in Rückwärtsrichtung nur begrenzt
Der Antrieb der Aggregate erfolgt in der Regel nur
sperrfähig , dass in der Regel Freilaufdioden mit
dann, wenn er auch notwendig ist bzw. aufgrundder
kurzen Abschaltzeiten eingebaut sind
Drehzahlregelung bedarfsabhängig . Diese Maßnah-
men verbessern die Energiebilanz des Fahrzeugs.
Antrieb der Aggregate. Einige elektrische Verbrau- Ein weiterer Vorteil des elektrischen Antriebs ist,
cher, z.B. der Klimakompressor, können mit Hoch- dass die Komponenten auch dann arbeiten können,
spannung betrieben werden . Diese verfügen über wenn der Verbrennungsmotor abgestellt ist. So
eine separate Leistungselektronik als Wechselrich- kann die Klimaanlage auch mit einer Fernsteuerung
terschaltung . Sie werden mit der Spannung der ausgestattet sein, die ein Einschalten vor Motorstart
Hochvolt-Batterie betrieben . ermöglicht.
Um Kurzschlüsse im elektrischen Antrieb des Klima- Durch den elektrischen Antrieb der Wasserpumpe
kompressors zu vermeiden , sind von den meisten und des Klimakompressors kann sowohl die Küh-
Herstellern spezielle Kältemittelöle vorgeschrieben, lung des Inverters, der Hochvolt-Batterie als auch
•
die über isolierende Eigenschaften verfügen . des Fahrzeuginnenraums nach Abstellen des Motors
Die Spannungsversorgung des 12-Volt-Bordnetzes aufrechterhalten werden . ln vielen Fällen sind die
erfolgt über die Hochvolt-Batterie und einen Gleich- elektrisch angetriebenen Aggregate in den Strom-
spannungswandler. Die Hochvoltseite bzw. Hoch- kreis der Hochvolt-Anlage mit eingebunden .
volt-Batterie ist aus Sicherheitsgründen vom 12-Volt- Die Funktion Klimaanlage kann durch ein Solarschie-
Bordnetz durch einen Spannungswandler galvanisch bedach unterstützt werden, welches im Stand eine
getrennt (Bild 1). solarstrambetriebene Lüftung ermöglicht.
Li -Ionenbatterie
345,6 Volt
Hochspannungsleitung
Steckersysteme (Bild 2). Übliche Steckersysteme • Elektrischer Schutz. Ein zweiter Stromkreis prüft,
sehen die Verwendung sowohl für den einphasi- ob der Ladestecker vollständig eingesteckt ist. Erst
gen 230-V-Anschluss als auch für den dreiphasigen dann wird die Ladespannung angelegt.
400-V-Anschluss bis 63 A Ladestrom vor. Die Ladung • Überlastungsschutz. Elektrische Widerstände in
des Fahrzeugs über den dreiphasigen Anschluss ver- den Ladesteckern kodieren den zulässigen Ein-
kürzt die Ladezeit auf ca. 10 % gegenüber der ein- satzbereichder Ladeleitung
phasigen Ladung. • Komponentenschutz. Das Fahrzeug erhält die
Information , welche Stromstärke von der Lade- ~~~
station zur Verfügung gestellt wird und für wel-
chen Maximalstrom die Ladeleitung ausgelegt ist.
Außerdem wird überprüft, ob die Verbindung und
der Schutzleiteranschluss korrekt hergestellt und
die Steckvorrichtung verriegelt sind .
Das Stecksystem ist zusätzlich mit einem Fehler-
stromschutz ausgestattet.
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Über welche Funktionen verfügt ein Voll-Hybrid?
2 Erläutern Sie die Start-Stopp-Funktion.
Bild 2: Ladeanschluss 3 Wie erfolgt der Antrieb bei einem seriellen
Hybrid-System?
Dazu beinhaltet die Ladetechnik auch die erforder- 4 Welche Antriebe sind bei einem leistungsver-
lichen Kommunikationsschnittstellen zwischen La- zweigten Hybrid-System miteinander gekoppelt?
destation und Fahrzeug über die Signalleitungen im 5 Über welche Merkmale verfügt der Lithium-
Stecker. Ionen-Akkumulator?
Das Stecksystem verfügt über verschiedene Sicher- 6 Aus welchem Grund sind Lithium-Ionen-Akku-
heitsmaßnahmen. mulatoren im Fahrzeug in einem schützenden
Gehäuse untergebracht?
• Aktivierung der Wegfahrsperre. Ein eigener
7 Erläutern Sie den Begriff .,Boost-Funktion".
Stromkreis prüft, ob der Ladestecker angesteckt
8 Was versteht man unter dem Begriff .. Piug-ln-
ist. Ein versehentliches Ausreißen der gesteckten
Hybridantriebe" ?
Ladeleitung ist ausgeschlossen .
384 1 5 Alternative Antriebsl<onzepte
CD
t~ '\. / V
E IX X
\
0
c550 A I \
~-~2 I \
_\\L '\. _/ /
131
0 Zeit--
0 Winkel - - 360°
•
Rotor mit
Permanent-
magneten Lagerschild
Beispiel. Bei einer Drehstromfrequenz von 50 Hz Die Drehzahldifferenz zwischen Drehfeld und Läufer
und drei Spulen dreht sich das Magnetfeld ebenfalls wird als Schlupf bezeichnet. Das Drehmoment der
50mal in der Sekunde (entsprechend 3000mal in der Asynchronmaschine ist von der Höhe der Statorströ-
Minute}. me und vom Schlupf abhängig.
Der Schlupf muss bei der Ansteuerung von Asyn-
chronmotoren berücksichtigt werden. Dazu muss
Arten von Drehfeldmaschinen
die Frequenz des Dreiphasenwechselstroms ent-
Es werden asynchrone und synchrone Drehfeld- sprechend berechnet werden.
maschinen unterschieden. Sie unterscheiden
sich überwiegend im Aufbau des Läufers (Rotor}. Synchrone Drehfeldmaschine
(Synchronmaschine, Synchronmotor)
Aufbau des Läufers. Bei Fahrzeugantrieben mit Syn-
Asynchrone Drehfeldmaschine
chronmaschinen werden überwiegend Läufer mit
(Asynchronmaschine, Asynchronmotor)
Permanentmagneten eingebaut. Es werden zwei
Aufbau des Läufers, Bild 1. Bei Fahrzeugantrieben Bauarten, der Innen- und der Außenläufer unter-
mit Asynchronmaschinen werden überwiegend schieden.
Kurzschlussläufer eingebaut. Er besteht aus einem
Innenläufer (Bild 2a}. Um das Magnetfeld des Läu-
Metallkäfig mit Leiterstäben und Kurzschlussringen
fers zu erzeugen sind Permanentmagneten außen
die auf der Rotorwelle aufgebracht sind.
am Läufer angebracht. Die Staturwicklungen umfas-
sen den Läufer.
Kurzschlussring
Läufer
WERKSTATTHINWEISE
Sicherheitshinweise. Die Betriebsspannung von Radio, Telefon) führen. Deshalb sind häufig zusätz-
Drehfeldmaschinen kann bis zu 500 Volt betragen. liche Entstörungsmaßnahmen, z.B. Masseleitun-
Daher sind bei Arbeiten an den elektrischen An- gen, Entstörglieder, eingebaut. Dies ist bei Instand-
triebseinheiten die Sicherheitsregeln unbedingt setzungsarbeiten zu beachten .
einzuhalten. Diese sind im Allgemeinen in der Be-
rufsgenossenschaftlichen Information (BGI) 8686
beschrieben. Hinweise zur Fehlerdiagnose. Drehfeldmaschinen
werden über das Steuergerät der Leistungselektro-
nik diagnostiziert. Es können über die Eigendiagno-
Messungen und Arbeiten an elektrischen An-
se folgende Istwerte angezeigt werden.
triebseinheiten dürfen nur bei spannungsfrei
geschaltetem Hochvoltsystem durchgeführt • Drehzahl
werden! Das Hochvoltsystem darf nur Personen • Phasenstromstärken
•
mit entsprechender Qualifikation spannungsfrei • Isolationswiderstände
geschaltet werden (siehe Seite 387). • Temperaturen der Drehfeldmaschine und der
Leistungselektronik
Gesundheitsgefahren. Drehfeldmaschinen erzeu- • Rotorlage der Drehfeldmaschine
gen elektromagnetische Felder. Diese können die • Isolationswiderstand des Hochvoltsystems
Funktion von gesundheitserhaltenden Geräten z.
B. Herzschrittmacher, Insulin- und Schmerzmittel-
pumpen stören. Deshalb ist der Aufenthalt von
Personen, die diese Geräte tragen, im Bereich
von Fahrzeugen mit elektrischen Antrieben in der
Werkstatt untersagt (Bild 1).
®
Bild 1: Verbotszeichen für Personen mit gesundheits-
erhaltenden Geräten
Qualifizierung Berechtigung
Elektrisch unterwiesene Person • Alle Servicea rbeiten die ohne Freischaltung durchführbar sind
(Stufe 1, BGI8686) • Arbeiten am spannungsfreien Hochvoltsystem
• Voraussetzung: Freischaltung und Unterweisung durch den Fach-
kundigen für Arbeiten an HV-Fahrzeugen
Fachkundige(r) für Arbeiten an HV-Fahrzeugen • Freischaltung und Inbetriebnahme von HV-eigensicheren Fahrzeu-
(Stufe 2, BGI 8686) gen
• Durchführung von Unterweisungen von elektrotechnischen Laien
zur elektrisch unterwiesenen Person
• = isolated (eng I. für isoliert); Terra (Begriff aus der Elektrotechnik .. Erdung", lat. Terra)
388 1 5 Alternative Antriebsl<onzepte
• WERKSTATTHINWEISE
Diagnose von lsolationsfehlern. Die Isolation der
Leitungen und Bauteile wird von einem Steuer-
gerät im HV-System (vorwiegend Batteriemanage-
ment) überwacht. Tritt ein Isolationsfehler auf,
Aufgrund der hohen Messspannung entsteht ein
Gefährdungspotential, welches durch die kleine
Energiemenge jedoch gering ist. Die Überprüfung
von Isolationsfehlern darf nur von Fachkundigen
erfolgt über das Kombiinstrument ein Warnhin- für Arbeiten an HV-Fahrzeugen mit freigegebenen
weis an den Fahrer und ein Eintrag in den Ereig- Messadaptern durchgeführt werden (Bild 3).
nisspeicher des Steuergeräts. Das Fahrzeug bleibt
fahrfähig .
Treten mehr als ein Isolationsfehler auf, wird das
HV-System abgeschaltet. Das Fahrzeug ist nicht
mehr fahrfähig.
Zur weiteren Eingrenzung der Fehlerursache muss
der Isolationswiderstand der Bauteile gemessen
werden. Bezüglich der Sollwerte sind die Herstel-
lervorgagen zu beachten.
Damit auch geringste Isolationsfehler festgestellt
werden können sind zur Messung des Isolationswi-
derstands spezielle Messgeräte zu verwenden. Sie
können auf eine Messspannung von bis zu 1000 V Bild 3: Messaufbau zur Prüfung des Isolations-
eingestellt werden. widerstandes
1 5 Alternative Antriebsl<onzepte 389
Isolationsprüfgerät anschließen und Messung • Sichtprüfung der Leitung und Anschlussösen auf
durchführen. Bei der Messung ist die richtige Prüf- Beschädigungen
spannung (bis zu 1000 V) am HV-Messgerät nach • Sichtprüfung der Verschraubung auf Korrosion
Herstellerangabe einzustellen.
• Überprüfung des Anzugdrehmoments
Die HV-Leitungen und HV-Bauteile wirken bei dieser
Messung wie kapazitive Widerstände. Das bedeutet, • Messung des Übergangswiderstands
dass bis zur Vollladung des Systems ein höherer
Messstrom fließt.
Zur Bestimmung des Übergangswiderstandes wird
Deshalb ist eine vom Hersteller vorgegebenen Mess- der Spannungsabfall an den Potentialausgleichslei-
zeit (meist 5 s) einzuhalten und der Messwert dann tungen und den Verschraubungen mit der Karosse-
abzulesen . rie gemessen. Dazu muss in den Leitungen ein hoher
Messergebnis bewerten. Der vom Hersteller vorge- Strom fliessen. Deshalb sind für diese Messungen
gebene Mindestwert des Isolationswiderstands (z.B. spezielle Messgeräte mit 4-Leiter Widerstandsmes-
5 MO) muss erreicht werden. sung zu verwenden .
Leistungselektronik HV-Batte ri e
Die HV-Leitungen sind durch die Signalfarbe Der Wartungsstecker (Servicestecker) ermöglicht
orange gekennzeichnet und damit eindeutig er- das gefahrlose Freischalten des HV-Systems.
kennbar.
HV-Leitungen. Sie enthalten einen metallischen Wartungsstecker. Er ist an gut zugänglicher Stelle,
Schirm um bei Isolationsfehlern das Spannungs- meist direkt an der Hochvoltbatterie, eingebaut. Er
potential abzuleiten. Die Anschlussstecker sind me- ist durch die Signalfarbe orange gekennzeichnet.
chanisch codiert (Bild 1). Damit werden Verwechs- Das Entriegeln erfolgt in zwei Stufen.
lungen beim Stecken verhindert. Zusätzlich sind Die erste Stufe trennt die Sicherheitslinie. Dadurch
die Anschlüsse der Bauteile mit Kunststoffkappen öffnen die Leistungsschütze in der Hochvoltbatterie.
gegen Berührung gesichert. Danach ist das HV-System spannungsfrei. Dadurch
wird das Entstehen von Lichtbögen beim Trennen
der HV-Leitungen oder der Batteriehälften verhin-
dert.
Nach Entriegeln der zweiten Stufe kann der War-
tungssteckerabgezogen werden . Es werden entwe-
der die HV-Leitungen oder die Batteriehälften von-
einander getrennt (Bild 3).
Zusätzlich kann im Wartungsstecker die Hauptsiche-
rung des HV-Systems eingebaut sein.
Bild 1: Anschlussstecker und Anschluss Bauteil
•
Bordspannung) an . Ein anderes Steuergerät (meist
Batteriesteuergerät) überwacht die Stromstärke auf
der Sicherheitslinie.
Wird der Strom auf der Sicherheitslinie unterbro-
chen erkennt dies das Steuergerät. Daraufhin öffnet
das Batteriesteuergerät die Leistungsschalter in der
Hochvoltbatterie und das Hochvoltsystem ist abge- Sicherheitslinie
schaltet. Bild 3: Beispiel Wartungsstecker mit Trennung der
Batteriehälften
WERKSTATTHINWEISE
Sicherheitsregeln bei Arbeiten an Hochvolt- werte bezüglich der im Hochvoltsystem anliegen-
systemen den Spannungen aus den Steuergeräten der HV-
Kennzeichnung von HV-Fahrzeugen (Bild 1). ln der Komponenten ausgelesen und bewertet werden.
Ist dies nicht möglich, müssen Spannungsmes-
Werkstatt befindliche HV-Fahrzeuge müssen durch
sungen an den Anschlüssen der folgenden Kom-
entsprechende Warnschilder gut sichtbar gekenn-
ponenten durchgeführt werden:
zeichnet sein.
• HV-Batterie
Abgrenzung des Arbeitsbereichs. Um den Zugang
Unbefugter zu erschweren, muss der Arbeitsbe- • Leistungselektronik
reich um HV-Fahrzeuge durch Absperrbänder o. ä. • Klimakompressor
von der Werkstatt abgegrenzt sein. Damit wird die Spannungsfreiheit festgestellt. Da-
bei sind die Herstellervorgaben und die Verwen-
dung von freigegebenen Messadaptern und Mess-
geräten zu beachten.
•
• Steuergerät Klimaanlage
• Batteriemanagement mit Hochvoltbatterie und
Batteriesensoren
• On-Board-Ladeeinheit
• Inverter
Brennstoff- Motor-
Antriebseinheit. Sie besteht aus einem permanent zelle generator (MG)
erregten Drehstrom-Synchron-Elektromotor und
dem Inverter.
Bild 2: Antriebssystem
•
Antriebseinheit
Wasserstofferzeugung an Bord des Fahrzeugs. Eine Außerdem verflüchtigt sich durch unvermeidbare
Alternative zur Speicherung des Wasserstoffs im Isolationsverluste ein Teil des Wasserstoffes bei der
Hochdruckbehälter stellt die Erzeugung von Wasser- Lagerung, wenn kein kontinuierlicher Verbrauch ge-
stoff an Bord des Fahrzeugs dar. sichert ist.
Dazu muss das Fahrzeug mit flüssigem Methanol Wirkungsweise. Der Wasserstoff gelangt über Filter,
(CH 3 0H) betankt werden . Das Methanol wird mit Druckminderer, Abschaltventile und Mengenteiler zu
salzfreiem Wasser vermischt, bei 250 oc verdampft den Einblasventilen der einzelnen Zylinder. Die Ver-
und in einem Reformer mit katalytischem Brenner in brennung erfolgt grundsätzlich mit Luftüberschuss.
Wasserstoff und C02 umgewandelt. Das gereinigte Die zusätzliche Luft im Brennraum nimmt Wärme
Wasserstoffgas wird dann der Brennstoffzelle zuge- auf und senkt damit die Flammentemperatur unter
führt. die kritische Grenze, oberhalb derer sich das Ge-
Bei der Gasreinigung entstehen geringe Mengen misch selbst entzünden kann. Die niedrige Verbren-
C0 2 , die an die Umwelt abgegeben werden. Bild 1 nungstemperatur verhindert zudem die Entstehung
zeigt den Verlauf der chemischen Reaktion im Me- von Stickstoffoxiden (NOx). Der Wasserstoffmotor
thanal-Reformer und in der Brennstoffzelle. arbeitet nahezu emissionsfrei.
Die Stromversorgung des Bordnetzes kann bei die-
sen Fahrzeugen mit Hilfe einer Brennstoffzelle erfol-
Methanol-Wasser-Tank Methanoi-Refonner gen.
1. Vermischung von Methanol und Wasser
2. Verdampfung
3. Umwandlung in Wasserstoff und
Kohlendioxid
Methanol +Wasser = Wasser- + Kohlen-
stoff dioxid
CH 30H + H20 ++ 3H 2 + co,
Brennstoffzelle
15.8 Verbrennungsmotoren mit
Pflanzenölbetrieb
PflanzenöL Die Verwendung von Pflanzenöl, z.B.
Rapsöl, ist in Fahrzeugen mit Dieselmotoren grund-
sätzlich möglich. Der ausschließliche Einsatz von
Pflanzenöl erfordert jedoch aufwendige Umbau-
maßnahmen am Motor, da der Kraftstoff eine ge-
ringere Cetanzahl als Dieselkraftstoff aufweist und
zähflüssiger ist. Zusätzlich zum Einbau einer Kraft-
stoffvorwärmung und einem elektrisch beheizten -
Umwelt
Zusatzfilter müssen je nach Motortyp auch Bauteile ...
der Einspritzanlage verändert w erden.
co.
Nachteile bei der Verwendung von Pflanzenöl:
Bild 1: Chemische Reaktion im Methanol-Reformer und • Erhöhung der Abgaswerte durch die schlechtere
in der Brennstoffzelle Zerstäubung des eingespritzten Kraftstoffs
• erschwerte Lagerhaltung durch Verunreinigungen
sowie Pilz- und Bakterienbefall
• Geruchsbelästigung durch Abgase
1 5. 7 Verbrennungsmotoren mit
Wasserstoffbetrieb Biodiesel (RME). Durch die Umesterung von Rapsöl
Aufbau. Der Betrieb von Ottomotoren mit W asser- mit Hilfe von M eth anol entsteht Rapsö l-Methyl-Ester
stoff ist grundsätzlich möglich. Dazu wird ein spezi- (RME). Dieser als Biodiesel bezeichnete Kraftstoff
elles Gemischbildungssystem verwendet, welches verfügt bezüglich der Cetanzahl über ähnliche Eigen-
die Wasserstoffzumessung und den Ladungswech- schaften wie herkömmlicher Dieselkraftstoff und ist
sel aufeinander abstimmt. ebenso dünnflüssig. Biodiesel verhält sich aggressiv
Wasserstoff hat einen geringeren volumenspezi- gegenüber Kunststoffen in Dichtungen, Leitungen
fischen Heizwert als Benzin. Um möglichst viel und Einspritzpumpen . Er darf daher nur für vom
Wasserstoff im Fahrzeug mitführen zu können wird Hersteller für Biodiesel freigeg ebene Motoren ver-
Wasserstoff verflüssigt und bei ca. 250 oc in einem w endet w erden.
isolierten Kraftstoffvorratsbehälter gespeichert. Die Der in Deutschland verwendete Biodiesel wird zu ca.
Verflüssigung des Wasserstoffs ist mit hohem Auf- 80 % aus Rapsöl und zu 20 % aus Sojaöl (Sojame-
wand verbunden und benötigt sehr viel Energie. thylester) hergestellt.
396
16 Antriebsstrang
Gelenkwelle
16.1.1 Hinterradantrieb
Merkmale
Bild 2: Antriebsstrang eines Allradantriebes
• Die Übertragung der Seitenführungskräfte an der
Vorderachse ist verringert, da auch die Antriebs- Reibungsverluste im Antriebsstrang
kräfte an den Rädern dieser Achse angreifen. Durch Reibung in den Zahnrädern und Lagern der
• Beim Beschleunigen vermindert sich die Seiten- Getriebe und Wellen kommt es zu Leistungsver-
führungskraft und die Traktion an den Antriebsrä- lusten. Tabelle 1 zeigt die verbauten Komponenten
dern, da dabei die Räder der Vorderachse entlastet und ungefähren Reibungsverluste der verschiede-
werden. nen Antriebsarten am Beispiel von Fahrzeugen mit
• Unterschiedlich auftretende Kräfte an den Rädern Frontmotor und manuellem Wechselgetriebe.
beeinflussen das Lenkverhalten .
16.1 3 Allradantrieb
Antriebsarten
Beim Allradantrieb wird die Antriebsleistung von
Komponenten Vorder- Hinter- Allrad
allen 4 Rädern auf die Straße übertragen.
Kupplung X X X
Die Kupplung ist im Antriebsstrang eines Kraft- Reibungskupplungen übertragen das Motordreh-
fahrzeuges als lösbares Bindeglied zwischen Mo- moment kraftschlüssig durch Reibungskräfte
tor und Wechselgetriebe angeordnet. vom Motor auf die Antriebswelle des Wechsel-
getriebes.
Aufgaben
• Motordrehmoment auf das Wechselgetriebe Das übertragbare Kupplungsdrehmoment ist abhän-
übertragen. Über den gesamten nutzbaren Dreh- gig von den Anpresskräften. Die Anpresskraft kann
zahlbereichdes Motors muss dem Wechselgetrie- erzeugt werden durch 00.
be für alle Fahrsituationen das erforderliche Dreh- • 000 eine Membranfeder (Tellerfeder)
moment zugeleitet werden.
• 000 hydraulisch betätigte Kolben
• Weiches und ruckfreies Anfahren ermöglichen. • 00 . mehrere Fliehgewichte.
Beim Anfahren wird eine Drehzahlangleichung
zwischen drehendem Schwungrad und stillste-
hender Getriebeantriebswelle durch Gleitreibung Einscheiben-Membranfederkupplung
(Schlupf) durchgeführt. Sie werden sowohl in Personen- als auch in Nutz-
kraftwagen eingebaut. Sie besteht aus folgenden
• Schnelles und störungsfreies Schalten ermöglichen. Hauptteilen (Bild 1):
Um den Gleichlauf der zu schaltenden Getriebeteile • Kupplungsdeckel (Gehäuse) mit Druckplatte,
herzustellen, muss der Kraftschluss zwischen Motor Membranfeder, Distanzbolzen, Kippringen und,
und Schaltgetriebe unterbrochen werden.
Tangentialblattfedern.
• Drehschwingungen dämpfen. Durch die wech- Die Druckplatte ist über Tangentialblattfedern mit
selnde Folge kraftabgebender- und nicht kraft- dem Kupplungsdeckel verbunden. Die Membran-
abgebender Takte des Motors, sowie durch den feder stützt sich auf 2 Kippringen ab, die von meh-
unterschiedlichen Verbrennungsdruck entste- reren Distanzbolzen gehalten werden. Sie wirkt
hen an der Kurbelwelle Drehschwingungen. Die wie ein zweiseitiger Hebel m it den Kippringen als
Dämpfungseinrichtung in der Kupplungsscheibe Auflager.
verringert diese Schwingungen um Geräusche • Kupplungsscheibe mit Kupplungsbelägen (2 Reib-
und Verschleiß zu verhindern. belagringen). Belagträger und Nabe.
• Motor und Kraftübertragungsteile vor Überlas- • Ein- oder Ausrücker mit Lager.
tung schützen. Die Übertragung zu hoher Dreh-
momente, die z.B. beim Blockieren des Motors
•
Schwungrad
entstehen, w ird durch Schlupf verhindert.
Ku pplungsdeckel
Im Kraftfahrzeug werden folgende Kupplungen als
Anfahr- und Trennkupplungen verwendet:
Reibungskupplungen
• Trockenkupplung mit Membranfeder,
z.B. in Einscheibenkupplungen,
Zweischeibenkupplungen,
Doppelkupplungen
• Fliehkraftkupplung, Nabe
z.B. für Mofas und Motorräder.
Bild 1: Einscheiben-Membranfederkupplung
16 Antriebsstrang 399
Wirkungsweise
gedrückte Ausrückung gezogene Ausrückung
Eingekuppelter Zustand
Die gespannte Membranfeder bewirkt, dass die Be-
läge der Kupplungsscheibe durch die Druckplatte
gegen die Auflagefläche (Reibfläche) des Schwung-
rades gedrückt werden (Bild 1).
Dabei entstehen Reibkräfte FR zwischen der Druck-
platte, den Reibbelägen und dem Schwungrad . Reib-
kraft und Hebelarm rm bewirken ein Drehmoment MK
das über die Kupp lungsscheibe an das Wechselge-
triebe weitergeleitet wird. Die Kupplungsscheibe ist
drehfest mit der Getriebeantriebswelle verbunden.
Das übertragbare Drehmoment ist abhängig von
• der Anpresskraft der Membranfeder
• der Reibungszahl der Reibpaarung
Bild 2: Gedrückte und gezogene Ausrückung
• dem mittlerem Durchmesser der Kupplungsscheibe
• der Anzahl der Reibbeläge. Anpresskraft. Sie steigt bei Belagverschleiß zu-
nächst auf ein Maximum an und fällt dann kontinu-
ierlich ab (Bild 2, Seite 400). Ab der Verscheißgrenze
ist der Abfall stark und die Kupplung kann rutschen .
Ausrückkraft. Der Kraftbedarf zum Ausrücken der
Kupplung steigt zunächst linear an . Nach dem "Kip-
pen " der Membranfeder wird die Ausrückkraft gerin-
ger.
Merkmale der Membranfederkupplung
• Einfacher Aufbau
• Anpresskraft fast unabhängig vom Belagver-
schleiß.
Lagerung der
Membranfeder Tellerfeder
Nabe
Verstellring Reibring
Druckfeder
Nachstellkeil
Membranfeder
Bild 1: SAC-Membranfederkupplung
Kuppl
Im Diagramm (Bild 2) sind die Anpress- und Aus-
rückkräfte von Membranfeder- und SAC-Kupplun-
gen über dem Belagverschleiß dargestellt. Nabe Reibring Segment-
niet
• Mitnehmerscheibe Anschlagbolzen
Sintermetall-Reibbeläge (Bild 1). Sie bestehen aus Reibeinrichtung. Sie ist im Nabenteil untergebracht
verschiedenen Metallen (Kupfer, Eisen) oder Metall- und besteht aus Reibringen und Tellerfeder. Die
Legierungen (Bronze, Messing). Als Zuschlagstoffe Reibeinrichtung dämpft bei Verdrehung die auftre-
werden harte Reibkomponenten (z.B. Metall-Oxide) tenden Drehschwingungen durch Reibung. Die für
und Grafit eingesetzt. die Reibung notwendige axiale Anpresskraft wird
Eigenschaften: Hervorragende Temperaturbestän- durch die Tellerfeder erreicht.
digkeit, gute Notlaufeigenschaften und große Ver- Belagfederung
schleißfestigkeit, kaum Schlupf möglich.
Anwendung: Bei Kettenfahrzeugen und Wettbe- Sie ermöglicht ein weiches und ruckfreies Anfah-
werbsfahrzeugen im Motorsport. ren.
Torsionsdämpfer
Getri ebe-
antriebswelle
Sie sollen die vom Motor kommenden Dreh-
schwingungen dämpfen.
Ausrücklager Ausrückgabel
Dadurch sollen Getriebegeräusche z.B . ., Getriebe-
rasseln" und Verschleiß an den Zahnrädern v ermie- Bild 2: Zentral geführter mechanischer Ausrücker
den werden. Torsionsdämpfer bestehen aus
Kupplungsbetätigung
• Dämpferfedern
Sie hat die Aufgabe, die vom Fahrer aufgebrachte
• Reibeinrichtung. Pedalkraft zu verstärken und auf den Ausrücker zu
übertragen. Kupplungen können mechanisch oder
Aufbau (Bild 3, Seite 400). Die Nabe ist gegenüber
hydraulisch betätigt werden.
der Mitnehmerscheibe drehbar gelagert. Sie stützt
sich mit mehreren Dämpferfedern über den Naben- Mechanische Kupplungsbetätigung. Die Fußkraft
flansch an der Mitnehmerscheibe ab. Unter Last ist wird über Kupplungspedal, Seilzug bzw. Gestänge
eine begrenzte Verdrehung zwischen Nabe und be- und Ausrückhebel auf den Ausrücker übertragen
lagtragendem Scheibenteil möglich. Das von den (Bild 1, Seite 402).
Dämpferfedern übertragbare Drehmoment muss Die Hebelübersetzungen im Kupplungspedal und
größer sein als das maximale Motordrehmoment, der Ausrückhebel sind so ausgelegt, dass die zum
damit ein Anschlagen des Nabenflansches an die Auskuppeln notwendige Fußkraft nicht zu groß und
Anschlagbolzen verhindert wird. der Pedalweg nicht zu lang wird.
402 16 Antriebsstrang
Mechanische Kupplungsbetätigung ohne ständig mit einer Vorlast von ca. 100 N auf die Mem-
Selbstnachstellung (Bild 1) branfeder und läuft ständig mit.
Bei dieser Kupplung sbetätigung ist zwischen Aus- Die Seilzug-Nachstelleinrichtung kann im Kupp-
rücker und Membranfederzungen ein Spiel von lungszug zwischen Pedal und Ausrücker oder direkt
1 mm .. . 3 mm und am Kupplungspedal ein Spiel am Kupplungspedal angeordnet sein.
von 10 mm ... 30 mm vorhanden. Nutzt sich der Be- Hydraulische Kupplungsbetätigung
lag ab, so verschiebt sich die Druckplatte in Richtung
Schwungrad. Die Membranfedernzungen der als Sie leitet die Pedalkraft über Geberzylinder und
zweiseitiger Hebel wirkenden Membranfeder wan- Nehmerzylinder hydraulisch an den Ausrückhe-
dern nach außen in Richtung Ausrücker. Dadurch bel weiter und verstärkt sie.
wird das Spiel am Ausrücker und am Kupplungspe-
dal kleiner. Der hydraulische Teil (Bild 2) besteht aus:
Das Spiel muss rechtzeitig nachgestellt werden, da • Geberzylinder • Sch lauchleitung
es mit zunehmender Belagabnutzung vollständig • Hydraulikflüssigkeit • Rohrleitung
verschwindet und die Membranfederzungen auf den • Nehmerzylinder
Ausrücker auflaufen würden.
Spiel
Spiel 10 ... 30 mm
1 ... 3mm
---T-Getri ebe·
antriebs·
welle
0
Membran·
I eder
•
kraft der M embra nfeder
• Überhitzung der Kupplungsbeläge
• Ausglühen der Membranfeder Getriebe·
antriebsweile
• Einlaufen der Membranfederspitzen
• Punktuelle Überhitzung der Reibfläche am Schwung-
rad.
Die Einstellung des Spiels erfolgt entweder am Au s-
rückhebel oder am KupplungspedaL Durch Verdre-
hen einer Einstellm utter wird d ie wi rksame Seillän-
ge v ergrößert. Der A usrücker bew egt sich von der
Membranfeder weg. Bild 2: Hydraulische Kupplungsbetätigung
Wirkungsweise
Mechanische Kupplungsbetätigung mit selbst-
Auskuppeln . Die Fußkraft wird über Kupplungspedal
t ätiger Seilzugnachstellung
und Gestänge auf den Kolben des Geberzy linders
Der Belagverschleiß wird durch eine Nachstell- übertrage n. Der im Druckra um des Geberzylinders
ei nrichtung im Kupplungszug ausgeg lichen. erzeugte Flüssigkeitsdruck pflanzt sich in der Rohr-
leitung und im Verbind ungsschlauch fort. Er bew irkt
Die Seilzugnachstellung stellt das Kupplungsspiel am Kolben des Nehmerzylinders eine Kraft, die über
zwischen Ausrücker und Membranfederzungen einen Stößel und einen Hebel den Ausrücker betätigt
selbsttätig auf Null. Das Ausrücklager drückt dabei und die Kupplung auskuppelt.
16 Antriebsstrang 403
Verbindungsschlauch Sekundär·
zum Hauptzyl inder manschelte Entlüftungsleitu ng
Druckleitung
Bild 1: Geberzylinder
Nehmerzylinder (Bild 2)
Er besteht aus
• Gehäuse
• Entlüftungsventil
• Kolben mit Manschette Dichtmanschette
• Druckstange Faltenbalg
Führungs-
Durch den Flüssigkeitsdruck wirkt auf den Kolben hülse Ausrücklager Druckring Druckkolben
eine Kraft. Die Druckstange fährt aus und betätigt
den AusrückhebeL Bild 3: Zentral geführter hydraulischer Ausrücker
404 1 6 Antriebsstrang
WERKSTATTHINWEISE
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Welche 5 Aufgaben muss die Kupplung im Kraft- 7 Erklären Sie die Wirkungsweise einer Membran-
fahrzeug erfüllen? federkupplung .
2 Aus welchen 3 Hauptteilen besteht eine Ein- 8 Was versteht man unter dem Lüftspiel?
scheiben-Reibungskupplung? 9 Welchen Vorteil hat die SAC-Kupplung?
3 Erklären Sie den Aufbau einer Kupplungsscheibe. 10 Wie ist die hydraulische Kupplungsbetätigung
4 Welche Aufgabe haben Ausrücker? aufgebaut?
5 Erklären Sie den Aufbau eines zentral geführten 11 Welche Vorteile besitzt die hydraulische Kupp-
hydraulischen Ausrückers. lungsbetätigung?
6 Von welchen vier Größen ist das übertragbare Dreh- 12 Welche Funktionsprüfungen werden bei Pkw-
moment einer Membranfederkupplung abhängig? Reibungskupplungen durchgeführt?
16 Antriebsstrang 405
Bild 1: 2-Scheiben-Membranfederkupplung
Wirkungsweise
Kupplung eingekuppelt (Bild 1). Die Anpresskraft der
II
gespannten Membranfeder presst die Reibflächen
von Druckplatte, getriebeseitiger Kupplungsscheibe,
Treibscheibe, motorseitiger Kupplungsscheibe und
Schwungrad aufeinander. Die Gesamtreibkraft be-
wirkt die Übertragung des Drehmoments.
Kraftfluss. Das Motordrehmoment wird über
Schwungrad, Kupplungsdeckel, Druckplatte und Innenl amell e n Nabe Getriebeantriebswell e
Treibscheibe zu den Reibbelägen der beiden Kupp-
lungsscheiben und über deren Naben zur gemeinsa-
men Getriebeantriebswelle geführt. Bild 2: Lamellenkupplungen
Lastwechsel. Um störende Einflüsse beim Lastwech- bracht sind . Die Naben der Kupplungsscheiben von
sel zu vermeiden, kann beim schnellen Betätigen des K1 und K2 sind mit je einer Getriebeantriebswellen
Fahrpedals die Kupplung kurzzeitig geöffnet werden . AW1 (Vollwelle) und AW2 (Hohlwelle) verbunden.
Durch diesen geregelten Schlupf beschleunigt das Auf der AW 1 sitzen z.B. die Festräder der Gänge 1,
Fahrzeug ruckfrei . 3, 5 und eventuell 7, auf der AW 2 die Festräder der
Zurückschalten auf glatter Fahrbahn. Neigen die Gänge 2, 4, 6 und der Rückwärtsgang. K1 und K2
Räder auf glatter Fahrbah zum Blockieren, öffnet die können als Trockenkupplung oder als Nasskupplung
Kupplung , damit das Fahrzeug nicht zum Ausbre- ausgeführt sein .
chen neigt. Wirkungsweise. Je nach Fahrsituation wird durch
Merkmale die im Steuergerät hinterlegte Getriebesoftware be-
stimmt ...
• Kein Kupplungspedal notwendig.
• ... welche Kupplung geöffnet und welche Kupp-
• Kein Abwürgen des Motors beim Anfahren und
lung geschlossen ist.
Bremsen .
• ... mit welcher Kupplung und in welchem Gang
• Günstiges Verschleißverhalten für Kupplungsbe-
das Fahrzeug gefahren wird .
lag und Ausrücklager.
• ... welcher Gang vo reingelegt wird.
• Drehschwingungen des Motors werden durch
Schlupf in der Kupplung gedämpft. Der Gang- und Kupplungswechsel kann automatisch
oder per Fahrerwunsch erfolgen.
• Keine störenden Lastwechsei-Reaktionen.
Abkürzungen für elektronische Kupplungssysteme: Motorstart und Leerlauf. Beide Kupplungen sind ge-
öffnet. Kein Gang ist eingelegt.
EKS Elektronisches Kupplungs-System
Anfahren. DurchAnwählen der Fahrstufe D oder im
EKM Elektronisches Kupplungs-Management
Schaltmodus durch Drücken der Schaltwippe am
AKS Automatisches Kupplungs-System Lenkrad wird der 1. und der 2. Gang eingelegt. Beim
Betätigen des Fahrpedals wird die Kupplung K1 für
den 1. Gang geschlossen . Der Kraftfluss zwischen
Motor und Getriebe wird hergestellt. Das Fahrzeug
16.4 Automatische Kupplungssys- fährt an. Die Kupplung für den gefahrenen Gang ist
teme mit Doppelkupplungen geschlossen (eingekuppelt), die für den vorgewähl-
ten 2. Gang ist offen (ausgekuppelt) .
Sie werden bei automatisierten Schaltgetrieben, Hochschalten. Soll vom 1. in den 2. Gang gewechselt
z.B. beim Direktschaltgetriebe (DSG) eingesetzt werden , so wird die für den 1. Gang zuständige Kupp-
und schalten ohne Zugkraftunterbrechung . lung K1 (abschaltende Kupplung) ausgekuppelt.
Gleichzeitig wird die für den vorgewählten 2. Gang
zuständige Kupplung K2 (zuschaltende Kupplung)
eingekuppelt (Bild 2). Während des Überschneidens
K1
der beiden Kupplungen wird das Drehmoment des •
Motors reduziert, um den Schaltvorgang komfortab- ....
ler und schonender zu durchzuführen.
I I I
t
c
c
Q)
E
0
~
Cl
abschaltend; " -
Kupplung
zusc~alten~e
Kupplung - -
........
"""
r"'
X " --
......... ......_
K2
::l K1
0.
c.
::l
I I
Zei t - -
"" Überschn eidung I
Mom entübernahm e
Das heißt beide Kupplungen haben Kraftfschluss. Wirkungsweise. Soll eine Kupplung schließen wird
Der gesamte Schaltvorgang dauert 0,1 Sekunden bis das Hydrauliköl unter Druck von der hydraulischen
0,4 Sekunden . Nach dem der 2. Gang eingekuppelt Steuerung zu einem der Druckräume geleitet. Der Be-
ist, wird bei offener Kupplung K1 der 3. Gang vor- tätigungskolben drückt die Innen- und Außenlamel-
eingelegt. len zusammen . Der Kraftschluss wird hergestellt und
Zurückschalten. Soll z.B. vom 3. in den 2.Gang zu- Drehmoment übertragen. Bild 1 zeigt den Kraftfluss
rückgeschaltet werden, so w ird der nächst niedere bei geschlossener Außenkupplung K1, Bild 2 zeigt
Gang voreingelegt Die für den 3. Gang zuständige den Kraftfluss bei geschlossener Innenkupplung K2.
Kupplung K1 (abschaltende Kupplung) wird ausge-
kuppelt. Gleichzeitig wird die für den vorgewähl-
ten 2. Gang zuständige Kupplung K2 (zuschaltende
Kupplung) eingekuppelt
Abstellen . Wird der Motor ausgeschaltet öffnen bei-
de Kupplungen und das Getriebe ist im Leerlauf.
Das Fahrzeug kann im Stand nicht über das Getriebe
gehalten werden. Eine mechanische Parksperre ist
notwendig.
Segeln. Im Schiebebetrieb rollt das Fahrzeug ohne
Motorunterstützung. Beide Kupplungen sind geöff-
net. Entsprechend der Fahrgeschwindigkeit sind 2
entsprechende Gänge voreingelegt.
WählhebeL Über ihn können vom Fahrer 3 Stufen
gewählt werden : Bild 1: Kraftfluss bei betätigter Außenkupplung
•
• 2 Nehmerzylinder
Wirkungsweise
Kupplung K1 (Bild 1, links, blau unterlegt)
Diese Kupplung hat eine Tellerfeder mit zweisei-
tigem Hebel. Beim Betätigen des langen Einrück-
hebels wird die rechte Druckplatte gegen die Treib-
scheibe gedrückt K1 ist geschlossen. Der Kraftfluss
wird auf die Innenw elle weitergegeben. Doppelkupplung
WERKSTATTHINWEISE
•
1/min bis 1.500 1/min halten. Anschließend voll
beschl eunigen (ACHTUNG: kein Kickdown).
Drehzahlmesser beobachten.
Tritt eine Drehzahlschwankung beim Beschleu-
nigen von bis zu 200 1/min auf, rutscht die Kupp-
lung durch und die Verschleißgrenze der Dop- Bild 2: Verspannring
pelkupplung ist erreicht. Montage
Bei gleichmäßigem Drehzahlanstieg ist die Motor und Getriebe sind von Hand zusammenzu-
Kupplung in Ordnung. fügen, so dass sich die Flansche vollflächig berüh -
• Die Prüfung ist im 7. Gang zu wiederholen. ren. Erst dann darf v erschraubt werden.
Kalibrierung
Demontage Nach der Montage ist mit dem Diagnosesystem
Die Doppelkupplung darf nur als komplette Einheit eine Grundeinstellung vorzunehmen, damit die
getauscht und nicht zerlegt werden. Lage der Einrückhebel und -Iager bestimmt wird.
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Welche Merkmale besitzen automatische Kupp- 4 Erklären Sie den Vorteil einer elektromechani-
lungssysteme? schen Kupplungsbetätigung.
2 Erklären Sie den Aufbau und die Funktionsweise 5 Welche Merkmale hat die nasse Doppelkupplung?
einer Doppelkupplung? 6 Erläutern Sie die Arbeitsschritte zur Prüfung der
3 Erklären Sie die Überschneidungssteuerung? Doppelkupplung.
1 6 Antriebsstran 411
t Getriebeausgangskennlinien (Bild 3)
Durch verschiedene Übersetzungen lassen sich un-
terschiedliche Ausgangsdrehmomente und Aus-
gangsdrehzahlen erzielen. Daraus werden die Ge-
triebeausgangskennlinien erstellt.
Die Kurvenpunkte werden aus den Werten der Dreh-
momentkennlinie des Motors und den Überset-
Drehmom ent 100
zungen der Getriebegänge berechnet.
OL--L--L--L---'L---'--'
1000 2000 min- 1 4000 5000
Motordrehzahl n M ---
t 1000
Bild 1: Leistungs- und Drehmomentkennlinie eines ~ Nm
Verbrennungsmotors cQ)
800
Damit die vom Motor im leistungsfähigen Dreh- E
0
zahlbereich abgegebenen Drehmomente und Dreh- E 600
..c
zahlen für den Fahrbetrieb eines Kraftfahrzeugs ge- ~
"0
cn 400
nutzt werden können, werden sie gewandelt. Ol
c
Durch die versch iedenen Übersetzungsstufen im "'cn
Ol 200
:J
Getriebe werden über ein zwischengeschaltetes "'
Q)
.c
Achsgetriebe an den Antriebsrädern die gewünsch-
·~
ten Antriebsdrehzahlen und Drehmomente erreicht. 1i)
t? Getriebeausgangsdrehzahl n G - - -
Drehmoment- Drehzahlwandlung
Sie wird bei Wechselgetrieben mith ilfe von Zahnrä- Bild 3: Getriebeausgangskennlinien
dern (Bild 2) bewirkt.
Drehmomenthyperbel (Bild 3). Die für die Fortbe-
Bei einer Zahnradpaarung wirkt am größeren Zahn- wegung eines Fahrzeugs notwendigen Getriebeaus-
rad (größerer Hebelarm, mehr Zähne) immer das gangsdrehmomente werden über den Getriebeaus-
g rößere Drehmoment und die kleinere Drehzahl. gangsdrehzahlen aufgetragen.
412 1 6 Antriebsstrang
Soll ein Fahrzeug z.B. aus dem Stand beschleunigt 16.6.1 Schaltmuffengetriebe
werden, ist ein hohes Antriebsdrehmoment erfor-
derlich. Dies ist z.B. durch die Übersetzung des 1.
Der Kraftfluss zwischen Schaltrad (Losrad) und
Ganges mög lich.
Getriebewelle wird über eine Schaltmuffe herge-
Um beim Gangwechsel einen möglichst geringen
stellt, die z.B. über einen Synchronkörper dreh-
Drehmomentverlust zu haben, sollen sich die Getrie-
fest mit der Getriebewelle verbunden ist (Bild 2).
beausgangskennlinien der Drehmomenthyperbel
annähern. Dies ist ein Merkmal für die Güte der Ab-
Alle Zahnradpaarungen für die Vorwärtsgänge sind
stufung eines Getriebes.
schrägverzahnt und ständig miteinander im Eingriff.
ZugkrafthyperbeL Werden anstelle der Ausgangs- Dies ist nur möglich, wenn bei jeder nicht geschal-
drehmomente die Zugkräfte über der Fahrgeschwin- teten Zahnradpaarung ein Zahnrad als Losrad frei
digkeit aufgetragen, so erhält man als Fahrschaubild auf der Welle drehbar ist.
des Fahrzeugs eine ZugkrafthyperbeL
Schaltvorgang. Eine Schaltmuffe wird so verscho-
Leerlaufstellung ben, dass das entsprechende Schaltrad (Losrad)
Sie bewirkt die Unterbrechung des Kraftflusses. drehfest mit der Welle verbunden wird. Dabei
Umkehr des Drehsinns werden die Innenklauen der Schaltmuffe über die
Schaltverzahnung des Schaltrades geschoben.
Die Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung StVZO
schreibt für Kraftfahrzeuge mit mehr als 400 kg zu- Ungleichachsige Schaltmuffengetriebe
lässigem Gesamtgewicht eine Einrichtung für die
Umkehr des Drehsinns zum Rückwärtsfahren vor. Bei ungleichachsigen Getrieben werden die Über-
Diese Drehrichtungsumkehr wird durch ein Zwi- setzungen über je eine Zahnradpaarung erreicht.
schenrad bewirkt (Bild 2, Seite 411). Es hat keinen
Einfluss auf das Übersetzungsverhältnis. Sie werden z.B. in Fahrzeugen mit quer zur Fahrtrich-
tung eingebautem Motor verwendet.
Antriebswelle und Abtriebswelle liegen auf verschie-
16.6 Handgeschaltete denen (ungleichen) Ebenen (Bild 2) Die Abtriebswel-
Wechselgetriebe le wird auch als Hauptwelle bezeichnet.
Man unterscheidet nach ... z, z 3 z5 S2 z7 z 9 Zn
.. . dem Kraftfluss-Verlauf im Getriebe (Bild 1):
• Gleichachsige Schaltgetriebe
• Ungleichachsige Schaltgetriebe
... der Einbaulage im Fahrzeug:
• Längsgetriebe (= gleichachsig I
• Quergetriebe (= ungleichachsig)
ungleichachsiges Getriebe
z.B. 3 . Gang geschaltet Bild 2: Ungleichachsiges 5-Ganggetriebe
Achsgetriebe· 51 52 53 Hauptwelle
Stirnrad
Ab-
trieb
Abtriebs-
Za b2
welle Ab1
Antriebs-
w elle An
1. Gang l -----
52---
U.. 1- - - - - -
-r
•
Abtriebs-
- - 52
~--r-llll
w elle Ab2
2. Gang
51---
3. Gang ~r-----------
--51
Achs- 4. Gang ---ll:lJI-------------------•-
getriebe-
Stirnrad 53---
5. Gang -,- ----------- -ß:IJ- -1~--
An ~~~~~--~~---P~}-,
Zg
1
R-Gang - - , ~
5.+6. Gang
R-Gang
Bild 2: Gleichachsiges 5-Ganggetriebe
Bild 1: 6-Ganggetriebe für Quereinbau Die Übersetzungen iG der einzelnen Gänge wer-
den, außer im direkten Gang, jeweils über zwei
Kraftfluss: Zahnradpaarungen erreicht. Dabei ist immer die
1. Gang: An --7 z1 --7 z2 S 1 --7 Ab1
--7 --7 Zab1 Zahnradpaarung z1/z2 wirksam .
2. Gang: An --7 z3 --7 z4 S 1 --7 Ab1
--7 --7 Zab1
3. Gang: An --7 z5 --7 z6 --7 S2 --7 Ab1 --7 Zab1 Direkter Gang (4.Gang): Die Schaltmuffe S1 wird
4. Gang: An --7 z7 --7 z8 --7 S2 --7 Ab1 --7 Zab1 nach links verschoben und die Antriebswelle dreh-
5. Gang: An --7 z9 --7 Z 10 --7 S3 --7 Ab2 --7 Zab2 fest mit der Antriebswelle verbunden. Hier erfolgt
6. Gang: An --7 z7 --7 z12 --7 S3 --7 Ab2 --7 Zab2 keine Drehmoment- und Drehzahländerung.
414 1 6 Antriebsstrang
•
Synchronring und Schaltrad wird das Schaltrad be-
schleunigt bzw. abgebremst und so der Gleichlauf
Schaltkl aue Haltefeder Reibfl äche zwischen Schaltrad, Schaltmuffe und Welle herge-
stellt.
Bild 1: Einfache Sperrsynchronisiereinrichtung mit
Innensynchronisation (System Borg-Warner) Sy nch ro nring Schal trad
klauen zurückdrehen. Damit ist die Schaltmuffe nicht Wirkungsweise. Beim Synchronisieren w ird durch
mehr gesperrt und kann über die Schaltverzahnung die Schaltmuffe der äußere Synchronring auf den
des Schaltrades geschoben werden. Zwischenring und dieser auf den inneren Synchron-
Die Verbindung zwischen Getriebewelle und Schal- ring geschoben .
trad ist hergestellt. Durch die Reibung werden der äußere und der in-
nere Synchronring so weit verdreht, dass die Sperr-
Synchron- Schalt- Schalt- zähne des äußeren Synchronrings das weitere Ver-
körper verzahnung rad
schieben der Schaltmuffe so lange verhindern bis
Gleichlauf erreicht ist.
•
Schaltrad.
Vorteile der Mehrfach-Synchronisation Sperrvorgang: Bei unterschiedlicher Drehzahl wird
• Bei gleicher Schaltkraft größere Reibkraft. der Synchronring so weit verdreht, dass die Nasen
• Schnelleres und leichteres Schalten. ein Weiterschalten der Schaltmuffe verhindern. Ist
Gleichlauf erreicht, wirkt kein Reibmoment mehr
• Geringerer Verschleiß der Reibkonen, da die Flä-
und die Nasen können in die Nuten der Schaltver-
chenpressung an den Reibflächen geringer ist.
zahnung gedrückt werden . Somit kann die Schalt-
muffe auf die Schaltverzahnung geschoben werden .
Synchronisiereinrichtung mit doppelter lnfolge des größeren Reibhalbmessers ist ein leich-
Synchronisation teres und schnelleres Schalten möglich .
Aufbau (Bild 2)
• Innerer Synchronring • Schaltmuffe Innenfede r Synchronring Sy nchronring
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Warum ist in einem Fahrzeug mit Verbrennungs- 11 Über wie viele Zahnradpaarungen verläuft der
motor ein Wechselgetriebe notwendig? Kraftfluss in einem gleichachsigen, über wie viele
in einem ungleichachsigen Wechselgetriebe?
2 Welche Aufgaben hat das Wechselgetriebe im
Kraftfahrzeug? 12 Welche Aufgaben haben Synchronisiereinrich-
3 Was versteht man unter dem elastischen Bereich tungen in Schaltmuffengetrieben?
eines Verbrennungsmotors? 13 Nennen Sie die Bauteile der einfachen Konus-
4 Erklären Sie den Begriff Übersetzungsverhältnis Synchronisierung.
am Beispiel einer einfachen Zahnradpaarung.
14 Erklären Sie die Synchronisiervorgänge und
5 Wie wirkt sich eine Übersetzung i> 1 auf die Sperrvorgänge bei der einfachen Konus-Synchro-
Drehmomentwandlung und Drehzahlwandlung nisierung.
in einem Getriebe aus?
15 Welche Vorteile hat die Mehrfach-Synchronisie-
6 Wie unterscheiden sich gleichachsige und un- rung gegenüber der Einfach-Synchronisierung?
gleichachsige Getriebe?
16 Erklären Sie den Aufbau einer Synchronisier-
7 Ein Schaltgetriebe hat im 1. Gang eine Überset- einrichtung mit doppelter Synchronisierung?
= =
zung von i 3,5 und im 5. Gang eine von i 0,73.
Wie werden durch diese Übersetzungen ein Mo- 17 ln welchen Gängen werden die Einfach-, die Dop-
tordrehmoment von 100 Nm und eine Motor- pelte-, und die 3-Konen-Synchronisation verwen-
drehzahl von 1000 1/min gewandelt? det?
8 Nach welchen Gesichtspunkten unterscheidet 18 Welche Wartungsarbeiten sind an Wechselgetrie-
man handgeschaltete Wechselgetriebe? ben durchzuführen?
9 Unter welcher Bedingung ist es möglich, dass 19 Wie können Fehler an Wechselgetrieben loka-
in einem Getriebe mehrere Zahnradpaarungen lisiert werden?
ständig miteinander laufen? 20 Welche Fehler können vorliegen, wenn ein Gang
rausspringt?
10 Wie wird bei Schaltmuffengetriebe der Kraftfluss
zwischen Schaltrad und Getriebewelle herge- 21 Ein Getriebe synchronisiert schlecht. Geben sie
stellt? mögliche Ursachen an.
16 Antriebsstrang 417
Vollautomatische Getriebe
I
Automatisierte Schaltgetriebe Wandler-Automatik CVT-Automatik -Getriebe
mit mit mit
• Membranfederkupplung • hydrodynamischem Dreh- • Primär- und Sekundär-
momentwandler Kegelscheibe
• Stirnrad-Getriebe • Planetenradsatz • Stahlschub-Giiederba nd
oder Laschenkette
Die Übersetzungsänderung Die Übersetzungsänderung Die Übersetzungsänderung
erfolgt gestuft. erfolgt gestuft. erfolgt stufen los.
Z.B. Automatisiertes Schaltgetrie- Z.B. 5-, 6-, oder 8-Gang-Wandler- Z.B. Ecotronic, Multitronic.
be ASG, Easytronic, Direkt-Schalt- automatik. (CVT = Continously Variable
Getriebe DSG. Transmission).
Hydraulik-
einheit
Motor-
Steuer-
g erät
• Antrieb Hinterachse
Winkelgetriebe
Wahlhebelseilzug Öl kühler Schaltgetriebe
Ölpumpe
für Allradantrieb
Ölversorgung (Bild 2). Sie sichert den Öldruck und G502 Dre hzahl-
ge be r EW2
den Ölstrom für
• die Lamellenkupplungen (Doppelkupplung)
• die Schalthydraulik
• die Kühlung
• die Schmierung der Bauteile.
Die Ölpumpe wird über die mit Motordrehzahl lau-
fende Pumpenwelle angetrieben. Der Schaltdruck
beträgt dabei zwischen 3 bar und 20 bar. Ein Druck-
begrenzungsventi l öffnet bei ca . 32 bar um die Bau-
teile im Ölkreislauf vor zu hohen Drücken zu schüt- Bild 3: Mechatronic-Modul und Antriebswellen
zen. Ein separater Druckölfilter sorgt ein für die
Reinigung des Get riebeöls.
Die zum Schalten der Gänge erforderlichen externen
Der Ölkühler ist direkt an das Getriebe geflanscht Signale laufen über den Datenbus CAN-Antrieb in
und in den Kühlkreislauf des Motors eingebunden . das Mechatronik-Modul.
Die Schmierung der Zahnräder und Lager erfolgt
durch direktes Anspritzen mit Öl mittels Ölspritzröh- Steuern der Kupplungen
ren . Dadurch kann das Ölniveau niedrig gehalten Hallgeber ermitteln die Drehzahlen der Getriebeein-
werden . Dies reduziert die Panschverluste und ver- gangswelle und der Ausgangswelle und darüber den
bessert den Wirkungsgrad . Schlupf der Kupplungen . Auf den Wellen sind Impuls-
Parksperre (Bild 2) . Da bei Motorstillstand grundsätz- räder angebracht, über deren Umfang sich Magnete
lich kein Kraftschluss vorhanden ist (K1 und K2 sind mit unterschiedlicher Polung abwechseln (Bild 3).
offen). benötigt das Direktschaltgetriebe eine Park- Das Steuergerät vergleicht diese Drehzahlsignale
sperre. Das Parksperrenrad ist mit dem Achsantrieb mit dem Drehzahlsignal des Motors und errechnet
(Stirnrad) verbunden . Die Betätigung der Sperrklinke daraus den Schlupf der Kupplungen K1 und K2 . An-
erfolgt rein mechanisch mit dem Wählhebelseilzug hand des Schlupfes erkennt das Steuergerät den Öff-
(Bild 1, Seite 418). nungs- und Schließzustand der Kupplungen .
420 16 Antriebsstrang
Getriebekomponenten
• Hydrodynamischer Drehmomentwandler. Er
dient als Anfahrkupplung und verstärkt im Wand-
lungsbereich das Drehmoment.
• Planetengetriebe. Es wird dem hydrodynami-
schen Drehmomentwandler nach geschaltet, über-
setzt Drehmomente und Drehzahlen und bewirkt
die Drehsinnumkehr für den Rückwärtsgang.
Als Planetengetriebe werden verwendet:
• Ravigneaux-Satz • Simpson-Satz
Reibbelag Pumpenrad
• Wilson-Satz • Lepelletier-Satz
• mehrere hintereinander geschaltete einfache Bild 2: Hydrodynamischer Drehmomentwandler
Planetenradsätze
Einem Ravigneaux-Satz oder Simpson-Satz kann
auch ein einfacher Planetenradsatz vor- oder Ölkreislauf (Bild 3)
nachgeschaltet w erden. Durch das Pumpenrad des Drehmomentwand lers
• Elektro-hydraulische Steuerung. Sie hat die Auf- wird eine Ölpumpe angetrieben . Sie sorgt dafür,
gabe, das selbsttätige Hoch- und Zurückschalten dass im Wandler ein Fülldruck von meist 3 bar bis
der einzelnen Gänge im richtigen Zeitpunkt zu be- 4 bar aufgebaut wird und das Hydrauliköl über eine
wirken . Drossel, einen Ölkühler und einen Ölvorratsbehälter
im Ölkreislauf umgewälzt wird.
Hauptsteuergrößen sind :
• Wählhebelstellung • Fahrgeschwindigkeit
• Motorbelastung (Fahrpedalstellung)
Moderne Automatik-Getriebe sind mit einer adapti-
ven selbstlernenden Getriebesteuerung (AGS) aus-
gerüstet. Diese sorgt dafür, dass das selbsttätige
Schalten des Getriebes dem Fahrstil des Fahrers und
den Fahrbedingungen angepasst w erden.
Hydrodynamischer Drehmomentwandler
Aufgaben
• Motordrehmoment wandeln und übertrag en
• weiches und komfortables Anfahren ermöglichen
• Drehschwingungen des Motors dämpfen Bild 3: Ölkreislauf
422 16 Antriebsstrang
1,0 E2o o
"'0,
Durch die Erhöhung der Drehkraft ist das Drehmo- >
c: 0
40 "'g'
~ .§
ment an der Turbinenradwelle (Getriebeantriebs- c: :J
Q)
0,5 c51 oo -t
welle) größer als das in den Drehmomentwandler E
0 20 ~
eingeleitete Motordrehmoment. :2
Das Leitrad leitet den Ölstrom in einem günstigen 0,2 0.4 0,6 0,8 1,0
Winkel auf die Schaufeln des Pumpenrades. Damit nr 0,85
Dreh zahlverhältnis ;;p - -
ist der Ölkreislauf in sich geschlossen.
Bild 2: Kennlinien eines Drehmomentwandlers
1----..,..,-W...:.a...:.n...:.dl_u...;ngrs...:.b..:.e_re...:.ic_h_ _--:-l Kupplungsbereich
Anfahren bis Kupplungspunkt
Wirkungsgrad 1J· Er beträgt beim hydrodynamischen
Drehmomentwandler oberhalb des Kupplungspunk-
tes bei hohen Drehzahlen etwa 97 %. Dabei stellt sich
ein Schlupf von ca. 3 % ein .
Als Sch lupf bezeichnet man den Drehzahlunter-
schied zwischen Pumpenrad und Turbinenrad.
1. Gang 2. Gang
SonnenradS Hohlrad H
Antrieb
Bild 1: Einfacher Planetenradsatz über K2 über K1
SonnenradS Planetenradträger PT
K3 K4 K5 K3 K4 K5
Planetenrad-
träger PT
3. Gang R-Gang
fest- Planetenrad-
gebremst träger PT über K5
Antri eb
Planetenradträger PT Ab.trieb Hohlrad H
S2 S1
Bild 1: 3. Gang und Rückwärtsgang
Bild 2: Ravigneaux-Satz, 1. Gang geschaltet
Schaltlogik. Sie zeigt über welche Bauteile des Pla-
netengetriebes Antrieb und Abtrieb erfolgen und K1 Treibkupplung - treibt kleines Sonnenrad S1
welche Kupplungen und Freiläufe wirksam sind. K2 Treibkupplung- treibt großes Sonnenrad S2
Tabelle 1 zeigt die Schaltlogik für einen einfachen K3 Bremskupplung - bremstSonnenrad S2 fest
Planetenradsatz mit 3 Vorwärtsgängen und einem K4 Bremskupplung- bremst Freilauf F
Rückwärtsgang. K5 Bremskupplung- bremst Planetenradträger PT
F Freilauf- stützt Planetenradträger PT
Tabelle1~S~~
Gang Antrieb festgebremst Abtrieb Tabelle2: Schaltlogilc~.......~*~'
•
·,
1. Gang s H PT Gang K1 K2 K3 K4 K5 F
2. Gang H s PT 1. Gang • • •
3. Gang S+H - PT 2. Gang • •
R-Gang s PT H 3. Gang • •
S Sonnenrad H Hohlrad PT Planetenradträger R-Gang • •
Ein einfacher Planetenradsatz ist für automatische Beispiel für 1. Gang:
Getriebe nicht anwendbar, weil er nicht genügend K1 und K4 sind geschaltet. K4 hält über den Freilauf
in der Praxis einsetzbare Übersetzungen liefert und F den Planetenradträger in einer Drehrichtung fest.
2 Abtriebswellen notwendig sind. Kraftfl ussverlauf:
Deshalb schaltet man 2 oder 3 einfache Planetenrad- Antri eb =; K1 =; S1 =; PK =; PL =; H =; Abtrieb.
sätze hintereinander.
Ravigneaux-Satz (Bild 2). Er besteht aus Simpson-Satz (Bild 1, Seite 426). Er besteht aus
Die verschiedenen Übersetzungsstufen werden wie Der Abtrieb erfolgt über das äußere Hoh lrad (H1 ).
beim einfachen Planetenradsatz durch Antreiben und Der Simpson-Satz wird z.B. in 4-Gang-Automatikge-
Festbremsen bestimmter Teile oder durch Verblo- trieben in Verbindung mit einem einfachen Plane-
ckung des gesamten Planetenradsatzes erreicht. tenradsatz verwendet.
426 16 Antriebsstrang
Wilson-Satz (Bild 2)
Planetenrad Hohlrad H2
WK K2 B1 B2 P1 P2 P3 B3
H1
•
1. Gang • • R-Gang • • -4,10
2. Gang • •') • • • kraftschlüssig 11 W ählhebelstellung D 41 Spreizung
3. Gang • • • 21 muss für Schubbetri eb geschaltet sein iG1
is = -:--
R-Gang • • 31 Schaltung erfolgt schlupfgeregelt IG5
Wählhebel
Getriebe-
Antriebs-
welle
Magnetventile
• Schalten
• Druckregeln
Elektro-hyd rauli sches • Wandler-
Steu erge rät überbrückung
Magnet für
Wählhebelstel lung
Wäh lh ebelsperre
(P, R, N, D, ... ) Elektronisches
Multifunktionsscha lter Getriebesteuerg erät
Rela is für Anlasssperre
Programmscha lter
(S,E, M,W)
Geber für
Fahrgeschwi ndigkeit
Diagnosea nschluss
Weit ere ~
St euergerät e, ~
Bremsli chtscha lter z.B. A BS/ASR;
FDR; Kombi
-----1 _E_
-tL_ _ __
inspritzdauer
o Fahrpeda lwertgeber (Kickdown)
(Drosselklappe npotentiom eter)
Motordrehzah lsensor
Motortemperatursenso r
Elekt roni sches
M oto rst euergerät
-I Zündungseingriff
Aufbau des Steuerungssystems (Bild 1, Seite 427) Motormoment während der Schaltvorgänge redu-
Das Steuerungssystem besteht aus ziert. Bei Dieselmotoren wird kurzzeitig die Einspritz-
• Sensoren , z.B. Wählhebel mit Multifunktionsschal- menge vermindert.
ter, Fahrpedalwertgeber (Lastsignal), Geschwin- Rückschaltsicherung. Wählhebelrückschaltungen
digkeitssensor. Diese Sensoren bilden die Haupt- werden nur ausgeführt, wenn dadurch keine zu ho-
steuergrößen. hen Motordrehzahlen auftreten.
• Elektronischem Getriebesteuergerät, das u.a. über Wählhebelsperre - Shift-Lock. Erst nach Einschal-
den CAN-Bus mit anderen Steuergeräten, z.B. Mo-
ten der Zündung kann der Wählhebel bei betätigter
torsteuergerät kommuniziert
Bremse aus der Position [f] oder INJ
in eine neue
• Elektrohydraulischem Steuergerät mit Magnetven- Position bewegt werden, damit das Fahrzeug nicht
tilen und hydraulischen Schalt- und Regelventilen unbeabsichtigt losfährt. Dazu wird ein Stellmagnet
• Schaltelementen, z.B. Lamellenkupplungen , Band- vom EGS angesteuert.
bremsen , Freiläufe
R/P-Sperre. Der Wählhebel kann bei Geschwindig-
Grundsätzliche Wirkungsweise keiten von in der Regel größer als 10 km/ h nicht von
Elektronisches Getriebesteuergerät (EGS). Es verar- [ID nach [f] bewegt werden. Dadurch werden me-
beitet die Eingangssignale der verschiedenen Sen- chanische Getriebeschäden verh indert.
soren, Schalter sowie Signale von anderen Steuer- Anlasssperre. Um den Motor zu starten , muss der
geräten über CAN-Bus. Wählhebel in Position [f] oder INJ
stehen und das
Fahrzeugseitige Signale: Bremspedal betätigt werden . Ansonsten wird das
Startsprerrrelais von der EGS nicht angesteuert.
• Wählhebel : [f] Parken , [ID Rückwärts, INJ Leer-
Elektro-hydraulisches System (Bild 1)
lauf, IQ] Drive (alle Vorwärtsgänge). @] 1. ... 4.
Das elektro-hydraulische System besteht aus:
Gang, [~]1. ... 3. Gang, [IJ 1/2 Gang • Ölpumpe für die Druckerzeugung
• Tiptronic-Funktion = manuelles Schalten • Druckregelventil zur Arbeitsdruckregelung
• Programmschalter:[§] Sport, []] Economic, • Handwählschieber zur Verteilung des Ölstrames
zu den jeweiligen Ventilen
W *Winter- Anfahren z.B. im 2. Gang
• Schaltventilen zum Steuern der Lamellenkupplun-
• Bremslichtschalter gen, Bandbremsen und Wandlerkupplung
• Signale von anderen Fahrzeugsystemen, z.B. • Regelventilen für Schaltdruckregelung
ABS/ASR, ESP, Tempomat
Getriebeseitige Signale:
• Getriebeeingangsdrehzahl
• Getriebeausgangsdrehzahl I Fahrgeschwindigkeit
•
• Getriebeöltemperatur
Motorseitige Signale:
• Fahrpedalstellung mit Kickdown (Drosselklappen-
stellung)
• Motorlast (Einspritzzeit)
• Motordrehzahl
• Kühlmitteltemperatur
Die Schaltabläufe werden anhand von hinterlegten
Kennfeldern im EGS entsprechend dem augenblick-
lichen Betriebszustand des Fahrzeugs ausgewählt.
Der jeweilige Schaltvorgang , sowie die Regelung
der Wandlerüberbrückungskupplung wird, durch
elektrische Ansteuerung von Magnetventilen im
elektrohydraulischen Steuergerät bewirkt.
Kuppl ung sg lo cke Auß enl am ell en Innenl am ellen Bandbremse (Bild 3). Sie besteht aus Stahlband,
Reibbelag , Kolbenstang e, Kolben, Gehäuse, Feder
und Nachstelleinrichtung .
Hohlrad (Abtrieb)
Rin g - Wirkungsweise. Drückt der Arbei tsdruck von rechts
kolbe n - -+--- auf die Kolbenflä che, so zieht die Kolbenstange
das Bremsband an und bremst die Bre mstrommel
~
~ii~~ii~J .
Antneb durch ~
Sonnenrad
I
I
fest.
Zum Lösen des Bremsbandes wirkt der Arbeitsdruck
von links auf die Kolbenfläche.
Pl anet enrad
I
I Ko lbenst ange
Tellerfe d er
Bre m s- Ko lben
trommel
Bild 1: Lamellenkupplung
"'";;,
~ Klemm- Kl e mm~ Tabelle 1: Schaltlogik .
~"''" Gang Antrieb fest Abtrieb B KG2 ~3 F KR
1. S1 S2 PT • •
2. H S2 PT • •
•
Innenrin g
(fest ge brem st) Käfi g 3. S1 +H - PT • •
Bild 2: Klemmkörperfreilauf
R. S1 H PT • •
Das Grundschaltprogramm mit Hoch- und Rück- Damit kein Scha ltruck (Schaltstoß) entsteht, wer-
schaltpunkten ist von den Hauptsteuergrößen den Lamellenkupplungen und Wandlerüberbrü-
Wählhebelstellung, Fahrpedalstellung und Fahr- ckungskupplung über Regelmagnetventile mit
geschwindigkeit abhängig. einem lastabhängigen dosierten Schaltdruck an-
gesteuert.
Das Schaltprogramm/die Schaltkennlinienauswahl kann
an verschiedene Betriebsparameter adaptiert werden, ln Bild 2 ist in einem vereinfachten elektro-hydrau-
z.B. Getriebeöltemperatur, Kühlmitteltemperatur, Pro- lischen Schaltplan schematisch die Schaltdruckre-
grammschalterstellung, Kickdown, Fahrweise, Stei- gelung dargestellt. Zum Schaltzeitpunkt wird das
gung/Gefälle, Anhängerbetrieb, Tempomatbetrieb, 3/2-Schaltmagnetventil vom EGS elektrisch ange-
Fahrbahnzustand. steuert. Das hydraulische 3/2-Schaltventil wird dann
Lastsignal und Fahrgeschwindigkeit. Diese beiden mit Scha ltvent ildruck beaufschlagt und schaltet
Hauptsteuergrößen bestimmen im Wesentlichen die durch. Es bewi rkt die Betätigung eines Arbeitszy-
Schaltpunkte. Je weiter z. B. das Fahrpedal durch- linders, der z.B. die Lamellenkupplungen betätigt.
getreten ist, desto höher ist die Fahrgeschwindigkeit Damit der Arbeitszylinder nicht sofort mit vollem Ar-
bei der geschaltet wird. Die Rückschaltungen erfol- beitsdruck beaufschlagt wird, reduziert ein durch das
gen generell bei niedrigeren Fahrgeschwindigkeiten EGS angesteuertes Regelmagnetvent il den Schalt-
als die Hochschaltungen. Damit wird ein ständiges druck während der Schaltphase. Die Höhe des Ar-
Hin- und Herschalten (Pendelschaltung) zwischen beitsdruckes wird dann lastabhängig auf den höch-
zwei Gängen vermieden. sten aktuell erforderlichen Druck eingestellt. Dazu
wird vom EGS ein Regelmagnetventil mit einem vor-
l!l l UtHIIIItllll
geschalteten Druckbegrenzungsventil angesteuert.
•
lich .
81 Indukti vgeber
Getri ebeei ngangsdrehzah I
82 Indu kti vgeber
Getriebeausga ngsdrehza hl
83 Drosse lkl appenpot enti om eter
84 Getri ebeö ltemperaturfühler
E1 Rü ckfahrscheinwerfer
E2 Wä hlhebell euchte für S-Prog ramm
E3 Anfahrhilfenle uchte
F1 .. F4 Sicherun ge n
51 Wä hlh ebelpositio nssch alter
52 Taster Sport-, Eco nomy-Programm
53 Taster Anfahrhilfe/Wi nterprog ramm
54 Bremsli chtschalter
55 Ki ck-Dow n-Schalter
Y1 Mag netventii-Arbeitsdruckregelung
Y2 Schaltmagnetventil 1-2/3-4
Y3 Schaltm agnetventil 2-3
Y4 Magn etve ntil Wand lerkuppl ung
X1 Stecke r Getriebest euerg erät
X2 Steckve rbin dung Instrumententafel
X3 Steckverb indung Di agnose
XD Diag nosestecker
Sekundär-
Sekundär- kegelscheibe
öldruck (getrieben)
=>
Sonnenrad
Das jeweils wirksame Übersetzungsverhältnis
i wird durch das Verhältnis der Hebelarme der
Sekundärscheibe rw2 zur Primärscheibe rw1 ge-
bildet.
Es ist ein Automatikgetriebe mit 2 Kegelscheiben- Bei der Multitronic wird eine Laschenkette mit
paaren (Variatoren) und Laschen kette, bei der die Wiegedruckstücken zwischen den Variatoren zur
Übersetzungen stufenlos verändert werden. Kraftübertragung verwendet.
Vorgelege
Rückwärtskupplung
Variator
Drehmomentwandler
Planetenradsatz
elektronisches
Vorwärts- hy draul isches Getriebe-
kupplung Steuerg erät steu erg erät
-- scheibe
Kraftübertragung. Das Motordrehmoment wird
über Schwungrad-Dämpfereinheit, Lamellenkupp-
lung, Planetenradsatz und Vorgelegestufe auf die
Primärkegelscheibe übertragen (Bild 2).
Über eine Laschenkette mit W iegedruckstücken er-
folgt eine fast verlustfreie Drehmomentübertragung
Über- auf die Sekundärkegelscheibe.
brückungs-
kupplung Übersetzungsänderung. Sie erfolgt stufenlos durch
Sekundär-
axiale Verschiebung von 2 diagonal gegenüberlie-
Planetenradsatz kegelscheibe genden Scheibenhälften der Variatoren.
16.8.1 Gelenkwellen
Sie sind bei Fahrzeugen mit Frontmotor und Hinter-
radantrieb zwischen Wechselgetriebe und Achsge-
triebe in Fahrzeuglängsrichtung angeordnet.
Gelenkwellen bestehen aus dem Gelenkwellenrohr
mit Schiebestück und Gelenken, z.B. zwei Kreuzge-
lenken (Bild 2).
w1 . .. w3 Drehg eschwindigkeiten
Gelenkzapfen ß1und ß2 Beugungswinke l
Bild 1: Kreuzgelenk
1~1~1~1Ä1.~
1+tw,Pf?1'?Pt w, o w,
Gleichlaufgelenke Gleichlauf-Festgelenke
Kugelgelenke
Gleichlaufgelenke (homokinetische Gelenke)
übertragen auch bei größeren Beugungswinkeln Sie bestehen aus Kugelstern, Kugelschale, Kugelkä-
die Drehbewegung gleichförmig. fig und Kugeln (Bild 3).
Kugelschale und Kugelstern haben gekrümmte Lauf-
bahnen, auf denen die Kugeln laufen.
Gleichlauf-Verschiebegelenke
Tripodegelenke (Bild 1). Sie können bei Einzelrad- Kugelgelenke ermöglichen Beugungswinkel in
aufhängung sowohl bei angetriebenen Vorderach- Normalausführung bis 38° und in Sonderausfüh-
sen (Vorderradantrieb) als auch bei angetriebenen rung bis 47°. Sie lassen keine axialen Verschie-
Hinterachsen (Hinterradantrieb) verwendet werden. bungen zu.
Radseite Achsgetriebeseite
Doppelgelenke
Zwei Kreuzgelenke sind zu einem Gelenk zusam-
mengefasst (Bild 4). Damit ein einwandfreier Lauf
gewährleistet ist, sind die zu verbindenden Wellen-
Gummi- Scheibe Laufrolle Tripodeglocke
manschette enden im lnnern des Gelenkes zentriert.
Sie w erden bei Nutzkraftwagen verwendet.
Bild 1: Tripodegelenk
Doppelgelenke ermöglichen Beugungswinkel bis
Topfgelenke (Bild 2). Es sind Kugelgelenke, deren 50°. Sie lassen keine axialen Verschiebungen zu .
Kugeln durch einen Käfig geführt werden und auf
geraden Bahnen des Kugelsterns und der Kugel-
schale laufen.
Bild 4: Doppelgelenk
Trockengelenke
Trockengelenke sind elastische w artungsfreie Ge-
lenke. Sie lassen nur geringe Beugungswinkel und
Längenänderung en zu. Sie werden im Antriebs-
strang hauptsächlich als elastische Glieder einge-
baut, um auftretende Vibrationen und Geräusche zu
dämpfen. T rockenge lenke werden bei Fahrzeugen
verwendet, deren Achsgetriebe fest mit dem Aufbau
oder Rahmen verbunden sind.
Man unterscheidet:
Kugelkäfig Kugelstern Kugelschale
• Gewebescheibengelenke
Bild 2: Topfgelenk • Silentblocgelenke
440 16 Antriebsstran
Gummikörper
m it Gew ebe
16.9.1 Kegelrad-Achsgetriebe
Das Kegelrad-Achsgetri ebe besteht aus dem A n-
triebskegelrad (Triebling) und dem Tellerrad.
Man unterscheidet (Bild 4) Kegelrad-Achsgetriebe
• mit nicht versetzten Achsen und
• mit versetzten Achsen (Hypoidantrieb).
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Welche Aufgaben haben Gelenkwellen?
2 ln welche Gruppen werden Gelenke eingeteilt?
3 Welche Gleichlaufgelenke werden im Fahrzeugbau
verwendet?
4 Welche Aufgabe hat das Schiebestück einer Ge- Achsversatz Antriebskegelrad
lenkwelle?
5 Welche Aufgaben haben Trockengelenke? Bild 4: Achsgetriebe mit versetzten und nicht versetzten
Achsen (Hypoidantrieb)
16 Antriebsstrang 441
WERKSTATTHINWEISE
Das richtige Zusammenarbeiten von Antriebske-
gelrad und Tellerrad ist Voraussetzung für ge-
räuscharmen lauf und eine lange Lebensdauer Abweichung r ___:.:t,i~~~l"
16 2 0,16 m m
des Achsgetriebes. Da Antriebskegelrad und Tei-
•
lerrad paarweise zueinander auf einwandfreien
lauf abgestimmt sind, werden sie von den Her-
stellerfirmen gekennzeichnet (Bild 3). Sie erhalten z Zahnfl ankenspi el
0,12 mm
eine Paarungsnummer p, welche beim Kegelrad
auf der Stirnseite und beim Tellerrad oben auf der
Flanschseite angegeben ist.
Rund Tsind Konstruktionsmaße.
t Abweichung
Die Abmaße rund t von diesen Konstruktionsma- 0,05 mm
ßen werden vom Hersteller beim Einlaufen der Rä-
der ermittelt. Bei diesen Abweichungen laufen die p Paarung snummer
Räder am ruhigsten miteinander. Deshalb sind bei 31889
der Einstellung von Kegelrad und Tellerrad diese
Abmaße rund t zu berücksichtigen.
Auf dem Tellerrad sind Abmaß t und Zahnflanken-
spiel z angegeben . Das Abmaß r ist auf der Stirn-
seite des Antriebskegelrades angegeben.
Keg elrad
Die Zähne von Kegelrad und Tellerrad , zwischen
denen das angegebene Zahnflankenspiel gemes-
sen wurde, werden gekennzeichnet.
WERKSTATTHINWEISE
Jede Veränderung des Abstandes zwischen Teller- Liegt der Wert außerhalb der Toleranz, ist der Achs-
rad und Kegelrad hat eine Veränderung des Zahn- korb zu erneuern oder evtl. die komplette Achse zu
flankenspiels zur Folge. Dadurch wälzen sich Kegel- tauschen. Liegt der Wert innerhalb, so sind Kegel-
und Tellerrad nicht mehr einwandfrei ab. Dies führt und Tellerrad neu einzustellen.
geschwindigkeits- und lastabhängig zu singenden Einstellen des Kegelrades. Ist das Zahnflanken-
Geräuschen und zu erhöhten Zahnbelastungen. spiel zu groß, werden Kegel- und Tellerrad neu ge-
Vorgehensweise Zahnflankenspielermittlung lagert oder gewechselt, so ist eine Neueinstellung
• Öl ablassen, vorzunehmen. Das Kegelrad muss für jede Paarung
• Gehäusedeckel entfernen, auf ein bestimmtes, vom Hersteller angegebenes
• Tellerrad reinigen und einen Zahn kennzeichnen. Einstellmaß (Bild 3, Seite 441) eingestellt werden.
• Messuhr ansetzen, Kegelrad fixieren und Zahn- Messvorgang
flankenspiel durch Hin- und Herbewegen des • Kegelrad mit vorhandener Scheibe einsetzen
Tellerrades ermitteln. und m it vorgeschriebenem Drehmoment oder
• Dieser Vorgang ist an mind. 4 Stellen des Teller- Reibwert anziehen.
rades (alle 90°) durchzuführen (Bild 1). • Meister- bzw. Messdorn in Teileradlagerung
einsetzen und vorgeschriebenen Messzylinder
aufsetzen.
• Messbrücke mit Messuhr am Achsgehäuse auf-
legen.
• Messuhr am Meisterdorn auf Null stellen. Mes-
sung A und Messung B mit Scheibe (Abstand
Messzylinder zum Nullmaß) ermitteln.
• Kontrollmessung C muss 0,16 mm anzeigen.
Ermittlung der richtigen Scheibendicke
Bild 1: Ermittlung des Zahnflankenspiels Die Messung zwischen A und B ergibt z.B. eine Dif-
ferenz von 0,22 mm. Vom Unterschiedsmaß zwi-
Auswertung. Der Unterschied zwischen höchstem schen Messzylinder und Messdorn ist das Abmaß
und geringstem Zahnflankenspiel darf 0,04 mm z.B. r= + 0,16 mm abzuziehen. Es ergibt sich somit
(4/100 mm) nicht überschreiten. Liegen die gemes- eine einzustellende Scheibendicke von 5 = 0,22 mm
senen Werte innerhalb der Toleranz, so ist Planlauf - (+ 0,16 mm) = 0,06 mm.
gewährleistet. Liegen sie außerhalb, ist ein Seiten- Als Grundscheibendicke wurde z.B. eine Scheibe
oder Höhenschlag vorhanden. Es kann aber nicht mit 5= 3,38 mm gewählt. Somit beträgt die neue
beurteilt werden, ob das Tellerrad, Kegelrad oder =
Scheibendicke 5 = 3,38 mm + 0,06 mm 3,44 mm
•
der Flansch des Achskorbes einen Schlag hat.
Nach dem fachgerechten Einbau der neuen Schei-
be ist eine Kontrollmessung durchzuführen. Bei
der Kontrollmessung C muss 0,16 mm angezeigt
werden.
-K
Bild 2: Prüfen des Flansches auf Planlauf M essdo rn
Kegelra d
Prüfen des Flansches auf Planlauf. Ist der Unter- 0,16mm
schied bei den 4 Messergebnissen größer als =Kontrollmaß K
0,4 mm, so ist der Flansch auf Planlauf zu prüfen Einstellscheibe -.--~
3,38 mm
(Bild 2). Dazu muss das Tellerrad demontiert wer-
den. Die Toleranz beträgt max. 0,01 mm (1 /100 mm). Bild 3: Ermittlung der Scheibendicke am Kegelrad
16 Antriebsstrang 443
WERKSTATTHINWEISE Fußkontakt
Einstellung des Tellerrades Das Tragbild liegt im Bereich des Zahnfußes. Zur
Eine Korrektur der Einstellung des Tellerrades Korrektur muss das Kegelrad durch eine dünnere
kann folgendermaßen erfolgen : Ausgleichsscheibe tiefergesetzt werden .
• Einlegen von Ausgleichsscheiben
• Tauschen von Ausgleichsscheiben links und Fersenkontakt
rechts Das Tragbild liegt im Bereich der Zahnferse. Zur
• Verdrehen von Einstellmuttern oder Einstell- Korrektur muss das Tellerrad näher zum Kegelrad
ringen . hin verschoben werden .
Die korrekte Einstellung kann durch Messung des
Zahnflankenspiels überprüft werden . Zehenkontakt
Das Tragbild liegt im Bereich der Zahnzehe. Zur
Kegelrad-Achsgetriebe mit Ausgleichsgetriebe
Korrektur muss das Tellerrad weiter vom Kegelrad
weg verschoben werden.
•
Korrektur muss das Kegelrad durch eine dickere
Ausgleichsscheibe höher gesetzt werden . Bild 3: Korrektes Tragbild
•
und rechten Achswellenrad ausgleichen. 2 Achsgetrieben derVorder-und Hinterachse von
Dabei drehen sich die Ausgleichsräder, die im Aus- Allradfahrzeugen möglich ist.
gleichsgehäusegelagert sind, um ihre Achsen .
Bild 1 zeigt die Drehrichtungen der Wellen und Ke- Differenz Drehmomente
gelräder beim Befahren einer Linkskurve. S = Summe Drehmomente · 100 %
Tellerrad Au sgleichsräderachse
Ausgleichsgehäuse
Ausgleichs-
kegelrad
•
Bild 1: Schaltbare Ausgleichssperre
Au sgleichs- A usgleichs- Druck- A chs-
gehäuse kegelräder ring w elle
Durch die Anpresskraft wird zwischen den schnel- Gleich gute Bodenhaftung. Haben bei Gerade-
ler drehenden innenverzahnten Lamellen und den ausfahrt die Antriebsräder gleiche Drehzahlen, so
außenverzahnten Lamellen des rechten Lamellen- drehen sich die Schneckenräder mit den seitlichen
paketes ein lastabhängiges Reibmoment erzeugt. Stirnrädern nicht und wirken als Mitnehmer.
Dieses Reibmoment wird über Ausgleichsgehäuse, Die Drehmomentverteilung erfolgt zu gleichen Tei-
linkes Lamellenpaket, Verzahnung der linken Achs- len an die beiden Antriebswellen.
welle zum linken Antriebsrad geführt. Unterschiedliche Bodenhaftung, Kurvenfahrt. Der
Hier wirkt es zusätzlich zum normalen Antriebsmo- Drehzahlausgleich erfolgt über die drehenden Stirn-
ment der rechten Antriebsseite. räder und Schneckenräder, wobei Selbsthemmung
auftritt.
Tarsen-Differenzial
Dreht z.B. das linke Antriebsrad schneller, so treibt
Das Grundprinzip des Torsen-Differenzials beruht die linke Schnecke ihre Schneckenräder an.
auf der Selbsthemmung zwischen Schneckenrad Die Stirnräder der linken Seite übertragen die Dreh-
und Schnecke eines Schneckengetriebes. bewegung auf die Stirn- und Schneckenräder der
Die Größe der Selbsthemmung ist abhängig vom rechten Seite. Zwischen Schneckenrad und Schnecke
Steigungswinkel der Verzahnung von Schnecke tritt eine dem Sperrwert entsprechende Selbsthem-
und Schneckenrad. mung ein. Dem Rad mit der besseren Bodenhaftung
bzw. der geringeren Drehzahl, hier dem rechten Rad,
Die Selbsthemmung wird aufgehoben, wenn die
wird mehr Drehmoment zugeteilt.
Schnecke das Schneckenrad treibt.
~-~- Sti rn
' 10<f.~«.Hr räder
Sch neckenräd er
Hauptbremszylinder
• 0
N;,d"drucl<
speieher
~ Steuergerät
•
~
Wirkungsweise
Eigendiagnose, Fehlerspeicherung. Beim Einschal-
t en der Zündung wird ein Selbsttest durchgeführt.
Die Kontrolllampe erlischt bei fehlerfreiem System.
Bild 3: Druckaufbau, Druckhalten im EDS-System
Tritt z.B. ein elektrischer Fehler auf, wird dieser im
Fehlerspeicher abgelegt und das System wird abge-
schaltet. Der Fahrer wird durch das Aufleuchten der
Kontrolllampe informiert.
Druckabbau (Bild 2). Neigt das Rad nicht mehr zum
Fahrstellung (Bild 2). Beim Fahren oder Bremsen Durchdrehen, oder wird Bodenhaftung erkannt, so
sind alle Ventile stromlos und der Bremsdruck kann wird der Bremsdruck abgebaut. Die Ventile w erden •
beim Betätigen der Bremse über die geöffneten stromlos geschaltet. Der Bremsdruck strömt über ~
Sperr- und Einlassventile zur Radbremse strömen. das geöffnete Einlass- und Sperrventil zum Haupt-
Das hydraulische Umschaltventil wird durch den bremszylinder.
Bremsdruck in der Steuerleitung geschlossen.
Elektromechanisch betätigtes Sperrdifferenzial mit
Lamellenkupplung
Aufbau (Bild 3, 4)
Lamellenkupplung
Das Hinterachsgehäuse mit Antriebskegel- und Tei-
lerrad hat folgende Bauteile integriert:
• Pro Seite je ein Überlagerungsgetriebe mit einem
Sonnenrad und einem Hohlrad, die über Lamel-
lenkupplungen verbunden werden können.
• Eine elektrohydraulische Steuerung zum Betäti-
gen der Lamellenkupplungen.
Hohl-
Bild 1: Elektrisch betätigtes Sperrdifferenzial
rad 2
Wirkungsweise (Bild 2)
Dreht ein Antriebsrad durch, so wird der Elektro-
motor bestromt. Über das Übersetzungsgetriebe
verdreht sich der Zahnradabschnitt mit den rampen-
förmig ausgebildeten Kugelpfannen. Dadurch führt
der Druckring eine axiale Bewegung aus. Über den Sonnenrad 2 Lamellenkupplung Elektromotor
Druckring werden die mit der Achswelle verbunde-
nen Innenlamellen und mit dem Ausgleichskorb ver- Bild 3: Aktives Sperrdifferenzial
bundenen Außenlamellen zusammengepresst. Das Wirkungsweise
Ausgleichsgetriebe wird 100% gesperrt. Ist der Elek- Abhängig von Fahrgeschwindigkeit, Lenkwinkel und
tromotor stromlos, drücken die Federn den Druck- Giermoment wird über das Betätigen der Lamellen-
ring zurück, die Kupplung ist wieder geöffnet. kupplung an den Antriebsrädern ein unterschiedliches
Antriebsmoment zugeteilt. Dadurch kann das Eigen-
lenkverhalten des Fahrzeugs gezielt beeinflusst wer-
Zahnradabschnitt
mit Kugelpfannen den. Ist an einem Antriebsrad eine Drehmomenter-
höhung erwünscht, so schließt die Lamellenkupplung
und verbindet S1 -- H1 mit H2 -- S2 (Bild 4). Durch die
unterschiedlich wirkenden Übersetzungen (S1 - - H1 zu
H2 -- S2 wird am anderen Rad eine Drehmomenterhö-
•
hung erzeugt. Bei Geradeausfahrt sind die Kupplun-
gen gelöst und das Antriebsmoment wird gleichmä-
ßig auf die Räder verteilt.
Hohlrad 1 Kegeltrieb
H1
Sonnen- 51
rad 2
Differenzia l
Bild 2: Bauteile Sperrdifferenzial Flansch- H2
w elle
links 52
Aktives Sperrdifferenzial Sonnen- Lamellen-
rad 1 kupplung
Es ist ein vollautomatisches Sperrdifferenzial,
Bild 4: Prinzip aktives Sperrdifferenzial
welches die Antriebskraft abhängig von der Fahr-
situation stufenlos und variabel auf die einzelnen WIEDERHOLUNGSFRAGEN
Hinterräder verteilen kann.
1 Welche Aufgaben haben Achsgetriebe?
1 6. 1 2 Allradantrieb Aufbau
Bei Fahrzeugen mit permanentem Allradantrieb
Ein Antriebsrad eines Kraftfahrzeugs kann nur werden folgende Aggregate verwendet (Bild 1):
soviel Antriebskraft FA übertragen wie es die Rei- • Verteilergetriebe mit Mittendifferenzial (zentrales
bungskraft zwischen Reifen und Fahrbahn zulässt. Ausgleichsgetriebe) und Längssperre
• Vorderes Achsgetriebe mit Ausgleichsgetriebe
Geht man bei dem im Bild dargestellten Fahrzeug • Hinteres Achsgetriebe mit Ausgleichsgetriebe und
von z.B . 2200 kg Gesamtgewicht aus, so wird bei Quersperre
gleicher Gewichtsverteilung jedes Rad mit 550 kg
Verteilergetriebe mit Mittendifferenzial, Aufgaben.
belastet. Dies entspricht einer Radlast von 5500 N.
Auf eisglatter Fahrbahn lA- = 0,1 kann z.B. jedes Rad • Verteilung des Drehmoments zwischen Vorder-
maximal FA = FN x f.JH = 5500 N X 0,1 = 550 N An- und Hinterachse. Je nach Bauart kann das Dreh-
t riebskraft übertragen. moment konstant (50:50) oder variabel verteilt
werden .
Dies ergibt für
• Drehzahlausgleich zwischen VA und HA bei Kur-
Zweiradantrieb FAges =2 X 550 N = 1100 N venfahrt
Vierradantrieb FA ges =4 X 550 N = 2200 N • Sperrung des Drehzahlausgleichs. Treten zwi-
schen den Rädern der VA und HA Drehzahlunter-
Ein Allradfahrzeug mit 4 angetriebenen Rädern schiede auf, so kann selbsttätig oder zuschaltbar
kann bei gleicher Antriebsleistung und Gewichts- längs gesperrt werden .
verteilung doppelt so viel Antriebskraft übertra- Vorderes und hinteres Ausgleichsgetriebe
gen wie ein Fahrzeug mit 2 Antriebsrädern. Sie gleichen unterschiedliche Raddrehzahlen aus
und verteilen das Drehmoment zu gleichen Anteilen
Man unterscheidet folgende Allradsysteme:
an die Antriebsräder einer Achse.
• Zuschaltbarer Allradantrieb Dreht ein Rad durch, so kann durch eine Quersperre
Hier werden die Räder einer Antriebsachse immer der Ausgleich gesperrt werden und dem Rad mit der
angetrieben, die anderen Räder im Bedarfsfall besseren Bodenhaftung mehr Drehmoment zuge-
zugeschaltet teilt werden .
• Permanenter Allradantrieb (Bild 1)
Um mit einem Allradfahrzeug ein maximales
Alle Räder werden ständig angetrieben .
Drehmoment unter allen Fahrbedingungen über-
Ein Mittendifferenzial zum Ausgleich unterschied-
tragen zu können sind 1 Längssperre und 2 Quer-
licher Raddrehzahlen zwischen Vorder- und Hin-
sperren erforderlich.
terachse ist erforderlich.
Automatikgetriebe
•
Achsgetriebe HA mit
Ausgleichsgetriebe und
Quersperre
HA·
Antriebswelle VA Verteilergetriebe Getriebe
zum zum
vorderen Verteiler- Ausgleichs- hinteren
Achsgetriebe getriebe sperre Achsgetriebe
Bild 2: Kegelrad-Mittendifferenzial
zur Vorder-
achse 42 %
Verteilergetriebe mit Lamellenkupplung (Bild 3)
Planetenräder
Aufbau. Diese Bauart wird bei zuschaltbaren All-
radantrieb eingesetzt. Das Getriebe besteht aus der Bild 4: Selbstsperrendes Mittendifferenzial
16 Antriebsstrang 451
t
Nm
800
\, -- / auftritt. Deshalb werden ABS-Regeleingriffe nicht be-
einflusst und es ist ein Drehzahlausgleich zwischen
E
<ll
E
600 I den Achsen bei Kurvenfahrt möglich . Auf ein Längs-
0
E 400 I V differenzial kann verzichtet werden .
.!::
0
<ll
\ }\ 1 Tarsen-Differenzial. Es ist z.B. im Wechselgetriebe
200
integriert. Je nach Bauausführung kann das An-
\ triebsmoment
t, t2 t3
- Antri ebsdrehmom ent - Hinterachsmom ent • zu gleichen Teilen an die Antriebsräder der Vor-
1000 Nm konstant - Vorderachsm om ent derachse (50 %) und Hinterachse (50 %) oder
- Vortri eb - Bremsmoment EDS
• zu ungleichen Teilen an die Vorderräder (40 %)
Bild 2: Dynamische Drehmomentverteilung und Hinterräder 60 % verteilt werden .
452 16 Antriebsstrang
Tarsen-Differenzial mit gleicher Drehmomentver- • Steuerventil zum Steuern des Öldrucks auf den
teilung. Das im Bild 1, Seite 452 dargestellte Mitten- Arbeitskolben.
differenzial verteilt durch die gleich großen Abtriebs- • Haldex-Steuergerät zum Ansteuern des Steuer-
schneckenräder das Antriebsmoment gleichmäßig ventils zur Betätigung der Kupplung.
zum hinteren und vorderen Achsgetriebe. Als Mit-
Funktionsweise (Bild 3, 4). Die Vorderräder werden
tendifferenzial kann es außerdem unterschiedliche
Drehzahlen zwischen Vorder- und Hinterrädern aus- konventionell über das Vorderachs-Differenzial an-
gleichen. Drehen z.B. die Vorderräder durch, sperrt getrieben. Je nach Fahrsituation und Traktionsver-
das Tarsen-Differenzial mit einem von der Bauart mögen kann über den Schließgrad der Kupplung
des Schneckengehäuses abhängigen Sperrwert, das Antriebsmoment zur Hinterachse geleitet wer-
z. B. 56%. Somit wird den Rädern mit der besseren den. Beim Starten des Motors wird von der elektrisch
Bodenhaftung mehr Drehmoment zugeteilt. angetriebenen Pumpe Druck erzeugt, der im Akku-
mulator konstant auf ca. 30 bar gehalten wird. Beim
Automatikgetriebe Anfahren und Beschleunigen schließt die Kupplung
wodurch die Hinterräder zugeschaltet w erden. Das
Fahrzeug erhält durch die Längssperrung maximale
Vortriebskraft. Bei schneller Fahrt und beim Bremsen
kann die Haldex-Kupplung bedarfsgerecht und trak-
tionsabhängig zu- und abgeschaltet werden. Dreht
z.B. nur ein Rad an einer Achse durch, so wird über
EDS-Bremseneingriff eine Quersperrung erreicht.
Bei Ausfall der Pumpe, des Steuerventils und bei
elektrischen Fehlern kann das Fahrzeug nur noch m it
Vorderradantrieb gefahren werden.
•
Aufbau w elle Steuerventil behält er
Die Haldex-Kupplung (Bild 2, 3, 4) ist im Antri ebs- Bild 3: Bauteile der Haldex-Kupplung
strang ei nga ngsseitig am Hinterachsgetriebe einge-
baut und besteht aus folgenden Bauteilen:
• Pumpe zum Erzeugen des Anpressdruckes. Steuerung der Haldex-Kupplung (Bild 4)
• Akkumulator zum Konstanthalten des Druckes. Die Pumpe saugt das Öl aus dem Vorratsbehälter an
• Ölvorratsbehälter und Ölfilter. und fördert es zum SteuerventiL Dieses wird vom
• Lamellenpaket mit Arbeitskolben zum Zuschalten Steuergerät pulsweitenmoduliert angesteuert, wo-
des Drehmoments auf die Hinterräder. durch der Öldruck und somit der Schließdruck der La-
Motor-Steuergerät
m ellenkupplung dosiert w erden kann.
Lam ellen-
kupplung
Ge-
Steuergerät
Steuergerät
ach se Differenzial
der Hinterachse
ring
Kronenrad Kronenrad
Hinterachsantrieb Vorderachsantrieb
-
100%
WERKSTATTHINWEISE
• Leistungsprüfung nur auf Allradprüfstand .
• Bremsenprüfung nur auf langsam laufenden
Prüfständen durchführen (< 5 km/h) .
• Kein Abschleppen mit angehobener Achse.
Ausgleichsrad
• Herstellervorschriften beachten.
Bild 2: Grundverteilung beim Kronenraddifferenzial
454
17 Fahrzeugaufbau
17.1 Eahrzeugaufbau/Karosserje 17.1.2 Mittragende Bauweise
Bei der mittragenden Bauweise wird meist ein Vor-
Der Fahrzeugaufbau dient dem Schutz von Insas- der- und ein Hinterrahmen m it einer im mittleren
sen und Gütern vor Umwelteinflüssen und bei Teil selbsttragenden Karosserie verschraubt (Bild 2).
Unfällen. Außerdem übernimmt er die Tragfunk- Im Vergleich zur selbsttragenden Bauweise ist eine
tion für Fahrwerks- und Antriebsbaugruppen so- einfachere Verwirklichung verschiedener Karosse-
wie für Insassen und Nutzlast. rieaufbauvarianten möglich.
Längsträger
Kofferraum- (Ka rdantunnel)
boden
Längsträger
Türschweller Querträger
Radkasten (Längsträger)
Bild 1: Rahmenbauweise
Bild 3: Bodengruppe
Als Rahmenbauform wird überwiegend der Leiter-
rahmen verwendet. Zwei Längsträger sind dabei mit Durch weitere mit der Bodengruppe verschweiß-
mehreren Querträgern (Traversen) v ernietet, ver- te Blechteile wi e A-, B-, C-, D-Säulen, Dachrahmen,
schraubt oder verschweißt. Die v erwendeten Stahl- Dach, Kotflüg el und ei ngeklebte Front- und Heck-
t räger mit offenem Profil (U-Profil, L-Profil) oder ge- scheiben ergibt sich eine selbsttragende Ka rosserie
schlossenem Profil (Rund-, Rechteckprofil) ergeben in Schalenbauweise (Bild 1, Seite 455). Dabei wird
einen Rahmen mit großer Biegesteifigkeit. großer die Karosserie durch Sicken, Absetzungen, geschlos-
Verwindungselastizität und hoher Tragkraft. sene Profile und Außenflächen stabilisiert.
1 7 Fahrzeugaufbau 455
D-Säule Radkasten
Läng sträger
vorne links
Seitenwand
rechts Schlossträger
vorne
Vorbau rechts
Neben der Schalenbauweise findet auch die Gerip- 17.1.4 Werkstoffe im Karosseriebau
pebauweise Anwendung.
Als Werkstoffe werden vorwiegend Stahlbleche, ver-
Gerippebauweise. Sie wird häufig auch als Gitter- zinkte Stahlbleche, Aluminiumbleche, sowie Profile
rahmenbauweise bezeichnet. Ein fachwerkartiges aus diesen Werkstoffen und Kunststoffe verwendet.
Stabsystem bildet dabei die primär tragende Funk- Stahlblech
tion der Karosserie. Die Außenflächen können mit-
Selbsttragende Fahrzeugkarosserien werden über-
tragende Funktion haben. Diese Bauweise wird z.B.
wiegend aus höherfesten und hochfesten Stahl blech-
bei Pkw-Konstruktionen (Bild 2) mit Aluminiumka-
formteilen hergestellt (Bild 3). Höherfeste Karosserie-
rosserie verwendet. Verschieden geformte Strang-
bleche haben eine Streckgrenze bis ca . 400 N/mm 2 ,
press- und Aluminiumblechprofile bilden dabei die
während bei normalen Karosserieblechen der Wert
Rahmenstruktur, die durch Gussknoten an hoch be-
bei 120 N/mm 2 ... 180 N/mm 2 liegt. Die Blechdicken
anspruchten Stellen verbunden werden .
variieren von 0,5 mm bis zu 2 mm .
Tailored Blanks. Dies sind Blechzuschnitte unter-
schiedlicher Festigkeit und Dicke. Sie werden ent-
sprechend den Anforderungen zu Platinen (= kom-
plettes Karosserieteil, z. B. Seitenteil), verschweißt.
0,7mm ..-----~- -
)-.---------· ---~:;1111111......
~-------
\
Aktive Sicherheit
Passive Sicherheit
1. Glasf asermatte
Unter passiver Sicherheit versteht m an die kon-
Bild 2: Aufbau einer GFK-Reparaturstelle mit
struktiven M aßnahmen am Fahrzeug, d ie bei
Verstärkerlage
einem Unfa ll das Verl etzungs- und das Tötungs-
Kleben mit 2-Komponenten-Reparaturmaterialien. risiko (Unfallfolgen) für die Verkehrsteilnehmer
J e nach v erwendetem Repa raturm aterial, kö nnen m öglichst geri ng halten.
ohne Identifizierung des zu reparierenden Kunst-
stoffes Löcher, Risse und Schrammen ausgebessert Man unterscheidet dabei innere und äußere Sicher-
werden. Die Basis bildet dabei z. B. ein 2-Komponen- heit.
ten-Polyurethankleber in einer Doppelkartusche, der Innere Sicherheit
über ein Zwangsmischroh r im richtigen Verhältnis Sie umfasst im w esentlichen M aßnahmen bezügl ich
gemischt wird. Der Kl eber wird auf die gereinigte • des Deformationsv erhaltens der Karosserie,
und vorbereitete Schadstelle aufgetragen. Anschlie- • der Festig keit der Fahrgastzelle,
ßend kann die Kl ebesteile m it einem Heizstrahler • der Aufprallschutzm aßnahmen (Sicherh eitsgurt,
erwärmt werden. Sie härtet dadurch schneller aus. Airbag).
Danach erfolgt die Weiterbehandlung der Reparatur- • des Brandschutzes und
stelle durch Schleifen und Lackaufbau. • der lnsassenbefreiung .
458 1 7 Fahrzeugaufbau
Aus Unfallanalysen (Bild 1) ergibt sich, dass Fron- Im Bereich der Knautschzonen werden Längs- oder
talunfälle mit 60 % .. . 65 % und Seitenaufprallunfälle Seitenträger eingesetzt, die sich z. B. bei Frontalunfäl-
mit 20 % ... 25% die häufigste Ursache bei Personen- len zunächst im vorderen unteren Karosseriebereich
verletzungen darstellen . durch vorbestimmtes Falten verformen (Bild 4). Erst
bei schweren Unfällen werden auch die hinteren Be-
>12.
0 reiche der Karosserie zur Energieumwandlung ver-
"'
CD >12.
0 wendet.
#-
0
CD
.!::
u
·a;
Q;
-Bc
0
U::
Aufgrund der Unfallanalysen werden durch Com- Bild 4: Knautschverhalten eines vorderen Längsträgers
puterberechnungen und definierte Crashversuche
(Bild 2) das Verhalten der Karosserie und die Aus-
Gürtellinie (Bild 5). Bei Fahrzeugen, bei denen die
wirkungen auf die Unfallbeteiligten untersucht. Aus
herkömmlichen Bereiche der Knautschzone zur
den Ergebnissen wird so der günstigste Fahrzeug-
Energieumwandlung bei Frontalunfällen nicht aus-
aufbau ermittelt. Ein standardisierter Test ist z. B. der
reichen, werden auch Teile, die im Bereich der
Frontalaufprall eines Fahrzeugs mit rund 50 km/h auf
Gürtellinie liegen, zur definierten Verformung heran-
ein feststehendes Hindernis. Damit die Fahrzeugin-
gezogen. Damit wird verhindert, dass die Fahrgast-
sassen dabei keinen zu kritischen Verzögerungswer-
zelle im vorderen Bereich zu stark deformiert wird.
ten ausgesetzt werden, wird die Bewegungsenergie
Die Gürtellinie verläuft vom Frontblech über die
(kinetische Energie) über Knautschzonen in eine
obere Kotflügelaufnahme, die A-Säule, die Türver-
gezielte Formänderung (Verformungsenergie) um-
stärkungsleiste, B-Säule und je nach Konstruktion
gewandelt.
zur C-Säule. Durch diese konstruktiven Maßnahmen
zeigen sich nach einem Unfall oberhalb der Boden-
gruppe deutlich mehr Verformungen.
Türen und Türschlösser. Sie sollen sich nach dem Auslösekriterien. Die Fahrzeugbeschleunigung in
Unfall ohne Werkzeug von innen und außen öffnen Längs- und Querrichtung wird durch Beschleuni-
lassen, während des Aufpralls dürfen sie sich jedoch gungssensoren kontinuierlich erfasst. Das zentrale
nicht öffnen . Steuergerät wertet die Spannungssignale fortlau-
Kraftstoffbehälter. Er wird stoßgesichert meist über fend aus. ln Crash- und Fahrversuchen werden ab-
der Hinterachse eingebaut. Einfüllstutzen und Kraft- hängig vom Fahrzeugtyp Auslöseschwellen für die
stoffleitungen sind so verlegt, dass bei schweren jeweiligen Rückhaltesysteme ermittelt und in Kenn-
Unfällen und Überschlägen des Fahrzeugs der Kraft- feldern im zentralen Steuergerät hinterlegt.
stoff nicht auslaufen kann . FrontalaufpralL Wird die Auslöseschwelle erreicht
Innere Sicherheitszone oder überschritten und dies durch einen im Steuer-
gerät verbauten Sicherheitssensor (Saving-Sensor)
Sie vermindert das Verletzungsrisiko im Innen- bestätigt, so werden die jeweiligen Zündkreise Gurt-
raum der Fahrgastzelle durch Rückhaltesysteme straffer und ggf. des Fahrer- und Beifahrerairbag
und Aufprallschutzmaßnahmen . angesteuert. Zusätzlich kann bei verbauten Sitzbe-
legungsmatten (Bild 3) im Beifahrersitz über Druck-
Um einen optimalen Schutz der Fahrzeuginsassen sensoren erkannt werden, ob der Sitz durch eine
zu gewährleisten, kommen bei neueren Fahrzeugen erwachsene Person oder einen Kindersitz belegt ist.
sogenannte Mehrfachrückhaltesysteme zum Ein- Ist der Beifahrersitz nicht oder durch einen Kindersitz
satz. Dabei werden im Falle eines Crash durch ein belegt, wird der Beifahrerairbag nicht ausgelöst.
zentrales Steuergerät z.B. Fahrer-, Beifahrerairbag,
Gurtschlosssensierung. Durch Mikroschalter oder ~~~
Seitenairbag , Kopfairbag/Windowbag und Gurtstraf-
Hallsensoren im Gurtschloss ist es möglich festzu-
fer angesteuert (Bild 2).
stellen, ob die Fahrzeuginsassen angegurtet sind . Ist
dies nicht der Fall, so wird die Auslöseschwelle für
den Airbag herabgesetzt.
Die Auslösung von Frontairbags und Gurtstraffern
erfolgt bei Frontalunfällen bis ± 30° zur Fahrzeug-
längsachse (Bild 4).
Seitencrash. Bei Unfällen mit Seitenaufprall Wirkungsweise (Bild 1). Bei pyrotechnisch arbeiten-
(rd . 20 % .. . 25 %) werden aufgrund der verminder- den Gurtstraffern werden durch Beschleunigungs-
ten Knautschzone erheblich mehr Fahrzeuginsassen sensoren die Verzögerungswerte erfasst. Ist bei
schwer verletzt (ca . 36 %). Deshalb sind in den Quer- einem Frontalaufprall die Verzögerung über der Aus-
trägern , die zu der B-Säule verlaufen, Beschleuni- löseschwelle, z.B. Verzögerung größer 2 g und Fahr-
gungssensoren in Querrichtung verbaut. Wird bei zeuggeschwindigkeit größer 15 km/h, erkennt das
einem Seitenaufprall die Auslöseschwelle für den Steuergerät kritische Verzögerungswerte und bewirkt
Seitenairbag überschritten , so wird der im Sitz oder über einen elektrischen Impuls die Zündung eines
in der Türverkleidung verbaute Airbag, sowie der Treibsatzes (Gasgenerator) durch eine Zündpille. Der
Kopfairbag oder Windowbag gezündet. Kopfairbags Gasgenerator wirkt je nach Bauart des Gurtstraffers
und Windowbags entleeren sich langsamer als die • auf einen Kolben in einem Zylinder,
anderen Airbags, um beim Überschlagen des Fahr-
• auf Stahlkugeln oder
zeugs ausreichend Schutz zu bieten.
• einen Wankelrotor.
Heckcrash. Bei einem Heckcrash wird bei Über- Gurtstraffer mit Wankeiretor haben drei Treibsätze,
schreitung der Auslöseschwelle der Gurtstraffer die nacheinander gezündet werden. Die Gurtstraffer
angesteuert. Sind in einem Fahrzeug zusätzlich ak- sind jeweils über eine Aufrollvorrichtung mit dem
tive Kopfstützen verbaut, so werden diese in Fahr- Sicherheitsgurt verbunden. Durch Verdrehen der
zeuglängsrichtung nach vorne geneigt. Dadurch Aufrollvorrichtung wird der Gurt gespannt.
wirken sie Schleudertraumaverletzungen entgegen.
v om Steu ergerät Zylinder
Drahtseil - - - -
Steuergerät. Das zentrale Steuergerät ist mit Selbst-
diagnosefunktion ausgestattet. Werden Fehler in
Sicherheitsrückhaltesystemen (SRS) festgestellt, so a) Gurtstraffer mit Kolben
werden die Feh ler gespeichert und die SRS-Kontroll-
leuchte angesteuert.
Bei der Fahrzeugentsorgung müssen pyrotechnisch Über Auslassöffnungen, die sich von der Insassen-
arbeitende Gurtstraffer entsprechend der Hersteller- seite abgewandt befinden, strömt das Gas dann ins
vorschrift von fachlich qualifiziertem Personal aus- Freie. Die elektrische Verbindung zwischen Gasge-
gelöst und somit unwirksam gemacht werden. nerator und Steuergerät wird in der Lenkradeinheit
durch eine Wickelfeder in der Kontakteinheit herge-
Mechanisch arbeitender Gurtstraffer (Bild 1). Bei stellt.
diesem System befindet sich eine vorgespannte
Ausfallwarn-
Feder im Gurtschloss. Bei einem Frontalcrash kann lampe
sich die Feder durch einen Ausklinkmechanismus
entspannen und bewirkt über einen Seilzug die Gurt-
straffung .
Gurt
.......+- - - - - Gurtschloss
Strafferseil
Ausklink-
mechanismus
Strafferfeder
Abdeck-
kappe m
Solireiss
Zeit in ms
Kopfairbag, Windowbag, Seitenairbag. Bei einem Um dies zu realisieren ist das Pre-Safe-System
Seitencrash muss innerhalb von maximal 20 ms der mit dem Antiblockiersystem (ABS), dem Bremsas-
Airbag voll wirksam sein . Dies erreicht man dadurch, sistenten (BAS) und dem Elektronischen Stabili-
dass Hybridgeneratoren Anwendung finden, die den tätsprogramm (ESP) vernetzt Außerdem benötigen
Airbag in sehr kurzer Zeit befüllen können. Außer- diese Fahrzeuge Precrash-Sensoren und Out-cf-
dem haben diese Airbags im Vergleich zu Frontair- Position-Sensoren, die vor einem eventuellen Crash
bags ein kleineres Volumen von 10 I .. . 15 l (Front- geeignete Daten bereitstellen .
airbags haben auf der Fahrerseite 30 I ... 751 und auf Precrash-Sensoren messen mittels Radartechnik
der Beifahrerseite 60 I ... 180 I Füllvolumen). den Abstand und den Winkel zu einem möglichen
Hybridgenerator Hindernis. Diese Sensoren bilden einen virtuellen
Sicherheitsgürtel von ~ 14m um das Fahrzeug . Die
Aufbau (Bild 1). Er besteht aus Anzündereinheit
Radarsignale werden auch als Short Range Radar
(Zündpille). einer geringen Menge Festbrenntreib-
(SRR) bezeichnet. Zusätzlich können diese Signale
statt und einer Druckgasflasche, die mit Edelgas
dafür verwendet werden, den Fahrer vor bestimmten
gefüllt ist. Als Edelgas wird in der Regel Argon und
Gefahrensituationen zu warnen, z.B. wenn sich ein
Helium verwendet, das mit einem Druck von 200 bar
Fahrzeug nähert, das sich im toten Winkel befindet.
... 500 bar vorverdichtet ist.
Out-of-Position-Sensoren erkennen mittels Ultra-
Befestigung
schall oder Videoüberwachung, ob eine Person im
richtigen Abstand und Winkel zum Airbag sitzt. Mit-
Anzünder- Druckgasflasche
einheit 200 ... 500 bar tels starker Elektromotoren kann der Sitz bereits vor
einem Unfall ggf. in die richtige Position gebracht
Gasaustritt - - - - Brennkammer werden .
(Airbag) (Festbrenntreibstoff)
Wirkungsweise. Gefährliche Fahrmanöver, z.B. Not-
Bild 1: Hybridgenerator bremsung, Schleudern werden mithilfe von Sen-
soren durch ABS-, BAS- und/oder ESP-Steuergerät
Wirkungsweise. Endstufen im Steuergerät zünden erkannt und über den CAN-BUS an das zentrale
durch einen elektrischen Impuls eine kleine Menge Airbag-Steuergerät gemeldet. Eine sehr schnelle
Treibstoff (Zündpille). Dadurch wird eine größere Verringerung des Abstandes zu einem Hindernis,
Menge Festbrenntreibstoff gezündet. Dies bewirkt, z.B. vorausfahrendes Fahrzeug, wird durch die Aus-
dass die Austrittsöffnung der Druckgasflasche geöff- wertung der von den Precrash-Sensoren gelieferten
net wird und eine Mischung aus heißem pyrotech- Signale durch ein Rechenprogramm im zentralen
nisch erzeugtem Gas und kaltem Edelgas den Luft- Airbag-Steuergerät erkannt. Das zentrale Airbag-
sack (Bag) innerhalb kürzester Zeit füllt. Steuergerät bewirkt dann bereits vor einer mögli-
chen Kollision, dass ...
Integrierte Rückhaltesysteme- Pre-Safe (Bild 2) • ... die Sicherheitsgurte von Fahrer und Beifahrer
durch reversible Gurtstraffer mithilfe eines
Darunter versteht man Maßnahmen, die Sicher-
Elektromotors vorgespannt werden.
heitssysteme bereits vor einem Crash aktivieren,
• ... Fahrer- und Beifahrersitz hinsichtlich ihrer
z.B. Sitz in richtige Position bringen, Gurt straffen
Längsposition, ihrer Kissen und Lehnenneigung
und ggf. Schiebedach schließen.
in eine günstigere Position gebracht werden.
• ... das Schiebedach bei Schleudergefahr automa-
Precrash- Kindersitz- Out-cf-Position- Datenbus-
Sensor Sensor Sensor leitungen tisch geschlossen wird.
Up-Front Sensorik
Kommt es zur Kollision, kann durch Up-Front Sen-
soren die Schwere des Unfalls präziser analysiert
werden als durch den Crash-Sensor auf dem Mit-
teltunnel. Dadurch kann die Gurtstraffer- und die
Airbagauslösung noch früher, genauerund bedarfs-
gerechter abgestimmt werden. Bei zweistufig arbei-
tenden Airbag-Gasgeneratoren wird z.B. bei einem
leichten Aufprall nur die erste Stufe des Gasgene-
Insassen- rators gezündet und der Airbag füllt sich mit gerin-
klassifizierungs-Sensor
gerem lnnendruck. Wird ein schwerer Frontalaufp rall
- Sensoren Zentrales Airbag-Steuergerät
mit intergrierter Überrollsensierung
erkannt, wird mit einer Zeitverzögerung von rund
- Aktoren
15 ms die zweite Kammer des Gasgenerators akti-
Bild 2: Integrierte Rückhaltesysteme viert und der Airbag füllt sich mit höherem Druck.
1 7 Fahrzeugaufbau 463
Sicherheitsglas. Man unterscheidet das Einschei- oder m ehrere nicht vo rgespannte Glasscheiben mit
ben-Sicherheitsglas (ESG) und das Verbund-Sicher- in der Mitte liegenden Kunststoffzwischenschichten
heitsglas (VSG). verklebt. Bei Bruch bilden sich spinnenartige Sprün-
ge, wobei jedoch ein Großteil des Sichtfeldes erhal-
Einscheiben-Sicherheitsglas. Diese Verglasung wird ten bleibt. Kleine Schäden, z.B. durch Steinschlag,
für Seitenscheiben und t eilweise für Heckscheiben können repariert werden.
v erwendet. Aufgrund der Vorspannung des Glases,
die durch schnelle Abkühlung erreicht wurde, entste- Verbun dg las
hen bei Bruch stumpfkantige GlaskrümeL Das Glas
zerbricht in seiner gesamten Fläche, wodurch es als '"""'/ Kunststoff-
""....., Zwischen-
Frontscheibenverglasung aus folgenden Gründen schicht
ungeeignet ist:
Kleber
• Bei Bruch ist die Fahrersicht extrem beeinträchtigt.
• Bei Unfällen können die mit hoher Energie in den Dichtgummi
Fahrzeuginnenraum eindringenden Glaskrümel
die Fahrzeuginsassen verletzen. Karosserie-
Schei ben-
rahmen
Verbund-Sicherheitsglas (Bild 1). Es wird für die
Frontscheibenverglasung und häufig für die Heck- Bild 1: Bruchstruktur und Aufbau von Verbund-
scheibenverglasung verwendet. Dabei werden zwei Sicherheitsglas
464 1 7 Fahrzeugaufbau
Äußere Sicherheit
LI I I U
mationsverhalten der Karosserie (Bild 3).
Bild 6: Seitenverzug
Oberbauvermessung (Bild 2). Dazu wird z.B. an der Zur Vermessung verwendet man zwei Messschie-
Messbrücke, die auf einem Richtbankgrundrahmen nen, die rechtwinklig zueinander um das Fahrzeug
befestigt ist, ein Portalrahmen mit Messeinrichtung aufgestellt werden. Sie nehmen eine Lasereinheit,
angebracht. Damit kann der Oberbau entsprechend einen Strahlteiler, sowie mehrere Prismeneinheiten
den Messblättern abschnittweise an festgelegten auf. Die Lasereinheit erzeugt kleine Lichtbündel, de-
Punkten vermessen werden. ren Strahlen parallel ausgesendet werden. Sie sind
so lange unsichtbar, bis sie auf einen Widerstand
auftreffen. Der Strahlteiler lenkt den Laserstrahl
rechtwinklig zur kurzen Messschiene und lässt ihn
zugleich in gerader Richtung weiterlaufen. Die Pris-
meneinheiten leiten den Lichtstrahl rechtwinklig un-
ter den Fahrzeugboden.
Mess-
schiene
Lichtstrahl den eingestel lten Bereich auf den Mess- Weitere Systeme zur Karosserievermessung
linealen trifft. Dies ist an einem roten Punkt an den • Richtwinkelsysteme (Bild 2) mit einteiligen, zwei-
Messlinealen erkennbar. Dadurch ist sichergestellt, geteilten und mehrfach geteilten Richtwinkeln.
dass der Laserstrahl parallel zum Fahrzeugboden • Schweißlehrensysteme.
verläuft. Zur Ermittlung der weiteren Höhenmaße der
Karosserie werden an verschiedenen Messpunkten Merkmale von Richtwinkelsystemen
des Fahrzeugunterbodens weitere Messlineale an- • Zur Karosserievermessung ist in der Regel ein
gebracht. Durch Verschieben der Prismeneinheiten Aggregatausbau erforderlich.
können nun die Höhenmaße an den Messlinealen • Neue Karosserieteile können zum Einschweißen
und die Längenmaße an den Messschienen abgele- maßgenau an den Richtwinkeln befestigt werden.
sen und mit dem Messblatt verglichen werden. • Richtwinkel tragen das Fahrzeuggewicht, nehmen
Elektronisches Messsystem (Bild 1) aber nur geringe Rückverformungskräfte auf.
Bei diesem Messsystem werden über einen Mess- • Für unterschiedliche Fahrzeugtypen sind unter-
arm, der auf einer Messleiter läuft und geeignete schiedliche Richtwinkelsätze erforderlich .
Messspitzen hat, die jeweils zu vermessenden Ka-
rosseriepunkte ausgewählt. Mit dem im Messarm
eingebauten Computer wird die exakte Position der
Messpunkte errechnet. Die Messwerte werden ka-
bellos perFunk auf den Messcomputer übertragen .
Messvorgang. Zunächst sind mit der Messspitze drei
unbeschädigte Karosseriepunkte auszuwählen, um
die Grundposition des Fahrzeugs festzulegen. An-
schließend ist die Messspitze an den gewünschten
Aufnahme für
Messpunkten anzusetzen . Die gemessenen Istwerte verschiedene
werden mit den im Programm des Messcomputers Richtwinkel
hinterlegten Sollwerten verglichen. Bei Maßabwei-
chungen erfolgt eine Fehlermeldung bzw. eine auto- Bild 2: Richtbank mit Richtwinkeln
matische Eintragung in das Messprotokoll.
17.1.7 Unfallschadensreparatur an
selbsttragenden Aufbauten
Richten
Eine Karosserie kann bei einem Unfall große Ener-
gien durch Verformen von Karosserieblechen um-
wandeln. Zum Richten der Karosserie sind entspre-
Bild 1: Elektronisches Messsystem chend große Zug- und Druckkräfte erforderlich, die
durch hydraulische Zieh- und Druckwerkzeuge auf-
Merkmale von universellen Messsystemen gebracht werden.
• Die Karosseriepunkte können mit und ohne Ag- Die Rückverformungskraft soll in entgegenge-
gregatausbau vermessen werden . setzter Richtung wie die Verformungskraft liegen.
• Eingeklebte Fahrzeugscheiben, auch gebrochene,
dürfen vor der Fahrzeugvermessung nicht ausge- Hydraulische Richtwerkzeuge (Bild 3). Sie bestehen
baut werden, da sie bis zu 30% der Verwindungs- aus einer Presse und einem Zylinder, die durch einen
kräfte der Karosserie aufnehmen . Hochdruckschlauch verbunden sind. Beim Presszy-
• Für jeden Fahrzeugtyp gibt es abhängig vom linder wird die Kolbenstange durch hohen Druck aus-
Messsystem spezielle Messblätter. gefahren, beim Ziehzylinder fährt sie ein . Während
• Die Messsysteme können weder das Fahrzeugge- sich beim Pressen die Enden von Zylinder und Kol-
wicht tragen, noch sind sie in der Lage Rückverfor- benstange gut abstützen lassen, müssen beim Zie-
mungskräfte aufzunehmen. hen Zugklemmen verwendet werden oder es werden
• Sind Karosserieneuteile einzuschweißen, so sind Zugbleche auf das zu ziehende Teil aufgeschweißt
spezielle Teilehalter erforderlich, die z.B. am Richt-
bankgrundrahmen befestigt werden.
• Bei Messsystemen mit Laserstrahl , darf nicht
di rekt in den Laserstrahl geschaut werden.
-~
Hydraulikpumpe Zugzylinder
:·1 · •
Zugklemme
Hydraulischer Ziehrichter (Dozer, Bild 1). Er besteht Umlenken der Rückformkraft (Bild 3). Hat sich z.B.
aus einem waagerechten Balken und einer am Ende bei einem Unfall die Karosserie zusätzlich zur waag-
drehbar gelagerten Säule, die durch einen Druck- rechten Verformung nach oben verschoben, muss
zyl inder bewegt werden kann. Das Richtgerät kann die Rückverformung durch das Richtgerät mittels
unabhängig von Richtbänken für kleinere bis mittle- einer Umlenkrolle erfolgen. Die Zugkraft wirkt so
re Karosserieschäden, bei denen keine großen Zug- entgegengesetzt zur ursprünglichen Verformungs-
kräfte erforderlich sind, verwendet werden. kraft. Die Karosserie wird z.B. in Bild 3 sowohl nach
Die Karosserie muss dazu aber an den vom Herstel- unten (F2 ). als auch nach vorne (F1 ) gezogen.
ler bestimmten Punkten mithilfe von Karosserie-
klemmen und Stützrohren am waagerechten Balken
befestigt werden.
Bild 1: Hydraulischer Ziehrichter (Dozer) Bild 3: Zuganordnung bei einer waagrecht und nach
oben verschobenen Karosseriepartie
Richtbank mit hydraulischem Richtgerät (Bild 2).
Die Richtbank besteht aus einem stabilen Rahmen,
WERKSTATTHINWEISE
der die Richtkräfte aufnimmt. Auf ihm werden die
Fahrzeuge an der Unterkante der Türschwellenfalze • Richtarbeiten sind durchzuführen, bevor nicht
mit Karosserieklemmen festgeschraubt. Das hydrau- mehr reparierbare Karosserieteile abgetrennt
lische Richtgerät kann an jeder Stelle der Richtbank werden.
schnell befestigt werden. • Ist Richten möglich, so versucht man den ur-
Auch schwere Karosserieschäden können mit Richt- sprünglichen Zustand durch Kaltrückformen zu
bänken repariert werden. Auf diese Weise ist es erreichen.
leichter möglich als mit einem Dozer mit waage- • Ist Kaltrückformen ohne Rissgefahr nicht mög-
rechtem Balken, dass die Rückverformung der Ka- lich, so kann bei normalfesten Karosserie-
rosserie in genau entgegengesetzter Richtung zur blechen der verformte Bereich z.B. mit einem
Verformung erfolgen kann. Außerdem können hyd- Autogenschweißbrenn er großflächig erwärmt
raulische Richtwerkzeuge verwendet werden, die werden. Dabei dürfen 700 oc (du nkelrote Far-
nach dem Vektorprinzip arbeiten. Darunter versteht be) wegen möglicher Gefügeveränderung
man Richtwerkzeuge, die eine verformte Karosserie- nicht überschritten werden.
partie in beliebiger räumlicher Richtung ziehen oder • Hochfeste Bleche und Aluminium dürfen beim
drücken können. Rückverformen nicht erwärmt werden. Die
Herstellervorschriften bei der Karosseri ein-
standsetzung sind exakt zu beachten.
• Nach jedem Richtvorgang ist die Lage der
Messpunkte zu prüfen.
• Damit Rahmenteile spannungfrei das genaue
Karosseriemaß erreichen, müssen sie wegen
des Rückfederverhaltens der Karosseriebleche
ein Stück über das Sollmaß gezogen werden.
• Tragende Teile, die gerissen oder geknickt
sind, müssen aus Sicherheitsgründen ausge-
hydraulisches Richtgerät Richtbank tauscht werden.
• Zugketten sind durch Fangseile zu sichern.
Bild 2: Richtbank mit hydraulischem Richtgerät
470 1 7 Fahrzeugaufbau
o~ Karosseri ebleche
'/1 :~y
Kl ebe-
schicht ,
rr
Universal-
hammer
Schl icht-
hammer
Richtlöffel Gegen-
halter
Verspachteln
Bild 1: Beulenbeseitigung mit Zughammer
Kleinere Unebenheiten können verspachtelt werden.
Verwendung finden z.B. Zweikomponentenspachtel
Beseitigung von Beulen durch Wärmetechnik (Bild 2). aus Polyester- oder Epoxidharz. Größere Uneben-
heiten sind durch Verzinnen auszugleichen, da sich
Beulen mittlerer Größe werden dazu von außen
bei zu dickem Spachtelmassenauftrag folgende Pro-
nach innen mit einer weichen Flamme spiralförmig
bleme ergeben können:
erwärmt (Bild 2, a, b). Dadurch hebt sich die Beule
gegenüber ihrem Umfeld und es entsteht eine klei- • Abplatzen des Spachtelmaterials von der Blech-
ne ringförmig e Erhebung. Die Wärme kann nun mit oberfläche, wegen der unterschiedlichen Ausdeh-
Hilfe einer kalten Karosseriefeile von der Erhebung nung der Materialien.
abgeführt werden (Bild 2, c). Das Blech zieht sich • Bildung von Rissen
an diesen Stellen zusammen und wird weitgehend a) beim Aushärten, wegen unterschiedlicher Wär-
geglättet (Bild 2, d). Bei Beulen im Bereich von Ver- mezonen innerhalb der Spachtelmasse.
strebungen, Sicken und Schweißpunkten ist dieses b) da die Spachtelmasse nicht so elastisch ist wi e
Verfahren nicht anwendbar. das Karosserieblech.
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
dl ==--=== 1 Wie erfolgt eine Schadensbeurteilung durch
Sichtprüfung?
2 Welche Maße können bei der zweidimensionalen
Vermessung der Karosserie ermittelt werden?
Bild 2: Beulenbeseitigung durch Wärmetechnik
3 Wie erfolgt das dreidimensionale Vermessen
einer Karosserie mit mechanischem Messsys-
Verzinnen tem?
Bleiben nach dem Ausbeu len größere Unebenheiten 4 Wie erfolgt das Vermessen der Karosserie mit
zurück, so können sie durch Verzinnen au sgeglichen einem optischen Messsystem?
und durch Nacharbeiten geglättet w erden. 5 Wie erfolgt das elektronische Vermessen einer
Karosserie?
6 Welche Merkmale haben Richtwinkelsysteme?
WERKSTATIHINWEISE 7 Worauf ist beim Richten durch Rückverformung
zu achten?
• Der entsprechende Karosseriebereich ist me-
8 Was ist beim Metallkleben zu beachten?
tallisch blank zu schleifen.
9 Welche Arbeitsregeln sind beim Erneuern einer
• Verzinnungspast e mit Pinsel auf blankes Ka- geklebten Fahrzeugscheibe zu beachten?
rosseri eblech auftragen.
10 Mit welchen Verfahren können kleinere und grö-
• Verzinnungspaste mit offener Flamme erwär- ßere Beulen gerichtet werden?
m en, bis sie sich verfärbt (Farbumschlag ins 11 Wie können größere und kleinere Unebenheiten,
Braune). Die überschüssigen Zinnpastenreste z.B. nach dem Ausbeulen, beseitigt werden?
werden mit einem sauberen Lappen abge- 12 Warum darf der Spachtelauftrag nicht zu dick
wischt. sein?
1 7 Fahrzeugaufbau 473
Feuchtigkeit
Eloxieren. Die Oberfläche von Werkstücken aus Alu- spritzbar wird. Nach dem Lackieren verdunstet das
minium kann elektrolytisch oxidiert werden. Dabei Lösemittel. Bei zu schneller Verdunstung des Löse-
entstehen Schichtdicken von 5 iJm, wobei sich Form mittels kann eine Schrumpfung der Lackoberfläche
und Volumen des Werkstücks nicht ändern. Die ent- eintreten.
stehende korrosionsfeste Oberfläche kann einge-
Heißspritzen. Der Lack wird mittels einer Heizvor-
färbt werden. richtung im Farbbecher auf 50 oc bis 120 oc vor-
geheizt. Dadurch verringert sich die Viskosität des
1 7. 3 Eahrzeuglackierung Lackes so, dass er ohne Lösemittel spritzbar ist.
Spritzen mit elektrostatischer Aufladung. Das elek-
Fahrzeuglackierungen haben die Aufgabe, die trostatische Spritzverfahren wird in der Serienfer-
Karosserieoberfläche gegen äußere Einflüsse, tigung angewendet. An die Karosserie wird der
z.B. aggressive Stoffe in Wasser und Luft, gegen Pluspol, an die Farbspritzdüsen der Minuspol einer
Steinschlag zu schützen. Gleichspannungsquelle angelegt. Die Spannung
Außerdem soll die Fahrzeuglackierung ... kann bis zu 200 000 V betragen. Die negativ aufge-
• ... einen dichten und zusammenhängenden Schutz- ladenen Farbnebel werden von der positiv aufgela-
film bilden. denen Karosserie angezogen. Der Farbverlust wird
• ... hart und gleichzeitig elastisch sein. dadurch verringert.
• ... lichtecht sein. Anstelle von Spritzpistolen kann der Lack durch
• .. . Signalwirkung erzeugen. Hochrotationsglocken im elektrostatischen Spritz-
• ... sich leicht reinigen und pflegen lassen. ver-fahren aufgebracht werden (Bild 2). Mit Spritzro-
botern werden die Bereiche der Karosserie lackiert,
Auftragsverfahren
die durch den Farbnebel der Hochrotationsglocken
Das Auftragen der Lacke kann durch Spritzen, Tau- nicht erreicht werden.
chen oder elektrische Spritzverfahren erfolgen.
Spritzen. Spritzpistolen (Bild 1) arbeiten meistens
mit Druckluft. Dabei wird nach dem Injektorprinzip
der Lack von der am Injektor vorbeiströmenden Luft
angesaugt und zur Düse transportiert. Beim Austritt
aus der Düse entsteht ein Farbnebel, der sich auf der
Oberfläche niederschlägt.
Farbbehälter
Elektrophorese-Verfahren (Bild 1). Die in einem Phosphatschicht. Durch Phosphatieren wird eine
Elektrolyt schwebenden Lackteilchen z.B. einer Was- poröse Eisenphosphatschicht auf der Blechoberflä-
ser-Kunstharz-Emulsion werden elektrisch aufgela- che erzeugt. Sie ist die Voraussetzung für eine gute
den und zur entgegengesetzt geladenen Karosserie Haftung der nachfolgenden Schichten und ein sehr
bewegt, auf der sie eine gleichmäßige Lackschicht guter Korrosionsschutz.
bilden. Der Vorgang dauert so lange, bis die letzte Grundierung. Sie ergibt eine Haftschicht für den
blanke Stelle mit Lack bedeckt, d.h. isoliert ist. Die- Steinschlagzwischengrund, den Füller und den
ses Verfahren ist nur für den ersten Lackauftrag, die Decklack. Der Auftrag der Grundierung erfolgt meist
Grundierung, geeignet. Die bei der Wasserzerlegung im Tauch- oder Elektrophoreseverfahren .
durch Elektrolyse erzeugten positiven Wasserstoff- Steinschlagzwischengrund. Er kann an besonders
ionen wandern zur negativ geladenen Karosserie Steinschlag gefährdeten Außenhautflächen der Ka-
und verhindern dort während des Beschichtungs-
rosserie z.B. die seitlichen Flächen der Karosserie bis
vorgangs eine Oxidbildung auf dem Blech. zu den Unterkanten der Fensterausschnitte sowie
der Motorhaube aufgetragen werden.
Füller (Spritzgrund). Er dient dazu, um kleinere Un-
ebenheiten, Schleifrillen und Poren an der Oberflä-
che auszugleichen. Der Füller wird meist maschinell
durch elektrostatisches Spritzen aufgetragen. Er bil-
det den Untergrund für die Vor- und Decklackierung.
Wird auf die Füllerschicht direkt der Decklack aufge-
tragen, übernimmt der Füller auch die Aufgabe des
Vorlacks.
Bild 1: Kataphorese
Decklackierung
Man unterscheidet zwischen Uni-Lackierung und
Metallic-Lackierung .
Aufbau einer lackierung
Eine Kraftfahrzeuglackierung (Bild 2) besteht aus fol- Uni-lackierung
genden Schichten: Vierschicht-Lackaufbau. Neben Grundierschicht und
• Phosphatschicht Füllerschicht werden zwei weitere Schichten durch
elektrostatisches Spritzen aufgetragen.
• Elektrotauchgrundierung
• Aufspritzen des Vorlacks und Trocknen bei
• Steinschlagzwischengrund
ca . 140 oc.
• Füller (Spritzgrund)
• Aufspritzen des Decklacks und Trocknen bei ca .
• Decklackierung (Uni- oder Metallic-Lackierung) 130 °C.
Bevor die erforderlichen Schichten für den Lack-
Dreischicht-Lackaufbau. Er besteht aus Grundie-
aufbau aufgetragen werden können, muss die
rung, Füller und Decklackierung . Dabei wird auf die
Karosserie vorbehandelt werden. Dazu muss sie
Füllerschicht sofort der Decklack nass in nass aufge- ~~~
gereinigt, entfettet und anschließend mit einer Phos-
spritzt und anschließend getrocknet. Der Vorteil
phatschicht versehen werden .
des Vierschicht-Lackaufbau gegenüber dem Drei-
schicht-Lackaufbau ist, dass die Gesamtdicke der
Lackschicht über die gesamte Karosserieoberfläche
sehr gleichmäßig wird, da die Vorlackschicht und die
Decklackschicht gleich dick sind .
Metallic-lackierung
Im Gegensatz zur Uni-Lackierung werden bei der
Metallic-Lackierung ein Metallic-Basislack als farb-
Stahlblech
und effektgebende Schicht und ein Klarlack als
glanzgebende und schützende Schicht aufgetragen .
Phosphat-
schicht - -\-....IIQiOI:' Vorlackierung Der Metallic-Basislack wird durch Luftzerstäubung,
der Klarlack im elektrostatischen Spritzverfahren
Füller (Spritzgrund) aufgetragen . Die Verarbeitung erfolgt im "Nass in
Elektro-
tauch- Nass-Verfahren", d.h. dass auf den Basislack ohne
grundierung Steinschlagzwischengrund
Zwischentrocknung der Klarlack aufgespritzt wird .
Bild 2: Schichtaufbau einer Lackierung am Beispiel einer Anschließend werden beide Lackschichten bei ca .
Fahrzeugtür 130 oc getrocknet.
476 1 7 Fahrzeugaufbau
ger. Die Umweltbelastung durch Lösemittelemission wird das Pulver mit speziellen Sprühpistolen auf
ist jedoch geringer. das kalte oder warme zu beschichtende Werkstück
gespritzt. Bei kalten Werkstoffen haftet das Lackpul-
High-Solid-Lacke (HS-Lacke) und Medium-Solid-
ver elektrostatisch, bei warmen Werkstücken durch
Lacke (MS-Lacke). Sie sind Lacke, die einen hohen
Aufschmelzen. Anschließend muss der Lackfilm auf
Anteil von nicht flüchtigen Bestandteilen (Festkör-
den beschichteten Teilen hergestellt werden. Durch
per-anteil bis 70 %) enthalten. Dagegen ist der Löse-
Einbrennen z.B. mittels Infrarotstrahlern bei ca.
mit-telanteil (20% bis 30 %) aus Umweltschutzgrün-
120 oc oder im Einbrennofen bei Temperaturen über
den stark reduziert. Diese Lacke werden vorwiegend
130 oc schmilzt das Pulver und die Makromoleküle
im Reparaturbereich eingesetzt. Sie zeichnen sich
des Bindemittels vernetzen (Polyaddition). Beim
durch sehr gute Deckung, schnelle Durchtrocknung
Abkühlen bildet sich eine dichte, schlagfeste, che-
und hohen Glanz aus. Außerdem wird durch die gro-
mikalienbeständige Lackschicht mit einer Dicke bis
ße Schichtdicke, die je Arbeitsgang möglich ist, der
120 !Jm. Der Vorteil dieses Verfahrens liegt dar-
Arbeitsaufwand stark verringert.
in, dass keine Emission von Lösemitteln entsteht.
Pulverlacke. Als Bindemittel wird ein Kunststoff Außerdem entstehen keine Sprühverluste, da der
verwendet, der zu Pulver mit einer Korngröße von nicht haftende Pulverlack (Overspray) dem Produk-
20 !Jm bis 60 !Jm verarbeitet wird. Anschließend tionsprozess wieder zugeführt werden kann.
1 8 Fahrwerl<
Zum Fahrwerk eines Kraftfahrzeuges gehören: Fahrverhalten
• Lenkung • Räder mit Bereifung Folgende Punkte beeinflussen das Fahrverhalten:
• Radaufhängung • Bremsen • Lage von Schwerpunkt, Fahrachse, Wankachse,
• Federung Wankzentrum .
Diese Baugruppen sind verantwortlich für die Fahr- • Antriebsart und Anordnung der Antriebsstrang-
dynamik, den Fahrkomfort und die Fahrsicherheit bauteile.
• Radaufhängung und Radstellungen
• Federung und Schwingungsdämpfung
1 8. 1 Fahrdynamik • Regelsysteme wie z.B. ABS, ASR, EBD, BAS, ESP,
ABC, AAS, Drive Select, ...
Unter Fahrdynamik versteht man die Wirkungs- Symmetrieachse. Sie verläuft in Längsrichtung des
weise der auftretenden Kräfte und Bewegungen Fahrzeuges durch die Mitten derVorder-und Hinter-
am Fahrzeug. achse.
Geometrische Fahrachse. Sie wird durch die Stel-
Folgende Kräfte werden unterschieden:
lung der Hinterräder gebildet und ist die Winkelhal-
• Kräfte in Richtung der Längsachse: Antriebskraft, bierende der Gesamtspu r der Hinterräder (Bild 2).
Bremskraft und Reibungskraft. Sie beeinflusst den Geradeauslauf des Fahrzeuges.
• Kräfte in Richtung der Querachse: Fliehkraft,
Windkraft, Seitenführungskraft.
• Kräfte in Richtung der Hochachse: Radlast, Kräfte
durch Fahrbahnunebenheiten.
Folgende Bewegungen werden unterschieden:
Bewegungen um die Hochachse (Bild 1)
Diese Drehbewegung des Fahrzeuges um seine
Hochachse (Gierachse) bezeichnet man als Gieren. Bild 2: Symmetrieachse, Geometrische Fahrachse
Die Giergeschwindigkeit wird bei Fahrzeugen mit
ESP durch Giersensoren gemessen. Radversatzwinkel
Bewegungen um die Querachse (Bild 1)
Diese Drehbewegung eines Fahrzeugs bezeichnet Sind die Räder einer Achse zueinander nach vor-
man als Nicken. ne oder hinten versetzt, so bezeichnet man dies
als Radversatz.
Bewegungen um die Längsachse (Bild 1)
Die Kippbewegung um die Längsachse wird als Der Radversatzwinkel ist die Winkelabweichung der
Wanken bezeichnet. Verbindungslinie der Radaufstandspunkte zu einer
•
Linie die 90° zur geometrischen Fahrachse verläuft
Hinterradantrieb (Bild 3). Der Radversatzwinkel ist positiv, wenn das
rechte Rad nach vorne versetzt ist und negativ, wenn
es nach hinten versetzt ist.
Querachse
Der Radversatz gilt als Maß für den Schrägst and
einer Achse.
Fa Bremskraft
FA Antriebskraft
Längsachse
Fs Seitenführungskraft
fN Aufstandskraft
Bild 1: Fahrdynamik am Fahrzeug Bild 3: Negativer Radversatz
18 Fahrwerk 479
Wankzentrum Eigenlenkverhalten
Er ist der Punkt (W) auf einer in Achsmitte gedachten Zur Beurteilung des Fahrverhaltens werden genorm-
Senkrechten, um den sich der Fahrzeugaufbau unter te Fahrmanöver (stationäre Kreisfahrt, ISO-Wedeln
Einwirkung von Seitenkräften dreht. oder Ausweichmanöver) durchgeführt und daraus
Wankachse das Eigenlenkverhalten eines Kraftfahrzeuges ermit-
telt.
Sie wird durch das Verbinden der W ankzentren von
Vorder- (Wvl und Hinterachse (WH) gebildet. Meist Bis zur Kurvengrenzgeschwindigkeit reicht der Kraft-
verläuft sie nach vorne abfallend. Je näher der schluss zwischen den Reifen und der Fahrbahn aus,
Schwerpunkt S in der Nähe der Wankachse liegt, um die notwendigen Seitenkräfte aufzubauen.
umso geringer neigt sich das Fahrzeug bei Kurven- Wir die Kurvengrenzgeschwindigkeit überschritten,
fahrt (Bild 1). so entsteht an Vorder- oder Hinterrädern oder an al-
len Rädern Querschlupf.
Man unterscheidet
• Untersteuern. Ist der Lenkeinschlag größer als für
die gefahrene Kurve erforderlich, untersteuert das
Fahrzeug. Das Fahrzeug schiebt über die Vorder-
räder nach außen (Schräglaufwinkel VA größer als
Bild 1: Wankzentrum, -achse Schräglaufwinkel HA) (Bild 3).
• Übersteuern. Ist der Lenkleinschlag kleiner als für
Schräglaufwinkel die gefahrene Kurve erforderl ich, so übersteu-
ert das Fahrzeug. Das Heck bricht aus. (Schräg-
Der Schräglaufwinkel a ist der Winkel zwischen laufwinkel VA kleiner als Schräglaufwinkel HA)
dem Radeinschlag und der Bewegungsrichtung (Bild4).
des Rades bzw. des Fahrzeugs.
Schwimmwinkel
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Wie nennt man die Bewegungen des Fahrzeuges
um die drei Raumachsen?
zur
Kurvenmitte 2 Welche Wirkung hat der Schräglaufwinkel auf
das Fahrverhalten?
3 Erklären Sie die Begriffe Untersteuern, Übersteuern
und neutrales Fahrverhalten.
Bild 2: Schräglaufwinkel a und Schwimmwinkel
480 18 Fahrwerk
•
die Lenkkraft über die Deichsel übertragen . Lenktrapez
18.3 Lenkgetriebe
Aufgaben
• Umwandl ung der Drehbewegung des Lenkrades
in einen Einschlagwinkel an den gelenkten Rä-
dern .
• Präzises Lenken des Fahrzeuges in allen Fahrzu-
ständen.
Laut Gesetzgeber muss die Übersetzung im Lenkge-
t riebe so ausgelegt sein, dass die max. Betätigungs-
Auß enbe reich Mittenbereich Außenbereich
kraft ohne Lenkkraftunterstützung am Lenkrad, z.B. indirekt direkt indirekt
150 N für Fahrzeugklasse M1 (Pkw mit 4 Räd ern).
nicht übersteigt. Für die Fahrzeugklasse N1 (Nfz mit Bild 2: Variable Lenkübersetzung
4 Rädern für Güterbeförderung, zul. Gesamtgewicht
3,5 t ) beträgt die max. Betätigungskraft 200 N. 18.4 Hilfskraftlenksysteme
Die Übersetzung beträgt bei Personenwagen bis
i = 19, bei Nutzkraftwagen i = 36. Hilfskraftlenksysteme verstärken die Lenkkraft
Bei Personenkraftwagen werden heute fast aus- des Fahrers.
schließlich Zahnstangen-Lenkgetriebe (Bild 1) ver-
Man unterscheidet folgende Systeme:
wendet, bei Nutzkraftwagen meist Kugelmutterhyd-
rolenkungen . • Hydraulische Unterstützung , z.B. Zahnstangen-
oder Kugelumlauflenkung
Zahnstangen-Lenkgetriebe (mechanisch)
• Elektrohydraulische Unterstützung, z.B. Servotronic
Aufbau. Ein Ritzel, das im Lenkgehäuse gelagert
ist, greift über eine Schrägverzahnung in die Ver- • elektrische Unterstützung, z.B. Servoelectric,
zahnung der Zahnstange ein. Die Zahnstange ist in Überlagerungslenkungen (Aktivlenkung)
Bü chsen geführt und wird ständig durch eine Teller-
feder unter dem Druckstück an die Ritzelwelle ge- 18.4.1 Zahnstangen-Hydrolenkung
drückt.
Aufbau (Bild 3). Sie besteht aus:
• Mechanischem Zahnstangen-Lenkgetriebe
• Drehstab mit Drehschieber
• Ölpumpe, Ölbehälter und Öl Ieitungen
Funktionsweise. Wird das Lenkrad eingeschlagen ,
so wird die manuell aufgebrachte Lenkkraft über den
Torsionsstab aufdas Antriebsritzel übertragen. Dabei
wird der Torsionsstab auf Verdrehung beansprucht.
Dies bewirkt ein Verdrehen des Drehschiebers
gegenüber der ihn umschließenden Steuerbüchse .
Dadurch wirkt der Hydrauliköldruck entweder auf
die rechte oder linke Seite des Arbeitskolbens und
erzeugt hier die hydraulische Unterstützungskraft.
Zahnsta ng e Sie wirkt zusätzlich zu der vom Ritzel mechanisch auf
die Zahnstange übertragenen Lenkkraft.
Bild 1: Mechanisches Zahnstangen-Lenkgetriebe
•
von dieser Geschwindigkeit werden das Lenkrad -
betätigungsmoment und der Druck im Lenksystem
durch Ansteuerung des elektrohydraulischen Wand-
lers geregelt (Bild 2).
- 120 km/h
- 50 km /h Arbeitskolben A rbeitsraum
- ni ed ri ge
Fahrge- Bild 3a: Rückstellwirkung Bild 3b: Lenkkraftunter-
schwind igkeit stützung
Ölpumpe. Sie kann als Flügelzellenpumpe ausge-
0
- - - Betätigungsmome nt in Nm - - - führt sein und erzeugt einen hydraulischen Druck bis
zu 125 bar. Das Fördervolumen beträgt 11-15 cm 3
Bild 2: Betätigungsmoment und Druckverlauf pro Umdrehung .
18 Fahrwerk 483
HINWEIS:
Ein ausreichend hoher Druck der Servopumpe
lässt noch keinen Rückschluss über die Förder-
menge unter Belastung zu. Deshalb muss zur
genauen Beurteilung eine Förderstrommessung
durchgeführt werden.
Prüfschritte bei der Förderstrommengen-
messung:
Bei laufendem Motor (1000 1/min) ist der Ab-
sperrhahn am Servotester so weit zuzudrehen,
bis ein vom Hersteller vorgegebener Wert für den
Prüfdruck erreicht ist.
Förderstrommenge ablesen.
Bild 3: Servoeinheit an einem zweiten Ritzel
Prüfschritte Fördermenge (Konstantmessung):
Die Fördermenge und der Umlaufdruck werden Lenksäule. Sie besteht aus Lenkrad und Lenksäule
über den gesamten Drehzahlbereich ermittelt. und dient zur mechanischen Übertragung der Lenk-
Dichtheitsprüfung Arbeitskolben: bewegung auf das Zahnstangenlenkgetriebe.
18 4 4 Überlagerungslenkungen den. Das untere Sonnenrad ist mit dem Ritzel der
Zahnstangenwelle verbunden.
Bei diesen Lenksystemen sind fahrerunabhängi- Stellmotor mit Motorwinkelsensor. Der Stellmotor
ge Lenkeingriffe z.B. in Gefahrsituationen mög- erzeugt d ie Drehbewegung. Ein Motorwinkelsensor
lich. Das System vergrößert oder verkleinert den erfasst die Drehrichtung, Drehzahl und die Dauer der
Lenkeinschlag je nach Fahrzustand selbsttätig . Motorbewegung.
Lenkradwinkelsensor. Er erfasst den Lenkradwinkel
Es werden zwei Bauarten unterschieden. Bei beiden
und überträgt diesen an das Steuergerät.
Systemen erfolgt die Lenkunterstützung mithilfe
einer elektrohydraulischen Lenkung. Ritzelwinkelsensor (Summenlenkwinkelsensor). Er
erfasst die Summe aus Lenkradwinkel und Motor-
Aufgaben. Folgende Aufgaben werden du rch Über-
winkel und gibt somit den tatsächlichen Radeinschlag
lagerungslenkungen realisiert:
bzw. Lenkwinkel an das Steuergerät.
• Variable Lenkübersetzung
Funktionsweise. Bei unbestromten Elektromotor
• aktive Fahrzeugstabilisierung durch Lenkeing riff wird das Hohlrad festgehalten. Durch Lenkeinschlag
werden über das Verdrehen des Drehschieberventils
18.4.4.1 Überlagerungslenkung mit Planeten- (oberes Sonnenrad) die Stufenplaneten verdreht. Die-
getriebe (Aktivlenkung) se übertragen gestützt durch den Planetenradträger
die Lenkkraft und das Lenkmoment auf das untere
Aufbau (Bild 1). Sie besteht aus:
Sonnenrad. Dadurch wird eine mechanische Verbin-
• Zahnstangen-Hydrolenkung (Servotronic) dung über das obere Sonnenrad, Planetenradträger
• Differenzwinkeleinheit mit Planetengetriebe und unteres Sonnenrad ermöglicht. Die Lenkspindel
• Stellmotor m it Motorwinkelsensor ist somit mechanisch mit dem Lenkritzel verbunden.
• Lenkradwinkelsensor
Lenkventil (Servotronic) Planeten· Außen·
• Ritzelwinkelsensor Elektromagne·
räder verzahnung
tische Sperre
• Steuergerät Planeten· ....s'A-.>;I!lli'"U-:~1..
Schnecke radträger
Bild 2: Differenzwinkeleinheit
•
• vorsichtiges Lenken
• DSC Fehlerspeicher löschen .
Im Anschluss ist der Fehlerspeicher auszulesen. • Motorlagewinkel abgleichen.
Das Testmodul der einzelnen Komponenten muss • Fehlerspeicher löschen.
laut Diagnosesoftware abgearbeitet werden. De- Folgende Aktionen werden beim Lenkwinkelsenso-
fekte Komponenten sind zu ersetzen. rabgleich in den Steuergeräten ausgeführt:
Eine Inbetriebnahme/Justierung der Aktivlenkung • Der bisherige Korrekturwert des Lenkwinkelsen-
ist bei oder nach folgenden Arbeiten notwendig: sors wird gelöscht. Dadurch wird der Fehler
• Bei Achseinstellarbeiten "Lenkwinkelsensor nicht abgeglichen" einge-
• nach Arbeiten an der Lenksäule tragen .
• bei Abgleich Lenkwinkelsensor (siehe rechts) • Der neue Korrekturwert des Lenkwinkelsensors
• nach Tausch oder Programmierung von .. . wird eingetragen. Durch Einschlagen von rechts
- Steuergerät Aktivlenkung nach links erfolgt die Justierung des Lenkwin-
- Schaltzentrum Lenksäule kels. Der Fehlerspeicher wird gelöscht.
- dynamische Stabilitätskontrolle (DSC) • Die Vergleichswerte im DSC (Dynamische Stabi-
• nach Tausch des Lenkgetriebes litätskontrolle) und EDC (Elektronische Dämpfer-
regelung) werden zurückgesetzt.
18 Fahrwerk 487
~;"""""~
Bei Motorstart erlischt die Kontrolllampe und die
Dynamiklenkung wird durch Entriegeln der Sper-
re aktiv.
Flextopf / ~ Das Fahrzeug kann bei Nichtansteuerung des
elektromechanischen Überlagerungsgetriebe
durch eine starre mechanische Verbindung ge-
lenkt werden . Ein solcher Lenkvorgang erfolgt
ohne Lenkwinkei-Überlagerung . Bei Motorstart
ist eine lnitialisierung notwendig.
lnitialisierung
Der Lenkwinkel der Vorderräder weicht vom
Lenkradwinkel ab. Der Lenkwinkelsensor teilt
dem Steuergerät die jeweils aktuelle Position des
Lenkrades mit. Der Lagesensor des Elektromotors
meldet die Position der Hohlwelle. Das Steuerge-
Bild 1: Funktionsweise Dynamiklenkung
rät berechnet die Differenz zwischen des Soll- und
Der Elektromotor wird in Abhängigkeit der Fahrzeug- lst-Motorlage und leitet durch Ansteuerung des
geschwindigkeit und dem Lenkwinkel angesteuert. Elektromotors die notwendige Korrektur ein.
Das Hohlrad wird in der Lenkbewegungsrichtung Grundeinstellung der Dynamiklenkung
verdreht, es entsteht ein ÜberlagerungswinkeL Sie muss vorgenommen werden bei ...
Der Gesamteinschlagwinkel der Räder ergibt sich • ... Tausch des Steuergerätes für die Aktive
aus der Summe dieses Überlagerungswinkels und Lenkung.
des durch den Fahrer am Lenkrad vorgegebenen
• ... Tausch der Lenksäule, des Gebers für den
Lenkwinkels.
Lenkwinkel oder Kalibrierung des Gebers.
Niedrige Geschwindigkeiten: Großer Radein- • ... Änderung der Achseinstellwerte.
schlag bei kleinem Lenkradeinschlag Folgende Schritte sind mit Hilfe des Diagnose-
Der Überl agerungswinkel wird zum Lenkwinkel testers auf einer Achsmessbühne durchzuführen :
durch Drehen des Elektromotors in Lenkraddrehrich- • Kalibrierung des Gebers für Lenkwinkel mit
tung addiert. Lenkradwaage.
• gleiche Einzelspurwerte an Vorderrädern ein-
Hohe Geschwindigkeiten: Kleiner Radeinschlag stellen.
bei großem Lenkradeinschlag
• Lenkwinkel und Stellung Elektromotor (Lage-
Der Überlagerungswinkel entsteht durch die gegen- sensor des Elektromotors) wird vom Steuer-
sätzliche Bewegung des Elektromotors zur Lenkbe- gerät für aktive Lenkung erfasst.
wegung. Die Lenkung wirkt indirekt (Bild 2).
• Durch nachfolgende Lenkbew egungen um die
Mittellage wird die Position des Indexsensors
relativ zu den zugehörigen Lenkwinkeln ermit-
telt.
Die Differenz zwischen Lenkwinkel bei gleichen
Einzelspurwerten zur geometrischen Fahrachse
und Lenkwinkel bei gerade stehendem Lenkrad
wird ermittelt. Im Folgenden wird der Lenkrad-
- variable Lenkübersetzung
- ohne Dynamiklenkung
schiefstand bei Bedarf automatisch vom Steuer-
gerät für Aktive Lenkung durch entsprechende
Ges~~~~a~keit
mittlere hohe
Geschwindigkeit Geschwindigkeit Ansteuerung des Elektromotors korrigiert. Somit
(Bsp. Parkieren, Stadtverkehr) (Bsp. Landstraße) (Bsp. Autobahn)
ist sichergestellt, dass das Lenkrad bei Gerade-
Bild 2: Lenkübersetzungen
ausfahrt gerade steht.
18 Fahrwerk 489
18.5 Radstellungen Die Spur wird in Höhe der Radmitten von Felgen-
horn zu Felgenhorn gemessen und wird als Gesamt-
Folgende Radstellungen werden bei Kraftfahrzeu- spur (für beide Räder) sowohl in M illimeter [mm] als
gen unterschieden: auch in Grad [0 ] angegeben.
• Radstand • Sturz
Man unterscheidet:
• Spurweite • Lenkrollhalbmesser
Vorspur (12 - /1 ) > 0. D.h. die Räder stehen hinter wei-
• Spur • Nachlauf
ter auseinander als vorne. Die Spurweite E ist positiv
• Spurdifferenzwinkel (Bild 3).
18.5.1 Badstand Spur Null (/2 - /1 ) = 0. D.h. die Räder stehen parallel
zueinander. Die Spurweite E ist null.
Der Radstand ist der Abstand zwischen den Rad- Nachspur (/2 - /1 ) < 0. D.h. die Räder stehen vorne
mitten derVorder-und der Hinterräder (Bild 1). weiter auseinander als hinten. Die Spurweite E ist
null (Bild 4).
E E E E
- ---
2
,, --- 2
~
-
2
~
,, -- 2
I ! ,j,
'\ ! f \ ! f
/2 /2
Bild 1: Radstand
Ein kürzerer Radstand bewirkt eine größere W en- Bild 3: Vorspur Bild 4: Nachspur
tiigkeit des Fahrzeuges, ein längerer verbessert den
Geradeauslauf und das Gierverhalten (Schleuder- Um den Reifenversch leiß möglichst gering zu halten,
verhalten) des Fahrzeuges. das Spiel in den Lenkungsteilen auszug leichen und
ein stabiles Fahrverhalten zu erreichen, sind die vom
18 5.2 Spurweite
Hersteller vorgegebenen Spurwerte einzuhalten .
o
Der Spurdifferenzwinkel ist der Winkel, um den
das kurveninnere Rad stärker eingesch lagen ist
als das kurvenäußere Rad (Bild 5).
Eine größere Spurweite bewirkt bei Kurvenfa hrt eine oSp urdifferenz <1:
bessere Straßenlage. a , ß Rad-Einschlag <1:
Fahrzeugaufstandsfläche
Sie wird definiert als das Produkt aus der Spurwei-
te und dem Radstand. Das Verhä ltnis dieser beiden '0
c
<0
Größen beeinflusst das Fahrverhalten. "iii
'0
<0
a:
18 53 Spur
~
~·
•
Bild 1: Positiver und negativer Sturz
18.5.6 Spreizung
Diese Lenkachse verläuft durch den oberen und Bild 3: Positiver Lenkrollradius
unteren Punkt der Radaufhängung.
Der Spreizwinkel (o ) wird in Grad und Minuten an- Spreizung und Sturz beeinflussen den Lenkroll-
gegeben. Üblich sind Spreizwinkel von 5° bis 1oo radius. Man unterscheidet:
(Bild 2}. • Positiver Lenkrollradius
Spreizung und Sturz bilden zusammen einen Win- • Lenkrollradius Nul l
kel, der beim Ein- und Ausfedern gleich bleibt. Wird • Negativer Lenkrollradius
18 Fahrwerk 491
Negativer Lenkrollradius
Nachlaufstrecken
Lenkpunkt
Die verlängerte Lenkachse trifft die Fahrbahn
außerhalb der Mitte der Reifenaufstandsfläche
na(- ) in mm
zur Reifenaußenseite hin (Bild 1).
Bild 3: Nachlauf
Bild 1: Achsmesseinrichtung
18 6 1 20-Achsvermessung
Bildschirm
Rechner
Tastatur
Bild 2: Anbringen der Messwertaufnehmer
Fernbedienung
• Rechner einschalten und Kommunikation mit
~
Messwertaufnehmer herstellen.
• Fahrzeugdaten in Rechner eingeben.
1 Messwertaufnehmer Messwertaufnehmer • Felgenschlagkompensation durch Drehen der Rä-
der bei waagrechten Messwertaufnehmern durch-
führen (Bild 3).
• Die Räder langsam eine Umdrehung drehen, bis
entsprechendes Rad grün unterlegt ist.
• Einsetzen eines Bremsenspanners/Pedalstütze.
Fahrzeug Iängs-
mitteiachse
Bild 3: Felgenschlagkompensation
2. Eingangsvermessung
• Messwerte des Fahrzeugs mith ilfe des menüge-
führten Programms durchführen.
• Spurwerte ermitteln. Hierbei muss das Lenkrad
in Geradeausstellung gedreht und zur Ermittlung
der Einstellwerte entsprechend den Vorg aben des
Programms gedreht werden (Bild 4).
Bild 1: Computer-Achsvermessung
Radversatz
-u~
•••• 0
Spurdifferenzwinkel 0 0 0 ••
Spurdifferenz L zu R • • • 0. ""'
Fahrzeugniveau
Max. Einschlag links
... ..
.... . "
• 0
"
0
~
• i)j
••
'
Max. Einschlag rechts •• • 0 0
Fahrzeugniveau
Bild 1: Aufbau 30-Achsvermessung
~
• 0 • ••
Achsversatz Omrn
1. Vorbereit ende Arbeiten
J Einstellbalken
zetgen
n" Haupt.
me&ergebntsH
J, Neu
• Fahrzeug auf waagrechte Fläche oder Hebebühne
mit Dreh- und Schiebeuntersätzen stellen. Bild 3: Messwerttabelle
• Reifenverschleißbild, Reifen- und Felgengröße,
Luftdruck, Radlager, Spurstangengelenke und 3. Dokumentation und Einstellung
Radaufhängungsteile auf Spiel und Beschädigung • Messprotokoll ausdrucken. Werte, die außerhalb
prüfen . der Toleranz liegen, werden rot unterlegt (Bild 1,
Seite 495).
• Reflektorplatten anbringen (Bild 2).
• Soll-Istwert-Vergleich durchführen und notwendi-
Reflektoren ge Einstellarbeiten vornehmen .
• Nach den Einstellarbeiten eine Kontrollmessung
durchführen.
Radklemmen
• Ergebnisprotokoll zur Dokumentation ausdrucken.
A lle vom Messcomputer in der Eingangsvermessung
ermittelten Werte können zur Dokumentation für den
Kunden als Messprotokoll ausgedruckt werden .
Messprotokoll. ln der Spalte Eingangsvermessung
sind Werte, die in der Toleranz liegen Grün, einzu-
stellende Werte in Rot, Sollwerte mit Taleranzen
Bild 2: Reflektorplatte am Rad werden in Schwarz dargestellt.
18 Fahrwerk 495
Alle vom Messcomputer in der Eingan gsvermes- Messprotokoll. in der Spalte Eingangsvermessung
sung ermittelten Werte können zur Dokumentation sind Werte, die in der Toleranz liegen in Grün, ein-
für den Kunden als Messprotokoll (Bild 1) ausge- zustellende Werte in Rot, Sollwerte mit Taleranzen
d ruckt werden. werden in Schwarz dargestellt.
Einzelt urma.:.Oiffarenz
Gnamtt ur .0"10' ..0010' ..0"10'
Rtdvernl z
Fahrachi'Ninkel -0"13'
V••••r•e:IIM links
Ein en rm...un
+1"05'
Sollwe rte
Nachlauf20" -0".40' [.of' 55' [ ..0"40'
rechts +0"44 '
links +13'25'
Spreizung20"
recht s -tl 2'58'
links -1'25'
Spurdifl'trtnzwinktl -O"'.JJ'[.1"10'[+0"'.JJ'
rachls ·1"15'
links ~'53'
-0'25'[.0•.W'J..0"35'
rechts -0"27'
~'27' 0"25'
links ~-"·
.{)'OS' [.r07 ']..0'05'
rechts
~""'
.0'03'
-1113'
..o·-u·
l n Tabelle 1 sind Fehler bei Radeinstellgrößen und ihre möglichen Auswirkungen an de r Fahrwerksgeome-
trie dargestellt.
Radeinstellgröße Auswirkungen
Spurfehler Erh öhter Reifenverschleiß (Sägezahnbi ldung )
(zu große Vorspur oder zu große Nachspur)
Zu großer negativer Sturz Reifenve rschle iß inn en
Zu großer positiver Sturz Reifenverschleiß außen
Sturzdifferenz zu groß Evtl. Schiefziehen
Falsch er Spurdifferenzwinkel Erh öhte r Reife nve rschleiß der Räder bei Kurvenfahrt
Spreizung zu groß Hohe Lenk- und Haltekräfte
Spreizung zu gering Schlechte Lenkrückstellung
Spreizung unterschiedlich Evtl. Schiefziehen
Nachlauf zu groß Hohe Len k- und Haltekräfte
Nachlauf zu gering Sch lechte Lenkrückstel lung, Flattern der Räder
Nachlauf unterschiedlich Anfällig auf Schiefziehen
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Welche Aufgaben hat die Lenkung? 1 0 Was versteht man unter positivem Sturz und ne-
2 Erklären Sie das Abrollen der Vorderräder einer gativem Sturz?
Achsschenkellenkung bei Kurvenfahrt. 11 Erklären Sie den Begriff Spreizung.
3 Wie wird das Lenktrapez gebildet? 12 Welchen Einfluss auf das Fahrzeug hat die
4 Welche Aufgabe hat das Lenktrapez? Spreizung beim Einschlagen der Vorderräder?
5 Welche Aufgaben hat das Lenkgestänge? 13 Erklären Sie den Begriff Lenkrollhalbmesser.
6 Erklären Sie die Begriffe Spur und Sturz. 14 Welche Wirkung hat ein negativer Lenkrollhalb-
7 Was versteht man unter dem Begriff Spurdifferenz- messer beim Bremsen mit einseitig wirkender
winkel? Bremskraft an den Vorderrädern?
8 Wie verläuft die Lenkachse eines Rades? 15 Wie wird der Spurdifferenzwinkel gemessen?
9 Welche Radstellungen unterscheidet man? 16 Erklären Sie einen Vermessungsablauf.
496 18 Fahrwerk
Die Radgeometrie soll sich beim Ein- und Ausfedern unterer Dreieckslenker
der Achsen wenig oder in der gewünschten Weise (3-Punkt-Lenker)
ändern. Dadurch erreicht man hohe Fahrsicherheit
Bild 2: Dreipunkt-Lenker
und Komfort bei geringem Reifenverschleiß. Die
Radaufhängung stellt die Verbindung zwischen der
Es werden folgende Lenkerbauarten bezüglich ihrer
Radaufstandsfläche und der Fahrzeugkarosserie dar
Einbaurichtung unterschieden :
und überträgt alle Kräfte und Bewegungen vom Rad-
träger an die Karosserie. Hierbei führen Lenker das • Längslenker • Querlenker
Rad und übertragen Feder- und Dämpfungskräfte. • Schräglenker • Raumlenker
Sie werden aus hochfestem Stahl, vergütetem Stahl
oder Aluminiumlegierungen hergestellt. 18.7.1.1 Längslenker
Sie eignen sich bei Fahrzeugen mit Frontantrieb.
Dabei kann der Kofferraumboden zwischen den Hin-
terrädern tiefer gelegt werden. Bei Längslenker liegt
18.7.1 Lenkerbauarten
die Lenkerdrehachse 90° zur Fahrzeugslängsachse .
Entsprechend den konstruktiven Anforderungen Beim Ein- und Ausfedern der Räder ändern sich die
unterscheidet man : Spurweite, Sturz und Einzelspurweite nicht.
• Zweipunkt-Lenker, z.B. Stablenker (Bild 1) Um Geräusche und Schwingungen besser von der
• Dreipunkt-Lenker, z.B. Dreieckslenker (Bild 2) Karosserie fernhalten zu können, werden Lenker
• Vierpunkt-Lenker, z.B. Trapezlenker nicht direkt an der Karosserie befestigt, sondern an
einem Fahrschemel (Bild 3). Er besteht aus 2 Auf-
Die Anzahl der Punkte bezieht sich dabei auf die Ver-
nahmearmen , die mit einem Querrohr verbunden
bindungsstellen, die ein Lenker besitzt.
sind. Über 4 Gummilager wird er mit der Karosse-
Stablenker (Bild 1). Der Stablenker wird oft als Quer- rie versch raubt, wobei die vorderen Gummilager
lenker eingesetzt. Er verbindet den Radträger mit der als Hydrolager ausgebildet sind. Die beiden Längs-
Karosserie bzw. mit dem Fahrschemel über ein Ver- lenker sind über Kegelrollenlager am Fahrschemel
bundlageraus Gummi und Metall. befestigt. Um Spuränderungen durch die bei Kur-
venfahrt auftretenden Seitenkräfte zu minimieren,
ist der Längslenker mit einem Zuganker versehen .
Beide zusammen bilden ein Gelenkviereck .
• Verbundl age r
Stabi lisato r
Hydrolag er
Bild 1: Radaufhängung an Schräglenkern Elastischer Lenkfehler (Bild 4). Durch die Antriebs-
kraft entsteht ein LenkwinkeL Während der hintere
Die Spur- und Sturzänderungen beim Ein- und Aus- Stablenker auf Zug beansprucht wird und sich durch
federn sind von der Schräglage und Neigung der die elastische Aufhängung etwas verlängert, wird
Schräglenker abhängig . Vergrößert man die Winkel der vordere Stablenker auf Druck beansprucht, was
a und ß, so bekommen die Räder beim Einfedern zu geringer Verkürzung führt. Das Rad wird aus der
stärkeren negativen Sturz, wodurch sich die Seiten- Fahrtrichtung herausgedreht, die Radführung wird
führungskraft bei Kurvenfahrt erhöht. dadurch unpräzise.
18.7.1.3 Raumlenker
Bei der Raumlenkerachse sind die Stablenker f rei v orde rer Stablenke r
im Raum angeordnet. Diese verbinden das Rad mit
dem FahrschemeL Die Raumlenkerachse gleicht
elastische Lenkfehler aus (Bild 2). Dazu liegt der Lenkwinke l
Schnittpunkt der Lenkermittellinien außerhalb der
Rad-Mittelebene, sodass das Rad z.B. bei Einfluss
v on Antriebskräften gerade so viel nach außen lenkt
(Lenkmoment M2), wie durch den elastischen Lenk-
fehler nach innen gelenkt wird ( Lenkmoment M1 ).
elasti sches Lage r
WERKSTATTHINWEISE
Um Schäden an Fahrwerksteilen festzustellen
sollte eine Probefahrt durchgeführt werden . Hier-
Raddrehachse
bei ist auf ein schwammiges Fahrverhalten und
Bild 2: Verlauf Lenkermittellinien (Raumlenkerachse) Geräusche zu achten (Bild 5).
Im Anschluss ist eine Sicht- und/oder Spielprü-
Kinematik der Raumlenkerachse. Entscheidend für fung folgender Bauteile durchzuführen:
das Fahrverhalten sind hauptsächlich die Änderun- • Reifen (bezüglich
gen von Vorspur und Sturz, da durch sie das Eigen- Abnutzungserschei-
lenkverhalten des Fahrzeugs bestimmt wird. Werden nungen)
auf unebener Fahrbahn Änderungen des Spurwinkels
• Federbeine (Öiaus-
erzeugt, so entsteht eine Seitenkraft, die den Gerade-
tritt)
auslauf stört. Im Bild 3 ist zu erkennen, dass die Spur-
winkeländerung beim Ein- oder Ausfedern fast Null • Kugelköpfe, Trag-
ist. Sturzänderungen sollen im mittleren Bereich der gelenke (ausgeschla-
Kurve (Geradeausfahrt) möglichst klein sein, um kei- gen) Bild 5: Poröses
ne großen Seitenkräfte zu erzeugen . Beim Kurven Stabilisatorlager
• Manschetten (ein-
fahren ergibt sich durch Einfedern ein negativer Sturz, gerissen)
wodurch die Seitenführung verbessert wird. • Lenker (beschädigte Gummi-Metall-Lager)
m m 80
GO
r/ Spurwinkel-
änderung
• Stabilisator (Lager porös, verbogen, verrostet)
4oj Einfedern • Radlager (Spiel, Geräusche beim Drehen)
20
Blattfeder
Fa~ut
'' Gabel
I I
1•1 ---
unterer
Qu erlenker
"+"
Bild 2: Faust-, Gabel-, Halbkugelachse Bild 4: McPherson-Vorderachse
18 Fahrwerk 499
Ausgleichs-
getriebe
Bild 4: Oe Dion-Hinterachse
Verschraubung
Karosserie
Bild 2: Verbundlenkerachse
Einzelradaufhängungen
Schräglenkerachse (Bild 3). Die Radführung erfolgt
durch Dreieckslenker die als Schräglenker angeordnet
sind. Durch die weit voneinander entfernt liegenden Bild 4: Raumlenker-Hinterachse
18 Fahrwerk 501
18.8.1 Aufgabe der Federung Durch die Federung wird das Kraftfahrzeug zu einem
schwingungsfähigen Gebilde mit einer vom Wa-
gengewicht und von der Feder bestimmten Eigen-
Die Federung hat die Aufgabe in Zusammen-
schwingungszahl (Karosserieschwingzahl). Zu den
arbeit mit der Dämpfung die Fahrbahnstöße auf-
Fahrbahnstößen wirken noch weitere Kräfte (An-
zufangen und in Schwingungen umzuwandeln.
triebskräfte, Bremskräfte, Fliehkräfte) auf das Fahr-
Durch die Unebenheiten einer Fahrbahn müssen zeug ein. So können Bewegungen und Schwingun-
die Räder eines Fahrzeuges neben ihrer Drehbewe- gen in Richtung der 3 Raumachsen auftreten (Bild 2).
gung Auf- und Abwärtsbewegungen ausführen. Bei
schneller Fahrt erfolgen diese Bewegungen in sehr Querachse
kurzer Zeit, wodurch Beschleunigungen und Ver-
zögerungen senkrecht zur Fahrbahn entstehen, die
ein Vielfaches der Erdbeschleunigung betragen. Da-
durch wirken große, stoßartige Kräfte auf das Fahr-
zeug, die umso größer sind, je größer die bewegte
Masse ist. Federung und Dämpfung sind maßge-
bend für:
• Fahrkomfort. Durch das Schwingen der Karos-
serie werden die unangenehmen, gesundheits-
Kippen
Wanken
Schleudern
I
~
Nicken
•
mit seiner im Verhältn is zur Karosserie kleinen Mas-
se sehr schnell nach oben beschleunigt, wobei die
F 0,05 0,10 0,15 m 0,20 Feder zusammengedrückt wird. Auf die Karosserie
s- wirkt nur die Kraft, die diesem Federweg entspricht.
Bild 2: Lineare Federkennlinien Hinter der Bodenwelle wird das Rad durch d ie v orge-
spannte Feder nach unten beschleunigt. Auf die Ka-
Wird die Federrate größer mit zunehmendem Fe- rosserie wirkt nur die der Unebenheit entsprechende
derweg, z.B. bei geschichteten Blattfedern oder ke- Entlastung der Feder.
geligen Schraubenfedern, so verläuft die Kennlinie Ist die vom Rad ausgehende Kraft größer als die
gekrümmt. Die Feder hat eine progressive Kennlinie Vorspannung der Feder, so verliert das Rad für kurze
(Bild3). Zeit den Kraftschl uss mit der Fahrbahn, da die Feder-
vorspannung nicht ausreicht das Rad schnell genug
abwärts zu bew egen.
Gefederte Massen, ungefederte Massen
Beim Kraftfahrzeug unterscheidet m an gefederte
Um hohe Fa hrsicherheit bei größtmöglichem
Massen (Karosserie mit Beladung) und ungefederte
Komfort zu erreichen, sollen die ungefederten
M assen (Räder mit Trommel- bzw. Scheibenbrem-
Massen möglichst klein sein.
sen, Anteile der Radaufhäng ung). Diese verschie-
18 Fahrwerk 503
Blattfedern
Sie spielen im Pkw nur noch eine untergeordnete
Ro lle. in schwereren Fah rzeugen ist sie dagegen Feder
18.8.3.2 Gummifedern
Natur- und Kunstgummi sind sehr elastisch und
haben eine hohe Eigendämpfung. Die Gummifeder
(Bild 3) w ird in vielen Arten hergestellt, zur eigent-
Federstrebe lichen Fahrzeugfeder aber nicht verwendet. Man
(Hebel)
nützt die hohe Eigendämpfung des Gummis in Ver-
bindung mit der großen Elastizität zum Abfangen
von Rüttelbewegungen mit hoher Frequenz und zur
Geräuschdämpfung aus. Dazu lagert man die eigent-
Bild 1: Drehstabfederung lichen Fahrzeugfedern oder die Aufhängungen, z.B.
Ouerlenker, in Gummikissen. Auf diese Weise wird
Als Drehstäbe finden meist Rundstangen Verwen- auch eine Verbesserung der Querfederung erreicht.
dung. Sie können längs und quer angeordnet wer-
den . Bei Längsanordnung sind größere Längen und
Naturkautschuk
d amit größere Verdrehwi nkel m öglich . Die Feder
wird weicher und lässt längere Federwege zu.
Drehstäbe können nicht auf Biegung beansprucht
werden. Sie werden deshalb oft in einem Rohr gela-
gert, das gegen Verbiegung abstützt und gleichzeitig
als Schutzrohr dient.
Die Einspannköpfe sind meist verzahnt. Mithilfe der Bild 3: Gummifeder Bild 4: Hydrolager
Verzahnung lässt sich die Vo rspannung v erändern
und für alle Räder gleichmäßi g einstellen. Um die Übertragung von Schwingungen unter-
schiedlicher Frequenzen vom Motor auf die Karos-
Stabilisator serie weitgehend zu unterdrücken, verwendet man
Er ist ein Federelement, das zur Verbesserung der anstelle einfacher Gummifedern hydraulisch ge-
Straßenlage beiträgt. Meistens werden Drehstäbe in dämpfte Elastomerlager (Hydrolager, Bild 4 ). Sie
abgewandelter U-Fo rm verwendet (Bild 2). bestehen aus einer elastischen Tragfeder aus Na-
turkautschuk, die die m echanische Verbindung zwi-
schen Motor und Karosserie übernimmt und einem
hydraulischen Teil, der aus einer Arbeits- und Au s-
gleichskammer besteht und mit Hydraulikflüssigkeit
befüllt ist. Eine Lochblende zwischen beiden Kam-
•
mern behindert den Flüssigkeitsstrom in die Aus-
gleichskammer und sorgt für eine Dämpfung der
eingeleiteten Schwingung (siehe auch Ka pitel M o-
torm echanik, Motoraufhäng ung).
18.8.3.3 Gasfeder
Bei der Gasfeder wird das elastische Verhalten einer
eingeschlossenen Gasmenge (Luft oder Stickstoff)
zur Federung ausgenutzt.
Luftfeder
Bild 2: Stabilisator Sie w ird am m eisten gebaut, benötigt aber eine
Druckerzeugungsanlage und wird deshalb vorzugs-
Der Mittelteil des Stabilisato rs ist d rehbar an der w eise in Oberkl asse-, Geländeew agen, Om ni bussen
Karosserie, clie beiden Hebel sind über Gummiele- und Nutzkraftwagen v erwendet, die bereits eine sol-
mente an den Ra daufhängungen, z.B. McPherson che Anlage für die Bremsen besitzen (siehe Kapitel
Federbeinen, angebracht. Beim Anheben eines Ra- Nutzfahrzeugtechnik). Die Luftfeder hat ei ne pro-
des (Einfedern ) wird über die Verdrehung des Stabi- gressive Kennlinie und bietet als Vorteile, dass sich
18 Fahrwerk 505
durch Änderung des Luftdrucks die Federwege der Aus Platzgründen kann die Federkugel seitlich neben
Belastung anpassen lassen und außerdem die Lade- dem Arbeitszylinder oder ganz getrennt davon, an-
oder Einstiegshöhe eingestellt oder durch Niveaure- geordnet werden. Die Ventile zwischen Arbeitszylin-
gelung gleich bleibend gehalten werden kann. der und Federkugel drosseln den Ölstrom in beiden
Beim Pkw wird zusätzlich ein geschwindigkeitsab- Richtungen und wirken wie ein Schwingungsdämp-
hängiges Heben und Senken der Karosserie ermög- fer.
licht. Die Neigung der Karosserie beim Befahren von
Kurven kann durch regelungstechnische Eingriffe er-
heblich verringert werden. Gas ~
..;.;:~äf;i*~~!i·:· .
Zur Vermeidung von Druckverlusten erfolgt die Ab-
dichtung der eingeschlossenen Luftmenge in einem Membrane - Öl
eingespannten Gummibalg. Dieser kann in Form Drucköl- Ventile
eines Rollbalges oder Faltenbalges (Bild 1) ausge- anschl uss
führt sein. Kolben
Lenkwinkelsensor
Höhensensor
vorn
Fahrpedal- u nd Bremspedalsensoren
Hydraulik-
block Mittlere Federkugel vo rn m it Härtereg ler
Je nach Fahrbedingung und Fahrstil (z.B. rasante Die Federung wird härter, der Karosserie-Neigungs-
Kurvenfahrt) schaltet das Steuergerät auch im Fahr- winkel geringer. Ohne diese Maßnahme würde
programm ,. Komfort" die Federung in Richtung hart. die Karosserie an den kurvenäußeren Rädern ein-
Fahrprogramm ,.Komfort". Die drei Federkugeln tauchen und die Hydraulikflüssigkeit würde in die
jeder Achse sind miteinander verbunden. Beim Ein- Federelemente der entlasteten Seite strömen. Um
federn kann das durch die einfahrenden Kolbenstan- beim Beschleunigen dem Einsinken des Fahrzeug-
gen der Federzylinder verdrängte Hydrauliköl in die hecks entgegenzuwirken, schaltet das Steuergerät
Federkugeln strömen und über die Membranen das nach Informationen des Fahrpedalsensors die mitt-
Stickstoffpolster verdichten. Durch die Federkugeln lere Federkugel der Hinterachse ab.
steht ein zusätzliches Gaspolster zur Verfügung, wo-
durch eine weiche Federwirkung zustande kommt
(Bild 1).
zum Feder-
zylinder
rechts
Zulauf
Magnet-
ventil Rücklauf
18.8.4 Schwingung.,.s""d"'äi.I.JmUf-'p...,
feO<JrL -_ _ _ __
Luftraum
Gaspolster
Lamellenve ntile
Arbeitskolben
Kolben Öl raum
Ausglei chsraum
Gaspolster
Bild 1: Zweirohr-Schwingungsdämpfer
Bodenventil
Der Zylinder besteht aus einem inneren und einem
äußeren Roh r. Im inneren Rohr befindet sich der
Arbeitsraum , in dem sich der Kolben bewegt. Er ist
vollständig mit Öl gefüllt. Bild 2: Einrohr- Bild 3: Zweirohr-
Zwischen innerem und äußerem Rohr befindet sich Gasdruckdämpfer Gasdruckdämpfer
der Ausgleichsraum; er ist nur teilweise mit Öl ge-
fül lt und soll beim Einfahren der Kolbenstange das
Einrohr-Gasdruckdämpfer mit Trennkolben kön-
aus dem Arbeitsraum verdrängte Öl aufnehmen.
nen in jeder Lage eingebaut werden.
Im Kolben und im A rbeitsraum sind Ventile einge-
baut, die den Ölstrom unterschiedlich stark drosseln.
ln der Zugstufe findet die stärkere Dämpfung statt.
Beim Hochbewegen des Kolbens muss das Öl durch 18.8.4.3 Zweirohr-Gasdruckdämpfer
feine Öffnungen des Lamellenventiles im Kolben Der Zweirohr-Gasdruckdämpfer (Bild 3) entspricht
gepresst werden . Während dieser Bewegung wird im Aufbau dem Zweirohr-Schwingungsdämpfer.
gleichzeitig Öl aus dem Ausgleichsraum über das Im ringförmigen Ausgleichsraum befindet sich eine
Bodenventil nachgesaugt. Gasfüllung aus Stickstoff mit einer Druckvorspan-
nung von 3 bar bis 8 bar. Damit wird bei schnellen
Einbau nur mit der Kolbenstange nach oben, da
Bewegungen des Schwingungsdämpfers Gasbla-
sonst aus dem Ausgleichsraum Luft angesaugt
senbildung vermindert. Die Dämpfungskräfte wer-
würde, was zum Verschäumen des Öles und zum
den in nahezu allen Schwingungsbereichen verbes-
Ausfall der Dämpfung führen würde.
sert.
18 Fahrwerk 509
Gaspolster i i
~-~l
L..Q--:1 Wahl-
j taster "
2
30 A
I i ~Tl ~~
ifi
ljJ
5A ifi
ljJ
• • I I l l
I Steuergerät für Dämpfungsregelung I
mmmmHHHH
[1][1][1][1] 1111
•
Senso ren für Ventile für
geschlossen Fahrzeugniveau Dämpfungsverstellung
Bild 1: Zweirohr-Gasdruckdämpfer mit variabler Dämpfung Bild 2: Schaltbild der elektronischen Dämpfung
ß F
R
fer zunimmt.
Fr;;, Flüssig-
keits-
druck-
kraft
•
Magnetspule seite angegeben werden .
ang esteu ert
18.8.4.5 Prüfdiagramme
Schwingungsdämpfer ausgebaut. Um die Kennli-
nien eines Schwingungsdämpfers zu erhalten, be-
nötigt man eine Prüfvorrichtung , in die der Dämpfer
eingespannt wird . Durch einen Kurbeltrieb wird der
Dämpfer in Bewegung versetzt. Die über dem Kol-
benweg auftretenden Dämpfungskräfte werden ge-
messen und in ein Diagramm eingetragen . Es ent-
stehen geschlossene Ku rven für einen konstanten
Zug- und Druckhub (Bild 3). Durch Vergrößerung des
Kurbelradius an der Prüfvorrichtung wird auch der
Zug- und Druckhub des Dämpfers vergrößert und es Bild 4: Schwingungsbilder von 2 Dämpfern
18 Fahrwerk 511
Bild 2: Luftfederdämpfer
Aufbau
Jedes Rad ist an einem Federbein aufgehängt, das aus einem Plunger,
einem Schwingungsdämpfer und einer Schraubenfeder besteht.
Der Plunger ist ein dynamisch verstellbarer Hydraulikzylinder, der in der
Lage ist, Kräfte zu erzeugen, die den Rad- oder Karosseriebewegungen
entgegenwirken . Der Plunger verstellt dabei den Fußpunkt der Schrau -
benfeder und ändert die Vorspannung . So werden Karosseriebewegun-
gen in Richtung der 3 Fahrzeugachsen verringert. Bild 1: Federbein mit Plunger
Federbein
vo rn (40)
40 41
52
52a
t___ _ ___ ,
L__ _ _ _ _ _ ___J
40
b-
a c:::::J
c
d
c:::::J
c:::::J 41
30
15
F1 F2
y86/1
y2 y4 y1 y3 y2 y4 y1 y3
•
Y36/ 1 Y36/2 Diag nose
31
Quer- und Längsbeschleunigungssensor B24/12, Kurvenfahrt. Bei Kurvenfahrt registriert der Ouer-
B24/14 ermitteln die Quer- und Längsdynamik des beschleunigungssensor B24/12 Fliehkräfte. Das
FahrzeugsPIN 27, PIN 25 (Stecker 1) und werden zur entsprechende Signal wird über PIN 27 Stecker 1
Kompensation von Wank- und Nickbewegungen be- an das Steuergerät übermittelt. Aus den Raddreh-
nötigt. zahlen vorne rechts und vorne links von CAN-C er-
kennt das Steuergerät, ob es sich um eine Links- oder
Signalerfass-und 8nsteuer-Modul SAM aktiviert das Rechtskurve handelt. Bei einer Linkskurve steuert
Steuergerät über PIN 23 (Stecker 2) durch die Fern- das Steuergerät N51/2 die Regelventile y3 über PIN
bedienung, die Türkontaktschalter oder die Koffer- 3, PIN 27 (Stecker 2) und PIN 28, PIN 13 (Stecker 1)
raumbeleuchtung. Das Steuergerät überprüft das so an, dass der Plunger ausfährt und das Fahrzeug
Fahrzeugniveau, um es gegebenenfalls auf das vor- auf der Außenseite angehoben wird. Gleichzeitig
gewählte Niveau abzusenken. werden die Regelventile y1 über PIN 1, PIN 25 (Ste-
cker 2) und PIN 30, PIN 15 (Stecker 1) so geschaltet,
Steuergerät ABC N51/2 bewirkt anhand von ein- dass die Plunger auf der Fahrzeuginnenseite druck-
gehenden Sensor-Signalen und Informationen, die entlastet w erden. Die Fahrzeuginnenseite wird abge-
von anderen Systemen über CAN-Bus übertragen senkt. Über die Niveausensoren 22/7 ... 22/10 wird
werden,_einen Vergleich mit hinterlegten und vorge- Ist-Niveau mit Soll-Niveau verglichen.
wählten Kennfeldern (Sport/Komfort) die Ansteue-
rung der Aktoren. Beschleunigung. Beim Beschleunigen registriert der
Längsbeschleunigungssensor B24/14 Beschleuni-
gungskräfte in Fahrzeuglängsrichtung . Das Signal
wird auf PIN 25 Stecker 1 dem Steuergerät über-
Aufgabe und Funktion der Aktoren
mittelt, das daraufhin die Regelventile so ansteuert,
Das Saugdrosselventil y86/1 reguliert die von der dass der Fahrzeugaufbau an der Vorderachse abge-
Ölpumpe angesaugte Öl menge, so dass ein Öldruck senkt und an der Hinterachse angehoben wird.
von 180 bar bis 200 bar im ABC-System aufgebaut
und gehalten werden kann. Im stromlosen Zustand Bremsen. Beim Bremsen erhält das Steuergerät vom
ist das Ventil geschlossen, um den Druck im System
schließenden Bremslichtschalter über CAN-C die In-
zu halten.
formation über einen eingeleiteten Bremsvorgang.
Der Längsbeschleunigungssensor gibt dem Steuer-
Regelventile y1, y3. Durch Ansteuerung der Regel- gerät über PIN 25 Stecker 1 die Information über die
ventile werden die Stellzylinder bewegt. Dadurch Stärke der Verzögerung. Das Steuergerät steuert die
senkt bzw. hebt sich der Aufbau am entsprechen- Regelventile so an, dass der Fahrzeugaufbau an der
den Rad. Hierdurch kann die Anpresskraft der Räder Vorderachse angehoben und an der Hinterachse ab-
kurzzeitig erhöht werden. gesenkt wird.
Sperrventile y2, y4 werden bei stehendem Motor, Geradeausfahrt. Bei Geradeausfahrt erhält das
Stillstand des Fahrzeugs und auftretenden Fehlern Steuergerät über CAN-C die Information der Fahr-
geschlossen, um Druckverlust zu vermeiden. Damit zeuggeschwindigkeit Automatisch wird das Fahr-
wird auch z. B. beim Radwechsel oder bei Arbeiten zeugniveau durch Ansteuerung der Regelventile
•
auf der Hebebühne ein Auseinanderziehen der Stell- durch das Steuergerät je nach vorgewähltem Kenn-
zylinder verhindert. feld abgesenkt. Durch Fahrerwunsch (Betätigen des
Niveauschalters (CAN-C)) kann das Fahrzeug um
25 mm bzw. 50 mm angehoben w erden.
Regelvorgänge
Starten. Beim Öffnen der Fahrzeugtür wird über Vertikalschwingungen. Schwingt das Fahrzeug
das Signal- und Ansteuer-Modul PIN 23 (Stecker 2) auf Grund von Fahrbahnunebenheiten in Richtung
das ABC-Steuergerät aktiviert. Über die Niveausen- Hochachse, werden diese Bewegungen von den Auf-
soren B22/7 ... 22/10 wird das Ist-Niveau mit dem bau-Beschleunigungssensoren B24/3, B24/4, B24/6
Soll-Niveau verglichen. Ist das Ist-Niveau höher als über PIN 6, PIN 8 (Stecker 2) und PIN 29 (Stecker 1)
das Soll-Niveau, werden die Regelventile y1 , y3 an- dem Steuergerät übermittelt. Die Niveausensoren
gesteuert und das Fahrzeug auf Soll-Niveau abge- B22/7, B22/8, B22/9 PIN 42, B22/10 melden den
senkt. Um diesen Regelvorgang auszuführen wird Au sschlag über PIN 20 Stecker 2 und PIN 2, PIN 5
das Steuergerät über PIN 48 mit Batterie+ und über (Stecker 1). Das Steuerg erät steuert die Regelventile
PIN 21 mit Batterie -versorgt. Nach dem Einschal- je nach vorgewähltem Kennfeld (Sport/Komfort) so
ten der Zündung erfolgt eine zusätzliche Stromver- an, dass die Schwingungen des Aufbaus gedämpft
sorgung über PIN 46 Stecker 2. und ausgeglichen werden.
516 18 Fahrwerk
18.9 Räder und Reifen Das Rad-Reifensystem ist von den Fahrzeug-
herstellern optimal auf das jeweilige Fahrzeug
18.9 1 Rad-Reifensystem abgestimmt. Maßgeblich sind hierbei : Zulässi-
ge Gesamtmasse, Höchstgeschwindigkeit und
Fahrzeugeinsatz. Bei Änderungen des Rad-Rei-
Das Rad-Reifensystem, stellt die kraftschlüssige
fensystems, die vom Fahrzeughersteller nicht in
Verbindung zwischen Fahrwerk und Fahrbahn
den CoC-Papieren (Certificate of Confermity) vor-
her. Es nimmt die Gewichtskräfte des Fahrzeugs
gegeben sind, sind genaue Kenntnisse über die
auf und soll eine möglichst kleine Masse haben .
technischen Grenzen am Fahrzeug erforderlich .
Mit dem Fahrwerk ist es als technische Einheit zu
Die gesetzlichen Bestimmungen sind einzuhalten.
betrachten, um höchste Fahrsicherheit bei größt-
möglichem Fahrkomfort zu erreichen .
•
Rad-
Die Tragfähigkeit und die Abmessungen von Rad
und Reifen sind auf die Gewichtskraft des Fahr-
zeugs, die Einbaumaße und die technischen An- Rad-
forderungen, z.B. Größe der Bremse, gewünschte nabe
I 4 X 112 X 57 = LZ X LK X ML Die Felgen sind in der Regel fest mit der Radschüs-
selidern Radstern verbunden (Bild 3a). Eine Sonder-
bauart, z.B. im Rennsport, stellt das dreiteilige Rad
dar. Felge und Radstern sind mittels Schrauben ver-
bunden (Bild 3b). Bei diesem System kann durch
Änderung des äußeren Felgenteils, die Felgenbreite
M L = 57mm und die verwendete Reifenbreite verändert werden.
Das dreiteilige Rad ist aufwändig abzudichten und
darf nur im Bedarfsfall, z.B. Reparatur, getrennt wer-
LZ = 4
den. Bei Nutzfahrzeugen finden mehrteilige Felgen
häufiger Anwendung, z.B. wegen der notwendigen
Bild 1: Stahlscheibenrad-Anschlussmaße an Radnabe Reifenmontage (s. Kapitel Nutzfahrzeugtechnik).
Einpresstiefe (Bild 2)
Sie ist das Maß von der Felgenmitte bis zur in-
neren Anlagefläche (Radbefestigungsebene) der
RadschüsseL
Positive Einpresstiefe. Die innere Anlagefläche, be- Bild 3: a) Einteiliges Rad b) mehrteiliges Rad
zogen auf die Felgenmitte, ist zur Radaußenseite
v erschoben. Durch Verwendung von Felgen mit klei- Abmessungen und Bezeichnungen an Felgen
ner positiver Einpresstiefe vergrößert sich die Spur-
Abmessungen. Sie sind genormt. Die Felgenbezeich-
weite.
nung wird vom Hersteller in jedes Rad eingeschla-
Negative Einpresstiefe. Die innere Anlagefläche ist gen. Sie besteht grundsätzlich aus zwei Maßen: Der
zur Radinnenseite verschoben. Durch Verwendung Maulweite a in Zoll und dem Felgendurchmesser D
von Felgen mit negativer Einpresstiefe lässt sich die in Zoll (Bild 4). Beide Maße werden bei ungeteilten
Spurweite von Kraftfahrzeugen vergrößern. Felgen (Tiefbettfelgen) durch ein " x" getrennt. Da-
mit die Reifen bei ungeteilten Felgen montiert wer-
den können sind die Felgen als Tiefbettfelgen aus-
geführt.
Bezeichnungen. Rundumlaufende Erhöhungen bei
•
der Felge werden als Hump bezeichnet. Sie verhin-
innere innere dern, dass der Reifenwulst bei schneller Kurven-
Auflage- Auf lage- fahrt und verminderten Reifeninnendruck durch die
fläch e fl äche Seitenkräfte von der Felgenschulter ins Tiefbett ge-
drückt wird. Je nach Kontur und Abmessungen wer-
Positive Einpresstiefe Negative Einpresstiefe den verschiedene alphanummerische Kurzzeichen
verwendet, z.B. H, H2 oder FH, FH2. Die Kontur des
Bild 2: Einpresstiefe
Felgenhorns wird ebenfalls mit Buchstaben abge-
kürzt, z.B. J, JK, E.
WERKSTATTHINWEIS
Umrüstung. Mit der Veränderung der Einpress-
tiefe verändert sich die Spurweite von Fahrzeu-
gen. Dadurch ändern sich weitere fahrwerksgeo-
metrische Größen wie Lenkrollhalbmesser und
Sturz. Außerdem wird das Fahrwerk stärker be-
ansprucht, und es ändert sich das Fahrverhalten 0 = Felgendurchmesser Felgenhorn (J )
des Fahrzeugs.
Bild 4: Tiefbettfelgen mit unterschiedlichem Hump
518 18 Fahrwerk
Beispiel: 7 V2 J x 16 H2 ET 35
WERKSTATTHINWEIS
7% Maulweite in Zoll
Zwischen Leichtmetallrädern und der Radnabe
J Kennbuchstabe für die Abmessungen des aus Stahl kommt es zur Kontaktkorrosion. Um
Felgenhorns die Kontaktkorrosion zu verhindern, ist der Rad-
X ungeteilte Felgen (Tiefbettfelge) nabenflansch vor der Montage des LM-Rades
16 Felgendurchmesser in Zoll mit einer synthetischen metallfreien Trennpaste
H2 je ein Hump auf der Außenschulter und der (Radnaben-Paste) dünn einzustreichen.
Innenschulter der Felge
ET 35 Einpresstiefe 35 mm
18 9 3 Badbefestigungen
Weitere Felgenbezeichnungen:
H einseitiger Hump auf der Außenschulter Radschrauben (Radmuttern). Sie werden in Kegel-
bund und Kugelbund ausgeführt (Bild 2). Der Kegel-
FH Flat Hump auf der Außenschuler
bund beträgt 60°. Der Kugelbund kann unterschied-
FH2 beidseitiger Flat Hump
liche Radien haben, z.B. 12 mm, 13 mm, 14 mm.
CH Combination Hump: Flat Hump auf der
Beispiel: M 12 x 1,5 x 23
Außenschulter und normaler Hump auf der
Innenschulter
EH2(+) Extended Hump (erhöhter Hump). Er ist im
Vergleich zum normalen Hump um bis zu
1,2 mm höher. Diese Felgenkontur ist bei
Runflat-Reifen zu verwenden
SL Special Ledge - breiterer Wulstsitz (kein
Hump)
J, JK, Kennbuchstaben für unterschiedliche Bild 2: Radschrauben mit Kegelbund und Kugelbund
B, E Hornabmessungen
LK, ML Lochkreisdurchmesser, Mittelbohrung WERKSTATTHINWEIS
LZ Lochzahl Neben der richtigen Länge der Schraube ist bei
SDC Halbtiefbettfelge (Semi-Drop-Centre) Kugelbundschrauben unbedingt auf den Radius
zu achten. Wird der falsche Radius gewählt, liegt
Werkstoffe für die Räderherstellung
die Kugelbundschraube nur auf einem kleinen Teil
Stahlrad. Die Radscheibe ist aus Stahlblech gepresst der Fläche auf. Dies kann zum Lösen der Schrau-
und die Felge gewalzt. Sie werden durch Schweißen be und damit zum Lösen des Rades führen.
miteinander verbunden. Leichtbauräder aus hoch-
festen Stählen, z.B. DP 600, ermöglichen kleinere Anzugsdrehmomente. Die Hersteller schreiben je
Wandstärken und sind gegenüber den herkömmli- nach Fahrzeugtypen unterschiedliche Radschrau-
chen Stahlrädern um bis zu 40% leichter. benanzugsdrehmomente vor. Diese sind genau
Leichtmetall Räder. Sie sind in der Regel gegossen, einzuhalten, damit sich die Radschrauben unter
z.B. aus GK-AISi 10 Mg. Hochwertige, mehrteilige Rä- dynamischer Last nicht lösen. Ein um 20 Nm verrin-
•
der werden geschmiedet, d.h. die Radscheibe bzw. gertes Anzugsdrehmoment führt bei 5 Radschrau-
der Radstern werden gepresst und die Felge gewalzt ben (M 12 x 1,5) zu einem Vorspannungsverlust
und miteinander verschraubt. Um besonders leich- von rd. 40 000 N. Ein zu hohes Anzugsdrehmoment
te Räder herzustellen werden auch Mg-Legierun- kann unter dynamischer Last zu einer plastischen
gen verwendet oder die Speichen hohl ausgeführt. Verformung der Radschrauben führen (dauerhafte
(Bild 1). Längung). ln beiden Fällen kann es zum Lösen der
Radschrauben kommen.
WERKSTATTHINWEIS
Um das richtige Anzugsdrehmoment zu ge-
währleisten, dürfen nur geeichte Drehmoment-
schlüssel verwendet werden. Die Radschrauben
dürfen normalerweise nicht am Gewinde oder
an der Auflagefläche gefettet werden. W egen der
sich daraus ergebenden zu geringen Reibung an
den Gewindeflanken und an der Auflagefläche
werden die Vorspannkräfte zu groß und die Rad-
schraube verformt sich ggf. dauerhaft.
Bild 1: Rad mit Hohlkammerspeichen
18 Fahrwerk 519
Zentrierung. Damit das Rad exakt zentriert wird, sind belastungen nicht geeignet. Es kann deshalb zu
die Radschrauben über Kreuz in mehreren Durch- schleichenden Druckverlusten und Plattrollschäden
gängen anzuziehen. Ein Zentriertehier von 1/10 mm der Reifen kommen, wodurch eine hohe Unfallge-
entspricht einer Radunwucht von ca . 10g. fahr gegeben ist.
WERKSTATTHINWEIS
Für die Mittenzentrierung sind entsprechend der 5,5
bar - Reifendruck
Anschlussmaße der Radnabe ggf. Zentrierringe
5,0
zu verwenden .
t 4,5
""'"
0"' 4,0
18.9.4 Ventile 3,5
Fülldru ck 3,5 bar bei ooc
Anforderungen. Ventile sind im Wesentlichen fol- 3,0
genden Beanspruchungen ausgesetzt:
2,5
• Belastung durch Fliehkräfte bei hohen Geschwin- 2,0
digkeiten 0 20 40 60 80 100 120°C140
Betriebstemperatur--
• Belastung auf Biegewechselfestigkeit beim Brem-
sen und Anfahren
• Wärmealterung durch die Wärmebelastung beim Bild 2: Reifendruck in Abhängigkeit von der
Bremsen Betriebstemperatur
Gummiventile Metallventile
Elektronikeinheit
Transporterventile. Diese Ventile sind für höhere
Druckbelastungen und für stärkere Wärmeentwick- Bild 3: RDK-Ventile, Ventilelektronik
lung geeignet, die durch schnelle Fahrt, Überladung
und Stop-and-Go-Verkehr bei Transportern entste- Abmessungen. Damit die Ventile abdichten, müssen
hen . ln Bild 2 ist die Abhängigkeit des Reifeninnen- Ventil- und Ventillochdurchmesser der Felge überein-
drucksvon der Temperatur dargestellt. Eine Tempe- stimmen. Übliche Durchmesser sind 8,3 mm, 8,8 mm,
raturerhöhung um 10°C lässt den Reifeninnendruck 9,7 mm, 11,3 mm und 15,7 mm. Die Länge der Ventile
um ca . 0,1 bar steigen. Herkömmliche Pkw-Snap-ln ist je nach Räder-/Felgenfabrikat unterschiedlich, z.B.
Ventile sind für diese höheren Drücke und Wärme- bei Snap-ln-Ventilen von 33 mm ... 61,5 mm.
520 18 Fahrwerk
Wulstkern Wulst
18.9.5 Reifen
Anforderungen an die Bereifung:
Bild 1: Aufbau eines Pkw-Radialreifens
• Aufnahme der Gewichtskraft des Fahrzeugs
• Auffangen und dämpfen von Fahrbahnstößen
gelegt und durch Einvulkanisieren fest verankert. Je
• Übertragen von Antriebs-, Brems- und Seitenfüh- nach geforderter Tragfäh igkeit des Reifens werden
rungskräften mehrere Lagen übereinander gelegt. ln Verbindung
• Geringer Rollwiderstand mit dem Reifeninnendruck bestimmt die Karkasse
• Präzise Übertragung der Lenkkräfte auf die Fahr- im Wesentlichen die Tragfähigkeit des Reifens.
bahn
Radialreifen (Bild 1). Bei Radialreifen verlaufen die
• Ausreichende Lebensdauer
Karkassfäden im rechten Winkel (90°) zur Fahrtrich-
• Geräusch- und vibrationsarmes Abrollen
tung (Radialkarkasse).
• Ggf. Notlaufeigenschaften
Diagonalreifen (Bild 2). Die Karkassfäden verlaufen
Aufbau. Man unterscheidet Reifen mit Schlauch und
bei Diagonalreifen im spitzen Winkel (20° ... 40°) zur
schlauchlose Reifen.
Fahrtrichtung . Diagonalreifen finden vor allem noch
im Motorradreifenbau Anwendung (siehe Kapitel
Reifen mit Schlauch. Sie werden nur noch bei Kraft-
Zweiradtechnik) .
rädern und im Nutzfahrzeugbereich eingesetzt. Der
Schlauch muss der Reifengröße entsprechen. Beim
Austausch des Reifens ist der Schlauch immer mit
zu erneuern .
Zwischenbau (Base). Er besteht aus einer härteren Lauffläche mit Silica . Durch Beimischung von Silica
Gummischicht mit hoher elektrischer Leitfähigkeit wird eine hohe Haftungsfähigkeit der Reifenlaufflä-
(Füllstoff Ruß) . Der Zwischenbau vermindert die che bei Nässe und zugleich ein geringer Rollwider-
Eigenbewegung der Laufflächenprofilblöcke und stand erreicht.
vermindert damit den Rollwiderstand des Reifens. Profilgestaltung. Bei hohen Geschwindigkeiten kann
Zugleich dämpft er die Fahrbahnstöße und schützt sich auf nasser Fahrbahn ein Wasserkeil zwischen
die Karkasse. Die Base-Mischung verhindert, dass Reifen und Fahrbahn bilden (Aquaplaning), der die
sich das Fahrzeug elektrostatisch auflädt. Der Fahr- Bodenhaftung aufhebt und das Fahrzeug lenkunfä-
bahnkontakt der Base-Mischung wird durch einen hig macht. Um das Wasser abzuleiten, müssen die
umlaufenden Streifen , der sich in der Mitte des Pro- Profilnuten eine bestimmte Form und eine ausrei-
f ils befindet, gewährleistet (Base-Pen-Prinzip). chende Tiefe haben . Die gesetzlich vorgeschriebene
Mindestprofiltiefe von 1,6 mm reicht zur Vermeidung
Lauffläche (Cap). Sie ist mit einem Profi l versehen.
der Aquaplaninggefah r in vielen Fällen nicht aus und
Das Längsrillenprofil gibt dem Reifen Seitenfüh-
hat zusätzlich einen deutlich längeren Bremsweg zur
rung , das Querprofil überträgt die Antriebskräfte .
Folge (Bild 3).
Profilgestaltung und Cap-Mischung haben we-
sentlichen Einfluss auf die Traktion des Reifens
bei unterschiedlichsten Witterungsbedingungen
sowie den Rollwiderstand und das Geräuschver- 8
halten . ln Bild 1 ist zu erkennen, dass bei Tempe-
raturen , die kleiner als 7 oc sind , Winterreifen eine 2
t mm
t
Q.
·;:
Bild 3: Bremsweg auf nasser Fahrbahn bei unterschied-
lichen Profiltiefen aus 100 km/h bis zum Stillstand
l9
Seitenwand. Sie schützt die Karkasse vor Umwelt- RFT-Reifen Normalreifen RFT-Reifen Normalreifen
einflüssen und Beschädigungen. Für Reifen mit
Notlaufeigenschaften werden die Seitenwände ver-
stärkt. Die Höhe und Steifigkeit der Seitenwand hat
wesentlichen Einfluss auf die Lenkpräzision und den
Federungskarnfort des Reifens. Die Zentrierlinie im
unteren Seitenwandbereich dient zur Kontrolle des
richtigen Sitzes des Reifens auf der Felgenschulter. verstärkte Seitenwand
Auf der Reifenseitenwand sind die Kennzeichnun- mit Luftdruck ohne Luftdruck
gen des Reifens, z.B. Reifengröße, Reifenbauart, Bild 1: Vergleich der Seitenwand Normalreifen und
Tragfähigkeit, zulässige Geschwindigkeit, Reifenauf- RFT-Reifen
bau und Hersteller, zu finden.
Wulst. Er hat die Aufgabe, den Reifen fest auf der WERKSTATTHINWEIS
Felge zu halten, damit die Übertragung von Brems-,
• UHP und Runflat-Reifen dürfen nur nach wdk-
Antriebs- und Seitenführungskräften gewährleistet
Standard auf wdk-zertifizierten Montiermaschi-
ist. Er ist deshalb besonders stabil. Die Stabilität
nen demontiert bzw. montiert werden (wdk =
wird durch die Verwendung von Kabeln aus Stahl-
Wirtschaftsverband der deutschen Kautschuk-
draht (Wulstkern) erreicht. Bei schlauchlosen Reifen
industrie).
sorgt er zusätzlich für die Abdichtung des Reifens zur
Felge. • Die Reifen sind vor der Montage zu erwärmen.
• UHP > 15 oc; Runflat-Reifen 23 oc ... 27 oc
Kernreiter. Er befindet sich oberhalb des Wulstker-
nes zwischen Karkasse und Seitenwand und beein-
flusst die Lenkpräzision des Reifens. Reinforced-/XL-Reifen. Dabei handelt es sich um
Reifen mit einem verstärkten Unterbau. Einsatz: Pkw
Inliner (luftdichte Gummiinnenschicht). Er besteht
aus Butylkautschuk und dichtet schlauchlose Reifen C-Reifen (Commerciai-Reifen). Diese Reifen haben
ab. Schlauchlose Reifen tragen die Aufschrift "Tube- bei gleichen Abmessungen wie Pkw-Reifen eine
less" oder "TL". Aufgrund von Diffusionsvorgängen deutlich höhere Tragfähigkeit bei entsprechend er-
kommt es trotzdem zu Druckverlust Deshalb ist der höhtem Reifeninnendruck. Einsatz: Transporter
Reifeninnendruck regelmäßig zu prüfen. Der Druck-
Bias Belted Reifen. Dabei handelt es sich um Diago-
verlust kann durch Befüllen der Reifen mit Stickstoff
nalreifen mit Gürtel. Einsatz: Krafträder.
vermindert werden, da Stickstoffmoleküle größer
sind als Sauerstoffmoleküle. Zur Kennzeichnung der
Abmessungen am Reifen (Bild 2)
Stickstoffbefüllung sind dann andersfarbige Ventil-
kappen (grün) zu verwenden. Reifengröße. Sie erfolgt durch die Angabe von
• ReifenbreiteBin Zoll oder mm
Vorteile schlauchloser Reifen:
• Reifenquerschnitt in % (Verhältnis von Reifenhöhe
• Geringere Wärmeentwicklung, da die Reibung
H zu Reifenbreite B, z.B. H:B = 0,65, d.h. die Reifen-
zwischen Reifen und Schlauch wegfällt
höhe beträgt 65 % der Reifenbreitel
• Geringeres Gewicht und einfachere Montage des
• Felgen-/Reifeninnendurchmesser d in Zoll oder in
Reifens auf der Felge
mm
Weitere Reifenbauarten für Pkw Die angegebenen Zah lenwerte stimmen mit den
wirklichen Größen nicht genau überein. Die tatsäch-
UHP-Reifen. UHP steht für Ultra High Performance.
lichen Maße inklusive der zulässigen Taleranzen
Darunter versteht man Reifen mit einem Höhen-, sind Normtabellen zu entnehmen.
Breitenverhältnis kleiner als 45% und einer zulässi-
gen Geschwindigkeit von größer als 240 km/h. Betriebs
breite, max.
Runflat-Reifen (RFT - RunFiatTyre) (Bild 1). Diese
Reifen haben eine verstärkte Seitenwand. Damit 8 Querschnitts-
breite, neu
kann auch bei vollständigem Druckverlust weiterge-
fahren werden. Die dabei zulässige Geschwindigkeit -o /
-- ";
und die mögliche Wegstrecke werden vom Fahr- J::
.. -
.0
Q)
·.::
zeughersteiler vorgegeben, z.B. m aximal 80 km/h :J
~ " ,Q)
c c cn
und 200 km. Voraussetzung ist der Einsatz von Fel- J::
i: ~ E
&
gen m it einem erhöhten Hump (EH bzw. EH+). Da --'---~""1"".. 1 Felgenmaul-
Q) · -
'I' 2 er:,.:
der Luftverlust meist vom Fahrer nicht erkannt wird, 8 weite -'-"' 'iii
,f1l, "'E
a:
ist ein Luftdruckkontrollsystem bei Verwendung die-
ser Reifen vorgeschrieben. Bild 2: Abmessungen am Reifen
18 Fahrwerk 523
Maximalmaße (Bild 2, Seite 522, Bild 1). Die maxi- überschreiten. Die ausführliche Reifenkennzeich-
male Betriebsbreite (Bmaxl und der maximale Reifen- nung ist dem Tabellenbuch Kraftfahrzeugtechnik zu
außendurchmesser (Omaxl sind die größtmöglichen entnehmen.
Betriebsmaße des unbelasteten Reifens unter Be-
t riebsdruck. Diese Maße sind für die zu beachtenden
Freiräume am Fahrzeug maßgebend. Dynamische Kennbuchstabe für zulässige
Höchstgeschwindigkeit (210 km/ h)
Verformungen des Reifens sind dabei nicht mit ein-
gerechnet. Kennzahl für Reifentragfähigkeit (615 kg)
t.Yf'-----+- Felgendurchmesser in Zoll
Wirksame Halbmesser (Bild 1). Ein senkrecht WF-- - t - Kennbuchstabe für Rad ialreifen
stehender belasteter Reifen hat einen kleineren Ir- --+- Verhältnis Reifenhöhe zu Reifenbreite in %
Halbmesser (Abstand von der Radm itte zur Fah r-
bahnoberfläche) als ein unbelasteter Reifen. Man
bezeichnet ihn als statischen Halbmesser '•tat · Er
wird unter Maximallast bei zugehörigem Luftdruck Bild 2: ECE-Reifenbezeichnung
ermittelt.
Bei fahrendem Fahrzeug wird die Einfederung des Europäische Reifen-Kennzeichnungsverordnung
Reifens durch die Fliehkraft teilweise wieder aufge-
hoben. Der wirksame Halbmesser wird größer. Man (EU/122/2009).1n der seit
bezeichnet ihn als dynamischen Halbmesser rdyn· dem 1. November 2012
geltenden europäischen
~
Reifen-Kennzeichnungs-
X
I haftung und Rollge-
r-- räusch von Reifen fest-
E .-- -t
Cl gelegt (Bild 3).
c
>
I 2i"' "'
I
Die nachfolgenden Aus-
;:? .:!' sagen gelten für den
~ · .. i 1) Ein- (\ I )) ~. Fall, dass alle Reifen
federung eines Fahrzeugs mit der Bild 3: Information zur
' gleichen Reifenqualität Reifenkennzeich-
ausgestattet sind. nung
Bild 1: Wirksame Ha.l bmesser
Dynamischer Abrollumfang Udyn· Er gibt die Weg - Kraftstoffeffizienz. Bei Reifen der Klasse A ist im
strecke an, die der Reifen je Umdrehung bei einer Vergleich zu Klasse G-Reifen eine Verbrauchsmin-
Geschwindigkeit v on 60 km/h zurücklegt, wenn derung von bis zu 7,5% möglich. Dies entspricht bei
er mit der in der Norm festgelegten Tragfähigkeit einem Fahrzeug mit einem Durchschnittsverbrauch
belastet wird und dem vorgeschriebenen Reifen- von 6,6 1/100 km im Mittel 0,5 1/100 Verbrauchsmin-
innendruck befüllt wurde. Die Genauigkeit der Ta- derung.
chometeranzeige hängt vom Abrollumfang ab. Der
dynamische Abrollumfang und der statische Halb- Nasshaftung. Bei Reifen der Klasse A im Vergleich
messer werden in Reifentabellen angegeben. Aus zu Reifen der Klasse F verkürzt sich der Bremsweg
den Angaben zur Reifengröße lässt sich der dynami- um bis zu 18m, bei einer Abbremsung von 80 km/h
sche Abrollumfang näherungsweise nach folgender auf 0 km/h, unter Normbedingungen. Dies entspri cht
Formel berechnen: einer ca. 30%igen Bremswegverkürzung.
•
185/70 R 14 88 560 2,5 92 630 2,9
higkeit zu machen. Bei 270 km/h hat der Reifen somit
195/65 R 15 91 615 2,5 95 690 2,9 nur noch eine Tragfähigkeit von 722,5 kg (weitere
205/50 R 16 87 545 2,5 91 615 2,9 Informationen siehe Tabellenbuch Kfz)
305/30 R 19 98 750 2,5 102 850 2,9
kg
Tragfähigkeit
nG G
Schräglauf- Bewegungs-
winkel richtung Latsch
<::::) C9 c 30 % )
Bild 3: Schräglaufwinkel a.
•
Kurvengeschwindigkeiten möglich.
fläche.
• Präziseres Ansprechen auf Lenkbewegungen.
die Kurvensicherheit erhöhen, während bei Super- Gegenüber der schwersten Stelle des Rades muss
Niederquerschnittreifen, z.B. 165/80 R 13, sogar ein eine Masse m 2 mit der Gewichtskraft G2 an der Felge
Abbau der Seitenführungskraft ab einer bestimmten befestigt werden, die so groß ist, dass das entste-
Rad last eintritt. hende Drehmoment M 1 entspricht. Das Rad ist sta-
tisch ausgewuchtet (Bild 3).
7000
N
6000 I I Raddrehachse
195~4
5000
~3 -
-
"f' 4000 ~
4= ..,& r-::
~
3000
"'
~~
c: 165/180 R113
E
·a; 2000
II"""
~
(/)
-
J::
.~ 200 Drehmoment Mc 2 quer zur Radbefestigungsebene.
V
,. . . _......... 25g ~
fo""
--
u:: ./
100
_.--:::: Raddrehachse
0
50 100 150 km/ h 200
Fahrgeschwindigkeit v - - -
•
Bild 2: Fliehkräfte an einem Reifen 195/65 R 15
trotz korrektem Auswuchten des Rades bestehen. tl J max imal zulässige!- ---- ~J_-_-_-_-_-_-_ -_-_-_ -- -[Dl- --- =~
:::J A bfall des ,... "' Druckwa rn ung m ax. 10 min
Formfehler der Felge. Dieser kommt herstellungs- 0 Betriebs- _. ..--"
Clr'UCks ----
bedingt zustande. Der Rundlauffehler sollte bei Pkw- / kleinster zulässiger Betriebsdruck 150 kPa
Rädern kleiner als 1 mm sein, damit im Fahrbetrieb
Zeit______....
keine bemerkbare Laufunruhe entsteht.
Matchen (Bild 2b). Dabei wird der Reifen soweit auf Bild 3: RDK-Gesetzgebung in Europa
der Felge verdreht bis die höchste Stelle der Felge
der schwersten Stelle des Reifens gegenüberliegt. Im Kraftfahrzeug werden folgende Arten von Reifen-
Radialkraftschwankungen (Bild 2a). Hat der Reifen druckkontrollsystemen eingesetzt:
in seinem inneren Aufbau harte und weiche Stellen
• Indirekt messende Systeme
ergibt sich im Fahrbetrieb ein ungleichmäßiges Ein-
federungsverhalten . • Direkt messende Systeme
WERKSTATTHINWEISE
• Kraftfahrzeug vor dem Abmontieren der Räder • Auf vorgeschriebenen Luftdruck achten, um Ver-
gegen Wegrollen sichern. lust an Lebensdauer und erhöhten Kraftstoffver-
• Es dürfen nur Felgen benutzt werden, die dem ver- brauch zu vermeiden .
wendeten Reifen zugeordnet sind (CoC-Papiere). • Auf einer Achse nur in Bauart und Profil gleiche
• Felge/ Rad auf Risse und Beschädigungen kont- Reifen verwenden.
rollieren . Bei Stahlrädern/Felgen Rostansatz be- • Nach der Demontage Räder kennzeichnen und
seitigen . in einem kühlen, trockenen und dunklen Raum
• Radmuttern über Kreuz mit dem vorgeschriebe- lagern .
nen Drehmoment anziehen. • Kompletträder nicht stellen und nicht mehr als 4
• Reifen auf Beschädigungen (Einfahrschäden, Räder übereinanderlegen .
Schäden durch Minderluftdruck, Ozonrisse, ... )
•
• Räder ohne Felgen stehend lagern und von Zeit
und Alter kontrollie re n. zu Zeit drehen .
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Aus welchen Teilen ist ein Rad aufgebaut? 10 Was ist ein Abrieb-Indikator und wie ist seine Lage
2 Welche Arten von Felgen gibt es? am Reifen gekennzeichnet?
3 Warum verwendet man Hump-Felgen? 11 Was versteht man unter dem Schräglaufwinkel?
4 Welche Vorteile haben Räder aus Leichtmetall- 12 Warum müssen Räder ausgewuchtet werden?
Legierungen?
13 Was versteht man unter dynamischer Unwucht?
5 Was versteht man unter dem dynamischen Abroll-
umfang eines Reifens? 14 Wie kann ein Höhenschlag beseitigt werden?
6 Welche Vor- und Nachteile haben Reifen mit klei- 15 Was sind Pannenlaufsysteme?
neren Ouerschnittsverhältnissen, bei gleichen Ab- 16 Welche Aufgaben haben Luftdrucküberwachungs-
rollumfang? systeme, wo müssen sie eingebaut sein?
7 Wie sind Gürtelreifen aufgebaut?
17 Welche Vorteile haben direktmessende Luftdruck-
8 Was versteht man unter einem .,Latsch"? überwachungssysteme gegenüber indirektmes-
9 Erklären Sie die Reifenbezeichnung senden?
195/65 R 15 86 TM+ S.
18 Fahrwerk 529
1 8. 1 0 Bremsen
Aufbau
---
und zum Sichern gegen Wegrollen. Beim Brem- Energie-
sen wird Bewegungsenergie in Wärme umge- versor- hydraulische Kraft
---
wandelt. gung
pneumatische Kraft
Bremsanlagen
Betriebsbremsanlage (BBA). Sie ermöglicht die Ver-
---
ringerung der Geschwindigkeit, gegebenenfalls bis
---
zum Stillstand des Fahrzeugs. Das Fahrzeug soll da- Bremspedal-Hauptzylinder
bei seine Spur beibehalten. Die Betriebsbremse wird Bremspedal-Bremskraftverstärker
Betä -
---
Hauptzylinder
stufenlos mit dem Fuß betätigt (Fußbremse) und tigungs-
---
Bremspeda i-Betriebsbremsventil
wirkt auf alle Räder. einrich-
---
Bremspedal-elektr. Potentiometer
tung
Hilfsbremsanlage (HBA). Sie soll bei Stö rungen der
Betriebsbremsanlage deren Aufgaben, eventuell mit
verminderter Wirkung, erfüllen. Sie muss keine un-
--- Hebel für Festste llbrem se
Motorbremsbetätigung
M, 24 (36)
M 1 Personenbeförderung 12
(z.B. Taxi, Mietwagen)
M 2, M 3 im 1.J ahr 12
Vorgeschriebene Bremsanlagen (§ 41 StVZO) im 2. und 3. Jahr 12 6
Kraftfahrzeuge der Klassen M und N müssen zwei ab 4.Jahr 12 3
voneinander unabhängige Bremsanlagen (BBA, N, 24
FBA) haben oder eine Bremsanlage mit zwei von- N 2, N 3 12 6
einander unabhäng igen Bedienungseinrichtungen. 0 1 bis 750 kg 24 (36)
Jede der Bedienungseinrichtungen muss auch dann 0 2 > 750 kg bis 3,5 t 24
wirken können, wenn die andere ausfällt. 0 3 > 3,5 t bis 10 t 12
0 4 > 10t 12 6
Eine der beiden Bremsanlagen muss mechanisch für die erste Untersuchung nach Erstzul assung
wirken und zur Verhinderung des Abrollens feststell-
bar sein (FBA). Wenn mehr als zwei Räder gebremst
werden können, so dürfen gemeinsame Bremsflä- Mindestabbremsung § 29 StVZO (HU-Richtlinie)
chen und gemeinsame mechanische Übertragungs- (Tabelle 3). Die Mindestabbremsung kann aus den
einrichtungen benutzt werden. an Bremsenprüfständen ermittelten Messwerten er-
rechnet werden.
Kraftfahrzeuge der Klassen M 213 und N 213 und mit Die Fahrzeuggewichtskraft ergibt sich aus der
einer durch die Bauart bestimmten Höchstgeschwin- Gesamtmasse (Teil I Feld F.2) multipliziert mit
d igkeit über 60 km/h müssen mit ABS ausgerüstet g = 9,81 m/s2 • Formel:
sein.
Summe der Radbremskräfte
•
Dauerbremswirkung (RREG 71 /320 EG) Z= X 100 %
Fahrzeuggewichtskraft
Kraftfahrzeuge der Klasse M 3 ab 5,5 t Gesamtge-
wicht (außer Stadtbusse) und Fah rzeuge der Klasse
N 2,3 ab 3,5 t zulässigem Gesamtgewicht müssen für
lange Gefä llstrecken eine Dauerbremswirkung (Dau-
erbrem se) haben. Sie muss so ausgelegt sein, dass
sie das v oll beladene Fahrzeug beim Befahren eines
Gefälles von 6 % und 6 km Länge auf eine Geschwin-
d igkeit von 30 km/h begrenzt.
Hilfskraftbremse (Servobremse). Zusätzlich zur Bremszeit t. Die Summe aus Ansprech-, Schwell- und
Muskelkraftbremsanlage wird die Bremskraft durch Verzögerungszeit wird als Bremszeit t bezeichnet.
andere Energiequellen vergrößert (Unterdruck, Hyd-
Ansprechzeit tAn· Sie entsteht durch Spiel in der
raulischer Speicherdruck, Druckluft)
Bremsanlage z.B. Pedalleerweg, Lüftspiele.
Fremdkraftbremse (Druckluftbremse). Der Fahrer
steuert die Bremskraft. Die Bremsenergie (Druckluft) Schwellzeit tsw· Während der Schwellzeit steigt
wird nicht vom Fahrer erzeugt. der Druck im Bremssystem an und die gewünschte
Bremsverzögerung wird erreicht.
Auflaufbremse. Beim Abbremsen des Zugfahrzeugs
nähert sich der Anhänger aufgrund seiner Trägheit Verzögerungszeit tv. Die Bremsverzögerung
an (Auflaufen). Über Gestänge wird an der Radbrem - bleibt konstant bis zum Stillstand des Fahrzeugs.
se des Anhängers Bremsenergie erzeugt.
Bremsweg
Arten der Energieübertragung
Mechanische Übertragung durch z.B. Pedale, Hebel, Der Bremsweg ist hauptsächlich von der Fahrge-
Gestänge und Seilzüge bei z.B . Feststellbremse Pkw, schwindigkeit abhängig . Eine Verdopplung der
Auflaufbremse Anhänger. Geschwindigkeit verursacht unter sonst gleichen
Hydraulische Übertragung durch Flüssigkeitsdruck Bedingungen eine Vervierfachung des Bremswe-
in der Bremsleitung z.B. bei Pkw Betriebsbremse. ges.
Pneumatische Übertragung durch komprimierte
Luft in der Bremsleitung z.B. bei Nfz Betriebsbremse. Weitere Einflussgrößen auf den Bremsweg sind:
Elektrische Übertragung durch z.B. elektrische Lei- • Fahrbahnzustand, z.B. trocken, nass, vereist
tungen, Magnetfeld einer Wirbelstrombremse z.B. • Reifenzustand, z.B. Profiltiefe, Reifendruck
bei Nfz Dauerbremsanlage. • Zustand der Bremse, z.B. ausgeschlagen, schwer-
gängig, beschädigt, korrodiert
• Belagzustand, z.B. nass, verglast, verölt
18.10.1 Bremsvorgang
• Bauart der Bremse, z.B. Trommel- oder Scheiben-
Bremsdauer bremse, Druckluftbremse, SBC
• Gewicht des Fahrzeugs, Gewichtsverteilung, z.B.
Beim Bremsen setzt die Bremswirkung nach bei Anhängerbetrieb
dem Erkennen eines Hindernisses erst verzögert
• Zustand der Stoßdämpfer
ein. Die Gesamtdauer (Anhaltezeit tA) für einen
Bremsvorgang ergibt sich aus Reaktionszeit tR
und Bremszeit t (Bild 1).
18 10 2 Hydraulische Bremse
70
m
~
V
t Aufbau
t 50 V 10
m "'"'c:
Die hydraulische Bremsanlage (Bild 2) besteht aus
Bremspedal, Tandem-Hauptzylinder mit Bremskraft-
"'
Q)
40 N/ I 52 :J
Q; verstärker, Leitungssystem evtl. mit Bremsdruck-
""'u 30 Ill~ "' 7
6 :2"'
~ II / I 5
minderer, Bremszylindern mit Radbremsen.
tl Q;
_c 20 4
/ I
>
a: 3
"'
LL 10 "' 2 E
Q)
1 tD
0 0
1 2 3 s 4
tAn tsw tv
tR t
tA
Zeitt--
I :Erkennen d er Gefahr N: Volle Bremsw irkung
li : Bremsbeginn Fahrer V :Fahrzeug steht
lll: Beginn der Bremswirkung
Bild 1: Bremsvorgang
Brem sscheibe Brem ssattel Rückho lfede r Bremstrommel
Reaktionszeit tR. Sie ist die Zeit, die der Fahrer
Bild 2: Hydraulische Bremsanlage
vom Erkennen einer Gefahr bis zur Betätigung des
Bremspedals (Reaktion) benötigt. Sie ist stark vom
körperlichen und geistigen Zustand des Fahrers ab- Radbremsen. Meist haben alle Räder Scheiben-
hängig. Durch Alkoholgenuss, Drogenkonsum aber bremsen, bei älteren und kleinen Fahrzeugen finden
auch Müdigkeit wird sie erheblich verlängert. sich an den Hinterrädern Trommelbremsen. Aus
532 18 Fahrwerk
Wirkungsweise
Die Wirkungsweise der hydraulischen Bremse be-
ruht auf dem Pascalsehen Gesetz:
(TT)
-~-J6 1 2I
lung. Jeder Kreis wirkt auf
eine Achse . Bei Hinterrad-
antrieb mit ABS .
(schwarz-weiß)
X Diagonale Aufteilung.
Der Druck auf eine allseitig eingeschlossene Flüs- Jeder Kreis wirkt auf ein
sigkeit wirkt gleichmäßig nach allen Seiten.
--!~~··2I
(HT) auf die Vorder- und Hin-
Mit der hydraulischen Kraftübertragung ist meist terachse, der andere nur
eine Kraftübersetzung verbunden (Bild 1). auf die Vorderachse. Sei-
ten eingesetzt (4-2)
Die Kräfte verhalten sich zueinander wie die Kolben-
LL Jeder Bremskreis wirkt auf
--I~~~-d:
flächen, d.h. an der größeren Fläche entsteht die grö-
ßere Kraft. Die Kolbenwege dagegen verhalten sich die Vorderachse und ein
Hinterrad. (Dreieck)
umgekehrt wie die Kräfte. So bewirkt z.B. eine Be-
Selten eingesetzt.
tätigungskraft von 1000 N bei einem Kolbenweg von
--I~?•;I
8 mm am Hauptzylinder an den vier Radzylindern HH Jeder Bremskreis wirkt
auf die Vorder- und Hin-
eine Gesamtkraft von 4000 N und einen Kolbenweg
von jeweils 2 mm.
terachse. Selten ein-
gesetzt.
.
Die geleistete Arbeit ( W = F · s) ist somit am Haupt-
zylinder und an den Radzylindern gleich.
18 10 4 Hauptzylinder
Hauptzylinder Rad zyl inder F2 = 4000 N
~ F1 = 1000 N 1000 N ~ 1000 N ~ 1000 N ~ 1000 N ~ Es werden ausschließlich Tandem-Hauptzylinder
•
Spann-, Spreizhebel oder Spreizschloss (Feststell-
kreis entsteht durch den kleineren Durchmesser bremse) erzeugt werden .
des Zwischenkolbens ohne Pedalkrafterhöhung ein
höherer Druck. Bei Ausfall des Vorderachskreises
erreicht man somit eine noch ausreichende Brems-
wirkung mit den Hinterachsbremsen.
Eigenschaften
Fading. Dies ist ein Nachlassen der Bremswir-
• Selbstverstärkung
kung durch Überhitzung, z.B. bei einer Dauer-
• Schmutzgeschützter Aufbau bremsung. Die Reibungszahl des Belags nimmt
• Feststellbremse einfacher auszuführen bei hoher Temperatur oder großer Gleitge-
• Standzeit der Bremsbeläge groß schwindigkeit ab. Auch kann sich die Bremstrom -
• Belagwechsel und Wartung sind aufwendig mel kegelförmig verformen, weil die Wärme zur
Radnabe hin besser abgeleitet wird . Die Brems-
• Wärmeabfuhr schlecht
fläche wird dann kleiner.
• Neigung zum Fading
Bauarten
Nach Art der Betätigung und Abstützung der Brems-
backen untersc heidet man z.B.:
• Simplex-Bremse
• Duo-Servo-Bremse
u
t
t
Q)
;: Spreizschloss
c
c
Q)
""c
Q)
E
Q)
Bremsbelag
Cl
0,2 0,4 0,6
Reibwert ~
Träger
Radzylinder
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
Im doppelt wirkenden Radzylinder (Bild 1) wirkt der
1 Wozu dienen Bremsen?
im Hauptzylinder erzeugte Druck auf die Kolben
2 Welche Arten von Bremsanlagen unterscheidet
und erzeugt die Spannkraft. Die Kolben sind durch
man nach der Verwendung?
Gummimanschetten abgedichtet. Staubkappen ver-
3 Erklären Sie den Aufbau einer hydraulischen
hindern das Eindringen von Schmutz. Auf der Rück- Bremsanlage.
seite des Radzylinders befinden sich Gewindeboh-
4 Welche Bremsanlagen sind in den Fahrzeug-
rungen für seine Befestigung am Bremsträger und klassenMund N vorgeschrieben?
der Bremsleitungsanschluss. An der höchsten Stelle
5 Wie unterscheidet man die Bremsanlagen nach
ist ein Entlüftungsventil eingeschraubt. der Betätigung?
6 Welche Aufgaben hat der Hauptzylinder?
7 Wie wirkt die Primärmanschette?
8 Welche Aufgaben hat das Zentralventil?
9 Wie arbeitet der Tandem-Hauptzylinder bei
Ausfall von jeweils einem Bremskreis?
10 Welchen Vorteil haben gestufte Hauptzylinder?
11 Welche Bremskreisaufteilungen gibt es?
12 Welche Eigenschaften haben Trommelbremsen?
Nutringmanschette 13 Geben Sie die Unterscheidungsmerkmale von
Trommelbremsenarten an.
Bild 1: Doppelt wirkender Radzylinder
14 Was versteht man unter Fading?
Bremstrommel (Bild 4, Seite 534)
Eigenschaften
• Große Verschleißfestigkeit 18.10.6 Scheibenbremse
• Formsteifigkeit Scheibenbremsen werden als Festsattel- oder Faust-
• Gute Wärmeleitung sattelbremse ausgeführt (Bild 1). Im Bremssattel
Werkstoffe sind die Bremskolben untergebracht. Diese drücken
beim Bremsen die Beläge gegen die Bremsscheibe.
• Gusseisen mit Lamellengrafit
• Temperguss Bremsbeläge Faustsattel
Brems-
• Gusseisen mit Kugelgrafit
flüssigkeit
• Stahlguss
Kolben
• Verbundguss von Leichtmetall mit Gusseisen
Bremsscheibe
Die Bremstrommel muss zentrisch und schlagfrei Bremsträger
laufen. Die Bremsfläche ist feingedreht oder ge-
schliffen.
Festsattelbremse Faustsattelbremse
•
Bremsbacken (Bild 4, Seite 534)
Bild 2: Scheibenbremsen
Sie erhalten ihre Steifigkeit durch ein T-Profil und
werden aus einer Leichtmetalllegierung gegossen Eigenschaften
oder aus Stahlblech geschweißt. An einem Ende ha-
• Keine Selbstverstärkung wegen der ebenen
ben sie eine Anlagefläche für den m eist geschlitzten
Bremsflächen. Dies erfo rdert größere Anpress-
Druckbolzen des Radzyl inders. Das andere Ende ist
kräfte, daher sind Bremszylinder mit g rößerem
in einem Bolzen gelagert oder es liegt gleitend am
Durchmesser (40 mm bis 50 mm) als bei den Rad-
festen Stützlager an. Die Backen können sich so in
zylindern der Trommelbremse und zusätzliche
der Trommel zentrieren. Sie liegen besser an und die
Bremskraftverstärker erforderlich .
Belagabnutzung wird gleichmäßiger.
• Gute Dosierbarkeit der Bremskraft, da durch die
fehlende Selbstverstärkung und die nur gerin-
Nachstellvorrichtungen
gen Reibungszahi-Änderungen kaum Bremskraft-
Durch den Belagverschleiß vergrößert sich das Lüft-
schwankungen auftreten.
spi el zwischen Bremsbelag und BremstrommeL
• Gute Kühlung.
Dadurch wird der Leerweg am Pedal größer. Die
Bremsen müssen deshalb regelmäßig von Hand • Geringe Neigung zum Fading.
oder durch selbsttätige (automatische) Nachstellvor- • Höherer Belagverschleiß durch die hohen An-
richtungen nachgestellt werden. presskräfte.
18 Fahrwerk 537
• Wartung und Belagwechsel einfach. zylindersind durch Kanäle verbunden. Oben am Ge-
• Selbsttätige Nachstellung des Lüftspiels. häuse sitzt das EntlüfterventiL
• Stärkere Erwärmung der Bremsflüssigkeit, da Be- Beim Bremsen drücken die Kolben die Bremszylin-
läge dicht am Bremskolben anliegen. Gefahr der der gegen die Bremsbeläge. Diese werden dadurch
Dampfblasenbildung . beiderseits gegen die Bremsscheibe gedrückt.
• Gute Selbstreinigung durch die Fliehkraft.
• Verbesserung der Wärmeabfuhr durch Innenbe- Dichtring
lüftung der Bremsscheiben.
• Geringe Neigung zu Fading bei gelochten oder ge-
schlitzten Bremsscheiben.
• Feststellbremse aufwendig.
Bauarten
Festsattei-Scheibenbremse. Meist werden Zwei-
und Vierzylinder-Festsattelscheibenbremsen (Bild 1)
verwendet.
Haltestift
Festsattel Bremsbelag Bremsstellung Lösestellung
Spreizfeder
(Kreuzfeder)
Bild 2: Kolbenrückstellung
Dichtring
Kolbenrückstellung (Bild 2)
in einer Nut im Bremszylinder befindet sich ein
rechteckiger Gummidichtring, der den Kolben ab-
dichtet. Der Innendurchmesser des Dichtrings ist et-
Kolben was kleiner als der Kolbendurchmesser. Er umfasst
daher den Kolben mit Verspann ung .
Bei der Bremsbewegung des Kolbens wird der Dicht-
ring durch seine Haftreibung und die Kolbenbewe-
gung elastisch verformt. Beim Abfall des Druckes in
der Bremsflüssigkeit geht der Dichtring wieder in sei-
ne Ausgangsform bzw. -Stellung zurück. Hierdurch
wird auch der Kolben um das Lüttspiel von etwa
0,15 mm zurückgenommen und die Bremsscheibe
wird frei. Dies ist nur bei vollständigem Druckabba u
Spreiz- im Leitungssystem und Leichtgängigkeit der Kolben
feder und Beläge möglich.
Spreizfeder. Sie legt die Bremsbeläge an die Kolben
an und vermeidet damit ein Schlagen und Klappern .....
derBeläge. ....
Halter. Er ist an der Radaufhängung befestigt. ln ihm Bei der Zahnführung stützt sich der innere Belag
wird das Gehäuse geführt. Man verwendet Faustsat- direkt am Halter, der äußere am Gehäuse gegen die
tel-Scheibenbremsen m it unterschiedlichen Führun- Umfangskraft ab.
gen, wie z. 8. Bei der Bolzenführung stützen sich beide Bremsbe-
• Zahnführung läge am Gehäuse ab. Beim Lösen der Bremse sorgt
• Bolzenführung die Rückstellkraft des Dichtrings mit Unterstützung
• Bolzen- und Zahnführung kombiniert durch die Spreizfeder für die Wiederherstellung des
Lüftspiels.
• Bolzenführung m it aufklappbarem Faustsattel
Bolzen-
fü hrung
Brems-
beläge
Kolben Schutz-
kappe
Spreiz-
feder
Dichtring
Halte-
stift Schutzkappet
Faltenbalg Halter
Man erreicht damit eine bessere Kühlwirkung . Teil- stellbremse wird mechanisch über einen Bowden-
weise enthält die Bremsfläche auch noch Bohrun- zug betätigt. Hierbei drückt der vom Exzenter des
gen und evtl. auch ovale Nuten . Dadurch wird beim Handbremshebels betätigte Druckstößel auf die
Bremsen mit nassen Scheiben eine schnellere Ab- Druckstange. Die Druckstange stützt sich über die
fuhr des Wassers erreicht. Die Bremsen sprechen Nachstellvorrichtung auf dem Bremskolben ab und
gleichmäßig an, die Fadinggefahr ist gering . Die erzielt so die Bremswirkung . Der Belagverschleiß
Bohrungen bringen gleichzeitig noch eine Gewichts- wird durch die Nachstellvorrichtung ausgeglichen .
erleichterung . Diese dreht sich mit zunehmendem Verschleiß auf
der Spindel Richtung Bremskolben .
18.10.7 Bremsbeläge
Arbeitsregeln
Der Reibwe rkstoff erzeugt durch die Bremskraft • Beim Wechseln der Bremsbeläge ist der Kolben
eine große Reibung mit der Bremsscheibe oder durch ein Spezialwerkzeug zurückzudrehen .
-t rommel. Hierdurch wird die Bewegungsenergie
• Der Gebrauch einer Kolbenrücksetzzange führt
des Fahrzeugs in Wärme umgewandelt. Bei Trom-
zur Zerstörung der Nachstellvorrichtung und
melbremsen wird er auf die Bremsbacke aufgenie- ist deshalb verboten .
t et oder aufgeklebt. Bei Scheibenbremsen ist er mit
dem Belagträger aus Stahl verklebt. Elektromechanische Parkbremse (EPB)
Für die Verschleißanzeige werden elektrische Kon- Bei diesen Systemen wird die Feststellbremse
takte ve rwendet. elektrisch betätigt. Man unterscheidet Faustsattel-
Anforderungen an den Reibbelag: feststellbremsen mit angeflanschten Elektromoto-
• Große Warmfestigkeit, mechanische Festigkeit ren und elektromechanisch betätigte Aktoren. Die
und hohe Standzeit, leiser mechanische Betätigung der Feststellbremse wird
• gleichbleibende hohe Reibungszahl auch bei hö- durch einen Schalter ersetzt. Man unterscheidet:
heren Temperaturen und Gleitgeschwindigkeiten Elektromechanische Feststellbremse (Bild 2). Das
• unempfindlich gegen Wasser und Schmutz vom Elektromotor erzeugte Drehmoment wird über
• kein Verglasen bei hoher thermischer Belastung einen Zahnriemen (i = 3) und durch ein Planeten-
(bis 800 °C), gute Wärmeleitung. oder Taumelscheibengetriebe (i =50) verstärkt. Die
Kraft wirkt über Spindel und Druckmutter auf den
Materialmischungen für Bremsbeläge:
Bremskolben und erzeugt die Reibkraft an den Belä-
• Organic. Glas- u. Karbonfasern, Füllstoffe, Harz. gen. Liegen die Beläge mit ausreichender Spannkraft
• Low-Metallic. Organische Stoffe, 10-30 % Metall. an, wird der Motor abgeschaltet. Das System erkennt
• Semi-Metallic. 30-65 % Metall, Graphit, Füllstoffe, dies über die Stromaufnahme von z.B. lmax = 16 A.
Bindemittel. Durch die große Übersetzung (i = 150) ergibt sich
• Ceramic. Keramikfasern, Füllstoffe, Bindemittel. im unbestromten Zustand eine ausreichende Selbst-
hemmung . Zum Lösen der Feststellbremse wird der
18.10.8 Feststellbremssysteme Motor mit entgegengesetzter Polarität bestromt.
Je nach Bauart werden mechanische und elektro- Bremsbeläge Druckmutter Spind el Antrieb
El ektromotor
mechanische Systeme unterschieden. Sie wirken
hand-oder fußbetätigt auf die Trommel- oder Schei-
benbremsen der Hinterachse.
Kombinierter Faustsattel (Bild 1). Die Betätigung
der Betriebsbremse erfolgt hydraulisch. Die Fest-
Bremskolben Nachstellvorrichtung
Blech -
hülse
Planeten-
Exzenter Bremskolben getriebe
•
dann mit dem Pedalfeststeller auf 2 bis 5 bar redu-
ziert. Dieser Druck soll 5 Minuten gehalten werden.
Die gesamte Anlage muss dabei in Ruhe bleiben.
Fällt der Druck ab, so liegt eine Undichtheit vor.
Bremsenprüfung
Die Überprüfungen der Bremsen erfolgt meist auf
Bild 1: Rollenbremsenprüfstand
Bremsenprüfständen.
Für jedes Rad werden gemessen:
• Bremskraft den jeweils gemeinsam angetrieben. Die dritte Rolle
• Rollwiderstand ist eine Tastrolle. Sie schaltet automatisch den Prüf-
• Schwankung der Bremskraft z.B. bei unrunder stand und den Blockierschutz. Gemessen wird an
Trommel jedem Rad die Bremskraft (Umfangskraft).
• Eintritt der Blockierneigung Bestimmt wird meist die Abbremsung z in Prozent
Rollenbremsenprüfstand (Bild 1). Er hat zwei gleiche (siehe Seite 529). Der Bremskraftunterschied (bei
Rollensätze, damit auf ihm die Bremsen der beiden BBA) an einer Achse darf nicht mehr als 25 % betra-
Räder einer Achse gleichzeitig geprüft w erden kön- gen. Bei Kraftfahrzeugen mit permanentem Allrad-
nen. Diese treiben jeweils ein abgebremstes Rad bei antrieb und v ariabler Motormomentenverteilung
der Prüfung an. Die Antriebsrollen einer Seite wer- müssen spezielle Prüfhinweise beachtet werden.
WERKSTADHINWEISE
• Bei jeder Kontrolle Flüssigkeitsstand im Aus- • Die Bremsflüssigkeit nach Firmenvorschrift er-
gleichsbehälter prüfen. Bei Scheibenbremsen neuern, z. B. jährlich.
kann der abgesunkene Flüssigkeitsstand ein • Abgelassene Bremsflüssigkeit nicht mehr ver-
Merkmal für starken Belagverschleiß sein. wenden; in gekennzeichnetem Behälter lagern
• Die Dicke der Trommelbremsbeläge kann an und durch Entsorgungs- oder Wiederaufberei-
Schaulöchern kontrolliert werden. tungsfirma beseitigen lassen.
• Zur Kontrolle der Bremstrommel diese abzie- • Fette, Öle von den Bremsenteilen fernhalten.
hen; dabei die Bremse von Abtrieb reinigen. • Zum Nachfüllen nur die vorgeschriebene
Den Abrieb absaugen, nicht ausblasen. Bremsflüssigkeit verwenden.
• Die Erneuerung von Bremsbelägen muss an • Zum Reinigen nur Bremsenreiniger, evtl. Alko-
den Bremsen einer Achse gleichzeitig erfolgen. hol (Spiritus) verwenden.
zum
0 Unterdruck
Bild 2: Teilbremsstellung
Unterdruck-
kammer
Vollbremsung (Bild 3). Bei voller Pedalkraft wird
Arbeitsdruckkammer ventil 0 Unterdruck durch die Kolbenstange und die Gegenkraft von der
Ruhestellung 0 Luftdruck Druckstange die Reaktionsscheibe dauernd zusam-
menged rückt, wodurch das Außenluftventil stän-
Bild 1: Unterdruck-Bremskraftverstärker
dig geöffnet bleibt. Es herrscht die größtmögliche
Druckdifferenz (f.. p = 0,8 bar) zwischen beiden Kam-
Aufbau (Bild 1). Der Hauptzylinder ist meist an das
m ern und damit wirkt die größte Verstärkerkraft auf
Verstärkergehäuse angeflanscht. Der Arbeitskolben
Arbeitsko lben und Druckstange.
unterteilt das Gehäuse in Unterdruckkammer und
Arbeitskammer. Die Arbeitskammer wird wechsel-
•
weise über ein Unterdruck- und Außenluftventil mit
der Außenluft oder mit der Unterdruckkammer ver-
bunden. Das Doppelventil wird vom Bremspedal
über die Kolbenstange betätigt. Diese drückt auch
über Ventilko lben und Reaktio nsscheibe aus Gum mi
auf die Druckstange des Hauptzylinders. Auf sie wirkt
auch der Arbeitskolben mit seiner Verstärkerkraft.
Wirkungsweise
Lösestellung (Bild 1). Das Außenluftventil ist ge-
schlossen, die Arbeitskammer ist über das geöffnete
Unterdruckventil m it der Unterdruckkammer v er-
bunden. Beiderseits des Arbeitskolbens herrscht so-
mit der gleiche Druck v on etwa P abs = 0,2 bar. 0 Unterdruck
Teilbremsstellung (Bild 2). Beim Bremsen wird die D Luftdruck
Druckstange vorgeschoben, das Unterdruckventil
geschlossen. Die Reaktionsscheibe wird vom Ven- Bild 3: Vollbremsstellung
18 Fahrwerk 543
Arb eits-
kamm er
Belüftun g z.B. 3 ba r
Druckverlauf im Bremssystem ohne Bremsdruckre- - 50 %). Im Winter können bei Nässe und Frost Bau-
gelung. Die blaue Linie zeigt den Verlauf der Brems- teile der Kraftübertragung unter Umständen festfrie-
drücke bei einem realen Bremsvorgang . An der Vor- ren.
der- und Hinterachse wirkt bis zum Umschaltpunkt
Bremsseile. Es sind Stahlseile, die über Rollen in
(z.B. 40 bar) der gleiche Bremsdruck. Ab dem Um-
Rohren oder Metallschläuchen (Bowdenzüge) ge-
schaltpunkt wird der weitere Anstieg des Brems-
führt werden. Zur Verringerung der Reibung und
drucks an der Hinterachse gemindert. Ein Blockieren
zum Schutz vor Vereisung und Korrosion sind die-
der Hinterachse wird verhindert.
se mit Kunststoff überzogen. Zum Einstellen der
Eine optimale Abbremsung ergibt sich, wenn der Bremsseile sind Spannschrauben angebracht.
Bremsdruck an der Hinterachse am Beginn der
Bremsausgleich (Bild 3). Er w ird benötigt, damit an
Bremsung stärker ansteigt als an der Vorderachse.
den Rädern einer Achse die g leichen Kräfte wirken.
Im Bild 1 wird dies für ein beladenes und unbelade-
nes Fahrzeug gezeigt. Im beladenen Zustand sind
Au sg leichhebel
die Radaufstandskräfte größer und ermöglichen
dadurch auch stärkere Bremskräfte, die durch die
höheren Bremsdrücke in den Radbremszylindern er-
zeugt werden.
•
<(
I Bild 4: Auflaufbremse
-"
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.;;
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
E
~ 1 Welche Arten von Bremskraftverstärkern verwen-
CD 1<--------- det man bei hydraulischen Bremsen?
Brem sd ruck VA -
2 Welche Druckdifferenz wird beim Unterdruck-
Bild 2: Lastabhängiger Bremsdruckminderer Bremskraftverstärker genutzt?
3 Wie wirkt der Unterdruck-Bremskraftverstärker
bei einer Vollbremsung?
18.10.12 Mechanisch betätigte Bremse 4 Aus welchen Bauteilen besteht die Anlage eines
Mechanisch betätigte Bremsen w erden m eist nur hydraulischen Bremskraftverstärkers?
noch als Feststellbremse in Fahrzeugen mit hyd- 5 Was versteht man unter dynamischer Achslast-
raulischer Betriebsbremsanlage sowie als Betriebs- verschiebung beim Bremsen?
bremse in Kleinkrafträdern und Einachsanhängern 6 Welche grundsätzlichen Arten von Bremsdruck-
verwendet. minderem werden verwendet?
Der Wirkungsgrad der mechanischen Kraftübertra- 7 Wie wirkt der Bremsdruckminderer?
gung ist gering (je nach Wartungszustand nur noch
18 Fahrwerk 545
Jede Bewegung oder Bewegungsänderung des Erreicht die Umfangskraft Fu durch durchdrehende
Fahrzeugs lässt sich nur über Kräfte am Reifen er- oder blockierende Räder ihr Maximum, kann kei-
reichen. Dies sind : ne Seitenführungskraft Fs übertragen werden . Das
• Umfangskraft als Antriebs- bzw. Bremskraft. Sie Fahrzeug ist dann nicht mehr lenkbar.
wirkt in Längsrichtung des Reifens. Ist bei einer Kurvenfahrt mit maximaler Kurvenge-
• Seitenkraft, z.B. durch die Lenkung oder äußere schwindigkeit die Seitenführungskraft Fs maximal,
Störeinflüsse wie Seitenwind. kann das Fahrzeug weder abgebremst noch be-
• Normalkraft durch Fahrzeuggewicht Sie wirkt schleunigt werden, da es sonst ausbrechen würde.
senkrecht zur Fahrbahnebene.
Schlupf (Bild 2). Während des Abrollens eines Rei-
Wie stark diese Kräfte wirken, hängt ab von Fahr- fens treten elastische Verformungen und Gleitvor-
bahnbelag, Reifenzustand/-typ und Witterungsein- gänge auf. Legt z.B. ein gebremstes Rad mit einem
flüssen . Abrollumfang von 2m nur einen Weg von 2,2 m wäh-
rend einer Umdrehung zurück, so beträgt der Weg-
Die mögliche Kraftübertragung zwischen Reifen und
unterschied zwischen Reifenumfang und Bremsweg
Fahrbahn wird durch die Reibungskraft bestimmt.
0,2 m . Dies entspricht einem Schlupf von 10 %.
Nur bei Haftreibung zwischen Reifen und Fahrbahn
können Kräfte optimal übertragen werden . Die elekt- Blockiert ein Rad oder dreht es beim Antrieb durch,
ronischen Regelsysteme nützen die Haftreibung op- so beträgt der Schlupf 100 %.
timal aus.
Eine schlupflose Kraftübertragung zwischen Rei-
Die Umfangskraft wird über die Haftreibung als fen und Fahrbahn ist nicht möglich, da der Reifen
Antriebs- (FA) oder Bremskraft (F8) auf die Fahrbahn nicht mit der Fahrbahn verzahnt ist und beim An-
übertragen. trieb oder Bremsen immer etwas gleitet.
Ihre Größe ist gleich der Normalkraft FN mal der
Haftreibungszahl J.lH (J.lEis = 0,1 bis J.lTrocken = 0,9) . Fahrzeug-
Antriebs-, Bremskraft geschwindigkeit
I
FA. 8
FN Normalkraft Schlupf 0,2 m = 10%
J.iH Haftreibungszahl
Fahrbahn
regeln prüfen
überwachen
f-----'=---1 rechnen warnen
D ASS-Elektron ik D ASS-Hydraul ik - Bremssyst em
Regler
Bild 1: ABS mit Rückförderung im geschlossenen Kreis
Fahrbahn räße)
(Schemadarstellung)
0 0
Bild 4: Signalbilder
• p;j ~O"i
Einbau z.B. mittels einer Magnetkarte überprüft
werden. Beim Bruch eines Magneten entstehen
immer zwei neue Magnete. Dadurch kommt es
bei defekten Multipolringen zu fehlerhaften Sig-
nalen.
I Drehzahlfühlerl
Bild 5: Messschaltung zur Signaldarstellung
HR
Einlassventil (EV)
Auslassventil (AV)
Hauptzylinder mit Ausgleichsbehälter. Der Pedal- die Kathode der Diode. Die Warnleuchte erlischt. Nun
wegsensor meldet die Stellung des Bremspedals an liegen die Magnetventile an Plus an.
das Steuergerät. Erkennt das Steuergerät Blockiergefahr VR, so legt
Hydraulik-Einheit. Sie enthält als Motor-Pumpen- es an Pin 28 Masse an . Das Motorrelais schaltet die
Aggregat eine zweikreisige elektrisch angetriebene Rückförderpumpe ein. VR kann jetzt durch Anlegen
Hydraulikpumpe und den Ventilblock. Dieser enthält von Masse an Pin 35 bzw. 37 in den Regelphasen
für jeden Regelkreis zwei 2/2-Magnetventile. Ein Ein- geschaltet werden.
lassventil (EV) und ein Auslassventil (AV) mit einem
parallel geschalteten Rückschlagventil. WERKSTATTHINWEISE
Wirkungsweise des Steuergerätes Überprüfen der elektrischen Anlage
Erkennt das Steuergerät eine Blockiertendenz, z.B. Sie kann erfolgen mit einem Spannungs- bzw.
am Rad vorne links, so schließt das Einlassventil Widerstandsmesser, einer Prüfdiode oder mit
und öffnet das Auslassventil. Die Bremsflüssigkeit einem speziellen Prüfgerät
fließt nun drucklos in den Ausgleichsbehälter zu-
rück. Beim Schalten auf Druckaufbau schließt das Vor Abziehen des Steckers vom Steuergerät
Auslassventil und das Einlassventil öffnet. Die im muss unbedingt die Zündung ausgeschaltet
Bremszylinder fehlende Bremsflüssigkeit wird vom werden .
Hauptzylinderkolben ergänzt. Der Hauptzylinderkol-
1. Prüfung. Spannungsversorgung Steuergerät:
ben und das Bremspedal verschieben sich dadurch
Zündung "Ein"; zwischen Pin 1 und Masse,
etwas. Der Wegsensor informiert das Steuergerät.
U> 10 V.
Dieses schaltet die Hydraulikpumpe ein . Sie pumpt
solange Flüssigkeit zurück, bis die ursprüngliche Pe- 2. Ventilrelais Funktion:
dalstellung wieder erreicht ist. Pin 27 an Masse, Zündung "Ein"; Schalten
am Relais erfühlen, bzw. zwischen Pin 32 und
Elektrische Schaltung eines ABS Masse, U> 10 V.
Der Stromlaufplan (Bild 1) zeigt ein 4-Kanai-ABS Stromkreis Steuerspule: Zündung "Aus",
mit Rückförderung im geschlossenen Kreis mit acht Widerstandsmesser zwischen Pin 1 und 27,
2/2-Magnetventilen und 4 Sensoren . R "" 800.
Beim Einschalten des Fahrtschalters erhält die 3. Drehzahlfühler VR Widerstand:
Steuerspule im Elektronik-Schutzrelais von Kl. 15 Zündung "Aus" , zwischen Pin 11 und 21,
Spannung, schaltet und legt das Steuergerät über R= 750 0 ... 1,6 kO.
Pin 1 (Steckverbindung am Steuergerät) an Kl. 30(Pius). Funktion : Rad drehen, zwischen Pin 11 und
Gleichzeitig leuchtet die Warnleuchte auf, da sie an 21 z.B. bei 1 Radumdrehung/Sekunde U >
Kl. 15 an Plus und über Kl. L1 am Ventilrelais und 30 mV Wechselspannung.
über die Diode an Masse liegt. Das Steuergerät über- 4. Motorrelais Funktion:
prüft nun das ABS auf Fehler. Wenn alles "OK" ist, Zündung "Ein", Pin 28 an Masse, Schaltfunk-
legt es Pin 27 und damit die Steuerspule im Ventilre- tion erfühlen, bzw. zwischen Pin 14 und Masse,
lais an Masse. Das Ventilrelais schaltet um . Pin 32 am U> 10 V, Rückförderpumpe läuft (Geräusch) .
Steuergerät erhält Plus von Kl. 30, gleichzeitig auch
•
Bild 1: Stromlaufplan für ein 4-Kanai-ABS
18 Fahrwerk 551
.
übeC:.Vacht re gelt ste~ e rt
•
Bremse neingriff
• 1 Motoreingriff I
werden geschlossen.
verringert
~
I Drehzahldifferenz Radschlupf i
Somit bremst der Pumpendruck das Rad (HR) ab. 18.10 16 Fahrdynamik-Regelung (EDB)
Über die Magnetventile Y12 und Y13 der Hydraulik-
einheit kann durch Druckaufbau, -abbau und Druck- Beim Abbremsen einzelner Räder und ggf. eines
halten das Bremsmoment geregelt werden. Lenkeingriffes erreicht man eine Quer- und Längs-
Druckhalten (Bild 3, Seite 551). Es wird zusätzlich stabilisierung. Ein Schleudern des Fahrzeugs um
zu den Ventilen, die beim Druckaufbau angesteu- die Hochachse wird dadurch verhindert.
ert werden, noch das Ventil Y12 angesteuert. Der
Bremsdruck am Rad HR bleibt erhalten. Das erste Fahrdynamiksystem (FDR) kam unter dem
Namen Elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP)
Druckabbau. Es werden neben dem Motor P1 die
in Serie.
Ventile Y5, Y12 und Y15 angesteuert. Der hydrauli-
sche Druck wird über Y13, P1 und Y5 in den Aus- Andere FDR-Hersteller verwenden hierfür weitere
gleichsbehälterdes Hauptzylinders geleitet. Abkürzungen wie z.B. DSC, VSC, PSM und DSTC.
ESP-Systeme sind seit 2010 für alle neuzugelasse-
Regelung bei Fahrbetrieb nen Pkw und Lkw in der EU vorgeschrieben.
Neigen z.B. beide Räder zum Durchdrehen, so arbei-
Man unterscheidet unterschiedliche Fahrdynamik-
tet vorrangig die Antriebsmomentregelung, um eine
regelungssysteme
optimale Traktion zu erzielen. Hierbei wird das Mo-
tordrehmoment reduziert. • Bremseneingriff (ESP I)
• Bremsen- und Lenkeingriff (ESP II oder ESP plus).
FDR-Systeme (ESP I) (Bild 2)
Es wirken folgende Systeme zusammen:
• Antiblockiersystem (ABS)
• Automatische Bremskraftverteilung (ABV)
• Antriebsschlupfregelung (ASR) mit Motorschlepp-
moment-Regelung (MSR)
ASR-
Druckaufbau • Giermomentregelung (GMR).
Ansaugen
Wirkungsweise. Es werden drei verschiedene Ein-
satzfälle für die Druckerzeugung unterschieden:
Passiver Fall. Bremsdruck vom Fahrer. FDR Verwen-
dung für die ABS Regelung .
Teilaktiver Fall. Der vom Fahrer erzeugte Brems-
druck wird unterstützt. Z.B. BAS-Reglung.
Aktiver Fall. Die über die Sensoren erfassten Signa-
le, wie z.B. Raddrehzahl, Lenkbewegung und Quer-
beschleunigung werden vom Steuergerät als Istwer-
te aufgenommen und m it gespeicherten Sollwerten
Bild 1: Hydraulikschaltplan eines Bremskreises bei zwei verglichen. Weichen die Istwerte vom gewünschten
angesteuerten Rädern einer Achse. und tatsächlichen Kurs (Sollwert) ab, so wird ein Rad
ohne Fahrereinfluss gezielt gebremst, sodass sich
•
Drehen die Räder trotzdem durch, wird zusätzlich die das Fahrzeug stabil verhält.
Bremsmomentregelung aktiviert (Bild 1). Die Ventile
Y5, Y15 und die Pumpe P1 werden angesteuert. Der
Bremsdruck wird über die Magnetventile Y10 und
Y12 zu den Hinterrädern geleitet bis die Räder nicht
Lenkradwinkel- 2 Drucksensoren am Gierratensensor Raddrehzahl -
mehr durchdrehen. Die Fahrstabilität wird erhöht. Tandem-Hau ptzylinder
Motorschleppmoment-Regelung MSR im
Schiebebetrieb
Tritt beim plötzlichen Gaswegnehmen durch die
Bremswirkung des Motors an den Antriebsrädern
Schlupf auf, er erkennt dies das Steuergerät und akti-
viert die Moto rschleppmoment-Regelung MSR. Hier-
bei wird die Gemischaufbereitung des Motors beein-
Antiblockiersystem
flusst und so die Motordrehzahl soweit erhöht, dass Automatische Regelung der Brem skraftverteilung
Antriebsschlupfreg elung
an den Antriebsrädern kein Schlupf mehr auftritt. Automatische Regelung des Giermomentes
Elektronisches Stabilitätsprogramm
ASR-Warnleuchte. Sie informiert den Fahrer bei
ASR-Regelbetrieb und bei Ausfall des Systems. Bild 2: Komponenten des ESP-Systems
18 Fahrwerk 553
Bild 3: Druckhalten HL
Druckabbau (Bild 4)
Das Auslassventil AV hinten links wird angesteuert,
es öffnet. Der Niederdruckspeicher AC wird befüllt.
Die Bremsflüssigkeit wird über das USV zum Vor-
ratsbehälterdes Hauptzylinders zurückgepumpt Der
Bremsdruck sinkt.
Bild 1: Unter- und übersteuerndes Fahrzeug
Bild 4: Druckabbau HL
•
Bremsen in der Kurve ergeben sich dadurch eine op- Bremspedal nicht betätigt wird. Hierzu wird die Stei-
timale Abbremsung und ein stabiles Fahrverhalten . gung des Fahrzeugs über einen Neigungssensor
Das System benötigt keinen Bremskraftverstärker. erkannt. Zum Anfahren bleibt der Bremsdruck über
maximal 2 Sekunden erhalten bis der Motor ein aus-
Zusätzlich kann SBC z.B. folgende Funktionen über-
reichendes Drehmoment besitzt, um ein Zurückrol -
nehmen: Trockenbremsen, Berganfahrhilfe, Soft-
len zu verhindern . HHC ist ei ne ESP-Zusatzfunktion.
stop zur Verme idung von Bremsnicken.
Funktion. Der Fahrer betätigt das Bremspedal und Bergabfahrhilfe, Hili Descent
erzeugt so einen Bremsdruck in beiden Bremskrei- Beim Bergabfahren im Gelände wird durch einen
sen des Hauptzylinders. Der Druck wird vom Druck- Schalter der HOC (Hili Descent Control) eine Begren-
sensor b1 registriert. zung der Fahrgeschwindigkeit je nach Fahrerwunsch
SBC-Bremsung. Das Steuergerät schließt durch Be- zwischen 8 km/h bis 35 km/h erreicht.
stromen der beiden Trennventile y1 , y2 die hydraul i- Die Funktion ist nur im 1. Gang und im Rückwärts-
sche Verbindung zur Vorde rachse. gang möglich. Eine Kontrollleuchte im Display und
Die Druckversorgung der Bremsanlage erfolgt nun das Bremslicht zeigen die Funktion an .
durch den Druckspeicher 3. Der Speicherdruck wird Reicht das Motorbremsmoment zum Abbremsen
durch die elektrisch angetriebene Hydraulikpumpe der Fahrzeuge nicht aus, werden die Räder zusätzlich
m1 erzeugt und vom Drucksensor b2 gemessen . Er einzeln abgebremst. Eine ASS-Regelung findet statt.
18 Fahrwerk 555
18 10 19 Bremsassistent (BAS)
t "' m
c _
2 s2
10 Erkennt das Steuergerät Fehler, wird der Bremsas-
sistent abgeschaltet. Der Ausfall wird durch eine gel-
eh~ 6 be Warnleuchte Bild 2 angezeigt.
E •O
<1> ~ 4
~ .,
19 Elel<trotechnil<
19.1 Grundlagen der Die Elektronen bewegen sich mit großer Geschwin-
digkeit (etwa 2200 km/s) auf kreisförmigen bzw. el-
Elektrotechnik liptischen Bahnen um den Atomkern (Bild 2). Die
Die Elektrizität ist eine Energieform: Sie hat gegen- Fliehkräfte, die dabei an den negativ geladenen Elek-
über anderen Energieformen wie Wärme, Licht, me- tronen entstehen, werden durch die Anziehungskraft
chanischer und chemischer Energie folgende Vor- der positiv geladenen Protonen ausgeglichen.
teile:
Ungleichnamig elektrisch geladene Massetei l-
• Große Energiemengen können über weite Stre-
chen ziehen sich an, gleichnamig elektrisch gela-
cken durch Überland leitungen in entlegenste Ge-
dene stoßen sich ab.
biete transportiert werden.
• Sie ist leicht in andere Energieformen umzuwan- Enthält der Kern eines Atoms so viele Protonen, wie
deln, z.B. Wärme in Vorglühanlagen, Licht in Glüh- Elektronen ihn umkreisen, so ist das Atom nach au-
lampen, mechanische Energie in Elektromotoren, ßen elektrisch neutral.
chemische Energie beim Laden von Starterbatte-
rien.
• Die Umwandlung von elektrischer Energie in
andere Energieformen ist w eitgehend umwelt-
freundlich.
Grundlage für das Verständnis von elektrischen Vor-
gängen ist das Bohrsehe Atommodell (Bild 1). Ein ._____...-
Elektron
Atom ist das kleinste, chemisch nicht mehr aufspalt- Proto n
bare Teilchen eines Grundstoffes. Neutron
Elektro nen sind die T räg er d er negativen, Pro- Elektri sche Vo rgä nge beruh en auf de m Vo r-
ton en die d er positiven Elementarladung en. handensein und d er Beweg lichkeit f reier Elek-
Die jeweiligen Elementarladungen sind gleich tronen . Elektrizität wird nicht erzeugt, sie ist in
groß. j edem Stoff vorhanden .
1 9 Elektrotechnik 557
Schalter
Bild 1: Spannungserzeugung durch Ladungstrennung
Spannungsquelle Verbraucher
Leitu ng
Am Minuspol herrscht Elektronenüberschuss,
am Pluspol ElektronenmangeL Elektronenbewegung - - . -
Ionenleitung (Bild 1). Sie ermöglicht den Trans- Stromstärke I. Man versteht darunter die Anzahl
port von Strom durch die gerichtete Bewegung von der Elektronen, die je Sekunde durch die Leiterquer-
geladenen Materialtei lchen (Ionen) . Dabei werden schnittsfläche fließen .
die positiven Ionen als Kationen bezeichnet, weil sie
sich zur negativen Elektrode, zur Katode, bewegen . Die Einheit der Stromstärke I ist das Ampere (A).
Die negativen Ionen werden als Anionen bezeichnet,
weil sie sich zur positiven Elektrode, der Anode, be- Stromdichte J. Man versteht darunter den Strom I ,
wegen . der je Quadratmill imeter der Leiterquerschnittsflä-
che A fließt.
Ionenleiter sind chemische Verbindungen, die
sich in positive und negative Bestandteile auf- Die Einheit der Stromdichte J
spalten. ist das Ampere je Quadratmilli-
meter (A /mm 2 ) .
Die Aufspaltung von Gasen in negative und positive
Materialteilchen wird als Ionisation bezeichnet. Sie Die zulässige Stromdichte in Leitungen ist insbeson-
kann durch Bestrahlung, Erwärmung oder elektri- dere von der Kühlungsmöglichkeit der Leiterober-
sche Felder hervorgerufen we rden . fläche abhängig (Tabelle 1). Dünne Drähte haben im
Verhältnis zur Leiterquerschnittsfläche eine größere
Wird das Kraftstoff-Luft-Gemisch im Luftspalt zwi -
Oberfläche als dicke Drähte und können somit mehr
schen den Elektroden einer Zündkerze durch das
Strom je mm 2 Leiterquerschn ittsfläche führen .
starke elektrische Feld ionisiert, wird es elektrisch
leitend und der Funke schlägt über (Bild 1).
M asse-
elektro d e J
in A/mm 2
Anion
Mittel-
elektrode
Stromarten
Bild 1: Ionisierung an der Zündkerze
Gleichstrom (DC1l, Zeichen-). ln einem Stromkreis,
in dem Spannung und Widerstand konstant sind,
Stromrichtung fließt ein Gleichstrom, wenn sich je Sekunde gleich
Elektronenstromrichtung. An der Spannungsquelle viele Elektronen in gleicher Richtung bewegen
herrschen am Minuspol Elektronenüberschuss und (Bild 3).
am Pluspol ElektronenmangeL Wird der Minus-
~I
pol über einen Verbraucher mit dem Pluspol der
+
~1111111111111111111111111111111
Spannungsquelle verbunden, so fließen im äuße-
ren Stromkreis Elektronen vom Minuspol über den
Bild 3:
Verbraucher zum Pluspol der Spannungsquelle eil Zeit t - -
Gleichstrom
(Bild2).
•
Wechselstrom (AC 21, Zeichen -). ln einem Strom-
<====
A l--<>-- - --9
g - - - - - - o-{
kreis, in dem Spannung und Widerstand konstant
sind, f ließt ein Wechselstrom, wenn die freien Elek-
tronen sich ständig in beide Richtungen gleich weit
technische hin und her bewegen (Bild 4).
Stromrichtung
r Ele ktronenbewegung
=====>
Elektronenstrom
Der elektrische WiderstandRist die Hemmung Die Ursache für die Widerstandszunahme bei Kaltlei-
des elektrischen Stromes in einem Leiter. Er tern ist die Zunahme der Wärmeschwingungen der
wird in Ohm (Q) angegeben . Atome und Moleküle im Leiterwerkstoff. Dabei wird
die Leitfähigkeit des Werkstoffes verringert, d.h. das
Spezifischer elektrischer Widerstand (! . Jeder Leiter- Strömen der Elektronen wird behindert.
werkstoff hat einen für ihn typischen spezifischen
Heißleiter. Sie leiten den elektrischen Strom bei
elektrischen Widerstand e1 1. So hat z.B. Kupfer bei
Temperaturzunahme besser als bei Temperaturab-
1 m Leiterlänge und 1 mm 2 Leiterquerschnittsfläche
nahme. Diese Werkstoffe bezeichnet man als NTC-
einen Widerstand von 0,0178 Q.
Widerstände, da sie einen negativen Temperatur-
koeffizenten (NTC) 4 1 besitzen (Bild 1). Kohle, einige
Der spezifische elektrische Widerstand e ist
Metalllegierungen und die meisten Halbleiterwerk-
der Widerstand eines Leiters von 1 mm 2 Leiter-
stoffe sind Heißleiter.
querschnittsfläche und 1 m Leiterlänge.
Der Widerstand von Heißleitern nimmt bei stei-
ln der Elektrotechnik wird oftmals statt des spezi- gender Temperatur ab.
fischen elektrischen Widerstandes e die elektrische
Leitfähigkeit x 21angegeben . Sie ist der Kehrwert des Die Ursache für die Widerstandsabnahme bei Heiß-
spezifischen elektrischen Widerstandes. leitern ist die vermehrte Herauslösung von Elektro-
nen aus ihren Bindungen in Atomen und Molekülen .
Es stehen mehr freie Elektronen zur Stromlei-
Einheit: m tung zu Verfügung. Dabei wird die Leitfähigkeit
Q · mm 2
des Werkstoffes vergrößert, d.h . das Strömen der
Elektronen wird weniger gehemmt.
So ist der Zahlenwert für die elektrische Leitfähigkeit
von Kupfer 56, der von Aluminium 36. Dies bedeutet,
dass bei gleichen Abmessungen des Leiters Kupfer Schaltzeichen
•
den elektrischen Strom etwa 1,5 mal besser leitet als
Heißleiter (NTC)
Aluminium (56: 36 "" 1,5).
l) e (rh o, g ri echisc her Bu c hst abe) 3l PTC = Positi ve Tamperature Coefficie nt (eng!.)
21x (kappa, g riechischer Buchst abe) 4l NTC = N egative Tam pera tu re Coeffi cie nt (en gl. )
560 19 Elel<trotechnil<
19.1.3.2 Widerstände als Bauteile ln der Kfz-Technik werden Potentiometer häufig zur
Erfassung von Drehwinkeln an mechanischen Bau-
Man unterscheidet Festwiderstände und veränder-
teilen verwendet, z.B. Gaspedal, Potentiometer an
bare Widerstände. Für die wichtigsten Bauformen
der Drosselklappe (Drosselklappenpotentiometer).
von Widerständen sind die Schaltzeichen in Bild 1
Dabei wird der Drehwinkel des Sch leifers in einen
dargestellt.
Spannungswert umgewandelt und dem Steuergerät
zugeführt.
--c=::=J--
Widerstand
--c:;::r:?-
Widerstand
-s6-
veränderbarer
mit Anzapfungen Widerstand
,.- ~ Tr='
19.1.3.3 Elektrisches Verhalten von
Werkstoffen
--c=::=J-- --c=::J- --c=::J-
stetig veränder· stufig veränder- Die Einteilung der Werkstoffe bezüglich ihres elektri-
Widerstand barerWiderstand barerWiderstand schen Verha ltens kann erfolgen in :
mit Schleifkontakt mit Schleifkontakt mit Schleifkontakt
• Leiterwerkstoffe, z.B. Kupfer, Aluminium
Bild 1: Schaltzeichen von Widerständen • lsolierstoffe, z.B. Kunststoffe, Porzellan
• Halbleiterwerkstoffe, z.B. Silicium, Seien
Festwiderstände. Ihr Widerstandswert ist durch die
Fertigung festgelegt. Abweichende Widerstands- Metallische Leiterwerkstoffe. Sie leiten den elektri-
werte kann man durch Kombination von verschie- schen Strom sehr gut, da sie sehr viele freie Elektro-
denen Wid erständen in Reihen-, Parallel- oder ge- nen enthalten. Sie setzen dem Stromfluss nur einen
mischter Schaltung erhalten. geringen Widerstand entgegen.
Veränderbare Widerstände. Ihr jeweiliger Wider- lsolierstoffe. Es sind Stoffe, die den elektrischen
standswert kann über Schleifer oder Abgriffe ein- Strom fast nicht leiten. Sie setzen dem elektrischen
gestellt werden. Sie werden häufig in Reihe zum Strom einen sehr großen Widerstand entgegen, d.h.
Verbraucher geschaltet, um die Betriebsspannung sie haben eine elektrische Leitfähigkeit, die gegen
anzupassen. Null geht. Kenngrö ßen für die Isolationsfähigkeit
eines Stoffes sind:
Potentiometer (Bild 2). Der gesamte Widerstand der
• Durchgangswiderstand (lsolationswiderstand)
Schleifbahn liegt zwischen den Anschlüsse A (An-
• Durchschlagfestigkeit
fang) und Ende (E) an. Mit dem Schleifkontakt (An-
schluss S) kann der Widerstandswert zwischen den
Halbleiterwerkstoffe. Sie haben eine Leitfähigkeit,
Anschlusspunkten S und E zwischen Null und dem
die w esentlich geringer ist als die von elektrischen
Gesamtwiderstand stufenlos verändert werden.
Leitern, aber wesentlich größer als die der Nichtlei-
Wird eine Spannung U an die Anschlusspunkte A ter. Bei tiefen Temperaturen haben sie Eigenschaf-
und E gelegt, so kann zwischen den Anschlusspunk- ten von lsolierstoffen. Bei Temperaturen oberha lb
ten S und E die Spannung U2 abgegriffen werden. der Raumtemperatur nimmt ihr elektrischer Wider-
Über den Schleifkontakt lässt sich die Spannung U2 stand stark ab.
stufenlos zwischen Null und der angelegten Span-
nung U einstellen.
•
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Nennen Sie Formelzeichen und Einheit für
Schaltzeichen Spannung, Strom und Stromdichtel
2 Was versteht man unter der elektrischen Span-
nung?
3 Wodurch unterscheidet sich Gleichstrom von
A Wechselstrom?
4 Welche Aufgaben haben Sicherungen?
5 Was versteht man unter der Stromdichte?
6 Welche Folgen hat eine zu hohe Stromdichte in ei-
Bild 2: Potentiometer ner elektrischen Leitung?
7 Wie ist der spezifische elektrische Widerstand defi-
Die Gesamtspannung U verhält sich zu U2 wie niert?
der Gesamtwiderstand (R1 + R2 ) zum Teilwi- 8 Wie ändert sich der Widerstand von Kaltleitern bei
derstand R2 . Temperaturzunahme?
I 9 Elel<trotechnil< 561
B E;ohe;to A = i;
If cp !ll~ :i:~!~s~ en
Kurz-
U2 = 10 v 12 in A
schluss 5 2,5 1,66 1,35 1,0
• Der Strom I ist proportional zur Spannung U Bild 3: I als Funktion von R
(I- U) .
• Ein kleinerer Widerstand hat bei gleicher Span-
nung U einen größeren Strom I zur Folge; d .h. der
Stromanstieg verläuft steiler.
19.1.5 Leistung, Arbeit, Wirkungsg.L;rar:l!d!.L.._
Elektrische Leistung bei Gleichstrom
10
A Die elektrische Leistung P ist das Produkt aus
8 Spannung U und Strom I.
4
Die Einheit der elektrischen Leis-
tung ist das Watt (W).
2
Watt ist die Leistung eines Stromes von 1 A bei
2 4 6 8 10 V 11
einer Spannung von 1 V.
u-
Bild 2: I als Funktion von U I 1W = 1V ·1A = 1 J/s = 1 Nm I s
562 t 9 Elel<trotechnil<
~ (Ws). spannungen.
I 1 Ws= 1 V · 1 A · 1 s = 1 J = 1 Nm I1
L __ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ __ j
derstände (Spannungsteilung).
Bild2:
Parallelschaltung
19.1.6 Schaltung von Widerständen ln einer Parallelschaltung gelten folgende Gesetzmä-
Reihenschaltung von Widerständen (Bild 1) ßigkeiten:
Reihenschaltungen dienen der Spannungsteilung. Alle Widerstände liegen an der gleichen Spannungs-
Bauelemente werden z.B. in Reihe geschaltet, wenn quelle.
I
die zulässige Betriebsspannung eines einzelnen
Bauelements kleiner ist als die Gesamtspannung. u = u, = U2 = u3 = ...
So erhalten z.B. Leuchtdioden einen Vorwiderstand,
um sie bei einer Nennspannung vo n z.B. 2,4 V auch Der Gesamtstrom ist gleich der Summe aller Teil-
im 12 V-Bordnetz eines Fahrzeugs betreiben zu ströme (Stromverzw eigung).
können .
R, R2 R3
I I = I 1 + I2 + I3 + ...
-- -- --
u, u2 V3
Der Kehrwert des Gesamtwiderstandes ist gleich der
Summe der Kehrwerte der Teilwiderstände.
t I1
-- V
Bild 1:
I 1 1 1 1
- = - + - + - +
R R1 R2 R3
Der Gesamtwiderstand ist immer kleiner als der
kleinste Teilwiderstand.
Reihenschaltung
1 9 Elel<trotechnil< 563
-
zum Ersatzwiderstand R213
I
schlossen werden (Bild 4). Die Nichtbeachtung kann
zur Zerstörung des Messgerätes führen .
Falsch: Richtig:
Bauteil unter Spannu ng Bauteil spannungsfrei
Bild 2:
Spannungsmessung Bild 5: Direkte Messung eines Widerstandes
(Beachtung der Parallelschaltung)
Messen der elektrischen Stromstärke (Bild 3)
Der elektrische Strom wird mit dem Strommes- Die direkte Messung ist bei kleinen Widerstän-
ser (Amperemeter) gemessen. Dazu wird er in den den sehr ungenau, da der parallel geschaltete
Stromkreis geschaltet, d.h. er wird in Reihe zum Ver- Innenwiderstand des Messgerätes die Messung
braucher entweder in der Hin- oder Rückleitung ge- v erfälscht.
schaltet. Der Plus-Anschluss des Amperem et ers ist
an den Plus-Pol der Spannungsquelle zu legen. Indirekte Messung. Sie erfolgt durch Spannungs-
und Strommessung am Widerstand. Aus den
~
-
--
I A RD I Bild 3:
Messwerten wird nach dem Ohmsehen Gesetz der
Widerstand berechnet. Zur indirekten Widerstands-
bestimmung m it einer Strom- und Spannungsmes-
Strommessung sung sind zw ei Schaltungen möglich: die Span-
Bei versehentlicher Schaltung eines Stro mmessers nungsfehlerschaltung (Bild 1, Seite 564) und die
als Spannungsm esser tritt w egen des geringen ln- Stromfehlerschaltung (Bild 2, Seite 564).
nenwiderstandes des M esswerkes ein Kurzschluss Bei der Spannungsfehlerschaltung (Bild 1, Seite 564)
auf. Dabei können das Messgerät sowie elektri sche misst der Strommesser den Strom, der tatsächli ch
und elektronische Bauteile, an denen Messungen durch den Widerstand R fließt. Der Spannungsmes-
durchgeführt werden, zerstö rt werden. ser zeigt aber eine Spannung U an, die um den Span-
564 1 9 Elel<trotechnil<
nungsabfall U;A am Strommesser zu groß ist. Bei der 19.1.7.1 Analog anzeigende Messgeräte
Widerstandsberechnung nach dem Ohmsehen Ge- Die zu erfassenden Messwerte einer Messgröße,
setz erhält man daher einen zu großen Wert. z.B. elektrische Spannung, werden in einen entspre-
chenden, d.h . analogen 1l Zeigerausschlag des Mess-
instrumentes umgewandelt. Ein Zeiger zeigt auf ei-
ner Skala den Messwert an (Bild 3).
n Wa agerec hte
Nennlage
Klassenzei chen,
Widerstandsberechnung: R= .!:!.
1
= 8•33 V = 4,99Q
1,67A
Drehspu Imesswerk
mit Glei chrichter
1,5 bezog en auf den
M essberei chs-
•
endwert
Bild 2: Stromfehlerschaltung
Prüfspannungszei-
Ist der Strom durch den Spannungsmesser wesent-
lich kleiner als der Strom durch den zu messenden
Widerstand, z.B. bei digitalen Spannungsmessern,
so braucht man den Strom durch den Spannungs- t: Dreheise n-
messwerk
m chen: Di e Ziffer im
Stern bedeutet di e
Prüfspannung in kV
(Ste rn ohn e Ziffer
500 V Prüfspannung)
messer nicht zu berücksichtigen . Durch den Span-
in der Kfz-Technik werden bei Verwendung eines
nungsmesser fließt nur ein kleiner Teil des Stromes,
analog anzeigenden Messgerätes üblicherweise nur
wenn der Widerstand R viel kleiner als der Innenwi-
Drehspulmesswerke verwendet. Diese sind nur zur
derstand R;v des Spannungsmessers ist. Der Strom-
Messung von Gleichspannung oder Gleichstrom ge-
fehler kann in diesem Fall vernachlässigt werden.
eignet. Sollen Wechselgrößen gemessen werden, so
muss das Drehspu lmesswerk m it einer Gleichrich-
Mit der Stromfehlerschaltung können kleine Wi- terschaltung versehen werden.
derstände genau ermittelt werden. 1l an alog = entsp rechend , g leichartig
19 Elel<trotechnil< 565
Genauigkeitsklasse. Sie wird durch das Klassen- Durch die digitale Darstellung des Messwertes wird
zeichen gekennzeichnet und gibt an, bis zu welcher ein leichteres Ablesen erreicht. Weiterhin ist die
Fehlergrenze der angezeigte Messwert vom tatsäch- Auflösung gegenüber einer analogen Darstellung
lichen Messwert abweichen darf. Die Einteilung er- auf einer Skale größer, d.h. es muss nicht mehr der
folgt in sieben Genauigkeitsklassen : Messwert zwischen zwei Skalenstrichen abgeschätzt
werden.
Bei einem Messbereichsendwert von 100 V und ei- Andererseits können schnelle Änderungen der
ner Messspannung von 100 V darf die Anzeige zwi- Messgröße und die Breite ihrer Schwankung nicht
schen 98,5 und 101,5 V liegen. erfasst werden. Für manche Messungen ist jedoch
die Erfassung der Schwankungsbreite der Mess-
Der absolute prozentuale Fehler würde bei einer
größe erforderlich. ln diesem Fall muss ein analo-
Messspannung von 10 V ± 15%, bei einer M essspan-
ges M essgerät oder ein digitales Messgerät m it
nung von 100 V ±1,5 % betragen.
einer zusätzlichen analogen Anzeige eingesetzt wer-
Um den Anzeigefehler möglichst klein zu halten, den.
sollte daher bei Vielfachmessgeräten der Messbe-
reich so gewählt werden, dass die Messwertanzeige Die zusätzliche analoge Anzeige (Bild 1) erscheint
im oberen Drittel der Skala liegt. im Anzeigefeld z.B. als schwarzer Balken, der analog
zum Messwert seine Länge verändert. ln diesem Fal l
Würde m an für die gleiche Messung ein Messwerk w erden 25 und mehr Messungen je Sekunde du rch-
der Genauigkeitsklasse 0,2 einsetzen, so w ären die geführt und angezeigt. Beim Beobachter entsteht
entsprechenden Anzeigewerte 9,8 V I 10,2 V bzw. der Eindruck, dass ein kontinuierlicher Messvorgang
99,8 V I 100,2 V. Die absoluten prozentualen Fehler stattfindet.
wären dann ± 2 % bzw. ± 0,2 %.
Messabweichung. Digital anzeigende Messgerä-
te täuschen durch ihre Ziffernanzeige oftmals eine
Genauigkeit vor, die nicht v o rhanden ist. Deswegen
muss die zulässige M essabweichung, die v o m Her-
steller des M essgerätes festgelegt wurde, berück-
19.1.7.2 Digital anzeigende Messgeräte sichtigt werden. Diese wird als Prozentwert, bezo-
Die zu erfassenden Messwerte einer Messgröße gen auf den Messbereichsendwert, z. B. ± 0,5 % von
(z.B. elektrischer Strom) werden direkt als Ziffern- 19,99 V angegeben. Zusätzlich kann die letzte ange-
folge angegeben (Bild 1). Die Umwandlung der ana- zeigte Ziffer um 1 Digit (Digit bedeutet Ziffer) diffe-
logen Messgröße in eine zahlenmäßige, d.h. digitale rieren.
Darstellung, erfolgt dabei durch einen im M essgerät
eingebauten Analog-Digital-W andler (AD-W andler). Auflösung und Stellenzahl. Dig itale M essgeräte ha-
ben in einfacher Au sführung 3 112 Stellen, bei hö-
herwertigen Geräten 6 112 Stellen. Eine 3 112-stellige
M esswe rts pe~cherun g Anzeige zeigt 4 Ziffern an, jedoch geht die Ziffernfol-
V digitale
ge der ersten anzeigenden Stelle nicht bis 9.
MEM A nzeige
15.'-19~
Wechsel- Anzeige
strom ~ der Für die erste Stelle ist nur ein eingeschränkter
AC
f.-- M ess- Ziffernbereich vorhanden, z. B. 0 bis 1 oder 0 bis 3;
ei nheit
somit kö nnen im jew eiligen Fall folgende Ziffernfo l-
0 10 20 30 '-10 50
1- analoge gen als maximaler Anzeigew ert auftret en: 1999 oder
liiiiliiiiliiiii''"'''"''"''"""'"'''''"'''' - Anzeige
3999.
Bild 1: Digitale Anzeige mit zusätzlicher analoger Bei Überschreiten dieser Werte wird der Messbe-
Linearanzeige reich meistens automatisch umgeschaltet.
566 19 Elel<trotechnik
19.1 .7 .3 Vielfachmessgeräte Den Messwert erhält man, indem man die abgele-
sene Anzahl der Skalenteile durch den Skalenend-
Analogmultimeter (Bild 1) wert dividiert und mit dem am Bereichsschalter
Sie sind sowohl für Spannungs- als auch für Strom- angegebenen Faktor nebst Einheit multipliziert, z.B.
messungen bei Gleich- und Wechselspannung ge- angezeigte Skalenteile 33 (Bild 1), Messbereich 0,5
eignet. Widerstandswerte können nur indirekt über V, Skalenendwert 50. Dies ergibt einen angezeigten
eine Spannungs- und Strommessung ermittelt w er- Messwert von (33 : 50) · 0,5 V= 0,33 V .
den; deswegen ist zur Spannungsversorgung eine
Batterie erforderlich . Mess- angezeigte Skalenteile X Messbereich
Gemessen wird der Strom I, der durch den Wider- wert gesamte Skalenteile (Skalenendwert)
stand R fließt. Aufgrund der Gesetzmäßigkeiten
im Ohmsehen Gesetz ist I - 1/R. Die Skala für den
Widerstandswert ist entsprechend dieser Gesetz- Digitalmultimeter (Bild 2)
mäßigkeit ausgeführt, was zur Folge hat, dass die Ihre Einsatzmöglichkeiten entsprechen denen vo n
Skale nicht linear verläuft. Bei unendlich großem Analogmultimetern. Von Vorteil ist, dass sie trotz
Widerstand erfolgt kein Ausschlag, beim Wider- hoher Genauigkeit relativ robust und preiswert her-
standswert Null erfolgt Vollausschlag. gestellt werden können.
e
COM
eV
A nschluss·
buchsen
8 MAN MAA DCAC
Schalter fü r
M essg rößen· Messtu nkt ionen
und
J::.:::::...- -111- M essbereich s-
Wah lschalter A nschlussbuchsen
~-"""T---,~"""T-H-- m it automatischer
Verri egelung
Der Messbereich hat oftmals noch Erweiterungs- Mit einem Zentralschalter können Messbereich u nd
möglichkeiten mit dem Faktor 1000, so kö nnen dann Funktion, z. B. Diodenprüfung angesteuert werden.
Widerstandswerte im Q-, kQ- und M Q-Bereich ge- Bei höherwertigen Geräten erfolgt die Umschaltu ng
messen werden. des M essbereiches oftmals automatisch.
Elektro nische Sicherungen kö nnen den Überlas-
Beim M essen einer un bekannten M essg röße ist
tun gsschutz des Gerätes übernehmen. Au ßerdem
zuerst immer der g rö ßte M essbereich zu w ählen,
können evtl. M essw erte abgespeichert w erden. Bei
um dann den Messb ereichswahlschalter auf den
Vorhandensein einer entsprechenden Schnittste lle
M essbereich zu stellen, bei dem die Anzeige im
kann auch z.B. ein Computer (PC) zur weiteren Ver-
oberen Drittel der Skala liegt.
arbeitung der Messdaten angeschlossen w erden.
19 Elel<trotechnil< 567
Bild 2: Vertikalablenkung Y 1 Y2
V-Verstärker
--,
I
I
I
Bild 3: Horizontalablenkung X 1 X 2
I
lI Wird nun gleichzeitig an das vertikale Plattenpaar
Y 1 Y2 die M essspannung und an das horizonta le Plat-
;!._ -q--J
Fremdsynchron1sat1o n I
I
Synchron1sier-
tenpaar X 1 X 2 eine Sägezahnspannung als Zeilenab-
lenkspannung gelegt, so wird auf dem Bildschirm
der tatsächliche zeitliche Verlauf der Messspannung
sichtbar (Bild 1).
Bedienungselemente eines Oszilloskops Das dargestellte Bedienerteid mit den einzelnen Be-
Die Bezeichnungen am Bedienerteid eines Oszillo- dienungselementen enthält exemplarisch alle wich-
skops sind aus dem Englischen abgeleitet, sie sind tigen Anschluss- und Einstellvorrichtungen , die zum
weitgehend standardisiert (Bild 1). Betrieb eines Zweistrahl- bzw. Zweikanaloszillos-
kops erforderlich sind .
7 8
1 2 3 4
~ ?
)
PCf,vER
i li'
INTENS
,
r Timebase und Information sdisplay I ION
OFF
RFR
SG L I
I SET
,
I AV ACL IRESET HOLD RECALL
97 l I I I V-POS . I Y-POS. ll
L I
LEVEL X -POS.
11 IJ IJ IJ. D Ov"' D C) D D
VOLTS/DIV VOLTS/OIV GRIGMODE I TIME/DIV
1/ J 1/ EXT
~ I
I
"·
I LF
90 I TVL I
100· ... .. ---- ... .'f-... ---- ...
'-·· ----- ~ I TVF
L ___
I ~
C)
...J
CJ
~ INPUT CH 11
g~, CJ
SEAIDEL DEUTRIG
CJ
~ ~~ ~ ~ I ~ ~
AC TAlG . EXT.
AC
[~ @ [] g;;
l
I I I \
9 10 11 12 13 14 15 16 17
Bild 1: Oszilloskop zur gleichzeitigen Darstellung von zwei Vorgängen (Zweikanaloszilloskop)
J ...____
L ------+--_____J""L
ast 0
Ein stellung Oszilloskop:
- Amplitude 1: 2 V I div
- Tim e Base: 2 ms I div
T = 2 ms · 10 div = 20 ms
div
'~l
Beispiel:
-
19.1.7.5 Brückenschaltung von
U,=9V
Widerständen
Die Brückenschaltung (Bild 1) besteht aus zwei Rei-
henschaltungen von jeweils zwei Widerständen, die
parallel an einer gemeinsamen Spannungsquelle
angeschlossen sind. Der Gesamtstrom IG verzweigt
A ti,
sich im Punkt A in die Teilströme 11 (über die Wi- v2
derstände R1 und R2 ) und J2 (über die Widerstände
(R3 und R4 ) . Die Widerstände R1 ... R4 arbeiten als
R3=60Q
Spannungsteiler.
-
U1 =8V
.--.
R1 =40Q
c -
U2=4V
.--.
R2=20Q
-
U=12V
-
U3=8V
-
U4=4V
.--.
R3= 60Q
I
D
.--.
R4 = 30Q
I
Der Vergleichswiderstand W iderstände R2 bzw. Rn
-
U=I12V
Teilt der Spannungsteiler R1-R2 die Spannung des Die Widerstände R3 und R4 können durch einen stu-
Spannungserzeugers im gleichen Verhältnis auf wie fenlos einstellbaren Widerstand (Drehwiderstand
der Spannungsteiler R3-R4 besteht zwischen den oder Schleifdraht mit Schleifer) ersetzt werden
Punkten C und D keine Spannung (Nullpunktme- (Bild 3).
thode). Damit stehen die Widerstände R1 und R2 im
gleichen Verhältnis zueinander wie die Widerstände
R3 und R4 .
A B
Eine Brückenschaltung ist abgeglichen, wenn in
der Brückendiagonalen C-D kein Strom fließt, d.h.
wenn das Widerstandsverhältnis in beiden Span-
•
nungsteilern gleich ist.
-
U = 12V
Bild 3: Schleifdraht-Messbrücke
Mithilfe einer Brückenschaltung werden Wider-
standsmessungen durchgeführt. Dabei werden die
Widerstände R1 durch den zu messenden Wider- Mit Hilfe der Widerstandsmessbrücke können
stand Rx und R2 durch den veränderbaren Wider- Widerstände sehr genau gemessen w erden. Das
stand Rn ersetzt. Ergebnis der M essung ist unabhängig von der
Hö he der Versorgungsspannung.
Die Brückenschaltung zur Messung von Widerstän-
den wird als Wheatstonesche Messbrücke bezeich- Die Messbrücke wird im Kraftfahrzeug z.B. im Luft-
net (Bild 2). massenmesser eingesetzt.
19 Elel<trotechnil< 571
Magnetische Wirkung
I~
punkt, z.B. Wolfram. Damit die Glühwendel nicht
ox idiert, lässt man sie im luftleeren Raum oder in +
einer Schutzgasfüllung (z.B. Stickstoff, Krypton) glü-
hen. Glühlampen sind Temperaturstrahler.
•
Gasentladungslampen, z.B. Leuchtstofflampen
(Bild 2), haben einen besseren Wirkungsgrad als Bild 3: Chemische Bild 4: Magnetische
Glühlampen, da sie weniger Verlustwärme erzeu- Wirkung Wirkung
gen . Gasentladungslampen sind Kaltstrahler.
Glühlampe Gasentladungslampe
Physiologische Wirkung
L~c:~ >
rischen Stroms versteht man dessen Auswir-
kungenaufLebewesen .
au sbeute
Beim Berühren von Spannungsquellen kann ein
Strom durch den menschlichen Körper fließen. Der
Gluhwendel
elektrische Strom .,elektrisiert", man erhält einen
.,elektrischen Schlag" . Diese Stromwirkung wird u.a.
Bild 2: Lichtwirkung in Marderabschreckeinrichtungen eingesetzt.
572 19 Elel(trotechnil(
19.1.9 Schutz vor den Gefahren des Schutzmaßnahmen gegen indirektes Berühren
elektrischen Stromes verhindern, dass an Geräteteilen unzulässig
große Fehlerspannungen auftreten können .
Der elektrische Strom ist fü r Menschen und Tiere
lebensgefährlich.
Netzunabhängige Schutzmaßnahmen
Wenn Stromstärken von mehr als 50 mA durch den Im Fehlerfall wird das Gerät nicht abgeschaltet; die
menschlichen Körper fließen, kann dies bereits zum Schutzmaßnahmen wirken ohne Schutzleiter. Zu
Tode führen . Wechselspannungen über 50 V können den netzunabhängigen Schutzmaßnahmen gehören
bereits lebensgefährliche Ströme im menschlichen Schutzisolierung, Schutzkleinspannung und Schutz-
Körper erzeugen. trennung .
Fehlerarten (Bild 1). ln elektrischen Anlagen können Schutzisolierung (Bild 4). Alle Teile, die im Fehlerfall
Körperschluss, Kurzschluss, Leiterschluss und Erd- Spannung gegen Erde annehmen können, werden
schluss auftreten. zusätzlich zu ihrer Grundisolierung noch mit einer
Isolierung umgeben oder durch lsolierstücke vom
3 ~5 0Hz 400V leitungsfähigen Teil des Gerätes getrennt.
Kurz-
schluss Iso lierung zwischen
Motor und Gehäuse
Bild 4: Schutzisolierung
•
eines Fehlers Teile von Geräten, die keine Spannung
führen dürfen, unter Spannung stehen und berührt
werden. Das kann der Fall sein, wenn z.B. durch Schutztrennung (Bild 6). Zwischen speisendem Netz
einen Isolationsfehler das Gehäuse eines Gerätes und Verbraucher wird ein Transformator geschaltet,
unter Spannung steht. dessen Ausgangsseite keine Verbindung zur Erde
hat, d .h. im Fehlerfall besteht zwischen Gerät und
L1 Erde auch keine Spannung. Der Trenntransformator
u
hat meistens ein Übersetzungsverhältnis von 1: 1,
d.h. er verändert nicht die Spannungshöhe.
... Erder
. 0 I
1~~---·j
leitender Boden
· - -·- -· lQ) -- -·- -· bis
Bild 2: Direktes Bild 3: Indirektes
Berühren Berühren Bild 6: Schutztrennung
19 Elel<trotechnil< 573
/Ft ~~ ~ ~I·
Die in den stromdurchflossenen Spulen entstehen-
den Magnetfelder heben sich in ihrer Wirkung nicht
@~~-·~r-~~~
. L -- · - - ·_J u m ehr auf. in der Ausgangswicklung des Summen-
stromwandlers wird eine Spannung induziert, die
den Auslöser im Schaltschloss betätigt und die Zu -
Bild 1: Überstrom-Schutzeinrichtungen leitungen zu den Verbrauchern allpolig vom Netz
trennt. Mit der Prüftaste P kann die Funktionstüchtig-
Bei ortsveränderlichen Geräten, bei denen die elek-
keitdes FI-Schutzschalters überprüft werden.
trische Energie über eine Steckverbi ndung zugeführt
wird, muss der Schutzleiter PE mit entsprechenden
Schutzkontakten am Stecker bzw. der Steckdose ver-
bunden w erden (Bild 2). WIEDERHOLUNGSFRAGEN
m~
2 Von welchen Größen hängt die elektrische Leis-
tung ab?
19.1.10 Spannungserzeugung
Spannungserzeugung durch Induktion
Wird ein Dauermagnet in einer Spule hin- und her- Bild 2: Generatorregel
bewegt, so entsteht in der Spule eine Wechselspan-
nung (Bild 1, links). Die Spannungserzeugung durch Induktion ist zur
Grundlage für die Erzeugung elektrischer Energie im
Wird eine Leiterschleife in einem Magnetfeld hin-
Großen geworden. Ein Läufer (Rotor) mit Erregerfeld
und herbewegt, so entsteht in der Leiterschleife eine
erzeugt in der feststehenden Induktionswicklung
Wechselspannung (Bild 1, rechts).
(Ständerwicklung) eine Spannung (Bild 3).
't
(NH 4 CI ) nungsmotoren, eingesetzt.
Depol arisat o r
(Mn0 2 )
Bod en-
isol ation
Dmo< ~ Piezo-
-':: f" Kri st all
V
Zinkbecher
-
u
-u
-u Magnetfeld entsteht durch Induktion eine sinusför-
mige Spannung. Sie ändert in jedem Augenblick ihre
Größe und periodisch ihre Richtung (Bild 3).
-I 3·U
•
strom von der Batterie mit höherer Spannung zu der
mit niedrigerer Spannung. Beide Batterien können
zerstört werden .
Die Spannung einer Parallelschaltung von gleichen
Starterbatterien hat den gleichen Wert wie eine ein-
zelne Batterie, jedoch vervielfacht sich entsprechend
die Kapazität bzw. der entnehmbare Strom .
1 9 Elel<trotechnik 577
19.1.12 Dreiphasenwechselspannung Sternschaltung (Bild 3). Man erhält sie, wenn die
und Drehstrom Enden der 3 Wicklungen U2 , V2 , W2 miteinander im
Sternpunkt verbunden werden . Die Anfänge der
Der Drehstromgenerator hat im Ständer drei Wick- Wicklungen U1 , V1 , W1 werden mit den Außenleitern
lungen (U1 - U2 , V1 - V2 , W1 - W2 ). die räumlich L1 , L2 , L3 des Netzes verbunden .
um 120° versetzt sind (Bild 1). Bei der Drehung des
Polrades bzw. des Läufers (Spule mit Gleichstrom- Dreieckschaltung (Bild 4). Man erhält sie, wenn
erregung) um 360° entstehen in den Wicklungen jeweils das Ende einer Wicklung mit dem Anfang
d rei Wechselspannungen bzw. Wechselströme, die der nächsten Wicklung verbunden wird, z.B. U1 mit
jeweils um 120° zueinander phasenverschoben sind W2 , W1 mit V2 , V1 mit U2 . Die Verbindungspunkte
(Bild2) . werden mit den Außenleitern des Netzes L1 , L2 , L3
verbunden .
,----------o U1
v ,,--+-----o u2 L1 L2 L3 L1 L2 L3
V1
U2 V1
V1
V2
W2 W1
578 19 Elel<trotechnil<
19.1.13.2 Elektromagnetismus
Gleichsinnig stromdurchflossene Leiter ziehen
sich an, gegensinnig stromdurchflossene Leiter
Um einen vom Strom durchflossenen Leiter ent- stoßen sich ab.
steht ein Magnetfeld . Die Feldlinien haben die
Form konzentrischer Kreise.
Stromdurchflossene Leiter im Magnetfeld. Eine
Die Richtung der Feldlinien um einen stromdurch- drehbar gelagerte Spule im Magnetfeld, die von
flossenen Leiter kann man mit der Schraubenre- einem Strom durchflossen wird, wird in eine be-
gel bestimmen. Denkt man sich eine Schraube mit stimmte Stellung gedreht, bis das von ihr erzeugte
Rechtsgewinde in Richtung des Stromes in einen Feld die gleiche Richtung hat wie das feststehende
Leiter hineingeschraubt, so gibt die Drehrichtung die Feld (Bild 4) . Eine fortlaufende Drehung kann er-
Richtung der Feldl in ien an (Bild 1). reicht werden, wenn man an der Drehspule einen
Stromwender (Kollektor) anbringt, der jeweils kurz
vor Erreichen der Endstellung die Stromrichtung in
der Spule umschaltet.
•
tern. Zwei stromdurchflossene Leiter üben aufgrund Ist ein Luftspalt im magnetischen Kreis, z.B. zwischen
ihrer magnetischen Felder Kräfte aufeinander aus Ständer und Läufer von Generatoren bzw. Elektro-
(Bild3). motoren , so müssen die magnetischen Feldlinien
einen großen magnetischen Widerstand überwin-
den. Der magnetische Widerstand kann verringert
lJ
werden, indem man den Luftspalt verkleinert oder
bei einer Magnetspule einen Kern aus weichmag-
= I<= netischem Werkstoff in den Spulenhohlraum ein-
bringt.
~~~
Eisen verstärkt den magnetischen Fluss <P einer
Spule.
I
Beobachtung. Beim Sch ließen des Stromkreises
leuchtet die mit der Spule in Reih e geschaltete Glüh- t
:::::>
I
I
ft
lampe verspätet auf. II
tt Ruhestrom
I= y_
R
r--
Einschalten Ausschalten
Da die beim Abschalten einer Spule entstehende Lade- und Entladevorgänge größer, so dass der
hohe Selbstinduktionsspannung die gleiche Rich- Mittelwert des Stromes je Zeiteinheit ebenfalls zu-
tung hat wie die zuvor angelegte Spannung , entsteht nimmt. Dadurch wird der Strom im Kondensator
schon bei geringfügigem Öffnen des Kontaktes ein größer, d .h. der Widerstand des Kondensators wird
Lichtbogen . scheinbar kleiner (kapazitiver Blindwiderstand).
Legt man eine Spule an Wechselspannung wird mit
zunehmender Frequenz die Selbstinduktionsspan-
~1~
nung größer, so dass der Mittelwert des Stromes
je Zeiteinheit kleiner wird . Dadurch wird der Strom +
in der Spule kleiner, d.h . der Widerstand der Spule
wird scheinbar größer (induktiver Blindwiderstand)
r '"'''''"
lßdoo
(Bild 1).
c
Entladen I
c
19.1.16 Elektrochemie
Stromleitung in Flüssigkeiten
finHz- Chemisch reines Wasser ist für den elektrischen
Strom ein Nichtleiter. Wird dem chemisch reinen
Bild 1: Blindwiderstand einer Spule
Wasser eine Säure oder eine Lauge oder ein Salz
zugesetzt, so wird es leitend .
19.1.15 Kondensator
Elektrisch leitende Flüssigkeiten sind Elektrolyte.
Ein Kondensator besteht aus zwei metallischen
Leitern, zwischen denen sich ein Isolator befindet in einem Elektrolyten , z.B. H2S0 4 , ist ein bestimmter
(Bild 2). Anteil der Moleküle in seine Hauptbestandteile 2 W
und SQ 4- aufgespalten . Diesen Vorgang nennt man
Dissoziation . Diese Hauptbestandteile, Atome und
Moleküle, haben unterschiedliche elektrische Ladun-
gen; sie werden als Ionen 11 bezeichnet.
Beim Anlegen einer Spannung an den Elektrolyten
werden die Ionen unter dem Einfluss des elektri-
schen Feldes bewegt (Bild 4).
St r om ~
•
der Kondensator den Gleichstrom. Wird der Kon-
densator kurzgeschlossen, fließt in entgegenge-
setzter Richtung ein Entladestrom (Bild 3). Beim
Laden saugt d ie Spannungsquelle von der einen
Kondensatorplatte Elektronen ab und drückt sie auf Bild 4: Elektrolyse von Kupferchiarid
die andere, d.h. es entsteht auf der einen Seite Elek-
tronenmangel und auf der anderen Elektronenüber- Positiv geladene Ionen wandern dabei zur Katode
schuss. (Minuspol) . Sie nehmen dort die fehlenden Elektro-
nen auf, werden elektrisch neutral und setzen sich an
Nach dem Trennen des Kondensators von der Span-
der Katode ab.
nungsquelle bleibt dieser Elektronenunterschied
Negativ geladene Ionen wandern zur Anode (Plus-
erhalten, d .h. der Kondensator ist geladen . Das Spei-
pol). Sie geben dort ihre überschüssigen Elektronen
chervermögen des Kondensators bezeichnet man
ab, werden elektrisch neutral und setzen sich an der
als Kapazität C. Ihre Einheit ist das Farad (F) .
Anode ab.
Legt man einen Kondensator an Wechselspannung
wird mit zunehmender Frequenz die Anzahl der 1) Ion (griech .) =wandernd
19 Elektrotechnik 581
~ ~\~~el
CO -0,14V
Herstellung von elektrisch leitenden Oberflächen auf c. Qi -0,6
(f) '0 -0,23V
Q)
-0,8
Kunststoffen (Leiterplatten). c
::J
-1,0
~ Eisen -0,44 V
Chrom -0,56V
Wird in der Versuchsanordnung (Bild 1) eine Gleich- -1,2 Zink -0,76V
spannung angelegt, so wandern die positiv gelade-
nen Kupferionen (Cu++) zur negativen Elektrode und
geben dort ihre Ladung ab; das Kupfer setzt sich an
j -1,4
-1,6
~ Aluminium -1,67V
-l
+
Galvanische Elemente w erden unterteilt in Primär-
elemente und Sekundärelemente.
....
stoffe und ihre Anwendung aufgelistet.
Bei der Herstellung von elektronischen Bauele-
menten, z.B. Dioden, Transistoren, werden Halb- ...
leiterwerkstoffe verwendet. Diese Werkstoffe ver- ·~·;~··•
Benennung Verwendung
halten sich in der Nähe des absoluten Nullpunktes
(- 273 oc = 0 K) wie elektrische Isolatoren, d.h. sie Gleichri chterdioden
besitzen einen großen spezifischen elektrischen Wi- Silicium Si Transistoren
derstand . Germanium Ge Fotodioden
Fototransistoren
Bei Raumtemperatur liegt der spezifische elektrische
Gl eichrichterdioden
Widerstand von Halbleiterwerkstoffen zwischen dem Seien Se
Fotoelemente
von Isolierstoffen und metallischen Leitern (Bild 1).
Galliumsarsenid GaAs Fotod ioden
1024 Isolierstaffe
Q) 1 Quadrillion -
Q . mm 2
~ 1-- Q)
..c
~-
N-leiter und P-leiter
m .c. ·- Q) Durch eine geringfügige .. Verunreinigung " mit
1020 '-- &0
1-- ~Ell::
·-CO 0
- ~ ~ Fremdatomen lässt sich die Leitfähigkeit von reins-
t
Q.
101 8 f-- ~
cn
101 6 >--- c::J
~ ~~~
c -a c
1-- ·- c ::J
E::o:.::
- 1 Trillion - tem Silicium stark vergrößern . Je nach Werkstoff,
den man z.B. in das Kristallgitter des Siliciumgrund-
-a :.::
c 1014 ~ werkstoffes einbaut (dotiert). erhält man N-leitende
"'
tl 1012
L
1 Billion- Halbleiterwerkstoffe oder P-leitende Halbleiterwerk-
Q;
-a 1010 Halbleiter stoffe (Bild 2).
~
Q; 108
..c
"cn
:.-:::
106 ~ ä)
CD
Q) E
::J
'ü 1-.§
E
D ..
1 Million -
·;:; (f) :=
Q)
0.
104 (f) 1- E 1oooo -
cn 102 ~ 100 -
r1-
10- 2 Metalle Fe=cu =
1/1()()--
Der Widerstand von Halbleiterwerkstoffen nimmt Bild 2: N-Leiter und P-Leiter (System bild)
bei Temperaturerhöhung ab, ihre Leitfähigkeit
nimmt zu.
N-Leiter (N von Negativ) . Sie sind Halbleiterwerk-
Halbleiterwerkstoffe sind stark temperaturabhän- stoffe, die einen Elektronenüberschuss besitzen.
gig . Dieses Verhalten wird z.B. bei Thermistoren Wird eine Spannung an einen N-Leiter angelegt, so
ausgenützt. Nimmt bei Temperaturerhöhung der bewegen sich die freien Elektronen wie in einem me-
Widerstand von Halbleiterwerkstoffen ab, so zeigen tallischen Leiter.
•
diese ein NTC-Verhalten. Bei erhöhter Temperatur
kommt es bei gleicher Spannung deshalb zu einem N-Leiter haben Elektronen als Ladungsträger.
stärkeren Stromfluss, wobei Halbleiterbauelemente
zerstört werden können . Deshalb werden Halbleiter-
bauelemente oftmals auf ein Kühlblech aufgebaut. P-Leiter (P von Positiv) . Sie sind Halbleiterwerkstoffe,
Im Kraftfahrzeug müssen z.B. elektronische Steuer- die einen Elektronenmangel aufweisen . An den Fehl-
geräte so eingebaut werden, dass sie keiner intensi- stellen der Elektronen herrscht Elektronenmangel,
ven Wärmestrahlung ausgesetzt sind. d.h . der Halbleiterwerkstoff hat eine positive Ladung.
Der Widerstandswert von Halbleiterwerkstoffen Die Fehlstelle wird auch als Loch bezeichnet. Wird
kann auch z.B. von der angelegten Spannung, vom eine Spannung an den P-Leiter angelegt, so kann ein
auftreffenden Licht, vom einwirkenden mecha- benachbartes freies Elektron in das Loch springen.
nischen Druck oder von der Stärke des auftreffenden Das Loch jedoch ist zu dem Atom gewandert, das ein
magnetischen Feldes abhängen . Weiterhin wird das Elektron abgegeben hat.
Widerstandsverhalten durch stoffliche Zusätze (Do-
tierung) beeinflusst. P-Leiter haben Löcher als Ladungsträger.
1 9 Elelctrotechnil< 583
Gleichrichterschaltungen
uJV= ; ;ay
dioden etwa 0,3 V, bei Siliciumdioden etwa 0,7 V.
---uz
IV
• t---
~t V6
160
t
• I
'
- --- ~ "' .
VE
V4 V3 V2 V1 mA
200
240
-----
t I it
I
- Uz
Bild 2: Arbeitskennlinien von Z-Dioden
'
Die Z-Diode z.B. vom Typ V6 (Bild 2) wird bei einer
Iu- Zenerspannung Uz zwischen 8,0 V und 8,1 V leitend.
t- Der maximal zulässige Strom lz durch diese Zenerdio-
+
de beträgt etwa 170 mA. Bei einem größeren Strom
Bild 1: Zweipulsschaltung würde sie thermisch überlastet und zerstört werden.
Liegt an der Klemme 1 des Generators gerade die Jede Zener-Diode benötigt zu r Strombegrenzung
positive Halbwelle an, so fließt der Strom über die einen Vorwiderstand.
Dioden und den Verbraucher zur Klemme 2 (roter
Pfei l). Spannungsstabilisierung (Bild 3). Ist an der Zener-
Diode die Zenerspannung noch nicht erreicht, so
Liegt an der Klemme 1 des Generators gerade die
ist der W iderstand der Zener-Diode Rz w esentlich
negative Halbwelle an, so fließt der Strom jetzt von
größer als der des Vorwiderstandes R1 . Die gesamte
Klemme 2 aus über die Dioden und den Verbraucher
Betriebsspannung U1 liegt praktisch an der Zener-
zur Klemme 1 (gestrichelter roter Pfeil).
Diode und damit auch gleichzeitig am Lastwider-
Betrachtet man die Stromrichtung im Verbraucher- stand RL.
widerstand R, so ist sie in beiden Fällen gleich. Für
Überschreitet die Betriebsspannung U 1 die Zener-
die Gleichrichtung werden also beide Halbwellen
spannung Uz, so verringert sich der Widerstand
ausgenutzt. Die entstehende Gleichspannung wird
der Zener-Diode Rz sehr stark. Dadurch fließt der
g leichmäßiger als bei der Einpulsschaltung (Bild 1).
Zenerstrom zusätzlich durch den Vorwi derstand R1 ,
sodass der Spannungsabfall Ua am Vorwiderstand
Z-Diode R1 ansteigt.
Z-Dioden (Zener1 1-Dioden) werden meist in Rück-
wärtsrichtung betrieben, d.h. sie sind in Sperrrich- ~
•
tung angeschlossen. Ihre Kennlinie weist im Über- + ~
U, ± t.. U,
Der Arbeitsbereich der Z-Dioden ist der Durch-
bruchbereich. -
Para llelstabilisierung
~
~
PNP
~""'""' Basis
4
Emitter
~
NPN
~""'""' Basis
Emitter
I
.
Bild 2: PNP-Transistor als Schalter
Transistoren können als Schalter mit Relaisfunk- NPN-Transistor als Schalter (Bild 3)
tion, Verstärker und als steuerbare Widerstände
Schaltzustand .. Ein" . Beim Betrieb eines NPN-Tran-
verwendet werden .
sistors sind Basis und Kollektor immer positiv ge-
genüber dem Emitter gepolt (Bild 3).
Transistor als Schalter (Bild 1) Schaltzustand .,Aus" . Die Unterbrechung des Kol -
lektorstromes erfolgt durch Unterbrechen des Ba-
Er ermöglicht kontaktloses Schalten eines großen
sisstromes bzw. durch negative Polung der Basis.
Arbeitsstromes bei kleinem Steuerstrom; da keine
Alle übrigen Vorgänge verlaufen wie beim PNP-
mechanisch bewegten Teile vorhanden sind, arbei-
Transistor.
tet er verschleißfrei, geräuschlos und ohne Funken-
strecke. Die Schaltvorgänge erfolgen verzögerungs-
frei im Bereich von Mikrosekunden . Der Transistor
hat hier eine Relaisfunktion .
•
n·dotiert
Wärmeverluste nicht den Transistor zerstören .
Bild 3: MOSFET
Feldeffekttransistoren (FET)
lsolierschicht-Feldeffekttransistoren (IG-FET) lassen
Feldeffekttransistoren steuern den Laststrom mit-
sich in zwei Gruppen unterteilen.
hilfe eines elektrischen Feldes. Dieses wird durch
eine angelegte Steuerspannung erzeugt. 1. Selbstsperrende FET ("Anreicherungstyp"):
Beim Anrei che rungstyp fließt bei einer Spannung
Sperrschicht-Feldeffekttransistor (J-FET1 1) (Bild 2). von 0 V zwischen Gate und Source kein Strom zwi -
Er besteht aus einem n- oderp-leitenden Kanal zwi- schen Drain und Source .
schen den Anschlüssen Drain (D) und Source (S). 2. Selbstleitende FET ("Verarmungstyp"):
Der Stromfluss am Drain-Source-Kanal wird durch Beim Verarmungstyp fließt bei einer Spannung von
die Steuerspannung über den Anschluss Gate (G) 0 V zwischen Gate und Source ein Strom zwischen
gesteuert. Drain und Source.
1l junction (eng I.) = Sp errschicht 2l IG von lsolate Gate (eng l. ) = isoliertes Tor
1 9 Elektrotechnil< 587
Tabelle 1 stellt eine Übersicht über die verschie- Das Gate, auch Tor genannt, ist die Steuerelektrod e.
denen Typen von Feldeffekttransistoren dar. Je nach Anordnung der Halbleiterschichten unter-
scheidet man P-Gate-Thyristoren und N-Gate-Thy-
ristoren. Der gebräuchlichste Thyri stortyp ist ein
I ·. Tebelle1I~ ··, PNPN-Halbleiter Bauelement mit P-Gate.
Ha lbleiter- Ladungs- Schalt-
Kanal-Typ
element träger zeichen A (Anode) Schaltzeichen
I
HN-Kanal f- Harmung
Ver- I
s
Gt= A
r;=}f p
)f
~ 0
Schicht- N
FET
HP.Kanal f- Harmung
Ver- I
E
s
Gt=
0
G (G~
(Steuer-
p
N
Anrei- I
1
s
IG-FET
H....M, ~ cherung ~G=
0
anschluss)
! K (Katode)
K
~ Ver- I
s
I MOS-
FET ~ armung ~s=
0
Bild 1: Grundaufbau eines P-gesteuerten Thyristors und
Schaltzeichen
Ver- I
s
-j armung
H""""''1 Anrei- I
-j cherung
~E=
~~
0
s
>-o-
Thyristor leitet. Beim P-Gate-Thyristor erfolgt die
Ansteuerung (Zündung), d.h. das Leitendmachen
der vier Halbleiterschicht en, durch einen kurzen
positiven Spannu ngsimpuls, der auf das Gate gege-
ben wird (Bild 2). Nach dem Zünden bleibt der Thyri-
Feldeffekttransistoren haben gegenüber herkömm- stor leitend, solange zwischen Anode (A) und Katode
lichen (bipolaren) Transistoren insbesondere Vor-
(K) eine geringe Spannungsdifferenz vorhanden ist.
teile in Bezug auf die Ausschaltzeit und die Grenzfre- Dies ist der Fall, wenn ein Mindestarbeitsstrom
quenz (Tabelle 2). (Haltestrom) fließt. Im Gegensatz zum Transistor
ist der A rbeitsstro m am Thyristor selbst nicht ein-
stellbar.
Thermische nicht
erforderlich
Stabilisierung erforderlich Ein Thyristor wirkt nach dem Zünden wie eine
Diode.
Feldeffekttransistoren können wie herkömmliche
Transistoren als Schalter und in Verstärkerscha l- Thyristor sperrt. So ll ein Thyri stor sperren, d .h. den
tungen verwendet w erden. Stromfluss unterbrechen, so kann dies auf folg ende
W eise geschehen:
19.1 .17.3 Thyristoren • Der Laststrom wird kurzzeitig unterbrochen. Dies
ist bei großen Lastströmen praktisch unmöglich.
Der Thyristor ist ein steuerbarer elektronischer
• Beim Fl ießen des Haltestromes wird dieser für
Schalter mit Gleichrichtereigenschaft Er besteht aus
Bruchteile von Sekunden unterdrückt, indem man
vier in Reihe geschalteten Halbleiterschichten. Drei
auf d ie Anode (A) einen kurzen negativen Impuls
dieser Halbleiterschichten sind mit Anschlüssen ver-
gibt.
sehen (Bild 1):
• Bei Richtungsumkehr des Laststromes, wie es bei
• Anode (A) Wechselstrom beim Nulldurchga ng der Fall ist.
• Katode (K) Danach muss er nach jedem Nulldurchgang er-
• Gate (G) neut gezündet w erden.
588 19 Elel<trotechnil<
J
• Gleichrichtung (Wechselspannung in Gleichspan- tl
nung), z.B. bei großen Generatoren in Bussen. +
u
• Umrichtung (Gieichspannung in Wechselspan-
nung, z.B. bei Umformern).
• Einstellbare Gleichrichtung. Die Gleichspannung
kann in ihrer Höhe gesteuert bzw. geregelt werden.
Bild 1: Schutzbeschaltung mit Varistor
• Wechselstromsteller z.B. Dimmer. Die Höhe der
Spannung kann eingestellt werden.
• Frequenzumrichter. Die Frequenz der aus Gleich- Heißleiter (NTC)
Negative Temperature Coefficient
spannung erzeugten Wechselspannung kann ver-
ändert w erden. Damit kann eine Drehzahlsteue-
rung v on W echselstrommotoren erfolgen. Sie werden auch als NTC-Widerstände oder NTC-
• ln der Leistungselektronik bei Nennsperrspan- Thermistoren bezeichnet.
nungen von 50 V bis 8 000 V und Nennströmen von
0,4 A bis 4 500 A. NTC-Widerstände haben bei niedrigen Tempera-
turen einen großen Widerstand, bei hohen Tem-
peraturen einen kleinen Widerstand.
Q
P390- C13 -----1 Bild 3: Anwendungsbeispiele für PTC-Widerstände
10 5
t 104
P430 C13 r-
19.1.17.5 Optoelektronik
Cl::
P450 C13
103
Fotowiderstand (LDR)
light Depending Resistor
10 2
1
Sie sind lichtabhängige Widerstände. Sie verringern
ihren Widerstandswert mit zunehmender Beleuch-
10 1 tungsstärke.
-50 0 50 100 150 200 °C250
EJ(tt) - - - Fotowiderstände werden als Flammwächter in Heiz-
anlagen und Alarmanlagen , in Dämmerungsschal-
Bild 2: Widerstands-/Temperaturverhalten eines tern und in Lichtschranken (z.B. Autowaschanlagen,
PTC-Widerstandes Zündgeber) eingesetzt.
590 19 Elel<trotechnil<
-r-
600 120
Schaltzeichen
Bild 1:
Helligkeitsabhängige
Steuerung t
:3
mV
400
300
200
7 --- ~
~
!!Ä
t ----1~
80
60
40
V
Helligkeitsabhängige Steuerung (Bild 1). Wird der
Widerstandswert R1 des LDR bei Dunkelheit erhöht,
100
0
20 v /
so wird aufgrund der Spannungsteilung zwischen 0 1000 lx 2000 00 1000 lx 2000
den Widerständ en R1 und Rv die Basis B des Tran-
Ev - - - Ev - - -
sistors positiv. Der Transistor schaltet durch, die
Glühlampe leuchtet auf.
Bild 3: Kennlinien eines Fotoelements
Fotodioden. Sie sind Halbleiterbauelemente, die ...
• .. . mit Hilfe einer Spannungsquelle als lichtabhän- Fotoelemente geben bei Beleuchtung eine Span-
giger Widerstand arbeiten (Bild 2) . nung ab, die vom Halbleiterwerkstoff und der Be-
• ... ohne Spannungsquelle w ie ein Fotoelement leuchtungsstärke abhängt.
wirken (Bild 3).
Verwendung. Großflächig zusammengeschaltete
Fotodioden können sehr klein gebaut werden und Silicium-Fotoelemente können zur Nutzung der Son-
lassen sich als lichtelektrische Wandler in Steuerket- nenenergie herangezogen werden (Solarzellen). Sie
ten und Regelkreisen einsetzen. haben einen Wirkun gsgrad von etwa 20 %, d.h. sie
wandeln 20% der Lichtenergie in elektrische Energie
Fotodiode als licht- um . Sie arbeiten als Spannungserzeuger in Photo-
abhängigerWiderstand
voltaik-Anlagen, insbesondere zur Stromversorgung
von Parkautomaten, Berghütten, Sendern und Satel-
Fällt auf die Fotodiode Licht, so sinkt ihr Widerstand liten .
mit zunehmender Beleuchtungsstärke. Ein Strom-
durchgang durch die Fotodiode wird möglich und Lumineszenzdioden (LED)
das Rela is K1 spricht an. Der gewünschte Schaltvor- Lig ht Emitting Diode
gang wird ausgelöst. Fotodioden werden in Sperr-
richtung (Rückwärtsrichtung) bet rieben (Bild 2) . Bei Anlegen einer Spannung leuchten diese Dio-
den, je nach Diodenwerkstoff, in den Farben grün,
-- lp
gelb, orange, rot und blau. Die Betriebsspannung
liegt zwischen 1,5 V und 3 V. Beim Betrieb mit an-
deren Spannungen muss zur Strombegrenzung ein
•
Schutzwiderstand eingebaut werden (Bild 4) .
Im Kraftfahrzeug werden sie wegen ihres geringen
Eigenverbrauchs von nur einigen mW als Anze ige-
Bild 2: und Kontrollleuchten eingesetzt.
Prinzipschaltung
einer Fotodiode Lumineszenzdioden werden in Durchlassrichtung
(Vorwärtsrichtung) betrieben.
VI
Fototransistor Rv
·~ VI
(Licht- und lnfrarotstrahlung) -"' ·~
E -"'
g
VI
u RL
g
E
Use-
(i; trieb 2l
Ein Transistor wird üblicherweise über die Basis mit
einer positiven oder negativen Spannung angesteu-
"'"' VI
...."'
~
ert.
Beim Fototransistor gelangt über ein Lichtfenster Bild 2: Optoelektronischer Koppler mit Fotodiode und
oder eine optische Linse Licht oder IR-Strahlung Fototransistor
(l nfra rotstrahlung) in die Kollektor-Basis-Sperrschicht
u nd erzeugt dort einen Fotostrom IP' der im glei- 19.1.17.6 Magnetfeldbeeinflusste
chen Verhältnis mit der Beleuchtungsstärke Ev steigt Halbleiterbauelemente
(Bild 1). Er wirkt als Basisstrom .
Hall-Generator
Der Kollektorstrom eines Fototransistors steigt
mit der Beleuchtungsstärke. Der Halleffekt tritt an einer vom Versorgungsstrom
Iv durchflossenen Halb leiterschicht auf (Bild 3). Ist
senkrecht zur Halbleiterschicht ein Magnetfeld vor-
handen , so entsteht zwischen den Kontaktflächen A
die Hallspannung UH· Ihre Höhe ist von der Stärke
des Magnetfeldes abhängig .
Usetrieb
a) Schaltung 2 3 6
M etallisierung
d) Metallisierung , _
2 ~7
für Kontakte WIEDERHOLUNGSFRAGEN
und Verbindungen
1 Welche Ladungsträger besitzen N-leiter bzw.
1 2 3 4 5 6 7
P-leiter?
[ ~1 1
e) Draufsicht
2 Wie muss man einen PN-Übergang polen, da-
mit ein Durchlassstrom fließt?
Kondensator Diode Transistor Widerstand
3 Was versteht man unter der Schleusen-
Bild 1: Beispiel einer integrierten Schaltung in Mono- spannung?
lithtechnik (Auswahl von Fertigungsstufen)
4 Welcher Teil der Kennlinie einer Z-Diode wird
für die Spannungsstabilisierung ausgenutzt?
Da man in einem IC keine .. selbst ständigen" Bauele-
mente mehr hat (Bauelemente haben äußere An- 5 Was versteht man unter einer Einpulsschal-
schlüsse). spricht man von Schaltelementen oder tung?
Funktionselementen. 6 Wie ist ein NPN-Transistor aufgebaut?
19.2 Anwendungen der Beide Arten von Stromlaufplänen stellen die Schal-
tung aus demselben Fahrzeug dar. Dabei ist zu be-
Elektrotechnik achten, dass die Stromlaufpläne nicht immer mit ge-
normten Schaltzeichen dargestellt sind .
19.2.1 Schaltpla...,
.. nwe..___ _ _ _ _ _ __
Alle Stromlaufpläne enthalten neben der zeichneri-
Ein Schaltplan ist die zeichnerische Darstellung elek- schen Darstellung der Stromkreise und Bauteile eine
t rischer Betriebsmittel durch Schaltzeichen, durch Legende, Geräte-, Klemmen- und Kontaktbezeich -
Abbildungen oder vereinfachte Konstruktionszeich- nungen (Pin) sowie Farbkennzeichnungen, die die
nungen . ln der Kraftfahrzeug-Elektrik werden Schalt- Farbe der Leitungen als Abkürzungen in deutscher
pläne überwiegend in Form von Stromlaufplänen oder z.B. auch in englischer Sprache zeigen.
dargestellt. Varianten, z.B. die Gültigkeit des Stromlaufplans so-
wohl für die Ausführung mit bzw. ohne Automatik-
Stromlaufpläne getriebe, sind gestrichelt dargestellt.
Ein Stromlaufplan zeigt eine elektrische Schal- Stromlaufplan in zusammenhängender Darstellung
tung in übersichtlicher Darstellung . (Bild 1). Schaltungen kleineren Umfangs werden in
der Regel als Stromlaufpläne in zusammenhängen-
Ein Stromlaufplan (Bild 1 und Bild 1, Seite 594) ent- der Darstellung gezeichnet. Für Stromlaufpläne grö-
hält die elektrische Schaltung sowie die Geräte- und ßeren Umfangs bzw. Gesamtstromlaufpläne wird
Anschlussbezeichnungen . Als Anschlussbezeich- diese Darstellung nicht verwendet, da sie nicht über-
nung werden in der Regel sog. Klemmen- oder Kon- sichtlich genug ist.
takt- bzw. Pinbezeichnungen verwendet. Alle Bauteile, die in einem Schaltplan enthalten sind,
Aufgrund der Anordnung der Schaltzeichen unter- können so dargestellt werden , dass die räumliche
scheidet man Anordnung der Schaltzeichen der Anordnung der
Geräte im Kraftfahrzeug entspricht. Mechanische
• Stromlaufpläne in zusammenhängender Darstellung
Verbindungen werden durch unterbrochene Verbin-
• Stromlaufpläne in aufgelöster Darstellung . dungslinien gekennzeichnet.
Die unterschiedlichen Merkmale beider Darstel - Stromlaufplan in aufgelöster Darstellung (Bild 1,
lungsarten werden in diesem Kapitel am Beispiel Seite 594). Die Schaltzeichen der elektrischen Bautei-
einer Lüftersteuerung für Kühlmittel erläutert. ln bei- le werden so angeordnet, dass die einzelnen Strom-
den Stromlaufplänen ist zudem der Stromverlauf für wege möglichst einfach zu verfolgen sind . Auf die
die Lüftersteuerung in Stufe 1 dargestellt. räumliche Zusammengehörigkeit und den mecha-
R2. 2
M2
nischen Zusammenhang der einzelnen Bauteile und gaben verfügen, z.B. über Hinweise zu Relaissteck-
Baugruppen wird dabei keine Rücksicht genommen. plätzen oder Leiterquerschnitten.
Eine klare, geradlinige, kreuzungsfreie Anordnung ln Tabelle 1 sind die Bezeichnungen aus beiden
der einzelnen Stromkreise hat Vorrang. Übl icher- Stromlaufplänen gegenübergestellt.
weise werden die Plus- und Minusleitungen als hori-
zontal liegende Parallelen gezeichnet. Die einzelnen Tabelle 1: Bezeichnungen Stromlaufplan
Strompfade verlaufen dann von Plus nach Minus, Bezeichnung Zusammenhän- Aufgelöste
d.h. von oben nach unten. Falls unvermeidlich, kön- gende Darstellung Darstellung
nen Teile eines Strompfades auch waagerecht ge- (Bild 1, vorige Seite) (Bild 1)
zeichnet werden. Sicherung 5A F90.51 S51
Sicherung 40A F90.42 S42
Zum einfachen Auffinden von Schaltungsstellen
dienen im Stromlaufplan angebrachte Abschnitts- Massepunkt G202 30
Dafür gibt es drei Möglichkeiten der Darstellung : Relais 2. Stufe K1.6 J280
Motor Lüfter M2 V7
• Fortlaufende Zahlen (1,2,3, ... ) in gleichen Abstän-
Vorwiderstand R2.2 N39
den von links nach rechts (Strompfad-Nr.)
• Bezeichnung der Schaltungsabschnitte, z.B. Lüfter Temperatur- S2.2 F18
schalter
für Kühlmittel
• Kombination aus fortlaufenden Zahlen und be- Die Klemmenbezeichnung 75X (Schraubverbindung
zeichneten Schaltungsabschnitten. an der Relaisplatte) weist darauf hin, dass die daran
Der Stromlaufplan kann in vereinfachter Form oder angeschlossenen Verbraucher beim Anlassvorgang
in ausführlicher Form mit Innenschaltung dargestellt zur Entlastung der Starterbatterie abgeschaltet wer-
werden, z.B . Relais. Er kann zudem über weitere An- den.
Lüfter für Kühlmittel, 2-stufig, 300W, ohne Nachlauf - Bezeichnung des Stromlaufplans (Schaltungsabschnitt)
31 --------------~----------------------------------
F18 Thermoschalter für Lüfter für
75x --~.,
Kühlmittel
@ @ J217 Steuergerät für Automatikgetriebe
5 0
J279 Relais für Kühlerlüfter 1. Stufe
J280 Relais für Kühlerlüfter 2. Stufe
N39 Vorwiderstand für Lüfter für Kühl -
mittel unter dem linken Längsträger
S42 Einzelsicherung für Lüfter für Kühl-
mittel am 8-fach Zusatzrelaisträger
S51 Sicherung für Lüfter für Kühlmittel
am 8-fach Zusatzrelaisträger
T2a Steckverbindung, 2-fach
T10k Steckverbindung, 10-fach, grau,
Kupplungsstation A-Säule links
T68a Steckverbindung 68-fach , am
Steuergerät für autom. Getriebe
V7 Lüfter für Kühlmittel
Relais- 0,5 0,5
@
J
steckplatz w ro/gn ro/gn Massepunkt-l neben Relaisplatte
Schraubverbindung-1- (30 ).
@
•
Leitungs- an der Relaisplatte
Anschluss-
bezeichnungen querschnitt in mm 2
Schraubverbindung (75x).
(Pin/ T10k/4 ---.... 4 0
an der Relaisplatte
Klemme)
Kennzeich- ~ nur bei autom . Getriebe
Kontakt-
05
bezeichnung
(Pin)
Steuerung Automatikgetriebe
30 30 Bezeichnung des dargestellten
Stromlaufplanes
15 15
Sicherungsnummer:
Kennzeichnung des
Sicherungsplatzes
Leitungsquerschnitt
in mm2
leitungsfarbe:
entsp ri cht der Farbe im Fahrzeug,
z. B. bl = blau,
sw =schwarz usw.
Verknüpfungen :
Besch reibung der Fortführun g
von Leitun gen, z.B. Weiterführung
der Leitung von Strompfad 23
44 75 68 16 (K lemme 31, Masse)
in Strompfad 12 (Bauteil K1,
31 Startspe rr-Relais)
10 11 12 13 14 15 16
Fahrzeugmasse:
30 30 Zahlen in den Kreisen
15 15 kennzeichnen den Ein bauort
(siehe legende)
X92
Steckeransichten mit Belegung
der Anschlussverbindungen
Gerätebezeichnung:
Erl äute run g von Schaltzeichen
und Bauteilen in der legende
Kontaktbezeichnungen an
X34 den Steckverbindungen
2210 67 58 47 9 54
(vergl. Steckeransichten)
Verbraucherstromkreise
mit Leitungsführung
Strompfad-Nr.:
zum leichteren Auffinden
von Verknüpfungen
31 31
legende
25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46
4. Soll-Ist-Vergleich: X34
Wird der vorgegebene Soli-Wert 23
......•"...::·
des Herstellers nicht erreicht, 46 •• :
muss durch eine Widerstands-
messung der Leitung zwischen
Bauteil und Steuergerät ein
Leitungsfehler ausgesch lossen
......
::: 58
werden. Ist derWiderstandswert
...:=·
der Leitung und der Leitungs-
kontakte in Ordnung, ist das
Bauteil defekt.
.........
·:·
TTT
6,0 6,0 6,0
ro
J 527
1,0
br
0
3 4 6 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28
T Steckverbindung
CDCD
2,5 2,5
ro ro
TT ~~r.T~
32~b r.T~3~
2b~T1~0b,r,T~10~bi~
S ~T~2~
~~11~',-~~~--~~~~~~~~~~~~~------~~~~----~
/1
l /13 ,,, 19 II
0,35 0,35 0,35 0,35 0,35 0,35 0 0,5 0,5
~
~;J~r 8~ ~ g/1~~ 8
!("'' ©''T
r"
II
!""" Jm L68
lillJ lillJ
~~
3/53e 1/53b ~53
V M V5 ©
4131
' V12 E491
0 5 0,5
br
29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56
Scheibenwischeranlage Leuchtweitenregelung
Der W ischermotor V für die Frontscheibe w ird über Der Einsteller für d ie Leuchtweiten regelung E102
vie r A nschlüsse angesteuert. Neben der Massever- verfügt über ein Potentiometer. Die Spannungs-
bi ndung im Leitungsstra ng (4/31) verfügt er über versorgung des Potentiometers erfolgt plusseitig
die Anschlüsse für den Hauptanschluss (2/53). das über den Anschluss 2/56b (Sicherung S1 0/5A) und
Nebenschlussfeld (1 /53b) und die Bremswicklung minusseiti g über den Anschluss 5/31 (M assev erbin-
(3/53e). dung im Leitungsstrang Innenraum).
Mit A usnahme des Masseanschlusses sind alle An- Entsprechend der Stellung des Potentiometers liegt
schlüsse m it dem Bordnetzsteuergerät (J519) ver- die Signalspannung über den Anschluss 3/G an den
bunden . Stellmotoren (V48 bzw. V49 im Stromlaufplan auf
Das Bordnetzsteuergerät ist mit dem Wischerscha l- Seite 599) beider Scheinwerfer an.
ter (im Strom laufplan nicht erkennbar) verbunden.
19 Elel<trotechnil< 599
5 0,5 2,5
s bl gn ws/bl
9/BL 1+ l,
M
51 'M18 fl23
2,5
b'
0,5
b'
1,0
br/ws
5
r
r
0,5
b'
r
2,5
b'
--
-
57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84
© J
\
T23i2
1 r"r"T"
1,0
13
0,5
14
0,5 0,5
bl/ro gn/bl gr/sw ro/ws gr ~ ssw/ro
16
T23 ~ T23i8
112
c~ 0,35
l T32biS
0,35
gr
l T23110
0,5
gr/ li
r,r"r,r" f"f"
0,5
/4
0,5
b/ 17
0,5
/5
0,5
bn
0,35 0,35 0 5
ge/sw ge/bl ro
bfB
T32b!9
e
~
2,5
ro/ge
T 32b/ 1
0 5
gr e
J 519
b 5
2131
~ I
L30
----------c ~ I ~
3187
1/86
2185
@ § ~
T 1 2 6
1
5• f 5 s• WS
0,5
blfro
0,35 0,35
gr gr
lt .;
·I 1' T 17a/17 'i' T 11c117
~
3 4
E 229
r 41ß
0,35 1
trrr
ro
'" fvs '" fvs
l,
§~ ~ ~
1 51'54R 6158R 1IBR 2RF
r
1
r
M1 6 ~ M6 M4 M9 L46
r
M10 +
2
0,35
~T4114
Y'
1®®1® 1® 1® 1S 10 @ ~ ~ K0
-- -
85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112
E229 Taster für Warnlicht M2 Lampe für Schlusslicht rechts 81 Masseve rbindung
M4 Lampe für Schlusslicht links 86 Masseve rbindung im
H2 Hochtonhorn M6 Lampe für Blinklicht hinten links Leitungsstrang hinten
H7 Tieftonhorn M8 Lampe für Blinklicht hinten rechts 87 Masseverbindung im Leitungs-
M9 Lampe für Bremslicht links strang hinten
J4 Relais für Doppeltonhorn M10 Lampe für Bremslicht rechts 135 Masseverbindung
J519 Bordnetzsteuergerät M16 Lampe für Rückfahrlicht links 176 Masseve rbindung im Leitungs-
M17 Lampe für Rückfahrlicht rechts strang Scheinwerfer rechts
L46 Lampe für Nebelschlussleuchte M25 Lampe für hochgesetzte Brems- 179 Masseve rbindung im Leitungs-
links leuchte strang Scheinwerfer links
L47 Lampe für Nebelschlussleuchte 249 Masseverbindung im Leitungs-
rechts T Steckverbindung strang Innenraum
A87 Verbindung (RF)
X Kennzeichenleuchte B132 Verbindung (Ken nzeichenleuch -
te) im Leitungsstrang Innenra um
Warnlicht Signalhorn
Zum Einschalten des Warnlichts betätigt der Fahrer Zur Betätigung des Signalhorns betätigt der Fahrer
den Taster E229. Dieser ist mit eine r Signa ll eitung den Taste r H (im Stromlaufplan nicht zu erkennen) .
(Leitungsquerschnitt 0,35 mm 2 ) mit dem Bordnetz- Das Signal wird an das Steuergerät für Lenksäulen-
Steuergerät J519 verbunden. Bei Betätigung des elektronik J527 (im Stromlaufplan nicht zu erken -
Tasters E229 wird die Masse über die Anschlüsse 4 nen) weitergele itet. Das Steuergerät für Lenksäu-
und 6 zum Steuergerät durchgeschaltet. Das Steuer- lene lektronik J527 ist mit dem Bordnetzsteuergerät
gerät legt daraufhin Spannung an die Lampen für J519 über die Datenbusleitung A146 und A147 (sie-
das Fernlicht links und rechts (M30 und M32, siehe he Seite 598) verbunden.
Seite 599 ) an . Das Bord netzsteuergerät J519 legt über den An -
Lampe für Nebelschlussleuchte links schluss T32b/1 Spannung an den Anschluss 1/86
des Relais J4 an . Das Relais schließt den Strom-
Die Lampe für die Nebelschluss leuchte L46 wird kre is über den A nschluss 5/30 zum Hochtonhorn
über das Bordnetzsteuergerät J519 über den A n- H2 bzw. Tieftonhorn H7 und zu den Masseverbin-
schluss T23/12 angesteuert. Der Strom f li eßt dan n dungen 176 und 179.
zur Masseverbindung 87.
19 Elel<trotechnil< 601
36 37 k:J~ ~~~ 40 ~ 19
J 59 1c'J--------- - ' Im 5236
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5237
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113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140
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141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168
C18 Entst örfilter für Scheibenant enne E26 Schalter für Handschuhfach- Z1 beheizbare Heckscheibe
leuchte
J9 Relais f ür beheizbare Heck- 81 M asseverbindu ng
scheibe L15/L50 Lampe für Ascher 135 M asseverbindung
J255 Steuergerät f ür Climatro nic L28 Lampe für Zigarettena nzünder 238 M asseverbindung
J393 Zentralst euergerät für Komfort- L42 Lampe für Steckdosenbe- 635 M asseverbi ndu ng
system leuchtung 654 M asseverbindung
L122 Lampe für Münzfach A52 Plusverbindung (30)
51 Sicherung A57 Plusverbindung (30) im Schalt-
52 Sicherung U1 Zigarettenanzü nder tafel leitungsstrang
5 226 Sicheru ng U5 12V-Steckdose A1 75 Verbindung (585) im Schalttafel-
5 233 Sicherung Ieitungsstrang
5234 Sicherung W3 Kofferraumleuchte 8248 Verbindung (beheizbare Heck-
W6 Handschuhfachleuchte scheibe)
T Steckv erbindung W9 Fußra umleuchte li nks
W10 Fuß raumleuchte rechts
CD
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169 170 171 172 173 174 175 176 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194 195 196
•
dung Spannung an. Der Strom f ließt v o n der Siehe- v erbu nd en . Über die Sich erung S235 erh ält sie posi-
rung direkt auf die Heizw iderstände für d ie Spritzdü - tive Spannung . Die St eckdose kann au ch bei au s-
sen Z20 und Z2 1, Da d ie Heizwiderstände über ein g esch alt et e r Zündung b enutzt w erden, d a d ie Sieh e-
PTC-V erhalten v erfügen, f ließt bei hohen Tempe ra- rung S235 über den Anschlu ss A 52 m it Kl emme 30
t u ren nur ein geringe r Strom, da der W iderstand der (Dau erp lus) v e rbund en ist
Heizw iderstände bei h o h en Tem peratu re n h och ist
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197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 219 220 221 222 223 224
T Steckverbindung
•
Die Kühlmitteltemperaturanzeige G3 wird vom Der Warnkontakt für den Bremsflüssigkeitsstand
Steuergerät im Schalttafeleinsatz J285 angesteuert. F34 ist über den Anschluss T32a/9 mit dem Steuer-
Der Geber für die Kühlmitteltemperaturanzeige G2 gerät im Schalttafeleinsatz J285 und der Massever-
ist über den Anschluss T32/4 und der Scha lter für die bindung im Leitungsstrang beheizbare Spritzdüse
Kühlmittelmangelanzeige F66 ist über den Ansch luss 261 ve rbunden.
T32/2 mit dem Steuergerät im Schalttafeleinsatz J285
Drehzahlmesser
verbunden. G2 und F66 sind über die gemeinsame
Masseverbindung (Gebermasse) 327 im Leitungs- Der Drehzahlmesser G5 wird vom Steuergerät im
strang Motorraum mit Masse verbunden . Schaltta feleinsatz J285 angesteuert. Dazu benötigt
das Steuergerät das Drehzahlsignal D+/61 vom
Lesespule für W egfahrsicherung
Drehstromgenerator C. Dieses Signal wird über die
Die Lesespule für die Wegfahrsicherung D2 ist über Verbindung A 17 (61) im Schalttafelleitungsstrang
die Anschlüsse T32/30 und T32/31 mit dem Steuer- an den Anschluss T32a/ 14 an das Steuergerät im
gerät im Schalttafeleinsatz J285 verbunden . Schalttafeleinsatz J285 angelegt.
19 Eleldrotechnil< 605
Bild 1: Aufbau des Aufschlaghorns Bremsleuchten. Sie müssen bei Betätigung der
Betriebsbremse (Fußbremse) aufleuchten. Vorge-
Beim Einschalten des Signalhorns wird die Anker-
schrieben sind Bremsleuchten mit rot abstrahlen-
platte mit Membran vom Elektromagneten an-
dem Licht. Sie müssen wesentlich heller leuchten als
gezogen. Kurz vor dem Aufschlagen des Ankers
die übrigen rückwärtsgerichteten Beleuchtungsein-
auf den Magnetkern öffnet der Unterbrecher den
richtungen mit Ausnahme der Nebelschlussleuchte.
Stromkreis. Die Ankerplatte federt wieder zurück,
wodurch der Unterbrecherkontakt schließt. Der Vor-
Blinkleuchten. Sie werden für den Betrieb des Fahrt-
gang wiederholt sich so lange, wie das Signalhorn
richtungsanzeigers bzw. der Warnblinkanlage ver-
eingeschaltet ist. Durch das Aufschlagen der Anker-
platte auf den Magnetkern (Aufschlaghorn) gerät der wendet. Vorgeschrieben sind Blinkleuchten mit gelb
mit der Membran v erbundene Schwingungsteller abstrahlendem Licht an derVorder- und Rückseite.
in Schwingungen. Die Luftsäule vor dem Schwin-
gungsteller beginnt ebenfalls zu schwingen und er- Fahrtrichtungsanzeiger. Zum Betrieb der Blinkleuch -
zeugt einen gleichbleibenden Signalton. ten werden elektronische Blinkgeber verwendet. Die
Blinkfrequenz muss 90 +1- 30 Impulse pro Minute
Starktonhorn. Es verfügt im Gegensatz zum Nor- betragen.
malhorn über eine größere Leistung. Da es nur
außerhalb geschlossener Ortschaften verwendet Warnblinkanlage. Sie ist für mehrspurige Kraftfahr-
w erden darf, muss die Signalhornanlage auch über zeuge vorgeschrieben. Die Warnblinkanlag e muss
ein Normalhorn verfügen. Der Fahrer kann über von der Lichtanlage des Fahrzeugs unabhängig und
einen Schalter zwischen Normal- und Starktonhorn stets in betriebsbereitem Zustand sein. Dazu w erden
w ählen. alle Blinkleuchten parallel geschaltet. Das Einschal-
Fanfarenhorn. Es kann statt des Starktonhorns ver- ten muss durch eine rote Kontrollleuchte angezeigt
wendet werden. in diesem wird wie beim Aufsch lag- werden.
606 1 9 Elel<trotechnil<
Relaisarten. Je nach Art und Anordnung der Schalt- Steuerstromkreis offen Steuerstromkreis geschlossen
kontakte unterscheidet man zwischen Schließer-,
Öffner- und Wechsler-Relais.
·u
Steuerstromkreis offen Steuerstromkreis geschlossen Spannungsquelle und Verbraucher kann kurz ge-
+---...---.- halten werden. Dadurch wird der Spannungsabfall
verringert. Die gering belastete Steuerleitung über
den Schalter zur Relaisspule kann entsprechend
•
88
lang sein. Da die Steuerleitung im Gegensatz zu r
Arbeitsstroml eitung einen w esentlich kleineren
_ l l8a Leiterquerschnitt benötigt, w erden Kost en und
Gewicht gespart.
• Die Kontakte des Schalters für den Steuerstrom
Bild 2: Schließer-Relais mit offenem und geschlossenem
Steuerstromkreis werden nur gering belastet. Dadurch können Ver-
braucher mit großer Anfangsstrombelastung, z.B.
Öffner-Relais (Bild 3). Es öffnet den Schaltkreis zwi- Glühlampen und Starter, problemlos geschaltet
sch en Spannungsquelle und Verbraucher, d.h. der werden.
Verbraucher wird abgeschaltet.
Klemmenbezeichnungen am Relais. Sie sind nach
Verwendung: Z.B. Unterbrechung der Stromkrei- DIN 72552 genorm t (Tabelle t Seite 607). ln der Pra-
se von Verbrauchern während des Startvorgangs, xis werden die alten Klemmenbezeichnungen viel-
z.B. Hauptscheinwerfer, Heckscheibenheizung, Ra- fach noch verwendet. Einige Hersteller verwenden
dio u.a. zudem ein eigenes System .
19 EleJ(trotechnil( 607
,~0
dem Spulenkern sind, gebündelt. Die Feldlinien ver-
fffil,
suchen sich zu verkürzen und schließen dabei die
Kontaktzungen. Wird der Stromfluss unterbrochen,
bricht das Magnetfeld zusammen und die Federwir-
kung der Kontakte öffnet die Kontaktzungen, z.B. bei
der Lampenstromüberw achung .
Freilauf· oder Verpolu ngs· Löschwiderst and Neben der Betätigung durch das M agnetfeld einer
Löschdiode schutzdiode
stromdurchflossenen Spule kann das Reedrelais
Bild 1: Schließer-Relais mit Freilauf- und auch durch die Feldlinien eines Dauermagneten be-
Verpolungsschutzdiode bzw. Löschwiderstand tätigt w erden, z.B. bei der Füllstandüberwachung .
608 1 9 Elel<trotechnil<
Fernlicht
Sechs-
Blinkleuchte scheinwerfersystem
•
Parkle uchte I
Tagfahrlicht
Bild 2: Scheinwerfersysteme
Der Kolben der Halogenlampe besteht aus Quarz- Elektronisches Vorschaltgerät (Bild 1, Seite 610).
glas. Er hat sehr kleine Abmessungen, damit er sich Es ist zum Betrieb von Gasentladungslampen erfor-
im Betrieb bis auf etwa 300 oc erwärmen kann. Die derlich. Es zündet die Lampe mit einem Hochspan-
I 61o 19 Elektrotechnil<
I
Q)
/
Wegen der auftretenden Hochspannungen beim Q) /
>
Zünden und der hohen Betriebspannung besteht ·~
äi
./
bei unsachgemäßer Wartung bzw. Beschädigung a:: 0
....".
des Scheinwerfers Lebensgefahr. 0 100 200 ms 300
Zeit---
Sicherheitsvorschriften sind zu beachten!
Bild 2: Einschaltverhalten von Leuchtdioden
Licht-Steuergerät
•
Neonentladungslampen. Sie sind Gasentladungs- Scheinwerfersysteme mit paraboloidförmigen
lampen, die in etwa 0,2 ms die volle Leuchtstärke
Reflektoren (Bild 4)
erreichen . Deswegen werden sie überwiegend in
Zusatzbremsleuchten verwendet. Die Form eines Paraboloiden entsteht dadurch, dass
eine Parabel um ihre Achse rotiert. Die Rotationsach-
Leuchtdioden (LED). Entsprechend der erforder- se ist gleichzeitig auch die optische Achse. Es ist ein
lichen Beleuchtungsstärke und der gewünschten Brennpunkt vorhanden . Diese Reflektoren sind für
Lichtfarbe wird eine bestimmte Anzahl von Dioden Eindraht- und Zweidrahtlampen geeignet.
zu einer Baueinheit zusammengeschaltet. Durch die
Mehrfachbestückung wird die Ausfallwahrschein- Brennpunkt F1
lichkeit der Gesamtfunktion reduziert. Leuchtdioden
haben eine Lebensdauer von ca. 10000 h. Sie wer-
den unter anderem für Bremsleuchten verwendet,
da sie im Gegensatz zu den Metalldraht- bzw. Halo-
genlampen in wesentlich kürzerer Zeit (ca. 2 ms) ihre
maximale Leuchtkraft erreichen (Bild 2). Bild 4: Paraboloidförmiger Reflektor
19 Elektrotechnil< 611
Anwendung. Diese Scheinwerfersysteme werden in Mit dem Stufenreflektor wird eine höhere Lichtaus-
Verbindung mit H4-Zweidrahtlampen für die Erzeu- beute und bessere Ausleuchtung der Fahrbahn er-
gung von Fern- und Abblendlicht eingesetzt. zielt.
Aufgrund ihrer geometrischen Konstruktion haben • Zone 111: Nahfeldsektor; primär zur Fahrbahnaus-
diese Reflektoren eine sehr hohe Lichtausbeute mit leuchtung .
wenig Streulicht. Die Blende vor dem Brennpunkt • Zone IV: Nahfeldsektor; primär zur Kulissenaus-
bewirkt eine scharfe Hell-Dunkel-Grenze. Die Streu- leuchtung (Randausleuchtung).
optik sorgt für eine gleichmäßige Lichtverteilung.
Anwendung. Sie sind für Abblendlicht oder Nebel- Lichtverteilung
licht mit Eindraht- bzw. Gasentladungslampen ge-
eignet.
F1
Statisches
Bild 1: Dynamische Leuchtweiteregelung Kurven licht/
Abbiegelicht
Scheinwerfersystem e mit Gasentladungslam pen,
d ie sow o hl Fernlicht als auch Abblendl icht erzeugen
(Herst ellerbezeichnung : Bi-Xenon, Bi-Litro nic), v er-
fügen neben der Scheinwerfereinheit mit Gasentla- Schwenkbares
Abblendlicht
dungslampe in der Regel über ein zusätzliches Fern-
licht, z.B. mit einer H7-Lampe. Bild 4: Kurvenlicht
614 19 Elektrotechnil<
Schnecken -
getriebe
Wirkungsweise. Das Projektormodul verfügt als Bi- Durch Drehungen der Blendenwalze lassen sich in
Xenon-System über eine bewegliche Blende zum Verbindung mit der Schwenkvorrichtung verschie-
Umschalten zwischen Fern- und Abblendlicht. Für dene Lichtfunktionen verwirklichen.
das Kurvenlicht wird der Projektor über ein Schne- Mit Hilfe einer automatischen Fahrtlichtsteuerung
ckengetriebe mit Schrittmotor entsprechend dem werden entsprechend den aktuellen Lichtverhältnis-
Kurvenradius um die senkrechte Achse geschwenkt sen und Fahrzuständen zusätzliche Lichtfunktionen
(Bild 2). Die Erkennung des Kurvenradius erfolgt geschaltet.
mithilfe von Sensoren, welche entweder den Ein-
schlagwinkel des Lenkrades oder die Drehung des Beispiele für zusätzliche Lichtfunktionen sind :
Fahrzeugs um die Hochachse messen. Ein Steuer- • Basislicht
gerät verarbeitet die Sensorsignale und betätigt den • Führungsnebellicht
Schrittmotor für die Schwenkvorrichtung . • Stadtlicht
• Autobahnlicht
Bewegliche Blende
• Spielstraßenlicht
Der Funktionsumfang des Kurvenlichts bzw. Ab-
biegelichts bleibt erhalten.
•
werden daraufhin in die entsprechende Stellung ge-
dreht.
Der Fernlichtassistent schaltet das Fernlicht automa- kennt dadurch den Straßenrand sowie die Leitpfos-
t isch aus, sobald Gegenverkehr oder vorausfahren- ten und Fahrbahnmarkierungen besser. Dazu wer-
der Verkehr in Sicht ist. Das Fernlicht wird ebenfalls den beide Scheinwerfer nach außen geschwenkt
ausgeschaltet, wenn das System eine ausreichende und gleichzeitig abgesenkt. Das Führungsnebellicht
Beleuchtung, z.B. in geschlossenen Ortschaften, er- wird automatisch aktiviert, sobald die Nebelschluss-
kennt sowie bei niedrigen Geschwindigkeiten, z.B. leuchte eingeschaltet ist und das Fahrzeug mit einer
unterhalb von 60 km/h. Geschwindigkeit von mehr als 70 km/h fährt. Ab
100 km/h wird es automatisch ausgeschaltet.
Basislicht (Abblendlicht bzw. Landstraßenlicht).
Gegenüber dem herkömmlichen Abblendlicht wird Schlechtwetterlicht. Es wird aktiviert, wenn der Re-
der linke und rechte Fahrbahnrand heller und weit- gensensor Niederschlag feststellt oder der Scheiben-
räumiger als bisher ausgeleuchtet. Es wird zwischen wischer läuft. Dazu wird der Lichtkegel auf der linken
50 und 100 km/h aktiviert. Seite verkürzt und gleichzeitig die Lichtleistung von
35 auf 32 Watt reduziert. Dadurch werden die Licht-
Stadtlicht. Im Stadtlichtmodus wird bei einer Ge-
reflexionen auf nasser bzw. spiegelnder Fahrbahn
schwindigkeit unterhalb von 50 km/h mit einer
verringert. Die Leistung des rechten Scheinwerfers
gegenüber dem Basislicht reduzierten Reichweite
wird von 35 auf 38 Watt erhöht, damit die Sicht am
und breiteren Lichtverteilung gefahren.
Fahrbahnrand verbessert wird.
Spielstraßenlicht. Bei Geschwindigkeiten zwischen
Autobahnlicht. Ab einer Geschwindigkeit von
5 und 30 km/h werden die Lichtkegel beider Schein-
100 km/h wird die Fahrbahn weiter ausgeleuchtet
werfer um jeweils acht Grad zum Straßenrand hin
und die Lichtleistung der Scheinwerfer erhöht.
geschwenkt.
Fernlicht. Gegenüber herkömmlichen Lichtsyste-
Führungsnebellicht. Es unterstützt das herkömmli-
men wird die Lichtleistung der Scheinwerfer von 35
che Nebellicht Dazu werden die Randbereiche der
auf 38 Watt erhöht.
Fahrbahn zusätzlich ausgeleuchtet. Der Fahrer er-
WERKSTATTHINWEISE
Gleichstrom
tI
der Zellen 6 Volt oder 12 Volt.
~
Batterie
I I aufnimmt.
•
den (Ah). die einer Starterbatterie zugeführt oder
Entladener Zustand (Bild 1c) entnommen werden kann (Bild 2).
Beide Platten haben sich zu Bleisulfat (PbS04 ) um-
Sie ist abhäng ig von .. .
gebildet. Die Säuredichte ist auf etwa 1,12 g/cm 3 ge-
sunken, die Säurekonzentration auf 17 %. • ... der Höhe des Entladestromes.
• ... der Dichte und Temperatur des Elektrolyten.
Ladevorgang (Bild 1d) • ... dem Ladezustand der Batterie.
Unter Stromzuführung kehrt sich die elektrochemi- • ... dem Alter der Batterie.
sche Reaktion um . Das w eiße Bleisulfat (PbS04 ) der
Plusplatten wird in braunes Bleidioxid (Pb0 2 ), und Nennkapazität K20. Sie ist die Kapazität, die eine
das der Minusplatten in graues Blei (Pb) umgewan- Starterbatterie bei 20-stündiger Entladung mit
delt. Dabei wird W asser (H 2 0) umgesetzt. Es entsteht einem Entladestrom von 1/20 des Zahlenwertes
Schwefelsäure (H 2 S0 4 ). Die Säuredichte erhöht sich der Nennkapazität abgeben kann. Dabei darf die
(Bild 1a). Entladeschlussspannung von 10,5 V nicht unter-
PbS0 4 + 2 H2 0 + PbS04 ~ Pb02 +2 H2S04 + Pb schritten werden.
19 Elel<trotechnik 619
Die Temperatur des Elektrolyten muss dabei ca. Klemmenspannung (UK). Sie ist die Spannung zwi-
+ 25 oc betragen. Bei höheren Temperaturen steigt schen den Batterieklemmen unter Belastung. Die
die Entladekapazität gegenüber der Nennkapazität Klemmenspannung ist geringer als die Ruhespan-
(Bild 1). Diese Abhängigkeit der Kapazität v o n der nung ( U0 ), weil im Inneren der Batterie ein Span-
Temperatur ist darauf zurückzuführen, dass die elek- nungsabfall !U;) stattfindet. Fließt ein Strom (JE)
trochemischen Vorgänge bei niedrigen Temperatu- durch die Batterie wirkt in ihrem Inneren ein Innen-
ren langsamer ablaufen. widerstand (R;) (Bild 2).
Dieser Widerstand ist in Reihe geschaltet mit den
120 Widerständen der Verbraucher !Rvl· Die an diesem
Entladestrom 5A Widerstand abfallende Spannung ( U;). steht für die
Ah
20A Spannungsversorgung dann nicht mehr zur Ver-
fügung. Dieser innere Widerstand ist stark abhän-
~
t
:~
100A
gig von der Temperatur des Elektrolyten. Bei tiefen
Temperaturen läuft die elektrochemische Reaktion
·;:; unter höheren Verlusten ab, als bei höheren Tempe-
C1l
c. 300A
C1l raturen. Der Spannungsabfall ist auch stark abhän-
~
'"''t:
<l)
>
UK
0
-20 0 20 40 oc 60
Temperatur - - Rv
<±>A A 8
Bild 1: Abhängigkeit der Entladekapazität vom
Entladestrom und der Elektrolyttemperatur I
u1
Ruhespannung Ladezustand
Entladespannung. Eine Starterbatterie ist entladen,
kleiner 12,2 V entladen
wenn die Zellenspannung bis auf die Entladeschluss-
12,2 V - 12,5 V halb geladen
spannung von 1,75 V absinkt. Die Säuredichte sinkt
12,5 V - 12,8 V g eladen dabei auf etwa 1,12 g/cm 3 .
620 19 Elel<trotechnil<
•
• Grau: Nachladen (Check)
häufte Bleischlamm zu einem Kurzschluss führt .
• W eiß: Austauschen (Change)
Sulfation (Sulfatierung). Sulfati o n kann auftreten,
wenn die Starterbatterie längere Zeit in entladenem
Zustand steht. Dabei wird das feinkristalline Bleisul-
fat in grobkristallines Bleisulfat umgewandelt. Ist der Heavy Duty Batterien
Umwandlungsprozess noch nicht weit fortg eschrit-
ten, kann er durch Laden mit kleiner Stro mstärke Es sind Batterien mit einer erhöhten Lebensdau-
von ca. 0,2 A rückgängig gemacht werden. er, die eine extra hohe Rüttel- und Zyklenfest ig-
Zyklische Entladungen sind häufig sich wiederho- keit aufweisen.
lende Entladungen von 60 bis 80 % der Nennkapazi-
Separato re n mit einer Glasfasermatte stützen die
tät. Starterbatteri en sind deshalb für d iese Bea nspru -
Plusplatte ab und vermindern das Abschlammen.
chung nicht zu v erwenden.
Eine Fix ierung mit Gießharz oder Kunststoff v erhin-
Tiefentladungen. Dies sind Entladungen vo n über dert die Lockerung der Plattenblöcke. Diese Batte-
80 % der Nennkapazität. rien sind besonders für Baumaschinen geeignet.
19 Elel<trotechnil< 621
Ein kleines Steuergerät, das im Batteriesensor integ- Starterbatterien müssen dem Wertstoffkreislauf wie-
riert ist, ermittelt den optimalen Ladespannungs- der zugeführt werden (Recycling) und sind deshalb
sollwert aus der aktuell gemessenen Batterietem- mit dem ISO 7000 Zeichen gekennzeichnet. in den
peratur und dem Ladezustand . Zur Berechnung des Werkstätten und den Verkaufsstellen werden die
Batterieladezustandes SoC (State of Charge) werden Batterien gesammelt und in speziellen Wertstoff-
Lade- und Entladestrom, Klemmenspannung sowie containern gelagert.
622 19 Eleldrotechnil<
20 20
t A
15 2,6
t
-::: t A
15 /L . . __, UL 2,6
t
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0 2
Bild 1: W-Kennlinie
4
Ladezeit
--
6 8 h 10 0 2
Bild 2 : lU-Kenniinie
4
Ladezeit
6
-- 8 h 10
. - - - - --<> U1
.----ou2
Aufbau (Bild 2)
Ein Drehstromgenerator besteht aus:
• Ständer (Gehäuse) mit dreiphasiger Ständerwick-
lung als Induktionsspulen
• Diodenplatte mit 6 Leistungsdioden und 3 Erreger-
dioden zur Gleichrichtung der Spannung
• 12 poligem rotierendem Klauenpolläufer mit Er-
reg erwicklung zur Erzeugung des Magnetfeldes Bild 4: Dreiphasen-Wechselspannung
sowie Schleifringen und Kohlebürsten zur Strom-
zuführung
Gleichrichtung
• Lüfter zur Kühlung
Eine Wechselspannung ist für das Laden der Batte-
• Spannungsregler für konstante Betriebsspannung rie ungeeignet und auch das Kraftfahrzeug-Bordnetz
• Anschlüsse B+/B- zur Spannungsabnahme benötigt Gleichspannung zur Versorgung der Ver-
• Riemenscheibe zum Antrieb des Generators mit braucher.
•
dem 2- bis 3-fachen Wert der Motordrehzahl Es erfo lgt eine Gleichrichtung des Stromes mit Dio-
den nach der Zweipulsschaltung (Beschreibung
Ko hle·
bürsten
siehe S. 584). Die negativen Halbwellen w erden zu
positiven Halbwellen um geformt und ihre Energ ie
wird für die Spannungsversorgung genutzt. Eine
Einzelgleichrichtung der drei Wechselspannungen
erfordert einen erheblichen Bauaufwand mit 12 Dio-
den und 6 Leitungen (Phasen). Die drei Wicklungen
Schleif - werd en deshalb in einer Brückenschaltung miteinan-
ringe der verbunden.
Die Gleichrichtung des Drehstromes erfo lgt d urch
6 Leistu ngsd ioden und 3 Phasen. Es wi rd dabei in
Erregerw icklung St änderw icklung
jede Phase je eine Diode an der Plusseite (Piusdiode)
und eine an der Minusseite (Minusdiode) angeordnet
Bild 2: Drehstromgenerator (Prinzipbild) (Bild 1, Seite 625). Jede Phase ist je nach Stellung des
1 9 Elektrotechnil< 625
Upmax = 1 V
R=1 Q
Jp max = 1 A
Resulti eren-
de Phasen-
spannungen
und -ströme
Ersatz-Schaltbild:
ln den einzelnen
Wicklungen U,
V, W induzierte
Phasenspan-
nungen und
-ströme
-'- -
Folg e (Bild 3).
Dies w äre der Fall, w enn die Generatorspannung
kleiner als die Batteriespannung ist.
ein ein ein
Überspannungsschutz. Als Leistungsdioden werden t 3
..f-'---- --
in heutigen Generatoren Z-Dioden verwendet. Sie
begrenzen auftretende energi ereiche Spannungs-
-e
E
w A
2
I E max
I E. / " "
..
./"" ~ ./""
V
spitzen, die z.B. durch Regl erausfall, Abschalten v o n
Induktio nsströmen oder Leitungsunterbrechung
tl
(;;
Cl 1
/
"
tA
/
tE
"
tE = 4 m s
tA = 2 ms
entstehen. Dadurch bieten sie einen zentralen Über- ~ / E= 2 A
LJ.J
spannungsschutz für den Gleichrichter selbst und 0
0 2 4 6 8 10 12 ms 16
das gesamte Bordnetz. Die Z-Dioden werden im Zeit t ----
Gegensatz zur üblichen Schaltung in Durchlassrich-
tung eingebaut (Bild 4, Seite 628). Bild 3: Erregerstrom IE in Abhängigkeit von tE/tA
1 9 Elel<trotechnil< 627
Elektrische Innenschaltung und Stromkreise Nach dem Starten des Motors erregt sich der Gene-
(Bild 1) rator selbst. Der Erregerst rom fließt und die Gene-
ratorlampe erlischt, we il an ihren beiden Enden das
Beim Drehstromgenerator unterscheidet man die gleiche Potenzial anliegt.
drei Stromkreise: Vorerregerstromkreis, Erreger- Der Vorerrege rstromkre is verläuft über die Starterbat-
stromkreis und Ladestromkreis. terie +130 _... Fahrtschalter _... Kontrolllampe _... D+
_... Erregerwicklung _... ReglerDF _... MasseD-/B _...
zur Starterbatterie - /31.
zu den Verbrauchern
Bei defekter Generatorkontrolllampe kommt es zu
keiner Vorerregung, weil der Vorerregerstromkreis
unterbrochen ist.
Erregerstromkreis (Bild 2b). Der Erregerstrom baut
das Magnetfeld in der Erregerwicklung des Läufers
Erreger-
dioden Plus- auf. Über den Regler wird der jeweils erforderliche
Di oden Erregerstrom zugeführt.
Wird die Drehstrombrückenschaltung auch zur
Gleichrichtung des Erregerstromes verwendet, sind
Ständer- Minus- drei besondere Erregerdioden auf der Plusseite vor-
wicklung Di oden
handen. Auf der Minusseite erfolgt die Gleichrich-
tung über die Minusdioden .
Erreg er- Der Erregerstrom verläuft von der Ständer-
wick lung
wicklung _... Erregerdioden _... Klemme D+ _... Er-
B- regerwicklung _... Regler DF _... Regler D- _... Mi-
nusdioden _... Ständerwicklung .
31
Ladestromkreis (Hauptstromkreis Bild 2c). Der Lade-
Bild 1: Elektrische Innenschaltung strom versorgt das Bordnetz mit elektrischer Energie.
Er verläuft von der Ständerwicklung _... Plusdioden
_... Klemme B+ _... BatterieNerbraucher _... Masse
Vorerregerstromkreis (Bild 2a). Der Vorerreger-
B- _... Minusdioden _... Ständerwicklung.
stromkreis baut nach dem Einschalten des Fahrt-
schalters ein Magnetfeld in der Erregerwicklung auf, Ein Teil des vom Drehstromgenerator erzeugten
bis der Erregerstrom fließt. Dazu muss die Schwell- Stromes fließt über die Erregerdioden und den
spannung (2 X 0,7 V = 1A V) der Plus- und Minus- Spannungsregler zur Erregerwicklung, um das zur
dioden überschritten werden. Induktion erforderliche Magnetfeld zu erzeugen.
30 30
B- B- B-
31 31 31
Anschluss Generatorphase V
a~ - b) 1
t
::::,
,....----
Ol
c
::J
c
c
"'c. 2 __3..__
1 Aus
(/)
- -
2 Ein Zeit t---- Zeit t----
Bild 2: Schaltzustand ,.Aus" des Reglers Bild 4: Ein- und Ausschaltdauer des Erregerstromes
19 Elel<trotechnil< 629
lvE Kontrollleuchte
Bordnetzsteuergerät
Fahrt-
schalter
T
I
_L
• Anschluss Lampen- und Relaisendstufe (L) Durch Vergleich mit der Motordrehzahl wird Schlupf
Gesteuerte Vorerregung (im Schaltplan blau). Sie am Riemen erkannt.
wird vom Regler nach dem Start durchgeführt. Nach
• Anschluss V (im Schaltplan lila)
Einschalten des Zündschalters und Drehen des Ge-
Über diesen Anschluss erkennt der Regler durch
nerators beginnt das Reglersteuergerät über den
die Phasenspannung, ob sich der Generator dreht.
Transistor Tl und T5 den Vorerregerstrom zu schal-
Wird bei drehendem Generat o r kein Ladestrom er-
ten. Das Tastverhältnis wird über ein PWM-Signal
zeugt, stellt das Reglersteuerg erät ei nen Fehler fest.
so gew ählt, dass der Generator bei möglichst nied-
Bei Unterbrechung der Leitung List beim Start keine
riger Drehzahl mit der Eigenerregung beginnt. Die
Vorerregung möglich. Das Reglersteuergerät ent-
Kontrolllampe leuchtet bis zum Ende der Vorerre-
nimmt den Vorerregerstrom direkt der Batterie. Er
gung. Der Strom IvE fließt in den Regler hinein.
fließt über der Klemme B+, den Transistor T5 und DF
Ausgangsspannung + (im Schaltplan grün). Ist der zur Erregerwicklung.
Generatorbetrieb fehlerfrei, liefert der Anschluss
L eine Ausg angsspannung, mit der über ein Re- Unterstützung des Motormanagements
lais weitere Verbraucher zugeschaltet w erden. Der Load-Response-Start. Beim Startvorgang wird die
Strom JA fließt aus dem Regler hinaus. Belastung des Generators v erzögert zug eschaltet.
Fehlerdiagnose (im Schaltplan rot). Während des Dadurch wird der Motorstart nicht durch das brem-
gesamten Generatorbetriebs werden vom Regler sende Moment des Generators erschwert (Bild 2a).
Signale ausgewertet und mögliche Fehler erkannt. Load-Response-Fahrt. Wird während der Fahrt ein
Es w erden Generator-, Regler- und Bordnetzfehler starker Verbraucher z.B. Heckscheibenheizung zu-
unterschieden. Bei einem Fehler wird der Ausgang gesch altet , erhöht sich der Drehmomentbedarf des
L über den Transistor T2 mit M asse belegt, die Kon- Generators schlagartig . Um dies zu verhindern , wird
tro llleuchte erh ält M asse. Sie leuchtet, da von der die Belastung verzög ert zugeschaltet (Bild 2b).
anderen Seite B+ anliegt. Das Relais öffnet, da an
beiden Seiten Masse anliegt. Verbraucher werden
abgeschaltet.
• Anschluss Sense (S) (im Schaltplan braun)
t a) Load-Response Start b) Load-Response Fahrt
feststehende Erregerwicklung
Schaltungsvarianten
Je nach Anforderungen ergeben sich verschiedene
Schaltungsausführungen des Gleichrichters:
• Parallel geschaltete Leistungsdioden bei hoher
Leistungsabgabe.
• Zusatzdioden zwischen dem Sternpunkt und der
Bild 2: Flüssigkeitsgekühlter Generator mit Plus- sowie Minusklemme um die Verlustleistung
leitstückläufer bei hoher Generatordrehzahl zu mindern .
19 Elel<trotechnil< 631
WERKSTATTHINWEISE
Prüfen des Generators durch Beobachtung der Generatorkontrolllampe
II II II II I~ II. II. I~ I~
u u u u 'U'U'U'U'l
0 0 0
d) Spez e) Spez
f) Spez
20V 20V 20V
Unterbrechung einer Minusdiode Ku rzsch luss einer Erregerdiode Kurzsch luss einer Plusdiode
~ nnnr ~ ~
II II 11 II II w II .ll _W f\f\( '('("f\[ V'fY
u u _U u
0 0 0
Messu ngen m it dem Multimeter. Di e Generator- • Nach M öglichkeit alle Verb raucher einschalten.
span nu ng w ird di rekt an den Generatorkl emmen • Di e Spann ungswerte dürfen j e nach Gene rator-
B+ und D- gemessen. typund Tem peratu r 13,0 b is 13,5 V nicht unter-
Regulierspannung : sch reiten .
• Motor starten .
Ruhestrom :
• M otordrehzahl zwischen 3500 u nd 4000 1/min .
• M otor abstellen.
• Prüfwerte ablesen .
•
• A mpe rem eter zw ischen Batterie-Minuspol und
• W erte müssen je nach Ge nerato rtyp u nd Tempe-
M asseband schalten.
ratur zwi schen 13.7 und 14,7 V liegen .
• Es da rf je nach Fahrzeugtyp nur ein geringer
Generatorspannung bei Belastung: Strom bis ca. 60 m A von der Batterie in den Ge-
• M ot o r starten. nerator fli eßen.
• M ot ord rehzahl zwischen 1800 und 2200 1/mi n. • Fl ießt ein g röße rer Strom, liegt ein Defekt vor.
.r--· . ·- ·1.
. ·- ·-.,
l'?\
~---- ---l gerat
I' Motorsteuer-
!'©'!
L_ _ _ _ _ _ __...
Gateway
L._.l__
© _j
Bordnetz-
j Leerlauf-Drehzahl-
anhebung
Signale zur
Verbraucher-
abschaltung
steuergerät
Batteriespannung
Generator mit
Multifunktions-
regler
r· -
·[. __
©i
___;
Steuergerät für Zentralsteuergerät Steuergerät für Türsteuergerät Steuergerätfür
Klimaanlage für Komfortsystem Lenksäulen- Fahrseite Sitzverstellung
elektronik
Bild 2: Bordnetzmanagement
634 19 Elel<trotechnil<
Bordnetz
Signal:
Auslastung
I Signa l:
Au slastung
Gen erat or
Generator
f----~~
(DFM-Signal)
gerät
M otorJ
Steuer- Generator
(DFM-Signal)
Steu e r-
gerät
Bordnetz
,~-
<omfo1
_2_
·3
Aufforderung:
Anhebung Leerlaufdrehzahl
I
Sehr kritischer Ladezustand erreicht (Bild 2) Bewertung: Bleibt der Bordnetzzusta nd nach dem
z.B. Bordnetzspannung unterschreitet für eine be- Abschalten der Komfortverbraucher weiterhin sehr
stimmte Zeit 12,2 Volt. kritisch, wird eine zweite Stufe der Leerlaufdrehza hl-
Maßnahme: Die Komfortverbraucher werden nach anhebung eingeleitet.
Priorität vom Bordnetzsteuergerät abgeschaltet bzw. Verbessert sich der Bordnetzzustand dadurch nicht,
bezüglich der Leistungsaufnahme reduziert (z.B. wird auch die Klim aanlage abgeschaltet.
PTC-Heizelemente der Klimaa nlage, Sitzheizung,
Spiegelheizung, Lenkradheizung usw.) Ist ein Ver-
braucher nicht eingeschaltet, wird er übersprungen
und der nächste abgeschaltet.
Volt
Bordnetz
Signal: Signal:
Auslastung Au slastung
Generator Steuer- Generator Steuer-
Generat o r gerät gerät
(DFM -Signal) Motor (DFM -Signal) Bordn etz
Aufforderung:
A nhebung Leerl aufdrehzahl
MN
Drehmoment M - 1 Reihenschlusswicklung
2 Nebenschlusswicklung
Bild 1: Drehzahl-Drehmoment-Charakteristik
• Bild 2: Nebenschluss-
motor
Bild 3: Permanenterregter
Motor
Wicklungen Dauermagnete
Bild 1: Schrittmotor-Wirkungsweise
•
• Kompakte Bauweise und geringes Gewicht.
Halt ewicklung Magnetkern Kontakte
Verwendung. Bürstenlose Motoren werden im
Kraftfahrzeug z.B. für Motorkühlgebläse und als Ge-
bläsemotoren in Klimaanlagen eingesetzt.
Anker
19.2.12.4 Starter
Verbrennungsmotoren müssen mit fremder Energie
gestartet w erden. Beim Starten sind die M assenträg-
heit, die Reibungs- und Verdichtungswiderstände
des Motors zu überwinden.
Aufbau des Starters Kontaktbrücke
Ein Starter (Bild 2) besteht in der Regel aus:
• Startermotor (Elektromotor) Bild 3: Einrückrelais (Magnetschalter}
19 Eleldrotechnil< 639
Bild 2: Rollenfreilauf
Schub-Schraubtrieb-Starter
Beim Einspuren bewegt sich der mit dem Ritzel über
einen Rollenfreilauf gekuppelte Mitnehmer auf dem
Steilgewinde der Ankerwelle (Bild 3).
Der Mitnehmer wird federnd durch den vom Mag-
netschalter bewegten Einrückhebel vorgeschoben
und durch das Steilgewinde in Drehung versetzt.
Bild 1: Einspurgetriebe eines Schub-Schraubtrieb-Starters Gelangt das Ritzel mit einem Zahn vor die Zahnlü-
Das Ritzel spurt während des Startvorgangs in cke, so spurt es sofort ein. Stößt Zahn auf Zahn, so
den Zahnkranz ein. Dieser befindet sich auf dem wird die Einspurfeder so weit zusammengedrückt,
Schwungrad. Das Übersetzungsverhältnis liegt im bis der Magnetschalter den Hauptstrom einschaltet.
Bereich zwischen 10 und 15. Dadurch wird das am Der Anker dreht sich und das Ritzel schiebt sich auf
Schwungrad wirkende Drehmoment erhöht. Das Rit- der Stirnfläche des Zahnrades weiter, bis es einspu-
zel wird während des Einspurvorgangs und Betriebs ren kann.
mechanisch stark beansprucht.
Einrück- Einzugswicklung Haltewicklung
hebe I
Der Freilauf hat die Aufgabe, während des Startvor-
gangs das Antriebsmoment des Startermotors kraft-
schlüssig auf das Ritzel zu übertragen. Springt der
Motor an, d.h. wird der Anker vom Motor her ange-
trieben, so muss er das noch eingespurte Ritzel vom Ritzel
•
Startermotor trennen. Dadu rch wird ein unzulässig
starkes Hochdrehen und damit ein Zerstören des
Ankers verhindert. Zahn-
kranz
Man unterscheidet:
Mit- Führungs- Steilgewinde
• Rollenfreilauf. Er w ird bei kleineren Startern für nehmer nng auf Ankerwelle
Pkw und leichtere Lkw eingesetzt.
Bild 3: Schub-Schraubtrieb-Starter
• Lamellenfrei lauf. Er wird bei größeren Startern für
Lkw eingesetzt. Der Magnetschalter hat zwei Wicklungen, eine Ein-
zugswicklung und eine Haltewicklung. Zum Einzie-
Der Rollenfreilauf besteht aus dem Freilaufring mit hen wirken beide Wicklungen zusammen. Mit dem
den Rollengleitkurven, den Rollen und den Schrau- Einschalten des Starterstromes wird die Einzugs-
benfedern (Bild 2). Die Rollen gleiten auf dem Ritzel- wicklung kurzgeschlossen. Die Wicklung erhält von
schaft. Die Rollengleitkurven verengen sich in einer beiden Seiten plus. Der Magnetschalter wird nur noch
Richtung . durch die Haltewicklung gehalten (Bild 1, Seite 640).
640 19 Elel<trotechnil<
magnetisches
Leitstück
Magnetpol
Bild 4: Vorgelegestarter
•
welle
diglich die elektrische Innenschaltung weicht ab
(Bild 3). Beim Schalten des Starterstromkreises
fließt der Strom direkt zu den Kohlebürsten und dem Planetenradträger Sonnenrad
Anker. Bild 5: Anker mit Planetenrad-Vorgelege
,-.-------·-·;o-·-sö--l Das Sonnenrad sitzt auf der Ankerwelle und bildet
i~ t--~ l
das Antriebsrad des Planetenrad-Vorgeleges.
Bild 3: Innenschaltung eines Starters mit Das Hohlrad ist im Startergehäuse befestigt und
Permanenterregung wird aus Kunststoff hergestellt.
19 Elektrotechnik 641
Diagnose
Kurzschlussprüfung • Ist der Kurzschlussstrom bei richtiger Klemm en-
• Einen Strom- und zwei Spannungsmesser nach spannung der Batterie kleiner als vorgeschrieben,
Bild 1 schalten, den größten Gang einlegen, dann befinden sich im Stromkreis zusätzliche
Handbremse anziehen und Fußbremse betä- Widerstände, z.B. vergrößerter Übergangs-
tigen. widerstand am Pluspolkopf, Querschnittsver-
ringerung in der Starterhauptleitung bzw. Mas-
seleitung.
• Erreicht der Starter nicht den vorgeschriebenen
Kurzschlussstrom, obwohl die Batteriespa nnung
und die Spannungsabfälle sich in den zulässigen
Grenzen bewegen, dann ist der Starter defekt.
• Erreicht der Starter nicht den vorgeschriebenen
Kurzschlussstrom und sinkt die Batteriespan-
nung unter die zulässige Untergrenze, obwohl
Starter- sich die Spannungsabfälle innerhalb der zuläs-
steuerleitung
sigen Grenzen bewegen, so kann der Fehler so-
wohl im Starter als auch in der Batterie liegen.
Starter-
hauptleitung
Wartungshinweise
Bild 1: Prüfschaltung für Starter mit Magnetschalter • Oxidierte Polklemmen der Batterie, lose An-
schlussklemmen, verschmorte Schalterkontakte
• Starter kurz betätigen (max. 5 sec.).
und schadhafte Leitungen erhöhen den Leitungs-
• Beim Starten nach Möglichkeit alle anderen elek- widerstand . Oxidschichten entfernen, Anschlüs-
trischen Verbraucher ausschalten . se festziehen, Bauteile mit verschmorten Kon-
• Kurzschlussstrom, Klemmenspannung an der takten auswechseln. Klemmanschlüsse durch
Batterie und Spannung am Starter ablesen. geeignetes Fett vor Korrosion schützen.
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Aus welchen Hauptteilen ist ein Gleichstrommotor 6 Erläutern Sie die elektronische Kommutierung des
aufgebaut? bürstenlosen Gleichstrommotors.
2 Wie kann man Gleichstrommotoren nach der Art der 7 Aus welchen Hauptteilen besteht ein Starter?
Erregung einteilen?
8 Beschreiben Sie Aufgabe und Wirkungsweise
3 Welche Aufgabe hat der Stromwender (Kommu- eines Rollenfrei Iaufs.
tator) in einem Gleichstrommotor?
9 Wie erfolgt der Einspurvorgang bei einem Schub-
4 Beschreiben Sie Aufgaben und Wirkungsweise eines Schrau btrieb-Starter?
Schrittmotors.
10 Welche Vorteile bieten Starter mit einem Plane-
5 Wie ist ein bürstenloser Gleichstrommotor aufge- tenrad-Vorgelege gegenüber solchen ohne Vorge-
baut? lege?
642 19 Elel<trotechnik
t
:::J 12
induzierte Primärspannung
V durch Einschaltinduktion
(Gegeninduktion)
Batteriespannung
Cl ~
c
~
"cc V wirksa m e
"'li} Spannung
,m V
E
•
0
d: t schließ
Zeitt---
I MA
(
Primärstrom
E
Zündfunkens
~
ln allen Spulenzündanlagen wird die elektrische 'E
~
Energie in Form eines Magnetfeldes gespeichert. 0
t schließ t MA
Di eses wird durch Stromfluss in der Primärwick- Zeit t - - -
lung der Zündspule aufgebaut und durch den
Bild 4: Primärstromverlauf beim Schließen des
Eisenkern der Zündspule verstärkt.
Stromkreises
1 9 Elel<trotechnik 643
Ist der Magnetfeldaufbau zur Zeit tM A beendet und stärkt wird . Bei einem Übersetzungsverhältnis von
die Magnetfeldänderung damit Null, wirkt keine z.B. n = 150 und UBat = 13,5 V kann damit die Se-
Gegeninduktion mehr. Der Stromfluss wird jetzt nur kundärspannung Werte von bis zu 2000 V erreichen .
durch den ohmschen Widerstand der Spule und Mit vollendetem Magnetfeldaufbau zum Zeitpunkt
durch die anliegende Batteriespannung bestimmt. tMA wird diese Spannung Null. Da die erzeugte Span-
z.B. U=12V; R=2Q; I=6A. nung keinen Funken auslöst, ist der Sekundärkreis
auf Grund der Luftstrecke der Zündkerze elektrisch
Abbau des Magnetfeldes. Durch Öffnen des Zünd-
nicht geschlossen. Es fließt kein Strom. Die in der
schalters zum Zeitpunkt töffnen wird der Stromfluss
Spule vorhandene Energie baut sich in Form ge-
im Primärstromkreis unterbrochen. Das in der Wick-
dämpfter Schwingungen ab.
lung gespeicherte Magnetfeld bricht dabei schlag-
artig zusammen. Durch die große Magnetfeldände-
rung in sehr kurzer Zeit wird eine hohe Spannung
induziert. Je schneller dabei der Magnetfeldabbau t-::; V erzeugte Sekundärspannung
durch Einschaltinduktion
(Gegeninduktion)
geschieht, desto höher ist die induzierte Spannung.
.:. rn
Je nach Art und Auslegung der Zündspule kann sie :co c:
"0::>
t: t:
bis zu 400 V betragen . :J t:
""'<Jl "'<n
<ll C.
t schließ . t MA
induzierte Primärspannung Ze1 t t - -
durch Ausschaltinduktion
:5 Bild 2: Spannung im Sekundärkreis beim Schließen des
rn
t:
:J
Stromkreises
t:
fiic. Batteriespannung
~ 12 ~----------~ Magnetfeldabbau (unterbrechen des Primärstrom-
E OL_________L_~~=======------ kreises durch Öffnen des Zündschalters). Durch
3: t öffnen
Zei t t - - das sehr schnell zusammenbrechende Magnetfeld
entsteht eine hohe lnduktionsspann.ung _ .D.i.e.re w.i,rd
Bild 1: Spannung im Primärkreis beim Öffnen des durch die als Transformator wirkende Zündspu le auf
Stromkreises
das dem Übersetzungsverhältnis n entsprechende
erhöht. Dabei können Werte von bis zu 40 000 V er-
Vorgänge im Sekundärkreis (Zündschalter ge- reicht werden.
schlossen) Die erzeugte Hochspannung ionisiert die Gaswolke
Masse- Klemme 31- Zündschalter- Klemme 1- Se- zwischen den Elektroden der Zündkerze. Die bisher
kundärwicklung der Zündspule- Klemme 4- Zünd- als Isolator wirkenden Gasmoleküle werden zumin-
verteiler- Plus-Elektrode- Minus-Elektrode- Klem- dest teilweise elektrisch leitend. Ein Funke springt
me 31 -Masse (Bild 2, Seite 642). über. Dadurch wird der Stromkreis über den Vertei-
Die im Primärkreis beschriebenen Vorgänge werden ler, die Wicklungen der Zündspule und die Batterie
auf den Sekundärkreis transformiert. Die Zündspule geschlossen . Es fließt ein Strom.
ist so ausgelegt, dass sie, abgesehen von inneren Die durch den Funkenüberschlag frei werdende
Verlusten, die Spannung im Sekundärkreis in glei- Energie entzündet das im Luftspalt befindliche Ge-
chem Maße verstärkt, wie sie die Stromstärke ver- misch . Durch die vorherige Ionisierung sinkt die
ringert. Es gilt die Transformatorgleichung : Spannung während des Funkenüberschlags (Brenn-
spannung) gegenüber der Überschlagsspannung
I
n Übersetzungsverhältnis
U, Primärspannung
(Zündspannung) . Nach ca 1 ms ... 2,5 ms ist die in
der Zündspule gespeicherte Energie so weit abge-
baut, dass der Zündfunke zum Zeitpunkt t6 E abreißt.
Die noch in der Zündspule vorhandene Restenergie
baut sich in Form gedämpfter Schwingungen ab
-
....
(Ausschwingvorgang) .
U2 Sekundärspannung
I , Primärstrom --
[2 Sekundärstrom
N, Anzahl der Primärwindungen
t-::;
10
kV
I - - Zünd spannung
BrJ nnspannung
0
t 7
___ ,__
3 2
aus der Brenndauer und dem Ausschwingvor-
gang.
> PRIM
.~
4 Brenndauer (Funkendauer). Sie gibt an, wie lange
::5 ein stehender Zündfunke an den Elektroden der
- 4 5
Cl
c 8 Zündkerze vorhanden ist (ca . 1 ms) .
:l
c
c 5 Ausschwingvorgang. Die in der Anlage verblie-
10
"'c.~ bene Restenergie wird in Form einer gedämpften
'"'E 9
/ J~ Schwingung abgebaut.
d: ~100%"'- / ' f 50 0
6 11 12 13 6 Zündzeitpunkt (ZZP, tÖffnenl·
Bild 1: Normaloszillogramm des Primärkreises
Die Zündung wird durch Unterbrechung des
Primärstromkreises ausgelöst. Der Zündzeit-
punkt wird auf OT bezogen und in °KW ange-
g
t 7
)-- 3 2
geben.
•
ionisierten Gaswolke zwischen den Elektroden
der Zündkerze ist diese Spannung kleiner als die
Zündabstand y. Er ist der Drehwinkel der Kurbel-
Zündspannung .
welle, der zwischen zwei Zündfunken zurückge-
legt wird. Er wird berechnet mithilfe der Formel: 11 Brennende (t8 e). Zu diesem Zeitpunkt ist die im
Magnetfeld der Zündspule gespeicherte Energie
I
so weit abgebaut, dass der Zündfunke abreißt. Es
720°KW
y = -::-,.,-----,-----,--,-- beginnt der Ausschwingvorgang.
Zylin<Erzahl
12 Schließzeitpunkt (fschließl· Der Primärstromkreis
wird geschlossen. Das Magnetfeld wird aufge-
Der Zündabstand setzt sich zusammen aus baut.
Schließwinkel a und Öffnungswinkel ß.
13 Ende des Magnetfeldaufbaus (tMA). Die Sekun-
därspannung wird auf Grund der im Primär-
Hochspannungs-
Zündkerze anschlüsse - - --...........u
Primärwicklung
Nieder-
spannungs- Eisenkern
anschluss
15
--- I,
30
30
-:- I
__.__
-~'
15 1 2
}31:_---i~!___j
Zü ndsteuergerät Zylinder
•
markensignals von Kurbelwelle und Nockenwelle, Umdrehung der Kurbelwelle wird Zylinder 4 gezün-
das eindeutig angibt, w elcher Zylinder bei Zünd-OT det während in Zylinder 1 der Stützfunke verpufft.
steht, den Primärstrom der betreffenden Zündspule. Dies kann im Sekundär-Oszillegram sichtbar ge-
m acht werden (Bild 1, Seite 647).
Auf Grund ihrer elektrischen Auslegung bauen die-
Hierbei ist zu sehen, dass die Zündspannung am
se Zündspulen sehr schnell ein Magnetfeld auf. Dies
Stützfunken deutlich niedriger ausfällt als am Haupt-
kann bereits beim Magnetfeldaufbau zu einem un-
funken. Der Grund dafür ist, dass sich am Ende des
gewollten Funkenüberschlag am Ende des Ansaug-
Verd ichtungstaktes (Hauptfunke) wesentlich mehr
taktes bzw. zu Beginn des Verdichtungstaktes füh-
isolierende Gasmoleküle zwischen den Elektroden
ren. Mithilfe der in den Sekundärkreis geschalteten
der Zündkerze befinden als im Au sstoßtakt (Stütz-
Diodenkaskade, dabei handelt es sich um eine Grup-
funke) . Deshalb ist eine höhere Spannung zur Erzeu-
pe mehrerer Dioden, kann dieser Funkenüberschlag
gung des Zündfunkens nötig.
unterdrückt w erden. Die Dioden sperren, da der
d urch die Einschaltinduktion erzeugte Stromfluss Weiterhin ist sichtbar, dass die Spannungen von Zy-
entgegengesetzt zu dem durch die Ausschaltinduk- linder 1 und Zylinder 4 gegenläufig sind. Durch die
tion erzeugten Stromfluss I 2 verläuft. vorg egebene Stromrichtung in der Sekundärwick-
1 9 Elel<trotechnil< 647
-
Primär-
stromkreis
geber (Bild 4) verwenden einen im Vertei ler unterge-
brachten Induktionsgeber zur Ansteueru ng der Tran-
Rotor
Sekundär-
stromkreis
Rotorzacke
Spulenträger
! VV
s
N
Impuls-
geberrad .iiUUUi]
~ g. 0
c.
CJ) tz tz
Jtl I I r I r I I
:i !VT VT VT Vl
~ t, : Zündzeitpunkt
itvl-
a- tz tz Zeit ~
veränder-
licher Luft-
spalt
Indukt io nssp ule m it Kern
,,
Ze i t ~
,, ,,
\o
}o
15 ---l
15 ' I'
j
' Schalt-
I
. I' 11
I gerät 1
_I Bild 5: Transistorzündanlage mit Hallgeber
' 16
I 7 ot-----_J
Mit fortl aufender Entwicklung erhielten diese Schalt-
F3}~~.::J
11 11 geräte immer mehr zusätzliche Funktionen, sodass
aus den ursprünglich einfachen Schaltgeräten kom-
Bild 2 : Transistorzündanlage mit Induktionsgeber plexe Steuergeräte entstanden .
Transistorzündanlagen (TSZ-h, TZ-h) mit Hallgeber Mit Einf ührung der Motronic wird heute die Ge-
(Bild 3) verwenden einen im Verteiler untergebrach- mischbildung und die Zündung durch ein gemeinsa-
ten Hallgeber zur Ansteuerun g der Transistorschal- mes Motorsteuergerät geregelt. Dieses schaltet den
tung und damit zur Zünda uslösung. Primärstromkreis über Endstufen. Darunter v ersteht
man Transistor-Schaltgeräte, die von einem Steuer-
gerät angesteuert werden. Bei Zündanlagen sind sie
entweder im Steuergerät selbst, meist jedoch wegen
der großen Wärmeentwicklung außerhalb des Steuer-
Blenden rotor
gerätes an den Zündspulen angebracht (Bild 6).
Klemme 15
3 A nschlüsse Z5
Der Geber ist über die Klemmen 0, + und- mit den Motorsteuergerät
Klemmen 7, Sh und 31d des Schaltgerätes verbun-
den (Bild 5). Bild 6: Durch Motronic geschaltete Zündspulen
19 Elel<trotechnik 649
19.2.13.5 Anpassung des Zündzeitpunktes Bei verschiedenen Lastzuständen ändert sich aber
der optimale Zündzeitpunkt Ebenso muss bei zuneh-
mender Drehzahl immer früher gezündet werden, da
Die Zündung des Gemisches muss so erfolgen, der Zündwinkel immer schneller durchlaufen wird ,
dass der Verbrennungshöchstdruck kurz (1 0 oKW die Brenndauer aber nahezu gleich bleibt. Aus diesen
... 20 °KW) nach OT entsteht. Gründen muss der Zündzeitpunkt an Last und Dreh-
zahl angepasst werden.
Zwischen dem Auslösen der Zündung und dem
Durchbrennen eines stöchiometrischen Kraftstoff- Fliehkraft- und Unterdruckversteller. Bei TSZ und
Luft-Gemisches und somit dem Erreichen des Ver- TZ-Anlagen geschieht dies mechanisch durch die
brennungshöchstdruckes liegt eine Zeitspanne von beiden abgebildeten Systeme, die unabhängig
1 ms ... 2 ms. Diese Zeitdauer ist bei konstanter Fül- voneinander wirken . Die Wirkung des Fliehkraftver-
lung immer gleich groß. Da sich der Kolben in die- stellers beruht darauf, dass mit steigender Drehzahl
ser Zeitspanne in Richtung UT bewegt, muss bereits die Fliehgewichte entgegen der Federkraft nach
vor OT gezündet werden , damit der Verbrennungs- außen wandern und dabei den Mitnehmer gegen-
höchstdruck schon kurz nach OT den Kolben erreicht über der Trägerplatte verdrehen (Bild 2).
(Bild 1). Je früher dabei gezündet wird, desto höher
ist die abgegebene Leistung des Motors. Spätzündung Frühzündung
E
:J
["
<n
Ol
c Bild 2: Fliehkraftversteller
:J
c
c
QJ Beim Unterdruckversteller wird über eine Membran
_Ci
und eine Zugstange durch Unterdruck die Unterbre-
j cherplatte verdreht (Bild 3).
E
Unterbrecherhebel
drehbare
Unterbrech erplatte
Zündwinkel az
a ~~---
Kurbelwelle und/oder Nockenwelle, wird mit den
Werten von Drehzahl (vom Motordrehzahlgeber)
b~ Ohne Klopfen
und Last (vom Luftmassenmesser oder Drossel-
klappenpotentiometer) der Wert für den optimalen
Zündzeitpunkt dem Kennfeld entnommen . Beim Er-
c----------..- Grund rauschen
reich en der entsprechenden Kurbelwellenposition
steuert das Steuergerät die Zündungs-Endstufe an.
Diese unterbricht dann den Primärstromkreis, wo-
Mit Klopfen
durch die Zündung ausgelöst wird.
•
ein zweites gespeichertes Kennfeld umgeschaltet.
Dieses wurde für den Bet rieb mit niederoktanigem
Kraftstoff ermittelt. Allerdings t reten durch den dann
spät eren Zündzeitpunkt des zw eiten Kennf eldes
Bild 1: Klopfsensor Leistung sverlu st und hö herer Kraftst offverbrauch
auf. Die Klopfregelung macht es damit möglich, dass
Die Piezokeramik des Sensors wird durch eine seis- Motore, die z.B. für den Betrieb mit Super Plus von
m ische (durch Schwingungen angeregte) M asse 98 ROZ au sgelegt wurden, mit Super Benzin von
mit Druck beaufschlagt . Dadurch erzeugt der Piezo- 95 ROZ betrieben w erden kön nen.
kri stall elektrische Spannungen, die der Auswerte-
schaltung überm ittelt w erden. W erden bestimmte Bei einer erka nnten Stö ru ng des System s, z.B.
W erte überschritten, wird dadurch eine klopfende bei Au sfa ll des Grundrauschens, schaltet das Sys-
Verbrennung sig nalisiert (Bild 2). Tritt eine klopfende tem in d ie Notlauffunktion. Der Zündzeitpunkt wird
Verbrennung mehrfach auf, wird der Zündzeitpunkt auf einen extremen Spätwert gestellt, um eine
gegenüber dem Kennfeldwert um z.B. 3 °KW in Rich- klopfende Verbrennung unter allen Umständen zu
tung spät verstellt. vermeiden.
1 9 Elel<trotechnil< 651
Ursprünglich erfolgte die Verstellung des Zündzeit- Wenn auf Grund des vorgegebenen Schließwinkels
punktes für alle Zylinder, auch wenn nur bei einem der Soli-Primärstrom von 10 A ... 15 A erreicht ist,
Zylinder eine klopfende Verbrennung auftrat. setzt die Regelung des Strombegrenzungssystems
ein (Bild 1). Die Begrenzung kann dadurch erfolgen,
Zylinderselektive Klopfregelung. Bei ihr wird der dass die Endstufe (Leistungstransistor) im Steuer-
Zündzeitpunkt nur des Zylinders verstellt, bei dem gerät ...
tatsächlich eine klopfende Verbrennung registriert • .. . ihren W iderstand erhöht.
wird. Dazu ist es notwendig, dass das Steuergerät
• ... den Primärstrom taktet.
das Auftreten der klopfenden Verbrennung ein-
deutig einem bestimmten Zylinder zuordnen kann. Eine getaktete Primärstrombegrenzung ist im Se-
Diese Zuordnung erfolgt durch zeitlichen Vergleich kundärschaubild bei sehr niederen Drehzahlen sicht-
der Zündzeitpunkte der einzelnen Zylinder über das bar (Bild 2). Durch die Antaktung der Primärspu le
Bezugsmarkensignal mit dem Auftreten der Klopf- entsteht in der Primärwicklung eine kleine Magnet-
signale. feldänderung, die auf die Sekundärseite transfor-
miert wird.
t-Soll .!.t. . r r
c.t-tz=E
•ro E
/-Soll
Eo '"'
EE o
·~ ~ "i:: .;:.
"- "' "- "' t--
Widerstandsänderung Endstufe taktet
Schließwinkelregelung. Sie arbeitet wie die Sch ließ- brennungsdruck beschleunigt. Die dadurch momen-
winkelsteuerung durch Bestimmung des Einschalt- tan höhere Drehzahl erzeugt eine höhere Spannung
zeitpunktes des Primärstromes. Dieser muss so mit höherer Frequenz im Drehzahlsignal des Motor-
gelegt werden , dass die Schließzeit (Zeit vom Schlie- drehzahlfühlers. Wird ein Zylinder nicht gezündet
ßen bis zur Unterbrechung des Primärstromkreises) verringert sich die Momentangeschwindigkeit der
ausreicht, die geforderte Primärstromstärke zu errei- Kurbelwelle, wodurch Amplitude und Frequenz des
chen (Bild 1a). Drehzahlsignals momentan kleiner werden (Bild 2).
Diese Spannungsunterschiede werden vom Steuer-
Wird die geforderte Primärstromstärke nicht er-
gerät ausgewertet. Der Zylinder, der die Kurbelwel-
reicht, muss der Schließwinkel vergrößert werden,
le auf Grund der aussetzenden Zündung nicht be-
was durch eine Vorverlegung des Schließzeitpunk-
schleunigte, wird abgeschaltet.
tes geschieht (Bild 1b). Muss der Primärstrom zu
lange in seiner Höhe begrenzt werden, wird der
Schließwinkel verkleinert. Der Sch ließzeitpunkt wird
später gelegt (Bild 1c).
t
- 0.
~
:~
"'
E
g
~ tz
'"'E
d:
t1 : Schließzeit bzw. Schließwinkel in Ordnung
t2 : Schließzeit bzw. Schließwinkel zu klein Bild 2: Drehzahlsignal bei Zündaussetzern
t3 : Schließzeit bzw. Sch ließwinkel zu groß
t4 : Strombegrenzungszeit in Ordnung
t5 : Strombegrenzungszeit zu groß
tz: Zündzeitpunkt
19.2.13.8 Mehrfachzündung
Bild 1: Primärstromverlauf in Abhängigkeit vom
Unter Mehrfachzündung versteht man, dass an einer
Schließwinkel
Zündkerze am Ende des Verdichtungstaktes mehr-
mals hintereinander ein Funke erzeugt wird. Diese
Zündvariante wird speziell beim Start und bei sehr
19.2.13.7 Erkennung von Zündaussetzern niederen Drehzahlen angewandt. Dadu rch sollen
auch schwer entflammbare Kraftstoff-Luft-Gemische,
Die Erkennung von Zündaussetzern ist im Rah-
wie sie z.B. bei Kaltstart auftreten, zuverlässig gezün-
men der On-Board-Diagnose (OBD) vorgeschrie-
det und möglichst rückstandsfrei verbrannt werden.
ben, weil durch Zündaussetzer der Katalysator
zerstört werden kann. Eine Mehrfachzündung mit bis zu sieben aufeinan-
der folgenden Zündfunken ist möglich, weil 00 0
Erkennt das System eine bestimmte Anzahl von • 000 durch die niederen Drehzahlen, z.B. bis
Zündaussetzern, wird das Einspritzventil des ent- 1300 1/min ., genügend Zeit für den mehrfachen
sprechenden Zylinders abgeschaltet, damit nicht Aufbau des Magnetfeldes zur Verfügung steht.
unverbrannter Kraftstoff in den Katalysator gelangt • oo• die verwendeten Zündspu len eine geringe
und ihn zerstört. Gegeninduktion aufweisen und damit einen
Zündaussetzererkennung durch Messung der Se- schnellen Magnetfeldaufbau zulassen.
kundärstromstärke. Bei diesem System wird in • 00 0 die Primärwicklungen einen sehr hohen Primär-
den Sekundärstromkreis ein Messwiderstand von strom zulassen .
ca. 240 Q geschaltet. Das Steuergerät bestimmt die • 00 0 die Brenndauer pro Zündfunke im Bereich von
am Widerstand abfallende Spannung . Wird ein be- 0,1 ms ... 0,2 ms liegt.
stimmter Spannungsgrenzwert nicht erreicht, war • 00 0 die Zündfunken bis zu 20 °KW nach OT erzeugt
der fließende Primärstrom zu klein. Das zugehörige
werden.
Einspritzventil wird abgeschaltet, um den Katalysa-
Wie viele Funken tatsächlich erzeugt werden, hängt
tor nicht zu schädigen.
wesentlich von der Batteriespannung ab. Je höher
Zündaussetzererkennung durch Messung der Dreh- die Spannung, desto schneller erfolgt der Aufbau
zahlschwankungen. Die Kurbelwelle wird zu Beginn des Magnetfeldes und desto mehr Fu nken können
jedes Arbeitstaktes durch den einsetzenden Ver- erzeugt werden .
1 9 Elel<trotechnil< 653
Die Zündverteilung soll die erzeugte Hochspan- Zündkerzen haben die Aufgabe, das Kraftstoff-
nung von der Zündspule zur Zündkerze des zu Luft-Gemisch durch einen Hochspannungsim-
zündenden Zylinders übertragen . puls zu entzünden . Dazu findet nach Erreichen
der Zündspannung zwischen den Elektroden der
Bauteile der Zündverteilung sind (Bild 1):
Zündkerze ein Funkenüberschlag statt.
• Zündkerzenstecker
• Hochspannungsleitungen Dabei ist eine Zündkerze vielfältigen Beanspruchun-
• Verteiler mit Verteilerläufer und Kontakten gen ausgesetzt:
• Schutzkappen, die das Eindringen von W asser • Druckschwankungen zwischen Ansaug- und A r-
und Schmutz verhindern sollen beitstakt von etwa 0,9 bar und 60 bar.
• Temperaturschwankungen zwischen Ansaug- und
Arbeitstakt von etwa 100 oc auf 2500 ° ( .
• Bis zu 4000 Funkenüberschläge/Minute bzw. bis zu
66 Funkenüberschläge/Sekunde bei einer Motor-
drehzahl von 8000 1/min.
• Zündspannungen bis zu 40 kV mit kurzzeitigen
Stromspitzen im Funkenkopf, die zur Erosion der
Elektroden führen .
• Chemischen Prozessen, die die Eigenschaften der
Zündkerzenwerkstoffe verändern und eine Korro-
sion begünstigen .
a) Flachdichtsitz b) Kegeldichtsitz
Bild 4: Funkenstrecke
Hat sich jedoch auf dem Isolatorfuß durch Verbren-
nungsrückstände ein leitfähiger Rußbelag gebildet,
Bild 1: Dichtsitz so ist der Widerstand über den engen Luftspalt und
Elektroden (Bild 2). Zündkerzen haben eine Mittel- den Isolatorfuß kleiner als der der Luftstrecke. Der
elektrode (Plus) und eine oder mehrere Masse- Funke gleitet über die Isolatorfußspitze (Gieitfunke,
elektroden . Bild 4b). Dabei brennt er sie von Ablagerungen frei.
Die gereinigte Zündkerze arbeitet wieder als Luftfun-
kenkerze.
•
Bei einem zu kleinen Wärmewert bleibt die Zündker-
• normaler Funkenlage (Bild 3a),
ze zu kalt, um sich selbst zu reinigen . Der Isolatorfuß
• vorg ezogener Funkenlage (Bild 3b) und verschmutzt und es entsteht kein oder ein nur sehr
• zurückgezogener Funkenlage (Bild 3c). schwacher Zündfunke.
- - wär me-
aufne h me nde
Oberfläche
- - - Wä rmeleitweg
Bild 3: Funkenlagen
Funkenstrecke (Bild 4) . Der Funke springt normaler-
weise direkt von Elektrode zu Elektrode (Luftfunke,
Bild 4a). Bild 5: Wärmeleitung am Isolatorfuß
19 Elektrotechnil< 655
~
Transistor-ZA Elektro nische ZA Vollelektronische ZA
(Kennfeldzündung)
e TZ EZ vz
Einführung der 1976 1987 1988
Anlage ab ca.
Sichtbares Merk- Verteiler mit Unt er- Verteiler ohne Unter- • Einzelfunken-Zündsp.
mal zur Erken- druckdose, druckdose, • Doppelfunken-Zünsp.
nung der Anlage Zü ndgeber im Verteiler re ine Verteilerfun ktio n
Sekundär-
Spannungs- SEK SEK SEK
schau bild
100%
..
ln.
50 ".... 0 100%
ln.
V
50 ".... 0 100%
'L
50 0
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Welche Aufgabe hat die Zündanlage? 7 Skizzieren Sie Primär- und Sekundärkreis einer
VZ-Anlage bei Verwendung von Einzelfunken- und
2 Aus welchen prinzipiellen Bauteilen besteht jede
Doppelfunkenzündspulen.
Spulenzündanlage?
3 Was geschieht im Primärkreis einer Spulenzündan- 8 Durch welche Bauteile wird der Primärstrom bei
lage beim Öffnen und Schließen des Stromkreises? den heute üblichen Zündanlagen jeweils geschal-
4 Was versteht man unter dem Schließwinkel? Wie tet?
groß ist er bei einem Sechszylindermotor in %, 9 Welche Größen bestimmen den Zündzeitpunkt?
wenn er in Grad 60 •Kw beträgt?
5 Welche Aufgabe hat die Zündspule? 10 Beschreiben Sie die Wirkungsweise einer Zylinder-
selektiven Klopfregelung .
6 Welche Bauarten von Zündspulen werden verwen-
det und welche Besonderheiten besitzen sie jeweils? 11 Welche Merkmale besitzt eine VZ Anlage?
WERKSTATIHINWEISE
• Bei Zündanlagen mit Verteilern sind Verteiler-
Unfallverhütung
kappen innen und außen zu reinigen. Sie sind
Elektronische Zündanlagen arbeiten in
auf Risse und Beschädigungen zu prüfen.
einem Leistungsbereich, der für den
Menschen bei Kontakt mit spannungs-
führenden Teilen lebensgefährlich ist. Zündkerzen
Dies gilt sowohl für den Primär- als • Zündkerzen sind in regelmäßigen Abständen
auch für den Sekundärkreis. Gefähr- nach Herstellervorschrift zu wechseln (meist
liche Spannungen können dabei nicht nach 60 000 km ... 100 000 km ).
nur an Bauteilen der Zündanlage, son- Dabei sind die vom Fahrzeughersteller vorge-
dern auch an z.B. Kabelbäumen und schriebenen Zündkerzen einzusetzen.
Steckverbindungen entstehen. Ein Vergleich verschiedener Zündkerzenfabri-
kate ist mittels Vergleichstabelle möglich .
Sicherheitsmaßnahmen
• Zünd leitungen bei laufendem Motor bzw. bei • Ein W echsel der Zündkerzen darf nur bei kaltem
Anlassdrehzahl nicht berühren bzw. abziehen. Motor vorgenomm en w erden. Bei heißem Mo-
tor besteht die Gefahr, dass die Zündkerzen ein-
• Leitungen der Zündanlage nur bei ausgeschalte- schrumpfen.
ter Zündung an- und abklemmen.
• Nach dem Lösen der Zündkerze ist vor dem
• Wenn der Motor mit Anlasserdrehzahl betrieben Ausbau eventuell vorhandener Schmutz auszu-
werden soll, ohne dass der Motor anspringt, z.B. blasen, um Verunreinigungen im Brennraum zu
bei der Kompressionsdru ckmessung, Stecker vermeiden.
von den Zündspulen und Einspritzventilen abzie-
hen. Nach Durchführung der Arbeit Fehlerspei- • Zündkerzenbilder (Tabelle 2, Seite 657) sind
cher abfragen und löschen. zylinderzugeordnet zu prüfen, um Rückschlüsse
auf vorhandene Fehler treffen zu können.
• Motorwäsche nur bei ausgeschalteter Zündung
durchführen. • Bei W iederverwendung der Zündkerzen ist der
• Das An- und Abklemmen der Batterie darf nur Elektrodenabstand zu prüfen und eventuell mit
bei ausgeschalteter Zündung erfo lgen, da sonst einer Zündkerzenlehre einzustellen.
das M otorst euergerät beschädigt w erden kann .
• Beim Einbau der Zündkerzen darf kein Fett oder
Öl verwendet werden, da die Gefahr des Fest-
Sichtprüfung der Zündanlage brennens im Zylinderkopf besteht.
• Alle Bauteile der Zündanlage sind auf Sauber-
keit zu überprüfen. Verschmutzung en und Nässe • Die Kerze muss sich leicht einschrauben lassen.
können Kriechströ m e v erursachen, w as zu Zünd- Bei Schwergängigkeit besteht die Gefahr, dass
aussetzernführen kann. die Kerze v erkantet eingesetzt wurde und das
Gewinde beschädigt wird.
• Anschlüsse, Stecker und Leitungen sind auf ein-
w andtreien Zust and zu überprüfen. Beschädi- • Der Einbau darf nur m it vo rgeschriebenem
gungen können zu Funkenüberschlägen führen Anzugsdrehmoment bzw. mit vorgeschriebenem
oder erhöhte Widerstände bewirken. Anzugswinkel erfolgen (Tabelle 1, Seite 657).
19 Elel(trotechniJ( 657
II
Tabelle 1: Fehlersuche
Q; Q;
Prüfschritte Qi ::c: Q;
..0 -"'
(.) Q;
..0 '::l
::c:
"'
Q)
-"' Q) 't
(i) .3 '::l
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Störung
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KV KV Einzeldarstel lung KV Einzeldarstellung
10
10 ~-- 4/
5 5 r--
2f\
01-
~ or--v 0 ,.. y
Anlage: Transistorzündung TZ Anlage: Transistorzündung TZ Anlage: Transistorzü ndung TZ
Fehler: Sta rke Verformung der Fehler: Verform ung der Brenn- Fehler: Bren nspannu ngslinie
Brennspann u ngsl in ie, spannungslinie, Feh ler springt durch z.B. ver-
z.B. gebrochener A nschluss im Sekundärkreis, schmutzte Zündkerze
an der Verteilerkappe z.B. Korrosion
","
15 2x Sekundärraster 15
KV 60' 48' 36' 24' 12' 0' KV
1r~~=,
I I
10 10
5 5
19.2.14 Sensoren
• Das Signal ist durch die Digitalisierung relativ stör-
sicher.
Sensoren haben die Aufgabe, in elektronisch
• Steuergeräte können an verschiedene Sensoren
geregelten Systemen die Betriebszustände zu
leichter angepasst werden, da die Aufbereitung
erfassen und sie in elektrische Signalgrößen um-
des Signals bereits im Sensor geschieht.
zuwandeln.
• Die Information des Sensorsignals kann bei Be-
darf durch das Steuergerät abgerufen werden.
19.2.14.1 Einteilung von Sensoren
Nachteil: Sensoren der 2. und 3. Integrationsstu-
Sensoren werden unterschieden nach:
fe können mit herkömmlichen Werkstattmitteln
• Aufgabe (z.B. Ermittlung von Drehzahlen, Tempe- wie Multimeter oder Oszilloskop nicht mehr über-
raturen, Drücken), prüft werden . Die Prüfung kann nur m ittels eines
• Art des Ausgangssignals (z.B. analog, binär, digi- Motortesters erfolgen.
tal).
Aktive Sensoren. Darunter versteht man Sensoren,
• Kennlinienart (z.B. stetig linear, stetig nicht linear,
die zur Erfassung der physikal ischen Größen eine
nicht stetig),
eigene Spannungsversorgung benötigen. Beispiele
• physikalischer Wirkungsweise (z.B. induktiv, kapa- für aktive Sensoren: Heißfilm-Luftmassenmesser,
zitiv, optisch, thermisch). Saugrohrdruckfühler, Hallgeber.
• Anzahl der Integrationsstufen (Bild 1),
Passive Sensoren. Sie benötigen im Gegensatz zu
• aktiv oder passiv. Aktiven Sensoren keine eigene Spannungsversor-
lntegrationsstufen. Darunter versteht man, dass gung. Beispiele für passive Sensoren: NTCs, Poten-
mehrere Schritte, die bis zur Verwertung des Signals tiometer, Klopfsensoren.
im Steuergerät notwendig sind, bereits innerhalb
des Sensorgehäuses durchgeführt werden. Bei Sen-
soren der 3. Integrationsstufe wird beispielsweise 19.2.14.2 Beispiele für konventionelle
die Information vom Sensor erfasst und in eine elek- Sensoren
trische Spannung umgewandelt. Diese wird aufbe-
Schalter
reitet, z.B. verstärkt und anschließend digitalisiert.
Die einfachste Form von Sensoren sind Schalter. Sie
Dann wird das Signal in einer Auswerteelektronik
können mechanisch, z. B. Drosselklappenschalter,
so weit bearbeitet, dass es im Steuergerät direkt
(Bild 1, Seite 660), pneumatisch, z.B. Warndruc,k-
verwendet werden kann. Ein hoher Integrationsgrad
schalter bei Druckluftbremsen, hydraulisch, z.B. GI-
ergibt folgende Vorteile:
druckschalter, thermisch, z.B. Thermoschalter oder
• Der Sensor kann durch Übertragung des Signals elektrisch, z.B. Relais, betätigt werden. Schalter kön-
über ein Bussystem mehrere Steuergeräte bedie-
nen dem Steuergerät zwei Zustände mitteilen, näm-
nen. lich Schalter geschlossen oder Schalter geöffnet. Die
• Das Signal muss zur Verwendung in mehreren Information erfolgt durch den Spannungsabfall am
Steuergeräten nur einmal aufbereitet werden. Schalter (Bild 2, Seite 660).
störsicher
2. Integrationsstufe
(digital)
störsicher
3. Integ ration sstufe
(d igital)
L~l
meter oder Oszilloskop) eine Spannung von z.B. 5 V
an, wenn es an PIN 4 (Masse) und PIN 5 (Plus) ange- -
schlossen ist. Wird der Schalter geschlossen, sinkt I 2
+ r---:- -
V
ov
"" ~
die Spannung auf 0 V ab. Die Logikeinheit LE im I
Steuergerät erhält die gleichen Werte und "erkennt"
z.B. dadurch ob der Motor im Leerlauf bet rieben I
wird oder nicht.
Bild 4: Signaldarstellung am Potentiometer
KL. 15 I
~6 ~
~ U = 2V/ DIV Temperaturfühler
I I Sie werden eingesetzt, um Temperaturen elektro-
2 3 -c::::J-,4 5 nisch zu erfassen. Im Fahrzeug findet man sie z.B.
i-ft i-auf
~s
I I I zu als Motor- (Bild 5), Luft- oder Kraftstofftemperatur-
+ I I I fühler. Im Sensorgehäuse ist ein Messwiderstand
KL. 31 aus Halbleitermaterial untergebracht. Dabei handelt
es sich um einen NTC (Negative-Temperature-Coef-
Bild 2: Signaldarstellung am Schalter ficient). D.h., dass sich mit zunehmender Tempera-
tur der W iderstand verringert.
Potentiometer
Sie werden dazu verwendet, dem Steuergerät die
Winkelstellung bzw. die Position von Wellen oder
Klappen zu signalisieren. Im Fahrzeug werden sie
z.B. als Drosselklappenpotentiometer (Bild 3), Po-
tentiometer an Fahrpedal- oder an Tankfüllstands-
gebern eingesetzt. Potentiometer funktionieren als
Spannungsteiler. Dazu tastet ein von einer Welle
betätigter Schleifer Widerstandsbahnen ab. Durch
die sich verändernde Länge der Widerstandsbahn Bild 5: Motortemperaturfühler
verändert sich der Widerstand und damit der Span-
nungsabfall am Widerstand. Analog zum Widerstand wird der Spannungsab-
fall am NTC mit zunehmender Temperatur kleiner.
Er kann mit einem Multimeter überprüft werden
(Bild 6). Legt das Steuergerät auf PIN 5 z.B. eine
Versorgungsspannung von 5 Volt, so muss das
Messgerät mit steigender Temperatur eine sinken-
KL. 30
~64:::::J
E
2 3 re:J-l-4 5
-
Bild 3: Drosselklappenpotentiometer V u
+
Das Potentiometer (Bild 4) erhält über PIN 4 des KL. 31
/I~H/
Steuergerätes eine Versorgungsspannung von z.B.
5 V. Befindet sich die Welle bzw. der Schleifkontakt Bild 6: Spannungsabfall beim Widerstand
1 9 Elel<trotechnil< 661
Schwingungs- Trans-
t
-a
c
10000 erzeuger formator
:g
~
Q)
-a 1000
l)))
~
=
Sende-/ __L
Em pfangs-
Iogik
Ultraschall-
wandler =
-r ((((
100L-----~----~------~----~---
-40 0 40 80 oc 120
Temperatur - - -
Au sw erte-
Bild 1: Kennlinie eines NTCs Filter Verstärker
schaltung
Bild 4: Drehratensensor
Beschleunigungssensoren
Sie sollen die Beschleunigungen beim Aufprall eines
Pendelachse
mit Magnet Fahrzeugs erfassen und über das Steuergerät die ln-
sassenrückhaltesysteme auslösen . Dazu wird eine
Bild 2: Pedalwertgeber seismische (frei schwingende) Masse beim Aufprall
662 1 9 Elel<trotechnik
Bild 3: Regensensor
Kraftsensoren
Druckabhängige Widerstandselemente werden zu
einer Sensormatte (Bild 4) verbunden . Aus der
Druckverteilung auf die Matte kann das Steuergerät
z.B. Gewicht, Position und Bewegung des Insassen
feste El ektrod en
berechnen und die Rückhaltesysteme im Fahrzeug
Bild 1: Beschleunigungssensor im Crash-Fall gezielt auslösen. Damit bilden diese
Sensoren die Grundlage für eine intelligente Airbag-
Gassensoren auslösung . Eine Kindersitzerkennung ist in das Sys-
Mit ihrer Hilfe sollen NOx-, CO-Konzentrationen und tem integriert.
die Luftfeuchte überwacht werden. Sie bestehen aus
Dickschichtwiderständen, die Zinnoxid enthalten.
Lagern sich die zu messenden Stoffe reversibel an,
ändern sich die Widerstände. Diese Sensoren wer-
den zur Überwachung der Feuchtigkeit und der Luft-
güte in Klimaanlagen eingesetzt. Außerdem werden
sie als NOx-Sensoren bei Fahrzeugen mit Benzin-
Direkteinspritzung verwendet.
Ölsensor (Bild 5)
Der Sensor ist in der Lage sowohl Qualität (Alterung)
und Temperatur als auch die Menge des vorhan-
denen Motoröles zu erfassen. Neben der üblichen
Temperaturmessung durch NTC's wird dazu die
Leitfähigkeit des Motoröles ausgewertet. Dadurch
kann der technische Zustand des Fahrzeugs genau
• Bild 2: Luftgütesensor
überwacht werden, was die Einführung flexibler
Inspektionsintervalle ermöglicht.
Optische Sensoren
Sie bestehen aus Leuchtdioden, die Licht aussenden
und Fotodioden, die Licht empfangen . Aufgrund
veränderter Reflexion erkennt das Steuergerät durch
verringerten Lichtempfang der Fotodioden eine
Versehrnutzung der Scheinwerfer, Glasbruch oder
Regentropfen auf der Windschutzscheibe. Anwen-
dung finden diese Sensoren z.B. als Regensensor
(Bild 3) zur automatischen Betätigung der Scheiben-
wischer oder als Schmutzsensor zur automatischen
Reinigung der Abdeckscheiben bei Xenon-Schein-
werfern. Bild 5: Ölsensor
1 9 Elel<trotechnil< 663
19.2.15 Hochfrequenztechnik
Aufgaben
1010
Die Hochfrequenztechnik ermöglicht den Aus- Hz Radar
* ACC
tausch von Informationen in Form von Tönen, 109 Telefon I--
Bildern und Daten ohne eine Leitungsverbindung '-----
(drahtlos). 108 IUKWL
TV
j FFB/RDK* l u::
~
"""<::
Anwendungen (Bild 1) ~
'"0 IKWl
L--
.,<::
N
101 z
Senden + Empfangen: Empfangen: L__
Telefon Radio / Fernsehen
Dateniern- GPS
übertragung Anwendung---
• FFB - Funkfernbedienung, RDK - R~ifendruckkontrolle
Keyless Entry/Go - schlüsselloses Offnen/Starten
ACC - Adaptive Cruise Control (Distanzregelung)
Scheibenantenne
D D
FM4fTV4
Zeit t Antennen-
modul
•
liegenden Platten. Liegt eine elektrische Spannung
elektromagnetische Wellen an die Umwelt abzu- zwischen der Antennenspitze und dem Antennenfuß
strahlen. Beim Empfangen wandelt die Antenne an, entsteht ein elektrisches Feld. Die elektrischen
die elektromag netisch en Wellen in eine W echsel- Feldlinien w erden parallel zum Antennenstab abge-
spannung um, die vom Empfänger ausgew ertet strahlt.
wird.
Steigt oder sinkt die Spannung während der Wech-
Aufbau (Bild 2). Im Kraftfahrzeug werden vorwie- selspannungsperiode, fließt durch den Antennen-
gend Stabantennen eingebaut. Sie bestehen aus stab ein Strom. Der Antennenstab wirkt wie eine
dem Antennenfuß und dem Antennenstab mit der Spule und erzeugt ein magnetisches Feld. Die mag-
Antennenspitze. netischen Feldlinien sind ringförmig um den Anten-
nenstab angeordnet.
ln heutigen Fahrzeugen komm en zunehmend Schei-
benantennen zum Einsatz. Sie nutzen die Heizleiter Die elektrischen und m agnetischen Felder w echseln
der Heckscheibenheizung oder zusätzlich aufge- einander ab und werden senkrecht zueinander von
brachte Antennenleiter in Heck-, Seiten- oder Front- der Sendeantenne abgestrahlt. Zusammen bezeich-
scheibe. Hauptbestandteil ist das Antennenmodul net man sie als elektromagnetische Wellen.
I 9 Elektrotechnil( 665
Koodeo•~
quente Wechselspannung. Da sie eine Richtwirkung
hat, ist sie für den Einsatz als Empfangsantenne im
Sp"''
Kraftfahrzeug nicht geeignet. Sie wird in Sonderfäl-
len als Sendeantenne (z.B. schlüssellose Zentralver-
riegelung) eingesetzt.
Elektrisches Feld
Abgestimmte Antenne (Bild 3)
ill
Hohe positive
Spannung
Die Länge der Antenne muss auf die Wellenlän-
u Strom=O ge der Trägerwelle abgestimmt sein. Beträgt die
Länge der Antenne ein Viertel der Wellenlänge (A.)
spricht man von einer abgestimmten Antenne.
Hohe Magnet- ~ Optimale Antenne (Bild 3a). Bei ihr entsteht an der
Stromstärke feld ~ Antennenspitze die höchste Spannung. Am An-
u tennenfußpunkt fließt der größte Strom. Sie befin-
Spannung =0
det sich mit der Empfangsfrequenz in Resonanz. So-
mit hat sie die größte Empfangsleistung .
Elektrisches Feld Antenne zu kurz (Bild 3b). ln der Antennenspitze
entsteht eine niedrigere Spannung. Daraus folgt ein
ffi
niedrigerer Strom im Antennenfuß. Die Empfangs-
u Strom=O leistung ist reduziert. ln heutigen Fahrzeugen sind
Hohe negative
aus Gründen des Designs verkürzte Antennen einge-
Spannung baut. Dies macht Antennenverstärker im Antennen-
fuß oder Antennenmodul notwendig .
Empfangsantenne
I A=f
c
Einheit: m
~----~
0 I I I----~
I SWR
Störquellen im Kraftfahrzeug
•
punkt, also mit einer Phasenverschiebung auf die
Antenne. Die Signale heben sich gegenseitig teilwei-
se auf und reduzieren die Empfangsleistung. Gew ährleistung Beei nf lussu ng von
der Fu nktion Syst em en außer-
der elektronischen halb und innerha lb
Systeme im Kraftfahrzeug des Kraftfahrzeugs
Antennenleitung
Messwerteblock 6
46 25
Empfangspegel des eingestellten Senders in Empfangspegel des eingestellten Senders in
dB~V dB~V
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
Bis zu 90 vernetzte
Komponenten
(Steuergeräte, Aktoren,
Sensoren),
Bis zu 40 Steuergeräte 20 Datenbusnetzwerke
5 Datenbusnetzwerke
•
Die Übertragungsart ist vom Datenbussystem ab-
hängig. Man unterscheidet:
• Elektrische Einleiter - Datenbussysteme
• Elektrische Zweileiter - Datenbussysteme
• Optische Datenbussysteme
f - - - - - =::=----4 Steuer- f---___, • Drahtlose Datenbussysteme
gerät
Die Anwendung der unterschiedlichen Datenbussys-
teme richtet sich nach Eigenschaften und Anford e-
rungen wie
• Datenübertragungsgeschwindigkeit, die mit der
Einheit Baud (bd)*, Bits pro Sekunde, ang egeben
Hallgeber Zündspule wird
* Baud (bd): Benannt nach Jean Baudot (Fernmeldeingenieur, Frank-
Bild 2: Herkömmliche Datenübertragung reich 1845-1903
1 9 Elel<trotechnil< 671
art
Elektrisch Einfachste
Einleiter Local lnterconnect 19,2 kbd Steuerung Asynchron Busstruktur
Network (LIN)
Elektrisch Controller Area 1 Mbd Antrieb und Asynchron Busstruktur
Zweileiter Network (CAN) Komfort oder passive
Sternstruktur
FlexRay 10 Mbd Fahrdynamik- Synchron Aktive Stern-
systeme, Drive- struktur, Daisy-
by-Wire-Systeme Cha in-Struktur
Domestic Digital 5,6 Mbd Information, Synchron Ringstruktur
Bus (D2 B) Kommunikation,
Unterhaltung
Lichtimpulse
Media Oriented 150 Mbd Information, Synchron Ring- oder aktive
System Transport Kommunikation, Sternstruktur
(MOST) Unterhaltung
Lichtimpulse Byteflight 100 Mbd Sicherheit, Synchron Ring-, Baum-,
oder Funk- Information, Sternstruktur
wellen Unterhaltung
Die Informationsübertragung kann folgendermaßen • dem Transceiver zur Übertragung der Daten auf
erfolgen: die Busleitung.
• ln elektrischen Datenbussystemen durch Span-
nungsänderung auf der Übertragungsleitung. Transceiver. Er ist ein elektronisches Bauteil im
• ln optischen Datenbussystemen durch Verände- Knoten und führt zwei Funktionen aus. Er sendet
rung der Lichtwellen, Lichtwellenmodulation. (engl. to transmit) und empfängt (engl. to receive)
die Daten auf der Busleitung. Er erhält die zu senden-
• ln drahtlosen Datenbussystemen durch Verände-
den Daten vom Controller. Die empfangenen Daten
rung der Funkwellen, Puls-, Frequenzmodulation.
leitet er an den Controller weiter.
Damit die Steuergeräte miteinander kommunizieren
können, ist jedem Bit ein fester Zeitwert zugeordnet Controller. Er bereitet die vom Microprozessor er-
(Taktung). Diese Zeit ist d ie Bitzeit tbit· rechneten Daten so auf, dass sie der Transceiver auf
die Datenleitung senden kann. Sendet ein anderer
Betriebszustände: Sleep- und Wake-up-Modus Knoten Daten auf die Datenbusleitung, übermittelt
der Transceiver alle Daten an den Controller. Er fil-
Sleep-Modus. Er verringert den Stromverbrauch
tert die für das Steuergerät notwendigen Daten aus
durch Abschaltung der Kommunikation, wenn kein
und übermittelt sie an den Mikroprozessor.
Datenaustausch notwendig ist.
Ist die Kommunikation auf einem Datenbussys- Es werden immer alle auf der Busleitung über-
tem nicht notwendig, wechselt es in den .,Schlaf" m ittelten Daten von jedem Knoten empfangen.
(eng I. to sleep)-Modus. Jeder Knoten entscheidet im Controller über die
Verwendung der einzelnen Daten.
Wake-up-Modus. Er w ird benötigt, um die Kommu-
nikation auf dem Datenbussystem nach dem Wech-
sel in den Sleep-Modus wieder zu aktivieren. 15
Werkstatthinweis
Sind Datenbussysteme aktiv, so erhöhen sie den
Ruhestrom! Bei einer erhöhten Entladung der
Starterbatterie ist zuerst die Funktion des Sleep-
und Wake-up-Modus zu überprüfen.
Knoten, Busteilnehmer
Multiplexverfahren (Bild 1, Seite 673)
Aufbau (Bild 2)
Lenkwinkel-
sensor
t
Magnet-
ventil 1
Master-Steuergerät. Es sendet den Botschaftskopf
(Header) auf die Datenbusleitung und ist die Schnitt-
stelle zu anderen Datenbussystemen. Es synchro-
nisiert über die Bitzeit die restlichen Busteilnehmer
(Siaves) und ist die Diagnoseschnittstelle zwischen
dem Diagnosetester und den Slave-Steuergeräten.
LIN-Master LIN-Siave 1
z. B. Steuergerät z.B. Frant-
für Klimaanlage scheibenheizung
sensor Magnet-
ventil2
Aktive Sensoren, Aktoren. Sie sind Bauteile mit Bild 2: Aufbau eines LIN-Datenbussystems
eigener Spannungsversorgung und Auswerte- oder
Steuerelektronik.
Aktive Sensoren erzeugen erst nach dem Anlegen LIN-Datenbussysteme verbinden ein Master-
ei ner Versorgungsspannung ein Signal. Die Auswer- Steuergerät mit bis zu 16 Slave-Steuergeräten
teelektronik v erstärkt das gemessene Signal oder (M ast er-Slave Prinzip).
wand elt es in ein Datensignal um. Dadurch erhöht
sich die Störsicherheit. Der Aufbau des Steuergeräts
wird vereinfacht. Header (Bild 1, Seite 674). Er enthält Daten wie
Aktive Aktoren benötigen zur Ausführung von Funk- • Startbits. Sie signalisieren allen Slave-Steuergerä-
tionen zusätzlich zum Ausgangssignal des Steuer- ten den Beginn einerneuen Botschaft.
gerätes eine Versorgungsspannung. Hohe Betriebs- • Synchronisation. Sie ist eine Bitfolge zur Einstel-
ströme des Aktors w erden nicht vom Steuergerät lung der Bitzeit damit die Botschaft gelesen w er-
geschaltet. Dadurch kann im Steuergerät zum Bei- den kann.
spiel auf Leistung stransistoren v erzichtet w erden. • Botschaftskennzeichnung (ldentifier). Sie enthält
die Empfängeradresse und eine erste Anweisung
Merkmale des LIN-Bussystems: des Masters an den Slave, z.B. " sende Ist-Dreh-
• Max. Datenübertragungsgeschwindigkeit 19,2 kbd zahl" oder " stelle Soll-Drehzahl ein".
674 19 Elel<trotechnil<
Slave-Steuergeräte
I Header I Response
I I 1\
Sta~bits Syn~hroni- ldentifier
Beispiel die Sollwerte (Drehzahl, Winkel usw.}. Die
Slaves senden in diesen Botschaften keine Daten.
sation
Beispiel für eine LIN-Kommunikation
Bild 1: Oszillogramm der Spannungspegel auf der Das Klimasteuergerät ist der LIN-Master. Das Frisch-
LIN-Busleitung luftgebläse der LIN-Siave. Das Klimasteuergerät
sendet einen Header mit dem ldentifier des Frisch-
Spannungspegel im LIN-Bus (Bild 1, Bild 2) luftgebläses und der Anfrage "sende Ist-Drehzahl".
Das Frischluftgebläse sendet sofort nach Ende des
Zur Übertragung der Daten schalten die Steuer- Headers die Antwort (Response} mit der Information
geräte den rezessiven, logischer Bitwert = 1, oder "Ist-Drehzahl= 200/min " .
den dominanten Pegel, logischer Bitwert = 0, auf Soll die Frischluftgebläsedrehzahl verändert wer-
die LIN-Busleitung . den, sendet das Klimasteuergerät einen Header mit
dem ldentifier des Frisch luftgebläses und der Anwei-
Rezessiver Pegel, u,.,
(Bild 2a). Er liegt auf den
sung "stelle Solldrehzahl ein" . Jetzt sendet jedoch
Datenbusleitungen an wenn kein Bit gesendet wird.
das Klimasteuergerät die Response weiter, mit der
Der Transistor Tl im Transceiver ist nicht leitend . Da
Information "Soll-Drehzahl= 500 1/min" . Das Frisch-
kein Strom fließt, fällt an dem Widerstand R keine
luftgebläse erhöht daraufhin die Drehzahl auf 500 1/
Spannung ab. An der Busleitung liegt Batteriespan-
min. Um den Regelkreis zu schließen, erfolgt eine
nung (ca. 12 V) an.
weitere Abfrage der Frischluftgebläsedrehzahl wie
zuvor beschrieben durch das Klimasteuergerät
Dominanter Pegel. Udom (Bild 2b). Er liegt an wenn
ein Knoten den Transistor T leitend schaltet und
dadurch auf den Bus sendet. Der Transistor verbin-
det die Busleitung mit Masse. Die Spannung auf der
Busleitung beträgt 0 V. Die Spannungspegel können WERKSTATIHINWEISE
mit Hilfe eines Oszilloskops dargestellt und geprüft
•
werden. Fehlfunkionen des LIN-Datenbusses führen zu
Einträgen im Datenspeicher des Masters .
Zur Ermittlung der Fehlerursache sind die in den
a) 30 b) 30 Diagnosetestern vorgegebenen Fehlersuchpro-
gramme anzuwenden.
Steht kein Fehlersuchprogramm zur Verfügung,
können mit Hilfe eines Mul itmeters und eines
Oszilloskops physikalische Fehlerursachen (Lei-
tungsunterbrechungen, fehlerhafte Steckverbin-
U OV
dungen usw.} ermittelt werden.
Fehlersuchpläne zu Fehlern am LIN-Bussystem
rezessiver Pegel dominanter Pegel sowie Oszilloskop-Fehlerbilder fi nden Sie in der
logischer Bitwert= 1 logischer Bitwert=O 16. Auflage des Tabellenbuchs Kraftfahrzeug-
technik vom VERLAG EUROPA LEHRMITTEL.
Bild 2: Funktionsweise des LIN-Transceivers
1 9 Elel<trotechnil< 675
Der CAN-Datenbus wird überwiegend zur Daten- Wird durch einen Transceiver eines Knotens
übertragung zwischen den Steuergeräten von auf der CAN-high-Leitung ein dominanter Pegel
Systemen zur Fahrzeugsicherheit, Komfort, und (Udom l angelegt steigt die Spannung auf dieser
zur Steuerung von Informations-, Komm unika- Leitung an. Zeitgleich w ird die Spannung auf
tions- und Unterhaltungssystemen verwendet. der CAN-Iow-Leitung verringert. Die beiden Lei-
Er überträgt die Daten mithilfe von zwei Daten- tungen sind entweder miteinander verdrillt oder
leitungen die entweder durch eine Ummantelung durch ein Drahtgeflecht abgeschirmt.
abgeschirmt oder miteinander verdrillt sind. Er
arbeitet nach dem Multimaster-Prinzip.
Durch die gegensätzliche Spannungsänderung he-
ben sich die bei jeder Umschaltung entstehenden
Merkmale des CAN-Datenbus Magnetfelder beider CAN-Busleitungen gegenseitig
• Es wird zwischen CAN-Datenbus Class B und auf. Die Leitungen sind nach außen elektromagne-
Class C unterschieden. tisch neutral und verursachen keine Störungen, die
• Die maximale Datenübertragungsrate beträgt Störsicherheit ist gewährleistet.
beim CAN-Ciass B 125 kbd, beim CAN Class C
1 Mbd.
• Die CAN-Datenbussysteme übertragen d ie Daten
mit Hilfe von zwei Leitungen.
• Der CAN-Ciass C ist nicht eindrahtfähig.
• Der CAN-Ciass Bist eindrahtfähig.
Aufbau des Datenprotokolls (Bild 1) Datenfeld. Es enthält die Nutzdaten der Botschaft,
z.B. Motordrehzahl, Kühlmitteltemperatur. ln jeder
Das Datenprotokoll bestimmt den Aufbau der Botschaft können bis zu 64 Bits übertragen werden.
Datenbotschaft und ist einheitlich festgelegt.
Endefeld. Es markiert das Ende der Botschaft und
Im CAN-Datenbus beträgt die Länge einer Botschaft gibt den Bus für die nächste Botschaft frei.
bis zu 128 Bits. Sie sind in aufeinander folgende
Felder eingeteilt.
WERKSTATTHINWEISE
Statusfeld 1 Bit= Datenfeld Bestätigungs-
(1 1 Bit) unbenutzt (max. 64 Bit) feld (2 Bit) Fehler im Bereich der Kommunikation über den
CAN-Datenbus führen zu Einträgen in den Daten-
speichern der an der Kommunikation beteiligten
Knoten .
Mögliche Fehlerursachen:
• Unterbrechung einer oder beider CAN-Lei-
tungen zu einem oder mehreren Knoten (ab-
hängig von der Datenbusstruktur)
Anfangsfeld Kontrollfeld Sicherungsf eld Endefeld
(1 Bit) (6 Bit) (16 Bit) (7 Bit) • Kurzschluss einer Leitung gegen Masse
• Kurzschluss einer Leitung gegen eine span-
nungsführende Leitung
Bild 1: Aufbau der CAN-Botschaft • Kurzschluss beider Leitungen untereinander
• Unzureichende Spannungsversorgung eines
Knotens
Anfangsfeld. Es kennzeichnet den Beginn einer Bot-
schaft und informiert alle Knoten über den Beginn • Softwarefehler in einem oder mehreren Knoten
der Übertragung einer Botschaft.
• Defekter Knoten
Zur Ermittlung der Fehlerursache sind die in den
Statusfeld. Es besteht aus dem ldentifier (Botschafts-
Diagnosetestern vorgegebenen Fehlersuchpro-
kennzeichnung). Anhand des ldentifiers erkennen
gramme anzuwenden.
die Knoten den Inhalt der Botschaft. Zusätzlich wird
die Arbitrierung anhand des ldentifiers durchge- Steht kein Fehlersuchprogramm zur Verfügung,
führt. Je niedriger der Wert des ldentifiers ist, umso können mithilfe eines Mulitmeters und eines
höher ist die Priorität der Botschaft. Oszilloskops physikalische Fehlerursachen (Lei-
tungsunterbrechungen, fehlerhafte Steckverbin-
dungen usw.) ermittelt werden.
Kontroll-, Sicherungs- und Bestätigungsfeld. Sie
•
dienen der Sicherung der Datenübertragung. Der Einen entsprechenden Fehlersuchplan finden Sie
Sender der Botschaft erkennt mit Hilfe des Bestäti- in der 16. Auflage des Tabellenbuchs vom VER-
gungsfeldes, ob die Botschaft von den Empfängern LAG EUROPA LEHRMITTEL.
richtig gelesen wurde. Ist dies nicht der Fall, wieder-
Softwarefehler können mit den in der W erkstatt
holt er die Botschaft. Wird der Empfang nach meh-
vorhandenen Messmitteln nicht festgestellt wer-
reren Wiederholungen nicht bestätigt, beendet der
den. Es besteht die Möglichkeit, die Version der
Sender das Senden der Botschaften. Dies verhindert
im Knoten installierten Software zu prüfen. Die
den Ausfall des gesamten Bussystems bei einem
Versionsnummer wird meist in der Anzeige der
fehlerhaften Knoten.
Identifikation des Knotens im Diagnosetester
aufgeführt. Sie ist mit den Herstellera ngaben zu
Die anderen Knoten kommunizieren w eiterhin mit- v erg leichen.
einander. Die Knoten , w elche die Daten des defekten
Ist die falsche Softwareversion installiert, kann
Knotens benötigen, speichern entsprechende Ein-
ggf. an dem Knoten ein Softwareupdate durch-
träge im Ereignisspeicher. Sie können mithilfe des
geführt werden oder der Knoten ist zu ersetzen.
Diagnosetesters ausgelesen werden.
19 Elel<trotechnil< 677
'r --"
,....,
r 4V
2V
ULow=2V/ DIV UHigh=5V / DIV T=0,02 ms/ DIV
15V
high Pegel
J ov 10V
· ~
high Pegel
r1 ~..--- ,.--, 6V 5V
4V ov
low Pegel
II.... 2V 6V
I' - - I' - Ir -
ov 4V
2V
Bild 1: Oszillogramm fehlerfreies Signal CAN-Ciass B r-- u '--- r- -~~ !'--~
low Pegel ov
CAN-Ciass B-Systeme übertragen d ie lnformatio-
nen auch dann, wenn eine der beiden Datenbuslei- Bild 3: Beispiel Kurzschluss CAN-high-Leitung
tungen ausfällt. Man bezeichnet diesen Zustand als auf Batterie Plus
Eind rahtbetrieb. Ursachen für den Eindrahtbetrieb • Kurzschluss zwischen den CAN-Leitungen
können sein: (Bild 4). Der CAN-Iow- und CAN-high-Span-
• Unterbrechung einer CAN-Leitung zu einem oder nungsverlauf sind gleich. Das high-Signal bleibt,
m ehreren Knoten (Steuergeräte). Sie kann mit das low-Signal wird invertiert (um gekehrt). Die-
dem Oszilloskop nicht eindeutig dargestellt wer- seshigh-Signalwird von beiden Leitungen über-
den. ln den Messwerteblöcken werden der oder tragen.
_I
I I
~-
Punkt zu Punkt
~~L
•
~ I
I
I
~ llflllllll
lllllllllll
11111111111
UI~UUi I
Da isy Chain
U=200mV/DIV; T= ~.O~s/DIV[
111
Bild 4: Start-up-Phase
680 19 Elel<trotechnil<
•
Die Knoten optischer Datenbussysteme sind
50mm
Entmantellä e überwiegend in Ringstruktur angeordnet.
Aufbau (Bild 3)
Aufbau eines Knotens im optischen Datenbus
(Bild 2) Der Lichtwellenleiter besteht aus
• dem äußeren Mantel zur farbliehen Kennzeich-
nung und zum Schutz vor Beschädigungen,
Gerätespezifische
Komponente • dem schwarzen, inneren Mantel zum Schutz vor
z.B. CD-Laufwerk äußerer Lichteinstrahlung,
• dem Kern aus transparentem Kunststoff zum
Transport der Lichtwellen sowie
• der transparenten Beschichtung zur Unterstüt-
CPU zung des Lichtwellentransports.
Leu chtdi o de
~~----~~~ - ~
I
r FOT innerer M ante l
Q~O
Stirnfläche
Kratzer
Stirnfläche
verschmutzt
Crimp zu stark
gequetscht
Totalreflexion WERKSTATTHINWEISE
Fehlerspeichereinträge
Sie werden im Fehlerspeicher gespeichert, wenn
der Knoten die Botschaften eines oder mehrerer
Knoten über einen festgelegten Zeitraum nicht
empfängt.
Messwerteblöcke
Sie ermöglichen dem Techniker den aktuellen
Zustand der Datenbuskommunikation zu über-
Bild 2: Austritt der Lichtwellen bei zu geringem prüfen. Es können Betriebszustände angezeigt
Biegeradius werden wie:
W eitere Ursachen erh öhter Dämpfung sind (Bild 3): • Der gesamte Dat enbus ist aktiv oder nicht
aktiv.
• Geknickter Lichtwellenleiter
• Die Kommunikation zu einem Knoten ist aktiv
• Beschädigung der Ummantelung oder nicht aktiv.
• Zerkratzte Stirnfläche des Lichtwellenleiters • Der gesamte Bus oder einzelne Knoten sind
• Versehrnutzung der Stirnfläche bereit in den Sleep-Modus zu schalten, Schlaf-
• Versetzte Ankopplung des Lichtwellenleiters in der bereitschaft.
Steckkupplung • Der gesamte Bus ist im Eindrahtbetri eb.
• Schräge Ankopplung • Ein einzelner Knoten ist im Eindrahtbetrieb.
• Luftspalt zwischen Lichtwellenleiter und dem Plas-
tic Optikal Transceiver (POT) Weiterhin können die übertragenen Nutzdaten
mithilfe der Messwerteblöcke angezeigt werden.
• Falsch montierte Crimphülse
19 Elel<trotechnik 683
WERKSTATTHINWEISE WERKSTATTHINWEISE
Ringbruchdiagnoseleitung
Sie stellt eine elektrische Verbindung zwischen Bild 1: Ersatzsteuergerät für MOST-Bus
dem Gateway und den Knoten her.
Die Ringbruchdiagnose wird vom Techniker mit
Hilfe des Diagnosetesters aktiviert.
Das Gateway sendet ein Startsignal über die
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
Ringbruchdiagnoseleitung an die Knoten. Da-
raufhin schalten alle Knoten ihre Leuchtdioden in 1 Welche Vorteile hat die Datenbusübertragung
gegenüber der herkömmlichen?
ihrem Fibre Optical Transceiver ein.
Weiterhin überprüfen sie ob das Lichtsignal des 2 Wie groß sind die Spannungen der rezessiven
Vorgängers über den Lichtwellenleiter an der Fo- Pegel auf den Leitungen eines CAN Class B Daten-
bussystems?
•
todiode ankommt. Ist dies der Fall sendet jeder
Knoten die Information " optisch in Ordnung " auf 3 Welche Ursachen gibt es für eine erhöhte Dämp-
die Ringbruchdiagnoseleitung. fung des Lichtwellenleiters?
Der Diagnosetester zeigt anschließend das Er- 4 Welche Struktur wird überwiegend beim Aufbau
gebnis der Prüfung in Form einer Liste der Kno- optischer Datenbussysteme verwendet?
ten an. 5 Wo werden überwiegend LIN-Datenbussysteme
Anhand der Liste erkennt der Techniker zwischen angewendet?
welchen Knoten die Lichtwellenverbindung un- 6 Was versteht man unter dem Begriff "Sieep-
terbrochen ist. Modus"?
7 Welche Aufgaben hat das Gateway?
Optische Prüfung. Bei ihr prüfen die Knoten, ob
die Lichtwellen am Fibre Optical Transceiver FOT 8 Welche Merkmale haben optische Datenbussys-
empfangen werden. Eine Fehlermeldung bedeu- teme?
tet, dass die Lichtwellenverbindung zu diesem 9 Woraus besteht ein Communication Cycle bei der
Knoten unterbrochen ist. Datenübertragung im FlexRay-Datenbussystem?
19 Elel<trotechnil<
Oszilloskop
t U-OV t U= 2.4 V
> > Mit ihm werden vorwiegend Spannungen, Sig-
~ ~ nale und Frequenzen auf einem Bildschirm gra-
II II
:;, :;, fisch dargestellt.
tU= 12V t U= 9.6V
Messen von Signalen. Bei der Prüfung des Zündsys-
tems eines Otto-Viertaktmotors, kann z.B. das Signal
Steckverbindung normal Steckverbindung korrodiert eines Hallgebers auf dem Bildschirm des Oszillos-
kops dargestellt werden .
Bild 1: Spannungsmessung an Steckverbindungen
Messvorgang. Mithilfe einer geeigneten Messschal-
tung (Bild 4) wird das Signal auf dem Bildschirm des
Widerstandsmessung. Häufig sind fehlerhafte, elek- Oszilloskops dargestellt.
t rische Widerstände die Ursache für Störungen . Der
Widerstand elektrischer Bauteile, wie z.B. Zündspu- 30
le, lnduktivgeber, Einspritzventil, Relais wird gemes-
sen . Ist der gemessene Widerstandswert deutlich
höher als der vom Hersteller angegebene Wert, liegt
eine Unterbrechung vor. Ist er niedriger, liegt ein
Windungsschluss vor.
Beispiel: Die Widerstandswerte einer Zündspule
werden für die Primärwicktung zwischen Kl. 1 und
Kl. 15, für die Sekundärwicklung zwischen Kl. 1 und 31
Kl. 4 gemessen (Bild 2).
Bild 4: Schaltung zur Aufnahme eines Hall-Signals
Pinbox (Prüfbox). Sie ermöglicht den Zugriff von eventuell Infrarotschnittstelle zur Datenübertragung
Messgeräten auf Signal- und Spannungsleitungen, an Peripheriegeräte, wie Drucker und Anschluss an
ohne diese zu beschädigen. das EDV-Netzwerk des Betriebes. Er enthält die ge-
samte Messtechnik, wie Multimeter, digitales Spei-
AdapterkabeL Sie verbinden je nach Ausführung die cher-Oszilloskop und kann in Verbindung mit geeig-
Pinbox mit: neter Software folgende Arbeiten durchführen :
a) dem Steuergerät und dem Steuergerätestecker • Auswerten der Eigendiagnose
(Kabelbaum von Sensoren und Aktoren) (Y-Kabel), • Fehlerspeicher auslesen (Fehlercodeauslese) und
b) nur dem Steuergerätestecker (I-Kabel). löschen
c) nur dem Steuergerät (Y-Kabel mit dem Anschluss • Geführte Fehlersuche
Steuergerätestecker nicht gesteckt). • Inspektionsintervalle rücksetzen
• Zugriff auf Kundendaten
Ausführung a (Bild 1a): Sie ermöglicht Spannungs-
messungen und Signalaufnahmen der Sensoren • Soll-/Istwertvergleich
und Aktaren während des Betriebes. • Stellglieddiagnose
• Codieren von Steuergeräten
Ausführung b (Bild 1b): Mit ihr können die Versor-
• Fahrzeugidentifizierung
gungsspannung des Steuergerätes und die Wider-
stände der Sensoren und Aktaren gemessen werden. • Lernprogramme
• Zugriff auf Herstellerdatenbank
Ausführung c (Bild 1c): Sie stellt einen besonderen
• Messwertblöcke auslesen
Anwendungsfall dar. Mit ihr wird z.B. der Abschluss-
widerstand des CAN-Busses gemessen.
a) Adapterkabel Steuergerätestecker
Steuergerät Pinbox
b)
c)
werk oder Komfort aufgetreten sind. Der im Fehler- mehreren Komponenten gleichzeitig überwacht und
speicher abgelegte Fehler kann in Form eines Codes aufgezeichnet werden (Bild 1).
oder im Klartext ausgegeben werden. Während der Beispiel: Überprüfung der Schubabschaltung im
Abfrage der einzelnen Steuergeräte werden alle Fahrbetrieb
festgestellten Fehler nacheinander angezeigt: z.B.
• Drosselklappen-Winkel geht auf kleinsten Wert
der Motortemperaturfühler oder der Drehzahlge-
• Einspritzzeit muss auf Null gehen
ber übermitteln keine oder unplausible Signale.
Die eingetragenen Fehler sind zu überprüfen und • Drehzahl fällt ab
zu beheben. Dabei kann der Anwender durch eine • Sondenspannung < 100 mV
geführte Fehlersuche des Testers unterstützt wer- • Schubabschaltung "Aktiv"
den. Anschließend ist der Fehlerspeicher zu löschen.
Nach dem Betrieb des Motors ist der Fehlerspeicher
erneut auszulesen. Es dürfen keine neuen Einträge Messwertblock
mehr vorhanden sein.
~D;:r=o=ss=e=lk=la~p~p;:::en=w:;:i=n=ke=l: [<: :~]=~I E"Lj LJ
Geführte Fehlersuche. Sie ermöglicht das Auffinden
eines Fehlers in vom Tester vorgegebenen Arbeits- ~E=i=ns~p=ri=tz=ze=it=[~m~s::]: ====~~~ LJ
schritten. Ausgehend von einem Fehlerspeicher- 1
~D=r=eh=z=a=hl~[=m=in=-~1====~I F"' ~ I
eintrag, z.B. Ansauglufttemperaturfühler, wählt der Sondenspannung [mV] I V\lV\lL:ß1I\M/\
Tester ein Prüfprogramm aus. Der Anwender wird im ~s=c=h=u=ba=b~s=ch=a=lt=un~g~~==~ll L:J L:J
Dialog geführt bis der Fehler gefunden ist. Es werden
alle bis zur Behebung des Fehlers notwendigen Prüf-
voraussetzungen und Prüfschritte sowie die für Ein- Bild 1: Messwerteblock
zelprüfungennotwendigen Prüfmittel und Tätigkeiten
vorgegeben und am Bildschirm angezeigt. Z.B.:
Software-Update (Fiashen). Darunter versteht man
• Prüfung der Leitung auf Unterbrechung den Austausch von Daten im Steuergerät.
• Spannungsmessung durchführen Anwendungsfälle:
• Messleitung + an Prüfbox Buchse 35
• Anpassung von Steuergeräten an Ausstattungsva-
• Messleitung- an Prüfbox Buchse 19
rianten und Länderausführungen.
• Sollwert muss zwischen 10 und 15 V liegen.
• Aktivierung/Deaktivierung von Zusatzfunktionen
Ist die Störung auf einen zwar plausiblen, aber den- (Upgrade/Downgrade).
noch falschen Sensorwert (z.B. durch einen erhöh- • Beheben von Softwarefehlern.
ten Übergangwiderstand) zurückzuführen wird kein
Fehler im Fehlerspeicher angezeigt. Der Anwender
kann jetzt mithilfe eines Menüs eine formul ierte Be- WERKSTATTHINWEISE
anstandung auswählen. Z.B. Motorruckeln zwischen Der Datenfluss darf während des Software-Up-
1500 und 3000 1/min. Aufgrund der Auswahl führt dates nicht unterbrochen werden.
der Tester das geeignete Prüfprogramm durch. Die Spannungsversorgung des Fahrzeugs ist
Inspektionsintervalle rücksetzen. Führt die Werk- durch Anschluss einer Fremdspannungsquelle
statt eine Inspektion am Fahrzeug durch, setzt sie die sicherzustellen.
Inspektionsintervallanzeige im Kombi-Instrument Die Spannungsversorgung des Gerätes zur
zurück. Durchführung des Software-Updates (z.B. Diag-
nosetester) ist sicherzustellen.
Stellgliedtest. Durch definiertes Ansteuern der Stell-
glieder durch den Tester kann deren Funktion ge- Während des Software-Updates dürfen keine an-
prüft werden. Z.B. Einspritzventile, Leerlaufsteller, deren elektrischen Funktionen am Fahrzeug akti -
ABS-Magnetventile, Tankentlüftungsventil, Tür- viert w erden .
schlösser, Stellmotoren in Sitzen. Weitere Hinweise des Herstellers sind zu beach-
ten.
Soll-lstwertvergleich. Mit ihm werden die Istwer-
te gemessen und mit den vorgegebenen Sollwer-
ten verglichen. Beispiele sind Spannungsversor- WIEDERHOLUNGSFRAGEN
gung, Luftmengen-/Luftmassensignal, Lambdason- 1 Welche Möglichkeiten des Messens und Prüfens
denspannung. W eicht der Istwert vom vorgege- gibt es?
benen Sollwert ab, liegt ein Fehler vor. 2 Welche Messungen können mit einem Multimeter
vorgenommen werden?
Messwertblöcke auslesen. ln Verbindung mit diag-
nosefähigen Steuergeräten werden aktuelle Daten in 3 Beschreibe die Vorgehensweise bei einer ge-
führten Fehlersuche.
den Tester übertragen. Es können die Signale von
688
ZO J<omforttechnil<
20.1 Belüftung, Heizung,
Klimatjsjerung Frischluft
Leistungsfähigkeit und Aufmerksamkeit der M en-
schen sind stark von der Temperatur und der Be-
Wärmetauscher
schaffenheit der Umgebungsluft abhängig. Es ist
deshalb erforderlich, den Fahrgastraum mit gefilter-
ter Frischluft zu versorgen, die je nach Au ßentempe- Kühlwasserventil
ratu r beheizt oder gekühlt werden muss.
Belüftungseinrichtung
Gebläse
Sie sollte so beschaffen sein, dass ...
• ... für alle Fahrgäste genügend (auch beheizte) Bild 1: Heiztemperaturänderung durch
Frischluft zur Verfügung steht. Kühlwassermengensteuerung (wasserseitig)
• .. . die verbrauchte Luft durch Austrittsöffnungen
Heiztemperaturänderung durch Frischluftmengen-
beseitigt wird .
steuerung (Bild 2). Die Menge der Frischluft, die sich
• .. . kein Staub und Wasser in das Fahrzeug innere
am mit Kühlflüssigkeit durchströmten W ärmetau-
gelangt.
seher erwä rmt, kann über eine Tem peraturklappe
• ... die Luft so gelenkt wird, dass die Fenster nicht
gesteuert werden. Sie bestimmt die Heiztemperatur.
beschlagen.
• ... sich nirgends Kaltluft festsetzt.
• ... der Luftaustausch möglichst zugfrei erfolgt.
Das selbsttätige Einströmen von Frischluft in das
Fahrzeug erfolgt erst ab einer Fahrgeschwindigkeit
von etwa 60 km/ h. Bei geringeren Fahrgeschwindig-
keiten muss die Frischluftförderung von einem Ge-
bläse übernommen werden. Der Lufteintritt sollte Gebläse
möglichst hoch in der schmutz- und abgasärmeren
Zone liegen. Im Fa hrzeug inneren ist ein geringer
Luftüberdruck vorteilhaft. Geöffnete Fenster er-
zeugen gewöhnlich einen Unterdruck; hierdurch
können vermehrt Auspuffgase, Staub und Insekten
in den Fahrzeuginnenraum eindringen. Außerdem Bild 2: Heiztemperaturänderung durch
Frischluftmengensteuerung (luftseitig)
werden die Fahrgeräusche stärker hörbar.
Bei beiden Systemen kann durch Klappenstellun-
Beheizung des Innenraums
gen Frischluft über den Wärmetauscher geleitet und
Bei luftgekühlten Motoren. Sie erfolgt durch eine
als Heizluft zur Windschutzscheibe, zu den vorde-
Abgas-Frischluft-Heizung. Dabei wird ein Teil der Ge- ren Seitenscheiben oder in den Fußraum gelenkt
bläseluft abgezweigt, über in den Auspuffleitungen
werden. Reicht der Fahrtwind für die Luftförderung
eingebauten Wärmetauscher erwärmt und zur lnnen-
nicht aus, so kann ein Gebläse eingescha ltet w erden .
raumbeheizung verwendet. Es dürfen mit der Heiß-
Bleibt der W ärmetauscher, z.B. im Sommer, abge-
luft keine Abgase in das Fahrzeug innere gelangen.
schaltet, so wird die Frischluft direkt in den Innen-
Bei flüssigkeitsgekühlten Motoren. Es wird die W är- raum bzw . zur Windschutzscheibe geleitet.
me der Kühlflüssigkeit zur Heizung verwendet. Fol- Elektronisch geregelte Heizung. Durch einen Dreh-
gende drei Arten der Heiztemperaturänderung kön- schalter kann eine Temperatur im Innenraum des
nen unterschieden w erden: Kraftfahrzeugs eingestellt werden. Mithilfe von
• Kühlwassermengensteuerung (wasserseitig) Temperaturfühlern wird die eingestellte Temperatur
• Frischluftmengenste uerung (luftseitig) (Istwert) erfasst und in einem Steuergerät mit dem
• Elektronisch geregelte Heizung eingestellten W ert (Sollwert) verglichen. Stimmen
Heiztemperaturänderung durch Kühlwassermen- die beiden W erte nicht überein, regelt das System
gensteuerung (Bild 1). Die Kühlflüssigkeitsmenge, die Heizt emperatur nach . Bei Kühlwassermengen-
die den Wärmetauscher durchfließt, kann durch ein steuerungwird ein Kühlwasserventil (Magnetventil),
Kühlwasserventil verändert werden. Sie bestimmt bei Frischluftmengensteuerung die Frischluftklappe
die Temperatur der Heizluft. elektromechanisch betätigt.
20 Komforttechnik 689
Abgasschalldämpfer
Krattstoff-Dosierpumpe
Bild 1: Standheizgerät
•
auf Fahrerwunsch, z.B. im Stau, über einen Schalter
aktiviert w erden.
Luftgütesensor. Er misst die Schadstoffkonzentra-
tion, z.B. unverbrannte Kohlenwasserstoffe der
Außen luft im Luftsammelkasten. Mit zunehmender
Schadstoffkonzentration verringert sich der W ider-
stand des Sensors. Der Stromanstieg im Sensor ist
ein M aß für die Schadstoffkonzentratio n. Im Innen-
raum w ird eine mittlere Luftgüte angenommen. Ist
die Schadstoffkonzentration der Frischluft deutlich
höher als die angenommene lnnenraumluftgüte,
schaltet die Klimatisierungsautomatik auf 100 %
Bild 1: Mehrzonenklimatisierung Umluftbet rieb um.
20 Komforttechnik 691
Ab diesem Zeitpunkt wird eine stetige Luftgütever- Der Kolbenhub wird durch eine Taumelscheibe er-
schlechterung der Innenraumluft durch die Elektro- zeugt, die je nach Bauart 3 bis 10 Kolben betätigt.
nik des Steuergeräts der Klimatisierungsautomatik Wird der Anstellwinkel der Taumelscheibe verän-
angenommen . Ist die ermittelte Innenraumluftgüte dert, ändert sich die Hublänge und mit ihr die Förder-
schlechter als die gemessene Außenluftgüte, schal- menge des Kompressors (Volumenregelung).
tet die Klimatisierungsautomatik auf 100 % Frisch- Mit der Fördermenge wird die Kä lteleistung des
luftbetrieb. Kompressors beeinflusst. Sie wird von folgenden
Größen bestimmt:
Kältemittelkreislauf • Wunschtemperatur des Fahrers
• Außen- und Innentemperatur
ln ihm wird gasförmiges Kältemittel komprimiert,
• Verdampfertemperatur
abgekühlt und verflüssigt, am Expansionsorgan
• Kältemitteldruck, Kältemitteltemperatur
gedrosselt, unter Wärmeaufnahme verdampft
und anschließend wieder komprimiert (Bild 1). Der Kompressor arbeitet nur, wenn der Motor
läuft und die Klimaanlage eingeschaltet ist. Es darf
Der Kältemittelkreislauf besteht aus folgenden Kom- nur gasförmiges Kältemittel angesaugt werden.
ponenten: Beim Ansaugen von flüssigem Kältemittel, wür-
• Verdichter (Kompressor) de der Kompressor zerstört, da sich Flüssigkeiten
nicht komprim ieren lassen (Fiüssigkeitsschlag). Zur
• Kondensator (Verflüssiger)
Schmierung der Kompressoren wird dem Kältemit-
• Expansionsorgan (Expansionsventil oder Drossel)
tel Kälteöl zugegeben.
• Verdampfer
Die für die Klimatisierung in Kraftfahrzeugen einge-
• Flüssigkeitsbehälter mit Trocknereinsatz (Trockner
und Sammler) setzten Hubkolben- oder Taumelscheibenverdichter
• Sicherheitseinrichtungen (Druckschalter bzw. können nach der Art der Regelung in intern geregel-
Hochdruckgeber und Temperaturfühler) te Kompressoren und extern geregelte Kompresso-
• Regel- und Steuereinrichtungen ren unterschieden werden.
• Schlauch und Rohrleitungen Intern geregelter Kältemittelkompressor (Bild 1, Sei-
• Kältemittel te 692). Er wird über einen Keilrippen-Riementrieb
Verdichter (Kompressor). Er bewirkt den Umlauf des angetrieben . ln der Riemenscheibe ist eine Magnet-
Kältemittels. Dazu saugt der Kompressor kaltes, gas- kupplung integriert, mit der der Kompressor bei Be-
förmiges Kältemittel an und verdichtet es. Das durch darf zu- oder abgeschaltet werden kann. Die Stellung
den Verdichtungsvorgang heiß gewordene gasför- der Taumelscheibe und damit die Fördermenge des
mige Kältemittel wird mit einem Druck von ca. 16 bar Kältemittels, wird durch die Druckverhältnisse inner-
zum Kondensator gedrückt. halb des Kompressors bestimmt.
Schalter für
Klimaanlage
Thermoschalter für
Lüfter/Kü h Im ittel
Vorrat sbehälter
mitTrockner
=
Hochdruck, gasförmig (p ca. 16 bar, t ca. 65 °C)
Hochdruck, flüssig (p ca. 16 bar, t ca. 55 oc)
=
= Niederdruck, gasförmig (p ca. 1,2 bar, t ca. - 3 oc)
Niederdruck, flüssig /gasförmig (p ca. 1,2 bar, t ca. -7 °C)
0 Frischluft
Regelventil 0
Fahrtwind
• Kaltluft
Sicherheitseinrichtungen. Sie bestehen aus Hoch- Regel- und Steuereinrichtungen. Sie sind die Bedie-
druckgeberund Temperaturfühler. Der Mikroprozes- nungselemente im Fahrzeuginnenraum, mit denen
sor des Hochdruckgebers liefert an das Steuergerät die gewünschten klimatischen Verhältnisse im Kraft-
der Klimaanlage ein getaktetes Signal. Die Größe fahrzeug eingestellt werden können.
der Pulsweite ist abhängig vom Druck: Kleiner Druck,
kleine Pulsweite; großer Druck, große Pulsweite. Die Temperaturregelung (Bild 1, Bild 2). Sie steuert den
Steuerlogik der Klimaanlage wertet diese Informatio- Temperaturregelkreis für den Innenraum des Kraft-
nen aus und schaltet je nach Druck im Kältemittel den fahrzeugs und beeinflusst auch den Kreislauf des
Kompressor ein oder aus. Z.B. wird der Kompressor Kältemittels. Das Steuergerät Klimaanlage (X4) er-
abgeschaltet, wenn der Druck im Kältemittel auf fasst über verschiedene Temperatu rsensoren wie
ca. 30 bar steigt, um eine Zerstörung der Klimaanlage Verdampfertemperatursensor (B2), Lufttemperatur-
zu verhindern oder bei Drücken unter 2 bar, da davon sensor (B3) und Innenfühler (B4) alle wichtigen Tem-
ausgegangen wird, dass im Leitungssystem ein Leck peraturen und Störgrößen. Mit dem Sollwertsteller
aufgetreten ist. Der Temperaturfühler bewirkt, dass wird dem Steuergerät die von den Insassen gewählte
bei einer zu hohen Temperatur des Kältemittels (über Temperatur vorgegeben . Die Solltemperatur wird mit
60 °C) der Zusatzlüfter am Kondensator eingeschaltet der Isttemperatur verglichen. Die festgestellte Diffe-
wird. renz erzeugt im Steuergerät Führungsgrößen für die
Bei Anlagen mit zwei Druckschaltern werden die Heizungsregelung (Wärmetauscher, Magnetventil ),
Drücke mit einem Hochdruck- und einem Nieder- Kühlungsregelung (Verdampfer, Kompressor), Luft-
druckschalter überwacht. Ein Überdruckabblasventil mengenregelung (Gebläse, M3) und der Luftvertei-
am Kompressor (Bild 1, Seite 692), lässt bei einem lungsregelung (Kiappenstellung für Frischluft, Um-
Überdruck von 40 bar aus Sicherheitsgründen Kälte- luft, Entfrostung, Bypass, Fußraum). Alle Regelkreise
mittel ab. lassen sich durch Handeingabe beeinflussen.
G2 Batterie
S1 Schalter für Klimaanlage
~ ITI
@X2 S4 Thermoscha lter für Lüfter für
Kühlmittel t1 = 95 °C, t2 = 103°C
~f ~
S5 Hochdruckgeber (G65)
!I
I"~
B3 Lufttemperatursensor
B4 In nentem peratu rfü hI er
K5 m
G2 K5 Relais für Klimaanlage
K6 Relais für 2. Stufe Lüfter für
Kühlmittel
X2 Steuergerät Motronic
.l X4 Steuergerät Klimaanlage mit
Bedien- und Anzeigeeinheit
Y2 Magnetkupplung Kompressor
M3 Lüfter für Kühlmittel
F1 Sicherung
Die Luftmengeneinstellung kann über Gebläsestu- Dazu muss der Temperaturreg ler auf volle Heizleis-
fen oder stufenlos erfolgen ohne Istwert-Abfrage. tung, das Gebläse auf höchste Drehzahl und die
Bei höheren Fahrgeschwindigkeiten erhöht jedoch Luftverteilung nach oben verstellt werden. Bei Kli-
der auftretende Staudruck die Fördermenge des Ge- matisierungsautomaten geschieht dies durch einen
bläses. Mit einer speziellen Steuerung kann die Ge- Tastend ruck.
bläsedrehzahl mit zunehmender Fahrgeschwindig- Im Winter oder bei niederen Außentemperaturen
keit verringert werden, um den Luftstrom konstant wird bei Kaltstart, um Zugerscheinungen durch die
zu halten. noch unbeheizte Luft zu vermeiden, das Gebläse
Der Entfrostungsbetrieb (Einstellung DEF) ermög- durch das Steuergerät angehalten, bis eine mittlere
licht es, beschlagene oder vereiste Scheiben schnell Kühlmitteltemperatur erreicht ist. Wird jedoch ent-
frei zu bekommen. frostet, gilt diese Einstellung nicht.
WERKSTATIHINWEISE
• Allgemeine Arbeiten am Fahrzeug sind so vor- I I I
2,3
zubereiten und durchzuführen, dass der Kälte- Toleranzbereich
mittelkreislaut des Fahrzeugs nicht geöffnet wird bar Anlage mit
.--
wie z.B. Kühlerausbau, Motorenausbau.
• Ersatzteile von Klimaanlagen trocken und ver-
t
-"'
'-'
2,1
2,0
Expansionsventil
...,
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Welche Anforderungen werden an Klimaanlagen ge- 5 Welche Aufgaben hat das Kältemittel?
stellt?
6 Warum darf der Kompressor nur gasförmiges Kälte-
2 ln welche drei Bereiche lassen sich Klimaanlagen
mittel ansaugen und verdichten?
einteilen?
3 Erklären Sie den Frischluftbetrieb. 7 Erklären Sie die elektronische Regelung der lnnen-
4 Aus welchen Komponenten besteht der Kältemittel- raumtemperatur bei Änderung der Solltemperatur
kreislauf? am Sollwertgeber.
20 Komforttechnik 695
2. Abfrage co de
ve rg leicht
3 .Zu gang scode ~ ~
Spiegel-
v erst ellung
Bedien- Tü rg riffbetätig u ng
einheit
Zentral-
Schnappschloss
Elektrische Fensterheber Wirkungsweise (Bild 2). Mit dem Schalter E81 der
Bedieneinheit Fahrertüre kann der Fensterheber der
Sie ermöglichen das Öffnen und Schließen eines Beifahrerseite bedient werden. Die Masseversor-
oder auch aller Fenster mit Hi lfe eines Fenster- gung von E81 erfolgt über T16b/11 (blau). Je nach
hebermotors. Dieser w ird über einen Wipp- oder Schalterstellung wird ein spannungscodiertes Signal
Tastschalter betätigt. über drei unterschiedliche Widerstände sowie einer
direkten Verbindung über T16b/5 an den Pin T29a/15
Als Antrieb dienen hauptsächlich Seilzugantriebe
des Türsteuergerätes gegeben (rot). Bei nicht betä-
(Bild 1). Der Fensterhebermotor betätigt über ein
tigtem Schalter ist die Verbindung unterbrochen. Je
Schneckengetriebe einen Seilzug , der je nach Dreh-
nach Schalterstellung der Bedieneinheit wird über
richtung das Fenster öffnet oder schließt. Di e selbst-
den Datenbus das Türsteuergerät Beifahrertüre an-
hemmende Wi rkung des Schneckengetriebes ver-
gesteuert, das den Fensterhebermotor ansteuert.
hindert ein gewaltsames Öffnen des Fensters. Die
Ansteuerung erfolgt über das Türsteuergerät Drehzahlerfassung und Richtungserkennung . Sie
werden über Hallsensoren erfasst (Bild 1). Ein Mul-
Türsteue r- tipolring dreht sich mit der Motorwelle. Zwei Hall-
motor g erät sensoren sind vor dem Multipolring angebracht. Ein
Sensor erfasst die Drehzahl. Zusammen mit einem
zweiten Sensor wird die Drehrichtung ermittelt.
Erkennung der Endstellungen. Beim Einfahren der
Hall - Scheibe in die Dichtung verringert sich die Drehzahl
sensor
des Motors. Das Steuergerät erkennt die Endstellun-
gen und unterbricht die Stromzufuhr zum Motor.
Einklemmschutz. Beim automatischen Hochfahren
der Seitenscheibe dürfen Körperteile nicht einge-
klemmt werden. Hierzu werden die Drehzahlinfor-
Bild 1: Fensterheberantrieb mit Seilzug
mationen des Fensterhebermotors ausgewertet.
Nimmt die Drehzahl beim Hochfahren ungewohnt
Betätigung (Bild 2). Über Wippschalter in den Türen ab (Einklemmen) so wird die Scheibe sofort wieder
können folgende Anweisungen an das Türsteuerge- heruntergefahren .
rät gegeben werden :
• Automatisches Herunterfahren (a) Anlernen. Die Endstellungen müssen nach Unter-
brechung der Spannungsversorgung neu angelernt
• Herunterfahren bis der Taster losgelassen wird (b)
werden. Hierzu muss das Fenster über den Betäti-
• Hochfahren bis der Taster losgelassen wird (c) gungsschalter manuell ein- oder mehrfach vollstän-
• Automatisches Hochfahren (d). dig geöffnet und wieder geschlossen werden. Das
Von der Fahrerseite können alle absenkbaren Fens- Steuergerät erkennt das Drehzahlverhalten bei End-
ter bedient werden . Die Fensterbetätigungen der anschlag und speichert es ab. Anschließend ist die
hinteren Türen können gesperrt werden. automatische Schließung wieder aktiviert.
~
Verbindun g (CAN-Bu s Komfol1,
High) im Leitungsstrang Boden
Verbindung (CAN·Bus Ko mfol1,
Low ) im Leitungsstrang Boden
E40 Verb indung für Fensterheber,
vo rn links
E53 Scha lter fü r Fensterh eber,
hinten links, Fahrer
E55 Schalter fü r Festerh eber,
hinten rechts, Fahrer
E81 Schalter für Fensterheber,
vo rn rechts, Fahrer
E150 Schalter für Innen·
ve rrieg elung, Fahrerseite
J300 Türsteuergerät Fahrerseite
L53 Lampe für Beleuchtung/
Schalter fü r Fensterh eber
5 37 Einzelsicherung für
Fensterheber,auf dem
'==~~~7-;:=~~~~t~~4~4~~=~~~~t=~f~f~ T101 S·fach Relaisträger
Steckve rbindung, 10-fach,
schwarz,Kupplun gsstati o n,
A·Säule links
T16b Steckve rbind ung, 16-f ach, braun
1 ;~~±~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~_j T29a Steckverbindung, 20-fach
<;., V147 Moto r für Fensterheber,
Fahrerseite
lnfrarot-Fernbedienungssystem
Die Übertragung des Signals erfolgt mit einem 20.2.3 Passiver Zugang
.. Lichtstrahl " , dessen Frequenz unterhalb des sicht-
baren Lichts liegt (infra) und daher für das mensch- Der Fahrer muss zum Ver- und Entriegeln des
liche Auge nicht sichtbar ist. Hieraus ergeben sich fol- Fahrzeugs keinen Schlüssel aktiv bedienen. Glei-
gende Nachteile: Geringe Reichweite (unter 6 Meter). ches gilt für die Deaktivierung der Wegfahrsperre
d ie Infrarotfernbedienung muss auf den Empfänger und der Diebstahlwarnanlage sowie für das Star-
ausgerichtet werden und der Lichtstrahl darf nicht ten des M otors. Es genügt, w enn er den elektro-
behindert werden. Aufgrund dieser Nachteile haben nischen Schlüssel bei sich trägt.
sich Funkfernbedienungssysteme durchgesetzt.
Umfang und Bedienung sind bei den Herstellern sehr
Funk-Fernbedienungssystem unterschiedlich. Sie werden u.a. unter Bezeichnun-
gen wie keyless go, keyless entry, Komfortschlüssel,
0 \e S\gna\übertragung erfolgt in Europa über KESSY, Comfort A ccess, Smart key geführt.
Funkwellen mit einer Frequenz von 433 MHz.
Vorteile. Gegenüber der Infrarot-Übertragung hat Aufbau. Zusätzlich zu den Komponenten der Zentral-
d ie Signalübertragung perFunk folgende Vo rteile: v erri egelung w erden benötigt (Bild 1):
• Große Reichweite (bis zu 40 m) • Empfangsantennen mit Verstärker
• keine Ausrichtung auf das Fahrzeug notwendig • Steuergerät
• hoher Schutz gegen Decodierung des Signals. • elektronische Türgriffe
Funktion. Der Sender übermittelt einen digitalen
• elektronisches Zündschloss
Zahlencode per Funk an das EmpfängermoduL Der
Zahlencode besteht aus einem Identifikationscode • Elektronischer Schlüssel
und der Anweisung an das Schließsystem . Der • Start-Sto pp-Einrichtung.
El ektronische
Lenksäulenverri egelung
Elektronisc~
he Türst euergerät
Türg riffe
Empfangsantennen. Sie senden Funksignale mit Elektronisches Zündschloss (EZS). Es dient der Auf-
Identifikationsnummer und codierter Identifizie- nahme des Schlüssels. Zur Identifikation des elektro-
rungsaufforderung an den Schlüsseltransponder. nischen Schlüssels und Deaktivierung der Wegfahr-
Zudem empfangen sie die Antwort und geben diese sperre ist das EZS mit einer Schreiblesespule für die
an das Steuergerät für den Passiven Zugang weiter. Transponderabfrage ausgestattet. Bei einigen Syste-
Die Antennen befinden sich im Innen- und Außen- men genügt es, wenn sich der elektronische Schlüs-
bereich des Fahrzeuges. Durch die Anordnung der sel im Fahrzeuginnenraum befindet.
Antennen kann im Steuergerät unterschieden wer-
Elektronischer Schlüssel. Er besteht aus der Fern-
den, ob sich der Schlüssel im Fahrzeug oder im
bedienung mit Transponder und Spannungsver-
Außenbereich befindet (Bild 1).
sorgung. Der Schlüssel kann z.B. die Form einer
Funkfernbedienung oder einer Scheckkarte haben.
Kofferraum Innenraum Komfortschließbereich
Funkfernsteuerung Integriert ist ein mechanischer Schlüssel für Not-
schließungen bei Ausfall der Spannungsversorgung
! (Bild 3).
Heck
----~ Türbereich
Öffnen/
Antennen Schließen Elektronischer
Zündschlüssel
Bild 1: Erkennungsbereiche der Antennen
Einschub
Antennen Außenbereich (Bild 1: grün). Sie sind in für Not-
Türen oder Türgriffen und Stoßfängern verbaut. Die schlüssel
Position des Schlüssels lässt sich eindeutig einer Tür
oder der Heckklappe zuordnen. Hierdurch ist eine se-
lektive Zugangsberechtigung möglich.
Antennen Innenbereich (Bild 1: braun). Sie sind für
den Startvorgang und Fahrbetrieb sowie die Deak-
tivierung der Diebstahlwarnanlage zuständig. Typi-
sche Verbauorte sind Mittelkonsole, Hutablage oder Bild 3: Elektronischer Schlüssel mit Notschlüssel
Dach.
Notöffnung. Bei Ausfall der Schlüsselbatterie kann
Elektronischer Türgriff. Er kann folgende Kompo- das Fahrzeug mit dem mechanischen Notschlüssel
nenten enthalten (Bild 2): geöffnet werden. Nach dem Einstecken des elektro-
• Türgriffantenne. Sie ist als Spule ausgeführt und nischen Schlüssels in das EZS ist die Deaktivierung
gibt die codierten Transpondersignale an das der Wegfahrsperre möglich. Die Spannungsversor-
Steuergerät für Zugangsberechtigung. gung erfolgt hierbei du rch das magnetische Wech-
selfeld der Schreiblesespule im Zündschloss.
• Sensor zur Erkennung des Zugriffswunsches. Er
ist ein kapazitiver Sensor. Nähert sich die Hand Start-Stopp-Einrichtung. Sie erfolgt je nach Fahr-
dem Türaußengriff, ändert sich die Kapazität des zeug durch Drücken oder Drehen des Schlüssels im
Sensors. Das Steuergerät erkennt diese Änderung EZS oder durch Betätigung eines Starttasters. Das
als Zugriffswunsch und startet die Überprüfung Abschalten des Motors erfolgt fahrzeugabhängig
der Zugangsberechtigung. über das nochmalige Betätigen des Start-/Stopptas-
• Verriegelungstaster. Er leitet den Verriegelungs- ters oder über einen separaten Stopptaster.
wunsch an das Steuergerät für Zugangsberechti- Automatisierter Startvorgang. Der Startwunsch
gung weiter. des Fahrers wird dabei von der Startbetätigung an
das Motorsteuergerät übergeben. Hierzu muss sich
ein Schlüssel mit berechtigtem Transpondercode
im Fahrzeug bzw. elektronischen Zündschloss be-
finden . Bei Fahrzeugen mit Automatikg etriebe
muss die Bremse g etreten und der Wählhebel in
der Position P sein. Erst dann gibt das Motorsteue r-
gerät die Kraftstoffversorgung frei und startet den
Bild 2: Elektronischer Türgriff Motor.
20 Komforttechnik 701
Türst euerge rät mit Schli eßm ot o r Ve rri ege lun gs m ot o r elekt ron ischer
Tankdecke l Schlü sse l
Fahrertür Beifa hrertür
Schalter
Heckkl appen bet ätigun g Zentralst euerg erät
hinte n ~~
5
Antenn en in
El ektron isches Türen-/Türgriff
Zündschl oss Kofferraum
Ko m biin strum ent Steuer- 1a
El ektro nische
Len ksä ul en-
gerät
Passive r ~'""""'""
ve rri egelun g Zugang
Passives Entriegeln (Beispiel: Bild 1). Der Sensor im 20.2.4 Diebstahlwarnanlage (DWA)
"'iürgrff'i -er K-ennt den Zutrittswunsch und gibt ihn an
das Steuergerät für Zugangsberechtigung weiter Die DWA löst bei unbefugtem Eingriff optische
(1a ). Das Steuergerät erhält über den Datenbus zeit- und/oder akustische Warnsignale aus.
gleich den Status der Verriegelungsseinheiten (1 b)
und sendet über die Außenantennen eine Anforde- Sie besteht aus folgenden Komponenten (Bild 2):
rung an den Schlüssel zur Identifizierung (2) . Der • Steuergeräte, Bedieneinheiten und Statusanzeige
Schlüssel berechnet den Zugangscode und sendet
• Kontaktschalter für z.B. Türen , Motorhaube, Heck-
das Ergebnis über die Antennen und den Antennen-
klappe, Kofferraum oder Handschuhfach
verstärker zurück an das Steuergerät (3) (Challenge/
Response-Verfahren) . Der Zugangscode gelangt • Infrarot- oder Ultraschall-Innenraumüberwachung
über den Datenbus zum Zentralsteuergerät (4). Die- • Lagesensor für Rad- und Abschleppschutz
ses beauftragt das Türsteuergerät (5), das die Entrie- • Signalhorn mit eigener Spannungsversorgung
gelungsanweisung an den entsprechenden Schließ-
• Glasbruchsensoren.
motor weitergibt (6) .
Verriegelung. Der Verriegelungsvorgang kann auto-
mat isch oder durch Betätigung des Verriegelungs-
tasters am Türgriff ausgelöst werden . Beim auto-
matischen Verriegeln wird der Vorgang eingeleitet,
wenn der Transponder den Erkennungsbereich der
Außenantennen verlässt. Steckdose AHV
~
Die Verriegelung auf Tasterdruck hat gegenüber der
automatischen Verriegelung den Vorteil , dass der
Neigungsgeber
Fahrer den Befehl bewusst gibt und die Verriege-
EDW
lung hört. Die Verriegelung wird durch Blinken der
der Warnleuchten quittiert.
Service Key. Der elektronische Schlüssel speichert
wichtige Fahrzeuginformationen, die bei der Annah-
me mit dem Werkstattinformationssystem au sgele-
sen werden . Beispiel für gespeicherte Daten:
• Info über die Serviceintervalle Steuergerät
SAM vorn
E=heitiR.
vorn links
~
Türsteuergerät Türkontaktschalter
• Status von Betriebsflüssigkeitsständen
• Status von Kühlmittel - und Motoröltemperaturen. Bild 2: Komponenten einer Diebstahlwarnanlage
702 20 Komforttechnik
Aktivieren der DWA. Die Aktivierung kann automa- in den Innenraum oder das Einschlagen einer
tisch erfolgen oder vom Fahrer mit dem Schlüssel Scheibe. Der Ultraschalldetektor erkennt die Ver-
in Funktion gesetzt werden. Die Alarmbereitschaft ist änderung des Feldes und bewirkt eine Alarmaus-
nach 10 bis 20 Sekunden gegeben und wird z.B. über lösung .
eine blinkende LED angezeigt. Das Steuergerät über-
prüft zuvor über Kontaktschalter, ob Türen, Fenster, Der Einbau einer Standheizung erfordert die An-
Schiebedach, Motorhaube und Heckklappe oder passung der lnnenraumüberwachung. Der war-
Kofferraumdeckel verschlossen sind . me Luftstrom würde ausreichen, um einen Alarm
auszulösen .
Alarmauslösung . Er kann ausgelöst werden durch .. .
• .. . unbefugtes Öffnen von Türen oder Hauben
• .. . Eindringen in den Innenraum Seitenscheiben Heckschei be
20.3 Komfortsysteme 30
20.3.1 Verdeckbetätigung
M1 M2 31 51 52
F155
31
•
Funktionseinheit
"Aktive Kopfstütze"
• Platzsparende Bauweise
Endstufe
20.3.4 Elektrisch verstellbare Außen-
spiegel
Aufbau. Die Eingabe der gewünschten Spiegelposi-
tion erfolgt über einen Tastschalter, der im Bereich ....
der Armlehne bzw. des Türgriffes angeordnet ist. Die ~
Information über die gewünschte Spiegelstellung
wird an das Türsteuergerät weitergeleitet. Dieses
steuert zwei Gleichstrommotoren mit Rechts- und
Linkslauf an . Sie verstellen über Schneckenräder
und Stellschrauben den Spiegel in je eine der vier
Bewegungsrichtungen .
Über einen Auswahlschalter kann der Außenspie-
gel der Fahrer- oder Beifahrerseite gewählt werden .
Meist ist noch eine Spiegelheizung zum Enteisen des
Bild 2: Prinzipschaltung der Drehrichtungsumkehr Spiegels integriert.
706 20 Komforttechnik
~--+---+---1-r
regelung (Adaptive Cruise
Control. ACC)
Verstell- und Auswahlschalter
ACC ist ein automatisches Geschwindigkeits-
und Abstandsregelungssystem. Es arbeitet im
Bild 1: Schaltplan der Außenspiegelsteuerung Geschwindigkeitsbereich von 30 km/ h bis ca .
200 km/h. Es dient zur Fahrerentlastun g im f lie-
~~
ßenden Verkehr.
20.4 Fahrerassistenzsysteme
Fahrerassistenzsysteme (Advanced Driver Assis- Aufbau. Das System besteht aus:
tance Systems) dienen dazu, den Fahrer beim Füh- • Radar-, Gierraten-, Ouerbeschleunigungs-, Rad-
ren des Fahrzeugs zu unterstützen und so das Fah- drehzahl- und Lenkwinkelsensor
ren einfacher, komfo rtabl er und sicherer zu m achen, • Kontrolleinheit zur Erkennung der eigenen Fahr-
indem sie ... zeug bewegung
• Informationen für die jew eilige Fahrsituation an- • Objekterkennung und Zuordnung
gemessen aufbereiten und darstellen • Abstandsregelung
• dem Fahrer Handlungsvorschläge geben • Steuergeräten für Motor, Getriebe und ESP mit
• automatisch in den Fahrvorgang eingreifen. Aktoren.
20 Komforttechnik 707
Wirkungsweise. Mithilfe des Radarsensors werden Eine Kurvenfahrt wird mithilfe der ESP-Sensoren
vorausfahrende Fahrzeuge und deren Geschwind ig- festgestellt, und das auf der eigenen Spur fahrende,
keit bis auf eine Entfernung von ca . 100 m erfasst. relevante Fahrzeug wird erkannt.
ACC unterscheidet die zwei Betriebzustände Frei-
fahrt und Folgefahrt. ACC mit Stop & Go-Funktion
Freifahrt (Bild 1). Ist die Fahrbahn frei, arbeitet ACC Bei diesem System, das nur in Verbindung mit
als Tempomat. einem Automatikgetriebe angeboten wird, reicht
Folgefahrt (Bild 1). Erkennt das ACC-System ein der Einsatzbereich von hohen Geschwindigkeiten
Fahrzeug in der eigenen Spur, so passt es die Ge- bis hinunter zu Stillstand. Der Radarsensor verfügt
im Nahbereich bis ca . 60 m über einen erweiterten
schwindigkeit an das vorausfahrende Fahrzeug an .
Es hält den vom Fahrer vorgegebenen Abstand durch Sichtkegel, der eine breitere Spurabdeckung ermög-
selbsttätiges Bremsen und Beschleunigen konstant. licht. So können Fahrzeuge, die nah vor dem eige-
ACC verringert die Geschwindigkeit des Fahrzeugs nen Fahrzeug einscheren, schneller erkannt werden,
durch Zurücknahme des Motordrehmoments und als beim herkömmlichen ACC-System.
m
gegebenenfalls eine Bremsung. Beim Betätigen des Die Stop&Go-Funktion bremst das Fahrzeug bei Be-
Bremspedals schaltet das System sofort ab. darf bis zum Stillstand ab. Wenn das vorausfahren-
de Fahrzeug wieder anfährt, erhält der Fahrer einen
Freifahrt Folgefahrt Hinweis (Ton, Displayanzeige).
Wunsch· Um wieder anzufahren, muss der Fahrer diesen Hin-
geschwindig-
keit weis durch Betätigung des Eingabetasters am Mul-
tifunktionslenkrad oder durch Antippen des Fahr-
pedals bestätigen . Bei einem sehr kurzen Stillstand
Fol gezustands- ~ (t < 3 s) erfolgt das Anfahren vollautomatisch .
anze1ge
• Geschwindigkeits-
• Geschwindigkeits- regelung auf voraus
Bedienung und Anzeige. Die Bedienung und Daten-
regelung auf Fahrer- fahrendes Fahrzeug eingabe erfolgt je nach Hersteller und Fahrzeugtyp
wunsch • Abstandsregelung über einen Lenkstockschalter mit Tastern oder über
ein Bedienfeld am Mulifunktionslenkrad (Bild 3).
Beim Rückwärtsfahren oder Einparken zeigt PDC Das System misst die Länge der Parklücke, zeigt
den Abstand zu einem Hindernis an und warnt an ob Parken möglich ist und unterstützt gegebe-
den Fahrer durch ein akustisches Signal, sobald nenfalls den Parkvorgang.
ein kritischer Wert unterschritten wird und eine
Berührung bevorsteht. Aufbau. Das System besteht aus:
• Ultraschallsensoren am Heck, an der Front und an
Aufbau. Die wesentlichen Komponenten sind:
den Seiten des Fahrzeugs
• Ultraschallsensoren am Heck und an der Front des
• Optische und akustische W arnsignalgeber
Fahrzeuges.
• ein akustischer und ggf. optischer Signalgeber • Elektromechanische Lenkanlage
(Anzeige im Multifunktionsdisplay). • Steuergerät.
• Steuergerät.
Die seitlich angebrachten Sensoren vermessen die
Wirkungsweise. Die Ultraschallsensoren arbeiten Parklücke. Dazu muss diese möglichst parallel im
nach dem Echolotverfahren. Sie werden periodisch Abstand von 30 cm bis 1,5 m angefahren werden.
reihum angesteuert und senden dann mit einer Die Fahrzeuggeschwindigkeit darf 30 km/ h nicht
Frequenz von z.B. 43,5-kHz Ultraschallsignale aus. überschreiten (Bild 2).
Anschließend schalten alle Sensoren auf Empfang
um und nehmen die von Hindernissen reflektierten
Schallwellen auf. Aus den Laufzeiten der Echosig-
nale lassen sich der Abstand zum Hindernis und
dessen örtliche Lage berechnen. Bei zu geringem v< 30 km/h
Abstand w arnt das System den Fahrer und zeigt den
Abstand zum Hindernis an (Bild 1). 0,5 m < a < 1,5 km/h
Bild 2: Parklückenvermessung
Ist Parken mög lich, wird der Weg, den der Fahrer ein-
schlagen und fahren soll, auf dem Display angezeigt.
Anhand der Signalfrequenz des akustischen Warn- Umgebungsanzeige (Bild 1, nächste Seite). Aus den
tons ist unterscheidbar, ob das Hindernis vorne oder Sensorsignalen von Einparkhilfe und Parkassistent
20 Komforttechnik 709
ermittelt das Steuergerät eine schematische Darstel- Der optimale Fahrweg und der dem aktuellen Lenk-
lung der Umgebung des Fahrzeugs. ln dieses Bild radeinschlag entsprechende Fahrweg werden über-
wird der Fahrweg eingeblendet, der dem aktuellen lagert farbig angezeigt. Dies ermöglicht es dem Fah-
Lenkwinkel entspricht. Hindernisse werden als Bal- rer, den Fahrweg beim Einparken so zu korrigieren,
ken dargestellt, die sich rot verfärben, wenn ein kriti- dass Hindernisse nicht berührt werden.
scher Abstand unterschritten wird.
Bild 1: Umgebungsanzeige
Bild 2: Surround-View-Darstellung
•
sorgt z.B. über das ESP für eine Richtungskorrektur,
indem einzelne Räder gezielt abgebremst werden. • Dockingstation für mp3-player .
Gegebenenfalls kann durch Regelung der Lenk-
unterstützung das Lenken über die Fahrbahnmarkie- 20 5 1 Betriebs- und Fahrdatenanzeige
rung erschwert werden .
Im Kombiinstrument werden die für den Fahrer
Aktiver Spurhalteassistent (Bild 1). Bei Fahrzeugen wichtigsten Informationen angezeigt.
mit elektromechanischer Lenkunterstützung wird
außerdem ein Korrekturmoment erzeugt, um dem Diese sind z.B. Geschwindigkeit, Motordrehzahl ,
Verlassen der Fahrspur entgegenzuwirken. Dieses Motortemperatur, Öldruck, Generatorkontrollleuch-
rücklenkende Moment ist allerdings so gering, dass te oder Beleuchtung sowie Fehlermeldungen der
der Fahrer es bei Gefahr problemlos übersteuern Eigendiagnose. Das Kombiinstrument befindet sich
kann. im zentralen Sichtfeld des Fahrers.
20 Komforttechnik 711
Über einen Bordcomputer, der Daten und Sensor- Position des Kraftfahrzeugs bestimmt werden. GPS
signale auswertet und mit anderen Steuergeräten besteht aus ca. 32 Satelliten, die sich auf verschie-
(z.B. Motor, Getriebe, ABS) kommuniziert, können denen Umlaufbahnen um die Erde befinden. Diese
weitere Informationen bereitgestellt und im zentra- senden in gleichen Zeitabständen Identifikations-,
len Informationsdisplay (CID) dargestellt werden. Zeit- und Positionssignale aus. Für die Bestimmung
Dies sind z.B.: der eigenen Position durch den Navigationsrechner
• Fahrdaten wie z.B. durchschnittlicher Kraftstoff- im Kraftfahrzeug sind die Signale von mindestens
verbrauch oder Reichweite drei Satelliten erforderlich. Die Position kann mit den
Daten von GPS auf etwa 5 Meter genau bestimmt
• Inspektion oder Wechselintervalle
werden. Bei fest installierten Navigationssyste-
• Verschleißgrenze, z.B. der Bremsbeläge men werden zusätzlich die Fahrzeugbewegungen
• Flüssigkeitsstände von z.B. Kraftstoff oder Öl durch das Tachosignal und die Signale eines Dreh-
• Lampenfunktionskontrolle raten-Sensors berücksichtigt. So können z.B. Ent-
• Betriebszustand und Warnhinweise von Assis- fernungen gemessen werden und zwischen Gera-
tenzsystemen. deausfahrt und Kurvenfahrt unterschieden werden.
Eventuell erforderliche Korrekturen des Ortungser-
gebnisses, die durch äußere Einflüsse wie z.B. Fahrt
20.5.2 Navigationssysteme durch einen Tunnel, unter Brücken usw. erforderlich
sind, werden vom Navigationsrechner aufgrund die-
Navigationsysteme unterstützen den Fahrer bei ser Informationen durchgeführt.
der Auswahl der optimalen Strecke zum Zielort
und bei der Orientierung in einer unbekannten
Positionsübermittlung. Sie dient dazu, um bei einem
Gegend. Notfall oder einem Fahrzeugdefekt den Rettungs-
Sie können folgende Aufgaben übernehmen: diensten oder der Pannenhilfe den Standort des
Kraftfahrzeugs zu übermitteln. Außerdem kann bei
• Eigenpositionsbestimmung
einem Fahrzeugdiebstahl das gestohlene Fahrzeug
• Positionsübermittlung schneller gefunden werden.
• Berechnung der optimalen Streckenführung unter
Berücksichtigung der aktuellen Verkehrssituation.
Berechnung der optimalen Streckenführung. Gibt
• Zielführung durch Fahrtrichtungs- und Spurwech-
der Fahrer über die Bedienungselemente oder
selempfehlungen. durch Sprache sein Fahrziel ein, bestimmt die Na-
• Darstellung der unmittelbaren Umgebung als 2D- vigationseinrichtung seinen Standort. Von hier aus
oder 3D-Grafik (moving map) oder Foto. berechnet der Navigationsrechner die optimale Stre-
ckenführung zum Zielort anhand der Daten des ge-
ln Bild 1 sind alle beteiligten Komponenten und Teil- speicherten Kartenmaterials. Während der Fahrt er-
systeme dargestellt. mittelt das System ständig die aktuelle Position und
stellt sie auf der Karte dar.
Fest eingebaute Navigationssysteme. Sie bieten die sie die gleiche Funktionalität, wie mobile Naviga-
höchste Genauigkeit in der Positionsbestimmung tionsgeräte.
und Zielführung, da sie Fahrzeugsensordaten (Rad- Zusatzfunktionen. Als Optionen für Navigationsge-
sensoren, Gierratensensor, Lenkwinkelsensor) zur räte stehen Features wie Sprachführung, elektroni-
Optimierung nutzen. Die Bedienung und die Routen- sches Fahrtenbuch, versenkbare Monitore, Touch-
darstellung erfolgt über einen im Bereich der Mit- screen oder die Information über das Tempolimit
telkonsole installierten LCD-Monitor (Bild 1). Dieser der gerade befahrenen Straße zur Verfügung . Neben
Monitor kann, wenn die Navigation nicht aktiviert ist, der Routenführung stellen diese Geräte auch Infor-
für zahlreiche andere Assistenzsysteme und Multi- mationen wie, z. B. die Lage der umliegenden Tank-
Media-Anwendungen genutzt werden. stellen, Werkstätten, Hotels, Restaurants, Bahnhöfe,
Flughäfen, Sehenswürdigkeiten, ... (points of interest,
POl) zur Verfügung.
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Warum ist ein Einklemmschutz bei elektrischen
Fensterhebern erforderlich?
2 Wie erfolgt die Schließung der Fenster bei
Zentralverriegelung?
3 Welche Aufgabe hat die Belegungserkennung bei
den Sitzen?
4 Wie erfolgt die Drehrichtungsumkehr bei elektro-
Bild 2: Mobiles Navigationssystem nisch geregelten Scheibenwischern?
5 Welche zwei Betriebszustände hat die adaptive
Die Sprachausgabe kann über die Audio-Einheit des Geschwindigkeitsregelung?
Fahrzeuges erfolgen, sofern beide Geräte über eine 6 Beschreiben Sie die Wirkungsweise der Ein-
Bluetooth-Schnittstelle v erfüg en. parkhilfe.
7 Welche Informationen erhält der Fahrer durch die
Smartphones. Auch Smartphones können zur Na- Betriebs- und Fahrdatenanzeige?
8 Beschreiben Sie die Wirkungsweise eines Navi-
vigation genutzt werden. Wenn sie mit der entspre-
gationssystems.
chenden App (application) ausgestattet sind, bieten
713
Z I Zweiradtechnil<
21 . 1 Kraftradarten Fahrzeug umgerüstet werden. Jedoch muss diese
Änderung von einem anerkannten Sachverständigen
Krafträder sind einspurige Fahrzeuge mit zwei Rä- abgenommen und in der Betriebserlaubnis eingetra-
dern. Man darf mit ihnen auch Anhänger ziehen . Sie gen werden.
können Beiwagen mitführen, wobei die Eigenschaft
Motoren. Man verwendet vorwiegend gedrosselte
als Kraftrad erhalten bleibt.
1-Zylinder-Zweitakt-Hubkolbenmotoren. Hierbei sind
Krafträder müssen mit Sturzhelm gefahren Leistungen von 0,5 kW bis 3.7 kW bei Drehzahlen
werden. bis 4000 1/min üblich . Die Kraftübertragung erfolgt
entweder über eine Ein- bzw. Zweigang-Automatik
Man unterscheidet: oder durch ein Schaltgetriebe mit 2- bzw. 3-Gang
• Fahrräder mit Hilfsmotor (Mofa, Moped) Hand- oder Fußschaltung. Im Bild 2 ist ein Einzyl in-
• Kleinkrafträder (z. B. Mokick) der-Kleinkraftradmotor für Mofas mit integriertem
• Leichtkrafträder Schaltgetriebe dargestellt.
• Motorroller
• Motorräder, Motorräder mit Beiwagen
21.1.2 Kleinkrafträder
Als Mokick haben sie Fußrasten, als Motorroller
ein Trittbrett, Kickstarter und Elektrostarter. Sie ha-
ben einen Hubraum von 50 cm 3 und ihre Höchst-
geschwindig keit ist auf 45 km/h beschränkt. Diese
Zweiräder sind betri ebserlaubnispflichtig, aber
steuerfrei und zulassungsfrei. Der Fahrer muss eine
Bild 1: Mofa (City-Bike)
Fahrerlaubnis der Klasse M bzw. der alten Klasse 4
Das Mofa ist betriebserlaubnispflichtig, jedoch zulas- nach EG besitzen. Sie kann nach Vollendung des 16.
sungsfrei und somit auch steuerfrei. Ein Führerschein Lebensjahres erteilt werden.
ist nicht erforderlich. Es kann nach Vollendung des Motoren. Man verwendet für diese Fahrzeuge vo r-
15. Lebensjahres gefahren werden. Jedoch müssen wiegend 1-Zylinder-Zwei- oder Viertakt-Hubkolben-
die Benutzer, die nach dem 1. 4. 1980 das 15. Lebens- motoren. Hierbei sind Leistungen bis 3,2 kW bei
jahr vollendet haben, eine Prüfbescheinigung m itfüh- Drehzahlen bis 7500 1/min üblich. Die Kraftübertra-
ren. Motorroller mit Hubraum unter 50 cm 3 kö nnen gung erfolgt über Kettenantrieb vom 2 bis 3-Gang
durch Reduktion der Sitzbank auf einen Sitzplatz und hand-oder fu ßgeschalteten Getriebe auf das Hinter-
durch ein geändertes Zündsteuergerät, welches die rad. Auch Automatikgetriebe (Zweigang oder stufen-
Geschwindigkeit begrenzt, zum führerscheinfreien los) werden eingebaut.
714 21 Zweiradtechnil<
Befestigung
21 1.4 Motorroller (Bild 11 Variator Federelement
Sie sind eine Sonderbauart von Krafträdern, die ohne
Knieschluss gefahren werden. Sie haben kleinere
Räder, keine Tretkurbeln und weisen einen gerin-
Schwenklager Getriebe
geren Radstand auf. Das Triebwerk ist verkleidet und
befindet sich im hinteren Teil des Fahrzeugs oder in Bild 2: Triebsatzschwinge
dem als Antriebsschwinge ausgeführten Motorge-
häuse. Im Handel werden die Motorroller je nach Variator (Bild 3). Er besteht aus einem treibenden
Verkleidung und Ausführung als City-, Fun-, Sport-, und getriebenen Riemenscheiben paar. Die verschie-
Klassik-, Allround- oder Komfortroller angeboten . denen stufenlosen Übersetzungen ergeben sich
durch Veränderung der w irksamen Antriebs- und
Abtriebsdurchmesser der Riemenscheiben.
Wirkungsweise. Beim Anfahren hat das Antriebs-
scheibenpaar wegen geringer Fliehkräfte einen klei-
nen wirksamen Scheibendurchmesser. Dadurch ent-
steht eine große Übersetzung ins Langsame.
Steigt die Antriebsdrehzahl, drückt die zunehmende
Fliehkraft die Rollen nach außen und der wirksame
Durchmesser am Antriebsscheibenpaar wird ver-
größert. Gleichzeitig ergibt sich am Abtriebsschei-
benpaar ein kleinerer Durchmesser. Dadurch wird
die Übersetzung kleiner, die Abtriebsdrehzahl steigt.
Anfahrkupplung. Sie ist als Fliehkraftkupplung aus-
Bild 1: Motorroller (Sportroller, 49 cm3 , 3,2 kW) geführt und sitzt auf der Abtriebswelle.
Hinterradgetriebe. Es befindet sich auf der Abtriebs-
Motoren. Für die Motorroller werden vorwiegend welle und übersetzt die Antriebskraft über ein Zahn-
gedrosselte Einzylinder-Viertakt-Hubkolbenmotoren radgetriebe mit Stirnradverzahnung ins Langsam e.
verwendet. M otordaten:
Hubraum Leistung Drehzahl
49 cm 3 bis 3,9 kW 7500 1/min
bis 125 cm 3 bis 14 kW 8500 1/min
bis 250 cm 3 bis 15,5 kW 7500 1/min
bis 500 cm 3 bis 29,4 kW 7250 1/min
Als Alternativantriebe werden auch Gleichstrom-
Elektromotoren mit bis zu 4,8 kW Leistung verwendet.
Die Energie erhalten sie aus vier 12-Volt-Biei-VIies-
Akkus. M it dieser elektrisch gespeicherten Energie
kann eine Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h ge-
fahren und eine Reichweite von ca. 40 bis 60 km er-
zielt werden. Bild 3: Übersetzungen beim Anfahrvorgang
21 Zweiradtechnilc 715
Rahmen (Bild 1). Es ist meist ein gebogener Rohr- Enduro-, Cross-Maschine (Bild 2). Sie haben viel
rahmen mit Befestigungselementen, an denen die Bodenfreiheit, große Federwege, eine hochgeleg-
Triebsatzschwinge mit Monostoßdämpfer, die Teles- te Auspuffanlage und die Reifen haben ein grobes
kopgabel und die Verkleidungselemente befestigt StollenprofiL Sie werden meist durch Einzylinder-
werden können. Zwei- oder Viertakt-Motoren, die einen Hubraum bis
650 cm 3 haben, angetrieben. Die Motoren geben
Leistungen bis 47 kW bei Drehzahlen bis 9 000 1/min
ab.
Tassenstößel
Schwungscheibe
21 . 3 Auspuffanlage
Besonders bei Zweitakt-Motoren sind Auspufflei-
tung mit Schalldämpfer und die Ansaugleitung mit
dem Luftfilter genau aufeinander abgestimmt. Ver-
Bild 2: Sport-Maschine
änderungen führen zum Erlöschen der Betriebser-
laubnis und bewirken eine Leistungseinbuße bei
bestimmten Drehzahlbereichen.
21 .2 Kraftradmotoren Die Auspuffanlagen sind aus lackiertem oder ver-
Man verwendet für kleinere Hubräume bis etwa chromtem Stahlblech, seltener aus Edelstahl her-
650 cm 3 meist Ein- oder Zwei-Zylinder Zweitakt- gestellt. Liegt der Auspuff in der Nähe von Fuß-
ader Viertaktmotoren . Bei Motoren mit größerem rasten, so wird er m it einem Hitzeschild versehen .
Hubraum sind Mehrzylindermotoren mit 2, 3 oder Die im Bild 4 dargestellte zweistufige Motorroller-
4 Zylindern gebräuchlich . Sie werden sowohl als Rennauspuffanlage besteht aus einem Vorschall-
Reihen-, Boxer- oder V-Motoren gebaut. Das Kurbel- dämpfer und einem abschraubbaren Kohlefaser-
gehäuse des im Bild 3 dargestellten Motorradmotors enddämpfer.
ist aus einer Leichtmetall-Aluminium-Druckguss-
Vorsch alldämpfer aus Stahlblech
legierung gefertigt. Die Zylinderlaufbahnen haben
eine hochabriebfeste re ibungsarme Nickelsilicium-
karbid -Dispersionsschicht Die Kurbelwelle ist aus
legiertem Vergütungsstahl geschmiedet und fünf-
fach im Kurbelgehäuse in Dreistofflagern gelagert.
Vom Kurbeltrieb aus wird das Drehmoment über
einen schrägverzahnten Pri märantrieb auf die Kupp- Endschall-
d ämpfer
lung übertragen . au s Kohlefasern
Der Gaswechsel erfolgt über zwei obenliegende No-
ckenwellen, die mit einer Steuerkette angetrieben Bild 4: Rennauspuffanlage für Motorroller
21 Zweiradtechnik 717
Zur Schadstoffreduzierung werden in der Auspuff- Saugrohr mit Luft gemischt. Beim Gasgeben wird
anlage ungeregelte oder geregelte Metallträger der Kolben durch den Gaszug angehoben und der
3-Wege-Katalysatoren verbaut. Bei Motoren mit ge- Kraftstoff wird durch den herrschenden Unterdruck
regeltem Katalysator, erfasst die beheizte Je-Sonde über die Nadeldüse angesaugt. Die konische Dü-
den Restsauerstoffgehalt und das Steuergerät regelt sennadel gibt je nach Gasschieberstellung einen
davon abhängig die Gemischzusammensetzung so, entsprechenden Ringspalt frei , wodurch die Kraft-
dass ein stöchiometrisches Gemisch von Je = 1 vor- stoffzufuhr der angesaugten Luftmenge angepasst
handen ist. Somit ist gewährleistet, dass eine opti- wird. Im Teillastbereich wird durch die Kontur der
male Konvertierungsrate (Umsetzungsrate) erfolgt. Nadeldüse der Kraftstoffzufluss etwas gedrosselt, da
wen iger Kraftstoff benötigt wird als bei Voll last.
Beschleunigungseinrichtung. Beim Beschleunigen
wird die Düsennadel zusammen mit dem Gasschie-
ber angehoben . Der kleine Kolben, der sich im Dü-
senstock befindet, wird durch die Feder nach oben
gedrückt. Somit wird der über dem Kolben befind-
liche Kraftstoff durch den Ringspalt gepresst. Da-
durch ergibt sich eine Anfettung.
Kaltstart. Die Gemischanfettung erfolgt folgender-
maßen:
Bild 1: Auspuffanlage mit 3-Wege-Katalysator
• Mechanisch über Seilzug und Schieber. Hier-
bei wird durch Betätigen des Luftschiebers der
21 .4 Gemischbildung Ansaugquerschnitt des Vergasers verkleinert und
ein höherer Unterdruck am Düsenstock erzeugt.
Bei Zweirädern werden je nach Motorhubraum fol- • Elektro-hydraulisch durch ein KaltstartventiL Es
gende Gemischbildungssysteme verwendet: öffnet bei kaltem Motor einen Bypasskanal der
• Ein- oder Mehrvergaseranlagen mit Sekundärluft- hinter dem Schieber zusätzliches Gemisch zuführt.
system oder ungeregeltem Katalysator
• Einspritzanlagen (Motormanagementsysteme) WERKSTATTHINWEISE
Es werden folgende Kraftradvergaser verwendet: Fahrzeug springt nicht an.
• Flachstrom- und Schrägstromvergaser Wenn der Motor nach längerer Standzeit nicht
• Schiebervergaser mit anspringt, so kann die Ursache am nicht zünd-
- mechanischer Betätigung des Gasschiebers fähigen Gemisch liegen, da leicht siedende Be-
- pneumatischer Betätigung des Kolbens standteile des Kraftstoffes verdunstet sind.
Flachstrom-Einschieber-Vergaser (Bild 2) Folgende Arbeiten sind dann vorzunehmen :
Wirkungsweise. • Vergaser ausbauen und zerlegen.
Im Leerlauf wird bei untenstehendem Kolben der • Sichtprüfung der Düsen, des Düsensitzes und
Kraftstoff über die Leerlaufdüse angesaugt und im der Schwimmerkammer auf Ablagerungen.
Seilzug
• Sichtprüfung der beweglichen Teile auf me-
chanischen Verschleiß.
Gas-
schieber • Reinigung der Leerlaut-Hauptdüse und des
Düsensitzes ggf. im Ultraschallbad .
Düsennadel-
position • Schwimmerstand prüfen und ggf. einstellen .
Düsen- • Vergaser mit neuem Dichtungssatz zusam-
nadel menbauen und in richtiger Lage einbauen.
• Grundeinstellung der Leerlaufdüse: Leerlauf-
düse bis zum Anschlag reindrehen und 2 bis
2,5 Umdrehungen wieder rausdrehen.
• Motor starten und Leerlaufdrehzahl bei einge-
schaltetem Licht einstellen (800 bis 1200 1/min).
Dies erfolgt durch Anheben des Gasschiebers
Nadeldüse
mittels Leerlaufschraube oder Gaszug.
Leerlauf-
Schwimmer-
gemisch -
• Einstellung des CO-Gehaltes mittels Gemi-
nadel schregulierschraube je nach Hersteller zwi-
Regulier-
schraube schen 1,5 bis 4% CO-Gehalt. Leerlaufdrehzahl
ggf. korrigieren .
Bild 2: Flachstrom-Einschieber-Vergaser
718 21 Zweiradtechnik
Motronic-Anlage (Bild 1)
WERKSTATTHINWEISE
Bei Motorrädern mit großem Motorhubraum wer-
Eigendiagnose. Treten Fehler z.B. in der Lamb-
den zur Steuerung der Zündung und der Einspritzan-
da-Regelu ng, bei Sensoren oder Aktaren auf, so
lage die Digitale Motor-Elektronik (DME) eingebaut.
werden sie im Fehlerspeicher des Steuergeräts
Das Steuergerät erhält folgende Eingangssignale:
abgelegt. Über den Diagnoseanschluss können
• Motordrehzahl mit Hilfe eines Fehlerauslesegerätes die Fehler
• Luft- und Kühlmitteltemperatur abgefragt werden. Nach der Fehlerbehebung
• A.-Signal muss der Fehlerspeicher gelöscht werden .
Stelldiagnose. Mit ihr können Bauteile angesteu-
Das Steuergerät errechnet die Einspritzmenge und
regelt das Gemisch im A.-1-Bereich. Folgende Ak- ert und auf Funktion geprüft werden.
toren werden angesteuert:
• Kraftstoffpumpe • Einspritzventile 21.5 Motorkühlung
• Kaltstartautomatik • Zündanlage Kraftradmotoren mit bis etwa 800 cm 3 sind meist luft-
• Elektrolüfter gekühlt. Die Kühlung erfolgt durch die offen im Fahrt-
wind liegenden Zylinder. Diese sind aus Alumini-
Kraftstoffpumpe. Sie stellt den konstanten Kraft- umlegierungen hergestellt und haben große Kühl-
stoffsystemdruck von 3,5 bar bereit. rippen zur guten Wärmeabfuhr. Bei Motorrädern
und Motorrollern, bei denen die Motoren verklei-
Einspritzventile. Sie werden masseseitig angesteu-
det sind, verwendet man meist eine Gebläseluft-
ert und spritzen einmal pro Kurbelwellenumdrehung
kühlung. Flüssigkeitsgekühlte Motoren w erden in
die halbe Kraftstoffmenge ei n. Bei Kaltstart wird
allen Hubraumklassen gebaut. Diese Motoren sind
zweimal eingespritzt.
wesentlich geräuschärmer und hinsichtlich der Wär-
Kaltstartautomatik. Sie arbeitet elektronisch ge- mebelastung unempflindlicher. Bei großvolumigen
regelt, indem sie m it einem Stellmotor mit Schne- Motorrädern mit hoher Motorleistung werden Pum-
ckengetriebe die Drosselklappenleiste entsprechend penumlaufkühlsysteme mit Wasserkühler, Elektro-
anstellt. Somit wird bei allen Betriebszuständen eine zusatzlüfter, Thermostatregelung und Ausgleichsbe-
stabile Leerlaufdrehzahl eingestellt. hälter verwendet.
Kurbelw ellenlage r
21 . 7 Kupplung
Sie dient zur Kraftübertragung und zum Anfahren.
Mofas und Mopeds haben meist eine selbsttätige
Anfahrkupplung (Ein-Gang-Automatik) (Bild 1). Wird
d ie Drehzahl erhöht, so gehen die Fliehgewichte
nach außen und der Antriebsträger w ird mit der
Kupplungstrommel. die mit der Abtriebswelle ver-
bunden ist, kraftschlüssig.
Kupplu ngstrommel
Kupplungs-
korb Stahllamellen
Kupplungs-
belag
Bild 2: Lamellenkupplung
Kuppl ungsdeckel
Druckplatte
M embranfeder
Kupplungskorb
Primärantrieb
Tellerrad
Feder-Dämpfer-Element
Au ßenlasche
Flach-
feder
II Steck-
~~
~
Schalt-
klinke
Lasch e Schalt-
walze
{} Laut- Schalt-
Runddichtung (0-Ring) U richtung kulissen Nebenwelle
Automatische Getriebe
Vorgelege- Sie werden vorwiegend bei Kleinkrafträdern ver-
wel le wendet. Die in Bild 3 dargestellte 2-Gang-Automatik
besteht im Wesentlichen aus:
• Planetengeriebe mit Sonnenrad, Hohlrad, Plane-
tenrädern, Planetenradträger
• Fliehkraftkupplung mit Fliehgewichten
Kraftfluss
...
1. Gang
.. • Freilauf und Riemenscheibe
...
2. Gang
. Plan ete ngetriebe
3.
_ Gang
_ .;;__ _ _ ___, _
S=zs-
Z3
U
=S
.
...
4. Gang
1-
Ll----~r--~-
z 1 =S •
I
5. Gang
S=z3 -
Bild 1: 5-Gang-Schaltklauengetriebe (1 . Gang geschaltet)
Permanent-
magnetrotor
Ständer-
w icklung
Ritzel m it Freilauf
Antrieb
feststehende
Dreiphasen-
L..:::::l~--J1---- Ständerwick-
lung
Bild 2: Klauenpolläufer
Bild 3: Hochspannungs-Kondensatorzündung
Zündsysteme. Bei den Krafträdern werden heute
vorwiegend elektronisch gesteuerte Zündsysteme Gleichstrom-CDI-Zündsystem. Bei ihm wird eine
verwendet. Man kann sie nach ihrer Funktion in zwei Batterie zur Aufladung des Kondensators verwendet.
Gruppen einteilen: Ein Spannungswandler im Steuergerät verstärkt die
Batteriespannung auf 220 V, welche im Kondensator -
• Hochspannungs-Kondensatorzündung ohne oder
gespeichert wird . Dieses System bietet den Vorteil, ~
mit Batterie
dass auch bei niedrigen Drehzahlen eine hohe Zünd-
• Transistorzündsysteme spannung erzeugt wird.
Diese Systeme haben folgende Vorteile: Transistorzündsysteme. Diese Bauart wird vorwie-
• Kein mechanischer Verschleiß gend bei Motoren mit großem Hubraum eingebaut.
• Wartungsfrei Man unterscheidet zwei Systeme:
• Hohe Sekundärspannung bei hoher Drehzahl • Transistorzündsysteme mit Impulsgeber
• Unempfindlich gegen Kerzenverschmutzung • Digital gesteuerte Transistorzündsysteme
724 21 Zweiradtechnil<
Motorabstellschalter
Impulsgeber
z~~
schalter
Festmarke
Leerlauf
.-4.--t====i~=h Zünd-
l..(::!~~q.J spule
Verstell-
' marken
bei Früh-
I
+---
Steuergerät
Zünd-
Stroboskoplampe
kerzen Primärkontakt
(angeschlossen)
Bild 1: Transistorzündanlage
WERKSTATTHINWEISE Impuls-
geberkabel
• Funkenprobe. Damit kann geprüft werden, ob ein
Zündfunke an der Zündkerze überspringt. Hierbei ist
die ausgebaute Zündkerze, die mit dem Kerzenste-
cker verbunden ist, auf Masse zu klemmen (Bild 2).
• Zündzeitpunkt-Zündverstellungsprüfung (Bild 3). Mit
Hilfe einer Stroboskoplampe ist z. B. bei Leerlaufdreh-
zahl und vom Hersteller festgelegter Drehzahl die Bild 5: Messung von Impulsgeber und Generatorspule
Markierung anzublitzen. Stimmen die Markierungen
mit den Sollwerten für Leerlauf bzw. Frühzündung
Drehen um Hochachse z
durch Kreiselwirkung - .c.-t-:::> Gewichts-
Fahrtrichtung kraft FG
Kippen
momentane
\ Schwerpunkt-
Drehachse seitenlage / 1
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
21 . 11 Motorradrahmen
Bild 1: Einschleifen-Rohrrahmen
Bild 5: Aluminium-Rahmen
Bild 2: Doppelschleifen-Rahmen
Bild 2: Telelever-System
Gleitrohr
Ventileinheit
Dämpfungsstange
Achse
Rahmen Federbein
Aluminium-
Kastenprofil
Bild 1: Zweiarmschwinge
Bild 2: Einarmschwinge
Dämpfungsverhalten bei Vorderradgabeln. Das Fe- Einrohrdämpfer. Bei ihnen kann nur die Druckstufe
der- und Dämpfungsverhalten wird durch folgende des Dämpfers verstellt werden. Beim Einrohrdämp-
Komponenten beeinflusst: fer mit Ausgleichsbehälter kann die Druck- und die
• Federlänge • Federkennlinie Zugstufe verstellt werden. Durch die Druckstufe wird
• Dämpferöl • Ungefederte Masse das Einfederverhalten, durch die Zugstufe das Aus-
von Rad und Reifen federverhalten bestimmt.
Dämpferö l
1. Handbrem shebel
2. Brem spedal
3. Modulator vorn
4. Mod ulator hinten
5. Drehzahlsensoren
6. Verzögerungsventil
7. Bremszange links, vorn
8. Bremszange rechts, vorn
9. Bremszange hinten
10. Sekundärhauptzylinder
11. Elekt ron. Steuerg erät
12. Dri ver-Einheit
13. Proportionalventil
Bild 1: CBS-ABS-TCS-System
21 Zweiradtechnil< 731
Reifen
Bei Zweirädern ist die Aufstandsfläche der Reifen
wesentlich kleiner als bei Pkw-Reifen . Sie ist jedoch
für die Radführung des Motorrades von besonderer
Bedeutung und beeinflusst maßgeblich das Fah rver-
halten und die Sicherheit des Fahrzeugs. Aus diesen
Gründen legen die Hersteller die Reifendimensi-
Bild 1: Antiblockiersystem onen, die montiert werden dürfen, fest und schrei-
732 21 Zweiradtechnil<
ben sogar eventuell Reifenfabrikate vor. Es werden Diagonalreifen (Bild 2). Bei dieser Bauart sind die
meist unterschiedliche Reifengrößen und Profilie- 4 Nylon- oder Polyamidkarkassenlagen unter einem
rungen an Vorder- und Hinterrädern verwendet. Winkel von etwa 45° diagonal aufeinander gelegt
Das Vorderrad muss vorwiegend Lenk- und Seiten- und um die Wulstdrähte aus Stahl gewickelt. Je nach
führungskräfte übertragen, deshalb werden die un- Höhe der umgeschlagenen Seitenkarkassen können
gefederten Massen möglichst gering gehalten. Das die Seitenführungskräfte entsprechend besser auf-
Hinterrad ist wegen der hohen Antriebs- und Seiten- genommen werden.
führungskräfte wesentlich breiter. Die Profilierung
von Motorradreifen ist im Bild 1 dargestellt. Schlauchlos- Lauffläche
Innenplatte
Das Profil des Vorderrades ist meist in Form von
Längsrillen oder es ist in Laufrichtung pfeilförmig
orientiert Diese Profilierung wirkt einer Schuppenbil- Seiten-
wand
dung bei Verschleiß entgegen. Bei den Hinterradrei-
fen geht die Tendenz bei leistungsstarken Motorrä-
dern für die Straße zu Breitreifen . Die Kontur (Bild Wulst
Felge
1) dieser Reifen wird so ausgelegt, dass sich die
Aufstandsfläche und som it die Haftfähigkeit mit zu- Wulstdrähte
nehmender Schräglage erhöht. Das Profil des Hin- aus Stahl Gummi-Wulstkernfüller
terrades ist pfeilparabolisch ausgeführt, wodurch
eine Stufenbildung auch nach hohen Laufzeiten Bild 2: Diagonalreifen
vermieden wird. Speziell aus dem Rennsport entwi-
ckelte Gummimischungen erhöhen im Grenzbereich
die Haftfähigkeit des Reifens. Gürtelreifen mit Diagonalkarkasse (Bild 3). Der Ge-
webeunterbau besteht aus zwei diagonal übereinan-
der gelegten Karkassenlagen und aus 2 Gürtellagen
z. B. aus Kevlarfasern. Der Reifen besitzt dadurch gu-
ten Rundlauf und gute Seitenführung.
Karkassenlagen Lauffläche
Gürtel-
lagen
Wulstdraht- Karkassenlagen-
paket umschläge
10° 20° 30° 40°
Schräglage Bild 3: Gürtelreifen mit Diagonalkarkasse
Radialreifen mit o•-Stahlgürtel (Bild 1). Bei dieser Niederquerschnittsreifen: 120/50 ZR 17TL
Ausführung liegt über der einlagigen Radialkarkas- 120 = Reifenbreite in mm
senlage ein einlagiger o•-stahlgürtel. Diese Bauart
50 = Höhen/Breitenverhältnis 50 %
ist für hohe Geschwindigkeiten besonders geeignet,
da die Kontur sehr stabil bleibt. Z = max. Höchstgeschwindigkeit beträgt über
240 km/h
Gummimischungen . Im Handel sind Reifen mit bis R =Radialreifen
zu 3 verschiedenen Gummimischungen von hart bis 17 = Felgendurchmesser in Zoll
weich erhältlich . Somit kann für jeden Einsatz der TL = Tubeless (Schlauchlosreifen)
optima le Reifen aufgezogen werden.
Reifeneintragung
ei ne ra di ale (90') Lauffläche
Karkasse nl age
Die im Fahrzeugbrief bzw. -schein eingetragenen
Reifengrößen müssen eingehalten werden . Bei vie-
len Motorrädern besteht die Möglichkeit, Alterna-
tivbereifungen aufzuziehen. Jedoch ist zu beachten,
Felge dass eine Freigabebescheinigung vorhanden ist.
Auf dieser kann stehen:
einl ag iger
Gü rtel aus
Wul st Wul std rähte Kernfüll er Stahl seil en • Anbauabnahme und Eintragung ist nicht not-
wendig. Der Fahrer muss die Freigabebeschei-
Bild 1: Radialreifen mit o•-Stahlgürtel nigung mitführen .
• Anbauabnahme ist durch amtlichen Sachver-
Reifenbezeichnungen.
ständigen durchzuführen. Anbaubescheini-
Diagonalreifen: 4.10- 18 60 P gung ist mitzuführen .
4.10 = Reifenbreite in Zoll • Anbauabnahme ist durch amtlichen Sachver-
18 = Felgendurchmesser in Zoll ständigen durchzuführen und eine Eintragung
60 =Kennziffer für die Reifentragfähigkeit in die Fahrzeugpapiere ist zu bestätigen.
p = max. Höchstgeschwindigkeit 150 km/h
WERKSTATTHINWEISE
• Reifen nur auf einwandfreie, korrosionsfreie, un- • Reifen auf den 1,5-fachen Wert des Betri ebs-
beschädigt e Felgen montieren. druckes aufpumpen, damit Reifen richtig im
• Laufrichtungspfeile beim Montieren, falls vor- Wulst sitzt.
handen, beachten . • Luftdruck richtigstellen.
• Beim Reifenwechsel von Schlauchreifen wegen • Rad und Reifen auswuchten.
Faltenbildung immer neue Schläuche verwen- • Ab 2,5er Felgenbreite mit Wuchtmaschine dyna-
den. misch auswuchten .
• Bei Speichenrädern immer neue Felgenbänder • Reifen muss wegen des Aufrauens durch den
einziehen . Fahrbetrieb etwa 200 km in gemäßigter Weise
• Bei Schlauch los reifen immer neue Gummiven- eingefahren werden , damit er optimale Haftfä-
tile einziehen . higkeit erhält.
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Welche Anforderungen werden an Motorrad- 5 Erklären Sie das CBS-, ABS-, und TCS-System bei
rahmen gestellt? Motorrädern.
2 Welche Aufgaben hat die Radführung bei Motor- 6 Erklären Sie die Felgenbezeichnung 3.25-17 MT-H2.
rädern?
7 Welche Eigenschaften sollten Motorradreifen be-
3 Welche Vorderrad- und Hinterradführungen gibt es sitzen?
bei Motorrädern?
8 Welche Motorradreifenbauarten gibt es?
4 Wovon hängt das Dämpfungsverhalten von
Vorderradgabeln ab? 9 Erklären Sie die Reifenbezeichnung 160/60 ZR 18 TL.
734
ZZ Nutzfahrzeugtechnik
Nutzkraftwagen (Nkw)
sind zum Transport von Personen, Gütern und
zum Ziehen von Anhängefahrzeugen bestimmt
H Lastkraftwagen
zum Gütertranspo rt
(______:___-
1
Kleintransporter
zum Perso nen- und Gütertransport
I
H Zugmaschine
zum Ziehen von A nhängefahrzeugen
Kraftomnibus
zur Personenbeförderung I
Bild 1: Einteilung der Nutzkraftwagen
22.1 Einteilung
Nutzfahrzeuge lassen sich nach ihrem Verwendungs-
zweck einteilen:
Kleintransporter (Bild 2). Mit geschlossenem Kasten
oder Pritsche mit Einfach- bzw. Doppelkabine dienen
sowohl zum Personen als auch zum Gütertransport
Bild 4: Speziallastkraftwagen
Bild 2: Kleintransporter
~~ Bild 3: Vielzwecklastkraftwagen
~
durch die StVZO, die der EU-Richtlinie 96/53/EG ent- Anhänger mit 2 Achsen 1St
~
Motorwagen mit 4 oder 32t
mehr Achsen
Kraftstoffbehälter
2 Zahnradpumpe
3 Kraftstofffilter
4 Zentrale Hochdruckpumpe
5 Gemeinsame Verteilerleiste
6 Druckbegrenzungsventil DBV
7 Injektor
8 Motorfestes Steuergerät EDC
9 Zumesseinheit
10 Weitere Aktaren
~c an c~
11 Raildrucksensor RDS <!= <!= <!=
12 Drehzahlsensor (Kurbelwelle)
15
13 Drehzahlsensor (Nockenwelle)
14 Fahrpedalsensor
15 Weitere Sensoren 10
a Kraftstoff-Saugleitung
'Gl
b Kraftstoff-Hochdruckleitung ~c an
c Kraftstoff-Überströmleitung
d Elektr. Steuerkabel
e Elektr. Sensorenkabel
2 Kolbenluftpresse
Raildrucksensor
Druck-
begrenzungsventil
(hinter Kraftstofffilter) Ölstandsenso r Steuergerät Rücklauf-Rail Nockenwellensensor
Beim Common-Raii-System sind Druckerzeugung Vo r der ersten Inbetri ebnahme Öl einfü llen
und Einspritzung entkoppelt. Dies hat im Vergleich
zu nicht entkoppelten Systemen z.B . Pumpe-Düse- Bild 2: 3-Kolben-Hochdruckpumpe
System folgende Vorteile:
• Druckbevorratung Hochdruck zum Rail Hochdruck zum Rail
~
• Mehrfacheinspritzung möglich
• Annähernd konstanter Druck über die Einspritz-
dauer
• Geringere Belastung des Pumpenantriebs.
Je nach Betriebs- und Umgebungssituation, berech-
net das EDC-Steuergerät folgende Einspritzgrößen:
• Einspritzbeginn
• Einspritzmenge
• Einspritzdruck!Raildruck
• Zeitlicher Verlauf der Einspritzung , z.B. Vor-,
Haupt- und Nacheinspritzung .
Je nach EURO-Norm und Hersteller des Nutzfahr-
zeugs werden maximale Einspritzdrücke zwischen Bild 3: 4-Kolben-Hochdruckpumpe
1600 bar und 2600 bar erzeugt. Bis zu 3000 bar wer-
den zukünftig möglich sein . Druckregelung
Hochdruckpumpentypen
Im Nutzfahrzeugbereich kommt die saugseitige
Bei Nutzfahrzeugen werden 2-, 3- oder 4-Kolben- Einsteller-Regelung über die Zumesseineit zum
Hochdruckpumpen meist mit Ölschmierung ein- Einsatz.
gesetzt (Bild 1 bis 3).
Funktion. Über die Zumesseinheit kommt nur so viel
Im Unterschied zu PKW-Hochdruckpumpen wird das Kraftstoff zur Hochdruckpumpe, wie zur Einspitzung
Pumpeninnere von Nfz-Hochdruckpumpen meist benötigt wird (Bedarfsregelung). Der Raildruck wird
nicht mit Dieselkraftstoff, sondern mit Motoröl ge- nur über d ie Zumesseinheit geregelt (Niederdruck-
schmiert (Bild 2). Dadurch erhöht sich die Lebens- regelung) . Dadurch werden die Kraftstofftemperatur
dauer. und die Leistungsaufnahme der Hochdruckpumpe
gesenkt.
Je nach Ausführung können sie bis zu 2 Zumessein-
heiten zur Druckregelung haben Ein Druckregelventil zur Druckregelung auf der
Hochdruckseite ist nicht vorhanden.
Zumesseinheit ZME (Bild 1, Seite 740). Es wird auch
Dosierventil oder Mengenproportionalventi l ge-
nannt.
Die Zumesseinheit ist auf der Saugseite der Hoch-
druckpumpe in das Pumpengehäuse eingebaut. Die
ZME regelt die Kraftstoffmenge, die zur Hochdruck-
erzeugung benötigt wird.
Funktion. Die Zumesseinheit wird durch ein PWM
Signal (Pulsweitenmoduliertes Signal) geregelt. Je
Bild 1: 2-Kolben-Hochdruckpumpe mit einer Zumess- nach Tastverhältnis ändert sich die Stellung des
einheit Sperrkolbens und somit die Zulaufmenge des Kraft-
740 22 Nutzfahrzeugtechnik
maximale Fördermenge
Cl
Q)
Cl
c
Q) keine Fördermenge
~ L_------==-- ----
Strom/-- DBV geschlossen Stufe 1: 1600 bar Stufe 2: 800 bar
Sperrkolben
Bild 2: Zweistufiges Druckbegrenzungsventil
Verstärkerko lben
MV-Ei nspritzung
Ventil/
Ventilsteuerraum
D Rücklaufdruck D Raildru ck
D Vorförderdruck • Verstärkter Einspritzdruck
1 teErreichte
n: Drehzahl
Drehzahl bei Beginn der Messung
~UI
~""\I/~ ....
ISolldrehzahl: 800 min-1I
am KW-G eber
ermittelte ' "' ",. ..."'
...'
' "' "" '"
/
Momentan-
drehzahl "'
"' ..
'"' "'
"'
+ "~+ ,..
'" "'' "'
I~~gggggL-1
"" .!' .!. ),. ~ ""
Einspritzmenge: == +/ ..!.
"'' Ermittelte
Moi01' 8 Ritbn1uncltfl
I<OhlwliUI'rttrnpt1'lllul;
Abgeschalteter Injektor Beschleunigung WJ
Bild 3: Hochlauftest
- 1Smg/ Hub
Zy~ndw
15mgl1iu b
K•oftotoflmen.gen·K.,.,..ktutZyllnd.,4
e
2
Omg/Hub
Omg/Hu b
1Smg/ Hub
15mg/Hub
30mgl1iu b
3(1mg/Hu b
- I mg/ Hub
S,1 mg/Hub
~-~
.
6mg/Hub 1(_.-s a~oNto n
22.6.2 Pumpe-Leitung-Düse-Einheit (Bild..lL Vorhubphase (Bild 2 C?J). Läuft der Rollenstößel auf
die auflaufende Nockenflanke auf, wird der Pumpen-
Es ist ein elektronisch geregeltes Einspritzsystem. kolben in Richtung OT gedrückt. Der Kraftstoff w ird
Jeder Motorzylinder verfügt über eine Einsteck- aus dem Hochdruckraum verdrängt und fließt über
pumpe mit Magnetventilsteuerung . Sie versorgt das geöffnete Ventil zum Kraftstoffrücklauf.
über eine Leitung die Einspritzdüse mit Kraftstoff. Förderhubphase (Bild 3 ® ). Das Magnetventil wird
Es werden max. Einspritzdrücke von 1800 bar er- bestromt, somit schließt die VentilnadeL Der Pum-
reicht. penkolben bewegt sich weiter durch den auflaufen-
den Rollenstößel in Richtung OT. Der Kraftstoff wird
Aufbau. Sie stellt eine Weiterentwicklung der Einzel- im Hochdruckraum unter Druck gesetzt. Übersteigt
einspritzpumpe dar. Die Hochdruckerzeugung in der dieser den Öffnu ngsdruck des Düsenhalters, w ird
Pumpeneinheit ist durch ein kennfeldgesteuertes eingespritzt.
Hochdruckmagnetventil ergänzt. Eine kurze Hoch-
druckleitung verbindet sie mit der Einspritzdüse im Einspritzbeginn und Einspritzdauer (Einspritz-
Zylinderkopf. menge) werden für jeden Zylinder einzeln von
der EDC bestimmt. Der Spannungsimpuls am
Magnetventil bewirkt den Einspritzbeginn . Span-
nungsunterbrechung bewirkt das Einspritzende.
Einspritzdü se
' '
Steuerimpuls an die Leistungsendstufe
Magnetventil
Bild 3: Flammstartanlage
t j Voreinspritzung
auf " Fahrtstellung" eingeschaltet. Nach Ablauf der
spannungsabhängigen Vorglühphase von 20 .. .25 s
ist sie betriebsbereit und der Motor kann gestartet
werden. Über die Vorförderpumpe wird die Flamm-
startanlagemit gefiltertem Kraftstoff versorgt. Der in
die Brennkammer eingespritzte Kraftstoff, entzündet
Nadelhub der
sich an der heißen Glühstiftke rze. Somit erwärmt
t Vor- : Zweifederdüse
einspritzung
I
..-----+-. sich die an der Brennkamme r vorbeiströmende
Luft kurzfristig auf bis zu 800 °C. Damit w erden d ie
Zündbedingungen in al len Zylindern verbessert. Zur
Steuerung des Kraftstoffzulaufs ist in der Kraftstoff-
Bild 1: Magnetventilansteuerung der PLD
zuleitung vor der Flammkerze ein vom Glühsteuer-
gerät geschaltetes Magnetventil eingebaut. Unter-
Die Haltezeit des Magnetventils bestimmt die Ein- brochen wird der Kraftstoffzufluss wenn ...
spritzmenge. Der Nutzhub ist beendet, wenn das • .. . die Kühlmitteltemperatur bei laufendem Motor
Magnetventil öffnet. Die Einspritzdüse schließt. Im ca. 0 oc erreicht.
Resthub fließt der vom Pumpenkolben geförderte • ... wenn der Motor nicht innerh alb von 30 s nach
Kraftstoff in den Rücklauf. Mit dem Drehzah lsignal Erlöschen der Kontrollleuchte gestartet wird.
des Kurbelwellengebers errechnet das Steuergerät
Diagnose. Das Glühsteuergerät überwacht die Glüh-
den Einspritzbeginn. Mit dem Positionsgeber der
stiftkerze, das Magnetventil sowie die Kabelverbin-
Nockenwelle stellt es die Zyl inderzuordnung her
dungen. Tritt ein Fehler auf, wird dies dem Fa hrer
(Einspritzsequenz).
über das Display mit einem Fehlercode, z.B. " FLA"
angezeigt.
22 6 3 Starthilfsanlagen
22.6.4 Schadstoffminderung bei Diesel-
Sie haben die Aufgabe das Anspringen des kal-
Ntz-Motoren
ten Dieselaggregats zu erleichtern, für einen run-
den und stabilen Motorlauf zu sorgen und die Nutzfahrzeuge müssen zunehmend verschärfte Ab-
Schadstoffemission zu senken. gasgrenzwerte erfüllen. ln Europa w erden d ie Grenz-
w erte für Nfz stufenweise nach 91 /542/EWG gesenkt.
Bei Nfz kommen wie im Pkw Glühstiftkerzen (vgl. ln der Tabelle 1, Seite 745, sind die Grenzwerte nach
S. 314 ff.), sowie Flammstartanlagen zum Einsatz. dem European-Staedy-State-Cycle (ESC) aufgeführt.
Flammstartanlage. Sie ist im Ladeluftgehäuse des Bei diesem festgelegten 13-Stufen-Test werden in
Motors eingebaut. Sie besteht aus Brenn kammer, 13 stationären Betriebszuständen die Schadstoff-
Düse, M agnetventil und einer Glühstiftkerze (Bild 3). konzentrationen ermittelt.
22 Nutzfahrzeugtechnik 745
Seit Einführung von EURO IV ist auch der dynami- ReduktionsmitteL Es besteht aus einer wässrigen
sche Abgastest ETC vorgeschrieben. Harnstofflösung mit einer Konzentration von 32,5
(ETC = European Transient Cycle= instationärer Euro- Vol.-%. An der Katalysatoroberfläche wird aus der
pazyklus). ungefährlichen Harnstofflösung giftiges Ammoniak.
Die Berechnung der eingespritzten Harnstofflösung
muss deshalb sehr genau erfolgen, damit ein Aus-
SCR-Verfahren tritt des giftigen Ammoniaks an die Umgebung ve r-
hindert wird . Das Amoniak reagiert im SCR-Kataly-
Beim SCR-Verfahren (Selectiv Catalytic Reduc-
sator mit NOx zu N 2 und H2 0 .
tion) wird mithilfe von Ammoniak, an der Kata-
lysatoroberfläche, Stickstoffoxid zu Stickstoff und Kraftstoffersparnis. Durch die SCR-Anlage wird der
Wasser umgewandelt. Damit kann der Stickoxid- NOx·Anteil stark reduziert. Aus diesem Grund kann
austoß um bis zu 80 % gesenkt werden. Der Parti- der Einspritzbeginn in Richtung .. Früh " verfegt wer-
kelausstoß wird dabei geringfügig reduziert. den, wodurch der Kraftstoffverbrauch um ca. 6 % ge-
senkt werden kann. Der dabei entstehende höhere
Aufbau. Bild 1 zeigt den Aufbau ein er SCR Anlage. Er NOx·Anteil w ird an schließend in der SCR-Anl age
besteht aus einer Kombination aus Ox idationskata- reduziert.
Druckregel-
venti l
Temperatur-
sensor
- - - - Druckreg el-
ventil
CAN-Bus
A bgast em peratur-
NO + NOz + 2NH3
- - - 2N2 + 3H20
22 7.2 Antriebsarten
Man unterscheidet folgende Bauarten:
• Hinterradantrieb mit einer Antriebsachse
• Hinterradantrieb mit Nachlaufachse (Bild 1) oder
mit Vorlaufachse
• Hinterradantrieb mit zwei angetriebenen Achsen Achskörper
• Allrada ntrieb Bild 3: Faustachse Bild 4: Gabelachse
Das im (Bild 1) dargestellte Fahrzeug wird mit
6 x 2 bezeichnet. Es hat 6 Räder, wobei 2 angetrieben Angetriebene Lenkachsen. (Bild 5). Die dargestell-
werden. te lenkbare Antriebsachse hat einen Durchtrieb z.B.
für einen 8 x 8-Antrieb. Die Antriebskraft wird durch
Bei leerem oder teilbeladenem Fahrzeug kann die
die Antriebswelle zur vorderen Achse weitergeleitet.
als Liftachse ausgeführte Nach- oder Vorlaufachse
Ein darauf sitzendes Stirnradvorgelege übersetzt
zur Verringerung des Rollwiderstandes und des Rei-
die Antriebskraft auf das Kegelradgetriebe m it Aus-
fenverschleißes angehoben w erden.
g leich. Die Achswellen treiben über Doppelkreuzge-
Bei Seladung kann sie bis zu 10 t Last aufnehmen, lenke die Radnabe an. ln dieser sitzt ein Planetenrad-
um die Antriebsachse zu entlasten. Zum Anfahren satz, der die Drehzahl ins Langsame übersetzt und
kann sie abgehoben werden, um der Antriebsachse dadurch das Antriebsdrehmoment erhöht.
mehr Belastung und somit mehr Traktion zu geben.
Abtrieb zur
2. Vorderachse
Liftachse
Bild 1: Dreiachsfahrzeug 6 x 2
Motor Wechselgetriebe
Kegelrad-
Verteilergetriebe Stirnradvorgelege getriebe
Sonnenrad Planetenträger
mit Flansch
Bild 2: Verteilergetriebe mit Ausgleich Bild 4: Wechselgetriebe mit Vor- und Nachschaltgruppe
748 22 Nutzfahrzeugtechnik
22.7 .8 Elektro-pneumatische N SW
Getriebesteuerung (l"Bwil.,.d~2,J_l_ _ __
Aufbau
Eine EPS-Getriebesteuerung besteht aus folgenden
Bild 1: Gebergerät für Gangwechsel
Bauteilen:
• Mechanische Kupplung, pneumatisch über den Automatischer Betrieb. Alle Anfahr-, Rangier- und
Kupplungsaktor betätigt. Schaltvorgänge werden automatisiert durchgeführt.
ln Abhängigkeit von Fahrzustand, Fahrpedalstellung
• Mechanisches synchronisiertes 4-Wellengetriebe
und Motorbetriebszustand wird der jeweils optimale
mit angebauten pneumatischen Schaltzylindern
Gang ermittelt und geschaltet. Die Kupplungsbetäti-
und Magnetventilen zum Einlegen der Gänge.
gung wird ebenfalls vollautomatisch gesteuert.
• Gebergerät zur Erfassung des Fahrerwunsches.
Multifunktionsdisplay. Es informiert den Fahrer über
• Getriebesteuergerät mit Kennfeld zur Ermittlung die geschaltete oder vorgewählte Gangstufe und
des richtigen Ganges und Ansteuerung der Mag- Splitgruppe.
netventileund Schaltzylinder.
Warnsummer. Er meldet dem Fahrer, dass nicht
• Sensoren für Werteerfassung. zurückgeschaltet werden kann, da die zulässige
• Multifunktionsdisplay zu r Ganganzeige. Motordrehzahl überschritten wird .
Man unterscheidet 2 Notlauffunktionen :
Wirkungsweise • Notbetrieb • Schalten mit Notschalter
Bedieneinheit (Bild 1). Sie besitzt einen zusätzlichen
Wahlschalter für die manuelle oder die automa- Notbetrieb. Liegt ein Fehler im System vor, so wird
tische Betriebsart. der Fahrer über den Warnsummer und über das
Display informiert, dass er das Kupplungspedal aus-
Manueller Betrieb. Der Gangwechsel erfolgt durch
klappen soll. Jetzt kann mechanisch gekuppelt und
den Fahrer. Mit der Halbgangwippe (HW) kann durch
die Gänge geschaltet werden .
Anheben um einen halben Gang nach oben und
durch Drücken um einen halben Gang zurückgeschal- Schalten mit Notschalter. Wird vom Steuergerät
tet werden. Wird die Funktionstaste (FT) betätigt und ein Fehler erkannt, der die Weiterfahrt nur mit Not-
dabei der Schalthebel nach vorne gedrückt, so wird schaltung erlaubt, werden alle automatischen Schal-
um einen Gang hochgeschaltet Beim Ziehen des tungen gesperrt. Eine Notschaltung kann nur bei ste-
Schalthebels wird um einen Gang zurückgeschaltet. hendem Fahrzeug durchgeführt werden. Es kann mit
Betätigt man die Neutraltaste (N). so schaltet das Ge- dem Notschalter der 2. und 5.Gang, der Rückwärts-
triebe in Leerlaufstellung. Beim Anhalten kuppelt das gang und die Nachschaltgruppe betätigt werden. Bei
System kurz vor Erreichen der Leerlaufdrehzahl aus, diesem Fahrzustand muss der Fahrer die Kupplung
der eingelegte Gang bleibt geschaltet. mechanisch betätigen.
Rad·
sensor
Parabelfeder
f61
zeugs in Schrittgeschwindigkeit.
Bild 3: Prinzipbild zur elektronischen Niveauregulierung
I I
'1 •:..:JeJ.:J ... Niveauverstellung durch Schalter. Dabei können
fest programmierte Fahrzeughöhen durch einen
Gommi
•======~ hohlfeder • Schalterangewählt werden, z.B. Absenken und An-
•======~ heben des Fahrzeugniveaus bei Wechselaufbauten,
~ •:--- ---::j t.. wie Containern .
Höhenbegrenzung. Wird der obere oder untere Hö-
Bild 1: a) Faltenbalg b) Rollbalg hengrenzwert (Gummihohlfederanschlag) erreicht,
wird die Höhenverstellung beendet.
Radführung (Bild 2). Sie wird von Längs- und Quer-
lenkern oder Stabilenkern übernommen . Die Schwin- Liftachsensteuerung, -regelung. Die Liftachsen kön-
gungsdämpfung erfolgt durch Stoßdämpfer. nen über einen Schalter, z.B. zur Traktionsverbes-
serung der Antriebsachse ang ehoben w erden . Ab
einer bestimmten Achslast, z.B. 11 t, senkt sich die
Liftachse selbsttätig ab.
Druckregelung. Um den aktuellen Luftfederdruck
zu messen und den Druck innerhalb bestimmter
Grenzen zu halten werden Drucksensoren mit den
Luftfederelementen verbunden . Diese wandeln den
gemessenen Druckwert in ein Spannungssignal um.
Das Spannungssignal geht zu einem Steuergerät,
welches in Grenzfällen (Höchstdruck; M indestdruck)
Magnetventile entsprechend ansteuert.
Fehlererkennung und Fehlerspeicherung. Bei Feh-
Bild 2: Radaufhängung einer luftgefederten Vorderachse lererkennung wird eine Warnlampe im Fahrzeug-
innenraum aktiviert. Zugleich wird der Fehler im
Elektronisch geregelte Luftfederungssysteme Steuergerät gespeichert. Das Fahrzeug kann unter
Durch sie können eine Reihe von Funktionen erfüllt Einhaltung des vorgegebenen Niveaus weitergefah-
werden, wie z. B. Niveauregulierung, Niveauver- ren werden.
22 Nutzfahrzeu technik 751
Elektronisch geregelte Luftfederanlage (Bild 1) während der Fahrt, z.B. durch Fahrbahnuneben-
Aufbau. Bei der dargestellten Luftfederanlage han- heiten, werden nicht ausgeglichen, da die Regelung
delt es sich um einen voll-luftgefederten Lkw mit erst nach einer festgelegten Zeitverzögerung eintritt.
Liftachse. Drei Wegsensoren (3) melden ständig bei Belüften der Luftfederbälge an Vorder-und Antriebs-
eingeschalteter Zündung die Höhenlage des Fahr- achse. Dazu werden d ie Magnetventile a, b, c und d
zeugs an das Steuergerät. Das Be- und Entlüften der elektrisch angesteuert. Magnetventil c schaltet auf
Luftfederbälge erfolgt über 3/2- und 2/2-Magnetven- Druckaufbau. Die Magnetventile a, b, d schalten auf
tile. Drucksensoren (6) überwachen die Drücke in Durchlass. Ist das Sollniveau erreicht schalten die
den Federbälgen. Über den Anfahrhilfetaster (7) Magnetventile wieder in die Ausgangsstellung.
werden die Liftachsbälge kurzzeitig entlüftet, um die
Entlüften der Luftfederbälge an Vorder- und
Traktion der Antriebsachse zu verbessern. Über den
Antriebsachse. Die Magnetventile a, b und d werden
Taster " Liften " (8) bzw. " Senken " (9) kann der Fah-
elektrisch angesteuert und auf Durchlass geschaltet.
rer die Liftachse manuell steuern. Ist die zulässige
Die Federbälge entlüften über Magnetventil c und
Einzel-Achslast überschritten, verhindert die Elektro-
einen Schalldämpfer solange ins Freie bis wied er
nik, dass die Liftachse angehoben wird. Ein Druck-
das Sollniveau erreicht ist.
schalter (5) überwacht den Anlagend ruck. Bei Unter-
schreiten des erforderlichen Anlagendrucks wird die Liftachsensteuerung. Durch Drucksensoren (6) an
Warnlampe 4a aktiviert. Die Fehlerlampe 4b zeigt der Antriebsachse kann eine automatische Liftach-
auftretende Fehler in der Elektrik/Elektronik an. Die- senabsenkung durchgeführt werden. Überschreitet
se Fehler werden im Steuergerät gespeichert. Über der Balgdruck in der Antriebsachse aufgrund von
eine Fernbedienung (2) kann das Sollniveau des Seladung einen bestimmten Wert, z.B. 5,3 bar, wird
Fahrzeugs, z.B. bei Rampenbetrieb, verändert wer- die Liftachse automatisch abgesenkt. Ein automa-
den. Dies ist jedoch nur unterhalb einer vom Herstel- tisches Absenken der Liftachse w ährend der Fahrt
ler festgelegten Geschwindigkeitsschwelle möglich. durch auftretende Druckspitzen erfolgt nicht.
Absenken Druckluftversorgung der Liftachse. Dazu
Funktionsweise wird Magnetventil f elektrisch ang esteuert_, der Lift-
Luftversorgung. Über den bei Nutzfahrzeugen vor- balg wird über Magnetventil c entlüftet, die Achse
handenen Kompressor wird die Luftfederanlage senkt sich. Um die Luftfederbälge der Liftachse m it
mit Druckluft versorgt. Der Druck beträgt bis zu 12,5 Druckluft zu versorgen, werden die Magnetventile
bar. Die Druckluft wird z.B. am Nebenverbraucher- c, e und g elektrisch angesteuert. Magnetventil c
anschluss des Vierkreisschutzventils 23 oder 24 ent- schaltet auf Druckaufbau, die Magnetventile e und
nommen oder hinter dem Druckregler. g schalten auf Durchlass. Ist das Sollniveau erreicht
Soii-Niveauregelung. Die von den Wegsensoren ge- schalten die Magnetventile e und g auf sperren. Mag-
lieferten Istwerte werden mit den eingespeicherten netventil c schaltet in die Ausgangsstellung zurück.
Sollwerten verglichen. Ergeben sich Abweichungen
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
vom Sollniveau über ein festgelegtes Toleranzband
hinaus, w erden vom Steuergerät die entsprech enden 1 Welche Vor- und Nachteile hat die Luftfederung
bei Nutzfahrzeugen gegenüber der Blattfederung?
Magnetventile so angesteuert, dass durch Be- oder
Entlüften der Luftbälge, die notwendige Niveau- 2 Wie erfolgt die Soli-Niveauregelung bei einer Luft-
federung?
änderung an Vorder- und Antriebsachse erreicht
3 Wie sind die Magnetventile entsprechend Bild 1 zu
wird. Im Fahrzeugstillstand erfolgt die Regelung im
schalten, damit die Liftachse angehoben wird?
Sekundenbereich. Kurzzeitige Achsschwingungen
1 Steuergerät
2 Fernbedienung
3 Wegsensoren
4a Warnlampe
Anlage ndruck
4b Fehlerlampe
Elektri k/Elektronik
5 Druckschalter
•
6 Drucksensoren
7 Taster Anfahrhilfe
8 Taster Liften (LA)
9 Taster Senken (LA)
a Magnetventil VA
b, c, d Magnetventile AA
e, f,g Magnetventile LA
Räder
Die Räder bestehen aus der Felge zur Reifenaufnah-
me und der Radscheibe zur Befestigung des Rades
3-lagiger Gürtel an der Nabe. Bei Nutzkraftwagen werden vorwie-
gend folgende Felgenarten verwendet:
Karkasse
Ungeteilte Steilschulterfelgen (Bild 3). Diese sind an
Bild 1: Gürtelaufbau eines Lkw-Radialreifens der Kennzeichnung ".5" am Felgendurchmesser er-
kennbar, z.B . 22.5.
Kennzeichnungen am Reifen (Tabelle 1, Bild 2).
156/ 150
z.B. 8,5 bar.
Zusatzbetriebskennung für Einzel- und
Seiten-
~ ring
Schrägschulter-
'tn(
(
r Beispiel: 9.00- 20
Reifensicherheit und Reifenlebensdauer sind ab- • Beim Aufpumpen von Nkw-Reifen dürfen 150%
hängig von Last, Luftdruck und Geschwindigkeit. des Normluftdruckes nicht überschritten wer-
Es ist deshalb stets der vom Hersteller vorgege- den. Höchstens jedoch 10 bar!
bene Luftdruck einzuhalten . Genaue Luftdruck- • Bei Zwillingsbereifung ist der Reifen mit dem
werte können aus Tabellen entnommen werden. größeren Durchmesser innen zu montieren.
22 Nutzfahrzeugtechnik 753
für den nächsten Füllvorgang getrocknet und rege- Druckverhältnisventil proportional der Fahrzeugbe-
neriert. Ein Heizelement im Bereich des Abschaltkol- ladung an. Ferner steuern zwei Steuerleitungen vom
bens verhindert ein Einfrieren der ausströmenden Betriebsbremsventil (Anschluss 21 nach 41 und 22
feuchten Luft und schützt somit vor Funktionsstö- nach 42) das Anhängersteuerventil an . Bei gekuppel-
rungen. Ein Doppeldruckmesser oder Anzeigeinstru- tem Anhänger wird die Anhängerbremsleitung jetzt
ment zeigt dem Fahrer den Vorratsdruck in den bei- dosiert belüftet und über das Anhängersteuerventil
den Betriebsbremskreisen an. Fällt der Druck unter werden die Anhängerbremsen betätigt.
den Warndruck von etwa 5,5 bar ab, so leuchtet die
Bei Bremsanlagen mit einem integrierten Betriebs-
Kontrollleuchte auf.
bremsventil ist zur lastabhängigen Regelung des
Vorderachsbremsdruckes ein Druckverhältnisventil
Betriebsbremsanlage im Zugfahrzeug im Betriebsbremsventil integriert. Das Betriebs-
(Bild 1, Seite 755) bremsventil besitzt dann einen zusätzlichen Steuer-
Sie enthält ein Betriebsbremsventil mit nachge- anschluss (4).
schaltetem Druckverhältnisventil zur lastabhän-
gigen Vorderachsregelung. Diese erfolgt über den
Steueranschluss 4, der vom ALB-Regler der Hinter-
achse angesteuert wird. Der ALB-Regler passt den
Bremsdruck der Hinterachse der Beladung an. Der
Bremsdruck der Vorderachse (Anschluss 22) wird
Betri ebs-
in Abhängigkeit vom Druck des ALB-Reglers durch bremsve ntil
das Betriebsbremsventil ebenfalls lastabhängig ge-
regelt. Bei leerem Fahrzeug ist der ausgesteuerte
Druck kleiner als der Druck, der sonst der Bremsstel-
lung des Betriebsbremsventils entspricht. Erst bei
voller Beladung wird der ausgesteuerte Bremsdruck ALB-Regl er
nicht mehr reduziert. Das Druckverhältnisventil leitet automatisch
den Bremsdruck über die ASS-Magnetventile zu den m ech anisch
gesteuert
VA-Bremszylindern . An der Hinterachse befinden
Anhänger-
sich vor den Membranzyl indern ASS-Magnetventile steuerventi I
zur ABS-Regelung und ASR-Ventile zur Antriebs-
schlupfregelung beim Anfahren .
.,~ messer
cc
."
~
."
1 41 1 142 D Tei le der Anhänger-
steueru ng
:r
."
::l
s: Relais-
ventil
~ Druck- }bezogen
anst1eg auf den
5a
0
Betri ebsbrems-
Über- Vorgang
ventil mit integr.
--ßJ:::
.,~ Druckverh ältnis-
ventil
last-
schutz
Druck-
abfall
beim
Bremsen
cc
."
::l
Vorratsleitung
- - elektrische Leitung
....
111
111
756 22 Nutzfahrzeugtechnik
Leitung sfilter
Druck-
verh ält n is-
ventil
Defekt in der Bremsleitung. Zunächst bleiben die • Sicherung der Anlage vor Schmutz (Filter).
Bremsen gelöst. Erst beim Betätigen einer Bremse • Entnahme von Druckluft am Reifenfüllanschluss,
im Motorwagen entweicht die Vorratsluft über die z.B. zum Reifenfüllen oder Zuführung derselben,
defekte Bremsleitung und den Anschluss 22 am An- z.B. zum Füllen der Anlage von außen.
hängersteuerventil. Dieser steht über Anschluss 12
• Anlage vor Überdruck schützen (Leerlaufventil
mit Anschluss 2 am Kupplungskopf " Vorrat " in Ver-
wirkt als Sicherheitsventil).
bindung. Der Druck in der Vorratsleitung fällt ab und
das Anhängerbremsventil löst eine Vollbremsung • Lufttrockner steuern.
des Anhängers aus. Nach dem Lösen der Bremse im
Wirkungsweise
Motorwagen wird auch die Anhängerbremse wieder
frei. Füllstellung. Die vom Kompressor kommende Druck-
luft strömt vom Anschluss 1 zum Anschluss 21 in die
Anlage. Dieser Druck steht auch am Anschluss 4 an
Feststellbremse im Anhänger
und wirkt von unten auf den Steuerkolben. Ist der Ab-
Beim Betätigen des roten Knopfes am Doppellöse- schaltdruck erreicht (z.B. 8,1 bar). wird dieser gegen
ventil werden über das Zweiwegeventil und das die Federkraft der Regelfeder nach oben gedrückt.
Schnellentlüftungsventil die Federspeicher-Brems- Das Auslassventil schließt und das Einlassventil
zylinder entlüftet. Der Anhänger wird nur über die öffnet. Die Druckluft drückt nun den Abschaltkolben
Federkraft des Federspeicherbremszylinders (Tristop- nach unten und öffnet das LeerlaufventiL Der Kom-
zylinder) gebremst. pressor fördert nun die Luft von 1 --7 3 ins Freie. Das
Rückschlagventil sichert den Druck in der Anlage.
22.8.3.2 Bauteile der Druckluftbremsanlage
Kompressor (Bild 1)
Aufgabe
Druckeinstel IIeder rfl,..-- - - - Druckeinsteil-
(Regelfeder) schraube
• Bremsa nlage mit Druckluft versorgen Steuer-
anschluss
Wirkungsweise. Der Kompressor ist ein Ein- oder Rückschlag-
Zweizylinder-Kolbenverdichter, der vom Motor an- ventil
getrieben wird und ständig mitläuft. Beim Saughub Reifentüll-
anschluss
saugt er über einen Luftfilter Frisch luft an und
1- 2
verdichtet sie. Die im Zylinderkopf sitzenden Flat-
Abschalt-
t erventile steuern den Luftein- und -austritt. Die kolben
Schmierung erfolgt meist durch die Druckumlauf- D drucklos
Leerla ufventil
schmierung des Motors. 111 Druckluft Füllstellung
Einlassventil Auslassvent il
Leerlaufstellung
Schaltzeichen
Bild 1: Kompressor
Schutzwirkung
Tritt z.B. im Kreis 21 ein Leck auf, so strömt Luft Wirkungsweise
ab. Der Druck und auch der in Kreis 22 fallen bis Die Betätigungseinrichtung, z.B. Trittpl atte oder
auf den Schließdruck von ca. 5,5 bar ab. Das Über- Bremspedal, wirkt auf zwei hintereinander angeord-
strömventil von Kreis 21 schließt. Der Kompressor nete Ventile.
füllt dann wieder Kreis 22 bis zum Erreichen des
Öffnungsdruckes des Überströmventils von Kreis Fahrtstellung (Bild 1, Seite 759). Der Einlass an
21 (z.B. 7 bar) auf. Der Druck in den Kreisen 23 und den Anschlüssen 11 und 12 ist geschlossen. Die
24 bleibt gesichert, da die Rückschlagventile ein Ent- Betriebsbremskreise erh alten keine Vo rratsluft. Der
w eichen der Luft über die Lecksteile verhindern. Die Auslass der Anschlüsse 21 und 22 ist geöffnet. Sie
Feststellbrem se (Kreis 23) bleibt daher w eiterhin ge- sind über Anschluss 3 ins Freie entlüftet.
löst.
Teilbremsstellung. Beim Betätigen der Bremse wird
Betriebsbremsventil mit Druckverhältnisventil über den Reaktionskolben der Einlass geöffnet.
(Bild 1, Seite 759) Druckluft strömt ein und wirkt auf den Steuerkol-
Aufgaben ben. Dadurch wird der untere Einlass geöffnet. Die
Bremsabschlussstellung ist erreicht, w enn der im
• Feinfühlig dosiertes Be- und Entlüften der Zwei-
Raum a auf den Reaktionskolben wirkende Druck ihn
kreis-Betri ebsbremsanlage im Zugfahrzeug.
nach oben bewegt, bis sich beide Kräfte ausgegl i-
• Steuerung des Anhängersteuerventils. chen haben. Nun sind die Auslassventile geschlos-
• Evtl. mit Druckverhältnisventil (DW) zur ladungsab- sen. in die Betriebsbremskreise 21 und 22 ist Teil-
hängigen Steuerung des Vorderachsbremsdruckes. druck eingesteuert.
22 Nutzfahrzeu technik 759
Steuer-
)'o
4 kolben
ti
Schaltzeichen
Bild 2: Feststellbremsventil
D drucklos
D Teildruck Automatisch-lastabhängiger Bremskraftregler
[ ] Vorratsdruck mit Relaisventil (ALB, Bild 3).
Aufgaben
• Automatische Regelung der Bremskraft in Abhän-
gigkeit von der Beladung.
• Steuerung in luftgefederten Fahrzeugen durch
den Druck im Federbalg, in mechanisch gefeder-
ten durch den Federweg .
• Relaisventil zum schnellen Be- und Entlüften .
Bei entladenem Zustand w ird der Bremsdruck
z.B. etwa 5:1 vermindert, d.h. bei 6 bar Bremsdruck
Schaltzeichen wirkt an den Radzylindern nur 1,2 bar, bei voller Be-
ladung wirken 6 bar.
Bild 1: Betriebsbremsventil mit Druckverhältnisventil -
Teilbremsstellung
Feststell- und Hilfsbremsventil (Bild 2) Bild 3: ALB mit Relaisventil für Luftfederung
Aufgaben
• Dosiertes Betätigen der Feststell- und Hilfsbremse Bremszylinder (Bild 1, Seite 760)
mit den Federspeicherzylindern. Aufgaben
• Kontrollstellung zur Prüfung der Wirkung der Fest- • Membranzylinder erzeugen die Spannkraft bei der
stellbrem se im Zugfahrzeug. Betriebs bremse.
• Federspeicherzylinder erzeugen die Spannkraft
Fahrtstellung. Federspeicher der Kombizylinder und bei der Feststell- und Hilfsbremse.
Steuerleitung zum Anhängersteuerventil sind belüf- Membranzylinder werden an der Vorderachse einge-
tet. Die Federn sind gespannt. setzt. An der Hinterachse verwendet man Kombizylin-
Feststellbremsstellung. Federspeicher und Steuer- der. Es ist die Kombination aus einem Membranteil
leitung zum Anhängersteuerventil sind entlüftet. für die Betriebsbremse und einem Federspeicherteil
Bremsen der Federspeicher und die im Anhänger für die Feststell- und Hilfsbremse. Bei Ausfall der
sind gebremst. Druckluft kann ein gebremstes Fahrzeug durch eine
Lösevorrichtung an den Federspeichern schleppfähig
Kontrollstellung. Die Hinterachse des Zugfahrzeugs gemacht werden. Man verwendet z.B. eine Sechs-
ist durch die entlüfteten Federspeicher gebremst, kantschraube, mit der die Federn gespannt und so die
über das Anhängersteuerventil sind die Anhänger- Bremsen gelöst werden können (Bild 1, Seite 760).
760 22 Nutzfahrzeugtechnik
Membran-:{]]) Federspeicher-
zylinder zylinder
=ill
Schaltzeichen
Zum Lösen der Federspeicherbremszylinder muss
der rote Knopf betätigt werden. Mit ihm können die
Federspeicherbremszylinder über das Schnelllöse-
ventil be-und entlüftet werden .
••~ Jseeinrich~ Radbremsen
~~ 12 Kombizylinder Schaltzeichen
Es sind Reibungsbrem~en, die durch Reibung die
Bremskraft in W ärme umwandeln.
Bei Omnibussen und vielfach auch bei Lastkraftwa-
Bild 1: Bremszylinder gen werden an allen Rädern Scheibenbremsen ein-
gesetzt. Zum Teil werden noch Trommelbremsen
verwendet, z.B. bei Baustellenfahrzeugen oder an
Anhängersteuerventil (Bild 2)
den Hinterachsen.
Aufgaben
Trommelbremsen (Bild 3). Es werden meist Sim -
• Steuerung der Anhängerbremsanlage über die
plexbremsen verwendet, die mit S-Nocken oder
Betriebsbremsanlage des Motorwagens.
Spreizkeil betätigt werden. Der Spreizkeil wird vom
• Steuerung der Anhängerbremsanlage über das
Membranzylinder direkt betätigt. Bremshebel und
Feststell- und Hilfsbremsventil.
Bremswelle entfallen. Eine automatische Nachstel-
• Versorgung der Anhängerbremsanlage mit Druck-
lung des Belags bei Versch leiß ist meist integriert.
luft.
Die Spreizkeilbremse hat die S-Nockenbremse meist
abgelöst.
42
12
11 Ä
Schaltzeichen
21
22 Membran
Steuerventils und regelt den Druck in der Radbremse ASR-Regelkreise. Man unterscheidet:
so, dass kein Blockieren eintritt. • ASR-Bremsregelkreis
• ASR-Motorregelkreis
ABS-Warnleuchte. Sie wird vom Steuergerät ange-
steuert und erlischt, wenn das Fahrzeug etwa 7 km/h ASR-Bremsregelkreis. Er besteht aus:
Geschwindigkeit überschritten hat. Bei Störungen • ASS-Komponenten der Hinterachse
des ABS leuchtet sie auf.
• ABS/ASR-Steuergerät
Elektronisches Schaltgerät für Anhängerkennung. • Zweiwegewechselventile
Im Zugfahrzeug befinden sich eine rote Warnleuchte • ASR-Magnetventil
und eine gelbe lnformationsleuchte.
Wirkungsweise
Sie informieren den Fahrer wie folgt: Neigt ein Rad beim Anfahren zum Durchdrehen, so
• Aufleuchten der Leuchten rot und gelb: wird es über das Steuergerät moduliert abgebremst.
Störungen im Anhänger-ABS Das ASR wirkt so als automatische Ausgleichssper-
• Aufleuchten der gelben lnformationsleuchte: re. Gleichzeitig nimmt das Steuergerät durch den
Der mitgeführte Anhänger hat kein ABS Motorregelkreis das Drehmoment des Motors auf
einen optimalen Wert für das Gesamtantriebsmo-
ASS-Steckverbindung zum Anhänger. ment zurück. Der Bremsregelkreis wirkt bis zu einer
Das Zugfahrzeug besitzt eine fünfpolige ASS-Steck- Geschwindigkeit von etwa 30 km/h. Darüber wird
dose zum Anschluss der ABS-Leitung für den An- z.B. nur noch das Motordrehmoment vom Motorre-
hänger. Beim Sattelzugfahrzeug sitzt die ASS-Steck- gelkreis zurückgenommen.
dose im Sattel anhänger. ASR-Motorregelkreis. Er kann aus einem der fol -
genden Systeme bestehen:
• Elektronische Motorleistungssteuerung (EMS)
• Elektronische Dieselregelung (EDC)
22.8.3.6 ASR (Antriebs-Schlupf-Regelung) für
• Proportionalventil mit Stellzyli nder (P)
Druckluftbremsanlagen (Bild 1)
Beim Anfahren auf ein- oder beidseitig glatten Fahr- • Stellmotor und Linearsteiler (M)
bahnen oder beim Beschleunigen in Kurven können Die Motormanagementsysteme EMS oder EDC
durchdrehende Räder schlupfabhängig geringe bzw. beeinflussen das Motordrehmoment Beim Stellsys-
keine Seitenführungskräfte übertragen. Es ergibt tem P reduziert das Steuergerät über ein Ventil m it
sich dadurch ein instabiles Fahrverhalten. Ferner Stellzylinder und beim System M über einen Stell-
kann es bei durchdrehenden Rädern zu hohem Ver- motor d irekt die Einspritzmenge und somit das Mo-
schleiß an Reifen und am Ausgleichsgetriebe kom- tordrehmoment.
men. ASR erhöht die Traktion und stellt die Spur- Die ASR-Informationsleuchte meldet das Arbeiten
treue des Fahrzeuges sicher. des ASR und dient als Schlupfanzeige.
Druckst euer-
ventil ABS
Druckluftversorgung = Druckluftleitung - - Elektrisch e Leitung
Wechselventil ABS/ASR
Radsensor
22.8.3.7 EBS mit ESP (Elektronisches angesteuert. Der Bremsd ruck in den Bremszylindern
Bremssystem mit Elektronischem wird vom Zentra lsteuergerät durch die M agnetven-
tile entsprechend dem Fahrerwunsch geregelt. Die
Stabilitätsprogramm)
Drehzahlsensoren ermitteln die Verzögeru ng. Durch
Das Elektronische Bremssystem EBS (Bild 1) ist Belagsensoren wird der Belagverschleiß erfasst.
eine Weiterentwicklung der elektro-pneumatischen Über das Anhängersteuermodul wird die Bremsan-
Druckluftbremsanlage. Durch die einzelnen elektro- lage des Anhängers angesteuert.
nischen und elektro-pneumatischen Bauelemente
kann das System folgende Tei lfunktionen erfüllen: V1 , V2, VJ = Luftbehälter
• Elektronisch geregeltes Bremsen. Es ergeben sich • Druckluft Vorrat
kürzere Bremswege und hohe Belagstandzeiten.
• Integrierte Koppelkraftregelung. Sie verändert
die Bremswi rkung des Anh ängers so, dass Kop-
pelkräfte beim Bremsen zwischen Anhänger und
Motorwagen annähernd null sind.
• Bremsen mit ABS-Regelung. Der Zug bleibt lenk-
bar und fahrstabiL
• Anfahren mit ASR-Regelung. Die Traktion bei ein-
seitig oder beidseitig glatter Fahrbahn w ird erhöht.
• Spurstabilisierung mit ESP. Das System erkennt
VA= Vorratsleitung
inst abile Fahrzustände und bewirkt, dass das Fahr- zum Anhänger
zeug in kritischen Situationen beherrschbar bleibt. BA = Bremsleitung
zum An hänger
• Adaptive Cruise Control (ACC). Es hält den Sicher-
heitsabstand zum vorausfahrenden Fahrzeug, ab- 1 EBS- I ESP-Steuergerät
2 ASS-Magnetventil 6 EBS- I A SS-Modulator
häng,ig, von der Fahrgeschwindigkeit konstant.
3 EBS-Anhänger- 7 Lenkw1'nkefsensor
steuermodul 8 Belagsenso ren -
Elektronisches Bremssystem (Bild 1 und 2) 4 Drehzah lsenso ren 9 Dreh raten - und
5 Fußbremsmodu l Besch leunigungssensor
Aufbau. Es ist eine Druckluftbremsanlage, die elek-
tropneumatisch gesteuert wird. Sie besteht aus zwei Bild 1: Systembild Elektronisches Bremssystem
Betriebsbremskreisen für Vorderachse (VA) und Hin-
terachse (HA) und einem Feststellbremskreis (FB). Vorteile
Wirkungsweise • Schneller und zeitgleicher Druckaufbau in allen
EBS-Bremsung. Betätigt der Fahrer das Bremspe- Bremszylindern, dadurch verkürzter Bremsweg .
dal, so wird über das Fußbremsmodul, das mit • Ho her Bremskomfort durch gute Dosierbarkeit.
W egsensoren ausgestattet ist, der Bremswunsch • Genaue Abstimmung der Bremskräfte des Zug-
dem Zentralsteuergerät mitgeteilt. Über CAN w er- fa hrzeugs und Anh ängers aufeinander.
den die EBS/ABS-Modulatoren und der Anhänger • Gleichmäßiger Belagverschleiß am gesamten Zug.
Anhängersteckdose
11
1 Fußbremsmodul
2 ·EBS-Steuergerät
12
3 VA-Modulator
4 VA-ABS-Magnetventile
5 HA-EBS-ABS-Modulator
6 EBS-An hängersteuermodul
7 Feststel lbremsventi I
8 Relaisventil (FB)
9 HA-Bremszylinder
10 VA-Bremszylinder
12
11 Radsensoren
12 Versch leißwegsenso ren
11
• Höhere Standzeit der Bremsbeläge durch vollau- Regelung bei Übersteuern. Neigt z.B. ein Sattelkraft-
tomatischen Einsatz des Retarders und der Motor- fahrzeug bei Kurvenfahrt oder Lenkmanöver (Bild 1)
bremse. zum Übersteuern oder zum Einknicken, so bremst
• Bei Ausfall der EBS kann mit den zwei Betriebs- das ESP z.B. das kurvenäußere Vorderrad ab, wo-
bremskreisen ersatzweise pneumatisch gebremst durch das entstehende Giermoment das Fahrzeug
werden (Hilfsbremsfunktion). stabilisiert. Um dem Einknicken des Fahrzeugs ent-
gegenzuwirken, wird in bestimmten Situationen der
Integrierte Koppelkraftregelung. Beim Bremsen des
Anhänger zusätzlich gebremst. Dadurch wird ein
Zuges wird der Bremsdruck am Zugfahrzeug und
Aufschwingen oder Schleudern des Anhängers ver-
Anhänger so optimiert, dass kaum Koppelkräfte
mieden . Für diese ESP-Funktion ist ein Anhänger
zwischen Anhänger und Zugwagen entstehen. Dazu
mit ASS-Anlage notwendig .
ist es notwendig die Gesamtmasse und die Lastver-
teilung des Zuges zu kennen . Zur Bestimmung der
Übersteuern= Einknicken~
Gesamtmasse wird das Beschleunigungsverhal- - - Einbremsen des
ten ausgewertet. Die Lastverteilung wird aus dem kurvenäußeren
Bremsverhalten von Zugfahrzeug und Anhänger er- Vorderrades und
des Anhängers
mittelt. Diese Werte werden gespeichert und als Ba-
sis für nachfolgende Bremsungen verwendet. Wird
die berechnete Verzögerung nicht erreicht, so wird
Untersteuern = Schieben
der Bremsdruck schrittweise gesteigert. Dieser Vor- über die Vorderräder
gang wird gespeichert und für nachfolgende Brem- - - Einbremsen des
sungen wieder angewendet . kurveninneren
Hinterrades
ABS-Bremsung. Besteht beim Bremsen Blockier-
neigung, so wird dies über die Drehzahlfühler er- Bild 1: ESP-Regelung beim Über- und Untersteuern
kannt und es werden die ASS-Magnetventile der
VA und des ASS-Modulators angesteuert. Wie beim Regelung bei Untersteuern. Neigt ein Fahrzeug zum
Pkw-ABS werden die Regelphasen Druckaufbau, Untersteuern, so versucht die ESP-Regelung durch
Druckabbau und Druckhalten durchgeführt. Bei Bremsen mehrerer Räder am Zugfahrzeug und
Druckabbau wird die Druckluft moduliert ins Freie durch getakteten periodischen Bremseneingriff am
abgelassen, bis keine Blockiergefahr mehr besteht. Anhänger einem Schleudern oder Aufschwingen
entgegenzuwirken. Es wird z.B. beim Befahren einer
ASR-Anfahrregelung. Die ASR-Regelung kann durch
Linkskurve das kurveninnere Hinterrad gebremst,
Bremsen- und durch Motoreingriff erfolgen.
damit ein entgegengesetztes Giermoment entsteht,
ASR-Bremsregelung. Dreht beim Anfahren und Be- welches das Fahrzeug stabilisieren soll.
schleunigen bei Geschwindigkeiten unter 40 km/h
Damit das Steuergerät die individuellen Bremsdrü-
ein Rad durch, wird das durchdrehende Rad dosiert
cke, mit denen das ESP eingreifen soll, berechnen
abgebremst bis es gleichschnell wie das andere Rad
kann, benötigt es verschiedene Eingangsgrößen
dreht. Der Drucksensor und der Drehzahlsensor gibt
wie z.B. Reibwert, Beladungszustand, Lenkwinkel
dem Steuergerät die notwendigen Informationen
und Gierneigung. ln bestimmten Situationen wird
hierzu .
über Motoreingriff auch die Motorleistung reduziert,
ASR-Motorregelung. Drehen beim Beschleunigen um den Schlupf an der Antriebsachse zu kontrollie-
beide Räder durch , so wird das Motordrehmoment ren.
soweit verringert, bis die aus der Drehzahl der Rä-
ROP (Roii-Over-Protection) . Durch diese Funktion
der ermittelte Umfangsgeschwindigkeit geringfügig
soll das Umkippen des Fahrzeugs bei hohen und
über der Fahrgeschwindigkeit liegt. Die ASR-Mo-
mittleren Reibwerten vermieden werden . Dazu wird
torregelung ist in allen Geschwindigkeitsbereichen
zuerst die Fahrzeuggeschwindigkeit reduziert und es
wirksam.
erfolgt ggf. ein Bremsen, bis keine kritische Kippnei-
Off Road ASR. Mithilfe eines Schalters, z.B. zum gung mehr herrscht.
Fahren mit Schneeketten oder im Gelände, kann das
ASR zum Freischaukeln ausgeschaltet werden . WIEDERHOLUNGSFRAGEN
ESP-Regelung mit Motor- und Bremseneingriff. Das 1 Aus welchen Bauteilen besteht eine Zweikreis-
Druckluftbremsanlage ?
System arbeitet in zwei Funktionen:
2 Erklären Sie die Funktion einer Druckluft-ABS-
• Bei niederem und mittlerem Reibwert wirkt es Anlage für Nutzkraftfahrzeuge.
dem Über- und Untersteuern und dem Einknicken 3 Welche Teilfunktionen kann eine EBS-Anlage mit
des Sattelzuges entgegen. ESP-Regelung erfüllen?
• Bei mittlerem und hohem Reibwert wirkt es dem 4 Welche Vorteile hat das EBS-System?
Umkippen entgegen .
ZZ Nutzfahrzeu technik 765
22.9 Startanlagen für Auf der Kollektorseite sind Einrückmagnet und ein
Steuerrelais angebracht.
Nutzfahrzeuge
Startanlagen bei Motoren bis etwa 12 I Hubraum Einrückmagnet und Steuerrelais. Wegen der bau-
können für 12 V oder 24 V ausgelegt sein. Größere lichen Anordnung des Einrückmagneten muss das
Starter, die für Hubräume bis 241 eingesetzt werden, Ritzel über eine Einrückstange, die durch die als
sind immer für eine Spannung von 24 V ausgeleg t. Hohlwelle ausgebildete Ankerwe lle führt, in axialer
Der Grund dafür ist, dass bei gleich großer Leistung Richtung zum Zahnkranz hin verschoben werden.
von zwei Startern bei 24 V-Anlagen nur der halbe Außerd em betätigt der Einrückmagnet über Auslö-
Strom gegenüber 12 V-Anlagen fließt (P= U ·I). Bei sehebel, Sperrklinke und Anschlagplatte die Kon-
höherer Spannung kann die Starterhauptleitung klei- taktbrücke des Steuerrelais. Das Steuerrelais schal-
ner dimensioniert werden . Da Leitung en mit einem tet in zwei Stufen den Startermotor ein.
kleinen Querschnitt wegen ihrer verhältnismäßig
großen Oberfläche die Wärme besser abführen kön- Kontaktbrücke Steuerrelaiskontakt
nen als solche mit einem großen Querschnitt, kommt
es somit zu einer geringeren Widerstandsänderung
durch Erwärmung bei Belastung. Der Spannungsab-
fall auf der Starterhauptleitung kann somit besser
beherrscht werden . Jedoch ist bei 24 V-Anlagen die
Gefahr der Kontaktkorrosion erhöht.
22.9.1 Startertypen
ln leichten Nutzkraftfahrzeugen werden im All-
gemeinen wie in Personenkraftwagen Schub-
Schraubtrieb-Starter eingesetzt. Bei schwe ren Nutz-
kraftfahrzeugen werden überwiegend zweistufige
Schubtrieb-Starter (Bild 1 und 2) in den verschie-
densten Bauformen, z.B. mit Reihenschluss- oder Lame ll enfre il auf Einrü ckmagnet Sperrklinke
Doppelschlussmotor, verwendet.
Das Schnittbild (Bild 1) zeigt den Aufbau eines zwei- Bild 2: Schubtrieb-Starter (Ruhestellung)
stufigen Schubtrieb-Starters mit Doppelschlussmo- Einspurgetriebe. Der Lammellenfreilauf sitzt auf
tor. dem Steilgewinde der GetriebespindeL Der Lamel-
Die Ankerwelle ist als Hohlwelle ausgeführt, die zur lenfreilauf kann auf dem Steilgewinde zusammen-
Ritzelseite hin zu einem Mitnehm erflansch ausgebil- gepresst werden und stellt den Kraftfluss zwischen
det ist. Dieser nimmt den Lamellenfreilauf auf. Starteranker und Ritzel her.
Einrückstange Auslösehebel
Getriebespindel
Einrü ckmagnet
1. Schaltstufe- Vorstufe (Bild 1). Beim Betätigen des • ... bei Entlastung des Startermotors die Drehzahl
Startschalters wird die Magnetspule des Steuerre- des Ankers begrenzt wird und er somit keine
lais und die Haltewicklung (H) des Einrückmagneten unzulässig hohen Drehzahlen erreicht.
angesteuert. Über den Steuerrelaiskontakt (K) erhält
auch die Einzugswicklung (E) des Einrückmagneten ln der 2. Schaltstufe wird durch Umschaltung aus
Spannung. Durch die im Einrückmagneten entste- dem Reihenschlussmotor ein Doppelschlussmo-
hende magnetische Kraftwirkung wird nun die Ein- tor mit erhöhtem Drehmoment sowie Drehzahl-
rückstange axial verschoben, wobei das Ritzel in begrenzung bei Entlastung.
Richtung Zahnkranz gedrückt w ird .
Die Nebenschlusswicklung (N) des Startermotors ist Sobald das Losbrechmoment des Verbrennungs-
zunächst mit dem Starteranker in Reihe geschaltet. motors überwunden ist, beginnt der Startermotor
ln ihr wird ein schwaches Magnetfeld aufgebaut, das zu drehen; dies geschieht mit der Drehzahl-Drehmo-
ein geringes Drehmoment erzeugt. Der Startermotor ment-Charakteristik eines Reihenschlussmotors, d .h.
dreht sich langsam . bei Drehmomententlastung steigt seine Drehzahl
stark an .
ln der 1. Schaltstufe wird das Starterritzel unter
langsamem Drehen axial verschoben, um ein
sanftes Einspuren zu ermöglichen .
Aufbau (Bild 1). Der Lamellenfreilauf ist eine Art 22 9 2 Zusatzrelais in Startanlagen
Kupplung, die im Wesentlichen aus den metalli-
schen Außen- und Innenlamellen besteht. Zur Über- Sie werd en hauptsächlich in Startanlagen von Nutz-
tragung des Antriebsmomentes werden diese kraft- kraftfahrzeugen eingesetzt. Es gibt Zusatzrelais für
schlüssig zusammengepresst. Die Außenlamellen folgend e wichtigen Aufgabenbereiche:
sind mit dem Mitnehmerflansch, die Innenlamellen • Batterieumschaltrelais
mit dem Kuppelteil drehfest in Verbindung ; sie kön- • Startwiederholrelais
nen jedoch geringfügig beim Zusammenpressen • Startsperrrelais
axial verschoben werden. Der außenliegende Kup-
• Batterierelais
pelteil sitzt auf dem Steilgewinde, das auf der Ge-
triebespindel aufgebracht ist.
Batterieumschaltrelais
Es wird eingesetzt in Startanlagen, wenn die Bord-
spannung 12 V, die Starterspannung aus Gründen
der Stromverringerung beim Startvorgang 24 V be-
trägt. Die Anlage besitzt grundsätzlich zwei gleich
große Starterbatterien , die entweder parallel oder in
Reihe geschaltet werden (Bild 2).
Grundstellung (Bild 2). Die beiden Starterbatterien
sind parallel geschaltet. Das Bordnetz und die Gene-
ratorspannung betragen 12 V.
Kraftschluss (Bild 1b). Ist das Ritzel eingespurt und Bild 2: Batterieumschaltrelais- Grundstellung
wird es dabei vom Zahnkranz festgehalten, so wer-
den die Innenlamellen über das Kuppelteil, das auf
dem Steilgewinde verschoben wi rd, mit den Außen- Startstellung (Bild 3). Während des Startvorgangs
lamellen stärker zusammengepresst. Die Pressung werden die beiden Starterbatterien in Reihe geschal-
wird so weit fortgesetzt, bis das zum Starten erfor- tet. Der Starter liegt nun an 24 V, im Bordnetz ist wei-
derliche Startdrehmoment (Losbrechmoment) über- terhin 12 V vorhanden.
tragen werden kann.
31 Batterierelais (Batteriehauptschalter)
Für elektrische Anlagen in Omnibussen und Tank-
Bild 1: Startsperrrelais wagen ist ein Batteriehauptschalter vorgeschrieben,
mit dem das Bordnetz von den Batterien getrennt
Startwiederholrelais werd en kann. Dadurch wird die Gefahr von Kurz-
Es wird ausschließlich bei schweren Nutzkraftfahr- schlüssen und Bränden bei Arbeiten am Fahrzeug
zeugen eingesetzt, die mit zweistufigen Schubtrieb- und bei Unfällen verringert.
Startern ausgerüstet sind und bei denen der Start- Im Stillstand lässt sich durch Abschalten des Bord-
vorgang nicht unmittelbar wahrnehmbar ist. Der netzes, insbesondere bei 24 V-Anlagen, die elektro-
Einsatz des Startwiederholrelais ist nur möglich, chemische Korrosion an spannungsführenden Tei-
wenn der Starter die Kl. 48 aufweist (Bild 2). len, die im Winterbetrieb salzhaitigern Spritzwasser
Bei normalem Startvorgang spricht das Relais nicht ausgesetzt sind, verringern.
an . Trifft jedoch Zahn auf Zahn, d.h. der Ritzelzahn
kann nicht in eine Lücke des Zahnkranzes gleiten, WIEDERHOLUNGSFRAGEN
erfolgt, trotzbetätigtem Einrückrelais, keine Kontakt-
freigabe für den Hauptstromkreis, da bei blockiertem 1 Welche Vorgänge laufen in der 1. und 2. Schalt-
stufe ab?
Starter das Einrückrelais bei zu langer Betätigung
thermisch überlastet werden kann . 2 Welche Aufgaben hat der Lamellenfreilauf?
Mithilfe eines verzögerten Öffnerrelais wird das Ein- 3 Welche Vorteile bietet ein Batterieumschaltrelais?
rückrelaisabgeschaltet und dann wieder eingeschal- 4 Welche Funktionen übernimmt ein Startsperr-
tet. Dieser Vorgang erfolgt so lange, bis das Ritzel relais?
einspurt und der Hauptstromkreis geschlossen wird.
769
II
EOBO On-Board-Diag nose für
(Commo n Rail Einspritzung) HWT Heizungsw ärmel auscher
Europa
CNG Compressed Natural Gas IC lntegrat ed Ci rcuit (Integrierte
EPB Elektro-Pneumatische-Bremse
(Erdgas) Schaltung )
23 Abl<ürzungen und Englische Begriffe
IDI lndirect lnjection (Ind irekte MOZ Motor Oktanzahl ROM Read Only Memory (Nur-Lese
Einspritzung) MSR Motor-Schleppmoment- Speicher)
IMA Injektor Mengenabgleich Regelung ROZ Research Oktanzahl
ISG Integrierter Starter Generator MV Magnetventil RSV Rückschaltverhinderung
ISO International Organization NBF Nadelbewegungsfühler SAC Self Adjusting Clutch
for Standardization NEFZ Neuer Europäischer (Selbstnachstel lende
(Internationale Fahrzyklu s Kupplung)
Organistation für NF Niederfrequenz SAE Society of Automotive
Standardisierung) Engineers (Automobil-
NFZ Nutzfahrzeug
KAT Katalysator
NIT Network Idie Tim e
i ngenieu rverei n igu ng)
KSG Kurbelwellen Starter SBC Sensotronic Brake Control
NLS Needle Lift Sensor
Generator (elektrohydraulische Bremse)
(Nade lbewegungs-Sensor)
LAN Local Area Network SCR Selective Catalytic Reduction
NTC Negative Temperature
(Se lektive katalytische
LCD Liquid Crystal Display
Coeffizient (Tempe ratur-
(Fi üssigkeitskristaii-Display) Reduktion)
abhäng iger Widerstand)
LDR Light Depending Resistor soc State of Charge (Ladezustand
OBD On Board Diagnose der Batterie)
(I ichtabhängiger Widerstand)
PCU Pump Control Unit SP Sicherheitsprüfung
LED Light Emittin g Diode
(Pum pensteue rge rät)
(Leuchtdiode) SRS Supplement Restraint System
PDC Park Distance Control (Sicherheits-Rückha ltesystem)
LIN Local lnterconnect Network
Einparkhilfe)
LilonBat. Lithium Ionenbatterie STP Shielded Twisted Pair
PDE Pumpe-Düse-Element (Doppelt abgeschirmte
LLR Leerlaufregelung
PHEV Plug-ln Hyb ri d El ectric Vehicle Leitungen)
LMM Luftmengenmesser
PM Particulate M atte r STVZO Straßenverkehrszulassungs-
LPG Liquid Petroleum Gas (Rußpartike l) ordnung (Deutschland)
(Fiüssiggas/Autogas)
PS Pressure Sensor suv Sport Utility Vehicle
LS Lambdasonde
PTC Positive Temperature TCS Traction Control System
LV LowVoltage Coeffizient (Temperatur- (Antriebsschlupfregelung
LWL Lichtwellenleiter abhäng ige r Widerstand)
THZ Tandem-Hauptzylinder
LWR Leuchtweitenregelung PWM Pulsweitenmoduliertes
TÜV Technischer Überwachungs-
LWS Latentwärmespeicher Magnetventil vere in
MAF Mass Air Fl ow RAM Random Acces Memory TWI Treat Wear lndicator
(Luftm assenmesser) (Schreib-Lese Speicher)
(Reifenabnutzungsindikator)
ME Motorelektronik RDS Radio Data System
uw Unfall Verhütungsvorschrift
MODIC Mobiler Diagnose Computer (Radiosender Datensystem)
VA Vorderachse
MOST Media Oriented Systems RHO Right-Hand Driver WÜK/
Transport (Rechtslenker)
WK Wandler-Überbrückungs-
MME Motormomenteingriff RKS Reifendruck-Kontroii-System kupplung
23 Abi(Ürzungen und Englische Begriffe
A Drosselklappenpotentiometer - G
Abblendscheinwerfer - t hrottle-va lue pot enti omet er Gaswechselsteuerung -
low-beam head lam p Druck - pressu re gas excha nge co ntrol
Abgasnachbehandlung - Druckbeanspruchung - Gefrierschutzmittel - anti-freeze
exhaust-gas treatment com pressio n stress Gelenke -joints
Abgasturbolader- Druckluftbremsanlage - Gelenkwellen - propell er shafts
exha ust-gas t urbocharger air brake system
Gemischbildung- m ixture f orm at io n
Abschleppen - towin g Drucksensor- pressure se nsor Geschwindigkeit -speed
Achskräfte- axle f orces Düsenhalter- nozzle ho lder Getriebeöl- gea rbox oil
Achsvermessung - axle alig nment Düsennadel - nozzl e pin Gitterrahmen - space fram e
Allradantrieb - all-wheel dri ve Dynamische Aufladung - Gleitreibung - sli din g f ricti on
Amtliche Kennzeichen - dyna m ic supe rchargin g
Glühen- annea ling
license numbers Gurtstraffer - belt tensio ning syst em
Anhänger-trailer
Ansaugrohr - ind uction pipe Eigendiagnose - self-d iag nosis H
Antriebsarten - types of dri ve Eingabegeräte-input devices
Haftreibung - st atic fri ctio n
Antriebswelle- drive shaft Einspritzanlage - injectio n system Hallgeber - hall ge nerator
Aufladesysteme - Einspritzdüsen- injecti on va lves Hauptbrennraum -
supe rchargi ng syst em s Einspritzmenge - injecti on qu antity m ain com bustio n cham be r
Ausgleichsgetriebe- differenti al gea r Einspritzventil - inj ecti on va lve Hauptzylinder - m aste r cyli nder
Äußere Gemischbildung - Elektrochemische Korrosion - Hebel - Ievers
exterior mixt ure preparati on electrochemi ca l co rrosion Heckmotor- rea r engine
Elektronisches Bauelement- Heißfilm-luftmassenmesser -
electro ni c co mponent hot-film air-mass m et er
Begrenzungsleuchten - clea rence li ghts Elektronisches Fahrpedal - Heizungssystem - heat er syst em
Beschleunigung - acce lerati on electro nic t hrottl e co nt ro l Hinterradantrieb - rea r-w heel drive
Beschteunigungssystem- Erdgasantrieb -natural gas drive Hochdruckpumpe-
acce lerat ion syst em Erste Hilfe - f irst aid hi gh- pressure pu mp
Betriebsbremsanlage - Hubkolbenmotor - recipro catin g eng ine
service brake syst em F Hubraum - displ acem ent
Betriebserlaubnis - type ap prova l Fahrerlaubnis - driv ing permit
Blockschaltplan -block d iag ram me Fahrtrichtungsanzeiger-
Brandschutz- f ire p rotecti on direction indi cat or Impulsgeberrad-trigger w hee l
Bremse- brake Fahrzeugbetriebserlaubnis - Indirekte Einspritzung -
Bremsenprüfung - brake t est vehicle ty pe approva l indirect injectio n
Fahrzeugsicherheit - ve hicl e safety Induktiver Drehzahlsensor -
Bremskraftverstärker -
brake powe r assist unit Fahrzeugzulassung - inducti ve speed senso r
ve hicl e reg ist rati on Induktivgeber -
Bremsleuchte- stop lamp
Faustsattel - fl oatin g brake in ductio n-type pulse-generat or
Bremsscheibe - brake disc
Federkennlinien- spring characteri sti cs Innere Gemischbildung-
Bremsschlauch- brake hose
Federrate -sp ri ng rat e interior mixture form at io n
Bremstrommel- bra ke drum
Federung - suspe nsion
Bremsweg - braking dist ance K
Fehlercode - error-code
Kältemittel- refri ge rant
c Fehlerspeicher auslesen -
Karosserie - body
fau lt-storage rea dout
Cetanzahl - cet ane number Karosserieblech- body sheet
Fehlertypen - failure m ode
Chemische Korrosion- Katalysatoren- catalysts
Felgen - ri m
chem ica l co rrosion
Fensterheber, elektrisch - Kleinkraftrad - li ght m ot orcycle
w ind ow reg ul ato r, electrica l Klimatisierung- air co nditioning
D
Fernlichtscheinwerfer - Klopfsensor - knock se nsor
Diagonalreifen - crossply tyres Kolben - pist on
m ai n-bea m hea dlamp
Diebstahlschutzsystem - Kolbenbolzen - piston pin
Fliehkraft - ce ntrifuga l force
anti-t heft system
Flüssigkeitskühlung - Kolbengeschwindigkeit - pi sto n speed
Dieselmotor - diese i engine
liquid age nt coo ling Kolbenringe - pist on ri ngs
Direkte Einspritzung - direct inj ecti on
Fremdaufladung - Korrosionsschutz-
Drehmoment - torqu e ext ern al charge r eq ui pm ent corrosio n preve ntio n
Drehsteller- rot ary actu at or Fremdzündung- Kraftstoffbehälter - f uel ta nk
Drehstrom - t hree- phase current ext ern al ly su pplied ignitio n Kraftstofffilter - fu el filter
Drehstromgenerator - altern ator Frontmotor- fro nt eng in e Kraftstoffförderpumpe -
Drehzahl- rotational speed Frontscheibenanzeige - f ue l-supply pump
Drehzahlgeber- speed se nsor Head Up Display Kraftstoffverbrauch - fu el co nsumptio n
23 Abl<ürzungen und Englische Begriffe
Z4 Sachwortverzeichnis
Aktive Drehzahlfühler 548 Arbeitsglieder . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
2D-Achsvermessung .. 493 Aktive Kopfstütze 704 Arbeitsschutz . . . . . . . . . . . • . . . . . 47
3D-Achsvermessung . .. . . .. . ... . 494 Aktiver Korrosionsschutz 473 Arbeitsschutzgesetz 47
(IT)-Netz 387 Aktive Ruckeldämpfung .. 318 Arbeitsspeicher (RAM) 77
Aktive Sicherheit .. . . . . .. . .. . . . 457 Arbeitsweise, Zweitaktmotor . . . . 358
Aktives Sperrdifferenzial ..... . 448 Arbitrierung .............. 675
Aktive Sternstruktur . . . .. . .. . . . 79 Argumentation . . . . • . . . . . . 61
Aktives Zuhören . . . . .. . . . .. . . . 60 Aromate . . . . . . . . . . . . . . 28, 29
Abbiegelicht . . . . . . . . . . .... . . 614
Aktivlenkung .......... . . . . . 485 Arrays . . . . . . . . . . . . . 616
Abblendlicht . . . . . . . . . . . . 611
Aktormodul .. ... .. . . . . . .. . ... . 327 Aschebildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 356
ABC . . . 513
Alarmanlage 701 ASR . . . . . . . . . . . . . . . 545, 551
Abfälle zur Beseitigung . . . . 42
Alarmarten . . 702 ASR für Druckluftbremsanlagen . . 762
Abfälle zur Verwertung . 42
Alarmauslösung . . ... . ... ... . . . . 702 Asynchrone Drehfeldmaschine . . . 385
Abfallarten . . . . . . . . . . . . 42
Altin-Verfahren .. 212 Asynchrone, ereignisgesteuerte
Abfallverzeichnisverordnung (AW) 42
Alkylieren ...... . 30 Datenübertragung 671
Abgasanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . 336
Allgemeine Geschäftsbedingungen Asynchronmaschine . . . . . . . . . . . . 385
Abgasgrenzwerte 340
(AGB) ... .. ... ... ... 57 Asynchronmotor . .......... . . . . 385
Abgasgrenzwerte, Dieselmotor . . . 352
Allradantrieb . . . . . . . . . . . . . . . 397, 449 Audit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73
Abgasrückführung . . . . . . . . . . 292, 341
- m it Kronenraddiffe renzial .... .. 453 Aufbau der metallischen
- Überwachung . . . . . . . . . . . . . 349
- Nutzfahrzeugtechnik .......... 746 Werkstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171
Abgasrückführung (AGR) . . . . . . . . 353
Altautoentsorgung 44 Aufbau der Motorsteuerung ... 248
Abgastemperatursensor . . 307
Altautoverordnung (AitautoV) . 44, 45 Aufbau einer lackierung 475
Abgasturbolader . . . . . 263
Alternative A ntriebskonzepte 367-383 Aufbau eines Computersystems 77
Abgasuntersuchung 340 Alternative Energieträger 367 Aufbau eines Kraftfahrzeugs ... . . 12
Abgasuntersuchung bei Altöle bekannter Herkunft 43 Aufladung .. . . ..... . ...... .. . . . 261
Fremdzündungsmotoren . . . . . . 347 Altöle unbekannter Herkunft 43 Aufladungssysteme . 261
Abgas-Wärmetauscher . . . . . 689 Altölverordnung (AitöiV) 43 Auflaufbremse . ...... .. . ...... . 544
Äbgaszusammensetzung . . . 352 Aluminium (Al). . 185, 456 Aufschäumung des Motoröls ... . . 234
Abkanten . . . . . . . . . . . . 118, 122 Aluminiumlegierungen 185 Aufschlaghorn . ....... . .. . 605
Abkürzungen . . . 769 ALUSIL-Verfahren . . 212 Auftragsabwicklung ... .... . . . 65, 69
Ablaufsteuerungen 98 AM .... . .. .. . . ............ . . 664 Auftragsannahme . .... . • . . . . 66
Abmessungen von Nfz . . . . . . . . . . 735 Ampere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 558 Auftragsbest ätigung . .... . .. . . 69
Abregelung . . . . .. . ... . .. 318 Amplitudenmodulation 664 Auftragsverfahren ... .. .• . . .. ... 474
ABS ............ 545 Analogmultimeter . . . . . . . . . . . . . . 566 Ausbeulen 471
Abschlusswiderstände 675 Anfangsfeld . . 676 Ausbeulvorgang ... ..... . . . . ... . 471
Abschnittsreparatur 470 Anhängerbremsanlage 756, 760 Ausbeulwerkzeuge 471
Absetzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 Anhängersteueranlage 753 Ausgleichsgetriebe . . . ......... . 443
ABS für Druckluftbremsanlage 761 Anhängersteuerventil . . 760 Ausgleichssperre . . 444
Absorptionsschalldämpfer 338 Anlassen 182 - m it Lamellenkupplungen 445
Absperrventil . . . . . . 274, 301 Anordnung der Nockenwelle 248 Ausgleichswellen ... .... .. . . 230
ABS-TCS-System ......... . . . . . . 730 Anordnung der Ventile . . . . 248 Auslasssteuerung 362
AC Alternating Current 558 Anreißen . . . . . . . . . . . . . 110 Auslassventile .. 249
ACEA-Spezifikationen . . . . . . . . . . 37 Ansauglufttemperaturfühler 295 Auspuffanlage 363
Acetylenflasche . . . . . . . . . . . . . . 157 Ansaugsystem . . . . . . . . . . . . . 281 Auspuffanlage, Zweiräder 716
Achsbauarten . . . . . . . . 498 Antenne . 663 Ausrücker ... . ... .. .. ... . 401
Achsgetriebe . . . 440 Anti-Blockier-System . . 545, 551 - hydraulisch .. .. . .. . .. . . 403
Achsschenkellenkung 480 Antiblockiersystem, Zweiräder 731 Ausschalten 324
- Zweiräder . . 727 Antriebe mit Brennstoffzellen 393 Ausschwingvorgang 644
Ackermann-Prinzip 480 Antriebsachsen Außengewinde schneiden 131
Active Body Control 513 - Nutzfahrzeugtechnik 747 Außenkonussynchronisier-
Active Brake Assist (ABA) 555 Antriebsarten . .. .... . 396 einrichtung 415
Adaptive Cruise Control (ACC) 706 - Nutzfahrzeugtechnik 746 Außenläufer 385
Adaptive Ant riebsschlupf-Regelung 545,551 Außenreinigung . . . . . .. . ... . . . . 23
Fahrgeschwindigkeitsregelung . 706 - für Druckluftbrem sanlagen 762 Auswuchten 526
Adaptive Scheinwerfersysteme . . . 613 Antriebsschlupfsystem TCS, Autobahnlicht . 615
Additive 36 Zweiräder 730 Autogas . ..... . ..... 34
Adhäsion . . . . . 163 Antriebsstrang . 396 Automatikgetriebe 421-436
Adressorientierte - Nutzfahrzeugtechnik 746 - adaptive Getriebesteuerung 434
Datenübertragung .. .. 673 - Zweiräder 720 - elektro-hydraulische
Äußere Gemischbildung 277 Antriebswellen . ....... . 437-440 Steuerung . . 427-430
Äußere Sicherheit . . . .. . .. . . . 464 Anzugsstromphase . . ... . 324 - gestuft . . .. . . . . • . ... ... . . 421
AGB 57 API (American Petroleum Institut) . 36 - Kupplungen . . 429
AGR-Kühler .... . . 244 API-Kiassifikation .. 37 - Öle 38
Airbag .. 461 App .. 712 - Ölkreislauf 421
- Sicherheitsvorschriften . 463 Arbeit, elektrisch 562 - Schaltelemente .. 429
Airless-Spritzen 474 Arbeiten unter Spannung 387 - Schaltprogramm 431
AKS 406 Arbeitsdiagramm . . . . . .. . . . 204 - Schaltpunktsteuerung . 431
774 24 Sachwortverzeichnis
II
- -schalter . . 660 Einrohr-Gasdruckdämpfer 508 Elektronische Bauelemente . . 582
- -steiler . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291, 293 Einrückrelais . . . . .. . . .. .. . .. . 638 Elektronische Dieselregelung
Drosselrückschlagventile . . . . . . . . 92 Einsatzhärten ........ . ..... . . . . 183 (EDC) . . . 317
776 24 Sachwortverzeichnis
Grenzlehren 0 0 0 0 0 0 • • 0 106
• • •• • • • •• • - 4-Ko lbe n-Hochd ru ckpu mpe 739 0 • 0 • Innermotorische Abgasrückführung 353
Großkunde 0. 0 •••••••• 55 • • •• • • • •• - Dre ikolben hoc hdruckpu mpe . . 739 Inspektionsplan .. . .. .. .. . .. .. 18, 19 ~~
Grundlagen der Informations- - Zwe iko lbe nh ochdruckpum pe 739 Instandhaltung .. . .. .. . 18 0 • 0 0 0 •• 0 •
Nachtsichtsysteme . .. . .. . . . ... . 616 Öffnungswinkel . . . . .. . . . ...... . 644 Passlager .. . ...... . . . . . . . . . 229, 231
Nachweisverordnung . . . . . . . . . . . 42 Ölabstreifringe 223 Passungen .. . . .. .. . . ... . . . 107, 108
Nadelbewegungsfühler . . . . . . . . . 333 Ölalterung . . . 233 Passungssysteme . . . . . . . . . . . 109
Nadelhubsensor . . . 333 Ölbadluftfilter 21 Pastöse Schmierstoffe . . . . . . . . . . 192
Nasse Zylinderlaufbuchse . . . . . . . 211 ÖI-Druckbegrenzungsventil .. .. . . 236 Pegelmessung .......... 669
Nassluftfilter . . . . . . . . . . . . . . . 21 Öldruckkontrollleuchte ....... . . . 235 PEM . . . . . . . . . . . . . . . 393
Navigationssysteme . . ...... 711-712 Öldruckmanometer . . 235 Periodendauer . . . . . . 569
Nebenschlussmotor . . . . 636 Öldruckprüfung 238 Permamenterregter Motor . 636
Nebenstromölfilter . . . . . . . . . . . . . 236 Öldruckschalter . .. . ... ... . . 236,604 Permanenter Allradantrieb . . . 397, 449
Nebenstrompartikelfilter 355 Olefine . . . ............ 29 Personalführung 62
Negativer Lenkrollradius . . 49 1 Ölfilter . ... . .. . .. . . . .. . . . ... 22, 236 Pflanzenölbetrieb . . . . . . . . . . . . 395
Nehmerzylinder . . . . 403 Ölfilterwechsel . . . . . . . . 238 Phasen der Einspritzung eines
Neigungssensor .. . 702 Ölhobel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234 Pumpe-Düse-Elements . . . . . . 330
Neonentladungslampen 610 Ölkühler .. .. . . . .. . . . . . 244 Physikalische Eigenschaften 166
Network ldle Time . .. . 679 Ölpumpen 234 Physiologische Wirkung . . .. . .... 571
Netzabhängige Schutz· Ölsensor . 234, 237, 662 Piezoaktormodul . . . . . . . . . . . 327
maßnahmen . .. . .. .. .. . . .... . 573 Ölstandskontrolle . . . . . . . . . . . . . . 237 Piezoelement . . . . . .. 575, 59 1
Neue Servicestrategien 19 Ölverbrauch .... .. . . . . . . . 233, 237 Piezo-lnjektoren . . . . . . . . . . . . . . . . 326
Neutrale Einstellung 158 Ölverdickung . . . . 233 Piezo-Keramikblättchen 327
Neutronen . . 556 Ölverdünnung . . . . . . . . . . . . . . . . . 233 Piloteinspritzungen . . . . . . . . . . . 311
Nfz Ölverschlammung . . • . . . . . . . 233 Pilotlinie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 390
- Fahrwerk. . .. . .. .. . . 749,752 Ölwanne . . . . . . . . . . . . . . . 234 Planartechnik . . . . . . . . . . . 592
- Liftachsensteuerung ... . . . 750 Ölwechsel . . ............ 238 Planetengetriebe .. . ... 376, 424
- Luftfede rung ..... . . 750 Ölwechselintervall . . . . . . . . . . . . . . 18 Planetenradsatz, Kupplung . . . . . 426
- Moto ren 736 Ohmsches Gesetz . . . . . . . . . . 561 Plastic Optical Fibre . . . 681
- Nivea u regul ierung 750 Oktan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 P-Leiter . . . . . . . . . . . . . . . . 582
- Räde r . . . .. . .. . .. .. . .. . ...... 752 Oktanzahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Pleuelfuß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227
- Reifen ... 752 On-Board-Diagnose . . . . . 340, 348 Pleuelschaft . . . . . . . . . . . . . . 227
Nicht behandlungsbedürftiges On-Board-Ladesystem . . . . . 392 Pleuelstange . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227
Abwasser . . ... 44 Open-Deck-Ausführung 211 Plug-ln-Hybridantriebe 382
Nichteisenmetalle 184 Optische Datenbussysteme Pneumatisch betätigte
Nicht gefährliche Abfälle .. 42 (D2B, MOST) . . 680 Scheibenbremse 760
Nichtmetallische Überzüge 473 Optische Sensoren . . . 662 Pneumatischer Bremskraftverstärker 543
Nickel-Metall-Hydrid- Optisches Messsystem Karosserie 467 Pneumatische Steuerungen 90-94
Akkumulatoren (NiMH) ..... 377 Optoelektronik . . . . . . . . . . . . . . . . . 589 POF . . . . . . . . . 68 1
Nicken .. . . . .. . . . 478 Optoelektronische Koppler 591 points of interest, POl 712
Niederdruck-Abgasrückführung 354 Organisation eines Autohauses . . 53 Polarisationsrichtung 667
Niederdruckkreis . . .. . . . 306 Oszilloskop 567, 685 Polymerisieren . . . . . 30
Niederdruckprüfung .. . . . .. . .. . 540 Ottokraftstoffe . . . . . . . . . 30 Polymerlager . . . . . . . . . . . . 231
Nietverbindungen .... . 151 Ottomotor . . . . . . . . . . . . . 197 Positionsübermittlung . ....... . . 7 11
NIKASIL-Verfahren .... .. .. . . . . 212 - A rbeitsweise . .. ......... . ... 198 Positiver Lenkrollradius . . 491
Nitrieren . . .. .. . . ......... • . . 183 - Kl opfende Verb ren nung . . 199 Potentialausgleichsleitung . . . . . . . 388
Nitrierstähle . . .. . . .. . . . . . 178 - Schadstoffm inderun g . ... . . . . . 339 Potentiometer . . . . . . . . . . . . . 560, 660
Niveausensoren .. . .. . . . . . 514 - Verbrennu ngsablauf .. .. . ..... 199 Precrash-Sensoren . 462
N-Leiter .. . .......... . . . . 582 Otto-Zweitaktmotor . . . . . . . . 358-364 Pre-Safe . . . . . . . . . . . . . . . . 462
Nockenwelle . . . . .. . . . ... .. • . ... 252 Ovalität . . . . . . 220 Pressverbindungen . . . . . . . . . . . . . 154
- -a ntri ebe .... . .. . ... . . . . . . . 253 Overboost . . . . . . . 265 Primärelemente . . . . . . • . . . . . . . . . 58 1
- ·Verst ellu ng ... . .. .. . . . . . . . . . 254 Oxidationskatalysator . . . . . . • . . . . 354 Primärstrom . . . . 647, 651
Nonius ........ . ....• . . .... . . .. 103 - -begrenzung . . . . . ... . . . .. . 651
Normalglühen . . . . . . . . 181 - -kre is . . . . . . . . . . . . . . . . 642
Normalkraft ....... . . . 191 Primärwicklung . . . . . . . . . . . . . 645
Normaloszillogramme . 644 Paraffine .. . 29 Probefahrt . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
Notbremsassistent ....... . .... . 555 Parallelendmaße 102 Profilgestaltung . . . . .. . . ... . .. .. 521
Notlauffunktion ...... .... . . •... 318 Parallele Schnittstellen .. . 78 Propan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28, 29
Notöffnung . . .... . .. . ... . ..... . 700 Paralleles Hybrid-System 374 Protonen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 556
NO, Parallelschaltung ... . .. . 562,576 proton exchange membrane . . 393
- -A dso rbe r (Katalysato r) 345 Parkassistent 708 Prozessorientierter Ansatz . . . . 72
- -Sensor . . . . .. . ... . .. .. . . 307,346 Parkbremse ... . ........ . ... . .. . 539 Prüfdiagramm Gasdruckdämpfer 510
- -Spe icherkat alysato r . .... . . 356 Park Distance Control (PDC) . .. . 708 Prüfen des Lackzustandes . . . . . . . 25
NPN-Transistor . . . . ... . . . . . . 585 Parksperre .. . .. . .. . .. . 419 Prüfmittel . . . . . . . . . . 99
NTC .. ..... . .. .. . ... .. . . . . ... . 588 Parksperrenmechanik ... . ... . .. . 429 Prüftechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
Nullmengenkalibrierung .. 329 Partikel . . . .. . .. . . 340 Prüfverfahren . . . . . . . . . . . . . . 684
Nur-Lese-Speicher (ROM) . 77 Kohlenwasserstoffe . . . . . . . . . . . . . 340 PSG, Pressure Sensor Glow Plug . 316
Nutzfahrzeugtechnik . . .. 734 - u nverb rannt . . . . . ..• .. .. . . 340 PTC...... .. .... ... 589
Partikelbildung . . ......... . . . . 312 - -H eizung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 689
Pascalsches Gesetz . .. . .. .. . . . 532 - -Zu heizer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 689
Passdehnschrauben . . . . . . . . . . . . 146 PTWA-Verfahren . . . . . . . . . . . . . 212
OBD . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... . 340, 348 Passfeder-Verbindungen 153 Pulsweiten-Signal . . . . . . . . . . . . . . 86
Obengesteuerter Motor . . . . . 248 Passiver Korrosionsschutz 473 Pulverlacke .. . .. . .. . .. . . .. .. .. . 477
Oberflächenbearbeitung, Karosserie 471 Passiver Zugang ...... . ..... • ... 699 Pumpe-Düse-System . . . . . . . . . 329
ODER-Schaltung ..... . .. . . . . . 94, 97 Passives Entriegeln .. . 701 Pumpe-Leitung-Düse-Einheit . .. .. 743
Öffner-Relais . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 606 Passive Sicherheit . .. . 457 Pumpenumlaufkühlung .... .. .. . 241
24 Sachwortverzeichnis 781
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