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chkunde

Kraftfa h rzeugtech n i
Personenkraftwagen

Geländewagen mit Hybridtechnik


EUROPA-FACHBUCHREIHE
für Kraftfahrzeugtechnik

Fachkunde
Kraftfahrzeugtechnik

30. neubearbeitete Auflage

Bearbeitet von Gewerbelehrern, Ingenieuren und Meistern

Lektorat: R. Gscheidle, Studiendirektor, Winnenden - Stuttgart

VERLAG EUROPA-LEHRMITTEL · Nourney, Vollmer GmbH & Co. KG


Düsselberger Straße 23 · 42781 Haan-Gruiten

Europa-Nr.: 20108
Autoren der Fachkunde Kraftfahrzeugtechnik:
Fischer, Richard Studiendirektor Polling- München
Gscheidle, Rolf Studiendirektor Winnenden- Stuttgart
Gscheidle, Tobias Dipi.-Gwl., Studienrat Stuttgart- Sindelfingen
Heider, Uwe Kfz-Elektriker-Meister, Trainer Audi AG Neckarsulm - Oedhei m
Hohmann, Berthold Studiendirektor Eversberg- Meschede
van Huet, Achim Dipl.-lngenieur, Oberstud ienrat Oberhausen - Essen
Keil, Wolfgang Oberstud iendirektor München
Lohuis, Rainer Dipl.-lngenieur, Oberstudienrat Hückelhoven- Essen- Deutz
Mann, Jochen Dipi.-Gwl., Oberstudienrat Seherndorf- Stuttgart
Schlögl, Bernd Dipi.-Gwl., Stud iendirektor Rastatt - Gaggenau
Wimmer, Alois Oberstudienrat Stuttgart
Warmer, Günter Dipl.-lngenieur Karlsruhe

Leitung des Arbeitskreises und Lektorat:


Rolf Gscheidle, Studiendirektor, Winn enden - Stuttgart

Bildbearbeitung:
Zeichenbüro des Verlags Europa-Lehrmittel, Ostfildern

Alle Angaben in diesem Buch erfolgten nach dem Stand der Technik. Alle Prüf-, Mess- oder Instand-
setzungsarbeiten an einem konkreten Fahrzeug müssen nach Herstellervorschriften erfolgen . Der
Nachvollzug der beschriebenen Arbeiten erfolgt auf eigene Gefahr. Haftungsansprüche gegen die
Autoren oder den Verlag sind ausgeschlossen.

30. Auflage 2013


Druck 5 4 3 2
All e Drucke dersel ben Auflage sind parallel einsetzba r, da sie bis auf d ie Behebung v o n Druckfehl ern untereinander
unverändert sin d .

ISBN 978-3-8085-2240-0

Alle Rechte v o rbehalten. Das Werk ist u rheberrechtlich geschützt. J ede Verw ertu ng außerhalb der gesetzl ich
geregelten Fälle mu ss vo m Verlag schriftlich genehmigt w erden.

Umschlaggestaltung und Titelbild: Braunwerbeagentur, Stefan ie Braun, 42477 Radevormwald, unter Verwendung
von Fotos und Bildern der Firm en Audi AG , lngolstadt, Vo lksw agen AG , Wolfsburg , Dr. lng . H. C. Parsehe AG,
Stutt gart, KTM, M attig hof en, Au stri a (Foto : H. Mitterbauer), M ercedes Benz AG, Stuttgart

© 201 3 by Ver lag Europa-Lehrm ittel, No u rney, Vo llm er GmbH & Co. KG, 42781 Haan-Gru iten
http://www.europ a-lehrm ittel .de

Satz: Satz+Layout W erkstatt Kluth GmbH, 50374 Erftst adt


Druck: B.o.s.s Druck und M edien Gm bH, 47574 Goch
3

Vorwort zur 30. Auflage

Die Fachkunde Kraftfahrzeugtechnik soll den Auszubildenden des Kraftfahrzeugwesens eine Hilfe beim
Verstehen von technischen Vorgängen und Systemzusammenhängen sein. Mit diesem Buch kann das
nötige theoretische Fachwissen für die praktischen handwerklichen Fertigkeiten erlernt werden. Die neu-
esten Normen wurden, soweit erforderlich, eingearbeitet. Verbindlich sind jedoch die DIN-Biätter selbst.

Dem Gesellen, Meister und Techniker des Kraftfahrzeughandwerks, sowie dem Studierenden der Fahr-
zeugtechnik soll das Buch als Nachschlagewerk, zur Informationsbeschaffung und zur Ergänzung der
fachlichen Kenntnisse dienen. Allen an der Kraftfahrzeugtechnik Interessierten soll das Werk eine Erwei-
terung des Fachwissens durch Selbststudium ermöglichen.

Dieses Standardwerk der Kraftfahrzeugtechnik ist in 22 Kapitel unterteilt. ln ihrer Zielsetzung sind die
gewählten Lerninhalte auf das Berufsbild des Kraftfahrzeugmechatronikers/der Kraftfahrzeugmechatro-
nikerin ausgerichtet.

Die 30. Auflage wurde aktualisiert und durch neue kraftfahrzeugtechnische Entwicklungen ergänzt, wie
z.B. Fahrzeug pflege, Arbeitsschutz, neue Karosseriebleche, Gemischbildung Ottomotor, Aufladung, Flüs-
siggasantriebe, Elektrofahrzeuge, Gemischbildung Diesel, Schadstoffminderung, Direktschaltgetriebe,
Alternative Antriebskonzepte, Ausgleichssperren, Achsvermessung, Fahrdynamik, Lenksysteme, Radauf-
hängung, Federung, elektrische Schaltpläne, Systeme Komforttechnik.

Der Fachkunde ist in der 30. Auflage eine CD-ROM mit allen Bildern des Buches und des Tabellenbuches
Kraftfahrzeugtechnik 16. Auflage beigelegt.

Aus der Fülle des Stoffes wurden die Sachgebiete im Umfang und Inhalt so ausgewählt, dass sie den An-
forderungen der Neuordnung nach Lernfeldern entsprechen. Die Seiten 4 und 5 geben Hinweise, wie die
Fachbuchreihe, insbesonders das Fachkundebuch beim Unterricht nach Lernfeldern eingesetzt werden
kann . Die Autoren haben Wert auf eine klare und verständliche Darstellung gelegt, die sich durch zahlrei-
che mehrfarbige Bilder, Skizzen, Systembilder und Tabellen auszeichnet. Dadurch wird das Erfassen und
Durchdringen des komplexen Stoffes der gesamten Kraftfahrzeugtechnik erleichtert.

Die Fachkunde Kraftfahrzeugtechnik bildet mit den weiteren Büchern der Fachbuchreihe des Verlages
eine Einheit. Die nachfolgend genannten Bücher, Folien und Animationen auf CD sind so aufeinander ab-
gestimmt, dass mit ihnen praxisorientierte Lernsituationen bearbeitet und gelöst werden können.

• Tabellenbuch Kraftfahrzeugtechnik
• Formeln Kraftfahrzeugtechnik
• Arbeitsblätter Kraftfahrzeugtechnik zu den Lernfeldern 1- 4, 5-8, 9-14
• Prüfungsbuch Kraftfahrzeugtechnik
• Prüfungstrainer Kraftfahrzeugtechnik
• Prüfungsvorbereitung Kraftfahrzeugtechnik Teil 1 und Teil 2
• Betriebsführung und Management im Kfz-Handwerk
• Technische Kommunikation, Arbeitsplanung, Kraftfahrzeugtechnik
• Bilder und Animationen Kraftfahrzeugtechnik lil
Alle Bilder, die auf der CD "Kraftfahrzeugtechnik, EFA4 - Bilder und Animationen" anim iert sind, werden
im Buch an den jeweiligen Bildern mit dem lil-Zeichen gekennzeichnet. Diese CD mit Animationen und
die aufgeführten Werke sind unter www.europa-lehrmittel.de zu beziehen .

Das in enger Zusammenarbeit mit Handwerk und Industrie entstandene Werk wurde von einem Team
pädagogisch erfahrener Berufsschullehrer, Ingenieure und Meister erstellt. Die Autoren und der Verlag
sind für Anregungen und kritische Hinweise dankbar (lektorat@europa-lehrmittel.de).

Wir danken allen Firmen und Organisationen für ihre freundliche Unterstützung mit Bildern und techni-
schen Unterlagen.

Die Autoren des Arbeitskreises Kraftfahrzeugtechnik Sommer 2013


4

Hinweise zur Verwendung der Fachkunde Kraftfahrzeugtechnik bei der Ausbildung zur
Kraftfahrzeugmechatronikerin bzw. zum Kraftfahrzeugmechatroniker.
Die Verfasser haben die Inhalte des Fachkundebuches untersachlogischen Gesichtspunkten strukturiert.
Dabei wurden alle Inhalte des aktuellen Rahmenlehrplans und der Ausbildungsordnung entsprechend
dem neuen Berufsbild des Kraftfahrzeugmechatronikers abgedeckt.
Vom Autorenkreis wurde bewusst auf eine methodische Anordnung der Sachgebiete nach Lernfeldern
verzichtet, um dem Lehrer, bzw. dem Ausbilder ein Höchstmaß an didaktischer und methodischer Frei-
heit zu ermöglichen. Außerdem lassen sich dadurch stoffliche Überschneidungen und unnötige Wieder-
holungen vermeiden .
Die im Buch gewählte Struktur ermöglicht dem Lernenden ein selbstständiges Erarbeiten der in den Lern-
feldern geforderten unterschiedlichen fachlichen Inhalte.
Nachfolgende Übersicht zeigt die schwerpunktmäßige Zuordnung der einzelnen Kapitel des Fachbuches
zu den Lernfeldern.

Fahrzeuge und Systeme nach


Vorgaben warten und inspizieren
2 Einfache Baugruppen und Systeme
prüfen, demontieren, austauschen und
montieren
3 Funktionsstörungen identifizieren
und beseitigen
4 Umrüstarbeiten nach
Kundenwünschen durchführen
5 Inspektionen und Zusatzarbeiten
durchführen
6 Funktionsstörungen an Bordnetz-,
Ladestrom- und Startsystem
diagnostizieren und beheben
7 Verschleißbehaftete Baugruppen und
Systeme insland setzen
8 Mechatronische Systeme des
Antriebsmanagements diagnostizieren
9 Serviceaufgaben an Komfort- und
Sicherheitssystemen durchführen
10 Schäden an Fahrwerks- und
5

Methodische Vorgehensweisen bei der Planung und Durchführung von Unterrichtsein-


heiten nach Lernfeldern mit der Fachbuchreihe des Verlags Europa-Lehrmittel

Situation: Bei einem Kundenfah~e<.~g, einem Golf V, Bj. 04/2007, geht die Gen.,...t ort<ontrolllampe w ährend der Fahrt
Lernsituation 1.
niehtmehreus.
GabenSie möglicheFolgen an.
erkennen Der Generator liefert nicht genügend elektrische Energ,ll;ie"_
. _ _ __
_Dj__e Starterbatterie entlädt sich.
und bearbeiten

19 f.lekrrorechnik 539
Informationen
19.2 Anwendungen der
beschaffen Elektrot echnik
und auswerten 1.9~2-.1 SchaJ:tp.läne
Einteilung der Schaltpläne
Ei_n Schaltplan ist die zeichnerische Darstellung eiele-
( Inscher Batriebsmitte1 durch Schaltzeichen, durch
Abbildungen oder vereinfachte Konstruktionsze1ch-

414 ElektnscheAnlage

Aufgaben und Kenndaten


Aufgaben • Versorgungderelektrischen Verbraucher
• ladenderStar1erbatterie

Erlerntes
dokumentieren
Welche elektrische Leistung gibt der Generator bei Leer1auf und bei Nenndrehzahl ab1

Ges.: Pnl; PnN

P,, = U · I = 14 V · 50 A = 700 W P,N = U · I = 14 V

33. Bere<:hnen Sie die me<:hanisehe Antriebsleistung bei Nenndrehzahl fOteinen Generatorwirkungsgrad von 65%.

Spez Spe•
20V 20V
Problem in der
Praxis lösen JL J! 1f lf
1 1 ~ ~
0

44. Welche Fehler kann man mit dem Oszilloskop noch fest stellen?
Firmenverzeichnis

Die nachfolgend aufgeführten Firmen haben die Autoren durch fachliche Beratung, durch Informa-
tions- und Bildmaterial unterstützt. Es wird ihnen hierfür herzlich gedankt.

Alfa-Romeo-Automobile HAMEG GmbH, Frankfurt/Main Peugeot Deutschland GmbH


Mai Iand/Itaiien Hella KG, Hueck & Co, Lippstadt Saarbrücken
ALLIGATOR Ventilfabrik GmbH Hengst Filterwerke, Nienkamp Pierburg GmbH, Neuss
Giengen/Brenz
Fritz Hintermayr, Bing-Vergaser-Fabrik Pirelli AG, Höchst im Odenwald
Aprilia Motorrad-Vertrieb Nürnberg
Dr. lng. h.c. F. Porsche AG
Düsseldorf HITACHI Sales Europa GmbH Stuttg art -Zuffen hausen
Aral AG, Bochum Düsseldorf
Renault Nissan Deutschland AG
Audatex Deutschland, Minden HONDA DEUTSCHLAND GMBH Brühl
Offenbach/Main
Audi AG, lngolstadt- Neckarsulm Samsung Electronics GmbH, Köln
Hunger Maschinenfabrik GmbH
Autokabel. Hausen München und Kaufering SATA Farbspritztechnik GmbH & Co
Autoliv, Oberschleißheim IBM Deutschland, Böblingen Kornwestheim
G. Auwärter GmbH & Co IVECO-Magirus AG, Neu-Uim SCANIA Deutschland GmbH
(Neoplan) Stuttgart ITT Automotive (ATE, VDO, Koblenz
BBS Kraftfahrzeugtechnik AG, Schiltach MOTO-METER, SWF, KONI, Kienziel SEKURIT SAINT-GOBAIN
Frankfurt/Main Deutschland GmbH, Aachen
BEHR GmbH & Co, Stuttgart
IXION Maschinenfabrik Schäffler Automotive, Langen
Beissbarth GmbH Automobil Servicegeräte Otto Häfner GmbH & Co
München Hamburg-Wandsbeck Siemens AG, München
BERU, Ludwigsburg Jurid-Werke, Essen SKF Kugellagerfabriken GmbH
Aug. Bilstein GmbH & Co KG Allred Kärcher GmbH & Co. KG Schweinfurt
Ennepetal Winnenden Snap-on/SNA Germany,
Boge GmbH, Eildorf/Sieg Kawasaki-Motoren GmbH, Friedrichsdor! Hohenstei n-Ernstthal
Robert Bosch GmbH, Stuttga rt Knecht Filterwerke GmbH, Stuttgart SOLO Kleinmotoren GmbH
Knorr-Bremse GmbH, München Sindelfingen
Bostik GmbH, OberurselfTaunus
Kolbenschmidt AG, Neckarsu lm SONAX GmbH, Neuburg
BLACK HAWK, Kehl
KS Gleitlager GmbH, St. Leon-Rot Stahlwille E. Wille
BMW Bayerische Motoren-Werke AG
KTM Sportmotorcycles AG Wuppertal
München/Berlin
Mattighofen/Österreich Steyr-Daimler-Puch AG
CAR-OLINER, Kungsör, Schweden
Kühnle, Kopp und Kausch AG Graz/Österreich
CAR BENCH INTERNATIONAL.S.P.A. Frankenthai/Pfalz
Massa/Italien Subaru Deutschland GmbH
Lemmerz-Werke, Königswinter Friedberg
Continental Teves AG & Co, OHG, Frankfurt luK GmbH, Bühl/Baden SUN Elektrik Deutschland
Celette GmbH, Kehl MAHLE GmbH, Stuttgart Mettmann
Citroen Deutschland AG, Köln Mannesmann Sachs AG, Schweinfurt Suzuki GmbH
Dataliner Richtsysteme, Ahlerstedt Mann und Hummel, Filterwerke Oberschleißheim/Heppenheim
Ludwigsburg Technolit GmbH, Großlüder
Deutsche BP AG, Harnburg
MAN Maschinenfabrik Telma Retarder Deutschland GmbH
DUNLOP GmbH & Co KG, Hanau/Main
Augsburg-Nürnberg AG
Ludwigsburg
ESSO AG, Harnburg München
Mazda Motors Deutschland GmbH Temic Elektronik, Nürnberg
FAG Kugelfischer Georg Schäfer KG aA
Ebern Leverkusen TOYOTA Deutschland GmbH, Köln
J . Eberspächer, Esslingen MCC- Mikro Compact Car GmbH UNIWHEELS GmbH, Bad Dürkheim
Böblingen
EMM Motoren Service, Lindau VARTA Autobatterien GmbH
Messer-Griesheim GmbH
Ford-Werke AG, Köln Hannover
Frankfurt/Main
Carl Freudenberg Mercedes Benz, Stuttgart Vereinigte Motor-Verlage GmbH & Co KG
Weinheim/Bergstraße Stuttgart
Metzeler Reifen GmbH
GKN Löbro, Offenbach/Main München ViewSonic Central Europe, Willich
Getrag Getriebe- und Zahnradfarbrik Michelin Reifenwerke KGaA Voith GmbH & Co KG, Heidenheim
Ludwigsburg Karlsruhe
Volkswagen AG, Wolfsburg
Girling-Bremsen GmbH, Koblenz Microsoft GmbH, Unterschleißheim
Volvo Deutschland GmbH, Brühl
Mitsubishi Electric Europe B.V.
Glasurit GmbH, Münster/Westfalen Wabco Westinghouse GmbH
Ratingen
Globaljig, Deutschland GmbH Mitsubishi MMC, Trebur Hannover
Cloppenburg Webasto GmbH, Stockdorf
MOBIL Oll AG, Harnburg
Glyco-Metaii-Werke B.V. & Co KG
NGK/NTK Europe GmbH, Ratingen Yamaha Motor Deutschland GmbH
Wiesbaden/Sehierstein
Neuss
Adam Opel AG, Rü sselsheim
Goetze AG, Burscheid
OSRAM AG, München ZF Getriebe GmbH, Saarbrücken
Grau-Bremse, Heidelberg
OMVAG, Wien ZF Sachs AG, Schweinfurt
Gutmann Messtechnik GmbH, lhringen
Oxigin-, Carmanin-LM-Räder, ZF Zahnradfabrik Friedrichshafen AG
Hazet-Werk, Hermann Zerver, Remscheid Unterensingen Friedrichshafen/Schwäbisch Gmünd
7

Inhaltsverzeichnis 3.2.2 Sachmängelhaftung, Garantie und


Kulanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
Hinweise zur Verwendung des Buches 4,5 3.3 Kommunikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
3.3.1 Grundlagen der Kommunikation . . . . . . . 58
Firmenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 3.3.2 Beratungsgespräch . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
3.3.3 Reklamationsgespräch . . . . . . . . . . . . . . . 62
1 Kraftfahrzeug 11 3.4 Personalführung ..... . .... . ... . . ... .. 62
3.5 Verhalten des Mitarbeiters . . . . . . . . . . . . 63
1.1 Entwicklung des Kraftfahrzeugs .. . .. ... 11 3.6 Teamarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
1.2 Einteilung der Kraftfahrzeuge ... . . .. . .. 12 3.7 Auftragsabwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
1.3 Aufbau eines Kraftfahrzeugs . . . . . . . . . . 12 3.8 Datenverarbeitung im Autohaus . . . . . . . 68
1.4 Technisches System Kraftfahrzeug . . ... 13 3.9 Qualitätsmanagement im Kfz-Betrieb . . . 71
1.4.1 Technische Systeme . ...... . . . . . .... . 13
1.4.2 System Kraftfahrzeug ... .. . ... . . . .... 13 4 Grundlagen der Informationstechnik 75
1.4.3 Teilsysteme im Kraftfahrzeug . . . . . . . . . . 15
1.4.4 Einteilung technischer Systeme und 4.1 Hardware und Software . . . . . . . . . . . . . . 75
Teilsysteme nach der Verarbeitung . .. . . 16 4.2 EVA-Prinzip .. .. . . . .. .. . . . . . . .. . ... .. 75
1.4.5 Bedienung von technischen Systemen. . 17 4.3 Rechnerinterne Darstellung von Daten . . 76
1.5 Wartung und Instandhaltung . . . . . . . . . . 18 4.4 Zahlensysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
1.6 Filter, Aufbau und Wartung . . . . . . . . . . . 20 4.5 Aufbau eines Computersystems . . . . . . . 77
1.6.1 Luftfilter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 4.6 Datenkommunikation . . . . . . . . . . . . . . . . 78
1.6.2 Kraftstofffilter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 4.6.1 Datenübertragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79
1.6.3 Ölfilter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 4.6.2 Datenfernübertragung . . . . . . . . . . . . . . . . 80
1.6.4 Hydraulikfilter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 4.7 Datensicherung und Datenschutz . . . . . . 81
1.6.5 Innenraumfilter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
5 Steuerungs- und Regelungstechnik 82
1.6.6 Wartung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
1.7 Fahrzeugpflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 5.1 Grundlagen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82
1.8 Betriebsstoffe, Hilfsstoffe . . . . . . . . . . . . . 28 5.1 .1 Steuern . .. ... ... . ... .. . . .... . . . ... . 82
1.8.1 Kraftstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 5.1 .2 Regeln ........ . . . . ... . ...... . . ... . . 83
1.8.2 Ottokraftstoffe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 5.2 Aufbau und Funktionseinheiten von
1.8.3 Dieselkraftstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Steuereinrichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 85
1.8.4 Kraftstoffe aus Pflanzen. . . . . . . . . . . . . . . 32 5.2.1 Signalglieder, Signalarten ,
1.8.5 Gasförmige Kraftstoffe . . . . . . . . . . . . . . . 34 Signalumformung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85
1.8.6 Schmieröle und Schmierstoffe . . . . . . . . . 34 5.2.2 Steuerglieder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
1.8.7 Gefrierschutzmittel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 5.2.3 Stellglieder und Antriebsglieder . . . . . . . 88
1.8.8 Kältemittel ... . . ..... ... ........ . .... 40 5.3 Steuerungsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89
1.8.9 Bremsflüssigkeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 5.3.1 Mechanische Steuerungen . . . . . . . . . . . . 89
5.3.2 Pneumatische und hydraulische
2 Umweltschutz, Arbeitsschutz im Betrieb 41 Steuerungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90
2.1 Umweltschutz im Kfz-Betrieb . . . . . . . . . . 41 5.3.3 Elektrische Steuerungen . . . . . . . . . . . . . . 95
2.1.1 Umweltbelastung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 5.3.4 Verknüpfungssteuerungen . . . . . . . . . . . 97
2.1 .2 Entsorgung . ...... . . . . . . .. ... .. . . .. . 41 5.3.5 Ablaufsteuerungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
2.1.3 Altautoentsorgung . . . . . . . .. .. . . . . . .. . 44
6 Prüftechnik 99
2.1.4 Recycling .. ...... . ... .. .. .. ... ...... 45
2.2 Arbeitsschutz und Unfallverhütung. . . . . 47 6.1 Grundbegriffe der Längenprüftechnik . . . 99
2.2 .1 Grundsätze des Arbeitsschutzes . . . . . . . 47 6.2 M essgeräte ...... . . .... .. .. ... ... . . 101
2.2 .2 Gefährdungsbeurteilung . . . . . . . . . . . . . . 47 6.3 Lehren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106
2.2.3 Sicherheitsmaßnahmen . . . . . . . . . . . . . . 50 6.4 Taleranzen und Passungen . . . . . . . . . . . 107
2.2.4 Sicherheitszeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 6.5 Anreißen . . . .. . .. .... . ... .. . . . . .... 110
2.2.5 H-und P-Sätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
2.2.6 Am Arbeitsplatz beteiligte Institutionen . 52 7 Fertigungstechnik 111
7.1 Einteilung der Fertigungsverfahren . . . . 111
3 Betriebsorganisation, Kommunikation 53
7.2 Urformen .. . .... . . . . . . . . ... ... . . ... 113
3.1 Grundlagen der Betriebsorganisation . . . 53 7.3 Umformen.. .. .. .. ... .... . . . . . . .. . . 116
3.1.1 Organisation eines Autohauses. . . . . . . . 53 7 .3.1 Biegeumformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117
3.1.2 Aspekte der Betriebsorganisation . . . . . . 54 7 .3.2 Zugdruckumformen. . . . . . . . . . . . . . . . . 118
3.2 Rechtliche Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . 56 7.3.3 Druckumformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119
3.2.1 Vertragsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 7.3.4 Richten . .... . .... ... . . . .. .. . . ... . . . 121
8 Inhaltsverzeichnis

7.3.5 Blechbearbeitungsverfahren. .... .. . . 121 10.8 Hubverhältnis, Hubraumleistung,


7.4 Trennen durch Spanen . . . . . . . . . . . . . . 125 Leistungsgewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . 209
7.4.1 Grundlagen der spanenden Formung . 125
7.4.2 Spanende Formung von Hand .. ... .. 125 11 Motormechanik 210
7.4.3 Grundlagen der spanenden Formung 11.1 Kurbelgehäuse, Zylinder, Zylinderkopf 210
mit Werkzeugmaschinen ... ... ... . .. 132 11 .1.1 Zylinderkurbelgehäuse . . . . . . . . . . . . 210
7.5 Trennen du rch Zerteilen..... . . ... . .. 141 11 .1.2 Zylinderkopf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213
7.5.1 Scherschneiden. . .. . ... ... . . ... . ... 141 11 .1.3 Zylinderkopfdichtu ng ...... ... . ... . 215
7.5.2 Keilschneiden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 11.1 .4 Motoraufhängung . . . . . . . . . . . . . . . . 216
7.6 Fügen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 11.1.5 Zylinderkopfsch ra uben . . . . . . . . . . . . 216
7.6.1 Einteilung der Fügeverbindungen . . . . 143 11.2 Kurbeltrieb. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220
7.6.2 Gewinde ..... .... ....... . ......... 144 11.3 Zweimassenschwungrad . . . . . . . . . . 232
7.6.3 Schraubverbindungen . ... ... ...... . 145 11 .4 Motorschmiersysteme. . . . . . . . . . . . . 233
7 .6.4 Stiftverbindungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 11 .5 Motorkühlsysteme . . . . . . . . . . . . . . . 239
7.6.5 Nietverbindungen ..... ... .. ..... .. . 151 11 .5.1 Kühlungsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239
7.6.6 Durchsetzfügen (Ciinchen) .. . . ... .... 152 11.5.2 Luftkühlung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240
7.6.7 Welle-Nabe-Verbindungen . . . . . . . . . . 153 11 .5.3 Flüssigkeitskühlung . . . . . . . . . . . . . . . 240
7.6.8 Pressverbindungen .... ... ........ . . 154 11.5.4 Bauteile der Pumpenumlaufkühlung. 241
7.6.9 Schnappverbindungen . ........ . ... . 154 11.5.5 Kennfeldgesteuerte Kühlsysteme . . . 246
7.6.10 Löten .. ... ........... ... . ......... 155 11.5.6 Bauteile der Kennfeldkühlung . . . . . . 246
7.6.11 Schweißen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 11 .6 Motorsteuerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248
7.6.12 Kleben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 11 .7 Füllungsoptimierung . . . . . . . . . . . . . . 254
7.7 Beschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164
12 Gemischbildung 270
8 Werkstofftechnik 166
12.1 Kraftstoffversorgungsanlagen bei
8.1 Werkstoffeigenschaften . . . . . . . . . . . . 166 Ottomotoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 270
8.2 Einteilung der Werkstoffe . . . . . . . . . . . 170 12.2 Gemischbildung bei Ottomotoren ... 275
8.3 Aufbau der metallischen Werkstoffe . . 171 12.3 Vergaser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278
8.4 Eisenwerkstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 12.4 Benzineinspritzung. ....... .... . . . . 279
8.4.1 Stahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 12.4.1 Grundlagen der Benzineinspritzung 279
8.4.2 Eisengusswerkstoffe... ...... .. .. . . . 173 12.4.2 Aufbau und Funktion der
8.4.3 Einfluss der Zusatzstoffe auf die elektronischen Benzineinspritzung . . 281
Eisenwerkstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 12.4.3 Betriebsdatenerfassung. . . . . . . . . . . . 282
8.4.4 Bezeichnung der Eisenwerkstoffe . ... . 175 12.4.4 Zentraleinspritzung . . . . . . . . . . . . . . . 288
8.4.5 Einteilung und Verwendung der Stähle 177 12.4.5 LH-Motronic . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 292
8.4.6 Handelsformen der Stähle. .. .... .. . . 179 12.4.6 ME-Motronic. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 298
8.4.7 Wärmebehandlung von 12.4.7 Benzin-Direkteinspritzung . . . . . . . . . . 302
Eisenwerkstoffen ........... .. . .. . .. 180 12.5 Gemischbildung bei Dieselmotoren 310
8.5 Nichteisenmetalle . . .. .. . ..... . .... . 184 12.5.1 Gemischverteilung/Lambdawerte
8.6 Kunststoffe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 beim Dieselmoto r . ... ....... . .. ... 310
8.7 Verbundwerkstoffe. . . . . . . . . . . . . . . . . 190 12.5.2 Verbrennungsablauf beim Dieselmotor 311
Reibung, Schmierung, Lager, 12.5.3 Vor-, Haupt- und Nacheinspritzung . . 311
Dichtungen 12.5.4 Verbrennungsablauf . ..... . ..... . . 312
191
12.5.5 Einlasskanalsteuerung .. .... .. . .... 313
9.1 Reibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191 12.5.6 Dieseleinspritzverfahren . . . . . . . . . . . 313
9.2 Schmierung . .... ... . ... . . . ... .. . .. 192 12.6 Starthilfsanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . 314
9.3 Lager.. .... .. ... ... . ... ... .... .. . . 193 12.6.1 Glühstiftkerzen ....... . . .. . . .. . ... 314
9.4 Dichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196 12.7 Einspritzanlagen für
Pkw-Dieselmotoren . . . . . . . . . . . . . . . 317
10 Aufbau und Wirkungsweise
12.7.1 Elektronische Dieselregelung EDC . .. 317
des Viertaktmotors 197
12.7.2 Common-Raii-Systeme .. ... .... ... 319
10.1 Ottomotor .. .. .. ................ .. 197 12.7.3 Common-Raii-Systeme mit Piezo-
10.2 Dieselmotor. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200 lnjektoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 326
10.3 Merkmale 4-Takt-Motoren . . . . . . . . . . . 202 12.7.4 Pumpe-Düse-System .. ....... ... .. 329
10.4 Arbeitsdiagramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204 12.7.5 Elektronisch geregelte Axialkolben-
10.5 Steuerdiagramm . ...... . .... . .. .... 206 Verteilereinspritzpumpe (VE-EDC). . . 331
10.6 Zylindernummerierung, Zündfolgen . . 206 12.7.6 Radialkolben-Verteilereinspritzpumpe 333
10.7 Motorkennlinien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 12.8 Einspritzdüsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 335
Inhaltsverzeichnis 9

13
13.1
Schadstoffminderung
------
Abgasanl age . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
336
336
17.1.3
17.1.4
17.1.5
Selbsttragende Bauweise ... . . ... .
Werkstoffe im Karosseriebau . . . .. .
Sicherheit im Fahrzeugbau . ... . .. .
454
455
457
13.2 Schadstoffminderung beim Ottomotor 339
17.1 .6 Schadensbeurteilung und Vermessen 464
13.2.1 Abgaszusammensetzung . . . . . . . . . . 339
17.1 .7 Unfallschadensreparatur an selbst-
13.2.2 Verfahren zur Schadstoffminderung . 341
tragenden Aufbauten ... . . . .... . . . 468
13.2.3 Diagnose und Wartung (AU). .. .. .. 347
17.2 Korrosionsschutz an Kraftfahrzeugen 473
13.2.4 Europäische On Board Diagnose . . . . 348
17.3 Fahrzeuglackierung ..... . . ... . .. . . 474
13.3 Schadstoffminderung beim
Dieselmotor. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 352 18 Fahrwerk 478
14 Otto-Zweitaktmotor, 18.1 Fahrdynamik ...... .. .. .. . . . .. .. . 478
Kreiskolbenmotor 358 18.2 Grundlagen der Lenkung .. .. .. .. . . 480
18.3 Lenkgetriebe . .. ... . ... . .. ..... . . 481
14.1 Zweitaktmotor. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 358
18.4 Hilfskraftlenksysteme ... ....... . . . 481
14.2 Wankelmotor, Kreiskolbenmotor . . . . 365
18.4.1 Zahnstangen-Hydrolenkung .. . . . . . 481
15 Alternative Antriebskonzepte 367 18.4.2 Elektrohydraulische Servolenkung . . 482
18.4.3 Elektrische Servolenkung ...... . .. . 483
15.1 Alternative Energieträger . . . . . . . . . . 367 18.4.4 Überlagerungslenkungen . . .. .. .. . 485
15.2 Erdgasantriebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 367 18.5 Radstellungen . .. .. .. .. . ... . . ... . 489
15.3 Flüssiggasantriebe . . . . . . . . . . . . . . . . 369 18.6 Fahrwerksvermessung .. .. . .. . . . . . 492
15.4 Hybridantriebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 371 18.7 Radaufhängungen ....... . .. . . . . . 496
15.5 Elektrofahrzeuge. . . . . . . . . . . . . . . . . . 392 18.8 Federung .. .. . . . ..... . .... . .... . 501
15.6 Antriebe mit Brennstoffzellen . . . . . . . 393 18.8.1 Aufgabe der Federung . .. . . . .. . . . 501
15.7 Verbrennungsmotoren mit 18.8.2 Wirkungsweise der Federung . . . . . . 501
Wasserstoffbetrieb. . . . . . . . . . . . . . . . 395 18.8.3 Federarten .. ... .. .. .. ........ . . . 503
15.8 Verbrennungsmotoren mit 18.8.4 Schwingungsdämpfer ... .... .. . . . 507
Pflanzenölbetrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . 395 18.8.5 Active Body Control (ABC) .. ... . . . . 513
16 Antriebsstrang 396 18.9 Räder und Reifen . .. .. .. . . ... . . . . . 516
18.9.1 Rad-Reifensystem . . . . . . . . ...... . . 516
16.1 Antriebsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 396 18.9.2 Räder . .. .. ... .. .... . ...... . .. . . 516
16.2 Kupplung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 398 18.9.3 Radbefestigungen .. .. ..... .. . . . . . 518
16.2.1 Reibungskupplung . . . . . . . . . . . . . . . . 398 18.9.4 Ventile .. . .. ... ... . . . . ... . ... . . . . 519
16.2.2 Zweischeibenkupplung . . . . . . . . . . . . 405 18.9.5 Reifen ... . ........ ... . . .. . . . . . . . 520
16.2.3 Lamellenkupplung . . . . . . . . . . . . . . . . 405 18.9.6 Kräfte am Reifen ........... . . . . . . 525
16.3 Automatische Kupplungssysteme mit 18.9.7 Reifendruckkontrollsysteme .. .. .. . 527
Einscheibenreibungskupplung AKS . 406 18.10 Bffimen ...... . ................ . 529
16.4 Automat. Kupplungssysteme mit 18.10.1 Bremsvorgang . .. . . .. ... ..... ... . 531
Doppelkupplungen . . . . . . . . . . . . . . . . 407 18.10.2 Hydraulische Bremse . .. . ... . . . . . . 531
16.5 Wechselgetriebe. . . . . . . . . . . . . . . . . . 411 18.10.3 Bremskreisaufteilung ... . . ... . . . . . 532
16.6 Handgeschaltete Wechselgetriebe . . . 412 18.10.4 Hauptzylinder . .. . ....... .. . .. .. . 532
16.7 Automatische Getriebe. ...... . . ... 417 18.10.5 Trommelbremse . ... . . . . .. .. . . . . . 534
16.7.1 Automatisierte Schaltgetri ebe . . . . . . 417 18.10.6 Scheibenbremse ... ... . . . . . .... . . 536
16.7.2 Gestufte Automatik-Getriebe 18.10.7 Bremsbeläg e . . . ... . ..... . . . .... . 539
mit hydrodynamischem Wandler . . . 421 18.10.8 Feststellbremssysteme . ... . . .. .. . . 539
16.7.3 Elektro-hyd. Getriebesteuerung . . . . . 427 18.10.9 Diagnose und Wartung an der
16.7.4 Adaptive Getriebesteuerung ........ 434 hydraulischen Bremsanlage . .. ... . 540
16.7.5 Stufenlose Automatik-Getriebe mit 18.10.10 Hilfskraftbremse .. . . . ..... . ..... . 542
Schubgliederband oder Lasch enkette 435 18.10.11 Bremskraftverteilung . . . .. . .. . .... 543
16.8 Gelenkwellen, Antriebswellen, Gelenke 437 18.10.12 Mechanisch betätigte Bremse . . .... 544
16.9 Achsgetriebe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 440 18.10.13 Grundlagen elektronischer Fahrwerk-
16.10 Ausgleichsgetriebe. . . . . . . . . . . . . . . . 443 Regelsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 545
16.11 Ausgleichssperren . . . . . . . . . . . . . . . . 444 18.10.14 Anti-Blockier-System (ABS) . . . . . . . . 546
16.12 Allradantrieb. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 449 18.10.15 Antriebsschlupf-Regelung (ASR) ... 551
18.10.16 Fahrdynamik-Regelung (ESP, FDR ) . 552
17 Fahrzeugaufbau 454
18.10.17 Sensotronic Brake Control (SBC) . . . 554
17.1 Fahrzeugaufbau/Karosserie . . . . . . . . 454 18.10.18 Zusatzfunktionen Bremse . . . . ... . . 554
17.1.1 Getrennte Bauweise . . . . . . . . . . . . . . . 454 18.10.19 Bremsassistent (BAS) .. ... ... .... . 555
17.1.2 Mittragende Bauweise . . . . . . . . . . . . . 454 18.10.20 Notbremsassistent, Active Brake Assist 555
10 Inhaltsverzeichnis

20.4 Fahrerassistenzsysteme . . . . . . . . . . . 706


19 Elektrotechnik 556
20.4.1 Geschwindigkeitsregelanlage. . . . . . . 706
19.1 Grundlagen der Elektrotechnik. . . . . 556 20.4.2 Adaptive Fahrgeschwindigkeitsrege-
19.1.1 Elektrische Spannung . .......... . . 557 lung (Adaptive Cruise Control, ACC) . 706
19.1.2 Elektrischer Strom. . . . . . . . . . . . . . . . 557 20.4.3 Einparkhilfe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 708
19.1.3 Elektrischer Widerstand. . . . . . . . . . . 559 20.4.4 Parkassistent. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 708
19.1.4 Ohmsches Gesetz . . . . . . . . . . . . . . . . 561 20.4.5 Kamerabasierte Einparkhilfen ... . .. .. 709
19.1.5 Leistung, Arbeit, Wirkungsgrad . . . . 561 20.4.6 Spurwechselassistent . . . . . . . . . . . . . 709
19.1.6 Schaltung von Widerständen . . . . . . 562 20.4.7 Spurhalteassistent . . . . . . . . . . . . . . . . 710
19.1.7 Messungen im el. Stromkreis. . . . . . 563 20.5 Infotainmentsysteme. . . . . . . . . . . . . . 710
19.1.8 Wirkungen des elektrischen Stromes 571 20.5.1 Betriebs- und Fahrdatenanzeige. . ... 710
19.1.9 Schutz vor den Gefahren des 20.5.2 Navigationssysteme . . . . . . . . . . . . . . 711
elektrischen Stromes . . . . . . . . . . . . . 572 20.5.3 Handy-Halterung mit gekoppelter
19.1.10 Spannungserzeugung . . . . . . . . . . . . 574 Freisprecheinrichtung . . . . . . . . . . . . . 712
19.1.11 Wechselspannung und
Wechselstrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 576
19.1 .12 Dreiphasenwechselspannung und 21 Zweiradtechnik 713
Drehstrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 577 21.1 Kraftradarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 713
19.1.13 Magnetismus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 577 21 .2 Kraftradmotoren.... . .... . . . ...... 716
19.1.14 Selbstinduktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . 579 21.3 Auspuffanlage.. . ... . . . .... . . . . . .. 716
19.1.15 Kondensator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 580 21.4 Gemischbildung......... . . . ...... 717
19.1 .16 Elektrochemie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 580 21.5 Motorkühlung... . .... . . . . . ....... 718
19.1.17 Elektronische Bauelemente . . . . . . . . 582 21 .6 Motorschmierung.. .. ..... .. ...... 718
19.2 Anwendungen der Elektrotechnik. . . 593 21.7 Kupplung . ........... . .......... . 719
19.2.1 Schaltpläne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 593 21.8 Antriebsstrang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 720
19.2.2 Zusatzangaben und Kennzeich-
21.9 Elektrische Anlage . . . . . . . . . . . . . . . . 722
nungen in Stromlaufplänen . . . . . . . . 595
21.10 Fahrdynamik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 725
19.2.3 Verwendung von Stromlaufplänen 596
21 .11 Motorradrahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . 726
19.2.4 Gesamtstromlaufplan Grund-
21.12 Radführung, Federung, Dämpfung . . 727
ausstattung eines Kraftfahrzeugs. . . 597
21 .13 Bremsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 729
19.2.5 Signalgeber. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 605
21.14 Räder, Reifen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 731
19.2.6 Relais .. ..... . ...... ... . ... ... .. 606
19.2.7 Beleuchtung im Kfz . . . . . . . . . . . . . . . 608
19.2.8 Leuchtmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 609 22 Nutzfahrzeugtechnik 734
19.2.9 Spannungsversorgung. . . . . . . . . . . . 617 22.1 Einteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 734
19.2.10 Drehstromgenerator. . . . . . . . . . . . . . 624 22.2 Abmessungen von Nfz . . . . . . . . . . . . 735
19.2.11 Bordnetzmanagement . . . . . . . . . . . . 633
22.3 Zulässige Massen von Nfz . . . . . . . . . 735
19.2.12 Elektrische Motoren . . . . . . . . . . . . . . 635
22.4 Beladungsvorschriften. . . . . . . . . . . . . 735
19.2.13 Zündanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 642
22.5 Nfz-Motoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 736
19.2.14 Sensoren .. . .. . .............. . .. 659
22.6 Einspritzanlagen für Nfz-Diesel-
19.2.15 Hochfrequenztechnik .......... ... 663
motoren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 737
19.2.16 Elektromagnetische Verträglichkeit . 668
22.6.1 Common-Raii-System für Nfz .. . .. .. 738
19.2.17 Datenübertragung im Kraftfahrzeug. 670
22.6.2 Pumpe-Leitung-Düse-Einheit . . . . . . . 743
19.2.18 Messen, Testen, Diagnose .. . .. . .. . 684
22.6.3 Starthilfsanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . 744
22.6.4 Schadstoffminderung bei Diesel-
20 Komforttechnik 688
Ntz-Motoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 744
20.1 Belüftung, Heizung, Klimatisierung . 688 22.7 Antriebsstrang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 746
20.2 Diebstahlschutzsysteme. . . . . . . . . . . 695 22.8 Fahrwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 749
20.2.1 Wegfahrsperre. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 695 22.8.1 Federung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 749
20.2.2 Zentralverriegelung . . . . . . . . . . . . . . 696 22.8.2 Räder und Bereifung . . . . . . . . . . . . . . 752
20.2.3 Passiver Zugang . . . . . . . . . . . . . . . . . 699 22.8.3 Druckluftbremsanlage . . . . . . . . . . . . . 753
20.2.4 Diebstahlwarnanlage (DWA) . . . . . . . 701 22.9 Startanlagen für Nutzfahrzeuge . . . . . 765
20.3 Komfortsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . 703
20.3.1 Verdeckbetätigung . . . . . . . . . . . . . . . 703 23 Abkürzungen und Englische Begriffe 769
20.3.2 Komfortsitze. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 704
20.3.3 Elektron. Scheibenwischerregelung. 705
20.3.4 Elektrisch verstellbare Außenspiegel 705 24 Sachwortverzeichnis 773
11

I l<raftfahrzeug
1. 1 Entwicklung des Kraftfahrzeugs
1860 Der Franzose Lenoir baut den ersten mit
Leuchtgas betriebenen Verbrennungsmotor.

Wirkungsgrad etwa 3 %.
1867 Otto und Langen zeigen auf der Pariser Welt-
ausstellung einen verbesserten Verbren-
nungsmotor. Wirkungsgrad etwa 9 %.
Fo rdT-M odell, 1908 VW-Käf er, 1938
2,9 I, 15,7 kW bei 985 cm 3 , 17,3 kW bei
1600 m in- 1, 70 km/h 30 00 min- 1, 100 km /h

Bild 3: Ford T-Modell und VW-Käfer

1897 Erstes Elektromobil von Lohner-Porsche


(Bild 2).
1913 Einführung der Fließbandfertigung durch
Daim ler M ot o rrad, 1885 Benz Pate nt-M oto rwagen, 1885
1 Zy li nder, Bo hrun g 58 mm 1 Zy lin der, Boh ru ng 91,4 mm Ford. Produktion der Tin-Lizzy (T-Modell,
Hub 100 mm, 0,26 I Hub 150 mm , 0,99 I Bild 3). 1925 laufen bereits 9109 Fahrzeuge
0,37 kW bei 600 mi n- 1 , 12 km /h 0,66 kW bei 400 min- 1, 15 km/h
an einem Tag vom Fließband.
Bild 1: Daimler Motorrad und Benz Motorwagen 1916 Bayerische Motorenwerke gegründet.
1923 Erste Lastkraftwagen mit Dieselmotoren
1876 Otto baut den ersten Gasmotor mit Verdich-
von Benz-MAN (Bild 4).
tung in Viertakt-Arbeitsweise. Fast gleichzei-
tig baut der Engländer Clerk den ersten Zwei- 1936 Daimler-Benz baut serienmäßig Pkw mit
taktmotor mit Gasbetrieb. Dieselmotoren .
1938 Gründung des VW-Werkes in Wolfsburg.
1883 Daimler und Maybach entwickeln den ersten
schnelllaufenden Viertakt-Benzinmotor mit 1949 Erster Niederquerschnittsreifen und erster
Glührohrzündung. Stahlgürtelreifen von Michelin .
1885 Erstes Automobil von Benz (1886 patentiert). 1954 NSU-Wankel baut den Kreiskolbenmotor
Erstes motorgetriebenes Zweirad von Daim- (Bild4).
ler (Bild 1).
1886 Erste Vierradkutsche mit Benzinmotor von
Daimler (Bild 2).
1887 Bosch erfindet die Abreißzündung . NSU-Spid er mit W ankelmoto r,
Benz-M A N Last wagen, 5 K 3 1963, 500 cm 3 , 37 kW bei
1889 Der Engländer Dunlop stellt erstmals pneu- 1. Di esel-LKW, 1923 6000 min- 1, 153 km/h
matische Reifen her.
Bild 4: Lkw mit Dieselmotor, Pkw mit Wankelmotor
1893 Maybach erfindet den Spritzdüsenvergaser.
Diesel patentiert das Arbeitsverfahren für 1966 Elektronisch gesteuerte Benzineinspritzung
Schwerölmotoren mit Selbstzündung. (D-Jetronic) von Bosch eingeführt.
1897 MAN stellt den ersten betriebsfähigen Die- 1970 Sicherheitsgurte für Fahrer und Beifahrer.
selmotor her. 1978 Das Anti-Blockiersystem (ABS) wird bei Brem-
sen erstmalig von Mercedes-Benz eingebaut.
1984 Einführung von Airbag und Gurtstraffer.
1985 Einführung von geregelten Katalysatoren
(Lamdasonde) für bleifreies Benzin.
1997 Elektronische Fahrwerk-Regelsysteme (ESP).
Toyota baut ersten Pkw mit Hybridantrieb.
Alfa Romeo führt das Common-Rail Direct ln-
Daim ler M otorwa gen, 1886 Elektrom o bil , 1897
1 Zyl inder, Bo hrung 70 mm System Lohner-Pe rsehe jection (CDI)-System bei Dieselmotoren ein .
Hub 120 mm , 0,461 Transmi ssio nsloser Antri eb
0,8 kW bei 600 min- 1 , 18 km /h m it Radn aben-El ektro motor
ab 2000 Fahrerassistenzsysteme wie z.B. Einpark-
hilfen, Abstandswarner, Spurwechselassis-
Bild 2: Daimler Motorwagen und 1. Elektromobil tenten .
12 1 l<raftfahrzeug

• 1.2 Einteilung der Kraftfahrzeuge • Nutzkraftwagen (Nkw). Sie sind zum Transport
von Personen , Gütern und zum Ziehen von An-
hängefahrzeugen bestimmt. Personenkraftwagen
Straßenfahrzeuge sind alle Fahrzeuge, die zum
sind keine Nutzkraftwagen.
Betrieb auf der Straße vorgesehen sind und nicht
an Gleise gebunden sind (Bild 1). Einspurige Kraftfahrzeuge
Krafträder sind einspurige Kraftfahrzeuge mit 2 Rä-
Sie werden in zwei Gruppen eingeteilt, die Kraftfahr- dern . Sie können einen Beiwagen mitführen, wobei
zeuge und die Anhängefahrzeuge. Kraftfahrzeuge die Eigenschaft als Kraftrad erhalten bleibt, wenn
besitzen immer einen maschinell en Antrieb. das Leergewicht von 400 kg nicht überschritten wird .
Auch das Ziehen eines Anhängers ist möglich . Zu
den Krafträdern zählen
• Motorräder. Sie sind mit festen Fahrzeugteilen
(Kraftstoffbehälter, Motor) im Kniebereich und
mit Fußrasten ausgestattet.
• Motorroller. Sie verfügen über keine festen Teile
im Kniebereich, die Füße stehen auf einem Bo-
denblech .
• Fahrräder mit Hilfsmotor. Sie haben Merkmale
Nutzkraftwagen von Fahrrädern , z. B. Tretkurbeln (Moped, Mofa) .

~
t
Kraftomnibus
1.3 Aufbau eines Kraftfahrzeugs
Lastkraftwagen

Zugmaschine Ein Kraftfahrzeug besteht aus Baugruppen und


deren einzelnen Bauteilen.

Die Festlegung der Baugruppen und die Zuordnung


Bild 1: Übersicht Straßenfahrzeuge von Baugruppen zueinander ist nicht genormt. So
kann z.B. der Motor als eigene Baugruppe gelten ,
Zweispurige Kraftfahrzeuge oder er wird als Unterbaugruppe dem Triebwerk zu -
Kraftwagen gelten als zwei- oder mehrspurige Kraft- geordnet.
fahrzeuge. Dazu zählen : Eine in diesem Buch vorgenommene Möglichkeit
• Personenkraftwagen (Pkw). Sie sind hauptsäch- ist die Einteilung in die 5 Haupt-Baugruppen Motor,
lich zum Transport von Personen, deren Gepäck Antriebsstrang , Fahrwerk, Fahrzeugaufbau und elek-
oder von Gütern bestimmt. Sie können auch trische Anlage.
Anhänger ziehen. Die Zahl der Sitzplätze ist ein- Die Zuordnung der Baugruppen und Bauteile ist im
schließlich Fahrer auf 9 beschränkt. Bild 2 dargestellt.

A usg leichsget ri ebe

Bild 2: Aufbau eines Kraftfahrzeugs


1 l<raftfahrzeug 13

1 . 4 Technisches System Kraftfahrzeug

Sicherheitseinrichtung:
z.B. Airbag ; Gurtstraffer
II
Stütz- und Trageinheit:
z.B. Karosserie

Steuerungs- und Regeleinheiten:


z.B . Antiblockiersystem

Übertragungseinheit:
z.B. Fahrwerk

Antriebseinheit: Übertragungseinheit:
Motor z.B. Fahrwerk

Bild 1: System Kraftfahrzeug mit seinen Funktionseinheiten

1.4.1 Technische Systeme Das Rechteck bildet die Systemgrenze (gedachte


Grenze). welche ein technisches System von anderen
Jede Maschine bildet ein technisches Gesamtsystem. Systemen und/oder von seiner Umgebung abgrenzt.
Merkmale technischer Systeme:
Die einzelnen Systeme sind gekennzeichnet
• Sie sind nach außen abgegrenzt.
• Sie besitzen einen Eingang und Ausgang. durch:
• Von Bedeutung ist nur die Gesamtaufgabe, • Eingabe (Eingangsgrößen, Input) von außer-
nicht die Einzelaufgabe, die innerhalb des Sys- halb der Systemgrenze
tems gelöst wird . • Verarbeitung innerhalb der Systemgrenzen
• Ausgabe (Ausgangsgröße, Output). die über
die Systemgrenzen an die Umgebung geht
Grafisch stellt man ein technisches System durch ein
(EVA-Prinzip)
Rechteck dar (Bild 2).

Bewegungs-
Kraftfahrzeug
Luft energie
> 1.4.2 System Kraftfahrzeug

~
Abgas Das Kraftfahrzeug ist ein komplexes technisches
>
System, bei dem verschiedene Teilsysteme zusam-
Kraftstoff Wärme
> menwirken, um eine bestimmte Gesamtfunktion zu
Systemgrenze erfüllen.
Die Gesamtfunktion eines Personenkraftwagens ist
Bild 2: Allgemeine Systemdarstellung am Beispiel eines die Personenbeförderung, die Gesamtfunktion eines
Kraftfahrzeugs Lastkraftwagens ist der Gütertransport.

Die Eingangs- und Ausgangsgrößen werden als Funktionseinheiten eines Kfz


Pfeile gekennzeichnet. Die Anzahl der Pfeile hängt Systeme, die einen Funktionsablaufunterstützen sind
von der Anzahl der jeweiligen Eingangs- bzw. Aus- in Funktionseinheiten zusammengefasst (Bild 1).
gangsgrößen ab. Durch Kenntnis der Funktionsabläufe in den Funk-
14 1 l<raftfahrzeug

• tionseinheiten z.B. Motor, Antriebsstrang, kann das


Gesamtsystem Kraftfahrzeug im Hinblick auf War-
tung, Diagnose und Reparatur besser verstanden
werden.
Dieses Prinzip lässt sich auf jedes technische System
anwenden. Das Kraftfahrzeug besteht unter ande-
rem aus folgenden Funktionseinheiten:
Funktionseinheit: Fahrzeugaufbau als Stütz- und
Trageinheit, z.B. Karosserie

• Antriebseinheit
• Übertragungseinheit
• Stütz- und Trageinheit
• Elektrohydraulische Anlagen
(z.B. Steuer- und Regeleinheiten)
• Elektrische, elektronische Anlagen
(z.B. Sicherheitseinrichtungen)
Jede Funktionseinheit übernimmt eine bestimmte
Teilfunktion. Teilfunktion: Stützen und tragen, Aufnahme
aller Teilsysteme
Funktionseinheit: Antriebseinheit-Motor
Funktionseinheit: Elektro-hydraulische Anlagen
(Steuer- und Regeleinheiten
z.B. ABS, ESP usw.)

Lenkradwinkel- 2 Drucksensoren am Gierratensensor Raddrehzant-


Tandem-Haupttylinder

Antiblockiersystem
Automatische Regelung der Bremskraftverteilung
Antriebsschlupfregelung
Automatjsche Regelu n q des Giermomentes
Teilfunktion: Stellt Antriebsenergie bereit Elektronisches Stabilitätsprogramm

Teilfunktion: Aktiver Schutz der Insassen,


Funktionseinheit: Übertragungseinheit Verbesserung der Fahrdynamik
z.B. Antriebsstrang
Funktionseinheit: Elektr., elektron. Anlagen
(Sicherheitseinrichtungen,
wie z.B. Airbag, Gurtstraffer)

Teilfunktion: Übertragen der mechanischen


Energie der Antriebseinheit auf
die Antriebsräder Teilfunktion: Passiver Schutz der Insassen
1 l<raftfahrzeug 15

I
I
I
Gesamtsystem Kraftfahrzeug

I
I
Funktionseinheiten
I
I
l

I

I I I I I
Übertragungs- Stütz- und
Antriebseinheit Elektrische
einheit Fahrwerk Trageinheit
Motor Anlage
Antriebsstrang Fahrzeugaufbau

I I I I I
Teilsysteme
1
I I I I J
z.B.: z.B.: z.B.: z.B.: z.B.:
• Motorsteuerung • Kupplungs- • Federung • Karosserie • Beleuchtung
• Kurbeltrieb system • Bremsen • Seitenaufprall- • Zündung
• Motor- • Getriebe • Räder schutz • Daten-
schmierung • Gelenkwellen • Reifen • Rahmen Übertragungs-
• Motorkühlung • Achsgetriebe systeme
• Abgassystem • Komfort-
syst eme
• Luftsysteme

Bild 1: Systemverbund eines Kraftfahrzeugs

Dam it ein Kraftfahrzeug seine Hauptfunktionen er- 1.4.3 Teilsv_ste1I1.elm..Kraftfe..u.gl---- - -


füllen kann, müssen verschiedene Teilsysteme zu-
sammenwirken (Bild 1). Je enger man die System- Für jedes Tei lsystem gi lt das EVA-Prinzip (Bild 3).
grenze zieht, desto kleiner werden die Teilsysteme
bis man schließlich zu den einzelnen Bautei len ge-
langt.

Gesamtsystem Kraftfahrzeug
Legt man die Systemgrenze um das Kraftfahrzeug,
so grenzt man es in der Systembetrachtung gegen Getriebe Gelenkwelle ant r ieb räd er
die Umwelt wie Luft und Fahrbahn ab. Eingangssei-
• Motordrehzahl • Ausgangsdrehzahl
tig überschreiten nur Luft und Kraftstoff die System- • Motor- • Ausgangs-
grenze und ausgangsseitig nur Abgas-, Beweg ungs- drehmoment drehmoment
sowie Wärmeenergie (Bild 2, Bild 3). • Motorleistung • Ausgangsleistung
Eingabe Verarbeit ung Ausgabe

Bild 3: Teilsystem Getriebe


Eingabe (Input) Ausgabe (Output)
Eingabe. Auf der Eingangsseite des Getriebes wir-
Systemgrenze ken die Motordrehza hl, das Motordrehmoment und
die Motorleistung.
Verarbeitung V erarbeitung. Im Getriebe werden Drehzah l und
Drehmoment gewandelt.
Abgas
+-+ A usgabe. Auf der Au sgangsseite werden Abtriebs-
d rehzahl, Abtriebsdrehmoment und Abtriebsleis-
tung, sowie Wärm e abgegeben.
(chemisch (mecha- Wirkungsgrad. Die Abtriebsleistung ist um die Ver-
gebundene L,__ _ _ _ _ _ _ _ _ ____. nische
Energie) Energie) luste im Getri ebe vermind ert.
Umwelt (Luft, Straße)
Das Tei lsystem Getriebe ist über weitere Tei lsys-
teme, wie z.B. Gelenkwelle, Achsgetriebe, Antriebs-
Bild 2 : System Kraftfahrzeug wellen mit den Antriebsrädern verkettet.
16 1 l<raftfahrzeug

• 1.4.4 Einteilung technischer Systeme und


Teilsysteme nach der Verarbeitung_
Technische Systeme (Bild 1) werden nach der Art der
Verarbeitung innerhalb der Systeme unterschieden:
• Stoffumsetzende Systeme z.B. Kraftstoffförder-
anlage
Beispiele für stoffumsetzende Systeme in einem
Kraftfahrzeug:
• Schmiersystem, dabei sorgt die Ölpumpe für den
Stoffumsatz.
• Kühlsystem, hier sorgt die Wasserpumpe für den
Stoffumsatz und somit für den Wärmetransport.

• Energieumsetzende Systeme z.B. Verbrennungs- Energieumsetzende Systeme


motor
Bei energieumsetzenden Systemen wird eine
• Informationsumsetzende Systeme z.B. Bordcom- dem System zugeführte Energie in eine andere
puter, Lenkung Energieform umgewandelt.

Zu diesen Systemen zählen alle Kraftmaschinen wie


Verbrennungs- und Elektromotoren, Dampf- und
Gasmaschinen, sowie Energieanlagen z.B. Heiz- und
Photovoltaikanlagen, Brennstoffzellen.
Nach der Art der Energieumsetzung unterscheidet
man zwischen:
• Wärmekraftmaschinen, wie Otto- und Dieselmo-
toren oder Gasturbinen
• Wasserkraftmaschinen, wie Wasserturbinen


Informations-
umsetzung
D Stoff-
umsetzung
• Energie-
umsetzung
• Windkraftmaschinen, wie windgetriebe Genera-
toren
• Solaranlagen, wie Photovoltaikanlagen
Bild 1: Systeme unterteilt nach Art der Verarbeitung
• Brennstoffzellen
in einem Verbrennungsmotor wird die chemische
Energ ie des Kraftstoffs zunächst in W ärmeenergie
und dann in mechanische Bewegungsenergie um-
Stoffumsetzende Systeme gewandelt (Bild 2).

Mit stoffumsetzenden Systemen werden Stoffe Krattst off-Luftgern isch chemische


so verändert, dass sie eine Form erhalten (Form- Energie

~
änderung) oder sie werden von einem Ort zum
Verbrenn ung
anderen transportiert (Lageänderung).
Wärm eenerg ie

n
Fördermittel oder einfache Maschinen dienen dem
Stofftransport. Werkzeugmaschinen übernehmen
die Stoffumformung. Beim Stofftransport wird z.B.
Drehmoment an m echanische
eine ruhende Flüssigkeit (Benzin im Kraftstoffbehäl- der Kurbelwelle Energi e
ter) durch eine Pumpe in Bewegung gebracht und
zur Einspritzanlage befördert. Um diese Umsetzung Bild 2: Energieumsetzung eines Ottomotors
durchführen zu können, muss den Arbeitsmaschi-
nen, z.B. Kraftstoffpum pe, elektrische Energi e zug e- Dabei können zusätzliche Stoff- und Informations-
führt w erden. flüsse auftreten. Da sie in energieumsetzenden M a-
schinen eine Nebenfunktion ausüben, werden sie
Übersicht über stoffumsetzende Systeme: meist nicht aufgeführt.
Maschinen zur Formänderung sind z.B. Werkzeug- Der Stofffluss (Eintritt des Kraftstoffes und Austritt
maschinen, wie Bohr-, Fräs- und Drehmaschinen der Abgase) sowie der Informationsfluss (Kraftstoff-
oder Maschinen, die in Gießereien oder Presswer- Luft-Gemisch, Drehzahlregelung, Lenkung etc.) stel-
ken Verwendung finden, wie Pressen. len nur Nebenfunktionen dar.
Maschinen zur Lageänderung beinhalten alle För- Energieumsetzendes System. Die Umwandlung
deranlagen und M aschinen, die zum Transport von der chemischen Energi e des Kraftstoffes in d ie zum
festen Stoffen (Förderbänder, Gabelstapler, Lkw, Antrieb des Kraftfahrzeuges benötigte Bewegungs-
Pkw), Flüssigkeiten (Pumpen) oder Gasen (Gebläse, energie steht im Vordergrund, deshalb ist der Ver-
Turbinen) dienen. brennungsmotor ein energieumsetzendes System.
1 l<raftfahrzeug 17

Informationsumsetzende Systeme

Sie dienen zur Übermittlung von Informationen,


der Verarbeitung und Übertragung von Daten
und der Kommunikation .

Informationsumsetzende Systeme und Übertra-


gungssysteme, z.B. Steuergeräte, CAN-Bus-Con-
• Angaben zu zulässigen Betriebsstoffen , z.B. Mo-
toröle
• Technische Daten
• Notdienstadressen

Betrieb. Kraftfahrzeuge und Maschinen dürfen nur


von qualifizierten und berechtigten Personen betrie-

troller, Diagnosegeräte ( .. Tester"). sind für den Be- ben werden.
trieb und die Wartung moderner Fahrzeuge unent-
behrlich . Vorgeschrieben ist z.B., dass .. .
• ... der Führer eines Personenkraftwagens im
Informationen. Es sind Kenntnisse über Sachverhal- öffentlichen Verkehrsraum die erforderliche
te und Vorgänge. ln einem Kraftfahrzeug sind z.B. Fahrerlaubnis der Klasse B besitzt.
Motortemperatur, Fahrgeschwindigkeit, Lastzustand
• ... eine Hebebühne in der Kfz-Reparaturwerkstatt
Informationen, die für den Betrieb des Fahrzeugs er-
nur von über 18 Jahre alten Personen bedient
forderlich sind . Die Informationen werden als Daten
werden darf, wenn sie entsprechend unterwie-
z.B. von einem Steuergerät zum anderen übertra-
sen und zur Bedienung berechtigt sind.
gen. Sie werden aus den Signalen gewonnen .
• ... der Führer eines Lkw's mit Ladekran im Besitz
Signale. Sie sind die physikalische Darstellung von eines Kranführerausweises ist.
Daten .
Damit ist gewährleistet, dass der Fahrer eines Lkw's
Im Kraftfahrzeug werden Signale von Sensoren, z.B.
mit Ladekran das Fahrzeug richtig abstützt (Bild 1),
für Drehzahl, Temperatur, Drosselklappenstellung
die Unfallverhütungsvorschriften (UVV) einhält, im
erzeugt.
Umgang mit Lastaufnahmemittel geschult ist und
den Ladekran sachkundig bedienen kann .
Beispiel für informationsumsetzende Systeme in
einem Kraftfahrzeug :
0 2 4 6 8 10m12
• Motorsteuergerät. Es erfasst und verarbeitet alle I I 14
:-
relevanten Daten, um den Motor auf die jeweilige c- 5~5ok} I m
Betriebsbedingung optimal anzupassen . ,__ 58,4kN ~
12

• Bordcomputer. Er informiert z.B. den Fahrer über


-
f-- I I 10
6600kg
den durchschnittlichen bzw. momentanen Kraft- 64,7 kN ~f---
f--- 8
stoffverbrauch, die Reichweite, die Durchschnitts-
geschwindigkeit und die Außentemperatur. P'--- \= 6
f-- :-

't:~
\- 4
j-

1.4.5 Bedienung von technischen


Systemen
s
"""'\\' ~0
I 7400 kg 3860 kg
I
5830kg 2820kg
2180 kg

1750kg
2

Für die Bedienung und Instandhaltung von Kraft- Bild 1: Richtige Belastung eines Ladekrans
fahrzeugen sind umfangreiche Systemkenntnisse
notwendig . Um einen umweltschonenden und si-
cheren Betrieb des Fahrzeugs zu gewährleisten wird WIEDERHOLUNGSFRAGEN
vom Hersteller eine Betriebsanleitung mitgeliefert. 1 Durch welche Größen ist ein technisches System
gekennzeichnet?
Betriebsanleitungen enthalten unter anderem:
2 Was versteht man unter dem EVA-Prinzip?
• Systembeschreibungen
3 Welche Funktionseinheiten kann man bei einem
• Erläuterungen zu Funktionen Kfz unterscheiden?
• Systemdarstellungen 4 Nennen Sie drei Teilsysteme eines Kfz, sowie de-
• Funktionsskizzen ren Eingangs- und Ausgangsgrößen.
• Anleitungen zur sachgerechten Bedienung und 5 Welches ist die Hauptfunktion eines energieumset-
Anwendung zenden Systems?

• Wartungs- und Inspektionspläne 6 Welche Daten kann man einer Betriebsanleitung


entnehmen?
• Hinweise zu Betriebsstörungen
18 1 l<raftfahrzeug

• 1. 5 Wartung und Instandhaltung


Zur Erhaltung der Betriebssicherheit eines
Kraftfahrzeuges und auch zur Wahrung von
Gewährleistungsansprüchen ist fachkundige
Wartung und Instandhaltung entsprechend den
Herstellervorschriften, z.B. durch den Kunden-
Zur Berechnung der verbleibende Fahrstrecke bis
zur Inspektion werden neben dem Kilometerstand
verschiedene Einflussgrößen aufgezeichnet und in
die Berechnung mit einbezogen. Ist der Inspektions-
termin erreicht, wird dies dem Fahrer frühzeitig über
ein Display mitgeteilt (Bild 1). ln der Werkstatt wird
die Arbeit dann nach Inspektionsplan (Bild 1, Seite
dienst, notwendig. 19) ausgeführt.

Zur Durchführung werden vom Hersteller Instand- Ölwechselintervall. Es kann auf zwei Arten ermittelt
haltungspläne und Ersatzteilkataloge bereitgestellt werden:
sowie Reparaturanweisungen herausgegeben. Die- • Auf einer virtuellen Datenbasis, d.h. aus der zu-
se stehen z.B. als menügesteuerte Computerpro- rückgelegten Wegstrecke, dem dabei verbrauch-
gramme für Personalcomputer (PC) zur Verfügung. ten Kraftstoff und dem dabei durchlaufenen Tem-
Instandhaltung. Instandhaltungsarbeiten beinhalten: peraturprofil des Öls ergibt sich ein Maß für den
• Inspektion, z.B. Prüfen Verschleiß des Motoröls.
• Wartung, z.B. Ölwechsel, Schmieren, Reinigen • Dem tatsächlichen Ölzustand, d.h. der Ölzustands-
sensor ermittelt Füllhöhe und Qualität welche in
• Instandsetzung, z.B. Reparieren, Austauschen
Verbindung mit der zurückgelegten Fahrstrecke
Kundendienst. Fahrzeughersteller und Kfz-Werk- und der Motorlast berücksichtigt wird.
stätten bieten einen sachkundigen Kundendienst an.
So wird beispielsweise ein neues Kraftfahrzeug ord- Verschleißzustand Bremsbeläge. Der Verschleiß
nungsgemäß zur Erstinbetriebnahme dem Kunden der Bremsbeläge wird elektrisch ermittelt. Hat der
zur Übernahme bereitgestellt. Des weiteren werden Bremsbelag die Verschleißgrenze erreicht, wird
durch Fachpersonal Instandhaltungsarbeiten durch- eine Kontaktschleife im Belag durchtrennt. Aus der
geführt, die der Setreiber nicht selbst erledigen kann. Bremshäufigkeit, der Bremsbetätigungszeit sowie
Die zur Funktions- und Werterhaltung notwendigen den gefahrenen Kilometern wird die theoretisch ver-
Maßnahmen sind vom Hersteller in den Instand- bleibende Restfahrstrecke ermittelt, das Wechselin-
haltungsvorschriften festgelegt. Sie sind für Kraft- tervall festgelegt und dem Fahrer angezeigt.
fahrzeuge in Wartungs- und Instandhaltungspläne
festgehalten . Verschleißzustand lnnenraumfilter. Die Berechnung
Es werden folgende Serviceintervalle unterschieden: der verbleibenden Standzeit des Staub- und Pollen-
• Feste Serviceintervalle (Wartungsplan) filters erfolgt auf der Datenbasis von Außenlufttem-
• Flexible Serviceintervalle peratursensor, Heizungsnutzung, Umlufteinstellung,
Fahrgeschwindigkeit, Lüfterdrehzahl, Kilometer-
• Bedarfsgerechte Servicestrategien
stand und Datum.
Die Wartungs- und Inspektionsarbeiten sind
entsprechend vorgegebener Pläne durchzufüh-
ren. Die Ausführung der Arbeiten sind auf dem
Inspektionsplan zu kennzeichnen und durch Un-
terschrift vom ausführenden Mechaniker zu be-
stätigen.

Wartungsplan
Er gibt Auskunft über die festgelegte Service- bzw.
lnspektionszeitpunkte, z.B. soll nach 20.000 km oder
nach 12 Monaten Betriebszeit eine Hauptinspektion
durchgeführt werden.
Bild 1: Verschleißanzeigen
lnspektionsplan. Aus ihm ist der vorgeschriebe-
ne Umfang der Inspektion zu entnehmen (Bild 1,
Seite 19). Zündkerzen werden weiterhin wegabhängig z.B.
nach bis zu 100 000 km ausgetauscht.
Flexible Service-Intervalle
Mit modernen Motormanagem entsystemen ist es Betriebsstoffe wie Kühl- und Bremsflüssigkeit wer-
möglich, entsprechend den Betriebsbedingungen den nach der Betriebszeit z.B. 2 oder 4 Jahren ge-
eines Fahrzeugs, die Serviceintervalle anzupassen. wechselt.
1 l<raftfahrzeug 19

Bedarfsgerechte Servicestrategien
A uf Basis gesammelter Dat en, w ie Ist-Zustand der
Verschleißteile und Betriebsstoffe sowi e der Fahrge-
wohnheit w ird der Servicezeitpunkt errechnet. Nach
dieser bedarfsgerechten Servicest rategie w ird nur
gewa rtet, wen n ein Bauteil abgenutzt oder ein Be-
t riebsstoff v erbraucht ist.
hat dann genügend Zeit ev entuell benötigt e Ersatz-
teile, z. B. Bremsbeläge zu bestellen und mit dem
Kunden einen passenden Termin zu v ereinbaren.
Ausfallbedingte Reparaturen sollen durch frühe Pro-
blem erkennung verm ieden w erden. W eitere Vorteile
sind:
• Exakt geplante Termine

Neu ist, dass der Bordco mputer o nline d ie im Sch lüs- • Keine Wartezeiten
sel abgespeicherte Kunden- und Serviceumfa ngs- • Keine Info rmatio nsv erlu st e
daten an die Werkstatt überträgt. Der Kundenberater • Flexible Serviceleistungen

Inspektionsplan Brem sanlage: Sichtprüfung auf Undichtigkeiten


und Beschädigungen durchführen
Auftrags·Nr.: Fzg-Type: Fzg-Halter:
900109 Passat Hörmann Bremsbeläge vorn und hinten: Dicke prüfen
Km -Stand: Fzg-Aiter: Zusatzarbeiten z.B. HU: Unterbodenschutz: Sichtp rüfu ng auf Beschädigun-
53 . 400 3 .. . . .. . .. . . . gendurchführen

Durchzuführende Wartung .
0.0
.,<= Abgasanlage: Sichtprüfung auf Undichtigkeiten

·-ci ·-=c .0
0 und Beschädigungen durchführen
Elektrik ~
Spurstangenköpfe: Spiel, Befestigung und
Frontbeleuchtung. Funktion prüfen: Dichtungsbälge prüfen; Achsgelenke: Sicht-
Standlicht, Abblendlicht, Fernlicht, Nebel- prüfung der Dichtungsbälge auf Undichtigkeiten
Scheinwerfer, Blink- und Warnblinkanlage und Beschädigungen durchführen
Heckbeleuchtung. Funktion prüfen: Bremslicht, Motorraum
Rücklicht, Rückfahrscheinwerfer, Nebelschluss-
leuchte, Kennzeichenbeleuchtung, Kofferraum- M otoröl: Ölsland prüfen (Beim Inspektionsservice
beleuchtung, Standlicht, Blink- u. Warn blinkanlage m it Filterwechsel, Ölwechsel durchführen )

Innenraum- und Handschuhkastenbeleuchtung, M otor und Bauteile im Motorraum (von oben):


Zigarettenanzünder, Signalhorn und Kontroll- Sichtprüfung auf Undichtigkeiten und Beschädi-
Iampen: Funktion prüfen gungendurchführen

Eigendiagnose: Fehlerspeicher aller Systeme Scheibenwisch-/Waschanlage: Flüssigkeit auffüllen


abfragen Kühlsystem: Kühlmittelstand und Frostschutz
(Ausdruck hinten in Bordbuchtasche stecken) p rüfen; Sollwert: -25'C
Fahrzeug von außen Istwert (gemessener Wert): ___ ' C

Türfeststeller und Befestigungsbolzen: Schmieren Stau b- und Pollenfilter: Filtereinsatz ersetzen


(alle 12 Monate oder alle 15000 km)
Scheibenwisch- /Waschanlageund Scheinwerfer-
reinigungsanlage: Funktion und Spritzdüsen-Ein- Zahnriemen für Nockenwellenantrieb: Zustand
stellung prüfen und Spannung prüfen
Scheibenwischerblätter: Auf Beschädigung prüfen, Luftfilter: Gehäuse reinigen und Filtereinsatz
Ruhestellung prüfen; bei rubbelnden Wischer- e rsetzen
blättern: Anstellwinkel prüfen Kraftstofffilter: Ersetzen
Bereifung Servolenkung: Ölstand prüfen
Bereifung: Zustand, Reifenlaufbild, Bremsflüssigkeitsstand (abhängig vom Belag-
Fülldruck prüfen, Profiltiefe eintragen verschleiß): Prüfen
VL - - - mm VR ___ mm Batterie: Prüfen
HL - - - mm HR --- mm Leerlaufdrehzahl: Prüfen
Fahrzeug von unten Scheinwerfereinstellung I Dokumentation I
Endkontrolle
Motoröl: Ablassen oder absaugen, Ölfilter ersetzen
Motor und Bauteile im Motorraum: Scheinwerfereinstellung: Prüfen
Sichtprüfung auf Undicht igkeiten und
Service-Aufkleber:Term in fü r den nächsten
Beschädigungen durchführen
Service (auch Bremsflüssigkeitswechsel) in
Keilriemen, Keilrippenriemen: Aufkleber eintragen und Aufkleber amTürholm
Zustand und Spannung prüfen (B-Säule) anbringen

Getriebe, Achsantrieb u nd Gelenkschutzhüllen: Probefahrt durchführen


Sichtprüfung auf Undichtigkeiten und Beschädi-
Datum I Unterschrift (Monteur)
gungen durchführen
Schaltgetriebe I Achsantrieb: Ölsl and prüfen Datum I Unterschrift (Endkontrolle)

Bild 1: Inspektionsplan
20 1 l<raftfahrzeug

• CD ~ebenstrom-
@
0
@
Olzentrifuge
E-Box-Filter

Wasser-
abscheider

Luftfilter mit
Wartungs-
® (j)

0
® @

@
lntank Benzin-
filterelement

@ Tankentlüf-
tungsfilter

Harnstofffilter
für SCR-Kata-
lysatoren
anzeige @ Innenraumfilter
@ Luftfilter-
element
@ Getriebeölfilter

@ Lenk-
@ Kühlwasser- hydraulikfilter
filter
@ Brems-
(j) lnline
hydraulikfilter
Kraftstofffilter
@ Wischwasser- @ Fahrwerks-
filter hydraulikfilter

® Dieselfilter- @ Trockenmittel -
box
modul
@ Metallfreies @ Ölwechselfilter
Kraftstofffilter-
element @ Ölfiltermodul
@ Zylinderkopf- @ 11J1etallfreies
haubemit Olfilterelement
i_ntegriertem
Olabscheider @ System zur
Kurbelgehäuse-
@ Ölnebel - entlüftung mit
abscheider @ @ Multizyklonfilter

Bild 1: Filter im modernen Kraftfahrzeug

1.6 Filter Aufbau und Wartung Haftfilter. Sind meist Nassluftfilter. Verunreinigun-
gen, wie Staub kommen mit der ölbenetzten Filter-
Die Filter eines Kraftfahrzeugs haben die Aufga- fläche in Berührung und bleiben dort haften .
be, Motoren, Bauteile und die Atemluft der Insas- Magnetfilter. Aus dem vorbeiströmenden Medium
sen vor Verunreinigungen zu schützen. werden ferromagnetische Verunreinigungen ange-
zogen, z.B. von der Ölablassschraube.
Filter im Kfz (Bild 1) können nach zwei Kriterien ein-
geteilt werden. Nach den Wirkprinzipien und nach Zentrifugalfilter. Das zu filternde Medium, z.B. Luft,
dem zu filternden Medium . wird in Rotation versetzt. Verunreinigungen werden
durch die Fliehkräfte an die Wand des Filters ge-
Wirkprinzipien. Feste Verunreinigungen werden aus
drückt, wo sie sich absetzen.
strömenden Medien, wie z.B. Luft, Öl, Kraftstoff und
Wasser herausgefiltert durch die: Filter werden unterschieden nach
• Siebwirkung, z.B . Sieb- und Faserfilter • Luft- und Abgasfilter
• Haftwirkung, z.B. Nassfilter • Kraftstofffilter
• Magnetwirkung, z.B. Magnetabscheider • Schmierölfilter
• Fliehkraftwirkung, z.B . Zentrifugalfilter • lnnenraumfilter, z.B. Pollen-, Smog- und Ozonfilter
Siebfilter. Die Filterwirkung wird dadurch erreicht, • Hydraulikfilter, z.B. für ATF-Öie
dass die Abmessungen der Filtermaschen kleiner als
die Verunreinigungen sind (Bild 2).
1.6.1 Luftfilter

Luftfilter sollen die Ansaugluft reinigen und die


Ansauggeräusche des Motors dämpfen.
Der Staub in der Luft besteht aus kleinsten Teilchen
Strömungs- (0,005 mm bis 0,05 mm). Er führt zum Teil auch
richtung
Quarz mit sich . Je nach Einsatz des Kraftfahrzeuges
(Autobahn, Baustelle) schwankt die Staubmenge.
Verunreinigung Diese Staubmenge würde mit dem Schmieröl eine
Schleifmasse bilden und starken Verschleiß, beson-
ders an Zylinderlaufbahn, Kolben und Ventilführung
Bild 2: Wirkungsweise eines Siebfilters verursachen.
1 l<raftfahrzeug 21

Filterarten
Folgende Luftfilter kommen zum Einsatz:
• Trockenluftfilter
• Nassluftfilter
• Ölbadluftfilter
• Zyklonvorabscheider
Trockenluftfilter. Bei ihm erfolgt die Staubaufnahme
m eistens durch auswechselbare Filterelemente aus
Die Standzeit dieses Kombinationsfilters wird da-
durch verbessert.

Lufteintritt •
gefaltetem Papier. Sie gehören heute zur Standard-
ausrüstung bei Pkw und Nkw. Die Lebensdauer der
Filterelemente hängt von der Größe der Papierflä-
che und von dem Staubgehalt der Luft ab. Um den
Durchflusswiderstand gering zu halten, sind große
Oberflächen erforderlich . Gleichzeitig dämpft der
Bild 2: Zyklonluftfilter
Luftfilter die Ansauggeräusche.
Luftfilter, die nicht rechtzeitig erneuert oder gereinigt
werden, haben wegen des zunehmenden Durch- 1.6.2 Kraftstofffilter
strömwiderstandes eine schlechtere Füllung des
Zylinders sowie eine geringere Motorleistung zur Sie sollen die Kraftstoffanlage vor Verunreini-
Folge. Feinstäube, die den Filter passieren, tragen gungen schützen und gegebenenfalls Wasser
im Motoröl zur Verschlammung bei. Ist das Filter abscheiden.
verschmutzt, so muss es erneuert werden.
Man unterscheidet:
Nassluftfilter werden teilweise noch in Motorrädern • Grobfilter • Filter-Elemente
verwendet. Der Filtereinsatz besteht aus einem Ge- • Leitungsfilter • Wechselfilter
strick aus Metall oder Kunststoff, das mit Öl benetzt
ist. Die durchströmende Luft kommt mit der großen, Kraftstoffgrobfilter. Sie kommen als Vorfilter z.B. als
öl benetzten Oberfläche in Berührung . Der in der Luft Saugfilter im Kraftstoffbehälter zum Einsatz. Meist
mitgeführte Staub wird festgehalten . Die Standzeit sind sie als Siebfilter mit einer Maschenweite von
beträgt nur etwa 2500 km. Danach muss er gereinigt etwa 0,06 mm ausgeführt und bestehen aus einem
und wieder mit Öl benetzt werden . engmaschigen Draht- oder Polyamidgeflecht
Kraftstoffleitungsfilter (In-Une-Filter) dienen zur
Ölbadluftfilter. Im Filtergehäuse befindet sich unter
Feinfilterung . Es werden Papierfilter mit einer Poren -
dem Filtereinsatz aus Metallgewebe ein Ölbad
größe zwischen 0,002 mm und 0,001 mm verwen-
(Bild 1). Die einströmende Lufttrifft auf den Ölspiegel
det. Sie werden in die Kraftstoffleitung eingebaut
und reißt aus dem Öl bad Tropfen mit, die sich im Fil-
und bei der Wartung als Ganzes ausgetauscht.
tereinsatz absetzen . Von dort tropfen sie ab und neh-
men den angesammelten Staub mit in das Ölbad . Kraftstofffilter-Eiemente. Sie sind auswechselbar
Wegen dieser Selbstreinigung haben Ölbadluftfilter und befinden sich in einem eigenen Gehäuse, das
gegenüber Nassluftfiltern eine höhere Standzeit. am Motor angebaut ist. Für die Feinfi lterung werden
Einsätze aus Papier oder Filz verwendet.
Kraftstoff-Wechselfilter (Boxfilter) (Bild 3) . Sie be-
stehen aus Gehäuse und Filtereinsatz und werden
bei der Wartung als Ganzes ausgetauscht.

Papi er·
filter·
el ement
Bild 1: Ölbadluftfilter

Zyklonvorabscheider sind unentbehrlich für Mo-


toren , die ständig in sehr Staubhaitiger Luft arbeiten
müssen. Die angesaugte Luft wird in rasche Dre- Bild 3: Boxfilter mit Sternfiltereinsatz
hung versetzt (Bild 2) und der grobe Staub durch
die Zentrifugalkraft ausgeschieden (Grobfilter) . Der Für die Feinfilterung werden ebenfalls Einsätze aus
noch in der Ansaugluft enthaltene feine Staub wird Papier und Filz verwendet. Beim Sternfiltereinsatz ist
anschließend z.B. in einem Trockenluftfilter gefiltert. das sternförmig gefaltete Papier um ein gelochtes
22 1 l<raftfahrzeug

• Zentralrohr gelegt. Die Papierfalten sind oben und


unten durch Deckscheiben abgeschlossen. Der
Kraftstoff durchfließt das Filter von außen nach in-
nen (radial). Die Schmutzteilchen bleiben an der Fil-
teroberfläche hängen und sinken ggf. nach unten ab.
Das Wasser kann die feinen Filterporen nicht durch-
dringen und läuft an der Außenseite des Filterpa-
1.6.4 Hydraulikfilter
Es sind Siebfilter, die zur Reinigung von Hydraulik-
flüssigkeiten, wie z.B. Bremsflüssigkeit, ATF-Öie in
Servolenkungen und Automatikgetrieben dienen.
Kunstoffsiebe werden z.B. bei Ausgleichsbehältern
von Hauptzylindern angewandt. Flache Papierwech-
selfilter finden z.B. bei Automatikgetrieben Verwen -
piers aufgrund seiner, im Vergleich zum Kraftstoff,
höheren Dichte nach unten ab. Es sammelt sich im dung .
Wassersammelraum des Filtergehäuses. Der gefil-
terte Kraftstoff fließt durch die Löcher des Zentral- 1.6.5 Innenraumfilter
rohres nach innen und dann weiter nach oben ab.
Wasserabscheider. (Bild 1). Sie werden bei Militär-, Sie filtern die Luft für die Insassen und schüt-
Baustellen- und Geländefahrzeugen mit Dieselmo- zen sie somit vor Staub, Pollen und schädlichen
tor verwendet, um größere Mengen Wasser abzu- Gasen, z.B. Smog oder Ozon .
scheiden . Bei Boxfilter mit Wasserspeicher kann
angesammeltes Wasser durch Verwendung einer Innenraumfilter (Bild 2) bestehen aus drei bis vier
durchsichtigen Filterkappe angezeigt werden oder Lagen . Das Vorfilter hält den groben Schmutz zu-
von einem eingebauten Wasserstandsensor (elek- rück. An dem Mikrofaserflies, der zweiten Lage,
tronische Leitfähigkeitssande i erkannt und von ei- bleiben durch die elektrostatische Aufladung auch
ner Warnleuchte in der Instrumententafel angezeigt kleinste Verunreinigungen der Luft hängen . Die
werden . Eine Ablassschraube am Filtergehäuse er- dritte Lage dient als Trägerschicht Die vierte Lage
möglicht das Ablassen von angesammelten Wasser. mit Aktivkohle nimmt gegebenenfalls eindringende
gasförmige Schadstoffe wie Ozon und Abgase auf.
Temperatur schalter
Geruchintensive Substanzen werden hier ebenfalls
Filterkopf weitgehend neutralisiert.

Heizelem ent elektri scher


An schlu ss für
Heizel ement

Filterpatro ne

Verschluss-
schraube mit
Wasserablaufventi l • Staub- und Schmutzteilchen
• Pollen und Bakterien
Bild 1: Boxfilter mit Wasserabscheider schädliche u. übelriechende Gase

1.6.3 Ölfilter Bild 2: Aufbau eines Innenraumfilters

Sie vermeiden eine vorze1t1ge Schmierölver- 1.6.6 Wartung


schlechterung, indem sie die vom Schmieröl auf-
genommenen Verunreinigungen herausfiltern. Wartungshinweise
• Filterwechsel nach Herstellerangaben vorneh-
Der Aufbau und die Funktion des Ölfilters ist wie
men (Zeitintervall bzw. Kilometerleistung).
beim Kraftstoffwechselfilter (Bild 3, S. 21). Die Filter-
• Die Zeit- bzw. Kilometerabstände sind in War-
einsätze entfernen Schmutzteilchen bis etwa 10 ~m.
tungsplänen, die durchzufüh renden Filter-
Verunreinigungen im Öl, wie z.B. Metallabrieb, Ruß
wechsel in Inspektionsplänen festgehalten
und Staubpartikel verschlechtern die Qualität des Öls
(vgl. Kap. 1.5).
und erhöhen damit den Verschleiß. Durch den Ölfilter
• Papierfilter müssen gewechselt werden .
verlängern sich die Ölwechselintervalle und die Küh-
• Schaumstofffilter können ausgewaschen und
lung des Ölstroms wird verbessert. Ölfilter können
müssen entgegen der Strömungsrichtung aus-
jedoch keine flüssigen oder im Öl gelösten Verunrei-
geblasen werden.
nigungen entfernen. Sie haben auch keinen Einfluss
• Wasser-Kraftstoff-Gemisch aus dem Kraftstoff-
auf chemische oder physikalische Veränderungen
filter muss umweltgerecht entsorgt werden.
des Öls im Motorbetrieb, z.B. durch die Alterung.
1 l<raftfahrzeug 23

1 . 7 Fahrzeugpflege
Die Karosserie ist im Betrieb mechanischen Belas-
t ungen und extremen Witterungseinflüssen ausge-
setzt. Deshalb ist die Karosserie, der Lack und der
Innenraum zu pflegen.
Bei der Fahrzeugpflege unterscheidet man:
Fahrzeugunterseite nochmals sorgfältig nach Schä-
den am Unterbodenschutz zu untersuchen.

1,7.3 Außenreinigung

Zur Außenreinigung gehören die Reinigung der


Räder (Felgen und Reifen). die Oberwäsche der

• Motorwäsche • Unterbodenwäsche
Karosserie und eine Behandlung mit Lack- und
• Außenreinigung • Innenreinigung
Kunststoffpflege, sowie die Scheibenreinigung .

Räder
1.7.1 Motorwäsche
Straßenschmutz und festgesetzter Bremsstaub set-
Im Motorraum kann sich durch Spritzwasser, austre- zen sich an den Rädern ab. Die Rückstände greifen
tendes Öl oder Kraftstoff zusammen mit Staub ein die Lackierung an. Es bleiben Verfärbungen zurück,
ölhaltiger Schmutzfilm bilden. Dieser sollte in ge- welche sich schlecht entfernen lassen.
wissen Abständen entfernt werden, da er z.B. an der
Felgen reinigen
Zündspule oder an der Batterie zu Kriechströmen
führen kann. Die Felgen sind den verschiedensten Umweltein-
flüssen (Regen, Schnee, Rollsplitt, Streusalz usw.)
Vorgehensweise. Zuerst wird der Motorraum mit ausgesetzt (Bild 2). Ist die Lackierung der Felge be-
einem Kaltreiniger eingesprüht Dieser muss eine schädigt, so kommt es durch Eindringen von Wasser
gewisse Zeit einwirken, damit er den Schmutz an- und Schmutz zur Korrosion. Besonders der heiße
löst. An schlecht zugänglichen Stellen kann mit Bremsstaub greift die lackierten Oberflächen an und
einem Pinsel nachgereinigt werden (Bild 1). Danach es entstehen kleine Löcher. Der Lack wird von der
wird mit dem Hochdruckreiniger der Schmutz ab- Korrosion unterwandert und es entstehen Flecken
gespült. Bei elektrischen Bauteilen und Steckverbin- und irreparable Schäden. Deshalb sind besonders
dungen ist das Eindringen von Wasser zu vermei- Leichtmetallfelgen alle zwei bis vier Wochen mit Fel-
den. Deshalb sollte ein Mindestabstand (ca. 30 cm) gemeiniger zu säubern. Kratzer sind auszubessern.
des Hochdruckreinigers eingehalten werden, um
diese Bauteile nicht zu beschädigen.
Nach der Motorwäsche sind der Motor und der Mo-
torraum mit Druckluft abzublasen. Anschließend
sind d iese mit einem speziellen Konservierungs-
wachs zu behandeln, um Korrosion zu vermeiden.

Bild 2: Verschmutztes Rad

Man unterscheidet verschiedene Felgenreiniger:


Säurehaltige Felgenreiniger. Er wird bei besonders
starken Verschmutzungen verwendet. Die Reiniger
sind aggressiv und nicht für d ie regelmäßige An-
wendung geeignet. Die Lackierung der Felge darf
nicht beschädigt sein, da die Säuren mit dem Metall
Bild 1: Motorwäsche reagieren.
Säurefreie Felgenreiniger. Sie sind weniger ag-
1.7.2 Unterbodenwäsche gressiv und deshalb für eine regelmäßige Anwen-
dung geeignet. Die Reinigungswirkung ist deutlich
Vor der Unterbodenwäsche ist eine Sichtprüfung schlechter.
durchzuführen. Dabei ist auf Undichtigkeiten z.B. bei
Schwingungsdämpfern, an Dichtflächen von Motor PRAXISHINWEISE:
und Getriebe oder Verschraubungen der Bremslei-
• Felgemeiniger auf das nasse Rad aufsprühen
tungen zu achten. Bei der Unterbodenwäsche wird
um den Schmutz anzulösen.
Salz oder v erkrusteter Schmutz vom Unterboden ent-
• Bei besonders hartnäckigen Verschmutzungen
fernt. Mit dem Hochdruckreiniger wird der Schmutz
mit einer Spezialbürste nacharbeiten.
vom Unterboden entfernt. Alternativ kann mit einem
• Mit Wasser nachspülen und die Felgen im
speziellen Waschprogramm von Waschanlagen die
Anschluss t rocknen.
Fahrzeugunterseite gereinigt werden. Danach ist die
24 1 Kraftfahrzeug

• Reifenpflege
Verschmutzte Reifen können matt wirken. Deshalb
sollten diese mit einem Reifenpflegemittel behan-
delt werden. Dadurch erhalten Sie Glanz und feine
Risse durch Ozon- und Sauerstoffeinwirkung kön-
nen dadurch verhindert werden.
PRAXISHINWEISE:
• Abstehende Teile, wie z.B. Spiegel, einklappen.
• Antennen einschieben oder abmontieren.
• Fahrzeugabmessungen (Höhe, Breite, Boden-
freiheit) vor Einfahrt in die Waschanlage be-
achten.
PRAXISHINWEIS: • Fahrzeug mittig in die Waschanlage fahren.
• Reifenpflegemittel aufsprühen und einwirken • Zusätzliche Hinweise des Waschanlagenbetrei-
lassen. berg beachten.

Oberwäsche der Karosserie


Sie ist die Grundlage für alle weiteren Maßnahmen Fahrzeugwäsche von Hand
der Lackpflege. M an unterscheidet: Sie ist die arbeitsi ntensivste Wäsche und kann mit
• Fahrzeugwäsche in der Waschanlage dem Schwamm und viel Wasser oder mit dem Hoch-
druckreiniger erfolgen.
• Fahrzeugwäsche von Hand
Abgespülter Schmutz von Fahrzeugen, oder von
• Fahrzeugwäsche mit dem Hochdruckreiniger Teilen und Reinigungsflüssigkeiten enthalten Öl
und Fett. Diese Abwässer dürfen nicht direkt in die
Fahrzeugwäsche in der Waschanlage
Kanalisation gelangen. Deshalb sollen Fahrzeuge
Vo r der Fahrzeugw äsche sollte unbedingt eine Vor- an speziellen W aschplätzen gereinigt werden . Das
wäsche mit dem Hochdruckreiniger vorgenommen Schmutzwasser wird durch Abscheidersysteme wie
werden. Damit wird vermieden, dass es durch Sand Schlammfang, Koaleszenzabscheider und Ölab-
und Schmutz zu Kratzern im Lack kommt. scheider gereinigt.
Man unterscheidet folgende Anlagen:
• Waschstraße. Dabei wird das Fahrzeug an den
sich drehenden, waagrecht und senkrecht an-
geordneten W aschbü rsten mittels eines Förder- PRAXISHINWEISE:
bands vorbeigezogen. Um Schäden vorzubeugen müssen bei der Hand-
• Portalwaschanlage (Bild 1). Das Fahrzeug steht wäsche folgende Regeln beachtet werden:
beim Waschen still und ein auf Schienen geführtes • Vor der Wäsche Ringe und Uhren ablegen, um
Portal mit senkrechten und waagrechten Bürsten Kratzer zu vermeiden.
fährt über das Fahrzeug hinweg. • Groben Schmutz zuerst m it viel Wasser abspü -
len, damit die Sand- und Staubkörner keine
Kratzer erzeugen können.
• Schwamm und Reinigungsmittel mischen und
Fahrzeug einseifen.
• Von oben nach unten waschen.
• Schwamm zwischendurch häufig und sorg-
fältig ausspülen, damit sich keine Sandkörner
in den Schwamm setzen und Kratzspuren auf
dem Lack hinterlassen können.
Bild 1: Portalwaschanlage
• Nicht in der prallen Sonne waschen, sonst w ird
der Lack rissig und es können Flecken entste-
Die Waschanlagen besitzen rotierende Kunststoff- hen.
bürsten, Streifen aus Textilg ewebe oder Schaum- • Haushaltsreiniger sind für die Fahrzeugwäsche
stoff, die mithilfe von viel Wasser und Reinigungs- ungeeignet. Sie lösen die schützende Wachs-
mittel das Fahrzeug reinigen. Bei Neuw agen mit schicht auf oder laugen den Lack aus.
weichem Lack sind Textilanlagen zu verwenden, da • Leder nicht drehend auswringen, sonst wird es
die Kunststoffbürsten den Lack beschädigen können.
zerstört. Besser ist das Auswring en zwischen
Bei allen W asch anlagen wird nach dem W aschgang zw ei W alzen .
m it klarem , enthärtetem und entsalztem W asser ge-
• Leder öfter ausspülen, um die Kratzgefahr
spült. Meist wird noch ein Lackkonservierungsmittel
durch eingeschlossene Staubteilchen zu verrin-
(Sprühwachs) aufgesprüht Danach wird das Fahr-
gern.
zeug im Luftstrom getrocknet.
1 l<raftfahrzeug 25

Fahrzeugwäsche mit dem Hochdruckreiniger Mechanische Einwirkungen. Steinschlag und große


Bei der Fahrzeugwäsche mit dem Hochdruckreiniger
(Bild 1) erfolgt die Reinigung in mehreren Schritten:
Kratzer können den Lack bis auf das blanke Metall
zerstören. Auch die schleifende Wirkung von Staub
und Schmutz bei der Fahrzeugwäsche führt zu vielen
II
Vorreinigung. Zuerst wird der Schmutz mit dem kleinen Kratzern, die den Glanz der Lackierung ver-
Hochdruckstrahl aus einer Entfernung von ca. 50 cm ringern.
gelöst und aufgeweicht. Dann wird der Schmutz
Wetter und Umwelteinflüsse. Hitze und Sonne deh-
gründlich von oben nach unten mit dem Hochdruck-
nen den Lackfilm und bewirken , dass er mit der Zeit
strahl aus kurzer Entfernung abgespritzt.
porös wird. ln diese feinen Poren dringen Schadstof-
Schaumwäsche mit der Waschbürste. Mithilfe einer fe ein und zerstören den Lack auch in den tieferen
Waschbürste, bei der dem Wasser Shampoo zu- Schichten. Das Bindemittel an der Oberfläche wird
geführt wird, ist das Fahrzeug einzuschäumen. Die durch die UV-Strahlung des Sonnenlichts abgebaut
Bürste ist mit leichtem Druck über die Oberfläche zu und der Lack verliert an Glanz.
führen . Aggressive chemische Stoffe. Dies können z.B. ät-
Klarspülen. Der Schaum wird mit dem Hochdruck- zende Ausscheidungen von Vögeln und anderen
strahl von oben nach unten abgespült. Tieren (Bienen) sein (Bild 2). Auch Baumharze, die
auf das Fahrzeug fallen, können den Lack bis in die
Konservieren. Zum Schutz der Oberflächen kann
untersten Schichten beschädigen.
eine Hartwachskonservierung mit dem Hochdruck-
strahl aufgesprüht werden. Tierexkremente, Baumharze, tote Fliegen und
Glanzspülen. Dazu wird entmineralisiertes Wasser Käfer sind möglichst schnell zu entfernen, da sie
verwendet, welch es mithilfe einer Entkalkungsanla- bleibende Schäden am Lack verursachen können.
ge am Waschplatz gewonnen wird. Es trocknet ohne
Flecken zu hinterlassen innerhalb weniger Minuten.
Dadurch erspart man sich das Abledern.

Bild 2: Lackschäden durch Insekten

Prüfen des Lackzustandes


Nach der Fahrzeugwäsche kann der Lackzustand
überprüft werden. Bei stark angegriffenen Lacken ist
Bild 1: Waschplatz mit Hochdruckreiniger
evtl. eine Lackreinigung oder Politur notwendig.

Die Auswahl und Anwendung der richtigen Pfle-


PRAXISHINWEISE: gemittel hängt vom Zustand des Lackes ab.
• Um Beschädigungen durch den Düsenstrahl zu
vermeiden, ist ein Abstand von mindestens 30 Der Lackzustand lässt sich mit einfachen Methoden
cm einzuhalten. ermitteln. Man unterscheidet:
• Hochdruckwasserstrahl nicht direkt auf emp- • Sichtprüfung
findliche Teile wie Kühlerlamellen, Reifen und • Wasserprobe
Dichtgummis richten. • Fingern agelprobe
• Reifenpflegemittel nicht abwaschen. Sichtprüfung. Unter Licht lässt sich p rüfen, inwiefern
ein Tiefenglanz durch Glanzschleier oder feine Krat-
Lackpflege zer beeinträchtigt ist. Ein matter und stumpfer Lack
ist evtl. zu polieren und zu konservieren.
Durch äußere Einflüsse kann der Decklack geschä-
digt werden und verliert somit seine schützende Wasserprobe. Hierbei wird etwas Wasser auf die
Wirkung und sein gutes Aussehen. Zu den lackschä- Oberfläche geschüttet und beobachtet, wie sich das
digenden Einflüssen gehören : Wasser v erh ält. Je runder und perlförmiger die W as-
sertropfen vom Lack abperl en, desto besser ist er
• Mechanische Einwirkungen gepflegt. Bei v erwittertem Lack zerfließt das W asser
• Wetter- und Umwelteinflüsse flächig .
• Aggressive chemische Stoffe Fingernagelprobe. Fährt man mit dem Rücken des
• Pflegefehler Fingernagels über den Lack, lässt sich am Wider-
26 1 l<raftfahrzeug

• stand erkennen, ob die Oberfläche glatt und in einem


guten Zustand oder rau und pflegebedürftig ist.
Durch die Lackprüfung können drei Lackzustände
unterschieden werden:
• Neuer bzw. neuwertiger Lack. Bei ihm ist der an-
fängliche Hochglanz noch uneingeschränkt oder
fast uneingeschränkt vorhanden. Bei der Finger-
Waschkonservierers. Dieser wird nach dem Klarspü-
len aufgesprüht Er bietet dem Lack bis zur nächsten
Wagenwäsche einen ausreichenden Schutz. Jedoch
ist die Schutzwirkung sehr viel geringer als bei Kon-
servierungsmitteln (Hartwachsen). Diese Art der
Konservierung ist nicht auf Dauer und sollte deshalb
bei jedem Waschgang angewendet werden.
nagelprobe spürt man keinen Widerstand. Wasser
PRAXISHINWEISE:
bildet auf der Oberfläche Tropfen und perlt ab.
• Neue Lacke nicht mit der Poliermaschine be-
• Matter Lack. Es ist nur noch wenig Glanz vorhan- arbeiten, sondern nur Hartwachs auftragen
den. Bei der Fingernagelprobe spürt man einen
und von Hand abpolieren.
leichten Widerstand.
• Niemals in der prallen Sonne polieren, da so-
• Stumpfer und verwitterter Lack. Es ist kein Glanz genannte "Polierwolken" in der Lackoberfläche
mehr festzustellen . Bei der Fingernagelprobe spürt
auftreten können.
man einen deutlichen Widerstand. Wasser auf der
• Mit dem Dach beginnen und systematisch von
Oberfläche bildet keine Tropfen mehr, sondern
oben nach unten polieren.
verläuft flächig.
• Kunststoff- und Gummiteile nicht mit Politur
Auswahl der lackpflegemittel behandeln, diese kann weiße Flecken verursa-
Bei den Lackpflegemitteln unterscheidet man Reini- chen.
gungsknete, Konservierungsmittel und Polituren
• Komplett polierte Fläche abtrocknen lassen
(Bild 1).
und dann mit einem Poliertuch abpolieren.
• Lacke nach dem Polieren konservieren.

Matter Lack
Der Lack ist nicht mehr so widerstandsfähig und kann
mithilfe einer Politur aufbereitet werden. Dabei wird
mittels sehr kleiner Schleifkörper die oberste Lack-
schicht abgetragen und die darunter liegende noch
Bild 1: Lackpflegemittel ungeschädigte Schicht freigelegt. Das Poliermittel
soll die Lackoberfläche genügend angreifen, ohne zu
Anwendung der lackpflegemittel schleifen und Kratzer zu erzeugen. Deshalb enthält
die Politur feinste Polierkörper, die allerdings nur
Kleine hartnäckige Verschmutzungen sind mit Reini-
minimale abtragende Wirkung haben. Beigemischte
gungsknete zu entfernen. Der Glanz bleibt bei dieser
Öle und Wachse verleihen dem Lack wieder Glanz.
schonenden Lackreinigung erhalten, und der Einsatz
Anschließend müssen die Reste der getrockneten
von aggressiven Lackreinigern kann vermieden wer-
Politur mit einem weichen Lappen oder Poliertuch
den.
restlos entfernt werden. Das Polieren kann entweder
PRAXISHINWEISE: von Hand oder mithilfe einer Poliermaschine (Bild 2)
erfolgen. Danach ist die Oberfläche unbedingt mit
• Oberfläche gründlich reinigen.
Hartwachs zu konservieren.
• Reinigungsknete handtellergroß kneten.
• Shampoo- und Wassergemisch auf die zu reini-
gende Stelle aufbringen und Reinigungsknete
ohne Druck über die Oberfläche schieben.
• Solange wiederholen bis alle Verunreinigun-
gen entfernt sind.
• Gereinigte Stelle bei Bedarf mit Politur behan-
deln.
Bild 2: Polieren von Hand und mit der Maschine
Neuwertiger Lack
Neuwertig e Lacke besitzen eine sehr glatte und kaum Stumpfer und verwitterter Lack.
besch ädigte Oberfläche. Diese Lacke sind aufgrund Dies sind Lacke an älteren Fahrzeugen, die schon
ih(es ge(ingen A\t e(S noch nicht vollständig ausge- starken Witterungs- und Umwelteinflüssen ausge-
härtet. Deshalb darf bei diesen Lacken keine Politur setzt gewesen sind. Die Widerstandsfähigkeit des
verwendet werden. Es genügt eine gründliche Fahr- Lackes hat nachgelassen. Deshalb muss der Lack
zeugwäsche mit anschließendem Aufbringen eines poliert werden. Dazu verwendet man Lackreiniger.
1 l<raftfahrzeug 27

Diese dringen in die Poren der Lackhaut ein. Der


Schmutz wird entfernt. Die stark angegriffene, raue
Lackoberfläche wird mit etwas größeren Polierkörn-
chen abgeschliffen (Bild 1).
PRAXISHINWEISE
• Scheibemeiniger aufsprühen und kurz einwir-
ken lassen .
• Schmutz mit Papier oder Pflegetuch abwi-
schen.
• Seitenscheiben etwas herunterlassen, um ver-

schmutzte Scheibenränder zu reinigen .

Pflegefehler. Zu häufiges Behandeln der Karosserie


mit ungeeigneten Reinigungs- und Pflegemitteln
Bild 1: Stark verwitterter Lack und die Verwendung aggressiver Poliermittel kann
die Lackierung und Kunststoffteile stark schädigen.
Die Lackpartikel werden abgetragen und die unbe- lnsektenlöser, die zu lange einwirken, können Ver-
schädigte Lackschicht ist freigelegt. färbungen im Lack hervorrufen.
Konservieren. Das Konservierungsmittel versiegelt
die Oberfläche. Es verschließt feine Haarrisse im
1.7.4 Innenreinigung
Lack und Feuchtigkeit kann nicht in die Lackschicht
eindringen und Korrosion verursachen . Handelsüb- Die Innenreinigung umfasst folgende Tätigkeiten :
liche Konservierungsmittel (Bild 2) enthalten meist • Fahrzeugboden und Kofferraum aussaugen
Silikone oder natürliche Wachse (Carnaubawachs).
• Sitze und Verkleidungen absaugen
Bei hochwertigen Wachsen ist über mehrere Mona-
te ein Oberflächenschutz gewährleistet. Er hält auch • Dachhimmel gegebenenfalls mit einem ange-
über mehrere Wagenwäschen. feuchteten Schwamm abwischen .
• Scheiben innen reinigen .
• Kunststoffteile, wie z.B. Armaturenbrett, Türver-
kleidungen etc., mit einem in Kunststoffreiniger
getränkten Lappen abwischen .
Sind an Polstern, Stoffverkleidungen, Teppichboden
oder Bodenmatten Flecken vorhanden, so können
diese mit speziellen Reinigern, z.B. Polsterreiniger,
Seifenlauge oder Trockenschaum beseitigt werden.
Um hartnäckige Verschmutzungen zu entfernen,
können spezielle Nasssauggeräte, auch Sprühex-
traktionsgeräte genannt, verwendet werden.

PRAXISHINWEISE NASSSAUGGERÄT:
• Ist Elektronik im Sitz verbaut, sind die Reini-
gungsvorschriften des Herstellers zu beachten .
Bild 2: Lackkonser- Bild 3: Verwitterte und aufbe-
vierung reitete Kunststoffteile • Die Reinigungsflüssigkeit mit Wasser mischen
(1 00 ml Reinigerauf 10 I Wasser).
Kunststoffteile pflegen • Wassertemperatur ca . 50-60 Grad Celsius.
Kunststoffteile verblassen. Ursachen sind Alterung, • Die Polster einsprühen bis diese nass sind .
UV-Strahlung und Fahrzeugwäschen (Bild 3). Mit Hierdurch wird der Schmutz gelöst, die Reini-
speziellen Kunststoffpflegemitteln können Kunst- gung bekommt mehr Tiefenwirkung und die
stoffteile wie z.B. Zierleisten und Stoßstangen auf- Polster werden noch gründlicher und effektiver
bereitet werden. gereinigt.
• Nach 10 Minuten mit dem Spülvorgang begin-
nen .
Scheibenreinigung
Verschmutzte Scheiben stellen ein erhebliches Si-
cherheitsrisiko dar, da die Sicht beeinträchtig wird.
Schon ein leichter Schmierfilm auf der Scheibe kann WIEDERHOLUNGSFRAGEN

zu unerwünschten Reflektionen führen. 1 Beschreiben Sie die Vergehensweise bei der


Fahrzeugaußenreinigung.
Mit einem speziellen Scheibemeiniger lassen sich
2 Wann sollte eine Fahrzeugpolitur verwendet
Scheibenverschmutzungen schnell und streifenfrei
werden?
beseitigen.
28 1 Kraftfahrzeug

• 1 .8 Betriebsstoffe. Hilfsstoffe

Betriebsstoffe im Kraftfahrzeug sind alle Stoffe,


die zum Betrieb des Kraftfahrzeuges nötig sind.
Hilfsstoffe dienen zum Reinigen, Pflegen und Re-
parieren von Fahrzeugen und Fahrzeugteilen.
Paraffine = Kettenförmiger Aufbau

I wenig klopffest I
gasförmig
bei niedrigem Druck verflüssigtes Treibgas

Betriebsstoffe:
Flüssige und gasförmige Kraftstoffe, z.B. Benzine,
Dieselkraftstoffe, Erdgas, Wasserstoff. Durch ihre
Verbrennung im Motor wird Wärmeenergie erzeugt,
flüssig
die in Bewegungsenergie umgewandelt wird.
Bestandtei le des Benzins und Di eselkraftstoffes
Schmieröle und Schmierstoffe, z.B. Motorenöle,
Schmierfette, Grafit. Sie vermindern Reibung und
Verschleiß an gleitenden Teilen. 0 ~~~~~0
0~~~~~~0
Kühlmittel und Gefrierschutzmittel, z.B. Wasser,
Ethylenglykol, Kältemittel, Trockeneis, flüssiger
Stickstoff. Sie schützen Motoren vor Überhitzung
und Frostschäden, oder sie werden für Innenraum-
oder Laderaumkühlung eingesetzt. 0~~~~~~~0
0 ~~~~~~~~ 0
Bremsflüssigkeiten, z.B. Glykolether. Sie übertragen Oktan
in hydraulischen Bremsanlagen und bei hydrau- CaH1a
lischen Kupplungsbetätigungen große Drücke und
dürfen bei hohen Temperaturen nicht in den gasför-
migen Zustand übergehen. 0~~~~~~~~~~~~~~~~0
Flüssigkeiten zur Kraftübertragung, z.B. ATF-Fiüs- Isoparaffin e =
sigkeit, Silikonö l, Hydraulikflüssigkeit Sie werden Kettenförmiger Aufbau mit Seitenketten
in hydrodynamischen Drehmomentwandlern, Ser-
volenkungen, Viscokupplungen oder hydraulischen I sehr klopffest I
Hubeinrichtungen verwendet. Bestandteil des Eichkraftstoffes für Ottokraftstoffe

Hilfsstoffe:
Reinigungsstoffe für Fahrzeugteile, z.B. Waschben-
Isooktan
zin, Kaltreiniger, Spiritus, Kunststoffreiniger.
Cs H1a
Reinigungs· und Pflegemittel für Fahrzeuge, z.B.
Teer- und lnsektenentferner, Politur für Lacke,
Chrom- und Aluminiumteile, Konservierungsmittel,
Scheibenwasch mittel. Aromaten = Ringförmiger Aufbau

I sehr klopffest I
1.8.1 Kraftstoffe
Bestandteile des Motorenbenzols
Alle zurzeit verwendeten Kraftstoffe bestehen aus
einem Gemisch unterschiedlicher Kohlenwasserstoff- Reinbenzol
Verbindungen (Bild 1) oder aus reinem Wasserstoff. Cs Hs
Bei ihrer Verbrennung werden Wasserstoff- und Koh-
lenstoffatome der Kraftstoffmolekühle mit Luftsauer-
stoff zu H2 0 und C02 oxidiert. Nur ein Teil der durch
diese chemische Reaktion frei werdenden Energie
treibt den Motor an. So können zurzeit in Dieselmo- Ringförmiger Bestandteil des Benzins
toren maximal ca. 46 %, in Ottomotoren maximal ca.
35 % als Antriebsenergie genutzt werden. Dies bedeu-
Cyclohexan
tet, dass der größte Teil der frei werdenden Energie Cs H1 2
die Umwelt aufheizt. Das bei der Verbrennung von
Kohlenwasserstoffen frei werdende C0 2 verstärkt als
Treibhausgas das Aufheizen der Atmosphäre. Des- 0 Wasserstoffatom • Kohlenstoffatom
halb werden verstärkt Alternativen zum herkömmli-
chen Verbrennungsmotor gesucht. Bild 1: Aufbau der Kohlenwasserstoffmoleküle
1 l<raftfahrzeug 29

Eigenschaften von Kohlenwasserstoffen Bei der Verarbeitung des Erdöls unterscheidet man:
• Trennverfahren, z.B. Filtern, Destillieren, Raffinieren
Die Eigenschaften der Kohlenwasserstoffmole-
• Umwandlungsverfahren, z.B. Cracken, Reformie-
küle werden durch die Größe der Moleküle, dem
ren, lsomerisieren
Verhältnis der Anzahl der Kohlenstoffatome zur
Anzahl der Wasserstoffatome und durch ihren Filtern
Aufbau bestimmt (Bild 1, Seite 28). Grobe Verunreinigungen, wie Sand, Wasser und
Salze, werden aus dem Rohöl entfernt, bevor die
Während Stoffe, die aus kurzen Ketten bestehen, eigentliche Verarbeitung beginnt.
z.B. Propan C3 H8 , gasförmig vorliegen, sind Stoffe,
d ie aus langen Ketten bestehen, z.B. Cetan C16H34, Destillieren
flüssig. Dabei nimmt die Viskosität mit der Anzahl Atmosphärische Destillation (Bild 1). Das Erdöl wird
der C-Atome zu. unter Luftabschluss erhitzt. Bereits bei etwa 20 oc
Der Aufbau der Kohlenwasserstoffmoleküle ist ent- scheiden sich Methan und Ethan (LPG = Liquefied Pe-
weder ketten- oder ringförmig. troleum Gas= englische Bezeichnung für Flüssiggas)
ab. Die innerhalb eines Siedebereiches bis etwa 180 oc
Paraffine (Bild 1, Seite 28) oder Olefine, das sind Pa-
verdampfenden Bestandteile ergeben beim Konden-
raffine mit einer Zweifachbindung zwischen zwei
sieren die Leichtkraftstoffe, vorwiegend Benzine. Die-
C-Atomen, sind Moleküle mit einfacher Kettenform.
se setzen sich aus Normalparaffinen (unverzweigte
Mit zunehmender Länge dieser Ketten steigt die
Ketten) und Cycloparaffinen (ringförmig) zusammen.
Zündwilligkeit Diese Eigenschaft macht sie als Kraft-
Der Siedebereich von 180 oc bis etwa 280 oc liefert
stoff für Dieselmotoren geeignet. Für den Einsatz bei
die mittelschweren Kraftstoffe (Gasturbinenkraftstoff,
Ottomotoren sind lange Paraffinketten ungeeignet,
Kerosin, Petroleum). Im Bereich von 210 oc bis etwa
weil sie eine klopfende Verbrennung auslösen.
360 oc werden die Schwerkraftstoffe für Dieselmoto-
Moleküle mit kurzen Seitenketten (lsoparaffine) oder ren erzeugt. Die noch verbleibenden Rückstände wer-
ringförmige Moleküle (Aromate, Cycloparaffine) den einer Vakuumdestillation zugeführt.
sind klopffest. Das heißt, sie sind für die Verwen-
Vakuumdestillation (Bild 1). Bei ihr werden die
dung in Ottomotoren geeignet. Für die Verwendung
Rückstände aus der atmosphärischen Destillation
in Dieselmotoren sind diese Moleküle auf Grund
unter Vakuum nochmals erhitzt. Durch diese Maß-
ihrer geringen Zündwilligkeit ungeeignet.
nahme w erden die Siedepunkte herabgesetzt. Damit
Die extrem klopffesten Aromate, z.B. Benzol C6H6 , wird verhindert, dass bei weiter steigenden Tem -
sind krebserregend. Sie dürfen je nach Stoff entwe- peraturen die verbleibenden großen Moleküle un-
der gar nicht oder nur in begrenzter Menge für den kontrolliert zerfallen. Durch die Vakuumdestillation
Betrieb von Motoren verwendet werden. wird Gasöl gewonnen, das hauptsächlich zu Diesel
oder Heizöl weiterverarbeitet wird. Weiterhin wer-
den die Grundöle für die Herstellung verschiedener
Schmieröle gewonnen.

Dieses Sammeln der Kraftstoffe nach ihren


Siedebereichen nennt man auch fraktionierende
Destillation (Bild 1).

atmosphärische Vakuum-
Destillation Destillation

Kraftstoffgewinnung aus Erdöl


Der wichtigste Ausgangsstoff für die Kraftstoff-
gewinnung ist das Erdöl. Dieses besteht aus einer
Vielzahl verschiedener Kohlenwasserstoffverbin-
dungen, wobei die Zusammensetzung je nach Her-
kunft des Erdöls unterschiedlich ist. Auf Grund der
Vi elfalt der vorhandenen Kohlenwasserstoffe mit völ-
lig unterschiedlichen Eigenschaften müssen die ein-
zelnen Verbindungen voneinander getrennt werden.
Die gewonnenen Zwischenprodukte w erden teilwei-
se zu motortauglichen Kraftstoffen weiterverarbeitet
Dies geschieht, weil der Anteil der ursprünglich im
Rohöl enthaltenen hochwertigen Kraftstoffe gering ist. Bild 1: Destillieren von Rohöl
30 1 l<raftfahrzeug

• Der bei der Destillation anfallende Anteil an Kraft-


stoff ist für den heutigen Bedarf viel zu gering .
Durch Crackverfahren kann der Anteil der zur Benzin-
herstellung tauglichen Grundstoffe erhöht werden
(Tabelle 1). Auch sind die gewonnenen Crack-Kom-
ponenten m it einer ROZ von 88 ... 92 gegenüber den
durch die Destillation gewonnenen Rohbenzinen
Mischen verschiedener Benzine und Zugabe von Ad-
ditiven werden bestimmte Benzinqualitäten (Super
plus, Super, Benzin) erreicht und gezielt die Eigen-
schaften der Ottokraftstoffe verbessert.

1.8.2 Ottokraftstoffe

(ROZ = 62 .. . 64) relativ klopffest. Ottokraftstoffe sind leicht siedende Kraftstoffe .


Um motortaugliche Kraftstoffe zu erhalten, werden Sie gehören der Gefahrenklasse A I an, weil sie
die erzeugten Zwischenprodukte weiteren speziellen hoch entzündlich sind (Flammpunkt unter 21 °C) .
Umwandlungsverfahren unterzogen (Tabelle 2). Außerdem sind sie giftig und umweltgefährlich .
Deshalb sind beim Umgang mit ihnen die ent-
sprechenden Hinweise auf besondere Gefahren
(H-Sätze) und Sicherheitsratschläge (P-Sätze) un-
bedingt einzuhalten .

Die für die Verwendung in Motoren wichtigsten Ei-


genschaften der Ottokraftstoffe werden durch die
DIN EN 228 beschrieben und festgelegt.
Siedeverlauf

Beim Ottomotor muss der Kraftstoff leicht und


vollständig vergasen, da nur gasförmiger Kraft-
stoff verbrannt werden kann. Die Vergasbarkeit
des Kraftstoffs wird in einer Siedekurve darge-
stellt (Bild 1, Seite 31).
sonstige Produkte, Eigenverbrauch,
Verluste 2% Kaltstartverhalten
Damit ein kalter bzw. noch nicht betriebswarmer
Nachbehandlungsverfahren Motor bei niedrigen Temperaturen sicher anspringt
Die so hergestellten klopffesten Benzinewerden durch und im Leerlauf rund läuft, benötigt er einen Kraft-
eine Raffination noch nachbehandelt Dabei wird die stoff mit niedriger Siedekurve. Dies bedeutet, dass
Reinheit des Benzins (Abscheiden von gasförmigen bei niedrigen Temperaturen bereits ein erheblicher
Resten, Schwefel und Harzlösungen) erhöht. Durch Anteil des Kraftstoffs verdampft sein muss.

Cracken Abbau von Großmolekülen der höher siedenden Schwerkraftstoffe durch Zerle- ROZ
(eng\ , to crack gen in leichtere und klopffeste Isoparaffine und Olefine (Olefine unterscheiden 88 .. . 92
=zerbrechen) sich von Paraffinen durch eine Doppelbindung zwischen 2 C-Atomen). Es blei-
ben schwersiedende Bestandteile übrig, die weiterverarbeitet werden können .
Unterschieden werden die Verfahren: Thermisches Cracken , Katalytisches Cra-
cken und n.
Reformieren Kettenförmige Paraffine aus der Destillation werden mit Katalysatoren (z.B. Pla- ROZ
tin : Platforming-Verfahren) in klopffeste Isoparaffine und Aramate umgewandelt. 93 ... 98
Polymerisieren Die beim Cracken und Reformieren entstandenen gasförmigen Kohlenwasser- ROZ
stoffe werden über Katalysatoren zu größeren Molekülen zusammengeballt, 95 .. . 100
hauptsächlich zu lsoparaffinen . Werden geradkettige Paraffine in Isoparaffine
umgewandelt, so nennt man diesen Vorgang lsomerisieren.
Hydrieren von Wasserstoffatomen an ungesättigte Olefine zu stabilen, klopf- ROZ
raffinen. 92 .. . 94
Alkylieren Olefine und Paraffine werden miteinander zur Reaktion gebracht, sodass Isopa- ROZ
raffine mit hoher Klopffestigkeit entstehen . 92 .. . 94
MTBE (Methyl- Durch Umwandlungsprozesse kann Isobutan erzeugt werden. Durch Hinzufü- ROZ
Tertiär-Buthyl- genvon Methanol wird daraus ein Ether (MTBE) gewonnen, der extrem klopf- 113 .. .
ether) fest ist.
1 l<raftfahrzeug 31

Der Anteil des Kraftstoffs, der bei niederen Tempera-


turen vergast ist, wird entweder durch den E70-
Punkt (evaporated = verdampfter Anteil bei 70 °C)
oder durch den T10-Punkt (Temperatur, bei dem
10 % des Kraftstoffs verdampft sind) beschrieben.
Für einen sicheren Kaltstart müssen bei 40 oc ... 50
mindestens 10 % des Kraftstoffs verdampft sein.
oc
Die MOZ weicht von der ROZ ab, da sie bei höherer
Drehzahl und Gemischvorwärmung auf ca. 150 oc
ermittelt wird (Tabelle 1).
in der Praxis zeigt es sich, dass für die meisten Se-
rienmotoren beim Beschleunigen mit Vollgas und
niedriger Drehzahl (Beschleunigungsklopfen) d ie
ROZ die aussagekräftigere Größe ist. Mit steigender

Heißstartverhalten Drehzahl und Volllast (Hochgeschwindigkeitsklop-
fen) gewinnt die MOZ an Bedeutung.
Bei einem betriebswarmen oder heißen Motor sowie
im Sommer besteht die Gefahr der Dampfblasen-
bildung im Kraftstoffsystem. Die Kraftstoffe dürfen
erst bei höheren Temperaturen zu sieden beginnen.
Sie müssen schwerflüchtiger sein, d. h. eine höhere
Siedekurve besitzen. Dies erreicht man durch einen
bestimmten Anteil an schwersiedenden Kraftstoffen,
diese haben zusätzlich einen höheren Energiegehalt
Die hochsiedenden Anteile werden durch den E180-
Punkt (verdampfter Anteil bei 180 °C) oder durch
den T90-Punkt (Temperatur, bei der 90 % des Kraft- Da die aus Erdöl gewonnenen Benzine zu geringe
stoffs verdampft sind) beschrieben. Klopffestigkeit besitzen, wird ihre Klopffestigkeit durch
Ein zu hoher Anteil an schwersiedenden Kraftstoffen Zugabe von Klopfbremsen (Antiklopfmittel) erhöht.
führt bei kaltem Motor zu Kraftstoffkondensation an Metallhaltige Klopfbremsen. Sie werden in Deutsch-
den Zylinderwänden und zu Schmierölverdünnung. land wegen ihrer giftigen Verbrennungsprodukte
(Blei, Scavengers = Brom- und Chlorverbindungen)
Ru·· cksta n d un d Ver Iust e -.....___ nicht mehr verwendet.
Metallfreie Klopfbremsen. Aromate, wie Benzol, To-
200
•c
E180-Punkte J .. luol und Xylol liegen in einem Oktanzahlbereich von
160 •7 ROZ 108 ... 112 und erhöhen durch Beimischen die

...,:;
f! 120
c,o~
el -'l Gesamtoktanzahl des Kraftstoffes. Benzol ist wegen
der krebserzeugenden Wirkung auf 1 Vol.-% begrenzt.
~ ~\~ _ .;;: -
Q)
Q.
c
Organische Sauerstoffverbindungen als Klopfbremse.
E E70-Punkte / V Alkohole (Methanol, EthanolL Phenole, Ether haben
.,
2l 80
:::J
a.. -
.,
-o 0 - den Nachteil, dass sie im Kraftstoff schlecht löslich
:::-: "'
~
I-
Cii 40 sind, durch Geruch belästigen und weniger wirtschaft-
.;;:
Siede- _....::) c
:::J
lich durch ihren geringeren Energieinhalt sind.
1-C..
begi nn MTB (Methyi-Tertiär-Buthylether) als Klopfbremse.
0 20 40 60 Vo l.-% 100
verdampfte Kraftstoffmenge - Er kann durch seinen hohen Oktanzahlbereich von
ROZ 110 ... 115 die Gesamtoktanzah l erheblich be-
Bild 1: Siedekurven von Ottokraftstoffen einflussen. Durch seinen niedrigen Siedepunkt von
55 oc wird die Klopffestigkeit des Kraftstoffes beson-
Klopffestigkeit (ROZ, MOZ) ders im unteren Siedebereich verbessert. Zumi-
schung ca. 10 % ... 15 % zum Kraftstoff.
Die geringe Neigung eines Kraftstoffs, sich unter
hohen Temperaturen und Drücken selbst zu ent- 1.8.3 Dieselkraftstoffe
zünden, wird als Klopffestigkeit bezeichnet.
Das Maß für die Klopffestigkeit sind die Research- Dieselkraftstoffe sind schwersiedende Kraft-
Oktanzahl (ROZ) und die Motor-Oktanzahl (MOZ). stoffe. Sie gehören der Gefahrengruppe A 111 an
(Flammpunkt >55 °C). Sie sind gesundheits-
Beide Oktanzahlen werden weltweit in sogenannten schädlich und umweltschädlich.
Einzylinder-CFR-Motoren bestimmt. Der zu prüfende
Kraftstoff wird durch Vergleich mit einem Bezugs- Dieselkraftstoffe bestehen hauptsächlich aus einem
kraftstoff, der aus einer Mischung aus Isooktan (ROZ Gemisch v o n Olefinen und Paraffinen (kettenfö rmige,
= 100) und No rmalheptan (ROZ = 0) best eht, ermit- gesättigte Kohlenwasserstoffe). Der Siedebereich der
telt. Ein zu untersuchender Kraftstoff hat z.B. d ie Ok- einzelnen Verbindungen liegt zwischen 170 oc und
tanzahl 95, wenn seine Klopffestigkeit so groß ist 380 oc (Bild 1, Seite 32). Die für die Verwendung in
wie die einer Mischung aus 95 % Isooktan und 5 % Motoren wichtigsten Eigenschaften der Dieselkraft-
Normalheptan. stoffe werden durch die DIN EN 590 festgelegt.
32 1 Kraftfahrzeug

• t
...:; 200
~
350

oc
250
Der durch den geringen Schwefelanteil auftretende
Verlust an Schmierfähigkeit muss durch Zugabe von
Additiven im Dieselkraftstoff wieder ausgeglichen
werden .
Filtrierbarkeit
Dieselkraftstoffe haben die Eigenschaft, bei tiefen
Temperaturen Paraffinkristalle auszubilden, die ab
"'c. 150
einer bestimmten Größe nicht mehr durch das Kraft-
...E"' stofffilter fließen können. Das Filter verstopft, der
"'
"0
100
Motor läuft nicht mehr. Die Filtrierbarkeit wird durch
"'
iii den Cold Filter Plugging Point (CFPP) angegeben .
50
Dieser gibt die Temperatur an, bei der der Diesel-
kraftstoff so große Paraffinkristalle gebildet hat, dass
er ein genormtes Prüfsieb nicht mehr in der vorge-
0 10 20 40 50 60 gebenen Zeit passieren kann.
Destillat - - - Winterdieselkraftstoff
Bild 1: Siedekurven verschiedener Kraftstoffe Im Winter (in der Zeit vom 16.11 . bis 28.02.) muss der
Kraftstoff bis zu einerTemperaturvon -20 oc filtrier-
Zündwilligkeit bar sein. Dies wird teilweise dadurch erreicht, dass
Im Gegensatz zu den Ottokraftstoffen, die klopffest verkürzte Kohlenwasserstoffketten (Kerosin) zuge-
sein sollen, sollen die Dieselkraftstoffe möglichst geben werden, wodurch aber die Cetanzahl sinkt.
zündwillig sein. Das Maß für die Zündwilligkeit ist Durch Zugabe von Additiven (Fiießverbesserern)
die Cetanzahl CZ. Je mehr kettenförmig aufgebaute kann die Paraffinausscheidung nicht verhindert wer-
Kohlenwasserstoffe ein Dieselkraftstoff enthält und den, aber das Kristallwachstum wird eingeschränkt
je länger diese Ketten sind, desto zündwilliger ist und hinausgezögert. Dadurch ist ein Durchfließen
er. Die Cetanzahl für Dieselkraftstoff muss laut DIN des Filters bei Temperaturen bis unter -20 oc mög-
EN 590 mindestens 51 betragen . Hochwertige Kraft- lich. Treten noch tiefere Temperaturen auf, kann
stoffe erreichen eine Cetanzahl von bis zu 60. Abhilfe durch Einbau einer Filterheizung oder einer
Die Cetanzahl wird in einem Prüfmotor ermittelt, bei Tankbeheizung geschaffen werden.
dem die Zeit zwischen Einspritzbeginn und Verbren- Durch Zufuhr von Wärme können Paraffinkristalle
nungsbeginn (Zündverzug) bestimmt wird. Die Ce- aufgelöst und verstopfte Filter wieder durchlässig
tanzahl des geprüften Kraftstoffes ergibt sich aus werden .
einem Mischungsverhältnis der Vergleichskraftstof- Beimischen von Benzin als Fließverbesserer sollte
fe Cetan (C 16 H34 ) (Bild 2) mit der Cetanzahl 100 und auf jeden Fall unterlassen werden, weil ...
Methylnaphthalin (C 10 H11 ) (CZ 0) . Je höher die Ce-
• dafür vom Hersteller in der Regel keine Freigabe
tanzahl, desto zündwilliger ist der Kraftstoff.
erteilt wurde, was zum Ausschluss der Gewähr-
leistung bei Schäden führt.
• die Schmierung der Hochdruck-Einspritzanlage
nicht mehr gewährleistet ist.
• durch die Verschlechterung der Zündwilligkeit des
0 Wasserstoffatom e Kohl enstoffatom Dieselkraftstoffes Motorschäden auftreten können.
• sich der Flammpunkt ändert, das Gemisch feuer-
Bild 2: Getan (n-Hexadecan) gefährlich ist und in die Gefahrenklasse AI fällt.

Schwefelgehalt 1 8 4 Kraftstoffe aus Pflanzen


Um die Schwefeldioxid-Emission bei der Verbren-
nung von Dieselkraftstoffen zu verbessern, waren seit Pflanzenöle
2005 nur 50 mg Schwefel pro kg Kraftstoff zulässig. Ab Grundsätzlich können die aus Pflanzen, z.B. Raps,
dem Jahr 2009 dürfen nur noch 10 mg Schwefel pro Sonnenblumen, Hanf, ... gewonnene Öle zum Betrieb
kg Kraftstoff enthalten sein. Auf dem Markt angebote- von Dieselmotoren verwendet werden. Allerdings
ner schwefelarmer Kraftstoff erfüllt diese Norm bereits sind für den ausschließlichen Betrieb mit Pflanzenölen
seit 2003. Neben der Absenkung der SOr Emission umfangreiche Umbauten an den Motoren, Einspritz-
reduziert sich auf Grund des verringerten Schwefel- systemen, Kraftstoffleitungen und Filtern nötig .
gehalts auch der Partikelausstoß. Für den Betrieb von Der Kraftstoff besitzt eine geringere Cetanzahl
NOx-Speicherkatalysatoren ist es wichtig, dass der (CZ = 39) als Diesel und vernebelt auf Grund der
Schwefelanteil möglichst gering (unter 10 ppm) ist. hohen Viskosität im Brennraum nur unzureichend .
1 Kraftfahrzeug 33

Eine erhöhte Verkokung ist häufig die Folge. Um • Kraftstofffilter nach den drei ersten Tankfüllungen •
Abhilfe zu schaffen, sind die Pflanzenöle auf ca. mit Biodiesel gewechselt werden sollen, weil alte
60 oc ... 95 oc vorzuwärmen. Auf Grund der bei die- Ablagerungen aus dem Tank und den Leitungen
ser Temperatur immer noch gegenüber Diesel stark den Kraftstofffilter verstopfen können.
erhöhten Viskosität entstehen in den Pumpen hohe • Biodiesel eine um bis zu ca. 40 % höhere Kohlen-
Belastungen. Für moderne direkt einspritzende Pkw- wasserstoff-Emission und eine höhere NOx-Emis-
Dieselmotoren mit Pumpe-Düse oder Common-Raii- sion verursacht.
Systemen sind deshalb Pflanzenöle nicht geeignet.
• Biodiesel deutlich die Ruß-Emission (bis zu ca.
Es gibt auch keine Freigaben seitens der Hersteller.
50 %) senkt, doch der Gehalt an schädlichen Parti-
Probleme entstehen auch durch eine starke Ver- keln vergleichbar mit Mineralöl-Diesel bleibt.
dünnung des Motoröls bei häufigem Kaltstart. Weil
• Fahrzeuge, d ie wenig bewegt werden, nicht fü r
Pflanzenöle erst ab ca. 220 oc verdampfen, gelangen
Biodiesei-Betrieb geeignet sind, weil bei der Lage-
größere Mengen des Pflanzenöls in das Motoröl.
rung von RME ähnliche Probleme entstehen wie
Dieses neigt durch Reaktion mit Verbrennungsrück-
bei Pflanzenölen .
ständen zur Verklumpung und kann Leitungen und
Filter verstopfen. Die Ölwechselintervalle sind des- • auf Grund des höheren Siedebereichs sich eine
wegen mindestens zu halbieren. Verdünnung des Motoröls ergibt. Deshalb sind die
Ölwechselintervalle zu halbieren.
Ein Vorteil ist die gute biologische Abbaubarkeit
Während die Verwendung von reinem Biodiesel Pro-
des Pflanzenöls. Nachteilig sind eine schlechte Alte-
bleme verursachen kann, ist die Beimischung von
rungsbeständigkeit und eine verschlechterte Lager-
Biodiesel zu mineralischem Diesel in geringen Men-
fähigkeit. Oxidation, Bakterienbefall und Wasseran-
gen (seit 2004 bis zu 5 % erlaubt) unproblematisch.
reicherung sind die Hauptprobleme. Die Lagerung
Die Europäische Union sieht vor, dass bis 2020 der
muss daher kühl (5 oc ... 10 °C), mit geringer Kon-
Anteil von Biokraftstoffen auf 10 % erhöht wird.
taktfläche zum Luftsauerstoff, dunkel und trocken
erfolgen. Bioethanol
Um gleichbleibende Qualitätsstandards auf Dauer zu Bioethanol wird bisher hauptsächlich aus zuckerhal-
sichern, wird zurzeit eine Norm (siehe Vornorm DIN tigen Pflanzen, wie Zuckerrohr und stärkehaitigern
51605- Rapsölkraftstoff) entworfen. Getreide hergestellt. Dabei sind einerseits nur be-
grenzte Erträge möglich, andrerseits werden die
Biodiesel (Rapsölmethylester = RME)
Rohstoffe als Nahrungsmittel benötigt. Deshalb wird
Zur Herstellung von Biodiesel wird Rapsöl unter an- an der Erzeugung von Ethanol aus Cellulosehaitigen
derem mit 10 % Methanol versetzt und bei erhöhter Grundstoffen wie Holz oder Chinaschilf gearbeitet
Temperatur chemisch umgewandelt. Bei dieser Um- (Cellulose-Ethanol).
wandlung entstehen Fettsäuren, die mit Hilfe des
Ethanol besitzt eine ROZ von 104 und kann, wenn
Methanols verestert (verbunden) werden.
Kraftstofffördersystem, Sauganlage und Motorelek-
Der Überbegriff für alle Methylester auf Pflanzen- tronik an den Kraftstoff angepasst sind, hochkonzen-
oder Tierölbasis ist Fettsäuremethylester (FAME). Je triert in Ottomotoren verwendet werden. ln der Dis-
nach Ausgangsstoff können auch Palmölmethyles- kussion befindet sich ein Kraftstoff E85, der aus 85 %
ter (PME), Tierfettm ethylester (AME). ... gewonnen Ethanol besteht. Auf Grund des geringeren Brenn-
werden, die ähnliche Eigenschaften wie RME haben. wertes ergeben sich allerdings hohe Literverbräu-
Biodiesel besitzt eine geringere Viskosität als das che, was die Reichweite der Fahrzeuge einschränkt.
Ausgangsprodukt, ist frei von giftigen Aromaten und Als Beimischung zum Benzin sind zurzeit bis zu 5 %
schwefelarm. Auf Grund seiner Cetanzahl (CZ =56) Ethanol üblich (E10: 10 % Ethanol ). ln dieser gerin-
und seiner physikalischen Eigenschaften (Heizwert, gen M enge fällt die oktanzahlsteigernde Wirkung
Siedebereich) kann er als Dieselersatz v erwendet von Ethanol kaum ins Gewicht. Eine Erhöhung der
werden. allgem einen, mengenmäßigen Zug abe von Ethano l
Um gleichbleibende Qualität sstandards zu gew ähr- zum Benzin ist zurzeit nicht möglich, weil Ethanol
leisten, hat das Europäische Komitee für Normung auch als Lösungsmittel wirkt und in manchen Fahr-
für FAME den Standard EN 14214 festgelegt. zeugen Kunststoffe, z.B. Dichtungen, angreift.
Bei der Verwendung von reinem Biodiesel sollte Synthetische Kraftstoffe
dennoch bedacht werden, dass:
Bei der Herstellung von Pflanzenölen oder FAME
• der Fahrzeughersteller den Betrieb mit Biodiesel kann nur ein geringer Anteil der Pflanzen genutzt
erst freigeben muss (Garantiefall). w erden. W eil zudem nur bestimmte Pf lanzen fü r die
• die mit dem Kraftstoff in Berührung ko mmen- Gewinnung von Kraftstoffen v erwendet w erden kön-
den Kunststoffteile, wie z.B. Schläuche und Dich- nen, arbeitet man daran, aus Biomasse (Holz, Stroh,
tungen, Kraftstoffbehälter beständig gegenüber pflanzliche Abfälle, ... ) Kraftstoffe zu gewinnen. Diese
Biodiesel sein müssen. werden als BtL (Biomass to Liquid) bezeichnet.
34 1 l<raftfahrzeug

• Die gewonnenen Kraftstoffe


• haben einen kleineren Energiegehalt (Tabelle 1)
und besitzen eine geringere Viskosität als die aus
Mineralöl gewonnenen Produkte.
• sind frei von Aromaten und Schwefel.
• bestehen aus nur wenigen verschiedenen Verbin-
dungen, was zu einer sauberen Verbrennung führt.
Für den Betrieb mit Erdgas müssen Motorelektronik
und Katalysatoren angepasst werden.
Autogas
Autogas wird auch als Flüssiggas oder LPG (Lique-
fied Petroleum Gas) bezeichnet. Es besteht über-
wiegend aus Butan (C 3 H8 ) und Propan (C 4 H10 ) und
wird bei 5 .. . 10 bar in flüssiger Form gespeichert. Im
• haben eine hohe Oktanzahl (Benzin) bzw. Cetan- Vergleich zu CNG-Gas ist damit die Speicherung im
zahl (Diesel). Fahrzeug wesentlich einfacher und eine Umrüstung
von Fahrzeugen damit kostengünstiger. Bei der Ver-
• benötigen keine oder nur geringfügige Verände-
brennung von LPG entstehen ca . 15 % weniger C0 2
rungen an bestehenden Motoren .
als bei der Verbrennung von Benzin .
Wasserstoff
Wasserstoff ist auf Grund seiner unbegrenzten Ver-
fügbarkeit in der Natur, seines Energiegehalts und
seiner Verbrennungseigenschaften (reines H2 0 als
Verbrennungsprodukt) der ideale Kraftstoff. Seine
Verwendung scheitert gegenwärtig hauptsächlich
an der schwierigen Betankung der Fahrzeuge und an
seiner problematischen Lagerung.
Auch die Regelung der Gemischbildung und der
noch geringe Wirkungsgrad der Motoren sind bei
der heißen Verbrennung nicht ausgereift.
1.8.5 Gasförmige Kraftstoffe Für den Betrieb von Brennstoffzellen (kalte Verbren-
nung) und Elektromotoren wird der Wasserstoff z. Zt.
Sie stehen in Form sehr kurzer Kohlenwasser- aus Methanolon-board gewonnen, um damit die bis-
stoffketten (Methan, Butan, Propan) oder in Form her ungelöste Problematik der Lagerung zu umgehen.
von Wasserstoff zur Verfügung und eignen sich
für Motoren mit Fremdzündung . 1.8.6 Schmieröle und Schmierstoffe

Erdgas Gewinnung
Erdgas wird nach der Förderung entschwefelt und Grundöle für Motoren und Getriebe entstehen aus
gereinigt. Es besteht aus bis zu 98 % Methan (CH 4 ). den Rückständen der atmosphärischen Destillation
mit Anteilen von Ethan (C 2 H6 ). Butan (C 3 H8 ) und Pro- von Rohöl durch Weiterverarbeitung mittels Vaku-
pan (C 4 H 10 ) . Auch Stickstoff (N 2 ) und Kohlendioxid um-Destillation (Bild 1, Seite 29).
(C0 2 ) können enthalten sein. Je höher dabei der An- Die im Schmieröl enthaltenen langkettigen Kohlen-
teil von C0 2 und N 2 ist, desto geringer ist sein Heiz- wasserstoffmoleküle sind sehr wärmeempfindlich
wert. Entsprechend wird Erdgas mit hohem Heiz- und können bereits ab 330 oc in kurzkettige Ben-
wert in der Qualität H bzw. Erdgas mit geringerem zinmoleküle zerfallen . Um dies zu verhindern, wird
Heizwert in der Qualität L angeboten. durch Unterdruck die Siedetemperatur herabgesetzt
Erdgas kann entweder gasförmig bei Umgebungs- (Vakuumdestillation) . Wie in der atmosphärischen
temperatur und 200 bar (CNG = Compressed Natural Destillation entstehen dabei Destillate mit unter-
Gas) oder flüssig bei -160 oc und 2 bar (LNG =Lique- schiedlicher Viskosität (je höher die Siedetempera-
fied Natural Gas) gelagert werden. ln CNG-Tankstel- tur, desto kürzer die Molekülketten).
len wird das Gas getrocknet, vorverdichtet und in Um diese Destillate als Grundöle zur Herstellung von
einem Druckspeicher bereitgestellt. Schmierölen einzusetzen, müssen sie durch Raffina-
Vorteile bei der Verwendung von Erdgas sind niedri- tion nachbehandelt werden (Tabelle 1).
ge Rohemissionen (CO, Partikel) und ein gegenüber
der Verbrennung von Benzin verringerter Ausstoß
von C0 2 (-25 %) . Eine hohe Oktanzahl von 115 ... 130
ermöglicht eine Anhebung der Verdichtung auf bis
zu E = 13 und damit eine Erhöhung des Wirkungs-
grades. Dies w irkt sich allerdings nur bei Fahrzeugen
mit reinem Erdgasantrieb aus. Nachteilig ist die ge-
ringere Speicherdichte bei gleichem Tankvolumen, Stockpunkt durch Entparaffinieren auf
- 9 oc ... - 15 oc einstellen
was die Reichweite verringert.
1 l<raftfahrzeug 35

Durch Zugabe von speziellen Wirkstoffen (Additive) Dynamische Viskosität. Sie kann in druckbeauf- •
werden die Grundöle mit noch erforderlichen Spe- schlagten Kapillarviskosimetern (besonders für die
zialeigenschaften versehen, z.B. Korrosionsschutz, HTHS-Viskositat) oder im Rotationsviskosimeter
Viskositätsverhalten. (Bild 2) für die Tieftemperaturviskosität bestimmt
werden. Ein Rotor wird in einem Zylinder mit Prüföl
Grundöle auf Kohlenwasserstoffbasis bei Prüftemperatur verdreht. Aus dem für die Ver-
Synthetische Kohlenwasserstoffe bestehen wie die drehung erforderlichen Drehmoment wird die Vis-
Raffinate aus Kohlenstoff- und Wasserstoffatomen, kosität in Pa · s (Pascalsekunde) oder gebräuchlicher
aber mit einem anderen Molekülaufbau als dem mPa · s ermittelt.
des Erdöles. Das Ausgangsprodukt Rohbenzin wird
HTHS-Viskosität (High Temperature High Shear).
durch Cracken in reaktionsfreudige Gasmoleküle,
SAE, ACEA und verschiedene Fahrzeughersteller
wie z.B. Ethen, umgewandelt. Diese Gasmoleküle
schreiben bei einer Öltemperatur von 150 oc und
werden zu Isoparaffinen mit Molekülen einer ge-
einem Schergefälle von 106 s- 1 bestimmte Min-
wünschten Struktur, den Poly-Alpha-Olefinen (PAO)
destviskositäten vor. Dadurch soll erreicht werden,
zusammengesetzt (synthetisiert). Durch diesen Mo-
dass auch bei hohen Motordrehzahlen und Motor-
lekülaufbau haben synthetische Kohlenwasserstoffe
temperaturen ein tragender Schmierfilm aufgebaut
gegenüber den Raffinaten einen besonders hohen
werden kann. Durch niedrigere HTHS kann der Kraft-
Viskositätsindex, geringere Verdampfungsverluste
stoffverbrauch abgesenkt werden.
und ein besseres Tieftemperaturverhalten.
Schergefälle. Darunter versteht man die Geschwin-
Aufgaben und Eigenschaften der Schmieröle digkeit des bewegten Teiles dividiert durch die
Schmierfilmdicke. An einem Schmierspalt wird Öl
Schmieren Reinigen unterschiedlichen Seherbelastungen ausgesetzt. So
Kühlen vor Korrosion schützen bewegt sich ein Kolben bei hohen Motordrehzahlen
mit bis zu 36 m/s Geschwindigkeit an der Zylinder-
Abdichten Geräusche dämpfen wand entlang, während das anhaftende Öl die Ge-
schwindigkeit 0 hat. Das Schergefälle liegt im Leer-
Viskosität. Sie ist ein Maß für die Zähflüssigkeit des
lauf bei 105 s- 1, bei max. Drehzahl bei 106 s- 1 . Hierbei
Öles und entspricht der inneren Reibung. Öl hat eine
liegt die Schmierfilmdicke 3/100 mm bis 4/100 mm .
niedrige Viskosität und damit einen geringeren Ver-
formungswiderstand, wenn es dünnflüssig ist, eine
hohe Viskosität, wenn es zähflüssig ist.
Diesen Widerstand, den die Flüssigkeit gegen
die Verschiebung zweier benachbarter Schichten
entgegensetzt, nennt man auch innere Reibung
(Schubspannung). Je nach Ölsorte ist die Viskosität
verschieden groß, sie nimmt mit steigender Tempe-
ratur ab (Bild 1).

10000
5000 ..........
~
~~
mm 2
s Bild 2: Kapillarviskosimeter, Rotationsviskosimeter

- 1 000
500 Viskositätsindex. Für einen Motor ist das Öl am bes-

~
:~ ........
~
·c;; ten geeignet, das bei steigender Temperatur seine
0
""'"' 100 '1,
!"'-...... Viskosität möglichst w enig verändert (Öl 2 in Bild 1),
> 50
20
' ..........._

..........
da es sowohl einen guten Kaltstart als auch einen
tragfesten Schmierfilm bei hohen Öltemperaturen
10 ermöglicht. Der Zahlenwert des Viskositätsindex VI
-20 0 20 40 60 80 oc 100
sagt etwas über die Neigung der VT-Geraden (Visko-
Temperatur - - -
sitäts-Temperatur-Gerade) aus. Er ist umso größer,
Bild 1: Viskositäts-Temperatur-Diagramm je flacher die Kennlinie im VT-Diagramm verl äuft.
Gute Mineralöle haben einen Viskositätsindex von
Kinematische Viskosität. Sie wird im Kapillarvisko- 90 ... 100, synthetische Kohlenwasserstoffe errei-
simeter (Bild 2) ermittelt. Eine bestimmte Ölmenge chen 120 ... 150, wodurch die Anforderungen von
läuft bei Prüftemperatur durch ein langes, dünnes Hochleistungsmotoren leichter erfüllt werden kön-
Rohr. Aus der Auslaufzeit wird die Viskosität in m 2/s nen. Der Zahlenwert des Viskositätsindex wird aus
oder mm 2/s bestimmt. der Neigung der Geraden im VT-Diagramm ermittelt.
36 1 l<raftfahrzeug

• SAE-Viskositätsklassen. Sie wurden von der ameri- Der Temperaturbereich, in dem Motorenöle einge-
kanischen Society of Automotive Engineers (Vereini- setzt werden können, kann aus Bild 1 entnommen
gung der Automobil-Ingenieure) festgesetzt, um die werden .
Auswahl von Motor- und Getriebeölen für die ver-
schiedenen Temperaturbereiche zu erleichtern. 200 I
Man unterscheidet Einbereichsöle z.B. SAE 1OW, oc 4-
0
SAE 20W/20 (Winteröle). SAE 30, SAE 50 (Som- 160 "' I 1+-
meröle) und Mehrbereichsöle wie SAE 15W-50 $ i-
I
für den ganzjährigen Betrieb. Die Einteilung in "'
~

SAE-Viskositätsklassen beginnt bei 0 W und endet t120 LU


<(
(j)
I

bei Motorölen bei 50. ö 0


~ 80 <J) 0 N

Je höher die Kennzahl , desto zähflüssiger das Öl.


"'Q;
a.
Q)
.c
(.) "' I
$
I

<J)
$ $
ö"'
E -~ 0

Mehrbereichsöle sind Schmieröle, die mehr als eine


~ 40 -Ec "'
~

LU "'
LU
"'
~

LU
<( <( <( .c
Viskositätsklasse abdecken; z.B. erfüllt SAE 15 W-50
>
<J) (j) (j) (j) c>
die Forderungen an SAE 15W bei- 17,8 oc und die 0 .!!2
0
Forderungen an SAE 50 bei + 98,9 °C, also Starter- >
leichterung bei Kälte und Temperaturfestigkeit bei I I I I
-40
hohen Temperaturen .
Bild 1: Temperaturbereich von Motorölen
Additive. Grundöle können die vielfältigen Anforde-
rungen an ein Schmieröl für Motoren und Getriebe
nicht erfüllen, deshalb verwendet man chemische Einteilung der Motorenöle nach API
Zusätze (Additive). Dadurch werden die Eigenschaf- Vom American Petroleum Institut (API) wurde in
ten des Öles verbessert oder unerwünschte Eigen- fortlaufender Verbesserung in Zusammenarbeit mit
schaften unterdrückt (Tabelle 1). Additive sind ober- SAE und ASTM (American Society for Testing and
flächenaktive Stoffe, die mit Wasser oder Säuren Materials) ein Klassifizierungssystem für Motoren-
reagieren können, aber auch in Öl löslich sind. Der öle geschaffen, das ohne Änderung des bisherigen
Anteil von Additiven kann von weniger als 1 % bis weiter ausgebaut werden kann , d.h . es können nach
zu 25 % betragen. Bedarf neue Klassen mit noch höheren Anforderun-
gen hinzugefügt werden (Tabelle 1, Seite 37).
HO-Öle (HD = Heavy Duty). Sie enthalten Dispersant- Unterschieden wird nach S-Kiassen (spark ignition
additive, die Verschmutzungen umhüllen, in der bzw. Service-Klassen) für Ottomotoren. Öle für Die-
Schwebe halten und Schlammbildung durch Zu- selmotoren werden den C-Kiassen (compression
sammenballen der Schmutzteilchen verhindern . Dis- ignition bzw. Commerciai-Kiassen) zugeordnet.
persantadditive sind heute in allen Ölen enthalten.

- ..:
.
.. .. ...
.......,..... •• • ; : : / ... x C , > .' • • > 3 ·1·• +;I i l'c+i' ·;:~ nm:,~~' ·:o! ~MB~
Alterungsschutzadditive Sie verhindern die Oxidation (Alterung) des Öles unter dem Einfluss von Wärme und
Antioxidantien Sauerstoff. Durch Bildung eines Schutzfilmes wird auch Korrosion an Metallflächen
verhindert.

Extreme Pressure/ Hochdruckzusätze, die auf Gleitflächen (Lager, Kolben, Zylinder, Zahnräder, No-
Antiwear-Additive cken) dünne, aber gleitfähige Schichten aufbauen, die den direkten Kontakt von
(EP/AW) Metallflächen zueinander v erhindern.

VI-Verbesserer Sie bestehen aus langen, fadenförmigen Kohlenwasserstoffmolekülen, die im kalten


Öl zusammengeknäuelt und wenig gelöst sind. Wird das Öl erwärmt, so lösen und
entknäueln sie sich , nehmen dabei ein größeres Volumen ein, wodurch das Öl ver-
dickt wird . Der Viskositätsindex VI steigt

Stockpunkterniedriger Unter dem Stockpunkt (Pourpoint) versteht man die Temperatur eines Öles, bei der
es beim Abkühlen unter bestimmten Bedingungen gerade noch fließt Das Stocken
des Öles erfolgt durch Ausscheiden und Verketten von Paraffinkristallen. Die Stock-
punkterniedriger verschieben diesen Vorgang zu tieferen Temperaturen .

Reibwertveränderer Für die einwandfreie Funktion von Synchrongetrieben, Automatikgetrieben , Sperr-


(Friction-Modifier) differenzialen ist ein bestimmter minimaler Reibwert erforderlich. Dies erreicht man
durch Zugabe von entsprechenden Friction-Modifiern.
1 l<raftfahrzeug 37

Tabelle1:~~ßPil'····
Ottomotoren
SJ Diese Norm berücksichtigt neuere Erkennt-
nisse der Kraftstoffeinsparung und ver-
schärfte Anforderungen hinsichtlich der
Kraftstoffverluste. Der Phosphoranteil ist we-
gen der besseren Katalysatorverträglichkeit
Einteilung der Motoröle nach ACEA
Seit Januar 1996 gelten die neuen ACEA-Spezifika-
tionen (Tabelle 2).
ACEA (Assocation des Constructeurs Europeens
de !'Automobile = Ve reinigung der europäischen
Autom obilkonstrukteure) beschreibt Mindestanfor-
derungen für Motorö le, die in Pkw-Otto- und Die-

auf 0,1 % begrenzt. selmotoren, sowie in Nfz-Dieselmotoren verwendet
Im Vergleich zu SJ verschärfte Anforderu n- werd en. Die Motoröle werden in 4 verschiedenen
SL
gen bezüglich Ölverbrauch, Motorsauberkeit Leistungsgruppen eingeteilt. Öl e für ...
und Alterungsverhalten. Gültig seit 07/2001. • Pkw-Ottomotoren in ACEA A 1, A3 u nd A5.
SM Übertrifft die Qualitätsanforderungen von • Pkw-Dieselmotoren in ACEA B1 , B3, B4 und B5.
API-SL-Motoröl. Verlängerte Ölwechsel-
• Pkw-Diesel- und Ottomotoren mit Abgasnachbe-
intervalle sind möglich. HTHS > 3,5 m Pa · s.
Die Anteile an Sulfatasche, Phosphor und handlungssystemen in ACEA Cl , C2, C3, C4. Bei
Schwefel sind reduziert, deshalb ist das Öl diesen Ölen sind die Anteile von Sulfat-Asche,
für Fahrzeugmotoren mit NOx-Kata lysator Phosphor und Schwefel (SAPS) streng limitiert.
geeignet. Gültig seit 2004. Je nach Anteilen dieser Stoffe im Öl werden d ie-
Dieselmotoren se Öle als low SAPS ("; 0,5 % ) oder mid SAPS
("; 0,8 %) bezeichnet.
CG-4 Für emissionsarme Nfz-Dieselmotoren im
Langstreckenbetrieb geeignet. Kann anstatt • Nfz-Di eselmotoren in ACEA E2, E4, E6, E7, E9.
von API CD, CE und CF-4 Motorölen verwen- Du rch die Ziffern hinter den jeweiligen Bu ch staben
det w erden. w erden zusätzliche Eigenschaften der Öle im N orm-
CH-4 Für extrem lange Ölwechselintervalle, er- blatt festgelegt. An alle Öle werden die gleichen
höhter Verschleißschutz gegen den Einfluss Anforderungen hinsichtlich Schaumverhalten und
von Ruß. Dichtungsverträg lichkeit gestellt.
Cl-4 Für schnelllaufende Dieselmotoren mit Ab-
gasrückführung geeignet. Die von den Herst ellern vorgeschriebenen Ölspe-
Für schelllaufende Dieselmotoren mit Parti- zifikationen sind unbedi ngt einzuhalt en, um M o-
CJ-4
kelfiltersystem und mit den ab 2007 gefor- to rsch äden oder Schäden an der Einspritzanlage
derten Abgasg renzwerten geeignet. zu v ermeiden .

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Klasse Anforderu ngen Verwendung
A1 Weniger strenge Anforderungen hinsichtlich Scher- Öle mit einem hohen Potenzial zu r Kraftstoffein-
81 stabilität und Verdampfungsneigung. spa rung (;" 2,5 %). Wegen der niedrigen HTHS-Vis-
kosität dürfen diese Öle nur in den dafür freigege-
benen Motoren verwendet werden.
A3 Besonders scherstabile Öle mit geringer Verdamp- Öle mit sehr hohem Verschleißschutz bei hohen
83 fungsneigung. Temperaturen und Drehzahlen.
84 84-Öie sind für direkteinspritzende Dieselmotoren
besonders geeignet.
A5 Scherstabile Öle mit verminderten Verda mpfungs- Leichtlauföl mit nachgewiesener Kraftstofferspar-
85 verlusten im Vergleich zu A1/B1-Öien. nis bis 2,5 % im Prüfmotor im Vergleich zu einem
15W-40 Referenzöl.
C1 C1 low SAPS, C2 mid SAPS, Für Pkw-Motoren (Euro-IV-Motoren), z. B. mit Par-
C2 C3 mid SAPS, C4 low SAPS tikelfilter, NOx- Katalysator, 3-Wege-Katalysator
C3 C1 /C2 verminderte Scherstabilität. empfohlen bzw. vorgeschrieben.
C4 C3/C4 erhöhte Scherstabilität.
E2 Alle E-Öie erfüllen die gleichen Anforderungen an E2- für m ittlere Ölwechselintervalle.
E4 Scherstabi Iität, HTHS-Viskosität und Verdamp- E4 - für Ölwechselintervalle bis 100 000 km .
E6 fungsneigung. E6/E9 sind sog. SAPS-Öi e. E6/E9 für Motoren mit Abgasrückf ührung, Diesel-
E7 E7 wie E6 jedoch mit einem zu lässigen Sulfatasche- partikelfi lter und SCR-Kat alysatortech nik geeignet.
E9 gehaltvon < 2 %. E7 - Für Motoren ohne Dieselpartikelfilter geeignet.

Verdampfungsverluste. Um Ölkohleablagerungen V erdampfungsverluste w e rden über einen Zeitraum


auf Kolben und Ventil en zu begrenzen, dürfen die von einer Stunde bei einer Öltemperatur von 250 oc
Verdampfungsverl u ste bei A 1/A3-Ö ien und B1 /B3- ermittelt.
Öi en nicht mehr als 13 % ... 15 % betragen.
38 1 l<raftfahrzeug

• Die Verdampfungsverluste nehmen bei steigender


Betriebstemperatur zu und je dünnflüssiger das ver-
wendete Grundöl ist. Dies führt neben Ölkohleabla-
gerungen auch zu einem erhöhten Ölverbrauch .

Getriebeöle
An Getriebeöle werden z.T. andere Anforderungen
ATF-Öie sind Getriebeöle niedriger Viskosität, ver-
gleichbar Getriebeölen SAE 75W aber mit einem
hohen Viskositätsindex und einem Stockpunkt, der
unter- 40 oc liegt. Die Viskosität wird in den jewei-
ligen Spezifikationen vorgeschrieben, aber nicht an-
gegeben .
Für ATF-Öie gibt es keine vorgeschriebene Norm,
als an Motorenöle gestellt: die Mindestanforderungen werden durch die Auto-
• Verschleißschutz an Zahnflanken und Lagerlauf- mobilhersteller in Firmenspezifikationen definiert
flächen. Besonders bei Hypoidantrieben kann der z.B. Dexron 111 von GM oder Mercon von Ford .
Schmierfilm weggequetscht werden, was zu er-
höhtem Verschleiß führt. Die Freigabe-Vorschriften der Automobilherstel-
• Unterschiedliches Reibverhalten. ln Synchronge- ler sind unbedingt zu beachten .
trieben muss der Ölfilm zwischen Reibkegel und
Synchronring abgetragen werden können, um Schmierfette
den Synchronisiervorgang zu ermöglichen . Schmierfette bestehen aus einem Öl und einem Ver-
• Alterungsschutz über die gesamte Lebensdauer. dickungsmitteL Beim Verdicken werden schwamm-
• Dichtungsverträglichkeit, z.B. bei Elastomeren . artige Strukturen gebildet, in die das Öl eingelagert
Für Getriebeöle kommen neben API-Kiassifikationen und wenn nötig auch wieder abgegeben wird .
auch SAE-Kiassen zum Einsatz (Tabelle 1). Die SAE-
Schmierfette sind Aufquellungen von Verdi-
Kiassen sind mit denen für Motoröle nicht vergleich-
ckungsmitteln in Öl.
bar, die Viskosität eines Getriebeöles SAE 80 ent-
spricht der eines Motoröles SAE 20.
Aufbau der Schmierfette
Grundöle. Wie bei Motorölen werden einfache Raf-
Schaltgetriebe, Achsgetrie- API
finate, Hydrocracköle oder synthetische Kohlenwas-
SAE 75, 80, 90
be ohne Achsversatz GL4 serstoffe (PAO) verwendet. Soll das Fett biologisch
abbaubar sein, so werden synthetische Ester oder
Schaltgetriebe (unkritisch SAE 80, 90, 140
Rapsöle eingesetzt.
beim Synchronisieren). API SAE 75W
Achsgetriebe mit großem GL5 SAE 80W-90 VerdickungsmitteL Verwendet werden Seifenverdi-
Achsversatz SAE 85W-140
cker, die auch als Metallseifen bezeichnet werden,
wie Lithium-, Kalzium- und Natriumseifen und sei-
Leichtlauf-Getriebeöle. Dünnflüssige Mehrbereichs- fenfreie Verdicker wie Geie oder Bentonit.
öle, z.B. SAE 75W-90 mit einem hohen Viskositäts- Je nach Art des verwendeten Verdickungsmittels,
index. Durch Zugabe von Reibwertveränderern wird der Temperatur, der Viskosität des Grundöles er-
besonders bei tiefen Temperaturen der Reibwert hält man Schmierfette unterschiedlicher Konsistenz
herabgesetzt, was zu leichterem Schalten und Ver- (Steifigkeit) .
brauchsvorteilen führt.

Öle für Achsgetriebe. Besonders für Hypoidgetriebe Auswahl von Schmierfetten


sind hochadditivierte Öle mit großem Lasttragever- Sie erfolgt nach der vorgegebenen Betriebstempera-
halten nötig, damit der Schmierfilm zwischen den tur und der auftretenden Belastung z.B. im Lager. Bei
Zähnen nicht weggedrückt wird. Bei selbstsper- hohen Temperaturen werden manche Fette weich
renden Achsgetrieben verwendet man LS-Öie (li- und fließen aus. DerTemperaturpunkt, bei dem sich
mited-slip), die durch Begrenzen des Schlupfes die Fette verflüssigen, ist der Tropfpunkt Er ist abhängig
automatische Sperrwirkung zwischen den druckbe- von der Art der verwendeten Seifenbasis (Tabelle 2).
aufschlagten Reiblamellen unterstützen.

Automatikgetriebeöle ATF (Automatie Transmissi-


Tropf- wasser-
on Fluid). Gegenüber den Ölen für Schaltgetriebe Seifenbasis Verwendung
punkt oc fest
müssen sie zusätzliche Anforderungen erfüllen:
Kalzium
• Schmieren von Planetenrädern, Freiläufen bis 200 ja Abschmierfett
(KaI kseifenfett)
• Betätigen von Bremsbändern und Kupplungen
Natrium (Na-
• Drehmomentübertragung vom Pumpen- zum 120... 250 nein Wä lzlagerfett
tronseifenfett)
Turbinenrad
• Hoher Viskositätsindex in weiten Temperaturbe- Lithium (Li-
100 ... 200 ja Mehrzweckfett
thiumseifenfett)
reichen
1 l<raftfahrzeug 39

Lithiumseifenfett. Häufigste Schmierfettart Wasser-


beständig, thermisch hoch belastbar, Einsatztempe-
raturbereich- 20 oc ... 130 oc.
Kalziumseifenfett. Wasserbeständig, thermisch ge-
ring belastbar, Temperaturbereich- 40 oc ... 60 oc.
Natriumseifenfett. Nicht wasserbeständig, max. Ein-
satztemperatur 100 °C.
1.8.7 Gefrierschutzmittel
Kühlflüssigkeit ist in der Regel ein Gemisch aus
möglichst kalkarmem Wasser, Gefrierschutzmittel
und Zusätzen für den Korrosionsschutz sowie zur
Schmierung, z.B. der Heizungsventile. Die Kühlflüs-
sigkeit soll weitgehend frei von Verunreinigungen
sein, da Kalk, Schmutz und Fett die Wärmeleitfähig-

Hochtemperaturfette. Sie sind bei Dauertempera- keit vermindern und unter Umständen die Leitungen
turen oberhalb 130 oc einsetzbar. Man unterscheidet: und Kanäle verstopfen.
• Komplexseifenfette, Basis sind besondere Al -, Ca- Vor Einbruch der kalten Jahreszeit muss der Gefrier-
oder Li-Metallseifen (Einsatz in Nfz-Achsen) schutzmittelanteil auf den vorgeschriebenen Wert
• Ge/fett, Bentonitfett, Basis sind seifenfreie Verdi- gebracht werden, damit das Wasser nicht gefriert
cker (Einsatz als Heißlager- oder Zahnradfett)
und dadurch am Motor und Kühler schwere Schä-
EP-Schmierfette (EP = Extreme-Pressure). Sie kön- den hervorruft. Die Kühlflüssigkeit enthält ab Werk
nen hohen Drücken standhalten und enthalten z.B. meist zwischen 40 % und 50 % Gefrierschutzmittel.
Schwefel-Phosphor-Verbindungen. Das Mischungsverhältnis und damit die Gefriertem-
Additive. Für höchste Belastungen werden dem peratur lässt sich mit einer Messspindel (Aräometer)
Schmierfett Festschmierstoffe (Graphit, Molybdän- oder dem Refraktometer (Bild 1) ermitteln.
disulfid, Kupfer) zugegeben.
Die Messung beruht auf der Bestimmung der vom
Konsistenz. Es ist der Widerstand eines Fettes gegen Mischungsverhältnis abhängigen Dichte.
seine Verformung . Die Eindringtiefe eines genorm-
ten Kegels in das Fett führt zur Einteilung in die - 50
~ - 40
NLGI-Kiassen (National Lubricating Grease Institute) .5
000,00,0, 1,2,3,4,5. S - ae
Konsistenz Eigenschaft, Verwendung
~-· - 20
.t - 10
Sehr weich , Fließfette, z.B. Zentral -
000 ... 1
schmieranlagen
G13 G11/G12
Pro py lene Ethy len
W eich, Abschmierfette für alle
2 ... 3
übrigen Fettschmiersteilen
Bild 1: Refraktometer
4 ... 5 Fest, Wasserpumpenfette
Gefrierschutzmittel bestehen in der Hauptsache aus
Kennzeichnung von Schmierfetten Ethylenglykol (G11, G12). das die Gefriertemperatur
Beispiel: I K PF 2 K - 30 I absenkt. Zum Schutz der im Motor und in der Kühl-
anlage vorhandenen verschiedenen metallischen
K Schmierfett für W älzlager (G für Getriebe) W erkstoffe, sind sogenannte Korrosionsinhibitoren
PF P für EP/AW-Zusätze, beigefügt. Diese beeinflussen sich gegenseitig und
F für Festschmierstoffe z.B. MoS 2 können zu Schäden an Metallteilen führen. Es emp-
2 NLGI-Kiasse, 2 = Abschmierfett fiehlt sich deshalb, nur die vom Werk freigegebenen
K Obere Einsatztemperatur 120 °C
Gefrierschutzmittel zu verwenden.
-30 Untere Einsatztemperatur in °C.
Kühlflüssigkeit ist entsprechend Herstellervorschrift
WIEDERHOLUNGSFRAGEN zu wechseln und sortenrein zu sammeln und zu ent-
1 Wie werden Grundöle für Motoren hergestellt? sorgen.
2 Welche Aufgaben haben Schmieröle?
3 Was versteht man unter der Viskosität von Ölen? WIEDERHOLUNGSFRAGEN
4 Was versteht man unter einem Mehrbereichsöl? 1 Aus welchen Bestandteilen setzt sich die Kühl-
5 Was sind Additive? flüssigkeit zusammen?
6 Was versteht man unter HO-Ölen? 2 Welche Anforderungen werden an die Kühl-
7 Welche Anforderungen werden an Getriebeöle flüssigkeit gestellt?
gestellt? 3 Mit welchen Messgeräten kann das Mischungs-
8 Aus welcher Klassifikation stammt ein Motoröl verhältnis und damit die Gefriertemperatur er-
mit der Bezeichnung 83 und wo wird es einge- mittelt werden?
setzt? 4 Woraus bestehen Gefrierschutzmittel in der
9 Welche Schmierfette unterscheidet man nach der Hauptsache?
Art der Verseifung, und welche Fette sind beson- 5 Was ist bei der Entsorgung von Kühlflüssigkeit
ders warmfest? zu beachten?
40 1 l<raftfahrzeug

• 1.8.8 Kältemittel
An Kältemittel für Kraftfahrzeuge werden im We-
sentlichen folgende Anforderungen gestellt:




Geringes Treibhauspotenzial
nicht Ozonschädigend
gering bzw. nicht toxisch (giftig)
nicht brennbar
1.8.9 Bremsflüssigkeit
Von der Bremsflüssigkeit werden folgende Eigen-
schaften verlangt:




Hoher Siedepunkt (bis etwa 300 °C)
Niedriger Stockpunkt (etwa bei- 65 °C)
Gleichbleibende Viskosität
Chemisch neutral gegenüber Metall und Gummi
• gute thermodynamische Eigenschaften • Schmierung der beweglichen Teile in Brems- und
Bei Typgenehmigungen von Kraftfahrzeugen dürfen Radzylinder
seit 2011 in Automobilen nur noch Kältemittel einge- • Mischbar mit Vergleichsbremsflüssigkeiten
setzt werden die ein Treibhauspotenzial von weniger Die in den DOT-Normen (Department of Trans-
als 150 haben. portation, amerikanisches Verkehrsministerium)
festgelegten Siedepunkte reichen aus, um Dampf-
Unter dem Treibhauspotenzial (Global Warming
blasenbildungdurch die beim Bremsen entstehende
Potential GWP) versteht man, wie viel eine fest-
Wärme zu verhindern.
gelegte Menge eines Treibhausgases im Ver-
gleich zu Kohlendioxid (C0 2 ) zum Treibhausef- Mindestsiedepunkte für Bremsflüssigkeiten :
fekt beiträgt. Der GWP-Faktor von C0 2 ist 1. DOT 3 205 °C, DOT 4 230 °C, DOT 5.1 260 oc.
Das bisher verwendete R 134a (Tetrafluorethan - Da Bremsflüssigkeit aus Polyglykolverbindungen
C2 H2 F4 ) hat einen GWP-Faktor von 1430. besteht, ist sie hygroskopisch, d.h . wasseraufneh -
mend . Je höher der Anteil an Wasser, desto nied-
Als Ersatzkältemittel kommen für Neufahrzeuge der-
riger wird der Siedepunkt. Der sogenannte Nass-
zeit R 1234 yf (Tetrafluorpropen C3 H2 F4 ) oder R 744
Siedepunkt (Bild 1) bezeichnet den Siedepunkt bei
(Kohlendioxid C0 2 ) infrage. R 1234 yf hat einen
3,5 % WasseranteiL
GWP-Faktor von 4. Bei R 744 ist der GWP-Faktor 1.
Das Kältemitte l R 1234 yf ist dem Kältemittel R 134a Bei DOT 3-Bremsflüssigkeiten ist der gefährliche
in der thermodynamischen Wirkung sehr ähnlich . Nass-Siedepunkt bereits bei 140 oc erreicht. Der
Bei Fahrzeugbränden kann R 1234 yf ätzende Fluss- größte Teil Wasser wird über die Bremsschläuche
säure freisetzen. aufgenommen, nach 2 Jahren sind etwa 3,5 % Was-
Bei Verwendung von R 744 sind wesentlich höhere seranteil und damit der gefährliche Nass-Siedepunkt
Drücke in der Klimaanlage erforderlich (45 bar .. . ca. erreicht. Durch die beim Bremsen auftretende Wärme
135bar). entstehen Dampfblasen, die den Bremsdruck nicht
weiterleiten, die Bremse fällt aus. Spätestens nach 2
KältemittelöL Zur Schmierung der beweglichen
Jahren sollte die Bremsflüssigkeit getauscht werden.
Teile des Kompressors ist ein spezielles Kältemittel-
öl erforderlich . Ein Teil dieses Öls mischt sich mit 260
dem Kältemittel und zirkuliert ständig in der Klima- oc
anlage.
t 220
200
WERKSTATTHINWEIS:
Es dürfen nur die vom Hersteller freigegebenen "'t:'
Q)
c.
180

Kältemittel und die dazu geeigneten Kältemittel- E 160


~ 140
öle verwendet werden .
120 0 2 3 3, 5 4
Arbeitsregeln Gewichts- %
Wasseranteil - - -
• Flüssige Kältemittel nicht berühren.
• Schutzbrille tragen . Bild 1: Siedekurven von Bremsflüssigkeiten
• Gasförmiges Kältemittel darf nicht in die Um-
welt entlassen werden . Um zu gewährleisten, dass Bremsflüssigkeit auch bei
• Erstickungsgefahr in Montagegruben, da das tiefen Temperaturen noch durch die Magnetventile
Gas schwerer als Luft ist. einer ABS-Anlage strömen kann, wird die Viskosität
bei - 40 oc gemessen und festgelegt. Bremsflüssig-
• Kältemittelflaschen keinen höheren Tempera-
turen als 45 oc aussetzen . keit nach DOT 5.1 bietet hinsichtlich Nass-Siedepunkt
und Viskosität die größten Sicherheitsreserven
Entleeren eines Kreislaufes
• Die Servicegeräte für unterschiedliche Kälte- Bremsflüssigkeit ist hochgradig giftig und wirkt
mittel müssen getrennt benützt werden. auf Lacke wie ein Lösemittel. Beim Mischen und
• Kältemittel wird durch Absaugstation oder Austauschen von Bremsflüssigkeiten sind die
Rückgewinnungsanlage aufgefangen. Herstellervorschriften zu beachten.
41

2 Umweltschutz, Arbeitsschutz im Betrieb


2. 1 Umweltschutz im Kfz-Betrieb
2.1.1 Umweltbelastung
Die industrielle Fertigung von Kraftfahrzeugen und
der Betrieb von Kraftfahrzeugen belasten durch
vorrangig Fäkalien und Waschlaugen . Die Industrie-
abwässer können z.B. durch giftige Schadstoffe oder
Mineralölrückstände verunreinigt sein . Diese Schad-
stoffe müssen bereits in besonderen Reinigungsanla-
gen, z.B. Ölabscheider mitvorgeschaltetem Sandfang,
Wasseraufbereitungsanlagen bei Fahrzeugwaschan-

schadstoffhaltige Abgase, Stäube, chemische Subs-
lagen ausgeschieden werden. Diese vorbehandelten
tanzen, Abwässer und Lärm zunehmend unsere Um-
Abwässer können zusammen mit den Haushaltsab-
welt. Umweltbelastung kann bedeuten :
wässern den öffentlichen Kläranlagen zufließen . Erst
• Gefährdung der Gesundheit von Mensch und dann darf das gereinigte Abwasser einem natürlichen
Tier, z.B. durch krebserregende Stoffe Gewässer wieder zugeleitet werden.
• Schädigung der Pflanzenwelt, z.B . Waldsterben Boden- und Grundwasserverschmutzung entsteht
• Zerstörung von Sachwerten, z.B. Zerfall von Ge- durch Versickern von Mineralölprodukten, z.B. Alt-
bäuden aus Sandstei n öl, chemischen Reinigungsmitteln, Schwermetallen,
z.B. Blei, giftigen Chemikalien sowie übermäßigen
• Verstärkte Verschmutzung, z.B. durch Rußpartikel
Gebrauch von Düngemitteln und Pflanzenschutzmit-
• Beeinträchtigung des Atmosphärengürtels und teln .
die damit verbundene Klimaveränderung
• Verbrauch unwiederbringlicher Rohstoffvorräte,
z. B. Erdöl (sogenannter Ressourcen)
2.1 2 Entsorgung

Luftverschmutzung entsteht z.B. bei motorischen Rechtlicher Rahmen des Umweltschutzes


Verbrennungsvorgängen. Schadstoffe, die dabei Um die Umweltbelastung durch Schadstoffe mög-
entstehen und die Luft belasten, sind z.B. Kohlen- lichst gering zu halten, wurden z.B. zulässige Schad-
monoxid (CO). unverbrannte Kohlenwasserstoffe stoffgrenzwerte durch den Gesetzgeber festgelegt
(HC). Stickoxide (NOxL Schwefeldioxid (S0 2 ), Ruß- z.B. 120 g/dm 3 bei motorischer Verbrennung. Um
partikel und schwermetallhaltige Feinstäube. Geeig- die Gewässer zu schützen und die Umwelt von der
nete Maßnahmen zur Reinhaltung der Luft sind z.B. Schadstoffeinbringung zu entlasten, schreibt der
Verwendung von bleifreiem Kraftstoff, Einbau von Gesetzgeber z.B. für Kfz-Betriebe Öl- und Benzin-
Kata lysatoren und der Einsatz von Partikelfiltern bei abscheider und Sandfänge, sowie das sortenreine
Dieselmotoren. Sammeln von Wertstoffen vor.
Gewässerverschmutzung erfolgt im Wesentlichen Die folgenden Gesetze und Verordnungen (Tabelle
du rch Einleitung von Abwässern aus Haushalten und 1) bilden im Wesentlichen die Grundlage für den
Industriebetrieben. Haushaltsabwässer enthalten Umweltschutz im Kfz-Betrieb.

Kreislaufwirtschafts- Wasserhaushalts- Chemikaliengesetz Gefahrgutgesetz Gerätesicher-


und Abfallgesetz gesetz (WHG) (ChemG) (GefahrgG) heitsgesetz
(KrW-/AbfG) (GSG)

Altölverordnung Verordnung über Gefahrstoff- Gefahrgutverord - Verordnung über


(AitöiV ) das Lagern wasser- verordnung nung Straße brennbare Flüssig-
Altfahrzeug- gefährdender (GefStoffV) (GGVS) keiten (VbF)
verordnung Flüssigkeiten (VLwF)
(AitfahrzeugV) Verordnung über
Abfallverzeichnis- Anlagen zum
verordnung (AVV) Umgang mit wasser-
Nachweisverordnung gefährdenden
(NachwV) Stoffen (VAwS)

Technische Anleitung Technisch e Regeln Technische Richt- Technische Regeln


Abfall (TA-Abfall) für Gefahrstoffe Iinien (TR) für brennbare
(TAGS) Flüssigkeiten (TRbF)
42 2 Umweltschutz, Arbeitsschutz im Betrieb

Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz (KrW-/AbfG). Die Abfallarten Abfälle zur Verwertung und Abfälle
Es regelt die ordnungsgemäße Abfall- und Altöl- zur Beseitigung werden weiter unterschieden in ge-


entsorgung . Danach sind Abfälle alle beweglichen fährliche Abfälle und nicht gefährliche Abfälle (Bild 2).
Sachen, derer sich ihr Besitzer entledigen will oder Gefährliche Abfälle (früher: besonders überwa-
die zum Schutze der Umwelt ordnungsgemäß ent- chungsbedürftige Abfälle). Sie sind Abfälle, die in der
sorgt werden müssen. Nach diesem Gesetz umfasst Abfallverzeichnisverordnung (AVV) festgelegt und
die Abfallentsorgung sowohl die Verwertung als mit einem (* ) gekennzeichnet sind. Gefährliche Ab-
auch die Beseitigung von Abfällen . Außerdem re- fälle müssen nach den Vorschriften der Nachweisver-
geln weiter Gesetze und Verordnungen das Lagern, ordnung (NachwV) entsorgt werden.
Einsammeln, Befördern, Behandeln und das Endla-
Nicht gefährliche Abfälle (früher überwachungsbe-
gern von Abfällen .
dürftige und nicht überwachungsbedürftige Abfälle).
Folgende Grundsätze sind festgelegt (Bild 1): Sie sind alle anderen Abfälle, deren Entsorgung für
1. Abfälle sind zu vermeiden bzw. zu verringern. den Abfallerzeuger und Betörderer nicht nachweis-
2. Abfälle sind zu verwerten, soweit es möglich ist. pflichtig ist. Der Entsorger kann jedoch durch die zu-
ständige Behörde verpflichtet werden, die ordnungs-
3. Abfälle sind getrennt zu sortieren und zu entsor-
gemäße Entsorgung in Registern (Nachweisbüchern)
gen, wo Vermeidung und Verwertung nicht mög-
lich ist. zu führen.

Abfallverzeichnisverordnung (A VV)
zu vermeiden Diese Verordnung legt für die einzelnen Abfallarten
Abfall ist Resourcen schonen
die Abfallbezeichnung mithilfe von sechsstelligen
II z.B. kein unnützes Verpackungsmaterial

Abfallschlüsselnummern europaweit fest. Die gefähr-


zu verwerten
wenn nicht möglich stofflich, z.B. Recyceling oder lichen Abfälle sind durch ein Sternchen (*) hinter der
II energetisch, z.B. Wänneerzeugung
Abfallschlüssel nummer gekennzeichnet (Tabelle 1).
zu beseitigen
wenn nicht möglich Endlagerung
II z.B. Sandfangrückstände

Bild 1: Grundsätze der Abfallgesetzgebung

Das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz unter-


scheidet zwei Abfallarten (Bild 2) .

j--1 Abfallarten

Abfälle zur Verwertung Abfälle zur Beseitigung


Gefährliche Abfälle Gefährliche Abfälle
z.B. Altöl bekannter
Herkunft, Bremsflüssig-
z.B. Sandfanginhalte,
ÖI -Wassergemische I
keit, Kühlmittel aus derTeilereinigung
Nicht gefährliche Abfälle Nicht gefährliche Abfälle
z.B. Metallschrott, Altglas, z.B. Hausmül lähnlicher Nachweisverordnung (NachwV, Bild 1, Seite 43)
Altreifen, Altpapier Gewerbeabfall Sie regelt die ordnungsgemäße Entsorgung gefähr-
licher Abfälle.
Bild 2: Einteilung der Abfallarten nach dem Abfallgesetz
Entsorgungsnachweis im Grundverfahren. Er besteht
aus
Abfälle zur Verwertung. Sie sind Abfälle, die wieder-
verwertet und dadurch in den Wirtschaftskreislauf zu- • der Verantwortlichen Erklärung des Abfallerzeu-
rückgeführt werden . gers einschließlich der Deklarationsanalyse,
Neben der stofflichen Nutzung durch Recycling be- • der Annahmeerklärung des Entsorgers und
deutet Verwertung auch energetische Nutzung . Dabei • der Bestätigung der zuständigen Behörde über die
werden die Abfälle gemeinwohlverträglich verbrannt Zulässigkeit des Entsorgungsweges.
und die entstehende Wärme selbst genutzt oder an Privilegiertes Verfahren. Es ist ein Verfahren , bei
Dritte abgegeben . dem der Abfallentsorgerein behördlich anerkannter
A bfälle zur Beseitigung . Sie sind Abfälle, die nicht Entsorgungsfachbetrieb ist. Eine Bestätigung der zu-
verwertet werd en können . Sie müssen gemeinwohl- ständigen Behörde über die ordnungsgemäße Ent-
verträglich beseitigt werden . sorgung entfällt.
2 Umweltschutz, Arbeitsschutz im Betrieb 43

vorschriftsmäßig gelagert. Dieses Altöl ist der Ge-


~ GefihrlicheAbfille ~ fahrklasse A 111 zugeordnet (gilt für Flüssigkeiten mit


einem Flammpunkt über 55 oc bis 100 °C) .
[ Insgesamt> 2t/Jahr I I Insgesamt < 2 t/Jahr] Altöle unbekannter Herkunft sind alle Altöle, die vom
Selbstwechsler in der Kfz-Werkstatt, an der Tankstel-

'J l
I jährlich< 20tjeAS Jl •
( jährlich> 20t je AS I
le oder an allen Altölannahmesteilen abgegeben
werden. Hier kann nicht ausgeschlossen werden,

~
dass diese Altöle mit Benzin, Lösemittel, Bremsflüs-

'
sigkeit usw. verunreinigt sind. Sie gehören deshalb
Vorab- Entsorgung im Grundver- zur Gefahrklasse AI (gilt für Flüssigkeiten mit einem
Sammel-
kontrolle entsorgungs- fahren bzw. bei Entsor- Flammpunkt unter 21 °C) (Bild 2) .
nachweis
gungsfachbetrieben im
privilegierten Verfahren
Altöle bekannter und unbekannter Herkunft
~ ~ dürfen in keinem Fall gemischt werden.

Verbleibs- Übernahme- Die Altölverordnung legt auch fest, welche Altöle wie-
für Erzeuger:
kontrolle Begleit- schein bei
Ubern ahme- der aufbereitet werden dürfen . Altöle mit einem PCB-
scheine der Sammel-
schein
entsorgung Anteil (Polychlorierte Biphenyle) ab 20 mg je kg oder

~
einem Halogenanteil ab 2 g je kg dürfen nicht aufbe-
i i reitet werden. Sie werden beseitigt, d.h. ggf. bei ho-
Register ja
II ja
I ja I hen Temperaturen gemeinwohlverträglich verbrannt.

AS = Abfallschlüsselnummer Altöl bekannter Herkunft Altöl unbekannter Herkunft


AIII AI
Bild 1: Entsorgungsnachweise nach der
Nachweisverordnung (NachwV)

Sammelentsorgungsnachweis. Bei diesem Verfahren


muss der Abfallsammler den Sammelentsorgungs-
nachweis in Form eines Übernahmescheins (gelb)
führen. Der Einsammler bescheinigt dem ursprüng-
Bild 2: Einteilung der Altöle nach der Altölverordnung
lichen Abfallerzeuger mit dem Übernahmeschein
(weiß), dass er die Abfälle zur weiteren Entsorgung Wasserhaushaltsgesetz (WHG)
übernommen hat. Allerdings darf bei diesem Verfah- Es ist die Grundlage aller Gesetze und Verordnungen
ren die angefallene Menge 20 t je Abfallschlüssel und zum Schutze des Wassers. Das Wasserhaushalts-
Kalenderjahr je Kfz-Betrieb nicht überschreiten . gesetz regelt die Benutzung (Bewirtschaftung) von
Begleitscheinverfahren. Es wird für gefährliche oberirdischen Gewässern, Küstengewässern und des
Abfälle mit mehr als 20 t pro Jahr je Abfallschlüs- Grundwassers. Wo Abfälle mit gefährlichen Schad-
selnummer zwingend vorgeschrieben. Bei dessen stoffen anfallen, müssen diese nach dem Stand der
Durchführung ist vom Abfallerzeuger, Abfallbetör- Technik vor ihrer Einleitung in ein öffentliches Ge-
derer und vom Abfallbeseitigerauf einzelnen, farbig wässer oder in die Kanalisation gereinigt werden .
gekennzeichneten Formularen u.a. eine Klassifizie- Wassergefährdende Stoffe
rung des gefährlichen Abfalls mit Abfallbezeichnung
Es sind alle festen, flüssigen und gasförmigen
u nd Abfallschlüssel vorzunehmen und deren Rich-
Stoffe, die die physikalische, chemische oder bio-
tig keit mit der Unterschrift zu bestätigen.
logische Eigenschaft von Gewässern nachteilig
Bestimmte Formulare werden der zuständigen Be- beeinflussen.
hö rde zugesandt, andere im Register der Beteiligten
aufbewahrt. Wassergefährdungsklassen (WGK, Tabelle 1)
Register. Sie sind die Sammlung aller schriftlichen Sie kennzeichnen, wie stark verschiedene Stoffe das
Nachweise, wie Übernahmescheine, Begleitscheine, Wasser gefährden.
die jeder am Entsorgungsweg Beteiligte 3 Jahre auf-
bewahren muss. Ab 1.4.2010 müssen die Register Tabelle1: >~i!il1c'Ji~

elektronisch geführt werden . stark wassergefährdende Stoffe (WGK 3)


z.B. Altöl, Schmieröle, Lösemittel, Ottokraftstoffe
Altölverordnung (AitöiV).
wassergefährdende Stoffe (WGK 2)
Altöle bekannter Herkunft sind z.B. Motoren- und z.B. Bremsflüssigkeit, Dieselkraftstoffe, Heizöl
Getriebeöle, die beim ordnungsgemäßen Ölwechsel
in der Kfz-Werkstatt oder an der Tankstelle anfallen. schwach wassergefährdende Stoffe (WGK 1)
z.B. Batteriesäure, Kühlflüssigkeit, Petroleum
Sie werden in einem dafür vorgesehenen Behälter
44 2 Umweltschutz, Arbeitsschutz im Betrieb

Vorschriften für den Kfz-Betrieb. Es müssen spezielle Nicht behandlungsbedürftiges Abwasser


Lagervorschriften eingehalten werden. z.B. müssen Es kann ohne Vorbehandlung in die Kanalisation


alte, gefüllte Batterien in Kunststoffwannen, Altfar- oder in ein Oberflächengewässer eingeleitet wer-
ben, Altlacke in Metallbehältern oder Spannringfäs- den (Bild 1).
sern, Altöl bekannter Herkunft in doppelwandigen,
verschließbaren Behältern aufbewahrt werden. Chemikaliengesetz
Es kennzeichnet die Eigenschaften von gefäh r-
Anfallendes Abwasser wird in behandlungsbedürf- lichen Stoffen oder Zubereitungen , die geeignet
tiges und nicht behandlungsbedürftiges Abwasser sind, die menschliche Gesundheit und die Umwelt
eingeteilt (Bild 1). zu gefährden(Tabelle 1).

Tabelle 3: -~ .von pfihrliehen


I Abwasser im Kfz-Betrieb j Stofinund~naeh
dem Chemikaliengesetz
• explosionsgefährlich • reizend
behandlungsbedürftiges Abwasser • brandfördernd • sensibilisierend
- z.B. gewerbliches Schmutzwasser, belastetes
Regenwasser von Nutzflächen im Kfz-Betrieb • hochentzündli ch • krebserzeugend
• leichtentzündlich • fru chtschädigend
• entzündlich • erbgutverändernd
nicht behandlungsbedürftiges Abwasser
- • sehr giftig • chronisch schädigende
z.B. unbelastetes Regenwasser vom Dach,
häusliches Schmutzwasser Eigenschaften
• giftig
besitzend
• mindergiftig
• umweltgefährlich
Bild 1: Einteilung der Abwässer
• ätzend

Behandlungsbedürftiges Abwasser kann mit Mine-


ralölen, Kraftstoffen, Reinigungsmitteln und Fest- Gefahrstoffverordnung (GefstoffV)
stoffen wie Metallspänen, Lackpartikeln, Schmutz- Sie regelt den Umgang mit gefährlichen Stoffen .
teilchen usw. verunreinigt sein. Bevor es in die Gefahrstoffe sind z.B. Pinselreiniger, Lösemittel,
Kanalisation oder in ein Oberflächengewässer ein- Kraftstoffe, Säuren.
geleitet werden darf, muss es gereinigt werden. Dies
kann mithilfe eines Schlammfangs und Benzinab- Beim Umgang mit Gefahrstoffen ist folgendes zu
scheiders (Bild 2) erfolgen . beachten:
• Gefahrstoffe sind zu kennzeichnen.
• Gefahrstoffe sind vorschriftsmäßig zu gebrauchen .
• Gefahrstoffe sind vorschriftsmäßig zu lagern.
• Behältnisse, in denen Gefahrstoffe gelagert wer-
den, dürfen nicht mit Behältnissen für Lebensmit-
tel verwechselt werden können .
• Kein Lösemittel in Getränkeflaschen aufbewahren.
Schlamm-
fang schematische Darstellung • Gefahrstoffe sind für Betriebsfremde und Unbe-
eines Benzinabscheiders fugte unzugänglich aufzubewahren und unter Ve r-
mit Schlammfang:
Schlammfangsedim ent schluss zu halten.
1 Einlauf, 2 Abscheidekamm er, 3 Schwimmerkammer,
4 Auslauf, 5 Schwimmer, 6 Ventilteller, 7 Ventilsitz,
8 Schwimmerkammerdeckel, 9 Deckel
2.1.3 Altautoentsorgung
Bild 2 : Schlammfang und Benzinabscheider
Altautoverordnung (AitautoV)
Im Schlammfang sollen sich die im Abwasser ent- Legt ein Fahrzeughalter sein Fahrzeug endgültig still,
haltenen Feststoffe absetzen , während im Benzinab- so muss er gegenüber der Zulassungsstelle nach-
scheider die leichteren Flüssigkeiten, wie Öle, Ben- weisen, was mit dem Fahrzeug geschehen ist. Die
zine, aufgrund ihrer geringeren Dichte vom Wasser dazu erforderlichen Vorschriften sind in der Altauto V
getrennt we rden können. festgelegt.
2 Umweltschutz, Arbeitsschutz im Betrieb 45

Folgende Inhalte der Altautoverordnung sind für die • Aufbau und Ausbau einer flächendeckenden In-
Stilllegung wichtig: frastruktur zur Rücknahme und Verwertung von
• Der Letzthalter muss einen Verwertungsnachweis Altautos sowie der Altteile aus der Pkw-Reparatur.
(Formularfarbe rot) bei endgültiger Stilllegung • Umweltverträgliche Behandlung der Altautos
und Verwertung des Altautos der Zulassungsstelle durch Trockenlegung und Demontage.
vorlegen (Bild 1). • Verminderung der zu beseitigenden Abfälle aus
• Altautos müssen vom Letzthalter bei einer an- Altautos durch Wiederverwertung und Einsatz re-
erkannten Annahmesteile oder bei einem aner- cyclebarer Werkstoffe.
kannten Verwertungsbetrieb abgegeben werden. • Rücknahme aller Altautos vom jeweiligen Fahr-
Diese Stellen händigen dem Letzthalter einen Ver- zeughersteller. Sie werden kostenlos zurückge-
wertungsnachweis aus. nommen, wenn sie vor dem 1. April 1998 in den
• Die Annahme von Altautos und Aushändigung Verkehr gebracht wurden und nicht älter als 12
des Verwertungsnachweises kann auch durch Jahre sind .
eine anerkannte Annahmesteile im Auftrag eines
Endgültige Stilllegung eines Altautos durch Ver-
Verwertungsbetriebs erfolgen . wertung. Der Letzthalter übergibt sein Altauto einer
• Die Anerkennung von Kfz-Betrieben als Annahme- anerkannten Annahmesteile bzw. einem Verwer-
stellen für Altautos wird durch die zuständige Kfz- tungsbetrieb zur endgültigen Stilllegung. Die An-
Innung ausgesprochen. nahmestelle händigt den Verwertungsnachweis im
• Legt der Letzthalter sein Altauto still, ohne es der Auftrag und im Namen des nachgeschalteten Ver-
Verwertung zuzuführen, muss er eine Verbleibser- wertungsbetriebs an den Letzthalter aus. Mit diesem
klärung (Formularfarbe braun) über das Fahrzeug Nachweis kann er das Fahrzeug bei der Zulassungs-
vorlegen . Dies ist dann erforderlich, wenn der Pkw stelle endgültig stilllegen. Das Altauto wird zum Ent-
z.B. als Sammlerstück oder aufgrund einer lang- sorger weitergeleitet (Bild 1).
wierigen Reparatur im Besitz des Halters verbleibt
(Bild 1).
Freiwillige Selbstverpflichtung (FSV) 2.1.4 Recycling
Sie ist ein Abkommen zwischen dem Gesetzgeber
und 16 Wirtschaftsverbänden auf freiwilliger, ko- Viele Stoffe, die im Kraftfahrzeug verarbeitet sind,
operativer Grundlage, um eine ordnungsgemäße stellen einen großen wirtschaftlichen Wert dar, der
und umweltgerechte Entsorgung der Altautos zu in den Produktionskreislauf zurückgeführt werden
gewährleisten. kann. Dadurch werden die Kosten für die Produktion
Die Freiwillige Selbstverpflichtung beinhaltet neben von neuen Fahrzeugen und für die Abfallentsorgung
anderen folgende Punkte: vermindert (Tabelle 1, Seite 46).

Endgültige Stilllegung Endgültige Stilllegung

• Aufbewahrung •Verwertung
(.. Oldtimer")
• Langwierige
Reparatur
• Vorübergehende
Stilllegung ohne
erneute
Anmeldung Auto

\ Verbleibs·
.,..l
erklärung

Verwertungsnachweis
Verbleibserklärung
Zulassungsstelle

Ordnungsbehörde
• Verwertungs·
nachweis

Verwertungs-
nachweis

I
Altauto
-1_ _.....;";;;;,;.;;.__......,
_ Anerkannte Annahmestelle

Altauto

Anerkannter Verwerterbetrieb J

evtl. Ordnungswidrig- Anerkannter Entsorger


keiten-Verfahren (z. B . Schre d de rb etrieb )

J Verbleibserklärung • Verwertungsnachweis

Bild 1 : Endgültige Stilllegung eines Altautos


46 2 Umweltschutz, Arbeitsschutz im Betrieb

granulataufbereitet werden, das dann zu Spritzguss-


teilen weiterverarbeitet wird. Die Batteriesäure wird


gereinigt und wiederverwendet, während aus den
Bleiplatten das Metall wiedergewonnen wird. Im Be-
reich der Abwasserwirtschaft eines Kfz-Betriebs kann
Waschwasser für Autowaschstraßen durch eine Re-
Kunststoffe 8%
cyclinganlage wiederaufbereitet werden und zum
Glas 3% größten Teil wieder als Brauchwasser in den Wasch-
Aluminium 3% prozess zurückgeführt werden.
Beim Kat-Recycling wird der Altkatalysator zunächst
Kupfer, Zink, Blei 2%
entmantelt. Durch Raffination des Keramikkörpers
andere NE-Metalle 1% oder Keramikbruchs werden die Edelmetalle (Pla-
tin, Rhodium) in hochreiner Form wiedergewonnen.
Die Keramikschlacke wird in der Bau- und Hüttenin-
So werden z.B. Altreifen durch Kalt- bzw. Warmvul- dustrie als Zuschlagsstoff eingesetzt, w ährend der
kanisieren runderneuert oder sie werden zerkleinert, Stahlschrott gesammelt und wieder eingeschmol-
das Cordgewebe wird zu Lärmschutzmatten, der zen wird.
Gummi zu Straßenbelägen verarbeitet. Kühlflüs- Kunststoffteile werden von Fahrzeugherstellern ge-
sigkeit, Bremsflüssigkeit wird gereinigt und wieder kennzeichnet, damit sie sortenrein gesammelt wie-
aufbereitet. Batteriegehäuse können zu Kunststoff- derverwertet werden können (Bild 1).

ABS,ASA

Bild 1: Recyclingfähige Kunststoffteile im Kraftfahrzeug

WIEDERHOLUNGSFRAGEN

1 Welche Gesetze beinhaltet das Umweltrecht? 5 ln welche Wassergefährdungsklassen werden


2 Welche 3 Abfallarten unterscheidet das Schadstoffe eingeteilt?
Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz? 6 Welche Inhalte legt die Altautoverordnung fest?
3 Wodurch wird das sortenreine Sammeln von 7 Welcher Unterschied besteht zwischen
Kfz-Teilen aus Kunststoff vereinfacht? einem Verwertungsnachweis und einer
4 Wodurch sind Sonderabfälle nach der Verbleibserklärung?
Abfallbestimmungsverordnung gekennzeichnet? 8 Wie wird ein Katalysator verwertet?
2 Umweltschutz, Arbeitsschutz im Betrieb 47

2.2 Arbeitsschutz und Unfall- Damit darf eine Werkzeugmaschine innerhalb der
EU nur in Betrieb genommen werden, wenn sie
verhütung


diesen technischen Vorschriften genügt und ein CE-
Prüfsiegel trägt.
2.2.1 Grundsätze des Arbeitsschutzes
Somit wurde das Risiko teilweise vom Arbeitgeber
Unter Arbeitsschutz versteht man Maßnahmen , auf den Hersteller der Maschine übertragen.
Mittel und Methoden zum Schutz der Beschäf- Da im Laufe des Einsatzes Veränderungen, Verschleiß
tigten vor arbeitsbedingten Sicherheits- und Ge- und Schäden an der Maschine auftreten können, für
sundheitsgefährdungen . Die angestrebten Ziele die nicht mehr der Hersteller, sondern der Setreiber
sind die Verhütung von Unfällen und der Schutz verantwortlich gemacht werden kann, muss diese
der Arbeitnehmer. Maschine in regelmäßigen Abständen überprüft wer-
den . Dies übernimmt in bestimmten Fällen z.B. der
Die rechtlichen Grundlagen für den Arbeitsschutz in TÜV, die Berufsgenossenschaft oder die Herstellerfir-
Deutschland werden durch europäisches Recht stark ma im Rahmen eines Wartungsvertrages.
beeinflusst. Die wichtigsten nationalen Gesetze sind : Viele Bereiche müssen jedoch vom Arbeitgeber
• Arbeitsschutzgesetz mit seinen Verordnungen. überwacht werden. Um auch Nicht-Sicherheits-
z.B. - Arbeitsstättenverordnung . Beschreibt die fachkräfte in die Lage zu versetzen, Arbeitsbereiche,
Anforderungen an Arbeitsplätze. Maschinen, .. . sachgerecht zu überprüfen, wurden
- Betriebssicherheitsverordnung . Regelt die unter anderem von den Berufsgenossenschaften
Prüflisten erarbeitet. Mit deren Hilfe kann der Arbeit-
Bereitstellung von Arbeitsmitteln sowie
den Betrieb von überwachungsbedürfti- geber bzw. der von ihm Beauftragte Sicherheits-
mängel erkennen . Diese erkannten Mängel müssen
gen Anlagen .
zwingend beseitigt werden, da sie eine Gefahr für
- Bildschirmarbeitsverordnung. Regelt Ge-
die Beschäftigten darstellen .
sundheitsschutz bei der Bildschirmarbeit
Sind all diese Mängel abgestellt. kann immer noch
- Lärm - und Vibrations-Arbeitsschutzver- nicht davo n ausgegangen w erden, dass kein Un-
ordnung. Regelt z.B. Maßnahmen zum Ge- fall mehr passiert. Ein gewisses Restrisiko bleibt
hörschutz. bestehen . Vom Arbeitgeber wird verlangt, dieses
• Geräte- und Produktsicherheitsgesetz mit seinen Restrisiko zu analysieren und Maßnahmen zur Re-
Verordnungen. duzierung zu ergreifen . Dies geschieht in Form einer
z.B. - Maschinenverordnung . Regelt die Bereit- Gefährdungsbeurteilung .
stellung und die Inbetriebnahme von Ma-
schinen und Geräten.
2.2.2 Gefährdungsbeurteilung
- Explosionsschutzverordnung . Regelt z.B.
Sicherheits- und Kontrolleinri chtungen für
Sinn einer Gefährdungsbeurteilung ist alle mög-
explosionsgefährdete Bereiche und Ge-
lichen auf den Beschäftigten einwirkenden Ge-
räte.
fährdungen zu erfassen und Maßnahmen zu er-
• Chemikaliengesetz mit seinen Verordnungen . greifen , um eine tatsächliche Gefährdung oder
z.B. - Gefahrstoffverordnung. Regelt z.B. die gesundheitliche Schäden zu vermeiden.
Lagerung von Gefahrstoffen und den Um-
gang mit ihnen . Eine Gefährdungsbeurteilung ist vom Arbeitge-
ber zu erstellen. Dieser kann die Erstellung der Ge-
Nach § 4 Absatz 1, Arbeitsschutzgesetz ist die fährdungsbeurteilung einem Fachverantwortlichen
Arbeit vom Arbeitgeber so zu gestalten, dass übertragen. Besitzt der Betrieb mehr als zehn Be-
eine Gefährdung für Leben und Gesundheit des schäftigte, ist die Gefährdungsbeurteilung zu doku-
Arbeitnehmers möglichst vermieden und die mentieren .
verbleibende Gefährdung möglichst gering ge- Nach Arbeitsschutzgesetz § 5, Absatz 3 können Ge-
halten wird. fährdungen sich insbesondere ergeben durch ...
Verteilung des Risikos. Danach wäre der Arbeitge- • ... die Gestaltung und die Einrichtung der Arbeits-
ber der alleinige Verantwortliche z. B. für den Betrieb stätte und des Arbeitsplatzes
einer Hebebühne. • ... physikalische, chemische und biologische Ein-
Um das Risiko für den Arbeitgeber zu verringern , wirkungen,
wurde eine Vielzahl von Verordnungen, techni- • ... die Gestaltung, die Auswahl und den Einsatz
schen Normen, Vorschriften und Regeln geschaf- von Arbeitsmitteln, insbesondere von Arbeits-
fen , die Ausstattung , Aufbau , Sicherheitseinrich - stoffen, Maschinen, Geräten und Anlagen sowie
tungen, ... einer solchen Hebebühne vorschreiben. deren Umgang damit,
48 2 Umweltschutz, Arbeitsschutz im Betrieb

• ... die Gestaltung von Arbeits- und Fertigungsver-


fahren, Arbeitsabläufen und Arbeitszeit und deren


Autohaus Europa
Zusammenwirken, München
• ... unzureichende Qualifikation und Unterweisung
der Beschäftigten. Brandschutzordnung
nach DIN 14 096- A
Maßnahmen auf Grund von Gefährdungen am Brände verhüten
Arbeitsplatz Rauchverbote und Verbot zum Umgang mit
offenem Feuer in den gekennzeichneten
Erstellung eines Flucht- und Rettungsplanes. Er be- Bereichen beadlten!

steht nach Brandschutzordnung aus den Teilen A, B, Verhalten im Brandfall


C und ist nach DIN 14096 zu erstellen. in ihm wird Ruhe bewahren
das Verhalten im Brandfall und die eventuell nötige Brand melden
Feueralarm über Druckknopfmelder auslösen.
Evakuierung des Gebäudes oder des Geländes ge- Alann w ird automatisch an die Feuerwehr weitergeleitet
regelt. Feuerwehr über Notruf 'ii' 0112 alarmieren !
Inhalt der Meldung:
Teil A (Bild 1) wendet sich an alle im Betrieb befind- Wer meldet?
lichen Personen; speziell auch an Besucher oder Was ist passiert?
Wo ist etwas passiert?
Personen, die nur selten im Haus sind . in ihm wird W ie viele Personen sind betroffen/verletzt ?
Warten auf Rückfragen!
das Verhalten im Brandfall geregelt. Dieser Teil wird
meist durch einen Übersichtsplan ergänzt, in dem ...,.,_ _ ln Sicherheit bringen
Gefährdete Personen mitnehm en
Flucht- und Rettungswege sowie Erste-Hilfe-Einrich- Hi lfsbedürftigen Personen helfen
Tü ren schließen
tungen eingezeichnet sind. Teil A muss für alle im • Gekennzeichneten Rettungswegen folgen
Haus befindlichen Personen deutlich sichtbar ausge- Keine Aufzüge benutzen
Anweisungen der Brandschutzhelfer/Feuerwehr befolgen
hängt werden.
TeilBist vor allem für die Mitarbeiter des Betriebes Sammel pu n kt ~~~~~~~aufsuchen

gedacht. Er enthält wichtige Regeln zur Verhinde- Löschversuche unternehmen


rung der Brand- und Rauchausbreitung, zur Freihal- Feuerlöscher benutzen, Eigensicherung beachten
Möglichst mehrere Handfeuerlöscher gleichzeitig
tung der Flucht- und Rettungswege und weitere Re- einsetzen
geln, die das Verhalten im Brandfall betreffen.
Teil B ist allen Mitarbeitern in schriftlicher Form aus-
zuh ändigen. Bild 1: TeilAder Brandschutzordnung
Teil C wendet sich an die Personen des Betriebes,
d ie mit Brandschutzaufgaben betraut sind (Fach- in diesem Teil wird dieser Personenkreis mit der
kraft für Arbeitssicherheit, Sicherheitsbeauftragter, Durchführung von vorbeugenden brandschutz-
Brandschutzbeauftragter, Brandschutzwart u.a.). technischen Maßnahmen betraut.

1. 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6


Mechanische
Gefährdung
Bt] ungeschützt
bewegte
Maschinenteile
Tei le mit gefähr·
Iichen Oberflächen
bewegte Transport·
mittel, bewegte
Arbeitsmittel
unkentreliiert
bewegte Teile
Sturz auf der Ebene, Abstu rz
Ausrutschen,
Stolpern, Umknicken,
Fehltreten
2.
Elektrische
Gefährdung
3.
rn 2.1
gefährliche
Körperströme
3.1
2.2
Lichtbögen

3.2 3.3 3.4 3.5 3.6

Gefahrstoffe
~ Gase Dämpfe Aerosole Flüssigkeiten Feststoffe durchgehende
Reaktionen

5. 5.1 5.2 5.3 5.4


Brand- und
Explosions-
gefährdung
[!] Brandgefährdung
durch Feststoffe,
Flüssigkeiten, Gase
explosionsfähige
A tmosphä re
Explosivstoffe elektrostatische
Aufladungen

7. 7.1 7.2 7.3 7.4 7.7


Gefährdung durch
spezielle physika- 1(~)1 Lärm Ultraschall,
Infraschall
Ganzkörper-
Schw i ngungen
Hand-Arm-
Schw i ngungen
II elektromagnetische
Felder
I
lische Einwirkungen
8. 8.1 8.2 8.3

~
Gefährdung durch Klima Beleuchtung Raum bedarf/
Arbeitsumgebungs- Verkehrswege
bedingungen
9. 9.1 9.2 9.3 9.4

~
Physische schw ere einseit ige Haltungsa rbeit/ Kombi nation aus
Belastung/ dynamische Arbeit dynamische Arbeit Haltearbeit statischer und
Arbeitsschwere dynamischer Arbeit

Bild 2: Auszug aus der Klassifikation von Gefährdungsfaktoren


2 Umweltschutz, Arbeitsschutz im Betrieb 49

Analyse des Arbeitsbereiches oder eines konkreten Grundlage für die Bewertung des Restrisikos sind
Arbeitsplatzes (Bild 2, Seite 48). Dafür haben die die Sicherheitsdatenblätter, die jeder Hersteller
deutschen Berufsgenossenschaften und Unfallkas- eines Gefahrstoffes zur Verfügung stellen muss. Aus
sen eine Klassifikation möglicher Gefährdungen er- ihnen sind die jeweiligen, tatsächlichen Gefährdun- -
stellt. Diese ist allgemein gültig. gen abzuleiten. Bei der Einschätzung des Restrisikos ~
Auf einen Arbeitsplatz wird nur ein Tei l dieser Ge- müssen neben der Gefährlichkeit des Stoffes vor al-
fährdungen zutreffen. Für die tatsächlich zutreffen- lem die Häufigkeit der Verwendung und die verwen-
den Gefährdungen muss eine Risikobewertung deten Mengen berücksichtigt werden. Diese Fakto-
durchgeführt werden. ln ihr sind sowohl die Wahr- ren bestimmen hauptsächlich die zu ergreifenden
scheinlichkeit als auch die Folgen eines möglichen Schutzmaßnahmen.
Unfalls abzuschätzen. Für jeden vorhandenen gefährlichen Stoff ist darü-
Entsprechend der Risikobeurteilung müssen Maß- ber hinaus eine Betriebsanweisung zu erstellen.
nahmen getroffen werden, um Unfälle zu vermei- Arbeitsmaschinen. Arbeitsmaschinen, von denen
den. Die zu treffenden Maßnahmen können techni- ein erhöhtes Gefährdungspotenzial ausgeht, z.B.
scher, organisatorischer oder personenbezogener Schleifmasch inen, müssen eigens öewertet wer-
Art sein. Schließlich muss überwacht werden, ob die den. Für sie stellen Berufsgenossenschaften Check-
Maßnahmen, die das Restrisiko verringern sollen, listen bereit, damit der Arbeitnehmer die Maschine
auch getroffen werden. auf sicherheitsrelevante Mängel kontrollieren kann.
Für häufig vorkommende Berufe, Arbeitsplätze und Zusätzlich müssen Betriebsanweisungen erstellt
Tätigkeiten haben Berufsgenossenschaften Formu- werden. ln ihnen wird detailliert auf Gefahren,
lare entworfen, die mit geringem Aufwand bearbei- Schutzmaßnahmen und Verhaltensregeln eingegan-
tet werden könn en (Bild 1). gen.
Maßnahmen auf Grund von Arbeitsmitteln
Maßnahmen auf Grund unzureichender
Gefahrstoffe. Als Gefahrstoffe werden all die Stoffe
Qualifikation
oo-z,~.idmet, deren Verpackungen vom Hersteller mit
mindestens einem Gefahrensymbol gekennzeichnet Unterweisungen. Sie dienen dazu, den Arbeitneh-
sind. mer in die korrekte Durchführung seiner Arbeit ein-
zuweisen und ihn auf die damit verbundenen Gefah-
Alle gefährlichen Stoffe eines Betriebes müssen in
ren und Sicherheitsrisiken hinzuweisen.
einem Übersichtsblatt erfasst w erden. Darin sind
unter anderem die Art des Gefahrstoffes, die vorhan- Regeln für Unterweisungen:
dene Menge, der Lagerort, .. . und mögliche H- und • Die Gesamtverantwortung für durchzuführende
P-Sätze (siehe 2.2.5 H-und P-Sätze*) aufzuführen. Unterweisungen hat der Unternehmer. Die Unter-

Arbeit sbereich: Kfz-Werkst att AutohausEuropa


Berufsgruppe: Kfz-M echatron iker
Tatig keit: Batteri eservice Verantwo rtli che Person:

Risiko Bea.... Tennin w irksam


Information Ennittelte Gefährdungen und deren Beschreibung ~~ Maßnahmen beiter/ f - -
G M K Berater E~edigt ja nein
BGI808 D Explosionsgefahr durch Entstehen exp losio n s~ DD D 0 Laderäu m e mit ausreichender Be- und Entlüftung D D
fä higer Gemische (Knallgas) (Ouerlüftung)
D Begrenzu ng der Ladespannung nach Hersteller- D D
angaben um Batterien nicht zu überladen
D Rauchverbot D D
D .. D D
BGR 157 0 Gefährdung durch Lichtbogen DD D D Einsatz sicherer Ladegeräte m it Ein- und Ausschaltern D D
D Starthilfekabel in richtiger Reihenfolge an- und abklemmen D D
D nu r isoliertes Werkzeug benutzen D D
D .. D D
BGR 192 D Verätzung durch Säuren DD D D Säureheber, Ballonkipper aus bruchfestem M aterial D D
BG-7.3.31 verwenden
D geeignete persönliche Schutzausrüstung (Gesichtsschutz, D D
Schutzbrille, säurefeste Handschuhe und Schürze) verwenden
DEinrichtu ngen zur ersten Hilfe bereitstel len D D
D .. D D
D Gesundheits- und U mweltgefahren durch Aus- DD D D Verwendung einer Schadstoffbox für Altbatterien D D
laufen von Batteriesäure D Lagerung von Batteriesäure in gefliesten Bereichen, D D
Räum en mit Bodenahdichtung oder Wannen
0 ..................... D D
D .. DD DD .. D D

Bild 1: Beispiel für Formular zur Gefährdungsbeurteilung

* H eng I. Hazard = Gefahr und P eng I. Precautionary =Vorsicht


50 2 Umweltschutz, Arbeitsschutz im Betrieb

weisung selbst kann allerdings von jedem Vorge- Arbeiten an ...


setzten in dessen Verantwortungsbereich durch- • .. . Klimaanlagen


geführt werden. • ... elektro-hydraulischen Bremsen
• Unterweisungen müssen mindestens einmal jähr- • ... pyrotechnischen Systemen
lich stattfinden. Allerdings empfiehlt es sich vor • ... Hoch-Volt-Systemen.
jeder neuen Tätigkeit oder beim Erkennen unsi-
cheren Verhaltens seitens des Arbeitnehmers zu-
sätzliche Unterweisungen durchzuführen . 2 2.3 Sicherheitsmaßnahmen
• Grundsätzlich gilt dabei, dass die Unterweisung in
Sicherheitsmaßnahmen können technischer,
einer für den/die Mitarbeiter/in verständlichen Art
organisatorischer oder personenbezogener Art
und Weise durchgeführt werden muss. Es reicht
sein. Dabei sind stets technische Maßnahmen
nicht aus, Informationen in schriftlicher Form wei-
vorzuziehen. Personenbezogene Maßnahmen
terzugeben. Wichtige Inhalte der Unterweisung,
sollten nur in Ausnahmefällen gewählt werden.
wie z.B. .,Welche Gefahren drohen?" oder .,Wel-
che Schutzmaßnahmen können getroffen wer- • Beispiele für technische Maßnahmen:
den?" müssen ausführlich erklärt werden.
-Vermeiden der Gefahr durch Zuführen von Ver-
• Nach Durchführung der Unterweisung ist der ln- sorgungsleitungen von der Decke anstatt über
halt der Unterweisung sowie der Zeitpunkt der den Fußboden
Durchführung vom Unterwiesenen schriftlich zu
-Trennung von Mensch und Gefahr durch Kapse-
bestätigen.
lung einer gefährlichen Maschine
-Ersetzen gefährlicher Stoffe durch ungefährliche
Betriebsanweisungen. Im Gegensatz zu Arbeitsan- (Substitution)
weisungen dienen Betriebsanweisungen allein dazu, • Beispiele für organisatorische Maßnahmen:
auf Gefahren hinzuweisen und Schutzmaßnahmen
-Anbringen von entsprechenden Warnzeichen
aufzuzeigen.
- Zugangskontrollen zu gefährlichen Bereichen
ln den Vorlagen der Berufsgenossenschaften fin-
den sich folgende Inhalte und folgender Aufbau: • Beispiele für personenbezogene Maßnahmen:
- Zuteilung persönlicher Schutzausrüstung
1. Anwendungsbereich
- Unterweisungen, Schulungen
2. Gefahren für Mensch und Umwelt
3. Schutzmaßnahmen und Verhaltensregeln
4. Verhalten bei Störungen 2.2.4 Sicherheitszeichen
5. Verhalten bei Unfällen, Erste Hilfe Sie sollen die Sicherheit am Arbeitsplatz erhöhen. Es
6. Sachgerechte Entsorgung/lnstandhaltung werden Gebots-, Verbots-, Warn-, Rettungs- und Ge-
fahrstoffzeichen verwendet.
Zur leichteren Unterscheidung werden bei der Ge-
staltung von Betriebsanweisungen üblicherweise
folgende Farben verwendet:

grün im Gesundheitsbereich oder für biolo-


gische Arbeitsstoffe Augenschutz
tragen
Q
Schutzhei m
tragen
I>
Gehörsch utz
tragen

I I
0 () fj
rot für Gefahrstoffe

blau für Maschinen und andere technische


Anlagen Atemschutz Schutzschuhe Schutzhand-
tragen tragen schuhetrag en

Betriebsanweisungen sind im jeweiligen Arbeitsbe- Bild 1: Beispiele für Gebotszeichen


reich auszuhängen und für alle Arbeitnehmer ver-
bindlich. Gebotszeichen (Bild 1) sind rund und in den Far-
Durchführung gefährlicher Arbeiten. Arbeiten, die ben blau und weiß gehalten. Symbole zeigen die
ein besonders hohes Risiko für M ensch oder Um- gebotene Schutzmaßnahme als zwing ende Verhal-
welt beinhalten, dürfen von Personen ohne spezielle tensweise an. So muss z.B. bei Arbeiten mit dem
Qualifikation nicht ausgeführt werden. Im Arbeitsbe- Trennschleifer Augen- und Gehörschutz verwendet
reich einer Kfz-Werkstätte sind dies: werden.
2 Umweltsctiutz, Artieitssctiutz im Betrieti 51

"~" ~ @. ~,~! R;~il ~I •


verboten löschen verboten Trinken verboten für Rettung trage

~ F~' ~ ~:!!?11 gJ,l


wasser L1cht und Rauchen
verboten

Bild 1: Beispiele für Verbotszeichen


Unbefugte
verboten
nach links
y
Bild 3: Beispiele für Rettungszeichen
durch Ausgang

Verbotszeichen (Bild 1) sind runde, weißgrundi- Gefahrstoffzeichen (Bild 4). Seit dem 1. Dezember
ge Schilder, welche die verbotene Handlung als 2010 müssen Gefahrstoffe nach dem neuen GHS-
schwarzes Symbol zeigen. Ein roter Querbalken und System gekennzeichnet werden. Für Gemische gilt
rote Umrandung heben die Verbotszeichen hervor. dies erst ab 1. Juni 2015.
in Räumen, in denen sich z.B. explosive Gase bilden
können ist Feuer, offenes Licht und das Rauchen ver-
boten.

Achtung Gesundh eits- Umwelt-


Druckgasflasche schädlich gefährlich
Warnung vor Warnung vor Warnung vo r
g iftig en Stoffen explosions- feu ergefährlichen

~~~
gefä hrlichen Stoffen
Stoffen

Giftig Ex plosions- Brandfördernd


gefährlich
Warnu ng vo r Warnung vor Warnung vor
gefährli cher ätzenden Stoffen gesund heits- Bild 4: Beispiele für Gefahrstoffzeichen
elektrischer schädlichen oder
Spannung reizenden Stoffen Die neuen Gefahrstoffzeichen sind auf der Spitze
stehende quadratische Schilder mit weißem Hinter-
Bild 2: Beispiele für Warnzeichen
grund und rotem Rand. Die enthaltenen schwarzen
Piktogramme geben Hinweise auf die von den Stof-
Warnzeichen (Bild 2) sind dreieckige Schilder mit
fen ausgehenden Gefahren.
schwarzen Symbolen und schwarzer Umrandung
auf gelbem Grund. Mit Warnzeichen wird ein Um-
f eld gekennzeichnet, in dem vor einer bestimmten 2.2.5 H- und P-Sätze*
Gefahr gewarnt wird. Lagerräume, in denen z. B. ät -
Dabei handelt es sich um kurze Sicherh eitshinweise
zende Schwefelsäure für Starterbatterien gelagert
für Gefahrstoffe, die im Rahmen des global harmoni-
wird, müssen mit dem entsprechenden Warnzei-
sierten Systems zur Einstufung und Kennzeichnung
chen versehen sein.
von Chemikal ien (GHS) verwendet werden.
Rettungszeichen (Bild 3) sind rechteckige Schilder
Die H- und P-Sätze ersetzen im Rahmen der GHS-
mit weißen Symbolen auf grünem Grund. Pfeile
Kennzeichnung (gültig für Stoffe ab 1. Dezember
w eisen auf Stellen hin, an denen sich Rettungsmit-
2010 und fü r Gemische ab 1. Juni 2015) die bei der
tel, z.B. Tragen oder Verbandskäst en, befinden. Sie
EU-Kennzeichnung v erwendeten R- undS-Sätze.
kennzeichnen auch Fluchtwege und Fluchtrichtun-
gen, über die Gefahrenbereiche schnell v erl assen Die H-Sätze beschreiben Gefä hrdungen, die v o n den
werden können. chemischen Stoffen oder Zubereitungen ausgehen.
Die P-Sätze geben Sicherheitshinweise im Umgang
* H eng I. Hazard =Gefahr und P eng I. Precautionary =Vorsicht damit.
52 2 Umweltschutz, Arbeitsschutz im Betrieb

Stoffe Gefahren (Auswahl) Symbol Sicherheitsratschläge (Auswahl)


Bremsbeläge, Gesundheitsgefährdend Stäube absaugen, mit geeigneten
Kupplungsbeläge, beim Einatmen der Fein- ~eizend Mitteln binden und in gut schlie-
Schleifstäube stäube. ßenden Behältern lagern.

Lösemittel, Stoffe können beim Ein- Direkt en Kontakt mit der Haut ver-
Reinigungsmittel
für Teile
atmen und Verschlucken
zu Gesundheitsschäden
führen.
& &Minder- Leicht
meiden. Hautsch utzcreme verwen-
den. Von Zündquellen fern halten,
nicht rauch en.
giftig entzündlich

Ottokraftstoffe Explosionsfähig, hoch- Von Zündquellen fern halten, nicht


entzündlich. Giftig beim
Einatmen, Verschlucken
und Berühren mit der Haut.
Kann Krebs erzeugen.
& &
Hoch Giftig
rauchen. Dämpfe nicht einatmen. Be-
rühren mit Haut oder Augen vermei-
den. Hautschutzcreme verwenden.
Nie zu Reinigungszwecken verwen-
entzündlich
den.
Batteriesäure Wirkt ätzend auf der Direkten Hautkontakt vermeiden.
Haut und an den Augen Transportgefäße geschlossen hal-
(Erblindungsgefahr). Beim
Einatmen Reizung und
Schädigung der Schleim-
&-
Ätzend
ten. Nur Originalgefäße verwenden.
Handschu he, Schutzbrille ggf. Ge-
sicht sschutz verwenden. Für gute Be-
häute der Atemwege. und Entlüftung sorgen.
Motoröl bekannter Längeren wiederholten Hautschutzcreme verwenden. Bei Be-
und unbekannter
Herkunft,
Dieselkraftstoff,
Getriebeöle.
Hautkontakt vermeiden.
Motoröl unbekannter
Herkunft ist in die Gefahr-
klasse Al einzustufen.
& &Reizend Leicht
rührung Haut und Kleidung gründ-
lieh reinigen . Von Zündquellen fern-
halten.
entzündlich

Hohlraum-, Entzünd lich. Beim Einatmen, Von Zündquellen fernhalten. Bei der
Unterbodenschutz,
Transportkonser-
vierer, Lack, Lack-
reste, Klebstoffe.
Reizung und Entzündung
von Haut, Schleimhäuten,
Augen und Atemwege
möglich, sowie betäubende
& &
Leicht Minder-
entzündlich giftig
Arbeit für gute Lüftung sorgen. in
dicht geschlossenen Gebinden an
gut belüfteten Ort lagern. Hautschutz-
creme verwenden. Schutzhand-
Wirkung. schuhe, ggf. Schutzbrille, tragen.

Bild 1: Einstufung verschiedener Stoffe und Gemische

2.2.6 Am Arbeitsschutz beteiligte Erleiden Beschäfti gt e einen Arbeitsunfall oder er-


kranken sie an einer Berufskrankh eit, kommen die
Institutionen
Berufsgenossenschaft für Heilbehandlung, eventuell
Berufsgenossenschaften. Sie sind die Träger der ge- anfallende Rehabilitationskosten oder auch Umschu-
setzlichen Unfallversicherung . Damit sind sie für alle lungsmaßnahmen auf. Bei einer dauerhaften Schä-
Betriebe der Privatwirtschaft und deren Beschäftig- digung verbunden mit einer verminderten Erwerbs-
ten zuständig. fähigkeit erhalten die Geschädigten eine Rente.
Die Aufgabe der Berufsgenossenschaften besteht
da rin, Arbeit sunfälle, W egeunfälle, Berufskrankhei-


ten und arbeitsbedingte Berufsgefah ren zu verhü-
ten. Sie erfüllen diesen Präventionsauftrag haupt-
sächlich dadurch, dass sie Unternehmen in Fragen
des Arbeits- und Gesundheitsschutzes beraten und
deren Mitarbeiter schulen. Bild 2: Logo der Berufsgenossenschaften
Auße rdem erlassen die Berufsg enossenschafte n
d ie Unfallverhütungsv orschriften und überwachen Unfallkassen. Sie sind die Unfallv ersic herungsträger
deren Umsetzung und Einhaltung . De n W eisungen für den öffentlichen Di enst. Unter ihrem Dach sind
der Aufsichtspersonen, die mit hoheitlichen Befug- nicht nur die Angestellten und Arbeiter d es Bundes,
nissen ausgestattet sind, ist Folge zu leisten. Notfalls der Länder und der Kommunen versichert, sondern
kö nnen angeordnete Maßnahmen auch mit Zwangs- auch Schüler, Studenten, Ersthelfer, Mitglieder der
m itteln durchgesetzt werden. freiwilligen Feuerwehren usw.
53

3 Betriebsorganisation, l<ommunil<ation
3.1 Grundlagen der Betriebsorganisation
Damit ein Betrieb seine Aufgaben bzw. Aufträge Kontinuität und Flexibilität. Organisatorische Rege-
fach- und termingerecht erfüllen kann, bedarf es lungen müssen den jeweiligen Bedürfnissen ange-
einer betrieblichen Organisation. Diese wird durch passt werden, z.B. Regelungen für Notdienste.
Aufgabenteilung und genaue Abgrenzung der Ar-
Kontrolle. Zur Minimierung von Fehlern müssen
beits- bzw. Geschäftsbereiche erreicht.
Arbeitsvorgänge kontrolliert werden, z.B. durch den
Werkstattmeister.
Die Betriebsorganisation ordnet Personen und
Sachmittel so zu, dass eine reibungslose Abwick-
ln einem Organisationsbereich wird geregelt...
lung der Aufträge gewährleistet ist. Sie hat das
Ziel, mit den eingesetzten Faktoren (Mitarbeiter, WER etwas bearbeitet,
Maschinen, Materialien und Zeit) das bestmög-
WANN etwas bearbeitet wird,
liche Ergebnis zu erzielen.
wo etwas bearbeitet wird,
Dabei stehen die folgenden Ziele im Vordergrund: WOMIT etwas bearbeitet wird,
• Optimaler Kapitalgewinn (wirtschaftliches Ziel)
WAS bearbeitet wird,
• Hohe Produktivität (technisches Ziel)
WIE etwas bearbeitet wird.
• Hohes Anseh en bei Kunden und Mitbewerbern
(politisches Ziel)
• Versorgung der Mitarbeiter (soziales Ziel)
Neben den ökonomischen und sozialen Aspekten 3.1.1 Organisation eines Autohauses
müssen auch Gesichtspunkte des Umweltschutzes
berücksichtigt werden. Ein Autohaus besteht aus der Geschäftsleitung und
eigenständigen Geschäftsbereichen (Bild 1).
Die Zielerreichung wird in der Regel durch verschie-
dene Maßnahmen der Qualitätssicherung unter-
stützt. Unternehmen Autohaus
Die Betriebsorganisation muss die folgenden Grund-
sätze beachten:
Zielorientierung. Die Organisation orientiert sich an
den von der Gesch äftsleitung ausgegebenen Zie-
len, z.B. die Anzahl der verkauften Neufahrzeuge in
einem bestimmten Zeitraum.
Klarheit und Übersichtlichkeit. Alle organisato-
rischen Regelungen müssen in Sprache und Darstel-
lung klar und übersichtlich sein, z.B. durch Organisa-
Bild 1: Organisation eines Autohauses
tionspläne und Stellenbeschreibungen.
Geschäftsleitung. Sie überwacht die Geschäftsbe-
Einheitlichkeit der Aufgabenzuordnung. Teilaufga-
reich e. Sie legt die Zielsetzung des Unternehm ens
ben müssen nach Kompetenz und Verantwortung
fest und bestimmt die Geschäftspolitik. Ihre Aufg a-
eindeutig festgelegt sein, z.B. bei der Durchführung ben sind die Betriebsführung, die Planung und Or-
von gesetzlich vorgeschriebenen Prüfungen am
ganisation des Betriebes sowie die Kontrolle aller
Kraftfahrzeug, z.B. Abgasuntersuchung.
anderen Geschäftsbereiche.
Verantwortungszuordnung. Jedem Mitarbeiter Geschäftsbereiche eines Autohauses sind für die Ab-
muss ein klar umrissener Verantwortungsbereich wicklung unterschiedlicher Aufgaben verantwortlich.
übertragen w erden, z.B. durch die Benennung eines
Verantwortlichen für die Arbeitssicherheit. Teiledienst (Lager). Er v erwaltet das Ersatzteil- und
Koordination der Aufgaben. Geteilte Arbeitsvor- Zubehörsortiment. Dazu gehö ren die Bevorratung,
gänge müssen koordiniert werden, z.B. durch Rege- Bestellung, Einlagerung und Bestandsüberwa-
lungen bezüglich der Abwicklung von Reparaturauf- chung. Der Teiledienst gibt Ersatzteile und Zubehör
trägen. an die Werkstatt aus bzw. verkauft diese an Kunden.
54 3 Betriebsorganisation, l<ommunilcation

Kundendienst. Er bildet die Hauptschnittstelle zwi- • Einhaltung von vereinbarten Terminen


schen den Kunden und der Werkstatt. Er führt die • Fachgerechte Beratung durch die Mitarbeiter
Reparaturannahme sowie die technische Beratung • Schnelle und reibungslose Auftragsbearbeitung
des Kunden durch. Nach der erfolgten Reparatur
• Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis


übergibt er das Fahrzeug an den Kunden . Er über-
nimmt weiterhin die Abwicklung von Gewährleis- • Freundliche Bedienung
tungs-, Garantie- und Kulanzfällen . • Ausrüstung entspricht dem neuesten Stand der
Technik
Kfz-Werkstatt. Sie führt Reparatur-, Karosserie- und
Wartungsarbeiten durch. • Bevorzugte Bedienung bei dringenden Repara-
turen
Verkauf. Er führt den Verkauf von Neu-, Jahres- und • Beachtung der Umweltschutzregelungen
Gebrauchtwagen (einschließlich Leasing und Finan-
• Moderner und professioneller Eindruck des Auto-
zierung) durch und wickelt die Fahrzeugauslieferung
hauses
und -übergabe ab. Außerdem erfolgt durch diesen
Bereich die Bewertung und der Ankauf von Ge- • Angenehme Atmosphäre
brauchtwagen. • Saubere Verkaufs- und Werkstatträume

Verwaltung. Ihr Auftrag ist die Erledigung der an- • Sauberkeit des Fahrzeugs bei der Abholung
fallenden kaufmännischen Aufgaben. Dazu gehören
beispielsweise die Buchhaltung, die Abwicklung von Kundenzufriedenheit entsteht, wenn die Qualität
Geschäften mit Lieferanten und Herstellern, die Per- der ausgeführten Arbeiten den Erwartungen der
sonalplanung sowie die Lohn- und Gehaltsabrech- Kunden entspricht.
nung .
Die Zufriedenheit des Kunden führt zur Treue
gegenüber dem Unternehmen (Kundenloyalität).
Diese tritt insbesondere dann ein, wenn die Erwar-
3.1.2 Aspekte der Betriebsorganisation tungen des Kunden noch übertroffen werden . Ein zu-
friedener Kunde wird das Autohaus darüber hinaus
Kundenorientierung ist die Ausrichtung des Den- im Kreis von Freunden und Bekannten weiteremp-
kens und Handeins der Mitarbeiter auf den Kun- fehlen.
den und seine Bedürfnisse.
Unzufriedene Kunden können leicht von Mit-
Informationen über die Wünsche der Kunden kön- bewerbern abgeworben werden, da nicht alle
nen auf unterschiedliche Art und Weise beschafft unzufriedenen Kunden reklamieren . Viele Kunden
werden (Bild 1). scheuen Zeit, Ärger und Kosten, die mit einer Be-
schwerde verbunden sind. Aus diesem Grund sollte
• Kundenbefragung (vom Hersteller)
die Kundenzufriedenheit regelmäßig und systema-
Informationen
vom Kunden f----- • Kundenbefragung (vom Autohaus I tisch, z.B. durch Kundenbefragungen, untersucht
• Kundengespräch
direkt
• Reklamationen
werden . Die Ergebnisse dieser Befragungen bieten
Ansatzpunkte zur Optimierung der betrieblichen
• Betri ebsve rgl eich der Herstell er
Organisation.
Informationen
• Kund endatei
durch inner- Die Kundenzufriedenheit wird durch d ie folgenden
betriebliche
1-- • Kennzahlen (z.B. Termintreue)
• Beri chte Faktoren beeinflusst:
Unterlagen
(vom Verkauf, vom Kund endi enst)

Technische Produktqualität

-
• Öffentliche Berichte
Informationen (z.B. vom Zentralverband I
durch öffentl. • Statistiken • Verarbeitung und Reparaturanfälligkeit des Fahr-
Unterlagen (z.B. Kraftfahrtbundesamt)
• Veröffentlichungen (z.B. Fachpresse) zeugs
• Ausführung von Wartungs- und Reparaturarbeiten
Bild 1: Beschaffung von Informationen über
Kundenwünsche Servicequalität
Je nach Kunde sind die Interessen und die Ansprü- • Qualität der Beratung durch Automobilverkäufer,
che an den Betrieb unterschiedlich . Kundendienstberater, Mitarbeiter
Kundenwünsche können beispielsweise sein : • Umgang mit Reklamationen, z.B. schnelle Bear-
• Gute und fachgerechte Ausführung von Repara- beitung, Kulanzregelungen
tur- und Wartungsarbeiten • Einhaltung von Terminen bei Reparaturaufträ-
• Sofortige Bearbeitung von Reklamationen gen, Lieferungen
3 Betriebsorganisation, l<ommunil<ation 55

• Zielgruppenprogramme für Privat-, Geschäfts-


Reputationsqualität*
und Großkunden
• Ansehen des Automobilherstellers • Werbung und spezielle Werbeprogramme
• " Guter Ruf" des Autohauses • Garantie und Kulanz
• Kompetenz des Autohauses • Mobilitätsgarantie

Persönliche Beziehungsqualität


Hol- und Bringservice
Kundenclub II
• Vertrauen zwischen den Mitarbeitern und dem Für den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens
Kunden ist es wichtig, die Bedeutung des Kunden für den
• Umgang zwischen Mitarbeitern und Kunden Betrieb richtig einschätzen zu können. Mithilfe die-
ser Einschätzung wird erwogen, ob eine gezielte
• Sympathie zwischen Mitarbeitern und Kunden
Maßnahme für einen bestimmten Kunden aus Sicht
des Betriebes sinnvoll ist. z.B. das Angebot umfang-
Preiswahrnehmung reicher Serviceleistungen zu einem günstigen Preis.

• Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis,
Kundenarten
z.B. bei Reparaturen, Neu- und Gebrauchtfahrzeu-
Man unterscheidet die folgenden Arten von Kunden:
gen sowie Ersatzteilen und Zubehör
• Transparente Rechnungsstellung, • Laufkunde
z.B. durch klaren Aufbau der Rechnung und Erläu- Dieser Kunde nutzt eine Gelegenheit, befindet
terungen zur Rechnung sich zufällig in der Nähe des Autohauses oder ist
auf der Durchreise. Er w ird auch als Zufallskunde
• Rabattangebote
oder Verzichtskunde bezeichnet. Der Laufkunde
• Zugaben erwartet, dass die Arbeiten schnell und zuverläs-
sig ausgeführt werden, hat aber keine weiteren
Kundenbindung. Ziel aller betrieblichen Maßnah-
Ansprüche. Dieser Kunde hat keinerlei Bindung
men ist es, durch die Kundenzufriedenheit eine lang-
zum Unternehmen. Die zu erwartenden Erträge
fristige Bindung zwischen Kunde und Autohaus zu
sind in der Regel gering.
erreichen, zu sichern und auszubauen. Dazu sind die
wirkungsvollsten Faktoren der Kundenzufriedenheit • Dauerkunde
zu ermitteln und auszubauen. Bei geringer oder nicht Dieser Kunde hat Bindung zum Unternehmen. Bei
vorhandener Kundenzufriedenheit ist die Bindung günstigen Gelegenheiten, Sonderangeboten oder
zwischen Kunde und Autohaus gefährdet (Bild 1). weiteren Vorteilen nimmt er den Service des Be-
triebs in Anspruch. Die vermutete Ertragsentwick-
lung bei diesem Kunden ist nicht besonders hoch.
Er wird auch als Mitnahmekunde bezeichnet.
Hohe Kundenzufriedenheit Kunde bleibt beim
=
Hohe Kundenbindung
r--- Autohaus und
empfiehlt es w eiter • Stammkunde
Dieser Kunde lässt alle anfallenden Arbeiten in
Mittlere Kundenzufriedenheit Wechsel des Auto- der Werkstatt ausführen und legt Wert auf die
=
Mittlere Kundenbindung I hauses ist noch
zu unbequem
persönliche Ansprache durch die Mitarbeiter. Er
erwartet eine persönliche Betreuung, die seinem
Stellenwert entspricht und hat eine hohe Bindung
Niedrige Kundenzufriedenheit
Kunde sucht zum Unternehmen. Von diesem Kunden kann
= r--- anderen Anbieter W achstum und ausreichender Gewinn erwartet
Niedrige Kundenbindung
w erden. Er wird auch als Starkunde bezeichnet.
Bild 1: Auswirkungen der Kundenzufriedenheit auf den Zudem ergeben sich hohe W eiterempfehlungs-
Betrieb chancen für den Betrieb.

Darüber hinaus kann insbesondere über Servicekon- • Großkunde


Dieser Kunde lässt seinen gesamten Fuhrpark im
zepte die Kundenbindung verstärkt werden. Diese
Betrieb w arten. in den meisten Fällen handelt es
können beispielsweise sein:
sich um einen Firmen- oder Behördenkunden.
• Komplette Dienstleistungsangebote, wie z.B. Ver- Diesen Kunden wird m eist ein Rabatt gew ährt.
kauf, W artung, Reparatur, Leasing, Versiche- Entscheidend ist die schnelle und gut ausgeführte
rungen u.a. Arbeit um die Standzeiten zu verringern. Der Be-
trieb steht in einer gewissen Abh ängigkeit zu die-
• Reputation (lat.) Ansehen, Ruf sem Kunden.
56 3 Betriebsorganisation, l<ommunil<ation

3.2 Rechtliche Grundlagen


3.2.1 Vertragsarten
Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB ) unterscheidet verschiede ne Vertragsarten . Tabelle 1 gibt einen Übe r-


blick über die fü r die Betriebsorgan isation des Autoha uses w ichtigsten Vertragsarte n. Die gesetzlichen Re-
gelungen zu Verträgen sind allgemei ngülti g. Die besonderen Bedingungen des A utohauses sind dabei nicht
berücksichtigt .

Beispiel Vertragsart Kennzeichen/ Rechte der Vertragspartner Pflichten der Vertrags-


(Grundlage BGB) Inhalt partner

Kauf eines Kaufvertrag Eigent um Der Verkä ufer hat Ansp ruch Der Verkäufer muss die
Kraftfahr- (vergl. § 929 BGB) und Besitz an auf den Kaufpre is. Sache dem Käufer man-
zeuges in einer Sache oder gelfrei übereignen.
einem Auto- einem Recht
haus. wird gegen Geld Der Käufer hat Ansp ruch Der Käufer muss den
übertrage n. auf die Übergabe der vereinbarten Kaufpreis
Sache. zahlen und die Sache
annehmen .

Durchführung Werkvertrag/ Di e Herste ll ung Der Bestelle r (A uftrag- Der Besteller muss das
einer Repara- Werkl ietervertrag und Li eferung geber) hat A nspruch auf vertragsmäßig erstellte
tu r oder eines (vergl. §§ 631 ff. eines Werkes rechtze itige Fertigste ll ung Werk abnehmen und
Wartungs- BGB) gegen Entgelt. des Werkes . bezahlen .
dienstes an
einem Fahr- Der Unternehmer (Auft rag- Der Unternehmer muss
zeug. nehmer) hat Anspruch auf das Werk mangelfrei
Abnahme des mange /- herstellen.
freien We rkes und auf den
Werklohn .

Vermietung Mietvertrag Die Überlassung Der Mieter hat Anspruch Der Mieter muss rechtzei-
bzw. Verpach- (privat) bzw. eine r Sache zum darauf, dass ihm die Sache tig Miet- bzw. Pachtzins
tung eines Pachtvertrag Gebrauch gegen in einem gebrauchsfähigen zahlen .
Werkstattge- (gewerbli ch) Geld. Zustand überlassen wird .
bäudes. (vergl. §§ 535-
580a BGB ) Der Vermieter hat Anspruch Der Vermieter muss die
auf Mi et- bzw. Pachtzins. Sache in gebrauchsfä-
higem Zustand überlas-
sen und den Zustand
in der Vertrags laufzeit
erhalten.

Leasing eines Leasingvertrag Sonderform Der Leasingnehmer hat Der Leasingnehme r muss
Kraftfahrzeugs . (Mietkaufvertrag) des Miet- bzw. Anspruch auf die Überlas- recht zeitig die Rate zahlen
Pachtvertrages sung der Sache in einem und die überlassene Sa-
(.,Nutzungs- gebrauchsfäh igen Zustand . ehe in gebrauchsfähigem
überlassungsver- Zustand erha lten.
trag" )
Der Leasinggeber hat An- Der Leas inggeber muss
spruch auf die Leasingrate. die Sache in gebrauchs-
fä hi gem Zustand über-
lassen.

Arbeitsvertrag Dienstvertrag Erbringung von Der Di enstberec htigte Der Dienstberechtigte


zwischen (verg l. § 61 1 Diensten du rch (G läubiger) hat Ansp ruch muss für die erbrachten
einem Ange- BGB ) eine Vertrags- auf die Erbringung der Di enstleistungen zahlen .
stellten im partei vere inbarten Leistu ngen .
Auto haus und
dem Inhaber. Der Dienstverpflichtete Der Dienstverpflichtete
(Schuldner) erhält für seine erbringt die vertrag lich
Leistungen ein Entgelt. vereinbarten Leistungen.
3 Betriebsorganisation, Kommunikation 57

Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB). Zwi- IV. Abnahme. Sie erfolgt durch den Auftraggeber.
schen den Vertragspartnern können gesonderte Desweiteren werden Regelungen zu Verzug
Regelungen getroffen werden . Damit es nicht zum und Mahnung dargestellt.
wiederkehrenden Aushandeln von Vertragsbedin- V. Berechnung. Bestimmungen zur Erstellung der


gungen kommt, wurden von Industrie und Handel Rechnung .
die sogenannten Allgemeinen Geschäftsbedingun-
VI. Zahlung. Festlegung von Zahlungsziel, Skonto
gen (AGB) entwickelt. Die AGB sind vorformulierte
oder sonstigen Nachlässen .
und vertragsergänzende Regelungen. Im Kraftfahr-
zeuggewerbe existieren Muster-AGBs z.B. vom ZDK VII. Erweitertes Pfandrecht. Bestimmungen zum
f ür den Bereich der Kfz-Reparaturen sowie für den Ausgleich von Forderungen .
Teiledienst und den Fahrzeugverkauf. VIII. Sachmängelhaftung. Regelungen für die Behe-
bung erkannter und nicht erkannter Mängel im
Rahmen der Auftragsdurchführung.
Grundsätzlich gilt, dass der Kunde durch die Rege-
lungen der AGBs nicht unangemessen benachteiligt IX. Haftung. Bestimmungen in Fällen von Schäden
werden darf. Die AGBs sind Bestandteil des Ver- und Verlusten .
trags, wenn ... X. Eigentumsvorbehalt. Der Auftragnehmer ist
• .. . der Kunde ausdrücklich auf die AGBs hingewie- bis zur vollständigen Bezahlung Eigentümer
sen wurde und von z.B. Ersatzteilen .

• ... dem Kunden die Möglichkeit verschafft wurde, XI. Schiedsstelle. Hier ist die anzurufende Stelle
von den Inhalten der AGBs Kenntnis zu nehmen bei Streitigkeiten benannt, z.B . die ortsansäs-
(z.B. durch Aushang) und sige Kfz-Innung .

• ... der Kunde mit den AGBs einverstanden ist und XII. Gerichtsstand. Ort, in dem ggf. die Gerichtsver-
handlung stattfindet.
• ... dem Kunden die AGBs übergeben wurden .

Einzelheiten sind im BGB (§§ 307 ff.) geregelt. Es gilt


unter anderem, dass ...
• ... überraschende Klauseln nicht wirksam sind, 3.2.2 Sachmängelhaftung, Garantie und
z.B. Regelungen, die automatisch zum Bezug wei - Kulanz
terer Waren zwingen.
Sachmängelhaftung. Sie ist ein gesetzlich festgeleg-
• ... verbotene Klauseln nicht enthalten sein dürfen,
tes Recht, das der Käufer einer Sache beim Verkäu-
z.B. die Verkürzung der gesetzlichen Sachmängel-
fer einfordern kann . Die Sachmängelhaftungsfrist
haftung auf einen kürzeren Zeitraum.
beträgt in der Regel zwei Jahre. Bei gebrauchten
• .. . der Verwender die versprochene Leistung nur Sachen kann sie vom Verkäufer durch die AGB oder
ändern oder von ihr abweichen kann, wenn dies einzelvertraglich auf ein Jahr verkürzt werden. Beim
dem Kunden zurnutbar ist, z.B . nur geringe Ab- Verbrauchsgüterkauf (Kauf einer beweglichen Sa-
weichungen vom vorher zugesagten Kraftstoffver- che) geht man davon aus, dass der Mangel schon
brauch. bei Übergabe vorhanden war. Nach Ablauf von
• ... persönliche Absprachen Vorrang vor den AGB sechs Monaten muss der Käufer nachweisen, dass
haben . Wird zum Beispiel ein Skontoabzug verein- der Mangel schon bei Übergabe vorhanden war (Be-
bart, aber in der AGB ausgeschlossen, so gilt die weislastumkehr). Privatpersonen als Verkäufer kön-
Vereinbarungtrotz AGB. nen Sachmängelhaftung ausschließen.

Muster-AGB. Diese enthält für den Bereich der Kfz- Garantie. Sie ist eine freiwillige, vertraglich verein-
Reparaturen (..Bedingungen für die Ausführung von barte Zusicherung, dass der Verkäufer oder Herstel-
Arbeiten an Kraftfahrzeugen, Anhängern, Aggrega- ler für eine bestimmte Zeit die Mangelfreiheit der
ten und deren Teilen und für Kostenvoranschläge") Sache garantiert. Die Garantie darf die Leistungen
die folgenden Inhalte: gesetzlicher Regelungen zur Sachmängelhaftung
I. Auftragserteilung. Sie erfolgt durch Auftrags- nicht beschneiden.
schein oder Bestätigungsschreiben.
II. Preisangaben im Auftragsschein; Kostenvor- Kulanz. Darunter versteht man das Entgegenkom-
anschlag. Ein schriftlicher Kostenvoranschlag men des Verkäufers bzw. Herstellers bei auftreten-
wird auf Wunsch des Kunden erstellt. den Mängeln außerhalb der Gewährleistungs- bzw.
111. Fertigstellung. Der Termin für die Fertigstel- Garantiezeit Sie erfolgt freiwillig und ohne weitere
lung und die Regelungen bei Verzögerungen Ansprüche. Die Kulanz dient der Wiederherstellung
werden beschrieben . und Verbesserung der Kundenzufriedenheit
58 3 Betriebsorganisation, Kommunil<ation

3.3 Kommunikation Der erste Eindruck ist entscheidend für den Ver-
Um die Kundenorientierung und damit den Unter- lauf der weiteren Kommunikation.
nehmenserfolg zu verbessern, bedarf es einer gut
Der erste Eindruck bildet sich in wenigen Sekunden


funktionierenden Kommunikation zwischen der
Geschäftsführung und den einzelnen Geschäftsbe- und wird durch Merkmale wie den Gesichtsausdruck,
reichen, aller Mitarbeiter untereinander sowie ins- Gestik, Körperhaltung usw. beeinflusst. Zu Beginn
besondere mit dem Kunden. der Kommunikation ist der erste Eindruck sehr stark
durch das nonverbale Verhalten geprägt. Es ist des-
halb wichtig, die entsprechenden Signale zu erken-
Kommunikation ist der Austausch von Botschaf-
nen und angemessen zu reagieren (Tabelle 1).
ten zwischen Sender und Empfänger.

3.3.1 Grundlagen der Kommunikation


Der Kunde betritt das Au- • Blickkontakt
Die zwischenmenschliche Kommunikation kann
tohaus m it einem suchen- • Zunicken
verbal (sprachlich) oder non-verbal (nicht-sprach- den Blick. • Begrüßung des Kunden
lich) erfolgen. mit Handschlag
Die non-verbale Kommunikation erfolgt über • Zuwendung zum
Gesprächspartner
• Gestik
(Ausdruck des Körpers, z.B. Kopfschütteln, Der Kunde betritt das Au- • f reundliches Zugehen
Nicken) tohaus wütend und mit auf den Kunden
rotem Kopf. • Lächeln
• Mimik
(Ausdruck des Gesichtes, z.B. Stirnrunzeln,
Lächeln) Die Kommunikation zwischen Sender und Empfän-
• Pantomimik ger läuft auf unterschiedlichen Ebenen ab. Ein und
(Körperhaltung, z.B. aufrecht, gebeugt) dieselbe Nachricht enthält demnach unterschied-
liche Botschaften. Der Zuhörer kann eine Nachricht
Die non-verba le Kommunikation kann die verbale unterschiedlich auffassen. Zur Erklärung wendet
Aussage unterstützen oder ihr widersprechen. Ist man das .. 4-0hren-Modell" an (Bild 1).
die Aussage identisch mit der Pantomimik, wird da-
durch Glaubwürdigkeit erzeugt. Ist die Aussage nicht
identisch mit der Pantomimik, wird diese unglaub- Wahr ist nicht, was der Sender sagt, sondern was
würdig. der Empfänger (Zuhörer) versteht.

Der Kunde möchte um 16.50 Uhr seinen Wagen wegen eines Ölwechsels abgeben und anschließend wieder mitnehmen.
Der Kundendienstmeister sagt: .,Um 17.00 Uhr ist bei uns Feierabend!! "
Damit kann der Kundendienstmeister Das kann der Kunde verstanden
folgendes gemeint haben: haben:

Sachebane
.. Um 17.00 Uhr ist Feierabend! " Worüber ich meinen Worüber mich mein ., Um 17.00 Uh r
Gesprächspartner Gesprächspartner ist Feierabend !"
informiere! informiert!

Beziehungsebene
.. Sie komm en Wie ich meinen Wie der Gesprächs- ., Ich störe !"
ungelegen! " Gesprächspartner und partnermich und
die Beziehung sehe! die Beziehung sieht!

Selbstmitteilungsebene .. Der Kundendienst -


m eist er m öcht e
.. Ich m öchte nach Hause ! " Was ich von m ir Wa s m ein pünkt lich in den
mitteile ! Gesprächspartner Feierabend o der
von sich mittei lt! hat noch etwas vor! "

Appellebene
., Lassen Sie Ih ren Wagen hier ., Kommen Sie
Wozu ich meinen Was mein Gesprächs- d as nächste Mal
u n<:l'<.om m en Sie m org en w ieder !" Gesprächspartner partner möchte, rechtzeitig ! "
veranlassen will! d ass ich tue!

Bild 1: Kommunikationsbeispiel
3 Betriebsorganisation, l<ommunil<ation 59

Der Empfänger (Zuhörer), der in der Lage ist, mit Das kritisch/strenge Eltern-Ich:
"Vier Ohren" zu hören·, besitzt im Verlauf der Kom- Ein Meister sagt zu einem Mitarbeiter in der Werk-
munikation Vorteile: statt: "Der Ölwechsel muss heute bis 14.00 Uhr fertig
• Er hört besser zu ("Aktives Zuhören"). sein!"


• Er versteht seinen Kommunikationspartner
besser und kann demzufolge besser auf ihn Erwachsenen-Ich-Zustand
eingehen.
Wer sich mit der gegenwärtigen Realität auseinan-
• Er kann Konfliktsituationen frühzeitig erkennen
dersetzt, Tatsachen sammelt und sie objektiv verar-
und entsprechend darauf reagieren.
beitet, befindet sich im Erwachsenen-Ich-Zustand. ln
• Er kommuniziert wirkungsvoller.
diesem Zustand sind sämtliche eigene Erfahrungen
• Er kann die wichtige Beziehungsebene stärker die wir bewusst erlebt haben abgespeichert.
berücksichtigen.
Beispiel:
Transaktionsanalyse. Sie geht davon aus, dass sich Der Leiter der kaufmännischen Abteilung sagt zum
die menschliche Persönlichkeit aus drei Ich-Zustän- Werkstatt-Meister: "Die letzte Auswertung weist die
den zusammensetzt (Bild 1). Mit den Ich-Zuständen folgenden Zahlen aus!"
werden die Verhaltensmuster beschrieben, in denen
sich Menschen wie Kinder benehmen ("Kind-Ich"). Kind-Ich-Zustand
wie ihre eigenen Eitern ("Eltern-Ich") oder wie lo-
gisch denkende Erwachsene ("Erwachsenen-Ich"). Wer fühlt, denkt und handelt wie in der Zeit, als er
Das Vorhandensein aller drei Ich-Zustände macht noch ein Kind war, befindet sich in seinem Kind-Ich-
d ie menschliche Persönlichkeit aus. Zustand. Man unterscheidet das "angepasste Kind-
Ich", das "rebellische Kind-Ich" und das "freie Kind-
Das Verfahren bildet die Grundlage zur Erklärung
Ich".
kommunikativer Abläufe.
Beispiele:
Das angepasste Kind-Ich:
Ein Mechaniker, der vom Vorgesetzten eine neue
Aufgabe erhält, sagt: " Selbstverständlich, sehr ger-
ne. Das werde ich sofort erledigen!"
Das rebellische Kind-Ich:
Ein Auszubildender sagt zu einem anderen Auszu-
bildenden: "Der Meister soll seine Arbeit selber ma-
chen!"
Das freie Kind-Ich:
Ein Mitarbeiter geht fröhli ch pfeifend durch die
Werkstatt und sagt: ",ch gehe jetzt rauchen!"

Erwachsenen-Ich

Bild 1: Ich-Zustände der menschlichen Persönlichkeit


3.3.2 Beratungsgespräch
Der erste Kontakt mit einem Kunden findet in der
Eltern-Ich-Zustand Regel bei einem Beratungsgespräch statt. Dabei ist
der erste Eindruck, den die Gesprächspartner vonei-
Wer denkt, handelt und fühlt wie er es an seinen nander haben, von großer Bedeutung. Aus diesem
Eitern beobachtet hat, befindet sich in seinem Eltern- Grund sollte der Mitarbeiter möglichst schnell einen
Ich-Zustand. Man unterscheidet das "kritische/stren- guten persönlichen Kontakt zum Kunden aufbauen
ge Eltern-Ich" (Gebote, Verbote, Kritik, Vorurteile) und diesen während der Abwicklung des gesamten
und das "unterstützende Eltern-Ich" (Motivation, Auftrags, von der Beratung über die Ausführung bis
Hilfsbereitschaft, Fürsorge). zur Abrechnung und Fahrzeugübergabe, aufrecht
Beispiele: erhalten.
Das unterstützende Eltern-Ich:
Das Beratungsgespräch erfordert die Einstellung
Ein Meister sagt zu einem Auszubildenden der sich
des Mitarbeiters auf die Persönlichkeit des Kun-
nicht so recht an eine neue Aufgabe heranwagt:
den.
" Versuch ' es ruhig, Du schaffst das schon!"
60 3 Betriebsorganisation, l<ommunil<ation

Ein Beratungsgespräch lässt sich in verschiedene Fragetechniken


Phasen aufteilen: in der Informationsphase ist die Fragetechnik von
großer Bedeutung . Eine gute Fragetechnik ist in Ver-
1. Kontaktphase bindung mit aufmerksamen Zuhören (.,Aktives Zu-
hören") ein wesentlicher Baustein für wirkungsvolle
• Aktive Begrüßung: Beratungsgespräche.
Vor- und Zuname nennen, Platz anbieten, Lä- Dabei sind verschiedene Arten von Fragen zu unter-
cheln, Handschlag scheiden:
• Positives Auft reten gegenüber dem Kunden (Be- Die geschlossene Frage:
ziehungsebene), positiver erster Eindruck
• Die Antwort erfolgt nur mit einem .,JA" oder
• Bewusstes Wahrnehmen der verbalen und non- .,NEIN".
verbalen Signale des Gesprächspartners
• Es werden nur Daten oder Fakten abgefragt.
• Smalltalk
• Das Aneinanderreihen von geschlossenen Fra-
gen hat Verhörcharakter.
Ziel: Herstellung einer pos1t1ven Atmosphäre!
Beispiel:
Nicht argumentieren! Nicht informieren!
.,Sind Sie mit Ihren Winterreifen zufrieden?"
Die offene Frage:
2. Informationsphase • Der Gesprächspartner wird mehr in das Gespräch
mit einbezogen .
• Kundenbedürfnis/Kundenwünsche feststellen • Der Fragende gewinnt mehr Informationen durch
• Fragetechniken einsetzen- gezielt fragen das zu erwartende Antwortspektrum .
• Aktiv/aufmerksam zuhören • Die Frage beginnt mit einem Fragewort (welche,
wie, worin ... ).
Ziel: Die Wünsche oder Probleme des Kunden Beispiel:
durch gezielte Fragen in Erfahrung bringen! .,Welches Fabrikat an Winterreifen bevorzugen Sie?"
Die Suggestivfrage:
• in der Frageformulierung gibt der Fragende die
3. Verhandlungsphase erwartete Antwort bereits vor.
• Sie ist erkennbar an den auf Zustimmung zie-
• Vorteile und Nutzen für den Kunden aufzeigen lenden Wörtern wie: .,sicher auch", .,auch nach
• Positive Formulierungen- gezielt argumentieren Ihrer Meinung" .
• Einwände des Kunden beachten und positiv be- Beispiel:
handeln .,Sie wollen doch auch im Winter sicher fahren? "
• Ergebnisorientierte Gesprächsführung Die Alternativfrage:
• Kunden zufriedenstellen/begeistern • Der Fragende bietet dem Befragten durch seine
Frageformulierung bereits Entscheidungshilfen
Ziel: Argumentation und Ausräumen von mög- an .
lichen Einwänden des Kunden! • Die gewünschte Antwort stellt er in der Fragefor-
mulierung an den Schluss.
Beispiel: .,Bevorzugen Sie Winterreifen der Marke x
4. Abschlussphase oder der Marke y?"
Aktives Zuhören
• Positive Aspekte zusammenfassen (gutes Gefühl
Um den Kundenwunsch zu ermitteln und Einwände
mitgeben)
des Kunden zu behandeln ist es wichtig, den Ausfüh-
• Weiteres Vorgehen abklären rungen des Kunden konzentriert zu folgen . Während
• Aktive Verabschiedung (als Gesprächspartner an- der Kunde spricht, soll der M itarbeiter den Kunden
bieten) nicht unterbrechen. Die Pause ist ein erprobtes Mit-
• Visitenkarte mitgeben tel das Beratungsgespräch interessant zu gestalten,
• Beziehung herstellen für die Zukunft (Smalltalk, weil der Kunde die Möglichkeit erhält, sich zu öffnen,
gute Wünsche) sich auszusprechen und seine Meinung anzubrin-
gen. Aktives Zuhören ermuntert den Gesprächspart-
ner weiterzureden und man gewinnt Aufmerksam-
Ziel: Positiver zukunftsorientierter Ausklang!
keit und Sympathie.
3 Betriebsorganisation, l<ommunil<ation 61

Merkmale des ,.Aktiven Zuhörens" sind: Bei der Behandlung des Einwandes ist ein Vorgehen
• Mit Bedacht schweigen in drei Schritten zweckmäßig (Bild 1).
• Gesprächspausen aushalten (nicht reden, nur um Reaktion auf Kundeneinwände. Die Behandlung
die Stille zu durchbrechen) von Einwänden kann auch mit verschiedenen Frage-


• Emotional belastende Aussagen aushalten (nicht Methoden erfolgen.
in verbalen Aktionismus verfallen)
Rückfrage. Der Einwand wird als Frage zurückgege-
• Vorschnelle Äußerungen zurückhalten ben, um weitere Informationen zu erhalten. Dadurch
• Anteil nehmen, sich einfühlen kann Zeit gewonnen werden.
• Die Situation des Gesprächspartners akzeptieren Beispiele:
• Wach sein, konzentriert sein, mitdenken • .. Wie meinen Sie das?"
• Die ,.geheime" Botschaft erkennen • .. Wie darf ich das verstehen?"
• Dem Gesprächspartner deutlich machen, dass ich Ja-aber. Bei dieser Methode sollte nach Möglichkeit
ihm zuhöre (durch den Gesichtsausdruck, Kopfni- das .. Ja" durch eine andere Formulierung ersetzt
cken u.a.) werden. Das Wort .. aber" nimmt eine vorher ge-
Argumentation machte Aussage zurück bzw. schwächt diese ab, und
Im Rahmen der Verhandlungsphase werden Argu- sollte z.B. durch .. jedoch" ersetzt werden.
mente mit dem Kunden ausgetauscht. Die Argumen- Beispiele:
tation soll den Gesprächspartner von der eigenen • ..Ich kann Sie verstehen, jedoch ... "
Meinung bzw. vom eigenen Standpunkt überzeugen • .. Das stimmt, allerdings ... "
und nicht überreden.
Rhetorische Frage. Der Einwand wird als Frageform
Argumentation ist der Austausch von Informa- wiederholt. Der Gesprächspartner wird damit gleich-
tionen mit dem Ziel, den Gesprächspartner zu zeitig motiviert.
überzeugen. Beispiele:
• .. Eine gute Frage, die Frage nach dem Preis-Leis-
Damit ein Argument überzeugt, müssen zwei Bedin- tungsverhältnis ... "
gungen erfüllt sein: • .. Eine sehr berechtigte Frage: Die Frage nach Auf-
• Die innere Bereitschaft zur Änderung des ur- wand und Ertrag ... "
sprünglich eingenommenen Standpunkts muss Umkehrung. Der verm eintliche Nachteil wird in ei-
vorhanden sein. nen Vorteil für den Gesprächspartner umgewandelt.
• Der persönliche Nutzen zur Befriedigung des ei- Diese Methode wird auch als Bumerang-Methode
genen Bedürfnisses muss erkannt werden. bezeichnet.
Ein großer Teil der im Rahmen der Argumentation Beispiele:
ausgetauschten Nachrichten läuft über die Appell- • .. Gerade weil ... "
ebene. • .. Gerade deshalb ... "

Die Winterreifen, die 1. Schritt:


Sie mir empfohlen Positive Aufnahme Sie haben Recht, 600 Euro
haben, sind sehr teuer. des Vorbehaltes! für Winterreifen ist sehr
Ich überlege, ob ich in (Ausdruck von viel Geld .
diesem Jahr überhaupt Verständnis)
Winterreifen kaufe, da
meine Sommerreifen Bed enken Sie bitte, dass
noch vi el Profil haben! 2. Schritt: bei Sommerreifentrotz
Entkräften des gutem Profil die Haftung
Vo rbehaltes bei niedrigen Tem peraturen
stark abn immt. Damit ist
oder die Verkehrssicherheit im
Winter stark eingeschränkt!
Ausgleich durch Ein von Ihnen verursachter
einen Vorteil. Unfall w ird für Sie teuer.

3. Schritt:
Anregu ng einer
Kund enreaktion Überdenken Sie b itte noch
mit dem Ziel, d ie einmalihre Entscheidung!
Beziehungsebene
zum Kund en wieder
aufzubauen!

Bild 1: Einwandbehandlung
62 3 Betriebsorganisation, l<ommunil(ation

3.3.3 Beklamationsgespräch 3.4 Personalführung


Beschwerden und Reklamationen des Kunden sind Der organisatorische Aufbau eines Betriebs sagt
eine unerfreuliche Sache. Dabei bietet gerade das noch nichts darüber aus, in welcher Art und Weise
Reklamationsgespräch eine gute Gelegenheit, von die Führung der M itarbeiter erfolgt. Durch Führung


dem Kunden die Informationen zu erhalten, die sollen stets bestimmte Betriebsziele, z.B. Steigerung
für die Verbesserung der Serviceleistung wichtig der Produktion, Senkung der Kosten u.a. erreicht wer-
sind. den.

Voraussetzung für die Lösung von Problemen ist Durch die Führung von Mitarbeitern soll deren
das Verständnis für den Gesprächspartner. Verhalten so beeinflusst werden, dass die ange-
strebten Ziele des Unternehmens erreicht wer-
den .
Hinweise für die Führung und Durchführung
von Reklamationsgesprächen: Unter Führung versteht man die persönliche und
• Führen Sie das Gespräch unter vier Augen. zielorientierte Einwirkung auf Menschen. Führung
Versuchen Sie das Gespräch nicht vor an- heißt, Menschen von einer Idee zu überzeugen, sie
deren Kunden zu führen. Nutzen Sie z.B. ein zu motivieren und zu befähigen, diese Überzeugung
Besprechungszimmer und holen Sie sich im in eigenes aktives Handeln umzusetzen.
gegebenen Fall Kompetenzverstärkung durch Dabei können verschiedene Führungsstile unter-
Vorgesetzte. schieden werden.
• Hören Sie dem Kunden aufmerksam zu.
( .. Aktives Zuhören"). Autoritärer Stil. Dieser Stil lässt sich dadurch
charakterisieren, dass der Vorgesetzte befiehlt bzw.
• Versuchen Sie den Kunden zu verstehen. anordnet und der Untergebene Befehle und An-
Gehen Sie auf Nummer sicher und fassen Sie ordnungen ausführt. Diese Art des Führens hat heu-
die Beschwerde des Kunden nochmals mit ei- te nur noch sehr geringe Erfolgsaussichten. Qualifi-
genen Worten zusammen: ., Habe ich Sie rich- zierte Mitarbeiter sind häufig unzufrieden, weil sie
tig verstanden, dass ... ?". wenig Entscheidungsbefugnisse haben und w enig
• Stellen Sie gezielte Fragen zur Sache. Verantwortung übernehmen dürfen.
Nutzen Sie die wichtigsten Fragetechniken
(offene Fragen, geschlossene Fragen, Alter- Kooperativer Stil. Die in der heutigen Zeit übliche
nativfragen, Suggestivfragen). aufgabenbezogene Wahrnehmung von Führungs-
aufgaben verlangt Beweglichkeit, Kooperation (Mit-
• Bleiben Sie verständlich für den Kunden. arbeit/Zusammenarbeit). Delegationsfreudigkeit und
Belehren Sie den Kunden nicht und verzichten die Zusammenarbeit mit und in Gruppen. Der ko-
Sie auf Fachbegriffe und Fachwörter. Erklären operative Führungsstil sieht die M itarbeiter als Part-
Sie den Sachverhalt möglichst einfach und ner, das Handeln ist auf die Unternehmensziele aus-
auch für Laien verständlich. gerichtet. Verantwortung wird delegiert (auf andere
• Vertreten Sie Ihre Firma und das Produkt übertragen) und die Mitarbeiter denken selbststän-
positiv. dig und kritisch. Trotzdem gibt es im kooperativen
Stil eine Autorität.
• Entschuldigen Sie sich für Fehler.
Aber rechtfertigen Sie sich nicht und schieben Laissez-faire Stil. Der Begriff .,laissez-faire" bedeu-
Sie niemals einen Kollegen als Fehlerverursa- tet ., m achen lassen" und meint die w eitgehende
cher vor. Verhaltensfreiheit der Mitarbeiter. Entscheidungen
• Vermitteln Sie dem Kunden die Gewissheit, bleiben Einzelnen oder der Gruppe überlassen. Die
dass die Reklamation erledigt wird. Führungskräfte sind nur in geringem Maße an Ent-
scheidungen beteiligt.
• Kümmern Sie sich um die Erledigung der
Reklamation. Situativer Führungsstil. Dieser Führungsstil meint
Suchen Sie mit dem Kunden nach gemeinsam die Anpassung der Führung an die jew eilige Situ-
tragfähigen Lösungen. Zeigen Sie ihm, dass ation. Führung ist nur dann wirksam , w enn eine
Sie sich für ihn einsetzen und die Reklam ation Situation richtig erkannt und danach gehandelt w ird.
bestmöglich behandeln. Der situative Führungsstil ist demnach eine situ-
Halten Sie Ihre Versprechen unbedingt ein! ationsgerechte Anwendung des autoritären, des ko-
operativen oder des Laissez-faire Stils.
3 Betriebsorganisation, f<ommunil<ation 63

3.5 Verhalten des Mitarbeiters Diese erhöht die Identifikation des Mitarbeiters mit
den Produkten . So können die Waren und Dienstleis-
Ein wichtiger Bestandteil für den beruflichen Erfolg tungen des Betriebs durch den Mitarbeiter besser
ist die positive Einstellung zur Arbeit (Bild 1). Oft ist gegenüber den Kunden vertreten werden.
es nicht der Mangel an Kommunikationsfähigkeit,
der den Umgang mit anderen Menschen so schwer Positive Einstellung zu den Kunden. Die Begegnung •
macht, sondern es sind negative Einstellungen, Er- mit dem Kunden sollte bewusst gesucht werden.
wartungen und Vorstellungen, die Gespräche und Der Versuch, Begegnungen mit dem Kunden zu
gemeinsame Arbe it scheitern lassen . vermeiden und deshalb möglichst nicht aufzufallen,
zeugt von Unsicherheit und fehlender Kompetenz.
Positives Denken führt zu einer positiven Einstel- Die Zeit für ein Gespräch mit dem Kunden sollte im
lung zur Arbeit und zum beruflichem Erfolg . Betriebsablauf eingeplant sein .

Die positive Einstellung zur Arbeit kann durch d ie Eine positive Einstellung zeigt sich auch durch die
Vorgesetzten und die Mitarbeiter gezielt gefördert Art und Weise, wie ein Mitarbeiter einem Kunden
werden. gegenübertritt, z.B. durch
• Aufrechte Körperhaltung
Positive Einstellung zum Beruf. Das Interesse am • Angemessene Gestik und Mimik
Beruf ist die grundlegende Voraussetzung für eine
positive Einstellung zum Beruf. Die gezielte Förde- • Gepflegtes Äußeres, z.B . saubere Kleidung
rung der Mitarbeiter seitens der Vorgesetzten, z.B. • Freundliches Auftreten, z.B. Höflichkeit
durch Fortbildungen beeinflusst die Einstellung zum
Beruf ebenfalls positiv und erhöht die Qualität der Während der Umgang mit sympathischen Kunden
Arbeitsausführung . keine besondere Herausforderung darstellt, kann
das Verhalten im Umgang mit unbequemen Men-
Positive Einstellung zum Betrieb. Sie wird insbe- schen schwierig und anstrengend sein.
sondere durch die Identifikation des Mitarbeiters mit
den Zielen des Betriebs gefördert. Die Geschäftsfüh- Unzumutbares, z.B. beleidigendes Verhalten des
rung kann durch einen kooperativen Führungsstil Kund en sollte von allen Mitarbeitern freundlich aber
die Einstellung des Mitarbeiters zusätzlich positiv be- bestimmt zurückgewiesen werden . Bei störendem
einflussen , z.B. durch die Einbindung der Mitarbeiter oder ärgerlichem Verhalten der Kunden darf jedoch
in Entscheidungsprozesse. nicht in gleicher W eise reagiert werden . Versöhnlich
oder gar humorvoll zu reagieren beeinflusst den
Positive Einstellung zu den Produkten. Jeder Mitar- Umgangston mit einem ärgerlichen Kunden positiv.
beiter sollte gründlich über die Produkte des Betriebs Aus unangenehmen Situationen lassen sich neue
informiert sein, z.B. über neue Fahrzeugmodelle Erfahrungen gewinnen und Anregungen zur Verbes-
oder neue Serviceangebote eines Kfz-Betriebes. serung des eigenen Verhaltens ableiten .

zum Beruf
Qualität
fördert ) fördert )
der Arbeit

fördert
> Gutes Verhältnis
zu den Kollegen fördert
>
Positive Beruflichen
Einstellung Erfolg

fö rdert
> Dienstleistungs-
qualität fö rdert
>
Bessere Befriedigung
fördert ) der Kundenbedürfni sse f ö rd ert )

Bild 1: Einstellung zu den Aufgaben eines Mitarbeiters


64 3 Betriebsorganisation, l<ommunil<ation

3.6 Teamarbeit • Überheblichkeit (Arroganz) einzelner Teammit-


glieder
Der Erfolg eines Unternehmens hängt nicht nur da-
• Mangelhatte Kommunikation untereinander, z.B.
von ab, wie Mitarbeiter mit Kunden umgehen, son-
das Verschweigen von Konflikten
dern wie die Mitarbeiter untereinander zusammen-
arbeiten und kommunizieren.

ln vielen Unternehmen hat sich die Teamarbeit,


d.h. die Zusammenarbeit mehrerer Mitarbeiter zur
Lösung eines Problems durchgesetzt. Dabei ist zu
beachten, dass je nach Betrieb die Teamarbeit un-
terschiedlich organisiert sein kann. Die Mitarbeiter
kleinerer Autohäuser bzw. Werkstätten können sich
genauso als Team verstehen, wie die Arbeitsgrup-
pen in einem größeren Autohaus, welches teamori-
entiert strukturiert ist.

Die technische Weiterentwicklung erfordert eine


Spezialisierung der Mitarbeiter. Der technische
Fortschritt erfordert, dass komplexe Arbeiten, z.B.
Diagnosearbeiten an elektronischen Systemen mit
Bild 2: Falsches Verständnis von Teamarbeit
mehreren Mitarbeitern gemeinsam gelöst werden
können. Das Problemlösungsvermögen zweier Mitc
Konfliktlösung im Team. Konflikte im Team lassen
arbeiterkann sich mehr als verdoppeln (Bild 1).
sich dauerhaft nicht vermeiden. Da in den meis-
ten Fällen Emotionen die Hauptrolle spielen, ist es
wichtig im Rahmen der Konfliktbewältigung eine

3
ausschließlich sachbezogene Auseinandersetzung

1
anzustreben. Eine Verlagerung oder Verdrängung
von Konflikten führt nicht zum Ziel. Autoritäre Stand-

1+
punkte (.. Das werden wir schon sehen!") v erhindern
in der Regel die dauerhafte Bewältigung des Kon-
flikts.
Konfliktursachen können im Alltag eines Betriebes
vielfältig sein. Sie sind oftmals in der Persönl ich-
keitsstruktur von Mitarbeitern bzw. Kunden oder
Bild 1: Formel für Gruppendynamik dem Führungsverhalten von Vorgesetzten begrün-
det. Zudem spielen die Organisationsstruktur des
Die Fähigkeit in einem Team zu arbeiten, erfordert Betriebes und das soziale Umfeld eine Rolle.
neben den fachlichen Kompet enzen zusätzliche Fä-
higkeiten von den Beteiligten. Strategie für die Bewältigung von Konflikten. Die
folgende Vorgehensweise hat sich bei der Lösung
Für die Teamarbeit förderlich sind z.B. : von Konflikten im Team bewährt:
• Ein gutes Betriebsklima 1. Emotionskontrolle. Aufkommende Wut bzw. Är-
ger beherrschen.
• Die klare Festlegung der Ziele des Teams
2. Vertrauensbildung. Aufbau einer Beziehung zw i-
• Die Diskussion von Problemen unter allen Mit-
schen den Mitg liedern des Team s.
gliedern des Teams
3. Offene Kommunikation. Partnerschaftlicher und
• Die Fähigkeit zur Selbstkritik
problemorientierter Umgang zwischen den betei-
• Die Herbeiführung von Entscheidungen durch ligten Personen.
Übereinstimmung
4. Gemeinsame Problemlösung. Diskussion von
• Ein gutes Vertrauensverhältnis unter den Team- Lösungsvorschlägen und Erarbeitung eines Vor-
mitgliedern schlags.
5. Treffen von Vereinbarungen. Nach Mög lichkeit
Für die Team arbeit hinderlich sind z.B.:
schriftliche Verständig ung über eine zukünftige
• Das Engagem ent der Kollegen auszunutzen und Problembehandlung.
diese für sich arbeiten zu lassen (Bild 2)
6. Persönliche Verarbeitung. Der Konflikt wird für
• Konkurrenzdenken beendet erklärt und die Handlungsfähigkeit des
• Angst die eigene Meinung zu äußern Teams wird wiederhergestellt.
3 Betriebsorganisation, Kommunikation 65

3.7 Auftragsabwicklung Hinweise für die Auftragsabwicklung in den einzel-


nen Ablaufschritten:
Zur Optimierung des Arbeitsablaufes bei der Auf-
tragsabwicklung müssen im Rahmen der betrieb-
lichen Organisation des Autohauses die folgenden


Kunden- und Fahrzeugdaten erfassen
Aspekte aufeinander abgestimmt sein (Bild 1):
• Arbeitsinhalt
- Was soll bearbeitet werden? • Freundliche Begrüßung des Kunden, z.B. bei
• Arbeitszeit Neukunden Namen in Erfahrung bringen und den
- Wie lange dauert die Bearbeitung des Auf- Kunden danach mit Namen anreden.
trages und wann wird er durchgeführt? • Für Stammkunden : Kunden- und Fahrzeugdaten
• Arbeitsplanung aus der EDV abrufen und gemeinsam mit dem
- Wie soll der Auftrag durchgeführt werden? Kunden auf Aktualität und Stimmigkeit überprü-
- Welche Ersatzteile und Hilfsmittel werden be- fen.
nötigt? • Für Neukunden: Kunden - und Fahrzeugdaten er-
- ln welche Arbeitsschritte gliedert sich der Auf- mitteln, z.B. Fahrzeugschein, Serviceheft.
trag? • Kilometer-Stand des Fahrzeugs erfragen bzw. er-
• Arbeitsorte mitteln.
- ln welchen Abteilungen laufen die einzelnen • Termin des letzten Service erfragen bzw. ermit-
Arbeitsschritte ab? teln sofern nicht in der EDV vorhanden.

Tätigkeit Information Geschäftsbereich (Hinweise)

Kunden- und Fahrzeugdaten Ku nde, Fahrze ugsche in , Kundendienst/


erfassen Service heft Kundendienstberater

Teile- und Arbeitswe rte-


Reparaturaufwand dat en bank
ermitteln Auftragserteilung durch
Reparaturangebot den Kunden (Unterschrift)

Auftragsannahme A uftragsbest ät igu ng Auftragsbestätigung für


den Kunden (Durchschrift)

W erkstattauftrag erstellen W erkstattka rte/EDV

Teil e- und Arbeitswe rte- Lager


date nbank
M aterial ausgeben

Kfz-We rkstatt
Reparatur ausführen

Altteile für den Kunden


Altteile entsorgen bereit halten

W erkst attka rte/EDV Kundendienst/


Probefahrt durchführen
Kundendienstberater

Rechnung erstellen
Rechnun g/EDV
Rechnung dem Kunden
erläutern

Kundenzufriedenheit Frag ebogenffelefonreport Verwaltung


feststellen

Bild 1: Ablaufplan für einen Reparaturauftrag


66 3 Betriebsorganisation, Kommunilcation

I Reparaturaufwand ermitteln


Zahlungsart mit dem Kunden vereinbaren.
Auftragsumfang mit dem Kunden abgleichen und
d ie getroffenen Vereinbarungen noch einmal zu-
sammenfassen, Termin nennen.


• Kundenwunsch bzw. Fahrzeugprobleme/Bean- • Auftragsbestätigung vom Kunden unterschrei-
standungen erfragen, z.B. lnspektionsservice, Re- ben lassen!
paratur.
• Schlüsselfragen zur Problemeingrenzung verwen-
den, z.B. "Wann und wie oft tritt das Problem auf?", Werkstattauftrag erstellen
.. Wann trat das Problem zum ersten Mal auf?"
• Fahrzeug systematisch und gründlich untersu-
chen, z.B. Dialogannahme am Fahrzeug gemein- • Den bereits vorliegenden oder zu eröffnenden
sam mit dem Kunden. Reparaturauftrag durch den Werkstatt-Meister
• Vorhandene Schäden am Fahrzeug dokumentie- vervollständigen lassen, z.B. Informationen zum
ren, z.B. Kratzer. Fahrzeug, Service-Arbeitsanweisungen zuordnen.
• Probefahrt bei Bedarf gemeinsam mit dem Kun- • Beteiligte Mitarbeiter über den Auftrag informie-
den durchführen, bei Problemfällen unter Hinzu- ren, z.B. Monteure, ggf. Spezialisten, Mitarbeiter
ziehung eines Technikers oder Spezialisten. des Teiledienstes.
• Zur Problemeingrenzung ggf. weitere Mitarbeiter • Beteiligte Fremdleistungen planen, z.B. Lackieren.
hinzuziehen, z.B. Spezialisten, Werkstatt-Meister. • Reparaturhistorie prüfen, liegt z.B. eine Wieder-
• Dem Kunden ggf. den kalkulierten Preis mitteilen. holreparatur vor, umfassend über die letzte Re-
Angebote nur für Festpreis- und Standardaufträge paratur informieren um die Fehlerursachen ein-
erteilen, bei allen anderen Reparaturen Preisaus- zugrenzen.
kunft erst nach ausführlicher Diagnose erteilen.

I ~11' .......,.,,••,.,
/ I
IL----------------------'
Auftragsannahme
• Disponierte Ersatzteile ausgeben.
• Ausgegebene Ersatzteile auf der Werkstatt-Karte
• Mit dem Kunden die Annahmeart vereinbaren, bzw. in der EDV vermerken.
z.B. Annahme während der Geschäftszeiten, Mo-
bile Annahme, Airport-Service.

I~
• Annahme-Termin vereinbaren.
Reparatur ausführen
• Abhol-Termin vorläufig festlegen und dem Kun-
den mitteilen.
• Ersatzmobilität für den Kunden anbieten, z.B. • Alle Auftragspositionen schrittweise, vollständig
Mietwagen. und exakt abarbeiten.
• Ansprechpartner für den Kunden nennen. • Vom Hersteller herausgegebene Unterlagen, z.B.
• Auftrag mit Termin, Arbeitsumfang usw. im Ter- Reparaturleitfäden, Technische Merkblätter, Un-
minplaner bzw. EDV festhalten . terl agen zu Inspektion und Wartung beachten.
• Bei Rückruf- und W erkstattaktionen alle vom Her- • Vom Hersteller vorgeschriebene Spezialwerk-
steller vorgegebenen M aßnahm en einleiten. zeuge, Messgerät e und Hilfsmittel v erwenden.
• Notwendige Kapazitäten im Betrieb für die Bear- • Auf dem letzten Werkstamermin erkannte, aber
beitung des Auftrags abgleichen, z.B. Verfügbar- nicht behobene Mängel prüfen und ggf. instand-
keit von Ersatzteilen, Ersatzwagen, Personal, Spe- setzen.
zialisten, Fremdleistungen. • Ausgeführte Arbeiten auf der Werkstattkarte bzw.
• Vermerk über beigestellte (vom Kunden mitge- in der EDV vermerken.
brachte) Produkte, z.B. MotoröL
• Bei Erweiterung des Reparaturumfangs Rück-
• Unterbreitung aktueller Angebote, z.B. Saisonan- sprache mit dem Service-Berat er nehmen, um d ie
gebote, ReifenwechseL Zusage des Ku nden für die Auftragserweiterung
• Kunden an die notwendigen Unterlagen erinnern, einzuholen. Vermerk über die zusätzlich durch-
z.B. Serviceplan, Kfz-Schein, Radiocode, Felgen- geführter Arbeiten durch den Mechaniker auf der
und FahrzeugschlüsseL Werkstattkarte eintragen.
3 Betriebsorganisation, Kommunil<ation 67

Altteile entsorgen ® Rechnung dem Kunden erläutern


• Altteile fachgerecht entsorgen und auf der Ent- • Erläuterung der durchgeführten Arbeiten nach
sorgungskarte dokumentieren . Entsorgungskarte Möglichkeit direkt am Fahrzeug .
oder ggf. das Austauschteil über das Ersatzteilla- • Zusammensetzung der Rechnung erläutern.
ger an den Hersteller zurücksenden. • Den Kunden auf festgestellte, aber nicht beho-
• Altteile zur Begutachtung zurückhalten . bene Mängel und ggf. in nächster Zukunft durch-
zuführende Reparaturen, z.B. Bremsen, Reifen

I~
mit konkretem Terminangebot hinweisen.
Probefahrt durchführen • Erläuterung der im Rahmen der Auftragserweite-
rung durchgeführten Arbeiten.
• Auf Nachfrage dem Kunden die defekten und
• Probefahrt entsprechend der Arbeitsanweisung ausgetauschten Teile zeigen .
durchführen . • Angebot über den Rückruf des Service-Beraters
• Bei Service-Arbeiten Probefahrt gemäß den Vor- am nächsten Tag.
schriften des Herstellers durchführen. • Hinweis auf die Mobilitätsgarantie geben .
• Km-Stand nach der Probefahrt festhalten. • Rücknahme der Ersatzmobilität
• Bei festgestellten Mängeln erforderliche Nachar- • Einhaltung der bei Annahme vereinbarten Zah-
beiten durchführen lassen, ggf. Information an lungsart.
den Kunden bzgl. Abweichung vom vereinbarten
• Persönliche Übergabe von Fahrzeugpapieren,
Termin und von den veranschlagten Kosten.
Schlüssel und Service-Paket.

I~ Rechnung erstellen
Kundenzufriedenheit feststellen

• Auftragskontrolle: Lohn- und Materialabgleich • Durchführung eines Telefonreports (max. 1 Wo-


durchführen, Einhaltung der Kostenschätzung che nach dem Service-Ereignis) oder Auswertung
prüfen, Ersatzteile prüfen . des händlerindividuellen Kundenfragebogens
• Rechnung verständlich und kundengerecht for- aus dem Servicepaket.
mulieren. • Bei Äußerung von Unzufriedenheit Rückruf durch
• Erkannte, aber nicht behobene Mängel auf der den Service-Berater beim Kunden; Unterbreitung
Rechnung ggf. mit Preisangebot vermerken. eines Lösungsangebotes und Ergreifen von Maß-
• Gliederung der Rechnung nach Arbeitslohn und nahmen zur Umsetzung .
Material durchführen. • Dokumentation der Kundenzufriedenheit.
• Service-Berater und ggf. Mechaniker auf der
Rechnung ausweisen WIEDERHOLUNGSFRAGEN

• Hinweise auf aktuelle Angebote, Aktionen, Neu- 1 Erläutern Sie die Aufgaben der Geschäftsbereiche
vorstellungen, nächsten Service-Termin vermer- eines Autohauses.
ken . 2 Erläutern Sie die Faktoren, welche die Kunden-
• Anlagen beifügen, z.B. Inspektions-Service-For- zufriedenheit beeinflussen.
mular, Ausleseprotokoll Fehlerspeicher/Fahrzeug- 3 Was versteht man unter dem Begriff "Kunden-
elektronik, HU-, AU- und/oder SP-Bescheinigung. bindung"?
4 Erläutern Sie die verschiedenen Arten von Kunden
• Zusammenstellung eines Service-Paketes, z.B.
und erläutern Sie deren Bedeutung für den Betrieb.
gestempelter Service-Plan, Einlegeblatt, Mobili-
5 ln welche Phasen lässt sich ein Beratungsgespräch
tätsgarantie; ggf. Spiegelanhänger mit Visiten-
aufteilen?
karte des Mechanikers, Visitenkarte des Service-
6 Was ist bei der Durchführung von Reklamations-
Beraters, Werbematerial, händlerindividueller
gesprächen zu beachten?
Kundenfragebogen.
7 Nennen Sie die sechs Phasen der Bewältigung von
• Fahrzeugübergabe an den Kunden vorbereiten: Konflikten im Team.
Bereithaltung ausgetauschter Teile für Rückfra- 8 Beschreiben Sie den Ablauf eines Reparatur-
gen, Service-Aufkleber und Sauberkeit des Fahr- auftrags in Stichworten.
zeugs kontrollieren .
68 3 Betriebsorganisation, l<ommunikation

3.8 Datenverarbeitung im Autohaus


Die Geschäftsbereiche des Autohauses werden bei Kundendienst
ihrer Arbe it durch die Elektron ische Datenverarbei- • Verwaltung der Kunden- und Fahrzeugdatei


tung (EDV) unterstützt. Neben den in der allgemei- • Angebots- und Auftragserstellung
nen Bürowirtschaft verwendeten Programmen wie • Kalkulation von Reparatur- und Karosseriear-
z.B. Textverarbeitung , Tabellenkalkulation, Internet- beiten
programme kommen in der Regel herstellerspezi- • Verwendung der Arbeitswertedatei
fische Software-Lösungen zum Einsatz. Die einzel- • Erstel lung der Werkstattkarten
nen Bereichssysteme des Autohauses sind in den • Rechnungsstellung
meisten Fä llen vernetzt (Bild 1). • Terminplanung
Die Vernetzung vereinfacht den Zugriff auf Daten- • Abwicklung von Garantie- und Kulanzfällen
banken und sich wiederho lende Tätigkeiten. • Durchführung von Werbeaktionen
• Verwaltung der HU-, AU- und SP-Termine der
ln den jeweiligen Geschäftsbereichen kann die EDV Kunden
die Durchführung der folgenden Tätigkeiten bzw.
Funktionen unterstützen: Kfz-Werkstatt
• Verwaltung von Reparaturleitfäden, Schaltplä-
Geschäftsleitung nen, technischen Merkblättern
• Erste llung von Statistiken über Tages-, Monats-
und Jahresergebnisse Verkauf
• Erm ittlung betrieblicher Kennzahlen • Kunden- und Fahrzeugkartei
• Ausübung betriebswirtschaftlicher Kontrollfunkti- • Neuwagenverkauf
onen • Gebrauchtwagenverkauf und -bewertung
• Leasing
Teiledienst • Verkaufsförderung
• Teile- und Zubehörverwaltung
• Bestel l- und Inventurwesen Verwaltung/Planung
• Verbrauchsstatistik • Finanzwesen und Finanzbuchhaltung
• Verwaltung von Daten über Kfz-Zulieferfirmen • Mahnwesen
• Verwaltung von Daten über Einkaufs- und Ver- • Personalwesen
kaufsp reise • Lohnbuchhaltung

Geschäfts- Kunde n-
leitung dienst

Bild 1: Vernetzung von EDV-Systemen im Autohaus


3 Betriebsorganisation, l<ommunil<ation 69

Auftragsabwicklung 3. Erstellung der Ersatzteilliste für den Teiledienst


mithilfe der Datenverarbeitung Das Programm ermittelt aufgrund des Auftrags die
1. Erfassung der Kunden- und Fahrzeugdaten: benötigten Ersatzteile und legt eine Liste an. Auf
Durch das Gespräch mit dem Kunden und mithilfe Grundlage dieser Liste werden d ie Ersatzteile vom


der Zulassungsbescheinigung Teil 1 werden die Kun- Teiledienst bereitgestellt (Bild 3).
den- und Fahrzeugdaten ermittelt. Bei Stammkunden
sind diese Daten in der Regel gespeichert und können I N G 0 - 2000 (PN020MOO)
direkt aus der Datei aufgerufen werden (Bild 1). FUNKTION AUFTRAG-NR: 0114. 2850 F!RMA/BETR:/AST.: 11 A P
UFTRAGART: AUFTRAG KONTO/BUCH: 0 KDMEIS'I'ER: 1 5 KM-STAND: 42124
UFT. CODE/KDNR/NAME: S 011205 29 FALU*PAUL.A
FGNR . /POL-KZ/AW-TYP: WPO ZZZ99Z9S723456 S0-00 1234 00 ANZ.SPLI'M':
MODELL/M+G . KB/ZULA.:: 9 9 7 63 0 / 1 0.03 .200 9 AOFWANDS·ZEIT:
WAHL: fi CODE: r-
1 PO 996 107020 55
EINTRAEGE: AW L,. 240 Q.,
1, 0 01 100,0 OELFILTER
u.. FR• ET•
23, 62 11 SE 0
6
r
PFLEGEPROGRAMM FAHRZEUGE
1 PO MOE 2-LOSE 8,8 01 100,0 MOBIL 1 NEWLIFE 0 26,89 21 OE 0 r
V VERAKNDBRN BZ Amtl.KZ : SO-GO 123 4 3 PO Z 892332 2, 0 01 100, 0 SCHEIBENRIUNIGER 2, 95 17 OE 0 r
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59872 BVBRSBBRG ~ ~ ~00 ~~;;~~ 30 i: ~ ~i i~~: ~ ~~~~~:G ~: ;~ i; 1:~ ~ ~
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Welcher st. Code: ma
FALXB*PAO'LA 00 OSTSTR. 15
~ö~~~~st .Nr: !izz99Z9s723456
f9§7Tj""O ~~;p:,~~~:: w~ Erstzul. Dat:
~~~~~~~~~~:
6 PO 997 571219 01 1, 0 01 100, 0 PARTIKELFILTER 59, 01 11 4E 0

~ Edvtyp/AW- TYP: r~ Herkunft:


iPO Passtyp: I Nutzla./Platz: r---- Kilowatt: S.VERK: TA: ATT : RG: ZS : AtJFTEILUNG: KULANZ : ART: "
r
~:~~~: hKOLANZ BZW GARANTIE E!NGEB;~~i: S~~~{~E~~~
j& Kaufart: Zulassungsart : (k Tuev-A r t :
~ Letz.Dat :r---- r---
Km . Stand : Garan/Kul . Bes: LOESCHEN 0 D B R NR
f06t[2 am: tl 0062012 Km . Stand: ~ Serve/Rep.Bes:
!9 Verr. Sat: ~ Vermittler-K;:o; : I Hauptunters:
:r Sonderkz: I Gewicht/Hubr . . r--?3:8 AU - Termin:
:r Let .Wart :r-- Km.Stand : r-- Tachotermin:
I Leas. /2.Kd .Nr: r - - ZWU-Termin:
Prod. /Best -Nr .r-- Aufnah.Dat: 91 2012 Bild 3: Ersatzteilliste
Art/~~~~:=;~:~,n;; ~ ~er~r' oooooooo
Farbe :
O• PROGRAMM KAHL OK Zusätzlich kann die Ausbuchung der Teile aus dem
Lagerbestand und gegebenenfalls die Neubestel-
LOG-WEB 9'750 LTG lung beim Hersteller erfo lgen.
Bild 1: Kunden- und Fahrzeugdaten
4. Verwendung des Elektronischen Auskunftssys-
tems in der Werkstatt
Zusätzlich kann in der EDV vermerkt sein, ob das
Das Auskunftssystem der Werkstatt beinhaltet z.B.
Fahrzeug gegebenenfalls von Aktionen des Herstel-
Reparaturanleitungen, Stromlaufpläne und die War-
lers z.B. Rückrufaktionen betroffen ist.
tungstabeilen für den Inspektions-Service sowie
eine Anbindung an das Internet (Bild 4).
2. Auftragsbestätigung
Die Auftragsbestätigung beinhaltet die wichtigsten
Kunden- und Fahrzeugdaten sowie die Reparatur
.o:'fr · C · • ..,. .
bzw. Wartungshinweise (Bild 2). Der Durchschlag
der Auftragsbestätigung wird dem Kunden ausge-
händigt. Er ist vom Kunden bei der Rü ckgabe des
Wagens vorzuleg en.

""""'
a>•SC'CARI!EAAE'Pmr!!!'""'lr!5!o!!ob!no _ _ ...",..!OIS/12l
Emmrl!!-~--;!>p!0{01/12)

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V!r!lo!.ni-!bo!I-Hr:ll~l-Min!ot!c>-tlctl
--ISY05121

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IIP<I~U72HU lO ,OJ .200t t~l~- 4HH S~Kt!!'!iil?ot!!cug~OIMIZon
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~-m6c*f!ISY1"2!
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Bild 4: Elektronisches Auskunftssystem

ln den meisten Fällen ist das Elektronische Aus-


kunftssystem mit einem Fahrzeugdiagnose-, Mess-
- .. - ;::.."!!::!A_:"':i': ;;;n:::=:ä:z::.-'"'!:...-
-::.- - - und Info rmat ionssystem gekoppelt. Dieses System
§f'..:l;'i;iii!-::~ =~ v erbindet d ie Fahrzeug-Eigend iagnose, die M ess-
technik und die technische Do kum ent ation mitein-
ander. Zudem besteht d ie M öglichkeit der geführten
Fehlersuche am Fahrzeug . Des weiteren verfügen
diese Geräte über Multimeter- und Oszilloskopfunk-
Bild 2: Auftragsbestätigung tionen. Sie können im Rahmen des Fahrzeugservices
70 3 Betriebsorganisation, l<ommunil<ation

verschiedene Aufgaben übernehmen , w ie z.B. das


Abfragen des Fehlerspeich ers, die Update-Program- Vo rarbeite n
Dämpfungsbleche
teilweiseentfernen
Rad ausbauen --+ 44051900 Rad aus- und einbauen
mierung v o n Steuergeräten und das Rücksetzen von Bremsbeläge hinten ausbauen • PCCB Bremse

Service-Intervall-Anzeig en. Die Seele der Warnkontaktleitung darf nicht frei liegen! Eine angeschliffene
Isolierung istohne Bedeutung!


Gg f. etwas Bremsflüssigkeit aus dem Ausgleichbehälter absaugen, um ein
Für den Zugriff auf Servi ce-lnformationen lokaler Überlaufen beim Zurückdrücken der Scheibenbremse zu vermeiden!

Server oder auf Internet-Daten des Herstellers sind 1. Sicherung (Sicherungsbügel) -Pfeil- oben vom Haltestift entfernen und
Haltestift -B ew egungspf ei l- nach innen ausfahren.
die erforderlichen Schnittstellen vorhanden . Über 2. Warnkontaktleitung demon tieren (an Bremssattel, Spreizfeder und aus
denScheibenbremsbelägen)
das Internet könn en aktuelle Herstellerinformati- 3.Spreirlederdemontieren.

onen z.B. über Rückrufaktionen das Auskunftssys- 4. K ol benrücksetzvo rrichtung Nr.144, siehe Handbuch Werkstattausrüstung,
Kap . 2.4, am Bremssattel zwischen den Scheibenbremsbelägen ansetzen
tem ergänzen . und Beläge gleichmäßig -B ew egungspfeile- zurückdrücken.
5. Scheibenbremsbeläge demontieren
Warnkontaktle itung an Bremssattel -Pfeil- • Scheibenbremsbelägen und
Die Wartungstabellen fü r den Inspektions-Service Spreizfeder montieren.
6. Scheibenbremsbeläge durch mehrmaliges Betätigen der Bremse anlegen.
beinhalten die einzelnen Prüfpunkte, die vom Mon- 7. Den Stand der Bremsflüssigkeit kontrollieren und ggf. korrigieren. Der
teur abzuarbeiten si nd (Bild 1). Bremsflüssigkeitsstand muss zwischen der MAX-MIN-Markierung liegen.
Einfahren der B remsbeläge
Bei PCCB-Bremsscheiben benötigen neue Bremsbeläge eine etwas längere
Einfahrzeit als bei Grauguss-Bremsscheiben.
I=' c::J I=! Si c:: 1-1 e:: Generell gilt: Neue Bremsbeläge müssen sich einschleifen (Einfahrzeit) und
Wartung (A-Märkte") haben erst nach einig en hundert Kilometern ihre optimale Brems-
Cayman (987), Cayman S (987), Boxster (987), BoxsterS (987) wirkung. Die etwas verminderte Bremswirkung muss durch
stärkeren Druck auf das Bremspedal ausgeglichen werden.
911 Carrera (997), 911 Carrera S (997), 91 1 Carrera 4 (997), 91 1 Carre ra 45 (997)
Das gleiche gilt auch bei einem BremsscheibenwechseL
ab Modell 2010
Nach arbe iten
Rad einbauen--+ 44051900 Rad aus- und einbauen. Bremsflüssigkeitsstand
hh!"Zeug-ldent-Nr. _ _ _ __ ~IL_____ ___~I
D Wartung
bel60.000 , t20.000, 1 80 . 000, 2<~0 .000 kmusw.l40.000, 30.000 , t20. 000, 160.00 0 mlsfrtl; . Bild 3: Reparaturanleitung
(A!Witspo$1tkm031600 ..j
8esokr~ZU<AusiU!vvngens..t>eHandbuei!Tectmil<

Hlnwelto:Sollle doe~IOt-R~~a"""Gnidtl•mh:I>I-<Oef! .mun~ te!l'Snac!>4.11.12


..".,wartungdun:hgel\lhrt......roen
Das Fahrzeugdiagnose-System v erfügt in vielen
09rße9nti"Pttllen"llfl'lfaßlallllno!Wendigerlfolgeatbc>tenwoeEon~teiOif>.Nad'1sl8ilerl.~n"l><lN.etofül&rl.jedoel'l
roio:NI~M. Iws-!Jon<IÜberholenwnT...".,oderJ\gog<"'SSalen
Fällen über die Möglich keit der sog . Telediagnose
(Ferndiagnose) . ln problematischen Reparaturfällen
Mo\OtOiuodÖI!\Itere,...tz.en
Fahruug~iteundMotornoum.Sic:to~autO!dtllloN(ÖiouNIF!iis~"'len)urldScl>e<M~n kann ein Produktbetreuer des Herstellers parallel
(l~uod~ICSidl<Üfii<"PQ.;w!V uod!lesch'<liglln{l
~keJ!ssd>la...:MZusl3o<!Pf{llen
zum Monteur in der Werkstatt die Bildschirminfor-
KUhlerundl~l'teini.tsoe Sod1tprilfungaulilußerklleV~UI'IdV~mopluog
Kili'IHIU$- ke<~Stendlll>dFrostschu\l: fen mationen verfolgen , den Monteur anleiten und ggf.
auch den Tester bed ienen.
Bild 1: Wartungstabellen
5. Erstellung der Rechnung (Fakturierung)
Für die einzelnen Prüfpunkte kann der Monteu r Die Rechnungslegung erfolgt auf Basis der Kun -
deta illierte Arbeitshinweise und Informationen er- den- und Fahrzeugdaten, der Daten aus dem Auftrag
fragen, z.B . Ve rschl ei ßgrenzen von Bremsbelägen und den vom Monteur angegebenen Tätigkeiten
(Bild2). bzw. verwendeten Ersatzteilen und Betriebsstoffen
(Bild4).

lA - PORSCHE ZENTRUM
Mont age alter B efestigungsteile am B remssattel Dampfungsbleche SOEST
in Bremskolben
• Ve rminderung der B remsw irkung
• Besch äd igung des Brem ssattel s
--+ Neue Spreirleder, neuen Haltestift und Sicherungsbügel am
Bremssattel montieren
RECHNUNG llOl'U MWST:U,O \
• Die Scheibenbre msbelagriickseite nicht fetten . FRAU W-EH : Et1R
i'AUl.S FALKE KUNDSN-NR L 1 120529 00
• Scheibenbremsen auf Verschleiß prüfen. Verschleißgrenze siehe OSTSTR. 15 B&TR .- NR 11l06009 llAP B
- 4600 TW Technische Daten I Verschleißgrenze Bremse. AUFTR .-NR 1142850
59872 EVERSBERG LIEnRDA't'UM 10/2012
• Die Seele der Warnkontaktleitung darf nicht frei liegen.
Eine angesch!iffene Isolierung ist ohne Bedeu tung.
• Neuen Reparatursatz verwenden.
1. Vor dem Einbau der Bremsbeläge den Verschleißzustand der Bremsscheiben
kontrollieren - • 4600 TW Technische Daten I Verschleißgrenze Bremse.
2. Ggf. die Bremskolben mit der Kol b enrücksetzvorrichtung Nr.144, siehe
Handbuch Werkstattausrüstung, Kap. 2.4 in Ausgangsstellung zurückdrücken.
Dämpfungsbleche
entfallen

l
--
S0-00 1234

0 3160003 872L1 WARTUNG •


KOPECKI

-··
997630 ,..........,._
WPO ZUII9Z9S7:U456 1 0.0).09-- --
o.- 9.10.2012 BLATT

9.10.12 . .~
290,40
1

3. Scheibenbremsbeläge einsetzen . tT - NR BEZEICHNUNG TA RG E - PREIS MENGE


3.1. Bei Verwendung der Bremsbeläge Pagid P40 -2 neue Dämpfungsbleche 99610'10 20 55 OU!"ILTER 11 . 8 23, 62 1 23,62
in die Kolben einsetzen. Da die Dämpfungsbleche mit ein er Schutzfolie ~E :! - LOSE MOBIL 1 Nßtn.IF·E OW40 21 0 26,89 8,8 23 6 ,63
versehen sind. muss vor dem Einbau die Schutzfolie abgezogen werden z 892)32 SCHBIBENREINIGER 17 0 2,95 2 5,90
900 123106 30 DI CHTRING 11. II 0, 97 0,97
3.2. Bei Verwendung der geänderten Bremsbeläge (Pagl d P40 -3) keine z 707780 REINIGER 17 18 5,37 5,37
Däm pfun gsblech e einbauen! 997 571219 0 1 PARTIKELFILTER 11. 4 511,01 59 , 01
4. Spreizstift, Halteslift -Bewegu ngspfeil- und neue Sicherung (Sicherungsbügel)
-Pfeil- oben vom Haltestift montieren. ;;;;~;;;;;·;;·;;~~;~;;;~;;;;;;;;;~·· ··· ·
SEHR Gln' ( 100\ - 110\ ) • NOTE 1
GUT ( 89\ - 75 \ ) • NOTE 2
Bild 2: Arbeitshinweis zur Wartung WIR wORDEN UNS FREUEN, WENN SU UNSERE LEISTUNGEN
......................... .
Für den Fall , dass das Fahrzeugs instandgesetzt
werden muss stehen dem Monteur Reparaturanlei-
--- --
~~=. :~~.~~:. ~!~.~~~

331,50 U1,90 118,16

----
'1 4 0 , 06

tungen zur Verfügung, we lche die Arbeitsschritte


detailliert beschreiben (Bild 3). Bild 4: Rechnung
3 Betriebsorganisation, l<ommunil<ation 71

3.9 Qualitätsmanagement im Kfz-Betrieb


Grundlagen Die DIN EN ISO ist eine Europäische Norm, die in
Das erfolgreiche Führen und Betreiben eines Unter- eine internationale Norm unverändert übernommen


nehmens erfordert, dass es in entsprechender Weise wurde und deren deutsche Fassung den Status einer
gemanagt wird . Dabei versteht man unter Manage- deutschen Norm hat.
ment die Leitung und Lenkung eines Unternehmens. Kundenorientiertes Qualitätsmanagement. Alle Tä-
Das Managementsystem ist auf die ständige Leis- tigkeiten des Unternehmens werden konsequent
tungsverbesserungdes Unternehmens ausgerichtet. kundenorientiert ausgerichtet. Oberstes Ziel des OM
Zu diesem System gehört neben anderen Bereichen ist die Verbesserung der Qualität von Produkten und
auch das Qualitätsmanagement Dienstleistungen mit der Absicht, die Wünsche des
Kunden zu erfüllen oder zu übertreffen .
Qualitätsmanagement (QM) . Man versteht da-
runter alle aufeinander abgestimmte Tätigkeiten Der Maßstab für den Grad der Zielerreichung ist
zum Leiten und Lenken eines Unternehmens be- die Kundenzufriedenheit in Bezug auf Qualität,
züglich der Qualität. Termin und Preis.

Beispiel:
Zum Qualitätsmanagement gehören die Festlegung:
Der Kunde erhält nach einer Inspektion das Fahrzeug
• Der Qualitätspolitik gewartet und zusätzlich gereinigt zurück.
• Der Qualitätsziele Qualitätsmanagement-System. Es umfasst die Or-
• Der Qualitätsplanung ganisationsstruktur sowie die Verantwortlichkeiten,
• Der Qualitätssicherung Verfahren, Prozesse und erforderlichen Mittel für die
• Der Qualitätsverbesserung Verwirklichung der Qualitätspolitik des Unterneh-
mens. Die Qualitätspolitik wird durch die Unterneh-
ln der DIN EN ISO 9000 ff. aus dem Jahr 2000 (Bild mensleitung (Führung) festgelegt. ln ihr werden die
1) werden die verschiedenen Begriffe des Qualitäts- Absichten und Zielsetzungen eines Unternehmens
managements definiert und vereinheitlicht. zur Qualität ausgedrückt.
Grundsätzliche und wichtige Informationen zum
Qualitätsmanagementsystem werden im Qualitäts-
DIN EN ISO 9000 managementhandbuch (GM-Handbuch). Detailinfor-
Grundlagen und Begriffe zum mationen in Verfahrensanweisungen, Arbeitsanwei-
Qualitätsmanagement sungen und Prüfanweisungen geregelt (Bild 2). Des
weiteren werden die Strategie des Unternehmens
im Hinblick auf das Qualitätsmanagement sowie die
DIN EN ISO 9001 Organisationsstruktur erläutert.
Anforderungen an ein Qualitätsmanagement-
system unter besonderer Berücksichtigung der
Wirksamkeit des GM-Systems bei der Erfüllung
von Kundenanforderungen

DIN EN ISO 9004


Leitfaden mit Anregungen zum GM-Syst e m für
Unternehm e n, w elche übe r di e Anfo rd e rung e n
der DIN EN ISO 9001 hinau sge he n w o ll e n
.,<:
Cl
<:
Bild 1: DIN-EN-ISO-Familie "E
E
Bedeutung der Abkürzungen in der Normbezeich- .,
·~
..0
nung : "'<:
Cl Richtlinien,
2 Verfahrensanweisungen
• DIN: Deutsches Institut für Normung e.V., Berlin .s:

• EN: Europäische Normungsorganisation CEN


(Comite Europeen de Normalisation). Brüs-
~
'"
"
0
,-;,;1~ I ~ I~ I~ I~ I~ I~ I
Arbeitsa nweisungen , Prüfanweisung en,
sel Arbeitspläne, Prüfpläne
• ISO: International Organisation for Standardi-
zation, Genf (0 und S werden in der Abkür- Bild 2: Dokumentationspyramide eines
zung vertauscht) Qualitätsmanagementsystems
72 3 Betriebsorganisation, l<ommunikation

fenen wirtschaftlichen Werte. Typische Prozesse in


Qualitätssicherung (QS). Sie ist als Teil des Quali- einem Kfz-Betrieb sind z.B. die Auftragsabwicklung
tätsmanagements darauf ausgerichtet, Vertrauen für Reparatur- und Wartungsarbeiten und der Be-
zu erzeugen, dass die Qualitätsanforderungen
schaffungsvorgang für das Teil elager.
der Kunden erfüllt werden.


Im Rahmen des Qualitätsmanagements werden Pro-
zessbeschreibungen entwickelt, die den Zweck und
Im Rahmen der Qualitätssicherung werden Betriebs- das Ziel haben, den Anwendungsbereich sowie die
daten, Betriebsabläufe, Umweltschutzmaßnahmen Vorgehensweise z.B. bei der Auftragsabwicklung zu
usw. im Qualitätsmanagementhandbuch dokumen- beschreiben. Alle am Prozess beteiligten Mitarbeiter
tiert. z.B. Monteure, Mitarbeiter im Teiledienst sind ver-
Ziele des Qualitätsmanagementsystems. Die Erläu- pflichtet, sich an den einzelnen Punkten der Prozess-
terung der übergeordneten Ziele der Qualitätspolitik beschreibungen zu orientieren. So ist beispielswei-
wird insbesondere im Management-Handbuch des se für d ie Auftragsannahme festg elegt, in welcher
Unternehmens vorgenommen. Form Fahrzeug- und Kundendaten zu erfassen sind
oder welche Punkte bei der Erstellung eines Auftrags
Ziele des Qualitätsmanagementsystems sind z.B.:
zu berücksichtigen sind.
• Optimale Erfassung und Erfüllung von Kunden-
Sogenannte unterstützende Prozesse werden im
wünschen
Rahmen des Qualitätsmanagements ebenso be-
• Steigerung der Qualität von hergestellten Pro- schrieben. Diese können beispielsweise sein:
dukten und Dienstleistungen
• Wartung und Instandhaltung von Werkstattein-
• Verbesserung der Betriebsorganisation und der richtungen
Kostensituatio n des Betriebs • Persona/auswahl, -ei narbeitung und -qualifizie-
• Verbesserung des Ausbildungsstandes der M it ar- rung
beiter
Im Prozessmodell sind die wesentlichen Elemente
• Verbesserung der Umweltschutzmaßnahmen des
des Qualitätsmanagements miteinander verknüpft
Betriebs
(Bild 1). Das Beispiel stellt den Wertschöpfungs-
Prozessorientierter Ansatz. Das Qualitätsmanage- prozess ., Reparatur eines Kundenfahrzeugs " bzw.
ment orientiert sich an den Wertschöpfungspro- ., Beschaffung eines Ersatzteils" dar. Beide Prozesse
zessen eines Unternehmens. Unter Wertschöpfung sind Bestandteil des Regelkreises Qu alitätsm anage-
versteht m an die durch Tätigkeit (Arbeit) geschaf- ment

I Ständige Verbesserung
des Qualitätsmanagements

Kunde Kunde
erh ält Info rm atio nen über

I• Angebot e I Untern ehmensleitung I


• M aßnahmen

JA11!iiiL'=
/~
Planung u. Bereitstellung der

- ==
"""'=

q
• Mitarbeiter unter
Berücksichtigung der
Qualifikation, Fähigkeiten M essu ng, Ana lyse,
und Verfügbarkeil Kontrolle
(durch Kundenbefrag ung)
=+
• Ausrüstung (Werkzeuge,
Hilfsmittel, Gebäude usw.)
I Zof" edeohe"
Der Kunde stellt
sjJ~ sjl ~
Wertschöpfungsprozesse 1
Anford erungen
z.B.
fa chmännische, IIA uftragsa bw icklung in der Werkst att
terming erechte,
kost engünstige
Reparat u r eines
Fahrzeuges
-
t $
Beschaffung im Teilelager
IMateri al-
bereitstellung
II Tei lelager-
v erwaltung
I
Bild 1: Prozessmodell des Qualitätsmanagements
3 Betriebsorganisation, l<ommunil<ation 73

Kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP). Er


2. Erfassung betrieblicher Gegebenheiten
umfasst alle im Unternehmen ergriffenen Maß-
nahmen zur Erzielung von höherem Nutzen für das Gesamteindruck des Betriebs
Unternehmen und für den Kunden. Funktioniert der
• Entspricht der äußere Eindruck den Ansprüchen,


Regelkreis des Qualitätsmanagements, ist mit einer
z.B. Sauberkeit in der Werkstatt sowie im Außen-
ständigen Verbesserung der Unternehmensleistung
und Kundenbereich?
zu rechnen.
• Ist die Beschilderung des Betriebs, z.B . Wegwei-
Zertifizierung. Darunter versteht man die Über- sung zu Kundenparkplätzen, Auftragsannahme,
prüfung der Qualitätsfähigkeit eines Betriebs Teile- und Zubehörverkauf eindeutig?
durch unabhängige Sachverständige. • Sind die Werkstatt- und Betriebsöffnungszeiten
veröffentlicht?
Im Rahmen eines sog . Audits wird anhand einer
Checkliste der Betrieb mithilfe eines Punktesystems
Organisation des Betriebs
bewertet. Bei Erreichen einer bestimmten Punktzahl
• Ist ein Organisationsplan mit Stellen- und Funk-
erhält der Betrieb das Zertifikat. Mit dem Zertifikat
tionsbeschreibungen des Führungspersonals
wird die Erfüllung der Qualitätsanforderungen be-
und der Verantwortlichen, z.B. für Werbung, für
stätigt. Der Zertifizierungsvorgang wird in der Regel
Umweltschutz, für Arbeitssicherheit und für die
alle 3 Jahre wiederholt. Um die Qualität auch zwi-
Schulung der Mitarbeiter vorhanden?
schen den Zertifizierungsterminen zu überprüfen,
werden jährlich betriebsinterne Überwachungsau- • Existiert eine ausreichende Anzahl von Service-
dits durchgeführt. beratern?
Für die Betriebe ergeben sich aus der Zertifizierung • Wird die Qualität von Fremdaufträgen, z.B. La-
die folgenden Vorteile: ckierarbeiten ermittelt und gesichert?
• Überprüfung der betrieblichen Abläufe durch • Bietet der Betrieb einen Notdienst an?
Sachverständige im Hinblick auf die Qualitätsfä-
• Werden Kundenbefragungen und Telefonreports
higkeit des Unternehmens
zur Feststellung der Kundenzufriedenheit nach
• Steigerung des Qualitätsbewusstseins der Mitar- einer Reparatur oder nach einem Kundendienst
beiter regelmäßig durchgeführt?
• Nachweis im Rahmen der Produkthaftung
• Erfolgt eine systematische Erfassung von Kun-
• Erhöhung der Wettbewerbschancen gegenüber denbeschwerden, die Auswertung der Ergeb-
nicht zertifizierten Mitbewerbern nisse und die Umsetzung der Maßnahmen?
• Möglichkeit der Beratung des Betriebs durch die
• Wird der Ausbildungsstand der Mitarbeiter und
Sachverständigen im Hinblick auf die Feststel-
die Planung betrieblicher Fort- und Weiterbil-
lung von Schwachpunkten und mögliche Verbes-
dungsmaßnahmen für die Mitarbeiter dokumen-
serungen
tiert?
Ablauf eines Audits. Nach einer Vorabinformation , • in wie weit werden Sicherheitsrichtlinien, Unfall-
bei dem der Kfz-Betrieb die Prüfkriterien mitgeteilt verhütungsvorschriften und Umweltschutz ein-
bekommt, wird üblicherweise vorher ein Probelauf gehalten? Gibt es verantwortliche Personen für
im zu zertifizierenden Betrieb durchgeführt. Damit diese Richtlinien und Vorschriften?
können eventuell festgestellte Mängel behoben wer-
den. Im Anschluss daran erfolgt die eigentliche Zer- Kundenkontaktbereich/Auftragsannahme
t ifizierung, wobei der Betrieb innerhalb eines Tages
• Sind Preise für Waren und Dienstleistungen
überprüft wird.
ausgezeichnet, z.B. Festpreis für Inspektions-
Die Überprüfung gliedert sich in vier Bereiche und
service?
kann die folgenden Prüfpunkte beinhalten:
• Hat der Kunde die Möglichkeit der Einsichtnahme
in Reparatur-, Gewährleistungs-und Zahlungsbe-
1. Erfassung der Betriebsdaten dingungen?
• Größe des Betriebs • Bietet der Betrieb einen Hol- und Bringservice an?
• Verantwortliche Personen, z.B. Geschäftsleitung,. • Ist das Angebot an Ersatzwagen ausreichend und
Kundendienstleiter, Teiledienstleiter, Verkaufsleiter sind die Fahrzeuge in einem einwandfreien und
• Betriebliche Besonderheiten sauberem Zustand?
• Anzahl der Neu- und Gebrauchtwagenverkäufe • Liegt für jeden Reparatur- und Serviceauftrag ein
pro Jahr schriftlicher Kundenauftrag vor und entspricht
• Anzahl der Servicekontakte pro Tag die Rechnung dem Auftrag?
74 3 Betriebsorganisation, l<ommunil<ation

• Entspricht der Annahmebereich bzw. die Kunden- Teiledienst


wartezone den Anforderungen bzgl. Ausstattung, • Werden bei der Reparatur der Fahrzeuge Origi-
Cafeteria, aktueller Produktinformationen, aktu- nalteile und die vom Hersteller vorgeschriebenen
eller Zeitschriften und Zeitungen, Sitzgelegen- Betriebs- und Hilfsstoffe verwendet?


heiten und Kinderspielecke?
• Werden Wareneingangskontrollen durchgeführt
• Wird nach der Fahrzeuginstandsetzung bzw. und dokumentiert?
Wartungsarbeit vor Fahrzeugübergabe eine End- • Werden ausgebaute Teile mit Gewährleistungs-
prüfung/Probefahrt durchgeführt? Werden die ansprüchen gesondert behandelt und separat
Ergebnisse ausgewertet, Maßnahmen abgeleitet, aufbewahrt?
vereinbart und umgesetzt?
• Werden ausgegebene Ersatzteile einer Prüfung
• Sind die Rechnungen für den Kunden verständ- unterzogen?
lich dargestellt und nachvollziehbar?
• Sind alle im Teilelager befindlichen Ersatzteile
• Trägt das Personal angemessene/empfohlene eindeutig identifizierba r?
Kleidung sowie Namensschilder und besitzt es • Erfolgt eine qualitätserhaltende Lagerung der
Visitenkarten? Teile?
• Wird ein übersichtliches System zur Terminver-
einbarung und Tagesdisposition eingesetzt, z.B. Neu- und Gebrauchtwagenverkauf
Formulare, Kalender, EDV? • Befinden sich die Neu- und Gebrauchtwagen in
• Werden nach Auftragsannahme systematische einem einwandfreien Zustand?
Terminvorbereitungen getroffen? • Erfolgt beim Verkauf von Waren und Dienst-
• Ist sichergestellt, dass das Fahrzeug nach einer leistungen eine kundengerechte Erläuterung?
Reparatur oder Wartung dem Kunden persönlich • Werden regelmäßige Werbeaktionen durchge-
übergeben und die Rechnung erklärt wird? führt?
• Bietet der Betrieb die Reparatur-Annahme direkt
am Fahrzeug an? 3. Auswertung
• Wird aktuelles Zubehör beworben und im Kun-
Nachdem die Punkte überprüft sind, werden die
denkontaktbereich ausgestellt und angeboten?
vom Zertifizierer vergebenen Punktzahlen addiert.
ln Zusammenarbeit mit der Betriebsleitung erfolgt
Werkstatt
die Bewertung des Ergebnisses. Hat der Betrieb
• Liegt bei einem Inspektions- und Wartungsauf- die Mindestpunktzahl erreicht und die geforderten
trag das entsprechend gültige Formular bei und Hauptkriterien erfüllt, so erhält er das Zertifikat. Die-
wird es nach den Vorgaben abgearbeitet? ses dokumentiert, dass die Qualitätsfähigkeit des Be-
• Werden die Kundenfahrzeuge pfleglich behan- triebes nach DIN EN ISO 9001 überprüft wurde und
delt? Werden z.B. Lenkrad- und Sitzschoner ver- der Norm entspricht.
wendet?
• Wi e erfolgt die Organisation der Verteilung der 4. Vereinbarung von Maßnahmen zur
anstehenden Arbeiten auf die Mitarbeiter und Verbesserung der Qualität
Monteure?
Zusammen mit der Betriebsleitung erfolgt die Fest-
• Werden die Prüfbücher für Geräte und Werk-
legung weiterer Maßnahmen zur Verbesserung der
zeuge exakt geführt und die Prüffristen für tech-
Qualität. Hat der Betrieb die Mindestpunktzahl nicht
nische Geräte und Werkzeuge, wie z.B. Hebebüh-
erreicht bzw. die geforderten Hauptkriterien nicht er-
nen, Kompressoren, Drehmomentschlüssel usw.
füllt, müssen die M ängel in einer vorgegebenen Zeit
eingehalten?
behoben w erden. Danach erfolgt eine erneute Über-
• Wie ist der Pflegezustand der verwendeten Werk- prüfung durch den Zertifizierer.
statt-Literatur? Haben die Mechaniker Zugang zu
den Unterlagen? Ist eine ausreichende Anzahl
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
von EDV-Geräten vorhanden?
1 Was versteht man unter Qualitätsmanagement?
• Sind die Sicherheitsauflagen bzgl. Gefahrstoffen
2 Welche Ziele hat das Qualitätsmanagementsys-
und Brandschutz erfüllt?
tem?
• Existieren M aßnahmen für die Verm eidung vo n
3 Was versteht man unter Zertifizierung?
Abfällen?
4 Wie wird ein Audit durchgeführt?
• Wie erfolgt d ie Lagerung und Entsorgung von
5 Nennen Sie die wichtigsten Kriterien, nach denen
umweltgefährdenden Stoffen? Welcher Mitarbei-
Kfz-Betriebe überprüft werden!
ter ist verantwortlich?
75

4 Grundlagen der
Informationstechnik
Immer größere Mengen an Informationen und Da-


ten müssen immer schneller verarbeitet werden.
Tabelle 1: Programmarten
Deshalb sind immer leistungsfähigere Systeme für Systemprogramme
elektronische Datenverarbeitung in Technik, Wis- • Betriebssysteme z.B. DOS, Windows XP, Windows NT,
senschaft, Handel und Verwaltung erforderlich . Man UNIX, OS/2
unterscheidet • Utilities (Hilfsprogramme)
• Einzelplatzrechner z.B. Personalcomputer
Anwenderprogramme
• Vernetzte Systeme z.B. Server-Ciient-Netzwerk
• Standardprogramme z.B. Textverarbeitungsprogramme,
Tabellenkalkulationsprogramme, Datenbanken
4.1 Hardware und Software • CAD-Programme
• Branchenspezifische Programme z.B. für Buchhaltung,
Werkstattabrechnung, Gebrauchtwagenkalkulation
Ein EDV-System besteht aus Hardware und Soft- • Diagnose-Prog ramme
ware. • Spiele
• Multimedia-Programme z.B. Mov ie-Piayer, MP3-Piayer
Hardware umfasst alle elektronischen und mecha- • Programmiersprachen z.B. BASIC, Pascal, C++
nischen Bauteile, die sieht- und anfassbar in einer
Computergeräteeinheit verbaut bzw. zu einem Sys- Daten sind Informationen die vom Computer erfasst,
tem von Geräten zusammengefasst sind. Dazu ge- verarbeitet und ausgegeben werden können. Man un-
hören auch alle Verbindungskabel, Stecker sowie terscheidet numerische, alphabetische und grafische
Datenträger. Beispiel für die Hardware eines Pe- Daten (Bild 2). Die Kombination der unterschiedlichen
Systems (Bild 1). Daten werden Zeichenketten (Strings) genannt.
• Systemeinheit (Computer, Rechner) für die Verar-
beitung von Daten und +2 -4 +0.05 - 10.62
• Peripheriegeräte für die Numeri sche Dat en
Eingabe von Daten z.B. Tastatur, Maus
a B a Wuppertal EDV
- Ausgabe von Daten z.B. Monitor, Drucker
- externe Speicherung von Daten z.B. Festplatte, Alphabetische Daten
Diskettenlaufwerk.
Sprechgarnitur
I #OD L:lLl
Grafische Daten

I I D I - I w I - 142781 I Haan
Zeichenkette (string )

Bild 2: Datenarten

Datenverarbeitung im Computer läuft grundsätzlich


nach dem EVA-Strukturprinzip (Bild 3) ab.
Eingabe -=;::;> Verarbeitung ~- Ausgabe
Bild 1: PC-System
Eingabege räte Hauptplatine mit A usga beg eräte
z.B. Tast atur Mikroprozessor, z. B. Monito r
Software ist der Oberbegriff für alle Programme und Prog ramme
Daten.
Bild 3: Arbeitsweise des Computers
Programme bestehen aus einer Folge von Befeh-
len, die die Arbeitsa nweisungen des PC-Anwenders Eingabe. Am EDV-Arbeitsplatz w erden die Dat en z.B.
in eine für die Maschine verständliche Sprache über eine Tastatur eingegeben.
übersetzen, Verarbeitungsvorgänge steuern und Verarbeitung. Im Mikroprozessor des Computers
Ergebnisdaten bereitstellen. Programme können in werden die Daten anhand eines Programmes verar-
Systemprogramme und Anwenderprogramme un- beitet. Die Ergebnisdaten können im Arbeitsspeicher
terschieden werden (Tabelle 1). abgelegt werden .
76 4 Grundlagen der Informationstechnik

Ausgabe. Durch eine Programmanweisung können denen jedoch nur 4 verwendet werden (die Kombi-
sie auf einem Ausgabegerät, z.B. dem Monitor, er- nation von z.B. Rot und Grün wäre im Falle einer Ver-
kennbar gemacht werden. kehrsampel unsinnig, Tabelle 2).
Damit alle Klein- und Großbuchstaben, alle Ziffern,
sowie Sonder- und Steuerzeichen verarbeitet wer-
den können, benötigt man 8 Bit.


4.3 Rechnerinterne Darstellung
von Daten 18Bit nennt man 1 Byte
Ein Byte ermöglicht die Darstellung von 28 = 256
Im Computer werden Daten durch zwei elektrische
Schaltstellungen.
Schaltzustände dargestellt. Die elektrischen Schalt-
zustände sind ein oder aus (Tabelle 1). Diese Schalt-
zustände werden zur Informationsdarstellung im
Zweizeichensystem (Binärsystem) verwendet; dabei
entspricht die Ziffer 0 dem Schaltzustand aus und 4.4 Zahlensysteme
die Ziffer 1 dem Schaltzustand ein. Folgende Zahlensysteme werden in der Datenverar-
beitung verwendet
Tabelfe1:~1m 8lnirsysterri
• Dezimalsystem
Scha ltung L®--_j 49-----.rJ •

Binärsystem
Hexadezima lsystem
Leuchte Aus Ein Das Dezimalsystem besteht aus 10, das Binärsystem
Binärzeichen aus 2 und das Hexadezimalsystem aus 16 Ziffern.
0 1
Im Computer werden die Informationen grundsätz-
Jeder der beiden Schaltzustände ist somit die kleins- lich im Binärsystem verarbeitet. Zur Darstellung der
te lnformationseinheit. Diese wird 1 Bit (eng I. binary Informationen wird aufgrund der großen Ziffernlän-
digit =zweiwertiges Zeichen) genannt. ge im Binärsystem häufig das Hexadezimalsystem
verwendet.
Ein Bit enthält die Information 0 oder 1
Bei Bussystemen können zur Darstellung auch eine
Besteht eine Informationsquelle aus 2 Bit, wie z.B. Kombination aus dem binären und hexadezimalen
die beiden Blinkleuchten eines Autos, so kann jedes Zahlensystemen verwendet werden.
Bit die Information 0 (Blinker aus) oder die Informati-
on 1 (Blinker ein) haben (Tabelle 2). ln Tabelle 1, Seite 77 wird z.B. die Zahl 123 in den
einzelnen Zahlensystemen dargestellt.
Tabelle 2: Informationen im Binirsystem
Der Vorteil des Hexadezimalsystems gegenüber
Binär- Anzahl
Bit Beispiele kombinati- der lnfor- dem Dezimal- und Binärsystem ist eine kürzere
onen mationen Schreibweise, z.B.

~ ~

..
Dezimal Binär Hexadezimal
1 0 1 21 =2
Lampe aus Lam pe an 13 11 01 D

lS ' X ~ =>
~ 1
00 01 0 X 21 0
..- -.. =

•• -
Blinken aus Blinken rechts
1 X 22 4
2 22 =4 1 X 23 = 8
13
10 11
Blinke n links Warnblinken

Speicherkapazität. Die Angaben der Speicherkapazi-


~ ~
000

3 I
fre ie A chtung
Fahrt
I
Halt Vorberei-
ten zum
010 011
100 101
23 =8
tät von internen und externen Speichern erfolgt im-
mer mit dem 8-Bit-Code in Byte.
Anfa hren [}]] 111
8 Bit 1 Byte
Eine Verkehrsam pel überm ittelt ihre Information an 1 KB 2 10 Byte 1 024 Byte
die Verkehrsteilnehmer mit 3 Leuchten. Dies ent- 1MB 2 20 Byte 1 048 576 Byte
spricht einem Informationsgehalt von 3 Bit. Daraus
1GB 230 Byte 1 073 741 824 Byte
ergeben sich 23 = (8 mögliche Schaltstellungen; von
4 Grundlagen der Informationstechnik 77

Tabelle t:V~derZah~me
Dezimal Binär Hexadezimal

Basis 10 2 16

Ziffern und 0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9,
0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9 0,1
Zeichen A, B, C, D, E, F

E 3xW p

123 1 1 11 01 1

~m
= 3 = 1 11 X 16° = 11
2 X 101 = 20 = 2 7 X 161 112
1 X 102 = 100 = 0 123
Beispiel 123 1 X 23 = 8
1 X 24 = 16 A ;; 10 D ;; 13
1 X 25 = 32 B - 11 E - 14
1 X 26 64 c ;; 12 F ;; 15
123

4.5 Aufbau eines


Interne Speieher
Computersystems
Betriebs- Nur-
Die Hardware eines Computersystems besteht aus Daten- Lese-
speieher speieher
dem Grundgerät mit der Hauptplatine und den an- RAM ROM
geschlossenen Geräten (Bild 1 ).

Bild 2: Systembild einer Hauptplatine

ter. Es sorgt nach dem Einschalten des Computers


Bild 1: Grundgerät dafür, dass Programme des Betriebssystems vom
externen Speicher in den Arbeitsspeicher (RAM)
Hauptplatine (Motherboard). Auf einer Hauptplatine übernommen und gestartet werden. Die im ROM ge-
(Bild 2) sind folgende Hauptbaugruppen angeordnet: speicherten Informationen bleiben auch nach dem
• Mikroprozessor • Interner Speicher Ausschalten des Computers erhalt en.
• Ei n- und Ausgabeeinheit • Systembus
Arbeitsspeicher (RAM - Random Access M emory).
Mikroprozessor (CPU - Centra l Processing Unit). ln ihm w erden Programme und Daten für die aktu -
ln ihm werden die Anweisungen eines Programms elle Nutzung des Computersystems abgelegt. Beim
schrittweise ausgeführt. Die Taktfrequenz, mit der Ausschalten des Computers oder durch Software-
der Mikroprozessor betrieben wird bestimmt die Ar- befehl wird dieser Speicher gelöscht.
beitsschritte je Sekunde z.B. bei 4 GHzführt die CPU
Systembus. Er enthä lt den Steuerbus für Steuersig-
4 000 000 000 Arbeitsschritte pro Sekunde aus. nale, den Adressbus z. B. zum Ansprechen bestimm-
Interner Speicher. Er besteht aus Nur-Lese-Speicher ter Plätze im Speicher und den Datenbus auf dem
und Arbeitsspeicher. Daten, Befehle und Adressen übertragen w erden.

Nur-Lese-Speicher (ROM - Read Only Memory). Ein-/Ausgabeeinheit (EA-Interface). Sie steuert den
ln ihm sind unveränderbar Programme und Daten Datenaustausch zwischen der CPU, dem Arbeitsspei-
abgelegt, z.B. das Startprogramm für den Compu - cher und den Peripheriegeräten, z.B. Maus, Tastatur.
78 4 Grundlagen der Informationstechnik

Schnittstellen. Sie sind die Stellen, an denen die


Schnittstelle Parallel e Schnittstelle
Übergabe von Signalen von einem System zum an- PS/2 Maus Schnittstelle
dern z.B. vom PC zum Drucker erfolgt. Schnittstellen LPT1
können als Steckkarten oder als Steckverbindungen
(Bild 1) ausgebildet sein. Man unterscheidet paralle-
le und serielle Schnittstellen (Tabelle 1).


Parallele Schnittstellen übertragen z.B. 8 Bit gleich-
zeitig (parallel) über getrennte, 8-adrige Leitungen,
z.B. bei einem Druckeranschluss. Dazu verwendet
man z.B. auf der Computerseite einen 25-poligen
Stecker und auf der Druckerseite einen 36-poligen
Stecker (Centronics-Stecker). Schnittstell e Seri ell e Schnittstelle Schnittstell e
PS/2Ta statur Schnittstell e USB Audi o
Serielle Schnittstellen übertragen die einzelnen Bits COM1

nacheinander (seriell) über eine Leitung, z.B. beim Bild 1: Schnittstellen als Steckverbindungen an einer
Mausanschluss. Diese externe Schnittstelle wird auch Computerrückseite
als V.24- oder RS 232-Schnittstelle bezeichnet. Die
Stecker für diese Schnittstellen sind meist 9-polig . • Es sind weniger Drähte im Kabel erforderlich (bei
RS232 sind es nur 2 Leitungen (Senden , Empfan-
Vorteile gegenüber der parallelen Schnittstelle: gen)) .
• Die Kabel für serielle Schnittstellen können we-
sentlich länger (bis 150 m) sein als für parallele Übertragsgeschwindigkeit von Schnittstellen. Sie
Schnittstellen. wird meist in MBits/s oder MByte/s angegeben.

• Sie sind elektrisch unempfindlich, da sie einen


1 1 MByte/s = 8 MBit/s
hohen Eingangswiderstand haben.

TalMille 1: Schnittslallen am Computer


Bezeichnung Art Übertragungsgeschwindigkeit Anwendung
LPT 1 parallel 3 MByte/s Für Druckeranschluss, Scanner
COM/RS232 serie ll - Für Modem, serielle Maus
LAN/RJ45 seriell 10/100 Mbit/s Ethernet, Netzwerke
lrDA seriell Bis 14.4 KByte/s Infra rot-Sehn ittstelle
PS/2 seriell - Für Maus, Tastatur
USB seriell 1,5 MByte/s Universelle Schnittstelle für Drucker,
Scanner, Speicherstick
IDE, ATA parallel Bis 150 MByte/s Für Festplatten (auf der Hauptplatine)
SCSI parallel Bis 160 MByte/s Für Festplatten im Profibereich, Server
Bluetooth seriell 1 MBit/s Drahtlose Kommunikationsschnittstelle
(Funk)
Firewire seriell Bis 400 MBit/s Universelle Schnittstelle für Kameras,
Handy
AGP paral lel Über 533 MByte/s Schnittstelle für Grafikkarte
PCI paral lel 133 MByte/s Schnittstelle für Steckkarten z.B. Sound-
karte

4.6 Datenkommunikation Datennetze. Sie sind Datenleitungen , über die Daten,


meist als Nachrichtenpakete, übertragen werden . In-
Mit Hilfe der Datenkommunikation können Infor- nerhalb kleinerer Datennetze überträgt man neben
mationen in Form von Daten zwischen Computern Daten auch Steuersignale, wie z.B. im Kraftfahrzeug .
ausgetauscht werden. Die Verbindung zwischen den Die zu übertragenden Daten werden seriell Bit für Bit
einzelnen Computern wird durch Datennetze herge- übertragen, wobei die Informationen von allen Teil-
stellt. nehmern des Netzes genutzt werden können .
79

4.6.1 Datenübertragung Busstruktur (Bild 2). Sie ermöglicht das Senden und
Empfangen von Daten der einzelnen Stationen über
Systeme für den Datenaustausch, wie sie z.B. inner- ein gemeinsames, durchgehendes Kabel. Da jede
halb eines Unternehmens, im Büro oder im Kraft- Station Daten versenden und empfangen kann, muss
fahrzeug verwendet werden, nennt man LAN (Local der Datenverkehr über ein geeignetes Protokoll ge-
Area Network) oder lokale Netzwerke. Der Datenaus- regelt werden. Jeder Arbeitsplatz kann senden, wenn
tausch z.B. zwischen den PCs, Minicomputern, Zen- der Bus "frei" ist. Das Netzwerk kann durch Einfügen


tralrechnern und allen weiteren Peripheriegeräten von weiteren Arbeitsstationen auf einfache Weise
erfolgt mit hoher Datenübertragungsgeschwindig- erweitert werden. Außerdem behindert der Ausfall
keit (ca. 10 MBit/s ... 100 MBit/s). Dadurch können die einer Station nicht das gesamte Netz. Jedoch kön-
Teilnehmer des Netzwerkes auf alle Daten nahezu nen die gesendeten Nachrichten von allen Stationen
gleichzeitig zugreifen, um sie z.B. zu bearbeiten oder empfangen bzw. "mitgehört" werden.
zu verändern. Die Verbindungselemente zwischen
den Computern sind neben der Datenleitung die
Verbindungsstecker und Netzwerkkarten, die in die
Computer eingesteckt werden.
Netzwerkstrukturen. Je nach Anordnung der Com-
puter, die an eine gemeinsame Datenleitung ange-
schlossen sind, unterscheidet man
• Sternstruktur • Ringstruktur • Busstruktur
Sternstrukturen (Bild 1). M an unterscheidet:
Bu sstru ktu r Ringstruktur
• Aktive Sternstrukturen
• Passive Sternstrukturen Bild 2: Bus- und Ringstruktur eines Netzwerkes
Aktive Sternstruktur: Sie ermöglicht mit geringem
Leitungsaufwand die Verbindung einer großen
Peer to Peer Netzwerk. Es ist ein einfaches Netzwerk
Anzahl von Computern. Dabei ist jede Arbeitsstation
mit Busstruktur, bei dem alle Computer als gleichbe-
an eine Vermittlungsstelle (Knoten), meist einem
rechtigte, eigenständige Arbeitsstationen über eine
Server oder einem Hub, angeschlossen. Fällt beim
Datenleitung verbunden sind. Dadurch können Daten
Betrieb des Netzes eine Arbeitsstation aus, treten für
z.B. zwischen zwei Rechnern ausgetauscht werden.
die anderen Teilnehmer keine Störungen auf. Fällt
jedoch die Vermittlungsstelle aus, arbeitet das ge- Weitere Voraussetzungen für die Datenübertragung:
samte Netzwerk nicht mehr. Protokoll. ln ihm sind die Regeln festgelegt, nach
Passive Sternstruktur: Alle Arbeitsstationen sind denen Daten innerhalb eines Netzwerks übertragen
gleichberechtigt. Die Verbindungsstelle zwischen werden.
den Computern ist ein Leitungsknoten. Deshalb tre-
Gateway. W erden zw ei v erschiedene Netzw erke mit
ten keine Störungen beim Ausfall einer Arbeitssta-
miteinander verbunden, übersetzt der Gatew ay das
tion auf.
Protokoll des einen Netzwerks in das Protokoll des
Ringstruktur (Bild 2). Bei ihr sind benachbarte Ar- anderen Netzwerks.
beitsstationen direkt miteinander verbunden. Die Hub. Er ist eine Verteilerstation in einem Netzwerk
Daten werden von einer Station zur nächsten Sta- mit Sternstruktur. Alle Daten werden an alle ange-
tion in einer Richtung weitergegeben. Dadurch ist schlossenen Computer weitergeleitet. Ein passiver
eine Erweiterung durch einfaches Einfügen weiterer Hub verbindet die Netzwerkstränge, während ein
Computer möglich . Fällt jedoch ein Computer im aktiv er Hub die Signale noch verstärkt.
Ring aus, kann das gesamte Netz blockiert w erden.
Switch. Er ist eine Verteilerstation in einem Netzwerk
mit Sternstruktur, die die Daten nur an die Netzw erk-
stränge verteilt, in denen sich die angesprochenen
Computer befinden.
Router. Er verbindet zwei oder mehrere Netzwerke
miteinander und leitet die Daten intelligent w eiter.

Server-Ciient-Netzwerk
Server (Dienstleister). Er stellt in einem Netzwerk
Aktive Sternstruktur Passive Sternstruktur Daten, Programme und Rechenleistung bereit. Der
Server kann große Datenmengen speichern und da-
Bild 1: Sternstrukturen eines Netzwerkes durch den Clientrechner entlasten.
so 4 Grundlagen der Informationstechnik

Client (Kunde) ist die Bezeichnung für die anderen ständliche Signale zurückgewandelt (demoduliert).
Computer im Netzwerk. Sie nehmen die Dienste des Die Übertragsgeschwindigkeit über das Telefonnetz
Servers in Anspruch, indem sie Daten auf dem Ser- in Verbindung mit Modems als DÜE beträgt bis 56
ver ablegen, Programme ausführen und Rechenleis- kBit/s. Meist verfügen die Geräte über Faxfunktionen
tung in Anspruch nehmen. Diese Netze finden z .B. in und einen Anrufbeantworter.
großen Autohäusern Anwendung (Bild 1).
ADSL (Asymmetrische Digital Subscriber Line =


Asymmetrische digitale Anschlussleitung). Es ist ein
Verfahren, mit dem über ein Modem und ein geeig-
netes Protokoll digital und mit großer Geschwindig-
keit Daten übertragen werden . Die Übertragungsrate
ist ungleich (asymmetrisch ) und beträgt beim Emp-
fang (Downstream) bis zu 768 kBit/s, beim Senden
(Upstream) 128 kBit/s.

ISDN (lntegrated Services Digital Network = Digi-


tales Netz für integrierte Dienste). Die Datenübertra-
gung von ISDN-Adaptern als DÜE erfolgt in digitaler
Form. Bekommt ein Personalcomputer eine entspre-
chende Schnittstelle in Form einer ISDN-Steckkarte,
Bild 1: Client-Server-Netzwerk
kann er direkt als ISDN-Endgerät verwendet werden.
Die Übertragungsgeschwindigkeit innerhalb des di-
gitalen Netzes beträgt je Kanal 64 kBit/s.

4.6.2 Datenfernübertragung (DFÜ) Online-Dienste


Sie sind Dienstleistungsunternehmen, die Infor-
Sie ermöglicht den Informationsaustausch z.B.
mationen, wie z.B. Aktienku rse, Nachrichten, fir-
Sprach-, Bild-, Text- oder Datenkommunikation
menspezifische Daten und Informationen, die in Da-
über Telekommun ikationsdienste durch Kabelver-
tenbanken abgelegt sind, anbieten und verkaufen.
bindungen oder Richtfunk zwischen verschiedenen
Außerdem bieten sie ih ren Kunden vielfältige pri-
Datennetzen.
vate und berufliche Kommunikationsmöglichkeiten,
WAN (Wide Area Networks = weitflächige Daten- wie z.B. Homebanking, Teleshopping, Telelearning,
netze). Sie sind Kommunikationssysteme, die sich Telewerking an (Bild 2).
über die ganze Weit erstrecken können. ln Deutsch-
land stellt z.B. die Telekom ihr Telefonnetz für die
Datenfernübertragung zur Verfügu ng . Für die An- """ ~"" Onl""
- uc;,o- o-ooo... (no- _ .,._ DS<.- & - - · - ~

bindung an die Telekommunikationsdienste sind ~ -·- Wot•U-f Hol-' ~ fa....W.. - ..._, ~·~
J;o . . . . . . .. Otl,_"_
Datenendeinrichtungen und Datenübertragungsein-
richtungen erforderlich. ., ,
~ -
..
__............ __
_\,
,., ........
Datenendeinrichtung (DEE). Sie ist für das Senden ,_"_~-·-

und Empfangen von Daten erforderlich. Es sind z.B.


:a -

--
Personalcomputer, Terminals.
Datenübertragungseinrichtung (DÜE). Sie ist für
die Anpassung der Datensignale zwischen Daten-
·--
·-·---
·-----
.·-
i!! - -

endeinri chtung und dem Übertragungsweg not- Q =~-= Ef~ ~~= d §E" • zalandoo
wendig. Dazu verwendet man ISDN-Adapter oder
g §L~ ~ ::=:.:.·::;_ 0? 5:=-
Modems z.B. ADSL-Modems. Durch eine geeignete
===.-
Kom munikationssoftware kann der Datenaustausch
zwischen den Computern über serielle oder parallele Bild 2: Angebot eines Online-Dienstes
--
Schnittstellen erfolgen.
Modem (Modulator/Demodulator). Es ist ein Gerät,
das die zu übertragenden digitalen Signale eines Kommunikationsmöglichkeiten in Kfz-Unternehmen
Computers in analoge Signale umwandelt (modu - Es sind z.B. Datenübertragung aus Datenbanken
liert). Anschließend w erden die Signale im analo- vom Fahrzeughersteller, Downloads für Steu er-
gen Telefonnetz übertragen. Nach der Übertragung geräte, Tester und Software, Pflege von Fahrzeug-
werden die analogen Signale durch das Modem auf Lebenszyklusdaten, Flash-Aktionen bei Werkstatt-
der Empfangsseite wieder in für den Computer ver- besuchen.
4 Grundlagen der Informationstechnik 81

4.7 Datensicherung und Antivirenprogramme. Um den Befall von Viren fest-


zustellen, zu beseitigen oder zu verhindern werden
Datenschutz Antivirenprogramme eingesetzt. Auf Aktualität ist
Durch die ständig zunehmende Verbreitung der ln- zu achten, da immer wieder neue Viren auftauchen
formationstechnik und die dadurch steigende Daten- können.
menge wächst die Notwendigkeit, diese großen Da-
tenmengen zu sichern und sie vor unberechtigtem
Zugriff zu schützen.
Besonders durch die zunehmende Anzahl lokaler 4.7.2 Datenschutz
und öffentlicher Netze könnten verschiedene Benut-
zer direkt auf vorhandene Datenbestände zugreifen Grundlage des Datenschutzes ist das Bundesdaten-
und sie unberechtigterweise verändern. Deshalb schutzgesetz (BDSG).
gewinnen die Datensicherung und der Datenschutz
immer größere Bedeutung.
Aufgabe des Datenschutzes ist es, Daten vor
Missbrauch bei ihrer Speicherung, Übermittlung,
Veränderung und Löschung zu schützen.

4 7 1 Datensicherung Geschützte Daten im Sinne der Datenschutzgesetze


sind z.B. personenbezogene Daten von natürlichen
Unter Datensicherung versteht man alle Maßnah- Personen, falls diese Daten nicht jedermann frei zu-
men, Methoden und Einrichtungen, die gegen gänglich sind, z.B. Telefonbucheintrag .
den Verlust von Daten sowie gegen unzulässige
Nutzung oder Verfälschung von Daten schützen Personenbezogene Daten sind Angaben über
sollen. • Persönliche Verhältnisse, z.B. Geburtstag, Alter,
Staatsangehörigkeit, Religion, Beruf, Krankheit,
Zwischenspeicherung und endgültige Speicherung. Vorstrafen, politische Einstellungen, Zeugnisse,
Während des Arbeitens am Computer können Un- Konsumverhalten.
t erbrechungen, z.B. Fehlbedienung, Stromausfall,
• Sachliche Verhältnisse, z.B. monatliches Einkom-
Defekte in der Rechenanlage, Systemabstürze, zum
men, Vermögen, Schulden, Grundbesitz.
Verlust der Daten führen, die sich im Arbeitsspeicher
befinden. Deshalb ist es notwendig, Zwischenspei-
Die Datenspeicherung von personenbezogenen
cherungen der Daten und ihre endgültige Sicherung
Daten ist jedoch im Hinblick auf schnelle, rationelle
auf externen Speichern, wie z.B. Diskette, Festplatte
Arbeit, z.B. zur Erledigung von Verwaltungsaufga-
durchzuführen.
ben heute unumgänglich. Deshalb muss der einzel-
ne bei der Erfassung seiner persönlichen Daten fol-
Je häufiger gespeichert wird, desto geringer ist gende Rechte wahrnehmen können:
die Gefahr von Datenverlusten.
• Recht auf Benachrichtigung, wenn Daten erfasst
und gespeichert werden.
Sicherungskopien. Sie sind Kopien von wichtigen
Dateien z.B. auf CD-Rom, die bei Verlust der Origi- • Auskunftsrecht über gespeicherte Daten, die sei-
naldatei verwendet werden können. ne Person betreffen.
• Berichtigungsrecht bezüglich der Speicherung
Überschreibschutz von Dateien. Er v erhindert das
falscher Daten.
v ersehentliche Überschreiben von Dateien auf exter-
nen Speichern. Beim Speichervorgang wird durch • Recht auf Löschung von Daten, deren Speiche-
das Programm eine Warnung, z.B . .,Vorhandene rung unzulässig war oder bei denen die Berech-
Datei überschreiben?", am Bildschirm ausgegeben, tigung zur Speicherung weggefallen ist, z.B. nach
bevor das Abspeichern die ursprüngliche Datei über- Tilgung eines Kredits oder Auflösung der Ge-
schreibt. schäftsverbindungen mit der betreffenden Bank.

Passwort-Schutz. Jeder Benutzer einer Dat enverar- Der ordnungsg em äße Datenschutz nach den Daten-
beitungsanlage besitzt ein Passwort. Dieses muss schutzgesetzen wird vom Bundesdatenschutzbe-
er bei Beginn seiner Arbeit am Computer eingeben. auftragten und in den Bundesländern v o n den
Kennt der Rechner dieses Passwort, erlaubt er dem Landesdatenschutzbeauftragten sowie von den
Benutzer bestimmte Bereiche des externen Spei- Datenschutzbeauftragten in den Gemeinden über-
chers zu benutzen. wacht.
82

5 Steuerungs- und Regelungstechnil<


5.1 Grundlagen
Steuerungs- und Regelungssysteme sorgen für das Steuerkette (Bild 1). Sie wird gebildet von den
aufgabengemäße Zusammenwirken von Teilsyste- Baugliedern der Steuerung , die in Kettenstruktur,
men innerhalb eines Gesamtsystems. Außerdem von Bauglied zu Bauglied, aufeinander wirken . Die


sorgen sie für das aufgabengemäße Wirken der Sys- Steuerkette wird unterteilt in Steuereinrichtung und
teme nach außen. Im Kraftfahrzeug laufen ständig Steuerstrecke.
eine Vielzahl von solchen Steuerungs- und Rege- Beispiel Fahrgeschwindigkeitssteuerung 1 (Bild 2).
lungsvorgängen ab. Ein Pkw mit Ottomotor soll mit gleichbleibender Ge-
Beispiele für Steuerungsvorgänge schwindigkeit von 80 km/h gefahren werden.
• Gaswechselsteuerung durch Öffnen und Schlie-
Gemischbildung mrichtung
ßen von Ventilen durch einen Nocken .
• Lenken eines Fahrzeugs durch Einschlagen der
Räde r.
Beispiele für Regelungsvorgänge
• Regelung des Kraftstoff-Luft-Verhältnisses auf
einen bestimmten Wert z.B. auf A. = 1.
• Fahrgeschwindigkeitsregelung (Tempomat).
• Bremskraftregelung durch Antiblockiersystem
(ABS).
• Kühlmitteltemperaturregelung durch Thermostat.
~ Fahrgeschwindigkeit: 80 km /h

5.1.1 Steuern
Bild 2: Fahrgeschwindigkeitssteuerung
Das Steuern (oder: die Steuerung) ist der Vorgang
in einem System, bei dem eine oder mehrere Steuerungsgrößen (Bild 3)
Eingangsgrößen systembedingt die Ausgangs-
Die Geschwindigkeit 80 km/h stellt die Aufgabengrö-
größen beeinflussen. Die Steuerung kontrolliert
ße dar (Bild 3). Um sie unter gegebenen Fahrzustän-
nicht, ob der Istwert der Ausgangsgröße mit dem
den zu erreichen, muss dem Motor eine bestimmte
Sollwert der Eingangsgröße übereinstimmt.
Gemischmenge zugeführt werden . Der Fahrer bringt
Kennzeichnend für das Steuern ist der offene
dazu das Fahrpedal in eine entsprechende Stel-
Wirkungsablauf längs einer Steuerkette.
lung. Der Pedalweg ist somit die Führungsgröße
(w) (Eingangsgröße). Durch das Fahrpedal wird die
Massestrom Ausgangsgröße
En ergiefluss
Aufgabengröße
Steuerstrecke
Fahrgeschwindigkeit

l '"'''öß'
Stellgröße (y) I~~
Drosselklappenöffnung / ' v
l Störgrößen (z)
Steigung
Wind

Eingangsgröße

Führungsgröße (w) ~
Fahrpedalweg ~

Bild 1: Steuerkette Bild 3: Physikalische Größen bei der


Fahrgeschwindigkeitssteuerung
1 Der Mensch als möglicher Regler ist bei Betrachtung dieser Steue-
rungssysteme nicht m it einbezogen.
5 Steuerungs- und Regelungstechnik 83

Drosselklappe im Saugrohr in eine bestimmte Stel- gangsgröße (Gemischmenge) bewirkt. Die Aufga-
lung gebracht. Die Drosselklappenöffnung ist die bengröße (Geschwindigkeit= 80 km/h) kann wieder-
Stellgröße (y) für die benötigte Gemischmenge. herstellt werden .

Steuereinrichtung (Bild 1). Zu ihr gehören Steuer-


5.1 2 Regeln
glied und Stellglied. Dies sind die Baugl ieder, die
unmittelbar für die aufgabengemäße Beeinflussung
der Steuerstrecke erforderlich sind . Das Regeln (oder die Regelung) ist ein Vorgang
in einem System, bei dem die zu regelnde Größe
(Regelgröße) als Istwert fortlaufend erfasst, mit
dem Sollwert verglichen wird . Bei Abweichun- •
genvom Ist- zum Sollwert wird der Istwert selbst-
tätig an den Sollwert angeglichen.
Kennzeichnend für das Regeln ist der geschlos-
Ausgangsgröße für sene Wirkungsablauf (Regelkreis).
Fahrgeschwindigkeit
= Steuergröße (x) Regelkreis (Bild 2). Er wird von den Baugliedern ge-
(Gemischmenge) bildet, die am geschlossenen Wirkungsablauf der
Regelung teilnehmen. Der Regelkreis besteht aus
Regeleinrichtung und Regelstrecke.

Massestrom
Energiefluss

Bild 1: Steuerkette der Fahrgeschwindigkeitssteuerung Regelstrecke

Steuerglied ist das FahrpedaL Stellglied ist die Dros-


selklappe. Die Führungsgröße w (Pedalweg) ist die
Eingangsgröße der Steuereinrichtung . Die Stellgrö-
ße y (Drosselklappenöffnung) ist die Ausgangsgrö-
ße der Steuereinrichtung und zugleich Eingangsgrö-
ße der Steuerstrecke.
Stellort

Regler
Sollwert-lstwert-
l Stör-
größe

, Vergleicher
1
Steuerstrecke. Sie umfasst den Teil der Anlage, Istwert
Regel- '
der beeinflusst werden muss, um die erforderliche i__ nrichtung
Aufgabengröße, Fahrgeschwindigkeit, zu erreichen.
Die Steuerstrecke ist also die Gemischbildungs- Fuhrungsgroße (Sollwert)
einrichtung, da sie die erforderliche Gemischmenge
fü r die gewünschte Geschwindigkeit liefert. Die Bild 2: Regelkreis
Ausgangsgröße der Steuerstrecke wird als Steuer-
Am Beispie l der Fahrgeschwindigkeitsregelung wer-
größe x bezeichnet.
den die Begriffe und Benennungen erklärt.
Die Geschwindigkeit 80 km/h wird jedoch nur solan- Ein Pkw mit Ottomotor soll mit einer gleichblei-
ge eingehalten, wie keine Störungen auf das System benden Geschwindigkeit von 80 km/h (Bild 3) ge-
einwirken. Kommt der Pkw z.B. an eine Steigung, so fahren werden. Er ist dazu mit einer Fahrgeschwin-
vermindert sich die Geschwindigkeit. Die Steigu ng digkeitsregelung (Tempomat) ausgerüstet.
stellt steuerungstechnisch eine Störgröße z dar. Sie
kann von der Steuerung nicht berücksichtigt werden, Gemischbildu
da die veränderte Aufgabengröße Geschwindigkeit einrichtung
nicht selbsttätig auf die Führungsgröße (Pedalweg)
bzw. Drosselklappenöffnung zurückwirkt. Die Steue-
rung hat also einen offenen Wirkungsabl auf. Fällt die
Störgröße wieder weg, stellt sich die vorgesehene
Geschwindigkeit wieder ein .
Um die Einwirkung der Störgröße (Steigung) zu kor-
rigieren, muss der Fahrer der Steuereinrichtung eine
geänderte Führungsgröße (Pedalweg) eingeben. Drehzahlgeber
Dadurch wird über das Steuerglied und Stellglied ~ Fahrgeschwindigkeit: 80 km/h
(Fahrpedal und Drosselklappe) in der Steuerstrecke
(Gemischbildungseinrichtung) eine andere Aus- Bild 3: Fahrgeschwindigkeitsregelung
84 5 Steuerungs- und Regelungstechnil<

Physikalische Größen (Bild 1) von Istwert und Sollwert der Geschwindigkeit be-
Die Geschwindigkeit des Fahrzeugs ist die Regelgrö- stimmt der Regler das Signal für das Stellglied. Das
ße x. Die Fahrgeschwindigkeitsregelung kann auf Stellglied besteht aus Stellmotor und Drosselklappe.
verschiedene Art eingeschaltet werden. Je nach Regelabweichung formt das Stellglied eine
entsprechende Stellgröße y (größere oder kleinere
Im Normalfall wird der Fahrer den Pkw mit dem Drosselklappenöffnung).
Fahrpedal auf die Geschwindigkeit 80 km/h bringen,
dann durch Betätigen des entsprechenden Bedien- Die Stellgröße y ist die Ausgangsgröße der Regel-
hebels an der Lenksäule die Regelung einschalten einrichtung und zugleich die Eingangsgröße der Re-
gelstrecke.


und damit zugleich den momentanen Wert der Ge-
schwindigkeit als Sollwert fixieren. Der Sollwert 80
km/h ist die Führungsgröße w. Regelstrecke. Sie umfasst den Teil der Anlage, der
beeinflusst werden muss, um die erforderliche Ge-
Um diese Geschwindigkeit zu halten, benötigt der mischmenge für die vorgegebene Fahrgeschwin-
Motor eine bestimmte Gemischmenge. Dazu wird digkeit 80 km/h zu erhalten. Somit ist die Gemisch-
die Drosselklappe selbsttätig in eine Stellung ge- bildungseinrichtung die Regelstrecke. Die von ihr
bracht, die der benötigten Gemischmenge ent- gelieferte Gemischmenge bewirkt eine bestimmte
spricht. Die Drosselklappenöffnung ist die Stellgrö- Motorleistung mit der das Fahrzeug eine bestimmte
ße y, die in der Gemischbildungseinrichtung für die Geschwindigkeit erreichen kann.
benötigte Gemischmenge sorgt. Damit erreicht der
Motor eine bestimmte Leistung und das Fahrzeug Die Geschwindigkeit ist die bewirkte Ausgangsgrö-
die geforderte Geschwindigkeit IRegelgröße x). ße der Regelstrecke (Regelgröße x).

Störgrößen z. Sie können in Form von Steigung,


Gefälle oder Wind auf das Fahrzeug einwirken und
die Fahrzeuggeschwindigkeit verändern. Da die je-
weilige Geschwindigkeit jedoch dem Regler zum
Vergleich mit dem Sollwert zurückgemeldet wird,
Regelgröße
kann die Regelung dem Einfluss der Störgrößen ent- Fahrgeschwin-
gegenwirken. digkeit

Stellort
--4----.----+l Regelgröße (x)
Fahrgeschwindigkeit

l Störgrößen (z)
Steigung
Wind
Signalglied
1...---1 (lstwertgeber)
Drehzahlgeber

Führungsgröße (w)
Bild 2: Regelkreis der Fahrgeschwindigkeitsregelung
Sollwert der
Fahrgeschwindigkeit
Istwert der
Fahrgeschwindigkeit Regelvorgang. Im Gegensatz zur Steuerung über-
prüft die Regelung, ob der Istwert der Regelgröße,
also die tatsächlich erreichte Fahrgeschwindigkeit,
mit dem Sollwert (= vorg egebene Fahrgeschwin-
Bild 1: Physikalische Größen bei der digkeit) übereinstimmt. Weicht der Istwert der Ge-
Fahrgeschwindigkeitsregelung
schwindigkeit vom Sollwert ab (= Regeldifferenz),
leitet der Regler einen neuen Regelvorgang mit ge-
Regeleinrichtung (Bild 2). Zu ihr gehören Regler und änderter Stellgröße ein. Man spricht daher in der Re-
Stellglied. Diese Bauglieder sind für die unmittelba- gelung von einem Regelkreis.
re aufgabengemäße Beeinflussung der Regelstrecke
erforderlich. Dem Reg ler wird über das Eingabeteil Regelanschlag. Darunter versteht man, dass die Re-
die Führungsgröße (Sollwert für die Geschwindig- gelung nur innerhalb bestimmter Grenzen möglich
keit) eingegeben. Dem Regler wird außerdem der ist. So ist z.B. die Fahrgeschwindigkeitsregelung
augenblickliche Istwert der Geschwindigkeit durch nur in einem vom Hersteller vorgesehenen Bereich
einen Drehzahlgeber mitgeteilt. Aus dem Vergleich möglich z.B. von 30 km/h bis 210 km/h.
5 Steuerungs- und Regelungstechnil< 85

5.2 Aufbau und Funktionseinheiten von Steuereinrichtungen


Eine Steuereinrichtung lässt sich gerätetechnisch in anderem pyrotechnische Gurtstraffersysteme einge-
folgende Bauglieder aufteilen: setzt.
Signalglied, Steuerglied und Stellglied. Signaleingabe. Die Aufprallerkennung erfolgt dabei
So wie die Bauglieder der Steuereinrichtung in der durch einen Beschleunigungssensor. Dieser erfasst
Reihenfolge des Wirkablaufs verkettet sind, über- die augenblickliche Geschwindigkeitsänderung und
tragen sie in der Wirkrichtung Signale und Befehle gibt sie in Form eines elektrischen Signals an das
Auslösesteuergerät weiter.


nach dem Prinzip

I Eingabe --; Verarbeitung --; Ausgabe.


Signalverarbeitung. Die Elektronik des Auslösesteu-
ergerätes erkennt, ob ein kritischer Verzögerungs-
wert überschritten wird . Ist dies der Fall , so steu-
Diese Folge des Signalflusses wird verkürzt als
ert das Auslösesteuergerät über einen Impuls den
.,EVA-Prinzip" bezeichnet. in Bild 1 wird dieses Prin-
Zündkreis des Gurtstraffers an.
zip am Beispiel des Gurtstraffers erläutert.
Um bei einem Frontalaufprall eines Fahrzeuges Ver- Signalausgabe. Die Zündkapsel zündet nun einen
letzungen der Fahrzeuginsassen durch Aufprall auf Feststofftreibsatz. Dadurch wird von einem Gasge-
Lenkrad, Instrumententafel oder Frontscheibe zu nerator über einen Kolben und einen Seilzug der Si-
vermeiden , werden von Fahrzeugherstellern unter cherheitsgurt gestrafft.

Steuereinrichtung Steuerstrecke

Signal- Signal- Signal-


eingabe .l..__---"'- verarbeitung :;:::==~ ausgabe

E V A
I
Beschleuni- j I Auslöse- J Zündkapsel
gungssensor / Steuergerät mit Treibsatz
1 I 1
I I I J
"---S-ig_n_a-lg_li_e_
d __,..L._
/ _ _jl"> Steuerglied ~~===::,'1~--S-te_ll_g-lie_d_ _j

Bild 1: Steuertechnisches Schema eines Gurtstraffersystems

5.2.1 Signalglieder, Signalarten,


Signalumformung Steuerglieder

Signalglieder bezeichnet man auch als Sensoren. Druck Masse


Sie nehmen physikalische Größen verschiedener
Art auf (Bild 2). formen daraus Eingangssignale
(z.B . Spannungen) und geben sie an die Steuer-
glieder weiter.
Weg Kraft

Die Signale können unterschiedlichen Verlauf ha-


ben . Man unterscheidet z.B. analoge, binäre, digitale
und pulsweitenmodulierte Signale. Strom Drehzahl

Signalarten Temperatur
Analoge Signale (Bild 1, Seite 86). Dabei werden Sig-
nale stufenlos aufgenommen und übertragen. Bild 2: Eingangssignale aus physikalischen Größen
86 5 Steuerungs- und Regelungstechnil<

Beispiel: Die Drehzahl einer Handbohrmaschine wird Signal-Umformung


über die Schalttaste stufenlos gesteuert. Die Dreh- Die Messwerte von Sensoren müssen häufig in be-
zahl verhält sich gleichartig (analog) zur Stellung der stimmte Signalformen umgewandelt werden, damit
Schalttaste. Zwischen Null und Höchstdrehzahl gibt sie z.B. von Steuergeräten verarbeitet werden kön-
es beliebig viele Zwischenwerte. nen.
Binäre Signale (Bild 1). Sie liegen vor, wenn nur zwei Analog-Digital-Wandler (AID). Diese wandeln analo-
Signalzustände aufgenommen oder übertragen wer- ge Signale in digitale Signale um. Beispiel: Das stetig
den, z.B. Ein und Aus bzw. 0 und 1. erfasste Temperatursignal eines NTC-Temperatur-


Beispiel: Eine sich ändernde Drehzahl wird jeweils fühlers wird durch den AID-Wandler in ein digitales
nur durch zwei Werte angezeigt, z.B. < 400 1/min Signal umgeformt (Bild 3).
(Zustand 0) oder> 400 1/min (Zustand 1).

r~ ~ r~
Digitale Signale (Bild 1). Sie stellen eine Sonderform
von binären Signalen dar. Dabei werden von analo-
gen Signalen verschiedene Zwischenwerte aufge-
nommen und übertragen.
Beispiel: Eine sich ändernde Drehzahl wird in festge- <J) (J)

legten Schritten, z.B. 100 1/min angezeigt.


Tem peratur __:c Temperatur ~oc

Bild 3: Analog-Digitale Umwandlung eines


Analoge Darstellung der Drehzah l NTC-Temperatur-Signals

Impulsformer (IF). Sie erzeugen aus beliebig ge-


formten Eingangssignalen Rechtecksignale. Beispiel :
Ein analoges Induktivgebersignal einer Zündanlage
wird über einen Impulsformer in ein Rechtecksignal
zur Zündzeitpunktsteuerung umgewandelt (Bild 4).

n> 400
1/min

n S 400 ~--+----+--~--~~~---+--------
1/min Zeit -
1 I

t 600
1/min
Digita le Darstellung der Drehzahl
Bild 4: Impulsumformung - Umwandlung eines
- 400 Induktivgebersignals in ein Rechtecksignal
.!::
~
.!::

0"' Signalglieder
Taster und Schalter gehören zu den berührenden
Signalgliedern.
Bild 1: Signalarten- analog, binär, digital Taster geben ein Signal nur ab, solange sie betätigt
werden. Danach gehen sie meist durch Federkraft in
Pulsweitenmodulierte (PWM)-Signale (Bild 2). Dabei ihre Ruhestellung zurück.
handelt es sich um getaktete Spannungssignale mit
Schalter rasten bei Betätigung ein bzw. bleiben in
konstanter Frequenz und gleicher Einschaltspan-
der Schaltstellung, in die sie gebracht werden. Durch
nung. Die Impulse haben eine unterschiedlich lange
erneutes Betätigen gehen sie in ihre Ausga ngsst el-
Einschaltdauer. Sie w erden z.B. zur stufenlosen Ver-
lung oder in eine w eitere Stellung.
stellung von Magnetv entilen verwendet.
Elektrische Schalter, die bei Betätigung einen Strom-
Im Bild erfolgt die Messung der Einschaltdauer ge- kreis schließen, bezeichnet man als Schließer; Schal-
gen Masse. ter, die einen Stromkreis öffnen, bezeichnet man als
Öffner (Bild 5).

n 11 +

>v~ ~v'
0>
Pulsweite (t El Strom f ließt
c
::J
c
c
"'0.
<J) 0 20 40 60 80 ms 100
t E = Einschaltdauer Signal Frequenz= const. t - - a) b)

Bild 2: Pulsweitenmodulierte (PWM)-Signale Bild 5: a) Schließer b) Öffner


5 Steuerungs- und Regelungstechnik 87

Wegeventile (Bild 1) können in pneumatischen und Temperaturfühler (Bild 4). Sie werden z.B. zum Mes-
hydraulischen Steuerungen als Schalter oder Taster sen der Kühlflüssigkeitstemperatur verwendet. Wird
benutzt werden . z.B. ein NTC-Widerstand verwendet, so nimmt des-
sen Widerstandswert mit steigender Temperatur ab.
Der sich ändernde Spannungsabfa ll ist ein Maß für
die Temperaturänderung .

NTC-Widerstand


Zulauf Rücklauf Schaltzeichen \
3/2-Wegeventil (hydraulisch) II
Bild 1: Grenztaster

Bild 4: Temperaturfühler
Berührungslos arbeitende Sensoren
Sie benötigen keine Schalterbetätigung von außen.
Sie reagieren selbstständig .
5.2 .2 Steuerglieder
Fotowiderstand (Bild 2). Er reagiert z.B. auf unter-
schiedlichen Lichteinfall mit einem veränderten Wi- Steuerglieder (Steuergeräte) (Bild 5) nehmen
derstand und kann so z.B . für eine Lichtsteuerung die Signale von den Signa lgliedern auf, verarbei-
verwendet werden. ten sie und geben sie als Schaltbefehle an Stell-
glieder weiter.

J Signalausgabe
J
., II
Verstärken Umfo rm en
Bild 2: Fotowiderstand zur Lichtsteuerung

Induktive Drehzahlgeber (Bild 3). Sie werden z.B.


l Steuerglied
J
Verknüpfen Vergleichen
zum Messen der Motordrehzahl verwendet. Sie
bestehen aus einem Dauermagneten und einer ·H
Induktionsspule mit Weicheisenkern.
( Signaleingabe
Als Impulsgeber wird ein Zahnkranz am Schwung-
rad verwendet, dessen Drehzahl zu messen ist. Die
Zähne des Zahnkranzes sind nur durch einen Luft- Bild 5: Signalverarbeitung in Steuergliedern
spa lt vom Drehzahlgeber getrennt. Bei drehendem
Umformen der Signale. Dies ist erforderlich, wenn
Schwungrad verursacht jeder Zahn eine Magnet-
die Signa le vom Signalglied in der vorliegenden
feldänderung , die in der Spule jeweils eine Induk-
physikalischen Größe vom Steuerglied (Steuerge-
t ionsspannung erzeugt.
rät) nicht direkt verarbeitet werden können oder die
Die Anzahl der Impulse je Zeiteinheit ist ein M aß für Stellglieder mit speziell geformten Signalen ange-
die Drehzahl des Schwungrades. taktet werden müssen. So kann es z.B. notwendig
sein, dass in einem Steuergerät ein Signal pulswei-
tenmoduliert umgeformt wird, damit ein Schrittmo-
tor stufenlos verstellt werd en kann.
Verstärken . Häufig sind Eingangssignale zu schwach
oder nicht geeignet, um Steuerungsvorgänge am
Stellglied zu bewirken. Die Signale müssen dann
innerhalb des Systems verstärkt werden. Die Ver-
stärkung kann z.B. mithilfe eines Relais erfolgen. Da-
bei bewirkt ein kleiner Steuerstrom durch die Spul e
eines Elektromagneten, dass Schalterkontakte für
einen hohen Arbeitsstrom geschlossen werden. Mit
dem Arbeitsstrom kann dann z.B. eine Glühlampe
Bild 3: Drehzahlgeber angesteuert (Bild 1, Seite 88) werden.
88 5 Steuerungs- und Regelungstechnil<

Anstelle des Rel ais kann auch ein Transistor verwen- Mit dem Eingreifen des Stellgliedes soll die Aufga-
det werden . Hierbei bewirkt ein klein er Basisstrom bengröße am Ende der Steuerstrecke in der vorge-
(I8 ) einen großen Arbeitsstrom (Je). sehenen Weise verändert werden .
ln der Technik werden solche Steuerglieder häufig
als Verstärker bezeichnet. Als Stellglieder werden z.B. Ventile, Drosselklappen,
Zylinder, Relais, Motoren, Magnetventil e, Transis-
+ + toren oder Thyristoren verwendet.
Arbeitsstromkreis

npn · Sind in Steuerungen große Energien zu leiten, wird


Transisto r die Steuereinrichtung häufig in einen Steuerteil und
einen Energieteil geteilt (Bild 3).

+ doppelt-
wi rkender
Zylinder

Steuerstromkreis

Bild 1: Relais und Transistor als Signalverstärker

Logisches Verknüpfen von Signalen ist erforderlich,


wenn aus mehreren Eingangssignalen ein Aus-
gangssignal gebildet werden soll.
Beispiel: ln elektronisch gesteuerten Benzineinspritz-
anlagen erhält das Steuergerät unter anderem Sig-
Steuerteil Energieteil
nale über Lastwunsch , Motortemperatur, Ansaug-
lufttemperatur und MotordrehzahL Im Steuergerät Bild 3: Stellglied mit Antriebsglied
werden diese Sign ale logisch verknüpft. Anhand von
hinterlegten Kennfeldern werden durch das Steuer- Stellglieder im Steuerteil können mit verhältnismä-
gerät Schaltbefehle in Form von Spannungsimpul- ßig geringer Energie betrieben werden. Die große
sen an die Einspritzventile gegeben. Die Dauer der Energie wird erst am Antriebsglied zugeführt, wo sie
Spannungsimpulse hängt dabei von der benötigten zum Eingreifen in die Steuerstrecke benötigt wird .
Kraftstoffmenge ab. ln elektropneumatischen Steuerungen werden dazu
ln pneumatischen und hydraulischen Steuerungen häufig elektromagnetisch betätigte Wegeventile als
werden häufig Stellglieder verwendet. Sie steuern z.B. Arbeitszylin-
• Wechselventile (ODER-Verknüpfung) bzw. der als Antriebsglieder zum Eingreifen in die Steu-
• Zweidruckventile (UND-Verknüpfung) erstrecke an .
zum logischen Verknüpfen von Eingangssignalen
verwendet (Bild 2). Häufig verwendete Antriebsglieder sind z.B. Elek-
tromotoren , Pneumatik- und Hydraulikmotore n und
Zylinder.

WIEDERHOLUNGSFRAGEN

1 Wodurch unterscheidet sich eine Steuerung von


einer Regelung?
Durchfluss nach 12 Durchfluss nach 12
von 10 ODER 11 von 10 UND 11 2 Aus welchen Hauptbaugruppen besteht eine
Steuerkette?
Bild 2: Wechselventil und Zweidruckventil
3 Welche Aufgabe haben Steuerglieder?
4 Welche Aufgabe haben Stellglieder?
5 Welche Bauglieder gehören zur Steuereinrich-
5.2.3 Stellglieder und Antriebsglieder tung?
6 Welche Aufgaben haben Signalglieder?
Das Stellglied (Aktor) ist das letzte Glied der Steu-
ereinrichtung. Es nimmt den Schaltbefehl des 7 Was versteht man unter dem EVA-Prinzip?
Steuergliedes (Steuergerätes) auf und greift da- 8 Was versteht man in einer Steuerung unter
mit am Stellort in den Massestrom oder Energie- Führungs-, Stell- und Steuergröße?
fluss der Steuerstrecke ein. 9 Welche Signalarten unterscheidet man?
5 Steuerungs- und Regelungstechnik 89

5.3 Steuerungsarten Drehbewegung mechanisch auf das Steuerglied, z.B.


Zahnstangen-Lenkgetriebe (Bild 2) übertragen. Da-
5 3 1 Mechanische Steuerungen bei wird die Drehbewegung durch eine Zahnstange
in eine geradlinige hin- und hergehende Bewegung
Bei diesen Steuerungen werden zur Übertragung umgewandelt. Die Zahnstange überträgt nun über
der Energie und der Steuersignale mechanische Spurstange und Spurhebel die Lenkbewegung auf
Übertragungsglieder verwendet. die Räder(= Steuerstrecke). Stellgröße y ist der über
Spurstange und Spurhebel bewirkte Lenkeinschlag
Im Kraftfahrzeug finden rein mechanische Steue- der Räder. Störgrößen z sind z.B. äußere Kräfte, wie


rungen z.B. bei der Lenkung (ohne Lenkhilfe), dem Seitenwind, die auf die Lenkung einwirken .
handgeschalteten Wechselgetriebe oder der Ventil-
steuerung (ohne Hydrostößel) Anwendung.
Ventilsteuerung (Bild 1, Bild 3). Durch sie wird der
Ein- und Austritt des Kraftstoff-Luftgemisches ge-
steuert. Ausgangs- bzw. Steuergröße x ist der Gas-
wechsel. Nockenwelle, Nocken, Kipphebel und Ven-
t ilfedern bilden dabei die Steuereinrichtung . Das
Ventil ist die Steuerstrecke, da über den Ventilöff-
nungsquerschnitt der Gaswechsel erfolgt (gesteuert
wird). Führungsgröße w ist die Drehung der Nocken-
welle, die durch den Antrieb über die Kurbelwelle
bewirkt wird. Stellgröße y ist der über den Kipphebel
bewirkte Ventilhub und das über die Ventilfeder be-
wirkte Schließen des Ventils. Störgrößen z sind bei
dieser Steuerung z.B. Wärmedehnung der Bauteile
und mechanisches Spiel zwischen den Baugliedern. Bild 2: Fahrzeuglenkung

Bild 3 zeigt schematisch die Signalflüsse der Ventil-


steuerung und der Fahrzeuglenkung .
Ventil-
feder

Bild 1: Ventilsteuerung

Fahrzeuglenkung (Bild 2, Bild 3). Sie ermöglicht


durch den Fahrer gewollte Richtungsänderungen
eines Fahrzeugs. Ventilsteuerung Fahrzeuglenkung
Ausgangs- bzw. Steuergröße x. Sie wird durch die
Bild 3: Signalflüsse
Schwenkbewegung der Räder bewirkt. Lenkrad,
Lenkspindel, Lenkgetriebe, Spurstange und Spurhe- Nachteile von mechanischen Steuerungen. Große
bel bilden die Steuereinrichtung. Die Räder stellen Übertragungswege sind nur schwer zu überbrücken.
die Steuerstrecke dar, da durch ihre Schwenkbewe- Sie unterliegen einem stärkeren Verschleiß als an-
gung eine Richtungsänderung des Fahrzeugs be- dere Steuerungen. Deshalb werden sie häufig durch
wirkt wird. pneumatische, hydraulische, elektrische oder elek-
Führungsgröße w ist die Drehung des Lenkrades tropneumatische bzw. elektrohydraulische Steue-
durch den Fahrer. Über eine Lenkspindel wird die rungen ersetzt.
90 5 Steuerungs· und Regelungstechnil<

5.3.2 Pneumatische und hydraulische Kraftfahrzeug Anwendung z.B. bei Bremsanlagen,


Stoßdämpfern , Servolenkungen, Ausgleichsperren,
Steuerungen
Ventilsteuerungen mit Hydrostößel und automati-
schen Getrieben .
Pneumatische Steuerungen. Energieträger ist
bei diesen Anlagen Gas, meist Druckluft, seltener
Unterdruck.
Energieerzeugung
Druckerzeugung bei pneumatischen Anlagen. Ein
Hydraulische Steuerungen. Zur Energieübertra-
Kompressor, dem ein Druckluftbehälter mit Druck-
gung wird Hydraulikflüssigkeit verwendet.
begrenzungsventil nachgeschaltet ist, erzeugt den


Systemdruck. Am Beispiel eines Werkstattkompres-
Vorteil beider Energieträger ist, dass über größere sors wird der Aufbau einer kompletten Druckluftver-
Entfernungen Kräfte übertragen werden können, sorgungsanlage (Bild 1) erläutert.
wobei kaum Verluste durch Reibung auftreten . Zu-
Die Anlage besteht aus Filter, Verdichter, Druckluft-
sätzlich ist auf einfache Art eine Kraftverstärkung
behälter und Wartungseinheit Ein Kolbenverdich -
(Übersetzung) möglich. ln Tabelle 1 sind die Vor-
ter saugt die Luft über einen Filter an, verdichtet
und Nachteile von Druckluft im Vergleich zu Hydrau-
sie und drückt sie in einen Druckluftbehälter. Nach
likflüssigkeit aufgelistet.
Erreichen des höchsten Arbeitsdrucks, z.B. 10 bar,
wird der Verdichtermotor abgeschaltet. Sinkt durch
Tabelle1: Luftentnahme der Druck auf den Einschaltdruck, so
schaltet der Motor wieder ein . Ein Manometer am
Druckluftbehälter zeigt den Inhaltsdruck an . Durch
Kompressibel, leicht Inkompressibel ein Druckbegrenzungsventil werden zu hohe Drücke
spe icherbar verhindert. Das sich bildende Kondenswasse r kann
Hoh e Drücke und Kräfte
Einfacher Aufbau der auf kleinem Raum am Entwässerungsventil des Druckluftbehälters ab-
Geräte und Anlagen möglich gelassen werden.
..'!!
·a; Hohe Geschwindig- Anfahren aus dem An den Druckluftbehälter schließt sich eine War-
t
0 keiten bei Zylindern und Stillstand mit voller tungseinheit an . Sie besteht aus Filter und Druck-
> hohe Drehzahlen be i Belastung möglich regelventil mit Manometer. Dahinter kann ölfreie
Motoren möglich Gleichförmige Bewe- Luft z.B. zum Reifenfüllen oder Lackieren entnom-
Keine Rücklaufleitungen gung der Zylinder men werden . Zum Betrieb z.B. von Druckluftwerk-
erforderlich
zeugen wird die Luft über einen Öler geführt.
Nur relativ kleine Drücke Rücklaufleitungen sind
möglich erforderlich öl haltige ölfreie
Luft Luft
..'!! Geschwindigkeit belas- Größerer Bauaufwand
·~
L tungsabhängig Austretendes Öl ist
u
z"' Lärmentwicklung durch umweltschädlich
ausströmende Luft
(Abluft)

Häufig werden Funktionen elektrisch ausgelöst und


pneumatisch oder hydraulisch verknüpft. Dadurch
ist es möglich mithilfe geringer elektrischer Ener-
gien große Energien zur Steuerung entsprechender
Baugruppen, z.B. Kupplungen, Zylinder aufzubrin-
gen. Di ese verknüpften Steuerungen bezeichnet
man als elektropneumatische bzw. elektrohydrau-
lische Steuerungen .
Anwendungen im Kraftfahrzeug. Pneumatische
Steuerungen, die mit Druckluft arbeiten, werden
häufig in Nutzkraftwagen, z.B. bei der Druckluft-
bremsanlage, Luftfederung, Türöffnungs- und Tür-
schließanlage verwendet. Pneumatische Steuerun-
gen, die mit Unterdruck arbeiten, werden z.B. bei
Bremskraftverstärkern im Pkw-Bereich angewendet.
Schematische Darstellung Schaltplan
Bei direkteinspritzenden Ottomotoren und bei Die-
selmotoren ist dafür eine eigene Unterdruckpumpe Bild 1: Druckluftversorgungsanlage
erforderlich. Hydraulische Steuerungen finden im (Werkstattkompressor)
5 Steuerungs- und Regelungstechnik 91

Druckerzeugung in hydraulischen Steuerungen einfachwirkender doppeltwirkender


(Bild 1). Hierzu verwendet man als Hydrauli kpumpe Zylinder Zylinder
z.B. eine Zahnradpumpe, die von einem Motor an-
getrieben wird. Sie saugt die Hydraulikflüssigkeit
aus einem Vorratsbehälter an und drückt sie in die
Druckleitung. Zur Sicherheit ist hinter die Hydraulik-
pumpe ein Druckbeg renzungsventil geschaltet. Wird
ein bestimmter Höchstdruck überschritten, so öffnet Be- und Entlüftung
das Ventil und Hydraulikflüssigkeit fließt über eine


Rücklaufleitung zurück in den Vorratsbehälter. Auch
von allen Arbeitsgeräten fließt Hydraulikflüssigkeit
über Rücklaufleitungen wieder in den Vorratsbehäl-
ter zurü ck.
Schaltbilder
Druck-
begrenzungs-
ventil Bild 2: Pneumatische und hydraulische Zylinder

Stell-, Signal- und Steuerglieder


Wegeventile (Bild 3).

Wegeventile steuern den hydraulischen oder


pneumatischen Energiefluss, du rch Öffnen und
Schließen von Durchflusswegen.

Im Schaltbild wird jede Schaltstellung durch ein


Quadrat dargestellt. Die Darstellung der Leitungsan-
schlüsse erfolgt an das Quadrat, das der Ruhestellung
entspricht. Die Durchflusswege und ihre Richtung
werden durch Linien mit Pfeilen gekennzeichnet. Die
Schematische Darstellung Schaltplan Kennzeichnung für eine Sperrung erfolgt durch ein
" T". Die Schaltstellungen werden durch kleine Buch-
Bild 1: Hydraulikanlage
staben, z.B. a, b kenntlich gemacht. Die Ruhestellung
kann auch mit 0 gekennzeichnet sein.
Arbeitsglieder
Arbeitsglieder pneumatischer und hydraulischer
Steuerungen stimmen in Aufbau und Funktion weit-
gehend überein. Die hydraulischen Elemente sind
jedoch wegen der höheren Drücke w esentlich kräf-
tiger gebaut als Elemente der Pneumatik. in Schalt-
plänen w erden für beide Arten gleiche international
genormte Schaltzeichen verwendet. Druckanschluss1 Entlüftung 3
4 Wege 2 Schaltstellungen
Motoren. Sie formen die in der Druckluft oder der
Hydraulikflüssigkeit gespeicherte Energie wieder in Schaltbilder 0 4
~4 lb14
Drehbewegung um. Druckluft- oder Hydromotoren
werden als Lamellen-, Flügel-, Kolben- oder Zahn-
~3 ~3 ~3
radmotoren gebaut. 2/2-Wegeventil, druckknopf·
betätigt m it Rückstellfeder
Zylinder (Bild 2). Sie dienen zur Umformung von
pneumatischer oder hydraulischer Energie in me-
3/2-Wegeventil, hebelbetätigt
chanische Energie. Sie führen dabei geradlinige hin- mit Raste
und hergehende Bewegungen aus. Beim einfach-
wirkenden Zylinder mit einem Anschluss, wird der
Kolben durch Beaufschlagung mit dem Druck der 4/2-Wegeventil, beidseitig
elektromagnetisch betätigt
Luft bzw. der Druckflüssigkeit nur in eine Richtung
bew egt. Die Rückfü hrung in die Ruhelage erfolgt
durch eine eingebaute Feder. Der doppeltwirkende 5/3-Wegeventil, beidseitig
druckbetätigt, federzentriert
Zylinder hat zwei Anschlüsse, über die der Kolben
durch den Druck des verwendeten Mediums in beide
Richtungen bewegt werden kann. Bild 3: Darstellung von Wegeventilen
92 5 Steuerungs- und Regelungstechnik

Bezeichnung der Wegeventile (Bild 1). Sie erfolgt Wechselventile (Bild 4) haben zwei Eingänge (10, 11)
durch zwei Ziffern, verbunden durch einen Schräg- und einen Ausgang (12). Der Ausgang 12 erhält Druck,
strich. Die erste Ziffer gibt die Zahl der Anschlüsse wenn 110 oder 111mit Druck beaufschlagt werden.
an und die zweite Ziffer die Zahl der Schaltstel-
lungen . Z.B. hat ein Durchflu ssrichtung ~

[!] I
~10~11
W -Wegeventil

4 Anschlüsse und I 3 Schaltstellungen.


~ Durchfluss;ach12


von 10 ODER 11
Anscblueakennze Neu Alt
~
Sperrrichtung
Druckanschluss 1 p 10~11
Anschluss der ersten Arbeitsleitung 2 A
Schaltbild Schaltbild
Entlüftung, Rücklauf 3 R
Anschluss der zweiten Arbeitsleitung 4 B
Bild 3: Rückschlagventil Bild 4: Wechselventil
Schaltstellungen. in Schaltstellung 0 wird 11mit 21 Zweidruckventile (Bild 5) haben wie Wechselventile
und 14mit 31verbunden. in Schaltstellung ~ haben ebenfalls zwei Eingänge (10, 11) und einen Ausgang
j1 mit 4j und j2 mit 31Verbindung . Dies wird durch (12). Der Ausgang erhält allerdings nur dann Druck,
Pfeile gekennzeichnet. in der Nullstellung sind die wenn beide Eingänge 110 und 11 1mit Druck beauf-
Anschlüsse gesperrt. schlagt werden .

ri3l-r-,
a 10 --t.!::t:::i!j- 11
Schaltbild

Bild 1: 4/3-Wegeventil Bild 5: Zweidruckventil

Betätigungsart der Ventile (Bild 2). Die Ventile kön- Stromventile


nen von Hand, mit dem Fuß, mechanisch, pneuma-
tisch, hydraulisch oder elektrisch betätigt werden. Mit Stromventilen kann man den Strom des
Die Betätigungsart w ird durch ein entsprechendes, Druckmediums in einer Leitung begrenzen oder
waagrecht an das Quadrat anstoßendes Zeichen einstellen.
dargestellt.
Drosselventile (Bild 6). Es werden Drosselventile mit
von Hand, mit dem Fuß mechanisch fester oder einstellbarer Engstelle verwendet. Mit
einem Drosselventillässt sich z.B. bei einem Zylinder

~ allgemein
~ durch Tast er die Bewegungsgeschwindigkeit des Kolbens verrin-
gern oder verändern.
e-[ durch Knopf wv[ durch Feder
nicht einstel lbares einst el lbares Drosselventil
Drosselventil

~ durch Pedal durch Druck

elektrisch -• [ direkt Bild 6: Schaltbilder von Drosselventilen


Drosselrückschlagventile (Bild 7) haben in der einen
~ -~
durch indirekt über
El ektromag net Vorsteuerventil
Richtung freien Durchfluss. in der Gegenrichtung
wird der Durchfluss gedrosselt. Die Drosselung ist
Bild 2: Betätigungsarten von Ventilen (Auswahl) einstellbar.

Sperrventile

Sperrventile verhindern das Durchströmen von


Druckluft oder Hydraulikflüssigkeit in eine Rich -
tung oder aus jeweils einer von zwei Richtungen . Schaltbild

Durchfluss
Rückschlagventile (Bild 3) haben eine Durchfluss- und ged rosselt
eine Sperrrichtung, lassen also Druckluft oder Hyd-
raulikflüssigkeit nur in einer Richtung durchströmen. Bild 7: Drosselrückschlagventil- einstellbar
5 Steuerungs- und Regelungstechnik 93

Druckventile
Druckregelventile (Druckreduzierventile). Sie
Druckventile dienen u.a. zur Druckbegrenzung, sind in Ausgangsstellung geöffnet und bewirken ,
zum Zu- und Abschalten von Aktaren und zum dass der Ausgangsdruck, auch bei verändertem,
Konstanthalten des Arbeitsdruckes. aber höherem Eingangsdruck, weitgehend kons-
tant gehalten wird .
Druckbegrenzungsventil (Bild 1). Es hat die Aufgabe
Leitungen, Bauelemente und Druckbehälter, z.B . bei Sie werden z.B. benötigt, um Schaltvorgänge in Au-
Druckluftbremsanlagen , vor unzulässig hohem Druck tomatikgetrieben komfortabel ablaufen zu lassen
oder den Betriebsdruck in Druckluftbremsanlagen


zu schützen . Übersteigt der Druck in Leitung P einen
bestimmten Wert, so ist die Öffnungskraft am Ventil- für den Anhänger auf einen bestimmten Wert zu re-
kegel größer, als die Schließkraft der vorgespannten duzieren.
Feder. Das Ventil öffnet und der Druck kann bei Druckregelventil mit Entlastungsöffnung (Bild 3).
hydraulischen Anlagen zum Behälter entweichen . Bei diesem Ventil wird der Druck in Leitung A kons-
Bei pneumatischen Anlagen entweicht der Druck, tant gehalten . Die von Peinströmende hydraulische
z. B. über einen Schalldämpfer, ins Freie. Die Strich- Flüssigkeit wird durch den Ringspalt gedrosselt. Da-
linie am Symbol besagt, dass ab einem bestimmten durch ist der Druck in Leitung A kleiner als in Leitung
Druck eine Leitungsverbindung zwischen P und T P. Sinkt der Druck in Leitung A, so verringert sich die
hergestellt wird. über die Steuerleitung wirkende Kraft auf die Un-
terseite des Hydraulikkolbens. Die Federkraft drückt
T den Kolben weiter nach links und der Ringspalt ver-
Schaltbild größert sich . Steigt der Druck in Leitung A verkleinert
sich der Ringspalt und gleicht den Druckanstieg aus.
Steigt der Druck in Aso stark an, dass sich der Ring-
spalt schließt, so wird die Entlastungsöffnung nach
T frei. Dadurch wird der Druckanstieg am Arbeitsan-
schluss A auf einen max imalen W ert begrenzt.

Dämpfungskolben Ventilkegel
Schaltbild
Bild 1: Druckbegrenzungsventil

Vorgesteuertes Druckbegrenzungsventil (Bild 2).


Sind große Volumenströme zu steuern, so verwen-
det man vorgesteuerte Druckbegrenzungsventile. Der
Steuer-
Höchstdruck wird am Kegelsitzventil des Vorsteuer- leitung
ventils eingestellt. Wird der Höchstdruck überschrit-
ten öffnet das KegelsitzventiL Durch die Drossel im Bild 3: Druckregelventil mit Entlastungsöffnung
Hauptventil kommt es zu einem Druckunterschied
zwischenKolbenober-und Kolbenunterseite. Der Kol- Elektrisch geregeltes Drucksteuerventil (Regelmag-
ben wird entgegen der Federkraft nach oben verscho- netventil, Bild 4). Bei diesem Ventil wird der Druck
ben. Der Volumenstrom wird von P nach T geleitet. am Arbeitsanschluss proportional zum Spulenstrom
gesteuert. Abhängig von der Höhe des durch die Spu-
le fließenden Stromes wird der Ringspalt zur Entlas-
Schaltbild tungsöffnung T geöffnet. Bei Strom Null ist der Ring-
spalt geschlossen und der Druck an A am größten.
Steigt der Spulenstrom, so wird der Kolben entge-
gen der Federkraft stärker angezogen . Der Ringspalt
nachTvergrößert sich , dadurch sinkt der Druck am
Arbeitsanschluss A.

Hauptventil

Bild 2: Vorgesteuertes Druckbegrenzungsventil

Druckbegrenzungsventile sind in der Ausgangs-


stellung geschlossen und öffnen ab einem be-
stimmten voreingestellten Druck. Bild 4: Elektrisch geregeltes Drucksteuerventil
94 5 Steuerungs- und Regelungstechnil<

Grundschaltungen ln Schaltstellung b des Ventils strömt die Druckluft


Pneumatische und hydraulische Schaltungen wer- über die Anschlüsse 1 und 4 so zum Zylinder, dass
den in ihrem Aufbau und in ihrer W irkungsweise der Kolben eingefahren ist, während auf der ande-
durch Schaltpläne übersichtlich dargestellt. Für die ren Seite des Kolbens die Luft über 2 und 3 ins Freie
Erstellung eines Schaltplanes gilt: entweichen kann. Wird das Wegeventil, z.B. über
einen Druckknopf in Schaltstellung a umgeschaltet,
• Elemente von unten nach oben dem Signalfluss
so strömt Druckluft über die Anschlüsse 1 und 2 auf
folgend anordnen.
die linke Seite des Kolbens und bewirkt das Aus-
• Schaltzeichen waagrecht zeichnen.
fahren des Kolbens. Die Luft auf der Kolbenstangen-


• Ventile in Ausgangsstellung darstellen. seite entweicht dabei über die Anschlüsse 4 und 3
• Arbeitsleitungen als Volllinien und Steuerlei- ins Freie.
tungen als Strichlinien zeichnen.
• Zur Vereinfachung Energiequelle als Dreieck ein- Indirekte Steuerung eines Zylinders (Bild 2)
zeichnen. Als Stellglied für den Zylinder ~ wird dabei ein
• Elemente sind mit Schaltkreisnummer, Bauteil- druckluftgesteuertes 4/2-Wegeventil 5Y] verwendet.
kennbuchstaben und fortlaufender Bauteilnum- Zwei druckknopfbetätigte 3/2-Wegeventile 1151 1und
mer gekennzeichnet, z.B. 1 V 2. 1152 1, die als Signalglieder wirken steuern das Stell-
glied 5Y]. Wird das Signalventil 151 kurz betätigt,
• Bauteilkennbuchstaben.
so erhält das Wegeventil 5YJeinen Druckimpuls
P Pumpen und Kompressoren (Signal) und schaltet in Stellung a. Der Kolben fährt
5 Signalaufnehmer V Ventile A Antriebe aus. Diese Stellung wird beibehalten, auch dann,
M Antriebsmotore Z jedes weitere Bauteil w enn das Signalventil O§iJ nicht m ehr bet äti t
wird. Erst durch ein Signal vom Wegeventil 152
• Die Kennzeichnungen sind mit Rahmen zu ver- geht das Stellglied 5Y] wieder in seine Ausgangs-
sehen (Bild 2), z.B. I 152 I . stellun b) und der Kolben fährt ein. Das 4/2-Wege-
ventil 1V wirkt als Signalspeicher.
• Versorgungsglieder beginnen vorzugsweise mit
der Kennziffer 0.

Direkte Steuerung eines Zylinders


Einfach wirkender Zylinder (Bild 1a). Dieser wird z.B.
bei Lkw-Motorbremsen angew endet. Soll der Zy-
4 Stellg lied
linder ausfahren, so wird das 3/2-Wegeventil durch rr-m-+. (Weg eventil)
einen Druckknopf betätigt und schaltet in Stellung
a. Der einfach wirkende Zylinder wird über die An-
schlüsse 1 und 2 des Wegeventils mit Druckluft be-
aufschlagt. Wenn die Betätigungskraft am Wegeven-
til entfällt, drückt die Rückstellfeder das Ventil wieder
in seine Ausgangsstellung b zurück. Die Druckluftzu-
fuhr zum Zylinder wird gesperrt. Die Rückstellfeder Signalg lied er
(Wegeventile)
im Zylinder drückt den Kolben zurück, die einge-
schlossene Luft entweicht dabei über die Entlüftung
Bild 2: Indirekte Steuerung eines doppeltwirkenden
3 am Wegeventil ins Freie. Das 3/2-Wegeventil wirkt
Zylinders
in dieser Steuerung als Signal- und Stellglied.

Arbeitsg lied
(Zy lind er) Verknüpfungsschaltungen (Bild 3)
Durch logische Verknüpfu ng von verschiedenen
Ventilen lassen sich in der Hydraulik und Pneumatik
häufig benötigte Schaltungen, wie z.B. UND-Scha l-
Stell- und
Sig nalg lied tungen bzw. ODER-Schaltungen herstellen.

Druckluft-
v er so rgu ng UND-Ventil zum Stell- ODER-Ventil zu m Stell-
10 ~ ,'1 glied r _!Bl- ~ glied
Bild 1: a) Einfachwirkender b) Doppeltwirkender r- ~ -~

~
--r3 ~
--r3 ~~
Zylinder Zylinder

Doppeltwirkender Zylinder (Bild 1b). Der Zylinder


ist mit zwei Leitungen an ein 4/2-Wegeventil ange-
--r3 --r3
schlossen, das hier als Stell- und Signalglied wirkt. Bild 3: UND-Schaltung ODER-Schaltung
5 Steuerungs- und Regelungstechnil< 95

5.3.3 Elektrische Steuerungen Bei höheren Leistungen, z.B. über 1 kW, spricht man
von Schützen.
Bei diesen Steuerungen werden Spannungen
Darstellung elektrischer Steuerungen (Bild 2)
und Ströme zur Energieübertragung verwendet.
Elektrische Steuerungen werden übersichtlich in
Elektrische Steuerungen lassen sich vor allem bei Stromlaufplänen dargestellt. Zwischen dem Plus-
Vorhandensein niedriger Spannungen sicher und Leiter (+) und dem Minus-Leiter (-) ist für jedes ge-
einfach ausführen. Sie können größere Wege ohne steuerte Betriebsmittel der senkrechte Stromweg
g roßen Aufwand überbrücken. Nachteilig ist, dass eingezeichnet. Die Betriebsmittel werden mit Kenn-


d ie Kräfte, die erzeugt werden können, in ihrer Grö- buchstaben benannt z.B. K für Relais, S für Schalter,
ße begrenzt sind. Man verwendet deshalb vielfach V für Magnetventile. Sind mehrere gleichartige Be-
elektrisch angesteuerte hydraulische oder pneuma- triebsmittel vorhanden, so werden ihre Kennbuchsta-
t ische Stellglieder. ben mit fortlaufenden Ziffern z.B. S 1, S 2 versehen.

Elektrische Grundschaltungen
Elektrische Betriebsmittel
Direkte Steuerung (Bild 3) z.B. einer Signallampe.
Elektrische Betriebsmittel sind z.B. Schalter, Taster,
Sie erfolgt über einen Schließer. Die Signallampe H
Relais, Schütze. Sie werden durch genormte Schalt-
liegt dabei in Reihe mit dem SchließerS.
zeichen dargestellt und mit genormten Kennbu ch-
staben benannt. Indirekte Steuerung (Bild 4). Der Schließer ist durch
ein Relais K, z.B. mit Öffner (Dunkelschaltung). er-
Schalter, Taster (Bild 1). Schalter werden, je nach- setzt. Die Signallampe H liegt dabei im Arbeitsstrom-
dem wie sich ihre Kontakte bei der Betätigung verhal- kreis. Wird S betätigt, so wird der Arbeitsstromkreis
ten, als Schließer, Öffner oder W echsler bezeichnet. unterbrochen.
Sie behalten ihre Schaltstellung auch ohne weitere
Betätigung bei, während Taster nach dem Ende der + +
Betätigung wieder in ihre Ausgangslage gehen.

~--
'' Schließer
Sl-v
Schließer
mit Raste
"
H~9
K
'' Öffner Signal-
Relais-
spule
~ lampe

<' - Wechsler
~ Bild 3: Direkte Glüh- Bild 4: Indirekte Glüh-
lampenschaltung lampenschaltung
......
' Taster druckbetätigt
~---
Selbsthalteschaltung (Bild 5). Sie wird zum Spei-
chern z.B. eines kurzen Tastersignals verwendet. Mit
~---
'' Taster handbetätigt
dem Taster S1 wird der Steuerstromkreis des Rel ais
K1 geschlossen. Das Relais hält über einen parallel
Bild 1: Schaltzeichen Schalter, Taster zum Taster S1 geschalteten Schließerkontakt K1
den Steuerstromkreis auch dann noch geschlossen,
Relais (Bild 2). Sie sind Schalter, die elektromagne-
wenn der Taster S1 wieder öffnet. Das Signal bleibt
t isch betätigt werde n. Beim Relais wird der Schalter
dadurch gespeichert. Ein vor Taster S1 und Schlie-
im Arbeitsstromkreis über den Elektromag neten im
ßer K1 liegender Taster S2 ermöglicht die Unterbre-
Steuerstromkreis betätigt.
chung der Selbsthaltung .
+
+
Arbeits· Steuerstrom-
stromkreis Arbeitsr
Strom-
kreis S 2 1---
Taster kreis
AUS-Taster
Schaltkontakt
K1 des Rel ais K1
SH-- Haltekontakt
Relais K1 d es Relais
EIN-Tast er
M ag netspule M ag netventiiY1
Y1 -Z I
K1
Magnetspule Relais -- ----- ~L
Bild 2: Relais Bild 5: Selbsthalteschaltung
96 5 Steuerungs- und Regelungstechnik

Elektropneumatische Steuerungen (Bild 1) ten Y1 in die Stellung a geschaltet, in der es verharrt.


Elektropneumatische Steuerungen bestehen aus Der Kolben des Zylinders fährt aus.
einem elektrischen Steuerteil und einem pneuma- Durch einen Impuls vom Taster S2 wird das Wege-
tischen ArbeitsteiL Die Steuersignale werden im ventil durch den Elektromagneten Y2 wieder in Stel-
elektrischen Steuerkreis eingegeben und verarbei- lung b zurück geschaltet. Der Kolben des Zylinders
tet. Mit den elektrischen Steuersignalen wird ein fährt ein. Dieses 4/2-Wegeventil übernimmt die Sig-
Wegeventil als Stellglied für den pneumatischen Ar- nalspeicherung selbst. Es ist daher keine elektrische
beitsteil angesteuert. Dieses Stellglied steuert dann Selbsthalteschaltung erforderlich .
den Arbeitszylinder.


Bei der elektropneumatischen Steuerung werden 4/2-Wegeventil mit Federrückstellung
der elektrische Stromlaufplan und der pneumatische Da das 4/2-Wegeventil das Ein-Signal wegen der
Schaltplan getrennt gezeichnet. Man erreicht da- Feder nicht speichern kann, benötigt man ein Re-
durch eine bessere Übersichtlichkeit. lais mit einer Selbsthalteschaltung (Bild 3). Durch
die Selbsthalteschaltung wird im Elektromagneten
+ Y1 der Stromfluss durch den geschlossenen Schal-
ter K1 aufrechterhalten . Das Magnetventil bleibt in
511-- Schaltstellung a und das Signal wird gespeichert bis
der Taster S2 betätigt wird. Der Steuerstromkreis
des Relais K1 wird dadurch unterbrochen und damit
auch der Arbeitsstromkreis des Elektromagneten Y1 .
Die Feder drückt jetzt das Wegeventil in seine Aus-
Y1 gangsstellung b zurück.
Y1

Pneumatikschaltplan Stromlaufplan

Bild 1: Elektropneumatische Schaltung

Steuerung eines doppeltwirkenden Zylinders


Ein doppeltwirkender pneumatischer Zylinder kann
z.B. über ein 4/2-Wegeventil pneumatisch gesteuert
werden . Das 4/2-Wegeventil muss mit zwei Elektro-
magneten Y1 und Y2 oder mit einem Elektromag-
neten Y1 und einer Rückstellfeder ausgerüstet sein.

Bild 3: 4/2-Wegeventil mit Federrückstellung


4/2-Wegeventil mit zwei Elektromagneten
Das 4/2-Wegeventil mit zwei Elektromagneten (Bild
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
2) arbeitet als lmpulsventil, d. h. durch jeweils ein
kurzes Signal eines Tasters wird es von einer in die 1 Welche Vor- und Nachteile hat Druckluft als
andere Stellung geschaltet. Wird der Taster S1 kurz Energieträger?
betätigt, so wird das Ventil durch den Elektromagne- 2 Wie unterscheiden sich die Arbeitsmittel pneu-
matischer und hydraulischer Steuerungen?
3 Wie ist eine Druckluftversorgungsanlage (Werk-
+
stattkompressor) aufgebaut?
4 Nennen Sie Bauelemente pneumatischer Steue-
511-- 521-- rungen.
5 Erklären Sie die Funktion eines 4/2-Wegeventils.
6 Welche Aufgaben haben Stromventile?
7 Wie werden Bauelemente in pneumatischen bzw.
hydraulischen Steuerungen gekennzeichnet?
8 Wie werden elektrische Schaltungen übersicht-
lich dargestellt?
9 Welche Stromkreise unterscheidet man bei
Y1
einem Relais?
10 Was versteht man unter einer elektropneumati-
schen Steuerung?
Bild 2: 4/2-Wegeventil mit Elektromagneten
5 Steuerungs- und Regelungstechnil< 97

5.3 4 Verknüpfungssteuerungen ODER-Funktion


Bei der ODER-Funktion ist ein Ausgangssignal vor-
ln Verknüpfungssteuerungen werden zwei oder handen, wenn mindestens ein oder mehrere bzw.
mehrere Eingangssignale logisch so miteinander alle Eingangssignale anliegen (Tabelle 2 in Bild 2). A ls
verknüpft, dass die geforderten Ausgangssignale Beispiel wird hier die Türkontaktschaltung der Innen-
entstehen. beleuchtung eines Kfz verwendet (Bild 2). Die Lampe
E der Innenbeleuchtung wird über zwei parallel ge-
Die drei Grundfunktionen logischer Verknüpfungen schaltete Türkontaktschalter S1 und S2 geschaltet.
sind: Die Lampe E leuchtet, wenn einer der beiden Schalter


oder beide Schalter gleichzeitig geschlossen sind.
• UND-Funktion
• ODER-Funktion +
• NICHT-Funktion
Diese Grundfunktionen lassen sich durch genormte
Schaltzeichen darstellen. Um den Funktionsablauf
einer Verknüpfungssteuerung zu erkennen und
überprüfen zu können, verwendet man die Funkti- S1 0 0 0
onstabelle (Tabelle 1 in Bild 1).
Die Funktionstabelle besteht z.B. für zwei binäre 0
Eingangssignale mit zwei Schaltzuständen aus 2 2 = Stromlaufplan
4 Zeilen, bei drei binären Eingangssignalen aus 23
0
= 8 Zeilen . Für die Schaltzustände benutzt man die
binären Werte 0 und 1.

[TI Kein Signal vorhanden GJ Signal vorhanden Logik·Schaltbild

Bild 2: ODER-Funktion, Stromlaufplan und Logik-


Schaltzeichen z.B. Türkontaktschaltung im Kfz
UND-Funktion
Bei der UND-Funktion ist dann ein Ausgangssignal NICHT-Funktion
vorhanden, w enn alle Eingänge ein Signal führen. ln Bei der NICHT-Funktion ist dann ein Ausgangssignal
der elektrischen Schaltung wird als Beispiel die Ne- vorhanden, wenn kein Eingangssignal vorhanden
bellichtschaltung eines Kfz verwendet (Bild 1). ist (Tabelle 3 in Bild 3). Die Nicht-Funktion ist die
Lichtschalter S1 (Schließer) liegt in Reihe mit dem Negation, gemeint ist die Umkehrung des Signalzu-
Nebellichtschalter S2 (Schließer) und den Nebel- standes. ln der elektrischen Steuerung wird z.B. ein
scheinwerfern E1 und E2. Die Nebelscheinwerfer E1 Schalter mit Schließer geschaltet. Die Lampe E ist im-
und E2 leuchten nur dann, wenn die beiden Schalter mer eingeschaltet, w enn der Schalter S geöffnet ist
S1 und S2 geschlossen sind . (Bild 3).

+
Tabelle 3:
NICHT-Funktion
Lichtschalter Funktionstabelle

Nebellicht-
schalter 1111
E 0
Nebelschein-
0 0 0
werfer
Stromlaufplan 0
0 0
Stromlaufplan

0 0

Logik-Schaltbild Logik-Schaltbild

Bild 1: UND-Funktion, Stromlaufplan und Logik- Bild 3: NICHT-Funktion, Stromlaufplan und Logik-
Schaltzeichen z.B. Nebellichtschaltung im Kfz Schaltzeichen
98 5 Steuerungs- und Regelungstechnil(

5.3.5 Ablaufsteuerungen ker ganz eingezogen ist, schließt der Schalter K1 des
Relais. Das ist das Signal für den Schritt 2.
in Ablaufsteuerungen folgen die Steuervorgänge
schrittweise aufeinander einem vorgegebenen Schritt 2: Er wird gesetzt, wenn der Relaisanker
Ablauf. Jeder Folgeschritt wird erst ausgeführt, eingezogen ist. Die Erregerwicklung des Starters
wenn die Bedingungen zum Weiterschalten er- wird direkt an B+ geschaltet. Der Starter erhält da-
füllt sind . Das Weiterschalten kann zeitabhängig durch seine volle Stromstärke und dreht jetzt das
oder prozessabhängig erfolgen . Schwungrad des Motors, bis der Motor anspringt.
Ein Freilauf verhindert das zu schnelle Drehen des


Starters durch den angesprungenen Motor.
Darstellung von Ablaufsteuerungen
Der Steuerungsablauf kann in Funktionsplänen Rü ckha i- Haltewickl ung Startschalte r
durch Schritt- und Befehlssymbole dargestellt wer- feder r·-'--·---'<;:· -. _, -
den (Bild 1).
Das Schrittsymbol ist ein in zwei Felder eingeteiltes
Rechteck. Das obere Feld enthält die Schrittnummer,
das untere die Angabe des Vorganges.
Das Befehlssymbol kann man in drei Felder eintei-
len . I Feld A I macht eine Aussage über die Art des
Befehls, z.B. bedeutet S gespeichert. Im Feld B I I
I
steht die Wi rkung des Befehls. Feld C kennzeich- I
net die Abbruchstelle eines Befehlsausgangs. Sie
wird z.B. durch Nummern in Feld C eingetragen.
__.___ __ __ __ _ _ _ ::::r- Anker
schematische Darstellung
Grundstellung:
+
Voraussetzunge n
zum Start z.B.
Halte-
Motor steht still wicklun g

Schritt 1

Einzu gs-
w icklung

Stromlaufplan
Art des Befehls:
Schritt 2 Bild 2: Schubschraubtrieb·Starter, Schaltung
S gespeichert
NS nicht
L __ _:____:.__J gespeichert ausgang
D verzögert Kommando EIN
T zeitlich begrenzt

Bild 1: Ablaufplan (Schema) mit Schritt- und verminderter Starter-


Befehlssymbolen strom und Relais EIN

Beispiel einer Ablaufsteuerung


Der Schubschraubtrieb-Starter eines Kfz (Bild 2) ar-
beitet z.B. mit einer Ablaufsteuerung, die im Ablauf-
plan (Bild 3) dargestellt ist.
Schritt 1: Er wird gesetzt, wenn die Steuerung in
der Grundstellung steht und das Kommando EIN Bild 3: Ablaufplan (Auszug) Schubschraubtrieb-Starter
gegeben wird. Durch Betätigung des Startschalters
S1 erhalten Einzugs- und Haltewicklung des Ein-
rückrelais K1 Strom. Der Starter erhält über die Ein- WIEDERHOLUNGSFRAGEN
zugswicklung einen verm inderten Strom, wodurch 1 Was versteht man unter einer Verknüpfungs-
er langsam dreht. Gleichzeitig wird der Relaisanker steuerung?
angezogen und schiebt mit dem Einrückhebel das 2 Welches sind die Grundfunktionen logischer Ver-
Starterritzel in den Schwungradkranz des Motors. knüpfungen?
Der Befehl bleibt gespeichert, bis er durch einen Ge-
3 Welche Merkmale hat eine Ablaufsteuerung?
genbefehl aufgehoben wird. Erst wenn der Relaisan-
99

6 Prüftechnik
Das Prüfen ist in der Technik die Bedingung für die
maßgenaue Fertigung von Werkstücken und die
Feststellung von Fehlern bei der Überwachung und
Instandhaltung von Maschinen und Geräten .
ln der Kraftfahrzeugtechnik wird das Prüfen oft als
Testen bezeichnet, z.B . Zündungstest, Abgastest,
Bremsentest
Werkstü ck (Prüfgegenstand)
Durch Prüfen w ird festgestellt, ob der Gegen-
stand den geforderten Sollzustand aufweist.
Bild 2: Bezeichnungen beim Messen
Subjektives Prüfen. Es wird ohne Geräte nur durch
Sinneswahrnehmung durchgeführt, z.B. Sichtprü-
6.1.2 Prüfmittel
fung, Funktionsprüfung oder Tasten .
Als Prüfmittel (Bild 3) verwendet man Messgeräte,
Objektives Prüfen. Dieses erfolgt mit Prüfmitteln z.B .
Lehren und Hilfsmittel.
durch Messen (Achsvermessung) oder Lehren (Füh-
lerleh re) . Messgeräte können Maßverkörperungen oder anzei-
gende Messgeräte sein.

6.1 Grundbegriffe der I Prüfmittel I


I
Längenprüftechnik
6.1.1 Arten des Prüfens (Bild 11
I Messgerita I I Hilfsmittel I I Lehren I
I
I I
I Prüfen I
I
I I
I Lehren I
I
I Messwert
Zahl enwert x Einheit
I I Feststellung
., Gut" oder ., Ausschuss "
I Maßstab Messschieber Fühlerlehre

Bild 1: Prüfen in der Längenprüftechnik

Messen ist das Vergleichen einer Messgröße


Parallelendmaß Winkelmesser Grenzlehren
(Länge oder Winkel) mit einem Messgerät. Es
wird dabei ein Messwert ermittelt. Bild 3: Prüfmittel

Messwert. Es ist der gemessene Istwert der Mess- Maßverkörperungen. Sie verkörpern die Messgröße
größe. Er wird als Produkt aus Zahlenwert und Ein- durch den festen Abstand von Strichen (Strichma-
heit angegeben, z.B . 15,00 mm (Bild 2). ße). den Abstand von Flächen (Endmaße) oder die
Winkellage von Flächen (Winkelmaße).
Lehren ist ein Vergleichen des Prüfgegenstandes
mit einer Lehre. Man erhält keinen Zahlenwert. Anzeigende Messgeräte wie z.B. Messschieber,
Messschraube, Messuhr, Winkelmesser zeigen den
Durch Lehren stellt man fest, ob der Prüfgegenstand Messwert bei Skalenanzeige (analog anzeigend) an
in Bezug auf Größe und Form eine gegebene Grenze einer Strichskala durch eine bewegliche Marke oder
nicht überschreitet, also innerhalb der Toleranz liegt. einen Zeiger an. Bei Zifferanzeige (digital anzeigend)
Das Ergebnis ist nur eine Feststellung, z.B . .,Gut" erscheint der Messwert in Ziffern in einem Anzeige-
oder .,Ausschuss " und kein Zahlenwert. fenster.
100 6 Prüftechnik

Hilfsmittel (Bild 1) tragen oder stützen Prüfmittel Unvollkommenheit des Messgegenstandes


oder Werkstück beim Prüfen, z.B. Halter, Messstän- Bearbeitungsspuren wie Grate oder Riefen.
der, Prismen, oder sie übertragen Maße beim indi-
rekten Messen, z.B. Taster. Falsche Handhabung des Messgerätes (Bild 2)
Schräges Ansetzen des Messgerätes wie z.B. Durch-
messer schräg, Tiefenmaßzunge nicht parallel zur
Messfläche oder Werkstück verkantet.

• Messstä nder

Bild 1: Hilfsmittel beim Messen


Federtaster
Werkstück verkantet

6.1.3 Einheiten des Messwertes

Längeneinheiten
schräges Ansetzen
Die Basiseinheit der Länge ist das Meter (m).
Das Meter ist die Länge der Strecke, die Licht im Bild 2: Falsches Ansetzen des Messgerätes
Vakuum während der Dauer von
1 Zu hohe Messkraft (Bild 3). Dadurch können meist
299 792 458 Sekunden durchläuft. elastische dünne Hülsen zusammengedrückt oder
das Messgerät elastisch verformt werd en.
1m= 10dm = 100cm
= 1 000 mm = 1 000 000 IJm (Mikrometer) Formänderung

Das Zoll (inch) wird bei Maßangaben von Rädern,


Felgen und Reifen verwendet. Außerdem ist es z.Zt.
noch in England und den USA gebräuchlich .
1 Zoll = 1" = 25.4 mm

Winkeleinheit

Die Winkel werden in Grad (0 ). Minuten (') und Bild 3: Zu hohe Messkraft
Sekunden(")angegeben.

Der Vollkreis hat 360°. Teile des Grades sind Minu-


ten und Sekunden. Parallaxe (Bild 4). Eine Messabweichung entsteht,
w enn Ablesemarke und Skale nicht in einer Ebene
1° (Grad) = 60' (Minuten) = 3 600" (Sekunden)
liegen und nicht mit senkrechter Blickrichtung abge-
lesen wird.

6 1 4 Messabweichungen Blickrichtung: richtig Blickrichtung:


falsch
Der bei einem Messvorgang abgelesene Messwert
w eicht meist vom genauenWert der Messgröße ab.
Ursachen von Messabweichungen
• Unvollkommenheit des Messgegenstandes
• Falsche Handhabung der Messgeräte
• Unvollkommenheit der Messgeräte Bild 4: Abweichungen durch Parallaxe beim direkten
• Umwelteinflüsse. Messen
6 Prüftechnik 101

Unsauberkeit der Messflächen. Die Messflächen an Zufällige Messabweichungen


Messgerät oder Werkstück können mit Schmutz, Sie ergeben eine Messunsicherheit. Bei Messgerä-
Spänen oder Fett behaftet sein . ten mit Skalenanzeige beträgt die Messunsicherheit
des Messwertes bis zu 1 Skalenteilungswert.
Temperatureinflüsse (Bild 1). Handwärme, Sonnen-
einstrahlung oder Arbeitswärme können zu Messab- Die Ursachen für zufällige Messabweichungen kön-
weichungen führen. nen sein :
• Ablesefehler durch Parallaxe
• Ungleiches Anliegen des Messgerätes durch
Schmutz oder Grat
• Nicht erfassbare Temperaturschwankungen


• Messkraftschwankungen durch Änderung von
Reibung und Spiel
• Kippfehler durch zu großes Spiel und falsche
Handhabung
• Schräges Anliegen des Messgerätes durch falsche
Bild 1: Messabweichungen durch Temperatureinflüsse Handhabung

Messwerkzeuge und Werkstücke haben bei der


Bezugstemperatur von 20 oc
ihre Nennwerte. 6.1.5 Messverfahren

Umwelteinflüsse. Luftdruck und Temperatur kön- Direktes Messen oder unmittelbares Messen
nen, z.B. beim Messen des Reifendrucks, zu Messab- (Bild 2a). Es wird z.B. die Länge eines Werkstückes
weichungen vom vorgeschriebenen Sollwert führen. mit der Skale eines Längenmessgerätes verglichen.
Der Messwert kann direkt abgelesen werden.
Nullpunkteinstellung (Kalibrierung von Messge- Indirektes Messen (Bild 2). Ist die Messstelle an
räten) . Messgeräte, wie z.B. digitale Bügelmess- einem Werkstück für ein Messgerät nicht zugänglich,
schraube, Manometer, müssen vor ihrem Einsatz so muss man ein Messhilfsmittel , z.B. Außen- oder
kalibriert werden, um systematische Messfehler zu lnnentaster, verwenden. Damit wird die Messgröße
vermeiden . abgenommen und dann mit einem Messgerät ge-
messen.

Arten von Messabweichungen


Dies können systematische Messabweichungen,
wie erfassbare Geräteabweichungen sein oder es
sind zufällige Messabweichungen, die nicht immer
in gleicher Größe und gleichzeitig auftreten .

Systematische Messabweichungen
Dies sind z.B.
• Tei lungsabweichungen bei Skalen
• Steigungsabweichungen bei Gewindespindeln Federinnentaster Messh i lfsmittel

• Unebene Messflächen
Bild 2: Indirektes Messen
• Formänderungen durch andauernd hohe Mess-
kraft
• Gleich bleibende Abweichungen von der Mess-
temperatur 6.2 Messgeräte
Diese systematischen Messabweichungen lassen Zu den Messgeräten gehören Maßverkörperungen
sich berücksichtigen, da sie bei gleichen Messbe- und anzeigende Messgeräte wie z.B. Messschieber,
dingungen immer wieder in gleicher Größe und mit Messschraube, Messuhr, Winkelmesser.
gleichem Vorzeichen+ oder- auftreten .
Messbereich. Er umfasst meist den Anzeigebereich
Um den genauen Wert der Messgröße zu erhalten, des Messgerätes. Seine Größe entspricht der Diffe-
muss der abgelesene Messwert um die systema- renz aus Endwert und Anfangswert. Er muss nicht bei
tische Abweichung korrigiert werden . Null beginnen; z.B. bei Messschrauben beträgt die
102 6 Prüftechnik

Messspanne nur 25 mm, damit die Messspindel nicht lassen sich unter Druck aneinanderreihen (Anschie-
zu lang wird. Für größere Längen gibt es Bügelmess- ben) und zu einem gesuchten Maß kombinieren.
schrauben mit Messbereichen von z.B. 0 mm bis
25 mm, 25 mm bis 50 mm, 50 mm bis 75 mm. Messflächen

6.2.1 Maßverkörperungen
Strichmaßstäbe (Bild 1) sind die am meisten ver-
wendeten Maßverkörperungen. Sie besitzen als
Maßverkörperung eine einheitliche Strichskale, an
der beim Messen die Messwerte direkt abgelesen 20


werden . Es werden Stahlmaßstäbe, Arbeitsmaßstä-
be, Rollbandmaße und Gliedermaßstäbe verwendet. Bild 2: Parallelendmaße

Stahlmaßstab
~Rollbandmaß (2m)
6.2 2 Messschieber
Der Messschieber ist wegen seiner vielseitigen
Verwendbarkeit, wie Außen-, Innen- und Tiefenmes-
sungen, das am häufigsten benutzte anzeigende
Messgerät mit beweglichen Marken.
Der Messschieber (Bild 3) besteht aus einer Schiene,
Bild 1: Strichmaßstäbe
mit der ein Messschenkel und eine Kreuzspitze recht-
winklig verbunden sind. Auf der Schiene befindet
Parallelendmaße (Bild 2) verkörpern sehr genau die sich der Hauptmaßstab. Er trägt eine Millimeterskaie
Längeneinheit durch den Abstand von zwei paralle- und darüber eine Zoll(lnch )-Skale. Ein zweiter Mess-
len Flächen. Sie haben meist rechteckigen, seltener schenkel, verbunden mit einer Kreuzspitze, lässt sich
kreisförmigen Querschnitt. Ihre Messflächen haben auf der Schiene verschieben. Man bezeichnet ihn
eine hohe Oberflächengüte und bestehen aus Stahl deshalb als Schieber. Er hat beiderseits der Sch iene
oder Hartmetall. Man verwendet Endmaße zum je eine Strichskale, die Nonius genannt wird. Eine
Prüfen und Einstellen von Lehren und anzeigenden mit dem Schieber verbundene Messstange dient als
Messgeräten, zum Messen von Werkstücken und Tiefenmesseinrichtung . Ein Klemmhebel ermöglicht
Einstellen von Maschinen. Verschiedene Endmaße das Feststellen des Schiebers zum sicheren Ablesen.

lnch-Skale Werkstü ck

Klemmhebel

Feststellschraube Tief enmesseinrichtung

bew eglicher Messschenkel


f ester M essschenkel
Messschneide

Bild 3: Messschieber
6 Prüftechnik 103

Noniuswert eines Messschiebers. Er bestimmt die


Ablesegenauigkeit Der Messwert kann auf 1/10
mm = 0,1 mm, 1/20 mm = 0,05 mm oder 1/50 mm =
0,02 mm abgelesen werden.
Messen
von Ein-
stichen
aB · ·

Dazu sind beim 1/10-Nonius (Bild 1) 9 mm in 10 M essschneiden


Teile geteilt. Ein Noniusteil ist also 9 mm : 10 = 0,9
mm lang, während die Teilung auf der Skale 1 mm Abstand~
beträgt. Es besteht also eine Ablesemöglichkeit bis messun~
1/10 mm .

~
-t- 1t-- Haupt-
Bild 3: Messen mit dem Messschieber
- ~ maßstab
II ~
Skai ~~ I
I I I II I I
der Nulltaste kann die Anzeige an jeder Stelle auf
I J.~ I II II . f
Null gestellt werden. So können Unterschiedsmes- ~
9 mm in 10Teile 30 + 2 + 0,3 Ergebnis: 32,3 sungen durchgeführt werden.

I
Nonius
Noniuslänge Merke:
Der Nullstrich des Nonius
entspricht dem Komma in
der abzulesenden Zahl.
Genauigkeit
Bild 1: 1/10-Nonius
Messwert Anzeige

21 ,80 21,79
Ablesen des Messschiebers (Istwert)
Den Nullstrich des Nonius betrachtet man als Kom-
ma, das die Ganzen von den Zehnteln trennt.
Man liest zuerst links vom Nullstrich des Nonius auf Bild 4: Messschieber mit Ziffernanzeige
der Skale die vollen Millimeter ab und sucht dann
auf dem Nonius den Teilstrich, der sich mit einem
Messgenauigkeit und Anzeigegenauigkeit (Bild 4)
Teilstrich auf der Skale deckt. Dieser Noniusteilstrich
gibt die Zehntel an. Der Nullstrich darf da bei nicht entsprechen sich nicht aufgrundvon Fertigungstele-
m itgezählt w erden. ranzen und Rundungsfehlern in der Elektronik (To le-
ranz 2/100-3/100 mm).
Beim genormten 1/10-Nonius (Bild 2) ist der Nonius
erweitert, d.h., es sind 19 mm in 10 Teile geteilt. Ein
Noniusteil ist demnach 19 mm : 10 = 1,9 mm lang
Arbeitsregeln
und der Noniuswert also 2 mm- 1,9 mm = 0,1 mm
• Drehteile nicht bei laufender Maschine mes-
= 1/10 mm . sen, da Unfallgef ahr besteht und der Mess-
schieber beschädigt w erden kann .
Elnllallmg
• Außenmessungen (Bild 3). Messschenkel weit
4 5 t 6
über das Werkstück führen. Dabei auf saubere
,1,,1',''" ''' \"1' ' '1'1'1'( ' ''' = 42,7
0 10 Messflächen, richtigen Messdruck und richti-
2 3 t 4 ges Halten des Messschiebers achten. Mess-
" '''1'',,,,, ,1,,,1'1 '1 '11",1' ''' = 23,5
schneiden nur zum Messen von Einstichen,
0 10
6 7 t 8
engen Nuten und Kerndurchmessern benut-
,1,' 1'',"1' ' 11'1'/ '1'/ 1,,,1'1':' = 63,25 zen.
012 3 456
• Innenmessungen erfo lgen m it den Kreuzspit-
Bild 2: Ablesebeispiele zen. Feste Spitze zuerst in der Bohrung anle-
gen, dann die bewegliche Spitze gegenüber
Beim genormten 1/20-Nonius sind 39 mm in 20 Teile anschieben.
geteilt. Ein Noniusteil ist in diesem Falle 39 mm : 20 • Kreuzspitzen nicht zum Anreißen verwenden.
= 1,95 mm lang und der Noniuswert demnach 2 mm • Tiefen- und Abstandsmessungen erfolgen
- 1,95 mm = 0,05 mm = 1/20 mm. mit der Tiefenmessstange. Schräges Anset-
zen vermeiden. Deshalb soll die abgesetzte
Messschieber mit elektronischer Ziffernanzeige Seite der Tiefenmessstange am W erkstück
(Bild 3) haben Ziffernschrittwerte von 1/100 mm. anliegen, damit nicht Übergangsradien oder
Durch die Anzeige des Messwertes in Ziffern wird Schmutz das direkte Anliegen behindern.
einfach, schnell und ohne Fehler abgelesen. Mit
104 6 Prüftechnik

Tiefenmessschieber (Bild 1). Er hat einen Schieber Ablesen der Messschraube (Bild 3)
mit einer Feststelleinrichtung und einer Brücke, die Die ganzen und die halben Millimeter werden auf der
ein gerades Ansetzen erleichtert. Er eignet sich be- Skalenhülse, die Hundertstel werden auf der Skalen-
sonders zum Messen von abgesetzten Bohrungen . trommel abgelesen . Gibt die Skalentrommel auf der
Skalenhülse einen halben Millimeter frei , so muss
Festst ell- Schi ene dieser zu den Hundertsteln hinzugezählt werden .
schraube

An ze ig e: 35 ,34 mm

40

Schi eber 35

• Bild 1: Tiefenmessschieber
30

Anzeige: 48,95 mm

6.2.3 Messschrauben 0

Bei den Messschrauben (Bild 2) benutzt man die Stei- 45


gung eines Gewindes zur Ermittlung der Messgröße.
40
Jede volle Umdrehung der geschliffenen Messspin-
del verändert den Abstand der Messflächen um die
Steigung des Gewindes der Messspindel. Bild 3: Ablesebeispiele

Amboss M essspindel Skalenanzeige Gefühls-


schraube
Bügelmessschraube (Bild 2) . Sie wird für Außen -
messungen verwendet. Ihre Teile sind: Bügel mit
Amboss, lsolierplatte zum Wärmeschutz und Ska-
lenhülse; Messspindel mit Skalentrommel, Kupp-
lung und Feststellvorrichtung . Um den Verschleiß
klein zu halten, sind die Messflächen von Spindel
und Amboss gehärtet oder mit Hartmetall bestückt.
Spindelfeststell-
einrichtung Elektronische Bügelmessschraube (Bild 4). Sie hat
neben der normalen Rundskaie mit einem Skalen-
lsolierplatte teilungswert von 1/100 mm noch eine Ziffernanzeige.
Der Skalenteilungswert der Ziffernanzeige beträgt
Bild 2: Bügelmessschraube 1/1000 mm .
Die Elektronik des Messgerätes ermöglicht es, zur
Die Steigung der Messspindel beträgt meist 0,5 mm .
Unterschiedsmessung die Anzeige auf Null zu stel-
Auf der Skalentrommel (Mantelhülse) sind dabei
len, Messwerte zu speichern und die Daten an einen
50 Teilstriche angebracht.
Rechner auszugeben .

S~alen- Gewindesteigung Messspindel Beim Messen mit elektronischen Messgeräten ist zu


tetlungs- = T e1'Istnc
· h e au f
d er Sk a Ientromme I berücksichtigen, dass die Anzeigegenauigkeit nicht
we rt der Messgenauigkeit entspricht (siehe Messschieber
mit elektronischer Anzeige).

Die Skalentrommel ist mit der Messspindel fest ver-


bunden . Die Messspindel ist im Muttergewinde der
Skalenhülse verschraubt. Um stets gleichen und
nicht, durch die Übersetzung des Gewindes, zu gro-
ßen Messdruck zu erhalten, ist die Messspindel mit
einer Kupplung (Gefühlschraube) versehen, die die
Messkraft begrenzt.
EIN (Nullstellung)
Die Messspanne ist meist nur 25 mm groß, damit die
Messspindel nicht zu lang wird. Bild 4: Elektronische Bügelmessschraube
6 Prüftechnik 105

Innenmessschraube (Bild 1 ). Mit ihr werden Boh- Die Messuhr wird also vornehm lich für Unter-
rungen mit Durchmessern von 3,5 mm bis 300 mm schiedsmessungen verwendet. Man misst nicht das
gemessen. Innenmessschrauben sollen selbstzent- lstmaß, sondern die Abweichung von einem einge-
rierend sein. Sie haben deshalb meist drei beweg- stellten Istwert.
liche Messbolzen oder Messeinsätze damit sie in
Der Weg des Messbolzens wird über eine Zahn-
einer Bohrung zentrisch anliegen (Dreipunktmes-
stange und Zahnradübersetzung durch einen Zeiger
sung). Zum Messen größerer Bohrungen gibt es
auf einer Skale vergrößert angezeigt. Das Skalenblatt
Verlängerungen.
ist drehbar und kann somit bei jeder Zeigerstellung
auf Null gestellt werden. Zwei einstellbare Toleranz-
marken dienen zum Markieren des Kontrollbereichs.


Das Skalenblatt der Messuhr ist in 100 Teile ge-
teilt. Bei einer Zeigerumdrehung bewegt sich der
Messbolzen um 1 mm. Der Skalenteilungswert
beträgt somit 0,01 mm = 1/100 mm.

Dreht sich beim Messen der Zeiger der Messuhr


mehrmals, so wird die Anzahl seiner Umdrehungen
auf einer kleinen Millimeter-Skaie angezeigt, da jede
Zeigerumdrehung einem Messweg von 1 mm ent-
spricht. Es gibt auch Messuhren mit einem Skalen-
teilungswert von 0,001 mm.
Bild 1: Innenmessschrauben
Durch Spiel und Reibung in Zahnstange und Zahn-
rädern ergeben sich bei der Bewegung des Mess-
bolzens je nach Bewegungsrichtung andere An-
zeigen. Die Anzeigen unterscheiden sich um bis zu
6.2.4 Messuhr 0,005 mm.
Die Messuhr (Bild 2) dient zum Prüfen von Werkstü-
cken auf Rundlauf, z.B. Radlagerspiel, W ellen, oder
von Flächen auf Ebenheit, z.B. Planlauf von Brems-
scheiben. Zusammen mit einem Innenmessgerät 6.2.5 Winkelmessgeräte
kann man z.B. den Verschleiß bei Motorzylindern
Einfacher Winkelmesser (Bild 3). Er erlaubt eine
feststellen.
Messung von Winkeln nach Graden. Sein Messbe-
reich beträgt 180°. Der Anzeigewert entspricht nicht
einstellbare
Toleranz- immer dem Messwert. Oft muss der Messwert erst
ma rke mm-Skal e errechnet w erden.

z Einze lheit Z
a

I
drehbare Einspann-
schaft
Ablesewert
a- 7
=75° \ I
Strichskaie
a: 90°-75° \

Bild 2: Messuhr Bild 3: Einfacher Winkelmesser


106 6 Prüftechnik

6.3 Lehren 6.3.3 Grenzlehren


Man unterscheidet Grenzlehrdorne und Grenz-
Lehren sind Prüfm itte l, die Maß oder Form , zu- rachenlehren. Sie haben eine Gut- und eine Aus-
weilen auch Maß und Form des zu prüfenden schussseite; zum besseren Erkennen hat die Aus-
Werkstückes verkörpern. Beim Prüfvorgang wer- schussseiteeinen roten Farbanstrich.
den an den Lehren keine Teile verschoben.
Grenzlehrdorn (Bild 3) . Er dient zum Prüfen von
Bohrungen . Das Maß der Gutseite entspricht dem
6.3.1 Maßlehren Mindestmaß der Bohrung, auf der Ausschussseite
Maßlehren sind Draht- und Blechlehre, Bohrungs- ist das Höchstmaß überschritten . Gleichzeitig ist auf
lehre, Fühlerlehre (Bild 1) und Parallelendmaße . der Ausschussseite der Messzylinder etwas kürzer.

• ........... ,,,,,,,,,,,
t t itfii iii.ii&Ratilifl&IHU\!!U1HUHUii

R2~Q~~~22~222~92299
QQQQQ<;IQQQQQQQQQQ
QQQQQQQQQQQQQ

Bohrungslehre Fühlerl ehre


Grenzrachenlehre (Bild 3). Mit ihr werden Wel-
len geprüft. Das Maß der Gutseite entspricht dem
Höchstmaß der Welle, auf der Ausschussseite ist das
Mindestmaß unterschritten . An der Ausschussseite
ist die Lehre angeschrägt, damit beim Prüfen keine
Riefen entstehen .

Bild 1: Maßlehren Ausschu ssseite

Fühlerlehre (Bild 1). Sie besitzt mehrere Stahl-


zungen, die in ihrer Dicke von z.B. 0,05 mm bis 1 mm
ansteigen . Jede Stahlzunge ist mit ihrem Nennmaß
beschriftet. Man verwendet die Fühlerlehre z.B. zum
Prüfen des Spiels bei Lagern, Kolben, Ventilen und
Schlittenführungen.

Grenzlehrdorn Grenzrachenlehre

6.3.2 Formlehren Bild 3: Handhabung von Grenzlehren

Mit Formlehren wie Radienlehre (Bild 2), Gewinde-


leh ren, Gewindeschablone, Winkellehre, Haarlineal
(Bild 2) prüft man im Lichtspaltverfahren die Form Arbeitsregeln
• Lehrdorn niemals in die Bohrung ei nführen,
von Radien, Profilen, Winkeln und die Ebenheit von
wenn das Werkstück noch warm ist.
Flächen. Der Lichtspalt soll möglichst klein sein.
• Rachenlehren bzw. Lehrdorne dürfen nicht
Gewindeschablonen verwendet man zum Prüfen über- bzw. in das Werkstück gepresst werde n.
von Gewinden an Werkstücken . Sie bestehen meist • Grenzrachenlehre vorsichtig ansetzen. Sie soll
aus Sätzen von Stahlplättchen mit verschiedenen nur durch ihr Gewicht über das Werkstück
Gewindeprofilen und Gewindesteigungen. gleiten.
• Haarlineal (Bild 2) beim Prüfen senkrecht zur
Haarlineal~ Oberfläche aufsetzen .
",

WIEDERHOLUNGSFRAGEN

1 Worin unterscheiden sich Messen und Lehren?


Radi enl ehre 2 Wodurch können Messabweichungen auftreten?
3 Wie können Parallaxefehler entstehen?
4 Was ist eine Maßverkörperung?
Bild 2: Haarlineal und Radienlehre 5 Wie liest man den Nonius ab?
6 Wie liest man die Messschraube ab?
Winkellehren. Sie verkörpern die Form eines festen 7 Wozu hat die Messschraube eine Kupplung?
Winkels. Man verwendet Flach-, Anschlag- oder
8 Wozu verwendet man Messuhren?
HaarwinkeL
-----
6 Prüftechnik 107

6.4 Taleranzen und Passungen Nennmaß (N ) Nennmaß (N)


Nulllinie (NL ) Nulllinie (NL )
6.4.1 Zweck der Normung
.---
unteres untere~
~
Abmaß Ei
I
es
1aß es i -----<
o eres
~maß ES

anzfeld Mindestmaß Toleranzfeld


IM)
Höchstmaß (H )

Bohrung

.1 bzw. ei** . Es ist die jeweilige


iil dem Mindestmaß und dem

•anz ( T). Sie ist die zulässige Ab-


ln maß. Man ermittelt sie als Dif-
11 oberen Abm aß ES, es und dem
ei.

;t die grafische Darstellung der


~ekennzeichnet durch die Größe
1st- und Mindestmaß) und deren
Dabei ergeben sich vier Möglich-
Toleranzen zur Nulllinie (Bild 2a

haben verschiedene Vorzei-

\ist null, das andere negativ oder

1d positiv. c) es (ES) ist positiv, ei (EI) ist


oberhalb negativ. DasToleranzfeld
liegt beidseits der Nulllinie.

~ ~ lj
CI:1 NLliJIII-.=t~
\1 \
I 1_ ,rt-3··1' 1
maß (Bild 1).
b)es (ES) und ei(EI) sind negativ. d)es (ES) oder ei (EI) gleich
Abmaße. Man versteht darunter die Differenz DasToleranzfeld liegt unterhalb Null, z.B. es (ES)= 0. Das
der Nulllinie. Toleranzfeld liegt unterhalb
zwischen den jeweiligen Grenzabmaßen und dem der Nulllinie.
Nennmaß bzw. zwischen dem Istmaß und dem ljiiij

=r 1 b!J:I 1 ~l!t·-·j'"'~!J:I
NLt Nd t es=O
Nennmaß. Grenzmaße sind das obere Abmaß und
das untere Abm aß. Die Abmaße für W ellen werden
<:
n u
l ~~'r=·-· 1

<:
1

m it den Kleinbuchstaben es und ei und die Abmaße


für Bohrungen mit den Großbuchstaben ES und EI
bezeichnet (Bild 1). Bill d 2: Lage des Toleranzfeldes zur Nulllinie

Oberes Abmaß ES bzw. es.* Es ist die jeweilige Dif-


ferenz zwischen dem Höchstmaß und dem Nenn- • ES bzw. es Ecart Superieur (franz.) Oberes Abmaß
maß. EI bzw. ei Ecart Interieur (franz.) Unteres Abmaß
108 6 Prüftechnik

6 4.3 Anwendungsbereiche Zwei zu einer Passung gehörende Passteile ha-


Das ISO-System für Grenzmaße und Passungen ben das gleiche Nennmaß.
gilt für folgende Passungsformen an Werkstücken Als Passung bezeichnet man den Maßunterschied
(Bild 1): zwischen dem Maß der Innenpassfläche und dem
• Flachpassungen. Es handelt sich um ebene Werk- Maß der Außenpassfläche vor dem Fügen.
stücke mit parallelen Passflächen, z.B. zwischen
Nut und Feder (Bild 1a). Spielpassung. Die Bohrung und die Welle haben
nach dem Fügen stets ein Spiel. Das Mindestmaß
• Kreiszylinderpassung. Es handelt sich um zy-
der Bohrung ist größer, im Grenzfall gleich dem
lindrische Werkstücke mit kreisförmigem Quer-
Höchstmaß der Welle (Bild 2).
schnitt, z.B. zwischen Welle und Bohrung (Bild 1 b) .

• a) Flachpassung

Innen-
passflächen c'
(!)

~ ~
s: .s
cN
CO

Bild 2: Spielpassungen

Mindestspiel. Es ergibt sich aus der Differenz zwi-


schen dem Mindestmaß der Bohrung und dem
Höchstmaß der Welle.
HöchstspieL Es ergibt sich aus der Differenz zwi-
schen dem Höchstmaß der Bohrung und dem M in-
b) Kreiszylinder- destmaß der Welle.
passung
Eine Spielpassung liegt vor, wenn der M aßunter-
------------- 1:J
Passungsmaße schied positiv ist.
Bohrung
Übermaßpassung. Beim Fügen von Bohrung und
Welle besteht ein Übermaß. Das Höchstmaß der
Innenpassfl äche
Bohrung ist kleiner oder im Grenzfall gleich dem
Au ßenpassfläche
Mindestmaß der Welle (Bild 3).

Boh ru ngstoleranz W ell entoleranz

Bild 1: Passungsformen

ISO ist das Kurzzeichen für International Standar-


dization Organisation. Sie ist die internationale
Normenorganisation. ISO-Normen sind intern a-
tional gültig.

Bild 3: Übermaßpassungen

6.4.4 Passungen Mindestübermaß. Es ist die Differenz zwischen dem


Höchstmaß der Bohrung und dem Mindestm aß der
W erden Welle und Bohrung mit gleichem Nenn- Welle vor dem Fügen.
m aß und jew eilig dazugehörig em To leranzfeld mit- Höchstübermaß. Es ist die Differenz zwischen dem
einander gefügt, so können aufg rund der Lage der Mindestmaß der Bohrung und dem Höchstm aß der
Toleranzfelder folgende Passungen entstehen: W elle vor dem Fügen.
• Spielpassung
• Übermaßpassung Eine Übermaßpassung liegt vor, wenn der Maß-
• Übergangspassung unterschied negativ ist.
6 Prüftechnik 109

Übergangspassung. Bohrung und Welle haben nach


Passung 25H7/ h6
dem Fügen innerhalb der Toleranzfelder entweder Höchstspiel = + 21 ~m - I- 13 ~m ) = + 34 ~m
Spiel oder Übermaß (Bild 1). Mindestspiel = O~m - 1- O ~m ) = O ~m

Passung 25H7/n6
Eine Übergangspassung liegt vor, wenn sowohl Höchstspiel = + 21 ~m - I+ 15 ~m ) = + 6 ~m
Mindestspiel = 0 ~m -I+ 28 ~ m ) = - 28 ~m
eine Spielpassung als auch eine Übermaßpas-
sung auftreten kann. Passung 25H7/s6
Höchstspiel O~m - 1 +48 ~ m ) = - 48~m
Mindestspiel =+ 21 ~m - I+ 35 ~ m ) = - 14 ~m
~m Toleranzfelder mit
+50 Nennmaß 25 mm s6 + 48
+ 40 - +35
+ 30 n6
+ 21 + 21
+ 20


+ 10 NL
0
-10 - 13
-20 h6
- 30
Spiel- Übergangs- Press-
passung passung passung
+50
~ !j8
(f) + 20
+ 10 +6 NL
Bild 1: Übergangspassungen 0
"'§
ro - 10
-20
- 28
1 - 14
-30
0
"
.0 - 40
- 50 Passto leranzfelder - 48
~m

6.4.5 Toleranzangaben
Bild 2: Toleranzfelder
Toleranzangaben durch Grenzabmaße
Taleranzen können frei gewählt werden . Die Ab- 6.4.6 Passungssysteme
ma ße werden in der Konstruktanszeichnung hinter
Es gibt das System der Einheitsbohrung und der Ein-
das Nennmaß gesetzt.
heitswelle.
Meistens wird das obere Abmaß, ohne Rü cksicht auf
das Vo rzeichen, höher, das untere Abmaß tiefer als Einheitsbohrung. Das Mindestmaß der Bo hrung ist
das Nennmaß gesetzt, z. B. 80 ':8J gleich dem Nennmaß, d. h. das untere Abm aß der
Bohrung ist Null. Die W ellen sind um die für d ie
Toleranzangabe durch ISO-Toleranzen verlangte Passung erforderli chen Spiele oder Über-
maße kleiner oder g rößer (Bild 3).
ISO-Toleranzen werden durch Buchstaben und
Einheitswelle. Das Höchstm aß der Welle ist gleich
Zahl en gekennzeichnet.
dem Nennmaß, d. h. das obere Abmaß der W elle ist
Toleranzfeldlage. Die Lage des Toleranzfeldes zur Null. Die Bohrungen sind um die für die verlangte
Nulllinie wird mit einem Großbuchstaben für Boh- Passu ng erforderlichen Spiele oder Übermaße klei -
rungen (A bis ZC) oder mit einem Kl einbuchstaben ner oder größer (Bild 3).
für Wellen (a bis zc) gekennzeichnet.
Bohrungs- Bohrungs-
toleranzfeld H toleranzen
Die Toleranzfelder liegen umso weiter von der .....-~~~",_.,.,.--""

Nulllinie weg, je weiter der jeweilige Buchstabe


von H bzw. h entfernt ist.

Grundtoleranzgrade. Sie w erden mit einer Zahl


gekennzeichnet und zw ar mit 01, 0, 1...1 8. Daraus
ergeben sich 20 Grundtoleranzgrade. Mit zuneh-
mender Zahl wird das Toleranzfeld größer, d.h. die Bild 3: Passungssysteme
Anforderung an die Fertigungsgenauigkeit nimmt
ab (Bild 2). WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Was versteht man unter den Begriffen Nennmaß,
Die Fertigungsgenauigkeit ist umso größer, je Nulllinie und lstmaß?
kleiner die Zahl für den Grundtoleranzgrad ist. 2 Erklären Sie die Begriffe Grenzabmaß und Toleranz.
3 Wie setzt sich das ISO-Toleranzkurzzeichen zu-
Die Toleranzangabe besteht aus dem Nennmaß und
sammen?
dem ISO-Kurzzeichen, das aus Buchstaben und Zah-
4 Von welchen Größen ist die Toleranz abhängig?
len besteht, z.B. Bohrung 25 H7; Welle 25 n6; Pas-
5 Was versteht man unter Spiel und Übermaß?
sung 25 H7/n6 oder 25 ~Z.
110 6 Prüftechnik

6.5 Anreißen
Beim Anreißen werden die Maße der Zeichnung auf
Feineinstellung
das zu bearbeitende Werkstück übertragen .

• Anrisse müssen gut sichtbar sein.


• Maße müssen genau übertragen werden .
• Oberflächen dürfen nicht beschädigt werden .

Die Reißnadel aus Stah l oder Messing dient zum Zie-


hen der Risslinien (Bild 1) .

• Bild 3: Höhenreißer mit Strichskaie

Beim Parallelreißer ist zur Höheneinstellung ein zu-


sätzliches Standmaß erforderlich.
Weitere für das Anreißen notwendige Werkzeuge
sind Stahlmaßstäbe, Anschlagwinkel, Gehrungs-
winkel, Flachwinkel und Lineale. Den Mittelpunkt
von runden Scheiben und Wellen bestimmt man mit
Zentrierwinkeln oder Zentrierg locken.
Um auf blanken Stahlflächen Risslinien besser sicht-
Die Reißnadel hält man Anreißen mit Anschlagwinkel bar zu machen kann man sie mit Anreißlack oder
vom Lineal abgeneigt. (kleine Werkstücke)
Kupfervitriol bestreichen. Dunkle Werkstoffe kann
man mit Kreide weißen.
Bild 1: Anreißen mit der Reißnadel Der Körner (Bild 4) wird zum Ankörnen von Mittel-
punkten und Risslinien verwendet. Nach der Be-
Reißnadeln aus Messing verwendet man zum An- arbeitung sollen die Kontrollpunkte noch zur Hälfte
reißen auf verzunderten Blechen, bei sehr harten sichtbar sein.
Werkstoffen und bei Oberflächen, die durch An-
risse nicht beschädigt werden dürfen. Leichtme- schräg ansetzen,
Hand auflegen
tallbleche werden an Biegekanten mit dem Bleistift
angerissen, um Kerbwirkung zu vermeiden, die
beim anschließenden Biegen zum Bruch führen
können.
Spitzzirkel (Bild 2) und Stangenzirkel (Bild 2) benützt
man zum Übertragen von Maßen, zum Anreißen von
Kreisen und zum Antragen von gleichen Teilstrecken. Bild 4: Anwendung des Körners
Der Druck
liegt auf Arbeitsregeln
de r im
Mittelpunkt • Die Reißnadel ist im Parallelreißer so kurz wie
eingesetz-
ten Spitze
möglich einzuspannen.
• Die Anreißplatte darf nicht zum Richten von
Halbmesser
Werkstücken verwendet werden .
• Der Körner ist schräg anzusetzen, damit der
Zirkelspitzen gehärtet Mittelpunkt sichtbar wird ; beim Ankörnen ist
und geschliffen er senkrecht zu stellen .

Spitzzirkel Stangenzirkel WIEDERHOLUNGSFRAGEN


1 Welche Aufgabe hat das Anreißen?
Bild 2: Spitzzirkel und Stangenzirkel
2 Welches sind die wichtigsten Werkzeuge zum
Anreißen?
Höhenreißer. Mit ihm können Linien in beliebiger
3 Welchen Vorteil haben Reißnadeln aus Messing?
Höhe parallel zur Anreißplatte gezogen werden . Die
Höheneinstellung erfolgt am Maßstab mit Feinein- 4 Warum darf die Anreißplatte nicht zum Richten
von Werkstücken verwendet werden?
stellung (Bild 3).
111

7 Fertigungstechnil<
7. 1 Einteilung der Werkstoffes geschaffen, geändert, beibehalten, ver-
mehrt oder vermindert werden.
Fertigungsverfahren
• Zusammenhalt schaffen bedeutet, dass formlose
Fertigungstechnische und wirtschaftliche Überle- Stoffe, z.B. Pulver, Flüssigkeiten in geometrisch
gungen bestimmen die Fertigungsverfahren, die bestimmte feste Körper urgeformt werden, z.B.
Fertigungsabläufe und Arbeitsgänge bei der Ferti- durch Pressen, Sintern, Gießen.
gung und Bearbeitung von Werkstücken.
• Zusammenhalt beibehalten heißt, dass ein be-
ln der Fertigung sind alle Arbeitsvorgänge zu- reits geformtes Teil oder Werkstück bei der Ferti-
sammengefasst, die ein Werkstück vom Rohzu- gung umgeformt wird, z.B. durch Biegen.
stand in einen planmäßig bestimmten Fertigzu-
• Zusammenhalt vermindern heißt, dass Werkstoff
stand überführen. Das Werkstück befindet sich
oder Werkstückteile in der geometrischen Form
7
vor jedem Arbeitsvorgang im Ausgangszustand,
getrennt werden, z.B. durch Sägen.
danach im Endzustand.
• Zusammenhalt vermehren heißt, dass Werk-
Mit unterschiedlichen Fertigungsverfahren kann ein stücke oder Werkstoffe hinzugefügt werden, z.B.
für die Herstellung eines Werkstückes erforderlicher durch Schrauben, Auftragsschweißen.
Werkstoffzusammenhalt erst geschaffen oder, wenn
schon vorhanden, vermindert oder vermehrt werden .
Die Form eines Werkstückes oder die Stoffeigen-
schaften von Werkstoffen können verändert werden.
7 1.2 Gliederung der Hauptgruppen
Urformen
Beim Urformen wird aus formlosem Stoff ein
fester Körper mit einer bestimmten Form gefertigt
(Bild 2).
Die Formgebung kann abgeschlossen sein oder eine
Vorstufe für weitere Fertigungsverfahren ergeben.
Der Zusammenhalt wird geschaffen aus dem:
• Flüssigen Zustand, z.B. durch Gießen
• Teigigen oder plastischen Zustand, z.B. durch Ex-
trudieren (Verdrängen), Spritzgießen
• Pulverförmigen oder körnigen Zustand, z.B. durch
Pressen und Erwärmen beim Sintern
• Ionisierten Zustand durch elektrolytisches Ab-
scheiden, z.B. durch Galvanoplastik

Gießen

Bild 1: Hauptgruppen der Fertigungstechnik

Extrudieren
7.1.1 Hauptgruppen von
Fertigungsverfahren
Die Fertigungsverfahren werden in 6 Hauptgruppen
eingeteilt (Bild 1). Schnecke
Bei den einzelnen Fertigungsverfahren können
Zusammenhalt (Stoffeigenschaft) und Form des Bild 2: Urformen
112 7 Fertigungstechnil<

Umformen
Beim Umformen werden Masse und Zusammenhalt
eines Stoffes beibehalten . Die Form eines festen
Körpers (Rohling) wird durch plastisches Umformen
verändert (Bild 1) wie Schweißen
• Druckumformen , z.B. Walzen, Gesenkformen
Bild 3: Fügen
• Zugdruckumformen, z.B. Tiefziehen, Drücken
• Zugumformen, z.B . Weiten, Längen, Tiefen
• Biegeumformen, z.B. Abkanten , Gesenkbiegen
• Schubumformen, z.B. Verdrehen, Verschieben.
----
Beschichten
Beim Beschichten wird ein formloser Stoff als fest-
haftende Schicht auf ein Werkstück aufgebracht
(Bild 4). Beschichten ...
• ... aus dem flüssigen oder pastenförmigen Zu-


stand, z.B. Spritzlackieren , Auftragsschweißen .
• .. . aus dem festen oder pulvrigen Zustand, z.B.
thermisches Spritzen .
• ... durch elektrolytisches oder chemisches Ab-
scheiden, z.B . Galvanisieren .
• ... aus dem festen oder körnigen Zustand, z.B.
Wirbelsintern.
Tiefziehen Gesenkbieg en

Bild1: Umformen

Trennen
Beim Trennen wird die Form eines festen Körpers
Auftragsschweißen
geändert (Bild 2). Dabei wird der Zusammenhalt
eines Stoffes örtlich aufgehoben durch: Bild 4: Beschichten
• Zerteilen, z.B. Scherschneiden, Reißen, Brechen
• Spanen, z.B. Drehen, Schleifen, Bohren Stoffeigenschaft ändern
• Abtragen, z.B. Brennschneiden , Erodieren Beim Auslagern, Aussondern oder Einbringen von
• Zerlegen , z.B. Abschrauben, Auspressen Stoffteilchen werden die Stoffeigenschaften von fes-
• Reinigen , z.B. Bürsten, Waschen, Entfetten ten Körpern geändert (Bild 5) durch:
• Umlagern von Stoffteilchen, z.B. Härten, Anlassen
• Aussondern von Stoffteilchen, z.B. Entkohlen
• Einbringen von Stoffteilchen, z.B. Aufkohlen,
Nitrieren

Sch erschn eiden Drehen ~


Bild 2: Trennen
Induktions-
härten
Gas- ~
nitri ere n

Bild 5: Stoffeigenschaft ändern


Fügen
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
Beim Fügen werden die Werkstücke verbunden
(Bild 3) durch: 1 Welche Hauptgruppen der Fertigungsverfahren
gibt es?
• Zusammensetzen, z.B. Auflegen, Einhängen
2 Welche Fertigungsverfahren verändern die Form
• An- und Einpressen , z.B. Schrauben, Klemmen eines Werkstückes?
• Umformen, z.B . Nieten, Durchsetzfügen 3 Welche Fertigungsverfahren schaffen einen Stoff-
• Schwei ßen, z.B. Schutzgasschweißen zusammenhalt?
• Löten, z.B. Weichlöten, Hartlöten 4 Nennen Sie Verfahren zur Änderung der Stoff-
eigenschaften.
• Kleben, z.B. Kaltkleben, Zweikomponentenkleben
7 Fertigungstechnil< 113

7.2 Urformen te und Unterkasten mit Formsand aufgefüllt. Dieser


wird durch Stampfen verdichtet. Nach Umdrehen
Urformen ist das Fertigen von festen Körpern aus des Unterkastens wird der Oberkasten aufgesetzt.
formlosem Stoff. Zusammenhalt wird geschaffen . Anschließend werden Modelle für Einguss und Spei-
ser gelegt, Formsand eingefüllt und festgestampft.
Der Stoffzusammenhalt kann aus flüssigem Stoff, Nach Abheben des Oberkastens werden beide Mo-
z.B. beim Gießen, oder aus festem Stoff, z.B. beim dellhälften und Modellteile entnommen. Danach
Sintern geschaffen werden. werden Anschnitte und Lauf in den Formsand ein-
geschnitten und der Kern eingelegt. Beim Zusam-
mensetzen von Ober- und Unterkasten entsteht ein
Hohlraum, der der Form des Werkstückes entspricht.
7.2.1 Gießen Das Füllen der Form erfolgt durch den Einguss. Spei-
serlassen beim Befüllen die Luft entweichen. Durch
Beim Gießen wird ein geschmolzenes Metall in eine
die großen Speiserquerschnitte kann beim Abküh-
Form gegossen. Die Schmelze füllt die Hohlräume
len flüssiges Metall in das erstarrende Werkstück •
der Form aus. Nach dem Erstarren ist die Urform des
nachfließen, dadurch werden Lunker (Hohlräume)
Werkstücks geschaffen.
vermieden . Nach dem Abkühlen wird die Form zer-
stört und das Gussstück entnommen.

Formstoff Kernmarken Unter· Kern Kern·


verlorene Formen mit mit mit
mit Schwerkraft Schwer- Druck Zentrifugal- \1·~
- ..· . :- ~ kasten
-:t·····;
_· .·..· ..
kraft kraft
- · · Modell-
Dauermodelle, Kokillen - Druck- Schleuder- brett
z.B. Holz, Stahl guss, gießen gießen untere Modellhälfte eingeformt
Verlorene Strang-
Speiser Einguss Speiser abgegossene Form
Modelle guss
z.B. Wachs Speiser Einguss Speiser
Ob er-
kasten
.
Gießen mit Dauermodell in verlorener Sandform. Unter-
Zur Herstellung verlorener Formen werden Modelle kasten
(Bild1) verwendet. Das Modell dient zum Einformen obere Modellhälfte eingeformt Gussstück
der Außenkontur des Werkstücks. Unter verlorener
Form versteht man eine Gießform, die nach dem Bild 2: Einformen
Gießen unbrauchbar geworden ist. Da sich Gießme-
talle beim Abkühlen zusammenziehen (schwinden) Druckgießen
muss das Modell etwa 0,5 % bis 2 % größer her-
gestellt werden als das Gussstück. Anwendung : z.B. Beim Druckgießen wird Metall in flüssigem oder
Zylinderkurbelgehäuse aus Gusseisen EN-GJL-200, teigigem Zustand unter hohem Druck schnell in
Kurbelwelle aus Gusseisen mit Kugelgraphit eine Dauerform (Stahlform) gedrückt.
EN-GJS- 700-2.
Nichteisen-Schwermetalllegierungen, (z.B. Dros-
selklappengehäuse aus Zink-Gusslegierungen) und
Modellaufbau
Leichtmetalllegierungen, (z.B. geschmiedete Kolben
Kernmarke und Felgen , sowie Gehäuse aus Aluminium- oder
Magnesium-Guss-Legierungen) werden oft durch
Druckgießen hergestellt (Bild 3).

Kern für Hohlraum - - -- - Druckguss-


im. Gussstück form
Bearbei- eingezeich- Auswerfer-
tungs- neter Kern Einfüll- stifte
zugabe öffnung
Kern Modell ~.J.i.llq~ bewegliche
Formhälfte
Druck-
Bild 1: Modell und Kern kolben

Druck-
Um einen Hohlraum zu erhalten muss in die Form kamm er Formtrennsteile
ein Kern eingelegt werden . Zum Einformen (Bild 2)
des zweiteiligen Modells werden untere Modellhälf- Bild 3: Druckgießen
114 7 Fertigungstechnik

Vorteile des Druckgießens: Vertikal-Schleudergießen (Bild 2). Es dient zur Her-


• Abgüsse mit größter Maßgenauigkeit stellung von flachen Bauteilen wie z.B. Zahnrädern
und Riemenscheiben .
• Herstellung von Fertigteilen möglich, da Boh-
rungen und Gewinde eingegossen werden kön- Einguss
nen. Es müssen nur Grate und Einguss entfernt zentral
werden .
Kokille
Feingießen (Modellausschmelzverfahren)
Kegelrad-
körper
Feingießen ist ein Gießverfahren mit verlorenen
(ausgeschmolzenen) Modellen in einer verlo-
renen einteiligen Form. Bild 2: Schleudergießen

Nach einem Muster werden Modelle aus Wachs


Vorteile des Schleudergießens:
oder Kunststoff gefertigt und zu einer Modelltraube
• Die Fliehkraft bewirkt ein verdichtetes Gefüge mit
zusammengesetzt. Die Modelltraube wird mehr-
erhöhter Festigkeit im Vergleich zum Gießen mit
malig in einen Keramikbrei getaucht, mit Keramik-
Schwerkraft.
pulver bestreut und danach getrocknet. Zur Erhö-
hung der Festigkeit wird die Gießform gebrannt. Die • Gefüge ist frei von Gasblasen, Lunkern und Ver-
Modelle schmelzen dabei aus und bilden Hohlräume unreinigungen, die eine geringere Dichte als die
(Bild1) zum Ausgießen . Verwendung z.B. Kolben- Schmelze haben .
ringe, Turbinenräder.
Kokillenguss
Behälter mit kera-
mischer M asse Die Schmelze wird mittels Schwerkraft in Metall-
dauerformen (Kokillen) gegossen.

Gegenüber dem Sandguss ergibt sich durch die Ko-


Tauchen kille eine erhöhte Oberflächengüte. Die Wärmeab-
fuhr kann gezielt beeinflusst werden. So kann z.B.
~ Hohl''"m' beim Gießen einer Nockenwelle durch eingelegte
Kokillen an den späteren Lagerstelien die Wärme-
Guss- abfuhr hier so schnell erfolgen, dass die Oberfläche
Keramik-

e.
stück
- - schale gehärtet wird. Verwendung z.B. Felgen, Zahnräder.
Wachs

Ausschmelzen und Brennen Gießen


7.2.2 Sintern
Bild 1: Feingießen

Vorteile des Feingießens: Die Herstellung von Sinterteilen ist ein Urformen
von Werkstücken aus dem festen Zustand durch
• Fast alle Werkstoffe vergießbar, auch schwer zer-
Pressen von Pulvern und nachfolgendem Sintern.
spanbare Metalle.
• Für kle inste Teile und geringe Wandstärken . Ausgangsstoffe sind pulverisierte Metalle, Metallcar-
• Sehr hohe Maßgenauigkeit bide (mit Kohlenstoff), Metalloxide oder Kunstharze .
• Hohe Oberflächengüte, gratfrei. Die Eigenschaften der Sinterteile werden durch die
• Gießen von Fertigteilen möglich, Nacharbeit nur Mischung der einzelnen pulverförmigen oder kör-
an Passflächen . nigen Bestandteile bestimmt.
• Herstellung komplizierter Teile möglich. Beim Pulvermischen (Bild 1, Seite 115) werden die
einzelnen Ausgangsstoffe in der gewünschten Zu-
Schleudergießen sammensetzung gemischt.

Die Schmelze wird in eine schnell umlaufende Durch Pressen werden die gemischten Ausgangs-
Dauerform (Kokille) gegossen und durch Zentri- stoffe unter hohem Druck (bis zu 6000 bar) zusam-
fugalkraft an die Innenwände der Form geschleu- mengepresst. Die Berührflächen der Pulverteilchen
dert, wo sie erstarrt. vergrößern sich und die Porenräume verkleinern sich
dabei. An den Berührflächen tritt Kaltverfestigung
Horizontai-Schleudergießen. Es dient, z.B. für die ein. Durch Adhäsion (Anhangskraft) der Pulverteil-
Herstellung von Laufbuchsen und Kolbenringen. chenerhält der Pressling seinen Zusammenhalt.
7 Fertigungstechnil<

Hochporöse Sinterwerkstoffe (Sint AF) werden we-


Sintern ist ein Glühen von gepressten Metall-
gen ihrer niedrigen Raumerfüllung und ihres großen
pulverteilchen, bei dem durch Diffusion und Re-
Porenvolumens bis 27 % als Filter verwendet.
kristallisation ein zusammenhängendes Kristall-
Verwendung z.B. Kraftstofffilter, Gasfilter.
gefüge entsteht (Bild 1).
Sinterreibstoffe enthalten u. a. CuSn-, Pb- und Gra-
Beim Sintern erhält der Pressling seine endgültige fitbestandteile und mineralische Zusätze. Sie sind
Festigkeit durch Glühen der Metallpulverteilchen verschleißfest und haben eine gute Wärmeleitfähig-
u nter Schutzgaseinfluss oder im Vakuum. Dabei keit und Temperaturbeständigkeit.
t ritt eine Diffusion ein, d.h. die Atome wandern in Verwendung z.B. für Beläge für Kupplungen und
benachbarte Pulverteilchen. An den kaltverfestigten Bremsen (J 730).
Berührungsstellen kommt es zu einer Rekristallisa-
t ion (Kristallneubildung). Die Sintertemperatur liegt Sinterwerkstoffe für Formteile haben als Aus-
etwas unterhalb der Schmelztemperatur des Haupt- gangsstoffe Eisen-, Gusseisen- oder Stahlpulver
bestandteils der Pulvermischung. Das Sintern kann (Sintereisen, Sinterstahl), zu denen noch Legie- •
auch schon während des Pressens erfolgen (Heiß- rungsmetallpulver zugegeben werden können. Eine
pressen). Werkstücke, die besonders hohe Dich- Wärmebehandlung wird vielfach bei Sintereisen
te und Festigkeit haben sollen, werden nach dem und Sinterstahl durchgeführt. Kohlenstoffhaltige
Sintern nochmals nachgepresst und nachgesintert Sinterstähle können gehärtet und eventuell angelas-
(Doppelpressen, Nachsintern). sen werden. Verwendung z.B. für Zahnriemenräder
(Bild 2), Stoßdämpferkolben.
Kalibrieren (Bild 1) (Nachbehandlung). Bei höheren
Ansprüchen an Maßgenauigkeit und Oberflächen-
güte werden die Sinterteile nach dem Sintern bei
einem Druck von etwa 1000 bar nachgepresst (ka-
libriert).

Arten der Sinterwerkstoffe Bild 2: Zahn- Bild 3: Wartungsfreies Sinterlager


riemenrad
Poröse Sinterwerkstoffe werden für Filter und
selbstschmierende Gleitlager (Sint A) verwendet.
Ausgangsstoffe sind Reinsteisen oder Eisen-Kup- Gesinterte Hartmetalle sind Verbundwerkstoffe. Als
fer-Zinn-Legierungen . Sintergleitlager werden mit Ausgangsstoffe dienen in der Hauptsache Wolfram-,
Öl getränkt oder erhalten eine Schmierstoffreserve Titan- und Tantalcarbid; als Bindemittel wird wegen
durch Fett (Bild 3). Sie sind wartungsfrei und haben seines niedrigen Schmelzpunktes Kobalt zugegeben.
gute Lauf- und Notlaufeigenschaften. Hartmetalle sind meist spröde, stoßempfindlich und
Verwendung z.B. Lagerbuchsen von Startern und bis soo•c schneidhaltig (Schneide bleibt hart).
Wasserpumpen. Verwendung z.B. für Schneidstoffe, Verschleißteile.

Metallpulver in Pressen 6000 bad Sintern 12oo•c 60 min I


abgestimmter nach dem Sintern
Press- Kaltpressen der Sinterdurch-
Zusammensetzung
lautoten
lin
: fdosierten Metall- Kristallneubildung
niedrige Dichte pulvermenge

-
und Festigkeit des durch Oberstempel
formlosen Stoffes
Bewegung der
Mischen in der Matrize bewirkt
Mischtrommel gleichmäßige
Kristallgrenzen
Verdichtung

rstem vor dem Pressen J Freilegen


nach dem Pressen
1000 bar
. • eingefülltes Metallpulver kaltverfestigte Stellen
Mat?
1ze . t Pulvertei lchen Press- '

Unter-
stempel
~

Porenräume
":t- ~
Porenräume
~--------------~
kleine Toleranz
des Ferti gteils

Bild 1: Vorgänge beim Einfachpressen, Sintern und Kalibrieren


116 7 Fertigungstechnil<

Oxidkeramische Verbundwerkstoffe. Sie bestehen


WIEDERHOLUNGSFRAGEN
hauptsächlich aus Edelkorund (AI 20 3 ). Metalloxiden
(MgO, Zr0 2 , Carbiden (TiC) und keramischen Binde- 1 Was versteht man unter Gießen?
mitteln. 2 Welche Vorteile bietet das Schleudergießen?
Anwendung z.B. Wendeschneidplättchen (Bild 1). 3 Welche Gießverfahren unterscheidet man?
Sie ermöglichen wegen ihrer großen Härte und Ver- 4 Wie wird ein Sinterteil hergestellt?
schleißfestigkeit d ie Bearbeitung sehr harter Werk- 5 Welche Vorteile bietet das Druckgießen?
stoffe.
6 Welche Vorteile haben gesinterte Gleitlager?

7.3 Umformen


Umformen ist ein Fertigungsverfahren, bei dem
ein plastisch verformbarer fester Körper durch
Einwirkung äußerer Kräfte eine neue Form erhält.
Bild 1: Wendeschneidplatten aus Oxidkeramik Voraussetzung für jedes Umformen ist die plastische
Verformbarkeit des Werkstoffes. Durch Einwirkung
Dauermagnetwerkstoffe werden durch Sintern aus von äußeren Kräften wird das Werkstück elastisch,
Eisen, Aluminium, Nickel und Kobalt (ALNICO) her- bei höheren Kräften plastisch verformt. Die M asse
gestellt, z.B. für Starter. und der Zusamm enhalt des Werkstoffes bleiben
Sinterschmiedeteile (Bild 2). Aus legierten Stahlpul- dabei erhalten, die Form wird jedoch geändert d. h.
vern werden gesinterte Vorformteile im Schmiede- umgeformt.
werkzeug in ihre Endform gebracht.

Sinterrohling M atrize

~
Sinterrohling
einlegen

Oberstempel

Dehnung E in % ---
Schmieden
Bild 3: Umformbereiche im Spannungs-Dehnungs-
Diagramm

Das Umformen erfolgt in einem Bereich über der


Streckgrenze Re und unterhalb der Zugfestigkeit Rm
(Bild 3). Dabei tritt eine Gefügeveränderung ein, es

Schmiedeteil
ausstoßen
~~
~
~~ wird verformt. Beim Erwärmen des umgeformten
Werkstü cks bildet sich bei der für jeden Werkstoff
charakteristischen Rekristallisationst em peratur ein
neues unverformtes Gefüge. Dadurch w erden die
Spannungen im W erkstück vermindert.
Bild 2: Sinterschmieden einer Pleuelstange
Warmumformen erfolgt oberhalb der Rekristallisa-
Vorteile von gesinterten Werkstücken: tionstemperatur. Durch Gefügeneubildung werden
• Herstellung einbaufertiger Teile mit engen Tale- Spannungen im Werkstück vermindert. Mit stei-
ranzen . gender Temperatur nimmt die Festig keit ab, Deh-
• Verbinden vo n Stoffen, die nicht oder nur schwer nung und Verfo rmbarkeit nehmen zu, die Umfo rm -
legierbar sind. kräfte w erden kleiner.
• Eigenschaften beeinflussbar durch entspre- Kaltumformen erfolgt unterhalb der Rekristallisa-
chende Pulvermischung. tionstemperatur, es erfolgt also keine Gefügeneu-
• Kostengünstige Herstellung von Massenteilen, bildung. Durch die teilweise großen Gefügeverände-
da kein Verschleiß an Werkzeugen. rungen ergibt sich eine Erhöhung der Festigkeit und
7 Fertigungstechnil<

eine Verminderung der Dehnung (Kaltverfestigung). • Zugumformen, z.B. Streckrichten (Bild 3)


Die Gefahr einer Rissbildung nimmt zu. • Schubumformen, z.B . Verdrehen (Bild 4)
Vorteile des Umformstücks: • Druckumformen, z.B. Schmieden, Walzen
• Der Faserverlauf (Bild 1) bleibt erhalten dadurch
wird die Kerbwirkung verringert.
• Die Festigkeit kann sich beim Kaltumformen we-
sentlich erhöhen.
• Verlustarme Werkstoffverarbeitung, da die Roh-
teile häufig den Fertigteilen angenähert sind, we- Bild 3: Zugumformen, Streckrichten
nig Abfall.

~B-ild -4:_Sc_hu_b-um-fo_rm_en_,-Ver-dr_ehe_n- - - - -~----~~ ~~~~


• Kürzere Fertigungszeiten gegenüber der spa-
nenden Formgebung .
• Möglichkeit zur Herstellung einbaufertiger Teile
mit hoher Oberflächengüte und kleinen Maßtole-
ranzen.

Werkstoff-
Faserverlauf verlust
7.3.1 Biegeumformen
Rohteil, vor dem Spanen
Fase rverlauf Biegeumformen (Biegen) ist das Umformen
unterbrochen
eines festen Körpers, wobei der plastische Zu-
stand an der Biegesteile im Wesentlichen durch
Fertigteil, nach dem Spanen
eine Biegebeanspruchung hervorgerufen wird.
Faserve rlauf
Voraussetzungen für das Biegen:
Rohteil, vor dem Umformen
• Werkstoff muss ausreichend dehnbar sein.
Faserverlauf
nicht unter- • Elastizitätsgrenze des Werkstoffes muss über-
brochen schritten werden .
Fertigteil, nach dem Umformen • Bruchgrenze des Werkstoffes darf nicht erreicht
werden .
Bild 1: Faserverlauf
Beim Biegen tritt an der Biegesteile eine Verände-
rung des Werkstückquerschnittes ein. Bestimmte
Einteilung der Umformverfahren
Biegeradien dürfen deshalb nicht unterschritten
Die Einteilung kann erfolgen nach der
werden . Der Zusammenhalt des Werkstoffes bleibt
• Temperatur (Kalt-, Warmumformen) erhalten, nur ein Teil des Werkstückes, die Biegezo-
• Werkstückform (Massiv-, Blechumformen) ne, wird verformt.
• Beanspruchungsart (Bild 2) beim Umformen
Biegevorgang
Beim Biegen eines Werkstücks werden die äußeren
Fasern gestreckt (Zugbeanspruchung), die inneren
gestaucht (Druckbeanspruchung). Zwischen beiden
befindet sich eine spannungslose, neutrale Faser,
Druck deren Länge unverändert bleibt (Bild 5).
Zug

gestreckte Fas ern


neutrale Faser
Bild 2: Beanspruchungen im Werkstückquerschnitt
gestauchte Fasern
Nach der Beanspruchung des Werkstückquerschnit-
tes unterscheidet man :
Bild 5: Faserverlauf beim Biegen
• Biegeumformen, z.B. Abkanten, Bördeln, Sicken,
Profilieren in Nähe der neutralen Faser ist die Verformung
• Zugdruckumformen, z.B. Tiefziehen elastisch . Dadurch federt das Werkstück geringfü-
118 7 Fertigungstechnil<

gig zurück. Diese Rückfederung ist beim Biegen zu kann es beim Verändern der Werkstoffquerschnitte
berücksichtigen . Beim Biegen von Blech ist wegen leicht zum Einknicken kommen .
Rissgefahr auf die Walzrichtung zu achten (Bild 1). Deshalb sind für die Biegung von Bremsleitungen
und kleinen Rohren Biegewerkzeuge und Rohrbie-
gevorrichtungen (Bild 4) zu verwenden. Der Biege-
radius soll nicht kleiner als der dreifache Rohraußen-
durchmesser sein.
Bei längsgeschweißten Rohren muss die Naht im-
mer in die neutrale Zone gelegt werden. Rohre mit
Bild 1: Walzrichtung beim Biegen
größerem Durchmesser können durch eine Schrau-
benfeder oder durch Sand ausgefüllt we rden, damit
Die Biegekraft ist abhängig von : sie beim Biegen nicht einknicken .
• Dehnbarkeit und Temperatur des Werkstoffes


• Biegeradius
• Größe und Form des Biegequerschnittes
• Lage der Biegeachse
Biegeverfahren
• Gesenkbiegen. Das Werkstück wird mit einem
Stempel in das Biegegesenk gedrückt.
• Schwenkbiegen (Bild 2) mit Biegemaschine.

Werkstü ck I' Oberw ange


I /
I,V / I Bild 4: Bremsleitungsbiegewerkzeug und
Rohrbiegevorrichtung

~
Bi eg ewa nge ~
.... ~
Unterwange
7.3.2 Zugdruckumformen
Beim Zugdruckumformen werden Werkstücke
Bild 2: Schwenkbiegen gleichzeitig durch Zug- und Druckkräfte umge-
formt.
• Abkanten (Bild 3) ergibt kleinen Biegeradius.
• Rundbiegen mittels Biegewalzen ergibt einen Man unterscheidet:
großen Biegerad ius. • Tiefziehen, z.B. von Karosserieblechen
• Bördeln dient zum Umbiegen eines Randes an • Drücken , z.B. Drücken über eine rotierende Form
Blechen. • Durchziehen, z.B. Rohre, Profile, Drahtziehen
• Sicken bewirken eine Blechversteifung .
Tiefziehen
• Profilieren. Blechstreifen erhalten beim Walzen
ih re Profile. Tiefziehen ist das Zugdruckumformen eines
Blechzuschnittes in einem oder mehreren Ar-
Blech Blechkluppe
beitsgängen . Die Blechdicke bleibt dabei annä-
hernd gleich.

Für das Tiefziehen werden fließfähige Werkstoffe


wie z.B. Stahltiefziehblech (z.B. DC 03) und Alumi-
niumbleche verwendet. Es werden Karosserieteile
hergestellt.

Bild 3: Abkanten Tiefziehvorgang


Der ebene Blechzuschnitt (Ronde, Bild 1, Seite 119)
Biegen von Rohren wird auf die Ziehmatrize gelegt und durch den Nie-
Beim Biegen von Bremsleitungen und Rohrlei- derhalter festgeklemmt. Der Zi ehstempel wird nun
tungen werden die dünnwandigen Profile auf der nach unten gedrückt und zieht die Ronde über die
einen Seite gestreckt (Zugbeanspruchung) und auf Ziehkante in die Öffnung der Ziehm atrize. Der Werk-
der anderen Seite gestaucht (Druckbeanspruchung) . stoff wird durch die Umformkraft auf Zug und Druck
Beide Beanspruchungsarten liegen durch die kleinen beansprucht. Durch den Niederhalter wird das Blech
Durchmesser der Profile nah beieinander, dadurch auf die Ziehmatrize gedrückt und so die Entstehung
7 Fertigungstechnil< 119

von Falten verhindert. Die Breite des Ziehspaltes ist


etwas größer als die Blechdicke. Schmierstoffe ver-
ringern die Reibung zwischen Blech und Ziehwerk-
zeug. Nach Beendigung des Tiefziehvorganges gibt
der nach oben gehende Ziehstempel das Werkstück
f rei.

Block Matrizenhalter

Bild 2: Walzen Bild 3: Strangpressen

Ab-
streiter Ausgangs-
JB
form (Platine)

f]
Umformkraft

Niederhalter
Bild 4: Fließpressen

Schmieden (Freiformen und Gesenkformen)

Schmieden ist Druckumformen von warmen


f ertig es
Teil


Flansch M et allen im plastischen Zustand.

Beim Schmieden formt man Werkstücke meist in


glühendem Zustand durch Schlag oder Druck span-
Ziehringkante
los um. Durch Stauchen und Strecken des Werkstoffs
verändert sich das Gefüge wobei der Faserverlauf
nicht unterbrochen wird (Bild 5). Durch das dichte
Gefüge und den günstig en Faserverlauf erhöht sich
Abstreit kante die Festigkeit und Belastbarkeit der Schmiedet eile.
wi rkt als A uswerfer

spanend geformt spa nlos geformt


Bild 1: Tiefziehvorgang (geschmiedet)

Bild 5: Faserverlauf

Freiformen
7.3.3 Druckumformen
Beim Freiformen kann der W erkstoff zwisch en
Druckumformen ist das Umfo rmen eines W erk- Amboss und Hammer bzw. Presse frei verdrängt
stückes durch Druckkräfte. w erden.

Man unterscheidet: M an unterscheidet:


• Stauchen (Bild 6). Höhe wird geringer, Querschnitt
• Walzen (Bild 2). Zwischen sich drehenden Walzen
größer
werden Profile, Bleche, Rohre und Drähte herge-
• Absetzen (Bild 7), Schmieden eines scharfkan-
stellt.
tigen Absatzes
• Durchdrücken. Beim Stra ngpressen (Bild 3) wer-
den erwärmte W erkstoffe durch eine M atrize ge-
drückt und zu Profilen geformt. Beim Fließpres- erwärmt
sen (Bild 4) w erden W erkstoffe mittels Stempel
und M atrize zu Vo ll- oder Ho hlkö rpern gepresst.
• Freiformen (Schmieden).
• Gesenkformen (Gesenkschmieden). Bild 6: Stauchen Bild 7: Absetzen
120 7 Fertigungstechnil(

• Recken (Strecken, Bild 1) Verlängerung durch Vorteile des Umformens gegenüber spanender
Querschnittsreduzierung Formgebung:
• Höhere Festigkeit der Werkstücke
• Werkstoffersparnis, da wenig Abfall
• Rationelle Fertigung bei großen Stückzahlen
• Gute Maßhaltigkeit und hohe Oberflächengüte

Innenhochdruckumformen (IHU)

Bild 1: Recken (Strecken) Beim Innenhochdruckumformen wird ein Blech-


profil durch hohen Druck von innen gegen eine
Gesenkformen Hohlform gepresst.

Beim Gesenkformen wird der warme Rohling Dieses Verfahren ermöglicht die Herstellung von


in eine Hohlform (Gesenk) geschlagen oder ge- Hohlprofilen z.B. Dachrahmen ein er Leichtmetall-
presst. karosserie (Bild 4). Bei der Fertigung wird ein Blech-
profil in eine zweiteilige Form eingelegt, durch Zy-
Beim Gesenkformen ist der Werkstoff ganz oder zu
linder verschlossen und mit einer Flüssigkeit gefüllt.
einem wesentlichen Teil vom Gesenk umschlossen,
Anschließend wird die Flüssigkeit unter einen Druck
während er sich beim Freiformen frei in alle Rich-
von etwa 1700 bar gesetzt. Durch die entstehenden
tungen verdängen lässt.
Kräfte passt sich das Profil an die Werkzeugform an.
Gesenkschmieden. Gesenke (Bild 2) bestehen meist Vorteile gegenüber stranggepressten Bauteilen:
aus zwei Hälften, dem Ober- und dem Untergesenk. • Bauteile mit verschiedenen Querschnitten sind in
Die Hohlräume entsprechen der Form des fertigen einem Arbeitsschritt herstellbar.
Gesenkschmiedeteils. Das Werkstück wird durch
• Geringeres Gewicht der Bauteile.
meist mehrmaliges Schlagen aus dem schmiede-
warmen Rohling geformt. Das Volumen des Roh- • Rationellere Fertigung aufwendiger Bauteile in
lings ist dabei etwas größer als das Volumen des einem Arbeitsschritt.
Fertigteils. Dies garantiert das vollständige Ausfüllen • Hohe Genauigkeit.
der Hohlform. Der dabei entstehende Grat wirkt als
Puffer und v erhindert das harte Aufschlagen der Ge-
senkteile. Die Umformgeschwindigkeit ist groß.

Obergesenk
y
Schn itt\ !
A-A t

Werkstück mit Grat B-B t y


Sch nitt\ l

Bild 2: Schmiedegesenk
Untergesenk
C- C tv
Schnitt\ ' )

Bild 4: Einsatz innenhochdruckumgeformter Profile


Gesenkpressen (Bild 3). Die Umformkraft wird durch
eine Schm iedepresse aufgebracht. Durch die ge- Arbeitsregeln beim Freiformschmieden
naue Führung des Ober- und Unterteils ist die Her- • Wärmebehandlungsvorschriften der W erk-
stellungsgenauigkeit gro ß. Die Umformgeschwin- stofflieferer beachten.
d igkeit ist m aterialabhängig. Sie ist z.B. bei Titan • Vorschlaghammer neben dem Kö rper führen.
niedriger als bei Stahl. Rundschlag verboten.
Anwendung: Titanpleuel für Rennsporteinsatz.
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
feststeh ende Ko lbenstange
1 Welche Umformverfahren gibt es?
hyd raulisch bewegt er Zyl inder 2 Welche Vorteile bietet das Umformen?
3 Welche Voraussetzungen müssen für das Biegen
Oberteil vorhanden sein?
4 Wie läuft ein Tiefziehvorgang ab?
5 Was versteht man unter Schmieden ?
Unterteil 6 Welche Vorteile hat das Gesenkformen gegenüber
der spanenden Formgebung?
Bild 3: Schmiedepresse
7 Fertigungstechnik 121

7.3.4 Richten Zugspannungen stauchen das Werkstück auf seiner


längeren Seite so stark, dass es gerade wird.
Richten ist die Beseitigung ungewollter Verfor- Die Wärmebehandlung kann durch Gefügeumwand-
mungen zur Wiederherstellung der Sollform von lung im Blech zu Festigkeitsverlusten führen .
Halbzeugen (z.B. Profilstangen) und Fertigteilen
(z.B. Fahrzeugrahmen, Kotflügel).

Voraussetzung für das Richten ist die plastische Ver-


formbarkeit des Werkstoffes. Es kann im kalten oder 7.3.5 Blechbearbeitungsvedahren
warmen Zustand vorgenommen werden. Richten er-
Bleche werden durch Warm- oder Kaltwalzen herge-
folgt durch Umformen (Biegen, Strecken, Stauchen,
stellt. Die Halbzeuge werden als Band (Biechrollen,
Verdrehen) oder durch Wärmeeinwirkung (Flamm-
Coil) oder als Blechtafeln geliefert.
richten).
Bleche werden weiterverarbeitet z.B. durch:


Richten durch Umformen • Zugdruckumformen (Tiefziehen, Drücken)
Verbogene Halbzeuge und Werkstücke mit kleineren • Zugumformen (Streckziehen)
Querschnitten können auf der Richtplatte gerichtet • Biegeumformen (Biegen, Gesenkbiegen)
werden. Sie werden mit ihrer hohlen Seite (Bild 1)
auf die Richtplatte gelegt und mit dem Hammer in Biegen von Blechen
kleinen Abschnitten gerade gerichtet.
Walzrichtung. Bleche werden bei der Herstellung
durch das Walzen überwiegend in Walzrichtung
gestreckt und erhalten dadurch ein faserähnliches
Werkstoffgefüge. Beim Biegen parallel zur Walzrich-
tung besteht die Gefahr einer Rissbildung. Bleche
sind deshalb möglichst senkrecht oder schräg zur
Walzrichtung zu biegen (Bild 5).
Bild 1: Richten von Bild 2: Richten durch
Flachstahl Dengeln Rückfederung. Nach dem Biegen eines Bleches tritt
eine Rückfederung ein, die von Werkstoff, Walzrich-
Mit dem Hammer wird dabei auf die Wölbung tung, Blechdicke, Biegewinkel und Biegeradius ab-
geschlagen. Für dünne Bleche und weichere Werk- hängig ist. Damit der gewünschte Biegewinkel er-
stoffe verwendet man einen Holz-, Gummi- oder reicht wird, muss das Blech zunächst "überbogen"
Kunststoffhammer. Werkstücke aus härterem Werk- werden. Der Rückfederungswinkel (Bild 5) beträgt
stoff werden durch Dengeln (Strecken, Bild 2) gerich- etwa 1 % .. . 3 % des Biegewinkels.
tet. Dabei wird das Werkstück durch eng nebenein-
andergesetzte Schläge mit der Hammerfinne auf Rückfederungs·
seiner zu kurzen (hohlen) Seite gestreckt. Richten winke I
von hochkantig verbogenen Teilen erfolgt ebenfalls
durch Streckschläge, um die beim Biegen verkürzte
Seite wieder zu verlängern (Bild 3).

Bild 5: Walzrichtung, Rückfederung

Biegeradius. Beim Biegen von Blechen dürfen die


Bild 3: Richten von Profilen Bild 4: Flammrichten Mindestbiegeradien nicht unterschritten werden,
um eine Rissbildung zu vermeiden. Kleine Biege-
Richten durch Wärmeeinwirkung radien bewirken große Verformungen und dadurch
große Spannungen im Blech. Der Mindestbiegera-
Beim Flammrichten (Bild 4) wird die zu lange Seite
dius ist abhängig von W erkstoff, W alzrichtung und
des Werkstü ckes durch Wärmekeile noch verlängert.
Blechdicke. Die Mindestbiegeradien der wichtigsten
Durch die Ausdehnung des erwärmten Metalls ent-
Bleche sind genormt.
stehen große Druckspannungen. Das plastisch (tei-
gig) gewordene Metall im Wärmekeil zieht sich bei Zuschnittlängen für Blechbiegeteile werden mittels
der Abkühlung zusammen. Die dabei auftretenden der neutralen Faser berechnet.
122 7 Fertigungstechnil<

Abkanten

Abkanten (Kanten) ist ein scharfkantiges Biegen


eines Bleches längs einer geraden Kante mit sehr
kleinem Biegeradius.

Abkanten dient meist zur Herstellung von Profi- Bild 3: Runden von Hand
len. Es kann im Schraubstock, am Amboss, mittels
Spannschiene (Bild 1) oder mit einer Abkantmaschi-
ne durch Schwenkbiegen erfolgen. Schweifen (Strecken)
Beim Formbiegen im Schraubstock (Bild 1) werden Beim Schweifen werden bestimmte Teile eines
die Bleche mittels Biegebeilagen gebogen. Durch Bleches durch gezieltes Hämmern gestreckt (ver-
die Verwendung von Schonhämmern werden die längert).
Bleche vor Beschädigungen geschützt.
Beim Schweifen wird das Blech am Rand gehäm-
mert und gestreckt. Dabei nimmt die Blechdicke ab
und das Blech krümmt sich (Bild 4).
Der Schweifhammer oder die Hammerfinne darf nur
den Rand des Bleches treffen und soll immer zum
Mittelpunkt der Krümmung zeigen .

~zange
Bild 1: Abkanten mit Spannschiene, Formbiegen

Beim Schwenkbiegen (Bild 2) wird das Blech zwi- Hammer ~


schen Ober- und Unterwange festgespannt und mit a<b
Fa lten· II
der schwenkbaren Biegewange gebogen. Biege- C t z1eher
radius und Form des gebogenen Bleches ergeben
Bild 4: Schweifen Bild 5: Fertigen von
sich durch die Form und Abmessung der eingesetz-
Wellen, Einziehen
ten Schiene in der Oberwange.
Anwendung des Schweifens:
• Herstellung von Außenrändern an runden Teilen
Biegewinkel • Runden, Krümmen oder Richten von Profilen
• Aufweiten von Rohren, um Zusammenstecken zu
ermöglichen

Einziehen (Stauchen)

Beim Einziehen werden bestimmte Teile eines


Unterwange (Rahmen) Bleches verkürzt (eingezogen). wobei der Werk-
stoff gestaucht wird .

Beim Einziehen werden Bleche am Rand durch Stau-


Bild 2: Schwenkbiegen
chen des Werkstoffes verdickt und damit verkürzt.
Der zu verkürzende Blechabschnitt wird in Wellen
gelegt, die dann durch gezieltes Hämmern gestaucht
werden. Beim Einziehen von Hand werden die Wel-
Runden len mit der Rundzange, mit einem Faltenzieher oder
mittels Schraubstock angefertigt (Bild 5).
Runden ist Biegen eines Bleches längs einer ge- Anwendung des Einziehens:
raden Kante mit einem großen Biegeradius oder • Herstellung von Innenrändern an runden Teilen
mit großen Krümmungen.
• Runden oder Ri chten v on Profilen (evtl. zusam -
Runden von Hand kann im Schraubstock, am men mit Schweifen)
Sperrhaken (Bild 3), am Ambosshorn oder über • Einziehen von Rohren, um Zusammenstecken zu
einem Rohr erfolgen. ermöglichen
7 Fertigungstechnik 123

Schlichten (Glätten) ehe zu erhalten, z.B. bei Abschnittsreparaturen von


Beim Schlichten werden die Oberflächen verformter Karosserien . Absetzen bewirkt eine Blechverstei-
Bleche geglättet, kleine Unebenheiten beseitigt, so- fung. Das Absetzen eines Bleches von Hand erfolgt
wie Form und Aussehen der Blechteile verbessert. mit einer Absetzzange (Bild 6). Mit der abgebildeten
Zange lassen sich zusätzlich Löcher für Schweiß-
Schlichtwerkzeuge müssen glatte, riefenfreie und punkte stanzen.
möglichst polierte Flächen haben. Beim Ausschlich-
ten (Bild 1) treffen die Hammerschläge die Innen-
seite einer Wölbung, beim Abschlichten (Bild 2) die
~====~:::t==:l~:::::::::::::=::::::j
Außenseite einer Wölbung . Blechrand 3 abgesetzt

Bild 5: Absetzen

Lochen

Bild 1: Ausschlichten

Treiben
Bild 2: Abschlichten Bild 6: Kombinierte Absetz-/Lochstanzzange
Absetzen


Durchsetzen
Beim Treiben werden Bleche durch die verschie-
Beim Durchsetzen wird innerhalb eines Bleches
denen Blechverformungsverfahren von Hand
eine Teilfläche herausgearbeitet, die meist paral-
oder mit Maschinen umgeformt.
lel zur Blechebene verläuft.
Treiben erfolgt in der Hauptsache durch Strecken
Durchsetzen (Bild 7) bewirkt eine örtliche Verstei-
und Stauchen des Bleches, sowie durch Schlichten
fung von Blechen z.B. Motorhaube (Bild 8), Heckde-
und Hämmern. Wird durch das Treiben die Kaltver-
ckel, Fahrzeugtüren .
festigung des Bleches zu groß, muss sie durch Zwi-
schenglühen (Rekristallisation) aufgehoben werden.
durchgesetzt '-...._ 1
Treiben (Bild 3) wird zur Anfertigung von Einzeltei-
len und bei Reparaturarbeiten an Karosserien ange-
wandt.

Bild 7: Durchsetzen
Spanntreiben. Das Blech wird auf einer harten Un-
terlage geformt, um flache Wölbungen anzufertigen
(Bild4).

I 3- Richt-
platte

Bild 3: Treiben
[i]
Bild 4: Spanntreiben
Bild 8: Motorhaube

Bördeln (Randverformung)

Beim Bördeln werden kurvenförmig geschnittene


Bleche an ihren Kanten meist im rechten Winkel
Absetzen zu schmalen Rändern aufgestellt (umgebogen).
Die Ränder werden als Bärdei bezeichnet.
Beim Absetzen wird der Randstreifen eines
Bleches (meist parallel zum Blechrand) um etwa An gerade geschnittenen Blechen erfolgt das Auf-
eine Blechdicke abgesetzt (eingebogen) . stellen von Rändern durch Abkanten. Bördeln ist
eine Randverformung von Blechen und dient zur
Absetzen (Bild 5) ist meist eine Vorarbeit, um bei Versteifung oder als Vorarbeit für eine Nahtbildung
überlappenden Blechen eine fluchtende Außenflä- durch Falzen, Nieten, Löten, Schweißen.
124 7 Fertigungstechnil<

Einbördeln. Beim Einbördeln (Bild 1) wird das Blech Wegen der großen Werkstoffbeanspruchung dürfen
zu einem Rand nach innen gebogen . Da zu viel Werk- zum Falzen nur gut verformbare und zähe Bleche
stoff vorhanden ist, muss zur Bildung des Innen- verwendet werden.
randes das Blech gestaucht (eingezogen) werden.
Falzmeiße l
Ausbördeln. Beim Ausbördeln (Bild 2) wird das
Blech zu einem Rand nach außen gebogen . Da zu
wenig Werkstoff vorhanden ist, muss zur Bildung
des Außenrandes das Blech gestreckt (geschweift)
zusamme n-
werden. d rü cken du rchsetze n
(dichtschl agen) nach au ßen
Ho lzhamme r
Bild 5: Herstellung einer Falzverbindung

Verlappen ist das Zusammenfügen von Blechen


durch Zusammenstecken und anschließendes
wechselseitiges Umbiegen oder Verdrehen der
Blechzungen (Biechlappen).

Bild 1: Einbördeln Bild 2: Ausbördeln

Randversteifungen . Durch Randversteifungen (Bild


3) wird die Festigkeit von Blechen und Blechrändern
erhöht. Die Verletzungsgefahr an scharfen Blechrän-
dern wird verringert.
Umschläge. Der Blechrand wird ein- oder mehrmals Bild 6: Verlappverbindung
umgebogen.
Schlitze und Lappen (Bild 6) werden mittels Spezial-
maschinen hergestellt. Es wird kein Zusatzwerkstoff
für das Fügen benötigt. Die Verbindung wird nur aus
einfa cher Hohl- doppelter Ro ll-
Umschl ag umschl ag Um schl ag um schl ag gleichwertigem Werkstoff geschaffen.

Bild 3: Randversteifungen
Arbeitsregeln
• Bei Blecharbeiten müssen die persönlichen
Sicken (Biechversteifungen) Schutzeinrichtungen z.B. Handschuhe, Brille,
Gehörschutz, vorhanden sein und verwendet
Beim Sicken werden meist geradl inige, rinnen- werden.
förmige Teile eines Bleches aus seiner ebenen • Beim Entladen und Transport von Blechtafeln
Blechfläche herausgeformt. Schutzhandschuhe tragen.
• Vor der Blechbearbeitung Blechkanten entgra-
Sicken (Bild 4) dienen zur Versteifung von Blechflä-
ten.
chen z.B. Bodenblech oder Dachfläche.
• Beim Bohren von Blechen auf Maschinen
Bleche unbedingt fest einspannen und gegen

IZS&I
Herumreißen durch den Bohrer sichern .
• Beim Bohren keine Handschuhe tragen .

WIEDERHOLUNGSFRAGEN

Bild 4: Sicken in der Dachfläche 1 Worauf muss beim Biegen von Blechen geachtet
werden?
Falzen 2 Wovon ist das Rückfedern eines Bleches beim
Biegen abhängig?
Falzen ist das Zusammenfügen von Blechen 3 Warum darf der Mindestbiegeradius nicht unter-
durch Zusammenhaken und anschließendes Zu- schritten werden?
sammendrücken der Blechränder. 4 Welchen Vorteil bietet das Absetzen bei überlapp-
ten Blechen?
Falze werden durch Biegen von Hand (Kanten , Bör- 5 Was versteht man unter Durchsetzen?
deln) oder maschinell hergestellt (Bild 5) .
7 Fertigungstechnil< 125

7.4 Trennen durch Spanen Keilwinkel ß ist der Winkel des Schneidkeils. Er wird
durch Freifläche und Spanfläche am Schneidkeil ge-
Spanen ist das mechanische Abtrennen von bildet.
Werkstoffteilchen. Der Zusammenhalt eines
Werkstoffes wird dabei örtlich aufgehoben. Weiche Werkstoffe ermöglichen kleine KeilwinkeL
Harte Werkstoffe erfordern große Kei lwinkeL
Die Verfahren zur spanenden Formung werden nach
Schnittbewegung und Schneidengeometrie unter- Spanwinkel y ist der Winkel zwischen Spanfläche
schieden. Die Schnittbewegung kann durch das und einer gedachten Linie senkrecht zur Bearbei-
Werkzeug oder das Werkstück ausgeführt werden. tungsrichtung. An ihr gleitet der Span entlang. Der
Spanwinkel kann positiv oder negativ sein.

Schnittbewegung Spanwinkel positiv: schneidende Wirkung


Schneidenform Spanwinkel negativ: schabende Wirkung
geradlinig kreisförmig


geometrisch Meißeln, Feilen, Bohren, Senken, Bei negativem Spanwinkel ist aufgrund der scha-
• bestimmt Schaben, Sägen Reiben, Sägen benden Wirkung des Werkzeugs der Werkstoffab-
(Bügelsäge) (Kreissäge) Drehen
trag sehr gering (Bild 3).
geometrisch Bandschleifen, Trennschleifen, Für Frei-, Keil- und Spanwinkel gilt immer:
• unbestimmt Planläppen Zylinderhonen

Die für die spanende Formung verwendeten Werk- I a+ß+y=9W


zeuge heben mit ihrer Schneide Späne vom Werk-
stoff ab (Bild 1). a = Freiw inkel
ß= Keilwinkel
y = Spanwinkel Spanfläche
Schnitt-
richtung Schnitt-
richtung
<===
Werkstück Schnittfläche
Werkstück

Bild 1: Spanbildung
Folgende vier Grundforderungen sind bei der spa- Spanwinkel positiv, schneidende Wirkung: a + {J + y = so•
nenden Bearbeitung zu erfüllen:
• Die bearbeitete Fläche soll so glatt wie erforder- Bild 2: Flächen und Winkel am Schneidkeil
lieh werden.
• Die Bearbeitungszeit soll möglichst kurz sein.
• Der Kraftaufwand am Werkzeug soll möglichst
klein sein.
• Die Standzeit des Werkzeugs soll möglichst groß
sein.

7.4. 1 Grundlagen der spanenden


Formung
Spanwinkel negativ, schabende Wirkung: a + {J + (-y) =so•
Grundform der W erkzeugschneide zur spa-
nenden Formung ist der Keil (Schneidkeil). Bild 3: Schabende Werkstoffabtragung

Flächen und Winkel am Schneidkeil (Bild 2)


Spanfläche ist die Fläche am Schneidkeil, an welcher 7.4.2 Spanende Formung von Hand
der Span abläuft.
7.4.2.1 Meißeln
Freifläche ist die Fläche am Schneidkeil, die der ent-
st ehenden W erkstückoberfläche (Schnittfläch e) ge- Der Meißel dient zur Spanabnahm e und zum
genüberliegt. Trennen.
Freiwinkel a ist der Winkel zwisch en Schneidkeil
und Werkstückoberfläche. Bei zu kleinem Freiwinkel Der Keilwinkel ß der Meißelschneide liegt zwischen
reibt der Rücken des Schneidkeils auf der Werkstück- 40° und 70°. Zur Bearbeitung von mittelhartem Stahl
oberfläche. wählt man etwa 60°.
126 7 Fertigungstechnil<

Man unterscheidet am Meißel Schneide, Kopf und


Arbeitsregeln
Schaft (Bild 1). Der Meißelschaft ist an den Schmal-
seiten gerundet oder hat z.B. einen vierkantigen • Nur Meißel mit einwandfreier Schneide und
Querschnitt, damit er gut in der Hand liegt. Der Mei- einen einwandfreien Hammer verwenden.
ßelkopf ist verjüngt und ballig. • Der Meißelkopf darf keinen Grat (Bart) aufwei-
sen .
• Schutzbrille und Schutzhandschuhe tragen;
Schutzschilde gegen abspringende Späne
und Splitter verwenden.
• Wenn möglich Meißel mit Handschutz ver-
wenden .
• Beim Meißeln immer auf d ie Meißelschneide
blicken .

• Bild 1: Meißelhaltung
WIEDERHOLUNGSFRAGEN

1 Wie wirkt sich die Meißelhaltung auf Frei- und


Spanwinkel aus?
2 Wovon hängt der Keilwinkel der Meißelschneide
ab?
3 Wodurch unterscheiden sich Spanen und Trennen?
Meißelvorgang (Bild 1) 4 Welche Arbeits- und Sicherheitsregeln sind beim
Span- und Freiwinkel hängen von der Meißelhaltung Meißeln zu beachten?
ab. Eine flache Meißelhaltung ergibt einen kleinen
FreiwinkeL Der Meißel neigt dazu aus dem Werk-
stück herauszutreten. Bei einem größeren Freiwin- 7.4.2.2 Schaben
kel dringt der Meißel tiefer in das Werkstück ein . Der
Span wird dicker und die erforderliche Schnittkraft Schaben ist Spanen mit einem Schabwerkzeug
größer. zur Veränderung der Werkstückoberfläche durch
Bei senkrechter Haltung des Meißels zur Werk- Abtragen kleinster Werkstoffteilchen.
stückaberfläche wirkt der Meißel trennend (zertei-
lend) und nicht spanend. Span- und Freiwinkel sind Durch Schaben erzielt man auf Metallwerkstücken
beim Trennen 0°. eine glatte, riefenfreie und gleichmäßig tragende
Oberfläche, wie sie meist für Dichtungs-, Gleit- und
Meißelarten (Auswahl, Bild 2) Führungsflächen erforderlich ist.
• Flachmeißel haben eine breite, gerade Schneide Man verwendet Flach- und Ziehschaber für ebene
und dienen zur Spanabnahme und zum Trennen. Flächen und Dreikant- und Löffelschaber für ge-
• Kreuzmeißel, mit schmaler und quer stehender wölbte Flächen (Bild 4).
Schneide zum Meißelschaft, dienen zum Ausmei-
ßeln schmaler Nuten . mo ~Jt ,~
Flachschaber , Dreikantschaber

,~ s \3 ~\
T B~«~
Flachmeißel Kreuzmeißel Ziehschaber Löffelschaber

Bild 2: Meißelarten Bild 4: Schaberarten

Meißeleinsätze (Bild 3) Durch richtige Schaberhaltung erhält man einen ne-


Zum Trennen von Karosserieteilen, Lösen von gativen Spanwinkel und damit die schabende Wir-
Punktschweißungen, Schneiden und Trennen von kung (Bild 5).
Auspufftöpfen und Anschlüssen, Abscheren von
Nieten können Meißeleinsätze in druckluftbetrieben
Meißelhämmern verwendet werden.

Blechtrennmeißel Auspufftrennmeißel

i};=;:d
' Schweißpunkttrennmeißel
2 CJid? ~
Schermeißel

Bild 3: Meißeleinsätze Bild 5: Winkel am Flachschaber-Schaberhaltung


7 Fertigungstechnil< 127

7.4.2.3 Sägen Bei weichen Werkstoffen, z.B . Aluminium oder lan-


gen Schnittfugen ergibt sich eine große Span menge.
Sägen ist das Spanen mit einem vielzahnigen Man benötigt in diesem Fall ein Sägeblatt mit grober
Werkzeug geringer Schnittbreite und geome- Zahnteilung (Tabellen 1 und 2). Ansonsten hätte die
trisch bestimmten Schneidkeilen (Sägezähnen). große Spanmenge in den Spanräumen keinen Platz.
Sägen verwendet man zum
• Trennen von Werkstoffen oder Werkstücken
• Einschneiden von Nuten oder Schlitzen.

Wirkungsweise der Säge (Bild 1)


Das Sägeblatt besteht aus vielen hintereinanderlie-
genden meißelartigen Schneiden, die nacheinander
Zahnform
zum Eingriff kommen und kleine Späne abtrennen.
Die Spanräume (Zahnlücken) nehmen die Späne auf Handsägeblätter haben meist Winkelzähne (Bild 1).


und transportieren sie aus der Schnittfuge heraus. Die Schneidkeile von Sägeblättern sind durch kle ine
Spanwinkel und große Freiwinkel bestimmt. Für das
Körper Sägen von Stahl beträgt der Keilwinkel eines Zahnes
Rücken etwa 50°, der Freiwinkel etwa 38°, der Spanwinkel
etwa 2°.
Zahnhöhe
Arten von Handsägen
Zahn
Bügelsäge (Bild 3). Sie besteht aus Spannbogen und
Sägeblatt. Die Zahnspitzen des Sägeblattes müssen
in Stoßrichtung zeigen .

Bild 1: Wirkungsweise der Säge


Damit das Sägeblatt nicht klemmt und sich frei-
schneiden kann, sind die Sägezähne gewellt, ge-
schränkt oder gestaucht (Bild 2).
Bild 3: Bügelsäge

Kurzhubsäge (pneumatische Handstichsäge, Bild 4).


Sie eignet sich für gerade und leicht kurvenförmige,
verzugfreie Schnitte, z.B. bei Karosseriearbeiten zum
Austrennen von Blechen an schlecht zugänglichen
oder beengten Stellen . Zum Sägen von Blechen
verwendet man Sägeblätter mit feiner Zahnteilung,
geschränkt gewellt gestaucht
z.B. 32 Zähne/Zoll. Um einen gratfreien Schnitt zu er-
Bild 2: Freischneiden des Sägeblattes möglichen sind Hubzahl und Hubgröße einstellbar.

Zahnteilung
Zahnteilung ist der Abstand von Zahnspitze zu Zahn-
spitze des Sägeblattes bezogen auf die Länge von
einem Zoll.
Bild 4: Kurzhubsäge
Zahnteilung = Zähnez~hl Zähnezahl
Bezugslange 1 Zoll
Arbeitsregeln
1 Zoll = 25.4 mm
• Sägeblatt gerade und straff einspannen, Zäh-
ne in Stoßrichtung .
• Zahnteilung entsprechend Werkstoff und
Form des Werkstückes auswählen.

WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Wozu werden Sägen verwendet?
mittel ... 22 Baustahl, Gusseisen,
Cu-Zn-Legierungen (Messing) 2 Wonach richtet sich die Zahnteilung eines Säge-
blattes?
fein .. . 32 Dünnwandige Rohre, Bleche, 3 Wie bestimmt man die Zahnteilung eines Säge-
Stahl, Hartguss blattes?
128 7 Fertigungstechnil(

7.4.2.4 Feilen
.J 't~~ \> \:_ W ~~:ennbrecher­
Feilen ist Spanen durch eine geradlinige wie- ~....._ _"",.
~~'t'-":..._\>~lo...l.
\~-~~bl.'t
_~h'G Spa na bfu hr
derholende Schnittbewegung eines vielzah- b) mit Spanbrechernuten
nigen Werkzeugs mit geometrisch bestimmten
Schneidkeilen (Feilzähnen).

Feilenblatt Hieb Angel c) Kreuzhieb


Bild 4: Hiebarten
• Hiebzahl ist bei gehauenen Feilen die Anzahl der
Einkerbungen auf 1 cm Feilenlänge, bei Kreuz-
Bild 1: Flachfeile- Aufbau
hieb bezogen auf den Oberhieb. Bei Raspelhieb
Aufbau (Bild 1). Feilenblatt (Feilenkörper) mit einge- entspricht die Hiebzahl der Anzahl der punkförmi-
hauenen Hieben oder eingefrästen Zähnen. Angel gen Einkerbungen auf 1 cm 2 der behauenen Ras-
zur Befestigung des Feilengriffs (Feilenheft). pelfläche.
• Hiebnummer. Sie gibt die Feinheit des Hiebes an.
Unterscheidung der Feilen
Je größer die Hiebnummer ist, desto feiner wird
• Größe: Handfeilen, Schlüsselfeilen, Nadelfeilen die Hiebteilung (Abstand von Zahn zu Zahn).
• Form des Querschnittes und Kennbuchstaben
(Bild 2).

-
FormA
flachstumpf

FormB
flachspitz
• Form D
vierkant

~!~!!!!!!!!!!!! Form E
halbrund
-
'
FormG
Messerfeile

Form H
flachstumpf

• Form C • FormF
.A. dreikant rund

Bild 2: Kennbuchstaben für Feilenquerschnitte


5 ... 8 Nicht Feinschlichtfeile feinste
• Zahnformen (Bild 3) und Herstellungsart genormt Passarbeiten
Gehauene Feilen haben schabende Wirkung und Bei gefrästen Feilen unterscheidet man die Zah-
werden für Werkstoffe mit hoher Festigkeit z.B. nungen 1, 2, 3 für grob, mittel, fein.
Stahl, Grauguss eingesetzt. Feiltechnik. Die Feilbewegung erfolgt in Richtung
Gefräste Feilen haben schneidende Wirkung und der Feilachse, wobei sich die Feile um eine halbe
werden für Werkstoffe mit geringerer Festigkeit Feilenbreite nach rechts oder links versch ieben soll.
z.B. Alum inium, Kupfer eingesetzt. Nur während des Vorstoßens darf auf die Feile ge-
drückt w erden.

Arbeitsregeln
• Feilen mit Feilenbürste reinigen.
• Stets auf festen Sitz des Feilengriffs achten .

Bild 3: Zahnformen Frässtifte (Umlauf- oder Turbofeilen, Bild 5) werden


in schlagf reien Spa nnf uttern eingespannt und elek-
• Hiebarten (Bild 4) trisch oder pneumatisch angetrieben. Sie w erden
Einhiebige Feilen dienen besonders zur Bearbei- unter anderem für Entgrat- und Putzarbeiten z.B. bei
tung weicher Metalle und zum Schärfen von Sä- Schweißnähten verwendet.
gen und anderen W erkzeugen.
Doppel- oder kreuzhiebige Feilen w erden für
härtere Metalle verwendet . Winkel und Teilung
von Ober- und Unterhieb sind v erschieden groß. Bild 5: Frässtifte
Dadurch sind die Feilenzähne v ersetzt im Eingriff WIEDERHOLUNGSFRAGEN
und v erhindern so eine starke Ri ef enbildung. 1 Worin unterscheiden sich gefräste und gehauene
Feilen mit Raspelhieb (Pockenhieb) sind geeignet Feilen?
zur Bearbeitung von z.B. Holz, Kunststoffen, Le- 2 Welche genormten Feilenquerschnitte gibt es?
3 Was gibt die Hiebnummer bei Feilen an?
der, Kork, Gummi.
7 Fertigungstechnil< 129

7.4.2.5 Reiben
Kegels~Ir= Austr:;:
Reiben ist Aufbohren mit geringer Spanungs-
dicke durch ein Werkzeug mit geometrisch be-
stimmten Schneiden.
Bild 3: Maschinenreibahle
Das Reiben dient zum Fertig- und Feinbearbeiten
vorgebohrter Bohrungen, z.B. Lagerbuchsen, um die Zähne. Sie können gerade oder mit Linksdrall an-
geforderte Maßtoleranz, Formtoleranz und Oberflä- geordnet sein (Bild 4). Der Linksdrall verhindert ein
chengüte (Rauheit) zu erhalten. Hineinziehen der Reibahle in die Bohrung oder das
Einhaken in eine Längsnut der Bohrung. Gleichzeitig
Reibvorgang. Die Spanabnahme erfolgt durch die werden die Späne durch den Linksdrall in Vorschub-
drehende Schnittbewegung und die axiale Vor- richtung abgeführt.
schubbewegung der Reibahle. Da der Spanwinkel
oooder negativ ist (Bild 1). erfolgt die Spanabnahme
schabend. Die Verwendung von Schneidölen ver-
bessert die Oberflächengüte, vermindert den Werk-
zeugverschleiß und erhöht so die Standzeit der Reib-
..____ _______.I •
Bild 4: Schraubenförmig verzahnte Handreibahle
werkzeuge. Gusseisen wird trocken gerieben.
Verstellbare Handreibahlen (Bild 5)
Rund schlifffase
Geschlitzte Reibahlen können durch einen kegeligen
Stift gespreizt und dadurch in engen Grenzen ver-
stellt werden( "' 1/100 des Reibahlendurchmessers).

Reibahlen mit eingesetzten Messern haben einen


größeren Verstellbereich (1 /10 ... 1/5 des Reibahlen-
durchmessers). Beim Verstellen werden die Messer
a = 10° .. 15° durch zwei Gewinderinge auf schrägen Flächen
nach innen oder außen verschoben.
Bild 1: Schneidenwinkel und Zahnteilung bei Reibahlen

Ungleiche Zahnteilungen (Bild 1) vermeiden Rat-


termarken, da die nachfolgenden Schneiden beim
Reibvorgang nicht an derselben Stelle eingreifen.

Zähnezahlen. Sie sind bei verstellbaren Handreib-


Bild 5: Verstellbare Handreibahlen
ahlen meist geradzahlig, um den Durchmesser der
Reibahle einfach mit einer Messschraube messen zu
können.
Arbeitsregeln
Handreibahle (Bild 2). Der Anschnitt (kegelig) be- • Reibahle rechtwinklig zum Werkstück ein-
wirkt die Spanabnahme. Der Führungsteil führt die führen und anschneiden. Je nach Werkstoff
Reibahle und glättet die Bohrung durch Rundschliff- Schneidöl verwenden.
fasen (Bild 1). Der Schaft mit Vierkant dient zur Auf- • Reibahle mit gleichmäßigem Druck im Uhr-

·
- --,1
nahme z.B. in ein Windeisen. zeigersinn eindrehen und im Uhrzeigersinn

r
herausdrehen.

·I ( I I
1 • Reibahlen nie entgegen dem Uhrzeigersinn

":1-r- .
An schnitt
'"'ruoo
Hals
I
Zylinder-
schaft
Vierkant
drehen, da es durch eingeklemmte Späne zum
Schneidenbruch kommen kann.

Bild 2: Handreibahle WIEDERHOLUNGSFRAGEN

1 Welche Vorteile bieten verstellbare Reibahlen?


Maschinenreibahle (Bild 3). Sie hat einen kurzen
2 Weshalb dürfen Reibahlen nicht entgegengesetzt
Anschnitt und einen zylindrischen oder kegeligen dem Uhrzeigersinn gedreht werden?
Schaft. Durch den kurzen Anschnitt können mit Ma-
3 Warum haben schraubenförmig verzahnte Reib-
schinenreibahlen Sacklöcher bis fast zum Grund auf-
ahlen Linksdrall?
gerieben werden.
130 7 Fertigungstechnil<

7.4.2.6 Gewindeschneiden von Hand zeitiger Abstumpfung der Gewindebohrerschneiden


führen . Ausnahme: Bei langspanenden Werkstoffen
Beim Gewindeschneiden werden Gewindegänge und größeren Gewinden ist ein wiederholtes Bre-
auf Bolzen oder in Bohrungen mit mehrschnei- chen der Späne erforderlich . Dies geschieht durch
digen Werkzeugen spanend geformt. Zurückdrehen des Gewindebohrers um etwa eine
viertel Umdrehung. Zugleich gelangt dadurch fri -
Gewinde (Bild 1) können hergestellt werden als scher Schmierstoff an die Schneidkanten .
• Innengewinde (Muttergewinde) mit Gewindeboh- Abgebrochene Gewindebohrer dreht man mit einem
rern Gewindebohrerausdreher aus dem Gewindeloch .
• Außengewinde (Bolzengewinde), z.B. mit Schneid- Man kann sie auch durch leichte Schläge mithilfe
eisen. eines Durchtreibers lockern und mit einer Zange he-
rausdrehen.

k Werkzeug ~
J:r= -a
Gewindebohrer. Zum Schneiden von Innengewin-


den verwendet man :
• 3-Satzgewindebohrer (Bild 3) bestehend aus Vor-,
w"''""" Mittel- und Fertigschneider, die durch 1, 2 und 3
bzw. durch Ringe gekennzeichnet sind . Das Zer-
Innengewinde Außengewinde
spanungsvolumen wird auf die drei Gewinde-
Bild 1: Gewindearten bohrer verteilt (etwa 55 %: 25 % : 20 %). Dadurch
werden die Gewindeschneidwerkzeuge nicht zu
Innengewinde (Bild 2) stark beansprucht und man erhält saubere Ge-
Der Kernlochdurchmesser für das Innengewinde windegänge.
muss etwas größer gebohrt werden als es dem
Spa nv olumen- 55 % 25 % 20 %
Kerndurchmesser des Innengewindes entspricht. anteil
Der Gewindebohrer schneidet den größten Teil der
A = 5 Gewin de-
Gewindegänge. Ein Teil des Werkstoffes wird jedoch

"""~~
vom Gewindebohrer nach innen spanlos verdrängt.
Dabei wird das Gewinde leicht aufgedrückt und da-
durch die Kernlochbohrung verkleinert. Diesen Vor-
gang nennt man Aufschneiden .

Bild 3: 3·Satzgewindebohrer

• 2-Satzgewindebohrer (Nr. 1 Vorschneider, Nr. 2


Fertigschneider). Sie werden zum Schneiden von
Feingewinden verwendet.
• Einschnitt-Gewindebohrer (Bild 4, Sa) zum Schnei-
den von Gewinden in Bleche oder Werkstücke, de-
ren Dicke unter 1,5 X Gewindenenndurchmesser
Bild 2: Innengewinde liegt. Durch den Schälanschnitt ist eine geringere
Ansenken. Grundlochbohrungen werden einseitig, Anschnittlänge notwendig .
Durchgangsbohrungen beidseitig auf Gewinde-
nenndurchmesser angesenkt. Damit wird erreicht, Sch älanschnitt
dass der Gewindebohrer besser anschneidet und die
äußeren Gewindegänge nicht aus der Kernlochboh- Bild 4: Einschnitt-Gewindebohrer
rung herausgedrückt werden .
• Gewindebohrer für Leichtmetalle (Bild Sb). Sie
Gewindeschneidvorgang . Das Ansetzen des Ge-
haben geräumigere Spannuten und größere
windebohrers muss in Richtung Bohrlochachse
SpanwinkeL
erfolgen und wird mit einem Winkel geprüft. Die
Spanungsbewegung setzt sich aus der Hauptbewe-
gung (Drehung des Gewindebohrers) und der Vor- Spa
nut n-~
.......,..___
·y
für Stahl
schubbewegung (Axialbewegung) zusammen. Zum y = 10' ... 15' --0'
Drehen der Gewindebohrer benutzt man Windeisen.
für Aluminium
Der Gewindebohrer soll während des Schneidens y = 20' ... 25' b) a = 0'
möglichst nicht zurückgedreht werden, da häufiges
Abscheren der Späne und Neuanschneiden zu vor- Bild 5: Winkel am Gewindebohrer
7 Fertigungstechnil< 131

Zum Schneiden von Innengewinden müssen die Druckschraube ist eine Veränderung des Gewin-
Kernlöcher maßhaltig gebohrt werden . Für metrische dedurchmessers innerhalb enger Taleranzen
ISO-Gewinde (Regel- und Feingewinde) entspricht möglich .
der Kernlochdurchmesser dk dem Gewindedurch- • Schneideisen in Sechskantform (Bild 3). Sie die-
messer dminus der Gewindesteigung P(Tabelle 1). nen zum Nachschneiden beschädigter Gewinde
oder zum Gewindeschneiden an schwer zugäng-
lichen Stellen, da sie mit Schraubenschlüsseln
oder Ratschen bewegt werden können.

~;.,,
Gewinde
M3 M4 M5 M6 M8 M10 M12
d
Kernloch
2,5 3,3 4,2 5,0 6,8 8,5 10,2


dk Ratsche
Steigung
p 0,5 0,7 0,8 1,0 1,25 1,5 1,75 Bild 3: Schneideisen - Sechskant
Bolzen-0
Außen- 2,9 3,9 4,9 5,9 7,9 9,85 11,85
gewinde Schmiermittel beim Gewindeschneiden
(Tabelle 2)
Außengewinde Um die Oberflächengüte der Gewinde zu erhalten,
Beim Schneiden von Außengewinden (Bild 1) findet müssen geeignete Schmiermittel verwendet werden.
ebenfalls ein Aufschneiden statt. Der Bolzendurch-
messermuss deshalb etwas kleiner sein als der Ge-
Windedurchmesser (Tabelle 1).

wassermischbare Grauguss, Cu; Cu-Legierungen,


Kühlschmierstoffe Al, Al-Legierungen, Zink

Arbeitsregeln
• Gewindekernloch beidseitig auf Gewinde-
außendurchmesser ansenken. Gewindebol-
zen auf Kerndurchmesser anfasen.
• Gewindeschneidwerkzeuge beim Anschnei-
Bild 1: Außengewinde schneiden
den senkrecht ansetzen . Rechtwinkligkeit wei-
Zum geraden Ansetzen des Schneideisens muss der ter kontrollieren .
Bolzen mindestens bis auf den Kerndurchmesser an- • Nach Möglichkeit Gewindeschneidwerkzeuge
gefast werden. Durch die Fase wird gleichzeitig der nicht zurückdrehen, da häufiges Abscheren
Gewindeanfang geschützt. der Späne und Neuanschneiden zu vorzeitiger
Zum Schneiden von Außengewinden verwendet Abstumpfung führen . Werkzeugbruchgefahr I
man : • Geeigneten Kühlschmierstoff ausreichend
• Schneideisen in geschlossener Form (Bild 2). Sie verwenden .
schneiden Gewinde in einem Arbeitsgang maß-
haltig fertig. Schälanschnitte in Schneideisen er-
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
leichtern das Anschneiden und führen die Späne
sauber in Arbeitsrichtung ab. 1 Welche Werkzeuge werden zum Gewinde-
schneiden benötigt?

G
• Schneideisen in offener, geschlitzter Form (Bild
2 Welche Gewindebohrerarten werden verwendet?
2). Durch Verstellung mittels Spreizschraube oder
3 Was versteht man unter Aufschneiden bei der
Gewindeherstellung?
geschlossen
~"'"" ~
4 Wie lässt sich der Kernlochdurchmesser für das
Schneiden bei Innengewinden ermitteln?
"'• 5 Wie muss bei Außengewinden der Bolzendurch-
• Schalanschnitt
messer im Vergleich zum Gewindedurchmesser
sein?
Bild 2: Schneideisen -rund
132 7 Fertigungstechnil<

7.4.3 Grundlagen der spanenden Formung


mit Werkzeugmaschinen

Werkzeugmaschinen für spanende Formung können ebe-


ne, zylindrische, kegelige und gekrümmte Flächen bear-
beiten .
Um eine bestimmte Fläche zu erhalten, sind Werkstück und
Werkzeug entsprechend zueinander zu bewegen.
Bohren

Bewegungen an Werkzeugmaschinen (Bild 1)


Drei verschiedene Bewegungen werden unterschieden :
• Haupt- oder Schnittbewegung


• Vorschubbewegung
• Zustellbewegung.

Haupt- oder Schnittbewegung vc. Sie wird entweder vom


Werkzeug oder vom Werkstück ausgeführt.

Die Schnittgeschwindigkeit vc ist die Geschwindigkeit mit


der die Spanabnahme erfolgt.

Die Schnittgeschwindigkeit wird allgemein in m/min, beim


Schleifen jedoch in m/s angegeben .

Vorschubbewegung v1 • Sie kann manuell (von Hand) oder


zwangsläufig durch die Maschine erfolgen.

Die Vorschubgeschwindigkeit v1 (mm/min) ist die Geschwin-


digkeit, mit der sich Werkstück und Werkzeug beim Spanen
aufeinander zu bewegen .

Vorschub f ist der Weg des Werkzeugs bei einer Umdrehung Schleifen
z.B. beim Bohren, Schleifen , Fräsen . Beim Drehen ist der Vor-
schub f der Weg des Werkzeugs bei einer Umdrehung des
Werkstücks.

Zustellbewegung aP, a• . Sie ist die Bewegung zwischen Werk-


stück und Werkzeug , welche die Dicke des abzunehmenden
Spanes bestimmt.

Schnittgeschwindigkeit, Vorschubgeschwindigkeit und Zustell-


bewegung hängen ab von .. .
• ... dem Arbeitsverfahren und der Bauart der Maschine.
Fräsen
• ... dem zu zerspanenden Werkstoff.
• ... dem Schneidstoff des Werkzeugs. Bild 1: Bewegungen an Werkzeugmaschinen
• ... der geforderten Oberflächengüte.
• .. . der Kühlung und Schmierung der Werkzeugschneide.
• ... der geforderten Standzeit des Werkzeugs.

Spanbildung (Bild 2)

Bei jeder spanenenden Formgebung wird durch den ein-


dringenden Schneidkeil der Werkzeugschneide der Werk-
stoff gestaucht, getrennt und dann als Span über die Span-
fläche abgeführt.
Bild 2: Spanbildung
7 Fertigungstechnik 133

Spanarten (Bild 1) Kühlung und Schmierung beim Spanen


Reißspäne entstehen bei spröden Werkstoffen, z.B. Bei der spanenden Formgebung entsteht an der
Grauguss, kleinen Spanwinkeln, niedrigen Schnittge- Werkzeugschneide und in der Werkstückrandzone
schwindigkeiten und großer Schnitttiefe. Die Oberflä- durch Reibung Wärme. Erfolgt beim Spanen keine
che wird dabei rau und nicht maß- und formgenau . ausreichende Kühlschmierung, so können am Werk-
zeug und in der Randzone des Werkstückes Tempe-
Scherspäne entstehen bei mittlerem Spanwinkel, raturen von über 1000 oc
entstehen.
zähen Werkstoffen und niedrigen Schnittgeschwin-
Mögliche Folgenaufgrund nicht ausreichender Kühl-
digkeiten. Diese Späne bröckeln schuppenartig ab,
schmierung:
verschweißen teilweise miteinander und bilden
• Vorzeitiger Werkzeugverschleiß
meist kurze Spanlocken. Sie sind für den Arbeitsab-
• Maßabweichungen
lauf nicht hinderlich.
• verminderte Oberflächengüte
Fließspäne entstehen bei großem Spanwinkel, zä- • Rissbildung in der Werkstückrandzone
hen Werkstoffen, großer Schnittgeschwind igkeit • Minderung der Festigkeit.
und kleiner bis mittlerer Schnitttiefe. Es werden Bei spanenden Fertigungsverfahren werden u.a. •
glatte Werkstückoberflächen mit hoher Oberflächen- abhängig von der Schnittgeschwi ndigkeit nichtwas-
güte erzielt. Sie sind deshalb anzustreben. Lange, zu- sermischbare, z.B. Schneidöle mit Zusätzen, und
sa mmenhängende Fließspäne können den Arbeits- wassermischbare Kühlschmierstoffe, z.B. Bohröl mit
ablauf z.B. bei Drehautomaten behindern . Wasser (Kühlschmieremulsion) verwendet.

Scherspan Niedrige Schnittgeschwindigkeit -7 geringe


Kühlwirkung erforderlich -7 nichtwassermisch-
bare Kühlschmierstoffe, z.B. Gewindeschneiden.

Hohe Schnittgeschwindigkeit -7 große Kühl-


b) Scherspan
wirkung erforderlich -7 wassermischbare Kühl-
schmierstoffe, z.B. Bohren, Drehen, Fräsen.

Entsorgung. Verbrauchte Kühlschmierstoffe sind als


Sondermüll zu behandeln.

WIEDERHOLUNGSFRAGEN

kurze zylindr. Spiral- 1 Welche Bewegungen werden beim Spanen von


Wendelspäne w endelspäne Werkzeugmaschinen unterschieden?
günstig (Auswahl ) 2 Was versteht man unter Schnitt- und Vorschub-
geschwindigkeit?
c) Fließspan d) Spanformen
3 Welche Folgen kann mangelnde Kühlschmierung
beim maschinellen Spanen haben?
Bild 1: Spanarten, Spanformen

Aufbauschneide (Bild 2). Sie bildet sich beim Spa- 7.4.3.1 Fräsen
nungsvorgang auf der Spanfläche des Werkzeugs.
Die Aufbauschneide kann bei zu kleiner Schnittge- Fräsen ist ein maschinell spanendes Fertigungs-
schwindigkeit, ungenügender Kühlschmierung oder verfahren mit geometrisch bestimmten Schnei-
zu rau er Spanfläche des Werkzeugs entstehen. Die den. Dabei werden mit mehrschneidigen ro-
Ablagerung von W erkstofftei lchen verändert die ti erenden Werkzeugen ebene und gekrümmte
Winkel am Schneidkeil ungünstig und verursacht Flächen hergestellt.
eine raue Werkstückoberfläche. An Oxidkeramik-
ader Diamantwerkzeugen bildet sich keine Auf- Anwendungen. Z.B. bei Herstellung von: Zahnrä-
bauschneide. dern, Planflächen (Bild 3), räumlichen Flächen (Frei-
formfräsen) und schraubenförmigen Flächen.

Bild 2: Aufbauschneide Bild 3: Stirnfräsen mit Walzenstirnfräser


134 7 Fertigungstechnik

7.4.3.2 Bohren

Bohren ist in der Metalltechnik ein maschinelles Spa- Zylinderschaft


nen mit geometrisch bestimmten Schneiden und
überwiegend mehrschneidigen Werkzeugen zur Her-
stellung von zylindrischen Löchern (Bohrungen).

Spiralbohrer (Bild 1 ). Er ist das meist verwendete Bohr-


werkzeug. Seine Vorteile sind:
• Günstige Winkel an den Schneiden
• Gute Einspannmöglichkeit Kegelschaft

• Gleichbleibender Durchmesser beim Nachschleifen


• Selbsttätige Spanabfuhr Bild 1: Spiralbohrer mit Zylinder- und Kegelschaft


• Gute Zufuhr von Kühlschmierstoff
Bohrvorgang. Die Haupt- bzw. Schnittbewegung ist eine
Drehbewegung, die meist der Bohrer ausführt. Gleichzei-
tig wird der Bohrer in axialer Richtung gegen das Werk-
stück bewegt (Vorschub). Daraus ergibt sich eine kon- Hauptschneiden
tinuierliche Spanbildung. Die Schnittgeschwindigkeit
hängt im Wesentlichen vom Werkstoff des Werkstücks
und vom Schneidstoff des Bohrers ab. Der Vorschub ist Freiwinkel
vom Bohrerdurchmesser, vom zu bearbeitenden Werk-
stoff und vom Bohrverfahren abhängig. Nebenschneide
Spannut

Schneidengeometrie des Spiralbohrers (Bild 2) Führungsfase Seitenspanwinkel

Hauptschneiden. Zwei schraubenförmige Spannuten


bilden an der Bohrerspitze die Hauptschneiden. Sie
übernehmen die eigentliche Zerspanungsarbeit.
Nebenfreifläche Querschneidenwi nkel
Nebenschneiden. Sie werden durch die Spannuten am (Rücken) ~
Schneidkeil gebildet und glätten die Bohrung.

~
Querschneide. Sie erschwert den Spanungsvorgang, da
sie nicht schneidet, sondern schabt.
Hauptschneiden Querschneide
Führungsfasen. Sie bewirken eine sichere Führung des
Bohrers in der Bohrung . Außerdem vermindern sie die
Reibung und somit die Gefahr des Klemmens des Boh-
rers in der Bo hrung. Bild 2: Schneidengeometrie des Spiralbohrers

SpitzenwinkeL Er wird von den Hauptschneiden gebil-


det und ist abgestimmt auf den zu bearbeitenden Werk-
stoff. Für die Bearbeitung von Stahl, Stahlguss, Guss-
eisen, Temperguss beträgt er 118°.
N H w
FreiwinkeL Er ergibt sich durch Hinterschleifen der
Hauptschneiden. Der Freiwinkel ermög licht das Ein-
d ringen des Bo hrers in den W erkstoff. Bei einem Spit-
zenwinkel von 118° ergibt sich bei richtigem Hinterschliff
ein Querschneidenwinkel von 55°. Dies entspricht dem
richtigen Freiwinkel für die Bearbeitung von Stahl.
Seitenspanwinkel 'Y· Es ist der Winkel der Spanflächen
(Spannuten) mit der Achse des Bohrers. Der Seitenspan-
winkel kann durch Sch leifen des Bohrers nicht geändert
werden. Bei Spiralbohrern der Typen N, H, und W (Ta-
belle 1) hat der Seitenspanwinkel je nach Bohrerdurch-
harte und w eiche
messer und zu bearbeitendem Werkstoff eine bestimm- normalharte
zähharte und zähe
te Größe. Für die Bearbeitung von z.B. Stahl oder Guss-
eisen eignet sich ein Seitenspanwinkel von 19° ... 40°.
7 Fertigungstechnil< 135

Schleifen beim Spiralbohrer


Zum genauen Schleifen der Bohrerschneiden ver-
wendet man Bohrer-Schleifvorrichtungen.
Fehler beim Schleifen von Hand (Tabelle 1)
• Schneiden ungleich lang
• Spitzenwinkel ungleich
• Freiwinkel zu groß, zu klein
Folgen dieser Fehler Schneiden Spitzenwinkel Schneiden und
ungleich lang ungleich Spitzenwinkel
• Zu große Bohrungsdurchmesser
ungleich
• Verkürzte Bohrerstandzeit
Bohrung Nur eine Schnei- Bohrungenzug
Um diese Fehler zu vermeiden muss der Anschliff zu g roß de schneidet. sie Schneiden stum
stumpf! schnell ab. schnell ab.


des Bohrers mit der Schleiflehre geprüft werden. Bei
zu großem Freiwinkel brechen die Schneidkanten
des Bohrers aus, da der Werkzeugkeil geschwächt
wird. Bei zu kleinem Freiw inkel ist die Reibung zwi- Getriebe-
schen Bohrerfreifläche und Werkstück zu groß, der kasten
Bohrer glüht aus. Bohrungen über 15 mm Durch- Antriebs-
messer können ggf. vorgebohrt werden, da aufgrund motor
der Querschneide eine zu große Vorschubkraft erfor- Vorschub-
derlich ist. Aus diesem Grund werden häufig Bohrer Bohrfutter hebel
ausgespitzt, d. h. die Querschneidenlänge wird auf
Bohrer
rd . 1/10 des Bohrerdurchmessers verkürzt.

Bohrmaschinen
Handbohrmaschinen eignen sich für Bohrungen, für Maschinen-
die eine geringe Genauigkeit erforderlich ist. Sie sind schraubstock

meist mit einem Dreibackenbohrfutter ausgerüstet.


Bohrtisch
Elektrische Handbohrmaschinen dürfen nur in
einwandfreiem Zustand benutzt werden. Beschä-
digte Kabel, Stecker oder Gehäuse sind tödliche
Gefahren.

Fußplatte
Tisch- und Säulenbohrmaschinen (Bild 1) eignen
sich für Bohrarbeiten mit hoher Genauigkeit und
g roßer Zerspanungsleistung .

Spannen der Bohrer (Bild 2) Bild 1: Säulenbohrmaschine


Kleine Bohrer bis etwa 12 mm Durchmesser haben
meist einen zylindrischen Schaft und werden in
Dreibackenbohrfuttern, Spannzangen oder Klemm-
hülsen gespannt. Größere Bohrer haben in der Re-
gel einen kegeligen Schaft. Sie w erden mit dem ln-
nenkegel der Bohrspindel durch axiales Einschieben
kraftschlüssig verbunden. Ein Austreiber ist zum
Lösen des Bohrers aus der Bohrspindel erforderlich. Druck-
spindel

Spannen der Werkstücke


Es ist sorgfältig durchzuführen. Dabei ist darauf zu
achten, dass die W erkstücke, z. B. Bleche, vom Bohr-
w erkzeug nicht mitgerissen w erden können. Beim
Austritt des Bohrers aus der Bohrung hakt dieser
leicht ein, dadurch können Unfälle entstehen. Klei-
nere Werkstücke spannt man in den Maschinen- Bild 2: Schnellspann- Bohrer mit
sch raubstock (Bild 1). Bohrfutter Kegelschaft
136 7 Fertigungstechnik

Arbeitsregeln Unfallverhütung
• Auf größte Sauberkeit bei Aufnahmekegeln, • Arbe itskleidung tragen, die gut anliegt und
Reduzierhülsen und Bohrerschäften achten. enge Ärmel hat.
• Bohrer nicht mit Gewalt in das Bohrfutter • Kopfbedeckung bei langen Haaren tragen, z.B .
zwängen. Haarnetz.
• Auf festen Sitz und genauen Rundlauf des • Bohrfutterschlüssel oder Austreiber aus der
Bohrers achten. Bohrspindel sofort nach Gebrauch entfernen.
• Eingespannte Bohrer nicht durch Schlagen • Beim Bohren spröder Werkstoffe eine Schutz-
ausrichten . brille tragen.
• Bohrer mit kegeligem Schaft nicht im Bohrfut- • Werkstücke sorgfältig spannen und gegen
ter spannen. Mitreißen sichern .


• Bohrmitte ankörnen, gegebenenfalls vorboh- • Alle Schutzvorrichtungen müssen beim Arbei-
ren. ten angebracht sein.
• Beim Bohren für festen Halt des Werkstückes • Bohrspäne mit einem Pinsel entfernen oder /
sorgen. absaugen .
• Richtigen Bohrertyp mit korrektem Anschliff • Schäden an der elektrischen Anlage sofort
wählen. Auf richtige Schnitt- und Vorschub- von einem Elektriker instandsetzen lassen
geschwindigkeit achten . (nicht selbst reparieren) .
• Geeignetes Kühlschmiermittel verwenden.
L __ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ -- - -

7.4.3.3 Senken
zum Erzeugen kegeliger Profilsenkungen für Niet-
Senken ist ein Sonderbohrverfahren zur Erzeu- und Schraubenköpfe verwendet. Ihre Spitzenwinkel
gung von senkrecht zur Drehachse liegenden sind genormt, z. B.
Planflächen oder Kegelflächen in bereits vor- • 60° zum Entgraten • 75° für Nietköpfe
handenen Bohrungen . Dabei soll die Schnittge-
• 90° für Senkschrauben • 120° für Blechniete
schwindigkeit kle iner als beim Bohren gewählt
und für Innengewinde
werden .
Senker zur zentrischen An se n-
Senkerarten und ihre Verwendung kung von Senkschraubenköpfen
Flachsenker haben einen festen oder auswechsel-
baren Führungszapfen, um das Werkzeug in der
Bohrung zu führen. Flachsenker zum Planeinsenken
(Bild 1) werden z. B. zur Herstellung von zylindri-
schen Einsenkungen für Schraubenköpfe mit lnnen-
sechskant, TORX oder Kreuzschlitz verwendet.

Gewinde-Kern- Schraube
loch bohren im Werk-
stück
Bild 2: Kegelsenker zum Profilsenken

WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Wie groß sind Spitzen-, Querschneiden- und
Seitenspanwinkel für das Bohren von Stahl?
Flachsenker Flachsenker
2 Welcher Schleiffehler an den Bohrerschneiden be-
mit Führungs- mit Zapfen für wirkt, dass die Bohrung zu groß wird?
zapfen Gewinde-Kernloch 3 Geben Sie mögliche Ursachen für das Ausglühen
von Bohrern an.
Bild 1: Flachsenker zum Planeinsenken mit Zapfen
4 Worauf ist beim Spannen der Bohrwerkzeuge und
für Gewindekernloch
Werkstücke zu achten?
Kegelsenker (Bild 2) sind ein-, drei- oder vielschnei- 5 Weshalb muss beim Bohren spröder Werkstoffe
eine Schutzbrille getragen werden?
dig. Es gibt sie mit und ohne Führungszapfen. Diese
6 Welche Winkel haben Kegelsenker?
Senker werden zum Entgraten von Bohrungen und
7 Fertigungstechnik 137

7.4.3.4 Drehen Spanungsquerschnitt A (Bild 2). Er ist das Produkt


aus dem Vorschub f und der Schnitttiefe a. Bei gro-
Drehen ist ein maschinell spanendes Fertigungs- ßen Spanabnahmen muss in mehreren Stufen ge-
verfahren mit geometrisch bestimmter Schneide. dreht werden, z.B. erst Schruppen, dann Schlichten.
Mit einem einschneidigen Werkzeug werden da-
bei runde oder ebene Flächen hergestellt.
Längsdrehen
Schn ittbeweg ung
~---_....,~
Einteilung der Drehverfahren
Sie erfolgt nach der ...
• ... Lage der Bearbeitungsflächen in Außen- und
Innendrehen (Bild 1).
• .. . Vorschubrichtung in Längsdrehen (Runddre-
hen ) und Qu erdrehen (Plandrehen) (Bild 2).


• ... erzeugt en Fläche in Runddrehen, Plandrehen, y
Profildrehen, Formdrehen, Gewindedrehen.
Wirksteile Lft
~~
f t
A = f .a

Querdrehen

Außendrehen Innendrehen

Bild 1: Lage der Bearbeitungsflächen

Vorschub- Zustell-
Bewegungsvorgänge beim Drehen (Bild 2) A= f· a
bewegung bewegung
Schnittbewegung. Sie erfolgt durch das in der Dreh-
maschine eingespa nnte Werkstück, das eine Dreh- Bild 2: Bewegungsvorgänge beim Drehen
bewegung ausführt. Aus dem Durchmesse r und der
Drehzahl erg ibt sich d ie Schnittgeschwindigkeit. Bei Formen der Drehmeißel (Bild 3). M an unterscheidet
der W ahl der Schnittgeschwindigkeit sind zu berück- nach
sichtigen • Schneidrichtung (R rechtsschneidend, L links-
• W erkstoff • Schneidstoff schneidend, N neutral)
• Kühlschmierung • Oberflächengüte • Lag e der Eing riffsstelle-Au ßen-und Innendreh-
meißel (Bild 1)
Vorschubbewegung. Sie erfolgt beim Längsdrehen
in der Z-A chse (Werkstückachse), beim Querdrehen z
in X-Achse (qu er zur W erkstückachse). Der Vorschub ~
fwird in mm je Umdrehung angegeben.

Zustellbewegung. Sie erfolgt beim Längsdrehen in


der X-Achse, beim Querdrehen in der Z-Achse. Die
Schnitttiefe a entspricht der Zustellung des Dreh-
meißels.

Durch das Zu samm enwi rken von Schnittbew e-


gung und Vo rsch ubbew egung bei vorgegebener
L N R R R
Zustellung entsteht ein Span mit dem Spanungs-
querschnitt A. Bild 3: Außendrehmeißel
138 7 Fertigungstechnil<

Schneidengeometrie am Drehmeißel Spannen der Drehmeißel


Winkel und Flächen (Bild 1). Der Drehmeißel ent- Der Drehmei ßel muss möglichst kurz und fest
spricht in seiner Grundform einem Keil mit Frei- gespannt werden . Die Schneidenecke wird da-
winkel a , Keilwinkel ß und Spanwinkel y. Der Span bei normalerweise auf Werkstückmitte (Höhe der
wird an der Schnittfläche des Werkstücks durch den Drehachse) eingestellt. ln dieser Einstellung haben
Drehmeißel abgenommen. Freiwinkel und Spanwinkel ihre richtige Größe.

Haupt- und Nebenschneide. Die Hauptschneide


Spannen der Werkstücke
weist zur Vorschubrichtung. Sie bewirkt das eigent-
Drehteile müssen entsprechend ihrer Form auf der
liche Spanen. Haupt- und Nebenschneide bilden
Drehmaschine gespannt werden .
eine gerundete Schneidenecke. Sie wirkt sich auf die
Tiefe der entstehenden Riefen aus. Folgende Spannm ittel werden dabei verwendet
• Spannfutter • Zentrierspitzen
Freiwinkel a. Er wird du rch die Freifläche und die • Spannzange • Planscheibe.


Tangente an die Schnittfläche begrenzt. Seine Grö-
ße bestimmt die Reibung bzw. die Flächenpressung Spannfutter (Bild 3). Es gibt Drei- und Vierbacken-
zwischen Werkstück und Drehmeißel während des futter. Zylindrische Werkstücke können in beiden
Drehvorgangs. Spannfuttern gespannt werden . Mehrkantwerk-
stücke deren Kantenzahl durch 3 teilbar ist werden
Keilwinkel ß. Er wird von der Freifläche und der
im Dreibackenfutter gespannt. Ist die Kantenzahl
Spanfläche gebildet. Seine Größe richtet sich nach
durch 4 teilbar, so werden sie im Vierbackenfutter
dem zu bearbeitenden Werkstoff.
gespannt.
Spanwinkel y. Er wird von einer horizontalen Ebene
durch die Drehachse und der Spanfläche gebildet.

Schnittbewegung

Innenvierkant-
schraube zur
Grundbacken-
verstellung

Bild 3: Dreibackenfutter

Arbeitsregeln
Schaft
Schneide necke • Spannbacken dürfen nicht weit aus dem
Spannfutter herausragen .
• Die Spannkraft muss dem Werkstück und der
Nebensch neide Größe der Zerspankraft angepasst sein .
Hauptschneide
• Schlüssel des Spannfutters immer sofort ab-
Nebenfreif läche Freifläche ziehen .

Bild 1: Winkel und Flächen am Drehmeißel


• Drehmeißel stets fest, sicher und so kurz wie
möglich auf Werkstückmitte einspannen .
Wendeschneidplatten (Bild 2). Sie besitzen mehre- • Der Drehmeißel darf nicht bei laufender Ma-
re Schneidkanten, die durch einfaches Drehen bzw. schine ein- oder ausgespannt werden.
Wenden zum Einsatz gebracht werden können .
WIEDERHOLUNGSFRAGEN

1 Wie ist die Vorschubrichtung beim Längs- und


beim Ouerdrehen?
2 Warum soll der Drehmeißel auf Werkstückmitte
eingestellt werden?
Wendeschneidplatte 3 Welche Arbeitsregeln sind beim Drehen zu beach-
ten?
Bild 2: Klemmhalter mit Wendeschneidplatte
7 Fertigungstechnik 139

7 .4.3.5 Schleifen Gefügekennziffer (Bild 2). Sie bezeichnet das Ver-


hältnis von Schleifkörnern, Bindung und Porenraum
Schleifen ist ein spanendes Fertigungsverfah- im Schleifkörper. Je größer die Gefügekennziffer,
ren mit geometrisch unbestimmten Schneiden desto offener ist das Gefüge.
(Bild 1).
Je größer die Spanabnahme, desto offener muss
Schleifscheibe (Schle ifwe rkzeug) Schl eifko rn Bindung das Gefüge sein.

--
g eschlosse nes Gefüge -
-
offe nes Gefüg e

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14


Werkstück Zustellung Späne Pore (Spankam mer)

Bild 1: Schleifvorgang Bild 2: Gefügekennziffer

Durch Schleifen lassen sich in der Fertigungstechnik


große Maß- und Formgenauigkeit bei hoher Oberflä- 7.4.3.6 Feinbearbeitung
chengüte erreichen . Hauptsächliche Schleifarbeiten Bei der Feinbearbeitung von Kfz-Bauteilen können
im Kraftfahrzeugbereich : folgende Eigenschaften erreicht werden :
• Trennschleifen, z.B. bei Reparaturarbeiten • Geringe Rauigkeiten
• Oberfächenschleifen, z.B. Schwingschleifen • Hoher Traganteil
• Planschleifen, z.B. Zylinderkopffläche • Gutes Gleitverhalten
• Formschleifen, z.B. Nockenformschleifen • Hohe Maß-, Form- und Lagegenauigkeit
• Scharfschleifen von Werkzeugen , z.B. Spiralboh- Die Feinbearbeitung erfolgt mit sehr geringen Vor-
rer. schüben und geringer Schnimiefe .

Schleifkörper. Sie bestehen aus Schleif- und Binde-


läppen
mittel.
Läppen ist eine Feinbearbeitung durch Spanen
SchleifmitteL Die Kennzeichnung erfolgt durch mit ungebundenen (losen) Schleifkörpern, die
Großbuchstaben . Gebräuchliche Schleifmittel sind: geometrisch unbestimmte Schneiden aufweisen.
Normalkorund, Halbedelkorund, Edelkorund (A),
Beim Läppen wird ein Läppgemisch aus Läppflüs-
Siliciumkarbid (C), Bornitrid (B) und Diamant (0).
sigkeit und Läpp-Pulver (Korund, Silicium- oder
Bindemittel. Man unterscheidet anorganische Bin- Borkarbiden) zwischen Werkstück und Werkzeug ge-
dungen, z.B. keramische Bindungen (V) und or- bracht. Unter Druck und ständigem Richtungswech-
ganische Bindungen, z.B. Kunstharz (B), Gummi sel werden Werkstück und Werkzeug gegeneinander
(R), Gummibindung faserstoffverstärkt (RF). Die hin- und herbewegt (Bild 2).
durch das Bindemittel hervorgerufene Bindung der Innenrundläppen (Bild 3). Dabei werden zwei Bau-
Schleifkörner wird als Härtegrad bezeichnet. Die teile bei geringstem Spaltmaß zueinander gepasst,
Härtegrade werden mit Buchstaben gekennzeichnet z.B. Pumpenelemente von Einspritzpumpen, Düsen-
(A, B, C, D .. . X, Y, Z ~ äußerst weich .. . äußerst hart) . elemente, Schaltventile bei Automatikgetrieben. Die
Bauteile können nur paarweise verwendet werden.
Für harte Werkstoffe sind Schleifkörper mit wei- Planläppen (Bild 3). Dabei werden Flächen von Bau-
chen Bindungen und für weiche Werkstoffe mit teilen so fein bearbeitet, dass sie in der Regel ohne
harten Bindungen zu wählen. zusätzliche Dichtungen ausreichend abdichten, z.B.
Za hnradöl pu m penflächen .
Körnungsnummer. Sie entspricht nach US-Norm
der M aschenzahl eines Siebes mit 1 Zoll Länge, Innenrundläppen Planläppen
durch dessen Maschen die Körner gerade noch hin-
durchfallen . Nach europäischem Standard (FEPA-
Standard = Federation Europeene de Produits Ab-
Werkst~
··ck ßP W~rk-~ {U1- stu ck
Läpp-
rasifs) wird die Körnung mit P und einer Kennziffer dorn Läppscheibe
angegeben. Beispiel: Körnung zum Feinstschleifen:
P 500 (FEPA-Standard) entspricht einer Körnungs-
nummer von ca . 320 .. .360 nach US-Norm . Bild 3: Läppverfahren
7 Fertigungstechnik

Honen (Ziehschleifen) drückt und gespannt. Die Führung des Ventils erfolgt
in einer Lünette. Zustellung und Winkelanstellung
Honen ist eine Feinbearbeitung durch Spanen erfolgen über den Meißelhalter.
mit gebundenen Schleifkörpern, die geometrisch Bremsbelagabdrehmaschine (Bild 4). Mit ihr kön-
unbestimmte Schneiden aufweisen . nen Übermaßbremsbeläge in montiertem Zustand
Gehont werden z.B. Hauptbremszylinder, Radzylin- auf das gewünschte neue Maß entsprechend dem
der, Motorzylinder (Bild 1). Beim Honen eines Motor- Bremstrommeldurchmesser rundgedreht werden .
zylinders entsteht durch eine Dreh-, Hub-Bewegung Das Gerät wird dazu auf den Achstrichter montiert.
des Honwerkzeugs ein Kreuzschliff. Dadurch wird die Durch das Abdrehen lassen sich folgende Fehler
Haftfähigkeit des Öls an der Zylinderwand verbessert. ausgleichen:
• Verzogene Bremsbacken
• Verzug in den Bremsankerblechen
• Abweichungen in der Rundheit der Bremsbeläge


Beim Abdrehen muss der Staub abgesaugt wer-
den.

Bild 1: Zylinderhonen

7.4.3.7 Sonderverfahren für die


Kraftfahrzeuginstandsetzung

Für die fachgerechte Instandsetzung von Kfz-Tei-


len werden spezielle Bearbeitungsverfahren mit Bild 4: Bremsbelagabdrehmaschine
Sondermaschinen eingesetzt.
Zylinderblock- und Zylinderkopf-Schleifmaschine/
Ventilsitzdrehmaschine (Bild 2). Mit ihr können Ven- Fräsmaschine (Bild 5). Dies sind spezielle Maschi-
tilsitze feingedreht werden. Der Führungsdorn (Pilot) nen, die sich zum Bearbeiten von Dichtflächen (Pla-
des Ventildrehwerkzeugs muss dazu in der Ventil- nen) an Zylinderköpfen und Zylinderkurbelgehäusen
führung spielfrei und winkelgerecht eingesetzt wer- aus Gusseisen oder Aluminiumlegierung eignen.
den. Mit dem Drehmeißel, der drei Hartmetallschnei- Eine im Werkzeugkopf eingespannte rotierende Seg-
den besitzt (Ventilsitzwinkel 45°, Korrekturwinkel mentscheibe führt dabei die Schnitt- und Vorschub-
15°, 75°), ist es möglich, mit einer Aufspannung drei bewegung aus. Bei Al-Legierungen wird anstelle der
Arbeitsgänge auszuführen . Segmentscheibe ein Messerkopf verwendet.

Bild 2: Ventilsitz- Bild 3: Ventilkegel-


drehmaschine drehmaschine
Ventilkegel-Drehmaschine (Bild 3). Mit ihr können
Ventilteller feingedreht werden. Das Ventil wird an Bild 5: Zylinderblock- und Zylinderkopf-Schleifmaschine/
den federnden Zentrierkegel im Spindelstock ge- Fräsmaschine
7 Fertigungstechnil< 141

7.5 Trennen durch Zerteilen


Zerteilen ist ein mechanisches Trennen. Es ent-
steht dabei ein Werkstückrest in vorher festge-
legter Form, ohne dass dabei Späne entstehen.
Man unterscheidet dabei Scher- und Keilschnei- Bild 2: Durchlaufblechschere
den.
Ideal-Blechscheren (Bild 3) werden für Kurvenschnit-
te und gerade Schnitte verwendet.
7.5.1 Scherschneiden

Scherschneiden ist ein spanloses Zerteilen


zwischen zwei Schneiden, die sich aneinander
vorbei bewegen. Der Werkstoff wird dabei ab- Bild 3: Ideal-Blechschere
geschert.

Scherschneiden wird in Geschlossen-Schneiden


und Offen-Schneiden unterteilt.
Lochblechscheren werden zum Schneiden von Aus-
sparungen verwendet. Das Ausschneiden beginnt
meist von einer Bohrung aus.
II
Geschlossen-Schneiden erg ibt eine in sich geschlos-
sene Schnittlinie z.B. bei Herausschneiden (Stanzen) Knabber-Biechscheren (Bild 4) schneiden dünne
von Bohrungen bei Massenteilen. Bleche- auch gebogene und gewellte- ohne Defor-
mation der Blechoberfl äche. Beim Schneiden ent-
Offen-Schneiden ergibt eine offene Schnittlinie. steht ein schmaler Blechstreifen, der sich spiralen-
Dabei wird der Werkstoff mit Scheren zerteilt, z.B. förmig aufrollt. Die Schnittkanten sind sauber und
beim Abschneiden eines Blechstreifens mit einer gratfrei. Es lassen sich Figurenschnitte mit engen
.Blechschere. Radien und rechteckige Ausschnitte ohne Spanbe-
hinderung herausarbeiten.
Schneiden mit Scheren
Beim Schneiden mit der Hand- oder der Maschinen-
schere durchschneiden die Schermesser etwa 7/10
der W erkstoffdicke, der restliche Teil des Qu erschnit-
tes bricht vollends durch.
Die Schneiden der Schermesser haben einen Span- Bild 4: Knabber·Biechschere
winkel von etwa S0 • Dies erleichtert das Eindringen
in den Werkstoff. Der Freiwinkel von 1,sobis 3° ver-
Druckluft-Biechknabber (Bild 5). Er wird in der Ka-
ringert die Reibung beim Durchschneiden (Bild 1).
rosseri e-Inst andsetzung f ür gerade Schnitte und
Kurvenschnitte verwendet.
o •- Scherm esser
~ ?-' l--[)8<
~ o ben
'Y - "·o>
~ <?~
so

Scherm esser - i- Bild 5: Druckluft·Biechknabber


unten
,_,
Hebelblechscheren (Bild 6) schneiden Bleche bis
Bild 1: Winkel an den Schermessern etwa 8 mm Dicke.

Betätigungshebel
Handblechscheren dienen zum Trennen von Ble-
chen bis maximall ,8 mm Dicke. Sie w erden entspre-
chend dem Einsatzzweck unterschieden.
Oberm esser
Durchlaufblechscheren (Bild 2) w erden für lange ge-
rade Schnitte verwendet . Der Drehpunkt der Scher- Unterm esse r
schneiden liegt über dem Blech. Das Blech läuft un-
terhalb der Hand, es besteht keine Verletzungsgefahr.
Zuschnitt und Reststück w erden nicht verformt. Bild 6: Hebelblechschere
142 7 Fertigungstechnil<

7 5 2 Keilschneiden Rohrabschneider (Bild 3). Er dient zum rechtwink-


ligen Abschneiden von Rohren z.B. Bremsleitungen.
Keilschneiden ist ein mechanisches, span loses Beim Drehen der Zustellschraube spannen sich die
Tellerfedern, das Schneidrad wird in das Rohr ge-
Zerteilen von Werkstücken mit einer keilförmigen
drückt. Es zerteilt beim Drehen des Rohrabschnei-
Schneide oder mit zwei keilförmigen Schneiden.
ders durch die Anpresskraft der Tellerfedern das
Das Keilschneiden wird unterteilt in Rohr. Die Regulierung der Federspannung erfolgt
• Messerschneiden mit einer Schneide z.B. mit über die Zustellschraube.
einem Locheisen
• Beißschneiden mit zwei Schneiden z.B. mit einem
Seitenschneider.
Vorgang beim Keilschneiden (Bild 1):
• Vorkerben des Werkstückes durch Eindringen Tellerfeder
einer oder beider Keilschneiden

• $
• Einkerben und Verdrängen des Werkstoffes Andrü ckroll en
• Auseinanderdrängen und schließlich Zerreißen
Schneidrad
des Werkstoffes
Der Zerteilvorgang (Bild 1) wird allein nur durch den
Keilwinkel bestimmt, da immer beide Flächen des
Bild 3: Rohrabschneider
Schneidkeils im Eingriff sind. Deshalb ist weder ein
Frei- noch ein Spanwinkel vorhanden.
Beißschneiden

en cn
Vorkerben Einkerben Au seinander-
drängen
Zweischneidige W erkzeuge (Bild 4) zerteilen das
Werkstück durch die Aufeinanderzubewegung der

_k,,;"'"" ~"'''"'"'
beiden Keilschneiden. Die Trennung des Werk-
stückes erfolgt von beiden Seiten aus.

Bild 1: Zerteilvorgang
~~~~
: Kneifzange

Für die Kei lschneidwerkzeuge gilt:


Seitenschneider

Schlageindringkraft groß klein


Trennkraft klein groß
Werkzeugstandzeit groß klein
Vornschn eider

Messerschneiden
Einschneidige W erkzeuge zerteilen das W erkstück
m it einer keilförmigen Schneide von einer Seite
aus. Beim Messerschneiden weicher Werkstoffe ~ Bolzenschneider

wie z.B. Kork dringt die Messerschneide nach dem


Zerteilvorg ang in die Unterlage ein, deshalb muss Bild 4: Zweischneidige Werkzeuge
die Unterlage aus einer weichen Platte bestehen,
damit die Messerschneide nicht beschädigt wird. Arbeitsregeln
Einschneidige Zerteilwerkzeuge sind z.B. senkrecht • Da beim Schneiden von Blechen scharfe Kan-
wirkende Flachmeißel und Aushaumeißel, Loch- ten und Grate entstehen, sind Arbeitshand-
eisen, Rohrabschneider (Bild 2, Bild 3). schuhe zu tragen.
• Werkstücke immer entgraten.

WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Welcher Unterschied besteht zwischen Scher- und
Keilschneiden?
2 Für welche Arbeiten werden Durchlaufblechsche-
ren, Ideal-Blechscheren und Knabber-Biechscheren
vorwiegend verwendet?
Au shaumeißel Flachmeißel
3 Welcher Zusammenhang besteht beim Keil-
schneiden zwischen Keilwinkel und Trennkraft?
Bild 2: Einschneidige Werkzeuge
7 Fertigungstechnil< 143

7.6 Fügen te zu übertragen. Die Reibungskraft zwischen den


Berührungsflächen muss größer sein als die größte
Fügen ist das Verbinden von zwei oder mehreren im Betrieb auftretende Verschiebekraft.
Werkstücken miteinander. Dadurch wird der Zu- Beispiel: Einscheibenkupplung (Bild 1). Dabei wird
sammenhalt an der Verbindungsstelle hergestellt die Kupplungsscheibe von der Kupplungsdruck-
und insgesamt vergrößert. platte so gegen das Schwungrad gepresst, dass die
Umfangskraft an Schwungrad und Kupplungsdruck-
Bei Kraftfahrzeugen werden je nach den geforderten platte sicher auf die Kupplungsscheibe übertragen
Eigenschaften Fügeverbindungen wie z.B. Schweiß-, werden kann .
Kleb-, Niet-, Schraub-, Keilwellenverbindungen und
Beschichtungen eingesetzt. Formschlüssige Verbindungen sind z.B .
• Stiftverbindungen
• Passfederverbindungen
7.6.1 Einteilung der Fügeverbindungen


• Passschraubenverbindungen
• Keilwellenverbindungen

Zusammenhalt kraftschlüssig, z.B. Schraub-, Die Werkstücke werden durch ihre ineinanderpas-
Klemm-, Pressverbindung senden geometrischen Formen so verbunden, dass
formschlüssig, z.B. Keilwellen- die auftretenden Kräfte übertragen werden können.
verbindung , Passschrauben
vorgespannt formschlüssig, z.B. Beispiel: Keilwellenverbindung (Bild 2). Bei dieser
Welle-Nabe-Verbindung Verbindung greifen die Keile des gefrästen Wellen-
stoffschlüssig, z.B. Schweiß-, profils in die Nuten des entsprechenden Nabenpro-
Klebeverbindung. fils und übertragen die Umfangskraft von der Welle
Beweglichkeit beweglich, z.B. Schlittenführung auf die Nabe.
fest, z.B. Schraub-, Schweiß-,
Nietverbindung
Lösbarkeit lösbar, z.B. Schraubverbindung
unlösbar, z.B. Löt-, Niet-
Schweißverbindung

Einteilung nach dem Zusammenhalt


Kraftschlüssige Verbindungen sind z.B .
Bild 2: Formschlüssige Verbindung
• Schraubverbindungen
• Pressverbindungen
Vorgespannt formschlüssige Verbindungen sind z.B.
• Klemmverbindungen eine Wellen-Naben-Verbindung mit Scheibenfedern
• Reibungskupplungen (Bild 3). Hier werden die Teile kraftschlüssig und form-
schlüssig verbunden. Die auftretenden Kräfte werden
zunächst kraftschlüssig durch Reibung an den Be-
rührungsflächen übertragen. Reicht die Haftreibung
hierfür nicht mehr aus, ist die Kraftübertragung durch
den zusätzlichen Formschluss gewährleistet.

Ausrückgabel

Kupplungs- Bild 3: Vorgespannt formschlüssige Welle-Nabe-


scheibe Verbindung
Bild 1: Kraftschlüssige Verbindung
Stoffschlüssige Verbindungen sind z.B.

Die Werkstücke werden beim Fügen so aufeinander • Schweißverbindungen


gepresst, dass die Reibung an den Berührungsflä- • Lötverbindungen
chen ausreicht, um die im Betrieb auftretenden Kräf- • Klebeverbindungen
144 7 Fertigungstechnil<

Die Bauteile sind so verbunden, dass die im Betrieb Sie können nur durch Zerstörung der gefügten Bau-
auftretenden Kräfte durch Kohäsion und Adhäsion teile wieder getrennt oder durch Zerstörung des Ver-
übertragen werden. bindungselementeswieder in ihre Einzelteile zerlegt
werden .
Kohäsion. Bei Schweißverbindungen sind die Be-
rührungsflächen der gefügten Bauteile miteinander
WiEDERHOLUNGSFRAGEN
verschmolzen. Bei Lötverbindungen legieren die Fü-
geflächen der Bauteile mit dem Lot. 1 Welche Arten von Fügeverbindungen werden un-
terschieden?
Adhäsion. Bei Klebeverbindungen haftet der Kleber 2 Was versteht man unter einer kraftschlüssigen
an den Fügeflächen der Bauteile. Verbindung?
3 Welche Art von Verbindung wird durch eine Keil-
Einteilung nach der Beweglichkeit wellenverbindung hergestellt?

Bewegliche Verbindungen sind z.B. 4 Welche Art von Verbindung wird durch eine
Schweißverbindung hergestellt?


• Schlittenführungen
• Gewindespindel mit Mutter
• Schiebestück auf Gelenkwelle
• Gelenkgabeln
7.6.2 Gewinde

Dabei können die gefügten Werkstücke ihre Lage zu- Bauteile werden häufig durch Verschrauben
einander in bestimmten Grenzen verändern (Bild 1). eines Außengewindes mit einem Innengewinde
verbunden.
Feste Verbindungen sind z.B.
• Schraubverbindungen • Nietverbindungen Schraubenlinie. Sie entsteht, wenn eine schiefe Ebe-
• Stiftverbindungen • Pressverbindungen ne um einen Zylinder gewickelt wird (Bild 4).

Hier können die gefügten Werkstücke ihre Lage zuei- d


nander nicht verändern (Bild 2).
Q.
Cl
c
"'
.~
Q)
~~~~LJ_L~LL~L1__L ~

Bild 4: Schraubenlinie

Dabei entspricht die Grundlinie der schiefen Ebene


Bild 1: Schlittenführung, als Bild 2: Schraube, als
bewegliche Verbindung feste Verbindung dem Zylinderumfang, die Höhe der schiefen Ebene
der Steigung P der Schraubenlinie. Die dem rechten
Winkel gegenüberliegende Seite entspricht der Län-
Einteilung nach der Lösbarkeit
ge der Schraubenlinie. Der von der Grundl inie und
Lösbare Verbindungen sind z.B.
der Schraubenlinie eingeschlossene Winkel ist der
• Schraubverbindungen • Klemmverbindungen Steigungswinkel a .
• Passfederverbindungen • Stiftverbindungen
Gewindeeinteilung. Gewinde kann man einteilen
Sie können ohne Zerstörung der verbundenen Bau- nach
teile oder des Verbindungselementes zerlegt und • Gewindeprofil • Verwendungszweck
wieder zusammengebaut werden (Bild 3).
• Gängigkeit • Gewindeaufbau
Unlösbare Verbindungen sind z.B.
• Schweißverbindungen • Klebverbindungen
• Lötverbindungen • Nietverbindungen
Spitz- Trapez- Sägen- Rund -
gewinde gewinde gewinde gewind e

Bild 5: Gewindeprofile

Gewindeprofile (Bild 5). Es gibt Spitz-, Trapez-, Sä-


gen- und Rundgewinde. Blech- und Holzschrauben
Bild 3: Klemmverbindung als lösbare Verbindung haben besondere Profile.
7 Fertigungstechnik 145

Befestigungsgewinde sind vorwiegend Spitzgewin-


de. Die Reibung an den Gewindeflanken bewirkt, Bezeichnung:
dass eine Selbsthemmung eintritt, d.h. die Schrau- Metrisches Gewindeaußen-
ben können sich nicht selbst lösen; dies ist der Fall, ISO-Gewinde durchmesser
wenn der Steigungswinkel kleiner als 15° ist. 42mm
Bewegungsgewinde sind vorwiegend Trapez-, Sä-
gen- und Rundgewinde. Sie können drehende in
Metrisches ISO-Feingewinde. Es hat bei gleichem
geradlinige (z.B. Lenkgetriebe) oder geradlinige in
Flankenwinkel wie das Regelgewinde eine kleinere
drehende Bewegungen umwandeln.
Gewindetiefe. Wegen der kleineren Steigung ergibt
Gängigkeit (Bild 1). Man unterscheidet ein- und sich bei gleichem Anzugsdrehmoment eine größere
mehrgängige Gewinde. Die Gängigkeit gibt an, Vorspannung als bei Regelgewinden.
wie viele Gewindegänge (Schraubenlinien) um den
Zylinder laufen. Sie ist bestimmt durch die Anzahl Bezeichnung :

CT
M 16 X 1,5


der Gewindeanfänge. M ehrgängige Gewinde haben Metrisches lf I Steigung
eine große Steigung. Man erreicht durch eine klei-
ne Drehung eine große axiale Bewegung bei hoher
ISO-Feingewinde l 11,5mm
Gewindedurch-
Tragfähigkeit.
messer 16 mm

eingänl ig II Cl
Olc Vorteile des Feingewindes gegenüber dem Regelge-
c :J
II Cl ~=-=
OlQ)
winde sind:
Olc · -~
c :J ~X • Größere Dichtwirkung
::I .2' (f)cry
== a.>
~ci) • Größere Vorspannkraft und Selbsthemmung bei
gleichem Anzugsdrehmoment
Bild 1: Ein- und mehrgängiges Gewinde
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Wie entsteht eine Schraubenlinie?
Gewindeaufbau und Normung. Die Normen für Ge- 2 Warum verwendet man mehrgängige Gewinde?
windeprofile erfassen u. a. folgende Größen (Bild 2):
3 Welches sind die wichtigsten Gewindearten?
• Außendurchmesser • Flankenwinkel 4 Was versteht man unter Gewindesteigung?
• Kerndurchmesser • Steigung
• Flankendurchmesser • Rundungen,
Abflachungen

7.6.3 Schraubverbindungen

Schraubverbindungen sind meist lösbare kraft-


Gewinde- schlüssige Verbindungen, einige von ihnen sind
profil
Flanken- formschlüssige Verbindungen.
winkel
Die verwendeten Schrauben unterscheiden sich vor
allem in der Form des Schraubenkopfes und des
Schraubenschaftes.

Bild 2: Bezeichnungen am Gewinde


Für eine ausreichende Kraftübertragung muss die
Mindesteinschraubtiefe berücksichtigt werden.

Metrisches ISO-Gewinde, Regelgewinde (Bild 3). Schrauben und Muttern


Der Flankenwinkel beträgt 60°. Sechskantschrauben werden als Du rchsteckschrau-
ben (Bild 4) mit Muttern verwendet, wenn das W erk-
stück mit Durchgangslöchern versehen ist.

Bild 3: Metrisches ISO-Gewinde Bild 4 : Sechskantschraube als Durchsteckschraube


146 7 Fertigungstechnif<

Sechskantschrauben werden als Einziehschrauben


~
(Bild 1) ohne Muttern, verwendet, wenn das Mutter-
gewinde in das Werkstück eingeschnitten ist. n lH III II
II I II II
'--

Bild 4: Stiftschraube

Passschrauben (Bild 5) sind mit ihrem geschliffenen


Schaft, dessen Durchmesser etwas größer ist als der
Bild 1: Sechskantschraube als Einziehschraube Gewindedurchmesser, in die geriebene Bohrung der
Werkstücke eingepasst. Durch den Schraubenschaft
Zylinderschrauben mit lnnensechskant (Inbusschrau-
können große Querkräfte zwischen den Werkstü-
be, Bild 2) sind platzsparend durch den zylindrischen
cken übertragen werden.
Schraubenkopf. Dadurch können die Schraubenab-
Daneben können mit Passschraubenverbindungen


stände klein gehalten werden . Der Schraubenkopf
an den Fügeflächen der Werkstücke große Rei-
wird häufig im Werkstück versenkt. Als Sonderbau-
bungskräfte übertragen werden. Außerdem wird
formen werden auch Zylinderschrauben mit lnnen-
durch eine Passschraubenverbindung die genaue
vielzahnprofil und mit Innenkeilprofil verwendet.
Lage der Werkstücke zueinander gewährleistet.
I
~
F===l
=tt-·-+ ·---*· -
6;'.
--'
·- ·
F=='
I


lnnensechskant-
schraube

Bild 2: Zylinderschrauben
~
lnnenvielzahn-
schraube •
lnnenkeilprofil-
schraube

TORX-Schrauben (Bild 3). Sie haben einen Kopf mit


Bild 5: Passschraube

Passdehnschrauben (Bild 6) verwendet man, wenn


die Schraubverbindung im Betrieb dauernden Wech-
selbelastungen ausgesetzt ist, z B. am Pleuelfuß.
Herkömmliche Schaftschrauben würden bei dau-
einer sechszahnigen sternförmigen Aussparung (ln- ernder Wechselbelastung nach einiger Zeit infolge
nen-TORX) oder einem entsprechenden Aufsatz (Au- Ermüdung sich lösen oder brechen, auch wenn sie
ßen-TORX) zum Ansetzen der Schraubwerkzeuge. genügend stark ausgeführt sind.
Durch die gerundeten Übergänge im Kopfprofil und
die flächige Anlage der Schraubwerkzeuge können
große Anzugsdrehmomente ohne Überbeanspru-
chung von Schraubenkopf und Schraubwerkzeug
sicher übertragen werden .

Bild 6: Passdehnschraube

Der Schaftdurchmesser der Passdehnschraube be-


trägt nur etwa 90 % des Gewindekerndurchmessers,
ausgenommen an Stellen, an denen die Passdehn-
Bild 3: TORX-Schrauben schraube in der Bohrung anliegen soll. Durch den
Stiftschrauben (Bild 4) verwendet man, wenn die dünnen Schaft wird die Passdehnschraube zu einer
Schraubverbindung häufig gelöst werden muss und farmelastischen Schraube.
das Innengewinde im Werkstück durch häufiges Lö- Die mit dem Drehmomentschlüssel angezogene
sen abgenützt würde, z.B. Zylinderkopfschrauben Dehnschraube (auch Fließschaftschraubel ist mit
in einem Leichtmetallblock. Die Stiftschraube wird einer Zugkraft vorgespannt, die über der Streckgren-
mit dem kurzen Gewindeende in das Innengewin- ze liegt. Dadurch wird die Dehnschraube plastisch
de mithilfe eines Stiftsetzers fest eingesetzt und im verformt und kann deshalb nicht wiederverwendet
Allgemeinen nicht mehr herausgeschraubt. Beim werden.
Lösen der Verbindung wird nur die Sechskantmutter Dehnschrauben halten ihre Vorspannung selbst und
gelöst. benötigen daher keine Schraubensicherung.
7 Fertigungstechnil< 147

Schlitzschrauben und Kreuzschlitzschrauben (Bild Schneidbohrungen, mit deren Hilfe das Gewinde im
1) können als Zylinder-, Senk-, Linsen- oder Linsen- Werkstück beim Eindrehen des Einsatzes selbsttätig
senkschrauben mit Schlitz oder Kreuzschlitz ausge- geschnitten w ird.
führt sein. ln den Schraubenköpfen mit Kreuzschlitz
Eine andere Bauart von Gewindeeinsätzen besteht
zentriert sich der Schraubendreher besser und er-
aus rhombenförmigem Stahldraht. Der Stahldraht
möglicht ein festeres Anziehen als bei Schrauben-
wird zu einer federnden Wendel geformt, wobei
köpfen mit Schlitz.
ein Innen- und ein Außengewinde entsteht. ln das
Kernloch des Werkstücks wird mit einem Spezial-
gewindebohrer ein Gewinde geschnitten und der
Gewindeeinsatz mit einem Einbauwerkzeug unter
Vorspannung eingedreht.
Zylinder- Senk- Linsenzylinder-
schraube schraube schraube Linsensenkschrauben


Bild 1: Schlitzschrauben

Gewindestifte (Bild 2) sind Schrauben mit Gewinde


auf der ganzen Länge. Je nach Verwendung sind sie
mit verschiedenartigen Enden, z.B. Spitze, Zapfen
oder Ringschneide, versehen. Sie dienen zum Befes-
tigen oder Sichern von Naben oder Lagern.

~
~
M1
bis M5

M6
bis M24 ~
mit Spitze
m
mit Ringschneide mit Zapfen
Bild 4: Gewindeeinsätze

Muttern werden, ihrem Verwendungszweck ent-


Bild 2: Gewindestifte
sprechend, in sehr verschiedenen Formen herge-
stellt. M an unterscheidet:
Blechschrauben (Bild 3) w erden für Verbindung en
mit Blechen verwendet. Sie werden hergestellt als Sechskantmuttern (Bild 5) haben eine Höhe von
Schlitz-, Kreuzschlitz- oder Sechskantschrauben. etwa 0,8 x d oder 0,5 x d (Fiachmuttern).
Sie schneiden sich beim Einschrauben das Mutter-
gewinde selbst. Das vorgebohrte Loch im Blech soll Kronenmuttern mit 6 oder 10 Schlitzen werden ver-
etwa den gleichen Durchmesser wie der Schrauben- wendet, wenn mit Splinten gesichert werden sol l.
kern haben.
Hutmuttern (Bild 1, Seite 148) decken das Gewinde
nach außen ab, schützen es vor Beschädigung, ge-
ben der Verschraubung ein schönes Aussehen und
schützen vor Verletzungen.

Überwurfmutter (Bild 5) verwendet man bei Rohr-


verschraubung en.

Bild 3: Blechschrauben

Gewindeeinsätze (Bild 4) werden verwendet, wenn


das Muttergewinde sonst in einen weichen W erkstoff Sechskantmutter Kronenmutter Überwurfmutter
eingeschnitten werden müsste und die Schraubver-
Bild 5: Mutternformen
bindung wiederholt gelöst werden muss oder wenn
das Mutterg ewinde im W erkstück zerstört ist, z. B.
Flügelmuttern (Bild 1, Seite 148) und Rändelmuttern
Zündkerzeng ewinde in einem Leichtmeta ll-Zylinder-
können ohne Hilfsmittel von Hand angezogen w er-
kopf.
den.
Solche Gewindeeinsätze sind mit Innen- und Au-
ßengewinde versehen und gehärtet. Sie besitzen Nutmuttern (Bild 1, Seite 148) dienen z.B. zum Befes-
an ih rem Einschraubende Schneidschlitze oder tigen v on W älzlagern auf Wellen.
7 Fertigungstechnil<

Schweißmuttern und Käfigmuttern (Bild 1) werden ln Kraftfahrzeugen werden meist Schrauben mit ei-
im Karosseriebau verwendet. Schweißmuttern sind ner Festigkeit von 8.8 bis 12.9 verwendet.
meist mit Bund in der Bohrung zentriert und durch
Schweißpunkte an der Karosserie befestigt. Käfig- Muttern aus Stahl sind m it Herstellerzeichen und
muttern sind in einem Blechkäfig entweder lose ein- Festigkeitsklasse gekennzeichnet. Die Festigkeits-
gelegt oder mithilfe von Kunststoffscheiben im Blech- klasse gibt 1/100 der Prüfspannung in N/mm 2 an. So
käfig beweglich eingehängt. Die Kunststoffscheiben gibt die Zahl 10 an, dass die Mutter mit einer Prüf-
verhindern dabei eine elektrostatische Aufladung der spannung von 1000 N/mm 2 belastet werden kann.
Mutter und damit eine Farbbeschichtung des Gewin- (Bild2).
des bei der elektrolytischen Tauchbadgrundierung.
Bei der Paarung von Schraube und Mutter muss
Der Blechkäfig ist mit der Karosserie verschweißt.
darauf geachtet werden, dass die Festigkeitsklasse
der Mutter und Schraube zueinander passen. Z.B.
angeschweißte Warze
Schraube 10.9, Mutter 10 (Bild 2).

[~~~r
• Schweißmutter Hutmutter

Kunststoff-
scheiben
Flügelmutter
Schraubensicherungen
Bei Schraubverbindungen, die ruhender Belastung
ausgesetzt sind, reicht die selbsthemmende W ir-
kung des Gewindes als Sicherung gegen Lösen aus.
Wechselbelastungen im Betrieb, Schwingungen,
Erschütterungen haben jedoch eine dynamische Be-
anspruchung der Schraubverbindungen zur Folge.
Die meisten dieser Schraubverbindungen müssen
gegen unbeabsichtigtes Lösen gesichert werden.
hängende Käfigmutter Nutmutter Man unterscheidet:
• Kraftschlüssige Schraubensicherungen
Bild 1: Mutternformen
• Formschlüssige Schraubensicherungen
Festigkeitsklassen von Schrauben und Muttern • Stoffschlüssige Schraubensicherungen
Schrauben aus Stahl sind mit Herstellerzeichen und
Kraftschlüssige Schraubensicherungen (Bild 1,
Festigkeitsklasse gekennzeichnet. Die Festigkeits-
Seite 149) erreichen ihre Wirkung durch Einbau
klasse wird angegeben du rch zwei Zahlen, die durch
als federnde Elemente unter dem Schraubenkopf
einen Punkt getrennt sind, z.B. 10.9 (Bild 2).
bzw. der Mutter oder durch Erhöhen der Gewinde-
reibung.
Als federnde Elemente verwendet man Federringe,
Federscheiben, Zahnscheiben, Fächerscheiben . Sie
gleichen ein zu starkes Abfallen der Vorspannkraft
aus. Diese kann entstehen durch plastische Verfor-
mung im Gewinde, durch Kriechen des Werkstoffes
bei zu großer Flächenpressung, durch Setzen der
Oberflächenrauheiten oder durch Setzen eingelegter
Länge bis unt er Schrau benkopf
Dichtungen.
10.9 - - - ----,
Zur Erhöhung der Gewindereibung v erwendet man
Mindestzugfestigkeit Mindeststreckgrenze gegeneinander v erspannte Do ppelm uttern (Ko n-
10 x 100 N/mm 2 10 X 9 X 10 N/mm 2
= 1000 N/m m 2 = 900 N/m m 2
termuttern), Muttern m it eingelegt em Ku nststoff-
ring , gequetschte und geschlitzte Muttern. Die große
Bild 2: Festigkeitskennzeichnung von Schrauben Gewindereibung wirkt als Sicherung gegen Los-
und Muttern drehen.

Die erste Zahl gibt 1/100 der Mindestzugfestigkeit


Muttern mit Kunststoffring und gequetschte
des Schraubenwerkstoffes an. Das Produkt beider
Muttern dürfen nur einmal verwendet w erden!
Zahlen entspricht 1/10 der Mindeststreckg renze des
Federnde Elem ente und Sicheru ngsbleche sind
Schraubenw erkstoffes. Bei Standardschrauben darf
als Schraubensicherungen für W echselbean-
die Mindeststreckgrenze nicht überschritten werden.
spruchungen bei großen Querkräften nicht mehr
Deshalb sind die zulässigen Anzugsdrehmomente
zulässig.
der Hersteller zu beachten.
7 Fertigungstechnil< 149

Einschrauben platzen die Mikrokapseln auf und be-


netzen das TrägermateriaL ln beiden Fällen härtet
der Klebstoff bei Metall-Kontakt unter Luftabschluss
aus und sichert dadurch die Verschraubung.

Federrin g

Doppel-
mutter I6
Zahnscheibe Fächerscheibe

obere Mutter Mutter mit


Kunststoffring

.
Federsch eibe

geschlitzt e
Sechskant-
mutter

/
untere Mutter Bo lzen
'%ITii G
mit Kl ebst offbeschichtu ng

Bild 1: Kraftschlüssige Schraubensicherungen Bild 3: Stoffschlüssige Schraubensicherung •

Formschlüssige Schraubensicherungen (Bild 2)


erreichen ihre Wirkung durch die ineinanderpas- Schraubwerkzeuge (Bild 4; Bild 1, Seite 150)
senden geometrischen Formen, die ein Losdrehen Schraubenschlüssel müssen zum Kopf der Schrau-
verhindern. Verwendet werden Kronenmutter mit benverbindung passen. Die Anzugsdrehmomente
Splint, Sicherungsblech, Sperrzahnschraube bzw. entsprechend Tabellen oder Herstellervorschriften
-mutter, Drahtsicherung . sind unbedingt zu beachten!
Die Schrauben und Muttern w erden auf diese Wei-
se nicht zu fest angezogen, wodurch sie beschädigt
werden könnten, andererseits auch nicht zu lose,
was eine ungenügende Befestigung zur Folge hätte.

'S)~~>o
M aul-Ring-Schlüssel
Drahtsicherung Sicherungsbl eche

"'"'"~"'" ~~~~>o
TORX- Ringschlüssel

~~~~~
·~
c:;:;_] ~ gekröpfter Ri ngschl üssel

Kronenm utter mit Spl int


1Jr
Sperrza hnschraube

Bild 2: Formschlüssige Schraubensicherungen


CD Schlitz-Schraubendreher

KreuzschI itz-Sch ra ubend reher

Stoffschlüssige Schraubensicherungen (Bild 3) ent-


Q ln nensechskant-Stiftschlüssel

stehen, wenn die Gewinde miteinander verklebt


w erden. Dies kann mit einem Einkomponentenkleb-
stoff auf zwei Arten durchgeführt w erden. ~ © lnnenvielzahnsch lüssel

Im ersten Fall wird der flüssige Klebstoff auf das


Schraubengewinde aufgetragen und anschließend
die Sch raubverbindung hergestellt.
Im zweiten Fall sind die Schrauben bereits vom Her- Ro hrst eckschlüssel
steller mit einem Klebstoff-Trägermaterial beschich-
tet, welches sogenannte Mikrokapseln enthält. Beim Bild 4: Schraubwerkzeuge
150 7 Fertigungstechnil<

7.6.4 Stiftverbindungen

Stiftverbindungen sind formschlüssige lösbare


Verbindungen. Entsprechend ihrem Verwen-
dungszweck unterscheidet man Passstifte, Ab-

( L,.J t?'l\~
Steck- Innen-
~
~ lnnen-
scherstifte und Befestigungsstifte.

Befestigungsstifte verbinden zwei oder mehrere


schlüssel- Y sechskant- Y vielzahn-
Werkstücke kraftschlüssig und formschlüssig mit-
Einsatz Einsatz Einsatz
einander. Sie werden mit Übermaß in die Bohrung
getrieben und übertragen so die Kräfte.

Passstifte sollen keine Kräfte übertragen, sondern


f?'7. ~ die genaue Lage zweier Werkstücke zueinander


Innen- TORX- lnnenkeilprofil-
~ E1nsatz ~ E1nsatz festlegen. Sie verhindern ein Verschieben der Werk-
stücke, vor allem bei der Montage, und erleichtern
so den Zusammenbau.

Zylinderstifte (Bild 2) werden hergestellt mit Ke-


gelkuppe oder mit Linsenkuppe. Zylinderstifte mit
Kegelkuppe sind gefertigt aus blank gezogenem
Rundstahl (Toleranzfeld h8) . Sie können meist mit
anzeigender Spiel in die geriebene Bohrung eingesetzt werden.
Drehmom entschlüssel Zylinderstifte mit Linsenkuppe sind geschliffen (To-
leranzfeld m6). Sie müssen meist mit Übermaß in
die geriebene Bohrung getrieben werden.

blank gezogen geschliffen


einstellbarer Drehmomentschlüssel I I
E- -II- E - -&-
Bild 1: Schraubwerkzeuge Bild 2: Zylinderstifte

Drehmomentschlüssel (Bild1). Nur mit ihm ist es Kegelstifte (Bild 3) haben eine Kegelverjüngung von
gewährleistet, dass die Schraubverbindung mit der 1 : 50 und können in geriebenen Bohrungen ver-
richtigen Vorspannung angezogen wird . Er zeigt an wendet werden . Der Kegelstift wird mit dem Ham-
einer Skale die Größe des Drehmomentes an, mit mer eingetrieben, bis die Stiftkuppe bündig mit dem
dem die Schraube angezogen wird, oder es werden Werkstück abschließt.

r
Drehmomentschlüssel verwendet, die auf ein be-
stimmtes Drehmoment eingestellt werden können. 1: 50 geschliffen
Sobald beim Anziehen d ieses Drehmoment erreicht I
wird, rastet der Schlüssel hörbar und fühlbar aus. E -- -- ---3-
Drehmomentschlüssel müssen in regelmäßigen
Abständen geeicht werden. Nach Gebrauch sind
einstellbare Drehmomentschlüssel auf das kleinste
r 1; 50 geschliffen

Drehmoment einzustellen . Hierdurch bleibt die Ein- E - - -fE-33-


stellgenauigkeit über einen längeren Zeitraum ge-
währleistet. ~ 1 :50 geschliffen

WIEDERHOLUNGSFRAGEN

1 Welches sind gebräuchliche Schraubenarten?


E-------m
I _ I

2 ln welchen Fällen werden Stiftschrauben verwen- Bild 3: Kegelstifte Bild 4: Spann-


det? stift
3 Was versteht man unter Dehnschrauben?
Beim Lösen der Ve rbindung muss der Kegelstift
4 Welche Festigkeitswerte werden durch die Zahlen
bei Durchgangsbohrungen von der gegenüberlie-
auf dem Schraubenkopf angegeben?
genden Seite ausgetrieben werden . Kegelstifte für
5 Welche Arten von Muttern unterscheidet man?
Grundbohrungen haben einen Gewindezapfen oder
6 Welches sind kraftschlüssige Schraubensiche-
ein lnnengewinde, mit deren Hilfe sie wieder aus der
rungen?
Bohrung gezogen werden können .
7 Fertigungstechnil< 151

Abscherstifte sichern empfindliche Bauteile vor Nietwerkstoffe. Der Nietwerkstoff muss sich gut
Überbeanspruchung. Sie übertragen die gesamte umformen lassen und über eine ausreichende Fes-
Antriebskraft und werden dabei auf Abscheren be- tigkeit verfügen; er darf beim Bilden des Schließ-
ansprucht. Der Abscherstift ist die Sollbruchstelle der kopfes nicht reißen. Zur Vermeidung von Korrosion
Verbindung. Bei zu großer Beanspruchung wird er sollen die Niete möglichst aus dem gleichen Werk-
abgeschert und damit die Verbindung unterbrochen. stoff bestehen wie die Werkstücke. Verwendet wer-
Nach der Form kann man Stifte einteilen in: den meist Niete aus Stahl, Kupfer, Kupfer-Zink- und
Aluminium-Legierungen.
• Zylinderstifte
• Kegelstifte Nietvorgang (Bild 2). Der eingesetzte Niet wird mit
• Spannstifte (Spannhülsen) dem Setzkopf auf dem Setzstock aufgelegt. Mit
dem Nietzieher werden die Werkstücke zusammen
• Kerbstifte
gepresst. Der Nietschaft wird angestaucht und an-
Spannstifte (Spannhülsen, Bild 4, Seite 150) sind geschrägt. Mit dem Döpper wird der Schließkopf
geschlitzte Hohlzylinder aus Federstahl. Ihr Durch- geformt. Zur Bildung des Schließkopfes muss das
messer ist 0,2 mm bis 0,5 mm größer als die Boh- überstehende Schaftende eine bestimmte Länge
haben, z.B. 3 mm bei Hohlnieten mit 4 mm Schaft-
7
rung im Werkstück. Beim Eintreiben wird der Spann-
stift elastisch verformt und erzeugt die notwendige durchmesser. Der fertig geschlagene Niet besteht
Anpressung. aus Setzkopf, Schaft und Schließkopf.

Kerbstifte (Bild 1) sind zylindrische Stifte, die am


Döpper
Umfang mit drei eingewalzten Kerben versehen
sind. Durch unterschiedliches Einwalzen der Kerben Schließ-
lassen sich verschiedene Formen von Kerbstiften kopf
herstellen. Beim Eintreiben in die Bohrung drücken
sich die Wülste teilweise in die Kerben zurück und
ergeben auch in nicht ausgeriebenen Bohrungen ei-
einziehen anschrägen fertigformen
nen festen Sitz.
Bild 2: Arbeitsgänge beim Nieten

Nietarten
Niete mit vollem Schaft (Bild 3) werden verwendet,
Zylinderkerbstift Knebelkerbstift
wenn große Kräfte zu übertragen sind. Man verwen-
det sie z.B. zur Verbindung von tragenden Bauteilen
an Rahmen von Nutzfahrzeugen.
Hohlniete (Bild 4) und Niete mit angebohrtem Schaft
werden verwendet zum Aufnieten von Kupplungs-
Kegelkerbstift Passkerbstift
belägen und Bremsbelägen. Der Schließkopf wird
gebildet durch Um bördeln des Schaftendes.
Bild 1: Kerbstifte
Halbrundniet Schließ-
kopf

7.6.5 Nietverbindungen

Nietverbindungen sind unlösbare Verbindungen.


Bei ihrer Herstellung wird der überstehende Niet-
schaft durch Stauchen oder Bördeln zum Schließ-
kopf umgeformt. Niete können nach Kopf- und
Schaftform sowie nach dem Nietverfahren einge-
teilt werden.

Nietverbindungen eignen sich besonders für den


Leichtmetallbau, da sich beim Schweißen aushärt-
Bild 3: Niete mit vollem Bild 4: Hohlniet
barer Aluminiuml egierungen deren Festigkeit ver- Schaft
ringern würde.
in der Leichtmetallkarosserie z.B. eines Audi A2 Nach der Kopfform unterscheidet man bei Nieten mit
werden etwa 1800 Stanznietverbindungen ein- vollem Schaft vor allem Halbrundniete und Senknie-
gesetzt. te. Hohlniete sind meist mit flachem Kopf ausgeführt.
152 7 Fertigungstechnil<

Blindniete sind z.B. Dornniete, Blindnietmuttern und • Hohe Festigkeit.


Spreizniete. Sie werden verwendet, wenn die Niet- • Geringerer Energiebedarf als beim Punktschwei-
stelle nur von einer Seite zugänglich ist. ßen.

Dornniete (Bild 1) bestehen aus einem Hohlniet mit


Dorn. Mit der Nietzange wird durch den Dorn das
überstehende Schaftende zum Schließkopf geformt.
Der Dorn bricht an der Sollbruchstelle.

Blindnietmuttern (Bild 2). Im Innengewinde der Niet-


mutter wird ein Gewindedorn eingeschraubt, der
beim Nieten mit der Nietzange den überstehenden
Nietschaft einzieht und den Schließkopf formt.
Niederhalten Stanzen

• ausgestanzt er
Werkstoff

Nietspreizung Fertige Stanzniet-


verbindung

Bild 4: Vorgang des Stanznietens

Bild 1: Dornniet Bild 2: Blindnietmutter


7.6 6 Durchsetzfügen (Ciinchen)
Spreizniete (Bild 3) sind Hohlniete mit geschlitztem
Schattende, in die ein Kerbstift eingesetzt ist. Beim Durchsetzfügeverbindungen sind unlösbare,
Einschlagen des Kerbstiftes wird das geschlitzte kraft-und formschlüssige Verbindungen. Bei ihrer
Schaftende aufgeweitet Herstellung werden zwei oder mehr Bleche bzw.
Profile durchgesetzt und anschließend gestaucht.

Durchsetzfügen wird im Karosseriebau eingesetzt.


Man erhält eine kostengünstige, schnelle und sau-
bere Verbindung für nicht tragende Karosseri eteile.

Stempel Blech B,
matrizenseitig

I~
Bild 3: Spreizniet

~
Stanznieten
Beim Stanzniet en (Bild 4) wird z.B. ein Halbhohlniet
vom Stempel des Nietwerkzeuges durch die st em -
Mat rize Amboss
pelseitige Blechlag e gedrückt. Die zweite Blechlage Stauchen/
Durchsetzen Stauchen Planieren
wird durch den Niet plastisch verformt ohne von ihm
durchdrungen zu w erden. Durch die Form der Matri- a) Arbeitsverfahren
ze spreizt sich der Fu ß des Halbhohlnietes und bildet
einen Schließkopf.
Stahlstanzniete w erden zur Vermeidung von Kon-
taktkorrosion beschichtet.
Vorteile vo n Stanznietverbindung en sind:
• Kein Vorlochen der Bleche nötig. b) Fertige Durchsetzfügeverbindung
• Keine Durchtrennung des unteren Bleches und
dadurch eine dichte Verbindung. Bild 5: Durchsetzfügen
7 Fertigungstechnil< 153

Durchsetzvorgang. Der Vorgang läuft in drei Stu-


fen ab. Der Stempel (Bild 5, Seite 152) presst beim
Durchsetzen die beiden Bleche in eine Matrize, bis
diese den Amboss berühren . Beim Stauchen drücken
Amboss und Stempel gegeneinander und bewirken
eine Kaltverfestigung des Werkstoffs. Im Bereich der
Stauchung wird der Werkstoffdurchmesser größer
und die Werkstoffdicke geringer. Deshalb müssen
die seitlichen Matrizenteile verschiebbar sein.
Durch das Planieren wird die Fügesteile weiter ge-
staucht und gleichzeitig eingeebnet. Bild 2: Scheibenfeder-Verbindung

WiEDERHOLUNGSFRAGEN
Scheibenfeder-Verbindungen (Bild 2) hierbei wird
1 Welche Stifte unterscheidet man nach der Form?
die Welle durch die tief eingefräste Nut in ihrem
2 Welche Aufgaben haben Passstifte?
Querschnitt stark geschwächt. Solche Verbindungen •
3 ln welchen Fällen verwendet man Blindniete? können nur kleine Drehmomente übertragen . Schei-
4 Welche Vorteile haben Stanznietverbindungen? benfeder-Verbindungen an kegeligen Wellenenden
5 Für welche Karosserieteile eignet sich das Durch- haben vor allem eine Sicherungswirkung. Das Dreh-
setzfügen? moment wird kraftschlüssig über den Kegelsitz über-
tragen.

Keilwellen-Verbindungen (Bild 3). Bei stoßartigen


7 6 7 Welle-Nabe-Verbindungen Drehmomentbelastungen werden Keilwellen-Ver-
bindungen verwendet, weil das Drehmoment auf
Welle-Nabe-Verbindungen sind meist form- mehrere Eingriffe verteilt am Umfang übertragen
schlüssige lösbare Verbindungen . Der Form- werden kann . Daneben sind Keilwellen-Verbin-
schluss gewährleistet die sichere Übertragung dungen sehr gut geeignet für bewegliche Welle-
des Drehmomentes; die Lösbarkeit erleichtert die Nabe-Verbindungen, z. B. Kupplungsscheibe auf
Montage bzw. die Demontage. Getriebeantriebswelle oder Schiebestück auf Ge-
lenkwelle.
Welle-Nabe-Verbindungen dieser Art sind
• Passfeder-Verbindungen Keilwell e Kerbzahnwell e

• Kerbzahn-Profile
• Keilwellen-Verbindungen
• Zahnrad-Profile
• Scheibenfeder-Verbindungen
Passfeder-Verbindungen (Bild 1).1n die Welle ist eine Keiln abe Kerbzahnnabe
Längsnut gefräst. Die Nabe hat in ihrer Bohrung eine
Längsnut von gleicher Breite. Die in die Wellennut Bild 3: Keilwellen-Profil Bild 4: Kerbzahn-Profil
eingelegte Passfeder überträgt mit ihren Seitenflä-
chen die Umfangskraft von der Welle auf die Nabe. Kerbzahn-Profile (Kerbverzahnungen, Bild 4) schwä-
Durch die Passfeder entsteht eine Mitnehmerver- chen mit ihrem feineren Profil Welle und Nabe nicht
bindung. Gegen axiales Verschieben der Nabe auf so sehr durch tiefe Nuten wie das Keilwellen-Profil
der Welle muss die Passfeder-Verbindung gesichert und verteilen das Drehmoment noch besser auf den
werden. Umfang.

Nabe
Durch die kleinere Teilung kann die Lage von Welle
Passf eder und Nabe einander gut zugeordnet werden, z. B. das

~
Lenkrad auf der Lenkspindel oder der Drehstab in
der Federschwinge.

Zahnrad-Profile (Bild 1, Seite 154) verwenden z. B.


eine Evolventenverzahnung vor allem zur beweg-
lichen Verbindung von Welle und Nabe. Die Art der
Welle Verzahnung ist die gleiche wie die üblicherweise an
Zahnrädern verwendete Verzahnung. Evolventen-
Bild 1: Passfeder-Verbindung zahn-Profile werden z. B. verwendet bei Viscokupp-
154 7 Fertigungstechnil<

Iungen oder Lamellenkupplungen zur Führung der


Arbeitsregeln
Lamellen und zur Kraftübertragung zwischen Lamel-
len und Kupplungskorb. • Auf gleichmäßige Erwärmung der Baute ile
achten. Z.B. in Ölbad oder auf Heizplatte er-
Innenl am ell e
wärmen .
• Beim Abkühlen z.B. mit flüssigem Stickstoff
oder Trockeneis (festes C0 2, -78 °C) immer
Handschuhe tragen .
• Auf gute Arbeitsvorbereitung z.B. Bereitstellung
geeigneter Werkzeuge achten, da das Querpres-
sen innerha lb kürzester Zeit erfolgen muss.

WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Welche Welle-Nabe-Verbindungen werden unter·
schieden?
• Bild 1: Kupplungslamellen mit Zahnrad-Profil 2 Welche Vorteile hat ein Kerbzahnprofil gegenüber
einem Keilwellenprofil?
3 Wo werden im Kraftfahrzeug Pressverbindungen
angewendet?
7.6.8 Pressverbindungen 4 Wodurch unterscheidet sich eine Quer- von einer
Längspressverbindung?

Pressverbindungen sind kraftschlüssige Verbin-


dungen . Zwischen Außen- und Innenteil besteht
vo r dem Fügen Übermaß. Die Kräfte werden 7 6 9 Schnappverbindungen
durch Haftreibung zwischen den Fügeflächen
übertragen . Schnappverbindungen bilden sich durch elasti-
sches Verformen von mindestens einem der Fü-
Pressverbindungen werden z.B. angewendet zum geteile. Es gibt lösbare und unlösbare Schnapp-
Fügen von Ventilsitzringen, Zahnkränzen, Wälzla- verbindungen.
gern, Lagerbuchsen. Man unterscheidet:
• Längspressen
• Querpressen

Längspressen (Bild 2). Dabei werden Innen- und Au-


ßenteil kalt in axialer Richtung, meist mithilfe einer
Presse, ineinandergepresst Die Rauheitsspitzen der
Fügeflächen werden etwas eingeebnet. Dadurch
wird das Übermaß zwischen Innen- und Außenteil
etwas verringert.

Schnappverbindungen mit kug eli ger Überd eckung

unlösbare Schnappverbindung

erwärmtes Wälzlager

Bild 2: Längspress- Bild 3: Ouerpress·


verbindung verbindung Bild 4: Schnappverbindungen
Außenteil·
erwärmung Schnappverbindungen (Bild 4) z.B. Klipse und Klam-
mern sind meist aus Kunststoff oder Federstahl. Sie
Querpressen. Dabei wird vor dem Fügen durch Er- biegen sich beim Fügen und stellen sich danach
w ärmen des Außenteils bzw. durch Unterkühlen des wieder auf. Soll eine unlösbare Schnappverbindung
Innente ils das Übermaß aufgehoben. Außen- und hergestellt werden, so wird dies durch eine Hinter-
Innenteil können dann mit Spiel ohne Presskräfte ge- schneidung erreicht. Schnappverbindungen werden
fügt werden. Ein Einebnen der Rauheitsspitzen wie z.B. für Radkappen, Verkleidungen , Ventilschaftab-
beim Längspressen findet nicht statt. dichtungen und bewegliche Gestänge eingesetzt.
7 Fertigungstechnilc 155

7.6.10 Löten • ... die Verbindung fest und dicht sein muss, z.B.
Behälter.
Löten ist stoffschlüssiges Verbinden metallischer • .. . die Verbindung warmfest sein muss, z. B. Dreh-
Werkstücke durch ein geschmolzenes Zusatzme- meißel mit Hartmetallplättchen.
tall (Lot). Die Werkstücke bleiben in festem Zu-
• ... wenn Schweißverfahren aufgrund der hohen
stand. Die Schmelztemperatur des Lotes ist nied-
Temperaturen oder der verwendeten Werk-
riger als die Schmelztemperatur der zu lötenden
stoffe nicht angewendet werden können.
Werkstücke.

Lötverfahren werden nach der Schmelztemperatur


in Weich- und Hartlöten unterschieden .
Elektrisehe
Lötpistole

Elektrischer Lötko lben


Vorgänge beim Löten Bild 3: Lötkolben und Lötpistole
Die Lötfläche wird auf Löttemperatur erwärmt. Das
hinzugefügte Lot schmilzt auf der Lotfläche. Es soll Je nach Anwendung müssen z.B. beim Weichlöten
sie dabei flächig benetzen (Bild 1). Dadurch kann Lote mit unterschiedlichen Eigenschaften ausge-
wählt werden.
das Lot in die Randschicht eindringen und mit dem
Werkstoff eine Legierung bilden. Voraussetzung Man unterscheidet bleihaltige und bleifreie Lote.
hierfür sind saubere, nichtoxidierte Oberflächen und
ein enger Lötspalt (Bild 2).
D
Zum Lösen von Oxidschichten auf den Lötflächen
und zur Verhinderung der Neubildung werden Fluss- t
mittel verwendet.
Gebräuchliche Flussmittel sind beim Hartlöten z.B.
FH 20 (Vielzweckflussmittel) und beim Weichlöten
z.B. F-W 31 (nichtkorrodierend in Pastenform).

C2J flüssiges Lot Zinn ~


100 % 90 70 60 50 40 37 30 20 10 0
-Blei

kugelähnlich flächig aus- Bild 4: Zinn-Blei-Zustandsschaubild


zusammen- gebreitet,
geballt, keine gute Elektrolot (Bild 4). Für das Löten elektrischer Bau-
Benetzung Benetzung Lötspalt 0,05 mm ... 0,2 mm
teile ist eine möglichst geringe Löttemperatur erfor-
Bild 1: Benetzen der Bild 2: Kapillarwirkung derlich, damit die elektronischen Bautei le thermisch
Lötfläche im Lötspalt nicht überlastet werden.
Der Lötvorgang läuft in drei Stufen ab: Schwemmlot (Schmierlot, Bild 4). Beim Ver-
schwemmen von Blechen ist ein Lot zu wählen, das
Benetzen. Das Lot verteilt sich auf der Lötfläche.
über einen großen Temperaturbereich verarbeitbar
Fließen. Flüssiges Lot drängt Flussmittel aus dem ist. Es dürfen seit 2007 nur noch bleifreie Schwemm-
Lötspalt. lote im Karosseriebereich v erwendet werden. Der
Binden. Lot dringt in den Werkstoff und bildet Arbeitsbereich liegt bei bleifreien Loten zwischen
eine Legierung. (2oo ... 230 •c).
Weichlöten (t < 450°). W eichgelötete Verbindungen
eignen sich für
• Verbindungen, die dicht sein müssen, z. B. im
Kühlerbau,
• Verbindungen, bei denen ein guter elektrischer
Kontakt gefordert wird.
W eichgelötet w erden v o r allem Verbindungen aus
Kupfer, Kupferlegierung und Zink.
Hartlöten (t > 450°). Hartgelötete Verbindungen
eignen sich wenn .. . Arbeitsablauf Verschwemmen (Bild 1, Seite 156):
• ... hohe Anforderungen an die Festigkeit gestellt Reinigen. Der zu verschwemmende Bereich muss
werden, z. B. Blechreparaturen. metallisch blank sein. Schleifstäube sind zu entfernen.
156 7 Fertigungstechnil<

Verzinnen. Die Verzinnungspaste aus Flussmittel


und Zinnpaste ist mit einem Pinsel aufzutragen. Die
Paste schützt vor der Bildung einer Oxidschicht beim
Erwärmen. Mit einem Brenner wird die Stelle er-
wärmt bis sich eine Zinnschicht auf dem Blech bildet.
Ein weicher Lappen entfernt die Flussmittelreste.
Metaii-Lichtbogenschweißen
Schwemmlot und Reparaturstelle erwärmen. Bei-
des wird abwechselnd gleichmäßig erwärmt bis das
Lot weich ist.
Schwemmlot auftragen und modellieren. Mit einem
Lötholz wird das Lot teigig eingepasst.
Fläche anpassen. Mit einer Karosseriefeile wird die
Oberfläche an die Karosseriekontur angepasst.

• zinn brenner
Punktschweißen

Bild 2: Einteilung der Schweißverfahren


Oberfläche Oberfläche nach
nach dem der abschließen-
Schweißverbindungen sind die am häufigsten ver-
Verzi~ wendeten stoffschlüssigen Verbindungen . Man un-
terscheidet Schmelzschweißen und Pressschwei-
ßen (Bild 2).
Bild 1: Arbeitsabläufe beim Verschwemmen
Beim Schweißen sind je nach Schweißverfah-
Arbeitsregeln ren geeignete Schutzmaßnahmen zu treffen . Der
• Lötstelle vor dem Löten reinigen. Schweißer hat seine persönliche Schutzausrüs-
tung zu tragen!
• Vor dem Löten Werkstücke mit dünnem Löt-
spalt zusammenpassen .
Gasschmelzschweißen (Gasschweißen)
• Werkstück u. Lot gleichmäßig zügig erwärmen.
Beim Gasschweißen (Bild 3), auch Autogenschwei-
• Richtige Arbeitstemperatur wählen.
ßen genannt, wird der Werkstoff durch die Wärme
• Lot muss erschütterungsfrei erstarren. einer Brenngas-Sauerstoff-Fiamme zum Schmelzen
• Korrosive Flussmittelreste nach dem Löten gebracht und mithilfe eines Zusatzwerkstoffes ver-
entfernen. bunden. Als Brenngas wird meist Acetylen (C 2 H2 )
• Hautkontakt mit dem Flussmittel vermeiden. verwendet, da mit Acetylen eine hohe Flammentem-
• Bleihalt ige Schwemmlote sind seit 2007 in peratur von etwa 3 200 oc erreicht wird.
Europa verboten.
• Zum Glätten der verzinnten Stellen dürfen
keine schnelllaufenden Schleifmaschinen ver-
wendet werden .
• Dämpfe, die beim Erwärmen des Schwemm-
lotes entstehen, müssen abgesaugt werden .

7.6.11 Schweißen

Schweißen ist ein unlösbares stoffschlüssiges


Verbinden von meist gleichartigen Werkstoffen .
Die Werkst ücke werden an der Verbindungsstelle
durch Anwendung von Wärme im flüssigem Zu-
stand oder durch Anwendung von Wärme und
Druck im teigigem Zustand verbunden.
Bild 3: Gasschweißanlage
7 Fertigungstechnil< 157

Sauerstoffflasche. ln ihr ist reiner Sauerstoff unter Druckminderer (Bild 1). Der Druckminderer wird
hohem Druck gespeichert. Bei einem Flaschenvolu- am Flaschenventil angeschlossen, er reduziert
men von 40 Litern und einem Fülldruck von 150 bar den hohen Druck in der Flasche auf den jeweiligen
beträgt der Inhalt 150 X 40 I = 6 000 l Sauerstoff. Sie Arbeitsdruck. Das Inhaltsmanometer zeigt den Fla-
hat einen Anschluss von R 3/ 4 Zoll, die Kennfarbe am schendruck an; das Arbeitsmanometer zeigt den
Flaschenhals ist Weiß, die Flasche blau. Arbeitsdruck an, der über die Einstellschraube ein-
gestellt wird. Zum Schweißen beträgt der Arbeits-
Das Flaschenventil der Sauerstoffflasche muss druck bei Sauerstoff etwa 2,5 bar, bei Acetylen 0,25
von Fett und Öl freigehalten werden. Sonst kön- bar bis 0,5 bar.
nen Sauerstoff und Wasserstoffverbindungen Schweißbrenner (Bild 2). Zum Schweißen wird vor-
des Fettes Knallgas bilden. Es besteht Explosi- wiegend der Injektorbrenner verwendet. ln ihm wird
onsgefahr. das Acetylen durch den unter höherem Druck aus-
strömenden Sauerstoff angesaugt.
Acetylenflasche. Acetylen kann nicht unter hohen
Druck gesetzt werden, da es sich sonst zersetzt.


Beim Einfüllen in Stahlflaschen wird das Acetylen in
Mischrohr Sauerstoffventil Handgriff
Aceton gelöst.
ln der Acetylenflasche befindet sich eine poröse Mas-
se, deren Poren mit Aceton gefüllt sind; in diesem
Aceton ist das Acetylen gelöst. Bei einem Fülldruck
von 18 bar enthält eine Acetylenflasche etwa 6 000 l Schlauchklemme
Acetylen. Bei Gasentnahme (Druckabfall) wird das
Acetylen wieder frei . Die Acetylenflasche hat einen
Bügelverschluss, ihre Kennfarbe ist Oxid rot.

Beim Schweißen darf die Acetylenflasche nicht


liegend verwendet werden, damit kein Aceton
mit herausgerissen wird.
Nie mehr als 1 000 l in der Stunde entnehmen;
notfalls mehrere Flaschen kuppeln.

Sicherheitsvorlage (Bild 3, Seite 156). Zur Sicherung Bild 2: Schweißbrenner


gegen Flammenrückschlag und Gasrücktritt ist am
Acetylenschlauch eine Sicherheitsvorlage zwischen Der Schweißbrenner besteht aus dem Griffstück und
Druckminderer und Schweißbrenner erforderlich. Sie dem auswechselbaren Brennereinsatz. Die Teile des
wird als Gebrauchsstellenvorlage am Druckminderer Brennereinsatzes sind: Druckdüse (lnjektordüse),
oder als Einzelflaschensicherung am Schweißbren- Mischrohr mit Mischdüse, Schweißdüse, Überwurf-
ner angeschlossen. Am Sauerstoffschlauch ist häufig mutter. ln Mischdüse und Mischrohr werden Acety-
ebenfalls eine Sicherheitsvorlage angeschlossen. len und Sauerstoff gemischt, um vor der Schweiß-
düse in Form einer Stichflamme zu verbrennen.
Vor dem Anschließen des Druckminderers Fla-
schenventil kurz öffnen, um Schmutzteilchen aus
dem Anschluss auszublasen. Einstellschraube
des Druckminderers zurückdrehen.

Flaschen- Inhalts- Sicherheits- Arbeits·


v entil manometer ventil manometer

Absperrventil

Einst ellschrau be
Luftsauerstoff 1. Verbrennungsstufe

Bild 1: Druckminderer Bild 3: Acetylen-Sauerstoff-Flamme


158 7 FertigungstechniJ(

Der Schweißbrenner ist mit den Gasflaschen durch Schmelzbad liegt außerhalb der höchsten Flammen-
Gummischläuche verbunden. Für Acetylen werden temperatur, außerdem w ird die Schweißflamme
rote und für Sauerstoff blaue Schläuche benutzt. Der durch den Schweißstab am Durchschmelzen der
Sauerstoffschlauch hat bei gleichem Außendurch- Nahtwurzel gehindert. Die voreilende Schweißwär-
messer eine kleinere lichte Weite als der Acetylen- me wärmt die Schweißfuge vor und ermöglicht eine
schlauch. hohe Schweißgeschwindigkeit
Acetylen-Sauerstoff-Flamme (Bild 3). Sie wird an
den Ventilen des Schweißbrenners eingestellt. Bei Die Nachrechtsschweißung wird angewendet zum
normaler Einstellung werden Sauerstoff und Ace- Schweißen dicker Bleche über 3 mm Dicke.
tylen im Verhältnis 1 : 1 gemischt. Bei diesem Ver-
hältnis reicht jedoch der Sauerstoff zur vollständigen Gasschweißstäbe für das Verbindungsschweißen
Verbrennung des Acetylens nicht aus; diese wird sind nach ihrer Zusammensetzung und Eignung für
erst mit dem Sauerstoff der Umgebungsluft erreicht. die verschiedenen Stähle in sieben Schweißstabklas-
Dadurch entsteht eine sauerstofffreie Zone vor dem sen, G I bis G VII, eingeteilt. Für allgemeine Baustäh-


Flammenkegel, welche als Schweißzone bezeichnet le eignen sich besonders die Schweißstabklassen
wird. Sie wirkt reduzierend (nimmt Sauerstoff auf). G II bis G IV.
ln ihr liegt etwa 2 mm bis 4 mm vor dem Flammen- Die Schweißstabklasse ist auf jedem Schweißstab
kegel die höchste Flammentemperatur von etwa eingeprägt. Schweißstäbe gibt es in verschiedenen
3 200 °C. Durchmessern, ihre Verkupferung dient als Korrosi-
onsschutz.
Neutrale Einstellung:
Bei einem Mischungsverhältnis von 1 : 1 von Brennschneiden von Stahl
Sauerstoff und Acetylen ist der weißleuchtende Beim Brennschneiden wird die Eigenschaft des
Flammenkegel scharf begrenzt; man nennt diese Stahls, in reinem Sauerstoff zu verbrennen, aus-
Flammeneinstellung .. neutral" . genutzt. Der Schneidbrenner (Bild 2) ist eine Art
Schweißbrenner, an dem noch ein Rohr mit einem
Stahl wird mit neutraler Flamme geschweißt. Ventil angebracht ist, um den Schneidsauerstoff zu-
Bei Acetylenüberschuss zerflattert der Flammenke- zuführen.
gel und sieht grünlich aus. Die Flamme führt in die- Die Anschnittsteile wird durch die Vorwärmflamme
sem Fall freien Kohlenstoff mit, der in die Schweiß- des Schneidbrenners auf Zündtemperatur (etwa
naht eindringt. Diese wird durch die Anreicherung 1 200 °C) angewärmt. Nach Öffnen des Schneidsau-
mit Kohlenstoff hart. erstoffventils trifft der gebündelte Sauerstoffstrahl
Bei Sauerstoffüberschuss wird der Flammenkegel der Schneiddüse die glühende Stelle. Die Verbren-
kürzer und bläulich. Die Naht nimmt Sauerstoff auf nung des Stahls geht in reinem Sauerstoff sehr rasch
und wird spröde; die Flamme wirkt oxidierend. vor sich. Durch den Druck des Sauerstoffstrahls wird
die Schlacke aus der Schnittfuge geblasen.
Schweißbrenner- und Schweißstabführung.
Es kann sowohl .. nach links" als auch .. nach rechts"
geschweißt werden. Schneidsauerstoffventil

Die Nachlinksschweißung (Bild 1) wird angewen-


det zum Schweißen dünner Bleche bis 3 mm Dicke.
Die Schweißflamme zeigt in Schweißrichtung, das

<:=== Schweißbrenner- Schneidd üse


bewegung
Acetylen-
Schweißstab Schweißbrenner Sauerstoff- Heizdüse
Gemisch

Schneid-
sauerst off

Heizfl amme

<:=== Schweißrichtung Werkstück Schnittfuge

Bild 1: Nachlinksschweißung Bild 2: Brennschneiden von Stahl


7 Fertigungstechnil< 159

Metalllichtbogenschweißen
Stabelektrode - - - , Kerndraht
Beim Metalllichtbogenschweißen (Bild 1) wird mittl. Lichtbogen- Umhüllung
die Wärme des elektrischen Lichtbogens zum temperatur "' 3900 °C
Werkstoff-
Schme lzen der Werkstoffe an der Schweißstelle Gasschlauch
übergang im
ausgenützt. Schweißraupe Li chtbogen

Der Lichtbogen entsteht nach einem kurzzeitigen Schlacke


Kurzschluss zwischen Elektrode und Werkstück Einbrand
und bildet eine elektrisch leitende Gasstrecke hoher
Temperatur. Der von der Elektrode abschmelzende
Werkstoff bildet mit dem aufgeschmolzenen Werk-
stoff des Werkstücks die Schweißraupe. Der Licht-
Bild 2: Elektrischer Lichtbogen
bogen soll kurz sein (Lichtbogenlänge "' Elektroden-


durchmesser), um die Aufnahme von Sauerstoff und
Stickstoff in das Schmelzbad gering zu halten. Naht verlangsamt. Dadurch werden Schrumpfspan-
nungen vermindert. Ein Teil der Umhüllung vergast
beim Abschmelzen und schirmt als Gasmantel den
Lichtbogen sowie die Schweißnaht in der Umge-
bung des Schmelzbades gegen die Umgebungsluft
ab und vermindert dadurch den Abbrand von Legie-
rungsbestandteilen. Der elektrisch leitende Gasman-
tel ermöglicht auch einen gleichförmigen Lichtbo-
gen. Beim Schweißen mit Wechselstrom müsste der
Lichtbogen sonst ständig neu gezündet werden, da
Schweiß- die Stromrichtung dauernd wechselt.
leitung en

Bild 1: Metalllichtbogenschweißen Schweißwerkzeuge (Bild 3). Im Elektrodenhalter


sind zum Schutz vor elektrischer Spannung und vor
Schweißstromquellen. Als Schweißstromquellen Verbrennungen Griffstück und Spannvorrichtung,
werden Schweißtransformatoren zum Schweißen mit Ausnahme der Kontaktfläche für die Elektrode,
mit Wechselstrom verwendet bzw. Schweißgleich- isoliert. Pickhammer und Drahtbürste dienen zum
richter zum Schweißen mit Gleichstrom . ln Kfz- Entfernen der Schlacke. Der Schweißerschutzschild
Werkstätten wird häufig unter engen räumlichen ist mit dunklen Spezialgläsern (Schweißschutzfilter)
Verhältnissen oder zwischen elektrisch leitenden versehen, denen meist Klargläser vorgesetzt sind .
Teilen geschweißt. Die Leerlaufspannung darf dort Stulpenhandschuhe und Schürze, meist aus Leder,
beim Schweißen mit Wechselstrom 48 V und beim schützen gegen Strahlen, Funkenflug und Verbren-
Schweißen mit Gleichstrom 113 V nicht überschrei- nungen.
ten . Solche Schweißstromquellen sind besonders
gekennzeichnet (Tabelle 1). Beim Schweißen ist die persönliche Schutzaus-
rüstung zu tragen!

max. Leerlauf-
Schweißgerät Kennzeichen
s
Schweiß-
48V El ektrod en halter
transformator
Schweiß-
113 V
gIeich richter

Stabelektroden (Bild 2) bestehen aus dem Kerndraht Pickhammer


und der Umhüllung.

~------~
Der abschmelzende Kerndraht bildet mit dem auf- Schweißer-
schutzschild
geschmolzenen Werkstoff des Werkstücks die
Schwei ßraupe. Die Umhüllung schmilzt mit dem Drahtbü rste
Kerndraht ab und bildet auf der Schweißnaht die
Schlacke. Durch die Schlacke wird das Abkühlen der Bild 3: Schweißwerkzeuge
160 7 Fertigungstechnil(

Schutzgasschweißen Wolfram-lnertgasschweißen
Das Schutzgasschweißen ist ein Lichtbogenschwei- (WIG-Schweißen, Bild 2)
ßen, bei dem der Lichtbogen und das Schmelzbad Der Lichtbogen brennt zwischen einer Wolframelek-
in eine Schutzgasatmosphäre eingehüllt und da- trode, die nicht abbrennt, und dem Werkstück. Der
durch gegen die Umgebungsluft abgeschirmt sind. Schweißstab wird von Hand seitlich in das Schmelz-
Das Schutzgas wird der Schweißstelle durch den bad geführt. Je nach Werkstoff des Werkstücks wird
Schweißbrenner zugeführt. mit Gleichstrom oder mit Wechselstrom geschweißt.
Man unterscheidet das Wolfram-lnertgasschweißen Als Schutzgas wird das reaktionsunwillige Edelgas
mit einer nichtabschmelzenden Wolframelektrode Argon verwendet oder ein Gemisch aus Argon und
und das Metaii-Schutzgasschweißen mit einer ab- Helium.
schmelzenden Drahtelektrode. Das WIG-Schweißen eignet sich vor allem zum
Schweißen von Blechen, Profilen und Rohren bis
Das jeweils verwendete Schutzgas richtet sich etwa 5 mm Dicke aus hitzebeständigen, säurebe-


nach dem Schweißverfahren und dem zu schwei- ständigen oder nichtrostenden Stählen, aus Kupfer
ßenden Werkstoff. oder Kupfer-Legierungen sowie aus Aluminium
oder Aluminium-Legierungen.
Der Schweißbrenner wird von Hand oder vollmecha-
nisiert oder automatisch geführt. Schweißbrenner Schweißbrenner

für die Schweißung dünner Bleche sind luftgekühlt


Für dicke Bleche und große Schweißstromstärken
sind die Brenner wassergekühlt
Die Vorteile des Schutzgasschw eißens sind:
• Keine Umgebungsluft im Schmelzbad
• Kein Verbrennen von Legierungsbestandteilen
• Keine Schlackenbildung
• Hohe Schweißgeschwindigkeit
• Schmale Erwärmungszone
• Geringer Verzug
Werkstück Schweißstrom
Schweißrichtung. Man unterscheidet ,.Stechendes"
und .. Schleppendes" Schweißen (Bild 1). Bild 2: Wolfram-Schutzgasschweißen

,.Stechend"
• Für Dünnblech-
schweißung in Metaii-Schutzgasschweißen
Schweiß- allen Positionen (MSG, Bild 3 und Bild 1, Seite 161)
richtung
====> • Brenner bis zu 20°
gegen die Schweiß-
Der Lichtbogen brennt zwischen der abschmel-
zenden Drahtelektrode und dem W erkstück. Die
richtung geneigt Drahtelektrode ist auf einer Drahtspule aufgewi-
• stärkere Neigung
ergibt geringere Schalter für Schweißstrom,
Einbrandtiefe und Schutzgas und
Nahtüberhöhung Drahtvorschub

,.Schleppend" • Für Mittel- und


Grobbleche, vor
Schweiß- allem in Wannen-
richtung lage

====> • Brenner bis zu 20°


in Schweißrichtung
geneigt
Einbrand-
tiefe • stä rkere Neigung
erg ibt größere Polklemme
Einbrandtief e und
Nahtüberhöhung Schmelzbad Lichtbogen

Bild 1: Stechendes und Schleppendes Schweißen Bild 3: Schweißbrenner für MIG-MAG-Schweißen


7 Fertigungstechnil< 161

ekelt und wird mit dem Drahtvorschubmotor durch gan und Silizium zur Desoxidation des Schmelz-
einen biegsamen Schlauch im Schlauchpaket dem bades. Seide Stoffe verbinden sich mit Sauerstoff,
Schweißbrenner zugeführt. der entweder beim Zerfall von Kohlendioxid frei wird
Zum MSG-Schweißen wird Gleichstrom verwen- oder als Bestandteil des Mischgases vorhanden ist.
det, welcher der Drahtelektrode im Schweißbrenner Schutzgasschweißarbeiten werden in der Kfz-Werk-
an der Stromkontaktdüse kurz vor dem Lichtbo- statt meist mit nur einem Drahtelektrodendurchmes-
gen zugeleitet wird. Der Pluspol wird meist an die ser durchgeführt; vorwiegend wird die Drahtelektro-
Drahtelektrode gelegt. Der kleine Elektrodenquer- de 0,8 mm, eventuell 1 mm verwendet.
schnitt ermöglicht eine hohe Stromdichte, große
Abschmelzleistung, große Schweißgeschwindigkeit
und tiefen Einbrand. Laserschweißen

~Netzanschluss Druckminderer Bei diesem Schweißverfahren wird die zum Auf-


schmelzen des Werk- und Schweißzusatzstoffes


notwendige Wärme durch einen energiereichen
Laserstrahl eingebracht.

ln einem Laser (Light Amplifikation by Stimulated


Gasflasche für Emission of Radiation) wird ein Medium z.B. ein
Schutzgas Helium-Neon-Gasgemisch durch " Anstoßen" mit
Elektronen auf ein höheres Energieniveau gebracht.
Antrieb für
Drahtvorsch ub Die Energie wird dann in Form einer elektromagne-
tischen Welle (z.B. als rotes Licht) in stark gebündel-
Schlauchpaket ter Form wieder abgegeben.
für Schweiß-
pistole Schweißvorgang: Die Andruckrolle (Bild 2) sorgt für
die Fixierung der Fügeteile und für die Zufuhr des
zur Polklemme Schweißzusatzwerkstoffes an die Schweißstelle.
am Werkstück
(-Pol) Der dünne Laserstrahl ermöglicht eine punktgenaue
Schweißnaht. Damit keine Reaktion der Schmelze
Bild 1: MIG-MAG-Schweißmaschine mit der Umgebungsluft einsetzt, w ird die Schmelze
durch ein Schutzgas geschützt.
Laserschweißverfahren werden im industriellen
Metall-lnertgasschweißen Automobilbau für den Karosserierohbau einge-
(MIG-Schweißen, Bild 3, Seite 160 und Bild 1) setzt. Schweißbar sind Stahl, Leichtmetalle und
Dabei werden inerte Schweißgase (z.B. Argon) ver- Kunststoffe.
wendet, die keine chemischen Reaktionen während
des Schweißvorgangs eingehen.
Das MIG-Schweißen eignet sich zum Schweißen di-
cker Bleche aus hochlegierten Stählen, aus Kupfer
oder Cu-Legierungen sowie aus Aluminium oder
Al-Legierungen. Bei der Herstellung von Leichtme-
tall-Karosserien werden auch Dünnbleche aus Al-
Legierungen untereinander und mit Druckgussteilen
und Strangpressprofilen aus Al-Legierungen MIG-
geschweißt.

Metaii-Aktivgasschweißen
(MAG-Schweißen, Bild 3, Seite 160 und Bild 1)
Dabei werden Gasgemische aus Argon, Kohlendi-
oxid und Sauerstoff als Schutzgas verwendet oder
reines Kohlendioxid. Bild 2: Laserschweißen
Das MAG-Schweißen ist ein Schutzgasschweißen Merkmale des Laserschweißens:
zum Schweißen von unlegiertem und legiertem
• Saubere Naht
Stahl. Die Schutzgase enthalten mit Kohlendioxid
und Sauerstoff aktive Bestandteile, die mit dem • Wenig Werkstoffverzug durch geringe Wärme-
Schmelzbad reagieren. Die Drahtelektrode enthält einbringung beim Schweißen
deshalb als wichtige Legierungsbestandteile Man- • Hohe Produktivität und Steifigkeit
162 7 Fertigungstechnil<

• Gewichtsersparnis durch geringe bzw. keine


Überlappung
• Hohe Festigkeit

Punktschweißen

Punktschweißen ist ein Widerstandspressschwei-


ßen . Es entsteht eine unlösbare stoffschlüssige
Verbindung dadurch, dass zwei aufeinander lie-
gende Bleche in teigigem Zustand ohne Zusatz-
we rkstoffe an einzelnen Schweißpunkten durch
Wärme und Druck miteinander verbunden wer-
den .


Der benötigte Druck wird über die stiftförmigen Kup-
ferelektroden ausgeübt. Über die Kupferelektroden Bild 2: Stoßpunkter
und die zusammengepressten Bleche fließt kurzzei-
t ig ein großer Strom. Die erforderliche Schweißwär-
me entsteht sehr schnell durch den großen elektri-
schen Widerstand an der Verbindungsstelle. Druck, Arbeitsregeln
Stromstärke und Schweißzeit müssen aufeinander • Beim Gasschweißen und autogenen Schnei-
abgestimmt sein . den immer eine Schutzbrille tragen.
• Flaschenventile langsam öffnen .
beweglicher Handgriff --::::=~=~
• Öl und Fett nicht an den Verschluss der Sauer-
fester Handgriff
stoffflasche bringen (Explosionsgefahr).
• Gasflaschen vor Stoß und Fall, vor Wärme
und Kälte schützen .
• Beim elektrischen Lichtbogenschweißen Schutz-
schild mit Seitenschutz benutzen.
• Beim Lichtbogenschweißen die Arbeitsstel-
le so abschirmen, dass Mitarbeiter durch die
Strahlung nicht geschädigt werden .
Elektroden
• Geschlossene Arbeitskleidung und Hand-
Bild 1: Punktschweißen mit der Schweißzange schuhe tragen . Sie schützen vor Spritzern und
vor der Strahlung des Lichtbogens.
Für die Kfz-Instandsetzung gibt es kleine tragbare
• Für gute Entlüftung des Arbeitsplatzes sorgen.
Punktschweißzangen (Bild 1) mit eingebautem
Transformator. Die Elektroden werden bei Betätigen
des Handhebels zusammengepresst. Elektroden-
arme gibt es in verschiedenen Ausführungen, um WIEDERHOLUNGSFRAGEN
auch an sonst unzugänglichen Stellen der Karosse-
1 Warum dürfen Öl und Fett nicht an Verschlüsse
rie Schwei ßpunkte setzen zu können . Die Schweiß- von Sauerstoffflaschen gelangen?
stelle muss jedoch für die Schweißzange immer von 2 Woran erkennt man eine Acetylenflasche?
beiden Seiten zugänglich sein.
3 Welche Messwerte werden am Druckminderer ab-
gelesen?
Stoßpunkter (Bild 2). Mit ihm kann gearbeitet wer-
den , wenn die Schweißstelle nur von einer Seite zu- 4 Warum wird beim Acetylen-Schweißen von Stahl
die Schweißflamme neutral eingestellt?
gänglich ist. Zum Punktschweißen wird d ie Elektro-
5 Worauf beruht das Brennschneiden?
de der Schweißpistole so gegen die Schweißstelle
gepresst, dass sich beide Bleche berühren, und dann 6 Welche Schmelzschweißverfahren unterscheidet
man?
der Schweißpunkt gesetzt.
7 Welche Aufgabe hat die Umhüllung einer Elek-
Der Stoßpunkterist vielseitig einsetzbar: trode?
• Einseitiges Punktschweißen
8 Welche Schweißrichtungen werden beim Schutz-
• Ausbeulen von Blechen (in Verbindung mit dem gasschweißen angewendet?
Ausziehhammer) 9 Welche Vorteile hat das Schutzgasschweißen ge-
• Einziehen von Blechen genüber anderen Schweißverfahren?
• Aufschweißen von Gewindebolzen und Stiften
7 Fertigungstechnil< 163

7.6.12 Kleben Zusammensetzung unterscheidet man Einkompo-


nentenklebstoffe und Zweikomponentenklebstoffe,
Kleben ist unlösbares stoffschlüssiges Verbin- nach der Verarbeitungstemperatur unterscheidet
den von gleichen oder verschiedenartigen Werk- man Kaltkleber und Warmkleber.
stoffen mithilfe eines Klebstoffes (nichtmetal- Einkomponentenklebstoffe (z.B. Scheibenkleber,
lischer Stoff). Schraubensicherungen) enthalten alle zum Kleben
erforderlichen Bestandteile. Sie benötigen keinen
Härterzusatz, sondern härten durch UV-Strahlung
Beanspruchung und Gestaltung der Klebever-
und Luftsauerstoff aus.
bindung
Zweikomponentenklebstoffe (z.B. Karosserieverkle-
Die Festigkeit der Verbindung hängt ab von den
bung) bestehen aus Kleber und Härter. Nach dem
Kohäsionskräften in der Klebstoffschicht sowie von
Mischen setzt das Aushärten des Klebstoffes durch
den Adhäsionskräften zwischen dem Klebstoff und
eine chemische Reaktion in Abhängigkeit der Tem-
den Fügeflächen der Werkstücke (Bild 1).
peratur ein . Der Klebstoff muss in einer bestimmten
Zeit verarbeitet sein (Topfzeit). Ist die Topfzeit durch
Aushärtung überschritten, so erzeugt der Kleber kei-
7
ne ausreichende Haftkraft an den Fügeflächen der
Verbindung .
Kaltkleber härten bei Raumtemperatur aus. Sie wer-
den häufig als Dichtstoffe eingesetzt.
Warmkleber härten bei Temperaturen von etwa
Werk- 120 ocbis 250 oc
aus. Niedrige Temperaturen haben
stück eine lange Aushärtezeit zur Folge.

Bild 1: Kräfte in der Klebeverbindung


Die Qualität der Klebeverbindung wird durch äuße-
re Einflüsse z.B. Luftfeuchtigkeit, Temperatur und
Während die Kohäsionskräfte in der Klebstoffschicht Staub erheblich beeinflusst. Verarbeitungshinweise
im wesentlichen von dem verwendeten Klebstoff ab- sind unbedingt zu beachten .
hängen, sind die Adhäsionskräfte vor allem davon
abhängig, ob die Fügeflächen vor dem Klebstoffauf-
trag sorgfältig gereinigt wurden, um die Haftkraft
des Klebers bestmöglich auszunutzen .

Bild 2: Beanspruchung der Klebeverbindung


WIEDERHOLUNGSFRAGEN

Zur Übertragung großer Kräfte sind große Fügeflä- 1 Welche Kräfte bewirken den Zusammenhalt einer
chen erforderlich . Die Klebeverbindung soll mög- Klebeverbindung?
lichst nur durch Druck- und Scherbeanspruchungen 2 Warum haben Klebeverbindungen meist große
(Bild 2) belastet sein. Zugbeanspruchungen sollten Fügeflächen?
nur in geringem Umfang auftreten und Schälbean- 3 Welche Beanspruchungsarten sind günstig für ei-
ne Klebeverbindung?
spruchungen ganz vermieden werden, da dadurch
die Klebeverbindung aufreißen kann. 4 Was versteht man unter der Topfzeit eines Klebers?
5 Geben Sie die Faktoren an, die die Qualität einer
Klebeverbindung beeinflussen.
Klebstoffarten
6 Wie unterscheiden sich Ein- und Zweikomponen-
Reaktionsklebstoffe (Tabelle 1) härten durch che- tenklebstoff?
mische Reaktion der Bestandteile aus. Nach der
164 7 Fertigungstechnil<

7. 7 Beschichten tauchen oder Besprühen in kleinste Fettteilchen zer-


legt (dispergiert). Sie verteilen sich gleichmäßig im
Beschichten ist das Auftragen einer festhaftenden Waschwasser (emulgieren) und werden dann m it
Schicht aus formlosem Stoff auf ein Werkstück. dem Waschwasser weggeschwemmt Alkalische
Lösungsmittel z.B. Natronlauge, Soda wandeln
Beschichten von Werkstücken bewirkt: Schmierstoffe in Seifen um, d ie dann mit Wasser ab-
gewaschen werden können .
• Schutz gegen Korrosion, z.B. durch Aufspritzen
von Zink Beim Beizen werden Oxid- und Zunderschichten auf
• Verbesserung des Aussehens, z.B. durch Anstriche Eisen- und Nichteisenmetallen mit verdünnten Säu-
• Verbesserung der Verschleißfestigkeit von ren abgebeizt.
Grundwerkstoffen, z.B. durch Hartverchromen, Die Entsorgungsrichtlinien gemäß Kreislaufwirt-
Panzern von Ventilen schafts und Abfallgesetz (KrW-/AbfG) für chemische
• Isolation gegen Elektrizität, Wärme, Schall Reinigungsmittel sind einzuhalten.

• Vor dem Beschichten müssen die Werkstücke ge-


reinigt werden, um einwandfrei haftende Beschich-
tungen zu erhalten.

Reinigungsverfahren
dispergieren

Wasser

Fett-
schicht
--
-
--
emulgieren

Werk-
stück
---

Bild 1: Entfetten
Reinigen ist das Entfernen von Verunreinigungen
oder unerwünschter Schichten von der Oberflä-
che der Werkstücke.
Beschichtungsverfahren
Metallspritzen (thermisches Spritzen)
mechanisch Bü rsten Polieren
trocken Schleifen Strahlen Beim Metallspritzen wird der Schichtwerkstoff in
Hämm ern feinstverteiltem, geschmolzenen Zustand auf die
mechanisch Abwaschen Ultraschall- Werkstückoberfläche geschleudert. Dabei wird die
nass Abspritzen reinigen Werkstückoberfläche teilweise angeschmolzen.
Dam hlen
chemisch Entfetten, z.B. mit Laugen (Versei-
fungen) m it organischen Lösu ngsmit-
teln (Fettlöser)
Beizen, z.B. mit verdünnter Schwefel-
säure zum Entfernen von Oxid- oder
Zunderschichten (anschließend Spü- Galvanisieren, z.B. Verchromen,
len und Trocknen) Tauchen, z.B. Feuerverzinken von
Bodenblechen der Karosserie

Mechanische Trockenreinigung. Sie kann erfolgen nicht- Aufbringen einer Schutzschicht,


metallisch z.B. Phosphatieren, Chromatieren,
z.B. durch Bürsten, Polieren, Hämmern, Strahlen
Eloxieren
(Sandstrahlen), Schleifen.
nicht- Farbüberzüge, lacküberzüge,
Mechanische Nassreinigung. Sie kann erfolg en metallisch Kunststoffüberzüge,
durch Abwaschen, Abspritzen, Dampfstrahlen, Ultra- organisch z.B. Wi rbelsintern, Auftragen vo n
Wachsen
schallreinigen. Beim Ultraschallreinigen wird die Rei-
nigungsflüssigkeit in hochfrequente Schwingungen
versetzt, wobei kleinste Vakuumbläschen entstehen Die Beschichtung haftet auf dem Werkstück durch
(Durchmesser etwa 0,000 01 mm). Beim Zerplatzen Adhäsion und Kohäsion der einzelnen Metallteil-
(Implodieren) der Bläschen entst ehen Drücke bis zu chen.
1 000 bar, dabei w erden auch kl einste Schmutzparti-
kel aus Poren und Haarrissen entfernt. Beim M etallspritzen unterscheidet m an nach der Er-
schmelzungsart:
Chemisches Reinigen. Es erfolgt z.B. durch Entfet- • Schmelzbadspritzen. Niedrig schmelzende Me-
ten oder durch Beizen. Beim Entfetten (Bild 1) wird talle werden im Schmelzkessel geschmolzen und
das Fett durch organische Lösungsmittel beim Ein- auf das Werkstück gespritzt.
7 Fertigungstechnil< 165

• Flammspritzen (Bild 1). Metalle mit einem Grundwerkstoffes an seiner Oberfläche; es erfolgt
Schmelzpunkt unter 3 000 oc werden in einer kein eigentlicher Schichtaufbau. Anwendung: Elo-
Brenngas-Sauerstoffflamme geschmolzen und xierte Aluteile, z.B. Räder, Zierteile im Fahrzeugin-
durch Gasdruck auf das Werkstück gespritzt. nenraum.
• Lichtbogenspritzen (Bild 2). Der Beschichtungs-
metalldraht wird bei über 5 000 oc geschmolzen Kunststoffüberzüge
und meist mit Druckluft auf das Werkstück ge- Kunststoffbeschichtungen sind auf fast allen Werk-
spritzt. stoffen möglich, z.B. durch Anstreichen, Spachteln,
• Plasmaspritzen (Bild 3). Hochschmelzende Me- Tauchen, Folien überziehen, elektrostatische Be-
talle und auch Nichtmetalle (z.B. Aluminiumoxid) schichtungen, Flammspritzen, Wirbelsintern .
werden in Pulverform als Beschichtungsstoff bei Beim Wirbelsintern (Bild 4) wird das vorgewärmte
10 000 oc ... 20 000 oc geschmolzen und mittels Werkstück (bis etwa 300 °C) in das durch Druck-
Plasmastrahl auf das Werkstück geschleudert. luft aufgeschüttelte Kunststoffpulver gehalten. Das
Pulver haftet auf dem Werkstoff und ergibt die Be-


Drahtvo rschub schichtung. Kunststoffüberzüge bewirken Korrosi-
Zerstäu · ~ onsschutz, Schall- und Wärmedämmung, elektrische
bergas Kontakt-
führung Isolation und dekoratives Aussehen.
Treibgas-
düse Lacküberzüge
Sie sorgen für einen dauerhaften Korrosionsschutz
und geben der Karosserie ein gutes Aussehen. Der
Grund· Spritz-
werkstoft schicht Lackschutz muss kratzunempfindlich und beständig
gegen Witterungseinflüsse wie z.B. starke Sonnen-
Bild 1: Flammspritzen Bild 2: Lichtbogenspritzen einstrahlung (UV-Licht) und sauren Regen sein. Ag-
gressive Flüssigkeiten z.B. Vogelkot sollen nicht zu
Plasma- Werkstück
Beschädigungen führen. Lackierungen bestehen aus
(erwärmt ) mehreren Schichten (Bild 5). Bei Reparaturlackie-
rungen werden nach der Grundierung zwei (bei Me-
tallic-Lacken drei) äußere Schichten neu aufgetragen.

Klarlack D
Deck- D
Lackierung

Füller- D
Lackierung
Bild 3: Plasmaspritzen Bild 4: Wirbelsintern
verzinktes • Zinkphos- D Kathodische D
Stahlblech phatierung Tauchgrundierung
Galvanisieren
Bild 5: Aufbau einer Fahrzeuglackierung
Galvanisieren ist ein elektrochemisches Auf-
tragen von Metallen auf metallischen oder elek-
trisch leitenden Schichten mittels eines Elektro- Wachsüberzüge
lyten . Wachshaltige Überzüge werden für Hohlraumver-
siegelungen und als Unterbodenschutz verwendet.
Als Korrosionsschutz können Teile eines Kraftfahr- Sie schützen vor Feuchtigkeit und bewirken in Ver-
zeuges durch Galvanisieren beschichtet werden, z.B. bindung mit zusätzlichen Korrosionsschutzmitteln
elektrolytisches Verzinken von Karosserieblechen, (Korrosionsinhibitoren) einen langanhaltenden
Verchromen von Zierteilen . Korrosionsschutz.
Keramische Beschichtungen
Keramische Stoffe werden auf die Werkstückoberflä- WIEDERHOLUNGSFRAGEN
che aufgeschleudert und haften nur durch Verzah- 1 Was versteht man unter Beschichten?
nung (Formschluss). Keramikbeschichtungen die- 2 Warum muss vor dem Beschichten das Werk-
nen als Wärme-, Korrosions- und Verschleißschutz. stück gereinigt werden?
3 Welche Vorteile bieten Kunststoffüberzüge?
Oxidieren
4 Was versteht man unter Metallspritzen?
Beim Oxidieren von Metalloberflächen wird eine
5 Wie ist eine Reparaturlackierung bei einem Me-
künstliche Korrosion hervorgerufen, z.B. durch Elo- tallic-lack aufgebaut?
xieren. Oxidieren bewirkt eine Umwandlung des
166

8 Werl<stofftechnil<
8. 1 Werkstoffeigenschaften Wärmeausdehnung. Bei Temperaturerhöhung deh-
nen sich die Körper allseitig aus. Bei festen Stoffen
Die Auswahl der Werkstoffe z.B. für ein Kfz wird
wird nur die Längenausdehnung in einer Richtung
durch folgende Bedingungen best immt. Sie sollen .. .
(Bild 2) je 1 Kelvin (K) Temperaturerhöhung ge-
• ... den Beanspruchungen im Betrieb standhalten. messen und als mittlere Längenausdehnungszah l a
• ... geringe Werkstoffkosten und Fertigungskosten (alpha) in 1/K angegeben.
erzeugen. Die Längenausdehnung f'll eines Werkstoffes beim
• ... umweltverträglich und recyclingfähig sein. Erwärmen hängt ab von ...
• ... der Länge vor der Erwärmung !0 in m.
• ... von der Temperaturdifferenz f'lT in K.
8 1.1 Physikalische Eigenschaften
• ... von der Längenausdehnungszahl a in 1/K des
Werkstoffes (Tabelle 2).


Physikalische Eigenschaften bewirken keine
Stoffänderung; sie kennzeichnen das Verhalten
der Werkstoffe.

Wichtige physikalische Eigenschaften sind


I 1'11 = 10 · a · f'lT

• Dichte • Elektrische Leitfähigkeit 450 ' C


• Wärmeausdehnung • Spannung, Festigkeit

i ."'
• Wärmeleitfähigkeit • Elastizität, Plastizität
• Schmelztemperatur • Zähigkeit
lo
• Härte • Sprödigkeit
Dichte e (rho). Sie wird bestimmt du rch das Ver- Bild 2: Wärmeausdehnung
hältnis von M asse m und Volumen V eines Stoffes
(Bild 1).

I D .1c hte e = -Masse


---
Volumen
m
V

m = 8,93 kg

Wärmeleitfähigkeit. Sie ist die Fähigkeit, Wärme


unterschiedlich zu leiten. Sie wird gekennzeichnet
Bild 1: dm 3 -Würfel aus Kupfer durch die Wärmeleitzahl.
Gute Wärmeleiter sind Metalle wie z.B. Kupfer und
Alumin ium.
Schlechte Wärmeleiter sind z.B. Luft, Glas und
Kunst stoffe.

Zähigkeit. Sie ist die Fähigkeit eines Stoffes, sich


durch äußere Kräfte plastisch verformen zu lassen,
ohne dabei zu brechen. Der Werkstoff setzt der Ver-
formung einen großen Widerstand entgegen. Zähe
W erkstoffe sind z.B. Baustahl, Blei und Kupfer.

Sprödigkeit. W erkstoffe w erden als spröde bezeich-


net, w enn sie z.B. durch Schlag- oder Stoßkräfte
Die Dichte wird bei festen und flüssigen Stoffen in ohne wesentliche Formänderung in Stücke zersprin-
kg/dm 3 , g/cm 3 oder t/m 3 , bei Gasen in kg/m 3 angege- gen. Spröde Werkstoffe sind z.B. Glas, Gusseisen
ben (Tabelle 1). mit Lamellengrafit
8 Werkstofftechnik 167

Härte. Sie ist der Widerstand, den ein Werkstoff ne Bruchgrenze, erreicht. Aus diesem Wert wird die
dem Eindringen eines Körpers, z.B. einer Stahlkugel Zugfestigkeit Rm errechnet. Sie wird auf den Anfangs-
(Bild 1) entgegensetzt. Harte Werkstoffe sind z.B. ge- querschnitt 5 0 bezogen und in N/mm 2 angegeben.
härteter Stahl, Hartmetall, Diamant.

größte
Zugfestigkeit Rm = :::.__ _Zugkraft (Bruchkraft)
____::...__...:.____ _ _ ....:.
Anfangsquerschnitt
Fm

Der Stab schnürt sich an der späteren Bruchstelle


stark ein und reißt schließlich ab (Z).
Bild 1: Härteprüfung nach Brinell
500
N/mm 2 Rpv 8
</ harter
Stahl
I
Spannung. Wirken auf einen Körper äußere Kräf-
t
400
/(Re v-
' stet1 ger
Verl auf
8 weicher
~Stahl


te ein, so entsteht in ihm eine mechanische Span- 300 ,1 -f--- ZF----
nung a (sigma). Diese kann als Verhältnis der äuße-
'<:)
Cl
.J...--"'"
ren Kraft F zum Querschnitt Sausgedrückt werden
c
::J
200
+;;'"nstetig~ 1- w ·a;
c
c Veriauf
.<::
U.<;;
""'Cl
·~
(Bild 2). Die mechanische Spannung wird meist in N/ "'c. "'u
Cf)
100
·~·~ ~"'Cl
mm 2 angegeben. "'Q)
wen ::J
N
Je nach Richtung der äußeren Kräfte entsteht eine I
0
unterschiedliche Spannung und Beanspruchung wie 10 20 % 30
Zug-, Druck-, Scher-, Biege-, Knick- und Torsions- r 2 Dehnung t - - - -
spannung. Bruchdehnung A

Zugfestigkeit Rm· Sie ist die größte Spannung, die Bild 3: Spannungs-Dehnungs-Diagramm
im Werkstoff eines Werkstückes auftritt. Die Zugfes-
tigkeit wird durch den Zugversuch an einem Probe- Elastizität. Ein Werkstoff ist elastisch, wenn er nach
stab ermittelt (Bild 2). Aufhebung einer Belastung seine ursprüngliche
Form wieder annimmt. Eine Feder w ird z.B. durch
Belastung zusammengedrückt; nach Entlastung
geht sie wieder in ihre ursprüngliche Form zurück.
Stahl (Bild 3) verhält sich bei Belastung durch eine
Kraft bis zu seiner Streckgrenze (R0 ) elastisch.

Plastizität. Behält ein Werkstoff nach sein er Ver-


formung durch eine Kraft die neue Form bei, so be-
Anfangsqu erschnitt S o; 100 mm 2 zeichnet m an diese Eigenschaft als Plastizität.
Spannung a ; f N/mm 2
Schmelztemperatur. Sie ist die Temperatur in °C,
. . Fm 37000N bei der ein Stoff vom festen in den flüssigen Zustand
Zugfestigkeit Rm ; - ; - - - 2 ; 370 Nimm 2
So 100mm übergeht (Tabelle 1). Reine Metalle haben einen aus-
geprägten Schmelzpunkt, Metalllegierungen und
Bild 2: Spannung und Zugfestigkeit
-gemische haben einen Schmelzbereich .

Der Stab wird in die Zerreißm aschine eingespannt


und solange belastet bis er reißt. Dabei werden Zug-
kraft und Dehnung gemessen (Bild 3).
Zunächst nimmt die Dehnung im gleichen Verhält-
nis wie die Zugkraft bis zur Streckgrenze Re zu. ln
diesem Bereich verhält sich der Werkstoff elastisch.
Nach Überschreiten der Streckgrenze bleibt bei zu-
nehmender Verlängerung die Zugkraft erstmalig
gleich oder fällt sogar ab. Bei w eiterer Steigerung
der Zugkraft wird dann der Werkstoff plastisch ver- Elektrische Leitfähigkeit x (kappa). Sie gibt an, wie
formt und die bleibende Dehnung nimmt rasch zu. gut bzw. wie schlecht ein Stoff den elektrischen
Bei Punkt B ist die Belastbarkeit des Werkstoffes, sei- Strom leitet (Tabelle 1, Seite 168). Alle Metalle leiten
168 8 Werkstofftechnik

den Strom . Nichtmetalle z.B. Kunststoffe, Porzellan Zerspanbarkeit. Sie ist die Eigenschaft von W erk-
sind Nichtleiter; man verwendet sie als lsolierstoffe. stoffen, die sich spanend bearbeiten lassen, wie z.B.
Drehen, Frä sen, Bohren, Schleifen.
Gut spanbar sind solche Werkstoffe, die geringe
Zähigkeit und mittlere Festigkeit haben, wie z.B.
unlegierte und niedrig legierte Stähle, Gusseisen,
Aluminium und seine Legierung en.
Schweißbarkeit. Sie ist die Eigenschaft von Werk-
stoffen, sich in flüssigem bzw. teigigem Zustand gut
zu Werkstücken verbinden zu lassen. Werkstoffe für
den Fahrzeugbau müssen meist gut schweißbar sein
wie z.B. Baustähle, Aluminium-Knetlegierungen.
8.1.2 Technologische Eigenschaften Schwer und nur mit Spezialverfahren schweißba r ist
Die technologischen Eigenschaften (Bild 1) bestim- z. B. Gusseisen.
men die Eignung eines Werkstoffes für die verschie-
WIEDERHOLUNGSFRAGEN


denen Fertigungsverfahren.
1 Nach welchen Bedingungen wird der Werkstoff
für ein Bauteil ausgewählt?
2 Nennen Sie drei physikalische Eigenschaften!
3 Wovon hängt die Längenausdehnung eines fes-
ten Körpers beim Erwärmen ab?
4 Wie unterscheidet sich die Wärmeausdehnung
von Stahl und Aluminium?
Obergesenk 5 Was gibt die Dichte an?
6 Was bedeuten die Streckgrenze R. und die Zug-
festigkeit Rm eines Probestabes?
Untergesenk
7 ln welchem Fall ist ein Stoff elastisch?
Umformbarkeil
8 Was versteht man unter Härte und Sprödigkeit?
9 Nennen Sie technologische Eigenschaften!
10 Welche Arten der Umformbarkeit gibt es?

Zerspanbarkeit Schweißbarkeit 8.1.3 Chemische Eigenschaften


Bild 1: Technologische Eigenschaften Unter den chemischen Eigenschaften der Werkstoffe
versteht man deren Verhalten bzw. deren Stoffver-
Gießbarkeit. Ein W erkstoff ist gut gießbar, w enn er
änderun gen beim Einwirken von
beim Schmelzen dünnflüssig wird und kaum Gas
• Umwelteinflüssen (z.B. Luftfeuchtigkeit, Wasser)
aufnimmt, keine zu hohe Schmelztemperatur hat
und beim Erstarren nicht stark schwindet. • Aggressiven Stoffen (z. B. Säuren, Laugen, Salze)
• W ärme (z.B. beim Glühen)
Gut gießbar sind z.B. Gusseisen, Aluminium-, Kup-
fer-Zink-Gusslegi erungen; schwer gießbar sind z.B. J e nach Verhalten des W erkstoffes beim Einwirken
unlegiertes Alumin ium, Kupfer. der genannten Faktoren ergeben sich folgende Ei-
Umformbarkeit. Ein W erkstoff ist umformbar, w enn genschaften:
er sich unter Einwirkung von Kräften zu einem Werk- • Korrosionsbeständigkeit • Giftigkeit
stück plastisch verformen lässt. • Wärmebeständigkeit • Brennbarkeit
Man unterscheidet: Korrosionsbeständigkeit. Es ist die Beständigkeit
• Kaltumformen wie z.B. Kaltwalzen, Biegen, Ti ef- gegenüber aggressiven Medien (z.B. Säuren, Lau-
ziehen gen). deren Einwirkung zu keine n messbaren Ve r-
• W armumformen wie z.B. W armwalzen, Schmie- änderungen der W erkstoffoberfläche führen dürfen.
den Giftigkeit. W erkstoffe können giftig wi rken , w enn
Gut umform bar sind z.B. kohlenstoffarmer Stahl, sie m it Lebensmitteln in Berührung komm en, z.B.
Blei, sowie Kupfer, Aluminium und deren Knetlegie- Fruchtsäuren mit Zink. Blei und Cadmium wirken gif-
rungen; nicht umformbar sind z.B. Eisen-Gusswerk- tig, wenn sie über die Schleimhäute aufgenommen
stoffe, Hartmetalle. werden.
8 Werkstofftechnik 169

Wärmebeständigkeit. Die meisten Stähle verzun-


dern beim Glühen über 600 oc in nicht sauerstofffrei-
er Atmosphäre.
Brennbarkeit. Sie ist bei den meisten Metal-
len gering. Ausnahmen bilden z.B. Kalium, Natrium,
+ 1,6
V
+ 1,4
+ 1,2
--
~
Gold
Platin
Quecksilber
+ 1,69V
+ 1,20V
+ 0,85 V
+ 0,80V

I
+ 1,0 Silber

--
Magnesium . Ihre Entzündungstemperatur ist sehr
niedrig. Kunststoffe neigen wegen der niedrigen + 0,8 ~ Kohlenst off + 0,75 V
Entzündungstemperatur ebenfalls zum Brennen.
Korrosion. Unter Korrosion versteht man die Reak-
tion eines metallischen Werkstoffes mit den umge-
benden Medien, die eine messbare Veränderung
des Werkstoffes bewirken und gleichzeitig zu einer
Beeinträchtigung der Funktion des Bauteils führen .
::J
Ol
c
:::J
c
c
"'c.
Cf)
~
Q)
+ 0,6
+ 0,4
+ 0,2
0
-0,2
--
--
Kupfer
Wismut
Antimo n
Wasserstoff
Blei
+ 0,52V
+ 0,32V
+ 0,14V

-0,13V
~ - 0,4 Zinn -0,14V
Q)

Umwelteinflüsse und aggressive Stoffe können 3 -0,6 Nickel - 0,23V


bei metallischen Werkstoffen Korrosion hervor-

~
-0,8 Kobalt - 0,28V
rufen.
-1,0 Kadmium -0,40V
Man unterscheidet elektrochemische Korrosion und -1 ,2 Eisen -0,44V

~
chemische Korrosion. -1,4 Chro m - 0,71 V
- 1,6 Zin k - 0,76V
Elektrochemische Korrosion -1,8 Mangan -1 ,18V
Sie tritt auf, wenn zwei verschiedene Metalle und -2,0 Alum inium -1,67V
ein Elektrolyt (säuren-, laugen- oder salzhaltige Magn esium - 2,36V
-2,2
Flüssigkeit) zusammentreffen. Es bildet sich ein
-2,4
------------ Natriu m -2,71 V

~
galvanisches Element. Die Höhe der entstehenden
Spannung ist abhängig von der Stellung der M etalle - 2,6 Kalium - 2,92V
innerhalb der elektrochemischen Spannungsreihe - 2,8 Lit hium - 3,04 V
(Bild 1).
- 3,0
Die elektrische Spannung zwischen zwei Metal- gemessen gegen die Normal-
Wasserstoff-Elektrode bei 25 oc
len ist umso höher, je weiter sie in der Span-
nungsreihe auseinander liegen .
Bild 1: Elektrochemische Spannungsreihe
Die Korrosio n wird mit zunehmender Spannung
stärker. Das unedlere Metall wird immer zerstört w asserlöslich oder W asser anziehend, so geht d ie
bzw . abgetragen. Die aufgrund der elektroche- Korrosio n w eiter, bis der W erkstoff zerstört ist, z.B.
m ischen Vorgänge aus dem unedleren Werkstoff Rosten von Stahl.
herausgelösten Teilchen können mit dem Elek-
Einflüsse. Die Ko rrosion des Werkstoffes kann beein-
trolyten chemische Verbindungen eingehen. Au-
flusst werden, durch ...
ßerdem kann der Elektrolyt auch chemisch mit
der W erkstoffoberfläche reagieren. Es find et dann • ... die chemische Zusammensetzung, z.B. durch
g leichzeitig auch eine chemische Korrosio n statt. Legieren bei Edelstähl en.
• ... den Reinheitsgrad, z.B. durch unerwünschte
Chemische Korrosion Legierung sbestandteile bei der Verarbeitung
Die meisten Metalle werden unter der Einwirkung von Schrott.
von Säuren, Laugen, Salzlösungen oder Gasen • .. . die Oberflächenbeschaffenheit, z.B. durch Po-
(z.B. Sauerstoff) von der Oberfläche ausgehend che- lieren der elox ierten Oberfläche von Alumin i-
misch v erändert. An der Oberfläche entsteht eine um .
Schicht aus der chemischen Verbindung des M etalls • ... die Zusammensetzung des ang reifenden Mit-
und des einwirkenden Stoffes. tels, z.B. Salz-, Sauerstoff- und Kohl ensäure-
Ist d ie entst andene Ko rrosionsschicht porenfrei, gehalt im W asser, Anteil v o n Schwefelstoffen
w asserunl öslich und gasundurchlässig, so kann sie in Flüssig keiten, Anteil v o n Stau b und festen
das Fortschreiten der chemischen Korrosion unter- Bestandteilen in Gasen.
binden und als Schutzschicht wirken, z.B. bei Alumi- • .. . den Druck und die Temperatur des angreifen-
nium. Ist die entstandene Ko rrosionsschicht porös, den Mittels.
170 8 Werkstofftechnik

Korrosionsarten lnterkristalline Korrosion (Korngrenzenkorrosion )


Gleichmäßige Flächenkorrosion (Bild 1). Das Metall (Bild 4). Die elektrochemische Korrosion erfolgt bei
wird überall annähernd parallel zur Oberfläche abge- Legierungen zwischen den unterschiedlichen Me-
tragen , unabhängig davon, ob sich die Korrosions- tallkristallen entlang den Korngrenzen, wobei feine,
geschwindigkeit ändert. Bei tragenden Stahl kon- nicht sichtbare Haarrisse auftreten.
struktionen, z.B. bei Brückenkonstruktionen , wird die
Festigkeitsabnahme des Teils durch entsprechende
Dimensionierung berücksichtigt.

Ko rros io nsschi cht


Bild 1: Gleichmäßige Flächenkorrosion

Lochkorrosion (Bild 2). Es ist ein örtlicher Korro-


Bild 4: Fortschreitende interkristalline Korrosion
sionsvorgang, der zu kraterförmigen oder nadel-
stichartigen Vertiefungen und im Endzustand zu
Durchlöcherungen führt . WIEDERHOLUNGSFRAGEN

1 Was versteht man unter chemischer und elektro-


chemischer Korrosion?
2 Wodurch kommt interkristalline Korrosion zu-
stande?
3 Wodurch kann die Korrosion eines Werkstoffes
beeinflusst werden?

Bild 2: Lochkorrosion

Die Tiefe der Lochfraßstelle ist in der Regel größer


als ihr Durchmesser.
8.2 Einteilung der Werkstoffe
Damit man einen Überblick über die große Anzahl
Berührungskorrosion (Kontaktkorrosion , Bild 3). Sie der verschiedenen Werkstoffe erhält, te ilt man sie
erfolgt. wenn zwei in der Spannungsreihe weit aus- nach ihrer Zusammensetzung oder nach gemein-
einanderliegende Metalle sich berühren und an der samen Eigenschaften in die 3 Hauptgruppen Metal-
Berührungsstelle ein Elektrolyt hinzutritt, z.B. am le, Nichtmetalle und Verbundwerkstoffe ein (Bild 1,
Berührungsspalt von zwei Bauteilen. in dem ent- Seite 171). Diese Hauptgruppen lassen sich noch in
stehenden galvanischen Element wird das unedle Untergruppen einteilen.
Metall zerstört. Die Elementbildung kann verhindert
Eisen-Gusswerkstoffe haben gute Festigkeit und
werden, wenn die Berührungsstelle vor dem Elektro-
lassen sich leicht in Formen gießen . Sie werden
lyten geschützt wird .
für solche Werkstücke verwendet, die sich am ein-
M ot o rblock, Laufb üchse, fa chsten durch Gießen formen lassen, z.B. Motor-
Werkstoff: GL Werkstoff: GG mit Cr·Gehalt blöcke.
Stähle sind Eisenwerkstoffe mit großer Festigkeit,
die sich besonders für ein Umformen durch Walzen,
Schmieden oder Trennen durch Spa nen eignen. Aus
ihnen werden z.B. Profile, Bleche, Wellen und Zahn-
räder hergestellt.
Schwermetalle (Dichte größer 5 kg/dm 3 ) sind z.B.
Kupfer, Zink, Zinn , Blei , Chrom , Nickel. Ihre Ver-
wendung hängt meist von ihren besonderen Eigen-
GL als Minuspol wird zerstört
schaften ab. Kupfer wird z.B . wegen seiner guten
elektrischen Leitfähigke it für elektrische Leitungen
Bild 3: Berührungskorrosion verwendet.
8 Werkstofftechnik 171

Leichtmetalle (Dichte unter 5 kg/dm 3 ) sind Alumi- lung von Naturstoffen hergestellt werden. Zu ihnen
nium, Magnesium und Titan. Werkstücke aus ihren zählen z.B. die Kunststoffe.
Legierungen haben geringes Gewicht bei guter Fes-
Verbundwerkstoffe. Bei ihnen sind verschiedene
t igkeit. Sie werden deshalb vor allem im Kraftfahr-
Werkstoffe miteinander verbunden, um deren Ei-
zeug- und Flugzeugbau eingesetzt.
genschaften zu kombinieren. Zu ihnen gehören z.B.
Natürliche Werkstoffe sind Stoffe, die in der Natur Bremsbeläge, Glasfaserspachtel, elektrische Leiter-
vorkommen, wie z.B. Leder, Kork, Faserstoffe. Sie platten.
werden in besonderen Fällen eingesetzt, w ie z.B. Le-
der für Polsterungen. Betriebs- und Hilfsstoffe (Bild 2)
Maschinen benötigen zu ihrem Betrieb Betriebs-
Künstliche Werkstoffe sind Werkstoffe, die künstlich stoffe, z.B. Kraftfahrzeuge brauchen Kraftstoff,
durch verschiedene Verfahren oder durch Umwand- Schmierstoff, Kühlflüssigkeit, Bremsflüssigkeit. Fer-
ner erfordert ihre Herstellung und Bearbeitung Hilfs-
stoffe.

I Betriebs- und Hilfsstoffe


I
I
I
J
I
Brennstoffe

Kraftstoffe
I
I
I
I
I
I
I
I
Schleifmittel

I
Schweißmittel
I
I
I

I Schmierstoffe I I Lötmittel I
z.B. z.B. z.B. z.B. Bild 2: Betriebs- und Hilfsstoffe
Gusseisen Baustahl Blei Aluminium
Temperguss Werkzeug- Kupfer Magnesium
Stahlguss stahl Chrom Titan

8.3 Aufbau der metallischen


Nichtmetalle
Werkstoffe
Natürliche Künstliche Alle Metalle bilden Kristalle beim Erstarren aus
Werkstoffe Werkstoffe
dem schmelzflüssigen Zustand. Dabei nehmen
z. B. z.B. die Atom e ihren Platz im Kristall nach bestimm-
Holz Kunststoffe
Leder Glas ten Regeln ein, die dem jew eiligen Metall eigen-
Kork Keramik tümlich sind (Bild 3).

Gefüge Körner Kristall Atom

Tei lche nve rstä rkte Ve rbu ndwe rkstoffe

z. B.
Kunststoff-Formmassen
Hartmet alle Atomkern

Faserverstärkte Verbundwerkstoffe

z.B.
Glasfaserverstärkte Verbundwerkstoffe
Koh lenstofffaserverstärkte Verbundwerkstoffe

Sch ichtverbundwerkstoffe
Bild 3: Aufbau der metallischen Werkstoffe
z.B.
Hartpapier
plattierte Bleche
Die Atome der meisten Nichtmetalle ordnen sich da-
gegen beim Erstarren aus der Schmelze ohne feste
Bild 1: Einteilung der Werkstoffe- Übersicht Regel (amorph) nebeneinander an .
172 8 Werkstofftechnik

Metallbindung (Bild 1). Metallatome besitzen an den


Atomkern fest gebundene Elektronen und auf der
äußeren Elektronenscha le ein oder mehrere .,freie" Kugelmodell
Elektronen . Kubisch raumzentrierter Kristall- krz

Die elektrischen Anziehungskräfte zwischen den


negativ geladenen Elektronen und den positiv ge-
ladenen Metallionen bewirken den festen Zusam-
Metall-
ionen ~---;P
. :;1
~ ·
Metaii-
ionen
~-
menhalt und damit die Festigkeit des metallischen ~--4
Werkstoffes.
Diese Art der Bindung zwischen den Metallionen
und den freien Elektronen nennt man Metallbin-
dung, weil sie für alle Metalle ke nnzeichnend ist.

einzelne Metallatome Metallkörper


Metallionen

• Zusammen-
Iagerung
._~~

der Grundflächen . Zusätzli ch enthält der hexagonale


Kristall drei Metallionen im lnnern des Prismas.
Metalle mit hexagonalen Kristallen sind spröde, z.B.
freie El ektronen Cadmium , Magnesium, Titan, Zink.

Gefüge des Metall


Bild 1: Entstehung der Metallbindung
Es besteht aus unregelmäßig begrenzten Kristalliten
oder Körnern. Die Körner bestehen aus Kristallen.
Die einzelnen Körner stoßen an den Korngrenzen zu-
8.3 1 Kristallgitter der reinen Metalle
sammen. Im Schliffbild einer polierten und geätzten
Metalle kristallisieren in drei Formen: Metallfläche erkennt man unter dem Mikroskop die
• Kubisch raumzentrierter Kristall (krz) Körner und die Korngrenzen, die sich als dünne Lini-
• Kubisch flächenzentrierter Kristall (kfz) en zwischen den Körnern abzeichnen (Bild 2).
• Hexagonaler Kristall (hex)
Körner
Kubisch raumzentrierter Kristall (Tabelle 1)
Der Kristall ist ein Würfel , an dessen Eckpunkten acht
Metallionen angeordnet sind. ln der Raummitte des
Würfels befindet sich ein weiteres Metallion.
,_..-ff-~- Korn -
Kubisch raumzentrierte Kristalle bilden z.B. Chrom, grenzen
Molybdän, Vanadium, Wolfram sowie Stahl bei
Temperatu ren unterhalb etwa 723 oc. Bild 2: Metallgefüge im Schliffbild

Kubisch flächenzentrierter Kristall (Tabelle 1) Der Aufbau des Gefüges hat wesentlichen Einfluss
in den acht Eckpunkten des Würfels ist jeweils ein auf die Eigenschaften der Metalle, z.B. auf Festigkeit,
Metallion angeordnet. Zusätzlich befindet sich ein Härte.
Metallion in jeder Mitte der sechs Seitenflächen.
Kubisch flächenzentrierte Kristalle bilden z.B . Alu- 8.3.2 Kristallgitter von Metalllegierungen
minium , Blei, Kupfer, Nickel , Platin, Silber sowie
Stahl bei Temperaturen oberhalb etwa 723 oc ... in der Technik werden die meisten M eta lle nicht
911 °C. in reiner, sondern in Form von Legierungen ver-
Hexagonaler Kristall (Tabelle 1) wendet.
Bei diesem Kristall bilden die Metallionen ein sechs- Man unterscheidet
eckiges Prisma mit je einem Metallion in der Mitte Mischkristall- und Kristallgemisch-Legierungen.
8 Werkstofftechnik 173

Mischkristall-Legierungen entstehen, wenn beim Kristallgemisch-Legierungen entstehen z.B. beim


Erstarren die Atome des Legierungselementes Legieren von Blei und Zinn (Lötzinn, Schmierlote).
gleichmäßig im Kristallgitter des Grundmetalls ver-
teilt bleiben. WIEDERHOLUNGSFRAGEN

Dabei können sich ... 1 Welche Kristallformen kommen bei den Metallen
hauptsächlich vor?
• ... die Atome des Legierungselementes an Stelle
2 Was versteht man unter der Metallbindung?
eines Metallions des Grundmetalls anlagern
(Austauschmischkristall, Bild 1). 3 Wie entstehen die Körner und Korngrenzen eines
Metallgefüges?
4 ln welcher Form werden Metalle in der Technik
meistens verwendet?
5 Wodurch unterscheiden sich Mischkristalle und
Kristallgemische?

8.4 Eisenwerkstoffe
Sie sind metallische Werkstoffe, deren Eigenschaf-

Bild 1: Gefüge des Austauschmischkristalls


ten durch verschiedene Herstellungsverfahren,
durch Legieren oder Warmbehandlungsverfahren je
nach Bedarf verändert w erden können.
II
• ... die Atome des Legierungselementes zwischen Eisenw erkstoffe haben z.B. hohe Festigkeit, sind gut
den Metallionen anordnen (Einlagerungs- gießbar, umform bar, spanbar und schweißbar.
mischkristall, Bild 2).
Man unterscheidet:
• Stahl • Eisengusswerkstoffe

8.4.1 Stahl
Im weißen Roheisen werden durch Oxidation der
Kohlenstoff-, der Silizium - und der Mangangehalt
herabgesetzt. Phosphor und Schwefel werden weit-
gehend beseitigt, dadurch wird der Eisenwerkstoff
schmiedbar.

Stahl ist ohne Nachbehandlung schmiedbarer


Bild 2: Gefüge des Einlagerungsmischkristalls
Eisenwerkstoff.
Härte und Festigkeit der Mischkristall-Legi erung sind
wegen der Verspannung des Gitters durch die einge-
8.4.2 Eisengusswerkstoffe
lagerten Legierungsbestandteile größer als die des
Grundmetalls. Mischkristall-Legierungen entstehen Gusseisen mit Lamellengrafit (Grauguss)
z. B. beim Legieren von Eisen und Mangan oder von
Eisen und Nickel oder von Kupfer und Nickel. Gusseisen mit Lamellengrafit ist Gusseisen, in
dem der Grafit lamellenförmig ausgebildet ist.
Kristallgemisch-Legierungen entstehen, wenn sich
beim Erstarren der Schmelze die Legierungsbe-
standteile entmischen . Jeder Bestandteil bildet eige- . ·,· ··~ .
ne Kristalle (Bild 3). Graphit- ~:.cl
"" .~ Ku rzze1chen EN- GJL
Iameiien ~:' Dichte 7,25 kg/dm 3
: . .. ;:,~ Schmelzpunkt 1150 oc ... 1 250 oc
·~ Gießtemperatur etwa 1350 °C
Zugfestigkeit 100 N/mm 2 ... 400 N/mm 2
Dehnung fast keine

Herstellung. Gusseisen mit Lamellengrafit wird aus


grauem Roheisen, Gussbruch und Stahlschrott er-
schmolzen. Kühlt die Schmelze nach dem Gießen
Grundmetall Legierungsmetall Zinn langsam ab, scheidet sich der Kohlenstoff als Grafit
in lamellenförmigen Blättchen aus und lagert sich
Bild 3: Gefüge des Einlagerungsmischkristalls fein verteilt im Gefüge ein.
174 8 Werkstofftechnik

Eigenschaften. Grafit verleiht der Bruchfläche die unterworfen. Je nach Art der Glühbehandlung un-
typische graue Farbe, bewirkt gute Gleiteigenschaf- terscheidet man entkohlend und nicht entkohlend
ten, leichte Bearbeitbarkeit und gute Schwingungs- geglühten Temperguss.
dämpfung. Der hohe Kohlenstoffgehalt von 2,8 %
bis 3,6 % bewirkt einen niedrigen Schmelzpunkt
und gute Gießbarkeit. Die Grafitlamellen im Guss-
eisen erzeugen eine Kerbwirkung, dadurch werden
Zugfestigkeit und Dehnung stark herabgesetzt.
Verwendung z.B. für Zylinderblöcke, Kolbenringe,
Gehäuse, Auspuffkrümmer, Bremstrommeln, Brems-
scheiben, Kupplungsdeckel, Kupplungsdruckplatten.

Gusseisen mit Kugelgrafit (Kugelgrafitguss)


7,4 kg/dm 3
Gusseisen mit Kugelgrafit ist Gusseisen, in dem
der Grafit kugelförmig ausgebildet ist. 1300 oc


250 N/mm 2 .. . 700 N/mm 2
1 % ... 2 %
EN-GJS
7,1 kg/dm 3 . .. 7,3 kg/dm 3 Entkohlend geglühter Temperguss EN-GJMW (Wei-
1400 oc ßer Temperguss). Den Gussstücken wird in einer
400 N/mm 2 ... 800 N/mm 2 oxidierenden Atmosphäre durch Glühen über meh-
rere Tage bei etwa 1 000 oc Kohlenstoff entzogen.
15 % ... 2 %
Da die Entkohlung nur in der Randschicht erfolgt
(bis etwa 5 mm). eignet sich dieses Verfahren nur für
Herstellung. Wird dem geschmolzenen Gusseisen dünnwandige Gussstücke.
im Tiegel Magnesium hinzugefügt, so scheidet sich
der Grafit beim Abkühlen an den Korngrenzen kugel- Nicht entkohlend geglühter Temperguss EN-GJMB
förmig (globular) aus. (Schwarzer Temperguss). Die Gussstücke werden
Eigenschaften. Die Grafitkugeln erzeugen im Gegen- mehrere Tage in einer neutralen Atmosphäre unter
satz zu Lamellen keine Kerbwirkung, dadurch sind Luftabschluss geglüht. Dabei zerfällt das Eisenca rbid
Dehnung, Biege- und Zugfestigkeit höher. Kugelgra- in Ferrit und flockigen Grafit, die sich im Gefüge ab-
fitguss hat hohen Verschleißwiderstand und kann lagern. Die Gefügeänderung tritt im gesamten Werk-
warm behandelt z.B. gehärtet oder vergütet werden. stück auf und nicht nur in der Randschicht.
Er ist gut bearbeitbar und lässt sich randschichthär- Eigenschaften. Gussstücke aus Temperguss haben
ten. stahlähnliche Eigenschaften. Sie sind gut spanbar,
Verwendung z.B. für Kurbelwellen, Nockenwellen, weich- und hartlötbar, vergütbar, randschichthärt-
Pleuelstangen, Lenkungsteile, Bremstrommeln, bar, schweißbar.
Bremsscheiben, BremssätteL Verwendung im Fahrzeugbau z.B. für Pleuelstangen,
Lenksäulen, Schaltgabeln, Rahmenmuffen für Mo-
Gusseisen mit Vermiculargrafit (EN-GJV) tor- und Fahrräder.
Sein Gefüge besitzt sowohl feine, wurmförmige
(vermiculare) als auch kugelförmige Grafiteinla- Stahlguss
gerungen. Dadurch sind Zugfestigkeit und Bruch-
dehnung höher als bei Grauguss. Gusseisen mit Stahlguss ist in Formen gegossener Stahl für
Vermiculargrafit wird zur Herst ellung von dünnwan- Gussstücke hoher Festigkeit.
digen Kfz-Teilen, z.B. Abgaskrümmer, Bremsschei-
ben, Getriebegehäuse, Turboladergehäuse, Motor-
blöcke, verwendet. Kurzzeichen GS
Dichte 7,85 kg/dm 3
Temperguss Schmelzpunkt 1 300 oc ... 1 400 oc
Zugfestigkeit 400 N/mm 2 .. . 800 N/mm 2
Temperguss ist durch Glühbehandlung (Glüh- Dehnung 2,5 % ... 8 %
frischen oder Tempern) zä h gewordenes Guss-
eisen. Herstellung. Die Gussstücke w erden nach dem Gie-
ßen geglüht, um Gussspannungen zu beseitigen.
Herstellung. Nach dem Gießen werden die Guss- Die Glühtemperatur liegt je nach Kohlenstoffgehalt
stücke einer langandauernden Glühbehandlung zwischen 800 oc und 900 °C.
8 WerkstofftiChnik 175

Eigenschaften. Stahlguss besitzt die Eigenschaf- Verwendung z.B. für Bremstrommeln, Brems-
ten von Stahl wie z.B. Festigkeit und Zähigkeit bei scheiben, Bremssättel, Hinterachsgehäuse, Rad-
gleichzeitiger Gießbarkeit, sodass sich dadurch naben, Anhängekupplungen für Lkw, Turbinen,
auch kompliziert geformte Werkstücke herstellen Hebel.
lassen.

Kohlenstoff Festigkeit, Härte, Härtbarkeit, Schmelzpunkt, Zähigkeit, Dehnung,


C45
c Gießbarkeit bei Gusseisen Schweiß- und Schmiedbarkeit
Silizium i Schweißbarkeit,
60SiCr7
Si Zers


Phosphor Warmfestigkeit Blaubrüchigkeit
p Dehnung, Zähigkeit, Schweißbarkeit
Dünnflüssigkeit bei EN-GJL
Schwefel Spanbrüchigkeit, Rotbrüchigkeit Zähigkeit, Schweißbarkeit,
15S10
s beim Schmieden Korrosionsbeständigkeit

Chrom Zugfestigkeit, W armfestigkeit


Zähigkeit, Schweißbarkeit, Dehnung X5Cr17
Cr Korrosionsbeständigkeit
Mangan Zugfestigkeit, Warmfestigkeit, Verschleißfestigkeit, Schweißbarkeit,
28Mn6
Mn Korrosionsbeständigkeit Zerspanbarkeit
Molybdän Zugfestigkeit , Warmfestigkeit,
Schweißbarkeit 20MoCr4
Mo Schneidhaltigkeit, Zähigkeit
Nickel Zugfestigkeit, W c!rrTlfe!;tio1kei1t. edehnung, Schweißbarkeit,
36NiCr 6
Ni Korrosions barkeit
Vanadium Dauerfestigkeit, W armfestigkeit,
Schweißbarkeit 115CrV3
V Härte
Wolfram Warmfestigkeit,
105WCr6
w

8.4.4 Bezeichnung der Eisenwerkstoffe


Die eindeutige Bestimmung eines Eisenwerkstoffes
kann erfolgen durch
• Kurznamen z.B. S235JR
• Werkstoffnummern z.B. 1.0037

Kurznamen. Sie machen in Form von Buchstaben


und Ziffern Angaben zu Herstellung, Eigenschaften
und Behandlung des W erkstoffs.

Werkstoffnummern. Sie erleichtern das Erfassen


von W erkstoffen mit Anl agen der elektronischen
Datenverarbeitung (EDV) z.B. S235JR (Kurznamen)-
1.0037 (Werkstoffnummer). GTW EN-GJ MW Entkohlend geglühter
Temperguss
Bezeichnung der Eisengusswerkstoffe
Die Kurznamen für Gusseisen, Temperguss und Angabe der Festigkeit. Sie erfolgt durch eine Kenn-
Stahlguss können noch nach dem bisherigen Be- zahl, die mit 10 (genau mit 9,81) multipliziert die
zeichnungssystem nach DIN gebildet w erden. Mindestzugfestigkeit in N/mm 2 angibt, z.B. GG-25
ist Gusseisen mit Lamellengraphit mit 250 N/mm 2
Angaben zur Herstellung (Tabelle 1). Diese Kurzna- Mindestzugfestigkeit. Bei Temperguss gibt eine mit
men bestehen aus dem Buchstaben G und weiteren Bindestrich angehängte Zahl die Bruchdehnung in
Buchstaben, die die Gussart angeben. Prozent an, z.B. GTS-65-02 (Bild 1, Seite 176).
176 8 Werkstofftechnik

Zusatzsymbole
Guss- Mindest- Bruch-
Zusatzsymbole für Stähle sind Bu chstaben und
werkstoff Gussart zugfestigkeit dehnung
Buchstaben mit Ziffern. Man unterteilt in Gruppe 1
c____=;5_~.-----------'l und Gruppe 2.

[GTS- 65- 02) Zusatzsymbole für Sta hle rzeugnisse (Tabelle 1) kön-
nen mit einem Pluszeichen (+) an den Kurznamen
.-----~' ~lr~------]_~ angehängt werden.
Schwarzer 650 N/mm 2 2%
Temperguss Beispiele für Stähle der Hauptgruppe 1
1. Maschinenbaustähle
Bild 1: Bezeichnung von Temperguss
Hauptsymbole
Bezeichnungssystem für Stähle nach EN
Kennbuchstabe: E Maschinenbaustähle
Die Kurznamen für Stähle und Stahlguss werden
Zahl: Mindeststreckgrenze R. in N/mm 2 für die gerings-
nach zwei Hauptgruppen gebildet: teErzeugnisdicke
• Hauptgruppe 1 • Hauptgruppe 2 z.B. R. = 335 N/mm 2

• Hauptgruppe 1: Kurznamen mit Hinweisen für


Verwendung und Eigenschaften

Die Kurznamen beginnen mit einem Kennbuch-


staben für den Verwendungszweck der Stähle, da-
nach folgen Angabe n über die Eigenschaften. Für
die Kfz-Tec hnik kommen in der Hauptsache nur die
Zusatzsymbole
Gruppe 1
I

G andere Güten, evtl.


I
E
I
335 G1 ll c I

Gruppe 2
~

C mit besonderer Kaltum-


Maschinenbaustähle (Kennbuchstabe E) und die mit 1 oder 2 Ziffern formbarkeit
Stähle für den Stah lbau (S) in Betracht. z.B. G1 unberuhigt
vergossen
Hauptsymbole
Kennbuchstaben geben den Verwendungszweck an.
2. Stähle für den Stahlbau
Bei Stahlguss wird der Buchstabe G vorangestellt.
Die dem Kennbuchstaben folgende dreisteilige Zahl Hauptsymbole
gibt die Mindeststreckgrenze Re in N/mm 2 an, z.B. Kennbuchstabe: S Stähle für den Stahlbau
E350. Zahl: Mindeststreckgrenze R0 in N/mm 2 für die gerings-
teErzeugnisdicke z.B. Re = 235 N/mm 2

I
Is 235 IJRG1 !1w I
~
Zusatzsymbole
Gruppe 1 Gruppe 2
Kerbschlagarbeit Prüf- c mit besonderer
in Joule temp. Kaltumformbar-
27J 40J 60J oc keit
E zum Schmieden
JR KR LR + 20
N Normalgeglüht
JO KO LO 0 0 vergütet
+A weichgeglüht
J2 L2 L2 - 20 w wetterfest
+C kaltverfestigt G andere Güten, evtl. mit D für Schmelz-
1 oder 2 Ziffern z.B. G1 Iauchüberzüge
+N normalgeglüht
unberuhigt vergossen
+0 abgeschreckt bzw. gehärtet
0 Vergütet
+ QT vergütet
N Normalgeglüht
+U unbehandelt
11 Um Verwechslungen mit anderen Symbolen zu
vermeiden, kann bei den Arten des Überzugs ein S Hauptgruppe 2: Kurzname mit Hinweisen auf die
(z.B. + SA) bzw. bei dem Behandlungszustand ein T chemische Zusammensetzung (Tabelle 1, Sei-
(z.B. +TA) vorangestellt werden. te 177).
8 Werkstofftechnik 177

Hauptsymbole Legierte Stähle, wenn der Gehalt


Es sind Kennbuchstaben und Kennzahlen. Die Kenn- eines Legierungselements ~ 5 % ist
buchstaben sind die Symbole der Legierungsele- (ohne Schnellarbeitsstähle).
mente; die Kennzahlen geben Auskunft über deren
Prozentgehalte. I X I 5 I CrNi II 18-10 I
Zusatzsymbole für Stähle der Hauptgruppe 2 wer-
den nach Gruppe 1 und Gruppe 2 unterteilt. Zusatz-
I ~
~ ········ ' •.
····
.
symbole der Gruppe 1 werden nur bei den unlegier-
ten Stählen mit Mn-Gehalt < 1 % verwendet. Sie ~ · Kennzahl Buchstaben Kennzahlen
bestehen aus Buchstaben bzw. Buchstaben mit Zif- X C-Gehalt Symbole Gehalte
fern. Zusatzsymbole für Stahlerzeugnisse (Tabelle 1, Gehalt der der Legie-
eines in _1_% Legie- rungs-
Seite 176) können mit Pluszeichen (+) angehängt 100
werden. Legie- rungs- elemente
rungs- z.B. elemente,
0,05 % c z.B.
elements z.B. Cr Cr: 18 %
~ 5% und Ni Ni: 10 %

Beispiele für Stähle der Hauptgruppe 2


Schnellarbeitsstähle

..........
~
I HS I 10-4-3-10
Kennzahlen
~
1

Unlegierte Stähle mit einem Gehalte der Legierungselemente
mittleren Mn-Gehalt < 1 % HS in Prozent in der Reihenfolge
W , Mo, V, Co.

I c J 35 I E I Z.B.
10 % W, 4 % Mo, 3 % V, 10 % Co
~ ~
Hauplllymbelil . Zusatzsymbole
~ '; ~· Gruppe 1 (Auswahl) 8.4.5 Einteilung und Verwendung
c C-Gehalt E vorgeschriebener der Stähle
für Kohlen- max. S-Gehalt
in _1_ % Die Stähle werden nach der Zusammensetzung in
stoff 100 R vorgeschriebener unlegierte und legierte Stähle und nach der Verwen-
z.B. Bereich dung in Baustähle und Werkzeugstähle eingeteilt
0,35 % c des S-Gehaltes
(Bild 1, Seite 178). Die legierten Stähle kann man in
Unlegierte Stähle mit ~ 1 % Mn-Gehalt, niedrig- und hochlegierte Stähle unterteilen. Nach
unlegierte Automatenstähle, ihrer Reinheit und ihren Gebrauchseigenschaften
sowie legierte Stähle, wenn der Gehalt der kann man sie auch als Grundstähle, Qualitätsstähle
einzelnen Legierungselemente < 5 % ist. oder Edelstähle bezeichnen.
Baustähle
I 10 I CrMo I 9-10 I Unter Baustählen versteht man Stähle, die zum Bau
~ ~ von M aschinen, Fahrzeugen, Geräten und im Stahl-
bau v erwendet w erden.
Hauplllymbelil Kennzahlen
Unlegierte Baustähle, z.B. S235JR (St 37-2),
Kennzahl Buchstabe mit Bindestrich
E335 (St 60)
C-Gehalt Symbole Kennzahl geteilt Für ihre Verwendung ist die Mindeststreckgrenze
. 1 o/c für Le- durch Faktor und die Schweißbarkeit entscheidend. Ihr Kohlen-
ln 1oo o gierungs- (Tabelle 1) stoffgehaltliegt zwischen 0,17 % und 0,5 %.
z. B. elemente ergibt den
Es sind Grundstähle und Qualitätsstähle. Sie lassen
0,10 % C z.B. Cr Prozentgehalt des
und Mo Legierungselem ents. sich gut spanend bearbeiten und sind schweißbar.
Die Qu alitätsstähle können mit allen Verfahren ge-
Z.B.
Cr: 9/4 = 2,25 % schweißt werden.
Mo: 10/10 = 1 % Verwendung. Z.B. für Stahlkonstruktionen, Maschi-
nenteile, Bleche, Schrauben, Muttern, Niete.
178 8 Werkstofftechnik

Einsatzstähle, z. B. C15, 16MnCr5 Verwendung. Für hoch beanspruchte Teile wie z.B.
Sie werden für Bauteile verwendet, die durch Ein- Kurbelwellen, Pleuelstangen, Gelenkwellen, Achs-
satzhärten eine harte und verschleißfeste Rand- schenkel, Lenkungsteile.
schicht und hohe Festigkeit erhalten sollen, wäh-
rend der Kern weich und zäh bleiben soll. Es können
legierte oder unlegierte Qualitäts- oder Edelstähle Sonderstähle
sein. Sonderstähle (Tabelle 1) sind Stähle mit besonderen
Eigenschaften für entsprechende Verwendungs-
Verwendung. Z.B. für Kolbenbolzen, Kurbelwellen,
zwecke wie z.B. nichtrostende Stähle, warmfeste
Zahnräder.
und hitzebeständige Stähle, Ventilstähle, Federstäh-
le. Es sind meist legierte Edelstähle.
I
I
Stähle
I
H Nach der Zusammensetzung
I


Radzierblenden
Auspufftöpfe
H Unlegierte Stähle
~ Grundstähle
Qualitätsstähle
Edelstähle
Auspuffrohre
Turbinenteile

-1 Legierte Stähle Qualitätsstähle


Edelstähle
I
Einlassventil
Auslassventil

~
Nach der Verwendung
l
- Baustähle - Unlegierte Baustähle Nichtrostende Stähle sind gegen Säure beständig .
Einsatzstähle Sie sind in der Regel tiefziehfähig und schweißbar.
Nitrierstähle
Vergütungsstähle Warmfeste und hitzebeständige Stähle behalten
Automatenstähle
Sonderstähle
durch Zusatz von Cr, Mo, Ni, V oder Si auch bei
hohen Temperaturen ihre Festigkeit und sind bis
1100 oc zunderbeständig .
'
- Werkzeugstähle - Kaltarbeitsstähle
Warmarbeitsstähle
Ventilstähle müssen bei guter Wärmeleitfähigkeit
Sch nella rbeitsstä h le warm-, abbrand-, zunder- und verschleißfest sowie
korrosionsbeständig sein. Sie sind mit Cr, Si, Ni und
V legiert.
Bild 1: Einteilung der Stähle
Federstähle müssen hohe Elastizität und Dauerfes-
Nitrierstähle, z.B. 31CrMoV9 tigkeit besitzen. Sie haben meist einen höheren
Sie sind mit Cr, Al, Mo oder Ni legiert und werden Si-Gehalt. Federstähle werden vergütet bzw. ge-
mit Stickstoff in der Randschicht gehärtet. härtet.

Verwendung. Sie werden für Teile verwendet, die


sich beim Härten nichtverziehen dürfen und die nicht Werkzeugstähle
mehr nachbearbeitet werden, wie z.B. Kolben bolzen,
Kurbelwellen, Zahnräder, Wellen, Messgeräte. Werkzeugstähle sind Stähle mit großer Härte und
Festigkeit, aus denen Werkzeuge zum Trennen
Vergütungsstähle, z.B. C45E, 30CrNiMo8 (Spanen) und Umformen hergestellt werden .
Es gibt sie unlegiert oder teilweise mit Cr, Mn und
Mo, vereinzelt auch mit V und Ni legiert. Durch Ver- Sie erhalten durch Wärmebehandlung ihre Ge-
g üten erha lten sie eine hohe Festigkeit bei guter Zä- brauchshärte. Man unterscheidet:
higkeit bis in den Kern. Durch Salzbadnitrieren wird • Kalt-, Warm- und Schnellarbeitsstähle
ihre Randschicht verschleiß fest. • Unlegierte und legierte Werkzeugstähle
8 Werkstofftechnik 179

8.4.6 Handelsformen der Stähle Stahlbleche für den Karosseriebau


Folgende Anforderungen sind für den Einsatz von
Die Stahlwerke bringen die Stähle meist als Halb-
Stahlblechen an Karosserien von Bedeutung
zeuge in genormten Formen in den Handel.
• geringes Gewicht • hohe Festigkeit
Die Handelsformen bzw. Halbzeuge sind
• gut tiefziehbar • gut schweißbar
• Formstähle • Feinbleche
• nach dem Umformen zusätzliche Festigkeitssteige-
• Rohre • Stabstähle rung möglich , z. B. durch Bake-Hardening-Effekt.
• Stahldraht • Kleinzeug
Stahlsorten für Karosseriebleche
• Stahlbleche
Tabelle 2 zeigt die wichtigsten Stahlsorten für Karos-
Formstähle (Bild 1) wie Winkel-, U-, T-, Doppel-T-
seriebleche und deren Mindeststreckgrenze.
und Z-Stahl sind meist aus S235JO. Sie werden ge-
walzt und gezogen in Längen von 3m bis15m her-
gestellt.

Schenkelbreite Schenkeldicke

Bild 1: Bezeichnung

Stabstähle wie Rund-, Flach-, Breitflach-, Quadrat-,


Sechskant-, Halbrund- und Bandstahl. Sie können
blankgezogen, geschliffen und poliert oder warm-
gewalzt sein.
Als Werkstoffe kommen alle Baustahlsorten infrage, Tiefziehstähle zur Kaltumformung (DC, DX). Z.B.
für blankgezogene Rund- und Sechskantstähle vor DC01 ... 07, DX53D+Z. Sie werden für kaltgewalzte
allem 35S20+C, für blanken Flach- und Quadratstahl Bleche und Bänder verwendet. Die entstandene Kalt-
meist S235JRG1 . verfestigung wird durch anschließendes Rekristalli -
Stahldrähte werden gewalzt und gezogen in Ringen sationsglühen beseitigt. Das Gefüge des Blechs wird
oder auf Spulen geliefert. feinkörnig und weich . Es lässt sich gut umformen.
Die Oberfläche der DX-Stähle ist außerdem durch
Feinbleche sind für Umformungsarbeiten wie Tief- verschiedene Beschichtungen wie Reinzink, Zink-
ziehen und anschließende Oberflächenbehandlung Eisen-Legierung veredelt.
wie Lackieren oder Galvanisieren bestimmt.
Verwendung im Kfz: Außenhautteile im Hinterwagen .
Rohre werden stumpf geschweißt, überlappt ge-
Mikrolegierte Stähle (Kennbuchstabe LA). Z.B.
schweißt und nahtlos gezogen hergestellt.
HC380LA, HC420LA. Ihr feinkörniges Gefüge ent-
Kleinzeug sind Schrauben, Muttern, Niete, Stifte, steht durch Legieren mit Niob (Nb) und Titan (Ti) .
Federn, Scheiben, Schraubensicherungen, Splinte, Dadurch verbessern sich ihre Umformeigenschaften
Nägel. und ihre Festigkeit.
Stahlbleche werden nach ihrer Dicke in Feinstbleche Verwendung im Kfz: Sicherheitsrelevante Bauteile,
und Weißbleche sowie in Fein-, Mittel- und Grobble- z.B. A-, B-Säulen .
che unterteilt (Tabelle 1). Phosphorlegierte Stähle (Kennbuchstabe P). Z.B.
HC260P, HC300P. Sie sind Stähle, die mit kleinen
Mengen Phosphor legiert sind. Phosphorlegierte
Stahlbleche sind gut umformbar und hochfest
Verwendung im Kfz: Großflächige Karosserieteile,
z.B. Außenhautteile.
Bake-Hardening-Stähle (Kennbuchstabe B). Z.B.
HX180B, HX300B. Sie sind im Auslieferungszustand
weich und sehr gut umformbar. Durch die Umfor-
180 8 Werkstofftechnik

mung zum Fertigteil werden Bake-Hardening-Stähle Verbundbleche


kalt verfest igt. Eine weitere Erhöhung der Festigkeit Tailored Blanks. Sie sind Bauteile, die aus Blechen
und Beulsteifigkeit bewirkt die anschließende Ein- verschiedener Dicken und Stahlsorten zusammen
brennlackierung. geschweißt werden, z.B. Längsträger einer Boden-
Verwendung im Kfz: Blechteile der Außenhaut, wie anlage im Kfz, Karosserieteile.
Hauben, Türen, Deckel. Sandwichbleche. Sie bestehen aus zwei Stahlble-
lnterstetial Free-Stähle (Kennbuchstabe V). Z.B. chen, die mit einer 25 ...50 j.Jm dicken, viskoelasti-
HC180Y, HC260Y. Sie sind Stähle, die im Vakuum schen Kunststoffschicht verklebt sind (Bild 1). Dieser
entkohlend geglüht und anschließend mit Phosphor Verbundwerkstoff vermindert die Geräuschentwick-
und Mangan legiert werden . lung durch hohe Körperschalldämpfung und gute
Verwendung im Kfz: Radhausinnenbleche, Boden- Luftschalldämmung .
bleche, Türen, Dächer.
Dualphasenstähle (Kennbuchstabe X). Z.B . HCT450X, Stah lblech
HCT780X. Es sind Stähle mit hoher Festigkeit und Kunststoffschicht t = 25 bis 50 i.Jm
guter Schweißbarkeit. Aufgrund ihres günstigen Stahlblech
Streckgrenzenverhältnisses sind Dualphasenstähle


Deckbleche 0,40 bis 1,25 mm
gut kaltumformbar. Zusätzlich steigert der Bake-Har-
dening-Effekt die Festigkeit der Stähle. Bild 1: Ölwanne aus Sandwichblech (Bondal)
Verwendung im Kfz: Karosserieverstärkungen, Längs-
Verwendung im Kfz: Ölwannen (Bild 1), Ventil - und
und Querträger, Fahrwerksteile.
Getriebedeckel, Stirnwände.
Complexphasen-Stähle (Kennbuchstabe CP). Z.B.
HCT780C. Sie sind mikrolegierte Stähle. Legierungs-
8.4. 7 Wärmebehandlung von
elemente sind z.B. Al, Mo, Mn, P, Si, Ti, V. Ihr fein-
körniges Gefüge entsteht durch eine Wärmebehand- Eisenwerkstoffen
lung . Selbst geringste Kaltverformungen bewirken
Wärmebehandlung von Eisenwerkstoffen ist ein
eine hohe Kaltverfestigung. Durch diese Kaltverfes-
Ändern der Stoffeigenschaften um die Härte,
tigung bedingte hohe Beulfestigkeit eignet sich der
die Festigkeit und die Bearbeitbarkeit zu verbes-
Werkstoff für großflächige Bauteile. Diese Stähle
sern .
sind sehr wärmeempfindlich . Ihre Festigkeit verrin-
gert sich beim Erwärmen erheblich.
Diese Eigenschaften hängen von Gefügeaufbau, Koh-
Verwendung im Kfz: Karosserieverstärkungen, Tü- lenstoffgehalt und den Legierungsbestandteilen ab.
ren, Däche r, Motorhauben.
Das Eisen-Kohlenstoff-Schaubild zeigt den Gefüge-
TRIP-Stähle = Transformation lnduced Plasticity zustand des Stahls in Abhängigkeit vom C-Gehalt
(Kennbuchstabe T). Z.B. HCT600T, HCT780T. Sie und der Temperatur (Bild 1, Seite 181).
sind gut umformbar. Der Bake-Hardening-Effekt stei-
Stahl mit 0,8 % C (eutektoider Stahl). Das einheit-
gert die Festigkeit der Stähle um bis zu 40 MPa .
liche Gefüge besteht aus Ferrit-Körnern, die von
Verwendung im Kfz: Crash relevante Bauteile, die dünnen Zementit-Streifen durchzogen sind. Man
bei der Herstellung stark umgeformt werden müs- nennt dieses Gefüge wegen des perlmuttartigen
sen, z.B. Seitenaufprallschutz. Aussehens Perlit.
Martensitphasen-Stähle (Kennbuchstabe MS). Z.B. Stahl mit weniger als 0,8 % C (untereutektoider
HCT1200MS. Sie sind Stähle, die durch ihr feines Ge- Stahl). Der C-Gehalt reicht zur Bildung eines reinen
füge eine hohe Zug- und Verschleißfestigkeit besit- Perlit-Gefüges nicht aus. Das Gefüge besteht aus
zen. Durch die hohe Festigkeit des Werkstoffs, ist die Ferrit und Perlit.
Umformung aufwendig. Der Bake-Hardening-Effekt
Stahl mit mehr als 0,8% C (übereutektoider Stahl) .
steigert die Festigkeit um bis zu 30 MPa .
Der C-Gehalt ist größer als zur Bildung von Perlit
Verwendung im Kfz: Türaufprallträger, Karosserie- notwendig ist. Außer Perlit entsteht noch Zementit.
ve rstärkungen, Türverstärkungen.
Gefüge des unlegierten Stahls
Mangan-Bor-Stähle (Kennbuchstabe MnB). Z.B.
MnB1500. Sie sind höchstfeste Stähle. Die Stahl- Unlegierter Stahl enthält neben reinem Eisen (Ferrit)
blechplatinen werden rot glühend in einer Presse noch bis zu 2,06 % Kohlenstoff, der sich mit einem
umgeformt. Durch anschließende gezielte Abküh- Teil des Eisens zu Eisencarbid Fe 3C, (Zementit) che-
lung in der Presse wird die hohe Bauteilfestigkeit misch verbunden hat. Zementit ist hart und spröde,
eingestellt. reines Eisen weich und zäh.
Verwendung im Kfz: Tragende und sicherheitsrele- Erwärmung des Gefüges
v ante Strukturteile wie B-Säulen, Schweller, Mittel- Bei Erwärmung über 723 oc wandelt sich das Ge-
t unnel, Dachrahmen . füge des Stahls um, weil sich die Kristallform des
8 Werkstofftechnik 181

Eisens ändert und der Zementit zerfällt. Die kubisch- Weichglühen wird je nach Kohlenstoffgehalt zwi -
raumzentrierten Kristalle (Bild 1) des Ferrits klap- schen 680 oc und 750 oc durchgeführt, um das Werk-
pen zu kubisch-flächenzentrierten Kristallen um . Im stück danach besser spanlos oder spanend formen
leeren Würfelraum des flächenzentrierten Kristalls zu können.
kann sich ein C-Atom des zerfallenden Zementits Normalglühen wird je nach Kohlenstoffgehalt
einlagern (Bild 1). Da das Einlagern des C-Atoms im zwischen 750 oc und 950 oc durchgeführt, um nach
Kristall im festen Zustand vor sich geht, spricht man dem Walzen oder Schmieden wieder ein gleichmä-
von einer festen Lösung des Kohlenstoffs im Eisen . ßiges, feinkörniges Gefüge zu erzielen.
Die entstehenden Mischkristalle nennt man Austenit.
Spannungsarmglühen wird zwischen 550 oc und
Die Perlitkörner des Gefüges wandeln sich unmittel- 650 oc durchgeführt, um innere Spannungen, die
bar bei 723 oc in Austenit um . Der daneben je nach durch Walzen , Schmieden, Schweißen entstanden
C-Gehalt noch vorhandene Ferrit und Zementit sind, zu beseitigen.
wandelt sich bei weiterer Erwärmung bis zur Linie
G-S-E in Austenit um . 1000
oc
Abkühlen und Abschrecken 900


Bei langsamer Abkühlung bilden sich immer wieder
800
die alten Gefüge zurück. Beim Abschrecken aus dem ~
Temperaturbereich oberhalb der G-S-K-Linie wird "':;; 700
n.
jedoch die Perlitbildung unterdrückt. Beim Umklap- E
pen des Kristallgitters von der flächenzentrierten in ~ 600
die raumzentrierte Form bleibt den C-Atomen keine
Zeit, um mit Eisenatomen Zementit zu bilden. Die 500 0
0,2 0,4 0,6 0,8 % 1,2
C-Atome werden in den raumzentrierten Kristallen Kohlenstoffgehalt - -
eingespannt. Es entsteht ein verzerrtes Kristallgitter, Bild 2: Glühtemperaturen
wodurch der Stahl sehr hart und spröde wird . Das
entstandene feinnadelige Gefüge wird als Martensit
Härten von Werkzeugstahl
bezeichnet.

Glühen Härten (Bild 1, Seite 182) ist eine Wärmebehand-


lung , bei der das Werkstück auf Härtetemperatur
Glühen ist eine Wärmebehandlung , bei der das erwärmt, zum Durchwärmen der zu härtenden
Werkstück auf Glühtemperatur erwärmt, zum Zone auf dieser Temperatur gehalten und an-
Durchwärmen auf dieser Temperatur gehalten schließend abgeschreckt wird . Nach dem Ab-
und danach langsam abgekühlt wird (Bild 2). schrecken wird angelassen.

1147 oc

1100
Kristalle:
oc kub isch-flächenzentriert

1000
C-Atom in der
Würfelmitte
911
900

~
800
:;;"'
n.
E 723
~ 700

600

500
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 % 2,06
Kohlenstoffgehalt -

Bild 1: Eisen-Kohlenstoff-Schaubild (Ausschnitt)


182 8 Werkstofftechnik

• Randschichthärten mit zugeführtem Stickstoff


durch chemische Verbindungen z.B. Nitrieren,
Carbonnitrieren.

Randschichthärten mit vorhandenem


Kohlenstoff
Die Werkstücke werden meist aus Vergütungsstahl
hergestellt, da dieser den zum Härten notwendigen
Kohlenstoff von mindestens 0,45 % bereits enthält.
Man unterscheidet Flammhärten und Induktions-
härten .
Flammhärten (Bild 2). Die Randschicht des Werk-
stücks wird mit einer Brennerflamme in kurzer Zeit
auf Härtetemperatur erwärmt. Noch bevor die Wär-
Bild 1: Temperaturverlauf beim Härten me bis ins Innere des Werkstücks vordringt, wird mit


einer Wasserbrause abgeschreckt.
Durch das Härten soll der Stah l hart und verschleiß-
Erwärmen Abschrecken
fest gemacht werden. Die Härtetemperatur von un-
legiertem Werkzeugstahl liegt zwischen 770 oc und Brenn gas-
830 °(. Fü r niedriglegierte und hochlegierte Werk- Sauerst off-
Gemisch
zeugstähle sind höhere Härtetemperaturen erforder-
~
lich.
Je nach Abschreckmitte l unterscheidet man:
• Wasserhärtung, vorwiegend für unlegierte Werk-
zeugstähle.
• Ölhärtu ng, vorwiegend für niedriglegierte Werk-
zeugstähle. Bild 2: Flammhärten
• Lufthärtung f ür hochlegierte Werkzeugstähle.
Induktionshärten (Bild 3). Eine Hochfrequenzspu-
Anlassen le umgibt das Werkstück in geringem Abstand . Ein
hochfrequenter Wechselstrom in der Spule indu-
Anlassen ist das Wiedererwärmen gehärteter ziert starke Wirbelströme, welche die Randschicht
Werkstücke mit nachfolgendem Abkühlen. des Werkstücks schnell auf Härtetemperatur erwär-
men. Mit einer Wasserbrause wird abgeschreckt,
Nach dem Abschrecken sind die Werkzeuge glas- noch bevor die Wärme bis ins Innere vordringt.
hart und spröde geworden. Durch Anlassen z.B. bei
Temperaturen zwischen 180 oc und 400 oc wird die
ungehärtet er Bolze n
Zähigkeit verbessert und die Sprödigkeit vermindert;
auch die Härte nimmt etwas ab, der Stahl bekommt
seine Gebrauchshärte.
Härte- und Anlasstemperaturen sowie Abschreck-
m ittel sind für die jeweilige Stahlsorte aus den Werk-
stoffblättern der Stahlhersteller zu entnehmen.

Randschichthärten

Randschichthärten ist eine Wärmebehandlung , Induktio nsspule Wa sse r-


bei der die Randschicht des Werkstücks aus härt- (wa sserg ekühlt) brause
barem Stahl schnell auf Härtetemperatur erwärmt
und anschließend sofort abgeschreckt wird. Bild 3: Induktionshärten

Man unterscheidet: Randschichthärten mit zugeführtem


• Randschichthärten mit ausreichend vorhande- Kohlenstoff
nem Kohlenstoff durch Gefügeumwandlung z.B. Die Werkstücke werden aus Stahl mit geringem
Flammhärten, lnduktionshärten . Kohlenstoffgehalt < 0,2 % hergestellt. Um das Härten
• Randschichthärten mit zugeführtem Kohlenstoff der Randschicht zu ermöglichen, wird der Oberflä-
durch Gefügeumwandlung z.B. Einsatzhärten. che Kohlenstoff zugeführt.
8 Werkstofftechnik 183

Einsatzhärten Es wird nicht abgeschreckt und nicht angelassen,


daher tritt kein Verzundern und kein Verziehen der
Einsatzhärten ist eine Wärmebehandlung, bei der Werkstücke auf, sodass sie vor dem Nitrieren fertig
die Randzone des Werkstücks aus kohlenstoff- bearbeitet werden können .
armem Stahl mit Kohlenstoff angereichert und
anschließend gehärtet wird . Carbonitrieren. Es ist eine Kombination aus Einsatz-
härten und Nitrierhärten. ln einem Gasofen werden
Einsatzstähle enthalten bis etwa 0,2 % C. Um die gleichzeitig Kohlenstoff und Stickstoff zugeführt.
Randzone härtbar zu machen , wird das Werkstück in Durch anschließendes Erwärmen und Abschrecken
Kohlenstoff abgebenden Mitteln geglüht. wird gehärtet. Carbonitrierte Bauteile sind z.B. No-
Diesen Vorgang nennt man Aufkohlen (Bild 1), ckenwellen, VentilhebeL
wobei die Form des Koh lenstoff abgebenden Mittels
fest, flüssig oder gasförmig sein kann . Vergüten

im Kasten- Vergüten ist eine Wärmebehandlung , bei der das


Aufkühlungsmittel fest Werkstück nach Härten und Abschrecken auf so
hohe Temperaturen angelassen wird, dass es
an Stelle der Härte große Zugfestigkeit bei guter •.
Dehnung und Zähigkeit erhält (Bild 2).

Beim Härten erhält das Werkstück große Festigkeit


und Härte, aber nur geringe Dehnung und Zähigkeit.
im Gasaufkohlun gsofen-
Aufkohlung smittel Beim Anlassen auf Temperaturen von 500 oc bis
gasförmig 670 oc nimmt die Härte stark ab, auch die Festigkeit
wird etwas geringer, Zähigkeit und Dehnung neh-
men zu .
im Salzbad -
Aufkoh Iu ngsmittel Beim Anlassen an der unteren Temperaturgrenze
flüssig ist die Festigkeit größer als an der oberen Tempera-
turgrenze; Zähigkeit und Dehnung sind dagegen
Bild 1: Aufkohlen beim Einsatzhärten
beim Anlassen an der oberen Temperaturgrenze
größer.
Nach dem Aufkohlen werden die Werkstücke gehär-
tet. Die aufgekohlte Randzone wird hart, der Kern
Durchwärm en
bleibtungehärtet und zäh . Danach wird angelassen .

Randschichthärten mit zugeführtem Stickstoff


Die Werkstücke werden aus Stählen hergestellt, die
mit Al , Cr, Mo, Ti oder V legiert sind . Durch die Zu-
f uhr von Stickstoff bei höheren Temperaturen bilden
z Anl assen auf
:;;"' groß e Zähigkeit
diese Legierungselemente sehr harte und stabile Ni- c.
t ride z.B. AIN , CrN. E
~
Anl asse n auf
große Festigkeit
Nitrieren Zei t - - -

Nitrieren ist eine Wärmebehandlung, bei der die Bild 2: Vergüten


Randzone des Werkstücks mit Stickstoff angerei-
chert wird.
WiEDERHOLUNGSFRAGEN
Salzbadnitrieren. Den Randzonen des Werkstücks
1 Was versteht man unter Härten von Stahl?
wird Stickstoff in Salzbädern zugeführt.
2 Warum werden Stähle nach dem Abschrecken an-
Gasnitrieren . Den Randzonen der Werkstücke wird gelassen?
Stickstoff in einem Gasofen durch Ammoniakgas 3 Was versteht man unter Einsatzhärten?
zugeführt. 4 Warum werden Werkstücke, die randschichtgehär-
tet werden sollen, meist aus Vergütungsstahl her-
Nitrierstähle erhalten durch das Nitrieren eine dün- gestellt?
ne, sehr harte, verschleißfeste Randzone. Die Härte 5 Warum wird beim Vergüten mit hohen Tempera-
entsteht direkt beim Nitrieren durch Bildung der har- turen angelassen?
ten Nitride bei Glühtemperaturen bis etwa 550 °C.
184 8 Werkstofftechnik

8. 5 Nichteisenmetalle zentgehaltes; er wird als Differenz aus der Summe


der anderen Legierungszusätze bestimmt. Nach dem
Nichteisenmetalle (NE-Metalle) sind alle Metalle Grundmetall folgen die Zeichen der Legierungszu-
und deren Legierungen mit Ausnahme des Ei- sätze jeweils mit der Angabe ihres Prozentgehaltes.
sens. Sie sind nach fallenden Prozenten geordnet. Die Pro-
zentangabeentfällt bei geringem Anteil.
Man unterteilt die Nichteisenmetalle nach ihrer Dich- Gusslegierungen werden durch Kennbuchstaben für
te in Schwermetalle und Leichtmetalle (Bild 1). Herstellung und Verwendung (Tabelle 1) gekenn-
zeichnet. Diese stehen, durch Bindestrich getrennt,
Nichteisenmetalle vor der Angabe der Legierung. Hinter ihr können
(N E-M etall e) durch Kurzzeichen Angaben für besondere Eigen-
schaften (Tabelle 1) oder den Behandlungszustand
I gemacht werden oder es wird die Zugfestigkeit in
I I
1/10 N/mm 2 als Zahlenwert mit vorangestelltem F
Schwennetalle Leichtmetalle
angegeben.
und ihre und ihre
Legierungen


Legierungen
e
Dichte > 5 kg/dm3 Dichte e < 5 kg/dm 3
I I
z.B. Kupfer Cu z.B. Aluminium Al
Blei Pb Magnesium Mg G- Guss (a llgemein ) GI- Gleitmetall
Zink Zn Titan Ti GD- Druckguss L- Lot
Zinn Sn GK- Kokillenguss Lg- Lagermetall
Nickel Ni GZ- Schleuderguss V- Vorlegierung
Kurzzeichen für besondere Eigenschaften,
Bild 1: Einteilung der NE-Metalle Behandlungszustand, Zugfestigkeit
a ausgehärtet g geglüht
Die meisten reinen Metalle, wie z. B. Kupfer, Blei, ka kalt ausgehärtet zh gezogen
Aluminium , sind sehr weich und besitzen nur gerin- F +Kennzahl für Zugfestigkeit in 1110 N/mm 2
ge Festigkeit. Durch Legieren lassen sich die Eigen-
schaften der reinen Metalle verbessern.

Unter Legieren versteht man das Mischenzweier Herstellung, Grund- Legierungs- Prozent-
oder mehrerer Metalle in flüssigem Zustand . Verwendung metall zusätze anteile

Man unterscheidet Guss- und Knetlegierungen. .J_-=rL-___f li =r


Gusslegierungen. Sie lassen sich gut gießen, haben lg_Q - AISi 6 Cu 4~
eine höhere Festigkeit und eine größere Zähigkeit
als Gusseisen . Verwendung : Z.B. Kurbelgehäuse,
_L.-----p i_~~
Zylinderköpfe. Druck- 90 % 6% 4% ausge-
guss Aluminium Silicium Kupfer härtet
Knetlegierungen . Bei ihnen können durch entspre-
chende Legierungsbestandteile und Weiterverar-
beitung z.B. durch Schmieden, die Eigenschaften in
Knetlegierungen haben keine Kennbuchstaben für
weiten Grenzen verändert werden. Knetlegierungen
die Herstellung und Verwendung, auße r bei AI -Knet-
werden z.B. als Lenker für Radaufhängungen, Felgen
legierungen.
verwendet.

Grund- Legierungs- Prozent- Zugfestig-


8 5 1 Bezeichnung der NE-Metalle
metall zusätze anteile keit
Bezeichnung der reinen Metalle. Hinter dem che-
mischen Zeichen des Metalls steht der Reinheitsgrad
---r= 5___c_d:-
in Prozent, z.B . Al 99,99. ~Zn 37 F55
Bezeichnung der Legierungen . Bei Legierungen wer- _j_~-r'-----_
den die chemischen Zeichen ihrer Bestandteile an- ----'----
gegeben, wobe i das Metall mit dem größten Anteil Knet- 63% 37 % etwa 550 N/mm 2
an erster Stelle genannt wird ohne Angabe des Pro- legierung Kupfer Zink Zugfestigkeit
8 Werkstofftechnik 185

8.5.2 Schwermetalle 8.5.3 Leichtmetalle


Die Einteilung der Schwermetalle zeigt Tabelle 1. Im Fahrzeugbau werden meist folgende Leichtme-
talle verwendet: Aluminium (AlL Magnesium (Mg)
und Titan (Ti).
Weitere Leichtmetalle wie Beryllium und die Alkali -
metalle Lithium , Natrium und Calcium finden in eini-
gen Fällen als Legierungszusätze Verwendung .
Aluminium (Al)
Eigenschaften
• Silberweiß
• Dichte 2,7 kg/dm 3
• Korrosionsbeständig durch Oxidschicht
• Weich, geringe Zugfestigkeit
• Härte und Zugfestigkeit lassen sich durch Legie-
ren steigern


• Gute elektrische Leitfähigkeit
• Gute Wärmeleitfähigkeit
• Gut verformbar und gut legierbar
• Gut spanbar durch Werkzeuge mit großen Span-
winkeln
Aluminiumlegierungen
Kupfer (Cu) Sie werden unterteilt in Knet- und Gusslegierungen .
Wesentliche Eigenschaften Es g ibt aushärtbare und nicht aushärtbare Legie-
rungen . Aushärtbare Legierungen dürfen nicht er-
• Weich , zäh, dehnbar
wärmt werden . Die Eigenschaften der Aluminium-
• Rotbraune Farbe
legierungen werden besonders durch die Elemente
• Dichte 8,93 kg/dm 3 Mg, Si, Mn und Cu beeinflusst. Enthält eine Al-Legie-
• Gute Leitfähigkeit für Elektrizität und Wärme rung Cu, neben Al, Si und Mn ist sie aushärtbar und
• Korrosions- und feuerbeständig ihre Festigkeit deutlich erhöht (Tabelle 3).
• Sehr gut kalt und warm umformbar
• Gut weich- und hartlötbar
• Schweißbar
• Schlecht gießbar
• Gut spanbar durch Werkzeuge mit großem Span-
w inkel
Verwendung
Z.B. für elektrische Leitungen, Rohre für Benzin, Öl
oder Wasser, Kühler, Dichtungen und Legierungen
(Tabelle 2). Verwendung
Reinaluminium , z.B. für Folien , Reflektoren , Zierleis-
ten, elektrische Leitungen (E-AI 99,7). Legierungszu-
satz und Legierungen (Tabelle 4).
186 8 Werkstofftechnik

Knetlegierungen
WERKSTATIHINWEISE FÜR DEN UMGANG MIT
MgAI3Zn1 : Bleche, Stangen, Schmiedeteile
ALUMINIUMLEGIERUNGEN
MgAISZn: Querlenker, Motorradfelgen
• Direkten Kontakt mit Bauteilen aus anderen
metallischen Werkstoffen vermeiden, z.B. Sicherheitshinweis
durch Klebeschicht, Oberflächenbeschichtung
Brennendes Magnesium darf nicht mit Wasser
eines Bauteils
gelöscht werden, da Magnesium dem Wasser
• Berührung von Aluminiumbauteilen mit Eisen-
Sauerstoff entzieht und reinen Wasserstoff frei-
spänen vermeiden. setzt. Es kommt zur Knallgasexplosion. Löschmit-
• Bei der Verwendung von Verbindungselemen- tel sind Sand, Graugussspäne oder Feuerlöscher
ten aus Al-Legierungen, z.B. Schrauben, Mut- der Brandklasse D.
tern, sind die Herstellerangaben zu beachten.
Titan (Ti)
Magnesium (Mg) Eigenschaften
Eigenschaften
• Silberig glänzend
• Silberig glänzend
• Dichte 4,5 kg/dm 3


• Geringe Dichte 1,74 kg/dm 3
• Sehr korrosionsbeständig
• Nicht korrosionsbeständig, da sich keine dichte
• Hohe Festigkeit und Dehnbarkeit
Oxidschicht auf der Oberfläche bildet
• Härte und Zugfestigkeit lassen sich durch Legieren
• Weich, geringe Zugfestigkeit
steigern
• Härte und Zugfestigkeit lassen sich durch Legieren
steigern Eigenschaften der Titan-Knetlegierungen
ln der Fahrzeugtechnik werden ausschließlich Titan-
Magnesiumlegierungen
Knetlegierungen eingesetzt. Durch Zulegieren von
ln der Fahrzeugtechnik werden ausschließlich Mag-
Aluminium, Vanadium und Zink werden Zugfestig-
nesiumlegierungen eingesetzt. Dazu werden dem
keit und Warmfestigkeit erheblich gesteigert (Rm bis
Reinmagnesium Legierungselemente beigemengt.
1000 N/mm 2 ) . Titanlegierungen sind schweißbar,
Die wichtigsten Legierungselemente sind Alumi-
korrosionsbeständig und lassen sich wie Stahl span-
nium, Mangan und Zink. Man unterscheidet Knet-
los und spanend verformen.
und Gusslegierungen.
Eigenschaften der Legierungen
Die Festigkeit und Zähigkeit von Mg-Legierungen
wird durch spanlose Umformung, wie Kaltwalzen,
Strangpressen, Gesenkschmieden verbessert. Bei der
spanenden Bearbeitung entstehen leicht brennbare
Späne. Verbindet man Bauteile aus Magnesiumlegie-
rungen mit anderen metallischen Werkstoffen, so ist
darauf zu achten, dass keine Kontaktkorrosion ent-
steht. Vergleiche Werkstatthinweise Al-Legierungen. Bild 2: Pleuelstange aus Titan

Verwendungsbeispiele
Motorsport, z.B. Räder, Felgen, Pleuelstange (Bild
2) aus TiAI6V4, Radnaben (Bild 3), Luft- und Raum-
fahrt, z.B. Rotorsterne von Hubschraubern, Ver-
dichterturbinenteile, Medizin, z.B. Chirurgische Ins-
trumente, Prothesen, Elektronik, z.B. Gehäuse für
Handys.

Bild 1: Zylinderkopfhaube aus Mg-Gusslegierung

Verwendungsbeispiele
Gusslegierungen
GD-MgAI9Zn1: Zylinderkopfhaube (Bild 1), Gehäuse
für Kettensägen Bild 3: Radnabe aus Titan für einen Formei-1-Rennwagen
8 Werkstofftechnik 187

8.6 Kunststoffe Beim Erwärmen geraten die Moleküle in Wärme-


schwingungen, das Gefüge lockert sich, der Stoff
Als Kunststoffe bezeichnet man künstlich (syn- schmilzt und wird weich. Thermoplaste sind bei
thetisch) hergestellte Werkstoffe. Raumtemperatur hart und kaum elastisch, werden
aber bei jedem Erwärmen immer wieder weich. Im
Sie werden aus den Rohstoffen Erdöl, Erdgas, Kohle, erwärmten Zustand lassen sie sich spanlos durch
Kalk, Luft und Wasser gewonnen. Kunststoffe sind Gießen, Biegen, Schweißen formen . Bei sehr hohen
organische Stoffe, da sie aus Kohlenstoff- oder Si- Temperaturen werden sie zerstört. Durch Zusatz von
liziumverbindungen bestehen. Weitere Bestandteile nicht flüchtigen Lösemitteln ("Weichmachern") wer-
können sein z.B. Sauerstoff (0 2), Wasserstoff (H 2), den sie zäh, lederartig oder elastisch (Thermoelaste).
Stickstoff (N 2 ), Schwefel (S), Chlor (Cl).
Beispiele für Thermoplaste
Typische Eigenschaften fast aller Kunststoffe sind:
Polyvinylchlorid PVC (Bild 2)
• Geringe Dichte
Eigenschaften: Transparent, einfärbbar, kleb- und
• Gut bearbeitbar und formbar, ei nfärbbar
schweißbar; beständig gegen Öl, Benzin, Laugen;
• Korrosionsfest, beständig gegen Säuren und Lau- empfindlich gegen Azeton.
gen
Hart-PVC: Hart, zäh, z.B. für Auskleidungen, Ein-
• Elektrisch nicht leitend, geringe Wärmeleitung stiegsleisten, Kennzeichenverstärkungen, Leisten an 8
• Große Wärmedehnung, geringe Wärmebestän- Dachrahmen, Rohre.
digkeit Weich-PVC: weich, flexibel, durch Zusätze gummi-
Es lassen sich vier Gruppen von Kunststoffen unter- oder lederartig, z.B. für Dichtungen, Folien, Fußmat-
scheiden: Thermoplaste, Duroplaste, Elastomere, ten, Kabelisolierungen, Leder, Kunstleder.
Verbundwerkstoffe (Bild 3). Polycarbonate PC (Bild 2)
Eigenschaften: Glasklar, verzerrungsfrei, lichtecht,
zäh, hohe Festigkeit, beständig ge·gen s·cnwa-cli"e-
8.6 1 Thermoplaste Säuren und Laugen, kratzfest
Anwendung: Verglasungen für Scheinwerfer und
Thermoplaste bestehen aus ineinander verfilzten, Leuchten, elektrische Schalter.
langen Fadenmolekülen, die nicht miteinander
v ernetzt sind (Bild 1). PVC Fußmatte PC Streuscheiben

Bild 1: Struktur der Thermoplaste Bild 2: Verwendung von PVC und PC

Kunststoffarten

Nicht härtende Aushärtende Gummielastische Z.B.


Kunststoffe z.B. Kunststoffe z.B. Kunststoffe z.B. • Glasfaser-
• Polystyrol • Polyurethan • Butadien- verstärktes
PS PUR kautschuk Phenolharz
• Polyvinylchlorid • Epoxid SBR, NBR GF-PF
PVC EP • Naturkautschuk • Faserverstärktes
• Polyamid • Phenolharz NR Polyester
PA PF SF-UP

Bild 3: Kunststoffarten
188 8 Werkstofftechnik

Styrol-Butadien SB (Bild 1) Polytetrafluorethylen PTFE (Bild 3)


Eigenschaften: Undurchsichtig, schlagzäh, tempera- Eigenschaften: Milchig weiß, fühlt sich wachsartig
turbeständig. an, gleitfähig, weich, zäh, abriebfest, nicht klebba r,
Anwendung: Teile der Innenausstattung, Batterie- chemikalienbeständig, bis 280 oc temperaturbestän-
kästen. dig.
Verwendung: Beschichtungen, Dichtungen, Falten-
Acrylnitril-Butadien-Styrol ABS (Bild 1) bälge, hitzebeständige Kabelisolierungen, wartungs-
Eigenschaften: Sehr schlagzäh, temperaturbestän- freie Lager, Membranen.
dig; beständig gegen Säuren und Öl, aber nicht ge-
gen Benzol. Polyamid PA (Bild 3)
Anwendung: Kühlergrill, lnstrumentenrahmen, Eigenschaften: Milchig weiß, hart, zäh, gleitfähig,
Stoßfänger. verschleißfest, beständig gegen Öl, Benzin, Benzol,
Lösemittel, als Aramide (aromatische Polyamide)
SB ABS Stoßfänger unbrennbar und temperaturfest bis über 260 °C.
Batte- Anwendung: Buchsen, Gleitlager, Lüfterräder.
rie-


kasten
PTFE Dichtungen PA Lüfterrad

Bild 1: Anwendung für SB und ABS

Polyolefine: Polyethylen PE, Polypropylen PP (Bild 2)


Eigenschaften: Farblos bis milchig weiß, einfärbbar,
unzerbrechlich, fühlt sich wachsartig an, schweiß- Bild 3: Anwendung von PTFE und PA
bar, nicht klebbar, beständig gegen Säuren, Laugen,
Benzin, Benzol.
Anwendung:
8.6.2 Duroplaste
Weich-PE: Achsmanschetten, Behälter, Faltenbälge.
Hart-PE: Kraftstoff-, Scheibenwaschbehälter, Luftfil- Duroplaste haben fadenförmige Makromoleküle,
tergehäuse. die nach dem Härten engmaschig miteinander
PE-Schaumstoff: DachhimmeL vernetzt sind (Bild 4).
PP: Fahrpedale, Lüfter, Radkappen.

Polymethylmethacrylat (Acrylglas) PMMA (Bild 2)


Eigenschaften: Glasklar, polierfähig, hart, elastisch,
kleb- und schweißbar; beständig gegen Benzin, Öl,
Säuren.
Anwendung: Blink- und Schlussleuchten, Elektro- Bild 4 : Struktur der Duroplaste
teile, Schutzbrillen, Schutzgläser, Verglasungen.
Dadurch können keine Wärmeschwingungen auf-
PE PMMA tret en und sie w erden nicht m ehr w eich. Ihre flüs-
A chs- Abdeckung für sigen oder schm elzbaren Vorprodukte w erden auch
m an- Schlussleuchten Kunstharze genannt. Sie härten durch Pressen bei
schette
Temperaturen um 170 oc oder durch Zusatz von Här-
tern (Gießharze, Klebeharze) aus. ln ausgehärtetem
PP
Zustand sind sie hart und spröde und werden durch
Kraftstoff- Erwärmen nicht mehr weich . Sie sind in keinem
behälter
Lösemittel lösbar, nicht schwei ßbar und nu r noch
spanend formbar.
Duroplaste w erden meist zusam m en mit Füllstoffen
zu Verbundwerkstoffen verarbeitet. Die Füllstoffe
verbessern die Eigenschaften oder dienen als
Bild 2: Anwendung von PE, PP, PMMA StreckmitteL
8 Werkstofftechnik 189

Beispiele für Duroplaste


Stoßfänger
Phenolharz PF (Bild 1)
Eigenschaften: Nur dunkle Farben, hart, spröde, kleb-
bar, nicht lichtecht, wird braun, hat Phenolgeruch.
Anwendung (Bild 1): Mit Fü llstoffen als Pressmassen
für dunkle Formteile, Schichtpressstoffe, Kunstharz-
lacke, Gießharze.

Harnstoffharz UF; Melaminharz MF (Bild 1) Bild 3: Anwendungen für PUR


Eigenschaften: Glasklar, lichtecht, geruchlos, ein-
färbbar; hart, spröde, beständig gegen schwache
Säuren und Lösemittel. 8.6 3 Elastomere
Anwendung (Bild 1): Mit Füllstoffen als Pressmassen
für helle Formteile, Schichtpressstoffe, Kunstharzla- Elastomere bestehen aus ungeordneten Faden-

I
cke, Warmleim, Kaltleim. molekülen. Die weitmaschige Vernetzung ent-
steht bei der Vulkanisation (Bild 4).
PF Vergaserflansch
Verteiler-
MF
kappe

Bild 4: Struktur von Elastomeren


Bild 1: Anwendung für PF und MF
Ihre Vorstufen sind synthetische Kautschuke oder
Naturkautschuk. Sie können durch kler'rre Kräfte' g·e-
Polyesterharz UP (Bild 2)
dehnt werden und federn wieder zurück. Bei Tem-
Eigenschaften: Glasklar, kann hart, spröde, weich peraturerhöhung schmelzen sie nicht, sondern sie
oder elastisch sein, gut gießbar, gute Haftfähigkeit; bleiben elastisch bis zu ihrer Zerstörung bei höheren
beständig gegen Öl, Benzin, Lösemittel, schwache Temperaturen. Sie haben gute Festigkeit bei gro-
Säuren und Laugen. ßer Dehnung und eine große Elastizität. Sie sind
Anwendung (Bild 2): Metallkleber, Spachtelmassen, nicht schmelzbar, nicht spanlos formbar und nicht
Gießharz, glasfaserverstärkte Kunststoffe. schweißbar; sie können quellen, aber sie lassen sich
nicht auflösen.
Epoxidharz EP (Bild 2)
Beispiele für Elastomere (Bild 5)
Eigenschaften: Farblos bis gelb, hart, schlagzäh,
sehr gut gießbar, gut haftfähig. Gummi (Naturgummi) NR
Anwendung (Bild 2): Klebstoff, umgießen von Teilen Eigenschaften: Elastizität nimmt mit zunehmendem
1
der Elektronik, glasfaserverstärkte Kunststoffe. Schwefelgehalt ab, nicht beständig gegen Öl, Ben-
zin, Benzol und Alterung.
UP Karosserie- EP Überzug Anwendung (Bild 5): Beimischung in Reifen, Was-
spachtelmasse serschläuche, Dichtungen, Keilriemen.
Styrol-Butadien-Kautschuk (Kunstgummi) SBR
Eigenschaften: Ähnlich wie Gummi aber abrieb-
fester, alterungsbeständiger, w eniger elastisch; be-
ständig gegen Öl und Benzin .
Bild 2: Anwendung für UP und EP Anwendung (Bild 5): Beimischung zu Fahrzeugrei-
fen, Manschetten, Schläuchen.
Polyurethanharz PUR (Bild 3)
NR Keilriemen
Eigenschaften: Gelb, transparent, hart, zäh, weich

CJ I IIC)
oder gummielastisch, haftfä hig, schäum bar.
Anwendung:
Hart-PUR: Lager, Zahnräder;
Mittelhart bis Weich-PUR: Stoßfänger, Kleber
PUR-Schaum: Fahrzeugpolster, Integralschaum für
Verkleidungen im Kfz. Bild 5: Anwendungen für NR und SBR
190 8 Werkstofftechnik

8. 7 Verbundwerkstoffe Glasfaserverstärkte Kunststoffe (GFK). Bei ihnen


wird z.B. d ie geringe Festigkeit des Kunststoffes
Verbundwerkstoffe sind Stoffe, bei denen zwei durch die hohe Festigkeit der Glasfaser erhöht. Die
Sprödigkeit der Glasfasern wird durch die Zähigkeit
oder mehrere Stoffe zu einem neuen Werkstoff
des Kunstharzes herabgesetzt (Bild 1).
verbunden worden sind . Die Einzelstoffe sind
meist erkennbar erhalten. Glasfaser + Kunstharz ---? glasfaserverstärkter
Kunststoff
Bei ihnen werden die günstigen Eigenschaften der
Werkstoffe, die miteinander kombiniert werden, z.B. wenig fest
hohe Festigkeit, Härte, Zähigkeit oder Elastizität, auf aber aber und
den neuen Werkstoff übertragen .
spröde zäh
Man unterscheidet:
• Teilchenverstärkte Verbundwerkstoffe Bild 1: GFK-Herstellung
• Faserverstärkte Verbundwerkstoffe Sie werden durch Lamin ieren von Hand oder mit-
hilfe von Maschinen hergestellt, z.B. Karosserieteile,
8.7.1 Teilchenverstärkte Verbundwerk-
Federachsen (Bild 2), Lüfterräder, Schalensitze, Blatt-
stoffe Kunststoff-Pressmassen federn, Rohre.

Es sind mit Füllstoffen gemischte Kunstharze, die


zu Formteilen gepresst werden .

Füllstoffe können Gesteins-, Holzmehl oder Ruß, Tex-


tilfasern, Papier-, Holz- oder Gewebeschnitzel sein.
Sie beeinflussen die Eigenschaften der Formtei le wie
Festigkeit, Sprödigkeit, Wärmeleitung und lsolierfä-
higkeit . Außerdem dienen sie als StreckmitteL
Anwendung, z.B. Lenkräder, Schalthebelgriffe,
Brems- und Kupplungsbeläge, elektrische lsolierkör-
per und Gehäuse. Bild 2: Hinterachse aus GFK
Sinter-Verbundwerkstoffe. Durch Sintern kann man
Kohlenstofffaserverstärkte Kunststoffe (CFK). Siebe-
Stoffe miteinander verbinden, die nur schwer oder
stehen aus kohlenstoffhaltigen Fasern, die in Kunst-
überhaupt nicht legiert werden können . Sinter-Ver-
stoffen wie z.B. Duroplaste(Harze), Thermoplaste
bundwerkstoffe sind z.B. Hartmetalle, oxidkerami-
eingebettet sind . Ihre Vorteile sind z.B. hohe Festig-
sche Schneidstoffe, Dauermagnetwerkstoffe, Kohle-
keit bei geringem Gewicht, geräusch- und vibra-
bürsten, Pleuel, Keramikbremsscheiben.
tionsdämpfend, gute Gleiteigenschaften . Sie können
8.7.2 Faserverstärkte Verbundwerkstoffe verwendet werden z.B. für Bremsscheiben in Sport-
fahrzeugen (Bild 3), Karosserieteile, Pleuelstangen.
Sie bestehen aus in Kunststoff eingebetteten Fa-
sern wie Glas-, Kohlenstoff- oder Aramidfasern .

Ih re Eigenschaften werden beeinflusst durch die Art


und die Anordnung der Fasern sowie die Art des
zur Bindung verwendeten Kunstharzes. Sie haben
höhere Festigkeiten bei geringerem Gewicht als her-
kömmliche metallische Werkstoffe (Tabelle 1).

Bild 3: Bremsscheibe aus CFK

Aramidfaserverstärkte Kunststoffe (AFK). Die Faser-


herstellung erfolgt durch Polymerisation aus einer
Schwefelsäurehaitigen Lösung . Anwendungsmög-
lichkeiten von Aramidfaser sind: Schutzkleidung,
Schutzhelme, Asbestersatz in Bremsbelägen und
Dichtungen, Gleitschirme.
191

9 Reibung, Schmierung, Lager, Dichtungen


9.1 Reibung Rollreibung. Sie ist der Widerstand, den ein auf
seiner Unterlage rollender Körper seiner Bewegung
Wird ein Körper auf seiner Unterlage mit der Kraft F entgegensetzt. Die Rollreibung ist wesentlich kleiner
verschoben, wirkt der Bewegungsrichtung die Rei- als die Gleitreibung. Die Größe der Reibungskraft
bungskraft FR entgegen (Bild 1). FR, die durch Rollreibung entsteht, wird bestimmt
vom Werkstoff der aufeinander abrollenden Körper
Bewegungsrichtung und der Form ihrer Berührung . Deshalb ist der Roll-
widerstand eines Kugellagers (Punktberührung) klei-
Körper
ner als der eines Wälzlagers (Linienberührung).

Kraftübertragung durch Reibung


Damit die Räder eines Kraftfahrzeugs Umfangskräf-
te Fu (Antriebs- bzw. Bremskräfte) und Seitenfüh-
rungskräfte F5 übertragen können , muss zwischen
Reifen und Fahrbahn Haftreibung bestehen . Die
Bild 1: Wirksame Kräfte bei Reibung
übertragbare Kraft ist dabei von der Normalkraft FN
(Belastung des Rades) und der Reibungszahl (JJTrocken
Die Reibungskraft FR ist der Widerstand gegen
das Verschieben eines Körpers auf einem ande-
" 0,9 ... 1; JJEis" 0,1) abhängig .
ren . Kommt es z.B . beim Bremsen zum Blockieren
der Räder, oder drehen die Räder beim Anfahren
Ihre Größe wird bestimmt durch : du rch , so herrscht zwischen Reifen und Fahrbahn
"' ~"\lurrmi i Kra'i't 'FN Gleitreibung. ln diesem Fall können keine Sei.tenfiJh~
• Oberflächenbeschaffenheit rungskräfte auf die Fahrbahn übertragen werden .
Das Fahrzeug ist nicht mehr lenkbar.
• Werkstoffpaarung
• Reibungsart (Haft-, Gleit- od. Rollreibung) Der in Bild 2 dargestellte Kamm'sche Reibungskreis
zeigt diese Grenzbedingung auf. Dabei ist die resul-
• Schmierzustand
tierende Kraft FRes die maximale Kraft, die der Reifen
• Temperatur
bei Haftreibung übertragen kann. Sie kann in zwei
Normalkraft FN. Sie wirkt immer senkrecht zur Rei- Komponenten zerlegt werden :
bungsfläche. • ln eine Umfangskraft, z.B. beim Bremsen.
Die durch Versuche ermittelte Reibungszahl }J (mü) • ln eine Seitenführungskraft, z.B. bei Kurvenfahrt.
erfasst die übrigen Einflussgrößen . Sie wird als Erreicht die Umfangskraft ein Maximum, z.B . beim
ko nstanter Wert in die Formel eingesetzt. Es gilt Durchdrehen der Räder, können keine Seitenfüh-
rungskräfte übertragen werden.
Reibungskraft = Normalkraft x Reibungszahl Erreicht die Seitenführungskraft ihr Maximum, kön-
FR = FN X }J nen d ie Reifen keine Umfangskräfte übertragen.

Dadurch ist die Reibungskraft FR proportional zur


Normalkraft FN. Wird die Normalkraft FN erhöht, so
erhöht sich im gleichen Verhältnis die Reibungskraft
FR.
Reibungsarten
Haftreibung. Sie ist der Widerstand, den ein Körper
dem Verschieben auf seiner Unterlage entgegen-
setzt (Bild 1). Dabei ist die Kraft F kleiner oder gleich
groß wie die Reibungskraft FR. Soll ein Körper bewegt
werden, muss die Haftreibung überwunden werden .
Gleitreibung. Sie ist der Widerstand, den ein auf
seiner Unterlage gleitender Körper dem Gleiten (Be-
wegung) entgegensetzt. Die Reibungskraft FR bei
Gleitreibung ist kleiner als bei Haftreibung und wirkt
z.B. zwischen Bremsscheibe und Bremsklötzen. Bild 2: Kamm'scher Reibungskreis
192 9 Reibung, Schmierung, Lager, Dichtungen

9.2 Schmierung Flüssige Schmierstoffe sind mit Zusätzen legierte


Mineralöle oder synthetische Öle. Weil das Öl an den
Aufgaben aufeinander gleitenden Flächen haftet, befindet sich
Um den Verschleiß zwischen bewegten Teilen mög- zwischen ihnen ein Ölfilm . ln Abhängigkeit von der
lichst klein zu halten, werden Schmierstoffe einge- Gleitgeschwindigkeit entsteht ein Schmierkeil, der
setzt. Sie sollen die Berührung der aufeinander glei- die Gleitflächen voneinander abhebt (Bild 4).
tenden Oberflächen verhindern.
Außerdem sol len sie Bewegungsrichtung
• Reibung vermindern • Wärme abführen
• Stöße dämpfen • Verschleißteilchen Lager-
• Vor Korrosion schützen abführen spiel
• Fein abdichten • Geräusche dämpfen
Je nach Schmierzustand unterscheidet man Tro-
ckenreibung, Mischreibung und Flüssigkeitsreibung.
Druckvertei lung
Trockenreibung. Die aufeinander gleitenden Ober- im Schmierkeil
flächen berühren sich direkt ohne trennenden
Schmierstofffilm, z.B. bei Kolbenfressern. Dadurch
Bild 4: Schmierkeilbildung bei flüssigen Schmierstoffen
erhöhen sich Temperatur und Verschleiß an den
Reibflächen (Bild 1).
Pastöse Schmierstoffe sind Fette, die aus einem
Gerüst aus Kalk-, Natrium- oder Lithiumseifen be-
stehen, in das Mineralöle oder synthetische Öle ein-
gelagert sind (Bild 5). Wird das Seifengerüst bewegt,
so treten die Öltröpfchen aus und benetzen die zu
Bild 1: Trockenreibung schmierende Oberfläche.

Mischreibung. Die aufeinander gleitenden Oberflä-


chen berühren sich teilweise, da sie nur unvollkom- seifen- DDDDDn n
gerüst --...;:;
Öl-
L..::::Jtj--- tröpfchen
men durch einen Schmierstofffilm getrennt sind,
z.B. Reibung zwischen Kolben und Zylinder beim DDDDDD
Kaltstart, Reibung zwischen den Flanken der Zahnrä-
der eines Getriebes. Der Verschleiß und die Neigung Bild 5: Seifengerüst eines Schmierfettes
zum Fressen nehmen ab (Bild 2).
Je nach Einsatzbedingung muss das entsprechende
Fett ausgewählt werden. Z.B. für die Schmierung
Schmier- von Wälzlagern dürfen nu r Wälzlagerfette verwen-
r : ..,_ __.... stoff
det werden. Die Abdichtung wird durch das Fett
unterstützt. W egen der auftretenden Walkarbeit
Bild 2: Mischreibung und der damit verbundenen Erwärmung dürfen die
Gehäusehohlräume nur etwa zur Hälfte mit Fett ge-
Flüssigkeitsreibung. Die aufeinander gleitenden füllt werden.
Oberflächen berühren sich nicht, da sie vollständig
durch einen Schmierstofffilm getrennt sind, z.B. Feste Schmierstoffe. Sie bestehen aus feinblättri-
Schmierung der Kurbelwelle im Betrieb. An den gem, pulverförmigem Grafit oder Molybdändisulfid
Reibflächen entsteht kein Versch leiß. Die Reibung (MoS 2 ) . Die Reibung wird dadurch vermindert, dass
erfolgt im Schm ierstoff (Bild 3). die kleinen gleitfähigen Plättchen im Schmierspalt
aufeinander abgleiten (Bild 6). Verwendet man Poly-
tetrafluorethylen (PTFE). so vermindern kleinste ku-
Schmier-
stoff gelförmige Teilchen die Reibung.

Schmierstoffplättchen
I
Bild 3: Flüssigkeitsreibung Schmier-

Schmierstoffarten
spalt
t ~\ GI \ bene

'i
Als Schmierstoffe können im Kraftfahrzeug flüssige,
pastöse und feste Stoffe eingesetzt werden. Je nach
Einsatzbedingung wird der geeignete Schmierstoff
t I I
angewendet. Bild 6: Fester Schmierstoff im Schmierspalt
9 Reibung, Schmierung, Lager, Dichtungen 193

9.3 Lager Schmierung der Gleitlager. Das Schmieröl hat die


Aufgabe, die Reibung zwischen Welle und Lager zu
Lager dienen zum Führen und Abstützen von Wel- verringern und die entstehende Wärme abzufüh-
len und Achsen, wobei möglichst wenig Reibung ren , dam it ein Heißlaufen und Fressen des Lagers
und Verschleiß in den Lagern auftreten sollen. vermieden wird . Deshalb muss zwischen Welle und
Lager ein Schmierölfilm bestehen.
J e nach Größe und Richtung der auf das Lager w ir- Der Schmierölfilm wird bei hydrodynamisch ge-
kenden Kräfte unterscheidet man schmierten Lagern durch die Drehbewegung des
• Radi allager • Ax iallager Wellenzapfens erzeugt. Bei Beginn der Drehbe-
wegung sind Zapfen und Lagerschale noch nicht
Radiallager. Sie nehmen die Kräfte quer zur Boh- vollständig getrennt (Mischreibung) . Steigt die
rungsa chse auf. Man bezeichnet sie auch als Qu er- Drehzahl , bildet sich unter dem Wellenzapfen ein
lager oder Traglager (Bild 1). Schmierölkeil, der die Welle anhebt. Die Welle
Axiallager. Sie nehmen die Kräfte in Richtung der schwimmt auf dem Schmierölfilm auf (Fiüssig -
Bohrungsachse auf. Man bezeichnet sie auch als keitsreibung) (Bild 2) . Die Dicke des Schmierölfilms
Längslager oder Spurlager. Für sämtliche Belas- hängt vom Lagerspiel , von der Lagerbelastung , vom
tungsfälle gibt es sowohl Gleitlager als auch Wälz- Lagerdruck, von der Umfangsgeschwindigkeit und
lager (Bild 1). vom Schmierstoff ab.

Gleitlager •

Belastung I
i
Lage r
Ölnut


Öl eintri tt

" Dru ckberg "

Bild 2: Druckverteilung in einem Gleitlager


Radi allag er Ax iallag er
Gleitlagerwerkstoffe. Um den Verschleiß des Gleit-
Bild 1: Radiallager und Axiallager
lagers während des Anlaufvorgangs möglichst ge-
ring zu halten , werden von den Lagerwerkstoffen
Gleitlager folgende Eigenschaften gefordert:
Beim Gleitlager läuft die Welle in Lagerschalen , La - • Gute Notlaufeigenschaften
gerbuchsen oder unmittelbar im Lagerkörper. Unter
• Gute Einbettfähigkeit
der Einwirkung der Lagerkraft entsteht eine metal-
lische Berührung zwischen Welle und Lag er. Die da- • Gute Gleiteigenschaften
bei durch Reibung entstehende Wärme würde zum • Gute Einlauffähigkeit
raschen Fressen und damit zur Zerstörung des La- • Hohe Verschleißfestigkeit
gers und der Welle führen . • Gute Wärmeleitfähigkeit
Anforderungen • Gute Benetzbarkeit
• Geringe Reibung
• Hohe Tragfähigkeit Geeignete Werkstoffe sind
• Gute Notlaufeigenschaften • NE-Metall-Legierungen z.B. Blei-Legierungen,
• Hohe Druckfestigkeit Blei-Zinn-Legierungen (Weißmetall), Kupfer-
• Gute Gleiteigenschaften Zinn- und Kupfer-Zinn-Zink-Legierungen.
• Hoher Verschleißwiderstand • Sintermetalle mit einem Porenanteil von 15 % bis
• Gute Wärmeleitfähigkeit 25 % zur Aufnahme von Schmierstoffen.
• Gute Geräuschdämpfung durch Schmierfilm • Kunststoffe z.B. Duroplaste (Phenolplaste),
Die Anforderungen werden durch Schmierung der Thermoplaste (Polytetrafluorethylen, Polyamid)
Gleitlager und den Gleitlagerwerkstoff erfüllt. und Verbundwerkstoffe.
194 9 Reibung, Schmierung, Lager, Dichtungen

Gleitlagerbauarten Sputtern. Bei diesem Verfahren werden durch Ka-


Einschichtlager. Es sind Massivlager, die aus einem thodenzerstäubung feinste Partikel von einem Spen-
Werkstoff, z.B . CuZn-Legierungen, bestehen . Sie derwerkstück (z.B. Weißmetall AISn20 Cu) auf die
werden ausschließlich für Lagerbuchsen, z.B . Pleu- Gleitschicht aufgebracht.
elbuchsen, verwendet (Bild 1). Vorteile des Sputtern:
Mehrschichtlager (Tabelle 1). Sie bestehen aus zwei • Gleichmäßiger Auftrag der Gleitschicht
oder mehreren Schichten, z.B. Stützschale, Trag- • Hohe Tragfähigkeit des Lagers
schicht, Gleitschicht (Bild 1). Um eine verbesserte
Tragfähigkeit des Lagers zu erreichen, wird auf eine Wartungsarme Gleitlager (Bild 2) ermöglichen
Stützschale aus Stahl durch Walzplattieren oder große Schmierintervalle, da sie sehr gute Notlaufei-
Sintern eine Tragschicht aufgebracht. Die Gleit- genschaften besitzen.
eigenschaften des Lagers können durch eine dünne wartungsarmes wartungsfreies
Laufschicht (10 iJm bis 30 iJm) aus Blei-, Zinn-, Alumi- Gleitlager Gleitlager
nium- oder Kupferlegierungen verbessert werden.
Diese werden durch Sintern, Sputtern oder Galvani-
sieren aufgebracht. Ein Nickeldamm verhindert das
Diffundieren von Zinnatomen aus der Gleitschicht in
die Tragschicht Dadurch bleiben die Eigenschaften


der Gleitschicht über die gesamte Lebensdauer des
Lagers erhalten.
Schmiertaschen
Pleuelstange Haltenase Bild 2: Wartungsarme und wartungsfreie Gleitlager

Wartungsfreie Gleitlager (Bild 2) sind für Trocken-


lauf konzipiert und brauchen nicht geschmiert zu
werden. Flüssigkeiten im Bereich der Lagerstelle,
z.B. Öl, Benzin, Wasser, verbessern die Wärmeab-
fuhr und die Lebensdauer.
Stützschale Tragschicht Vorteile der Gleitlager gegenüber Wälzlagern :
Einschichtlager Mehrschichtlager
• Kostengünstiger herstellbar
Bild 1: Einschichtlager und Mehrschichtlager • Einfacher Aufbau

Galvanisierte Stützschale: 1,5 mm aus Stahl


Dreistofflager Tragschicht : 200-300 IJm aus Bleibronze
Trennschicht: Nickeldamm 1 IJm
Gleitschicht: 12-20 IJm aus PbSnCu-Legierung Kurbelwellen- und
Pl atti erte Stützschale: 1,5 mm aus Stahl Pleuellage r für
Aluminiumlager Tragschicht: 20-40 IJm aus AIZn4,5 SiCuPb Otto-Motoren sowie
Gleitschicht: 200-400 IJm aus Al Sn 20 für aufgeladene Otto-
Bonderlager Stützschale: 1,5 mm aus Stahl und Dieselmotoren
Trennschicht: Reinaluminium
Gl eitschicht: 12- 20 f.Jm aus AIZn4,5SiCu
Einlaufschicht: Zi at
Sputterlager Stützschale: 1,5 mm aus Stahl Kurbelwellenlager
Tragschicht: 200-300 IJm aus Bleibronze für aufgeladene
Zwischenschicht: 1-2 f.Jm aus NiSn-Legierung Dieselmotoren
Gleitschicht: 12-20 IJm aus AISn 20 Legierung gesputtert (untere Schalenhälttel
Wartungsarme Stützschale: 0,5-2 mm aus Stah l Türscharniere,
Gleitlager (Bild 2) Tragschicht: 0,2-0,35 mm aus Bronze Pedallagerungen ,
Gleitschicht: 0,05-0,1 mm aus Polyvinylidenfluorid Achsschenkellage-
(PVDF). Polytetrafluoreth (PTFE) und Blei (Pb) rungen
Wartungsfreie Stützschale: 0,5-2 mm aus Stahl Scheibenwischer,
Gleitlager (Bild 2) Tragschicht: 0,2-0,35 mm aus Zinn-Bleibrenze Einspritzpumpen,
Gleitschicht: 0,01-0,03 mm aus Polytetrafluorethylen Gleitführungen in
(PTFE) und Blei (Pb) Schaltgetriebe
9 Reibung, Schmierung, Lager, Dichtungen 195

Wälzlager Lageranordnung. Bei einer mehrfach gelagerten


Es besteht in seiner einfachsten Ausführung aus Welle dürfen die axialen Kräfte nur von einem La-
zwei Laufringen (Außen- und lnnenring). den Wälz- ger, dem Festlager aufgenommen werden. Das
körpern und dem Wälzkörperkäfig (Käfig). Die Wälz- Festlager darf axial nicht verschiebbar sein. Die
körper wälzen sich auf den Laufbahnen der Lauf- Fertigungstoleranzen und die unterschiedlich große
ringe ab. Dadurch wird die Gleitreibung durch die Wärmedehnung in axialer Richtung von Welle und
viel geringere Rollreibung ersetzt. Der Käfig hält die Gehäuse müssen an den übrigen Lagerstellen, den
Wälzkörper in einem bestimmten Abstand vonei- Loslagern, ausgeglichen werden, um ein Verspan-
nander. Wälzlager sind nahezu wartungsfrei. nen der Wälzkörper in den Laufringen zu verhindern.
Nach der Grundform der Wälzkörper unterscheidet Beim Festlager müssen sowohl der Außenring als
man Kugellager und Rollenlager (Bild 1). auch der Innenring im Gehäuse bzw. auf der Welle
festsitzen . Beim Loslager darf nur der Innen- oder
Außenring festsitzen, d .h. ein Ring muss in axialer
Richtung beweglich sein (Bild 4).
Käfig

Wälz-
körper

Kugellager

Bild 1: Wälzlager
Rollenlager

Kugellager eignen sich für hohe Drehzahlen (Rillen-


kug@llager bis 1QQ QQQ l /min \. Die Belastbarkeit des
Bild 4: Lageranordnung

Lagers ist gering, da der Lagerdruck in einem Punkt Angestellte Lager. Das axiale Spiel ka nn entspre-
(Punktberühru ng) übertragen wird (Bild 3). chend den Forderungen - Spiel, spielfrei oder Vor-
spannung- bei der Montage eingestellt werden. Dies
Rollenlager unterscheidet man nach der Rollenform
wird dadurch erreicht, dass bei der 0 -Anordnung
in z.B. Zylinderrollenlager, Nadellager, Kegelrollen-
lager, Tonnenlager (Bild 2). der lnnenring, bei der X-Anordnung der Außenring
bis zur gewünschten Einstellung verschoben wird.
Bei der Verwendung von Schrägkugellagern bzw.

11811
Kegelrollenlagern wird dabei auch gleichzeitig das
radiale Spiel verringert (Bild 5). Bei der 0- oder X-
Anordnung von Lagern werden beide Lager als Fest-
lager verbaut. Deshalb können sie axiale Längenän-
derungen infolge Wärm e nicht ausgleichen und sind
somit nur für kurze Well en geeignet.
Rillen· Zylinder· Nadel· Kegel- Tonnen·
kugellager rollenlager Iager rollenlag er Iager

Bild 2: Lagerarten unterschieden nach der


Wälzkörperform

Sie übertragen den Lagerdruck nicht in einem Punkt,


sondern auf einer Linie (Bild 3). Dadu rch ist die Be-
lastbarkeit des Lagers w esentlich größer als bei
Kugellagern, wobei gleichzeitig Reibung und Erwär-
mung des Lagers im Betrieb zunimmt.

0-Anordnung X-Anordnung

Bild 5: Angestellte Lager

WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Wie können Wälzlager nach der Grundform der
Punkt-
berührung -l - Linien-
berührung Wälzkörper unterteilt werden?
2 Welche Aufgabe haben Fest- und Loslager?
Bild 3: Berührungsformen in Wälzlagern
196 9 Reibung, Schmierung, Lager, Dichtungen

9.4 Dichtungen ge rin ge Pressun g

s
Dichtungen sind abdichtende Teile an ruhenden
oder beweglichen Trennflächen von Maschinen ,
Apparaten, Rohrleitungen und Behältern.

Aufgaben
Dichtmasse Dichtung + Dichtmasse
• Räume mit verschiedenem Druck gegeneinander
abschl ießen (z.B. Verbrennungsraum und Ölka-
Bild 2: Dichtmasse und Dichtung
näle).
• Räume mit unterschiedlichen Betriebsmitteln Profildichtungen. Die Dichtwirkung entsteht durch
voneinander trennen (z.B. Öl- und Kühlmittelka- Verformung des gummielastischen Dichtwerkstoffs.
näle) . Das verspannte Profil erzeugt den erforderlichen
• Räum e vor dem Eindringen von Fremdkörpern Anpressdruck an der abzudichtenden Fläche z.B.
schützen (z.B. Wälzlager vor Staub) . bei Runddichtungen (Bild 3), Rechteckdichtungen
• Maschinen bzw. Anlagen vor Verlusten von Be- (Gummidichtung am Bremskolben einer Scheiben-
triebs- und Schmierstoffen schützen (Kraftstoff an bremse) .
der Kraftstoffpumpe).


Rechteckdichtring Faltenbalg

Statische Dichtungen
Abdi chtungen an ruhenden Flächen sind möglich
durch metallische Abdichtungen, Weichstoffdich-
tungen, Dichtmassen.
Der Dichtungswerkstoff muss sich durch Pressung
den Unebenheiten der Dichtflächen anpassen . Au- Runddichtrin ge
ßerdem kann er auch die von den Spanneinrich-
tungen (z.B. Schrauben, Schnappverschlüssen) aus- Bild 3: Profildichtungen und Faltenbalg
gehenden Anpresskräfte gleichmäßig verteilen.
Faltenbälge. Sie sollen Lagerstelien vor Schmutzein-
Metallische Abdichtung. Sie wird erreicht durch tritt schützen und enthalten oftmals das Schmierfett
hohe Passgenau igkeit, hohe Oberflächenqualität zur Schmierung der Gelenke (Bild 3).
(geringe Rautiefe) und große Flächenpressung an
den Dichtflächen (Bild 1). Dynamische Dichtungen
Weichstoffdichtung. Aufgrund der Flächenpressung Der Dichtwerkstoff muss bei sich gegeneinander be-
wird der Werkstoff der Dichtung so verformt, dass er wegenden Dichtflächen die unvermeidbare Undicht-
sich den zu dichtenden Flächen anpasst (Bild 1), z.B. heit möglichst gering halten .
bei Ventildeckeldichtungen.
Radiai-Wellendichtringe. Sie eignen sich zum Ab-
dichten von sich drehenden Bauteilen. Die Abdich-
hoh e Pressung m ittl ere Press un g
tung der Welle erfolgt durch An presse n der Dicht-

'''''''' §====1
'''''''' lippe an die Wellenoberfläche. Dies geschieht durch

E
eine Schlauchfeder und die Übermaßpressung
(Presssitz) am AußenmanteL Bei drehender Bewe-
gung der Welle entsteht an der Dichtlippe infolge
hydrodynamischer Schmierung ein Dichtspalt von
m et all ische Di chtung
tttttttt etwa 1 fJm . Durch diesen Spalt tritt geringfügig Öl
Weichstoffdichtung
hindurch und schmiert die Dichtlippe (Bild 4).
Bild 1: Metallische Dichtung und Weichstoffdichtung
Dichtmassen. Sie bilden unter Einfluss der Anpress-
kräfte ein sich selbst formendes Dichtelement, ent-
sprechend einer Weichstoffdichtung. Die Uneben- Inn endruck
heiten und Rautiefen werden durch einen flüssigen
oder pastösen Stoff ausgefüllt (Bild 2). Fede r

Dichtmassen können auch in Kombination mit


Weichstoffdichtungen und Metalldichtungen ein-
gesetzt werden (Bild 2). Es gibt aushärtende und
dauerelasfische Dichtmassen. Bild 4: Radial-Wellendichtring
197

10 Aufbau und Wirl<ungsweise des


Viertal<tmotors
Einteilung der Verbrennungsmotoren:
10.1 Ottomotor
Nach Gemischbildung und Zündung
• Ottomotoren. Sie werden vorzugsweise mit Ben- Der Ottomotor ist eine Verbrennungskraftmaschine,
zin oder Gas und äußerer oder mit innerer Ge- die durch Verbrennung von Kraftstoff chemische
mischbildung betrieben. Die Verbrennung wird Energie in Wärmeenergie und diese über einen Kol-
durch Fremdzündung (Zündkerze) eingeleitet. ben in mechanische Energie umwandelt.
• Dieselmotoren. Sie haben innere Gemischbil-
dung und werden mit Dieselkraftstoff betrieben. Aufbau
Die Verbrennung im Zyli nder wird durch Selbst- Der Ottomotor (Bild 2) besteht im Wesentlichen aus
zündung ausgelöst. 4 Baugruppen und zusätzlichen Hilfseinrichtungen:
Nach der Arbeitsweise • Motorgehäuse Zylinderkopfhaube, Zylinder-
• Viertaktmotoren. Sie haben einen geschlossenen kopf, Zylinder, Kurbelgehäu-
(getren nten) Gaswechsel und benötigen für ein se, Ölwanne
Arbeitsspiel 4 Kolbenhübe bzw. 2 Kurbelwellen- • Kurbeltrieb Kolben , Pleuelstange, Kur-
umdrehungen. belwelle
• Zweitaktmotoren. Sie haben einen offenen Gas-
• Motorsteuerung Ventile, Ventilfedern, Kipphe-
wechsel und benötigen für ein Arbeitsspiel 2 Kol-
bel, Kipphebelwelle, Nocken-
benhübe bzw. eine Kurbelwellenumdrehung .
w elle, Steuerräder, Steuer-
Nach der Zylinderanordnung (Bild 1) kette oder Zahnriemen
• Reihenmotoren • Boxermotoren
• Gemisch- Einspritzanla.ge, A ,ro>§.w,W' r~!o\ r
• V-Motoren • VR-Motoren
bildungsanlage
Nach der Kolbenbewegung
• Hubkolbenmotoren • Hilfseinrichtungen Zündanlage, Motorschmie-
• Kreiskolbenmotoren rung, Motorkühlung , Aus-
puffanlage, ggf. Ladesystem
Nach der Kühlung
• Flüssigkeitsgekühlte Motoren
Drosselklappenteil Zylinderkopfhaube Nocken-
• Luftgekühlte Motoren welle

Reihen-
motor

Boxer-
motor
Kolben-
bolzen

V-Mot or

Bild 1: Einteilung nach Art der Zylinderanordnung Bild 2: Aufbau eines Otto-Viertaktmotors
198 I 0 Aufbau und Wirkungsweise des Viertaktmotors

10.1.1 Arbeitsweise des Ottomotors

Die 4 Takte des Arbeitsspieles sind Ansaugen, Verdichten, Arbeiten und Ausstoßen (Bild 1). Ein Arbeits-
spiel läuft in 2 Kurbelwellenumdrehungen ab (720° Kurbelwinkel).

EV =Ei nlassventil AV =Auslassventil


EV AV EV AV EV AV EV AV
offen zu zu zu zu zu zu offen

~ -OT

-UT

Eö: EV öffnet As: AV sch ließt


Es: EV schließt

UT UT UT = unterer Totpun kt UT UT
1. Umdrehung 2. Umdrehung
Ansaugen Verdichten Arbeiten Ausstoßen

Bild 1: Die 4 Takte eines Arbeitsspieles

1. Takt-Ansaugen 2. Takt- Verdichten 4. Takt- Ausstoßen


----------------------
Beim Abwärtsgehen des Beim Aufwärtsgehen des Die Verbrennung wird Das Auslassventi l öffnet
Kolbens entsteht infolge Kolbens w ird das Kraftstoff- durch das Überspringen 40° bis etwa 90° vor UT,
der Raumvergrößerung Luft-Gemisch auf den 7. bis des Zündf unkens an den dadurch wird die A bgas-
im Zylinder eine Druck- 12. Teil des ursprünglichen Elektroden der Zündkerze ausström ung begüns-
differenz v o n - 0,1 bar Zylinderraumes verdich- eingeleitet. Die Zeitspan- t igt und der Kurbeltrieb
bis - 0,3 ba r gegenüber tet. Bei Direkteinspritzung ne vo m Überspringen des entlast et. Durch den am
dem Au ßendruck. Da wird im unteren Drehmo- Funkens bis zur v ollen Ende des A rbeit staktes
der Druck außerhalb des ment- und Drehzahlbe- Entwicklung der Flam- noch vorhandenen Dru ck
M oto rs größer ist als im reich (bis ca. 3000 1/min) m enfront beträgt etwa von 3 bar bis 5 bar puffen
Zylinder, wird Luft in das reine Luft verdichtet. Der 1/1000 Sekunde bei einer die bis zu 900 oc heißen
Ansaugsystem gedrückt. Kraftstoff wird kurz vor Verbrenn ungsgeschwin- Abgase mit Scha llge-
Das zündfähige Kraftstoff- dem Zündzeitpunkt einge- digkeit von 20 m/s. Aus schwindigkeit aus dem
Luft-Gemisch wird entwe- spritzt. Das Gas erwärmt diesem Grund muss der Zy li nder. Der A bgasrest
der im Ansaugkanal oder sich auf 400 °C ... 500 °C. Zündf unke je nach Mo- w ird beim Aufwärtsgehen
direkt im Zylinder durch Da es sich bei der hohen to rd rehza hl oo bis etwa des Kolbens mit einem
Einspritzen von Kraft- Tem peratur nicht ausdeh- 40° vor OT überspringen, Staudruck von etwa 0,2
stoff gebildet. Um m ög- nen kann, steigt der Ver- damit der nötige Verbren- bar ausgesto ßen. Um das
lichst viel Ansaugluft oder dichtungsenddruck bis auf nungshöchstdruck von Abströmen der Abgase zu
Kraftstoff-Luft-Gemisch in 18 bar an. Der hohe Druck 30 bar bis 60 bar kurz nach begü nstigen, schließt das
den Zylinder zu bekom- fördert die weitere Verga- OT W KW ... 10° KW) zur Auslassventil erst nach
men, öffnet das Einlass- sung des Kraftstoffes und Verfügung steht. Die Ex - OT, w ährend sich das Ein-
v entil (EV) bis zu 45° KW die innige Vermischung pansion der bis 2 500 oc lassventil bereits öffnet.
v o r dem oberen Totpunkt mit der Luft. So kann die heißen Gase t reibt den Diese Überschneidung
(OT) und schließt erst Verbrennung im 3. Takt Ko lben zu m unteren Tot- der Ventilzeiten fördert
35° KW ... 90° KW nach rasch und vollkommen punkt, die W ärmeenergie die Entleerung u nd Küh-
dem unteren Totpu nkt ablauf en. Während des wird in mechanische lung des Verbrennungs-
(UT). Verdichtungstaktes sind Energie umgewandelt. raumes und verbessert
Ein- und Auslassventile ge- die Füllung.
schlossen.
1 0 Aufbau und Wirkungsweise des Viertaktmotors 199

10.1.2 Merkmale des Ottomotors Unvollkommene Verbrennung:

• Betrieb mit Benzin oder Gas. 12C + 0 2 ..... 2 CO + Wärme


• Gemischbildung
Steht für 1 kg Benzin z.B. 16 kg Luft zur Verfügung,
Äußere Gemischbildung. Das Kraftstoff-Luft-Ge-
so ist das Kraftstoff-Luft-Gemisch zu mager ( 1 : 16).
misch w ird im Saugrohr außerhalb des Zylinders
Es kann zwar eine vollkommene Verbrennung ent-
gebildet.
stehen, aber durch die geringere vorhandene Kraft-
Innere Gemischbildung. Während des Ansaug- stoffmenge, die verdampfen kann, wird der Zylinder-
taktes gelangt zunächst nur Luft in den Zylinder. innenraum weniger gekühlt, so dass es zu einer
Das Kraftstoff-Luft-Gemisch wird durch Einsprit- Überhitzung des Motors kommen kann.
zen von Kraftstoff in den Zylinder während des
Ansaug- oder Verdichtungstaktes gebildet. Klopfende Verbrennung
• Fremdzündung Ein Ottomotor klopft, wenn sich das Kraftstoff-Luft-
Gemisch, neben der durch den Zündfunken einge-
• Gleichraurn-Verbrennung
leiteten Verbrennung, von selbst entzündet (Bild 1).
Durch die schlagartige Verbrennung des Kraft-
stoff-Luft-Gem isches findet die Verbrennung in unerwünschte
einem nahezu gleichbleibenden Raum statt. Selbstent-
zündung
• Quantitätsregelung
Die Menge des Kraftstoff-Luft-Gemisches wird
entsprechend der Stellung der Drosselklappe
(Lastzustand) verändert.

verbranntes unverbranntes
10.1.3 Verbrennungsablauf Ottomotor Gemisch Gemisch

D.a. ~!.!.r.
\L~hr.enn.ung, des, Kraftstoff-Luft-Gemisches
ZiJndkem
nur eine sehr kurze Zeitspanne zur Verfügung steht
(die Verbrennung ist schon kurz nach OT abge-
schlossen), müssen im verdichteten Gemisch Kraft- Flammenfront
stoff- und Sauerstoffmoleküle nahe beieinander durch Selbst-
zündung
liegen. Der zur Verbrennung nötige Sauerstoff wird
aus der angesaugten Luft entnommen . Da in der Luft Bild 1: Klopfende Verbrennung
nur etwa 20 % Sauerstoff enthalten sind, muss dem
Diese Selbstzündung , die in mehreren Zündker-
Kraftstoff verhältnismäßig viel Luft beigemischt wer-
nen gleichzeitig die Entflammung auslöst, führt zu
den . Die zur vollkommenen Verbrennung notwen-
einer überschnellen, schlagartigen Verbrennung,
dige Mindestluftmenge, der theoretische Luftbedarf,
wobe i sich die kugelförmigen Flammenfronten auf-
beträgt f ür 1 kg Benzin etwa 14,7 kg Luft(- 12m 3 bei
einander zubewegen . Es entstehen Verbrennungs-
einer Dichte von e = 1,29 kgfm 3).
geschwindigkeiten von 300 m/s bis 500 m/s, die zu
Der im Kraftstoff enthaltene Kohlenstoff verbrennt stark überhöhten Drücken führen (Bild 2) .
mit dem Sauerstoff zu Kohlendioxid (C0 2 ), der ent-
haltene Wasserstoff verbindet sich mit dem Sau-
erstoff zu Wasserdampf (H 2 0). Der in der Luft ent-
haltene Stickstoff nimmt an der Verbrennung nicht
teil. Bei hohen Drücken und Verbrennungstempera-
t klopfende
Verbrennung
turen bilden sich jedoch schädliche Stickoxide (NOxl · "'
.0
c
Vollkommene Verbrennung: normal e
Verbrennung
Die chemische Energie des Kraftstoffes wird in
Wärmeenergie umgesetzt. Kurbelwinkel in kW - -

C + 02 ..... C0 2 + Wärmeenergie Bild 2: Druckverlauf bei der Verbrennung


2 H2 + 0 2 ..... 2 H2 0 + Wärmeenergie Das klopfende oder oft auch klingelnde Geräusch
im Motor entsteht durch Stoßwellen, die von den
Steht für 1 kg Benzin z.B. nur 13 kg Luft zur Ver- verschiedenen Zündkernen ausgelöst werden un d
fügung, so ist das Kraftstoff-Luft-Gemisch zu fett dabei einzelne Motorbauteile in Schwingungen ver-
(1 : 13). Da zu wenig Sauerstoff zur Verfügung steht, setzen . Das Klopfen hat eine höhere mechanische
verbrennt ein Teil des Kohlenstoffes nur unvollstän- und thermische Belastung des Kurbeltriebes sowie
dig zu Kohlenmonoxid CO, welches giftig ist. Leistungsminderung zur Folge.
200 1 0 Aufbau und Wirkungsweise des Viertaktmotors

Klopfursachen Der Fahrzeugdieselmotor wird als schnell laufender


Außer in der Verwendu ng ungeeigneter Kraftstoffe Motor mit Drehzahlen bis etwa 5500 1/ min in Per-
kann die Ursache des Klopfens auch sein: sonenkraftwagen und leichten Nutzkraftfahrzeugen
eingesetzt. Als langsam laufender Motor (Dreh-
• Zu große Frühzündung.
zahlen bis etwa 2200 1/min) wird er in schweren
• Ungleichmäßige Gemischverteilung im Zylinder.
Nutzkraftfahrzeugen verwendet.
• Schlechte Wärmeabfuhr durch Ölkohleablage-
rungen oder Fehler im Kühlsystem . Dieselmotoren haben einen, im Vergleich zu
• Zu hohes Verdichtungsverhältnis z.B. durch Ver- Ottomotoren , bis zu 30 % niedrigeren Kraftstoff-
wenden einer dünneren Zylinderkopfdichtung. verbrauch. Der Wirkungsgrad kann bis zu 46 %
betragen.
Beschleunigungsklopfen
Es tritt hau ptsächlich beim Beschleunigen unter Voll-
last aus niedrigen Motordrehzahlen auf. Ursache ist Common Rail
meist Kraftstoff mit ungenügender Oktanzahl (ROZ)
sowie falsche Zündeinstellung.

Hochgeschwindigkeitsklopfen
Es ist ein Klopfen, das meist im oberen Drehzahl-
bereich bei Volllast auftritt. Ursache ist häufig Kraft-
stoff mit zu niedriger MOZ bzw. Kraftstoff, bei dem der
Unterschied zwischen ROZ und MOZ (= Sensitivity) zu


groß ist. Dadurch kann es zur Überhitzung des Motors
kommen. Es können Schäden wie durchgebrannte
Ventile, Kolbenböden und Zylinderkopfdichtungen
sowie Kolbenfresser auftreten.

Glühzündungen
Sie werden durch glühende Teile im Verbrennungs-
raum des Motor ausgelöst, schon bevor die nor-
male Entzündung des Kraftstoff-Luft-Gemisches
durch den Zündfunken eintritt (unkontrollierte Früh-
zündung) .
Bild 1: Fahrzeugdieselmotor für PKW

10.2 Dieselmotor 10.2.1 Merkmale des Dieselmotors

Wie der Ottomotor, ist auch der Dieselmotor eine • Betrieb mit Diesel- oder Biodieselkraftstoff.
Verbrennungskraftmaschine. • Innere Gemischbildung
Während des Ansaugtaktes gelangt nur Luft in
Aufbau den Zylinder. Das Kraftstoff-Luft-Gemisch wird
Der Dieselmotor (Bild 1) besteht wie der Ottomotor während des Verdichtungstaktes durch Einsprit-
im Wesentlichen aus 4 Baugruppen und zusätzlichen zen von Kraftstoff unter hohem Druck in den Zy-
Hilfseinrichtungen: linder gebildet.

• Motorgehäuse • Selbstzündung
Der Kraftstoff entzündet sich sofort nach dem Ein-
• Kurbeltrieb
spritzen an der durch das Verdichten sehr heiß ge-
• Motorsteuerung wordenen Luft von selbst. Die Verdichtungsend-
• Kraftstoffanlage mit Einspritzausrüstung, Kraft- temperaturliegt über der Zündtemperatur.
stoffförderpumpe, Kraftstofffilter, Hochdruckein- • Qualitätsregelung
spritzanlage z.B. Der Saugmotor ist ungedrosselt, d.h. vor den An-
- Common-Raii-System saugkanälen befindet sich keine Drosselklappe.
- Pumpe-Düse-System Somit wird über den gesamten Drehzahlbereich
• Hilfseinrichtungen als Füllung eine weitgehend gleichbleibende
Motorschmierung, Motorkühlung, Auspuffanla- Luftmenge zugeführt. Die Laststeuerung erfolgt
ge, Aufladesystem, z.B. mit Abgasturbolader und durch Veränderung der einzuspritzenden Kraft-
Ladeluftkühlung, Kaltstarteinrichtung, z.B. Vor- stoffmenge, wodurch sich das Kraftstoff-Luft-Ge-
glühanlage. misch je nach Betriebszustand verändert.
1 0 Aufbau und Wirkungsweise des Viertaktmotors 201

10 2.2 Arbeitsweise des Dieselmotors

Die 4 Takte des Arbeitsspieles sind wie beim Ottomotor Ansaugen, Verdichten, Arbeiten und Ausstoßen
(Bild 1). Ein Arbeitsspielläuft in 2 Kurbelwellenumdrehungen ab (720° Kurbelwinkel).

Einspritzinjektor

EV AV

Ansaugen Verdichten Arbeiten Ausstoßen

Bild 1: Die 4 Takte eines Arbeitsspieles beim direkteinspritzenden Motor

1. Takt - Ansaugen 2. Takt- Verdichten


- -
4. Takt- Ausstoßen

Beim Abwärtsgehen des Beim Aufwärtsgehen des Gegen Ende des Verdich- Das Auslassventil öffnet
Kolbens entsteht infolge Kolbens wird die Luft auf tungstaktes, etwa 15° KW 30° KW bis etwa 60° KW
der Raumvergrößerung den 14. bis 24. Teil des ... 30° KW vor OT, wird fein vor UT, dadurch wird die
im Zylinder eine Druckdif- ursprünglichen Zylinder- zerstäubter Dieselkraftstoff Abgasausströmung be-
ferenz Pa von - 0,1 bar ... raumes verdichtet. Dabei unter hohem Druck (bis günstigt und der Kurbel-
-0,3 bar gegenüber dem erwärmt sich die Luft auf 2050 bar) in den Brennraum trieb entlastet . Durch den
Außendruck. Durch den 600 oc ... 900 °C. Da sich die gespritzt. ln der heißen Luft am Ende des Arbeitstaktes
größeren Außendruck Luft bei der hohen Tem- verdampft der Kraftstoff noch vorhandenen Druck
wird Luft in den Zylinder peratur nicht ausdehnen und vermischt sich mit der von 4 bar ... 6 bar puffen
gedrückt. Das Einströmen kann, steigt der Verdich- Luft. Da die Temperatur der die 550 oc ... 750 oc heißen
der Luft erfolgt ungedros- tungsenddruck auf 30 bar verdichteten Luft höher als Abgase aus dem Zylinder.
selt, da eine Drosselklappe ... 55 bar an. Motoren mit die Selbstzündungstempe- Beim Aufwärtsgehen des
fehlt. Um möglichst viel Nebenbrennräumen, w ie ratur des Dieselkraftstoffes Kolbens wird der Abgas-
Ansaugluft in den Zylinder z.B. einer Wirbelkammer, ist, wird die Verbrennung rest m it einem Druck von
zu bekommen, öffnet das müssen höher verd ich- ausgelöst. Die Zeit, die 0,2 bar ... 0,4 bar ausge-
Einlassventil bis zu 25° KW tet w erden, da durch die zwischen Einspritzbeginn stoßen. Das Auslassventil
vor OT; es schließt erst bis größere Brennraumober- und Verbrennungsbeginn schließt etwas vor oder
zu 28° KW nach UT, um ei n fläche W ärmeverluste verstreicht, ist der Zünd- nach OT. Durch die ni edri-
Nachströmen der Ansaug- entstehen. Während des verzug. Durch den hohen geren Abgastemperaturen
luft zu ermöglichen. Im Verdichtungstaktes sind Verbrennungsdruck von sind die Wärmeverluste
Zylinder erwärmt sich die Einlassventil und Auslass- bis zu 160 bar bewegt sich niedriger als beim Otto-
Luft auf 70 °C bis 100 oc. ventil geschlossen. der Kolben nach UT. Da- motor (höherer Wirkungs-
bei wird Wärmeenergie in grad).
mechanische Arbeit umge-
wandelt.

Indirekt einspritzende Motoren Direkt einspritzende Motoren (DI-Motoren)


Der Kraftstoff wird in Nebenbrennräume (Wirbel-, Der Kraftstoff wird direkt in den Verbrennungsraum
Vorkammer) eingespritzt. Durch die geteilten Brenn- eingespritzt. Die durch Verdichtung auf bis zu 900 oc
räume entstehen große Oberflächen . Dies führt zu erhitzte Luft gibt wenig Wärme an die kompakte
einer größeren Wärmeabgabe und damit zu ei nem Brennraumoberfläche ab. Dadurch ergibt sich im
schlechteren Wirkungsgrad im Vergleich zu direkt ei n- Vergleich zum indirekt einspritzenden Dieselmotor
spritzenden Dieselmotoren. Dadurch ergibt sich ein ein höherer Wirkungsgrad und somit ein geringerer
erhöhter spezifischer Kraftstoffverbrauch. Aus diesem spezifischer Kraftstoffverbrauch. Direkteinspritzende
Grund w erden indirekt einspritzende Dieselmotoren Motoren für Pkw haben ein Verdichtungsverh ältnis
heute nicht mehr gebaut. Das Verdichtungsverhältnis E, das zwischen 14 und 27 liegt, für Nutzfahrzeuge

E von indirekt einspritzenden Motoren liegt zwischen liegt es zwischen 14 und 19.
18 und 24.
10.2.3 Verbrennungsablauf Dieselmotor Nageln des Dieselmotors
Ist die Motor- und Ansauglufttemperatur niedrig,
z.B. beim Kaltstart des Motors, so verlängert sich die
Die Einspritzung erfolgt beim Dieselmotor so,
Zeit, die zur Bildung des inneren Gemisches ben ö-
dass die Hauptkraftstoffmenge erst dann in den
Verbrennungsraum gelangt, wenn sich dort tigt wird. Der Zündverzug wird zu groß (über 0,002 s)
schon die ersten Teile des Kraftstoffes entzündet und der angesammelte Kraftstoff verbrennt schlag-
haben, so dass der weiter eingespritzte Kraftstoff artig mit einem lauten Geräusch, der Dieselmotor
kontinuierlich abbrennt. nagelt ("klopft" ). Ausgelöst wird die schlagartige
Verbrennung durch mehrere Zündkerne, die aus
angehäuftem Kraftstoff im Verbrennungsraum her-
Ablauf der inneren Gemischbildung vorgehen. Die dadurch entstehenden hohen Druck-
Nach beginnender Einspritzung muss der noch flüs- spitzen können zu Schäden am Kurbeltrieb führen.
sige Kraftstoff in ein zündfähiges Gemisch umge- Das Nageln kann verm indert we rden durch Vorein-
wandelt w erden . Tabelle 1 gibt den zeitlichen Ablauf spritzen einer kle inen Kraftstoffmenge.
vom Einspritzbeginn bis zur Selbstzündung wieder. Zu großer Zündverzug tritt ein bei ...
Für die innere Gemischbildung wird der heißen Luft
• ... kaltem Motor/kalter Ansaugluft
Wärme entzogen, sodass diese abkühlt. Die Lufttem-
• ... schlechter Kompression
peratur muss aber immer über der Selbstzündungs-
• ... Kraftstoff mit zu niedriger Cetanzahl
temperatur des Kraftstoffs liegen.
• ... tropfenden Injektoren.

10.3 Merkmale 4-Takt-Motoren


Kraftstoff wird nebelfein, aber noch flüssig Füllung
in die heiße Luft eingespritzt.
Unter Füllung versteht man die Masse der Gase
Kraftstoffnebel wird auf Siedetemperatur (Kraftstoff-Luft-Gemisch oder Luft), die während
aufgeheizt des Ansaugens in den Zylinder einströmt.

Kraftstoff verdampft bei Siedetemperatur. Füllungsverbesserung. Um die Füllung und damit


die Leistung zu verbessern, werden die Öffnungs-
Kraftstoffdämpfe vermischen sich mit der zeiten der Einlassventile von 180° Kurbelwinkel
heißen Luft. (entspricht dem Hub des Kolbens) auf bis zu 315°
Kraftstoffdämpfe heizen sich auf Zündtem- Kurbelwinkel (KW) verlängert. Während des Aussto-
peratur auf.
ßens erzeugen die mit hoher Geschwindigkeit aus-
strömenden verbrannten Gase einen Sog. Wird das
Kraftstoff-Luft-Gemisch entzündet sich. Einlassventil geöffnet, bevor der Kolben den oberen
Totpunkt erreicht hat, so kann das Gemisch oder die
Auslösung der Verbrennung .
Ansaugluft gegen die Bewegung des Kolbens du rch
den Unterdruck in den Zylinder einströmen .

Zündverzug beim Dieselmotor Ventilüberschneidung

Die Zeitdauer, die für den Ablauf der inneren ln der Übergangsphase vom Ausstoßtakt zum
Gemischbildung bis zur Auslösung der Verbren- Ansaugtakt sind sowohl Einlass- als auch
nung erforderlich ist, nennt man Zündverzug. Auslassventil geöffnet.

Lässt man das Einlassventil bis weit in den Verdich-


Der Zündverzug beträgt normalerweise bei betriebs-
tungstakt hinein offen, so kann z.B. bei Ottomoto ren
warmem Motor etwa 0,001 s (1 /1000 s). Er hängt
das beim Ansaugen auf bis zu 100 m/s (360 km/h)
wesentlich ab von ...
beschleunigte Kraftstoff-Luft-Gemisch infolge seiner
• ... dem Aufbau der Kraftstoffmoleküle (Zündwil- Massenträgheit weiter in den Zylinder strömen . Die-
ligkeit, Cetanzahl) . ser Aufladeeffekt ist beendet, wenn der Druck, den
• ... der Temperatur der verdichteten Luft vor Be- der aufwärtsgehende Kolben erzeugt, das einst rö-
ginn der Einspritzung . mende Gemisch abbremst. Spätestens zu diesem
• .. . dem Grad der Zerstäubung beim Einspritzen Zeitpunkt muss das Einlassventil wieder geschlos-
(Höhe des Einspritzdruckes, Größe der Kraft- sen werden.
stofftropfen ). Trotz Verlängerung der Ansaugzeit erreicht die Fül-
Je höher Druck, Temperatur und Cetanzahl sind, lung des Zylinders bei nicht aufgeladenen Motoren
desto kürzer wird der Zündverzug . höchstens 90 %.
10 Auftiäu und Wirkungsweise des Viertaktmotors 203

Liefergrad (Füllungsgrad) Vergleicht man den Raum oberhalb des Kolbens vor
dem Verdichten (Hubraum Vh + Verd ichtungsraum
Der Liefergrad ist das Verhältnis von tatsächlich Vcl mit dem Raum oberhalb des Kolbens nach dem
angesaugtem Kraftstoff-Luft-Gemisch in kg zur Verdichten (Verdichtungsraum Vcl. so erhält man
theoretisch möglichen (vollkommenen) Füllung das Verdichtungsverhältnis E (Bild 1).
des Zylinders mit Kraftstoff-Luft-Gemisch in kg.
Verdichtungs- Hubraum+ Verdichtungsraum
Bei innerer Gemischbildung ist der Liefergrad das verhältn is Verdichtungsraum
Verhältnis von angesaugter Luftmasse zur theore-
tisch möglichen Luftfüllung in kg.
Bei Saugmotoren liegt der Liefergrad bei Volllast
OT
zwischen 0,6 und 0,9 (Füllung 60 % bis 90 %), wäh-
rend bei aufgeladenen Motoren ein Liefergrad von "'
..0
1,2 bis 1,6 (Füllung 120 % bis 160 %) möglich ist. I
::J

UT

I
AL Liefergrad (Füllungsgrad )
m, Angesaugte Masse an Frischluft oder Kraftstoff-Luft-
Gemisch in kg
m,h theoretisch mögliche Masse an Frischluft oder Kraft- "'
..0
stoff-Luft-Gemisch in kg ::J
I

Die Füllung kann zusätzlich durch einen geringeren


St römungswiderstand der Frischgase sowie durch
niedrigere Innentemperaturen des Zylinders verbes- Bild 1: Verdichtungsverhältnis
sert werden. Dies wird erreicht durch :
• Optimal gestaltete Ansaugrohre
• günstige Brennraumformen
• große Einlassquerschnitte
• mehrere Einlassventile je Zylinder
• gute Kühlung .

Die Füllung verschlechtert sich durch .. .


• den Strömungswiderstand der Drosselklappe
• abnehmende Ventilöffnungszeiten bei höheren
Drehzahlen
Je höher das Verdichtungsverhältnis z.B. eines
• niedrigeren Luftdruck, bei 100 m Höhenzunahme
Ottomotors ist, desto besser ist die Ausnützung der
sinkt die Motorleistung um etwa 1 %.
Kraftstoffenergie und damit der Wirkungsgrad des
Motors.
Verdichtungsverhältnis
Trotz der bei E = 9 wesentlich vergrößerten Verdich-
Verbrennungsraum. Er ist der von Zylinder, Zylin-
tungsarbeit ergibt die Ausnützung des bedeutend
derkopf und Kolbenboden umschlossene Raum . Sei- erhöhten Druckgefälles bei gleicher Frischgasfüllung
ne Größe ändert sich während eines Hubes fortlau- einen Arbeitsgewinn bzw. eine Leistungserhöhung
fend. Der Verbrennungsraum ist am größten, wenn von mehr als 10 % und eine Verringerung des Kraft-
sich der Kolben in UT, und am kleinsten, wenn er stoffverbrauches um etwa 10 %.
sich in OT befindet. Der größte Verbrennungsraum
Gründe für die Leistungserhöhung :
setzt sich aus Hubraum und Verdichtungsraum zu-
sammen. • Bessere Entleerung des kle ineren Verdichtungs-
raumes von verbrannten Gasen.
Verdichtungsraum Vc. Er ist der kleinste Verbren-
• Höhere Temperatur beim Verdichten, bessere
nungsraum.
und vollständigere Vergasung .
Hubraum Vh. Er ist der Raum zwischen den beiden • Durch die hohe Verdichtung können sich die ver-
Totpunkten OT und UT des Kolbens. brannten Gase auf ein größeres Volumen entspan-
Gesamthubraum VH. Er ergibt sich aus der Summe nen, die Abgastempe ratur nimmt ab, es geht weni-
der Hubräume der einzelnen Zylinder eines Motors. ger Wärmeenergie durch die Abgase verloren.
204 1 0 Aufbau und Wirkungsweise des Viertaktmotors

1
OT OT OT
2 2 2
3
4
CD => 0 3
4
CD => ® 3
4
5
6
Verdichtung
f = 8: 1
0 5
6
Verdichtung
e= 8 : 1
0 5
6
7 7 7
8 8 8
UT UT Verdichtungswärme UT Verdichtungswärme
unberücksichtigt berücksichtigt

_C\

Zustand CD Zustand (3) Zustand G)


p·V=const. P1 ·V, P3 · V3
V1 = 400 cm 3 V2 = 400 cm3 = 50 cm3 V3 = 400 cm3 = 50 cm3
Pl = 1 bar 8 8
T, = 273 K p 2 = 1 bar · 8 = 8 bar P3 = 8 bar · 2 = 16 bar
T2 = 273 K T3 = 273 K · 2 = 546 K

Bild 1: Verhältnis von Druck, Volumen und Temperatur beim Verdichten

Mit zunehmendem Verdichtungsverhältnis steigt Ve rhindert man die Ausdehnung, z.B. beim Ver-
die Verdichtungsendtemperatur an (Tabelle 1, Sei- dichten (Bild 1). so verdoppelt sich der Druck. Durch
te 203). Deshalb ist das Verdichtungsverhältnis durch die Wärmeabgabe an den Zylinderwänden liegt der
die Selbstzündtemperatur des Kraftstoffes begrenzt. Enddruck jedoch in der Realität niedriger.

Bei aufgeladenen Motoren ist die Verdichtung ge-


ringer, da die Luft hochverdichtet in den Zylinder
1 0.4 Arbeitsdiagramm
gelangt. (p-V-Diagramm)
Ottomotor
Gesetz von Boyle-Mariotte Die Beziehungen zwischen Druck, Volumen und
Durch die Auf- und Abbewegung des Kolbens im Zy- Temperatur von Gasen lassen sich für ein Arbeits-
linder ändert sich mit dem Volumen auch der Druck spiel des Otto-Viertaktmotors in ein Druck-Vo lu-
und die Temperatur. men-Diagramm (p-V-Diagramm) übertragen. Nach
Schon im 17. Jahrhundert fanden die Physiker Boyle Boyle-Mariotte und Gay-Lussac entsteht dabei ein
und Mariotte heraus, dass sich bei gleichbleibender ideales Diagramm , in dem sich an den jeweiligen
Temperatur Volumen und Druck im Zyl inder im um- Umkehrpunkten des Kolbens in UT und OT wäh-
gekehrten Verhältnis ändern. rend des Verbrennungsvorgang es und des Aus-
stoßvorganges das Volumen nicht ändert, d.h .
Wird z.B . das Volumen auf den 8. Teil verkleinert, so konstant bleibt.
vergrößert sich der Druck auf das 8-fache (Bild 2).
Gleichraumverbrennung: Die schlagartige Ver-
Das Produkt aus Druck und Volumen ist kon- brennung läuft bei konstantem Volumen ab.
stant.
Für die ideale Gleichraumverbrennung, wie im Bild 1
Seite 205 dargestellt, sind folgende Bedingungen
Gesetz von Gay-Lussac Voraussetzung :
Unter Einbeziehung der Temperatur in das Verhält- • Der Zylinder enthält nur Frischgase und keine
nis von Volumen und Druck fand der französische Restgase.
Physiker Gay-Lussac folgende Gesetzmäßigkeit he-
• Vollständ ig e Verbrennung des Kraftstoff-Luft-Ge-
raus :
misches.
• Verlustfreier LadungswechseL
Wird ein Gas bei gleichbleibendem Druck um
• Kein Wärmeübergang am Zyl inder.
1 K (1 °C) erwärmt, so dehnt es sich um den
273 . Te il seines Volumens aus. • Konstantes Volumen während der Verbrennung
und des Abkühlvorganges.
Erwärmt man das Gas um 273 K, so dehnt es sich auf • Der Verbrennungsraum muss gasdicht sein (Kol-
das doppelte Volumen aus. benringe).
I 0 Aufbau und Wirkungsweise des Viertaktmotors 205

Kurve auf dem Bildschirm sichtbar machen. Dabei


3
sind deutlich die Unterschiede zum idealen p-V-
Diagramm zu erkennen. ln der Prax is unterscheiden
sich die Kurvenverläufe von Ottomotor und Diesel-
motor nur noch in der Höhe der Drücke (Bild 2).
Durch den wesentlich höheren Verbrennungsdruck
beim Dieselmotor und der darauffolgenden Entspan-
nung der verbrannten Gase auf 4 bar ... 6 bar kühlen
sich die Abgase stärker ab als beim Ottomotor. Dies
führt zur Verringerung der Abgasverluste, wodurch
die gewonnene Arbeit und damit der Wirkungsgrad
OT UT erhöht wird. Die thermische Beanspruchung der
v--
Ventile ist niedriger. Allerdings sind moderne Die-
Bild 1: Idealer Gleichraumprozess (p-V-Diagramm) selmotoren bei niedrigen Außentemperaturen nicht
mehr in der Lage genügend Wärme für die Fahr-
Prozessablauf zeugheizung aufzubringen, so dass Zusatzheizungen
1 ,, . 2 Verdichtung des Kraftstoff-Luft-Gemisches, nötig werden.
Drucksteigerung, keine Wärmezufuhr.
2 ,, . 3 Verbrennung des Kraftstoff-Luft-Gemisches Aus dem p-V-Diagramm lässt sich die Nutzarbeit
Drucksteigerung bei konstantem Volumen, W ett eines Motors ermitteln, wenn man von der
d.h. der Kolben verharrt für die kurze Zeit erzeugten Arbeit (Fläche+) die Verlustarbeit (Flä-
der Verbrennung in OT, Wärmezufuhr. che-) abzieht (Bild 1, Seite 206).
3 ,,. 4 Arbeiten (Entspannen). Das unter hohem
Druck stehende Gas dehnt sich aus und be- 60
wegt den Kolben zum UT, das Ausgangs- E = Einspritzbeginn
bar
= Zündzeitpunkt
volumen ist erreicht. Keine Wärmeabfuhr.
50
Kühlen. Der Vorgang erfolgt bei konstantem
Volumen. Durch Wärmeabfuhr sinkt der
40
Druck ab bis im Punkt 1 der Ausgangsdruck Q;
wieder erreicht ist. 1J
c
30
>
Energiegewinn, Energieverlust N
E
Die im Diagramm (Bild 1) entstandene Fläche mit Q 20
den Ecken 1-2-3-4 gibt die während eines Arbeits- -"'

spieles gewonnene Arbeit wieder (Fläche+). "


::J
Ci 10
Die gewonnene Arbeit könnte größer sein, w enn das
Auslassventil nicht schon im Punkt 4 öffnen würde,
0
sondern erst nachdem sich die Gase bi s zum Aus-
gangsdruck im Punkt 5 entspannt haben. -1
OT 1--------11\-'h'-------~-1 UT
Dies ist in der Praxis jedoch nicht möglich, da die
Verlängerung der Expansion mit einer Vergröße- Vincm 3 -
rung des Hubes verbunden ist (Langhubmotor). So-
mit gibt die Fläche 1-4-5 die verlorene Arbeit wieder. Bild 2: Tatsächliches p-V-Diagramm
Durch Erhöhung des Verdichtungsverh ältnisses
Fehlererkennung im p-V-Diagramm
lässt sich die gewonnene Arbeit v ergrößern.
Größere Abweichungen vom normalen Druckver-
Dieselmotor lauf lassen Fehler in der Motoreinstellung (G emisch-
Im Gegensatz zum Ottomotor ändert sich theoretisch bildung, Zündeinstellung, Kompression) und vor
der Druck während des Verbrennungsvorganges allem durch Klopferscheinungen erkennen (Bild 1,
nicht, man spricht deshalb von Gleichdruckverbren- Seite 206).
nung. ln Wirklichkeit läuft weder der Gleichraum-
noch der Gleichdruckprozess so ideal ab, da die Be- Zu früher Zündzeitpunkt (Bild 1, Seite 206)
di ngungen nicht eingehalten w erden können. Der höchstmögliche Druck wird schon erreicht, bevor
der Kolben am oberen Totpunkt angekomm en ist .
Tatsächliches p-V-Diagramm Die entstehenden hohen Drücke und Temperatu ren
Der Druckverlauf während der 4 Hübe eines Ar- führen zu einer klopfenden Verbrennung, zu schlech-
beitsspieles lässt sich mit einem piezo-elektrischen teren Abgaswerten und zu Leistung sverlust, welcher
Indikator am laufenden Moto r aufnehmen und als an der kleineren Fläche im Diagramm erkennbar ist.
206 1 0 Aufttau unct WiriCungsweise des Viertaktmotors

Zu später Zündzeitpunkt (Bild 1) Symmetrisches Steuerdiagramm. Die Winkel Eö vor


Normal er Anstieg der Verdi chtungslinie bis zum OT und As nach OT sind gleich groß, ebenso die
oberen Totpunkt. Nach kurzem Absinken des Winkel Aö vor UT und Es nach UT.
Druckes nach OT steigt er wieder an, kann aber den Unsymmetrisches Steuerdiagramm. Eines der bei-
höchstmöglichen Verbrennungsdruck nicht mehr er- den Winkelpaare ist ungleich.
reichen, da sich der Kolben durch den späten Zünd-
zeitpunkt zu weit in Richtung UT bewegt hat, ehe das Ventilüber-
schneidung
Kraftstoff-Luft-Gemisch vollständig verbrannt ist.
Die Folgen sind Leistungsverlust, höherer Kraftstoff- () .·
verbrauch und Überhitzungsgefahr.

Undichte Ventile oder Kolbenringe (Bild 1)


Kein normaler Druckaufbau möglich, der Anstieg
der Verdichtungslinie ist flacher. Auch bei richtigem
Zündzeitpunkt kann der höchstmögliche Verbren-
nungsdruck nicht erreicht werden . Die Folgen sind
Leistungsverlust und schlechtere Abgaswerte.

• "'
.0
.0:

Q.~st~se~
Zündzeitpunkt
zu früh
Zündzeitpunkt
zu spät
Ventile, Kolben -
ringe undicht
Eö: EV öffnet 15° vor OT
Es: EV schließt 40° nach UT
UT
Aö: AV öffnet 44° vor UT
As: AV schl ießt 22° nach OT

Bild 2: Steuerdiagramm eines Otto-Viertaktmotors

Bild 1: p-V-Diagramme fehlerhafter Motoren 10.6 Zylindernummerierung,


Zündfolgen
1 0. 5 Steuerdiagramm Zylindernummerierung. Die Bezeichnung der einzel-
nen Zylinder ei nes Motors ist genormt. Die Zählung
der Zylinder beginnt bei der Seite, die der Kraftabga-
Es gibt einen Überblick über die Steuerwinkel
beseite gegenüberliegt. Bei V-, VR- und bei Boxer-
und die Öffnungswinkel der Ventile sowie die
motoren beginnt man mit der linken Zylinderreihe
Ventilüberschneidung (Bild 2).
und zählt jede Reihe durch (Bild 3).
Steuerwinket Es ist der Winkel zwischen Totpunkt
und dem Öffnen und Schließen des jeweiligen Ven -
tils.
Öffnungswinkel. ln diesem Winkelbereich ist das je-
wei lige Ventil geöffnet.
Ventilüberschneidung. ln diesem Winkelbereich
sind Einlass- und Auslassventil geöffnet.
Um ein Steuerdiagramm zu zeichnen trägt man die
Öffnungswinkel des Einlass- und Auslassventils in
Grad der Kurbelwinkel in ein Spiral- oder Kreisdia-
gramm ein (Bild 2). Die Öffnungswinkel der Ventile
und die Form der Steuerungsnocken werden durch
Versuche für jeden Bautyp so festgelegt, dass der
Motor die bestmögliche Leistung abgibt beigeringst
möglichen Abgaswerten . Da dies über den gesamten
Drehzahlbereich nicht möglich ist, werden Motoren
mit verstellbaren Einlass- und Auslassnockenwellen
ausgerüstet. Die Öffnungs- und Schließwinkel der
Ventile können dadurch um einen bestimmten Ver-
stellwinkelverändert werden (variable Steuerzeiten). Bild 3: Zylindernummerierung
1 0 Aufbau und Wirkungsweise des Viertaktmotors 207

Zündfolge und Zündabstand bei Mehrzylinder-


720° KW
motoren (Bild 1) Zündabstand = - - - - -
Zylinderzahl
Zündfolge. Sie gibt an, in welcher Reihenfolg e die
Arbeitstakte der einzelnen Zylinder eines Motors Beispiel: Bei einem 5-Zylinder-Motor errechnet
aufeinanderfolgen. sich der Zündabstand aus 720° KW : 5 = 144° KW.
Als Ersatz für die Kurbelwelle wird ein Kurbelstern
Zündabstand. Er gibt an, in welchem Abstand in gezeichnet. Ausgehend vom obersten Zylinder, der
Grad Kurbelwinkel die Arbeitstakte bzw. die Zün- mit 1 bezeichnet wird, werden die übrigen Zylinder
dungen der einzelnen Zylinder aufeinander folgen . entsprechend der Zündfolge 1-2-4-5-3 entgegen der
Je mehr Zylinder, desto kleiner wird der Zündab- Drehrichtung im Abstand von 144° KW angetragen .
stand. Der Moto rlauf wird ruhiger und das abgege- An jedem Kurbelstern lässt sich so die Zündfolge
bene Drehmoment gleichmäßiger. ablesen .

1
Einzylinder
stehend
2 x gelagert ~
1

~
Zweizylinder
Boxermotor
2 x gelagert
2

Zweizylinder
Reihenmotor
2 x gelagert

1 1 ... 3 [ ]

,Q~,
Dreizylinder
Reihenmotor
4 x gelagert ~ 2 3

Vierzylinder
1 4 1. . 4n
~ r] )
Reihenmotor
5 x gelagert
2 3
"'-· .

1 4

c r]~·
~
Vierzylinder
Boxermotor 2 4
Cl} ::J
3 x gelagert 1 "'-· . 3
3 2

1 1 ... 5111
Fünfzylinder
Reihenmotor
6 x gelagert ~ 2 3
5$lj r2 3

Sechszylinder
Reihenmotor
7 x gelagert

1 ... 4 90° 5 ... 8

Achtzylinder (~)
1 .5~~6.2
gebräuchlichste
V-Motor- 90° Zündfolge
1- 5- 4 - 8 - 6- 3- 7- 2
5 x gelagert (1-8-2 - 7 - 4 - 5 - 3 - 6)
3,7 - - - 4,8
(1 - 6 - 3 - 5 - 4 - 7 - 3 - 8)

Bild 1: Kurbelwellen-Bauformen, Zünd- und Arbeitstaktfolgen


208 1 0 Aufbau und Wirkungsweise des Viertaktmotors

1 0. 7 Motorkennlinien Nach Erreichen der maximalen Leistung fällt jedoch


die Leistungskurve ab, weil bei zunehmender Dreh-
zahl der Verlust an Drehmoment nicht mehr ausge-
Die Charakteristik eines Motors ergibt sich aus
den auf dem Prüfstand bei verschiedenen Dreh- glichen werden kann .
zahlen ermittelten Messwerten für Leistung, Ursachen für die Abweichung vom Idealzustand:
Drehmoment und spezifischen Kraftstoffver- • Schwankende Füllung im unteren und oberen
brauch . Drehzahlbereich
• Luftmangel und schlechte Verwirbelung des
Trägt man diese Messwerte in ein Diagramm über Kraftstoff-Luft-Gemisches wegen niedriger Strö-
den Drehzahlen auf, so ergeben die durch die ent- mungsgeschwindigkeit, dadurch langsamere und
sprechenden Messpunkte gelegten Kurven die unvollständige Verbrennung
Kennlinien des Motors (Bild 1). • Wärmeverluste
Man unterscheidet Volllastkennlinien und Teillast- • Reibungsverluste
kennlinien.
Elastischer Bereich. Er liegt zwischen maximalem
max. Drehmo m ent Drehmoment und maximaler Leistung (Bild 1). Bei
150 abnehmender Drehzahl wird die sinkende Leistung
Dreh-
270 durch ein zunehmendes Drehmoment ausgeglichen .
kW
moment M
J Das maximale Drehmoment sollte möglichst schon
t Nm
t 100
..c:
()
::>
<1l
vor dem mittleren Drehzahlbereich, die maximale
.e


::!;: 180
"' Leistung dagegen weit im oberen Drehzah lbereich
~
E
Q)
Ol
c: g/kWh ~ liegen. Dadurch ergibt sich ein breiter elastischer Be-
E ::>
350 ~ reich , der sich günstig auf die Getriebeabstimmung
0 t) 50
E 90 ·c;; ] 300 auswirkt, da das Drehmomentband größer wird.
..c: ...J ~
Q) ~
0 250 ~
c. Verbrauchskennfeld. Im Diagramm (Bild 2) wird das
0 <n
0 2000 4000 min- 1 6000 Drehmoment über der Drehzahl bei unterschied-
Drehza hl n - - - lichem spezifischen Kraftstoffverbrauch dargestellt.
Es entstehen Kurven mit konstantem spezifischen
Bild 1: Volllast-Kennlinieneines Otto-Viertaktmotors Kraftstoffverbrauch, die sich teilweise schließen.

Da die Kurven einer Muschel ähneln, nennt man


Volllastkennlinien . Der betriebswarme Motor wird sie auch Muschelkurven. Zusätzlich enthält das Dia-
bei voll geöffneter Drosselklappe auf einem Prüf- gramm noch Kurven mit konstanter Nutzleistung,
stand abgebremst. aus denen man ersehen kann, dass der Motor
Unter Volllast versteht man die Belastung , die ein dieselbe Nutzleistung bei völlig unterschiedlichem
Motor bei der jeweiligen Drehzahl überwinden kann . spezifischen Kraftstoffverbrauch erbringen kann. So
Die über den gesamten Drehzahlbereich bei glei- kann der Motor im Diag ramm die Leistung von 60 kW
cher Last ermittelten Werte sind Grundlage für den sowohl bei einem spezifischen Kraftstoffverbrauch
Kurvenverlauf von Drehmoment, Leistung und spe- von 320 g/kWh abgeben, als auch bei einem von
zifischem Kraftstoffverbrauch . Aus diesem Kurven- 280 g/kWh und das bei zunehmendem Drehmoment.
verlauf lassen sich das maximale Drehmoment, die
maximale Leistung und der minimale Kraftstoffver-
brauch bei zugeordneter Drehzahl ermitteln . 260 g/kWh 280 g/kWh

Teillastkennlinien. Da ein Motor im Alltagsbetrieb b eff = konstant


selten voll belastet wird, sind Messungen bei Teillast E
z
ebenso wichtig . Hierzu werden mehrere Versuchs- .<:::
reihen bei verschiedenen Drehzahlen durchgeführt. ::!;:
c: ,.....~-+-- 300 g/kWh
Die Drosselklappe wird dabei nur teilweise geöffnet. Q)

E 80kW
Theoretisch müsste im ganzen Drehzahlbereich 0
E 320 g/kWh
bei gleicher Stellung der Drosselklappe sowohl ..c:
Q)

der Kraftstoffverbrauch als auch das Drehmoment -o


0
gleichbleibend sein, da eigentlich immer die glei- 0
:::;:
che Energiemenge einer Zylinderfüllung die gleiche
Drehza h l n in m in- 1 ---
Drehkraft an der Kurbelwelle liefern müsste. Dem-
entsprechend müsste die Leistung gleichmäßig mit
der Drehzahl wachsen. Bild 2: Verbrauchskennfeld, Muschelkurven
1 0 Aufbau und Wirkungsweise des Viertaktmotors 209

10.8 Hubverhältnis, Hubraum- Um die einzelnen Motoren miteinander vergleichen


zu können, wurden die Begriffe Hubraumleistung
leistung Leistungsgewicht und Leistungsgewicht eingeführt (Tabelle 1).
Hubverhältnis

Es gibt das Verhältnis von Hub zu Bohrung an. Das Leistungsgewicht des Motors gibt an,
welches Baugewicht der Motor je 1 kW größter
Ist der Hub kleiner als die Bohrung, so ist das Hub-
Nutzleistung hat.
verhältnis kleiner als 1. Es ist größer als 1, wenn der
Hub größer als die Bohrung ist.
Kurzhubmotoren. Im Interesse einer langen Lebens-
dauer von Serienmotoren, sollte eine mittlere Kol- Das Leistungsgewicht des Fahrzeuges gibt an,
bengeschwindigkeit von 20 m/s nicht überschritten welches Gewicht das Fahrzeug je 1 kW größter
werden. Um trotzdem hohe Drehzahlen zu errei- Nutzleistung hat.
chen, baut man Kurzhubmotoren. Bei ihnen ist das
Hubverhältnis kleiner als 1 (0,9 ... 0,7).
Langhubmotoren. Das Hubverhältnis ist größer als 1
(1, 1 ... 1,3). Man verwendet sie vorwiegend zum An-
trieb von Nutzkraftwagen und Omnibussen. Durch
die niedrigeren Drehzahlen werden hohe Laufleis-
tungen und durch den größeren Kurbelradius grö-
ßere Drehmomente erzielt.
Hubraumleistung

Die Hubraumleistung gibt die größte Nutzleis-


Dieselmotoren
tung an, welche der Motor je Liter Hubraum hat. 25 ... 30 1,8 ... 5 12 ... 25
Pkw
Ladermotoren
Schnelllaufende Motoren sind umso geeigneter für . 80 1 .. . 4 9 ... 20
Pkw-Diesel
den Fahrzeugantrieb, je größer ihre Leistung im
Verhältnis zum Hubraum und je geringer ihr Bauge- Ladermotoren
. 30 2 ... 7 50 .. . 210
Nkw-Diesel
wicht im Verhältnis zur Leistung ist.

WIEDERHOLUNGSFRAGEN 12 Wie heißen die 4 Baugruppen des Ottomotors


1 Von wem wurde der 1. Viertaktmotor und von bzw. Dieselmotors?
wem der 1. Dieselmotor gebaut? 13 Welche Fehler lassen sich aus einem Arbeits-
2 ln welcher Reihenfolge laufen die Takte eines diagramm ablesen?
Viertaktmotors ab? 14 Was versteht man unter einem symmetrischen
3 Welches Verdichtungsverhältnis haben Otto- Steuerdiagramm?
Viertaktmotoren? 15 Wodurch unterscheiden sich Kurzhubmotoren
4 ln welchen Grenzen liegen die Verdichtungs- von Langhubmotoren?
und Verbrennungsdrücke von Otto-Viertakt- 16 Wie lautet eine Zündfolge eines 6-Zylinder-
motoren? Reihenmotors?
5 Wie läuft die innere Gemischbildung beim 17 Wie erfolgt die normgerechte Zylindernumme-
Dieselmotor ab? rierung?
6 Was sagt das Gesetz von Gay-Lussac aus? 18 Was gibt die Hubraumleistung an?
7 Welche Stoffe bilden sich bei der Verbrennung 19 Was gibt das Leistungsgewicht des Motors an?
des Kraftstoff-Luft-Gemischs? 20 Was versteht man unter der größten Nutz-
8 Welche Ursachen hat das Klopfen von Otto- leistung eines Motors?
motoren? 21 Was versteht man unter Volllastkennlinien
9 Was versteht man unter dem Zündverzug beim eines Motors?
Dieselmotor? 22 Warum ist das Drehmoment eines Ottomotors
10 Was versteht man unter " Nageln" beim Diesel- nicht über den gesamten Drehzahlbereich
motor? gleich groß?
11 Welche besonderen Merkmale treffen auf den 23 Was versteht man unter dem elastischen
Dieselmotor zu? Bereich?
210

11 Motormechanil<
11 .1 Kurbelgehäuse, Zylinder, 11.1.1.1 Kurbelgehäuse
Zylinderkopf Das Kurbelgehäuse nimmt die Kurbelwelle auf.

Kurbelgehäuse, Zylinder und Zylinderkopf neh- Weil auf die im Kurbelgehäuse gelagerte Kurbelwel-
men den Kurbeltrieb auf, führen den Kolben im le große Kräfte und Drehmomente wirken, muss das
Zylinder und bilden zusammen mit dem Kolben Kurbelgehäuse hohe Festigkeit und Formsteifigkeit
den Verbrennungsraum. besitzen .
Aufbau. Das Kurbelgehäuse ist meist in Höhe der
Kurbelwellenlager geteilt. Das Oberteil enthält die
11.1.1 Zylinderkurbelgehäuse Lagerstühle für die Kurbelwelle. Die Lagerdeckel
werden von unten mit Schrauben befestigt. Diese
Anordnung hat den Vorteil, dass die Kurbelwelle
Zylinderkurbelgehäuse flüssigkeitsgekühlter Mo- oder einzelne Kolben leicht ausgebaut werden kön-
toren bestehen aus dem Kurbelgehäuseoberteil nen.
und dem Zylinderblock (Bild 1) und sind in einem
Bei Motoren, die sehr hohe Drehmomente erzeugen,
Stück gegossen.
werden statt der einzelnen Lagerschalen sogenannte
Bed-Piates verwendet (Bild 2). Dabei handelt es sich
um ein plattenförmiges Bauteil, das alle Lagerscha-
len des Motors miteinander verbindet. Durch diesen
Verbund wird eine höhere Steifigkeit des Kurbelge-
häuses erreicht.

Kurbelgehäuse-
oberteil

Bild 1: Zylinderkurbelgehäuse

Als Werkstoffe werden verwendet:


• Gusseisen mit Lamellengrafit (Grauguss). Neben
guter Steifigkeit und Festigkeit, gutem Gleit- und
Verschleißverhalten hat es geringe Wärmedeh-
nung und gute Geräuschdämpfung.
• Gusseisen mit Vermikulargrafit. Beim Erkalten
des Gusses scheidet sich der Grafit nicht in Form
Bild 2: Zylinderkurbelgehäuse mit Bed-Piate
von Lamellen, sondern in Würmchenform ab. Die
Kerbwirkung zwischen den Gefügekristallen ist
Das Gehäuseunterteil ist als Ölwanne ausgebildet
geringer als bei Grauguss, wodurch Festigkeit und
und wird öldicht mit dem Kurbelgehäuseoberteil
Steifigkeit stark ansteigen. Dies ermöglicht höhe-
verschraubt.
re Zylinderinnendrücke bei gleicher Wandstär-
ke oder eine Gewichtseinsparung bei dünneren
Wandstärken. 11.1.1.2 Zylinderblock
• Al-Legierungen. Vorteilhaft ist besonders die ge-
ringe Dichte im Vergleich zum Grauguss sowie die Die Zylinder flüssigkeitsgekühlter Motoren sind
gute Wärmeleitfähigkeit. Zur Verbesserung der zu einem Block zusammengefasst.
Formsteifigkeit sind die Zylinderkurbelgehäuse
Beanspruchungen
zusätzlich verrippt Die Verschleißeigenschaften
der Zylinderlaufbahnen müssen durch besondere • Hohe Verbrennungsdrücke und Temperaturen
Herstellungsverfahren verbessert werden oder es • Große Wärmespannungen durch schnelle Tempe-
werden Zylinderlaufbuchsen eingesetzt. raturwechsel
11 Motormechanik 211

• Verschleiß der Zylinderlaufbahn durch Kolbenrei- Die Dichtfläche des Zylinderkurbelgehäuses zum
bung und Verbrennungsrückstände Zylinderkopf hin ist bis auf die Kühl- oder Ölkanäle
• Erhöhte Reibung beim Kaltstart, da unvergaster geschlossen. Für den Werkstoff Gusseisen wird fast
Kraftstoff den Schmierfilm am Zylinder abwäscht. ausschließlich diese Bauart verwendet. Sollen Zy-
linderblöcke aus AISi-Legierungen (z.B. ALUSIL-Zy-
Anforderungen an die Werkstoffe
linder) gegossen werden, so werden diese im Kokil-
• Gute Wärmeleitung
lenbzw. Niederdruckguss-Verfahren hergestellt.
• Große Verschleißfestigkeit
Zylinderblock mit Zylinderlaufbuchsen. Zylinderlauf-
• Gute Gleiteigenschaft für die Zylinderlauffläche. buchsenaus hochwertigem, feinkörnigen Gusseisen
Aufbau: Der doppelwandige Zylinderblock wird von (Schleuderguss) können in Zylinderblöcke aus Guss-
Kühlkanälen durchzogen. Die Kühlflüssigkeit wird eisen oder aus Al-Legierung eingezogen werden. Da
durch die Kühlmittelpumpe zugeführt, kühlt die Zy- sie verschleißfester sind als die Zylinderlaufbahnen
linderwandungen und fließt durch Kanäle in den Zy- gusseiserner Zylinderblöcke, haben sie eine lange
linderkopf. Lebensdauer.
Man unterscheidet verschiedene Bauformen: Man unterscheidet nasse und trockene Zylinderlauf-
buchsen.
Zylinderblock in Open-Deck-Ausführung (Bild 1).
Nasse Zylinderlaufbuchsen (Bild 3). Sie werden von
der Kühlflüssigkeit direkt umspült. Dadurch ergibt
sich eine gute Kühlwirkung. Sie können einzeln aus-
gewechselt werden. Der Zylinderblock ist jedoch
nicht so steif und verzieht sich leichter.
Am oberen Ende haben die Laufbuchsen einen
Bund. Gegen das Kurbelgehäuse müssen sie durch
Dichtungsringe abgedichtet werden, da sonst Kühl- -
flüssigkeit ins Kurbelgehäuse gelangt. ...

Bund
Bild 1: Zylinderblock in Open-Deck-Ausführung

Der Wassermantel um die Zylinderbohrungen he-


rum ist zum Zylinderkopf hin offen. Dadurch ist es
Leckage
gießtechnisch möglich, Zylinderblöcke mit Zylinder-
laufflächen nach dem LOKASIL-Konzept im Druck-
Dichtungsringe
gussverfahren zu fertigen . Die geringere Steifigkeit
von Open-Deck-Zylinderblöcken erfordert Metall-Zy-
linderkopfdichtungen statt Weichstoff-Zylinderkopf-
dichtungen. Diese ermöglichen wegen ihrem gerin- Bild 3: Nasse Zylinderlaufbuchse
gen Setzverhalten eine niedrige Vorspannkraft der
Trockene Zylinderlaufbuchsen (Bild 4). Sie werden
Zylinderkopfverschraubung. Dadurch werden Zylin-
mit Schiebesitz oder mit Festsitz als dünnwandige
derverzug und Deckplattenverformung reduziert.
Buchsen in den Zylinderblock eingesetzt. Da sie mit
Zylinderblock in Closed-Deck-Ausführung (Bild 2). der Kühlflüssig keit nicht in Berührung kommen, ist
der Wärmeübergang auf das Kühlmittel w eniger gut
als bei nassen Laufbuchsen. Zylinderlaufbuchsen

Bild 2: Zylinderblock in Closed-Deck-Ausführung Bild 4: Trockene Zylinderlaufbuchse


212 11 Motormechanil<

mit Schiebesitz werden vor dem Einbau fertig be- NIKASIL-Verfahren. Die Zylinderlaufbahn aus AISi-
arbeitet. Laufbuchsen mit Festsitz werden mit vorge- Legierung wird mit einer verschleißfesten Schicht
bohrter Zylinderbohrung in den Zylinderblock einge- aus Nickel mit eingelagerten Siliciumkarbid-Kristal-
presst. Danach werden sie feingebohrt und gehont. len galvanisch beschichtet.
Luftgekühlte Zylinder LOKASIL-Verfahren. Siliciumkristalle werden mithil-
fe von Formkörpern, auch Preforms genannt, auf die
Luftgekühlte Zylinder (Bild 1) sind zur Vergrößerung
Zylinderlaufbahn gebracht. Preforms (Bild 2) sind
der Mantelfläche und damit zur Verbesserung der
hochporös und bestehen aus Siliciumkristallen, die
Kühlwirkung mit Kühlrippen versehen . Sie werden
mit Wasserglas (in Wasser gelöste Silikate) zusam-
als einzeln stehende Rippenzylinder mit dem Kurbel-
mengebacken sind. Sie werden als Hohlzylinder her-
gehäuse verschraubt.
gestellt und dort in die Gussform eingesetzt, wo sich
Luftgekühlte Zylinder werden überwiegend aus Al- die Lauffläche befindet. ln einem speziellen Druck-
Legierungen gegossen. gussverfahren, dem Squeeze Casting (squeeze =
quetschen) wird die Al-Legierung langsam mit nied-
rigem Druck von unten in die senkrecht stehende
Gussform gepresst.

AI-Rippenzylinder

Preform

Gusseiserne
Laufbuchse

II Bild 1: luftgekühlter Zylinder aus Fe-Al-Verbundguss

Bild 2: LOKASIL-Verfahren
11.1.1.3 Zylinderlaufbahnen
Weil die Gleit- und Verschleißeigenschaften der Zy-
linderlaufbahnen aus Aluminium den Anforderun- Die Prefoms müssen beim Einsetzen auf 300 oc vor-
gen nicht genügen, müssen sie durch besondere gewärmt sein, damit die Al -Legierung beim Eindrin-
Herstellungsverfahren verbessert werden . Andern- gen nicht abkühlen und dabei erstarren kann, bevor
falls werden Laufbuchsen eingegossen. es die Preforms vollständig durchdrungen hat. Zum
Eisen-Aiuminium-Verbundgussverfahren (Aifin-Ver- Schluss wird der Druck von 120 bar auf 500 bar ge-
fahren). Die Laufbuchsen aus Gusseisen mit Lamel- steigert, um alle Poren zu schließen und Luftein-
lengrafit werden außen mit einer Schicht aus Eisen- schlüsse zu beseitigen. Durch mehrstufiges Honen
Aluminium (FeAI 3 ) überzogen und danach mit der werden die harten Siliciumkristalle reliefartig freige-
AISi-Legierung für den Rippenzylinder umgossen. legt, wodurch eine verschleißfeste Zylinderlaufbahn
Durch die Alfin-Zwischenschicht wird eine Verbin- entsteht. ln LOKASIL-Zylindern werden meist mit
dung mit guter Wärmeleitung zwischen der guss- Ferrocoat beschichtete Kolben verwendet.
eisernen Laufbuchse und der AISi-Legierung des PTWA-Verfahren (Plasma Transferred Wire Are).
Rippenzylinders erzielt. Hier wird auf die AISi-Legierung des Zylinders eine
ALUSIL-Verfahren. Der Zylinderblock wird aus einer Laufschicht thermisch aufgespritzt. Im Inneren der
Al-Legierung mit hohem Silicium-Anteil (bis 18 % ) Zylinderbohrung werden einem Plasmagenerator
im Kokillenguss oder Niederdruckguss gegossen. Eisen-Kohlenstoffdrähte zugeführt. Diese werden
Damit die Siliciumkristalle vor allem an den Zylin- durch einen Lichtbogen zu Metalltröpfchen aufge-
derlaufflächen entstehen, werden die Gusskerne, schmolzen und mittels eines Gasstromes mit hoher
die an den Zylindern die Gießform bilden , gekühlt. Geschwindigkeit an die Zylinderwand gesprüht.
Nach dem Honen wird durch elektrochemisches Ät- Auf der Zylinderwand entsteht eine nanokristalline
zen das weiche Aluminium um die Siliciumkristalle Eisenschicht mit einer Schichtdicke von ca. 0,3 mm .
herum abgetragen. So entsteht eine verschleißfeste Die Schicht hat eine Porösität von ca. 2 %, die als Öl-
Trägerlaufbahn für die Reibung mit Kolben und Kol- rückhaltevolumen dienen . Zur Endbearbeitung ge-
benringen mit Zwischenräumen für das Schmieröl. nügt deshalb eine Feinbearbeitung der Lauffläche.
Zur Verminderung des Kolbenverschleißes werden So entsteht eine spiegelglatte Laufbahn mit geringen
meist mit Ferrocoat beschichtete Kolben verwendet. Reibungskoeffizienten und geringem Verschleiß.
I I Motormechanil< 213

11.1.2 Zylinderkopf Die geometrische Form des Verdichtungsraumes


hat großen Einfluss auf .. .
• ... das Verhältnis von Oberfläche zu Volumen
Der Zylinderkopf bildet den oberen Abschluss
• ... die Lage der Zündkerze und des Einspritzventils
des Verbrennungsraumes. Er ist durch die Zylin-
derkopfschrauben mit der eingelegten Zylinder- • ... die Gemischverwirbelung
kopfdichtung auf dem Zylinderblock befestigt. • ... den Verbrennungsablauf
• ... die Klopffestigkeit
Aufbau. Der Zylinderkopf enthält die Frischgas- und • ... das erreichbare Verdichtungsverhältnis
die Abgaskanäle mit ihren Ventilsitzen und meistens • ... die Ventilanordnung .
auch den Verdichtungsraum. Im Zylinderkopf sind
die Zündkerzen, bei Direkteinspritzmotoren auch die
Einspritzventile, sowie Teile der Motorsteuerung, Durch den Verdichtungsraum wird sowohl der Wir-
z.B. die Ventile, untergebracht. Auf dem Zylinder- kungsgrad und damit Leistung, Drehmoment und
kopf ist häufig die Nockenwelle montiert. Durch Kraftstoffverbrauch sowie das Abgasverhalten be-
Verbrennungsdruck und heiße Verbrennungsgase einflusst.
wird der Zylinderkopf hoch beansprucht und muss
deshalb große Formsteifigkeit, gute Wärmeleitung Bei der Gestaltung eines optimalen Verdichtungs-
sowie geringe Wärmedehnung aufweisen. raumes wird folgendes angestrebt:
• Große Öffnungsquerschnitte der Einlassventile.
Sie ermöglichen vermehrte Luftzufuhr und damit
Flüssigkeitsgekühlter Zylinderkopf (Bild 1). Er wird
gute Füllung, was zu mehr Leistung und Drehmo-
vorwiegend aus Al-Legierungen für jeden Zylinder
ment führt .
einzeln oder für den ganzen Block in einem Stück
gegossen. Über Durchflusskanäle strömt das Kühl- • Verbrannte Gase sollen schnell und möglichst
mittel vom Zylinderblock in den Zylinderkopf. vollständig über die Auslassventile ausströmen
können.
• Kurze Brennwege durch zentrale Lage von Zünd-
kerze und Einspritzventil bzw. Injektor. Dadurch
soll die Verbrennung beschleunigt werden, was
mehr Leistung und günstige Abgaswerte bewirkt.
• Quetschzonen. Sie verwirbeln die angesaugte Luft
mit dem eingespritzten Kraftstoff. Dies führt zu
einer höheren Brenngeschwindigkeit, was wiede-
rum zu mehr Leistung und besseren Abgaswerten
führt. Zu große Quetschzonen können allerdings
einen Anstieg der HC-Werte bewirken. Kraftstoff-
teilchen, die sich im Bereich der Quetschzone be-
finden , werden in dem schmalen Spalt zwischen
Kolben und Zylinderkopf unter Umständen von
der Flammfront nicht erfasst. Damit werden sie
Bild 1: Flüssigkeitsgekühlter Zylinderkopf nicht oder nur unvollständig verbrannt.
• Kompakter Brennraum (nicht zerklüftet, ohne Ni-
schen und kleiner Oberfläche im Verhältnis zum
Luftgekühlter Zylinderkopf. Er wird ausschließlich Volumen). Dadurch sollen kalte Zonen im Brenn-
aus Al-Legierungen hergestellt und ist mit Kühlrip- raum vermieden werden . Es kommt zu einer voll-
pen versehen . Da der Wärmeübergang an das Kühl- ständigen Verbrennung und zu günstigen He-
m ittel Luft schlechter ist als an Kühlflüssigkeit, muss Werten (unverbrannte Kohlenwasserstoffe).
die Kühlfläche durch Kühlrippen vergrößert werden. Außerdem wird durch einen kompakten Brenn-
raum meist ein hohes Verdichtungsverhältnis und
eine geringe Klopfneigung ermöglicht.
Verdichtungsraum Die günstigste Form für einen Verdichtungsraum
würde demnach die Halbkugelform abgeben, da
Der Verdichtungsraum ist der kleinste Verbren-
die Brennwege am kürzesten sind und die Ober-
nungsraum. Er wird durch die Stellung des Kol-
fläche am kleinsten ist. Wegen der Anordnung der
bens in OT nach unten abgeschlossen, wobei ein
Ventile muss jedoch von der Idealform abgewi-
Teil des Verdichtungsraumes im Kolbenboden
chen werden .
liegen kann.
214 11 Motormechanil(

Zylinderkopf mit zwei Ventilen (Bild 1). Er ist dach- kann annähernd halbkugelförmig gestaltet werden.
förmig und ähnelt der Halbkugelform. Ein- und Aus- Durch die Lage der Ventile können zwei Zündkerzen
lassventil stehen sich im Querstromzylinderkopf zur Beschleunigung der Verbrennung günstig plat-
schräg gegenüber. Das Einlassventil hat meist einen ziert werden (Bild 2).
größeren Durchmesser als das Auslassventil und er- Bei Verwendung von zwei Ein lass- und zwei Aus-
möglicht dadurch eine verbesserte Füllung. lassventilen ist der Verdichtungsraum dachförmig
oder wannenförmig. Die Einlassventile sind größer
als die Auslassventile. Insgesamt sind bei gleichem
Zylinderdurchmesser größere Öffnungsquerschnitte
als bei Drei-Ventil-Motoren möglich. Zusätzlich sind
meist zwei gegenüberliegende Quetschzonen aus-
gebildet. Zündkerze oder Einspritzdüse können zen-
tral angeordnet werden, was zu kurzen Brennwegen
und erhöhter Brenngeschwindigkeit führt. Die Vor-
teile sind Leistungssteigerung, geringerer Kraftstoff-
verbrauch und günstigere Abgaswerte (Bild 3).

Bild 1: Dachförmiger Verdichtungsraum

Aus Quetschzonen wird die Luft oder das Kraftstoff-


Luft-Gemisch kurz vor OT herausgepresst. Die ent-
stehenden Wirbel sorgen für eine intensivere Ver-
m ischung des eingespritzten Kraftstoffes mit der
Luft, wodurch es zu einer schnelleren Verbrennung
kommt. Die erforderliche Vorzündung kann verkürzt
werden, eine kältere Zündkerze, höheres Verdich-
tungsverhältnis oder auch die Verwendung von Ben- Bild 3: Dachförmiger Verdichtungsraum mit 4 Ventilen
zin mit einer geringeren Oktanzahl kann ermöglicht und 2 Quetschzonen
werden. Außerdem verringert sich aufgrund einer Bei Verwendung von fünf Ventilen (drei Einlass-, zw ei
vollständigen Verbrennung der HC-Anteil im Abgas. Auslassventilen) wird der Verdichtungsraum kugel-
Mehrventii-Zylinderkopf. Hierbei sind verschiedene förmiger, da der Ventilteller-Durchmesser abnimmt.
Ausführungen üblich:
11.1.3 Zylinderkopfdichtung
Anzahl der Ventile Einlassventile Auslassventile
Die Berührfläche von Zylinderblock und Zylinder-
3 2 1
kopf muss durch die Zylinderkopfdichtung gasdicht
4 2 2 abgedichtet werden.
5 3 2 Sie wird folgendermaßen beansprucht:
• Chem isch, z.B. durch aggressive Kraftstoffbe-
Der Gesamtöffnu ngsquerschnitt der Einlassventile
standteile und heiße Brenngase in den Zylindern.
ist grundsätzlich größer als der der Auslassventile,
weil es schwieriger ist, den Zylinder vollständig mit • Thermisch, z.B. durch hohe Verbrennungstempe-
Frischgas zu füllen , als die verbrannten Gase auszu- raturen und angesaugtes kaltes Frischgas.
stoßen. • Mechanisch, z.B. durch schnell wechselnden
Überdruck während des Verdichtungs- und Ver-
Bei Verwendung von zwei Einlassventilen und einem
Auslassventil ist der Durchmesser des Auslassv en- brennungstaktesund Unterdruck beim Ansaugen.
tils g rößer als der der Einlassv entile. Der Brennraum Die Zylinderkopfdichtung muss deshalb folgenden
Anforderungen genügen:
• Elastische Anpassung der Dichtflächen bei allen
Betriebszuständen.
• Geringe Neigung zum Setzen, damit eine nach-
ziehfreie Zylinderkopfverspannung möglich ist.
Zündkerze Es w erden f olgende Bauarten verwendet:
• M etaii-Weichstoff-Zylinderkopfdichtungen, sie wer-
den am meisten v erwendet.
• Metall-Zylinderkopfdichtungen für Hochleistungs-
dieselmotoren, für Nfz-Dieselmotoren und zuneh-
Bild 2: Zylinderkopf mit drei Ventilen mend für Ottomotoren.
11 Motormechanil< 215

Metaii-Weichstoff-Zylinderkopfdichtung (Bild 1). Ein Hydrolager (Bild 3). Im Leerlauf wirkt der Druck, der
metallisches Trägerblech von etwa 0,3 mm Dicke ist sich durch Motorschwingungen in der Hydraulik-
mit Verklammerungszacken versehen. Diese halten flüssigkeit der oberen Kammer aufbaut, nur auf die
die beidseitig aufgebrachte Weichstofflage. Zur Ver- Gummimembran. Sie verformt sich und dämpft die
besserung der Beständigkeit gegen die umgebenden Schwingungen. Luft entweicht aus dem Luftpolster
Medien ist auf den Weichstoff eine porenfüllende durch das geöffnete MagnetventiL
Kunststoffbeschichtung aufgebracht. Die Brennraurn-
Im Fahrbetrieb ist das Magnetventi l geschlossen.
durchgänge werden z.B. mit einem Aluminium plat-
Der Druck in der Hydraulikflüssigkeit wirkt durch den
tierten Stahlblech eingebördelt Die Abdichtwirkung
Düsenkanal in der unteren Kammer auf den Gum-
an Flüssigkeitsdurchgängen kann durch eine Elasto-
mibalg, verformt ihn und baut dadurch die Schwin-
merbeschichtung noch verbessert werden.
gungen ab.
Schrauben- und Gummimembrane
Drucköldurchgang mit
Elastomer-Dichtelement

Gumm imetall-
gehäuse Luftpolster

Bild 3: Hydrolager

Bild 1: Metaii-Weichstotf-Zylinderkopfdichtung 11.1.5 Zylinderkopfschrauben


Metall-Zylinderkopfdichtung (Bild 2). Sie wird meist Die Zylinderkopfschrauben verbinden über die da-
als Mehrlagen-Zylinderkopfdichtung aus Stahlble- zwischen liegende Dichtung den Zylinderkopf mit
chen hergestellt. Zur sicheren Gasabdichtung sind dem Zylinderblock. Sie erzeugen durch entsprechen-
zur Erhöhung der ö rtlich en Pressung Sicken oder den Anzug die notwendige Flächenpressung, um
Blecheinfassungen erforderlich. An Flüssigkeits- die Dichtwirkung zu erreichen. Meist werden Dehn-
durchgängen wird die Dichtwirkung auch durch schrauben verwendet. Sie werden über ihre Streck-
Elastomer-Beschichtungen erhöht. grenze hinaus bis in den plastischen Bereich verformt.
Merkmale und Vorteile:
Einfassung im Flüssig keitsbereich
mit Elast o m er-Beschichtung Dehnschrauben ...
• ... ermöglichen die genaue Einhaltung der Vor-
spannkrähe (± 10 %).
• ... ermöglichen hohe Schraubenkräfte bei kleinen
Querschnitten.
• ... erfordern kein Nachziehen der Zylinderkopf-
M etalllagen Brennraumeinfassung sch rauben.

Bild 2: Metall-Zylinderkopfdichtung Bei der M o ntage wird häufig die Drehwinkel-Anzugs-


m ethode angew endet. Dabei w erden die Schrauben
zuerst mit einem Drehmomentschlüssel in einer
11.1.4 Motoraufhäng.u.ng.___ _ _ _ __ oder zw ei Stufen mit jew eils v o rgegebenem Dreh-
moment angezogen. Nachdem eine vorgegebene
Motorlager sollen die Gewichtskraft des Motors Setzzeit verstrichen ist, werden sie um einen vorge-
aufnehmen und die Übertragung von Schwin- gebenen Winkel weitergedreht
gungen zwischen Motor und Karosserie dämp- Diese M ethode ermöglicht eine genauere Einhaltung
fen. Zusätzlich müssen sie die durch das M otor- der Vorspannkräfte als das Anziehen der Schraube
d rehmoment entst ehenden Kräfte bei Schu b und mittels DrehmomentschlüsseL
Zug abstützen.
Da die Zylinderkopfschrauben nach dem Anzug dau-
Als Motorlager werden Gummi-Metall-Verbindun- ernd gelängt bleiben (plastische Verformung) dürfen
gen (Silentbloc) oder hydraulisch gedämpfte Lager sie, je nach Herstellervorgabe, meist nur einmal ver-
(Hydrol ager) verwendet. wendet werden.
216 11 Motormechanil<

WERKSTATTHINWEISE • Alle Zündkerzen herausschrauben und den Mo-


Dynamische Kompressionsprüfung (Vergleich der tor mit dem Starter kurz durchdrehen, damit Ver-
Kompressionsdrücke in den einzelnen Zylindern). brennungsrückstände entweichen.
Besteht der Verdacht, dass ein oder mehrere Zy- • Den Gummikonus des Kompressionsdruckprü-
linder eines Motors zu geringe Kompression besit- fers in die Zündkerzenbohrung des ersten Zylin-
zen, können die Druckverhältnisse in den Zylindern ders drücken und die Drosselklappe ganz öffnen.
mittels Motortester überprüft werden. • Den Motor mit dem Starter etwa 10 Umdrehun-
Dazu werden die Drehzahlschwankungen der gen durchdrehen. Vorsicht vor drehenden Teilen !
Kurbelwel le während der Verdichtungstakte ge- • Kompressionsdruckschreiber entlüften, Prüfkar-
messen . Eine hohe Abweichung von der mittleren te in Stellung des Zylinders 2.
Kurbelwel lendrehzahl im Verdichtungstakt eines Bei einwandfreiem Zustand der Verbrennungsräu-
Zylinders bedeutet eine hohe Kompression. me dürfen die in den einzelnen Zylindern gemesse-
Manche Motortester bestimmen die Druckver- nen Kompressionsdrücke nur geringfügig vonein-
hältnisse über die Stromaufnahme des Starters ander abweichen (maximal2 bar). Die gemessenen
(Bild 1). Hier bedeutet eine hohe Stromaufnah- Drücke sollten nicht mehr als 10 % ... 15 % unter
me während eines Verdichtungstaktes eine hohe dem Sollwert liegen.
Kompression. Eine Aussage über die tatsächlich Rückschlüsse auf Fehlerursachen:
erreichten Drücke kann bei diesen Verfahren nicht • Wird ein zu geringer Druck in allen Zylindern an-
gemacht werden. Das Bild zeigt vier Zylinder mit gezeigt, so ist der Motor verschlissen (Bild 3).
gleicher Kompression.

50 3 4 2 No.
Kompression in bar
40 Compression value in bar
30 13 bar

111
J(soltwert:
20 45 7 9 11 13 15 17
10
0 >
N
-10 1
-20 2
-30 Zyt. UPII (1Jmln) loa (A]
3
- 40 1 31,2 4
3 329
~~~
5
-50
0 100 200 •
2
329
329
3<>,9
31,9
Bild 3: Verschlissener Motor
Bild 1: Stromaufnahme des Starters während eines
• Bei abweichenden Kompressionsdrücken in ein-
Arbeitsspieles (4-Zylinder-Motor)
zelnen Zylindern (Bild 4) kann durch Einspritzen
Messen des Kompressionsdruckes von etwas Motoröl in den Verbrennungsraum
Dazu wird ein Kompressionsdruckschreiber (Bild 2) erm ittelt w erden, wodurch der Druckverlust im
v erwendet. dritten Zylinder v erursacht wurde.

No.

9 11 13 15 17
~
1
Gummiko nus Ko lben Diag ram m blatt 2
3
4
Bild 2: Kompressionsdruckschreiber 5
Bei der Prüfung ist Fo lgendes zu beachten: Bild 4: Schäden an einzelnem Zylinder
• Prüfung m öglichst bei Betri ebstemperatur des
Erhöht sich bei der nachfolgenden Messung der
M ot ors vo rn ehmen. Vo rsicht heiße Bauteile!
Kompressio nsdruck, so liegt Verschleiß an der
• Elektro nische Zündanlage und Einspritzanlage Zylind erwand bzw . an Kolbenri ngen vor. Tritt
außer Betri eb setzen (Herstellervo rschrift beach- keine Erhöhung des Ko m pressionsd ru ckes ein,
t en) . so kö nnen Ventile, Venti/sitze, Ve ntilführung, Zy-
• Prüfkarte in den Kompressionsdruckschreiber so linderkopf oder Zylinderkopfdichtung schadhaft
einlegen, dass der Zeiger auf Zylinder 1 steht. sein.
II Motormechanik 217

FORTSETZUNG VON SEITE 216 • Blasgeräusche am Öleinfüllstutzen bzw. an der


• Wird in zwei nebeneinander liegenden Zylin- Ölmessstaböffnung : Undichtheiten durch Ver-
dern ein gleich großer Kompressionsdruck ge- schleiß von Kolben, Kolbenringen und Zylinder-
messen, der wesentlich kleiner ist, als der in den laufbahn, defekte Zylinderkopfdi chtung.
anderen Zylindern, so kann ein Riss im Zylinder- • Luftblasen im Kühlereinfüllstutzen bzw. Blasge-
kopf oder eine undichte Zylinderkopfdichtung räusche in der Zündkerzenöffnu ng des benach-
zwischen beiden Zylindern vorliegen. barten Zylinders: Undichte Zylinderkopfdich-
Druckverlustprüfung (Bild 1) tung, Risse im Zylinderkopf.
Sie wird dann durchgeführt, wenn nach der Kom- Verschleiß der Zylinderlaufflächen
pressionsdruckprüfung eine Undichtheit im Zylin-
Bei einem neuen Motor sind die Zylinderlaufflä-
derraum zu vermuten ist. Bei der Prüfung des je-
chen genau zylindrisch. Mit zunehmender Betriebs-
weiligen Zylinders ist folgender Ablauf zu beachten:
dauer tritt ein merklicher Verschleiß ein, sodass die
• Kolben des zu prüfenden Zylinders in Zünd-OT Kolbenringe den Verbrennungsraum nicht mehr
stellen. voll abdichten können. Es gelangt dann Motoröl in
• Druckverlust-Tester an das Druckluftnetz an- den Verbrennungsraum (hoher Ölverbrauch) und
schließen (5 bar ... 10 bar) und mittels Rändel- Kraftstoff in das Kurbelgehäuse (Öiverdünnung).
schraube kalibrieren. Ferner sinkt die Verdichtung, die Motorleistung
• Anschließen des Testers über das Zündkerzen- fällt ab und der Kraftstoffverbrauch steigt. Außer-
gewinde des Zylinders. dem wird der Motorlauf durch das Kolbenkippen
• Der durch Undichtheit entstehende Druckverlust geräuschvoller.
wird am M anometer in Prozent angezeigt und Die Zylinderlaufbahn wird zwischen dem oberen
darf die vom Testgeräte-Hersteller angegebenen und unteren Totpunkt nicht gleichmäßig abgenutzt,
W erte nicht überschreiten. weil die Seitenkraft des Kolbens m it dem Verbren-
• Bei größeren Undichtheiten können die Fehler- nungsdruck nachlässt und weil die Schmierung im
quellen durch Feststel len des Luftaustrittes er- Bereich des oberen Totpunktes schlechter ist.
mittelt werden. Die Abnutzung ist im Bereich des oberen Totpunk-
Rückschlüsse auf Fehlerursachen : tesam größten, die Zylinderbohrung wird konisch
(Bild 1a, Seite 218).
• Blasgerä usche im Sammelsaugroh r oder Aus-
puffrohr: Ein- oder Auslassventil undicht.

Prüfschlau ch Druckverlusttester Druckreg ulierventil


(Rändelschraube)

Druckluft-
anschluss

Kühler-
verschluss-
deckeI

Auspuff-
endrohr

Bild 1: Druckverlustprüfung
218 11 Motormechanil<

FORTSETZUNG VON SEITE 217


erhöhter
l Verschleiß
) Verschleiß
durch z.B. bei
schlechter

--
Seitenkraft
des Kolbens ~chmierun.Jl...

a) b)
Bild 3: Innenmessgerät mit Messuhr und Messfühlern
Nach dem Einführen des Messgerätes in den Zy-
linder w ird das Innenmessgerät um eine horizon-
Bild 1: Normale und fehlerhafte Abnutzung der tale Achse senkrecht zur Messrichtung geschwenkt
Zylinderlaufbahn (Bild 2). Der kleinste an der Messuhr ablesbare
Bei fehl erhafter Abnutzung, meist durch Versa- Ausschlag entspricht dem Zylinderdurchmesser.
gen der Schmierung, wird die Bohrung bauchig Zur Ermittlung des Durchmessers sind die jeweils
(Bild 1b). Die Abnutzung erstreckt sich nicht gleich- angezeigten hundertstel mm vom vorher einge-
mäßig auf den Zylinderumfang, sondern tritt stellten Maß (80 mm) zu subtrahieren, wenn der
hauptsächlich in Richtung der Seitenkräfte auf, ver- Zylinderdurchmesser kleiner als 80 mm ist, bzw.
stärkt durch Kolbenkippen. Der normale Verschleiß zu addieren, wenn der Du rchmesser größer als
beträgt etwa 0,1 mm ... 0,2 mm auf 100 000 km. 80 mm ist.
Prüfen der Zylinderlauffläche. Die Abnutzung der
Zylinderlauffläche wird mit einem Innenmessgerät
gemessen, das mit einer Messuhr ausgerüstet ist
(Bild 2). Zur Feststellung des Verschleißes müs-
sen Messungen in Richtung der Kolbenboizen-
achse und senkrecht dazu durchgeführt werden.
Die Messungen werden ca. 10 mm unterhalb OT,
in der Mitte zwischen OT und UT sowie ca. 10 mm
oberhalb von UT durchgeführt.

Bild 4: .. Eichen" der Messuhr


Bearbeitung der Zylinderlauffläche. Die zylindri-
sche Form muss durch Feinbohren oder Honen
w ieder hergestellt werden, wenn die Abnutzung
im Mittel etwa
• 0,5 m m bei Pkw-Motoren,
• 0,8 mm bei Nfz-Dieselmotoren beträgt.
Das Feinbohren erfolgt entsprechend der Kolben-
übergröße in Stufen von 0,25 mm bzw. 0,5 mm.
Das anschließende Honen erfolgt auf einer Hon-
m aschine.

Bild 2: Ausmessen einer Zylinderlauffläche Einbau der Zylinderlaufbuchsen


Ermitteln des genauen Zylinderdurchmessers. Zu- Trockene Zylinderlaufbuchsen sind meist fertig be-
erst wird der Zylinderdurchmesser mithilfe eines arbeitet. Die Passung ist als Schiebesitz ausgebil-
Messschiebers annähernd genau bestimmt (z.B. det, sodass die Buchsen mit geringem Druck ein-
80,5 mm). Dann wird der entsprechende Mess- geschoben w erden können. Laufbuchsen, die nur
fühler ausgewählt (z. B. 80 mm). Dies ergibt einen vorgebohrt sind, werden mit Übermaß in die Boh-
Messbereich von ca. 79,5 ... 81 ,5 mm . rung eingepresst und im Zylinder fertig bearbeitet.
Die eingebaute Zylinderlaufbuchse darf nicht über-
Mithilfe einer Bügelmessschraube wird anschlie-
ßend die M essuhr kalibriert. Dazu ist d ie Bügel- stehen. Sie soll mit der Deckfläche eben sein oder
m essschraube z.B. auf 80,00 mm einzustellen. Mit bis zu 0,1 mm zurückstehen.
dem Innenmessgerät wird der Abstand zwischen Nasse Zylinderlaufbuchsen w erden einbaufertig
den Messflächen der Bügelmessschraube erfasst. geliefert. Sie lassen sich meist leicht einführen.
Die Messuhr wird auf 0 gestellt (Bild 4). Die Gummiringe müssen gut abdichten, dürfen
11 Motormechanil( 219

FORTSETZUNG VON SEITE 218 • Die Dichtflächen von Zylinderkopf und Zylinder-
aber nicht zu dick sein, damit die Buchse sich unter block müssen eben sein. Unebenheiten müssen
dem Druck nicht verformt, was zu Kolbenfressern auf einer Flächenschleifmaschine nachgearbei-
führen kann. Der Bund der Laufbuchse steht im All- tet werden .
gemeinen bis etwa 0,1 mm über (Bild 1, Seite 209). • Die Dicke der Zylinderkopfdichtung muss den
Die Zylinderkopfdichtung darf dabei keinen zu star- Herstellervorschriften entsprechen .
ken Bördel aufweisen. Der Bördel darf nicht auf • Die Durchgänge von Kühlflüssigkeit und Motoröl
den inneren Buchsenrand drücken, weil sonst beim müssen übereinstimmen.
Anziehen der Zylinderkopfschrauben der Bund ab-
• Verwendung einer dickeren Dichtung , wenn Zy-
reißt oder die Buchse sich verzieht. Keinesfalls darf
linderkopf und Zylinderblock abgeschliffen wur-
der Bund zurückstehen, weil sich dann die Buchse
den, da sich sonst das Verdichtungsverhältnis
bewegen kann .
ändert.
• Brennraumeinfassungen dürfen nicht in den
überstehende Buchse zurückstehende Buchse
Verbrennungsraum hineinragen, da sonst Glüh-
zündungen die Folge sein können.

Anziehen der Zylinderkopfschrauben (Bild 2)


z y Sie werden in einer in den Reparaturanleitungen
vorgegebenen Reihenfolge gelöst bzw. angezogen.
Abweichungen von der Reihenfolge führen zum
Verziehen des Zylinderkopfes und zur Undichtheit.
nasse Dabei muss das vorgeschriebene Drehmoment,
Buchse ggf. der Drehwinkelanzug eingehalten werden. ln

Kühl-
flüssig-
der Regel muss ein neuer Schraubensatz verwen-
det werden (Herstellervorschriften beachten). II
keit

Bild 1: Einbaulagen von Laufbuchsen

Auswechseln der Zylinderkopfdichtung


Folgende Punkte sind beim Auswechseln der Zylin-
derkopfdichtung zu beachten:
• Vor dem Lösen der Zylinderkopfschrauben muss
der Motor abgekühlt sein, um ein Verz iehen des
Zylinderkopfes zu vermeiden .
• Festklebende Reste der Dichtung müssen voll- Bild 2: Beispiel für das Anziehen von Zylinderkopf-
ständig entfernt werden . schrauben

WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Welche Aufgaben haben Zylinder und Zylinder- 6 Wie können die Laufeigenschaften von Leicht-
kopf? metallzylindernverbessert werden?
2 Welchen Beanspruchungen sind Zylinder und 7 Welche Vorteile haben Verdichtungsräume mit
Zylinderkopf ausgesetzt? Quetschzonen?
3 Welche Eigenschaften soll der Zylinder bzw. die 8 Welche Folgen kann eine schadhafte Zylinder-
Zylinderlaufbahn haben? kopfdichtung haben?
4 Welcher Unterschied besteht zwischen nassen und 9 Was ist beim Einbau von nassen Zylinderlauf-
trockenen Zylinderlaufbuchsen? buchsen zu beachten?
5 Welche Vor- und Nachteile haben Zylinder aus 10 Wie müssen Zylinderkopfschrauben angezogen
Leichtmetalllegierungen? werden?
220 11 Motormechanil<

11.2 Kurbeltrieb Deformation des Kolbens. Die am Kolben wir-


kenden Kräfte erzeugen Verformungen . Der Kol-
11 2 1 Kolben benboden wird unter der Wirkung des Gasdruckes
durchgebogen . Da sich die Bolzenaugen im Bereich
Aufgaben: des Schaftes auf den Kolbenbolzen abstützen, wi rd
• Verbrennungsraum gegen das Kurbelgehäuse der Kolben auf der Druck- und Gegendruckseite
bewegl ich abdichten . nach unten durchgebogen . Sein Durchmesser wird
• Den bei der Verbrennung entstehenden Gasdruck dabei in der Druck- und Gegendruckrichtung kleine r.
aufnehmen und über die Pleuelstange als Dreh- Durch die Seitenkraft wird er an die Zylinderwand
kraft an die Kurbelwelle weitergeben. gedrückt, wodurch sich gleichzeitig der Durchmes-
• Die von den Verbrennungsgasen an den Kolben- ser in der Kolbenbolzenachse vergrößert. Beim Ver-
boden abgegebene Wärme zum größten Teil an brennungshöchstdruck ergeben sich am unteren
die Zylinderwand weiterleiten . Schaftende Durchmesserveränderungen in der
• Gaswechselsteuerung bei Zweitaktmotoren. Größenordnung der Einbauspiele. Sie betragen bei
Ottomotoren bis zu 0,15 % und bei Dieselmotoren
Beanspruchung
bis zu 0,07 %.
Kolbenkraft. Der bei Ottomotoren auf den Kolben-
Wärme. Durch die Verbrennung des Kraftstoff-Luft-
boden wirkende Verbrennungsdruck von bis zu 60
Gemisches entstehen im Zylinder Temperaturen bis
bar ergibt bei einem Kolbendurchmesser von 80 mm
zu 2 500 °C. Ein großer Teil der Wärme wird über
eine Kolbenkraft von bis zu 30 000 N. Die Bolzenna-
den Kolbenboden , die Kolbenringzone und die Kol-
ben werden vom Kolbenbolzen mit einer Flächen-
benringe an den gekühlten Zylinder abgegeben .
pressung bis zu 60 N/mm 2 beansprucht.
Auch das Schmieröl führt Wärme ab. Trotzdem be-
Seitenkraft. Der Kolben wird wechselseitig an die trägt bei Leichtmetallkolben die Betriebstemperatur
Zylinderwand gedrückt. Auf den Kolbenschaft wirkt am Kolbenboden noch 250 oc bis 350 oc und am Kol-
dabei ein Seitendruck bis zu 0,8 N/mm 2 . Dieses Kol- benschaft bis 150 oc (Bild 2).

111 benkippen verursacht Geräusche. Vermindert wird


es durch kleines Kolbenspiel, große Schaftlänge und
Desachsierung des Kolbenbolzens.
oc obere Grenze:
2-Takt, Luftkühlun g
Desachsierung. Bei ihr ist die Kolbenbolzenachse
um 0,5 mm bis 1,5 mm aus der Kolbenmitte zur
/
/
"-., 300
untere Grenze: -
4-Takt, Fl üssigkeit s-
druckbelasteten Seite versetzt (Bild 1). Der Kolben
wechselt dadurch seine Anlageseite in 2 Phasen . Zu-
erst wird der untere Kolbenschaft schon vor OT an
./ ·
i ""' 200
- - - - - - - , kühl un g

- 1oo- - 2oo
I
I
300 oc

~
~-' V
die Druckseite angelegt. Im OT wechselt auch der //
obere Kolbenteil zu r Druckseite. Die Kolben sind mit
einer Einbaumarkierung versehen . Auch die Kurbel-
welle kann aus der Mitte versetzt sein . (;
e = Desachsierung der i
I
Ko lbenbolzenachse
Bol zenachse 1 2
- 100 .. . 100 vom Bild 2: Betriebstemperaturen am Kolben
Kolbendurchmesser
(etwa 0,5-1 ,5 mm) Formgebung. Um ein definiertes Kolbenspiel und
Druckseite Gege ndru ckseite eine zylindrische Form des Kolbens im Betriebszu-
des Kolbens stand zu erreichen, werden 3 Maßnahmen durchge-
Ko lbenachse
führt (Bild 1, Seite 221).
Beginn des Seitenkraft-
w echsel s v on d er
Ovalität. Der Durchmesser in der Druck- und Gegen-
Gege ndruckseite zur druckrichtung ist größer als in Richtung der Bolzen-
Dru cks eite d es Ko lbens achse. Die Deformationen des Kolbens durch die auf
Bild 1: Kräfte am Kolben mit desachsiertem Bolzen
ihn wi rkenden Kräfte werden ausgeglichen .
Balligkeit. Durch sie ist der Kolben oben schmäler
Reibungskraft. Kolbenschaft, Kolbenringnuten und und die unterschiedlichen Wärmeausdehnungen
Bolzennaben werden durch Reibung beansprucht. werden ausgeglichen .
Reibung und Verschleiß können durch entspre- Wanddickenvariation. Durch unterschiedliche
chende Werkstoffauswahl, sorgfältige Bearbeitung Wanddicken wird eine Lenkung der Spannungen
der Gleitflächen und ausreichende Schmierung ver- und der Wärme erreicht, die d ie zylindrische Form
ringert werden . des Kolbens im Betrieb unterstützt.
11 Motormechanil< 221

aus AISi12CuN im Kokillenguss gefertigt. Bei hoher


thermischer Belastung kommen AISi18CuNi oder AI-
Si25CuNi zum Einsatz. Kolben, die sehr hohe Drücke
auszuhalten haben, werden gepresst (geschmiedet) .

Aufbau und Abmessungen (Bild 3 und Bild 4)

Kolbenboden. Er ist eben oder leicht nach innen


bzw. außen gewölbt. Durch Formung einer Verbren-
Bild 1: Kolbenform in kaltem Zustand nungsmulde in den Kolbenboden kann der Verdich-
tungsraum in den Kolben verlagert werden .
KaltspieL Bild 2 zeigt die Kolbenform an einem Voll-
Seine Form wird auch von der Form des Verdich-
schaftkalben in kaltem Zustand . Das Spiel zwischen
tungsraumes und der Anordnung der Ventile (Ven-
Kolben und Zylinder ist unterschiedlich groß.
tiltaschen im Kolbenboden) beeinflusst.
Der Kolben hat in der Bolzenachse durch die Ovalität
größeres Spiel als in der Kippebene. Z.B. am Schaft Feuersteg Ve rbrennung smuld e Kolbenboden
0,088 mm in der Bolzenachse und 0,04 mm quer zu
dieser. Dieses kleinste Spiel ist das Einbauspiel , da
der Kolben hier seinen größten Durchmesser (Nenn- Kolben ring ·
} zon e
durchmesser) hat. Nach oben wird der Kolben in bei-
den Ebenen schmäler (ballig) .

Ova lität

0,030
)'"'"'"~"·"
Bo lzennabe n (Bo lzenaugen )

Bild 3: Aufbau des Kolbens

Kolbenringzone. Sie führt die Kolbenringe in den


Kolbenringnuten und dichtet den Verbrennungs-
raum gegen den Kurbelraum ab. Sie führt etwa 50 %
der im Kolben anfallenden Wärme ab.
Feuersteg. Er schützt den ersten Kolbenring vor zu
Kolbenform so• zur Bolzenachse großer Erwärmung.
Kolbenschaft. Er dient zur Geradführung des Kol-
Bild 2: Kolbenform mit Einbauspielen bens im Zylinder und überträgt die Seitenkraft auf
die Zylinderwand . Eine große Schaftlänge verringert
Einbauspiel: Differenz zwischen Zylinderdurch- die Geräusche beim AnlagewechseL
messer und größtem Kolbendurchmesser.
Bolzennaben. Sie übertragen die Kolbenkraft auf
den Kolbenbolzen.
Kolbenwerkstoffe
Durch die verschiedenen Arten der Beanspruchung Desachsie run g

we rden folgende Eigenschaften verlangt:


• Geringe Dichte (kleinere Beschleunigungskräfte)
• Hohe Festigkeit (auch bei höheren Temperaturen)
Q)

• Gute Wärmeleitfähigkeit rn
c
• Geringe Wärmedehnung '"'
g
• Geringer Reibungswiderstand ::l
Q)
(.9
• Großer Verschleißwiderstand

Wegen der geringen Dichte (e "' 2,7 kg/dm 3 ) und der


hohen Wärmeleitfähigkeit verwendet man Kolben
aus Aluminium-Silicium-Legierungen. Je höher der Ko lbendurchmesser

Siliciumgehalt ist, desto geringer werden Wärme-


dehnung und Verschleiß. Meist werden die Kolben Bild 4: Kolbenabmessungen
222 t t Motormechanil(

Leichtbaukolben in Kastenform (Bild 1). Der Schaft sorgt wird, kann zusätzlich Wärme abgeführt wer-
ist auf eine schmale und kurze Fläche auf der Druck- den. Eine Messingbuchse verstärkt das Bolzenauge.
und Gegendruckseite reduziert. Zur weiteren Ge- Der Muldenrand kann durch ein laserbasiertes Um-
wichtverminderung kann die Gegendruckseite schmelzverfahren in ein hochwarmfestes Gefüge um-
schmäler ausgeführt sein als die Druckseite. Hinter gewandelt werden . Die gesamte Verbrennungsmulde
der Ringpartie können Freiräume gegossen werden. kann durch einen Keramikfaserring verstärkt werden,
Die Kompressionshöhe des Kolbens und die Dicke der beim Druckgussverfahren mit eingegossen wird.
der Kolbenringe sind verringert.

Brennraummulde

eingegossener
Ringträger

Kühlkanal

Messingbuchse

Bild 1: Leichtbaukolben in Kastenform Bild 3: Kolben mit Ringträger und Kühlkanal

Geschmiedete Kolben (Bild 2). Sie haben bei gleicher Stahlkolben


Legierun g eine höhere Festigkeit und ein feineres
Für aufgeladene Dieselmotoren mit Verbrennungs-
Gefüge als gegossene Kolben. Es können geringe-
drücken ab ca . 200 bar werden Kolben aus Stahlguss,
re Wandstärken hergestellt werden. Sie werden aus
z.B. 42CrMo4V, aufgrund der höheren Festigkeitsan-
gegossenem, auf Schmiedetemperatur gebrachtem
forderungen, z.B. Dauerbiegefestigkeit, verwendet.
Stangenmaterial mit einem Pressstempel in einem
Gesenk zu einem Rohling gepresst. Sie kommen im Die Kolben werden mit geringerer Kolbenhöhe und
Rennsport und bei hochdrehenden Serienmotoren geringeren Wandstärken als Aluminiumkolben ge-
zum Einsatz. fertigt, so dass ein Teil des höheren spezifischen
Gewichtes ausgeglichen wird . Der Stahlkolben
wird wegen seiner Korrosionsanfälligkeit mit einer
Schutzschicht z.B. Phosphor überzogen .

Bild 2: Geschmiedeter Kolben

Ringträgerkolben mit Kühlkanal (Bild 3). Wegen der


größeren Wärme- und Druckbelastung, besonders
im Bereich des Feuersteges, wird für den ersten Kol- Bild 4: Kolben aus Stahlguss
benring ein Ringträger eingegossen, wodurch der
Verschleiß durch Ausschlagen der Nut herabgesetzt Laufflächenbeschichtung. Sie bewirkt geringere Rei-
wird. Hartanodisieren der Nuten erhöht ebenfalls bung und verminderten Verschleiß zwischen Kolben
den Verschleißschutz. Über einen eingegossenen und Zylinder und dient als Notlaufschutz bei mangel-
Kühlkanal, der durch eine Zulaufbohrung mit Öl ver- hafter Schmierung. Sie wird am Schaft aufgebracht.
11 Motormechanil< 223

Eisenschicht. Ferro-coat. Sie wird verwendet, ursprünglichen Anpressdruckes betragen. Damit der
wenn die Zylinderlauffläche aus einer Aluminium- erste Kolbenring trotzdem nicht die Zylinderwand
legierung besteht. Die Eisenschicht wird durch ein berührt und das Öl in den Brennraum schiebt wird
galvanisches Verfahren aufgetragen. Eine dünne der Rechteckring häufig mit einem Schliff versehen.
Zinnschicht über der Eisenschicht dient als Korro- Dabei wird eine symmetrisch oder asymmetrisch
sionsschutz und verbessert das Gleitverhalten. ballige Form gefertigt. Dadurch entsteht ein hydro-
Kunstharzbeschichtungen. Sie werden durch Sieb- dynamischer Schmierkeil, der den Kolbenring und
druck auf Aluminiumkolben aufgebracht, die in die Zylinderwand trennt und wenig Öl in den Brenn-
Stahl-, Guss- oder eisenbeschichteten Aluminiumzy- raum fördert (Bild 1).
lindern laufen. Im Kunstharz können je nach Bedarf
verschiedene Stoffe eingebunden werden. Z.B. Gra-
fit als Festschmierstoff, Titanoxide oder Kohlenstoff-
fasern zur Härtung der Schicht und Reibungsminde-
rung. Durch entsprechende Porosität in der Schicht
ist das Einlagern von Öl gewährleistet.
ln Sonderfällen kommen Molybdänbeschichtungen
oder Hartanodisierung zum Einsatz. Bild 1: Kolbenring mit balliger Form
Kolbenringe Werkstoffe
Man unterscheidet zwischen Verdichtungs-(Kom- Kolbenringe bestehen aus vergütetem Gusseisen,
pressions-) und Ölabstreifringen (Tabelle 1). evt. mit Kugelgrafit, oder bei hochbeanspruchten
Verdichtungsringe. Sie übernehmen die Kolbenringen aus hochlegiertem Stahl.
• Feinabdichtung des Verbrennungsraumes gegen-
über dem Kurbelgehäuse. Schutzschichten
• Wärmeableitung vom Kolben zum gekühlten Zy- Sie verringern die Reibung und den Verschleiß, er- -
linder. höhen die Lebensdauer oder verringern ein Fressen ...
der Ringe. Meist wird die Randschicht durch Nitrie-
Ölabstreifringe. Sie übernehmen das
ren oder Hartanodisieren gehärtet.
• Abstreifen des überschüssigen Schmieröles von
der Zylinderwand. Zum Einsatz kommen auch galvanisch aufgebrachte
Phosphat-, Zinn- und Molybdänschichten . Für hö-
• Rückführen dieses Schmieröles in die Ölwanne.
here thermisch und mechanische Anforderungen
Wirkungsweise. Kolbenringe sind elastisch und er- werden PVD-Beschichtungen (Physical Vapour De-
zeugen aufgrund ihrer Verformung einen Anpress- position) mit eingelagerten mikroskopisch kleinen
druck auf den Zylinder. Dieser kann beim ersten Partikeln oder kohlenstoffhaltige DLC-(Diamond like
Kolbenring durch den Gasdruck ein 10-faches des Carbon)Beschichtungen hergestellt.

==- Rechteckring (ungeschl.)


(Kompressionsring)
R ln beiden Richtungen möglich Einfache Herstellung

==-
Mit "Top" bezeichnete Ringflanke Beschleunigung des
Minutenring M in Richtung Kolbenboden Einlaufvorganges (meist
in der obersten Nut)
Konische Ringflanke in Richtung Verhinderung des
Trapezring (einseitig) Tr
Kolbenboden Festwerdens in der Nut
Großer innerer Ring -0 in Richtung Verstärkter An press-
I L-Ring LR Kolbenboden bzw. Ringoberkante druck durch Verbren-
= Kolbenbodenkante nungsgase

=
•c:: Nasenring

Ölschlitzring (normal)
N

0
Ausgedrehter Winkel in Richtung
Schaftende

ln beiden Richtungen möglich


Zusätzliche
Ö Ia bstreitwi rku ng

Abstreitwirkung mit Öl-


durchlass zum Kolben-
inneren
Schlauchfeder-Öiring Höherer Anpressdruck,

'*'*'**C (Dachfasenring)
SF ln beiden Richtungen möglich
bessere Abstreitwirkung
224 11 Motormechanil<

Kolbenbolzen und Kolbenboizen-Sicherung Die Sicherungen bestehen aus radial federnden


Kolbenbolzen. Er verbindet Kolben und Pleuelstan- Stahlringen (Seegerring, Drahtsprengring). die in
ge. Seine schnelle Hin- und Herbewegung mit dem die entsprechenden Rillen der Bolzennaben einge-
Kolben zusammen erfordert eine geringe Masse. setzt werden. Zur leichteren Montage sind bei den
Seegerringen Augen m it Bohrungen für die Monta-
Um die Beschleunigungskräfte zu vermindern, wer- gezange angebracht, während bei den Drahtspreng-
den Kolbenbolzen mit einer Bohrung versehen. Die ringen d ie Enden hakenförmig umgebogen sind.
schlagartig wechselnde Belastung macht eine hohe
Wechselfestigkeit und Zähigkeit des Bolzenwerk- Kolbenschäden
stoffes erforderlich. Das geringe Spiel in den Bol- Kolbenschäden können durch unsachgemäße Be-
zennaben und im Pleuelauge erfordert große Ober- handlung der Kolben beim Zusammenbau und beim
flächengüte und Formgenauigkeit Die schlechten Einbau in den Motor entstehen, z.B. Zylinderverzug
Schmierbedingen erfordern eine große Randschicht- durch ungleichmäßig angezogene Zylinderkopf-
härte, um den Verschleiß zu vermindern. schrauben, zu enge Passung des Kolbenbolzens im
Wichtige Bauformen von Kolbenbolzen (Bild 1) sind Pleuelauge, Unebenheiten an Zylinderbuchsen.
Kolbenschäden können außerdem folgende Ursa-
• Bolzen mit durchgehender zylindrischer Bohrung
chen haben:
(Normalform)
• Glühzündungen: Verwendung von Kraftstoff m it
• Bolzen mit kegelig aufgeweiteten Bohrungsen-
zu geringer Oktanzahl, Zündkerzen mit falschem
den (Gewichtsreduzierung)
Wärmewert.
• Bolzen mit in der Mitte oder an einem Ende ge-
• Klopfende Verbrennung: Ungeeigneter Kraftstoff,
schlossener Bohrung zur Vermeidung von Spül-
zu hohes Verdichtungsverhältnis durch Verwen-
verlusten bei Zweitakt-Moto ren
dung einer falschen Zylinderkopfdichtung, zu frü-
her Zündzeitpunkt, zu mageres Gemisch, Motor-
überhitzung.
• Verbrennungsstörungen bei Dieselmotoren durch
Zündverzug, unvollkommene Verbrennung und
nachtropfende Düsen.
• Ungenügende oder fehlende Schmierung.
Bild 1: Bauformen von Kolbenbolzen • Überhitzung durch mangelhafte Motorkü hlung,
Spätzündung und übermäßige Kraftstoffzufuhr.
Werkstoffe für Kolbenbolzen sind Einsatz- und Ni-
trierstähle. Ausgewählte Schadensbilder
1. Kolbenfresser (Trockenlauffresser, Bild 3) mit
Für normale Beanspruchung genügt die Verwen-
Schwerpunkt am Kolbenschaft. Der Ko lbenschaft
dung des Einsatzstahles C 15 E, für höher bean-
hat ringsum gefressen, die Fressstellen sind an der
spruchte Otto- und Dieselmotoren verwendet man
dunklen Färbung erkennbar, die Ringzone ka nn
die Einsatzstähle 17Cr3, 16MnCr5 und 31CrMo12.
durch hochgeschmiertes Kolbenmateri al beschädigt
Für höchste Beanspruchung und größte Rand- werden.
schichthärte kommen Nitrierstähle wie 31CrMo12 Ursachen: Der Schmierfilm zwischen Kolben und
und 31 CrMoV9 zum Einsatz. Zylinder ist durch starke Überhitzung des Motors
abgerissen.
Kolbenboizen-Sicherungen (Bild 2). Bei schwim-
mender Lagerung des Kolbenbolzens in den Naben
des Kolbens sollen die Sicherungen verhindern,
dass sich der Bolzen verschiebt und d ie Zylinder-
w and beschädigt.

e
,____.__--:: Fress-
I stellen

Sicherungsring Draht -
\Seegerri ng) sprengring

Bild 2: Kolbenbolzensicherungen Bild 3: Trockenlauffresser am Kolbenschaft


11 Motormechanil< 225

Dies kann zurückgeführt werden auf Störungen im


Kühlsystem (Kühlflüssigkeitsverlust, Ablagerungen
in den Kühlkanälen, fehlerhafter Thermostat), Spät-
zündung, falsche Ölqualität oder zu wenig Öl.
2. Loch im Kolbenboden (Bild 1). Ein Teil des Mate-
rials ist herauschmolzen, ein größerer Teil ist trich-
terförmig nach unten erweitert durchgebrochen (er-
kennbar an der Unterseite des Kolbenbodens). Der
Schaft und die Ringzone sind meist unbeschädigt
(keine Fressspuren).
Ursachen: Innerhalb weniger Sekunden heizt sich
der Kolbenboden durch Glühzündung örtlich bis
zum Schmelzpunkt auf. Die Verbrennungsgase tra-
gen die weichgewordene Masse ab, die Festigkeit an
dieser Stelle nimmt ab, sodass der Verbrennungs-
druck den restlichen Boden trichterförmig nach in-
nen durchdrückt. Bild 1: Loch im Kolbenboden

WERKSTATTHINWEISE Montage der Kolbenringe


Kolbenringe werden im Kolben eingebaut geliefert.
Überprüfen von Kolbendurchmesser und Einbau-
Sollen einzelne Kolbenring e eingesetzt werden, so
spiel
ist auf den richtigen Ringtyp zu achten und dass
Die Kolbenfirmen liefern einbaufertige Kolben, auf die mit .. Top" oder .. oben" bezeichnete Ringflanke
deren Kolbenboden der größte Schaftdurchmesser gegen den Kolbenboden zeigt. Immer eine Kolben-
(Kolbendurchmesser) in mm, z.B. 84,00, angege- ringzange benützen (Bild 3).
ben ist (Bild 2). Er wird am Schattende, senkrecht Axiales Spiel in den Ringnuten, größer als
zur Bolzenachse, gemessen. 0,025 mm bis 0,04 mm je nach Kolbenart, kann
zum Verkanten und .. Pumpen" der Kolbenringe
Kolben- führen, d.h. die Ringe wirken bei stark ausgeschla-
durchmesser ---~--- 84.00 gener Ringnut wie Pumpen, die das Öl in den Ver-
brennungsraum fördern. Kolbenringe sollen auch
5
Einbauspiel L6 bei eingebautem Kolben noch ein Stoßspiel von
0,2 mm bis 0,3 mm haben, da sie sonst in ihrer Fe-
Einbau- derwirkung behindert sind und brechen könnten.
richtung
Ist das Spiel zu groß, so treten Gasverluste auf. Das
Spiel kann mit einer Lehre geprüft werden, w enn
man die Ringe ohne Kolben probeweise in eine
Zylinderbohrung einlegt.

Bild 2: Einbauhinweise am Kolbenboden

Das Einbauspiel, das ebenfalls auf dem Kolbenbo-


den eingeschlagen ist, z.B. 0,04, gibt die Differenz
zwischen Zylinder- und Kolbendurchmesser in mm
bei 20 oc an.

Kolben- E" b . 1 Zylinder-


durchmesser + m ausple = durchmesser

Als Ausschleifm aße für Zylinder werden je nach


Bauart vier Übermaße von 0,5 mm zu 0,5 mm stei- Bild 3: Kolbenringmontage mit Spezialzange
gend (bei Mopedzylindern von 0,25 mm zu 0,25
mm steigend) für jeden Zylinderdurchmesser fest- Die Montage des Kolbenbolzens ist im Kapitel
gelegt. Entsprechend gibt es 4 Übermaßkolben. ..Pleuelstange" beschrieben.
226 11 Motormechanil<

FORTSETZUNG VON SEITE 225


Montage der Kolbenboizen-Sicherungen Bei richtigem Einbau des Kolbens muss sich am
Kolbenboizen-Sicherungen dürfen nur mit Mon- Kolbenboden in Bolzenrichtung zwischen Kolben
tagezangen eingebaut werden, damit keine Be- und Zylinder auf beiden Seiten der gleiche Zwi-
schädigung der Bolzenbohrung stattfindet. Beim schenraum ergeben. Die Nachprüfung erfolgt mit
Zusammendrücken der Sicherungsringe muss einer Fühlerlehre, zugleich als Kontrolle f ür das
vorsichtig vorgegangen werden, damit sich diese richtige Auswinkeln des Pleuels.
nicht bleibend verformen und ihre Vorspannung
und festen Sitz verlieren. Die Sicherungsringe sind
richtig eingebaut, wenn ihre offene Stelle genau
oben oder genau unten in der Kolbenbolzennabe
steht. Um den festen Sitz der Ringe in der Nut zu
prüfen, wird eine Verdrehprobe mit einem Schrau-
bendreher gemacht, wobei ein erheblich er Wider-
stand zu spüren sein muss. Alte, ausgebaute Si-
cherungsringe nicht mehr verwenden.

Einbau des Kolbens


Kolben, wenn nötig, mit eingebauten Ringen
gründlich mit sauberem Waschbenzin reinigen,
mit Druckluft trocknen und danach alle Gleitflächen
Bild 1: Einsetzen des Kolbens in den Zylinder
gut einölen. Durch Schmutz können Kolbenschä-
den entstehen! Auf ausreichendes Spiel zwischen

111 Kolbenbolzennaben und Pleuelauge achten, damit


der Kolben nicht einseitig an die Zylinderwand an-
gedrückt wird.
Einbaurichtung des Kolbens
Kolben mit aus der Mitte versetzter Bolzenachse
müssen so eingebaut werden, dass der Kolben-
Pleuelauge und Pleuellager müssen achsparallel bolzen auf die Druckseite versetzt ist. Bei diesen
sein. Zylinderblock bzw. Zylinder sorgfältig reini- Kolben und auch bei Kolben mit besonderen Kol-
gen, bevor die Kolben eingebaut werden. Beim benbodenformen wird zur Anzeige der Einbaurich-
Einführen des gut geölten Kolbens in den Zylinder tung ein Pfeilzeichen im Kolbenboden angebacht,
sind die Kolbenringe mit einer Ringmanschette das meist in Fahrtrichtung weist (Bild 2, Seite 225).
(Bild 1) zusammenzudrücken, um sie vor Beschä- Das Pfeilzeichen wird auch ersetzt durch die Be-
digung zu schützen. zeichnung "vorn", "Front" oder ein Kurbelwellen-
Vorher werden die Ringstöße um jeweils 180° auf symbol (bei quer eingebauten Motoren oder bei
dem Kolbenumfang versetzt angeordnet. Heckmotoren).

WIEDERHOLUNGSFRAGEN 11 Was bedeutet "Pumpen" von Kolbenringen?


1 Welche Beanspruchungen hat ein Kolben beim 12 Welche Vorteile besitzt ein L-Ring und wo wird
Betrieb auszuhalten? er eingebaut?
2 Wodurch wird Kolbenkippen vermindert? 13 Welche Aufgaben haben Kolbenbolzen-Siche-
rungen?
3 Welche Anforderungen werden an einen Kolben-
werkstoff gestellt? 14 Welche Ursachen können Kolbenschäden haben?
4 Welche Form hat ein Kolben in kaltem Zustand? 15 Worauf ist beim Einführen des Kolbens in den
Zylinder zu achten?
5 Warum werden Kolbenlaufflächen mit Schutz-
schichten versehen? 16 Warum muss zwischen Kolbenbolzennaben und
Pleuelauge ausreichendes Spiel sein?
6 Welche Schutzschichten können für Kolbenringe
verwendet werden? 17 Worauf ist beim Einbau von Kolben mit ver-
setzter Bolzenachse zu achten?
7 Warum werden Kolbenbolzen in der Randschicht
gehärtet? 18 Was versteht man beim Kolben unter der Kom-
pressionshöhe?
8 Wie wird der Kolbendurchmesser ermittelt?
19 Welche Besonderheiten haben Kolben f ü r Diesel-
9 Was versteht man unter dem Einbauspiel? motoren?
10 Worauf ist beim Einsetzen einzelner Kolbenringe 20 Wie kann das Stoßspiel von Kolbenringen über-
zu achten? prüft werden?
11 Motormechanik 227

11.2.2 Pleuelstange körnige Bruchfläche und gewährleisten bei der Mon-


tage einen präzisen Sitz des Pleueldeckels auf dem
Aufgaben Pleuelfuß. Passschrauben sind nicht mehr nötig .
• Kolben mit der Kurbelwelle verbinden
• Geradlinige Bewegung des Kolbens in eine Dreh-
bewegung der Kurbelwelle umwandeln
• Kolbenkraft auf die Kurbelwelle übertragen und
dort ein Drehmoment bewirken

Beanspruchungen
• Druckkräfte in Längsrichtung infolge des Gas-
drucks auf den Kolbenboden
• Beschleunigungskräfte in Form von Zug- und
Druckkräften in Längsrichtung infolge dauernd
wechselnder Kolbengeschwindigkeit schräg geteilter
• Biegekräfte im Pleuelschaft infolge dauernder Pleuelfuß
Pendelbewegung um die Kolbenbolzenachse gecrackte Bruchfläche
• Beanspruchung auf Knickung durch die großen
Druckkräfte Bild 2: Gecrackte Pleuelstange, schräg geteilt
Um die Massenkräfte klein zu halten, soll die Masse
de r Pleuelstange möglichst klein sein . Aufbau
Pleuelauge. Es nimmt den Kolbenbolzen auf. Bei
Pleuelstangenwerkstoffe schwimmender Lagerung ist in das Pleuelauge eine
Pleuelstangen (Bild 1) werden vorwiegend aus Buchse, meist aus einer Kupferlegierung (CuPbSn),
legiertem Vergütungsstahl, der im Gesenk ge- eingepresst. Soll der Kolbenbolzen mit Schrumpfsitz
schmiedet wird , oder aus legiertem Stahlpulver als im Pleuelauge festsitzen , so wird er unmittelbar in
Sinterschmiedeteil (Bild 2) hergestellt. das Pleuelauge eingeschrumpft.
Sintergeschmiedete Pleuelstangen haben bessere Pleuelschaft. Er verbindet das Pleuelauge mit dem
mechanische Eigenschaften als gesenkgeschmie- Pleuelfuß. Zur Erhöhung der Knickfestigkeit hat der
dete Pleuelstangen . Ihre Querschnitte können da- Querschnitt meist ein Doppel-T-Profil.
her kleiner sein und ihr Gewicht dadurch geringer. Pleuelfuß. Zusammen mit dem Pleueldeckel um-
Gewichtstoleranzen treten praktisch nicht auf. Der schließt er das Pleuellager, welches als geteiltes
Fuß erhält bereits während der Fertigung seine Gleitlager ausgebildet ist. Der Pleueldeckel ist meist
endgültige Form . Er wird nicht durchsägt, sondern mit Dehnschraube n auf dem Pleuelfuß befestigt.
erst mit dem Laserangeritzt und danach mittels Keil
Lagerung der Pleuelstange auf der Kurbelwelle. Sie
gecrackt. Pleuel und Pleueldeckel haben die gleiche
erfolgt, wie die Lagerung der Kurbelwelle im Kurbel-
gehäuse, in Mehrschichtlagerschalen (Bild 1, Sei-
Pleuelbuchse
te 231).
LagerspieL Es wird vom Hersteller vorgeschrieben.
Pleu elauge und kann durch Ausmessen von Pleuellager und
Kurbelzapfen bestimmt werden. Bei Verwendung
von Plastigage (Bild 2, Seite 231) muss jedes Lager
Pleuelfuß
einzeln vermessen werden .

Pleuelschaft Sonderbauformen von Pleuelstangen


TrapezpleueL Die untere Hälfte des Pleuelauges, die
den hohen Verbrennungsdruck aufnehmen muss,
Pl eue ll agerschalen
w ird breiter ausgeführt, die obere Hälfte bleibt we-
gen der geringeren Beanspruchung schmaler, So
Haltenase entsteht eine Trapezform des Pleuelauges.
Schräg geteilte Pleuel. Wegen der höheren Drücke
bei Dieselmotoren muss der Pleuelfuß häufig kräf-
tiger ausgeführt werden, sodass sein Maß den Zy-
Dehnsch raube
linderdurchmesser überschreitet. Ein Ausbau durch
den Zylinder ist nur durch einen schräg geteilten
Bild 1: Pleuelstange mit Lagerschalen Pleuelfuß möglich.
228 11 Motormechanil<

Ungeteilte Pleuelstangen. Bei Zweitakt-Einzylinder- Schmierung. Für das Pleuellager erfolgt sie durch
motoren wird der Pleuelfuß oftmals nicht geteilt, Motoröl, welches dem Kurbelzapfen vom Wellen-
deshalb muss die Kurbelwelle aus einzelnen Teilen zapfen der Kurbelwelle durch eine Bohrung zuge-
zusammengebaut werden. Anstelle von Gleitlagern führt w ird. Die Pleuelbuchse mit Kolbenbolzen wird
können Wälzlager verwendet werden. meist durch Spritzöl ausreichend geschmiert (Öl-
bohrung am Pleuelauge, Bild 1, Seite 227).

WERKSTATTHINWEISE • Erwärmtes Pleuel gut zentriert auf das untere


Bolzenauge legen.
Kontrolle der Gewichtstoleranz. Werden Pleu-
elstangen bzw. Kolben ausgewechselt, muss • Kalten Kolbenbolzen durch das obere Bolzen-
darauf geachtet werden, dass die Ersatzteile loch bis an die Pleuelstange einführen.
gleiches Gewicht haben, damit nicht unausge- • Bolzen rasch in einem Zug bis zum Anschlag
glichene Massenkräfte den Motorlauf stören. Die (Endstellung) am Anschlagdo rn einschieben.
zulässige Gewichtstoleranz der Teilsätze (Kolben
+ Pleuelstange) ist vom Hersteller vorgeschrie-
ben. Geringfügige Übergewichte werden am
Pleuelfuß abgeschliffen.
Zusammenbau von Kolben und Pleuelstange
Schwimmende Lagerung. Ist der Kolbenbolzen
in der Pleuelbuchse und im Kolben schwimmend
gelagert, muss auf die richtige Montage der
Kolbenboizen-Sicherung geachtet werden (siehe
Seite 226).

111 Schiebe- oder Festsitz. Soll der Kolbenbolzen im


Kolben einen Schiebe- oder Festsitz erhalten, so-
wird der Kolben vor dem Zusammenbau z.B. im
Ölbad auf etwa 80 oc erwärmt. Zum Einführen
des geölten, kalten Bolzens in den Kolben wer-
den Bolzenaugen und Pleuelbuchse durch einen
Führungsbolzen zentriert, damit der Kolbenbol-
zen zügig eingeschoben wird und nicht frühzeitig
im Kolben festsitzt.
Schrumpfsitz. Soll der Kolbenbolzen im Pleuel Bild 1: Kolbenmontage mit Schrumpfsitz des
m it Schrumpfsitz eingebaut werden, wird folgen- Kolbenbolzens in der Pleuelstange
dermaßen vorgegangen (Bild 1):
Zusammenbau von Pleuelstange und Kurbelwel-
• Pleuelstange auf etwa 280 oc
bis 320 ocerwär-
le. Die Pleuelstange muss auf dem Kurbelza pfen
men (Temperaturkontrolle erforderlich) .
seitliches Spiel haben, damit sich Unterschiede
• Kolbenbolzen zur Erleichterung der Montage in der Wärmedehnung von Kurbelwelle und Zy-
mit Kohlensäureschnee oder in der Tiefkühl- linderkurbelgehäuse ausgleichen könne n. Die
truhe unterkühlen und damit im Durchmesser Pleuelschrauben, im allgemeinen Dehnschrauben,
verkleinern. werden mit einem Drehmomentschlüssel mit dem
• Kolben sorgfältig zentriert auf Formunterlage vom Hersteller vorgesch riebenen Drehmo ment
mit Anschlagdorn auf legen. angezogen.

WIEDERHOLUNGSFRAGEN

1 Welchen Beanspruchungen ist die Pleuelstange aus- 5 Was versteht man unter einem Trapezpleuel?
gesetzt?
6 Wie erfolgt die Lagerung des Kolbenbolzens im
2 Welche Aufgaben haben Pleuelstangen? Pleuelauge?
3 Welche Vorteile bietet die Bruchtechnik bei sinter- 7 Warum soll die Gewichtstoleranz der Teilsätze (Kol-
geschmiedeten Pleuelstangen? ben+ Pleuelstange) nicht überschritten werden?
4 Wie ist die Pleuelstange auf der Kurbelwelle gela- 8 Warum soll beim Zusammenbau von Kolben und
gert, und wie erfolgt die Schmierung? Pleuelstange ein Führungsbolzen verwendet wer-
den?
11 Motormechanil< 229

11.2.3 Kurbelwelle Wel lenzapfen für Passlager

Aufgaben
• Aus der Pleuelstangenkraft eine Drehkraft und da-
mit ein Drehmoment erzeugen.
• Einen Teil des Drehmomentes über das Schwung-
rad an die Kupplung weiterleiten.
• Mit dem anderen Teil des Drehmomentes Neben-
aggregate des Motors antreiben.
Anlauffläche
Beanspruchungen für Passlager
Wellenzapfen
Pleuelstangen und Kolben müssen bei jedem Hub (Hauptlager) Gegengewicht Wuchtbohrung
von der Kurbelwelle beschleunigt und wieder ver-
zögert werden. Dadurch treten große Beschleuni- Bild 1: Bezeichnungen an der Kurbelwelle
gungskräfte auf. Außerdem wirken an der Kurbel-
Auf der Abtriebsseite der Kurbelwelle ist das
welle große Fliehkräfte. Durch die auftretenden
Schwungrad befestigt, an dem meistens die Kupp-
Kräfte wird die Kurbelwelle auf Verdrehung, auf Bie-
lung angebracht wird. Auf der gegenüberliegenden
gung und durch Drehschwingungen beansprucht,
Seite der Kurbelwelle sind Zahnrad, Kettenrad oder
an den Lagerstelien zusätzlich auf Verschleiß.
Zahnriemenrad (Antrieb für Nockenwelle, Ölpumpe,
Kurbelwellenwerkstoffe usw.), die Riemenscheibe und gegebenenfalls ein
Schwingungsdämpfer angebracht.
Die Kurbelwelle wird hergestellt aus
• Legiertem Vergütungsstahl Die Form der Kurbelwelle wird bestimmt durch
• Nitrierstahl • Zylinderzahl
• Gusseisen mit Kugelgrafit • Anzahl der Kurbelwellenlager
Kurbelwellen aus Stahl werden im Gesenk ge- • Größe des Hubes
schmiedet. Der dabei erzielte zusammenhängende • Zündfolge
Faserverlauf und das dichte Gefüge ergeben große • Anordnung der Zylinder
Festigkeit.
Kurbelwellen aus Gusseisen mit Kugelgrafit besitzen Kurbelkröpfung. Sie besteht aus dem Wellenzapfen
gute Schwingungsdämpfung. und den beiden Kurbelwangen. So liegen z.B. bei
Vierzylinder-Reihenmotoren alle Kurbelkröpfungen
der Kurbelwelle in einer Ebene, bei Sechszylinder-
Aufbau Reihenmotoren dagegen sind die Kurbelkröpfungen
Kurbelzapfen, Wellenzapfen. Jede Kurbelwelle (Bild um 120° zueinander versetzt. Kurbelkröpfungen für
1) besitzt die in einer Achse liegenden Wellenzapfen Parallelzylinder sind immer gleichgerichtet. Parallel-
für die Lagerung im Kurbelgehäuse und die Kurbel- zylinder nennt man solche Zylinder, deren Kolben
zapfen zur Aufnahme der Pleuellager. Die Zapfen im Ablauf eines Arbeitsspi els um 360° Kurbelwinkel
sind in der Randschicht gehärtet und geschliffen. gegeneinander versetzt sind.

Kurbelwangen. Wellenzapfen und Kurbelzapfen sind


Schwungrad
jeweils durch Kurbelwangen miteinander verbun-
Ein Schwungrad kann Energie (Arbeitsvermögen)
den. Durch Kurbelzapfen und Kurbelwangen ergibt
während des Arbeitstaktes speichern und später
sich eine ungleiche Massenverteilung. Diese wird
wieder abgeben. Mit dieser Energie des Schwung-
durch Gegengewichte jeweils auf der gegenüber-
rades werden die .,Leertakte" und Totpunkte im Ar-
liegenden Seite eines Kurbelzapfens ausgeglichen.
beitsspiel überwunden und Drehzahlschwankungen
Von den Wellenzapfen führen Ölbohrungen durch
ausgeglichen. Am Umfang des Schwungrades ist
die Kurbelwangen zu den Kurbelzapfen.
meistens der Zahnkranz aufgeschrumpft oder ange-
Kurbelwellen müssen dynamisch ausgewuchtet wer- schraubt, in den das Ritzel zum Starten des Motors
den. Eine Werkstoffanhäufung an bestimmten Stel- einspurt. Vom Schwungrad überträgt die Kupplung
len kann durch Wuchtbohrungen behoben werden. das Drehmoment des Motors an das Getriebe.
Passlager. Einer der W ellenzapfen ist mit seitlichen Das Schwungrad besteht aus Stahl oder Sonderguss-
Anlauffl ächen ausgestattet. An diesem Wellenzap- eisen. Schwungrad und Kurbelwelle werden meist
fen wird das Passlager (Führungslager) zur axialen zusammen dynamisch ausgewuchtet, damit bei
Fixierung der Kurbelwelle montiert. Dieses Festlager hohen Drehzahlen keine große Unwucht entstehen
verhindert z.B. die Verschiebung der Kurbelwelle kann. Die Kurbelwelle würde unruhig laufen und
beim Betätigen der Kupplung. Kurbelwelle und Lager stark belasten .
230 11 Motormechanik

Ausgleichswellen Schwingungsdämpfer

Sie gleichen die Massenkräfte aus, die durch den Sie wirken den Drehschwingungen des Ku rbel-
oszillierenden Anteil der Bewegung des Kurbel- triebes entgegen.
triebes verursacht werden.
Erfolgen die Drehschwingungen in der Eigenfre-
Oszilierende Teile. Beim Motorlauf wird der Kurbel- quenz der Kurbelwelle, können sie sich derart auf-
trieb im Wechsel beschleunigt bzw. verzögert. Durch schaukeln, dass sie zu rauem Motorlauf oder zum
die Masse des Kurbeltriebes entstehen dabei Mas- Bruch der Kurbelwelle führen.
senkräfte, die Schwingungen verursachen. Diese Aufbau. Die Dämpfungsmassen des Schwingungs-
Schwingungen haben eine Frequenz, d ie der Motor- dämpfers (Bild 2) sind durch den Dämpfungsgummi
drehzahl (1 . Ordnung ) oder dem Vielfachen der Mo- elastisch mit der Treibscheibe verbunden. Die Treib-
tordrehzahl (z.B. 2. Ordnung) entspricht. Ist die Mo- scheibe ist drehfest auf der Kurbelwelle befestigt.
tordrehzahl z.B. 3000 1/min beträgt die Frequenz der Gerät d ie Kurbelwelle in Drehschwingungen, dann
Massenkräfte der 1. Ordnung ebenfalls 3000 1/min. werden d iese durch die Trägheit der Dämpfungs-
Die Schwingungen der Massenkräfte 2. Ordnung massen gedämpft, wobei sich der Dämpfungsgum-
haben die doppelte Frequenz von 6000 1/min. Die mi elastisch verformt.
Schwingungen können je nach Bauart des Motors
mehr oder weniger ausgeglichen sein. Bei den Mo- vordere Dämpfungsscheibe
toren mit 6 und mehr Zylindern gleichen sich die -•• "'- Treibscheibe
Massenkräfte der 1. und 2. Ordnung meist innerhalb hintere Dämpfungsscheibe
des Motors gegenseitig aus. Bei 3- und 4-Zylinder-
Motoren ist dies nicht der Fall. Die Motoren laufen
deshalb unrund. Durch Ausgleichswellen kann die-
ser Nachteil beseitigt werden.
Ausgleichswellen für 3-Zylinder-Motoren. Beim
3-Zylinder-Motor sind die Massenkräfte 1. und 2.
Ordnung nicht ausgeglichen. Durch eine mit Mo-
tordrehzahl rotierende Ausgleichswelle können die
Massenkräfte 1. Ordnung ausgeglichen werden. Sie Bild 2: Schwingungsdämpfer
ist im Kurbelgehäuse untergebracht und mit ent-
sprechenden Ausgleichsgewichten versehen. Die
Massenkräfte der 2. Ordnung bleiben unausgegli- Kurbelwellenlager
chen.
Sie nehmen die Kräfte des Kurbeltriebes auf und
Ausgleichswellen für 4-Zylinder-Motoren. Beim ermöglichen ein reibungs- und verschleißarmes
4-Zylinder-Motor sind die Massenkräfte 1. Ordnung Drehen der Kurbelwelle.
ausgeglichen, die Massenkräfte 2. Ordnung nicht.
Durch 2 mit doppelter Motordrehzahl entgegenge- Aufbau (Bild 1, Seite 231). Sie sind meist als get eilte
setzt rotierende Ausgleichswellen können die Mas- Gleitlager ausgeführt. Sie bestehen aus einer ca. 1,5
senkräfte 2. Ordnung ausgeglichen werden. Sie sind mm ...2,5 mm dicken Stahlstützschale und einer oder
auf beiden Seiten der Kurbelwelle untergebracht mehrerer Funktionsschichten. Sie haben eine Ölboh-
und mit entsprechenden Ausgleichsgewichten ver- rung und evt. eine umlaufende Ringnut Um den ma-
sehen (Bild 1). nuellen Einbau der Lagerschalen zu erleichtern sind
sie oft mit einer Fixiernase versehen.
Bauarten
Zweistofflager. Sie best ehen aus der Stahlst ützscha-
le, bei der eine dünne Gleitschicht aus einer Alumi-
niumlegierung aufgewalzt wird.
Dreistofflager. Zwischen Stahlstützschale und Gleit-
schicht liegt eine Tragschicht aus einer Kupfer-Zinn-
legierung die Schmutzpartikel einbetten kann. Ein
zwisch en Gleit- und Tragschicht eingebrachter Ni-
ckeldamm trennt die beiden Schichten, um die Dif-
fusion von Zinn zu verhindern.
Die Schichten werden aufgewalzt oder bei Lagern,
die höheren Drücken ausgesetzt sind, galvanisch
Bild 1: 4-Zylinder-Motor mit Ausgleichswellen aufgetragen.
11 Motormechanil< 231

Sputterlager.* Sie werden für aufgeladene Diesel- Kurbelwelle ergeben die Lagerspiele. Sie müssen
motoren benutzt. Die Schichten (z.B . AISn20Cu) im Toleranzbereich des Herstellers liegen , damit
werden durch elektromagnetische Verfahren (PVD- das Motoröl die Schmierung gewährleisten kann .
Beschichtungen, Physical Vapour Deposition) in ho- Das Motoröl gelangt von der Ölpumpe über Ölkanä-
her Dichte und feinster Verteilung aufgetragen. Das le durch die Ölbohrungen in das Lager. Durch eine
Sputterlager wird an der stärker belasteten Stelle Ringnut wird die Verteilung des Motoröls über den
eingesetzt, gegenüber das weichere Dreistofflager. gesamten Umfang des Lagers verbessert.
Beim Pleuellager wird es in den Pleuelfuß, beim
Hauptlager in den Lagerdeckel montiert.
Polymerlager. Sie werden für Motoren mit Start-
Stopp-Automatik benutzt. Eine zusätzliche Harz-
schicht wird auf das Dreistofflager aufgebracht. ln
ihrem Gefüge sind Hart- und Festschmierstoffparti-
ke l eingebettet. Sie ist sehr verschleißfest und hat
gute Notlaufeigenschaften.
Wirkungsweise. Die Hauptlagerschalen werden
in Lagerstuhl und Lagerdeckel eingelegt und ver-
schraubt. Die Pleuellager werden in Pleuelfuß und
Pleueldeckel eingelegt und verschraubt. Die Lager-
schalen haben einen größeren Radius als die Grund-
bohrung und ihre Umfangslänge ist größer. Deshalb Bild 1: 4-Zylinder-Motor mit Ausgleichswellen
werden sie bei der Montage in den Lagerstuhl ge-
presst. Dies verhindert ein Verdrehen oder Verschie-
ben der Lagerschalen im Betrieb.
Die Differenz zwischen dem sich ergebenden Durch-
Passlager. Eines der Kurbelwellenlager ist zur axia-
len Fixierung der Kurbelwelle als Passlager mit beid-
seitigern Bund (Bild 1) oder mit Anlaufscheiben aus-
111
messer der Lagerschalen und den Lagerzapfen der geführt.

WERKSTATTHINWEISE auf der Tüte aufgedruckten Skale verglichen; z.B .


Kontrolle der Kurbelwelle. Die Kurbelwelle wird zeigt TYPE PG-1 ein Lagerspiel von 0,051 mm an .
mit der Messuhr auf Rundlauf und die Zapfen mit Jedes Lager muss einzeln vermessen werden . Bei
der Messschraube auf Maß geprüft. Für Kurbelwel- der Montage werden Dehnschrauben endgültig
len, die auf vorgeschriebenes Untermaß nachge- mit dem vorgeschriebenen Drehmoment angezo-
schliffen wurden, liefern die Hersteller meist ent- gen .
sprechende Lagerschalen .

Prüfen des Lagerspiels


Axialspiet Es wird mit der Fühlerlehre am Pass-
lager oder mit der Messuhr geprüft.

Radialspiet Es kann durch Ausmessen von Lager


und Zapfen mit Innenmessgerät und Messschrau-
be oder auch mit Plastigage bestimmt werden.
Der Plastigage-Kunststofffaden wird axial auf den
Wellenzapfen gelegt (Bild 2). Nach Auflegen des
Lagerdeckels werden die Dehnschrauben im elas-
tischen Bereich mit dem vorgegebenen niedri-
gen Drehmoment angezogen und danach wieder
herausgedreht Der gequetschte Faden wird mit der Bild 2: Lagerspielmessung mit Plastigage

WIEDERHOLUNGSFRAGEN 4 Welche Aufgabe hat das Passlager?


1 Welche Aufgaben hat die Kurbelwelle? 5 Welche Aufgabe hat der Schwingungsdämpfer?
2 Welchen Beanspruchungen ist die Kurbelwelle aus- 6 Wie kann das Kurbelwellenlagerspiel nachgeprüft
gesetzt? werden?
3 Aus welchen Werkstoffen bestehen Kurbelwellen? 7 Wozu wird ein Schwungrad benötigt?

* to sputter (eng I.) = sprudeln, spritzen


232 11 Motormechanil<

11 .3 Zweimassenschwungrad Das Zweimassenschwungrad (Bild 3) besteht aus


• Primärschwungrad • Innendämpfer
Es soll Drehschwingungen, die durch den perio- • Sekundärschwungrad • Außendämpfer
dischen Ablauf der 4 Takte und die Zündfolge in
Primärsc hwungrad Sekundär-
Kurbelwelle und konventionellem Schwungrad schwung rad
entstehen, dämpfen.

Die Drehschwingungen könn en bei bestimmten Außendämpfer


Drehzahlen zu Getriebegeräuschen (Getrieberas-
seln) und zum Karosseriedröhnen führen .
Die konventionelle Schwungmasse eines Verbren-
nungsmotors besteht aus den Teilen des Kurbel-
triebs, dem Schwungrad und der Kupplung .
Im Diagramm (Bild 1) sind für Volllast die Drehzahl-
schwankungen des Motors und des Getriebes über
der Zeit aufgetragen .
Die Schwingungen von Motorausgang und Getrie-
beeingang haben fast g leichgroße Schwingungs-
weiten und Frequenzen. Dies führt bei Überlagerung Getri ebe-
(Resonanzbereich) zu Getriebegeräuschen und Ka- antriebswelle
rosseriedröhnen .
Bild 3: Zweimassenschwungrad

- Motor Wirkungsweise
- Getriebe
Durch die Aufteilung in die Primärschwungmasse
auf der Motorseite und die Sekundärschwungmasse
auf der Getriebeseite wird das Massenträgheitsmo-
Zeit----
ment der drehenden Getriebeteile erhöht. Dadurch
liegt der Resonanzbereich unter der Leerlaufdreh-
Motordrehzahl 800 1/min zahl des Motors und damit nicht im Betriebsbereich
50
des Motors.
Bild 1: Schwingungslinien für eine konventionelle Im Diagramm (Bild 4) ist zu erkennen, dass die
Schwungmasse Schwingungslinien von Motor und Getriebeeingang
deutlich auseinanderliegen.
Aufbau (Bild 2) Dadurch werden die vom Motor erzeugten Dreh-
Die konventionelle Schwungmasse wird aufgeteilt schwingungen vom Getriebe ferngehalten, das Ge-
in die Primärschwungmasse (Kurbeltrieb, Primär- trieberasseln und Karosseriedröhnen tritt nicht mehr
schwungrad) und die Sekundärschwungmasse (Se- auf.
kundärschwungrad, Kupplung).
50
Ein Drehschwingungsdämpfer verbindet die beiden - Motor
Schwungmassen. Er hat die Aufgabe, das Schwung- - Getriebe
massensystem des Motors vom Getriebe und An-
triebsstrang zu entkoppeln . Daher kann für die Kupp-
lung eine Kupplungsscheibe ohne Torsionsdämpfer Zei t - - - -
verwendet werden.

Kurbeltri eb Sekundärsc hwungrad Motordrehzahl 800 1/ min


50

l- -llr-llr-
_Q_Q_ l
W echselg etriebe
Bild 4: Schwingungslinien eines Zweimassen-

Vorteile
schwingungsystems

• Verminderung von Getriebe- und Karosseriege-


Primärschwungrad räuschen (Rasseln, Klappern, Dröhnen).
• Schonung von Triebwerksteilen.
Drehschwingun gs-
dämpfer Kupplung • Geringerer Verschleiß der Synchronisierung .
• Kupplungsscheibe benötigt keinen Torsions-
Bild 2: Zweimassenschwingungssystem dämpfer.
11 Motormechanil< 233

11.4 Motorschmiersysteme Deshalb sind regelmäßige Kontrollen des Ölstandes


erforderlich, ggf. ist Öl nachzufüllen. Ölwechsel sind
Das Motorschmiersystem muss die Motorbau- im Rahmen der Fahrzeuginstandhalt ung nach Her-
teile m it ausreichender Menge Schmieröl versor- stellervorschritten bzw. nach der flexiblen Intervall-
gen. Dabei muss der richtige Druck sichergestellt anzeige durchzuführen.
sein. Schmiersysteme. Man unterscheidet bei Viertaktmo-
toren zwischen:
Aufgaben • Druckumlaufschmierung
• Schmieren, um Energieverluste und Verschleiß • Trockensumpfschmierung
verursachende Reibung zwischen den aufeinan- Bei Zweitaktmotoren:
der gleitenden Teilen zu vermindern. • Mischungsschmierung
• Kühlen, um die Motorteile vor Überhitzung zu • Frischölschmierung
schützen, da diese die Wärme nicht direkt an die Schmierstellen. Beim Motor müssen vom Schmier-
Kühlflüssigkeit oder an die Kühlluft abgeben kön- system folgende Bauteile mit Öl versorgt werden:
nen. Z.B. Kurbelwellenlager, Pleuellager, Kolbenbolzenla-
• Abdichten, um die Feinabdichtung zwischen auf- ger, Stößel, Nockenwellenlager, Nockenlaufbahnen,
einander gleitenden Teilen (z.B. Kolbenring gegen Kipp- bzw. Schwinghebel, Steuerkette, Kettenspan-
Zylinderwand) zu gewährleisten. ner, Zylinderlaufbahn und Abgasturbolader (Bild 1).
• Reinigen, um Abrieb, Ablagerungen und Verbren-
nungsrückstände abzuführen oder für den Motor
unschädlich im Öl zu binden. 11 4 1 Druckumlaufschmierung
• Vor Korrosion schützen.
Sie wird am häufigsten angewendet. Eine Pumpe
• Motorgeräusche dämpfen, da der Schmierfilm ge- saugt über ein Ölsieb das Öl aus dem Ölvorrat der
räusch-und schwingungsdämpfend wirkt.

Beanspruchung des Schmieröls


Ölwanne an und drückt es über die Leitungen und
Schmierkanäle zu den Schmiersteilen des Motors.
Bei modernen Motoren können mehrere Öl-Druck-
111
Das Schmieröl ist im Motor hohen thermischen sowie ÖI-Absaugpumpen eingebaut sein. Filter und
chemischen und mechanischen Beanspru- gelegentlich auch Ölkühler sind dazwischen geschal-
chungen ausgesetzt (Bild 2, Seite 239). tet (Bild 1).

Mechanische Verunreinigungen durch Staub, Kurzschlussventil Ölrücklaufsperre


Metallabrieb und Verbrennungsrückstände können
durch geeignete Filter weitestgehend beseitigt wer-
den. Gründe für regelmäßige Ölwechsel:
Ölalterung. Zwischen Kolben und Zylinder dringen
Luft und Verbrennungsgase (Biow by Gase) in das
Kurbelgehäuse ei n. Das Öl oxidiert (altert). Es kön-
nen sich dabei Säuren bilden.
Ölverschlammung. Abgespaltene Ölharze sowie
Straßenstaub, metallischer Abrieb und gelöste
Verbrennungsrückstände verschlammen das Öl.
Schlammbi ldung wird durch Kondenswasser und
ggf. Kühlflüssigkeit noch gefördert. Der Ölkreislauf
kann dadurch behindert werden.
Ölverdünnung. Die schwersi edenden Bestandteile
des Kraftstoffs, die besonders bei kaltem Motor in
das Öl gelangen, führen zur Ölverdünnung .
Ölverdickung. Starke Oxidation des Öls verbunden Ölspritz-
Pleuel-
wellen-,
mit der Ablagerung von Ru ßpartikel, führen vorwie- düsen
Kurbel-
(Kolben-
gend bei Dieselmotoren gelegentlich zu einer Ölver- kühlung) w ellen-
Iager
dickung.
Ölverbrauch. Jeder M otor hat einen gewissen nor- Ölabsaug- Öldruck-
malen Ölverbrauch, der ausgeglichen w erden muss. pumpe Ölsieb pumpe

Er ergibt sich, weil das Öl in den Verbrennungsraum


gelangt (z.B. Ölfilm auf der Zylinderwand, Ventilfüh-
= Öl - ohne Druck = Öl- mit Druck

rungen) und dort verbrennt. Bild 1: Druckumlaufschmierung


234 11 Motormechanik

Von den Schmiersteilen tropft das Öl ab und fließt venfahrt, beim Beschleunigen und beim Bremsen
in die Ölwanne zurück. Mit einem Ölmessstab kann verhindern . Die Oberfläche der Ölwanne dient auch
der Ölvorrat überprüft werden . Zunehmend werden als Kühlfläche für den Ölvorrat. Bei kleinen Motoren
auch elektrische Ölsensoren eingebaut, die eine Füll- werden zunehmend die aus Leichtmetalllegierung
höhe, sowie eine Ölqual itätsanzeige in der Instru- gegossenen Ölwannen mit Kühlrippen durch noch
mententafel ermöglichen. leichtere und preiswert herzustellende Kunststoff-
Trockensumpfschmierung (Bild 1). Sie ist eine Son- ölwannen ersetzt. Die Abdichtung erfolgt durch
derbauart der Druckumlaufschmierung. Flachdichtungen oder vermehrt durch Flüssigdich-
tung mit Silikon.
Zweiteilige Kurbelgehäuse (Bild 2). Sie ermögli-
chen es, den Kurbelraum nach unten zur Ölwanne
Öldruckmanometer zu schließen. Somit bilden sich unter den Kolben
veränderliche geschlossene Volumen, die über spe-
zielle Ölrücklauföffnungen mit dem Öl der Ölwanne
verbunden sind .
Vorteile:
• Steiferes Kurbelgehäuse. Der Verbund aus ge-
schlossener Ölwanne und Motorblock versteift
den Motor, was eine weitere Gewichtsreduzierung
begünstigt.
• Geringeres Kolbenkippen. ln dem geschlossenen
Kurbelraum unter dem Kolben entsteht bei der
Abwärtsbewegung des Kolbens ein Überdruck,
Bild 1: Trockensumpfschmierung
der bei der Aufwärtsbewegung wieder expandiert
und somit den Kolben stabilisiert.
Bei diesem Schmiersystem wird das in die Ölwanne • Geringere Aufschäumung des Motoröls, verur-
zurückfließende Öl von einer Absaugpumpe in einen sacht durch sogenannte Blow-by-Gase.
gesonderten Ölvorratsbehälter gefördert. Von dort
saugt die Druckölförderpumpe das Öl ab und drückt
es über Filter und ggf. Ölkühler zu den Schmierstellen.
Vorteile der Trockensumpfschmierung:
• Durch die flache Ölwanne verringert sich die Bau-
höhe des Motors und somit der Schwerpunkt des
Fahrzeugs.
• Bei großen Schräglagen des Motors, z.B . Gelände-
fahrzeuge und Motorräder, oder bei schnell durch-
fahrenen Kurven, z.B. bei Sportwagen, ist eine ein-
wandfreie Schmierung gewährleistet.
Ölhobel
• Es wird eine bessere Kühlung des Öls erzielt, da (Schwallblech)
der Ölvorratsbehä lter vom Motor und somit von
der Motorwärme entkoppelt ist. Bild 2: Zweiteiliges Kurbelgehäuse
Da die Trockensumpfschmierung gegenüber der
Ölpumpen
Druckumlaufschmierung kostenaufwendiger ist,
kommt sie meist nur in flachen Sportwagen, Gelän- Sie müssen bei einem hohen Förderstrom (etwa
defahrzeugen und Motorrädern zum Einsatz. 250 1/h bis 350 1/h) einen ausreichenden Öldruck
sicherstellen . Sie fördern das Öl, z.B. in Zahnlücken,
von der Saugseite zur Druckseite.

11.4.2 Bauteile der Motorschmierungen


Druckraum
• Ölwanne • Ölpumpe
• Druckbegrenzungsventil • Ölfilter
• Öldruckmanometer • Entlüftung
• Überströmventil • Ölkühler
Ölwanne. Sie nimmt den Ölvorrat des Motors auf.
Häufig sind an der tiefsten Stelle in der Ölwanne Saugraum
Schlingerwände (Schwall bleche) vorhanden, die ein
Wegfließen des Öls von der Ansaugsteile bei Kur- Bild 3: Zahnradpumpe
1 1 Motormechanil< 235

Zahnradpumpe (Bild 3, Seite 234) die Pumpenräume laufend vergrößert, die Pumpe
Bei ihr w ird das Öl in den Zahnlücken mitgenommen saugt an. Auf der Druckseite verkleinern sich die
und entlang der Pumpeninnenwandung auf die an- Räume und das Öl wird in die Druckleitung gepresst.
dere Seite gefördert. Der Eingriff der Zähne beider Von mehreren sich verengenden Pumpenzellen wird
Zahnräder verhindert das Zurückfließen des Öls. das Öl gleichzeitig in die Druckleitung gefördert, so-
Es entsteht auf der Saugseite ein Unterdruck und auf dass die Rotorpumpe gleichmäßig arbeitet. Sie kann
der Druckseite ein Überdruck. bei hohem Förderstrom hohe Drücke erzeugen.

Sichelpumpe (Bild 1). Sie ist eine Sonderbauform Geregelte Rotorpumpe


der Zahnradpumpe. Ihr Innenzahnrad sitzt meist di- Aufbau. Sie hat einen zusätzlichen Regelring zwi-
rekt auf der Kurbelwelle des Motors. Zum Innenrad schen Rotorring und Pumpengehäuse, der abhängig
ist ein im Pumpengehäuse gelagertes Außenzah n- von Öldruck und Regelfeder verdreht wird (Bild 3).
rad exzentrisch angeordnet. Dadurch entsteht ein Mit ihr ist es möglich den Öldruck unabhängig von
Saug- und ein Druckraum, die ein sicheiförmiger den Motorbetriebsbedingungen konstant zu halten.
Körper voneinander trennt. Das Öl wird in den Zahn- Dies führt zu gleichbleibenden Schmierbedingungen
lücken sowohl entlang der Oberseite als auch ent- an allen Schmierstellen.
lang der Unterseite der Sichel gefördert.
Öldruck unter 3,5 bar Öldruck_über 3,5 bar Außenläufer
Vorteil der Sichelpumpe gegenüber der herkömm- in den Ülkreislauf (Regelung )
lichen Zahnradpumpe:
• Höhere Förderleistung, insbesondere bei niederer
Motordrehzahl

Außenrad

Regelring Regelfeder

Bild 3: Geregelte Rotorpumpe

Öldruck zu nieder. Fällt der Öldruck unter den Grenz-


Saugseite
druck von beispielsweise 3,5 bar, so kann die Re-
gelfeder den Regelring gegen den Öldruck verdre-
hen (Bild 3a). Es entsteht eine Raumvergrößerung
zwischen Innen- und Außenläufer. Dadurch wird
mehr Öl von der Saug- zur Druckseite transportiert,
Bild 1: Sichelpumpe somit steigt der Öldruck.
Öldruck zu hoch. Steigt der Öldruck über den Grenz-
Rotorpumpe (Bild 2). Sie besteht aus einem innen- w ert, so drückt der Öldruck gegen den Regelring und
verzahnten Außenrotor und einem außenverzahn- die Regelfeder wird zusammengedrückt (Bild 3b). Es
ten lnnenrotor. Der Innenrotor hat einen Zahn weni- entsteht eine Raumverkleinerung zwischen Innen-
ger als der Außenrotor und ist mit der Antriebswelle und Außenläufer. Somit wird weniger Öl von der
verbunden. Saug- zur Druckseite transportiert und der Öldruck
fällt ab.
Saugraum Transportraum (Förderraum)
Öldruckmanometer, Öldruckkontrollleuchte
Druck- Sie dienen der Überwachung des Öldrucks. Beide
seite Bauteile sind zwischen Ölpumpe und Lagerstelien
eingebaut.
Ölmanometer. Es ermöglicht das direkte Ablesen
Innenrad
des momentanen Öldrucks. Zur Druckmessung ist
ein Drucksensor in der Druckleitung hinter der Öl-
Saugseite E: Exzentrizität Druckraum pumpe erforderlich.
Öldruckkontrollleuchte. Sie erlischt bei Motorbe-
Bild 2: Funktionsweise Rotorpumpe
trieb und zeigt dem Fahrer an, ob ausreichend Öl-
Die Verzahnung des Innenrotors ist so geformt, dass druck im System vorh anden ist. Drückt Öl aus der
jeder Zahn den Außenrotor berührt und die entste- Druckleitung auf den Schaltkontaktkörper, so wird
henden Räume weitgehend abdichtet. Bei der Dreh- der Massekontakt für die Öldruckkontrollleuchte un-
bewegung der Rotoren werden auf der Saugseite terbrochen; sie erlischt (Bild 1, Seite 236).
236 11 Motormechanil<

Überströmventil (Bild 3). Ist das Filter verstopft, kann


Fahrt-
schalter das Öl über das Überströmventil ungefiltert am Filter
vorbei zu den Schmiersteilen fließen .
Motor-
Öldruck- block
kontroll-
leuchte

Einstell-
schraube Bild 3: Überströmventil
Bild 1: Öldruckschalter für Öldruckkontrollleuchte Rücklaufsperrventile (Bild 4). Sie können noch zu-
sätzlich in der Zu- und Ablaufleitung des Filters ein-
Druckbegrenzungsventil
gebaut sein um zu verhindern, dass bei abgestelltem
Es ist der Ölpumpe nachgeschaltet und verhindert Motor das Hauptstromölfilter leer läuft.
einen zu hohen Öldruck(> etwa 5 bar). Ein hoher Öl-
druck ist nicht immer Beweis für gute Schmierung .
Bei kaltem Motor ist z.B. trotz hohem Öldruck die
Schmierung schlechter als bei geringerem Öldruck
des betriebswarmen Motors. Auch bei verstopfter
Ölleitung oder verstopftem Filter ist der Öldruck
zwar hoch, aber die Schmierung schlecht. Ein zu Bild 4: Rücklaufsperrventil
hoher Öldruck gefährdet Dichtungen, Ölleitungen,
Ölschläuche zum Ölkühler und Ölfilter. Nebenstromölfilter (Bild 5). Das Filter ist in einem pa-
rallel zum Hauptstrom verlaufenden Zweig (Neben-
Ölfilter strom) angeordnet. Dadurch wird es jeweils nur von
Sie werden eingebaut, um eine vorzeitige Schmieröl- einem Teil der Ölfördermenge (5 % bis 10 %) durch-
verschlechterung durch feste Fremdstoffe, z.B. strömt. Somit gelangt nur teilweise gereinigtes Öl
Metallabrieb, Ruß, Staubpartikel zu vermeiden (vgl. zu den Schmierstellen. Die Porengröße des Filters
Kap. 1.6). Ölfi lter können jedoch keine flüssigen oder kann soweit reduziert werden, dass auch kleinste
im Öl gelösten Verunreinigungen entfernen . Sie Verunreinigungen aus dem Nebenstrom gefiltert
haben auch keinen Einfluss auf chemische oder phy- werden können .
sikalische Veränderungen des Öls im Motorbetrieb,
z.B. durch die Alterung. Man unterscheidet aufgrund
ihrer Anordnung im Ölstrom zwischen Haupt- und
Nebenstromölfilter.
Hauptstromölfilter (Bild 2). Die Hauptstromölfil-
terung gewährleistet, dass kein Öl ungefiltert zu
den Schmiersteilen gelangen kann . Um einen aus-
reichenden Öldurchsatz zu ermöglichen, darf der
Durchgangswiderstand des Filters (Porengröße)
nicht zu hoch sein. Dadurch ist die Filterwirkung be-
grenzt. Kleinste Verunreinigungen werden aus dem
Öl nicht herausgefiltert. Bild 5: Nebenstromölfilter

Kombination aus Haupt- und Nebenstromfilter. Mit


ihr wird die beste Filterwirkung erreicht. Sie kom-
men z.B. bei Baustellenfahrzeugen zum Einsatz. Aus
Kostengründen werden bei Pkws jedoch überwie-
gend Hauptstromölfilter eingesetzt.

Kurbelgehäuseentlüftung. Bei Ottomotoren und be-


sonders bei aufgeladenen Dieselmotoren kommt es
zu Blow-by-Gasen, die aus dem Brennraum in das
Kurbelgehäuse gelangen. Dieses Gas, das durch
fe inste Öltröpfchen, Kraftstoffreste, Wasserdampf
und Ruß verschmutzt ist, wird über einen Ölabschei-
Bild 2: Ölfilter im Hauptstrom der der Ansaugluft des Motors erneut zugeführt.
11 Motormechanil< 237

Äu ßerer Konden sato r

:,
.~c:c:g
min ~'--"'H-11--i!Hirlll'tl---'"'--'~ =6 ~

Bild 2: Ölsensor
Der Sensor besteht aus zwei übereinander angeord-
Ventil -
kolben neten Zylinderkondensatoren. Im unteren Teil wird
die Ölqualität ausgewertet, im oberen Teil der Mo-
torölstand festgestellt.
Messprinzip: Verändert sich der Zustand des Öls,
Bild 1: Kurbelgehäuseentlüftung
durch Verschleiß und Abbau der Additive, so verän-
Um den Ölverbrauch zu senken, empfindliche Mo- dert sich die Kapazität des mit Öl gefüllten Konden-
torbauteile vor Versehrnutzung zu schützen und da- sators. Der Kapazitätswert wird in der integrierten
mit Emissionen zu senken, muss dieses Gas vor der Auswerteelektronik zu einem digitalen Signal verar-
Rückführung gereinigt werden . Dies geschieht über beitet und an das Motorsteuergerät übermittelt. Dort
Ölabscheider, z.B. Labyrinth-, Zyklon- oder Zentri- wird es zur Berechnung des nächsten Ölwechsel- -
f ugenölabscheider (Bild 1). service verarbeitet. Die Ölfüllhöhe wird dem Fahrer ...
Ölsensor. Zurgenauen Erfassung von Motorölstand, über ein Display mitgeteilt.
Öltemperatur und Motorölzustand kann ein Sensor Öltemperatur. Zur Messung der Öltemperatur ist ein
in der Ölwanne eingebaut sein (Bild 2). Temperaturfühler (NTC) im Ölsensor integriert.

WERKSTATTHINWEISE Ölstandskontrolle über Fahrzeugdisplay: Verfügt


Ölstandskontrolle und Ölwechsel das Fahrzeug über einen Ölsensor, so muss die
Ölstandskontrolle mit dem Ölmessstab. Hierbei momentane Füllhöhe im Display, unter dem Menü-
sollte sich der Füllstand zwischen der Max.- und punkt .. Motoröl" ermittelt werden . Dort findet man
der Min .-Markierung des Ölmessstabes befinden auch die verbleibende Fahrstrecke bis zum nächs-
(Bild 3). Das Fahrzeug muss dabei waagerecht ste- ten vorgeschriebenen Ölwechsel.
hen . Ölverbrauch
Normaler Ölverbrauch.
Er liegt dann vor, wenn nicht mehr als 0,1 ... 1,0 I
·MlN. ) Öl auf 1000 km Fahrstrecke verbraucht werden. Bei
Neufahrzeugen kann es durch das Einlaufen zu hö-
Bild 3: Ölmessstab herem Ölverbrauch kommen .
Ölstand zu niedrig: Öl muss nachgefüllt werden. Erhöhter Ölverbrauch.
Dabei ist darauf zu achten, dass die Max.-Mar- Wird dauerhaft ein erhöhter Ölverbrauch festge-
kierung des Ölpeilstabs nicht überschritten wird. stellt, so muss ein mechanischer Fehler vorliegen:
Die Füllmengendifferenz zwischen beiden Markie- • Ventilschaftdichtungen defekt. Hierbei kommt
rungen beträgt bei Pkw meist 1 Liter. Öl in den Ansaug- bzw. AuslasskanaL Bei der
Ölstand zu hoch: Bei Fahrzeugen, die häufig für Verbrennung des Öls ensteht Blau rauch .
Kurzstrecken genutzt werden, kann es zu einer • Axialspiel zwischen Kolbenring und -ringnut.
Ölverdünnung und infolgedessen, zu einem zu Durch Verschleiß kann sich das Spiel zwischen
hohen Ölstand kommen . Hierbei ist die Messung beiden Bauteilen erhöhen . Dadurch wird bei der
nach längerem Betrieb des Fahrzeuges mit be- Auf- und Abwärtsbewegung des Kolbens der
triebswarmem Motor zu wiederholen. W ird bei er- Kolbenring in der Ringnut des Kolbens hin und
neuter Messung weiterhin ein zu hoher Füllstand her bewegt. Dieser Anlagewechsel führt dazu ,
gemessen, muss Öl abgelassen bzw. abgesaugt dass Öl in den Brennraum ., gepumpt" wird (Bild
werden. 1, Seite 238).
238 11 Motormechanil<

Kolben

Zylinderwand

Kolbenringe

Weg des Öles

Öl

Bild 1: .. Pumpende" Kolbenringe


Das Öl gelangt in den Brennraum und verbrennt
dort. Durch Verkoken der Kolbenringnuten gehen Bild 2: Lösen eines Boxfilters; Spannbänder
die Kolbenringe fest. Starke Blaurauchbildung ist
Wechselölfilter. Hierbei muss der Deckel des Filter-
die Folge.
moduls geöffnet werden . Beim Einsetzen der neu-
Beschädigte Motordichtungen. Diese führen en Filterpatrone ist auf den richtigen Sitz zu achten.
auch bei abgestelltem Motor zu Ölverlust. Ölstei- Der 0-Ring des Filtermoduldeckels muss ersetzt
len am Boden bzw. Ölverunreinigungen am Mo- werden .
tor deuten darauf hin .
Ölbefüllung. Nur die vom Hersteller freigegebenen
Ölwechsel Ölsorten verwenden . Nach dem Einfüllen der vor-
Die Fah rzeugherste ller schreiben einen Ölwech- geschrieben Ölmenge ist eine Ölstandskontrolle
sel in bestimmten Intervallen vor. Dieser Wechsel durchzuführen. Die Dichtheit ist bei laufendem Mo-
kann durch Ablassen oder Absaugen des Motor- tor zu prüfen.
öls bei betriebswarmem Motor vorgenommen Altöl und Altfilter. Diese sind umweltgerecht zu la-
werden. gern und zu entsorgen.
Ablassen des Motoröls. Hierbei läuft das Öl fast
Öldruckprüfung
restlos aus der Ölablaufbohrung der Ölwanne
Hierbei wird die Funktion des Öldruckschalters und
in den Ölauffangbehälter. Die Dichtung der Öl-
der Öldruck bei einer bestimmten Drehzahl geprüft.
ablaufsch raube ist zu erneuern. Ist in die Ölab-
Der Öldruckschalter wird in einen Prüfadapter ein-
lassschraube ein Magnetabscheider integriert, so
geschraubt. Dieser wird anstelle des Öldruckschal-
ist der daran haftende Metallabrieb zu entfernen.
ters eingeschraubt. Zwischen Öldruckschalter und
Absaugen des Motoröls. Hierbei wird eine Saug- Batterie wird eine Prüflampe geschaltet (Bild 3).
sonde in die Ölwanne geführt, welche das Öl
innerhalb 5 ... 10 min . absaugt. Es bleibt ein
Ölrest von ca. 0,5 Liter des alten Öls in der Öl-
wanne zurück. Dies muss beim Einfüllen der
vorgeschriebenen Menge neuen Öls berücksich-
tigt werden, da sonst der Ölstand zu hoch wird .
Gelangt die Sonde nicht an die tiefste Stelle der
Ölwanne, werden die sich dort ansammelnden
Verunreinigungen nicht mit abgesaugt.
Ölfilterwechsel. Wie der Ölwechsel, so ist auch
der Ölfilterwechsel vom Fah rzeughersteller in be-
stimmten Intervallen vorgeschrieben.
Bild 3: Prüfen von Öldruckschalter und Öldruck
Box-Öifilter. Diese müssen mithilfe spezieller Öl-
Bei stehendem Motor muss die Lampe aufleuch-
filterschlüssel gelöst werden (Bild 2). Beim Ein-
ten . Sie soll erlöschen, wenn das Manometer bei
bau der Boxfilter ist auf Folgendes zu achten :
laufendem Motor einen Öldruck von 0,3 ... 0,6 bar
• 0-Ringdichtung des neuen Ölfilters leicht ein- anzeigt. Bei negativem Ergebnis ist der Öldruck-
ölen, damit bei späterer Demontage der 0-Ring schalter auszutauschen. Bei einer Motordrehzahl
an der Dichtfläche nicht anklebt. von 2000 1/min und einer Öltemperatur von 80 oc
• Boxfilter von Hand anziehen . soll der Öldruck mindestens 2 bar betragen.

WIEDERHOLUNGSFRAGEN 3 Nenne zwei Vorteile geregelter Ölpumpen.


1 Nennen Sie die Vorteile einer Trockensumpfschmie- 4 Welche Ölfilter werden unterschieden?
rung . 5 Welche Messwerte kann ein Ölsensor erfassen?
2 Welche Ölpumpen werden unterschieden? Erklären Sie die Funktionsweise.
11 Motormechanil< 239

11.5 Motorkühlsysteme
80 oc ... 110 oc
Das Kühlsystem hat bei Verbrennungsmotoren
folgende Aufgaben:
Schnelle Erwärmung des Motors auf optimale
Betriebstemperatur und Abführung überschüs-
siger Wärme während des Betriebs.

Rund ein Drittel der beim Verbrennen erzeugten


Wärmeenergie wird von den Bauteilen z.B. Kolben,
180 oc ... 300 oc
Ventile, Zylinder, Zylinderkopf, Abgasturbolader und 140 oc ... 220 oc
dem Motoröl aufgenommen und muss wegen der
begrenzten Hitzebeständigkeit der Werkstoffe bzw. 115 oc ... 185 oc
des Schmieröls abgeleitet werden .
Selbst sparsame direkteinspritzende Diesel- und
Ottomotoren können somit nur max. 43 % der im
Kraftstoff gespeicherten Energie für den Antrieb nut- 100 oc ... 170 oc
zen. Der Rest der Energie geht als Wärme verloren
(Bild 1).
80 oc ... 150 oc
Energieinhalt des Energieinhalt des
Ottokraftstoffes Dieselkraftstoffes

' t:L Energi ~j 0


eve rlu st 31 %
durch
Ab gase
Bild 2: Bauteiltemperaturen bei TKühlwasser

Neue, kennfeldgesteuerte Kühlsysteme lassen Be-


=90 oc

triebstemperaturenbis ca . 120 oc zu . Damit kann der


111
Kraftstoffverbrauch gesenkt werden . Ursache hierfür
Energi everlu st 19 %
29% durch 0 ist die verringerte Reibung und die verbesserte Ge-
Kühlung mischaufbereitung bei höheren Temperaturen .
Anforderungen an das Kühlsystem:
7% 7%
~===j Energ ieverlu st ~ • Ausreichende Kühlwirkung
durch Reibung 43 % • Schnelles Erreichen der Betriebstemperatur
und Strahlung ~
• Geringes Gewicht
nutzba re Arbeit nutzbare A rbeit • Gleichmäßige Kühlung der Bauteile, um Wärme-
an der Kurbelwelle an d er Ku rbelwe ll e spannungen zu vermeiden
des Otto motors d es Dieselmoto rs
• Geringer Energiebedarf für den Betrieb des Kühl-
Bild 1: Sankey-Diagramme systems
Eine gute Kühlung ermöglicht somit
Die thermische Energie entsteht dabei nicht allein • Verbesserte Zylinderfüllung
durch die Verbrennung des Kraftstoffs innerhalb der • Verminderte Klopfneigung bei Ottomotoren
Zylinder. Auch die Reibung der beweglichen Bau- • Höhere Verdichtung
teile in Motor und Antriebsstrang wandeln Teile der • Höhere Leistung bei günstigerem Kraftstoffver-
gewonnenen mechanischen Energie wieder in ther- brauch
mische Energie um, die nicht mehr als Antriebsener- • Gleichmäßigere Betriebstemperaturen
gie genutzt werden kann (Bild 2).
11.5.1 Kühlungsarten
Betriebstemperatur
Es werden folgende Kühlungsarten unterschieden :
Beim Kaltstart eines Fahrzeugmotors kann eine
optimale Gemischbildung erst ablaufen, wenn der Luftkühlung:
Motor und somit die Motorbauteile eine bestimmte • Fahrtwindkühlung
Temperatur erreicht haben . • Gebläseluftkühlung
Die obere Temperaturgrenze (Maximaltemperatur) Flüssigkeitskühlung:
ist vor allem von der Wärmebelastbarkeit des Mo- • Thermoumlaufkühlung
toröls und der Motormaterialien abhängig . Fahr- • Pumpenumlaufkühlung
zeugmotoren arbeiten üblicherweise bei einer Kühl- Innenkühlung des Brennraums durch:
mitteltemperaturvon 80 °C .. .90 oc (Bild 2). • Verdampfungswärme des Kraftstoffs
240 11 Motormechanilc

Durch die zunehmende Leistung, erhöhte Dreh- • Leistungsbedarf des Kühlgebläses ist verhältnis-
zahlen, den Einbau der Motoren in einen relativ mäßig hoch (etwa 3% ... 4 % der Motorleistung).
abgeschlossenen Raum und immer kompakteren • Lautere Geräusche durch das Gebläse wegen des
Abmessungen werden Kühlsysteme meist als fehlenden Kühlflüssigkeitsmantels.
Zwangsumlaufkühlung ausgeführt. • Stark verzögerte und ungleichmäßige Fahrzeu-
Die Luftkühlung findet man heute nur noch verein- ginnenraumheizung.
zelt bei Motorrad-, Flugzeug- und Stationärmotoren. • Schlechterer Wärmeübergang zwischen Kühlrip-
pen und Luft.
• Nicht regelbar.

11 5 2 Luftkühlung
11.5.3 Flüssigkeitskühlung
Bei der Luftkühlung wird die abzuführende Kühl-
wärme von den Oberflächen der Motorteile direkt
an die umströmende Umgebungsluft abgegeben. Bei der Flüssigkeitskühlung erfolgt der Wärme-
transport durch eine Kühlflüssigkeit Diese nimmt
Fahrtwindkühlung (Bild 1). Sie ist die einfachste Art die Bauteilwärme auf und gibt sie durch den Küh-
der Luftkühlung . Diese wird häufig bei Krafträdern ler an die Umgebungsluft ab.
angewandt, da ihre unverkleideten Motoren vom
Fahrtwind umströmt werden. Um größtmögliche Zylinderblock und Zylinderkopf sind bei der Flüssig-
Kühlung zu erzielen wird der Wärmeübergang an die keitskühlung doppelwandig ausgeführt bzw. sind
Umgebungsluft durch Vergrößerung der wirksamen von Kühlkanälen durchzogen. in diesen Hohlräumen
Kühlfläche mit Kühlrippen verbessert. Deshalb sind zirkuliert eine Kühlflüssigkeit und nimmt von den
Zylinder, Zylinderkopf und häufig auch das Motorge- Wänden die abzuführende Wärme auf. Über Schläu-
häuse mit Kühlrippen versehen. che und Leitungen fließt die Kühlflüssigkeit im Kühl-
kreislauf zu einem von der Luft umströmten Kühler.
Über dessen Oberfläche gibt sie die im Motor auf-
genommene Wärme an die Umgebungsluft ab. Die
somit wieder abgekühlte Kühlflüssigkeit fließt dann
zurück zum Motor, um dort erneut Wärme aufzuneh-
men.
Wird der Strömungsvorgang ausschließl ich durch
die Dichteänderung der Kühlflüssigkeit erreicht, be-
zeichnet man das als Wärmeumlaufkühlung bzw.
Thermosyphonkühlung. Beim Ausschalten eines
heißen Motors wird dieser Effekt zur weiteren Küh-
lung ausgenutzt. Er beruht darauf, dass warmes
W asser eine geringere Dichte als kaltes Wasser hat
und somit nach oben steigt. Der Kühlflüssigkeitsum-
lauf kann ohne Pumpe erfolgen. Für heutige Motoren
ist dies Art der Kühlung ungeeignet. Heute werden
Bild 1: Luftgekühlter Motor mit Kühlrippen
ausschließlich Kühlsysteme mit Pumpen verwendet,
Gebläseluftkühlung. Sie ermöglicht eine ausreichende sogenannte Pumpenumlaufkühlungen. Dabei wird
Kühlung von Motoren, die nicht vom Fahrtwind um- das Kühlmittel durch eine Pumpe umgewälzt.
strömt werden. Ein Gebläse wird über einen Keilrie-
men vom Motor angetrieben und kühlt die einzelnen Vorteile der Flüssigkeitskühlung:
Zylinder mithilfe von Leitblechen gleichmäßig mit der • Gleichmäßige Kühlwirkung.
Kühlluft. Anwendung: z.B. Motorroller. • Gute Dämpfung der Verbrennungsgeräusche
durch den KühlmanteL
Vorteile der Luftkühlung:
• Ermöglicht gute Beheizung des Fahrzeuginnen-
• Einfacher Aufbau.
raums.
• Geringes Leistungsgewicht
• Keine Kühlflüssigkeit mit Gefrierschutzmittel er- Nachteile der Flüssigkeitskühlung:
forderlich.
• Verhältnismäßig hohes Gewicht.
• Weitgehende Wartungsfreiheit.
• Ho her Wartungsaufwand.
Nachteile der Luftkühlung: • Längere Warmlaufphase bis zum Erreichen der
• Größere Schwankungen der Betriebstemperatur. Betriebstern peratu r.
11 Motormechanil< 241

Stellung des Thermostates bei. ..

.. . t> 9s•c

Ausgleichs- Temperaturanzeige
behälter

...........-"- großer
-......,..,- Kühlkreis

Kühlluft kleiner
Kühlkreis

Bild 1: Pumpen- bzw. Zwangsumlaufkühlung mit Dehnstoffthermostat und Doppelventil beim Kaltstart

Die Kühlflüssigkeit wird mithilfe eines Thermostat-


v entil.s in einen kleinen oder in einen großen Kühl-
kreislauf gelenkt.
ohne dass die Kühlflüssigkeit siedet. Durch die damit
verbundene Erhöhung der Motortemperatur können
Leistungssteigerung sowie Verbrauchs- und Emissi-
onssenkungen erreicht werden.
111
Kalter Motor. Bei kaltem Motor fördert die Kühlflüs-
Bei Ottomotoren ist die Temperaturanhebung je-
sigkeitspumpe das Kühlmittel in den Kühlmantel
doch durch die damit verbundene Zunahme der
um die Zylinder, es umspült diese und gelangt über
Klopfneigung beschränkt.
Durchgangsbohrungen zum Zylinderkopf. Von hier
f ließt es über den noch geschlossenen Thermostat Kühlflüssigkeit. Sie ist in der Regel ein Gemisch aus
zurück zur Pumpe. Ist die Wagenheizung eingeschal- kalkarmem Wasser, Gefrierschutzmittel mit Zusätzen
tet, so strömt auch ein Teil der Kühlflüssigkeit, je für den Korrosionsschutz, welcher auf den jeweiligen
nach Stellung des Heizregulierventils, über den Wär- Fahrzeugtyp angepasst ist (vgl. Seite 39, Kap. 1.8.7).
metauscher der Heizung zurück zur Pumpe (kleiner Die im Kühlkreislauf eingefüllte Kühlflüssigkeits-
Kühlkreislauf). menge, die etwa das Vier- bis Sechsfache des Motor-
hubraums beträgt, wird etwa zehn bis fünfzehn mal
Betriebswarmer Motor. Ist die Betriebstemperatur je Minute umgewälzt. Je nach Motorleistung werden
des Motors erreicht, so wird über den Thermostat somit in Personenkraftwagen zwischen 4 000 1/h und
der Kühler in den Kreislauf zugeschaltet (großer 18 000 1/h und in Nutzkraftwagen zwischen 8 000 1/h
Kühlkreislauf). Die vom Motor erhitzte Kühlflüssig- und 32 000 1/h Kühlflüssigkeit umgepumpt. Dadurch
keit fließt jetzt über den Thermostat zum Kühler und wird erreicht, dass bei zügiger Ableitung der Kühl-
weiter zur Kühlflüssigkeitspumpe. Der Inhalt des wärme der Temperaturunterschied zwischen Eintritt
Ausgleichsbehälters hält den Flüssigkeitsstand im und Austritt der Kühlflüssigkeit am Motor nur etwa
Kühlsystem konstant. 5 oc .. . 7 oc beträgt. Somit werden Wärmespan-
Kühlflüssigkeitstemperatur. Sie beträgt je nach Be- nungen im Motor verhindert.
triebszustand des Fahrzeugs und je nach Fahrzeug-
hersteller bei
• Personenkraftwagen etwa 100 oc ... 120 oc 11.5.4 Bauteile der
• Nutzkraftwagen etwa 90 oc ... 95 oc Pumpenumlaufkühlung
Die maximal zulässigen Überdrücke im Kühlsystem Kühlflüssigkeits-Thermostat (T em peratu rreg Ier) .
liegen derzeit bei Er sorgt durch stufenloses Umschalten zwischen
• Personenkraftwagen etwa 1,3 bar ... 2 bar kleinem und großem Kühlkreislauf dafür, dass der
• Nutzkraftwagen etwa 0,5 bar ... 1,1 bar Motor rasch seine Betriebstemperatur erreicht und
Durch einen höheren Druck im Kühlsystem kann sie während des Betriebs mit möglichst geringen
die Kühlflüssigkeitstemperatur angehoben werden, Schwankungen beibehält.
242 11 Motormechanil<

Die Regelung wirkt sich wesentlich aus auf: eine Feder die Metalldose über den Kolben zurück und
schließt somit das Ventil für den Durchfluss zum Küh-
• Kraftstoffverbrauch
ler. Gleichzeitig wird das Ventil zur Kurzschlussleitung
• Abgaszusammensetzung wieder geöffnet.
• Versch leiß Durch stetiges Öffnen und Schließen im Wechsel
Der Thermostat kann sowohl in einen Kühlflüssig- schwankt die Kühlflüssigkeitstemperatur nur in
keitsstutzen des Motors als auch in die Zufluss- oder einem sehr schmalen Bereich, die Motortempera-
Rücklaufleitung eingebaut sein. tur wird somit weitgehend konstant gehalten. Das
Thermostat mit Doppelventil (Bild 1) (Zweiweg- Dehnstoffelement arbeitet dabei weitgehend unab-
Thermostat) . Er ist heute meist eingebaut. Dieser hängig vom Druck im Kühlsystem. Es erzielt große
Thermostat schaltet den Kühlflüssigkeitsdurchsatz Stellkräfte für die Ventilbetätigung.
bei zunehmender Temperatur vom kleinen Kühl-
Kühlflüssigkeitspumpe (Bild 3). Sie ist meist als Krei -
kreislauf auf den großen Kühlkreislauf durch den
selpumpe (Radialpumpe, Strömungspumpe) ausge-
Kühler um . Dabei verschließt er die Kurzschlusslei-
bildet. Im Pumpengehäuse, das mit Kühlflüssigkeit
tung zur Kühlflüssigkeitspumpe.
gefüllt ist, läuft mit hoher Drehzahl ein Flügelrad
bzw. Pumpenrad . Dieses erfasst im Zentrum (Saug-
seite) die Flüssigkeit und drückt sie nach außen
(Druckseite). Vom Kühle r bzw. vom Thermostat her
strömt dem Zentrum des Flügelrades stets abge-
kühlte Kühlflüssigkeit zu .

Pumpengeh äuse Di chtung

Bild 1: Dehnstoffthermostat mit Doppelventil,


bei warmem Motor

Dehnstoff-Thermostat. Bei der heute üblichen Ther-


mostatbauweise öffnet und schließt ein Dehnstoff-
element die Steuerventile. Das Dehnstoffelement
(Bild 2) ist eine druckfeste Metalldose, die mit einem Flügelrad
w achsartigen Dehnstoff gefüllt ist. Bei kaltem Motor
versch ließt der fest am Arbeitskolben angebrachte
Ventilteller den Durchfluss zum Kühler. Bild 3: Kühlflüssigkeitspumpe

Der Antrieb der Kühlflüssigkeitspumpe erfolgt in der


Regel über einen Keilriemen von der Kurbelwelle
aus. Der Antrieb kann auch durch einen Elektromo-
to r erfolgen (vgl. Kapitel11.5.5: Kennfeld gesteuerte
Kühlsysteme). Ein von der Kühlflüssigkeitstempe-
ratur abhängiger, elektronisch kennfeldgeregelter
Pumpenantrieb passt durch variable Förderleistung
der Pumpe den Kühlmengenbedarf der abzufüh-
renden Wärmemenge an. Die geringere Leistungs-
aufnahme der Kühlflüssigkeitspumpe führt zu einer
Bild 2: Dehnstoffelement Kraftstoff- und Emissionsminderung .
Durch Temperaturanstieg in der Kühlflüssigkeit auf Ventilator. Er hat die Aufgabe, Kühler und Motor-
etwa 80 oc schmi lzt die Dehnstofffüllung im Dehnstoff- raum mit ausreichender Kühlluftmenge zu versor-
element Beim Schmelzvorgang nimmt das Volumen gen, wenn der Fahrtwind nicht ausreicht. z.B. bei
des Dehnstoffs erheblich zu. Dies bewirkt, dass sich die langsamer Fahrt oder bei Stillstand des Fahrzeugs.
Metalldose auf dem feststehenden Kolben verschiebt
und somit das Ventil für den Durchfluss zum Kühler Starrer Ventilatorantrieb. Der Ventilator kann an der
öffnet und gleichzeitig das Ventil in der Kurzschluss- Wasserpumpenwelle angeflanscht sein (Bild 1, Sei-
leitung schließt. Bei etwa 95 oc Kühlflüssigkeitstempe- te 243) oder er wird über Keilriemen gemeinsam m it
ratur ist der Kühler vollständig zugeschaltet Sinkt die der Wasserpumpe und eventuell anderen Neben-
Temperatur der Kühlflüssigkeit wieder ab, dann drückt aggregaten von der Kurbelwelle angetrieben.
11 Motormechanik 243

kann aber auch, abhängig von der Motortemperatur,


Kühler
mehrstufig schaltbar sein oder auch stufenlos gere-
Ventilator gelt werden.
Zusätzliche Vorteile des Elektromotorantriebes:
Riemenscheibe
• Kühlluftstrom des Ventilators kann auch nach
dem Abstellen des Motors erhalten bleiben, um
Kühlflüssigkeits-
pumpe
ein Überhitzen durch Nachheizen zu vermeiden .
• Kühler kann unabhängig von der Lage des Mo-
tors eingebaut werden .
Keilriemen
Viscokupplung (Bild 3). Sie ist eine weitere, häufig
Riemenscheibe angewandte Bauart des variablen Ventilatorantrie-
bes. Der Ventilator ist bei ihr mit dem Kupplungs-
Bild 1: Ventilator mit starrem Antrieb
körper verschraubt. ln der Ventilatornabe der
Variabler Ventilatorantrieb. Er berücksichtigt, dass Viscokupplung befinden sich, durch eine Zwischen-
das erforderliche Fördervolumen je nach Fahrge- scheibe getrennt, ein Arbeits- und ein Vorratsraum .
schwindigkeit und je nach Betriebszustand des Mo- Im Arbeitsraum dreht sich die Antriebsscheibe, die
tors sehr unterschiedlich ist. Um Energie zu sparen mit der vom Keilriemen angetriebenen Antriebs-
(bei Pkw etwa 2 kW ... 3 kW), wird deshalb bei vielen welle verbunden ist. Zur Kraftübertragung dient
Motoren ein zuschaltbarer Ventilator oder ein Venti- Silikonöl. Ein bimetallgesteuertes Ventil ermöglicht
lator mit variabler Drehzahl verwendet. den Austausch des Silikonöls zwischen dem Vorrats-
raum und dem Arbeitsraum.
Als variable Antriebe werden verwendet:
• Temperaturabhängig gesteuerte oder drehzahl-
geregelte Elektromotoren
• Keilriemenantriebe mit temperaturabhängigen
Kupplungen, z.B. Reibkupplungen, Elektromag-
A ntrjebsw eJJe
II
netkupplungen, Viscokupplungen
• Hydraulisch angetriebene Lüfter
Vorteile der Ventilatoren mit variablem Antrieb: Ventilator
• Verminderung des Kraftstoffverbrauches
Kupplungskörper
• Erhöhung der nutzbaren Antriebsleistung
• Reduzierung des Ventilatorgeräusches Bild 3: Visco-Ventilatorkupplung
• Rascheres Erreichen der Betriebstemperatur
• Gleichbleibende Betriebstemperatur Der an der Zwischenscheibe angebrachte Pumpen-
körper sorgt für die Zirkulation vom Arbeitsraum
Elektrisch angetriebene Ventilatoren (Bild 2). zum Vorratsraum .
Der Ventilator sitzt in diesem Fall auf der Antriebs-
Bei kaltem Motor (Bild 4) ist die Ventilöffnung in der
welle des Elektromotors.
Zwischenscheibe vom Bimetallventil verschlossen
Kühlnetz Ventilatorzarge und unterbindet somit die Zirkulation zwischen Vor-
rats- und Arbeitsraum.

Ventil- Zwischen- Ventilatornabe


Öffnung scheibe

Bild 2: Ventilator mit Elektroantrieb raum

Pumpen- nlüfter < nKeilri em en n l üfter ; nKeil riem en


Der Elektromotor kann von einem von der Kühlflüs- körper Motor kalt Motor heiß
sigkeit umspülten Thermoschalter ein- und ausge-
schaltet werden. Die Drehzahl des Ventilatormotors Bild 4: Viscokupplung, Betriebszustände
244 11 Motormechanilc

Das Silikonöl wird somit vom Pumpenkörper aus Kühler


dem Arbeitsraum und in den Vorratsraum gefördert.
Dort nimmt die Füllhöhetrotz der Fliehkräfte zu. Die Der Kühler soll die von der Kühlflüssigkeit aufge-
Antriebsscheibe hat somit keine Verbindung mehr nommene Wärme an die Luft abführen (Bild 2).
zur Ventilatornabe; der Ventilator ist ausgekuppelt.
Folgende Kühler kommen zum Einsatz:
Er läuft nur noch aufgrund innerer Reibung mit.
• Motorkühler • Kraftstoffkühler
Bei zunehmender Erwärmung der durch den Kühler • Ladeluftkühler • Getriebeölkühler
strömenden Luft (Fahrtwind) heizt sich das Bimetall-
• Automatikölkühler • AGR-Kühler
element an der Frontseite der Viscokupplung auf
• Kühler Klimaanlage • Ölkühler
und öffnet die Ventilöffnung in der Zwischenschei-
be. Die Füllhöhen beider Räume gleichen sich an.
Durch die zunehmende Reibung des Silikonöls zwi-
schen Antriebsscheibe und Ventilatornabe, wird der
Kraftfluss stufenlos hergestellt.
Der Pumpenkörper der Zwischenscheibe bewirkt da-
bei aufgrund der stets vorhandenen Drehzahldiffe-
renz zwischen Antriebsscheibe (z.B. 2000 1/min) und
Kupplungskörper (z.B. 1900 1/min) die Zirkulation
des Silikonöls.
Ladeluftkü hIer
Hydroantrieb
Der Lüfter wird durch einen Hydromotor angetrie-
ben (Bild 1). Zur Erzeugung des Öldrucks dient meist
eine Tandem-Hydraulikpumpe der Servolenkung.
Eine Pumpe erzeugt den Druck für den Lüfterantrieb, Bild 2: Kühleranordnung
die zweite Pumpe erzeugt den Druck für die Servo-
lenkung. Durch ein vom Motorsteuergerät getak- Der Kühler (Bild 3) wird direkt von oben nach unten
tetes Regelventil kann die Ölmenge je nach Motor- von der Kühlflüssigkeit durchströmt. Er besteht aus
temperatur und Fahrzeuggeschwindigkeit auf den einem oberen und einem unteren Kühlflüssigkeits-
Hydromotor des Lüfters geleitet werden. Dadurch kasten, zwischen denen der Kühlerblock m it dem
ist die Lüfterdrehzahl vom Steuergerät vollvariabel Kühlernetz angeordnet ist.
einstellbar. Der Kühlerblock wird gebildet von den:
• Kühlflüssigkeitsröhren • Rohrböden
• Weilrippen • Seitenteilen
Motorsteuergerät
Einfüllstutzen oberer
Rohrboden

Überlauf-
Eintritts- rohr
stutzen
Seitenteil

unterer
Rohrboden
Kühlnetz
Austritts-
stutzen

zur
Kühlflüssig-
keitspumpe

Ölkühler,
flüssigkeitsgeküh lt
Öl küh ler,
luftgekü h lt unterer Kühlflüssig keitskast en

Bild 3: Längsstromkühler
Oberer Kühlflüssigkeitskasten. Hier befindet sich
der Eintrittsstutzen für die vom Motor her einströ-
Bild 1: Lüfterantrieb mit Hydromotor mende Kühlflüssigkeit Er ist auch häufig mit dem
11 Motormechanil< 245

Einfüllstutzen zum Nachfüllen der Kühlflüssigkeit


Thermostat
ausgerüstet. ln ihn ragt das Überlaufrohr, welches
überschüssige Kühlflüssigkeit ableitet und einen
unerwünschten Überdruck bzw. auch Unterdruck
im Kühlsystem ausgleicht. Das Überlaufrohr kann
mit einem Ausgleichsbehälter verbunden sein, so- Ausgleichs-
behälter
dass die Kühlflüssigkeitsmenge im Kühlsystem stets
gewährleistet ist. Der Einfüllstutzen wird durch einen
Kühl -
Einfüllverschluss (Bild 1, Seite 246) verschlossen. flüssigkeits- Kühler
pumpe
Unterer Kühlflüssigkeitskasten. An ihm befindet
Kühlluft
sich der Austrittsstutzen für die zum Motor strömen- Hauptstrom-
leitung
de, abgekühlte Kühlflüssigkeit Eine Ablassschraube
oder ein Ablasshahn kann angebracht sein.
Bild 1: Kühlanlage mit Querstromkühler
Kühlerkästen sind heute meist aus glasfaserverstärk-
tem Kunststoff hergestellt, sie können aber auch aus Die Kühlflüssigkeit muss den Kühler zweimal in sei-
Leichtmetall oder Kupfer-Zink-Legierungen herge- ner Breite durchströmen. Dadurch wird die Kühlwir-
stellt sein. Zur Abdichtung zwischen dem Rohrboden kung verbessert. Diese Kühler benötigen außerdem
und dem Kühlflüssigkeitskasten ist eine Etastomer- eine geringere Einbauhöhe.
dichtung eingelegt. Der Rohrboden ist durch eine
Umbördelung mit dem Kühlflüssigkeitskasten ver-
bunden.
Kühlernetz. Im Kühlernetz des Kühlerblocks wird
durch ein System von Rohren und Lamellen eine
möglichst große Kühlfläche gebildet, damit die
Ki.i.hlluft der Kühlflüssigkeit viel Wärme entzieht. Im
unteren Kühlflüssigkeitskasten kann, meist bei Fahr-
zeugen mit Automatikgetriebe, ein Ölkühler für das
Getriebeöl eingebaut sein. Gelegentlich wird zusätz-
lich ein Motorölkühler z.B. als Seitenteil angebracht.
Kühlerschläuche. Der Kühler ist mit dem Motor meist
über hitzebeständige Kühlerschläuche mit Gewebe-
Bild 2: Kühlanlage mit Querstromkühler mit Hoch- und
einlagen elastisch verbunden. Sind größere Abstände
Niedertemperaturteil
zu überbrücken, z.B. Heckmotor und Kühler an der
Fahrzeugfront, so kommen auch Metall- oder Kunst- Verschieden hoch angeordnete Ausflussstutzen in
stoffrohre zum Einsatz. Verbindung mit dem Einbau eines Trennstegs ermög-
lichen zwei unterschiedliche Temperaturzonen. Im
Kühleraufhängung. Der Kühler muss gegen Stöße und
oberen Kühlerbereich ergibt sich für die Motorkühlung
Vibrationen geschützt im Fahrzeug eingebaut sein. Er eine Hochtemperaturzone mit einem Temperaturge-
ist deshalb über Gummi-Metall-Verbindungselemente fälle von etwa 7 ac. Im unteren Kühlerbereich kann für
elastisch am Fahrgestell oder an der Karosserie befes- eine intensive Kühlung des Getriebeöls über einen zu-
tigt. sätzlichen Wärmetauscher eine Niedertemperaturzone
mit einem Gesamttemperaturgefälle von etwa 20 ac
Querstromkühler
ausgenutzt werden. Eine entsprechende Thermostat-
Er ist eine heute häufig verwendete Kühlerbauform,
regelung bewirkt, dass sich das Getriebeöl durch
bei der die Kühlflüssigkeitskästen seitlich am Kühler- Kühlflüssigkeitswärme aus dem kleinen Kühlkreislauf
block angeordnet sind. Im Querstromkühler strömt über den Ausgleichsbehälter schnell erwärmt. Ist die
die Kühlflüssigkeit horizontal von einer Seite zur an- Betriebstemperatur erreicht, so wird eine intensive
deren (Bild 1). Kühlung des Getriebeöls durch Kühlflüssigkeit aus
dem Niedertemperaturteil gewährleistet.
Querstromkühler mit Hoch- und Niedertemperatur-
teil Einfüllverschluss
Liegen bei einem Querstromkühler Einlauf und Aus- Er ist mit einem Über- und ei nem Unterdruckventil
lauf auf der gleichen Seite, so ist der Kühlflüssig- ausgerüstet (Bild 1, Seite 246).
keitskasten dieser Seite unterteilt (Bild 2). Überdruckventil. Das Kühlsystem wird hierdurch gas-
Der Kühler wird dann im oberen Teil z.B. nach rechts dicht verschlossen. Das Überdruckventil öffnet erst,
und im unteren Teil gegenläufig nach links durch- je nach Auslegung durch den Hersteller, bei einem
strömt. Überdruck im Kühlsystem von etwa 0,5 bar ... 2 bar.
246 11 Motormechanil<

Durch diesen Überdruck kann die Kühlflüssigkeits- Folgende Eingangsgrößen können berücksichtigt
temperatur bis auf etwa 120 oc ansteigen, ohne dass werden :
die Kühlflüssigkeit siedet. • Last • Geschwindigkeit
Unterdruckventil. Beim Abkühlen der Kühlflüssigkeit • Lufttemperatur • Kühlmitteltemperatur
tritt durch die damit verbundene Volumenvermin- • Kühlmittelvolumen • Innenraumheizung
derung im Kühlsystem ein Unterdruck auf. Er kann • Klimaanlage
durch das sich öffnende Unterdruckventil ausgegli-
elektronisch gesteuerter
chen werden. Dadurch wird verhindert, dass sich der Temperaturregler
Kühler einbeult bzw. die Kühlerschläuche zusam-
mengezogen werden.

Verschluss· Federplatte Einfüllstutzen des Kühlers

deckel r:;;;:::;·~~~~·;;;::;L"l

r;$
Arbeitskolben . ! Rücklauf
Kurzschlussleitung

rohr Unterdruckventil Überdruckventil


Lüfter-
jalousie
Bild 1: Einfüllverschluss

Bild 2: Elektronisch geregelter Thermostat


11 5 5 Kennfeldgesteuerte Kühlsysteme
Lüfterjalousie. Vor dem Lüfter befindet sich eine Ja-

111 Durch eine kennfeldgesteuerte Temperaturrege-


lung kommt es zur Verbrauchs- und Emissionsre-
duzierung, ohne die Leistung sowie die Lebens-
lousie, welche elektrisch bzw. über ein Dehnstoffele-
ment betätigt wird. Bei Kaltstart bleibt die Jalousie
geschlossen, sodass es kaum zur Kühlung durch den
dauer des Motors zu beeinträchtigen. Gleichzeitig Fahrtwind kommen kann. Der Motor erreicht somit
wird die Innen raumheizung v erbessert und das schneller die Betriebstemperatur. Bei Dieselfahrzeu-
Gewicht reduziert. gen dämpft die geschlossene Jalousie zusätzlich die
lauten Verbrennungsgeräusche bei Kaltstart. Mit zu-
·Merkmale dieses Kühlsystems: nehmender Motortemperatur wird die Jalousie ge-
• Durch eine schnelle Erwärmung des Motors und öffnet.
des Katalysators wird die verbrauchs- und emis-
Elektrisch angetriebene Kühlmittelpumpe. Sie hat
sionsungünstige Kaltlaufphase verkürzt.
gegenüber keilriemengetriebenen Pumpen folgende
• Die Motortemperatu r wird bei unkritischen Fahr- Vorteile:
zuständen, z.B. Teillast, gezielt auf bis zu 120 oc
• Kühlm itteldurchsatz kann unabhängig vo n Motor-
erhöht. Dadurch ergibt sich durch die verbesserte
last- und Motordrehzahl geregelt werden.
Viskosität des Motoröls eine verminderte Motor-
innenreibung, sowie eine deutlich verbesserte Ge- • Geringe Leistungsaufnahme von durchschnittlich
mischbildung. ca. 200 W gegenüber 2 kW einer permanent ange-
triebenen Pumpe.
• Die Motortemperatur wird bei kritischen Fahrzustän-
den, z.B. Volllast gesenkt, um eine Überhitzung der
WERKSTATTHINWEISE
Motorbauteile, Spätzündungen durch die Klopfrege-
lung und Füllungsverluste zu vermeiden. Störungen, Prüf- und Wartungshinweise
KühHiüssigkeit zu heiß. Ursache kann Kühlflüssig-
11.5.6 Bauteile der Kennfeldkühlung _ _ keitsverlust durch Undichtigkeiten, z.B. an Kühler,
Schläuchen oder Wasserpumpe sein. Ein defekter
Elektronisch geregelter Thermostat (Bild 2) oder nicht ausreichend gespannter Keilriemen
Ein elektrischer Heizwiderstand verändert die Tem- führt dazu, dass die Wasserpumpe zu wenig oder
peratur im Dehnstoffelem ent Der Heizwiderstand keine Kühlflüssigkeit fördert. Ein defekter Thermos-
w ird vom Steuergerät in Abhängikeit der Eingangs- tat oder ein stark verschmutzter Kühler, sowie ein
größen aktiviert. Er beheizt das Dehnstoffelement defekter Lüfter haben ebenfalls eine erhöhte Kühl-
zusätzlich zur Kühlflüssigkeitsw ärme. Diese Erwär- flüssigkeitstemperatur zur Folge.
mung bewirkt einen größeren Hub und dadurch eine Um den Fehler einzugrenzen, sollte man nach
größere Öffnung des Thermostats. Somit verringert Fehlersuchplan vorgehen (Bild 1, Seite 247).
sich die Kühlmitteltemperatur.
11 Motormechanil( 247

FORTSETZUNG VON SEITE 246 Frostsicherheit des Kühlmittels überprüfen. Mit


einem Messgerät (Refraktometer) kann die Frost-
schutzgrenze ermittelt werden . Sie sollte unter
- 25 oc liegen. Beim Nachfüllen nur das vom Her-
steller empfohlene Gefrierschutzmittel verwenden.
Dichtheitsprüfung. Zur Prüfung gehört eine Sicht-
prüfung auf Dichtheit, sowie auf Porosität, Brü-
chigkeit und Marderbiss der Schläuche. Für die
Dichtheitsprüfung mit dem Druckprüfgerät (Bild 2)
Kühlschläuche, muss der Motor betriebswarm sein . Nur so werden
Wasserpumpe, kleine Undichtigkeiten, die infolge der Wärmedeh-
Kühler, Zylinder-
kopf undicht nung entstehen, sichtbar.

Bild 2: Druckprüfgerät

Das Prüfgerät wird anstelle des Verschlussdeckels


aufgeschraubt. Durch die Handpumpe wird ein
Überdruck erzeugt, der über einen Zeitraum von
zwei Minuten gehalten werden muss. Fällt der
Druck ab, so ist das ein Hinweis auf eine Undich-
tigkeit, die gefunden und beseitigt werden muss.
Mit demselben Gerät kann der Öffnungsd ruck des
111
Verschlussdeckels überprüft werden .
CO-Testgerät. Damit wird Luft aus dem Kühlsys-
tem angesaugt. Verfärbt sich die blaue Testflüssig -
keit gelb, so ist der Zylinderkopf bzw. die Zylinder-
Bild 1: Fehlersuchplan Kühlsystem
kopfdichtung undicht.
Undichte Kühler müssen sofort instand gesetzt Thermostat. Er wird im ausgebauten Zustand im
werden, weil sich die schadhafte Stelle erweitert Wasserbad auf Funktion geprüft. Das Wasser wird
und somit der Kühlflüssigkeitsverlust zunimmt. langsam erhitzt. Mit einem Thermometer wird der
Nur ältere Messingkühler können durch Löten in- Öffnungsbeginn des Thermostaten überprüft.
stand gesetzt werden . Bei Aluminiumkühler und Kennfeldgeregelte Thermostaten. Sie werden im
geringfügigen Undichtheiten können der Kühlflüs- ausgebauten Zustand über eine Stellglieddiagnose
sigkeit Dichtmittel zugesetzt werden . Die sehr fei- mit dem Systemtester überprüft.
nen Dichtmittelteilchen werden vom Flüssigkeits-
strom an die undichte Stelle geschwemmt und Verstopfte Kühler müssen gereinigt werden. Die
lagern sich dort an . Nach der Instandsetzung sollte Verwendung von Leitungswasser mit hohem Kalk-
die Kühlflüssigkeit zunächst auf Betriebstempera- anteil führt zum Ansatz von Kesselstein, vor allem
tur gebracht werden . im Kühler. Der Kesselstein behindert den Durch-
fluss der Kühlflüssigkeit und beeinträchtigt die
Nachfüllen von Kühlflüssigkeit. Es ist zu beachten,
Wärmeabfuhr. Zur Reinigung wird meist ein che-
dass kalte Flüssigkeit nur dann in den heißen Mo-
misches Reinigungsmittel eingefüllt und der Küh-
tor gefüllt werden darf, wenn der Motor läuft. Die
ler anschließend gründlich durchgespült.
kalte Flüssigkeit ist langsam einzugießen, damit
gefährliche Spannungen im Motorblock und im Lüfter mit Viskokupplung. Sie dürfen nach der
Zylinderkopf vermieden werden . Demontage nur stehend gelagert werden.

WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Welche Vor- und Nachteile hat die Luft- bzw. die 3 Welche Kühlerbauarten werden verwendet?
Flüssigkeitskühlung? 4 Nennen Sie die Vorteile eines kennfeldgeregelten
2 Wie können zuschaltbare Ventilatoren angetrieben Thermostaten.
werden?
248 11 Motormechanil<

11.6 Motorsteuerung • Obengesteuerter Motor (Bild 2 bis Bild 5). Die


Schließbewegung der Ventile erfolgt in Richtung
Die Motorsteuerung steuert den Zeitpunkt und OT. Obengesteuerte Motoren haben hängende
Ventile.
die Dauer des Ansaugens der Frischgase und
den Zeitpunkt und die Dauer des Ausstoßens der
Anordnung der Nockenwelle. Man unterscheidet bei
Abgase.
obengesteuerten Motoren
Die Zeitpunkte werden als Öffnungs- und Schließ- • ohv-Motor (engl. overhead valves): Überkopf-
punkte der Ventile in Grad Kurbelwinkel angegeben, ventile, im Zylinderkopf hängende Ventile; die
z.B. Eö 15° vOT, Es 42° nUT (siehe Steuerdiagramm, Nockenwelle ist im Zylinderblock oder im Kurbel-
Seite 206). gehäuse angeordnet (Bild 2).
• ohc-Motor (engl. overhead camshaft): Überkopf-
nockenwelle; die Nockenwelle ist über dem Zylin-
11.6.1 Aufbau der Motorsteuerung derkopf angeordnet (Bild 3).
Der Antrieb der Motorsteuerung erfolgt von der Kur-
belwelle über Zahnriemen, Rollenkette oder Zahn- Nockenwelle Schwinghebel Kipphebel Nockenwelle
räder zur Nockenwelle. Die Nocken der Nockenwelle
öffnen über Übertragungsorgane, z.B. Stößel, gegen
die Federkraft der Ventilfedern die Ein- und Auslass-
ventile. Durch die Federkraft der Ventilfedern wer-
den die Ventile wieder geschlossen.
Da sich ein Arbeitsspiel über vier Takte, also .zwei
Kurbelwellenumdrehungen erstreckt und die Ventile
dabei nur einmal betätigt werden, muss die Nocken-
welle mit der halben Drehzahl der Kurbelwelle lau-
fen. Das Kurbelwellenrad besitzt halb so viele Zähne
wie das Nockenwellenrad.

Das Drehzahlverhältnis zwischen Kurbelwelle


und Nockenwelle beträgt 2 : 1.

Bild 3: ohc-Motor
Anordnung der Ventile. Man unterscheidet
• Untengesteuerter Motor (Bild 1), sv-Motor (engl. • dohc-Motor (engl. double overhead camshaft):
side valves). Die Schließbewegung der Ventile er- Doppei-Überkopf-Nockenwelle; zwei Nocken-
folgt in Richtung UT. Unten gesteuerte Motoren wellen sind über dem Zylinderkopf angeordnet
haben seitlich stehende Ventile. Sie werden we- (Bild4).
gen ihrer ungünstigen Brennraumform nicht im • cih-Motor (engl. camshaft in head). Die Nocken-
Kraftfahrzeug verwendet. welle ist im Zylinderkopf angeordnet (Bild 5).

Kipphebel Stößelstange
Nockenwelle Kipphebel Ventilstößel

/l;.
Stößel
Steuer-
kette ~
·{/? .p·../
' / ..
Kurbel - '+·t / Nocken-
wellenrad· ~ wellenrad

Bild 1: Untengesteuerter Bild 2: Obengesteuerter Bild 4: dohc-Motor Bild 5: cih-Motor


Motor Motor
11 Motormechanil< 249

11.6.2 Mehrventiltechnik 11.6.3 Bauteile der Motorsteuerung _


Um den Gaswechsel im Zylinder noch zu verbessern, Ventile
werden Motoren auch mit zwei oder drei Einlassven- Man unterscheidet Einlass- und Auslassventile. Die
tilen bei ein oder zwei Auslassventilen ausgestattet. Durchmesser der Ventilteller und der Ventilhub müs-
sen so groß sein, dass der Gaswechsel möglichst un-
Dreiventiler (Bild 1). Zwei Einlassventilen liegt ein gehindert vonstatten gehen kann. Das Auslassventil
vergrößertes Auslassventil gegenüber. Wenn eine hat oft einen kleineren Durchmesser als das Einlass-
mittige Lage der Zündkerze nicht möglich ist, wird ventil, da durch den noch hohen Druck der Abgase
ei ne Doppelzündung mit zwei außermittig angeord- beim Öffnen des Auslassventils eine schnelle Entlee-
neten Zündkerzen angewendet. Dadurch wird auch rung des Verbrennungsraumes gewährleistet ist.
ein besseres Durchbrennen des Gemisches in der
Nähe der Kolbenkante und am Feuersteg erreicht. Aufbau (Bild 4). Ein Ventil besteht aus dem Ventiltel-
Eine gemeinsame Nockenwelle steuert die Ventile. ler und dem Ventilschaft. Der Ventilteller muss in
Verbindung mit dem Ventilsitz im Zylinderkopf den
Verbrennungsraum gasdicht abschließen. Das Ende
des Ventilschaftes besitzt einen Einstich bzw. eine
oder mehrere Rillen, in welche die Ventilkegelstücke
eingreifen. Die Ventilkegelstücke werden durch den
Ventilfederteller in den Einstich bzw. in die Rillen des
Ventilschaftes gedrückt.

Beanspruchung. Die Ventile sind sehr starker Bean-

Bild 1: Dreiventiler Bild 2: Fünfventiler


spruchung ausgesetzt. Sie werden in der Minute bis
etwa 4000-mal angehoben und von den Ventilfedern
wieder auf die Ventilsitze geschlagen. Am Ventil-
II
Vierventiler (Bild 3) sind die am meisten gebauten schaft und Schaftende werden sie auf Verscr'rt'elt'5
Motoren in Mehrventiltechnik. Zwei häufig vergrö- durch Reibung beansprucht.
ßerte Einlassventile liegen zwei Auslassventilen
gegenüber. Die Zündkerze kann nahezu mittig ange- Einlassventile (Bild 4) w erden durch die Frischgase
ordnet w erden. Für die Einlass- und für die Auslass- zwar ständig gekühlt, trotzdem können sie Tempera-
ventile ist je eine Nockenwelle erforderlich. turen bis etwa 500 oc annehmen.

Einstich Ventilteller Ventilsitz

Ventil- ---j;;l
kegel-
stücke Ventilschaft

Bild 4: Einlassventil

Einlassventile sind meist Einmetallventile. Zur Ver-


schleißminderung können Ventilsitz, Ventilschaft,
Einstich für die Ventilkegelstücke und Planfläche am
Schaftende gehärtet sein.

Auslassventile (Bild 1, Seite 250). Sie w erden durch


die heißen Verbrennungsgase thermisch (am Ventil-
teller bis etwa 900 °C) und durch chemische Korro-
sion beansprucht. Deshalb werden Auslassventile
Bild 3: Vierventiler meist als Bimeta llventile hergestellt. Für den Ven-
tilteller und den unteren Tei l des Ventilschaftes, die
Fünfventiler (Bild 2). Drei Einlassventile und zwei den Verbrennungsgasen vor allem ausgesetzt sind,
Auslassventile bieten ein M aximum an Durchfluss- wird w armfester, korrosions- und zunderbeständi-
querschnitt. Die Zündkerze kann meist mittig ange- ger Stahl verwendet. Solche Stähle si nd nicht härt-
ordnet werden. Die Einlassnockenwelle betätigt die bar, besitzen schlechte Gleiteigenschaften, neigen in
drei Einlassventile und eine Auslassnockenwelle die der Ventilführung zum Fressen und leiten Wärme
zwei Auslassventile. schlecht.
250 11 Motormechanil<

Der obere Teil des Schaftes besteht aus härtbarem Einstellung des Ventilspiels. Je nach Motorart und
Stahl mit guter Wärmeleitfähigkeit. Beide Teile wer- Fabrikat ist die Einstellung des Ventilspiels verschi e-
den, z.B. durch Reibschweißen, miteinander verbun- den. Sie kann bei kaltem oder auch bei warmem
den. Motor, bei stehendem oder auch bei langsam lau-
fendem Motor vorgeschrieben sein.
Natriumfüllung Abstreitkante Bei oben liegender Nockenwelle und Kipphebeln
Ventil- -------- Panze- oder Schlepphebeln kann das Ventilspiel mit Steil-
kegel- rung schraube und Gegenmutter eingestellt werden oder
stück
wie in Bild 2 durch Verstellen des Kugeldruckbol-
zens im selbstsichernden Gewinde am Auflager des
Schwinghebels. Das Ventilspiel wird geprüft am Spalt
Bild 1: Auslassventil
zwischen Nockengrundkreis und Schwinghebel.
Bei oben liegender Nockenwelle und Tassenstößeln
Hohlventile (Bild 1). Sie sind Auslassventile, die zur
(Bild 2) werden gehärtete Einstellscheiben verschie-
Verbesserung der Wärmeabfuhr einen Hohlraum
dener Dicke in den Stößel eingelegt, um das richtige
besitzen, der zu etwa 60% mit Natrium gefüllt ist.
Ventilspiel einzustellen, welches unmittelbar am
Natrium schmilzt bei etwa 97 oc
und hat eine gute
Spalt zwischen Nockengrundkreis und Einstellschei-
Wärmeleitfähigkeit. Durch das Hin- und Herschleu-
be geprüft werden kann.
dern des flüssigen Natriums wird die Wärme schnel-
ler vom Ventilteller zum Ventilschaft abgeführt und
Einstellscheibe
dadurch die Temperatur des Ventiltellers um etwa
100 oc gesenkt. Am Ventilsitz sind die Ventile häufig
gepanzert (Bild 1), z.B. mit Hartmetall, um den Ver-
schleiß zu verringern und das Einschlagen des Sitzes
am Ventilteller zu vermeiden.

111 VentilspieL
Einlass- und Auslassventile dehnen sich im Betrieb
je nach Temperatursteigerung und Werkstoff aus.
Außerdem treten an den Übertragungsteilen der
Motorsteuerung Längenänderungen durch Ver-
schleiß auf. Damit die Einlass- und Auslassventile in Kugeldruckbolzen
allen Betriebszuständen einwandfrei schließen kön- Einstellung mit Einstellung mit
nen, wird zwischen den Übertragungssteilen Spiel Kugeldruckbolzen Einstellscheibe

vorgesehen. Bei kaltem Motor ist das Ventilspiel im Bild 2: Einstellen des Ventilspiels
allgemeinen größer als bei warmem Motor.
Das Spiel der Auslassventile ist gewöhnlich größer Je nach Vorschrift des Herstellers beträgt das Ventil-
als das der Einlassventile, da sie wärmer werden. spiel etwa 0,1 mm bis 0,3 mm . Wird es nicht richtig
eingestellt, so verschieben sich die Öffnungs- und
Ventilspiel zu klein. Das Ventil öffnet früher und Schließzeiten der Ventile.
schließt später.
Dadurch kann das A uslassventil zu heiß werden, Hydraulischer Ventilspielausgleich
weil durch die verkürzte Schließzeit nicht genügend Bei Motoren, die mit einem hydraulischen
Wärme vom Ventilteller an den Ventilsitz abgegeben Ventilspielausgleich ausgestattet sind, ist das Ein-
werden kann. Außerdem besteht bei zu kleinem Ven- stellen des Ventilspiels nicht mehr erforderlich. Der
tilspiel die Gefahr, dass das Auslassventil oder das Ventilspielausgleich gleicht Längenänderungen der
Einlassventil bei warmem Motor nicht mehr schließt. Bauteile durch hydraulisch betätigte Übertragungs-
Durch den Spalt am Auslassventil wird dann Abgas elemente aus. Dadurch wird das Ventilspiel bei lau-
angesaugt, durch den Spalt am Einlassventil schla- fendem Motor auf Null gehalten.
gen die Flammen zurück. Es treten Gasverluste und
Aufbau. Das Spielausgleichselement befindet sich
Leistungsverluste auf. Die Ventile werden durch die
im TassenstößeL Die Ventile werden direkt von der
ständig vorbei strömenden heißen Abgase überhitzt,
wodurch Ventilteller und Ventilsitze verbrennen. darüberliegenden Nockenwelle über Tassenstößel
(Bild 1, Seite 251) betätigt.
Ventilspiel zu groß. Das Ventil öffnet zu spät und Der hydraulische Tassenstößel (Bild 1, Seite 251) ist
schließt zu früh. Dadurch ergeben sich kürzere Öff- an den Ölkreislauf des Motors angeschlossen. Der
nungszeiten und kleinere Öffnungsquerschnitte, wo- Ölzulauf erfolgt über eine seitliche Bohrung im Stö-
durch Füllung und Leistung verschlechtert werden. ßel in den Ventilstößelraum und von dort über die '
Die mechanische Beanspruchung des Ventils und Aussparung im Stößelboden in den Vorratsraum
die Ventilgeräusche nehmen zu. über dem Druckbolzen.
11 Motormechanik 251

Werden dagegen die Ventile von der Nockenwelle


über Schwinghebel betätigt, dann ist das Spielaus-
Stö ßelkö rp er gleichselement im Schwinghebelauflager eingebaut
(Bild 2). Die W irkungsweise ist die gleiche wie im
TassenstößeL

Ventilführung (Bild 3)
ln Zylinderköpfen aus Al-Legierungen werden be-
sondere Ventilführungen mit guten Gleiteigenschaf-
ten eingepresst. Sie bestehen meist aus Gussbronze
oder aus Sondergusseisen . Die Ventilschaftabdich -
tung am oberen Ende der Ventilführung muss einen
ausreichenden Ölfilm in der Ventilfüh rung gewähr-
leisten; sie muss jedoch verhindern, dass Motoröl
durch die Ventilführung in den Ansaug- oder Aus-
lasskanal gelangt. Hoher Ölverbrauch und Ölkoh-
leansatz am Ventilschaft wären die Folgen, auch
kann die Wirkung des Katalysators beeinträchtigt
Bild 1: Tassenstößel mit hydraulischem werden.
Ventilspielausgleich

Wirkungsweise
Ablaufender Nocken. Der Druckbolzen wird entlas-
tet. Die Spielausgleichsfeder drückt den Druckbolzen Ventilfeder
nach oben , bis der Tassenstößel am Nocken bzw.
Nockengrundkreis anliegt. Durch Raumvergröße-
rung unter dem Druckbolzen strö mt Öl aus dem
Vorratsraum durch das Kugelventil in den Arbeits-
111
raum.
Auflaufender Nocken. Der Druckbolzen wird belas-
tet, das Kugelventil schließt und die Ölfüllung im Ar-
beitsraum wirkt wie eine .. starre Verbindung" . Über Zy linderkopf Ventilführung
die Führungshülse wird das Einlass- bzw. Auslass-
v entil geöffnet. Durch den Ringspalt zwischen Druck-
bolzen und Führungshülse kann überschüssiges Öl
entweichen, z.B. bei Wärmeausdehnung der Steue- Ventil sitzring
rungsteile.

Schwingh ebel
Bild 3: Ventilführung

Führungshülse
Klappernde Geräusche durch zu großes Ventil-
Füllraum spiel
• Ausgleichselement läuft leer, da der Verschleiß
Kugelventil
am Ringspalt zu groß ist.
Arbeitsraum • Ölrückhalteventil im Schmierölkreislauf de-
fekt.
Spielausgleichsfeder Kein Ventilspielausgleich
• Defektes Ventilspielausgleichselement.
• Luft im Ventilspielausgleichselement durch
aufgeschäumtes Öl aufgrundeines zu hohen
Bild 2: Schwinghebelauflager mit hydraulischem
Ölstandes.
Ventilspielausgleich
252 11 Motormechanil'

Ventilsitz im Zylinderkopf
Die Ventilsitze im Zylinderkopf (Bild 1) haben meist
den gleichen Kegelwinkel wie die Ventilteller. Der
Sitzwinkel beträgt 45°.
KorrekturwinkeL Sie betragen 15° und 75°. Die Kor-
rekturwinkel verbessern die Strömungsverhältnisse Bild 2: Gegossene Nockenwelle
und dienen zur Korrektur der Ventilsitzbreite.
Gebaute Nockenwelle (Bild 3). Bei ihnen werden die
Ventilsitzbreite. Sie sorgt für eine gute Abdichtung Nocken einzeln aus Einsatz-, Vergütungs- oder Nit-
des Verbrennungsraums. Beim Einlassventil beträgt
rierstahl hergestellt. Ansch ließend schrumpft man
sie etwa 1,5 mm, beim Auslassventil etwa 2 mm, um die Nocken auf ein Stahlrohr auf.
die Wärmeabfuhr zu verbessern. Gelegentlich wer-
den auch die Sitzwinkel am Ventilteller und im Zylin-
derkopf etwas unterschiedlich gewählt, z.B. am Ven-
tilteller 44° und im Zylinderkopf 45°. Dadurch wird
zum Verbrennungsraum hin eine schmale Dichtkan-
te gebildet, die sich während der Laufzeit zur norma-
len Sitzbreite vergrößert.

Korrekturwinkel

Bild 3: Gebaute Nockenwelle

Nockenformen (Bild 4). Sie bestimmen beim Öffnen


und Schließen der Ventile

111 •

Öffnungsdauer
Hubgeschwindigkeit


Höhe des Ventilhubs
Bewegungsablauf.
Korrekturwinkel Sitzwinkel Ventilsitzring
Spitzer Nocken. Das Ventil wird langsam angeho-
Bild 1: Ventilsitz im Zylinderkopf ben und geschlossen und bleibt nur kurze Zeit voll
geöffnet.
Ventilsitzringe. Sie erhöhen die Festigkeit der Ven- Unsymmetrischer Nocken. Die flachere auflaufen-
tilsitze in Zylinderköpfen aus Al-Legierungen und
de Bahn am Nocken bewirkt ein langsameres Öff-
gelegentlich bei Gusseisen. Ventilsitzringe sind nen, die steilere ablaufende Bahn ermöglicht ein
warmfest, verschleißfest und zunderbeständig und längeres Offenhalten des Ventil und ein schnelleres
bestehen aus hochleg ierten Stählen oder Sonder-
Schließen.
gusseisen. Sie sind in den Zylinderkopf eingepresst
oder eingeschrumpft. Steiler (scharfer) Nocken. Das Ventil wird schnell ge-
öffnet und geschlossen und bleibt längere Zeit voll
Ventilfeder geöffnet.
Sie schließt zum Ende des Ansaug- bzw. Ausstoß-
E
taktes das Ventil. Als Ventilfedern werden Schrau- E
benfedern verwendet. Um bei hohen Motordreh- c
.c
zahlen einen Federbruch durch Eigenschwingung zu ::J
.<=
c
vermeiden, können Ventilfedern mit veränderlicher .11
()
Steigung, in kegeliger Form oder mit abnehmenden 0

Drahtdurchmesser gewickelt sein. Gelegentlich sind z ~~~--J-~--~~--~~--~~~~~


oo goo 180°
auch zwei Ventilfedern ineinander angeordnet.

Nockenwelle
Sie muss die Hubbewegung der Ventile zum rich-
t igen Zeitpunkt und in richtiger Reihenfolge durch-
führen und das Schließen durch die Venti lfedern
ermöglichen.
Gegossene Nockenwellen (Bild 2). Sie werden aus
Spitzer Nocken Unsymmetrischer Nocken Steiler Nocken
legiertem Gusseisen mit Lamellengrafit oder Kugel-
grafit als Schalenhartguss hergestellt. Bild 4: Nockenformen und Nockenhub
11 Motormechanil< 253

Nockenwellenantriebe

mittel-
pumpe

Spann-
rolle
Haupt-
trieb

Man verwendet Ku nststoffriemen. Er wird verwendet, wenn größere Die Drehbewegung der Kurbelwel-
Der Zugstrang im Riemenrücken be- Kräfte zu übertragen sind und die le wird über einen Zahnradsatz zu
steht meist aus einer Glascord-Einla- Steuerzeiten exakt eingehalten wer- der im Zylinderkopf angeordneten
ge. Sie überträgt die Zugkräfte und den müssen. Durch einen Ketten- Nockenwelle übertragen. Zur Ge-
begrenzt die Dehn ung. Der Zahnrie- spanner wird eine gleichbleibende räuschdämpfung sind die Zahnräder
men wird auf der Zahnriemenschei- Kettenspannung erreicht. Zur Dämp- schrägverzahnt
be durch ein Führungsbord am seit- fung von Kettengeräuschen wird die Vorteile: Hohe Antriebsmomente las-
lichen Ablaufen gehindert. Kette in Gleitschienen aus Kunststoff sen sich sehr präzise übertragen und
geführt, das Kurbelwellenrad kann die Bau länge durch schmale Zahnrä-
zusätzlich gummiert sein. der verringern.

Merkmale des Zahnriemens


Nockenrolle
• Geringe M asse. (nadelgelagert)
• Geräuscharmer Lauf.
Hydraulisches
• Geringe Herstellungskosten. Ventilspielaus-
• Benötigt nur geringe Vorspannung. gleichselement

• Braucht keine Schmierung.


• Muss ö lfrei gehalten werden.
• Darf nicht geknickt w erden.
• Beim W echsel Herstellerangaben beachten.

Schlepphebel, Kipphebel
Wenn die Ventile nicht direkt von der Nockenwelle
über Tassenstößel betätigt werden, dann werden sie
von der Nockenwelle über Schlepphebel oder Kipp- Bild 1: Rollenschlepphebel
hebel geöffnet.
Schlepphebel (Schwinghebel) sind einarmige Hebel, WIEDERHOLUNGSFRAGEN
die an ei nem Ende auf einem Kug elbolzen aufliegen. 1 Was versteht man unter einem obengesteuerten
Am anderen Ende übertragen sie die Hubbewegung Motor?
des Nockens auf das Ventil. Die Reibung zwischen
2 Welche Aufgabe haben Nockenwellen?
Nocken und Schlepphebel kann durch die Verwen-
3 Warum ist die Drehzahl der Nockenwelle nur halb
dung eines Rollenschlepphebels (Bild 1) stark ver-
so groß wie die der Kurbelwelle?
m indert werden.
4 Warum sind die Nocken der Nockenwelle häufig
Kipphebel sind zweiarmige Hebel. Die Nockenwelle unsymmetrisch?
ist unter dem Kipphebel angeordnet. Die Hubbewe- 5 Welche Nockenwellenantriebe unterscheidet man?
gung der Nockenw elle wird vom Kipphebel auf den 6 Welche Störungen können bei zu kleinem Ven-
Ventilschaft umgelenkt. Die Reibung zwi schen No- tilspiel auftreten?
cken und Kipphebel kann, ähnlich wie beim Rollen- 7 Wodurch wird eine spielfreie und selbst nachstel-
schlepphebel, durch Verwendung eines Roll enkipp- lende Ventilsteuerung erreicht?
hebelsvermindert werden.
254 J J Motormechanil<

11.7 Füllungsoptimierung nehmen die Schadstoffe im Abgas zu . Durch eine


variable Motorsteuerung können diese Nachteile
Bei der Füllungsoptimierung wird die Füllung der verringert werden.
Zylinder mit Frischgasen durch variable Motor- Folgende Systeme werden unterschieden:
steuerung und/oder Aufladung in einem mög- • Nockenwellenverstellung (Änderung der Steuer-
lichst großen Drehzahlbereich verbessert. zeiten von Einlass- und Auslassventilen)
• Variabler Ventiltrieb (Änderung von Steuerzeiten,
Vorteile (Bild 1) Ventilhub und Ventilöffnungsgeschwindigkeit)
• Höhere Leistung Nockenwellenverstellung
• Verbesserter Drehmomentverlauf über einen be-
Mit ihr kann die Position der Einlassnockenwelle und
stimmten Drehzahlbereich
ggf. der Auslassnockenwelle zur Kurbelwelle verän-
• Verringerte Schadstoffe im Abgas
dert werden.
• Geringerer Kraftstoffverbrauch durch eine bessere
ln Bild 2 sind die Öffnungs- und Schließzeiten der
Gem ischbildung
Ventile eines Motors mit Nockenwellenverstellung
Füllungsoptimiert dargestellt. Je nach Verschiebung der Öffnungs-
und Schließzeiten gegenüber der Kurbelwelle ändert
:::; nicht Füllungsoptimiert sich die Ventilüberschneidung.
150
1 ~W
kW
130 / l\
120 I
110kW
110 I
V / '
100

111 90
80
70
Peff
I
I
I
I
370
g/kWh
350
330 t Kurbelwi nkel - -
y beff
Cl 310
c
"'
ti
"äi
60
50
- .,;- .......... 290 "'
m.o~
Bild 2: Ventilerhebungskurven
__J
1/I .'1 Kennfeldgesteuerte Nockenwellenverstellung
40 M- 1-1-
30
I
./
280Nm 300
Nm
t Die Verstellung der Nockenwellen erfolgt in Abhä n-
gigkeit von Last und Drehzahl anhand von Ken n-
260 E
~101 Nm
/ ./
20 240 "' feldern, die im Motorsteuergerät hinterlegt sind.
220 E
J - o- - i -
10 .... 200 °

Als Korrekturgröße kann z.B. die Motortemperatur
180
o 16o e verwendet werden. (Bild 3, Tabelle 1, Seite 255). So
0 1000 2000 3000 4000 5000 1/min 7000 ° ist z. B. bei einer mittleren Drehzahl je nach Last eine
M otordrehzahl - Früh- oder Spätv erstellung möglich.

Bild 1: Motorkennlinien

11 7 1 Variable Motorsteuerung t
<n
Die Füllung des Zylinders ist bei Verbrennungsmo- "'
__J

toren mit herkömmlichem Ventiltrieb nur für eine


Drehzahl ausgelegt. Bei dieser Drehzahl gibt der Mo-
tor sein größtes Drehmoment ab. Wird die Drehzahl
weiter erhöht steigt zwar die Leistung bis zu einem Drehzahl--
Höchstwert, das Drehmoment nimmt aber durch die
schlechter w erdende Zylinderfüllung ab. Bild 3: Früh- und Spätverstellung der Einlassnockenwelle
bei verschiedenen Lastzuständen
Verl ängert man die Öffnungszeit des Einlassventils,
so verbessert sich die Zylinderfüllung bei hohen Die Verstellung der Nockenwellen kann auf v erschie-
Drehzahlen. Drehmoment und Leistung nehmen dene Arten erfolgen z.B. durch ...
zu. Bei niedrigen Drehzahlen ergeben sich durch • ... verstellbaren Kettenspanner z.B. VarioCam.
die große Ventilüberschneidung große Spülverlus- • ... variable Nockenwellensteuerung z.B. Vanos,
te und meist ein unruhiger Motorlauf. Außerdem Flügelzellenversteller (VaneCam).
11 Motormechanik 255

bereich
Ventilüberschneidung klein, EV schließt weit nach UT ~ kein Überström en von Frischga-
Leerlauf Spät sen in den Auslasskana l und von Abgasen in den Einlasskanal, besserer Verbrennungsver-
lauf ~ höheres Drehmoment im Leerlauf, Leerlaufdrehzahl kann gesenkt werden.
Ventilüberschneidung groß, EV schließt kurz nach UT ~ Frischgase werden nicht in den Ein-
Teillast Früh lasskanal zurückgeschoben, Abgase strömen in den Einlasskanal und werden mit den Frisch-
gasen angesaugt, Temperatur des Verbrennungsvorgangs sinkt ~ NOx-Anteil sinkt.
Ventilüberschneidung klein, EV schließt weit nach UT, Frischgase strömen trotz aufwärts
Volllast Spät gehendem Kolben in den Zylinder nach ~ Nach ladeeffekt verbessert Zylinderfüllung und
Drehmoment.

Verstellbarer Kettenspanner (VarioCam, Bild 1).


Die Auslassnockenwelle treibt über einen Ketten-
trieb die Einlassnockenwelle an.
Kettenspannung.
Sie wird durch Federkraft erzeugt.
Nockenwellenverstellung. ln der Grundstellung ste-
hen der Hydraulikzylinder des Kettenspanners in der
oberen Lage und die Einlassnockenwelle in Spätstel-
lung. Für die Frühstellung wird der Hydraulikkolben
in die untere Lage geschoben; der untere Ketten-
strang wird verlängert, der obere verkürzt. Dadurch
wird die Einlassnockenwelle in Frühstellung gedreht. 111
Ventil für Nocken- Hydraulik- Auslass-
wellenverstellung zylinder nockenwelle
Frühkanal Mag netventil

Bild 2: Aufbau einer Nockenwellenverstellung

Verstellung der Einlassnockenwelle in Richtung


"Früh" (Bild 3). Dabei wird der Öldruck des Motors
durch den Frühkanal geleitet. Der Hydraulikkolben
in der hydraulischen Verstell einheit wird axial nach
rechts v erschoben. Das Zahnwellenrad, das im
Nockenwellenversteller
mit integriertem Kettenspanner Hydraulikkolben drehbar gelagert ist, verdreht die
Einlassnockenwelle in Richtung "Früh" gegenüber
Bild 1: Verstellbarer Kettenspanner dem Kettenrad.

Variable Nockenwellensteuerung (Vanos, Bild 2). hydraulische Nockenwelle mit


Verstelleinheit Zahnwel lenrad
Das System besteht aus folgenden Komponenten :
• Hydraulische Verstelleinheit
• Mechanische Verstelleinheit
• Magnetventil zur hydraulischen Ansteuerung
Wirkungsweise. Bei diesem System wird die Einlass-
nockenwelle gegenüber dem Nockenwellenrad ver-
dreht. Der Hydraulikkolben wird je nach Schaltstel- Hydraulikkolben mit
lung des M agnetventils entweder nach links oder mechanischer Verstell-
einheit und Schräg-
rechts verstellt. Die axiale Bewegung des Hydraulik- verzahnung innen
kolbens bewirkt in der mechanischen Verst elleinheit
Öldruck vom Motor
durch die Schrägverzahnung eine Verstellung der
Nockenwelle in Richtung "Früh" oder "Spät". Die
Verstellung kann stufenlos erfolgen . Bild 3: Verstellung der Nockenwelle
256 11 Motormechanilc

Systeme mit Verstellung der Einlass- und


Auslassnockenwelle
Steuer-
Doppelvanos. Durch die zusätzliche Verstellung der gerät
Auslassnockenwelle wird neben der Steigerung des Verstellung
der Einlass-
Drehmoments im mittleren bis oberen Drehzahlbe- nockenwelle
reich auch eine Steigerung des Drehmoments im Magnet·
unteren bis mittleren Drehzahlbereich erreicht. ventil1

Flügelzellenversteller (VaneCam, Variocam)


Verstellung
Aufbau (Bild 1) der Auslass·
neckenwelle
Der Flügelzellenversteller besteht aus Außenrotor,
lnnenrotor, Steuergehäuse, 2 Magnetventilen, 2 Hall-
gebern.
Außenrotor. Er wird über Kettenrad und Kette von der
Kurbelwelle angetrieben. Im Außenrotor sind die Öl-
räume, in die der Innenrotor eingreift untergebracht.
lnnenrotor. Er ist mit der Nockenwelle fest verbun- Bild 2: Motormanagement
den, die er relativ zum Außenrotor verdrehen kann . tenmoduliert an . Das unter Druck stehende Motoröl
Steuergehäuse. ln ihm sind die Ölkanäle zu den Flü- fließt über die Ölkanäle im Steuergehäuse und der
gelzellenverstellern untergebracht. Der erforderliche Nockenwelle in die Kammern des Nockenwellen-
Öldruck zur Verstellung der Flügelzellenversteller verstellers. Durch den Druck auf die Flügel des ln-
wird von der Motorölversorgung erzeugt. nenrotors kann die Nockenwelle in Richtung " früh"
Magnetventile MV1, MV2 (Bild 1). Sie steuern in Ab- bzw "spät" variabel verstellt werden . Entspricht die
hängigkeit von den Signalen des Motorsteuergeräts Stellung der Nockenwellen der für den im Kennfeld
den Öldruck in die Flügelzellenversteller ein. abgelegten Betriebszustand, wird nicht mehr weiter-
verstellt.
Hallgeber. Sie liefern das Signal für die Stellung der
Einlass- und Auslassnockenwelle. Der maximale Verdrehwinkel des Innenrotors zum
Außenrotor beträgt bei der Einlassnockenwelle z.B.
52° KW, bei der Auslassnockenwelle 22° KW.

Verstellrichtung
Spät

Ventil MV2 zur Ve rstellung


der Au slassnockenwe lle

Bild 1: Flügelzellenversteller

Motormanagement (Bild 2)
Bild 3: Verstellung der Einlassnockenwelle
Das Motorsteuergerät benötigt zur Verstellung der
Einlassnockenwelle und der Auslassnockenwelle In- Frühverstellung (Bild 3). Das Magnetventil befindet
formationen über Motordrehzahl, Motorlast und Mo- sich in Stellung A und steuert den Öldruck des Mo-
tortemperatur, sowie die Stellung der Kurbelwelle. tors in den entsprechenden Ölkanal.
Diese Daten werden im Steuergerät mit den Daten Spätverstellung. Das Magnetventil befindet sich in
von Kennfeldern verglichen . Mithilfe der Daten aus Stellung B und steuert den Öldruck des Motors in
dem Kennfeld kann das Steuergerät die Magnetven- den entsprechenden Ölkanal.
tile ansteuern und die Nockenwellen verstellen .
Haltestellung. Das Hallgebersignal übermittelt dem
Wirkungsweise (Bild 3) Motorsteuergerät die momentane Stellung der No-
Der Außenrotor ist mit dem Kettenrad , der Innen- ckenwelle. Das elektrohydraulische Magnetventil
rotor ist mit der Einlassnockenwelle bzw. der Aus- steuert den Öldruck abwechselnd in die Kammern
lassnockenweile fest verbunden. Außenrotor und links und rechts der Flügel des Innenrotors ein . ln
Innenrotor sind gegeneinander verdrehbar. Das beiden Kammern herrscht der gleiche Öldruck. Der
Motorsteuergerät steuert das Magnetventil pulswei- Innenrotor verdreht sich nicht weiter.
11 Motormechanil< 257

Die Auswirkungen beim Ausfall von Sensorsignalen Verblocken der Schalthebel (VTec)
auf den Motorlauf zeigt Tabelle 1. Auf der Einlass- und der Auslassseite sind drei
Schlepphebel angeordnet. Jeder Schlepphebel wird
über einen separaten Nocken gesteuert (Bild 2).
Das Nockenprofil, das die beiden äußeren Schlepp-
hebel betätigt, unterscheidet sich von dem, das den
inneren Schlepphebel betätigt. Dadurch können am
Ventiltrieb folgende Größen variiert werden:
• Ventilüberschneidung
• Ventilöffnungsdauer
• Öffnungsgeschwindigkeit
• Ventilhub

Ventilbetätigung (Bild 3)
Magnetventile Keine NW-Verstellung, Motor
läuft. Schaltstellung 1
Die Schlepphebel sind entriegelt. Die Rückstellfeder
hält die beiden Sperrschieber A und Bin entriegelter
Variabler Ventiltrieb
Position. Die Ventile werden durch die beiden äuße-
Ventilöffnungszeiten und Ventilöffnungsquer- ren Schlepphebel betätigt. Dadurch ergeben sich ein
schnitt werden dem Betriebszustand des Motors kleiner Ventilhub und eine kürzere Ventilöffnungs-
angepasst. dauer. Die Schaltstellung ist für niedrige Drehzahlen
günstig.
Die Ventilöffnungszeit wird durch die Form des No-
ckens, der Ventilöffnungsquerschnitt durch die Höhe Nockenprofil für
hohe Drehzahlen
des Nockens verändert (Bild 1).
Nockenprofil für
niedrige Drehzahlen

Bild 1: Ventilhebungskurven bei niedrigen und hohen


Drehzahlen

Das Umschalten von einer Nockenform zur anderen


kann z.B. durch Verblocken der Schalthebel erfolgen.

Bild 3: Umschaltung von einer Nockenform zur anderen

Schaltstellung 2
Beim Umschaltpunkt öffnet das Magnetventil durch
ein Signal vom Motorsteuergerät Der Motoröldruck
wirkt auf den Sperrschieber A. Dadurch werden
beide Sperrschieber A und B gegen die Rückstell-
federkraft nach rechts verschoben und verriegeln
formschlüssig die drei Schlepphebel miteinander.
Die Ventile werden in dieser Position durch den mitt-
leren Nocken mit dem größten Ventilhub und der
Bild 2: Aufbau eines variablen Ventiltriebs längsten Ventilöffnungszeit betätigt.
258 11 Motormechanik

Vollvariabler elektromechanischer Ventiltrieb Pendelbewegung groß=> Ventilhub groß (Bild 2)


(Valvtronic) Pendelbewegung klein=> Ventilhub klein (Bild 2)
Verstellbereich: 0,3 mm bis 9,7 mm
Ventilhub und Ventilöffnungswinkel werden stu- Vorteile. Die Füllungsregelung erfolgt über den Ven-
fenlos verändert. tilöffnungsquerschnitt. Auf eine Drosselklappe kann
verzichtet werden. Somit ergeben sich keine durch
Aufbau die Drosselklappe verursachten Drosselverluste.
Der vollvariable elektromechanische Ventiltrieb be-
Vollvariabler elektrohydraulischer Ventiltrieb
steht aus
• variabler Nockenwellenverstellung, z.B. Vanos Ventilhub, Ventilöffnungsdauer und die Anzahl
• einer Einrichtung zur Ventilhubverstellung. der Ventilhübe der Einlassventile können stufen-
Ventilhubverstellung (Bild 1). Die Einlassnockenwel- los verändert werden (multiair).
le wirkt auf den ZwischenhebeL Die schräge Unter-
seite des Zwischenhebels betätigt den Schlepphebel, Aufbau
der das Ventil öffnet. Der Zwischenhebel pendelt Der vollvariable elektrohydraulische Ventiltrieb be-
beim Drehen der Nockenwelle zwischen Nocken und steht aus
Rückstellfeder. • Auslassnockenwelle mit Zusatznocken und Rol-
lenschlepphebel
• Pumpenelement
• Magnetventil
• Vorratskammer und Druckspeicher
• Temperatursensor
• Hydraulische Bremse
• Hydraulischer Ventilspielausgleich

Bild 1: Vollvariable elektromechanische


Ventilhubverstellung

Der Stellmotor verdreht die Exzenterwelle. Dadurch


ändert sich die Lage ihres Drehpunkts. Die Lage des
Drehpunkts der Exzenterwelle bestimmt die Größe der
Pendelbewegung und somit die Größe des Ventilhubs.
Einlassventil A uslassvent il
variabel E"l
m assven 1
120' I - Spätstellung durch VANOs Bild 3: Funktionsschema eines vollvariablen elektro-
--- Frühstellung durch VANOs
10 ~ hydraulischen Ventiltriebs
mm ,,
t:
.c: I
I
I
,
I
1/I
"' Q;
E
E
~

ai
Auslassnockenwelle mit Zusatznocken und Rollen-
schlepphebel (Bild 3). Der Zusatznocken auf der Aus-
lassnockenweile betätigt über den Rollenschl epp-
.g 4 x
1], ~
; ( 1\ hebei ein Pumpenelem ent.
~ 2
I
I
\ C: E
E ~ -~ ~
E
Pumpenelement (Bild 3). Es erzeugt den Öldruck im
~ 0 , V \ \ \. ci >
280' 320' 360' 400' 440' 480' 5200 560' 600' 640' 680' 720'
Hochdruckraum .
OT 250' UT OT Magnetventil (Bild 2). Das 2-2-Wegeventil wird über
I Kw- - -
ein Steuergerät angesteuert. Es öffnet und schließt
Bild 2: Verstellhubdiagramm die Hochdruckkammer. Im Ruhezustand ist es offen
11 Motormechanil< 259

und der Zusatznocken läuft auf dem Grundkreis. Da- nach Last- und Drehzahlanforderungen werden der
durch kann der Hoch- und Mitteldruckraum mit Mo- Ventilhub, die Ventilöffnungszeit und die Anzahl der
toröl gefüllt werden. Ventilhübe der Einlassventile gesteuert (Bild 2).
Vorratskammer und Druckspeicher. Über sie erfolgt Möglichkeiten der Einlassventilsteuerung
die Ölversorgung durch den Motorölkreislauf. Der Man unterscheidet (Bild 2)
Druck im Druckspeicher beträgt ca . 150 bar.
• Volle Ventilöffnung (full Iift) Erzielung max. Leis-
Temperatursensor. Er ist ein NTC-Widerstand. Der tung, z.B. Autobahnfahrten
Temperatursensor übermittelt die Motoröltempera-
• Spätes Ventilöffnen (late valve opening, LVO) -
tur an das Steuergerät. Die Motoröltemperatur ist
Verbesserung des Startvorgangs
ein Maß für die Viskosität des Motoröls. Sie beein-
flusst das Bewegungsverha lten der Ventile maßgeb- • Frühes Ventilschließen (early valve closing, EVC)
lich, z.B. beim Kaltstart oder bei betriebswarmem - Verbesserung der Füllung über den gesamten
Motor. Teillastbereich .
• Mehrfachhub (multi Iift) Verbesserung der Ver-
Hydraulische Bremse. Sie bremst die Einlassventile
brennung im unteren Lastbereich, z.B. Verkehrs-
am Ende des Schließvorgangs hydraulisch ab.
stau .

Ve ntil erhebun gsku rve EVC, oberer


Volle Ve nt il öffnung Lastbereich
(fulllift )
Frühes Ventil
schließen (early
valve closing,
EVC)

Bild 2: Möglichkeiten der Einlassventilsteuerung

Volle Ventilöffnung (full Iift, Bild 2). Bleibt das Mag-


netventil geschlossen, wirkt der Hochdruck des Pum-
penelements auf die Betätigungskolben der Einlass-
ventile. Der Öffnungshub entspricht dem Ventilhub,
da sich das Hydrauliköl wie ein fester Körper verhält.
Bild 1: Bauteile eines vollvariablen elektro- Spätes Ventilöffnen (late valve opening, Bild 3). Das
hydraulischen Ventiltriebs Magnetventil schließt die Verbindung zur Vorrats-
kammer erst, wenn der Zusatznocken bereits den
Wirkungsweise (Bild 1) Hub erzeugt. Der Druck im Hochdruckraum baut sich
dadurch verspätet auf. Die Einlassventile öffnen spä-
Ein zusätzlicher Nocken auf der Auslassnockenwelle
ter und schl ießen früher.
betätigt über einen Rollenschlepphebel ein Pumpen-
element. Dieses erzeugt in einer Hochdruckkammer Frühes Ventilschließen (early valve closing, Bild 2).
einen hohen Öldruck. Abhängig vom Lastzustand öffnet das Magnetven-
til nach dem Druckaufbau im Hochdruckraum die
Öffnen der Ventile. Ist das Magnetventil geschlos- Verbindung zur Vorratskammer. Der Druck zur Be-
sen, wirkt der Öldruck über den Kolben der hydrau- tätigung der Einlassventile wird abgebaut, die Ven-
lischen Bremse auf die Einlassventile. Diese öffnen. tilfedern schließen die Einlassventile. Dadurch kann
Schließen der Ventile. Es erfolgt durch das Öffnen die Ventilöffnungsdauer stufenlos dem jeweiligen
des Magnetventils. Dieses steuert den Druck in der Lastzustand angepasst werden. Z.B. schließen im
Hochdruckkammer je nach Bedarf in eine Vorrats- unteren Lastbereich die Einlassventile früher, da
kammer und einen Druckspeicher ab. Dadurch kön- weniger Kraftstoff-Luft-Gem isch benötigt wird. Im
nen unabhängig von der Nockenform des Zusatzno- oberen Lastbereich, in dem mehr Kraftstoff-Luft-Ge-
ckens die Einlassventile betätigt werden (Bild 2). misch benötigt wird, bleiben die Einlassventile län-
Die hydraulische Bremse verhindert über die Dros- ger offen.
selbohrung im Kolben zu hohe Aufsetzgeschwindig- Mehrfachhub (multi Iift, Bild 2). Unabhängig von
keiten der Ventile. Dadurch werden laute Geräusche Hub und Nockenform des Zusatznockens öffnet und
und Schäden an den Einlassventilen vermieden. Je schließt das Magnetventil die Einlassventile.
260 11 Motormechanil<

Variabler hydraulischer Ventiltrieb 15


Verstellung Variocam
(Variocam Plus) mm

Ventilöffnungswinkel und Ventilhub werden hyd- t10~~~~~~~~~~~~,


.0
raulisch verstellt. :J
,0:
.E
Aufbau ~
Der variable hydraulische Ventiltrieb besteht aus
Variocam und einer Einrichtung zur Ventilhubum-
schaltung durch hydraulisch betätigte Tassenstößel
QL---~--L---~~~~L-~~~~~
(Bild 1). o so• 1so• 27o• 36o• 45o• 54o• 63o• no•
Variocam. Mit ihm wird der Ventilöffnungswinkel Kurbelwinkel ----
variabel um bis zu 30° KW verstellt (Bild 3). Bild 3: Ventilüberschneidungskurven von Variocam Plus

Kleiner Nocken- kleiner Hub


Variabler hydraulischer, mechanischer Ventil-
trieb (Valvelift)

Der Ventilöffnungswinkel wird hydraulisch, der


Ventilhub wird elektro-mechanisch verstellt.

Aufbau
Der Ventiltrieb besteht aus einer hydraulisch betätig-
Hydraulischer
Flügelzellen· ten Einrichtung zur Verstellung der Ventilöffnungs-
versteller winkel und einer elektro-mechanischen Einrichtung
(variocam) zur Umschaltung der Ventilhübe (Bild 4).

Bild 1: Variabler hydraulischer Ventiltrieb mit schaltbaren


Tassenstößeln

Ventilhubumschaltung. Sie erfolgt mit hydraulisch


schaltbaren Tassenstößeln. Ein Steuergerät steuert
ein Magnetventil kennfeldabhängig an, das den Tas-
senstößel mit dem erforderlichen Öldruck versorgt.
Tassenstößel verriegelt (Bild 2, Bild 3). Dabei wer-
den der innere und äußere Tassenstößel durch Bol-
zen verriegelt.

Nockenstück
mit Innen-
verzahnung

Bild 4: Elektro-mechanische Umschaltung der Ventilhübe

Ventilhubumschaltung. Sie erfolgt durch ein Stell-


element mit Metallstift, das vom Steuergerät ange-
steuert wird . Der Metallstift fährt elektromagnetisch
Verriegelt- großer Hub, Entriegelt- kleiner Hub, betätigt aus und greift in eine spiralförmige Verschie-
max. 11 mm max. 3,6 mm benut des Nockenstücks ein. Die innen verzahnten
Bild 2: Ver- und entriegelter Tassenstößel
Nockenstücke werden auf der Einlassnockenwelle
mit Außenverzahnung axial verschoben. Nach der
Tassenstößel entriegelt (Bild 2, Bild 3). Sinkt der Öl- Verschiebung wird der Metallstift durch die entspre-
druck unter einen bestimmten Wert, überwiegt die chende Gestalt des Nutgrundes wieder mechanisch
Federkraft und die Verriegelungsbolzen werden in in seine Ausgangsstellung zurückgeschoben . Die
ihre Ausgangslage zurückgeschoben. Rückschaltung in die ursprüngliche Position des No-
11 Motormechanil< 261

ckenstückes erfolgt durch ein zweites Stellelement Grenzen der Aufladung


mit Metallstift und der dazugehörenden Verschiebe- Ottomotoren. Ein zu hoher Liefergrad führt bei auf-
nut auf der Gegenseite des Nockenstücks. geladenen Ottomotoren zu einem zu hohen Verdich-
tungsenddruck und zu klopfender Verbrennung. Da-
durch können Schäden z.B. an Kolben und Lagern
12 Einlassnocken-
w elle Vollhub auftreten. Deshalb haben aufgeladene Ottomotoren
mm niedrigere geometrische Verdichtungsverhältnisse
10
als saugende Ottomotoren.

t
.J::J
8 Dieselmotoren. Bei ihnen können durch zu hohe
Verbrennungsenddrücke aufgrund des hohen
:J
6 Frischluftanteils und der damit möglichen größeren
e:=.
·;:;
c: Einspritzmenge so hohe mechanische Belastungen
~ 4 auftreten, dass der Motor zerstört w ird.
Man unterscheidet bei Verbrennungsmotoren ein
2 geometrisches und ein effektives Verdichtungsver-
hältnis. Dabei dürfen bestimmte Grenzwerte nicht
0
- 270° -18o• -so• o• so• 18o• 27o• überschritten werden, um Motorschäden zu vermei-
Kurbelwinkel - -
den. Deshalb sind bei aufgeladenen Motoren Lade-
druckbegrenzungen erforderlich .
Bild 1: Ventilerhebungskurven der Einlass- und Geometrisches Verdichtungsverhältnis Egeo· Es ist
Auslassnockenwelle das Verhältnis von größtem Verbrennungsraum
zum kleinsten Verbrennungsraum .
Einlassnockenwelle- Teilhub (Bild 1). Er wird beim
Motorstart, bei Leerlauf, Schub, Motor aus, bei ge-
ringen Drehmomentanforderungen und Drehzahlen
< 3100 1/min geschaltet. Die Höhe des Teilhubs be-
I
....___ __
Egeo =
~+~
-Vc-=-___.......jI 1111
trägt 6,35 mm. Effektives Verdichtungsverhältnis Eeff- Es lässt sich
Einlassnockenwelle - Vollhub (Bild 1). Er wird ab aus dem geometrischen Verdichtungsverhältnis und
3100 1/m in oder ab einer bestimmten Drehmoment- dem Liefergrad bestimmen.
schwelle (kennfeldgeregelt) geschaltet. Die Höhe
des Vollhubs beträgt 10 mm.
I Eett "' Egeo · Liefergrad

Aufladungssysteme
Es können unterschieden werden:
11.7.2 Aufladung (Füllungsregelung)
• Dynamische Aufladung • Fremdaufladung.
Die Höhe der Leistung und das Drehmoment eines
Motors werden wesentlich vom Frischgasanteil ei- 11.7.2.1 Dynamische Aufladung
ner Zylinderfüllung beim Ansaugen bestimmt. Die-
ser wird durch den Liefergrad ausgedrückt. Die im Saugrohr strömenden Frischgase besitzen
Bewegungsenergie. Durch das Öffnen des Einlass-
Der Liefergrad gibt das Verhältnis zwischen der ventils, wird eine zurücklaufende Druckwelle aus-
im Zylinder vorhandenen Frischgasfüllung und gelöst. Die Frischgase strömen mit Schallgeschwin-
der theoretisch möglichen Frischgasfüllung eines digkeit zurück und treffen am offenen Ende des
Zylinders je Arbeitsspiel an. Saugrohrs auf die ruhende Luft. Dort wird die Druck-
w elle wieder reflektiert und läuft zurück in Richtung
Einlassventil. Erreicht die zurücklaufende Druckwelle
das Einlassventil, wenn dieses gerade offen ist, be-
wirkt dies eine Verbesserung der Zylinderfüllung. Es
entsteht ein Aufladeeffekt. Die Frequenz der entste-
henden Schwingung hängt ab von Saugrohrlänge,
Saugrohrquerschnitt und MotordrehzahL
Man unterscheidet je nach Gest altung des Saug-
rohrs und der damit verbundenen Auf ladung:
Mithilfe von Aufladungssystem en kann der Lief er- • Schwingsaugrohr-Aufladung
grad erhöht werden. Dadurch gelangt eine größere • Resonanz-Aufladung
Luftmasse in den Verbrennungsraum, so dass mehr Beide Systeme können miteinander kombiniert wer-
Kraftstoff verbrannt werden kann. den.
262 11 Motormechanil<

Schwingsaugrohr-Aufladung. Jeder Zylinder hat ein 110


Saugrohr mit der gleichen Länge. Die Gasschwin- / >---- r-.
kW
I../

-"
gung wird durch die Saugarbeit des Kolbens ange- 90
regt. Durch geeignete Wahl der Saugrohrlänge wird 80 I 200
die Schwingung so beeinflusst, dass die Druckwelle t 70 w
/ {' /
_ ,..::-
Nm t
150 E
durch das geöffnete Einlassventilläuft und eine bes- "'
c: 60
:J
~/ "E
sere Füllung bewirkt. Im unteren Drehzahlbereich t> 50 125 0

sind lange Saugrohre mit kleinem Querschnitt güns-


'Qi
-' 40 1-- ~ Drehmomentverlauf mit - f- 100 .!::E
tig, im oberen Drehzahlbereich kurze Saugrohre mit 30 ,_ I- lL - Schaltsaugrohr
einfachem Saugrohr +-
~
0

großem Querschnitt (Bild 1). 20 r- 1---1--- Leistun gsverlauf mit -r-


10 f- 1--- 1--- - Schaltsaugroh r +-
einfachem Saugrohr
0
t 0 1000 2000 3000 4000
Drehzahl - - -
1/min 7000

Bild 3: Drehmoment und Motorleistung in Abhängigkeit


von der Saugrohrlänge

Stufenlos regelbare Sauganlage (Bild 4). Ein Läu-


ferring , der die Öffnung eines Sammlervolumens
1000 2000 3000 4000 5000 1/min 7000
verändert wird drehzahlabhängig verdreht und da-
Drehzahl - - - mit die wirksame Saugrohrlänge der Drehzahl ange-
Bild 1: Zusammenhang zwischen Schwingsaugrohrlänge passt. Die Verdrehung erfolgt über einen Schritt-
und Drehzahl motor.


Schwingsaugrohrsysteme
Es können folgende Saugrohrsysteme unterschie-
den werden:
• Schaltsaugrohre • Stufenlose Sauganlagen

Schaltsaugrohre (Bild 2). Hier werden kurze und


lange Saugrohre kombiniert. Im unteren Drehzahl-
bereich strömt die Luft durch lange Schwingsaug-
rohre. Die kurzen Saugwege sind durch Klappen
oder durch Drehschieber verschlossen.
Maximale Saugrohrlänge

Bild 4: Stufenlos regelbare Sauganlage

Resonanz-Aufladung. Durch die Ventilöffnungsfre-


quenz wird die Frequenz der schwingenden Gassäu-
le beeinflusst (Tabelle 1).

Langes Saugrohr mit Kurzes Saugrohr mit


geschlossenen Umschalt- geöffneten Umschalt-
klappen, Drehzahl unter klappen, Drehzahl über
4100 1/min 4100 1/min

Bild 2: Schwingsaugrohrsysteme eines V-Motors


Wenn die Ventilöffnungsfrequenz der Motorsteue-
Bei hohen Drehzahlen werden die Klappen elektro- rung mit der Frequenz der Gasschwingungen über-
pneumatisch oder elektrisch geöffnet; alle Zylinder einstimmen, kommt es zur Resonanz.
saugen somit durch kurze Saugrohre.
Resonanz. Sie ist die verstärkte Eigenschwingung
Bild 3 zeigt, dass im Drehzahlbereich bis 4100 1/min eines schwingungsfähigen Systems.
bei einem Motor mit Schaltsaugrohr ein höheres Die Eigenschwingung eines Systems hängt von
und gleichmäßigeres Drehmoment verbunden mit der Größe seiner schwingenden Masse ab. Große
höherer Leistung erzielt wird. Massen bewirken lange Schwingungen mit kleiner
11 Motormechanil< 263

Frequenz, kleine Massen bewirken kurze Schwin-


gungen mit hoher Frequenz. Umschaltkl appe
180 gesc hl osse n
W ird der schwingenden Gassäule in einem Saug-
rohr eine weitere Masse zugeschaltet durch das Öff-
t
~
Nm

nen einer Resonanzklappe (Bild 1), vergrößert sich 140


c
Q)
deren schwingende Masse und die Frequenz sinkt. E 120
0
Dies bewirkt bei niedriger Drehzahl durch die Re- Gewinn durch Gewinn durch
E 100
.c Reso nanzsa ugrohr- Sch w in g-
sonanzschwingung eine Aufladung und damit eine ~ Aufl adung sa ugro hr-
0 80
bessere Füllung . Aufladun g
600
1000 2000 3 000 4000 5000 1/min 7 000
Drehza hl n - - -

Bild 3: Drehmoment bei kombinierter Resonanz-


Schwingsaugrohraufladung

11.7.2.2 Fremdaufladung

Während des Ansaugtaktes wird eine möglichst


große Frischgasmenge durch einen Lader (Lade-
gerät) in den Zylinder gefördert. Außerdem wird
Bild 1: Resonanzaufladung
das Kraftstoff-Luft-Gemisch oder die Luft ganz oder
teilweise außerhalb des Zylinders vorverdichtet
Resonanz- und Schwingsaugrohrsystem (Bild 2).
Man unterscheidet
Um die Aufladeeffekte der einzelnen Systeme aus-
nützen zu können, werden Resonanzaufladesysteme • Lader ohne mechanischen Antrieb, z.B. Abgastur-
und Schwingsaugrohrsysteme miteinander kom- bolader (Bild 4), Bi-Turbo, Twin-Turbo
biniert. Eine Füllungsverbesserung erfolgt z.B. im • Lader mit mechanischem Antrieb, z.B. Rootslader, ..
unteren bis mittleren Drehzahlbereich durch Reso- Kompressor, Spirallader, Flügelzellenlader ...
nanzaufladung, im oberen Drehzahlbereich durch • Kombination von Abgasturbolader und Schrau-
Schwingsaugrohraufladung (Bild 3). Dazu wird im benverdichter
Saugrohrsystem eine Klappe elektrisch oder elekt-
Lader ohne mechanischen Antrieb
ro-pneumatisch je nach Drehzahl geöffnet oder ge-
schlossen . Verdi chterrad
Beispiel: Resonanzaufladung im unteren bis mittle-
Luft-
ren Drehzahlbereich, Umschaltklappe geschlossen. eintritt
Saugt z.B. der 2. Zylinder an, so wirkt der Raum der
Zylindergruppe 4, 5, 6 als zusätzlicher Resonanz-
raum . Dadurch wird die Frequenz der schwingenden
Masse abgesenkt und der Ventilöffnungsfrequenz
angepasst.

Reso nanz- austritt s-


aufl adung, z.B.
2300 1/min bis
4500 1/min
Verdi chter-
gehäuse Turbineng ehäuse Abg aseintritt

Bild 4: Aufbau eines Abgasturboladers

Abgasturbolader
Bei ihm wird die Energie des Abgases dazu verwen-
Schwi ngsaug- det, um die Frischgase in die Zyl inder zu fördern
ro hraufladung , z.B. (Bild 4, Bild 1, Seite 264).
ab 4800 1/m in
Eine deutliche Ladewirkung wird erst bei mittleren
bis hohen Drehzahlen erreicht. Außerdem reagie-
ren diese Lader mit einer leichten Verzögerung auf
schnelle Veränderungen der Fahrpedalstellung, da
die Abgase aufgrundvon Massenträgheit schnellen
Lastwechseln nicht folgen können (Turboloch) . Die
Lader arbeiten nahezu verlustfrei , da sie keine An-
Bild 2: Resonanz- und Schwingsaugrohrsystem triebsleistung von der Kurbelwelle benötigen.
264 11 Motormechanik

Ladedruckregelung. Neben der Gefahr der Zerstö-


Abgastu rbo lader Tu rb inenrad
rung des Motors durch zu hohe Ladedrücke ist die
Baugröße des Turboladers so festgelegt, dass ein
Aufladeeffekt auch bei m ittleren Drehzahlen und
geringeren Abgasströmen erzielt wird. Dies hat zu r
Folge, dass bei hohen Motordrehzahlen und großen
Abgasmengen entweder der Ladedruck des Turbo-
laders unzulässig hoch wird oder der Lader in un-
""--------""_1"1':1.-~ Lade- zulässig hohen Drehzahlbereichen betrieben wird.
druck- Deshalb muss der Ladedruck geregelt werden.
rege l-
v entil Man unterscheidet:
• Mechanisch-pneumatische Ladedruckregelung
• Elektronische Ladedruckregelung
Einlassventil
• Ladedruckregelung mit verst ellbaren Leitschau-
Bild 1: Schema eines Motors mit Abgasturbolader feln
Mechanisch-pneumatische Ladedruckregelung
Laufzeug (Bild 2). Es besteht aus Turbinenrad m it
(Bild 1).
Welle und Verdichterrad.
Bei ihr wird im Ladedruckregelventil (Bild 3) eine mit
Es erreicht je nach Ausführung des Laders Dauer-
einer Schraubenfeder vorgespannte Membran mit
drehzahlen von 50000 1/m in bis 400000 1/min.
dem Ladedruck beaufschlagt. Sobald die Vorspa n-
nung der Feder durch den Ladedruck überwunden
ist, öffnet sich das Ventil. Die Abgase strömen in der
Bypass-Leitung um die Turbine herum in den Aus-
puff.

Bild 2: Laufzeug eines Abgasturboladers

Wirkungsweise. Die Abgase des Motors treiben das


Turbinenrad in der Turbine an und diese über die
Welle das Verdichterrad.
Der Verdichter übernimmt das Ansaugen der Frisch-
gase und liefert dem Motor eine vorverdichtete
Frischgasladung. Durch die Vorverdichtung erwärmt
Bild 3: Ladedruckregelventil
sich die Ladeluft um bis zu 180 °C.
Ladeluftkühlung und Ladedrücke. Die vom Lader Das Ladedruckregelventil kann an jeder beliebigen
vorverdichtete, aufgeheizte Luft kann durch eine Stelle im Abgassystem vor der Abgasturbine ange-
Ladeluftkühlung vor Eintritt in die Zylinder abgekühlt bracht sein. Anstelle des Ladedruckregelventils kann
werden. Dadurch w ird die Luftdichte der Frischgas- auch die Bypass-Klappe t reten (Bild 4).
füllung erhöht. Die größere Luftmasse ermöglicht,
dass eine größere Kraftstoffmenge eingespritzt Feder Ladedruckregelventi l Steuergestänge
werden kann. Die Leistung des M otors wird gestei-
gert. ln Tabelle 1 sind die Ladedrücke m it und ohne
Ladeluftkühlung angegeben.

Die Ladedrücke eines durch einen Abgasturbolader


aufgeladenen Motor dürfen die vom Hersteller fest- Verdi chtergehäuse Welle Tu rbinengehäuse
gelegten Ladedrücke nicht überschreiten, da sonst
der Motor zerstört würde. Bild 4: Ladedruckregelung mit Bypass-Klappe
11 Motormechanil< 265

Dabei ist die Klappe, die den Bypass öffnet und


schließt durch ein Gestänge mit der Steuerdose, die
meist am Verdichter befestigt ist, verbunden. Durch
den größeren Abstand der Steuerdose zu den hei-
ßen Bauteilen des Laders ist die Wärmebelastung
der Kunststoffmembran nicht so groß und dadurch
die Ausfallgefahr gering .
Im Schiebebetrieb und geschlossener Drosselklappe ent-
steht am Verdichter ein hoher Staudruck. Dieser bremst
das Verdichterrad ab, sodass bei plötzlichem Lastwech-
sel eine Verzögerung auftritt. Um ein ungehindertes
Weiterlaufen des Verdichterrades im Schiebebetrieb
zu ermöglichen, können Ladedruckregelanlagen mit
einem Saugrohrdruck gesteuerten Umluftventil (Abbla-
seventil, Wastegate, Bild 1) ausgestattet sein. Es ermög- Bild 2: Elektronische Ladedruckregelung - Ladedruck
gering
licht bei geschlossener Drosselklappe ein Umpumpen
der vorverdichteten Luft von der Verdichterseite zur An-
saugseite des Verdichters.

Tu rbine

Ansaugseite

Umluftventil

Bild 3: Elektronische Ladedruckregelung - Ladedruck zu


Bild 1: Umluftventil hoch

Elektronische Ladedruckregelung (Bild 2). Der op- "Overboost" (engl. Überförderung). Darunter ver-
timale Ladedruck w ird über ein Ladedrucksteuergerät steht m an eine kurzzeitige Überhöhung des Lade-
abhängig von Drosselklappenstellung und Klopfnei- drucks zum Beschleunigen. Wi rd das Fahrpedal
gung berechnet. Als Korrekturgrößen dienen z.B. An- schnell durchgedrückt (kick down) wird über das
sauglufttem peratur, Motortemperatur, Drehzahl. Luft- Taktventil das Ladedruckregelventil geschlossen. Der
druckschwankungen z. B. bei Gebirgsfahrten w erden gesa mte Abgasstrom wird über die Turbine geleitet,
kompensiert, da ein Höhengeber im Motorsteuerge- der Ladedruck steigt schlagartig an. Nach Erreichen
rät ständig den Umgebungsluftdruck misst und ihn der gewünschten Fahrgeschwindigkeit setzt der üb-
bei der Berechnung des Ladedrucks berücksichtigt. liche Regelvorgang wieder ein.
Wirkungsweise Vorteile der elektronischen Ladedruckregelung im
Ein Drucksensor erfasst den Ladedruck und das La- Vergl eich mit der m echanisch-pneumatischen Lade-
dedrucksteuergerät steuert ein Taktventil (Bild 2) an. druckregelung :
Das Taktverhältnis steuert den Öffnungsquerschnitt. • Besseres Ansprechverhalten.
Ladedruck gering (Bild 2). Das Taktventil öffnet die • Konstante Leistung, da luftdruckunabhängig (Ab-
Verbindung zwischen Druckrohr und Saugseite. Auf solutdruckregelung).
das Ladedruckregelventil wirkt ein geringer Lade-
• Variabler Ladedruck, der bis zur Klopfgrenze ge-
druck. Es bleibt geschlossen. Die Turbine wird vom
steigert w erden kann.
gesamten Abgasstrom angetrieben.
Ladedruck hoch (Bild 3). Der Ladedrucksensor mel-
Ladedruckregelung mit verstellbarer Turbinen-
det dem Steuergerät für die Ladedruckregelu ng
einen zu hohen Ladedruck. Das Taktv entil schließt Geometrie (VTG) (Bild 1, Seite 266)
die Verbindung zwischen Druckrohr und Saugrohr. Bei diesem Lader wird der Ladedruck durch v erstell-
Der Ladedruck in der Steuerleitung steigt. Das Lade- bare Leitschaufeln geregelt. Die Regelung erfolgt
druckregelventil öffnet und der Abgasstrom zur Tur- unabhängig von dem durch die Motordrehzahl be-
bine w ird geringer. stimmten Abg asstrom.
266 11 Motormechanil<

Leitschaufelverstellung (Bild 1)
Turbinenrad Führungszapfen Verdichtergehäuse
Leitschaufel Sie erfolgt über ein Steuergestänge, dessen Füh-
rungszapfen in den Verstellring eingreift. Dadurch
kann der Verstellring verdreht werden. Diese Dreh-
Verdichter- bewegung wird über Führungszapfen und Welle
an die Leitschaufeln übertragen . Alle im Trägerring
gelagerten Leitschaufeln werden gleichzeitig und
gleichmäßig in die gewünschte Stellung verdreht.
Die Verstellung der Leitschaufeln erfolgt elektro-
pneumatisch.
Ver-
dichter- Elektro-pneumatische Verstellung (Bild 3)
Leitschaufel austritt Eine Vakuumpumpe erzeugt den Unterdruck. Über
mit Welle
einen elektrisch-pneumatischen Druckwandler
Steuergestänge
Turbinengehäuse Verstellring Ladedrucksteller (EPW) wird der Steuerdruck in die Unterdruckdo-
se eingesteuert. Der in der Unterdruckdose wir-
Bild 1: Ladedruckregelung mit VTG kende Differenzdruck zwischen Steuerdruck und
Atmosphärendruck verstellt über ein Gestänge die
Wirkungsweise Leitschaufeln variabel.
Motordrehzahl niedrig (Bild 2). Um auch bei niedri-
gen Drehzahlen ein großes Drehmoment zur Verfü- Atmosphärendruck Unterdruck von Vakuumpumpe
gung zu haben ist ein hoher Ladedruck erwünscht. c::::> c::::>
Dazu werden die Leitschaufeln auf einen engen Ein-
trittsquerschnitt gestellt. Die Verengung bewirkt eine
hohe Geschwindigkeit des Abgasstromes. Gleich-
zeitig wirkt der Abgasstrom auf den Außenbereich
der Turbinenschaufeln (großer Hebelarm). Dadurch
steigen Turbinendrehzahl und Ladedruck.
Motordrehzahl hoch. Die Leitschaufeln geben ei- Steuer-
nen größeren Eintrittsquerschnitt frei, um die große gerät
Abgasmenge bei hohen Drehzahlen aufnehmen zu
EPW =Elektro-pneumatischer Druckwandler
können. Damit wird der benötigte Ladedruck erreicht
aber nicht überschritten. Der Abgasstrom wirkt auf Bild 3: Elektro-pneumatische Verstellung
den mittleren Bereich der Turbinenschaufeln .
Elektrische Verstellung der Leitschaufeln
Motordrehzahl: niedrig Motordrehzahl: hoch
Eintrittsquerschnitt A: klein Eintrittsquerschnitt A: groß
Anstelle der elektro-pneumatischen Verstellung be-
tätigt ein Elektromotor mit Getriebe das Gestänge zur
Verstellung der Leitschaufeln. Damit ist eine höhere
Verstellgeschwindigkeit und bessere Verstellgenau-
igkeit erreichbar. Die Ladedruckregelung arbeitet
mit dem elektrischen Steiler erheblich schneller und
präziser als mit der pneumatischen Betätigung. Dies
bringt Vorteile im Ansprechverhalten und bei den
Abgasemissionen . Ab EURO 4 sind elektrische Stei-
ler in Verwendung .
Doppelaufladung (Bild 1, Seite 267)
Bei ihr kann die Aufladung durch zwei gleich große
Bild 2: leitschaufelstellung
parallel geschaltete Abgasturbolader (Bi-Turbo) er-
Die Veränderung des Eintrittsquerschnittes kann folgen . Im unteren Drehzahlbereich arbeitet nur ein
genutzt werden, um z.B. bei hohen Drehzahlen eine Abgasturbolader, während der zweite Turbolader,
zusätzliche, kurzfristige Steigerung des Ladedrucks je nach Leistungsbedarf und Ladedruck, zwischen
zu erreichen (Overboost). Da für jeden Betriebszu- 2600 1/min und 3200 1/min zugeschaltet wird. Im
stand der optimale Ladedruck durch Verstellung der oberen Drehzahlbereich arbeiten beide Abgasturbo-
Leitschaufeln eingestellt werden kann, entfällt der lader.
Bypass. Meldet das Steuergerät Notlaufbetrieb des Der zweite Turbolader wird durch pneumatisch be-
Motors, werden die Leitschaufeln so gesteuert, dass tätigte Ventile (Absperrventile und Rückführventil)
sie den größten Eintrittsquerschnitt freigeben, Lade- zu- bzw. abgeschaltet. Der erforderliche Unterdruck
druck und Motorleistung sinken . wird durch eine Vakuumpumpe erzeugt.
11 Motormechanil< 267

Wirkungsweise Registeraufladung (Twin-Turbo, Bild 2)


Drehzahlen bis 2600 1/min. Die Absperrventile 1 und Bei ihr sind ein großer und ein kleiner Turbolader
2 sind geschlossen . Das Rückführventil ist geöffnet. hintereinander geschaltet. Durch Steuerklappen
Der Turbolader 1 fördert Frischluft in den Ansaug- werden die Luft- und Abgasströme geschaltet. Dies
kanal. ermöglicht ein schnelles Ansprechen des Motors
Drehzahlen zwischen 2600 1/min und 2750 1/min. auf Drehzahl- und LastwechseL Im Vergleich zu her-
Das Abspe rrventil 1 und das Rückführventil sind kömmlichen Turboladern baut sich der Ladedruck
geöffnet. Der Turbolader 2 läuft an und fördert im unteren Drehzahlbereich viel schneller auf, da
Frischluft in den Ansaugkanal vor den Turbolader 1. ein kleiner Lader mit kleinen Luftschaufeln durch
Drehzahlen ab 2750 1/min. Die Absperrventile 1+2 die geringere Masse schneller auf hohe Drehzahlen
sind geöffnet und das Rückförderventil geschlossen . kommt. Der große Lader gewährleistet bei höheren
Beide Turbolader arbeiten. Motordrehzahlen einen größeren Luftdurchsatz.
Vorteile
Ladeluftkühler • Schnelles Ansprechen auf Drehzahl- und Last-
wechsel
• Schneller Ladedruckaufbau
• Hoher Luftdurchsatz bei hohen Drehzahlen

messer
Ladedruck- und -;:::=~.._
Ansaugluft-
_____
temperatur-
sen sor
Rü ck-
führ-
ve ntil

II

Partikel-
filter-

Bild 2: Registeraufladung
Bild 1: Doppelaufladung
Wirkungsweise
Wastegate. Bei einem Ladedruck von z.B. 1,6 bar öff-
Drehzahlen zwischen 800 1/min und 1500 1/min
net das Wastegate und schützt die Lader vor Über-
Abgasseitig. Die Turbinenregelklappe und das By-
druck und zu hohen Drehzahlen.
passventil sind geschlossen. Der Abgasstrom treibt
Leistungsreduzierung . Wird die Leistung gedrosselt, den kleinen Turbolader an. Er reicht jedoch nicht
z.B. im Schiebebetrieb, öffnet das Rückführventil aus, um den großen Turbolader anzutreiben.
und das Absperrventil 2 wird geschlossen . Der Tur-
Luftseitig . Die Bypassklappe Verdichter ist geschlos-
bolader 2 läuft aus.
sen . Die Ansaugluft durchströmt den großen Turbo-
Merkmale lader und wird im kleinen Turbolader verdichtet.
• Die Steuerung der Zu- und Abschaltung des zwei- Drehzahlen zwischen 1500 1/min und 2500 1/min
ten Turboladers erfolgt über das Motormanage- Abgasseitig. Die Turbinenregelklappe ist leicht ge-
ment. öffnet, das Bypassventil ist geschlossen. Der stärker
• Schnelles Ansprechverh alten durch geringe Mas- werdende Abgasstrom treibt sowohl den großen als
sen ; die Massenträgheit von zwei kl einen Tur- auch den kleinen Turbolader an .
boladern, die je nach Lastzustand einzeln oder Luftseitig. Die Bypassklappe Verdichter ist geschlos-
gemeinsam arbeiten, ist geri nger als die eines sen . Im großen Turbolader wird die Ansaugluft vor-
einzelnen großen Turboladers. verdi chtet und im kleinen Turbolader hoch verdichtet.
268 11 Motormechanik

Drehzahlen zwischen 2500 1/min und 4000 1/min passklappe. Die Stellung der Bypassklappe wird durch
Abgasseitig. Die Turbinenregelklappe ist offen, das ein im Steuergerät hinterlegtes Kennfeld bestimmt.
Bypassventil ist geschlossen. Das gesamte Abgas Öffnet der Fahrer z.B. beim Beschleunigen über das
strömt durch den großen Turbolader. Gaspedal die Hauptdrosselklappe vollständig, wird
Luftseitig. Die Bypassklappe Verdichter ist geöffnet. gleichzeitig die Bypassklappe geschlossen (Bild 3).
Die Ansaugluft wird ausschließlich vom großen Tur- Dadurch steht sofort der vollständige Ladedruck zur
bolader verdichtet. Verfügung . Das Fahrzeug beschleunigt ohne nen-
Drehzahlen ab 4000 1/min nenswerte Verzögerung.
Abgasseitig. Die Turbinenregelklappe ist geöffnet.
Der Abgasstrom treibt den großen Turbolader an .
Wird der Ladedruck zu hoch, öffnet das Bypassventil
und leitet einen Teil des Abgasesam großen Turbo-
lader vorbei. Luftseitig. Die Bypassklappe Verdichter
ist geöffnet. Die Ansaugluft wird ausschließlich vom
großen Turbolader verdichtet.

Lader mit mechanischem Antrieb


Schraubenkompressor (Rootslader). Er kann aus
zwei vierflügeligen Rotoren bestehen, die um 160°
verdrillt sind (Bild 1). Die Rotoren werden vom Mo-
tor über einen Keilriemen permanent angetrieben .
Der mechanische Lader läuft über den gesamten
Drehzahlbereich mit.
Die Lastregelung erfolgt über die Hauptdrosselklap-
pe und die elektrisch angesteuerte Bypassklappe.
Bild 2: Bypassklappe geöffnet- Saugbetrieb
Austritts- Hauptdrossel- Bypassbogen Anschluss Aktiv-
öffnung klappe kohlefilter

Riemen - Antriebs- Antriebs- Synchron- Ladeluft-


scheibe welle gehäuse zahnräder kühler

Bild 1: Rootslader

Wirkungsweise
Saugbetrieb/Teillastbetrieb (Bild 2). Bei ihm ist die
Bypasskla ppe vollständig (drosselfrei) geöffnet. Bild 3: Bypassklappe geschlossen - Ladebetrieb
Über die Stellung der Hauptdrosselklappe, die der
Fahrer über das Gaspedal betätigt werden die Last- Vorteile und Nachteile gegenüber dem Abgasturbo-
zustände gesteuert. Dabei wird ein Teil der vom lader. Durch einen schnellen Aufbau des Ladedrucks
Kompressor geförderten Luft über den offenen By- ergibt sich schon bei niedrigen Drehzahlen ein ho-
pass rückgeführt und erneut vom Kompressor an- hes Drehmoment und ein gutes Ansprechverhalten .
gesaugt. ln diesen Lastbereichen erfolgt keine Auf- Außerdem erfolgt bei der Aufladung kein Eingriff in
ladung durch den Kompressor, da der Motor die von das Abgassystem des Motors.
ihm benötigte Luftmenge ansaugt. Während des Allerdings muss ein Teil der zusätzlich gewonnenen
Teillastbetriebs herrscht im gesamten Ansaugrohr Motorleistung (ca. 1 % bis 5 %) für den Antrieb des
einschließlich der Rotorengruppe Unterdruck. Laders, abhängig von Ladedruck und Drehzahl, auf-
Ladebetrieb!Volllastbetrieb (Bild 3). Bei ihm ist die gewendet werden. Dadurch ergibt sich für diese Mo-
Hauptdrosselklappe nahezu vollständig geöffnet. Die toren ein erhöhter Kraftstoffverbrauch im Vergleich
Lastregelung erfolgt durch die elektrisch betätigte By- zu Motoren mit Abgasturboladern.
11 Motormechanil< 269

Kombination von Abgasturbolader und über die Magnetkupplung zugeschaltet Ist es erfor-
Kompressor (Bild 1) derlich, dass stark beschleunigt werden muss, z.B.
Die Aufladung erfolgt durch einen Kompressor und bei Überholvorgängen, wird der Kompressor zuge-
einen Abgasturbolader. Beide Aggregate sind in schaltet, um den für den Lastzustand erforderlichen
Reihe geschaltet. Je nach Lastzustand und Dreh- Ladedruck schnellstmöglich zu erreichen. Müsste der
zahlbereich berechnet das Motorsteuergerät die Turbolader in diesem Drehzahlbereich alleine den La-
Luftmenge und den Ladedruck für das erforderliche dedruck aufbauen, würde es aufgrund der Trägheit
Drehmoment. Es entscheidet, ob der Ladedruck vom des Turboladers (Turboloch) zu einer verzögerten Be-
Abgasturbolader alleine oder durch Zuschalten des schleunigung kommen.
Kompressors erzeugt werden soll. Die Zuschaltung
250 .----,----,-----,----,----,----.
des Kompressors erfolgt über eine Magnetkupplung.
Nm dynamische
Saugrohr-
drucksensor
(Kompressor)
mechanischer
Kompressor
Regelklappen-
Steuereinheit t 200 f-->'._"..r+- - Zuschaltung --+-"""":-t------1
/ des Kompressors
I I
Sensor
c 150 Aufladebereich durch
"' Abgasturbolader
Saugrohrdruck-
sensorund Ansaug-
~ I
E 100 permanenter Betrieb ---t------+--------1
lufttemperatur ~ des Kompressors
Frisch- 0
luft 50 r----+----+-----r----+----+------l
Luft-
filter <== Saugbetrieb
0~--~----~----~--~----~--~
1000 2 000 3000 4000 5000 min- 1 7 000
Drehzahl---
Ladedrucksensor
mit Ansaugluft- Bild 2: Drehmomentverlauf bei der Aufladung durch
temperatursenso r Kompressor und Abgasturbolader
Aufladebereich durch den Turbolader alleine bei
Drehzahlen ab 3500 1/min. ln diesem Bereich ist die
=> Regelklappe vollständig geöffnet. Der Turbolader ar-
Abgas beitet alleine, da er für höhere Drehzahlen o ptimal
ausgelegt ist. Die Abgasenergie reicht für all e Last-
Abgasturbolader Wastegate-Kiappe zustände aus, um den erfo rderlichen Ladedruck zu
erzeugen. Der Ladedruck wird auf 1 bar Überdruck
Bild 1: Kombination von Kompressor und durch die Wastegateklappe begrenzt.
Abgasturbolader Merkmale
Wirkungsweise (Bild 2) • Kurze Ansprechzeit, auch bei niedrigen Drehzahlen.
Permanenter Betrieb des Kompressors bei Dreh- • Hohes Drehmoment ab Leerlaufd rehzahL
zahlen zwischen 500 1/min und 2400 1/min. Im • Beim Beschleunigen kein Turboloch, da der Ko m -
Leerlauf- und Teillastbereich arbeitet der Motor im pressor zugeschaltet wird.
Saugbetrieb. Dabei ist d ie Regelklappe vollständig • Abgasturbolader ist für den oberen Drehzahlbe-
geöffnet. Der Kompressor wird über den Riemen- reich optimal ausgelegt.
t rieb permanent angetrieben. Je nach Lastzustand Downsizing. Man versteht darunter alle Maßnahmen
kann der Ladedruck des Kompressors durch Schlie- an Motoren, m it denen der Kraftstoffverbrauch ge-
ßen der Regelklappe zug eführt werden. senkt und zugleich die Leistung der Motoren beibe-
Dynamische Zuschaltung des Kompressors bei halten oder erhöht wird. Dies wird durch Maßnahmen
Drehzahlen zwischen 2400 1/min und 3500 1/min. erreicht, die bei einem Motor die Literleistung erhöhen
ln diesem Bereich wird der Kompressor bei Bedarf und gleichzeitig den Wirkungsgrad verbessern.

WIEDERHOLUNGSFRAGEN 7 Wie arbeitet der Abgasturbolader?


1 Welche Vorteile haben aufgeladene Motoren im 8 Warum werden Ladeluftkühler verwendet?
Vergleich zu Saugmotoren? 9 Welche Arten der Laderduckregelung finden
2 Welche Aufladesysteme unterscheidet man? Anwendung?
3 Wie arbeitet die dynamische Aufladung? 10 Was versteht man unter "Overboost"?
4 Wie erfolgt die Aufladung bei Schwingsaugrohr- 11 Erklären Sie die Doppelaufladung.
systemen? 12 Erklären Sie die Registeraufladung.
5 Welche Laderbauarten unterscheidet man? 13 Wie arbeitet ein Rootslader?
6 Aus welchen Hauptbauteilen besteht ein Abgas- 14 Erklären Sie die Kombination von Kompressor
turbolader? und Abgasturbolader.
270

1Z Gemischbildung
1 2. 1 Kraftstoffversorgungsanlagen bei Ottomotoren
12.1.1 Aufgaben der Anlagen die Kraftstoffdämpfe zwischengespeichert und der
Verbrennung über das Regenerierventil gezielt zu-
Die Kraftstoffversorgungsanlage (Bild 1) soll das geführt. Mit in Kraft treten der On-Board-Diagnose II
Gemischaufbereitungssystem des Motors in al- (OBD II) ist die Dichtigkeit des Kraftstoffbehälters zu
len Betriebszuständen ausreichend mit Kraftstoff überwachen.
versorgen.

Dazu muss die Anlage .. . 12 1 3 Bauteile der Anlagen


• ... Kraftstoff im Kraftstoffbehälter speichern .
Kraftstoffbehälter
• ... Kraftstoff blasenfrei fördern.
Für Nutzkraftwagen werden auf Grund der einfachen
• ... Kraftstoff filtern .
Bauform und der damit problemlosen Fertigung
• .. . Kraftstoffdruck erzeugen und konstant halten.
meist Kraftstoffbehälter aus Stahlblech verwendet.
• ... überschüssigen Kraftstoff zurückfördern.
Sie werden innen und außen mit einer Korrosions-
• ... Austritt von Kraftstoffdämpfen verhindern.
schutzschicht überzogen. Bei großen und teilweise
gefüllten Kraftstoffbehältern können bei Kurvenfahrt
12.1.2 Aufbau der Anlagen !Bild 11 plötzlich starke Gewichtsverlagerungen auftreten.
Durch gelochte Trennwände, die den Behälter in
Betriebsausgleichsbehälter mehrere kleine Räume aufteilen, kann dies verhin-
dert werden.
Auch für Personenkraftwagen werden zunehmend
Kraftstoff- Kraftstoffbehälter aus Stahl gefertigt. Um in den USA
eine Einstufung als Lew-Emission Vehicle (LEV) zu
erreichen, muss der Ausstoß von Kohlen-Wasserstof-
fen, dazu gehören auch verdampfte Kraftstoffe, stark
begrenzt werden. (Nach OBD II dürfen die Verduns-
tungsverluste im Kraftstoffsystem 2 g!Tag nicht über-
schreiten). Diese Vorgaben können durch die Verwen-
dung von Stahl als Werkstoff leichter erreicht werden
als durch den Einsatz von Kunststoffbehältern.
Kraftstoff- ~19;;~;;~;;~L_
druckregler Schwerkraftventil Entlüftungsventil

Betankungs-
Einfül lstutzen ausgleichsbehälter

Bild 1: Aufbau einer Kraftstoffversorgungsanlage

Der Kraftstoff wird im Kraftstoffbehälter gespeichert.


Von dort wird er unter Druck durch eine Kraftstoff-
pumpe zu den Einspritzventilen gefördert. Um Ver-
unreinigungen zurückzuhalten, ist der Kraftstoff-
pumpe ein Kraftstofffilter nachgeschaltet Durch
einen Druckregler wird der Kraftstoffdruck konstant
gehalten bzw. auf den Saugrohrdruck angepasst.
Um in allen Betriebszuständen genügend Kraftstoff Bild 2: Kraftstoffbehälter aus PE für Pkw
bereitstellen zu können, fördert die Anlage immer Für komplizierte Kraftstoffbehälterformen, wie sie in
mehr Kraftstoff, als gerade benötigt wird. Der zu Personenkraftwagen üblich sind, werden die Behäl-
viel geförderte Kraftstoff fließt vom Druckregler zum ter vorwiegend aus Kunststoff, z.B. PE hergestellt.
Kraftstoffbehälter zurück. Sie bieten hohe Sicherheit gegen Bersten. (Die Be-
Weil w eder Kraftstoff noch Kraftstoffdämpfe in die hälter müssen einem Crash bei 80 km/h standhalten.)
Um w elt gelangen dürfen und im Behälter ein Druck- All erdings besteht die Gefahr der plastischen Verfor-
ausgleich geschaffen werden muss, ist ein aufwen- mung bei hohen Kraftstofftemperaturen (mehr als
diges Be- und Entlüftungssystem notwendig. Im 120 oc bei Dieseleinspritzanlagen I und das Problem
Aktivkohlebehälter des Regeneriersystems werden starker Diffusion der Kraftstoffdäm pfe.
12 Gemischbildung 271

Bei extremer Kurvenfahrt oder Fahrten im steilen besonders die elektrischen Anschlüsse bei Einbau
Gelände und nur noch geringfügig gefülltem Kraft- unter dem Fahrzeugboden erhöhter Korrosion aus-
stoffbehälter verlagert sich der Kraftstoff auf eine gesetzt.
Seite. Um eine Versorgung der Kraftstoffförder-
pumpe mit Kraftstoff sicherzustellen und um alle ln-Tank-Pumpen. Sie sind meist Bestandteil von
verzweigten Räume des Behälters leeren zu können, Kraftstofffördermodulen, die in die Kraftstoffbehälter
werden Catch-Tanks (Bild 1, Seite 273) eingesetzt. eingebaut sind . ln-Tank-Pumpen sind im Kraftstoff-
Dabei handelt es sich um Tanks innerhalb des Kraft- behälter weitgehend gegen Korrosion geschützt.
stoffbehälters. Sie werden durch Saugstrahlpumpen Außerdem werden die durch die Pumpe erzeugten
gefüllt. ln den Catch-Tanks sind auch die Kraftstoff- Geräusche im Tank gedämpft.
förderpumpen untergebracht (siehe auch Kraftstoff- Je nach Wirkungsweise werden die Pumpen in Ver-
fördermodul). dränger-und Strömungspumpen unterschieden .

Verdrängerpumpen (Bild 2). Sie werden als Rol-


Kraftstoffförderpumpen lenzellenpumpen oder Innenzahnradpumpen aus-
Für moderne Einspritzanlagen werden ausschließ- geführt. ln Verdrängerpumpen wird der Kraftstoff
lich Elektro-Kraftstoffpumpen zur Kraftstoffförde- angesaugt und in einem abgeschlossenen Raum,
rung verwendet. Ihre Fördermengen liegen bei der sich verkleinert, zur Hochdruckseite gefördert.
Nennspannung zwischen 60 1/h und 200 1/h. Dabei Verdrängerpumpen ermöglichen Systemdrücke
muss ein Druck von 3 bar oo• 7 bar (als Vorförderpum- von mehr als 4 bar und besitzen auch bei niederen
pe bei Direkteinspritzsystemen) bei 50 % 60 % der
00 0 Spannungen eine hohe Förderleistung. Allerdings
Batterienennspannung erreicht werden . Da diese verursachen sie relativ starke Pulsationsgeräusche.
Forderung bei Nennspannung dazu führt, dass bei Außerdem verzeichnen sie einen starken Leistungs-
Leerlauf und Teillast ein Mehrfaches der benötig- abfall, wenn sich im heißen Ottokraftstoff Dampf-
ten Kraftstoffmenge gefördert wird, geht man blasen bilden. Deshalb besitzen diese Pumpen meist
dazu über, die Elektrokraftstoffpumpen durch das eine Strömungspumpe als Vorstufe zur Entgasung .
Steuergerät mit pulsweiten-modulierten Signalen
anzusteuern . Dadurch kann die Fördermenge den
Betriebsbedingungen angepasst werden, wodurch
Antriebsleistung eingespart, eine unnötige Aufhei-
zung des Kraftstoffs vermieden und die Lebensdauer
der Pumpen verlängert werden kann .
Die Pumpen bestehen aus dem
• Anschlussdeckel mit den elektrischen Anschlüs-
sen, dem Rückschlagventil und dem Pumpenaus-
gang
Raum vergrö ße rung lllllllilll und -Ve rkl einerung -
• Elektromotor mit Anker und Permanentmagneten
• PumpenteiL Bild 2: Rollenzellen- (a) und Innenzahnradpumpe (b)

Pumpenteil Anker Strömungspumpen (Bild 3). Sie werden als Periphe-


ral- oder Seitenkanalpumpen ausgeführt. ln Strö-
mungspumpen wird der Kraftstoff durch eine Viel-
zahl von Laufradschaufeln beschleunigt und Druck
durch einen ständigen Impulsaustausch aufgebaut.
Strömungspumpen sind geräuscharm, da der Druck-
aufbau nahezu pulsationsfrei und kontinuierlich

Anschlussde ckel elektrischer An schluss

Bild 1: Aufbau einer Elektrokraftstoffpumpe

Je nach Einbauort unterscheidet man ln-Line-Pum-


pen oder ln-Tank-Pumpen.

ln-Une-Pumpen . Sie können an einer bel iebigen


Stelle in die Kraftstoffleitung eingebaut werden. Da-
durch ist der Austausch einer defekten Pumpe einfa-
cher als bei ln-Tank-Pumpen. Allerdings sind sie und Bild 3: Peripheral- (a) und Seitenkanalpumpe (b)
272 12 Gemischbildung

erfolgt. Außerdem sind sie unempfindlich gegen Beim Verlegen von Kraftstoffleitungen muss darauf
Dampfblasenbildung, da über eine Entgasungsboh- geachtet werden, dass ...
rung dampfförmiger Kraftstoff ausgeschieden wer- • ... sie den Verwindungen des Fahrzeuges und
den kann. Alle rdings erreichen diese Pumpen nur den Bewegungen des Motors standhalten.
Systemdrücke von max. 4 bar. • .. . sie gegen mechanische Beschädigungen ge-
Zweistufige Elektrokraftstoffpumpen (Bild 1). Sind schützt sind.
hohe Systemdrücke erforderlich, werden zweistufi- • ... die Leitungen nicht an heißen Teilen vorbei -
ge Elektro-Kraftstoffpumpen verwendet. Um Dampf- geführt werden, um Dampfblasenbildung zu
blasenbildung in der Pumpe zu vermeiden, wird eine vermeiden .
Peripheralpumpe vorgeschaltet Sie übernimmt die • .. . sie möglichst stetig steigend verlegt werden,
Kraftstoffvorförderung und scheidet Dampfblasen um Dampfblasen schnell aus dem System ent-
aus. Die nachgeschaltete Verdrängerpumpe dient fernen zu können .
dem Aufbau des Systemdrucks.
• ... sich bei Undichtigkeiten keine Kraftstoffdämp-
An schlu sskabel fe im Fahrzeug sammeln können.

Kraftstofffilter

Sie sollen die Kraftstoffanlage vor Verunreini-


gungen schützen, da z.B. die Einspritzventile ei-
ner Benzineinspritzanlage selbst durch kleinste
Schmutzpartikel zerstört werden können.

Vo rstufe
Strö mung spumpe Dru ckh alteve ntil
Kraftstoffdruckregler (Zweileitungssystem)
Bild 1: Zweistufige ln-Line-Kraftstoffpumpe
Der Kraftstoffdruckreg ler muss im Zweileitungs-
system den Kraftstoffdifferenzdruck unter allen
Saugstrahlpumpen (Bild 2)
Bedingungen konstant halten.
Es sind hydrau lisch angetriebene Pumpen, die dazu
dienen, Kraftstoff innerhalb des Kraftstoffbehälters Der membrangesteuerte Kraftstoffdruckregler
umzupumpen . Durch den Kraftstoffstrom einer elek- (Bild 3) mit Saugrohranschluss befindet sich bei
trischen Kraftstoffpumpe wird an der Düsenöffnung Zwei-Leitungs-Systemen am Verteilerrohr. Er be-
einer Saugstrahlpumpe z.B. aus der Seitenkammer steht aus zwei Räumen, die durch eine Membran
eines Kraftstoffbehälters Kraftstoff angesaugt. Die- geteilt sind: einer Federkammer zur Aufnahme der
ser wird dann zum Catch-Tank gefördert. Feder, die auf die Membran wirkt, und einer Kam-
mer für den Kraftstoff. Bei Überschreiten des vor-
eingestellten Kraftstoffsystemdrucks gibt ein von
der Membran betätigtes Ventil die Öffnung für die
Rücklaufleitung frei , wodurch der überschüssige
Kraftstoff zum Kraftstoffbehälter zurückfließen kann .

Kraftstoffrücklauf
zum Kraftstoff-
Kraftstoffzulauf behälter
v on Kraftst off-
Einspritzventil

Ventil -
Bild 2: Saugstrahlpumpen träger

Kraftstoffleitungen
M embran
Als Kraftstoffleitungen werden Rohre aus Stahl oder
Schläuche aus schwer brennbarem, kraftstofffestem Saugrohr-
Gummi oder Kunststoff verwendet. Da Gummi- und d ru ck
An sc hluss an
Kunststoffschläuche sich bei längerer Nutzungsdau- Reg elfeder Sam melsaugrohr
er chemisch verändern (a ltern). werden sie hart und
porös. Dies kann zu Undichtigkeiten führen. Bild 3: Kraftstoff-Druckregler
12 Gemischbildung 273

Da d ie Federkammer über eine Leitung mit dem Kraftstofffördermodule (Bild 1)


Saugrohr kurz hinter der Drosselklappe verbunden Die Bauteile der Kraftstoffförderung werden in Kraft-
ist, wird die Membrane nicht nur durch den Kraft- stofffördermodulen, die im Kraftstoffbehälter einge-
stoffdruck, sondern zusätzlich durch den im Saug- baut sind, zusammengefasst.
rohr wirkenden Unterdruck verformt. Dadurch ver-
ändert der Kraftstoffdruckregler den Systemdruck Kraftstoffvorratsanzeiger. Zur Anzeige des Kraft-
im Verteilerrohr bzw. an den Einspritzventilen so, stoffvorrats werden meist Hebelgeber oder
Tauchrohrgeber verwendet. Sie greifen über ein Ge-
dass der Differenzdruck zwischen Saugrohr und
Kraftstoffsystem konstant bleibt. stänge die Leiterbahnen eines Potentiometers ab.
Der Spannungsabfall am Widerstand ist das Maß für
die Kraftstoffmenge im Kraftstoffbehälter.
Differenzdruck = Systemdruck-Saugrohrdruck Kraftstoffverbrauchsmessung. Der Kraftstoffver-
brauch wird aus der Ventilöffnungszeit multipliziert
Herrscht z.B. im Saugrohr ein Unterdruck von mit einer Ventilkonstanten berechnet. Diese gibt an,
- 0,6 bar, so wird die Ventilmembran durch Kraft- wie viel Kraftstoff bei einem festen Differenzdruck
stoff- und Saugrohrdruck entgegen der Federkraft so pro Zeiteinheit aus der Düse strömt.
weit geöffnet, dass der Systemdruck z.B. auf 3,4 bar
sinkt. Der Differenzdruck !'i p beträgt somit 3,4 bar-
(- 0,6) bar= 4,0 bar.
12.1.4 Be- und Entlüftung des
Kraftstoffbehälters
Die Be-und Entlüftung des Kraftstoffbeh älters ist
notwendig, um im Behälter einen Druckausgleich
schaffen zu können und ein Betanken des Fahrzeugs
störungsfrei zu ermöglichen. So muss bei Wärme-
einwirkung dafür gesorgt werden, dass sich ausdeh-
nender Kraftstoff und der dadurch erhöhte Gasdruck
in Ausgleichsbehältern aufgenommen werden kann.
Bei Rück-Lauf-Freien Systemen (RLFS) befindet sich Andererseits muss der Kraftstoffbehälter belüftet
der nahezu identisch aufgebaute Druckregler im werden, wenn bei Betrieb des Fahrzeugs Kraftstoff
Kraftstoffbeh älter (Bild 1). Der Kraftstoffsystemdruck v erbraucht wird. Keinesfalls dürfen Kraftstoffdämpfe
wird nur durch die Feder und die Membran konstant in die Umwelt gelangen. Das Be- und Entlüftungs-
gehalten. Der Saugrohranschluss ist nicht vorhan- system besteht aus folgenden Komponenten:
den. Der überschüssige Kraftstoff fließt direkt in den (Bild2).
Kraftstoffbehälter zurück, weswegen die Rücklauflei-
tung vom Saugrohr entfällt. Betriebsausgleichsbehälter. Er nimmt den durch
Da sich mit veränderten Saugrohrdrücken die Ein- Wärme sich ausdehnenden Kraftstoff auf. Das Volu-
spritzmengen verändern, muss das Steuergerät die m en beträgt je nach Größe des Kraftstoffbehälters
Einspritzdauer in Abhängigkeit vom Saugrohrdruck 2 I ... 5 I. Der Au sgleichsbehälter ist über eine Ent-
anpassen. Die Information über den Saugrohrd ruck lüftungsleitung mit dem Aktivkohle-Filter (AKF) ver-
erhält es durch einen Saugrohr-Drucksensor. bunden.

Entlüftu ngs- Regeneri er-


venti l ventil

Absperrventil

Bild 1: Kraftstofffördermodul Bild 2: Be- und Entlüftungsanlage


274 12 Gemischbildung

Betankungsausgleichsbehälter. Er hat die Aufgabe Aktivkohle-Filter. Er speichert gasförmige Kohlen-


Gase, die sich im Kraftstoffbehälter befinden und wasserstoffe durch Anlagerung an die Aktivkohle
beim Betanken des Kraftstoffbehälters verdrängt solange, bis sie bei geöffnetem Regenerierventil
werden, kurzfristig aufzunehmen und über eine Ent- vom im Saugrohr herrschenden Unterdruck ange-
lüftungsleitung an das Betankungsrohr weiterzulei- saugt und der Verbrennung im Zylinder zugeführt
ten . Dort werden diese Dämpfe von der Saugeinrich- werden.
tung der Zapfpistole abgesaugt.
Absperrventil (ab OBD II). Bei stehendem Motor
EntlüftungsventiL Es verhindert, dass Kraftstoff-
muss die Leitung für Zuluft zum AKF verschlossen
dämpfe aus dem Betriebsausgleichsbehälter in die
sein, um zu verhindern, dass Kraftstoffdämpfe ins
Umwelt gelangen oder abgesaugt werden . Beim Be-
Freie gelangen. Soll die Aktivkohle regeneriert und
tanken wird das Ventil geschlossen.
die gespeicherten Kraftstoffdämpfe der Verbren-
Schwimmer-Schwerkraft-Ventil (Bild 1) (Roii-Over- nung zugeleitet werden, wird das Magnetventil vom
Ventil, Sicherheits-Ventil). Bei extrem gefülltem Tank Motorsteuergerät parallel zum Regenerierventil an-
und Fahrzeugschräglage oder einem Überschlag getaktet und geöffnet.
könnte Kraftstoff über den Aktivkohle-Behälter ins
Freie gelangen . Um dies zu verhindern, wird die Lei- Regenerierventil. Dieses Magnetventil wird vom
tung zum Aktivkohlefilter in solch einem Fall durch Motorsteuergerät je nach Betriebszustand ange-
das Ventil geschlossen. taktet. Wenn es öffnet, werden die im AKF gespei-
cherten Kraftstoffteilchen bei ebenfalls geöffnetem
Absperrventil durch Frischluft ausgespült und durch
den Saugrohrunterdruck angesaugt.

Diagnosepumpe für Kraftstoffsystem, Drucksen-


sor. Nach OBD II muss die Dichtigkeit des Kraft-
stoffsystems überprüft werden. Dazu kann der
Kraftstoffbehälter mit einem durch eine Diagnose-
Pumpe erzeugten Druck beaufschlagt werden . Ein
Drucksensor übermittelt dem Motorsteuergerät den
Betan ku ngsroh r
Druckverlauf. Aus diesem wird geschlossen, ob das
System die Anforderungen bezüglich Dichtheit er-
Bild 1: Schwerkraft- und Entlüftungsventil füllt.

WERKSTATIHINWEISE • Stromversorgung der Pumpe: Fehler in der Elek-


Wartungshinweise: trik werden i. A. von der Eigendiagnose erkannt.
• Regelmäßiger Wechsel der Kraftstofffilter (Her- Deshalb ist der Fehlerspeicher auszulesen oder
stellerangabe beachten). eine Stellglieddiagnose durchzuführen. Eine
• Sichtprüfung auf Dichtigkeit des Systems. Überprüfung der Plus- und Minus-Versorgung
• Sichtprüfung der elektrischen Anschlüsse (Kor- kann mit einem Multimeter erfolgen.
rosion, Beschädigung) . Fehlerursachen: (Bild 1, Seite 275)
Fehler und mögliche Ursachen: - Defekte Sicherung der Kraftstoffförderpumpe
• Motor springt nicht an : (Durchgang prüfen)
- Kein Kraftstoff im Tank - Defektes Kraftstoffpumpenrelais (zur Prüfung
- Pumpe läuft nicht Kl. 30- Kl. 87 überbrücken)
• Zu geringe Motorleistung - Beschädigte Leitungen und korrodierte Kon-
- Zu geringes Fördervolumen takte (Spannungsabfall messen)
- Zu geringer Förderdruck durch Neben einer fehlerhaften Stromversorgung gibt es
geknickte oder gequetschte Kraftstoffleitung, u.a. folgende Gründe für eine nicht laufende Kraft-
mangelnde Stromversorgung der Pumpe, stoffförderpumpe:
verschmutzte Filter,
• Kraftstoffförderpumpe ist defekt.
defekte Pumpe (Verschleiß),
• Motorsteuergerät erhält kein Drehzahlsignal
Dampfblasenbildung
nach dem Einschalten der Zündung.
Diagnosemöglichkeiten: • Motorsteuergerät erhält keine Freigabe von der
• Prüfung des Fördervolumens: Messung am Wegfahrsperre.
Druckregler (in der Rücklaufleitung). • Motorsteuergerät erhält Meldung eines Crash-
• Prüfung des Förderdrucks: Messung am Ver- Falls von einem eingebauten Crash-Erken-
teilerrohr (in der Vorlaufleitung). nungssystem (Airbag) .
1 Z Gemischbildun 275

30 12.2 Gemischbildung bei


Sicherung
Ottomotoren
r-·---:
~------·1~-----1~5 12 2.1 Grundlagen
· I Airbag

1
1
A -~ Drehzahl
Ottomotoren können mit Benzin, Methanol oder
Autogas betrieben werden. Das verdichtete
Steuer-
gerät -t__ _. Kraftstoff-Luft-Gemisch wird am Ende des Ver-
dichtungstaktes durch eine Fremdzündanlage
entzündet.
Bild 1: Schaltplan der Kraftstoffförderpumpe
Aufgabe der Gemischbildungssysteme

Sicherheitshinweise Sie sollen für jeden Betriebszustand des Motors


ein Kraftstoff-Luft-Gemisch herstellen, das in der
Ottokraftstoffe besitzen einen Menge ausreichend ist und im Motor möglichst
Flammpunkt < 21 oc und fallen vollständig verbrannt wird.
damit nach der Verordnung über
brennbare Flüssigkeiten unter
die Gefahrklasse AI. Vollständige Verbrennung eines
Kraftstoff-Luft-Gemisches
Sie sind leicht entzündlich . Deswegen sind die Si- Darunter versteht man, dass alle Kohlenstoffatome
cherheitsvorkehrungen beim Schweißen, Löten und alle Wasserstoffatome des Kraftstoffs durch
oder Schleifen zu beachten. den Sauerstoff der Luft zu Kohlendioxid (C0 2 ) bzw.
Kraftstoffdämpfe sind schwerer als Luft. Sie kön- Wasser (H 2 0 ) unter Abgabe von Wärme oxidiert
nen deswegen in Gruben oder Entwässerungs- werden .
schächten gefährliche Gemische bilden. Da Kraftstoffe je nach Aufbau und Größe ihrer
Moleküle verschieden viele Koh lenstoff- und ..
Kraftstoffe enthalten Benzol, Methanol, Toluole Wasserstoffatome besitzen, wird zur vollständigen ...
und Xylole. Diese Stoffe sind giftig und dürfen Verbrennung des Kraftstoffs eine ganz spezifische
nicht eingeatmet werden. Kontakt mit der Haut Luftmasse benötigt. Mit zunehmendem Luft-
und den Schleimhäuten ist zu vermeiden. Des- mangel bzw. Luftüberschuss wird die Verbrennung
halb sollen Ottokraftstoffe nie zu Reinigungszwe- schlechter. Der Kraftstoff verbrennt nur noch un-
cken benutzt werden. vollständig. Werden bestimmte Grenzwerte für
das Mischungsverhältnis (Zündgrenzen) unter-
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
bzw. überschritten, findet keine Verbrennung
mehr statt.
1 Welche Bauteile gehören zur Kraftstoffversor-
gungsanlage?
2 Welche Arten von Kraftstoffpumpen werden im Mischungsverhältnis
Kraftfahrzeug eingebaut? Wie unterscheiden sie
sich? Das Mischungsverhältnis beschreibt die Zusam-
3 Welche Aufgabe hat der Kraftstoff-Druckregler mensetzung des Kraftstoff-Luft-Gemisches. Man
im 2-Leitungs-System? unterscheidet ein theoretisches und ein prak-
4 Warum benötigen 1-Leitungs-Systeme einen tisches Mischungsverhältnis.
Saugrohrdrucksensor?
5 Welche Aufgaben hat der Saugrohrdrucksensor? Theoretisches Mischungsverhältnis (stöchiome-
6 Was versteht man unter einem Kraftstoffförder- trisches Verh ältnis = theoretischer Luftbedarf). Es
modul? gibt an wie viel kg Luftzur vollständigen Verbrennung
7 Worauf muss bein Verlegen von Kraftstofflei- von 1 kg Kraftstoff benötigt werden . Zur Verbren-
tungen geachtet werden?
nung von 1 kg Benzin sind dies etwa 14,8 kg bzw.
8 Welche Bauteile gehören zum Be- und Entlüf- 10 300 I Luft.
tungssystem einer Kraftstoffversorgungsanlage?
9 Welche Aufgabe hat der Betriebsausgleichsbe- Praktisches Mischungsverhältnis. Es weicht je nach
hälter?
Betri ebszustand des Motors vom theoretischen
10 Wozu w ird ein Schwimmer-Schwerkraftventil ab. Bei einem größeren Kraftstoffanteil, z.B. 1 : 13,
benötigt?
spricht man von einem " fetten" Gemisch (Luftman-
11 Warum dürfen die Kraftstoffe nicht zu Reini-
gel). Bei einem geringeren Kraftstoffanteil, z.B. 1 : 16,
gungszwecken benutzt werden?
liegt ein " mageres" Gemisch vor (Luftüberschuss).
276 12 Gemischbildung

Luftverhältnis (A. = Lambda) (Zündzeitpun kt 30° vor OT)


Das Luftverhältnis ). ist das Verhältnis zwischen der
fett mager
tatsächlich der Verbrennung zugeführten Luftmasse 110 660
und der zur vollständigen Verbrennung theoretisch Nm / - ... g/kWh
erforderlichen Luftmasse. ~, "'
t 100
/ 580
~
.<:

'M
(.)

Lu ftv erhältnis ). =
zugeführte Luftmasse in kg
-
~ 90 \
\
"
.e"'
' ' x'
. . c:
theoretischer Luftbedarf 1n kg
Q)
\
:E"'
80 500
E
0 \
E \ B
.<: 70 (/)

Beim theoretischen Mischungsverhältnis 1 : 14,8 ist \ '~*"'"


Ci"' bett ' /
420
für Benzin das Luftverhältnis ). = 1. Hierbei erhält der 60
Motor genau so viel Luft, wie er für die vollständige ' ~---- ....
/ ..;
"'
c.
(/)
Verbrennung des Kraftstoffs benötigt. Werden dage- 50 340
0,8 1,0 1,2 1,4
gen bei der Verbrennung von 1 kg Kraftstoff 16 kg
Luftverh ältnis Ä. -
Luft zugeführt, so ist das Luftverhältnis
Bild 2: Einfluss des Luftverhältnisses
). = 16,0 kg Luft = 1 08
14,8 kg Luft '
d.h ., es w ird ein mageres Kraftstoff-Luft-Gemisch Sollen Motoren mit Saugrohreinspritzung m it einem
gebildet, das mehr Luft enthält, als zu r vollständigen Abgaskatalysator betrieben werden, muss ein Luft-
Verbrennung notwend ig ist. Der Luftüberschuss be- verhältnis von ). = 1 möglichst genau eingehalten
trägt dabei 8 %. werden, um günstige Abgaswerte zu erhalten.

Gemischzusammensetzung
Homogenes Gemisch. Im gesamten Brennraum


kg Kraftstoff kg zug ef. Luftmenge ist die Gemischzusammensetzung gleich . Um eine
kg Luft kg theo r. Luftbeda rf
homogene Gemischzusammensetzung zu errei-
1:23,7
1:22,2
Zündgrenze bei Magermotoren 1,6
1,5
t
(/)
(/)
chen , muss genügend Zeit für eine gleichmäßige
Durchmischung des Kraftstoff-Luft-Gemisches zur
~ ...,
-~
s
;co Q;
t 1:20,7
1:1 9,2
Zündgrenze mager 1,4
1,3
u -
~
Q)
.0
:c
"'
N
.:t=
Verfügung stehen. Dies wird durch einen frühen Ein-
spritzzeitpunktwährend des Ansaugens bzw. du rch
Einspritzung in das Saugrohr erreicht.
1:1 7,8 mageres Gemisch 1,2 :::I
.<:
Q; E
Cl

"' 1:16,3
Teillastbereich
1,1
'...J*:o::::'.
" ::> Heterogenes Gemisch . Im Brennraum g ibt es Be-
>
·s
(/)
(/)
Cl 1:14,8 t-- theor. ri chtiges Gemi sch - 1,0 reiche unterschiedlicher Gemischzusammensetzung
c: ;cij
::>
.<: :::: 1:13,3 t - - - Höchst leistun g - 0,9 ä;f: (Schichtladung) . Eine späte Einspritzung während
u Q) Cl Q)
(/) -
1:11 ,5 0,8 c: > des Verdichtungstaktes in den Zylinder und genau
~ Lee rl aufbereich
"'E '*=>"
~
abgestimmte Luftverwirbelungen ermöglichen eine
1:1 0,4 0,7 '*"...J
1: 8,9 zu fettes Gem isch 0,6 ...J::> ungleichmäßige Gemischzusammensetzung . Zur si -
cheren Entflammung des Gemisches muss bei Otto-
1: 7,4 0,5
~
lf
Zün dg renze fett Motoren im Bereich der Zündkerze ein Luftverhältnis
von ). annähernd gleich 1 vorl iegen. ln den Randbe-
reichen des Brennraumes ist das Gemisch mager.
1:3 0,2

0
Leerl auf Höc hstd reh zahl - - Gemischbildung
M oto rdrehzahl1 / m in -

Bild 1: Mischungsverhältnisse, Luftverhältnisse für Benzin

Im jeweil igen Betriebszustand des Ottomotors


sind Verbra uch , Leistung und Abgasverhalten
vom Luftverhältnis abhängig .

Der prinzipielle Zusammenhang zwischen Luftver-


hältnis, Drehmoment und spezifischem Kraftstoff-
verbrau ch wird in Bild 2 gezeigt. Bild 3: Äußere Gemischbildung
12 Gemischbildung 277

Äußere Gemischbildung (Bild 3, Seite 276). Bei ihr großer Teil des Kraftstoffs kondensiert an den kal-
erfolgt die Einspritzung in das Saugrohr kurz vor das ten Saugrohr- und Zylinderwänden. Damit können
bei Einspritzbeginn noch geschlossene Einlassventil diese Kraftstoffanteile nicht oder nur unvollständig
des Motors. Durch den Einströmvorgang während verbrannt werden. Um dennoch im Brennraum ein
des Ansaug-Taktes und die folgende Verdichtung zündfähiges Gemisch zu erzeugen, muss sehr viel
des Kraftstoff-Luft-Gemisches bleibt genügend Zeit, Kraftstoff eingespritzt werden (bis A. = 0,3). Die einzu-
ein homogenes Gemisch im Brennraum zu erzeugen. spritzende Kraftstoffmenge ist dabei abhängig von
der Motortemperatur.
Innere Gemischbildung (Bild 1). Bei Motoren mit
innerer Gemischbildung wird der Kraftstoff direkt Da die Reibungswiderstände bei kaltem Motor z.B.
in den Brennraum eingespritzt. Erfolgt dies kurz vor durch kaltes Motoröl, sehr hoch sind, muss mehr
der Entzündung des Kraftstoff-Luft-Gemisches, kann Leistung erzeugt werden. Dies wird durch eine grö-
sich Kraftstoff und Luft nicht gleichmäßig vermi- ßere Gemischmenge erreicht.
schen. Das Gemisch ist heterogen.
Warmlauf. Darunter versteht man den Zeitraum vom
Starten des Motors bis zum Erreichen der Betriebs-
temperatur. Beim Warmlauf wird die Kraftstoffmen-
ge temperaturabhängig verringert. Die Anfettung
des Gemisches wird stufenweise zurückgenommen,
da sich die Kondensationsverluste im Saugrohr und
an den Zylinderwänden mit sich erwärmendem Mo-
tor verringern.

Übergang, Beschleunigung. Beim Öffnen der Dros-


selklappe magert das Gemisch kurzzeitig ab. Um
einen momentanen Leistungseinbruch zu vermeiden,
muss kurzzeitig mehr Kraftstoff eingespritzt werden.

Bild 1: Innere Gemischbildung Volllast. Ist die Drosselklappe voll geöffnet, spricht
man von Volllast Um in diesem Betriebszustand
Leistungsregelung die maximale Motorleistung zu erreichen, wird das
Gemisch meist auf A. = 0,85 .. . 0,95 angereichert
Ouantitätsregelung. Bei Motoren mit äußerer Ge-
(Bild 2, Seite 276).
mischbildung und homogenem Gemisch erfolgt
die Leistungsregelung dadurch, dass je nach Last- Schubabschaltung. Dabei ist die Drosselklappe ge-
zustand die Drosselklappe mehr oder weniger weit schlossen und der Motor läuft m it erhöhter Dreh-
geöffnet wird. Dadurch verändert sich die ange- zahl. Dies geschieht, z.B. beim Bergabfahren oder
saugte Luftmenge (Quantität). Die Zusammenset- dann, wenn der Fahrer bei höherer Geschwindigkeit
zung des Gemisches muss dabei nahezu gleich blei- vom Gaspedal geht (Schubbetrieb). Um Kraftstoff
ben (A. = 1). zu sparen , wird solange kein Benzin eingespritzt,
Oualitätsregelung. Bei Motoren mit Innerer Ge- bis entweder eine einprogrammierte Motordrehzahl
mischbildung und heterogenem Gemisch erfolgt unterschritten oder die Drosselklappe wieder geöff-
die Leistungsregelung dadurch, dass bei geöffneter net wird.
Drosselkappe verschieden viel Kraftstoff eingespritzt
wird. Die angesaugte Luftmenge bleibt dabei nahezu WIEDERHOLUNGSFRAGEN
gleich. Die Zusammensetzung (Qualität) des Gemi-
1 Was versteht man unter dem theoretischen
sches im Brennraum ändert sich somit je nach Last- Mischungsverhältnis?
zustand.
2 Erklären sie das Luftverhältnis .l..
3 Welche Folgen haben jeweils ein mageres, ein
fettes oder ein stöchiometrisches Gemisch?
4 Bis zu welchem Mischungsverhältnis bzw. Luftver-
12.2.2 Anpassung des Gemisches an die hältnis ist ein Benzin-Luft-Gemisch zündfähig?
Betriebszustände 5 Was kennzeichnet eine Innere Gemischbildung?
6 Was versteht man unter einem homogenen/hete-
J e nach Betriebszustand benötigen Moto ren ganz
rogenen Gemisch?
bestimmte Gemischmengen (Quantität) und Ge-
7 Was kennzeichnet die Äußere Gemischbildung?
mischzusammensetzungen (Qualität).
8 Warum muss das Gemisch bei Kaltstart stark an-
Kaltstart: ln einem kalten Motor verdampfen nur gefettet werden?
die niedrig siedenden Kraftstoffbestandteile. Ein
278 12 Gemischbildung

1 2. 3 Vergaser Flachstrom- und Schrägstromvergaser ermöglichen


sehr kurze Ansaugwege. Sie werden auch bei nied-
Der Vergaser soll den Kraftstoff zerstäuben und riger Einbauhöhe verwendet und sind unterhalb des
Zylinderkopfes eingebaut.
im richtigen Verhältnis mit Luft mischen. Er muss
die benötigte Gemischmenge dem jeweiligen Be- Nach der Anzahl und der Funktion der Mischkam-
triebszustand des Motors anpassen. merbohrungen unterscheidet man:
• Einfachvergaser (Bild 2) und Registervergaser
(Bild 3) (Stufenvergaser mit nacheinander öff-
12.3.1 Grundsätzliche Wirkungsweise nenden Stufen) für ein Ansaugrohr
Im Vergaser wird der Luftstrom während des An- Hauptluft-
saugtaktes vom Motorkolben angesaugt. Durch die zustrom
Querschnittsverengung des stromlinienförmig aus- Haupt-
gebildeten Lufttrichters (Venturi-Rohr, Bild 1) wird gemisch-
austritt
die Geschwindigkeit des Luftstromes erhöht. An
der engsten Stelle herrscht die höchste Strömungs- Luft-
trichter
geschwindigkeit und der größte Unterdruck (Sog).
daher befindet sich an dieser Stelle das Kraftstoff- Drossel·
klappe
austrittsrohr. Der Kraftstoff wird vom Luftstrom mit-
gerissen, zerstäubt und im Bereich der Misch kam- Bild 2: Einfachvergaser Bild 3: Registervergaser
mer mit dem Luftstrom vermischt. Eine feine Zer-
stäubung wird erreicht, indem man den Kraftstoff • Doppelregistervergaser (Bild 4)
durch Luftzufuhr über die Luftdüse unterhalb des
Kraftstoffspiegels zu einem Kraftstoff-Luft-Gemisch • Doppelvergaser (Zweifachvergaser, Bild 5)
(Vorgemisch) verschäumt. Mit der Drosselklappe • Mehrfachvergaser werden für getrennte Ansaug-
wird die Kraftstoff-Luft-Gemischmenge gesteuert roh re verwendet
(Quantitätssteuerung) und damit die Motorleistung
und Drehzahl verändert.

Mischkam m er Drosselklappe

Bild 4: Doppelregister- Bild 5: Doppelvergaser


vergaser

Atmosphärendruck • Gleichdruckvergaser (Bild 6) arbeiten bei ver-


änderlichem Lufttrichterquerschnitt mit nahezu
Kraftstoffd üse
gleichbleibendem Unterdruck
• Schiebervergaser (Bild 7) w erden als Kraftradver-
gaser v erwendet

Bild 1: Wirkungsweise des Vergasers

12 3 2 Vergaserbauarten
Nach der Anordnung des Ansaugrohres am Motor
und der Richtung des Saugstromes im Vergaser
unterscheidet m an: Fallstrom-, Flachstrom- und
Schrägstromvergaser.
Fallstromvergaser w erden meistens v erw endet , da
bei diesen das Kraftstoff-Luft-Gemisch in Richtung
der Schwerkraft in den Zylinder fällt. Sie si nd ober- Bild 6: Gleichdruck- Bild 7: Schiebervergaser
halb des Zylinderkopfes eingebaut. vergaser
12 Gemischbildung 279

12.4 Benzineinspritzung Seiklappenspalt und die Verdampfung an heißen


Saugrohrwänden bzw. zusätzlichen Heizelementen
12.4.1 Grundlagen der verbessern die Aufbereitung des Kraftstoff-Luft-Ge-
Benzineinspritzung misches. Durch verschieden lange Wege und Roh r-
verzweigungen wird der Kraftstoff nicht gleichmäßig
Aufgaben der Benzineinspritzanlagen auf alle Zylinder verteilt. Randverwirbelungen und
Wandfilmbenetzungen besonders bei kalten M oto-
Benzineinspritzanlagen haben die Aufgabe, ren führen zu ungleichen Gemischzusammensetzun-
Kraftstoff fein zerstäubt in die angesaugte Luft gen. Sie w irken sich negativ auf die Gemischbildung
einzuspritzen. Dabei ist die jeweils erforderliche aus. Einzelpunkteinspritzungen sind im Aufbau we-
Gemischmenge und das Mischungsverhältnis ge- sentlich einfacher als Mehrpunkteinspritzanlagen.
nau dem jeweiligen Betriebszustand anzupassen.
Luft
Bei Einspritzanlagen wird der Kraftstoff mithilfe
von Düsen und des von der Kraftstoffpumpe aufge-
bauten Drucks fein zerstäubt in die Luft eingespritzt.
Kraftstoff-Luft-
Hierdurch vergrößert sich die Oberfläche des einge- Gemisch
spritzten Kraftstoffs. Dies bewirkt, dass der Kraftstoff
schneller vergast, was zu einer verbesserten Vermi-
schung mit Luft, einer vollständigeren Verbrennung D Luft

und günstigeren Abg aswerten führt. D Kraftstoff

Bei der indirekten Einspritzung (Äußere Gemischbil-


D Kraftstoff-Luft-
Gemisch
dung) sind die Einspritzventile so angebracht, dass
sie in das Saugrohr oder in das Drosselklappen- Bild 1: Einzelpunkteinspritzung
gehäuse einspritzen. Bei der direkten Einspritzung
(Innere Gemischbildung) sind die Einspritzventile
so angeordnet, dass sie in den Brennraum einsprit- Mehrpunkteinspritzung (Bild 2). Jedem Zylinder ist
zen.
Die elektronische Regelung der Anlagen soll das
Kraftstoff-Luft-Verhältnis (Qualität) und die Menge
ein Einspritzventil zugeordnet. Diese sind im An-
saugrohr meist unmittelbar vor den Einlassventilen
angeordnet. Dadurch ergeben sich für das Gemisch
1!1
des erzeugten Gemisches (Quantität) dem jewei- gleich lange Ansaugw ege und eine gleichmäßige
ligen Betriebszustand des Motors optimal anpassen. Verteilung. Eine Anordnung nahe den Einlassventi-
len verringert die Wandfilmbildung bei kaltem Motor
Folgende Ziele sollen erreicht werden: und reduziert die Bildung schädlicher Abgase.
• Hohes Motordrehmoment
• Hohe Motorleistung Luft
• Günstiger Verl auf der Motorkennlinien Kraftstoff-
• Niedriger Kraftstoffverbrauch Verteilerrohr

• Günstige Abgaswerte Einspritzventil


Kraftstoff-Luft-
Arten der Einspritzung Gemisch

Indirekte Einspritzung D Luft


Bei dieser Art der Einspritzung wird die Vermi- D Kraftstoff
schung von Kraftstoff und Luft bereits außerhalb des D Kraftstoff-Luft-
Gemisch
Brennraumes begonnen. W ährend des Ansaug- und
Verdichtungstaktes soll ein im ganzen Brennraum Bild 2: Mehrpunkteinspritzung
gleichmäßig verteiltes, homogenes Kraftstoff-Luft-
Gemisch entstehen.
Man unterscheidet Direkte Einspritzung (Bild 1, Seite 280)
• Einzelpunkteinspritzung Bei Anlagen mit direkter Einspritzung handelt es sich
(SPI =Single Point lnjection) und immer um Multi Point Anlagen. Der Kraftstoff wird
von den elektrisch angesteuerten Düsen unter ho-
• Mehrpunkteinspritzung
hem Druck (bis zu 120 bar) direkt in den Brennraum
(MPI = Multi Point lnjection)
eingespritzt (Innere Gemischbildung). Dort wird mit
Einzelpunkteinspritzung (Bild 1). Bei ihr erfolgt die der angesaugten Luft je nach Auslegung des Motors
Einspritzung zentral in das Drosselklappengehäuse und je nach Betriebszustand ein homogenes oder
vor die Drosselklappe. Die Zerstäubung im Dros- heterogenes Gemisch gebildet.
280 12 Gemischbildung

Durch die direkte Einspritzung entfallen störende


- 360' 0' 360' 720' 1080' KW
Einflüsse wie Wandfilmbildung oder ungleiche OTZyl.1
Kraftstoffverteilung . Allerdings werden bei diesem
Verfahren sehr hohe Anforderungen an die elektro-
nische Regelung der Einspritzanlagen gestellt. l::: R~:l
I
Zyl. 2
' 1 ,,~;1,
0 f
, '~:j' ~ , ,~;l,
0
I

c::::J 0 f
Einlassventil offen Einspritzung Zündung
Samm el-
saugrohr Bild 2: Simultane Einspritzung

Saugrohr
Gruppeneinspritzung (Bild 3)
Die Einspritzventile von Zylinder 1 und Zylinder 3,
sowie von Zylinder 2 und Zylinder 4 werden einmal
Einspritzv entil pro Arbeitsspiel geöffnet. Es wird vor die geschlos-
senen Einlassventile jeweils die gesamte Kraftstoff-
menge eingespritzt. Die Zeiten für die Verdampfung
des Kraftstoffs sind unterschiedlich lang .
D Luft D Kraftstoff D Gemisch

- 360' 1080' KW
Bild 1: Direkte Einspritzung
OTZyl.1

Öffnung der Einspritzventile


Die Einspritzventile werden hydraulisch durch den Zyl.11l~W~
f
Zy l. 3
Zyl. 4 f
f
f
~
f CJ
CJ
CJ
CJ
CJ
CJ

Kraftstoffdruck oder elektromagnetisch geöffnet. Zy l. 2

Kontinuierliche Einspritzung. Die Ventile werden Bild 3: Gruppeneinspritzung


durch den Kraftstoffdruck aufgestoßen und bleiben
während des gesamten Motorlaufes geöffnet. Sie Sequentielle Einspritzung (Bild 4)
spritzen andauernd (kontinuierlich) ein . Die Zumes- Die Einspritzventile spritzen nacheinander in der
sung des Kraftstoffs erfolgt durch einen veränderba- Zündreihenfolge unmittelbar vor Beginn des An-
ren Systemdruck. saugtaktes in das Saugrohr die gleiche gesamte
Kraftstoffbedarfsmenge ein . Eine optimale Kraft-
Intermittierende Einspritzung. Die Ventile werden stoff-Luft-Gemischbildung wird begünstigt und die
nur kurzzeitig elektromagnetisch geöffnet und, nach- Innenkühlung verbessert.
dem die berechnete Einspritzmenge eingespritzt
wurde, wieder geschlossen. Sie sind also nur zeit- 0' 1080' KW
weilig (intermittierend) geöffnet. Die Zumessung OTZy l.1

Zyl.1r~~~J:
des Kraftstoffs erfolgt durch eine veränderbare Öff-
nungsdauer der Einspritzventile. Zyl. 3 f f
Je nach Ansteuerung der Einspritzventile durch
Zyl. 4 CJ f CJ f
Zyl. 2 f '
das Steuergerät werden bei der Intermittierenden
Einspritzung vier verschiedene Einspritzarten unter- Bild 4: Sequentielle Einspritzung
schieden :
• Simultane Einspritzung Zylinderselektive Einspritzung (Bild 5)
• Gruppeneinspritzung Bei dieser Einspritzung handelt es sich um eine Se-
• Sequentielle Einspritzung quentielle Einspritzung. Durch eine verbesserte Sen-
• Zylinderselektive Einspritzung sorik und erhöhten Aufwand in der Regelung, ist das
Steuergerät in der Lage jedem einzelnen Zylinder
Simultane Einspritzung (Bild 2) eine spezifische Kraftstoffmenge zuzumessen .
Alle Einspritzventile des Motors werden gleichzeitig - 360' 0' 1080' KW
betätigt. Die für die Verdampfung des Kraftstoffs OTZyl.1
vorh andene Zeit variiert sehr stark für die einzelnen
Zylinder. Um trotzdem eine möglichst gleichmäßige
Gemischzusammensetzung und eine gute Verbren-
nung zu erreichen, wird je Kurbelwellenumdrehung
Zyl.1~~
Zy l. 3
Zyl. 4
Zyl. 2
f
~
f ~f
~
fc::JI
f
c::JI

jeweils die Hälfte der für die Verbrennung notwendi-


gen Kraftstoffmenge eingespritzt. Bild 5: Zylinderselektive Einspritzung
12 Gemischbildun 281

Tabelle 1 zeigt die Einteilung der Elektronischen Einspritzanlagen mit intermittierender Einspritzung

Zentral-
Anlage
einspritzung

Äußere
Kennzeichen Zentrales
Einspritzaggregat

Einspritzart

Einspritzort
vo r da s Einlassve ntil Zylinder

Anzahl der
entsprechend der Zylinde rzahl , Multi-Po int
Einspritzventile
Intermittierende simultan oder
sequenziell oder
Einspritzung getaktet Gruppen- sequ enziell zy linderselekti v
zylinderselektiv

Hauptsteuer- • Drossel- gefordertes Dreh-


• Luftmeng e • Luftm eng e • Saug ro hrdru ck
größen klappenwinkel moment (Luft-
• Drehzahl • Drehzahl • Drehza hl
• Drehzahl masse, Drehzahl )

12.4.2 Aufbau und Funktion der elektro- Ausgabe: Die jeweiligen Aktaren z.B. die Einspritz-
nischen Benzineinspritzung ventile werden vom Steuergerät bestromt. Der er-
wünschte Betriebszustand des Systems wird herge-
Elektronische Benzineinspritzsysteme (Bild 1, Seite stellt.
282) bestehen aus mindestens drei Teilsystemen :
Im Falle der elektronischen Benzineinspritzung er-
• Ansaugsystem gibt sich folgender Ablauf (Funktion):
Luftfilter, Sammelsaugrohr, Drosselklappe, Ein-
zelsaugrohre Bei Systemen mit homogener Gemischbildung saugt
der Motor eine im Luftfilter gereinigte und von der
• Kraftstoffsystem Drosselklappe regulierte Luftmenge an . Diese Luft-
Kraftstoffbehälter, Kraftstoffpumpe, Kraftstoff- menge wird elektronisch durch einen Sensor erfasst.
filter, Druckregler, Einspritzventil Aus der Motordrehzahl und der Luftmenge (Haupt-
• Steuerungs- und Regelungssystem steuergrößen) berechnet das Steuergerät mithilfe
- Sensoren, z.B. Temperaturfühler hinterlegter Kennfelder die Grundeinspritzmenge.
- Steuergerät und Ist eine Gemischanpassung an spezielle Betriebs-
- Aktoren, z.B. Kraftstoffpumpen-Relais zustände, z.B. Kaltstart, nötig , müssen die Gegeben-
heiten (Korrekturgrößen) von zusätzlichen Sensoren
Das Steuerungs- und Regelungssystem arbeitet erfasst und dem Steuergerät wiederum in Form elek-
nach dem EVA-Prinzip. Dies bedeutet: trischer Signale übermittelt werden. Dieses passt die
Öffnungsdauer der Einspritzventile den veränderten
_Eingabe: Sensoren erfassen Informationen und Betriebsbedingungen an und bestromt die Ventile
geben sie in Form von elektrischen Spannungssig- für die berechnete Zeitspanne.
nalen an das Steuergerät weiter.
Die elektromagnetischen Einspritzventile öffnen und
~erarbeitung: Das Steuergerät verarbeitet die in den der Kraftstoff wird mit dem durch den Druckregler
Spannungssignalen enthaltenen Informationen und eingestellten Druck eingespritzt. Beendet das Steu-
vergleicht die ermittelten Ist-Werte mit meist in Kenn- ergerät die Bestromung, werden die Ventile durch
feldern abgespeicherten Soli-Werten. Es berechnet die Schließfeder geschlossen. Der Einspritzvorgang
die Ansteuerung der entsprechenden Aktoren . ist beendet.
282 12 Gemischbildung

Luft-

Luftmassenmesser

Lambda-Sonde

El ektronisches
Steuergerät

Motortemperaturfühler

Bild 1: Aufbau eines elektronischen Benzineinspritzsystems

WIEDERHOLUNGSFRAGEN 5 Aus welchen Teilsystemen besteht ein elektro-


1 Welche Aufgabe hat die Benzineinspritzung? nisches Benzineinspritzsystem? Nennen Sie die
Hauptbauteile.
2 Was kennzeichnet die Indirekte Einspritzung, was
6 Was versteht man unter den Hauptsteuergrößen bei
die Direkte Einspritzung?
der elektronischen Benzineinspritzung?
3 Beschreiben Sie die Intermittierende und die Konti- 7 Was versteht man unter den Korrekturgrößen einer
nuierliche Einspritzung. Elektronischen Benzineinspritzung?
4 Wie unterscheidet sich eine Simultane von einer 8 Wie kann das Steuergerät die Einspritzmenge bei
Sequentiellen Einspritzung? der Intermittierenden Einspritzung verändern?

12.4.3 Betriebsdatenerfassung ralfeder steht. Die Stauklappe wird durch die Luft-
strömung beim Ansaugen gegen die Federkraft
Zur korrekten Ansteuerung der im Einspritzsystem ausgelenkt und in eine bestimmte Winkelstellung
enthaltenen Aktoren, benötigt das Steuergerät die gebracht. Diese w ird auf ein Potentiometer über-
Informationen verschiedener Sensoren . tragen. Durch den Spannungsabfall am Widerstand
Für die Bildung der Grundeinspritzmenge werden erkennt das Steuergerät die Stauklappenstellung
Last und Drehzahl herangezogen . Man bezeich- und berechnet mithilfe eingespeicherter Kennwerte
net diese Größen als Hauptsteuergrößen. Für die die angesaugte Luftmenge. Die mit der Stauklappe
Anpassung des Gemisches an die jeweiligen Be- fest verbundene Kompensationsklappe gleicht im
triebszustände werden die Signale weiterer Sen- Zusammenwirken mit dem Luftpolster der Dämp-
soren benötigt. Diese werden als Korrekturg rößen fungskammer von außen einwirkende mechanische
bezeichnet. Schwingungen aus.

Hauptsteuergrößen Kompensations-
klappe
•.asterfassung. Sie kann durch verschiedene Senso-
ren erfolgen: Potent iom eter

• Luftmengenmesser
• Hitzdraht-Luftmassenmesser Ansaugluft-
Temperaturfühl er
• Heißfilm-Luftmassenmesser
• Heißfilm-Luftmassenmesser mit Rückstromer- Stauklappe
kennung
• Saugrohrdrucksensor
• Drosselklappenpotentiometer Bild 2: Luftmengenmesser

Luftmengenmesser (Bild 2). ln ihm befindet sich Hitzdraht-Luftmassenmesser (Bild 1, Seite 283). Als
die Stau klappe, die unter Federspannung einer Spi- Sensor dient ein im Luftkanal gespannter Hitzdraht.
12 Gemischbildung 283

Dieser wird durch elektrischen Strom auf einer Dieser besteht aus drei elektrischen Widerständen
konstanten Temperatur von 100 oc über der An- (NTC) (Bild 3).
sauglufttemperatur gehalten . Bei unterschiedlichen • Heizwiderstand RH (Piatinfilmwiderstand)
Fahrzuständen w ird mehr oder weniger Luftmasse
• Sensorwiderstand Rs
angesaugt. Diese kühlt den Hitzdraht ab. Die an die
• Temperaturwiderstand RL (Ansaugluft)
Luft abgegebene Wärme muss durch den Heizstrom
ausgeglichen werden. Die Größe des benötigten Die zu einer elektrischen Brückenschaltung verbun-
Heizstromes wird durch die entsprechende Span- denen Widerstände sind jeweils als dünner Film auf
nung geregelt. Damit ist der Heizstrom bzw. die für einer Keramikschicht aufgebracht.
den Heizstrom nötige Spannung das Maß für die
Luftmasse. Die Luftmassenmessung erfolgt ca . 1000- Messkanal
mal pro Sekunde. Bei Bruch des Hitzdrahtes schaltet
das Steuergerät auf Notlauf. Das Fahrzeug bleibt ein- ~ r-r=~~====,-~TI
~
geschränkt fahrbereit. ~
~

Da der Hitzdraht im Ansaugkanal sitzt, können sich ~ 'r-+--1+-+----1--.......lJ~


Ab lagerungen bilden, die das Messergebnis verfäl -
schen . Nach jedem Abstellen des Motors wird durch elektri scher
Anschluss
ein Signal vom Steuergerät deshalb der Hitzdraht
kurzzeitig auf ca . 1 000 oc erwärmt und so von Abla-
gerungen freigebrannt.
Elektro nik

Präzisions-Wi derstand Bild 3: Brückenschaltung des Heißfilm-Sensors

Die Elektronik im Heißfilm-Luftmassenmesser regelt


über eine veränderliche Spannung die Temperatur
des Heizwiderstandes RH so, dass sie 160 oc über
der Ansaugluft liegt. Dazu wird die Ansauglufttem-
peratur vom Temperaturwiderstand RL erfasst. Die
111
Temperatur des Heizwiderstandes RH wird vom Sen-
sorwiderstand Rs ermittelt. Bei erhöhtem oder ver-
Temperatur-
kompensations- ringertem Luftmassendurchsatz wird der Heizwider-
Widerstand stand mehr oder weniger abgekühlt. Die Elektronik
regelt durch einen Ve rgleich von Sensorwiderstand
Rs und Temperaturwiderstand RL die Spannung am
Ansaugkanal Heizwiderstand nach, um die Temperaturdifferenz
Bild 1: Hitzdraht-Luftmassenmesser
von 160 oc wieder zu erreichen . Aus dieser Regel-
spannung erzeugt die Elektronik ein Signa l fü r die
angesaugte Luftmasse (Luftdurchsatz).
Heißfilm-Luftmassenmesser (Bild 2). ln einem im
Da der Sensor weitgehend unempfindlich gegen
Ansaugkanal liegenden Messkanal ist ein Heißfilm-
Verschmutzungen ist, ist ein Freibrennen wie bei der
sensor eingebaut.
Hitzdraht-Luftmassenmessung nicht nötig.

Heißfilm-Luftmassenmessung mit Rückstromerken-


elektrischer nung (Bild 1, Seite 284). Um Fehler durch die pulsie-
Ansch luss
rende Luftsäule im Saugrohr zu minimieren, werden
Heißfilm-Luftmassenmesser mit Rückstromerken-
nung eingebaut. Diese Sensoren verhindern, dass
das Messergebnis durch Rückströmung verfälscht
wird . Damit kann die Zumessung des Kraftstoffes
genauer erfolgen (Fehler max. +1- 0,5 % ).
Die Sensoren enthalten eine Heizzone, welche die
vorbeiströmende angesaugte Luft erwärmt. Somit
wird an Messzelle M2 eine höhere Temperatur ge-
messen als an Messzelle M1 . Strömt Luft von der
Motorseite zurück, wird die Messzelle M2 abgekühlt
Bild 2: Heißfilm-Luftmassenmesser und der Messpunkt M1 aufgeheizt. Beide Strömun-
284 12 Gemischbildung

Bild 3: Saugrohrdrucksensor

Das Sensorelement besteht aus einer Membran, d ie


eine Referenzdruckkammer mit bestimmtem Innen-
druck einschließt. Auf der Membran befinden sich
Widerstände, deren Leitfähigkeit sich druckabhängig
ändert, wenn sie durch Verformung der Membran
mechanischen Spannungen ausgesetzt sind.

Bild 1: Signalbildung Heißfilm-Luftmassenmesser


piezoelektrische
W iderstände l
Saugrohr-
druck p
Referenzdruckkammer

gen, Saugst rö mung und Rückströmung, wirken sich M embran


damit auf d ie Temperaturen der M esszelle aus. Die
Temperaturdifferenz !'>. T wird in der Auswerteschal-
tung in eine Spannung umgewandelt, aus der das
Steuergerät die angesaugte Luftmasse ermittelt.
Bild 4: Sensorzelle des Saugrohrdrucksensors

V Rückst römung Die Auswerteschaltung hat die Aufgaben:


Vorwä rtsst römung • Die du rch die Widerstandsänderung erzeugte
Spannungsänderung zu v erstärken

t
Ol
c


Temperatureinflüsse zu kompensieren
Eine möglichst lineare Kenn linie zu erzeugen
::l
c
c
Aus der Spannungsänderung (Bild 5) wird über den
"'a.
!!2
Saugrohrdruck die angesaugte Luftmenge ermittelt.

"'
c
.Ql
Cf)

t
Ol
c
::l
c
0 200 400 600 kg/h c
Luftmassenstro m - - - "'a.cncn
g' 1,87 1-----~
Bild 2: Kennlinie Heißfilm-Luftmassenmesser mit "'cn
Ol

Rückstromerkennung ::l
~

Aus dem Diagramm (Bild 2) ist zu entnehmen, dass 100 kPa 250
sich d ie Signalspannung lastabhängig zwischen Druck---
ca. 1 V (Leerlauf) und 5 V (Volllast) ändert.
Bild 5: Kennlinie des Saugrohrdruckfühlers
Saugrohrdrucksensor (Bild 3). Der Sensor hat die
Aufg abe, den Druck im Saug rohr zu erfassen. Er Drosselklappenpotentiometer (Bild 1, Seite 285).
ka nn direkt am Saugrohr befestigt oder im Steuer- Der Geber hat die Aufg abe, d ie Stellung der Drossel-
gerät untergebracht sein. Im letzteren Fall ist er über klappe zu erfassen. W ird d ie Drosselklappe geöffnet,
eine Schlauchleitung mit dem Saugrohr verbunden. bewegt d ie Drosselklappenwelle die Schleifarme,
Der Sensor enthält eine Auswerteschaltung und eine die die W iderstandsbahnen abtasten. Du rch d ie Än-
Druckzelle m it zwei Sensorelementen. derung des Spannungsabfalls an den W iderstands-
12 Gemischbildung 285

bahnen, ist das Steuergerät in der Lage, die Stellung Drehzahlerfassung: Sie kann durch verschiedene
der Drosselklappe zu bestimmen. Zusammen mit Sensoren erfolgen:
der Drehzahl und der Ansauglufttemperatur kann • Induktiver Drehzahlfühler an der Kurbelwelle
aus der Drosselklappenstellung die angesaugte Luft-
• Hallgeber im Verteiler (mit Blendenrotor)
menge bestimmt werden.
• Hallgeber an der Nockenwelle (mit Magnet)
Drosselklappenwelle Schleifarm Widerstandsbahn • Hallgeber an der Kurbelwelle (mit lmpulsgeber-
rad)

Induktiver Drehzahlfühler (Bild 3). An der Kurbelwel-


le ist ein ferro-magnetisches Geberrad angebracht.
Ein induktiver Drehzahlsensor, der aus einem Weich-
eisenkern mit Kupferwicklung (Geberspule) und
einem Dauermagneten besteht, tastet die Zahnfolge
ab. Bei Drehung der Kurbelwelle erzeugen die Zäh-
ne des Geberrades magnetische Flussänderungen
in der Geberspule, wodurch eine Wechselspannung
(Bild 4) induziert wird. Aus der Frequenz der indu-
zierten Wechselspannung kann das Steuergerät die
Motordrehzahl ermitteln.

Bild 1: Drosselklappenpotentiometer
Dauermagnet
Soll das Drosselklappensignal als Hauptlastsignal
Weicheisenkern
verwendet werden, werden die Potentiometer mit


Geberwicklung
doppelten Widerstandsbahnen und zwei Schleif-
armen verwendet. Dies erhöht die Genauigkeit und Geberrad
die Sicherheit des Systems. Die an den zwei Poten- (lnkrementenrad)
tiometern abfallenden Spannungen sind dann meist
gegenläufig (Bild 2).
Bild 3: Induktiver DrehzahHühler mit Geberrad

~~ I'vvvvvvvvvvvv
5 I I I
V ~otentiometer 1
V
t 4 1"-..
V 1\ 1\ 1\ 1\ 1\ I\ I\ I\ I\ 1\ 1\ I
:::> 3 .......... /
Cl ............ c
c
:::J
c P>< V Potenti ometer 2
"'c.
(/)
c 2 Zeit t - - -
V" .......
"'c.
(/)
/ ..........!'.....
/ Bild 4: Drehzahlsignal
1
V .. ......
['._ Soll von diesem Sensor zugleich die Kurbelwellen-
0
oo 10° 20° 30° 40° 50° 60° 70° 80° goo stellung erfasst werden, wird am Geberrad eine grö-
a --- ßere Lücke als Bezugsmarke angebracht (Bild 5).

Bild 2: Signalspannungen bei doppelten Potentiometern

Wird die Last durch andere Sensoren als durch das


Drosselklappenpotentiometer ermittelt, so dient es
als Geber für die Dynamikfunktion (Öffnungsge-
schwindigkeit der Drosselklappe), zur Bereichser-
kennung (Leerlauf, Teillast, Volllast) und als Notlauf- ,---- - - - Geberrad
(lnkrementenrad)
signal bei Ausfall des Hauptlastsensors.
Häufig befindet sich im Sensorgehäuse ein zusätz-
licher Schalter zur Erkennung der Leerlaufposition. Bild 5: Drehzahl und Bezugsmarkengeber
286 12 Gemlschblldu

Dauermagnet Blendenrotor
t
Cl
c: Hall-Generator
:::>
c:
c: Hallgeber
"'c.
Ul

Zeit t - - - Anschlussleitung

Bild 1: Drehzahlsignal mit Bezugsmarke Bild 3: Hallgeber mit Blendenrotor

Beim Vorbeidrehen der Lücke am Induktivgeber Dreht der Blendenrotor weiter, kann das Magnetfeld
wird wegen der größeren magnetischen Flussände- den Haii-IC durchdringen und die Hallspannung ent-
rung eine höhere Spannung induziert (Bild 1). Dieser steht. Da die Anzahl der Blenden im Steuergerät hin-
Spannungsimpuls hat zudem eine geringere Fre- terlegt ist, kann das Steuergerät aus der Anzahl der
quenz als die für die Drehzahlerfassung erzeugten Spannungswechsel die Drehzahl berechnen.
Impulse. Er ist die Information für eine bestimmte
Kurbelwellenstellung. Die Bezugsmarke gibt an, Blande
dass sich der Kolben des 1. Zylinders z.B. 108° KW
vor OT befindet.
Hallgeber haben gegenüber induktiven Drehzahlsen-
soren den Vorteil, dass die Höhe ihrer Signalspan-
nung unabhängig von der Drehzahl ist. Dadurch kön-
nen auch sehr niedrige Drehzahlen erfasst werden.
Hauptbauteil eines Sensors ist der Hall-Generator


(Bild 2). der aus einer Halbleiterschicht besteht, die
vom Versorgungsstrom lv durchflossen wird.
Ist senkrecht zur Halbleiterschicht ein Magnetfeld
(B) vorhanden, so werden die freien Elektronen im
Halbleiter durch das Magnetfeld auf eine Seite ver-
drängt; es entsteht die Hallspannung UH. Die Größe Bild 4: Impulsverlauf des Hallgebers mit Blendenrotor
der erzeugten Hallspannung ist von der Stärke des
Magnetfeldes abhängig.
Hallgeber an der Nockenwelle (Bild 5). Der Sensor
Halbleiterschicht besteht aus dem Hallgenerator und der Integrierten
Schaltung zur Signalaufbereitung. Das Magnetfeld
zur Bildung der Hallspannung UH wird durch ein an
der Nockenwelle angebrachtes Magnetplättchen er-
zeugt. Bewegt sich das Magnetplättchen durch Dre-
hung der Nockenwelle am Geber vorbei, entsteht die
Hallspannung UH.
Hallspannung UH

Bild 2: Hallgenerator

Das Hallprinzip findet auf verschiedene Weise An-


wendung.
Hallgeber im Verteiler mit Blendenrotor (Bild 3)
Er besteht aus dem Hallgenerator, dem Dauermag-
neten und der Integrierten Schaltung, die die Hall-
spannung verstärkt und in ein Rechtecksignal (Ge-
berspannung UG) umwandelt. Der Verteilerläufer ist Bild 5: Hallgeber an der Nockenwelle
als Blendenrotor ausgebildet, der sich im Luftspalt
zwischen Haii-IC und Magnetschranke bewegt. Das Signal (Bild 1, Seite 287) dieses Gebers w ird
Schiebt sich eine Blende zwischen Haii-IC und Dau- nur im Notlauf bei Ausfall des Motordrehzahlgebers
ermagnet, so wird das Magnetfeld abgeschirmt, die zur Drehzahlberechnung herangezogen. Allerdings
Hallspannung UH ist Null (Bild 4). benötigt das Motorsteuergerät bei Verwendung
12 Gemischbildung 287

Geber-

-
Verlauf der Hallspannung
spannun g
::J
Cl
c
"'cc
"'Cl.
(/)

Zeitt--

Bild 1: Hallspannung durch Geber an der NW

von Einzelfunken-Zündspulen oder bei selektiver "'


I L __ _ _ __

Benzin-Einspritzung die eindeutige Bestimmung des


Zünd-OT des 1. Zylinders, um die richtige Zündspu- Bild 3: Magnetfeldänderung durch Lochblenden
le bzw. das richtige Einspritzventil anzusteuern. Zu
diesem Zweck werden die Signale des Motordreh-
zahlgebers an der Kurbelwelle und das Signal des Bezu gs m arkens ign al
Nockenwellengebers kombiniert (Bild 2). Treffen die - r-- r--

Bezugsmarken von OT-Geber und Drehzahlgeber zu- ::J I


sammen, handelt es sich bei dem folgenden OT des Cl
c
1. Zylinders um den Zünd-OT. Tritt nur die Bezugs- "'
c
c
marke des Drehzahlgebers auf, liegt der folgende OT
"'Cl.
(/)
zwischen dem Ausstoß- und Ansaugtakt
Zeitt--

Bild 4: Geberspannung UG

Das Signal des Hallgebers an der Kurbelwelle kann


wie das Signal eines induktiven Motordrehzahlge-
bers mit dem Hallgeber an der Nockenwelle zur Be-
stimmung des Zünd-OT kombin iert werden .

Korrekturgrößen
Zur Erfassung der benötigten Korrekturgrößen ver-
wendet man:
• Temperaturfühler (NTC) für z.B. Motortempera-
tur, Ansauglufttemperatur
Bild 2: Bestimmung des Zünd-OT • Druckfühler (Piezo-Sensoren) für z.B. Umge-
bungsdruck, Saugrohrdruck.
• Lambdasonden (siehe Seite 343)
Hallgeber an der Kurbelwelle mit lmpulsgeberrad.
Der Sensor besteht aus zwei Hall-Generatoren ,
einem Dauermagneten und der Auswerteelektronik,
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
die die Hallspannungen der beiden Hallgeneratoren
1 Welche Sensoren werden zur Bestimmung der
auswertet und zur Geberspannung verstärkt. Er ist
Last verwendet?
wie der induktive Motordrehzahlgeber an der Kur-
2 Welche Signale erzeugen die jeweiligen Sensoren?
belwelle angebracht und tastet ein Geberrad ab, das
als Lochblende ausgeführt ist. Dreht eine Blende am 3 Welche Sensoren zur Erfassung der Drehzahl wer-
den eingesetzt?
Sensor vorbei , wird das Magnetfeld je nach Position
4 Welche Signale werden durch die jeweiligen
der Blende unterschiedlich verstärkt. Damit sind die
Sensoren erzeugt?
Magnetfelder, die auf die Hallgeneratoren wirken ,
5 Wie erkennt das Steuergerät bei selektiver
zeitweise verschieden stark, was unterschiedliche Einspritzung, welches Einspritzventil anzusteuern
Hallspannungen hervorruft (Bild 3). Aus den jeweils ist?
entstehenden Hallspannungen UH erzeugt die Aus- 6 Welche Sensoren werden zur Erfassung der
werteschaltungdie Geberspannung UG(Bild 4). Ähn- Korrekturgrößen hauptsächlich verwendet?
lich wie beim induktiven Motordrehzahlgeber kann 7 Warum werden verstärkt Hall-Sensoren anstatt in-
auch hier ein Bezugsmarkensignal durch eine ver- duktiver Sensoren verwendet?
größerte Öffnung in der Lochblende erzeugt werden.
288 12 Gemischbildung

12.4.4 Zentraleinspritzung den entgegenzuwirken, werden die Saugrohrwände


bzw. das angesaugte Gemisch beheizt. Durch die ge-
Bei der Zentraleinspritzung werden alle Zylinder öffneten Einlassventile gelangt es schließlich in den
eines Motors durch ein zentral angeordnetes Ein- Zylinder.
spritzventil mit Kraftstoff versorgt.
Kraftstoffsystem. Durch eine Elektro-Kraftstoff-
Pumpe wird der Kraftstoff vom Kraftstoffbehälter
Zentraleinspritzsysteme sind elektronisch geregelte über einen Kraftstofffilter zum Einspritzaggregat ge-
Benzineinspritzsysteme mit einem einzigen elektro- fördert. Der dort im Rücklauf eingebaute Druckregler
magnetisch betätigten Einspritzventil (SPI = Single hält den Kraftstoffdruck auf annähernd 1 bar konstant
Point lnjection). Dieses wird vom Steuergerät bei je- (Niederdrucksystem). Wird das elektromagnetische
dem Arbeitsspiel entsprechend der Zylinderzahl des Einspritzventil bestromt, w ird Kraftstoff vor der Dros-
Motors geöffnet. (Siehe auch Indirekte Einspritzung, selklappe in die angesaugte Luft eingespritzt.
Einzelpunkteinspritzung). Die Einspritzung des Kraft-
stoffs erfolgt dabei vor die Drosselklappe. Regeneriersystem. (Vgl. S. 273) Die im Aktivkohle-
behälter zwischengespeicherten Kohlenwasser-
stoffe müssen bei geeignetem Betriebszustand, z.B.
12.4.4.1 Teilsysteme der Zentraleinspritzung Teillast, der Verbrennung zugeführt werden. Dazu
wird das Regenerierventil vom Motorsteuergerät an-
Ansaugsystem. Die angesaugte und im Luftfilter getaktet, sodass durch den im Saugrohr wirkenden
gereinigte Luft durchströmt das Einspritzaggregat Unterdruck Luft und Kohlenwasserstoffe angesaugt
Dort wird ihre Temperatur vom Ansaugluftfühler er- werden können.
fasst, der sie in Form einer elektrischen Spannung
dem Steuergerät übermittelt. Der ebenfalls im Ein- Betriebsdatenerfassung. Die Hauptinformationen
spritzaggregatangebrachte Drosselklappenansteller über den Betriebszustand des Motors liefern Dros-
reguliert im Leerlauf die benötigte Luftmenge so, selklappenwinkel a und Motordrehzahl n (Haupt-
dass eine gespeicherte Soli-Leerlaufdrehzahl ein- steuergrößen, a-n- System). Aus ihnen kann im
gehalten werden kann. Noch vor der Drosselklappe Steuergerät die Grundeinspritzmenge (Quantität)
wird in die angesaugte Luft Kraftstoff eingespritzt und damit die Grundeinspritzzeit berechnet wer-
(Äußere Gemischbildung). Das von der Drosselklap- den. Zur Bestimmung der genauen Kraftstoffmenge
pe in der Menge regulierte Gemisch durchströmt auf (Qualität) muss das Steuergerät noch w eitere Infor-
Grund des in den Zylindern wirkenden Unterdrucks mationen erhalten, z.B. Lufttemperatur, Motortem-
das Saugrohr. Um bei kalten Motoren einer über- peratur und Gemischzusammensetzung durch d ie
mäßigen Kondensatbildung an den Saugrohrwän- Lambda-Sonde.

Aktivkohl
behälter

Kraftst off-
filter Diag nose-
anschluss

Drosselklappenpot entiomet er

Kat alysat o r

Batterie Zünd-Start-Schalter

Bild 1: Zentraleinspritzung
12 Gemischbildung 289

12.4.4.2 Bauteile der Zentraleinspritzung Zentraleinspritzventil (Bild 3). Es besteht aus Ventil-
gehäuse und Ventilgruppe. Im Ventilgehäuse befin-
Einspritzaggregat (Bild 1). Es besteht aus:
det sich die Magnetwicklung mit dem elektrischen
• Hydraulikteil mit Kraftstoffzulauf, -rücklauf, Ein- Anschluss. Die Ventilgruppe besteht aus dem Ven-
spritzventil, Druckregler, Lufttemperaturfühler tilkörper und der darin geführten Ventilnadel m it
• Drosselklappenteil mit Drosselklappe, Drossel- Magnetanker. Die Schraubenfeder drückt mit Unter-
klappenpotentiometer, Drosselklappenansteller. stützung des Systemdrucks die Ventilnadel in ihren
Dichtsitz. Bei Erregung der Magnetwicklung hebt
sich das Zapfenventil um etwa 0,06 mm von seinem
Dichtsitz, so dass Kraftstoff aus dem Ringspalt aus-
treten kann. Die Form des Spritzzapfens sorgt dabei
für eine gute Zerstäubung bei einem kegelförmigen
EinspritzstrahL Die Auslösung des Einspritzventils
erfolgt im Takt der Zündimpulse.

elektrischer
Anschluss

Drossel- _ 1----t""
klappe

Bild 1: Einspritzaggregat

Kraftstoffdruckregler (Bild 1). Er hält den System-


druck konstant auf 1 bar. Die eingespritzte Kraftstoff-
menge hängt deshalb nur von der Öffnungsdauer
des Einspritzventils ab. Übersteigt der Kraftstoffpum-
pendruck den System druck, öffnet das federbelaste-
te Tellerventil und gibt den Kraftstoffrückl auffrei. Der Zapfenventil
zum Druckregler fließende Kraftstoff durchströmt
und umspült vorher das Einspritzventil zur Kühlung.
Dadurch wird ein gutes Heißstartverhalten erreicht.

Drosselklappenansteller (Bild 2). Er dient zur Leer- Bild 3: Zentraleinspritzventil


laufregelung auf ein niederes Drehzahlniveau und
stabilisiert die Leerlaufdrehzahl z.B. auch beim Ein-
schalten der Klim aa nlage. Das Steuerg erät liefert
dem Gleichstrommotor in Abhängigkeit von Moto r- 12.4.4.3 Elektronische Regelung der
drehzahl und Motortemperatur das Stellsignal zum Zentraleinspritzung
Verstellen der Drosselklappe. Über ein Schraubge- Die elektronische Regelung des Zentraleinspritzsys-
winde wird der Betätigungsstößel, der auf die Dros- tems erfolgt nach dem EVA-Prinzip. Dies bedeutet,
selklappe wirkt, aus- oder eingefahren. dass die verschiedenen Betriebszustände von Sen-
soren erfasst und dem Steuergerät in Form elek-
trischer Signale übermittelt w erden. Dieses berech-
Sch ra ub- Gle ichstrom - net mit Hilfe v erschiedener gespeicherter Kennfelder
gew ind e
die benötigten Ausgangswerte und steuert die ent-
sprechenden Aktoren durch elektrische Signale an
(siehe Blockschaltbild, Bild 1, Seite 290 und Schalt-
plan, Bild 1, Seite 291).
So weist das Steuergerät der Zentraleinspritzung fol-
Schnecken- gende Funktionen auf: Start-, W arml auf-, Beschleu-
rad
nigungs-, Volll astanreicherung, Schubabschaltung,
Lambda-Regelung, Heißstartsteuerung, Drehzahlbe-
Dämpf ungs-
f eder grenzung, adaptive Leerlaufdrehzahlregelung, Kraft-
stoffpumpenrelaisansteuerung, Regenerierventilan-
Bild 2: Drosselklappenansteller steuerung, Notlauffunktion, Eigendiagnose.
290 12 Gemischbitdun

Kraftstoffpum-
Motordrehzahl
(Hallgeber)

Drosselkl appe nst .


penrelais/
Kraftstoffpumpe GJ
(Potentiometer)

Leerlauf
(Leerlaufschalter)
Steuergerät
Einspritzventi l
9
-© ~
Drosselklappen-
Lufttemperatur steiler
(NTC-Luft)

~
Tankentlüftungs-

~
Motortemperatur ventil
(NTC-Motor)

GJ
Relais für
Restsauerstoff
~
Ansaugrohr-
(Lambda-Sonde) vorwärmung

Diagnose

Bild 1: Blockschaltbild der Zentraleinspritzung

MotordrehzahL Sie wird von einem im Verteiler un- Iaufdrehzahiregeiung bzw. die Schubabschaltung in
tergebrachten Hall-Geber dem Steuergerät übermit- Kraft gesetzt. Fällt das Signal aus, ist keine Leerlauf-
telt. Zusammen mit der Drosselklappenstellung be- drehzahlregelung bzw. Schubabschaltung möglich,
rechnet das Steuergerät aus den beiden Werten die weil die Leerlaufstellung nicht mehr erkannt wird.
Dauer der Bestromung des Einspritzventils und da- Bauteilprüfung Y2: PIN 3, Klemme 31M .
mit die einzuspritzende Kraftstoffgrundmenge. Fällt Ansauglufttemperatur. Sie wird von einem im Ein-
der Geber 85 aus, ist kein Motorbetrieb mehr mög- spritzaggregat angebrachten NTC 81 erfasst. Der
lich, da das Steuergerät weder die benötigte Ein- Spannungsabfall am Widerstand wird mit ZUneh-
spritzmenge noch die Anzahl der Einspritzvorgänge menderTemperatur kleiner. Das Signal wird benötigt,
berechnen kann. 85 kann an PIN 26 (Klemme 7). um bei niederen Temperaturen mehr Kraftstoff (bis
PIN 27 (Klemme 8h) des Steuergerätes und Klemme 20 %) einzuspritzen. Bei erhöhten Übergangswider-
31 (Klemme 31 d) überprüft werden . ständen an z.B. korrodierten Steckverbindungen
Drosselklappenstellung. Sie wird von dem im Ein- kann dies zu einer fehlerhaften Gemischbildung füh-
spritzaggregat untergebrachten Drosselklappenpo- ren . Fällt das Signal durch Leitungsunterbrechung
tentiometer erfasst und dem Steuergerät in Form oder Kurzschluss ganz aus, kann das Steuergerät auf
elektrischer Spannungen übermittelt. Aus der Höhe einen eingespeicherten Ersatzwert umschalten . Das
der Spannungen kann das Steuergerät mithilfe ge- Signal von 81 kann an PIN 14 und Klemme 31 über-
speicherter Kennfelder den Öffnungswinkel und zu- prüft werden.
sammen mit der Drehzahl die angesaugte Luftmenge Motortemperatur. Das Signal des Motortemperatur-
berechnen. Nehmen die Spannungen Extremwerte fühlers (NTC) wird benötigt, um bei kaltem Motor die
an, erkennt das Steuergerät daraus Volllast ln die- Kraftstoffmenge in Abhängigkeit von der Motortem-
sem Fall wird die Lambda-Regelung außer Kraft ge- peratur anzupassen (Korrekturgröße) . Durch eine
setzt und das zu bildende Gemisch angefettet. Aus Verlängerung der Einspritzdauer um bis zu 70 %
der Spannungsänderung pro Zeiteinheit kann das wird verhindert, dass das Gemisch durch Kondensa-
Steuergerät den Beschleunigungswunsch des Fah- tionsverluste im Saugrohr und Zylinder stark abma-
rers erkennen. Wird ein gespeicherter Wert über- gert. Wie beim Lufttemperaturfühler kann auch hier
schritten, blendet es die Lambda-Regelung aus und ein erhöhter Übergangswiderstand an einer Steck-
fettet das Gemisch an. Bei Ausfall des Gebers 83 verbindung zu einer fehlerhaften Gemischbildung
kann unter Umständen ein Notlaufbetrieb durch die führen . Bei Leitungsunterbrechung oder Kurzschluss
Lambda-Sonde aufrecht erhalten werden. Die Über- kann das Steuergerät auf einen gespeicherten Er-
prüfung von 83 erfolgt an PIN 7, PIN 8, PIN 18 des satzwert umschalten. Bauteilüberprüfung 82: PIN 2,
Steuergerätes und Klemme 31 . Klemme 31M.
Leerlaufstellung. Diese Information erhält das Steu- Kraftstoffpumpenrelais. Es hat die Aufgabe, die
ergerät vom Leerlaufschalter Y2, der am Drossel- Elektro-Kraftstoffpumpe mit Strom zu versorgen.
klappenansteller angebracht ist. Befindet sich die Schaltet das Steuergerät PIN 17 auf Masse durch,
Drosselklappe in der Leerlaufstellung, wird die Leer- fließt der Steuerstrom des Relais. Dadurch kann
12 Gemischbildung 291

81 Lufttemperaturfühler 85 Hallgeber K3 Relais für Saugrohr- Y2 Drosselklappensteiler mit


82 Motortemperaturfühler F1 Sicherung BA vorwärmung Leerlaufkontaktschalter
83 Drosselklappen- F2 Sicherung BA K4 elektronisches Steuergerät Y3 Regenerierventil
potentiometer K1 Kraftstoffpumpenrelais R1 Vorwiderstand Y4 Kraftstoffpumpe
84 beheizte Lamba-Sonde K2 Hauptrelais Y1 Einspritzventil Y5 Saugrohrheizung

Bild 1: Schaltplan der Zentraleinspritzung

der Arbeitsstrom für die Kraftstoffförderpumpe von soll die Kondensation des Kraftstoffs an den kalten
Klemme 30 zu~ Pumpe fließen. Erhält das Steuer- Saugrohrwänden verringert bzw . verhindert wer-
gerät drei Sekunden lang kein Signal vom Motor- den. Schaltet das Steuergerät PIN 29 auf Masse •
d rehzahlgeber, unterbricht es den Steuerstrom des durch, schließt das Relais für die Saugrohrheizung.
Relais, wodurch die Pumpe abgeschaltet w ird. Dies Damit kann Strom von Klemme 30 über das Relais
soll verhindern, dass bei stehendem Motor und ge- K3 zur Saugrohrheizung fließen (Piusversorgung).
öffnetem Einspritzventil Kraftstoff in den Motor oder M asse erhält die Heizung von Kl emme 31.
in die Umwelt gelangt (Sicherheitsabschaltung).
EinspritzventiL Durch das Einspritzventil w ird der
Kraftstoff fein zerstäubt vor die Drosselklappe ge-
12.4.4.4 Diagnose
spritzt. Bei jeweils zwei Kurbelwellenumdrehungen
wird entsprechend der Zylinderzahl des Motors ein- W ährend bei älteren Systemen die gespeicherten
gespritzt. Das Ventil öffnet, wenn ... Fehler über Blinkcode ausgelesen wurden, können
• ... das Kraftstoffpumpenrelais K1 geschlossen ist bei neueren Systemen abgelegte Fehler über Feh-
und Strom von Klemme 30 über das Relais und lerauslesegeräte (Motortester) ausgelesen werden.
den Vorwiderstand zum Ventil fl ießt . Außerdem ist eine Stellglieddiagnose für den Dros-
• ... das Steuergerät PIN 13 auf Masse schaltet. selklappenansteller, für das Relais für Saugrohrvor-
wärmung und für das Regenerierventil möglich.
Die Dauer der Bestromung bestimmt die eingespritz-
t e Kraftstoffmenge.
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
Drosselklappensteller. Durch ihn regelt das Steuer-
1 Geben Sie die wesentlichen Merkmale einer
gerät die Leerlaufdrehzahl so, dass ein von der Mo- Zentraleinspritzung an.
tortemperatur abhängiger Soll-Wert eingehalten
2 Beschreiben Sie das Kraftstoffsystem der Zentral-
wird. Erkennt das Steuergerät die Leerlaufstellung, einspritzung.
steuert es den Drosselklappensteiler über PIN 23 und 3 Aus welchen Baugruppen besteht das Einspritz-
PIN 24 so an, dass die Drosselklappe je nach Ist-Wert aggregat? Beschreiben Sie deren Aufgaben und
weiter geöffnet oder geschlossen wird. Zur korrek- Wirkung.
ten Leerlaufregelung benötigt das Steuergerät die 4 Welche Sensoren benötigt die Zentraleinsprit-
Signale vo m Hallgeber 85, vom M otortemperatur- zung? Welche Größen werden durch sie erfasst?
fühler 82 und Leerlaufkontaktschalter im Drossel- 5 Welche Aktoren werden vom Steuergerät ange-
klappensteller Y2. steuert?
6 Beschreiben Sie die Aufgabe des Drosselklappen-
Saugrohrheizung. Sie hat die Aufgabe, bei kaltem anstellers.
Motor die Saugrohrwände anzuwärmen. Dadurch
292 12 Gemischbitdun

12.4.5 LH-Motronic vom Kraftstoffbehälter über einen Kraftstofffilter


zum Verteilerrohr. Von diesem werden alle Einspritz-
Das Einspritzsystem der LH-Motronic ist ein elek- ventile mit Kraftstoff versorgt. Am Ende des Ver-
tron isch geregeltes Einspritzsystem mit Mehr- teilerrohres befindet sich der Druckregler, der den
punkteinspritzung, bei dem die Luftmasse als Differenzdruck auf ca . 3,5 bar konstant hält. Vom
eine der Hauptsteuergrößen verwendet wird. Druckregler fließt der zu viel geförderte Kraftstoff zu-
rück zum Kraftstoffbehälter.
Die LH-Motronic ist eine weiterentwickelte Variante Regeneriersystem. Die im Aktivkohlebehälter zwi-
der L-Jetronic. Die elektromagnetischen Einspritz- schengespeicherten Kohlenwasserstoffe müssen bei
ventile werden vom Steuergerät sequenziell ange- geeignetem Betriebszustand, z.B. Teillast der Ver-
steuert. Die Einspritzung erfolgt in das Saugrohr kurz brennung zugeführt werden. Dazu wird das Regene-
vor die Einlassventi le des Motors, die bei Einspritz- rierventil (Tankentlüftungsventil) vom Motorsteuer-
beginn noch geschlossen sind . Als Hauptsteuergrö- gerät angetaktet, sodass durch den im Saugrohr
ßen werden die Motordrehzahl und die angesaug- wirkenden Unterdruck Luft und Kohlenwasserstoffe
te Luftmasse verwendet (m/n-System). Diese wird angesaugt werden können.
durch einen Hitzdraht- oder Heißfilm-Luftmassen-
messer ermittelt, die auch das äußere Kennzeichen Abgasrückführung. Zur Verbesserung der Abgas-
der LH-Motronic sind. werte kann ein Abgasrückführungs-System verwen-
det werden.

12.4.5.1 Teilsysteme der LH-Jetronic (Bild 1) Leerlaufdrehzahlregelung

Ansaugsystem. Die vom Luftfilter gereinigte und Sie hat die Aufgabe, die Motordrehzahl bei ge-
vom Motor angesaugte Luft strömt in das Saugrohr. schlossener Drosselklappe auf einem von der
Dort wird die Luftmasse vom Luftmassenmesser Motortemperatur abhängigen Sollwert konstant
erfasst und in Form eines Spannungssignals dem zu halten.
Steuergerät überm ittelt. Als Lufttemperatursensor Bei kaltem Motor sind die inneren Widerstände des
wird ein NTC, der auch im Luftmassenmesser integ- Motors aufgrund des zähflüssigen Motoröls und
riert sein kann, verwendet. Der Spannungsabfall am vermehrter Reibung größer als bei warmem Mo-
temperaturabhängigen Widerstand ist das Maß für tor. Um diese zu überwinden und stabile Leerlauf-
die Ansauglufttemperatur. drehzahlen zu ermöglichen , muss vom Motor mehr
Kraftstoffsystem. Bei der LH-Jetronic werden meist Leistung erzeugt werden . Dies wird durch eine ver-
Zwei-Leitungs-Systeme verwendet. Eine Elektro- mehrte Gemischmenge erreicht. Außerdem müssen
kraftstoffpumpe, die entweder im Kraftstoffbehälter Leerlaufdrehzahlschwankungen durch ein belastetes
(ln-Tank-Pumpe) oder am Fahrzeugunterboden (ln- Bordnetzoder durch einen zugeschalteten Klimakom-
Line-Pumpe) angebracht ist, fördert den Kraftstoff pressor ausgeglichen werden.

Kraftstoff-
behälter

Luftmassen-

Motor-
Abgasrückführungsventil temperaturfühler

Bild 1: LH-Jetronic
12 Gemischbildung 293

Zur Leerlaufdrehzahlregelung benötigt das Steuer- Zur Schubabschaltung benötigt das Steuergerät fol -
gerät die Signale folgender Sensoren : gende Informationen:
• Motordrehzahlgeber (Ist-Drehzahl) • Drosselklappenstellung vom Drosselklappen-
• Motortemperaturfühler (Bestimmung der Soll- schalter oder Drosselklappenpotentiometer
Drehzahl) • Drehzahl vom Motordrehzahlgeber
Zur Drehzahlregelung wird einer der folgenden Ak-
to ren eingesetzt. Beschleunigungs-, Volllastanreicherung

Leerlaufsteller (Bild 1). Er lässt zusätzliche Luft je Um eine maximale Leistungsabgabe des Motors
nach Bedarf in einem Bypass um die geschlossene zu ermöglichen, wird das Gemisch angefettet.
Drosselklappe strömen. Dazu wird er vom Steuerge-
rät durch Puls-Weiten-Modulierte Signale angesteu- Motoren mit 3-Wege-Katalysatoren werden wegen
ert, wodurch der Luftkanal mehr oder weniger weit der Abgasvorschriften möglichst im Bereich A. = 1
geöffnet wird. betrieben . Um die maximale Motorleistung abgeben
zu können, wird das angesaugte Gemisch je nach
Blende einstellbarer Anschl ag Motor auf Lambda 0,85 bis 0,95 angefettet. Dazu
muss die Lambda-Regelung ausgeblendet werden .
Die Anreicherung setzt ein, wenn das Drosselklap-
penpotentiometer dem Steuergerät Volllast mel-
Luft- det oder die Spannungsänderung pro Zeiteinheit
austritt
am Potentiometer einen bestimmten eingespei-
Luft-
eintritt
cherten Wert überschreitet. Extrem leistungsstarke
Motoren benötigen nicht zwingend eine Volllastan-
Drehschieber reicherung .

Bild 1: Leerlaufsteller lDrehsteller)


Höhenanpassung
Drosselklappensteiler (Bild 2). Diese Baugruppe be- Auf eine gesonderte Höhenanpassung kann bei
steht aus einem Elektromotor, einem Getriebe und nicht aufgeladenen Motoren verzichtet werden, da
der Drosselklappe. Im Leerlauf wird der Elektromo- durch den Luftmassenmesser eine verringerte Luft-
tor vom Motorsteuergerät so angesteuert, dass er dichte, z.B . bei großer Höhe, berücksichtigt wird .
d ie Drosselklappe je nach Ist-Drehzahl öffnet oder
schließt, sodass eine vorgegebene Soll-Drehzahl Drehzahlbegrenzung
eingehalten wird .
Sie hat die Aufgabe, ein Überdrehen des Motors
zu verhindern .

Erhält das Steuergerät vom Motordrehzahlfühler ein


Signal, aus dem es erkennt, dass die eingespeicher-
te Höchstdrehzahl erreicht ist, tritt die Drehzahlbe-
grenzung in Kraft. Zur Begrenzung der Leistung und
damit der Höchstdrehzahl und auch der Höchstge-
schwindigkeit wird der Zündzeitpunkt in Richtung
spät verstellt. Nur in Ausnahmefällen wird die Ein-
Bild 2: Drosselklappensteiler spritzung des Kraftstoffs ausgeblendet.

Schubabschaltung Die LH-Jetronic als Motronic


Alle LH-Jetronic-Anlagen (Einspritzsysteme) werden
Bei aktiver Schubabschaltung wird kein Kraftstoff grundsätzlich als Motronic ausgeführt. D.h . dass so-
eingespritzt. wohl die Gemischbildung als auch die Entzündung
des Kraftstoff-Luft-Gemisches durch ein gemein-
Läuft der Motor mit erhöhter Drehzahl bei geschlos- sames Motorsteuergerät geregelt werden. Dabei
sener Drosselklappe (Schubbetrieb z.B . bei Bergab- können je nach Herstellerwunsch und Baujahr ver-
fahrt), verhindert die Schubabschaltung, dass schiedene Zündanlagen mit der LH-Jetronic kom-
Kraftstoff eingespritzt wird . Beim Öffnen der Dros- biniert sein . Durch den Einsatz von Motronic-Sys-
selklappe oder beim Unterschreiten einer eingespei- temen kann der konstruktive Aufwand verringert,
cherten Motordrehzahl z.B. 1 200 1/min ., setzt die die Betriebssicherheit erhöht und die Effektivität der
Einspritzung des Kraftstoffs wieder ein. Anlagen verbessert werden .
294 12 Gemischbildung

12.4.5.2 Einspritzventile der LH-Motronic (Bild 2) kann die Öffnungsdauer des Ventils ermittelt
werden. Die Spannungsspitze beim Schließvorgang
entsteht durch die Ausschaltinduktion der Magnet-
Bei der LH-Jetronic ist jedem Zylinder ein elek-
wicklung.
tromagnetisch betätigtes Einspritzventil (Bild 1)
zugeordnet, aus dem Kraftstoff sequenziell in das
Bauarten. Bei der LH-Motronic werden für Motoren
Saugrohr eingespritzt wird.
mit Zwei- oder Mehr-Ventiltechnik verschiedene Ein-
spritzventile verwendet. Sie unterscheiden sich in
Ventilkörper der Form des Kraftstoffstrahlsund im Winkel, in dem
der Kraftstoff von der Düse eingespritzt wird (Bild 3).

Strahlformen
a) b)

Düsennadel Schließfeder Filter


Ringspalt- Zweistrahl-
Bild 1: Einspritzventil zumessu ng v entil

Funktion. Wird die Magnetwicklung des Ventils durch


das Steuergerät bestromt, entsteht in ihr ein Mag-
netfeld, das den Magnetanker anzieht. Dadurch kann
die Düsennadel anheben und der Kraftstoff wird ein-
gespritzt. Der Nadelhub beträgt je nach Ausführung
des Ventils 0,05 mm ... O, 1 mm. Beendet das Steuer-
gerät in Abhängigkeit vom Betriebszustand (nach
1,5 ms .. . 18 ms) die Bestromung, bricht das Magnet-
feld zusammen und die Schließfeder drückt die Dü-
sennadel in ihren Sitz. Die Einspritzung ist beendet.
Bild 3: Einspritzventile für Zwei-Ventil-Technik (a) und
Die Masse des eingespritzten Kraftstoffs hängt ab Mehr-Ventil-Technik (b)
von .. .
• ... der Öffnungsdauer des Ventils.
• ... der Einspritzmenge pro Zeiteinheit (Ventilkons- Zur feineren Zerstäubung des Kraftstoffs und zur
tante). besseren Vermischung mit Luft, werden Luft um-
fasste Einspritzventile eingesetzt (Bild 4). Hierzu wird
• ... der Kraftstoffdichte.
vor der Drosselklappe Luft entnommen und über
• ... dem Kraftstoffdruck. eine Leitung in das Ventil geführt. Im engen Luftspalt
des Ventils wird die Luft durch die bei Teillast im
Bestromung der Ventile. Die Einspritzventile werden Saugrohr wirkende Druckdifferenz stark beschleu-
vom Steuergerät mit Minus geschaltet. Dadurch kann nigt. Die mit hoher Geschwindigkeit austretende
bei einem Masseschluss das Steuergerät vor Zerstö- Luft wird dem eingespritzten Kraftstoff beigemischt,
rung durch den Kurzschlussstrom geschützt werden. wodurch dieser feinst zerstäubt wird.
Die Plus-Versorgung erfolgt über ein vom Steuerge-
rät geschaltetes Relais von Klemme 15. Durch die
Darstellung des Einspritzvorgangs am Oszilloskop

30

Bild 2: Bestromung des Einspritzventils Bild 4: Luft umfasste Einspritzventile


12 Gemischbildun 295

Werden die Einspritzventile vom Verteilerrohr mit Heißfilm-Luftmassenmesser 83. Er ermittelt die an-
Kraftstoff versorgt, erfolgt die Zuführung des Kraft- gesaugte Luftmasse und meldet sie in Form eines
stoffs von oben (top-feed- engl. "oben gefüttert"). Spannungssignals dem Steuergerät, das daraus zu-
Das Ventil steckt mit dem oberen Ende, abgedichtet sammen mit der Motordrehzahl die Grundeinspritz-
durch einen 0-Ring, im Verteilerrohr, mit dem un- menge (Quantität) ermittelt. Fällt der Sensor aus,
teren, ebenfalls abgedichtet durch einen 0-Ring, im kann das System aus der Stellung der Drosselklappe
Saugrohr. Um Bauhöhe zu sparen, werden die Ein- ein Ersatzsignal bilden. Das Fahrzeug bleibt einge-
spritzventile häufig in Verteilermodulen integriert. schränkt fahrbereit (Notlauf). Der Luftmassenmesser
Man verwendet dann sogenannte Bottom-Feed-Ein- wird von PIN 10 mit Spannung versorgt. Masse er-
spritzventile (bottom-feed- engl. "unten gefüttert"). hält er von Klemme 31. Das dem Steuergerät über-
Der Kraftstoffzulauf befindet sich bei diesen Ventilen mittelte Spannungssignal kann an den PIN 10 und 12
seitlich. Sie besitzen eine gute Kraftstoffkühlung und abgenommen werden.
damit ein gutes Heißstartverhalten.
Motordrehzahlfühler 81. Sein Signal dient in erster
Kontaktschienen Kraftstoffrücklauf
Linie dazu, zusammen mit dem des Luftmassen-
messers, die Grundeinspritzmenge zu berechnen.
Verwendet werden induktive Drehzahlfühler, die im
Bereich der Kurbelwelle untergebracht sind und ein
besonderes Geberrad abtasten. Meist liefern diese
Geber auch die Bezugsmarke, die zur Bestimmung
des genauen OT des ersten Zylinders notwendig ist.
Bei Ausfall des Sensors ist kein Motorlauf möglich.
Das Signal wird auch für die Leerlaufdrehzahlrege-
lung, die Schubabschaltung und die Drehzahlbe-
Einspritzventil
grenzung benötigt. Es kann an PIN 6 und PIN 7 aszil-
"Bild ~, : Verteilermodu"l mit Bottom-Feed-Ventilen Iaskopiert werden.

Drosselklappenpotentiometer 84. Es befindet •


sich an der Drosselklappe und dient der Erfassung
sowohl der Drosselklappenstellung als auch der
Öffnungsgeschwindigkeit. Der integrierte Leer-
laufschalter signalisiert dem Steuergerät die ge-
schlossene Drosselklappe. Bei Ausfall des Sensors
wird ein im Steuergerät eingespeicherter Ersatzwert
für die Mindestdrehzahl zugrunde gelegt. Dies äu-
ßert sich meist in einer erhöhten LeerlaufdrehzahL
Eine Leerlaufdrehzahlregelung, Schubabschaltung,
Volll ast- und Beschleunigungsanreicherung ist nicht
mehr möglich. Das Signal des Potentiometers kann
an den PIN 13 und 14 bzw. 12 abgenommen werden.
Der Drosselklappenschalter wird an PIN 15 gegen
Klemme 31 überprüft.
Manche Systeme verwenden, besonders bei Ein-
satz eines Drosselklappenstellers, aus Sicherheits-
und Genauigkeitsgründen ein doppeltes Potentio-
m eter.
Top-feed Bottom-feed

Bild 2: Top-Feed- und Bottom-Feed-Einspritzventile Ansauglufttemperaturfühler 87. Hierbei handelt es


sich um einen NTC, der die Aufgabe hat, die Tempe-
ratur der Ansaugluft zu erfassen. Er ist im Saugrohr
untergebracht. Das Steuergerät benötigt das Signal
12.4.5.3 Elektronische Regelung der
zur Anpassung der Kraftstoffmenge. Die Einspritz-
LH-Jetronic
dauer kann bei sehr kalter Luft um bis zu 20 % v er-
Das Blockschaltbild von Seite 296 und der Schaltpl an längert w erden. Fällt das Signal aus, kann auf einen
v on Seite 297 zeigen vereinfacht den Aufbau einer eingespeicherten Ersatzwert umgeschaltet werden.
elektronischen Regelung der LH-Motronic. Dabei Der Widerstand des Gebers kann an PIN 18 und PIN
werden folgende Sensoren und Aktaren verwendet. 19 überprüft werden.
296 12 Gemischbildun

Sensoren Eingabe Verarbeitung Ausgabe Aktoren

f? Motordrehzahl
Induktivgeber - -©
Hauptrelais
·I (:] I
~
Zünd-OT des

~ -
Steuergerät
ersten Zylinders
Hallgeber """"""
pumpenrelais/
Kraftstoffpumpe
(Q

~
Luftmasse
Luftma ssenmesser
_ Grundabstimmung
über Kennfeld
Startsteuerung
Nachstart-
Einspritzventi le
-[[]
- -I~ I
Drosselklappen- Voll last-

~
stel lung Beschleunigungs-
' anreicherung Leerlaufsteller
Drosselklappen-

I
potentiometer Schubabschaltung
Drehzahlbegrenzung

- · I~
~
Motortemperatur Lambda-Regelung
Leerla ufd rehza h1- Took.eoffüftoo"
ventll
NTC-Motor
regelung
Tankentlüftungssystem

V Restsauerstoff
Lambda-Sonde - Abgasrückführung
Abgasrück-
führungsventil
-[][]
·ID I
Diagnose

~
Lufttemperatur
NTC-Luft - -.
t
Heizung
Lambdasonde

Bild 1: Sensoren und Aktoren der LH-Jetronic im Blockschaltbild

Motortemperaturfühler 85. Dieser NTC erfasst die Das Gebersignal kann an PIN 8 und PIN 5 oszillosko-
Motortemperatur. Je nach Spannungsabfall am Wi- piert werden. Klemmen am Geber: 7 (1) =Signal plus;
derstand passt das Motorsteuergerät temperatur- 31d (31d) = Masseversorgung . Die Stromversorgung
abhängig die Einspritzmenge dem Betriebszustand erfolgt über PIN 9 =Klemme 8h (2).
an. So wird die Einspritzdauer bei kaltem Motor um
bis zu 70% verlängert. Außerdem werden Zünd- Lambdasonde (Spannungssprungsonde) 86. Sie
zeitpunkt, Leerlaufdrehzahl , Abgasrückführung regi striert den Restsauerstoff im Abgas und ermög-
und Klopfregelung bei kaltem Motor verändert. Bei licht durch die Rückmeldung in Form eines Span-
Signalunterbrechung oder Kurzschluss kann das nungssignals an das Steuergerät eine Regelung der
Steuergerät auf einen Ersatzwert umschalten . Ein Einspritzmenge auf ). = 1. Da die Sonde erst bei ca .
erhöhter Widerstand z.B. an einer Steckverbindung 250 oc bis 300 oc arbeitet, wird sie elektrisch be-
wird jedoch nicht erkannt. Dieser Fehler führt zur An - heizt, um ein möglichst schnelles Ansprechen zu
fettung des Gemisches und damit unter anderem zu erreichen . Fällt die Sonde aus, ist keine .l.-Regelung
einem erhöhten CO-Ausstoß. Der Widerstand des mehr möglich. Der Ausfall wird vom Steuergerät er-
NTCs kann am Steuergerätestecker an PIN 12 und kannt. Die Gemischbildungsanlage arbeitet dann als
PIN 16 überprüft werden . Steuerung. Das Sondensignal kann an PIN 17 und
Klemm e 31 oszilloskopiert werden . Die Heizung der
Bezugsmarkengeber 82. Zur eindeutigen Identifizie- Sonde erhält Plus von Klemme 87 von K2 und Minus
rung des Zünd-OTwird sowohl das Signal des induk- von Klemme 31 .
tiven Bezugsmarkengebers an der Kurbelwelle als
auch das des an der Nockenwelle angebrachten Hall- Hauptrelais K1. Wird die Zündung eingeschaltet, er-
gebers benötigt. Aus beiden Signalen berechnet das hält das Hauptrelais Plus auf Klemme 85 von Klem -
Steuergerät zusammen mit der Motordrehzahl den me 15 und Minus auf Klemme 86 vom Steuergerät
richtigen Zeitpunkt für die Einspritzung in den jewei- PIN 3. Dadurch schließt der Arbeitsstromkreis des
ligen Zylinder und die entsprechenden ZündwinkeL Relais und das Steuergerät wird auf PIN 4 mit Span-
12 Gemischbildung 297

K1 Hauptre lais
V Verpolschutzdiode
K2 Kraftstoffpumpenrelais
M Kraftstoffpumpe
81 Drehzahl- und
Bezugsma rkengeber
82 Nockenwellengeber
83 Luftmassenmesser
84 Drosselklappen-
potentiometer
85 Motortemperaturfühler
86 beheizte Lambdasonde
87 Lufttemperatu rfü hier
H Kontroll lampe/
Feh lerlampe
Y1 ..Y4 Einspritzventile
Y5 Leerlaufsteller
Y6 Ta nkentlüftu ngsventi I

--
Y7 Abgasrückfü h ru ngsventi I
31 XD Diagnoseanschluss
Sensoren
Aktaren

Bild 1: Schaltplan der LH-Jetronic

nung versorgt. Ebenso werden die Magnetventile t emperatur. Er wird von K1 Klemme 87 mit Plus ver-
Y1 bis Y7 und der Steuerstromkreis von K2 auf Klem- sorgt. Um ein stufenloses Öffnen und Schließen des
me 85 bestromt. Bypass-Querschnitts zu ermöglichen, wird der Stei-
ler vom Steuerg erät durch Puls-Weiten-Modulierte-
Kraftstoffpumpenrelais K2. Das Relais schließt, Signale mit Minus angetaktet.
wenn das Hauptrelais K1 Klemme 85 mit Plus und
das Steuergerät Klemme 86 mit M asse versorgt. Tankentlüftungsventil Y6. Das Magnetventil öff-
Um die Masseverbindung herzustellen, muss PIN net und schließt die Verbindungsleitung zwischen
30 auf Masse durchgeschaltet werden. Der Arbeits- Saugrohr und Aktivkohlebehälter. Es wird durch
stromkreis versorgt die Kraftstoffpumpe M und die Puls-Weiten-Modulierte-Signale geöffnet, wobei die
Lambdasondenheizung mit Spannung. Die Span- Versorgung mit Plus von Klemme 87 K1 und die Mi-
nungsversorgung wird unterbrochen, wenn das nusversorgung vom Steuergerät über PIN 24 erfolgt.
Drehzahlsigna l des Motordrehzahlgebers ausfällt. Bei Ausfall des Signals bleibt das Ventil geschlos-
sen.
Einspritzventile Y1 bis Y4. Sie erha lten wie das
Kraftstoffpumpenrelais K2 Spannung vom Hauptre- Abgasrückführungsventil Y7. Das Magnetventil für
lais K1 . Sollen die Einspritzventi le öffnen, muss das die Abgasrückführung öffnet und sch ließt die Ver-
Steuergerät jeweils die PIN 26, 27, 28, 29 auf Masse bindungsleitung zwischen Auspuffkrümmer und
durchschalten. Saugrohr. Es wird durch ein Puls-Weiten-Modu-
liertes Signal geöffnet, wobei es Plu s von Klemme
Leerlaufsteller Y5. Durch ihn regelt das Steuergerät 87 K1 und Minus vom Steuergerät PIN 23 erhält. Bei
die Leerlaufdrehzahl in Abhängigkeit von Motor- Ausfall des Signals schließt das Ventil.

WIEDERHOLUNGSFRAGEN 7 Welchen Vorteil bieten Luft umfasste Einspritz-


1 Aus welchen Signalen wird die Grundein- ventile gegenüber herkömmlichen Ventilen?
spritzmenge bei der LH-Motronic berechnet? 8 Welche Sensoren benötigt eine LH-Motronic
2 Welche Teilsysteme enthält die LH-Motronic? und wozu werden deren Signale jeweils verwen-
det?
3 Beschreiben Sie die verschiedenen Möglichkeiten
der Leerlaufdrehzahlregelung. 9 Welche Aktaren werden von der LH-Motronic an-
4 Welche Sensoren benötigt das Steuergerät für eine gesteuert?
Schubabschaltung? 10 Wie wird das Kraftstoffpumpen-Relais angesteu-
5 Erklären Sie den Begriff .. Motronic". ert?
6 Durch welche Merkmale unterscheiden sich Ein- 11 Erklären Sie den Begriff .. Puls-Weiten-Moduliertes-
spritzventileder LH-Jetronic? Signal" .
298 12 Gemischbildung

12 4.6 ME-Motronic ses bewirkt, dass durch Öffnen der Drosselklappe,


vermehrte Kraftstoffeinspritzung und in anderen
Die ME-Motronic (Bild 1) ist eine Weiterentwick- Fällen auch durch veränderten Zündwinkel das zu
lung der LH-Motronic. Als wesentliche Neuerung erzeugende Drehmoment um den benötigten Betrag
wurde die Regelung der Gemischbildung durch verändert wird. Um dies zu ermöglichen, muss die
eine sogenannte Drehmomentenführung ersetzt. Drosselklappenstellung von der Fahrpedalstellung
Dies machte den Einsatz eines elektronischen entkoppelt werden, was durch eine E-Gas-Funktion
Gaspedals (E-Gas-Funktion) notwendig. Außer- erreicht wird. Das heißt auch, dass die Fahrpedalstei-
dem wurde in das System die EOBD integriert. lung nur noch als Fahrwunsch anzusehen ist, z.B. bei
einem ASR-Eingriff.

ln bisherigen Systemen öffnete und schloss der


Fahrer durch Betätigung des Fahrpedals die Drossel-
klappe. Die angesaugte Luftmasse und die entspre-
12.4.6.1 Teilsystem der ME-Motronic
chend eingespritzte Kraftstoffmenge bestimmten
zusammen mit der Drehzahl (Hauptsteuergrößen) Ansaugsystem . Ein wesentlicher, sichtbarer Unter-
das vom Fahrer geforderte Drehmoment. Zusätz- schied zur LH-Jetronic liegt in der Einführung der
liche Drehmomentanforderungen z.B. durch den sogenannten E-Gas-Funktion. Dazu wird über ein
Klimakompressor traten als Störgrößen auf und Fahrpedalmodul der Fahrerwunsch erfasst. Dies er-
mussten vom System z.B. durch die Leerlaufrege- folgt aus Sicherheitsgründen durch zwei redundante
lung nachgeregelt werden. Durch die Drehmoment- Potentiometer oder Hallgeber, die im Modul integ-
führung ist nicht mehr allein die Fahrpedalstellung riert sind . Die Position und die Bewegungsgeschwin-
für das zu erzeugende Drehmoment maßgeblich. digkeit des Fahrpedals wird durch die erzeugten
Alle Systeme und Komponenten, die das Antriebs- Spannungssignale dem Motorsteuergerät übermit-
drehmoment beeinflussen, z.B. Automatikgetriebe, telt. Dieses berechnet über hinterlegte Kennfelder
Klimakompressor, Katalysator-Heizen, ASR, ESP, das nötige und sinnvolle Drehmoment und stellt
werden zur Berechnung des zu erzeugenden Mo- die Drosselklappe mittels eines Stellmotors auf eine
tordrehmomentes herangezogen. Die Motronic bil- entsprechende Stellung ein. Sie wird durch zwei
det eine Ersatzgröße, in die die Anforderungen der Potentiometer überwacht. Damit besteht zwischen
einzelnen Systeme mit unterschiedlicher Priorität Gaspedal und Drosselklappe keinerlei mechanische
eingehen. Schaltet z.B. der Klimakompressor ein, Verbindung mehr (Drive by w ire). Bei Störungen in-
so würde das Antriebsdrehmom ent verringert. Um nerhalb des Systems durch unklare Sensorsignale
dies zu vermeiden, erhält das Steuergerät vor dem wird die Drosselklappe in eine Notlaufposition ge-
Zuschalten des Klimakompressors ein Signal. Die- bracht.

Diagnose lampe

Bild 1: ME-Motronic
12 Gemischbildun 299

Sekundärluftsystem. Es besteht aus Sekundärluft-


pumpe und -Ventil. Das System wird in der Kaltstart-
phase dazu verwendet CO und HC zu reduzieren .
Außerdem heizt es den Katalysator sehr schnell auf
Betriebstemperatur auf (Kat-Heizen) .

Einführung der 080. Die Überwachung aller Kom-


ponenten, die bei Ausfall oder Schädigung zu einem
veränderten Abgasverhalten führen können, muss
gewährleistet sein. Aufgetretene Fehler müssen ge-
speichert und angezeigt werden .
Bild 1: E-Gas-System

Kraftstoffsystem. Die Kraftstoffversorgung wird


zunehmend über Ein-Leitungs-Systeme und in den
Tank integrierte Fördermodule gewährleistet. Wer- 12.4.6.2 Elektronische Regelung der
den Einleitungssysteme (Rücklauf Freie Systeme) ME-Motronic
v erwendet, wird der Kraftstoffversorgungsdruck üb- Zusätzlich zu den in der LH-Motronic verwendeten
licherweise auf 3 bar gegenüber dem Umgebungs- Sensoren und Aktaren werden folgende Bautei-
druck konstant gehalten. Mit wechselndem Saug- le verwendet (siehe Blockschaltbild Seite 300 und
rohrdruck ändert sich damit der Differenzdruck am Schaltplan Seite 301) .
Einspritzventil, was zu unterschiedlichen Einspritz-
mengen führt. Durch eine Kompensationsfunktion Saugrohrdrucksensor 89. Sein Signal wird benötigt,
wird dieser Fehler korrigiert. Dazu wird der Saug- um den Saugrohrdruck zu erfassen und den unter-
rohrdruck durch einen Saugrohrdruckfühler erfasst schiedlichen Differenzdruck am Einspritzventil durch
und die Einspritzdauer vom Steuergerät entspre- Anpassung der Einspritzdauer auszugleichen . Zu-
chend 'lerläng,ert oder v erkü rzt. sätzlich verwendet man das Signal zur Berechnung
des Spülstromes des Aktivkohlefilters. B'ei Ä usfa l1' ~~
Systeme zur Schadstoffreduzierung des Luftmassenmessers kann über den Saugrohr-
Durch die im Laufe der Jahre wesentlich verschärfte druckfühler ein annähernd genaues Ersatzsignal
Gesetzgebung bezüglich des Umweltschutzes müs- für die angesaugte Luftmasse gebildet werden . Der
sen bestehende Teilsysteme zur Schadstoffreduzie- Sensor ist über PIN 49, 50 und 53 (Masse) mit dem
rung erweitert und verbessert werden. Steuergerät verbunden .

Differenzdrucksensor 810. Zur Überprüfung der


Gemischbildungssystem. Eine genauere Erfassung
Dichtheit des Kraftstoffbehälters wird dessen Innen-
der angesaugten Luftmasse durch Heißfilm-Luftmas-
druck durch die Eigendiagnose überwacht. Über PIN
senmesser mit Rückstrom-Erkennung ermöglicht
51, 52 und 53 (Masse) ist der Sensor mit dem Steuer-
den Betrieb des Motors in einem engeren Lambda-
gerät verbunden.
Fenster.
Die Erfassung des Lambda-Wertes durch Breitband- Lambdasonde II 811. Die Nach-Kat-Sonde dient der
Lambdasenden lässt eine genauere Regelung des Überwachung der Katalysatorfunktion. Zusätzlich er-
Lambda-W ertes zu, als es bisher mit Spannungs- folgt über sie eine Adaption der Vor-Kat-Sonde. Fällt
sprungsonden möglich war. die Sonde aus, wird der Fehler von der OBD erkannt
und gespeichert. Eine Lambda-Regelung ist weiter-
Durch den Einsatz von Schnellstart-Geberrädern hin durch die Lambda-Sonde I möglich, allerdings
an der Nockenwelle ist eine frühere Erkennung der wird die Katalysatorfunktion nicht mehr überwacht.
Zünd-OT-Position und damit ein früherer Start des Das Sondensignal kann an den PIN 10 und PIN 11 os-
Motors möglich. zilloskopiert werden . Die Heizung der Sonde erfolgt
über PIN 9 (Masse) und K1 (Plus) .
Tankentlüftungssystem. Die Kraftstoffförderanlage
ist luftdicht nach außen abgeschlossen. Durch ein Geber für Fahrpedalstellung 812. Bei einem elekt-
Absperrventil, das parallel zum Regenerierventil ge- ronischen Gaspedal wird der Fahrerwunsch durch
schaltet wird, ist die Belüftung des Aktivkohlebehäl- die Stellung und die Bewegungsgeschwindigkeit
ters möglich . des Fahrpedals ermittelt. Das nötige Signal für das
Steuergerät wird durch zwei redundante Potentiome-
Abgasrückführung. Durch Kühlung der in den Brenn- ter im Fahrpedalmodul erzeugt. Über die PIN 37, 38,
raum rückgeführten Abgase lässt sich die NOx·Re- 39 ist das Potentiometer 1, über die PIN 40, 41 und
duzierung verbessern. Dazu wird ein Abg asrückfüh- 42 ist das Potentiometer 2 mit dem Steuergerät ver-
rungs-Kühler eingebaut. bunden.
300 12 Gemischbildung

Geber für Drosselklappenstellung 84. Die Stellung wird dadurch berechnet, dass das Steuergerät das
der Drosselklappe muss vom Steuergerät für den Soll-Drehmoment bestimmt. Dieses kann durch eine
Ist-Soll-Vergleich genau erfasst werden. Aus Si- spezifische Füllung erzeugt werden, wozu wiederum
cherheits- und Genauigkeitsgründen werden auch eine ganz bestimmte Drosselklappenstellung nötig
hier wie beim Geber für die Fahrpedalstellung zwei ist. Bei Ausfall des Motors wird die Drosselklappe in
redundante Potentiometer verwendet. Ergibt die eine Notlaufposition gestellt, die nur noch eine nied-
Plausibilitätsprüfung der vier Potentiometer durch rige Motordrehzahl zulässt.
das E-Gas-Überwachungssystem eine Abweichung Sekundärluftpumpe M1. Sie pumpt in Abhängigkeit
vom Sollzustand, so wird zunächst auf Ersatzsig- von der Motortemperatur zeitlich begrenzt Frischluft
nale zurückgegriffen. Bei Notsituationen z.B. zwei kurz hinter dem Auslassventil des Motors in den Ab-
Potentiometer an der Drosselklappe liefern unter- gaskrümmer. Sie wird über das Relais K3 mit Span-
schiedliche Signale, wird die Drosselklappe so weit nung versorgt, wobei die Plusversorgung durch K1
geschlossen, dass nur noch eine niedrige Motor- und die Minusversorgung über Klemme 31 erfolgt.
drehzahl möglich ist. Die Sensoren können an den Die Funktion der Pumpe wird durch die Eigendiag-
PIN 31 , 32, 33 (Potentiometer 1) und an den PIN 31, nose überwacht.
33, 34 (Potentiometer 2) des Steuergerätesteckers
Sekundärluftventil Y9. Das Ventil schützt die Sekun-
überprüft werden.
därluftpumpe und verhindert, dass bei stehender
E-Gas-Stellmotor 84. Über PIN 35 und PIN 36 wird Pumpe heiße Abgase in die Pumpe einströmen . Es
der Drosselklappenstellmotor vom Steuergerät wird durch Plus von K1 und Minus vom Steuergerät
angesteuert. Die jeweilige Drosselklappenstellung PIN 19 geöffnet.

Sensoren Eingabe Verarbeitung Ausgabe Aktoren

Motordrehzahl
Induktivgeber
Hauptrelais
-I (j) I
~
Zünd-OT des Kraftstoff-
ersten Zylinde rs pumpenrelai s/
Steuergerät
Hallgeber Kraftstoffpumpe

Luftmasse
Luftmassenmesser
Einspritzv entile
-[I]
-I ~ I
Startsteuerung
Drosselklappe n-
stellung Nachstart- E-Gas-Stellmotor
Volllast-
Drosselklappen- Beschleunigungs-

-I ~ I
potentiometer anreicherung
Tankentlüftungs-
Motortemperatur Schubabschaltung ventil
NTC-Motor

Restsau erstoff
vor Kat
Drehzahlbegrenzung
Lambda-Regelung
Leerlaufdrehzahl-
regelung
Abgasrückführungs-
ventll
-I 4t l
Lambda-Sonde I

~
Tankentlüftungssystem
Absperrventil
Abgasrückführung
Lufttemperatur

-I D I
NTC-Luft
Heizung Lambda-
E-Gas-Funktion Sonde I
Saugrohrdruck
Fahrgeschwindigkeits-
Drucksensor

Differenzdruck
regelung
Lastwechselregelung
Sekundärluftein-
Heizung Lambda-
Sonde li
·I D I
~
Drucksensor blasung Sekundärluft-
v entil
Restsauerstoff EOBD IT
nach Kat CAN -Bus-System
Lambda -Sonde li

Gaspedal-
ste llung
Sekundä rluft-
pumpe --[]U
Gaspedal- Diagnose
potentiom eter CAN-8us

Bild 1: Blockschaltbild der ME-Motronic


12 Gemischbildung 301

Bild 1: Schaltplan der ME-Motronic

Legende zum Schaltplan B10 Differenzdrucksensor S1 Schalter für GRA*


B1 Drehzahlgeber Kurbelwelle B11 beheizte Lambdasonde II S2 Kupplungspedalschalter
B2 OT-Geber Nockenwelle B12 Geber für Gaspedalstellung S3 Bremspedalschalter GRA *
B3 Luftmassenmesser F1 .. . F8 Sicherungen T1, T2 Doppelfunkenzündspulen
84 Geber für Drosselklappen- Y1 ... Y4 Einspritzventile
K1 Kraftstoffpumpenrelais
stellungmit E-Gas-Stellmotor Y6 Regenerierventil
A Steuergerät ME-Motronic
B5 Motortemperaturfühler Y7 Abgasrückführungsventil
86 beheizte Lambdasonde I K3 Relais Sekundärluftpumpe
Y8 Absperrventil
B7 Ansa ug Iuft-Tem pe ratu rfü hIer K4 Rela is End stufe Zündanlage
Y9 Sekundärluftventil
B8 Klopfsensor M1 Sekundärluftpumpe Ein- und Ausgänge anderer
1 .. .4
89 Saugrohrdrucksensor M2 El ektrokraftstoffpumpe Systeme

Geschwindigkeitsregelanlage

Absperrventil Y8. Das Ventil hat die Aufgabe bei


WIEDERHOLUNGSFRAGEN
abgeschalteter Regenerierung die Luftzufuhr zum
1 Welche Sensoren und Akteren werden bei der ME-
Aktivkohlefilter zu verschließen . Das Absperrventil
Motronic verwendet?
wird durch Plus von K1 und Minus vom Steuerge-
rät, PIN 18 parallel mit dem Tankentlüftungsventil 2 An welchen PIN können die Sensoren B4, B9, B10,
B11 und B12 geprüft werden?
geöffnet.
3 Beschreiben Sie den Aufbau und die Wirkungs-
weise eines E-Gas-Systems.
Verbindung des Motronic-Steuergerätes
mit anderen System durch CAN-Bus 4 Welche Systeme und Maßnahmen zur Schonung
der Umwelt findet man bei einer ME-Motronic?
Alle Daten , die für eine genaue Gemischbildung bei
jedem Betriebszustand und in jeder Betriebssituati- 5 An welchen PIN können die Akteren M1 , Y9 und
M2 geprüft werden?
on nötig sind, müssen dem Motorsteuergerät bereit-
gestellt werden . Dazu werden alle Steuergeräte, die 6 Welches Zündsystem wird bei der im Systembild
den Fahrzeugantrieb beeinflussen können, mittels dargestellten Anlage verwendet?
eines Hochgeschwindigkeits-Bussystems (CAN-Bus) 7 Was geschieht, wenn K1 schließt?
miteinander verbunden.
302 12 Gemischbildung

12.4.7 Benzin-Direkteinspritzung wird der Kraftstoff während des Verdichtungstaktes


kurz vor dem Zündzeitpunkt in den Brennraum ein-
Unter Benzin-Direkteinspritzung "versteht man gespritzt. Auf Grund der bis zur Entzündung kurzen
Gemischbildungsverfahren, bei denen der Otto- Zeitspanne, kann sich der Kraftstoff nicht gleichmäßig
kraftstoff unter hohem Druck direkt in den Brenn- mit der im Brennraum vorhandenen Luft vermischen.
raum eingespritzt wird. Durch einen im Brennraum herrschenden Luftdrall
wird der eingespritzte Kraftstoff in Form einer Ge-
Die Entwicklung der Benzin-Direkteinspritzung wur- mischwolke zur Zündkerze transportiert (Wand-
de von nahezu allen Herstellern aufgenommen, weil geführtes Verfahren, Bild 1). ln der Gemischwolke
sich gegenüber der Indirekten Einspritzung folgende beträgt das Mischungsverhältnis ca. 0,95 ... 1. Außer-
Vorteile ergeben: halb der Wolke ist das Gemisch sehr mager.
• Der flüssige Kraftstoff wird direkt in den Brenn-
raum eingespritzt. Nur dort verdampft der flüssige
Kraftstoff. Dies führt zu einer guten Innenkühlung
und mehr Motorleistung .
• Durch möglichen Schichtladungsbetrieb lässt der
Motor wesentlich höhere Abgasrückführungsquo-
ten zu . Saugrohrklappe
• Bei Teillast werden auf Grund der Qualitätsre- geschlossen
gelung sehr viel höhere wirksame Innendrücke Kraftstoffwolke
erreicht. Die Drosselverluste werden bei Schicht-
ladungsbetrieb durch die voll geöffnete Drossel- Bild 1: Schichtbetrieb im wandgeführten Verfahren
klappe reduziert. Dies führt zu einem höheren
Wirkungsgrad, mehr Leistung und zu einem gerin- Im strahlgeführten Verfahren wird die Schichtla-
geren Kraftstoffverbrauch. dung dadurch erzielt, dass die Einspritzdüse in die
• Bei der Benzindirekteinspritzung muss bei Kalt- unmittelbare Nähe der Zündkerze einspritzt und dort
start oder Beschleunigung das Gemisch weniger mit der vorhandenen Luft eine zündfähige Gemisch-
angefettet werden als bei der Indirekten Benzin- wolke erzeugt wird (Bild 2). Auch hier herrscht im
einspritzung. Dadurch ergeben sich günstigere Brennraum außerhalb der Gemischwolke ein hoher
Abgaswerte und ein geringerer Verbrauch. Luftü bersch uss.

Dem stehen folgende Nachteile gegenüber: Einspritzventil

• Wesentlich höherer Aufwand bezüglich Konstruk-


tion und Regelung, vor allem im Schichtladungs-
betrieb.
• Erhöhter Ausstoß von NOx durch ein mageres
Gemisch im Schichtladungsbetrieb, das im 3-We-
ge-Katalysator nicht reduziert werden kann . Dies
Kolbenmulde
macht den Einsatz eines NOx·Speicherkatalysators
notwendig, der in bestimmten Abständen regene- Bild 2: Schichtbetrieb im strahlgeführten Verfahren
riert werden muss. Außerdem verhindert der im
Kraftstoff vorhandene Schwefel die Wirksamkeit Durch das insgesamt magere Gemisch entsteht bei
des Katalysators. der Verbrennung viel NOx. Um den Ausstoß von
NOx zu reduzieren , werden die Motoren teilweise
12.4.7.1 Betriebsarten der Benzin-Direktein- mit Abgasrückführungsquoten von mehr als 40 %
spritzung betrieben.
Grundsätzlich werden bei Benzin-Direkteinspritzan- Da die Drosselklappe im Schichtbetrieb voll ge-
lagen zwei Hauptbetriebsarten unterschieden: öffnet ist, erfolgt die Bildung des Drehmoments
• Schichtladungsbetrieb (wandgeführt oder strahl- beim Schichtladungsbetrieb durch eine Qualitäts-
geführt) regelung. Wird in diesem Betriebszustand die An-
forderung bezüglich des Drehmomentes zu hoch,
• Homogenbetrieb
würden sich durch die vermehrte Einspritzung Par-
tikel bilden. Bei einer zu hohen Drehzahl entstehen
Schichtladungsbetrieb. Im unteren Drehmoment- Turbulenzen im Brennraum, die eine ausgebildete
und Drehzahlbereich bis ca. 3000 1/min . bzw. 3500 Gemischwolke mit A. = 1 nicht mehr zulassen . Folge:
1/min. ist der Schichtladungsbetrieb möglich. Dabei Mangelhafte Verbrennung, Zündaussetzer.
12 Gemischbildung 303

Homogenbetrieb. Bei hohem Drehmoment oder ho- Schicht-Katheizen. Diese Art der Doppeleinspritzung
her Drehzahl wird der Motor mit einem homogenen ermöglicht das schnelle Aufheizen des Katalysators.
Gemisch von }. = 1 oder, um maximale Leistung zu Dadurch wird wie im Schichtladungsbetrieb ein ma-
erhalten, mit J. < 1 betrieben. Die Saugrohrklappe geres Gemisch hergestellt. Nach der Entzündung
wird geöffnet um eine möglichst vollständige Zylin- des Kraftstoffs wird nochmals im Arbeitstakt ein-
derfüllung zu erhalten. Außerdem wird der Beginn gespritzt. Dieser Kraftstoff verbrennt sehr spät und
der Einspritzung in den Ansaugtakt verlegt. Die heizt den Abgasstrang stark auf.
damit bis zur Entzündung des Kraftstoff-Luft-Gemi-
sches zur Verfügung stehende Zeitspanne ermög-
12.4.7.2 Verfahren bei der Benzin-Direkt-
licht eine gute Vermischung des Kraftstoffes mit der
angesaugten Luft und eine gleichmäßige Verteilung
einspritzung
im Brennraum (homogenes Gemisch, Bild 1). Bei der Benzin-Direkteinspritzung werden im
Schichtladungsbetrieb verschiedene Verfahren ver-
wendet, Luft und Kraftstoff im Brennraum zusam-
menzuführen.
Wandgeführte Gemischbildung
Drosselklappe
teilweise geöffnet
Bei diesem Verfahren wird Luft im Teillastbereich
so in den Zylinder geleitet, dass die Luft· strö-
mungden eingespritzten Kraftstoff zur Zündkerze
transportiert und dort eine zünd- und brennfähige
homogenes Kraftstoffwolke mit einem Mischungsverhältnis
Gemisch von annähernd A = 1 gebildet.
Bild 1: Homogenbetrieb
Um eine vom übrigen Brennraum räumlich abge-
grenzte Kraftstoffwolke mit A = 1 zu erzeugen, ist eine
Bei Homogenbetrieb erfolgt die Veränderung des genau definierte Luftströmung nötig. Diese kann
Drehmomentes durch eine Quantitätsregelung . Das durch verschiedene Maßnahmen erzeugt werden:
heißt, dass die Menge der angesaugten Luft durch Swiri-Strömung (Bild 2, Seite 304 links). Häufig ist
d ie Drosselklappe geregelt wird. Die Gemischbil- der Einlasskanal geteilt. Im unteren Teillastbereich
dung und Verbrennung erfolgt demnach wie bei der bei niedriger Drehzahl ist der Füllungskanal durch
Saugrohreinspritzung. eine Saugrohrklappe geschlossen. Ein Drallkanal er-
Neben den beiden Hauptbetriebsarten können je zeugt im Brennraum eine um die Hochachse drehen-
nach Auslegung von Einspritzanlage und Motor zu- de Luftströmung (Swirl).
sätzlich andere Betriebsarten verwendet werden.
Homogen-Mager-Betrieb. ln einem Übergangsbe-
reich zwischen Schichtladungs- und Homogenbe- Dral l-
kanal
trieb kann der Motor mit einem homogenen mage-
ren Gemisch betrieben werden. Bei einem Betrieb
mit 1 < }. < 1,2 wird der Kraftstoffverbrauch gegen-
Einlass-
über dem Homogenbetrieb mit A = 1 reduziert. Pro-
ventil
blem: Bei Magerbetrieb erhöht sich durch die verrin-
gerte Innenkühlung die Brennraumtemperatur.
Homogen-Schicht-Betrieb. ln dieser Betriebsart wird
ei n homogenes m ageres Gemisch im Brennraum
durch frühe Einspritzung (ca. 75 % des Kraftstoffes)
im Ansaugtakt hergestellt. Im Verdichtungstakt er- Bild 2: Drallkanal
folgt eine zweite Einspritzung (Doppeleinspritzung)
wodurch eine Zone mit fetterem Gemisch im Be- Der erzeugte Drall kann durch maskierte Einlassven-
reich um die Zündkerze entsteht. Dieses Gemisch ist tile (Bild 1, Seite 304) verstärkt werden.
gut entflammbar und sorgt für eine vollständige Ver- Tumble-Strömung (Bild 2, Seite 304 rechts) . Die von
brennung im Brennraum. oben in den Brennraum strömende Luft wird durch
Homogen-Kiopfschutz-Betrieb. Durch Doppelein- eine ausgeprägte Kolbenmulde oder/und Kolbenna-
spritzung bei Volllast kann auf die Spätv erstellung se nach oben gelenkt, sodass sie sich wi eder Rich-
des Zündzeitpunktes zur Vermeidung von Klopfen tung Zündkerze bewegt. Dadurch entsteht eine w al-
verzichtet werden. Die Ladungsschichtung verhin- zenförmige Luftströmung.
dert die gefährliche Selbstentzündung des Kraft- in der Praxis werden meist beide Maßnahmen zur
stoffs. Strömungsbild ung kombiniert.
304 12 Gemischbildung

Hochdruck-Einspritzventil (Bild 4). Bei diesen Ein-


spritzventilen handelt es sich um Magnetventile mit
Lochdüsen, die fünf bis acht Bohrungen besitzen.
Das Hochdruck-Einspritzventil entspricht in seiner
Funktion dem der Saugrohreinspritzung.

Düsennadel elektrischer
mit Magnet- Anschluss
anker
verstärkte Drallbewegung
Ventilmaskierung durch Maskierung

Bild 1: Maskierte Einlassventile

Bild 4: Hochdruck-Einspritzventil

Durch die völlig anderen Gegebenheiten der Direkt-


einspritzung werden an das Ventil andere Anforde-
rungen gestellt. Einspritzdrücke von ursprünglich
120 bar, heute von bis zu 200 bar und die Einspritzung
Swirl Kraftstoffwolke Tumble
direkt in den Brennraum erfordern hohe Festigkeit
Bild 2: Swirl- und Tumble-Strömung und hohe Wärmebeständigkeit. Da die Zeit, die für
Gestaltung von Zylinderkopf und Brennraum die Einspritzung zur Verfügung steht, gegenüber der
(Bild 3). Die Zündkerze sitzt mittig im Zylinderkopf Saugrohreinspritzung wesentlich verkürzt ist, muss
zwischen den Ventilen . Die Einspritzdüse ist aus der der Einspritzvorgang innerhalb von OA ms bei Leer-
Mitte versetzt seitlich im Zylinderkopf untergebracht. lauf bis 5 ms bei Volllast abgeschlossen sein . Fehler
Sie spritzt den Kraftstoff schräg in den Brennraum durch eine verzögerte Ventilöffnung wirken sich des-
ein. Die durch die Kolbenbewegung in Richtung halb viel stärker aus als bei der Saugrohreinspritzung.
OT strömende Luft transportiert den eingespritzten
Kraftstoff in Richtung Zündkerze. Durch Kolben mit I-CH1 30A Zange
ausgeprägten Nasen und Mulden kann die Tumble-
und Swiri-Bewegung so gelenkt werden, dass im t i§l5l
15,0 - ;uf-
Schichtladungsbetrieb an der Zündkerze ein zünd- E A stoß-
und brennfähiges Gemisch mit J. = 1 entsteht. e 10,0 phase ___..---- Zyl inder 1 ---------.....
U5
5,0
~ Haltephase ~
0,0 r - - '------------1 '-----
0 20 40 60 ms 80

Bild 5: Stromverlauf beim Einspritzvorgang

U-CH2

50
Ol
V §
0 §
CO
Q.
(f)
r----+--------------~------~ - 50

Bild 3: Brennraum bei einem wandgeführten Verfahren


Im Homogenbetrieb ist die Brennraumform durch
20 40 60 m s 80
den zerklüfteten Kolbenboden nicht optimal. Damit
ist in dieser Betriebsart kein reduzierter Kraftstoffver- Bild 6: Spannungs- (rot) und Stromverlauf (blau) beim
brauch möglich. Einspritzvorgang (VW-lupo 1,4)
12 Gemischbildung 305

Um die Ventile schnell zu öffnen, werden die Mag- ten, ohne die Zündkerze zu benetzen. Eine Benet-
netwicklungen über Hochleistungskondensatoren zung von Bauteilen mit Kraftstoff muss vermieden
mit bis zu 90 V und bis zu 30 A angesteuert. Mit werden, da d ies an der Zündkerze zu einer zusätz-
diesen Hochdruck-Magnetventilen können zwei Ein- lichen hohen thermischen Belastung und am Kolben
spritzvorgänge pro Arbeitsspiel durchgeführt wer- oder an der Zylinderwand zu einer unvollständigen
den. Im Spannungsverlauf ist der "Aufladevorgang" Verbrennung und damit zu ungünstigen Abgaswer-
des um 360° KW versetzten 4. Zylinders zu sehen. ten führt. Die verwendeten Kolben besitzen meist
eine leichte Muldenform, was zu einer günstigen
Strahlgeführte Gemischbildung Brennraumform beiträgt.
Einspritzventile (Bild 2). Um bis zu fünf Einspritz-
Bei diesem Verfahren wird im Teillastbereich
vorgänge zuverlässig und genau durchführen zu
Kraftstoff so in die Nähe der Zündkerze einge-
können, werden Piezo-lnjektoren verwendet. Für
spritzt, dass dort mit der vorhandenen Luft eine den Einspritzvorgang werden sie mit 100 V ... 150 V
Kraftstoffgemisch-Wolke mit einem Mischungs-
durch Hochleistungskondensatoren angesteuert.
verhältnis von annähernd }. = 1 gebildet wird. Im
Zurzeit w erden meist nach außen öffnende Ring -
Brennraum außerhalb der Gemischwolke befin- strahldüsen verwendet, die einen kegelförmigen
det sich Luft bzw. rückgeleitetes Abgas.
Einspritzstrah l bilden.
Bei hohen Drehzahlen und/oder hoher Last kann
allerdings wie beim Wandgeführten Verfahren, be-
dingt durch die Verwirbelung im Brennraum und die
große Einspritzmenge, kein Schichtladungsbetrieb
aufrecht erhalten werden.
Je nach Betriebszustand können bei Verwendung
von Piezo-lnjektoren bis zu fünf Einspritzvorgänge
hintereinander durchgeführt werden . Um beispiels-
weise eine zuverlässige Entzündung und vollstän-
dige Verbrennung zu erreichen, wird eine kleine
Menge Kraftstoff eingespritzt und gezündet. ln diese
brennende Kraftstoffwolke wird die Hauptmenge
Bild 2: Piezo-lnjektor mit Strahlbild
eingespritzt, die durch das brennende Gemisch ent-
zündet wird und vollständig verbrennt. Auch eine zu-
sätzliche späte Einspritzung im Arbeitstakt zur Auf-
heizung des Abgasstranges ist möglich.
A
Gestaltung von Zylinderkopf und Brennraum
(Bild 1 ). Die Zündkerze sitzt mittig im Zylinderkopf t~~ öffnen ~ ~
j ~ ~\/~alten
zwischen den Ventilen. Die Einspritzdüse befi ndet
sich im spitzen Winkel zu ihr ebenfalls zentral im . .
Bre nnraum . Damit kann der Kraftstoffstrahl knapp
an der Zündkerze vorbei in den Brennraum eintre- -2
-4
r
-----.schließen
-6 L---~---L--~~--~--~--~
-1,5 -1 ,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5

Bild 3: Stromverlauf beim Einspritzvorgang

150

A
100
50
t
8 0 Cl

t
-~r--
·
6 V§
c
4 c
E "'
e
(jj
2 Q.
Ul
0
-2
-4
-6
- 1,5 - 1,0 - 0,5 0,0 0,5 1,0 1,5

Bild 1: Brennraumform bei einem strahlgeführten Bild 4: Spannungs- (rot) und Stromverlauf (blau) beim
Verfahren Einspritzvorgang (BMW 135)
306 12 Gemischbildung

12.4.7.3 Direkteinspritzung am Beispiel einer Das Kraftstofffördersystem der MED-Motronic


MED-Motronic Das Kraftstofffördersystem einer MED-Motronic
(Bild 2) kann unterteilt werden in einen:
Die MED-Motronic (D = Direkteinspritzung) ist • Niederdruckkreis
eine Motronic, die aus der ME-Motronic abgelei- • Hochdruckkreis
tet und an die Anforderungen der Direkteinsprit- Der Niederdruckkreis bei der Direkteinspritzung ent-
zung angepasst ist (Bild 1). spricht im Wesentlichen der Kraftstoffförderung bei
der Saugrohreinspritzung. A ls Kraftstoffförderpum-
Eine MED-Motronic, die unter Teillast im Schicht- pen werden meist Verdrängerpumpen verwendet,
betrieb arbeiten kann, besteht meist aus folgenden weil sie den geforderten Vorförderdruck von 3 bar
Teilsystemen: ... 5 bar leichter erzeugen als Strömungspumpen.
• Luftsystem mit E-Gas-Funktion und Heißfilm-Luft- Diese Pumpen werden meist durch PWM-Sig nale
massenmesser bedarfsgerecht angesteuert.
• Hochdruck-Kraftstofffördersystem Das bei manchen Anlagen integrierte Absperrventil
sorgt dafür, dass z.B. bei Heißstart der Druck kurzfris-
• Regeneriersystem
tig auf 5 bar erhöht werden kann.
• Abgassystem m it Zur Eigendiagnose ist häufig ein Kraftstoff-Druck-
- Breitband-A.-Sonde und 3-Wege-Katalysator sensor im Niederdruckkreis eingebaut.
- AGR-Sastem
Hochdruckpumpe
- NOx-Katalysator mit NOx-Sensor und Tempera-
tursensor
Kraftstoff-
• Einspritza nlage m it Rail- und Hochdruck-Injekto- leitung
ren
• Elektronischer Regelung, bestehend aus
- Sensoren
- Steuergerät
Aktoren Vorfilter
• Elektronischer Zündanlage
• Vernetzung mit anderen Systemen über CAN-Bus. Bild 2: Kraftstofffördersystem der MED-Motronic

Abspe rrventil Bezugsm arkengeber


N ockenwelle

Bild 1: MED-Motronic
12 Gemischbildun 307

Im Hochdruckkreis wird der Kraftstoffdruck durch eine


Hochdruckpumpe auf 50 bar ... 200 bar erhöht. Durch
den Druckregler regelt das Steuergerät den Druck auf
den Sollwert. Der Regelkreis wird durch den im Hoch-
druckkreis integrierten Drucksensor geschlossen, der
dem Steuergerät den Istwert übermittelt.

Bild 3: Drucksteuerventil

Die elektronische Regelung der MED-Motronic


Bild 1: Hochdruckpumpe Das Regelsystem der MED-Motronic enthält zusätz-
lich zu den Sensoren der ME-Motronic folgende Sen-
Hochdruckpumpe (Bild 1). Sie hat die Aufgabe, den soren und A ktoren (siehe Blockscha ltbild Seite 308
von der Elektro-Kraftstoffpumpe m it ca. 3 bar ... 5 bar und Schaltplan Seite 309).
geförderten Kraftstoff mit einem Druck von bis zu NOx-Sensor B14. Der Sensor hat die Aufgabe, die
200 bar in das Rail zu pumpen. Verwendet werden Funktion des NOx-Speicherkatalysators zu überwa-
dazu Einzylinder-Kolben-Pumpen, die einen ähnli- chen und sowohl den NOx als auch den Sauerstoff-
chen Aufbau wie die Pumpen der Common-Raii-Sys- anteil im Abgas zu erfassen. Das Signal wird vom
teme besitzen. Angetrieben werden diese Pumpen Steuergerät des NOx-Sensors (K6) ausgewertet, das
meist durch die Nockenwelle. Hierbei verwendet man bei Bedarf die Regenerierung des Speicherkataly-
bei Vierzylindermotoren vier Nocken. Damit läuft die sators durch Umschalten auf Homogen-Fettbetrieb
Pumpe synchron zu den Einspritzungen, was bewirkt, einleitet.
dass die Druckschwankungen im Rail während des
Abgastemperatursensor B15. Durch den Sensor
Einspritzvorgangs bei jedem Zylinder gleich sind. Da-
wird die Abgastemperatur erfasst. Der wirksame
mit werden unterschiedliche Einspritzmengen durch
Arbeitsbereich des NOx-Speicherkatalysators liegt
Druckschwankungen im Rail kompensiert.
zwischen 250 oc und 500 °C. Deshalb darf nur in den
Rail. Es hat die Aufgabe, den von der Hochdruck- Schichtladebetrieb geschaltet werden, wenn sich die
pumpe geförderten Kraftstoff aufzunehmen und an Abgastemperatur innerhalb dieser Grenzen befin-
die Einspritzventile zu verteilen. Das Volumen muss det. Der Sensor ist mit dem Steuergerät über PIN 57
dabei so groß sein, dass die durch die Pumpe verur- und PIN 49 verbunden .
sachten Druckpulsationen weitgehend ausgeglichen
Breitband-Lambda-Sonde B13. Sie wird zur Bestim-
werden. Am Rail befindet sich der Hochd ru cksensor
mung des Sauerstoffanteils im Abg as über einen
sowi e das Drucksteuerventil (Bild 2).
w eiten A.-Bereich verwendet. W eicht der von der
Sonde erzeugte Ist-Wert von dem in einem Kennfeld
gespeicherten Sollwert ab, wird die Einspritzdauer
korrigiert. Die Sonde ist durch die PIN 24, 25, 26 und
27 mit dem Steuergerät verbunden. Die Heizung der
Sonde erhält Plus von K5 und Minus von PIN 28.
Geber für Saugrohrklappenstellung B16. Er erfasst
durch ein Potentiometer d ie Stellung der Saugrohr-
klappe, die bei Schicht-Betri eb zur Erzeugung des
Dralls geschlossen, bei Homogenbetrieb geöffnet
ist. Da sich die Position der Klappe auch auf Zündung
Bild 2: Rails für V6-Zylinder mit Einspritzventilen
und Abgasrückführung auswirkt, muss die Stellung
Drucksteuerventil (Bild 3). Das Ventil stellt den ge- der Klappe ebenfalls du rch die On-Board-Diagnose
wünschten Druck im Rail dadurch her, dass der überwacht w erden. Das Potentiometer kann über die
Durchflussquerschnitt zum Niederdruckkreislauf je PIN 49, 52 und 54 überprüft werd en.
nach Bedarf v erändert wird. Das Drucksteuerv entil Kraftstoffdrucksensor B17. Er erfasst den im Rail
ist stromlos geschlossen. Es wird vom Steuergerät herrschenden Kraftstoffdruck. Die Information wird
durch Ansteuerung mittels Puls-Weiten-Modulierter in Form eines Spannungssignals an das Steuergerät
Signale variabel geöffnet. Zum Schutz der Anlage ist gesandt, das daraufhin über das Kraftstoffdruck-Re-
eine Druckbegre nzungsfunktion integriert. gelventil den geforderten Kraftstoffdruck einstellt.
308 12 Gemischbildung

Sensoren Eingabe Verarbeitung Ausgabe Akteren

~
Motord rehzah I Kraftstoff-
pumpenrelais/
Induktivgeber Kraftstoffpumpe
Zü nd-OT des
ersten Zylinders
Hallgeber
Steuergerät Hauptrelais
-----.
. ~ I

~
Luftmasse
Luftmassenmesser Grundabstimmung
Einspritzventile
-----.
. I
über Kennfeld
Drosselklappen-

---~· ~
stellung Startsteuerung
E-Gas-
Potentiometer Nachstart-,
Volllast-,
Stellmotor I
Beschleunigungs-
Motortemperatur
NTC
anreicherung
Schubabschaltung
Drehzahlbegrenzung
Heizung
Lambda-Sonde
·I D I

- r~ l
Lufttemperatur Lambda-Regelung
Heizung NOx -
NTC Leerlaufdrehzahl- Sensor
regelung

~
Tankentlüftungssystem
Saugrohrdruck Tankentlüftungs- _
Abgasrückführung
Drucksensor vent1l ~
Drehmomenten-
f ührung
Differenzd ruck Abgasrück-
E-Gas-Funktion führungsventil
Druckse nsor
Fahrgeschwi ndigkeits-
regel ung
Gaspedalstellung Lastwechselregelung
Absperrventil
Potentiometer EOBD
Restsauerstoff CAN -Bus-System
vor Kat Kraftstoffdruck-
Regenerierung des
Lambda-So nde Regelventil
NOx-Speicher-
Kata lysato rs
NOx und Restsa uer-
stoff nach NOx-Kat Wahl der Betriebsart
Ventil für Saug-
NOx-Sensor rohrkl appe

Abgastemperatur
NTC

Saugrohrklappen-
stellung
Potentiometer

Kraftstoffdruck
Drucksensor Diagnose
CAN-Bus

Bild 1: Blockschaltbild der MED-Motronic

Der Sensor erhält Plus vo n PIN 12 und Minus von Ventil für Saugrohr-Klappe Y10. Die Saugrohrklap-
PIN 22. Das Signal wird über PIN 13 übertragen. pe gibt im Homogenbetrieb den vollen Querschnitt
Außerdem benötigt das System der MED-Motronic des Saugrohres frei , um eine maximale Luftfüllung
folgende zusätzliche Aktoren: des Brennra umes zu erreichen . Im Schichtbetrieb
schließt sie einen Kanal des Saugrohrs, wodurch die
Kraftstoffdruck-Regelventil Y11. Es regelt den Kraft- Strömungsgeschwindigkeit erhöht und der Drall im
stoffd ruck im Rail je nach Betriebszustand auf 50 bar Brennraum zur Ausbildung der Kraftstoffwolke ver-
bis 120 bar. Dazu wird es vom Steuergerät mit Mas- stärkt wird. Das Ventil wird vo m Steuerg erät über
se auf PIN 33 angetaktet. Die Plusversorgung erfolgt Minus von PIN 32 geschaltet. Die Plus-Versorgung
durch K5. erfolgt du rch K5.
12 Gemischbildung 309

Bild 1: Schaltplan der MED-Motronic

Legende zum Schaltplan B13 Breitband-A.-Sonde M2 Elektrokraftstoffpumpe


B1 Drehzahlgeber Kurbelwe ll e B14 NOx-Senso r S1 Scha lter GRA
B2 OT-Geber Nockenwelle B15 Abgastemperaturfühler S3 Bremspeda lschalter GRA
B3 Luftmassenmesser 816 Saug roh rkl appenpotentio- T1 ... T4 Einzelfunkenzündspulen
B4 Geber für Drosselklappenstel- meter Y1 ... Y4 Einspritzventile
lung mit E-Gas-Stellmotor B17 Kraftstoffdrucksensor Y6 Tankentlüftungsventi l
B5 Motortemperaturfühler F1 ... F12 Sicherungen Y7 Abgasrückführungsventi l
B7 Ansa ug Iuft-Tem peratu rfü hIer K1 Kraftstoffpumpenrelais Y8 Absperrventi l
B8 Klopfsensor K2 Steuergerät MED-Motronic Y10 Ventil für Saugrohrklappe
B9 Saugrohrdrucksensor K5 Relais Stromversorgung Y11 Kraftstoffdruckrege lventil
B10 Differenzdrucksenso r Motronic 1 .. .4 Ein- und Ausgänge anderer
B12 Geber für Gaspedalstellung K6 Steuergerät NOx·Sensor Systeme

WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Welche Gründe sprechen für die Einführung der 8 Welche Aktaren werden bei der Direkteinspritzung
Direkteinspritzung bei Benzinmotoren? vom Steuergerät angesteuert?
2 Welche Nachteile gegenüber der Saugrohr- 9 Warum wird als Je-Sonde eine Breitband-Jc-Sonde
einspritzung treten bei der Benzindirekteinsprit- und keine Spannungssprungsonde verwendet?
zung auf?
10 Welche Bauteile versorgt das Kraftstoffpumpen-
3 Beschreiben Sie die einzelnen Betriebsarten der relaismit Strom?
Benzindirekteinspritzung.
11 Welche Aufgabe hat das Relais K5?
4 Welche Brennverfahren werden bei der Benzin- Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit
direkteinspritzung verwendet. der Arbeitsstrom fließen kann?
5 Beschreiben Sie die Kraftstoffförderung der 12 Wozu wird der NOx·Sensor benötigt?
Benzindirekteinspritzung.
13 Wie werden die Einspritzventile der dargestellten
6 Welche Bauteile der Benzindirekteinspritzung sind MED-Motronic geschaltet?
gegenüber der Saugrohreinspritzung verändert
oder zusätzlich vorhanden? Erklären Sie deren 14 Welche Bauteile der MED-Motronic müssen von
Aufgabe und Funktion. der OBD überwacht werden?

7 Welche Sensorbauarten werden bei der Benzin- 15 Welche Zündanlage wird bei der dargestellten
direkteinspritzung verwendet. Motronic eingesetzt?
310 12 Gemischbildung

1 2. 5 Gemischbildung bei Dieselmotoren


verdichtete Luft Verbrennungsbeginn Voreinspritzung

fetter Bereich

• 600 >JS 800 >JS

Bild 1 a- f : Verbrennungsablauf eines Common-Raii-Dieselmotors mit Voreinspritzung

Dieselmotoren arbeiten mit einer inneren Ge-


1200 >JS

Bild 1a zeigt mit dem ersten ,.Verbrennu ngseigen-


leuchten" den Verbrennungsbeginn der Voreinsprit-
mischbildung. Hierbei wird Kraftstoff unter ho-
zung. Die folgenden Aufnahmen zeigen den Ver-
hem Druck in flüssiger Form in den Brennraum
brennungsverlauf von Vor- und Haupteinspritzung
eingespritzt. Dort verdampft er und v erbrennt mit
im A bstand von ca. 200 ~s .. . 400 ~ s .
der v erdichtet en Luft.

Der Verbrennungsvorgang des Dieselmotors hängt


entscheidend von der Aufbereitung des Kraftstoff-
Luft-Gemisches ab. Die Qualität der Gemischbildung 12.5.1 Gemischverteilung/Lambdawerte
beeinflusst beim Dieselmotor
• die Motorleistung
• den Kraftstoffverbrauch Der Dieselmotor arbeitet mit heterogener innerer
• d ie A bgaszusam mensetzung Gemischbildung und Selbstzündung. Die Luftzahl
Lambda A gibt wie bei der Ottomotorischen Verbren-
• das Verbrennungsgeräusch.
nung an, in wie w eit das t atsächliche Kraftstoff-Luft-
Die Güte der Gemischbildung ist von folgenden Para- Gemisch von dem stöchiometrischen Kraftstoff-Luft-
metern der Einspritzung abhängig: Verhältnis (1 kg Kraftstoff : 14,8 kg Luft) im Zylinder
• Einspritzbeginn abweicht.
• Einspritzdauer und Einspritzverlauf Die Lambdaw erte vo n aufgeladenen Dieselmotoren
• Einspritzdruck liegen bei Vo lllast zw ischen A = 1,15 ... 2,0 und bei
• Anzahl der Düsen löcher Leerlauf bei A = 10 ... 18.
• Anza hl der Einspritzungen. Wie der Verbrennungsverlauf in Bild 1 zeigt, kommt
Bei Versuchsmotoren können die Einspritz- und Ver- es bei der dieseimotorischen Verbrennung punktuell
brennungsvorgängedurch Glaseinsätze und Spiegel zu starken Schwankungen des Kraftstoff-Luft-G em i-
beobachtet werden (Bild 1). sches zwischen Fett und M ager.
12 Gemischbildung 311

Fette Bereiche, z.B. reiner Kraftstoff: Im Strahlkern Zündverzug beim Dieselmotor


nahe der Düsenöffnung (im Bild 1, Seite 310 hell) .
Die Zeitspanne vom Austritt des ersten Kraftstoff-
Magere Bereiche, z.B. reine Luft: ln der Außenzone
(i m Bild 1, Seite 310 schwarz) . teilchens aus der Düsenöffnung bis zum Brenn-
beginn wird als Zündverzug bezeichnet.
Somit werden bei der dieseimotorischen Verbren-
nung alle Gemischzustände abgedeckt. Vergeht eine zu große Zeitspanne vom Austritt des
Fette Gemischzonen sind für eine rußende Verbren- ersten Kraftstofftröpfchens bis zu seiner Entzündung
nung verantwortlich. Damit nicht zu viele fette Ge- (mehr als 1 ms), so spricht man von erhöhtem Zünd-
mischzonen entstehen, muss, im Gegensatz zum verzug.
Ottomotor, der Dieselmotor mit Luftüberschuss be- Durch zu großen Zündverzug sammelt sich viel
t rieben werden. Kraftstoff im Brennraum, der durch die verspätet
ln der Tropfenrandzone (Gemischzone) (Bild 1) eines einsetzende Verbrennung schnell aufgeheizt wird
einzelnen flüssigen Tröpfchens entstehen zündfähi- und schlagartig verbrennt. Die große und explo-
ge Gemische mit Lambdawerten von Je = 0,3 ... 1,3. sionsartig abbrennende Kraftstoffmenge lässt den
Somit entsteht durch eine möglichst feine Zerstäu- Druck im Brennraum rapide ansteigen. Dies führt zu
bung (viele kleine Tröpfchen) und einem hohen einer sehr hohen Belastung der Bauteile (ähnlich der
Gesamtluftüberschuss, in Verbindung mit einer op- klopfenden Verbrennung im Ottomotor) und zu Leis-
t imalen Verwirbelung, viele lokale Zonen mit mage- tungsverlust.
ren zündfähigen Lambdawerten . Dies führt zu einer Die hart einsetzende Verbrennung ist durch das na-
rußarmen Verbrennung . Die gute Zerstäubung wird gelnde Verbrennungsgeräusch deutlich hörbar.
durch hohe Einspritzdrücke erreicht. Dadurch ent- Zu großer Zündverzug bzw. Nageln hat unter ande-
steht eine hohe Relativgeschwindigkeit zwischen rem häufig folgende Ursachen:
dem Kraftstoffstrahl und der verwirbelten Luft im
• Kalter Motor und dadurch hohe Wärmeverluste
Zylinder, die so den Kraftstoffstrahl "zerreißt" und
für eine optimale Gemischbildung sorgt. • Zu früher Einspritzbeginn
• Schlechte Kraftstoffqualität (niedrige Cetanzahl)
12.5.2 Verbrennungsablauf beim • Schlechte Zerstäubung
Dieselmotor
Der flüssige Kraftstoff wird unter sehr hohem Druck, 12.5.3 Vor- Haupt- und Nacheinspritzung
je nach Einspritzsystem und Last mit bis zu 2500 bar
Die Kraftstoffmenge einer Einspritzung kann z.B.
bei Pkw bzw. 3000 bar bei Nfz, in den Brennraum
bei Common-Raii-Systemen auf mehrere Vor-, eine
eingespritzt. Die durch den hohen Druck und die
Haupt- und mehrere Nach-Einspritzungen verteilt
sehr kleinen Düsenöffnungen (ca. 0,15 mm) feinst
werden (Bild 2).
vernebelten Kraftstofftröpfchen werden durch die
ca. 800 oc heiße Luft erhitzt und beginnen zuerst an
ihrer Oberfläche zu verdampfen (Bild 1). Der Kraft- Abgasnachbehandlung
stoffdampf vermischt sich mit der heißen Luft, heizt Verbrennungs- mit Voreinspritzung
sich weiter auf, entzündet sich und verbrennt mit Optimi erung
dem Luftsauerstoff (Selbstzündung). Durch die ein-
setzende Verbrennung in der Gemischzone steigt
die Temperatur weiter an. Dadurch ergibt sich eine
schnellere weitere Verdampfung, Vermischung und
im Idealfall eine nahezu vollständige Verbrennung
bis zum inneren Bereich des Kraftstofftröpfchens.

Kurb elwinkel in °K W - -

Bild 2: Vor-, Haupt- und Nacheinspritzung

Voreinspritzungen (Piloteinspritzungen). Durch das


Einspritzen kleiner Kraftstoffmengen vor der Haupt-
menge, wird der Druck- und Temperaturanstieg im
Brennraum beeinflusst. Ein flacher Druck- und Tem-
peraturanstieg sorgt für geringe Verbrennungsge-
räusche und eine Verminderung der NOx·Emission,
sowie einen geringen Zündverzug der Hauptein-
Bild 1: Verbrennung am Kraftstofftröpfchen spritzung.
312 12 Gemischbildung

Haupteinspritzung. Um eine gute Gemischbildung Luftmangel herrscht und desto mehr Kohlenwasser-
und damit eine vollständige Verbrennung zu erzeu- stoffmoleküle werden nur unvollständig verbrannt.
gen, ist ein konstant hoher Einspritzdruck notwen- Partikelbildung. Durch diese unvollständige Ver-
dig. Eine möglichst vollständige Verbrennung hat brennung entsteht ein Rußkern, an den sich wei-
eine hohe Leistung und eine niedrige Schadstoff- tere Verbrennungsrückstände, z.B. Sulfatpartikel
emission zur Folge. und Kohlenwasserstoffe anlagern. Man spricht von
Nacheinspritzungen. Sie erfolgen unmittelbar nach Ruß- bzw. Feststoffpartikeln PM = particulate matter
der Haupteinspritzung zur Reduzierung der Ruß- (Bild2).
partikelemission bei Betrieb mit Abgasrückführung.
Eine späte Nacheinspritzung von Kraftstoff kann
durch das Anheben der Abgastemperatur zur Rege-
neration eines Partikelfilters genutzt werden. Kohlenwasser- Schwefel (S) und
stoffe (Hy. Cx) M etalloxide

12.5.4 Verbrennungsablauf
Bild 2: Rußpartikel
Bei der vollständigen Verbrennung unter idealen Be-
dingungen finden zwei chemische Reaktionen statt. Mithilfe moderner Einspritzanlagen konnte der Aus-
Jedes Kohlenstoffatom (C) w ird mit zwei Sauerstoff- stoß dieser Partikel bezogen auf das Partikelgewicht
atomen (0 2 ) zu Kohlendioxid (C0 2 ) und zwei Was- im Laufe der letzten Jahre um ca. 90 % reduziert
serstoffatomen (H 2 ) mit einem Sauerstoffatom (0) werden.
zu Wasser (H 2 0) verbrannt (Bild 1). Bei der realen
Allerdings sind die dadurch erzeugten Partikel so
motorischen Verbrennung wird dieser Zustand nicht
klein, dass sie, beim Einatmen, Zellgewebe durch-
erreicht.
dringen können und Ursache für Krebs und Kreis-
lauferkrankungensein können.

!D
~ => A Zu starker Partikelausstoß (Rußbildung) kann fol-
gende Ursachen haben:
!D • Motor im Kaltstart oder W arml auf
• Motor im Volllastbetrieb
I eH. + 0 2 + 0 2
1=>1 co2 + H2o + H20
I • Verstopfter Luftfilter
• Defekte Injektoren
e Sauerstoff-
atom
0 Wasserstoff-
ato m • Kohlenstoff-
ato m • Verschleiß im Brennraum oder im Einlasssystem
• M angelnde Kompression
Bild 1 : Vollständige Oxidation zum Beispiel von Methan
(CH4 )
Maßnahmen zur Verbesserung der Gemisch-
Es entstehen weitere, zum Teil giftige Verbindungen, bildung
wie Kohlenmonoxid (CO), Stickoxide (NOx), Schwe- Die Gemischbildung wird im Wesentlichen durch
feldiox id (S0 2 ), Feststoffpartikel (PM = Particulate den Grad der Luftverwirbelung im Verbrennungs-
Matter) und unverbrannte Kohlenwasserstoffe (HC). raum und von der Höhe des Einspritzdruckes be-
stimmt. Im Einzelnen w erden folgende M aßnahmen
erg riffen:
Unvollständige Verbrennung durch Sauerstoff-
mangel • Betri eb des Dieselmotors unter Luftüberschuss
und Begrenzung der maximalen Einspritzmen-
Der Dieselmotor wird in jedem Betriebszustand mit
ge auf ). - 1,3 (Rauchgrenze) um Luftmangel im
Luftüberschuss betrieben. Trotzdem kann es punktu-
Brennraum zu vermeiden.
ell zu Sauerstoffmangel kommen.
• Luftverwirbelung durch Drallkanäle (siehe Einlass-
Der Kraftstoff in der äußeren Gemischzone des
kanalsteuerung, S. 313) und Kolbenform zur bes-
Kraftstofftröpfch ens reagiert mit dem umgebenden
seren Durchmischung von Luft und Kraftstoff.
Luftsauerstoff. Im lnnern des Tröpfchens herrscht
Luftmangel (Bild 1, Seite 311). Au s diesen beiden • Optimierung der Brennraumgeometrie zur Ver-
Gründen erfolgt die Verbrennung im Kern des Tröpf- besserung des Verbrennungsvorgangs.
chens nur unvollständig. Je größer die Kraftstoff- • Kraftstoffvorwärmung zur feineren Vernebelung
tröpfchen sind, desto g rößer ist der Bereich, in dem und schnelleren Verdampfung des Kraftstoffs.
12 Gemischbildung 313

• Glühzeitregelung (Vor- und Nachglühen) zum An- ein. Die hieraus resultierende hohe Luftverwirbelung
wärmen des Brennraumes und zur Verringerung sorgt für eine optimale Vermischung des Kraftstoffs
der Wärmeverluste. mit der Luft und somit für eine bessere Gemisch-
• Voreinspritzungen von kleinen Kraftstoffmengen bildung und Verbrennung . Die Partikelbildung w ird
zum Aufheizen der angesaugten Luft, um den reduziert.
Zündverzug zu verringern und um einen sanfteren
Druckanstieg zu erreichen. Füllungsklappe Füllungsklappe
geschlossen geöffnet
• Hohe Einspritzdrücke, um kleinere und dadurch
schneller und vollständiger verbrennende Kraft-
stofftröpfchen zu erzeugen.
• Nacheinspritzungen zur Nachverbrennung von
unverbrannter Partikel und Kohlenwasserstoffe.

Merkmale eines aufgeladenen direkt


einspritzenden Dieselmotors.
Sie haben einen geringen spezifischen Kraftstoffver- Drallkanal
brauch. Dies hat folgende Gründe:
• Guter thermodynamischer Wirkungsgrad im
Teillastbereich. Durch die heterogene Gemisch-
Bild 1: Einlasskanalsteuerung
bildung im Zylinder, kommt es an der Zylinder-
wand zu einer sehr starken Gemischabmagerung Oberer Drehzahl- und Lastbereich. Hier werden die
(Bild 1c, Seite 310). Dieses "Luftpolster" wirkt Füllungseinlasskanäle kontinuierlich geöffnet, so-
isolierend. Dies führt dazu, dass weniger Wärme- dass für jeden Motorbetriebspunkt das bestmög-
energie über die Zylinderwand an das Kühlwasser liche Verhältnis zwischen Luftverwirbelung und
abgegeben wird, als bei Motoren mit homogener Luftmasse zur Verfügung steht. Damit wird das Ab-
Gemischbildung (Ottomotoren). gasverhalten und die Motorleistung optimiert. So ist
• Höhere Kompression. Dies bewirkt einen höheren z.B. bei Vollast die Drallklappe voll geöffnet, damit
mittleren Verbrennungsdruck. Die Getri ebeüber- keine Drosselung entsteht und die Füllung größt-
setzung von Fahrzeugen mit Dieselmotor kann möglich wird.
deshalb so angepasst werden, dass die Durch-
schnittsdrehzahl unter der von Ottomotoren liegt.
• Kraftstoffdichte. Diesel-Kraftstoff hat eine
Dichte von e = 0,82 kg/1... 0,86 kg/1 gegenüber 12.5.6 Dieseleinspritzverfahren
e = 0,73 kg/1... 0,78 kg/1 von Superbenzin. Bei
einer Tankfüllung von z.B. 100 Liter ergibt sich ein Bei Dieselmotoren unterscheidet man grund-
M asseuntersch ied v o n 8 kg ... 9 kg zu Gunstendes sätzlich zwei verschiedene Einspritzverfahren:
Dieselfahrzeugs, w as (bezogen auf die Tankfü l- • Direkte Einspritzung in den ungeteilten Brenn-
lung) zu einem deutlich höheren Heizwert führt. raum in der Kolbenmulde.
• Indirekte Einspritzung in die Nebenkammer
(Vorkammer oder Wirbelkammer) eines geteil-
ten Brennraums.
12 55 Einlasskanalsteuerung (Bild 2)
Indirekte Einspritzverfahren finden in modernen
Bei Fahrzeugen mit Einlasskana lsteuerung sind die Dieselmotoren keine Anwendung mehr.
beiden Einlasskanä le je Zylinder unterschiedlich
ausgeführt. Die Drallkanäle, erzeugen durch ihre ge-
wundene Form beim Durchströmen der Luft einen Direkt einspritzende Dieselmotoren
starken Drall (engl. Squirl). Die Füllungskanäle sind (Bild 1, Seite 314)
gerade gebaut, sodass die Luft möglichst reibungs- Bei ihnen wird der Kraftstoff über Injektoren mit
f rei durch sie hindurchströmen kann. Sie w erden Lochdüsen mit einem Druck von bis zu 2500 bar in
durch Klappen geschlossen bzw. geöffnet. Die die heiße Luft des Brennraumes eingespritzt (luft-
Steuerung geschieht kennfeldabhängig. Mit einem verteilendes Verfahren). Der Brennraum wird im
PWM-Signal wird ein Stellmotor angetaktet, der W esentlichen durch die im Kolben befindliche
über ein Gestänge die Klappen bewegt. Brennraummulde (Omega-Kolben) und den abge-
Unterer Drehzahl- und Lastbereich. Hier werden alle flachten Zylinderkopf gebildet. Die zur vollständigen
Füllungsklappen verschlossen. Die gesamte Luft- Verbrennung nötige Luftverwirbelung wird durch
masse strömt ausschließlich über die Drallkanäle Drallkanäle und die Kolbenform erzeugt. Um einen
314 12 Gemischbildung

sanfteren Druckanstieg und damit ruhigeren Motor- 12.6.1 Glühstiftkerzen


lauf zu errei chen, wird eine kleine Kraftstoffmenge
vor der Hauptmenge eingespritzt (Voreinspritzung) . Man unterscheidet drei Arten von Glühstiftkerzen:

Durch die im Vergleich zu indirekt einspritzenden • Selbstregelnde Glühstiftkerzen (Stahl)


Verfahren kleinere Brennraumoberfläche werden • Elektronisch geregelte Glühstiftkerzen (Stahl oder
die Wärmeverluste verringert. Dies führt zu einem Keramik)
höheren thermischen Wirkungsgrad . Eine Kaltstart- • Drucksensor Glühstiftkerzen
einrichtung ist nur bei sehr niedrigen Außentempe-
raturen erforderlich. Allerdings wird sie zur Redu -
zierung der Schadstoffe bei Kaltstart und Warmlauf Selbstregelnde Glühkerze
benötigt. Der Hauptvorteil der Direkteinspritzer Aufbau. Sie besteht aus einer in Reihe geschalteten
gegenüber den Indirekteinspritzern liegt in einem Regel- und Heizwendel aus Nickeldraht (Bild 2). Bei-
bis zu 20 % geringeren Kraftstoffverbrauch . Durch de Wendeln haben positive, aber verschieden hohe
diese Vorteile besitzen Direkteinspritzer heute einen Temperaturkoeffizienten (PTC-Verhalten).
Marktanteil von 100 % bei Neuzulassungen .

Einlassnockenwelle Common-Rail-lnjektor
selbstregelnde Glühkerze SR5
mit Einspritzdüse

Heizwendel Einschraubgewind e Anschluss-

Einlass- Kegeldichtsitz
ventil ventil
lsolierpulver Glührohr lsoliersche i be

Kühlkanal Bild 2: Aufbau der selbstregelnden Glühkerze


Zylinderblock Kolben Kolbenmulde im Kolben

Bild 1: Direkt einspritzender Dieselmotor


Selbstregelung. Beim Vorglühen fließt anfangs
ein hoher Strom über den Anschlussbolzen und
die Regelwendel zur HeizwendeL Diese erhitzt sich
12.6 Starthilfsanlagen schnell und bringt die Heizzone zum Glühen. Durch
die sich ausbreitende Wärme steigt der elektrische
Sie haben die Aufgabe das Anspringen des kal- Widerstand in der Regelwendel an. Der Strom wird
ten Dieselmotors zu erleichtern, für einen runden dadurch so weit reduziert, dass der Glühstift nicht
und stabilen Leerlauf zu sorgen und die Schad- überhitzt.
stoffemission zu senken. Selbstregelnde Glühkerzen arbeiten meist mit einer
Nennspannung von 11 ,5 V. Sie erreichen bereits
Die Startwilligkeit von Dieselmotoren nimmt mit nach 2 bis 7 Sekunden die zur Zündauslösung erfor-
sinkenden Temperaturen ab. Verringerte Kompres- derliche Glühtemperatur von 850 °(. Anschließend
sionsdrücke sowie Wärmeverluste durch die kalte glühen sie durch das PTC-Verhalten der Regelwendel
Brennraumwand senken die Verdichtungsend- mit einer niedrigeren Beharrungstemperatur weiter.
temperatur. Dadurch ist ein Start ohne zusätzliche Die Leistungsaufnahme beträgt 100 W .. . 120 W.
Starthilfseinrichtung unter Umständen nicht mehr
möglich . Des Weiteren tritt eine erhöhte Schadstoff-
emission auf. Glühzeitsteuerung (Bild 1, Seite 315)
Als Starthiltsanlagen werden im Pkw-Bereich vor- Sie wird verw endet, um d ie paraJJeJ geschalteten
zugsweise Glühkerzen verwendet. Im Saugrohr ein- selbstregelnden Glühkerzen so zu schalten, dass die
gebaute Glühwendel oder Heizflansche kommen Gemischbildung durch die Vorglühanlage optimal
seltener vor. unterstützt wird .
12 Gemischbildung 315

30 30
15 15 ~-)
1 -J.-

Heizwendel Regelwende l Glüh rohr

\ = BI ( [r-::mP
31 31
Bild 3: Elektronisch geregelte Glühkerze aus Stahl
1 Starter, 2 Glüh-Start-Schalter, 3 Glühzeitsteuergerät,
4 Kühlflüssigkeits-Temperatu rsensor, 5 Glühstiftkerzen, Die für 5 Volt .. . 8 Volt Nennspannung ausgelegten
6 Start-Kontrollleuchte, 7 Schalte r Pedalwertgeb er.
Glühstifte werden kurzzeitig pulsweitenmoduliert
Bild 1: Glüh-Startanlagemit Glühzeitsteuerung mit einer Überspannung bis zu 11 Volt beaufschlagt.
Somit werden in 1- 2 Sekunden Temperaturen von
Aufbau. Die Anlage besteht im Wesentlichen aus 1000 oc erreicht. Dies macht einen komfortablen
einer Elektronik zur Steuerung des Glühverlaufs, der Schlüsselstart (=Starten ohne Vorglühverzögerung )
Anzeige der Startbereitschaft und dem Leistungsre- auch bei extrem niederen Temperaturen möglich.
lais zum Schalten der Glühkerzenströme. Im Steuergerät werden zur Ansteuerung der Glüh-
Wirkungsweise. Der Glühvorgang erfolgt in drei kerzen Leistungshalbleiter eingesetzt, welche das
Phasen (Bild 2): herkömmliche elektromagnetische Relais ersetzen.
• Vorglühen Jede Glühkerze kann somit einzeln angesteuert,
überwacht und diagnostiziert w erden (Bild 4).
• Startglühen
• Nachglühen
30
Vorglühen. Wird das Zündschloss in Stellung 1 ge- .--L, 1 Motorsteuergerät
~ -~
schaltet (Klemme 15). errechnet das Glühzeitsteuer-
gerät über den Kühlmitteltemperatursensor die
Vorglühzeit Bei Temperaturen über 60 oc wird nicht
vorgeglüht
_l_j
j 4 2 Steuergerät fü r Glüh-
Zeitautomatik
3 Glühkerzen
4 Hauptrelais

Startglühen. Nach Erlöschen der Vorglühkontroll- 87


1 2 ~ 3

~~
leuchte wird für weitere 5 Sekunden vorgeglüht. in ST
dieser Zeit sollte gestartet werden. Der Anschluss
~~
Dl
über Klemme 50 gewährleistet ein Glühen über die ~ ~
~~
31
gesamte Dauer des Startvorgangs. j_
Nachglühen. Nach dem Kaltstart beginnt das Nach-
~ ~ II ICP

glühen. Wird der Leerlaufschalter geöffnet und damit


Motorlast erkannt, wird der Nachglühvorgang unter- Bild 4: Elektronisch geregeltes Glühsystem
brochen. Bei Rückkehr in den Leerlauf wird w eiter
nachgeglüht Das Nachglühen wird bei Kühlmittel- Die pulsweitenmodulierte Ansteuerung der Glüh-
temperaturen über 60 oc oder bei einer Nachglühzeit kerzen der einzelnen Zylinder erfolgt phasenversetzt
von mehr als ca. 180 Sekunden unterbrochen. (Bild 5) um die Bordnetzspannung zu entlasten, d .h.
es wird immer nur eine Glühkerze kurzfristig ange-
oc steuert, dann d ie nächste usw.

t 1100
1050
T = 10ms/ DIV

o
c
Q)
- r--'1 r-- ,..
t.o: Nach-
ClJ ::::l
Ü)(j) glühen
Phase Phase

2- 5s
2

2s
3

Zei t t - - -
180 s ' 0

1-
Bild 2: Glühverlauf

Elektronisch geregelte Glühkerzen U =5 V / DIV


Um eine kurze Aufheizzeit zu erreichen, ist die Regel-
wendel verkürzt (Bild 3). Bild 5: PWM-Ansteuerung Glühkerze Zylinder 1 und 2
316 12 Gemischbildung

Elektronisch geregelte Keramikglühkerze zeigt das Drucksignal einer Drucksensorglühkerze


Keramikglühkerzen sind am Führungsrohr mit dem eines Zylinders. Die rote Kurve zeigt den Strom-
aufgesteckten Keramikstift erkennbar. verlauf eines Piezoinjektors mit zwei Vor- und einer
Haupteinspritzung.
Führungs rohr

~~
. --~~--~~ ~ ) U-CH1 I -CH2 30A Zang e
2,00
Keramik stift
V
± " lf)!J ~ 25,0
A

Bild 1: Keramikglühkerze 1,50 I 1'\.


I \ 12,5
Aufbau. Das Heizelement besteht aus einer elekt- I
1,00 r\.
~
risch leitfähigen Vollkeramik. Diese hat an der Ober- V
fläche einen höheren spezifischen Widerstand als ~ !"'-.. ~ 0
0,50
das innenliegende RückleitermateriaL Somit glüht I I
der Glühstab nur an der Spitze (Kappe) und er er-
0,00 12,5
reicht schneller hohe Temperaturen. -2 0 2 4 6 ms
So lassen sich die geforderten Temperaturen noch
schneller erreichen und Maximaltemperaturen von Bild 3: Signalverlauf der Drucksensorglühkerze
bis zu 1250 oc erzielen. Kraftstatteinsparende Funk-
tionalitäten wie z.B. die Start-Stopp-Automatik kön- Entsprechend der Abweichung aus dem Soll-Ist-Ver-
nen so optimal unterstützt werden . gleich werden Korrekturwerte bezüglich des Soli-
Brennverlaufs ermittelt. Das Motorsteuergerät passt
WERKSTATTHINWEIS
dann u.a. die Kraftstoffeinspritzung, den Ladedruck
Achtung: Schon ein Herabfallen aus geringer und die Abgasrückführungsrate kontinuierlich an .
Höhe bzw. ein Verkanten beim Einbau kann im So können Verbrauch und Schadstoffemission bei
Glühkörper zu unsichtbaren Haarrissen und so- gleichzeitiger Leistungssteigerung gesenkt werden.
mit zu Fehlfunktionen führen.
WERKSTATTHINWEISE
Drucksensorglühkerze
Ausbau der Glühstifte
Die Drucksensorglühkerze (PSG, Pressure Sensor
Auf vorgeschriebene Löse- und Anzugsdrehmo-
Glow Plug) erweitert die Funktion der bisherigen
mente achten!
Glühkerzen um die Funktion eines Brennraumdruck-
gebers. Zwischen Glühstab und Zylinderkopf kommt es
auf Grund der hohen Verbrennungsdrücke zu
Aufbau (Bild 2). Der Heizstab ist innerhalb des Glüh-
Verkokungen. Deshalb kann die Glühkerze bei
stiftkörpers axial beweglich gelagert und überträgt
der Demontage abgedreht werden . Lassen sich
den Zylinderdruck über eine Druckstange auf eine
die Glühkerzen mit dem vorgeschriebenen Dreh-
Membran . Die Abdichtung des beweglichen Glüh-
moment nicht lösen, muss der Motor warm ge-
stifts übernimmt ein spezieller Faltenbalg .
fahren werden. Zusätzlich ist das Auftragen eines
Funktion. Die Verformung der Membran wird über
speziellen Lösemittels empfoh len . Anschließend
die Widerstandsänderung erfasst und in einer integ-
können die Glühstiftkerzen demontiert werden .
rierten Elektronik verarbeitet. Das aufbereitete Span-
nungssignal wird zur we iteren Auswertung an das Einbau der Glühstiftkerzen
Motorsteuergerät geleitet. Vor der Montage neuer Glühstiftkerzen ist der
Glühkanal mittels Spezialreibahle zu reinigen .
M embran Dru ckst ang e Falten ba lga bd ichtu ng
Funktionstest
I
•=it_aL+ww. ====a . ....., - Glühstifte dürfen nur mit der angegebenen Span-
nung betrieben werden. Die Funktion ist mit
einem speziellen Testgerät überprüfba r.
Bild 2: Drucksensorglühkerze

Druckgeführte Verbrennung je Zylinder. Die PSG ist 12.6.2 Heizflansch


in der Lage, den Einspritzzeitpunkt und damit den
Druckverlauf bei der Verbrennung optimal an unter- Um die Warmlaufphase weiter zu verkürzen , kann
schiedliche Kraftstoffqualitäten und Abgasrückfüh- zu den Glühkerzen im Zylinderkopf ein Heizflansch
rungsraten anzupassen . Aus dem Drucksignal und (Bild 1, Seite 317) im Ansaugkanal eingebaut sein.
dem Motordrehzahlsignal wird der Brennverlauf er- Aufbau: An die elektrischen Heizelemente in Form
mittelt. Bild 3 zeigt den Signalverlauf. Die blaue Linie einer Funktionskeramik mit positivem Temperatur-
koeffizient (PTC) sind zur besseren Wärmeabgabe an • Verbesserung des Ansprechverhaltens
die Ansaug luft Lamellen aus Aluminium angebracht. • Verminderung des Motorgeräusches
• Optimierung der Laufruhe
• Problemlose Ausrüstung des Fah rzeugs mit einem
Tempomat.
• Vereinfachte Anpassung eines Motortyps an
unterschiedliche Fahrzeuge.
Keramik-
Abstützung Aufbau. Die EDC besteht aus:
• Sensoren. Sie erfassen die Betriebsdaten, wie
z.B. Last, Drehzahl, Motortemperatur, Ladedruck,
sowie Umgebungsbedingungen, z.B. Ansaugluft-
temperatur und Luftdruck.
Bild 1: PTC-Heizflansch
• Elektronisches Steuergerät. Es ist ein Mikrocom-
puter, der aus den Betriebsdaten, den Umge-
Funktion: Durch das Aufheizen der Ansaugluft wird
bungsinformationen und unter Berücksichtigung
die Warmlaufphase verkürzt. Damit sinkt die Schad-
der in Kennfeldern gespeicherten Sollwerte, die
stoffemission und der Kraftstoffverbrauch.
Einspritzmenge, den Einspritzbeginn festlegt und
ggf. die Abgasrückführmenge und den Ladedruck
12.7 Einspritzanlagen für regelt.

Pkw-Dieselmotoren • Aktoren (Steiler). Sie ermöglichen den Eingriff in


die Einspritzanlage, das Abgasrückführungs- und
das Aufladesystem.
Sie erfüllen folgende Aufgaben:
• Den erforderlichen Einspritzdruck bereitstellen.
Funktion einer Kennfeldregelung
• Die erforderliche Kraftstoffmenge einspritzen
Hauptsteuergrößen. Aus den zwei Hauptsteuergrö-
(Mengenregelung).
ßen Last und Drehzahl wird im Steuergerät anhand
• Den erforderlichen Einspritzbeginn einstellen der Kennfelder ein Grundeinspritzbeg inn sowi e eine
(Spritzbeginnregelung). Grundeinspritzm enge ermittelt. Das Lastsignal wird
über einen Fahrpedalwertsensor, die Drehzahl über
Um die schärferen Emissionsgrenzwerte bei Diesel-
den Drehzahlsensor der Kurbelwelle aufgenommen.
motoren einzuhalten, spritzen moderne elektronisch
geregelte Einspritzsysteme mit immer höheren Drü- Korrektursteuergrößen. Sie passen die Grund-
cken und immer präziser ein. Mechanisch geregelte ein-spritzzeiten auf die jeweilige Fahrsituation und
Reihen- und Verteilereinspritzpumpen können die Umgebungsbedingungen optimal an. Für jede
gestellten Anford erung en nicht erfüllen. Sie sind Korrektursteuergröße sind im Steuergerät w eitere
deshalb f ast vö llig vom M arkt v erschwunden. Kennfelder abgelegt. So z.B. für:
Neben dem Common-Raii-System w erden bei Pkw • M otortem peratur
folgende Systeme unterschieden: • Kraftstofftemperatur
• Pumpe-Düse-Systeme • Ladedruck
• Axialkolben-Verteilereinspritzpumpe • Ansauglufttemperatur
• Radialkolben-Verteilereinspritzpumpe Soll-lstwerte-Abgleich. Sensoren informieren das
Steuerg erät ob der Regeleingriff ausreichend w ar.
12.7 1 Elektronische Dieselregelung (EDC) Das Steuergerät bewirkt gegebenenfalls eine Nach-
regelung der jew eiligen Akto ren.
Durch kennfeldgeregelte elektronische Einspritz- Besonderheiten. Zusätzlich können folgende weitere
systeme (EDC = Electronic Diesel Control) wird Funktionen über die EDC an das jeweilige Fahrzeug
eine exakte Regelung des Einspritzbeginns und angepasst (appliziert) werden:
der Kraftstoffm engenzumessung erreicht. • Leerlaufregelung. Aus Emissio ns- und Verbrauchs-
gründen wird die Leerlaufdrehzahl so niedrig wi e
Vorteile eines kennfeldgeregelten Dieseleinspritz- m öglich geregelt, unabhäng ig von Drehmoment-
systems: anforderun gen, z.B. durch Kli makompressor und
• Einhaltung v erschärfter Abgasgrenzw erte Generator.
• Verminderter Kraftstoffverbrauch • Schubabschaltung. Im Schubbetrieb, z.B. Bergab-
• Optimierung von Drehmoment und Leistung fahrt, wird die Einspritzmenge auf Null reduziert.
318 I 2 Gemischbildung

• Laufruheregelung (Bild 1). Nicht alle Zylinder • Externer Momenteneingriff. Die Einspritzzeit wird
eines Motors erzeugen bei gleicher Einspritzmen- von anderen Steuergeräten, z.B. Getriebesteue-
ge das gleiche Drehmoment. rung, ASR, ESP beeinflusst. Unabhängig vom
Fahrerwunsch teilen sie über Datenbus dem Mo-
torsteuergerät mit, ob und um wie viel das Dreh-

~ 8"8tföl
moment des Motors im Eingriffsfall geändert wer-
den soll.

• Elektronische Wegfahrsperre. Um unbefugtes


lf1 1stdrehzahlen:
Wegfahren zu verhindern, kann der Motor nur ge-
Zyl. 1 Zyl. 2 Zyl. 3 Zyl. 4
800 790 820 790 1/m in startet werden, wenn das Motorsteuergerät frei-
schaltet.
am KW-Geber
ermittelte
""~ ~ f/ • Tempomat. Er regelt die Geschwindigkeit des
Momentandrehzahl Fahrzeugs auf den gewünschten Wert ein. Die Ein-
spritzmenge wird so lange erhöht oder verringert,
I
bis die gemessene Ist-Geschwindigkeit der einge-
Einspritzmenge + I " + stellten Soll-Geschwindigkeit entspricht.

• Höhenkorrektur. Mit steigender Höhe nimmt der


Atmosphärendruck ab. Somit wird auch die Zy-
linderfüllung mit Verbrennungsluft geringer. Der
daraus resultierende starke Rauchausstoß w ird
Bild 1: Laufruheregelung (Beispiel)
durch eine Erhöhung des Ladedrucks bzw. einer
Reduzierung der Einspritzmenge kompensiert. Der
Atmosphärendruck wird vom Umgebungsdruck-
Verschleiß und Fertigungstoleranzen der Bauteile sensor im Steuergerät erfasst. Der Atmosphären-


sind mögliche Ursachen. Dadurch ergeben sich im druck hat ebenfalls Einfluss auf die Drehmoment-
Arbeitstakt verschiedene Momentandrehzahlen begrenzung.
für jeden Zylinder. Daraus resultiert ein unrunder
Motorlauf und eine Emissionserhöhung. Die Lauf- • Enddrehzahlregelung (Abregelung). Aufgabe der
ruheregelung erkennt dies anhand der Kurbelwel- Enddrehzahlregelung ist es, den Motor vor zu ho-
lenbeschleunigung mithilfe des Drehzahlgebers hen Drehzahlen zu schützen. Die Abregelung redu-
und gleicht sie durch gezielte Anpassung der Ein- ziert die Einspritzmenge möglichst weich, um ein
spritzmenge des jeweiligen Zylinders aus. ruckartiges Abregein des Motors beim Beschleu-
nigen zu verhindern (Rampenfunktion).
• Aktive Ruckeldämpfung (Bild 2). Bei plötzlichem
Lastwechsel, z.B. beim Anfahren, regt die Dreh- • Diagnosefähigkeit. Eingangs- und Ausgangssig-
momentänderung des Motors den Fahrzeugan- nale werden überprüft. Erkannte Fehler werden
triebsstrang zu Ruckelschwingungen an. Diese im Steuergerät gespeichert und ggf. über eine An-
Schwingungen werden anhand des Drehzahlsi- zeige dem Fahrer mitgeteilt.
gnals erkannt und über eine aktive Regelung ge-
• Drehmomentbegrenzung. Zum Schutz der An-
dämpft. Um den Drehzahlschwingungen entge-
triebskomponenten kann das maximale Drehmo-
genzuwirken, wird bei ansteigender Drehzahl die
ment begrenzt werden. Damit weisen die Dreh-
Einspritzmenge reduziert, bei fallender Drehzahl
momentkurven keine Spitzen auf, sondern ein
wird sie erhöht.
konstantes Drehmoment über einen größeren
Drehzahlbereich .

1/min

~
t 1000
Notlauffunktion. Je nach vorliegendem Fehler,
schaltet das Steuergerät ein entsprechendes Not-
"'
N fahrprogramm. Man unterscheidet:
~

~
"'0
c
==} 30%-ige Leistungsreduzierung, z.B. bei fehlenden
Q)
a) o hne aktivem Korrektursteuergrößen
0 Ruckeldämpfer
ö
~ b) mit aktivem ==} Erhöhte Leer/aufdrehzah/, z.B. bei fehlenden
Ruckeldämpfer
Hauptsteuergrößen

Bild 2: Aktive Ruckeldämpfung ==} Notaus, z.B. bei drohendem Motorschaden.


12 Gemischbildung 319

12.7.2 Common-Baii-Systeme

Injektor

Saugdruck (--0,2 bar .. . -0.4 bar)


Hochdruck (-400 bar ... 1350 bar)
Vorförderdruck (-2,5 bar ... 5 bar)
= Kraftstoffrücklau f (2,5 bar ... 5 bar)

Bild 1: Common-Raii-Einspritzanlage 1. Generation

Die Injektoren spritzen den Kraftstoff direkt in den


Beim Common-Raii-System wird der Kraftstoff Brennraum ein. Durch das Speichervolumen des
im Rail (engl. Verteilerrohr) unter Hochdruck ge- Rails ist die Druckerzeugung von der Einspritzung
speichert und über Injektoren kennfeldgesteuert getrennt. Damit kann unabhängig von der Kolben-
in die Brennräume eingespritzt. stellung des Motors eingespritzt werden.
Aufbau. Die Einspritzausrüstung der Common-Raii - Abh ängig von der Motordrehzah l und der Motorlast
Anlage 1. Generation (Bild 1) besteht aus: wird der Raildruck entsprechend dem Kennfe ld ein-
• Niederdruckkreis. Er gliedert sich in den Saug- gestellt (Bild 2).
druckbereich, den Vorförd erdruckbereich und den
Kraftstoffrücklauf. Enthalten sind Kraftstoffbehäl-
ter, Kraftstoffvorwärmung, Kraftstofffilter, Kraft-
stoffförderpumpe, elektrisches Abschaltventil und
Kraftstoffkühler.
• Hochdruckbereich. Er besteht aus der Hochdruck-
pumpe, den Hochdruckleitung en, dem Rail und
einem Injektor je Zylinder.
• Elektronische Steuerung. Sie umfasst das Steuer-
gerät, die Sensorausrüstung, das Raildruckregel-
ventil, die Magnetventile der Injektoren und das
Abschaltventil .
Wirkungsweise. Der Kraftstoff wird von der Kraft-
st offförderpumpe aus dem Tank über d ie Kraftstoff-
vorwärmung, den Kraftstofffilter und das elektrische
Abschaltventil zur Hochdruckpumpe gefördert. Ab-
hängig von Last und Drehzahl wird entsprechend
des Kennfelds der Raildruck über das Druckregel-
ventil geregelt. Bild 2: Kennfeld Raildrucksollwerte
320 12 Gemischbildung

Das EDC-Steuergerät berechnet je nach Betriebs- Das Druckregelventil ist meist am Rail, bei einzelnen
und Umgebungssituation die Einspritzgrößen : Fahrzeugherstellern auch direkt an der Pumpe ein-
• Einspritzbeginn gebaut.

• Einspritzmenge Durch die hochdruckseitige Druckregelung wird eine


schnelle dynamische Anpassung des Raildru cks z.B.
• Raildruck bei schnellen Lastwechseln ermöglicht.
• Zeitlicher Verlauf der Einspritzung , z.B. Vor-,
Haupt- und Nacheinspritzung
Einsteller-Regelung, saugseitig (Bild 2)
Ein Kennfeld für die Raildrucksollwerte ist im Bild 2,
Seite 319 dargestellt. So wird z.B. bei einem Gasstoß Funktion. Der Raildruck wird über die Zumessein-
im Stand (ohne Last). nach Kennfeld nur der Rail- heit saugseitig geregelt (Niederdruckregelung). Die
druck erhöht, die Einspritzdauer bleibt annähernd Zumesseinheit ist am Zulauf der Hochdruckpumpe
konstant. angebracht. Sie lässt nur so viel Kraftstoff zur Hoch-
druckpumpe, wie zur Einspritzung benötigt wird (Be-
Bei steigender Last und niederen Drehzahlen wird
darfsregelung). Ein Druckbegrenzungsventil verhin-
die Einspritzmenge und der Raildruck erhöht. Der
dert bei Ausfall der Zumesseinheit einen zu hohen
maximale Einspritzdruck von hier 1800 bar wird bei
Raildruck.
hoher Last und hoher Drehzahl benötigt, um mit op-
timaler Gemischbildung die gesamte Einspritzmen- Durch die saugseitige Druckregelung ist die unter
ge in kurzer Zeit einspritzen zu können. Druck gesetzte Kraftstoffmenge kleiner. Dadurch
werden die Kraftstofftemperatur und die Leistungs-
aufnahme der Hochdruckpumpe gesenkt.
Druckregelung
Man unterscheidet bei Common-Raii-Systemen fol -
gende Regelungsarten :
Einsteller-Regelung (hochdruck- oder saugseitig).
Hierbei wird über einen Aktor der Druck geregelt.
Dieser ist entweder auf der Druck- oder der Saug-
seite eingebaut.
ZweisteUer-Regelung (hochdruck- und saugseitig) .
Hierbei erfolgt über zwei Aktaren die Druckregelung .
Diese sind auf der Druck- und auf der Saugseite ein-
gebaut.
Bild 2: Saugseitige Druckregelung durch eine
Zumesseinheit
Einsteller-Regelung, hochdruckseitig (Bild 1)
Funktion. Die Hochdruckpumpe fördert unabhängig
vom Kraftstoffbedarf die maximale Fördermenge. ZweisteUer-Regelung (Bild 3)
Der Raildruck wird über ein Druckregelventil hoch- Bei dieser Regelungsart ist eine Zumesseinheit an
druckseitig geregelt (Hochdruckregelung). Der nicht der Pumpe und ein Druckregelventil am Rail einge-
für die Einspritzung benötigte Kraftstoff fließt über baut (Bild 3). Die Ventile werden, je nach Betriebs-
das Druckregelventil in den Niederdruckkreis zurück bedingung des Motors einzeln oder gemeinsam an-
in den Tank. gesteuert (Bild 1, Seite 314) .

Bild 1: Einsteller-Regelung. Hochdruckseitige Bild 3: Zweisteller-Regelung. Kombination aus saug-


Druckregelung durch ein Druckregelventil seitiger und hochdruckseitiger Druckregelung
12 Gemischbildung 321

Betriebsarten: Kombinierte Systeme. Sie bestehen aus Zahnrad-


Start. Bei Motorstart arbeitet das System nur mit und Elektrokraftstoffpumpe und sorgen insbesonde-
dem Druckregelventil hochdruckseitig. Dies führt zu re bei Heißstart für ein verbessertes Startverhalten.
schnellem Druckaufbau. Die Pumpe setzt dabei mehr Hochdruckpumpe (Bild 2). Sie fördert den Kraftstoff
Kraftstoff als eingespritzt wird unter Druck. Dadurch unter einem Druck von bis zu 2500 bar in das Rail.
erwärmt sich der Kraftstoff und es kann ggf. auf eine Sie ist meist als Radialkolbenpumpe ausgeführt. Die
Kraftstoffheizung verzichtet werden. Antriebswelle bewegt über den Exzenternocken die
drei Pumpenkolben der Pumpenelemente auf und
ab. Die Antriebswelle kann über Zahnriemen bzw.
Zahnrad oder direkt von der Motornockenwelle an-
getrieben werden.

Pumpenkolben

Drehzah l - -
Zumasseinheit
Bild 1: Kennfeld einer Zweisteiler-RegeJung

Leerlauf, Teillastbereich. Im Leerlauf, im Schubbe-


Zahnrad-
trieb und bei kleinen Einspritzmengen wird der Kraft- vorfö rderpumpe
stoffdruck durch beide Ventile gleichzeitig geregelt.
Dadurch wird die genaueste Regelung erreicht. Die Bild 2: Hochdruckpumpe CP3 mit Zumesseinheit und
Leerlaufqualität und der Übergang in den Schubbe- Zahnrad-Vorförderpumpe
trieb wird verbessert. Die Pumpenleistung wird da-
bei gleichzeitig geringfügig reduziert.
Mittlerer bis hoher Lastbereich. Bei hohen Einspritz-
Saughub (Bild 3). Überschreitet der Förderdruck den
Öffnungsdruck des Einlassventils, strömt Kraftstoff
111
in den Verdichtunsgraum, in dem sich der Pumpen-
mengen und hohen Raildrücken wird der Kraftstoff-
kolben nach unten bewegt.
druck nur durch die Zumesseinheit geregelt. Durch
die bedarfsgerechte Regelung des Kraftstoffdruckes Förderhub (Bild 3). Wird der untere Totpunkt des
wird die Leistungsaufnahme der Hochdruckpumpe Pumpenkolbens überschritten, so schließt das Ein-
reduziert und eine zu starke Kraftstofferwärmung lassventil und der Kraftstoff kann nicht mehr ent-
vermieden. weichen. Der nach außen gehende Pumpenkolben
setzt den Kraftstoff so lange unter Druck, bis der Rail-
druck überschritten wird. Dann öffnet das Auslass-
Bauteile ventil und der Kraftstoff gelangt in das Rail.
Vorförderpumpe. Sie versorgt die Hochdruckpumpe
mit Kraftstoff. Es kommen Elektrokraftstoffpumpen,
Auslassventil Einlassventil
Zahnradpumpen und eine Kombination von beiden
zum Einsatz.
Elektrokraftstoffpumpe. Sie ist meist als Bestandteil
des Tankmoduls im Kraftstoffbehälter (lntank) oder Ringkanal Ringkanal von
in der Kraftstoffleitung (lnline) verbaut. Um einen zum Hoch- Zahnradpum
druck-
schnellen Druckaufbau zwischen 3 ... 7 bar im Nie- anschluss Hubscheibe
derdruckkreis zu gew ährleisten, startet die Pumpe
Exzenter-
schon beim Öffnen der Fahrertür bzw. beim Betä- Saughub nocken Antriebswelle Förderhub
tigen der Zündung. Sie fördern je nach Bauart zwi-
schen 40 1/h ... 500 1/h und sind selbst entlüftend. Bild 3: Saug- und Förderhub
Zahnradpumpen werden meist von der Nockenwel-
le angetrieben. Die Fördermenge steigt proportional Ein- oder Zweikalben-Hochdruckpumpe
zur MotordrehzahL Der Druck wird durch ein Über- (Bild 1 und 2, Seite 322)
strömventilauf der Druckseite auf z.B. 7 bar konstant Um v erschärfte Emissionsgrenzw erte einhalten zu
gehalten. Die Förderl eistung beträgt bis zu 250 1/h. können, w erden Ein- oder Zweikolbenpumpen v er-
Bei heißem und damit dünnflüssigem Kraftstoff und baut. Diese Hochdruckpumpen ermöglichen eine
niederen Pumpen- bzw. Motordrehzahlen verringert gleichmäßige Einspritzmenge für alle Zylinder. Dazu
sich die Förderleistung der Zahnradpumpen stark. werden die Injektoren bei gleichem Druckniveau
322 12 Gemischbildung

geöffnet. Um dies zu erreichen werden die Pum- Je nach Tastverhältnis ändert sich die Stellung des
penhübe synchron mit den Kolbenhüben des Mo- Sperrkolbens und somit die Zulaufmenge des Kraft-
tors gesteuert. Dabei bewegen sich Pumpenkolben stoffes in den Verdichtungsraum der Hochdruck-
und Motorkolben gleichzeitig nach oben bzw. nach pumpe.
unten.

Druckregelventil (Bild 2)
Saugventil Zulauf vom
Pumpenin nenraum Es kann an der Rail oder an der Hochdruckpumpe
angebaut sein.
Anschluss Zumess-
zum Rail einheit Es stellt abhängig vom Lastzustand und den Be-
Pumpen- triebsbedingungen des Motors den Raildruck ein
kolben und hält ihn konstant.
Kolben·
feder Funktion. Über die Ventilfeder wird das Magnetven-
Überlauf· til in den Sitz gedrückt und dichtet so die Hochdruck-
ventil seite (Rail) gegen die Niederdruckseite (Rücklauf) ab.
Rolle
Kraftstoff· Die Feder ist so ausgelegt, dass sich ein Druck von
rücklaut ca. 100 bar einstellt, wenn das Druckregelventil nicht
Antriebswelle
mit Nocken angesteuert wird. Um den Druck im Rail zu erhöhen,
muss zusätzlich zur Federkraft eine magnetische
Bild 1: Einkalben-Hochdruckpumpe CP4 mit
Kraft aufgebaut werden. Über ein PWM-Signal wird
Zumesseinheit
der Raildruck im Leerlauf auf 400 bar und bei Volllast
auf etwa z.B. 2000 bar eingestellt.

Saugventil


Membran Hochdruckseite Magnetventil

Zumasseinheit Kolben-
feder

Antriebs-
welle mit
Nocken

Bild 3: Drucksensor und Druckregelventil am Rail

Bild 2: Zweikalben-Hochdruckpumpe CP4 mit Da das Speichervolumen im Rail wesentlich größer


Zumesseinheit
ist als die Einspritzmenge bzw. Pumpenförderung,
bleibt der Raildruck nahezu konstant. Die Taktfre-
Die CP4-Hochdruckpumpe besteht aus einem Alumi-
quenz ist mit 1 kHz so hoch, dass keine störenden
niumgehäuse, was zu einer deutlichen Gewichtsre-
Ankerbewegungen und somit Druckschwankungen
duzierung führt. Nu r die Pumpenelemente mit den
entstehen können. Bei Ausfall des Druckregelven-
hochdruckfesten Zylinderköpfen sind aus Stahl ge-
tils ist kein Motorlauf möglich, da kein ausreichend
fertigt. Das Nockentriebwerk mit Roll enstößel ver-
hoher Kraftstoffdruck für die Einspritzung aufgebaut
ringert durch die geringere Reibung die Verlustleis-
wird.
tung erheblich, w as zu einer Verbrauchsreduzierung
führt. Raildrucksensor (Bild 3). Er sitzt am Rail und infor-
miert das Steuergerät über den jeweiligen Raildruck.
Der Druck wird vom Sensorelement erfasst und über
Zumesseinheit ZME die integrierte Auswerteelektronik als Spannungssi-
Die Zumesseinheit (Bild 1) ist in der Hochdruckpum- gnal dem Steuergerät übermittelt. Die Versorgungs-
pe integriert. Sie regelt die Kraftstoffm enge, die zur spannung des Sensors beträgt dabei 5 V. Die Sig-
Hochdruckerzeugung benötigt wird. nalspannung ist bei hohem Raildru ck ca. 4,5 V, bei
Funktion. Im stromlosen Zustand ist die Zumess- niedrigem Raildruck ca. 0,5 V. Bei Sig nalausfa ll w ird
einheit geöffnet. Um die Zulaufmenge zum Verdich- das Druckregelventil mit einem festen Wert ange-
tungsraum zu verringern, wird die ZME vom Mo- steuert und eine Notlauffunktion (erhöhte Leerlauf-
torsteuergerät mit einem PWM-Signal angesteuert. drehzahl) geschaltet.
12 Gemischbildung 323

Druckbegrenzungsventil (DBV) raum und zur Druckschulter der Einspritzdüse. Die


Es kommt bei Common -Raii-Systemen mit Ein- Abflussdrossel ist durch die Ventilkugel verschlos-
steiler-Regelung per Zumesseinheit (Bild 2, Seite sen. Durch den Druck oberhalb des Ventilsteuer-
320) an der Hochdruckpumpe zum Einsatz. Das DBV kolbens im Ventilsteuerraum entsteht eine Kraft, die
ist am Rail verbaut (Bild 1). Bei Fehlfunktion der größer ist als die entgegengerichtete Kraft, welche
Zumesseinheit begrenzt es den Raildru ck auf ca. auf die Druckschulter der Düsennadel wirkt. Die Dü-
2500 bar, indem es eine Ablaufbohrung freigibt. sennadel bleibt somit geschlossen, unabhängig da-
Es kommen einstufige und zweistufige Druckbegren- von, welcher Raildruck am Injektor anliegt.
zungsventile zum Einsatz.
• Einstufige Ausführung. Sie dient dem Bauteil-
schutz. Bei Auslösung wird der Motor abgestellt.
• Zweistufige Ausführung. Der Motor läuft we iter,
weil ein gewisser Druck, z.B. 400 bar, im Rail erhal-
ten bleibt. Es ist eine eingeschränkte Weiterfahrt
mit erhöhter Leerlaufdrehzahl möglich .

raum
Ventilsteuerraum

Bild 1: Railrohr mit einstufigem Druckbegrenzungsventil


$~:;::
Rail (engl. = Schiene bzw. Verteilerrohr)
Abfluss- Zul auf-
drossel drossel
Das Rail hat die Aufgabe den Kraftstoff unter
hohem Druck zu speichern und Druckschwan- Magnet-
kungen auszugleichen . ventil nicht Mehrloch-
bestromt dü se ""------"
Es ist ein dickwandiges Stahlrohr bzw. eine .. Stahl-
Bild 3: Wirkungsweise des Injektors
kugel " (Common-Ball, Bild 2) mit Ansch lüssen für
die Kraftstoffleitungen, Drucksensor und ggf. für das
Druckregelventil bzw. für das Druckbegrenzungs- Injektor öffnet (Einspritzbeginn). Wird das Magnet-
ventiL ventil vom Steuergerät angesteuert wird der Anker
angezogen, wodurch die Ventilkugel die Abfluss-
drossel frei gibt. Durch die Abflussdrossel entweicht
jetzt mehr Kraftstoff, als durch die Zulaufdrossel
nachfließt. Somit kommt es zu einem Druckabfall im
Ventilsteuerraum . Jetzt wird die Düsennadel durch
die Kraft, die an ihrer Druckschulter wirkt, angeho-
ben. Die Düsennadel öffnet, es wird eingespritzt.
Injektor schließt (Einspritzende). Wird über das
Steuergerät das Magnetventil nicht mehr bestromt,
Bild 2: Kugelrail drückt die Ventilfeder die Ventilkugel in den Sitz. Da-
durch ist die Rücklaufdrossel verschlossen und im
Ventilsteuerraum baut sich schlagartig wieder der
Injektor mit Magnetventil (Bild 3) Raildruck auf. Die Kraft auf den Ventilsteuerkolben
Aufbau . Der Injektor besteht aus folgenden Bautei- und die Kraft der Düsenfeder, die von oben wirkt,
len: überschreiten die Kraft auf die Druckschulter der Dü-
• Magnetventil • Ventilsteuerraum sennadel, welche von unten wirkt. Somit schließt die
• Ventilsteuerkolben • Einspritzdüse DüsennadeL Die Düsennadel wird danach durch den
Systemdruck geöffnet und auch geschlossen . Diese
hydraulische Zwangssteuerung ist nötig, weil die
Funktion zum schnellen Öffnen der Düsennadel benötigten
Injektor geschlossen (Ruhezustand). Über den Kraft- Kräfte mit einem Magnetventil nicht erzeugt werden
stoffzulauf gelangt der Kraftstoff in den Ventilsteuer- können .
324 12 Gemischbildun

Injektorsteuerung Schaltplanbeispiel einer Common-Raii-Anlage


Um die Einspritzung in bis zu drei Sequenzen (Vor-, (1. Generation, Bild 2, Seite 325)
Haupt- und Nacheinspritzung I unterteilen zu können,
benötigt man schnell schaltende Magnetventile. Fahrpedalsensor B12. Der Sensor erfasst die Fahr-
pedalstelJung (1 . Hauptsteuergröße) zur Berechnung
Anzugsstromphase. Zum Öffnen des Magnetventils
der Kraftstoffmenge. Die unabhängig voneinander
muss der Strom in einer steilen, genau definierten
arbeitenden Hallgeber werden über den Pin C9 m it
Flanke auf ca. 20 A ansteigen, um eine geringe To-
Plus und über Pin C5 und C23 mit Masse versorgt.
leranz und eine hohe Reproduzierbarkeit (Wieder-
Die Signalspannungen liegen an Pin C8 und C1 0 an.
holgenauigkeit) der Einspritzmenge zu erzielen. Dies
Bei Defekt läuft der Motor mit erhöhter Leerlaufdreh-
erreicht man mit einer Boosterspannung von bis zu
zahL Die Fehlerlampe leuchtet und ein Fehler wird
100 V. Diese Boosterspannung wird mithilfe der In-
im Fehlerspeicher abgelegt.
duktion beim Ausschalten der Magnetventile erzeugt
und in Kondensatoren im Steuergerät gespeichert.
Nockenwellensensor B2. Der Hallsensor meldet dem
Haltestromphase. ln dieser Zeit wird der Strom Steuergerät die Position des ersten Zylinders im Ver-
durch Takten auf ca. 13 A abgesenkt, um die Ver- dichtungstakt, sowie die Motordrehzahl (2. Haupt-
lustleistung im Steuergerät und im Injektor zu ver- steuergröße). Das Signal w ird benötigt, um zur
ringern . Dabei liegt Batteriespannung an. richtigen Zeit in den richtigen Zylinder einzuspritzen.
Ausschalten. Wird der Stromfluss unterbrochen, Bei Signalausfall bleibt der Motor unter Umständen
entsteht durch die Magnetfeldänderung in der Injek- fahrbereit, kann aber nicht wieder gestartet werden.
torspule eine lnduktionsspannung, mit welcher der Er wird über Pin D12 und D2 m it Spannung versorgt.
Boosterkondensator im Steuergerät aufgeladen wird Die Signalspannung liegt auf Pin D3.
(Bild 1).
Raildrucksensor B23. Er signalisiert dem Steuer-ge-
U=20V / DIV T=1 ms / DIV rät den aktuellen Kraftstoffdruck im Rail. Wird ein
80V
I I zu kleiner bzw. ein zu großer Raildruck ermittelt, er-
Anzugs-
60V kennt das Steuergerät einen Defekt im System und
v sj annr ng
schaltet den Motor ab (Notaus). Die Signalspannung
40V
Halte- liegt auf Pin D14. Spannungsversorgung von Plus
spannung 20V auf D13 und Masse auf D4.

lf
ov
Raildruckregelventil Y16. Es sorgt für den kenn-feld-
20V gesteuerten Druck im Rail. Das PWM-Signal wird
. I -40V vom Steuergerät über Pin D31 und D21 aufgeschal-
Induktions-
spannung tet
60V

Bild 1: Strom-Spannungsverlauf MV-Injektor Injektoren Y15.1-Y15.4. Sie sorgen dafür, dass die
richtige Einspritzmenge zum richtigen Einspritzzeit-
punkt eingespritzt wird. Sie w erden vom Steuergerät
jeweils über Pin E2 und Pin E3, E6, E7 und E8 an-
Nachladen des Kondensators (Boostern). Fällt die
gesteuert.
Kondensatorenergie unter einen Grenzwert ab,
wird eine Injektorspule kurzzeitig mit Batteriespan-
Heißfilm-Luftmassenmesser B3. Er misst die ange-
nung so angetaktet, dass der Injektor nicht öffnet.
saugte Luftmasse. Mit diesem Wert wird vorrangig
Die beim Ausschalten induzierte Spannung lädt den
die AGR-Rate anhand eines Kennfeldes bestimmt.
Kondensator nach (Bild 2).
Spannung wird über Pin D34 und D1 , D11 angelegt.
Die Signalspannung liegt am Pin D24.
U= 20V / DIV T=0,5ms / DIV
40V

20V
Elektroabschaltventil Y14. Es wird vom Steuergerät
über Pin D26 und D36 geschaltet. Bei schwerwiegen-
I =J
ov
-I dem Systemfehler schließt das Ventil und die Kraft-
- 20V stoffversorgung wird unterbrochen (Notaus).

- 40V
Magnetventil für die Laderdruckregelung Y12. Es
- 60V ermöglicht über ein PWM-Signal des Steuergeräts
80V eine stufenlose Regelung des Ladedrucks durch den
VTG-Lader. Es wird über Pin C36 und C48 angesteu-
Bild 2: Nachladen des Kondensators (Boostern) ert.
325
12 Gemischbildung
""---
Sensoren und Aktoren einer EDC mit Common-Raii-System 1. Generation (Bild 1 und Bild 2)

~
Sensoren

~
Aktoren

Magnetventil für Injektor

im~
Heißfilm Luftmassen-
messer Zyl inder 1-4
Kombiprozessor
~
~
Scha lttafeleinsatz
Geber fü r Motordrehzah l ~ Relais für Glühkerzen
Zyl inder 1- 4

~ ~
Geber f ür Kühlmittel- Umschaltventil fü r
temperatur Saugrohrkl appe

~ ~
Regelventil für
Gebe r fü r Ölte m peratur Kraftstoffdruck

~ ~
Geber für Kraftstoff- Magnetventil f ür
temperatur Bedien· und Abgasrückfü hrung
A nzeigeneinheit
~

{I)
Geber für Kraftstoffdruck für Kl i maan lagen
Magnetventi l für

~
Lüftersteuerung
Geber fü r Saugrohrdruck

0
Magnetventilli n ks/rechts
Fah rpedalgeber mit Geber2 : für elektro hyd raulische
fü r Gaspedal und
Leerlau fschalter Motorlagerung

Bremslichtsch alte r und


Bremspedalschalter
~
_..a
rtf». M agnetventil fü r
Ladedruckbegrenzu ng
Steuergerät für
Kick-Down-Schalter (/k Common· Rail·
Einspritzanlage lfrJ Relais für Pu mpe Lade·
Iuftkühiung

Nockenwellensensor
~ Diagnoseanschluss
Zu heizer
Kühlm ittel lfrJ Relais fü r elekt rische
Kraftstoffpu m pe

Bild 1: Blockschaltbild einer EDC mit Common-Raii-System

+ 30
15

Y1 5. 1 - 15.4

A7A8A1 C45 613 E6 E7 ES E2 021 C60 C37 C36 026 C28 C30 C20 C26 611
C46 E3 031 C48 036 C40 C43 612
K7 C13
026 01 024 027 C11 C17 013 016 03 C8 C23 A4 A6
037 034 0 11 0 36 C12C22 C604 0 14 0 5 015 0 12 02 es C9 C10 62 A5 31 2 3 4

81 2.1 812 .2
31
B1 Drehzah lgeber Kurbelwelle K7 Steuerg erät für Com m on- S4 Kupplungspedalschalter
B2 Nockenwellensensor Raii-Einspritzung Y7 Magnetventil für
B3 Luftmassenmesser K8 Hauptrelais Abgasrückfü hrung
B5 Motortemperaturfühler K9 Relais für Lüfter Y12 Magnetventil für
K10 Glü hzeit-Steuerg erät Ladedruckregelung
B7 Geber für Saugrohrtem peratur
K11 Relais für Starter Y14 El ektro-A bscha lt-Vent il
B12 Geber für Fahrpedalstel lung
M5 Starter Y15.1 .. . Y15.4
B22 Laded rucksensor Injektoren
B23 Raildrucksensor M6 Lüftermoto r
Y16 Raildruck-Regelventil
B24 Sensor für Öldruck, -menge 0 Glüh kerze n
XO Diagnoseansch luss
und -temperatur

Bild 2 : Stromlaufplan Common-Rail


326 12 Gemischbildung

12.7.3 Common-Baii-Systeme mit Piezo-lnjektoren

Rail Zylinderbank 2 Raildruck-


sensor

300 bis 1800 bar


=:> =:>

Zumesseinheit

Temperatursensor Piezoinjektoren

Crashventil

=Hochdruck
= Rücklaufdruck Kraftstoff- Bimetall- Kraftstoff-
= Vorlaufdruck filte r Vorwärmventil kühler

Bild 1: Common-Raii-Einspritzanlage mit Piezo-lnjektoren mit Rücklauf

Funktion : Befüllen/Entlüften Funktion: Kraftstoffdruck 10 bar einstellen


Niederdruck-
!r-,.,.-.."n Ieder

~~~~~~~~tw~!:~~~~~~~~
Piezo-
S~-
dru ck
injektoren (10 bar)

----"'... Durchflussrichtung Venti ltel ler


----v"' wä hrend dem Motorsta rt

Bild 2: Druckhalteventil
Das in Bild 1 dargestellte System ist ein Common- Piezo-lnjektoren (Bild 3)
Raii -System mit Piezo-lnjektoren und einem Dru ck- Aufbau. Der Piezo-lnjektor besteht aus folgenden
halteventil. Baugruppen :
Druckhalteventil • Aktormodul mit Piezo • hydraulischer Kappier
Um die korrekte Funktion der Piezoinjektoren sicher • Servoventil • Düsennadel
zustellen, muss am hydraulischen Kopplerein Rück-
laufdruck von 10 bar anliegen. Um diesen Druck mög-
lichst schnell nach Motorstart aufzubauen, ist das
Druckhalteventil (Bild 2) als Doppelventil ausgeführt.
Aufbau. Es besteht aus einem Hochdruckventil
(> 10 bar) und einem N iederdruckv entil (< 10 bar) .
Funktion: Während des Motorstarts bewirkt der
Rücklaufdruck der Hochdruckpumpe, dass der Ven-
tilteller gegen die Niederdruckfeder drückt. Dadurch
wird die Rücklaufl eitung zum Rail mit Druck beauf-
schlagt. Läuft der Motor, baut der nun von den Injek-
toren kommende Leckage- bzw. Rücklaufkraftstoff
einen Druck auf. Nach Erreichen des Rücklaufdrucks
von 10 bar, wird das Kugelventil geöffnet und der
Kraftstoff fließt in den Kraftstoffvorratsbehälte r ab. Bild 3: Piezo-lnline-lnjektoren
12 Gemischbildung 327

Aktormodul. Es besteht aus mehreren hundert in


Drosselbohrung
Reihe geschalteten Piezo-Keramikplättchen. Durch für den Rücklauf
eine angelegte Spannung dehnen sich je nach Po-
Kappierelement
lung die Kristalle aus oder ziehen sich zusammen.
Dabei wird insgesamt ein maximaler Hub von z.B.
0,065 mm erreicht.
Ventilbolzen
Hydraulischer Koppler (Bild 1). Durch ihn wird der
W eg des Aktormoduls (Piezo-Keramikblättchen) Drossel platte
auf das Servoventil vergrößert. Außerdem wird die
Düsenfeder
Längenänderung durch Wärmeausdehnung und die
Schrumpfung bei Alterung der Piezokeramik ausge-
glichen.
Aufbau. Er besteht aus zwei Kolben (1 und 2) mit
unterschiedlichen Durchmessern, die sich in einem
Zylinder befinden. Auf den kleineren Kolben wirkt
r!ij/J Düse geschlossen
die Kraft des Piezo-Aktormoduls.
Funktion. Der Kraftstoffdruck im Rücklauf (1 0 bar) Bild 2: Servoventil geschlossen, offen
drückt die beiden Kolben auseinander und hält so
alle Bauteile im Injektor spielfrei. Damit wird der me- Ansteuerung (Bild 3)
chan ische Verschleiß der Injektoren minimiert. Die 1-2 Das Piezoaktormodul wird vom Steuergerät
Wegvergrößerung zum Öffnen des Servoventils er- über einen Boosterkondensator mit einer Span-
folgt durch die hydraulische Übersetzung aufgrund nung zwischen 110 V ... 150 V und ca. 13 A an-
der unterschiedlichen Kolbendurchmesser. gesteuert.
2-3 Das Piezoaktormodul dehnt sich aus und verhält
sich dabei wie ein Kondensator (ca. 4 ~F). der
geladen wird.
Rücklauf
3 Die Piezokristalle haben sich ausgedehnt, der
Aktormodul c:::J Raildruck Injektor ist geöffnet. Das Piezoaktormodul ent-
spricht jetzt einem geladenen Kondensator. Die
Kolben mit
großem Durch- c:::J Verst ärker- Stromaufnahme ist null.
messer, druck
3-4 Um ein schnelles Schließen des Piezoaktor-
kleinerWeg c:::J 10 bar moduls zu erreichen , muss es sich möglichst
hydraulischer schnell entladen. Das Steuergerät schaltet die
Kappier c:::J 1 bar Spannung ab und schließt den Stromkreis über
einen definierten Widerstand kurz. Somit ent-
Kolben mit
kleinem Durch- lädt sich das Piezoaktormodul über das Steuer-
m esser, gerät und zieht sich wi eder zusammen.
großerWeg

Bild 1: Aufbau des hydraulischen Kappiers I -CH1 30A Zange U-CH2

Servoventil (Bild 2). Im nicht angesteuerten Zustand U=50V / DIV 1=12,5A/ DIV T=1 ms / DIV
des Aktorm oduls ist das Servoventil geschlossen.
®- JID
Durch die Ansteuerung des Aktormoduls dehnt
25,0A 100V
sich dieses aus. Die Längenänderung wird über den
hydraulischen Koppler auf das Servoventil übertra-
12,5A
@_ 50 V
gen und öffnet den Rücklauf. Durch die Rücklauf-
drossel kann mehr Kraftstoff abfließen, als durch
die Zulaufdrossel nach fließen kann. Es kommt zu
-0,01 A
.CR L@. OV
einem Druckabfall im Ventilsteu erraum. Da nun im
Ventilsteuerraum ei n kleinerer Druck wirkt als auf
die Druckschu lter, wird die Düsennadel angeho-
- 12,5A
lcm& '® - 50 V

ben. Schließt das Servoventil den Rücklauf, liegt im - 1 ms Oms 1ms 2ms 3ms 4ms
Steuerraum sofort wi eder der volle Raildruck an, der
die Düsennadel schließt. Da der Kraftstoffdruck die
Düsennadel sowohl öffnet als auch schließt, spricht Bild 3: Spannungs- und Stromverlauf eines Piezo-lnline-
man von einer servo-hydraulischen Steuerung. lnjektors
328 12 Gemischbildung

Rücklauffreie direkt angesteuerte


Piezoinjektoren
Bei diesem Injektortyp wird auf einen hydraulischen Auswahl der gewünschten Fu nktion
Weiter mit>>
Koppler im Injektor und einen Rücklauf verzichtet.
Damit entfällt auch das DruckhalteventiL Bei rück- Fehlerspeicher
lauffreien Injektoren, betätigt ein größeres 80 mm Fehlerspeicher löschen
langes Piezoelement in Verbindung mit einem Na- Istwerte
Stellg lieder
delhubverstärker die Bewegung der DüsennadeL Kompressionstest
Leerlaufdrehzahlvergleich
Mengenvergleich
achdrucktest
Injektoranpassung

Bild 2: Geführte Fehlersuche

Der IMA-Wert wird bei der Fertigung des Injektors


ermittelt. Er beschreibt das Einspritzverhalten des
Injektors bei unterschiedlicher Last und Drehzahl.
Piezo- Nadelhub- Düsen- Mit dem IMA-Wert kann das EDC-Steuergerät die
Stellglied Verstärkerkalben nadel erforderlichen Ansteuerzeiten für die Einspritzung
jedes einzelnen Injektors genau berechnen und
Bild 1: Rücklauffreier Injektor somit die Mengenzumessgenauigkeit erhöhen.

Funktion. Der Raildruck wirkt über die Druckschulter


auf die DüsennadeL Das Piezoelement zieht sich ab-
hängig von der angelegten Spannung unterschied-
lich zusammen.
Vor-/Nacheinspritzung. Das Piezoelement wird an-
gesteuert und zieht sich geringfügig zusammen. Der
Raildruck erzeugt über die Druckschulter im Düsen-
körper eine resultierende Kraft nach oben und öffnet
die DüsennadeL Die Feder wird hierbei nicht zusam-
mengedrückt.
Haupteinspritzung. Für die geringe Kraftstoffmen- Bild 3: Injektorcode (IMA)
gen von Vor- und Nacheinspritzung ist der direkte
Hub über das Piezoelement ausreichend. Für die
Besonderheit beim Piezoinjektor
Haupteinspritzung wird das Piezoelement so ange-
steuert, dass der max. Hub erzeugt wird. Hier ist die Piezoinjektoren mit Rücklauf sind nach Demonta-
Höhe der Spannung vom Raildruck abhängig und ge immer stehend zu lagern, um ein Leerlaufen
kann bis zu 250 V betragen. Die Düsennadel wird des hydraulischen Kopplers zu verhindern. Der
jetzt stäker angehoben. Damit wirkt der Kraftstoff- hydraulische Koppler kann mit Werkstattmitteln
druck auf die Druckschulter der Düsennadel und auf nicht mehr gefüllt werden. Bei falscher Lagerung
die Fläche des Nadelhubverstärkerkolbens. Dadurch ist der Injektor nicht mehr einsetzbar.
wird die Feder zusammengedrückt und die Haupt- Die elektrische Verbindung zwischen Piezoin-
einspritzung erfolgt. jektor und Motorsteuerg erät darf bei laufendem
Einspritzende. Zum Schließen wird das Piezoele- Motor keinesfalls unterbrochen werden, da die
ment entladen. Die Höhe der Spannung ist vom Rail- Gefahr eines Motorschadens besteht, weil der In-
druck abhängig und kann bis zu 250 V betragen. jektor im offenen Zustand stehenbleiben könnte.
Hochdrucktest (Bild 1, Seite 329). Damit können
WERKSTATTHINWEISE die Förderleistung, derDruckauf-und -abbau der
lnjektortausch. Wird ein Injektor ersetzt, muss Hochdruckpumpe, sowie die interne und externe
das EDC-Steuergerät angepasst werden. Dies Dichtheit des Kraftstoffhochdrucksystems über-
geschieht durch den lnjektor-Mengen-Abgleich prüft werden. Mit dieser Funktion wird du rch
(IMA) in der geführten Fehlersuche (Bild 2). Auf gezieltes Ansteuern von Zumesseinheit und
jedem Injektor ist ei n mehrsteiliger Toleranzwert Druckregelventil bei einer manuell eingestellten
aufgedruckt (Bild 3). Dieser kann aus Buchstaben Motordrehzahl von ca. 3500 1/ min der maximale
und/oder Zahlen bestehen. Systemdruck aufgebaut.
12 Gemischbildung 329

Mög liche Fehler:


] 2.7.4 Pumpe-Düse-System
• Druckaufbau zu langsam : Hochdruckpumpe,
Kraftstofffilter und Elektrokraftstoffpumpe prü- Es ist ein elektronisch geregeltes Einspritzsystem
fen bei dem jeder M ot o rzylinder im Zylinderkopf je-
• Druckabbau zu langsam : Zumesseinheit prüfen weils ein Pumpe-Düse-Element (PDE) (Bild 3) hat.
Diese Einspritzelemente ermöglichen Einspritz-
• Druckabbau zu schnell: Druckrege lv entil und
d rücke bis zu 2200 bar.
Rücklaufmenge prüfen

IT est beendet . AusV>.rertung m it F7.


Zurüc k mit ~ <
Rollenkipphebel

--
Druckaufbau I Druckabbau
Sc hritt 1 15910 ms Izu langsam I60Q ms Iin Ordnung Einspritz-
Sc hritt 2 3200 ms rlnOrdnung 550 ms [ in Ordnung nocken

Schritt 3 nooo ms Izu langsam J520 ms Iin Ordnung Ve nti l-


nocken
Sc hritt 4 [4500 m• [tn Ordnung 1720 ms [ ln Ordnung
~ ms J 1 6 i i ms ~ ms [in Ordnung

F~ j__j'g l j_ I I 1"=1 I I r\«r~>>


Bild 1: Ergebnis des Hochdrucktests

Dy namischer Kompressionstest. W ährend des Kraftst off-


Rückl auf
dynamischen Komp ressionstests wird ein An-
springen des Motors du rch A bschalten der Ein- Kraftstoff-
spritzung ve rh indert. Dabei w ird über d ie Starter- Zulauf

St romaufnahme oder eine Drehzah lmessung d ie


Kompression der einzelnen Zy li nder vergl ichen.
Bild 3: Pumpe-Düse-Element
Mengenvergleich. Es werden bei aktivierter Lauf-
ruheregelung d ie spezifischen Korrekturm engen
der einzelnen Zyli nder ang egeben (Bild 2). Antrieb. Die Motornockenwelle hat fü r jedes Pumpe-
Düse-E lement einen Ei nspritznocken. Der Nocken-
Korrekturmenge Wr Zylinder 1
hub w ird über einen Rol lenkipphebel auf den Pu m-
r.
~ I -4.9 mm'fHub penkolben übertragen. Der Einspritznocken hat eine
steile auflaufende Flanke, die den Pumpenkolben
Korrekturmengt für zyunder 2
r mit hoher Geschw indigkeit nach unten drückt. Somit
~ I .0.1 mm'fHub
erzielt m an sehr schnell einen hohen Einspritzdruck.
Korrekturmenge ror Zylinder 3
r Die ablaufende Flanke des Einspritznockens ist f lach .
~ I 5.2 mm'fHub
Der Pumpenkolben w ird langsam und g leichmäßig
Korrekturmenge für Zylinder 4 d urch d ie Federkraft nach oben gedrückt.
r
~ I .0. 6 mm'fHub
Kraftstoffversorgung. Eine vo n der Motornocken -
~ 1·~i'ii:l U.J~ :§_j~_j_j_j~)?J we lle angetriebene Kraftstoffpumpe fö rdert den
Kraftstoff zu den PDE-Eiem enten (Bild 4).
Bild 2: Mengenvergleich

Posit ive Mengenkorrektur. Z.B. bei zu geringer Kraftstofftem peratur- Zylinderkopf


füh ler
Ko mpression an einem Zylinder (Leistungsver-
Iust ) oder Injekto r ist verschmutzt (Düsen löcher Kraftstoffkü hIer
sind " verst opft").
Negative Mengenkorrektur. Z. B. Injektor hat Le- Kraftstoff-
behälter
ckage (Injektor ist undicht, tropft nach, Düse ist
ausgew aschen).
Nullmengenkalibrierung. Durch A lterung und
Versch leiß des Injektors verl ängert sich die Zeit
zwischen Beg inn der elektrischen A nsteueru ng
des Injektors der Einspritzung des Kraftstoffs. Die- Rückschlag- Kraftstoff- Druckbeg renzungs-
se Zeitverlängerung wird durch das Steuergerät , Kraftstofffilter ventil pumpe ventil
z.B. mittels Klopfsensor erfasst und ausgeg lichen.
Bild 4: Kraftstoffversorgung
330 12 Gemischbildung

a) Befüllen b) Beginn Vor- c) EndeVor- d) Anfang Haupt- e) Ende Haupt-


einspritzung einspritzung einspritzung einspritzung

Rallen-
kipphebel

Kraft-
stoff- Düsen-
Vorlauf feder
Düsen-
nadel ,..__-JLII

Bild 1: Phasen der Einspritzung eines Pumpe-Düse-Elements

Der nicht zum Einspritzen benötigte Kraftstoff kühlt Ende. Durch die Abwärtsbewegung des Ausweich-
die PDE-Eiemente. Er fließt über die Rücklaufleitung kolbens ist die Düsenfeder stärker vorgespannt. Zum
aus dem Zylinderkopf, an einem Temperaturfühler erneuten Öffnen der Düsennadel bei der nachfolgen-
vorbei, über einen Kraftstoffkühler zurück zum Kraft- den Haupteinspritzung ist daher ein größerer Kraft-
stoffbehälter. stoffdruck nötig als bei der Voreinspritzung.
Füllvorgang (Bild 1a). Der Pumpenkolben bewegt Haupteinspritzung beginnt (Bild 1d). Kurz nach dem
sich durch die Kraft der Kolbenfeder nach oben und Schließen der Düsennadel steigt der Druck im Hoch-
vergrößert dadurch das Volumen des Hochdruck- druckraum wieder an . Das Magnetventil ist weiter-
raumes. Das Magnetventil ist nicht angesteuert. hin geschlossen und der Pumpenkolben bewegt
Die Magnetventilnadel befindet sich in Ruhelage sich abwärts. Bei ca . 300 bar ist der Kraftstoffdruck
und gibt den Weg vom Kraftstoffvorlauf zum Hoch- größer als die Kraft der vorgespannten Düsenfeder.
druckraum frei. Durch den Kraftstoffdruck im Vorlauf Die Düsennadel wird erneut angehoben. Der Druck
strömt der Kraftstoff in den Hochdruckraum. steigt dabei auf bis zu 2200 bar an, weil im Hoch-
Voreinspritzung beginnt (Bild 1b). Der Pumpenkol- druckraum mehr Kraftstoff verdrängt wird als durch
ben wird vom auflaufenden Rollenkipphebel nach die Düsenlöcher entweichen kann.
unten gedrückt und verdrängt dadurch den Kraft- Haupteinspritzung endet (Bild 1e). Das Einspritzen-
stoff aus dem Hochdruckraum in den Kraftstoff-Vor- de ist erreicht, wenn das Motorsteuergerät das Ma-
lauf. Der Einspritzvorgang wird vom Steuergerät gnetventil nicht mehr ansteuert. Die Magnetventil-
eingeleitet. Dazu steuert es das Magnetventil an . Die nadel öffnet durch die Magnetventilfeder das Ventil.
Magnetventilnadel wird dabei in den Sitz gedrückt Der Kraftstoffdruck kann in den Kraftstoffvorlauf und
und verschließt den Weg vom Hochdruckraum zum Rücklauf entweichen. Der Druck baut sich ab. Die Dü-
Kraftstoffvorlauf. Dadurch beginnt der Druckaufbau sennadel schließt und der Ausweichkolben wird von
im Hochdruckraum . Bei 180 bar ist der Druck größer der Düsenfeder in seine Ausgangslage gedrückt. Die
als die Kraft der Düsenfeder. Die Düsennadel wird Haupteinspritzung ist beendet.
angehoben und die Voreinspritzung beginnt.
Voreinspritzung endet (Bild 1c). Unmittelbar nach
dem Öffnen der Düsennadel endet die Voreinsprit- Elektronische Einspritzmengen- und
zung . Durch den ansteigenden Druck bewegt sich Einspritzbeginnregelung
der Ausweichkolben nach unten und vergrößert da-
Über die Ansteuerung des Magnetventils durch
mit das Volumen des Hochdruckraumes. Der Druck
das Steuergerät wird der Einspritzbeginn und die
fällt dadurch für einen kurzen Augenblick ab und
Einspritzmenge (Einspritzdauer) geregelt.
die Düsennadel schließt. Die Voreinspritzung ist zu
12 Gemischbildung 331

Spritzbeginn- Drehzahlgeber Temperaturfühler Fahrpedalmodul Luftmassenmesser


geber Ansaugluft-
temperatur

~~i@~~~~t= Exzenter- bolzen


Reg el-
schieber ARF-Steller

Magnetventil für Spritzbeginn

Bild 1: Axialkolben-Verteilereinspritzpumpe mit EDC

Aufbau. Die Verteilereinspritzpumpe besteht aus fol- Funktion. Das Pumpengehäuse der Flügelzellen-
genden Baugruppen (Bild 1): pumpe ist exzentrisch um das Flügelrad angeordnet.
• Antriebswelle Somit ergibt sich ein Saugraum, der sich in Dreh-
• Flügelzellenkraftstoffpumpe richtung vergrößert und ein Druckra um, welcher
• Hub-Dreheinrichtung zum Antrieb des Pumpen- sich verkleinert. Der Kraftstoff wird so in den Pum -
kolbens peninnenraum gefördert. Mit steigender Drehzahl
• Hochdruck-Pumpene lement steigt der Kraftstoffdruck im Pumpeninnenra um an.
• Magnetstellwerk mit Regelschieber Druckregelventil (Bild 3). Es bewirkt, dass der Pum-
• Hydraulischer Spritzversteller mit Magnetventil peninnenraumdruck im Verhältn is zur Drehzahl
zur Förderbeginnverstellung g leichmäßig ansteigt. Der Höchstdruck wird auf 12
• Elektrisches Absch altventil zur Unterbrechung des bar begrenzt. Steigt der Kraftstoffdruck über d iesen
Kraftstoffzulaufs W ert an, öffnet der Ventilkolben und Kraftstoff kan n
Flügelzellenpumpe (Bild 2). Sie fördert je Umdre- aus dem Pumpeninnenraum zurück zur Saugseite
hung eine gleichbleibende Kraftstoffmenge vom der Flügelzellenpumpe fließen .
Kraftstoffbehälter in den Pumpeninnenraum. Die
Fördermenge (etwa 100 1/h ... 180 1/h) reicht aus, um
das Hochdruck-Pumpenelement mit Kraftstoff zum
Einspritzen zu versorgen und um die Einspritzpumpe
zu kühlen und zu schmieren.

Pumpendruckseite
I I

Bild 3: Druckregelventil Bild 4: Überströmdrossel

Überströmdrossel (Bild 4). Die Überströmdrossel


(Out-Schraube) lässt über eine kleine Bohrung eine
variable Menge Kraftstoff zum Kraftstoffbehälter
Bild 2: Flügelzellenpumpe zurückfließen . Durch das Druckregelventil und die
332 12 Gemischbildun

Überströmdrossel stellen sich folgende Pumpenin- Förderende (Bild 1c). Es ist erreicht, wenn der Re-
nendrücke ein: gelschieber die Querbohrung des Verteilerkolbens
freigibt . Der Kraftstoff fließt während des restlichen
• Bei Leerlaufdrehzahl ca . 3 bar
Hubes in den Pumpeninnenraum zurück. Nach Errei-
• Bei Nenndrehzahl bis ca. 8 bar chen von OT bewegt sich der Verteilerkolben wieder
Hochdruck-Pumpenelement. Aus dem Pumpen- Richtung UT und verschließt die Absteuerbohrung
innenraum gelangt der Kraftstoff über die Zulauf- durch den Regelschieber. Der Hochdruckraum wird
bohrung und über die Füllnut im Verteilerkolben wieder über den in Drehrichtung nächsten Steuer-
in den Hochdruckraum der Pumpe (Bild 1a). Der schlitz gefüllt.
Verteilerkolben wird von der Antriebswelle in eine
Drehbewegung versetzt. Zusätzlich erhält er durch
Spritzbeginnregelung
die Hubscheibe eine Hubbewegung. Die von der An-
triebswelle angetriebene Hubscheibe hat soviele No-
Sie passt den Einspritzzeitpunkt dem jeweiligen
ckenerhebungen wie der Motor Zylinder hat. Diese
Betriebszustand des Dieselmotors an und ver-
Nocken laufen auf radial angeordneten Rollen eines
stellt ihn mit zunehmender Drehzahl in Richtung
verdrehbaren Rollenringes ab und bewirken die
.. Früh" . Dies bewirkt optimale Leistung, günstigen
axiale Bewegung der Hubscheibe. Durch die Drehbe-
Verbrauch, geringe Schadstoffmengen im Abgas.
wegung des Verteilerkolbens öffnen und schließen
seine Steuerschlitze und stellen eine Verbindung zur Der hydraulische Spritzversteller (Bild 2) wird durch
jeweiligen Steuerbohrung im Verteilerkopf her. ein getaktetes Magnetventil beeinflusst (PWM-Sig-
Druckerzeugung (Bild 1b). Sie erfolgt nach Ver- nal).
schließen der Zulaufbohrung durch die Hubbewe-
gung des Verteilerkolbens.
Kraftstoffförderung (Bild 1b). Sie beginnt, sobald die
Verteilernut die jeweilige Auslassbohrung erreicht.
Mit dem erzeugten Hochdruck werden die Druck-
ventile von ihrem Sitz abgehoben und der Kraftstoff
wird über die Einspritzleitungen zu den Einspritzdü-
sen gefördert.

a) Kraftstoffzulauf
Zulaufkanal Saugseite
Kraftstoff-
förderpumpe Feder Bolzen Spritzverstellerkolben
Hoch-
druck- Bild 2: Magnetventil Spritzverstellerkolben
raum

Spätverstellung. Bei dauernd geöffnetem Ventil


Steuerschlitz wird der am Spritzverstellerkolben anliegende Pum-
peninnendruck abgesenkt und der Rollenring ver-
dreht sich nach .. Spät".
Frühverstellung. Ist das Magnetventil geschlossen,
wirkt ein höherer Pumpeninnendruck und der Rol-
lenring wird in Richtung .. Früh" verdreht.
Soii-Einspritzbeginn. Er hängt von der jeweiligen
Motordrehzahl und verschiedenen Korrekturgrößen
ab.
lst-Einspritzbeginn. Er wird vom Nadelhubsensor
c) Absteuerung erfasst und dem Steuergerät zum Soll-Istwerte-Ver-
I--A gleich übermittelt. Stimmen beide Werte nicht über-
ein, wird durch das stetige Öffnen und Schließen des
Magnetventils der Einspritzbeginn korrigiert.
Signalausfalt Wird das Magnetventil des Spritzver-
Schnitt A -B stellers nicht mehr angesteuert, wird der Einspritzbe-
Absteuerboh ru ng
ginn weiterhin über den drehzahlabhängigen Pum-
peninnendruck verändert. Ein Fehler wird abgelegt
Bild 1: Wirkungsweise des Pumpenelements und die Motorleistung um 30 % verringert (Notlauf).
12 Gemischbildung 333

Nadelhubsensor (Bild 1). Er sitzt im Spritzbeginnge-


60° Weicheisenkern
ber und ist meist an einer der mittleren Einspritzdü-
sen eingebaut. Er erfasst das Öffnen und Schließen
der Einspritzdüse. Einspritzbeginn und Einspritzende
sind somit vom Steuergerät erkennbar.
~UA
Mess-
Funktion. Beim Öffnen bzw. Schließen der Einspritz- spule Regel-
düse erzeugt die sich bewegende Düsennadel in der schieberwelle
Referenz-
Spule eine Magnetfeldänderung und somit eine ln- tuRet spule
duktionsspannung . Das Überschreiten einer Schwel-
lenspannung dient dem Steuergerät als Signal für
den Spritzbeginn (Bild 1). q; = Verstellwinkel

Bild 2: Halb-Differenziai-Kurzschluss-Ringgeber

.0
12.7.6 Radialkolben-Verteilereinspritz-

t ~
b
Schwellen-
pumpe (VP44)
2'e.a.!:'':l.'-!...n~
_
cOl z"' Sie ist eine elektronisch regelbare Einspritzpum-
'::J
"iijc
c c Spitzbeginn- pe (EDC) m it einem im Pumpengehäuse integ-
.Ql ~ Signal rierten Pumpensteuergerät Sie erzeugt Einspritz-
Cfl<n
Kurbelwinkel - - drücke bis 1900 bar und kann lageunabhängig
eingebaut werden (Bild 1, Seite 334).
Bild 1: Signal des Nadelbewegungsfühlers
Wirkungsweise. Die Antriebswelle treibt mit No-
ckenwellendrehzahl die Verteilerwelle mit den Hoch-
Regelung der Einspritzmenge (QK). Aus Fahrpedal- druckzylindern an. Die Rollenstößel der Hochdruck- •
stellung, Motordrehzahl und den Korrektursteuer- kalben wälzen sich bei dieser Drehbewegung auf
grö ßen wird die im Kennfeld abgelegte Soll-Ein- der Nockenbahn des Nockenrings ab und betätigen
spritzmenge ermittelt. Das Magnetstellwerk (Bild 1, dabei die Kolben.
S. 331) wird über ein PWM-Signal angesteuert. Auf-
Das Hochdruckmagnetventil steuert den tatsäch-
grund des Magnetfelds verdreht sich die Welle mit
lichen Einspritzbeginn und die Einspritzmenge.
dem exzentrischen Bolzen. Dieser verstellt den Re-
Das Magnetventil des hydraulischen Spritzver-
ge/schieber auf dem Verteilerkolben. Dadurch wird
stellers sorgt dafür, dass zum richtigen Zeitpunkt
die Absteuerbohrung früher oder später freigegeben
Hochdruck vorhanden ist. Dies geschieht durch
und die Einspritzmenge geregelt. Dies kann bis zu
Verdrehen des Nockenrings. Anschließend kann
mittleren Drehzahlen so schnell erfolgen, dass von
das Magnetventil den exakten Einspritzbeginn
einer zur anderen Einspritzung in den Zylinder die
und die Einspritzmenge steuern .
Kraftstoffmenge vo n Hub zu Hub verändert wird. Die
Regelschieberposition, wird über den Positionsge- Aufgaben. Die VP44 übernimmt die:
ber an das Steuergerät übertragen und abgeglichen,
• Kraftstoffförderung
ggf. nachgeregelt
• Hochdruckerzeugung und Verteilung
• Spritzbeginnregelung
Positionsgeber. Man unterscheidet: • Einspritzmengenregelung
• Schleifringpotentiometer (Drehwiderstand). Sie Kraftstoffförderung. Über eine Flügelzellenpumpe,
bestehen aus Schleifer und Leiterbahn. Verändert w elche durch d ie Antri ebswelle angetrieben wird,
der Schleifer seine Position, verändert sich der wird der Kraftstoff vom Tank ins Pumpeninnere ge-
Widerstand. Sie unterliegen mechanischem Ver- fördert (Bild 2, Seite 334). Anders als bei der Axial-
schleiß. kolben-Verteilereinspritzpumpe ist nicht der ge-
• Halb-Differenziai-Kurzschluss-Ringgeber (HDK) samte Pumpeninnenraum gefüllt, sondern nur der
(Bild 2). Sie bestehen aus einem W eicheisenkern, hinter einer M embran liegende Speicherraum. Dies
einer M ess- und einer Referenzspule sowi e aus ermöglicht höhere Drücke zum Befüllen der Pumpe.
dem verdrehbaren Kurzschlussring. Verdreht sich Je nach Pumpendrehzahl stellen sich folgende Pum-
dieser, verändert sich der m agnetische Fluss und peninnendrücke ein:
damit die Messspulenspannung UA. Er arbeitet • Leerlauf ca. 3 bis 4 bar
sehr genau und ist verschleißfrei, da er berüh- • Teillast zwischen 4 bis 15 bar
rungslos arbeitet. • Volllastdrehzahl ca. 15 bis 20 bar
334 12 Gemischbildung

Drehwi nkel- Hochd ruckkolben Hochdru ck- Einsp ritzpum penst euergerät
se nsor

M emb rane

Vertei le rwe lle

Venti lkö rper

Verteilerkörper
Flügelzellen-
kraftstoffpumpe

Magnetventil zur
Nockenring Druckventi I Förd erbeginnregelu ng

Bild 1: Radialkolben-Verteilereinspritzpumpe (VP44)

Der Druck wird über das Druckregelventil und das Funktion . Die höheren Einspritzdrücke der VP44 er-
Überströmdrosselventil begrenzt (Bild 2). fordern größere Verschiebekräfte am Nockenring
als bei der Axialkolben-Verteilerpumpe . Durch die
Druckregelventil Überströmdrosselventil hydraulische Übersetzung im Spritzverstellerkolben
können schnelle und präzise Verstellungen durchge-
führt werden.

Nocken-
ring

Spritz-
Nockenring (um 90' gedreht ) Anschluss Einspritzleitung versteller-
kalben
Bild 2: Kraftstoffverlauf in einer VP44
Kraftstoff von der
Vorförderpumpe
Spritzversteller (Bild 3). Durch Verdrehen des No-
ckenrings laufen die Rollenstößel früher bzw. später Bild 3: Spritzverstellung nach "Früh"
auf die Nocken auf und die Hochdruckkolben bewe-
gen sich nach innen. Ist das Magnetventil zur Men- Spritzverstellung nach "Früh" . ln Ruhestellung wird
genregelung geschlossen, wird Hochdruck erzeugt der Spritzverstellerkolben durch die Rückstell -fe-
und eingespritzt. Bleibt es geöffnet, wird der Kraft- der in "Spätlage" gehalten. Wird das Magnetventil
stoff wieder in Zu- und Rücklauf gedrückt. durch ein PWM-Signal geschlossen, wirkt der Pum-
peninnendruck auf den Steuerkolben. Dieser bewegt
Die Stellung des Nockenrings gibt das Zeitfenster
sich mit dem Regelschieber nach rechts. Der Regel-
vor, in dem eingespritzt werden kann.
schieber gibt dabei eine Zulaufbohrung frei und der
12 Gemischbildung 335

Kraftstoff kann unter Druck in den Arbeitsraum des Stromzufuhr zum MagnetventiL Es öffnet und der
Spritzverstellerkolbens fließen und ihn nach " Früh " Hochdruck wird in den Rücklauf und den Membran-
verschieben . raum abgesteuert. Die hohen Druckspitzen, die da-
Spritzverstellung nach "Spät" (Bild 3, Seite 334) . bei auf die Flügelzellenpumpe wirken, werden durch
Das Magnetventil wird angetaktet und somit geöff- die Membrane gedämpft, der erneute Füllvorgang
net. Der Kraftstoffdruck auf den Steuerkolben wird durch sie beschleunigt. Im Bild 3 wird das Schema
abgebaut. Durch die Federkraft wird der Steuerkol- der möglichen Mengen, der tatsächlichen Mengen-
ben mit dem Regelschieber nach links bewegt. Die und der Spritzbeginnregelung gezeigt. Fällt ein Sen-
Rü cklaufbohrung wird freigegeben und der Kraft- sor aus, so wird aus dem betroffenen Regelkreis ein
stoffdruck auf den Spritzverstellerkolben wird in den Steuervorgang und das Fahrzeug geht in ein Not-
Rücklauf abgebaut. Die Rückstellfeder bewegt den laufprogramm .
Spritzverstellerkolben nach " Spät".
Hauptsteuergrößen Korrektursteuergrößen
• Drehza hl • M ot ortem pe ratur
• Fahrpeda lst ellun g • Kraftst o fftemperatur
Förderphasen
• Ladedruck
Füllphase (Bild 1). Die Rollenstößel laufen von den
Nocken ab. Dabei werden die Kolben durch den
Kraftstoffdruck und die Fliehkräfte nach außen ge-
drückt. Das Hochdruckmagnetventil ist geöffnet, so-
l•
Motorsteuergerät
• Aus gang lufttem peratur
I

Einspritzbegi nn
mit nicht bestromt.
t
Pumpensteuergerät
Ein sp ritzende
I
i:
"
Ol
c i: I Nadel-
bewegungsfühler
I
..
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Ol m (J) (J) Ol
Ol
Ei.ü a: ~ !§~ ~
Hochdruck-
I Magnetventil 1
I MV-Spritzversteller ~: Drehwinkelsensor} -

Bild 3 : Steuer- und Regelkreise einer VP44


Bild 1: Füllphase des Hochdruckraums

Förderphase/Einspritzbeginn (Bild 2). Das Hochdruck-


magnetventil verschließt den Zulauf über einen Strom-
impuls vom Pumpensteuergerät (Einschaltstrom = 20 12.8 Einspritzdüsen
Ampere; Haltestrom = 13 Ampere). Der Hochdruck- Aufbau. Einspritzdüsen bestehen aus dem Düsen-
raum ist nun verschlossen . Sobald der Kraftstoffdruck körper und der Düsennadel (Bild 1). Sie sind aus
bei Beginn des Nockenanstiegs den Düsenöffnungs- hochwertigem Stahl hergestellt und eingeläppt. Die
druck überschritten hat, wird eingespritzt. Taleranzen liegen bei 0,002 bis 0,003 mm . Sie dürfen
daher nur zusammen ausgetauscht werden.

Druckschalte r

Bild 4: Sitz- und Sacklochdüsen

Für eine niedrige Emission von unverbrannten Koh-


Bild 2: Förderphase/Einspritzbeginn lenwasserstoffen ist es wichtig , dass das Restvolu-
men unterhalb des Düsensitzes so klein wie mög-
Einspritzende. Ist die gewünschte Einspritzmeng e lich ist. Dies wird am besten mit der Sitzlochdüse
erreicht, unterbricht das Pumpensteuergerät die erreicht.
336

13 Schadstoffminderung
1 3.1 Abgasanlage Tabelle~F~~,.J~ii
Aufgaben Mofa 70 dB (A )
• Die aus dem Verbrennungsraum mit starken Im- Moped, Mokick 72 dB (A)
pulsen (Knall) austretenden Abgase so dämpfen Leichtkraftrad 75 dB (A)
und entspannen, dass ein bestimmter Geräusch-
Kraftrad bis 80 cm 3 75 dB (A)
pegel nicht überschritten wird.
bis 175 cm 3 77 dB (A)
• Abgase gefahrlos ableiten, sodass ein Eindringen über 175 cm 3 80 dB (A )
in den Innenraum verhindert wird.
Pkw mit Otto- oder
• Schadstoffe im Abgas durch Katalysator auf die Dieselmotor 74 dB (A )
vorgeschriebenen Grenzwerte vermindern. mit Direkteinspritzer-
• Abgasstrom während der Geräuschdämpfung so Dieselmotor 75 dB (A )
beeinflussen, dass der Leistungsverlust des Mo- Kleinbusse, Lieferwagen
tors möglichst gering ist. bis 2 t 74 dB (A )*
• Ein dem Fahrzeug entsprechendes Soundge- ab 2 t bis 3,5 t 75 dB (A)*
räusch erzeugen (Sound design). (* mit Direkteinspritzer-Dieselmotor 1 dB (A) höher)

Lkw bis 75 kW 77 dB (A)


Schallpegel (Tabelle 1). Beim Öffnen des Ausl assven-
Omnibus, Lkw bis 150kW 78 dB (A)
tils stehen die Abgase im Zylinder noch unter einem 80 dB (A )
über 150 kW
Überdruck von 3 bar bis 5 bar. Die Abgase würden
ohne Schalldämpfer mit lautem Knall ins Freie aus- sene Maß nicht übersch reiten. ln der StVZO und in
puffen. Ein Maß für die Geräuschstärke ist der Schall- EG-Richtlinien sind Grenzwerte für die Geräuschent-
pegel, er wird gemessen in Dezibel (A) = dB(A). wo- wicklung der einzelnen Kraftfahrzeuge festgelegt
bei (A) die Messmethode beschreibt. Der mensch- (Tabelle 2). Diese Grenzwerte wurden in den vergan-
lichen Hörschwelle entspricht ein Schallpegel von genen Jahren mehrfach gesenkt.
0 dB (A). Eine Erhöhung von 3 dB (A) entspricht
einer Verdopplung der subjektiven Lautstärke. Ge- Beanspruchungen
räusche ab 120 dB (A) empfinden wir als schmerz- • Hohe Temperaturen und große Temperaturwech-
haft. Anhaltender Lärm über 130 dB (A) kann tödlich sel vor allem im vorderen Teil der Abgasanlage.
wirken. • Außenkorrosion auf der ganzen Länge der Abgas-
anlage durch Witterungseinflüsse und Streusalz
Tabelle 1: Schallpegel im Winter.
Presslufthammer 130 dB (A) • Innenkorrosion durch kondensi erte Verbren-
Schmerzg renze 120 dB (A) nungsgase (Wasser, schweflig e Säure) beso n-
ders an den hinteren, kälteren Bauteilen.
Oi'i.\<.ct he \<. 110 dB(A)
• Starke mechanische Beanspruchungen der Ab-
Motor ohne Schalldämpfer 100 dB (A)
gasanlage durch Steinschlag, Karosseriebewe-
Handschleifgerät 90 dB (A) gungen und Motorschwingungen.
Verkehrsreiche Straße 80 dB (A) Um diesen Beanspruchungen standzuhalten, w er-
Zu/. Fahrgeräusch eines Pkw 74 dB (A)
den die einzelnen Bauteile aus v erschiedenen W erk-
st offen hergestellt. Die v orderen Teile der Abg asan-
Unterhaltungssprache 70 dB (A) lage w erd en w egen der hohen Betriebstemperaturen
Leise Radiomusik 50 dB (A) vorwiegend aus rostfreiem warmfesten und zunder-
Flüstern 30 dB (A)
beständigen Edelstahl gefertigt, der auch beständig
ist gegen Heißkorrosion. Schalldämpfer werden
Sehr leises Blätterrauschen 10 dB (A) meist doppelwandig in Sandwichbauweise her-
Hörschwelle (0 Dezibel) 0 dB (A) gestellt. Bei ihnen besteht der innere Blechmantel
weg en der aggressiven Ko ndensate der Verbren-
Fahrgeräusch. Das Auspuffgeräusch ist ein w esent- nungsgase aus rostfreiem Edelstahl und der äußere
licher Best andteil des Fahrgeräusches eines Kraft- Blechmantel aus unlegiertem Stahl, der j edoch zum
fahrzeuges. Andere Teilgeräusche sind z.B. Trieb- Schutz gegen die Außenkorrosion Al-beschichtet ist.
w erksgeräusche, Abrollgeräusche, Karosserie- und Die Abgasrohre im hinteren Teil der Abgasanlage
Windgeräusche. Das Fahrgeräusch darf das zugelas- sind ebenfalls Al-beschichtet.
1 3 Schadstoffminderung 337

Lambda-Sonden Endrohr

Mittelschalldämpfer

Katalysator

Bild 1: Aufbau einer Abgasanlage- Pkw mit Ottomotor

Aufbau der Abgasanlage Die Rohre können auch perforiert sein. Bei einer
Die Abgasanlage (Bild 1) besteht aus den Abgas- Vielzahl von Querschnittssprüngen werden die
rohren, dem Katalysator und einem oder mehre- Schallwellen reflektiert und dabei gedämpft. Refle-
ren Schalldämpfern, z. B. Mittelschalldämpfer und xionsschalldämpfer in der Abgasanlage eignen sich
Nachschalldämpfer. Das vordere Abgasrohr ist am besonders zur Dämpfung mittlerer und tiefer Fre-
Auspuffkrümmer angeflanscht und mündet in den quenzen.
Katalysator. Dieser ist über Verbindungsrohre mit
Perforation
de_n, S.chaiJdäm.!;l-fexn v erb.unden. Von dort wird das
Abgas durch das Endrohr ins Freie geführt.
Die Abgasanlage muss auf der ganzen Länge gas-
dicht sein, damit Verbrennungsgase nicht in den In-
nenraum des Kfz eindringen können und damit die
Geräuschdämpfung nicht beeinträchtigt wird.
Bauart und Anordnung der Schalldämpfer sowie
Bild 2: Reflexionsschalldämpfer
Länge und Querschnitt der Verbindungsrohre sind
vom Hersteller sorgfältig aufeinander abgestimmt. Resonanzeffekt. Zwischen den Querschnittsände-
Dadurch wird der Geräuschpegel der Verbrennungs- rungen laufen die Schallwellen mehrfach hin und
gase auf das erforderliche Maß gesenkt. Anderer- her und erzeugen unter Umständen Resonanz. Je
seits wird dadurch auch der Durchflusswiderstand nachdem ob die Resonanzschwingungen im Haupt-
der Abgasanlage gering gehalten, w eil durch den strang oder in einem Abzweig erzeugt werden,
entstehenden Abgasgegendruck die Motorleistung spricht man von einem Reihenresonator oder von
beeinträchtigt wird. einem Abzweigresonator (Bild 1, Seite 338). Mit sol-
Das Auspuffgeräusch entsteht durch den pulsie- chen Resonatoren lässt sich eine starke Dämpfung
renden Gasausstoß aus den Zylindern. Seine Schall- bestimmter Frequenzen erreichen.
energie kann durch Reflexio n und durch Absorption
gedämpft werden. Interferenzeffekt (Bild 3). Teilt man den Abgasstrom
im Schalldämpfer auf und führt dann anschließend
Reflexion. Bei der Schalldämpfung durch Refl exion die Schallwellen nach verschiedenen langen W egen
werden den Schallwellen Hindernisse in den W eg wieder zusammen, so überlagern sich die Schallwel-
gestellt. Die Schallwellen werden dadurch zurückge- len und löschen sich beim Zusammentreffen teilwei-
worfen und umgelenkt. Sie löschen sich dabei zum se gegenseitig aus.
Teil wie ein abklingendes Echo gegenseitig. Auch
plötzliche Querschnittsänderungen in Rohrleitungen
und Kammern erzeugen Reflexion.

Reflexionsschalldämpfer (Bild 2). Versch ieden große


Kammern sind durch beiderseits offene Rohre, die
versetzt angeordnet sind, miteinander verbunden. I I
Dadurch wird die Umlenkung des Gasstromes im
Schalldämpfer erzwungen. Bild 3: Interferenzeffekt
338 1 3 Schadstoffminderung

Interferenz-Effekt:
lange Rohre in entsprechenden ein Teil der Schallwellen löscht sich beim
Kammern dämpfen tiefe und Überlagern nach verschieden
mittlere Frequenzen langen Wegen
Endrohr

Abzweigresonator:
Resonanz wird
abgesaugt

Einlaufrohr

Mineralwolle schluckt vor


all em die hohen Frequenzen
und wandelt sie in Reibu ng s-
reflekti ere nde Hindernisse wärme um
und Umlenkungen lösche n
ei nen Teil der Schallwellen

Bild 1: Kombinierter Reflexions-Absorptions-Schalldämpfer

Absorption. Bei der Schalldämpfung durch Absorp- hindurchgeleitet, er kann den Dämpfer fast ungehin-
tion werden die Schallwellen in ein poröses Mate- dert durchströmen. Die Schallwellen jedoch dringen
rial geleitet. Die Schallenergie wird praktisch ,.ge- durch die Perforation in die Mineralwolle, die vor
schluckt" , dabei wird sie durch Reibung in Wärme allem höhere Frequenzen schluckt. Absorptions-
umgewandelt. schalldämpfer werden meist als Nachschalldämpfer
verwendet.
Absorptionsschalldämpfer (Bild 2) bestehen aus
einer oder mehreren Kammern, die mit Steinwolle Kombinierter Reflexions-Absorptions-Schalldämp-
oder Glasfaser als Schallschluckstoff gefüllt sind . fer (Bild 1). Reflexionsschalldämpfer können gut auf
Der Abg asst rom wird durch ein perforiertes Rohr tiefe Frequenzen abgestimmt werde n. Absorptions-
schalldämpfer wirken erst im oberen Frequenzbe-
reich. Meist werden daher beide Dämpfer gleichzei-
Perforation Schallschluckstoff
tig verwendet, teils in getrennten Schalldämpfern
mit beiden Dämpfungsarten .

Alle Teile der Abgasanlage sind aufeinander ab-


gestimmt, sie dürfen nicht verändert werden. Bei
Einbau von nicht genehmigten Teilen erlischt die
Betriebserlaubnis des Fahrzeugs.
Bild 2: Absorptionsschalldämpfer

Arbeitsregeln
• Abgasanlage bei jeder Inspektion auf Dichtheit • Wärmeschutzbleche überprüfen.
prüfen . Rußspuren sind Zeichen für undichte • Durchgerostete Teile erneuern.
oder schadhafte Stellen. • Aufh ängungen der Abg asa nlage überprüfen.

WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Welche Aufgaben hat die Abgasanlage? 5 Wie hoch darf das Fahrgeräusch eines Leichtkraft-
2 ln welcher Einheit wird der Schallpegel angege- rades sein?
ben? 6 Welchen Beanspruchungen ist die Abgasanlage aus-
3 Warum darf das Schalldämpfersystem eines Kraft- gesetzt?
fahrzeuges nicht verändert werden? 7 Aus welchen Teilen besteht eine Abgasanlage?
4 Wie hoch darf das Fahrgeräusch eines Pkw sein? 8 Warum muss eine Abgasanlage gasdicht sein?
1 3 Schadstoffminderung 339

13.2 Schadstoffminderung beim Wirkung von verdampfendem Kraftstoff höher. Die


Anteile an Kohlenmonoxid und an unverbrannten
Ottomotor Kohlenwasserstoffen sind gering, jedoch sind die
13 2.1 Abgaszusammensetzung Anteile an Stickoxiden im Abgas sehr hoch.

Aufgrund der hohen Schadstoffbelastungen der Luft CO NOx HC


durch Abgase aus dem Straßenverkehr schreibt der r.
Gesetzgeber eine Verringerung der im Abgas ent- 5 12
"""Cl 8
haltenen Schadstoffe vor. Kraftstoffe bestehen vor
c
allem aus Kohlenwasserstoff-Verbindungen. Bei voll- 300
c
0
kommener Verbrennung entstehen Kohlendioxid, .." 6
8
Wasserdampf, Stickstoff und Edelgase. Kohlendio- ~c
Q) 200
xid in großen Mengen ist für eine Klimaveränderung N
c 4
mitverantwortlich (Treibhauseffekt). 0
"""
~
4
Wegen der unvollständigen Verbrennung des Kraft- B 100
stoffes im Motor entstehen neben Kohlendioxid, "0 "'t1J 2
r.
Wasserdampf, Stickstoff und Edelgasen: ({)
u

• Kohlenmonoxid CO 0 0
0,8 1,0 1,2 },
• Unverbrannte Kohlenwasserstoffe HC
Luftve rh ältnis - - - -
• Stickoxide NOx
• Feststoffe Bild 2: Schadstoffe im Abgas bei verschiedenen Luft-
verhältnissen
Bei betriebswarm em Ottomotor beträgt der Anteil
von CO, HC und NOx vor dem Katalysator bei mittle-
rer Belastung und Drehzahl etwa 1 % der gesamten m ageres
Abgasmenge (Bild 1). t Gem isch

"'
.d'
r.
u
:J

"' .0"'Q;
~
Cl
c
~
> '''
~
·a;
0
tl '
...J
""~"'
...; 10 % Luft-
Q)
c. mange I
"'
----
0,9 ,! ; 1 1,1
Luftverhältnis

Bild 1: Zusammensetzung des Abgases vor Katalysator Bild 3: Leistung und Kraftstoffverbrauch bei verschie-
denen Luftverhältnissen

Schadstoffe in Abhängigkeit vom Luftverhältnis


Eigenschaften der schädlichen Abgas-
Der Anteil der einzelnen Schadstoffe im Abgas bestandteile
wird stark beeinflusst durch das Luftverh ältnis J. Kohlenmonoxid CO. Kohlenmonoxid ist ein farb-
(Lambda) (Bild 2). und geruchloses Gas. Eingeatmet blockiert es den
Sauerstofftransport im Blut. Geringere Ko nzentra-
Bei 5 % ... 10 % Luftmangel (.?. = 0,95 ... 0,90; fettes tionen führen zu Kopfschmerzen, Müdigkeit und Be-
Gemisch) erreichen Ottomotoren ihre größte Leis- einträchtigung der Sinnesleistung. Bei höherer Kon-
tung (Bild 3). Der Kraftstoff wird bei Luftmangel nicht zentration als 0,3 Vol.-% und längerer Einwirkdauer
vollständig ausgenutzt. Der spezifische Kraftstoffver- wirkt es tödlich. Kohlenmonoxid entsteht bei unvoll-
brauch steigt an. Ebenso nehmen die schädlichen kommener Verbrennung des Kraftstoffes infolge
Abgasbestandteile Kohl enmonoxid und unver- von Luftmangel. Der Anteil an Ko hlenmonoxid im
brannte Ko hlenwasserstoffe zu . Abg as ist umso grö ßer, je fetter das Kraftstoff-Luft-
Bei 5 % .. . 10 % Luftüberschuss (.?. = 1,05 ... 1,1 ; Gemisch ist. Auch bei Luftüberschuss kann sich CO
mageres Gemisch) erreichen Ottomot oren ihren in geringem M aße bilden, w enn die Vermi schu ng
niedrigsten Kraftstoffverbrauch. Die Motorleistung von Kraftstoff und Luft nicht homogen ist. Im Ver-
ist jedoch geringer und die Motorspitzentempera- brennungsraum sind dann Bereiche mit fettem und
tur w egen der unter anderem fehlenden kühlenden magerem Gemisch vorhanden.
340 13 Schadstoffminderung

Unverbrannte Kohlenwasserstoffe, He-Verbindun- werden repräsentative Fahrprogramme nachgeahmt


gen (englisch: Hydrocarbon). Sie bestehen aus einer und die dabei ermittelten Schadstoffe analysiert.
Vielzahl unterschiedlicher Verbindungen von Koh- Europa-Test (Europäischer Fahrzyklus, Bild 1) für
lenstoff und Wasserstoff. Kohlenwasserstoffe reizen Pkw bis 2 500 kg zulässigem Gesamtgewicht und
die Schleimhäute, sind geruchsbelästigend und gel- Leicht-Lkw bis 3,5 t. Der erste Teil entspricht einer
ten zum Teil als krebserregend. in Verbindung mit Fahrt im innerstädtischen Verkehr mit einer Ge-
Stickoxiden, Sauerstoff und Sonneneinstrahlung schwindigkeit von 0 km/h bis 50 km/h. Das Programm
führen fotochemische Reaktionen unter anderem wird in 13 Minuten viermal ohne Pause durchfahren,
zur Bildung von Ozon (0 3 ) und bewirken so die schä- wobei der Motorstart ab EURO 111 bei Umgebungs-
digende Wirkung des sogenannten Sommersmogs. lufttemperatur (20 °C) erfolgt. Der anschließende
Unverbrannte HC-Verbindungen entstehen bei un- zweite Teil entspricht einer 7-minütigen Fahrt im
vollkommener Verbrennung des Kraftstoff-Luft-Ge- außerstädtischen Verkehr (Geschwindigkeit maximal
misches infolge von Luftmangel( ). < 1) bzw. bei sehr 120 km/h) . Während des gesamten Tests werden die
magerem Gemisch (). > 1,2) . Außerdem entstehen Abgase nach festgelegten Bedingungen gesammelt
unverbrannte He-Verbindungen in den Teilen des und danach die Schadstoffe analysiert. Die Grenz-
Verbrennungsraumes, die von der Flamme nicht werte in g/km dürfen unabhängig vom Hubraum
voll erfasst werden, z.B. am Spalt des Feuerstegs nicht überschritten werden . Ab 2002 wird die Abgas-
zwischen Kolben und Zylinder. prüfung bei Fahrzeugen mit Ottomotor, Typklasse
Stickoxide, NOx· Der Sammelbegriff Stickoxide wird M1, durch eine Niedrigtemperaturprüfung ergänzt.
für die verschiedenen Oxide des Stickstoffs verwen- Der Motorstart erfolgt bei - 7 oc, dabei müssen HC
det (Stickstoffmonoxid NO, Stickstoffdioxid N0 2, Di- < 1,8 g/km und CO< 15 g/km sein.
stickstoffox id N 2 0). Stickoxide können je nach Ver-
bindung farb- und geruchlos sein oder rötlichbraun
140 Teil1 Teil 2
mit stechend riechendem Charakter. Stickoxide rei-
zen die Atemwege, führen in hohen Konzentrationen t,. h km

zur Zerstörung des Lungengewebes, sind mitverant- 100


wortlich für Ozonbildung und Waldschäden. Stick- ~ 80
oxide entstehen vor allem bei hohen Brennraum- c
"'

60
-~
spitzentemperaturen . .c
40
Feststoffe. Sie entstehen bei unvollständiger Ver- "
<n
Q)

~ 20
brennung in Form von Partikeln (Kohlenstoffkern/ .c
Rußkern mit Anlagerungen). Die Anlagerungen von "'
u..
200 400 600 800 1000 s 1200
He-Verbindungen an den Kohlenstoffkern werden Testdauer t - - - -
als krebserregend eingestuft. Bei der Typzulassung
von neuen Fahrzeugen (Pkw) darf die Partikelmasse Bild 1: Europa-Test {Europäischer Fahrzyklus)
(PM) und Partikelanzahl (PN) bestimmte Grenzwerte
nicht überschreiten. Abgasuntersuchung (AU). Sie ist bei bereits im Ver-
kehr befindlichen Kraftfahrzeugen in bestimmten
Gesetze zur Begrenzung der schädlichen zeitlichen Abständen vorgeschrieben . Dabei werden
Bestandteile im Abgas bei Ottomotoren im Stand bei laufendem Motor, abhängig von ver-
Der Gesetzgeber schreibt maximale Abgasgrenz- schiedenen Betriebsparametern {Betriebstempe-
werte sowohl bei der Typprüfung (Tabelle 1) zur Er- ratur, Motordrehzahl). die Werte für CO überprüft.
teilung der allgemeinen Betriebserlaubnis vor, als Zusätzlich sind noch weitere Sicht- und Funktions-
auch bei nachträglichen Überprüfungen der Schad- prüfungen durchzuführen, z.B.
stoffemissionen (Abgasuntersuchung; OBD). • Prüfung schadstoffrelevanter Bauteile
• Regelkreisprüfung
• Zündzeitpunktprüfung {soweit darstellbar)

On-Board-Diagnose (OBD). Die On-Board-Diagnose


schreibt eine Überwachung aller abgasrelevanten
Bauteile vor. Z.B. Katalysatorfunktion , Lambdason-
denfunktion, Funktion von Sekundärluftsystem und
Abgasrückführsystem . Auftretende Fehler werden
* bei Direkteinspritzung 0,0045 im Steuergerät gespeichert. Durch eine Kontroll-
leuchte im Fahrzeuginnenraum wird der Fahrer auf
Ermittlung der Abgaswerte Fehlfunktionen, die zu wesentlichen Emissionserhö-
Die Abgaswerte für die Typprüfung von Kraftfahrzeu- hungen führen können, aufmerksam gemacht. Die
gen werden auf Rollenprüfständen ermittelt. Dabei Fehlfunktionen sind umgehend zu beheben.
1 3 Schadstoffminderung 341

13.2.2 Verfahren zur Durch die Abgasrückführung erhalten die Zylinder


Schadstoffminderung eine geringere Füllung mit Kraftstoff-Luft-Gemisch.
Da die zurückgeführten Abgasbestandteile an der
Verbrennung nicht mehr teilnehmen können, wird
Die Schadstoffanteile in den Abgasen können
die Verbrennungstemperatur herabgesetzt. Dadurch
durch geeigneten Kraftstoff (schwefelarm , unver-
entstehen bei der Verbrennung deutlich weniger
bleit) durch Maßnahmen am Motor oder durch
Stickoxide (bis zu 40 %). Mit zunehmender Abgas-
Nachbehandlung der Abgase (Sekundärluft-
rückführungsrate steigen sowohl der Gehalt an un-
system , Katalysator) vermindert werden .
verbrannten He-Verbindungen als auch der Kraft-
Maßnahmen am Motor. Durch eine möglichst stoffverbrauch an . Diese beiden Faktoren bestimmen
vollständige Verbrennung des Kraftstoff-Luft-Ge- die obere Grenze der Abgasrückführungsrate (ma xi-
misches und eine Reduzierung des Kraftstoffver- mal 20 %). Bei zu hoher Abgasrückführungsrate ver-
brauches wird eine Verminderung der Schadstoffe schlechtert sich außerdem die Laufruhe des Motors.
(Rohemission) erreicht. Folgende Maßnahmen am Die Abgasrückführung wird bei betriebswarmem
Motor können die Abgasqualität verbessern : Motor im Teillastbereich und ). "' 1 eingesetzt. Sie
• Geeignete Motorkonstruktion: Optimieren von wird abgeschaltet, wenn fette Kraftstoff-Luft-G e-
Brennraum und Verdichtungsverhältnis; variable mische verbrannt werden, bei denen wenig NOx
Saugrohre (in Länge und Querschnitt); variable entsteht, z.B. Kaltstart, Warmlauf, Beschleunigung ,
Ventilsteuerungen bzgl. Öffnungszeit und Hub; Volllast Im Leerlauf wird die Abgasrückführung
Entdrosselung des Ansaugvorgangs. wegen der Laufruhe des Motors abgeschaltet. Zur
Steuerung der Abgasrückführung ist in die Abg as-
• Art und Qualität der Gemischbildung: Äußere,
rückführungsleitung zwischen Auspuffkrümmer und
innere Gemischbildung, homogenes Gemisch ;
Ansaugrohr ein Abgasrü ckführventil eingebaut. Ab-
Schichtladung.
hängig von Motortemperatur, Last und Motordreh-
• Abgasrückführung: Innere durch Ventilüber-
zahl wird die Abgasrückführungsrate gesteuert.
schneidung; äußere durch Abgasrückführungs-
S\fSVcm ..
Nachbehandlung der Abgase im Katalysator
• Motormanagementsystem: Kennfeldgesteuerte
Zündung und Einspritzung, Schubabschaltung ;
Eine Nachbehandlung der Abgase wird durchge-
Ladedruckregelung ; selektive Zylinderabschal-
führt, um die bei der Verbrennung entstandenen
tung; Kontrolle der abgasrelevanten Bauteile auf
Schadstoffe nach Verlassen des Verbrennungs-
Funktion, z.B. Lambdasonden, Katalysator.
raumes ganz oder teilweise in unschädliche
• Lader mit Ladeluftkühlung: Steigerung der Hub- Stoffe umzuwandeln .
raumleistung bei gleichzeitiger Vermi nderung
der Brennraumspitzentemperatur. Dadurch wird
Das derzeit wirksamste Verfahren hierzu ist die
die Bildung von NOx vermindert.
Abgasnachbehandlung in einem Katalysator. Der
Äußere Abgasrückführung (AGR, Bild 1).
Katalysator bewirkt die chemische Umwandlung
Bei der äußeren Abgasrückführung wird ein Teil der Schadstoffe in ungiftige Stoffe, ohne sich dabei
des Abgases kurz hinter dem Auspuffkrümmer selbst zu verbrauchen.
entnommen und dem Kraftstoff-Luft-Gemisch im
Ansaug ro hr wieder beigemischt. Aufbau des Katalysators. Die wesentlichen Bestand-
teile des Katalysators (Bild 1, Seite 342) sind :
El ektrisch Lage rü ck- St euerge rät • Keramikträger (Aluminium-Magnesium-Silikat)
gest euertes m eldun g oder Metallträger
Abg as-
rückfü h rven t il • Zwischenschicht (wash-coat)
• Katalytisch aktive Schicht
Der Träger besteht aus mehreren tausend feinen Ka -
nälen, durch die das Abgas strömt. Die Kan äle der
Keramik- bzw. der Metallträger sind mit einer sehr
porösen Zwischenschicht versehen. Dadurch wird
die wirksame Oberfläche des Katalysators um etwa
das 7 000-fache vergrößert. Auf diese Zwischen-
schicht wird die katalytisch wirksame Schicht auf-
gebracht. Diese ist abh ängig von den Schadstoff-
Luftm asse n-
messe r anteilen, die je nach Motorenkonzept und der damit
verbundenen Gemischzusammensetzung (). "' 1;
Bild 1: Abgasrückführung ). ~ 1) entstehen.
342 1 3 Schadstoffminderung

Stahlblechgehäuse

wabenartiger
Keramikträger

katalytisch
Keramikträger aktive Schicht

Bild 1: Aufbau und Wirkungsweise eine Katalysators mit Keramik- Bild 2: Katalysator mit Metallträger
träger

Vor- und Nachteile des Keramikträgers Nur beim Luftverhältnis ). ~ 1 ergibt sich eine Abgas-
gegenüber dem Metallträger (Bild 1, Bild 2) zusammensetzung, in welcher der bei der Reduktion
der Stickoxide freiwerdende Sauerstoff ausreicht,
Vorteile: Er hat eine gleichbleibendere Betriebs-
um die HC-und CO-Anteile im Abgas fast vollständig
temperatur. Außerdem lässt sich die Edelmetallbe-
zu C0 2 und H2 0 zu oxidieren. Ein fetteres Gemisch
schichtung einfacher zurückgewinnen als beim Me-
(,l. < 0,995) hat einen Anstieg der CO- und HC-Anteile
tallträger.
im Abgas zur Folge. Ein mageres Gemisch (,l. > 1,005)
Nachteile: Der Keramikträger ist empfindlich gegen führt zu einem Anstieg der Stickoxide (Bild 3). Für
Stöße und Erschütterungen. Deshalb ist eine Einbet- Motoren, die in bestimmten Betriebsbereichen mit
tung in ein warmfestes Drahtgestrick erforderlich , ). ~ 1 arbeiten, z.B. Direkteinspritzer, sind deshalb
das von einem Stahlblechgehäuse umgeben ist. Katalysatoren erforderlich, die NOx zwischenspei-
Zusätzlich ist bei Standardkatalysatoren [Zelldichte: chern können .
400 cpsi (cells per square inch)]. die Aufheizzeit län-
ger und der Gegendruck in der Abgasanlage grö- CO NOx HC
ßer. Dadurch ergibt sich kurz nach Motorstart eine
verminderte Abgaskonvert ierung , sowie eine Leis-
tungsminderung des Motors. Ultradünnwandsubs-
12
trate mit einer Zelldichte von 600 cpsi ... 1200 cpsi .c 8
beseitigen diese Nachteile. s
-"<
c, 300
Wirkungsweise des Einbett-Dreiwege-Kataly- c
sators (Bild 1) c
0
·;:; 6
Der Einbett-Dreiwege-Katalysator hat eine kata- ~ 8
lytisch aktive Schicht aus Platin (Pt). Rhodium (Rd) c
und Palladium (Pd) . Die Bezeichnung Einbett-Drei-
"'::! 200
0
-"<
wege-Katalysator besagt, dass drei chemische ~
0
4
Umwandlungen in einem Gehäuse gleichzeitig tl
'0
nebeneinander ablaufen. Abhängig von seiner Be- "'
.c 4
triebstemperatur wandelt der Katalysator NOx, CO "
(fJ 100
und HC im Bereich ). = 0,995 ... 1,005 (Lambdafenster) 2
bis zu 98 % in C0 2, H2 0 und N 2 um.

• NOx wird zu Stickstoff reduziert (Sauerstoff 0 2


0 o ~~~~~~~~~~~----
wird frei). 0
0,6
• CO wird zu C0 2 oxidiert (Sauerstoff wird ver-
braucht) . vor dem Katalysator
nach dem Katalysator
• HC-Verbindungen werden zu C0 2 und H2 0
oxidiert (Sauerstoff wird verbraucht).
Bild 3: Schadstoffe in Abhängigkeit von Lambda
1 3 Schadstoffminderung 343

Betriebsbedingungen für den Einbett-Dreiwege- Abgas (fettes Gemisch). eine Verkürzung der Ein-
Katalysator spritzzeit. Ist der Anteil an Restsauerstoff im Abgas
hoch (mageres Gemisch) wird die Einspritzzeit ent-
Der optimale Arbeits- bzw. Temperaturbereich sprechend verlängert. Die Regelung wiederholt sich
des Katalysators liegt zwischen 400 °C ... 800 °C. in einer vorgegebenen Frequenz, sodass der Motor-
rundlauf nicht beeinflusst wird.
Erst ab Temperaturen die größer als 300 oc sind, hat
der Katalysator eine Konvertierungsrate (Umwand- Bedingung für die A.-Regelung:
lungsrate) von mehr als 50 % (..light off" -Punkt/An- • Sondentemperatur größer als 300 oc
springtemperatur). Das Erreichen dieser Temperatur • Motor im Leerlauf- oder Teillastbereich
nach dem Kaltstart kann durch motornahen Einbau, • Motortemperatur höher als 40 oc
Katalysatorheizung, luftspaltisolierte Abgaskrüm-
mer, starke Zurücknahme des Zündzeitpunktes (bis Eine zweite A.-Sonde (Monitorsonde). die hinter dem
zu 15°) und Sekundärlufteinblasung deutlich ver- Katalysator eingebaut ist, dient zur Überwachung
kürzt w erden. Oberh alb von etwa 800 oc setzt eine der Katalysatorfunktion.
thermische Alterung der katalytisch aktiven Schicht
ein. Werden im Katalysator Temperaturen von mehr
als 1 000 oc erreicht, so wird er thermisch zerstört
(Bild 1). Dies kann z.B. infolge von Zündaussetzern
passieren. Hierbei gelangen unverbrannte Kohlen-
wasserstoffe in den Katalysator und verbrennen dort
mit dem gespeicherten Restsauerstoff.

temperatur Motordrehzahl spannung

Bild 2: Funktionsschema einer intermittierend arbeiten- -


Bild 1: Geschmolzener Katalysator
den Einspritzanlage mit A.-Regelung ...
Damit die katalytisch aktive Schicht durch Ablagerun-
Adaptive Lambdaregelung. Ist z.B. der Restsauer-
gen nicht unwirksam ( .. vergiftet") wird, darf nur blei-
stoffwert in einem bestimmten Lastbereich ständig
freies und schwefelarmens Benzin getankt werden.
zu gering, also das Gemisch zu fett, wird für diesen
Auch Verbrennungsrückstände von Motoröl, z.B. bei
Lastbereich die Grundeinspritzmenge verringert und
defekten Kolbenringen oder Zylinderverschleiß, la-
als Vorsteuerwert im Steuerg erät abgespeichert.
gern sich auf der katalytisch aktiven Schicht ab und
Dadurch können Störgrößen w ie z.B. falsch er Kraft-
verringern so die Wirksam keit des Katalysators.
stoffsystemdruck, nicht korrekte Temperaturwerte,
Katalysator mit geregeltem Gemischbildungs- Motoralterung, Falschluft innerhalb eines bestimm-
system (geregelter Katalysator) ten Regelbereiches korrigiert werden. Zugleich wird
die Ansprechzeit der A.-Regelung verkürzt und die
Hierbei überwacht eine Lambdasonde durch den Abgasqualität verbessert.
im Abgas enthaltenen Restsauerstoff die Ge-
mischzusammensetzung innerhalb enger Tale- Bauarten von ..t-Sonden
ranzen A. = 1 ± 0,005 (A.-Fenster). Spannungssprungsonde (Bild 1, Seite 344)
Aufbau. Die A.-Sonde besteht aus einem Keramikkör-
Während durch geregelte Gemischbildungssysteme per, z.B. Zirkondioxid, der innen und außen mit einer
im Katalysator Konvertierungsraten von 94 % ... dünnen mikroporösen Platinschicht überzogen ist.
98 % erreicht werden, ist bei älteren Fahrzeugen mit Damit die Sonder möglichst schnell ihre Anspring-
ungeregelten Gemischbildungssystemen im Mittel temperatur erreicht, wird sie beheizt. Die Außenflä-
eine Konvertierungsrate von 60 % möglich. che der Sonde ist dem Abg asstrom ausgesetzt. Sie
Lambda (Ä.)-Regelkreis (Bild 2). Die A.-Sonde ist als ist über die Platinschicht mit dem Sondengehäuse
M essfüh ler (Sensor, Signalglied) vor dem Kataly- v erbunden und bildet den M inuspol (-). Die Innen-
sator ei ngebaut. Je nach Restsauerstoffgehalt im seite der Sonde steht mit der atmosph ärischen Luft
Abgas gibt die A.-Sonde ein entsprechendes Span- in Verbindung . Sie ist über ihre Platinschicht mit
nungssignal an den Regler im Steuergerät. Dieser dem nach außen geführten Anschluss verbunden
bewirkt bei geringem Anteil von Restsauerstoff im und bildet den Pluspol (+) .
344 1 3 Schadstoffminderung

Widerstandssprungsonde (Bild 3).


Anschlusskabel für ==:::::.:;§iil:fl
Sondenspannung Der Keramikkörper der Sonde besteht aus Titandi-
und Heizelement oxid, der mit porösen Platinelektroden beschichtet
ist.

Signal-
kabel

Heizelement

Glas- äußerer
dichtung Metallkörper
Dichtring Metallkörper mit Sechskant
Kontaktteil
für Sonden- Bild 3: Titandioxidsonde
spannung
Wirkungsweise (Bild 4). Abhängig von der Sauer-
stoffkonzentration im Abgas und der Keramikkörper-
temperatur ändert Titandioxid seine Leitfähigkeit.
e lektrisch Bei magerem Gemisch (A. > 1) ist das Titandioxid we-
leitende niger leitfähig als bei fettem Gemisch (A. < 1).
Schicht(-)

elektrisch Bei der Titandioxidsonde ändert sich der Wider-


leitende ---~-+t-111 standswert sprunghaft bei A. ~ 1 zwischen 1 kQ
Schicht(+) '-"" ' "--"'>'-11'
(fettes Gemisch) und 1 MQ (mageres Gemisch).
Abgasseite
Im Steuerge rät wird ein Messwiderstand zum Son-
Bild 1: Aufbau der Spannungssprungsonde denelement in Reihe geschaltet. Der Spannungsab-
fall am Messwiderstand ändert sich aufgrund der
Wirkungsweise (Bild 2). Der Keramikwerkstoff der Widerstandsä nderung des Titankeramikkörpers in
A.-Sonde wird ab etwa 300 oc für Sauerstoffionen Abh ängigkeit der Sauerstoffkonzentration im Ab-
leitend. Durch den Sauerstoffanteil an der Luftseite gas zwischen OA V (mageres Gemisch) und 3,9 V ...
und den verschieden großen Restsauerstoffantei len 5 V (fettes Gemisch). Im Gegensatz zur Zirkondi-
an der Abgasseite der Sonde ergibt sich bei A. ~ 1 oxidsonde ist eine Referenzluft nicht erforderlich .
ein Spannungssprung zwischen 100 mV (mageres Die Regelfrequenz ist bei intakter Sonde größer als
Gemisch) und 800 mV (fettes Gemisch). Bei A. = 1 be- 1 Hz. Zwischen 600 °C ... 700 oc liegt die optimale Ar-
trägt die elektrische Spannung "" 450 mV ... 500 mV. beitstemperatur. Zur Einhaltung dieser Temperatur
Die höchste Sondentemperatur soll 850 oc ... 900 oc ist eine regelbare Sondenheizu ng erforderlich. Ab
nicht überschreiten . 200 oc ist die Sonde betriebsbereit, wobei die Regel-
frequenz für eine genaue Korrektur des Gemisches
0,9 fettes Gemisch mageres Gemisch noch zu gering ist. Bei Temperaturen, die größer als
850 oc sind, kann die Sonde zerstört werden.
t V
0,8
s
"'
c
:J
c
c
"' OA
0.
0,6
0,5
Sollwert
------------ t 1M
100 k
~'"i'::F--fatt---.
<J)
c Cl optimaler Arbeits- >
Q)
0,2 bereich c
"0
c ~ 1
0 O4 mager
(/)
0 ' ' -- --'----'- -.IL
0,8 0,9 1,1 1,2 500 600 700 800 0,8 0,98 1,02 1,2
Luftverhä ltnis ). - - tin oc Lambda - -

Bild 2: Kennlinie der Spannungssprungsonde in Bild 4: Kennlinien der Widerstandssprungsonde


Abhängigkeit von .J.
Breitbandlambdasonde
Regelfrequenz. Sie ist bei intakter Sonde bei
erh öhter M otorleerl aufdrehzahl ("" 2000 1/ min) i.d.R. Mit der Breitbandlambdasonde können A.-Werte
g rößer als 1 Hz. D.h. das Spannungssignal muss größer> 0,7 stufenlos gemessen werden. Sie eig-
zwischen 0,1 Volt (mageres Gemisch) und 0,9 Volt net sich deshalb auch zur stetigen A.-Regelung fü r
(fettes Gemisch) mindestens ein mal in einer Sekun- Ottomotoren mit Magerkonzept, Dieselmotoren
de pendeln. und Gasmotoren.
1 3 Schadstoffminderung 345

Die optimale Betriebstemperatur dieser Sonde liegt NOx-Speicher-, Reduktionskatalysator


zwischen 700 °C ... 800 °( . Bei direkteinspritzenden Ottomotoren , die in be-
Aufbau (Bild 1). Die Sonde besteht aus zwei Span- stimmten Betriebsbereichen mit Ladungsschichtung
nungssprungsonden aus Zirkondioxid, wobei die und Je > 1 betrieben werden, ist wegen des Luft-
eine als Messzelle (Sensorzelle) und die andere als überschusses eine Reduktion der Stickoxide bei die-
Pumpzelle dient. Seide Zellen sind so angeordnet, sen Lastzuständen durch einen Dreiwegekatalysator
dass zwischen ihnen ein minimaler Diffusionsspalt nicht möglich . Neben dem motornah eingebauten
(10 ~m ... 50 ~m) entsteht. Der Diffusionsspalt dient Dreiwegekatalysator wird zur Nachbehandlung der
als Messraum und ist über eine Einlassöffnung mit Stickoxide ein spezieller NOx-Katalysator als Unter-
dem Abgas verbunden. ln der Messzelle befindet bodenkatalysatoreingesetzt (Bild 3).
sich ein Referenzluftkanal, der mit der Außenluft in ,----------------~:--1 Motor-
Verbindung steht. steu er-
r-o-t· , gerät

Bild 3: Abgasreinigungsanlage für direkteinspritzenden


Bild 1: Breitbandlambdasonde Ottomotor mit l > 1

Wirkungsweise Pumpzelle. Durch Bestromung des Aufbau. Auf einem Träger aus Keramik wird eine
f ·estkÖ'rperelektrolyten der Spannungssprungsonde Zwischenschicht aufgebracht. Diese wird mit Bari-
ist es möglich, ab einer bestimmten Temperatur eine umoxid (BaO) oder Kaliumoxid (KO) als Speicher-
Sauerstoffionenbewegung zu erzeugen (=Pump- material beschichtet.
strom). Die Richtung der Sauerstoffionenbewegung Wirkungsweise (Bild 4). NOx-Speicherung. Während ~~~
ist dabei abhängig von der Polarität (+/-) der ange- des Magerbetriebes sind die Speichermaterialien
legten Spannung . in der Lage die Stickoxide zu binden (adsorbieren) .
Ist die Speicherfähigkeit erschöpft, wird dies durch
Zusammenwirken Messzelle - Pumpzelle. Durch
den NOx-Sensor (s. Seite 346) erkannt. NOx-Reduk-
die Messzelle (Sensorzelle). die nach dem Prinzip
tion. Durch periodisches .. Anfetten" (1 ... 5 Sekun-
der Spannungssprungsonde arbeitet, wird der Rest-
den) werden die Stickoxide wieder frei und mithilfe
sauerstoffgehalt im Abgas bestimmtist das Gemisch
der unverbrannten Abgaskomponenten HC und CO
z.B. mager (Je > 1 --> U ,~ < 300 mV). legt die Regel-
durch das Edelmetall Rhodium zu Stickstoff reduziert.
elektronik eine Spannung so an die Pumpzelle an
(UAbgasseite [±]; UMesszelle QLdass sich die Sauerstoff- Speichermaterial
Bariumoxid oder
ionen aus dem Diffusionsspalt über den porösen Kaliumoxid
Festelektrolyten Richtung Abgasseite bewegen (.,he- NO x - Speicherung
rausgepumpt werden " ). Dies geschieht solange bis
NO x - Regeneration
in der Messzelle Je = 1 ist. Der erforderliche Pump-
strom ist dabei proportional der Restsauerstoff- Bild 4: NOx-Speicherung und Regeneration
konzentration im Abgas (Bild 2). Der Pumpstrom
dient somit als Messgröße für den augenblicklichen Betriebsbedingungen für den NOx-Adsorber.
Lambdawert Dadurch kann das Motorsteuergerät
abhängig vom gespeicherten Kennfeld stetig je- Bei A rbeitstemperaturen zwischen 250 oc und
des gewünschte Mischungsverhältnis herstellen. 500 oc werden 80 % ... 90 % der Stickoxide redu -
ziert.

te ~:~
~

E
1,0

o
- Bei Temperaturen von über 500 oc kommt es zu
einer Hochtemperaturalterung des Katalysators,
~ deshalb sind die Abgase ggf. zu kühlen, z.B. über
~ -1,0
Bypassleitungen. Der Schwefelanteil im Kraftstoff
~ -2,0 IL,_---,L---L----,L:----:L-----,L------,L
0,7 1,0 1,3 1,6 1,9 2,2 2,5 soll kleiner als 0,050 mg (< 0,050 ppm) sein. Ansons-
Luftverhältn is ). -
ten wird die Speicherfähigkeit deutlich verringert
Bild 2: Kennlinie Breitbandlambdasonde ( .. Schwefelvergiftung").
346 1 3 Schadstoffminderung

NOx-Sensor (Stickoxidsensor) Wirkungsweise (Bild 2). Das Abgas passiert zu-


Aufgabe. Der NO.-Sensor wird benötigt, um in Abgas- nächst die Diffusionsbarriere 1 und gelangt in Kam-
nachbehandlungssystemen die Reduktion von NO. zu mer 1. ln Kammer 1 wird der Sauerstoff, welcher die
überwachen, damit die geforderten Abgasgrenzwerte Stickoxidmessung in der zweiten Kammer beein-
eingehalten werden können. Dazu misst der NO.-Sen- flussen würde, weitgehend entfernt. Dazu werden
sor mit hoher Genauigkeit zwischen A.;:: 1 und A. ~ oo an der Elektrode in Kammer 1 die Or Moleküle in
NO. und 0 2 im Abgas. Der NO.-Sensor befindet sich zweifach geladene Sauerstoff-Ionen (20 ) zerlegt.
z.B. unmittelbar hinter dem NO.-Speicherkatalysator. Durch Anlegen einer Pumpspannung werden die
Er hat ein eigenes Steuergerät, das über den CAN-Bus Sauerstoff-Ionen über den aus Zr0 2 bestehenden
mit dem Motorsteuergerät kommuniziert und die auf- Festelektrolyten solange aus Kammer 1 gepumpt bis
bereiteten Messdaten übermittelt (Bild 1). A. etwas größer als 1 ist, wobei die Messspannung
am mittleren Elektrolyt als Regelgröße für Kammer
1 dient. Der Pumpstrom /p1 ist dabei proportional der
Sauerstoffkonzentration im Abgas.
Über die zweite Diffusionsbarriere kommen NO. und
Reste an 0 2 in Kammer 2. Die Reste von 0 2 diffundie-
ren über Leiterbahnen und Passagen nach außen.
Das Stickoxid (2NO) in Kammer 2 wird an der Elek-
trode in Stickstoff (N 2 ) und Sauerstoff-Ionen (20- - )
Bild 1: NO.-Sensor mit NO.-Steuergerät zerlegt. Die Sauerstoff-Ionen (20 ) werden durch
Anlegen einer Spannung über den Festelektrolyten
Aufbau (Bild 2). Das NO.-Sensorelement besteht aus
drei Lagen eines Festelektrolyten aus Zirkondioxid aus Kammer 2 in die Referenzkammer gepumpt.
(Zr0 2 ) die mit Elektroden beschichtet sind. Dort reagieren die Sauerstoffionen zu 0 2 und diffu n-
dieren über Passagen nach außen.
Kammer 1 und Kammer 2 (Doppelkammersensor)
sind durch die Diffusionsbarriere 2 voneinander ge- Der dabei gemessene Pumpstrom /P2 (in ~A) ist
trennt. Die oberste und die unterste Schicht des Sen- proportional zur Konzentration des Stickoxids im
sorelements bestehen aus Aluminiumoxid (AI 2 0 3 ), Abgas. /p2 wird im NO. -Steuergerät ausgewertet
um eine möglichst gute Isolation und Temperatur- und zu einem für das Motorsteuergerät verarbeit-
wechselfestigkeit des Sensorelements zu erreichen. baren Signal aufbereitet. Der NO. -Messbereich
Eine Sondenheizung bewirkt, dass das Sensor- beträgt 0 ... 1500 ppm bei einer Messgenau igkeit
element schnell seine Betriebstemperatur erreicht von ±10 ppm (parts per million).
und auf Betriebstemperatur von ca. 700 oc gehalten
wird. Das Sensorelement ist wegen aggressiver Ab- Die Verschiebung (Offset) der Messgeraden bei /P2
gasbestandteile mit einer Schutzschicht überzogen ergibt sich aufgrund des Restsauerstoffgehalts in
und in einem Metallgehäuse verbaut. Kammer 2.

I I AI20 3 D ZrOr
Elektrolyt
• Elektroden

F-:::1 Diffusions-
~ barriere
r::::::J poröse
~ Schicht
D Schutzschicht

Diffusionsbarriere 1 Kammer 1 Diffusionsbarriere 2 Kammer 2


E
0
~ ~
o. E
E-
" - "-
a. -
0 2 -Konzentration (%) -

Schnittdarstellung B- B' Sondenheizung Referenzkammer NOx-Ko nzentration (ppm ) -

Bild 2: NO.-Sensorelement- Aufbau und Wirkungsweise


1 3 Schadstoffminderung 347

Sekundärluftsystem (SLS, Bild 1) Umschaltventil angesteuert. Das Rückschlagventil


sorgt dafür, dass das Gebläse nicht mit Abgasdruck
Durch Sekundärlufteinblasung werden HC- und beaufschlagt werden kann und beschädigt wird. Zu-
CO-Schadstoffwerte beim Kaltstart und in der sätzlich verhindert das Rückschlagventil eine Abgas-
Warmlaufphase des Motors (A. < 1) durch ther- rückführung .
mische Nachverbrennung vermindert.

ln diesen Motorbetriebszuständen ist der geregelte


Dreiwegekatalysator noch nicht voll betriebsbereit.
Bei der Sekundärlufteinblasung wird Luft dem Ab-
gaskrümmer vor dem Katalysator zugeführt.
Vorteile:
• Der Katalysator erreicht nach dem Kaltstart
schneller seine Betriebsbereitschaft.
• Der Katalysator kann in größerem Abst and zum
Auslasskanal eingebaut werden, um seine Stand-
zeit zu erhöhen.
Wirkungsweise (Bild 1). Bei diesem System wird,
abhängig von der Motortemperatur, ein Sekundär-
luftgehläse und ein elektropneumatisches Umschalt-
ventil durch das Steuergerät angesteuert. Über ein
Abschaltventil und ein Rückschlagventil wird Luft
vor dem Katalysator dem Abgas zugeführt. Das Ab-
schaltventil wird durch das elektropneumatische Bild 1: Schema Sekundärluftsystem

13 2 3 Diagnose und Wartungj,.co


A....U,_,)_ _ Fahrzeug-ldentnummer, Kraftstoffart (z.B.
Benzin, Erdgas)
Allgemeines. Bei Fahrzeugen mit Ottomotor
b) Durchführung der AU
(Fremdzündungsmotor) oder Dieselmoto r (Kom-
Beispiel: Fahrzeug mit geregeltem Gemischbil-
pressionszündungsmotor) ist in festgelegten Zeit-
dungssystem (GKAT)
abständen eine Überprüfung des Abgasverh altens
Nach entsprechender Konditionierung des Mo-
durchzuführen. Ab 2010 erfolgt die Überprüfung
tors ( Motortemperatur mind. 60 °C) werden mit
des Abgasverhaltens zum gleichen Zeitpunkt wie
Hilfe zugelassener Prüfgeräte und Prüfverfahren
die Hauptuntersuchung HU. Die Untersuchung des
folgende Istwerte auf Übereinstimmung mit den
Abgasverhaltens stellt dabei einen eigenständigen
Sollwerten geprüft:
Teil der Hauptuntersuchung dar. Sie kann von da-
• Schadstoffrelevante Einst elldaten wie Zünd-
für anerkannten Kfz-W erkstätten durchgeführt und
zeitpunkt (soweit darstellbar) und Leerlauf-
bescheinigt w erden.
drehzahl
Abgasuntersuchung AU bei Fahrzeugen mit • Abgasprüfung von CO bei Leerlaufdrehzahl
Fremdzündungsmotor und erhöhter Leerlaufdrehzahl
Je Typzulassung und technischer Ausführung • Lambdawert bei erhöhter Leerlaufdrehzahl
• Regelkreisprüfung
unterscheidet m an bei den anzuwendenden
Prüfverfahren Fahrzeuge ohne geregeltes Ge- Regelkreisprüfung. Sie erfolgt m ittels vom Fahr-
mischbildungssystem (UKAT), Fahrzeuge mit zeughersteiler definierter Störgrößenaufschaltung
geregeltem Gemischbildungssy stem (GKAT) (Grundverfahren). Ersatzverfahren oder Alternativ-
und Fahrzeuge mit geregeltem Gemischbil- verfahren. Voraussetzung für die Prüfung ist, dass
dungssystem und On-Board-Diagnose-System der Motor die richtige Betriebstemperatur hat.
(GKAT+OBD).
Am Beispiel des Grundverfahrens wird die Regelkreis-
a) Vorbereitende Arbeiten (gilt für alle Prüfabläufe) prüfung mit zwei Halbwellen beschrieben (Bild 1,
• Fahrzeugdokumente auf Übereinstimmung Seite 348). Bei A.-geregeltem Motorbetrieb, muss
mit dem Fahrzeug prüfen der A.-W ert zwischen den gesetzlichen Grenzwerten
• Anzuwendendes Untersuchungsv erfahren A. = 1,03 und A. = 0,97 liegen. Zur Berechnung des
auswählen (UKAT, GKAT, GKAT+OBD) Lambdaw ertes w erden die Konzentrationen der
• Erfassen der Fahrzeug-ldentdaten: Amtliches vier Abgaskomponenten CO, C02, HC und 0 2 vom
Kennzeichen, Kilometerstand, Erstzulassung, AU-Messgerät fortlaufend am Auspuffende erfasst.
Fahrzeughersteller, Typ und Ausführung, Nachdem stabile Abgaswerte bei vorgeschriebener
348 1 3 Schadstoffminderung

Drehzahl, beispielsweise Leerlaufdrehzahl, erreicht muss jetzt zunächst der obere festgelegte .1.-Grenz-
sind, wird der durch das Testgerät gemessene Lamb- wert 1,03 kurzzeitig überschritten werden. Inner-
dawert, z.B. 0,997, abgespeichert. Dieser Wert ist die halb von 60 Sekunden nach Störgrößenaufschal-
Bezugsgröße für die Regelkreisprüfung. tung muss der .1.-Wert wieder die Bezugsgröße A. =
0,997 ± 0,01 erreichen.

J - Stö rgrößen-
aufschaltung
(\
Störg rößen·
rückn ahme Störgrößenrücknahme. Wird der Schlauch wieder
aufgesteckt, so wird die Störgröße zurückgenom-
1,03
+ 0,01 men und das Gemisch angefettet. Dabei muss der
0,997
0,97 - 0,01 untere .1.-Grenzwert 0,97 kurzzeitig unterschritten
To leranzband
Regelkreisprüfung V werden. Innerhalb von 60 Sekunden nach Rück-
tins~ nahme der Störgröße muss der .1.-Wert wieder auf
m ax . 60 s I max. 60 s die Bezugsgröße A. = 0,997 ± 0,01 ausgeregelt sein.
Die Regelkreisfunktion wäre somit entsprechend
Bild 1: Veränderung des .<-Wertes bei der
den gesetzlichen Vorschriften in Ordnung.
Regelkreisprüfung
Ersatzverfahren/Alternativverfahren. Diese Ver-
Störgrößenaufschaltung. Z.B. durch Falsch Iuft. Da- fahren kommen zur Anwendung, wenn eine Regel-
bei wird das Gemisch abgemagert. Dies kann z.B. kreisprüfung mittels Störgrößenaufschaltung nicht
durch Abziehen eines Schlauches hinter der Dros- möglich ist. Dabei wird die Funktionsfähigkeit des
selklappe erfolgen (Herstellervorschrift beachten). Regelkreises entsprechend Herstellervorschrift z.B.
Durch das Aufschalten der Störgröße Falschluft mit einem Diagnosetester auf Funktion überprüft.

13.2.4 Europäische On Board Diagnose Systemüberwachung


(EOBD} Folgende Teilsysteme und Sensoren werden, soweit
vorhanden, permanent oder einmal je Fahrzyklus
überwacht:
Es ist eine im Motormanagement integrierte
Diagnose. Dabei werden abgasbeeinflussende • Katalysatorfunktion, Katalysatorheizung
Systeme w ährend des gesamten Fahrbetriebes • Funktion der Lambdasonden
überwacht. Eventuell auftretende Fehler werden • Verbrennungsaussetzer
im Steuergerät gespeichert und sind über eine ge- • Funktion der Abgasrückführung
normte Schnittstelle abzufragen. Zusätzlich wird • Funktion des Sekundärluftsystems
dem Fahrer über eine Kontrollleuchte im Fahr- • Kraftstoffbehälterentlüftungssystem
zeuginnenraum eine Fehlermeldung gegeben. • Alle Stromkreise für abgasrelevante Bauteile
• Ggf. Tankdeckel, falls nicht unverlierbar
Fehleranzeige (MIL = Maltunetion Indikator Lamp)
Fehler, die zu einer erheblichen Ein Fahrzyklus besteht aus Motorstart, Fahrt
Erhöhung der Abg aswerte führen mit bestimmten Drehzahlen und Geschwindig-
(Tabelle 1) oder Fehler, die beim keiten sowie einer Schubphase und Motorhalt
Selbsttest von Motor- bzw. Getrie- Erforderliche Kühlmitteltemperaturänderung:
besteuergerät auftreten, werden z.B. Mindestens 22°C auf > 70 °C.
durch eine gelbe, dauernd leuchtende Warnlampe
dem Fahrer angezeigt. Fehler, welche den Katalysator Katalysatorüberwachung
in seiner Funktion schädig en können, z.B. Verbren- Die .1.-Sonde (Bild 2) nach dem Katalysato r d ient zur
nungsaussetzer, bewirken, dass die MI-Lampe blinkt. Überwachung der Kat alysat orfu nktio n. Das M oto r-
st euerg erät v ergleicht die Sig nale der beiden .1.-Son-
Fehler, die zum Aufleuchten der MI-Lampe füh-
den. Die .1.-Regelung mit der ersten Sonde bewirkt
ren, sind umgehend zu beheben. Die Fahrtstrecke
nach Aufleuchten der Warnlampe wird gespei-
chert.

Bild 2: Sondensignale bei einem Katalysator mit hohem


Wirkungsgrad
1 3 Schadstoffminderung 349

eine Fett-Mager-Schwingung . Durch die Sauerstoff-


speicherfähigkeit eines Katalysators mit hohem Wir-
kungsgrad pendelt die Sondenspannung der zwei-
ten Sonde um einen Mittelwert.
Durch Alterung verliert der Katalysator seine Sauer-
stoffspeicherfähigkeit und kann weniger CO und HC
oxidieren. Dadurch sind die Regelschwingungen
der J.-Sonde nach dem Katalysator ähnlich den Re-
gelschwingungen der Vor-Kat-Sonde (Bild 1). Das
Steuergerät erkennt die zu geringe Wirkung des Ka-
talysators, speichert den Fehler und gibt eine Fehler-
oo 180° 360° 540° KW 720°
Kurbelwinkel - - -
meldung an die OBD-Warnleuchte (MIL) .
Bild 2: Verbrennungsaussetzererkennung bei einem
Vierzylindermotor

FunktionsübenNachung Sekundärluftsystem
Über die J.-Sondenspannung kann das Sekundärluft-
system überwacht werden . Bei kaltem Motor und
während der Warmlaufphase des Motors wird die Se-
kundärluftpumpe abhängig von Last und Motordreh-
zahl eingeschaltet. Bei einwandfreier Lufteinblasung
liegt die J.-Sondenspannung im mageren Bereich
(", 300 mV ... 100 mV). Diese Messung wird in der
Bild 1: Sondensignale bei einem Katalysator mit gerin- Kaltstartphase (ca. 90 ... 150 Sekunden) in regelmä-
gem Wirkungsgrad
ßigen Abständen wiederholt. Wird dabei eine aus-
SondenübenNachung reichende Anzahl an niedrigen Spannungswerten
B.ei. e[ner, ge.alterten defekten Vor-Kat-Sonde vermin- der J.-Sonde durch das Steuergerät festgestellt, so
dert sich die Regelfrequenz. Zusätzlich kann sich die gilt das Sekundärluftsystem als funktionsfähig.
Amplitudenhöhe verringern, so dass eine FeH-Ma-
FunktionsübenNachung Abgasrückführung
gererkennung nicht mehr möglich ist. Werden im
Dies kann durch Ansteuern (Öffnen) des Abgasrück-
Motorsteuergerät hinterlegte Grenzwerte überschrit-
führventils während der Schubphase und Messung
ten, so erfolgt eine Fehlermeldung. Zusätzlich kann
des Saugrohrdrucks erfolgen . Ist die Abgasrückfüh-
durch die Höhe der Spannung erkannt werden, ob
rungsanlage in Ordnung, muss sich eine Änderung
Kurzschlüsse nach Plus, nach Masse oder Leitungs-
des Saugrohrdruckes ergeben, da die Verbindung
unterbrechungen vorhanden sind . Die Lambdason-
zwischen Abgaskrümmer und Saugrohr offen ist.
denheizung kann durch Messung des Spannungsab-
Andernfalls kommt es zur Fehlermeldung.
falls an einem in Reihe geschalteten Widerstand im
Sondenheizkreis auf Funktion geprüft werden. ÜbenNachung Tankentlüftungssystem
VerbrennungsaussetzerübenNachung Über die J.-Sondenspannung ist eine Prüfung des
Jede einzelne Verbrennung erzeugt an der Tankentlüftungssystems möglich . Dies geschieht
Schw,ungmasse eine definierte Beschleunigung. meist im Leerlauf. Zunächst wird das Tankentlüf-
Zur Uberwachung dient ein an der Kurbelwelle be- tungsventil geschlossen und der J.-Wert bestimmt.
festigtes Inkrementenrad (Zahnrad mit am Umfang Anschließend wird das Tankentlüftungsventil geöff-
verteilten Segmenten) und ein Geber, der die Signa- net. Bei gefülltem Aktivkohlebehälter erkennt die .1.-
le dem Motorsteuergerät zur Auswertung zuleitet. Sonde fettes Gemisch (U~c = 800 mV ... 900 mV) . Sind
Ist die Verbrennung in allen Zylindern in Ordnung, im Aktivkohlebehälter keine Kohlenwasserstoffe des
ist der Zündabstand aller Segmente gleich. Durch Benzins gespeichert, so magert das Kraftstoff-Luft-
Verbrennungsaussetzer kommt es zu Drehmoment- Gemisch ab (U~c =300 mV ... 100 mV). Das Steuerge-
schwankungen, die eine Laufunruhe des Motors rät registriert diese Werte. Diese Funktionsprüfung
bewirken (Bild 2). Dadurch dreht sich die Schwung- wird mehrmals wiederholt. Ergibt sich über eine
masse und somit das Inkrementenrad des betref- bestimmte Anzahl von wiederholenden Funktions-
fenden Zylinders bis zur nächsten Zündung etwas prüfungen ein plausibler Wert, so wird das Tankent-
langsamer. D.h. der Zeitabstand verlängert sich um lüftungssystem als funktionsfähig bewertet.
den Bruchteil einer Sekunde. Überschreiten die Ver-
Je nach Herstel ler werden nur elektrische Prü-
brennungsaussetzer einen bestimmten Grenzwert,
fungen des Sekundärluftsystems, des Abgas-
so wird die Fehlerlampe aktiviert. Besteht die Gefahr,
rückführventils und des Tankentlüftungsventils
dass der Katalysator geschädigt wird, wird die Ein-
durchgeführt.
spritzung des betreffenden Zylinders abgeschaltet.
350 1 3 Schadstoffminderung

WERKSTATTHINWEISE- EOBO, Fehlersuche bei der Lambdaregelung


Fehlerspeicher - EOBD Fehlercodes. 5-stellige
• Fehler, die einmalig auftreten, werden beim alphanumerische Codes, z.B.
nächsten Fahrzyklus gelöscht.
• Wiederholt sich der Fehler, so wird er mit seinen P: Powertrain (Antrieb)
Umgebungsdaten, z.B. Motordrehzahl , Motor- 0: Codes sind herstellerunabhängig
temperatur, gespeichert ("freeze frame") . genormt
• War der Fehler bereits gespeichert, so leuchtet (1: Code wird vom Hersteller fest-
die MI-Lampe auf. gelegt.)
• Tritt der Fehler bei 3 weiteren Fahrzyklen nicht
P 0 1 50 1: Baugruppe, in welcher der Fehler
mehr auf, so erlischt die Kontrolllampe wieder.
auftritt
• Fehler, die nach 40 Fahrzyklen nicht mehr auf-
treten, werden gelöscht. 1/2 Kraftstoff und Luftzum essung
3 Zündsystem oder Verbrennungssaussetzer
Fehler auslesen - OBD 4 zusätzlich e Systeme zur Emissionsminderung
5 Geschwindigkeits- und Leerlaufregelsysteme
Zum Auslesen der abgasrelevanten Fehler sind 6 Computer und Au sgangssignale
Schnittstelle, Diagnoseprotokoll und Diagno- 7 Getriebe
seaussagen einheitlich festgelegt. p 01 Bauteil, welches die Störung verur-
sacht
50 OT Sonde vor KAT

Fehlersuche bei der Lambda-Regelung


Wird während der Regelkreisprüfung bei der Mes-
EOBD-Diagnose- sung der Abgaskomponenten festgestellt, dass die
anschluss A.-Regelung nicht in Ordnung ist, kann der Fehler
(Fahre rraum )
sowohl im elektrischen Regelkreis als auch am
AnschlussbelegunQ PIN 9 Katalysator liegen. Um einen möglichen elektri-
Diagnoseschnittstelle: schen Fehler im Regelkreis einzugrenzen, gibt es
PIN 2+ 10 Datenübertragu ng handels-
übliches Prüfmöglichkeiten, die weitgehend typunabhängig
nach SAE J 18 50 Ausl esegerät
PIN 7+ 15 Datenübertragung durchgeführt werden können .
(Generic
nach DIN ISO 9141 -2 Sca nTool) Elektrische Überprüfung der A.-Regelung im ge-
PIN 4 / 5 Fahrzeugmassei
Signalmasse schlossenen Regelkreis bei einer Spannungs-
PIN 16 Plu s (Klemme 30 oder 15) sprungsonde (Bild 2)
Alle anderen PIN können vom
Hersteller zur Nutzung weiterer Bei ausgeschalteter Zündung wird ein Spannungs-
Diagn osefunktionen frei belegt werden. messer oder ein Oszilloskop parallel zur Signal-
spannung der A.-Sonde angeschlossen. Nach dem
Bild 1: EOBD Fehler auslesen
Starten des kalten Motors wird eine feststehende
Mit dem Auslesegerät können verschiedene Prüf- Spannung von 0,4 V ... 0,6 V angezeigt (hersteller-
modi ausgewählt werd en. abhäng ig) . Sind Motor und A.-Sonde betriebswarm,
Prüf- so schwankt die Spannung zwischen 0,1 V .. .0,8 V.
Diagnosefunktion
modus
A uslesen der abgasreleva nten Ist-W erte
Aus lesen der Fehleru mgebu ngsd aten, d ie beim
Abspeichern der abgas relevanten Fehler vo rl agen
("freeze frame ")
3 A bgasreleva nte Feh ler, die in zwei aufei nanderfolgen-
den Fahrzyklen aufgetreten sind (entprellte Fehler)
4 Löschen der abgasrelevanten Fehlercod es
5 M esswerte der Lambdasonden
6 M esswerte der nicht permanent überwachten Syste-
me, z.B. Sekundärlufteinblasung
7 Auslese n von sporadischen abgasreleva nten Fehlern
8 Statusanzeige, ob System- oder Bauteilprüfungen,
abgeschlossen sind (Readiness-Code: ja= 0; nein = 1)
9 Anzeige von Fah rzeug- u nd System info rm ati onen Bild 2: Elektrische Prüfung der .l.-Regelung im
geschlossenen Regelkreis
1 3 Schadstoffminderung 351

WERKSTATTHINWEISE FORTSETZUNG VON SEITE 350


Ergibt sich ein Fehler, so dass die Sondenspan- ca. 0,8 V ... 0,9 V beaufschlagt. Sind Steuergerät
nung immer einen festen Wert anzeigt, z.B. - 0,1 V; und Zuleitung in Ordnung, so magert das Gemisch
- 0,5 V oder- 0,8 V, ist zunächst zu prüfen, ob z.B. ab. Der Motorrundlauf wird schlechter (Motor ru-
Motortemperatur, Sondentemperatur, Tempera- ckelt). Bei intakter Je-Sonde sinkt die Sondenspan-
turfühler und Kabelverbindungen in Ordnung sind. nung auf ca. 0,1 V. Ist dies nicht der Fall, können
Ist dies der Fall, kann der Fehler durch Unterbre- folgende Fehler vorliegen: Motortemperaturfühler
chung des Regelkreises und elektrische Störgrö- defekt, Fehler im Kabelbaum oder Steuergerät. Er-
ßenaufschaltung weiter eingegrenzt werden. folgt eine Abmagerung durch das Steuergerät, aber
die Sondenspannung sinkt nicht, so liegt der Fehler
Elektrische Überprüfung der A.-Regelung im unter-
im Bereich der Je-Sonde (Massefehler; Sondenhei-
brochenen Regelkreis (Bild 1)
zung defekt; Sonde gealtert I defekt).
Voraussetzung: Motor und Je-Sonde haben Be-
triebstemperatur, Sondenheizung funktioniert. Simulation: Mageres Gemisch
Kupplungsstecker zwischen Lambdasonde und Hierbei wird auf den entsprechenden PIN des Steu-
Steuergerät lösen und Adapterstecker dazwischen ergerätes eine Spannung von ca. 0,1 V gegeben.
stecken . Messgerät anschließen . Die Motordrehzahl müsste aufgrundder durch das
Steuergerät bewirkten Gemischanfettung kurz-
Simulation: Fettes Gemisch
zeitig etwas ansteigen . Die A.-Sondenspannung
Über ein Testgerät wird der entsprechende PIN müsste 0,8 V ... 0,9 V annehmen. Ist dies nicht
des Steuergerätes mit einer Spannung von der Fall, können die gleichen Fehler vorliegen,
wie bereits bei Simulation Gemischanfettung be-
schrieben, oder aufgrundvon Undichtigkeiten wird
Falschluft angesaugt.
Achtung. Bei Titandioxidsonden pendeln die
Spannungswerte zwischen kleiner0, 3 V undgrößer
3,9 V bei intakter Sonde.
Prüfen Lambdasondenheizung. Sie lässt sich durch
Widerstandsmessung prüfen. Übliche Werte bei
Raumtemperatur: 2 Q .. . 14 Q, bei Werten über
30 Q ist die Sondenheizung defekt. Mögliche Fol-
gen : Schlechte Motorleistung, erhöhter Verbrauch
oder Motorruckeln.
Prüfen Breitbandlambdasonde, NO.-Sonde. Diese
Bild 1: Elektrische Überprüfung der A.-Regelung im werden mit Hilfe von Fahrzeugtestern auf Funktion
unterbrochenen Regelkreis (fettes Gemisch) geprüft.

WIEDERHOLUNGSFRAGEN 12 Zwischen welchen Werten bewegt sich der Span-


1 Welche Schadstoffe entstehen bei der nicht voll- nungssprung einer Titandioxidsonde?
ständigen Verbrennung des Kraftstoffes im Motor? 13 Wie wird bei einer Breitbandlambdasonde der A.-
2 Wie wirken sich Luftmangel bzw. Luftüberschuss Wert bestimmt?
auf die Abgaszusammensetzung aus? 14 Welche Aufgabe hat der NO.-Katalysator?
3 Welche grundsätzlichen Verfahren zur Senkung 15 Erklären Sie, bei welchen Motorkonzepten ggf. ein
der Schadstoffe gibt es? NO.-Katalysator erforderlich ist.
4 Durch welche Maßnahmen am Motor wird die 16 Erklären Sie Aufbau und Wirkungsweise des Se-
Schadstoffbildung vermindert? kundärluftsystems.
5 Erklären Sie den Aufbau und die Wirkungsweise 17 Wie wird bei der AU die Regelkreisprüfung durch-
einer Abgasrückführungsanlage? geführt?
6 Was versteht man unter einem Einbett-Dreiwege- 18 Wie wird bei der OBD der Katalysator auf Funktion
Katalysator? überwacht?
7 Wie ist ein Keramikträgerkatalysator aufgebaut? 19 Unter welchen Bedingungen leuchtet die MI-
8 Welche chemischen Umwandlungen finden in Lampe?
einem Dreiwegekatalysator statt? 20 Wie werden Verbrennungsaussetzer festgestellt?
9 Warum soll bei Abgasanlagen mit Dreiwege- 21 Unter welchen Bedingungen wird der Fehlercode
=
katalysator A. 1 sein? bei der EOBD selbsttätig gelöscht?
10 Erklären Sie den A.-Regelkreis. 22 Wie kann die Lambdasondenheizung geprüft wer-
11 Was misst die A.-Sonde? den?
352 1 3 Schadstoffminderung

13.3 Schadstoffminderung beim Hinzu kommen Stoffe, die aus Verunreinigungen


oder Zusätzen im Kraft- oder Schmierstoff resultie-
Dieselmotor ren, wie z.B. Metall- und Schwefelverbindungen.
Stickoxide NO. (wie Stickstoffmonoxid NO und
13.3.1 Abgaszusammensetzung
Stickstoffdioxid N02 ) entstehen bei hohen Verbren-
nungsspitzentemperaturen, hohen Verbrennungs-
Das Abgas eines Dieselmotors enthält neben drücken und großen Flammgeschwindigkeiten. Auf-
Stickstoff N 2 und Sauerstoff 0 2 verschiedene Re- grund des Luftüberschusses in Leerlauf und Teillast
aktionsprodukte aus Kohlenstoff C, Wasserstoff kommt es bei diesen Lastzuständen verstärkt zur
H, Sauerstoff 0 und Stickstoff N. NO. -Emission.

Vollständige Verbrennung. Unter optimalen Bedin-


gungen (mit motorischer Verbrennung nicht erreich- Abgasgrenzwerte für Pkw-Dieselmotoren
bar) verbrennen Kohlenwasserstoffverbindungen Trotz der Emissionsbeschränkungen seit Mitte der
(HC-Verbindungen) vollständig zu Kohlendioxid 70er-Jahre gehen die Fahrzeugemissionen aufgrund
(C0 2 ) und Wasser (H 20). steigender Zulassungen nur langsam zurück. Hie-
Unvollständige Verbrennung. Der Dieselmotor raus resultieren immer schärfer werdende Abgas-
arbeitet je nach Motorbelastung mit unterschied- grenzwerte. Sie sind innerhalb der EU einheitlich
lich großem Luftüberschuss A. > 1). Bei Volllast mit festgelegt.
einem leichten Luftüberschuss bis A. ~ 1,3. Im Teil- Tabelle 1 zeigt die Europäischen Abgasgrenzwerte
lastbereich und im Leerlauf mit einem großen Luft- für neue Diesel-Pkw.
überschuss bis A. ~ 18. Daher enthalten Dieselabgase
weniger unverbrannte Kohlenwasserstoffe als das
Abgas eines Ottomotors. Wegen des gleichzeitig ho-
hen Sauerstoff- und Stickstoffanteils werden jedoch
mehr Stickoxide erzeugt.
Bei unterschiedlichen Betriebsbedingungen und
Motorbelastungen kommt es dadurch zu stark
schwankenden Abgaszusammensetzungen, was
hohe Anforderungen an die Abgasbehandlung stellt.
ln Bild 1 ist eine mögliche Abgaszusammensetzung
für einen Betriebszustand dargestellt.
13.3.2 Verfahren zur Schadstoff-
minderung
Um die Emissionsgrenzwerte der Euro-6-Norm zu
erreichen, müssen alle Schadstoffminderungsmaß-
nahmen optimal aufeinander abgestimmt sein. Man
NO. 0,088% unterscheidet zwischen motorischen Maßnahmen
und der Abgasnachbehandlung.
CO 0,003%
Motorische Maßnahmen. Sie bestehen beispiels-
HC 0,002%
weise aus:
PM 0,0006% • Brennraumoptimierung
Bild 1: Beispielhafte Abgaszusammensetzung • Glühzeitsteuerung
• Größerem Einspritzdruck
• M ehrventiltechnik
Trotz Luftübersch uss wird der Kraftstoff punktuell • Einlasskanalsteuerung
nur teilweise verbrannt (vgl. S. 312), was zur Parti-
• Ladedruckregelung
kelbildung führt.
• Optimierte Vor-, Haupt- und Nacheinspritzung
Es entstehen folgende Schadstoffzusammensetzun- • AGR
gen: Abgasnachbehandlung. Folgende Systeme kom-
Kohlenmonoxid (CO), unverbrannte Kohlenwas- men zum Einsatz:
serstoffe (HC) sowie Partikel. Partikel bestehen aus • Oxidationskat alysator
einem Rußkern mit angelagerten Verunreinigungen, • SCR-Katalysator
wie z.B. Metalloxiden. Die festen Abgasbestandteile • DPNR-Filter
werden zusammengefasst als Partikel (engl. particu- • Partikelfilter
late matter, Feinstaub) bezeichnet. • NO. -Speicherkat
1 3 Schadstoffminderung 353

Zielkonflikt. Maßnahmen, die zur Minderung eines mit der einströmenden Luft. Der Abgasanteil im Ver-
Schadstoffes führen , erhöhen in der Regel die Emis- brennungsraum wird als interne Abgasrückführung
sion der anderen Schadstoffe. bezeichnet. Sie hat für die gezielte Reduzierung der
So führen zum Beispiel Maßnahmen zur Reduktion Stickoxide (NOxl bei Dieselmotoren keine Bedeu-
von Stickoxiden (NOxl meist zur Erhöhung von Koh- tung, da Dieselmotoren i.d.R. wenig Ventilüber-
lenwasserstoffen (HC). Kohlenmonoxid (CO) und schneidung haben und aufgeladen sind .
Partikeln . Externe bzw. außermotorische Abgasrückführung.
Durch eine optimale Abstimmung aller motorischen Über eine zusätzliche Abgasleitung und ein AGA-
Maßnahmen, ist es möglich die Euro-4-Norm zu er- Ventil wird ein Teil des Abgases gekühlt oder un-
reichen. Da zum Erreichen der Euro-5-Norm , Syste- gekühlt der Ansaugluft als Inertgas beigemischt
me der Abgasnachbehandlung unverzichtbar sind, (inert: lat.: unbeteiligt). Der Inertgasanteil wird bei
können Motorabstimmungen wieder so gewählt der Verbrennung erhitzt ohne die Verbrennung zu
werden, dass z.B . durch einen frühen Einspritzzeit- unterstützen. Die Wärmeaufnahme sorgt so für die
punkt Kraftstoff gespart wird. Die daraus resultie- Absenkung der Verbrennungsspitzentemperatur.
rende Erhöhung der Stickoxide, kann durch ein SCR Je nachdem ob das Abgas vor oder nach dem Ab-
System reduziert werden . gasturbolader entnommen wird, unterscheidet man :
• Hochdruck-AGA
• Niederdruck-AGA

Hochdruck-AGA (Bild 1)
AGR-Rate hoch Partikel -
i i J. i i filter Das rückzuführende Abgas wird vor der Abgas-
Einspritzzeit- SCR turbine des Abgasturboladers entnommen und
J. J. ii H J. der vorverdichteten Frischluft nach dem Turbine-
punktfrüh
rad beigemischt.
Einspritzzeit- Partikel-
i i H ii i
punktspät filter Die Menge wird über ein AGR-Ventil eingestellt.
Verbrennungs- Partikel- Zur Erhöhung der zurückzuführenden Abgasmenge
J. J. i i H
temperatur hoch filter, SCR kann dieses gekühlt werden .
Euro-3-Konzepte verfügten noch über eine nicht ge-
kühlte AGR . Fahrzeuge ab Euro 4 besitzen meist eine
gekühlte AGA-Strecke.
13 3 3 Abgasrückführung (AGR}
Die Abgasrückführung (AGR, engl. EGR = Exhaust
Gas Recycling) dient dazu, die NOx-Emission zu sen-
ken . Durch die Beimischung von Abgas in die An -
saugluft wird der zugeführte Sauerstoffanteil verklei-
nert. Die Abgasbestandteile nehmen nicht mehr an
der Verbrennung teil und nehmen zusätzlich Wärme
auf. Somit sinkt die Verbrennungsspitzentemperatur
und damit die Stickoxid-Emission (NOxl bis ca. 60 %.
Die Abgasrückführungsrate kann bis zu 40 Vol. -%
betragen . Steigt die Abgasrückführungsrate über
diesen Wert, sinkt einerseits die NOx-Emission wei-
ter ab, andererseits verbrennt der Dieselkraftstoff
nicht mehr vollständig . Somit steigt der Anteil un-
verbrannter Kohlenwasserstoffe (HC) und der Par-
tikel (PM) aufgrund von Sauerstoffmangel wieder Bild 1: Hochdruck-Abgasrückführung mit zusätzlicher
stark an . Regelklappe
Man unterscheidet folgende Abgasrückführungs-
Damit bei aufgeladenen Motoren eine ausreichende
systeme:
AGR-Rate erzielt wird, können Druckregelklappen
• interne bzw. innermotorische Abgasrückführung im Mischgehäuse eingebaut sein (Bild 1). Die Druck-
• externe bzw. außermotorische Abgasrückführung regelklappe sorgt für ein Druckgefälle von Auslass-
Interne bzw. innermotorische Abgasrückführung. kanal zu Ansaugkanal. So wird z.B . durch Schließen
Ein frühes Öffnen der Einlassventile nach dem der Druckregelklappe ein größeres Druckgefälle
Arbeitstakt bewirkt eine Vermischung von Abgas zwischen Ansaugrohr und Auslasskanal hergestellt
354 1 3 Schadstoffminderung

und somit die AGR-Rate erhöht. Um volle Leistung


und volles Drehmoment zur Verfügung zu haben, ist J:: 12 120
die Abgasrückführung bei höheren Drehzahlen und ~ COJ <12-
~ 10 115 c
bei Volllast abgeschaltet. Zusätzlich würde der Parti-
kelausstoß durch den Luftmangel zu groß werden .
c
c 8
I 110
J::
"::J
Die Verschlechterung der Laufruhe bei einer Abgas-
0
'üi
6
I 105
.Ci"'
Q;
.!!?
rückführung im Leerlauf werden bei Fahrzeugen mit E ~X ~~ ~
Leerlaufregelung ausgeglichen. ~ 4 100 0
tl
_.,., l/Hc
Verbrauch

"'
.9
<J)
4:

Abgasklappe
'0 2
HC
95 "'
~
Hochdruck-Abga s- "'
J:: .............. NOx
rü ckführung
r\-- "
Cf) 0 90
0 20 40 60
Abgasrückführungsrate in%

Bild 2: Einfluss der AGR-Rate auf die Schadstoffe NOx,


HC und CO

Regelung der AGR-Rate. Sie wird vom Steuergerät


über ein Unterdruckventil oder einen elektrischen
Stellmotor eingestellt. Sie ist abhängig von:
Bild 1: Schema Hochdruck- und Niederdruck-Abgas-
rückführung • Last/Drehzahl
• Motortemperatur
Niederdruck-AGA
• Ladedruck
Das rückzuführende Abgas wird nach der Abgas- • Ansauglufttemperatur.
turbine und dem Dieselpartikelfilter entnommen
und der Frischluft vor dem Turbinerad beige- Funktion. Im Motorkennfeld ist für jeden Betriebs-
mischt. punkt die Stellung der Aktaren wie AGR-Steller und
Druckregelklappenstellung hinterlegt. Um die schär-
Durch das weit hinten im Abgasstrang entnomme- feren Grenzwerte der Euro 5 einhalten zu können , ,
ne, kühlere und vor allem partikelärmere Abgas las- wird anstatt der Steuerung die Stellung der Klappe
sen sich folgende Vorteile erzielen: in einem Regelkreis geregelt. D.h. ein Potentiometer
• Bessere Füllung, da die Ansaugluft weniger auf- ermittelt die Klappenstellung und gibt diese zurück
geheizt wird. an das Steuergerät. Zusätzlich wird über einen Heiß-
• Der Abgasmassenstrom vor Turbine des Abgas- film-Luftmassenmesser die angesaugte Luftmasse
turboladers (ATL) wird nicht reduziert, sodass der ermittelt. Der Restsauerstoffgehalt im Abgas wird
ATL besser anspricht und ein besserer Lastwech- über eine Breitband-Lambdasonde im Abgasrohr er-
selprozess möglich ist. fasst. Bei Motoren mit Drucksensorglühkerzen (vgl.
Seite 316) geht der Druckverlauf ebenfalls mit ein.
• Der Drosselbedarf durch die Druckregelklappe der
Aus diesen drei Signalen wird die optimale AGR-
Hochdruck-AGR wird wesentlich verringert.
Rate vom SG errechnet und die Aktaren entspre-
Die Niederdruck-AGR stellt wegen der thermischen chend angesteuert.
Belastung und auch durch leistungsmindernde
Rückstände wie Ruß-, Ölpartikel und Wasserdampf Die Abgasrückführung wird bei warmem Diesel-
auf dem Verdichterrad äußerst hohe Anforderungen motor im Leerlauf- und Teillastbetrieb aktiviert.
an den Abgasturbolader. Im Volllastbetrieb ist das AGR-System deakti-
Euro-6-Motoren können sowohl eine gekühlte Nie- viert.
derdruck-AGR und aufgrund von Vorteilen in Dyna-
mik und Kaltstart eine ungekühlte Hochdruck-AGR
13.3.4 Oxidationskatalysator
aufweisen (Bild 1).
AGR-Rate. Wie in Bild 2 dargestellt sinkt bei stei- Er entspricht im Aufbau einem 3-Wege-Katalysator.
gender AGR-Rate die NOx-Konzentration im Abgas. ln ihm werden unverbrannte Kohlenwasserstoffe
Gleichzeitig steigen aber die Konzentrationen an PM , HC und Kohlenmonoxid CO oxidiert. Aufgrund des
CO und HC an. Aufgrund der sinkenden Verbren- hohen Restsauerstoffanteils im Dieselabgas können
nungstemperatur erhöht sich zudem der Kraftstoff- Stickoxide (NOx) nicht reduziert werden. Deshalb
verbrauch . Hieraus ergibt sich eine obere Grenze für wird er als ein Oxidationskatalysator (2-Wege-Kata-
die Abgasrückführungsrate von ca. 40 Vol-%. lysator) verwendet.
1 3 Schadstoffminderung 355

warmfestes Stahlblechgehäuse
Katalytische Heizkomponente
Drahtgestrick (Katalytischer Brenner)
wabenartiger
Keramikträger
Der Katalytische Brenner wird zur Anhebung der
Abgastemperatur bei der Partikelfilterregenerati-
on eingesetzt.

Die CO- und HC-Emissionen werden zu diesem


Zweck über eine motorische Nacheinspritzung oder
über ein nachmotorisches Einspritzventil am Aus-
puffkrümmer gezielt erhöht. Dabei wird die bei der
Oxidation von CO und HC frei werdende Reaktions-
wärme zur Erhöhung der Abgastemperatur genutzt.
Keramikträger (wash-coat)

Bild 1: Aufbau und Wirkungsweise eines Diesel-


Oxidationskatalysators mit Keramikträger
13 3 4 Dieselpartikelfilter
Man unterscheidet folgende Dieselpartikelfilterarten :
Aufbau. Auf einem Keramik- bzw. Metallträger ist zur • Teilstrompartikelfilter
Vergrößerung der wirksamen Oberfläche eine Be-
• Vollstrompartikelfilter
schichtung aus Aluminiumoxid aufgebracht (Bild 1).
Auf dieser sogenannten .,wash-coat" befindet sich Teilstrompartikelfilter. Sie kommen vorzugsweise
der eigentliche Katalysator, bestehend aus 1 ... 2 g in der Nachrüstung zum Einsatz. Die katalytisch be-
Platin und Palladium. schichtete Filtermatte (Bild 2) hält die Partikel fest
und übernimmt gleichzeitig die Funktion des Oxi-
Die Edelmetalle als Katalysator stoßen die Oxi- dationskatalysators. Je nach Einstellung des Dros-
dationsvorgänge an, ohne sich dabei zu verbrau- selquerschnitts in der Mitte des Filters und der Be-
chen. triebsbedingung des Motors wird eine Abscheidrate
zwischen 30 % und max. 70 % erreicht. Die Regene-
Die wesentlichen Funktionen des Dieseloxidations- ration des Filters findet ohne Eingriff in die Motor-
katalysators sind: steuerung (EDC) katalytisch statt.
Oxidation von HC- und CO-Emissionen. Am Oxikat
werden Kohlenmonoxid (CO) und Kohlenwasser-
stoffe (HC) zu Kohlendioxid (C0 2 ) und Wasserdampf
(H 2 0) oxidiert. Die Oxidation erfolgt ab einer ge-
wissen Grenztemperatur (Light-off-Temperatur).
Sie liegt je nach Abgaszusammensetzung, Strö-
mungsgeschwindigkeit und Katalysatordotierung
bei 170 oc ... 200 °C. Ab dieser Temperatur steigt die
Oxidationsrate auf über 90 %.
Oxidation von NO zu N02 • Stickstoffmonoxid NO
und Stickstoffdioxid N02 werden zusammen als NOx
bezeichnet. Der NOrAnteil am NOx im motorischen Bild 2: Nebenstrompartikelfilter
Abgas beträgt in den meisten Betriebspunkten nur
etwa 10 %. Der Oxikat sorgt schon bei niedrigen Der Nachrüst-Partikelfilter kann an Stelle des vor-
Temperaturen für eine Erhöhung des Verhältnisses handenen Oxidationskatalysator eingebaut werden .
von N02 zu NO. Ein hoher N0 2 -Anteil am NOx ist
Funktion. Durch schaufelartige Einschnitte in einer
für die Funktion nachgelagerter Komponenten, wie
gewellten Metallfolie wird ein Teilstrom des Ab-
dem Dieselpartikelfilter bzw. dem SCR-Katalysator gases z.B . in ein Sintermetallvlies gelenkt. ln der
wichtig, um z.B. die Partikelabbrenntemperatur ab- Mikrostruktur des Metallfaservlieses werden die
zusenken . Partikel zurückgehalten. Die Regeneration erfolgt
Reduktion der Partikelmasse. Die vom Dieselmotor kontinuierlich durch die Oxidation von Kohlenstoff
emittierten Partikel bestehen zum Teil aus Kohlen- mit Stickstoffdioxid (N0 2 ). Für die Regeneration ist
wasserstoffen, die sich bei steigenden Temperatu- ein erhöhter Anteil von N0 2 im Abgas erforderlich .
ren vom Partikelkern abspalten. Durch Oxidation Dieser lässt sich aus dem im Abgas enthaltenen
dieser Kohlenwasserstoffe kann die Partikelmasse Stickstoffoxid (NO) erzeugen. Dazu ist eine Tempe-
(PM) um 15% ... 30 % reduziert werden. ratur von ca. 200 oc ... 280 oc auf der katalytischen
356 1 3 Schadstoffminderung

Oberfläche des Partikelfilters erforderlich . Wird diese • Erhöhung der Abgastemperatur. Durch eine ge-
Abgastemperatur nicht erreicht, füllen sich die Filter- zielte Nacheinspritzung bzw. eine Erhöhung der
taschen mit Partikeln, und das Abgas kann durch die Drehmomentanforderung, z.B. durch Klimakom-
normalen Längskanäle ungefiltert den Partikelfilter pressor und Generator, wird die Abgastemperatur
durchströmen . erhöht.
Vollstrompartikelfilter. Sie werden als Erstausrüs- Regelung des Regenerationsprozesses. Der Diffe-
tungsfilter eingesetzt und bestehen meist aus einem renzdrucksensor erfasst den Druckunterschied vor
keramischen Wabenfilterkörper aus Siliciumcarbid und nach dem Partikelfilter. Ist der Partikelfilter voll,
(SiC). Bei diesen Filtern wird 100 % des Abgasstro- wird ein entsprechend großer Druckunterschied ge-
mes gefiltert. Zur Regeneration ist ein Eingriff in die messen (Bild 2). Der Filter ist regenerierungsbedürf-
Motorsteuerung (EDC) notwendig . tig und die aktive Regeneration wird eingeleitet. Die
Funktion. Die Kanäle des Partikelfilters sind wech- Temperatur während der Regeneration wird vom
selseitig verschlossen (Bild 1). Dadurch muss das Temperaturfühler erfasst und darf 700 oc
nicht über-
Abgas durch die porösen Filterwände strömen . Die steigen.
Partikel bleiben hängen und setzen die Poren der Fil-
terwände langsam zu. Der Abgasgegendruck steigt - 900 mbar
somit allmählich an . Dies bewirkt eine Erhöhung des
Kraftstoffverbrauchs und eine verminderte Leistung.
Der Filter muss regeneriert werden .

Abgas-Volum endurchsatz [l/h ] - - - -


a) Defekter Partikelfilter d) Reg eneri erung sbedürftig er Filter
b) Regeneri erter Filter e) Überl asteter Filter
c) Beladener Filter f) Verstopfter Filter


Bild 2: Differenzdruckverlauf

Aschebildung. Das dem Kraftstoff zugegebene Ad-


ditiv bleibt nach der Verbrennung als Rückstand
s CO Q C (Asche) im Filter zurück. Diese Asche, wie auch
~ He o co 2 Asche aus Motoröl- oder Kraftstoffrückständen,
-' 0 2 ~ NOx setzt den Filter allmählich zu und erhöht den Abgas-
gegendruck (Bild 2). Je nach System und Fahrweise
Bild 1: Dieselpartikelfilter
geschieht das zwischen 120.000 km und 240.000 km.
Ist ein Kundendienst erforderlich, wird dies dem
Fahrer über eine Kontrollleuchte angezeigt.
Regeneration allgemein. Der Kohlenstoffanteil
der Partikel kann mit dem im Abgas vorhandenen
Sauerstoff oberhalb von ca. 600 oczu C0 2 oxidiert
(verbrannt) werden . Diese Temperaturen liegen nur 13.3.5 N0 11 -Speicherkatalysator
bei Volllastbetrieb des Motors vor. Im Teillastbetrieb
Er ist in Aufbau und Funktion wie der für Ottomoto-
kann die Temperatur auf unter 200 ocabsinken. Da-
ren (vgl. S. 345).
her müssen Maßnahmen ergriffen werden, um die
Partikelabbrenntemperatur zu senken und/oder die
Abgastemperatur zu erhöhen. Der NOx-Speicherkatalysator lagert NOx an der
Katalysatorfläche an . Ist der Katalysator voll,
• Absenkung der Partikelabbrenntemperatur. Dies muss er durch Anfetten des Abgases regeneriert
geschieht durch Zugabe eines Additivs (z.B. Cer werden. Dabei werden die Stickoxide (NOxl zu
oder Eisenverbindungen I in den Kraftstoff. Es wird Stickstoff (N 2 ) und Wasser (H 2 0) reduziert.
dem Kraftstoff im Tank über eine Dosiereinheit zu-
gemischt. Damit kann die Abbrenntemperatur auf Aufbau. Auf einem Träger aus Keramik wird eine
ca . 450 oc ... 500 oc abgesenkt werden. Durch eine Zwischenschicht (wash coat) aufgebracht. Diese ist
katalytische Beschichtung des Filters mit Edelme- z.B. mit Bariumoxid (BaO) als Speichermaterial und
tallen kann ebenfalls der Abbrand der Partikel ver- mit Platin, Rhodium und Palladium als katalytisch
bessert werden . Der Effekt ist hier jedoch deutlich aktive Schicht beschichtet. Er baut die Stickoxide in
geringer als beim Einsatz eines Additivs. zwei Schritten ab (Bild 1, Seite 357).
1 3 Schadstoffminderung 357

Seladungsphase (30 s ... 300 s). Kontinuierliche NOx- stofflösung, von der Industrie einheitlich mit AdBiue
Einspeicherung an die Speicherkomponenten des bezeichnet. Die Zusammensetzung ist in der DIN
Katalysators. Platin bewirkt, dass die Stickoxide NO 70070 geregelt. Aus der Harnstoff-Wasser-Lösung
mit dem Sauerstoff zu N0 2 oxidieren. N0 2 reagiert entstehen Ammoniak (NH 3 ) und C0 2. Der so erzeug-
mit der Bariumoxidbeschichtung und lagert sich als te Ammoniak kann in einem mit Titanium beschich-
Nitrat (N0 3 ) an der Oberfläche als Ba(N0 3 )an . teten SCR-Katalysator ab ca. 170 oc zu Stickstoff (N 2 )
und Wasser (H 2 0) reagieren . Der Verbrauch von Ad-
Biue beträgt etwa 0,1 Liter pro 100 Kilometer oder
ca. 1 % ... 3 % des Dieselverbrauchs. Es muss des-
halb ein entsprechendes Tankvolumen mitgeführt
werden . Dieser wird zu den Wartungsintervallen im
Rahmen des Kundendienstes nachgefüllt.

Wärme,
Kraftstoff
(HC)
Oxyda tions-
katalysator

SCR-Katalysator

Bild 1: Beladungs- und Regenerationsphase eines Diesei-


NOx·Speicherkatalysators
/
AdBiue-

b"'"'"
Regeneration (2 s ... 10 s). Durch periodisches Anfet-
ten werden die als Nitrat gelagerten Stickoxide frei
(Ausspeicherung) und mit den unverbrannten Ab-
gaskomponenten (HC, CO) zu Stickstoff N 2 reduziert. Partikelfilter
Schwefelregeneration. Da das Bariumoxid zu Sul-
fat (S0 2 ) eine sehr große Bindungsstärke hat, wird Bild 2: Abgasreinigung mit SCR-Katalysator
Schwefel noch effektiver aus dem Abgas entfernt
DPNR-Filter
als NOx· Um eine ausreichende NOx·Speicherfähig-
keit zu gewährleisten, muss deshalb regelmäßig Das DPNR-System (Diesel Particulate and NOx
eine Schwefelregenerierung durchgeführt werden. Reduction System) reduziert gleichzeitig Rußpar-
Bei schwefelfreiem Kraftstoff ( ~ 10 ppm) wird diese tikel und Stickoxide ohne den Zusatz von Reduk-
nach etwa 5000 km Fahrstrecke erforderlich . Hierzu tionsmitteln . Außerdem ist es wartungsfrei.
w ird der Katalysator für eine Dauer von mehr als
5 Minuten auf über 650 oc aufgeheizt und mit fettem Aufbau. Das DPNR-Abgassystem besteht aus Spei-
Abgas (A. < 1) beaufschlagt, was zu einem erhöhten cherkatalysator für NOx und Partikel und einem
Kraftstoffverbrauch führt. Zur Temperaturerhöhung nachfolgenden Oxidationskatalysator. Zusätzlich ist
werden die gleichen Maßnahmen (z.B . Nacheinsprit- ein Einspritzventil im Abgaskrümmer zur Regenera-
zung) wie zur Regeneration des Dieselpartikelfilters tion eingebaut. Um niedrige Verbrennungstempe-
eingesetzt. raturen zu ermöglichen, ist bei diesem System die
Abgasrückführung wassergekühlt Damit werden
SCR-Katalysator geringere NOx·Anteile im Abgas erreicht.
Mit dem kontinuierlich arbeitenden SCR-Verfah- Funktion. Die Stickstoffmonoxide NOx im Abgas wer-
ren (Selective Catalytic Reduction) werden mit den an der Oberfläche des Katalysators zu Stickstoff-
Ammoniak als Reduktionsmittel bis zu 80 % der dioxid N0 2 oxidiert und anschließend im Speicherme-
Stickoxide im Abgas zu Stickstoff und Wasser dium als Bariumnitrat Ba[N0 3h zwischengespeichert.
umgewandelt. Bei dieser Reaktion bildet sich aktiver Sauerstoff, der
einen Teil der Partikel verbrennt. Überschüssige Parti-
Aufbau. Das SCR-System (Bild 2) besteht aus einem kel verbleiben zunächst im Filter. Sensoren erkennen
SCR-Katalysator mit vorgeschalteter Dosierein- den Seladungszustand des Partikelfilters und leiten
richtung, sowie einem Oxidationskatalysator und automatisch eine Regeneration ein.
Partikelfilter. Die Dosiereinrichtung spritzt das Re- Regeneration. Sie erfolgt durch zusätzliche Kraft-
duktionsmittel fein zerstäubt je nach Motorlast und stoffeinspritzung in den Abgaskrümmer durch das
Drehzahl vor den SCR-Kat ein. EPI-Einspritzventil (Exhaust Port lnjection) . Die Ab-
ReduktionsmitteL Der für die SCR-Reaktion benötig- gastemperatur wird damit auf ca. 600 oc im Partikel-
te Ammoniak wird nicht direkt, d.h. in reiner Form, filter erhöht, um den vollständigen Partikelabbrand
verwendet, sondern in Form einer wässrigen Harn- einzuleiten.
358

14 Otto-Zweital<tmotor, l<reisl<olbenmotor
1 4.1 Zweitaktmotor Vorgänge (Tabelle 1) örtlich und zeitlich verschieden.
Um beim Zweitaktmotor das Arbeitsspiel auf zwei
Ein Arbeitsspiel läuft beim Zweitaktmotor wäh- Kolbenhübe bzw. auf eine Kurbelwellenumdrehung
rend einer Kurbelwellenumdrehung ab (360°). zu beschränken, müssen die Vorgänge des Arbeits-
spiels sowohl im Zylinder als auch in der Kurbelkam-
mer ablaufen. Die Kurbelkammer bildet zusamm en
mit dem unteren Teil des Zylinders und der Unter-
14.1.1 Aufbau seite des Kolbens eine Pumpe. Daher muss auch d ie
Kurbelkammer gasdicht sein.
Der Otto-Zweitaktmotor (Bild 1) besteht aus:
• Motor- Zylinderkopf, Zyl inder, Kurbelge-
gehäuse häuse
• Kurbeltrieb Kolben, Pleuelstange, Kurbelwelle
• Gemisch- Vergaser oder Einspritzanlage,
bildung Ansaugrohr
• Hilfsein- Zündanlage, Motorkühlung, Aus- Vorgänge Voransaugen
in Kurbelkammer Ansaugen
richtungen puffanJage und Schmieröldosier-
pumpe bei Frischölschmierung
(unter dem Kolben) Vorverdichten
Überström en (Spülen)
_J
(Getrenntschmierung)
Da der Gaswechsel meist durch den Kolben und Dreikanal-Zweitaktmotor (Bild 1). Er besitzt zur Gas-
über die Schl itze in der Zylinderwand gesteuert steuerung drei Arten von Kanälen: Je einen Einlass-
wird, können alle Bauteile der Motorsteuerung, wie und Auslasskanal und zwei Überströmkanäle, die
sie beim Viertaktmotor verwendet werden, entfallen. sich gegenüberliegen.

Zündkerze Ver brenn ungsraum Einlasskanal Er verbindet Verg aser und Ku rbel-
kammer.


Überströmkanal Er verbindet die Ku rbelkammer
Zy linder- mit dem Verbrennungsraum.
kopf
Auslasskanal Er verbindet Verbrennungsraum
und Auspuffanlage.
Kühl- Über-
ri ppen ström-
. . . . .W""" kanal Der Zweitaktmotor besitzt einen offenen Gas-
w echsel.

zur
Das bedeutet, dass Auslass- und Überström ka-
Auspuff- nal über einen großen Bereich des Gaswechsels
anlage
Einlass- gleichzeitig geöffnet sind. Es ist demnach beim
kanal
Zweitaktmotor unvermeidlich, dass einerseits eine
Auslass-
kanal Vermischung zwischen Frisch- und Abg asen und an-
dererseits Frischgasverluste auftreten.
Kurbel-
kammer
Ko lben
Arbeitsweise (Dreikanai-Zweitaktmotor)
Kurbel-
wange 1. Hub, Kurbelwinkel oo ... 180°
Kurbelgehäuse Kolben bewegt sich von UT nach OT
(Bild 1, Seite 359)
Bild 1: Aufbau eines Otto-Zweitaktmotors

Vorgänge in der Kurbelkammer


Voransaugen. Nachdem der Kolben den Überst röm-
14.1.2 Arbeitsweise
kanal geschlossen hat, entsteht in der Ku rbelkam-
Das Arbeitsspiel eines Zweitaktmotors besteht wie mer durch die Raumvergrößerung ein Unterdruck
beim Viertaktmotor aus Ansaugen, Verdichten, Arbei- von 0,2 bar ... 0,4 bar. Diesen Vorgang nennt man
ten, Ausstoßen. Dagegen ist der Ablauf der einzelnen Voransaugen.
14 Otto-Zweitaktmotor, Kreiskolbenmotor 359

Ansaugtakt. Gibt schließlich der Kolben den Einlass-


Arbeiten Ausströmen
kanal frei, so beginnt das eigentliche Ansaugen des
Kraftstoff-Luft-Gemisches in die Kurbelkammer.

Vorgänge im Verbrennungsraum
Verdichtungstakt. Nachdem der Kolben den
Auslasskanal geschlossen hat, beginnt im Zylinder
die Verdichtung des Kraftstoff-Luft-Gemisches. Kurz
v or OT erfolgt die Zündung.

Ausströmen I Überströmen Verdichten

Vorverdichten Vorverdichten Überströmen

ü Bild 2: 2. Takt

Überströmen Voransaugen I Ansaugen

Bild 1:1 . Takt


Spülverfahren (Umkehrspülung)
Bei der üblichen Umkehrspülung nach Schnürle
2. Hub, Kurbelwinkel1so• ... 360• (Adolf Schnürle, dt. Ingenieur, 1896-1951) liegt je ein
Kolben bewegt sich von OT nach UT Überströmkanal rechts und links des Auslasskanals
(Bild 2) (Bild 3). Ein Kolbenfenster steuert den EinlasskanaL
Diese Spülung wird auch "Dreistromspülung" ge-
nannt.
Vorgänge im Verbrennungsraum
Arbeitstakt. Beim Arbeiten bewegt der Druck der
Verbrennungsgase den Kolben von OT nach UT.

Vorgänge in der Kurbelkammer


Nachdem der Kolben den Einlasskanal geschlossen
hat, beginnt die Vorverdichtung des Kraftstoff-Luft-
Gemisches auf etwa 0,3 bar ... 0,8 bar Überdruck.

Gaswechselvorgang
(Vorgänge unter und über dem Kolben)
Beim Übergang zum nächsten Arbeitsspiel findet
der Gaswechsel statt.
Ausstoßtakt. Die Kolbenoberkante gibt den etwas Auslass Über- Einlass
höher liegenden Auslasskanal frei und die Abgase Ström-
kanäle (Schema)
strömen aus. Danach gibt sie den Überströmkanal
frei und das vorverdichtete Kraftstoff-Luft-Gemisch Bild 3: Umkehrspülung
übernimmt beim Überströmen von der Kurbelkam-
mer das Spülen des Zylinders und das Ausstoßen Die Spülströme werden von den schräg zur Zylin-
der Restgase. Durch den anfänglichen Staudruck in derachse liegenden Spülkanälen an die dem Auslass
der Auspuffleitung drücken die Restgase beim Öff- gegenüberliegende Zylinderwand geleitet. Dort rich-
nen des Überströmkanals zunächst zurück in die ten sie sich aneinander auf und sch ieben die Rest-
Kurbelkammer. Dadurch erhöht sich der Vorverdich- gase, der Zylinderwand folgend, zum Auslassschlitz
tungsdruck von 0,3 bar auf den Spüldruck von etwa hinaus. Die Spülströme kehren also im Zylinder um .
0,8 bar. Dieser bewirkt dann das Überströmen der Es können auch drei oder mehr Überströmkanäle
Frischgase . Hat der Kolben auf seinem Weg nach OT dem oder den Auslasskanälen gegenüber vorhan-
den Überströmsch litz und danach den Auslassschlitz den sein. Bei der 4-Kanai-Umkehrspülung (Bild 1,
geschlossen, ist der Spülvorgang beendet. Seite 360) treffen sich die beiden Hauptspülströme
360 14 Otto-Zweitaktmotor, Kreiskolbenmotor

gegenüber dem Auslasskanal und werden nach luste zu vermeiden. Unsachgemäße Nacharbeiten
oben abgelenkt. Nach ihrer Umlenkung, begünstigt führen zu Leistungsverlusten und höherem spezi-
durch die Form des Zylinderkopfes, spülen sie den fischen Kraftstoffverbrauch.
größten Teil des Abgases zum Auslasskanal hinaus.
Die beiden Hilfsspülströme sind so gelenkt, dass sie Symmetrisches Steuerdiagramm (Bild 2).
den noch im " toten Bereich" des Zylinders befind- Beim Zweitaktmotor mit Gaswechselsteuerung
lichen Abgaskern zum Auslasskanal schieben und durch den Kolben werden Einlass-, Auslass- und
ausspülen. Überströmkanal genau so viele Grade vor OT bzw.
Die Schleifenbildung der Hauptspülströme und die UT geöffnet, wie sie geschlossen werden. Öffnet
Führung der Hilfsspülströme verringern Spülverlus- z.B. der nach OT gehende Kolben den Einlasskanal
te, spülen den Abgaskern aus und verbessern den 55° vor OT, so wird er auch 55° nach OT wieder ver-
Füllungsgrad. schlossen. Es ergibt sich deshalb ein symmetrisches
Steuerdiagramm. Bild 2 zeigt die Vorgänge im Ver-
Hauptüber- brennungsraum im äußeren, die Vorgänge in der
strömkanal
Kurbelkammer im inneren Kreisring.

Hilfsüber- Eö Einlasskanal
strömkanal öffnet
Auslass- (Stützka nal )
Es Einlasska nal
kanal schließt
Aö Auslasskanal
öffnet
As Auslasskanal
schl ießt
Hilfsüber-
strömkanal Üö Überströ m-
kanal öffnet
Üs Überström-
kanal schließt
Zz Zündzeitpunkt
a Vorauslass-
Schleifen- winkel
Auslasskanal bildung
ß Nachauslass-
UT winkel
Bild 1: Mehrkanal-Umkehrspülung (Schleifenspülung)
Bild 2: Symmetrisches Steuerdiagramm
Schwingungsvorgänge beim Gaswechsel
Zweitaktmotoren mit symmetrischem Steuerdia- Günstiger Vorauslass. Der sich nach UT bewegen-
gramm arbeiten mit großer Überschneidung der de Kolben öffnet zuerst den Auslassschlitz und dann
Steuerzeiten bzw. der Gaswechselvorgänge. Durch den Überströmschlitz. Beim Öffnen des Ausl ass-
die stoßartigen Gaswechselvorgänge entstehen schlitzes tritt ein starker Druckabfall ein, sodass die
Schwingungen in den Gassäulen. Zur Verringe- restlichen Abgase nicht so stark in die Kurbelkam-
rung von Frischgasv erlusten müssen diese Schwin- mer zurückschlagen und sich dort mit dem vorver-
gungen aufeinander abgestimmt sein. dichteten Frischgas vermischen.
Einlassvorgang Schädlicher Nachauslass. Der sich nach OT bewe-
Die Frischgassäule schwingt zwischen Ansaugsys- gende Kolben schließt zuerst den Überströmschlitz
tem, Einlasskanal und Kurbelkammer. Bei richtiger und danach den Auslassschlitz. Dabei können Frisch-
Abstimmung muss der Kolben den Einlasskanal gase zum Auslasskana l hinausgedrängt w erden.
schließen, w enn die Frischgassäule zur Kurbelkam -
Füllungsverlust. Für die Spülung hat der Zweitakt-
mer zurückschwingt Das Frischgas kann nicht mehr
motor nur etwa 130° Kurbelwinkel zur Verfügung,
zurückströmen, der Verdichtungsdruck erhöht sich .
dies entspricht etwa einem Drittel der Gaswechsel-
Auslass- und Spülvorgang zeit des Viertaktmotors.
Die Gassäulen schwingen zwischen Auspuffanlage, Wegen dieser Nachteile verwendet man Einlasssteu-
Zylinder und Kurbelkammer. Das unter Überdruck erungen und/oder Auslasssteuerungen. Dabei erge-
ausströmende Abgas erzeugt eine Druckwelle, die ben sich unsymmetrische Steuerdiag ramme.
von einer Prallwand im Vorschalldämpfer reflektiert
wird. Dadurch wird das Nachströmen von Frisch- Unsymmetrisches Steuerdiagramm
gas in den Auslasskanal v ermindert. W egen dieser Beim unsymmetrischen Steuerdiag ramm (Bild 1,
Schwingungsvorgänge müssen Auspuffleitung mit Seite 361) können die Öffnungs- und Schließwinkel
Schalldämpfer und Ansaugleitung mit Luftfilter ge- für die einzelnen Kanäle verschieden groß und damit
nau aufeinander abgestimmt sein, um Füllungsver- nicht mehr symmetrisch zu OT bzw. UT sein.
14 Ott~eitaktmotor, Kreiskolbenmotor 361

Unsymmetrische Steuerdiagramme für Ein- und


M emb ran-
Auslasssteuerungen können nicht durch kolbenab- streifen
hängige Schlitzsteuerungen erreicht werden.

Nützliches Nachladen. Bei Zweitaktmotoren mit un-


symmetrischem Steuerdiagramm kann der Über-
strömkanal nach dem Auslasskanal geschlossen
werden; die Füllung wird durch die Massenträgheit
der Frischgase verbessert.
Das .,Nützliche Nach laden" ist nur mit einem großen Gehäuse- Membran-
Bauaufwand zu erreichen, z.B. durch Einlasssteue- flansch ventil
rung mittels Schieber und Auslasssteuerung mittels
nockengesteuerten Auslassventilen. D Ansaugen
D Überströmen
Eö Einlasska nal
öffnet
D Ausstoßen UT
Es Einlasskanal Bild 2: Membransteuerung
schließt
Aö Auslasskanal
öffnet
As Auslasskanal Drehschiebersteuerung (Bild 3)
schließt Die Steuerung des Einlasskanals erfolgt durch Wal-
Üö Überström- zen- oder Plattendrehschieber. Die Steuerwinkel
kanal öffnet
können sich im Gegensatz zur Membransteuerung
Üs Überström-
Aö kanal schließt nicht verändern. Die Mündung der Einlassöffnung
Zz Zündzeitpunkt in die Kurbelkammer wird durch einen Plattendreh-
a Vorauslass- schieber geöffnet und verschlossen. Der Drehschie-
winkel ber rotiert mit KurbelwellendrehzahL Durch die
y Nach lade-
winkel Form seiner Aussparung und der Lage zur Kurbel-
UT
welle bestimmt der Drehschieber den Einlasswinkel
Bild 1: Unsymmetrisches Steuerdiagramm und damit die Einlasszeit. I
Auch Kurbelwangen mit Aussparungen können als
Die Verschiebung der Öffnungs- oder/und Schließ-
Drehschieber v erwendet w erden. I
winkel nach .,früher" oder .,später" für den Einlass-
vorgang kann mittels Membran- oder Drehschieber-
steuerung erfolgen.

14.1.3 Steuerungsarten
a
Einlasssteuerung
Membransteuerung (Bild 2). Die Zuführung des
Frischgases wird über ein Membranventil im Aus-
Einlasskanal gesteuert. Bewegt sich der Kolben
nach OT (Voransaugen), entsteht ein Unterdruck in
der Kurbelkammer. Das Membranventil wird durch
den Differenzdruck von Kurbelkammer- und Atmo- As Aö
sphärendruck geöffnet. Das Frischgas kann beim
Üö
Ansaugen solange in die Kurbelkammer strömen,
D Ausstoßen
bis der durch den Druck des abwärtsgehenden Kol-
UT D Ansaugen D Überströmen
bens erzeugte Vorverdichtungsdruck und die vorge-
spannte Membran den Einlasskanal schließen. Das Bild 3: Drehschiebersteuerung
Membranventil verhindert so das Zurückströmen
des angesaugten Frischgases in das Ansaugsystem. Merkmale der Einlasssteuerung
Dadurch wird eine bessere Frischgasfüllung erreicht.
• Unsymmetrisches Steuerdiag ramm.
Aufbau des Membranventils (Bild 2). Die M embran- • Steuerwinkel für .,Einlasska nal öffnen" und
streifen bestehen aus hochelastischem dünnen Fe- .,Einlasskana l schließen" sind verschieden groß
derstahl, die sich schon bei geringstem Differenz- - Steuerwinkel für Überströmen und Ausstoßen
druck öffnen. Der Membranstopper begrenzt die sind symmetrisch zu UT.
Ventilbewegung der Membranstreifen und verhin- • Veränderlicher Einlasswinkel bei Membransteue-
dert deren Aufschwingen. rung ist abhängig von Kurbelkammerunterdruck.
362 14 Otto-Zweitaktmotor, Kreiskolbenmotor

• Konstanter Einlasswinkel bei Drehschiebersteue- chen der Höchstdrehzahl wird die Steuerwalze ge-
rung. dreht, damit der gesamte Auslasskanalquerschnitt
f rei wird . So werden ein größerer Auslasssteuerwin-
• Verbesserte Kurbelkammerfüllung und damit hö-
kel und eine längere Auslasssteuerzeit erreicht.
heres Drehmoment, hohe Hubraumleistung .
Die Verstellung der Steuerwalze kann fliehkraftab-
Auslasssteuerung hängig oder mittels Stellmotor erfolgen. Der Stell-
motor nimmt die Anzahl der Zündimpulse als Be-
Auslasssteuerungen werden verwendet, um den
zugsgröße auf.
schädlichen Nachauslass zu verringern oder zu ver-
meiden. Dadurch ergibt sich auch eine Verbesse- Merkmale der Auslasssteuerung
rung des Füllungsgrades. • Auslasssteuerungen durch Steuerwalzen haben
Bei zu niedrigem Abgasgegendruck entweicht zu symmetrische Steuerdiag ramme.
viel Frischgas in die Auspuffanlage, bei zu hohem • Verringerte Frischgasverluste beim Spülen.
gelangt zu wenig in den Zylinder. • Hohes Drehmoment und hohe Leistung bei nie-
Die Abgasanlage kann konstruktiv so ausgelegt deren und mittleren Drehzahlen .
werden, dass bei hohen Drehzahlen ein hoher Ab- • Steuerwalze thermisch hoch beansprucht, emp-
gasgegendruck entsteht, der aber bei niederen findlich gegen Ölkohleablagerungen.
Drehzahlen nicht erreicht wird. in einem sehr engen • Schlechtere Kühlung der Zylinderwand im Aus-
Drehzahlbereich (Resonanzdrehzahl) können die lassbereich.
Gasschwingungen so abgestimmt werden, dass die
Spülverluste verringert werden und der Füllungs-
grad verbessert wird. 14 1 4 Bauliche Besonderheiten

Kurbelgehäuse
Auslasssteuerung mit Steuerwalze (Bild 1)
Die im Kurbelgehäuse liegende Kurbelkammer muss
Die Auslasssteuerung erfolgt mit einer Steuerwalze nach außen druckfest abgedichtet und engräumig
(Power Valve System) . Die zum Auslasskanal quer- ausgeführt werden, damit der notwendige Vorver-
liegende Steuerwalze hat einen segmentförmigen dichtungsdruck zustande kommt.
Ausschnitt mit einer scharfen Steuerkante. Drehzahl-
Als Kurbelwellenabdichtung werden Radialwellen-
abhängig wird durch Verdrehen der Steuerwalze der
dichtringe verwendet. Bei Mehrzylindermotoren
Aus lasskanalquerschn itt verkleinert.
muss die Kurbelwelle auch an den Zwischenlagern


abgedichtet werden. Dadurch werden Gaswechsel-
vorgänge zwischen den verschiedenen Zylindern
und Kurbelkammern verhindert.

Schmierung
Weil die Kurbelkammer zum Vorverdichten des
Kraftstoff-Luft-Gemisches dient und somit nicht mit
einer Druckumlaufschmierung ausgestattet werden
kann, verfügen fast alle Zweitaktmotoren über eine
Mischungs- oder Getrenntschmierung.
Mischungsschmierung. Das Schmieröl wird dem
Kraftstoff beigemischt (M ischungsverhältnis zwi-
schen 1: 25 und 1:100 meist aber 1: 50). Im betriebs-
(±) Steuerzeit lang warmen Motor verdampft der Kraftstoff und das
Schmieröl schlägt sich an den Lagerstelien und der
Zylinderwand nieder.
Bild 1: Auslasssteuerung mit Steuerwalze
Frischölschmierung (Bild 1, Seite 363). Kraftstoff und
Bei niederen und mittleren Drehzahlen wird die Öl werden getrennt voneinander in Behältern unter-
Oberkante (Steuerkante) des Auslasskanals durch gebracht (Getrenntschmierung) . Vom Ölbehälter
Verdrehen der Steuerwalze nach unten verschoben wird durch eine Dosierpumpe das Öl entweder dem
und der Auslasskanalquerschnitt in der Höhe verklei- Kraftstoff beigemischt oder in den Ansaugkanal ge-
nert. Dadurch werden der Auslasssteuerwinkel und fördert und dort von dem Kraftstoff-Luft-Gemisch
die Auslasssteuerzeit verkürzt und so das Einströ- mitgerissen . Zusätzlich können auch die Kurbelwel-
men von Frischgas in den Auslasskanal verhindert. lenlager direkt mit Öl versorgt werden.
Dabei vergrößern sich der Nutzhub des Kolbens und Das Pumpenelement mit Pumpenkolben w ird von
das effektive Verdichtungsverhältnis. Kurz vor Errei- der Kurbelwelle in Rotation versetzt, dadu rch erfolgt
14 Otto-Zweitaktmotor, Kreiskolbenmotor 363

Ko lbe n-
fe nster

Bild 2: Einmetallkolben mit Fenstern

Bild 1: Frischölschmierung mit Dosierpumpe Kolbenringe. Meist werden Rechteckringe verwen-


det. Kleine Zweitaktmotoren haben zur Verringerung
die Ölförderung drehzahlabhängig . Die Schrauben- der Reibleistung häufig nur einen Kolbenring, wobei
feder drückt den Kolben über den Zapfen an den wir- dieser als L-Ring ausgeführt ist. Er dichtet durch den
kenden Nocken. Anpressdruck der Verbrennungsgase besonders
Über den Gasdrehgriff wird die Nockenstellung ver- gut ab. Zweitaktkolben haben wegen des geringen
ändert, die Ölförderung erfolgt lastabhängig. Durch Ölanteils bei der Mischungsschmierung keinen Öl-
die drehzahl-und lastabhängige Dosierung wird eine abstreifring . ln jeder Kolbenringnut befindet sich ein
große Ölersparnis erreicht (Mischungsverhältnis Sicherungsstift (Bild 2) als Verdrehsicherung.
1 : 100 und magerer). Die Stoßenden der Kolbenringe könnten sich sonst
so verdrehen, dass sie in die Zylinderkanäle ragen ,
Kurbelwelle und Pleuelstange in diese ausfedern und Schaden anrichten.
Zur Lagerung der Kurbelwelle und des Pleuels wer-
den Wälzlager verwendet. Zylinder
Durch die Zylinderwände führen Gaskanäle, deren
Bei Verwendung der üblichen ungeteilten W älzlager
Mündungen als "rechteckige " Schlitze ausgebildet
(Nadel- oder Rollenlager) muss die Kurbelwelle aus
sind . Über die waagerechten, bogenförmig ausge-
Einzelteilen zusammengebaut sein.
führten Schlitzkanten können Kolbenringe und Kol-
Kolben mit Zubehör ben ohne stoßartige Beanspruchungen hinwegglei-
Beim Zweitaktmotor kann der Kolben infolge der ten .
doppelten Arbeitstaktzahl und der Steuerung des Damit der geschlossene Kolbenringteil nicht zu
Auslassschlitzes heißer werden als beim Viertaktmo- weit ausfedern kann, werden breite Schlitze durch
tor. Die größere Wärmedehnung wird durch größere Zwischenstege unterbrochen. Durch Ölkohleansatz
Einbauspiele für Kolben, Kolbenbolzen und Kolben- können sich vor allem die Auslassschlitze verengen .
ringe ausgeglichen . Zweitaktkolben haben infolge Die schlechte Spülung bewirkt dann , dass erst nach
höherer Beanspruchung höheren Verschleiß . jedem zweiten Spülvorgang ein zündfähiges Kraft-
stoff-Luft-Gemisch entsteht. Es kommt zu Zündaus-
Fenster im Kolbenschaft (Bild 2) übernehmen teil-
setzern und somit zu Leistungsverlusten .
we ise die Steuerung der Zylinderkanäle. Sie verrin-
gern jedoch die Formsteifigkeit Auspuffanlage
Für besonders hoch drehende Zweitaktmotoren Der Spülvorgang des Zweitaktmotors soll verhin-
werden extrem leichte Kolben verwendet. Dadurch dern , dass frisches Gemisch unverbrannt die Aus-
können die im Betrieb auftretenden Massenkräfte puffanlage verlässt. Deshalb ist die Auspuffle itung
klein gehalten werden . evtl. mit Schalldämpfer und Ansaugleitung mit Luft-
Geschlossene Kolbenbolzen verwendet man dort, filter genau aufeinander abgestimmt.
wo hohle Kolbenbolzen eine Kurzschlussverbindung
Veränderungen an der Auspuffanlage verstoßen
der Kanäle im Zylinder und damit Spülverluste her-
gegen die gesetzlichen Bestimmungen und füh-
vorrufen würden . ren zum Erlöschen der Betriebserlaubnis.
Zur axialen Kolbenbolzensicherung werden teilwei-
se Drahtsprengringe ohne Hakenenden (Aushänge- ln Bild 1, Seite 364 wird das Prinzip eines Resonanz-
haken) verwendet. Die Haken könnten bei hochdre- auspuffs dargestellt. Einem Krümmer (1) folgt ein
henden Zweitaktmotoren (bis 16.000 1/min) durch sich öffnender Difusor (2), der im Abgasstrom einen
ihre Massenträgheit ein Abheben bewirken und den Unterdruck erzeugt. Am Auslass entsteht dadurch
sicheren Sitz in der Nut gefährden. eine Sogwirkung im Zylinder. Im Mittelstück (3) ent-
364 14 Otto-Zweitaktmotor, Kreiskolbenmotor

steht eine Abgas-Druckwelle, die am Reflektor (4) re- mer weiter zurück. Seit 2006 gelten für Kleinkrafträ-
flektiert wird und zum Auslassschlitz zurückströmt. der bis 50 cm 3 Hubraum Emissionsgrenzwerte von
Die Frischgase werden wieder zurück in den Zylinder Euro 2, für Motorräder von Euro 3.
gelenkt wodurch sich der HC Ausstoss verringert. Die ab 2016 geplante Erhöhung der Abgasvorschrif-
ten lassen sich nur für Direkteinspritzende Zweitakt-
Abgas-Druckwelle motoren von Kleinkrafträdern (Euro 3) erreichen.
Vorteile gegenüber dem Viertaktmotor:
• Einfacher Aufbau. Weniger bewegliche Teile (Kol-
ben, Pleuelstange, Kurbelwelle)
• Gleichförmigeres Drehmoment, keine Leertakte
3 4 5 • Vibrationsärmerer, ruhigerer Lauf bei gleicher
Zylinderzahl
Bild 1: Resonanzauspuff • Kompakte Bauweise, geringeres Baugewicht
• Niedriges Leistungsgewicht des Motors, hohe
Abgasreinigung Hubraumleistung
Für die Verminderung der Schadstoffkonzentratio- • Niedrige Herstellungskosten
nen im Bereich CO und HC werden ungeregelte Oxi- Nachteile gegenüber dem Viertaktmotor:
dationskatalysatoren eingesetzt. • Schlechtere Füllung
Unverbranntes Öl im Auspuff senkt den Wirkungs- • Abgasemission, hohe HC-Werte
grad des Katalysators. • Höhere Wärmebelastung, Leertakte fehlen
• Geringere mittlere Kolbendrücke w egen schlech-
terer Zylinderfüllung
14.1.5 Einsatz von Zweitaktmotoren • Schlechteres Leerlaufverhalten wegen Abgas-
Durch die ständige Verschärfung der Abgasvor- resten im Motor
schriften geht der Einsatz von Zweitaktmotoren im- • Höherer spez. Kraftstoff- und Ölverbrauch

WERKSTATTHINWEISE
• Spezial-Zweitaktöle (Selbstmischöl) nur nach • Zu geringe Kraftstoffzufuhr.
Herstellerangaben im vorgeg ebenen Mischungs- • Zündkerze verölt. v erkokt oder f alscher W ärme-


verhältnis verwenden. wert.
• Rechtzeitig Luftfilter reinigen. • Falsche Einstellung des Zündzeitpunktes.
• Ölkohleablagerungen nicht mit scharfkantigen • Schlechte Kompression.
Werkzeugen entfernen, Kratzerbildung vermei- • Undichte Kurbelkammer.
den.
Zu heißer Motor durch z.B.
• Kolbenboden zur Reinigung nicht blank schlei-
fen oder abschmirgeln, da Überhitzung und er- • Versehrnutzung der Kühlrippen.
höhter Ölkohleansatz eintreten können. Kolben- • Störung im Kühlsystem.
kanten nicht beschädigen, da sonst Steuerzeiten • Verwendung von zu magerem Kraftstoff-Luft-
verändert werden. Gemisch durch fehlerhafte Vergasereinstellung.
• Falsches Mischungsverhältnis von Kraftstoff und
Störungen Zweitaktöl. Verwendung von falschem Öl.
Nachlassende Motorleistung durch z.B. • Auftreten von Glühzündungen durch falsche
• Versehrnutzung des Luftfilters; Ölkohleansätze Zündkerzen oder Ölko hleablagerungen.
bzw. Ölkohleablagerungen. • Zu hohe W ärmeaufnahme durch geschliffenen
• Fehlerhafte Belüftung des Kraftstoffbehälters. oder abgeschmirgelten Kolbenboden.

WIEDERHOLUNGSFRAGEN 5 Welche Vorteile bietet eine unsymmetrische Einlass-


1 Worin unterscheiden sich Otto-Zweitaktmotor und steuerung?
Otto-Viertaktmotor? 6 Warum befinden sich in den Kolbenringnuten von
2 Weshalb ist die Umkehrspülung das verbreiteteste Zweitaktmotoren Sicherungsstifte?
Spülverfahren? 7 Warum darf an der Ansaug- und Auspuffanlage
3 Wie arbeitet eine Frischölschmierung? nichts verändert werden?
4 Was versteht man unter einem unsymmetrischen 8 Welche Vor- und Nachteile hat der Otto-Zweitakt-
Steuerdiagramm? motorgegenüber dem Otto-Viertaktmotor?
14 Otto-ZWeitaktmotor, Kreiskolbenmotor 365

14.2 Wankelmotor, Kreiskolben-


motor (KKMJ
Bei Hubkolbenmotoren führt der Kolben eine hin-
und hergehende Bewegung aus, die über die Pleuel-
stange in Verbindung mit der Kurbelwelle erst in eine
Drehbewegung umgewandelt werden muss. Beim
Kreiskolbenmotor dreht sich der Kolben und erzeugt
beim Ausdehnungsvorgang unmittelbar Dreharbeit.
Dabei beschreibt der Schwerpunkt des gleichför-
mig rotierenden Kolbens eine Kreisbahn. Durch den
Wegfall von Beschleunigung und Verzögerung der
Innen-
hin- und hergehenden Massen wird bei gleichem verzahnung
Motorgewicht eine größere Leistung erzielt.
Der Kreiskolbenmotor arbeitet nach dem Verdi chtungs-

umm"'"':::::,~"l
raum
• Viertaktprinzip, da ein geschlossener Gaswechsel
vorhanden ist.
• Zweitaktprinzip, da der Kreiskolben den Gas-
wechsel über Schlitze in der Mantellaufbahn steu- Dichtleiste ~ ) Leistenfeder

ert und eine Exzenterwellenumdrehung einem


Arbeitsspiel entspricht. Bolzenfeder ~C
~ Dichtbolzen
14.2.1 Aufbau
Bild 3: Kolben mit Dichtelementen
Der Mantel (Bild 1) hat eine Epitrochoidenform . Kon-
zentrisch zur Mantelmitte befindet sich das fest mit
einem Seitenteil verbundene Ritzel. Auf einer Seite hat der Kolben eine lnnenverzah-
nung, die sich auf dem feststehenden Ritzel des
Seitenteils abstützt und abwälzt. Durch diese Ver-
Ein lasska nal
(Seiten- zahnung erfolgt beim Abwälzen keine Kraftübertra-
einlass) gung, sondern nur die Steuerung des Kolbens, der
sich dadurch immer in der richtigen Bewegungspha- ~~
se zu den Umdrehungen der Exzenterwelle und zum ,
Umlauf im Mantel dreht.
Zünd-
kerzen Die Zähnezahlen des feststehenden Ritzels und der
Innenverzahnung des Kolbens v erhalten sich wie
2: 3. Kolben und Exzenterwelle drehen sich in glei-
cher Richtung, jedoch bleibt der Kolben gegenüber
der Exzenterwelle zurück.

Merkmale des Kreiskolbenmotors gegenüber einem


Hubkolbenmotor:
Bild 1: Mantel mit Kolben
• Große Laufruhe, da nur rotierende Hauptbauteile
Durch d ie Mitten der M antelseitenteile geht die Ex- (Kolben und Exzenterwelle). vollkommener Mas-
zenterwelle (Bild 2), auf deren Exzentern sich die senausgleich
Kolben (Läufer, Scheiben) drehen. Durch Dichtele- • Keine Bauteile für Moto rsteuerung
m ente ist der Kolben (Bild 3) an allen Berührungsflä- • Unverengte Gaskanalquerschnitte
chen abgedichtet.
• Weniger Bauteile, geringeres Gewicht
• Niedriger Oktanzahlbedarf
• Gut geeignet für Betrieb mit Wasserstoff
• Ungünstige Form des Verbrennungsraumes, lan-
ge Brennwege
• Höherer Kraftstoff- und Ölverbrauch
• Hohe HC-Abgaswerte
• Aufwendige Abdichtung am Kreiskolben
Bild 2: Exzenterwelle des Zweischeibenmotors • Höhere Herstellkosten
366 1 4 Otto-ZWeitaktmotor, Kreiskolbenmotor

14.2 2 Wirkungsweise Drehkraft auf die Exzenterwelle aus. Die Exzenter-


welle übernimmt also beim Kreiskolbenmotor die
Der Kreiskolbenmotor (Bild 1) ist eine Dreikammer- Aufgabe der Kurbelwelle des Hubkolbenmotors.
maschine, deren Kammern mit 1, 2 und 3 bezeich- Statt auf dem Umweg über die Pleuelstange wirkt
net sind . Während der Kolbenbewegung werden die die Kolbenkraft (Kolbendrehkraft) direkt auf die Ex-
Kammern vergrößert oder verkleinert. ln allen drei zenterwelle. ln Kammer 3 vollzieht sich gleichzeitig
Kammern vollzieht sich nacheinander bei 3 Um- das Arbeiten (a); dann findet das Ausstoßen (b, c,
drehungen der Exzenterwelle je ein Arbeitsspiel in d) statt. Während sich der Exzenter-Mittelpunkt (« )
der Viertaktarbeitsweise: Ansaugen, Verdichten, 270° linksherum dreht (Winkel a ), bewegt sich die
Arbeiten und Ausstoßen . Wenn sich der Kolben Kolbenseite A-B nur 90° in der Drehrichtung (Winkel
linksherum dreht, findet in Kammer 1 das Ansaugen ß). Auf 3 Umdrehungen der Exzenterwelle kommt
des Kraftstoff-Luft-Gemisches statt (a, b, c, d) . also nur eine Kolbenumdrehung mit 3 Arbeitstakten.
ln Kammer 2 vollzieht sich gleichzeitig das Verdichten
(a, b, c) . Das bedeutet, dass der Kolben nur mit einem Drit-
tel der Exzenterwe llendrehzahl im Mantel vorwärts
Am Ende der Ve rdichtung erfolgt die Zündung (c) . läuft und dementsprechend um zwei Drittel hinter
Dann arbeiten die sich ausdehnenden Gase in Kam- der Exzenterwellendrehzah l zurückbleibt. Dadurch
mer 2, indem sie den exzentrisch gelagerten Kolben wird trotz der hohen Drehzahlen der Exzenterwelle
linksherum drehen (c, d) . Dabei stützt sich der Kol- der Verschleiß der Dichtelemente, des Mantels und
ben mit seiner Innenverzahnung an dem fest mit der Seitenteile gering gehalten. Als Motordrehzahl
dem Seitenteil verbundenen Ritzel ab und übt eine wird die Drehzahl der Exzenterwelle angegeben.

Mantel a
Kolben Ansaugen

-
Einlass- mit Innen -
kanal verzahnung

Exzenter-
mittelpunkt Verdichten
Exzenterwelle


Auslass-
kanal
D
Arbeiten

Kühl-
flüssigkeit CJ
Ausstoßen

Exzenter-
lauffläch e

Bild 1: Arbeitsweise des Kreiskolbenmotors

WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Welche Vorteile hat der Kreiskolbenmotor? 3 Mit welchen Motorbauarten ist der Kreiskolben-
2 Worin unterscheidet sich der Kreiskolbenmotor vom motor vergleichbar hinsichtlich eines Arbeitsspiels
Hubkolbenmotor? und des Gaswechselvorganges?
367

15 Alternative Antriebsl<onzepte
Als alternative Antriebskonzepte werden Antriebe 15.2 Erdgasantriebe
bezeichnet, welche
Erdgas ist ein fossiler Energieträger, der im Wesent-
• den Betrieb von alternativen Kraftstoffen, z. B.
lichen aus Methan (CH 4 ) besteht. Der Methananteil
Biodiesel (Rapsölmethylester RMEL Erdgas oder
liegt je nach Förderregion bei 80 bis 99 %. Der Rest
Wasserstoff in herkömmlichen Verbrennungsmo-
besteht aus Kohlendioxid, Stickstoff und minderwer-
toren ermöglichen oder
tigen Kohlenwasserstoffen.
• alternative Antriebsarten, z.B. Brennstoffzellenan-
triebe, vorsehen.
Erdgas kann sowohl flüssig bei -162 als LNG oc
(Liquified Natural Gas) oder komprimiert bei Drücken
von bis zu 200 bar als CNG (Compressed Natural Gas)
Alternative Antriebskonzepte haben das Ziel, den im Fahrzeug gespeichert werden. Wegen des hohen
Verbrauch an fossilen Energieträgern zu verrin- Aufwands der Flüssiggasspeicherung wird Erdgas in
gern sowie Schadstoff- und Geräuschemissionen der Regel in komprimierter Form verwendet.
zu minimieren. Die hohe Klopffestigkeit von Erdgas (ca. 140 ROZ)
ermöglicht eine Verdichtung von ca. 13 : 1. Dieser
Vorteil kann bei bivalenten Antrieben, d.h. bei einer
Kombination von Benzin- und Erdgasantrieben, je-
doch nicht genutzt w erden, da das Verdichtungs-
verhältnis auf den Benzinbetrieb abgestimmt sein
15.1 Alternative Energieträger muss.

Sie bestehen aus erschöpfliehen und/oder erneuer- Vorteile des Erdgasantriebs gegenüber Benzin und
baren Energien (Bild 1). Diesel :
Neben den aus erschöpfliehen Energien hergestell- • sehr gute Verbrennungseigenschaften und nied-
ten Kraftstoffen Benzin und Diesel können die fol- rige Emissionen an C0 2 , NOx, CO sowie nahezu
genden alternativen Kraftstoffe bzw. Energien ver- keine Ruß- und Schwefelemissionen
w endet werden: • geringere Verrußung der Zündkerzen und redu-
• Erdgas zierte Verunreinigung des Motoröls.
• Methanol Nachteile des Erdgasantriebs gegenüber Benzin und
• Elektrische Energie Diesel:
• W asserstoff • das stöchiometrische Verh ältnis von 17,2 : 1 be- ..
• Treibstoffe aus Biomasse wirkt eine geringere Kraftstoffmasse und damit ...
eine niedrigere Motorleistung
Erdgas kann außerdem zur Erzeugung von synthe-
tisch en Dieselkraftstoffen dienen. Diese Kraftstoffe • aufwändige Speicherun g des Erdgases notwendig
verfügen über einen reduzierten Anteil an Schwefel • geringere Reichweite bei gleichem Tankvolumen
und Aromaten. Die Abgasqualität der Dieselmoto- • erweiterte Sicherheitsvorschriften bezüglich Be-
ren wird positiv beeinflusst, da sowohl Partikelmas- trieb, Wartung und Reparatur von Erdgasfahrzeu-
se als auch NOx-Emissionen verringert w erden. gen.

I Erschöpfliehe Energien
I I Erneuerbare Energien
I
I Erdöl, Erdgas, Kohle I Kernbrennstoffe I Sonnenstrahlung Windkraft Wasserkraft II Biomasse I
I
I
I Elektrizität
I
l
,-J
I Wasserelektrolyse

I I
I
I Benzin, Diesel I! Erdgas, Methanol II Batteriestrom
II Wasserstoff II Treibstoff aus Biom asse I
Bild 1: Energien für den Antrieb von Fahrzeugen
368 I 5 Alternative Antriebsl(onzepte

Aufbau. Erdgasantriebe werden in der Regel in Kom- • Schmelzlot- und Thermosicherung am Erdgas-
bination mit dem Benzinbetrieb in Ottomotoren ein- tank. Sie verhindern im Brandfall einen übermäßi-
gesetzt (sog. bivalente Antriebe). Zu diesem Zweck gen Drucka nstieg und damit das Explodieren des
müssen unterschiedliche Komponenten zusätzlich Tanks.
im Fahrzeug verbaut werden (Bild 1). • Durchflussmengenbegrenzer. Er verhindert ein
Wirkungsweise. Das im Erdgasbehälter unter ca. plötzliches Entleeren des Erdgastanks beim Bruch
200 bar Druck gespeicherte Erdgas gelangt zum einer Leitung.
Gasdruckregler. Dieser regelt in mehreren Reduzier- • Elektromagnetische Absperrventile. Das am Erd-
stufen den Gasdruck auf ca. 9 bar. Die Gaseinbias- gastank angebrachte Ventil schließt beim Wechsel
ventile im Saugrohr werden durch das Steuergerät in den Benzinbetrieb, bei Stromausfall. bei Motor-
bedarfsgerecht bestromt und damit geöffnet. Das stillstand oder Unfall. Ein weiteres Ventil befindet
Gas vermischt sich mit der angesaugten Luft und sich am Druckregler.
gelangt nachfolgend als Gas-Luft-Gemisch in den
• Flexible Gasleitungen. Sie verhindern Schwin-
Verbrennungsraum. gungsbrüche auf der Niederdruckseite, d.h . zwi-
Sicherheitsmaßnahmen. Beim Erdgasantrieb erge- schen Druckregler und Gaseinblasventilen.
ben sich prinzipbedingte Gefahren für die Umwelt, • Überdruckregler. Er ist am Druckregler ange-
z.B. durch das unkontrollierte Ausströmen von Gas
bracht und schützt die Niederdruckseite vor zu
oder die Explosionsgefahr durch Druckanstieg. Aus hohem Druck.
diesem Grund verfügt die Anlage über verschiedene
Sicherheitsmaßnahmen.
WERKSTAlTHINWEISE
• Rückschlagventile. Sie befinden sich im Befüll-
anschluss und an den Tankabsperrventilen und Nach Einbau einer Gasanlage ist eine Gassystem-
verhindern das Rückströmen des Gases über das einbauprüfung (GSP) durchzuführen. Werkstät-
TankventiL ten dürfen die GSP nur dann durchführen, wenn
• Gasdichte Umhüllung. Sie umschließt die inner- sie das System selbst eingebaut haben.
ha lb des Fahrzeugs verlegten Leitungen und Bau- Eine wiederkehrende Gasanlagenprüfung (GAP)
teile. ist nach besonderen Ereignissen, welche die Si-
• Schraubverbindungen. Sie sind als Doppel- cherheit der Gasanlage beeinträchtigen können,
klemmring-Verschraubungen ausgefü hrt. z. B. Unfall, sowie wiederkehrend im Zusam-
menhang mit der Hauptuntersuchung nach § 29
• Erdgasbehälter. Sie bestehen aus Stah l- oder CFK.
StVZO durchzuführen. Dabei werden die Bauteile
Jeder Behälter ist durch zwei Halterungen mit
einer Sicht-, Funktions- und Dichtheitsprüfung
dem Fahrzeug verbunden. Die Berstdrücke liegen
unterzogen.


bei ca. 400 bar (Stahl) bzw. ca. 500 bar (CFK) .

Eleheizter Gasdruckregler mit Filter, Befüllanschluss Durchfluss- Schm e l~


z l ot- Tankabsperrventil
Uberdruckventil und elektro- mit Filter und
Rückschlagventil
m engen-
begrenzer
,;
i '""' .
y
m ag netisc\em Abspe:::::i: für

~ Tankd r\ k
Sensor für Gas-
vertellerleiste
~
\
'1 J CFK-Erdgastank

I I

~~ ~ \
rr
:::) Thermo-
Sicheru ng

Betriebsarten-
Nieder-
- - - scha lter
druck- ------~
Ieitung \ '--

Gasverteiler-
leiste mit Ein-
blasventilen ~ Leitungen mit gasd ichter Umhüllung

Bild 1: Komponenten für den Ergasbetrieb


1 5 Alternative Antriebskonzepte 369

1 5.3 Flüssiggasantriebe Flüssiggastank. Das Flüssiggas wird unter einem


Druck von ca. 10 bar gespeichert. Der mechanische
Flüssiggas bzw. LPG (Liquified Petroleum Gas) ist Füllstandssensor beendet den Tankvorgang selbst-
ein Gemisch aus Propan und Butan. Flüssiggas wird ständig, wenn ein Füllstand von ca. 80 % erreicht ist.
auch als Autogas bezeichnet. Fahrzeuge mit Otto- Das verbleibende Volumen im Gastank wird als Gas-
motoren können durch entsprechende Umbauten polster benötigt, um die Ausdehnung des Autogases
mit Autogas betrieben werden. bei Temperaturschwankungen auszugleichen. Bei
Ähnlich wie Erdgas verfügt Flüssiggas über gute Ver- nachgerüsteten Flüssiggasanlagen wird der Tank
brennungseigenschaften bei niedrigen Schadstoff- in der Regel in der Reserveradmulde eingebaut. Im
emissionen. Nachteilig ist der in der Prax is höhere oberen Bereich des Tanks ist ein Sicherheitsventil
Kraftstoffverbrauch von ca. 10-20 % gegenüber dem verbaut, welches bei ca. 30 bar öffnet.
Betrieb mit Ottokraftstoff. Elektronisches Steuergerät. Es verarbeitet die fol-
Aufbau. Flüssiggasantriebe werden in der Regel genden Informationen:
in Kombination mit dem Benzinbetrieb in Ottomo- • Temperatur Verdampfer/Druckregler
toren eingesetzt (sog. bivalente Antriebe). Zu die- • Druck Saugrohrdruck/Gasdruck
sem Zweck müssen unterschiedliche Komponen- • Temperatur Gasmengenteiler
ten zusätzlich im Fahrzeug eingebaut werden. Die • Einspritzzeit Einspritzventile Benzin
Umrüstung von Ottomotoren auf Flüssiggasantrieb • Signal Lambda-Sonde
ist grundsätzlich möglich . • Drehzahl
Wirkungsweise. Das im Flüssiggasbehälter unter • Umschalter Benzin/Gas
Druck gespeicherte Flüssiggas gelangt über den • Tankanzeige
Verdampfer zum Gasmengenverteiler (Bild 1). Die Das elektronische Steuergerät steuert die M agnet-
Gasdüsen im Saugrohr w erden durch das Steuerge- ventile in Abhängigkeit der Sensorsignale an. Haupt-
rät bedarfsgerecht bestromt und damit geöffnet. Das steuergröße sind die vom Motorsteuergerät vor-
Gas vermischt sich mit der angesaugten Luft und gegebenen Einspritzzeitpunkte und -zeiten für die
gelangt nachfolgend als Gas-Luft-Gemisch in den Benzineinspritzung. Dazu werden die Steuer- bzw.
Verbrennungsraum. Signalleitungen zu den Einspritzventilen durch das

Ve rdampfer/
Druckregler Masse (-)

Lambda-Sond e

Gasabsperr-
magnetventil (+)

Kühlwasser Gasabsperr-
magnet ventil
M asse(- )

Drehzahlsig nal

Umschalt er
Benzin/Gas

Einsp ritzv entile


(Benzin )

Bild 1: Bauteile des Flüssiggasantriebes


370 1 5 Alternative Antriebsl<onzepte

Gassteuergerät geführt. Dieses berechnet auf der Über den Druckregler werden die Gasdüsen mit
Grundlage der vom Motorsteuergerät bestimmten einem konstanten Druck von ca. 1 bar versorgt. Er
Einspritzzeitpunkte und -zeiten die entsprechenden verfügt über einen Unterdruckanschluss vom Saug-
Werte für die Ansteuerung der Gasdüsen. Das Steu- rohr, damit die Druckdifferenz an den Gasdüsen
ergerät für die Gasanlage ist diagnosefähig. gegenüber dem Saugrohrdruck konstant gehalten
Drucksensor. Er übermittelt dem Gassteuergerät werden kann.
den Druckunterschied zwischen dem Saugrohrun- Trockengasfilter. Er reinigt das expandierte Gas von
terdruck und dem Gasdruck. Damit ist eine genaue Verunreinigungen und ist zwischen Verdampfer/
Zumessung der Gasmenge möglich. Druckregler und Gasmengenverteiler eingebaut.
Gasmengenverteiler (Bild 1). Er verteilt das unter Umrüstung von Fahrzeugen mit direkteinspritzen-
Druck stehende Gas auf die Magnetventile. Diese den Ottomotoren. Direkteinspritzende Ottomotoren
werden für die einzelnen Zylinder vom Steuergerät sind für die Umrüstung auf Autogasbetrieb grund-
für die Gasanlage angesteuert. Das Gas verlässt den sätzlich nicht geeignet. Die fehlende Kühlung der
Gasmengenverteiler über kalibrierte Düsen in den Benzineinspritzventile während des Autogasbe-
Ansaugtrakt des Motors. triebes führt zu Schäden an den Einspritzventilen. ln
der Entwicklung befindliche Systeme für direktein-
spritzende Ottomotoren sehen ein sporadisches Ein-
spritzen von Benzin während des Autogasbetriebes
bzw. die Einspritzung von flüssigem Autogas über
die herkömmlichen Einspritzventile vor.

Für Autogassysteme existieren in Deutschland,


Italien und den Niederlanden unterschiedliche
Tankanschlüsse. Bei Fahrten ins Ausland sind
entsprechende Adapter mitzuführen.

WERKSTATTHINWEISE

Auswirkung auf die Motormechanik durch Um-


rüstung auf Autogas
Die Ventilsitze (Auslassventile) bestimmter Moto-
ren benötigen die dem Ottokraftstoff beigemisch-
Bild 1: Gasmengenverteiler ten Kraftstoffadditive. Beim Betrieb mit Autogas
arbeiten sich die Ventile in die Sitze hinein. Im

II Verdampfer/Druckregler (Bild 2). Der Verdamp-


fer hat die Aufgabe, das unter Druck stehende Gas
vom flüssigen in den gasförmigen Zustand umzu-
Zweifel müssen die Ventilsitzringe vor der Umrüs-
tung gegen geeignete Ringe getauscht werden.
Anpassung an das Gemischbildungssystem
wandeln. Damit der Verdampfer nicht vereist, muss
Nachgerüstete Autogasanlagen sind mithilfe ei-
er erwärmt werden. Das erfolgt in der Regel durch
ner herstellerspezifischen Software auf den Gas-
die Motorwärme über einen Anschluss zum Kühl-
betrieb anzupassen.
system. ln einigen Systemen wird eine elektrische
Heizung verwendet. Prüfung der Dichtheit
Die Anlage ist nach Einbau mithilfe eines Gas-
spürgerätes bzw. Lecksuchsprays auf Dichtheit
Wasseranschlüsse vom zu überprüfen.
Motorkühlkreislauf
Abgasgutachten
Wenn ein Fahrzeug auf Autogas umgerüstet
wird, muss für den speziellen Fahrzeugtyp ein
entsprechendes Abgasgutachten vorliegen. An-
sonsten ist nach dem Umbau von einem amtlich
anerkannten Sachverständigen ein Einzelgutach-
ten zu erstellen.
Gassystemeinbauprüfung (GSP)
Gas-
auslass- Gasabsperr- Nach Einbau der Anlage muss nach§ 41a StVZO
anschluss magnetventil
von einer anerkannten Werkstatt bzw. einer Prüf-
organisation die GSP durchgeführt werden.
Bild 2: Verdampfer/Druckregler
1 5 Alternative Antriebskonzepte 371

WERKSTATTHINWEISE • Die Düsen müssen in Strömungsrichtung des


Sonstige wiederkehrende Gasanlagen- Gases sowie in möglichst gleichem Winkel und
Abstand zum Brennraum angebracht werden.
prüfung (GAP)
• Die Bohrungen müssen mit einem Gewinde M6
Nach besonderen Ereignissen, welche die Sicher-
hergestellt werden.
heit der Anlage beeinflussen können sowie wie-
derkehrend im Zusammenhang mit der Haupt- • Vor dem Herstellen der Bohrungen muss auf die
untersuchung nach § 29 StVZO muss eine GAP anschließende Verlegungsmöglichkeit der Ver-
durchgeführt werden. bindungsschläuchegeachtet werden .
• Die Verbindungsschläuche zum Gasmengenver-
Hinweise für die Montage des Gasmengen-
teiler sollten möglichst kurz sein und die gleiche
verteilers und der Gaseinspritzdüsen Länge aufweisen .
• Der Gasmengenverteiler sollte möglichst nah • Bei Ansaugkrümmern aus Metall muss der An-
am Saugrohr eingebaut werden, da die ab- saugkrümmer zum Bohren ausgebaut werden .
strahlende Wärme des Motors gegen Vereisung
• Die Abdichtung der Gaseinspritzdüsen erfolgt
schützt. Um die Übertragung von Geräuschen
mithilfe einer stoffschlüssigen Schraubensiche-
zu verhindern sollte er nicht an der Karosserie
rung.
befestigt werden.
• Die Düsen sollten möglichst nah an die vorhan- Wartung
denen Einspritzventile gesetzt werden. Die Filterpatrone des Trockengasfilters ist nach
20000 km zu tauschen.

15.4 Hybridantriebe 15.4.2 Funktionen von Fahrzeugen mit


Hybridantrieben
Als Hybridantriebe bezeichnet man Fahrzeugan-
Start-Stopp-Funktion. Der Motor des Fahrzeugs
triebe, die mehr als eine Antriebsquelle besitzen .
wird automatisch gestoppt, sobald das Fahrzeug
ln der Regel werden in Hybridantrieben Verbren- zum Stehen kommt. Beim Betätigen des Gaspedals
nungs- und Elektromotor miteinander kombiniert. bzw. beim Lösen der Bremse wird der Motor wieder
angelassen. Ein Anlassen des Motors erfolgt auch,
wenn sich in der Stopp-Phase die Parameter so ver-
15.4.1 Einteilung von Hybridantrieben ändern, dass das System einen Start des Motors für
Die Systeme Micro-, Mild- bzw. Medium- und Voll- notwendig erachtet. Das Starten wird von einem in- ..
hybrid unterscheiden sich anhand der Leistung bzw. tegrierten Starter-Generator (ISG) durchgeführt, der ...
Spannung des elektrischen Antriebssystems sowie entweder über einen Riementrieb mit dem Motor
der Funktionen Start-Stopp, Regeneratives Bremsen verbunden oder im Antriebsstrang verbaut ist. Für
(sog. Rekuperation), Drehmomentunterstützung und die Start-Stopp-Funktion kann auch ein herkömm-
Elektrisches Fahren (Bild 1). lich angeordneter Starter verwendet werden. Auf-
grund der häufigeren Startvorgänge ist dieser ver-
stärkt ausgeführt.

Micro-Hybrid Mild· bzw. Medium-Hybrid Voll-Hybrid


(elektrische) Leistung : 3 bis 5 kW (elektrische) Leistung: 10 bis 15 kW (elektrische) Leistung : 30 bis 170 kW
Spannung: ca. 14 V Spannung: ca . 42 -150V Spannung: ca . 150- 650V

Start-Stopp Start-Stopp Start-Stopp

Regeneratives Bremsen Regeneratives Bremsen

Drehmomentunterstützung Drehmomentuntersliitzung

Elektrisches Fahren

Bild 1: Hybridantriebe
1 5 Alternative Antriebslconzepte

Fahrzeuge, die ausschließlich über eine Start-Stopp- Automatischer Motorstart in der Abschaltphase
Funktion verfügen werden als Micro-Hybride be- Während der Abschaltphase wird der Motor auto-
zeichnet, obwohl sie nur mit einer Antriebsquelle matisch gestartet, wenn einer der folgenden Be-
(Verbrennungsmotor) betrieben werden. triebszustände vorliegt:
Für die Start-Stopp-Funktion des Motors benötigt • Der Batteriezustand erreicht in der Abschaltphase
die Systemsteuerung verschiedene Parameter, z.B. den kritischen Bereich.
Zustand der Starterbatterie, Anforderungen der Kli -
• Der Unterdruck im Bremskraftverstärker fällt unter
maanlage, Motortemperatur usw. Diese können je
den festgelegten Schwellenwert.
nach Hersteller unterschiedlich festgelegt sein.
Tabelle 1 stellt anhand eines Beispiels die Bedingun- • Das Fahrzeug rollt an (Geschwindigkeit höher als
5 km/h).
gen für den automatischen Motor-Stopp dar.
• Der Sensor für die W indschutzscheibe stellt eine
beschlagene Scheibe fest.
• Die Temperatur des Verdampfers der Klimaanlage
steigt über einen festgelegten Schwellenwert.
Fahrzeugparameter Bedingungen für das auto-
• Die Abweichung zwischen Ist- und Soll-Tempera-
matische Stoppen
tur im Innenraum befindet sich unter einem fest-
Fahrzeuggeschwindigkeit unter 3 km/h gelegten Wert.

Fahrgeschwindigkeit seit über 5 km/h Ein krit ischer Batteriezustand liegt vor, wenn die
dem letzten Motorstopp Batterieleistung nicht mehr ausreicht, um den
Motor zu starten.
Position Schalthebel neutral

Position Kupplungspedal unbetätigt Die Kontaktschalter für die Motorhaube und das
Gurtschloss müssen beim automatischen Motor-
Motortemperatur über35°C start geschlossen sein.

Leerlaufdrehzahl unter 900 1/min


Automatischer Motorstart durch den Fahrer
Aktivkohlefilter kein Spülvorgang
Der Motor startet, indem der Fahrer das Kupplungs-
Batteriezustand unkritisch pedal betätigt bzw. die Bremse löst (Automatikge-
triebe).
Druckdifferenz im Brems- kleiner 500 hPa
kraftverstärker Die Kontaktschalter für die Motorhaube und das
Gurtschloss müssen beim automatischen Motor-

II Lenkradbewegungen

Klimatisierungs-
anforderung
nicht vorhanden

kein Heiz- bzw. Klima-


betrieb
start durch den Fahrer geschlossen sein.

Unterdrückung des automatischen Motor-


Außentemperatur 3-30 oc Stopps
Der automatische Motor-Stopp wird unterdrückt, so-
Der Motor-Stopp wird im Display des Fahrzeugs an- bald eine der folgenden Betriebszustände vorliegt:
gezeigt. • Die Batterie hat einen nahezu kritischen Zustand
erreicht.
Batteriezustand. Mithilfe des Batteriesensors wer- • Die Klimaanl age befindet sich im Heizbetri eb.
den die folgenden Parameter ermittelt:
• Die MAX-AC- oder die Defrost-Taste wurde betätigt.
• Ladezustand
• Es wurden gleichzeitig eine hohe Gebläsestufe
• Batterietemperatur und eine niedrige Temperatur eingestellt.
• Wert für den Spannungseinbruch der Batterie
• Der Sensor der Windschutzscheibe stellt eine be-
beim letzten Startvo rgang
schlagene Windschutzscheibe fest.
• Strombedarf der eingeschalteten Verbraucher
Je nach Hersteller können noch w eitere Parameter
• Auslastung des Generators berü cksichtigt w erden, wie z.B. der Lenkeinschlag.
Bei o rdnungsgemäßem Batteriezustand arbeitet die Damit so ll v erhindert w erden, dass bei niedrigen
Start-Stopp-Autom atik. An der Schwelle zum kri- Geschwindigkeiten im Rangierbetrieb der Motor
tischen Batteriezustand wird der Motor nicht mehr automatisch gestoppt wird. Bei Verwendung der
abgeschaltet bzw. springt der abgeschaltete Motor automatischen Einparkhilfe wird die Start-Stopp-
wieder an. Funktion ebenfalls ausgeschaltet .
1 5 Alternative Antriebsl<onzepte 373

Regeneratives Bremsen. Durch den Generator wird Aufgrund der notwendigen Zyklenfestigkeit werden
das Fahrzeug gebremst und die Batterien geladen. in der Regel Batterien in AGM-Bauweise (Absorbing
Ein integrierter Starter-Generator (ISG) wird wäh- Glas Mat) bzw. Vlies-Technologie verwendet. Die
rend des Bremsvorganges als Generator betrieben. Batterie verfügt zudem über eine größere Kapazität.
Der Ladezustand der Batterie wird mithilfe eines Sat-
Einige Hersteller verwenden einen Generator in
teriesensars ständig überwacht. Der Sensor ist mit
herkömmlicher Anordnung, der mithilfe einer ent-
dem Motorsteuergerät und dem Generator vernetzt.
sprechenden Regelung (IGR: Intelligente Generator
Regelung) und oberhalb eines festgelegten Ladezu-
standes nur beim Bremsen bzw. im Schubbetrieb WERKSTATTHINWEISE
arbeitet. ln Antriebsphasen wird der Generator nicht Bei einer Generatorprüfung muss die Intelligente
erregt. Somit wird in diesen Phasen keine Energie Generator Regelung mithilfe eines Diagnosege-
bzw. kein Kraftstoff benötigt, um elektrische Energie rätes deaktiviert werden.
zu erzeugen .
Die Intelligente Generator Regelung definiert für die Drehmomentunterstützung. Das Drehmoment des
Batterie zwei Ladezustände (SOC: State Of Charge). Verbrennungsmotors kann in bestimmten Betriebs-
Je nach Ladezustand der Batterie erfolgt der Regel- zuständen, z.B. Anfahren oder Volllast, durch Elekt-
vorgang auf unterschiedliche Weise (Tabelle 1). romotoren unterstützt werden . Vor allem für das An-
fahren sind die Elektromotoren gut geeignet, da sie
bei geringer Drehzahl über ein großes Drehmoment
verfügen (Bild 1).

Batteriezustand Regelvorgang

Unterhalb des Ladezustand es SOC


1 wird die Batterie sowohl in Schub-
t
~
bzw. Bremsphasen als auch in
Antriebsphasen geladen.
c
Q)

~
0
E
..c
Q)

Befindet sich di e Batterie zwischen


dem Ladezustand SOC1 und SOC2
wird sie während der Schub- bzw.
Bremsphase mit einer erhöhten Drehzahl
Generatorspannung geladen. ln der
Bild 1: Vergleich Elektro- und Benzinmotor
Antriebsphase stellt der Generator
nur noch Energie für das Bordnetz
zur Verfügung. Die Batterie wird
nicht mehr geladen. Für eine wirksame Drehmomentunterstützung sind
leistungsfähige Speichersysteme, z.B. Nickel-Hyd-
rid- oder Lithium-Ionen-Akkumulatoren, notwen-
Oberhalb SOC2 wird die Batterie
während der Schub- und Bremspha-
dig. Die Systeme werden zudem mit einer höheren
sen geladen. ln den Antriebsphasen Spannung betrieben, damit die Stromstärke und
wird der Generator völlig entla- damit die notwendigen Leitungsquerschnitte redu-
stet. Das Bordnetz des Fahrzeugs ziert werden können . Mit dem höheren elektrischen
entnimmt die elektrische Energie Leistungspegel lässt sich auch der Betrag an rückge-
ausschließlich der Batterie. winnbarer Bremsenergie erhöhen . Die integrierten
Starter-Generatoren sind im Antriebsstrang verbaut.
Der Mild-Hybrid unterstützt den Verbrennungsmo-
Bei steigender Schubphasenzahl tor im unteren Drehzahlbereich, während Medium-
kann der Ladezustand der Batterie Hybride auch im höheren Drehzahlbereich arbeiten
100 % erreichen. Die Batterie wird in können.
keiner Phase mehr geladen .
Elektrisches Fahren. Beim Fahren mit elektrischer
Energie erfolgt der Antrieb ausschließlich durch
einen oder mehrere Elektromotoren . Diese Funktion
ist nur bei Voll-Hybrid-Antrieben bis zu einer Ge-
schwindigkeit von ca. 50 km/h möglich.
374 1 5 Alternative Antriebsl<onzepte

15.4.3 Voll-Hybrid-Antriebe Range Extender. Bei Bedarf schaltet eine Elektronik


den Verbrennungsmotor zu, um die Reichweite des
Aufbau Fahrzeuges zu erhöhen. Der Verbrennungsmotor
Bei Hybridantrieben wird zwischen seriellen und pa- dient dabei ausschließlich der Stromversorgung
rallelen Hybrid-Systemen unterschieden. Beide Sys- des elektrischen Antriebs (.. On-Board-Stromerzeu-
teme können miteinander kombiniert werden. gung"). Die Elektronik berücksichtigt dabei auch Na-
vigationsdaten, z.B. das Ziel- und Streckenprofil bei
Die Kombination aus einem seriellen und paralle- Steigungen bzw. Gefällstrecken.
len Hybrid-System wird als leistungsverzweigter Als Verbrennungsmotoren können Otto-, Diesel-
Hybrid bezeichnet. oder Wankel-Motoren eingesetzt werden. Bei Bus-
sen werden z.B. Dieselmotoren verwendet. Wan-
kel-Motoren haben den Vorteil, dass sie nahezu
Serielles Hybrid-System (Bild 1) vibrationsfrei laufen sowie über geringe Abmessun-
gen und ein niedriges Gewicht verfügen. Der Kraft-
ln einem seriellen Hybrid-System treibt ein Ver-
stoffvorratsbehälter von Personenkraftwagen hat
brennungsmotor einen Generator an. Die da-
ein Volumen von 10 bis 30 Liter.
durch erzeugte elektrische Energie wird von
einem Elektromotor als Antrieb verwendet. Fahrzeuge mit .. Range-Extender" verfügen grund-
sätzlich über eine Batterie, die über einen elektri-
Die elektrische Energie wird über einen Inverter in schen Anschluss, z.B. der Haushaltssteckdose gela-
Batterien gespeichert und kann bei Bedarf, z.B. beim den wird.
ausschließlich elektrischen Antrieb, wieder abgeru-
fen werden. Ein Inverter wandelt die im Generator Hybrid-Fahrzeuge, deren Batterie über einen
als Wechselstrom erzeugte elektrische Energie in elektrischen Anschluss geladen werden können,
Gleichstrom um, damit dieser in der Batterie gespei- bezeichnet man als Plug-ln-Hybride.
chert werden kann. Für den Betrieb des Elektromo-
tors wandelt der Inverter den Gleichstrom in Wech-
selstrom um . Paralleles Hybrid-System

Bei einem parallelem Hybrid-System treiben


Verbrennungsmotor und Elektromotor gemein-
sam die Räder an.

Laden der Batterie. Der Elektromotor kann auch als


Generator arbeiten und wird deshalb als Motor-Ge-
nerator bezeichnet. Die Batterie wird aufgeladen,
indem er während der Fahrt mit dem Verbren-
nungsmotor oder beim Bremsen umgeschaltet wird
(Rekuperation) (Bild 3).

Bild 1: Serielles Hybrid-System (Prinzip)

Zu den seriellen Hybrid-Systemen zählen auch Elek-


trofahrzeuge, die über einen zusätzlichen Verbren-
nungsmotor verfügen (Bild 2).

Verbrenn ungsm otor Lithium-Ionen-Batterie


Getriebe Elektrom otor/
- Gleichstrom Generator
- W echselstrom

Bild 3: Paralleles Hybrid-System (Prinzip)

Antrieb. Die Verbindung zw ischen dem Verbren-


nungsmotor und dem Elektrom otor ist in diesem
System starr, z.B. durch eine Verflanschung zwi-
Elektrische Antriebseinheit Ladeanschluss
schen der Kurbelwelle und dem Elektromotor, der
Bild 2: Serielles Hybrid-System damit gleichzeitig als Starter verwendet werden
1 5 Alternative Antriebskonzepte 375

kann. Aufgrund der flachen Bauweise ist eine An- Leistungsverzweigtes Hybrid-System
ordnung zwischen Motor und Getriebe möglich. Der Das leistungsverzweigte Hybridsystem stellt eine
Elektromotor (Permanenterregter Drehstrom--Syn- Kombination aus dem parallelen und dem seriellen
chronmotor) übernimmt gleichzeitig die Funktion Hybridsystem dar. Über eine Kraftweiche, z.B. ein
einer Ausgleichswelle (Bild 1). Als Getriebe wird in Planetengetriebe, sind der Verbrennungsmotor so-
der Regel ein CVT-Getriebe (Continuous Variable wie ein oder zwei Elektromotoren (MG1 und MG2)
Transmission) verwendet. mechanisch mit einander verbunden (Bild 3).
Die Antriebskraft des Verbrennungsmotors wird
über die Planetengetriebeeinheit aufgeteilt. Ein Teil
der Antriebskraft geht auf die Antriebsräder wäh-
rend der andere Teil zu MG1 geht u nd zur Strom-
erzeugung genutzt wird. Da die Antriebsräder mit
MG2 verbunden sind muss MG2 angetrieben wer-
den, da er sonst eine bremsende Wi rkung ausüben
würde.

Die Elektromotoren MG1 und MG2 können je


nach Betriebssituation auch als Generatoren ge-
schaltet werden.

MG2 und das Differentialgetriebe f ür die Antriebsrä-


der sind über eine Antriebskette und Zahnräder zu -
sammengeschlossen.

Planeten-
getriebeeinh eit

Bild 1: Paralleles Hybrid-System

Die Steuereinheit besteht aus der Batterie sowie der


Leistungseinheit (Batteriesteuergerät, Spannungs-
IIEIIIIEI Mechanischer Antriebsweg
w andler, Lüftermotor). Die Antriebseinheit im vor-
- Elektrischer Antriebsweg
deren Teil des Fahrzeugs wird über ein Hochspan-
nungskabel m it elektrisch er Energie versorgt (Bild 2). Bild 3: Aufbau des Hybrid-Antriebs

Verbrennungsmotor Hochspannungsleitungen Leistungseinheit

Gleichstrom-
motorf-generator
(Antriebseinheit)

CVT-Getriebe Batterie

Bild 2: Fahrzeug mit parallelem Hybrid-Antrieb


376 1 5 Alternative Antriebsl<onzepte

Aufbau der Antriebseinheit. Sie besteht aus den Mo-


torgeneratoren MG1 und MG2, der Planetengetrie-
beeinheit und dem Differentialgetriebe (Bild 1). Sie
verfügt außerdem über einen Anschluss an den In-
verter bzw. die Batterie.

Differential- Anschluss
getriebe Inverter/
HV-Batterie

Bild 3: Planetengetriebe

Motor Das Steuergerät erkennt über den Fahrpedalsensor


den Fahrwunsch des Fahrers. Weiterhin erhält es In-
formationen über die Fahrgeschwindigkeit und die
MG1 MG2 Schaltposition . Anhand dieser Informationen steuert
es die Energieflüsse und Antriebskräfte.
Bild 1: Aufbau der Antriebseinheit
Anfahren (Bild 4). Wenn das Fahrzeug anfährt, er-
Die Antriebseinheit wird mit einer Spannung von folgt der Antrieb ausschließlich durch MG2. Der
200 bis 300 Volt durch die Batterie versorgt. Der In- Ottomotor bleibt abgeschaltet und MG1 dreht sich in
verter wandelt den Wechselstrom in Gleichstrom entgegengesetzte Richtung , ohne elektrische Ener-
um . Die Elektromotoren sind mit dem Inverter mit gie zu erzeugen.
einer Hochspannungsleitung verbunden. Die Hoch-
volt-Batterie befindet sich im Heck des Fahrzeugs .... Antreibend

(Bild2).
Ho hl ra d
Batteriesteuerung (MG2)

Bild 4: Anfahren

Anlassen des Ottomotors (Bild 5). Wenn ein zum


Fahren höheres Drehmoment benötigt wird, startet
MG1 den Verbrennungsmotor als zusätzlichen An-
trieb. Der Verbrennungsmotor w ird ebenfalls gestar-
tet, wenn das Batteriemanagement einen geringen
Ladezustand der Batterie erkennt oder die Batterie-
Hochspannungs- temperatur vom vorgeschriebenen Niveau abweicht.
leitung Batterie 12 V-Batterie

Bild 2: Komponenten des Hybridantriebs

Wirkungsweise
Ho hlrad
Der Verbrennungsmotor und die beiden Motorgene- (MG2 )

ratoren MG1 und MG2 sind über ein Planetengetrie- Pl anete n-


rad träge r
be miteinander gekoppelt. (Ottom otor)
Kopplungen zwischen Antrieb und Planetengetriebe
(Bild3): Bild 5: Anlassen des Ottomotors

• MG1 -+Sonnenrad
Nachdem der Ottomotor angelassen wurde, betreibt
• MG2-+ Hohlrad mit Antriebskette dieser MG1 als Generator. MG1 lädt über den Inver-
• Verbrennungsmotor-+ Planetenrad ter die Hochvolt-Batterie.
1 5 Alternative Antriebskonzepte 377

Fahren mit geringer Belastung (Bild 1). Das Plane- Wenn das Fahrzeug aus einer höheren Geschwin-
tengetriebe teilt die Antriebskraft des Ottomotors digkeit verzögert wird , behält der Ottomotor eine
auf. Ein Teil wird auf die Antriebsräder abgegeben vorher bestimmte Drehzahl bei. Dadurch werden zu
und der verbleibende Teil wird dazu benutzt mithilfe große Drehzahlunterschiede zwischen den Antrie-
von MG1 elektrische Energie zu erzeugen . MG2 kann ben vermieden und das Planetengetriebe vor Zer-
den Antrieb noch zusätzlich unterstützen. störung geschützt,
Rückwärtsfahrt Wenn das Fahrzeug rückwärts ge-
MG1 Inve rter HV- Batteri e . . A nt reibend
fahren wird, erfolgt der Antrieb ausschließlich durch
. . An-
getn ebe n MG2 .
Hoh lrad
(M G2)
I
----' Planeten-
radtrager 15.4.4 Energiespeicherung
So nnenrad (MG tto m otor)
Batteriesystem
Bild 1: Fahren mit geringer Belastung
Als Batterien für den Antrieb von Hybrid- und Elek-
Beschleunigung mit Vollgas (Bild 2). Wenn das Fahr- tro-Fahrzeugen werden zurzeit Nickel-Metall-Hydrid-
zeug eine hohe Antriebsleistung benötigt, erhöht oder Lithium-Ionen-Akkumulatoren verwendet. Die
das System die Antriebskraft von MG2 durch zusätz- Eigenschaften und Merkmale beider Systeme sind
liche elektrische Energie aus der HV-Batterie. in Tabelle 1 dargestellt.
Neben einer Hochvolt-Batterie verfügt ein Hybrid-
M G1 In ve rter HV- Batterie . . A ntreibe nd Fahrzeug über eine herkömmliche 12-V-Batterie für
+o A n- die Spannungsversorgung des Bordnetzes.
getn eben
Otto-
motor
Ho hlrad
(M G2)
Nickel-Metall-Hydrid-Akkumulatoren (NiMH)
---' Pl aneten- Die Zelle eines Nickel-Metall-Hydrid-Akkumulator
radtrager
So nnen ra d (MG tto m oto r) verfügen aus mehreren Zellen, die jeweils aus einer
positiven und einer negativen Platte sowie dem Elek-
Bild 2: Beschleunigung mit Vollgas trolyten (Kalilauge) bestehen.

Verzögerung (Bild 3). Wenn das Fahrzeug abbremst Aufbau. Die positive Platte (MH) besteht aus einer
bzw. im Schiebebetrieb ist, schaltet sich der Ottomo- Metalllegierung eines Metallgemisches mit hohem
tor aus. Die Antriebsräder treiben nun MG2 an. Die- Gehalt an Elementen der Gruppe der .. Seltenen Er-
ser arbeitet als Generator und lädt die HV-Batterie. den" (auch als Seltenerdmetalle bezeichnet), z.B.
Lanthan , Cer und Neodym . Die positive Platte kann ..
M G1 In ve rter HV- Batteri e ._ Angetri eben Wasserstoff speichern , indem sie ihn in das Kristall- ....
durch die gittereinlagert und so ein Metallhydrid aufbaut.
Räde r
.. Seltene Erden " müssen in aufwendigen Verfahren
Ho hl rad abgebaut werden . Da sie zum Teil giftig sind , ist ihr
(MG 2)
Abbau mit hohen Umweltrisiken verbunden .
Pla neten-
rad träge r
(Otto m otor)

Bild 3: Verzögerung

Nickel-Metall-Hydrid-Akkumulator (NiMH) Lithium-Ionen-Akkumulator (Li-Ionen)

• hohes Gewicht • im Verhältnis zu NiMH höhere Energie- und Leistungs-


• verhältnismäßig geringe Herstellungskosten dichte (höhere Zellenspannung)

• geringer Aufwand bezüglich Batterie-Management, • hoher Wirkungsgrad


Kühlung und Schutzabdeckungen • geringe Selbstentladung
• bei Defekt Tausch einzelner Batteriemodule möglich • Empfindlichkeit bei niedrigen Temperaturen, gegen
Überladung, gegen Tiefentladung und gegen mechani-
sche Beschädigungen
378 1 5 Alternative Antriebslconzepte

Die Verbindung von Metallen mit Wasserstoff WERKSTATTHINWEIS


wird als Metallhydrid bezeichnet. Dabei werden
Wartung
Wasserstoff-Moleküle von der Oberfläche des
Im Rahmen der Fahrzeuginspektion muss der La-
Metalls zunächst absorbiert und dann als elemen-
dezustand und die Ladungsdifferenz der einzel-
tarer Wasserstoff in das Metallgitter eingebaut.
nen Module der HV-Batterie überprüft werden.
Die negative Platte besteht aus Nickeloxid-Hydroxid Eine zu hohe Ladungsdifferenz der Batterie-Mo-
(NiO(OH)). Diese Platte ist größer als die positive dule kann mithilfe eines speziellen Wartungsge-
Elektrode. rätes ausgeglichen werden.
Das Kühlmittel für das Kühlsystem des Inverters
ln Bild 1 ist der Aufbau einer NiMH-Zelle dargestellt.
muss in regelmäßigen Abständen gewechselt
werden.
Pluspol Sicherheitsmaßnahmen
Der Hochspannungsschaltkreis des Hybridsys-
tems kann bei fahrlässiger Handhabung schwere
bzw. tödliche Verletzungen verursachen.

Positive Negative
Bei Arbeiten an Hybridfahrzeugen sind die Sicher-
Elektrode Elektrode heitshinweise des Herstellers zu beachten!

Funktion der Sicherheitsschaltung. Beim Starten des


Fahrzeugs werden die Sicherheitsrelais bzw. -schüt-
ze (Relais 1-3) im Akkumulatoren-System durch ein
Steuergerät eingeschaltet (Bild 3).

Separator
I Steuergerät
I
- Hoch~olt-B~tterie - r:: __:___~- -~~ lllnvert;l
1
• j Rel~s 1 j
~ . , (+)
I
I L___~____j I . .
~R-~~21 ~· I
Bild 1: Aufbau einer NiMH-Zelle
I
~~.! I 1
·

Systemaufbau. Ein typisches NiMH-Akkumulatoren-
System besteht aus 28 Modulen mit je 6 Zellen a
-l- L__ _!:!:='______J

1,2 Volt (201 ,6 Volt (Bild 2)). Die elektrische Leistung


des Systems beträgt 27 kW. Es verfügt weiterhin l II I
über ein Steuergerät, einen Kühler mit Lüfter und ein
~ II I
r~ervice-
l
Sicherheitssystem m it Relais.
- - ·_
1 1 1
Stecker

Steuergerät
lT ,-::----
i Rela1s 3 j i j
I I I~-
L-----+-++---:---1-+---+---l (-)
L__=._ __ - ~~ ! ___ L_ __j

Bild 3: Schaltplan Sicherheitsschaltung

Um die Leistungselektronik beim Einschalten vor


hohen Strömen zu schützen, wird durch das Steuer-
gerät zunächst Relais 2 und Relais 3 eingeschaltet.
Damit fließt der Strom plusseitig über den Vor-
ladungsw iderstand. Erst danach wird Relais 1 ge-
schaltet und der Strom kann unter Umgehung des
Sicherheitsrelais NiMH -Akku mu lator
Widerstandes direkt zum Inverter fließen. Danach
wird Relais 2 ausgeschaltet. Damit ist das Akkumu-
latoren-System m it der elektrischen Antriebseinheit
Bild 2: NiMH-Akkumulatoren-System bzw. dem Inverter ohne Vorwiderstand verbunden.
1 5 Alternative Antriebslconzepte 379

Bei Abstellen des Hybrid-Systems oder bei einem Akkumulator geladen:


Unfall wird die Verbindung durch das Steuergerät Die Lithium-Atome befinden sich an der negativen
plus- und masseseitig unterbrochen. Elektrode.

Entladevorgang:
WERKSTATIHINWEIS
Die Lithium-Atome geben Elektronen ab. Die Elektro-
Die Relais bzw. Schütze im Akkumulatorensys- nen bewegen sich durch den Verbraucherstromkreis
tem sind sicherheitsrelevante Bauteile. Sie dür- zum Pluspol. Die positiv geladenen Lithium-Ionen
fen nicht aus dem Relaisblock entfernt werden. bewegen sich durch den Elektrolyten zur positiven
Durch Abziehen des Service-Steckers muss das Elektrode und lagern sich dort ein. Die Elektronen
System z.B. im Rahmen einer Wartung oder Re- werden durch sog. Übergangsmetallionen aufge-
paratur spannungsfrei geschaltet werden. nommen.
Weitere Hinweise des Herstellers zur Herstel-
lung der Spannungsfreiheit sind zu beachten! Akkumulator entladen:
Die Lithium-Ionen befinden sich an der positiven
Elektrode. Die Elektronen sind in den Übergangsme-
Lithium-Ionen-Akkumulator (Li-Ionen) tallionen gebunden.
Aufbau. Die Elektrode des Pluspols besteht aus Alu-
minium und ist mit einer Schicht aus Metalloxiden Ladevorgang:
überzogen (z.B. Kobalt). Die Elektrode des Minuspols Die Elektronen trennen sich von den Übergangsme-
ist mit einer Grafitschicht überzogen. ln den Schich- tallionen und bewegen sich durch den Elektrolyten
ten der Elektroden wird das Lithium eingelagert. zur negativen Elektrode. Elektronen und Lithium-Io-
An der positiven Elektrode entsteht dann z.B. Li- nen verbinden sich und werden zu Lithium-Atomen.
thium-Cobalt-Dioxid (LiCo0 2 ) und an der negativen
Lithium-Graphit. Aufgrund der hohen Energie- und Leistungs-
Der Elektrolyt ist wasserfrei und besteht in der Regel dichte der Lithium-Ionen-Akkumulatoren können
aus Alkohol-Carbonaten mit Lithiumhexafluorphos- mechanische Beschädigungen zu Brand oder Ex-
phat (LiPf6 ). Zwischen den Elektrolyten befindet sich plosion führen.
ein Separator aus Polymeren oder Keramik (Bild 1 ).
ln Bild 2 ist der Aufbau eines Lithium-Ionen-Akku-
mulators dargestellt.

Lith i u m -lonen-Zellen Kühlmodul Kältemittel-


a nschluss

Li-Metall- Li-Ion Separator Elektrolyt Kohlenstoff-


oxid-Eiek- Grafit-
trode Elektrode Zell spannu ngs- Batterie-
überwachung managem entsystem

Bild 1: Lithium-Ionen-Akkumulator Bild 2: Aufbau des Lithium-Ionen-Akkumulators


380 1 5 Alternative Antriebsl<onzepte

Sicherheitshinweis: +
Beim Kontakt des Elektrolyten Lithiumhexafluor- soc
phosphat (LiPf6 ) eines Lithium-Ionen-Akkumula- - 80%
tors mit Wasser entsteht Fluorwasserstoffsäure
(HF). Diese auch als Flusssäure bezeichnete Flüs-
sigkeit ist ein starkes Kontaktgift. -55%
Brände von Lithium-Ionen-Akkumulatoren dür-
±5%
fen nicht mit Wasser gelöscht werden!
-40%

Lithium-Polymer-Akkumulatoren. Sie stellen eine


Ausführung des Lithium-Ionen-Akkus dar.
Wie beim Lithium-Ionen-Akku besteht die negative Bild 1: Verlauf des Ladezustandes
Elektrode aus Grafit, die Positive aus Lithium-Me-
talloxid. Jedoch enthalten Lithium-Polymer-Akkus
keinen flüssigen Elektrolyten. Der Elektrolyt ist auf Kühlung
Polymerbasis hergestellt und liegt als feste bis gel-
artige Folie vor. Alle Komponenten des Akkumula- Die Lebensdauer und Leistung der Akkumula-
tors (Stromzuführung, negative Elektrode, Elektrolyt, toren hängt im Wesentlichen von ihrer Betriebs-
positive Elektrode) lassen sich als Schichtfolien mit temperatur ab. Hohe Temperaturen zerstören die
einer Dicke von weniger als 100 Mikrometern her- Zellen und bei zu niedrigen Temperaturen laufen
stellen . Die Bauform der Lithium-Polymer-Akkus die elektrochemischen Vorgänge nur langsam
unterliegt dadurch kaum Beschränkungen. ab. Die optimale Betriebstemperatur liegt bei ca.
20 °C.
Ladevorgang und Arbeitsbereich
Der Ladezustand der einzelnen Zellen ist im Betrieb Eine Arbeitstemperatur von 45 ac bis 60 oc sollte
unterschiedlich. NiMH-Akkumulatoren werden des- nicht überschritten werden.
halb mit einer geringen Stromstärke und unterhalb
der Gasungsgrenze überladen . Volle Zellen wandeln Die Batterien können z.B. über ein Gebläse mit der
die überschüssige Ladung in Wärme um. Nach der Luft aus dem Innenraum gekühlt werden. Dabei wird
gezielten Überladung haben alle Zellen wieder den durch einen Kanal die Luft aus dem Innenraum unter
gleichen Ladezustand. der hinteren Sitzbank zur Akkumulatoren-Einheit im
Kofferraum geführt (Bild 2).
Akkumulatoren in Li-Ionen-Technik werden bei
Überladung zerstört. Deshalb überwacht das Batte-
rie-Management jede einzelne Zelle und besitzt für
jede Zelle eine zuschaltbare Entlademöglichkeit Da-
mit können alle Zellen auf den gleichen Ladezustand
(SOC/state of charge) gebracht werden.
Der optimale Arbeitsbereich der Akkumulatoren
befindet sich in einem SOC-Fenster von 50-80%
(Bild 1).
Das Batteriemanagement sorgt dafür, dass die Gren-
zen nicht über- bzw. unterschritten w erden. Für die
Größe der Batterie bedeutet dies, dass sie grundsätz-
lich überdimensioniert sein muss, damit die Grenzen
des Arbeitsbereiches nicht überschritten werden.
Der obere Grenzbereich darf nicht überschritten wer-
den, damit bei längerer Bergabfahrt die Batterie in Fahrzeuginnenraum
der Lage ist, weiterhin Energie zu speichern. Droht
die Batterie dennoch zu überladen, schaltet das Bat-
L:===========:::._----==-J
Bild 2: Gebläsekühlung der Akkumulatoren
teriemanagement den Ladevorgang ab.
Der untere Grenzbereich darf nicht unterschritten
werden, damit eine Beschleunigung des Fahrzeugs Andere Möglichkeiten sind die Kühlung durch das
durch den elektrischen Antrieb (" Boost-Funktion") Kühlwasser aus dem Kühlkreislauf oder die Kühlung
gewährleistet ist. durch die Fahrzeug-Klimaanlage.
1 5 Alternative Antriebsl<onzepte 381

15.4.5 Leistungselektronik • Spannung Hochvoltbatterie und Aggregate, z.B.


201,6 Volt
Die Leistungselektronik im Hybrid-Fahrzeug (Bild 1)
• Spannung Antriebsmotoren, z.B. 650 Volt
hat die folgenden Aufgaben:
Laden der Hochvoltbatterie. Während des Brems-
• Umwandlung der Gleichspannung in Wechsel-
vorgangs und im Schiebebetrieb arbeiten MG1 und
spannung (DC--7AC) und der Wechselspannung
MG2 als Generatoren.
in Gleichspannung (AC --7 DC)
Über die Gleichrichtung im Inverter und den Gleich-
• Veränderung des Gleichspannungswertes
spannungswandlerwird die Hochvolt-Batterie gela-
• Laden der Hochvolt-Batterie den.
• Antrieb der Motor-Generatoren und des Klima- Antriebsmotoren MG1 und MG2. Die Spannung der
kompressors Hochvolt-Batterie wird im DC/DC-Wandler auf die
Gleich- bzw. Wechselrichtung. Die Antriebsmotoren höhere Spannung für die Motorantriebe gewandelt,
(MG1 und MG2) und der Antriebsmotor des Klima- z.B. von 201 ,6 Volt auf 650 Volt. Anschließend erfolgt
kompressors benötigen Drehstrom. Dieser wird im Inverter durch die Wechselrichter-Schaltung die
mithilfe einer Wechsel- und Gleichrichter-Schaltung Umwandlung in Drehstrom für die elektrischen An-
erzeugt. Wenn MG1 und MG2 als Generatoren ar- triebe MG1 und MG2.
beiten, wird die erzeugte Drei-Phasen-Wechselspan- Aufbau und Funktion der Leistungselektronik. Die
nung in Gleichspannung umgewandelt. Spannungsversorgung der Leistungselektronik er-
Wandlung und Verstärkung der Gleichspannung. folgt durch die Hochvolt-Batterie über die Sicher-
Bei einem Hybrid-Fahrzeug wird die elektrische An- heitsrelais. Die Leistungselektronik des Inverters
lage in verschiedenen Spannungsbereichen betrie- wandelt mithilfe eines Gleichspannungswandlers
ben: (DC/DC-Wandler) die Spannung der Hochvoltbatte-
• Spannung Bordnetz, z.B. 12 Volt rie in die Betriebsspannung für die elektrischen An-
triebsmotoren um.

Hochvolt-
Batterie

Se rvice-
Stecke r

r - - · - - · - - - - - - - - - --·- -·- -· Klima·----l


_j _j _j Kompressor .

Bild 1: Leistungselektronik (Leistungsverzweigter Hybrid-Antrieb)


382 1 5 Alternative Antriebsl<onzepte

Für die Erzeugung des Drehstroms stehen für jeden Die Transistorschaltung auf der Hochvoltseite er-
der Antriebsmotoren MG1 und MG2 je eine Wech- zeugt die notwendige Wechselspannung. Die indu-
selrichterschaltung mit jeweils 6 Transistoren zur zierte Wechselspannung auf der 12-Volt-Seite wird
Verfügung. gleichgerichtet und versorgt die Starterbatterie und
das Bordnetz des Fahrzeugs.
Kühlung. Die in der Leistungselektronik entstehende
Ansteuerung der Transistoren. Sie erfolgt durch ein
Wärme wird durch ein Flüssigkeitskühlsystem mit
integriertes Steuergerät. Als Transistoren werden
elektrisch angetriebener Wasserpumpe abgeführt.
IGBT (lnsulated Gate Bipolar Transistor) verwendet.
Die Kühlung der Leistungselektronik kann in das Mo-
IGBTs sind elektronische Halbleiterelemente, bei torkühlsystem integriert werden.
denen ein Feldeffekttransistor einen bipolaren Tran-
sistor ansteuert.
Sie verfügen über die folgenden Eigenschaften:
• Niedriger Durchlasswiderstand (ähnlich den bi-
15.4.6 Aggregate
polaren Transistoren)
Bei Hybrid-Fahrzeugen können die Aggregate
• Niedrige Durchlassverluste elektrisch angetrieben werden, z.B. Unterdruck-
• Nahezu leistungslose Ansteuerung (ähnlich den pumpe, Kühlmittelpumpe, elektrische Lenkhilfe
Fe ldeflekttra nsi store n) und der Kompressor für die Klimaanlage.
• IGBTs sind in Rückwärtsrichtung nur begrenzt
Der Antrieb der Aggregate erfolgt in der Regel nur
sperrfähig , dass in der Regel Freilaufdioden mit
dann, wenn er auch notwendig ist bzw. aufgrundder
kurzen Abschaltzeiten eingebaut sind
Drehzahlregelung bedarfsabhängig . Diese Maßnah-
men verbessern die Energiebilanz des Fahrzeugs.
Antrieb der Aggregate. Einige elektrische Verbrau- Ein weiterer Vorteil des elektrischen Antriebs ist,
cher, z.B. der Klimakompressor, können mit Hoch- dass die Komponenten auch dann arbeiten können,
spannung betrieben werden . Diese verfügen über wenn der Verbrennungsmotor abgestellt ist. So
eine separate Leistungselektronik als Wechselrich- kann die Klimaanlage auch mit einer Fernsteuerung
terschaltung . Sie werden mit der Spannung der ausgestattet sein, die ein Einschalten vor Motorstart
Hochvolt-Batterie betrieben . ermöglicht.
Um Kurzschlüsse im elektrischen Antrieb des Klima- Durch den elektrischen Antrieb der Wasserpumpe
kompressors zu vermeiden , sind von den meisten und des Klimakompressors kann sowohl die Küh-
Herstellern spezielle Kältemittelöle vorgeschrieben, lung des Inverters, der Hochvolt-Batterie als auch


die über isolierende Eigenschaften verfügen . des Fahrzeuginnenraums nach Abstellen des Motors
Die Spannungsversorgung des 12-Volt-Bordnetzes aufrechterhalten werden . ln vielen Fällen sind die
erfolgt über die Hochvolt-Batterie und einen Gleich- elektrisch angetriebenen Aggregate in den Strom-
spannungswandler. Die Hochvoltseite bzw. Hoch- kreis der Hochvolt-Anlage mit eingebunden .
volt-Batterie ist aus Sicherheitsgründen vom 12-Volt- Die Funktion Klimaanlage kann durch ein Solarschie-
Bordnetz durch einen Spannungswandler galvanisch bedach unterstützt werden, welches im Stand eine
getrennt (Bild 1). solarstrambetriebene Lüftung ermöglicht.

Transistoren Sperrdi oden zur Gl eichrichtung


15.4.7 Plug-Jn-Hybridantriebe

Plug-ln-Hybrid-Antriebe verfügen über eine Bat-


terie, die zusätzlich über das Stromnetz geladen
werden kann (Bild 1, Seite 383).

Plug-ln-Hybride (PHEV/Piug-ln-Hybrid Electric Ve-


hicle) verfügen über größere Batterien als ein her-
kömmliches Hybrid-Fahrzeug und stellen somit eine
Mischform zwischen letzterem und einem Elektro-
Fahrzeug dar. Durch die größere Batteriekapazität
verfügt das Fahrzeug über eine größere Reichweite
Hochvolt- Induktive 12-Volt- als im rein elektrischen Fahrmodus. Dennoch kann
Batterie Spannun gsübertragung Batterie
das Fahrzeug auch mithilfe eines herkömmlichen
Bild 1: Spannungswandler Verbrennungsmotors betrieben werden .
1 5 AJternative Antriebskonzepte 383

Hybridsteuerei nheit/ Ladegerät


Leistungseinheit 220-346 Volt

Li -Ionenbatterie
345,6 Volt

Hochspannungsleitung

Bild 1: Komponenten des Plug-ln-Hybrid

Steckersysteme (Bild 2). Übliche Steckersysteme • Elektrischer Schutz. Ein zweiter Stromkreis prüft,
sehen die Verwendung sowohl für den einphasi- ob der Ladestecker vollständig eingesteckt ist. Erst
gen 230-V-Anschluss als auch für den dreiphasigen dann wird die Ladespannung angelegt.
400-V-Anschluss bis 63 A Ladestrom vor. Die Ladung • Überlastungsschutz. Elektrische Widerstände in
des Fahrzeugs über den dreiphasigen Anschluss ver- den Ladesteckern kodieren den zulässigen Ein-
kürzt die Ladezeit auf ca. 10 % gegenüber der ein- satzbereichder Ladeleitung
phasigen Ladung. • Komponentenschutz. Das Fahrzeug erhält die
Information , welche Stromstärke von der Lade- ~~~
station zur Verfügung gestellt wird und für wel-
chen Maximalstrom die Ladeleitung ausgelegt ist.
Außerdem wird überprüft, ob die Verbindung und
der Schutzleiteranschluss korrekt hergestellt und
die Steckvorrichtung verriegelt sind .
Das Stecksystem ist zusätzlich mit einem Fehler-
stromschutz ausgestattet.

WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Über welche Funktionen verfügt ein Voll-Hybrid?
2 Erläutern Sie die Start-Stopp-Funktion.
Bild 2: Ladeanschluss 3 Wie erfolgt der Antrieb bei einem seriellen
Hybrid-System?
Dazu beinhaltet die Ladetechnik auch die erforder- 4 Welche Antriebe sind bei einem leistungsver-
lichen Kommunikationsschnittstellen zwischen La- zweigten Hybrid-System miteinander gekoppelt?
destation und Fahrzeug über die Signalleitungen im 5 Über welche Merkmale verfügt der Lithium-
Stecker. Ionen-Akkumulator?
Das Stecksystem verfügt über verschiedene Sicher- 6 Aus welchem Grund sind Lithium-Ionen-Akku-
heitsmaßnahmen. mulatoren im Fahrzeug in einem schützenden
Gehäuse untergebracht?
• Aktivierung der Wegfahrsperre. Ein eigener
7 Erläutern Sie den Begriff .,Boost-Funktion".
Stromkreis prüft, ob der Ladestecker angesteckt
8 Was versteht man unter dem Begriff .. Piug-ln-
ist. Ein versehentliches Ausreißen der gesteckten
Hybridantriebe" ?
Ladeleitung ist ausgeschlossen .
384 1 5 Alternative Antriebsl<onzepte

15.4.8 Elektrische Antriebsmotoren Dreiphasenwechselstrom (Drehstrom). Beim Betrei-


ben einer Drehfeldmaschine als Motor wird in drei
ln Kraftfahrzeugen werden überwiegend Dreh- getrennten Leitern jeweils eine eigene periodisch
feldmaschinen (Drehstrommotoren) als elektri- wechselnde Spannung geführt. Die zeitlichen Ab-
scher Antrieb und Generator eingebaut. Diese läufe gegenüber den anderen beiden Leiterspan-
werden bei Hybrid- und Elektrofahrzeugen als nungen sind um jeweils 120° vor- bzw. nachlaufend
Motorgenerator bezeichnet. versetzt.
Verbindet man drei Elektromagnet-Spulen (U, V, W)
Aufbau (Beispiel Hybridantrieb, Bild 1). Die Dreh- mit jeweils einer Leiterphase des Drehstroms, dann
feldmaschine für den Antrieb von Kraftfahrzeugen wi rd in jeder Spule ein Magnetfeld erzeugt. Dessen
besteht aus zeitlicher Ablauf ist genauso wie der Spannungsver-
• dem Gehäuse mit den dort befestigten Ständer- lauf gegenüber den anderen Spulenfeldern um 120°
wicklungen (Stator) versetzt.
• einem drehbaren Läufer (Rotor) Ordnet man diese drei Spulen in einem Kreis zuei-
• dem Leistungsanschluss nander an, ergibt sich aus den einzelnen Spulenma-
gnetfeldern ein sich drehendes Magnetfeld .
• den Hauptlagern
Zusätzlich können noch Rotorlage- und Tempera - Die Drehrichtung des Magnetfelds ist von der An-
tursensoren eingebaut sein . ordnung der Statorspulen abhängig (Bild 2a und
2b).

Kühlm antel Leistungsanschluss mit


Codiernasen

CD
t~ '\. / V
E IX X

\
0
c550 A I \
~-~2 I \
_\\L '\. _/ /
131
0 Zeit--
0 Winkel - - 360°


Rotor mit
Permanent-
magneten Lagerschild

Bild 1: Aufbau Antriebseinheit CD


Merkmale von Drehfeldmaschinen gegenüber Ver- t ~1 '\. V V
brennungsmotoren: E IX X
0
~0
A I !\
• Der durchschnittliche Wirkungsgrad beträgt ca. 80
bis 90 % (Ottomotor ca. 33 %, Dieselmotor ca . 45 ~-~2 1/ \
%) _\\L '\. _/ /
131
• Die maximale Kraftentfaltung erfolgt aus dem Ru- 0 Zeit--
hezustand heraus 0 Wi nkel-- -360°
• Die größere, nutzbare Drehzahlspanne ermöglicht
den Einsatz von Getrieben mit weniger Gangstufen
• Durch die geringere Reibung wird weniger Abwär- Bild 2a: Drehfeld rechtsdrehend
me erzeugt Bild 2b: Drehfeld linksdrehend

• Durch die Nutzung als Generator kann die Bewe-


gungsenergie in elektrische Energie umgewandelt Bringt man einen drehend gelagerten Magnet (Ro-
werden . tor) im Zentrum des Magnetfelds an, versetzt das
Drehfeld den Magnet in eine Drehbewegung .
Funktionsweise
Die Drehzahl ist von der Frequenz des Dreipha-
Drehfeldmaschinen werden mit Dreiphasen- senwechselstroms, der Anzahl der Spulen des
wechselstrom (Drehstrom) betrieben . Stators und der Polpaare des Rotors abhängig.
1 5 Alternative Antriebslconzepte 385

Beispiel. Bei einer Drehstromfrequenz von 50 Hz Die Drehzahldifferenz zwischen Drehfeld und Läufer
und drei Spulen dreht sich das Magnetfeld ebenfalls wird als Schlupf bezeichnet. Das Drehmoment der
50mal in der Sekunde (entsprechend 3000mal in der Asynchronmaschine ist von der Höhe der Statorströ-
Minute}. me und vom Schlupf abhängig.
Der Schlupf muss bei der Ansteuerung von Asyn-
chronmotoren berücksichtigt werden. Dazu muss
Arten von Drehfeldmaschinen
die Frequenz des Dreiphasenwechselstroms ent-
Es werden asynchrone und synchrone Drehfeld- sprechend berechnet werden.
maschinen unterschieden. Sie unterscheiden
sich überwiegend im Aufbau des Läufers (Rotor}. Synchrone Drehfeldmaschine
(Synchronmaschine, Synchronmotor)
Aufbau des Läufers. Bei Fahrzeugantrieben mit Syn-
Asynchrone Drehfeldmaschine
chronmaschinen werden überwiegend Läufer mit
(Asynchronmaschine, Asynchronmotor)
Permanentmagneten eingebaut. Es werden zwei
Aufbau des Läufers, Bild 1. Bei Fahrzeugantrieben Bauarten, der Innen- und der Außenläufer unter-
mit Asynchronmaschinen werden überwiegend schieden.
Kurzschlussläufer eingebaut. Er besteht aus einem
Innenläufer (Bild 2a}. Um das Magnetfeld des Läu-
Metallkäfig mit Leiterstäben und Kurzschlussringen
fers zu erzeugen sind Permanentmagneten außen
die auf der Rotorwelle aufgebracht sind.
am Läufer angebracht. Die Staturwicklungen umfas-
sen den Läufer.
Kurzschlussring

Läufer

Bild 1: Aufbau einer Asynchronmaschine mit


Bild 2a: Aufbau einer Synchronmaschine mit Innenläufer
Kurzschlussläufer

Außenläufer (Bild 2b). Die Statorwicklungen liegen


Funktionsweise. Elektrisch gesehen ist die A syn-
innerhalb des Läufers. Zur Erzeugung des Läufermag-
chronmaschine ein Transformator. Die Statorwick-
netfelds sind die Permanentmagneten innen am
lungen entsprechen den Primärwicklungen und die
Läufer angebracht.
Läuferwicklungen den Sekundärwicklungen. Beim
Anlaufen des Motors erzeugt das durch den Dreh-
strom entstehende Drehfeld eine magnetische Fluss-
änderung in den Leiterstäben des Läufers. Es wird
eine Spannung induziert. Über die Kurzschlussringe
fließt ein Strom, welcher wiederum ein Magnetfeld
um den Läufer erzeugt. Dieses Magnetfeld bewirkt
zusammen mit dem Drehfeld des Stators ein Dreh-
moment, das den Läufer in die Drehrichtung des
Drehfelds dreht.

Um bei sich drehendem Läufer ein ausreichend


starkes Magnetfeld zu erzeugen, muss sich das
Drehfeld mit einer höheren Drehzahl als der Läu-
fer drehen, also asynchron. Daher wird diese
Bauart der Drehstrommaschine als Asynchron-
Bild 2b: Aufbau einer Synchronmaschine mit
maschine (Asynchronmotor} bezeichnet. Außenläufer
386 1 5 Alternative Antriebsl<onzepte

Funktionsweise. Die Permanentmagnete erzeugen Vor- und Nachteile von Synchronmaschinen


Magnetfelder um den Läufer. Wird durch den Drei- gegenüber Asynchronmaschinen
phasenwechselsrom in den Statorwicklungen ein
• Höherer Wirkungsgrad
Drehfeld erzeugt, stoßen sich die gleichnamigen
Pole (z.B. NN) des Läufers und der Statorwicklungen • Kein Schlupf. Die Drehzahl des Läufers ist direkt
ab, die ungleichnamigen Pole (z.B. NS) ziehen sich von der Frequenz des Drei phasenwechselstroms
an. Dadurch entsteht ein Drehmoment und der Läu- abhängig.
fer dreht sich und folgt dem Drehfeld (Seite vorher,
Bild2). • Geringere Erhitzung. Es wird im Motorstillstand
gegenüber der Asynchronmaschine im Läufer kei-
Die Drehzahl des Drehfeldes und des Läufers sind ne hohe Spannung durch das Drehfeld induziert.
gleich. Daher wird diese Bauart der Drehstrom- Es fließt kein hoher Strom der den Läufer stark er-
maschine als Synchronmaschine (Synchronmo- hitzen könnte.
tor) bezeichnet.
• Verwendung seltener Werkstoffe. Für die Herstel-
Das Drehmoment von permanent erregten Syn-
lung der Magnete von permanent erregten Syn-
chronmaschinen ist von der Höhe der Statorströ- chronmaschinen sind seltene Erden (Neodym und
me abhängig.
Dysprosium) erforderlich.

WERKSTATTHINWEISE
Sicherheitshinweise. Die Betriebsspannung von Radio, Telefon) führen. Deshalb sind häufig zusätz-
Drehfeldmaschinen kann bis zu 500 Volt betragen. liche Entstörungsmaßnahmen, z.B. Masseleitun-
Daher sind bei Arbeiten an den elektrischen An- gen, Entstörglieder, eingebaut. Dies ist bei Instand-
triebseinheiten die Sicherheitsregeln unbedingt setzungsarbeiten zu beachten .
einzuhalten. Diese sind im Allgemeinen in der Be-
rufsgenossenschaftlichen Information (BGI) 8686
beschrieben. Hinweise zur Fehlerdiagnose. Drehfeldmaschinen
werden über das Steuergerät der Leistungselektro-
nik diagnostiziert. Es können über die Eigendiagno-
Messungen und Arbeiten an elektrischen An-
se folgende Istwerte angezeigt werden.
triebseinheiten dürfen nur bei spannungsfrei
geschaltetem Hochvoltsystem durchgeführt • Drehzahl
werden! Das Hochvoltsystem darf nur Personen • Phasenstromstärken


mit entsprechender Qualifikation spannungsfrei • Isolationswiderstände
geschaltet werden (siehe Seite 387). • Temperaturen der Drehfeldmaschine und der
Leistungselektronik
Gesundheitsgefahren. Drehfeldmaschinen erzeu- • Rotorlage der Drehfeldmaschine
gen elektromagnetische Felder. Diese können die • Isolationswiderstand des Hochvoltsystems
Funktion von gesundheitserhaltenden Geräten z.
B. Herzschrittmacher, Insulin- und Schmerzmittel-
pumpen stören. Deshalb ist der Aufenthalt von
Personen, die diese Geräte tragen, im Bereich
von Fahrzeugen mit elektrischen Antrieben in der
Werkstatt untersagt (Bild 1).

®
Bild 1: Verbotszeichen für Personen mit gesundheits-
erhaltenden Geräten

Hinweise zur Elektromagnetischen Verträglichheit


(EMV). Die elektromagnetischen Felder können
zu Störungen anderer Systeme im Fahrzeug (z.B. Bild 2: Istwertanzeige von Drehfeldmaschinen
1 5 Alternative Antriebskonzepte 387

15.4.9 Sicherheit in Hochvolt-Fahrzeugen lsolated Terra* (IT)-Netz. ln ihm sind im Gegensatz


zum 12-V-Bordnetz sowohl die Plusleitung als auch
Arbeiten an Hochvolt-Fahrzeugen dürfen nur die Minusleitung gegenüber der Karosserie isoliert.
von Personen mit entsprechender Qualifikation
durchgeführt werden. Aufbau IT-Netz (Bild 1). IT-Netze in Kraftfahrzeugen
bestehen überwiegend aus den Komponenten :
Tabelle 1 zeigt die Qualifizierungsstufen nach Be-
• Hochvolt(HV)-Batterie
rufsgenossenschaftlicher Information (BGI) 8686.
Sie gibt an welche Arbeiten von entsprechend quali- • Sicherung Leistungselektronik
fizierten Personen durchgeführt werden dürfen. • Drehfeldmaschine
• Elektrischer Kältemittelkompressor
ln der Servicewerkstatt darf nur an .,Hochvolt
• Abgeschirmte HV-Leitungen
(HV)-eigensicheren" Fahrzeugen gearbeitet wer-
den. • Potentialausgleichsleitungen

HV-eigensicheres Fahrzeug. Bei ihm ist durch tech-


nische Maßnahmen ein vollständiger Berührungs-
und Lichtbogenschutz gegenüber dem HV-System
gewährleistet.

ln HV-eigensicheren Fahrzeugen wird zum


Schutz bei Körperschlüssen das HV-System in
Form eines lsolated Terra (IT)-Netzes eingebaut.

Hochvolt (HV). Darunter versteht man Spannungen


von mehr als 25 V Wechselspannung (AC) oder 60 V
Gleichspannung (DC) im Fahrzeugbereich. Diese
kommen insbesondere bei Hybrid- und Brennstoff- - Potentialaus-
gleichsleitungen
zellentechnologie sowie Elektrofahrzeugen vor.
Bild 1: Aufbau IT-Netz in HV-Fahrzeugen

Qualifizierung Berechtigung

Elektrotechnischer Laie • Arbeiten und Aufenthalt im abgegrenzten Arbeitsbereich sind


untersagt

Elektrisch unterwiesene Person • Alle Servicea rbeiten die ohne Freischaltung durchführbar sind
(Stufe 1, BGI8686) • Arbeiten am spannungsfreien Hochvoltsystem
• Voraussetzung: Freischaltung und Unterweisung durch den Fach-
kundigen für Arbeiten an HV-Fahrzeugen

Fachkundige(r) für Arbeiten an HV-Fahrzeugen • Freischaltung und Inbetriebnahme von HV-eigensicheren Fahrzeu-
(Stufe 2, BGI 8686) gen
• Durchführung von Unterweisungen von elektrotechnischen Laien
zur elektrisch unterwiesenen Person

Elektrofachkraft (EFK) Fahrzeugtechnik • Arbeiten an HV-Fahrzeugen in Entwicklung und Produktion


(Stufe 3 nach BGI8686) • Arbeiten in der Nähe berührbarer, unter Spannung stehender Teile
• Du rchfü hrung von M essungen am aktiven HV-System
• Durchführung der Qualifizierung zum Fachkundigen für Arbeiten an
HV-Fahrzeugen

Arbeiten unter Spannung • Arbeiten an spannungsführenden HV-Komponenten z. B. Öffnen der


(Zusatzqualifikation für EFK) HV-Batterie

• = isolated (eng I. für isoliert); Terra (Begriff aus der Elektrotechnik .. Erdung", lat. Terra)
388 1 5 Alternative Antriebsl<onzepte

Auswirkungen von Isolationsfehlern diese gleichzeitig berührt kommt es zu einem Strom-


Körperschluss zwischen Plus und Bauteilgehäuse schlag.
oder Abschirmung der Leitung (Bild 1, F1). Bei die-
sem Fehler wird das Pluspotential auf das Gehäuse
des Bauteils geleitet. Über die Potentialausgleichs-
leitungen wird das Pluspotential zusätzlich auf die
Karosserie und die anderen Bauteilegehäuse gelegt.
Das Pluspotential kann berührt werden. Die Ge-
fahr eines Stromschlags besteht nicht, da das zum
Schließen des Stromkreises erforderliche Minus-
potential isoliert ist.

Körperschluss zwischen Minus und Bauteilgehäuse


oder Abschirmung der Leitung (Bild 1, F2). Dieser
Fehler hat dieselbe Auswirkung wie Fehler 1 jedoch - Potentialaus-
auf dem MinuspotentiaL Es besteht auch hier nicht gleichsleitungen
die Gefahr eines Stromschlags, da das Pluspotential
Bild 1: Auswirkungen von Isolationsfehlern in IT-Netzen
isoliert bleibt.

Körperschluss von Plus und Minus an unterschied-


lichen Bauteilen (Bild 1, F3). Treten Fehler 1 und Feh-
ler 2 gleichzeitig an zwei unterschiedlichen Bauteilen
auf werden das Plus- und das Minuspotential über
die Potentialausgleichsleitungen kurzgeschlossen.
Es fließt ein sehr großer Strom. Die Sicherung löst
aus. Das System w ird spannungsfrei. Die Gefahr
eines Stromschlags besteht nicht.

Körperschluss von Plus und Minus an unterschied-


lichen Bauteilen und defekte Potentialausgleichslei-
tung (Bild 2). Ist zusätzlich zu den Körperschlüssen - Potentialaus-
gleichsleitungen
eine der Potentialausgleichsleitungen defekt liegen
an einem der Bauteilgehäuse und der Karosserie Bild 2: Zwei Isolationsfehler und defekte
unterschiedliche Spannungspotentiale an. Werden Potentialausgleichsleitung

• WERKSTATTHINWEISE
Diagnose von lsolationsfehlern. Die Isolation der
Leitungen und Bauteile wird von einem Steuer-
gerät im HV-System (vorwiegend Batteriemanage-
ment) überwacht. Tritt ein Isolationsfehler auf,
Aufgrund der hohen Messspannung entsteht ein
Gefährdungspotential, welches durch die kleine
Energiemenge jedoch gering ist. Die Überprüfung
von Isolationsfehlern darf nur von Fachkundigen
erfolgt über das Kombiinstrument ein Warnhin- für Arbeiten an HV-Fahrzeugen mit freigegebenen
weis an den Fahrer und ein Eintrag in den Ereig- Messadaptern durchgeführt werden (Bild 3).
nisspeicher des Steuergeräts. Das Fahrzeug bleibt
fahrfähig .
Treten mehr als ein Isolationsfehler auf, wird das
HV-System abgeschaltet. Das Fahrzeug ist nicht
mehr fahrfähig.
Zur weiteren Eingrenzung der Fehlerursache muss
der Isolationswiderstand der Bauteile gemessen
werden. Bezüglich der Sollwerte sind die Herstel-
lervorgagen zu beachten.
Damit auch geringste Isolationsfehler festgestellt
werden können sind zur Messung des Isolationswi-
derstands spezielle Messgeräte zu verwenden. Sie
können auf eine Messspannung von bis zu 1000 V Bild 3: Messaufbau zur Prüfung des Isolations-
eingestellt werden. widerstandes
1 5 Alternative Antriebsl<onzepte 389

Messung des Isolationswiderstandes Fehlerdiagnose. Wird der Mindestwert nicht er-


reicht erfolgt die Fehlereingrenzung mittels weiterer
Vor den Messungen des Isolationswiderstandes Messungen des Isolationswiderstandes an mehre-
muss das HV-System spannungsfrei geschaltet ren Stellen im HV-System nach Herstellervorgaben
und vor Wiedereinschalten gesichert werden! (Bild 1, Punkte 2-5). Im Ausschlussverfahren wird
das schadhafte Teil ermittelt.
Arbeitsschritte zur Messung des
Isolationswiderstandes Messung auf der Minusseite des HV-Systems. Dazu
wird der Messadapter an der Minusleitung des HV-
Messadapter prüfen. Zur Gewährleistung der Si-
System angeschlossen und die Messung wieder-
cherheit muss vor den Messungen die Isolation und
holt.
der Prüfwiderstand im Messadapter nach Hersteller-
angaben geprüft werden. Instandsetzung bei lsolationsfehlern. Die Reparatur
HV-Leitungen an der HV-Batterie trennen. Die HV- schadhafter HV-Komponenten oder HV-Leitungen
Batterie wird somit vom HV-System getrennt und ist nicht möglich. Sie müssen ersetzt werden .
wird nicht mit in die Isolationsprüfung einbezogen . Prüfung Potentialausgleichsleitungen
Prüfadapter an die HV-Piusleitung anschließen Vor Inbetriebnahme von HV-Fahrzeugen ist die Funk-
(Bild 1, Punkt 1). Die erste Messung des Isolations- tion der Potentialausgleichsleitungen sicherzustel-
widerstandes erfolgt auf der Plusseite des Hochvolt- len . Dabei sind die Herstellervorgaben zu beachten .
systems. Es ist auf das vollständige Einrasten des
Steckers am Prüfadapter zu achten. Vorgehensweise:

Isolationsprüfgerät anschließen und Messung • Sichtprüfung der Leitung und Anschlussösen auf
durchführen. Bei der Messung ist die richtige Prüf- Beschädigungen
spannung (bis zu 1000 V) am HV-Messgerät nach • Sichtprüfung der Verschraubung auf Korrosion
Herstellerangabe einzustellen.
• Überprüfung des Anzugdrehmoments
Die HV-Leitungen und HV-Bauteile wirken bei dieser
Messung wie kapazitive Widerstände. Das bedeutet, • Messung des Übergangswiderstands
dass bis zur Vollladung des Systems ein höherer
Messstrom fließt.
Zur Bestimmung des Übergangswiderstandes wird
Deshalb ist eine vom Hersteller vorgegebenen Mess- der Spannungsabfall an den Potentialausgleichslei-
zeit (meist 5 s) einzuhalten und der Messwert dann tungen und den Verschraubungen mit der Karosse-
abzulesen . rie gemessen. Dazu muss in den Leitungen ein hoher
Messergebnis bewerten. Der vom Hersteller vorge- Strom fliessen. Deshalb sind für diese Messungen
gebene Mindestwert des Isolationswiderstands (z.B. spezielle Messgeräte mit 4-Leiter Widerstandsmes-
5 MO) muss erreicht werden. sung zu verwenden .

Leistungselektronik HV-Batte ri e

Bild 1: Messung Isolationswiderstand


390 1 5 Alternative Antriebsl<onzepte

Die HV-Leitungen sind durch die Signalfarbe Der Wartungsstecker (Servicestecker) ermöglicht
orange gekennzeichnet und damit eindeutig er- das gefahrlose Freischalten des HV-Systems.
kennbar.

HV-Leitungen. Sie enthalten einen metallischen Wartungsstecker. Er ist an gut zugänglicher Stelle,
Schirm um bei Isolationsfehlern das Spannungs- meist direkt an der Hochvoltbatterie, eingebaut. Er
potential abzuleiten. Die Anschlussstecker sind me- ist durch die Signalfarbe orange gekennzeichnet.
chanisch codiert (Bild 1). Damit werden Verwechs- Das Entriegeln erfolgt in zwei Stufen.
lungen beim Stecken verhindert. Zusätzlich sind Die erste Stufe trennt die Sicherheitslinie. Dadurch
die Anschlüsse der Bauteile mit Kunststoffkappen öffnen die Leistungsschütze in der Hochvoltbatterie.
gegen Berührung gesichert. Danach ist das HV-System spannungsfrei. Dadurch
wird das Entstehen von Lichtbögen beim Trennen
der HV-Leitungen oder der Batteriehälften verhin-
dert.
Nach Entriegeln der zweiten Stufe kann der War-
tungssteckerabgezogen werden . Es werden entwe-
der die HV-Leitungen oder die Batteriehälften von-
einander getrennt (Bild 3).
Zusätzlich kann im Wartungsstecker die Hauptsiche-
rung des HV-Systems eingebaut sein.
Bild 1: Anschlussstecker und Anschluss Bauteil

Mithilfe der Sicherheitslinie (Pilotlinie) wird das


Abziehen einer der Leitungsstecker, des War-
tungs-/Servicesteckers oder des Sicherheitsste-
ckers erkannt. Danach wird das HV-System ab-
HV-Minus
geschaltet.

Sicherheitslinie, Bild 2. Sie ist eine Leitung die durch


alle HV-Komponenten verläuft. Ein Steuergerät der
HV-Komponenten legt eine Spannung (meist 12 V


Bordspannung) an . Ein anderes Steuergerät (meist
Batteriesteuergerät) überwacht die Stromstärke auf
der Sicherheitslinie.
Wird der Strom auf der Sicherheitslinie unterbro-
chen erkennt dies das Steuergerät. Daraufhin öffnet
das Batteriesteuergerät die Leistungsschalter in der
Hochvoltbatterie und das Hochvoltsystem ist abge- Sicherheitslinie
schaltet. Bild 3: Beispiel Wartungsstecker mit Trennung der
Batteriehälften

Zusätzliche Schutzeinrichtungen in HV-Fahrzeu-


gen sind:
• Kühlsystem zur Einhaltung der Temperatur-
grenzen von HV-Batterien
• Schaltelemente zur Entladung der HV-Konden-
satoren in der Leistungselektronik nach Tren-
nen des Wartungssteckers
• GalvanischgetrennteDC/DC-Wandler(Hochvolt/
12V) in der Leistungselektronik
• Crashabschaltung des HV-Systems durch das
Airbagsteuergerät
Bild 2: Sicherheitslinie und Wartungsstecker
1 5 Alternative Antriebsl(onzepte 391

WERKSTATTHINWEISE
Sicherheitsregeln bei Arbeiten an Hochvolt- werte bezüglich der im Hochvoltsystem anliegen-
systemen den Spannungen aus den Steuergeräten der HV-
Kennzeichnung von HV-Fahrzeugen (Bild 1). ln der Komponenten ausgelesen und bewertet werden.
Ist dies nicht möglich, müssen Spannungsmes-
Werkstatt befindliche HV-Fahrzeuge müssen durch
sungen an den Anschlüssen der folgenden Kom-
entsprechende Warnschilder gut sichtbar gekenn-
ponenten durchgeführt werden:
zeichnet sein.
• HV-Batterie
Abgrenzung des Arbeitsbereichs. Um den Zugang
Unbefugter zu erschweren, muss der Arbeitsbe- • Leistungselektronik
reich um HV-Fahrzeuge durch Absperrbänder o. ä. • Klimakompressor
von der Werkstatt abgegrenzt sein. Damit wird die Spannungsfreiheit festgestellt. Da-
bei sind die Herstellervorgaben und die Verwen-
dung von freigegebenen Messadaptern und Mess-
geräten zu beachten.

Wirdtrotz Freischalten eine über dem vom Her-


steller vorgegebenen Sollwert liegende Span-
nung gemessen, dürfen keine weiteren Arbei-
ten am Fahrzeug durchgeführt werden!

Die weitere Vergehensweise wird vom Hersteller


vorgegeben. Im Regelfall übernimmt eine Elektro-
fachkraft Fahrzeugtechnik alle weiteren Schritte.
Nach Beendigung der Arbeiten muss das HV-Fahr-
zeug wieder in Betrieb genommen werden.
Wiederinbetriebnahme. Sie darf nur durch einen
Fachkundigen für Arbeiten an HV-eigensicheren
Bild 1: Kennzeichnung und Abgrenzung von Fahrzeugen durchgeführt werden. Die Wiederinbe-
HV-Fahrzeugen triebnahme umfasst folgende Punkte:
• Sichtprüfung der HV-Komponenten und HV-Lei-
Vor Arbeiten am HV-Fahrzeug muss von einem tungen auf Beschädigungen und festen Sitz
Fachkundigen für Arbeiten an HV-Fahrzeugen ge-
klärt werden, ob eine Freischaltung des HV-Sys- • Überprüfung der Potentialausgleichsleitungen
und ggf. Messung der Übergangswiderstände
tems notwendig ist. Dabei sind die Herstellervor-
gaben zu beachten. Diese orientieren sich an den • Stecken des Wartungssteckers
allgemeinen Richtlinien aus der Elektrotechnik. • Funktionsprüfung
Ist das Freischalten notwendig darf nur der Fach- • Dokumentation der Wiederinbetriebnahme mit
kundige für Arbeiten an HV-Fahrzeugen folgende Namen und Unterschrift des Fachkundigen für
Schritte durchführen: Arbeiten an HV-eigensicheren Fahrzeugen
Freischalten. Es erfolgt meist unter Anleitung des
Diagnosetesters. Dabei w ird nach Ausschalten der
Zündung der Wartungsstecker abgezogen, um das
HV-System in den spannungsfreien Zustand zu
versetzen.
Gegen Wiedereinschalten sichern. Dazu wird das
entsprechende Verbotsschild gut sichtbar am
Fahrzeug angebracht (Bild 2). Zusätzlich wird der
Anschluss für den Wartungsstecker durch eine ab-
schließbare Abdeckung gesichert.
Spannungsfreiheit feststellen. Dabei können pro-
grammgestützt mittels Diagnosetester die Mess- Bild 2: Verbotsschild" Wiedereinschalten verboten"
392 1 5 Alternative Antriebsl<onzepte

15.5 Elektrofahrzeuge Neben den Funktionen P (Parken), R (Rückwärts-


gang), N (Leerlauf) sowie D (Fahrstufe) kann das
Fahrzeuge mit ausschließlich elektrischem Antrieb System über zusätzliche Funktionen verfügen:
befinden sich in der Entwicklung bzw. werden in ge-
• B (Bremse): Erhöht bei Bergabfahrten den Grad an
ringer Stückzahl als Kleinserien gebaut. Elektroautos Energie-Rückgewinnung (hohe Rekuperation)
selbst verursachen keine klimaschädlichen Emissi-
onen und arbeiten zumeist leise. Zu berücksichtigen
• C (Comfort): reduziert den Energie-Rückgewin-
nungseffekt bei längeren Überlandfahrten (nied-
sind jedoch die Emissionen, die bei der Stromerzeu-
rige Rekuperation)
gung entstehen können .
Bild 1 stellt eine Übersicht über die Komponenten
des Elektro-Fahrzeugs und die Funktionen des An- Radnabenantrieb. Der Antrieb eines Elektrofahr-
triebs-Management-Systems dar. zeugs kann alternativ auch mit Hilfe von Radnaben-
Motoren erfolgen. Dabei verfügt jedes angetriebene
Rad über einen eigenen Motor. Bei dieser Art des
Antrieb. Elektromotoren stellen im Gegensatz zu
Antriebes entfallen die Antriebsachsen und verein -
Verbrennungsmotoren über einen weiten Drehzahl-
fachen so den Aufbau .
bereich ein gleichmäßiges Drehmoment stufenlos
zur Verfügung, so dass auf ein manuell betätigtes
Schaltgetriebe bzw. ein Automatikgetriebe oder eine On-Board-Ladesystem. Elektrisch angetriebene
Kupplung verzichtet werden kann. Auch das Rück- Kraftfahrzeuge verfügen in der Regel über zwei Bat-
wärtsfahren ist ohne Schaltgetriebe möglich . Elek- terie-Ladesysteme:
tromotoren laufen selbstständig an und benötigen • Das Normalladesystem erlaubt das Auflade n des
somit keine Starteinrichtung. Fahrzeugs über eine herkömmliche einphasige
Sie verfügen daher in der Regel nur über ein Reduk- 230V/16A-Steckdose in ca. sechs Stunden.
tionsgetriebe zwischen dem Elektromotor (z.B. Syn- • Ein Schnelladesystem ermöglicht den Anschluss
chron-Elektromotor mit Permanentmagnetisierung) an die speziellen Schnellladestationen der Energie-
und der Antriebsachse. Der Fahrstufenwäh lhebel ist versorger. Diese verfügen über eine 400 V/50 kW
ähnlich dem Wählhebel eines konventionellen Auto- Dreiphasen-Zugangsleitung, die eine vollständig
matikgetriebes ausgeführt. Dem Fahrer wird somit entladene Batterie in ca. 30 Minuten zu 80 % ihrer
das Fahrgefühl eines herkömmlich anget riebenen Kapazität aufladen kann. 5 Minuten Ladezeit rei-
Kraftfahrzeugs vermittelt. chen für ca. 30 Kil ometer Fahrstrecke.

Bild 1: Komponenten des Elektrofahrzeugs


1 5 Alternative Antriebsl<onzepte 393

Wirkungsweise. Auf einer Seite der Brennstoffzelle


Die Kapazität der Batterie hängt im Wesentlichen
(Kathode) wird Wasserstoff (H 2 ) durch einen Kataly-
von der Außentemperatur ab.
sator in Protonen und Elektronen zerlegt.
Bei niedrigen Temperaturen verringert sich die
Durch die Kunststoffmembran (PEM : proton ex-
Kapazität und damit die Reichweite des Elektro-
change membrane) können nur Protonen auf die an-
fahrzeugs unter Umständen sehr stark.
dere Seite der Zelle (Anode) gelangen. Für die Elekt-
ronen ist die Membran unpassierbar. Verbindet man
Inverter (Gieichstromrichter). Er wandelt die Gleich- Kathode und Anode, bewegen sich die negativ ge-
spannung der Batterie in eine Wechselspannung für ladenen Elektronen zur positiv geladenen Seite. Es
den elektrischen Antriebsmotor. Der DC/DC-Kon- fließt Strom, der einen Verbraucher, z.B. einen Elek-
verter versorgt die 12V-Fahrzeugbatterie für Neben- tromotor, antreiben kann. An der Anode verb inden
aggregate sowie elektrische Zubehör- und Ausstat- sich Protonen , Elektronen und Sauerstoff zu Wasser.
tungssysteme.

Wasserstofferzeugung. Die Wasserstoffherstellung


Elektrische Komponenten. ln einem Elektrofahrzeug kann durch Elektrolyse außerhalb des Fahrzeugs
werden verschiedene Komponenten elektrisch an- oder durch chemische Prozesse an Bord des Fahr-
getrieben : zeugs erfolgen.
• Lenkkraftunterstützung für die Lenkung
• Vakuumpumpe für den Bremskraftverstärker
Elektrolyse. Dabei wird Wasser mit Hilfe von Gleich-
• Klimakompressor
strom in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. Reiner
• Fahrzeugheizung Wasserstoff muss in speziellen Behältern an Bord
Der Klimakompressor und die Fahrzeugheizung wer- des Fahrzeugs mitgeführt werden, da der Wasser-
den über die Hochvolt-Batterie betrieben . stoff unter Hochdruck gespeichert wird .

Fahrzeugvernetzung. Die folgenden Komponenten


sind über das CAN-Datenbus-System vernetzt Wasserstoff PEM
• Steuergerät Hochvoltanlage
• Lenkung
• Kombi-Instrument


• Steuergerät Klimaanlage
• Batteriemanagement mit Hochvoltbatterie und
Batteriesensoren
• On-Board-Ladeeinheit
• Inverter

15.6 Antriebe mit Brennstoffzellen


Aufbau (Bild 1). Die Brennstoffzelle besteht im Kern
aus einer protonenleitenden Kunststoffmembran
(PEM: proton exchange membrane). Diese ist beid-
seitig mit einem Platinkatalysator und Elektroden
aus Graphitpapier beschichtet (Bipolarplatten) .
Luft
ln die Bipolarplatten sind feine Gaskanäle eingefräst,
durch die auf der einen Seite Wasserstoff und auf der
anderen Seite Luft bzw. Sauerstoff zugeführt wird.

ln der Brennstoffzelle erfolgt die Erzeugung von


elektrischer Energie mit Hilfe von Wasserstoff.
Die elektrische Energie wird im Akkumulator ge-
Bipolarpl atte Bipolarplatte
speichert bzw. dem Elektromotor zur Verfügung
gestellt.
Bild 1: Aufbau und Wirkungsweise einer Brennstoffzelle
394 1 5 Alternative Antriebsl<onzepte

Fahrzeugkomponenten bei Brennstoffzellen- Antriebsmotor. Er ist als Motorgenerator ausgeführt


antrieb (Bild 2). Damit kann das Fahrzeug Bremsenergie zu-
rückgewinnen und in der Batterie speichern.
Hochdruck-Wasserstoffvorratsbehälter. Er verfügt
über einen Befüii-Anschluss und befindet sich im
Heck des Fahrzeuges (Bild 1). Der Vorratsbehäl-
ter hat ein Volumen von ca. 170 Liter und wird mit
einem Druck ca. 350 bar befüllt. Damit hat das Fahr- 12V- DC/DC HV-
zeug eine Reichweite von ca. 460 Kilometer. Batteri e Wandler Inverter Batterie

Lithium-Ionen-Batterie. Sie verfügt über eine Span-


nung von ca. 290 V. Sie befindet sich in der Boden-
gruppe des Fahrzeugs.

Brennstoffzellenstack. Er verfügt über eine Leistung


von ca. 100 kW und befindet sich ebenfalls in der Bo-
dengruppe des Fahrzeugs.

12-V-Bordbatterie. Sie dient der Spannungsversor-


gung der Nebenaggregate sowie der elektrischen
Zubehörund Ausstattungssysteme.

Brennstoff- Motor-
Antriebseinheit. Sie besteht aus einem permanent zelle generator (MG)
erregten Drehstrom-Synchron-Elektromotor und
dem Inverter.
Bild 2: Antriebssystem

Inverter. Er wandelt die in der Brennstoffzelle erzeug-


te elektrische Gleichspannung in die vom Antriebs-
motor benötigte Wechselspannung um. Gleichzeitig Durch die Anordnung der Komponenten im
werden die Hochvolt-Batterie (HV-Batterie) und die Fahrzeug v erfügt ei n Brennstoffzellenfahrzeug
12-V-Bordnetzbatterie vom Inverter mit elektrischer über einen niedrigen Schwerpunkt.
Energie versorgt.


Antriebseinheit

Lith ium-lonen-Batterie (HV-Batterie)

Bild 1: Komponenten im Brennstoffzellen-Fahrzeug


1 5 Alternative Antriebsl<onzepte 395

Wasserstofferzeugung an Bord des Fahrzeugs. Eine Außerdem verflüchtigt sich durch unvermeidbare
Alternative zur Speicherung des Wasserstoffs im Isolationsverluste ein Teil des Wasserstoffes bei der
Hochdruckbehälter stellt die Erzeugung von Wasser- Lagerung, wenn kein kontinuierlicher Verbrauch ge-
stoff an Bord des Fahrzeugs dar. sichert ist.
Dazu muss das Fahrzeug mit flüssigem Methanol Wirkungsweise. Der Wasserstoff gelangt über Filter,
(CH 3 0H) betankt werden . Das Methanol wird mit Druckminderer, Abschaltventile und Mengenteiler zu
salzfreiem Wasser vermischt, bei 250 oc verdampft den Einblasventilen der einzelnen Zylinder. Die Ver-
und in einem Reformer mit katalytischem Brenner in brennung erfolgt grundsätzlich mit Luftüberschuss.
Wasserstoff und C02 umgewandelt. Das gereinigte Die zusätzliche Luft im Brennraum nimmt Wärme
Wasserstoffgas wird dann der Brennstoffzelle zuge- auf und senkt damit die Flammentemperatur unter
führt. die kritische Grenze, oberhalb derer sich das Ge-
Bei der Gasreinigung entstehen geringe Mengen misch selbst entzünden kann. Die niedrige Verbren-
C0 2 , die an die Umwelt abgegeben werden. Bild 1 nungstemperatur verhindert zudem die Entstehung
zeigt den Verlauf der chemischen Reaktion im Me- von Stickstoffoxiden (NOx). Der Wasserstoffmotor
thanal-Reformer und in der Brennstoffzelle. arbeitet nahezu emissionsfrei.
Die Stromversorgung des Bordnetzes kann bei die-
sen Fahrzeugen mit Hilfe einer Brennstoffzelle erfol-
Methanol-Wasser-Tank Methanoi-Refonner gen.
1. Vermischung von Methanol und Wasser
2. Verdampfung
3. Umwandlung in Wasserstoff und
Kohlendioxid
Methanol +Wasser = Wasser- + Kohlen-
stoff dioxid
CH 30H + H20 ++ 3H 2 + co,
Brennstoffzelle
15.8 Verbrennungsmotoren mit
Pflanzenölbetrieb
PflanzenöL Die Verwendung von Pflanzenöl, z.B.
Rapsöl, ist in Fahrzeugen mit Dieselmotoren grund-
sätzlich möglich. Der ausschließliche Einsatz von
Pflanzenöl erfordert jedoch aufwendige Umbau-
maßnahmen am Motor, da der Kraftstoff eine ge-
ringere Cetanzahl als Dieselkraftstoff aufweist und
zähflüssiger ist. Zusätzlich zum Einbau einer Kraft-
stoffvorwärmung und einem elektrisch beheizten -
Umwelt
Zusatzfilter müssen je nach Motortyp auch Bauteile ...
der Einspritzanlage verändert w erden.
co.
Nachteile bei der Verwendung von Pflanzenöl:
Bild 1: Chemische Reaktion im Methanol-Reformer und • Erhöhung der Abgaswerte durch die schlechtere
in der Brennstoffzelle Zerstäubung des eingespritzten Kraftstoffs
• erschwerte Lagerhaltung durch Verunreinigungen
sowie Pilz- und Bakterienbefall
• Geruchsbelästigung durch Abgase
1 5. 7 Verbrennungsmotoren mit
Wasserstoffbetrieb Biodiesel (RME). Durch die Umesterung von Rapsöl
Aufbau. Der Betrieb von Ottomotoren mit W asser- mit Hilfe von M eth anol entsteht Rapsö l-Methyl-Ester
stoff ist grundsätzlich möglich. Dazu wird ein spezi- (RME). Dieser als Biodiesel bezeichnete Kraftstoff
elles Gemischbildungssystem verwendet, welches verfügt bezüglich der Cetanzahl über ähnliche Eigen-
die Wasserstoffzumessung und den Ladungswech- schaften wie herkömmlicher Dieselkraftstoff und ist
sel aufeinander abstimmt. ebenso dünnflüssig. Biodiesel verhält sich aggressiv
Wasserstoff hat einen geringeren volumenspezi- gegenüber Kunststoffen in Dichtungen, Leitungen
fischen Heizwert als Benzin. Um möglichst viel und Einspritzpumpen . Er darf daher nur für vom
Wasserstoff im Fahrzeug mitführen zu können wird Hersteller für Biodiesel freigeg ebene Motoren ver-
Wasserstoff verflüssigt und bei ca. 250 oc in einem w endet w erden.
isolierten Kraftstoffvorratsbehälter gespeichert. Die Der in Deutschland verwendete Biodiesel wird zu ca.
Verflüssigung des Wasserstoffs ist mit hohem Auf- 80 % aus Rapsöl und zu 20 % aus Sojaöl (Sojame-
wand verbunden und benötigt sehr viel Energie. thylester) hergestellt.
396

16 Antriebsstrang

Gelenkwelle

Getriebe mit Kupplung

Bild 1: Antriebsstrang eines Hinterradantriebes mit Frontmotor


• Hinterachsgetriebe. Der Kraftfluss wird um 90° in
Zum Antriebsstrang eines Kraftfahrzeuges zählen
die Radachse umgelenkt. Das Drehmoment wird
Kupplung, Getriebe, Gelenkwelle, Achsgetriebe
entsprechend der Achsgetriebeübersetzung er-
mit Ausgleichsgetriebe sowie die Antriebswellen
höht, die Drehzahl verringert und an die Antriebs-
der Räder (Bild 1).
wellen übertragen.
• Antriebswellen. Sie übertragen Drehmoment und
Aufgaben
Drehzahl an die Räder der Hinterachse.
• Übertragung des Motordrehmomentes und der
Merkmale
Motordrehzahl auf die Antriebsräder.
• Erhöhung des Motordrehmomentes an den An- • Gelenkwellentunnel im Fahrgastraum.
triebsrädern. • Günstige Gewichtsverteilung zwischen Vorder-
• Verringerung der Motordrehzahl an den Antriebs- und Hinterachse möglich.
rädern. • Die Vorderräder übertragen hohe Seitenführungs-
kräfte, da an ihnen nur die Lenkkräfte angreifen.
• Erhöhung der Traktion beim Beschleunigen und
1 6. 1 Antriebsarten Bergauffahren, da die Radlast zunimmt.

Man unterscheidet je nach angetriebenen Achsen in Hinterradantrieb mit Heckmotor


Hinterrad-, Front- und Allradantrieb.

16.1.1 Hinterradantrieb

Die Antriebsleistung wird von den Rädern der Motor


Hinterachse auf die Straße übertragen.

Hinterradantrieb mit Frontmotor (Bild 1)


Der Motor ist meist über oder unmittelbar hinter der
Vorderachse angeordnet. Er ist längs eingebaut. Die
Kraftabgabe erfolgt in Richtung Fahrzeugheck.
• Kupplung oder Drehmomentwandler. Sie übertra-
gen das Motordrehmoment auf das Getriebe.
• Getriebe. Im Getriebe wird über Zahnradpaare das
Drehmoment und die Drehzahl der Fahrsituation
angepasst.
• Gelenkwelle. Sie überträgt das Drehmoment und
die Drehzahl vom Wechselgetriebe zum Hinter-
achsgetriebe. Bild 2: Hinterradantrieb mit Heckmotor
16 Antriebsstrang 397

Die Heckmotoren sind im Bereich der Hinterachse Permanenter Allradantrieb


angeordnet (Bild 2, Seite 396). Alle Räder werden ständig angetrieben. Ein Mitten-
Um wenig Platz zu benötigen werden z.B. kleine Rei- differenzial zwischen Vorder- und Hinterachse ist
henzylinder-oderBoxermotoren verwendet. erforderlich um unterschiedliche Drehzahlen der Rä-
Merkmale der an den Antriebsachsen auszugleichen.
• Wenig Kofferraum Über ein Verteilergetriebe wird die Antriebsleistung
• Hohes Gewicht an der Hinterachse auf das Achsgetriebe der Vorderachse und der Hin-
• Übersteuerndes Fahrverhalten in Kurven terachse übertragen (Bild 2).

16.1.2 Vorderradantrieb Merkmale


• Die Gesamttraktion der angetriebenen Räder ist
Beim Vorderradantrieb wird die Antriebsleis- im Vergleich zu Vorder- oder Hinterachsantrieb
tung von den Vorderrädern übertragen . größer.
• Hohe Fahrstabilität insbesonders bei Kurvenfahrt,
Der Motor ist vorne längs oder quer angeordnet.
da pro Rad geringere Antriebskräfte übertragen
Motor, Kupplung, Wechselgetriebe, Achsgetriebe
werden und dadurch höhere Seitenführungskraft-
mit Ausgleichsgetriebe sind zu einer Einheit zusam-
reserven vorhanden sind.
mengefasst (Bild 1).
• Höherer Kraftstoffverbrauch, da höheres Gewicht
und höhere Reibungsverluste.

Merkmale
Bild 2: Antriebsstrang eines Allradantriebes
• Die Übertragung der Seitenführungskräfte an der
Vorderachse ist verringert, da auch die Antriebs- Reibungsverluste im Antriebsstrang
kräfte an den Rädern dieser Achse angreifen. Durch Reibung in den Zahnrädern und Lagern der
• Beim Beschleunigen vermindert sich die Seiten- Getriebe und Wellen kommt es zu Leistungsver-
führungskraft und die Traktion an den Antriebsrä- lusten. Tabelle 1 zeigt die verbauten Komponenten
dern, da dabei die Räder der Vorderachse entlastet und ungefähren Reibungsverluste der verschiede-
werden. nen Antriebsarten am Beispiel von Fahrzeugen mit
• Unterschiedlich auftretende Kräfte an den Rädern Frontmotor und manuellem Wechselgetriebe.
beeinflussen das Lenkverhalten .

16.1 3 Allradantrieb
Antriebsarten
Beim Allradantrieb wird die Antriebsleistung von
Komponenten Vorder- Hinter- Allrad
allen 4 Rädern auf die Straße übertragen.
Kupplung X X X

Man unterscheidet zuschaltbaren Allradantrieb und Getriebe X X X

permaneten Allradantrieb mit unterschiedlicher Dreh- Achsgetriebe (VA) X X

momentverteilung an dieVorder-und Hinterräder. Achsgetriebe (HA) X X

Zuschaltbarer Allradantrieb Gelenkwelle X X (2)


Verteilergetriebe X
Hier werden die Räder der nicht angetriebenen Ach-
se im Bedarfsfall z.B. Schnee, Gelände über eine Antriebswellen X (2) X (2) X (4)

Kupplung zugeschaltet Reibungsverluste ca. 9% ca. 11 % ca. 18 %


398 16 Antriebsstrang

16.2 Kupplung 16.2.1 Reibungskupplung

Die Kupplung ist im Antriebsstrang eines Kraft- Reibungskupplungen übertragen das Motordreh-
fahrzeuges als lösbares Bindeglied zwischen Mo- moment kraftschlüssig durch Reibungskräfte
tor und Wechselgetriebe angeordnet. vom Motor auf die Antriebswelle des Wechsel-
getriebes.
Aufgaben
• Motordrehmoment auf das Wechselgetriebe Das übertragbare Kupplungsdrehmoment ist abhän-
übertragen. Über den gesamten nutzbaren Dreh- gig von den Anpresskräften. Die Anpresskraft kann
zahlbereichdes Motors muss dem Wechselgetrie- erzeugt werden durch 00.

be für alle Fahrsituationen das erforderliche Dreh- • 000 eine Membranfeder (Tellerfeder)
moment zugeleitet werden.
• 000 hydraulisch betätigte Kolben
• Weiches und ruckfreies Anfahren ermöglichen. • 00 . mehrere Fliehgewichte.
Beim Anfahren wird eine Drehzahlangleichung
zwischen drehendem Schwungrad und stillste-
hender Getriebeantriebswelle durch Gleitreibung Einscheiben-Membranfederkupplung
(Schlupf) durchgeführt. Sie werden sowohl in Personen- als auch in Nutz-
kraftwagen eingebaut. Sie besteht aus folgenden
• Schnelles und störungsfreies Schalten ermöglichen. Hauptteilen (Bild 1):
Um den Gleichlauf der zu schaltenden Getriebeteile • Kupplungsdeckel (Gehäuse) mit Druckplatte,
herzustellen, muss der Kraftschluss zwischen Motor Membranfeder, Distanzbolzen, Kippringen und,
und Schaltgetriebe unterbrochen werden.
Tangentialblattfedern.
• Drehschwingungen dämpfen. Durch die wech- Die Druckplatte ist über Tangentialblattfedern mit
selnde Folge kraftabgebender- und nicht kraft- dem Kupplungsdeckel verbunden. Die Membran-
abgebender Takte des Motors, sowie durch den feder stützt sich auf 2 Kippringen ab, die von meh-
unterschiedlichen Verbrennungsdruck entste- reren Distanzbolzen gehalten werden. Sie wirkt
hen an der Kurbelwelle Drehschwingungen. Die wie ein zweiseitiger Hebel m it den Kippringen als
Dämpfungseinrichtung in der Kupplungsscheibe Auflager.
verringert diese Schwingungen um Geräusche • Kupplungsscheibe mit Kupplungsbelägen (2 Reib-
und Verschleiß zu verhindern. belagringen). Belagträger und Nabe.

• Motor und Kraftübertragungsteile vor Überlas- • Ein- oder Ausrücker mit Lager.
tung schützen. Die Übertragung zu hoher Dreh-
momente, die z.B. beim Blockieren des Motors


Schwungrad
entstehen, w ird durch Schlupf verhindert.
Ku pplungsdeckel
Im Kraftfahrzeug werden folgende Kupplungen als
Anfahr- und Trennkupplungen verwendet:

Reibungskupplungen
• Trockenkupplung mit Membranfeder,
z.B. in Einscheibenkupplungen,
Zweischeibenkupplungen,
Doppelkupplungen

• Nasskupplung mit Lamellen


und hydraulischer Betätigung,
z.B. in Automatikgetrieben,
Doppelkupplungen
und mechanischer Betätigung,
z.B. für Motorräder

• Fliehkraftkupplung, Nabe
z.B. für Mofas und Motorräder.

Bild 1: Einscheiben-Membranfederkupplung
16 Antriebsstrang 399

Wirkungsweise
gedrückte Ausrückung gezogene Ausrückung
Eingekuppelter Zustand
Die gespannte Membranfeder bewirkt, dass die Be-
läge der Kupplungsscheibe durch die Druckplatte
gegen die Auflagefläche (Reibfläche) des Schwung-
rades gedrückt werden (Bild 1).
Dabei entstehen Reibkräfte FR zwischen der Druck-
platte, den Reibbelägen und dem Schwungrad . Reib-
kraft und Hebelarm rm bewirken ein Drehmoment MK
das über die Kupp lungsscheibe an das Wechselge-
triebe weitergeleitet wird. Die Kupplungsscheibe ist
drehfest mit der Getriebeantriebswelle verbunden.
Das übertragbare Drehmoment ist abhängig von
• der Anpresskraft der Membranfeder
• der Reibungszahl der Reibpaarung
Bild 2: Gedrückte und gezogene Ausrückung
• dem mittlerem Durchmesser der Kupplungsscheibe
• der Anzahl der Reibbeläge. Anpresskraft. Sie steigt bei Belagverschleiß zu-
nächst auf ein Maximum an und fällt dann kontinu-
ierlich ab (Bild 2, Seite 400). Ab der Verscheißgrenze
ist der Abfall stark und die Kupplung kann rutschen .
Ausrückkraft. Der Kraftbedarf zum Ausrücken der
Kupplung steigt zunächst linear an . Nach dem "Kip-
pen " der Membranfeder wird die Ausrückkraft gerin-
ger.
Merkmale der Membranfederkupplung
• Einfacher Aufbau
• Anpresskraft fast unabhängig vom Belagver-
schleiß.

Pkw-Membranfederkupplung mit selbsttätiger


Druckplattennachstellung (SAC) (Bild 3)

Die SAC-Kupplung (Self Adjusting Clutch) stellt


sich bei Belagverschleiß durch die Druckplatten-
Bild 1: Kräfte in der Kupplung nachstellung selbsttätig nach.

Ausgekuppelter Zustand Aufbau . Zusätzlich Teile zur Membranfederkupplung


Gedrückte Ausrückung (Bild 2). Bei Pedalbetätigung sind
wird durch den Ausrückhebel der Ausrücker in Rich- • Sensortellerfeder
tung Schwungrad gedrückt. Dadurch werden die • Verstellring .
Membranfederzungen an ihrem Innenrand ebenfalls
in Richtung Schwungrad gedrückt. Die Membranfe-
dern wirken aufgrund der Kippringe als zweiseitiger
Hebel. Sie wird an ihrem äußeren Durchmesser vom
Schwungrad weg bewegt. Dadurch wird die Druck-
platte entlastet und die Tangentialblattfeder hebt sie
vom Belag ab. Es entsteht ein Lüttspiel zwischen Be-
lägen und Druckplatte und der Kraftfluss ist unter-
brochen .
Gezogene Ausrückung (Bild 2) . Die Membranfeder-
zungen greifen in eine umlaufende Nut des Ausrü-
ckers und werden von diesem in Richtung Getriebe
gezogen. Durch den einseitigen Hebel ergibt sich an
der Membranfeder ein größeres Hebelverhältnis a:b
als bei der gedrückten Ausführung. Deshalb wird
ei ne kleinere Ausrückkraft benötigt. Bild 3: SAC-Membranfederkupplung
400 16 Antriebsstrang

Wirkungsweise der SAC (Bild 1) Kupplungsscheiben


Die Lagerung der Membranfeder ist nicht fest am Aufgabe
Kupplungsdeckel angenietet, sondern drehbar über • Übertragung des Motordrehmoments vom
die Sensortellerfeder und den Verstellring abgestützt. Schwungrad auf die Getriebeeingangswelle.
Bei Abnutzung des Belages bewegt sich die Druck-
• Weiches und ruckfreies Anfahren ermöglichen.
platte in Richtung Schwungrad. Wird die Haltekraft
• Drehschwingungen dämpfen.
am Lagerpunkt der Sensortellerfeder beim Auskup-
peln überschritten, weicht die Membranfeder in Rich- Aufbau
tung Schwungrad aus, bis Ausrückkraft und Sensor- Kupplungsscheiben bestehen im Wesentlichen aus
tellerfederkraft wieder gleich sind . Man nennt diese folgenden Teilen (Bild 3):
Kupplung deshalb auch Load adjusted Clutch (LAC). • Mitnehmerscheibe als Belagträger
Der entstehende Ringspalt wird durch den Verstell- • Nabe mit Flansch
ring ausgeglichen . • Kupplungsbelag
• Belagfederung
nach Verschleiß
• Torsionsdämpfer

Sensortellerfeder Niet Dämpferfeder Belagfedersegment

Lagerung der
Membranfeder Tellerfeder
Nabe
Verstellring Reibring

Druckfeder

Nachstellkeil

Membranfeder

<:=::> Stellung neu

Bild 1: SAC-Membranfederkupplung

Kuppl
Im Diagramm (Bild 2) sind die Anpress- und Aus-
rückkräfte von Membranfeder- und SAC-Kupplun-
gen über dem Belagverschleiß dargestellt. Nabe Reibring Segment-
niet

• Mitnehmerscheibe Anschlagbolzen

Bild 3: Aufbau einer Kupplungsscheibe


Kupplungsbeläge
Niet

Sie werden als Reibpartner zwischen den Reibflä -


chen von Schwungrad und Druckplatte eingesetzt.
Folgende Anforderungen werden gestellt:
4 mm 5 • Gute Hitzebeständigkeit.
Reibbelagverschl eiß ---- • Hohe Verschleißfestigkeit.
Bild 2: Kennlinien von Membranfeder- und SAC-
• Hohe Reibungszahl, die über einen möglichst gro-
Kupplungen ßen Temperaturbereich konstant bleibt.
Kupplungsbeläge für Trockenkupplungen
Merkmale der SAC-Kupplung (Bild 2) Organische Reibbeläge. Sie bestehen aus
• Ausrückkräfte sind im Vergleich zur herkömmli- • organischen Kunstfasern, z. B. Aramid-, Glas- oder
chen Membranfederkupplung niedriger. Carbonfasern
• Anpresskräfte bleiben über einen großen Ver- • Einlagen, z.B . Kupfer- oder Messingdrähte
schleißweg der Kupplungsbeläge konstant. • Bindemittel, z.B. Phenolharze
• Längere Lebensdauer durch größeren Verschleiß- • Füllstoffen, z.B. Ruß, Glaskügelchen, Bariumsulfat.
bereich . Anwendung in Pkw- und Nkw-Bereich .
16 Antriebsstrang 401

Sintermetall-Reibbeläge (Bild 1). Sie bestehen aus Reibeinrichtung. Sie ist im Nabenteil untergebracht
verschiedenen Metallen (Kupfer, Eisen) oder Metall- und besteht aus Reibringen und Tellerfeder. Die
Legierungen (Bronze, Messing). Als Zuschlagstoffe Reibeinrichtung dämpft bei Verdrehung die auftre-
werden harte Reibkomponenten (z.B. Metall-Oxide) tenden Drehschwingungen durch Reibung. Die für
und Grafit eingesetzt. die Reibung notwendige axiale Anpresskraft wird
Eigenschaften: Hervorragende Temperaturbestän- durch die Tellerfeder erreicht.
digkeit, gute Notlaufeigenschaften und große Ver- Belagfederung
schleißfestigkeit, kaum Schlupf möglich.
Anwendung: Bei Kettenfahrzeugen und Wettbe- Sie ermöglicht ein weiches und ruckfreies Anfah-
werbsfahrzeugen im Motorsport. ren.

Zwischen den Reibbelägen befindet sich das Belag-


federsegment Es besteht aus gewellten Federble-
chen. Diese bewirken, dass beim Einkuppeln die Be-
läge weich angelegt werden und ruckfrei angefahren
werden kann.
Ausrücker

Er hat die Aufgabe die Membranfeder zu betäti-


gen.

M an unterscheidet zentral geführte mechanische


Ausrücker mit mechanischer oder hydraulischer Be-
tätigung sowie hydraulische Ausrücker.
Bild 1: Kupplungsscheibe mit Sinterpads Zentral geführter mechanischer Ausrücker. Er wird
durch die am Getriebe befestigte Führungshülse zent-
Kupplungsbeläge für Nasskupplungen ral auf der Getriebeantriebswelle geführt (Bild 2). Das
Papierreibbeläge (Nasslaufpapier). Sie bestehen aus Ausrücklager ist ein gekapseltes Kugellager mit fest-
Holz- oder Baumwollfasern, Carbon- und Glasfasern, stehendem Außenring und mitlaufendem lnnenring,
die durch Kunstharz miteinander verbunden sind. der an den Membranfederzung en spielfrei anliegt.
Bei thermisch hochbeanspruchten Kupplungen wer-
den Verbundwerkstoffe aus Carbonfasern und Kera- Zunge der Innenring
Membranfeder
mik, sowie Sintermetalle als Beläge verwendet.
Anwendung: Nasslaufende Lamellenkupplungen
bei Motorrädern, als Doppelkupplungen oder in
Automatikgetrieben.

Torsionsdämpfer
Getri ebe-
antriebswelle
Sie sollen die vom Motor kommenden Dreh-
schwingungen dämpfen.
Ausrücklager Ausrückgabel
Dadurch sollen Getriebegeräusche z.B . ., Getriebe-
rasseln" und Verschleiß an den Zahnrädern v ermie- Bild 2: Zentral geführter mechanischer Ausrücker
den werden. Torsionsdämpfer bestehen aus
Kupplungsbetätigung
• Dämpferfedern
Sie hat die Aufgabe, die vom Fahrer aufgebrachte
• Reibeinrichtung. Pedalkraft zu verstärken und auf den Ausrücker zu
übertragen. Kupplungen können mechanisch oder
Aufbau (Bild 3, Seite 400). Die Nabe ist gegenüber
hydraulisch betätigt werden.
der Mitnehmerscheibe drehbar gelagert. Sie stützt
sich mit mehreren Dämpferfedern über den Naben- Mechanische Kupplungsbetätigung. Die Fußkraft
flansch an der Mitnehmerscheibe ab. Unter Last ist wird über Kupplungspedal, Seilzug bzw. Gestänge
eine begrenzte Verdrehung zwischen Nabe und be- und Ausrückhebel auf den Ausrücker übertragen
lagtragendem Scheibenteil möglich. Das von den (Bild 1, Seite 402).
Dämpferfedern übertragbare Drehmoment muss Die Hebelübersetzungen im Kupplungspedal und
größer sein als das maximale Motordrehmoment, der Ausrückhebel sind so ausgelegt, dass die zum
damit ein Anschlagen des Nabenflansches an die Auskuppeln notwendige Fußkraft nicht zu groß und
Anschlagbolzen verhindert wird. der Pedalweg nicht zu lang wird.
402 16 Antriebsstrang

Mechanische Kupplungsbetätigung ohne ständig mit einer Vorlast von ca. 100 N auf die Mem-
Selbstnachstellung (Bild 1) branfeder und läuft ständig mit.
Bei dieser Kupplung sbetätigung ist zwischen Aus- Die Seilzug-Nachstelleinrichtung kann im Kupp-
rücker und Membranfederzungen ein Spiel von lungszug zwischen Pedal und Ausrücker oder direkt
1 mm .. . 3 mm und am Kupplungspedal ein Spiel am Kupplungspedal angeordnet sein.
von 10 mm ... 30 mm vorhanden. Nutzt sich der Be- Hydraulische Kupplungsbetätigung
lag ab, so verschiebt sich die Druckplatte in Richtung
Schwungrad. Die Membranfedernzungen der als Sie leitet die Pedalkraft über Geberzylinder und
zweiseitiger Hebel wirkenden Membranfeder wan- Nehmerzylinder hydraulisch an den Ausrückhe-
dern nach außen in Richtung Ausrücker. Dadurch bel weiter und verstärkt sie.
wird das Spiel am Ausrücker und am Kupplungspe-
dal kleiner. Der hydraulische Teil (Bild 2) besteht aus:
Das Spiel muss rechtzeitig nachgestellt werden, da • Geberzylinder • Sch lauchleitung
es mit zunehmender Belagabnutzung vollständig • Hydraulikflüssigkeit • Rohrleitung
verschwindet und die Membranfederzungen auf den • Nehmerzylinder
Ausrücker auflaufen würden.

Spiel
Spiel 10 ... 30 mm
1 ... 3mm
---T-Getri ebe·
antriebs·
welle

0
Membran·
I eder

Bild 1: Mechanische Kupplungsbetätigung

Auswirkungen von zu kleinem Kupplungsspiel :


• Rutschen der Kupplung wegen geringer Anpress-


kraft der M embra nfeder
• Überhitzung der Kupplungsbeläge
• Ausglühen der Membranfeder Getriebe·
antriebsweile
• Einlaufen der Membranfederspitzen
• Punktuelle Überhitzung der Reibfläche am Schwung-
rad.
Die Einstellung des Spiels erfolgt entweder am Au s-
rückhebel oder am KupplungspedaL Durch Verdre-
hen einer Einstellm utter wird d ie wi rksame Seillän-
ge v ergrößert. Der A usrücker bew egt sich von der
Membranfeder weg. Bild 2: Hydraulische Kupplungsbetätigung

Wirkungsweise
Mechanische Kupplungsbetätigung mit selbst-
Auskuppeln . Die Fußkraft wird über Kupplungspedal
t ätiger Seilzugnachstellung
und Gestänge auf den Kolben des Geberzy linders
Der Belagverschleiß wird durch eine Nachstell- übertrage n. Der im Druckra um des Geberzylinders
ei nrichtung im Kupplungszug ausgeg lichen. erzeugte Flüssigkeitsdruck pflanzt sich in der Rohr-
leitung und im Verbind ungsschlauch fort. Er bew irkt
Die Seilzugnachstellung stellt das Kupplungsspiel am Kolben des Nehmerzylinders eine Kraft, die über
zwischen Ausrücker und Membranfederzungen einen Stößel und einen Hebel den Ausrücker betätigt
selbsttätig auf Null. Das Ausrücklager drückt dabei und die Kupplung auskuppelt.
16 Antriebsstrang 403

Einkuppeln. Die Membranfeder drückt über Aus-


rücklager, Ausrückhebel und Stößel die Kolben von
Nehmerzylinder und Geberzylinder in die Ausgangs-
stellungen zurück. Das Ausrücklager liegt an der
Membranfeder an.

Merkmale der hydraulischen Betätigung


• Einfache Überbrückung von großen Entfernungen Kolben Nutringmanschette

zwischen Pedal und Kupplung Bild 2: Nehmerzylinder


• Verstärkung der Pedalkraft durch hydraulische
Übersetzung Zentral geführter hydraulischer Ausrücker
• Nahezu verlustfreie Kraftübertragung. Er ist mit dem Nehmerzylinder einer hydraulischen
• Das Ausrücklager läuft ständig mit. Kupplungsbetätigung zu einer Baueinheit zusam -
mengefasst und ist innen am Kupplungsgehäuse
befestigt (Bild 3).
Geberzylinder (Bild 1) Wirkungsweise
Er hat die Aufgabe, den Flüssigkeitsdruck für das Der Druckkolben wird über die Dichtmanschette und
hydraulische System zu erzeugen. den Zwischenring durch den vom Geberzylinder
kommenden Flüssigkeitsdruck beaufschlagt und auf
Der Kolben ist als Doppelkolben mit Primärman- der Führungshülse verschoben .
schette und Sekundärmanschette ausgeführt. Die Dadurch werden Ausrücklager und Druckring gegen
Primärmanschette schließt den Druckraum ab, die die Membranfederzungen gedrückt. Die Membran-
Sekundärmanschette dichtet nach außen ab. Der feder kippt und die Druckplatte hebt ab, die Kupp-
Raum zwischen den beiden Manschetten ist durch lung istausgekuppe~ .
die Ausgleichsbohrung mit dem Ausgleichsbehälter Bei nicht betätigter Kupplung (kein Flüssigkeits-
verbunden. druck) beaufschlagt die Vorlastfeder das Ausrück-
ln Ruhestellung des Kolbens ist ein Volumenaus- lager mit einer Verspannung. Dadurch liegt das
gleich zwischen Druckraum und Ausgleichs- Ausrücklager an den Membranfederzungen an und
behälter über die Ausgleichsbohrung möglich. gleicht das Kupplungsspiel aus.
Sobald der Kolben die Ausgleichsbohrung überfährt,
wird im Druckraum der Flüssigkeitsdruck aufgebaut. Kupplungsgehäuse

Verbindungsschlauch Sekundär·
zum Hauptzyl inder manschelte Entlüftungsleitu ng

Druckleitung

Bild 1: Geberzylinder

Nehmerzylinder (Bild 2)

I Er betätigt den AusrückhebeL

Er besteht aus
• Gehäuse
• Entlüftungsventil
• Kolben mit Manschette Dichtmanschette

• Druckstange Faltenbalg
Führungs-
Durch den Flüssigkeitsdruck wirkt auf den Kolben hülse Ausrücklager Druckring Druckkolben
eine Kraft. Die Druckstange fährt aus und betätigt
den AusrückhebeL Bild 3: Zentral geführter hydraulischer Ausrücker
404 1 6 Antriebsstrang

WERKSTATTHINWEISE

Funktionsprüfungen an Reibungskupplungen ner erfolgen (Bild 1), um ein verspannungsfreies


Vor den Funktionsprüfungen sollte während einer montieren der Druckplatte zu gewährleisten.
Probefahrt mehrmals gekuppelt werden, um die
Kupplung in einen betriebswarmen Zustand zu
bringen. Die Kupplung darf wegen Überhitzungs-
gefahr nicht im Stand durch Schleifenlassen er-
wärmt werden.
Prüfung auf Rutschen beim Anfahren
Kupplungs-
1. Bei stehendem Fahrzeug 1. Gang einlegen.
2. Motordrehzahl auf doppelte Leerlaufdrehzahl
erhöhen.
3. Gleichzeitig zügig einkuppeln.
Beschleunigt das Fahrzeug dabei weich und
ruckfrei ist die Kupplung in Ordnung
Prüfung auf Rutschen bei angezogener Hand-
bremse
1. Kupplungspedal treten, höchsten Vorwärts-
Bild 1: Kupplungsspanner
gang einlegen.
2. Motordrehzah l bis zum Drehmomentmaximum
Wird nur die abgefahrene Kupplungsscheibe er-
erhöhen.
setzt ist zu prüfen, ob sich der Verstellring (b) am
3. Kupplung schnell einkuppeln, gleichzeitig Voll-
Kupplungsdeckel in der Nulllage befindet. Um den
gas geben.
Verstellring in die Nulllage zu bringen (Bild 2) ist
Wird der Motor dabei nicht abgewürgt rutscht die
die Kupplung mit dem Kupplungsspanner zu ent-
Kupplung durch.
lasten. Beim ersten Kuppeln stellt sich dann die
Prüfung des Trennverhaltens Kupplung auf die Belagdicke ein.
1. Kupplungspeda l durchtreten.
2. Ungefähr 3 bis 4 Sekunden warten.
3. Gang einlegen und dabei auf Geräusche achten.
Treten Geräusche auf ist das Tennverhalten der
Kupplung nicht in Ordnung.
oder
1. Antri ebsachse anheben.
2. Kuppeln und Gang einlegen.
Die Antriebsräder dürfen sich nicht drehen
SAC-Kupplung
Bei einer Reparatur der SAC-Kupplung soll die De-
montage und Montage mit dem Kupplungsspan- Bild 2: Rückstellung des Nachstellringes

WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Welche 5 Aufgaben muss die Kupplung im Kraft- 7 Erklären Sie die Wirkungsweise einer Membran-
fahrzeug erfüllen? federkupplung .
2 Aus welchen 3 Hauptteilen besteht eine Ein- 8 Was versteht man unter dem Lüftspiel?
scheiben-Reibungskupplung? 9 Welchen Vorteil hat die SAC-Kupplung?
3 Erklären Sie den Aufbau einer Kupplungsscheibe. 10 Wie ist die hydraulische Kupplungsbetätigung
4 Welche Aufgabe haben Ausrücker? aufgebaut?
5 Erklären Sie den Aufbau eines zentral geführten 11 Welche Vorteile besitzt die hydraulische Kupp-
hydraulischen Ausrückers. lungsbetätigung?
6 Von welchen vier Größen ist das übertragbare Dreh- 12 Welche Funktionsprüfungen werden bei Pkw-
moment einer Membranfederkupplung abhängig? Reibungskupplungen durchgeführt?
16 Antriebsstrang 405

16.2.2 Zweischeibenkupplung 16.2.3 Lamellenkupplung

Eine Zweischeibenkupplung kann bei gleich gro- Lamellenkupplungen sind Mehrscheibenkupp-


ßer Anpresskraft und gleichen Belagdurchmes- lungen, die z.B. im Ölbad laufen (Nasskupplung) .
sern ein doppelt so großes Drehmoment übertra-
gen wie eine Einscheibenkupplung . Aufbau (Bild 2)
Mehrere Kupplungsscheiben (Lamellen) sind hinter-
Aufbau (Bild 1)
einander im Wechsel als treibende außenverzahnte
Die Zweischeibenkupplung besteht aus zwei hinter- Scheiben (Reiblamellen) und getriebene innenver-
einander angeordneten Kupplungsscheiben , einer zahnte Scheiben (Stahllamellen) angeordnet. Die
Treibscheibe, einer Membranfeder und einer Aus- außenverzahnten Lamellen greifen in die Nuten des
rückeinrichtung . Kupplungsgehäuses, die innenverzahnten in die
Die Drehmomentübertragung verteilt sich hälftig auf Außenve~ahnungderNabe.
die zwei Kupplungsscheiben, die beide drehfest mit ln der Druckplatte sitzt ein hydraulischer Zylinder mit
der Getriebewelle verbunden sind. Kolben . Die Druckplatte ist über die Nabe mit der Ge-
triebeantriebswelle verbunden
Schw ungrad

Einkuppeln. Durch einen Geberzylinder oder über


Ventile wird Öl unter Druck in den Zylinder geleitet.
Kupplung s- Der durch den Öldruck beaufschlagte Kolben presst
scheiben die außenverzahnten und innenverzahnten Lamel-
len kraftschlüssig zusammen .

Auß enlam e ll en Kupplungsgehäuse Kolben

Torsionsfedern Getriebeantri ebsw ell e

Bild 1: 2-Scheiben-Membranfederkupplung

Wirkungsweise
Kupplung eingekuppelt (Bild 1). Die Anpresskraft der

II
gespannten Membranfeder presst die Reibflächen
von Druckplatte, getriebeseitiger Kupplungsscheibe,
Treibscheibe, motorseitiger Kupplungsscheibe und
Schwungrad aufeinander. Die Gesamtreibkraft be-
wirkt die Übertragung des Drehmoments.
Kraftfluss. Das Motordrehmoment wird über
Schwungrad, Kupplungsdeckel, Druckplatte und Innenl amell e n Nabe Getriebeantriebswell e
Treibscheibe zu den Reibbelägen der beiden Kupp-
lungsscheiben und über deren Naben zur gemeinsa-
men Getriebeantriebswelle geführt. Bild 2: Lamellenkupplungen

Kraftfluss. Das Motordrehmoment wird über Kupp-


Kupplung ausgekuppelt. Beim Durchtreten des
lungsgehäuse, außenverzahnte Reiblamellen, innen-
Kupplungspedals wird das Ausrücklager von der
verzahnte Stahllamellen und Nabe auf die Getriebe-
Nabe der Kupplungsscheibe weggezogen. Dabei
antriebswelle übertragen.
wirkt die Ausrückkraft der Spannkraft der Membran-
feder entgegen . Die Reibflächen der Kupplungs- Auskuppeln. Der Öldruck wird über Ventile abgere-
scheiben heben von den Reibflächen von Druckplat- gelt. Es wirkt keine Kraft mehr auf den Kolben, der
te, Treibscheibe und Schwungrad ab. Der Kraftfluss Kraftfluss ist unterbrochen.
ist dadurch unterbrochen. Lamellenkupplungen werden u.a. bei Krafträdern,
Zweischeibenkupplungen werden z.B.bei schweren Direktschaltgetrieben und automatischen Getrieben
Nutzfahrzeugen verwendet. verwendet.
406 16 Antriebsstrang

16.3 Automatische Kupplungs- Aufbau (Bild 1)

systeme mit Einscheiben- Komponenten des Kupplungssystems

reibungskupplung AKS • Kupplung : Selbstnachstellende Membranfeder


kupplung mit hydraul ischem Zentralausrücker
• Sensoren für Schaltabsichtserkennung , Ganger-
Es ist ein selbsttätiges Kupplungssystem , bei
dem das Öffnen der Kupplung (Auskuppeln) und kennung und Ausrückweg
Schließen der Kupplung (Einkuppeln) durch Sen- • Steuergerät des Kupplungssystems
sorsignale ausgelöst wird . • Akteren (Stellglieder)
- Elektromotor und Schneckengetriebe
Der Kuppelvorgang durch den Fahrer entfällt, ein
- Geberzylinder, hydraulischer Zentralausrücker
Kupplungspedal ist nicht mehr notwendig.
(Nehmerzylinder)
Sensorsignale, die den Steuerungsvorgang beein-
flussen sind:
Schaltabsichtserkennung. Sie wird durch einen Sen-
• Zündschalter • Fahrpedalstellung sor (Drehpotentiometer) am Schalthebel erfasst.
• Motordrehzahl • Fahrgeschwindigkeit
Gangerkennung. Sie wird durch zwei berührungs-
• Gangerkennung • ABS/ASR-Signale lose Drehwinkelsensoren am Schaltgestänge im Ge-
• Schaltabsichtserkennung triebe erfasst. Zusätzlich zu den Sensorsignalen für
• Ausrückweg. Schaltabsicht und Gangerkennung erhält das Steu-
ergerät noch Signale über den CAN-Bus von den
M otor Kupplun g Steuergeräten der Motorsteuerung und der ABS/
ASR-Steuerung .
Wirkungsweise
Zur Erfassung des jeweiligen Systemzustands erhält
das Steuergerät von den Sensoren Eingangssignale,
die es durch eine Kupplungs-Software verarbeitet
und als Ausgangssignale an die Betätigungseinrich-
tungen (Stellglieder) übermittelt.
Die Kupplung wird entsprechend den Signalen für
die Stellglieder geöffnet oder geschlossen .
Anfahren. Aus verschiedenen Eingangssignalen
wie z.B. Raddrehzahl, Motordrehzahl und Getriebe-
drehzahl errechnet das Steuergerät den optimalen
Schlupf für den Anfahrvorgang .
Gangwechsel. Der Sensor am Schalthebel meldet
die Schaltabsicht des Fahrers. Das Steuergerät be-
wirkt über einen Elektromotor mit Schneckengetrie-
be Druckerzeugung im Geberzylinder. Dieser Druck
öffnet über den hydraulischen Zentralausrücker
(Nehmerzylinder) die Kupplung. Nach dem Schal-
ten melden die Gangerkennungssensoren welcher
Gang geschaltet wurde.
Gangerkennung Nun gibt das Steuergerät ein Signal an den Elektro-
Gangerkennung motor, der das Schneckengetriebe betätigt. ln die-
Schaltabsichtserkennun sem wird der Ausrückweg vom Sensor zum Steuer-
CAN-Bus-Signale: gerät übermittelt. Die Kupplung kann mit geregeltem
Steuergerät des Zündschalter Schlupf schließen.
Kupplungssystemsl - - o - - - - - - - - -
(Steuerelektronikl l--o--M_o_to_r_d_re_h_z_ah_l_ _ Das Fahrpedal muss beim Schalten nicht unbedingt
Fahrgeschwindigkeit zurückgenommen werden . Die Einspritzmenge wird
Fahrpedalstellung automatisch reduziert und danach wieder erhöht.
ABS/ASR-Signale Normaler Fahrbetrieb. Um Drehschwingungen zu
dämpfen, errechnet das Steuergerät aus den Si-
Di agnose gnalen für d ie Motordrehzahl und Getriebeeingangs-
drehzahl die Differenz, so dass bei Bedarf ein kon-
Bild 1: Automatisches Kupplungssystem trollierter Schlupf eingestellt wird .
16 Antriebsstrang 407

Lastwechsel. Um störende Einflüsse beim Lastwech- bracht sind . Die Naben der Kupplungsscheiben von
sel zu vermeiden, kann beim schnellen Betätigen des K1 und K2 sind mit je einer Getriebeantriebswellen
Fahrpedals die Kupplung kurzzeitig geöffnet werden . AW1 (Vollwelle) und AW2 (Hohlwelle) verbunden.
Durch diesen geregelten Schlupf beschleunigt das Auf der AW 1 sitzen z.B. die Festräder der Gänge 1,
Fahrzeug ruckfrei . 3, 5 und eventuell 7, auf der AW 2 die Festräder der
Zurückschalten auf glatter Fahrbahn. Neigen die Gänge 2, 4, 6 und der Rückwärtsgang. K1 und K2
Räder auf glatter Fahrbah zum Blockieren, öffnet die können als Trockenkupplung oder als Nasskupplung
Kupplung , damit das Fahrzeug nicht zum Ausbre- ausgeführt sein .
chen neigt. Wirkungsweise. Je nach Fahrsituation wird durch
Merkmale die im Steuergerät hinterlegte Getriebesoftware be-
stimmt ...
• Kein Kupplungspedal notwendig.
• ... welche Kupplung geöffnet und welche Kupp-
• Kein Abwürgen des Motors beim Anfahren und
lung geschlossen ist.
Bremsen .
• ... mit welcher Kupplung und in welchem Gang
• Günstiges Verschleißverhalten für Kupplungsbe-
das Fahrzeug gefahren wird .
lag und Ausrücklager.
• ... welcher Gang vo reingelegt wird.
• Drehschwingungen des Motors werden durch
Schlupf in der Kupplung gedämpft. Der Gang- und Kupplungswechsel kann automatisch
oder per Fahrerwunsch erfolgen.
• Keine störenden Lastwechsei-Reaktionen.
Abkürzungen für elektronische Kupplungssysteme: Motorstart und Leerlauf. Beide Kupplungen sind ge-
öffnet. Kein Gang ist eingelegt.
EKS Elektronisches Kupplungs-System
Anfahren. DurchAnwählen der Fahrstufe D oder im
EKM Elektronisches Kupplungs-Management
Schaltmodus durch Drücken der Schaltwippe am
AKS Automatisches Kupplungs-System Lenkrad wird der 1. und der 2. Gang eingelegt. Beim
Betätigen des Fahrpedals wird die Kupplung K1 für
den 1. Gang geschlossen . Der Kraftfluss zwischen
Motor und Getriebe wird hergestellt. Das Fahrzeug
16.4 Automatische Kupplungssys- fährt an. Die Kupplung für den gefahrenen Gang ist
teme mit Doppelkupplungen geschlossen (eingekuppelt), die für den vorgewähl-
ten 2. Gang ist offen (ausgekuppelt) .
Sie werden bei automatisierten Schaltgetrieben, Hochschalten. Soll vom 1. in den 2. Gang gewechselt
z.B. beim Direktschaltgetriebe (DSG) eingesetzt werden , so wird die für den 1. Gang zuständige Kupp-
und schalten ohne Zugkraftunterbrechung . lung K1 (abschaltende Kupplung) ausgekuppelt.
Gleichzeitig wird die für den vorgewählten 2. Gang
zuständige Kupplung K2 (zuschaltende Kupplung)
eingekuppelt (Bild 2). Während des Überschneidens
K1
der beiden Kupplungen wird das Drehmoment des •
Motors reduziert, um den Schaltvorgang komfortab- ....
ler und schonender zu durchzuführen.

Moto rm o m ent· Eingriff

I I I
t
c
c
Q)

E
0

~
Cl
abschaltend; " -
Kupplung

zusc~alten~e
Kupplung - -
........

"""
r"'

X " --
......... ......_
K2

::l K1
0.
c.
::l
I I
Zei t - -
"" Überschn eidung I
Mom entübernahm e

Bild 2: Schaltvorgang beim Hochschalten

Bild 1: Doppelkupplung, Direktschaltgetriebe Die Kuppelvorgänge von K1 und K2 werden so ge-


steuert, dass ohne Zugkraftunterbrechung hoch-
Aufbau (Bild 1). Die Doppelkupplung besteht aus bzw. zurückgeschaltet werden kann . Dabei kommt
zwei getrennt von einander arbeitenden Einzelkupp- es für 0,03 Sekunden bis 0,05 Sekunden zu einer
lungen K1 und K2, die in einem Gehäuse unterge- Überschneidung der beiden Kupp lungen (Bild 2).
408 1 6 Antriebsstran

Das heißt beide Kupplungen haben Kraftfschluss. Wirkungsweise. Soll eine Kupplung schließen wird
Der gesamte Schaltvorgang dauert 0,1 Sekunden bis das Hydrauliköl unter Druck von der hydraulischen
0,4 Sekunden . Nach dem der 2. Gang eingekuppelt Steuerung zu einem der Druckräume geleitet. Der Be-
ist, wird bei offener Kupplung K1 der 3. Gang vor- tätigungskolben drückt die Innen- und Außenlamel-
eingelegt. len zusammen . Der Kraftschluss wird hergestellt und
Zurückschalten. Soll z.B. vom 3. in den 2.Gang zu- Drehmoment übertragen. Bild 1 zeigt den Kraftfluss
rückgeschaltet werden, so w ird der nächst niedere bei geschlossener Außenkupplung K1, Bild 2 zeigt
Gang voreingelegt Die für den 3. Gang zuständige den Kraftfluss bei geschlossener Innenkupplung K2.
Kupplung K1 (abschaltende Kupplung) wird ausge-
kuppelt. Gleichzeitig wird die für den vorgewähl-
ten 2. Gang zuständige Kupplung K2 (zuschaltende
Kupplung) eingekuppelt
Abstellen . Wird der Motor ausgeschaltet öffnen bei-
de Kupplungen und das Getriebe ist im Leerlauf.
Das Fahrzeug kann im Stand nicht über das Getriebe
gehalten werden. Eine mechanische Parksperre ist
notwendig.
Segeln. Im Schiebebetrieb rollt das Fahrzeug ohne
Motorunterstützung. Beide Kupplungen sind geöff-
net. Entsprechend der Fahrgeschwindigkeit sind 2
entsprechende Gänge voreingelegt.
WählhebeL Über ihn können vom Fahrer 3 Stufen
gewählt werden : Bild 1: Kraftfluss bei betätigter Außenkupplung

• Komfort • Normal • Sport


Betätigungskolben
Sicherheitsschaltung. Bei Doppelkupplungen müs-
sen aus Sicherheitsgründen bei Ausfall der Kup-
plungsaktorik die Kupplungen selbsttätig öffnen, da
ansonsten das Getriebe zerstört werden kann. Bei
unbetätigten Kupplungen ist die Anpresskraft gleich
null (Normaly open). Die volle Anpresskraft liegt an
wenn die Kupplung betätigt, bzw. eingerückt wird.
Die Anpresskraft wird bei Trockenkupplungen durch
Membranfedern erzeugt, bei Nasskupplungen durch
Öldruck.

Bauarten von Doppelkupplungen


Es we rden verschiedene Bauarten in Fah rzeugen
Bild 2: Kraftfluss bei betätigter Innenkupplung
verwendet:
• Nasse Doppelkupplung Im drucklosen Zustand sind die Kupplungen geöff-
- mit hydraulischen Betätigungskolben net. Da durch die Rotation des Öls Fliehkräfte entste-
• Trockene Doppelkupplung mit hen , könnte die geöffnete Kupplung bei hoher Mo-
- elektrohydraulischer Betätigung tordrehzahl selbsttätig schließen . Deshalb befinden
- elektromechanischer Betätigung sich auf der Rückseite der Betätigungskolben Aus-
gleichsräume mit drucklosem Öl. Die Fliehkräfte im
Nasse Doppelkupplung Ausgleichsraum wirken den Fliehkräften im Druck-
raum entgegen und kompensieren sie.
Aufbau (Bild 1 und 2)
Kühlung. Über einen geregelten Pumpenkreislauf
Sie besteht aus mit Ölkühler wird Öl in die Lamellenkupplung geför-
• zwei im Ölbad laufenden Lamellenkupplungen K1 dert. Mithilfe von Saug- und Regelventilen kann die
und K2. Dabei ist die äußere Kupplung K1 mit ihren Ölpumpe bedarfsgerecht geregelt werden.
Innenlamellen drehfest mit der Vollwelle, die inne- Merkmale der nassen Doppelkupplung
re Kuplung K2 ist mit der Hohlwelle verbunden.
• Keine Verschleißnachstellung notwendig
• jeweils einem rotierenden Betätigungskolben mit • Geringer Bauraum
Druck- und Ausgleichsraum. • Niedrige Massenträgheit
• einer hydraulischen Versorgungseinheit. • Leistungsverlust durch Antrieb der Pumpe
16 Antriebsstran 409

Abstützpunkt Druckplatte K1 Abstützpunkt

Tellerfeder mit SAC

Bild 1: Trockene Doppelkupplung mit elektrohydraulischer Betätigung

Trockene Doppelkupplung mit elektro- SAC-Prinzip arbeiten. Dadurch werden konstante


hydraulischer Betätigung Ausrückkräfte sowie kurze und konstante Einrückwe-
ge eingehalten.
Aufbau (Bild 1)
• 2 Kupplungsscheiben sind parallel angeordnet. K1 Verbindung zwischen Motorschwungrad und Dop-
ist drehfest mit der Vollwelle, K2 ist drehfest mit pelkupplung. Sie erfolgt über zwei ineinandergrei-
der Hohlwelle verbunden. fende Zahnkränze. Um Zahnflankenspiel und Geräu-
• 1 Treibscheibe. Sie ist auf der Hohlwelle des Ge- sche zu verhindern wird ein Verspannring zwischen
triebes gelagert. die Zahnkränze gebracht, sodass kein Spiel herrscht
• 2 Tellerfedern mit SAC (selbsttätige Nachstellung) (Bild 1 und 2).
• 2 Druckplatten
• 2 Einrückhebe l mit Einrücklager


• 2 Nehmerzylinder
Wirkungsweise
Kupplung K1 (Bild 1, links, blau unterlegt)
Diese Kupplung hat eine Tellerfeder mit zweisei-
tigem Hebel. Beim Betätigen des langen Einrück-
hebels wird die rechte Druckplatte gegen die Treib-
scheibe gedrückt K1 ist geschlossen. Der Kraftfluss
wird auf die Innenw elle weitergegeben. Doppelkupplung

Kupplung K2 (Bild 1, rechts, grün unterlegt)


Die Kupplung hat eine Tellerfeder mit einseitigem
Hebel. Beim Betätigen des kurzen Einrückhebels Bild 2: Verspannring zwischen Motorschwungrad und
wird die linke Druckplatte gegen die Treibscheibe Doppelkupplung
gedrückt, K2 ist geschlossen. Der Kraftfluss wird auf
Merkmale der trockenen Doppelkupplung
die Hohlwelle weitergegeben.
Betätigung. Sie erfolgt über 2 Nehmerzylinder, die • Sie wird bei Motoren bis zu einem Drehmoment
über Magnetventile angesteuert werden. Der Öl- von 250 Nm eingesetzt, da schlechte Kühlung.
druck kann dabei von der elektrohydraulischen Ge- • Versch leißnachstelleinrichtung (SAC) notwendig.
triebeeinheit entnommen werden oder durch eine • Große M assenträgheit
separate Pumpe bedarfsgesteuert erzeugt werden. • Geringe Verlustleistung, da keine Pumpe zum
Verschleißnachstellung. Es sind in den beiden Kupp- Erzeugen der Anpresskraft und zur Kühlung der
lungen 2 Nachstelleinheiten verbaut, die nach dem Kupplung notwendig ist.
410 16 Antriebsstran

Elektromechanische Kupplungsbetätigung Zwei elektromechanische Kupplungselemente sind


über den Umfang der Kupplung im Abstand von
ca. 120 o angeordnet. Sie betätigen mit den unteren
Enden der Einrückhebel das Einrücklager.
Wirkungsweise. Ausgerückt (a). Im nicht gedrückten
Zustand ist die Rolle in oberer Position. Der Hebel-
arm an der Feder ist kurz. Der Einrückhebel ist un-
betätigt . Die Kupplung ist offen.
Eingerückt (b). Soll die Kupplung gedrückt werden,
wird der Elektromotor betätigt. Die Spindel dreht
sich und die Kugelumlaufmutter mit Rolle geht in
die untere Position. Damit ändert sich das wirksame
Hebelverhältnis / 1 zu /2 und die Feder betätigt den
Bild 1: Elektromechanische Kupplungsbetätigung EinrückhebeL Dadurch wird über das Einrücklager
Aufbau (Bild 1) die Kupplung geschlossen.
Sie besteht aus: Merkmale
• Federspeicher • Keine Ölpumpe notwendig.
• Einrückhebel • Bei Start-Stop-Systemen kann das Lüftspiel schon
• Kugelumlaufmutter mit Rolle vor dem Motorstart auf ein Minimum verringert
• Elektromotor mit Spindel werden.

WERKSTATTHINWEISE

Prüfung der trockenen Doppelkupplung Sichtprüfung


Diagnose. Vor Beginn der Reparatur ist die Span- Befindet sich Öl auf der Kupplung ist sie zu tau-
schen. Sie darf nicht in einer Teilewaschmaschine
nung der Batterie zu überprüfen und der Fehler-
gereinigt werden.
speicher auszulesen.
Sind Teile vom Verspannring abgebrochen (Bild 2,
Es wird nach Fehlern in der Kupplung, im Getriebe
unten) können sich diese in der Doppelkupplung
und in der Mechatronic unterschieden.
befinden. Dies ist zu prüfen und die Doppelkupp-
lung ist auszutauschen.
Verschleißprüfung der Doppelkupplung
• Motor muss betriebswarm sein .
• Probefahrt im Tipp Modus durchführen. Bei
Erreichen des 6. Ganges Drehzahl bei ca. 1.000


1/min bis 1.500 1/min halten. Anschließend voll
beschl eunigen (ACHTUNG: kein Kickdown).
Drehzahlmesser beobachten.
Tritt eine Drehzahlschwankung beim Beschleu-
nigen von bis zu 200 1/min auf, rutscht die Kupp-
lung durch und die Verschleißgrenze der Dop- Bild 2: Verspannring
pelkupplung ist erreicht. Montage
Bei gleichmäßigem Drehzahlanstieg ist die Motor und Getriebe sind von Hand zusammenzu-
Kupplung in Ordnung. fügen, so dass sich die Flansche vollflächig berüh -
• Die Prüfung ist im 7. Gang zu wiederholen. ren. Erst dann darf v erschraubt werden.
Kalibrierung
Demontage Nach der Montage ist mit dem Diagnosesystem
Die Doppelkupplung darf nur als komplette Einheit eine Grundeinstellung vorzunehmen, damit die
getauscht und nicht zerlegt werden. Lage der Einrückhebel und -Iager bestimmt wird.

WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Welche Merkmale besitzen automatische Kupp- 4 Erklären Sie den Vorteil einer elektromechani-
lungssysteme? schen Kupplungsbetätigung.
2 Erklären Sie den Aufbau und die Funktionsweise 5 Welche Merkmale hat die nasse Doppelkupplung?
einer Doppelkupplung? 6 Erläutern Sie die Arbeitsschritte zur Prüfung der
3 Erklären Sie die Überschneidungssteuerung? Doppelkupplung.
1 6 Antriebsstran 411

16.5 Wechselgetriebe Das Hebelverhältnis r2 / r 1 entspricht dem Verhältnis


der Zähnezahlen z2 des getriebenen Zahnrades zum
Das Wechselgetriebe ist im Antriebsstrang eines treibenden Zahnrad z1 bzw. dem Verhältnis der trei-
Kraftfahrzeugs zwischen Kupplung und Achsge- benden Drehzahl n1 zur getriebenen Drehzahl n2 .
triebe angeordnet und übersetzt Motordrehmo- Dieses Verhältnis wird Übersetzungsverhältnis i
mente und Motordrehzahlen. bzw. Übersetzung genannt und drückt den Grad der
Drehmoment- und Drehzahlwandlung aus.

Aufgaben Bei einer Übersetzung i > 1 erfolgt eine Erhöhung


• Motordrehmoment wandeln und übertragen. des Drehmoments und eine Absenkung der Dreh-
• Motordrehzahl wandeln . zahl, eine Übersetzung i < 1 bewirkt eine Dreh-
• Leerlauf des Motors bei stehendem Fahrzeug er- momentabsenkung und eine Drehzahlerhöhung .
möglichen .
• Umkehr des Drehsinns für Rückwärtsfahrt ermög-
lichen .
J eder Verbrennungsmotor arbeitet zwischen einer
Mindest- und Höchstdrehzahl und kann in diesem
leistungsfähigen Drehzahlbereich nur ein begrenztes
Drehmoment abgeben (Bild 1).
Der Drehzahlbereich zwischen maximalem Motor-
drehmoment und maximaler Motorleistung wird
elastischer Bereich genannt.

Bild 2: Drehmoment- und Drehzahlwandlung

t Getriebeausgangskennlinien (Bild 3)
Durch verschiedene Übersetzungen lassen sich un-
terschiedliche Ausgangsdrehmomente und Aus-
gangsdrehzahlen erzielen. Daraus werden die Ge-
triebeausgangskennlinien erstellt.
Die Kurvenpunkte werden aus den Werten der Dreh-
momentkennlinie des Motors und den Überset-
Drehmom ent 100
zungen der Getriebegänge berechnet.
OL--L--L--L---'L---'--'
1000 2000 min- 1 4000 5000
Motordrehzahl n M ---

t 1000
Bild 1: Leistungs- und Drehmomentkennlinie eines ~ Nm
Verbrennungsmotors cQ)
800
Damit die vom Motor im leistungsfähigen Dreh- E
0
zahlbereich abgegebenen Drehmomente und Dreh- E 600
..c
zahlen für den Fahrbetrieb eines Kraftfahrzeugs ge- ~
"0
cn 400
nutzt werden können, werden sie gewandelt. Ol
c
Durch die versch iedenen Übersetzungsstufen im "'cn
Ol 200
:J
Getriebe werden über ein zwischengeschaltetes "'
Q)
.c
Achsgetriebe an den Antriebsrädern die gewünsch-
·~
ten Antriebsdrehzahlen und Drehmomente erreicht. 1i)
t? Getriebeausgangsdrehzahl n G - - -

Drehmoment- Drehzahlwandlung
Sie wird bei Wechselgetrieben mith ilfe von Zahnrä- Bild 3: Getriebeausgangskennlinien
dern (Bild 2) bewirkt.
Drehmomenthyperbel (Bild 3). Die für die Fortbe-
Bei einer Zahnradpaarung wirkt am größeren Zahn- wegung eines Fahrzeugs notwendigen Getriebeaus-
rad (größerer Hebelarm, mehr Zähne) immer das gangsdrehmomente werden über den Getriebeaus-
g rößere Drehmoment und die kleinere Drehzahl. gangsdrehzahlen aufgetragen.
412 1 6 Antriebsstrang

Soll ein Fahrzeug z.B. aus dem Stand beschleunigt 16.6.1 Schaltmuffengetriebe
werden, ist ein hohes Antriebsdrehmoment erfor-
derlich. Dies ist z.B. durch die Übersetzung des 1.
Der Kraftfluss zwischen Schaltrad (Losrad) und
Ganges mög lich.
Getriebewelle wird über eine Schaltmuffe herge-
Um beim Gangwechsel einen möglichst geringen
stellt, die z.B. über einen Synchronkörper dreh-
Drehmomentverlust zu haben, sollen sich die Getrie-
fest mit der Getriebewelle verbunden ist (Bild 2).
beausgangskennlinien der Drehmomenthyperbel
annähern. Dies ist ein Merkmal für die Güte der Ab-
Alle Zahnradpaarungen für die Vorwärtsgänge sind
stufung eines Getriebes.
schrägverzahnt und ständig miteinander im Eingriff.
ZugkrafthyperbeL Werden anstelle der Ausgangs- Dies ist nur möglich, wenn bei jeder nicht geschal-
drehmomente die Zugkräfte über der Fahrgeschwin- teten Zahnradpaarung ein Zahnrad als Losrad frei
digkeit aufgetragen, so erhält man als Fahrschaubild auf der Welle drehbar ist.
des Fahrzeugs eine ZugkrafthyperbeL
Schaltvorgang. Eine Schaltmuffe wird so verscho-
Leerlaufstellung ben, dass das entsprechende Schaltrad (Losrad)
Sie bewirkt die Unterbrechung des Kraftflusses. drehfest mit der Welle verbunden wird. Dabei
Umkehr des Drehsinns werden die Innenklauen der Schaltmuffe über die
Schaltverzahnung des Schaltrades geschoben.
Die Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung StVZO
schreibt für Kraftfahrzeuge mit mehr als 400 kg zu- Ungleichachsige Schaltmuffengetriebe
lässigem Gesamtgewicht eine Einrichtung für die
Umkehr des Drehsinns zum Rückwärtsfahren vor. Bei ungleichachsigen Getrieben werden die Über-
Diese Drehrichtungsumkehr wird durch ein Zwi- setzungen über je eine Zahnradpaarung erreicht.
schenrad bewirkt (Bild 2, Seite 411). Es hat keinen
Einfluss auf das Übersetzungsverhältnis. Sie werden z.B. in Fahrzeugen mit quer zur Fahrtrich-
tung eingebautem Motor verwendet.
Antriebswelle und Abtriebswelle liegen auf verschie-
16.6 Handgeschaltete denen (ungleichen) Ebenen (Bild 2) Die Abtriebswel-
Wechselgetriebe le wird auch als Hauptwelle bezeichnet.
Man unterscheidet nach ... z, z 3 z5 S2 z7 z 9 Zn
.. . dem Kraftfluss-Verlauf im Getriebe (Bild 1):
• Gleichachsige Schaltgetriebe
• Ungleichachsige Schaltgetriebe
... der Einbaulage im Fahrzeug:
• Längsgetriebe (= gleichachsig I
• Quergetriebe (= ungleichachsig)

• ... den Bauteilen, welche die Schalträder (Losräder)


mit ihren Wellen drehfest verbinden:
• Schaltmuffengetriebe
• Schaltklauengetriebe
Kraftfluss:
1. Gang - . , - -
__.
2. Gang •
-
II:JI S1
::::J
llll
3.Gang __.

ungleichachsiges Getriebe
z.B. 3 . Gang geschaltet Bild 2: Ungleichachsiges 5-Ganggetriebe

Beispiel (Schaltung 3. Gang): Die Schaltmuffe S2


wird nach links auf die Schaltverzahnung des Schalt-
rades z5 geschoben.
Kraftfluss 3. Gang: Antriebswelle ~ Synchronkör-
per ~ Schaltmuffe S2 ~ Schaltverzahnung von z5
Bild 1: Gleich- und ungleichachsiges Getriebe ~ Zahnrad z5 ~ Zahnrad z6 ~ Abtriebswelle.
16 Antriebsstrang 413

6-Gang-Schaltgetriebe in Kurzbauweise Gleichachsige Schaltmuffengetriebe


Es ist ungleichachsig und wird für Quereinbau bei
Vorderradantrieb und Allradantrieb verwendet. Bei gleichachsigen Getrieben liegen Antriebs-
welle und Abtriebswelle in der gleichen Ebene
Aufbau (Bild 1): (Bild2).
• 1 Antriebswelle An mit 5 Gangrädern (Festräder).
Sie werden in Fahrzeuge mit in Fahrtrichtung einge-
• 2 Abtriebswellen Ab1 und Ab2 mit Schalträdern bautem Frontmotor und Hinterradantrieb eingebaut
und 2 Abtriebszahnrädern Zab 1 , Zab2 , die auf ein und auch als .. 3-Wellengetriebe" bezeichnet (An-
gemeinsames Achsgetriebe-Stirnrad wirken. triebswelle, Vorgelegewelle, Abtriebswelle).
• 4 Schaltmuffen S1 ... S4, 2 je Abtriebswelle. Antriebswelle. Sie ist mit der Kupplungsscheibe ver-
Gangräder: z1, z3, z5 , z 7 , z9 sitzen als Festräder auf der bunden und treibt über z1 die Vorgelegewelle an.
Antriebswelle An. Vorgelegewelle. Sie bildet mit den Zahnrädern z2 , z3 ,
z5, z7 , z9 und z11 einen Zahnradblock.
Schalträder: z2, z4 , z6 , z8 für die Gänge 1 bis 4 sitzen Abtriebswelle (Hauptwelle). Auf ihr befinden sich
als Losräder auf der Abtriebswelle Ab1. die Schalträder (Losräder) z4 , z6 , z8 , z10 , z12 .
Die Schalträder z 10 , z12 , z16 , für den 5., 6. und R-Gang Zum Schalten der Gänge werden die Schaltmuffen
sind auf der Abtriebswelle Ab2 gelagert. S1 , S2 und S3 nach links oder rechts verschoben.
Dadurch wird jeweils ein Schaltrad (Losrad) über
Schaltmuffen: 51, 52, S3, und S4 für die Vorwärts-
den Synchronkörper drehfest mit der Abtriebswelle
gänge stellen die drehfeste Verbindung der Schalträ-
verbunden.
der mit den Abtriebswellen Ab1 und Ab2 her.

Achsgetriebe· 51 52 53 Hauptwelle
Stirnrad

Ab-
trieb

Abtriebs-
Za b2
welle Ab1

Antriebs-
w elle An
1. Gang l -----
52---
U.. 1- - - - - -
-r


Abtriebs-
- - 52
~--r-llll
w elle Ab2
2. Gang
51---
3. Gang ~r-----------

--51
Achs- 4. Gang ---ll:lJI-------------------•-
getriebe-
Stirnrad 53---
5. Gang -,- ----------- -ß:IJ- -1~--
An ~~~~~--~~---P~}-,
Zg
1
R-Gang - - , ~
5.+6. Gang
R-Gang
Bild 2: Gleichachsiges 5-Ganggetriebe

Bild 1: 6-Ganggetriebe für Quereinbau Die Übersetzungen iG der einzelnen Gänge wer-
den, außer im direkten Gang, jeweils über zwei
Kraftfluss: Zahnradpaarungen erreicht. Dabei ist immer die
1. Gang: An --7 z1 --7 z2 S 1 --7 Ab1
--7 --7 Zab1 Zahnradpaarung z1/z2 wirksam .
2. Gang: An --7 z3 --7 z4 S 1 --7 Ab1
--7 --7 Zab1
3. Gang: An --7 z5 --7 z6 --7 S2 --7 Ab1 --7 Zab1 Direkter Gang (4.Gang): Die Schaltmuffe S1 wird
4. Gang: An --7 z7 --7 z8 --7 S2 --7 Ab1 --7 Zab1 nach links verschoben und die Antriebswelle dreh-
5. Gang: An --7 z9 --7 Z 10 --7 S3 --7 Ab2 --7 Zab2 fest mit der Antriebswelle verbunden. Hier erfolgt
6. Gang: An --7 z7 --7 z12 --7 S3 --7 Ab2 --7 Zab2 keine Drehmoment- und Drehzahländerung.
414 1 6 Antriebsstrang

16.6.2 Synchronisiereinrichtungen von Wirkungsweise


Schaltmuffengetrieben Neutrale Stellung (Bild 2). Bei nicht geschaltetem
Gang wird die Schaltmuffe durch die Druckstücke
auf dem Synchronkörper gehalten .
Synchronisiereinrichtungen sollen Gleichlauf
Das Schaltrad läuft lose auf der Welle.
zwischen Schaltmuffe und Schaltrad (Losrad)
herstellen und geräuschloses und schnelles
Dru ck- Schalt- Schalt-
Schalten ermöglichen. stü ck kl aue ve rzahnun g

Die Angleichung bei unterschiedlichen Drehzahlen


erfolgt durch Gleitreibung zwischen den konischen
Reibflächen von Synchronring und Gangrad .
Den Angleichvorgang nennt man Synchronisieren.
Bauarten
• Einfache Synchronisiereinrichtungen (1 Reibko-
nus) mit Innen- oder Außensynchronisation
• Mehrfache Synchronisiereinrichtungen (2 bzw. Schaltkl auen
3 Reibkonen)
Einfache Synchronisiereinrichtung mit Innen- Bild 2: Neutrale Stellung
synchronisation (System Borg-Warner)
Sperr- und Synchronisierstellung (Bild 3). Beim
Aufbau Schalten wird über die Schaltgabel die Schaltmuffe
Die Synchronisiereinrichtung (Bild 1) besteht aus in Richtung des zu scha ltenden Ganges geschoben .
Schaltmuffe, Synchronkörper, 3 Druckstücken, 2 Hal- Die 3 Druckstücke werden gegen den Synchron-
tefedern, Synchronring und Schaltrad . ring gedrückt. Dadurch verschieben sie diesen axial
und drücken ihn gegen die konische Reibfläche des
Schaltmuffe Sy nchro nkö rp er Sch altve rzahnung
Schaltrades.
Druckstück Sperr-
verzahnung Solange sich Schaltmuffe und Schaltrad mit unter-
schiedlicher Drehzah l drehen, entsteht ein Reibmo-
ment, das den Synchronring so weit verdreht, bis
seine Aussparungen an den Druckstücken anliegen.
Dadurch liegen die Sperrzähne jetzt vor den Schalt-
klauen der Schaltmuffe und sperren das weitere Ver-
schieben der Schaltmuffe.
Durch die Reibung zwischen den Reibflächen von


Synchronring und Schaltrad wird das Schaltrad be-
schleunigt bzw. abgebremst und so der Gleichlauf
Schaltkl aue Haltefeder Reibfl äche zwischen Schaltrad, Schaltmuffe und Welle herge-
stellt.
Bild 1: Einfache Sperrsynchronisiereinrichtung mit
Innensynchronisation (System Borg-Warner) Sy nch ro nring Schal trad

Schaltmuffe. Sie trägt an der Innenseite Schaltklau-


en, die in die äußeren Aussparungen des Synchron-
körpers eingreifen. Die 3 Druckstücke werden vom
Synchronkörper geführt und durch 2 Haltefedern
gegen die Schaltklauen der Schaltmuffe gepresst.
Dadurch wird die Schaltmuffe mittig auf dem Syn-
chronkörper gehalten.
Synchronkörper. Er ist drehfest mit der Welle des
Schaltrades (Gangrades) verbunden . Sperrzä hne auf
Sy nchro nring Schaltklau e Sperrza hn
Synchronring. Er hat innen eine kegelförmige Reib-
fläche und außen eine Sperrverzahnung. Bild 3: Sperr- und Synchronisierstellung
3 Aussparungen im Synchronring beschränken des-
sen Verdrehen gegenüber den Druckstücken . Gang geschaltet (Bild 1, S. 415). Nachdem Gleichlauf
Schaltrad. Es hat auf der dem Synchronring zuge- zwischen Schaltrad und Schaltmuffe hergestellt ist,
kehrten Seite außen eine kegelförmige Reibfläche, wirkt kein Reibmoment mehr auf den Synchronring .
dahinter sitzt die Schaltverzahnung . Er lässt sich durch die Anschrägungen der Schalt-
I 6 Antriebsstrang 415

klauen zurückdrehen. Damit ist die Schaltmuffe nicht Wirkungsweise. Beim Synchronisieren w ird durch
mehr gesperrt und kann über die Schaltverzahnung die Schaltmuffe der äußere Synchronring auf den
des Schaltrades geschoben werden. Zwischenring und dieser auf den inneren Synchron-
Die Verbindung zwischen Getriebewelle und Schal- ring geschoben .
trad ist hergestellt. Durch die Reibung werden der äußere und der in-
nere Synchronring so weit verdreht, dass die Sperr-
Synchron- Schalt- Schalt- zähne des äußeren Synchronrings das weitere Ver-
körper verzahnung rad
schieben der Schaltmuffe so lange verhindern bis
Gleichlauf erreicht ist.

Synchron - Sch alt-


körper verzahnung

Bild 1: Gang geschaltet

Synchronisiereinrichtungen mit mehrfacher


Synchronisation
Sie werden meist für das Schalten von niedrigen
Gängen eingesetzt. Hier sind die Drehzahldiffe-
Zwischen ring
renzen zwischen Schaltmuffe und dem lose lau-
Sperrzäh ne
fenden Schaltrad größer als in den hohen Gängen.
Zum Angleichen der Drehzahlen (Beschleunigen
oder Abbremsen der Zahnräder) sind größere Reib- Bild 2: Doppelte Synchronisierung
kräfte erforderlich als in den höheren Gangstufen .
Bei modernen Schaltgetrieben von Personenkraft- Außenkonussynchronisiereinrichtung (Bild 3)
wagen verwendet man z.B. bei 6-Gang-Schaltgetrie-
Aufbau. Die konischen Reibflächen befinden sich an
ben als Synchronisiereinrichtung für den
der Außenseite des Synchronringes und an der In-
1. und 2. Gang eine Dreikonen-Synchronisation, nenseite der Schaltmuffe. Die Sperrung wird durch
3. und 4. Gang eine doppelte Synchronisation, die 3 angeschrägten Nasen am Synchronring be-
5., 6. Gang und Rückwärtsgang eine einfache Syn- wirkt. Die Innenfedern halten den Synchronring am
chronisation .


Schaltrad.
Vorteile der Mehrfach-Synchronisation Sperrvorgang: Bei unterschiedlicher Drehzahl wird
• Bei gleicher Schaltkraft größere Reibkraft. der Synchronring so weit verdreht, dass die Nasen
• Schnelleres und leichteres Schalten. ein Weiterschalten der Schaltmuffe verhindern. Ist
Gleichlauf erreicht, wirkt kein Reibmoment mehr
• Geringerer Verschleiß der Reibkonen, da die Flä-
und die Nasen können in die Nuten der Schaltver-
chenpressung an den Reibflächen geringer ist.
zahnung gedrückt werden . Somit kann die Schalt-
muffe auf die Schaltverzahnung geschoben werden .
Synchronisiereinrichtung mit doppelter lnfolge des größeren Reibhalbmessers ist ein leich-
Synchronisation teres und schnelleres Schalten möglich .
Aufbau (Bild 2)
• Innerer Synchronring • Schaltmuffe Innenfede r Synchronring Sy nchronring

• Äußerer Synchronring • Synchronkörper


• Zwischenring • Schaltrad
Der Zwischenring ist drehfest mit dem Schaltrad,
der innere Synchronring drehfest mit dem äußeren
Synchronring verbunden .
Bei der doppelten Synchronisation sind 2 Reibpaa-
rungen (innerer Synchronring I Zwischenring und
Zwischenring I äußerer Synchronring) vorhanden. Nasen Schaltmuffe m it Innenkonus
Dadurch wird die Gesamtreibfläche fast doppelt so
g roß wie bei der einfachen Synchronisation. Bild 3: Außenkonussynchronisiereinrichtung
416 16 Antriebsstrang

16.6.3 Wartungsarbeiten und Fehlersuche an Schaltgetrieben


Wesentliche Wartungsarbeiten Prüfungen zur Lokalisierung von Fehlern und
• Ölstand prüfen, ggf. ri chtigstel len. Störungen
• Sichtprüfungen, z.B. an Getriebeaufhängung und
• Schaltung auf Leichtgängigkeit und Funktion
Schaltgestänge.
prüfen .
• Geräuschprüfungen , z.B. Zahn - und Lagerge-
• Ölwechsel, soweit vorgeschrieben, nach Herstel- räusche bei Leerlauf und LastwechseL
lervorschrift durchführen.
• Funktionsprüfungen, z.B. Synchronisierung beim
• Getriebegehä use auf Dichtheit prüfen. GangwechseL

Schaltung hakt Schaltgestänge verbogen Defekte Bauteile ersetzen


Getriebeaufhängung defekt
Falsche Einstel Einstel
Gang springt heraus Schaltgabel verbogen Schaltgabel ersetzen
Schaltverzahnung abgenutzt Zahnräder ersetzen
Schaltarretierung defekt
Motor- oder Getriebeaufhängung Aufhängungsteile erneuern
schadhaft
Getriebe synchronisiert schlecht Synchronring verschlissen Synchronringe ersetzen
Falsches Getriebeöl eingefüllt Vorgeschriebenes Getriebeöl
verwenden

WIEDERHOLUNGSFRAGEN

1 Warum ist in einem Fahrzeug mit Verbrennungs- 11 Über wie viele Zahnradpaarungen verläuft der
motor ein Wechselgetriebe notwendig? Kraftfluss in einem gleichachsigen, über wie viele
in einem ungleichachsigen Wechselgetriebe?
2 Welche Aufgaben hat das Wechselgetriebe im
Kraftfahrzeug? 12 Welche Aufgaben haben Synchronisiereinrich-
3 Was versteht man unter dem elastischen Bereich tungen in Schaltmuffengetrieben?
eines Verbrennungsmotors? 13 Nennen Sie die Bauteile der einfachen Konus-
4 Erklären Sie den Begriff Übersetzungsverhältnis Synchronisierung.
am Beispiel einer einfachen Zahnradpaarung.
14 Erklären Sie die Synchronisiervorgänge und
5 Wie wirkt sich eine Übersetzung i> 1 auf die Sperrvorgänge bei der einfachen Konus-Synchro-
Drehmomentwandlung und Drehzahlwandlung nisierung.
in einem Getriebe aus?
15 Welche Vorteile hat die Mehrfach-Synchronisie-
6 Wie unterscheiden sich gleichachsige und un- rung gegenüber der Einfach-Synchronisierung?
gleichachsige Getriebe?
16 Erklären Sie den Aufbau einer Synchronisier-
7 Ein Schaltgetriebe hat im 1. Gang eine Überset- einrichtung mit doppelter Synchronisierung?
= =
zung von i 3,5 und im 5. Gang eine von i 0,73.
Wie werden durch diese Übersetzungen ein Mo- 17 ln welchen Gängen werden die Einfach-, die Dop-
tordrehmoment von 100 Nm und eine Motor- pelte-, und die 3-Konen-Synchronisation verwen-
drehzahl von 1000 1/min gewandelt? det?
8 Nach welchen Gesichtspunkten unterscheidet 18 Welche Wartungsarbeiten sind an Wechselgetrie-
man handgeschaltete Wechselgetriebe? ben durchzuführen?
9 Unter welcher Bedingung ist es möglich, dass 19 Wie können Fehler an Wechselgetrieben loka-
in einem Getriebe mehrere Zahnradpaarungen lisiert werden?
ständig miteinander laufen? 20 Welche Fehler können vorliegen, wenn ein Gang
rausspringt?
10 Wie wird bei Schaltmuffengetriebe der Kraftfluss
zwischen Schaltrad und Getriebewelle herge- 21 Ein Getriebe synchronisiert schlecht. Geben sie
stellt? mögliche Ursachen an.
16 Antriebsstrang 417

16.7 Automatische Getriebe


Man unterscheidet teilautomatische Getriebe und vollautomatische Getriebe:
Teilautomatische Getriebe Vollautomatische Getriebe
• Der Kraftfluss wi rd durch selbsttätiges Auskuppeln • Der Kraftfluss wird je nach Bedarfsfall selbsttätig
unterbrochen und durch Einkuppeln zugeschaltet, unterbrochen oder zugeschaltet
z.B. Automatisches Kupplungssystem AKS. • Das Schalten der Gänge zum Ändern der Über-
• Das Schalten der Gänge zum Ändern der Überset- setzungen wird selbsttätig, elektro-hydraulisch
zungen und Drehrichtung wird manuell durch Be- oder elektro-pneumatisch gesteuert durchgeführt.
tätigung eines Schalthebels durchgeführt.

Vollautomatische Getriebe
I
Automatisierte Schaltgetriebe Wandler-Automatik CVT-Automatik -Getriebe
mit mit mit
• Membranfederkupplung • hydrodynamischem Dreh- • Primär- und Sekundär-
momentwandler Kegelscheibe
• Stirnrad-Getriebe • Planetenradsatz • Stahlschub-Giiederba nd
oder Laschenkette
Die Übersetzungsänderung Die Übersetzungsänderung Die Übersetzungsänderung
erfolgt gestuft. erfolgt gestuft. erfolgt stufen los.

Z.B. Automatisiertes Schaltgetrie- Z.B. 5-, 6-, oder 8-Gang-Wandler- Z.B. Ecotronic, Multitronic.
be ASG, Easytronic, Direkt-Schalt- automatik. (CVT = Continously Variable
Getriebe DSG. Transmission).

16.7.1 Automatisierte Schaltgetriebe


Bei dem in Bild 1 dargestellten Automatisierten
Automatisierte Schaltgetriebe sind vollautoma -
Schaltgetriebe erfolgt die Betätigung der Kupplung
tische Getriebe, bei denen konventionelle 5- oder
und das Schalten der Gänge elektro-hydrau lisch.
6-Gang-Schaltgetriebe mit Kupplung selbsttätig
Das Schalten der Gänge kann auch manuell z.B.
geschaltet werden.
durch Betätigen von Lenkrad-Schaltwippen oder
durch den Wählhebel in Tiptronicfunktion erfolgen.
Hauptsteuergrößen für den automatisierten Schalt-
ablauf sind: Fahrgeschwindigkeit, Wählhebelstellung,
Automatisiertes Schaltgetriebe ASG

Hydraulik-
einheit

Motor-
Steuer-
g erät

Bild 1: Automatisiertes Schaltgetriebe ASG mit Hydraulikeinheit


418 16 Antriebsstrang

gewähltes Fahrprogramm und Fahrpedalstellung. Schaltgetriebe und Getriebeaktoren. Als Getriebe


Zur Durchführung eines schlupfgeregelten optimalen wird z.B. ein 6-Gang-Handschaltgetriebe verwendet,
Ein- und Auskuppelvorgangs werden Sensoren zum an das ein Wählzylinder und ein Schaltzylinder ange-
Erfassen von Motordrehzahl, Getriebeeingangsdreh- baut sind (Add-On-System). Sie werden hydraulisch
zahl und Kupplungsweg eingesetzt. Zur Erkennung betätigt und führen die Bewegungen von Schaltwel-
von Steigung und Gefälle, sowie zum Erfassen von le und Schaltgabel aus, die zum Gangwechsel erfor-
Beschleunigung oder Verzögerung, dient der Längs- derlich sind.
beschleunigungs-Sensor. Das Einlegen der Gänge Hydraulikeinheit. Durch die Ölpumpe wird der
erfolgt durch Wählzylinder und Schaltzylinder, deren Arbeitsdruck erzeugt. Elektro-hydraulisch betätig-
Positionen durch Sensoren erfasst werden. Durch den te Ventile steuern den Druck entsprechend den im
Getriebeöi-Temperatursensor werden die Schaltzeit- Steuergerät hinterlegten Kennfeldern zu Wähl- und
punkte beeinflusst. Schaltzylinder und Kupplungs-Nehmer-Zylinder.
Systemsteuerung. Das ASG -Steuergerät wertet die Systemverknüpfung. Das Getriebesteuergerät AGS
Eingangssignale der Sensoren mit einer Getriebe-/ wird über CAN mit anderen im Fahrzeug verbauten
Kupplungssoftware aus. Es ermittelt anhand von Systemen wie z.B. Motorsteuerung und Fahrdyna-
hinterlegten Kennfeldern die Ausgangssignale zum mik-Regelsystemen verknüpft.
Ansteuern des Kupplungs-Nehmerzylinders, des
Wählzylinders und des Schaltzyinders. Direktschaltgetriebe DSG
Der Schaltablauf gliedert sich in 3 Phasen : Das Direktschaltgetriebe DSG ist ein automati-
• Auskuppeln • Schalten • Einkuppeln. siertes Getriebe, bei dem ein Schaltgetriebe mit
Doppelkupplung selbsttätig von elektrischen Ak-
Um guten Schaltkomfort und kurze Schaltzeiten zu
toren geschaltet wird.
realisieren, werden die 3 Phasen entsprechend der
jeweiligen Fahrsituation variiert.
Merkmale (Bild 1)
Als Sicherheitseinrichtungen sind z.B. Sensoren • Nasse oder trockene Doppelkupplung zum Anfah-
an Bremspedal und Türkontakten vorhanden. Die
ren und Schalten
Schaltvorgänge laufen sequenziell ab, d.h. es kann
• 6- oder 7-Gang-Schaltgetriebe
nur jeweils um einen Gang hoch- oder zurückge-
• Ölpumpe, Ölkühler, Ölfilter
schaltet werden. Deswegen bezeichnet man diese
• Elektro-hydraulische Getriebesteuerung
Getriebe auch als sequenzielle Getriebe.
• Sensoren zur Erfassung der Eingangssignale
Kupplung und Kupplungsaktor. Als Kupplung wird • Elektrische Aktaren zur Betätigung der Kupplun-
eine selbstnachstellende Kupplung (SAC) verwen- gen K1 und K2 und zum Schalten der Gänge
det. Der Kupplungsaktor besteht aus dem Nehmer- • 2 Eingangswellen
zylinder mit Weg-Sensor. • Parksperre

• Antrieb Hinterachse

Winkelgetriebe
Wahlhebelseilzug Öl kühler Schaltgetriebe

Ölpumpe
für Allradantrieb

Antrieb Vorderachse Doppelkupplung Rücklaufwelle

Bild 1: 6-Gang-Direktschaltgetriebe mit nasser Doppelkupplung und Mechatronic-Modul


I 6 Antriebsstran 419

Aufbau am Beispiel eines 6-Gang-Schaltgetriebes


mit nasser Doppelkupplung (Bild 1). Das Getri ebe
besteht aus zwei Teilgetrieben . Die Grundanord-
Sperrklinke
nung entspricht einem 6-Gang-Schaltgetri ebe in
Kurzbauweise. Auf der Eingangswelle 1 (Vollwelle)
sind die ungeraden Gänge 1, 3, 5 und der Rückwärts-
gang zugeordnet. Der Eingangswelle 2 (Hohlwelle)
d ie geraden Gänge 2, 4 und 6. Der Eingangswelle 1
ist die Kupplung K1 zugeordnet. Der Eingangswelle
2 ist die Kupplung K2 zugeordnet.

Abtrieb zum Diffe


Kupplu ng K1
geschl ossen
St irnrad Parkspe rr enrad

Einga ngs- Bild 2: Mechanisch betätigte Parksperre


welle 2
Motor Systemsteuerung. Das DSG kann im Automa-
tik- und im Tiptronicmodus betrieben werden. Die
Ein ga ngs· zentrale Steuereinheit zum Schalten der Gänge ist
welle 1
das Mechatronik-Modul (Bild 3). Es ist im Getriebe
Stirnrad- untergebracht und vereinigt die Elektronik des Ge-
Achsgetriebe triebesteuergerätes und die elektrohydraulische
Steuereinheit, mit Drehzahl-, Weg- und Temperatur-
A btrieb zum sensoren und Aktoren . Drucksensoren ermitteln die
Stirnrad-Achs·
gelriebe Arbeitsdrücke der Kupplungen. Temperatursenso-
ren überwachen die Getriebeöltemperatur, um eine
Bild 1: 6-Gang-Direktschaltgetriebe Überlastung zu verhindern .

Ölversorgung (Bild 2). Sie sichert den Öldruck und G502 Dre hzahl-
ge be r EW2
den Ölstrom für
• die Lamellenkupplungen (Doppelkupplung)
• die Schalthydraulik
• die Kühlung
• die Schmierung der Bauteile.
Die Ölpumpe wird über die mit Motordrehzahl lau-
fende Pumpenwelle angetrieben. Der Schaltdruck
beträgt dabei zwischen 3 bar und 20 bar. Ein Druck-
begrenzungsventi l öffnet bei ca . 32 bar um die Bau-
teile im Ölkreislauf vor zu hohen Drücken zu schüt- Bild 3: Mechatronic-Modul und Antriebswellen
zen. Ein separater Druckölfilter sorgt ein für die
Reinigung des Get riebeöls.
Die zum Schalten der Gänge erforderlichen externen
Der Ölkühler ist direkt an das Getriebe geflanscht Signale laufen über den Datenbus CAN-Antrieb in
und in den Kühlkreislauf des Motors eingebunden . das Mechatronik-Modul.
Die Schmierung der Zahnräder und Lager erfolgt
durch direktes Anspritzen mit Öl mittels Ölspritzröh- Steuern der Kupplungen
ren . Dadurch kann das Ölniveau niedrig gehalten Hallgeber ermitteln die Drehzahlen der Getriebeein-
werden . Dies reduziert die Panschverluste und ver- gangswelle und der Ausgangswelle und darüber den
bessert den Wirkungsgrad . Schlupf der Kupplungen . Auf den Wellen sind Impuls-
Parksperre (Bild 2) . Da bei Motorstillstand grundsätz- räder angebracht, über deren Umfang sich Magnete
lich kein Kraftschluss vorhanden ist (K1 und K2 sind mit unterschiedlicher Polung abwechseln (Bild 3).
offen). benötigt das Direktschaltgetriebe eine Park- Das Steuergerät vergleicht diese Drehzahlsignale
sperre. Das Parksperrenrad ist mit dem Achsantrieb mit dem Drehzahlsignal des Motors und errechnet
(Stirnrad) verbunden . Die Betätigung der Sperrklinke daraus den Schlupf der Kupplungen K1 und K2 . An-
erfolgt rein mechanisch mit dem Wählhebelseilzug hand des Schlupfes erkennt das Steuergerät den Öff-
(Bild 1, Seite 418). nungs- und Schließzustand der Kupplungen .
420 16 Antriebsstrang

Schaltvorgang. Beim Gangwechsel sind zwei Gän-


Zy linder Hydraulikkol ben
ge eingelegt. Der aktiv geschaltete und der bereits
vorgewählte nächste Gang. Damit ist ein schneller
Gangwechsel ohne Zugkraftunterbrechung mög-
lich. Wird zum Beispiel vom 1. Gang in den 2. Gang
geschaltet ist die Kupplung K1 geschlossen. Der 2.
Gang ist ebenfalls eingelegt und die Kupplung K2 ist
geöffnet (Bild 1, Seite 419). Anhand der Eingangs-
signale erkennt die Getriebesteuerung den idealen
Schaltzeitpunkt Der Gangwechsel wird über die
Kupplungsventile eingeleitet (Bild 1). Die für den 1.
Gang zuständige Kupplung K1 ist die abschaltende
Schaltgabel Schaltgabel
Kupplung . Sie wi rd geöffnet. Die für den 2. Gang
zuständige Kupplung K2 ist die zuschaltende Kupp- Neutralstellung Schaltstellung
lung . Sie wird geschlossen.
Bild 2: Hydraulisch betätigte Schaltgabeln

Notlaufprogramm. Im Notlauf kann ein Teilgetrie-


be über das Sicherheitsventil abgeschaltet werden.
Fällt, z.B. der Drehzahlgeber G502 aus (Bild 4, Sei-
te 419) kann nur im 2. Gang gefahren werden.
Creep-Regelung. Ein langsames Fahren zum Bei-
spiel beim Einparken wird ermöglicht ohne das Fahr-
pedal zu betätigen. Dabei ist der 1. oder der Rück-
wärtsgang eingelegt und die Kupplung auf einen
bestimmten Wert eingestellt.
Hillholder-Funktion. Damit ein Fahrzeug am Berg
nicht zurückrollt wird bei eingelegtem Gang der
Kupplungsdruck selbsttätig erhöht, um es im Stand
zu halten. Wenn notwendig w ird das Motordrehmo-
ment erhöht.

Bild 1: Mechatronic-Modul mit Schaltventilen und WERKSTATTHINWEISE


Gangstellern • Beim Abschleppen muss der Wählhebel in
Stellung .. N" sein. Die Abschleppgeschwindig-
Es kommt zur Überschneidung zwischen der abschal-
keit darf 50 km/h und die Distanz darf 50 km
tenden Kupplung K1 und der zuschaltenden Kupplung
nicht überschreiten.
K2. Der gesamte Schaltvorgang wird innerhalb von
2/10 Sekunden ... 4/10 Sekunden durchgeführt. • Bei einem Defekt der M echatronik muss diese
komplett getauscht werden.
Die vier Schaltmuffen werden von hydraulisch ge-
• Die Impulsräder dürfen nicht in der Nähe von
steuerten Gangstellern (Schaltgabeln) betätigt (Bild 2).
Magneten gelagert werden.
Jede Schaltgabel ist in zwei Stahlhülsen geführt. Diese
• Die Filterpatrone ist beim Ölwechsel und nach
sind in das Getriebegehäuse gepresst und bilden zu-
Reparaturmaßnahmen zu ersetzen.
gleich die Zylinderräume für die Hydraulikkolben. Sie
bew egen die Schaltgabel hin und her. Der Schaltdruck • Für magnetischen Abrieb befinden sich am Öl-
gelangt über Bohrungen im Getriebegehäuse in die filter und in der Ölablassschraube Dauermag-
Druckräume des Zylinders und wirkt auf die Hydraulik- nete.
kolben. Je nach Anforderung, wird über die Gangstei- • Nach Tausch der Mechatronik oder bei Fehler-
lerventile und den Multiplexer der Endanschlag links speichereinträgen, welche die Schaltung betref-
bzw. rechts (jew eiliger Gang eingelegt) oder die Mittel- fen, müssen die Stellungen der Schaltgabeln
stellung (Neutralstellung) eingenommen. ln Neutral- im Getriebesteuergerät neu angelernt werden.
stellung wird die Schaltgabel von der A rret ierun g in Dies wird mithilfe des Diagnosetesters unter
Mittelstellu ng gehalten. Die Schaltmuffe besitzt eine dem Menüpunkt Grundeinstellung durchge-
eigene Arretierung fü r die Neutralstellung. führt. Dabei w erden die jew eiligen Endpositio-
nen und die Synchronpunkte jeder Schaltgabel
Jeder Schaltgabel ist ein Wegsensor zugeordnet, der
angelernt. Anschließend ist eine Adaptionsfahrt
über Magnete die genaue Position und den Weg der
Schaltgabel erfasst. durchzuführen.
16 Antriebsstrang 421

16.7.2 Gestufte Automatik-Getriebe mit Aufbau


hydrodynamischem Wandler Der hydrodynamische Drehmomentwandler (Bild 2)
besteht aus:
Hydrody- • Pumpenrad • Leitrad mit Freilauf
namischer
Dreh- Planetan- • Turbinenrad • Überbrückungskupplung
radsatz III
Pumpenrad, Turbinenrad und Leitrad sind als ge-
krümmte Schaufelräder ausgebildet und laufen in
einem mit Hydrauliköl gefüllten geschlossenen Ge-
häuse.
Das Pumpenrad wird vom Schwung rad über das
Wandlergehäuse mit Motordrehzahl angetrieben.

Überbrücku ngs- Turbinenrad Turbinenrad


kalben

Elektro-hydrau lische Steuerung

Bild 1: 5-Gang-Automatik mit Wilson-Pianetenradsatz

Getriebekomponenten
• Hydrodynamischer Drehmomentwandler. Er
dient als Anfahrkupplung und verstärkt im Wand-
lungsbereich das Drehmoment.
• Planetengetriebe. Es wird dem hydrodynami-
schen Drehmomentwandler nach geschaltet, über-
setzt Drehmomente und Drehzahlen und bewirkt
die Drehsinnumkehr für den Rückwärtsgang.
Als Planetengetriebe werden verwendet:
• Ravigneaux-Satz • Simpson-Satz
Reibbelag Pumpenrad
• Wilson-Satz • Lepelletier-Satz
• mehrere hintereinander geschaltete einfache Bild 2: Hydrodynamischer Drehmomentwandler
Planetenradsätze
Einem Ravigneaux-Satz oder Simpson-Satz kann
auch ein einfacher Planetenradsatz vor- oder Ölkreislauf (Bild 3)
nachgeschaltet w erden. Durch das Pumpenrad des Drehmomentwand lers
• Elektro-hydraulische Steuerung. Sie hat die Auf- wird eine Ölpumpe angetrieben . Sie sorgt dafür,
gabe, das selbsttätige Hoch- und Zurückschalten dass im Wandler ein Fülldruck von meist 3 bar bis
der einzelnen Gänge im richtigen Zeitpunkt zu be- 4 bar aufgebaut wird und das Hydrauliköl über eine
wirken . Drossel, einen Ölkühler und einen Ölvorratsbehälter
im Ölkreislauf umgewälzt wird.
Hauptsteuergrößen sind :
• Wählhebelstellung • Fahrgeschwindigkeit
• Motorbelastung (Fahrpedalstellung)
Moderne Automatik-Getriebe sind mit einer adapti-
ven selbstlernenden Getriebesteuerung (AGS) aus-
gerüstet. Diese sorgt dafür, dass das selbsttätige
Schalten des Getriebes dem Fahrstil des Fahrers und
den Fahrbedingungen angepasst w erden.

Hydrodynamischer Drehmomentwandler
Aufgaben
• Motordrehmoment wandeln und übertrag en
• weiches und komfortables Anfahren ermöglichen
• Drehschwingungen des Motors dämpfen Bild 3: Ölkreislauf
422 16 Antriebsstrang

Der Fülldruck im hydrodynamischen Drehmoment- Kennlinien des hydrodynamischen Drehmoment-


wandler verhindert Kavitation (Biäschenbildung). wandlers. ln Bild 2 sind Wandlerkennlinien für ein
die den Wirkungsgrad verschlechtert. Antriebsdrehmoment Mp am Pumpenrad von z.B.
200 Nm in einem Diagramm dargestellt.
Wirkungsweise
Aus dem Verlauf der Kennlinie des Drehmomen-
Wandlungsbereich (Bild 1). Beim Anfahren dreht
tes MT am Turbinenrad (= Getriebeeingangsdreh-
sich das Pumpenrad mit Motordrehzahl, das Turbi-
moment) ist zu erkennen, dass im Anfahrpunkt das
nenrad und das Leitrad stehen still.
Drehmoment am größten ist.
Das Öl strömt vom Pumpenrad zum Turbinenrad,
gibt seine Energie an dieses ab und wird dabei um- Im gewählten Beispiel beträgt bei einer Verstär-
gelenkt (Bild 2, Seite 421). kung von MT/Mp = 2,5 das Turbinenraddrehmoment
Das Turbinenrad beginnt sich zu drehen, wenn das 500 Nm.
Drehmoment am Turbinenrad größer ist als das Mit zunehmender Turbinenraddrehzahl nimmt die
Widerstandsmoment an der Getriebeantriebswel- Verstärkung MT/ Mp ab .
le. Der aus dem Turbinenrad austretende Ölstrom
trifft auf die Schaufeln des Leitrads und versucht
W Wand lu ngsbereich
diese entgegen der Drehrichtung von Pumpenrad 2,5 500
und Turbinenrad zu drehen . Diese Drehrichtung ist
du rch einen Freilauf blockiert. Das Öl stützt sich an 2,0 400
den um etwa 90° gekrümmten Schaufeln des Leit-
~~~
rades ab und bewirkt dabei einen starken Rückstau,
der an den Schaufeln des Turbinenrades eine Ver- .s"' 1.5 t 300
;ro
größerung der Drehkraft zur Folge hat. -EQ) ~Nm '0

1,0 E2o o
"'0,
Durch die Erhöhung der Drehkraft ist das Drehmo- >
c: 0
40 "'g'
~ .§
ment an der Turbinenradwelle (Getriebeantriebs- c: :J
Q)
0,5 c51 oo -t
welle) größer als das in den Drehmomentwandler E
0 20 ~
eingeleitete Motordrehmoment. :2
Das Leitrad leitet den Ölstrom in einem günstigen 0,2 0.4 0,6 0,8 1,0
Winkel auf die Schaufeln des Pumpenrades. Damit nr 0,85
Dreh zahlverhältnis ;;p - -
ist der Ölkreislauf in sich geschlossen.
Bild 2: Kennlinien eines Drehmomentwandlers
1----..,..,-W...:.a...:.n...:.dl_u...;ngrs...:.b..:.e_re...:.ic_h_ _--:-l Kupplungsbereich
Anfahren bis Kupplungspunkt
Wirkungsgrad 1J· Er beträgt beim hydrodynamischen
Drehmomentwandler oberhalb des Kupplungspunk-
tes bei hohen Drehzahlen etwa 97 %. Dabei stellt sich
ein Schlupf von ca. 3 % ein .
Als Sch lupf bezeichnet man den Drehzahlunter-
schied zwischen Pumpenrad und Turbinenrad.

Bild 1: Strömungsverläufe Eine Verbesserung des Wirkungsgrades wird er-


reicht, wenn die Strömungsverluste durch eine
Mit zunehmender Drehzahl des Turbinenrades wird mechanische Überbrückungskupplung im Drehmo-
der Drehzahlunterschied zwischen Pumpenrad und mentwandler ausgeschaltet werden .
Turbinenrad geringer. Der Ölstrom erfährt weniger
Ablenkung und trifft unter einem kleineren Winkel Merkmale des hydrodynamischen
auf die Schaufeln des Leitrades (Bild 1). Dadurch Drehmomentwandlers
verringert sich die Abstützkraft und damit die zusätz- • Kein mechanischer Verschleiß.
liche Kraft auf die Schaufeln des Turbinenrades. Die • Weicher komfortabler Anfahrvorgang .
Drehmomentverstärkung wird geringer. • Motor kann beim Anfahren nicht abgewürgt wer-
Kupplungsbereich. Haben Pumpenrad und Turbi- den.
nenrad annähernd gleiche Drehzahl (Drehzahlver- • Drehmomentverstärkung passt sich selbsttätig
hältnis trrl nP "" 0,85 ... 0,9). so wird das Leitrad von und stufenlos der jeweiligen Fahrsituation an.
seiner Rückseite her angeströmt, der Freilauf löst • Beim Anfahrvorgang ist die Drehmomentverstär-
sich und das Leitrad beginnt sich zu drehen. kung am größten.
Ab diesem Punkt wirkt keine Rückstaukraft mehr am • Drehmomentstöße und Drehschwingungen des
Turbinenrad und somit ergibt sich auch keine Dreh- Motors werden u. a. durch das Hydrauliköl ge-
momentverstärkung. Diesen Punkt bezeichnet man dämpft.
als Kupplungspunkt. • Geräuscharmer Lauf.
16 Antriebsstrang 423

Wandler-Überbrückungskupplung Vor dem Schalten muss die Betriebstemperatur er-


reicht sein. Im Schubbetrieb und beim Bremsen wird
Sie soll Strömungsverluste des hydrodyna- die Überbrückungskupplung geöffnet.
mischen Drehmomentwandlers im Kupplungs-
bereich vermeiden, um Kraftstoff zu sparen.
Regelbare Wandler-Überbrückungskupplung
Die Zuschaltung der Wandler-Überbrückungskupp- Bei dieser Überbrückungskupplung sind 3 Be-
lung erfolgt nach Überschreitung des Kupplungs- triebszustände möglich:
punktes des Wandlers. • Offen • Schlupfend • Geschlossen

Aufbau (Bild 1) Wirkungsweise


Der Außenlamellenträger ist mit dem Pumpenrad Bei schlupfgeregelten Wandler-Überbrückungs-
(Wandlergehäuse) verbunden, der lnnenlamellen- kupplungen wird in bestimmten Motorbetriebszu-
t räger mit dem Turbinenrad. Die Lamellenkupplung ständen ein begrenzter Schlupf zwischen Pum-
wird, durch Öldruck gesteuert, vom Überbrückungs- penrad und Turbinenrad durch im Steuergerät
kolben ein- und ausgekuppelt. hinterlegte Kennfelder ermöglicht.
Dieser Schlupf verhindert, dass Drehschwingungen
vom Motor auf das Getriebe übertragen werden. Bei
Turbinenrad Pumpenrad solchen Systemen entfallen die Torsionsdämpfer
Außen- der Kupplungsscheibe.
lamellen-
träger Folgende Einflussgrößen werden z.B. in den Kenn-
feldern der Steuersoftware berü cksichtigt:
• Fahrpedalstellung • Steigung/Gefälle
Innen-
• Getriebeschaltfunktion • Motortemperatur
lam ellen- • Getriebeöftemperatur
träger
Öldruck
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Welche 3 Guppen von vollautomatischen Getrie-
Gehäuse - - -..u ben unterscheidet rnan?
Über-
brückungs- 2 Wie ist ein automatisiertes Getriebe aufgebaut?
kalben
3 Wie werden automatisierte Getriebe geschaltet?
Wellefü r
Freilauf 4 Aus welchen Komponenten besteht eine Wand-
ler-Automatik?
5 Erklären Sie die Wirkungsweise des Direktschalt-
getriebes DSG beim Schalten eines Ganges.
6 Welche Aufgaben hat der hydrodynamische
Drehmomentwandler?
Bild 1: Wandlerüberbrückungskupplung mit
7 Aus welchen Bauteilen besteht ein hydrodyna-
Lamellenkupplung
mischer Drehmomentwandler?
Wirkungsweise 8 Erklären Sie die Drehmomentwandlung des
Überbrückungskupplung offen. Das Öl strömt über hydrodynamischen Wandlers beim Anfahren.
eine Bohrung der Antriebswelle auf die rechte Seite 9 Erklären Sie was man unter dem Kupplungs-
des Überbrückungskolbens und drückt diesen nach punkt eines Drehmomentwandlers versteht.
links. Die Lam ellenkupplung wird dadurch ausge- 10 ln welchem Bereich liegt die Verstärkung des
kuppelt (geöffnet). Motordrehmoments bei einem hydrodyna-
mischen Drehmomentwandler?
Überbrückungskupplung geschlossen. Das Öl
11 Welche Merkmale besitzt der hydrodynamische
strömt auf die linke Seite des Überbrückungskol- Drehmomentwandler?
bens. Er wird nach rechts verschoben und drückt das
12 Welche Aufgabe hat die Wandler-Überbrückungs-
Lamellenpaket zusammen. Die Lamellenkupplung kupplung?
wird eingekuppelt (g eschlossen).
13 Erklären Sie die Wirkungsweise der Überbrü-
Pumpenrad und Turbinenrad sind jetzt kraftschlüs- ckungskupplung im geschlossenen Zustand.
sig und schlupffrei m iteinander verbunden.
14 Welche Einflussgrößen werden in den Kenn-
Wandler-Überbrückungskupplungen werden, ab- feldern der Steuersoftware einer Wandlerüber-
hängig von Motorlast und Fahrgeschwindigkeit z.B. brückungskupplung berücksichtigt?
im 3., 4. und 5. Gang selbsttätig zugeschaltet
424 16 Antriebsstrang

Planetengetriebe Beispiel eines 3-Gang-Pianetengetriebes


Ein einfacher Planetenradsatz (Bild 1) besteht aus 1. Gang (Bild 2). Das Sonnenrad ist treibendes Rad,
• Sonnenrad • Planetenrädern das Hohlrad wird festgebremst Die Planetenräder
• Hohlrad • Planetenradträger wälzen sich auf der Innenverzahnung des Hohlrades
ab. Der Planetenradträger und die mit ihm fest ver-
Die Planetenräder sind mit ihren Achsen im Plane-
bundene Antriebswelle besitzen den gleichen Dreh-
tenradträger gelagert. Sie wälzen sich auf der Innen-
sinn wie das angetriebene Sonnenrad . Es erfolgt
verzahnung des Hohlrades und auf der Außenver-
eine große Übersetzung ins Langsame.
zahnung des Sonnenrades ab.
2. Gang (Bild 2). Das Hohlrad ist treibendes Rad,
Alle Zahnräder sind ständig im Eingriff. Sonnenrad,
das Sonnenrad wird festgebremst Die Planetenrä-
Hohlrad oder Planetenradträger können sowohl an-
der wälzen sich auf der Außenverzahnung des Son-
getrieben als auch festgebremst werden . Der Ab-
nenrades ab. Planetenradträger und Abtriebswelle
trieb erfolgt entweder über das Hohlrad oder über
drehen im gleichen Drehsinn wie das angetriebene
den Planetenradträger.
Hohlrad .
Es erfolgt eine kleinere Übersetzung ins Langsame.

Antri eb Abtrieb Antri eb Abtrieb

1. Gang 2. Gang
SonnenradS Hohlrad H
Antrieb
Bild 1: Einfacher Planetenradsatz über K2 über K1

Hohlrad H fest- SonnenradS


Wirkungsweise über K4 gebremst über K3
Planetenradträger PT Abtrieb Planetenradträger PT
Die verschiedenen Übersetzungen werden er-
reicht, indem entweder Sonnenrad, Hohlrad oder
Planetenradträger angetrieben werden. Dabei Bild 2: 1. Gang und 2. Gang
muss jeweils ein nicht angetriebenes Teil festge-
3. Gang (Bild 1, Seite 425). Durch Antrieb von
bremst werden. Der Abtrieb erfolgt über das Bau- Sonnenrad und Hohlrad erfolgt eine Verblockung
teil, das weder angetrieben noch festgebremst
des Planetenradsatzes. Die Planetenräder wälzen
wird .
sich nicht mehr ab und wirken als Mitnehmer. Der
Abtrieb hat die gleiche Drehrichtung wie der Antrieb
Übersetzungsstufen. Für das dargestellte Planeten- und kann in diesem Fall über den Planetenradträger
getriebe sind 3 Übersetzungsstufen in gleicher und erfolgen.
eine in umgekehrter Drehrichtung möglich.
Rückwärtsgang (Bild 1, Seite 425). Das Sonnenrad
Antrieb. Dazu wird ein Bauteil des Planetenradsatzes ist treibendes Rad, der Planetenradträger wird fest-
über eine Lamellenkupplung (Treibkupplung) ange- gebremst. Die Planetenräder bewirken eine Dreh-
trieben und in Drehung versetzt. richtungsumkehr des Hohlrads gegenüber dem An-
Festbremsen. Das entsprechende Bauteil wird über trieb.
eine Lamellenkupplung (Bremskupplung) oder ein Es wird eine große Übersetzung ins Langsame er-
Bremsband mit dem Getriebegehäuse verbunden. reicht.
16 Antriebsstrang 425

Der Abtrieb kann entweder über das Hohlrad oder


über den Planetenradträger erfolgen.
Der in Bild 2 dargestellte Ravigneaux-Satz ermögli-
cht 3 Vorwärtsgänge und 1 Rückwärtsgang.

Planetenrad lang PL Hoh lrad H Sonnenrad S1

SonnenradS Planetenradträger PT
K3 K4 K5 K3 K4 K5
Planetenrad-
träger PT

Antrieb Abtrieb Antrieb Abtrieb

3. Gang R-Gang

Sonnenrad S über K2 SonnenradS


Antrieb
Hohlrad H über K1 über K2

fest- Planetenrad-
gebremst träger PT über K5
Antri eb
Planetenradträger PT Ab.trieb Hohlrad H

S2 S1
Bild 1: 3. Gang und Rückwärtsgang
Bild 2: Ravigneaux-Satz, 1. Gang geschaltet
Schaltlogik. Sie zeigt über welche Bauteile des Pla-
netengetriebes Antrieb und Abtrieb erfolgen und K1 Treibkupplung - treibt kleines Sonnenrad S1
welche Kupplungen und Freiläufe wirksam sind. K2 Treibkupplung- treibt großes Sonnenrad S2
Tabelle 1 zeigt die Schaltlogik für einen einfachen K3 Bremskupplung - bremstSonnenrad S2 fest
Planetenradsatz mit 3 Vorwärtsgängen und einem K4 Bremskupplung- bremst Freilauf F
Rückwärtsgang. K5 Bremskupplung- bremst Planetenradträger PT
F Freilauf- stützt Planetenradträger PT
Tabelle1~S~~
Gang Antrieb festgebremst Abtrieb Tabelle2: Schaltlogilc~.......~*~'


·,

1. Gang s H PT Gang K1 K2 K3 K4 K5 F
2. Gang H s PT 1. Gang • • •
3. Gang S+H - PT 2. Gang • •
R-Gang s PT H 3. Gang • •
S Sonnenrad H Hohlrad PT Planetenradträger R-Gang • •
Ein einfacher Planetenradsatz ist für automatische Beispiel für 1. Gang:
Getriebe nicht anwendbar, weil er nicht genügend K1 und K4 sind geschaltet. K4 hält über den Freilauf
in der Praxis einsetzbare Übersetzungen liefert und F den Planetenradträger in einer Drehrichtung fest.
2 Abtriebswellen notwendig sind. Kraftfl ussverlauf:
Deshalb schaltet man 2 oder 3 einfache Planetenrad- Antri eb =; K1 =; S1 =; PK =; PL =; H =; Abtrieb.
sätze hintereinander.
Ravigneaux-Satz (Bild 2). Er besteht aus Simpson-Satz (Bild 1, Seite 426). Er besteht aus

• einem gemeinsamen Hohlrad, • einem gemeinsamen Sonnenrad,


• einem gemeinsamen Planetenradträger, • zwei Hohlrädern mit gleich großen Du rchmessern
• zwei verschieden großen Sonnenrädern und und
• kurzen und langen Planetenrädern. • zwei Planetenradträgern m it Planetenrädern .

Die verschiedenen Übersetzungsstufen werden wie Der Abtrieb erfolgt über das äußere Hoh lrad (H1 ).
beim einfachen Planetenradsatz durch Antreiben und Der Simpson-Satz wird z.B. in 4-Gang-Automatikge-
Festbremsen bestimmter Teile oder durch Verblo- trieben in Verbindung mit einem einfachen Plane-
ckung des gesamten Planetenradsatzes erreicht. tenradsatz verwendet.
426 16 Antriebsstrang

Wilson-Satz (Bild 2)
Planetenrad Hohlrad H2

Der Wilson-Satz besteht aus 3 einfachen Plane-


tenradsätzen, die hintereinander angeordnet
sind. Der Abtrieb erfolgt in allen Gängen über
den Planetenradträger des hinteren Radsatzes.

WK K2 B1 B2 P1 P2 P3 B3

PT1 Planetenradträger PT2

H1

Kraftfluss 1. Gang: B3 bremst H3


Antrieb F1 F2 PT1 Abtrieb Antrieb-P-T- K 1 - S 3 - PT3- Abtri eb

Bild 1: Simpson-Satz, 1. Gang geschaltet Bild 2: Wilson-Satz, 1. Gang geschaltet

s gemeinsames Sonnenrad S1, S2, S3 Sonnenräder F Freilauf


H1, H2 2 Hohlräder (äußeres u. inneres Hohlrad) H1, H2, H3 Hohlräder
PT1, PT2 2 Planetenradträger PT1 ... PT3 Planetenradträger
P1, P2 Planetenräder (gleiche Abmessungen) K1, K2, K3 Antriebskupplungen
81, 82, 83 Bremskupplungen
K1, K2 Treibkupplungen,
WK Wandler-Überbrückungskupplung
K1 treibt H2, K2 treibt S
K3, K4, KS Bremskupplungen, K3 bremst S, Gänge Schaltorgane in Tätigkeit 11
K4 bremst F1, KS bremst PT1 K1 K2 K3 B1 B2 B3 F WK iG is41
F1,F2 Freiläufe, F1 stützt S, wenn K4 geschal- Neutral •e21 -
tet ist. F2 stützt PT 1. Gang • • 3,57

Tabelle 1: Schaltlogik Sirnpson-Safz


2. Gang • • e31 2,20
3. Gang • • e31 1,51 4,46
Gang K1 K2 K3 K4 K5 F1 F2 4. Gang • • e31 1,00
5.Gang • • • • e31 0,80


1. Gang • • R-Gang • • -4,10
2. Gang • •') • • • kraftschlüssig 11 W ählhebelstellung D 41 Spreizung
3. Gang • • • 21 muss für Schubbetri eb geschaltet sein iG1
is = -:--
R-Gang • • 31 Schaltung erfolgt schlupfgeregelt IG5

• kraftschlüssig für Wählhebelstellung D Lepelletier-Satz


l l in Wählhebelstellung 2 ist K3 geschaltet, S ist drehfest Er besteht aus einem einfachen vorgeschalteten Pla-
netenradsatz und einem nachgeschalteten Ravigne-
Koppelung von Planetenradsätzen aux-Satz. Damit können 6 im Kfz anwendbare Gänge
Durch die Kombination von Planetenradsätzen z.B . geschaltet werden .
Ravigneaux-Satz mit einem nachgeschalteten ein- Merkmale von Planetengetrieben
fachen Planetenradsatz oder Simpson-Satz mit • Gänge ohne Kraftflussunterbrechnung schaltbar.
einem nachgeschalteten einfachen Planetenradsatz • Geringere Zahnkräfte, da das Drehmoment über
ist die Verwirklichung von 4- und 5-Gang-Automatik- mehrere Zahneingriffe gleitet wird.
getrieben möglich . • Geräuscharmer Lauf.
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Aus welchen Bauteilen besteht ein einfacher 4 Wie unterscheiden sich Ravigneaux-Satz und
Planetenradsatz? Simpson-Satz im Aufbau?
2 Wie werden die verschiedenen Übersetzungsstufen 5 Wie ist ein Wilson-Satz aufgebaut?
im einfachen Planetenradsatz erreicht? 6 Welche Bauteile treiben bei Planetengetrieben
3 Wie wird der 1. Gang und wie der Rückwärtsgang Sonnenrad, Hohlrad und Planetenradträger an und
bei einem einfachen Planetenradsatz erreicht? welche bremsen sie ab?
16 Antriebsstran~g~---- 427

16.7 .3 Elektro-hydrau Ii sehe Merkmale:


------~G~etrlebesteuerung,______________ • Hoher Schaltkomfort
• Kurze Schaltzeiten.
Bei der elektro-hydraulischen Getriebesteuerung
erfassen Sensoren bestimmte Betriebszustände. • Gemeinsame Nutzung von Sensoren.
Diese werden durch das elektronische Getriebe- • Optimierung vo n Abg asemission und Verbrauch.
steuergerät verarbeitet. Abh ängig von der Fahr-
situation werden Magnetventile elektrisch an- • Schaltkennlinienauswahl möglich, z.B. Econo mic,
gesteuert. Diese betätigen hydraulische Ventile, Sport, Winter, Manuell (Tiptronic, Steptronic).
die den hydraulischen Druck zu den jeweiligen • Schaltprogrammabstimmung auf Fahrertyp mög-
Schaltelementen steuern. Durch Antreiben und lich (AGS - adaptive Getriebesteuerung bzw.
Festbremsen von unterschiedlichen Schaltele- DSP- Dynamische Schaltprogammauswahl).
menten wird der Gangwechsel im Autom atikge-
• Einfache Verwirklichung von verschiedenen Si-
triebe bewirkt (Bild 1 ).
cherheitsfunktionen, z.B. W äh lhebelsperre.

Wählhebel

Getriebe-
Antriebs-
welle

Magnetventile
• Schalten
• Druckregeln
Elektro-hyd rauli sches • Wandler-
Steu erge rät überbrückung

Magnet für
Wählhebelstel lung
Wäh lh ebelsperre
(P, R, N, D, ... ) Elektronisches
Multifunktionsscha lter Getriebesteuerg erät
Rela is für Anlasssperre

Beleuchtung für Skala


Schalter fürTi ptroni c
Wäh lhebel
Kontro lll ampe für
Wäh lhebelste llung P/N

Programmscha lter
(S,E, M,W)

Geber für Getri ebe-


eingangsdrehza hl

Geber für
Fahrgeschwi ndigkeit
Diagnosea nschluss

Geber für Getriebeöl-


temperatur

Weit ere ~
St euergerät e, ~
Bremsli chtscha lter z.B. A BS/ASR;
FDR; Kombi

-----1 _E_
-tL_ _ __
inspritzdauer
o Fahrpeda lwertgeber (Kickdown)
(Drosselklappe npotentiom eter)
Motordrehzah lsensor
Motortemperatursenso r
Elekt roni sches
M oto rst euergerät
-I Zündungseingriff

Bild 1: Systembild - Elektronische/Elektro-hydraulische Getriebesteuerung


428 I 6 Antriebsstrang

Aufbau des Steuerungssystems (Bild 1, Seite 427) Motormoment während der Schaltvorgänge redu-
Das Steuerungssystem besteht aus ziert. Bei Dieselmotoren wird kurzzeitig die Einspritz-
• Sensoren , z.B. Wählhebel mit Multifunktionsschal- menge vermindert.
ter, Fahrpedalwertgeber (Lastsignal), Geschwin- Rückschaltsicherung. Wählhebelrückschaltungen
digkeitssensor. Diese Sensoren bilden die Haupt- werden nur ausgeführt, wenn dadurch keine zu ho-
steuergrößen. hen Motordrehzahlen auftreten.
• Elektronischem Getriebesteuergerät, das u.a. über Wählhebelsperre - Shift-Lock. Erst nach Einschal-
den CAN-Bus mit anderen Steuergeräten, z.B. Mo-
ten der Zündung kann der Wählhebel bei betätigter
torsteuergerät kommuniziert
Bremse aus der Position [f] oder INJ
in eine neue
• Elektrohydraulischem Steuergerät mit Magnetven- Position bewegt werden, damit das Fahrzeug nicht
tilen und hydraulischen Schalt- und Regelventilen unbeabsichtigt losfährt. Dazu wird ein Stellmagnet
• Schaltelementen, z.B. Lamellenkupplungen , Band- vom EGS angesteuert.
bremsen , Freiläufe
R/P-Sperre. Der Wählhebel kann bei Geschwindig-
Grundsätzliche Wirkungsweise keiten von in der Regel größer als 10 km/ h nicht von
Elektronisches Getriebesteuergerät (EGS). Es verar- [ID nach [f] bewegt werden. Dadurch werden me-
beitet die Eingangssignale der verschiedenen Sen- chanische Getriebeschäden verh indert.
soren, Schalter sowie Signale von anderen Steuer- Anlasssperre. Um den Motor zu starten , muss der
geräten über CAN-Bus. Wählhebel in Position [f] oder INJ
stehen und das
Fahrzeugseitige Signale: Bremspedal betätigt werden . Ansonsten wird das
Startsprerrrelais von der EGS nicht angesteuert.
• Wählhebel : [f] Parken , [ID Rückwärts, INJ Leer-
Elektro-hydraulisches System (Bild 1)
lauf, IQ] Drive (alle Vorwärtsgänge). @] 1. ... 4.
Das elektro-hydraulische System besteht aus:
Gang, [~]1. ... 3. Gang, [IJ 1/2 Gang • Ölpumpe für die Druckerzeugung
• Tiptronic-Funktion = manuelles Schalten • Druckregelventil zur Arbeitsdruckregelung
• Programmschalter:[§] Sport, []] Economic, • Handwählschieber zur Verteilung des Ölstrames
zu den jeweiligen Ventilen
W *Winter- Anfahren z.B. im 2. Gang
• Schaltventilen zum Steuern der Lamellenkupplun-
• Bremslichtschalter gen, Bandbremsen und Wandlerkupplung
• Signale von anderen Fahrzeugsystemen, z.B. • Regelventilen für Schaltdruckregelung
ABS/ASR, ESP, Tempomat
Getriebeseitige Signale:
• Getriebeeingangsdrehzahl
• Getriebeausgangsdrehzahl I Fahrgeschwindigkeit


• Getriebeöltemperatur
Motorseitige Signale:
• Fahrpedalstellung mit Kickdown (Drosselklappen-
stellung)
• Motorlast (Einspritzzeit)
• Motordrehzahl
• Kühlmitteltemperatur
Die Schaltabläufe werden anhand von hinterlegten
Kennfeldern im EGS entsprechend dem augenblick-
lichen Betriebszustand des Fahrzeugs ausgewählt.
Der jeweilige Schaltvorgang , sowie die Regelung
der Wandlerüberbrückungskupplung wird, durch
elektrische Ansteuerung von Magnetventilen im
elektrohydraulischen Steuergerät bewirkt.

Zusätzliche Funktionen des EGS


Ansteuerung des Display im Kombiinstrument.
Gang-, Programm- und Störungsanzeige.
Motoreingriff. Um die Schaltqualität zu verbessern
Wandl er-
und die Standzeit der Schaltelemente (Lamellen- kupplung Lam el len kupp lung en Bandbremse
kupplungen) zu verlängern wird durch kurzzeitiges
Spätverstellen der Zündung bei Ottomotoren das Bild 1: Blockschaltbild elektro-hydraulisches System
I 6 Antriebsstrang 429

Schaltpunktsteuerung. Magnetventile im elektro- Parksperre. in Schaltstellung P wird die Abtriebs-


hydraulischen Steuergerät steuern hydraulische welle des Automatikgetriebes durch eine Parksperr-
Wegeventile zum Schalten der Gänge. klinke mechanisch arretiert und das Fahrzeug gegen
Schaltqualitätssteuerung. Hierzu wird über Druck- Wegrollen gesichert (Bild 2).
regelventile der Schaltdruck abhängig von verschie- Parksperrenrad
denen Betriebsparametern, z.B. Last, Drehzahl, gesteu-
ert, um ein komfortables Schalten zu gewährleisten.
Steuerung der Wandlerüberbrückungskupplung. Rastenplatte
Kennfeldabhängig steuern pulsweitenmodulierte
Magnetventile hydraulische Regelventile, welche die
Wandlerkupplung zu- bzw. abschalten. Die Wandler-
kupplung kann auch schlupfgeregelt betrieben wer-
den, um vom Motor erzeugte Drehschwingungen zu
dämpfen.

Druckerzeugung (Bild 1, Seite 428)


Ölpumpe. Sie wird in der Regel durch das Pumpen- Bild 2: Parksperrenmechanik
rad des Drehmomentwandlers angetrieben und er-
zeugt den Arbeitsdruck (Hauptdruck). Schaltventile. Sie werden von Schaltmagnetventilen
angesteuert und steuern den geregelten Arbeits-
Der Arbeitsdruck ist der höchste Druck im hyd- druck zu den Schaltelementen (Lamellenkupplun-
raulischen System (bis zu 25 bar) . Von ihm wer- gen, Bandbremsen) durch.
den alle weiteren Drücke abgezweigt, wie Schalt-
drücke, Regeldrücke, Wandler-Fülldruck und Druckregelventile. Sie steuern ...
Schmieröldruck. • ... den Arbeitsdruck abhängig von der Motorlast
• ... einen variablen Schaltdruck (6 ... 12 bar) zum
Schmieröldruck. Mit ihm durchströmt das Öl
komfortablen GangwechseL
den Drehmomentwandler und den Ölkühler und
schmiert die Lagerstelien des Wandlers und des Pla- • ... das Zu- und Abschalten von z.B. zwei Lamellen-
netengetriebes. kupplungen, durch Schaltdruckregelung , um
eine Überschneidungssteuerung verwirklichen
Handwählschieber (Bild 1). Er ist im elektrohydrau- zu können.
lischen Steuergehäuse untergebracht und wird über
den Wählhebel vom Fahrer betätigt. An ihm liegt Schaltelemente
der Arbeitsdruck an. Abhängig von seiner Stellung
steuert er den geregelten Arbeitsdruck zu den ent- Sie verbinden bzw. bremsen entsprechende Bau-
sprechenden Ventilen durch. in Schaltstellung D teile des Planetenradsatzes.
können alle Vorwärtsgänge geschaltet werden.
Man unterscheidet:
• Antriebskupplungen (Lamellenkupplungen)
• Bremskupplungen bzw. Bandbremsen
• Freiläufe

Antriebskupplung (Bild 1, Seite 430)


Kupplung geschlossen. Der Arbeitsdruck wird vom
Schaltventil durchgesteuert und wirkt auf den Ring-
kolben. Dieser betätigt die Tellerfeder, die das La-
mellenpaket zusammendrückt. Der Kraftschluss ist
h e rg este llt.
Kupplung gelöst. Es wirkt kein Arbeitsdruck; der
Ringkolben wird durch die Tellerfeder zurückge-
drückt Der Kraftfluss ist unterbrochen.
Durch entsprechende Steuerung des Schaltdrucks
kann die Kupplung sowohl schlupffrei als auch
Druckregel· Handwähl- hydraulische Schaltmagnet-
magnetventil schieber Schaltventile venti le schlupfend betrieben werden . Dadurch kann die
Schaltqualität verbessert werden.
Bild 1: Handwählschieber im elektro-hydraulischen Am Ende des Schaltvorganges wird der Schaltdruck
System durch den Arbeitsdruck ersetzt.
430 I 6 Antriebsstrang

Kuppl ung sg lo cke Auß enl am ell en Innenl am ellen Bandbremse (Bild 3). Sie besteht aus Stahlband,
Reibbelag , Kolbenstang e, Kolben, Gehäuse, Feder
und Nachstelleinrichtung .
Hohlrad (Abtrieb)
Rin g - Wirkungsweise. Drückt der Arbei tsdruck von rechts
kolbe n - -+--- auf die Kolbenflä che, so zieht die Kolbenstange
das Bremsband an und bremst die Bre mstrommel

~
~ii~~ii~J .
Antneb durch ~

Sonnenrad
I
I
fest.
Zum Lösen des Bremsbandes wirkt der Arbeitsdruck
von links auf die Kolbenfläche.

Pl anet enrad
I
I Ko lbenst ange

Tellerfe d er
Bre m s- Ko lben
trommel
Bild 1: Lamellenkupplung

Freilauf. Er hat die Aufgabe, bestimmte Teile des Pla-


netenradsatzes in einer Drehrichtung miteinander zu Ei nste llung
verbinden . fü r Bremsband Lösef ede r
Der in Bild 2 dargestellte Klemmkörperfreilauf be-
Bild 3: Bandbremse
steht aus Außenring, Innenring und Klemmkörpern,
die in einem Käfig gelagert sind .
3-Gang-Automatik mit Ravigneaux-Satz (Bild 4)
Dreht sich bei festgebremstem Innenring der Außen-
Aus der Schaltlogik (Tabelle 1) kann erkannt werden,
ring nach rechts, stellen sich die Klemmkörper auf
welche Schaltglieder (Kupplungen, Bandbremse,
und stellen die drehfeste Verbindung her.
Freilauf) in den verschiedenen Gängen geschaltet
in Drehrichtung nach links wird die Verbindung ge-
sind und welche Teile des Planetenradsatzes durch
löst.
sie angetrieben bzw. festgebremst werden .

"'";;,
~ Klemm- Kl e mm~ Tabelle 1: Schaltlogik .
~"''" Gang Antrieb fest Abtrieb B KG2 ~3 F KR

1. S1 S2 PT • •
2. H S2 PT • •


Innenrin g
(fest ge brem st) Käfi g 3. S1 +H - PT • •
Bild 2: Klemmkörperfreilauf
R. S1 H PT • •

Dru ckregel- Parksperre


ve nt il
Ölpum pe

Druckregel- c:::=J Fül ldru ck, Sch m ierö ld ruck


magnetventil
aJ A rbeitsd ru ck bzw. kraftübertrage nde Teile
c:::=J Mitlaufende Tei le
c:::=J Schaltve ntild ru ck

Bild 4: Systembild 3-Gang-Automatik mit elektro-hydraulischer Steuerung- Wählhebelstellung D, 3. Gang


16 Antriebsstrang 431

Einfluss verschiedener Betriebsparameter auf Hydraulisches Schema zur Schaltdruck-


Schaltprogramm und Schaltpunktsteuerung regelung - Schaltqualitätssteuerung

Das Grundschaltprogramm mit Hoch- und Rück- Damit kein Scha ltruck (Schaltstoß) entsteht, wer-
schaltpunkten ist von den Hauptsteuergrößen den Lamellenkupplungen und Wandlerüberbrü-
Wählhebelstellung, Fahrpedalstellung und Fahr- ckungskupplung über Regelmagnetventile mit
geschwindigkeit abhängig. einem lastabhängigen dosierten Schaltdruck an-
gesteuert.
Das Schaltprogramm/die Schaltkennlinienauswahl kann
an verschiedene Betriebsparameter adaptiert werden, ln Bild 2 ist in einem vereinfachten elektro-hydrau-
z.B. Getriebeöltemperatur, Kühlmitteltemperatur, Pro- lischen Schaltplan schematisch die Schaltdruckre-
grammschalterstellung, Kickdown, Fahrweise, Stei- gelung dargestellt. Zum Schaltzeitpunkt wird das
gung/Gefälle, Anhängerbetrieb, Tempomatbetrieb, 3/2-Schaltmagnetventil vom EGS elektrisch ange-
Fahrbahnzustand. steuert. Das hydraulische 3/2-Schaltventil wird dann
Lastsignal und Fahrgeschwindigkeit. Diese beiden mit Scha ltvent ildruck beaufschlagt und schaltet
Hauptsteuergrößen bestimmen im Wesentlichen die durch. Es bewi rkt die Betätigung eines Arbeitszy-
Schaltpunkte. Je weiter z. B. das Fahrpedal durch- linders, der z.B. die Lamellenkupplungen betätigt.
getreten ist, desto höher ist die Fahrgeschwindigkeit Damit der Arbeitszylinder nicht sofort mit vollem Ar-
bei der geschaltet wird. Die Rückschaltungen erfol- beitsdruck beaufschlagt wird, reduziert ein durch das
gen generell bei niedrigeren Fahrgeschwindigkeiten EGS angesteuertes Regelmagnetvent il den Schalt-
als die Hochschaltungen. Damit wird ein ständiges druck während der Schaltphase. Die Höhe des Ar-
Hin- und Herschalten (Pendelschaltung) zwischen beitsdruckes wird dann lastabhängig auf den höch-
zwei Gängen vermieden. sten aktuell erforderlichen Druck eingestellt. Dazu
wird vom EGS ein Regelmagnetventil mit einem vor-

l!l l UtHIIIItllll
geschalteten Druckbegrenzungsventil angesteuert.

0 20 40 60 80 100 120 140 km/h


v--
- Hochschaltung bei 30% Last - Hochschaltung bei 90% Last
- - Rückschaltung bei 30% Last - - Rückschaltung bei 90% Last

Bild 1: Schaltdiagramm - Wählhebelstellung D

Programmschalter (Economy, Sport, Winter, Ma-


nuell). Bei Sport wird im Vergleich zu Economy erst
bei höheren Fahrgeschwindigkeiten hochgeschaltet
Dadurch hat das Fah rzeug ein besseres Besch leu-
nigungsv erhalten, w obei jedoch der Kraftstoffver-
brauch steigt. Im Winterprogramm wird in einem
höheren Gang, z.B. 2. Gang, angefahren, um das
Antriebsdrehmoment zu reduzieren und damit ein
Durchdrehen der Räder zu verhindern. Bei Manuell
kann der Fahrer über eine gesonderte Wählhebel- Bild 2: Schema für die Schaltdruckregelung
gasse, durch Antippen des W ählhebels herauf- (M+)
und herunterschalten (M-) . Es wird nicht automa- Überschneidungssteuerung (Bild 3)
tisch geschaltet.
Dabei wird der Druck in der geschalteten Kupp-
Kickdown (Übergas). Bei vollständig em Durchtreten
lung K1 abgebaut und zeitgleich in der zu schal -
des Fahrpedals wird entweder ein Kick-Down-Schal-
tenden Kupplung K2 aufgebaut. Es kann schlup-
ter betätigt, oder das Signal durch den Fahrpedal-
fend ohne Kraftflussunterbrechung geschaltet
wertgeber ermittelt. Es erfolgt, soweit möglich, eine
werden.
Rückschaltung um ein oder zwei Gänge. Die geschal-
teten Gänge w erden dann jeweils bis zur M otor-
höchstdrehzah l ausgefahren, um das Beschleuni- _ K1-,...o:::::.::.:.::::.:.c.:.:.::.:.::._,.....;K.:.:2;.... Arbeitsdruck
gungsverhalten des Fahrzeugs zu verbessern . m ax. Schaltdruck
Getriebeöltemperatur. Wird eine bestimmte kriti-
sche Öltemperatur erreicht, so wird erst bei höheren
Motordrehzahlen geschaltet. Dadurch erhöht sich
die umgepumpte Ölmenge. Bild 3: Druckregelung bei Überschneidungssteuerung
432 16 Antriebsstrang

Betriebsparameter zur Steuerung der Schaltplanbeispiel einer elektronischen Auto-


Wandlerüberbrückungskupplung matikgetriebesteuerung (Bild 1)
Der Stromlaufplan zeigt ein vereinfachtes Beispiel ei-
Sie wird abhängig von Getriebeabtriebsdrehzahl
ner elektronischen 4-Gang-Automatikgetriebesteue-
(Fahrgeschwindigkeit), Motordrehzahl, Getriebe-
rung ohne CAN-BUS mit zwei Schaltmagnetventilen,
eingangsdrehzahl, Bremslichtschalter und Motor-
einer Wand lerku ppl u ngs-Überbrücku ngssteueru ng
temperatur durch ein Magnetventil angesteuert.
und einer Druckregelsteuerung für den Arbeitsdruck.
Die Wandlerkupplung ist in der Regel geöffnet, um .. . Stromversorgung. Über Pin 18 wird das Steuergerät
• .. . in niedrigen Gängen ein hohes Anfahrdreh- von Klemme 30 mit Dauerplus und über Pin 17 von
moment zu erzielen . Klemme 15 (+)mit Spannung versorgt. Pin 22 und 35
sind mit Klemme 31 (Masse} verbunden.
• .. . bei kaltem Motor und niedrigen Fahrzeug-
geschwindigkeiten, Schwingungen im An- Startvorgang. Das Starten des Fah rzeugs kann nur
triebsstrang zu vermeiden. in Wählhebelposition P oder N erfolgen. Dabei wird
• ... bei Bremspedalbetätigung, ein Abwürgen des das Startsperrrelais über die Klemmen J und K an-
Motors beim Bremsen zu verhindern . gesteuert. Gleichzeitig muss der Bremslichtschalter
S4 durch die Fußbremse betätigt werden . Über Pin
Mit Hilfe der elektro-hydraulischen Getriebesteue-
11 wird dabei das Steuergerät mit Plus angesteuert.
rung ist es möglich Wandlerkupplungen schlupfge-
Damit wird ein unbeabsichtigtes Anfahren des Fahr-
regelt zu betreiben . Damit werden bei verbessertem
zeugs verhindert.
Wandlerwirkungsgrad Schwingungen im Antriebs-
strang vermieden . Wählhebelstellung (Tabelle 1). Der Wählhebelposi-
tionsschalter S1 ist über Pin 9, 10, 27, 28 mit dem
Sonderfunktionen Steuergerät verbunden . Abhängig von seiner jewei-
Interlock (Keylock). Dabei kann der Zündschlüssel ligen Stellung wird Plus über die Klemmen A. B, C,
nur dann aus dem Zündschloss abgezogen werden, E auf die jeweiligen Pin geschaltet. Die Logik ist im
wenn sich der Wählhebel in Position P befindet. Dies Schaltplan vorgegeben .
wird z.B. mechanisch über einen Seilzug bewirkt. Da-
mit wird ein Wegrollen des Fahrzeugs nach Abzug
des Zündschlüssels verhindert.
Adaptive Getriebesteuerung (AGS) Sie wählt an-
hand von verschiedenen Kriterien aus mehreren un-
terschiedlichen Schaltprogrammen selbsttätig ein
passendes aus, z.B . verbrauchsoptimiert oder sport-


lich .

81 Indukti vgeber
Getri ebeei ngangsdrehzah I
82 Indu kti vgeber
Getriebeausga ngsdrehza hl
83 Drosse lkl appenpot enti om eter
84 Getri ebeö ltemperaturfühler
E1 Rü ckfahrscheinwerfer
E2 Wä hlhebell euchte für S-Prog ramm
E3 Anfahrhilfenle uchte
F1 .. F4 Sicherun ge n
51 Wä hlh ebelpositio nssch alter
52 Taster Sport-, Eco nomy-Programm
53 Taster Anfahrhilfe/Wi nterprog ramm
54 Bremsli chtschalter
55 Ki ck-Dow n-Schalter
Y1 Mag netventii-Arbeitsdruckregelung
Y2 Schaltmagnetventil 1-2/3-4
Y3 Schaltm agnetventil 2-3
Y4 Magn etve ntil Wand lerkuppl ung
X1 Stecke r Getriebest euerg erät
X2 Steckve rbin dung Instrumententafel
X3 Steckverb indung Di agnose
XD Diag nosestecker

Bild 1: Schaltplan elektronische Getriebesteuerung (vereinfacht)


16 Antrlebsstran 433

Lastsignal vom Drosselklappenpotentiometer 83. Getriebeöltemperaturfühler 84 (NTC). Mit steigen-


Pin 32 wird mit Plus angesteuert. Dadurch ergibt der Getriebeöltemperatur nimmt aufgrund des sin-
sich zwischen Kl. 31 und Pin 32 ein konstanter Span- kenden Widerstandes von B4 der Spannungsabfall
nungsabfall. Über Pin 15 wird ein von der Drossel- zwischen Kl. 31 und Pin 33 (Plus) ab.
klappenstellung abhängiges Spannungssignal an Motortemperatursignal (tM). Das ESG wird dazu
die Steuergeräte gegeben. über Pin 25 vom Motorsteuergerät angesteuert.
Kick-Down-Schalter S5. Bei Betätigen von S5 wird Ausgangssignale. Abhängig von den Eingangssig-
über Pin 8 ein Stromkreis im Steuergerät massesei- nalen werden vom Getriebesteuergerät, Ausgangs-
tig geschlossen. signale berechnet und über Leistungsendstufen je-
weils die entsprechenden Pin mit Plus oder Minus
Sport/Economy-Taster S2. Wird S2 betätigt, so wird
angetaktet. Z.B.
über Pin 20 eine Selbsthalteschaltung für Sport- oder
• Schaltmagnetventile Y2 (Pin 1) und Y3 (Pin 3)
Economy-Programm ausgelöst. Bei geschaltetem
• Arbeitsdruckregei-Magnetventil Y1 (Pin 16/34)
Sportprogramm wird Pin 24 mit Minus angesteuert;
• Magnetventil Wandlerkupplung Y4 (Pin 19)
E2 leuchtet.
Prüfung. An den Anschlüssen des Steuergeräte-
Anfahrhilfe/Winterprogramm-Taster S3. Durch steckers können mit Hilfe einer Pinbox und einem
Betätigen von S3 wird die Anfahrhilfe über Pin 21 Multimeter beispielsweise folgende Bauteile geprüft
eingeschaltet. Entsprechend leuchtet E3. Das Ge- werden:
triebesteuergerät bewirkt dann die Ansteuerung der Y1: Pin 16- Pin 34 81: Pin 12- Pin 31
Schaltmagnetventile Y2 und Y3, so dass in einem Y2: Pin 1 - Pin 22/35 82: Pin 30- Pin 31
höheren Gang, z.B. 2.Gang, angefahren wird. Y3: Pin 3 - Pin 22/35 S2: Pin 20- Pin 22/35
Drehzahlsignale (81, 82, nM). Über Pin 12, 30, 31 Y4: Pin 19 - Pin 22/35 S3: Pin 21 - Pin 22/35
und 29 erhält das Steuergerät von Induktivgebern Über die Steckverbindung X3 können mithilfe eines
Wechselspannungssignale mit unterschiedlicher Diagnosetesters Fehler ausgelesen und eine Stell-
Frequenz. glieddiagnosedurchgeführt werden.

WERKSTATTHINWEISE mechanisch entriegelt werden. Schleppge-


Notlauf aufgrundvon elektrischen Fehlern schwindigkeit i.d.R. :> 50 km/h; Abschleppstrecke
Z.B. Kabelunterbrechungen, Schaltmagnetventile :> 50 km.
defekt, fehlende Sensorsignale, Getriebeelektronik Fehlerdiagnose. Zur sicheren Diagnose von Fehlern
fällt aus. Das Fahrzeug lässt sich in Wählhebelstei- im Automatikgetriebe sollten vor einem Ausbau
lung D nur in einem Gang, z.B. 2. Gang, und in R folgende Überprüfungen durchgeführt werden:
weiter bewegen. Sicherheitsfunktionen wie z.B. • Ölstand. Ein zu hoher Ölstand führt zu harten
Wählhebelsperre sind ggf. nicht mehr aktiv. Bei Schaltungen und evtl. Undichtigkeiten. Einzuge-
Neustart kann eventuell keine Wählhebelposition ringer Ölstand zu ungenügendem Kraftschluss
mehr eingelegt werden. Die Fehler werden in der und damit zu schleifenden Schaltpunkten. Beim
Eigendiagnose gespeichert und sind nach erfolgter Nachfüllen auf richtige ATF-Öisorte achten!
Reparatur zu löschen. • Ölqualität. Verbrannt ri echendes Öl, deutet auf
Notlauf aufgrund von mechanisch-hydraulischen Verschleiß von Lamellenkupplungen und/oder
Fehlern (Getriebeelektronik ist i.O.) Bremsbändern hin.
Z.B. Lammellenkupplung rutscht wegen zu gerin- • Überprüfen der Selbstdiagnose mit Tester.
gem Druckaufbau, Lamellenkupplung verschlissen. • Nachvollziehen der Hoch- und Rückschaltpunk-
Dies wird anhand von Drehzahldifferenzen erkannt, te in Abhängigkeit von Wählhebelstellung, Last
wenn diese z.B. größer als 3% sind. Der zuletzt als und Fahrgeschwindigkeit.
gut erkannte Gang bleibt geschaltet. Der Rückwärts-
• Überprüfen der W ählhebeleinstellung.
gang kann eingelegt werden. Die Wählhebelsperre
ist aktiv. Bei Neustart wird der Fehler zurückgesetzt. • Bei älteren Automatikgetrieben- Überprüfen der
Je nach Hersteller werden diese Fehler nicht in der Drosselklappenzugeinstellung .
Eigendiagnose des Steuergerätes abgelegt. • Überprüfen der Hydraulikdrücke.
Abschleppen. Beim Abschleppen von Fahrzeugen • Gegebenfalls Ölsieb im Schaltschiebergehäuse
mit Automatikgetri eben sind die Herstellervor- auf Versehrnutzung prüfen.
schriften genau zu befolgen, da die Ölpumpe nicht • Festbremsdrehzahl prüfen (stall speed). Bei die-
angetrieben wird. Deshalb ist keine ausreichende ser Prüfung sind die Herstellervorschriften genau
Schmierung im Getriebe gegeben. Der Wählhebel zu beachten. Aufgrund sehr starker Ölerwärmung
muss in Position N stehen. Bei Fahrzeugen mit elek- besteht die Gefahr von Getriebeschädigungen,
tromagnetisch betätigter Parksperre muss diese z.B. Undichtheiten, Kupplungsverschleiß.
434 16 Antriebsstrang

16.7.4 Adaptive Getriebesteuerung • Kurvenfahrterkennung. Bei schneller Kurvenfahrt


wird z. B. nicht rück- bzw. hochgeschaltet, um
Die adaptive Getriebesteuerung (AGS) wählt Lastwechselreaktionen zu vermeiden.
z.B. sportliche, verbrauchsoptimierte Schaltpro- • Bergabfahrterkennung. Dabei werden Hochschal-
gramme anhand von unterschiedlich gewichte- tungen vermieden, damit die Motorbremswirkung
ten Parametern selbsttätig aus (Bild 1). Sie kann besser genutzt werden kann.
prinzipiell in allen vollautomatisierten elektro- • Fast-Off-Erkennung (Gasrücknahme durch den
nisch gesteuerten Getrieben verwirklicht werden. Fahrer). Bei schneller Gasrücknahme wird der
Gang gehalten. Dadurch kann die Motorbrems-
Schaltprogrammauswahl wirkung besser genutzt werden.
Sie ist im Wesentlichen abhängig von der Fahrer- • Manuelle Fahrereingriffserkennung (Tiptronic/
typbewertung, der Umwelterkennung und der Fahr- Steptronic M+ I M-). Eine automatische Hoch- bzw.
situationserkennung. Zusätzlich wird die Schalt- Rückschaltung findet nicht mehr statt.
programmauswahl durch manuelle Fahrerein-
• ABS/ASR/ESP-Erkennung. Bei Regeleingriffen
griffserkennung beeinflusst, z.B. durch Programm-
durch diese Systeme werden keine Schaltvor-
wahlschalter (soweit vorhanden) oder Wahl der
gänge durchgeführt, die negative Auswirkungen
manuellen Schaltgasse.
auf die Traktionsregelung haben.
Fahrertypbewertung. Dabei wird das Fahrverhalten
• Stop- and Go-Erkennung. Es wird nicht in den
des Fahrers mit einer Dynamikkennzahl bewertet
1. Gang zurückgeschaltet, wodurch der Kraftstoff-
und daraus ein geeignetes Schaltkennfeld ausge-
verbrauch gesenkt wird.
wählt. Zur Ermittlung der Dynamikkennzahl werden
folgende Merkmale herangezogen:
• Bewertung des Anfahrvorgangs. Beim ersten
Gasgeben, z.B. moderat oder forciert, wird ein ent-
sprechendes Schaltprogramm ausgewählt.
• Kick-Fast-Bewertung. Es wird bewertet mit wel-
cher Geschwindigkeit das Fahrpedal bewegt wird.
Bei schnellem Niedertreten des Fahrpedals wird,
z.B. von einem verbrauchsoptimierten Schaltpro-
gramm, in ein sportliches gewechselt.
• Kickdown-Bewertung. Bei vollständigem Durch-
treten des Fahrpedals wird ein sportliches Schalt-
programm ausgewählt, und soweit möglich, um
ein oder zwei Gangstufen zurückgeschaltet.
• Fahrbetriebsbewertung. Bei Konstantfahrt wird
innerhalb kurzer Zeit, z.B. von einem sportlichen
Schaltprogramm in ein verbrauchsoptimiertes
Schaltprogramm gewechselt und in den höchst- Bild 1: Programmstruktur einer adaptiven
Getriebesteuerung
möglichen Gang geschaltet.
• Bremsbewertung. Es wird die durch das Bremsen WIEDERHOLUNGSFRAGEN
bewirkte Geschwindigkeitsreduzierung bewertet.
1 Aus welchen Komponenten besteht das Steue-
Dadurch werden die Rückschaltpunkte beeinflusst. rungssystem eines Automatikgetriebes mit elekt-
Umwelterkennung. Z.B. Wintererkennung. Dabei rohydraulischer Steuerung?
wird zunächst ein fahrleistungsreduziertes Schalt- 2 Welche Signale verarbeitet das EGS?
programm ausgew ählt und zusätzlich in einer hö- 3 Welche Aufgaben haben Ölpumpe, Handwähl-
heren Gangstufe angefahren. Durch Vergleich der schieber, Schaltventile, Druckregelventile und
Raddrehzahlen der angetriebenen Achse mit den Schaltelemente im Automatikgetriebe?
Raddrehzahlen der nicht angetriebenen Achse wird 4 Welche Hauptsteuergrößen bewirken die Schalt-
dies erkannt. punkte im Automatikgetriebe?
Fahrsituationserkennung. Z.B. Bergauffahrt, An- 5 Was versteht man unter einer Überschneidungs-
steuerung?
hängerbetrieb. Es werden drehmomentoptimierte
Schaltprogramme ausgewählt, um Pendelschal- 6 Von welchen Parametern ist die Ansteuerung der
Wandlerüberbrückungskupplung abhängig?
tungen zwischen zw ei Gängen zu vermeiden.
7 Was versteht man unter Shift-lock, Inter-lock?
Gangwahl 8 Von welchen Parametern hängt die Schaltpro-
Neben der Schaltprogrammauswahl wirken einige grammauswahl bei der adaptiven Getriebesteue-
Parameter direkt auf die GangwahL Z.B.: rung ab?
16 Antriebsstrang 435

16.7.5 Stufenlose Automatik-Getriebe mit Schubgliederband oder Laschenkette


Das größte Übersetzungsverhältnis wird erreicht,
Die Änderung der Übersetzungen erfolgt stufen-
wenn das Gliederband am kleinsten wirksamen
los über den gesamten Fahrbereich durch das
Hebelarm rw1 der Primärscheibe und am größten
Primär- und Sekundärkegelscheibenpaar (Varia-
Hebelarm rw2 der Sekundä rsche ibe angreift.
tor).

Stufenlose Getriebe werden auch CVT-Getriebe ge- Übersetzungsverhältnis i = rwz


rw,
nannt (Continously Variable Transmission ). Schubglieder-
band i max 2,5
Aufbau (Bild 1)
• Primär-Kegelscheibe • Lamellenkupplungen
• Sekundär-Kegelscheibe • Druckzylinder
• Schubgliederband • Planetenradsatz Primär· Prim är·
Kegelscheibe Druckzylind er
(treibend)

Sekundär-
Sekundär- kegelscheibe
öldruck (getrieben)
=>

Bild 3: Scheibenstellung bei größter Übersetzung

Sonnenrad
Das jeweils wirksame Übersetzungsverhältnis
i wird durch das Verhältnis der Hebelarme der
Sekundärscheibe rw2 zur Primärscheibe rw1 ge-
bildet.

Wählhebelstellung N (Neutral) und P (Parken). Beide


Sekundär-
Kegelscheibe Schubgliederband Kupplungen sind gelöst. Es findet keine Kraftüber-
tragung statt. ln Stellung P wird die Sekundär-Kegel-
Bild 1: CVT-Automatik mit Schubgliederband scheibe durch die Parksperre blockiert.
Wirkungsweise. Die Primär-Kegelscheibe wird bei Wählhebelstellung D (Vorwärtsfahrt) und l (last).
geschalteter Vorwärts- oder Rückwärtsgangkupp- Die Vorwärtsgangkupplung ist geschlossen, die
lung vom Planetengetriebe angetrieben. Über ein Rückwärtsgangkupplung gelöst. Planetenradträger, •
Sch ubgliederband bzw. eine Laschenkette (Bild 2) Planetenräder, Hohlrad und Sonnenrad laufen als .,..
treibt sie die Sekundärkegelscheibe an. Block um und tre iben über Primär-Kegelscheibeund
Schubgliederband bzw. Laschenkette die Sekundär-
Schubgliederband Laschenkette Kegelscheibe an . Diese leitet das Drehmoment an
Schubglied die Abtriebswelle weiter.
Stahl- Antriebswelle, Primär- und Sekundär-Kegelscheibe
band und Abtriebswelle haben gleiche Drehrichtung .
Wählhebelstellung R (Rückwärtsgang). Die Vor-
wärtsgangkupplung ist gelöst, die Rückwärtsgang-
kupplung geschlossen. Sie bremst das Hohlrad am
Getriebegehäuse fest. Die über den Planetenrad-
träger angetriebenen Planetenradpaare kehren den
Bild 2: Schubgliederband, Laschenkette Drehsinn um und bewirken eine Übersetzung ins
Die Übersetzungsänderung wird durch axiale Ver- Langsame.
schiebung je einer diagonal gegenüberliegenden Steuerung. Sie erfolgt elektro-hydraulisch in Abhän-
Scheibenhälfte erreicht. Dadurch werden die wirk- gigkeit von Wählhebel-, Fahrpedalstellung und Fahr-
samen Hebelarme rw 1 und rw 2 stufenlos gegenläufig geschwindigkeit.
verändert, d.h. größer bzw. kleiner (Bild 3). Das Ver- Zum Anfahren dientz.B. ein hydrodynamischer Dreh-
schieben der Scheibenhälften erfolgt durch die bei- momentwandler oder eine schlupfgeregelte Lamel-
den druckgesteuerten Primär- und Sekundärzylinder. lenkupplung.
436 16 Antriebsstrang

Stufenlose Automatik- Ecotronic Stufenlose Automatik- Multitronic

Es ist ein Automatikgetriebe mit 2 Kegelscheiben- Bei der Multitronic wird eine Laschenkette mit
paaren (Variatoren) und Laschen kette, bei der die Wiegedruckstücken zwischen den Variatoren zur
Übersetzungen stufenlos verändert werden. Kraftübertragung verwendet.

Vorgelege

Rückwärtskupplung
Variator

Drehmomentwandler
Planetenradsatz
elektronisches
Vorwärts- hy draul isches Getriebe-
kupplung Steuerg erät steu erg erät

Primär- Bild 2: Aufbau der Multitronic, Laschenkette


kegel-

-- scheibe
Kraftübertragung. Das Motordrehmoment wird
über Schwungrad-Dämpfereinheit, Lamellenkupp-
lung, Planetenradsatz und Vorgelegestufe auf die
Primärkegelscheibe übertragen (Bild 2).
Über eine Laschenkette mit W iegedruckstücken er-
folgt eine fast verlustfreie Drehmomentübertragung
Über- auf die Sekundärkegelscheibe.
brückungs-
kupplung Übersetzungsänderung. Sie erfolgt stufenlos durch
Sekundär-
axiale Verschiebung von 2 diagonal gegenüberlie-
Planetenradsatz kegelscheibe genden Scheibenhälften der Variatoren.

Bild 1: CVT-Getriebe Ecotronic


Getriebesteuerung. Sie wird elektro-hydraulisch
durchgeführt und wählt adaptiv (selbstlernend) die
richtige Übersetzung aus dem Kennfeld.
Wirkungsweise
Kraftübertragung. Sie führt von der Primärkegel- Getriebediagramm (Bild 3). Zwischen der ökono-
scheibe über eine Laschenkette auf die Sekundär- mischsten und der sportlichsten Kennlinie befindet
kegelscheibe. Im Gegensatz zum Schubgliederband sich im Regelkennfeld der Bereich für alle möglichen
wird bei der Laschenkette die Kraft nicht durch Druck Übersetzungen des stufenlosen Automatikgetriebes.
(Schub), sondern durch Zug übertragen. Für die manuell mit der Tiptronic geschalteten Gän-
Übersetzungsänderung. Sie erfolgt stufenlos durch ge mit gestuften Übersetzungen stehen hier die 6
axiale Verschiebung der gegenüberliegenden Schei- Kennlinien der Gänge zur Verfügung.
benhälften der Variatoren . Dabei w erden d ie wi rk-
samen Hebelarme gegenläufig größer und kleiner.
Getriebesteuerung. Sie erfolgt elektro-hydraulisch
und steuert die hydraulischen Drücke, die das axiale
Verschieben der Scheibenhälften bewirken . Haupt-
steuerg rößen sind: W äh lhebelstellu ng, gewähltes
Fahrprogramm, Fahrgeschwindigkeit und Fahrpe-
dalstellung (Last).
Die Getriebesteuerung ist adaptiv. Die richtige Über- 50 100 150 200 ' 250 km/h
Vmax

setzung wird selbstlernend gewählt. Fahrgeschwindig keit v - -


Übersetzungsdiagramm
Anfahren. Hierzu wird ein Wandler mit Überbrü-
ckungskupplung eingesetzt. Bild 3: Getriebediagramm der Multitronic
16 Antriebsstrang 437

16.8 Gelenkwellen, Ist bei Fahrzeugen mit Einzelradaufhängung zwi -


schen Wechselgetriebe und Achsgetriebe ein gro-
Antriebswellen. Gelenke ßer Abstand zu überwinden, so wird eine zweiteilige
Aufgaben Gelenkwelle verwendet die durch ein Zwischenlager
abgestützt (Bild 3) wird.
• Drehmomente übertragen
Um zwischen Wechselgetriebe und Achsgetriebe
• Winkeländerungen ermöglichen
einen Achsversatz zu ermöglichen, werden Kreuz-
• Längenänderung (a xiale Verschiebungen) zulas- gelenke eingebaut. Die Trockengelenke dienen zur
sen Schwingungsdämpfung .
• Drehschwingungen dämpfen
Wechselg etrie be Ach sgetri ebe
Das vom Wechselgetriebe gewandelte Drehmoment
wird auf das Achsgetriebe und die Antriebsräder
übertragen .
Beispiel für Hinterradantrieb rnit Frontmotor:
Der Kraftfluss verläuft im Antriebsstrang (Bild 1) vom
Trocken- Kreuz-
Wechselgetriebe über die Gelenkwelle (Kardanwel- gelenk g elenk
le) zum Achsgetriebe und weiter über die Achswel-
len und Gleichlaufgelenke zu den Antriebsrädern . Bild 3: Zweiteilige Gelenkwelle

An - Zwischenlager (Bild 3). Hier ist die geteilte Gelenk-


tri ebs- welle elastisch gelagert.
we ll e
Das Zwischenlager ist durch einen Lagerbock am
Fahrzeugboden befestigt. Es enthält ein Kugellager,
das in Gummi eingebettet ist.
Durch die Teilung der Gelenkwelle wird ein schwin -
gungsarmer und ruhiger Lauf erreicht sowie Dröhn-
geräusche vermieden.
Bild 1: Antriebsstrang Hinterradantrieb mit Frontmotor
16.8.2 Antriebswellen (Achswellen)
Beispiel für Vorderradantrieb mit Frontmotor und
Hinterradantrieb mit Heckmotor: Sie sind im Antriebsstrang zwischen Achsgetriebe
und Antriebsrädern angeordnet.
Der Kraftfluss verläuft im Antriebsstrang vom Wech-
Die Antriebswellen können achsgetriebeseitig z.B.
selgetriebe über Achsgetriebe, Gleichlaufgelenke
mit einem Tripodegelenk und radseitig mit einem
und Antriebswellen zu den Antriebsrädern .
Kugelgelenk ausgestattet sein.
Hier ist keine Kardanwelle erforderlich .
Wechselgetriebe und Achsgetriebe sind in einem
Gehäuse untergebracht.

16.8.1 Gelenkwellen
Sie sind bei Fahrzeugen mit Frontmotor und Hinter-
radantrieb zwischen Wechselgetriebe und Achsge-
triebe in Fahrzeuglängsrichtung angeordnet.
Gelenkwellen bestehen aus dem Gelenkwellenrohr
mit Schiebestück und Gelenken, z.B. zwei Kreuzge-
lenken (Bild 2).

Bild 2: Gelenkwelle mit zwei Kreuzgelenken Bild 4: Antriebswelle bei Vorderradantrieb


438 16 Antriebsstrang

16.8.3 Gelenke Kardanfehler. Bei 1 Umdrehung der Antriebswelle


treten an der Abtriebswelle zwei Voreilungen und
Man verwendet • Kreuzgelenke zwei Nacheilungen auf (Kardanfehler). (Bild 2).
• Trockengelenke • Kugelgelenke
• Tripodegelenke • Doppelgelenke Eine Gelenk- oder Antriebswelle mit einem Kreuz-
gelenk darf nur verwendet werden, wenn kleine
Kreuzgelenke (Bild 1). Die Gelenkgabeln sind durch Beugungswinkel ß auftreten. Treten größere Beu-
die im Zapfenkreuz angeordneten Gelenkzapfen ge- gungswinkel auf. z.B. bei Fahrzeugen mit Starrach-
lenkig miteinander verbunden. Die Gelenkzapfen sen, so muss die Gelenk- oder Antriebwelle mit zwei
sind in den Gelenkgabeln meist in vollgekapselten Kreuzgelenken ausgerüstet werden (Bild 3).
Nadellagern wartungsfrei gelagert.
ln Kraftfahrzeugen werden Kreuzgelenke für Beu- Dadurch wird der so genannte .. Kardanfehler " des
gungswinkel bis 8° angewendet. Gelenks A durch einen gleich großen aber entge-
Sonderausführungen , z. B. für Nebenantriebe, las- gengesetzten .. Kardanfehler" des Gelenks B ausge-
sen größere Beugungswinkel zu. glichen (w-Ausgleich) .
Bed ingungen für den Ausgleich des .. Kardanfehlers" :
• Die Beugungswinkel ß1 von Gelenk A und ß2 von
Gelenk B müssen gleich groß sein .
Gelenk-
ga bel • Die Gelenkgabeln der Verbindungswelle müssen
in der gleichen Ebene liegen. Dies ist besonders
beim Zusammenbau der Zwischenwelle (Schiebe-
stück) zu beachten.

w1 . .. w3 Drehg eschwindigkeiten
Gelenkzapfen ß1und ß2 Beugungswinke l

Bild 1: Kreuzgelenk

Bei Ve rwendung eines abgewinkelten Kreuzge-


lenks entsteht an der Abtriebsseite eine ung leich-
förmige Bewegung.

Besteht zwischen Antrieb und Abtrieb eines Kreuz-


gelenks ein Beugungswinkel ß (Bild 2), so führt die
Abtriebswelle bei g leichförmiger Drehgeschwin-
digkeit w1 der Antriebswelle eine ungleichförmige
Bewegung mit sinusförmig wechselnder Drehge-
Gel enk B
schwindigkeit w2 aus. Vore ilung

1~1~1~1Ä1.~
1+tw,Pf?1'?Pt w, o w,

-~ 0 1/4 1/2 3/4 1


Nacheil ung Zahl der Umdrehungen - -

Bild 3: Gelenkwelle mit zwei gebeugten Kreuzgelenken

Die beim Ein- und Ausfedern auftretenden Ab-


standsänderungen (Längenänderungen) zwischen
den Kreuzgelenken werden durch ein Schiebestück
Zah l der Umdrehung e n - -
ausgeglichen .
w 1 Drehgesch w indi gkeit (Winkel-) de r Antri ebsw elle
w 2 Drehgeschwindigkeit (W i nkel- ) d er A bt riebswelle Kreuzgelenke werden z.B. bei Gelenkwellen zwi-
ß Beugungswi nkel schen Wechselgetriebe und Achsgetriebe verwen-
det, bei Nutzkraftwagen werden sie auch bei Achs-
Bild 2: Kreuzgelenk mit Beugungswinkel wellen eingesetzt.
16 Antriebsstrang 439

Gleichlaufgelenke Gleichlauf-Festgelenke
Kugelgelenke
Gleichlaufgelenke (homokinetische Gelenke)
übertragen auch bei größeren Beugungswinkeln Sie bestehen aus Kugelstern, Kugelschale, Kugelkä-
die Drehbewegung gleichförmig. fig und Kugeln (Bild 3).
Kugelschale und Kugelstern haben gekrümmte Lauf-
bahnen, auf denen die Kugeln laufen.
Gleichlauf-Verschiebegelenke
Tripodegelenke (Bild 1). Sie können bei Einzelrad- Kugelgelenke ermöglichen Beugungswinkel in
aufhängung sowohl bei angetriebenen Vorderach- Normalausführung bis 38° und in Sonderausfüh-
sen (Vorderradantrieb) als auch bei angetriebenen rung bis 47°. Sie lassen keine axialen Verschie-
Hinterachsen (Hinterradantrieb) verwendet werden. bungen zu.

Tripodegelenke ermöglichen Beugungswinkel


bis 26° und axiale Verschiebungen bis 55 mm.

Der Tripodestern ist immer der Achsgetriebeseite


zugekehrt.

Radseite Achsgetriebeseite

Bild 3: Kugelgelenk als Gleichlauf-Festgelenk

Doppelgelenke
Zwei Kreuzgelenke sind zu einem Gelenk zusam-
mengefasst (Bild 4). Damit ein einwandfreier Lauf
gewährleistet ist, sind die zu verbindenden Wellen-
Gummi- Scheibe Laufrolle Tripodeglocke
manschette enden im lnnern des Gelenkes zentriert.
Sie w erden bei Nutzkraftwagen verwendet.
Bild 1: Tripodegelenk
Doppelgelenke ermöglichen Beugungswinkel bis
Topfgelenke (Bild 2). Es sind Kugelgelenke, deren 50°. Sie lassen keine axialen Verschiebungen zu .
Kugeln durch einen Käfig geführt werden und auf
geraden Bahnen des Kugelsterns und der Kugel-
schale laufen.

Topfgelenke erm öglichen Beugu ngswinkel bis


22° und axiale Verschiebungen bis 45 mm.

Topfgelenke sind achsgetriebeseitig angeordnet.

Kugeln gerade Kugellaufflächen

Bild 4: Doppelgelenk

Trockengelenke
Trockengelenke sind elastische w artungsfreie Ge-
lenke. Sie lassen nur geringe Beugungswinkel und
Längenänderung en zu. Sie werden im Antriebs-
strang hauptsächlich als elastische Glieder einge-
baut, um auftretende Vibrationen und Geräusche zu
dämpfen. T rockenge lenke werden bei Fahrzeugen
verwendet, deren Achsgetriebe fest mit dem Aufbau
oder Rahmen verbunden sind.
Man unterscheidet:
Kugelkäfig Kugelstern Kugelschale
• Gewebescheibengelenke
Bild 2: Topfgelenk • Silentblocgelenke
440 16 Antriebsstran

Gewebescheibengelenke (Bild 1) 1 6. 9 Achsgetriebe


Mehrere Stahlbüchsen, z.B. 6, sind durch Textil-
schnüre so umschlungen, dass um jeweils zwei Aufgaben
nebeneinander liegende Büchsen ein Wickelpaket • Drehmoment übertragen und vergrößern. Das
verläuft. Textilschnüre und Stahlbüchsen werden in vom Wechselgetriebe gewandelte Drehmoment
Gummi einvulkanisiert. muss im Achsgetriebe vergrößert werden, damit
Gewebescheibengelenke (Hardyscheiben) dienen für alle Fahrzustände an den Antriebsrädern aus-
im Antriebsstrang als elastische Zwischenglieder reichende Drehmomente zur Verfügung stehen.
z.B. bei zweiteiligen Gelenkwellen. • Drehzahlen ins Langsame übersetzen. Die vom
Getriebe gewandelten Drehzahlen werden durch
Gewebescheibengelenke ermöglichen Beugungs- die konstante Übersetzung des Achsgetriebes ins
winkel bis 5° und axiale Verschiebungen bis Langsame übersetzt.
1,5 mm.
• Kraftfluss, falls erforderlich, umlenken. Ist der
Motor in Richtung der Fahrzeuglängsachse an-
geordnet, muss der Kraftfluss durch ein Kegelrad-
Achsgetriebe um 90° umgelenkt werden, da die
Antriebswellen immer quer zur Längsachse des
Fahrzeugs liegen (Bild 3).
Bei Fahrzeugen mit quer zur Fahrzeuglängsachse
angeordneten Motoren muss die Richtung des
Kraftflusses nicht umgelenkt werden. Hier v erwen-
det m an Stirnrad-Achsgetriebe.

Bild 1: Gewebescheibengelenk Wechsel- Querm otor


Längsm o l a
0
0r get riebe
Kupplung g
Silentblocgelenke (Bild 2). Mehrere Silentblöcke, Wechsel-
z.B. 6, bestehend aus Gummikörpern mit Hülsen- getriebe~G:I1f;k- St irn-
räder
führungen, sind in einem Blechmantel zusammen- Kegelrad
ntri ebs-
gefasst und auf beiden Seiten mit dreiarmigen Flan- A ntriebs d
schen verschraubt. Je nach Gelenkwellenanschluss rad
usgleichs- A usg leichs-
kann das Mittelstück fl iegend oder zentriert angeord- Tellerrad gelriebe g etriebe
net sein.
Bild 3: Kegelrad-Achsgetriebe, Stirnrad-Achsgetriebe

Gummikörper
m it Gew ebe
16.9.1 Kegelrad-Achsgetriebe
Das Kegelrad-Achsgetri ebe besteht aus dem A n-
triebskegelrad (Triebling) und dem Tellerrad.
Man unterscheidet (Bild 4) Kegelrad-Achsgetriebe
• mit nicht versetzten Achsen und
• mit versetzten Achsen (Hypoidantrieb).

Achsen nicht versetzt Achsen versetzt


Antriebskegelrad Tellerrad
Bild 2: Silentblocgelenk

WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Welche Aufgaben haben Gelenkwellen?
2 ln welche Gruppen werden Gelenke eingeteilt?
3 Welche Gleichlaufgelenke werden im Fahrzeugbau
verwendet?
4 Welche Aufgabe hat das Schiebestück einer Ge- Achsversatz Antriebskegelrad
lenkwelle?
5 Welche Aufgaben haben Trockengelenke? Bild 4: Achsgetriebe mit versetzten und nicht versetzten
Achsen (Hypoidantrieb)
16 Antriebsstrang 441

Vorteile des Hypoidantriebs Klingelnbergverzahnung (Bild 1)


• Größere laufruhe, da eine größere Anzahl von • Die Zahnflanke ist ein Stück einer Spirale.
Zähnen miteinander im Eingriff sind . • Die Zahnrücken haben von außen nach innen eine
• Höhere Belastbarkeit, da der Durchmesser und konstante Breite.
die Zahnbreiten des Antriebskegelrades größer
sind. Gleaso n-Verza hnung Kling elnberg -Verzahnung

• Weniger Platzbedarf, da das Tellerrad bei gleicher


Beanspruchung einen kleineren Durchmesser be-
sitzt. Dadurch kann bei Fahrzeugen mit Frontmo-
tor und Hinterradantrieb die Gelenkwelle tiefer
gelegt werden . Der Gelenkwellentunnel wird nied-
riger und der Schwerpunkt liegt tiefer.
Bild 1: Gleason- und Klingelnbergverzahnung
Als Folge der Achsversetzung treten beim Abwälzen
stärkere Gleitbewegungen zwischen den sich berüh-
renden Zahnflanken auf als bei nicht versetzten Ach-
sen . Dies macht die Verwendung von besonders 16 9 2 Stirnrad-Achsgetriebe !Bild 21
druck- und seherfesten Hypoidölen erforderlich . Es besteht aus dem kleinen Antriebsstirnrad und
Als Verzahnungsarten verwendet man Gleasonver- dem großen Abtriebsstirnrad. Beide Zahnräder be-
zahnung oder Klingelnbergverzahnung . sitzen Schrägverzahnung, die kostengünstiger als
die Bogenverzahnungen herzustellen ist.
Gleasonverzahnung (Bild 1)
• Die Zahnflanken der Zähne des Tellerrades sind
Teile eines Kreisbogens.
• !i:lirc bol'll'l·rücken werden von außen nach innen
Abtri ebsstirnrad
schmaler.
• Die Zahnhöhen werden nach innen kleiner. Bild 2: Stirnrad-Achsgetriebe

WERKSTATTHINWEISE
Das richtige Zusammenarbeiten von Antriebske-
gelrad und Tellerrad ist Voraussetzung für ge-
räuscharmen lauf und eine lange Lebensdauer Abweichung r ___:.:t,i~~~l"
16 2 0,16 m m
des Achsgetriebes. Da Antriebskegelrad und Tei-


lerrad paarweise zueinander auf einwandfreien
lauf abgestimmt sind, werden sie von den Her-
stellerfirmen gekennzeichnet (Bild 3). Sie erhalten z Zahnfl ankenspi el
0,12 mm
eine Paarungsnummer p, welche beim Kegelrad
auf der Stirnseite und beim Tellerrad oben auf der
Flanschseite angegeben ist.
Rund Tsind Konstruktionsmaße.
t Abweichung
Die Abmaße rund t von diesen Konstruktionsma- 0,05 mm
ßen werden vom Hersteller beim Einlaufen der Rä-
der ermittelt. Bei diesen Abweichungen laufen die p Paarung snummer
Räder am ruhigsten miteinander. Deshalb sind bei 31889
der Einstellung von Kegelrad und Tellerrad diese
Abmaße rund t zu berücksichtigen.
Auf dem Tellerrad sind Abmaß t und Zahnflanken-
spiel z angegeben . Das Abmaß r ist auf der Stirn-
seite des Antriebskegelrades angegeben.
Keg elrad
Die Zähne von Kegelrad und Tellerrad , zwischen
denen das angegebene Zahnflankenspiel gemes-
sen wurde, werden gekennzeichnet.

Kegelrad und Tellerrad dürfen nur paarweise


ausgewechselt werden. Bild 3: Antriebskegelrad und Tellerrad
442 16 Antriebsstran

WERKSTATTHINWEISE
Jede Veränderung des Abstandes zwischen Teller- Liegt der Wert außerhalb der Toleranz, ist der Achs-
rad und Kegelrad hat eine Veränderung des Zahn- korb zu erneuern oder evtl. die komplette Achse zu
flankenspiels zur Folge. Dadurch wälzen sich Kegel- tauschen. Liegt der Wert innerhalb, so sind Kegel-
und Tellerrad nicht mehr einwandfrei ab. Dies führt und Tellerrad neu einzustellen.
geschwindigkeits- und lastabhängig zu singenden Einstellen des Kegelrades. Ist das Zahnflanken-
Geräuschen und zu erhöhten Zahnbelastungen. spiel zu groß, werden Kegel- und Tellerrad neu ge-
Vorgehensweise Zahnflankenspielermittlung lagert oder gewechselt, so ist eine Neueinstellung
• Öl ablassen, vorzunehmen. Das Kegelrad muss für jede Paarung
• Gehäusedeckel entfernen, auf ein bestimmtes, vom Hersteller angegebenes
• Tellerrad reinigen und einen Zahn kennzeichnen. Einstellmaß (Bild 3, Seite 441) eingestellt werden.
• Messuhr ansetzen, Kegelrad fixieren und Zahn- Messvorgang
flankenspiel durch Hin- und Herbewegen des • Kegelrad mit vorhandener Scheibe einsetzen
Tellerrades ermitteln. und m it vorgeschriebenem Drehmoment oder
• Dieser Vorgang ist an mind. 4 Stellen des Teller- Reibwert anziehen.
rades (alle 90°) durchzuführen (Bild 1). • Meister- bzw. Messdorn in Teileradlagerung
einsetzen und vorgeschriebenen Messzylinder
aufsetzen.
• Messbrücke mit Messuhr am Achsgehäuse auf-
legen.
• Messuhr am Meisterdorn auf Null stellen. Mes-
sung A und Messung B mit Scheibe (Abstand
Messzylinder zum Nullmaß) ermitteln.
• Kontrollmessung C muss 0,16 mm anzeigen.
Ermittlung der richtigen Scheibendicke
Bild 1: Ermittlung des Zahnflankenspiels Die Messung zwischen A und B ergibt z.B. eine Dif-
ferenz von 0,22 mm. Vom Unterschiedsmaß zwi-
Auswertung. Der Unterschied zwischen höchstem schen Messzylinder und Messdorn ist das Abmaß
und geringstem Zahnflankenspiel darf 0,04 mm z.B. r= + 0,16 mm abzuziehen. Es ergibt sich somit
(4/100 mm) nicht überschreiten. Liegen die gemes- eine einzustellende Scheibendicke von 5 = 0,22 mm
senen Werte innerhalb der Toleranz, so ist Planlauf - (+ 0,16 mm) = 0,06 mm.
gewährleistet. Liegen sie außerhalb, ist ein Seiten- Als Grundscheibendicke wurde z.B. eine Scheibe
oder Höhenschlag vorhanden. Es kann aber nicht mit 5= 3,38 mm gewählt. Somit beträgt die neue
beurteilt werden, ob das Tellerrad, Kegelrad oder =
Scheibendicke 5 = 3,38 mm + 0,06 mm 3,44 mm


der Flansch des Achskorbes einen Schlag hat.
Nach dem fachgerechten Einbau der neuen Schei-
be ist eine Kontrollmessung durchzuführen. Bei
der Kontrollmessung C muss 0,16 mm angezeigt
werden.

-K
Bild 2: Prüfen des Flansches auf Planlauf M essdo rn
Kegelra d
Prüfen des Flansches auf Planlauf. Ist der Unter- 0,16mm
schied bei den 4 Messergebnissen größer als =Kontrollmaß K
0,4 mm, so ist der Flansch auf Planlauf zu prüfen Einstellscheibe -.--~
3,38 mm
(Bild 2). Dazu muss das Tellerrad demontiert wer-
den. Die Toleranz beträgt max. 0,01 mm (1 /100 mm). Bild 3: Ermittlung der Scheibendicke am Kegelrad
16 Antriebsstrang 443

WERKSTATTHINWEISE Fußkontakt
Einstellung des Tellerrades Das Tragbild liegt im Bereich des Zahnfußes. Zur
Eine Korrektur der Einstellung des Tellerrades Korrektur muss das Kegelrad durch eine dünnere
kann folgendermaßen erfolgen : Ausgleichsscheibe tiefergesetzt werden .
• Einlegen von Ausgleichsscheiben
• Tauschen von Ausgleichsscheiben links und Fersenkontakt
rechts Das Tragbild liegt im Bereich der Zahnferse. Zur
• Verdrehen von Einstellmuttern oder Einstell- Korrektur muss das Tellerrad näher zum Kegelrad
ringen . hin verschoben werden .
Die korrekte Einstellung kann durch Messung des
Zahnflankenspiels überprüft werden . Zehenkontakt
Das Tragbild liegt im Bereich der Zahnzehe. Zur
Kegelrad-Achsgetriebe mit Ausgleichsgetriebe
Korrektur muss das Tellerrad weiter vom Kegelrad
weg verschoben werden.

Kopf- Fuß- Fersen- Zehen-


kontakt ko ntakt kontakt kontakt
Keg elrad

Bild 2: Fehlerhafte Tragbilder


Bild 1: Einstellung mit Einstellscheiben
Beispiel: Korrektes Tragbild
Tragbildbeurteilung
Es hat eine längliche ballige Form im Bereich der
Mit Hilfe einer Tragbildprüfung kann die korrekte
Druckflankenmitte (Bild 3).
Einstellung von Kegel- und Tellerrad überprüft
werden.
Kopf
Tragbildbeurteilung von Gleasonverzahnungen
Beispiele fehlerhafter Tragbilder (Bild 2)
Fuß
Kopfkontakt
Das Tragbild liegt im Bereich des Zahnkopfes. Zur


Korrektur muss das Kegelrad durch eine dickere
Ausgleichsscheibe höher gesetzt werden . Bild 3: Korrektes Tragbild

1 6. 1 0 Ausgleichsgetriebe Drehmomente zu gleichen Teilen an die Antriebsrä-


der verteilen. Das Ausgleichsgetriebe überträgt auf
Aufgaben beide Antriebsräder gleich große Drehmomente,
• Drehzahlunterschiede der Antriebsräder ausglei - auch wenn sich z.B. bei Kurvenfahrt das eine An-
chen . triebsrad schneller dreht als das andere.
• Drehmomente zu gleichen Teilen an die Antriebs-
räder verteilen. Die Größe des übertragenen Drehmoments wird
Drehzahlunterschiede der Antriebsräder ausglei- dabei durch das Antriebsrad bestimmt, das die
chen. Beim Befahren einer Kurve müssen die kur- schlechtere Haftung mit der Fahrbahn hat.
venäußeren Räder eines Kraftwagens einen größe-
Bauarten
ren Weg zurücklegen als die kurveninneren. Auch
unterschiedliche Straßenoberflächen rufen Weg- • Kegelrad-Ausgleichsgetriebe. Sie sind zusammen
unterschiede hervor. Deshalb ergeben sich für die mit dem Achsgetriebe in einem Gehäuse (Diffe-
Räder einer Achse unterschiedliche Raddrehzahlen . renzial) untergebracht.
• Schneckenrad-Ausgleichsgetriebe (Torsen-Diffe-
Das Ausgleichsgetriebe gleicht die Drehzahldiffe-
renzial). Sie werden z.B. in Allrad-Fahrzeugen als
renzen der Antriebsräder aus. Das kurvenäußere
Verteilergetriebe zwischen den Antriebsachsen
Antriebsrad dreht um soviel schneller wie das
eingesetzt und besitzen eine selbsttätige Sperr-
kurveninnere langsamer dreht.
wirkung.
444 1 6 Antriebsstrang

Kegelrad-Ausgleichsgetriebe Das kurveninnere linke Antriebsrad läuft um soviel


Aufbau (Bild 1) langsamer, wie das kurvenäußere rechte Antriebs-
Das Antriebskegelrad ist z.B. mit der Gelenkwel- rad schneller läuft. Der Drehzahlunterschied w ird
le verbunden und treibt das Tellerrad, welches mit durch d ie Ausgleichskegelräder ausgeglichen .
dem Ausgleichsgehäuse verschraubt ist. Im Aus- Jedes Antriebsrad erhält gleichviel Drehmoment.
gleichsgehäusesind die Ausgleichskegelräder dreh-
bar gelagert. Die Ausglei chskegelräder stehen mit
den Achswellenrädern im Eingriff, die mit den Achs- 1 6. 11 Ausgleichssperren
wellen verbunden sind .
Man unterscheidet • Quersperren und
• Längssperren
Wirkungsweise
Quersperre. Sie sperrt den Drehzahlausgleich zwi-
Geradeausfahrt. Beide Antriebsräder und Achswel-
schen den Antriebsrädern einer Achse .
lenräder drehen gleich schnell. Die Ausgleichskegel-
räder drehen sich nicht. Sie wirken als Mitnehmer
Eine Quersperre teilt dem Antriebsrad einer Ach-
und übertragen die Antriebsdrehmomente zu glei-
se, das die bessere Bodenhaftung (Traktion) be-
chen Teilen auf das linke und rechte Achswellenrad .
sitzt, mehr Drehmoment zu .
Ein Rad dreht durch, das andere steht still. Das
Achswellenrad des durchdrehenden Rades bewirkt Beispiel: Dreht z.B. ein Antriebsrad auf eisglatter
das Drehen der Ausgleichskegelräder, die sich auf Fahrbahn oder weichem Untergrund durch , so über-
dem stillstehenden Achswellenrad abwälzen . trägt dieses Rad zu wenig Antriebskraft auf die Fahr-
Der Drehzahlunterschied wird ausgeglichen , indem bahn, um das Fahrzeug zu bewegen.
das durchdrehende Rad doppelt so schnell dreht wie Das Ausgleichsgetriebe wirkt sich hier nachteilig
das Tellerrad. aus, da das andere Antriebsrad mit der guten Fahr-
Die Drehmomentverteilung erfolgt zu gleichen Tei- bahnhaftung das gleiche Drehmoment zugeteilt
len an die Achswellenräder und richtet sich nach bekommt. Durch die Ausgleichssperre wird dem
dem schlechter haftenden Antriebsrad . Ein Vortrieb Antriebsrad mit der besseren Bodenhaftung mehr
des Fahrzeugs ist nicht möglich . Drehmoment zugeteilt. Das zugeteilte Drehmoment
ist abhängig von der Traktion und dem Sperrwert
Kurvenfahrt (Beispiel Linkskurve, Bild 1). Die kurven- der eingebauten Ausgleichssperre.
äußeren Antriebsräder legen einen größeren Weg Sperrwert
zurück und drehen sich schneller als die kurven-
inneren Räder. Der Sperrwert S gibt an, wieviel Drehmoment-
Dies wird durch die Ausgleichskegelräder ermöglicht, unterschied zwischen dem linken und rechten
welche Drehzahlunterschiede zwischen dem linken Antriebsrad einer Antriebsachse bzw. zwischen


und rechten Achswellenrad ausgleichen. 2 Achsgetrieben derVorder-und Hinterachse von
Dabei drehen sich die Ausgleichsräder, die im Aus- Allradfahrzeugen möglich ist.
gleichsgehäusegelagert sind, um ihre Achsen .
Bild 1 zeigt die Drehrichtungen der Wellen und Ke- Differenz Drehmomente
gelräder beim Befahren einer Linkskurve. S = Summe Drehmomente · 100 %

Der SperrwertS wird in % angegeben . Er bezieht sich


z.B. auf das am Tellerrad anl iegende Lastmoment.
Beispiel Sperrwert 40%: Dabei kann das Antriebsrad
Antriebskege lrad mit der besseren Traktion 40 % mehr Drehmoment
übertragen als das andere.
Längssperre. Sie sperrt den Drehzahlausgleich zwi-
schen den Rädern zweier Antriebsachsen .

Eine Längssperre teilt den Antriebsrädern der


Achse, welche die bessere Bodenhaftung (Trak-
rechte A chswelle tion) haben, mehr Drehmoment zu.

Ausgl eichsgehäuse Beispiel: Drehen, z.B. bei einem Allradfahrzeug , die


Räder einer Antriebsachse durch, so wird den Rä-
dern der Antriebsachse mit der besseren Traktion
entsprechend dem Sperrwert der eingebauten Aus-
Bild 1: Kegelrad-Ausgleichsgetriebe gleichssperre, mehr Drehmoment zugeleitet.
16 Antriebsstrang 445

16.11.1 Schaltbare Ausgleichsperren Die Druckringe haben auf ihren Mantelflächen


Mitnehmer, die in Längsnuten des Ausgleichsge-
Die im Bild 1 dargestel lte Ausgleichssperre besteht häuses eingreifen . Sie sind drehfest mit dem Aus-
aus der Schaltbetätigung und der Klauenkupplung. gleichsgehäuse verbunden, in ihm jedoch axial
Das Schalten kann z.B. mechanisch von Hand oder verschiebbar.
pneumatisch erfolgen.
Zwischen den außenliegenden Stirnflächen der
Wirkungsweise. Im eingerückten Zustand verbindet
Druckringe und den Stirnflächen des Ausgleichsge-
die Klauenkupplung die rechte Achswelle drehfest
häuses sind die Lamellen angeordnet.
mit Ausgleichsgehäuse und Tellerrad.
Über die Innenverzahnung der Schaltmuffe und die Die außenverzahnten Lamellen greifen in die Längs-
Außenverzahnung auf der rechten Seite des Aus- nuten des Ausgleichsgehäuses, die innenverzahnten
gleichsgehäuseswird eine formschlüssige und dreh- Lamellen in die Außenverzahnung der Achswellen.
feste Verbindung zwischen der rechten Achswelle Die zwei Druckringe besitzen an den innenliegenden
und dem Ausgleichsgehäuse erreicht. Dadurch kön- Stirnflächen 4 Ausfräsungen, in denen die Achsen
nen die Ausgleichsräder nicht auf den Achswellen- der Ausgleichskegelräder gelagert sind. Zur Vor-
rädern abrollen. Sie wirken nur als Mitnehmer. Der spannung der Lamellen werden Tellerfedern einge-
Ausgleich ist zu 100% gesperrt. baut.
Schaltbare Ausgleichssperren müssen bei normaler
Bodenhaftung der Antriebsräder gelöst werden, um
Achse der Keilfläche für
Schäden an der Klauenkupplung und den Zahnrä- Ausgl eichs- Spreizwirkung
dern zu vermeiden. kegelräder

Tellerrad Au sgleichsräderachse

Ausgleichsgehäuse
Ausgleichs-
kegelrad


Bild 1: Schaltbare Ausgleichssperre
Au sgleichs- A usgleichs- Druck- A chs-
gehäuse kegelräder ring w elle

16.11 2 Selbsttätige Ausgleichssperren Bild 2: Ausgleichssperre mit Lamellenkupplungen

Sie bewirken, dass der Drehzahlausgleich, z.B.


zwischen den Antriebsrädern einer Achse, selbst- Wirkungsweise
tätig gesperrt wird. Dem Antriebsrad mit den bes-
Das vom Wechselgetriebe kommende Drehmoment
seren Haftverhältnissen wird mehr Drehmoment
wird durch die Übersetzung im Achsgetriebe ver-
zugeführt.
stärkt und über Tellerrad und Ausgleichsgeh äuse
Übliche Sperrwerte liegen zw ischen 25 % und 70 %. auf die Druckringe übertragen.
Bauarten
Gleich gute Bodenhaftung. Von jedem Antriebsrad
• Ausgleichssperre mit Lamellenkupplungen
werden 50 % des Drehmomentes übertragen.
• Tarsen-Differenzial • Visco-Kupplung
• Elektronische Differenzialsperre (EDS) Das Drehmoment wird über das Tellerrad zum Aus-
• Aktive Sperrdifferenziale gleichsgehäuse und über die Druckringe, die axial
• Haldex-Kupplung verschoben werden können, zu den Lamellenkupp-
lungen auf die verzahnten Achswellen übertragen.
Ausgleichssperre mit Lamellenkupplungen
Aufbau (Bild 2) Unterschiedliche Bodenhaftung. Dreht z.B. das rech-
Zu den üblichen Bauteilen eines Ausgleichsgetrie- te Antriebsrad durch, so drehen sich die Ausgleichs-
bes kommen zusätzlich zwei Druckringe und zwei kegelräder. Ihre Achsen drücken die Druckringe ge-
Lamellenkupplungen. gen die beiden Lamellenpakete.
446 16 Antriebsstrang

Durch die Anpresskraft wird zwischen den schnel- Gleich gute Bodenhaftung. Haben bei Gerade-
ler drehenden innenverzahnten Lamellen und den ausfahrt die Antriebsräder gleiche Drehzahlen, so
außenverzahnten Lamellen des rechten Lamellen- drehen sich die Schneckenräder mit den seitlichen
paketes ein lastabhängiges Reibmoment erzeugt. Stirnrädern nicht und wirken als Mitnehmer.
Dieses Reibmoment wird über Ausgleichsgehäuse, Die Drehmomentverteilung erfolgt zu gleichen Tei-
linkes Lamellenpaket, Verzahnung der linken Achs- len an die beiden Antriebswellen.
welle zum linken Antriebsrad geführt. Unterschiedliche Bodenhaftung, Kurvenfahrt. Der
Hier wirkt es zusätzlich zum normalen Antriebsmo- Drehzahlausgleich erfolgt über die drehenden Stirn-
ment der rechten Antriebsseite. räder und Schneckenräder, wobei Selbsthemmung
auftritt.
Tarsen-Differenzial
Dreht z.B. das linke Antriebsrad schneller, so treibt
Das Grundprinzip des Torsen-Differenzials beruht die linke Schnecke ihre Schneckenräder an.
auf der Selbsthemmung zwischen Schneckenrad Die Stirnräder der linken Seite übertragen die Dreh-
und Schnecke eines Schneckengetriebes. bewegung auf die Stirn- und Schneckenräder der
Die Größe der Selbsthemmung ist abhängig vom rechten Seite. Zwischen Schneckenrad und Schnecke
Steigungswinkel der Verzahnung von Schnecke tritt eine dem Sperrwert entsprechende Selbsthem-
und Schneckenrad. mung ein. Dem Rad mit der besseren Bodenhaftung
bzw. der geringeren Drehzahl, hier dem rechten Rad,
Die Selbsthemmung wird aufgehoben, wenn die
wird mehr Drehmoment zugeteilt.
Schnecke das Schneckenrad treibt.

Das Tarsen-Differenzial (Tarsen = torque sensing = Tellerrad


drehmomentfühlend) verteilt das vom Wechselge-
triebe kommende Drehmoment traktionsabhängig.
Es kann als Längssperre im Mittendifferenzial z. B.
mit gleicher und mit ungleicher Drehmomentenver-
teilung (Bild 1) (40 % VA : 60 % HA) oder als Quer-
sperre (Bild 2) eingesetzt werden.

~-~- Sti rn ­
' 10<f.~«.Hr räder

Sch neckenräd er

Bild 2: Tarsen-Differenzial als Quersperre


Bild 1: Tarsen-Differenzial als Längssperre mit ungleicher
Drehmomentverteilung
Elektronisches Sperrdifferenzial
Aufbau (Bild 1)
Ein Tarsen-Differenzial besteht aus zwei Schnecken- Das Elektronische Sperrdifferenzial (ESD/EDS)
getrieben (Schnecke und Schneckenrad). Die Stirn- ist im ABS/ESP-System integriert und wird als
räder verbinden die beiden Schneckengetriebe Anfahrhilfe eingesetzt . Die Sperrwirkung wird
fo rm schlüssig miteinander. Sie sind im Ausgleichs- durch Bremseneing riff am durchd rehenden An-
gehäuse drehbar gelagert. Jede Schnecke ist mit triebsrad erzeugt. Bei Allradantrieben werden die
einer Antriebswelle drehfest verbunden. Bei gleicher durchdrehenden Räder gebremst.
Drehmomentverteilung sind die Schneckenräder
gleich groß (Bild 2), bei unterschiedlicher Verteilung
haben sie unterschiedliche Durchmesser (Bild 1). Merkmale
• Verbesserung der Trakti on bei schlechten Fahr-
Wirkungsweise bahnverhältnissen.
Kraftfluss im Tarsen-Differenzial • Erhöhung der Fahrstabilität und Verhindern des
Das Antriebsdrehmom ent kommt vom Kegelrad Ausbrechens des Fahrzeugs beim Beschleunigen.
über das Tellerrad und wird vom Ausgleichsgehäu- • Erhöhter Bremsbelagverschleiß
se und den Schneckenrädern auf die Schnecken der • Wegen thermischer Überlastung für Off-road-E in-
beiden Antriebswellen übertragen. satz nur bedingt geeignet.
16 Antriebsstrang 447

Aufbau Druckaufbau (Bild 3). Mit Hilfe der Drehzahlfühler er-


Das ESD/EDS-System ist in einer ABS/ESP-Einheit kennt das Steuergerät ein durchdrehendes Rad. Es
integriert und umfasst folgende Baugruppen : steuert das Sperrventil und die selbstansaugende
Hydraulikeinheit (Bild 1) mit Pumpenmotor, integ- Hydraulikpumpe an. Diese saugt über das hydrau-
riertem Steuergerät, Saug- und Druckventilen, Ein- lische Umschaltventil die Bremsflüssigkeit an und
und Auslassventilen, hydraulischen Umschalt- und bremst das durchdrehende Rad ab, bis Gleichlauf er-
Sperrventilen mit Druckbegrenzungsventilen. reicht ist. Durch dieses Abbremsen wird die fehlende
Bodenhaftung simuliert und eine Sperrwirkung des
Elektrische Anlage. Sie besteht aus dem in der Hyd-
Differenzials erreicht.
raulikeinheit integrierten ABS/ESP/EDS-Steuergerät
und den Drehzahlsensoren der Räder. Druckhalten (Bild 3). Bei dieser Regelphase wird das
Einlassventil (grün) bestromt und somit geschlos-
sen. Der eingesteuerte Bremsdruck bleibt konstant.

Hauptbremszylinder

• 0

N;,d"drucl<
speieher
~ Steuergerät

~

~ld. 1,:, F..&l.IE.US-Hvdraulikeinheit

Wirkungsweise
Eigendiagnose, Fehlerspeicherung. Beim Einschal-
t en der Zündung wird ein Selbsttest durchgeführt.
Die Kontrolllampe erlischt bei fehlerfreiem System.
Bild 3: Druckaufbau, Druckhalten im EDS-System
Tritt z.B. ein elektrischer Fehler auf, wird dieser im
Fehlerspeicher abgelegt und das System wird abge-
schaltet. Der Fahrer wird durch das Aufleuchten der
Kontrolllampe informiert.
Druckabbau (Bild 2). Neigt das Rad nicht mehr zum
Fahrstellung (Bild 2). Beim Fahren oder Bremsen Durchdrehen, oder wird Bodenhaftung erkannt, so
sind alle Ventile stromlos und der Bremsdruck kann wird der Bremsdruck abgebaut. Die Ventile w erden •
beim Betätigen der Bremse über die geöffneten stromlos geschaltet. Der Bremsdruck strömt über ~
Sperr- und Einlassventile zur Radbremse strömen. das geöffnete Einlass- und Sperrventil zum Haupt-
Das hydraulische Umschaltventil wird durch den bremszylinder.
Bremsdruck in der Steuerleitung geschlossen.
Elektromechanisch betätigtes Sperrdifferenzial mit
Lamellenkupplung

Es ist ein vollautomatisch wirkendes Sperrdif-


f erenzial, welches über einen Elektromotor mit
Übersetzungsgetriebe das Hinterachsdifferenzial
zu 100 % sperrt.

Aufbau (Bild 1, 2, Seite 448)


Das Hinterachsgehäuse mit Antri ebskegel- und Tei-
lerrad hat zusätzlich ...
~ Bremsen
• .. . ei ne Lamellenkupplung im Differenzialgehäuse.
--- Druckabbau • .. . eine mechanische Druckeinrichtung mit Kugel-
Druckbegrenzungs- pfannen.
ventil
• .. . einen Elektromotor mit Übersetzungsgetriebe
Bild 2: EDS-Bremskreis eines Antriebsrades zur Betätigung der Sperre.
448 16 Antriebsstrang

Aufbau (Bild 3, 4)
Lamellenkupplung
Das Hinterachsgehäuse mit Antriebskegel- und Tei-
lerrad hat folgende Bauteile integriert:
• Pro Seite je ein Überlagerungsgetriebe mit einem
Sonnenrad und einem Hohlrad, die über Lamel-
lenkupplungen verbunden werden können.
• Eine elektrohydraulische Steuerung zum Betäti-
gen der Lamellenkupplungen.

Hohlrad 1 Sonnenrad 1 Hohlrad 1

Hohl-
Bild 1: Elektrisch betätigtes Sperrdifferenzial
rad 2

Wirkungsweise (Bild 2)
Dreht ein Antriebsrad durch, so wird der Elektro-
motor bestromt. Über das Übersetzungsgetriebe
verdreht sich der Zahnradabschnitt mit den rampen-
förmig ausgebildeten Kugelpfannen. Dadurch führt
der Druckring eine axiale Bewegung aus. Über den Sonnenrad 2 Lamellenkupplung Elektromotor
Druckring werden die mit der Achswelle verbunde-
nen Innenlamellen und mit dem Ausgleichskorb ver- Bild 3: Aktives Sperrdifferenzial
bundenen Außenlamellen zusammengepresst. Das Wirkungsweise
Ausgleichsgetriebe wird 100% gesperrt. Ist der Elek- Abhängig von Fahrgeschwindigkeit, Lenkwinkel und
tromotor stromlos, drücken die Federn den Druck- Giermoment wird über das Betätigen der Lamellen-
ring zurück, die Kupplung ist wieder geöffnet. kupplung an den Antriebsrädern ein unterschiedliches
Antriebsmoment zugeteilt. Dadurch kann das Eigen-
lenkverhalten des Fahrzeugs gezielt beeinflusst wer-
Zahnradabschnitt
mit Kugelpfannen den. Ist an einem Antriebsrad eine Drehmomenter-
höhung erwünscht, so schließt die Lamellenkupplung
und verbindet S1 -- H1 mit H2 -- S2 (Bild 4). Durch die
unterschiedlich wirkenden Übersetzungen (S1 - - H1 zu
H2 -- S2 wird am anderen Rad eine Drehmomenterhö-


hung erzeugt. Bei Geradeausfahrt sind die Kupplun-
gen gelöst und das Antriebsmoment wird gleichmä-
ßig auf die Räder verteilt.

Hohlrad 1 Kegeltrieb
H1
Sonnen- 51
rad 2
Differenzia l
Bild 2: Bauteile Sperrdifferenzial Flansch- H2
w elle
links 52
Aktives Sperrdifferenzial Sonnen- Lamellen-
rad 1 kupplung
Es ist ein vollautomatisches Sperrdifferenzial,
Bild 4: Prinzip aktives Sperrdifferenzial
welches die Antriebskraft abhängig von der Fahr-
situation stufenlos und variabel auf die einzelnen WIEDERHOLUNGSFRAGEN
Hinterräder verteilen kann.
1 Welche Aufgaben haben Achsgetriebe?

Merkmale 2 Welche Aufgaben hat das Ausgleichsgetriebe?


3 Aus welchen Komponenten besteht ein EDS?
• Verbesserung der Traktion bei unterschiedlicher
Bodenhaftung (max. Sperrwert 30% ... 40 %). 4 Wie funktioniert ein elektrisches Sperrdifferenzial?
5 Welche Merkmale hat ein Aktives Sperrdifferen-
• Höhere Fahrstabilität bei Kurvenfahrt durch Erzeu-
zial?
gung eines Giermoments.
1 6 Antriebsstrang 449

1 6. 1 2 Allradantrieb Aufbau
Bei Fahrzeugen mit permanentem Allradantrieb
Ein Antriebsrad eines Kraftfahrzeugs kann nur werden folgende Aggregate verwendet (Bild 1):
soviel Antriebskraft FA übertragen wie es die Rei- • Verteilergetriebe mit Mittendifferenzial (zentrales
bungskraft zwischen Reifen und Fahrbahn zulässt. Ausgleichsgetriebe) und Längssperre
• Vorderes Achsgetriebe mit Ausgleichsgetriebe
Geht man bei dem im Bild dargestellten Fahrzeug • Hinteres Achsgetriebe mit Ausgleichsgetriebe und
von z.B . 2200 kg Gesamtgewicht aus, so wird bei Quersperre
gleicher Gewichtsverteilung jedes Rad mit 550 kg
Verteilergetriebe mit Mittendifferenzial, Aufgaben.
belastet. Dies entspricht einer Radlast von 5500 N.
Auf eisglatter Fahrbahn lA- = 0,1 kann z.B. jedes Rad • Verteilung des Drehmoments zwischen Vorder-
maximal FA = FN x f.JH = 5500 N X 0,1 = 550 N An- und Hinterachse. Je nach Bauart kann das Dreh-
t riebskraft übertragen. moment konstant (50:50) oder variabel verteilt
werden .
Dies ergibt für
• Drehzahlausgleich zwischen VA und HA bei Kur-
Zweiradantrieb FAges =2 X 550 N = 1100 N venfahrt
Vierradantrieb FA ges =4 X 550 N = 2200 N • Sperrung des Drehzahlausgleichs. Treten zwi-
schen den Rädern der VA und HA Drehzahlunter-
Ein Allradfahrzeug mit 4 angetriebenen Rädern schiede auf, so kann selbsttätig oder zuschaltbar
kann bei gleicher Antriebsleistung und Gewichts- längs gesperrt werden .
verteilung doppelt so viel Antriebskraft übertra- Vorderes und hinteres Ausgleichsgetriebe
gen wie ein Fahrzeug mit 2 Antriebsrädern. Sie gleichen unterschiedliche Raddrehzahlen aus
und verteilen das Drehmoment zu gleichen Anteilen
Man unterscheidet folgende Allradsysteme:
an die Antriebsräder einer Achse.
• Zuschaltbarer Allradantrieb Dreht ein Rad durch, so kann durch eine Quersperre
Hier werden die Räder einer Antriebsachse immer der Ausgleich gesperrt werden und dem Rad mit der
angetrieben, die anderen Räder im Bedarfsfall besseren Bodenhaftung mehr Drehmoment zuge-
zugeschaltet teilt werden .
• Permanenter Allradantrieb (Bild 1)
Um mit einem Allradfahrzeug ein maximales
Alle Räder werden ständig angetrieben .
Drehmoment unter allen Fahrbedingungen über-
Ein Mittendifferenzial zum Ausgleich unterschied-
tragen zu können sind 1 Längssperre und 2 Quer-
licher Raddrehzahlen zwischen Vorder- und Hin-
sperren erforderlich.
terachse ist erforderlich.

Automatikgetriebe

Achsgetriebe HA mit
Ausgleichsgetriebe und
Quersperre

Verteil erg etriebe mit


Mittendifferenzial Achsgetriebe VA mit
und Längssperre Ausgleichsgetriebe

Bild 1: Allradfahrzeug mit permanentem Allradantrieb


450 16 Antriebsstran

Mittendifferenzial und Verteilergetriebe vom Getriebe angetriebenen Antriebswelle, den


Sie befinden sich meist in einer Baueinheit im An- Zwischenrädern, die die Vorderachse antreiben und
triebstrang nach dem Getriebe. Man unterscheidet einer schaltbaren Lamellenkupplung . Dabei wird die
folgende Bauarten: Verteilergetriebe mit Gelenkwelle zur Hinterachse vom Motor über die
Eingangswelle permanent angetrieben . Drehen die
• Kegelrad-Differenzial • Lamellenkupplung
• Planetengetriebe • Visco-Kupplung Hinterräder durch , wird der Stellmotor mit Getriebe
• Tarsen-Differenzia l • Haldex-Kupplung angesteuert und über den Stellhebel mit Kugelram-
• Kronenrad-Differenzial pe wird die Lamellenkupplung geschlossen (Vgl.
S. 448). Somit können die Vorderräder bis 100% des
Im Bild 1 sind die möglichen Drehmomentverteilun-
Drehmoments übertragen.
gen zwischenVorder-und Hinterachse aufgelistet.
vom Motor/Getriebe Antriebszahnrad
VA-Getriebe Antriebswelle HA
Lamellen-
Zwischenrad kupplung

HA·
Antriebswelle VA Verteilergetriebe Getriebe

Bauart Vorderachse Hinterachse


Kegel rad-Differenzial 50 % 50 % zahnrad Stellmotor mit Getriebe
Planetengetriebe z.B. 42 % 58 %
Bild 3: Verteilergetriebe mit Lamellenkupplung (X-Drive)
t--:-Lcca_m_e-clle.,-n_k_u~p~
p_lu_n=
g --j ~ f---..,...:..:..:..:.c.::...:.::..:..:.._+-..:.:..:..:..:c.c..c..:-,-:..,~
0 % ..... 98 % 98 % ....... 0 %
t--:-V_is_c_
o_-K_u~p~
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g---j~f---..:.:..:..:..:c.c..c..:~:..:.._+-~.:..:..:.c.::...:.::..~
98 % ....... 2 % 2 % ..... 98 %
Selbstsperrendes Mittendifferenzial mit
t--:-l<_
o_rs_e_n-_D_iff
_e_r_e_ 22-
nz_ia_l_ -i ., t--:-- %-.....
-- 78+ % - -78 -%-.....
- -22-%- l
Haldex-Kupplung ] 100 % ... .... 0 % 0 % ... 100 %
Planetengetriebe (Bild 4)
Kronenrad-Differenzial ~ 1------- 15 % ..... 40-- % - - t85
- --
% .....-60---l
%
Es verteilt das Drehmoment im nichtgesperrten
Bild 1: Drehmomentverteilung bei Verteilergetrieben Zustand in einem konstanten Verhältnis von z.B.
42% VA zu 58%.
Kegelrad-Mittendifferenzial (Bild 2). Es gleicht unter-
schiedliche Drehzahlen der Antriebsräder aus und Aufbau (Bild 4). Es besteht aus einem einfachen Pla-
verteilt das vom Getriebe kommende Drehmoment netenradsatz mit Planetenrädern, die im angetriebe-
konstant mit 50% an das hintere Achsgetriebe und nen Planetenradträger gelagert sind. Über das Son-
50 % an das vordere Achsgetriebe. Das Kegelrad- nenrad und eine Laschenkette wird die Antriebswelle
Differenzial kann manuell mit einer Klauenkupplung der Vorderachse angetrieben. Das Hohlrad treibt die
(Bild 2) gesperrt werden. Antriebswelle der Hinterachse an. Zwischen Hohlrad
und Planetenradträger befinden sich Reiblamellen für
Wechselgetriebe 5. Gang Mitten- Schaltbetätigung
differenzial für Ausgleichs- die Längssperrung.

zur Hinterachse Sonnenrad Mittendifferenzial


58 %

zum zum
vorderen Verteiler- Ausgleichs- hinteren
Achsgetriebe getriebe sperre Achsgetriebe

Bild 2: Kegelrad-Mittendifferenzial
zur Vorder-
achse 42 %
Verteilergetriebe mit Lamellenkupplung (Bild 3)
Planetenräder
Aufbau. Diese Bauart wird bei zuschaltbaren All-
radantrieb eingesetzt. Das Getriebe besteht aus der Bild 4: Selbstsperrendes Mittendifferenzial
16 Antriebsstrang 451

Funktionsweise. Der angetriebene Planetenradträger Visco-Kupplung (Bild 3)


überträgt über die Planetenräder das Drehmoment in
einem festen Drehmomentverhältnis über das Son- Sie gleicht unterschiedliche Achsgetriebedrehzah-
nenrad mit z. B. 42 % zur Vorderachse und über das len aus und wirkt als traktionsabhängige Sperre.
Hohlrad mit 58 % zur Hinterachse. Die ungleiche Dreh-
momentverteilungerfolgt aufgrundder unterschiedli-
chen Hebelarme von Sonnenrad und Hohlrad (Bild 1). Aufbau (Bild 3). Die Visco-Kupplung besteht aus
Sperrung. Drehen z.B. die Räder einer Antriebsachse • dem mit Siliconöl befülltem Gehäuse
durch , so werden die Reiblamellen durch die wirken - • gelochten außenverzahnten Stahllamellen und
de Antriebskraft lastabhängig angepresst. Der An -
• geschlitzten innenverzahnten Stahllamellen .
triebsstrang ist somit längs gesperrt.

Bild 1: Drehmomentverteilung durch Planetengetriebe


Visco-Kupplung
Dynamische Drehmomentverteilung
Im Bild 2 wird dargestellt, wie das Drehmoment bei
unterschiedlichen Fahrbahnzuständen verteilt wird . Bild 3: Visco-Kupplung
ln t1 erhält die HA 58 % und die VA 42 %.
Vorderachse schlechte Bodenhaftung (t2 ) . Verlieren Funktionsweise. Der Antrieb erfolgt bei dieser Aus-
dieRäderderVAanTraktionsvermögen(ca . 180 Nm). führung grundsätzlich über die Hinterachse. Bei nor-
so steigt durch die Sperrwirkung des Differenzials maler Bodenhaftung der Räder der Hinterachse (Rä-
das Vortriebsmoment an der Hinterachse um den der drehen nicht durch) wird durch die Hinterachse
gleichen Betrag (180 Nm) auf 760 Nm. das Antriebsmoment vollständig auf die Straße über-
Verminderte Traktion aller Antriebsräder. HA hat tragen. Tritt an den hinteren Antriebsrädern Schlupf
schlechtere Bodenhaftung (t3 ). Das gesamte Vor- auf, verdrehen sich die Lamellen gegeneinander. Das
triebsmomentsinkt durch den unterstützenden EDS- Silikonöl wird abgeschert, Druck, Temperatur und •
Bremseneingriff um 180 Nm auf 820 Nm. Durch die Abscherkräfte im Silikonöl steigen. Diese Visco- ,
Sperrwirkung und den Bremseneingriff erhält die VA Kupplung sperrt bei großen Drehzahldifferenzen zur
600 Nm, die HA 220 Nm Vortriebsmoment Vorderachse (>100 1/min) mit einem Sperrwert von
bis zu 30 %. Dabei wird ein Teil der Antriebskraft von
Haben die Räder wieder gute Haftung (t4 ). erhalten
der Hinterachse über die innenverzahnten Lamellen
die Hinterräder 580 Nm und die Vorderräder 420 Nm .
auf die außenverzahnten Lamellen von der Nabe
zum Triebling des vorderen Achsgetriebes übertra-
!Qli:j~ ~~ ~~ !Qli:j~ gen . Diese Viscokupplung ist so ausgelegt, dass bei
1000 - geringen Drehzahldifferenzen keine Sperrwirkung

t
Nm
800
\, -- / auftritt. Deshalb werden ABS-Regeleingriffe nicht be-
einflusst und es ist ein Drehzahlausgleich zwischen
E
<ll
E
600 I den Achsen bei Kurvenfahrt möglich . Auf ein Längs-
0
E 400 I V differenzial kann verzichtet werden .
.!::

0
<ll
\ }\ 1 Tarsen-Differenzial. Es ist z.B. im Wechselgetriebe
200
integriert. Je nach Bauausführung kann das An-
\ triebsmoment
t, t2 t3
- Antri ebsdrehmom ent - Hinterachsmom ent • zu gleichen Teilen an die Antriebsräder der Vor-
1000 Nm konstant - Vorderachsm om ent derachse (50 %) und Hinterachse (50 %) oder
- Vortri eb - Bremsmoment EDS
• zu ungleichen Teilen an die Vorderräder (40 %)
Bild 2: Dynamische Drehmomentverteilung und Hinterräder 60 % verteilt werden .
452 16 Antriebsstrang

Tarsen-Differenzial mit gleicher Drehmomentver- • Steuerventil zum Steuern des Öldrucks auf den
teilung. Das im Bild 1, Seite 452 dargestellte Mitten- Arbeitskolben.
differenzial verteilt durch die gleich großen Abtriebs- • Haldex-Steuergerät zum Ansteuern des Steuer-
schneckenräder das Antriebsmoment gleichmäßig ventils zur Betätigung der Kupplung.
zum hinteren und vorderen Achsgetriebe. Als Mit-
Funktionsweise (Bild 3, 4). Die Vorderräder werden
tendifferenzial kann es außerdem unterschiedliche
Drehzahlen zwischen Vorder- und Hinterrädern aus- konventionell über das Vorderachs-Differenzial an-
gleichen. Drehen z.B. die Vorderräder durch, sperrt getrieben. Je nach Fahrsituation und Traktionsver-
das Tarsen-Differenzial mit einem von der Bauart mögen kann über den Schließgrad der Kupplung
des Schneckengehäuses abhängigen Sperrwert, das Antriebsmoment zur Hinterachse geleitet wer-
z. B. 56%. Somit wird den Rädern mit der besseren den. Beim Starten des Motors wird von der elektrisch
Bodenhaftung mehr Drehmoment zugeteilt. angetriebenen Pumpe Druck erzeugt, der im Akku-
mulator konstant auf ca. 30 bar gehalten wird. Beim
Automatikgetriebe Anfahren und Beschleunigen schließt die Kupplung
wodurch die Hinterräder zugeschaltet w erden. Das
Fahrzeug erhält durch die Längssperrung maximale
Vortriebskraft. Bei schneller Fahrt und beim Bremsen
kann die Haldex-Kupplung bedarfsgerecht und trak-
tionsabhängig zu- und abgeschaltet werden. Dreht
z.B. nur ein Rad an einer Achse durch, so wird über
EDS-Bremseneingriff eine Quersperrung erreicht.
Bei Ausfall der Pumpe, des Steuerventils und bei
elektrischen Fehlern kann das Fahrzeug nur noch m it
Vorderradantrieb gefahren werden.

Schnecke Stirnräder vorderes Achsgetriebe


Antriebsritzel des Tellerrad
Hinterachsgetriebes
Bild 1: Tarsen-Differenzial mit gleicher Drehmoment-
Lamellenpaket
verteilung
der Haldex-
kupplung
Haldex-Kupplung
Ölfilter
Sie ist an der Hinterachse eingebaut und kann
Pumpe
bedarfsgerecht über den Schließgrad der Lamel-
lenkupplung das Antriebsmoment variabel von Akkumu-
lator
0 % .. . 100 % auf die Hinterräder übertragen.
Ant riebs- Öl-Vorrats-


Aufbau w elle Steuerventil behält er
Die Haldex-Kupplung (Bild 2, 3, 4) ist im Antri ebs- Bild 3: Bauteile der Haldex-Kupplung
strang ei nga ngsseitig am Hinterachsgetriebe einge-
baut und besteht aus folgenden Bauteilen:
• Pumpe zum Erzeugen des Anpressdruckes. Steuerung der Haldex-Kupplung (Bild 4)
• Akkumulator zum Konstanthalten des Druckes. Die Pumpe saugt das Öl aus dem Vorratsbehälter an
• Ölvorratsbehälter und Ölfilter. und fördert es zum SteuerventiL Dieses wird vom
• Lamellenpaket mit Arbeitskolben zum Zuschalten Steuergerät pulsweitenmoduliert angesteuert, wo-
des Drehmoments auf die Hinterräder. durch der Öldruck und somit der Schließdruck der La-
Motor-Steuergerät
m ellenkupplung dosiert w erden kann.

Lam ellen-
kupplung
Ge-

Steuergerät
Steuergerät
ach se Differenzial
der Hinterachse

Bild 2: Allradantrieb mit Haldex-Kupplung Bild 4: Hydraulikplan Haldex-Kupplung


16 Antriebsstrang 453

Kronenraddifferenzial Asymmetrisch-dynamische Momenten-


verteilung (Bild 3)
Es ist ein selbstsperrendes Mittendifferenzial
Verlieren z.B. die Räder der Vorderachse an Trak-
mit asymmetrisch-dynamischer Momentenver-
tionsvermögen, wird durch die Sperrwirkung der
teilung. Es verteilt das Drehmoment variabel je
Reiblamellen bis zu 85% gesperrt und an die Hinter-
nach Traktion von 70 % ... 40% auf die Vorder-
achse übertragen . Dazu greift die ESP-Regelung an
achse und 60% ... 85% auf die Hinterachse.
den Rädern der VA ein, bremst diese ab und erzeugt
Aufbau (Bild 1). Das Kronenraddifferenzial besteht so das entsprechende Stützmoment
aus folgenden Bauteilen:
• Gehäuse mit 4 Ausgleichskegelrädern
• 2 Kronenräder mit unterschiedlichen Teilkreisdurch-
messern für Antrieb derVorder-und Hinterachse
• Lamellenkupplung als Längssperre.

Innenlamelle Achse für v ier Aus-


-
85%

Außenlamelle Ausgleichsrad gleichsräder

Bild 3: Asymmetrisch-dynamische Momentenverteilung

Verliert z.B. die Hinterachse an Traktionsvermögen ,


kann durch die Sperrwirkung die Vorderachse bis
70 % des Drehmoments übertragen (Bild 4). Wird
die Schlupfgrenze überschritten, so greift die ESP-
Regelung ein, die Vorderachse erhält dadurch 70 %
Antriebsmoment.

ring
Kronenrad Kronenrad
Hinterachsantrieb Vorderachsantrieb

Bild 1: Bauteile Kronenraddifferenzial

Drehmomentverteilung. Das Kronenraddifferenzial


erzeugt durch die unterschiedliche Sperrwirkung
30%

-
100%

im Schub- und im Zugbetrieb unterschiedliche Ver-


teilung des Antriebsmoments, um ein gewünschtes Bild 4: Asymmetrisch-dynamische Momentenverteilung
Fahrverhalten zu erreichen.
Asymmetrische Grundverteilung (Bild 2). Durch die Allradantrieb mit Kronenraddifferenzial und
unterschiedlichen Teilkreisdurchmesser, an welchen aktives Sperrdifferenzial (vgl. Seite 448)
die Ausgleichsräder die Kraft übertragen, ergeben Bei dieser Bauausführung wird das Kronenraddiffe-
sich durch die unterschiedlichen Hebelarm e eine renzial mit einer radselektiven Momentensteuerung
Verteilung des Drehmoments von z. B. 40% auf die durch ESP-Bremseneingriff so abgebremst, dass
Vorderräder (kleiner Hebelarm) und 60% auf die das Traktionsvermögen der einzelnen Räder opti-
Hinterräder (großer Hebelarm). miert wird. Somit wird z.B. mehr Antriebsmoment
auf die kurvenäußeren Räder geleitet, wodurch sich
größererTeilkreis- Zahneingriff Zahneingriff kleinererTeilkreis- das Fahrverhalten länger neutral verhält. Ist an der
durchmesser am Kronenrad Kronenrad durchmesser Hinterachse zusätzlich ein aktives Sperrdifferenzial
Kronenrad- HA VA
größerer Hebelarm verbaut, wirkt die radselektive Momentensteuerung
nur auf die Vorderachse, da dieses Differenzial selbst
die Momentenverteilung durchführt.

WERKSTATTHINWEISE
• Leistungsprüfung nur auf Allradprüfstand .
• Bremsenprüfung nur auf langsam laufenden
Prüfständen durchführen (< 5 km/h) .
• Kein Abschleppen mit angehobener Achse.
Ausgleichsrad
• Herstellervorschriften beachten.
Bild 2: Grundverteilung beim Kronenraddifferenzial
454

17 Fahrzeugaufbau
17.1 Eahrzeugaufbau/Karosserje 17.1.2 Mittragende Bauweise
Bei der mittragenden Bauweise wird meist ein Vor-
Der Fahrzeugaufbau dient dem Schutz von Insas- der- und ein Hinterrahmen m it einer im mittleren
sen und Gütern vor Umwelteinflüssen und bei Teil selbsttragenden Karosserie verschraubt (Bild 2).
Unfällen. Außerdem übernimmt er die Tragfunk- Im Vergleich zur selbsttragenden Bauweise ist eine
tion für Fahrwerks- und Antriebsbaugruppen so- einfachere Verwirklichung verschiedener Karosse-
wie für Insassen und Nutzlast. rieaufbauvarianten möglich.

Karosseriebauformen. Man unterscheidet z.B im


Pkw-Bereich zwischen
• Limousine • Kombi
• Kabrio-Limousine • Kabriolett
• Coupe • Mehrzweck-Pkw
• Puliman-Limousine • Spezial-Pkw,
z.B. Wohnmobil
Karosseriebauweisen. Bezüglich des Fahrzeugauf-
baus wird unterschieden in:
• Getrennte Bauweise
• Mittragende Bauweise
• Selbsttragende Bauweise

17.1.1 Getrennte Bauweise Bild 2: Mittragende Bauweise

Dabei wird der Fahrzeugaufbau auf einen Rahmen


(Bild 1) montiert. Die weiteren Fahrwerksgruppen
17.1.3 Selbsttragende Bauweise
wie Achsen, Lenkung usw. werden ebenfalls am
Rahmen befestigt. Diese Bauweise findet aufgrund Die selbsttragende Bauweise wird bei Personen-
ihrer Flexibilität heute fast ausschließlich im Nutz- kraftwagen und bei Omnibussen verwendet.
kraftfahrzeugbau, bei Geländewagen und im Anhän- Bei Personenkraftwagen wird der Rahmen durch
gerbau Anwendung. eine Bodengruppe ersetzt (Bild 3), die neben den t ra-
genden Teilen wie Motorträger, Längsträger, Quer-
träger auch Kofferraumboden und Radkästen enthält.

Längsträger
Kofferraum- (Ka rdantunnel)
boden

Längsträger
Türschweller Querträger
Radkasten (Längsträger)
Bild 1: Rahmenbauweise
Bild 3: Bodengruppe
Als Rahmenbauform wird überwiegend der Leiter-
rahmen verwendet. Zwei Längsträger sind dabei mit Durch weitere mit der Bodengruppe verschweiß-
mehreren Querträgern (Traversen) v ernietet, ver- te Blechteile wi e A-, B-, C-, D-Säulen, Dachrahmen,
schraubt oder verschweißt. Die v erwendeten Stahl- Dach, Kotflüg el und ei ngeklebte Front- und Heck-
t räger mit offenem Profil (U-Profil, L-Profil) oder ge- scheiben ergibt sich eine selbsttragende Ka rosserie
schlossenem Profil (Rund-, Rechteckprofil) ergeben in Schalenbauweise (Bild 1, Seite 455). Dabei wird
einen Rahmen mit großer Biegesteifigkeit. großer die Karosserie durch Sicken, Absetzungen, geschlos-
Verwindungselastizität und hoher Tragkraft. sene Profile und Außenflächen stabilisiert.
1 7 Fahrzeugaufbau 455

D-Säule Radkasten

Läng sträger
vorne links

Seitenwand
rechts Schlossträger
vorne

Vorbau rechts

Bild 1: Selbsttragende Karosserie in Schalenbauweise

Neben der Schalenbauweise findet auch die Gerip- 17.1.4 Werkstoffe im Karosseriebau
pebauweise Anwendung.
Als Werkstoffe werden vorwiegend Stahlbleche, ver-
Gerippebauweise. Sie wird häufig auch als Gitter- zinkte Stahlbleche, Aluminiumbleche, sowie Profile
rahmenbauweise bezeichnet. Ein fachwerkartiges aus diesen Werkstoffen und Kunststoffe verwendet.
Stabsystem bildet dabei die primär tragende Funk- Stahlblech
tion der Karosserie. Die Außenflächen können mit-
Selbsttragende Fahrzeugkarosserien werden über-
tragende Funktion haben. Diese Bauweise wird z.B.
wiegend aus höherfesten und hochfesten Stahl blech-
bei Pkw-Konstruktionen (Bild 2) mit Aluminiumka-
formteilen hergestellt (Bild 3). Höherfeste Karosserie-
rosserie verwendet. Verschieden geformte Strang-
bleche haben eine Streckgrenze bis ca . 400 N/mm 2 ,
press- und Aluminiumblechprofile bilden dabei die
während bei normalen Karosserieblechen der Wert
Rahmenstruktur, die durch Gussknoten an hoch be-
bei 120 N/mm 2 ... 180 N/mm 2 liegt. Die Blechdicken
anspruchten Stellen verbunden werden .
variieren von 0,5 mm bis zu 2 mm .
Tailored Blanks. Dies sind Blechzuschnitte unter-
schiedlicher Festigkeit und Dicke. Sie werden ent-
sprechend den Anforderungen zu Platinen (= kom-
plettes Karosserieteil, z. B. Seitenteil), verschweißt.

0,7mm ..-----~- -

)-.---------· ---~:;1111111......

~-------
\

- Gussknoteni - Strangpress- - Al -Blech


Gussteile profile
Streckgenze n der ve rschiedenen Bl echzuschnitte
Bild 2: Gitterrahmen ( .. Space-frame") einer Pkw· - 210 Nimm' - 280 Nimm ' - 350 Nimm'
Karosserie aus Aluminium
Bild 3: Verwendung von höherfesten Stahlblechen an
einem Karosserieseitenteil

Bei Reparaturen an selbsttragenden Karosserien


Rückverformen höherfester Stahlbleche. Sie lassen
sind die Herstellervorschriften genau einzuhalten .
sich schwerer rückverformen und haben ein stärke-
Durch Verwendung falscher Materialien, falscher
res Rückfederverhalten. Beim Übergang vom nor-
Reparaturmethoden, durch Hinzufügen oder
malfesten Stahlblech zum höherfesten Stahlblech
Weglassen von Bauteilen wird die Stabilität der
sind beim Rückverformen zusätzliche Verankerun-
Karosserie verändert und damit die Fah rzeugsl-
gen an den normalfesten Stahlblechen erforderlich,
cherheit bei Unfällen vermindert.
um unerwünschte Verformungen zu vermeiden .
456 1 7 Fahrzeugaufbau

men sie mit anderen Materialien in Verbindung, z.B.


Höherfeste Stahlbleche dürfen nicht warm ge-
Stahl, so kommt es beim Vorhandensein eines Elek-
richtet werden, da sie zum Teil schon ab 400 oc
trolyten zur elektrochemischen Korrosion . Die Ober-
mehr als 50 % ihrer Festigkeit verlieren.
fläche von Aluminium bildet eine dichte Oxidschicht,
die einen hohen elektrischen Widerstand hat. Alumi-
Rückverformen normalfester Stahlbleche
nium ist deshalb mit werkstattüblichen Widerstand-
Normalerweise sollen sie kalt rückverformt werden .
spunkschweissgeräten nicht zu schweißen . Mit WIG-
Besteht jedoch die Gefahr der Rissbildung, dürfen
oder MIG-Schutzgas-Schweißverfahren (Schutzgas:
sie bis maximal 700 oc erwärmt werden.
100 % Argon oder A rgon-Helium-Gemisch) lassen
Hochfeste Stahlbleche sich Al-Legierungen gut schweißen.
Sie haben eine Streckgrenze > 400 N/mm 2 .. .
WERKSTATTHINWEISE
1300 N/mm 2 . Sie dürfen weder kalt noch warm rück-
verformt werden. Je nach Hersteller kommen sie z.B. • Wegen der möglichen Kontaktkorrosion dürfen
im Bereich der A- und B-Säule zum Einsatz und tra- - Bearbeitungswerkzeuge für die Aluminium-
gen hier zu einer erheblichen Karosserieversteifung karosserie nicht für andere Metalle verwen-
bei geringem Gewicht bei. det werden,
- Drahtbürsten nur aus Edelstahl sein,
Um im Reparaturfall eine Wärmeeinbringung mög-
- bei verschiedenen Fügetechniken, z.B .
lichst zu vermeiden , wird als Verbindungstechnik
Schrauben , Nieten, nur die vom Hersteller
häufig Kleben in Verbindung mit Nieten angewendet.
freigegebenen Verbindungselemente ver-
Verzinktes Stahlblech wendet werden.
Aus Korrosionsschutzgründen können Karosserie- • Karosserieteile sollen beim Richten nicht über
bleche verzinkt werden . Bodenbleche werden feu- 120 oc erwärmt werden, um Festigkeitsver-
erverzinkt Bei Blechen für die Karosserieaußenhaut luste auszuschließen.
wird das galvanische Verzinken , wegen der höheren • Schweiß- und Richtarbeiten dürfen nur von
Oberflächengüte, angewendet. speziell geschultem Personal durchgeführt
werden .
WERKSTATTHINWEISE • Aluminiumbleche dürfen nicht verzinnt wer-
• Beim Schweißen von Zink muss das giftige den, da sich aufgrund elektrochemischer Re-
Zinkoxid abgesaugt werden . aktionen Risse bilden können .
• Widerstandspunktschweißverfahren sind an- • Wegen Gesundheitsgefährdung und Verpuf-
deren Verfahren vorzuziehen , da sich um den fungsgefahr ist AI-Schleifstaub sofort abzu-
Schweißpunkt wieder ein schützender Zink- saugen.
ring bildet.
• Überlappungsbereiche sind vor dem Schwei- Aluminium-Stahi-Mischbauweise
ßen mit zinkhaltigen Farben (Zinkstaubfarbe) Bei dieser Bauweise wird z.B. der Fahrzeugvorbau
anzustreichen. aus Al-Leg ierungen im Bereich der A-Säulen mit der
• Be i Neuteilen ist darauf zu achten, dass die Stahlkarosserie verbunden. Wegen der möglichen
Zinkschicht nicht zerstört wird. elektrochemischen Korrosion zwischen Aluminium
und Stahl werden isolierende Klebstofffüllungen zwi-
Aluminium schen den aneinanderstoßenden Teilen verwendet.
Aluminium wird nur als Legierung im Karosseriebau
Kunststoff
angewendet (Legierungsbestandteile sind haupt-
sächlich Silizium und Magnesium). Je nach Formge- Aus folgenden Gründen werden Kunststoffe im Ka-
bung und Beanspruchung werden bei Aluminium- rosseriebau eingesetzt:
Karosserieteilen folgende Herstellungsverfahren • Geringes spezifisches Gewicht und damit erheb-
angewendet: liche Gewichtseinsparung .
• Pressen, z.B. Dachhaut, Motorhaube, Kotflügel • Korrosionsbeständigkeit
• Strangpressen, z.B . Gitterrahmen • Weitreichende Gestaltungsfreiheit bei der Form-
• Druckgießen, z.B. Federbeinaufnahme, Gusskno- gebung .
ten • Stoßunempfindlich.
Während Pressteile und Strangpressprofile zum Teil • Herstellung von Bauteilen ohne Nacharbeit.
durch Rückverformen repariert werden können, ist • Sie sind im Schadensfalle bei entsprechender
di es b ei Druckgussteilen nicht möglich . Kenntnis mit geringem Aufwand reparierbar.
Eigenschaften. Aluminiumlegierungen verlieren ab Einige Einsatzmöglichkeiten von Kunststoffen im Ka-
ca . 180 oc Erwärmung deutlich an Festigkeit. Kom- rosseriebau zeigt Bild 1 auf Seite 457.
1 7 Fahrzeugaufbau 457

Scheinwerfer· M otorhaube, Blink-, Schluss-


17.1.5 Sicherheit im Fahrzeugbau
streuscheibe, z. B. PC z. B. GFK leuchte, z. B. PMMA
Konstruktive Maßnahmen im Fahrzeugbau sollen Un-
Heckklappe, z. B. GFK fallrisiken möglichst klein halten. Man unterscheidet
dabei zwischen aktiver und die passiver Sicherheit.

Aktive Sicherheit

Unter aktiver Sicherheit versteht man die kon-


struktiven Maßnahmen am Fahrzeug, die helfen,
Unfälle zu vermeiden.
Frontverkleidu ng Rückspiegel Heckverkleidung,
mit Spoiler, z. B. PC + ABS außen, z. B. A BS z. B. PC Die aktive Sicherheit lässt sich in vier Bereiche glie-
dern.
Bild 1: Beispiele für Karosserieteile aus Kunststoff
Fahrsicherheit, z.B. durch:
• Neutrales Fahrverhalten in Kurven.
Reparatur von Kunststoff • Stabiler Geradeauslauf des Fahrzeugs.
Kunststoffteile können durch Schweißen, Laminie- • Leichtgängige und präzise Lenkung.
ren oder Kleben mit 2-Komponenten Reparaturma- • Größtmögliche Bremsverzögerung ohne Blockie-
terialien instandgesetzt werden. ren der Räder (ABS).
• Eine mit der Radaufhängung optimal abgestimmte
Schweißen. Dieses Verfahren ist nur bei thermo- Federung und Dämpfung.
plastischen Kunststoffen anwendbar wie z.B. PA, PC, • Antri ebsschlupfregelung (ASR, FDR, ESP).
PE, PP, ABS, PC, PMMA (Begriffserklärungen siehe
Kapitel 8.6.1, Seite 187). Wahrnehmungssicherheit, z.B. durch:
• Große Scheiben, abblendbaren Rückspiegel.
Laminieren (Bild 2). Dabei werden z. B. Löcher mit • Scheinwerfer, die für eine gute Fahrbahnaus-
Hilfe von Glasfasermatten (GFK) und Harz (Polyester- leuchtung so rgen.
Harz; Epoxid-Harz) mit Härter repariert. Die Schad- • Akustische Warneinrichtungen.
stelle ist dabei so anzuschrägen, dass zwischen je- • Heizbare Scheiben und AußenspiegeL
der Glasfasermattenl age und dem Originalteil eine Konditionssicherheit, z. B. durch:
Verbindung entstehen kann. Gegebenenfalls ist die
• Ergonomische Fahrersitzgestaltung.
Schadstelle vor dem Laminieren mit einer Verstär-
• Komfortable Federung.
kerlage zu versehen.
• Gute lnnenraumbelüftung, Klimaanlage.
Originalteil Spachtelmasse 3. Glasfaser matte • Geräuschdämmung.
Bedienungssicherheit, z. B. durch:
• Übersichtliche Anordnung v o n Schaltern, Kont-
rollleuchten und Instrumenten.
• Fahrergerecht gestaltetes Pedalwerk.

Passive Sicherheit
1. Glasf asermatte
Unter passiver Sicherheit versteht m an die kon-
Bild 2: Aufbau einer GFK-Reparaturstelle mit
struktiven M aßnahmen am Fahrzeug, d ie bei
Verstärkerlage
einem Unfa ll das Verl etzungs- und das Tötungs-
Kleben mit 2-Komponenten-Reparaturmaterialien. risiko (Unfallfolgen) für die Verkehrsteilnehmer
J e nach v erwendetem Repa raturm aterial, kö nnen m öglichst geri ng halten.
ohne Identifizierung des zu reparierenden Kunst-
stoffes Löcher, Risse und Schrammen ausgebessert Man unterscheidet dabei innere und äußere Sicher-
werden. Die Basis bildet dabei z. B. ein 2-Komponen- heit.
ten-Polyurethankleber in einer Doppelkartusche, der Innere Sicherheit
über ein Zwangsmischroh r im richtigen Verhältnis Sie umfasst im w esentlichen M aßnahmen bezügl ich
gemischt wird. Der Kl eber wird auf die gereinigte • des Deformationsv erhaltens der Karosserie,
und vorbereitete Schadstelle aufgetragen. Anschlie- • der Festig keit der Fahrgastzelle,
ßend kann die Kl ebesteile m it einem Heizstrahler • der Aufprallschutzm aßnahmen (Sicherh eitsgurt,
erwärmt werden. Sie härtet dadurch schneller aus. Airbag).
Danach erfolgt die Weiterbehandlung der Reparatur- • des Brandschutzes und
stelle durch Schleifen und Lackaufbau. • der lnsassenbefreiung .
458 1 7 Fahrzeugaufbau

Aus Unfallanalysen (Bild 1) ergibt sich, dass Fron- Im Bereich der Knautschzonen werden Längs- oder
talunfälle mit 60 % .. . 65 % und Seitenaufprallunfälle Seitenträger eingesetzt, die sich z. B. bei Frontalunfäl-
mit 20 % ... 25% die häufigste Ursache bei Personen- len zunächst im vorderen unteren Karosseriebereich
verletzungen darstellen . durch vorbestimmtes Falten verformen (Bild 4). Erst
bei schweren Unfällen werden auch die hinteren Be-
>12.
0 reiche der Karosserie zur Energieumwandlung ver-
"'
CD >12.
0 wendet.
#-
0
CD
.!::
u
·a;
Q;
-Bc
0
U::

Bild 1: Unfallverteilung auf Kollisionsarten mit


Personenverletzungen

Aufgrund der Unfallanalysen werden durch Com- Bild 4: Knautschverhalten eines vorderen Längsträgers
puterberechnungen und definierte Crashversuche
(Bild 2) das Verhalten der Karosserie und die Aus-
Gürtellinie (Bild 5). Bei Fahrzeugen, bei denen die
wirkungen auf die Unfallbeteiligten untersucht. Aus
herkömmlichen Bereiche der Knautschzone zur
den Ergebnissen wird so der günstigste Fahrzeug-
Energieumwandlung bei Frontalunfällen nicht aus-
aufbau ermittelt. Ein standardisierter Test ist z. B. der
reichen, werden auch Teile, die im Bereich der
Frontalaufprall eines Fahrzeugs mit rund 50 km/h auf
Gürtellinie liegen, zur definierten Verformung heran-
ein feststehendes Hindernis. Damit die Fahrzeugin-
gezogen. Damit wird verhindert, dass die Fahrgast-
sassen dabei keinen zu kritischen Verzögerungswer-
zelle im vorderen Bereich zu stark deformiert wird.
ten ausgesetzt werden, wird die Bewegungsenergie
Die Gürtellinie verläuft vom Frontblech über die
(kinetische Energie) über Knautschzonen in eine
obere Kotflügelaufnahme, die A-Säule, die Türver-
gezielte Formänderung (Verformungsenergie) um-
stärkungsleiste, B-Säule und je nach Konstruktion
gewandelt.
zur C-Säule. Durch diese konstruktiven Maßnahmen
zeigen sich nach einem Unfall oberhalb der Boden-
gruppe deutlich mehr Verformungen.

Bild 2: Seitlich versetzter Frontalzusammenstoß


{z 50% Überdeckung, Offset)

Sicherheitskarosserie (Bild 3). Sie besteht aus einer


stabilen Fahrgastzelle und Knautschzonen im Front-
und Heckbereich. Auch bei schweren Unfällen behält
die Fahrgastzelle ihre Form und ermöglicht so ein
Bild 5: Verformungsweg im Bereich der Gürtellinie
Überleben der Insassen.

Seitenaufprallschutz (Bild 1, Seite 459). Durch Ver-


strebungen im Türbereich, Querträger zwischen
den beiden A-Säulen in Höhe der lnstrumententafel,
Versteifungen des Türschwellers, der B- und der C-
Säule und Querträger im Bodenbereich lässt sich
das Deformationsverhalten der Karosserie bei Seite-
nunfällen so beeinflussen, dass die Insassen besser
Bild 3: Sicherheitskarosserie vor Verletzungen geschützt sind .
I 7 Fahrzeugaufbau 459

Bild 1: Trägerstruktur mit Kraftverlauf bei Seitenaufprall Bild 3: Sicherheitsrückhaltsysteme (SRS) -


Vernetzung der Bauteile

Türen und Türschlösser. Sie sollen sich nach dem Auslösekriterien. Die Fahrzeugbeschleunigung in
Unfall ohne Werkzeug von innen und außen öffnen Längs- und Querrichtung wird durch Beschleuni-
lassen, während des Aufpralls dürfen sie sich jedoch gungssensoren kontinuierlich erfasst. Das zentrale
nicht öffnen . Steuergerät wertet die Spannungssignale fortlau-
Kraftstoffbehälter. Er wird stoßgesichert meist über fend aus. ln Crash- und Fahrversuchen werden ab-
der Hinterachse eingebaut. Einfüllstutzen und Kraft- hängig vom Fahrzeugtyp Auslöseschwellen für die
stoffleitungen sind so verlegt, dass bei schweren jeweiligen Rückhaltesysteme ermittelt und in Kenn-
Unfällen und Überschlägen des Fahrzeugs der Kraft- feldern im zentralen Steuergerät hinterlegt.
stoff nicht auslaufen kann . FrontalaufpralL Wird die Auslöseschwelle erreicht
Innere Sicherheitszone oder überschritten und dies durch einen im Steuer-
gerät verbauten Sicherheitssensor (Saving-Sensor)
Sie vermindert das Verletzungsrisiko im Innen- bestätigt, so werden die jeweiligen Zündkreise Gurt-
raum der Fahrgastzelle durch Rückhaltesysteme straffer und ggf. des Fahrer- und Beifahrerairbag
und Aufprallschutzmaßnahmen . angesteuert. Zusätzlich kann bei verbauten Sitzbe-
legungsmatten (Bild 3) im Beifahrersitz über Druck-
Um einen optimalen Schutz der Fahrzeuginsassen sensoren erkannt werden, ob der Sitz durch eine
zu gewährleisten, kommen bei neueren Fahrzeugen erwachsene Person oder einen Kindersitz belegt ist.
sogenannte Mehrfachrückhaltesysteme zum Ein- Ist der Beifahrersitz nicht oder durch einen Kindersitz
satz. Dabei werden im Falle eines Crash durch ein belegt, wird der Beifahrerairbag nicht ausgelöst.
zentrales Steuergerät z.B. Fahrer-, Beifahrerairbag,
Gurtschlosssensierung. Durch Mikroschalter oder ~~~
Seitenairbag , Kopfairbag/Windowbag und Gurtstraf-
Hallsensoren im Gurtschloss ist es möglich festzu-
fer angesteuert (Bild 2).
stellen, ob die Fahrzeuginsassen angegurtet sind . Ist
dies nicht der Fall, so wird die Auslöseschwelle für
den Airbag herabgesetzt.
Die Auslösung von Frontairbags und Gurtstraffern
erfolgt bei Frontalunfällen bis ± 30° zur Fahrzeug-
längsachse (Bild 4).

Bild 2: Anordnung von Airbags im Fahrzeug

Die Ansteuerung zur Auslösung der verschiedenen


Rückhaltesysteme erfolgt dabei unabhängig vonei-
nander durch ein zentrales Steuergerät. Dieses steu-
ert die einzelnen Zündkreise der Systeme u.a. ab-
hängig von Art und Schwere des Unfalls an (Bild 3). Bild 4: Wirkungsbereich Frontairbag und Gurtstraffer
460 1 7 Fahrzeugaufbau

Seitencrash. Bei Unfällen mit Seitenaufprall Wirkungsweise (Bild 1). Bei pyrotechnisch arbeiten-
(rd . 20 % .. . 25 %) werden aufgrund der verminder- den Gurtstraffern werden durch Beschleunigungs-
ten Knautschzone erheblich mehr Fahrzeuginsassen sensoren die Verzögerungswerte erfasst. Ist bei
schwer verletzt (ca . 36 %). Deshalb sind in den Quer- einem Frontalaufprall die Verzögerung über der Aus-
trägern , die zu der B-Säule verlaufen, Beschleuni- löseschwelle, z.B. Verzögerung größer 2 g und Fahr-
gungssensoren in Querrichtung verbaut. Wird bei zeuggeschwindigkeit größer 15 km/h, erkennt das
einem Seitenaufprall die Auslöseschwelle für den Steuergerät kritische Verzögerungswerte und bewirkt
Seitenairbag überschritten , so wird der im Sitz oder über einen elektrischen Impuls die Zündung eines
in der Türverkleidung verbaute Airbag, sowie der Treibsatzes (Gasgenerator) durch eine Zündpille. Der
Kopfairbag oder Windowbag gezündet. Kopfairbags Gasgenerator wirkt je nach Bauart des Gurtstraffers
und Windowbags entleeren sich langsamer als die • auf einen Kolben in einem Zylinder,
anderen Airbags, um beim Überschlagen des Fahr-
• auf Stahlkugeln oder
zeugs ausreichend Schutz zu bieten.
• einen Wankelrotor.
Heckcrash. Bei einem Heckcrash wird bei Über- Gurtstraffer mit Wankeiretor haben drei Treibsätze,
schreitung der Auslöseschwelle der Gurtstraffer die nacheinander gezündet werden. Die Gurtstraffer
angesteuert. Sind in einem Fahrzeug zusätzlich ak- sind jeweils über eine Aufrollvorrichtung mit dem
tive Kopfstützen verbaut, so werden diese in Fahr- Sicherheitsgurt verbunden. Durch Verdrehen der
zeuglängsrichtung nach vorne geneigt. Dadurch Aufrollvorrichtung wird der Gurt gespannt.
wirken sie Schleudertraumaverletzungen entgegen.
v om Steu ergerät Zylinder

Crashsensoren. Sie befinden sich entweder im Steu-


ergerät oder sind separat verbaut und funktionieren Kolben
nur einwandfrei, wenn sie korrekt ausgerichtet sind .
ln Verbindung mit einem in Reihe geschalteten Si-
Zündpille ------==="~~ Gurtband
Treibsatz
cherheitssensor, z.B. Reed -Kontakt, wird ein verse-
hentliches Auslösen der Systeme verhindert. Führung shül se

Drahtseil - - - -
Steuergerät. Das zentrale Steuergerät ist mit Selbst-
diagnosefunktion ausgestattet. Werden Fehler in
Sicherheitsrückhaltesystemen (SRS) festgestellt, so a) Gurtstraffer mit Kolben
werden die Feh ler gespeichert und die SRS-Kontroll-
leuchte angesteuert.

Sicherheitsgurte und Gurtstraffer. Um bei einem


Unfall das Verletzungsrisiko gering zu halten, müs-
sen Fahrzeuginsassen angegurtet sein. So w irkt auf Gurt
die Fahrzeuginsassen bei einem Frontalaufprall aus Vorrats rohr
50 km/h, trotz Knautschzone, eine Verzögerung mit Kug eln
30 g .. . 50 g (1 g = 9,81 m/s2 ). Dies würde bei einer
70 kg schweren Person eine Abstützkraft von
ca. 30 kN erfordern . Sind die Fahrzeuginsassen nicht
angegurtet, so prallen sie auf den abgebremsten b) Gurtstraffer mit Stahlkugeln
Innenraum (Lenkrad, lnstrumententafel , Frontschei-
be). Voraussetzung für eine gute Wirksamkeit des
Gurtes ist, dass die Gurtkräfte vom Brustbein und
vom Becken aufgenommen werden können . Dabei
m uss der Gurt so fest wie möglich anliegen. Dies
wird z.B. durch Dreipunktgurte mit Gurtstraffer er-
reicht. Schlagbolzen

Gurtstraffer (Bild 1). Er bewirkt ein optimales Anlie-


Gasgen erator sich ausdehnend es Gas
gen des Gurtes und verh indert die sogenannte Gurt-
lose. Darunterversteht man den Weg des Gurtbandes c) Gurtstraffer m it Wankeiretor
bis dieses fest am Körper anliegt. Bei Auslösung
Bild 1: Pyrotechnisch arbeitende Gurtstraffer
eines Gurtstraffersystems wird das Gurtband bis
ca. 150 mm innerhalb von 15 ms angezogen . Gurt-
Gurtstraffsysteme sind nach Auslösung unwirk-
straffer arbeiten pyrotechnisch mit Explosivstoffen
sam und müssen ausgetauscht werden .
oder bei älteren Systemen mechanisch .
17 Fahrzeugaufbau 461

Bei der Fahrzeugentsorgung müssen pyrotechnisch Über Auslassöffnungen, die sich von der Insassen-
arbeitende Gurtstraffer entsprechend der Hersteller- seite abgewandt befinden, strömt das Gas dann ins
vorschrift von fachlich qualifiziertem Personal aus- Freie. Die elektrische Verbindung zwischen Gasge-
gelöst und somit unwirksam gemacht werden. nerator und Steuergerät wird in der Lenkradeinheit
durch eine Wickelfeder in der Kontakteinheit herge-
Mechanisch arbeitender Gurtstraffer (Bild 1). Bei stellt.
diesem System befindet sich eine vorgespannte
Ausfallwarn-
Feder im Gurtschloss. Bei einem Frontalcrash kann lampe
sich die Feder durch einen Ausklinkmechanismus
entspannen und bewirkt über einen Seilzug die Gurt-
straffung .

Gurt
.......+- - - - - Gurtschloss
Strafferseil
Ausklink-
mechanismus
Strafferfeder
Abdeck-
kappe m
Solireiss

Bild 2: Fahrerairbagsystem im Teilschnitt


Bild 1: Mechanisch arbeitender Gurtstraffer
Wirkungsweise: Beschleunigungssensoren geben
je nach Unfall Spannungssignale an das Auslöse-
Gurtkraftbegrenzer. Die durch den Gurtstraffer wir-
steuergerät. Werden bestimmte Verzögerungswerte
kende Kraft kann zu Verletzungen im Brustkorb- und
erreicht, so zündet ein vom Steuergerät ausgelö-
Schulterbereich führen . Deshalb werden Gurtkraft-
ster elektrischer Impuls die Treibsätze der entspre-
begrenzer verbaut. Dabei wird ab einer bestimmten
chenden Airbags .
Krafteinwirkung auf das Gurtband, z.B. im Aufroll-
in Bild 3 ist bei einem Frontalcrash der zeitliche Ab-
automaten, ein Torsionsstab verdreht und damit die
lauf der Funktion eines Fahrerairbags in Verbindung
Gurtkraft auf einen maximalen Wert begrenzt.
mit einem Dreipunktgurt dargestellt. Der gesamte
Vorgang von Unfallbeginn , Airbagzündung , Airbag-
Airbag (Bild 2) entfaltung und Entweichen des komprimierten Gas-
Aufbau Frontairbag. Der Airbag besteht aus einem gemisches nimmt eine Zeit von rund 150 ms in An-
beschichteten Stoffgewebe. Er liegt eng gefaltet hin- spruch . Wird das Airbagsystem bei einem Unfall vom
ter einer Abdeckkappe mit Sollreißnaht. Der Treib- Bordnetz getrennt, so sorgt ein Pufferkondensator
satz im Gasgenerator (Topfgenerator) wird bei Aus- für den Zündimpuls. Der Airbag bläst sich innerhalb
lösung über eine Zündpille entzündet. Der Treibstoff von 45 ms bis 50 ms voll auf. Um eine ausreichende
wird in Gas umgewandelt (hauptsächlich Stickstoff Schutzwirkung bei Frontalunfällen zu haben, müssen
und Kohlendioxid) das durch einen Filter in den Air- jedoch die Fahrzeuginsassen unbedingt angegurtet
bag gelangt und diesen füllt. sein .

Zeit in ms

U nfa II beginn Airbagzündung Airbagentfaltung Eintauchphase Unfallende

Bild 3: Zeitlicher Ablauf einer Airbagfunktion bei einem Frontcrash


462 1 7 Fahrzeugaufbau

Kopfairbag, Windowbag, Seitenairbag. Bei einem Um dies zu realisieren ist das Pre-Safe-System
Seitencrash muss innerhalb von maximal 20 ms der mit dem Antiblockiersystem (ABS), dem Bremsas-
Airbag voll wirksam sein . Dies erreicht man dadurch, sistenten (BAS) und dem Elektronischen Stabili-
dass Hybridgeneratoren Anwendung finden, die den tätsprogramm (ESP) vernetzt Außerdem benötigen
Airbag in sehr kurzer Zeit befüllen können. Außer- diese Fahrzeuge Precrash-Sensoren und Out-cf-
dem haben diese Airbags im Vergleich zu Frontair- Position-Sensoren, die vor einem eventuellen Crash
bags ein kleineres Volumen von 10 I .. . 15 l (Front- geeignete Daten bereitstellen .
airbags haben auf der Fahrerseite 30 I ... 751 und auf Precrash-Sensoren messen mittels Radartechnik
der Beifahrerseite 60 I ... 180 I Füllvolumen). den Abstand und den Winkel zu einem möglichen
Hybridgenerator Hindernis. Diese Sensoren bilden einen virtuellen
Sicherheitsgürtel von ~ 14m um das Fahrzeug . Die
Aufbau (Bild 1). Er besteht aus Anzündereinheit
Radarsignale werden auch als Short Range Radar
(Zündpille). einer geringen Menge Festbrenntreib-
(SRR) bezeichnet. Zusätzlich können diese Signale
statt und einer Druckgasflasche, die mit Edelgas
dafür verwendet werden, den Fahrer vor bestimmten
gefüllt ist. Als Edelgas wird in der Regel Argon und
Gefahrensituationen zu warnen, z.B. wenn sich ein
Helium verwendet, das mit einem Druck von 200 bar
Fahrzeug nähert, das sich im toten Winkel befindet.
... 500 bar vorverdichtet ist.
Out-of-Position-Sensoren erkennen mittels Ultra-
Befestigung
schall oder Videoüberwachung, ob eine Person im
richtigen Abstand und Winkel zum Airbag sitzt. Mit-
Anzünder- Druckgasflasche
einheit 200 ... 500 bar tels starker Elektromotoren kann der Sitz bereits vor
einem Unfall ggf. in die richtige Position gebracht
Gasaustritt - - - - Brennkammer werden .
(Airbag) (Festbrenntreibstoff)
Wirkungsweise. Gefährliche Fahrmanöver, z.B. Not-
Bild 1: Hybridgenerator bremsung, Schleudern werden mithilfe von Sen-
soren durch ABS-, BAS- und/oder ESP-Steuergerät
Wirkungsweise. Endstufen im Steuergerät zünden erkannt und über den CAN-BUS an das zentrale
durch einen elektrischen Impuls eine kleine Menge Airbag-Steuergerät gemeldet. Eine sehr schnelle
Treibstoff (Zündpille). Dadurch wird eine größere Verringerung des Abstandes zu einem Hindernis,
Menge Festbrenntreibstoff gezündet. Dies bewirkt, z.B. vorausfahrendes Fahrzeug, wird durch die Aus-
dass die Austrittsöffnung der Druckgasflasche geöff- wertung der von den Precrash-Sensoren gelieferten
net wird und eine Mischung aus heißem pyrotech- Signale durch ein Rechenprogramm im zentralen
nisch erzeugtem Gas und kaltem Edelgas den Luft- Airbag-Steuergerät erkannt. Das zentrale Airbag-
sack (Bag) innerhalb kürzester Zeit füllt. Steuergerät bewirkt dann bereits vor einer mögli-
chen Kollision, dass ...
Integrierte Rückhaltesysteme- Pre-Safe (Bild 2) • ... die Sicherheitsgurte von Fahrer und Beifahrer
durch reversible Gurtstraffer mithilfe eines
Darunter versteht man Maßnahmen, die Sicher-
Elektromotors vorgespannt werden.
heitssysteme bereits vor einem Crash aktivieren,
• ... Fahrer- und Beifahrersitz hinsichtlich ihrer
z.B. Sitz in richtige Position bringen, Gurt straffen
Längsposition, ihrer Kissen und Lehnenneigung
und ggf. Schiebedach schließen.
in eine günstigere Position gebracht werden.
• ... das Schiebedach bei Schleudergefahr automa-
Precrash- Kindersitz- Out-cf-Position- Datenbus-
Sensor Sensor Sensor leitungen tisch geschlossen wird.

Up-Front Sensorik
Kommt es zur Kollision, kann durch Up-Front Sen-
soren die Schwere des Unfalls präziser analysiert
werden als durch den Crash-Sensor auf dem Mit-
teltunnel. Dadurch kann die Gurtstraffer- und die
Airbagauslösung noch früher, genauerund bedarfs-
gerechter abgestimmt werden. Bei zweistufig arbei-
tenden Airbag-Gasgeneratoren wird z.B. bei einem
leichten Aufprall nur die erste Stufe des Gasgene-
Insassen- rators gezündet und der Airbag füllt sich mit gerin-
klassifizierungs-Sensor
gerem lnnendruck. Wird ein schwerer Frontalaufp rall
- Sensoren Zentrales Airbag-Steuergerät
mit intergrierter Überrollsensierung
erkannt, wird mit einer Zeitverzögerung von rund
- Aktoren
15 ms die zweite Kammer des Gasgenerators akti-
Bild 2: Integrierte Rückhaltesysteme viert und der Airbag füllt sich mit höherem Druck.
1 7 Fahrzeugaufbau 463

WERKSTATTHINWEISE • Wird ein Fahrzeug verschrottet, sind die Airbag-


Sicherheitsvorschriften für Airbag- und pyrotech- und Gurtstraffer-Gasgeneratoren bei geschlos-
nisch arbeitende Gurtstraffersysteme senen Fahrzeugtüren mit einer vom jeweiligen
Hersteller vorgeschriebenen Zündvorrichtung
• Prüf- und Montagearbeiten dürfen nur von quali-
fiziertem Personal durchgeführt werden. von außen zu zünden. Dabei ist ein vorgeschrie-
bener Sicherheitsabstand (ca. 10m) einzuhalten.
• Deaktivieren. Bei Arbeiten am Airbag- und Gurt-
straffersystem ist die Zündung auszuschalten,
Fehlersuchplan - Airbag
der Minuspol der Batterie abzuklemmen und
zu isolieren. Evtl. ist zur Entladung eines Puffer-
kondensators 5 Minuten ... 20 Minuten, je nach
Herstellervorschrift, zu warten.
• Bei Arbeitsunterbrechung dürfen A irbag- und
Gurtstraffereinheiten nicht unbeaufsichtigt blei-
ben.
• Ausgebaute Airbageinheiten sind stets so zu la-
gern, dass die Austrittsfläche des Airbags nach
oben zeigt.
• Es dürfen keine Reparat uren an Einzelkompo-
nenten durchgeführt werden.
• Airbag- und Gurtstraffereinheiten dürfen keinen
Temperaturen über 100 oc
ausgesetzt w erden
und müssen, z.B. bei Karosseriereparaturen, vor
Funkenflug geschützt werden.
• Airbag- und Gurtstraffereinheiten, die aus grö-
ßeren Höhen (ca. 0,5 m) heruntergefallen sind,
dürfen nicht in ein Fahrzeug montiert werden.
• Airbag- und Gurtstraffereinheiten sind nach Aus-
lösung unwirksam und müssen erneuert w erden.
• Teile dürfen nicht mit Fett, Öl oder Reinigungs-
mittel in Berührung kommen.
• Die Systeme dürfen nur im eingebauten Zustand
ohne Personen im Fahrzeuginnenraum elektrisch
geprüft werden. Widerstands-Messungen und
Messungen mit der Prüflampe sind verboten.

Sicherheitsglas. Man unterscheidet das Einschei- oder m ehrere nicht vo rgespannte Glasscheiben mit
ben-Sicherheitsglas (ESG) und das Verbund-Sicher- in der Mitte liegenden Kunststoffzwischenschichten
heitsglas (VSG). verklebt. Bei Bruch bilden sich spinnenartige Sprün-
ge, wobei jedoch ein Großteil des Sichtfeldes erhal-
Einscheiben-Sicherheitsglas. Diese Verglasung wird ten bleibt. Kleine Schäden, z.B. durch Steinschlag,
für Seitenscheiben und t eilweise für Heckscheiben können repariert werden.
v erwendet. Aufgrund der Vorspannung des Glases,
die durch schnelle Abkühlung erreicht wurde, entste- Verbun dg las
hen bei Bruch stumpfkantige GlaskrümeL Das Glas
zerbricht in seiner gesamten Fläche, wodurch es als '"""'/ Kunststoff-
""....., Zwischen-
Frontscheibenverglasung aus folgenden Gründen schicht
ungeeignet ist:
Kleber
• Bei Bruch ist die Fahrersicht extrem beeinträchtigt.
• Bei Unfällen können die mit hoher Energie in den Dichtgummi
Fahrzeuginnenraum eindringenden Glaskrümel
die Fahrzeuginsassen verletzen. Karosserie-
Schei ben-
rahmen
Verbund-Sicherheitsglas (Bild 1). Es wird für die
Frontscheibenverglasung und häufig für die Heck- Bild 1: Bruchstruktur und Aufbau von Verbund-
scheibenverglasung verwendet. Dabei werden zwei Sicherheitsglas
464 1 7 Fahrzeugaufbau

Sicherheitslenksäule (Bild 1, Bild 2). Sie soll bei


WIEDERHOLUNGSFRAGEN
Frontalunfällen ein Eindringen der Lenksäule in den
Fahrzeuginnenraum verhindern. Sicherheitslenksäu- 1 Welche Bauweisen hinsichtlich des Fahrzeugauf-
baus unterscheidet man?
len sind so aufgebaut, dass sie sich bei Unfällen ver-
2 Was ist beim Bearbeiten von höherfesten Stäh-
formen, abknicken oder ineinanderschieben. len, vezinktem Stahlblech und Aluminium jeweils
zu beachten?
3 Was versteht man unter aktiver und passiver
Sicherheit?
4 Welche Maßnahmen im Fahrzeugbau verbessern
die aktive und die passive Sicherheit?
5 Wie funktionieren Gurtstraffer und Airbag?
6 Welche Maßnahmen am Fahrzeug umfassen die
innere und die äußere Sicherheit?
Deformations-
element: Weilrohr
17.1.6 Schadensbeurteilung und
Bild 1: Sicherheitslenksäule mit Weilrohr Vermessen
Bei Unfallschäden werden Karosseriebleche und
Rahmenteile unterschiedlich beansprucht, z. B.
durch Stauchung, Streckung, Biegung, Verdrehung
oder Knickung des Materials. Je nach Art des Zu-
sammenstoßes sind folgende Verformungen von
Rahmen , Bodengruppe oder Karosserie möglich:
• Versenkung (Bild 4), z.B. bei Front- oder Heckauf-
prall
• Aufwärtsdrückung (Bild 5), z.B. bei Frontalzusam-
menstoß
• Seitenverzug (Bananenschaden) (Bild 6), z.B. bei
Bild 2 : Sicherheitslenksäule mit Gitterrohr und
seitlichen Unfällen
abknickbaren Gelenken
• Verdrehung (Bild 7), z.B. bei Fahrzeugüberschlag

Äußere Sicherheit

Darunter versteht man konstruktive Maßnahmen


am Fahrzeug, die bei einem Unfall das Verlet-
zungsrisiko der Verkehrsteilnehmer außerhalb
des Fahrzeugs reduzieren.
Bild 4: Versenkung
Beispiele:
• Schutz von Fußgängern und Zweiradfahrern durch
verformbares Material im Frontbereich (soft face),
gerundete Außenkanten, versenkte Scheiben-
wischer, Unterfahrschutz bei Nutzfahrzeugen.
• Schutz von Insassen anderer, insbesondere klei- Bild 5: Aufwärtsdrückung
nerer Kraftfahrzeuge, durch abgestimmtes Defor-

LI I I U
mationsverhalten der Karosserie (Bild 3).

Bild 6: Seitenverzug

Bild 3: Wirkung eines energieabsorbierenden


Frontunterfahrschutzes bei einem Lkw Bild 7: Verdrehung
1 7 Fahrzeugaufbau 465

Zusätzlich können die Materialien Brüche oder Risse Reparaturwegbestimmung


aufweisen. Die bei der Sichtprüfung ermittelten Schäden wer-
Um Unfallschäden exakt zu beurteilen, ist eine Sicht- den in Form von alphanumerischen Codes ver-
prüfung und, je nach Schwere des Unfalls, ein Ver- schlüsselt in Datenblätter (Bild 2) eingetragen. Dabei
messen der Karosserie erforderlich. wird die notwendige Reparatur, wie z.B. Erneuerung,
Abschnittsreparatur, Teilersatz, Vermessen, Lackie-
Schadensbeurteilung durch Sichtprüfung, Repara- ren festgelegt. Die Daten werden anschließend mit
turwegbestimmung und Vermessen der Karosserie Hilfe von EDV-Kalkulationsprogrammen verarbeitet.
Es wird festgestellt, in welchem Verhältnis die Repa-
Sichtprüfung
raturkosten zum Fahrzeugzeitwert stehen .
Dabei wird festgestellt, welche Schäden vorliegen,
ob eine Vermessung des Fahrzeugs erforderlich ist
und welche Reparaturarbeiten durchgeführt werden E II 512 L
müssen. @) ET I 513 L
Je nach Schwere des Unfalls ist das Fahrzeug in ® ET I 514 L
@ ET I 515 L
verschiedenen Bereichen nach Schäden zu untersu- @ ET I 516 JL
chen.
Außenschäden. Bei einer Rundumbesichtigung des
Fahrzeugs ist folgendes zu prüfen: z. B. bedeuten:
• Deformationsschäden. E 512 l = Oberflächenlack
• Spaltmaße (Bild 1) z.B. an Türen, Stoßfängern, 1 L -=Code für Arbeitsaufwand und Ersatzt ei lpreis
= ersetzen des beschädigten Teils
Motorhaube, Kofferraum. Veränderte Spaltmaße ET = teilweise ersetzen I = instandsetzen
deuten auf einen Verzug der Karosserie hin und
machen evtl. eine Vermessung erforderlich . Bild 2: Ausschnitt aus Datenblatt zur Kostenkalkulation
bei einem Unfallschaden
• Leichte Verzüge, z.B. Beulen, Einknickungen an
größeren Flächen; dies ist durch unterschiedliche Vermessen der Karosserie
Lichtreflexionen erkennbar. Um festzustellen, ob sich Rahmen oder Bodengrup-
• Glasschäden, Lackschäden, Rissbildungen, aufge- pe verzogen haben, muss ein Fahrzeug vermessen
weitete Falze. w erden. Als Hilfsmittel dienen z. B. Stechmaß (Stech-
zirkel). Zentrierlehren, mechanische, optische oder
elektronische Messsysteme. Grundlage sind Maßta-
belien oder Messblätter (Bild 3) der Fahrzeugher-
steller.

Bild 1: Sichtprüfung: Spaltmaße

Bodengruppenschäden. Sind Stauchungen, Knick-


stellen, Verdrehung en oder Symmetrieabwei-
chungen erkennbar, ist das Fahrzeug zu vermessen.
lnnenschäden. Feststellbar sind:
• Knickungen, Stauchungen (Häufig müssen dazu
Verkleidungen abgebaut werden .)
• Gurtstrafferauslösung
• Airbagauslösung
• Brandschäden
• Verschmutzungen
Sekundärschäden. Dabei ist zu prüfen, ob aufgru nd
des Unfalls weitere Bauteile beschädigt wurden, z.B.
Kühler, Wellen, Motor, Getriebe, Achsen, Ach sauf- Bild 3: Ausschnitt aus einem Messblatt für eine
hängung, Lenkung, Steuergeräte, elektrische Kabel. Bodengruppenvermessung
466 1 7 Fahrzeugaufbau

Erläuterung zu Bild 3, Seite 465. Für die verschiede-


nen Messpunkte sind Symmetriemaße und Höhen-
maße angegeben . Bei den Höhenmaßen werden
häufig zwei Werte angegeben :
• Mit eingebauten Aggregaten
• Ohne Aggregate

So hat z.B. der Messpunkt 2 die Symmetriemaße


531 mm und die Höhenmaße 173 mm (mit einge-
bauten Aggregaten) und 177 mm (ohne Aggregate) . Bild 3: Messungen mit Teleskopmessstab
Aufgrund der Karosserie-Elastizität ergeben sich die-
se unterschiedlichen Höhenmaße.
Dreidimensionale Vermessung der Karosserie
(Bild4)
Zweidimensionale Vermessung der Karosserie
(Bild 1) Mit der dreidimensionalen Karosserievermes-
sung können die Karosseriepunkte in Länge,
Mit der zweidimensionalen Karosserievermess- Breite und Höhe bestimmt werden . Sie eignet
ung sind Abstandsmessungen in Länge, Breite sich für eine exakte Karosserievermessung.
und Symmetrie möglich . Sie eignet sich nur für
die überschlägige Vermessung einer Karosserie.
X-Nulleben e
(senkrechte
Ebene)

Bild 1: Bodengruppe mit Maßbezugspunkten für die


zweidimensionale Vermessung
Aufstandseben e
Teleskopmessstab (Bild 2). Man nennt ihn auch
Stechzirkel oder Abtastlehre. Damit können Längen-, Bild 4: Dreidimensionales Messprinzip
Breiten- und Diagonalmaße ermittelt werden . Die
Abstandsmaße zwischen den Tastspitzen können
Richtbank mit mechanischem Universai-Mess-
direkt am Messgerät abgelesen werden .
system (Bild 1, Seite 467)
Dabei wird das beschädigte Fahrzeug mit Karosse-
rieklemmen, die am Türschwellerfalz angebracht
werden, auf der Richtbank befestigt. Anschließend
wird die Messbrücke unter das Fahrzeug geschoben
und ausgerichtet. Dazu sind drei unbeschädige Ka-
rosseriemesspunkte auszuwählen, zwei davon paral-
Bild 2: Teleskopmessstab, Stechzirkel lel zur Fahrzeuglängsachse. Der dritte Messpunkt
soll möglichst weit entfernt sein .
Vergleichsmessungen (Bild 3). Dabei vergleicht man Auf der Messbrücke sind Messschlitten angebracht,
d ie symmetrischen Maße von der linken und rech- die auf die einzelnen Messpunkte genau eingestellt
ten Seite und/oder die Diagoalmaße des Fahrzeugs. werden können, um die Längen- und Breitenmaße
Dadurch lassen sich Karosserieschäden schnell fest- zu bestimmen. Jeder Messschlitten ist mit teleskop-
stellen. Stellt man z.B. bei der Diagonalvermessung artigen Messhülsen versehen, auf die geeignete
von der rechten vorderen Achsaufhängung zu linken Messspitzen aufgesteckt werden.
hinteren Achsaufhängung im Vergleich zur linken
vorderen und rechten hinteren Achsaufhängung Durch Ausfahren der Messspitzen werden diese in
Maßabweichungen fest, so kann dies auf eine Ver- die Messpunkte der Karosserie geschoben, wodurch
drehung der Bodengruppe hinweisen. sich zusätzlich das Höhenmaß exakt ermitteln lässt.
1 7 Fahrzeugaufbau 467

Richtba n k-G rundrahmen

Bild 1: Richtbank mit mechanischem Messsystem

Oberbauvermessung (Bild 2). Dazu wird z.B. an der Zur Vermessung verwendet man zwei Messschie-
Messbrücke, die auf einem Richtbankgrundrahmen nen, die rechtwinklig zueinander um das Fahrzeug
befestigt ist, ein Portalrahmen mit Messeinrichtung aufgestellt werden. Sie nehmen eine Lasereinheit,
angebracht. Damit kann der Oberbau entsprechend einen Strahlteiler, sowie mehrere Prismeneinheiten
den Messblättern abschnittweise an festgelegten auf. Die Lasereinheit erzeugt kleine Lichtbündel, de-
Punkten vermessen werden. ren Strahlen parallel ausgesendet werden. Sie sind
so lange unsichtbar, bis sie auf einen Widerstand
auftreffen. Der Strahlteiler lenkt den Laserstrahl
rechtwinklig zur kurzen Messschiene und lässt ihn
zugleich in gerader Richtung weiterlaufen. Die Pris-
meneinheiten leiten den Lichtstrahl rechtwinklig un-
ter den Fahrzeugboden.

Mess-
schiene

Bild 2: Mechanische Oberbauvermessung

Mechanische Messsysteme sind auf dem Richtbank-


Grundrahmen angebracht und können deshalb das
Anbringen von Richtwerkzeugen erschweren. Au-
ßerdem sind sie Schweißspritzern, Staub und me-
chanischen Einflüssen ausgesetzt und können dabei Lasereinheit
beschädigt werden .

Optisches Messsystem (Bild 3) Bild 3: Optisches Messsystem


Bei der optischen Vermessung der Karosserie mit An mindestens drei unbeschädigten Karosserie-
Hilfe von Lichtstrahlen wird das Messsystem außer- messpunkten werden entsprechend dem Messblatt
halb des Richtbankgrundrahmens angebracht. Auch Messlineale aus durchsichtigem Kunststoff mit den
ohne Richtbankgrundrahmen ist eine Vermessung dazugehörigen Verbindungsstücken aufgehängt
möglich, wenn das Fahrzeug auf Böcke gestellt wird und eingestellt. Nach Einschalten der Lasereinheit
oder durch eine Hebebühne angehoben wird. werden die Messschienen soweit verändert, bis der
468 1 7 Fahrzeugaufbau

Lichtstrahl den eingestel lten Bereich auf den Mess- Weitere Systeme zur Karosserievermessung
linealen trifft. Dies ist an einem roten Punkt an den • Richtwinkelsysteme (Bild 2) mit einteiligen, zwei-
Messlinealen erkennbar. Dadurch ist sichergestellt, geteilten und mehrfach geteilten Richtwinkeln.
dass der Laserstrahl parallel zum Fahrzeugboden • Schweißlehrensysteme.
verläuft. Zur Ermittlung der weiteren Höhenmaße der
Karosserie werden an verschiedenen Messpunkten Merkmale von Richtwinkelsystemen
des Fahrzeugunterbodens weitere Messlineale an- • Zur Karosserievermessung ist in der Regel ein
gebracht. Durch Verschieben der Prismeneinheiten Aggregatausbau erforderlich.
können nun die Höhenmaße an den Messlinealen • Neue Karosserieteile können zum Einschweißen
und die Längenmaße an den Messschienen abgele- maßgenau an den Richtwinkeln befestigt werden.
sen und mit dem Messblatt verglichen werden. • Richtwinkel tragen das Fahrzeuggewicht, nehmen
Elektronisches Messsystem (Bild 1) aber nur geringe Rückverformungskräfte auf.
Bei diesem Messsystem werden über einen Mess- • Für unterschiedliche Fahrzeugtypen sind unter-
arm, der auf einer Messleiter läuft und geeignete schiedliche Richtwinkelsätze erforderlich .
Messspitzen hat, die jeweils zu vermessenden Ka-
rosseriepunkte ausgewählt. Mit dem im Messarm
eingebauten Computer wird die exakte Position der
Messpunkte errechnet. Die Messwerte werden ka-
bellos perFunk auf den Messcomputer übertragen .
Messvorgang. Zunächst sind mit der Messspitze drei
unbeschädigte Karosseriepunkte auszuwählen, um
die Grundposition des Fahrzeugs festzulegen. An-
schließend ist die Messspitze an den gewünschten
Aufnahme für
Messpunkten anzusetzen . Die gemessenen Istwerte verschiedene
werden mit den im Programm des Messcomputers Richtwinkel
hinterlegten Sollwerten verglichen. Bei Maßabwei-
chungen erfolgt eine Fehlermeldung bzw. eine auto- Bild 2: Richtbank mit Richtwinkeln
matische Eintragung in das Messprotokoll.
17.1.7 Unfallschadensreparatur an
selbsttragenden Aufbauten
Richten
Eine Karosserie kann bei einem Unfall große Ener-
gien durch Verformen von Karosserieblechen um-
wandeln. Zum Richten der Karosserie sind entspre-
Bild 1: Elektronisches Messsystem chend große Zug- und Druckkräfte erforderlich, die
durch hydraulische Zieh- und Druckwerkzeuge auf-
Merkmale von universellen Messsystemen gebracht werden.
• Die Karosseriepunkte können mit und ohne Ag- Die Rückverformungskraft soll in entgegenge-
gregatausbau vermessen werden . setzter Richtung wie die Verformungskraft liegen.
• Eingeklebte Fahrzeugscheiben, auch gebrochene,
dürfen vor der Fahrzeugvermessung nicht ausge- Hydraulische Richtwerkzeuge (Bild 3). Sie bestehen
baut werden, da sie bis zu 30% der Verwindungs- aus einer Presse und einem Zylinder, die durch einen
kräfte der Karosserie aufnehmen . Hochdruckschlauch verbunden sind. Beim Presszy-
• Für jeden Fahrzeugtyp gibt es abhängig vom linder wird die Kolbenstange durch hohen Druck aus-
Messsystem spezielle Messblätter. gefahren, beim Ziehzylinder fährt sie ein . Während
• Die Messsysteme können weder das Fahrzeugge- sich beim Pressen die Enden von Zylinder und Kol-
wicht tragen, noch sind sie in der Lage Rückverfor- benstange gut abstützen lassen, müssen beim Zie-
mungskräfte aufzunehmen. hen Zugklemmen verwendet werden oder es werden
• Sind Karosserieneuteile einzuschweißen, so sind Zugbleche auf das zu ziehende Teil aufgeschweißt
spezielle Teilehalter erforderlich, die z.B. am Richt-
bankgrundrahmen befestigt werden.
• Bei Messsystemen mit Laserstrahl , darf nicht
di rekt in den Laserstrahl geschaut werden.
-~
Hydraulikpumpe Zugzylinder

:·1 · •
Zugklemme

• Universalmesssysteme arbeiten i.d.R. als rechner-


gestützte Anlagen . Bild 3: Hydraulische Richtwerkzeuge
1 7 Fahrzeugaufbau 469

Hydraulischer Ziehrichter (Dozer, Bild 1). Er besteht Umlenken der Rückformkraft (Bild 3). Hat sich z.B.
aus einem waagerechten Balken und einer am Ende bei einem Unfall die Karosserie zusätzlich zur waag-
drehbar gelagerten Säule, die durch einen Druck- rechten Verformung nach oben verschoben, muss
zyl inder bewegt werden kann. Das Richtgerät kann die Rückverformung durch das Richtgerät mittels
unabhängig von Richtbänken für kleinere bis mittle- einer Umlenkrolle erfolgen. Die Zugkraft wirkt so
re Karosserieschäden, bei denen keine großen Zug- entgegengesetzt zur ursprünglichen Verformungs-
kräfte erforderlich sind, verwendet werden. kraft. Die Karosserie wird z.B. in Bild 3 sowohl nach
Die Karosserie muss dazu aber an den vom Herstel- unten (F2 ). als auch nach vorne (F1 ) gezogen.
ler bestimmten Punkten mithilfe von Karosserie-
klemmen und Stützrohren am waagerechten Balken
befestigt werden.

Umlen kroll e Drehpunkt

Bild 1: Hydraulischer Ziehrichter (Dozer) Bild 3: Zuganordnung bei einer waagrecht und nach
oben verschobenen Karosseriepartie
Richtbank mit hydraulischem Richtgerät (Bild 2).
Die Richtbank besteht aus einem stabilen Rahmen,
WERKSTATTHINWEISE
der die Richtkräfte aufnimmt. Auf ihm werden die
Fahrzeuge an der Unterkante der Türschwellenfalze • Richtarbeiten sind durchzuführen, bevor nicht
mit Karosserieklemmen festgeschraubt. Das hydrau- mehr reparierbare Karosserieteile abgetrennt
lische Richtgerät kann an jeder Stelle der Richtbank werden.
schnell befestigt werden. • Ist Richten möglich, so versucht man den ur-
Auch schwere Karosserieschäden können mit Richt- sprünglichen Zustand durch Kaltrückformen zu
bänken repariert werden. Auf diese Weise ist es erreichen.
leichter möglich als mit einem Dozer mit waage- • Ist Kaltrückformen ohne Rissgefahr nicht mög-
rechtem Balken, dass die Rückverformung der Ka- lich, so kann bei normalfesten Karosserie-
rosserie in genau entgegengesetzter Richtung zur blechen der verformte Bereich z.B. mit einem
Verformung erfolgen kann. Außerdem können hyd- Autogenschweißbrenn er großflächig erwärmt
raulische Richtwerkzeuge verwendet werden, die werden. Dabei dürfen 700 oc (du nkelrote Far-
nach dem Vektorprinzip arbeiten. Darunter versteht be) wegen möglicher Gefügeveränderung
man Richtwerkzeuge, die eine verformte Karosserie- nicht überschritten werden.
partie in beliebiger räumlicher Richtung ziehen oder • Hochfeste Bleche und Aluminium dürfen beim
drücken können. Rückverformen nicht erwärmt werden. Die
Herstellervorschriften bei der Karosseri ein-
standsetzung sind exakt zu beachten.
• Nach jedem Richtvorgang ist die Lage der
Messpunkte zu prüfen.
• Damit Rahmenteile spannungfrei das genaue
Karosseriemaß erreichen, müssen sie wegen
des Rückfederverhaltens der Karosseriebleche
ein Stück über das Sollmaß gezogen werden.
• Tragende Teile, die gerissen oder geknickt
sind, müssen aus Sicherheitsgründen ausge-
hydraulisches Richtgerät Richtbank tauscht werden.
• Zugketten sind durch Fangseile zu sichern.
Bild 2: Richtbank mit hydraulischem Richtgerät
470 1 7 Fahrzeugaufbau

Teilersatz und Abschnittsreparatur (Bild 1)


WERKSTATIHINWEISE
Ist bei stark deformierten Blechteilen eine Reparatur
• Klebezonen metallisch blank schleifen.
nicht möglich, zu aufwändig oder nicht zulässig, so
kann entsprechend den Herstellervorschriften ein • Alt- und Neuteil müssen sich mindestens
Teilersatz oder eine Abschnittsreparatur erfolgen. 20 mm überdecken, damit eine ausreichende
Beim Teilersatz wird ein Karosserieteil, z.B. das linke Klebefläche entsteht, die späteren Belastungen
hintere Seitenteil, komplett ersetzt. standhält (Bild 2).
• Das außenliegende Blech ist anzuschrägen
Bei der Abschnittsreparatur wird z.B. nur der be- (30 °, Bild 2). damit beim anschließenden Lack-
schädigte Karosseriebereich herausgeschnitten. aufbau keine Haarrisse entstehen.
Die Schnittlinien sind vom Hersteller vorgegeben . • Beide Seiten des Bleches mit Kleber bestrei-
Sie sind in der Regel möglichst kurz und dürfen chen. Auf richtige Arbeitstemperatur (in der
normalerweise nicht durch Verstärkungsbleche füh- Regel Raumtemperatur, 20 oc). Topfzeit des
ren, die sich auf der Rückseite des auszutrennenden Klebers (maximale Verarbeitungszeit) und Ab-
Blechteils befinden, z.B. bei Türscharnieren und Si- lüftzeit achten.
cherheitsgurtbefestigungen . Das Reparaturblech ist • Blech fixieren und anpressen, z.B . durch vor-
passend zuzuschneiden, abzusetzen und einzufügen. bereitete Nietverbindungen oder Spezialklam-
Bei Karosserieblechen aus Stahl verwendet man mern. Sollen Schweißpunkte gesetzt werden,
vorwiegend das MAG-Schutzgasschweißen. Das darf im Schweißbereich kein Kleber aufgetra-
Blech erwärmt sich dabei nicht sehr stark, wodurch gen werden .
der Verzug und die Nacharbeit gering bleiben .
• Während des Aushärtens dürfen keine Be-
wegungen in der Klebefläche stattfinden, z.B.
Bei Aluminium und bei nichttragenden Teilen kommt
durch Karosseriearbeiten .
ebenso Kleben und Nieten zur Anwendung . Muss
Aluminium geschweißt werden, kommt das MIG-
oder WIG-Schutzgasschweißen zur Anwendung . Klebeverbindungen dürfen nur an Stellen ein-
gesetzt werden, an denen keine Schälbeanspru-
chung auftritt.

o~ Karosseri ebleche

'/1 :~y
Kl ebe-
schicht ,

Bild 2: Klebeverbindung von zwei Blechen

Teilersatz Erneuern von geklebten Fahrzeugscheiben. Gekleb-


- Abschnittsreparatur
te Scheiben tragen erheblich zur Stabilität der Fahr-
gastzelle bei. Deshalb ist der Aus- und Einbau mit
Bild 1: Trennlinien bei Teilersatz und Abschnitts- großer Sorgfalt durchzuführen.
reparatur

Metallkleben im Karosseriebau WERKSTArrHINWEISE- SCHEIBENAUSBAU


Die Vorteile des Klebens gegenüber dem Schweißen • Klebeschicht zwischen Karosserie und der al-
sind: ten Scheibe z.B. mit oszillierendem Messer
• Nur ein Minimum an Nacharbeiten. mechanisch lösen . Falls der Lack vor Beschädi-
gungen geschützt werden muss, ist der Schei-
• Brennbare Materialien müssen bei der Reparatur benrand abzukleben .
nicht ausgebaut werden , z.B. Kraftstoffbehälter.
• Scheibe mit Saughebern herausheben.
• Keine Kontaktkorrosion und gute Korrosions- • Falls die alte Kleberaupe in Ordnung ist, ist sie
schutzwirkung im Reparaturbereich. bis auf den Rest von ca . 1 mm bis 2 mm glatt
• Materialien werden beim Fügen keiner Wärmebe- abzuschneiden. Ansonsten ist sie vollständig
lastung ausgesetzt, z.B. Al-Teile, hochfeste Bleche. zu entfernen.
• Kleberand des Fahrzeugrahmens mit Spezial-
• Verbinden unterschiedl ichster Materialien mög-
reiniger säubern.
lich.
I 7 Fahrzeugaufbau 471

Arbeitsvorgang (Bild 2). Bei mittleren und größeren


WERKSTATTHINWEISE-SCHEIBENEINBAU
Beulen wird vom Beulenrand beginnend spiralen-
• Neue Scheibe am Kleberand reinigen. förmig zur Mitte hin gehämmert. Bei Stahlblech
• Mit Saughebern ohne Kleber Scheibe in Fahr- muss der Gegenhalter immer weiter vom Zentrum
zeugrahmen einpassen. Korrekte Lage z.B. mit entfernt sein als der Hammer gerade trifft. Das rest-
Klebestreifen markieren. liche Glätten der Oberfläche kann durch direktes
• Fahrzeugrahmen und Scheibenrand sorgfältig Hämmern (Gegenhalter und Hammer liegen auf
mit Haftgrund streichen (primern). Dadurch einer Achse) mit einem Schlichthammer erfolgen.
haftet die Kleberaupe besser. Primern des Fahr-
zeugrahmens entfällt, bei vorhandener alter
Kleberaupe.
• Ablüftzeit vom Primer abwarten. Auftragen
einer ausreichend dicken Kleberaupe auf den
Scheibenrand oder den Fahrzeug rahmen.
• Scheibe mit Saughebern in Fahrzeugrahmen
einsetzen, ausrichten und anpressen.
Beulenrand
• Warten bis Kleber ausgehärtet ist.

Beim Einkleben von Front- oder Heckscheiben


sind die Seitenscheiben zu öffnen, damit nicht
durch Zuschlagen der Türen ein Überdruck im
Fahrzeuginnenraum entsteht und bei noch nicht
ausgehärteter Klebeverbindung die Scheibe he- Bild 2: Ausbeulvorgang
rausgedrückt wird.
Dellen ausdrücken mit Hebeleisen (Bild 3, Bild 4).
Dellen, die z.B. durch Hagel entstehen, können mit
Oberflächenbearbeitung
Hebeleisen durch Druck von der Innenseite ohne
Ausbeulen von Blechteilen. Lackbeschädigung herausgedrückt werden. Voraus-
Je nach Größe, Zugänglichkeit und Art der Beule setzung ist, dass die Dellen von der Rückseite aus
w erden verschiedene Methoden zum Ausbeulen an- zugänglich sind. Hilfreich ist eine Lampe, in deren
gewendet, z.B. Licht die Delle sehr gut sichtbar wird. Mit diesem
• Ausbeulen mit Hammer und Gegenhalter Verfahren lassen sich Dellen bis ca. 5 mm Tiefe und
35 mm Durchmesser ohne Nachlackieren beseiti-
• Herausdrücken von Dellen mit Hebeleisen
gen. Um brauchbare Ergebnisse zu erzielen, ist bei
• Herausziehen von Beulen mit dem Zughammer- diesem Verfahren sehr viel Gefühl und Erfahrung
Verfahren notwendig.
• Beseit igen von Beulen durch W ärmetechnik

Ausbeulen mit Hammer und Gegenhalter (Bild 1).


Dazu muss die Beule von beiden Seiten gut zu-
gänglich sein. Der Gegenhalter (Handfaust) soll ver-
hindern, dass das Blech beim ausbeulen federt. An
schwer zugänglichen Stellen sind Richtlöffel erfor-
derlich. Mit Richtlöffeln können kleinere Beulen auch
direkt herausgedrückt w erden.

Bild 3: Hebeleisen zum lackschadensfreien Ausbeulen

rr
Universal-
hammer
Schl icht-
hammer
Richtlöffel Gegen-
halter

Bild 1: Ausbeulwerkzeuge Bild 4: Dellendrücken an einer Motorhaube


472 1 7 Fahrzeugaufbau

Beseitigen von Beulen mit Hilfe eines Zughammers


• Schwemmzinn auf die zu bearbeitende Ober-
(Bild 1). Dieses Verfahren wird angewendet, wenn
fläche mit Hilfe einer offenen Flamme auftra-
Beulen nur von einer Seite zugänglich sind, z.B. bei
gen und glätten, z.B. mit einem in Bienenwachs
doppelwandigen Blechen. Dabei werden auf der
eingetauchten speziell geformten Holzstück
auszubeulenden Oberfläche z.B. Lochscheiben auf-
(Lötholz).
geschweißt (Multispot). Eine Stange mit Griffstück
und Schlaggewicht wird in die Lochscheibe einge- • Nach Abkühlen der Bearbeitungsflächen wird
hakt. Durch Bewegen des Schlaggewichtes in Rich- dieser Bereich mit einer Karosseriefeile geglät-
tung Griffstück wird die Beule herausgezogen. tet.

Die beim Verzinnen entstehenden Dämpfe sind


abzusaugen.

Verspachteln
Bild 1: Beulenbeseitigung mit Zughammer
Kleinere Unebenheiten können verspachtelt werden.
Verwendung finden z.B. Zweikomponentenspachtel
Beseitigung von Beulen durch Wärmetechnik (Bild 2). aus Polyester- oder Epoxidharz. Größere Uneben-
heiten sind durch Verzinnen auszugleichen, da sich
Beulen mittlerer Größe werden dazu von außen
bei zu dickem Spachtelmassenauftrag folgende Pro-
nach innen mit einer weichen Flamme spiralförmig
bleme ergeben können:
erwärmt (Bild 2, a, b). Dadurch hebt sich die Beule
gegenüber ihrem Umfeld und es entsteht eine klei- • Abplatzen des Spachtelmaterials von der Blech-
ne ringförmig e Erhebung. Die Wärme kann nun mit oberfläche, wegen der unterschiedlichen Ausdeh-
Hilfe einer kalten Karosseriefeile von der Erhebung nung der Materialien.
abgeführt werden (Bild 2, c). Das Blech zieht sich • Bildung von Rissen
an diesen Stellen zusammen und wird weitgehend a) beim Aushärten, wegen unterschiedlicher Wär-
geglättet (Bild 2, d). Bei Beulen im Bereich von Ver- mezonen innerhalb der Spachtelmasse.
strebungen, Sicken und Schweißpunkten ist dieses b) da die Spachtelmasse nicht so elastisch ist wi e
Verfahren nicht anwendbar. das Karosserieblech.

c) ~ Schleifstaub muss wegen Haut- und Atemweg-


belastungenabgesaugt werden.

WIEDERHOLUNGSFRAGEN
dl ==--=== 1 Wie erfolgt eine Schadensbeurteilung durch
Sichtprüfung?
2 Welche Maße können bei der zweidimensionalen
Vermessung der Karosserie ermittelt werden?
Bild 2: Beulenbeseitigung durch Wärmetechnik
3 Wie erfolgt das dreidimensionale Vermessen
einer Karosserie mit mechanischem Messsys-
Verzinnen tem?
Bleiben nach dem Ausbeu len größere Unebenheiten 4 Wie erfolgt das Vermessen der Karosserie mit
zurück, so können sie durch Verzinnen au sgeglichen einem optischen Messsystem?
und durch Nacharbeiten geglättet w erden. 5 Wie erfolgt das elektronische Vermessen einer
Karosserie?
6 Welche Merkmale haben Richtwinkelsysteme?
WERKSTATIHINWEISE 7 Worauf ist beim Richten durch Rückverformung
zu achten?
• Der entsprechende Karosseriebereich ist me-
8 Was ist beim Metallkleben zu beachten?
tallisch blank zu schleifen.
9 Welche Arbeitsregeln sind beim Erneuern einer
• Verzinnungspast e mit Pinsel auf blankes Ka- geklebten Fahrzeugscheibe zu beachten?
rosseri eblech auftragen.
10 Mit welchen Verfahren können kleinere und grö-
• Verzinnungspaste mit offener Flamme erwär- ßere Beulen gerichtet werden?
m en, bis sie sich verfärbt (Farbumschlag ins 11 Wie können größere und kleinere Unebenheiten,
Braune). Die überschüssigen Zinnpastenreste z.B. nach dem Ausbeulen, beseitigt werden?
werden mit einem sauberen Lappen abge- 12 Warum darf der Spachtelauftrag nicht zu dick
wischt. sein?
1 7 Fahrzeugaufbau 473

1 7.2 Korrosionsschutz an zur allmählichen Zerstörung der Schutzschicht führt,


das Werkstück rostet vorerst nicht. Besteht jedoch
Kraftfahrzeugen die Schutzschicht aus einem edleren Werkstoff als
das Werkstück, z. B. Nickel auf Stahl, wird das Werk-
Man unterscheidet zwischen aktivem und pas- stück bei Verletzung der Schutzschicht zerstört, da es
sivem Korrosionsschutz. rostet. Die Schutzschicht bleibt erhalten (Bild 2).

17.2.1 Aktiver Korrosionsschutz Feuchtigkeit


Er kann erfolgen:
• Am Werkstoff, z.B. entsprechende Legierungen
bei Edelstählen.
• Am angreifenden Mittel, z.B. durch Feuchtigkeits-
entzug der Luft.
• Durch Fremdspannung, z.B. wird ein Stahltank an
den Pluspol einer Batterie angelegt (Katodischer
Korrosionsschutz). Bild 2: Unechter Schutzstoff

17.2.2 Passiver Korrosionsschutz Echter Das Überzugsmetall ist unedler


Er kann erfolgen durch Konservierung, z.B. metal- Schutzstoff als das GrundmetalL
lische und nichtmetallische Überzüge. Unechter Das Überzugsmetall ist edler
Konservierungsverfahren Schutzstoff als das GrundmetalL
Sie werden beim Kraftfahrzeug bei Unterboden-
schutz und Hohlraumversiegelung angewendet. Überziehen im Schmelzfluss (Feuervermetallen).
Unterbodenschutz. Er hat folgende Aufgaben: Beim Feuerverzinken wird das fertige Karosserie-
• Feuchtigkeit vom Unterboden fernhalten teil oder das Rohblech nach entsprechender Vorbe-
• Gegen Steinschlag unempfindlich sein handlung in ein Bad mit flüssigem Zink eingetaucht.
• Elastisch bleiben Galvanisieren. Galvanisch verzinkte Bleche werden
• Eigenvibration der Bleche verhindern (Antidröhn- als Tiefziehbleche im Karosseriebau verwendet. Die
wirkung) Schichtdicke ist sehr gleichmäßig; sie beträgt etwa
Verwendet werden Konservierungsmittel auf 7,5 f.Jm . Die Oberfläche ist glatt. Dies ermöglicht
Wachs-, Kunststoff- und Bitumenbasis. eine gleichmäßige Decklackierung ohne aufwendige
Hohlraumkonservierung. Das Konservierungsmittel Oberflächenbearbeitung.
besteht aus filmbildenden Ölen, Wachsen, Lösungs-
mitteln und Rosthemmern. An vom Fahrzeugherstel- Nichtmetallische Überzüge
ler genau festgelegten Stellen wird das Hohlraum- Phosphatieren (Bondern, Atramentieren). Das Werk-
konservierungsmittel unter einem Druck von etwa stück wird in eine wässerig e Phosphatlösung ein-
70 bar durch Öffnungen eingespritzt oder Hohl- getaucht. An der Oberfläche entsteht eine poröse
räume werden geflutet, die anschließend mit Kunst- Schutzschicht aus Eisenphosphat Sie bildet den
stoffstapfen verschlossen werden. Rosthemm er ver- Haftgrund für Lacke.
hindern die Rostbildung . Kunststoff-Überzüge. An Falzen und Kanten kön-
Metallische Überzüge nen mithilfe von dauerelastischen Kunststoffen, z. B.
Sie bilden nur einen dauerhaften Korrosionsschutz, PVC, Abdichtungen vorgenommen werden. Dabei
wenn sie porenfrei, wasserunlöslich und gas- lassen sich auch unterschiedliche Metalle ohne Kar-
undurchlässig sind. Besteht die Schutzschicht aus rasionsbildung miteinander verbinden, z.B. Alumi -
einem unedleren W erkstoff als das W erkstück, z.B. niumbeplankung auf Stahlrahmen (Bild 3).
Zink auf Stahl (Bild 1), so entsteht bei Verletzung der
Schutzschicht ein lokales galvanisches Element, das

Feuchtigkeit

Das Deckmaterial Zn Stahl + Auftragen Einlegen der Umbördeln dauerelastische


wird umgewandelt des Klebers Versteifung der Außenhaut Fugenabdichtung

Bild 1: Echter Schutzstoff Bild 3: Korrosionsschutz am Falz


474 1 7 Fahrzeugaufbau

Eloxieren. Die Oberfläche von Werkstücken aus Alu- spritzbar wird. Nach dem Lackieren verdunstet das
minium kann elektrolytisch oxidiert werden. Dabei Lösemittel. Bei zu schneller Verdunstung des Löse-
entstehen Schichtdicken von 5 iJm, wobei sich Form mittels kann eine Schrumpfung der Lackoberfläche
und Volumen des Werkstücks nicht ändern. Die ent- eintreten.
stehende korrosionsfeste Oberfläche kann einge-
Heißspritzen. Der Lack wird mittels einer Heizvor-
färbt werden. richtung im Farbbecher auf 50 oc bis 120 oc vor-
geheizt. Dadurch verringert sich die Viskosität des
1 7. 3 Eahrzeuglackierung Lackes so, dass er ohne Lösemittel spritzbar ist.
Spritzen mit elektrostatischer Aufladung. Das elek-
Fahrzeuglackierungen haben die Aufgabe, die trostatische Spritzverfahren wird in der Serienfer-
Karosserieoberfläche gegen äußere Einflüsse, tigung angewendet. An die Karosserie wird der
z.B. aggressive Stoffe in Wasser und Luft, gegen Pluspol, an die Farbspritzdüsen der Minuspol einer
Steinschlag zu schützen. Gleichspannungsquelle angelegt. Die Spannung
Außerdem soll die Fahrzeuglackierung ... kann bis zu 200 000 V betragen. Die negativ aufge-
• ... einen dichten und zusammenhängenden Schutz- ladenen Farbnebel werden von der positiv aufgela-
film bilden. denen Karosserie angezogen. Der Farbverlust wird
• ... hart und gleichzeitig elastisch sein. dadurch verringert.
• ... lichtecht sein. Anstelle von Spritzpistolen kann der Lack durch
• .. . Signalwirkung erzeugen. Hochrotationsglocken im elektrostatischen Spritz-
• ... sich leicht reinigen und pflegen lassen. ver-fahren aufgebracht werden (Bild 2). Mit Spritzro-
botern werden die Bereiche der Karosserie lackiert,
Auftragsverfahren
die durch den Farbnebel der Hochrotationsglocken
Das Auftragen der Lacke kann durch Spritzen, Tau- nicht erreicht werden.
chen oder elektrische Spritzverfahren erfolgen.
Spritzen. Spritzpistolen (Bild 1) arbeiten meistens
mit Druckluft. Dabei wird nach dem Injektorprinzip
der Lack von der am Injektor vorbeiströmenden Luft
angesaugt und zur Düse transportiert. Beim Austritt
aus der Düse entsteht ein Farbnebel, der sich auf der
Oberfläche niederschlägt.

Farbbehälter

Bild 2: Elektrostatisches Spritzverfahren

Airless-Spritzen (Hochdruckspritzen). Das Lackma-


Fa rbmen gen- terial wird unter hohen hydrostatischen Druck
regulierung (100 bar bis 200 bar) gesetzt. Es zerstäubt beim
Farbdü se Entspannen am Austritt der Spritzdüse. Airless-
Spritzen ermöglicht eine feinneblige Zerstäubung
auch zähflüssiger Beschichtungsstoffe. Um mit
regulierung
einem geringeren hydrostatischen Druck (40 bar bis
60 bar) arbeiten zu können, ist es möglich, die Zer-
Abzugbügel stäubung des Lackmaterials mit Druckluft zu unter-
stützen. Diese Verfahren werden hauptsächlich zum
'f
Luftanschluss
Auftragen von Unterboden- und Korrosionsschutz
eingesetzt.
Tauchen. ln der Serienfertigung kann die Grun-
Bild 1: Farbspritzpistole
dierung durch Tauchen der Karosserie in eine mit
Man unterscheidet Kalt- und Heißspritzen. Grundierlack gefüllte Wanne hergestellt werden.
Kaltspritzen. Der Lack wird durch Lösemittel so Überschüssiger Lack an der Karosserie kann durch
weit verdünnt (Änderung der Viskosität), bis er gut Hängelage und Ablaufbohrungen beseitigt werden.
1 7 Fahrzeugaufbau 475

Elektrophorese-Verfahren (Bild 1). Die in einem Phosphatschicht. Durch Phosphatieren wird eine
Elektrolyt schwebenden Lackteilchen z.B. einer Was- poröse Eisenphosphatschicht auf der Blechoberflä-
ser-Kunstharz-Emulsion werden elektrisch aufgela- che erzeugt. Sie ist die Voraussetzung für eine gute
den und zur entgegengesetzt geladenen Karosserie Haftung der nachfolgenden Schichten und ein sehr
bewegt, auf der sie eine gleichmäßige Lackschicht guter Korrosionsschutz.
bilden. Der Vorgang dauert so lange, bis die letzte Grundierung. Sie ergibt eine Haftschicht für den
blanke Stelle mit Lack bedeckt, d.h. isoliert ist. Die- Steinschlagzwischengrund, den Füller und den
ses Verfahren ist nur für den ersten Lackauftrag, die Decklack. Der Auftrag der Grundierung erfolgt meist
Grundierung, geeignet. Die bei der Wasserzerlegung im Tauch- oder Elektrophoreseverfahren .
durch Elektrolyse erzeugten positiven Wasserstoff- Steinschlagzwischengrund. Er kann an besonders
ionen wandern zur negativ geladenen Karosserie Steinschlag gefährdeten Außenhautflächen der Ka-
und verhindern dort während des Beschichtungs-
rosserie z.B. die seitlichen Flächen der Karosserie bis
vorgangs eine Oxidbildung auf dem Blech. zu den Unterkanten der Fensterausschnitte sowie
der Motorhaube aufgetragen werden.
Füller (Spritzgrund). Er dient dazu, um kleinere Un-
ebenheiten, Schleifrillen und Poren an der Oberflä-
che auszugleichen. Der Füller wird meist maschinell
durch elektrostatisches Spritzen aufgetragen. Er bil-
det den Untergrund für die Vor- und Decklackierung.
Wird auf die Füllerschicht direkt der Decklack aufge-
tragen, übernimmt der Füller auch die Aufgabe des
Vorlacks.
Bild 1: Kataphorese
Decklackierung
Man unterscheidet zwischen Uni-Lackierung und
Metallic-Lackierung .
Aufbau einer lackierung
Eine Kraftfahrzeuglackierung (Bild 2) besteht aus fol- Uni-lackierung
genden Schichten: Vierschicht-Lackaufbau. Neben Grundierschicht und
• Phosphatschicht Füllerschicht werden zwei weitere Schichten durch
elektrostatisches Spritzen aufgetragen.
• Elektrotauchgrundierung
• Aufspritzen des Vorlacks und Trocknen bei
• Steinschlagzwischengrund
ca . 140 oc.
• Füller (Spritzgrund)
• Aufspritzen des Decklacks und Trocknen bei ca .
• Decklackierung (Uni- oder Metallic-Lackierung) 130 °C.
Bevor die erforderlichen Schichten für den Lack-
Dreischicht-Lackaufbau. Er besteht aus Grundie-
aufbau aufgetragen werden können, muss die
rung, Füller und Decklackierung . Dabei wird auf die
Karosserie vorbehandelt werden. Dazu muss sie
Füllerschicht sofort der Decklack nass in nass aufge- ~~~
gereinigt, entfettet und anschließend mit einer Phos-
spritzt und anschließend getrocknet. Der Vorteil
phatschicht versehen werden .
des Vierschicht-Lackaufbau gegenüber dem Drei-
schicht-Lackaufbau ist, dass die Gesamtdicke der
Lackschicht über die gesamte Karosserieoberfläche
sehr gleichmäßig wird, da die Vorlackschicht und die
Decklackschicht gleich dick sind .

Metallic-lackierung
Im Gegensatz zur Uni-Lackierung werden bei der
Metallic-Lackierung ein Metallic-Basislack als farb-
Stahlblech
und effektgebende Schicht und ein Klarlack als
glanzgebende und schützende Schicht aufgetragen .
Phosphat-
schicht - -\-....IIQiOI:' Vorlackierung Der Metallic-Basislack wird durch Luftzerstäubung,
der Klarlack im elektrostatischen Spritzverfahren
Füller (Spritzgrund) aufgetragen . Die Verarbeitung erfolgt im "Nass in
Elektro-
tauch- Nass-Verfahren", d.h. dass auf den Basislack ohne
grundierung Steinschlagzwischengrund
Zwischentrocknung der Klarlack aufgespritzt wird .
Bild 2: Schichtaufbau einer Lackierung am Beispiel einer Anschließend werden beide Lackschichten bei ca .
Fahrzeugtür 130 oc getrocknet.
476 1 7 Fahrzeugaufbau

lacke Acrylharzlacke. Bei ihnen werden als Bindemittel


Sie bestehen aus nicht flüchtigen Bestandteilen und Acrylharze (Thermoplaste) verwendet. Diese härten
flüchtigen Bestandteilen (Tabelle 1). durch physikalische Trocknung, d.h. durch Verduns-
tung der Lösemittel aus. Mit Hilfe von Lösemitteln
Tab811e1!·~ .·· ' ,' können diese Lacke w ieder gelöst werden, sie sind
' ·•
Nicht flüchti ge Bestandteile reversibel. Für hitzebeständige Lacke werden als
Bindemittel Harze, Filmbildner Bindemittel Silikonharze verwendet. Verwendung :
Sie werden sowohl als Grundlackierung als auch
Pigmente Unlösliche Farbtei lchen
Decklackierung an Fahrzeugen eingesetzt. Man un-
Zusatzstoffe Katalysatoren, Antioxidationsmittel,
terscheidet bei Acrylharzlacken
Füllstoffe, Rostschutzmittel
• Einkomponentenlacke (1K-Lacke)
Flüchtige Bestandteile
• Zweikomponentenlacke (2K-Lacke).
Lösemittel Verdünnungsmittel, Reaktionsprodukte
Einkomponentenlacke (1 K-Lacke). Sie härten meist
Bindemittel. Es bildet nach dem Beschichtungs- und unter Einwirkung des Luftsauerstoffs durch Ver-
Trocknungsvorgang den Lackfilm. Dabei werden netzung der Moleküle (Polymerisation) aus. Dabei
die Farbpigmente durch die Harze miteinander ver- verdunsten Lösemittel und Reaktionsprodukte. Es
bunden. Filmbildner beschleunigen den Schichtbil- entsteht eine hochglänzende Lackschicht Die end-
dungsprozess und verbessern die Verarbeitbarkeit gültige Härte der Lackschicht entsteht meist erst
des Lackes. nach mehreren Wochen. Der Aushärtevorgang kann
Pigmente. Sie geben der Beschichtung das ge- durch Ofentrocknung bei Temperaturen zwischen
wünschte farbliehe Aussehen. Pigmente sind Farb- 100 oc bis 140 oc beschleunigt werden.
t eilchen, die in unlöslich fester Form im Lack vor-
liegen. Zweikomponentenlacke (2K-Lacke). Sie bestehen
Zusatzstoffe. Katalysatoren beschleunigen den Aus- aus Binder und Härter. ln der Serienlackierung er-
härt- und Trocknungsvorgang. Antioxidationsmittel folgt das Mischen im richtigen Verhältnis meist in
vermeiden Hautbildung und Gelieren des Lackes. der Spritzpistole. Zwischen beiden Komponenten
Die Füllstoffe verbessern Glanz und die Filmbildung setzt eine chemische Reaktion (Polyaddition) ein, die
des Lackes. Die Schutzeigenschaften des Lackes den aufgetragenen Lackfilm ohne Reaktionsprodu kte
werden durch Rostschutzmittel verbessert. auch bei Raumtemperatur allmählich aushärtet.
Lösemittel. Es löst die festen und zähflüssigen Be- Der Aushärtevorg ang kann bei Temperaturen bis
standteile des Lackes auf und stellt die für die Verar- ca. 130 oc beschleunigt werden. Acrylharzlacke sind
beitung notwendige Viskosität her. Lösemittel und chemikalienfest, kratzfest und witterungsbeständig.
Reaktionsprodukte verdunsten bei der Verarbeitung
Effektlacke (Metallic-Lacke). Sie enthalten neben den
und beim Trocknungsvorgang des Lackfilms. Reak-
Farbpigmenten, Glimmer oder Blättchen aus Alu mi-
tionsprodukte entstehen beim Trocknungsvorgang
nium im Basislack. Da diese Zusätze das einfallende
im Ofen und beim Filmbildungsvorgang z.B. Was-
Licht reflektieren, entsteht ein metallischer Effekt an
serabspaltung durch Polykondensation.
der Oberfläche. Nach dem Auftrag des Basislacks
lackarten wird Nass in Nass eine zweite Schicht aus Klarlack
Man unterscheidet: zum Schutz des Basislacks aufgespritzt.
• Nitrolacke • Kunstharzlacke
Wasserlacke (Hydrolacke). Als Bindemittel dienen
• Effektlacke • Wasserlacke
Harze auf Kunststoffbasis. Bei Füller und Basislacken
• High-Solid-Lacke • Pulverlacke
werden die organischen Lösemittelanteile nahezu
Nitrolacke (CN-Lacke). Sie w erden heute üblicher- v ollständig durch W asser ersetzt. Nur bei Klarlack
w eise in der Fahrzeuglackierung nicht mehr ver- beträgt der Anteil organischer Lösemittel ca . 10 %,
w endet. Nitrolacke erhärten schnell durch das der Wasseranteil als Lösemittel bis zu 80 %.
Verdunsten des Lösemittels. Sie sind leicht brenn-
bar, unbeständig gegen Kraftstoffe und erfordern Man unterscheidet:
eine regelmäßige Pflege, damit die hochglänzende Echte Wasserlacke. Die Harzmoleküle sind in Wasser
Oberfläche erhalten bleibt. CN-Lacke w erden m eist gelöst.
bei Oldtimer-Lackierungen verwendet. Wasserverdünnbare Lacke (Dispersion). Die Harzteil-
Kunstharzlacke (KH-Lacke). Bei ihnen werden als chen sind im W asser fein verteilt.
Bindemittel z.B. Duroplaste (Aikydharze, M elamin- Nach dem Auftrag w erden Wasser und Lösemittel
harze) verwendet . Diese Lacke härten unter Ein- der Lackschicht in Trocknungsanlagen verdunstet. Es
wirkung von Luftsauerstoff aus. Man bezeichnet dies bildet sich eine dichte, wasser- und chemikalienbe-
als oxidative Aushärtung. Verwendung: Decklackie- ständige Lackschicht Durch den geringen Lösemit-
rung. telanteil dauert jedoch der Trocknungsvorgang län-
1 7 Fahrzeugaufbau 477

ger. Die Umweltbelastung durch Lösemittelemission wird das Pulver mit speziellen Sprühpistolen auf
ist jedoch geringer. das kalte oder warme zu beschichtende Werkstück
gespritzt. Bei kalten Werkstoffen haftet das Lackpul-
High-Solid-Lacke (HS-Lacke) und Medium-Solid-
ver elektrostatisch, bei warmen Werkstücken durch
Lacke (MS-Lacke). Sie sind Lacke, die einen hohen
Aufschmelzen. Anschließend muss der Lackfilm auf
Anteil von nicht flüchtigen Bestandteilen (Festkör-
den beschichteten Teilen hergestellt werden. Durch
per-anteil bis 70 %) enthalten. Dagegen ist der Löse-
Einbrennen z.B. mittels Infrarotstrahlern bei ca.
mit-telanteil (20% bis 30 %) aus Umweltschutzgrün-
120 oc oder im Einbrennofen bei Temperaturen über
den stark reduziert. Diese Lacke werden vorwiegend
130 oc schmilzt das Pulver und die Makromoleküle
im Reparaturbereich eingesetzt. Sie zeichnen sich
des Bindemittels vernetzen (Polyaddition). Beim
durch sehr gute Deckung, schnelle Durchtrocknung
Abkühlen bildet sich eine dichte, schlagfeste, che-
und hohen Glanz aus. Außerdem wird durch die gro-
mikalienbeständige Lackschicht mit einer Dicke bis
ße Schichtdicke, die je Arbeitsgang möglich ist, der
120 !Jm. Der Vorteil dieses Verfahrens liegt dar-
Arbeitsaufwand stark verringert.
in, dass keine Emission von Lösemitteln entsteht.
Pulverlacke. Als Bindemittel wird ein Kunststoff Außerdem entstehen keine Sprühverluste, da der
verwendet, der zu Pulver mit einer Korngröße von nicht haftende Pulverlack (Overspray) dem Produk-
20 !Jm bis 60 !Jm verarbeitet wird. Anschließend tionsprozess wieder zugeführt werden kann.

WERKSTATIHINWEISE Folgende Füllarten können unterschieden werden


Hinweis: Bei der Reparaturlackierung ist es wich- • Tönfüller für gute Farbergebnisse
tig, dass die Bestandteile des Reparaturlacksys- • Maschinenschlifffüller für anschließendes Nach-
tems zusammenpassen. Deshalb soll ein kom- schleifen mit der Schleifmaschine
plettes System eines Herstellers verwendet • Handschlifffüller für anschließendes Nachschlei-
werden, anstatt Produkte verschiedener Hersteller. fen von Hand
Die Anweisungen des Herstellers sind genau zu be- • Nass in Nass Füller für die sich sofort an-
folgen, um ein optimales Ergebnis zu erzielen. schließende Decklackierung
Vorbehandlung. Zuerst wird die Schadensstel- Decklackierung. Nach dem Trocknen und Fein-
le von Schmutz, Rost, Fett, alten Farbresten und schleifen der Reparaturstelle kann der Decklack mit
Silikonresten gereinigt. Anschließend werden dem gewünschten Farbton aufgetragen werden.
die Silikonreste mit Silikonentferner beseitig. Die Als Uni-Lackierung in ein oder zwei Schichten, als
Schadensstelle muss angeschliffen und alte La- Metallic-Lackierung in zwei Schichten. Bei Deckla-
ckierungen bis auf die gesunden Schichten abge- ckierungen sind die Angaben des Herstellers ge-
schliffen werden. nau zu beachten um Lackiertehier zu vermeiden.
Spachteln. ln mehreren Arbeitsgängen können Unfallverhütungsvorschriften
durch Spachteln Unebenheiten ausgeglichen und Bei Schleifarbeiten grundsätzlich Schutzbrille tra-
Beschädigungen aufgefüllt werden. Dazu werden gen. Wenn möglich, immer mit Staubabsaugung
2K-Polyester-Spachtelmassen verwendet. arbeiten. Lacke und Zusatzstoffe enthalten gefähr-
Es gibt liche Bestandteile, deshalb ist bei Lackierarbei-
• Feinspachtel für kleinste Unebenheiten und so- ten Schutzkleidung und Atemschutzmaske zu tra-
mit für eine glatte porenfreie Oberfläche. gen.
• Füll- und Ziehspachtel für größere Unebenheiten. Werden Lacke und Lösemittel, deren Flammpunkt
• Spachtelmassen, die sowohl als Zieh- als auch
unter 21 oc liegt, verarbeitet, so sind die Lackier-
räume explosionsgefährdet ln solchen Räumen
als Feinspachtel eingesetzt werden können. Sie
müssen zwei gut gekennzeichnete Ausgänge vor-
sind für alle Untergründe geeignet, z.B. auch auf
handen sein, die nicht versperrt werden dürfen.
verzinkten Stahlblechen. Sie haben eine gute
Haftfähigkeit ln einem Umkreis von 5 m von der Lackiersteile
dürfen sich keine Feuerstellen oder funkenrei-
Grundierung. Die gesamte Reparaturstelle wird
ßende Maschinen oder Geräte befinden.
nach dem Schleifen mit einem Grundierfüller in
mehreren Arbeitsgängen überlackiert. Bei der Es sind genügend Handfeuerlöscher und Löschde-
Füllerwahl ist es entscheidend, auf welche Weise cken bereit zu halten.
im gewählten Lacksystem die Nacharbeit und die Beim Arbeiten in gut belüfteten Spritzkabinen, müs-
Decklackierung erfolgt. sen Frischluft-Atemschutzgeräte getragen werden.

WIEDERHOLUNGSFRAGEN 3 Was sind Pulverlacke?


1 Welche Aufgaben haben Lackierungen? 4 Welche Möglichkeiten des Lackauftrages werden
2 Welche Lackarten werden unterschieden? am Kraftfahrzeug angewendet?
478

1 8 Fahrwerl<
Zum Fahrwerk eines Kraftfahrzeuges gehören: Fahrverhalten
• Lenkung • Räder mit Bereifung Folgende Punkte beeinflussen das Fahrverhalten:
• Radaufhängung • Bremsen • Lage von Schwerpunkt, Fahrachse, Wankachse,
• Federung Wankzentrum .
Diese Baugruppen sind verantwortlich für die Fahr- • Antriebsart und Anordnung der Antriebsstrang-
dynamik, den Fahrkomfort und die Fahrsicherheit bauteile.
• Radaufhängung und Radstellungen
• Federung und Schwingungsdämpfung
1 8. 1 Fahrdynamik • Regelsysteme wie z.B. ABS, ASR, EBD, BAS, ESP,
ABC, AAS, Drive Select, ...
Unter Fahrdynamik versteht man die Wirkungs- Symmetrieachse. Sie verläuft in Längsrichtung des
weise der auftretenden Kräfte und Bewegungen Fahrzeuges durch die Mitten derVorder-und Hinter-
am Fahrzeug. achse.
Geometrische Fahrachse. Sie wird durch die Stel-
Folgende Kräfte werden unterschieden:
lung der Hinterräder gebildet und ist die Winkelhal-
• Kräfte in Richtung der Längsachse: Antriebskraft, bierende der Gesamtspu r der Hinterräder (Bild 2).
Bremskraft und Reibungskraft. Sie beeinflusst den Geradeauslauf des Fahrzeuges.
• Kräfte in Richtung der Querachse: Fliehkraft,
Windkraft, Seitenführungskraft.
• Kräfte in Richtung der Hochachse: Radlast, Kräfte
durch Fahrbahnunebenheiten.
Folgende Bewegungen werden unterschieden:
Bewegungen um die Hochachse (Bild 1)
Diese Drehbewegung des Fahrzeuges um seine
Hochachse (Gierachse) bezeichnet man als Gieren. Bild 2: Symmetrieachse, Geometrische Fahrachse
Die Giergeschwindigkeit wird bei Fahrzeugen mit
ESP durch Giersensoren gemessen. Radversatzwinkel
Bewegungen um die Querachse (Bild 1)
Diese Drehbewegung eines Fahrzeugs bezeichnet Sind die Räder einer Achse zueinander nach vor-
man als Nicken. ne oder hinten versetzt, so bezeichnet man dies
als Radversatz.
Bewegungen um die Längsachse (Bild 1)
Die Kippbewegung um die Längsachse wird als Der Radversatzwinkel ist die Winkelabweichung der
Wanken bezeichnet. Verbindungslinie der Radaufstandspunkte zu einer


Linie die 90° zur geometrischen Fahrachse verläuft
Hinterradantrieb (Bild 3). Der Radversatzwinkel ist positiv, wenn das
rechte Rad nach vorne versetzt ist und negativ, wenn
es nach hinten versetzt ist.
Querachse
Der Radversatz gilt als Maß für den Schrägst and
einer Achse.

Fa Bremskraft
FA Antriebskraft
Längsachse
Fs Seitenführungskraft
fN Aufstandskraft
Bild 1: Fahrdynamik am Fahrzeug Bild 3: Negativer Radversatz
18 Fahrwerk 479

Wankzentrum Eigenlenkverhalten
Er ist der Punkt (W) auf einer in Achsmitte gedachten Zur Beurteilung des Fahrverhaltens werden genorm-
Senkrechten, um den sich der Fahrzeugaufbau unter te Fahrmanöver (stationäre Kreisfahrt, ISO-Wedeln
Einwirkung von Seitenkräften dreht. oder Ausweichmanöver) durchgeführt und daraus
Wankachse das Eigenlenkverhalten eines Kraftfahrzeuges ermit-
telt.
Sie wird durch das Verbinden der W ankzentren von
Vorder- (Wvl und Hinterachse (WH) gebildet. Meist Bis zur Kurvengrenzgeschwindigkeit reicht der Kraft-
verläuft sie nach vorne abfallend. Je näher der schluss zwischen den Reifen und der Fahrbahn aus,
Schwerpunkt S in der Nähe der Wankachse liegt, um die notwendigen Seitenkräfte aufzubauen.
umso geringer neigt sich das Fahrzeug bei Kurven- Wir die Kurvengrenzgeschwindigkeit überschritten,
fahrt (Bild 1). so entsteht an Vorder- oder Hinterrädern oder an al-
len Rädern Querschlupf.
Man unterscheidet
• Untersteuern. Ist der Lenkeinschlag größer als für
die gefahrene Kurve erforderlich, untersteuert das
Fahrzeug. Das Fahrzeug schiebt über die Vorder-
räder nach außen (Schräglaufwinkel VA größer als
Bild 1: Wankzentrum, -achse Schräglaufwinkel HA) (Bild 3).
• Übersteuern. Ist der Lenkleinschlag kleiner als für
Schräglaufwinkel die gefahrene Kurve erforderl ich, so übersteu-
ert das Fahrzeug. Das Heck bricht aus. (Schräg-
Der Schräglaufwinkel a ist der Winkel zwischen laufwinkel VA kleiner als Schräglaufwinkel HA)
dem Radeinschlag und der Bewegungsrichtung (Bild4).
des Rades bzw. des Fahrzeugs.

Greift an einem rollenden Fahrzeug eine seitlich wir-


kende Kraft an (z.B. Windkraft, Fliehkraft). so bewirkt
das in allen vier Aufstandsflächen der Reifen Sei-
tenführungskräfte. Wird keine Lenkkorrektur vorge-
nommen, so ändert das Fahrzeug die Fahrtrichtung
(Bild2).

Schwimmwinkel

Der Schwimmwinkel ist der Winkel zwischen der


Bewegungsrichtung des Fahrzeugs im Schwer-
punkt und der Fahrzeuglängsachse.
Bild 3: Untersteuern Bild 4: Übersteuern
Er bezieht sich auf das ganze Fahrzeug (Bild 2).
• Neutrales Fahrverhalten. Die Schräglaufwinkel
Schräglauf- Bewegungsrichtung derVorder-und Hinterräder sind gleich groß. Das •
winkel des Rades
Fahrzeug schiebt (driftet) gleichmäßig über alle :
Räder.
Angestrebt wird in der Regel ein neutrales oder
leicht untersteuerndes Fahrverhalten. Bei sportlich
ausgelegt en Fahrzeugen w ird z.T. übersteuerndes
Fahrverhalten angestrebt.

WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Wie nennt man die Bewegungen des Fahrzeuges
um die drei Raumachsen?
zur
Kurvenmitte 2 Welche Wirkung hat der Schräglaufwinkel auf
das Fahrverhalten?
3 Erklären Sie die Begriffe Untersteuern, Übersteuern
und neutrales Fahrverhalten.
Bild 2: Schräglaufwinkel a und Schwimmwinkel
480 18 Fahrwerk

1 8.2 Grundlagen der Lenkung 18.2.2 Achsschenkellenkung


Haupteile der Lenkung im Kraftfahrzeug (Bild 1) sind: Bei der Achsschenkellenkung wird im Gegensatz
• Lenkrad • Lenkspindel zur Drehschemellenkung jedes Rad um eine eigene
• Lenkgetriebe • Spurstangenkopf Achse geschwenkt. Die Achse wird durch die Ver-
• Spurstange bindung des oberen und unteren Anlenkpunktes der
Radaufhängung oder durch die Längsverbindung
~ Lenkrad der Achsschenkelbolzen gebildet. Sie wird bei al-
len zweispurigen Kraftfah rzeugen verwendet. Beim
Einschlagen der Räder um die Lenkachse bleibt die
- "- mechanisch
verstellbare Standfläche annähernd gleich groß .
Lenksäule
Abrollen der Räder bei Kurvenfahrt. Um ein ein-
wandfreies Abrollen der Räder bei Kurvenfahrt zu er-
möglichen, muss jedes gelenkte Rad entsprechend
dem Kurvenradius einschlagen .
Da bei zweispurigen Fahrzeugen die kurveninneren
Räder einen kleineren Kurvenradius befahren als die
Spur- Lenkgetriebe kurvenäußeren (Spurdifferenzwinkel). müssen diese
stangen-
kopf stärker eingeschlagen werden.
Ackermann-Prinzip. Die Räder müssen so einge-
schlagen werden, dass sich die verlängerten Mittel-
linien der Achszapfen des kurveninneren und kur-
Bild 1: Hauptteile der Lenkung
venäußeren Rades auf der verlängerten Linie der
Hinterachse treffen . Die von denVorder-und Hinter-
Die Lenkung ermöglicht das Einschlagen
rädern durchfahrenen Kreisbahnen haben dann
(Schwenken) der Vorderräder mit unterschiedli-
einen gemeinsamen Mittelpunkt (Bild 3).
chem EinschlagwinkeL Zudem verstärkt die Len-
kung das durch Handkraft am Lenkrad erzeugte
ö Spurdiffe renz 4:
Drehmoment. a, ß Rad-Einschl ag 4:

Bauarten. Es werden folgende Bauarten unterschie-


den: "0
c:
• Drehschemellenkung • Achsschenkellenkung e
U)
"0

18.2.1 Drehschemellenkung "'


a:

Hier erfolgt die Lenkung durch das Schwenken einer


Starrachse, meist der Vorderachse. Die d rehbare
Verbindung von Achse zum Fahrzeug wird mittels
Bild 3: Achsschenkellenkung, Spurdifferenzwinkel
eines Bolzens oder eines Drehgestells (auch Dreh-
schemel) realisiert. Bei gezogenen Fahrzeugen wird


die Lenkkraft über die Deichsel übertragen . Lenktrapez

Lenkachse Das Lenktrapez ermöglicht unterschiedliche Ein-


schlagwinkel der Vorderräder.

Es wir bei Geradausfahrt durch die Spurstange, die


beiden Spurstangenhebel und d ie Verbindungslinie
durch die beiden Lenkachsen gebildet (Bild 4).

Bild 2: Drehschemel- und Achsschenkellenkung

Merkmale. Bei der Drehschemellenkung (Bild 2) ist


die Kippneigung des Anhängers bei Volleinschlag
und die damit verbundene Instabilität vergrößert.
Der Kurvenradius ist durch einen größeren Ein- Achsschenkel
schlagwinkel gering. Dadurch ergibt sich eine gute
Rangierfähigkeit. Bild 4: Lenktrapez
18 Fahrwerk 481

18.3 Lenkgetriebe
Aufgaben
• Umwandl ung der Drehbewegung des Lenkrades
in einen Einschlagwinkel an den gelenkten Rä-
dern .
• Präzises Lenken des Fahrzeuges in allen Fahrzu-
ständen.
Laut Gesetzgeber muss die Übersetzung im Lenkge-
t riebe so ausgelegt sein, dass die max. Betätigungs-
Auß enbe reich Mittenbereich Außenbereich
kraft ohne Lenkkraftunterstützung am Lenkrad, z.B. indirekt direkt indirekt
150 N für Fahrzeugklasse M1 (Pkw mit 4 Räd ern).
nicht übersteigt. Für die Fahrzeugklasse N1 (Nfz mit Bild 2: Variable Lenkübersetzung
4 Rädern für Güterbeförderung, zul. Gesamtgewicht
3,5 t ) beträgt die max. Betätigungskraft 200 N. 18.4 Hilfskraftlenksysteme
Die Übersetzung beträgt bei Personenwagen bis
i = 19, bei Nutzkraftwagen i = 36. Hilfskraftlenksysteme verstärken die Lenkkraft
Bei Personenkraftwagen werden heute fast aus- des Fahrers.
schließlich Zahnstangen-Lenkgetriebe (Bild 1) ver-
Man unterscheidet folgende Systeme:
wendet, bei Nutzkraftwagen meist Kugelmutterhyd-
rolenkungen . • Hydraulische Unterstützung , z.B. Zahnstangen-
oder Kugelumlauflenkung
Zahnstangen-Lenkgetriebe (mechanisch)
• Elektrohydraulische Unterstützung, z.B. Servotronic
Aufbau. Ein Ritzel, das im Lenkgehäuse gelagert
ist, greift über eine Schrägverzahnung in die Ver- • elektrische Unterstützung, z.B. Servoelectric,
zahnung der Zahnstange ein. Die Zahnstange ist in Überlagerungslenkungen (Aktivlenkung)
Bü chsen geführt und wird ständig durch eine Teller-
feder unter dem Druckstück an die Ritzelwelle ge- 18.4.1 Zahnstangen-Hydrolenkung
drückt.
Aufbau (Bild 3). Sie besteht aus:
• Mechanischem Zahnstangen-Lenkgetriebe
• Drehstab mit Drehschieber
• Ölpumpe, Ölbehälter und Öl Ieitungen
Funktionsweise. Wird das Lenkrad eingeschlagen ,
so wird die manuell aufgebrachte Lenkkraft über den
Torsionsstab aufdas Antriebsritzel übertragen. Dabei
wird der Torsionsstab auf Verdrehung beansprucht.
Dies bewirkt ein Verdrehen des Drehschiebers
gegenüber der ihn umschließenden Steuerbüchse .
Dadurch wirkt der Hydrauliköldruck entweder auf
die rechte oder linke Seite des Arbeitskolbens und
erzeugt hier die hydraulische Unterstützungskraft.
Zahnsta ng e Sie wirkt zusätzlich zu der vom Ritzel mechanisch auf
die Zahnstange übertragenen Lenkkraft.
Bild 1: Mechanisches Zahnstangen-Lenkgetriebe

Funktionsweise. Durch das Ritzel- Zahnstangen- Ge-


triebe wird die Drehbewegung des Lenkrades in eine
axiale Bewegung der Spurstange umgewandelt.
Bauarten. Es werden mechanische Lenkgetriebe mit
konstanter oder variabler Übersetzung (Bild 2) ver-
wendet. Bei konstanter Übersetzung ist die Zahntei-
lung über die gesamte Zahnstange gleich groß. Die
variable Übersetzung ist so ausgelegt, dass die Len- Arbeitsko lben Arbeitszylinder Zahnstange Antriebsri tzel
kung im Mittenbereich (kleiner Lenkradeinschlag)
direkter wirkt. Bild 3: Zahnstangen-Hydrolenkung, Rechtseinschlag
482 18 Fahrwerk

18.4.2 Elektrohydraulische Servolenkung Elektrohydraulischer Wandler. Bei hohen Geschwin-


(Servotronic) digkeiten soll das Unterstützungsmoment gering
sein, weil dadurch die Lenkung direkter wirkt. Bei
niedrigen Geschwindigkeiten wird eine hohe Unter-
Die Servotronic ist eine elektronisch gesteuerte
stützung angestrebt, damit große Lenkeinschläge
Zahnstangen-Hydrolenkung . Die Lenkunterstüt-
mit geringem Kraftaufwand möglich sind.
zung ist fahrgeschwindigkeitsabhängig .
Wirkungsweise der Lenkkraftunterstützung (Bild
Aufbau (Bild 1). Sie besteht aus: 3a). Der Rückwirkkolben ist im Drehschieberven-
• Mechanischer Zahnstangen-Hydrolenkung til mit dem Torsionsstab verbunden . Bei Lenkein-
schlag wird der Rückwirkkolben mit dem Torsions-
• Steuergerät (ECU) und elektronischem Tachometer
stab verdreht. Durch die Öffnung der Steuerkanten
• Elektrohydraulischem Wandler mit Torsionsstab fließt Öl in den jeweiligen Arbeitsraum. Der Öldruck
und Drehschieber wird durch ein Magnetventil entsprechend der ge-
• Ölleitungen, Ölpumpe und Ölbehälter. wünschten Verstärkung gesteuert. Um eine Ver-
schiebung der Zahnstange zu ermöglichen, wird im
M agnetventil El ektro ni scherTacho m et er
gegenüberliegenden Arbeitsraum der Abflussquer-
schnitt geöffnet. Dadurch kann Hydraulikflüssigkeit
in den Ölbehälter abfließen. Auf den Kolben der
Zahnstange wirken rechts und links unterschied li-
che Kräfte.
Wirkungsweise der Rückstellung (Bild 3b). Wird das
Lenkrad in Geradeausstellung gedreht, wirken auf
den Kolben der Zahnstange keine unterschiedlichen
Kräfte mehr. Dadurch wird die Rückstellbewegung
der Räder nicht unterstützt. Um diese Rückstellbe-
wegung zu erleichtern wirkt auf den Rückwirkkolben
Zahnst angen-Hyd ro len kung Elekt ro hyd rauli scher Wa nd ler
der durch das Magnetventil gesteuerte Öldruck. Die-
ser bewirkt, dass über eine Kugel und schräge Lauf-
Bild 1: Servotronic bahnen der Unterkolben verdreht wird .
Wirkungsweise bei Geradeausfahrt (Bild 3a). Über
Funktionsweise. Die hydraulische Grundfunktion
die Kugel und die schrägen Laufbahnen wird eine
der Servotronic ist analog zur Funktion der Zahn-
Relativbewegung zwischen dem druckbeaufschlag-
stangen-Hydrolenkung . Das vom elektronischen
tem Rückwirk-und Unterkolben vermieden .
Tachometer ausgehende Geschwindigkeitssignal
wird im Steuergerät (ECU) ausgewertet und in ein
Druck
Stromsignal umgewandelt. Dieses steuert den elekt- erzeugt
ro-hydraulischen Wandler an . Rü ckstell-
m om ent
Steuergerät (ECU) und elektronischer Tachometer.
Das Steuergerät erhält vom elektronischen Tacho-
meter die Fahrzeuggeschwindigkeit ln Abhängigkeit


von dieser Geschwindigkeit werden das Lenkrad -
betätigungsmoment und der Druck im Lenksystem
durch Ansteuerung des elektrohydraulischen Wand-
lers geregelt (Bild 2).

- 120 km/h
- 50 km /h Arbeitskolben A rbeitsraum
- ni ed ri ge
Fahrge- Bild 3a: Rückstellwirkung Bild 3b: Lenkkraftunter-
schwind igkeit stützung
Ölpumpe. Sie kann als Flügelzellenpumpe ausge-
0
- - - Betätigungsmome nt in Nm - - - führt sein und erzeugt einen hydraulischen Druck bis
zu 125 bar. Das Fördervolumen beträgt 11-15 cm 3
Bild 2: Betätigungsmoment und Druckverlauf pro Umdrehung .
18 Fahrwerk 483

Ölbehälter. Er dient zur Speicherung des Hydraulik- 18.4.3 Elektrische Servolenkung


ö ls. Über ihn kann der Ölstand kontrolliert und ggf.
(Servo Ieetriel
korrigiert werden.
Dehnschlauch. Er dient dazu, Druckschwankungen,
Bei der Servolectric (EPS Electronic Power Steer-
-spitzen und Geräusche der Pumpe zu minim ieren .
ing) wird die Unterstützungskraft durch einen
elektronisch angesteuerten Elektromotor erzeugt,
WERKSTATTHINWEISE: der im Bedarfsfall zugeschaltet wird. Außerdem
Sichtprüfung: kann der Elektromotor für eigenständige Lenkbe-
• Flüssigkeitsstand im Ölbehälter wegungen eingesetzt werden .
• Leckage an Servopumpe, Lenkgetriebe und
Die Servoeinheit ist entweder an der Lenksäu le
Anschlussleitungen
(Kleinwagen, Mittelklasse), an einem zweiten Ritzel
• Kontrolle des Keilriemenzustands
am Lenkgestänge (Mittelklasse) oder achsparallel
• Kontrolle der Keilriemenspannung
verbaut (Oberklasse, Geländewagen) (Bild 2).
Um die Anlage beurteilen zu können, wird mit
einem Servotester der maximale Servopumpen-
druck überprüft (Bild 1).

Bild 2: Elektrische Servolenkungen (Servoleetriel

Bild 1: Servotester Aufbau. Servoeinheit an einem zweiten Ritzel


(Bild 3). Sie besteht aus:
Prüfschritte Servopumpendruck:
• Lenksäule
Motor starten und im Leerlauf laufen lassen. • Drehmomentsensor
Ölbehälter ggf. auffüllen und Anlage durch mehr- • Steuergerät
maliges Lenken vom Rechts- bis zum Linksan- • Elektromotor mit Rotordrehzahlgeber und
schlag entlüften . Schneckengetriebe
Absperrventil am Servotester max. 4 s schließen • Mechanischer Zahnstangenlenkung
und Druck ablesen .
Vergleichen der Ist- mit den Sollwerten . Steuergerät Drehmoment-

HINWEIS:
Ein ausreichend hoher Druck der Servopumpe
lässt noch keinen Rückschluss über die Förder-
menge unter Belastung zu. Deshalb muss zur
genauen Beurteilung eine Förderstrommessung
durchgeführt werden.
Prüfschritte bei der Förderstrommengen-
messung:
Bei laufendem Motor (1000 1/min) ist der Ab-
sperrhahn am Servotester so weit zuzudrehen,
bis ein vom Hersteller vorgegebener Wert für den
Prüfdruck erreicht ist.
Förderstrommenge ablesen.
Bild 3: Servoeinheit an einem zweiten Ritzel
Prüfschritte Fördermenge (Konstantmessung):
Die Fördermenge und der Umlaufdruck werden Lenksäule. Sie besteht aus Lenkrad und Lenksäule
über den gesamten Drehzahlbereich ermittelt. und dient zur mechanischen Übertragung der Lenk-
Dichtheitsprüfung Arbeitskolben: bewegung auf das Zahnstangenlenkgetriebe.

• Leckölmenge bei laufendem Motor messen . Drehmoment- und Lenkpositionssensor. Er ermit-


telt die Verdrehung des Torsionsstabes und somit
• Lenkrad bis zum Lenkendanschlag drehen und
das vom Fahrer aufgebrachte Lenkmoment und die
maximal 3 Sekunden halten .
Lenkposition .
484 18 Fahrwerk

Indexsensor (optional im Drehmomentsensor integ- • Umschaltbare Lenkcharakteristik möglich.


riert). Er liefert bei jeder vollen Lenkradumdrehung • Um die harten mechanischen Lenkanschläge zu
ein Signal an das Steuergerät. Das Steuergerät ist vermeiden, wird die Lenkwinkelbegrenzung durch
dadurch in der Lage, den Lenkwinkel mit einer Auf- die Software vorgenommen. Die Dämpfung w ird
lösung von < 0,05° zu berechnen, z.B. für Einpark- bei ca . 5° Lenkwinkel vor dem mechanischen An-
funktionen und ESP-Eingriff. schlag aktiviert. Hierbei wird das Unterstützungs-
Steuergerät. Es errechnet das erforderliche Unter- moment lenkwinkel- und lenkmomentabhängig
stützungsmoment und steuert den Elektromotor an. reduziert.
Über CAN Bus oder FlexRay ist es mit dem Fahr-
zeugmanagementsystem vernetzt WERKSTATTHINWEISE:
Elektromotor mit Rotordrehzahlgeber. Er bewirkt Sichtprüfung. Alle Leitungen auf festen Sitz und
eine dosierte Lenkunterstützung und ist meist als Stecker auf Korrosion überprüfen.
Asynchronmotor ausgeführt. Die Drehzahl wird über Auslesen Fehlerspeicher. Beim Aufleuchten der
den Geber dem Steuergerät mitgeteilt. Servolectric-Kontrolllampe (EPS, Bild 2) ist der
Schneckengetriebe. Es verstärkt das Drehmoment Fehlerspeicher mithilfe eines Diagnosegerätes
des Elektromotors. auszulesen .
Funktionsweise (Bild 1). Das vom Fahrer aufge-
brachte Lenkmoment wird über einen Torsionsstab
mit Drehmoment- und Drehgeschwindigkeitssensor
erfasst. Die Fahrzeuggeschwindigkeit wird vom ABS/
ESP-Steuergerät dem Steuergerät des Lenksystems
mitgeteilt. Seide Signale, die Bordnetzspannung und
die Zündspannung werden an das Steuergerät des
Lenksystems übertragen. Dieses berechnet anhand Bild 2: EPS-Lampe
hinterlegter Kennfelder das benötigte Unterstüt-
zungsmoment und dessen Wirkrichtung. Die folgenden Komponenten werden bei Ausfall
Der Elektromotor wird angesteuert und unterstützt im Fehlerspeicher abgelegt:
die Lenkkraft Er ist über ein Schneckengetriebe mit Steuergerät für Lenksäulenelektronik. Die Lenk-
dem Antriebsritzel der Zahnstange verbunden. unterstützung wird abgeschaltet, das Fahrzeug
ist aber noch lenkbar.
Fahrzeuggeschwindigkeit, Stromversorgung, Geber für Lenkposition- und Lenkmoment. Das
Motordrehzahl, Zündung
fehlende Signal wird auf einen Ersatzwert ge-
setzt. Die Lenkunterstützung bleibt vollständig er-
halten. Die Funktion " Aktive Rückstellung " wird
a bg esch altet.
Elektromotor mit Rotordrehzahlgeber. Bei Aus-
fall des Sensors wird die Lenkwinkelgeschwin-
- mechanischer Fluss digkeit als Ersatzsignal verwendet. Die Lenkunter-
MFahrer MFahrer - elektrischer Fluss stützung wird langsam heruntergefahren. Damit
Bild 1: Blockschaltbild Servolectric
wird ein schlagartiges Abschalten der Lenkunter-
stützung durch den Sensorausfall vermieden.
Merkmale des Systems Nach dem Austausch einer der oben genannten
Komponenten muss eine Grundeinstellung vor-
• Umweltschonend durch Wegfall von Hydraulik-
genommen w erden.
flüssigkeit.
Beispiel für die Grundeinstellung der Lenkung.
• Platzsparender Einbau durch W egfall von Len-
Fahren einer kurze Strecke mit max. 20 km/h
kungspumpe und Hydraulikschläuchen.
geradeaus, drehen des Lenkrades nach links
• Vernetzung mit externen Systemen (ESP, adaptive und rechts um mindestens 15°. Lenkrad in Ge-
Fahrwerkregelung) möglich. radeausstellung bringen und das Fahrzeug zum
• Ermöglichen von Fahrsicherheitsfunktionen wie Stillstand bringen. Grundeinstellung mit Tester
einenSpurhalte- oder Spurwechselassistent anwählen und durchführen. Im Anschluss ist
• Emöglichung eines Parkassistenten. die Nullage des Gebers zu prüfen, der Sollwert
• Selbstst ändiges Rücksteilen der Lenkung (Aktive liegt zwischen - 1,5° und+1,5°. Abschließend ei ne
Rückstellung). kurze Strecke m it 15- 20 kml h geradeaus fahren,
dabei lernt der Geber für Lenkwinkel die Gerade-
• Absorption von Fahrbahnstößen über den Elektro-
ausstellung. Herstellerangaben sind zu beachten.
motor.
18 Fahrwerk 485

18 4 4 Überlagerungslenkungen den. Das untere Sonnenrad ist mit dem Ritzel der
Zahnstangenwelle verbunden.
Bei diesen Lenksystemen sind fahrerunabhängi- Stellmotor mit Motorwinkelsensor. Der Stellmotor
ge Lenkeingriffe z.B. in Gefahrsituationen mög- erzeugt d ie Drehbewegung. Ein Motorwinkelsensor
lich. Das System vergrößert oder verkleinert den erfasst die Drehrichtung, Drehzahl und die Dauer der
Lenkeinschlag je nach Fahrzustand selbsttätig . Motorbewegung.
Lenkradwinkelsensor. Er erfasst den Lenkradwinkel
Es werden zwei Bauarten unterschieden. Bei beiden
und überträgt diesen an das Steuergerät.
Systemen erfolgt die Lenkunterstützung mithilfe
einer elektrohydraulischen Lenkung. Ritzelwinkelsensor (Summenlenkwinkelsensor). Er
erfasst die Summe aus Lenkradwinkel und Motor-
Aufgaben. Folgende Aufgaben werden du rch Über-
winkel und gibt somit den tatsächlichen Radeinschlag
lagerungslenkungen realisiert:
bzw. Lenkwinkel an das Steuergerät.
• Variable Lenkübersetzung
Funktionsweise. Bei unbestromten Elektromotor
• aktive Fahrzeugstabilisierung durch Lenkeing riff wird das Hohlrad festgehalten. Durch Lenkeinschlag
werden über das Verdrehen des Drehschieberventils
18.4.4.1 Überlagerungslenkung mit Planeten- (oberes Sonnenrad) die Stufenplaneten verdreht. Die-
getriebe (Aktivlenkung) se übertragen gestützt durch den Planetenradträger
die Lenkkraft und das Lenkmoment auf das untere
Aufbau (Bild 1). Sie besteht aus:
Sonnenrad. Dadurch wird eine mechanische Verbin-
• Zahnstangen-Hydrolenkung (Servotronic) dung über das obere Sonnenrad, Planetenradträger
• Differenzwinkeleinheit mit Planetengetriebe und unteres Sonnenrad ermöglicht. Die Lenkspindel
• Stellmotor m it Motorwinkelsensor ist somit mechanisch mit dem Lenkritzel verbunden.
• Lenkradwinkelsensor
Lenkventil (Servotronic) Planeten· Außen·
• Ritzelwinkelsensor Elektromagne·
räder verzahnung
tische Sperre
• Steuergerät Planeten· ....s'A-.>;I!lli'"U-:~1..
Schnecke radträger

Motorwinkel- Lenkrad- Steilermotor


sensor w inkel- Planetenradsatz
Zahnstange
Schneckenrad

Bild 2: Differenzwinkeleinheit

Niedrige Geschwindigkeit: Kleiner Lenkein-


schlag soll großen Lenkwinkel ermöglichen
Das Schneckenrad wird durch den Elektromotor in
gleicher Richtung zur Lenkraddrehrichtung verdreht.
Dies führt zu einem Umkreisen der Stufenplaneten-
Bild 1: Aufbau Aktivlenkung
räder um die beiden Sonnenräder. Durch die Zähne-
differenz der Stufenplanetenräder entsteht eine ge-
Zahnstangen Hydrolenkung. Als Basislenkung wi rd ringe Drehbewegung der Sonnenräder zueinander.
die Servotronic verwendet. Bei dieser Lenkung sind Das Lenkritzel wird somit mehr v erschoben. Dies -
bei niedrigen Geschwindigkeiten geringe Lenkkräfte ergibt einen zusätzlichen Winkel (Motorwinkel) zum ...
erfo rderlich . Bei hohen Geschwindigkeiten nimmt gewählten Drehwinkel am Lenkrad.
d ie Bet ätigungskraft am Lenkrad zu. Hohe Geschwindigkeit: Kleiner Lenkeinschlag
Differenzwinkeleinheit (Bild 2). Sie besteht aus dem soll kleineren Lenkwinkel ermöglichen
Lenkventil, dem Steilermotor mit Schneckenrad und Der Elektromotor wird so bestromt, dass er das
der Zahnstangenlenkung. Zwischen Lenkventil und Schneckenrad in entgegengesetzter Richtung zur
Zahnstangenlenkung ist ein Planetenradgetriebe Lenkraddrehrichtung verdreht. Dadurch wird der
verbaut. Drehbewegung des Fahrers am Lenkrad über das
Planetenradgetriebe (Bild 2, rechts). Dieses besteht Planet engetri ebe entgegengewirkt. Somit wird die
aus einem Hohlrad mit einer zusätzlichen Außenver- Zahnstange weniger verscho ben als vom Fahrer
zahnung, zw ei Planet enradträgern und jew eils drei vorg egeben.
Stufenplanetenrädern . Die Stufenplaneten dienen Die Auswirkung en vom Lenkwinkel auf die Dreh-
als mechanische Verbindung zwischen dem oberen richtung des Stellermotors, den Einschlagwinkel der
und dem unteren Sonnenrad. Das obere Sonnenrad Räder, dem Lenkaufwand und der Lenkübersetzung
ist mit der Welle des Drehschieberventils verbun- sind in Tabelle 1, S. 486 dargestellt.
486 18 Fahrwerk

Fahrzustand Drehrichtung Stellmotor Lenkwinkel am Lenkrad Lenkaufwand Lenkwirkung/


zur Lenkbewegung erzeugt -Übersetzung
Langsame Fahrt (Rangieren) gleichsinnig großen Einschlagwinkel sinkt sehr direkt
an den Rädern .
Zunehmende Fahr- gleichsinnig sinkt direkt
geschwindigkeit
Hohe Fahrgeschwindigkeit gegensinnig kleinen Einschlagwinkel steigt indirekt
an den Rädern .

Merkmale der Aktivlenkung. • Fahrstabilisierungsfunktion z.B. bei schnellen


• Erhöhung des Fahr- und Lenkkomforts. Richtungswechseln möglich, ohne ESP-Eingriffe.
• Erhöhung der Sicherheit durch Vermeiden von • Mechanische Verbindung bei Ausfall des Systems
Umgreifvorgängen am Lenkrad . gewährleistet durch Feststellen des Elektromotors
(Elektromechanische Sperre) die Übertragung der
Lenkbewegungen auf das Lenkgetriebe.

WERKSTATIHINWEISE: Vergehensweise Inbetriebnahme ohne


Beim Aufleuchten der abgebildeten Check Control Diagnosesystem
(CC) Lampe können im Informationsdisplay fol- • Batterie anklemmen .
gende Meldungen abgebildet sein: • Motor starten. Folgende Check Control Meldung
erscheint: Aktivlenkung inaktiv.
• Lenkrad einmal zum linken und dann zum rechten
Anschlag bewegen. Kurze Fahrt mit 30-40 km/h.
• Motor abstellen (KI. 15 ausschalten) .
Vergehensweise bei Inbetriebnahme und
Justierung mit Diagnosesystem
• Einstellung des Radlenkwinkels auf Null (Voraus-
setzung: plausibler Lenkwinkelsensor- und Mo-
Bild 1: CC-Lampe
torwinkelsensorwert).
• Aktivlenkung deaktiviert • Gegebenenfalls Geradeauslauf der Räder auf
einem Achsmessstand ermitteln.
• geändertes Lenkverhalten
• Motorlagewinkel zurücksetzen.
• schief stehendes Lenkrad
• Lenkwinkelsensorabgleich (optional) durchfüh-
• Weiterfahrt möglich
ren.


• vorsichtiges Lenken
• DSC Fehlerspeicher löschen .
Im Anschluss ist der Fehlerspeicher auszulesen. • Motorlagewinkel abgleichen.
Das Testmodul der einzelnen Komponenten muss • Fehlerspeicher löschen.
laut Diagnosesoftware abgearbeitet werden. De- Folgende Aktionen werden beim Lenkwinkelsenso-
fekte Komponenten sind zu ersetzen. rabgleich in den Steuergeräten ausgeführt:
Eine Inbetriebnahme/Justierung der Aktivlenkung • Der bisherige Korrekturwert des Lenkwinkelsen-
ist bei oder nach folgenden Arbeiten notwendig: sors wird gelöscht. Dadurch wird der Fehler
• Bei Achseinstellarbeiten "Lenkwinkelsensor nicht abgeglichen" einge-
• nach Arbeiten an der Lenksäule tragen .
• bei Abgleich Lenkwinkelsensor (siehe rechts) • Der neue Korrekturwert des Lenkwinkelsensors
• nach Tausch oder Programmierung von .. . wird eingetragen. Durch Einschlagen von rechts
- Steuergerät Aktivlenkung nach links erfolgt die Justierung des Lenkwin-
- Schaltzentrum Lenksäule kels. Der Fehlerspeicher wird gelöscht.
- dynamische Stabilitätskontrolle (DSC) • Die Vergleichswerte im DSC (Dynamische Stabi-
• nach Tausch des Lenkgetriebes litätskontrolle) und EDC (Elektronische Dämpfer-
regelung) werden zurückgesetzt.
18 Fahrwerk 487

18.4.4.2 Überlagerungslenkung mit Weil-


getriebe (Dynamiklenkung)

Die Dynamiklenkung ermöglicht eine elektro-


nisch geregelte, mechanische Überlagerung
eines Winkels zum Lenkwinkel des Fahrers. Fah-
rerunabhängige Lenkeingriffe z.B. in Gefahrsitu-
ationen sind möglich. Fl exto pf

Aufbau (Bild 1). Sie besteht aus:


• Zahnstangen-Hydrolenkung
• Elektromechanisches Überlagerungsgetriebe (Ak-
tuator mit Elektromotor) mit mech . Sperre
• Index-, Lenkwinkelsensor und Lagesensor Elektro- Au sgang swe ll e
motor Aktu at o r

• 2 Gierraten- und Ouerbeschleunigungssensorein- Bild 2: Aktuator-Dynamiklenkung


heiten (Sensoreinheit 1 und 2)
• Steuergerät für Dynamiklenkung, ABS, ESP Lagesensor-Eiektromotor. Er erfasst die Position der
Hohlwelle und damit die Exzentrizität des Lagers.
lndexsensor. Zur lnitialisierung der Lenkung nach
einem Fehlereintrag erfasst dieser die Mittellage
des Lenkgetriebes durch Abgeben eines Signals
pro Lenkradumdrehung bzw. Umdrehung der Aus-
gangswelle des Aktuators.
Sperre. Auf der vom Elektromotor angetriebenen
Hohlwelle ist ein Ring fest angebracht. Dieser ist an
seiner Außenseite mit mehreren Aussparungen ver-
sehen . ln diese Aussparungen greift beim Sperren
des Getriebes ein Stößel, der über ein Elektromag-
neten betätigt wird, ein. Die Sperre ist bei ausge-
schalteter Zündung und bei einem Ausfall des Lenk-
systems wirksam .

Bild 1: Aufbau Dynamiklenkung


M agn et spul e

Zahnstangen-Hydrolenkung. Die Servotronic dient


als Basislenkung . Bei dieser Lenkung sind bei niedri-
gen Geschwindigkeiten geringe Lenkkräfte erforder-
lich. Bei hohen Geschwindigkeiten nimmt die Betäti-
Sperr-
gungskraft am Lenkrad zu . Ring
Aktuator-Dynamiklenkung (Bild 2). Der Aktuator be-
steht aus einem Weilgetriebe das von einem Elek-
tromotor angetrieben wird . Auf der Lenkwelle ist
eine Hoh lwelle drehbar im Gehäuse des Aktuators Bild 3: Sperre für Dynamiklenkung
gelagert. Der Läufer des Motors und der Lagerin-
nenring sind fest mit der Hoh lwelle verbunden . Der Funktionsweise Lenkwinkelüberlagerung
Lagerinnen- und außenring des Weilgetriebes sind (Bild 2, Bild 1, S. 488)
exzentrisch ausgeführt. Auf den Lageraußenring ist Dazu wird der Elektromotor betätigt und die Hohlwel-
der Flextopf drehfest aufgebracht. le angetrieben . Der Innenring des Wälzlagers dreht
Der Flextopf ist elastisch und passt sich der ovalen sich . Durch diese Drehung wird die ovale Form des
Kontur des Lagers an. Die Außenverzahnung des Wälzkörpers auf den Flextopf übertragen. Aufgrund
Flextopfes (100 Zähne) befindet sich durch ihre Ex- der unterschiedlichen Zähnezahlen von Flextopf- Ver-
zentrizität nicht auf ihrem gesamten Umfang mit der zahnung und Hohlrad-Verzahnung trifft im Eingriff
konventionellen (" runden " ) Innenverzahnung des ein Zahn des Flextopfes nicht exakt in eine Zahnlücke
Hohlrades (102 Zähne) im Eingriff. Dadurch ergeben des Hohlrades. Der Zahn des Flextopfes trifft seitlich
sich zwei gegenüberliegende symmetrische Zahn- versetzt auf die Zahnflanke des Hohlrades. Dadurch
eingriffsbereiche (Bild 1, Seite 488). wirkt eine Kraft auf diese Zahnflanke, die zu einer mi-
488 18 Fahrwerk

nimalen zusätzlichen Drehbewegung des Hohlrades


WERKSTATTHINWEISE:
führt. Es erfolgt eine kontinuierliche Drehbewegung
des Hohlrades und des mit ihm verbundenen Lenk- Eine Kontrolllampe im Fahr- 1.) ·' ' ~_:}
Dynamiklenkung:
ritzels. Der Lenkeinschlag der Räder ändert sich. zeugdisplay dient als Funkti- Systemstörung
ons- und Fehleranzeige. Im 8224 km 91,7
-jj-- Über- Mitteldisplay können zusätz- + 13,5"C
-~
, Iagerun gs- lich Textanzeigen dargestellt
winkei
werden.
Hohlrad-------<

~;"""""~
Bei Motorstart erlischt die Kontrolllampe und die
Dynamiklenkung wird durch Entriegeln der Sper-
re aktiv.
Flextopf / ~ Das Fahrzeug kann bei Nichtansteuerung des
elektromechanischen Überlagerungsgetriebe
durch eine starre mechanische Verbindung ge-
lenkt werden . Ein solcher Lenkvorgang erfolgt
ohne Lenkwinkei-Überlagerung . Bei Motorstart
ist eine lnitialisierung notwendig.
lnitialisierung
Der Lenkwinkel der Vorderräder weicht vom
Lenkradwinkel ab. Der Lenkwinkelsensor teilt
dem Steuergerät die jeweils aktuelle Position des
Lenkrades mit. Der Lagesensor des Elektromotors
meldet die Position der Hohlwelle. Das Steuerge-
Bild 1: Funktionsweise Dynamiklenkung
rät berechnet die Differenz zwischen des Soll- und
Der Elektromotor wird in Abhängigkeit der Fahrzeug- lst-Motorlage und leitet durch Ansteuerung des
geschwindigkeit und dem Lenkwinkel angesteuert. Elektromotors die notwendige Korrektur ein.
Das Hohlrad wird in der Lenkbewegungsrichtung Grundeinstellung der Dynamiklenkung
verdreht, es entsteht ein ÜberlagerungswinkeL Sie muss vorgenommen werden bei ...
Der Gesamteinschlagwinkel der Räder ergibt sich • ... Tausch des Steuergerätes für die Aktive
aus der Summe dieses Überlagerungswinkels und Lenkung.
des durch den Fahrer am Lenkrad vorgegebenen
• ... Tausch der Lenksäule, des Gebers für den
Lenkwinkels.
Lenkwinkel oder Kalibrierung des Gebers.
Niedrige Geschwindigkeiten: Großer Radein- • ... Änderung der Achseinstellwerte.
schlag bei kleinem Lenkradeinschlag Folgende Schritte sind mit Hilfe des Diagnose-
Der Überl agerungswinkel wird zum Lenkwinkel testers auf einer Achsmessbühne durchzuführen :
durch Drehen des Elektromotors in Lenkraddrehrich- • Kalibrierung des Gebers für Lenkwinkel mit
tung addiert. Lenkradwaage.
• gleiche Einzelspurwerte an Vorderrädern ein-
Hohe Geschwindigkeiten: Kleiner Radeinschlag stellen.
bei großem Lenkradeinschlag
• Lenkwinkel und Stellung Elektromotor (Lage-
Der Überlagerungswinkel entsteht durch die gegen- sensor des Elektromotors) wird vom Steuer-
sätzliche Bewegung des Elektromotors zur Lenkbe- gerät für aktive Lenkung erfasst.
wegung. Die Lenkung wirkt indirekt (Bild 2).
• Durch nachfolgende Lenkbew egungen um die
Mittellage wird die Position des Indexsensors
relativ zu den zugehörigen Lenkwinkeln ermit-
telt.
Die Differenz zwischen Lenkwinkel bei gleichen
Einzelspurwerten zur geometrischen Fahrachse
und Lenkwinkel bei gerade stehendem Lenkrad
wird ermittelt. Im Folgenden wird der Lenkrad-
- variable Lenkübersetzung
- ohne Dynamiklenkung
schiefstand bei Bedarf automatisch vom Steuer-
gerät für Aktive Lenkung durch entsprechende
Ges~~~~a~keit
mittlere hohe
Geschwindigkeit Geschwindigkeit Ansteuerung des Elektromotors korrigiert. Somit
(Bsp. Parkieren, Stadtverkehr) (Bsp. Landstraße) (Bsp. Autobahn)
ist sichergestellt, dass das Lenkrad bei Gerade-
Bild 2: Lenkübersetzungen
ausfahrt gerade steht.
18 Fahrwerk 489

18.5 Radstellungen Die Spur wird in Höhe der Radmitten von Felgen-
horn zu Felgenhorn gemessen und wird als Gesamt-
Folgende Radstellungen werden bei Kraftfahrzeu- spur (für beide Räder) sowohl in M illimeter [mm] als
gen unterschieden: auch in Grad [0 ] angegeben.
• Radstand • Sturz
Man unterscheidet:
• Spurweite • Lenkrollhalbmesser
Vorspur (12 - /1 ) > 0. D.h. die Räder stehen hinter wei-
• Spur • Nachlauf
ter auseinander als vorne. Die Spurweite E ist positiv
• Spurdifferenzwinkel (Bild 3).

18.5.1 Badstand Spur Null (/2 - /1 ) = 0. D.h. die Räder stehen parallel
zueinander. Die Spurweite E ist null.
Der Radstand ist der Abstand zwischen den Rad- Nachspur (/2 - /1 ) < 0. D.h. die Räder stehen vorne
mitten derVorder-und der Hinterräder (Bild 1). weiter auseinander als hinten. Die Spurweite E ist
null (Bild 4).

E E E E

- ---
2
,, --- 2
~

-
2
~
,, -- 2

I ! ,j,

'\ ! f \ ! f
/2 /2
Bild 1: Radstand

Ein kürzerer Radstand bewirkt eine größere W en- Bild 3: Vorspur Bild 4: Nachspur
tiigkeit des Fahrzeuges, ein längerer verbessert den
Geradeauslauf und das Gierverhalten (Schleuder- Um den Reifenversch leiß möglichst gering zu halten,
verhalten) des Fahrzeuges. das Spiel in den Lenkungsteilen auszug leichen und
ein stabiles Fahrverhalten zu erreichen, sind die vom
18 5.2 Spurweite
Hersteller vorgegebenen Spurwerte einzuhalten .

Die Spurweite ist der Abstand zwischen den bei-


den Radaufstandspunkten einer Achse, gemes-
18.5.4 Spurdifferenzwinkel
sen auf der Standebene (Bild 2).

o
Der Spurdifferenzwinkel ist der Winkel, um den
das kurveninnere Rad stärker eingesch lagen ist
als das kurvenäußere Rad (Bild 5).

Er wird bei einem Einschlagwinkel von z. B. 20° ermit-


telt. Damit dieser Wert exakt überprüft werden kann,
muss das Lenkg etriebe in Mittelstellung sein und die
Spurwerte genau eingestellt sein. Man benötigt ihn
zur Überprüfung von Fehlern im Lenktrapez, z. B. bei
verbogenen Spurstangenhebeln oder Spurstangen.
Bild 2: Spurweite

Eine größere Spurweite bewirkt bei Kurvenfa hrt eine oSp urdifferenz <1:
bessere Straßenlage. a , ß Rad-Einschlag <1:

Fahrzeugaufstandsfläche
Sie wird definiert als das Produkt aus der Spurwei-
te und dem Radstand. Das Verhä ltnis dieser beiden '0
c
<0
Größen beeinflusst das Fahrverhalten. "iii
'0
<0
a:
18 53 Spur

Die Spur ist die Längendifferenz /2 - /1, um w elche


die Räder bei Geradeausfahrt vorn oder hinten
auseinander stehen. Bild 5: Spurdifferenzwinkel
490 18 Fahrwerk

18.5.5 Sturz der Spreizwinkel kleiner, so wird der Sturzwinkel


größer und umgekehrt.

Als Sturz bezeichnet man die Neigung der Rad-


ebene zu einer im Aufstandspunkt des Rades
ermittelten Senkrechten (90° zur Fahrzeuglängs-
achse}.

Der Sturzwinkel y wi rd in Grad und Minuten angege-


ben . Man unterscheidet:
• Positiver Sturz • Negativer Sturz
Positiver Sturz (Bild 1}. Die Radebene ist oben nach
außen geneigt. Der positive Stu rz bewirkt einen Ke-
gelabrolleffekt. Dadurch neigt das Rad dazu, nach
außen einzuschwe nken.
Je größer der positive Sturz, desto geringer werden
die Seitenführungskräfte bei Kurvenfahrt. Bild 2: Spreizwinkel

Negativer Sturz (Bild 1}. Die Radebene ist oben nach


Die Spreizung bewi rkt, dass bei positivem Lenkroll-
innen geneigt. Durch den Kegelabrolleffekt neigt das
halbmesser das Fahrzeug beim Einsch lagen an der
Rad dazu, nach innen einzuschlagen .
Vorderachse geringfügig angehoben wird (Bild 3}.
Negativer Sturz verbessert die Seitenführung bei Durch die Gewichtskraft des Fahrzeuges entsteht ein
Kurvenfahrt, bewirkt jedoch stärkeren Reifenver- Rückstellmoment, das die selbstständige Rückstel-
schlei ß auf der Innenseite der Lauffläche. Er sollte lung der Räder für die Geradeausfahrt beeinflusst.
Werte von 2° nicht überschreiten, da sonst die Le-
bensdauer und Tragfähigkeit der Reifen verringert
werden . 18.5.7 Lenkrollradius

Der Lenkrollradius R0 (Lenkrollhalbmesser) ist


der Abstand von der Mitte der Radaufstandsflä-
che bis zum Durchstoßpunkt der verlängerten
Lenkachse (auch Spreizachse genannt} auf der
Fahrbahn (Bild 3).

~


Bild 1: Positiver und negativer Sturz

18.5.6 Spreizung

Als Spreizung betrachtet man die Schrägstellung


der Lenkachse bzw. des Achsschenkelbolzens zu
einer auf der Fahrbahn errichteten Senkrechte
quer (90°} zur Fahrzeuglängsachse (Bild 2}. Ro

Diese Lenkachse verläuft durch den oberen und Bild 3: Positiver Lenkrollradius
unteren Punkt der Radaufhängung.
Der Spreizwinkel (o ) wird in Grad und Minuten an- Spreizung und Sturz beeinflussen den Lenkroll-
gegeben. Üblich sind Spreizwinkel von 5° bis 1oo radius. Man unterscheidet:
(Bild 2}. • Positiver Lenkrollradius
Spreizung und Sturz bilden zusammen einen Win- • Lenkrollradius Nul l
kel, der beim Ein- und Ausfedern gleich bleibt. Wird • Negativer Lenkrollradius
18 Fahrwerk 491

Positiver Lenkrollradius Es wird ein kleiner Lenkrollradius angestrebt, um


eine Beeinflussung der Lenkung durch äußere Kräfte
Die verlängerte Lenkachse trifft die Fahrbahn gering zu halten.
außerhalb der Mitte der Reifenaufstandsfläche
zur Reifeninnenseite (Bild 1).
18.5.8 Nachlauf (Bild 31
Wirkung bei unterschiedlicher Bremskraft an der
Vorderachse. Bei unterschiedlicher Haftung der Rä- Als Nachlauf bezeichnet man die Schrägstellung
der wird das Rad mit höherer Haftung nach außen der Schwenkachse in Richtung der Fahrzeug-
geschwenkt, das Fahrzeug zieht schief. Es entsteht längsachse gegenüber einer Senkrechten zur
ein Giermoment in Richtung des Rades mit der grö- Fahrbahn.
ßeren Haftung. Dies kann durch Gegenlenken aus-
geglichen werden.
Nachlaufwin kel Nachlaufwinkel
Lenkrollradius Null negativ positiv
2 Vorlauf
Lenkpunkt
Die verlängerte Lenkachse trifft die Fahrbahn Len kachse
genau in der Mitte der Reifenaufstandsfläche
(Bild 1). Dadurch verursachen Kräfte auf das Rad Fahrt-
keine Schwenkbewegung des Rades.

Negativer Lenkrollradius
Nachlaufstrecken
Lenkpunkt
Die verlängerte Lenkachse trifft die Fahrbahn
außerhalb der Mitte der Reifenaufstandsfläche
na(- ) in mm
zur Reifenaußenseite hin (Bild 1).
Bild 3: Nachlauf

Der Nachlauf wird meist als Winkel (c) in Grad und


Minuten angegeben. Er kann auch als Strecke na in
mm angegeben werden.

Positiver Nachlauf. Der Radaufstandspunkt be-


findet sich hinter dem Durchstoßpunkt der Lenk-
achse auf der Fahrbahn.
Bild 1: Unterschiedliche Lenkrollradien Durch positiven Nachlauf werden die Räder gezo-
gen. Dies wird bei Hinterradantrieb angewandt. Da-
Wirkung bei unterschiedlicher Bremskraft an der durch ergibt sich eine Stabilisierung der gelenkten
Vorderachse. Treten beim Bremsen z. B. unterschied- Räder. Ein Einschlagen der Räder bewirkt ein Anh e-
liche Haftverhältnisse (JJ -Split-Verhältnis: ein Rad auf ben der Karosserie auf der Kurveninnenseite und ein
trockener, das andere Rad auf nasser Fahrbahn) auf, Absenken auf der Kurvenaußenseite. Dadurch ergibt
so wird das Rad mit der größeren Haftwirkung nach sich ein Rückstellmoment der Lenkung nach einer
innen geschwenkt. Es entsteht ein Giermoment in Kurvenfahrt. Zusätzlich wird ein negativer Sturz am
Richtung des stärker abgebremsten Rades. Das kurvenäußeren Rad bewirkt.
stärker abgebremste Rad wirkt durch den negati-
ven Lenkrollradius dem Giermoment entgegen und Negativer Nachlauf. Der Radaufstandspunkt be-
stabilisiert das Fahrzeug. Die Belastung des Fahrers findet sich vor dem Durchstoßpunkt der Lenkach-
hinsichtlich des Gegenlenkens wird gesenkt (Bild 2). se auf der Fahrbahn.

Moment aus Negativer Nachlauf bewirkt eine Verkleinerung der


einseitiger ~~~~~ Rückstellkräfte und ein zu schnelles Zurückdrehen der
Bremskraft l
M
Räder nach einer Kurvenfahrt. Unterschiedlich einge-
stellter Nachlauf (links/rechts) bewirkt ein Schiefziehen
Radaufstandspun
~ ~------~·----~ des Fahrzeugs.
einseitige
Bremskraft Nachlauf, Spreizung und Lenkrollradius beein-
flussen die Rückstellkräfte an den eingeschlage-
Gegenlen nen Rädern. Sie wirken sich stabilisierend auf das
Fahrverhalten aus.
Bild 2: Wirkung des negativen Lenkrollradius
492 18 Fahrwerk

18.6 Fahrwerksvermessung Messgrößen. Folgende Fahrwerksdaten können mit


dem Achsmesscomputer ermittelt werden:
Bei der Fahrwerksvermessung werden die Rad- • An der Vorderachse: Einzel- und Gesamtspur,
einstellgrößen von Kraftfahrzeugen elektronisch Sturz, Radversatz, Nachlauf, Spreizung und Spur-
im 2D- oder 3D-Verfahren erfasst. Ein PC mit differenzwinkel, maximaler EinschlagwinkeL
einer Vermessungssoftware erfasst Ist-Werte
• An der Hinterachse: Einzel- und Gesamtspur,
und vergleicht diese mit vom Hersteller vorgege-
Fahrachswinkel, Sturz.
benen Sollwerten.
• Am Fahrwerk: Radversatz hinten, Radstandsdiffe-
Aufbau. Eine Achsmesseinrichtung (Bild 1) besteht renz, Seitenversatz rechts und links, Spurweiten-
aus folgenden Bauteilen: differenz, Achsversatz.
• Mobiler Achsmesscomputer mit Bildschirm, auf-
gespielter Vermessungssoftware, Maus und Tas- Messverfahren. Alle Messgrößen werden über die
tatur zur Bedienung . Messung der Eckwinkel (Bild 3) ermittelt. Ist kein
Fehler vorhanden, sind alle Eckwinkel 90°. Im Bild
• Vier Spanneinheiten zur Aufnahme der Messwert-
sind zwei mögliche Fehler am Fahrwerk dargestellt.
aufnehmer oder 4 Messtafeln an den Rädern .
• 4 Messwertaufnehmer zum Erfassen der Radein- Spurweite. Sie wird von den Messwertaufnehmern
stellgrößen. durch die Messung der Winkelabweichung (Bild 1
• 2 Drehuntersätze für Vorderräder zum leichten Seite 493) ermittelt.
Verdrehen der gelenkten Räder.
Sturzwerte. Sie werden durch die Winkelabwei-
• 2 Schiebeplatten zum leichten Verschieben der chung zur Senkrechten im Messwertaufnehmer ge-
Hinterräder. messen und dem Computer digital übertragen .

Bild 1: Achsmesseinrichtung

• Bremsenspanner zum Arretieren der Bremse.


• Lenkradfeststeller zum Arretieren des Lenkrades. alle Winkel 90° Winkel unterschiedlich

• Lenkradwaage zum Einstellen der Lenkradposition


(Bild2) Bild 3: Messverfahren, Fehlermöglichkeiten Fahrwerk

Eine Achsvermessung kann nur auf ebenen Flächen


besser auf Hebebühnen oder über Arbeitsgruben
vorgenommen werden. Mit dieser Achsmessein-
richtung kann das Fahrwerk und die Achsgeome-
trie eines Fahrzeugs sehr genau überprüft und ein-
gestellt werden. Die einzelnen Messgrößen können
mit einer Genauigkeit von ±5' bis ±10' ermittelt wer-
den. Hierzu müssen die Messeinrichtungen wie z.B.
Dreh- und Schiebeuntersätze auf einer horizontalen
Ebene liegen. Ebenfalls müssen die Radaufstands-
flächen des Messplatzes waagrecht sein. Es sind Hö-
henabweichungen in der Diagonalen von maximal
Bild 2: Lenkrad-, Bremspedalfeststeller und Waage 1 mm ... 2 mm zulässig.
18 Fahrwerk 493

18 6 1 20-Achsvermessung

Bei der 2D-Computer-Achsvermessung wird die


geometrische Fahrachse automatisch vom Sys-
tem als Bezugsachse verwendet.

Bildschirm

Rechner

Tastatur
Bild 2: Anbringen der Messwertaufnehmer
Fernbedienung
• Rechner einschalten und Kommunikation mit

~
Messwertaufnehmer herstellen.
• Fahrzeugdaten in Rechner eingeben.
1 Messwertaufnehmer Messwertaufnehmer • Felgenschlagkompensation durch Drehen der Rä-
der bei waagrechten Messwertaufnehmern durch-
führen (Bild 3).
• Die Räder langsam eine Umdrehung drehen, bis
entsprechendes Rad grün unterlegt ist.
• Einsetzen eines Bremsenspanners/Pedalstütze.

Fahrzeug Iängs-
mitteiachse

Bild 3: Felgenschlagkompensation

2. Eingangsvermessung
• Messwerte des Fahrzeugs mith ilfe des menüge-
führten Programms durchführen.
• Spurwerte ermitteln. Hierbei muss das Lenkrad
in Geradeausstellung gedreht und zur Ermittlung
der Einstellwerte entsprechend den Vorg aben des
Programms gedreht werden (Bild 4).

Bild 1: Computer-Achsvermessung

1. Vorbereitende Arbeiten zur Vermessung


• Fahrzeug auf waagrechte Fläche oder Hebebühne
stellen.
• Reifenverschleißbild, Reifen- und Felgengröße,
Luftdruck, Radlager, Spurstangengelenke und Bild 4: Ermittlung der Spurwerte
Radaufhängungsteile auf Spiel und Beschädigung
prüfen. 3. Dokumentation und Einstellung
• Seladungszustand nach Herstellervorschriften • Messprotokoll ausdrucken. Werte, die außerhalb
herstellen. der Toleranz liegen, werden rot unterlegt.
• Fahrzeug anheben und unter die Vorderräder • Soll-Istwert-Vergleich durchfüh ren und notwendi-
Drehuntersätze, unter die Hinterräder Schiebe- ge Einstellarbeiten vornehmen.
untersätze legen. Fahrzeug aufsetzen und Arretie- • Nach den Einstellarbeiten eine Kontrollmessung
rungen an den Untersätzen lösen. durchführen.
• Fahrzeug mehrmals durchfedern. • Ergebnisprotokoll zur Dokumentation ausdrucken.
494 18 Fahrwerk

18.6.2 30-Achsverrnessung • Rechner einschalten und Fahrzeugdaten in Rech -


ner eingeben .
Bei der 3D-Achsvermessung kann das Fahrwerk • Kamera so positionieren, dass alle Reflektoren
schneller, genauerund mit weniger Vorbereitung von der Software erfasst werden (Anzeige in der
als bei der 2D-Achsvermessung vermessen wer- Software).
den. • Felgenschlagkompensation durch Vorwärts- und
Rückwärtsschieben um jeweils 35 cm des Fahr-
Aufbau (Bild 1). Das System besteht aus folgenden zeuges durchführen.
Komponenten :
• Feststellbremse (Bremsenspanner) und Keil am
• Computer mit Bildschirm und Drucker. Reifen anbringen.
• LED und Kameraeinheiten mit jeweils einer hoch- • Arretierungen der Dreh- und Schiebeuntersätze
auflösenden Kamera, LED-Feld und Kamerakont- entfernen.
rollelektronik.
2. Eingangsvermessung
• Vier Reflektoren mit den dazugehörigen Radklem -
men . Messwerte des Fahrzeugs mithilfe des menügeführ-
ten Programms ermitteln :
• Mittelstellung des Lenkrades ermitteln durch vol-
len Rechts- und Linkseinschlag der Räder.
• Nachlauf, Spreizung, Spurwinkel und Spurdiffe-
renz werden bei 20° Lenkradeinschlag links und
rechts gemessen .
• Messwerte werden gespeichert.
• Anzeige aller ermittelten Messwerte am Bild-
schirm (Bild 3).

'- -·- ,.......,


Audi ; M : IOO I ... (MIIP} : U!Mullne .... ll....I...OHIIL : ~f.."."._t\e.Al..~'~ChiMII BII (Ii
-
·~
Vorne Links Rechts ~
Sturz + Spreizung
Geradeaus lenken
• • 0 ••
~~
.. ... ~
..
..... ••
•••• 0

Radversatz
-u~
•••• 0

Spurdifferenzwinkel 0 0 0 ••

Spurdifferenz L zu R • • • 0. ""'
Fahrzeugniveau
Max. Einschlag links
... ..
.... . "
• 0
"
0
~
• i)j
••

'
Max. Einschlag rechts •• • 0 0

I Hinten Links Rechts


Radversatz
.....
•••• 0

Fahrzeugniveau
Bild 1: Aufbau 30-Achsvermessung
~
• 0 • ••

Achsversatz Omrn
1. Vorbereit ende Arbeiten
J Einstellbalken
zetgen
n" Haupt.
me&ergebntsH
J, Neu
• Fahrzeug auf waagrechte Fläche oder Hebebühne
mit Dreh- und Schiebeuntersätzen stellen. Bild 3: Messwerttabelle
• Reifenverschleißbild, Reifen- und Felgengröße,
Luftdruck, Radlager, Spurstangengelenke und 3. Dokumentation und Einstellung
Radaufhängungsteile auf Spiel und Beschädigung • Messprotokoll ausdrucken. Werte, die außerhalb
prüfen . der Toleranz liegen, werden rot unterlegt (Bild 1,
Seite 495).
• Reflektorplatten anbringen (Bild 2).
• Soll-Istwert-Vergleich durchführen und notwendi-
Reflektoren ge Einstellarbeiten vornehmen .
• Nach den Einstellarbeiten eine Kontrollmessung
durchführen.
Radklemmen
• Ergebnisprotokoll zur Dokumentation ausdrucken.
A lle vom Messcomputer in der Eingangsvermessung
ermittelten Werte können zur Dokumentation für den
Kunden als Messprotokoll ausgedruckt werden .
Messprotokoll. ln der Spalte Eingangsvermessung
sind Werte, die in der Toleranz liegen Grün, einzu-
stellende Werte in Rot, Sollwerte mit Taleranzen
Bild 2: Reflektorplatte am Rad werden in Schwarz dargestellt.
18 Fahrwerk 495

Alle vom Messcomputer in der Eingan gsvermes- Messprotokoll. in der Spalte Eingangsvermessung
sung ermittelten Werte können zur Dokumentation sind Werte, die in der Toleranz liegen in Grün, ein-
für den Kunden als Messprotokoll (Bild 1) ausge- zustellende Werte in Rot, Sollwerte mit Taleranzen
d ruckt werden. werden in Schwarz dargestellt.

S'"n -0"1 5'[.r1S' [-+0"1 S'


Stutzmlli.Oitrtrtnz o•JO'
Einzelspur .(I'OS'I ~·os · I -+O'OS'

Einzelt urma.:.Oiffarenz
Gnamtt ur .0"10' ..0010' ..0"10'
Rtdvernl z
Fahrachi'Ninkel -0"13'
V••••r•e:IIM links
Ein en rm...un
+1"05'
Sollwe rte
Nachlauf20" -0".40' [.of' 55' [ ..0"40'
rechts +0"44 '
links +13'25'
Spreizung20"
recht s -tl 2'58'
links -1'25'
Spurdifl'trtnzwinktl -O"'.JJ'[.1"10'[+0"'.JJ'
rachls ·1"15'
links ~'53'
-0'25'[.0•.W'J..0"35'
rechts -0"27'
~'27' 0"25'
links ~-"·
.{)'OS' [.r07 ']..0'05'
rechts
~""'
.0'03'
-1113'
..o·-u·

Bild 1: Messprotokoll eines Achsmesscomputers

l n Tabelle 1 sind Fehler bei Radeinstellgrößen und ihre möglichen Auswirkungen an de r Fahrwerksgeome-
trie dargestellt.

T.,.._ 1; Mter und Auswirkungen mangelhafter Radeinstellgr6B .

Radeinstellgröße Auswirkungen
Spurfehler Erh öhter Reifenverschleiß (Sägezahnbi ldung )
(zu große Vorspur oder zu große Nachspur)
Zu großer negativer Sturz Reifenve rschle iß inn en
Zu großer positiver Sturz Reifenverschleiß außen
Sturzdifferenz zu groß Evtl. Schiefziehen
Falsch er Spurdifferenzwinkel Erh öhte r Reife nve rschleiß der Räder bei Kurvenfahrt
Spreizung zu groß Hohe Lenk- und Haltekräfte
Spreizung zu gering Schlechte Lenkrückstellung
Spreizung unterschiedlich Evtl. Schiefziehen
Nachlauf zu groß Hohe Len k- und Haltekräfte
Nachlauf zu gering Sch lechte Lenkrückstel lung, Flattern der Räder
Nachlauf unterschiedlich Anfällig auf Schiefziehen

WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Welche Aufgaben hat die Lenkung? 1 0 Was versteht man unter positivem Sturz und ne-
2 Erklären Sie das Abrollen der Vorderräder einer gativem Sturz?
Achsschenkellenkung bei Kurvenfahrt. 11 Erklären Sie den Begriff Spreizung.
3 Wie wird das Lenktrapez gebildet? 12 Welchen Einfluss auf das Fahrzeug hat die
4 Welche Aufgabe hat das Lenktrapez? Spreizung beim Einschlagen der Vorderräder?
5 Welche Aufgaben hat das Lenkgestänge? 13 Erklären Sie den Begriff Lenkrollhalbmesser.
6 Erklären Sie die Begriffe Spur und Sturz. 14 Welche Wirkung hat ein negativer Lenkrollhalb-
7 Was versteht man unter dem Begriff Spurdifferenz- messer beim Bremsen mit einseitig wirkender
winkel? Bremskraft an den Vorderrädern?
8 Wie verläuft die Lenkachse eines Rades? 15 Wie wird der Spurdifferenzwinkel gemessen?
9 Welche Radstellungen unterscheidet man? 16 Erklären Sie einen Vermessungsablauf.
496 18 Fahrwerk

1 8. 7 Radaufhängungen oberer Dreiecks!


(3-Punkt-Lenker)
Radaufhängungen stellen die Verbindung zwi-
Radträg er
schen Fahrzeugaufbau und Rädern her. Sie
müssen hohe statische Kräfte (Zuladung) und
dynamische Kräfte (Antriebs-, Brems- und Sei-
tenkräfte) aufnehmen.

Die Radgeometrie soll sich beim Ein- und Ausfedern unterer Dreieckslenker
der Achsen wenig oder in der gewünschten Weise (3-Punkt-Lenker)
ändern. Dadurch erreicht man hohe Fahrsicherheit
Bild 2: Dreipunkt-Lenker
und Komfort bei geringem Reifenverschleiß. Die
Radaufhängung stellt die Verbindung zwischen der
Es werden folgende Lenkerbauarten bezüglich ihrer
Radaufstandsfläche und der Fahrzeugkarosserie dar
Einbaurichtung unterschieden :
und überträgt alle Kräfte und Bewegungen vom Rad-
träger an die Karosserie. Hierbei führen Lenker das • Längslenker • Querlenker
Rad und übertragen Feder- und Dämpfungskräfte. • Schräglenker • Raumlenker
Sie werden aus hochfestem Stahl, vergütetem Stahl
oder Aluminiumlegierungen hergestellt. 18.7.1.1 Längslenker
Sie eignen sich bei Fahrzeugen mit Frontantrieb.
Dabei kann der Kofferraumboden zwischen den Hin-
terrädern tiefer gelegt werden. Bei Längslenker liegt
18.7.1 Lenkerbauarten
die Lenkerdrehachse 90° zur Fahrzeugslängsachse .
Entsprechend den konstruktiven Anforderungen Beim Ein- und Ausfedern der Räder ändern sich die
unterscheidet man : Spurweite, Sturz und Einzelspurweite nicht.
• Zweipunkt-Lenker, z.B. Stablenker (Bild 1) Um Geräusche und Schwingungen besser von der
• Dreipunkt-Lenker, z.B. Dreieckslenker (Bild 2) Karosserie fernhalten zu können, werden Lenker
• Vierpunkt-Lenker, z.B. Trapezlenker nicht direkt an der Karosserie befestigt, sondern an
einem Fahrschemel (Bild 3). Er besteht aus 2 Auf-
Die Anzahl der Punkte bezieht sich dabei auf die Ver-
nahmearmen , die mit einem Querrohr verbunden
bindungsstellen, die ein Lenker besitzt.
sind. Über 4 Gummilager wird er mit der Karosse-
Stablenker (Bild 1). Der Stablenker wird oft als Quer- rie versch raubt, wobei die vorderen Gummilager
lenker eingesetzt. Er verbindet den Radträger mit der als Hydrolager ausgebildet sind. Die beiden Längs-
Karosserie bzw. mit dem Fahrschemel über ein Ver- lenker sind über Kegelrollenlager am Fahrschemel
bundlageraus Gummi und Metall. befestigt. Um Spuränderungen durch die bei Kur-
venfahrt auftretenden Seitenkräfte zu minimieren,
ist der Längslenker mit einem Zuganker versehen .
Beide zusammen bilden ein Gelenkviereck .

• Verbundl age r
Stabi lisato r
Hydrolag er

Bild 3: Radaufhängung am Längslenker (HA)

Bild 1: Zweipunkt-Lenker (Stablenker)


18.7.1.2 Schräglenker
Dreipunkt-Lenker. Für die Verbindung des Radträ- Schräglenkerachsen (Bild 1, Seite 497) bestehen aus
gers mit dem Lenker werden an der Vorderachse zwei Dreieckslenkern, bei denen die Drehachse der
(VA ) meist dreieckförmige Lenker mit Kugelgelenken beiden Anlenklager schräg zur Querachse des Fahr-
eingesetzt. Sie ermöglichen die notwendige Bewe- zeuges (a = 1oo bis 20°) und horizontal oder leicht zur
gungsfreiheit zum Lenken des Rades. Fahrzeugmitte geneigt (ß ) verläuft.
18 Fahrwerk 497

18.7.2 Elastekinematik der Achsen

Die Elastokinematik der Achsen ergibt sich durch


die Lagerung. Es werden Verbundlager aus Gummi
und Metall eingesetzt um hohen Komfort bei guter
Dämpfung zu erreichen .

Bild 1: Radaufhängung an Schräglenkern Elastischer Lenkfehler (Bild 4). Durch die Antriebs-
kraft entsteht ein LenkwinkeL Während der hintere
Die Spur- und Sturzänderungen beim Ein- und Aus- Stablenker auf Zug beansprucht wird und sich durch
federn sind von der Schräglage und Neigung der die elastische Aufhängung etwas verlängert, wird
Schräglenker abhängig . Vergrößert man die Winkel der vordere Stablenker auf Druck beansprucht, was
a und ß, so bekommen die Räder beim Einfedern zu geringer Verkürzung führt. Das Rad wird aus der
stärkeren negativen Sturz, wodurch sich die Seiten- Fahrtrichtung herausgedreht, die Radführung wird
führungskraft bei Kurvenfahrt erhöht. dadurch unpräzise.

18.7.1.3 Raumlenker
Bei der Raumlenkerachse sind die Stablenker f rei v orde rer Stablenke r
im Raum angeordnet. Diese verbinden das Rad mit
dem FahrschemeL Die Raumlenkerachse gleicht
elastische Lenkfehler aus (Bild 2). Dazu liegt der Lenkwinke l
Schnittpunkt der Lenkermittellinien außerhalb der
Rad-Mittelebene, sodass das Rad z.B. bei Einfluss
v on Antriebskräften gerade so viel nach außen lenkt
(Lenkmoment M2), wie durch den elastischen Lenk-
fehler nach innen gelenkt wird ( Lenkmoment M1 ).
elasti sches Lage r

Bild 4: Entstehung eines Lenkwinkels

WERKSTATTHINWEISE
Um Schäden an Fahrwerksteilen festzustellen
sollte eine Probefahrt durchgeführt werden . Hier-
Raddrehachse
bei ist auf ein schwammiges Fahrverhalten und
Bild 2: Verlauf Lenkermittellinien (Raumlenkerachse) Geräusche zu achten (Bild 5).
Im Anschluss ist eine Sicht- und/oder Spielprü-
Kinematik der Raumlenkerachse. Entscheidend für fung folgender Bauteile durchzuführen:
das Fahrverhalten sind hauptsächlich die Änderun- • Reifen (bezüglich
gen von Vorspur und Sturz, da durch sie das Eigen- Abnutzungserschei-
lenkverhalten des Fahrzeugs bestimmt wird. Werden nungen)
auf unebener Fahrbahn Änderungen des Spurwinkels
• Federbeine (Öiaus-
erzeugt, so entsteht eine Seitenkraft, die den Gerade-
tritt)
auslauf stört. Im Bild 3 ist zu erkennen, dass die Spur-
winkeländerung beim Ein- oder Ausfedern fast Null • Kugelköpfe, Trag-
ist. Sturzänderungen sollen im mittleren Bereich der gelenke (ausgeschla-
Kurve (Geradeausfahrt) möglichst klein sein, um kei- gen) Bild 5: Poröses
ne großen Seitenkräfte zu erzeugen . Beim Kurven Stabilisatorlager
• Manschetten (ein-
fahren ergibt sich durch Einfedern ein negativer Sturz, gerissen)
wodurch die Seitenführung verbessert wird. • Lenker (beschädigte Gummi-Metall-Lager)
m m 80
GO
r/ Spurwinkel-
änderung
• Stabilisator (Lager porös, verbogen, verrostet)
4oj Einfedern • Radlager (Spiel, Geräusche beim Drehen)
20

0,8 0,6 0,4 0,220 ~ 0,2 0,4 1'1 0,8 -4 -2 20 1 \ 1'1 4


Bei Austausch von defekten Bauteilen wie z.B.
Nachspu r 40 Vo rspu r 40 Stabilisatorlagern sind diese Achsweise zu er-
so Ausfedern negativ 60
80 80
setzen. Mikroverkapselte Schrauben müssen er-
neuert werden .
Bild 3: Spur- und Sturzänderung
498 18 Fahrwerk

18.7.3 Achsbauarten Einzelradaufhängungen


Man unterscheidet folgende Achsbauarten : Doppelquerlenkerachse (Bild 3). Zwei übereinander
Starrachsen, z.B . Bild 1. Beide Räder sind durch liegende Querlenker sind über je ein Kugelgelenk mit
einen Achskörper starr miteinander verbunden. dem Achsschenkel (Schwenklager) verbunden. Durch
die Länge der einzelnen Lenker können Sturz- und
Bei Starrachsen tritt bei gleichmäßigem Ein- und Spuränderungen beim Ein- und Ausfedern beeinflusst
Ausfedern keine Änderung von Spur und Sturz werden. Querlenker sind meist als Dreieckslenker aus-
ein, was den Reifenabrieb vermindert. Beim geführt, um die Steifheit in der Fahrtrichtung zu erhö-
Überfahren eines einseitigen Hindernisses wird hen. Sie sind am Fahrgestell mit zwei Lagern befestigt.
jeweils die ganze Achse schräggestellt und der
Es werden Radaufhängungen an ungleich oder an
Sturz der Räder verändert.
gleich langen Querlenkern verbaut.
Einzelradaufhängung, z.B. Bild 3. Die Räder sind
oberer Querlenker Achs-
über Lenker mit einem Fahrschemel oder der Karos- schenkel
serie verbunden. (Schwenk-
lager)
Bei der Einzelradaufhängung beeinflussen sich
die Räder beim Ein- und Ausfedern gegenseitig
nicht. Die Radgeometrie ändert sich abhängig
von der Lenkeranordnung beim Ein- und Aus-
federn. Die Masse der ungefederten Teile kann
klein gehalten werden.

Halbstarrachsen, z.B. Bild 2, Seite 500. Die Räder


sind bei dieser Achskonstruktion starr miteinander
verbunden, wobei der verwendete Querträger dreh-
elastisch ist. unterer Querlenker

Halbstarrachsen verhalten sich bei gleichmäßi- Bild 3: Doppelquerlenker-Vorderachse


gem Einfedern wie Starrachsen, bei ungleichmä- Ungleich lange Querlenker. Der oben liegende Quer-
ßigem Einfedern wie Einzelradaufhängungen. lenker ist immer kürzer als der untere. Beim Ein- und
Ausfedern ergeben sich dadurch ein negativer Sturz
18 7 4 Vorderachsen und eine geringe Spuränderung, wodurch die Kur-
venstabilität verbessert wird.
Starrachse als Lenkachse (Bild 1)
Sie besteht aus einem vergüteten Schmiedestück. Gleich lange Querlenker (Parallelogrammform).
Damit der Motor Platz hat, ist sie nach unten durch- Beim Einfedern und Ausfedern ändert sich der Sturz
gebogen. nicht, jedoch tritt eine Spurweitenänderung auf.
Radaufhängung mit Federbein und Querlenker
Faustachse (McPherson-Achse, Bild 4). Die McPherson-Achse
ist aus der Doppelquerlenkerachse entstanden . Der
obere Querlenker wurde durch ein Schwingungs-
dämpferrohr, an dem ein Achsschenkel befestigt
ist, ersetzt. Die Kolbenstange des Dämpfers ist am
Fahrzeugaufbau in einem elastischen Domlager be-

Blattfeder

Bild 1: Starrachse als Lenkachse


Zur Aufnahme der Achsschenkel ist eine Faust
(Faustachse). eine Gabel (Gabelachse) oder eine
Halbkugel (Halbkugelachsel angeschmiedet (Bild 2).

Fa~ut
'' Gabel
I I
1•1 ---
unterer
Qu erlenker
"+"
Bild 2: Faust-, Gabel-, Halbkugelachse Bild 4: McPherson-Vorderachse
18 Fahrwerk 499

festigt. Zwischen diesem Befestigungspunkt und 18.7.5 Hinterachsen


dem Federteller am Dämpferrohr befindet sich eine
Starrachse mit integriertem Antrieb
Schraubenfeder. Wegen der Brems-, Beschleuni-
gungs- und Seitenführungskräfte sind Kolbenstange Die Starrachse besteht aus einem Gehäuse für den
und Kolbenstangenführung besonders kräftig aus- Achsantrieb mit Ausgleichsgetriebe, Rohren für die
geführt. Das Domlager muss große axiale Kräfte auf- Antriebswelle und den Radträgern zur Aufnahme der
nehmen und große Verdrehwinkel bei Lenkachsen Bremsanlage. Aufgrund der Stabilität sind hohe Zula-
ermöglichen. Der Radkasten ist deshalb am oberen dungen möglich.
Befestigungspunkt verstärkt. Nachteilig ist bei dieser Achsbauart die große unge-
federte Masse, wodurch sich Fahrkomfort und Fahr-
Mehrlenker-Vorderachsen
sicherheit vermindern. Bei Nutzfahrzeugen erfolgt
Bei Mehrlenker-Vorderachsen werden die Längs-
die Befestigung am Rahmen oder an der Karosserie
und Querkräfte von unterschiedlich gelagerten Len-
durch Blattfedern (Bild 3). Diese können neben der
kern aufgenommen . ln Querrichtung sind ihre Lager
Federung auch Radführung in Längs- oder Querrich-
steif ausgelegt. ln Längsrichtung sind die Lenker
weich abgestimmt. tung übernehmen . Alternativ können Schraubenfe-
dern oder Luftfedern verwendet werden .
Vierlenker-Vorderachse (Bild 1). Bei Mehrlenker-
Vorderachsen sind die Dreieckslenker durch einzel-
ne Lenker ersetzt. Bei der Vierlenker-Vorderachse
bilden je ein Trag- und Führungslenker die untere,
zwei Führungslenker die obere Ebene.

Ausgleichs-
getriebe

Bild 3: Starrachse mit integriertem Antrieb

Starrachsen mit getrenntem Antrieb


Oe Dion-Achse (Bild 4). Um die großenungefederten
Massen der angetriebenen Starrachse zu vermin-
dern, wird der Antrieb von der Starrachse getrennt
und am Aufbau befestigt. Die Kraftübertragung er-
Bild 1: Vierlenker-Vorderachse folgt über je 2 Gelenkwellen mit Längenausgleich.
Fünflenker-Vorderachse (Bild 2). Die Fünflenker-
Vorderachse besteht im oberen Teil aus je einem starrer U-förmiger
Hinterachsträger
Trag- und Führungslenker und der untere Teil aus
zwei Führungslenkern. Der fünfte Lenker wird von
der Spurstange gebildet. Die Lenkkraft wird über die
Spurstangen direkt in die Räder übertragen.
111

Bild 4: Oe Dion-Hinterachse

Die Seitenführung des starren U-förmig gebogenen


Hinterachsrohres kann erfolgen durch:
Führungslenker • Zwei Querlenker • Ein Wattgestänge
Bild 2: Fünflenker-Vorderachse • Einen Panhardstab
500 18 Fahrwerk

Starrachse ohne Antrieb Lenkerlagerungen können große Längs- und Quer-


Sphärische Parabel Hinterachse (Bild 1). Die Hinter- kräfte aufgenommen werden. Dadurch ist eine genaue
achse besteht aus einem nach vorn gekrümmtem Führung des Rades möglich . Zur Verbesserung der
Achskörper. Er tritt an die Stelle herkömmlicher Fahreigenschaften ist der Dreieckslenker schräg zu r
Achslenker und dient zur Befestigung der Räder. Die Querachse nach unten geneigt. Während des Einfe-
Verbindung zur Karosserie erfolgt über die getrennt derns erhält das Rad einen negativen Sturz, während
angeordneten Federn und Stoßdämpfer, über den des Ausfederns einen positiven Sturz. Die Seitenfüh-
Drehstabstabilisator sowie über ein mittig angeordne- rungskraft wird besonders bei Kurvenfahrt verbessert.
tes Elastomer-Zentrallager. Die Seitenabstützung wird
vom Wattgestänge übernommen, die Radführung
vom gekrümmten Achskörper (sphärische Parabel).
Die beiden Streben des Watt-Gestänges sind am
hinteren Teil des Achskörpers angelenkt und in der
Mitte über eine drehbare Koppel mit der Karosserie
verbunden.

Bild 3: Hinterradaufhängung an Schräglenkern

Raumlenker-Hinterachsen (Bild 4). Die Radauf-


hängung besteht aus vier einzelnen Lenkern. Zwei
Lenker sind oberhalb und zwei Lenker unterhalb der
Elastomer Radmitte angeordnet. Der fünfte Lenker wird durch
Zentrallager die Spurstange gebildet.
Bild 1: Parabel-Hinterachse Die Lenker sind mit einem Fahrschemel v erbun-
den. Über diesen erfolgt die Karosserieanbindung.
Halbstarrachse Einer der Lenker nimmt zusätzlich die Feder und den
Verbundlenkerachse (Bild 2). Die Hinterräder sind Schwingungsdämpfer auf. Die aufwendige Kons-
an Längslenkern aufgehängt, die mit einem Querträ- truktion beansprucht wenig Raum vor der Hinter-
ger aus Federstahl verschweißt sind. Der Querträger achse und lässt diesen für eine sichere Lage des
selbst ist mit Gummi-Metall-Lagern an der Karosserie Kraftstoffbehälters frei. Du rch Länge und Lage jedes
angeschraubt. Federn beide Räder z.B. bei Seladung einzelnen Lenkers und durch Wahl der Gummimi-
gleichmäßig ein, so wird der ganze Achskörper in schung an den Anl enkpunkten kann die Radstellung
den Gummi-Metall-Lagern gleichmäßig geschwenkt. je nach Federweg und Beanspruchung beeinflusst
Federt nur ein Rad ein, so wird der Querträger in sich werden.
verdreht und wirkt wie ein Stabilisator. Es treten nur
geringe Spur- und Sturzänderungen auf. Die Hinterachse reagiert aufgrund kleiner wirksamer
Hebelarme kaum auf Störkräfte.
Längslenker

Verschraubung
Karosserie

Bild 2: Verbundlenkerachse

Einzelradaufhängungen
Schräglenkerachse (Bild 3). Die Radführung erfolgt
durch Dreieckslenker die als Schräglenker angeordnet
sind. Durch die weit voneinander entfernt liegenden Bild 4: Raumlenker-Hinterachse
18 Fahrwerk 501

18.8 Federung 18 8 2 Wirkungsweise der Federung _ _

18.8.1 Aufgabe der Federung Durch die Federung wird das Kraftfahrzeug zu einem
schwingungsfähigen Gebilde mit einer vom Wa-
gengewicht und von der Feder bestimmten Eigen-
Die Federung hat die Aufgabe in Zusammen-
schwingungszahl (Karosserieschwingzahl). Zu den
arbeit mit der Dämpfung die Fahrbahnstöße auf-
Fahrbahnstößen wirken noch weitere Kräfte (An-
zufangen und in Schwingungen umzuwandeln.
triebskräfte, Bremskräfte, Fliehkräfte) auf das Fahr-
Durch die Unebenheiten einer Fahrbahn müssen zeug ein. So können Bewegungen und Schwingun-
die Räder eines Fahrzeuges neben ihrer Drehbewe- gen in Richtung der 3 Raumachsen auftreten (Bild 2).
gung Auf- und Abwärtsbewegungen ausführen. Bei
schneller Fahrt erfolgen diese Bewegungen in sehr Querachse
kurzer Zeit, wodurch Beschleunigungen und Ver-
zögerungen senkrecht zur Fahrbahn entstehen, die
ein Vielfaches der Erdbeschleunigung betragen. Da-
durch wirken große, stoßartige Kräfte auf das Fahr-
zeug, die umso größer sind, je größer die bewegte
Masse ist. Federung und Dämpfung sind maßge-
bend für:
• Fahrkomfort. Durch das Schwingen der Karos-
serie werden die unangenehmen, gesundheits-
Kippen
Wanken
Schleudern
I
~
Nicken

schädlichen Stöße auf die Insassen abgemildert, Gieren Heben


empfindlich es Ladegut wird geschützt. Senken

• Fahrsicherheit. Bei großen Unebenheiten kann Bild 2: Schwingungsarten am Kraftfahrzeug


der Fahrbahnkontakt verloren gehen; Räder, die
sich in der Luft befinden, können keine Kräfte
Schwingungen
übertragen, z.B. Antriebskräfte, Bremskräfte.
• Kurvenverhalten. Bei schneller Kurvenfahrt be- Überfährt das Rad eines Kraftfahrzeuges ein Hinder-
wirkt die geringere Bodenhaftung der kurveninne- nis, so gerät sowohl die Karosseri e, als auch das Rad
ren Räder eine Verringerung der Seitenführungs- in Schwingungen . Durch die Bewegung des Rades
kraft. Um zu verhindern, dass das Fahrzeug aus nach oben wird die Schraubenfeder gespannt, die
der Kurve getragen wird, muss die Federung mit Federkraft beschleunigt die Karosserie nach oben.
Die bei der Ausdehnung der Feder entstehende Fe-
Stoßdämpfer und Stabilisator die ständige Boden-
haftung der Räder gewährleisten. derkraft bremst die Karosserie wieder ab, der obere
Umkehrpunkt ist erreicht. Durch die Gewichtskraft
Die Federn sind zwischen den Radaufhängungen wird die Karosserie nach unten beschleunigt, über
und der Karosserie eingebaut. Ihre Wirkung wird die Ruh elage hinaus. Dabei wird die Feder zusam-
durch die Bereifung unterstützt. Eine zusätzli che Fe- m en gedrückt (gespa nnt). die entstehende Feder-
derung, die jedoch nur den Insassen zugute kommt, kraft bremst die Bew egung der Karosserie bis zum
ist die Sitzfederung (Bild 1). unteren Umkehrpunkt ab.

Den Weg vom oberen zum unteren Umkehrpunkt


einer Schwingung nennt man Amplitude oder
Schwingungsweite.

Dieser Bew egungsablauf wi ederholt sich, bis die Be-


w egungsenergie durch Feder- und Luftreibung in
Wärme umgewandelt ist (Bild 3).

Bild 1: Federung eines Pkw

Querfederung. Neben den senkrechten treten auch


geringere seitliche Fahrbahnstöße auf. Deshalb
muss die Federung auch in dieser Richtung wirksam
sein . Zum Teil kann die Querfederung zusätzlich
von den Reifen übernommen werden und durch die
Gummilager, die zur Befestigung und Führung von
Radaufhängungselementen dienen. Bild 3: Gedämpfte Schwingung
502 18 Fahrwerk

Resonanz. Die Schwingung wird aufgeschaukelt, 2500


wenn die Karosserie im Rhythmus der Eigenschwin- N
gung angestoßen wird, z.B. beim Überfahren von 2000 J
Bodenunebenheiten, die in gleichen Abständen auf-
einander folgen (Bild 1). t 1500 I
F /
V
1000
/
/
500
,/
_...."..
0,05 0,10 0,15 m 0,20
s -

Bild 3: Progressive Federkennlinie

Bild 1: Aufgeschaukelte Schwingung (Resonanz)


denen Massen sind durch die Federn miteinander
verbunden (gekoppelt). Es erfolgen dadurch Rück-
Frequenz. Sie ist die Anzahl der Schwi ngungen in
wirkungen aufeinander, so dass die beiden Massen
einer Sekunde. Da eine Karosserie nicht sehr schnell
unabhängig voneinander in verschiedenen Fre-
schwingt, gibt man die Anzahl der Schwingungen
quenzbereichen schwingen (Bild 4). Baut man einen
auch je Minute an (Schwingungszahl, Karosserie-
Schwingungsdämpfer (Stoßdämpfer) zwischen die
Schwingzahl ).
beiden Massen ein, so w ird die Schwingungsweite
Große Masse und weiche Feder ergeben kleine kleiner, die Schwingung klingt schneller ab.
Frequenz (Schwingungszahl) und großen Feder-
weg.

Federrate. Sie gibt die Federeigenschaften (hart,


weich) an. Zur Prüfung oder zum Vergleich von Fe-
dern werden diese belastet und die entstandenen
Einfederungen gemessen. Das Verh ältnis der Kraft F
zum Weg s nennt man Federrate c in N/m .
Federkennlinien. Ist die Federrate über den ganzen
Federweg gleich groß (konstant), wie z.B. bei einer
normalen Schraubenfeder, so hat die Feder eine li-
neare Kennlinie (Bild 2).
Bild 4: Bewegungsablauf beim Überfahren einer
Bodenwelle
2500 ,----.--~----.---~
N
2000 Überrollt ein Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit
F eine Bodenwelle, so bleibt die Karosseri e infolge
der großen Masse zunächst in Ruhe. Das Rad wird


mit seiner im Verhältn is zur Karosserie kleinen Mas-
se sehr schnell nach oben beschleunigt, wobei die
F 0,05 0,10 0,15 m 0,20 Feder zusammengedrückt wird. Auf die Karosserie
s- wirkt nur die Kraft, die diesem Federweg entspricht.
Bild 2: Lineare Federkennlinien Hinter der Bodenwelle wird das Rad durch d ie v orge-
spannte Feder nach unten beschleunigt. Auf die Ka-
Wird die Federrate größer mit zunehmendem Fe- rosserie wirkt nur die der Unebenheit entsprechende
derweg, z.B. bei geschichteten Blattfedern oder ke- Entlastung der Feder.
geligen Schraubenfedern, so verläuft die Kennlinie Ist die vom Rad ausgehende Kraft größer als die
gekrümmt. Die Feder hat eine progressive Kennlinie Vorspannung der Feder, so verliert das Rad für kurze
(Bild3). Zeit den Kraftschl uss mit der Fahrbahn, da die Feder-
vorspannung nicht ausreicht das Rad schnell genug
abwärts zu bew egen.
Gefederte Massen, ungefederte Massen
Beim Kraftfahrzeug unterscheidet m an gefederte
Um hohe Fa hrsicherheit bei größtmöglichem
Massen (Karosserie mit Beladung) und ungefederte
Komfort zu erreichen, sollen die ungefederten
M assen (Räder mit Trommel- bzw. Scheibenbrem-
Massen möglichst klein sein.
sen, Anteile der Radaufhäng ung). Diese verschie-
18 Fahrwerk 503

Karosserie-Schwingzahlen • Kleineren Drahtdurchmesser


Sie können durch Schwingenlassen des Fahrzeug- • Größeren Feder-Innendurchmesser
bugs oder Hecks ermittelt werden . Eine volle Schwin- • Kleineren Windungsabstand
gung besteht aus dem Einfederungs- und dem Aus-
Um größere Zuladung bei ausreichendem Komfort
federungsvorgang . Die Anzahl der Schwingungen
in unbeladenem Zustand zu ermöglichen, werden
je Minute ergibt dann die Karosserie-Schwingzahl.
Schraubenfedern mit progressiver Kennlinie einge-
Schwingungsdämpfer beeinflussen die Schwin-
baut. Dies erreicht man durch:
gungszahl nicht, durch den größeren Widerstand
• Unterschiedliche Größe des Innendurchmessers
wird die Schwingungsweite herabgesetzt. Dagegen z.B. Kegelform, Tonnenform, Taillenform
spielt die Masse eine große Rolle. Je schwerer das
• Unterschiedlichen Drahtdurchmesser (Bild 1)
Fahrzeug oder je größer die Zuladung, desto niedri-
ger werden die Schwingungszahlen .
Weiche Federung: 60 und weniger Schwingungen je
Minute können zu Übelkeit führen . Dieser Zustand
kann durch eine stärkere Dämpfung beseitigt wer-
Normalfeder Tonnenform Kegelform Taillenform
den.
Harte Federung: 90 und mehr Schwingungen je Mi-
nute erschüttern die Wirbelsäule. Harte Federn sind
jedoch für hohe Zuladungen an der Hinterachse oft
nötig , wodurch in unbeladenem Zustand ein mäßi-
ger Fahrkomfort erreicht wird. Dies trifft besonders Doppelseitig unterschied- Tonnenform mit unterschied-
licher Drahtdurchm esser Iiehern Drahtdurchmesser
für Kleinwagen zu, die auf Grund des ungünstigen
Verhältnisses von Eigengewicht zu maximaler Sela- Bild 1: Arten von Schraubenfedern
dung mit tragfähigen, also harten Federn ausgerüs-
Miniblock-Feder (Bild 2)
tet werden müssen.
Die tonnenförmig gewickelte Miniblock-Feder hat
gegenüber der zylindrischen Schraubenfeder den
Vorteil, dass sich die Federwindungen im Fahrbe-
trieb beim Einfedern nicht berühren können, da sich
18 8.3 Federarten jede Windung spiralenförmig in die größere legt.
18.8.3.1 Stahlfedern Das ergibt eine geringe Bauhöhe der Feder, ohne
Verzicht auf lange Federwege bei hoher Tragfähig-
Die meisten Kraftfahrzeuge werden mit Stahlfedern
keit. ln der Miniblock-Feder lassen sich alle Möglich-
ausgerüstet, dies sind
keiten einer progressiven Feder vereinigen .
• Blattfedern • Schraubentedem
• Drehstabtedem • Stabilisatoren
Die Federwirkung entsteht durch die elastische Ver-
formung von federhartem Stahl (z.B. Chrom-Silicium
legierter Federstahl) unterhalb der Streckgrenze. Die
Federkennlinie verläuft linear; durch bauliche Maß-
nahmen kann sie progressiv gestaltet werden.

Blattfedern
Sie spielen im Pkw nur noch eine untergeordnete
Ro lle. in schwereren Fah rzeugen ist sie dagegen Feder

eine häufig verwendete Feder (siehe Kapitel Nutz- Bild 2: Miniblock-Feder


fahrzeugtechnik).

Schraubenfedern Schraubenfedern können keine Radführungskräf-


Sie finden vorwiegend im Pkw als Druckfedern Ver- te übertragen .
wendung .
Vorteile: Niedriges Gewicht, kleiner Raumbedarf Sie finden daher nur bei solchen Achskonstruktio-
Nachteile: Fast dämpfungsfrei, keine Übertragung nen Verwendung, bei denen die Antriebs-, Brems-
von Radkräften (Längs- und Querkräfte). und Seitenkräfte durch andere Elemente übertragen
werden (Quer- und Längslenker, McPherson-Feder-
Normalerweise haben Schraubenfedern eine linea- bein) . Schwingungsdämpfer werden heute wegen
re Federkennlinie. Weiche Schraubenfedern unter- des zeitraubenden Ein- und Ausbaus nur noch selten
scheiden sich von harten durch : im Inneren der Schraubenfeder angeordnet.
504 18 Fahrwerk

Drehstabfeder lisators das andere Rad auch angehoben, beim Ab-


Bei der Drehstabfeder w ird ein Stab aus Federstahl senken ebenso abgesenkt.
(Bild 1) durch einen Hebel, an dem das Rad befestigt Bei Kurvenfahrt wird dem übermäßigem Wanken
ist, auf Verdrehung beansprucht. (seitliches Neigen) der Karosserie entgegengewirkt.
Bei gleichzeitigem Einfedern beider Räder tritt der
Drehstab Rahmen Stabilisator nicht in Aktion.

18.8.3.2 Gummifedern
Natur- und Kunstgummi sind sehr elastisch und
haben eine hohe Eigendämpfung. Die Gummifeder
(Bild 3) w ird in vielen Arten hergestellt, zur eigent-
Federstrebe lichen Fahrzeugfeder aber nicht verwendet. Man
(Hebel)
nützt die hohe Eigendämpfung des Gummis in Ver-
bindung mit der großen Elastizität zum Abfangen
von Rüttelbewegungen mit hoher Frequenz und zur
Geräuschdämpfung aus. Dazu lagert man die eigent-
Bild 1: Drehstabfederung lichen Fahrzeugfedern oder die Aufhängungen, z.B.
Ouerlenker, in Gummikissen. Auf diese Weise wird
Als Drehstäbe finden meist Rundstangen Verwen- auch eine Verbesserung der Querfederung erreicht.
dung. Sie können längs und quer angeordnet wer-
den . Bei Längsanordnung sind größere Längen und
Naturkautschuk
d amit größere Verdrehwi nkel m öglich . Die Feder
wird weicher und lässt längere Federwege zu.
Drehstäbe können nicht auf Biegung beansprucht
werden. Sie werden deshalb oft in einem Rohr gela-
gert, das gegen Verbiegung abstützt und gleichzeitig
als Schutzrohr dient.
Die Einspannköpfe sind meist verzahnt. Mithilfe der Bild 3: Gummifeder Bild 4: Hydrolager
Verzahnung lässt sich die Vo rspannung v erändern
und für alle Räder gleichmäßi g einstellen. Um die Übertragung von Schwingungen unter-
schiedlicher Frequenzen vom Motor auf die Karos-
Stabilisator serie weitgehend zu unterdrücken, verwendet man
Er ist ein Federelement, das zur Verbesserung der anstelle einfacher Gummifedern hydraulisch ge-
Straßenlage beiträgt. Meistens werden Drehstäbe in dämpfte Elastomerlager (Hydrolager, Bild 4 ). Sie
abgewandelter U-Fo rm verwendet (Bild 2). bestehen aus einer elastischen Tragfeder aus Na-
turkautschuk, die die m echanische Verbindung zwi-
schen Motor und Karosserie übernimmt und einem
hydraulischen Teil, der aus einer Arbeits- und Au s-
gleichskammer besteht und mit Hydraulikflüssigkeit
befüllt ist. Eine Lochblende zwischen beiden Kam-


mern behindert den Flüssigkeitsstrom in die Aus-
gleichskammer und sorgt für eine Dämpfung der
eingeleiteten Schwingung (siehe auch Ka pitel M o-
torm echanik, Motoraufhäng ung).

18.8.3.3 Gasfeder
Bei der Gasfeder wird das elastische Verhalten einer
eingeschlossenen Gasmenge (Luft oder Stickstoff)
zur Federung ausgenutzt.
Luftfeder
Bild 2: Stabilisator Sie w ird am m eisten gebaut, benötigt aber eine
Druckerzeugungsanlage und wird deshalb vorzugs-
Der Mittelteil des Stabilisato rs ist d rehbar an der w eise in Oberkl asse-, Geländeew agen, Om ni bussen
Karosserie, clie beiden Hebel sind über Gummiele- und Nutzkraftwagen v erwendet, die bereits eine sol-
mente an den Ra daufhängungen, z.B. McPherson che Anlage für die Bremsen besitzen (siehe Kapitel
Federbeinen, angebracht. Beim Anheben eines Ra- Nutzfahrzeugtechnik). Die Luftfeder hat ei ne pro-
des (Einfedern ) wird über die Verdrehung des Stabi- gressive Kennlinie und bietet als Vorteile, dass sich
18 Fahrwerk 505

durch Änderung des Luftdrucks die Federwege der Aus Platzgründen kann die Federkugel seitlich neben
Belastung anpassen lassen und außerdem die Lade- dem Arbeitszylinder oder ganz getrennt davon, an-
oder Einstiegshöhe eingestellt oder durch Niveaure- geordnet werden. Die Ventile zwischen Arbeitszylin-
gelung gleich bleibend gehalten werden kann. der und Federkugel drosseln den Ölstrom in beiden
Beim Pkw wird zusätzlich ein geschwindigkeitsab- Richtungen und wirken wie ein Schwingungsdämp-
hängiges Heben und Senken der Karosserie ermög- fer.
licht. Die Neigung der Karosserie beim Befahren von
Kurven kann durch regelungstechnische Eingriffe er-
heblich verringert werden. Gas ~
..;.;:~äf;i*~~!i·:· .
Zur Vermeidung von Druckverlusten erfolgt die Ab-
dichtung der eingeschlossenen Luftmenge in einem Membrane - Öl
eingespannten Gummibalg. Dieser kann in Form Drucköl- Ventile
eines Rollbalges oder Faltenbalges (Bild 1) ausge- anschl uss
führt sein. Kolben

Bild 3: Hydropneumatische Federelemente

Alle Federelemente sind durch ein Leitungsnetz mit-


einander verbunden. Die Kolbenstange des Hydrau-
Bild 1: Roll- und Faltenbalg likzylinders ist am Längslenker oder am Querlenker
der Radaufhängung befestigt.
Luft hat nur eine geringe Eigendämpfung . Deshalb Niveauausgleich. Über ein handbetätigtes Niveaure-
müssen zusätzlich Schwingungsdämpfer eingebaut gelventil kann die Bodenfreiheit der Karosserie z.B.
werden, oder es wird ein Federbein verwendet, das für schwierige Wegstrecken oder zum Radwechsel,
aus einer Kombination von Gummibalg und Gas- zur Seladung verändert werden. Ein automatischer
druckdämpfer besteht. Luftfedern können keine Niveauausgleich für alle Seladu ngszustände erfolgt
Radkräfte übertragen, sie w erden deshalb zwischen durch ein Gestänge, das fest mit dem Längslenker
Lenkern oder Achsen (Bild 2), und der Karosserie verbunden ist und auf den Kolben des Höhenreg lers
eingebaut. wirkt (Bild 4). Bei starker Seladung sinkt das Heck
ab, die Kolbenstange im Zylinder fährt ein . Zugleich
wird über Längslenker und Gestänge der Kolben im
Höhenregler verschoben, wodurch der Zulauf des
Drucköles freigegeben wird. Die Kolbenstange im
Zylinder fährt solange aus, bis das alte Niveau er-
reicht ist und der Zulauf des Öles im Höhenregler
wi eder verschlossen ist.
Die Zunahme der Seladung führt zu einer Zunahme
des Öldruckes im Zylinder und auch der Druck in der
Stickstofffüllung nimmt in gleicher Weise zu. Die •
Feder wird härter und da auch die Schwingzahl der ...
Karosserie zunimmt, wird das Federungsverhalten
unkomfortabler. Durch Einbau einer dritten Feder-
Bild 2: Hinterachse mit Rollbalg
kugel je Achse verg rößert sich das Gas- und damit
das Federvolumen; das Fahrwerk wird für Gerade-
Hydropneumatische Feder
ausfahrt komfortabler.
Die hydropneumatische Feder (Bild 3) ist im Prinzip
eine Gasdruckfeder kombiniert mit einem Arbeits-
zylinder. Sie hat die Wirkung einer Federung und
eines Stoßdämpfers in einem . ln einer Federkugel
wird eine unveränderliche Gasmenge (meist Stick-
stoff) durch Einpumpen oder Ablassen von Hydrau-
likö l mehr oder w eniger verdichtet. Die Trennung
von Gas und Öl erfolgt durch eine Membrane. Gas
und Öl haben den gleichen Druck. Er wird durch eine
Hochdruckpumpe erzeugt und liegt bei etwa 180 bar. Bild 4: Hydropneumatisches Fahrwerk
506 18 Fahrwerk

Hydractives Fahrwerk der Räder werden die Stabilisatoren verdreht, sie


Aufbau: Das hydropneumatische Federungssystem wirken wie zusätzliche Drehstabfedern, die Federung
wird durch zusätzliche Bauteile zu einem Fahrwerk, wird insgesamt härter und unkomfortabler.
das in der Lage ist ... Aufbau. Beim hydractiven Fahrwerk werden die
• .. . die Seitenneigung der Karosserie bei Kurven- vorderen senkrecht stehenden Federzylinder über
fahrt zu verringern. Koppelstangen mit dem Stabilisator verbunden, die
• .. . dem Eintauchen des Fahrzeugbugs beim Brem- hinteren Federzylinder sind liegend angeordnet. Je
sen und dem Einsinken des Fahrzeughecks nach eingespeistem hydraulischen Druck in die Fe-
beim Beschleunigen entgegenzuwirken. derzylinder können zusätzliche Kräfte auf den Stabi-
• .. . den Federungskarnfort zwischen weich und lisator wirken und zu einer härteren Federwirkung
hart zu verändern, unabhängig von der Wahl führen. Zwischen den Federzylindern an den Achsen
der Komfort- oder Sportabstimmung . befindet sich eine dritte Federkugel und ein Höhen-
Als zusätzliche Bauteile werden benötigt (Bild 1): sensor. Federbewegungen führen am Stabilisator zu
• 2 Querstabilisatoren mit je 2 Federzylindern für einer Verdrehung, die vom Höhensensor als Ände-
Vorder-und Hinterachse rung der Karosserielage an das Steuergerät gemel-
• eine mittlere Federkugel mit Härteregler für Vor- det wird.
derachse Alle Federzylinder und Federkugeln sind über den
• zwei Federkugeln für die Hinterachse Hydraulikblock miteinander verbunden.
• Hydraulikblock
• Höhensensoren fürVorder-und Hinterachse Hydraulikblock. Er besteht aus der Hydraulikpumpe
• Lenkwinkel-, Fahrpedal- und Bremspedalsensor mit Elektromotor, 4 Magnetventilen und dem elek-
Beim Durchfahren von Kurven oder plötzlichen Aus- tronischen Steuergerät. Über die Hydraulikpumpe
weichmanövern können problematische Fahrzu- werden die Federkugeln mit Hydraulikflüssigkeit
stände entstehen. Durch die Neigung der Karosserie versorgt. Der Betriebsdruck des Systems liegt zwi-
werden die kurveninneren Räder entlastet, so dass schen 80 bar und 140 bar. Je 2 Magnetventile für die
geringere Kräfte auf die Fahrbahn übertragen wer- Vorder-und Hinterachse regeln den Zulauf bzw. den
den können, was zum Ausbrechen oder Umkippen Rücklauf der Hydraulikflüssigkeit Der Vorderwagen
des Fahrzeuges führen kann. Die Kurvengeschwin- kann somit unabhängig vom Fahrzeugheck angeho-
digkeit und der Abstand der Rollachse (Wankachse) ben oder abgesenkt w erden und umgekehrt.
vom Fahrzeugschwerpunkt bestimmen die Seiten- Wirkungsweise des hydractiven Fahrwerks. Durch
neigung der Karosserie. die Wahl des Fahrprogrammes "Komfort" oder
Durch Einbau von Stabilisatoren kann die Neigung "Sport" kann sich der Fahrer für eine weiche oder
verringert werden. Bei unterschiedlichem Einfedern harte Federung entscheiden.

Lenkwinkelsensor

Höhensensor
vorn

Fahrpedal- u nd Bremspedalsensoren
Hydraulik-
block Mittlere Federkugel vo rn m it Härtereg ler

Steuergerät - Hydraulikleitungen - Elektrische Leitungen

Bild 1: Bauteile und System des hydractiven Fahrwerks


18 Fahrwerk 507

Je nach Fahrbedingung und Fahrstil (z.B. rasante Die Federung wird härter, der Karosserie-Neigungs-
Kurvenfahrt) schaltet das Steuergerät auch im Fahr- winkel geringer. Ohne diese Maßnahme würde
programm ,. Komfort" die Federung in Richtung hart. die Karosserie an den kurvenäußeren Rädern ein-
Fahrprogramm ,.Komfort". Die drei Federkugeln tauchen und die Hydraulikflüssigkeit würde in die
jeder Achse sind miteinander verbunden. Beim Ein- Federelemente der entlasteten Seite strömen. Um
federn kann das durch die einfahrenden Kolbenstan- beim Beschleunigen dem Einsinken des Fahrzeug-
gen der Federzylinder verdrängte Hydrauliköl in die hecks entgegenzuwirken, schaltet das Steuergerät
Federkugeln strömen und über die Membranen das nach Informationen des Fahrpedalsensors die mitt-
Stickstoffpolster verdichten. Durch die Federkugeln lere Federkugel der Hinterachse ab.
steht ein zusätzliches Gaspolster zur Verfügung, wo-
durch eine weiche Federwirkung zustande kommt
(Bild 1).

zum Feder-
zylinder
rechts

Zulauf

Magnet-
ventil Rücklauf

Bild 2: Härteregler in Sportstellung

18.8.4 Schwingung.,.s""d"'äi.I.JmUf-'p...,
feO<JrL -_ _ _ __

Schwingungsdämpfer (Stoßdämpfer) lassen


die Schwingungen von Karosserie und Rädern
schneller abklingen und erhöhen dadurch Sicher-
heit und Fahrkomfort.
Bild 1: Hydractives Fahrwerk in Komfortstellung
Eingebaut w erden sie zwischen der Radaufhängung
Fahrprogramm ,.Sport". Wird über das Steuergerät und der Karosserie. Die Schwingungen der Räder
das Magnetventil des Härtereglers an der mittleren und der Karosserie haben verschiedene Frequenzen.
Federkugel betätigt, so wird der Durchfluss zu den Ein guter Dämpfer muss so eingestellt sein, dass er
Federzylindern gesperrt, es steht nur noch das Gas- für beide Schwingungen wirksam ist.
volumen der beiden Federzylinder zur Verfügung,
Man verwendet heute fast ausschließlich hydrauli-
die Federung wird härter.
sche Schwingungsdämpfer. Bei diesen bewegt sich
Funktion des Härtereglers im Fahrprogramm ein Kolben in einem Zylinder und verdrängt dabei Öl
,.Sport" (Bild 2). Das Magnetventil wird bestromt, durch kleine Bohrungen oder Ventile (Drosselstellen).
der Rücklauf zum Hydraulikbehälter ist geöffnet, die
Zugstufe. Das Rad bewegt sich nach unten (Ausfe-
Unterseite des Steuerschiebers wird drucklos. Da an
dern) und zieht den Schwing ungsdämpfer t eleskop-
der Oberseite weiterhin der Federungsdruck an liegt,
artig auseinander (Teleskopstoßdämpfer).
wird der Steuerschieber nach unten geschoben. Da-
durch wird die Verbindung der Federelemente unter- Druckstufe. Das Rad bewegt sich nach oben (Einfe-
einander und auch zur Federkugel unterbrochen. dern). Dabei wird der Schwingungsdämpfer wieder
zusammengeschoben.
Vorgänge beim Kurvenfahren, Beschleunigen,
Bremsen. Beim Befahren einer Kurve erh ält das Durch Verändern des Durchströmungswiderstandes
Steuergerät über den Lenkwinkelsensor Informatio- für das Öl beim Hin- und Herbewegen des Kolbens
nen über Einschlaggeschwindigkeit und Einschlag- ist eine Anpassu ng an die Fahrzeugeigenschaften
winkel des Lenkrades. Um einer entst ehenden möglich.
Wankbewegung der Karosserie entgegenzuwirken,
Durch Schwingungsdämpfer wird die Bewe-
wird das Magnetventil bestromt, die Verbindung der
gungsenergie in Wärmeenergie umgewandelt.
Federkugeln geschlossen.
508 18 Fahrwerk

18.8.4.1 Zweirohr-Schwingungsdämpfer 18.8.4.2 Einrohr-Gasdruckdämpfer


Der Einrohr-Gasdruckdämpfer (Bild 2) verhält sich
Hydraulische Schwingungsdämpfer bestehen beim Aufwärts- und Abwärtshub genau wie der
grundsätzlich aus einem Zylinder, in dem sich ein Zweirohr-Schwingungsdämpfer. Für den Ausgleich
Kolben mit Kolbenstange auf- und abbewegen des Kolbenstangenvolumens wird aber kein beson-
kann. derer Ausgleichsraum benötigt, so dass das äußere
Rohr entfä llt.
Beim Zweirohr-Schwingungsdämpfer (Bild 1) ist die
Kolbenstange mit Schutzrohr an der Karosserie be- Der Ausgleich erfolgt durch ein Gaspolster aus Stick-
festigt, der Zylinder dagegen an der Radaufhängung . stoff, das meist durch einen beweglichen Kolben
vom Ölraum getrennt ist. Das unter einem Druck
von 20 bar bis 30 bar stehende Gaspolster wird beim
Abwärtsgehen des Arbeitskolbens durch das von
Kolbenstang e der Kolbenstange verdrängte Öl zusammengepresst
und höher verdichtet. Gaspolster und Öl stehen stets
Schutzrohr unter Druck, wodurch ein Schäumen des Öles und
damit ein Nachlassen der Dämpfungswirkung ver-
mieden wird.

Luftraum

Gaspolster

Lamellenve ntile
Arbeitskolben
Kolben Öl raum

Bodenve ntil Trennkolben

Ausglei chsraum

Gaspolster
Bild 1: Zweirohr-Schwingungsdämpfer
Bodenventil
Der Zylinder besteht aus einem inneren und einem
äußeren Roh r. Im inneren Rohr befindet sich der
Arbeitsraum , in dem sich der Kolben bewegt. Er ist
vollständig mit Öl gefüllt. Bild 2: Einrohr- Bild 3: Zweirohr-
Zwischen innerem und äußerem Rohr befindet sich Gasdruckdämpfer Gasdruckdämpfer
der Ausgleichsraum; er ist nur teilweise mit Öl ge-
fül lt und soll beim Einfahren der Kolbenstange das
Einrohr-Gasdruckdämpfer mit Trennkolben kön-
aus dem Arbeitsraum verdrängte Öl aufnehmen.
nen in jeder Lage eingebaut werden.
Im Kolben und im A rbeitsraum sind Ventile einge-
baut, die den Ölstrom unterschiedlich stark drosseln.
ln der Zugstufe findet die stärkere Dämpfung statt.
Beim Hochbewegen des Kolbens muss das Öl durch 18.8.4.3 Zweirohr-Gasdruckdämpfer
feine Öffnungen des Lamellenventiles im Kolben Der Zweirohr-Gasdruckdämpfer (Bild 3) entspricht
gepresst werden . Während dieser Bewegung wird im Aufbau dem Zweirohr-Schwingungsdämpfer.
gleichzeitig Öl aus dem Ausgleichsraum über das Im ringförmigen Ausgleichsraum befindet sich eine
Bodenventil nachgesaugt. Gasfüllung aus Stickstoff mit einer Druckvorspan-
nung von 3 bar bis 8 bar. Damit wird bei schnellen
Einbau nur mit der Kolbenstange nach oben, da
Bewegungen des Schwingungsdämpfers Gasbla-
sonst aus dem Ausgleichsraum Luft angesaugt
senbildung vermindert. Die Dämpfungskräfte wer-
würde, was zum Verschäumen des Öles und zum
den in nahezu allen Schwingungsbereichen verbes-
Ausfall der Dämpfung führen würde.
sert.
18 Fahrwerk 509

Zweirohr-Gasdruckdämpfer mit variabler • Wahl einer sportlichen oder komfortablen Dämp-


Dämpfung fereinstellung perTastend ruck.
Die Anpassung eines Stoßdämpfers an unterschied-
liche Seladungszustände eines Fahrzeuges ist mit Aufbau. Diese Systeme bestehen grundsätzlich aus ...
diesen Dämpfern möglich. Fahrzeuge mit großen
• ... Schwingungsdämpfern mit elektronisch ver-
Ladungen, z.B. Lkw mit Anhänger, benötigen eine
stellbarem Dämpfungsgrad.
starke Dämpfung, was aber im unbeladenen Zu-
stand beim Überfahren von Bodenunebenheiten zu • ... Sensoren für Lenkwinkel, Radbewegung und
unangenehmem Rütteln und Springen führt. Beim Querbeschleunigung der Karosserie.
Zweirohr-Gasdruckdämpfer mit variabler Dämpfung
• .. . Sensoren für Fahrgeschwindigkeit.
(Bild 1) wird durch eine oder mehrere Nuten in der
Zylinderwand die gewünschte variable Dämpfungs- • ... Winkelsensoren für das Fahrzeugniveau an je-
charakteristik erreicht. der Achsseite.
Geringe Beladung. Der Arbeitskolben bewegt sich • ... Steuergerät für die Dämpfungsregelung.
im Bereich zwischen den beiden Nuten. Das Öl kann
nicht nur die Kolbenventile, sondern auch die Nuten
Wirkungsweise. Die Dämpferkraft wird bei jeder
durchströmen. Durch diesen zusätzlichen Bypass
Aus- und Einfederbewegung der Fahrsituation ange-
w ird die Dämpfungskraft vermindert, was zu einem
passt. Die Verstellung erfolgt durch die variable Be-
Komfortgewinn führt.
stromung der elektrischen Magnetventile im Dämp-
Starke Beladung. Der Arbeitskolben bewegt sich fer (Bild 2). Abhängig von Sensorsignalen berechnet
unterhalb des Nutbereiches, so dass der zusätzliche das Steuergerät den erforderlichen Strom für die
Durchströmungsquerschnitt fehlt. Die Dämpfungs- Dämpfungsmagnetventile für jeden einzelnen Stoß-
kraft ist am größten. Durch die Anzahl und Länge dämpfer. Die Dämpfungskraft kann in einem weiten
der Nuten, sowie deren Höhenversatz zueinander Bereich innerhalb von 2 ... 4 Millisekunden verändert
lässt sich die Dämpfungskraft nicht nur an die Last werden.
anpassen, sondern auch an unterschiedliche Fede-
rungssysteme.
30

Gaspolster i i
~-~l
L..Q--:1 Wahl-
j taster "
2
30 A
I i ~Tl ~~
ifi
ljJ
5A ifi
ljJ
• • I I l l
I Steuergerät für Dämpfungsregelung I

mmmmHHHH
[1][1][1][1] 1111

Senso ren für Ventile für
geschlossen Fahrzeugniveau Dämpfungsverstellung

Bild 1: Zweirohr-Gasdruckdämpfer mit variabler Dämpfung Bild 2: Schaltbild der elektronischen Dämpfung

18.8.4.4 Schwingungsdämpfer mit stufenlos


Man unterscheidet folgende Bauarten:
elektronisch verstellbarer Dämpfung.
Continious-Damping-Control (CDC) Zweirohrgasdruckdämpfer mit Proportionalventil
(Bild 1, Seite 510): Die Dämpfungskraft wird durch
Mithilfe der elektronischen Dämpfungsregelung Bestromung des Magnetventils geregelt. Ist eine
kann die Charakteristik der Dämpfung in Abhän- größere Dämpfungskraft erforderlich, so muss der
gigkeit vom Fahrerwunsch und der Fahrsituation Durchflusswiderstand des Ölstrames vergrößert
stufenlos eingestellt werden. werden (Bild 1, Seite 510, links). Wird die Spule be-
stromt, wird das Proportionalventil entgegen der
Merkmale Federkraft bewegt und der Drosselquerschnitt ver-
• Erhöhung der Fahrsicherheit durch bessere Bo- größert (Bild 1, Seite 510, rechts). Die Dämpferkraft
denhaftung der Räder. verringert sich. Der Drosselquerschnitt lässt sich so
• Geringe Wankbewegung und geringe Seitennei- abhängig von der Bestromung der Magnetspule stu-
gung des Fahrzeugaufbaus bei Kurvenfahrt. fenlos verstellen.
510 18 Fahrwerk

entstehen weitere geschlossene Kurven . Die Dämp-


Magnetventil fungskraft nimmt zu, da bei konstanter Drehzahl des
Kurbeltriebes die Kolbengeschwind igkeit im Dämp-

ß F

R
fer zunimmt.

Fr;;, Flüssig-
keits-
druck-
kraft

Bild 1: Dämpfer mit Proportionalventil


Einrohrgasdruckdämpfer mit magnetorheologi-
schem Effekt. Magnetic-Ride (Bild 2). Die Regelung Kolben-
weg
der Dämpfer basiert auf dem magnetorheologi-
schen Effekt. Dazu werden Eisenpartikel mit einem
Durchmesser von 3 f.Jm ... 10 f.Jm im Dämpferöl Bild 3: Prüfdiagramm eines Gasdruckdämpfers
(Synthetiköl) eingebunden. Findet keine elektrische
Durch Einbau von Ventilen mit versch ieden großem
Ansteuerung der Magnetspule statt, befinden sich
Durchströmungsquerschnitt im Kolben erreicht man
die magnetischen Partikel ungeordnet im Dämpfer-
unterschiedliche Dämpfungskräfte in der Zug- und
öl. Bei einer Bewegung des Kolbens werden die ein-
Druckstufe. Das Verhältnis der Dämpfungskräfte von
zelnen Partikel mit dem Öl ohne großen Widerstand
Zugstufe zu Druckstufe liegt zwischen 2 und 5.
durch die Kolbenbohrungen gedrückt.
Bei elektrischer Ansteuerung der Magnetspule bil- Schwingungsdämpfer eingebaut. Auf einem Shock-
den sich Partikelketten, und das Dämpferöl wird tester werden die Dämpfer einer Achse gleichzeitig
zähflüssiger. Der Widerstand zum Durchfließen der geprüft. Die auf einer Platte stehenden Räder wer-
Kolbenbohrung wird größer. Die Dämpferkraft ver- den durch je einen Elektromotor über einen Exzen-
größert sich.
ter und eine Druckfeder in schwingende Bewegung
versetzt. Nach dem Abschalten des Motors wird der
Kolbenbohrungen
gesamte Frequenzbereich der Schwingung bis zum
Stillstand durchlaufen und in einem Messgerät auf
einer Scheibe aufgezeichnet (Bild 4).
An der Resonanzstelle erfolgt der größte Aus-
schlag (große Amplitude) . Er gibt Aufschluss über
das Dämpfungsvermögen des jeweiligen Dämp-
fers . Ist der gemessene Resonanzausschlag größer
oder gleich dem angegebenen Grenzwert, so ist der
Dämpfer defekt. Über ein Scheibendiagramm kön-
nen die Schwingungen der Dämpfer einer Fahrzeug-


Magnetspule seite angegeben werden .
ang esteu ert

Bild 2: Dämpfer mit magnetorheologischem Effekt

18.8.4.5 Prüfdiagramme
Schwingungsdämpfer ausgebaut. Um die Kennli-
nien eines Schwingungsdämpfers zu erhalten, be-
nötigt man eine Prüfvorrichtung , in die der Dämpfer
eingespannt wird . Durch einen Kurbeltrieb wird der
Dämpfer in Bewegung versetzt. Die über dem Kol-
benweg auftretenden Dämpfungskräfte werden ge-
messen und in ein Diagramm eingetragen . Es ent-
stehen geschlossene Ku rven für einen konstanten
Zug- und Druckhub (Bild 3). Durch Vergrößerung des
Kurbelradius an der Prüfvorrichtung wird auch der
Zug- und Druckhub des Dämpfers vergrößert und es Bild 4: Schwingungsbilder von 2 Dämpfern
18 Fahrwerk 511

18.8.4.6 Schwingungsdämpfer im Verbundbau


Sensorleitung
Federbein Induktions-
signal
Die Verbindung eines Schwingungsdämpfers in
verstärkter Bauweise mit einer Feder, meist einer
Schraubenfeder, bezeichnet man als Federbein .

Federbeine können auch als Radaufhängung ver-


we ndet werden, wenn sie mit einem zusätzlichen
Achsschenkel verbunden werden (Bild 1). Um bei
einem defekten Schwingungsdämpfer nicht das
Rollbalg
ganze Federbein auswechseln zu müssen, verwen-
det man Schwingungsdämpferpatronen . Bei nach-
Gasdruck-
lassender Dämpfkraft kann die Patrone durch Öffnen schwing ungs- ---L~­
einer Verschraubung am oberen Teil des Behälter- dämpfer
rohres gewechselt werden. Fahrzeug beladen Fahrzeug unbeladen

Bild 2: Luftfederdämpfer

Die Luftfeder, die über dem Gasdruckdämpfer ange-


bracht ist, besteht aus einer Luftglocke und einem
Rollbalg. Vergrößert sich die Beladung, so taucht
das Dämpferrohr weiter in die in der Luftglocke inte-
Schwingungs- grierte Sensorspule ein und erzeugt eine Induktions-
dämpfer spannung, die als Signal an das Steuergerät geleitet
wird . Das Steuergerät lässt über den Kompressor so
lange Luft einströmen, bis die vorgegebene Stand-
höhe wieder erreicht ist. Der Druck im Luftbalg liegt
je nach Seladung zwischen 5 bar und 11 bar.

Bild 1: Federbein Hydropneumatische Niveauregulierung. Die Anlage


besteht aus:
• Federbeinen und Federspeichern (Bild 3)
Schwingungsdämpfer mit Niveauregulierung
• Druckölanlage mit Radialkolbenpumpe und Ölbe-
Die Federung im Pkw ist meist so ausgelegt, dass
hälter
sich bei mittlerer Seladung die beste Straßenla-
ge ergibt. Bei maximaler Zuladung sinkt das Fahr- • Steuerungsei nrichtung mit Niveauregler und Be-
zeugheck stark ab, Bodenfreiheit und Federweg tätigungsgestänge
werden verkleinert, die Straßenlage verschlechtert
sich. Dazu kommt oft unkontrolliertes Lenkverhal - Die Federspeicher arbeiten wie eine hydropneumati-
ten, Seitenwindempfindlichke it und Blendung des sche Zusatzfed er. Bei abgesunkenem Fahrzeugheck
Gegenverkehrs bei Nachtfahrten. Der Fahrkomfort wird das Federelement über das Niveauregelventil
versch lechtert sich, da bei Stahlfedern mit zuneh- so lange mit Dru cköl versorgt, bis das Normalniveau
mender Seladung eine Veränderung der Schwin- wieder erreicht ist. Das Öl wird danach durch die
gungsfrequenz eintritt. Eine bei allen Seladungszu - Pumpe fast drucklos zum Beh älte r zurückgeführt.
ständen gleichbleibende Eigenfrequenz von 1 Hertz
(entspricht der Schwingzahl 60) lässt sich nur Gaspolster
durch eine Niveau geregelte Gasfeder erreichen. Feder-
Die Standhöhe des Fahrzeuges wird bei allen Be- speicher
ladungszuständen automatisch konstant gehalten, Membrane
auch bei Anhängerbetrieb. Man unterscheidet rein Öl
pneumatische oder hydropneumatische System e. Karosserie

Pneumatische Niveauregulierung. Die Anl age be-


steht aus einem Kompressor, einem Steuergerät und Federbein
zwei Luftfederdämpfern mit je einem lnduktionssen-
so r. Die Luft-Federdämpfer bestehen aus einer Korn- Radaufhängung
bination von Einrohr-Gasdruckdämpfer mit Luftfeder
(Bild 2). Sie tragen die gesamte Achslast. Bild 3: Federbein mit Federspeicher
512 18 Fahrwerk

Geräuschdämpfer Kompressor Lufttrockner Federbeinventile Druckspeich erventil

Bild 1: Pneumatischer Schaltplan der Luftfederung

Luftfederung mit geregelter Dämpfung Systemsteuerung der Niveauregelung. Das Steuer-


gerät legt entsprechend den Signalen der Winkel-
Bei der Luftfederung mit geregelter Dämpfung sensoren das Fahrzeugniveau gegenüber dem Rad
handelt es sich um ein niveaugeregeltes Fahr- fest.
werk mit volltragender Luftfeder und kontinuier- Fahrzeug anheben. Hierzu muss die Luftfeder mit
lich verstellbaren Schwingungsdämpfern . Druckluft befüllt werden. Der benötigte Druck wird
durch einen Kompressor erzeugt. Die Federbeinven-
Merkmale
• Erhöhung von Fahrsicherheit und Komfort. tile werden vom Steuergerät meist paarweise ange-
steuert und geöffnet. Die verdichtete Luft gelangt in
• Das Fahrzeug wird ladungsunabhängig immer
die Federn . Gleichzeitig wird der Druckspeicher über
auf einem bestimmten Niveau über der Fahrbahn
das geöffnete Ventil befüllt. Die Ablassventile sind
gehalten.
geschlossen .
Luftfederung. Die Höhenniveaus werden entweder Fahrzeugniveau halten. Die Federbeinventile sind
vom Fahrer gewählt oder stellen sich automatisch ein. geschlossen .
• Normalniveau. Es ist nach dem Start des Fahrzeu- Fahrzeug senken. Hierzu muss die Luft aus der Feder
ges eingestellt. gelangen. Die Federbeinventile und das elektrische
• Hochniveau. Es ist vom Fahrer wählbar, z.B. für Ablassventil werden geöffnet. Die verdichtete Luft
Geländefahrten oder schlechte Straßen . strömt durch die Federbeinventile und das elektri-
• Tiefniveau. Es stellt sich automatisch bei schneller sche AblassventiL Dadurch öffnet das pneumatische
Fahrt ein . AblassventiL Über den Lufttrockner, den Geräusch-
dämpfer und den Luftfilter gelangt die Luft ins Freie.
Aufbau (Bild 1). Die Luftfederung besteht aus ...
• ... 4 Luftfederbeinen mit integrierten elektronisch
verstellbaren Schwingungsdämpfern .
WERKSTATTHINWEIS
• .. . Kompressor (Maximaldruck 16 bar) mit Luft- Vor dem Anheben oder Absenken, z.B. mit der He-
trockner. bebühne oder dem Wagenheber, müssen die ent-
• ... Magnetventilblock mit vier Federbeinventilen sprechenden Luftfedern mithilfe des Diagnose-
und DruckspeicherventiL testers befüllt werden. Luftfedern dürfen im
• ... Elektrischem und pneumatischem AblassventiL drucklosen Zustand nicht bewegt werden, da der
• . . . Druckspeicher mit Druckspeicherventil und Schlauchrollbalg nicht auf dem Abrollkolben ab-
einem integrierten Drucksensor. rollen kann und beschädigt wird .
• ... Winkelsensoren für das Fahrzeugniveau an je-
der Achsseite.
• ... Beschleunigungsgeber zur Messung der Verti- Dämpfungsregelung. Die in den Luftfederbeinen
kalbewegung der Karosserie (Messbereich: 1,3 g) . integrierten Schwingungsdämpfer besitzen ein elek-
• ... Beschleunigungsgeber zur Ein- und Ausfeder- tronisch verstellbares Dämpfungssystem. Die Ver-
bewegung der Räder (Messbereich: 13 g). stellung erfolgt in Abhängigkeit von der Vertikalbe-
• ... Steuergerät für Niveau- und Dämpfungsrege- schleunigung der Räder und des Fahrzeugaufbaues
lung. durch das Steuergerät.
18 Fahrwerk 513

18.8 5 Active Body Control (ABC)


Hydraulikzylinde r (Plunger)
Active Body Control (ABC) ist ein elektro-hydraulisches aktives Fahr-
werkssystem, das neben der Federungs- und Dämpfungsfunktion eine
automatische Niveau-Regulierung während des Fahrens ermögl icht.
Diese hält den Fahrzeugaufbau an Vorder-und Hinterachse beim Brem-
sen, beim Beschleunigen, bei Fahrbahnunebenheiten und in Kurven auf
annähernd gleichem Niveau.

Aufbau
Jedes Rad ist an einem Federbein aufgehängt, das aus einem Plunger,
einem Schwingungsdämpfer und einer Schraubenfeder besteht.
Der Plunger ist ein dynamisch verstellbarer Hydraulikzylinder, der in der
Lage ist, Kräfte zu erzeugen, die den Rad- oder Karosseriebewegungen
entgegenwirken . Der Plunger verstellt dabei den Fußpunkt der Schrau -
benfeder und ändert die Vorspannung . So werden Karosseriebewegun-
gen in Richtung der 3 Fahrzeugachsen verringert. Bild 1: Federbein mit Plunger

Pulsations- Ventileinheit Entl üftersch raube Federbein hinten (41) Federbein


dämpfer Druckversorgu ng (52) hinten (57) hinten (41)

Federbein
vo rn (40)

Radialkolben- Federbein Ventilei nh eit Entlüfter-


pumpe (1) vorn (40) ABC Hinterachse schraube
(Y36/2) hinten (57)
Ventileinheit Druckspeicher
ABCVorderachse (Y36/1) Vorderachse (14) Entlüfterschraube vorn (56)

Bild 2: Active Body Control (Lageplan)


Legende zu den ABC-Plänen

a Saugleitu ng 53 Dru ckspe icher Rücklauf B24/ 12 Querbeschleunigungssensor


b Arbeitsdru ck 56 Entlüfterschraube vo rn B24/ 14 Längsbesch leu nigungssensor
c Regeldruck 57 Entlüfterschraube hinten B24/3 Beschl eunigungssensor Aufbau v .l.
d Rückla uf F1 Sicherung 1 B24/4 Beschleunigungssensor Aufbau v.r.
F2 Sicherung 2 B24/6 Beschleunigungssensor Aufbau h.
1 Radialkolbenpumpe N51 /2 Steuergerät ABC Y36/ 1 Ventileinheit ABC Vorde rachse
2 Ölbehälter N10/6 Steuergerät SAM y1 Regelventil Federbein v .l.
2a Ölfilter B4/5 Dru cksenso r ABC y2 Sperrventil Federbein v.l .
9 Ölkühler B22/ 1 Plungerwegsensor h.l. y3 Regelventil Federbein v .r.
4 Druckspeicher Hinterachse B22/4 Plungerwegsensor v .l . y4 Sperrventil Federbein v.r.
14 Druckspeiche r Vorderachse B22/5 Plung erwegsensor v .r. y36/2 Ventil einheit ABC Hinterachse
40 Federbein vorn B22/6 Plungerwegsensor h.r. y1 Reg elventi l Federbei n h.l.
41 Federbein hinten B22/7 Niveausensor h.l. y2 Sperrventil Federbein h.l.
52 Ventileinheit Druckversorgung B22/8 Niveausensor v.l. y3 Regelventil Federbein h.r.
52a Pu lsationsdämpfer B22/9 Niveausenso r v.r. y4 Sperrventil Federbein h.r.
52b Dru ckbeg renzungsvent il B22/ 10 Nivea usensor h.r. y86/ 1 Saugdrosselventil ABC
B40/ 1 Öltemperaturfüh ler ABC
514 18 Fahrwerk

40 41

52

52a

t___ _ ___ ,
L__ _ _ _ _ _ ___J

40
b-
a c:::::J

c
d
c:::::J
c:::::J 41

Bild 1: Hydraulikplan ABC

30
15

F1 F2

y86/1
y2 y4 y1 y3 y2 y4 y1 y3


Y36/ 1 Y36/2 Diag nose
31

Bild 2: Stromlaufplan ABC

Aufgabe und Funktion der Sensoren


Drucksensor 84/5 meldet dem Steuergerät über Niveausensoren 822/7, 822/10, 822/8, 822/9 er-
PIN 36, PIN 37 Stecker 2 den jeweiligen Hydrau lik- fassen über die jeweilige Querlenkerstellung das
druck. Dieser wird über das Saugdrosselventil y86/1 Niveau des Fahrzeugaufbaus PIN 2; PIN 5 (Stecker
auf 180 bar bis 200 bar geregelt. 1), PIN 20; PIN 42 (Stecker 2).

Öltemperatursensor 840/1 misst die Hydraulikö l- Aufbau-8eschleunigungssensoren 824/3, 824/4,


temperatur im Rücklauf PIN 26, PIN 2 (Stecker 2). 824/6 dienen zur Messung der Vertikalbeschleuni-
gung des Fahrzeugaufbaus. Sie bestehen aus elekt-
Wegsensoren im Hydraulikzylinder (Plunger) 822/6; ronischen Schwingungsbausteinen, die ihre Signale
822/1; 822/4; 822/5 übermitteln dem Steuergerät die über PIN 6, PIN 8 (Stecker 2), PIN 29 (Stecker 1) an
jeweilige Ist-Position der Stellzylinder im Federbein das Steuergerät senden. Sie werden benötigt um
PIN 20; PIN 17 (Stecker 1). PIN 18, PIN 16 (Stecker 2). Hubbewegungen des Aufbaus erfassen zu können .
18 Fahrwerk 515

Quer- und Längsbeschleunigungssensor B24/12, Kurvenfahrt. Bei Kurvenfahrt registriert der Ouer-
B24/14 ermitteln die Quer- und Längsdynamik des beschleunigungssensor B24/12 Fliehkräfte. Das
FahrzeugsPIN 27, PIN 25 (Stecker 1) und werden zur entsprechende Signal wird über PIN 27 Stecker 1
Kompensation von Wank- und Nickbewegungen be- an das Steuergerät übermittelt. Aus den Raddreh-
nötigt. zahlen vorne rechts und vorne links von CAN-C er-
kennt das Steuergerät, ob es sich um eine Links- oder
Signalerfass-und 8nsteuer-Modul SAM aktiviert das Rechtskurve handelt. Bei einer Linkskurve steuert
Steuergerät über PIN 23 (Stecker 2) durch die Fern- das Steuergerät N51/2 die Regelventile y3 über PIN
bedienung, die Türkontaktschalter oder die Koffer- 3, PIN 27 (Stecker 2) und PIN 28, PIN 13 (Stecker 1)
raumbeleuchtung. Das Steuergerät überprüft das so an, dass der Plunger ausfährt und das Fahrzeug
Fahrzeugniveau, um es gegebenenfalls auf das vor- auf der Außenseite angehoben wird. Gleichzeitig
gewählte Niveau abzusenken. werden die Regelventile y1 über PIN 1, PIN 25 (Ste-
cker 2) und PIN 30, PIN 15 (Stecker 1) so geschaltet,
Steuergerät ABC N51/2 bewirkt anhand von ein- dass die Plunger auf der Fahrzeuginnenseite druck-
gehenden Sensor-Signalen und Informationen, die entlastet w erden. Die Fahrzeuginnenseite wird abge-
von anderen Systemen über CAN-Bus übertragen senkt. Über die Niveausensoren 22/7 ... 22/10 wird
werden,_einen Vergleich mit hinterlegten und vorge- Ist-Niveau mit Soll-Niveau verglichen.
wählten Kennfeldern (Sport/Komfort) die Ansteue-
rung der Aktoren. Beschleunigung. Beim Beschleunigen registriert der
Längsbeschleunigungssensor B24/14 Beschleuni-
gungskräfte in Fahrzeuglängsrichtung . Das Signal
wird auf PIN 25 Stecker 1 dem Steuergerät über-
Aufgabe und Funktion der Aktoren
mittelt, das daraufhin die Regelventile so ansteuert,
Das Saugdrosselventil y86/1 reguliert die von der dass der Fahrzeugaufbau an der Vorderachse abge-
Ölpumpe angesaugte Öl menge, so dass ein Öldruck senkt und an der Hinterachse angehoben wird.
von 180 bar bis 200 bar im ABC-System aufgebaut
und gehalten werden kann. Im stromlosen Zustand Bremsen. Beim Bremsen erhält das Steuergerät vom
ist das Ventil geschlossen, um den Druck im System
schließenden Bremslichtschalter über CAN-C die In-
zu halten.
formation über einen eingeleiteten Bremsvorgang.
Der Längsbeschleunigungssensor gibt dem Steuer-
Regelventile y1, y3. Durch Ansteuerung der Regel- gerät über PIN 25 Stecker 1 die Information über die
ventile werden die Stellzylinder bewegt. Dadurch Stärke der Verzögerung. Das Steuergerät steuert die
senkt bzw. hebt sich der Aufbau am entsprechen- Regelventile so an, dass der Fahrzeugaufbau an der
den Rad. Hierdurch kann die Anpresskraft der Räder Vorderachse angehoben und an der Hinterachse ab-
kurzzeitig erhöht werden. gesenkt wird.

Sperrventile y2, y4 werden bei stehendem Motor, Geradeausfahrt. Bei Geradeausfahrt erhält das
Stillstand des Fahrzeugs und auftretenden Fehlern Steuergerät über CAN-C die Information der Fahr-
geschlossen, um Druckverlust zu vermeiden. Damit zeuggeschwindigkeit Automatisch wird das Fahr-
wird auch z. B. beim Radwechsel oder bei Arbeiten zeugniveau durch Ansteuerung der Regelventile


auf der Hebebühne ein Auseinanderziehen der Stell- durch das Steuergerät je nach vorgewähltem Kenn-
zylinder verhindert. feld abgesenkt. Durch Fahrerwunsch (Betätigen des
Niveauschalters (CAN-C)) kann das Fahrzeug um
25 mm bzw. 50 mm angehoben w erden.
Regelvorgänge
Starten. Beim Öffnen der Fahrzeugtür wird über Vertikalschwingungen. Schwingt das Fahrzeug
das Signal- und Ansteuer-Modul PIN 23 (Stecker 2) auf Grund von Fahrbahnunebenheiten in Richtung
das ABC-Steuergerät aktiviert. Über die Niveausen- Hochachse, werden diese Bewegungen von den Auf-
soren B22/7 ... 22/10 wird das Ist-Niveau mit dem bau-Beschleunigungssensoren B24/3, B24/4, B24/6
Soll-Niveau verglichen. Ist das Ist-Niveau höher als über PIN 6, PIN 8 (Stecker 2) und PIN 29 (Stecker 1)
das Soll-Niveau, werden die Regelventile y1 , y3 an- dem Steuergerät übermittelt. Die Niveausensoren
gesteuert und das Fahrzeug auf Soll-Niveau abge- B22/7, B22/8, B22/9 PIN 42, B22/10 melden den
senkt. Um diesen Regelvorgang auszuführen wird Au sschlag über PIN 20 Stecker 2 und PIN 2, PIN 5
das Steuergerät über PIN 48 mit Batterie+ und über (Stecker 1). Das Steuerg erät steuert die Regelventile
PIN 21 mit Batterie -versorgt. Nach dem Einschal- je nach vorgewähltem Kennfeld (Sport/Komfort) so
ten der Zündung erfolgt eine zusätzliche Stromver- an, dass die Schwingungen des Aufbaus gedämpft
sorgung über PIN 46 Stecker 2. und ausgeglichen werden.
516 18 Fahrwerk

18.9 Räder und Reifen Das Rad-Reifensystem ist von den Fahrzeug-
herstellern optimal auf das jeweilige Fahrzeug
18.9 1 Rad-Reifensystem abgestimmt. Maßgeblich sind hierbei : Zulässi-
ge Gesamtmasse, Höchstgeschwindigkeit und
Fahrzeugeinsatz. Bei Änderungen des Rad-Rei-
Das Rad-Reifensystem, stellt die kraftschlüssige
fensystems, die vom Fahrzeughersteller nicht in
Verbindung zwischen Fahrwerk und Fahrbahn
den CoC-Papieren (Certificate of Confermity) vor-
her. Es nimmt die Gewichtskräfte des Fahrzeugs
gegeben sind, sind genaue Kenntnisse über die
auf und soll eine möglichst kleine Masse haben .
technischen Grenzen am Fahrzeug erforderlich .
Mit dem Fahrwerk ist es als technische Einheit zu
Die gesetzlichen Bestimmungen sind einzuhalten.
betrachten, um höchste Fahrsicherheit bei größt-
möglichem Fahrkomfort zu erreichen .

Wirkende Kräfte (Bild 1). Über die Reifenaufstands- 18.9.2 Räder


fläche (Latsch) werden die im Bild dargestellten Kräf-
te vom Fahrzeug auf die Fahrbahn und von der Fahr- Anforderungen an die Räder
bahn auf das Fahrwerk übertragen. • Hohe Formfestigkeit und Elastizität
• Geringe Masse
• Große Durchmesser für große Bremsscheiben
• Gute Wärmeableitung wegen der entstehenden
Reibungswärme beim Bremsen
• Einfaches Wechseln von Reifen
• Hohe Maßgenauigkeit
• Ansprechendes Design

Aufbau des Rades


Das Rad (Bild 2) besteht aus Felge und Radschüs-
sel mit Mittelbohrung und Bolzenlöchern . Anstelle
einer Radschüssel (Radscheibe) kann auch ein Rad-
stern verwendet werden, oder die Felge wird mit der
Nabe durch Stahlspeichen verbunden. Das Rad wird
auf dem Flansch der Radnabe mit Radmuttern oder
Radschrauben befestigt. Die Radnabe ist drehbar auf
dem Achsschenkelzapfen gelagert. Außerdem ist die
Bremsscheibe (Bremstrommel) fest mit dem Flansch
der Radnabe verschraubt.

Bild 1: Kräfte am Rad-Reifensystem


Rad-
Die Tragfähigkeit und die Abmessungen von Rad
und Reifen sind auf die Gewichtskraft des Fahr-
zeugs, die Einbaumaße und die technischen An- Rad-
forderungen, z.B. Größe der Bremse, gewünschte nabe

Spurbreite, abzustimmen . Das Rad-Reifensystem


soll möglichst leicht gebaut sein . Dies führt zu einer Achs-
geringeren ungefederten Masse, wodurch sich der
Fahrbahnkontakt des Reifens verbessert. Dadurch
sind z.B. höhere Seitenführungskräfte und größere
Rad- Ouer-
Bremskräfte übertragbar, wodurch sich die Fahr- ~p~ ~n~r
sicherheit erhöht. Außerdem werden bei kleiner
Masse des Rad-Reifensystems die Radbewegungen
nicht so stark auf die Karosserie übertragen, was
zu einer Verbesserung des Fah rkomforts führt. Zu- Achsschenkel
sätzlich wird durch einen Leichtbau des Rad-Reifen-
systems der Energieverbrauch (Kraftstoffverbrauch)
des Fahrzeugs gesenkt. Bild 2: Pkw-Rad mit Radnabe verschraubt
18 Fahrwerk 517

Anschlussmaße an die Radnabe (Bild 1). Lochzahl Felgen


{LZ), Lochkreisdurchmesser (LK) und Mittelbo hrung
{ML) sind die Anschlussmaße des Rades an die Rad- Felgen und Reifen sind in Kontur und Abmes-
nabe. Mittelbohrung und Radbolzen bzw. Radmuttern sungen aufeinander abgestimmt. Dadurch wird
zentrieren das Rad auf der Radnabe. Die Maße wer- ein sicherer und dichter Sitz des Reifens auf der
den in technischen Unterlagen wie folgt angegeben: Felge gewährleistet.

I 4 X 112 X 57 = LZ X LK X ML Die Felgen sind in der Regel fest mit der Radschüs-
selidern Radstern verbunden (Bild 3a). Eine Sonder-
bauart, z.B. im Rennsport, stellt das dreiteilige Rad
dar. Felge und Radstern sind mittels Schrauben ver-
bunden (Bild 3b). Bei diesem System kann durch
Änderung des äußeren Felgenteils, die Felgenbreite
M L = 57mm und die verwendete Reifenbreite verändert werden.
Das dreiteilige Rad ist aufwändig abzudichten und
darf nur im Bedarfsfall, z.B. Reparatur, getrennt wer-
LZ = 4
den. Bei Nutzfahrzeugen finden mehrteilige Felgen
häufiger Anwendung, z.B. wegen der notwendigen
Bild 1: Stahlscheibenrad-Anschlussmaße an Radnabe Reifenmontage (s. Kapitel Nutzfahrzeugtechnik).

Einpresstiefe (Bild 2)

Sie ist das Maß von der Felgenmitte bis zur in-
neren Anlagefläche (Radbefestigungsebene) der
RadschüsseL

Positive Einpresstiefe. Die innere Anlagefläche, be- Bild 3: a) Einteiliges Rad b) mehrteiliges Rad
zogen auf die Felgenmitte, ist zur Radaußenseite
v erschoben. Durch Verwendung von Felgen mit klei- Abmessungen und Bezeichnungen an Felgen
ner positiver Einpresstiefe vergrößert sich die Spur-
Abmessungen. Sie sind genormt. Die Felgenbezeich-
weite.
nung wird vom Hersteller in jedes Rad eingeschla-
Negative Einpresstiefe. Die innere Anlagefläche ist gen. Sie besteht grundsätzlich aus zwei Maßen: Der
zur Radinnenseite verschoben. Durch Verwendung Maulweite a in Zoll und dem Felgendurchmesser D
von Felgen mit negativer Einpresstiefe lässt sich die in Zoll (Bild 4). Beide Maße werden bei ungeteilten
Spurweite von Kraftfahrzeugen vergrößern. Felgen (Tiefbettfelgen) durch ein " x" getrennt. Da-
mit die Reifen bei ungeteilten Felgen montiert wer-
den können sind die Felgen als Tiefbettfelgen aus-
geführt.
Bezeichnungen. Rundumlaufende Erhöhungen bei


der Felge werden als Hump bezeichnet. Sie verhin-
innere innere dern, dass der Reifenwulst bei schneller Kurven-
Auflage- Auf lage- fahrt und verminderten Reifeninnendruck durch die
fläch e fl äche Seitenkräfte von der Felgenschulter ins Tiefbett ge-
drückt wird. Je nach Kontur und Abmessungen wer-
Positive Einpresstiefe Negative Einpresstiefe den verschiedene alphanummerische Kurzzeichen
verwendet, z.B. H, H2 oder FH, FH2. Die Kontur des
Bild 2: Einpresstiefe
Felgenhorns wird ebenfalls mit Buchstaben abge-
kürzt, z.B. J, JK, E.
WERKSTATTHINWEIS
Umrüstung. Mit der Veränderung der Einpress-
tiefe verändert sich die Spurweite von Fahrzeu-
gen. Dadurch ändern sich weitere fahrwerksgeo-
metrische Größen wie Lenkrollhalbmesser und
Sturz. Außerdem wird das Fahrwerk stärker be-
ansprucht, und es ändert sich das Fahrverhalten 0 = Felgendurchmesser Felgenhorn (J )
des Fahrzeugs.
Bild 4: Tiefbettfelgen mit unterschiedlichem Hump
518 18 Fahrwerk

Beispiel: 7 V2 J x 16 H2 ET 35
WERKSTATTHINWEIS
7% Maulweite in Zoll
Zwischen Leichtmetallrädern und der Radnabe
J Kennbuchstabe für die Abmessungen des aus Stahl kommt es zur Kontaktkorrosion. Um
Felgenhorns die Kontaktkorrosion zu verhindern, ist der Rad-
X ungeteilte Felgen (Tiefbettfelge) nabenflansch vor der Montage des LM-Rades
16 Felgendurchmesser in Zoll mit einer synthetischen metallfreien Trennpaste
H2 je ein Hump auf der Außenschulter und der (Radnaben-Paste) dünn einzustreichen.
Innenschulter der Felge
ET 35 Einpresstiefe 35 mm
18 9 3 Badbefestigungen
Weitere Felgenbezeichnungen:
H einseitiger Hump auf der Außenschulter Radschrauben (Radmuttern). Sie werden in Kegel-
bund und Kugelbund ausgeführt (Bild 2). Der Kegel-
FH Flat Hump auf der Außenschuler
bund beträgt 60°. Der Kugelbund kann unterschied-
FH2 beidseitiger Flat Hump
liche Radien haben, z.B. 12 mm, 13 mm, 14 mm.
CH Combination Hump: Flat Hump auf der
Beispiel: M 12 x 1,5 x 23
Außenschulter und normaler Hump auf der
Innenschulter
EH2(+) Extended Hump (erhöhter Hump). Er ist im
Vergleich zum normalen Hump um bis zu
1,2 mm höher. Diese Felgenkontur ist bei
Runflat-Reifen zu verwenden
SL Special Ledge - breiterer Wulstsitz (kein
Hump)
J, JK, Kennbuchstaben für unterschiedliche Bild 2: Radschrauben mit Kegelbund und Kugelbund
B, E Hornabmessungen
LK, ML Lochkreisdurchmesser, Mittelbohrung WERKSTATTHINWEIS
LZ Lochzahl Neben der richtigen Länge der Schraube ist bei
SDC Halbtiefbettfelge (Semi-Drop-Centre) Kugelbundschrauben unbedingt auf den Radius
zu achten. Wird der falsche Radius gewählt, liegt
Werkstoffe für die Räderherstellung
die Kugelbundschraube nur auf einem kleinen Teil
Stahlrad. Die Radscheibe ist aus Stahlblech gepresst der Fläche auf. Dies kann zum Lösen der Schrau-
und die Felge gewalzt. Sie werden durch Schweißen be und damit zum Lösen des Rades führen.
miteinander verbunden. Leichtbauräder aus hoch-
festen Stählen, z.B. DP 600, ermöglichen kleinere Anzugsdrehmomente. Die Hersteller schreiben je
Wandstärken und sind gegenüber den herkömmli- nach Fahrzeugtypen unterschiedliche Radschrau-
chen Stahlrädern um bis zu 40% leichter. benanzugsdrehmomente vor. Diese sind genau
Leichtmetall Räder. Sie sind in der Regel gegossen, einzuhalten, damit sich die Radschrauben unter
z.B. aus GK-AISi 10 Mg. Hochwertige, mehrteilige Rä- dynamischer Last nicht lösen. Ein um 20 Nm verrin-


der werden geschmiedet, d.h. die Radscheibe bzw. gertes Anzugsdrehmoment führt bei 5 Radschrau-
der Radstern werden gepresst und die Felge gewalzt ben (M 12 x 1,5) zu einem Vorspannungsverlust
und miteinander verschraubt. Um besonders leich- von rd. 40 000 N. Ein zu hohes Anzugsdrehmoment
te Räder herzustellen werden auch Mg-Legierun- kann unter dynamischer Last zu einer plastischen
gen verwendet oder die Speichen hohl ausgeführt. Verformung der Radschrauben führen (dauerhafte
(Bild 1). Längung). ln beiden Fällen kann es zum Lösen der
Radschrauben kommen.

WERKSTATTHINWEIS
Um das richtige Anzugsdrehmoment zu ge-
währleisten, dürfen nur geeichte Drehmoment-
schlüssel verwendet werden. Die Radschrauben
dürfen normalerweise nicht am Gewinde oder
an der Auflagefläche gefettet werden. W egen der
sich daraus ergebenden zu geringen Reibung an
den Gewindeflanken und an der Auflagefläche
werden die Vorspannkräfte zu groß und die Rad-
schraube verformt sich ggf. dauerhaft.
Bild 1: Rad mit Hohlkammerspeichen
18 Fahrwerk 519

Zentrierung. Damit das Rad exakt zentriert wird, sind belastungen nicht geeignet. Es kann deshalb zu
die Radschrauben über Kreuz in mehreren Durch- schleichenden Druckverlusten und Plattrollschäden
gängen anzuziehen. Ein Zentriertehier von 1/10 mm der Reifen kommen, wodurch eine hohe Unfallge-
entspricht einer Radunwucht von ca . 10g. fahr gegeben ist.

WERKSTATTHINWEIS
Für die Mittenzentrierung sind entsprechend der 5,5
bar - Reifendruck
Anschlussmaße der Radnabe ggf. Zentrierringe
5,0
zu verwenden .
t 4,5
""'"
0"' 4,0
18.9.4 Ventile 3,5
Fülldru ck 3,5 bar bei ooc
Anforderungen. Ventile sind im Wesentlichen fol- 3,0
genden Beanspruchungen ausgesetzt:
2,5
• Belastung durch Fliehkräfte bei hohen Geschwin- 2,0
digkeiten 0 20 40 60 80 100 120°C140
Betriebstemperatur--
• Belastung auf Biegewechselfestigkeit beim Brem-
sen und Anfahren
• Wärmealterung durch die Wärmebelastung beim Bild 2: Reifendruck in Abhängigkeit von der
Bremsen Betriebstemperatur

• Umweltbelastungen, z.B . Ozon, Wärme, Kälte,


WERKSTATTHINWEIS
Nässe, Salzwasser
Snap-ln Ventile können sich bei hohen Ge-
• Druckbelastung durch Reifeninnendruck
schwindigkeiten so stark abwinkeln, dass über
• Einziehkraft beim Einbau von Snap-ln-Ventilen die Ventilbohrung in der Felge Druckluft ent-
weicht. Durch spezielle Radzierblenden, welche
Bauarten. Im Zweirad-, Pkw- und Transporterbereich
das Ventil abstützen, wird das Abwinkeln des
werden für schlauchlose Reifen je nach Anforderung
Ventils verhindert. Alternativ können Metallven-
Gummiventile (Snap-ln-Ventile, Transporterventile)
tile verwendet werden .
oder Metallventile (Standard, Ventile für Reifen-
druckkontrollsysteme- RDK) verwendet (Bild 1).
RDK-Ventile. Die abgebildeten Ventile dienen der
Snap-ln Transporter- Metall- Ventil für Befestigung der Elektronikeinheit zum Messen des
Ventil ventil ventil RDK Reifeninnendrucks.
Die Elektronikeinheit ist mit einer Batterie ausgestat-
tet, deren Lebensdauer auf 5 ... 7 Jahre ausgelegt ist.
Je nach Länge sind die RDK-Ventile unterschiedlich
farblieh gekennzeichnet (Bild 3).

Gummiventile Metallventile

Bild 1: Ventilbauarten für Pkw, Transporter

Elektronikeinheit
Transporterventile. Diese Ventile sind für höhere
Druckbelastungen und für stärkere Wärmeentwick- Bild 3: RDK-Ventile, Ventilelektronik
lung geeignet, die durch schnelle Fahrt, Überladung
und Stop-and-Go-Verkehr bei Transportern entste- Abmessungen. Damit die Ventile abdichten, müssen
hen . ln Bild 2 ist die Abhängigkeit des Reifeninnen- Ventil- und Ventillochdurchmesser der Felge überein-
drucksvon der Temperatur dargestellt. Eine Tempe- stimmen. Übliche Durchmesser sind 8,3 mm, 8,8 mm,
raturerhöhung um 10°C lässt den Reifeninnendruck 9,7 mm, 11,3 mm und 15,7 mm. Die Länge der Ventile
um ca . 0,1 bar steigen. Herkömmliche Pkw-Snap-ln ist je nach Räder-/Felgenfabrikat unterschiedlich, z.B.
Ventile sind für diese höheren Drücke und Wärme- bei Snap-ln-Ventilen von 33 mm ... 61,5 mm.
520 18 Fahrwerk

WERKSTATTHINWEIS Zwischenbau (Base) Lauffläche (Cap)

Snap-ln Ventile, Transporterventile. Sie sind


Nylon-
beim Wechsel der Reifen immer zu erneuern . Bei bandage
Umrüstungen sind entsprechend der Angaben
durch den Räderhersteller evtl. Metallventile zu
verwenden.
Metallventile. Beim Reifenwechsel ist der Ven-
tileinsatz zu erneuern und die Dichtungen am
Ventilloch sind auf Beschädigung zu prüfen. Der
Ventileinsatz ist mit dem vorgeschriebenen An-
zugsmoment festzuziehen.
Karkasse
Ventilkappen. Sie sind immer auf die Ventile auf-
zuschrauben, um Verschmutzungen und mögli- Wulstverstärker
chen Druckverlust zu vermeiden.

Wulstkern Wulst
18.9.5 Reifen
Anforderungen an die Bereifung:
Bild 1: Aufbau eines Pkw-Radialreifens
• Aufnahme der Gewichtskraft des Fahrzeugs
• Auffangen und dämpfen von Fahrbahnstößen
gelegt und durch Einvulkanisieren fest verankert. Je
• Übertragen von Antriebs-, Brems- und Seitenfüh- nach geforderter Tragfäh igkeit des Reifens werden
rungskräften mehrere Lagen übereinander gelegt. ln Verbindung
• Geringer Rollwiderstand mit dem Reifeninnendruck bestimmt die Karkasse
• Präzise Übertragung der Lenkkräfte auf die Fahr- im Wesentlichen die Tragfähigkeit des Reifens.
bahn
Radialreifen (Bild 1). Bei Radialreifen verlaufen die
• Ausreichende Lebensdauer
Karkassfäden im rechten Winkel (90°) zur Fahrtrich-
• Geräusch- und vibrationsarmes Abrollen
tung (Radialkarkasse).
• Ggf. Notlaufeigenschaften
Diagonalreifen (Bild 2). Die Karkassfäden verlaufen
Aufbau. Man unterscheidet Reifen mit Schlauch und
bei Diagonalreifen im spitzen Winkel (20° ... 40°) zur
schlauchlose Reifen.
Fahrtrichtung . Diagonalreifen finden vor allem noch
im Motorradreifenbau Anwendung (siehe Kapitel
Reifen mit Schlauch. Sie werden nur noch bei Kraft-
Zweiradtechnik) .
rädern und im Nutzfahrzeugbereich eingesetzt. Der
Schlauch muss der Reifengröße entsprechen. Beim
Austausch des Reifens ist der Schlauch immer mit
zu erneuern .

• Schlauchloser Pkw-Reifen (Bild 1). Er besteht aus


• Karkasse (Gewebeunterbau)
• Gürtel und Nylonbandage
• Zwischenbau (Base)
• Lauffläche (Cap)
• Seitenwand
1".., ---.__-.__~,,

Bild 2: Diagonalkarkasse für Motorradreifen


Karkasse mit
4 Gewebelagen

• Wulst mit Wulstkern Gürtel. Er besteht aus mehreren Lagen in Gummi


• Kernreiter eingebetteter Stahldrähte oder Aramidfasern. Der
• luftdichter Gummischicht (Inliner) Gürtel über der Karkasse ist so gefertigt, dass sich
die Drähte oder Fasern kreuzen . Bei Hochgeschwin-
Karkasse. Sie ist aus gummierten Cordfäden auf- digkeitsreifen befindet sich ein 0°-Gürtel über den
gebaut , die meist aus Rayon, Polyester oder Aramid gekreuzten Gürtellagen, z.B. aus Nylon (Nylon-Ban-
hergestellt sind. Bei Lastkraftwagen bestehen die dage). Dadurch dehnt sich der Reifen bei hohen Ge-
Karkasscordfäden in der Regel aus Stahl. Die Cordfä- schwindigkeiten nicht so stark aus und der Mitten-
den werden um zwei Stahlringe (Wulstkerne) herum- abrieb wird reduziert.
18 Fahrwerk 521

Zwischenbau (Base). Er besteht aus einer härteren Lauffläche mit Silica . Durch Beimischung von Silica
Gummischicht mit hoher elektrischer Leitfähigkeit wird eine hohe Haftungsfähigkeit der Reifenlaufflä-
(Füllstoff Ruß) . Der Zwischenbau vermindert die che bei Nässe und zugleich ein geringer Rollwider-
Eigenbewegung der Laufflächenprofilblöcke und stand erreicht.
vermindert damit den Rollwiderstand des Reifens. Profilgestaltung. Bei hohen Geschwindigkeiten kann
Zugleich dämpft er die Fahrbahnstöße und schützt sich auf nasser Fahrbahn ein Wasserkeil zwischen
die Karkasse. Die Base-Mischung verhindert, dass Reifen und Fahrbahn bilden (Aquaplaning), der die
sich das Fahrzeug elektrostatisch auflädt. Der Fahr- Bodenhaftung aufhebt und das Fahrzeug lenkunfä-
bahnkontakt der Base-Mischung wird durch einen hig macht. Um das Wasser abzuleiten, müssen die
umlaufenden Streifen , der sich in der Mitte des Pro- Profilnuten eine bestimmte Form und eine ausrei-
f ils befindet, gewährleistet (Base-Pen-Prinzip). chende Tiefe haben . Die gesetzlich vorgeschriebene
Mindestprofiltiefe von 1,6 mm reicht zur Vermeidung
Lauffläche (Cap). Sie ist mit einem Profi l versehen.
der Aquaplaninggefah r in vielen Fällen nicht aus und
Das Längsrillenprofil gibt dem Reifen Seitenfüh-
hat zusätzlich einen deutlich längeren Bremsweg zur
rung , das Querprofil überträgt die Antriebskräfte .
Folge (Bild 3).
Profilgestaltung und Cap-Mischung haben we-
sentlichen Einfluss auf die Traktion des Reifens
bei unterschiedlichsten Witterungsbedingungen
sowie den Rollwiderstand und das Geräuschver- 8
halten . ln Bild 1 ist zu erkennen, dass bei Tempe-
raturen , die kleiner als 7 oc sind , Winterreifen eine 2
t mm

deutlich bessere Traktion haben als Sommerreifen.


"'
:E 4 68m

Bei Temperaturen, die größer als 7 oc sind, ist es tt
genau umgekehrt, hier haben Sommerreifen im 1,6 91 m
Vergleich zu Winterreifen die größere Traktion .
0 10 20 30 40 50 60 70 80 m 100
Bremsweg - - -

t
Q.
·;:
Bild 3: Bremsweg auf nasser Fahrbahn bei unterschied-
lichen Profiltiefen aus 100 km/h bis zum Stillstand
l9

Abrieb-Indikatoren - Tread Wear Indikatoren (TWI)


(Bild 4). Sie sind Erhebungen im Profilgrund . Wird
das Profil auf die gesetzlich zulässige Mindestprofil-
- 10 °C ooc 10 °C 2ooc tiefe von 1,6 mm abgefahren, so sind die Abrieb-In-
Temperatur - - -
dikatoren mit dem Profil höhengleich. Die Lage der
Bild 1: Traktion von Sommer- und Winterreifen in Indikatoren im Reifenprofi l ist an der Reifenflanke
Abhängigkeit von der Temperatur durch die Buchstaben TWI od er durch ein Dreieck
gekennzeichnet. Die Profiltiefe wird neben den TWI-
Die Lauffläche ist bei Hochleistungsreifen häufig aus Stegen in den Hauptprofilrillen gemessen . Winter-
zwei oder mehreren Gummimischungen zusam- reifen sind mit einer Profiltiefe von weniger als 4 mm
mengesetzt, um optimales Handling und größtmög- nicht mehr ausreichend wintertüchtig.
liche Traktion zu ermöglichen - Multi Compound
Tread; MCT-Technologie (Bild 2).
Abri eb-Indikato r- TWI Reifenprofil

rußverstärktes Elastomer, mit hohem


Haftungspotential, z.B. in engen Kurven

Bild 2: Lauffläche mit zwei unterschiedlichen


Gummimischungen Bild 4: Messstellen für die Mindestprofiltiefe
522 18 Fahrwerk

Seitenwand. Sie schützt die Karkasse vor Umwelt- RFT-Reifen Normalreifen RFT-Reifen Normalreifen
einflüssen und Beschädigungen. Für Reifen mit
Notlaufeigenschaften werden die Seitenwände ver-
stärkt. Die Höhe und Steifigkeit der Seitenwand hat
wesentlichen Einfluss auf die Lenkpräzision und den
Federungskarnfort des Reifens. Die Zentrierlinie im
unteren Seitenwandbereich dient zur Kontrolle des
richtigen Sitzes des Reifens auf der Felgenschulter. verstärkte Seitenwand
Auf der Reifenseitenwand sind die Kennzeichnun- mit Luftdruck ohne Luftdruck
gen des Reifens, z.B. Reifengröße, Reifenbauart, Bild 1: Vergleich der Seitenwand Normalreifen und
Tragfähigkeit, zulässige Geschwindigkeit, Reifenauf- RFT-Reifen
bau und Hersteller, zu finden.
Wulst. Er hat die Aufgabe, den Reifen fest auf der WERKSTATTHINWEIS
Felge zu halten, damit die Übertragung von Brems-,
• UHP und Runflat-Reifen dürfen nur nach wdk-
Antriebs- und Seitenführungskräften gewährleistet
Standard auf wdk-zertifizierten Montiermaschi-
ist. Er ist deshalb besonders stabil. Die Stabilität
nen demontiert bzw. montiert werden (wdk =
wird durch die Verwendung von Kabeln aus Stahl-
Wirtschaftsverband der deutschen Kautschuk-
draht (Wulstkern) erreicht. Bei schlauchlosen Reifen
industrie).
sorgt er zusätzlich für die Abdichtung des Reifens zur
Felge. • Die Reifen sind vor der Montage zu erwärmen.
• UHP > 15 oc; Runflat-Reifen 23 oc ... 27 oc
Kernreiter. Er befindet sich oberhalb des Wulstker-
nes zwischen Karkasse und Seitenwand und beein-
flusst die Lenkpräzision des Reifens. Reinforced-/XL-Reifen. Dabei handelt es sich um
Reifen mit einem verstärkten Unterbau. Einsatz: Pkw
Inliner (luftdichte Gummiinnenschicht). Er besteht
aus Butylkautschuk und dichtet schlauchlose Reifen C-Reifen (Commerciai-Reifen). Diese Reifen haben
ab. Schlauchlose Reifen tragen die Aufschrift "Tube- bei gleichen Abmessungen wie Pkw-Reifen eine
less" oder "TL". Aufgrund von Diffusionsvorgängen deutlich höhere Tragfähigkeit bei entsprechend er-
kommt es trotzdem zu Druckverlust Deshalb ist der höhtem Reifeninnendruck. Einsatz: Transporter
Reifeninnendruck regelmäßig zu prüfen. Der Druck-
Bias Belted Reifen. Dabei handelt es sich um Diago-
verlust kann durch Befüllen der Reifen mit Stickstoff
nalreifen mit Gürtel. Einsatz: Krafträder.
vermindert werden, da Stickstoffmoleküle größer
sind als Sauerstoffmoleküle. Zur Kennzeichnung der
Abmessungen am Reifen (Bild 2)
Stickstoffbefüllung sind dann andersfarbige Ventil-
kappen (grün) zu verwenden. Reifengröße. Sie erfolgt durch die Angabe von
• ReifenbreiteBin Zoll oder mm
Vorteile schlauchloser Reifen:
• Reifenquerschnitt in % (Verhältnis von Reifenhöhe
• Geringere Wärmeentwicklung, da die Reibung
H zu Reifenbreite B, z.B. H:B = 0,65, d.h. die Reifen-
zwischen Reifen und Schlauch wegfällt
höhe beträgt 65 % der Reifenbreitel
• Geringeres Gewicht und einfachere Montage des
• Felgen-/Reifeninnendurchmesser d in Zoll oder in
Reifens auf der Felge
mm
Weitere Reifenbauarten für Pkw Die angegebenen Zah lenwerte stimmen mit den
wirklichen Größen nicht genau überein. Die tatsäch-
UHP-Reifen. UHP steht für Ultra High Performance.
lichen Maße inklusive der zulässigen Taleranzen
Darunter versteht man Reifen mit einem Höhen-, sind Normtabellen zu entnehmen.
Breitenverhältnis kleiner als 45% und einer zulässi-
gen Geschwindigkeit von größer als 240 km/h. Betriebs
breite, max.
Runflat-Reifen (RFT - RunFiatTyre) (Bild 1). Diese
Reifen haben eine verstärkte Seitenwand. Damit 8 Querschnitts-
breite, neu
kann auch bei vollständigem Druckverlust weiterge-
fahren werden. Die dabei zulässige Geschwindigkeit -o /
-- ";
und die mögliche Wegstrecke werden vom Fahr- J::
.. -
.0
Q)
·.::
zeughersteiler vorgegeben, z.B. m aximal 80 km/h :J

~ " ,Q)
c c cn
und 200 km. Voraussetzung ist der Einsatz von Fel- J::
i: ~ E
&
gen m it einem erhöhten Hump (EH bzw. EH+). Da --'---~""1"".. 1 Felgenmaul-
Q) · -
'I' 2 er:,.:
der Luftverlust meist vom Fahrer nicht erkannt wird, 8 weite -'-"' 'iii
,f1l, "'E
a:
ist ein Luftdruckkontrollsystem bei Verwendung die-
ser Reifen vorgeschrieben. Bild 2: Abmessungen am Reifen
18 Fahrwerk 523

Maximalmaße (Bild 2, Seite 522, Bild 1). Die maxi- überschreiten. Die ausführliche Reifenkennzeich-
male Betriebsbreite (Bmaxl und der maximale Reifen- nung ist dem Tabellenbuch Kraftfahrzeugtechnik zu
außendurchmesser (Omaxl sind die größtmöglichen entnehmen.
Betriebsmaße des unbelasteten Reifens unter Be-
t riebsdruck. Diese Maße sind für die zu beachtenden
Freiräume am Fahrzeug maßgebend. Dynamische Kennbuchstabe für zulässige
Höchstgeschwindigkeit (210 km/ h)
Verformungen des Reifens sind dabei nicht mit ein-
gerechnet. Kennzahl für Reifentragfähigkeit (615 kg)
t.Yf'-----+- Felgendurchmesser in Zoll
Wirksame Halbmesser (Bild 1). Ein senkrecht WF-- - t - Kennbuchstabe für Rad ialreifen
stehender belasteter Reifen hat einen kleineren Ir- --+- Verhältnis Reifenhöhe zu Reifenbreite in %
Halbmesser (Abstand von der Radm itte zur Fah r-
bahnoberfläche) als ein unbelasteter Reifen. Man
bezeichnet ihn als statischen Halbmesser '•tat · Er
wird unter Maximallast bei zugehörigem Luftdruck Bild 2: ECE-Reifenbezeichnung
ermittelt.
Bei fahrendem Fahrzeug wird die Einfederung des Europäische Reifen-Kennzeichnungsverordnung
Reifens durch die Fliehkraft teilweise wieder aufge-
hoben. Der wirksame Halbmesser wird größer. Man (EU/122/2009).1n der seit
bezeichnet ihn als dynamischen Halbmesser rdyn· dem 1. November 2012
geltenden europäischen

~
Reifen-Kennzeichnungs-

I -r verordnung wird die


Informationspflicht zu
v Belastung Kraftstoffeffizienz, Nass-

X
I haftung und Rollge-
r-- räusch von Reifen fest-
E .-- -t
Cl gelegt (Bild 3).
c
>
I 2i"' "'
I
Die nachfolgenden Aus-
;:? .:!' sagen gelten für den
~ · .. i 1) Ein- (\ I )) ~. Fall, dass alle Reifen
federung eines Fahrzeugs mit der Bild 3: Information zur
' gleichen Reifenqualität Reifenkennzeich-
ausgestattet sind. nung
Bild 1: Wirksame Ha.l bmesser

Dynamischer Abrollumfang Udyn· Er gibt die Weg - Kraftstoffeffizienz. Bei Reifen der Klasse A ist im
strecke an, die der Reifen je Umdrehung bei einer Vergleich zu Klasse G-Reifen eine Verbrauchsmin-
Geschwindigkeit v on 60 km/h zurücklegt, wenn derung von bis zu 7,5% möglich. Dies entspricht bei
er mit der in der Norm festgelegten Tragfähigkeit einem Fahrzeug mit einem Durchschnittsverbrauch
belastet wird und dem vorgeschriebenen Reifen- von 6,6 1/100 km im Mittel 0,5 1/100 Verbrauchsmin-
innendruck befüllt wurde. Die Genauigkeit der Ta- derung.
chometeranzeige hängt vom Abrollumfang ab. Der
dynamische Abrollumfang und der statische Halb- Nasshaftung. Bei Reifen der Klasse A im Vergleich
messer werden in Reifentabellen angegeben. Aus zu Reifen der Klasse F verkürzt sich der Bremsweg
den Angaben zur Reifengröße lässt sich der dynami- um bis zu 18m, bei einer Abbremsung von 80 km/h
sche Abrollumfang näherungsweise nach folgender auf 0 km/h, unter Normbedingungen. Dies entspri cht
Formel berechnen: einer ca. 30%igen Bremswegverkürzung.

I Udyn "' Reifenaußendurchmesser x 3,05


Rollgeräusch. Die Anzahl der schwarzen Streifen (1,
2 oder 3) im Piktogramm symbolisieren das externe
Rollgeräusch.
Reifenbezeichnungen (Bild 2)
• 3 Streifen: Der Reifen entspricht den EU-Grenz-
Nach der ECE-Regelung Nr. 20 (ECE - Economic
w erten bis 2016.
Comission for Europe) müssen die im Bild 2 aufge-
führten Angaben zur Bezeichnung eines Reifens v er- • 2 Streifen: Die EU-Grenzwerte ab 2016 werden er-
wendet werden. Alle Reifen sind seit Oktober 2009 füllt
mit dem Zusatz S für Sound zu kennzeichnen. Diese • 1 Streifen. Die EU-Grenzwerte, die ab 2016 gelten,
Reifen dürfen ein definiertes Abrollgeräusch nicht werden um mindestens 3 dB unterschritten.
524 18 Fahrwerk

Reifen-Geschwindigkeitskategorie. Sie unterschei- Beispiel für Reifenkennzeichnungen


det Reifen nach ihrer zulässigen Höchstgeschwin- 305/30 ZR 19 (102 W) XL
digkeit. Jeder Höchstgeschwindigkeit wird ein Kenn-
305 = Reifennennbreite 305 mm
buchstabe zugeordnet. Auswahl in Tabelle 1.
30 = Querschnittsverhältnis 30%
Taballe 1: Gelichwiridigkeitskategori Z =Höchstgeschwindigkeit über 240 km/h zuläs-
sig
Reifen-Höchst- Geschwin- Reifen-Höchst- Geschwin-
geschwindig- digkeits- geschwindig- digkeits- R =Radialreifen
keit in km/h symbol keit in km/h symbol 19 = Felgendurchmesser 19" (Zoll)
100 J 210 H 102 =Tragfähigkeit 850 kg gilt bis 240 km/h
120 L 240 V W =Höchstgeschwindigkeit 270 km/h
160 Q 270 w XL =Reifen mit verstärktem Unterbau
180 s 300 y
Doppelkennzeichnung bei Z-Reifen. Der Reifen hat
190 T über240 ZR für die Geschwindigkeit eine Doppelkennzeichnung
(Z und W). Der Klammerausdruck bedeutet, dass
dem Reifen bei einer Höchstgeschwindigkeit von
WERKSTATIHINWEIS 270 km/h (W) ein Load Index von 102 zugeordnet
Bei Sommerreifen müssen die Reifen der bauart- ist. Ist das Fahrzeug für höhere Geschwindigkeiten
bedingten Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeugs zugelassen, muss der Reifenhersteller eine Freigabe
entsprechen (Zulassungsbescheinigung Teil I erteilen, in der die zulässige Tragfähigkeit und Ge-
unter T) inkl. einer Toleranz: schwindigkeit festgelegt wird.
IIVmax = VFahrzeugschein + 0,01 · VFahrzeugschein + 6,5 km/h.l Tragfähigkeitsabschläge (Pkw). Bei Reifenkenn-
zeichnungen V, W, Y sind ab bestimmten Geschwin-
Bei Reifen, die als Winterreifen gekennzeichnet
digkeiten (210 km/h, 240 km/h, 270 km/h) Tragfähig-
sind (M+S). dürfen auch Reifen mit einer geringe-
keitsabschläge vorzunehmen.
ren zulässigen Höchstgeschwindigkeit verwendet
werden. Ein entsprechender Aufkleber ist dann im Luftdruckerhöhung (Pkw). Ab bestimmten Geschwin-
Sichtbereich des Fahrers anzubringen. digkeiten ist der Reifeninnendruck stufenweise zu
erhöhen, damit die Tragfähigkeit des Reifens ge-
währleistet ist. Bei Reifen mit den Kennzeichnungen
Reifen-Tragfähigkeit (Tabelle 2). Sie wird durch den V, W, Y gilt dies ab folgenden Geschwindigkeiten:
Load Index (LI) angegeben. Dieser ist eine Code-Zahl 160 km/h (V). 190 km/h (W). 220 km/h (Y).
und gibt die Höchsttragfähigkeit des Reifens bei
Normluftdruck an. Beispiel W-Reifen (Bild 1). Ab einer Fahrzeugge-
schwindigkeit von 190 km/h wird der Reifeninnen-
r.,...,z;Reifen,.Tragflhigkeit u ~_..., druck um 0,1 bar je 10 km/h bis 240 km/h erhö ht. Ist
der Ausgangsdruck wie im Bild 1, 2,9 bar, so beträgt
Reinforced
Reifengröße (Extra Load)
der Druck bei 240 km/h 3,4 bar. Ist die zulässige Fahr-
LI kg bar LI kg bar zeughöchstgeschwindigkeit größer als 240 km/h
sind je 10 km/h 5% Abschlag von der Reifentragfä-


185/70 R 14 88 560 2,5 92 630 2,9
higkeit zu machen. Bei 270 km/h hat der Reifen somit
195/65 R 15 91 615 2,5 95 690 2,9 nur noch eine Tragfähigkeit von 722,5 kg (weitere
205/50 R 16 87 545 2,5 91 615 2,9 Informationen siehe Tabellenbuch Kfz)
305/30 R 19 98 750 2,5 102 850 2,9
kg
Tragfähigkeit

Die Reifentragfähigkeit ist abhängig von Reifen- t 850 r---~~----------~

bauart, Höchstgeschwindigkeit, Reifendruck,


Reifenvolumen und Sturz. Sie muss auf das Fahr-
zeug abgestimmt sein.

Bei Reifen mit der Bezeichnung Reinfo rced bzw . X L, G('--'---~~


190 240 km/h 270
bzw . Extra Load ist der Unterbau der Reifen ver-
Geschwindigkei t - - -
stärkt. Deshalb können sie bei erhöhtem Luftdruck
höhere Lasten aufnehmen. Der Load Index (LI) ist bei Bild 1: Reifentragfähigkeit und -innendruck in
diesen Reifen höher (Tabelle 2). Abhängigkeit von der Geschwindigkeit
18 Fahrwerk 525

Reifenquerschnitte (Bild 1) 18 9 6 Kräfte am Reifen


Nach dem Querschnittsverhältnis (Höhe zu Breite)
der Reifen unterscheidet man: Schräglaufwinkel
Greifen an einem rollenden Fahrzeug Störkräfte
Ballonreifen (0,98:1 ), Super-Ballon-Reifen (0,95:1 ),
(Windkraft, Fliehkraft) an, so stellt sich ein Schräg-
Niederquerschnittreifen (0,88:1), Super- Niederquer-
laufwinkel ein, und die in den Aufstandsflächen der
schnittreifen (0,82:1), 70er-Reifen(0,7:1), 65er-Reifen
Reifen wirkenden Seitenkräfte stehen im Gleichge-
(0,65:1), ... bis 25er-Reifen (0,25:1). Durch die kleine-
wicht mit den Störkräften.
ren Querschnitte vergrößert sich der Felgendurch-
messer bei gleichem Abrollumfang. So haben z.B.
d ie Reifen 225/60 R 15 und 315/30 R 18 annähernd
den gleichen Abrollumfang . Den Winkel, der sich zwischen tatsächlicher Be-
wegungsrichtung des Reifenprofils und der Fel-
genebene (Felgenlängsrichtung) einstellt, nennt
man Schräglaufwinkel a (Bild 1).
Reifenbreite

nG G
Schräglauf- Bewegungs-
winkel richtung Latsch

<::::) C9 c 30 % )

Bild 3: Schräglaufwinkel a.

Bild 1: Querschnittsformen der Reifen (Auswahl)


Der Aufbau der Seitenkraft im Reifen erfolgt durch
die Verformung des Latsches z.B. bei Kurvenfahrt.
Vorteile der kleineren Querschnittsverhältnisse bei Sobald sich ein Schräg laufwinkel ei nstellt, bew egt
gleichem Abrollumfang der Reifen sind: sich das Reifenprofil, das normalerweise beim Auf-
treffen auf die Fahrbahn auf der Reifenmittelebene
• Einbau von größeren und leistungsfähigeren
liegt, immer weiter von dieser weg (Bild 3)_
Bremsscheiben mit besserer Belüftung möglich
• Größere Reifenaufstandsfläche, dadurch verbes-
serte Traktion auf trockener Fahrbahn (Bild 2) Dabei tritt eine Verspannung im Bereich der Reifen-
aufstandsfläche auf, die umso größer ist, je w eiter
• Hohe Seitenstabilität beimAnlenken von Kurven ·
Aufbau von großen Seitenkräften bei schon klei~
das Profil von der Mittellinie entfernt ist . Die Summe
der Spannkräfte ergibt die Seitenführungskraft F5 •
nen Schräglaufwinkeln, dadurch sind höhere
Sie wirkt im Schwerpunkt der verformten Latsch-


Kurvengeschwindigkeiten möglich.
fläche.
• Präziseres Ansprechen auf Lenkbewegungen.

Nachteile Bei weiter ansteigendem Schräglaufwinkel kommt


es im hinteren Bereich des Reifens zur Gleitreibung
• Geringere Eigenfederung, Komforteinbuße
und die Spannkraft lässt nach. Trotzdem nimmt die
• Größerer Kraftaufwand beim Lenken Seitenführungskraft noch zu, da der Haftbereich
noch größer ist als der Gleitbereich. Nimmt der
Schräglaufwinkel weiter zu, so wird der Gleitbereich
größer als der Haftbereich, die Seitenführungskraft
nimmt ab.

Bei Kurvenfahrt kommt es an den kurvenäußeren


Rädern einer Achse zu einer Erhöhung der Radlast,
wog egen die kurveninneren Räder entl ast et w erden.
in Bild 1, S. 526, ist erkennbar, dass breitere Reifen
Super-Ballon-Reifen 70er-Reifen
bei hohen Radlasten und Querbeschleunigungen
Bild 2: Reifenaufstandsflächen große Seitenführungskräfte aufbauen und damit
526 18 Fahrwerk

die Kurvensicherheit erhöhen, während bei Super- Gegenüber der schwersten Stelle des Rades muss
Niederquerschnittreifen, z.B. 165/80 R 13, sogar ein eine Masse m 2 mit der Gewichtskraft G2 an der Felge
Abbau der Seitenführungskraft ab einer bestimmten befestigt werden, die so groß ist, dass das entste-
Rad last eintritt. hende Drehmoment M 1 entspricht. Das Rad ist sta-
tisch ausgewuchtet (Bild 3).
7000
N
6000 I I Raddrehachse
195~4
5000

~3 -
-
"f' 4000 ~
4= ..,& r-::
~
3000
"'
~~
c: 165/180 R113
E
·a; 2000
II"""
~
(/)

1000 SchräglauLi nk! l _ M,=M2


l/ a =5' I I G, • r, = G2 • r2
1000 3000 5000 7000 N 9000
Radlast FN - Bild 3: Auswuchten statisch

Bild 1: Seitenkraftaufbau für Radialreifen Auswirkungen von statischer Unwucht


Im Fahrbetrieb bewirkt die Masse m 1 eine Fliehkraft
Unwucht- Auswuchten die bei höheren Drehzahlen zum Springen des Ra-
Die Masse eines Rad-Reifensystems ist aufgrund des auf der Fahrbahn führt. Dies bewirkt Lenkunruhe
von Fertigungstoleranzen ungleichmäßig über den und erhöhten Verschleiß von Re ifen lauffläche und
ganzen Umfang verteilt. An den Stellen mit der Radaufhängung.
größten Masse tritt Unwucht auf, d.h. bei einem dre-
henden Rad entstehen Fliehkräfte, die umso größer
sind je größer d ie Masse ist und je höher die Dreh- Dynamische Unwucht (Bild 4). Bei einem Rad liegt
zahlen sind (Bild 2). die Unwuchtmasse m 1 selten in der gleichen Ebene
wie die an der Felge angebrachte Ausgleichsmas-
se m 2 . Das Rad ist zwar statisch ausgewuchtet, bei
700
N höheren Drehzahlen bewirken die Fliehkräfte an m 1
600 und m 2 ein Drehmoment quer zur Radbefestigungs-
500
100g
/ ebene und bringen das Rad zum Taumeln . Das Rad
ct> 400 / hat in diesem Fall eine dynamische Unwucht. Liegt
.;:
~ 300
...,..v die Unwuchtmasse m 1 wie im Bild 4 in der Radbe-
"' // 50~ V festigungsebene, so erzeugt nur die Masse m 2 ein

-
J::
.~ 200 Drehmoment Mc 2 quer zur Radbefestigungsebene.
V
,. . . _......... 25g ~
fo""

--
u:: ./
100
_.--:::: Raddrehachse
0
50 100 150 km/ h 200
Fahrgeschwindigkeit v - - -


Bild 2: Fliehkräfte an einem Reifen 195/65 R 15

Es werden zwei Arten von Unwucht unterschieden: rc1 = 0


Mc, =0
• Statische Unwucht
M c2 = Fc2 • rc2
• Dynamische Unwucht.
Bild 4: Dynamische Unwucht
Statische Unwucht (Bild 3). Sie ist vorhanden, wenn
der Reifen eine schwere Stelle hat (m1 ). Der Fehler
Auswuchten - dynamisch (Bild 1, S. 527). Durch
kann durch Auspendeln sichtbar gemacht werden . Die
Anbringen einer zusätzlichen Ausgleichsmasse m 3
schwerste Stelle des Rades kommt unten zur Ruhe.
an der Innenseite der Felge, kann das entstehende
Auswuchten - statisch. Damit das Rad beim Aus- Drehmoment Mc3 das Drehmoment Mc2 ausglei-
pendeln in jeder Lage stehen bleibt, muss die Sum- chen . Das Rad ist dynamisch ausgewuchtet. Größe
me aller Momente um die Drehachse des Rades und Lage der Ausgleichsmassen m 2 und m 3 werden
gleich null sein . an der Auswuchtmaschine so ermittelt, dass die Mo-
mente um die Raddrehachse ebenfalls annä hernd

I M 1 =M2 G1 • r 1 =G 2 • r2 null sind (M1 = M 2 + M 3 ) . Ansonsten würde das Rad


trotzdynamischer Auswuchtung springen.
18 Fahrwerk 527

Raddreh - 18.9 7 Beifendruckkontrollsysteme


achse

Reifendruckkontrollsysteme (RDKS) sollen einen


Luftverlust im Reifen erkennen und den Fahrer
rechtzeitig warnen .
Felgen-
innenseite
Ab November 2014 müssen alle in Europa neu zuge-
Mc2 = Mc3 lassenen Pkw (M 1 ) und Lkw bis 3,5 t (N 1 ) mit Reifen-
Fc2 • rc2 = Fc3 • rc3 druckkontrollsystemen ausgestattet sein (ECE-R64) .
in der Regelung ECE-R64 ist festgelegt, dass das
Bild 1: Auswuchten dynamisch
RDKS spätestens innerhalb von 10 Minuten ein
Warnsignal zum Aufleuchten bringen muss, wenn
Auswirkungen von dynamischer Unwucht der Betriebsdruck eines Reifens um 20 % gesunken
Das Taumeln des Rades, das durch dynamische Un- ist (Bild 3). Bei einem Mindestdruck von 150 kPa
wucht hervorgerufen wird, bewirkt Auswaschungen (1 ,5 bar) muss ebenfalls das Warnsignal aufleuch-
in der Reifenlauffläche, Lenkunruhe und einen deut- ten . Liegt eine Störung im Reifendruckkontrollsys-
lich erhöhten Verschleiß der Radaufhängungsteile. tem vor, so blinkt beim Einschalten der Zündung die
Warnleuchte, um die Störung anzuzeigen . Nach kur-
Weitere Ursachen für Laufunruhe zer Zeit leuchtet die Warnleuchte ununterbrochen.
Neben statischer und dynamischer Unwucht können Dieser Vorgang wiederholt sich bei jedem erneuten
noch folgende Faktoren zu Laufunruhe führen: Einschalten der Zündung .
• Formfehler der Felge
• Radialkraftschwankungen des Reifens Betriebsdruck bei warmen Reifen

Die dadurch entstehenden Laufunruhen bleiben t Bet riebsdruck bei


kalte m Re1fen ~ l Druckabfall

trotz korrektem Auswuchten des Rades bestehen. tl J max imal zulässige!- ---- ~J_-_-_-_-_-_-_ -_-_-_ -- -[Dl- --- =~
:::J A bfall des ,... "' Druckwa rn ung m ax. 10 min
Formfehler der Felge. Dieser kommt herstellungs- 0 Betriebs- _. ..--"
Clr'UCks ----
bedingt zustande. Der Rundlauffehler sollte bei Pkw- / kleinster zulässiger Betriebsdruck 150 kPa
Rädern kleiner als 1 mm sein, damit im Fahrbetrieb
Zeit______....
keine bemerkbare Laufunruhe entsteht.
Matchen (Bild 2b). Dabei wird der Reifen soweit auf Bild 3: RDK-Gesetzgebung in Europa
der Felge verdreht bis die höchste Stelle der Felge
der schwersten Stelle des Reifens gegenüberliegt. Im Kraftfahrzeug werden folgende Arten von Reifen-
Radialkraftschwankungen (Bild 2a). Hat der Reifen druckkontrollsystemen eingesetzt:
in seinem inneren Aufbau harte und weiche Stellen
• Indirekt messende Systeme
ergibt sich im Fahrbetrieb ein ungleichmäßiges Ein-
federungsverhalten . • Direkt messende Systeme

Indirekt messende Systeme


tfiiii"""L~-- weiche höchste Bei Druckverlust verringert sich der Abrollumfang
Stell e Stell e der des Reifens, wodurch sich die Drehzahl gegenüber
Felg e
den anderen Reifen erhöht. Die Drehzahlen werden
über die Sensoren des ABS oder ESP erm ittelt. Eine
Warnung des Fahrers erfolgt aber erst, wenn zwi-
schen den Reifen ein Luftdruckunterschied von mehr
harte Stelle schwere (harte) Stelle des Reifens als 30 % entstanden ist.
a) b)
Direkt messende Systeme
Bild 2: a) Radialkraftschwankungen Der Druck wird durch Sensoren im Reifen d irekt er-
b) Laufruhen-Optimierung -Matchen fasst. Folgende Aufgaben werden erfüllt:
• Ständige Überwachung des Reifendruckes wäh-
Laufruhen-Optimierung (Bild 2b). Dabei w ird die rend der Fahrt und im Stand.
harte Stelle des Reifens, der höchsten Stelle der Fel-
• Frühzeitige Warnung des Fahrers vor Druckver-
ge gegenübergesetzt.
lust, Minderdruck und Reifenpanne.
Ist die harte Stelle des Reifens zugleich auch die
schwere Stelle des Reifens, was häufig der Fall ist, • Automatische Eigenraderkennung.
so wird beim Matchen zugleich eine Laufruhen -Opti- • Diagnose von System und Komponenten in der
mierung durchgeführt. Werkstatt.
528 18 Fahrwerk

Das System besteht aus drücke durch Temperatureinflüsse ändern, werden


• Einem Sensor für Reifendruck je Rad im Steuergerät die erfassten Drücke und Temperatu-
• Antennen für Reifendrucküberwachung ren auf eine Temperatur von 20 oc normiert.
• Kombiinstrument mit Display Um den Sensor bei einem Reifenwechsel nicht zu
• Steuergerät für Reifendrucküberwachung zerstören, muss der Reifen auf der Seite, die dem
• Funktionswahlschalter Ventil gegenüberliegt, abgedrückt werden.
• Kontrollleuchte
Steuergerät. Es erhält von der Sendeantenne folgen-
de Informationen:
• Individuelle Identifizierungsnummer (ID-Code). sie
dient zur Eigenraderkennung
• Aktueller Reifenfülldruck und aktuelle Temperatur
• Zustand der Lithium-Batterie
Das Steuergerät wertet die von den Antennen für
Reifendrucküberwachung ankommenden Signale
aus und gibt die Informationen für den Fahrer, je
nach Priorität, z.B. Priorität 1, plötzlicher Druckver-
lust, auf dem Display aus. Werden am Fahrzeug Rä-
Bild 1: Sensor für Reifendruck und Antenne der gewechselt, z.B. von der Vorderachse zur Hinter-
achse und umgekehrt, so muss das Steuergerät mit
Sensor für Reifendruck. Er ist mit dem Metallventil den veränderten Drücken neu codiert werden.
verschraubt (Bild 1) und bei Reifen- oder Felgen- Eigenraderkennung. Die zum Fahrzeug gehörenden
tausch wieder verwendbar. Zusätzlich sind ein Sensoren werden vom Steuergerät erkannt und
Temperatursensor, eine Sendeantenne, Mess- und abgespeichert. Die Erkennung erfolgt während der
Steuerelektronik sowie eine Batterie mit einer etwa Fahrt, um Beeinflussung durch Sensoren von in der
7-jährigen Lebensdauer integriert. Da sich die Füll- Nähe geparkten Fahrzeugen zu vermeiden.

WERKSTATTHINWEISE
• Kraftfahrzeug vor dem Abmontieren der Räder • Auf vorgeschriebenen Luftdruck achten, um Ver-
gegen Wegrollen sichern. lust an Lebensdauer und erhöhten Kraftstoffver-
• Es dürfen nur Felgen benutzt werden, die dem ver- brauch zu vermeiden .
wendeten Reifen zugeordnet sind (CoC-Papiere). • Auf einer Achse nur in Bauart und Profil gleiche
• Felge/ Rad auf Risse und Beschädigungen kont- Reifen verwenden.
rollieren . Bei Stahlrädern/Felgen Rostansatz be- • Nach der Demontage Räder kennzeichnen und
seitigen . in einem kühlen, trockenen und dunklen Raum
• Radmuttern über Kreuz mit dem vorgeschriebe- lagern .
nen Drehmoment anziehen. • Kompletträder nicht stellen und nicht mehr als 4
• Reifen auf Beschädigungen (Einfahrschäden, Räder übereinanderlegen .
Schäden durch Minderluftdruck, Ozonrisse, ... )


• Räder ohne Felgen stehend lagern und von Zeit
und Alter kontrollie re n. zu Zeit drehen .

WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Aus welchen Teilen ist ein Rad aufgebaut? 10 Was ist ein Abrieb-Indikator und wie ist seine Lage
2 Welche Arten von Felgen gibt es? am Reifen gekennzeichnet?
3 Warum verwendet man Hump-Felgen? 11 Was versteht man unter dem Schräglaufwinkel?
4 Welche Vorteile haben Räder aus Leichtmetall- 12 Warum müssen Räder ausgewuchtet werden?
Legierungen?
13 Was versteht man unter dynamischer Unwucht?
5 Was versteht man unter dem dynamischen Abroll-
umfang eines Reifens? 14 Wie kann ein Höhenschlag beseitigt werden?
6 Welche Vor- und Nachteile haben Reifen mit klei- 15 Was sind Pannenlaufsysteme?
neren Ouerschnittsverhältnissen, bei gleichen Ab- 16 Welche Aufgaben haben Luftdrucküberwachungs-
rollumfang? systeme, wo müssen sie eingebaut sein?
7 Wie sind Gürtelreifen aufgebaut?
17 Welche Vorteile haben direktmessende Luftdruck-
8 Was versteht man unter einem .,Latsch"? überwachungssysteme gegenüber indirektmes-
9 Erklären Sie die Reifenbezeichnung senden?
195/65 R 15 86 TM+ S.
18 Fahrwerk 529

1 8. 1 0 Bremsen
Aufbau

Bremsen dienen bei einem Kraftfahrzeug zum


Verzögern, zum Abbremsen bis zum Stillstand
--- Muskelkraft

---
und zum Sichern gegen Wegrollen. Beim Brem- Energie-
sen wird Bewegungsenergie in Wärme umge- versor- hydraulische Kraft

---
wandelt. gung
pneumatische Kraft

Bremsanlagen
Betriebsbremsanlage (BBA). Sie ermöglicht die Ver-

---
ringerung der Geschwindigkeit, gegebenenfalls bis

---
zum Stillstand des Fahrzeugs. Das Fahrzeug soll da- Bremspedal-Hauptzylinder
bei seine Spur beibehalten. Die Betriebsbremse wird Bremspedal-Bremskraftverstärker
Betä -

---
Hauptzylinder
stufenlos mit dem Fuß betätigt (Fußbremse) und tigungs-

---
Bremspeda i-Betriebsbremsventil
wirkt auf alle Räder. einrich-

---
Bremspedal-elektr. Potentiometer
tung
Hilfsbremsanlage (HBA). Sie soll bei Stö rungen der
Betriebsbremsanlage deren Aufgaben, eventuell mit
verminderter Wirkung, erfüllen. Sie muss keine un-
--- Hebel für Festste llbrem se
Motorbremsbetätigung

abhängige dritte Bremse sein, sondern es genügt


der intakte Kreis einer zweikreisigen Betriebsbrems- - - - Übertragungsmedien(mechanisch,
an Jage oder eine abstufbare Feststellbremsanlage. hydraulisch, pneumatisch, elektro-
Über- pneumatisch)
tragungs- Brems leitungen
Feststellbremsanlage (FBA) . Sie soll ein haltendes
einrich- Bremssch läuche
oder abgestelltes Fahrzeug gegen Wegrollen , auch
tung Ventile (Relaisventil, Überlastsch utz-
bei geneigter Fahrbahn , sichern. Ihre Bauteile müs-
ve ntil, Magnetventil)
sen aus Sicherheitsgründen mechanisch wirken. Sie
wird bei Pkw meist durch einen Handhebel (Hand-
bremse) oder ein Fußpedal abstufbar über Gestän-
ge und Seilzüge betätigt. Sie wirkt auf die Räder nur
einer Achse.
W,,.~.,;";,."", "' I
1 Anhängerfahrzeuge
"---~---~--~

Dauerbremsanlage (DBA) . Sie soll bei einer Talfa hrt J


die Geschwindigkeit des Fahrzeugs auf einem vorge- I
Festste llbremse
I
schriebenen Wert halten (Dritte Bremse). Sie ist für
Kraftomnibusse (KI. 11/111) und andere Fahrzeuge mit
mzu 1 > 3,5 t vorgeschrieben.
Betriebs-
Antiblockiersystem (ABS). auch automatischer Blo- bremse
ckierverhinderer ABV. Durch ABS wird während des
Bremsens selbsttätig der Schlupf der Räder gemes-
sen, der Bremsdruck geregelt und somit ein Blockie-
ren verhindert. ABS ist bei Fahrzeugen mzul > 3,5 t
vorgeschrieben. Brems-
kraft-
Aufbau einer Bremsanlage (Bild 1) regelung
Eine Bremsanlage besteht aus: z.B. ABS
• Energieversorgungseinrichtung
• Betätigungseinrichtung
• Übertrag ungseinrichtung
• Eventuell Zusatzeinrichtung für Anhängefahrzeu- 1___ VA-Bremse
ge, z.B. Anhängersteuereinrichtung Rad-
• Feststellbremse bremse HA-Bremse
• Betriebsbremse
• Eventuell Bremskraftregelung wie z. B. ABS
• Radbremse an Vorderachse und Hinterachse Bild 1: Aufbau einer Bremsanlage
530 18 Fahrwerk

Gesetzliche Vorschriften (Auszüge) Untersuchung der Kraftfahrzeuge und Anhän-


Die gesetzlichen Vorschriften für die Bremsen der ger(§ 29 StVZO)
Kraftfahrzeuge sind in der StVZO, den EG-Richtlinien Die Halter von Kraftfahrzeugen und Anhängern ha-
und den ECE-Regelungen festgelegt. ben auf ihre Kosten in festgelegten Zeitabständen
feststellen zu lassen, ob die Fahrzeuge den Vorschrif-
ten entsprechen. Man unterscheidet hierbei
Hauptuntersuchungen HU: Die Verkehrssicherheit
nach StVZO § 29 (Anl. VIII) wird überprüft.
Sicherheitsprüfungen SP: Die Bauteile des Fahr-
gestells und Fahrwerks werden einer umfassenden
Sicht-, Wirkungs- und Funktionsprüfung unterzogen.
(Z.B. Bremse, Lenkung, Reifen ).

M, 24 (36)
M 1 Personenbeförderung 12
(z.B. Taxi, Mietwagen)
M 2, M 3 im 1.J ahr 12
Vorgeschriebene Bremsanlagen (§ 41 StVZO) im 2. und 3. Jahr 12 6
Kraftfahrzeuge der Klassen M und N müssen zwei ab 4.Jahr 12 3
voneinander unabhängige Bremsanlagen (BBA, N, 24
FBA) haben oder eine Bremsanlage mit zwei von- N 2, N 3 12 6
einander unabhäng igen Bedienungseinrichtungen. 0 1 bis 750 kg 24 (36)
Jede der Bedienungseinrichtungen muss auch dann 0 2 > 750 kg bis 3,5 t 24
wirken können, wenn die andere ausfällt. 0 3 > 3,5 t bis 10 t 12
0 4 > 10t 12 6
Eine der beiden Bremsanlagen muss mechanisch für die erste Untersuchung nach Erstzul assung
wirken und zur Verhinderung des Abrollens feststell-
bar sein (FBA). Wenn mehr als zwei Räder gebremst
werden können, so dürfen gemeinsame Bremsflä- Mindestabbremsung § 29 StVZO (HU-Richtlinie)
chen und gemeinsame mechanische Übertragungs- (Tabelle 3). Die Mindestabbremsung kann aus den
einrichtungen benutzt werden. an Bremsenprüfständen ermittelten Messwerten er-
rechnet werden.
Kraftfahrzeuge der Klassen M 213 und N 213 und mit Die Fahrzeuggewichtskraft ergibt sich aus der
einer durch die Bauart bestimmten Höchstgeschwin- Gesamtmasse (Teil I Feld F.2) multipliziert mit
d igkeit über 60 km/h müssen mit ABS ausgerüstet g = 9,81 m/s2 • Formel:
sein.
Summe der Radbremskräfte


Dauerbremswirkung (RREG 71 /320 EG) Z= X 100 %
Fahrzeuggewichtskraft
Kraftfahrzeuge der Klasse M 3 ab 5,5 t Gesamtge-
wicht (außer Stadtbusse) und Fah rzeuge der Klasse
N 2,3 ab 3,5 t zulässigem Gesamtgewicht müssen für
lange Gefä llstrecken eine Dauerbremswirkung (Dau-
erbrem se) haben. Sie muss so ausgelegt sein, dass
sie das v oll beladene Fahrzeug beim Befahren eines
Gefälles von 6 % und 6 km Länge auf eine Geschwin-
d igkeit von 30 km/h begrenzt.

Bremsleuchten (§53 StVZO)


Die Betätigung der Betriebsbremse muss bei Kraft-
fahrzeugen der Klasse L (Vmax > 50 km/h), M , N und 0
Arten der Bremsanlagen nach der
nach rückw ärts durch zw ei Bremsleuchten m it rotem
Energieversorgung
Licht sichtbar gem acht w erden. Fahrzeuge der Klasse
M 1 dürfen seit 18. 3. 93 hinten in der Mitte eine soge- Muskelkraftbremse. Die Bremskraft wird vom Fah-
nannte dritte Bremsleuchte haben. Bei allen Fahrzeu- rer aufgebracht und durch mechanische sowie hyd-
gen mit Erstzulassung nach 1. 1. 2000 ist sie Pflicht. raulische Übersetzung vergrößert.
18 Fahrwerk 531

Hilfskraftbremse (Servobremse). Zusätzlich zur Bremszeit t. Die Summe aus Ansprech-, Schwell- und
Muskelkraftbremsanlage wird die Bremskraft durch Verzögerungszeit wird als Bremszeit t bezeichnet.
andere Energiequellen vergrößert (Unterdruck, Hyd-
Ansprechzeit tAn· Sie entsteht durch Spiel in der
raulischer Speicherdruck, Druckluft)
Bremsanlage z.B. Pedalleerweg, Lüftspiele.
Fremdkraftbremse (Druckluftbremse). Der Fahrer
steuert die Bremskraft. Die Bremsenergie (Druckluft) Schwellzeit tsw· Während der Schwellzeit steigt
wird nicht vom Fahrer erzeugt. der Druck im Bremssystem an und die gewünschte
Bremsverzögerung wird erreicht.
Auflaufbremse. Beim Abbremsen des Zugfahrzeugs
nähert sich der Anhänger aufgrund seiner Trägheit Verzögerungszeit tv. Die Bremsverzögerung
an (Auflaufen). Über Gestänge wird an der Radbrem - bleibt konstant bis zum Stillstand des Fahrzeugs.
se des Anhängers Bremsenergie erzeugt.
Bremsweg
Arten der Energieübertragung
Mechanische Übertragung durch z.B. Pedale, Hebel, Der Bremsweg ist hauptsächlich von der Fahrge-
Gestänge und Seilzüge bei z.B . Feststellbremse Pkw, schwindigkeit abhängig . Eine Verdopplung der
Auflaufbremse Anhänger. Geschwindigkeit verursacht unter sonst gleichen
Hydraulische Übertragung durch Flüssigkeitsdruck Bedingungen eine Vervierfachung des Bremswe-
in der Bremsleitung z.B. bei Pkw Betriebsbremse. ges.
Pneumatische Übertragung durch komprimierte
Luft in der Bremsleitung z.B. bei Nfz Betriebsbremse. Weitere Einflussgrößen auf den Bremsweg sind:
Elektrische Übertragung durch z.B. elektrische Lei- • Fahrbahnzustand, z.B. trocken, nass, vereist
tungen, Magnetfeld einer Wirbelstrombremse z.B. • Reifenzustand, z.B. Profiltiefe, Reifendruck
bei Nfz Dauerbremsanlage. • Zustand der Bremse, z.B. ausgeschlagen, schwer-
gängig, beschädigt, korrodiert
• Belagzustand, z.B. nass, verglast, verölt
18.10.1 Bremsvorgang
• Bauart der Bremse, z.B. Trommel- oder Scheiben-
Bremsdauer bremse, Druckluftbremse, SBC
• Gewicht des Fahrzeugs, Gewichtsverteilung, z.B.
Beim Bremsen setzt die Bremswirkung nach bei Anhängerbetrieb
dem Erkennen eines Hindernisses erst verzögert
• Zustand der Stoßdämpfer
ein. Die Gesamtdauer (Anhaltezeit tA) für einen
Bremsvorgang ergibt sich aus Reaktionszeit tR
und Bremszeit t (Bild 1).
18 10 2 Hydraulische Bremse
70
m
~
V
t Aufbau

t 50 V 10
m "'"'c:
Die hydraulische Bremsanlage (Bild 2) besteht aus
Bremspedal, Tandem-Hauptzylinder mit Bremskraft-
"'
Q)
40 N/ I 52 :J
Q; verstärker, Leitungssystem evtl. mit Bremsdruck-
""'u 30 Ill~ "' 7
6 :2"'
~ II / I 5
minderer, Bremszylindern mit Radbremsen.
tl Q;
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tAn tsw tv
tR t
tA
Zeitt--
I :Erkennen d er Gefahr N: Volle Bremsw irkung
li : Bremsbeginn Fahrer V :Fahrzeug steht
lll: Beginn der Bremswirkung

Bild 1: Bremsvorgang
Brem sscheibe Brem ssattel Rückho lfede r Bremstrommel
Reaktionszeit tR. Sie ist die Zeit, die der Fahrer
Bild 2: Hydraulische Bremsanlage
vom Erkennen einer Gefahr bis zur Betätigung des
Bremspedals (Reaktion) benötigt. Sie ist stark vom
körperlichen und geistigen Zustand des Fahrers ab- Radbremsen. Meist haben alle Räder Scheiben-
hängig. Durch Alkoholgenuss, Drogenkonsum aber bremsen, bei älteren und kleinen Fahrzeugen finden
auch Müdigkeit wird sie erheblich verlängert. sich an den Hinterrädern Trommelbremsen. Aus
532 18 Fahrwerk

Sicherheitsgründen ist eine Zweikreisbremsanlage


mit einem Tandem-Hauptzylinder vorgeschrieben .
•. .i:••,~;.•·.:•',fi!i,!l'~.!if•(
Wenn ein Bremskreis ausfällt, kann man mit dem Kurzzeichen Bemerkung
Bauart Verwendung
anderen Bremskreis das Fahrzeug noch abbremsen.
11 Vorder- /Hinterachsauftei-

Wirkungsweise
Die Wirkungsweise der hydraulischen Bremse be-
ruht auf dem Pascalsehen Gesetz:
(TT)

-~-J6 1 2I
lung. Jeder Kreis wirkt auf
eine Achse . Bei Hinterrad-
antrieb mit ABS .
(schwarz-weiß)
X Diagonale Aufteilung.
Der Druck auf eine allseitig eingeschlossene Flüs- Jeder Kreis wirkt auf ein
sigkeit wirkt gleichmäßig nach allen Seiten.

Die Kraft, mit der das Bremspedal auf den Kolben im


Hauptzylinder drückt, erzeugt den Flüssigkeitsdruck.
--~ .
... ,
'
1 2~
Vorder- und das diagonal
gegenüberliegende Hin-
terrad . Allrad und Front-
trieb mit ABS und negati-
Dieser wirkt über die Bremsleitungen und erzeugt vem Lenkrollhalbmesser.
die Spannkräfte (Anpresskräfte) . HI Der eine Bremskreis wirkt

--!~~··2I
(HT) auf die Vorder- und Hin-
Mit der hydraulischen Kraftübertragung ist meist terachse, der andere nur
eine Kraftübersetzung verbunden (Bild 1). auf die Vorderachse. Sei-
ten eingesetzt (4-2)
Die Kräfte verhalten sich zueinander wie die Kolben-
LL Jeder Bremskreis wirkt auf

--I~~~-d:
flächen, d.h. an der größeren Fläche entsteht die grö-
ßere Kraft. Die Kolbenwege dagegen verhalten sich die Vorderachse und ein
Hinterrad. (Dreieck)
umgekehrt wie die Kräfte. So bewirkt z.B. eine Be-
Selten eingesetzt.
tätigungskraft von 1000 N bei einem Kolbenweg von

--I~?•;I
8 mm am Hauptzylinder an den vier Radzylindern HH Jeder Bremskreis wirkt
auf die Vorder- und Hin-
eine Gesamtkraft von 4000 N und einen Kolbenweg
von jeweils 2 mm.
terachse. Selten ein-
gesetzt.
.
Die geleistete Arbeit ( W = F · s) ist somit am Haupt-
zylinder und an den Radzylindern gleich.
18 10 4 Hauptzylinder
Hauptzylinder Rad zyl inder F2 = 4000 N
~ F1 = 1000 N 1000 N ~ 1000 N ~ 1000 N ~ 1000 N ~ Es werden ausschließlich Tandem-Hauptzylinder

rn__!R_Q_g_g verwendet, da zwei voneinander unabhängige


Bremskreise vorgeschrieben sind . Er wird vom
Bremspedal über den Bremskraftverstärker be-
tätigt.

Bild 1: Schema einer hydraulischen Bremse Aufgaben


• Rascher Druckaufbau in jedem Bremskreis.
Die hydraulische Bremse kann mit hohen Drücken
• Rascher Druckabbau zum schnellen Lösen der
bis etwa 180 bar arbeiten. Dies ergibt kleine Ab-
Bremsen .
messungen der hydraulischen Bauelemente. Sie
ist über einen längeren Zeitraum wartungsfrei. Da • Volumenausgleich für die Bremsflüssigkeit bei
sich Bremsflüssigkeit so gut wie nicht komprimieren Temperaturänderung und bei Vergrößerung des
lässt und die Lüttspiele klein sind, werden nur ge- Lüttspiels durch Belagabnützung.
ringe Flüssigkeitsmengen bewegt. Der Druckanstieg
erfolgt rasch und die Bremsen sprechen schnell an. Aufbau
Der Tandem-Hauptzylinder (Bild 1, Seite 533) enthält
zwei hintereinander angeordnete Kolben , den Druck-
18 10.3 Bremskreisaufteilung stangenkalben und den schwimmend gelagerten
Zwischenkolben. Sie bilden in einem Gehäuse zwei
Hydraulische Betriebsbremsanlagen sind in 2 Kreise getrennte Druckräume. Beide Kolben sind als Dop-
aufgeteilt. Hierdurch wird bei Ausfall eines Kreises pelkolben ausgeführt, d .h. zwischen dem vorderen
noch eine ausreichende Bremswirkung erzielt. Man und hinteren abdichtenden Kolbenteil liegt jeweils
unterscheidet 5 Ausführungen (Tabelle1). ein ringförmiger Nachlaufraum. Dieser ist über die
Bei Fahrzeugen mit ASS-Regelsystemen werden Nachlaufbohrung stets mit Bremsflüssigkeit gefüllt.
meist die Bremskreisaufteilungen II (schwarz-weiß) Die Primärmanschette sitzt vorne an jedem Kolben
und X (diagonal) verwendet. und dichtet den Druckraum ab.
18 Fahrwerk 533

Ist die Ausgleichsbohrung durch falsche Ruhe-


Kontaktplatte
stellung des Druckstangenkolbens oder durch Ver-
Ausgleichs·
behälter schmutzung verschlossen, so ist kein Ausgleich der
Bremsflüssigkeit möglich. Bei ihrer Ausdehnung
durch Erwärmung kommt es zu zunehmender bzw.
selbsttätiger Bremswirkung .

Bremsbetätigung. Beim Bremsen überfährt die Pri-


märmanschette (Bild 3) am Druckstangenkolben die
Ausgleichsbohrung und dichtet den Druckraum ab.
Die Füllscheibe verhindert dabei ihr Eindrücken in
die Füllbohrungen und somit ihre Beschädigung .
Der Zwischenkolben wird jetzt durch die Bremsflüs-
sigkeit etwas verschoben. Der Anschlagstift gibt den
Ventilstift frei und das Zentralventil schließt. in bei-
den Bremskreisen baut sich Druck auf.

Vorteile des Zentralventils


• Höhere Lebensdauer der Primärmanschette, da
Bild 1: Tandem-Hauptzylinder die Dichtlippe durch die Ausgleichsbohrung nicht
beschädigt werden kann.
Der Druckstangenkolben wird hinten von der Se-
• Bei ABS-Systemen würden im ABS-Regelfall
kundärmanschette abgedichtet. Trennmanschetten
Druckspitzen beim Rückfördern die Primärman-
dichten den Zwischenkolben gegen den Druckstan-
schette in die Ausgleichsbohrungen drücken und
genkreis ab. Er hat einen Längsschlitz, in dem von
somit beschädigen.
vorne eine Zentralbohrung mündet. in dieser Boh-
rung sitzt das ZentralventiL Ein Anschlagstift, der Nachlaufbohrung Ausgleichs- Nachlauf-
durch den Längsschlitz des Zwischenkolbens geht, bohrung
hält diesen im Zylinder und bildet den vorderen und
hinteren Anschlag .

ZentralventiL Es wird bei Fahrzeugen mit ABS ver-


wendet und übernimmt die Funktion der Ausgleichs-
bohrung. Es gibt auch Tandem-Hauptzylinder, die an
beiden Kolben ein Zentralventil haben .
Bild 3: Bremsstellung
Ventilfeder Primärmanschette Kolbenfeder
Lösen der Bremse. Der Kolben wird durch den Flüs-
sigkeitsdruck und die Kolbenfedern zurückgedrückt.
Die Primärmanschette am Druckstangenkolben
klappt um, die Füllscheibe hebt ab und Bremsflüs-
sigkeit fließt aus dem Nachlaufraum durch die Füll-
bohrungen in den sich vergrößernden Druckraum •
Ventildichtung Primärmanschette (Bild 4). Der Zwischenkolben geht zurück. Die Druck- :
räume werden durch das Zentralventil und die Aus-
Bild 2: Ruhestellung
gleichsbohrung mit dem Ausgleichsbehälter ver-
bunden . Der Druck baut sich ab und die Bremsen
Wirkungsweise werden frei.
Ruhestellung. Die Kolbenfedern drücken die Kolben Druckstangenkolben
gegen ihren Anschlag. Die Primärmanschette am
Druckstangenkolben gibt die Ausgleichsbohrung
frei und der Zwischenkolben liegt vorne am
Anschlagstift an . Dadurch ist das Zentralventil (Bild
2) durch den ebenfalls anliegenden Ventilstift ge-
öffnet und übernimmt die Funktion der Ausgleichs-
bohrung . Beide Druckräume sind jetzt mit dem Aus-
gleichsbehälter verbunden. Der Volumenausgleich umgeklappte Füllscheibe
der Bremsflüssigkeit z.B. bei Temperaturänderung
kann erfolgen . Bild 4: Lösestellung
534 18 Fahrwerk

Ausfall von Kreis 1 (Bild 1) Tandem-Hauptzylinder mit gefesselter Kolbenfeder


Der Druckstangenkolben wi rd bis zum Anschlag Die durch eine Schraube gefesselte Druckfeder hält
auf den Zwischenkolben aufgeschoben . Die Betäti- den Zwischen- und Druckstangenkolben im Ruhezu-
gungskraft wirkt jetzt direkt auf den Kolben des in- stand auf gleichem Abstand (Bild 3).
takten Kreises 2 und erzeugt dort den Bremsdruck. Dadurch baut sich der Druck beim Betätigen der
Bremse in beiden Bremskreisen gleichzeitig auf,
Ausfall von Kreis 2 (Bild 1) da beide Ausgleichsbohrungen parallel überfahren
Der Zwischenkolben wird durch den Flüssigkeits- werden. Mit steigendem Bremsdruck wird der Zwi-
druck in Kreis 1 bis zu seinem Anschlag vorge- schenkolben nicht mehr durch die Kolbenfeder, son-
schoben . Er dichtet den intakten Kreis 1 zum un- dern durch den Druck der Bremsflüssigkeit bewegt.
dichten Kreis 2 hin ab. ln Kreis 1 erfolgt nun der
Druckaufbau . Au sgl eich s- Nachlauf- gefesselte Drucksta ng en-
bohrung bohrung Kolbenfeder kolb en

Kr. 2 Kr. 1 Kr. 2 Kr.1


Bremsstellung, Bremsstellung,
Kreis 1 undicht Kreis 2 undicht Zwischenkolbenfeder Anschl aghül se

Bild 3: Tandem-Hauptzylinder mit gefesselter


Bild 1: Ausfall eines Bremskreises
Kolbenfeder

Gestufter Tandem-Hauptzylinder (Bild 2)


18.10.5 Trommelbremse
Dieser Hauptzylinder wurde für II Anlagen (TT,
schwarz-weiß) mit Vorderachs-Hinterachs-Brems- Trommelbremsen (Bild 4) werden heute vorwiegend
kreisaufteilung entwickelt. Die Zylinderdurchmesser als Bremsen für Hinterräder von Pkw oder in Nutz-
sind gestuft, d.h. der Durchmesser des Zwischen- fahrzeugen verwendet.
kolbens, der auf den Hinterachsbremskreis wirkt,
ist kleiner als der des Druckstangenkolbens. Bei in- Aufbau und Wirkungsweise
takten Bremskreisen herrscht beim Bremsen in bei- Die Bremstrommel sitzt fest auf der Radnabe. Die
den Kreisen der gleiche Druck. Durch den größeren Bremsbacken und die Teile zur Erzeugung der
Durchmesser des Druckstangenkolbens im Vorder- Spannkraft sitzen auf dem Bremsträger. Dieser ist
achsbremskreis wird beim Bremsen mehr Flüssig- an der Radaufhängung befestigt. Beim Bremsen
keitsvolumen verschoben, wodurch die Bremsen werden die Bremsbacken mit ihren Belägen durch
schneller ansprechen . Bei Ausfall des Vorderachs- die Spannvorrichtung gegen die Bremstrommel ge-
bremskreises wird beim Bremsen der Druckstangen- drückt und erzeugen so die notwendige Reibung. Die
kolben auf den Zwischenkolben aufgeschoben und Spannkraft kann hydraulisch durch Radzylinder (Be-
die Kolbenstangenkraft wirkt jetzt direkt auf ihn . Der triebsbremse) oder mechanisch durch Seilzug und
Pedalweg wird verlängert und im Hinterachsbrems-


Spann-, Spreizhebel oder Spreizschloss (Feststell-
kreis entsteht durch den kleineren Durchmesser bremse) erzeugt werden .
des Zwischenkolbens ohne Pedalkrafterhöhung ein
höherer Druck. Bei Ausfall des Vorderachskreises
erreicht man somit eine noch ausreichende Brems-
wirkung mit den Hinterachsbremsen.

Zentral- Dru ck-


ve ntil

Zw ischen- Ve nt il - Primär- Kunstst off-


ko lben stift man schette buchse

Bild 2: Gestufter Tandem-Hauptzylinder mit Zentralventil Bild 4: Teile der Trommelbremse


18 Fahrwerk 535

Eigenschaften
Fading. Dies ist ein Nachlassen der Bremswir-
• Selbstverstärkung
kung durch Überhitzung, z.B. bei einer Dauer-
• Schmutzgeschützter Aufbau bremsung. Die Reibungszahl des Belags nimmt
• Feststellbremse einfacher auszuführen bei hoher Temperatur oder großer Gleitge-
• Standzeit der Bremsbeläge groß schwindigkeit ab. Auch kann sich die Bremstrom -
• Belagwechsel und Wartung sind aufwendig mel kegelförmig verformen, weil die Wärme zur
Radnabe hin besser abgeleitet wird . Die Brems-
• Wärmeabfuhr schlecht
fläche wird dann kleiner.
• Neigung zum Fading

Bauarten
Nach Art der Betätigung und Abstützung der Brems-
backen untersc heidet man z.B.:
• Simplex-Bremse
• Duo-Servo-Bremse

Simplex-Bremse (Bild 2). Sie hat eine auflaufende doppelt


wirkender Radzylinder beweg liches Stützlager
und eine ablaufende Bremsbacke. Zum Spannen
der Bremsbacken dient z.B. ein doppelt wirkender Bild 2: Simplex-Bremse Bild 3: Duo-Servo-Bremse
Radzylinder, Spreizschloss, S-Nocken, Spreizkeil
oder SpreizhebeL Jede Bremsbacke hat einen festen
Dreh- oder Abstützpunkt, z.B. Stützlager.
Simplexbremsen haben bei Vorwärts- und Rück-
wärtsfahrt gleichmäßige Wirkung, aber nur geringe
Selbstverstärkung (Bild 1). Die Belagabnutzung an
der auflaufenden Bremsbacke ist größer. Eine Fest-
stellbremse ist einfach auszuführen.

Duo-Servo-Bremse (Bild 3). Die Selbstverstärkung


der auflaufenden Bremsbacke wird zur Anpressung Bild 4: Selbstverstärkung Bild 5: Spannvorrichtung
der Trommelbremse für Feststellbremse
der zweiten auch auflaufenden Bremsbacke ausge-
nützt. Das Stützlager ist schwimmend. Die Abstüt-
zung erfolgt am doppelt wirkenden Radzylinder. Spannvorrichtungen
Die Bremswirkung ist bei Vorwärts- und Rückwärts- Sie sollen beim Bremsen die Bremsbacken spannen
fahrt gleich. Sie dient häufig als Feststellbremse in bzw. spreizen und an die Bremstrommel anpressen.
Topfscheiben (Bild 6). Anstelle des Radzylinders tritt Man verwendet bei hydraulischen Bremsen meist
dann ein seilzugbetätigtes Spreizschloss. Radzylinder (Bild 1, Seite 536). Bei mechanisch be-
tätigten Feststellbremsen einen Spannhebel (Bild 5)
Selbstverstärkung (Bild 4). Die Reibung erzeugt oder ein Spreizschloss (Bild 6).
ein Drehmoment, das die auflaufende Backe
in die Trommel hineinzieht und die Bremswir-
kung verstärkt. Die Verstärkung wird durch den
Bre msenkennwert C (Bild 1) ausgedrückt. Die An -
pressung der ablaufenden Backe verringert sich.

u
t
t
Q)
;: Spreizschloss
c
c
Q)

""c
Q)

E
Q)
Bremsbelag
Cl
0,2 0,4 0,6
Reibwert ~
Träger

Bild 1: Bremsenkennwert C Bild 6: Feststellbremse in Topfscheibe integriert


536 18 Fahrwerk

Radzylinder
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
Im doppelt wirkenden Radzylinder (Bild 1) wirkt der
1 Wozu dienen Bremsen?
im Hauptzylinder erzeugte Druck auf die Kolben
2 Welche Arten von Bremsanlagen unterscheidet
und erzeugt die Spannkraft. Die Kolben sind durch
man nach der Verwendung?
Gummimanschetten abgedichtet. Staubkappen ver-
3 Erklären Sie den Aufbau einer hydraulischen
hindern das Eindringen von Schmutz. Auf der Rück- Bremsanlage.
seite des Radzylinders befinden sich Gewindeboh-
4 Welche Bremsanlagen sind in den Fahrzeug-
rungen für seine Befestigung am Bremsträger und klassenMund N vorgeschrieben?
der Bremsleitungsanschluss. An der höchsten Stelle
5 Wie unterscheidet man die Bremsanlagen nach
ist ein Entlüftungsventil eingeschraubt. der Betätigung?
6 Welche Aufgaben hat der Hauptzylinder?
7 Wie wirkt die Primärmanschette?
8 Welche Aufgaben hat das Zentralventil?
9 Wie arbeitet der Tandem-Hauptzylinder bei
Ausfall von jeweils einem Bremskreis?
10 Welchen Vorteil haben gestufte Hauptzylinder?
11 Welche Bremskreisaufteilungen gibt es?
12 Welche Eigenschaften haben Trommelbremsen?
Nutringmanschette 13 Geben Sie die Unterscheidungsmerkmale von
Trommelbremsenarten an.
Bild 1: Doppelt wirkender Radzylinder
14 Was versteht man unter Fading?
Bremstrommel (Bild 4, Seite 534)
Eigenschaften
• Große Verschleißfestigkeit 18.10.6 Scheibenbremse
• Formsteifigkeit Scheibenbremsen werden als Festsattel- oder Faust-
• Gute Wärmeleitung sattelbremse ausgeführt (Bild 1). Im Bremssattel
Werkstoffe sind die Bremskolben untergebracht. Diese drücken
beim Bremsen die Beläge gegen die Bremsscheibe.
• Gusseisen mit Lamellengrafit
• Temperguss Bremsbeläge Faustsattel
Brems-
• Gusseisen mit Kugelgrafit
flüssigkeit
• Stahlguss
Kolben
• Verbundguss von Leichtmetall mit Gusseisen
Bremsscheibe
Die Bremstrommel muss zentrisch und schlagfrei Bremsträger
laufen. Die Bremsfläche ist feingedreht oder ge-
schliffen.
Festsattelbremse Faustsattelbremse


Bremsbacken (Bild 4, Seite 534)
Bild 2: Scheibenbremsen
Sie erhalten ihre Steifigkeit durch ein T-Profil und
werden aus einer Leichtmetalllegierung gegossen Eigenschaften
oder aus Stahlblech geschweißt. An einem Ende ha-
• Keine Selbstverstärkung wegen der ebenen
ben sie eine Anlagefläche für den m eist geschlitzten
Bremsflächen. Dies erfo rdert größere Anpress-
Druckbolzen des Radzyl inders. Das andere Ende ist
kräfte, daher sind Bremszylinder mit g rößerem
in einem Bolzen gelagert oder es liegt gleitend am
Durchmesser (40 mm bis 50 mm) als bei den Rad-
festen Stützlager an. Die Backen können sich so in
zylindern der Trommelbremse und zusätzliche
der Trommel zentrieren. Sie liegen besser an und die
Bremskraftverstärker erforderlich .
Belagabnutzung wird gleichmäßiger.
• Gute Dosierbarkeit der Bremskraft, da durch die
fehlende Selbstverstärkung und die nur gerin-
Nachstellvorrichtungen
gen Reibungszahi-Änderungen kaum Bremskraft-
Durch den Belagverschleiß vergrößert sich das Lüft-
schwankungen auftreten.
spi el zwischen Bremsbelag und BremstrommeL
• Gute Kühlung.
Dadurch wird der Leerweg am Pedal größer. Die
Bremsen müssen deshalb regelmäßig von Hand • Geringe Neigung zum Fading.
oder durch selbsttätige (automatische) Nachstellvor- • Höherer Belagverschleiß durch die hohen An-
richtungen nachgestellt werden. presskräfte.
18 Fahrwerk 537

• Wartung und Belagwechsel einfach. zylindersind durch Kanäle verbunden. Oben am Ge-
• Selbsttätige Nachstellung des Lüftspiels. häuse sitzt das EntlüfterventiL
• Stärkere Erwärmung der Bremsflüssigkeit, da Be- Beim Bremsen drücken die Kolben die Bremszylin-
läge dicht am Bremskolben anliegen. Gefahr der der gegen die Bremsbeläge. Diese werden dadurch
Dampfblasenbildung . beiderseits gegen die Bremsscheibe gedrückt.
• Gute Selbstreinigung durch die Fliehkraft.
• Verbesserung der Wärmeabfuhr durch Innenbe- Dichtring
lüftung der Bremsscheiben.
• Geringe Neigung zu Fading bei gelochten oder ge-
schlitzten Bremsscheiben.
• Feststellbremse aufwendig.

Bauarten
Festsattei-Scheibenbremse. Meist werden Zwei-
und Vierzylinder-Festsattelscheibenbremsen (Bild 1)
verwendet.

Haltestift
Festsattel Bremsbelag Bremsstellung Lösestellung

Spreizfeder
(Kreuzfeder)
Bild 2: Kolbenrückstellung
Dichtring
Kolbenrückstellung (Bild 2)
in einer Nut im Bremszylinder befindet sich ein
rechteckiger Gummidichtring, der den Kolben ab-
dichtet. Der Innendurchmesser des Dichtrings ist et-
Kolben was kleiner als der Kolbendurchmesser. Er umfasst
daher den Kolben mit Verspann ung .
Bei der Bremsbewegung des Kolbens wird der Dicht-
ring durch seine Haftreibung und die Kolbenbewe-
gung elastisch verformt. Beim Abfall des Druckes in
der Bremsflüssigkeit geht der Dichtring wieder in sei-
ne Ausgangsform bzw. -Stellung zurück. Hierdurch
wird auch der Kolben um das Lüttspiel von etwa
0,15 mm zurückgenommen und die Bremsscheibe
wird frei. Dies ist nur bei vollständigem Druckabba u
Spreiz- im Leitungssystem und Leichtgängigkeit der Kolben
feder und Beläge möglich.
Spreizfeder. Sie legt die Bremsbeläge an die Kolben
an und vermeidet damit ein Schlagen und Klappern .....
derBeläge. ....

Faustsattel-Scheibenbremse (Bild 1, Seite 538)


Sie besteht aus zwei Hauptbauteilen, dem Halter
und dem Gehäuse oder Faustsattel und hat folgende
Bremsscheibe Merkmale:
4-Zylinder mit Boh rung en
• Geringes Gewicht.
Bild 1: Festsattel-Scheibenbremse • Kleine Baugröße.
• Gute W ärmeableitung.
Der feststehende Träg er der Bremszylinder (Fest-
sattel) ist mit der Radaufhängung verschraubt. Er • Große Belagflächen.
greift zangenförmig um die Bremsscheibe herum. Er • Geringerer Platzbedarf.
besteht aus einem zweiteiligen Gehäuse. J edes Ge- • Geringe Neigung zu r Dampfblasenbildung, da nur
häuseteil enthält Bremszylinder, die sich paarweise ein bzw. zwei Bremszylinder auf der Halterseite.
gegenüberliegen. Sie enthalten die Bremskolben mit • Wartungsfreie Gehäuseführungen, daher unemp-
Dichtring, Schutzkappe und Klemmring. Die Brems- findlich gegen Schmutz und Korrosion.
538 18 Fahrwerk

Halter. Er ist an der Radaufhängung befestigt. ln ihm Bei der Zahnführung stützt sich der innere Belag
wird das Gehäuse geführt. Man verwendet Faustsat- direkt am Halter, der äußere am Gehäuse gegen die
tel-Scheibenbremsen m it unterschiedlichen Führun- Umfangskraft ab.
gen, wie z. 8. Bei der Bolzenführung stützen sich beide Bremsbe-
• Zahnführung läge am Gehäuse ab. Beim Lösen der Bremse sorgt
• Bolzenführung die Rückstellkraft des Dichtrings mit Unterstützung
• Bolzen- und Zahnführung kombiniert durch die Spreizfeder für die Wiederherstellung des
Lüftspiels.
• Bolzenführung m it aufklappbarem Faustsattel

Bolzen-
fü hrung

Brems-
beläge
Kolben Schutz-
kappe
Spreiz-
feder
Dichtring

Halte-
stift Schutzkappet
Faltenbalg Halter

Bild 1: Faustsattel-Scheibenbremse mit Zahnführung Bild 2: Faustsattel-Scheibenbremse mit Bolzenführung

Faustsattel-Scheibenbremse mit Zahnführung Bremsscheibe


(Bild 1) Sie ist meist topfförmig gestaltet und besteht aus
Halter. Er hat an beiden Seiten je zwei Zähne. Gusseisen, Temperguss oder Stahlguss. Bei Sport-
fahrzeugen auch aus kohlefaserverstärkten oder Ke-
Gehäuse. Es ist mit seinen zwei halbrunden Nuten in ramik-Carbon-Verbundwerkstoffen (Bild 3).
der Zahnführung des Halters verschiebbar gelagert.
Führungsfeder. Sie drückt das Gehäuse an die Zäh-
ne des Halters, damit keine Klappergeräusche ent-
stehen .

• Faustsattel-Scheibenbremse mit Bolzenfüh-


rung (Bild 2)
Bei ihr sind auf der Zylinderseite des Halters zwei
Führungsbolzen am Gehäuse angeschraubt. Der
Halter hat zwei Bohrungen, die Gleiteinsätze aus z.B .
Teflon enthalten. in diesen Bohrungen ist das Gehäu-
se mit den Führungsbolzen verschiebbar gelagert. 6-Zylinder
Festsattel
Bremsvorgang. Der Kolben im Gehäuse drückt den
inneren Bremsbelag nach Überwindung des Lütt-
spiels gegen die Bremsscheibe. Durch die Reaktions- Bild 3: Innenbelüftete Bremsscheibe aus Keramik
kraft wird das Gehäuse darauf in entgegengesetzter
Richtung verschoben. Nach Überwindung des wei- Innenbelüftete Bremsscheiben. Sie werden bei ho-
teren Lüttspiels wird jetzt auch der äußere Bremsbe- her Beanspruchung eingesetzt. Sie enthalten radial
lag gegen die Bremsscheibe gepresst. Seide Brems- angeordnete Luftkanäle, die so gestaltet sind, dass
beläge befinden sich im Gehäuseschacht. bei der Drehung eine Ventilatorwirkung entsteht.
18 Fahrwerk 539

Man erreicht damit eine bessere Kühlwirkung . Teil- stellbremse wird mechanisch über einen Bowden-
weise enthält die Bremsfläche auch noch Bohrun- zug betätigt. Hierbei drückt der vom Exzenter des
gen und evtl. auch ovale Nuten . Dadurch wird beim Handbremshebels betätigte Druckstößel auf die
Bremsen mit nassen Scheiben eine schnellere Ab- Druckstange. Die Druckstange stützt sich über die
fuhr des Wassers erreicht. Die Bremsen sprechen Nachstellvorrichtung auf dem Bremskolben ab und
gleichmäßig an, die Fadinggefahr ist gering . Die erzielt so die Bremswirkung . Der Belagverschleiß
Bohrungen bringen gleichzeitig noch eine Gewichts- wird durch die Nachstellvorrichtung ausgeglichen .
erleichterung . Diese dreht sich mit zunehmendem Verschleiß auf
der Spindel Richtung Bremskolben .
18.10.7 Bremsbeläge
Arbeitsregeln
Der Reibwe rkstoff erzeugt durch die Bremskraft • Beim Wechseln der Bremsbeläge ist der Kolben
eine große Reibung mit der Bremsscheibe oder durch ein Spezialwerkzeug zurückzudrehen .
-t rommel. Hierdurch wird die Bewegungsenergie
• Der Gebrauch einer Kolbenrücksetzzange führt
des Fahrzeugs in Wärme umgewandelt. Bei Trom-
zur Zerstörung der Nachstellvorrichtung und
melbremsen wird er auf die Bremsbacke aufgenie- ist deshalb verboten .
t et oder aufgeklebt. Bei Scheibenbremsen ist er mit
dem Belagträger aus Stahl verklebt. Elektromechanische Parkbremse (EPB)
Für die Verschleißanzeige werden elektrische Kon- Bei diesen Systemen wird die Feststellbremse
takte ve rwendet. elektrisch betätigt. Man unterscheidet Faustsattel-
Anforderungen an den Reibbelag: feststellbremsen mit angeflanschten Elektromoto-
• Große Warmfestigkeit, mechanische Festigkeit ren und elektromechanisch betätigte Aktoren. Die
und hohe Standzeit, leiser mechanische Betätigung der Feststellbremse wird
• gleichbleibende hohe Reibungszahl auch bei hö- durch einen Schalter ersetzt. Man unterscheidet:
heren Temperaturen und Gleitgeschwindigkeiten Elektromechanische Feststellbremse (Bild 2). Das
• unempfindlich gegen Wasser und Schmutz vom Elektromotor erzeugte Drehmoment wird über
• kein Verglasen bei hoher thermischer Belastung einen Zahnriemen (i = 3) und durch ein Planeten-
(bis 800 °C), gute Wärmeleitung. oder Taumelscheibengetriebe (i =50) verstärkt. Die
Kraft wirkt über Spindel und Druckmutter auf den
Materialmischungen für Bremsbeläge:
Bremskolben und erzeugt die Reibkraft an den Belä-
• Organic. Glas- u. Karbonfasern, Füllstoffe, Harz. gen. Liegen die Beläge mit ausreichender Spannkraft
• Low-Metallic. Organische Stoffe, 10-30 % Metall. an, wird der Motor abgeschaltet. Das System erkennt
• Semi-Metallic. 30-65 % Metall, Graphit, Füllstoffe, dies über die Stromaufnahme von z.B. lmax = 16 A.
Bindemittel. Durch die große Übersetzung (i = 150) ergibt sich
• Ceramic. Keramikfasern, Füllstoffe, Bindemittel. im unbestromten Zustand eine ausreichende Selbst-
hemmung . Zum Lösen der Feststellbremse wird der
18.10.8 Feststellbremssysteme Motor mit entgegengesetzter Polarität bestromt.

Je nach Bauart werden mechanische und elektro- Bremsbeläge Druckmutter Spind el Antrieb
El ektromotor
mechanische Systeme unterschieden. Sie wirken
hand-oder fußbetätigt auf die Trommel- oder Schei-
benbremsen der Hinterachse.
Kombinierter Faustsattel (Bild 1). Die Betätigung
der Betriebsbremse erfolgt hydraulisch. Die Fest-

Bremskolben Nachstellvorrichtung
Blech -
hülse
Planeten-
Exzenter Bremskolben getriebe

Bild 2: Elektromechanische Feststellbremse


Druck-
stößel
Elektromechanischer Aktor (Bild 1, Seite 540). Der
Aktor ist zentral zwischen den Rädern der Hinterach-
se angeordnet. Über Bowdenzüge wird die Feststell-
bremse der konventionellen Trommel- oder Schei-
benbremsen betätigt. ln stromlosem Zustand bleibt
Bild 1: Kombinierter Faustsattel der Aktor blockiert.
540 18 Fahrwerk

Parkbremssysteme ermöglichen zusätzlichen Kom-


fort und Sicherheitssysteme wie z.B. :
• Automatische Betätigung der elektrischen Park-
bremse beim Fahrzeugstopp.
• Hiliholderfunktion als Anfahrhilfe am Berg .
• Notbremsfunktion. Durch Betätigen des Schalters
kann eine Notbremsfunktion ausgelöst werden .
Der Druckaufbau erfolgt hierbei über das ESP.
Bild 1: Elektromechanischer Aktor • Erhöhung der Diebstahlsicherheit durch Koppe-
lung mit der Wegfahrsperre.
Um bei sich abkühlenden Bremsen eine gleichblei-
bende Bremswirkung zu erreichen, wird nach einer
Zeit von z.B. 5 min die EPB nachgespannt

18.10.9 Diagnose und Wartung an der hydraulischen Bremsanlage


Sichtprüfung. Überwachung des Bremsflüssigkeits- Hochdruckprüfung. Mit dem Pedalfeststeller wird
standes im Ausgleichsbehälter; Suche nach feuch- der Bremsdruck auf einen Wert zwischen 50 bar und
ten dunklen Flecken an Bremszylindern und Verbin- 100 bar gebracht. Dieser eingestellte Druck darf in-
dungsstellen und nach Korrosion an Bremsleitungen, nerhalb von 10 Minuten höchstens um 10 % abfal-
bzw. Zustand der Bremsschläuche (Scheuerstellen, len . Bei einem größeren Druckabfall ist eine Undicht-
Blasen, Marderbisse, Alter, Verdrehung). heit vorhanden.
Funktionsprüfung . Sie besteht aus Überprüfung des Füllen und Entlüften der Bremsanlage (Bild 3). Diese
Pedalwegs durch Betätigen der Betriebsbremsanla- Arbeiten können mit einem Füll- und Entlüftergerät
ge. Wird der Pedalweg langsam größer, so könnte von einer Person durchgeführt werden. Als Hilfsmit-
eine undichte Primärmanschette oder ein undichtes tel benötigt man einen Entlüfterstutzen und einen
Zentralventil die Ursache sein. Ist der Pedalweg zu durchsichtigen Entlüfterschlauch mit Auffangfla-
groß oder Druckaufbau nur durch Pumpen möglich , sche. Bei Fahrzeugen mit ABS Entlüftungsvorschrif-
so könnten Lufteinschlüsse oder zu große Lüttspiele ten beachten .
die Ursache sein .
Dichtheitsprüfungen (Bild 2). Man benötigt dazu ein
Druckprüfgerät und einen Pedalfeststeller. Vor den Füll - und
Prüfungen müssen die Bremsanlage und das mit Entlüftun gs-
gerät
Bremsflüssigkeit gefü llte Druckprüfgerät entlüftet
werden.
Niederdruckprüfung. Am Entlüftungsventil einer
Radbremse wird die Nieder-/Hochdruckmanometer-
Kombination des Druckprüfgerätes angeschlossen.
Ein Überdruck von 20 ba r wird kurzze itig erzeugt und


dann mit dem Pedalfeststeller auf 2 bis 5 bar redu-
ziert. Dieser Druck soll 5 Minuten gehalten werden.
Die gesamte Anlage muss dabei in Ruhe bleiben.
Fällt der Druck ab, so liegt eine Undichtheit vor.

Bild 3: Entlüften mit Gerät

Das Füll- und Entlüftergerät mit dem Entlüfterstutzen


am Ausgleichsbehälter anschließen und an einem
Entlüfterventil den Entlüfterschlauch der Auffang-
flasche aufstecken . Jetzt den Absperrhahn am Füll-
schlauch des Geräts und dann das Entlüfterventil
öffnen , bis neue klare Bremsflüssigkeit blasenfrei
ausströmt. Dann das Entlüfterventil schließen. Den
Vorgang an allen Entlüfterventilen wiederholen .
Zum Schluss den Absperrhahn schließen. Vor Ab-
bau des Entlüfterstutzens ein Entlüfterventil kurz öff-
Bild 2: Dichtheitsprüfung nen und den Druck ablassen.
18 Fahrwerk 541

Arbeiten an den Radbremsen


Bremstrommeln und Bremsscheiben. Sie müssen
bei einer Kontrolle der Bremsen auf Riefen, Unrund-
heit oder Schlag untersucht werden. Bremsscheiben
mit zu großem Seitenschlag müssen erneuert wer-
den. Die Scheibenbremsbeläge, der Schwimm- und
der Faustsattel müssen leichtgängig sein. Unrunde
oder mit Riefen versehene Bremstrommeln sowie
Bremsscheiben müssen aus- bzw. abgedreht wer-
den. Das maximale Ausdrehmaß bzw. die minima-
le Scheibenstärke ist zu beachten, gegebenenfalls
sind die Bremsscheiben bzw. Bremstrommeln durch
neue zu ersetzen. Bremstrommeln oder Bremsschei-
ben mit Rissen bzw. beschädigte Bremssättel sind zu
tauschen.
Bremsbeläge. Sie sind auf ihre Stärke und Verölung
zu prüfen und gegebenenfalls zu wechseln.

Bremsenprüfung
Die Überprüfungen der Bremsen erfolgt meist auf
Bild 1: Rollenbremsenprüfstand
Bremsenprüfständen.
Für jedes Rad werden gemessen:
• Bremskraft den jeweils gemeinsam angetrieben. Die dritte Rolle
• Rollwiderstand ist eine Tastrolle. Sie schaltet automatisch den Prüf-
• Schwankung der Bremskraft z.B. bei unrunder stand und den Blockierschutz. Gemessen wird an
Trommel jedem Rad die Bremskraft (Umfangskraft).
• Eintritt der Blockierneigung Bestimmt wird meist die Abbremsung z in Prozent
Rollenbremsenprüfstand (Bild 1). Er hat zwei gleiche (siehe Seite 529). Der Bremskraftunterschied (bei
Rollensätze, damit auf ihm die Bremsen der beiden BBA) an einer Achse darf nicht mehr als 25 % betra-
Räder einer Achse gleichzeitig geprüft w erden kön- gen. Bei Kraftfahrzeugen mit permanentem Allrad-
nen. Diese treiben jeweils ein abgebremstes Rad bei antrieb und v ariabler Motormomentenverteilung
der Prüfung an. Die Antriebsrollen einer Seite wer- müssen spezielle Prüfhinweise beachtet werden.

WERKSTADHINWEISE
• Bei jeder Kontrolle Flüssigkeitsstand im Aus- • Die Bremsflüssigkeit nach Firmenvorschrift er-
gleichsbehälter prüfen. Bei Scheibenbremsen neuern, z. B. jährlich.
kann der abgesunkene Flüssigkeitsstand ein • Abgelassene Bremsflüssigkeit nicht mehr ver-
Merkmal für starken Belagverschleiß sein. wenden; in gekennzeichnetem Behälter lagern
• Die Dicke der Trommelbremsbeläge kann an und durch Entsorgungs- oder Wiederaufberei-
Schaulöchern kontrolliert werden. tungsfirma beseitigen lassen.
• Zur Kontrolle der Bremstrommel diese abzie- • Fette, Öle von den Bremsenteilen fernhalten.
hen; dabei die Bremse von Abtrieb reinigen. • Zum Nachfüllen nur die vorgeschriebene
Den Abrieb absaugen, nicht ausblasen. Bremsflüssigkeit verwenden.
• Die Erneuerung von Bremsbelägen muss an • Zum Reinigen nur Bremsenreiniger, evtl. Alko-
den Bremsen einer Achse gleichzeitig erfolgen. hol (Spiritus) verwenden.

WIEDERHOLUNGSFRAGEN 6 Beschreiben Sie den Bremsvorgang bei der Faust-


1 Welche Eigenschaften haben Scheibenbremsen? sattel-Scheibenbremse.
7 Welche Anforderungen werden an Bremsbeläge
2 Wie ist eine Festsattel-Scheibenbremse aufgebaut? gestellt.
3 Wie stellt sich bei Scheibenbremsen das Lüttspiel 8 Welche Prüfungen werden an der hydraulischen
ein? Bremse durchgeführt?
9 Wie kann das Füllen und Entlüften der hydrauli-
4 Welche Faustsattel-Scheibenbremsen unterscheidet schen Bremse erfolgen?
man nach der Sattelführung?
10 Welche Messungen ermöglicht der Rollenbrem-
5 Wie wird die Abbremsung ermittelt? senprüfstand?
542 18 Fahrwerk

18.10.10 Hilfskraftbremse tilkolben zusammengedrückt und das Außenluft-


ventil geöffnet. Die in der Arbeitskammer entste-
Zur Erzeugung der Hilfskraft (Servokraft) wird hende Druckdifferenz zur Unterdruckkammer wi rkt
dem Hauptzylinder der hydraulischen Bremse als Verstärkerkraft auf den Arbeitskolben. Dieser
ein Unterdruck- oder ein hydraulischer Brems- wird mit Steuergehäuse und Druckstange so lange
kraftverstärker vo rg esch a ltet. vorgeschoben, bis die vom Hauptzylinder wi rken-
de Reaktionskraft gleich groß ist. Bei stillstehender
Druckstange dehnt sich nun die Reaktionsscheibe
Unterdruck-Bremskraftverstärker wieder aus und drückt auf den Ventilkolben. Dadurch
Bei Fahrzeugen mit Ottomotor kann der Unterdruck schließt das AußenluftventiL Die Verstärkerkraft auf
in der Regel dem Ansaugrohr entnommen werden. Arbeitskolben und Druckstange bleibt konstant.
Die geringe Druckdifferenz zwischen Luftdruck und
Saugrohrdruck von etwa 0,8 bar erfordert große Flä-
chen des Arbeitskolbens, um die Druckstangenkraft
bis z.B. auf das 4-fache zu verstärken.
Bei Dieselmotoren wird die Druckdifferenz durch eine
vom Motor angetriebene Vakuumpumpe erzeugt.

Unterdruck- Kolbenrü ckha lteder Rollmembra n


anschluss

zum

0 Unterdruck

Druck- --t9~Jt~~~~:li;:::::5ii~ D v erminderter


st ange Luftdruck
Reakti o ns- D Luftdruck
scheibe

Bild 2: Teilbremsstellung
Unterdruck-
kammer
Vollbremsung (Bild 3). Bei voller Pedalkraft wird
Arbeitsdruckkammer ventil 0 Unterdruck durch die Kolbenstange und die Gegenkraft von der
Ruhestellung 0 Luftdruck Druckstange die Reaktionsscheibe dauernd zusam-
menged rückt, wodurch das Außenluftventil stän-
Bild 1: Unterdruck-Bremskraftverstärker
dig geöffnet bleibt. Es herrscht die größtmögliche
Druckdifferenz (f.. p = 0,8 bar) zwischen beiden Kam-
Aufbau (Bild 1). Der Hauptzylinder ist meist an das
m ern und damit wirkt die größte Verstärkerkraft auf
Verstärkergehäuse angeflanscht. Der Arbeitskolben
Arbeitsko lben und Druckstange.
unterteilt das Gehäuse in Unterdruckkammer und
Arbeitskammer. Die Arbeitskammer wird wechsel-


weise über ein Unterdruck- und Außenluftventil mit
der Außenluft oder mit der Unterdruckkammer ver-
bunden. Das Doppelventil wird vom Bremspedal
über die Kolbenstange betätigt. Diese drückt auch
über Ventilko lben und Reaktio nsscheibe aus Gum mi
auf die Druckstange des Hauptzylinders. Auf sie wirkt
auch der Arbeitskolben mit seiner Verstärkerkraft.

Wirkungsweise
Lösestellung (Bild 1). Das Außenluftventil ist ge-
schlossen, die Arbeitskammer ist über das geöffnete
Unterdruckventil m it der Unterdruckkammer v er-
bunden. Beiderseits des Arbeitskolbens herrscht so-
mit der gleiche Druck v on etwa P abs = 0,2 bar. 0 Unterdruck
Teilbremsstellung (Bild 2). Beim Bremsen wird die D Luftdruck
Druckstange vorgeschoben, das Unterdruckventil
geschlossen. Die Reaktionsscheibe wird vom Ven- Bild 3: Vollbremsstellung
18 Fahrwerk 543

Hydraulischer Bremskraftverstärker (Bild 2) Pneumatischer Bremskraftverstärker


Die Anlage (Bild 1) besteht aus der Hochdrucköl- Bei Fahrzeugen mit kombinierter Druckluft-Hyd-
pumpe der Servolenkung, dem Hydrospeicher, dem raulik-Bremsanlage können pneumatische Brems-
druckgesteuerten Ölstromregler und dem hydraul i- kraftverstärker (Bild 3) verbaut werden . Durch den
schen Bremskraftverstärker mit Tandem-Hauptzylin- Arbeitsdruck von etwa 7 bar lassen sich große Ver-
der sowie dem Ölvorratsbehälter. stärkungskräfte bei kleiner Baugröße realis ieren.

Teilbrems- Vorrat z.B. 7 ba r Einl assv entil Ausl ass-


stellung ve ntil
Arb eits-
ko lben

Arb eits-
kamm er
Belüftun g z.B. 3 ba r

Bild 3: Pneumatischer Bremskraftverstärker

Bild 1: Hydraulische Bremskraftverstärkeranlage


Funktion. Beim Betätigen der Bremse wird der Ven-
tilstößel durch die Kolbenstange verschoben. Der
Ventilstößel trifft auf den Ventilteller und verschließt
Wirkungsweise
so das Auslassventil. Gleichzeitig wird der Ventiltel-
Die Hochdruckölpumpe fördert Öl in den Hydro-
ler angehoben und somit das Einlassventil geöffnet.
speicher. Das Öl presst darin den Stickstoff über Der Vorratsdruck strömt in die Arbeitskammer und
eine Membran zusammen und lädt den Speicher bewirkt am Arbeitskolben eine Verstärkungskraft.
mit einem Druck von bis zu 150 bar. Der Bremskraft- Der sich verschiebende Arbeitskolben schließt das
verstärker und der Druckölraum des Hydrospeichers Einlassventil wieder. Hierdurch wird eine stufenlose
sind durch eine Leitung verbunden . Verstärkungskraft in Abhängigkeit von der Pedalkraft
erreicht. Bei nachlassender Pedalkraft verschließt
Bremsstellung. Beim Betätigen der Bremse wird der der Ventilstößel das Einlassventil und öffnet das
Steuerkolben (Bild 2) des Bremskraftverstärkers ver- Auslassventil. Der Druck in der Arbeitskammer ent-
schoben . Er verschließt die Rücklaufbohrung und weicht und der Arbeitskolben wird durch die Rück-
gibt die Zulaufbohrung frei. Der Arbeitsraum wird stellteder in die Ausgangslage zurückgeschoben .
mit Drucköl beaufschlagt und erzeugt dadurch am
Arbeitskolben eine Hilfskraft. Der sich verschieben-
de Arbeitskolben verschließt die Zulaufbohrung und
ermöglicht so eine stufenlose Verstärkung in Abhän-
gigkeit von der Pedalkraft. 18.10.11 Bremskraftverteilung
Die beim Bremsen eintretende Achslastverschie-
lösestellung. Bei nachlassender Pedalkraft ver- bung hängt ab von der Größe der Bremsverzöge-
schließt der Steuerkolben die Zulaufbohrung und rung , der Belastung, der Verteilung der Last auf dem
gibt die Rücklaufboh rung frei . Die Hydraul ikflüssig- Fahrzeug und der Höhe seines Schwerpunktes. Beim
keit kann zum Vorratsbehälter zurückströmen . Die Bremsen bei gerader Fahrt werden die Vorderräder
Rückstellfeder drückt den Arbeitskolben in die Aus- belastet und die Hinterräder entlastet. Beim Brem-
gangslage. Bei Ausfall des Motors ist noch Drucköl sen in der Kurve werden die kurvenäußeren Räder
für etwa 10 Bremsungen gespeichert. zusätzlich belastet. Die Bremsen sind meist so aus-
gelegt, dass sich für die mittlere Verzögerung und
Löse· zum vom die mittlere Belastung das beste Verhalten beim
stellung /). Vo rrats- n Hydro - Rückl auf - Zulauf-
li behälter V speieh er bohrung bohrung Bremsen ergibt. Bei starkem Bremsen können aber
die Hinterräder blockieren und das Fahrzeug schleu-
dern. Diese Gefahr beseitigen Bremsdruckminderer,
die bei Kfz ohne ABS verwendet werden.

Bremsdruckminderer (Bild 1, Seite 544}. Er steuert in


der Bremsleitung den Bremsdruck der Hinterräder.
zum
Hauptzy linder Arb eitskolben Steuerkolb en sta nge
Sie werden ab einem bestimmten Umschaltdruck
nur noch mit vermindert ansteigendem Druck ab-
Bild 2: Hydraulischer Bremskraftverstärker gebremst.
544 18 Fahrwerk

Druckverlauf im Bremssystem ohne Bremsdruckre- - 50 %). Im Winter können bei Nässe und Frost Bau-
gelung. Die blaue Linie zeigt den Verlauf der Brems- teile der Kraftübertragung unter Umständen festfrie-
drücke bei einem realen Bremsvorgang . An der Vor- ren.
der- und Hinterachse wirkt bis zum Umschaltpunkt
Bremsseile. Es sind Stahlseile, die über Rollen in
(z.B. 40 bar) der gleiche Bremsdruck. Ab dem Um-
Rohren oder Metallschläuchen (Bowdenzüge) ge-
schaltpunkt wird der weitere Anstieg des Brems-
führt werden. Zur Verringerung der Reibung und
drucks an der Hinterachse gemindert. Ein Blockieren
zum Schutz vor Vereisung und Korrosion sind die-
der Hinterachse wird verhindert.
se mit Kunststoff überzogen. Zum Einstellen der
Eine optimale Abbremsung ergibt sich, wenn der Bremsseile sind Spannschrauben angebracht.
Bremsdruck an der Hinterachse am Beginn der
Bremsausgleich (Bild 3). Er w ird benötigt, damit an
Bremsung stärker ansteigt als an der Vorderachse.
den Rädern einer Achse die g leichen Kräfte wirken.
Im Bild 1 wird dies für ein beladenes und unbelade-
nes Fahrzeug gezeigt. Im beladenen Zustand sind
Au sg leichhebel
die Radaufstandskräfte größer und ermöglichen
dadurch auch stärkere Bremskräfte, die durch die
höheren Bremsdrücke in den Radbremszylindern er-
zeugt werden.

r;:::=;;;=:::::j=*HA ~~~ 5~nter-


Schnüffelventil <(
.__.--...._n..w = Stufenkolben I Bild 3: Bremsausgleich
HZ vo m Haupt· -tl:J
zy linder .;; Auflaufbremse (Bild 4). Sie wird bei Anh ängern
"'Q)
E verwendet. Beim Abbremsen des Zugfahrzeugs
0; IL__ _ _ _ _ _ __
läuft der Anhänger auf das Zugfahrzeug auf. Durch
Bremsdruck VA - die Schubkraft des Anhängers wird die Zugstange
mit einer Druckfeder zusammengedrückt. Die entste-
Bild 1: Bremsdruckminderer hende Bewegung wirkt über einen Umlenkhebel und
einen Seilzug auf ein Spreizschloss, das eine Spann-
Lastabhängiger Bremsdruckminderer (Bild 2).
kraft an der Bremse erzeugt.
Er wirkt wie der normale Bremsdruckminderer,
jedoch wird ab dem Umschaltpunkt in Abhängigkeit Umlenkhebel Rad
von der Belastung und der Achslastverlagerung der Trommelbremse
Bremsdruck beim Bremsen gesteuert.
Durch die lastabhängige Verschiebung des Um-
schaltdruckes passt sich der Bremsdruck innerhalb
des Regelbereiches immer an den idealen Druck an.


<(
I Bild 4: Auflaufbremse
-"
":J
.;;
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
E
~ 1 Welche Arten von Bremskraftverstärkern verwen-
CD 1<--------- det man bei hydraulischen Bremsen?
Brem sd ruck VA -
2 Welche Druckdifferenz wird beim Unterdruck-
Bild 2: Lastabhängiger Bremsdruckminderer Bremskraftverstärker genutzt?
3 Wie wirkt der Unterdruck-Bremskraftverstärker
bei einer Vollbremsung?
18.10.12 Mechanisch betätigte Bremse 4 Aus welchen Bauteilen besteht die Anlage eines
Mechanisch betätigte Bremsen w erden m eist nur hydraulischen Bremskraftverstärkers?
noch als Feststellbremse in Fahrzeugen mit hyd- 5 Was versteht man unter dynamischer Achslast-
raulischer Betriebsbremsanlage sowie als Betriebs- verschiebung beim Bremsen?
bremse in Kleinkrafträdern und Einachsanhängern 6 Welche grundsätzlichen Arten von Bremsdruck-
verwendet. minderem werden verwendet?
Der Wirkungsgrad der mechanischen Kraftübertra- 7 Wie wirkt der Bremsdruckminderer?
gung ist gering (je nach Wartungszustand nur noch
18 Fahrwerk 545

18.10.13 Grundlagen elektronischer


Fahrwerk-Begelsysteme

Elektronische Regelsysteme sollen ein siche-


res Führen eines Kraftfahrzeugs beim Bremsen,
Beschleunigen und Lenken gewährleisten.

Folgende Regelsysteme finden Anwendung:


• ABS (Anti-Blockier-System). verhindert Blockieren
der Räder beim Bremsen .
• BAS (Brems-Assistent). erkennt Notsituationen
und bewirkt kürzere Bremswege.
• SBC (Sensotronic Brake CentrolL verkürzt Brems- größte übertragbare r-- - - - Normalkraft FN
Kraft am Reifen FRes (Belastung des Reifens)
wege und erhöht die Fahrstabilität beim Bremsen
in Kurven.
Bild 1: Kräfte am Rad, Kamm'scher Reibkreis
• ASR bzw. ASC (Antriebs-Schlupf-Regelung).
ESD (Elektronisches Sperrdifferenzial), verhindert Kamm'scher Reibkreis (Bild 1). Die größte auf die
Durchdrehen der Räder beim Anfahren und Be- Straße übertragbare Kraft (Fmax = FN · J.iH) wird als
schleunigen. Kreis dargestellt. Für einen stabilen Fahrzustand
muss die Resultierende FRes aus Umfangskraft Fu
• FDR (Fahr-Dynamik-Regelung wie ESP bzw. DSC). und Seitenführungskraft Fs innerhalb des Kreises
verhindert Schleudern des Fahrzeugs. liegen und somit kleiner als Fm ax sein.

Jede Bewegung oder Bewegungsänderung des Erreicht die Umfangskraft Fu durch durchdrehende
Fahrzeugs lässt sich nur über Kräfte am Reifen er- oder blockierende Räder ihr Maximum, kann kei-
reichen. Dies sind : ne Seitenführungskraft Fs übertragen werden . Das
• Umfangskraft als Antriebs- bzw. Bremskraft. Sie Fahrzeug ist dann nicht mehr lenkbar.
wirkt in Längsrichtung des Reifens. Ist bei einer Kurvenfahrt mit maximaler Kurvenge-
• Seitenkraft, z.B. durch die Lenkung oder äußere schwindigkeit die Seitenführungskraft Fs maximal,
Störeinflüsse wie Seitenwind. kann das Fahrzeug weder abgebremst noch be-
• Normalkraft durch Fahrzeuggewicht Sie wirkt schleunigt werden, da es sonst ausbrechen würde.
senkrecht zur Fahrbahnebene.
Schlupf (Bild 2). Während des Abrollens eines Rei-
Wie stark diese Kräfte wirken, hängt ab von Fahr- fens treten elastische Verformungen und Gleitvor-
bahnbelag, Reifenzustand/-typ und Witterungsein- gänge auf. Legt z.B. ein gebremstes Rad mit einem
flüssen . Abrollumfang von 2m nur einen Weg von 2,2 m wäh-
rend einer Umdrehung zurück, so beträgt der Weg-
Die mögliche Kraftübertragung zwischen Reifen und
unterschied zwischen Reifenumfang und Bremsweg
Fahrbahn wird durch die Reibungskraft bestimmt.
0,2 m . Dies entspricht einem Schlupf von 10 %.
Nur bei Haftreibung zwischen Reifen und Fahrbahn
können Kräfte optimal übertragen werden . Die elekt- Blockiert ein Rad oder dreht es beim Antrieb durch,
ronischen Regelsysteme nützen die Haftreibung op- so beträgt der Schlupf 100 %.
timal aus.
Eine schlupflose Kraftübertragung zwischen Rei-
Die Umfangskraft wird über die Haftreibung als fen und Fahrbahn ist nicht möglich, da der Reifen
Antriebs- (FA) oder Bremskraft (F8) auf die Fahrbahn nicht mit der Fahrbahn verzahnt ist und beim An-
übertragen. trieb oder Bremsen immer etwas gleitet.
Ihre Größe ist gleich der Normalkraft FN mal der
Haftreibungszahl J.lH (J.lEis = 0,1 bis J.lTrocken = 0,9) . Fahrzeug-
Antriebs-, Bremskraft geschwindigkeit

I
FA. 8
FN Normalkraft Schlupf 0,2 m = 10%
J.iH Haftreibungszahl
Fahrbahn

Die Haftreibungszahl J.lH (Kraftschlussbeiwert) wird Abrollumfang =2m


bestimmt durch:
Weg bei 1 Umdrehung= 2,20 m
• Materialpaarung, Reifen und Fahrbahn
• Auftretende Witterungseinflüsse Bild 2: Schlupf am gebremsten Rad
546 18 Fahrwerk

Zusammenhang von Kräften am Rad und ABS-Systeme haben folgende Eigenschaften:


Schlupf • Seitenführungskräfte und Fahrstabilität bleiben
Der Zusammenhang zwischen Antriebs-, Brems-, erhalten, wodurch die Schleudergefahr verringert
Seitenführungskraft und Schlupf bei Geradeaus- wird.
fahrt wird in Bild 1 vereinfacht dargestellt. Schon • Fahrzeug bleibt lenkbar, dadurch kann man Hin-
bei geringen Schlupfwerten steigt die Bremskraft dernissen ausweichen.
bis zu ihrem Höchstwert steil an. Danach fällt sie bei • Erreichen eines optimalen Bremsweges auf nor-
weiter steigenden Schlupfwerten wieder etwas ab. malen Straßen (kein Schotter, Schnee).
Verlauf und Höchstwert der Antriebs- bzw. Brems-
• " Bremsplatten" an den Reifen werden verhindert,
kraftkurve hängen vom Reibwert des Reifens auf der
da kein Rad blockiert.
Fahrbahn ab. Der Höchstwert liegt zwischen 8 % bis
35 % Schlupf. Man nennt den ersten Bereich der Kur- Antiblockiersysteme. Sie können nach Zahl der Re-
ve den stabilen Bereich, weil das Rad fahrstabil und gelkanäle bzw. Sensoren, und nach Art der Rege-
lenkbar bleibt. Hier hat das Rad die beste Kraftüber- lung unterschieden werden in
tragung. Elektronische Regelsysteme arbeiten des-
halb in diesem Regelbereich. Bei größeren Schlupf- 4-Kanai-System mit 4 Sensoren und X (diagonal)
werten nimmt die Seitenführungskraft stark ab, das oder II (schwarz-weiß, TT) Bremskreisaufteilung . Je-
Fahrzeug ist nicht mehr lenkbar und das Fahrver- des Rad wird einzeln (individuell) angesteuert.
halten wird instabil. Die Regelsysteme im Fahrzeug 3-Kanai-System mit 3 oder 4 Sensoren und X (dia-
verhindern, dass der stabile Bereich verlassen wird. gonal ) Bremskreisaufteilung. Hier werden die Vor-
derräder einzeln (individuell), die Hinterräder immer
stabil instabil
t Antriebs- bzw. Bre mskrah
gemeinsam geregelt.
Individualregelung (IR). Hier wird bei jedem Rad der
ASS-Arbeitsbereich
größtmögliche Bremsdruck eingeregelt. Die Brems-
kraft wird hierdurch maximal. Da die Räder einer
Achse aber unterschiedlich stark gebremst werden
können, z.B. durch eine einseitig vereiste Fahrbahn,
entsteht ein Drehmoment des Fahrzeugs um die
Hochachse (Giermoment).
35 50 % 100
Sch lu p f - -
Select-low-Regelung (SLR). Bei SLR bestimmt das
Bild 1: Kräfte am Rad in Abhängigkeit vom Schlupf Rad mit der geringeren Bodenhaftung den gemein-
samen Bremsdruck einer Achse. Das Giermoment
beim Bremsen auf Fahrbahnen mit unterschiedlicher
18.10.14 Anti-Blockier-System (ABS) Bodenhaftung wird geringer, da die Bremskräfte der
Hinterräder etwa gleich sind.
Anti-Blockier-Systeme (ABS), auch Automatische-
Biockier-Verhinderer (ABV) genannt, werden in hyd-
Vorderräder werden meist individuell, Hinterrä-
raulischen Bremsanlagen und Druckluftbremsanla-
der häufig nach dem Select-low-Prinzip geregelt.
gen zur Bremskraftregelung verwendet.

• ABS-Systeme regeln beim Bremsen den Brems-


druck eines Rades entsprechend seiner Haftfä-
higkeit auf der Fahrbahn so, dass ein Blockieren
des Rades verhindert wird.
Nur rollende Räder sind lenkbar und können Sei-
tenführungskräfte übertragen.
Wirkungsweise
Die meisten Bremsvorgänge spielen sich bei nur
geringem Schlupf ab. Das ABS ist dabei nicht wirk-
sam . Erst bei einer starken Bremsung, bei der größe-
rer Schlupf auftritt, wird der ASS-Regelkreis (Tabel-
le 1, Seite 547) aktiviert und das Blockieren der Räder
verhindert. Der Regelbereich des ABS liegt zwischen
Aufbau
8 % ... 35 % Schlupf. Unter ca. 6 km/h schaltet das
Ein ABS besteht aus folgenden Komponenten:
ABS generell ab, damit das Fahrzeug zum Stehen
• Radsensoren mit Impulsringen kommt.
• Elektronisches Steuerg erät
An jedem Rad läuft ein gezahnter Impulsring um,
• Hydroagg regat mit M agnetventilen
der durch Induktion in einem Drehzahlsenso r eine
Die M agnetventile w erden vo m elektronischen W echselspannung erzeugt. Die Frequenz der Wech-
Steuergerät in drei Regelphasen Druckaufbau, selspannung ist ein Maß für die RaddrehzahL Daraus
Druckhalten und Druckabbau geschaltet. Sie verhin- ermittelt das Steuergerät die Beschleunigung oder
dern ein Blockieren der Räder. Verzögerung an jedem Rad.
18 Fahrwerk 547

regeln prüfen
überwachen
f-----'=---1 rechnen warnen
D ASS-Elektron ik D ASS-Hydraul ik - Bremssyst em
Regler
Bild 1: ABS mit Rückförderung im geschlossenen Kreis
Fahrbahn räße)
(Schemadarstellung)

Regel- Reibpaarung von Reifen und Fahrbahn,


strecke Radaufstandskraft (Radlast) Elektronisches Steuergerät. Es verarbeitet die ein-
Stör- gehenden Signale der Sensoren und steuert die ent-
größen sprechenden Magnetventile an. Durch Eigendiag-
nose wird die Funktion des ASS-Systems ständig
überwacht.

Warnleuchte. Sie signalisiert beim Starten Funkti-


onsbereitschaft des ABS. Bei Ausfall der ASS-Re-
gelung leuchtet sie auf. Das Fahrzeug bleibt trotz-
dem voll bremsfähig, jedoch ohne ASS-Regelung.

Druckaufbau. Der im Hauptzylinder erzeugte Druck Hydroaggregat mit Rückförderpumpe. Es enthält


wird an die Radzylinder weitergeleitet. Magnetventile zur Steuerung, Niederdruckspeicher
für Bremsflüssigkeit und eine elektrisch angetriebe-
Druckhalten. Neigt ein Rad beim Bremsen zum ne Rückförderpumpe. Sie wird über ein Relais ange-
Blockieren und überschreitet einen vorgegebenen steuert und läuft während der ABS-Regelung immer
Schlupf, so wird dies vom Steuergerät erkannt. Es mit.
schaltet das Magnetventil des Rades auf Druckhal-
ten. Die Verbindung Hauptzylinder- Radzylinder ist Radsensoren (Drehzahlfühler) (Bild 2). Sie sitzen an
unterbrochen. Der Bremsdruck bleibt gleich. jedem Rad. Zu jedem Sensor gehört ein mit dem
Rad umlaufender Impulsring oder Magnetring. Es
Druckabbau. Nimmt der Schlupf und damit die werden passive oder aktive Drehzahlfühler verbaut.
Blockierneigung w eiter zu, so wird auf Druckabbau
geschaltet. Dabei wird eine Verbindung vom Rad- Passive Drehzahlfühler. Dies sind induktive Dreh-
zylinder über die Rückförderpumpe zum Hauptzylin- zahlsensoren. Sie werden passiv genannt, weil der
der hergestellt. Der Schlupf nimmt ab. Unterschrei- Sensor über keine Spannungsversorgung verfügt.
tet der Schlupf eine bestimmte Schwelle, so schaltet Je nach Fahrgeschwindigkeit liefert der Sensor ein
das Steuergerät das Magnetventil wieder auf Druck- Wechselspannungssignal zwischen 30 mV und etwa
aufbau. Der Regelzyklus wiederholt sich so lange 100 Volt (Bild 1 Seite 548). Die Information über die
(4 ... 10-mal pro Sekunde). wie die Brem se betätigt Drehzahl wi rd über die Frequenz des Spannungs-
wird. signals ermittelt. Induktive Drehzahlfühler kö nnen
durch eine Wid erstands- und Spannungsmessung
auf ihre Funktion überprüft werden.
ABS mit Rückförderung im geschlossenen Kreis
Bei Druckabbau wird Bremsflüssigkeit von einem
Druckspeicher aufgenommen. Die Rückförderpum-
pe pumpt sie gleichzeitig wieder in den jeweiligen
Hauptzylinder-Bremskreis zurück.
Aufbau (Bild 1). Bei diesem ABS ko mmen zum her-
kömmlichen Brem ssystem folg ende Komponenten
hinzu:
• Radsensoren • Elektronisches Steuergerät
• Hydroaggregat • Warnleuchte Bild 2: Induktiver Radsensor (Drehzahlfühler)
548 18 Fahrwerk

Hallsensoren mit erweitertem Funktionsumfang.


-t. * 'Div 5mstoiv;7 ~V/Oi~ Smstoi'fi,
Bei diesen Sensoren wird ein pulsweitenmodulier-
' I I

tes Stromsignal über zwei Anschlussleitungen zum


Steuergerät übertragen.
, ,~

"'' lf -' f' \WI IIVI \V i


1

Die Drehzahl ergibt sich aus der Frequenz des Sig-


Gutsignal bei Rad- Gutsignal bei Rad- nals.
drehzahl 60 U/min. drehzahl120 U/min.
Weitere Informationen wie Drehrichtung und Still-
Bild 1: Signalbildervon induktiven Drehzahlsensoren stand eines Rades sowie Eigendiagnose werden
über die veränderliche Pulsweite des Stromsignals
Aktive Drehzahlfühler. Dies sind Hallsensoren. Sie geliefert (Bild 4).
werden aktive Sensoren genannt, weil sie über eine
eigene Spannungsversorgung verfügen. Man unter- ~2V/oiv 0,5mS/Oiv ~2 V!Oiv O,Smstoiv
I

scheidet zwischen reinen Drehzahlfühlern, die dreh-


zahlabh ängig eine Rechteckspannung mit verän- I""' r=
derlicher Frequenz als Signalspannung liefern, und 0 0
Hallsensoren mit erweitertem Funktionsumfang.
Gutsignal 60 U/min. Gutsignal 60 U/min.
Multipolring. Dieser Ist magnetisch und abwech- Vorwärtsfahrt, Rückwärtsfahrt,
selnd mit Nord- und Südpolen versehen. Die Erzeu- Pulsweite 0,1 ms. Pulsweite 0,2 ms.
gung der Hallspannung erfolgt bei beiden Bauarten
durch einen z.B. im Radlager verbauten rotierenden ~2 V!Oiv O.S ms /Oiv ~2V!Oiv O,Sm&/Qiv
IJ:i1 ~
Multipolring. ""'""' I

0 0

Rad dreht Fehler, Rad steht, o. Sensor


Luftspalt zu groß, falsch montiert,
Pulsweite 0,3 ms. Pulsweite 1,4ms.

Bild 4: Signalbilder

Die Darstellung der Stromsignale kann mit einem


Oszilloskop erfolgen. Hierzu muss aber gemäß
Bild 5 ein Messwiderstand (Shunt) in die Plusleitung
des Sensors verbaut werden. Am Shunt fällt eine
Spannung ab, die dann am Oszilloskop dargestellt
Bild 2: Hallsensor mit erweitertem Funktionsumfang werden kann .
Der Spannungsabfall ist von der Größe des Shunt,
Werkstatthinweis z.B. 75 Q , abhängig.

Überprüfen der Multipolringe


- 12V +
Die Segmente der Multipolringe müssen vor dem

• p;j ~O"i
Einbau z.B. mittels einer Magnetkarte überprüft
werden. Beim Bruch eines Magneten entstehen
immer zwei neue Magnete. Dadurch kommt es
bei defekten Multipolringen zu fehlerhaften Sig-
nalen.
I Drehzahlfühlerl
Bild 5: Messschaltung zur Signaldarstellung

ln der Messzelle des Sensors befinden sich m ehrere


Hallelemente. Dadurch wird eine Drehrichtungser-
kennung möglich. Befinden sich zwei Hallelemente
gleichzeitig im Bereich z.B. ei nes Nordpoles (Bild 1,
Seite 549) so ergibt sich die Drehrichtung daraus,
w elches der beiden Elem ente zuerst eine veränderte
Intakter Bereich Hallspannung registriert. Dreht der Multipolring z.B.
nach rechts, so nimmt die Hallzelle 1 zuerst eine ver-
Bild 3: Radlager mit defektem Multipolring änderte Spannungaul
18 Fahrwerk 549

ABS mit Rückförderung im offenen Kreis und


2/2-Magnetventilen (Bild 3)
Bei einem Regelvorg ang fließt die überschüssige
Bremsflüssigkeit drucklos in den Ausgleichsbehälter
zurück. Die Hydraulikpumpe wird vom Steuergerät
über die Stellung des Pedalwegsensors geschaltet.
Sie pumpt das fehlende Volumen an Bremsflüssig-
keit aus dem Ausgleichsbehälter mit hohem Druck
wieder in den jeweiligen Bremskreis zurück und
Bild 1: Messzelle eines Hallsensors mit erweitertem bringt das Bremspedal dadurch in seine Ausgangs-
Funktionsumfang stellung. Dann wird die Pumpe abgeschaltet.
Aufbau
Wirkungsweise mit 2/2-Magnetventilen (Bild 2)
Das System besteht aus:
Bei diesem System ist das Hydroaggregat mit kleine-
• Elektronischem Steuergerät
ren, leichteren und schneller schaltenden 2/2-Mag-
• Radsensoren
netventilen ausgestattet. Jeder Regelkanal erfordert
• Betätigungseinh eit
jetzt ein Einlass- und ein Auslassventil.
• Hydraulik-Einheit
Das Steuergerät schaltet die Magnetventil e in den • Warnleuchte
Regelphasen wie folgt:
Elektronisches Steuergerät. Es bereitet die Sensor-
• Druckaufbau . Einlassventil (EV) geöffnet, Auslass- signale auf und gibt sie als Regelsignale weiter an
ventil (AV) geschlossen. die Magnetventile. Die Signale des Wegsensors
• Druckhalten. Seide Ventile geschlossen . steuern bei der ASS-Regelung die Hydraulikpumpe.
• Druckabbau. Einlassventil geschlossen und Aus- Fehler und Störungen werden vom Steuergerät er-
lassventil geöffnet. Die laufende Rückförderpum - kannt, das ABS ausgeschaltet und die ASS-Warn-
pe fördert die überschüssige Bremsflüssigkeit aus leuchte eingeschaltet.
dem Speicher zurück in den zugehörigen Brems-
kreis. Rückschlagventil

Tandem· Ausgleichs- Unterdruck·


Hauptzylinder behälter Bremskraft-
verstärker

HR

Einlassventil (EV)

Auslassventil (AV)

Auslassventil (AV) Bild 3: ABS mit offenem Kreis (Hydraulikschaltung)

Radsensoren. Sie sitzen an jedem Rad und übermit-


teln die RaddrehzahL
Betätigungseinheit. Sie besteht aus einem Unter-
Bild 2: ABS mit geschlossenem Kreis und druck-Bremskraftverstärker, in dem ein Pedalwegge-
2/2-Magnetventilen (Hydraulikschaltung) ber (Wegsensor) integriert ist und dem ASS-Tandem-
550 18 Fahrwerk

Hauptzylinder mit Ausgleichsbehälter. Der Pedal- die Kathode der Diode. Die Warnleuchte erlischt. Nun
wegsensor meldet die Stellung des Bremspedals an liegen die Magnetventile an Plus an.
das Steuergerät. Erkennt das Steuergerät Blockiergefahr VR, so legt
Hydraulik-Einheit. Sie enthält als Motor-Pumpen- es an Pin 28 Masse an . Das Motorrelais schaltet die
Aggregat eine zweikreisige elektrisch angetriebene Rückförderpumpe ein. VR kann jetzt durch Anlegen
Hydraulikpumpe und den Ventilblock. Dieser enthält von Masse an Pin 35 bzw. 37 in den Regelphasen
für jeden Regelkreis zwei 2/2-Magnetventile. Ein Ein- geschaltet werden.
lassventil (EV) und ein Auslassventil (AV) mit einem
parallel geschalteten Rückschlagventil. WERKSTATTHINWEISE
Wirkungsweise des Steuergerätes Überprüfen der elektrischen Anlage
Erkennt das Steuergerät eine Blockiertendenz, z.B. Sie kann erfolgen mit einem Spannungs- bzw.
am Rad vorne links, so schließt das Einlassventil Widerstandsmesser, einer Prüfdiode oder mit
und öffnet das Auslassventil. Die Bremsflüssigkeit einem speziellen Prüfgerät
fließt nun drucklos in den Ausgleichsbehälter zu-
rück. Beim Schalten auf Druckaufbau schließt das Vor Abziehen des Steckers vom Steuergerät
Auslassventil und das Einlassventil öffnet. Die im muss unbedingt die Zündung ausgeschaltet
Bremszylinder fehlende Bremsflüssigkeit wird vom werden .
Hauptzylinderkolben ergänzt. Der Hauptzylinderkol-
1. Prüfung. Spannungsversorgung Steuergerät:
ben und das Bremspedal verschieben sich dadurch
Zündung "Ein"; zwischen Pin 1 und Masse,
etwas. Der Wegsensor informiert das Steuergerät.
U> 10 V.
Dieses schaltet die Hydraulikpumpe ein . Sie pumpt
solange Flüssigkeit zurück, bis die ursprüngliche Pe- 2. Ventilrelais Funktion:
dalstellung wieder erreicht ist. Pin 27 an Masse, Zündung "Ein"; Schalten
am Relais erfühlen, bzw. zwischen Pin 32 und
Elektrische Schaltung eines ABS Masse, U> 10 V.
Der Stromlaufplan (Bild 1) zeigt ein 4-Kanai-ABS Stromkreis Steuerspule: Zündung "Aus",
mit Rückförderung im geschlossenen Kreis mit acht Widerstandsmesser zwischen Pin 1 und 27,
2/2-Magnetventilen und 4 Sensoren . R "" 800.
Beim Einschalten des Fahrtschalters erhält die 3. Drehzahlfühler VR Widerstand:
Steuerspule im Elektronik-Schutzrelais von Kl. 15 Zündung "Aus" , zwischen Pin 11 und 21,
Spannung, schaltet und legt das Steuergerät über R= 750 0 ... 1,6 kO.
Pin 1 (Steckverbindung am Steuergerät) an Kl. 30(Pius). Funktion : Rad drehen, zwischen Pin 11 und
Gleichzeitig leuchtet die Warnleuchte auf, da sie an 21 z.B. bei 1 Radumdrehung/Sekunde U >
Kl. 15 an Plus und über Kl. L1 am Ventilrelais und 30 mV Wechselspannung.
über die Diode an Masse liegt. Das Steuergerät über- 4. Motorrelais Funktion:
prüft nun das ABS auf Fehler. Wenn alles "OK" ist, Zündung "Ein", Pin 28 an Masse, Schaltfunk-
legt es Pin 27 und damit die Steuerspule im Ventilre- tion erfühlen, bzw. zwischen Pin 14 und Masse,
lais an Masse. Das Ventilrelais schaltet um . Pin 32 am U> 10 V, Rückförderpumpe läuft (Geräusch) .
Steuergerät erhält Plus von Kl. 30, gleichzeitig auch


Bild 1: Stromlaufplan für ein 4-Kanai-ABS
18 Fahrwerk 551

ASR mit Motor- und Bremseneingriff


WIEDERHOLUNGSFRAGEN
Das System arbeitet je nach Fahrsituation mit Mo-
1 Welche elektronischen Fahrwerks-Regelsysteme
werden verwendet?
tor und/oder Bremseneingriff. Das Blockschaubild
2 Welche Kräfte wirken am Fahrzeugrad?
Bild 1 zeigt das Zusammenwirken von Motor- und
3 Was versteht man unter Schlupf? Bremseneingriff, um einen unzulässigen Radschlupf
4 ln welchem Schlupfbereich bleibt das Fahrzeug beim Anfahren (ASR-Betrieb) oder beim Schiebebe-
lenkbar und fahrstabil? trieb (Motorschleppmomentregelung) zu vermeiden.
5 Welche Aufgaben hat ein ABS? Aufbau. Das System besteht aus:
6 Nennen Sie die Komponenten eines ABS . • ABS/ASR-MSR-Steuergerät
7 Nennen und erklären Sie die Begriffe des ABS • ABS/ASR-Hydraulikeinh eit
Regelkreises . • Elektronisches Fahrpedal mit Steuergerät
8 Nennen Sie die Regelphasen beim ABS.
• Sollwertgeber, Stellmotor und Drosselklappe.
9 Wodurch unterscheiden sich im Wesentlichen die
Hydraulik-ASS-Konzepte? Wirkungsweise (Bild 2)
Im ABS/ASR-Steuergerät werden alle Raddrehzahlen
erfasst und verarbeitet. Neigen ein oder zwei Räder
18 10 15 Antriebsschlupf-Regelung (ASR) zum Durchdrehen , so beginnt die ASR-Regelung .

Das ASR-System verhindert ein Du rchdrehen der


Antriebsräder beim Anfahren und Beschleunigen
HA-Kreis
sowie ein Blockieren der Räder im Sch iebebe-
- Umsch alt-
trieb beim Gaswegnehmen .
tAn saug-
v entil
Dadurch w ird das Fahrzeug in Längsri chtung um magn etventil •·
die Hochachse stabilisiert, die Seitenführung bleibt
erhalten und ein Ausbrechen des Fahrzeugs an der - - Dru ck-
Antriebsachse wird verh indert. aufbau HR
·-- Ansa u gen
ASR ist eine Erweiterung von ABS. Beide Systeme
- Dru ckh alten
nutzen gemeinsame Sensoren und Aktaren und be-
- - Dru ck-
sitzen häufig ein gemeinsames Steuergerät, wobei abbau
der Datenaustausch üblicherweise über einen CAN-
Bus erfolgt. Bei Fahrten mit Schneeketten kann ASR
ausgeschaltet werden, da in dieser Situation ein ge-
wisser Schlupf nötig ist.
Vorteile
• Verbesserung der Traktion beim Anfahren oder
Beschleunigen
• Erhöhung der Fahrsicherheit bei hoher Antriebskraft
• Autom atische Anpassung des Motormoments an Bild 2: Hydraulikplan ASR Druckaufbau z.B. HR
die Haftverhältnisse
Regelung beim Anfahren (Bild 2 und Bild 3)
• Information des Fah rers über das Erreichen der
fahrdynamischen Grenzen . Dreht ein Rad zum Durchdrehen (hier z.B. HR), so
arbeitet vorrangig die Bremsmomentregelung, da
Bremsmo m ent
Regelkreis
·1
I
Antriebsmoment
Regelkreis
I auf höchste Traktion Wert gelegt wird. Über das
Steuergerät wird die Pumpe P1 angesteuert. Das An-
:t :t
r;;Sl u.:;RJ I elektron . Fahrpedai/ MSR I
saugmagnetventil Y15 wird geöffnet, das Umschalt-
ventil Y5 und das Magnetventil Y10 (HL) hinten links

.
übeC:.Vacht re gelt ste~ e rt


Bremse neingriff
• 1 Motoreingriff I
werden geschlossen.

verringert
~
I Drehzahldifferenz Radschlupf i

Brem senei ngriff LEingriff ins Motormanagement I


~ ~
I maximal mög liche Traktion I I optimale Fahrstabilität I
Bild 1: ASR-Biockschaltbild Bild 3: Auszug Hydraulikplan ASR-Druckhalten z.B. HR
552 18 Fahrwerk

Somit bremst der Pumpendruck das Rad (HR) ab. 18.10 16 Fahrdynamik-Regelung (EDB)
Über die Magnetventile Y12 und Y13 der Hydraulik-
einheit kann durch Druckaufbau, -abbau und Druck- Beim Abbremsen einzelner Räder und ggf. eines
halten das Bremsmoment geregelt werden. Lenkeingriffes erreicht man eine Quer- und Längs-
Druckhalten (Bild 3, Seite 551). Es wird zusätzlich stabilisierung. Ein Schleudern des Fahrzeugs um
zu den Ventilen, die beim Druckaufbau angesteu- die Hochachse wird dadurch verhindert.
ert werden, noch das Ventil Y12 angesteuert. Der
Bremsdruck am Rad HR bleibt erhalten. Das erste Fahrdynamiksystem (FDR) kam unter dem
Namen Elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP)
Druckabbau. Es werden neben dem Motor P1 die
in Serie.
Ventile Y5, Y12 und Y15 angesteuert. Der hydrauli-
sche Druck wird über Y13, P1 und Y5 in den Aus- Andere FDR-Hersteller verwenden hierfür weitere
gleichsbehälterdes Hauptzylinders geleitet. Abkürzungen wie z.B. DSC, VSC, PSM und DSTC.
ESP-Systeme sind seit 2010 für alle neuzugelasse-
Regelung bei Fahrbetrieb nen Pkw und Lkw in der EU vorgeschrieben.
Neigen z.B. beide Räder zum Durchdrehen, so arbei-
Man unterscheidet unterschiedliche Fahrdynamik-
tet vorrangig die Antriebsmomentregelung, um eine
regelungssysteme
optimale Traktion zu erzielen. Hierbei wird das Mo-
tordrehmoment reduziert. • Bremseneingriff (ESP I)
• Bremsen- und Lenkeingriff (ESP II oder ESP plus).
FDR-Systeme (ESP I) (Bild 2)
Es wirken folgende Systeme zusammen:
• Antiblockiersystem (ABS)
• Automatische Bremskraftverteilung (ABV)
• Antriebsschlupfregelung (ASR) mit Motorschlepp-
moment-Regelung (MSR)
ASR-
Druckaufbau • Giermomentregelung (GMR).

Ansaugen
Wirkungsweise. Es werden drei verschiedene Ein-
satzfälle für die Druckerzeugung unterschieden:
Passiver Fall. Bremsdruck vom Fahrer. FDR Verwen-
dung für die ABS Regelung .
Teilaktiver Fall. Der vom Fahrer erzeugte Brems-
druck wird unterstützt. Z.B. BAS-Reglung.
Aktiver Fall. Die über die Sensoren erfassten Signa-
le, wie z.B. Raddrehzahl, Lenkbewegung und Quer-
beschleunigung werden vom Steuergerät als Istwer-
te aufgenommen und m it gespeicherten Sollwerten
Bild 1: Hydraulikschaltplan eines Bremskreises bei zwei verglichen. Weichen die Istwerte vom gewünschten
angesteuerten Rädern einer Achse. und tatsächlichen Kurs (Sollwert) ab, so wird ein Rad
ohne Fahrereinfluss gezielt gebremst, sodass sich


Drehen die Räder trotzdem durch, wird zusätzlich die das Fahrzeug stabil verhält.
Bremsmomentregelung aktiviert (Bild 1). Die Ventile
Y5, Y15 und die Pumpe P1 werden angesteuert. Der
Bremsdruck wird über die Magnetventile Y10 und
Y12 zu den Hinterrädern geleitet bis die Räder nicht
Lenkradwinkel- 2 Drucksensoren am Gierratensensor Raddrehzahl -
mehr durchdrehen. Die Fahrstabilität wird erhöht. Tandem-Hau ptzylinder

Motorschleppmoment-Regelung MSR im
Schiebebetrieb
Tritt beim plötzlichen Gaswegnehmen durch die
Bremswirkung des Motors an den Antriebsrädern
Schlupf auf, er erkennt dies das Steuergerät und akti-
viert die Moto rschleppmoment-Regelung MSR. Hier-
bei wird die Gemischaufbereitung des Motors beein-
Antiblockiersystem
flusst und so die Motordrehzahl soweit erhöht, dass Automatische Regelung der Brem skraftverteilung
Antriebsschlupfreg elung
an den Antriebsrädern kein Schlupf mehr auftritt. Automatische Regelung des Giermomentes
Elektronisches Stabilitätsprogramm
ASR-Warnleuchte. Sie informiert den Fahrer bei
ASR-Regelbetrieb und bei Ausfall des Systems. Bild 2: Komponenten des ESP-Systems
18 Fahrwerk 553

Über einen Datenbus vernetzt regeln die Systeme Druckhalten (Bild 3)


abhängig von Raddrehzahl, Bremsdruck, Gierrate, ln dieser Regelphase wird das Umschaltmagnetven-
Lenkwinkel, Querbeschleunigung und hinterlegten til USV nicht mehr angesteuert. Die Pumpe fördert
Kennfeldern den Bremseneingriff. über das offene USV und HSV. Gleichzeitig wird
Das ESP-System entscheidet ... das Einlassventil EV hinten links angesteuert. Der
• .. . welches Rad wie stark abgebremst wird. Bremsdruck HL bleibt konstant.
• .. . ob das Motormoment herabgesetzt wird.
Untersteuern. Hat das Fahrzeug bei Kurvenfahrt
oder einem Ausweichmanöver untersteuernde Ten-
denzen (Bild 1), so würde es über die Vorderachse
geradeaus geschoben. Das ESP-System steuert über
eine Pumpe (Bild 2) Bremsdruck an das kurveninne-
re Hinterrad ein. Das dadurch erzeugte Giermoment
verdreht das Fahrzeug um die Hochachse und wirkt
dem Untersteuern entgegen. konstanter
Druck
Übersteuern. Neigt das Fahrzeug zum Übersteuern
(Bild 1), so wird z.B. das vordere kurvenäußere Rad
gebremst und damit das Fahrzeug stabilisiert.

Bild 3: Druckhalten HL

Druckabbau (Bild 4)
Das Auslassventil AV hinten links wird angesteuert,
es öffnet. Der Niederdruckspeicher AC wird befüllt.
Die Bremsflüssigkeit wird über das USV zum Vor-
ratsbehälterdes Hauptzylinders zurückgepumpt Der
Bremsdruck sinkt.
Bild 1: Unter- und übersteuerndes Fahrzeug

Hydaulik-Schaltplan. Es ist der Bremskreis einer dia-


gonalen Bremskreisaufteilung dargestellt.
Druckaufbau (Bild 2). Nimmt das ESP einen Regelein-
griff z.B. am Rad HL vor, so wird das Umschaltmag-
netventile USV, das Hochdruckschaltventil HSV und
das Einlassventil EV vorne rechts angesteuert. Die
Rückförderpumpe PE saugt die Bremsflüssigkeit aus
dem Hauptzylinder über das geöffnete HSV an. Im
Bremssattel kann ein Druck von bis zu 200 bar erzeugt
werden. Das Rad HL wird gebremst.

Bild 4: Druckabbau HL

Elektronisches-Stabilitäts-Programm (ESP II,


ESP plus) (Bild 1, Seite 554).
Zusätzlich zum Bremseneingriff erfolgt bei diesen
Systemen ein Lenkeingriff über ein aktives Lenkre-
gelsystem (ALR). Sind im Fahrzeug elektronisch ver-
Sau gleitung stellbare Dämpfersysteme v erbaut, so können auch
diese in die ESP-Regelung einbezogen w erden.
- Bremsdruck
Hierdu rch ergeben sich fo lgende Vorteile:
• Erhö hter Regelungskom fort,
• verbesserte Anhängerstabilisierung
• verkürzter Bremsweg bei seitenweise unterschied-
Bild 2: Druckaufbau HL lichen Reibbedingungen (1J-Spl it ).
554 18 Fahrwerk

Rü ckl aufl eitung = Bremsdruck SBC


= Vord ruck
Druck·

M ed ientre nner Balanceven til

Bild 2: Hydraulikplan SBC

beträgt bis zu 150 bar. Sinkt der Speicherdruck unter


einen bestimmten Wert ab, so wird die Hydraulik-
Bild 1: ESP II mit Lenkeingriff pumpe erneut angesteuert.
Das Steuergerät berechnet für jedes Rad den optima-
18.10.17 Sensotronic Brake Control (SBC) len Bremsdruck und regelt ihn durch die Einlassven-
tile y6, y8, y10, y12 und Auslassventile y7, y9, y11 ,
Die elektrohydraulische Bremse SBC (auch EHB
genannt) ist ein "Brake by W ire"-System . Dies y13 entsprechend . Die Drucksensoren b3, b4, b5,
bedeutet, dass der Bremswunsch des Fahrers b6 melden die Ist-Drücke der einzelnen Radbrems-
über eine elektrische Leitung übertragen wird . zylinder ans Steuergerät. Die Balanceventile y3, y4
Das System vereinigt die Funktionen von ABS, sorgen bei einer Bremsung für den Druckausgleich
ASR, BAS und ESP. an den Rädern einer Achse. Bei Kurvenbremsungen
und Fahrdynamikregelung werden sie angesteuert
Aufbau . Das SBC-System (Bild 2) besteht im We- und geschlossen. Jetzt ist für jedes Rad eine indivi-
sentlichen aus Hydraulikeinheit mit Druckspeicher, duelle Bremsdruckregelung möglich .
Betätigungseinheit, Steuergerät, Drehzahl- und Gier-
winkelsensoren. 18.10.18 Zusatzfunktionen Bremse
Beim SBC wird der Bremsdruck der Räder einzeln
Berganfahrhilfe, Hili Holder
gesteuert. Sensoren ermitteln die aktuelle Fahrsi-
Der Assistent HHC (Hili Hold Control) verhindert
tuation und das Steuergerät berechnet hieraus den
bei einer Steigung das Zurückrollen des Fahrzeu-
für jedes Rad optimalen Bremsdruck. Hierdu rch ist
es möglich, die z.B. bei einer Rechtskurve stärker ges beim Anfahren. Bei Fahrzeugstillstand wi rd der
belasteten linken Räder stärker abzubremsen . Beim Haltedruck der Brem se gespeichert, auch wenn das


Bremsen in der Kurve ergeben sich dadurch eine op- Bremspedal nicht betätigt wird. Hierzu wird die Stei-
timale Abbremsung und ein stabiles Fahrverhalten . gung des Fahrzeugs über einen Neigungssensor
Das System benötigt keinen Bremskraftverstärker. erkannt. Zum Anfahren bleibt der Bremsdruck über
maximal 2 Sekunden erhalten bis der Motor ein aus-
Zusätzlich kann SBC z.B. folgende Funktionen über-
reichendes Drehmoment besitzt, um ein Zurückrol -
nehmen: Trockenbremsen, Berganfahrhilfe, Soft-
len zu verhindern . HHC ist ei ne ESP-Zusatzfunktion.
stop zur Verme idung von Bremsnicken.
Funktion. Der Fahrer betätigt das Bremspedal und Bergabfahrhilfe, Hili Descent
erzeugt so einen Bremsdruck in beiden Bremskrei- Beim Bergabfahren im Gelände wird durch einen
sen des Hauptzylinders. Der Druck wird vom Druck- Schalter der HOC (Hili Descent Control) eine Begren-
sensor b1 registriert. zung der Fahrgeschwindigkeit je nach Fahrerwunsch
SBC-Bremsung. Das Steuergerät schließt durch Be- zwischen 8 km/h bis 35 km/h erreicht.
stromen der beiden Trennventile y1 , y2 die hydraul i- Die Funktion ist nur im 1. Gang und im Rückwärts-
sche Verbindung zur Vorde rachse. gang möglich. Eine Kontrollleuchte im Display und
Die Druckversorgung der Bremsanlage erfolgt nun das Bremslicht zeigen die Funktion an .
durch den Druckspeicher 3. Der Speicherdruck wird Reicht das Motorbremsmoment zum Abbremsen
durch die elektrisch angetriebene Hydraulikpumpe der Fahrzeuge nicht aus, werden die Räder zusätzlich
m1 erzeugt und vom Drucksensor b2 gemessen . Er einzeln abgebremst. Eine ASS-Regelung findet statt.
18 Fahrwerk 555

Trockenbremsen, BDW (Brake Disc Wiping)


Wegsensor
Das Trockenbremsen BDW geschieht je nach Nässe
(Regensensor an der Windschutzscheibe) selbsttä-
tig in einem bestimmten Intervall. Dazu werden die
Bremsbeläge kurz an die Bremsscheiben angelegt.
Das Entfernen von Spritzwasser verbessert das opti-
male Ansprechen der Bremse.

18 10 19 Bremsassistent (BAS)

Der Bremsassistent sorgt im Fall einer Panik-


bremsung des Fahrers sofort für die maximale
Bremskraftverstärkung. Dadurch verkürzt sich
der Bremsweg erheblich. BAS-Systeme sind seit
2011 für alle neuzugelassenen Pkw und Lkw in
der EU vorgeschrieben. Bild 2: Bremsassistent
Hydraulisch. HBA (Hydraulik Brake Assist). Hierbei
Viele Fahrer bremsen in kritischen Situationen zwar
werden alle Räder im Bedarfsfall mit dem vollen
schnell, treten aber nicht stark genug auf das Brems-
Druck der Rückförderpumpe angesteuert. Es kommt
pedal. Der Bremsweg wird dadurch länger als nötig
zur Vollbremsung. Das ABS verhindert ein Blockie-
und es kann zu Auffahrunfällen kommen.
ren der Räder.
Im Bild 1 ist ein Vergleich der Bremsverzögerun-
Zum Datenaustausch ist das BAS-Steuergerät m it
gen zwischen einem guten, durchschnittlichen und den Steuergeräten anderer Fahrwerk- Regelsysteme
schlechtem Fahrer beim Beginn einer Bremsung wie z.B. ABS, ASR über CAN-Bus verbunden.
dargestellt. Je schneller die maximale Verzögerung
Bei Fahrzeugen mit ESP können alle Regelsysteme
•ffrre',c'rl'l. is'l., d est o schneller steht das Fahrzeug.
über das ESP Steuergerät verbunden sein.

t "' m
c _
2 s2
10 Erkennt das Steuergerät Fehler, wird der Bremsas-
sistent abgeschaltet. Der Ausfall wird durch eine gel-
eh~ 6 be Warnleuchte Bild 2 angezeigt.
E •O
<1> ~ 4
~ .,

m > 2 18.10.20 Notbremsassistent,


0,4 0,6 1 Zeit - Active Brake Assist (ABA)
kürzester Bremsweg mit BAS längerer
Brem sw eg Bei einem Notbremsassistenten sollen Unfälle
Brem sweg - oder Aufprallgeschwindigkeiten minimiert wer-
den. Das System wird dann aktiviert, wenn der
Bild 1: Bremsverzögerung BAS
Fahrer nicht eigenständig eingreift.
Aufbau. Der Brem sassistent (Bild 2) best eht aus fol- Das Fahrzeug bremst eigenständig.
genden Komponenten:
Die Abstände zu den vorausfahrenden und nachfol-
• BAS-Steuergerät (ist • Schaltmagnet
genden Fahrzeugen werden berechnet. Hierzu wer-
in das ESP Steuer- • Löseschalter
den Infrarot-, Laser-, Radargestützte Sensoren und
gerät integriert) • Weg/Pedalsensor
Kameras eingesetzt. Zusätzlich können auch über
Wirkungsweise GPS-Unterstützung Staus oder Informationen ande-
rer Fahrzeuge in das System einfließen.
Durch die Pedalbew egung ergibt sich eine Wider-
standsänderung im Pedalwegsensor. Diese wird an WIEDERHOLUNGSFRAGEN
das BAS-Steuergerät gemeldet. Erkennt das Steuer- 1 Was versteht man unter einem ASR-System?
gerät eine hohe Betätigungsgeschwindigkeit, wie 2 Welche Vorteile haben ASR-Systeme?
z.B. bei einer Notbremsung, so werden pneumati-
3 Beschreiben Sie die Funktion des ASR-Systems
sche und hydraulische BAS-Bremssysteme aktiv. mit Motor- und Bremseneingriff.
Pneumatisch. Der Schaltmagnet des Bremskraftver- 4 Welche Vorteile hat ein ESP?
stärkers wird bet ätigt. Dieser belüftet die Arbeits- 5 Wie wirkt das ESP/FDR-System bei übersteuern-
kammer des Bremskraftverstärkers, w odurch sich dem Fahrzeug?
die v olle pneumatische Verstärkerkraft aufbaut. Erst 6 Erklären sie die Funktion einer SBC.
nach Lösen der Bremse, wenn das Bremspedal wie- 7 Wie arbeitet der Bremsassistent?
der seine Ruhestellung erreicht, wird der Schaltmag-
8 Wie arbeitet der Notbremsassistent?
net des BKV durch den Löseschalter abgeschaltet.
556

19 Elel<trotechnil<
19.1 Grundlagen der Die Elektronen bewegen sich mit großer Geschwin-
digkeit (etwa 2200 km/s) auf kreisförmigen bzw. el-
Elektrotechnik liptischen Bahnen um den Atomkern (Bild 2). Die
Die Elektrizität ist eine Energieform: Sie hat gegen- Fliehkräfte, die dabei an den negativ geladenen Elek-
über anderen Energieformen wie Wärme, Licht, me- tronen entstehen, werden durch die Anziehungskraft
chanischer und chemischer Energie folgende Vor- der positiv geladenen Protonen ausgeglichen.
teile:
Ungleichnamig elektrisch geladene Massetei l-
• Große Energiemengen können über weite Stre-
chen ziehen sich an, gleichnamig elektrisch gela-
cken durch Überland leitungen in entlegenste Ge-
dene stoßen sich ab.
biete transportiert werden.
• Sie ist leicht in andere Energieformen umzuwan- Enthält der Kern eines Atoms so viele Protonen, wie
deln, z.B. Wärme in Vorglühanlagen, Licht in Glüh- Elektronen ihn umkreisen, so ist das Atom nach au-
lampen, mechanische Energie in Elektromotoren, ßen elektrisch neutral.
chemische Energie beim Laden von Starterbatte-
rien.
• Die Umwandlung von elektrischer Energie in
andere Energieformen ist w eitgehend umwelt-
freundlich.
Grundlage für das Verständnis von elektrischen Vor-
gängen ist das Bohrsehe Atommodell (Bild 1). Ein ._____...-
Elektron
Atom ist das kleinste, chemisch nicht mehr aufspalt- Proto n
bare Teilchen eines Grundstoffes. Neutron

'@ @@ Bild 2: Aufbau des Lithiumatoms

Außer den an den Atomkern fest gebundenen


Elektronen gibt es in allen Stoffen auch noch Elek-
tronen, die sich vom Atom zeitweilig loslösen und

"'e ;@J (@@


frei zwischen den Atomen bewegen können. Man
bezeichnet diese Elektronen auch als .. freie " Elek-
tronen. Solange dem Stoff v on außen keine Energie
zugeführt wird, bew egen sich die freien Elektronen
El ektron (-) Atomkern (+) ungerichtet, d.h. es lässt sich keine bev o rzugte Be-
w egungsrichtu ng erkennen (Bild 3) .
Bild 1: Aufbau von Atomen

Die wesentlichen Bestandteile eines Atoms sind der


Atomkern und die Elektronen. Der Atomkern wird
aus Protonen und Neutronen gebildet.
Protonen sind positiv geladene M asseteilchen. Ein
W asserstoffkern besteht z.B. nur aus einem Proto n.
Es hat die kleinste positive Ladungsm enge, die Ele-
mentarladu ng.
Neutronen sind Masseteilchen, d ie keine Ladung
aufweisen.
Elektronen sind negativ geladene M asseteilchen.
Ein einzelnes Elektro n hat die kl einste negative La-
dungsm enge, die Elem entarladung. Bild 3: Ungerichtete Bewegung von freien Elektronen

Elektro nen sind die T räg er d er negativen, Pro- Elektri sche Vo rgä nge beruh en auf de m Vo r-
ton en die d er positiven Elementarladung en. handensein und d er Beweg lichkeit f reier Elek-
Die jeweiligen Elementarladungen sind gleich tronen . Elektrizität wird nicht erzeugt, sie ist in
groß. j edem Stoff vorhanden .
1 9 Elektrotechnik 557

19.1.1 Elektrische Spannung 19 1 2 Elektrischer Strom


Elektrische Spannung ist vorhanden, wenn zwischen Ursache des elektrischen Stromes ist die elektrische
zwei Punkten , z.B. den Polen einer Batterie, ein Un- Spannung.
terschied in der Menge der Elektronen vorhanden
ist. Die Höhe der Spannung ist von der Größe des Der elektrische Strom ist die gerichtete Bewe-
Elektronenunterschiedes abhängig . Die Erzeugung gung von freien Elektronen.
der elektrischen Spannung erfolgt durch Ladungs-
trennung in der Spannungsquelle (Bild 1). Elektrischer Stromkreis (Bild 3). Elektrischer Strom
kann nur im geschlossenen Stromkreis fließen.
Ein Stromkreis besteht mindestens aus dem Span-
nungserzeuger, dem Verbraucher und den Lei-
tungen. Mit einem Schalter kann der Stromkreis
geschlossen bzw. unterbrochen werden . ln Schalt-
plänen sind Schalter meistens in unbetätigtem Zu-
stand gezeichnet.
T
Stromrichtung - - . - I

Schalter
Bild 1: Spannungserzeugung durch Ladungstrennung
Spannungsquelle Verbraucher

Leitu ng
Am Minuspol herrscht Elektronenüberschuss,
am Pluspol ElektronenmangeL Elektronenbewegung - - . -

Zwischen dem Minuspol und dem Pluspol Bild 3: Stromkreis


h.errscht ei n Ausgleichsbestreben der Elektronen,
d.h. bei der Verbindung der beiden Pole fließen Sicherungen (Bild 4). Sie sind in den Stromkreis
Elektronen vom Minuspol über den Verbraucher geschaltet. Leitungsschutzsicherungen schützen
zum Pluspol und verrichten dabei elektrische Arbeit Leitungen vor Überlastung und Kurzschluss. Gerä-
(Bild 2). teschutzsicherungen schützen einzelne Geräte, z.B.
Steuergeräte, bei Defekten .

~ Spannungs- .----1= - - - - - - - - l Bild 4:


quelle Schmelzsicherungen
im Kraftfahrzeug

Elektronenleitung (Bild 5). Sie erfolgt in allen elek-


Technische Stromrichtung - trischen Leitern, die aus einem metallischen Werk-
stoff bestehen . Die Metallatome geben Elektronen
Bild 2: Elektronenfluss im Stromkreis ab. Diese .. freien " Elektronen lassen sich leicht
zwischen den fest verankerten Metallatomen des
Die elektrische Spannung ist das Ausgleichs- Meta llgitters verschieben. Wird der Stromkreis ge-
bestreben unterschiedlicher Ladungsmengen . schlossen, so werden aufgrund der angelegten
Sie ist die Ursache für das Fließen des elektri- Spannung alle freien Elektronen des Leiters und des
schen Stromes. Verbrauchers gleichzeitig zu einer gerichteten Be-
wegung gezwungen. Es fließt ein elektrischer Strom .
Im Generator sind die Anschlussklemmen im Ruhe-
zustand ohne Spannung, d.h. die freien Elektronen
in den Wicklungen sind gleichmäßig verteilt und
damit sind die Wicklungen elektrisch neutral. Wird
der Generator in Bewegung gesetzt, so werden
die freien Elektronen zum Minuspol hin bewegt;
am Minuspol entsteht gegenüber dem Pluspol ein
Elektronenüberschuss und damit elektrische Span-
nung.

Die Einheit der Spannung U ist das Volt (V).


Bild 5: Gerichtete Bewegung von freien Elektronen
558 19 Elel<trotechnil<

Ionenleitung (Bild 1). Sie ermöglicht den Trans- Stromstärke I. Man versteht darunter die Anzahl
port von Strom durch die gerichtete Bewegung von der Elektronen, die je Sekunde durch die Leiterquer-
geladenen Materialtei lchen (Ionen) . Dabei werden schnittsfläche fließen .
die positiven Ionen als Kationen bezeichnet, weil sie
sich zur negativen Elektrode, zur Katode, bewegen . Die Einheit der Stromstärke I ist das Ampere (A).
Die negativen Ionen werden als Anionen bezeichnet,
weil sie sich zur positiven Elektrode, der Anode, be- Stromdichte J. Man versteht darunter den Strom I ,
wegen . der je Quadratmill imeter der Leiterquerschnittsflä-
che A fließt.
Ionenleiter sind chemische Verbindungen, die
sich in positive und negative Bestandteile auf- Die Einheit der Stromdichte J
spalten. ist das Ampere je Quadratmilli-
meter (A /mm 2 ) .
Die Aufspaltung von Gasen in negative und positive
Materialteilchen wird als Ionisation bezeichnet. Sie Die zulässige Stromdichte in Leitungen ist insbeson-
kann durch Bestrahlung, Erwärmung oder elektri- dere von der Kühlungsmöglichkeit der Leiterober-
sche Felder hervorgerufen we rden . fläche abhängig (Tabelle 1). Dünne Drähte haben im
Verhältnis zur Leiterquerschnittsfläche eine größere
Wird das Kraftstoff-Luft-Gemisch im Luftspalt zwi -
Oberfläche als dicke Drähte und können somit mehr
schen den Elektroden einer Zündkerze durch das
Strom je mm 2 Leiterquerschn ittsfläche führen .
starke elektrische Feld ionisiert, wird es elektrisch
leitend und der Funke schlägt über (Bild 1).

M asse-
elektro d e J
in A/mm 2

Anion

Mittel-
elektrode
Stromarten
Bild 1: Ionisierung an der Zündkerze
Gleichstrom (DC1l, Zeichen-). ln einem Stromkreis,
in dem Spannung und Widerstand konstant sind,
Stromrichtung fließt ein Gleichstrom, wenn sich je Sekunde gleich
Elektronenstromrichtung. An der Spannungsquelle viele Elektronen in gleicher Richtung bewegen
herrschen am Minuspol Elektronenüberschuss und (Bild 3).
am Pluspol ElektronenmangeL Wird der Minus-

~I
pol über einen Verbraucher mit dem Pluspol der
+
~1111111111111111111111111111111
Spannungsquelle verbunden, so fließen im äuße-
ren Stromkreis Elektronen vom Minuspol über den
Bild 3:
Verbraucher zum Pluspol der Spannungsquelle eil Zeit t - -
Gleichstrom
(Bild2).


Wechselstrom (AC 21, Zeichen -). ln einem Strom-
<====
A l--<>-- - --9
g - - - - - - o-{
kreis, in dem Spannung und Widerstand konstant
sind, f ließt ein Wechselstrom, wenn die freien Elek-
tronen sich ständig in beide Richtungen gleich weit
technische hin und her bewegen (Bild 4).
Stromrichtung
r Ele ktronenbewegung

=====>
Elektronenstrom

Bild 2: Batterie als Elektronenpumpe


Bild4:
Technische Stromrichtung. Aus Unkenntnis der Wechselstrom
Elektronenstromrichtung wurde in der Elektrotech-
nik die Stromrichtung vom Plus- zum Minuspol fest- l l DC vo n Direct Current (eng I. ) = Gleichstrom
gelegt (Bild 2). 21 AC vo n A lternating Current (eng I. ) = Wechselstrom
1 9 Elel<trotechnil< 559

19.1.3 Elektrischer Widerstand Widerstand und Temperatur


Der Widerstandswert eines Leiterwerkstoffes ist
Der Begriff ,.elektrischer Widerstand" hat in der
temperaturabhängig . ln Abhängigkeit von seiner
Elektrotechnik zwei Bedeutungen :
Zusammensetzung kann der Widerstandswert bei
• Physikalische Eigenschaften für die Stromlei- Temperaturzunahme sowohl zunehmen (Kaltleiter)
tung in Stoffen als auch abnehmen (Warmleiter).
• Bauteil in der Elektrotechnik und Elektronik
Kaltleiter. Sie leiten den elektrischen Strom in kaltem
Zustand besser als in warmem, d. h. bei Tempera-
turzunahme vergrößern sie ihren Widerstand. Diese
19.1.3.1 Elektrischer Widerstand von
Werkstoffe bezeichnet man als PTC- Widerstände, da
Stoffen sie einen positiven Temperaturkoeffizienten (PTC) 31
W ird an einen elektrischen Leiter eine Spannung an- besitzen (Bild 1). Die meisten Metalle sind Kaltleiter.
gelegt, so können die Elektronen nicht ungehemmt
fließen . Die Hemmung des Elektronenflusses be- Der Widerstand von Kaltleitern nimmt bei stei-
zeichnet man als den elektrischen Widerstand R. gender Temperatur zu .

Der elektrische WiderstandRist die Hemmung Die Ursache für die Widerstandszunahme bei Kaltlei-
des elektrischen Stromes in einem Leiter. Er tern ist die Zunahme der Wärmeschwingungen der
wird in Ohm (Q) angegeben . Atome und Moleküle im Leiterwerkstoff. Dabei wird
die Leitfähigkeit des Werkstoffes verringert, d.h. das
Spezifischer elektrischer Widerstand (! . Jeder Leiter- Strömen der Elektronen wird behindert.
werkstoff hat einen für ihn typischen spezifischen
Heißleiter. Sie leiten den elektrischen Strom bei
elektrischen Widerstand e1 1. So hat z.B. Kupfer bei
Temperaturzunahme besser als bei Temperaturab-
1 m Leiterlänge und 1 mm 2 Leiterquerschnittsfläche
nahme. Diese Werkstoffe bezeichnet man als NTC-
einen Widerstand von 0,0178 Q.
Widerstände, da sie einen negativen Temperatur-
koeffizenten (NTC) 4 1 besitzen (Bild 1). Kohle, einige
Der spezifische elektrische Widerstand e ist
Metalllegierungen und die meisten Halbleiterwerk-
der Widerstand eines Leiters von 1 mm 2 Leiter-
stoffe sind Heißleiter.
querschnittsfläche und 1 m Leiterlänge.
Der Widerstand von Heißleitern nimmt bei stei-
ln der Elektrotechnik wird oftmals statt des spezi- gender Temperatur ab.
fischen elektrischen Widerstandes e die elektrische
Leitfähigkeit x 21angegeben . Sie ist der Kehrwert des Die Ursache für die Widerstandsabnahme bei Heiß-
spezifischen elektrischen Widerstandes. leitern ist die vermehrte Herauslösung von Elektro-
nen aus ihren Bindungen in Atomen und Molekülen .
Es stehen mehr freie Elektronen zur Stromlei-
Einheit: m tung zu Verfügung. Dabei wird die Leitfähigkeit
Q · mm 2
des Werkstoffes vergrößert, d.h . das Strömen der
Elektronen wird weniger gehemmt.
So ist der Zahlenwert für die elektrische Leitfähigkeit
von Kupfer 56, der von Aluminium 36. Dies bedeutet,
dass bei gleichen Abmessungen des Leiters Kupfer Schaltzeichen


den elektrischen Strom etwa 1,5 mal besser leitet als
Heißleiter (NTC)
Aluminium (56: 36 "" 1,5).

Leiterwiderstand R. Der Widerstand Reines Leiters


wird umso größer, je größer der spezifische elekt-
er:
"0
c
"'
ti
~
rische Widerstand und die Leiterlänge sind und je Q;
"0 Kaltleiter (PTC)
kleiner die Leiterquerschnittsfläche A ist. ~

Die Einheit des Widerstandes Rist Temperatur e (a lt: if) - -


~
das Ohm (Q).
Bild 1: Temperaturabhängigkeit von Widerständen

l) e (rh o, g ri echisc her Bu c hst abe) 3l PTC = Positi ve Tamperature Coefficie nt (eng!.)
21x (kappa, g riechischer Buchst abe) 4l NTC = N egative Tam pera tu re Coeffi cie nt (en gl. )
560 19 Elel<trotechnil<

19.1.3.2 Widerstände als Bauteile ln der Kfz-Technik werden Potentiometer häufig zur
Erfassung von Drehwinkeln an mechanischen Bau-
Man unterscheidet Festwiderstände und veränder-
teilen verwendet, z.B. Gaspedal, Potentiometer an
bare Widerstände. Für die wichtigsten Bauformen
der Drosselklappe (Drosselklappenpotentiometer).
von Widerständen sind die Schaltzeichen in Bild 1
Dabei wird der Drehwinkel des Sch leifers in einen
dargestellt.
Spannungswert umgewandelt und dem Steuergerät
zugeführt.
--c=::=J--
Widerstand
--c:;::r:?-
Widerstand
-s6-
veränderbarer
mit Anzapfungen Widerstand

,.- ~ Tr='
19.1.3.3 Elektrisches Verhalten von
Werkstoffen
--c=::=J-- --c=::J- --c=::J-
stetig veränder· stufig veränder- Die Einteilung der Werkstoffe bezüglich ihres elektri-
Widerstand barerWiderstand barerWiderstand schen Verha ltens kann erfolgen in :
mit Schleifkontakt mit Schleifkontakt mit Schleifkontakt
• Leiterwerkstoffe, z.B. Kupfer, Aluminium
Bild 1: Schaltzeichen von Widerständen • lsolierstoffe, z.B. Kunststoffe, Porzellan
• Halbleiterwerkstoffe, z.B. Silicium, Seien
Festwiderstände. Ihr Widerstandswert ist durch die
Fertigung festgelegt. Abweichende Widerstands- Metallische Leiterwerkstoffe. Sie leiten den elektri-
werte kann man durch Kombination von verschie- schen Strom sehr gut, da sie sehr viele freie Elektro-
denen Wid erständen in Reihen-, Parallel- oder ge- nen enthalten. Sie setzen dem Stromfluss nur einen
mischter Schaltung erhalten. geringen Widerstand entgegen.

Veränderbare Widerstände. Ihr jeweiliger Wider- lsolierstoffe. Es sind Stoffe, die den elektrischen
standswert kann über Schleifer oder Abgriffe ein- Strom fast nicht leiten. Sie setzen dem elektrischen
gestellt werden. Sie werden häufig in Reihe zum Strom einen sehr großen Widerstand entgegen, d.h.
Verbraucher geschaltet, um die Betriebsspannung sie haben eine elektrische Leitfähigkeit, die gegen
anzupassen. Null geht. Kenngrö ßen für die Isolationsfähigkeit
eines Stoffes sind:
Potentiometer (Bild 2). Der gesamte Widerstand der
• Durchgangswiderstand (lsolationswiderstand)
Schleifbahn liegt zwischen den Anschlüsse A (An-
• Durchschlagfestigkeit
fang) und Ende (E) an. Mit dem Schleifkontakt (An-
schluss S) kann der Widerstandswert zwischen den
Halbleiterwerkstoffe. Sie haben eine Leitfähigkeit,
Anschlusspunkten S und E zwischen Null und dem
die w esentlich geringer ist als die von elektrischen
Gesamtwiderstand stufenlos verändert werden.
Leitern, aber wesentlich größer als die der Nichtlei-
Wird eine Spannung U an die Anschlusspunkte A ter. Bei tiefen Temperaturen haben sie Eigenschaf-
und E gelegt, so kann zwischen den Anschlusspunk- ten von lsolierstoffen. Bei Temperaturen oberha lb
ten S und E die Spannung U2 abgegriffen werden. der Raumtemperatur nimmt ihr elektrischer Wider-
Über den Schleifkontakt lässt sich die Spannung U2 stand stark ab.
stufenlos zwischen Null und der angelegten Span-
nung U einstellen.


WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Nennen Sie Formelzeichen und Einheit für
Schaltzeichen Spannung, Strom und Stromdichtel
2 Was versteht man unter der elektrischen Span-
nung?
3 Wodurch unterscheidet sich Gleichstrom von
A Wechselstrom?
4 Welche Aufgaben haben Sicherungen?
5 Was versteht man unter der Stromdichte?
6 Welche Folgen hat eine zu hohe Stromdichte in ei-
Bild 2: Potentiometer ner elektrischen Leitung?
7 Wie ist der spezifische elektrische Widerstand defi-
Die Gesamtspannung U verhält sich zu U2 wie niert?
der Gesamtwiderstand (R1 + R2 ) zum Teilwi- 8 Wie ändert sich der Widerstand von Kaltleitern bei
derstand R2 . Temperaturzunahme?
I 9 Elel<trotechnil< 561

19.1.4 Ohmsches Gesetz Tabelle 2. Legt man an die variablen Widerstände


R1 und R2 eine jeweils konstante Gleichspannung
Im geschlossenen Stromkreis bewirkt die angelegte von U1 = 5 V bzw. U2 = 10 V, so erhält man bei je-
Spannung U einen Strom I durch den Widerstand R weils gleich großen Widerstandswerten von R1 bzw.
(Bild 1). Das Verhältnis der Spannung U in Volt und R2 unterschiedliche Stromwerte I 1 und I2 .
des Stroms I in Ampere ergibt den Widerstand R in
Ohm . Diese Gesetzmäßigkeit bezeichnet man als
Ohmsches Gesetz.

B E;ohe;to A = i;

If cp !ll~ :i:~!~s~ en
Kurz-
U2 = 10 v 12 in A
schluss 5 2,5 1,66 1,35 1,0

Trägt man die Ströme I 1 und I 2 in Abhängigkeit vom


ju Widerstand R auf, so erhält man zwei Hyperbeln
. . Stromkreis (Bild 3). Aus dem Diagramm ist ersichtlich :
• Je größer der Widerstand R bei konstanter Span-
Tabelle 1. Legt man an die Widerstände R1 = 2 Q und nung U wird, desto kleiner wird der Strom I.
R2 = 1 Q eine variable Gleichspannung U, so erhält • Der Strom I ist umgekehrt proportional zum Wi-
man für jeden Widerstand bei jeweils gleicher Span-
derstand R (I- 1/R ).
nung U unterschiedliche Stromwerte I 1 und I2 .

Trägt man die Ströme I 1 und I 2 über der Spannung


U auf, so erhält man zwei Geraden mit unterschied- o L---L-__L __ _L __ _L __ _~--
licher Steigung (Bild 2). Aus dem Diagramm ist er- 0 2 4 6 8 Q 10
sichtlich : R-

• Der Strom I ist proportional zur Spannung U Bild 3: I als Funktion von R
(I- U) .
• Ein kleinerer Widerstand hat bei gleicher Span-
nung U einen größeren Strom I zur Folge; d .h. der
Stromanstieg verläuft steiler.
19.1.5 Leistung, Arbeit, Wirkungsg.L;rar:l!d!.L.._
Elektrische Leistung bei Gleichstrom
10
A Die elektrische Leistung P ist das Produkt aus
8 Spannung U und Strom I.

4
Die Einheit der elektrischen Leis-
tung ist das Watt (W).
2
Watt ist die Leistung eines Stromes von 1 A bei
2 4 6 8 10 V 11
einer Spannung von 1 V.
u-
Bild 2: I als Funktion von U I 1W = 1V ·1A = 1 J/s = 1 Nm I s
562 t 9 Elel<trotechnil<

Elektrische Arbeit bei Gleichstrom ln einer Reihenschaltung gelten folgende Gesetzmä-


ßigkeiten:
Die elektrische Arbeit W ist das Produkt aus der
Alle Widerstände werden vom gleichen Strom
elektrischen Leistung P und der Zeit t, in der die
durchflossen.
Leistung Perbracht wird.

~ Die Einheit der elektrischen


Arbeit W ist die Wattsekunde
I I = I 1 = I2 = I3 = ...

Die Gesamtspannung ist gleich der Summe der Teil-

~ (Ws). spannungen.

1 Wattsekunde ist die Arbeit, die bei einer Leistung


von 1 W während der Betriebszeit von 1 s erbracht
wird. 3 600 000 Ws entsprechen 1 kWh.
I u = u, + U2 + u3 + ...

Die Teilspannungen verhalten sich wie die Teilwi-

I 1 Ws= 1 V · 1 A · 1 s = 1 J = 1 Nm I1
L __ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ __ j
derstände (Spannungsteilung).

L ________ u_,__:_u_2__:_u_3__=__R_,__: _R_2_ :__R_3 ______~


Der Gesamtwiderstand ist gleich der Summe der
Wirkungsgrad
Tei lwiderstä nde.
Der Wirkungsgrad 17 ist das Verhältnis von ab-
gegebener Leistung Pab zur zugeführten Leis-
tung Pzu.
I R = R1 + R2 + R3 + ...

Parallelschaltung von Widerständen (Bild 2)

r-:::-l Parallelschaltungen dienen der Stromteilung. Alle


Verbraucher liegen an der gleichen Spannung . Der
~ Gesamtstrom I aus der Spannungsquelle verzweigt
sich dann entsprechend der Größe der Widerstände,
d.h. im kleinen Widerstand fl ießt ein großer Strom,
im großen W iderstand ein kleiner Strom.
Im Kraftfahrzeug liegen üblicherweise alle Verbrau-
Da die zugeführte Leistung Pzu immer größer ist als
cher parallel zur Spannungsquelle, z.B. die Lampen
die abgegebene Leistung Pab' ist der Wirkungsgrad 17
der Beleuchtungsanlage.
immer kleiner 1 oder kleiner 100 %. Dies ist durch die
Verluste Pv bedingt, die bei jeder Energiewandlung
entstehen.

Bild2:
Parallelschaltung
19.1.6 Schaltung von Widerständen ln einer Parallelschaltung gelten folgende Gesetzmä-
Reihenschaltung von Widerständen (Bild 1) ßigkeiten:
Reihenschaltungen dienen der Spannungsteilung. Alle Widerstände liegen an der gleichen Spannungs-
Bauelemente werden z.B. in Reihe geschaltet, wenn quelle.

I
die zulässige Betriebsspannung eines einzelnen
Bauelements kleiner ist als die Gesamtspannung. u = u, = U2 = u3 = ...
So erhalten z.B. Leuchtdioden einen Vorwiderstand,
um sie bei einer Nennspannung vo n z.B. 2,4 V auch Der Gesamtstrom ist gleich der Summe aller Teil-
im 12 V-Bordnetz eines Fahrzeugs betreiben zu ströme (Stromverzw eigung).
können .

R, R2 R3
I I = I 1 + I2 + I3 + ...

-- -- --
u, u2 V3
Der Kehrwert des Gesamtwiderstandes ist gleich der
Summe der Kehrwerte der Teilwiderstände.

t I1

-- V

Bild 1:
I 1 1 1 1
- = - + - + - +
R R1 R2 R3
Der Gesamtwiderstand ist immer kleiner als der
kleinste Teilwiderstand.
Reihenschaltung
1 9 Elel<trotechnil< 563

Gemischte Schaltung von Widerständen (Bild 1) Messen des elektrischen Widerstands


Eine Schaltung, in der die Widerstände sowohl in Der Widerstandswert kann durch direkte Messung
Reihe als auch parallel geschaltet sind, bezeichnet oder indirekte Messung bestimmt werden.
man als gemischte Schaltung oder Gruppenschal-
Direkte Messung mit dem Ohmmeter. Bei der di-
tung von Widerständen.
rekten Messung eines Widerstandswertes muss das

- I Zusa mmenf assung der


Widerstände R2 und R3
Bauteil von der Spannungsquelle getrennt werden
und das Ohmmeter parallel zum W iderstand ange-

-
zum Ersatzwiderstand R213
I
schlossen werden (Bild 4). Die Nichtbeachtung kann
zur Zerstörung des Messgerätes führen .

Falsch: Richtig:
Bauteil unter Spannu ng Bauteil spannungsfrei

Bild 1: Gemischte Schaltung von Widerständen

in gemischten Schaltungen gelten die Gesetzmäßig-


keiten der Reihen- und Parallelschaltung.
Für die Berechnung von Netzwerken muss die Schal-
tung schrittweise vereinfacht werden. Dazu müssen
die parallel oder in Reihe geschalteten Widerstände
Bild 4: Direkte Messung eines Widerstandes
zu sog. Ersatzwiderständen zusammengefasst wer-
(Beachtung der Spannungsfreiheit)
den.
Für den Fall, dass der zu m essende Widerstand
parallel zu einem zweiten Widerstand geschaltet ist,
muss der zu messende Widerstand von dem Strom-
19.1.7 Messungen im elektrischen kreis getrennt werden (Bild 5). Die Nichtbeachtung
Stromkreis führt zu einem falschen Messwert.

Messen der elektrischen Spannung (Bild 2) Falsch: Richtig:


Die elektrische Spannung wird mit dem Spannungs- Widerstä nde R1 und R2 Widersta nd R1 vom
als Parallelschaltung pa rallel geschaltet en
m esser (Voltmet er) gem essen. Dazu wird der Span- gem essen Widerstand R2 get rennt
nungsmesser unter Beachtung der Polung parallel
zur Spannungsquelle geschaltet.

Bild 2:
Spannungsmessung Bild 5: Direkte Messung eines Widerstandes
(Beachtung der Parallelschaltung)
Messen der elektrischen Stromstärke (Bild 3)
Der elektrische Strom wird mit dem Strommes- Die direkte Messung ist bei kleinen Widerstän-
ser (Amperemeter) gemessen. Dazu wird er in den den sehr ungenau, da der parallel geschaltete
Stromkreis geschaltet, d.h. er wird in Reihe zum Ver- Innenwiderstand des Messgerätes die Messung
braucher entweder in der Hin- oder Rückleitung ge- v erfälscht.
schaltet. Der Plus-Anschluss des Amperem et ers ist
an den Plus-Pol der Spannungsquelle zu legen. Indirekte Messung. Sie erfolgt durch Spannungs-
und Strommessung am Widerstand. Aus den
~
-
--
I A RD I Bild 3:
Messwerten wird nach dem Ohmsehen Gesetz der
Widerstand berechnet. Zur indirekten Widerstands-
bestimmung m it einer Strom- und Spannungsmes-
Strommessung sung sind zw ei Schaltungen möglich: die Span-
Bei versehentlicher Schaltung eines Stro mmessers nungsfehlerschaltung (Bild 1, Seite 564) und die
als Spannungsm esser tritt w egen des geringen ln- Stromfehlerschaltung (Bild 2, Seite 564).
nenwiderstandes des M esswerkes ein Kurzschluss Bei der Spannungsfehlerschaltung (Bild 1, Seite 564)
auf. Dabei können das Messgerät sowie elektri sche misst der Strommesser den Strom, der tatsächli ch
und elektronische Bauteile, an denen Messungen durch den Widerstand R fließt. Der Spannungsmes-
durchgeführt werden, zerstö rt werden. ser zeigt aber eine Spannung U an, die um den Span-
564 1 9 Elel<trotechnil<

nungsabfall U;A am Strommesser zu groß ist. Bei der 19.1.7.1 Analog anzeigende Messgeräte
Widerstandsberechnung nach dem Ohmsehen Ge- Die zu erfassenden Messwerte einer Messgröße,
setz erhält man daher einen zu großen Wert. z.B. elektrische Spannung, werden in einen entspre-
chenden, d.h . analogen 1l Zeigerausschlag des Mess-
instrumentes umgewandelt. Ein Zeiger zeigt auf ei-
ner Skala den Messwert an (Bild 3).

Wid erstandsberechnung: R = lj = 1~~';A =5,99 Q


Bild 1: Spannungsfehlerschaltung Skalensymbole Spiegelhinterl egung

Ist der zu messende W iderstand Rwesentlich größer Bild 3: Analoge Messwertanzeige


als der Innenwiderstand R;A des Strommessers, so
Der Beobachter des Zeigerausschlages wandelt den
braucht man diesen Innenwiderstand nicht zu be-
analogen Zeigerausschlag in eine zahlenmäßige,
rücksichtigen .
d.h. digitale Darstellung um, es erfolgt dabei eine
Mit der Spannungsfehlerschaltung können große geistige Analog-Digital-Umwandlung.
Widerstände genau ermittelt werden .
Zeigermessgeräte und Oszilloskope sind analog
Bei der Stromfehlerschaltung (Bild 2) misst der anzeigende Messgeräte.
Spannungsmesser die Spannung, die tatsächlich Kennzeichnung von Messgeräten
am Widerstand liegt. Der Strommesser zeigt jedoch
Analog anzeigende Messgeräte tragen auf der Skala
einen Strom I an , der um den Strom I;v durch den
neben der Skalenteilung noch weitere Informationen
Spannungsmesser zu groß ist. Bei der Widerstands-
über das Messwerk, z.B. Arbeitsweise, Genauigkeits-
berechnung nach dem Ohmsehen Gesetz erhält man
klasse, Stromartzeichen, Lagezeichen und Prüfspan-
demnach einen zu kleinen Widerstandswert.
nungszeichen . Diese Zusatzinformationen werden
durch Symbole und Zahlen dargestellt (Tabelle 1).
/-/;v-1,67A

n Wa agerec hte
Nennlage

Klassenzei chen,
Widerstandsberechnung: R= .!:!.
1
= 8•33 V = 4,99Q
1,67A
Drehspu Imesswerk
mit Glei chrichter
1,5 bezog en auf den
M essberei chs-


endwert
Bild 2: Stromfehlerschaltung
Prüfspannungszei-
Ist der Strom durch den Spannungsmesser wesent-
lich kleiner als der Strom durch den zu messenden
Widerstand, z.B. bei digitalen Spannungsmessern,
so braucht man den Strom durch den Spannungs- t: Dreheise n-
messwerk
m chen: Di e Ziffer im
Stern bedeutet di e
Prüfspannung in kV
(Ste rn ohn e Ziffer
500 V Prüfspannung)
messer nicht zu berücksichtigen . Durch den Span-
in der Kfz-Technik werden bei Verwendung eines
nungsmesser fließt nur ein kleiner Teil des Stromes,
analog anzeigenden Messgerätes üblicherweise nur
wenn der Widerstand R viel kleiner als der Innenwi-
Drehspulmesswerke verwendet. Diese sind nur zur
derstand R;v des Spannungsmessers ist. Der Strom-
Messung von Gleichspannung oder Gleichstrom ge-
fehler kann in diesem Fall vernachlässigt werden.
eignet. Sollen Wechselgrößen gemessen werden, so
muss das Drehspu lmesswerk m it einer Gleichrich-
Mit der Stromfehlerschaltung können kleine Wi- terschaltung versehen werden.
derstände genau ermittelt werden. 1l an alog = entsp rechend , g leichartig
19 Elel<trotechnil< 565

Genauigkeitsklasse. Sie wird durch das Klassen- Durch die digitale Darstellung des Messwertes wird
zeichen gekennzeichnet und gibt an, bis zu welcher ein leichteres Ablesen erreicht. Weiterhin ist die
Fehlergrenze der angezeigte Messwert vom tatsäch- Auflösung gegenüber einer analogen Darstellung
lichen Messwert abweichen darf. Die Einteilung er- auf einer Skale größer, d.h. es muss nicht mehr der
folgt in sieben Genauigkeitsklassen : Messwert zwischen zwei Skalenstrichen abgeschätzt
werden.

1 o. 1 1 0.2 1 0.5 1 1,5 2,5 5


Bei digital anzeigenden Messgeräten werden üb-
licherweise zwei Messungen je Sekunde durch-
Die Ziffern geben die zulässigen Fehlergrenzen geführt. Der Messwert wird dabei nur während
an. Die Fehlergrenze 1,5 bedeutet, dass der Fehler Bruchteilen einer Sekunde erfasst und zwischen-
± 1,5 % des Messbereichsendwertes (Skalenendwert) gespeichert. Angezeigt wird der Mittelwert beider
betragen darf, z.B. bei einem Messbereichsendwert Messungen. Da der Messwert üblicherweise nicht
100 V liegt der zulässige Anzeigefehler bei ± 1,5 V, absolut konstant ist, würde ein kontinuierliches
d .h. die Anzeige darf bei einer Messspannung von M essen und Anzeigen zum Flackern der letzten Zif-
10 V zwischen 8,5 V und 11,5 V liegen. fer führen.

Bei einem Messbereichsendwert von 100 V und ei- Andererseits können schnelle Änderungen der
ner Messspannung von 100 V darf die Anzeige zwi- Messgröße und die Breite ihrer Schwankung nicht
schen 98,5 und 101,5 V liegen. erfasst werden. Für manche Messungen ist jedoch
die Erfassung der Schwankungsbreite der Mess-
Der absolute prozentuale Fehler würde bei einer
größe erforderlich. ln diesem Fall muss ein analo-
Messspannung von 10 V ± 15%, bei einer M essspan-
ges M essgerät oder ein digitales Messgerät m it
nung von 100 V ±1,5 % betragen.
einer zusätzlichen analogen Anzeige eingesetzt wer-
Um den Anzeigefehler möglichst klein zu halten, den.
sollte daher bei Vielfachmessgeräten der Messbe-
reich so gewählt werden, dass die Messwertanzeige Die zusätzliche analoge Anzeige (Bild 1) erscheint
im oberen Drittel der Skala liegt. im Anzeigefeld z.B. als schwarzer Balken, der analog
zum Messwert seine Länge verändert. ln diesem Fal l
Würde m an für die gleiche Messung ein Messwerk w erden 25 und mehr Messungen je Sekunde du rch-
der Genauigkeitsklasse 0,2 einsetzen, so w ären die geführt und angezeigt. Beim Beobachter entsteht
entsprechenden Anzeigewerte 9,8 V I 10,2 V bzw. der Eindruck, dass ein kontinuierlicher Messvorgang
99,8 V I 100,2 V. Die absoluten prozentualen Fehler stattfindet.
wären dann ± 2 % bzw. ± 0,2 %.
Messabweichung. Digital anzeigende Messgerä-
te täuschen durch ihre Ziffernanzeige oftmals eine
Genauigkeit vor, die nicht v o rhanden ist. Deswegen
muss die zulässige M essabweichung, die v o m Her-
steller des M essgerätes festgelegt wurde, berück-
19.1.7.2 Digital anzeigende Messgeräte sichtigt werden. Diese wird als Prozentwert, bezo-
Die zu erfassenden Messwerte einer Messgröße gen auf den Messbereichsendwert, z. B. ± 0,5 % von
(z.B. elektrischer Strom) werden direkt als Ziffern- 19,99 V angegeben. Zusätzlich kann die letzte ange-
folge angegeben (Bild 1). Die Umwandlung der ana- zeigte Ziffer um 1 Digit (Digit bedeutet Ziffer) diffe-
logen Messgröße in eine zahlenmäßige, d.h. digitale rieren.
Darstellung, erfolgt dabei durch einen im M essgerät
eingebauten Analog-Digital-W andler (AD-W andler). Auflösung und Stellenzahl. Dig itale M essgeräte ha-
ben in einfacher Au sführung 3 112 Stellen, bei hö-
herwertigen Geräten 6 112 Stellen. Eine 3 112-stellige
M esswe rts pe~cherun g Anzeige zeigt 4 Ziffern an, jedoch geht die Ziffernfol-
V digitale
ge der ersten anzeigenden Stelle nicht bis 9.
MEM A nzeige

15.'-19~
Wechsel- Anzeige
strom ~ der Für die erste Stelle ist nur ein eingeschränkter
AC
f.-- M ess- Ziffernbereich vorhanden, z. B. 0 bis 1 oder 0 bis 3;
ei nheit
somit kö nnen im jew eiligen Fall folgende Ziffernfo l-
0 10 20 30 '-10 50
1- analoge gen als maximaler Anzeigew ert auftret en: 1999 oder
liiiiliiiiliiiii''"'''"''"''"""'"'''''"'''' - Anzeige
3999.
Bild 1: Digitale Anzeige mit zusätzlicher analoger Bei Überschreiten dieser Werte wird der Messbe-
Linearanzeige reich meistens automatisch umgeschaltet.
566 19 Elel<trotechnik

19.1 .7 .3 Vielfachmessgeräte Den Messwert erhält man, indem man die abgele-
sene Anzahl der Skalenteile durch den Skalenend-
Analogmultimeter (Bild 1) wert dividiert und mit dem am Bereichsschalter
Sie sind sowohl für Spannungs- als auch für Strom- angegebenen Faktor nebst Einheit multipliziert, z.B.
messungen bei Gleich- und Wechselspannung ge- angezeigte Skalenteile 33 (Bild 1), Messbereich 0,5
eignet. Widerstandswerte können nur indirekt über V, Skalenendwert 50. Dies ergibt einen angezeigten
eine Spannungs- und Strommessung ermittelt w er- Messwert von (33 : 50) · 0,5 V= 0,33 V .
den; deswegen ist zur Spannungsversorgung eine
Batterie erforderlich . Mess- angezeigte Skalenteile X Messbereich
Gemessen wird der Strom I, der durch den Wider- wert gesamte Skalenteile (Skalenendwert)
stand R fließt. Aufgrund der Gesetzmäßigkeiten
im Ohmsehen Gesetz ist I - 1/R. Die Skala für den
Widerstandswert ist entsprechend dieser Gesetz- Digitalmultimeter (Bild 2)
mäßigkeit ausgeführt, was zur Folge hat, dass die Ihre Einsatzmöglichkeiten entsprechen denen vo n
Skale nicht linear verläuft. Bei unendlich großem Analogmultimetern. Von Vorteil ist, dass sie trotz
Widerstand erfolgt kein Ausschlag, beim Wider- hoher Genauigkeit relativ robust und preiswert her-
standswert Null erfolgt Vollausschlag. gestellt werden können.

e
COM
eV
A nschluss·
buchsen
8 MAN MAA DCAC

?,Q:. ..!.P.. . -.:-,


I
'H--+-- LCD-Anzeige

Tast e für EIN/A US

Taste f ü r die Funkt io nen


M esswert- u nd
MINI M AX-Speicherung

Taste für m anuelle


M essbereichswahl

M u lt ifunktio nst aste

Schalter fü r
M essg rößen· Messtu nkt ionen
und
J::.:::::...- -111- M essbereich s-
Wah lschalter A nschlussbuchsen
~-"""T---,~"""T-H-- m it automatischer
Verri egelung

Bild 1: Analogmultimeter Bild 2: Digitalmultimeter

Der Messbereich hat oftmals noch Erweiterungs- Mit einem Zentralschalter können Messbereich u nd
möglichkeiten mit dem Faktor 1000, so kö nnen dann Funktion, z. B. Diodenprüfung angesteuert werden.
Widerstandswerte im Q-, kQ- und M Q-Bereich ge- Bei höherwertigen Geräten erfolgt die Umschaltu ng
messen werden. des M essbereiches oftmals automatisch.
Elektro nische Sicherungen kö nnen den Überlas-
Beim M essen einer un bekannten M essg röße ist
tun gsschutz des Gerätes übernehmen. Au ßerdem
zuerst immer der g rö ßte M essbereich zu w ählen,
können evtl. M essw erte abgespeichert w erden. Bei
um dann den Messb ereichswahlschalter auf den
Vorhandensein einer entsprechenden Schnittste lle
M essbereich zu stellen, bei dem die Anzeige im
kann auch z.B. ein Computer (PC) zur weiteren Ver-
oberen Drittel der Skala liegt.
arbeitung der Messdaten angeschlossen w erden.
19 Elel<trotechnil< 567

19.1.7.4 Oszilloskop Legt man an die vertikale Abl enkung Y 1 Y2 eine


Das Oszilloskop ist ein analog anzeigendes Messge- Gleichspannung an, so wandert der Leuchtpunkt
rät, das schnell verlaufende, periodisch wiederkeh- aus der Mitte, bei positiver Spannung nach oben,
rende elektrische Vorgänge, wie z.B. Sensorsignale bei negativer Spannung nach unten und bleibt dort
oder den Verlauf der Zündspannung, messen und weiterhin als Punkt abgebildet. Wird anstelle der
grafisch darstellen kann. Die Anzeige erfolgt auf dem Gleichspannung eine Wechselspannung angelegt,
Bildschirm einer Elektronenstrahlröhre (Bild 1 ). Ein so entsteht ein senkrechter Strich (Bild 2).
Oszilloskop, das gleichzeitig zwei Vorgänge darstel-
len kann, ist, je nach Bauweise, ein Zweikanal- oder
ein Zweistrahloszilloskop.
Sollen einmalige Vorgänge dargestellt werden, so
muss ein Speicheroszilloskop verwendet werden.
Dabei wird der Messvorgang gespeichert und kann
später als Standbild wieder abgerufen werden.

Bild 2: Vertikalablenkung Y 1 Y2

Aufbau und Wirkungsweise


Legt man an die horizontale Ablenkung X 1 X 2 eine
Ein Elektronenstrahloszilloskop enthält im Wesent-
Gleichspannung an, so wandert der Leuchtpunkt, je
lichen vier Baugruppen (Bild 1):
nach Polarität der Spannung, nach links oder rechts
• Oszilloskopbildröhre (Eiektronenstrahlröhre) auf dem Bildschirm und bleibt dort weiterhin als
Punkt abgebildet. Wird anstelle der Gleichspannung
• Vertikalverstärker (V-Verstärker; Y 1 Y2 )
eine gleichförmige sich verändernde Spannung,
• Zeitablenkgenerator mit Synchronisiereinrichtung z.B. Sägezahnspannung, angelegt, so entsteht ein
(X-Verstärker; X 1 X 2 ) waagerechter Strich (Bild 3).
• Netzteil für Spannungsversorgung

V-Verstärker

--,
I
I
I
Bild 3: Horizontalablenkung X 1 X 2
I
lI Wird nun gleichzeitig an das vertikale Plattenpaar
Y 1 Y2 die M essspannung und an das horizonta le Plat-

;!._ -q--J
Fremdsynchron1sat1o n I
I

Synchron1sier-
tenpaar X 1 X 2 eine Sägezahnspannung als Zeilenab-
lenkspannung gelegt, so wird auf dem Bildschirm
der tatsächliche zeitliche Verlauf der Messspannung
sichtbar (Bild 1).

Triggerung. Die Zeitablenkung muss immer beim


)--
----------' einrichtung g leichen W ert der M essspannung (Signalspannung)
beginnen, damit auf dem Bildschirm des Oszillos-
Bild 1: Blockschaltbild eines Elektronenstrahl- kops ein stehendes Bild entsteht. Die Auslösung der
Oszilloskops Zeitablenkung erfolgt durch einen Triggerimpuls.
in der Elektronenstrahlröhre, ähnlich einer Fernseh- Die Zeitablenkung erzeugt einen Sägezahn, d.h. der
röhre, wird ein scharf gebündelter, im Vakuum ver- Elektronenstrahl läuft einmal w ährend einer Periode
laufender Elektronenstrahl erzeugt, der auf einem über den Bildschirm und wieder zurück. Der Trigger-
mit Leuchtstoff versehenen Bildschirm einen Punkt impuls kann entw eder im Zeitablenkgenerator selbst
in der Mitte der Bildröhre hervorruft. erzeugt werden (intern) oder er wird von außen als
Spannungsimpuls (extern) zugeführt.
Der Elektronenstrahl kann sowohl in v ertikaler Rich -
tung (Bild 2) über das Plattenpaar Y 1 Y2 als auch in
Unter Triggerung versteht man das Auslösen der
horizontaler Richtung (Bild 3) über das Plattenpaar
Zeitablenkung durch einen Auslöseimpuls.
X 1 X 2 ausgelenkt werden.
568 1 9 Elel<trotechnil<

Bedienungselemente eines Oszilloskops Das dargestellte Bedienerteid mit den einzelnen Be-
Die Bezeichnungen am Bedienerteid eines Oszillo- dienungselementen enthält exemplarisch alle wich-
skops sind aus dem Englischen abgeleitet, sie sind tigen Anschluss- und Einstellvorrichtungen , die zum
weitgehend standardisiert (Bild 1). Betrieb eines Zweistrahl- bzw. Zweikanaloszillos-
kops erforderlich sind .

7 8
1 2 3 4
~ ?
)
PCf,vER

i li'
INTENS

'ei! 7=:~' 0 :, 0 [i]


[i] "" RE SAVE

,
r Timebase und Information sdisplay I ION
OFF
RFR
SG L I
I SET

,
I AV ACL IRESET HOLD RECALL

1001 ~ -· .... . .. 1!\ •- ---- ... "I ~ ·· ... ...J ~T ~~~ D ~ I


I
0 O EXIT ~ ENV
AVM I

97 l I I I V-POS . I Y-POS. ll
L I
LEVEL X -POS.

11 IJ IJ IJ. D Ov"' D C) D D
VOLTS/DIV VOLTS/OIV GRIGMODE I TIME/DIV

l l l ~'~ [i] l '(!):


lQ)"
CHI I AC
I ~~
CH II

1/ J 1/ EXT
~ I
I


I LF
90 I TVL I
100· ... .. ---- ... .'f-... ---- ...
'-·· ----- ~ I TVF
L ___
I ~
C)
...J

Kanal und Volt-Angabe n


ß a CH II

CJ
~ INPUT CH 11
g~, CJ
SEAIDEL DEUTRIG
CJ

~ ~~ ~ ~ I ~ ~
AC TAlG . EXT.
AC

[~ @ [] g;;
l
I I I \
9 10 11 12 13 14 15 16 17
Bild 1: Oszilloskop zur gleichzeitigen Darstellung von zwei Vorgängen (Zweikanaloszilloskop)

1 AUTO SET Automatische Einstellung 10 INP. CHI Signaleingang Kan al I


2 POWER Netzschalter 11 CHI Triggerumschaltung
3 V-POS: I Vertikale Verschiebung 12 AC I DC Eingangssignalkoppelung
Kanal! Kanal!
4 INTENS Helligkeitseinstellung 13 GD Massebuchse
5 FOCUS Schärfeeinstellung 14 DUAL Ein- bzw. Zweikanalbetri eb
6 STORE MODE Speicherbetrieb 15 TRIG . MODE Art der Triggerung
7 LEVEL Bestimmung des Trigger- 16 AC/DC Eingangssignalkopplung
punktes Kanal II
8 X-POS . Horizontale Strahlverschiebung 17 TIME/DIV Zeitablenkgeschwindigkeit
9 VOLTS/DIV. Amplituden einsteller für Horizontal
Kanal!

• Messen mit dem Oszilloskop Eingangswahlschalter auf Massepotenzial (GD)


gestellt sein.
Das Oszilloskop misst grundsätzlich nur Span- • Danach wird ein hoher Ablenkfaktor (Bild 1, Pos.
nungen. 9), z.B. 100 V/cm , eingestellt.
• Anschließend wird die horizontale Zeitablenkge-
Bei Messungen mit dem Oszilloskop sind die fol-
schwindigkeit so weit verändert, bis das Signalbild
genden Punkte zu beachten :
steht (Bild 1, Pos. 17).
• Zur Messung muss eine Verbindung vom Mess-
objekt zur Massebuchse und zum Signaleingang Das Oszilloskopgehäuse ist bei vielen Ausführungen
Kanal I oder II des Oszilloskops hergestellt werden. mit dem Schutzleiter des Versorgungsnetzes ver-
• Oie Nu\\-Linie des Anzeigebildes ist auf dem bunden. Falls das Messobjekt dann mit einer W ech -
Schirm mit dem Drehknopf (Bild 1, Pos. 3) entspre- selspannung von mehr als 50 V betrieben wird
chend des Signals so einzustellen, dass das ganze muss aus Sicherheitsgründen ein Netzgerät oder ein
Signal sichtbar ist. Für diese Einstellung sollte der Trenntransformator verwendet werden .
19 Elel<trotechnil< 569

Schaltungsaufbau Anzeig e und Einstellungen Auswertung


Messen einer Gleichspannung U

l Gle ichspannungen werden m it I


l 1 div der Einstellun g DC gemessen .
lU
I I Beispiel :
Gle ichspannung U:
' I
Nulllini e
I U = ~ · 3 div = 15 V
div
I
Einste llung Oszilloskop:
5 V l div 11

1l div: Abk. für divit (Teil ), Rastereinheit des


Bildschirms

Messen von Wechselströmen und Periodendauer

Wechse lspannungen werde n


/ T l'-.. der Ein stel lun g AC gemessen .
10
/ j Beisp iel :
1!!!!1 IZI ICl 0 ::im' 'ii
T i-~ ~ 2V
IMo• iJß~i.~ ~i!! ~~ U = - · 3 div = 6 V
V div
0 6V
U = 1(2 = 1(2 = 4,2 V

J ...____
L ------+--_____J""L
ast 0
Ein stellung Oszilloskop:
- Amplitude 1: 2 V I div
- Tim e Base: 2 ms I div
T = 2 ms · 10 div = 20 ms
div

f = .lT = -20 1-ms = 50 Hz

M esse n vo n Strömen (ind irekte M essung)

Di e Stromstä rke wird bestimmt,


ind em man die Spannung U an
/ 0 I\ / einem bekannten Widerstand,
\ z. B. 1 Q misst und den Strom I
I mit Hilfe des Ohmsehen Gesetzes
\. berechnet.
/

'~l
Beispiel:

Ein ste llun g Oszilloskop: 0= 5 0mV ·3div = 0,15V


div
I -'-+~ G
50 V I div
U _ 0 _ 0 15 V_ O V
L __ _ _ _ _ ~-------~ - fi - fi - '1
I = !!_ = O, 1 V = 0,1 A
R 1

WIEDERHOLUNGSFRAGEN 6 Welchen Nachteil haben digital anzeigende Geräte


1 Was versteht man unter der indirekten Wider- bei schwankenden Messgrößen?
standmessung? 7 Welche Regel besteht beim Einsatz von Analog-
multimetern?
2 Wie wird ein Amperemeter geschaltet?
8 Welche Spannung wird an die Vertikal- bzw.
3 Welche elektrischen Messgeräte sind analog anzei- Horizontalablenkung gelegt?
gende Geräte?
9 Was versteht man unter Triggerung?
4 Worauf ist beim Messen von Wechselspannungen 10 Beschreiben Sie die Bewegung des Elektronen-
mit dem Drehspulmesswerk zu achten? strahls auf dem Bildschirm, wenn nur die Zeit-
5 Welche Aussage macht die Genauigkeitsklasse 1,5? ablenkung eingeschaltet ist.
570 1 9 Elel<trotechnil<

-
19.1.7.5 Brückenschaltung von
U,=9V
Widerständen
Die Brückenschaltung (Bild 1) besteht aus zwei Rei-
henschaltungen von jeweils zwei Widerständen, die
parallel an einer gemeinsamen Spannungsquelle
angeschlossen sind. Der Gesamtstrom IG verzweigt
A ti,
sich im Punkt A in die Teilströme 11 (über die Wi- v2
derstände R1 und R2 ) und J2 (über die Widerstände
(R3 und R4 ) . Die Widerstände R1 ... R4 arbeiten als
R3=60Q
Spannungsteiler.

-
U1 =8V
.--.
R1 =40Q
c -
U2=4V
.--.
R2=20Q
-
U=12V

Bild 2: Wheatstonesche Messbrücke

A ti, B in einer abgeglichenen Messbrücke genügt zur Be-


r-- V ~ Uco ~
rechnung von Rx die Kenntnis von Rn und dem Ver-
v2 hältnis von R3 zu R4 .

-
U3=8V
-
U4=4V
.--.
R3= 60Q

I
D
.--.
R4 = 30Q
I
Der Vergleichswiderstand W iderstände R2 bzw. Rn

-
U=I12V

Bild 1: Brückenschaltung von Widerständen


ist in der Regel verstellbar. Damit kann man errei-
chen, dass sein Wert nicht zu stark vom Wert des
unbekannten Widerstandes R1 bzw. Rx abweicht. Da-
durch werden Messfehler verringert.

Teilt der Spannungsteiler R1-R2 die Spannung des Die Widerstände R3 und R4 können durch einen stu-
Spannungserzeugers im gleichen Verhältnis auf wie fenlos einstellbaren Widerstand (Drehwiderstand
der Spannungsteiler R3-R4 besteht zwischen den oder Schleifdraht mit Schleifer) ersetzt werden
Punkten C und D keine Spannung (Nullpunktme- (Bild 3).
thode). Damit stehen die Widerstände R1 und R2 im
gleichen Verhältnis zueinander wie die Widerstände
R3 und R4 .

A B
Eine Brückenschaltung ist abgeglichen, wenn in
der Brückendiagonalen C-D kein Strom fließt, d.h.
wenn das Widerstandsverhältnis in beiden Span-


nungsteilern gleich ist.

-
U = 12V

Bild 3: Schleifdraht-Messbrücke
Mithilfe einer Brückenschaltung werden Wider-
standsmessungen durchgeführt. Dabei werden die
Widerstände R1 durch den zu messenden Wider- Mit Hilfe der Widerstandsmessbrücke können
stand Rx und R2 durch den veränderbaren Wider- Widerstände sehr genau gemessen w erden. Das
stand Rn ersetzt. Ergebnis der M essung ist unabhängig von der
Hö he der Versorgungsspannung.
Die Brückenschaltung zur Messung von Widerstän-
den wird als Wheatstonesche Messbrücke bezeich- Die Messbrücke wird im Kraftfahrzeug z.B. im Luft-
net (Bild 2). massenmesser eingesetzt.
19 Elel<trotechnil< 571

19.1.8 Wirkungen des elektrischen Chemische Wirkung


Stromes
Stromleitende Flüssigkeiten bezeichnet man als
Wärmewirkung Elektrolyte. Diese werden beim Stromdurchgang
Fließt in einem metallischen Leiter Strom, so be- in ihre Hauptbestandteile zerlegt. Den Vorgang
wegen sich die Elektronen zwischen den einzelnen nennt man Elektrolyse.
Atomen hindurch . Die Bewegungsenergie der Elek-
t ronen wird auf die Atome übertragen . Diese gera- Elektrolyte sind Säuren, Basen, Salze und Metall-
ten in Schwingungen und erzeugen dadurch Wärme oxide in wässriger Lösung oder in geschmolzenem
(Bild 1). Ein Maß für die .,Wärmeschwingungen" ist Zustand . Die beim Stromdurchgang durch Zerle-
die Temperatur das Leiters. gung entstehenden Hauptbestandteile wandern zu
den Stromzuführungen (Elektroden) und werden
dort abgeschieden. Diese Wirkung des elektrischen
Stromes wird z.B. beim Verkupfern angewendet
(Bild 3). Diesen Vorgang nennt man Galvanisieren.

Magnetische Wirkung

in jedem stromdurchflossenen Leiter entsteht ein


Magnetfeld .
Bild 1: Wärmeschwingung der Moleküle
Ein stromdurchflossener Leiter kann eine Magnet-
nadel aus ihrer Nord-Süd-Richtung auslenken, d.h .
ln jedem stromdurchflossenen Leiter wird Wär-
von einem stromdurchflossenen Leiter geht eine
me erzeugt.
magnetische Kraftwirkung aus (Bild 4). Die Richtung
dieser Kraftwirkung ist von der Stromrichtung im
Leiter abhängig. Diese elektromagnetische Erschei-
Lichtwirkung nung wird u.a. bei elektrischen Maschinen angewen-
Dünne Drähte aus einem Metall werden durch den det.
elektrischen Strom so stark erwärmt, dass sie glü-
hen . Die Ausbeute an Licht ist um so größer, je hö-
her die Temperatur der Glühwendel ist. Deswegen
verwendet man Metalle mit einem hohen Schmelz-

I~
punkt, z.B. Wolfram. Damit die Glühwendel nicht
ox idiert, lässt man sie im luftleeren Raum oder in +
einer Schutzgasfüllung (z.B. Stickstoff, Krypton) glü-
hen. Glühlampen sind Temperaturstrahler.

Beim Stromdurchgang durch Gase wird durch


den Zusammenstoß geladener Gasteilchen Licht
erzeugt.


Gasentladungslampen, z.B. Leuchtstofflampen
(Bild 2), haben einen besseren Wirkungsgrad als Bild 3: Chemische Bild 4: Magnetische
Glühlampen, da sie weniger Verlustwärme erzeu- Wirkung Wirkung
gen . Gasentladungslampen sind Kaltstrahler.

Glühlampe Gasentladungslampe
Physiologische Wirkung

Unter der physiologischen Wirkung des elekt-

L~c:~ >
rischen Stroms versteht man dessen Auswir-
kungenaufLebewesen .
au sbeute
Beim Berühren von Spannungsquellen kann ein
Strom durch den menschlichen Körper fließen. Der
Gluhwendel
elektrische Strom .,elektrisiert", man erhält einen
.,elektrischen Schlag" . Diese Stromwirkung wird u.a.
Bild 2: Lichtwirkung in Marderabschreckeinrichtungen eingesetzt.
572 19 Elel(trotechnil(

19.1.9 Schutz vor den Gefahren des Schutzmaßnahmen gegen indirektes Berühren
elektrischen Stromes verhindern, dass an Geräteteilen unzulässig
große Fehlerspannungen auftreten können .
Der elektrische Strom ist fü r Menschen und Tiere
lebensgefährlich.
Netzunabhängige Schutzmaßnahmen
Wenn Stromstärken von mehr als 50 mA durch den Im Fehlerfall wird das Gerät nicht abgeschaltet; die
menschlichen Körper fließen, kann dies bereits zum Schutzmaßnahmen wirken ohne Schutzleiter. Zu
Tode führen . Wechselspannungen über 50 V können den netzunabhängigen Schutzmaßnahmen gehören
bereits lebensgefährliche Ströme im menschlichen Schutzisolierung, Schutzkleinspannung und Schutz-
Körper erzeugen. trennung .

Fehlerarten (Bild 1). ln elektrischen Anlagen können Schutzisolierung (Bild 4). Alle Teile, die im Fehlerfall
Körperschluss, Kurzschluss, Leiterschluss und Erd- Spannung gegen Erde annehmen können, werden
schluss auftreten. zusätzlich zu ihrer Grundisolierung noch mit einer
Isolierung umgeben oder durch lsolierstücke vom
3 ~5 0Hz 400V leitungsfähigen Teil des Gerätes getrennt.

Kurz-
schluss Iso lierung zwischen
Motor und Gehäuse

Bild 4: Schutzisolierung

Bild 1: Fehlerarten Schutzkleinspannung (Bild 5). Schutzkleinspannun-


gen sind Wechselspannungen bis 50 V. Sie müssen
in Transformatoren oder umlaufenden Umformern
Direktes und indirektes Berühren erzeugt werden, wobei die Kleinspannungsseite kei-
Direktes Berühren (Bild 2) liegt vor, wenn unter ne leitende Verbindung mit dem speisenden Netz
Spannung stehende Geräte und Leitungen direkt be- haben darf.
rührt werden können. Um dies zu verhindern, müs-
sen spannungsführende Teile mit Isolierungen und L1 3/PEN ~ 50Hz 400/230V
L2
Abdeckungen versehen werden. L3
PEN
Schutzmaßnahmen gegen direktes Berühren ver-
hindern das Berühren von unter Spannung ste-
henden elektrischen Leitern und Teilen. ·.:;:;-r .::J-
ri~ Transformator
und Gleichrichter
für Kleinspannung
Indirektes Berühren (Bild 3) liegt vor, wenn aufgrund
Bild 5: Schutzkleinspannung


eines Fehlers Teile von Geräten, die keine Spannung
führen dürfen, unter Spannung stehen und berührt
werden. Das kann der Fall sein, wenn z.B. durch Schutztrennung (Bild 6). Zwischen speisendem Netz
einen Isolationsfehler das Gehäuse eines Gerätes und Verbraucher wird ein Transformator geschaltet,
unter Spannung steht. dessen Ausgangsseite keine Verbindung zur Erde
hat, d .h. im Fehlerfall besteht zwischen Gerät und
L1 Erde auch keine Spannung. Der Trenntransformator

u
hat meistens ein Übersetzungsverhältnis von 1: 1,
d.h. er verändert nicht die Spannungshöhe.

I ' Ein9äö9.i--·-- · Aü5Qän9 · --· ~

... Erder
. 0 I

1~~---·j
leitender Boden
· - -·- -· lQ) -- -·- -· bis
Bild 2: Direktes Bild 3: Indirektes
Berühren Berühren Bild 6: Schutztrennung
19 Elel<trotechnil< 573

Netzabhängige Schutzmaßnahmen Solange kein Fehler vorliegt, ist der zufließende


Diese Schutzmaßnahmen wirken nur mit einem Strom (Id gleich dem abfließenden Strom (IN). d.h.
Schutzleiter PE (Protection Earth). Als Schutz werden die in den stromdurchflossenen Spulen entstehen-
Überstrom-Schutzeinrichtungen (Sicherungen, Lei- den Magnetfelder im Summenstromwandler heben
tungsschutzschalter) und Fehlerstromschutzschalter sich in ihrer Wirkung gegenseitig auf.
(FI-Schutzschalter) verwendet, die im Fehlerfall das
Gerät vom Netz trennen. L1
N
PE

Schutz durch Überstrom-Schutzeinrichtungen


Die Schutzart wurde früher mit .,Nullung" bezeich-
net. Der Spannungserzeuger ist direkt geerdet. Die
leitenden Gehäuse- bzw. Geräteteile sind über den Summen-
Schutzleiter PE (grün/gelbe Farbe der Isolierung) strom-
wandler
mit der Erde des Spannungserzeugers verbunden.
Im Fehlerfall führt der Körperschluss zu einem Kurz- Fehlerfreiheit:
schluss, der die Überstrom-Schutzeinrichtungen /L1 = /N
(z.B. Sicherungen, Leitungsschutzschalter) in der Fehlertal I:
vorgegebenen Zeit ansprechen lässt und das Gerät /L1=1N+/F >
.L
vom Netz trennt (Bild 1).
Bild 3: Fehlerstrom-Schutzschalter
L1
L2
L3 Im Fehlerfall fließt ein Teilstrom (Fehlerstrom h)
N
PE

~ PE
über den Schutzleiter PE, d.h. die Ströme im Sum-
menstromwandler (h, IN) sind ungleich groß.

/Ft ~~ ~ ~I·
Die in den stromdurchflossenen Spulen entstehen-
den Magnetfelder heben sich in ihrer Wirkung nicht

@~~-·~r-~~~
. L -- · - - ·_J u m ehr auf. in der Ausgangswicklung des Summen-
stromwandlers wird eine Spannung induziert, die
den Auslöser im Schaltschloss betätigt und die Zu -
Bild 1: Überstrom-Schutzeinrichtungen leitungen zu den Verbrauchern allpolig vom Netz
trennt. Mit der Prüftaste P kann die Funktionstüchtig-
Bei ortsveränderlichen Geräten, bei denen die elek-
keitdes FI-Schutzschalters überprüft werden.
trische Energie über eine Steckverbi ndung zugeführt
wird, muss der Schutzleiter PE mit entsprechenden
Schutzkontakten am Stecker bzw. der Steckdose ver-
bunden w erden (Bild 2). WIEDERHOLUNGSFRAGEN

1 Welche Beziehung im elektrischen Stromkreis be-


schreibt das Ohmsehe Gesetz?
Verbraucher

m~
2 Von welchen Größen hängt die elektrische Leis-
tung ab?

e---"r-\- L1 3 Von welchen Größen hängt die elektrische Arbeit


ab?
1\-.:~W.- ~E 4 Welche Einheiten werden für die elektrische
Arbeit verwendet?
5 Was versteht man unter dem Wirkungsgrad?
Gehäuse Schutzkontakte 6 Warum ist der Wirkungsgrad immer< 1?
7 Wie verhalten sich in einer Reihenschaltung
Bild 2: Ortsveränderlicher Verbraucher mit Schutzleiter
Spannungen und Ströme?
8 Wie verhalten sich in einer Parallelschaltung
Fehlerstrom-(FI)-Schutzeinrichtungen (Bild 3). Sie Gesamtwiderstand und Teilwiderstände zueinan-
haben die Aufg abe, im Fehlerfall die Verbraucher der?
innerhalb von 0,2 s allpolig abzuschalten. Alle Leiter 9 Welche Wirkungen des elektrischen Stromes kön-
(z.B. L 1, N). die vom Netz in das zu schützende Gerät nen auftreten?
führen , werden durch einen Summenstromwandler 10 Welche Fehlerarten können in elektrischen An-
geführt. Der Schutzleiter PE wird nicht durch den lagen auftreten?
Summenstromwandler geführt.
574 19 Elel<trotechnil<

19.1.10 Spannungserzeugung
Spannungserzeugung durch Induktion

Unter Induktion versteht man die Erzeugung von


elektrischer Spannung durch Ändern des mag-
netischen Flusses, der eine Leiterschleife oder
Spule durchsetzt.

Wird ein Dauermagnet in einer Spule hin- und her- Bild 2: Generatorregel
bewegt, so entsteht in der Spule eine Wechselspan-
nung (Bild 1, links). Die Spannungserzeugung durch Induktion ist zur
Grundlage für die Erzeugung elektrischer Energie im
Wird eine Leiterschleife in einem Magnetfeld hin-
Großen geworden. Ein Läufer (Rotor) mit Erregerfeld
und herbewegt, so entsteht in der Leiterschleife eine
erzeugt in der feststehenden Induktionswicklung
Wechselspannung (Bild 1, rechts).
(Ständerwicklung) eine Spannung (Bild 3).

Bild 1: Induktion der Bewegung


Bild 3: Wechselstromgenerator
Man bezeichnet diesen Vorgang der Spannungser-
zeugung als Induktion der Bewegung. Eine Span-
nung wird dabei nur so lange induziert, wie sich Transformatoren
der magnetische Fluss in der Spule bzw. Leiter- Ein Transformator besteht aus zwei Spulen, die auf
schleife ändert. Unter dem magnetischen Fluss ver- einem gemeinsamen Eisenkern sitzen (Bild 4). Die
steht man d ie Gesamtzahl der magnetischen Feldli- Eingangswicklung (Primärwicklung) nimmt elek-
nien, die von der Spule bzw. Leiterschleife umfasst trische Energie aus dem Wechselstromnetz auf. Der
we rden. von der Primärwicklung aufgenommene Wechsel-
strom erzeugt ein magnetisches Wechselfeld, das
Die Höhe der induzierten Spannung ist verhältnis-
an den Eisenkern weitergegeben und von da auf die
gleich der Änderungsgeschwindigkeit des von der
Ausgangswicklung (Sekundärwicklung) übertragen
Spule umfassten magnetischen Flusses (Zu- oder
wird und diese durchsetzt. Das magnetische Wechsel-
Abnahme je Zeiteinheit) und der WindungszahL
feld induziert in der Sekundärwicklung eine Span-
in welcher Weise sich der magnetische Fluss in der nung .
Spule ändert, ist ohne Einfluss auf die Entstehung
der lnduktionsspannung .

• Die Änderung des magnetischen Flusses kann erfol-


gen durch:
• Bewegen oder Drehen einer Spule im Magnetfeld.
• Ein- und Ausschalten des Stromes in einer Wick-
lung, z.B. Erregerstrom in der Erregerwicklung
eines Generators.
• Periodische Änderung der Stromstärke, z B. in der Bild 4: Transformator
Primärwicklung eines Transformators.
Für den Transformator gilt:
Die Richtung der induzierten Spannung hängt von
der Richtung der Bewegung und von der Richtung Die Primärspannung U1 verhält sich zur Sekun-
des Magnetfeldes ab (Bild 1, links). därspannung U2 wie die Windungszahl der Pri-
Die Richtung des Stromes kann mit der Generatorre- märwicklung N 1 zur Windungszahl der Sekundär-
gel bestimmt werden (Bild 2). wicklung N2 .
19 Elel<trotechnil< 575

Spannungserzeugung durch Spannungserzeugung durch Wärme


elektrochemische Vorgänge Thermoelement (Bild 3). Werden zwei Drähte aus
Galvanisches Element (Bild 1). Taucht man zwei verschiedenen metallischen Werkstoffen miteinan-
verschiedene Metalle in einen Elektrolyten (Säure, der verbunden und wird die Verbindungsstelle er-
Lauge oder Salzlösung), so entsteht ein galvanisches wärmt, so entsteht zwischen den freien Drahtenden
Element; zwischen den beiden metallischen Elekt- eine Gleichspannung, deren Höhe von der Kombi-
roden (Polen) ist eine Gleichspannung vorhanden nation der metallischen Drähte und der Temperatur
(Bild 1). Anstelle eines Metalls kann auch Kohle ver- abhängt. Ein angeschlossener Spannungsmesser
wendet werden. kann zur Temperaturanzeige in geeicht werden . oc
Thermoelemente werden z.B. zur Steuerung elektri-
scherlüfterverwendet

Bild 1: Galvanisches Element


Bild 3: Thermoelement

Die Höhe der Spannung eines galvanischen Ele-


mentes ist von der Stellung der Elektrodenwerk- Spannungserzeugung durch licht
stoffe innerhalb der elektrochemischen Span- Fotoelement (Bild 4). Es besteht meistens aus einer
nungsreihe abhängig . metallischen Grundplatte, auf die eine Halbleiter-
schicht, z.B. Seien , aufgebracht ist. Die Halbleiter-
schicht ist mit einem Kontaktring verbunden . Bei
Werden mehrere galvanische Elemente zur Verviel-
fachung der Spannung hintereinander geschaltet, Lichteinfall entsteht zwischen dem Kontaktring und
der Grundplatte eine Gleichspannung . Fotoelemen-
entsteht eine Batterie.
te verwendet man z.B. als Dämmerungsschalter.
Bei der Stromentnahme fließt der Strom auch im
Inneren des galvanischen Elementes, und zwar hier
vom Minuspol zum Pluspol. Der Elektrolyt wird zer-
setzt, das Minuspol-Metall aufgelöst oder chemisch Selenp latte
umgewandelt. Der am Pluspol auftretende Was-
serstoff muss chemisch gebunden werden, damit m etalli sche
Grund pl atte
die Spannung während der Stromentnahme nicht
absinkt. Dies geschieht beim Zink-Kohle-Element
(Bild 2) durch Ummantelung des Pluspoles mit Bild 4: Fotoelement
Stoffen , die eine Verbindung mit dem Wasserstoff
eingehen , z.B. Braunstein (Mn0 2 ). Die Stromliefe-
Spannungserzeugung durch Kristallverformung
rung hört auf, wenn der Elektrolyt verbraucht oder
Piezoelement (Bild 5). Es besteht aus einem Kristall
das Minuspol-Metall chemisch umgewandelt ist.
(z.B. Siliciumdioxid). Bei Druckwechsel entsteht eine
+ Wechselspannung , die über leitende Beläge abge-
Abd eckscheib e
leitet wird . Piezoelektrische 11 Spannungserzeuger
Koh lest ab werden als Sensoren bei schnell sich ändernden
El ektrol yt paste Druckvorgängen , z.B. als Klopfsensoren bei Verbren-

't
(NH 4 CI ) nungsmotoren, eingesetzt.
Depol arisat o r
(Mn0 2 )

Bod en-
isol ation
Dmo< ~ Piezo-
-':: f" Kri st all
V

Zinkbecher

Bild 2: Zink-Salmiak-Braunstein-Zelle Aluminiumfo li e - 1---- Aluminiumfolie


Galvanische Elemente, bei denen die elektroche-
mische Umwandlung durch Stromzuführung wieder Bild 5: Piezoelement
rückgängig gemacht werden kann , nennt man Akku-
mulatoren. l) von piedein (g riech. ); drücken
576 19 Elel(trotechnil(

Schaltung von Spannungserzeugern


Spannungserzeuger können sowohl in Reihen- als
auch in Parallelschaltung betrieben werden .
Reihenschaltung (Bild 1). Es gelten die Gesetzmä-
ßigkeiten der Reihenschaltung von Widerständen .
Dabei addieren sich sowohl die Innenwiderstän-
de als auch die Leerlaufspannungen. Die Gesamt-
stromstärke ist so groß wie die Stromstärke des
einzelnen Spannungserzeugers. Die Kapazität einer
Reihenschaltung von gleichen Starterbatterien hat
Bild 2: Parallelschaltung von Spannungserzeugern
die gleiche Kapazität wie die einzelne Batterie (keine
Kapazitätsvergrößerung ), jedoch vervielfacht sich
entsprechend die Spannung.
19.1.11 Wechselspannung und
Spannungsquellen werden in Reihe geschal- Wechselstrom
tet, um eine höhere Betriebsspannung zu erhal- in der Energietechnik werden überwiegend sinus-
ten . förmige Wechselspannungen verwendet. Sie lassen
sich einfach in Generatoren erzeugen, mithilfe von
in der Reihenschaltung von Spannungserzeugern
Transformatoren in ihrer Höhe verändern und über
wird der Pluspol der einen Batterie mit dem Minus-
weite Strecken transportieren .
pol der nächsten verbunden .
Bei gleichförmiger Drehung einer Leiterschleife im

-
u
-u
-u Magnetfeld entsteht durch Induktion eine sinusför-
mige Spannung. Sie ändert in jedem Augenblick ihre
Größe und periodisch ihre Richtung (Bild 3).

Eine vollständige Schwingung nennt man eine


Periode. Die Zeit dafür ist die Periodendauer T.
Die Anzahl der Perioden in einer Sekunde ist die
Frequenz f. Die Einheit der Frequenz ist das Hertz

-I 3·U

Bild 1: Reihenschaltung von Spannungserzeugern


(Hz).

Die Frequenz f der Wechselspannung ist von der


Drehzahl n und der Polpaarzah l p des Generators
abhängig (f = p · n ). Dreht sich ein zweipoliger Läu-
Parallelschaltung (Bild 2). Es gelten die Gesetzmä- fer (ein Pol paar) eines Generators mit einer Drehzahl
ßigkeiten der Parallelschaltung von Widerständen. von 3000 1/min =50 1/s, so hat die induzierte Wech-
Dabei addieren sich sowohl die Ströme als auch selspannung eine Frequenz von 50 Hz.
die Leitwerte. Es dürfen nur Spannungsquellen mit
gleicher Nennspannung parallel geschaltet werden .
Werden Batterien mit unterschiedlicher Spannung
parallel geschaltet, so fließt ein großer Ausgleichs-


strom von der Batterie mit höherer Spannung zu der
mit niedrigerer Spannung. Beide Batterien können
zerstört werden .
Die Spannung einer Parallelschaltung von gleichen
Starterbatterien hat den gleichen Wert wie eine ein-
zelne Batterie, jedoch vervielfacht sich entsprechend
die Kapazität bzw. der entnehmbare Strom .

Spannungsquellen werden parallel geschal-


tet, um einen größeren Strom entnehmen zu kön-
nen .

in einer Parallelschaltung von Spannungserzeugern


müssen alle Pluspole bzw. Minuspole miteinander
verbunden werden. Bild 3: Wechselstromgenerator
J

1 9 Elel<trotechnik 577

19.1.12 Dreiphasenwechselspannung Sternschaltung (Bild 3). Man erhält sie, wenn die
und Drehstrom Enden der 3 Wicklungen U2 , V2 , W2 miteinander im
Sternpunkt verbunden werden . Die Anfänge der
Der Drehstromgenerator hat im Ständer drei Wick- Wicklungen U1 , V1 , W1 werden mit den Außenleitern
lungen (U1 - U2 , V1 - V2 , W1 - W2 ). die räumlich L1 , L2 , L3 des Netzes verbunden .
um 120° versetzt sind (Bild 1). Bei der Drehung des
Polrades bzw. des Läufers (Spule mit Gleichstrom- Dreieckschaltung (Bild 4). Man erhält sie, wenn
erregung) um 360° entstehen in den Wicklungen jeweils das Ende einer Wicklung mit dem Anfang
d rei Wechselspannungen bzw. Wechselströme, die der nächsten Wicklung verbunden wird, z.B. U1 mit
jeweils um 120° zueinander phasenverschoben sind W2 , W1 mit V2 , V1 mit U2 . Die Verbindungspunkte
(Bild2) . werden mit den Außenleitern des Netzes L1 , L2 , L3
verbunden .
,----------o U1
v ,,--+-----o u2 L1 L2 L3 L1 L2 L3

V1
U2 V1
V1
V2

W2 W1

Bild 3: Sternschaltung Bild 4: Dreieckschaltung

Bild 1: Drehstromgenerator Das Zusammenschalten zur Stern- oder zur Dreieck-


schaltung nennt man Verketten .

Im Linienbild der drei Wechselströme (Bild 2) hat


im Zeitpunkt 1 (Polradstellung 90°) der Strom I 1 , der
in der Spule U1 - U2 fließt, seinen Höchstwert. Der 19.1.13 Magnetismus
Strom I 2 in der Spule V1 - V2 und der Strom I 3 in der 19.1.13.1 Dauermagnetismus
Spule W1 - W2 ist jeweils halb so groß wie I 1 . Die
Ströme I 2 und I 3 sind außerdem dem Strom I 1 ent- Magnete ziehen Eisen , Nickel und Kobalt an . Die
gegengerichtet Stellen der stärksten Anziehung sind die Pole des
Magneten. Jeder Magnet hat einen Nord- und einen
Die Summe der Ströme I 1 , I 2 , I 3 ist in jedem Au- Südpol.
genblick Null.
Ungleichnamige Pole zweier Magneten ziehen
Dies gilt für jede Stellung des Polrades (Bild 2). sich an, gleichnamige Pole stoßen sich ab.

Ze itpunkt 1 Ze itpunkt 2 Wird ein Stabmagnet beweglich gelagert, so stellt


er sich in Nord-Süd-Richtung ein . Der Pol , der nach
Norden zeigt, ist der Nordpol des Magnets, der
gegenüberliegende Pol ist der Südpol. ln der Um-
gebung des Magnets ist ein magnetisches Feld vor-
handen . Die Feldlinien sind gedachte Linien , die je-
weils die Richtung der magnetischen Kraft angeben.
Sie sind immer in sich geschlossen und verlaufen
außerhalb des Magneten vom Nord- zum Südpol,
innerhalb des Magneten vom Süd- zum Nordpol
(Bild 5).
Bild 2: Linienbild des Drehstromgenerators

Für die Fortleitung dieser drei Wechselströme


müssten eigentlich sechs Leiter (je ein Hin- und Rück-
leiter) zur Verfügung stehen . Man kommt jedoch
durch entsprechendes Verbinden (Verketten) der drei
Spulen mit nur drei Leitern aus, weil diese durch die
zeitliche Verschiebung der drei Wechselströme ab-
wechselnd .. Hinleiter" und .. Rückleiter" sind . Bild 5: Feld eines Stabmagneten
\

578 19 Elel<trotechnil<

19.1.13.2 Elektromagnetismus
Gleichsinnig stromdurchflossene Leiter ziehen
sich an, gegensinnig stromdurchflossene Leiter
Um einen vom Strom durchflossenen Leiter ent- stoßen sich ab.
steht ein Magnetfeld . Die Feldlinien haben die
Form konzentrischer Kreise.
Stromdurchflossene Leiter im Magnetfeld. Eine
Die Richtung der Feldlinien um einen stromdurch- drehbar gelagerte Spule im Magnetfeld, die von
flossenen Leiter kann man mit der Schraubenre- einem Strom durchflossen wird, wird in eine be-
gel bestimmen. Denkt man sich eine Schraube mit stimmte Stellung gedreht, bis das von ihr erzeugte
Rechtsgewinde in Richtung des Stromes in einen Feld die gleiche Richtung hat wie das feststehende
Leiter hineingeschraubt, so gibt die Drehrichtung die Feld (Bild 4) . Eine fortlaufende Drehung kann er-
Richtung der Feldl in ien an (Bild 1). reicht werden, wenn man an der Drehspule einen
Stromwender (Kollektor) anbringt, der jeweils kurz
vor Erreichen der Endstellung die Stromrichtung in
der Spule umschaltet.

Bild 1: Magnetfeld des stromdurchflossenen Leiters

Als Symbol für einen in den Leiter eintretenden


Strom wird das Zeichen ® , für einen aus dem Leiter
-
austretenden Strom das Zeichen 0 verwendet.
Wickelt man den Leiter zu einer Spule auf, so wer-
den die magnetischen Feldlinien im Inneren der
Spule gebündelt. Sie verlaufen dort parallel und in
gleicher Dichte; man spricht von einem homogenen
magnetischen Feld. An der Austrittsstelle der Feldli-
nien entsteht ein Nordpol, an der Eintrittsstelle ein
Polfeld - Spulenfeld Resultieren-
des Feld

Südpol (Bild 2). Bild 4: Leiter und Spule im Magnetfeld

Auf einen stromdurchflossenen Leiter wird im


Magnetfeld eine Kraft ausgeübt, die ihn aus
seiner Ruhelage bewegen will.

Eisen im Magnetfeld. Den in sich geschlossenen


Bild 2: Magnetfeld einer Spule Weg der magnetischen Feldlinien nennt man mag-
netischen Kreis; er lässt sich mit dem elektrischen
Stromkreis vergleichen.
Kraftwirkung zwischen stromdurchflossenen Lei-


tern. Zwei stromdurchflossene Leiter üben aufgrund Ist ein Luftspalt im magnetischen Kreis, z.B. zwischen
ihrer magnetischen Felder Kräfte aufeinander aus Ständer und Läufer von Generatoren bzw. Elektro-
(Bild3). motoren , so müssen die magnetischen Feldlinien
einen großen magnetischen Widerstand überwin-
den. Der magnetische Widerstand kann verringert

lJ
werden, indem man den Luftspalt verkleinert oder
bei einer Magnetspule einen Kern aus weichmag-
= I<= netischem Werkstoff in den Spulenhohlraum ein-
bringt.

~~~
Eisen verstärkt den magnetischen Fluss <P einer
Spule.

Die Ursache dafür ist das Ausrichten der Elementar-


magnete im Eisen, die zusätzlich magnetische Feld-
Bild 3: Stromdurchflossene Leiter linien bewirken.
19 Elel<trotechnik 579

19.1.14 Selbstinduktion Beobachtung. Beim Öffnen des Stromkreises leuch-


tet die zur Spule parallel geschaltete Glimmlampe
Sie tritt an stromdurchflossenen Spulen auf, wenn sofort kurzzeitig auf.
sich der Spulenstrom ändert. Diese Stromänderung
bewirkt in der Spule eine Magnetfeldänderung, d.h. Nach dem Abschalten der Spannungsquelle fließt
die Größe des magnetischen Flusses in der Spule kein Strom mehr in der Spule. Das zuvor aufgebaute
ändert sich . Dies führt zur Induktion einer Spannung, Magnetfeld baut sich sehr rasch ab, d.h. es ändert
der Selbstinduktionsspannung. seine Richtung gegenüber der Aufbauphase; in
der Spule wird eine sehr hohe Spannung induziert
Versuch 1 (Bild 1). Eine Spule mit Eisenkern (N = (Selbstinduktionsspannung, Bild 3).
1200 Windungen) und ein einstellbarer Widerstand
werden jeweils mit einer Glü hlampe (1,5 V/3 W ) in Beim Abschalten des Stromes in einer Spule be-
Reihe geschaltet und an eine Spannung von 6 V ge- wirkt die Selbstinduktion eine Verzögerung des
legt . Der Stellwiderstand wird so abgeglichen, dass Strom- und Magnetfeldabbaus.
beide Glühlampen gleich hell leuchten.
Diese induzierte Spannung (Selbstinduktionsspan-
nung) ist der zuvor angelegten Spannung gleichge-
richtet. Sie hält noch für kurze Zeit einen Stromfluss
in der Spule aufrecht, der den schlagartigen Abbau
des Magnetfeldes verhindert (Bild 3).
u~ Die Selbstinduktionsspan nung ist stets so ge-
richtet, dass sie der Änderung des Stromes ent-
gegenwirkt.

Bild 1: Einschalten einer Spule

I
Beobachtung. Beim Sch ließen des Stromkreises
leuchtet die mit der Spule in Reih e geschaltete Glüh- t
:::::>
I
I
ft
lampe verspätet auf. II

Der in der Spule fließende Strom baut ein Magnet-


feld auf. Das sich aufbauende Magnetfeld bewirkt in u j-L---~-=-.-,1 "
I \
\

der Spule eine magnetische Flussänderung, die in


u /,.. -' \ Us

der Spule wiederum eine Spannung Us induziert,


/
'{
/__ w irksame \
die der angelegten Spannung entgegengerichtet ist. / Spannung \

Dadurch kommt die angelegte Spannung erst all- I ''


mählich zur vollen Wirkung (Bild 3) ' ........
Ei nschalte~ - Ausschalten t ___.
/
Sobald an einer Spule Spannung angelegt wird /
bewi rkt die Selbstinduktion eine Verzögerung des / Us Selbstinduktions-
I span nung
Strom- und Magnetfeldaufbaus.
I

Versuch 2 (Bild 2). Eine Spule mit Eisenkern (N =


1200 Windungen) und eine Glimmlampe mit einer
mag netischer Fluss <P
Zündspannung von etw a 150 V w erden parallel ge-
scha ltet und an eine Spannung von 6 V gelegt.

tt Ruhestrom

I= y_
R

r--
Einschalten Ausschalten

Bild 2: Abschalten einer Spule Bild 3: Spannungs- und Stromverläufe


580 19 Elel<trotechnil<

Da die beim Abschalten einer Spule entstehende Lade- und Entladevorgänge größer, so dass der
hohe Selbstinduktionsspannung die gleiche Rich- Mittelwert des Stromes je Zeiteinheit ebenfalls zu-
tung hat wie die zuvor angelegte Spannung , entsteht nimmt. Dadurch wird der Strom im Kondensator
schon bei geringfügigem Öffnen des Kontaktes ein größer, d .h. der Widerstand des Kondensators wird
Lichtbogen . scheinbar kleiner (kapazitiver Blindwiderstand).
Legt man eine Spule an Wechselspannung wird mit
zunehmender Frequenz die Selbstinduktionsspan-

~1~
nung größer, so dass der Mittelwert des Stromes
je Zeiteinheit kleiner wird . Dadurch wird der Strom +
in der Spule kleiner, d.h . der Widerstand der Spule
wird scheinbar größer (induktiver Blindwiderstand)
r '"'''''"
lßdoo

(Bild 1).
c
Entladen I

t Bild 3: Lade- und Entladeverhalten eines Kondensators

c
19.1.16 Elektrochemie
Stromleitung in Flüssigkeiten
finHz- Chemisch reines Wasser ist für den elektrischen
Strom ein Nichtleiter. Wird dem chemisch reinen
Bild 1: Blindwiderstand einer Spule
Wasser eine Säure oder eine Lauge oder ein Salz
zugesetzt, so wird es leitend .
19.1.15 Kondensator
Elektrisch leitende Flüssigkeiten sind Elektrolyte.
Ein Kondensator besteht aus zwei metallischen
Leitern, zwischen denen sich ein Isolator befindet in einem Elektrolyten , z.B. H2S0 4 , ist ein bestimmter
(Bild 2). Anteil der Moleküle in seine Hauptbestandteile 2 W
und SQ 4- aufgespalten . Diesen Vorgang nennt man
Dissoziation . Diese Hauptbestandteile, Atome und
Moleküle, haben unterschiedliche elektrische Ladun-
gen; sie werden als Ionen 11 bezeichnet.
Beim Anlegen einer Spannung an den Elektrolyten
werden die Ionen unter dem Einfluss des elektri-
schen Feldes bewegt (Bild 4).

St r om ~

Bild 2: Aufbau eines Kondensators <:== El ektro nen·


beweg ung +
Wird an einen Kondensator Gleichspannung ange-
legt, so fließt kurzzeitig ein Ladestrom. Dann sperrt


der Kondensator den Gleichstrom. Wird der Kon-
densator kurzgeschlossen, fließt in entgegenge-
setzter Richtung ein Entladestrom (Bild 3). Beim
Laden saugt d ie Spannungsquelle von der einen
Kondensatorplatte Elektronen ab und drückt sie auf Bild 4: Elektrolyse von Kupferchiarid
die andere, d.h. es entsteht auf der einen Seite Elek-
tronenmangel und auf der anderen Elektronenüber- Positiv geladene Ionen wandern dabei zur Katode
schuss. (Minuspol) . Sie nehmen dort die fehlenden Elektro-
nen auf, werden elektrisch neutral und setzen sich an
Nach dem Trennen des Kondensators von der Span-
der Katode ab.
nungsquelle bleibt dieser Elektronenunterschied
Negativ geladene Ionen wandern zur Anode (Plus-
erhalten, d .h. der Kondensator ist geladen . Das Spei-
pol). Sie geben dort ihre überschüssigen Elektronen
chervermögen des Kondensators bezeichnet man
ab, werden elektrisch neutral und setzen sich an der
als Kapazität C. Ihre Einheit ist das Farad (F) .
Anode ab.
Legt man einen Kondensator an Wechselspannung
wird mit zunehmender Frequenz die Anzahl der 1) Ion (griech .) =wandernd
19 Elektrotechnik 581

Elektrolyse Die entstehende Spannung hängt von der Stellung


der Elektroden innerhalb der elektrochemischen
Bei der Elektrolyse werden beim Durchgang von Spannungsreihe (Bild 2) sowie der Art und der Kon-
Gleichstrom Elektrolyte in ihre Hauptbestandteile zentration des Elektrolyten ab.
zerlegt. Diesen Vorgang nennt man Elektrolyse.
0,8 Quecksi lber +0,79V
Die Hauptbestandteile scheiden sich an den Strom-
zuführungen (Elektroden) ab und können mit diesen t
Qi
0,6
0,4
- _ Kohle
- - - Kupfer
+0,74V
+0,34V
eine Verbindung eingehen. '0 - - - Antimon +0,14V
Q) 0,2
::>
Galvanisieren. Auf elektrolytischem Wege kan n CJ)
0 ~ Wasserstoff
man Werkstücke mit dünnen Metallüberzügen ver- c -0,2
~ Blei
::J
c -0,13V
sehen, z.B. zum Schutz gegen Korrosion oder zur c -0,4

~ ~\~~el
CO -0,14V
Herstellung von elektrisch leitenden Oberflächen auf c. Qi -0,6
(f) '0 -0,23V
Q)
-0,8
Kunststoffen (Leiterplatten). c
::J
-1,0
~ Eisen -0,44 V
Chrom -0,56V
Wird in der Versuchsanordnung (Bild 1) eine Gleich- -1,2 Zink -0,76V
spannung angelegt, so wandern die positiv gelade-
nen Kupferionen (Cu++) zur negativen Elektrode und
geben dort ihre Ladung ab; das Kupfer setzt sich an
j -1,4
-1,6
~ Aluminium -1,67V

der negativen Elektrode (Katode) ab und bildet einen


Überzug. Bild 2: Elektrochemische Spannungsreihe

-l
+
Galvanische Elemente w erden unterteilt in Primär-
elemente und Sekundärelemente.

Primärelemente. Die bei der Energiewandlung auf-


tretenden elektrochemischen Prozesse sind nicht
mehr umkehrbar. Der Minuspol, der immer aus dem
unedleren Metall besteht, wird zerstört; der Elektro-
lyt kann austrocknen oder auslaufen.

Sekundärelemente. Bei ihnen ist eine Umkehr der


elektrochemischen Vorgänge durch Laden mit
Gleichstrom möglich, z.B. bei Starterbatterien . Beim
Ladevorgang wird die elektrische Energie in Form
von chemischer Energie gespeichert, beim Entlade-
Bild 1: Galvanisieren
vorgang wird diese wieder in elektrische Energie
Die negativ geladenen Säurerestionen (S04 - -) wan- umgewandelt.
dern zur positiven Kupferelektrode (Anode) und
Alle elektrolytischen Elemente besitzen umwelt-
geben dort ihre Ladung (Elektronen) ab. Dabei ent-
schädliche Stoffe, wie z. B. Säuren, Laugen, Blei
steht ein Kupfersulfatmolekül (CuS04 ). Dies kann
und andere Schwermetalle. Sie müssen gezielt
wiederum dissoziieren. Dieser Vorgang setzt sich
entsorgt werden und dürfen nicht dem Hausmüll
so lange fort, bis die Kupferanode verbraucht ist.
zugesetzt werden.
Dabei wird an der Katode (-Pol ) reines Kupfer abge-
schieden . Dieses Verfahren wird zur Herstellung von
Nichteisen -M etallen mit einem hohen Reinheitsgrad
verwendet, z.B. Elektrolytkupfer 99,98 %.
WiEDERHOLUNGSFRAGEN
Bei Karosserieblech kann auf elektrolytischem Weg 1 Wie wirken die Polezweier Magnete aufeinander?
eine Zinkschicht von genau definierter Dicke aufge-
2 Welchen Einfluss hat ein Eisenkern in einer strom-
tragen w erden .
durchflossenen Spule?

Galvanische Elemente 3 Wie verhalten sich zwei stromdurchflossene


Leiter, wenn sie gleichsinnig bzw. gegensinnig
vom Strom durchflossen werden?
Sie bestehen aus zwei unterschiedlichen Metall-
elektroden oder einer Metall- und einer Kohle- 4 Was versteht man unter Selbstinduktion?
elektrode sowie einem Elektrolyten. 5 Wie verhält sich ein Kondensator an einer Wech-
selspannung, deren Frequenz steigt?
Die elektrische Spannung entsteht durch elektroche- 6 Wie läuft ein Galvanisiervorgang ab?
mische Vorg änge zwischen den Elektroden.
582 1 9 Elektrotechnik

19.1.17 Elektronische Bauelemente ln Tabelle 1 sind häufig verwendete Halbleiterwerk-

....
stoffe und ihre Anwendung aufgelistet.
Bei der Herstellung von elektronischen Bauele-
menten, z.B. Dioden, Transistoren, werden Halb- ...
leiterwerkstoffe verwendet. Diese Werkstoffe ver- ·~·;~··•
Benennung Verwendung
halten sich in der Nähe des absoluten Nullpunktes
(- 273 oc = 0 K) wie elektrische Isolatoren, d.h. sie Gleichri chterdioden
besitzen einen großen spezifischen elektrischen Wi- Silicium Si Transistoren
derstand . Germanium Ge Fotodioden
Fototransistoren
Bei Raumtemperatur liegt der spezifische elektrische
Gl eichrichterdioden
Widerstand von Halbleiterwerkstoffen zwischen dem Seien Se
Fotoelemente
von Isolierstoffen und metallischen Leitern (Bild 1).
Galliumsarsenid GaAs Fotod ioden

1024 Isolierstaffe
Q) 1 Quadrillion -
Q . mm 2
~ 1-- Q)
..c
~-
N-leiter und P-leiter
m .c. ·- Q) Durch eine geringfügige .. Verunreinigung " mit
1020 '-- &0
1-- ~Ell::
·-CO 0
- ~ ~ Fremdatomen lässt sich die Leitfähigkeit von reins-
t
Q.
101 8 f-- ~
cn
101 6 >--- c::J
~ ~~~
c -a c
1-- ·- c ::J
E::o:.::
- 1 Trillion - tem Silicium stark vergrößern . Je nach Werkstoff,
den man z.B. in das Kristallgitter des Siliciumgrund-
-a :.::
c 1014 ~ werkstoffes einbaut (dotiert). erhält man N-leitende
"'
tl 1012
L
1 Billion- Halbleiterwerkstoffe oder P-leitende Halbleiterwerk-
Q;
-a 1010 Halbleiter stoffe (Bild 2).
~
Q; 108
..c
"cn
:.-:::
106 ~ ä)
CD
Q) E
::J
'ü 1-.§
E
D ..
1 Million -
·;:; (f) :=
Q)
0.
104 (f) 1- E 1oooo -
cn 102 ~ 100 -
r1-
10- 2 Metalle Fe=cu =
1/1()()--

Bild 1: Spezifischer elektrischer Widerstand von


Elektronenstrom -
Löcherstrom

Werkstoffen bei Raumtemperatur

Der Widerstand von Halbleiterwerkstoffen nimmt Bild 2: N-Leiter und P-Leiter (System bild)
bei Temperaturerhöhung ab, ihre Leitfähigkeit
nimmt zu.
N-Leiter (N von Negativ) . Sie sind Halbleiterwerk-
Halbleiterwerkstoffe sind stark temperaturabhän- stoffe, die einen Elektronenüberschuss besitzen.
gig . Dieses Verhalten wird z.B. bei Thermistoren Wird eine Spannung an einen N-Leiter angelegt, so
ausgenützt. Nimmt bei Temperaturerhöhung der bewegen sich die freien Elektronen wie in einem me-
Widerstand von Halbleiterwerkstoffen ab, so zeigen tallischen Leiter.


diese ein NTC-Verhalten. Bei erhöhter Temperatur
kommt es bei gleicher Spannung deshalb zu einem N-Leiter haben Elektronen als Ladungsträger.
stärkeren Stromfluss, wobei Halbleiterbauelemente
zerstört werden können . Deshalb werden Halbleiter-
bauelemente oftmals auf ein Kühlblech aufgebaut. P-Leiter (P von Positiv) . Sie sind Halbleiterwerkstoffe,
Im Kraftfahrzeug müssen z.B. elektronische Steuer- die einen Elektronenmangel aufweisen . An den Fehl-
geräte so eingebaut werden, dass sie keiner intensi- stellen der Elektronen herrscht Elektronenmangel,
ven Wärmestrahlung ausgesetzt sind. d.h . der Halbleiterwerkstoff hat eine positive Ladung.
Der Widerstandswert von Halbleiterwerkstoffen Die Fehlstelle wird auch als Loch bezeichnet. Wird
kann auch z.B. von der angelegten Spannung, vom eine Spannung an den P-Leiter angelegt, so kann ein
auftreffenden Licht, vom einwirkenden mecha- benachbartes freies Elektron in das Loch springen.
nischen Druck oder von der Stärke des auftreffenden Das Loch jedoch ist zu dem Atom gewandert, das ein
magnetischen Feldes abhängen . Weiterhin wird das Elektron abgegeben hat.
Widerstandsverhalten durch stoffliche Zusätze (Do-
tierung) beeinflusst. P-Leiter haben Löcher als Ladungsträger.
1 9 Elelctrotechnil< 583

PN-Übergang. Grenzen ein P-Leiter und ein N-Leiter


aneinander, so entsteht ein PN-Übergang. Die frei- Germanium-
en Elektronen des N-Leiters wandern in der Grenz- diode
E
schicht in die Löcher des P-Leiters. Dadurch befinden g
sich in der Grenzschicht fast keine freien Ladungs- (/)
(/)
(/)
träger (Elektronen und Löcher) m ehr (Bild 1). ~
.<:
~
:::J
0
0 0,1 0,2 0,3 OA 0,5 0,6 0,7 V 0,8
Durchlassspannung - - -

Bild 3: Durchlassbereich von Dioden

Sperrbereich (Bild 4). Bei in Sperrrichtung (Rück-


Bild 1: PN-Übergang wärtsri chtung ~) betriebenen Dioden fließt auch
bei steigender Sperrspannung UR nur ein geringer
Sperrstrom IR.
Am PN-Übergang von Halbleitern entsteht eine
Sperrschicht. Durchbruchbereich (Bild 4). Wird die Sperrspannung
weiter vergrößert, so wird die Diode leitend; der jetzt
schlagartig stark ansteigende Sperrstrom wird zum
Durchbruchstrom, der die Diode zerstören kann.

19.1 .17.1 Dioden Durchbruch- Sperr- Durchlass-


bereich bereich bereich
Sie sind Halbleiterbauelemente, die aus einem P-Lei-
ter und einem N-Leiter bestehen; diese bilden einen
PN-Übergang. Sie haben zwei Anschlüsse.
Wird die Diode in einen Stromkreis eingebaut, so - - - UR uF---
unterscheidet man, je nach Polung, die Betriebszu-
stände Durchlassen und Sperren (Bild 2).
/R
Durchbruch-
strom

Durchlassrichtung Sperrrichtung 0 [)\ 0


t 0 [)\ 0
+ +
+ +
o---t[>-3>1-\- -o 0>---t[)-3>1-\- - <0 Bild 4: Kennlinie einer Diode

Gleichrichterschaltungen

Dioden werden zur Gleichrichtung von Wechsel-


spannungen eingesetzt.
Bild 2: Schaltung von Dioden
Einpulsschaltung (Bild 5). Liegt an der Klemme 1 des
Generators gerade die positive Halbwelle an, so ist
Dioden lassen den Strom nur in einer Ri chtung die Diode in Durchlassrichtung geschaltet; die po-
durch und sperren ihn in der Gegenrichtung. Sie sitive Halbwelle wird von der Diode durchgelassen.
haben eine Ventilwirkung. Li egt die negative Halbwelle an, so ist die Diode in
Sperrrichtung geschaltet, die negative Halbwelle
Durchlassbereich (Bild 3 und 4). Bei in Durchlass- wird unterdrückt und die Spannung ist während die-
richtung (Vorwärtsrichtung ~) betriebenen Dio- ser Zeit Null.
den steigt mit zunehmender Spannung UF, oberhalb
der Schleusenspannung der Durch lassstrom h stark
an. Die Schleusenspannung beträgt bei Germanium-

uJV= ; ;ay
dioden etwa 0,3 V, bei Siliciumdioden etwa 0,7 V.

Im Durchlassbereich betrieben ist eine Diode


unterhalb der Schleusenspannung hochohmig,
---
I

---uz
IV
• t---

oberhalb der Schleusenspannung niederohmig. Bild 5: Einpulsschaltung


584 1 9 Elektrotechnik

Zweipulsschaltungen (Bild 1). Die Dioden sind so


geschaltet, dass sowohl die positive als auch die - - - Uz
negative Halbwelle zur Gleichrichtung herangezogen 12 V 10 8 6 4 2 0
0
~I.....
werden kann. Die W irkungsweise der Gleichrichtung 1-- I' /'
kann dem Schaltbild (Bild 1) entnommen werden. f- ~
I 40
1-- ~> I I
V> C:
.-=: 0
rvs Ol> 80
~
.0
~ V7
,<>
120
-
N

~t V6
160
t
• I
'
- --- ~ "' .
VE
V4 V3 V2 V1 mA
200

240

-----
t I it
I
- Uz
Bild 2: Arbeitskennlinien von Z-Dioden

'
Die Z-Diode z.B. vom Typ V6 (Bild 2) wird bei einer
Iu- Zenerspannung Uz zwischen 8,0 V und 8,1 V leitend.
t- Der maximal zulässige Strom lz durch diese Zenerdio-
+
de beträgt etwa 170 mA. Bei einem größeren Strom
Bild 1: Zweipulsschaltung würde sie thermisch überlastet und zerstört werden.

Liegt an der Klemme 1 des Generators gerade die Jede Zener-Diode benötigt zu r Strombegrenzung
positive Halbwelle an, so fließt der Strom über die einen Vorwiderstand.
Dioden und den Verbraucher zur Klemme 2 (roter
Pfei l). Spannungsstabilisierung (Bild 3). Ist an der Zener-
Diode die Zenerspannung noch nicht erreicht, so
Liegt an der Klemme 1 des Generators gerade die
ist der W iderstand der Zener-Diode Rz w esentlich
negative Halbwelle an, so fließt der Strom jetzt von
größer als der des Vorwiderstandes R1 . Die gesamte
Klemme 2 aus über die Dioden und den Verbraucher
Betriebsspannung U1 liegt praktisch an der Zener-
zur Klemme 1 (gestrichelter roter Pfeil).
Diode und damit auch gleichzeitig am Lastwider-
Betrachtet man die Stromrichtung im Verbraucher- stand RL.
widerstand R, so ist sie in beiden Fällen gleich. Für
Überschreitet die Betriebsspannung U 1 die Zener-
die Gleichrichtung werden also beide Halbwellen
spannung Uz, so verringert sich der Widerstand
ausgenutzt. Die entstehende Gleichspannung wird
der Zener-Diode Rz sehr stark. Dadurch fließt der
g leichmäßiger als bei der Einpulsschaltung (Bild 1).
Zenerstrom zusätzlich durch den Vorwi derstand R1 ,
sodass der Spannungsabfall Ua am Vorwiderstand
Z-Diode R1 ansteigt.
Z-Dioden (Zener1 1-Dioden) werden meist in Rück-
wärtsrichtung betrieben, d.h. sie sind in Sperrrich- ~


tung angeschlossen. Ihre Kennlinie weist im Über- + ~

gang vom Sperrbereich in den Durchbruchbereich lz t


einen scharfen Knick auf. Dabei st eigt der Durch-
bruchstrom (Zenerstrom I z) stark an (Bild 2). 2~ ~
Uz "' const. [ ] RL

U, ± t.. U,
Der Arbeitsbereich der Z-Dioden ist der Durch-
bruchbereich. -
Para llelstabilisierung

Im Durchbruchbereich wirken Z-Dioden wie Schalter


Bild 3: Spannungsstabilisierung
oder Ventile. ln elekt ronischen Schaltungen können
sie z.B. zur Spannungsstabilisierung, Spannungs-
begrenzung oder als Sollwertgeber eingesetzt w er- Bei einer Spannungsstabilisierung mittels Zener-
den. Diode wird durch den Spannungsabfall Ua am
Vorwiderstand R1 eine annähernd konstante Aus-
gangsspannung U2 erzielt.
l) G.M . Zen er, amerikanischer Physiker
1 Elel<trotechnil< 585

19.1.17.2 Transistoren PNP-Transistor als Schalter (Bild 2)


Schaltzustand .,Ein". Beim Betrieb eines PNP-
Sie bestehen aus drei übereinander liegenden Halb-
leiterschichten, die jeweils einen elektrischen An- Transistors sind Basis und Kollektor immer negativ
gegenüber dem Emitter gepolt (Bild 2). Wird zwi-
schluss haben . ln der Abfolge der Halbleiterschich-
schen Emitter E und Basis B eine Gleichspannung
ten kann der Transistor mit zwei gegeneinander
angelegt, so fließt ein kleiner Basisstrom J8 (Steuer-
verschalteten Dioden verglichen werden . Je nach
strom), der den Transistor durchschaltet: es kann
Anordnung der Halbleiterschichten unterscheidet
jetzt ein großer Emitter-Kollektor-Strom Ic (Arbeits-
man PNP-Transistoren und NPN-Transistoren. Die
strom) über den zu schaltenden Verbraucher (Glüh-
Halbleiterschichten mit ihren Anschlüssen bezeich-
lampe) fließen. Der Basisstrom J8 wird dabei durch
net man als Emitter E, Kollektor C und Basis B (Ta-
einen Widerstand begrenzt.
belle 1).
Schaltzustand .. Aus". Wird der Basisstrom J8 un-
Tabelle 1: Transistoren terbrochen, so wird auch der Kollektorstrom Ic unter-
brochen, d.h. der Transistor sperrt den Arbeitsstrom.
Halbleiter- Vergleich Schalt-
schichten mit Dioden zelchen Eine Unterbrechung des Kollektorstromes erfolgt
ebenfalls, wenn die Basis positiv gepolt wird (Bild 2).

~
~
PNP
~""'""' Basis

4
Emitter

~
NPN
~""'""' Basis
Emitter
I
.
Bild 2: PNP-Transistor als Schalter

Transistoren können als Schalter mit Relaisfunk- NPN-Transistor als Schalter (Bild 3)
tion, Verstärker und als steuerbare Widerstände
Schaltzustand .. Ein" . Beim Betrieb eines NPN-Tran-
verwendet werden .
sistors sind Basis und Kollektor immer positiv ge-
genüber dem Emitter gepolt (Bild 3).

Transistor als Schalter (Bild 1) Schaltzustand .,Aus" . Die Unterbrechung des Kol -
lektorstromes erfolgt durch Unterbrechen des Ba-
Er ermöglicht kontaktloses Schalten eines großen
sisstromes bzw. durch negative Polung der Basis.
Arbeitsstromes bei kleinem Steuerstrom; da keine
Alle übrigen Vorgänge verlaufen wie beim PNP-
mechanisch bewegten Teile vorhanden sind, arbei-
Transistor.
tet er verschleißfrei, geräuschlos und ohne Funken-
strecke. Die Schaltvorgänge erfolgen verzögerungs-
frei im Bereich von Mikrosekunden . Der Transistor
hat hier eine Relaisfunktion .

Bild 3: NPN-Transistor als Schalter

Ein kleiner Steuerstrom zwischen Emitter und


Basis (Basisstrom) bewirkt einen großen Arbeits-
strom zwischen Emitter E und Kollektor C (Emit-
ter-Kollektor-Strom) .
Bild 1: Transistor als Schalter (Prinzip)
586 1 9 Elel<trotechnil<

Transistor als Verstärker (Bild 1) abstoßendes G


G
Der Lastwide rstand RL und der Kollektor-Emitter- Feld
Widerstand des Transistors RcE bilden einen Span-
nungsteiler. Ändert man den Widerstand des
Transistors, so ändert sich das Verhältnis der Span-
nungsaufteilung UL: UcE·
Wird die Spannung U8 E erhöht, so verringert sich Gate (G) nicht angesteuert Gate (G) angesteuert
der Widerstand des Transistors. Im Spannungsteiler
fließt ein höherer Strom . Die Spannungsaufteilung Bild 2: n-dotierter Sperrschicht-Feldeffekttransistor
im Spannungsteiler verändert sich; am Lastwider-
stand RL entsteht ein höherer Spannungsabfall UL· Funktion. Bei Feldeffekttrans istoren bewegen sich
die Ladu ngsträger durch einen Halbleiter zwischen
Eine kleine Veränderung der Basis-Emitter-Span-
den Anschlüssen Drain (D) und Source (S). Die am
nung U8 E bewirkt eine große Erhöhung der Span-
Gate angelegte Spannung erzeugt ein elektrisches
nung UL am Lastwiderstand RL· Diesen Vorgang
Feld. Dieses kann die Stromleitung je nach Bauart
nennt man Spannungsverstärkung .
unterbinden oder fördern. Beim n-dotierten Sperr-
schicht-Feldeffekttransistor bestehen die Gates aus
p-dotierten Bereichen. Der Kanal (Sperrschicht) ist
n-dotiert. Wird am Gate eine im Verglei ch zur Sour-
ce negative Spannung angelegt, bildet sich ein ab-
stoßendes elektrisches Feld aus. Es drängt die durch
den Drain-Source-Kanal fließenden Elektronen ab
und verengt so den Querschnitt. Da bei der Ansteu-
erung des Gates kein Steuerstrom fließt, arbeitet der
Feldeffekttransistor leistungslos.
lsolierschicht-Feldeffekttransistor (IG-FET2 1). Er ist
in der Regel als MOSFET (Metal Oxide Semiconduc-
0 tor Field Effect Transistor) ausgeführt (Bild 3). Dabei
wird das Gate nicht durch einen p-dotierten Bereich
Bild 1: Transistor als Verstärker (Versuchsschaltung) gebildet, sondern durch eine metallische Gate-Elek-
trode. Diese ist durch die Oxidschicht vom Kanal
Wird die Spannung U8 E geringfügig erhöht, so iso liert.
erhöht sich auch der Basisstrom 18 . Die dadurch
eintretende starke Verkleinerung des Transistor-
widerstandes RcE führt zu einer starken Erhöhung
s G D
des Kollektorstromes Ic. Diesen Vorgang nennt man
Stromverstärkung .

Transistor als variabler Widerstand. Die Wirkungs-


weise ist die gleiche wie beim Einsatz des Transistors
als Verstärker (Bild 1). Es ist jedoch darauf zu achten,
dass die im " Widerstand Transistor" auftretenden
p-dotiert


n·dotiert
Wärmeverluste nicht den Transistor zerstören .

Bild 3: MOSFET
Feldeffekttransistoren (FET)
lsolierschicht-Feldeffekttransistoren (IG-FET) lassen
Feldeffekttransistoren steuern den Laststrom mit-
sich in zwei Gruppen unterteilen.
hilfe eines elektrischen Feldes. Dieses wird durch
eine angelegte Steuerspannung erzeugt. 1. Selbstsperrende FET ("Anreicherungstyp"):
Beim Anrei che rungstyp fließt bei einer Spannung
Sperrschicht-Feldeffekttransistor (J-FET1 1) (Bild 2). von 0 V zwischen Gate und Source kein Strom zwi -
Er besteht aus einem n- oderp-leitenden Kanal zwi- schen Drain und Source .
schen den Anschlüssen Drain (D) und Source (S). 2. Selbstleitende FET ("Verarmungstyp"):
Der Stromfluss am Drain-Source-Kanal wird durch Beim Verarmungstyp fließt bei einer Spannung von
die Steuerspannung über den Anschluss Gate (G) 0 V zwischen Gate und Source ein Strom zwischen
gesteuert. Drain und Source.
1l junction (eng I.) = Sp errschicht 2l IG von lsolate Gate (eng l. ) = isoliertes Tor
1 9 Elektrotechnil< 587

Tabelle 1 stellt eine Übersicht über die verschie- Das Gate, auch Tor genannt, ist die Steuerelektrod e.
denen Typen von Feldeffekttransistoren dar. Je nach Anordnung der Halbleiterschichten unter-
scheidet man P-Gate-Thyristoren und N-Gate-Thy-
ristoren. Der gebräuchlichste Thyri stortyp ist ein
I ·. Tebelle1I~ ··, PNPN-Halbleiter Bauelement mit P-Gate.
Ha lbleiter- Ladungs- Schalt-
Kanal-Typ
element träger zeichen A (Anode) Schaltzeichen
I
HN-Kanal f- Harmung
Ver- I
s
Gt= A

r;=}f p

)f
~ 0
Schicht- N
FET
HP.Kanal f- Harmung
Ver- I
E
s
Gt=
0
G (G~

(Steuer-
p
N
Anrei- I
1
s
IG-FET
H....M, ~ cherung ~G=
0
anschluss)
! K (Katode)
K

~ Ver- I
s
I MOS-
FET ~ armung ~s=
0
Bild 1: Grundaufbau eines P-gesteuerten Thyristors und
Schaltzeichen
Ver- I
s
-j armung
H""""''1 Anrei- I
-j cherung
~E=
~~
0
s

>-o-
Thyristor leitet. Beim P-Gate-Thyristor erfolgt die
Ansteuerung (Zündung), d.h. das Leitendmachen
der vier Halbleiterschicht en, durch einen kurzen
positiven Spannu ngsimpuls, der auf das Gate gege-
ben wird (Bild 2). Nach dem Zünden bleibt der Thyri-
Feldeffekttransistoren haben gegenüber herkömm- stor leitend, solange zwischen Anode (A) und Katode
lichen (bipolaren) Transistoren insbesondere Vor-
(K) eine geringe Spannungsdifferenz vorhanden ist.
teile in Bezug auf die Ausschaltzeit und die Grenzfre- Dies ist der Fall, wenn ein Mindestarbeitsstrom
quenz (Tabelle 2). (Haltestrom) fließt. Im Gegensatz zum Transistor
ist der A rbeitsstro m am Thyristor selbst nicht ein-
stellbar.

bipolar ~ FET ~a: 0 ~I


Eingangs-
klein groß
widerstand +

Bild 2: Thyristor als Schalter

Thermische nicht
erforderlich
Stabilisierung erforderlich Ein Thyristor wirkt nach dem Zünden wie eine
Diode.
Feldeffekttransistoren können wie herkömmliche
Transistoren als Schalter und in Verstärkerscha l- Thyristor sperrt. So ll ein Thyri stor sperren, d .h. den
tungen verwendet w erden. Stromfluss unterbrechen, so kann dies auf folg ende
W eise geschehen:
19.1 .17.3 Thyristoren • Der Laststrom wird kurzzeitig unterbrochen. Dies
ist bei großen Lastströmen praktisch unmöglich.
Der Thyristor ist ein steuerbarer elektronischer
• Beim Fl ießen des Haltestromes wird dieser für
Schalter mit Gleichrichtereigenschaft Er besteht aus
Bruchteile von Sekunden unterdrückt, indem man
vier in Reihe geschalteten Halbleiterschichten. Drei
auf d ie Anode (A) einen kurzen negativen Impuls
dieser Halbleiterschichten sind mit Anschlüssen ver-
gibt.
sehen (Bild 1):
• Bei Richtungsumkehr des Laststromes, wie es bei
• Anode (A) Wechselstrom beim Nulldurchga ng der Fall ist.
• Katode (K) Danach muss er nach jedem Nulldurchgang er-
• Gate (G) neut gezündet w erden.
588 19 Elel<trotechnil<

Thyristoren können in folgenden Bereichen einge-


setzt werden:

J
• Gleichrichtung (Wechselspannung in Gleichspan- tl
nung), z.B. bei großen Generatoren in Bussen. +
u
• Umrichtung (Gieichspannung in Wechselspan-
nung, z.B. bei Umformern).
• Einstellbare Gleichrichtung. Die Gleichspannung
kann in ihrer Höhe gesteuert bzw. geregelt werden.
Bild 1: Schutzbeschaltung mit Varistor
• Wechselstromsteller z.B. Dimmer. Die Höhe der
Spannung kann eingestellt werden.
• Frequenzumrichter. Die Frequenz der aus Gleich- Heißleiter (NTC)
Negative Temperature Coefficient
spannung erzeugten Wechselspannung kann ver-
ändert w erden. Damit kann eine Drehzahlsteue-
rung v on W echselstrommotoren erfolgen. Sie werden auch als NTC-Widerstände oder NTC-
• ln der Leistungselektronik bei Nennsperrspan- Thermistoren bezeichnet.
nungen von 50 V bis 8 000 V und Nennströmen von
0,4 A bis 4 500 A. NTC-Widerstände haben bei niedrigen Tempera-
turen einen großen Widerstand, bei hohen Tem-
peraturen einen kleinen Widerstand.

Ihr Temperaturkoeffizient ist negativ. Bei einer Tem -


peratu rerhöhung nimmt der Widerstand ab (Bild 2).
19.1.17 .4 Halbleiterwiderstände
Die Widerstandsänderung verläuft nicht linear mit
Sie sind Bauelemente mit zwei Anschlüssen, die im der Temperaturänderung .
elektrischen Stromkreis immer eine Spannungsver-
so rgung benötigen. 10 5
8
6
Varistor (VOR) 4
Q
Valtage Oe pendent Resistor 2 I'-
Sie sind spannungsabhängige Widerstände. Mit
zunehmender Spannung nimmt ihr Widerstand
104
8
6
"'
4
'-
plötzlich ab, d.h. der Strom im Varistor steigt dann
stark an. Ihr Kennlinienverlauf ist ähnlich dem einer
t 2
Z-Diode, jedoch ist der Verlauf der Varistor-Kenn-
linie v o n der Stromrichtung (Polarisierung) unab-
hängig.
u
c
~
r:i
ro
tl
103
8
6
4
"' ......
Q; ..........
u 2
...........
Varistoren (VDR) haben bei niedriger Spannung ~ 102 ......
einen großen Widerstand, bei hohen Spannun- 8
gen einen kleinen Widerstand. 6
4

• Verwendung. Sie werden zur Verhinderung hoher 2

Überspannu ngen, z.B. an elektron ischen Bauele- 10


,
menten eingesetzt. Solche Überspannungen treten - 40 - 20 0 20 40 60 80 100 oc 140
auf, w enn in Spu len der Strom sich schnell ändert. Kühlmitteltemperatu r G (alt: t'l) - -
Dabei können hohe Selbstinduktionsspannungen
auftreten. Bild 2: Widerstands-/Temperaturverhalten eines
NTC-Widerstandes
Zum Schutz des elektronischen Bauteils muss der
Varisto r parallel zur Spannungsquelle, die die hohe Verwendung. Sie werden als M essw ertgeber bei
Spannungsspitze erzeugt (Spul e), geschaltet wer- Anl agen eingesetzt, in denen ein Temperaturwert
den (Bild 1). Beim Auftreten der Spannungsspitze erfasst werden muss.
schließt er d ie Spule kurz.
Dabei w ird die Temp erat urinformation in einen
Ferner werden VOR-Widerstände zur Spannungs- Spannungswert umgesetzt, der dann zur Anzeige
stabilisierung verwendet. Sie übernehmen in der der Temperatur oder zum Steuern und Regeln ver-
Schaltung die Funktion einer Z-Diode. wendet wird.
19 Elektrotechnil< 589

Ihr Temperaturkoeffizient ist positiv. Bei einer Tem-


peraturerhöhung nimmt der Widerstand zu (Bild 2).
Die Widerstandsänderung verläuft nicht linear mit
der Temperaturänderung.

Verwendung. Die Anwendungsgebiete für PTC-Wi -


derstände sind die gleichen, wie die von NTC-Wider-
ständen. Jedoch ist beim Schaltungsaufbau darauf
zu achten, dass das Widerstands-!Temperaturverhal-
Bild 1: Anwendungsbeispiele für NTC-Widerstände ten umgekehrt verläuft.

Temperaturabhängige Steuerung (Bild 3a). ln einem


Temperaturerfassung (Bild 1a). Bei steigender Tem- Scha ltkreis wird mittels des Stellwiderstandes der
peratur wird der Widerstandswert des NTC (R1 ) klei- Haltestrom des Relais bei einer bestimmten Tem-
ner. Im Spannungsteiler wird der Spannungsabfall peratur eingestellt, z.B. beim Vereisungsschutz von
am Widerstand Rv größer. Die angezeigte Spannung Klimaanlagen . Wird diese voreingestellte Tempera-
Uv kann in oc geeicht werden. tur überschritten, so steigt der Widerstand des PTC-
Widerstandes R2 stark an, das Relais wird stromlos.
Anzugsverzögerung (Bild 1b). Beim Einschalten ist Über die Relaiskontakte wird der gewünschte Schalt-
der Widerstandswert des NTC (R1 ) groß, der paral- vorgang ausgelöst.
lelgeschaltete Widerstand Rn ist ebenfalls so groß,
dass im Relais K1 der Anzugstrom nicht erreicht Überlastungsschutz (Bild 3b). ln den Stromkreis des
wird . Durch den Stromfluss wird der NTC erwärmt, Verbrauchers wird ein PTC-Widerstand eingebaut.
sein Widerstand nimmt ab. Der Strom wird größer, Übersteigt der Strom einen zulässigen Wert, so er-
bis der Anzugstrom erreicht wird und das Relais K1 wärmt sich der PTC-Widerstand . Er erhöht seinen
schaltet. Über die Relaiskontakte kann z.B. ein Ge- Widerstandswert und begrenzt so den Strom auf
bläsemotor geschaltet werden. einen zulässigen Wert, z.B. bei einer Außenspiegel-
beheizung .
Kaltleiter (PTC)
Positive Temperature Coefficient +o - - - - . - - - +o----.---

Sie werden auch als PTC-Widerstände oder PTC- a) b)


Thermistoren bezeichnet.

PTC-Widerstände haben bei niedrigen Tempera-


turen einen kleinen Widerstand, bei hohen Tem-
peraturen einen großen Widerstand.

Q
P390- C13 -----1 Bild 3: Anwendungsbeispiele für PTC-Widerstände
10 5

t 104
P430 C13 r-
19.1.17.5 Optoelektronik
Cl::
P450 C13
103
Fotowiderstand (LDR)
light Depending Resistor
10 2
1
Sie sind lichtabhängige Widerstände. Sie verringern
ihren Widerstandswert mit zunehmender Beleuch-
10 1 tungsstärke.
-50 0 50 100 150 200 °C250
EJ(tt) - - - Fotowiderstände werden als Flammwächter in Heiz-
anlagen und Alarmanlagen , in Dämmerungsschal-
Bild 2: Widerstands-/Temperaturverhalten eines tern und in Lichtschranken (z.B. Autowaschanlagen,
PTC-Widerstandes Zündgeber) eingesetzt.
590 19 Elel<trotechnil<

Kenngrößen eines Fotoelements sind die Leerlauf-


spannung U0 und der Kurzschlussstrom Jk (Bild 3).
Bei Si-Fotoelementen beträgt die Leerlaufspannung
bei 1 000 lx etwa 0,4 V, bei Seien etwa 0,3 V. Die Be-
leuchtungsstärke Ev wird in Lux (lx) angegeben.

-r-
600 120
Schaltzeichen

Bild 1:
Helligkeitsabhängige
Steuerung t
:3
mV
400
300
200
7 --- ~
~
!!Ä

t ----1~
80
60
40
V
Helligkeitsabhängige Steuerung (Bild 1). Wird der
Widerstandswert R1 des LDR bei Dunkelheit erhöht,
100
0
20 v /
so wird aufgrund der Spannungsteilung zwischen 0 1000 lx 2000 00 1000 lx 2000
den Widerständ en R1 und Rv die Basis B des Tran-
Ev - - - Ev - - -
sistors positiv. Der Transistor schaltet durch, die
Glühlampe leuchtet auf.
Bild 3: Kennlinien eines Fotoelements
Fotodioden. Sie sind Halbleiterbauelemente, die ...
• .. . mit Hilfe einer Spannungsquelle als lichtabhän- Fotoelemente geben bei Beleuchtung eine Span-
giger Widerstand arbeiten (Bild 2) . nung ab, die vom Halbleiterwerkstoff und der Be-
• ... ohne Spannungsquelle w ie ein Fotoelement leuchtungsstärke abhängt.
wirken (Bild 3).
Verwendung. Großflächig zusammengeschaltete
Fotodioden können sehr klein gebaut werden und Silicium-Fotoelemente können zur Nutzung der Son-
lassen sich als lichtelektrische Wandler in Steuerket- nenenergie herangezogen werden (Solarzellen). Sie
ten und Regelkreisen einsetzen. haben einen Wirkun gsgrad von etwa 20 %, d.h. sie
wandeln 20% der Lichtenergie in elektrische Energie
Fotodiode als licht- um . Sie arbeiten als Spannungserzeuger in Photo-
abhängigerWiderstand
voltaik-Anlagen, insbesondere zur Stromversorgung
von Parkautomaten, Berghütten, Sendern und Satel-
Fällt auf die Fotodiode Licht, so sinkt ihr Widerstand liten .
mit zunehmender Beleuchtungsstärke. Ein Strom-
durchgang durch die Fotodiode wird möglich und Lumineszenzdioden (LED)
das Rela is K1 spricht an. Der gewünschte Schaltvor- Lig ht Emitting Diode
gang wird ausgelöst. Fotodioden werden in Sperr-
richtung (Rückwärtsrichtung) bet rieben (Bild 2) . Bei Anlegen einer Spannung leuchten diese Dio-
den, je nach Diodenwerkstoff, in den Farben grün,

-- lp
gelb, orange, rot und blau. Die Betriebsspannung
liegt zwischen 1,5 V und 3 V. Beim Betrieb mit an-
deren Spannungen muss zur Strombegrenzung ein


Schutzwiderstand eingebaut werden (Bild 4) .
Im Kraftfahrzeug werden sie wegen ihres geringen
Eigenverbrauchs von nur einigen mW als Anze ige-
Bild 2: und Kontrollleuchten eingesetzt.
Prinzipschaltung
einer Fotodiode Lumineszenzdioden werden in Durchlassrichtung
(Vorwärtsrichtung) betrieben.

Fotodiode als Fotoelement

Fotoelemente geben beim Auftreffen von Licht eine


Spannung ab, die vom Halbleiterwerkstoff und der
Beleuchtungsstärke abhängt. Sie werden z.B. in Bild 4:
Uhren, Taschenrechnern und Beleuchtungsstärke- Leuchtdiode mit
messern als Spannungsquelle eingesetzt. Vorwiderstand
1 9 Elektrotechnik 591

VI
Fototransistor Rv
·~ VI
(Licht- und lnfrarotstrahlung) -"' ·~
E -"'
g
VI
u RL
g
E
Use-
(i; trieb 2l
Ein Transistor wird üblicherweise über die Basis mit
einer positiven oder negativen Spannung angesteu-
"'"' VI
...."'
~
ert.
Beim Fototransistor gelangt über ein Lichtfenster Bild 2: Optoelektronischer Koppler mit Fotodiode und
oder eine optische Linse Licht oder IR-Strahlung Fototransistor
(l nfra rotstrahlung) in die Kollektor-Basis-Sperrschicht
u nd erzeugt dort einen Fotostrom IP' der im glei- 19.1.17.6 Magnetfeldbeeinflusste
chen Verhältnis mit der Beleuchtungsstärke Ev steigt Halbleiterbauelemente
(Bild 1). Er wirkt als Basisstrom .
Hall-Generator
Der Kollektorstrom eines Fototransistors steigt
mit der Beleuchtungsstärke. Der Halleffekt tritt an einer vom Versorgungsstrom
Iv durchflossenen Halb leiterschicht auf (Bild 3). Ist
senkrecht zur Halbleiterschicht ein Magnetfeld vor-
handen , so entsteht zwischen den Kontaktflächen A
die Hallspannung UH· Ihre Höhe ist von der Stärke
des Magnetfeldes abhängig .

Usetrieb

Bild 1: Fototransistor mit Verstärkertransistor

Verwendung. Sie werden in der Kraftfahrzeugtech- Bild 3: Halleffekt


nik bei lichtabhängigen Steuerungen eingesetzt, z.B.
Abblendsteuerung von lnnenspiegeln, optoelektro- 19.1.17.7 Druckbeeinflusste
nische Koppler. Halbleiterbauelemente

Optoelektronische Koppler. Sie bestehen aus einem


Piezo-Eiement
Strahlungssender und einem Strahlungsempfänger,
die beide in ein gemeinsames, lichtdichtes Gehäuse
eingebaut sind, so dass der Empfänger nur Strah- Piezoelektrische Sensoren erzeugen bei Belastung
lung vom Sender empfängt (Bild 2). Als Strahlungs- durch Zugkräfte, Druckkräfte oder Schubkräfte eine
sender werden bevorzugt Infrarot-Lumineszenz- Verschiebung der elektrischen Ladungen und damit
dioden verwendet. an den Anschlusselektroden eine elektrische Span-
nung. Dieser Piezoeffekt lässt sich z.B. an Quarzkris-
Als Strahlungsempfänger (Detektoren) dienen, je
tallen (Si0 2 ) feststellen (Bild 4) .
nach Anwendungsbereich, Fotodioden, Fototransis-
Im Kraftfahrzeug werden Piezo-Eiemente z.B. als
toren oder Fotothyristoren .
Drucksensoren, Klopfsensoren verwendet.
Optokoppler koppeln zwei Stromkreise meist
F = Betätigung skraft Wid e rst and An schlü sse
durch Infrarotstrahlung und trennen sie galva-
nisch voneinander.

Die ausgangsseitige Spannung liegt auf der 5 V-


Ebene, d.h . alle Signale, die in den Optokoppler
eingehen, werden umgewandelt und liegen am
Ausgang zwischen 0 V und 5 V. Sie werden den Pi ezo keramik El ektrode n
entsprechenden Steuergeräten im Kraftfahrzeug als
Eingangssignal zur Verarbeitung zugeführt. Bild 4: Piezoelektrischer Sensor
592 1 9 Elel<trotechnil<

19.1.17.8 Integrierte Schaltungen Hybridschaltungen. Sie sind eine Kombination


von integrierten Schaltkreisen und Einzelbauteilen
Durch die Planartechnik ist es möglich, alle Kom- (Bild 2). Diese werden auf einer Trägerplatine durch
ponenten einer Schaltung (Widerstände, Konden- Stecken, Löten oder andere Verfahren miteinander
satoren, Dioden, Transistoren, Thyristoren) ein- verbunden. Dadurch lassen sich gezielt Schaltungen
schließlich der leitenden Verbindungen in einem mit speziellen Eigenschaften, z.B. für Steuergeräte,
gemeinsamen Fertigungsprozess auf einem ein-
herstellen.
zigen (monolithisch en) 1 1 Siliciumplättchen (Chip) 2 1
herzustellen.
Vorw iderstände IC-Steue rstufe
Dabei werden einzelne integrierte Schaltkreise,
sogenannte 1Cs31 (lntegrated Circuits), zu monoli-
thisch integrierten Schaltungen zusammengefasst elektrische e lektri sche
A nschlüsse A nschlüsse
(Bild 1).

a) Schaltung 2 3 6

,-4J ~I I < ~ger) 0~-----: 0


4

b) Oxidiertes Diode Leistungs-


Trägerplättchen Triger (f'.teitendl e ndst ute

c) N•- Diffusion Bild 2: Generatorregler in Hybridtechnik

M etallisierung

d) Metallisierung , _
2 ~7
für Kontakte WIEDERHOLUNGSFRAGEN
und Verbindungen
1 Welche Ladungsträger besitzen N-leiter bzw.
1 2 3 4 5 6 7
P-leiter?

[ ~1 1
e) Draufsicht
2 Wie muss man einen PN-Übergang polen, da-
mit ein Durchlassstrom fließt?
Kondensator Diode Transistor Widerstand
3 Was versteht man unter der Schleusen-
Bild 1: Beispiel einer integrierten Schaltung in Mono- spannung?
lithtechnik (Auswahl von Fertigungsstufen)
4 Welcher Teil der Kennlinie einer Z-Diode wird
für die Spannungsstabilisierung ausgenutzt?
Da man in einem IC keine .. selbst ständigen" Bauele-
mente mehr hat (Bauelemente haben äußere An- 5 Was versteht man unter einer Einpulsschal-
schlüsse). spricht man von Schaltelementen oder tung?
Funktionselementen. 6 Wie ist ein NPN-Transistor aufgebaut?

7 Wie heißen die Elektrodenanschlüsse eines


Planartechnik. M an versteht darunter ein Verfahren
Transistors?
in der Halbleitertechnik zur Herst ellung von Halb-
leiterbauelem enten und Chips. Dabei w erden in 8 Wie muss ein NPN-Transistor gepolt sein, da-
mit er leitend ist?
aufeinanderfolgenden Arbeitsgä ngen jew eils von-
einander iso lierte Schichten, die die Bauelemente 9 Wie verhält sich ein Heißleiter bei Erwärmung?
nebst Verbindungsleitungen und Anschlüssen ent-
10 Wie ändert sich der Widerstand eines Varistors
halten, aufgebracht. Dies kann durch Siebdruck in bei zunehmender Spannung?
Dickschichttechnik oder durch Aufdampfen in Dünn-
schichttechnik erfo lgen. So kö nnen in einem Chip 11 Wie verhält sich ein LDR-Widerstand beim
Auftreffen von licht?
mehr als 100 000 aktive Funkt io nen (z. B. T ra nsisto-
re n, Dioden) und passive Funktio nen (z.B. Wid er- 12 Was versteht man unter einer LED?
stände, Kondensatoren) enthalten sein. 13 Welche Aufgaben haben optoelektronische
Koppler?
l) m o no lit hisch (g r iech.) = au s einem St ein
21 Chip (engl. ) = Marke, Stein 14 Wie sind Hybridschaltungen aufgebaut?
31 lnteg rat ed Circ uits (en g l.) = integ riert e Sc haltkreise
19 Elel<trotechnil< 593

19.2 Anwendungen der Beide Arten von Stromlaufplänen stellen die Schal-
tung aus demselben Fahrzeug dar. Dabei ist zu be-
Elektrotechnik achten, dass die Stromlaufpläne nicht immer mit ge-
normten Schaltzeichen dargestellt sind .
19.2.1 Schaltpla...,
.. nwe..___ _ _ _ _ _ __
Alle Stromlaufpläne enthalten neben der zeichneri-
Ein Schaltplan ist die zeichnerische Darstellung elek- schen Darstellung der Stromkreise und Bauteile eine
t rischer Betriebsmittel durch Schaltzeichen, durch Legende, Geräte-, Klemmen- und Kontaktbezeich -
Abbildungen oder vereinfachte Konstruktionszeich- nungen (Pin) sowie Farbkennzeichnungen, die die
nungen . ln der Kraftfahrzeug-Elektrik werden Schalt- Farbe der Leitungen als Abkürzungen in deutscher
pläne überwiegend in Form von Stromlaufplänen oder z.B. auch in englischer Sprache zeigen.
dargestellt. Varianten, z.B. die Gültigkeit des Stromlaufplans so-
wohl für die Ausführung mit bzw. ohne Automatik-
Stromlaufpläne getriebe, sind gestrichelt dargestellt.
Ein Stromlaufplan zeigt eine elektrische Schal- Stromlaufplan in zusammenhängender Darstellung
tung in übersichtlicher Darstellung . (Bild 1). Schaltungen kleineren Umfangs werden in
der Regel als Stromlaufpläne in zusammenhängen-
Ein Stromlaufplan (Bild 1 und Bild 1, Seite 594) ent- der Darstellung gezeichnet. Für Stromlaufpläne grö-
hält die elektrische Schaltung sowie die Geräte- und ßeren Umfangs bzw. Gesamtstromlaufpläne wird
Anschlussbezeichnungen . Als Anschlussbezeich- diese Darstellung nicht verwendet, da sie nicht über-
nung werden in der Regel sog. Klemmen- oder Kon- sichtlich genug ist.
takt- bzw. Pinbezeichnungen verwendet. Alle Bauteile, die in einem Schaltplan enthalten sind,
Aufgrund der Anordnung der Schaltzeichen unter- können so dargestellt werden , dass die räumliche
scheidet man Anordnung der Schaltzeichen der Anordnung der
Geräte im Kraftfahrzeug entspricht. Mechanische
• Stromlaufpläne in zusammenhängender Darstellung
Verbindungen werden durch unterbrochene Verbin-
• Stromlaufpläne in aufgelöster Darstellung . dungslinien gekennzeichnet.
Die unterschiedlichen Merkmale beider Darstel - Stromlaufplan in aufgelöster Darstellung (Bild 1,
lungsarten werden in diesem Kapitel am Beispiel Seite 594). Die Schaltzeichen der elektrischen Bautei-
einer Lüftersteuerung für Kühlmittel erläutert. ln bei- le werden so angeordnet, dass die einzelnen Strom-
den Stromlaufplänen ist zudem der Stromverlauf für wege möglichst einfach zu verfolgen sind . Auf die
die Lüftersteuerung in Stufe 1 dargestellt. räumliche Zusammengehörigkeit und den mecha-

Kennzeichnung von Varianten Klemmenbezeichnungen Legende -........... A3.8 Automatik-Steuerg erät


,\.._ __
I
I
I AEO!GAN
/ \ F
F90.42
Si cherun g
Si cherung 40 A
~ - -- J T68A F F90 .51 Si cherun g 5 A
G202 M assepunkt
K1 .5 Kühl erlüft er-Relai s Stufe 1
K1 .6 Kühl erlüft er-Relai s Stufe 2
M2 Kühl erlüft ermoto r
R2 .2 Kühl erlütt er-Vorwiderst and
S2 .2 Kü h lerl üfter-Tem peratu rscha lter

St rom ve rl auf Lüfterst euerung Stufe 1:


Steuerstromkreis grün,
Arbeitsstromkreis rot

R2. 2

M2

Bild 1: Stromlaufplan in zusammenhängender Darstellung (Beispiel: Lüfter für Kühlmittel)


594 1 9 Efefdrotechnil<

nischen Zusammenhang der einzelnen Bauteile und gaben verfügen, z.B. über Hinweise zu Relaissteck-
Baugruppen wird dabei keine Rücksicht genommen. plätzen oder Leiterquerschnitten.
Eine klare, geradlinige, kreuzungsfreie Anordnung ln Tabelle 1 sind die Bezeichnungen aus beiden
der einzelnen Stromkreise hat Vorrang. Übl icher- Stromlaufplänen gegenübergestellt.
weise werden die Plus- und Minusleitungen als hori-
zontal liegende Parallelen gezeichnet. Die einzelnen Tabelle 1: Bezeichnungen Stromlaufplan
Strompfade verlaufen dann von Plus nach Minus, Bezeichnung Zusammenhän- Aufgelöste
d.h. von oben nach unten. Falls unvermeidlich, kön- gende Darstellung Darstellung
nen Teile eines Strompfades auch waagerecht ge- (Bild 1, vorige Seite) (Bild 1)
zeichnet werden. Sicherung 5A F90.51 S51
Sicherung 40A F90.42 S42
Zum einfachen Auffinden von Schaltungsstellen
dienen im Stromlaufplan angebrachte Abschnitts- Massepunkt G202 30

bezeichnungen. Relais 1. Stufe K1.5 J279

Dafür gibt es drei Möglichkeiten der Darstellung : Relais 2. Stufe K1.6 J280
Motor Lüfter M2 V7
• Fortlaufende Zahlen (1,2,3, ... ) in gleichen Abstän-
Vorwiderstand R2.2 N39
den von links nach rechts (Strompfad-Nr.)
• Bezeichnung der Schaltungsabschnitte, z.B. Lüfter Temperatur- S2.2 F18
schalter
für Kühlmittel
• Kombination aus fortlaufenden Zahlen und be- Die Klemmenbezeichnung 75X (Schraubverbindung
zeichneten Schaltungsabschnitten. an der Relaisplatte) weist darauf hin, dass die daran
Der Stromlaufplan kann in vereinfachter Form oder angeschlossenen Verbraucher beim Anlassvorgang
in ausführlicher Form mit Innenschaltung dargestellt zur Entlastung der Starterbatterie abgeschaltet wer-
werden, z.B . Relais. Er kann zudem über weitere An- den.

Lüfter für Kühlmittel, 2-stufig, 300W, ohne Nachlauf - Bezeichnung des Stromlaufplans (Schaltungsabschnitt)

31 --------------~----------------------------------
F18 Thermoschalter für Lüfter für
75x --~.,
Kühlmittel
@ @ J217 Steuergerät für Automatikgetriebe
5 0
J279 Relais für Kühlerlüfter 1. Stufe
J280 Relais für Kühlerlüfter 2. Stufe
N39 Vorwiderstand für Lüfter für Kühl -
mittel unter dem linken Längsträger
S42 Einzelsicherung für Lüfter für Kühl-
mittel am 8-fach Zusatzrelaisträger
S51 Sicherung für Lüfter für Kühlmittel
am 8-fach Zusatzrelaisträger
T2a Steckverbindung, 2-fach
T10k Steckverbindung, 10-fach, grau,
Kupplungsstation A-Säule links
T68a Steckverbindung 68-fach , am
Steuergerät für autom. Getriebe
V7 Lüfter für Kühlmittel
Relais- 0,5 0,5
@
J
steckplatz w ro/gn ro/gn Massepunkt-l neben Relaisplatte
Schraubverbindung-1- (30 ).
@


Leitungs- an der Relaisplatte
Anschluss-
bezeichnungen querschnitt in mm 2
Schraubverbindung (75x).
(Pin/ T10k/4 ---.... 4 0
an der Relaisplatte
Klemme)
Kennzeich- ~ nur bei autom . Getriebe

nung von J217


Varianten T68a/31

Kontakt-
05
bezeichnung
(Pin)

31 @ Strompfad-Nr. Stromverlauf Lüftersteuerung Stufe 1:


Steuerstromkreis grün,
2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Arbeitsstromkreis rot

Bild 1: Stromlaufplan in aufgelöster Darstellung (Beispiel: Lüfter für Kühlmittel)


19 Elel<trotechnil< 595

19.2.2 Zusatzangaben und Kennzeichnungen in Stromlaufplänen


Je nach Fahrzeughersteller unterscheiden sich die Darstellungen von Stromlaufplänen . Diese können mit
verschiedenen Zusatzangaben versehen werden (Bild 1).
Stromlaufpläne können zur Fehlersuche an der elektrischen Anlage von Kraftfahrzeugen und im Rahmen
der Nachrüstung von Zusatzeinrichtungen, z.B. Standheizungen, Navigationssystemen oder Mobiltelefonen
verwendet werden .

Steuerung Automatikgetriebe
30 30 Bezeichnung des dargestellten
Stromlaufplanes
15 15
Sicherungsnummer:
Kennzeichnung des
Sicherungsplatzes

Leitungsquerschnitt
in mm2

leitungsfarbe:
entsp ri cht der Farbe im Fahrzeug,
z. B. bl = blau,
sw =schwarz usw.

Verknüpfungen :
Besch reibung der Fortführun g
von Leitun gen, z.B. Weiterführung
der Leitung von Strompfad 23
44 75 68 16 (K lemme 31, Masse)
in Strompfad 12 (Bauteil K1,
31 Startspe rr-Relais)
10 11 12 13 14 15 16
Fahrzeugmasse:
30 30 Zahlen in den Kreisen
15 15 kennzeichnen den Ein bauort
(siehe legende)
X92
Steckeransichten mit Belegung
der Anschlussverbindungen

Gerätebezeichnung:
Erl äute run g von Schaltzeichen
und Bauteilen in der legende

Kontaktbezeichnungen an
X34 den Steckverbindungen
2210 67 58 47 9 54
(vergl. Steckeransichten)

Verbraucherstromkreise
mit Leitungsführung

Strompfad-Nr.:
zum leichteren Auffinden
von Verknüpfungen
31 31
legende
25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46

A35 Getriebe-Einheit, elektrisch F4 Sicherung (5A) X13 Steuergerätestecker


A71 Kombi- In strument H1 Brems li cht Motorsteuerung
B1 Fahrgeschwindigkeitssensor H2 Wähl hebe I-Beleuchtung X34 Steuergerät estecker
Getriebesteuerung
B2 Getri ebeei nga ngs-Drehza h 1- K1 Startsperr- Relais
sensor X92 Diagnoseanschluss
M1 Starter
F1 Sicherung (20A) Y1 MagnetWählhebelsperre
51 Bremslichtschalter
F2 Sicherung (10A) S2 Zündstart-Schalter
@ Massepunkt Relaisp latte
F3 Sicherung (10A) 53 Multifunktionssch alter @ Massepunkt Leitungsstrang

Bild 1: Zusatzangaben und Kennzeichnungsmöglichkeiten in Stromlaufplänen


596 19 Elelctrotechnilc

19.2.3 Verwendung von Stromlaufplänen


Stromlaufpläne werden im Rahm en der Fehlersuche im elektrischen Bordnetz bzw. an elektrischen Bauteilen
verwendet. Das Beispiel (Bild 1) zeigt den Ablauf einer Fehlersuche an der elektrischen Getriebesteuerung
mit Hife eines Stromlaufplans.
Bei der Fehlersuche sind in jedem Fall die Angaben des Herstellers zu beachten!

1. Auslesen des Fehlerspeichers: Fehlercode 010C:


Der Fehlercode gibt ein en Hin- Druckregler-Magnet-Ventil Masseschluss/Unterbrechung
weis auf ein en Defekt am Bauteil
bzw. an den Leitungen zwischen
Bauteil und Steuerg erät.

2. Trennen des Steuergeräte-


steckers vom Steuergerät:
Die Prüfung von Bauteilen bzw.
der Le itungen zwischen Bauteil
und Steuergerät erfo lgt häufig
durch eine Widerstandsmessung.
Dazu muss der Stecker vom
Steuergerät abgezogen werden.
Achtung : Vorher Zündung
ausschalten!
Im Stromlaufplan ist der abgezo-
gene Stecker durch die unter-
brochenen Leitungen zum
Steuergerät kenntlich gemacht.

3. Bestimmung der Prüfpunkte: X34


Mit Hilfe des Stromlaufplans 23
58 22
müssen anschließend die
Prüfpunkte für die Widerstands-
messung im Steuergerätestecker
bestimmt werden .
Hier: Messung des Leiter- und
Spulenwiderstandes zwischen
Kontaktnummer 22 und 58 mit
einem Ohmmeter.
Bei Verwendung einer Prüfbox ist
zu beachten, dass in der Rege l
die Kontaktnummern des
Steckers den Kontaktnummern
der Prüfbox entsprechen .
Achtung :
Herstellerangaben beachten!

4. Soll-Ist-Vergleich: X34
Wird der vorgegebene Soli-Wert 23

......•"...::·
des Herstellers nicht erreicht, 46 •• :
muss durch eine Widerstands-
messung der Leitung zwischen
Bauteil und Steuergerät ein
Leitungsfehler ausgesch lossen
......
::: 58
werden. Ist derWiderstandswert
...:=·
der Leitung und der Leitungs-
kontakte in Ordnung, ist das
Bauteil defekt.
.........
·:·

Bild 1: Fehlersuche mit Stromlaufplan an der elektrischen Getriebesteuerung


1 9 Elel<trotechnil< 597

19.2.4 Gesamtstromlaufplan Grundausstattung eines Kraftfahrzeug

Zündanlassschalter, Starter, Generator, Steuergerät für Lenksäulenelektronik

TTT
6,0 6,0 6,0
ro

J 527

T16a/ 12 T16a/ 16 T16a/ 14 T1 6a/ 1


1 0 0, 5
g sw g e
8 1 ,0

1,0
br

0
3 4 6 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28

A Batterie E45 Schalter für Geschwindigkeits- 11 Massepunkt


rege lanlage 135 Massepunkt
B Anlasser 500 Schraubverbindung (30)
J527 Steuergerät für Lenksäul en- 501 Schraubverbindung (30)
c Drehstromgenerator elektronik A2 Plusverbindung (15)
C1 Spannungsregler J623 Motorsteuergerät A21 Verbindung (86s)
A32 Plu sve rbindung (30)
D Zündanlassschalter S88 Streifensicherung A33 Ve rbindung (75)

T Steckverbindung

Anlasser Steuergerät für die


An den Kontakten 3/30 und 7/30 des Zün danlass- Das Steuergerät für die Lenksäu lene lektroni k (J527 )
schalters (D) liegt über die Plu sverbindung A32 erhält über den Zünd anlassscha lter (D) entspre-
Spannung an . A32 ist über die Sicherung S88 direkt chend der Stellung des Schalters Signale über die
mit dem Plu spol der Batterie verbunden . Schalterstellung.
So bald sich der Schalter in Scha ltstellung 3 befindet Schalterstellung 0 : Übertragung von D (Anschluss
(Motorstart), liegt am Kontakt 5/50b Spannung und 4/P) an J527 (T16a/16)
an Klemme 50 des Anlassers (B) Spannung an . Schalterstellung 1: Übertragung von D (Anschlu ss
Damit fließt der Strom aus der Batteri e (A) über das 8/86s) an J527 (T16a/14)
Ei nrückre lais und die Wi ck lungen des Anlassers zur Schalterstellung 2: Übertragung von D (Anschluss
Masse (Strompfad 4) . Dadurch dreht sich der An- 2/75) an J527 (T16a/12)
lasser und der Motor startet. Schalterstellung 3: Übertragung von D (Anschluss
Wenn der Fahrer den Zündanlassschalter (D) nicht 1/50) an J527 (T16a/15)
mehr betätigt, liegt am Anschluss 50 des Starters
keine Spannung mehr an .
598 19 Elel<trotechnil<

Bordnetzsteuergerät, Scheibenwischermotor, Scheibenwaschpumpe, Mot or für


Heckscheibenwischer, Lichtschalter, Einsteller für Leuchtweitenregelung

CDCD
2,5 2,5
ro ro

47 T49 T91 TJ2bll2 TlOb/3 .1- ), TlOb/4 © J519

TT ~~r.T~
32~b r.T~3~
2b~T1~0b,r,T~10~bi~
S ~T~2~
~~11~',-~~~--~~~~~~~~~~~~~------~~~~----~
/1
l /13 ,,, 19 II
0,35 0,35 0,35 0,35 0,35 0,35 0 0,5 0,5

' ' '


or/br or/ br or/br or/gn or/gn or/gn g sw/li sw/li

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~;J~r 8~ ~ g/1~~ 8

!("'' ©''T
r"
II

!""" Jm L68

0,35 0,35 0,5 0,5 0,5 0,5


I
or/sw or/br s Ii s Ii s H sw/li sw/li sw/ li sw/ li

lillJ lillJ
~~
3/53e 1/53b ~53

V M V5 ©
4131
' V12 E491

0 5 0,5
br

29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56

E1 Lichtschalter J 527 Steuerg erät für Lenksäulen- 135 M asseverbindung


E23 Schalter für Nebelscheinwerfer elektronik 238 M asseverbindung im
und Nebelschlussleuchte L68/L69 Lampen für Schalttafelaus- Leitungsstrang Innenraum
E102 Einstel ler für Leuchtweitenrege- ström er 261 Masseverbindung im Leitungs-
lung L120 Lampe für Ablagefach strang heizbare Spritzdüse
E491 Schalter für Deaktivierung der S10 Sicherung A19 Verbindung (58d)
Umfeldbeleuchtu ng T Steckverbindung A114 Verbindung (Leuchtweiten rege-
J431 Steuergerät für Leuchtweitenre- V Scheibenwischermotor lung)
gelung V5 Scheibenwaschpumpe A146 Verbindung (CAN-Bus Komfort,
J519 Bordnetzsteuergerät V1 2 Motor für Heckscheibenwi- High )
scher A147 Verbindung (CAN-Bus Komfort,
Low)

Scheibenwischeranlage Leuchtweitenregelung
Der W ischermotor V für die Frontscheibe w ird über Der Einsteller für d ie Leuchtweiten regelung E102
vie r A nschlüsse angesteuert. Neben der Massever- verfügt über ein Potentiometer. Die Spannungs-
bi ndung im Leitungsstra ng (4/31) verfügt er über versorgung des Potentiometers erfolgt plusseitig
die Anschlüsse für den Hauptanschluss (2/53). das über den Anschluss 2/56b (Sicherung S1 0/5A) und
Nebenschlussfeld (1 /53b) und die Bremswicklung minusseiti g über den Anschluss 5/31 (M assev erbin-
(3/53e). dung im Leitungsstrang Innenraum).
Mit A usnahme des Masseanschlusses sind alle An- Entsprechend der Stellung des Potentiometers liegt
schlüsse m it dem Bordnetzsteuergerät (J519) ver- die Signalspannung über den Anschluss 3/G an den
bunden . Stellmotoren (V48 bzw. V49 im Stromlaufplan auf
Das Bordnetzsteuergerät ist mit dem Wischerscha l- Seite 599) beider Scheinwerfer an.
ter (im Strom laufplan nicht erkennbar) verbunden.
19 Elel<trotechnil< 599

Scheinwerfer links, Scheinwerfer rechts

5 0,5 2,5
s bl gn ws/bl

9/BL 1+ l,
M
51 'M18 fl23

2,5
b'
0,5
b'
1,0
br/ws
5
r
r
0,5
b'
r
2,5
b'

--
-
57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84

J519 Bordnetzsteuergerät M1 Lampe für Stand licht links 176 Masseverbindung im


M3 Lampe für Sta ndlicht rechts Leitungsstrang
L22 Lampe für Nebelscheinwerfer M5 Lampe für Bli nklicht vorn links Scheinwerfer rechts
rechts M7 Lampe für Blinklicht vorn rechts 179 M asseverbindung im
L23 Lampe für Nebelscheinwerfer M18 Lampe für Se itenbli nkleuchte Leitungsstrang Sche inwerfer
rechts links links
M19 Lampe für Seitenbli nkleuchte 345 Masseverbindung im
V48 Stellmotor links für Leuchtwei- rechts Leitungsstrang Stoßfänger
tenregelung M29 Lampe für Abblendlichtschein- A5 Plusverbindung (Bl inkleuchte
V49 Stellmotor rechts für Leuchtwei- werfer links rechts)
tenregelung M30 Lampe für Fern lichtscheinwerfer A6 Plusverbindung (Bl inkleuchte
links li nks)
T Steckverbindung M31 Lampe für Abb lend lichtschein-
werfer rechts
M32 Lampe für Fern lichtscheinwerfer
rechts

Standlicht links Abblendlicht rechts


Die Lam pe für das Standlicht links M 1 wird vom Die Lampe f ür das A bbl end licht rechts M 31 wird
A nschl uss T32b/3 des Bord netzsteuergerätes J51 9 vo m A nsch luss T2 3/22 des Bord netzsteuerge rätes
über den An schl uss 10/58L angesteuert J51 9 über den A nsch luss 6/56b angest euert.
Über den A nschl uss 7/31 fließt der Strom gegen Über den An schl uss 5/31 f ließt der Strom gegen
Masse. M asse.
Blinklicht links Fernlicht rechts
Die Lampe für das Bl inklic ht links M 5 w ird vom An - Die Lam pe für das Fern licht rec hts M 32 w ird vom
sch luss T23/9 des Bord netzsteuergerätes J 519 über A nschl uss T23/16 des Bordnetzsteuerge rätes J 519
den Anschluss 9/BL angesteuert. über den A nschl uss 8/56a angesteue rt.
Über den Anschluss 7/31 f ließt der St rom gege n Übe r den Anschluss 7/31 fl ießt der St rom gege n
Masse . M asse.
600 19 Elel<trotechnil<

Rückleuchten links, Rückleuchten rechts, Taster für Warnlicht, Hochtonhorn, Tieftonhorn

© J
\
T23i2
1 r"r"T"
1,0
13

0,5
14

0,5 0,5
bl/ro gn/bl gr/sw ro/ws gr ~ ssw/ro
16
T23 ~ T23i8
112

c~ 0,35
l T32biS

0,35
gr
l T23110

0,5
gr/ li
r,r"r,r" f"f"
0,5
/4

0,5
b/ 17

ro/sw g r/ro ge/g n bl/ ro


/1

0,5
/5

0,5
bn

0,35 0,35 0 5
ge/sw ge/bl ro
bfB
T32b!9

e
~
2,5
ro/ge
T 32b/ 1

0 5
gr e
J 519

b 5
2131
~ I
L30
----------c ~ I ~
3187
1/86

2185
@ § ~
T 1 2 6
1
5• f 5 s• WS
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blfro
0,35 0,35
gr gr
lt .;
·I 1' T 17a/17 'i' T 11c117

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3 4
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'" fvs '" fvs
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§~ ~ ~
1 51'54R 6158R 1IBR 2RF

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1

x[QJ f l47 ~M2 ~ Ma~M11

r
M1 6 ~ M6 M4 M9 L46

r
M10 +
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0,35

~T4114
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1,0 0,5 0,35 0,5 1,0 0,35 0 5 1 1 0, 5


br br br br br br

1®®1® 1® 1® 1S 10 @ ~ ~ K0

-- -
85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112

E229 Taster für Warnlicht M2 Lampe für Schlusslicht rechts 81 Masseve rbindung
M4 Lampe für Schlusslicht links 86 Masseve rbindung im
H2 Hochtonhorn M6 Lampe für Blinklicht hinten links Leitungsstrang hinten
H7 Tieftonhorn M8 Lampe für Blinklicht hinten rechts 87 Masseverbindung im Leitungs-
M9 Lampe für Bremslicht links strang hinten
J4 Relais für Doppeltonhorn M10 Lampe für Bremslicht rechts 135 Masseverbindung
J519 Bordnetzsteuergerät M16 Lampe für Rückfahrlicht links 176 Masseve rbindung im Leitungs-
M17 Lampe für Rückfahrlicht rechts strang Scheinwerfer rechts
L46 Lampe für Nebelschlussleuchte M25 Lampe für hochgesetzte Brems- 179 Masseve rbindung im Leitungs-
links leuchte strang Scheinwerfer links
L47 Lampe für Nebelschlussleuchte 249 Masseverbindung im Leitungs-
rechts T Steckverbindung strang Innenraum
A87 Verbindung (RF)
X Kennzeichenleuchte B132 Verbindung (Ken nzeichenleuch -
te) im Leitungsstrang Innenra um

Warnlicht Signalhorn
Zum Einschalten des Warnlichts betätigt der Fahrer Zur Betätigung des Signalhorns betätigt der Fahrer
den Taster E229. Dieser ist mit eine r Signa ll eitung den Taste r H (im Stromlaufplan nicht zu erkennen) .
(Leitungsquerschnitt 0,35 mm 2 ) mit dem Bordnetz- Das Signal wird an das Steuergerät für Lenksäulen-
Steuergerät J519 verbunden. Bei Betätigung des elektronik J527 (im Stromlaufplan nicht zu erken -
Tasters E229 wird die Masse über die Anschlüsse 4 nen) weitergele itet. Das Steuergerät für Lenksäu-
und 6 zum Steuergerät durchgeschaltet. Das Steuer- lene lektronik J527 ist mit dem Bordnetzsteuergerät
gerät legt daraufhin Spannung an die Lampen für J519 über die Datenbusleitung A146 und A147 (sie-
das Fernlicht links und rechts (M30 und M32, siehe he Seite 598) verbunden.
Seite 599 ) an . Das Bord netzsteuergerät J519 legt über den An -
Lampe für Nebelschlussleuchte links schluss T32b/1 Spannung an den Anschluss 1/86
des Relais J4 an . Das Relais schließt den Strom-
Die Lampe für die Nebelschluss leuchte L46 wird kre is über den A nschluss 5/30 zum Hochtonhorn
über das Bordnetzsteuergerät J519 über den A n- H2 bzw. Tieftonhorn H7 und zu den Masseverbin-
schluss T23/12 angesteuert. Der Strom f li eßt dan n dungen 176 und 179.
zur Masseverbindung 87.
19 Elel<trotechnil< 601

Bremslichtschalter, Entlastungsrelais für X-Kontakt, Pumpe für Scheinwerferreinigungsan Iage,


Sicherungen, Radiostecker
J519 1

I T1o T23 T32 T1o


©
T 1o
I
0
8
T32 T10 T32
bn 120 b/ 10 b/2 b/15 b/10 b/5 b/2
8
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1 0 5
m fw S'-' gncs- ge s• ge SV ge geSV
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36a 37a ~ 12a ~ 13a 14a ~ 15a ~ 39a l 40a
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F Bremslichtschalter L 121 Lampe Becherhalter 81 Masseverbindung


135 Masseverbindung
J59 Entlastungsrelais für X-Kontakt S12 Sicherung 179 Masseverbindung im Leitungs-
J519 Bordnetzsteuergerät S13 Sicherung strang Scheinwerfer links
S14 Sicherung 610 Massepunkt (Audio)
V11 Pumpe für Scheinwerferreini- S15 Sicherung A18 Verbindung (54)
gungsanlage S19 Sicherung A34 Verbindung (75x)
S236 Sicherung A46 Plusverbindung (30, vom Radio)
T Steckverbindung S237 Sicherung A50 Plusverbindung (30a)
TB Steckverbindung Radio S239 Sicherung A57 Plusverbindung (30)
T 16 Steckverbindung Diagnose S240 Sicherung A159 Verbindung (L)

Bremslichtschalter Entlastungsrelais für X-Kontakt


Bei Betätigung des Bremslichtschalters F fließt der Das Entlastungsrelais für den X-Kontakt J59 legt
Strom von der Sicherung S14 auf den Anschluss nach Fahrzeugstart Spannung auf die Verbindung
T32b/15 des Bordnetzsteuergerätes J519. A34 im Schalttafell eitungsstrang.
Dieses versorgt d ie Lampen für die Bremsleuchten Dazu wird das Relais am Anschluss 4 vom Bordnetz-
M9 und M10 (Seite 600) mit Spannung. steuergerät J519 Anschluss T32b/2 angesteuert.
f-S-c_h_e-in_w_e_rf_e_r_re_i_n-ig_u_n_g_sa_n_l....:a_g_e_ ____::..__ _ _---l Der Strom fließt durch das Relais auf die Massever-
1--------=----=---....:.._---------1 bindung 81 .
Die Pumpe für die Schei nwerferrein igungsanlage
Nach Ansteuerung wird die Spannung durch das
V11 wird durch das Bordnetzsteuergerät J519 über Entlastungsrelais auf die Verbindung A34 gelegt.
den Anschluss T10b/ 2 angesteuert. Damit sind die Anschlüsse T10b/10 und T10b/5 des
Der Strom fließt über die Pumpe zur Masseverbin- Bordnetzsteuergerätes mit Spannung versorgt.
dung im Leitungsstrang des linken Scheinwe rfers.
602 1 9 Elel<trotechnil<

Handschuhfachleuchte, Fußraumleuchten, Beheizbare Heckscheibe, 12V-St eckdose

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S 234
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141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168

C18 Entst örfilter für Scheibenant enne E26 Schalter für Handschuhfach- Z1 beheizbare Heckscheibe
leuchte
J9 Relais f ür beheizbare Heck- 81 M asseverbindu ng
scheibe L15/L50 Lampe für Ascher 135 M asseverbindung
J255 Steuergerät f ür Climatro nic L28 Lampe für Zigarettena nzünder 238 M asseverbindung
J393 Zentralst euergerät für Komfort- L42 Lampe für Steckdosenbe- 635 M asseverbi ndu ng
system leuchtung 654 M asseverbindung
L122 Lampe für Münzfach A52 Plusverbindung (30)
51 Sicherung A57 Plusverbindung (30) im Schalt-
52 Sicherung U1 Zigarettenanzü nder tafel leitungsstrang
5 226 Sicheru ng U5 12V-Steckdose A1 75 Verbindung (585) im Schalttafel-
5 233 Sicherung Ieitungsstrang
5234 Sicherung W3 Kofferraumleuchte 8248 Verbindung (beheizbare Heck-
W6 Handschuhfachleuchte scheibe)
T Steckv erbindung W9 Fußra umleuchte li nks
W10 Fuß raumleuchte rechts

Beheizbare Heckscheibe Fußraumleuchten

• Bei Bet ätigung des Schalters fü r d ie heizbare Heck-


scheibe am Steuergerät für Climatron ic J255 legt
das Steuergerät Spannung an den Anschluss 6 des
Re lais für die beheizbare Heckscheibe J9. Das Relais
schaltet den A rbeitsstrom auf die beheizbare Heck-
scheibe Z 1.
Handschuhfachleuchte
Die Fußraumleuchten links und rechts W9 und W10
erhalten über die Sicherung S2 die plusseit ige Span-
nungsversorgung. Durch das Zentralsteuergerät für
das Komfortsystem J393 wi rd über die Anschlüsse
T 16h/13 und T16h/6 Masse auf die Fußraumleuch-
ten geschaltet.
Zigarettenanzünder
Bei Betätigung des Schalters für die Handschuh- Der Zigarettenanzünder U1 ist mit dem M assean-
fachleuchte E26 erhält die Handschuhfachleuch- schluss 238 verbunden. Sobald der Ziga rettenan-
te W 6 M asse von der M assev erbindung 238. Die zünder betäti gt wird, erh ält die Glühspirale über d ie
Spannungsverso rgung erfolgt durch Dauerp lus. Sicherung S233 Spannung .
1 9 Elel<trotechnil< 603

Schalter für Rückfahrleuchten, Heizwiderstand für Spritzdüse, Steuergerät für Schalttafel-


einsatz, Geber für Kraftstoffvorratsanzeige, Kraftstoffvorratsanzeige

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F4 Schalter für Rückfahrleuchten S3 Sicherung 249 Masseverbindung


F38 Außentemperaturschalter S5 Sicherung Innenraum
S231 Sicherung 261 Masseverbindung
G Geber Kraftstoffvorratsanzeige S235 Sicherung beheizbare Spritzdüse
G1 Kraftstoffvorratsanzeige 269 Masseverbi ndung (Gebermassel
G1 69 Kraftstoffvorratsgeber 2 T Steckverbindung A52 Plusverbindung (30)
G266 Ölstands- und Öltemperatur- T16 Steckverbindung Diagnose A70 Verbindung (15a, Sicherung 231)
geber A74 Verbindung (15a, Sicherung 5)
u Steckdose 051 Plusverbindung (15) Motorraum
J285 Steuergerät im Schalttafeleinsatz
J538 Steuergerät fü r Kraftstoffpumpe Z20 Heizwiderstand
Z21 Heizwiderstand

Heizwiderstand für Spritzdüsen Steckdose


An der Sicheru n g S3 liegt bei ei ngesch alteter Zün- Die Steckdose U ist m it dem M asseansch luss 249


dung Spannung an. Der Strom f ließt v o n der Siehe- v erbu nd en . Über die Sich erung S235 erh ält sie posi-
rung direkt auf die Heizw iderstände für d ie Spritzdü - tive Spannung . Die St eckdose kann au ch bei au s-
sen Z20 und Z2 1, Da d ie Heizwiderstände über ein g esch alt et e r Zündung b enutzt w erden, d a d ie Sieh e-
PTC-V erhalten v erfügen, f ließt bei hohen Tempe ra- rung S235 über den Anschlu ss A 52 m it Kl emme 30
t u ren nur ein geringe r Strom, da der W iderstand der (Dau erp lus) v e rbund en ist
Heizw iderstände bei h o h en Tem peratu re n h och ist

Geber für Kraftstoffvorratsanzeige Schalter für Rückfahrleuchten


Die Kraftst offvorrat sanzeige G1 wi rd vom Steu erge- Der Schalter für die Rückfah rleuc hten F4 erhält über
rät fü r den Schalttaf elei nsatz J285 ang esteue rt die Sich erung S231 u nd die Verbind u ng A70 (Kiem -
Der Geber für die Kraftst offvorrat sanzeige G ist m e 15a) Spannung. Bei Bet ätigung d es Sch alters
über den Ansch lu ss T32/ 11 mit dem Steu erge rät im liegt die Spannung über d ie Leitungsv erknüpfung i n
Schalttafelei nsatz J 285 v erbunden. W eiterhin ist er d en Strompfad en 147 und 179 am Anschluss T12i/7
mit der Massev erbind ung (Gebermasse) im Sch alt- des Ze ntralsteu ergerätes fü r das Komfo rtsy st e m
taf elleit u ngsstra ng 269 v erbu n den . J 393 an (Seite 602).
604 19 Elel<trotechnil<

Lesespule für Wegfahrsicherung, Schalter für Kühlmittelmangelanzeige, Warnkontakt für


Scheibenwaschwasser, Öldruckschalter, Drehzahlmesser

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c Drehstromgenerator G2 Geber für Kühlmitteltemperatur- 261 Masseverbindung


anzeige Leitungsstrang heizbare
D2 Lesespule für Wegfahrsicherung G3 Küh lmitteltemperaturanzeige Spritzdüse
G5 Drehza h lmesser 269 Masseverbindung (Gebermasse )
F1 Öldruckschalter 327 Masseverbindung (Gebermasse )
F34 Warnkontakt für Bremsflüssig- J234 Steuergerät für Airbag A17 Verbindung (61)
keitsstand J285 Steuergerät im Schalttafel- A121 Verbindung (High-Bus )
F66 Schalter für Kühlmittelmangel- einsatz A122 Verbindung (Low-Bus )
anzeige J623 Motorsteuergerät D66 Plusverbindun g (6 1) im Leitungs-
F77 Warnkontakt für Scheibenwasch- strang Motorraum
wasser K2 Kontrollleuchte für Generator
K75 Kontrollleuchte für Airbag

T Steckverbindung

Kühlmitteltemperaturanzeige Warnkontakt für Bremsflüssigkeitsstand


Die Kühlmitteltemperaturanzeige G3 wird vom Der Warnkontakt für den Bremsflüssigkeitsstand
Steuergerät im Schalttafeleinsatz J285 angesteuert. F34 ist über den Anschluss T32a/9 mit dem Steuer-
Der Geber für die Kühlmitteltemperaturanzeige G2 gerät im Schalttafeleinsatz J285 und der Massever-
ist über den Anschluss T32/4 und der Scha lter für die bindung im Leitungsstrang beheizbare Spritzdüse
Kühlmittelmangelanzeige F66 ist über den Ansch luss 261 ve rbunden.
T32/2 mit dem Steuergerät im Schalttafeleinsatz J285
Drehzahlmesser
verbunden. G2 und F66 sind über die gemeinsame
Masseverbindung (Gebermasse) 327 im Leitungs- Der Drehzahlmesser G5 wird vom Steuergerät im
strang Motorraum mit Masse verbunden . Schaltta feleinsatz J285 angesteuert. Dazu benötigt
das Steuergerät das Drehzahlsignal D+/61 vom
Lesespule für W egfahrsicherung
Drehstromgenerator C. Dieses Signal wird über die
Die Lesespule für die Wegfahrsicherung D2 ist über Verbindung A 17 (61) im Schalttafelleitungsstrang
die Anschlüsse T32/30 und T32/31 mit dem Steuer- an den Anschluss T32a/ 14 an das Steuergerät im
gerät im Schalttafeleinsatz J285 verbunden . Schalttafeleinsatz J285 angelegt.
19 Eleldrotechnil< 605

19.2.5 Signalgeber horneine Membran durch einen Elektromagneten in


Schwingungen versetzt. Die Schwingungen der Luft-
Signalgeber haben die Aufgabe, andere Verkehrs- säule im Schneckentrichter erzeugen den charakte-
teilnehmer zu warnen (Signalhorn, Lichthupe), ristischen Fanfarenklang (Bild 2).
das Abbremsen des Fahrzeugs erkennbar zu ma-
Unterbrecher Magnetkern Wicklung
chen (Bremsleuchten), Änderungen der Fahrtrich-
tung anzuzeigen und das Fahrzeug in Gefahren-
situationen kenntlich zu machen (Blinkleuchten).

Signalhorn. Kraftfahrzeuge müssen nach § 55 StVZO


über eine Signalhornanlage verfügen. Als Signal-
horn (Hupe) werden Aufschlaghörner (Normalhör-
ner) und/oder Fanfarenhörner verwendet.
Aufschlaghorn. Es besteht aus einem Elektroma-
gneten, einer schwingungsfähigen Ankerplatte
mit Membran, Schwingungsteller, Membran und Befestigungslasche Membrane Kunststofftrichter
einem von der Ankerplatte betätigten Unterbrecher
(Bild 1). Bild 2: Aufbau des Fanfarenhorns

Kompressorfanfaren. Sie sind Fanfarenhörner, wel-


che durch Luftdruck betrieben werden (Drucklufthör-
Wicklung ner). Ein elektrisch betriebener Kompressor erzeugt
Membran
die Druckluft, welche auf den Luftauslass vor dem
Trichter geschaltet wird.

Lichthupe. Mit der Lichthupe (§ 16 StVO) darf der


Fahrer Leuchtzeichen durch kurzes Aufleuchten des
Schwingteller Magnetkern Fernlichts geben, wenn er außerhalb geschlossener
Ortschaften überholen will bzw. sich oder andere ge-
Ankerplatte Unterbrecher
fährdet sieht. Die Betätigung erfolgt über den Licht-
hupentaster.

Bild 1: Aufbau des Aufschlaghorns Bremsleuchten. Sie müssen bei Betätigung der
Betriebsbremse (Fußbremse) aufleuchten. Vorge-
Beim Einschalten des Signalhorns wird die Anker-
schrieben sind Bremsleuchten mit rot abstrahlen-
platte mit Membran vom Elektromagneten an-
dem Licht. Sie müssen wesentlich heller leuchten als
gezogen. Kurz vor dem Aufschlagen des Ankers
die übrigen rückwärtsgerichteten Beleuchtungsein-
auf den Magnetkern öffnet der Unterbrecher den
richtungen mit Ausnahme der Nebelschlussleuchte.
Stromkreis. Die Ankerplatte federt wieder zurück,
wodurch der Unterbrecherkontakt schließt. Der Vor-
Blinkleuchten. Sie werden für den Betrieb des Fahrt-
gang wiederholt sich so lange, wie das Signalhorn
richtungsanzeigers bzw. der Warnblinkanlage ver-
eingeschaltet ist. Durch das Aufschlagen der Anker-
platte auf den Magnetkern (Aufschlaghorn) gerät der wendet. Vorgeschrieben sind Blinkleuchten mit gelb
mit der Membran v erbundene Schwingungsteller abstrahlendem Licht an derVorder- und Rückseite.
in Schwingungen. Die Luftsäule vor dem Schwin-
gungsteller beginnt ebenfalls zu schwingen und er- Fahrtrichtungsanzeiger. Zum Betrieb der Blinkleuch -
zeugt einen gleichbleibenden Signalton. ten werden elektronische Blinkgeber verwendet. Die
Blinkfrequenz muss 90 +1- 30 Impulse pro Minute
Starktonhorn. Es verfügt im Gegensatz zum Nor- betragen.
malhorn über eine größere Leistung. Da es nur
außerhalb geschlossener Ortschaften verwendet Warnblinkanlage. Sie ist für mehrspurige Kraftfahr-
w erden darf, muss die Signalhornanlage auch über zeuge vorgeschrieben. Die Warnblinkanlag e muss
ein Normalhorn verfügen. Der Fahrer kann über von der Lichtanlage des Fahrzeugs unabhängig und
einen Schalter zwischen Normal- und Starktonhorn stets in betriebsbereitem Zustand sein. Dazu w erden
w ählen. alle Blinkleuchten parallel geschaltet. Das Einschal-
Fanfarenhorn. Es kann statt des Starktonhorns ver- ten muss durch eine rote Kontrollleuchte angezeigt
wendet werden. in diesem wird wie beim Aufsch lag- werden.
606 1 9 Elel<trotechnil<

19.2.6 Relais Steuerstromkreis offen Steuerstromkreis geschlossen


+--....--....- +--_,_-~

Es ist ein elektromagnetisch betätigter Schalter,


bei dem die Relaiskontakte durch eine Mag- 87
netspule betätigt werden. Arbeits-
strom
85
Aufbau (Bild 1). Ein Relais besteht aus einer Relais-
spule, einem Relaisanker mit Rückstellfeder und den
Relaiskontakten. Bild 3: Öffner-Relais mit offenem und geschlossenem
Steuerstromkreis
Anker Ko ntaktfeder

Ko ntakte Wechsler-Relais (Bild 4). Es ist eine Kombination aus


Joch Kontaktträger einem Schließer- und Öffner-Relais, d.h. es betätigt
gleichzeitig zwei Schaltkreise. Das Relais wechselt
....:=';+=--H-+H- Spu Ikern
den Stromverlauf von einem Verbraucher auf den
Rückstellfeder Spule anderen, indem der Öffnerkontakt des einen Strom-
Anschluss- kreises zum Schließerkontakt des anderen Strom-
stecker kreises w ird.
86 88 85 88a

Bild 1: Aufbau eines Relais (Schließer)


Verwendung : Z. B. Umschalten zwischen zwei Ver-
brauchern (Glühlampen).

Relaisarten. Je nach Art und Anordnung der Schalt- Steuerstromkreis offen Steuerstromkreis geschlossen
kontakte unterscheidet man zwischen Schließer-,
Öffner- und Wechsler-Relais.

Schließer-Relais (Bild 2). Es schließt den Schaltkreis Arbeits-


zwischen Spannungsquelle und Verbraucher, d.h . strom
der Verbraucher w ird eingeschaltet. Der Steuer-
strom durch den Elektromagneten (Anschluss-
klemmen 85 und 86) bewirkt, dass der Schaltanker
Bild 4: Wechsler-Relais mit offenem und geschlossenem
angezogen wird. Dieser schließt den Schaltkontakt. Steuerstromkreis
Dadurch wird der Arbeitsstromkreis (Anschluss-
klemmen 88 und 88a) geschaltet. Für das Schalten
des Arbeitsstromkreises genügt ein vergleichsweise Das Relais erfüllt die fo lgenden Aufgaben:
kleiner Steuerstrom. • Durch einen kleinen Steuerstrom (etwa 0,15 A bis
1 A) werden große Lastströme (z.B. bis 2000 A in
Verwendung: Z.B. Haupt- und Zusatzscheinwerfer, Startern) geschaltet.
Signalhorn, Lüftermotor.
• Die Leitung für den Arbeitsstromkreis zwischen

·u
Steuerstromkreis offen Steuerstromkreis geschlossen Spannungsquelle und Verbraucher kann kurz ge-
+---...---.- halten werden. Dadurch wird der Spannungsabfall
verringert. Die gering belastete Steuerleitung über
den Schalter zur Relaisspule kann entsprechend


88
lang sein. Da die Steuerleitung im Gegensatz zu r
Arbeitsstroml eitung einen w esentlich kleineren
_ l l8a Leiterquerschnitt benötigt, w erden Kost en und
Gewicht gespart.
• Die Kontakte des Schalters für den Steuerstrom
Bild 2: Schließer-Relais mit offenem und geschlossenem
Steuerstromkreis werden nur gering belastet. Dadurch können Ver-
braucher mit großer Anfangsstrombelastung, z.B.
Öffner-Relais (Bild 3). Es öffnet den Schaltkreis zwi- Glühlampen und Starter, problemlos geschaltet
sch en Spannungsquelle und Verbraucher, d.h. der werden.
Verbraucher wird abgeschaltet.
Klemmenbezeichnungen am Relais. Sie sind nach
Verwendung: Z.B. Unterbrechung der Stromkrei- DIN 72552 genorm t (Tabelle t Seite 607). ln der Pra-
se von Verbrauchern während des Startvorgangs, xis werden die alten Klemmenbezeichnungen viel-
z.B. Hauptscheinwerfer, Heckscheibenheizung, Ra- fach noch verwendet. Einige Hersteller verwenden
dio u.a. zudem ein eigenes System .
19 EleJ(trotechnil( 607

Überspannungsschutzrelais. Es hat die Aufgabe,


elektronische Steuergeräte mit Spannung zu versor-
gen und diese vor Überspannungen zu schützen.
Klemmen- Klemmen-
bezeich- Bedeutung bezeich-
Wirkungsweise (Bild 2). Beim Einschalten der Zün-
nung nung (alt)
dung (Klemme 15) wird der Steuerstromkreis für
85 Steuerstromkreis (- ) 85 das Relais geschlossen und dessen Kontakt betätigt.
Wicklungsende der Spule
Über den geschlossenen Kontakt wird das Steuerge-
86 (+) 86 rät mit Spannung versorgt (Piuspotential von Klem-
me 30 an Klemme 87). Die Z-Diode wird in diesem
87 Eingangsklemme 30 I 51 Zustand im Sperrbereich betrieben und hat keinen
Arbeitsstromkreis
Einfluss auf die Schaltung. Überschreitet die Be-
(Öffner und Wechsler)
triebsspannung die Zenerspannung, verringert sich
87a Ausgangsklemme 87a der Widerstand der Z-Diode und die Spannungsspit-
Arbeitsstromkreis Öffnerseite
zen w erden direkt an Klemme 31 /Masse geleitet. Die
88 Eingangsklemme 30 I 51 Stromstärke steigt an und die Sicherung unterbricht
Arbeitsstromkreis (Schließer)
die Spannungsversorgung für das Steuergerät.
88a Ausgangsklemme 87
Arbeitsstromkreis Normalbetrieb Betrieb bei Überspannung

Schutzeinrichtungen im Relais. ln Relaiswicklu n-


gen entstehen bei Unterbrechung des Stromkreises
hohe lnduktionsspannungen, die elektronische Bau-
teile im Stromkreis schädigen können. Die entspre-
chende Verwendung von Dioden verhindert eine
Schädigung. 30 31 15 87 30 31 15 87
Steuerstrom - - Arbeitsstrom - -
Freilauf- oder Löschdiode (Bild 1). Sie hat die Auf-
gabe den Stromfluss, der durch die Selbstinduktions- Bild 2: Überspannungsschutzrelais
spannung der Spule entsteht, in die Spule zurückflie-
ßen zu lassen. Da die Selbstinduktionsspannung der Reedrelais (Bild 3). Das Reedrelais besteht aus einem
angelegten Spannung entgegengerichtet ist, ist die schutzgasgefüllten Glasröhrchen, in dem zwei Kon-
Diode im Abschaltaugenblick in Durchlassrichtung taktzungen (Kontaktpaar) eingebaut sind. Um das
geschaltet. Glasröhrchen ist eine Spule aus wenigen Windun-
gen dicken Drahtes gewickelt.
Verpolungsschutzdiode (Bild 1). Sie hat die Aufgabe
die Freilaufdiode vor Verpolung und damit vor Zer-
Stro m spule Gasdichtes Röhrchen
störung zu schützen. Ohne Verpolungsschutzdiode
und bei falscher Polung (Klemme 85 (+) und 86 (- ))
liegt die Freilaufdiode an voller Spannung und kann
durch den Kurzschlussstrom zerstört werden.

Löschwiderstand (Bild 1). Er kann an Stelle einer Kontaktanschlüsse


Freilauf- bzw. Löschdiode verwendet werden. ln die-
sen Fall ist keine Verpolungsschutzdiode notwendig. Bild 3: Reedrelais
Nachteilig ist die im Betrieb entstehende Verlustleis-
tung. Wirkungsweise. Wird die Spule von einem Strom
durchflossen, bildet sich ein M agnetfeld aus. Die-
Stromverlauf im Abschaltaugenblick
ses wird in den Kontaktzungen, die vergleichbar mit

,~0
dem Spulenkern sind, gebündelt. Die Feldlinien ver-

fffil,
suchen sich zu verkürzen und schließen dabei die
Kontaktzungen. Wird der Stromfluss unterbrochen,
bricht das Magnetfeld zusammen und die Federwir-
kung der Kontakte öffnet die Kontaktzungen, z.B. bei
der Lampenstromüberw achung .
Freilauf· oder Verpolu ngs· Löschwiderst and Neben der Betätigung durch das M agnetfeld einer
Löschdiode schutzdiode
stromdurchflossenen Spule kann das Reedrelais
Bild 1: Schließer-Relais mit Freilauf- und auch durch die Feldlinien eines Dauermagneten be-
Verpolungsschutzdiode bzw. Löschwiderstand tätigt w erden, z.B. bei der Füllstandüberwachung .
608 1 9 Elel<trotechnil<

19.2.7 Beleuchtung im Kfz Anordnungsmöglichkeiten von Scheinwerfern


für Fern- und Abblendlicht (Bild 2)
Die Aufgaben der lichttechnischen Einrichtungen am
Kraftfahrzeug sind: Zwei-Scheinwerfersystem. Abblend- und Fernlicht
werden in einem Scheinwerfer erzeugt. Das Licht
• Die Ausleuchtung der Fahrbahn , z.B. durch Fern-
wird von Lampen mit zwei Glühfäden erzeugt, die
scheinwerfer, Abblendscheinwerfer.
einen gemeinsamen Reflektor benutzen (Biluxlam-
• Die Sichtbarkeit des Fahrzeugs zu erhöhen, z.B. pe, H4-Halogenlampe) oder mithilfe einer Gasentla-
durch Begrenzungs- und Parkleuchten, Rückstrah - dungslampe im Bi-Xenon-System .
ler, Tagfahrlicht
• Anderen Verkehrsteilnehmern die Bewegungs- Vier-Scheinwerfersystem. Ein Scheinwerferpaar
absichten des Fahrzeugsführers anzuzeigen, z.B. wird entweder für Abblend- und Fernlicht oder nur
durch Blinkleuchten, Bremsleuchten . für Abblendlicht ausgelegt. Das zweite Scheinwer-
• Andere Verkehrsteilnehmer zu warnen, z.B. durch ferpaar ist ausschl ießlich für Fernlicht ausgelegt.
Warnblinkanlage.
Sechs-Scheinwerfersystem. Zusätzlich zum Vier-
• Den Fahrzeugführer auf bestimmte Schaltzustän- Scheinwerfersystem darf, je nach Scheinwerferan-
de der lichttechnischen Anlage aufmerksam zu ordnung, noch ein Scheinwerferpaar für Nebel- oder
machen, z.B. durch die Fernlichtkontroll leuchte. Fernlicht vorhanden sein.

Die gesetzlichen Vorschriften unterscheiden bei


lichttechnischen Einrichtungen zwischen Schein-
werfern, Leuchten und rückstrahlenden Mitteln, z.B. Zwei-
Rückstrahlern (Bild 1). scheinwerfersystem

Scheinwerfer. Sie dienen der Ausleuchtung der


Fahrbahn.

Leuchten. Sie sollen es ermöglichen, dass das Fahr-


zeug erkannt wird und die Abs ichten des Fahrzeug-
führers bezüglich seines Fahrverhaltens signalisiert
werden . Vier-
scheinwerfersystem
An Kraftfahrzeugen müssen die vorgeschriebe-
nen und dürfen zusätzliche, für zulässig erklärte
lichttechnische Einrichtungen vorhanden sein.

Fernlicht
Sechs-
Blinkleuchte scheinwerfersystem


Parkle uchte I
Tagfahrlicht

Bild 2: Scheinwerfersysteme

Lichttechnische Einrichtungen müssen .. .


• .. . fest angebracht sein (außer Klappscheinwerfer) .
• ... so angebracht sein, dass sie sich gegenseitig
nicht beeinflussen.
• ... ständig betriebsbereit sein.

Paarweise vorhandene Lichttechnische Einrichtun-


gen müssen ...
• ... symmetrisch angebracht sein.
• ... gleichzeitig und gemeinsam einschaltbar sein.
Bild 1: Lichttechnische Einrichtungen • .. . gleiche Farbe und Helligkeit aufweisen.
1 9 Elektrotechnil< 609

19.2 8 Leuchtmittel verdampften Wolframpartikel durchlaufen einen


chemischen Prozess und setzen sich w ieder auf
Im Kfz können in Scheinwerfern und Leuchten fol- der heißesten Stelle des Glühdrahtes ab (Kreispro-
gende Lampenarten verwendet werden: zess).
• Metalldrahtlampen
• Neonentladungslampen Bei Halogenlampen bleibt der Glaskolben klar, da
• Halogenlampen sich wegen des Kreisprozesses an dieser Stelle
kein verdampftes Wolfram absetzen kann.
• Gasentladungslampen
• Leuchtdioden
Gasentladungslampen. Zwischen zwei Elektroden,
Metalldrahtlampen. Der Leuchtkörper (Glühdraht, die sich in einem kleinen, kugelförmigen Glaskol-
Wendel) besteht aus Wolfram, das einen Schmelz- ben befinden, wird in einer Xenon-Gas-Atmosphäre
punkt von etwa 3400 oc hat. Die Wendel selbst kann durch einen Hochspannungsimpuls ein Lichtbogen
Temperaturen bis zu 3000 oc erreichen. Um bei die- gezündet. Die Metallsalze innerhalb des Glaskolbens
sen hohen Temperaturen eine Oxidation (Verbren- verdampfen und ionisieren die Funkenstrecke. Dabei
nung) zu verhindern und die entstehende Wärme senden sie Licht aus und verhindern den Verschleiß
leichter ableiten zu können, wird der Glaskolben der Elektroden.
zunächst evakuiert und mit geringen Mengen von
Stickstoff und Krypton gefüllt. Im Gegensatz zu den Gasentladungslampen für
Reflexionssysteme besitzen die Lampen für Projek-
Wolfram ist ein Kaltleiter, d.h. es hat in kaltem Zu- tionssysteme (Bild 2) keine Abschattung auf dem
stand einen kleineren Widerstand als in warmem Glaskolben. Die Gasentladungslampen für Reflexi-
Zustand. Beim Einschalten entsteht deswegen kurz- onssysteme benötigen die Abschattung zur Erzeu-
zeitig ein hoher Stromstoß, der zur Zerstörung der gung der Hell-Dunkel-Grenze.
Wendel führen kann. Bei den hohen Wendeltempe-
raturen kann Wolfram abdampfen und den Glaskol-
ben von Innen schwärzen. Dadurch wird die Licht-
ausbeute vermindert.

Halogenlampen (Bild 1). Es sind Glühlampen, die ein


Füllgas mit Halogenzusätzen (Brom, Jod) enthalten.
Halogenlampen unterscheiden sich im Betriebsver-
halten von Metalldrahtlampen durch .. .
• ... höhere Temperatur des Glühdrahtes und des Bild 2: Gasentladungslampe für Projektionssysteme
Glaskolbens.
• ... höheren Innendruck der Gasfüllung (bis etwa Gegenüber der Halogenlampe hat die Gasent-
40 bar). ladungslampe den Nachteil, dass sie zum Erreichen
• .. . größere Lichtausbeute wegen der höheren der vollen Beleuchtungsstärke ca. 5 s benötigt. Die
Temperatur des Glühdrahtes. Zeit bei der Halogenlampe beträgt lediglich 0,2 s.
Um möglichst schnell den erwünschten Betriebs-
zustand zu erreichen erhöht das der Gasentladungs-
lampe vorgeschaltete Steuergerät in der Anlaufpha-
se den Lampenstrom.
Die Vorteile der Gasentladungslampe gegenüber ..
Fernlicht- der Halogenlampe sind: ...
glühdraht • Bessere Straßenausleuchtung
Glühdraht • Geringerer Stromverbrauch
• Eine von der Bordspannung unabhängige Licht-
leistung
• Geringere Wärmeentwicklung
• Höhere Lebensdauer
Bild 1: Halogenlampen Typ H4 und H7 • Erzeugung einer tag eslichtähnlichen Lichtfarbe

Der Kolben der Halogenlampe besteht aus Quarz- Elektronisches Vorschaltgerät (Bild 1, Seite 610).
glas. Er hat sehr kleine Abmessungen, damit er sich Es ist zum Betrieb von Gasentladungslampen erfor-
im Betrieb bis auf etwa 300 oc erwärmen kann. Die derlich. Es zündet die Lampe mit einem Hochspan-
I 61o 19 Elektrotechnil<

nungsimpuls von bis zu 24 kV, durch den ein Funke


zwischen den Elektroden der Lampe überschlägt. t 100
1-- LED
I
I""
Nach dem Lampenstart wird die Lampenleistung P21W
-
% ./
~ ~TT
konstant auf 35 W bei einer Brennspannung von -
ca. 85 V geregelt (300-Hz-Wechselspannung).
'Ci)
""
.<::ll 50 /
/
.:V -

I
Q)
/
Wegen der auftretenden Hochspannungen beim Q) /
>
Zünden und der hohen Betriebspannung besteht ·~
äi
./
bei unsachgemäßer Wartung bzw. Beschädigung a:: 0
....".
des Scheinwerfers Lebensgefahr. 0 100 200 ms 300
Zeit---
Sicherheitsvorschriften sind zu beachten!
Bild 2: Einschaltverhalten von Leuchtdioden

Licht-Steuergerät

19.2.8.1 Scheinwerfersysteme mit


Halogenlampen (Bild 3)

E3 Sie bestehen im wesentlichen aus:


• Gehäuse. Es nimmt den Reflektor mit Streu- bzw.
Abschlussscheibe, die Lichtquelle und die Schein-
werfereinstellvorrichtung auf.
• Reflektor. Er reflektiert und bündelt das Licht der
I Brücken sch altung I Glühlampe. Man verwendet paraboloidförmige,
ellipsoidförmige oder Freiformreflektoren.

Bild 1: Elektronisches Vorschaltgerät

Kontroll- und Sicherheitsschaltungen. Das Vor-


schaltgerät ist in der Lage, ein Abreißen des Lichtbo-
gens der Gasentladungslampe beim Zünden und im
Betrieb zu erkennen. ln diesem Fall unternimmt es
zunächst mehrere Versuche zum Nachzünden. Falls
diese aufgrund eines Lampen- oder Leitungsdefekts Glühlampe (H4)
nicht gelingen, wird die Spannung abgeschaltet.
Bei diagnosefähigen Systemen wird ein Eintrag im Begrenzungslampe
Fehlerspeicher des Steuergerätes vorgenommen.
Durch Defekte am Scheinwerfersystem kann es zu Strahlenblende
Fehlerströmen kommen. Betragen diese mehr als 20
mA unterbricht das Vorschaltgerät die Versorgungs- Streuscheibe
spannung der Lampe.
Bild 3: Aufbau eines H4-Scheinwerfers


Neonentladungslampen. Sie sind Gasentladungs- Scheinwerfersysteme mit paraboloidförmigen
lampen, die in etwa 0,2 ms die volle Leuchtstärke
Reflektoren (Bild 4)
erreichen . Deswegen werden sie überwiegend in
Zusatzbremsleuchten verwendet. Die Form eines Paraboloiden entsteht dadurch, dass
eine Parabel um ihre Achse rotiert. Die Rotationsach-
Leuchtdioden (LED). Entsprechend der erforder- se ist gleichzeitig auch die optische Achse. Es ist ein
lichen Beleuchtungsstärke und der gewünschten Brennpunkt vorhanden . Diese Reflektoren sind für
Lichtfarbe wird eine bestimmte Anzahl von Dioden Eindraht- und Zweidrahtlampen geeignet.
zu einer Baueinheit zusammengeschaltet. Durch die
Mehrfachbestückung wird die Ausfallwahrschein- Brennpunkt F1
lichkeit der Gesamtfunktion reduziert. Leuchtdioden
haben eine Lebensdauer von ca. 10000 h. Sie wer-
den unter anderem für Bremsleuchten verwendet,
da sie im Gegensatz zu den Metalldraht- bzw. Halo-
genlampen in wesentlich kürzerer Zeit (ca. 2 ms) ihre
maximale Leuchtkraft erreichen (Bild 2). Bild 4: Paraboloidförmiger Reflektor
19 Elektrotechnil< 611

Anwendung. Diese Scheinwerfersysteme werden in Mit dem Stufenreflektor wird eine höhere Lichtaus-
Verbindung mit H4-Zweidrahtlampen für die Erzeu- beute und bessere Ausleuchtung der Fahrbahn er-
gung von Fern- und Abblendlicht eingesetzt. zielt.

Fernlicht (Bild 1). Es leuchtet der Fernlichtleucht- Scheinwerfersysteme mit ellipsoidförmigen


draht, der genau im Brennpunkt des paraboloidför-
Reflektoren (Bild 5).
migen Reflektors liegt. Das Licht wird so reflektiert
Die Form des Reflektors entsteht dadurch, dass eine
und gebündelt, dass es parallel zur Scheinwerfer-
Ellipse um ihre Achse rotiert. Diese ist auch die op-
achse austritt. Durch die Bündelung erhöht sich die
tische Achse. Es sind zwei Brennpunkte vorhanden.
Lichtstärke im Strahlbereich um etwa das Tausend-
fache gegenüber einer Glühlampe ohne Reflektor. Anwendung. Diese Reflektoren sind für Abblendlicht
bzw. Nebellicht mit Eindrahtlampen geeignet.
Abblendlicht (Bild 1). Es leuchtet der Abblendlicht-
leuchtdraht, der vor dem Brennpunkt des parabo-
loidförmigen Reflektors liegt. Dadurch erfahren die
Lichtstrahlen eine Neigung zur Spiegelachse hin.

Bild 5: Ellipsoidförmiger Reflektor

Ein Scheinwerfersystem mit Ellipsoid-Reflektor


(Bild 6) besteht aus:
Bild 1: Fern- und Abblendlicht • Ellipsoidförmigem Reflektor • Blende
• Streuoptik • Sammellinse
Damit kein Licht nach unten austritt, ist eine Abdeck- Im Brennpunkt F1 befindet sich eine Halogen-Ein-
kappe unter dem Abblendlichtleuchtdraht ange- drahtlampe. Die Lichtstrahlen, die von F1 ausgehen,
bracht (Bild 2). Dieser verhindert, dass Lichtstrahlen w erden vom Reflektor zum Brennpunkt F2 refl ekti ert
auf die untere Reflektorhälfte auftreffen und nach und von dort zur Sammellinse abgestrahlt. Die Sam-
oben abgestrahlt werden. Außerdem bewirkt sie bei mellinse bündelt das Licht zu einem nahezu paralle-
Abblendlicht eine scharfe Abgrenzung des Strahlen- len Lichtband.
gangs; es entsteht die Hell-Dunkel-Grenze (Bild 3).

Bild 6: Ellipsoid-Reflektor mit Optik


Bild 2: Abdeckkappe für Bild 3: Hell-Dunkel-Grenze
.rutblendlicht
Die Blende vor dem Brennpunkt F2 bewirkt eine
scharfe Hell-Dunkel-Grenze. Die Streuoptik bewirkt -
Stufenreflektor (Bild 4). Die Refl ektorfläche ist aus eine g leichmäßig e Lichtverteilung . Gegenüber para- ....
mehreren paraboloidförmigen Teilrefl ektoren ver- bo loidförmigen Reflekto ren wird eine höhere Licht-
schiedener Brennweite zusammengesetzt (Multifo- ausbeute erzielt.
cus-Reflektor).
Mehrachs-EIIipsoid-Reflektor (Bild 1, Seite 612). Es
ist ein Reflektor, dessen Grundform zwei Ellipsen mit
gemeinsamem Scheitelpunkt, gem ei nsamer Haupt-
achse und unterschiedlichen Nebenachsen bi lden
(Herstellerbezeichnungen: OE-Reflektor = Dreiachs-
EIIipsoid-Reflektor; PES-Refl ektor = Poly-Ellipsoid-
Reflektor). Sie bestehen aus dem Reflektor, der Blen-
de und der Sammellinse. Der Reflektor ist wegen
Bild 4: Stufenreflektor seiner komplizierten Form aus Kunststoff hergestellt.
612 19 Elel<trotechnil<

Aufgrund ihrer geometrischen Konstruktion haben • Zone 111: Nahfeldsektor; primär zur Fahrbahnaus-
diese Reflektoren eine sehr hohe Lichtausbeute mit leuchtung .
wenig Streulicht. Die Blende vor dem Brennpunkt • Zone IV: Nahfeldsektor; primär zur Kulissenaus-
bewirkt eine scharfe Hell-Dunkel-Grenze. Die Streu- leuchtung (Randausleuchtung).
optik sorgt für eine gleichmäßige Lichtverteilung.
Anwendung. Sie sind für Abblendlicht oder Nebel- Lichtverteilung
licht mit Eindraht- bzw. Gasentladungslampen ge-
eignet.

F1

Bild 1: Mehrachs-EIIipsoid-Reflektor mit Optik


Bild 3: Freiformreflektor- Lichtverteilung
Scheinwerfersysteme mit Freiformreflektoren
Anwendung. Freiformreflektoren können für alle
Sie sind Reflektoren mit stufenlos variablem Brenn-
Arten von Scheinwerfern mit Eindrahtlampen bzw.
punkt (Fokus). Der Reflektor ist frei im Raum ge-
Gasentladungslampen eingesetzt werden. Beim Ab-
formt. Jedem Punkt des frei berechneten Reflektors
blendlicht kann in der Lampe die Abdeckkappe ent-
wird dabei ein bestimmter Teil der Straße zur Aus-
fallen . Das gesamte erzeugte Licht steht für die Aus-
leuchtung zugeordnet (Bild 2).
leuchtung der Fahrbahn zur Verfügung .
Weiterhin können die Lichtbrechungselemente in
der Streuscheibe entfallen. Die Abdeckung des Re-
flektors kann mit einer unprofilierten Glas- bzw.
Kunststoffscheibe erfolgen .

Scheinwerfersysteme mit Freiformreflektoren


und Projektionslinse (Bild 4)
Die Reflektorflächen werden mithilfe der Freiflächen-
technologie ausgelegt. Das vom Reflektor erfasste
Bild 2: Freiformreflektor Licht wird so gerichtet, dass möglichst viel davon
über eine Blende und dann auf die Linse fällt.
Durch diese Auslegung können nahezu alle Reflek-
torflächen für Abblendlicht genutzt werden . Diese
sind so ausgerichtet, dass das Licht von allen Reflek-
torsegmenten nach unten auf die Straße reflektiert
wird.
Herstellerbezeichnungen sind :
• Freiflächen Reflektor (FF-Reflektor)
• Variabler Fokus Reflektor (VF-Reflektor)
• Homogeneaus Numerically calculated Surface
Bild 4: Freiformreflektor mit Projektionslinse
(HNS)
Das Licht wird mit dem Reflektor so gerichtet, dass
Die Gestaltung der Reflektoroberfläche ergibt sich
in Höhe der Blende die Lichtverteilung entsteht, die
aufgrund der Anforderungen des Fahrzeugherstel-
die Linse auf die Straße projiziert (Herstellerbezeich -
lers an die Lichtverteilung und Ausleuchtung der
nung : Super DE). Diese Technik ermöglicht große
Fahrbahn (Bild 3). Dabei kommen den einzelnen
Streubreiten und bessere Beleuchtung der Straßen-
Zonen folgende Aufgaben zu :
seiten . Das Licht lässt sich dicht an der Hell-Dunkel-
• Zone 1: Asymmetrischer Sektor; Ausleuchtung der Grenze konzentrieren.
entfernten Zone der rechten Straßenseite. Anwendung. Das System kann für Scheinwerfer für
• Zone II: Symmetrischer Sektor; Ausleuchtung der Abblendlicht mit Eindrahtlampen und fü r Gasentla-
Zone direkt unter der Hell-Dunkel-Grenze. dungslampen eingesetzt werden .
1 9 Elel<trotechnik 613

19.2.8.2 Scheinwerfersysteme mit Die Umschaltung zwischen Fern- und Abblendlicht


Gasentladungslampen erfolgt im Bi-Xenon-Scheinwerfermodul mithilfe
einer mechanischen Blende (Shutter). Diese wird mit-
Kraftfahrzeuge mit Scheinwerfern für Abblendlicht, hilfe eines Elektromagneten verstellt (Bild 2).
die mit Gasentladungslampen ausgestattet sind,
müssen über die folgenden technischen Merkmale Linse Gasentladungslampe
verfügen:
• Automatische Leuchtweiteregelung
• Scheinwerferreinigungsanlage
• Automatischer Betrieb des Abblendlichts bei ein-
geschaltetem Fernlicht

Die automatische Leuchtweiteregelung und die


Bl ende (Sh utter) Elektro m ag net Reflektor
Scheinwerferreinigungsanlage verhindern die
Blendung des Gegenverkehrs. Bild 2: Bi-Xenon-Scheinwerfermodul
Durch die Blende wird für das Abblendlicht ein Teil
Der Scheinwerfer kann als Reflexions- oder als Pro-
des in der Lampe erzeugten Lichts abgeschirmt und
jektionssystemausgeführt sein. Bei Projektions-Sys-
damit die erforderliche Hell-Dunkel-Grenze erzeugt.
t emen werden die Reflektoren in der Regel mithilfe
Bei der Fernlichtstellung der Mechanik wird das
der Freiflächentechnik hergestellt.
ganze in der Lampe erzeugte Licht durchgelassen
Automatische Leuchtweiteregelung. Sie bewirkt, (Bild3).
dass die Scheinwerfer unabhängig vom Beladungs-
Abblendlichtstellung Fernlichtstellung
zustand des Fahrzeugs automatisch immer richtig
eingestellt sind. Achssensoren an der Hinterachse
messen die unterschiedliche Einfederung, z.B. durch
Beladung. Ein Stellmotor stellt den Scheinwerfer auf
die richtige Neigung ein.

Dynamische Leuchtweiteregelung (Bild 1). Sie regis-


triert zusätzlich die Fahrzeuggeschwindigkeit und
verarbeitet die Signale der Achssensoren an Vor- Bild 3: Mechanische Blende (Shutter)
der- und Hinterachse. Ein Steuergerät stellt mithilfe
von Schrittmotoren die Neigung der Scheinwerfer
ein. Dadurch können schnelle Änderungen der Fahr- 19.2.8.3 Adaptive Scheinwerfersysteme
zeugneigung durch Brems- oder Beschleunigungs-
vorgänge ausgeglichen werden. Adaptive Scheinwerfersysteme sind in der Lage,
sich v erschiedenen Fahr-, Licht- und W ettersitu-
ationen anzupassen.

Dynamisches Kurvenlicht. Es ermöglicht die An-


passung des Scheinwerfers bei Kurvenfahrt ln Ab-
hängigkeit vom gerade gefahrenen Kurvenradius
werden die Scheinwerfer um die Hochachse ge- ~~~
schwenkt.
Statisches Kurvenlicht (Abbiegelicht). ln sehr engen •
Kurven, z. B. Kreuzungen, w ird zur Hauptlichtfunk-
tion ein Zusatzscheinwerfer zugeschaltet, der den
Bereich neben dem Fahrzeug ausleuchtet (Bild 4).

Statisches
Bild 1: Dynamische Leuchtweiteregelung Kurven licht/
Abbiegelicht
Scheinwerfersystem e mit Gasentladungslam pen,
d ie sow o hl Fernlicht als auch Abblendl icht erzeugen
(Herst ellerbezeichnung : Bi-Xenon, Bi-Litro nic), v er-
fügen neben der Scheinwerfereinheit mit Gasentla- Schwenkbares
Abblendlicht
dungslampe in der Regel über ein zusätzliches Fern-
licht, z.B. mit einer H7-Lampe. Bild 4: Kurvenlicht
614 19 Elektrotechnil<

Aufbau. Das Scheinwerfersystem besteht aus einem


Zusatzscheinwerfer mit Halogenlampe und einem
Projektormodul mit Schwenkvorrichtung (Bild 1).

Schnecken -
getriebe

Bild 1: Scheinwerfersystem mit dynamischem Bild 3: Blendenwalze


Kurvenlicht

Wirkungsweise. Das Projektormodul verfügt als Bi- Durch Drehungen der Blendenwalze lassen sich in
Xenon-System über eine bewegliche Blende zum Verbindung mit der Schwenkvorrichtung verschie-
Umschalten zwischen Fern- und Abblendlicht. Für dene Lichtfunktionen verwirklichen.
das Kurvenlicht wird der Projektor über ein Schne- Mit Hilfe einer automatischen Fahrtlichtsteuerung
ckengetriebe mit Schrittmotor entsprechend dem werden entsprechend den aktuellen Lichtverhältnis-
Kurvenradius um die senkrechte Achse geschwenkt sen und Fahrzuständen zusätzliche Lichtfunktionen
(Bild 2). Die Erkennung des Kurvenradius erfolgt geschaltet.
mithilfe von Sensoren, welche entweder den Ein-
schlagwinkel des Lenkrades oder die Drehung des Beispiele für zusätzliche Lichtfunktionen sind :
Fahrzeugs um die Hochachse messen. Ein Steuer- • Basislicht
gerät verarbeitet die Sensorsignale und betätigt den • Führungsnebellicht
Schrittmotor für die Schwenkvorrichtung . • Stadtlicht
• Autobahnlicht
Bewegliche Blende
• Spielstraßenlicht
Der Funktionsumfang des Kurvenlichts bzw. Ab-
biegelichts bleibt erhalten.

Automatische Fahrlichtsteuerung. Sensoren im Be-


reich der Windschutzscheibe erfassen die Lichtver-
hältnisse und geben die Information an das Steuer-
gerät weiter. Das Steuergerät erhält außerdem
Informationen über die Geschwindigkeit und den
Lenkwinkel des Fahrzeugs. Die Blendenwalze und
die Schwenkvorrichtung des Scheinwerfermoduls


werden daraufhin in die entsprechende Stellung ge-
dreht.

Fernlichtassistent. Die automatische Fahrlichtsteue-


Elektromagnet Schneckengelriebe Schrittmotor rung kann um den Fernlichtassistenten erweitert
werden . Er optimiert den Einsatz des Fernlichts auf
Bild 2: Projektormodul mit Schwenkvorrichtung jene Fahrsituationen, in welchen Fernlicht erlaubt
und erwünscht ist. Dadurch erhöht sich insgesamt
Das Abbiegelicht wird eingeschaltet, sobald das die Zeit, in der das Fernlicht eingeschaltet ist. Der
Steuergerät einen Abbiegevorgang erkennt, d .h. Fahrer wird durch das automatische Aktivieren und
wenn das Fahrzeug einen entsprechend kleinen Kur- Deaktivieren des Fernlichts entlastet. Die unbeab-
venradius durchfährt. sichtigte Blendung des Gegenverkehrs wird verhin-
Bei m odernen Bi-Xenon-Lichtsystemen wird die Va- dert.
riabilität der Lichtverteilung vergrößert, indem das Eine Kamera an der Vorderseite des Innenspiegels
Projektormodul mit einer elektrisch angetriebenen erfasst die Lichtverhältnisse und steuert das auto-
Blendenwalze ausgestattet wird (Bild 3). matische Ein- und Ausschalten des Fernlichts.
1 9 Elel<trotechnil< 615

Der Fernlichtassistent schaltet das Fernlicht automa- kennt dadurch den Straßenrand sowie die Leitpfos-
t isch aus, sobald Gegenverkehr oder vorausfahren- ten und Fahrbahnmarkierungen besser. Dazu wer-
der Verkehr in Sicht ist. Das Fernlicht wird ebenfalls den beide Scheinwerfer nach außen geschwenkt
ausgeschaltet, wenn das System eine ausreichende und gleichzeitig abgesenkt. Das Führungsnebellicht
Beleuchtung, z.B. in geschlossenen Ortschaften, er- wird automatisch aktiviert, sobald die Nebelschluss-
kennt sowie bei niedrigen Geschwindigkeiten, z.B. leuchte eingeschaltet ist und das Fahrzeug mit einer
unterhalb von 60 km/h. Geschwindigkeit von mehr als 70 km/h fährt. Ab
100 km/h wird es automatisch ausgeschaltet.
Basislicht (Abblendlicht bzw. Landstraßenlicht).
Gegenüber dem herkömmlichen Abblendlicht wird Schlechtwetterlicht. Es wird aktiviert, wenn der Re-
der linke und rechte Fahrbahnrand heller und weit- gensensor Niederschlag feststellt oder der Scheiben-
räumiger als bisher ausgeleuchtet. Es wird zwischen wischer läuft. Dazu wird der Lichtkegel auf der linken
50 und 100 km/h aktiviert. Seite verkürzt und gleichzeitig die Lichtleistung von
35 auf 32 Watt reduziert. Dadurch werden die Licht-
Stadtlicht. Im Stadtlichtmodus wird bei einer Ge-
reflexionen auf nasser bzw. spiegelnder Fahrbahn
schwindigkeit unterhalb von 50 km/h mit einer
verringert. Die Leistung des rechten Scheinwerfers
gegenüber dem Basislicht reduzierten Reichweite
wird von 35 auf 38 Watt erhöht, damit die Sicht am
und breiteren Lichtverteilung gefahren.
Fahrbahnrand verbessert wird.
Spielstraßenlicht. Bei Geschwindigkeiten zwischen
Autobahnlicht. Ab einer Geschwindigkeit von
5 und 30 km/h werden die Lichtkegel beider Schein-
100 km/h wird die Fahrbahn weiter ausgeleuchtet
werfer um jeweils acht Grad zum Straßenrand hin
und die Lichtleistung der Scheinwerfer erhöht.
geschwenkt.
Fernlicht. Gegenüber herkömmlichen Lichtsyste-
Führungsnebellicht. Es unterstützt das herkömmli-
men wird die Lichtleistung der Scheinwerfer von 35
che Nebellicht Dazu werden die Randbereiche der
auf 38 Watt erhöht.
Fahrbahn zusätzlich ausgeleuchtet. Der Fahrer er-

WERKSTATTHINWEISE

Fehlerbeseitigung an der Beleuchtungsanlage (Glühlampen)

falsch e Glühlampe v erwendet


(24V-Giühlampe in 12V-Anlage)
Sichtprüfung

Einstellung von Scheinwerfern mit automatischer Leuchtweiteregelung


Bei Fahrzeugen mit automatischer Leuchtweiteregelung
Glühlampe ersetzen

Ursache für eine fehlerhaft arbeitende Leuchtweiterege-



erfolgt die Grundeinstellung der Scheinwerfer mithilfe lung sein.
von Diagnosegeräten im Einstellmodus. Dazu muss das W eitere mögliche Ursachen sind :
Fahrzeug wie bei der Einstellung von herkömmlichen • Stellmotor am Scheinwerfer defekt
Scheinwerfersystem en vorbereitet sein. Über das Diag- • Verkabelung beschädigt/Steckerkorrodiert
noseg erät wird die Regellage der Scheinwerfer einge- • Sensoren für Fahrzeugniveau defekt
lernt. Diese Arbeit muss z.B. nach dem Austausch von • Koppelstangen zwischen Sensoren und Fahrwerk ver-
Scheinwerfersystemen durchgeführt werden. Eine nicht bogen oder beschädigt
oder falsch durchgeführte Grundeinstellung kann die • Steuergerät für Leuchtweiteregelung defekt
616 19 Elel<trotechnil<

19.2.8.4 Scheinwerfersysteme in LED-Technik Mit LED-Scheinwerfersystemen lassen sich grund-


sätzlich alle Funktionen der adaptiven Scheinwerfer-
Scheinwerfersysteme in LED-Technik erzeugen systeme darstellen.
eine dem Tageslicht ähnliche Lichtfarbe.

Weiße LEDs haben eine Farbtemperatur von un-


gefähr 5500 Kelvin (Tageslicht: ca. 6000 Kelvin). Bei
Xenon-Scheinwerfersystemen beträgt die Farbtem-
peratur lediglich ca. 4000 Kelvin.
Weitere Vorteile von Scheinwerfersystemen in LED-
Technik gegenüber herkömmlichen Systemen sind:
• Die kompakten Abmessungen der LED-Systeme
erlauben eine große Designfreiheit
• Scheinwerfersysteme mit LED-Technik haben
gegenüber Scheinwerfersystemen mit Glühlam-
pen einen niedrigeren Energieverbrauch.
• LEDs sind verschleißfrei.
Aufbau. Ein LED-Scheinwerfersystem setzt sich aus
mehreren LED-Einheiten (sog. Arrays) zusammen.
Diese bestehen aus dem LED-Chip inkl. Kühlkör-
per und ggf. Reflektoren sowie einer Freiformlinse Bild 2: Schaltstufen des Fahrlichts
(Bild 1). Die einzelnen LED-Einheiten werden über
eine Steuerelektronik geschaltet.
19.2.8.5 Nachtsichtsysteme

Nachtsichtsysteme ergänzen die herkömmlichen


Scheinwerfersysteme in Kraftfahrzeugen, indem
sie Wärme abstrahlende Objekte, z.B. Menschen
oder Tiere, für den Fahrer bis zu einer Entfernung
von 300 Metern erkennbar machen.

Aufbau. Das System besteht aus einer Wärmebild-


kamera und einem Display für die Bilddarstellung.
Einige Systeme arbeiten zusätzlich mit einem lnfra-
rotscheinwerfer. Dadurch wird die Sichtbarkeit und
Darstellung der Objekte verbessert.
Funktion. Wenn der Fahrer das Nachtsichtsystem
aktiviert hat, erfasst die Wärmebildkamera die Ob-
jekte vor dem Fahrzeug. Auf einem Display, z.B.
des Navigationssystems, wird der Bereich vor dem
Fahrzeug so dargestellt, dass Wärme abstrahlende
Objekte weiß hervorgehoben werden (Bild 3). Der
Fahrer hat die Möglichkeit, den Kontrast und die Hel-
ligkeit der Darstellung anzupassen.
~~ Bild 1: LED-Einheit

Funktion. Die Lichtverteilung auf der Fahrbahn wird


entsprechend den einzelnen Schaltstufen durch
gruppierte LED-Einheiten erzeugt (Bild 2). Dazu wer-
den je nach Schaltstufe die jeweiligen LED-Einheiten
an- bzw. ausgeschaltet. Für die Schaltung des Tag-
fahrlichts können einzelne LED-Einheiten mit einer
reduzierten Leistung geschaltet werden.
Die Kühlung der LED-Einheiten erfolgt durch Kühl-
körper. ln einigen Systemen sorgen im Lichtmodul
verbaute Lüfter für die Zirkulation der Luft zur Ab- Bild 3: Darstellung auf dem Display des
deckscheibe und damit für eine zusätzliche Kühlung . Navigationssystems
1 9 Elektrotechnik 617

19.2.9 Spannungsversorgung Starterbatterie

Die Starterbatterie liefert und speichert die Ener-


Zur sicheren Versorgung der elektrischen Anlage
gie für die elektrischen Systeme in einem Kraft-
des Kraftfahrzeuges mit elektrischer Energie dient
fahrzeug . Da sie wiederaufladbar ist wird sie auch
ein System aus Spannungserzeugung, Span-
als Akkumulator bezeichnet.
nungsregelung und Ladungsspeicherung.

Bei laufendem Motor versorgt der Generator das


Aufbau (Bild 2)
Bordnetz mit elektrischer Energie und lädt die Batte-
rie auf. Der Generator erzeugt einen Drehstrom, der Batteriezelle. Die Starterbatterie besteht aus meh-
reren Zellen. Eine Zelle besteht aus den positiven
gleichgerichtet wird und die elektrischen Verbrau-
und negativen Bleiplatten. Um Berührung und Kurz-
cher versorgt (Bild 1).
schluss zu vermeiden sind sie durch Separatoren
getrennt. Damit ein hoher Strom fließen kann, muss
Drehstrom
Generator eine große Plattenoberfläche vorhanden sein. Des-

{D halb sind die Zellen mit möglichst vielen dünnen


Elektrodenplatten bestückt. Die Zellen werden zu
Blöcken zusammengefasst. Eine Zelle liefert eine
t Nennspannung von 2 Volt. Durch Verbinden der Zel-
Gleichrichter
len in Reihenschaltung ergeben sich je nach Anzahl

Gleichstrom
tI
der Zellen 6 Volt oder 12 Volt.

Elektrolyt. Er füllt den Raum zwischen den Bleiplat-


+ 1 ten und dem Separator aus. Über den Plattensätzen
befindet sich der Elektrolytvorratsraum. Unter den
Elektr. Geräte 110 OD
Platten ist ein Schlammraum, der abgelöstes Blei

~
Batterie
I I aufnimmt.

Gehäuse. Ein Blockkasten umschließt die Zellen. Mit


Bild 1: Elektrisches Bordnetz dem Blockdeckel, der die Verschluss- und Einfüllstop-
fen enthält, wird die Batterie geschlossen. Um eine
Bei Leerlauf und gegebenenfalls bei Stillstand des
Befestigung an der Fahrzeugkarosserie zu ermögli-
Motors übernimmt die Batterie die Versorgung des
chen ist eine Leiste seitlich am Boden angegossen.
Bordnetzes. Beim Start liefert die Batterie zusätzlich
die gesamte Energie für den Anlassvorgang.
Pole. Über sie wird die Gesamtspannung (Klemmen-
spannung) abgenommen und die Batterie mit dem
Der Bedarf an elektrischer Energie hat bei Kraftfahr-
Bordnetz v erbunden. Die Pole sind mit + und - ge-
zeugen stark zugenommen. Mit dem Drehstromge-
kennzeichnet . Um sie gegen Vertauschen zu sichern
nerator wird derzeit ein elektrischer Leistungsbedarf
hat der Plu spol einen größeren Durchmesser (Bild 2).
bis ca. 2000 W abdeckt.
Verschlu ssstopfen Pluspol Polbrücke
Dieser Bedarf entsteht durch zunehmende elektro-
nische Regelungen sowie Sicherheits- und Komfort- M inuspol
elektronik wie zum Beispiel
• Elektronische Zünd- und Einspritzsystem e Block-
d eckel
• Eigenüberwachung
• Sitz- und Standheizung Säure-
st and-
• Fenster- und Spiegelbeheizung m arke
• Elektrisch angetriebene Lüfter
Block-
• Klim aanlagen mit bis zu 10 Elektromotoren kast en
• ABS, ESP
Direkt-
Der durchschnittliche Wirkungsgrad eines Genera- zellen-
verbin der
to rs im Kraftfahrzeug beträgt ca . 60 %. Gibt er bei
Kun ststatt-
diesen Bedingungen eine Stunde lang eine Leistung Bodenleist en Zellentrennwa nd Plusplatte separator
vo n 2000 W ab, so verbraucht er zur Erzeugung die-
ser Energie etwa 1 Liter Kraftstoff. Bild 2: Starterbatterie
618 19 Elel<trotechnil<

Elektrochemische Vorgänge Batterie-Kennzeichnung


Geladener Zustand (Bild 1a) Um die Starterbatterien verschiedener Herstel-
Die aktive Masse der positiven Platten besteht aus ler verg leichen und austauschen zu können, ist eine
braunem Bleidioxid (Pb0 2 ). die der negativen Plat- Typbezeichnung auf dem Batteriegehäuse nach
ten aus grauem Blei (Pb). Der Elektrolyt ist verdünnte europäischer Norm (EN 60095-1) vorgeschrieben.
Schwefelsäure (H 2 S0 4 ) mit einer Konzentration von
Die Kennzeichnung (Bild 2) setzt sich aus der
37 % und einer Dichte v on e = 1,28 g/cm 3 .
neunstelligen europäischen Typnummer ETN (z.B.
544 105 045) zusammen. Diese enthält
Entladevorgang (Bild 1b)
Die Stromentnahme bewirkt in der Zelle eine elek- • die Nennspannung, z.B. Kennziffer 5: 12 V,
trochemische Reaktion. Das braune Bleidioxid der • die Nennkapazität, z.B. Kennziffer 44: 44 Ah,
Plusplatten und das graue Blei (Pb) der Minusplatten • Informationen über die Form der Batterie und Be-
wird in weißes Bleisulfat (PbS04 ) umgewandelt. Da- festigung im Fahrzeug, Kennziffer 105, sowie
bei wird Schwefelsäure (H 2S0 4 ) umgesetzt. Es ent- • den Kälteprüfstrom, z.B. Kennziffer 045: 450 A.
steht W asser (H 20) und die Säuredichte verringert
sich (Bild 1c). in Deutschland ist zusätzlich die Typbezeichnung
Pb0 2 + 2 H2 S04 + Pb ~ PbS04 + 2 H2 0 + PbS04 nach DIN 72310 angegeben .

a) Batterie geladen b) Entladevorgang

S44 "\OS Q4S

12\/ 44 ,._h 4SQ ,._


c) Batterie entladen d) Ladevorga ng

Bild 2: Kennzeichnung von Starterbatterien

Nennspannung. Sie ist mit 2,0 V je Zelle festge-


legt (DIN 40 729). Die Nennspannung der gesam-
ten Starterbatterie ergibt sich aus der Anzahl der
in Reihe geschalteten Zellen. Sie beträgt 12 V bei
6 Zellen.

Bild 1: Elektrochemische Vorgänge beim Laden und


Entladen Kapazität. Unter der Kapazität K =I · t versteht man
die gespeicherte elektrische Energie in Amperestun-


den (Ah). die einer Starterbatterie zugeführt oder
Entladener Zustand (Bild 1c) entnommen werden kann (Bild 2).
Beide Platten haben sich zu Bleisulfat (PbS04 ) um-
Sie ist abhäng ig von .. .
gebildet. Die Säuredichte ist auf etwa 1,12 g/cm 3 ge-
sunken, die Säurekonzentration auf 17 %. • ... der Höhe des Entladestromes.
• ... der Dichte und Temperatur des Elektrolyten.
Ladevorgang (Bild 1d) • ... dem Ladezustand der Batterie.
Unter Stromzuführung kehrt sich die elektrochemi- • ... dem Alter der Batterie.
sche Reaktion um . Das w eiße Bleisulfat (PbS04 ) der
Plusplatten wird in braunes Bleidioxid (Pb0 2 ), und Nennkapazität K20. Sie ist die Kapazität, die eine
das der Minusplatten in graues Blei (Pb) umgewan- Starterbatterie bei 20-stündiger Entladung mit
delt. Dabei wird W asser (H 2 0) umgesetzt. Es entsteht einem Entladestrom von 1/20 des Zahlenwertes
Schwefelsäure (H 2 S0 4 ). Die Säuredichte erhöht sich der Nennkapazität abgeben kann. Dabei darf die
(Bild 1a). Entladeschlussspannung von 10,5 V nicht unter-
PbS0 4 + 2 H2 0 + PbS04 ~ Pb02 +2 H2S04 + Pb schritten werden.
19 Elel<trotechnik 619

Die Temperatur des Elektrolyten muss dabei ca. Klemmenspannung (UK). Sie ist die Spannung zwi-
+ 25 oc betragen. Bei höheren Temperaturen steigt schen den Batterieklemmen unter Belastung. Die
die Entladekapazität gegenüber der Nennkapazität Klemmenspannung ist geringer als die Ruhespan-
(Bild 1). Diese Abhängigkeit der Kapazität v o n der nung ( U0 ), weil im Inneren der Batterie ein Span-
Temperatur ist darauf zurückzuführen, dass die elek- nungsabfall !U;) stattfindet. Fließt ein Strom (JE)
trochemischen Vorgänge bei niedrigen Temperatu- durch die Batterie wirkt in ihrem Inneren ein Innen-
ren langsamer ablaufen. widerstand (R;) (Bild 2).
Dieser Widerstand ist in Reihe geschaltet mit den
120 Widerständen der Verbraucher !Rvl· Die an diesem
Entladestrom 5A Widerstand abfallende Spannung ( U;). steht für die
Ah
20A Spannungsversorgung dann nicht mehr zur Ver-
fügung. Dieser innere Widerstand ist stark abhän-

~
t
:~
100A
gig von der Temperatur des Elektrolyten. Bei tiefen
Temperaturen läuft die elektrochemische Reaktion
·;:; unter höheren Verlusten ab, als bei höheren Tempe-
C1l
c. 300A
C1l raturen. Der Spannungsabfall ist auch stark abhän-
~

~ 500 A gig vom Ladezustand. Je geringer der Ladezustand


C1l
..Q umso höher der innere Widerstand .
Ol

'"''t:
<l)
>

UK
0
-20 0 20 40 oc 60
Temperatur - - Rv
<±>A A 8
Bild 1: Abhängigkeit der Entladekapazität vom
Entladestrom und der Elektrolyttemperatur I
u1

Kälteprüfstrom. Er ist die Stromstärke, d ie eine R1 I


voll geladene Starterbatterie bei - 18 oc für die
Dauer von 10 s abgeben muss, ohne dass die
Klemmenspannung 7,5 V unterschreitet. Bild 2: Klemmenspannung einer belasteten
Starterbatterie

Mit dem Kälteprüfstrom wird das Startverhalten bei


tiefen Temperaturen beurteilt. Werden die angege- Ladespannung. Sie ist die Spannung mit der eine
benen Spannungswerte unterschritten, so erbringt Batteri e vo m Generator oder einem externen Lade-
die Starterbatteri e nicht m ehr die volle Leistung. gerät aufgeladen wird. Hat eine Batterie beim Laden
eine Spannung von etwa 14,4 V erreicht, fängt sie bei
weiterem Laden stark zu gasen an (Gasungsspan-
Weitere Batterie-Kennwerte nung). Dieser Vorgang führt zu Wasserverlusten in
der Batterie. Ein Teil des Wassers wird in Wasserstoff
Ruhespannung U0 (Leerlaufspannung). Sie wird an
und Sauerstoff zerlegt. Es entsteht hochexplosives
der unbelasteten Starterbatterie zwischen den Batte-
Knallgas. Deshalb wird die Ladespannung beim La-
ri ekl emmen gemessen. Sie ist abhängig vom Lade-
den durch den Generator und durch entsprechende -
zustand und der Elektrolyttemperatur. Sie kann als
Ladegerät e Uu-Kennlinie) geregelt und unterhalb der ....
erst er Anh altspunkt für eine Kapazität sprüfung he-
Gasungsspannung gehalten. Die Gasungsspannung
rangezog en w erden. Eine voll geladene Batterie hat
ist von der Temperatur des Elektrolyten abhängig.
bei ca 25 oc eine Ruhespannung von ca. 12,8 V, die
Mit zunehmender Elektrolyttemperatur nimmt die
einer entladenen Batterie ca. 12,0 V (Tabelle 1). Auf-
Gasungsspannung und damit die maximale Lade-
schluss gibt nur eine Prüfung unter Belastung mit
spannung ab. Eine Vollladung ist dann erreicht,
Verbrauchern.
w enn am Ende des Ladevorgangs die Säuredichte
Tabelle1:_~ ... ~nd nicht mehr ansteigt.

Ruhespannung Ladezustand
Entladespannung. Eine Starterbatterie ist entladen,
kleiner 12,2 V entladen
wenn die Zellenspannung bis auf die Entladeschluss-
12,2 V - 12,5 V halb geladen
spannung von 1,75 V absinkt. Die Säuredichte sinkt
12,5 V - 12,8 V g eladen dabei auf etwa 1,12 g/cm 3 .
620 19 Elel<trotechnil<

Starterstrom. Beim Starten eines PKW-Motors wird Bauarten


von der Batterie für kurze Zeit ein sehr hoher Strom Wartungsfreie Starterbatterie (nach EN)
von bis zu 400 A abgegeben. Dabei wird ca. 1 % der
Nennkapazität benötigt. Unter Normalbedingung soll sich der Elektrolyt-
Kurzschlussstrom. Er ist der größtmögliche Strom- stand nur soweit verringern, dass innerhalb von
fluss, den die Batterie abgeben kann. Er ist abhän- 2 Jahren nicht nachgefüllt werden muss.
gig von der Plattenoberfläche. Eine Batterie darf mit
dem Kurzschlussstrom maximal 2 Sekunden belas- Sie haben Einfüllstopfen zum Einfüllen der Batte-
tet werden. riesäure und zum Auffüllen des Säurestandes m it
destilliertem Wasser. Die Bleigitterplatten d ieser
Alterungsprozesse Bleibatterien enthalten Antimon, wodurch diese die
erforderl iche Festigkeit erlangen. Jedoch führt das
Selbstentladung. Sie erfolgt im Inneren der Batte-
Antimon zur Selbstentladung und damit zum Gasen
rie, ohne dass der äußere Stromkreis geschlossen
und einem entsprechend hohen Wasserverbrauch.
ist. Die Batterie ist nach einer bestimmten Zeit auch
Im Neuzustand wird diese Batterie deshalb trocken
ohne äußere Verbraucher entladen. Wärme und Ver-
gelagert. Ihre Erstbefüllung hat mit 37 %iger Schwe-
unreinigungen des Elektrolyten beschleunigen die-
felsäure mindestens 20 Minuten vor Inbetriebnahme
sen Vorgang . Durch die Selbstentladung kommt es
zu erfolgen.
auch zu einem Gasen, wodurch Wasser verbraucht
und der Elektrolytstand verringert wird. Die Selbst-
entladung kann je nach Bauart täglich bis zu 1% der
Nennkapazität betragen. Sie hängt ab von .. .
Absolut wartungsfreie Starterbatterie
• .. . der Säurekonzentration.
• .. . dem Säurestand.
Sie ist dicht verschlossen und erfordert kein
• ... der Elektrolyttemperatur.
Nachfüllen des Säurestandes. Ein Neigungswin-
• .. . dem Alter und dem äußeren Zustand der Bat-
kel der Batterie von 70 Grad ist zulässig.
terie.
Neuwertige wartungsfreie Starterbatterien in gefüll- Diese Batterien haben keine Einfüllstopfen und w er-
tem Zustand haben nach ca. 2- 3 Monaten Standzeit den befüllt gelagert Die Bleig itterplatten enthalten
bei Raumtemperatur einen Ladezustand von unter Kalzium statt Anti mon, w odu rch die Selbstent la-
40 %. Gebrauchte Batterien erreichen diesen W ert dung und W asserzersetzung stark reduziert ist. Da-
entsprechend früher. durch reicht der Elektrolytvorrat über den Platten für
die gesamte Lebensdauer der Batterie und sie eig-
Kapazitätsverlust und Zellenschluss. Sie können
nen sich für Fahrzeuge mit längeren Standzeiten. Sie
durch bestimmte Belastungen der Batterie entste-
hat lediglich Entgasungsöffnungen, die mit Sicher-
hen, wie z.B.
heitslabyrinthsystem einen Neigungswinkel zulas-
• Sulfation sen. Der Ladezustand ka nn m ittels Säured ichteprü-
• Zyklische Entladungen fung nicht mehr ermittelt w erd en. Desh alb besitzen
• Tiefentladungen v iele dieser Batterien integ rierte Kontro llanzeigen,
Es kommt zu einem starken Verschleiß der dünnen die einen Anhaltspunkt über den Ladezustand der
Plusplatten durch Lockerung der aktiven Masse. Die Starterbatterie geben, z.B.
Kapazität sinkt ab und die Starterbatterie wird gege- • Grün: in Ordnung (OK)
benenfalls schlagartig unbrauchbar, wenn der ange-


• Grau: Nachladen (Check)
häufte Bleischlamm zu einem Kurzschluss führt .
• W eiß: Austauschen (Change)
Sulfation (Sulfatierung). Sulfati o n kann auftreten,
wenn die Starterbatterie längere Zeit in entladenem
Zustand steht. Dabei wird das feinkristalline Bleisul-
fat in grobkristallines Bleisulfat umgewandelt. Ist der Heavy Duty Batterien
Umwandlungsprozess noch nicht weit fortg eschrit-
ten, kann er durch Laden mit kleiner Stro mstärke Es sind Batterien mit einer erhöhten Lebensdau-
von ca. 0,2 A rückgängig gemacht werden. er, die eine extra hohe Rüttel- und Zyklenfest ig-
Zyklische Entladungen sind häufig sich wiederho- keit aufweisen.
lende Entladungen von 60 bis 80 % der Nennkapazi-
Separato re n mit einer Glasfasermatte stützen die
tät. Starterbatteri en sind deshalb für d iese Bea nspru -
Plusplatte ab und vermindern das Abschlammen.
chung nicht zu v erwenden.
Eine Fix ierung mit Gießharz oder Kunststoff v erhin-
Tiefentladungen. Dies sind Entladungen vo n über dert die Lockerung der Plattenblöcke. Diese Batte-
80 % der Nennkapazität. rien sind besonders für Baumaschinen geeignet.
19 Elel<trotechnil< 621

Batterien mit gebundenem Elektrolyten Elektrolyttemperatur bei jedem Betriebszustandes


des Fahrzeuges aufgenommen und gespeichert.
Diese Batteriebauart ist völlig auslaufsicher und Der Sensor ist in der Pol-Nische der Batterieminus-
kann in jeder beliebigen Lage eingebaut werden. leitungintegriert (Bild 1).
Sie verfügt über eine erhöhte Zyklenfestigkeit
und lässt eine vollständige Entladung zu.

Der Elektrolyt ist nicht mehr flüssig. Er kann im Gel


oder in Fasern gebunden sein . Der Abstand zwi-
schen den Plus- und Minusplatten ist geringer, was
den inneren Widerstand herabsetzt. Eine chemische
Reaktion verhindert die Gasung durch eine interne
Sauerstoff-Rekombination . Das heißt die Gase wer-
den innerhalb der Zelle wieder zu Wasser rückge-
wandelt Merkmale sind :
• Sehr geringe Selbstentladung .
• Kompakte Bauweise da Elektrolytvorratsraum ent-
fällt.
• Hoher Kurzschlussstrom .
Bild 1: Batteriesensor
• Bei Überladung öffnet ein Sicherheitsventil.
Diese Batterien eignen sich für Fahrzeuge mit langen Sicherheitsbatterieklemme
Standzeiten und können auch als Versorgungsbatte-
rien eingesetzt werden. Man unterscheidet Gel- und Sie trennt bei Unfällen innerhalb von Millisekun-
Vlies-Technologie-Batterien . den das Starter/Generatorkabel von der Batterie.
Gel-Batterien. Bei ihnen ist die Säure in einem festen Durch die Abtrennung wird verhindert, dass das
Mehrkomponenten-Gel gebunden. Durch die Zuga- Starterkabel in elektrisch leitfähige Karosserieteile
be von Kieselsäure zur Schwefelsäure entsteht eine eingeklemmt wird und einen Kurzschluss verursacht.
gelartige Masse, in der die elektrochemische Reak- Die Sicherheitsklemme ist mit dem Pluspol der Bat-
tion abläuft. terie verschraubt. ln der mit der Klemme kombinier-
Vlies-Technologie. Bei dieser Bauart umfassen und ten Kontaktbuchse befindet sich ein pyrotechnisches
binden Zwischenlagen aus Glasfaservlies die Säu- Zündelement Bei der Auslösung wird die Starterlei-
re. Aufgrund der Kapillarwirkung und der Benet- tung von diesem aus der Buchse gesprengt (Bild 2).
zung wird die Elektrolytflüssigkeit in den vernetzten Die übrige Bordnetzversorgung bleibt von der Unter-
Mikrofasern absorbiert (AGM, Absorbing Glas Mat) . brechung ausgenommen.
Diese bilden gleichzeitig den Separator und üben
einen gleichmäßigen und hohen Anpressdruck auf
die Plattenoberfläche aus. Das Aktivmaterial ist so
fest zwischen dem Vlies eingebunden . Ein Ausbre-
chen der aktiven Masse wird verhindert und gleich-
zeitig durch die Stützmaßnahmen die Rüttelfestig-
keit verbessert. ln einer Sonderbauform werden die
Bleiplatten und das Glasfaservlies aufgewickelt. Dies
führt zu einer nochmals erhöhten Packungsdichte.

Batteriesensor Bild 2: Absprengung der Starterleitung

Er ermöglicht einen dauerhaft hohen Ladezu- Entsorgung


stand der Batterie durch eine temperatur- und
ladezustandsabhängige Regelung der Ladespan- Verbrauchte oder defekte Starterbatterien sind
nung . überwachungsbedürftige Abfälle zur Verwertung .

Ein kleines Steuergerät, das im Batteriesensor integ- Starterbatterien müssen dem Wertstoffkreislauf wie-
riert ist, ermittelt den optimalen Ladespannungs- der zugeführt werden (Recycling) und sind deshalb
sollwert aus der aktuell gemessenen Batterietem- mit dem ISO 7000 Zeichen gekennzeichnet. in den
peratur und dem Ladezustand . Zur Berechnung des Werkstätten und den Verkaufsstellen werden die
Batterieladezustandes SoC (State of Charge) werden Batterien gesammelt und in speziellen Wertstoff-
Lade- und Entladestrom, Klemmenspannung sowie containern gelagert.
622 19 Eleldrotechnil<

WERKSTATTHINWEISE Starthilfe mit Starthilfekabel


Wartungsfreie Batterien (nach EN) Starthilfe können auch Fremdfahrzeuge geben .
Bei Starterbatterien mit Einfül lstopfen kann man Dieses Verfahren darf nur bei beiderseits einge-
den Säurestand kontrollieren und den Ladezustand bauter Batterie und unter Beachtung der Herstel-
über die Säure ermitteln. lervorschriften angewendet werden. Um wirksame
Starthilfe zu geben, sollten nur genormte Starthil-
Säurestand. Er soll etwa 10 mm bis 15 mm über fekabel (DIN 72 553) mit einem Leiterquerschnitt
der Plattenoberkante liegen. Bei Wasserverlust von mindestens 16 mm 2 bei Otto- und 25 mm 2 bei
darf nur destilliertes oder entmineralisiertes Was- Dieselmotoren verwendet werden . Beide Batterien
ser (keine Säure) nachgefüllt werden . müssen die gleiche Nennspannung haben.
Ladezustand. Mit einem Säureheber (Aräometer)
(Bild 1) kann die Säuredichte geprüft werden. Sie Folgende Arbeitsschritte sind notwendig:
soll bei voll geladener Batterie und einer Tempe- • Pluspol der entladenen Batterie an den Pluspol
ratur um + 25 oc
etwa 1,28 g/cm 3 betragen, bei der Fremdstromquelle anschließen.
entladener Batterie etwa 1,12 g/cm 3 Zwischen der • Minuspol der Fremdstromquelle mit einem von
Säuredichte und der Ruhespannung U0 besteht der Batterie entfernt liegenden, geeignetem und
eine näherungsweise Beziehung (Bild 1). zulässigen Massepunkt des nicht startenden
Fahrzeugs verbinden. in Batterienähe kann es
Messspindel
bei Funkenbildung zu einer Knallgasverpuffung
kommen .
• Kontaktstellen der Starthilfekabel auf festen Sitz
U0 in V und guten Kontakt prüfen.
entladen <12,0
• Starten des Fahrzeugs mit der intakten Batterie .
schwach 12,0
ge laden -12,2 Nach kurzer Pause das nicht fahrbereite Fahr-
halb 12,2 zeug starten.
geladen -12,5
• Nach erfolgter Starthilfe die Kabel in umgekehr-
geladen 12,5
Säure -12,8 ter Reihenfolge wieder trennen.

Laden von Starterbatterien


Man unterscheidet folgende Ladearten: Normalla-
Bild 1: Säureheber (Aräometer)
dung, Schnellladung, Erhaltungsladung.
• Normalladung. Der Ladestrom beträgt etwa 10%
Batteriebauarten ohne Einfüllstopfen des Zahlenwertes der Nennkapazität.
Ladezustand. Er kann durch Messen der Ruhe- • Schnellladung. Der Ladestrom beträgt maximal
spannung mit dem Multimeter näherungsweise 80 % des Zahlenwertes der Nennkapazität Die
bestimmt werden . Schnellladung darf jedoch nur bis zum Erreichen
der Gasungsspannung durchgeführt werden.
Leistungsprüfung. Die Batterie wird etwa 5 s mit Dabei darf die Elektrolyttemperatur 55°C nicht
einem Strom, der annähernd dem Kaltstartstrom überschreiten .
des Starters entspricht, belastet. Dabei darf die
• Erhaltungsladung. Stillgesetzte Starterbatterien
durchschnittliche Zellenspannung nicht unter 1,1 V
entladen sich selbstständig. Die Erhaltungsla-
absinken. Diese Leistungsüberprüfung wird durch
destromstärke beträgt etwa 0,1 % des Zahlen-
elektronische Batterietester vorgenommen . Sie
wertes der Nennkapazität Ist keine Erhaltungs-
werden mit entsprechenden Kabeln über isolierte
ladung möglich , so ist in Abständen von etwa
Zangen an die zu prüfende Batterie angeschlossen,
zwei Monaten eine Normalladung erforderlich .
wobei diese im Fahrzeug eingebaut bleiben kann.
Der gesamte Prüfvorgang läuft automatisch ab,
und die Ergebnisse des jeweiligen Einzeltests er- Einsatz von Ladegeräten
scheinen auf einem ablesbaren Display. Ladegeräte werden nach ihren Kennlinien, die
Übl ich sind folgende Anzeigen : auch in einem Gerät komb iniert werden können,
• Die Höhe der Batteriespannung unterschieden .
• Der Ladungszustand in Prozent • W-Kennlinie Widerstandskennlinie
• Das Startvermögen in Prozent • V-Kennlinie Konstantspannungskennlinie
• Der qualitative Batteriezustand • I-Kennlinie Konstantstromkennlinie
19 Elel<trotechnil< 623

Ungeregeltes Ladegerät mit W-Kennlinie Geregeltes Ladegerät mit lU-Kenniinie


Es gibt im Betrieb eine ungeregelte Spannung Bis zum Erreichen der Grenzspannung, die unter
ab. Mit zunehmender Ladedauer nimmt der Lade- der Gasungsspannung liegt, wird der Ladestrom
strom ab. Die Ladespannung UL der Batterie hin- h durch Regeln der Gerätespannung konstant ge-
gegen nimmt bis in den Gasungsspannungsbe- halten.
reich hinein zu (Bild 1). Deshalb kann es zu einem Bei Erreichen der Grenzspannung wird durch Ver-
Überladen mit der Bildung von Knallgas kommen. ändern des Widerstandes im Ladegerät die Lade-
Dies ist durch sorgfältige Beobachtung des Lade- spannung UL konstant gehalten. Der Ladestrom h
vorgangs zu vermeiden. Bildung von Gas oder eine sinkt dann entsprechend der W-Kennlinie stark ab.
Temperatur des Elektrolyten über 55 oc
(Batterie- Geräte dieser Bauart eignen sich auch zum Laden
gehäuse mehr als handwarm) sind Anzeichen für von absolut wartungsfreien Starterbatterien, da
eine Überladung . sichergestellt ist, dass innerhalb des Gasungsbe-
reichs nicht geladen werden kann (Bild 2).
Absolut wartungsfreie Batterien und Batterien
mit gebundenem Elektrolyten dürfen nicht an Für Batterien mit gebundenen Elektrolyten
diese Ladegeräte angeschlossen werden . Ge- dürfen nur spezielle Geräte verwendet wer-
räte dieser Bauart sind üblicherweise einfache den, bei denen die Grenzspannung kleiner als
Werkstatt- oder auch Klein Iadegeräte. 13,2 V bzw. 2,2 V pro Zelle ist.

20 20

t A
15 2,6
t
-::: t A
15 /L . . __, UL 2,6
t
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-g
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0 2

Bild 1: W-Kennlinie
4
Ladezeit
--
6 8 h 10 0 2

Bild 2 : lU-Kenniinie
4
Ladezeit
6

-- 8 h 10

Sicherheitshinweise • Beim Umgang mit Schwefelsä ure bzw. beim


Vor dem Ausbau der Batterie, sind alle Verbraucher Nachfüllen von Wasser Schutzbrille und Gum-
abzuschalten . Dana ch ist zuerst das Massekabel zu mihandschuhe trag en.
lösen, da Kurzschlüsse (z.B. mit dem Werkzeug) • Säure nicht über Max-Marke einfüllen.
Funken erzeugen und Verbrennungen verursachen
• Batterie nicht stark und lang anhaltend kippen.
können.
• Wegen der Gefahr einer Knallgasverpuffung
Besondere Vorsicht ist beim An- und Abklemmen
beim Laden sowohl offenes Feuer und Rau-
eines Lade- oder Starthilfekabels geboten, um
chen, als auch Funke nbildung vermeiden (An-
einen Kurzschluss zu vermeiden.
und Abklemmen in festgelegter Reihenfolge bei
Es sollen folgende, die Sicherheit betreffende
abgeschaltetem Ladegerät).
Grundsätze beim Arbeiten mit Batterien eingehal-
ten werden: • Batterieladeräume gut belüften.

WIEDERHOLUNGSFRAGEN 4 Was versteht man unter dem Kälteprüfstrom und


wie ist er festgelegt?
1 Welche Vorgänge spielen sich beim Laden bzw.
Entladen einer Starterbatterie ab? 5 Warum muss die Ladespannung immer unterhalb
der Gasungsspannung liegen?
2 Wie groß ist die Elektrolytdichte bei einer voll gela- 6 Welchen Vorteil haben Batterien mit gebundenem
denen bzw. entladenen Starterbatterie? Elekrtolyt?
3 Welches sind die wichtigsten Kenndaten einer 7 Welchen Alterungsprozessen unterliegen Starter-
Starterbatterie? batterien?
624 19 Elektrotechnil<

19.2.1 0 Drehstromgenerator Wirkungsweise.


Die Spannungserzeugung im Drehstromgenerator
Er versorgt während des Betriebes des Kraftfahr· beruht auf dem Prinzip der Induktion. Ändert sich
zeuges die elektrischen Verbraucher mit Energie in einer Leiterschleife (Spule oder Wicklung ) ein
und lädt die Starterbatterie auf. Magnetfeld wird in der Leiterschleife eine elektri-
sche Spannung erzeugt. Wird eine Spule von einem
ln Kraftfahrzeugen finden fast ausschließlich Dreh- drehenden magnetischen Feld mit einem Nord- und
stromgeneratoren mit Klauenpolläufer (Bild 1) in Südpol durchlaufen entsteht eine sinusförmige
Kompaktbauweise Anwendung. Wechselspannung (Bild 3).

. - - - - --<> U1
.----ou2

Bild 3: Sinusförmige Wechselspannung

Werden drei Spulen von diesem drehenden Mag-


netfeld durchlaufen entstehen drei sinusförmige
W echselspannungen. Bei einer Anordnung von
Lüfter Ständerwicklung 120° zueinander sind d ie 3 Wechselspannungen um
120° phasenverschoben (Bild 4). Zu jedem Zeitpunkt
Bild 1: Drehstromgenerator werden 3 Phasenspannungen ( Up) erzeugt. ln Bild 4
beim Drehwinkel 90° und 300° dargestellt.

Aufbau (Bild 2)
Ein Drehstromgenerator besteht aus:
• Ständer (Gehäuse) mit dreiphasiger Ständerwick-
lung als Induktionsspulen
• Diodenplatte mit 6 Leistungsdioden und 3 Erreger-
dioden zur Gleichrichtung der Spannung
• 12 poligem rotierendem Klauenpolläufer mit Er-
reg erwicklung zur Erzeugung des Magnetfeldes Bild 4: Dreiphasen-Wechselspannung
sowie Schleifringen und Kohlebürsten zur Strom-
zuführung
Gleichrichtung
• Lüfter zur Kühlung
Eine Wechselspannung ist für das Laden der Batte-
• Spannungsregler für konstante Betriebsspannung rie ungeeignet und auch das Kraftfahrzeug-Bordnetz
• Anschlüsse B+/B- zur Spannungsabnahme benötigt Gleichspannung zur Versorgung der Ver-
• Riemenscheibe zum Antrieb des Generators mit braucher.


dem 2- bis 3-fachen Wert der Motordrehzahl Es erfo lgt eine Gleichrichtung des Stromes mit Dio-
den nach der Zweipulsschaltung (Beschreibung
Ko hle·
bürsten
siehe S. 584). Die negativen Halbwellen w erden zu
positiven Halbwellen um geformt und ihre Energ ie
wird für die Spannungsversorgung genutzt. Eine
Einzelgleichrichtung der drei Wechselspannungen
erfordert einen erheblichen Bauaufwand mit 12 Dio-
den und 6 Leitungen (Phasen). Die drei Wicklungen
Schleif - werd en deshalb in einer Brückenschaltung miteinan-
ringe der verbunden.
Die Gleichrichtung des Drehstromes erfo lgt d urch
6 Leistu ngsd ioden und 3 Phasen. Es wi rd dabei in
Erregerw icklung St änderw icklung
jede Phase je eine Diode an der Plusseite (Piusdiode)
und eine an der Minusseite (Minusdiode) angeordnet
Bild 2: Drehstromgenerator (Prinzipbild) (Bild 1, Seite 625). Jede Phase ist je nach Stellung des
1 9 Elektrotechnil< 625

Tabelle 1 zeigt die Entstehung der Hüllkurven bei


+ den Drehwinkeln 90° und 300° des Magnetfeldes.
B+ Zur Vereinfachung wird eine Phasenspannung Up =
,...,
lA
1 V, ein Widerstand R = 1 Q und ein Strom von 1 A
angenommen . Beim Drehwinkel von 90° erzeugen
die einzelnen Spulen die Spannung von Uu = 1 V,
Uv = 0,5 V und Uw = 0,5 V. Entsprechend fließen die
--r=-+ Phasenströme I u = 1 A, Iv = 0,5 A und Iw = 0,5 A.
I
-1.....
~ uG-
- ~ Sternschaltung . Bei ihr erfolgt entsprechend dem
u Ersatzschaltbild eine Addition der Phasenspannun-
gen . UG= Uu + Uv = 1 V+ 0,5 V= 1,5 V. Uw wird nicht
~
~
0 0
addiert, da sie parallel zu Uv ist und der Stromfluss
von der Diodenschaltung gesperrt wird. Es kommt
zu einer Verstärkung der Generatorspannung (UG)
8- gegenüber der Phasenspannung ( Up).
Bei 300° ist UG = Uu + Uw = 0,86 V+ 0,86 V= 1,72 V.
Bild 1: Gleichrichtung mit Sternschaltung Dreieckschaltung. Bei ihr erfolgt entsprechend dem
Ersatzschaltbild eine Addition der Ströme.
Magnetfeldes einmal Hin- und Rückleitung des IG= I u + Iv = 1 A + 0,5 A = 1,5 A. Iw wird nicht addiert,
Stromes. Die in den drei Wicklungssträngen entste- da er in Reihe mit Iv liegt. Es kommt zu einer Ver-
henden positiven Halbwellen werden von den Plus- stärkung des Generatorstromes (IG) gegenüber dem
dioden, die negativen Halbwellen von den Minus- Phasenstrom (Jp).
dioden durchgelassen . Die Resultierende ergibt sich Bei 300° ist IG = I u + Iw = 0,86 A + 0,86 A = 1,72 A.
aus einer Addition der positiven und negativen Hüll- Diese Schaltung wird bei Generatoren mit hohen
kurve. Sie besitzt noch eine leichte Restwelligkeit. Strömen eingesetzt.

Upmax = 1 V
R=1 Q
Jp max = 1 A

Resulti eren-
de Phasen-
spannungen
und -ströme

Ersatz-Schaltbild:
ln den einzelnen
Wicklungen U,
V, W induzierte
Phasenspan-
nungen und
-ströme

1 V I 1,5A 0,86 V I 1,72 A


626 1 9 Elel<trotechnil<

Spannungserzeugung mit Klauenpolläufer Spannungsregelung


Anstelle eines Magneten mit einem Nord- und einem
Südpol wird ein Klauenpolläufer mit 6 Nord- und Die Generatorspannung wird durch einen Regler
6 Südpolen (Bild 2, S. 624) verwendet. Die räumliche bei allen Drehzahlen und Belastungsfällen auf der
Anordnung der Ständerspulen wird diesem ange- erforderlichen Höhe gehalten.
passt. Es entstehen dadurch bei jeder Umdrehung
des Läufers anstelle von 6 Halbwellen (2 Pole X
Die elektrischen Verbraucher dürfen nicht zu hohen
3 Stränge). 36 Halbwellen (12 Pole x 3 Stränge)
Spannungsschwankungen ausgesetzt sein. Der Reg-
(Bild 1). Die größere Anzahl von Polen führt nach
ler ist so abgestimmt, dass er in 12-V-Anlagen die
der Gleichrichtung zu einer Ausgangsspannung
Generatorspannung auf annähernd konstanten 14 V,
mit geringerer Restwelligkeit. Sie kann durch einen
in 24 V-Anlagen auf annähernd 28 V einregelt. Die
Glättungskondensator, der parallel zur Gleichrichter-
Generatorspannung liegt dabei knapp unterhalb
schaltung liegt, weiter geglättet werden.
der Gasungsspannung der Starterbatterie. Damit
wird ein ausreichendes Laden gewährleistet und ein
tV Schädigen durch Überladung verhindert.
::::> +
~ 0 ~~~--+-~~~~~--+--+~r-~~ Regelvorgang. Die Höhe der im Generator induzier-
:J
c ten Spannung ist von der Generatordrehzahl und der
c
Stärke des Magnetfeldes bzw. dem Erregerstrom JE
"'c. abhängig. Da sich die Generatordrehzahl wegen der
cn 0 90° 180° 270° 360°
a) Läufer 2polig b) Läufer 12polig Drehwinkel a ---- unterschiedlichen Fahrbedingungen laufend ändert,
kann die Spannungsregelung nur über ein Verändern
Bild 1: Induzierte Spannung einer Wicklung des Erregerfeldes bzw. des Erregerstromes erfolgen.
Die Höhe des erforderlichen Erregerstromes ist von
Die Phasenspannung (Up) und damit die Ausgangs- der augenblicklichen Belastung und der Generator-
spannung ( UG) des Generators wird von 3 Faktoren drehzahl abhängig (Bild 2).
bestimmt:
15
• Drehzahl des Magnetfeldes
•"'
::::>
V 3 t
• M agnetfeldst ärke A ~
Cl 10
c E
2
• Wicklungszahl der Spu le :J
c
c g
~ 5
V>
[I! (;;
Diodenausführung. Die Dioden sind auf einer Dio- Cl

denplatte angebracht. Es werden Siliciumdioden ~


Q) 0 0 ~
LJ.J
cQ) 0 no
verwendet. Sie lassen den Strom ab der Schwell- (.9 Drehzahl n ----
spannung in eine Richtung fließen . Sind d ie Dioden
in Durchlassrichtung geschaltet, entsteht in jeder Bild 2: Erregerstrom I E bei unterschiedlichen Belastungen
Diode ein Spannungsa bfall von etwa 0,7 V. Die da-
bei entstehende Verlustwärm e wird durch Kühlbl e-
che abgeführt. Der Regler verändert durch dauerndes Ein- und Aus-
schalten lEinschaitdauer tE, Ausschaltdauer tA) die
Rückstromsperre. Der Strom darf nur vom Genera- Höhe des mittleren Erregerstromes JE. Dies hat ein
tor zur Batterie fließen. Die Plusdioden verhindern Verstärken bzw. Schwächen des Erregerfeldes und
einen Stromfluss von der Batterie in den Generator damit ein Verändern der induzierten Spannung zur
und unterbinden damit ein Entladen der Batterie.

-'- -
Folg e (Bild 3).
Dies w äre der Fall, w enn die Generatorspannung
kleiner als die Batteriespannung ist.
ein ein ein
Überspannungsschutz. Als Leistungsdioden werden t 3
..f-'---- --
in heutigen Generatoren Z-Dioden verwendet. Sie
begrenzen auftretende energi ereiche Spannungs-
-e
E
w A
2
I E max
I E. / " "
..
./"" ~ ./""
V
spitzen, die z.B. durch Regl erausfall, Abschalten v o n
Induktio nsströmen oder Leitungsunterbrechung
tl
(;;
Cl 1
/
"
tA
/
tE
"
tE = 4 m s
tA = 2 ms
entstehen. Dadurch bieten sie einen zentralen Über- ~ / E= 2 A
LJ.J
spannungsschutz für den Gleichrichter selbst und 0
0 2 4 6 8 10 12 ms 16
das gesamte Bordnetz. Die Z-Dioden werden im Zeit t ----
Gegensatz zur üblichen Schaltung in Durchlassrich-
tung eingebaut (Bild 4, Seite 628). Bild 3: Erregerstrom IE in Abhängigkeit von tE/tA
1 9 Elel<trotechnil< 627

Elektrische Innenschaltung und Stromkreise Nach dem Starten des Motors erregt sich der Gene-
(Bild 1) rator selbst. Der Erregerst rom fließt und die Gene-
ratorlampe erlischt, we il an ihren beiden Enden das
Beim Drehstromgenerator unterscheidet man die gleiche Potenzial anliegt.
drei Stromkreise: Vorerregerstromkreis, Erreger- Der Vorerrege rstromkre is verläuft über die Starterbat-
stromkreis und Ladestromkreis. terie +130 _... Fahrtschalter _... Kontrolllampe _... D+
_... Erregerwicklung _... ReglerDF _... MasseD-/B _...
zur Starterbatterie - /31.
zu den Verbrauchern
Bei defekter Generatorkontrolllampe kommt es zu
keiner Vorerregung, weil der Vorerregerstromkreis
unterbrochen ist.
Erregerstromkreis (Bild 2b). Der Erregerstrom baut
das Magnetfeld in der Erregerwicklung des Läufers
Erreger-
dioden Plus- auf. Über den Regler wird der jeweils erforderliche
Di oden Erregerstrom zugeführt.
Wird die Drehstrombrückenschaltung auch zur
Gleichrichtung des Erregerstromes verwendet, sind
Ständer- Minus- drei besondere Erregerdioden auf der Plusseite vor-
wicklung Di oden
handen. Auf der Minusseite erfolgt die Gleichrich-
tung über die Minusdioden .
Erreg er- Der Erregerstrom verläuft von der Ständer-
wick lung
wicklung _... Erregerdioden _... Klemme D+ _... Er-
B- regerwicklung _... Regler DF _... Regler D- _... Mi-
nusdioden _... Ständerwicklung .
31
Ladestromkreis (Hauptstromkreis Bild 2c). Der Lade-
Bild 1: Elektrische Innenschaltung strom versorgt das Bordnetz mit elektrischer Energie.
Er verläuft von der Ständerwicklung _... Plusdioden
_... Klemme B+ _... BatterieNerbraucher _... Masse
Vorerregerstromkreis (Bild 2a). Der Vorerreger-
B- _... Minusdioden _... Ständerwicklung.
stromkreis baut nach dem Einschalten des Fahrt-
schalters ein Magnetfeld in der Erregerwicklung auf, Ein Teil des vom Drehstromgenerator erzeugten
bis der Erregerstrom fließt. Dazu muss die Schwell- Stromes fließt über die Erregerdioden und den
spannung (2 X 0,7 V = 1A V) der Plus- und Minus- Spannungsregler zur Erregerwicklung, um das zur
dioden überschritten werden. Induktion erforderliche Magnetfeld zu erzeugen.

a) Vorerregerstromkreis b) Erregerstromkreis c) Ladestromkreis

30 30

B- B- B-
31 31 31

Bild 2: Vorerreger-, Erreger-, Ladestromkreis


628 19 Elel<trotechnil<

Bauarten von Spannungsreglern Multifunktionsregler (MFR)


Hybridregler (Transistorregler) Merkmale:
Merkmale: • Alle Funktionen sind auf einem Chip unterge-
• Alle Schaltkreise (IC) in gekapseltem Gehäuse bracht (Monolithregler)
• Meist direkt am Generator montiert • Der Erregerstrom wird direkt vom Anschluss B+
• Temperaturabhängige Ladespannung. Mit stei- bezogen (keine Erregerdioden)
gender Temperatur des Generators sinkt die Ge- • Ladespannung ist temperaturgesteuert
neratorsollspannung • Schutz gegen Überlastung und Kurzschluss
• Der Erregerstrom wird abhängig von der Genera- • Auslastungsüberwachung
torsollspannung ,.Ein " und ,.Aus" geschaltet • Fehlerdiagnose
• Plus- oder minusseitig gesteuerte Regler • Gesteuerte Vorerregung
• Batterieüberwachung
Wirkungsweise • Unterstützung des Motormanagements
Schaltzustand ,.Ein" (Bild 1). Liegt der Istwert der Ge-
neratorspannung unter dem Sollwert von z.B. 14,2 V, Aufbau (Bild 3)
sperrt die Z-Diode den Transistor T2. Dadurch liegt Steckergehäuse Regler Masse-
die Basis B von T1 über dem Widerstand R3 an D+. für Kabelbaum verbindung
T1 schaltet. Der Erregerstrom wird über Emitter E
und Kollektor C von T1 zur Erregerwicklung geführt. Kohlebürsten-
halter

Anschluss Generatorphase V

Bild 3: Aufbau des MFR

Anschlüsse am MFR (Bild 1, Seite 629)


• Anschluss Dynamo-Feld-Monitor (DFM) (Im Schalt-
plan hellblau).
Bild 1: Schaltzustand ,.Ein" des Reglers An ihm entnimmt das Bordnetzsteuergerät das
PWM-Signal des Erregerstromes (Bild 4).
Schaltzustand "Aus" (Bild 2). Überschreitet die Ge- Die Einschaltdauer des Erregerstromes ist umso grö-
neratorspannung den vorgeschriebenen Sollwert, ßer, je höher der erforderliche Generatorstrom ist.
wird die Z-Diode in Sperrrichtung leitend . Die Basis Im Bild 4a ist der Erregerstrom kurze Zeit eingeschal-
B des Transistors T2 wird positiv. T2 schaltet durch. tet, da der Generator gering belastet ist. Im Bild 4b
Die Basis B von T1 erhält eine negative Spannung. ist die Einschaltdauer größer. Der Generator ist z.B.
T1 sperrt den Erregerstrom . durch viele Verbraucher stark belastet.
Verwendung des Signals
Aus dem Verhältnis zwischen Ein- und Ausschalt-
dauer wird die Auslastung des Generators ermittelt.
Bei hoher Auslastung kann z.B. die Motorleerlauf-
drehzahl erhöht oder einzelne Verbraucher abge-
schaltet werden.

a~ - b) 1
t
::::,
,....----

Ol
c
::J
c
c
"'c. 2 __3..__
1 Aus
(/)
- -
2 Ein Zeit t---- Zeit t----

Bild 2: Schaltzustand ,.Aus" des Reglers Bild 4: Ein- und Ausschaltdauer des Erregerstromes
19 Elel<trotechnil< 629

lvE Kontrollleuchte

Bordnetzsteuergerät

Fahrt-
schalter

T
I
_L

Regler Generator Batterie

Bild 1: Generatorschaltung mit MFR

• Anschluss Lampen- und Relaisendstufe (L) Durch Vergleich mit der Motordrehzahl wird Schlupf
Gesteuerte Vorerregung (im Schaltplan blau). Sie am Riemen erkannt.
wird vom Regler nach dem Start durchgeführt. Nach
• Anschluss V (im Schaltplan lila)
Einschalten des Zündschalters und Drehen des Ge-
Über diesen Anschluss erkennt der Regler durch
nerators beginnt das Reglersteuergerät über den
die Phasenspannung, ob sich der Generator dreht.
Transistor Tl und T5 den Vorerregerstrom zu schal-
Wird bei drehendem Generat o r kein Ladestrom er-
ten. Das Tastverhältnis wird über ein PWM-Signal
zeugt, stellt das Reglersteuerg erät ei nen Fehler fest.
so gew ählt, dass der Generator bei möglichst nied-
Bei Unterbrechung der Leitung List beim Start keine
riger Drehzahl mit der Eigenerregung beginnt. Die
Vorerregung möglich. Das Reglersteuergerät ent-
Kontrolllampe leuchtet bis zum Ende der Vorerre-
nimmt den Vorerregerstrom direkt der Batterie. Er
gung. Der Strom IvE fließt in den Regler hinein.
fließt über der Klemme B+, den Transistor T5 und DF
Ausgangsspannung + (im Schaltplan grün). Ist der zur Erregerwicklung.
Generatorbetrieb fehlerfrei, liefert der Anschluss
L eine Ausg angsspannung, mit der über ein Re- Unterstützung des Motormanagements
lais weitere Verbraucher zugeschaltet w erden. Der Load-Response-Start. Beim Startvorgang wird die
Strom JA fließt aus dem Regler hinaus. Belastung des Generators v erzögert zug eschaltet.
Fehlerdiagnose (im Schaltplan rot). Während des Dadurch wird der Motorstart nicht durch das brem-
gesamten Generatorbetriebs werden vom Regler sende Moment des Generators erschwert (Bild 2a).
Signale ausgewertet und mögliche Fehler erkannt. Load-Response-Fahrt. Wird während der Fahrt ein
Es w erden Generator-, Regler- und Bordnetzfehler starker Verbraucher z.B. Heckscheibenheizung zu-
unterschieden. Bei einem Fehler wird der Ausgang gesch altet , erhöht sich der Drehmomentbedarf des
L über den Transistor T2 mit M asse belegt, die Kon- Generators schlagartig . Um dies zu verhindern , wird
tro llleuchte erh ält M asse. Sie leuchtet, da von der die Belastung verzög ert zugeschaltet (Bild 2b).
anderen Seite B+ anliegt. Das Relais öffnet, da an
beiden Seiten Masse anliegt. Verbraucher werden
abgeschaltet.
• Anschluss Sense (S) (im Schaltplan braun)
t a) Load-Response Start b) Load-Response Fahrt

Die Ladespannung wird direkt an der Batterie ge-


35
messen. Dadurch kann der Spannungsabfall in der -.:3
Ladeleitung ermittelt w erden. Die Ladespa nnung der E ILRS
Batterie wird optimiert. 1:' t--- - --1
(j) ) -- - ---:--
• Anschluss W (im Schaltplan gelb) s s
Zei t t - - Zeit t - -
Hier liegt z.B. das Drehzahlsignal des Generators an.
Abhängig davon wird der Vorerregerstrom gesteuert. Bild 2: LRS und LRF
630 1 9 Elel<trotechnil<

Generator-Kennzeichnung Leitstück-Generator mit Flüssigkeitskühlung


Auf dem Typenschild (Bild 1) sind folgende techni-
sche Daten vermerkt: Bei diesem Generator erfolgt die Abfuhr der Wär-
• Bauweise z.B. C für Kompaktgenerator me über die Kühlflüssigkeit des Motors.
• Drehrichtung z.B. rechts
Der Generator ist von einem Kühlflüssigkeitsman-
• Generatornennspannung z.B. 14 V tel umgeben . Die anfallende Wärme, die bei hoher
• Strom bei Leerlaufdrehzahl des Motors z.B. 70 A Stromabgabe bis 200 Ampere entsteht, kann so
• Nennstrom bei Generator-Nenndrehzahl durch die Kühlflüssigkeit abgeführt werden. Zusätz-
(6 000 1/min) z.B. 140 A lich wird durch den Flüssigkeitsmantel das Laufge-
räusch des Generators reduziert.

Generator mit Flachpaketwicklung

Dieser Generator erzeugt eine Spannung von


14 V, 28 V oder wahlweise 42 V, bei einer ma xi-
malen Leistungsabgabe von 4 kW.
Bild 1: Generator-Typschild
Bei dieser Bauart wird der Ständer im flachen ,
gestreckten Zustand (Fiatpack) mit den Kupferdräh-
Generatoren mit Leitstückläufer ten bestückt und danach zu einem Ring geschlossen
(Bild 3). Die Anzahl der mit Wicklungsdrähten be-
Dieser Generator enthält eine feststehende Er- stückten Nuten steigt von 36 auf 48 an. Dies erhöht
regerwicklung , ke ine Bürsten und keine Schleif- die Anzahl der Kupferdrähte in der Ständerwicklung.
ringe. Er ist verschleißfrei . Die induzierte Wechselspannung steigt. Dies ermög-
Bei diesen Generatoren ist ein nichtdrehender Leit- licht:
stückläufer integriert, der die Erregerwicklung be- • Höhere Leistungsabgabe
inhaltet. Sie gehört neben dem Gehäuse mit dem • Geringere Generatordrehzahl
Ständerpaket, den Kühlblechen mit den Leistungs- • Geringeres Geräusch
dioden und dem angebauten Transistorregler zum
• Geringere Baugröße
feststehenden Teil des Generators. Das drehende
Teil besteht lediglich aus dem Läufer mit Polrad und • Höheren Wirkungsgrad
Leitstück. Dadurch entfallen die Schleifringe und die Der Generator besitzt einen Multifunktionsregler
Bürsten. Der Erregerstrom wird über feststehende und einen Gleichrichter mit Dreieckschaltung.
Anschlüsse zugeführt.

feststehende Erregerwicklung

Bild 3: Generator mit Flachpaketwicklung

Schaltungsvarianten
Je nach Anforderungen ergeben sich verschiedene
Schaltungsausführungen des Gleichrichters:
• Parallel geschaltete Leistungsdioden bei hoher
Leistungsabgabe.
• Zusatzdioden zwischen dem Sternpunkt und der
Bild 2: Flüssigkeitsgekühlter Generator mit Plus- sowie Minusklemme um die Verlustleistung
leitstückläufer bei hoher Generatordrehzahl zu mindern .
19 Elel<trotechnil< 631

Bordnetze Die Batterien sollten die gleiche Nennkapazität auf-


Ein-Batterie-Bordnetz. Dieses Bordnetz mit einem weisen . Wird die Versorgungsbatterie im Fahrgast-
Generator und einer Batterie befindet sich in den raum verbaut, sollte eine nicht gasende Batterie
meisten PKW. (Gel- oder Glasvliestechnologie I verwendet werden.

Zwei-Batterien-Bordnetz. Bei Fahrzeugen mit ho- Generator


hem Energiebedarf können serienmäßig Bordnetze
mit 2 Batterien eingesetzt werden. Der hohe Ener-
giebedarf ergibt sich durch Fahrbetriebsmanage-
ment, Sicherheitssysteme, Komfortelektronik und
lnfotainmentsysteme. Um einen sicheren Kaltstart
zu gewährleisten, wird die Aufgabe des Fahrzeug-
starts von einer separaten Starterbatterie über-
nommen. Die Bordnetzbatterie versorgt sämtliche
elektrischen Verbraucher mit Energie . Ein Batterie-
Management überwacht und regelt den optimalen
Ladungszustand der Batterien . Bild 1: Batterien mit Trennrelais

Bei Kaltstart oder geringem Ladungszustand der


Starterbatterie kann zusätzlich über ein Hochlastre- Zwei-Spannungs-Bordnetz. Es besteht aus zwei ge-
lais eine Parallelschaltung der Batterien vorgenom- trennten Spannungsnetzen mit 42 V und 14 V Span-
men werden, um die Startleistung zu erhöhen . nung . Der Generator versorgt die 42 V Leistungs-
verbraucher direkt und das 14-V-Netz über einen
Eine zweite Batterie zur Versorgung von Verbrau- Gleichspannungswandler. Das elektronische Ener-
chern kann auch nachträglich eingebaut werden. Sie gie-Management regelt den gesamten Energiehaus-
muss zur ersten Batterie parallel geschaltet sein. Um halt und steuert die entsprechenden Funktionen.
Ausgleichsströme zwischen den beiden Batterien Die 42 V-Versorgung ermöglicht auch den Betrieb
zu verhindern muss ein Trennrelais dazwischen ge- eines Integrierten Startergenerators (ISG, ISAD) .
schaltet werden (Bild 1). Er ist Generator und Starter in einem.

WERKSTATTHINWEISE
Prüfen des Generators durch Beobachtung der Generatorkontrolllampe

Fehler Fehlerursache Abhilfe


Generatorkontrolllampe brennt Kontrolllampe durchgebrannt Kontrolllampe erneuern
nicht bei Stillstand des Motors
und eingeschaltetem Fahrt- Batterie entladen Batterie aufladen
schalter Batterie schadhaft Batterie austauschen
Leitungen gelöst oder schadhaft Leitungen ersetzen
Regler schadhaft Reg Ier ersetzen
Kurzschluss einer Plusdiode Ladeleitung abklemmen, Generator
instandsetzen
Kohlebürsten abgenützt Kohlebürsten austauschen
Oxidschicht auf Schleifringen, Generator instandsetzen
Unterbrechung der Läuferwicklung
Generatorkontrolllampe brennt Leitung D+/61 hat Masseschluss Leitung ersetzen
bei höheren Generatordrehzah-
len unverändert hell Regler schadhaft Regler ersetzen
Dioden schadhaft, Schleifringe Generator instandsetzen,
verschmutzt, Masseschluss in der bzw. Leitung DF erneuern
Leitung DF bzw. Läuferwicklung
Bei stehendem Motor und Übergangswiderstände im Lade- Leitungen ersetzen , Anschlüsse
eingeschaltenem Fahrtschalter stromkreisoder in Leitung zur Lampe reinigen und festziehen
brennt Generatorkontrolllampe
Regler schadhaft Regler austauschen
hell, glimmt jedoch bei laufen-
dem Motor Generator schadhaft Generator instandsetzen
632 19 Elel<trotechnil<

W ERKSTATTHINWEISE Zur Beurteilung wird d ie an Klemme D+/61 auf-


Fehlersuche mit dem Oszilloskop t retende Spann u ng mit dem Oszilloskop darge-
Au s de r Form des Spannungsve rlaufes lassen stellt.
sich Rückschlüsse auf den Zustand des Genera- Der Generator wird mit ca. 15 A belastet und die
tors u nd der eingebauten Dioden ziehen (Bild 1). Motordrehza hl auf ca. 2500 1/min gehalten.

Spez Spez Spez


a) 20V b) 20V c) 20V

II II II II I~ II. II. I~ I~
u u u u 'U'U'U'U'l
0 0 0

Fehlerfreies Oszillogramm Unterbrechung einer Erregerdiode Unterbrechung einer Plusdiode

d) Spez e) Spez
f) Spez
20V 20V 20V

...... ...... ...... ...... ......


11 ]f ]f ]f HHH H
~ ~ ~ ~ u uu u ...f\MMMJ\-1'
0 0 0

Unterbrechung einer Minusdiode Ku rzsch luss einer Erregerdiode Kurzsch luss einer Plusdiode

g) Spez Spez Spez


20V h) 20V i) 20V

~ nnnr ~ ~
II II 11 II II w II .ll _W f\f\( '('("f\[ V'fY
u u _U u
0 0 0

Kurzschluss einer Minusdiode Phasenfeh ler Feh lerhafte Diode

Bild 1: Oszillogramm eines Drehstromgenerators

Messu ngen m it dem Multimeter. Di e Generator- • Nach M öglichkeit alle Verb raucher einschalten.
span nu ng w ird di rekt an den Generatorkl emmen • Di e Spann ungswerte dürfen j e nach Gene rator-
B+ und D- gemessen. typund Tem peratu r 13,0 b is 13,5 V nicht unter-
Regulierspannung : sch reiten .
• Motor starten .
Ruhestrom :
• M otordrehzahl zwischen 3500 u nd 4000 1/min .
• M otor abstellen.
• Prüfwerte ablesen .


• A mpe rem eter zw ischen Batterie-Minuspol und
• W erte müssen je nach Ge nerato rtyp u nd Tempe-
M asseband schalten.
ratur zwi schen 13.7 und 14,7 V liegen .
• Es da rf je nach Fahrzeugtyp nur ein geringer
Generatorspannung bei Belastung: Strom bis ca. 60 m A von der Batterie in den Ge-
• M ot o r starten. nerator fli eßen.
• M ot ord rehzahl zwischen 1800 und 2200 1/mi n. • Fl ießt ein g röße rer Strom, liegt ein Defekt vor.

WIEDERHOLUNGSFRAGEN 6 Wovon ist die Ausgangsspannung des Generators


1 Wie ist der Generator aufgebaut? abhängig?
2 Wie ist die Wirkungsweise des Generators? 7 Wie erfolgt die Regelung der Generatorspannung?
3 Welche zusätzliche Aufgabe hat die Plusdiode? 8 Welche Funktionen sind mit einem Multifunktions-
regler möglich?
4 Wie erfolgt die Gleichrichtung des Stromes?
9 Worauf ist beim Einbau einer Zusatzbatterie für Ver-
5 Worin unterscheiden sich Stern- und Dreieckschal- sorgungszwecke zu achten?
tung?
19 Elel<trotechnik 633

19 2 11 Bordnetzmanagement • Generator mit Multifunktionsregler. Der Multi-


funktionsregler (MFR) dient zur Erfassung des Be-
Das Bordnetzmanagement soll die bedarfs-und triebszustandes des Generators. Die Betriebsdaten
situationsgerechte Energieversorgung aller Ver- (z.B. Spannung, Last, Temperatur usw.) werden
braucher sicherstellen. an ein Steuergerät (z.B. Motorsteuergerät) über-
mittelt. Er stellt die Höhe der Generatorspannung
Die Zuverlässigkeit der elektrischen Energieversor- nach Vorgabe des Bordnetzmanagements ein. ln
gung bildet die Grundlage für die Verfügbarkeit der neueren Fahrzeugen wird das LIN -Bussystem zur
elektrischen Funktionen sowie für die Startfähigkeit Kommunikation zwischen Generator und dem
des Fahrzeugs. Steuergerät mit einem integriertem Bordnetzma-
nagement verwendet.
Komponenten. Für das Bordnetzmanagement wer- • Starterbatterie mit Batteriesensor. Der Batterie-
den die folgenden Komponenten benötigt: sensor dient zur Ermittlung der Batteriekennwerte
(Strom, Spannung, Temperatur und lnnenwider-
• Steuergerät. Das Bordnetzmanagement ist eine
Funktion, die als Modul in einem Steuergerät in- stand). Der Batteriesensor ist der Regel an der Pol-
klemme der Minusleitung verbaut.
tegriert ist. Die Funktion dient zur Überwachung
des Ladezustandes der Starterbatterie und Steue- Das Steuergerät (z.B. Bordnetzsteuergerät) verfügt
rung der Funktionen, z.B. Regelung der Verbrau- in der Regel über weitere Aufgaben . Die bisher über
cherabschaltung sowie Generator- und Motor- Schalter und Rel ais geschalteten Funktionen wie
regelung (Bild 1 ). Lichtfunktionen (z.B . Nebelschei nwerfer) oder Schalt-
funktionen (z.B. Relaisschaltung für Scheinwerferrei-
nigungsanlage) können übernommen werden.

Signalverarbeitung. Vom Generator erhält z.B. das


Motorsteuergerät die pulsweitenmodulierte Infor-
mation (PWM-Signal) über die Auslastung des Ge-
nerators (DFM-Signal). Diese Information gelangt
über den CAN-Datenbus Antrieb und das Gateway
im Schalttafeleinsatz auf den CAN-Datenbus Kom-
fort. Das Bordnetzsteuergerät bewertet durch Ver-
gleichen des DFM-Signals und der Bordnetzspan-
Bild 1: Bordnetzmanagement nung den Bordnetzzustand (Bild 2) .

CAN -Datenbus Antrieb CAN -Datenbus Komfort

.r--· . ·- ·1.
. ·- ·-.,
l'?\
~---- ---l gerat
I' Motorsteuer-
!'©'!
L_ _ _ _ _ _ __...

Gateway
L._.l__
© _j
Bordnetz-

j Leerlauf-Drehzahl-
anhebung
Signale zur
Verbraucher-
abschaltung
steuergerät
Batteriespannung

Generator mit
Multifunktions-
regler

An derVerbraucherabschaltung beteiligte Steuergeräte

r· -
·[. __
©i
___;
Steuergerät für Zentralsteuergerät Steuergerät für Türsteuergerät Steuergerätfür
Klimaanlage für Komfortsystem Lenksäulen- Fahrseite Sitzverstellung
elektronik

Bild 2: Bordnetzmanagement
634 19 Elel<trotechnil<

Bordnetzzustände. Das Bordnetzmanagement defi- Kritischer Ladezustand erreicht (Bild 1)


niert verschiedene Bordnetzzustände, die über die z.B. Spannung der Bordnetzbatterie unterschreitet
Batteriekennwerte (z.B. Spannung, Batterietempe- für mehr als 10 sek. 12,7 Volt.
ratu r, Energiebilanz, Batteriealterung) festgelegt Maßnahme: Die Leerlaufdrehzahl wird angehoben.
werden. Je nach Bordnetzzustand verfügt das Bord- Das Sig nal zur Aufforderung der Anhebung der Mo-
netzsteuergerät über unterschiedliche Eingriffsmög- tordrehzahl wird vom Bordnetzsteuergerät über den
lichkeiten, z.B. die Regelung der Generatorspannung, CAN-Datenbus Komfort, das Gateway und den CAN-
die Erhöhung der Leerlaufdrehzahl des Motors bzw. Datenbus Antrieb zum Motorsteuergerät gesandt.
die Abschaltung von Komfortverbrauchern, um die
Bewertung: Beträgt die Bordnetzspannung min.
Bordnetzspannung und den Ladezustand der Batte-
2 Sekunden mehr als 12,7 Volt, so wird die Anhe-
rie zu stabilisieren.
bung der Leerlaufdrehzahl zurückgenommen.
Das folgende Beispiel beschreibt die prinzipielle
Arbeitsweise eines Bordnetzsteuergerätes:

Signal Bordspannung, z.B. 12,7 Volt

Bordnetz
Signal:
Auslastung
I Signa l:
Au slastung

Gen erat or
Generator
f----~~
(DFM-Signal)
gerät
M otorJ
Steuer- Generator

(DFM-Signal)
Steu e r-
gerät
Bordnetz
,~-

<omfo1
_2_

·3

Aufforderung:
Anhebung Leerlaufdrehzahl
I

Bild 1: Regelkreis bei kritischem Ladezustand

Sehr kritischer Ladezustand erreicht (Bild 2) Bewertung: Bleibt der Bordnetzzusta nd nach dem
z.B. Bordnetzspannung unterschreitet für eine be- Abschalten der Komfortverbraucher weiterhin sehr
stimmte Zeit 12,2 Volt. kritisch, wird eine zweite Stufe der Leerlaufdrehza hl-
Maßnahme: Die Komfortverbraucher werden nach anhebung eingeleitet.
Priorität vom Bordnetzsteuergerät abgeschaltet bzw. Verbessert sich der Bordnetzzustand dadurch nicht,
bezüglich der Leistungsaufnahme reduziert (z.B. wird auch die Klim aanlage abgeschaltet.
PTC-Heizelemente der Klimaa nlage, Sitzheizung,
Spiegelheizung, Lenkradheizung usw.) Ist ein Ver-
braucher nicht eingeschaltet, wird er übersprungen
und der nächste abgeschaltet.

Volt

Bordnetz
Signal: Signal:
Auslastung Au slastung
Generator Steuer- Generator Steuer-
Generat o r gerät gerät
(DFM -Signal) Motor (DFM -Signal) Bordn etz

Aufforderung:
A nhebung Leerl aufdrehzahl

Bild 2: Regelkreis bei sehr kritischem Ladezustand


19 Elel,trotechnil' 635

19.2.12 Elektrische Motoren


Neutrale
in Kraftfahrzeugen werden Gleichstrommotoren Zone
als Starter und als Hilfsantriebe, z.B. bei Ventila-
toren, Scheibenwischern, Sitzversteilungen ver-
wendet.

Sollen Einrichtungen im Kraftfahrzeug um genau de-


f inierte Strecken bzw. Winkelgrade verstellt werden,
z.B. bei der Leuchtweitenregulierung, so können
Bild 3: Resultierendes Feld und Drehbewegung
Schrittmotoren eingesetzt werden.
Im Bereich der elektrischen Fahrzeugantriebe wer- Stromwendung (Kommutation). Soll eine fort-
den neben Gleichstrommotoren auch Drehstrom- laufende Drehbewegung entstehen, so muss die
asynchronmoto ren und Synchronmotoren verwen- Stromrichtung in der Ankerspule geändert w erden,
det. wenn sie sich in der neutralen Zone befindet. Die
Umschaltung der Stromrichtung erfolgt durch einen
Stromwender (Kommutator). An diesem sind die
Spulenanfänge bzw. Spulenenden angeschlossen.
19.2.12.1 Gleichstrommotoren Dies hat zu r Folge, dass der Strom in den Spulen-
seiten unter einem bestimmten Pol immer die glei-
Wirkungsweise. Das Prinzip des Gleichstrommotors
che Stromrichtung hat (Bild 4). Die Stromzuführung
beruht auf der Tatsache, dass auf einen stromdurch-
flossenen Leiter im Magnetfeld eine Kraft ausgeübt erfolgt über zwei feststehende Kohlebürsten, die m it
wird. dem Stromwender (Kommutator) einen schleifen-
den Kontakt bilden.
Diese Kraft ist abhängig von .. .
• ... der Stärke des elektrischen Stromes im Leiter.
• ... der Stärke des Magnetfeldes (magnetische
Flussdichte). +
• ... der wirksam en Leiterlänge (Windungsza hl).

Beim Gleichstrommotor befindet sich in einem mag-


netischen Polfeld mit ausgeprägtem Nord- und Süd-
pol eine drehbar gelagerte Spule (Bild 1).
Wird an die Spule eine Spannung gelegt, so bewirkt
der fließende Strom in der Spule ein Magnetfeld
(Spulenfeld). das senkrecht zu den Windungsflächen Bild 4: Stromwender (Kommutator)
v erläuft (Bild 2).
Der Anker besitzt üblicherweise mehrere Spulen.
Dadurch entsteht am gesamten Ankerumfang eine
Drehkraft und das entstehende Drehmoment w ird
bei einer Drehung um 360° gleichmäßiger.
Wird statt einer Ankerspul e eine m ehrspulige Anker-
wicklung verwend et , so erfolgt die Stromwendung
ebenfalls so, dass der Strom in den Spulenseiten
unter einem bestimmten Po l immer die gleiche Rich-
tung hat (Bild 5).

Bild 1: Polfeld Bild 2: Spulenfeld

Das Polfeld (Hauptfeld) und das Spulenfeld (Anker-


feld) ergeben ein resultierendes M agnetfeld. Je Neut rale
Zo ne
nach der Stromrichtung in der Leiterschleife ent-
steht ein links- bzw. rechtsdrehendes Moment (Bild
3). Die Spule dreht sich so w eit, bis das Spulenfeld
die gleiche Richtung hat wie das Polfeld, dann bleibt
sie in der sogenannten neutralen Zone des Polfeldes
steh en. Bild 5: Mehrere Spulen in einem Anker
636 19 Elel<trotechnil<

Einteilung von Gleichstrommotoren. Gleichstrom- (Bild 1d). Diese Drehzahl-Drehmoment-Charakteris-


motoren können nach der Art der Erregung unter- tik ist bei Startermotoren vorteilhaft, weil durch das
schieden werden in: rasche Hochdrehen die Starterdrehzahl schnell er-
• Nebenschlussmotoren reicht wird .
• Permanenterregte Motoren
• Reihenschlussmotoren
• Doppelschlussmotoren
Jeder dieser Motoren hat eine eigene Drehzahl-
Drehmoment-Charakteristik (Bild 1). Bild 4: Reihenschlussmotor

a Nebenschlussmotor Doppelschlussmotor (Bild 5). Er besitzt sowohl eine


b Permanenterregter Motor
Reihenschlusswicklung als auch eine Nebenschluss-
Doppelschlussmotor
t Reihen sch lussmotor wicklung. Wegen des großen Wicklungsaufwan -
des wird er nur bei großen Startern eingesetzt. Die
Nebenschlusswicklung verstärkt das Drehmoment
der Reihenschlusswicklung, vermindert jedoch das
unzulässig starke Hochdrehen des Ankers bei Entlas-
tung (Bild 1c).

MN
Drehmoment M - 1 Reihenschlusswicklung
2 Nebenschlusswicklung
Bild 1: Drehzahl-Drehmoment-Charakteristik

Nebenschlussmotor (Bild 2). Die Erregerwicklung Bild 5: Doppelschlussmotor


liegt parallel zum Anker. Sie liegt an der Betriebs-
spannung und erzeugt ein konstantes Erregerfeld
(Polfeld) . Wegen des geringen Anzugsdrehmomen- 19.2.12.2 Schrittmotoren
tes und der geringen Drehzahlerhöhung bei Entlas- Beim Schrittmotor wird der Läufer und damit die
tung ist der Nebenschlussmotor als Startermotor Antriebswelle jeweils um einen bestimmten Winkel
weniger geeignet (Bild 1a). oder Schritt weitergedreht Je nach Auslegung des
Schrittmotors können kleine Winkelschritte bis 1,5°
Permamenterregter Motor (Bild 3). Das Erregerfeld erreicht werden.
wird durch starke Dauermagnete erzeugt. Es ergibt
sich eine Drehzah l-Drehmoment-Charakteristik, die Aufbau. Der Läufer eines Schrittmotors ist ein Zahn-
zwischen der des Nebenschluss- und des Reihen- läufer aus einem Dauermagneten, wobei die Zäh-
schlussmotorsliegt (Bild 1b). ne in axialer Richtung magnetisiert werden . Dabei
wechseln die Zähne fortlaufend zwischen Nord- und
Südpol (Bild 6). Zwischen zwei Zähnen ist z.B. eine
Lücke von einer halben Zahnbreite .

• Bild 2: Nebenschluss-
motor
Bild 3: Permanenterregter
Motor

Reihenschlussmotor (Bild 4). Die Erreger- und Anker-


wicklung sind in Reihe (hintereinander) geschaltet.
Im blockierten Zustand des Ankers ist sowohl der
Ankerstrom als auch der Erregerstrom am größten,
d.h . die Drehkraft und das Drehmoment (Losbrech-
moment) sind sehr groß. Mit zunehmender Drehzahl
wird die Gegenspannung im Anker größer. Dadurch
nimmt sowohl der Ankerstrom als auch der Erreger- Bild 6: Schrittmotor- Prinzipieller Aufbau
strom ab. Demzufolge wird das Erregerfeld kleiner.
Die Verringerung des Erregerfeldes hat ein starkes Im geblechten Ständer befinden sich im Beispiel nach
Ansteigen der Drehzahl bei Entlastung zur Folge Bild 6 zwei Erregerwicklungen W1 und W2 (Phasen).
1 9 Elektrotechnil< 637

Sie bilden die beiden Ständerpolpaare, wobei Nord-


Ein Schrittmotor kann eine beliebige Anzah l von
und Südpol eines Polpaares sich jeweils gegenüber
liegen. Die Zahnteilung des Ständers entspricht der Schritten in beide Richtungen ausführen.
des Polrades.
Schrittmotoren werden z.B. verwendet bei:
Wirkungsweise. Das Polrad stellt sich immer so ein, • Automatischer Drosselklappenverstellung
dass z.B. einem Nordpol des Zahnläufers ein Südpol
• Lüfterklappenverstellung bei Klimaanlagen
des Ständers gegenüber steht (Bild 1a). Beim Um-
polen des Stromes in der Wicklung W1 ändert sich • Elektrischer Außenspiegelverstellung
die Polarität im senkrecht stehenden Polpaar (Bild • Sitzverstellung mit Memoryeffekt
1b), im horizontalen Polpaar bleibt sie erhalten. Der
Läufer dreht sich um eine halbe Zahnteilung . Schrittmotoren können auch mit einem Schnecken-
getriebe versehen sein, dessen Übersetzung ins
Die nächste Umpolung erfolgt an der Wicklung W2, "Langsame" (i > 1) geht. Dadurch kann der Läufer
wobei sich die Polarität im horizontalen Polpaar än- bei jedem Steuerungs- bzw. Regelvorgang eine gro-
dert. Der Läufer dreht sich um eine weitere Zahn- ße Anzahl von Schritten ausführen, wobei der Aktor,
teilung (Bild 1c). Jede weitere Umpolung in der z.B. Drosselklappe, nur um einen kleinen, genau de-
Reihenfolge W1, W2, W1 ... bewirkt eine weitere finierten Winkel ausgelenkt wird.
Drehung.
Durch entsprechende Polung der Ständerwicklun- Bei schneller Impulsfolge arbeitet der Schrittmotor
gen W1 und W2 kann eine Drehrichtungsumkehr als Synchronmotor. Der Anker dreht gleichlaufend
erfolgen (Bild 1d). (synchron) mit dem Ständermagnetfeld.

19.2.12.3 Bürstenlose Motoren


Diese Bauart kehrt das Konstruktionsprinzip des me-
chanisch kommutierten Motors um. Bei dem bürs-
tenlosen Motor sind die Wi cklungen am Stator ange-
bracht und der Rotor v erfügt über die umlaufenden
a) Ausgangsstellung b) 1. Schritt, 10° rechtsdrehend Dauermagnete (Bild 2).
(von Ausgangsstellung)
Eine elektronische Kommutierungseinrichtung be-
stromt d ie Wicklungen drehwinkelabhängig und be-
wirkt damit die Drehung des Rotors.

Wicklungen Dauermagnete

c) 2. Schritt, 20° rechtsdrehend d) 1. Schritt, 10° linksdrehend


(von Ausgangsstellung ) (von Ausgangsstellung)

Bild 1: Schrittmotor-Wirkungsweise

Aufgrund von Sensorinformationen über die erfor-


derliche Verstellung werden im Steuergerät folgen-
de Größen festgelegt:
• Zahl der Schritte (entspricht Drehwinkel)
• Erforderliche Drehrichtung
Stator

Bild 2: Bürstenloser Motor (Prinzip)

Außenläufermotor. Bei diesem Motor sind die fest-



• Dreh- bzw. Verstellg eschwindigkeit stehenden Statorwi cklung en im lnnern angebracht
und die umlaufende Roto rglocke umschließt die
Ist die Ständerwicklung stromlos, so bleibt der Läu- Wicklungen.
fer aufg rund der mag neti schen Wirkun g zwischen
dem magnetischen Polrad und dem geblechten lnnenläufermotor. Bei diesem Motor befindet sich
Ständer in seiner letzten Position stehen (Rastwir- der Magnetrotor im Inneren des Motors und der Sta-
kung). tor umschließt den Rotor.
638 19 Elel(trotechniJ(

Elektronische Kommutierung. Bei bürstenlosen Mo- • Einrückrelais (Relais, Einrückmagnet)


toren wird das Ein- und Ausschalten der einzelnen • Einspurgetriebe (Ritzel, Rollenfreilauf)
Wicklungen mithilfe einer Steuerungselektronik
durchgeführt. Diese erhält vom Rotorlagegeber, z.B.
Einspu rgetriebe Einrückrela is
einem Hallsensor, die Information über die Position
des Rotors und schaltet die entsprechenden Wick-
lungen am Stator ein oder aus (Bild 1). Die Drehzahl
des Motors ist von der Umschaltfrequenz der Kom-
mutierungseinrichtung abhängig. Elektronisch kom-
mutierte Gleichstrommotoren verfügen in der Regel
über drei oder mehr Wicklungsstränge.
Bild 2: Baugruppen eines Starters
Steuerungselektronik Wicklungen Rotorlagegeber
Startermotor. Das Polgehäuse besteht aus einem
Rohr, in dem die Polschuhe mit den Erregerwicklun-
gen oder Dauermagnete angebracht sind . Es dient
außerdem zum Rückschluss der magnetischen Feld-
linien und ist daher aus einem magnetisch gut lei-
tenden Stahl hergestellt.
Der Anker nimmt die Ankerwicklungen auf. Durch
das dauernde Wechseln der Stromrichtungen in den
Ankerspulen entsteht ein magnetisches Wechsel-
feld, das in einem massiven Eisenkern Wirbelströme
hervorrufen würde, die zu einer unzulässig starken
Erwärmung des Ankers führen könnten. Er besteht
deswegen aus einzelnen Blechen, die gegeneinan-
der isoliert sind.
Bild 1: Elektronische Kommutierung (Prinzip}
ln die Ankerbleche sind Nuten gestanzt, die der Auf-
Vorteile bürstenloser Motoren gegenüber mecha- nahme der Ankerwicklung dienen. Außerdem dient
nisch kommutierten Motoren: der Anker zur besseren Leitung der vom Nordpol
• Ermöglichung hoher Drehzahlen, da die Höchst- zum Südpol verlaufenden magnetischen Feldlinien
drehzahl des Motors ausschließlich von der Lage- des Polfeldes. Deswegen muss auch der Luftspalt
rung und den auf die Magnetbefestigung wirken- zwischen Polschuhen und Anke r möglichst klein sein.
den Fliehkräften abhängt.
• Regelung der Motordrehzahl über die Messung Einrückrelais (Magnetschalter) (Bild 3). Es ist eine
der Drehzahl durch den Rotorlagegeber. Kombination aus Relais und Einrückmagnet Es hat
• Geräuscharm er Betrieb, gute elektromagnetische die Aufgaben
Verträg lichkeit und W artung sfreiheit durch den • das Ritzel zum Einspuren in den Zahnkranz des
Wegfall der Bürsten. Motors vorzuschieben sowie
• Diagnosefähigkeit der Steuerungselektronik und • die Kontaktbrücke zum Einschalten des Starter-
der mechanischen Leichtgängigkeit. hauptstromes zu schließen.


• Kompakte Bauweise und geringes Gewicht.
Halt ewicklung Magnetkern Kontakte
Verwendung. Bürstenlose Motoren werden im
Kraftfahrzeug z.B. für Motorkühlgebläse und als Ge-
bläsemotoren in Klimaanlagen eingesetzt.
Anker

19.2.12.4 Starter
Verbrennungsmotoren müssen mit fremder Energie
gestartet w erden. Beim Starten sind die M assenträg-
heit, die Reibungs- und Verdichtungswiderstände
des Motors zu überwinden.
Aufbau des Starters Kontaktbrücke
Ein Starter (Bild 2) besteht in der Regel aus:
• Startermotor (Elektromotor) Bild 3: Einrückrelais (Magnetschalter}
19 Eleldrotechnil< 639

Einspurgetriebe (Bild 1). Es besteht im Wesentlichen


Rollengleitkurve
aus:
• Ritzel zur Kraftübertragung sowie Drehzahl- und Ro lle
Momentenwandlung.
• Freilauf als Überholkupplung nach dem Starten.
• Einrückhebel für den Einspurhub.
Freilaufring
• Einspurfeder, ermöglicht das Einspuren bei der
Stellung Zahn auf Zahn. Schraubenfeder

Bild 2: Rollenfreilauf

Wird der Freilaufring vom Startermotor angetrie-


ben, so werden die Rollen in den sich verengenden
Teil der Rollengleitkurven gedrückt. Der Ritzelschaft
wird dadurch mit dem Startermotor gekuppelt. Nach
dem Anspringen des Motors werden die Rollen vom
überholenden Ritzel, das jetzt vom Motor angetrie-
ben wird, in den weiteren Teil der Rollengleitkurven
gedrückt; der Kraftschluss wird gelöst.

Schub-Schraubtrieb-Starter
Beim Einspuren bewegt sich der mit dem Ritzel über
einen Rollenfreilauf gekuppelte Mitnehmer auf dem
Steilgewinde der Ankerwelle (Bild 3).
Der Mitnehmer wird federnd durch den vom Mag-
netschalter bewegten Einrückhebel vorgeschoben
und durch das Steilgewinde in Drehung versetzt.
Bild 1: Einspurgetriebe eines Schub-Schraubtrieb-Starters Gelangt das Ritzel mit einem Zahn vor die Zahnlü-
Das Ritzel spurt während des Startvorgangs in cke, so spurt es sofort ein. Stößt Zahn auf Zahn, so
den Zahnkranz ein. Dieser befindet sich auf dem wird die Einspurfeder so weit zusammengedrückt,
Schwungrad. Das Übersetzungsverhältnis liegt im bis der Magnetschalter den Hauptstrom einschaltet.
Bereich zwischen 10 und 15. Dadurch wird das am Der Anker dreht sich und das Ritzel schiebt sich auf
Schwungrad wirkende Drehmoment erhöht. Das Rit- der Stirnfläche des Zahnrades weiter, bis es einspu-
zel wird während des Einspurvorgangs und Betriebs ren kann.
mechanisch stark beansprucht.
Einrück- Einzugswicklung Haltewicklung
hebe I
Der Freilauf hat die Aufgabe, während des Startvor-
gangs das Antriebsmoment des Startermotors kraft-
schlüssig auf das Ritzel zu übertragen. Springt der
Motor an, d.h. wird der Anker vom Motor her ange-
trieben, so muss er das noch eingespurte Ritzel vom Ritzel


Startermotor trennen. Dadu rch wird ein unzulässig
starkes Hochdrehen und damit ein Zerstören des
Ankers verhindert. Zahn-
kranz
Man unterscheidet:
Mit- Führungs- Steilgewinde
• Rollenfreilauf. Er w ird bei kleineren Startern für nehmer nng auf Ankerwelle
Pkw und leichtere Lkw eingesetzt.
Bild 3: Schub-Schraubtrieb-Starter
• Lamellenfrei lauf. Er wird bei größeren Startern für
Lkw eingesetzt. Der Magnetschalter hat zwei Wicklungen, eine Ein-
zugswicklung und eine Haltewicklung. Zum Einzie-
Der Rollenfreilauf besteht aus dem Freilaufring mit hen wirken beide Wicklungen zusammen. Mit dem
den Rollengleitkurven, den Rollen und den Schrau- Einschalten des Starterstromes wird die Einzugs-
benfedern (Bild 2). Die Rollen gleiten auf dem Ritzel- wicklung kurzgeschlossen. Die Wicklung erhält von
schaft. Die Rollengleitkurven verengen sich in einer beiden Seiten plus. Der Magnetschalter wird nur noch
Richtung . durch die Haltewicklung gehalten (Bild 1, Seite 640).
640 19 Elel<trotechnil<

Nach dem Anspringen des Motors läuft das Ritzel


Schub-Schraubtrieb-Starter mit Permanentfeld
wegen des Rollenfreilaufs frei, es bleibt jedoch mit
haben eine Nebenschlusscharakteristik.
dem Zahnkranz im Eingriff solange der Startschalter
betätigt ist. Erst nachdem die Haltewicklung strom-
los wurde, spurt das Ritzel aus, da der Einrückhebel Da das Losbrechmoment bei Motoren mit Neben-
in die Ausgangsstellung zurückgeht. schlusscharakteristik verhältnismäßig gering ist,
werden sie mit einem Planetengetriebe, das als Vor-
gelege dient, versehen.
Einspur-, Ausspur- und Überholvorgang entspre-
chen denen des Schub-Schraubtrieb-Starters.
Das zwischen dem Startermotor und Ritzel zusätz-
lich als Vorgelege eingebaute Planetengetriebe hat
L __ _ die Aufgabe, die hohe Drehzahl des Starters zu ver-
ringern und gleichzeitig das Drehmoment am Ritzel
zu erhöhen (Bild 4).
Bild 1: Innenschaltung eines Schub-Schraubtrieb-Starters
Einspur-, Ausspur- und Überholvorgang entspre-
chen denen des Schub-Schraubtrieb-Starters.
Schub-Schraubtrieb-Starter mit Permanentfeld
und Vorgelege
Bei diesem Startertyp wird die Erregerwicklung
durch Permanentmagneten (Bild 2) ersetzt.

magnetisches
Leitstück

Magnetpol
Bild 4: Vorgelegestarter

Das Planentenrad-Vorgelege besteht aus dem Hohl-


Bild 2: Polgehäuse mit Permanentmagneten rad , den Planetenrädern mit Planetenradträgern und
dem Sonnenrad (Bild 5).
Die Dauermagnete sind in einem dünnwandigen
Rohr befestigt. Dieses dient gleichzeitig auch als Hohlrad Planetenräder
Startergehäuse. Bei gleicher Leistung kann gegen-
über dem Schub-Schraubtrieb-Starter mit Erreger-
wicklung eine Gewichtseinsparung von bis zu 20 %
erzielt und die Abmessungen verkleinert werden .
Einrückrelais und Einspurgetriebe sowie die Ar-
Antriebs-
beitsweise sind bei beiden Startertypen gleich . Le-


welle
diglich die elektrische Innenschaltung weicht ab
(Bild 3). Beim Schalten des Starterstromkreises
fließt der Strom direkt zu den Kohlebürsten und dem Planetenradträger Sonnenrad
Anker. Bild 5: Anker mit Planetenrad-Vorgelege
,-.-------·-·;o-·-sö--l Das Sonnenrad sitzt auf der Ankerwelle und bildet

i~ t--~ l
das Antriebsrad des Planetenrad-Vorgeleges.

I Die Planetenräder sind auf dem Planetenradträger


gelagert. Dieser ist mit der Antriebswelle verbunden,
die mit einem Steilgewinde versehen ist, auf dem
·L _ _ _ _ _ _ _ __ __ _ _ _ _ _j das Ritzel verschiebbar gelagert ist.

Bild 3: Innenschaltung eines Starters mit Das Hohlrad ist im Startergehäuse befestigt und
Permanenterregung wird aus Kunststoff hergestellt.
19 Elektrotechnik 641

WERKSTATTHINWEISE • Differenz zwischen der Spannung an der Batte-


ln Kraftfahrzeugen mit Schaltgetriebe kann eine rie und der Spannung am Starter ist der Span-
Kurzschlussprüfung des Starters durchgeführt nungsabfall in der Starterhauptleitu ng .
w erden. Dabei wird der Anker des Starters blo- Zulässiger Spannungsabfall: 0,25 V in 6 V-Anla-
ckiert und die Aufnahme des Kurzschlussstromes gen, 0,5 V in 12 V-Anlagen, 1 V in 24 V-Anlagen.
mithilfe einer Stromzange gemessen. • Die Klemmenspannung der Batterie darf bei Be-
lastung mit dem zulässigen Kurzschlussstrom
Die Höhe des Kurzschlusstrames ist von der Kapa-
bei 6 V-Anlagen 3,5 V, bei 12 V-Anlagen 7 V und
zität und dem Ladezustand der Batterie sowie der
bei 24 V-Anlagen 14 V nicht unterschreiten.
Höhe der Leistungsaufnahme des Starters abhän-
gig.

Diagnose
Kurzschlussprüfung • Ist der Kurzschlussstrom bei richtiger Klemm en-
• Einen Strom- und zwei Spannungsmesser nach spannung der Batterie kleiner als vorgeschrieben,
Bild 1 schalten, den größten Gang einlegen, dann befinden sich im Stromkreis zusätzliche
Handbremse anziehen und Fußbremse betä- Widerstände, z.B. vergrößerter Übergangs-
tigen. widerstand am Pluspolkopf, Querschnittsver-
ringerung in der Starterhauptleitung bzw. Mas-
seleitung.
• Erreicht der Starter nicht den vorgeschriebenen
Kurzschlussstrom, obwohl die Batteriespa nnung
und die Spannungsabfälle sich in den zulässigen
Grenzen bewegen, dann ist der Starter defekt.
• Erreicht der Starter nicht den vorgeschriebenen
Kurzschlussstrom und sinkt die Batteriespan-
nung unter die zulässige Untergrenze, obwohl
Starter- sich die Spannungsabfälle innerhalb der zuläs-
steuerleitung
sigen Grenzen bewegen, so kann der Fehler so-
wohl im Starter als auch in der Batterie liegen.
Starter-
hauptleitung

Wartungshinweise
Bild 1: Prüfschaltung für Starter mit Magnetschalter • Oxidierte Polklemmen der Batterie, lose An-
schlussklemmen, verschmorte Schalterkontakte
• Starter kurz betätigen (max. 5 sec.).
und schadhafte Leitungen erhöhen den Leitungs-
• Beim Starten nach Möglichkeit alle anderen elek- widerstand . Oxidschichten entfernen, Anschlüs-
trischen Verbraucher ausschalten . se festziehen, Bauteile mit verschmorten Kon-
• Kurzschlussstrom, Klemmenspannung an der takten auswechseln. Klemmanschlüsse durch
Batterie und Spannung am Starter ablesen. geeignetes Fett vor Korrosion schützen.

WIEDERHOLUNGSFRAGEN

1 Aus welchen Hauptteilen ist ein Gleichstrommotor 6 Erläutern Sie die elektronische Kommutierung des
aufgebaut? bürstenlosen Gleichstrommotors.
2 Wie kann man Gleichstrommotoren nach der Art der 7 Aus welchen Hauptteilen besteht ein Starter?
Erregung einteilen?
8 Beschreiben Sie Aufgabe und Wirkungsweise
3 Welche Aufgabe hat der Stromwender (Kommu- eines Rollenfrei Iaufs.
tator) in einem Gleichstrommotor?
9 Wie erfolgt der Einspurvorgang bei einem Schub-
4 Beschreiben Sie Aufgaben und Wirkungsweise eines Schrau btrieb-Starter?
Schrittmotors.
10 Welche Vorteile bieten Starter mit einem Plane-
5 Wie ist ein bürstenloser Gleichstrommotor aufge- tenrad-Vorgelege gegenüber solchen ohne Vorge-
baut? lege?
642 19 Elel<trotechnik

19.2.13 Zündanlagen p: Unterdruck-


verste llun g
n: Drehzahl-
Die Zündanlage hat die Aufgabe, das Gemisch verstellu ng
• zum richtigen Zeitpunkt (Zündzeitpunkt) .--4~----------Z4
.-----~z3
• mit der nötigen Zündenergie
so zu entzünden, dass eine vollständige Verbren-
nung des Kraftstoff-Luft-Gemisches erfolgt.

Dadurch können folgende Ziele erreicht werden :


• Maximales Drehmoment,
• maximale Leistung bei
Bild 2: Schaltplan einer Batteriespulenzündanlage
• minimalem Kraftstoffverbrauch und
• geringen Abgaswerten . Vorgänge im Primärstromkreis
Stromverlauf im Primärstromkreis: Masse - Klem-
me 31 -Batterie- Klemme 30- Fahrschalter- Klem-
19.2.13.1 Erzeugung des Zündfunkens me 15- Primärwicklung der Zündspule- Klemme 1
Ein elektrischer Zündfunke kann durch einen einfa- - Zündschalter - Klemme 31 -Masse (Bild 2).
chen Aufbau erzeugt werden (Bild 1).
Aufbau des Magnetfeldes. Wird der Primärstrom-
Eine Batterie (Spannungsquelle) stellt die zur Erzeu- kreis durch den Zündschalter geschlossen, fließt auf
gung des Zündfunkens nötige Energie bereit. Ist so- Grund der anliegenden Batteriespannung ein Strom .
wohl der Fahrschalter, als auch der Zündschalter z.B. Dieser bewirkt, dass in der Primärwicklung der
Unterbrecher, geschlossen, wird elektrische Energie Zündspule ein Magnetfeld aufgebaut wird. Durch
in den Spulen der Zündspule (Transformator) ge- die während des Aufbaus erzeugte Magnetfeldän-
speichert. Wird der Zündschalter geöffnet, entsteht derung wird in der Primärwicklung eine Spannung
an den beiden Elektroden der Zündkerze kurzzeitig induziert, die der anliegenden Batteriespannung ent-
ein Zündfunke. gegenwirkt (Gegeninduktion).
ln Fahrzeugen wurde dieser Aufbau in einer einfa- Dies hat zur Folge, dass während des Magnetfeld-
chen Batterie-Spulen-Zündanlage (Bild 1) verwirk- aufbaus die Batteriespannung durch die induzierte
licht. Für Mehr-Zylinder-Motoren wurde ein Verteiler Spannung in ihrer Wirkung verringert wi rd . Die da-
ergänzt. Dieser hat die Aufgabe, die Zündenergie mit kleinere effektiv wirksame Spannung lässt nur
den Zylindern zuzuleiten, deren Kolben jeweils kurz einen verringerten Stromfluss zu. Das Magnetfeld
vor Zünd-OT stehen.
wird dadurch verzögert aufgebaut.

t
:::J 12
induzierte Primärspannung
V durch Einschaltinduktion
(Gegeninduktion)
Batteriespannung

Cl ~
c
~
"cc V wirksa m e
"'li} Spannung
,m V
E


0
d: t schließ
Zeitt---
I MA

Bild 3: Wirksame Spannung im Primärkreis beim


Schließen des Stromkreises

Bild 1: Aufbau einer Batteriespulenzündanlage · - - - - - - --


A

Physikalische Vorgänge bei der Erzeugung des


t
.::: 4

(
Primärstrom
E
Zündfunkens
~
ln allen Spulenzündanlagen wird die elektrische 'E
~
Energie in Form eines Magnetfeldes gespeichert. 0
t schließ t MA
Di eses wird durch Stromfluss in der Primärwick- Zeit t - - -
lung der Zündspule aufgebaut und durch den
Bild 4: Primärstromverlauf beim Schließen des
Eisenkern der Zündspule verstärkt.
Stromkreises
1 9 Elel<trotechnik 643

Ist der Magnetfeldaufbau zur Zeit tM A beendet und stärkt wird . Bei einem Übersetzungsverhältnis von
die Magnetfeldänderung damit Null, wirkt keine z.B. n = 150 und UBat = 13,5 V kann damit die Se-
Gegeninduktion mehr. Der Stromfluss wird jetzt nur kundärspannung Werte von bis zu 2000 V erreichen .
durch den ohmschen Widerstand der Spule und Mit vollendetem Magnetfeldaufbau zum Zeitpunkt
durch die anliegende Batteriespannung bestimmt. tMA wird diese Spannung Null. Da die erzeugte Span-
z.B. U=12V; R=2Q; I=6A. nung keinen Funken auslöst, ist der Sekundärkreis
auf Grund der Luftstrecke der Zündkerze elektrisch
Abbau des Magnetfeldes. Durch Öffnen des Zünd-
nicht geschlossen. Es fließt kein Strom. Die in der
schalters zum Zeitpunkt töffnen wird der Stromfluss
Spule vorhandene Energie baut sich in Form ge-
im Primärstromkreis unterbrochen. Das in der Wick-
dämpfter Schwingungen ab.
lung gespeicherte Magnetfeld bricht dabei schlag-
artig zusammen. Durch die große Magnetfeldände-
rung in sehr kurzer Zeit wird eine hohe Spannung
induziert. Je schneller dabei der Magnetfeldabbau t-::; V erzeugte Sekundärspannung
durch Einschaltinduktion
(Gegeninduktion)
geschieht, desto höher ist die induzierte Spannung.
.:. rn
Je nach Art und Auslegung der Zündspule kann sie :co c:
"0::>
t: t:
bis zu 400 V betragen . :J t:

""'<Jl "'<n
<ll C.

t schließ . t MA
induzierte Primärspannung Ze1 t t - -
durch Ausschaltinduktion
:5 Bild 2: Spannung im Sekundärkreis beim Schließen des
rn
t:
:J
Stromkreises
t:
fiic. Batteriespannung
~ 12 ~----------~ Magnetfeldabbau (unterbrechen des Primärstrom-
E OL_________L_~~=======------ kreises durch Öffnen des Zündschalters). Durch
3: t öffnen
Zei t t - - das sehr schnell zusammenbrechende Magnetfeld
entsteht eine hohe lnduktionsspann.ung _ .D.i.e.re w.i,rd
Bild 1: Spannung im Primärkreis beim Öffnen des durch die als Transformator wirkende Zündspu le auf
Stromkreises
das dem Übersetzungsverhältnis n entsprechende
erhöht. Dabei können Werte von bis zu 40 000 V er-
Vorgänge im Sekundärkreis (Zündschalter ge- reicht werden.
schlossen) Die erzeugte Hochspannung ionisiert die Gaswolke
Masse- Klemme 31- Zündschalter- Klemme 1- Se- zwischen den Elektroden der Zündkerze. Die bisher
kundärwicklung der Zündspule- Klemme 4- Zünd- als Isolator wirkenden Gasmoleküle werden zumin-
verteiler- Plus-Elektrode- Minus-Elektrode- Klem- dest teilweise elektrisch leitend. Ein Funke springt
me 31 -Masse (Bild 2, Seite 642). über. Dadurch wird der Stromkreis über den Vertei-
Die im Primärkreis beschriebenen Vorgänge werden ler, die Wicklungen der Zündspule und die Batterie
auf den Sekundärkreis transformiert. Die Zündspule geschlossen . Es fließt ein Strom.
ist so ausgelegt, dass sie, abgesehen von inneren Die durch den Funkenüberschlag frei werdende
Verlusten, die Spannung im Sekundärkreis in glei- Energie entzündet das im Luftspalt befindliche Ge-
chem Maße verstärkt, wie sie die Stromstärke ver- misch . Durch die vorherige Ionisierung sinkt die
ringert. Es gilt die Transformatorgleichung : Spannung während des Funkenüberschlags (Brenn-
spannung) gegenüber der Überschlagsspannung

I
n Übersetzungsverhältnis
U, Primärspannung
(Zündspannung) . Nach ca 1 ms ... 2,5 ms ist die in
der Zündspule gespeicherte Energie so weit abge-
baut, dass der Zündfunke zum Zeitpunkt t6 E abreißt.
Die noch in der Zündspule vorhandene Restenergie
baut sich in Form gedämpfter Schwingungen ab
-
....

(Ausschwingvorgang) .
U2 Sekundärspannung
I , Primärstrom --
[2 Sekundärstrom
N, Anzahl der Primärwindungen
t-::;
10
kV
I - - Zünd spannung
BrJ nnspannung

N2 Anzahl der Sekundärwindungen .!.rn 5


:ro c:
"0::>
~~us ~ wingvorg a ng
t: t:
Magnetfeldaufbau beim Schließen des Primär- :J t: 0 J V V....,
stromkreises (Bild 2). Durch die primärseitig wirken-
""'"'
<llo.
<Jl<n
t öffnen t sE Zei t t - -
de Gegeninduktionsspannung wird in der Sekundär-
wicklung eine Spannung erzeugt, die entsprechend Bild 3: Sekundärspannungsverlauf beim Öffnen des
dem Übersetzungsverhältnis der Wicklungen ver- Stromkreises
644 1 9 Elel<trotechnil<

19.2.13.2 Normaloszillogramme 2 Schließwinkel a (Schließabschnitt). Er ist der


ln Zündoszillogrammen sind die Spannungsverläu- Drehwinkel der Kurbelwelle, in der der Primär-
fe bei geschlossenem und geöffnetem Zündschalter stromkreis geschlossen ist und das Magnetfeld
dargestellt. Sie werden in der Werkstattpraxis be- aufgebaut werden kann. Er wird angegeben in
nötigt, auftretende Fehler zu diagnostizieren. Um die oKW oder in % des Zündabstandes y, wobei der
Oszillogramme eindeutig beurteilen und auswerten Wert von y 100 % entspricht.
zu können, müssen d ie Normaloszillogramme einer z. B. : 4-Zylinder-Otto-4-Takt-Motor, a = 55 %
einwandfrei arbeitenden Zündanlage bekannt sein . Zündabstand: y = 720 °KW I 4 = 180°KW
Diese besitzen alle in etwa den gleichen Aufbau, wei-
Schließwinkel a in%: 100 % = 180 °KW
sen aber je nach Zündanlage spezifische Unterschie-
de auf (siehe auch S. 655, 658). 55 % = 180o . 55 = gg oKW
100
Folgende Begriffe und Kennwerte können Normal-
oszillogrammen entnommen werden (Bilder 1, 2). 3 Öffnungswinkel ß (Öffnungsabschnitt). Er ist der
Drehwinkel der Kurbelwelle, in der der Primär-
stromkreis geöffnet ist. Er setzt sich zusammen

0
t 7
___ ,__
3 2
aus der Brenndauer und dem Ausschwingvor-
gang.
> PRIM
.~
4 Brenndauer (Funkendauer). Sie gibt an, wie lange
::5 ein stehender Zündfunke an den Elektroden der
- 4 5
Cl
c 8 Zündkerze vorhanden ist (ca . 1 ms) .
:l
c
c 5 Ausschwingvorgang. Die in der Anlage verblie-
10
"'c.~ bene Restenergie wird in Form einer gedämpften
'"'E 9
/ J~ Schwingung abgebaut.
d: ~100%"'- / ' f 50 0
6 11 12 13 6 Zündzeitpunkt (ZZP, tÖffnenl·
Bild 1: Normaloszillogramm des Primärkreises
Die Zündung wird durch Unterbrechung des
Primärstromkreises ausgelöst. Der Zündzeit-
punkt wird auf OT bezogen und in °KW ange-

g
t 7
)-- 3 2
geben.

.~ 4 SEK 7 Zündspannung (8 Spannungsnadel). Sie stellt die


5
s Spannung dar, die notwendig ist, einen Funken-
Cl
c
:l
c
8 -- überschlag auszulösen . Die Zündanlage muss
unter allen Umständen eine so große Spannung
c
10
"'c.~ erzeugen, dass der Zündfunke überspringt. Hat
ein Funkenüberschlag stattgefunden , sinkt die
'"'-oc 9
/ ·~

lA Spannung auf die Brennspannung .


~
"'
(f) 6 ---100% "~1 1 2/ ~Q---- 13 0 9 Brennspannung (10 Brennspannungslinie). Sie
zeigt den Spannungsbedarf, der nötig ist, den
Bild 2: Normaloszillogramm des Sekundärkreises
Zündfunken aufrecht zu erhalten . Auf Grund der


ionisierten Gaswolke zwischen den Elektroden
der Zündkerze ist diese Spannung kleiner als die
Zündabstand y. Er ist der Drehwinkel der Kurbel-
Zündspannung .
welle, der zwischen zwei Zündfunken zurückge-
legt wird. Er wird berechnet mithilfe der Formel: 11 Brennende (t8 e). Zu diesem Zeitpunkt ist die im
Magnetfeld der Zündspule gespeicherte Energie

I
so weit abgebaut, dass der Zündfunke abreißt. Es
720°KW
y = -::-,.,-----,-----,--,-- beginnt der Ausschwingvorgang.
Zylin<Erzahl
12 Schließzeitpunkt (fschließl· Der Primärstromkreis
wird geschlossen. Das Magnetfeld wird aufge-
Der Zündabstand setzt sich zusammen aus baut.
Schließwinkel a und Öffnungswinkel ß.
13 Ende des Magnetfeldaufbaus (tMA). Die Sekun-
därspannung wird auf Grund der im Primär-

I y =a +ß stromkreis fehlenden Magnetfeldänderung Null.


Die Primärspannung beträgt 12 V.
19 Elel<trotechnil< 645

19.2.13.3 Zündspulen Zylinderzündspule (Bild 2)


Sie wird für Zündanlagen mit rotierender Hochspan-
Sie haben die Aufgabe, Energie in Form eines nungsverteilung (Verteiler) verwendet.
Magnetfeldes zu speichern und die beim Zu -
lso li erd eckel
sammenbruch des M agnetfeldes erzeugte ln-
duktionsspannung auf die Zündspannung zu Kl emm e 1
transformieren . Hochspannun gs-
I.S!i.lli-f-li~Rl----- anschlu ss mit
Fed erkontakt
Zündspul en sind Transformatoren mit einem Über-
setzungsverhältnis n von 60 ... 150 (Bild 2). Ihre we- lsoli erscheibe
sentlichen Bestandteile sind die Primärwicklung, die Leitbl ech
Sekundärwicklung , die elektrischen Anschlüsse und
Zwi schenl agen
der Eisenkern. Dieser wird aus mehreren Lagen dün-
(Isoli erung )
nen Eisenbleches gebildet und hat die Aufg abe, das
aufgebaute Magnetfeld zu verstärken . Prim ärwi cklung

Sekund ärw icklun g


Primärwicklung. Sie besteht aus einem dicken
isolierten Kupferdraht mit sehr wenig W indungen
(N 1 = 100 ... 500). Durch die niedrige Windungszahl lam elli ert er
Ei se nkern
wird die Induktivität der Spule verringert. Die kur-
ze Leiterlänge und der große Leitungsquerschnitt lsoli erkö rp er
bewirken einen kleinen ohmschen Widerstand Bild 2: Zylinderzündspule
(R = 0,3 Q .. . 2,5 Q), so dass ein hoher Strom durch
d ie Wicklung fließen kann . Geringe Induktivität und
kleiner ohmscher Widerstand ergeben einen schnel - Sparschaltung. Diese Zündspulen sind in Spar-
l.en. Mag,Re.tfel.d.aufbau und eine ho he Energi edichte schaltung ausgeführt. D.h. dass d.ie PrJmär- und die
in der Primärwicklung (Bild 1). Sekundärwicklung einen gemeinsamen Wicklungs-
anschluss besitzen . Dieser ist mit dem Zündschalter
Spule mit niedrigem (Klemme 1) verbunden. Die primärseitige Plusver-
Strombegrenzung Primärwiderstand und sorgung erfolgt über Klemme 15; der Hochspan-
___ L'__ _ wenig Primärwindungen
nungsanschluss liegt an Klemme 4 (Bild 3).
~
""t) Sekundä rw icklung Primärwicklung Klemme 15
E
g Spule mit hohem
Primärwiderstand und
vielen Primärwindungen
""E
~ OIC=~~L_~-----------
tschließ t MA1 tMA2
Zei t t - -
Kl emme 4
Bild 1: Stromfluss und Magnetfeldaufbau verschiedener
Zündspulen Kl emm e 1

Bild 3: Innenschaltung einer Zylinderzündspule


Sekundärwicklung. Sie besteht aus einem sehr dün-
nen isolierten Kupferdraht mit N2 = 15 000 .. . 30 000 Bei Motoren mit hoher Drehzahl und vielen Zylindern
Wicklungen . Der Ohmsehe Widerstand beträgt dabei kann es bei der Verwendung von Zylinderzündspulen
je nach Art der Zündspule 5 kQ .. . 20 kQ. zu Zündproblemen kommen. Bei hoher Funkenzahl
wird die Schließzeit zu kurz; der Magnetfeldaufbau ist
Um eine sichere Entflammung des Gemisches zu
nicht vollständig, wodurch die gespeicherte Energie
gewährleisten, ist eine Zündenergie von mindes-
zu gering ist. Ist eine ausreichende Schließzeit vor-
tens 6 mWs nötig . Tatsächlich werden Zündspulen
handen, so kann ein Magnetfeld vollständig aufge-
aber für eine Gesamtenergie von bis zu 120 mWs
baut werden. Eine ausreichende Zündleistung mit
ausgelegt. Dies ist nötig, weil nur ein Bruchteil der
genügend hoher Zündspannung wird gewährleistet.
gespeicherten Energie für die Entzündung des Kraft-
stoff-Luft-Gemisches genutzt werden kann . Au ßer- Eine Maßnahme gegen die Bildung von Zündfun-
dem muss eine Entzündung des Kraftstoff-Luft-Ge- ken beim Schließen des Primärstromkreises ist nicht
misches unter allen Umständen, also auch bei einer notwendig, da der Verteilerläufer zum Schließzeit-
schlecht gewarteten Zündanlage, gewährleistet sein . punkt zwischen den Kontakten in der Verteilerkappe
Das Hochspannungsangebot beträgt dabei je nach steht. Damit ist die Funkenstrecke zu groß, um einen
Anlage 25 000 V ... 40 000 V. Funkenüberschlag zuzulassen.
646 1 9 Elektrotechnil<

Einzelfunkenzündspulen (Bild 1) Doppelfunkenzündspulen (Bild 3)


Jeder einzelne Zylinder hat seine eigene Zündspule Sie können nur bei Motoren mit gerader Zylinder-
mit Primär- und Sekundärwicklung. Die Spulen wer- zahl verwendet werden. Jeweils zwei Zündkerzen
den meist direkt auf die Zündkerze aufgesetzt. w erden von ihnen mit Hochspannung versorgt.

Hochspannungs-
Zündkerze anschlüsse - - --...........u
Primärwicklung

Nieder-
spannungs- Eisenkern
anschluss

Sekundärwicklung Hochspan nungs- Sekundärwicklung


ansch luss
Niederspannungsanschluss
Bild 3: Doppelfunkenzündspule
Bild 1: Einzelfunkenzündspule
Doppelfunkenzündspulen besitzen eine Sekundär-
und eine Primärwicklung mit jeweils zwei Anschlüs-
Auch diese Zündspulen besitzen die Anschlüsse
sen. Für die Primärwicklung sind dies Klemm e 15
Klemme 1 (Zündschalter). Klemme 15 (Spannungs-
(Spannungsversorgung +) und Klemme 1 (Verbin-
versorgung) und Klemme 4 (Zündkerze). Bei Zünd-
dung zum Zündscha ltgerät). Am Sekundärkreis sind
spulen mit einem zusätzlichen 4. Anschluss wird
an beiden Ausgängen jeweils ei ne Zündkerze ange-
dieser als Klemme 4b bezeichnet. Er dient der Über-
schlossen (Bilder 3, 4).
wachung von Zündaussetzern. Klemme 4 wird dann
zu Klemme 4a um benannt (Bild 2).

15
--- I,

30
30

-:- I
__.__
-~'
15 1 2

}31:_---i~!___j
Zü ndsteuergerät Zylinder

Bild 4: Schaltung von Doppelfunkenzündspulen

Diese Zündspulen erzeugen bei jeder Kurbelwellen-


RM: Messwiderstand UM: Messspannung M: Messeingang umdrehung an zwei Zündkerzen gleichzeitig je-
w eils einen Zündfunken. Bei einem Motor mit der
Bild 2: Schaltung von Einzelfunkenzündspulen
Zündreihenfolge 1-3-4-2 leitet der eine Funke z.B.
in Zylinder 1 am Ende des Verdichtungstaktes die
Die Auslösung des Zündfunkens erfolgt nieder- Verbrennung ein (Hauptfunke). Der andere Funke
spannungsseitig durch ein Leistungsmodul mit Ver- (Stützfunke) verpufft am Ende des Ausstoßtaktes in
teilerlogik. Dieses schaltet auf Grund des Bezugs- dem um 360 °KW versetzten Zylinder 4. Nach einer


markensignals von Kurbelwelle und Nockenwelle, Umdrehung der Kurbelwelle wird Zylinder 4 gezün-
das eindeutig angibt, w elcher Zylinder bei Zünd-OT det während in Zylinder 1 der Stützfunke verpufft.
steht, den Primärstrom der betreffenden Zündspule. Dies kann im Sekundär-Oszillegram sichtbar ge-
m acht werden (Bild 1, Seite 647).
Auf Grund ihrer elektrischen Auslegung bauen die-
Hierbei ist zu sehen, dass die Zündspannung am
se Zündspulen sehr schnell ein Magnetfeld auf. Dies
Stützfunken deutlich niedriger ausfällt als am Haupt-
kann bereits beim Magnetfeldaufbau zu einem un-
funken. Der Grund dafür ist, dass sich am Ende des
gewollten Funkenüberschlag am Ende des Ansaug-
Verd ichtungstaktes (Hauptfunke) wesentlich mehr
taktes bzw. zu Beginn des Verdichtungstaktes füh-
isolierende Gasmoleküle zwischen den Elektroden
ren. Mithilfe der in den Sekundärkreis geschalteten
der Zündkerze befinden als im Au sstoßtakt (Stütz-
Diodenkaskade, dabei handelt es sich um eine Grup-
funke) . Deshalb ist eine höhere Spannung zur Erzeu-
pe mehrerer Dioden, kann dieser Funkenüberschlag
gung des Zündfunkens nötig.
unterdrückt w erden. Die Dioden sperren, da der
d urch die Einschaltinduktion erzeugte Stromfluss Weiterhin ist sichtbar, dass die Spannungen von Zy-
entgegengesetzt zu dem durch die Ausschaltinduk- linder 1 und Zylinder 4 gegenläufig sind. Durch die
tion erzeugten Stromfluss I 2 verläuft. vorg egebene Stromrichtung in der Sekundärwick-
1 9 Elel<trotechnil< 647

Wie bei diesen wird auch hier gleichzeitig in zwei


Hauptfunke Stützfunke
a) Zylindern, deren Zündzeitpunkte um 360 °KW ver-
setzt sind, jeweils ein Zündfunke erzeugt.
Die Vierfunkenzündspule besteht aus zwei Primär-
wicklungen, die von jeweils einer Endstufe ange-
steuert werden. Im Sekundärstromkreis ist nur eine
Zylinder 4
Wicklung vorhanden. An den zwei Ausgängen der
b) Wicklung befinden sich wiederum jeweils zwei An-
Summensigna l schlüsse, die mit Diodenkaskaden versehen sind und
von Zylinder 1
+Zylinder 4 entgegengesetzt geschaltet sind. Diese bilden die
Anschlüsse für die vier Zündkerzen

Bild 1: Sekundäroszillogramm einer Doppelfunken-


zündspule
19.2.13.4 Schaltung des Primärstromes
lung springt deshalb an der einen Zündkerze der
Zündfunke von der Mittelelektrode zur Masseelek- Zur Erzeugung des Zündfunkens muss der Pri-
t rode; an der anderen Zündkerze von der Masseelek- märstromkreis unterbrochen werden, um eine
t rode zur Mittelelektrode. Hochspannung zu induzieren.
Je nach Auslegung der Spulen, können bei diesen in den ersten kontaktgesteuerten Batterie-Spulen-
Zündanlagen Maßnahmen zur Unterdrückung der zündanlagen wurde der Primärstrom durch mecha-
Funkenbildung durch die Einschaltinduktion nötig nisch betätigte Unterbrecher (Bild 3) geschaltet. Die-
sein. se wurden ersetzt, weil sie ...
• ... nur Primärströme bis max. 5 Aschalten können.
Doppelzündung. Bei diesen Zündanlagen werden je
• ... hohem Verschleiß (Abbrand) unterworfen sind.
Zylinder 2 Zündkerzen verwendet. Beim Einsatz von
Doppelfunkenzündspulen zünden die an einer Zünd- • ... auf Grund der Mechanik zu träge sind, die ge-
spule angeschlossenen Zündkerzen in zwei verschie- forderte Anzahl von Schaltvorgängen zu tätigen.
denen Zylindern, deren Zündzeitpunkte um 360 oKW • ... die Scha ltzeitpunkte nicht genau genug einhal-
versetzt sind. Bei Zündreihenfolge 1 - 3 - 4 - 2 erzeu- ten können.
gen z.B. Zündspule 1 und Zündspu le 4 jewei ls einen
Hauptfunken in Zylinder 1 und die Stützfunken in Zy-
linder 4. 360 °KW später erzeugen beide Zündspulen
in Zyli nder 4 die Hauptfunken und in Zylinder 1 die
Verteilerwelle - - - -
Stützfunken. Dabei können die beiden Zündspu len mit Nocken
last- und drehzahlabhängig um 3 °KW ... 15 °KW
versetzt angesteuert w erden.
Bild 3: Unterbrecher
Durch die Doppelzündung erreicht man eine saube-
rere und schnellere Verbrennung und damit weniger in Transistor-Spulenzündanlagen wurden Unterbre-
schädliche Abgase. cher durch elektronische Schaltgeräte ersetzt. Diese
bestanden ursprünglich im Wesentlichen aus einer
Vierfunkenzündspulen (Bild 2) relativ einfachen Transistorschaltung, die durch einen
Sie wurden für den Einsatz bei 4-Zylinder-Motoren Induktionsgeber oder Hallgeber angesteuert wurde.
entwickelt und ersetzen 2 Doppelfunkenzündspulen . Transistorzündanlagen (TSZ-i, TZ-i) mit Induktions-

-
Primär-
stromkreis
geber (Bild 4) verwenden einen im Vertei ler unterge-
brachten Induktionsgeber zur Ansteueru ng der Tran-

Rotor
Sekundär-
stromkreis

Rotorzacke

Spulenträger

Zylinder: 4 2 Ansch lüsse

Bild 2: Schaltung einer Vierfunkenzündspule Bild 4: Induktionsgeber im Verteiler


648 1 9 Elektrotechnik

sistorschaltung und damit zur Zündauslösung. Der Blende


Induktionsgeber erzeugt ein Wechselspannungssig- im Spa lt im Spa lt im Spalt im S palt

nal U; nach dem Generatorprinzip (Bild 1). "' t f


_8,~ ff
~f=\~-c- _8\h - ~
~~ 1--- -
:r-- - ~ - ~ - t'
!1
)1 )1 ,,;, -
u:::~ 1-- - }i- --j
Dauerm agnet

! VV
s
N
Impuls-
geberrad .iiUUUi]
~ g. 0
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CJ) tz tz

Jtl I I r I r I I
:i !VT VT VT Vl
~ t, : Zündzeitpunkt

itvl-
a- tz tz Zeit ~
veränder-
licher Luft-
spalt
Indukt io nssp ule m it Kern
,,
Ze i t ~
,, ,,

Bild 1: Gebersignal und Zündzeitpunkt Bild 4: Gebersignal und Zündzeitpunkt

Das vom Geber erzeugte Signal wird über die Klem-


men 0 und- an die Klemmen 7 und 31d am Schalt-
15 4
gerät übertragen und zur Ansteuerung des Transis-
tors verwendet (Bild 2). 15

\o
}o
15 ---l
15 ' I'
j
' Schalt-
I
. I' 11
I gerät 1
_I Bild 5: Transistorzündanlage mit Hallgeber
' 16
I 7 ot-----_J
Mit fortl aufender Entwicklung erhielten diese Schalt-
F3}~~.::J
11 11 geräte immer mehr zusätzliche Funktionen, sodass
aus den ursprünglich einfachen Schaltgeräten kom-
Bild 2 : Transistorzündanlage mit Induktionsgeber plexe Steuergeräte entstanden .

Transistorzündanlagen (TSZ-h, TZ-h) mit Hallgeber Mit Einf ührung der Motronic wird heute die Ge-
(Bild 3) verwenden einen im Verteiler untergebrach- mischbildung und die Zündung durch ein gemeinsa-
ten Hallgeber zur Ansteuerun g der Transistorschal- mes Motorsteuergerät geregelt. Dieses schaltet den
tung und damit zur Zünda uslösung. Primärstromkreis über Endstufen. Darunter v ersteht
man Transistor-Schaltgeräte, die von einem Steuer-
gerät angesteuert werden. Bei Zündanlagen sind sie
entweder im Steuergerät selbst, meist jedoch wegen
der großen Wärmeentwicklung außerhalb des Steuer-
Blenden rotor
gerätes an den Zündspulen angebracht (Bild 6).

Klemme 15

3 A nschlüsse Z5

Bild 3: Hallgeber im Verteiler


Die vom Hallgeber erzeugte Hallspannung UH wird
in ein Gebersignal UG um gew andelt und zur Schal-
tung des Transisto rs im Primärstromkreis verwendet
(Bild4).

Der Geber ist über die Klemmen 0, + und- mit den Motorsteuergerät
Klemmen 7, Sh und 31d des Schaltgerätes verbun-
den (Bild 5). Bild 6: Durch Motronic geschaltete Zündspulen
19 Elel<trotechnik 649

19.2.13.5 Anpassung des Zündzeitpunktes Bei verschiedenen Lastzuständen ändert sich aber
der optimale Zündzeitpunkt Ebenso muss bei zuneh-
mender Drehzahl immer früher gezündet werden, da
Die Zündung des Gemisches muss so erfolgen, der Zündwinkel immer schneller durchlaufen wird ,
dass der Verbrennungshöchstdruck kurz (1 0 oKW die Brenndauer aber nahezu gleich bleibt. Aus diesen
... 20 °KW) nach OT entsteht. Gründen muss der Zündzeitpunkt an Last und Dreh-
zahl angepasst werden.
Zwischen dem Auslösen der Zündung und dem
Durchbrennen eines stöchiometrischen Kraftstoff- Fliehkraft- und Unterdruckversteller. Bei TSZ und
Luft-Gemisches und somit dem Erreichen des Ver- TZ-Anlagen geschieht dies mechanisch durch die
brennungshöchstdruckes liegt eine Zeitspanne von beiden abgebildeten Systeme, die unabhängig
1 ms ... 2 ms. Diese Zeitdauer ist bei konstanter Fül- voneinander wirken . Die Wirkung des Fliehkraftver-
lung immer gleich groß. Da sich der Kolben in die- stellers beruht darauf, dass mit steigender Drehzahl
ser Zeitspanne in Richtung UT bewegt, muss bereits die Fliehgewichte entgegen der Federkraft nach
vor OT gezündet werden , damit der Verbrennungs- außen wandern und dabei den Mitnehmer gegen-
höchstdruck schon kurz nach OT den Kolben erreicht über der Trägerplatte verdrehen (Bild 2).
(Bild 1). Je früher dabei gezündet wird, desto höher
ist die abgegebene Leistung des Motors. Spätzündung Frühzündung

Zündzeitpunkt ZzR im richtigen Zeitpunkt


2 Zündzeitpunkt ZzF zu früh (klopfende Verbrennung)
3 Zündzeitpunkt Zzs zu spät

E
:J
["
<n
Ol
c Bild 2: Fliehkraftversteller
:J
c
c
QJ Beim Unterdruckversteller wird über eine Membran
_Ci
und eine Zugstange durch Unterdruck die Unterbre-
j cherplatte verdreht (Bild 3).
E
Unterbrecherhebel
drehbare
Unterbrech erplatte
Zündwinkel az

Bild 1: Druckverlauf in Abhängigkeit vom Zündzeitpunkt

Bei zu frühem Zündzeitpunkt allerdings entstehen


unkontrollierte Verbrennungsvorgänge mit hohen Spätzündung
Druck- und Temperaturspitzen . Dabei kann eine klop-
fende Verbrennung durch Selbstentzündung des Bild 3: Unterdruckversteller
Kraftstoff-Luft-Gemisches auftreten . Diese führt zur Kennfeld. Im Gegensatz dazu werden bei EZ und VZ-
Zerstörung des Motors, zumindest aber zu starkem Anlagen die optimalen Zündzeitpunkte in Abhängig-
Leistungsverlust und verschlechterten Abg aswerten . keit von Last und Drehzahl auf einem Prüfstand er-
mittelt und in einem Kennfeld (Bild 4) im Steuergerät
Bei zu spätem Zündzeitpunkt hat sich der Kolben gespeichert.
bereits weit nach UT bewegt, bevor das Kraftstoff- ~---------------------,
Luft-Gemisch verbrannt ist. Der Brennraum ist ver-
größert, wodurch der auf den Kolben wirkende Druck
und die dadurch entstehende Kolbenkraft klein sind .
Deshalb wird der Kolben nur noch schwach und
kurzzeitig auf seinem Restweg nach UT beschleu-
nigt. Die Folgen sind Leistungsverlust. erhöhter
Kraftstoffverbrauch, erhöhte Abgaswerte und eine
verstärkte thermische Belastung des Motors.
Somit ist es wichtig , den optimalen Zündzeitpunkt
genau einzuhalten. Bild 4: Zünd-Kennfeld
650 1 9 Elektrotechnilc

Erhält das Steuergerät das Bezugsmarkensignal von

a ~~---
Kurbelwelle und/oder Nockenwelle, wird mit den
Werten von Drehzahl (vom Motordrehzahlgeber)
b~ Ohne Klopfen
und Last (vom Luftmassenmesser oder Drossel-
klappenpotentiometer) der Wert für den optimalen
Zündzeitpunkt dem Kennfeld entnommen . Beim Er-
c----------..- Grund rauschen
reich en der entsprechenden Kurbelwellenposition
steuert das Steuergerät die Zündungs-Endstufe an.
Diese unterbricht dann den Primärstromkreis, wo-
Mit Klopfen
durch die Zündung ausgelöst wird.

Klopfregelung bei EZ- oder VZ-Anlagen


a) Druckverlauf im Zylinder, b) Signal des Klopfsenso rs,
c) gefiltertes Drucksig nal
Die Klopfregelung hat einerseits die Aufgabe,
eine klopfende Verbrennung des Kraftstoff-Luft-
Bild 2: Klopfsensorsignale
Gemisches im Motor zu erkennen und sie durch
Verstellen des Zündzeitpunktes in Richtung spät
Tritt fü r diesen Arbeitspun kt weiterhin klopfende
zu verhindern. Andererseits soll sie den Zündzeit-
Verbrennung auf, wird der Zündzeitpunkt solange
punkt möglichst weit in Richtung früh stellen, um immer wieder um weitere 3 °KW in Richtung spät
eine hohe Leistung des Motors zu ermöglichen.
verstellt, bis keine klopfende Verbrennung mehr
auftritt oder der Regelanschlag erreicht wird. W ird
Eine klopfende Verbrennung des Kraftstoff-Luft-Ge-
keine klopfende Verbrennung m ehr registri ert, ver-
misches kann au sgelöst w erden durch:
sucht das Steuergerät in kleinen Schritten den Zünd-
• Zu frühen Zündzeitpunkt zeitpunkt in Richtung früh zu verstellen, bis der ge-
• Kraftstoff mit zu geringer Oktanzahl speicherte Kennfeldwert erreicht ist (Bild 3).
• Überhitzung des Motors
• Ein zu hohes Verdichtungsverhältnis 21
.h ~ I I I
• Falsche Gemischzusammensetzung
• Überlastung des Motors
KW
15 IL r
7
~ - Verweildauer vor
Spätverst ellung
ö
N
12 I
Tritt im Zylinder eine klopfende Verbrennung auf, a;
""c 9
I I I .....f...rl"'
Klopfregelun~sve!lauf ~ei -
entstehen starke Druckschwankungen im Brenn- ·;: 6
raum, die den Motorblock in Schwingungen verset- '0
c
3 - :meh rmaligem Klopf en
zen. Diese werden von einem am Motorblock befes- •:::J
N - : einma ligem Klopfen
tigten Klopfsensor (Bild 1) erfasst. 0
0 2 3 4 5 6 7 8 9
Arbeit st akte im 1. Zylinder ----

Bild 3: Verstellung des ZZP durch die Klopfregelung

Registriert das Steuergerät durch den Klopfsensor


immer wieder klopfende Verbrennung, wird auf


ein zweites gespeichertes Kennfeld umgeschaltet.
Dieses wurde für den Bet rieb mit niederoktanigem
Kraftstoff ermittelt. Allerdings t reten durch den dann
spät eren Zündzeitpunkt des zw eiten Kennf eldes
Bild 1: Klopfsensor Leistung sverlu st und hö herer Kraftst offverbrauch
auf. Die Klopfregelung macht es damit möglich, dass
Die Piezokeramik des Sensors wird durch eine seis- Motore, die z.B. für den Betrieb mit Super Plus von
m ische (durch Schwingungen angeregte) M asse 98 ROZ au sgelegt wurden, mit Super Benzin von
mit Druck beaufschlagt . Dadurch erzeugt der Piezo- 95 ROZ betrieben w erden kön nen.
kri stall elektrische Spannungen, die der Auswerte-
schaltung überm ittelt w erden. W erden bestimmte Bei einer erka nnten Stö ru ng des System s, z.B.
W erte überschritten, wird dadurch eine klopfende bei Au sfa ll des Grundrauschens, schaltet das Sys-
Verbrennung sig nalisiert (Bild 2). Tritt eine klopfende tem in d ie Notlauffunktion. Der Zündzeitpunkt wird
Verbrennung mehrfach auf, wird der Zündzeitpunkt auf einen extremen Spätwert gestellt, um eine
gegenüber dem Kennfeldwert um z.B. 3 °KW in Rich- klopfende Verbrennung unter allen Umständen zu
tung spät verstellt. vermeiden.
1 9 Elel<trotechnil< 651

Ursprünglich erfolgte die Verstellung des Zündzeit- Wenn auf Grund des vorgegebenen Schließwinkels
punktes für alle Zylinder, auch wenn nur bei einem der Soli-Primärstrom von 10 A ... 15 A erreicht ist,
Zylinder eine klopfende Verbrennung auftrat. setzt die Regelung des Strombegrenzungssystems
ein (Bild 1). Die Begrenzung kann dadurch erfolgen,
Zylinderselektive Klopfregelung. Bei ihr wird der dass die Endstufe (Leistungstransistor) im Steuer-
Zündzeitpunkt nur des Zylinders verstellt, bei dem gerät ...
tatsächlich eine klopfende Verbrennung registriert • .. . ihren W iderstand erhöht.
wird. Dazu ist es notwendig, dass das Steuergerät
• ... den Primärstrom taktet.
das Auftreten der klopfenden Verbrennung ein-
deutig einem bestimmten Zylinder zuordnen kann. Eine getaktete Primärstrombegrenzung ist im Se-
Diese Zuordnung erfolgt durch zeitlichen Vergleich kundärschaubild bei sehr niederen Drehzahlen sicht-
der Zündzeitpunkte der einzelnen Zylinder über das bar (Bild 2). Durch die Antaktung der Primärspu le
Bezugsmarkensignal mit dem Auftreten der Klopf- entsteht in der Primärwicklung eine kleine Magnet-
signale. feldänderung, die auf die Sekundärseite transfor-
miert wird.

19.2.13.6 Anpassung des Primärstromes


SEK
Die Höhe des Primärstromes bestimmt wesent-
n = 1000 1/min
lich die Zeit für den Aufbau des Magnetfeldes in
der Zündspule und die durch den Zündfunken a"' 30%
übertragbare Energie.

Aus diesen Gründen ist einerseits eine möglichst


hohe Stromstärke anzustreben. Andererseits darf
der Stromfluss nicht zu groß werden, weil sich dann
Bild 2: Sekundärschaubild bei 1000 1/min und getakteter
die Zündspule eventuell so stark erwärmt, dass sie Primärstrombegrenzung
thermisch zerstört wird. Diese Gefahr besteht beson-
ders bei niedriger Drehzahl und großem Schließwin- Ruhestromabschaltung. Um bei stehendem Motor
keL Deshalb wurden verschiedene M echanism en zur und eingeschalteter Zündung die Zündspul e ther-
Anpassung des Prim ärstromes entwickelt. misch nicht zu überl asten, wird nach etwa ei ner
Sekunde der Primärstrom abgeschaltet, wenn das
Begrenzung des Zündstromes durch einen Vorwi-
Steuergerät keinen Drehzahlimpuls erhält.
derstand. Bei Batteriespulen- und Transistorzünd-
anlagen wird der Stromfluss in der Primärwicklung
Schließwinkelsteuerung. Im Steuergerät wird ein
durch einen Vorwiderstand begrenzt. Dieser kann
Schließwinkelkennfeld zur Bestimmung des Schließ-
beim Starten des Motors überbrückt w erden, um
zeitpunktes gespeichert. Dieser hängt ab vo n der
dadurch den Spannungsabfall durch die übermäßig
jew eiligen Batteri espannung und der momentanen
st arke Belastung des Bordnetzes seitens des Starters
M oto rd rehza hL Um bei kleiner Spannung und ho her
auszugleichen (Startanhebung).
Drehzahl eine ausreichende Primärstromstärke zu
Elektronische Primärstrombegrenzung. Um einen erreichen, muss der Schließwinkel vergrößert wer-
möglichst schnellen Anstieg des Primärstromes und den. Bei hoher Spannung und niedriger Drehzahl
damit verbunden auch einen möglichst schnellen w ird der Schließwinkel v erkleinert, um eine ther-
Aufbau des M agnetfeldes zu erhalten, ist die Primär- mische Überlastung der Zündspule zu v ermeiden
wicklung so ausgelegt, dass sich ihr Ruhestrom bei (Bild3).
ca. 30 A einstellen würd e. Diese Stro m st ärke darf je-
doch nicht erreicht werd en, da sowohl die Zündstufe
als auch der Leistungstransistor thermisch zerstört
würd en.

t-Soll .!.t. . r r
c.t-tz=E
•ro E
/-Soll
Eo '"'
EE o
·~ ~ "i:: .;:.
"- "' "- "' t--
Widerstandsänderung Endstufe taktet

Bild 1: Arten der Primärstrombegrenzung Bild 3: Schließwinkelkennfeld


652 1 9 Elektrotechnil<

Schließwinkelregelung. Sie arbeitet wie die Sch ließ- brennungsdruck beschleunigt. Die dadurch momen-
winkelsteuerung durch Bestimmung des Einschalt- tan höhere Drehzahl erzeugt eine höhere Spannung
zeitpunktes des Primärstromes. Dieser muss so mit höherer Frequenz im Drehzahlsignal des Motor-
gelegt werden , dass die Schließzeit (Zeit vom Schlie- drehzahlfühlers. Wird ein Zylinder nicht gezündet
ßen bis zur Unterbrechung des Primärstromkreises) verringert sich die Momentangeschwindigkeit der
ausreicht, die geforderte Primärstromstärke zu errei- Kurbelwelle, wodurch Amplitude und Frequenz des
chen (Bild 1a). Drehzahlsignals momentan kleiner werden (Bild 2).
Diese Spannungsunterschiede werden vom Steuer-
Wird die geforderte Primärstromstärke nicht er-
gerät ausgewertet. Der Zylinder, der die Kurbelwel-
reicht, muss der Schließwinkel vergrößert werden,
le auf Grund der aussetzenden Zündung nicht be-
was durch eine Vorverlegung des Schließzeitpunk-
schleunigte, wird abgeschaltet.
tes geschieht (Bild 1b). Muss der Primärstrom zu
lange in seiner Höhe begrenzt werden, wird der
Schließwinkel verkleinert. Der Sch ließzeitpunkt wird
später gelegt (Bild 1c).

t
- 0.

~
:~

"'
E
g
~ tz
'"'E
d:
t1 : Schließzeit bzw. Schließwinkel in Ordnung
t2 : Schließzeit bzw. Schließwinkel zu klein Bild 2: Drehzahlsignal bei Zündaussetzern
t3 : Schließzeit bzw. Sch ließwinkel zu groß
t4 : Strombegrenzungszeit in Ordnung
t5 : Strombegrenzungszeit zu groß
tz: Zündzeitpunkt
19.2.13.8 Mehrfachzündung
Bild 1: Primärstromverlauf in Abhängigkeit vom
Unter Mehrfachzündung versteht man, dass an einer
Schließwinkel
Zündkerze am Ende des Verdichtungstaktes mehr-
mals hintereinander ein Funke erzeugt wird. Diese
Zündvariante wird speziell beim Start und bei sehr
19.2.13.7 Erkennung von Zündaussetzern niederen Drehzahlen angewandt. Dadu rch sollen
auch schwer entflammbare Kraftstoff-Luft-Gemische,
Die Erkennung von Zündaussetzern ist im Rah-
wie sie z.B. bei Kaltstart auftreten, zuverlässig gezün-
men der On-Board-Diagnose (OBD) vorgeschrie-
det und möglichst rückstandsfrei verbrannt werden.
ben, weil durch Zündaussetzer der Katalysator
zerstört werden kann. Eine Mehrfachzündung mit bis zu sieben aufeinan-
der folgenden Zündfunken ist möglich, weil 00 0

Erkennt das System eine bestimmte Anzahl von • 000 durch die niederen Drehzahlen, z.B. bis
Zündaussetzern, wird das Einspritzventil des ent- 1300 1/min ., genügend Zeit für den mehrfachen
sprechenden Zylinders abgeschaltet, damit nicht Aufbau des Magnetfeldes zur Verfügung steht.
unverbrannter Kraftstoff in den Katalysator gelangt • oo• die verwendeten Zündspu len eine geringe
und ihn zerstört. Gegeninduktion aufweisen und damit einen
Zündaussetzererkennung durch Messung der Se- schnellen Magnetfeldaufbau zulassen.
kundärstromstärke. Bei diesem System wird in • 00 0 die Primärwicklungen einen sehr hohen Primär-
den Sekundärstromkreis ein Messwiderstand von strom zulassen .
ca. 240 Q geschaltet. Das Steuergerät bestimmt die • 00 0 die Brenndauer pro Zündfunke im Bereich von
am Widerstand abfallende Spannung . Wird ein be- 0,1 ms ... 0,2 ms liegt.
stimmter Spannungsgrenzwert nicht erreicht, war • 00 0 die Zündfunken bis zu 20 °KW nach OT erzeugt
der fließende Primärstrom zu klein. Das zugehörige
werden.
Einspritzventil wird abgeschaltet, um den Katalysa-
Wie viele Funken tatsächlich erzeugt werden, hängt
tor nicht zu schädigen.
wesentlich von der Batteriespannung ab. Je höher
Zündaussetzererkennung durch Messung der Dreh- die Spannung, desto schneller erfolgt der Aufbau
zahlschwankungen. Die Kurbelwelle wird zu Beginn des Magnetfeldes und desto mehr Fu nken können
jedes Arbeitstaktes durch den einsetzenden Ver- erzeugt werden .
1 9 Elel<trotechnil< 653

19.2.13.9 Zündverteilung 19.2.13.10 Zündkerzen

Die Zündverteilung soll die erzeugte Hochspan- Zündkerzen haben die Aufgabe, das Kraftstoff-
nung von der Zündspule zur Zündkerze des zu Luft-Gemisch durch einen Hochspannungsim-
zündenden Zylinders übertragen . puls zu entzünden . Dazu findet nach Erreichen
der Zündspannung zwischen den Elektroden der
Bauteile der Zündverteilung sind (Bild 1):
Zündkerze ein Funkenüberschlag statt.
• Zündkerzenstecker
• Hochspannungsleitungen Dabei ist eine Zündkerze vielfältigen Beanspruchun-
• Verteiler mit Verteilerläufer und Kontakten gen ausgesetzt:
• Schutzkappen, die das Eindringen von W asser • Druckschwankungen zwischen Ansaug- und A r-
und Schmutz verhindern sollen beitstakt von etwa 0,9 bar und 60 bar.
• Temperaturschwankungen zwischen Ansaug- und
Arbeitstakt von etwa 100 oc auf 2500 ° ( .
• Bis zu 4000 Funkenüberschläge/Minute bzw. bis zu
66 Funkenüberschläge/Sekunde bei einer Motor-
drehzahl von 8000 1/min.
• Zündspannungen bis zu 40 kV mit kurzzeitigen
Stromspitzen im Funkenkopf, die zur Erosion der
Elektroden führen .
• Chemischen Prozessen, die die Eigenschaften der
Zündkerzenwerkstoffe verändern und eine Korro-
sion begünstigen .

Aufbau von Zündkerzen


Die Werkstoffe, die für die Herstellung von Zünd-
kerzen verwendet werden, sind Metall, Keramik und
Bild 1: Zündverteilung Glas. Der Aufbau einer Zündkerze ist in Bild 2 dar-
gestellt.
ROV. Die in Bild 1 dargestellte Art der Hochspan-
nungsverteilung wird auch als Rotierende Hoch- M asse- Ein schraub- Di chtring Zündkerze n- Isolato r
spannungsverteilung bezeichnet. elektrode gewinde gehäuse

Die in der Zündspule erzeugte Hochspannung wird


über ein Hochspannungskabel an den Verteiler wei-
tergeleitet. Der auf der Verteilerwelle angebrachte
Verteilerläufer dreht mit halber Kurbelwellendreh -
zahl = NockenwellendrehzahL Die Positionierung
des Läufers ist so abgestimmt, dass sich zum Zünd-
zeitpunkt der Kontakt des Läufers genau gegenüber
dem Leitungskontakt befindet, der zur Zündkerze
des zu zündenden Zylinders führt.
Iso lat o r- Mittel- Gl as- Kri echstrom - An sch luss-
fuß elektrode schm elze barri eren bo lzen
RUV. Bei Anlagen mit Mehrfachfunken-Zündspu-
len sind lediglich Hochspannungsleitungen von der Bild 2: Aufbau einer Zündkerze •
Zündspule zur entsprechenden Zündkerze und die
dazugehörigen Stecker nötig. Man spricht dann von Isolator (Bild 2). Für den Isolatorkörper wird eine
einer Ruhenden Hochspannungsverteilung. Bei Ein- Spezialkeramik aus Aluminiumoxid verwendet. Um
zelfunken-Zündspulen sitzen die Zündspulen meist die Kriechstromfestigkeit zu erhöhen, ist der Isolator
d irekt auf den Zündkerzen, sodass keine sonstigen außerhalb des Gehäuses glasiert und mit Kriech-
Verbindungsbauteile nötig sind . strombarrieren versehen .
Da bei einer ruhenden Hochspannungsverteilung
Dichtsitz (Bild 1, Seite 654). Je nach Motorbauart
keinerlei bewegte, mechanische Teile benötigt wer-
erfolgt die Abdichtung zwischen Zylinderkopf und
den , sind derartige Anlagen verschleißfrei und stö-
Zündkerze über einen
rungssicher. Allerdings muss das Steuergerät in der
Lage sein zu erkennen , welcher Zylinder gezündet • Flachdichtsitz mit Dichtring (Bild 1a, Seite 654)
werden soll, um die entsprechende Zündspule an- • Keg eldichtsitz mit kegeliger Fläche als Dichtele-
steuern zu können . ment, ohne Dichtring (Bild 1b, Seite 654).
654 19 Elel<trotechnil<

a) Flachdichtsitz b) Kegeldichtsitz

Bild 4: Funkenstrecke
Hat sich jedoch auf dem Isolatorfuß durch Verbren-
nungsrückstände ein leitfähiger Rußbelag gebildet,
Bild 1: Dichtsitz so ist der Widerstand über den engen Luftspalt und
Elektroden (Bild 2). Zündkerzen haben eine Mittel- den Isolatorfuß kleiner als der der Luftstrecke. Der
elektrode (Plus) und eine oder mehrere Masse- Funke gleitet über die Isolatorfußspitze (Gieitfunke,
elektroden . Bild 4b). Dabei brennt er sie von Ablagerungen frei.
Die gereinigte Zündkerze arbeitet wieder als Luftfun-
kenkerze.

Wärmewert. Er wi rd wesentlich durch die Form des


Isolatorfußes bestimmt.
Ein langer Isolatorfuß (Bild Sa) hat zur Folge, dass
einerseits die Wärme schlecht abgeführt werden
Bild 2: Elektrodenformen kann . Andererseits wird durch die große Isolatorfuß-
oberfläche v iel Wärme aufgenommen . Die Zündker-
Masseelektroden. Sie sind am Gehäuse befestigt. Je
ze wird heiß. Sie hat einen hohen Wärmewert.
nach Bauform der Zündkerze können sie verschie-
den ausgebildet sein , z.B. Ein kurzer Isolatorfuß (Bild Sb) hat zur Folge, dass
• Dachelektrode (Bild 2a) die Wärme gut abgeführt werden kann. Durch die
kleine Isolatorfußoberfläche wird wenig Wärme auf-
• Seitenelektrode einer Platinzündkerze (Bild 2b)
genommen . Die Kerze bleibt kalt. Sie hat einen nie-
• Mehrpolige Seitenelektrode (Bild 2c) deren Wärmewert.
• Dreiecks-Masseelektrode (Bild 2d)
Der richtige Wärmewert ist gewählt, wenn die Zünd-
Mittelelektrode. Die zylindrische Mittelelektrode ragt kerze im Betrieb sehr schnell ihre Selbstreinigungs-
aus dem Isolatorfuß heraus. Sie besteht entweder temperatur von mehr als 450 oc erreicht und bei Voll-
aus einem Verbundwerkstoff (Kupferkern , der von last eine Temperatur von 850 oc nicht überschreitet.
einer Nickellegierung ummantelt ist), oder einem Erreicht die Zündkerze ihre Selbstreinigungstempe-
Edelmetall , z.B. Platin . ratur, verbrennen Rückstände wie z.B. Öl kohle.
Der Wärmewert ist zu hoch, wenn der lsoatorfuß
Funkenlage (Bild 3). Sie ist die Anordnung der Fun- Temperaturen von mehr als 850 oc erreicht. Dann
kenstrecke im Verbrennungsraum. Der elektrische können Glühzündungen unkontrollierte Verbren-
Funke soll dort überspringen, wo die Strömungsver- nungen auslösen , die zur Zerstörung des Motors
hältnisse des Kraftstoff-Luft-Gemisches besonders führen.
günstig sind . Je nach Motor gibt es Zündkerzen mit


Bei einem zu kleinen Wärmewert bleibt die Zündker-
• normaler Funkenlage (Bild 3a),
ze zu kalt, um sich selbst zu reinigen . Der Isolatorfuß
• vorg ezogener Funkenlage (Bild 3b) und verschmutzt und es entsteht kein oder ein nur sehr
• zurückgezogener Funkenlage (Bild 3c). schwacher Zündfunke.

- - wär me-
aufne h me nde
Oberfläche

- - - Wä rmeleitweg

Bild 3: Funkenlagen
Funkenstrecke (Bild 4) . Der Funke springt normaler-
weise direkt von Elektrode zu Elektrode (Luftfunke,
Bild 4a). Bild 5: Wärmeleitung am Isolatorfuß
19 Elektrotechnil< 655

19.2.13.11 Überblick über gebräuchliche Zündanlagen

~
Transistor-ZA Elektro nische ZA Vollelektronische ZA
(Kennfeldzündung)
e TZ EZ vz
Einführung der 1976 1987 1988
Anlage ab ca.

Sichtbares Merk- Verteiler mit Unt er- Verteiler ohne Unter- • Einzelfunken-Zündsp.
mal zur Erken- druckdose, druckdose, • Doppelfunken-Zünsp.
nung der Anlage Zü ndgeber im Verteiler re ine Verteilerfun ktio n

Art der verwende- Zylinderzü ndspu le Zylinderzündspule • Ei nzelfunken-Zündsp.


ten Zündspulen • Doppelfu nken-Zünsp.

Sekundär-
Spannungs- SEK SEK SEK
schau bild

100%
..
ln.
50 ".... 0 100%
ln.
V
50 ".... 0 100%
'L
50 0

Widerstandswerte 0,5 Q ... 2,0 Q 0,5 Q ... 2,0 Q 0,3 Q .. . 1 Q


der Zündspulen 8 kQ .. . 19 kQ 8 kQ .. . 19 kQ 8 kQ .. . 15 kQ
(prim är, sekundär)

Schaltung des Scha ltgerät/Zü ndu ngs- M otronic-Steu ergerät Motronic-Steuergerät


Primärstromes Steuergerät mit Ansteue-
durch rung du rch Induktions-
oder Hallgeber

Anpassung des Fliehkraftverst ellung Ken nfeld in A bhängig- Kennfeld in Abhängig-


Zündzeitpunktes (Drehza hl) und U nter- keit von Drehzahl und keit vo n Drehzahl und
du rch d ruckv erstellung (Last) Last Last

Art der Keine Einfache Klopfregelung Zylinderselektive


Klo pfregelung Klopfregelung
I
Anpassung an Umschaltung von Hand Automatische Umschal- A utomatische Umschal-
schlechtere Kraft- durch Codierstecker tung auf zweites ge- t ung auf zweites ge-
Stoffqualität speichertes Kennfeld speichertes Ke nnfeld

Anpassung des Primärst rombegrenzung Primärst rombegrenzung Primärstrombeg renzung


Pri m ärste rnes Ruhest romabscha ltung Ruhestromabschaltung Ruhestromabscha ltung
Sch Iießwi n ke lsteueru ng/ Sch Iießwi nkel rege Iu ng Schl ießw inkelregelung
Sch ließw inkelreg elung in Abhäng igkeit von in Abh äng igkeit von
Spannung und Last Spannung und Last

Erkennung von Keine Keine Messung des


Zünd- oder Ver- Sekundärstromes oder
brennu ngsaus- M essung der Drehzahl-
setzern d urch Schwankungen

Funkenverteilung Rotierende Hoch - Rotierende Hoch- Ruh ende Hoch-


Spannungsverteilung Spannungsv erteilung Spannungsverteilung
durch Verteiler und durch Vertei ler und du rch Verwendu ng
Hochspan nungs- Hochspannungs- vo n Einzel- oder Mehr-
Ieitu ngen Ieitungen funken-Zündspulen
656 19 Elektrotechnik

WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Welche Aufgabe hat die Zündanlage? 7 Skizzieren Sie Primär- und Sekundärkreis einer
VZ-Anlage bei Verwendung von Einzelfunken- und
2 Aus welchen prinzipiellen Bauteilen besteht jede
Doppelfunkenzündspulen.
Spulenzündanlage?
3 Was geschieht im Primärkreis einer Spulenzündan- 8 Durch welche Bauteile wird der Primärstrom bei
lage beim Öffnen und Schließen des Stromkreises? den heute üblichen Zündanlagen jeweils geschal-
4 Was versteht man unter dem Schließwinkel? Wie tet?
groß ist er bei einem Sechszylindermotor in %, 9 Welche Größen bestimmen den Zündzeitpunkt?
wenn er in Grad 60 •Kw beträgt?
5 Welche Aufgabe hat die Zündspule? 10 Beschreiben Sie die Wirkungsweise einer Zylinder-
selektiven Klopfregelung .
6 Welche Bauarten von Zündspulen werden verwen-
det und welche Besonderheiten besitzen sie jeweils? 11 Welche Merkmale besitzt eine VZ Anlage?

WERKSTATIHINWEISE
• Bei Zündanlagen mit Verteilern sind Verteiler-
Unfallverhütung
kappen innen und außen zu reinigen. Sie sind
Elektronische Zündanlagen arbeiten in
auf Risse und Beschädigungen zu prüfen.
einem Leistungsbereich, der für den
Menschen bei Kontakt mit spannungs-
führenden Teilen lebensgefährlich ist. Zündkerzen
Dies gilt sowohl für den Primär- als • Zündkerzen sind in regelmäßigen Abständen
auch für den Sekundärkreis. Gefähr- nach Herstellervorschrift zu wechseln (meist
liche Spannungen können dabei nicht nach 60 000 km ... 100 000 km ).
nur an Bauteilen der Zündanlage, son- Dabei sind die vom Fahrzeughersteller vorge-
dern auch an z.B. Kabelbäumen und schriebenen Zündkerzen einzusetzen.
Steckverbindungen entstehen. Ein Vergleich verschiedener Zündkerzenfabri-
kate ist mittels Vergleichstabelle möglich .
Sicherheitsmaßnahmen
• Zünd leitungen bei laufendem Motor bzw. bei • Ein W echsel der Zündkerzen darf nur bei kaltem
Anlassdrehzahl nicht berühren bzw. abziehen. Motor vorgenomm en w erden. Bei heißem Mo-
tor besteht die Gefahr, dass die Zündkerzen ein-
• Leitungen der Zündanlage nur bei ausgeschalte- schrumpfen.
ter Zündung an- und abklemmen.
• Nach dem Lösen der Zündkerze ist vor dem
• Wenn der Motor mit Anlasserdrehzahl betrieben Ausbau eventuell vorhandener Schmutz auszu-
werden soll, ohne dass der Motor anspringt, z.B. blasen, um Verunreinigungen im Brennraum zu
bei der Kompressionsdru ckmessung, Stecker vermeiden.
von den Zündspulen und Einspritzventilen abzie-
hen. Nach Durchführung der Arbeit Fehlerspei- • Zündkerzenbilder (Tabelle 2, Seite 657) sind
cher abfragen und löschen. zylinderzugeordnet zu prüfen, um Rückschlüsse
auf vorhandene Fehler treffen zu können.
• Motorwäsche nur bei ausgeschalteter Zündung
durchführen. • Bei W iederverwendung der Zündkerzen ist der
• Das An- und Abklemmen der Batterie darf nur Elektrodenabstand zu prüfen und eventuell mit
bei ausgeschalteter Zündung erfo lgen, da sonst einer Zündkerzenlehre einzustellen.
das M otorst euergerät beschädigt w erden kann .
• Beim Einbau der Zündkerzen darf kein Fett oder
Öl verwendet werden, da die Gefahr des Fest-
Sichtprüfung der Zündanlage brennens im Zylinderkopf besteht.
• Alle Bauteile der Zündanlage sind auf Sauber-
keit zu überprüfen. Verschmutzung en und Nässe • Die Kerze muss sich leicht einschrauben lassen.
können Kriechströ m e v erursachen, w as zu Zünd- Bei Schwergängigkeit besteht die Gefahr, dass
aussetzernführen kann. die Kerze v erkantet eingesetzt wurde und das
Gewinde beschädigt wird.
• Anschlüsse, Stecker und Leitungen sind auf ein-
w andtreien Zust and zu überprüfen. Beschädi- • Der Einbau darf nur m it vo rgeschriebenem
gungen können zu Funkenüberschlägen führen Anzugsdrehmoment bzw. mit vorgeschriebenem
oder erhöhte Widerstände bewirken. Anzugswinkel erfolgen (Tabelle 1, Seite 657).
19 Elel(trotechniJ( 657

Fehler auf der Sekundärseite. Liegen die Fehler auf


der Sekundärseite der Zündanlage, kann häufig
die Darstellung des Sekundär-Spannungsverlaufs
M 10·1 10 ... 15Nm 10 .. . 15 Nm einen Hinweis auf den vorliegenden Fehler geben .
M 12 · 1,25 15 ... 25Nm 15 .. . 25Nm Allerdings ist hierfür eine genaue Kenntnis des
M 14 · 1,25 20 ... 40 Nm 20 ... 30 Nm Normaloszillogramms der jeweiligen Zündanlage
M 18 · 1,5 30 ... 45 Nm 20 ... 35 Nm
Voraussetzung . Auf Grund der Abweichung des
Ist-Bildes vom Soll-Bild kann auf den Fehler ge-
oder: nach Drehhemmung weiterdrehen
schlossen werden. ln der Praxis zeigt es sich, dass
um 90° bei neuen Zündkerzen
um 30° bei gebrauchten Zündkerzen manche vorhandene Fehler nur durch äußerst ge-
naue Beobachtung, ein großes Detailwissen und
M 14 · 1,25 20 ... 25 Nm 15 ... 25 Nm
viel Erfahrung erkannt werden können (siehe Tab.
M 18 · 1,5 20 ... 30 Nm 15 ... 23 Nm 2, Seite 658) .
oder: nach Hemmung um 15°
weiterdrehen Fehlersuche an der Zündanlage durch Über-
Achtung; Herstellerangaben beachten!
prüfung der elektrischen Widerstände
Häufig sind fehlerhafte elektrische Widerstände die
Fehlersuche mit dem Motortester Ursache für Störungen an der Zündanlage. Bei der
Bei der Fehlersuche an Zündanlagen mithilfe eines Widerstandsmessung gelten folgende Richtwerte
Motortesters ist immer zuerst der Fehlerspeicher (Herstellerangaben beachten) :
auszulesen. ln ihm finden sich Einträge, wenn z. B. Hochspannungsleitung ca . 5 kQ /m .. . 6 kQ/m
Sensoren, wie der Luftmassenmesser oder der
Zündkerzenstecker ca. 5 kQ
Klopfsenso r keine oder unplausible Signale dem
Verteilerläufer ca . 3 kQ ... 5 kQ
Steuergerät übermitteln. Die eingetragenen Fehler
sind in der Anlage zu überprüfen und zu beheben. Zylinderzündspule < 2,0 Q (Primär)
Anschließend ist der Fehlerspeicher zu löschen . < 19 kQ (Sekundär)
Nach dem Betrieb des Motors ist der Fehlerspei- EF- u. DF-Zündspulen < 1,0 Q (Primär)
cher erneut auszulesen . Es dürfen keine neuen < 15 kQ (Sekundär)
Einträge mehr vorhanden sein .
Keine Fehleranzeige. Geht die Störung in der Eine Widerstandsmessung der Sekundärwick-
Zündanlage auf einen zwar plausiblen, aber den- lung ist nicht möglich, wenn Dioden zur Fun-
noch falschen Sensorwert zurück, findet sich kein kenunterdrückung durch die Einschaltinduk-
Fehler im Fehlerspeicher. Beispiel : Durch einen tion integriert sind!
erhöhten Übergangwiderstand am Steckkontakt
des Luftmassenmessers erhält das Steuergerät
einen falschen Wert für die Luftmasse signalisiert. Motor-Diagnose und Fehlersuche mithilfe von
ln einem solchen Fall müssen die Sensorsignale Zündkerzengesichtern (Tabelle 2)
mit dem Tester ausgelesen bzw. am Oszilloskop Durch die Ausbildung des Zündkerzengesichtes
dargestellt und überprüft werden . Die Ergebnisse können Rückschlüsse auf den Zustand des Motors
sind mit den entsprechenden Herstellerangaben zu und dam it auf eventuell vorhandene Fehler gezo-
vergleichen. gen werden .

II

Isolatorfuß in Ursachen: Ursachen: Ursachen: Ursachen:


grau-weißer Gemisch zu fett, Ölstand zu hoch, Th ermische Über- z.B. Motorklopfen
grau-gelber Farbe überwiegender stark verschlissen e lastung durch
Einsatz im Kurzstre- Kolbenringe bzw. Glühzündungen
ckenverkehr Ventilführung en
658 19 Elel<trotechnik

Tabelle 1: Fehlersuche
Q; Q;
Prüfschritte Qi ::c: Q;
..0 -"'
(.) Q;
..0 '::l
::c:
"'
Q)
-"' Q) 't
(i) .3 '::l
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Störung
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N :r: > > >
'::l
N
'::l
N --' (/) ~ 0 S2 ~ --' "'
--'

Motor spri ngt nicht an • • • • • • • • • • • • •


Motor stirbt nach dem Starten ab • • • • • • •
M otor springt heiß nicht an • • • • •
Motor springt heiß sch lecht an • • • • • • • •
M otor spri ngt kalt nicht an • • • • •
Motor spri ngt kalt schlecht an • • • • • • • •
Motor bleibt heiß stehen • • • • • • •
M otor dieselt nach • •
M otor klopft • • •
M ot o r w ird zu heiß • •
U nregelmäßiger Leerlauf • • • • • • • • • • • • •
Kraftstoffverbrauch zu hoch • • • • • •
Tabelle.2: Fehler-Oszillogramme (Sekundär-8pannung)
100 80 60 40 % 0 100 80 60 40 % 0 100 80 60 40 % 0
20 20 8

~ _""re"'""""""
KV KV Einzeldarstel lung KV Einzeldarstellung

10
10 ~-- 4/
5 5 r--
2f\
01-
~ or--v 0 ,.. y
Anlage: Transistorzündung TZ Anlage: Transistorzündung TZ Anlage: Transistorzü ndung TZ
Fehler: Sta rke Verformung der Fehler: Verform ung der Brenn- Fehler: Bren nspannu ngslinie
Brennspann u ngsl in ie, spannungslinie, Feh ler springt durch z.B. ver-
z.B. gebrochener A nschluss im Sekundärkreis, schmutzte Zündkerze
an der Verteilerkappe z.B. Korrosion

Paradeda rstellung Rasterdarstel lung Paradedarstellung

","
15 2x Sekundärraster 15
KV 60' 48' 36' 24' 12' 0' KV

1r~~=,
I I
10 10

5 5

0 0 ..__ ''----' ..____,.


Anlage: VZ mit Einzelfunkenspule Anlage: VZ mit Einzelfunkenspu le Anlage: VZ m it Einzelfunkenspu le
Fehler: Erhöhte Zündspannung Fehler: Verlängerte Brennspa n- Fehler: Verringerte Zündspa n-
an Zylinder 3 durch z.B. zu nungslinie durch nung an Zylinder 5 du rch
großen Elektrodenabstand z.B. Elektrodenfeh ler z.B. zu geringe Kompressi-
an der Zü ndkerze on
1 9 Elel<trotechnik 659

19.2.14 Sensoren
• Das Signal ist durch die Digitalisierung relativ stör-
sicher.
Sensoren haben die Aufgabe, in elektronisch
• Steuergeräte können an verschiedene Sensoren
geregelten Systemen die Betriebszustände zu
leichter angepasst werden, da die Aufbereitung
erfassen und sie in elektrische Signalgrößen um-
des Signals bereits im Sensor geschieht.
zuwandeln.
• Die Information des Sensorsignals kann bei Be-
darf durch das Steuergerät abgerufen werden.
19.2.14.1 Einteilung von Sensoren
Nachteil: Sensoren der 2. und 3. Integrationsstu-
Sensoren werden unterschieden nach:
fe können mit herkömmlichen Werkstattmitteln
• Aufgabe (z.B. Ermittlung von Drehzahlen, Tempe- wie Multimeter oder Oszilloskop nicht mehr über-
raturen, Drücken), prüft werden . Die Prüfung kann nur m ittels eines
• Art des Ausgangssignals (z.B. analog, binär, digi- Motortesters erfolgen.
tal).
Aktive Sensoren. Darunter versteht man Sensoren,
• Kennlinienart (z.B. stetig linear, stetig nicht linear,
die zur Erfassung der physikal ischen Größen eine
nicht stetig),
eigene Spannungsversorgung benötigen. Beispiele
• physikalischer Wirkungsweise (z.B. induktiv, kapa- für aktive Sensoren: Heißfilm-Luftmassenmesser,
zitiv, optisch, thermisch). Saugrohrdruckfühler, Hallgeber.
• Anzahl der Integrationsstufen (Bild 1),
Passive Sensoren. Sie benötigen im Gegensatz zu
• aktiv oder passiv. Aktiven Sensoren keine eigene Spannungsversor-
lntegrationsstufen. Darunter versteht man, dass gung. Beispiele für passive Sensoren: NTCs, Poten-
mehrere Schritte, die bis zur Verwertung des Signals tiometer, Klopfsensoren.
im Steuergerät notwendig sind, bereits innerhalb
des Sensorgehäuses durchgeführt werden. Bei Sen-
soren der 3. Integrationsstufe wird beispielsweise 19.2.14.2 Beispiele für konventionelle
die Information vom Sensor erfasst und in eine elek- Sensoren
trische Spannung umgewandelt. Diese wird aufbe-
Schalter
reitet, z.B. verstärkt und anschließend digitalisiert.
Die einfachste Form von Sensoren sind Schalter. Sie
Dann wird das Signal in einer Auswerteelektronik
können mechanisch, z. B. Drosselklappenschalter,
so weit bearbeitet, dass es im Steuergerät direkt
(Bild 1, Seite 660), pneumatisch, z.B. Warndruc,k-
verwendet werden kann. Ein hoher Integrationsgrad
schalter bei Druckluftbremsen, hydraulisch, z.B. GI-
ergibt folgende Vorteile:
druckschalter, thermisch, z.B. Thermoschalter oder
• Der Sensor kann durch Übertragung des Signals elektrisch, z.B. Relais, betätigt werden. Schalter kön-
über ein Bussystem mehrere Steuergeräte bedie-
nen dem Steuergerät zwei Zustände mitteilen, näm-
nen. lich Schalter geschlossen oder Schalter geöffnet. Die
• Das Signal muss zur Verwendung in mehreren Information erfolgt durch den Spannungsabfall am
Steuergeräten nur einmal aufbereitet werden. Schalter (Bild 2, Seite 660).

Sensor(en) Übertragungsweg Steuergerät

Konventionell ~~------------J~·--------,1 7~:~~~~~~g~~f~in~d_lic~hTJ--~-~~sGJ


störarm
1. Integrationsstufe
(ana log)

störsicher
2. Integrationsstufe
(digital)

störsicher
3. Integ ration sstufe
(d igital)

SE Sensoren, SA Signalaufbereitung, A/D Analog-Digital-Wandler, SG Steuerg erät, MC Microcomputer

Bild 1: Integrationsstufen von Sensoren


660 f 9 Elelctrotechnilc

in der Ausgangsstellung, liegt an PIN 3 eine Span-


Welle
nung von z.B. 4,2 V an. Wird die Welle bis zum An-
schlag bewegt, nimmt die Ausgangsspannung kon-
tinuierlich bis auf z.B. 0,7 V ab. Der Spannungsabfall
an PIN 3 gegenüber Masse wird von der Logikeinheit
LE im Steuergerät ausgewertet. Jeder auftretenden
Spannung kann eine ganz bestimmte Stellung der
Welle bzw. der damit verbundenen Klappe zuge-
ordnet werden. Bei der Überprüfung des Signals ist
wichtig, dass der Spannungsverlauf stetig und ohne
Bild 1: Drosselklappenschalter Einbrüche erfolgt (Rauschprüfung).

Bei geöffnetem Schalter zeigt das Messgerät (Volt-


KL. 15
I U=2V/ DIV

L~l
meter oder Oszilloskop) eine Spannung von z.B. 5 V
an, wenn es an PIN 4 (Masse) und PIN 5 (Plus) ange- -
schlossen ist. Wird der Schalter geschlossen, sinkt I 2
+ r---:- -
V
ov

"" ~
die Spannung auf 0 V ab. Die Logikeinheit LE im I
Steuergerät erhält die gleichen Werte und "erkennt"
z.B. dadurch ob der Motor im Leerlauf bet rieben I
wird oder nicht.
Bild 4: Signaldarstellung am Potentiometer
KL. 15 I
~6 ~
~ U = 2V/ DIV Temperaturfühler
I I Sie werden eingesetzt, um Temperaturen elektro-
2 3 -c::::J-,4 5 nisch zu erfassen. Im Fahrzeug findet man sie z.B.
i-ft i-auf

~s
I I I zu als Motor- (Bild 5), Luft- oder Kraftstofftemperatur-
+ I I I fühler. Im Sensorgehäuse ist ein Messwiderstand
KL. 31 aus Halbleitermaterial untergebracht. Dabei handelt
es sich um einen NTC (Negative-Temperature-Coef-
Bild 2: Signaldarstellung am Schalter ficient). D.h., dass sich mit zunehmender Tempera-
tur der W iderstand verringert.
Potentiometer
Sie werden dazu verwendet, dem Steuergerät die
Winkelstellung bzw. die Position von Wellen oder
Klappen zu signalisieren. Im Fahrzeug werden sie
z.B. als Drosselklappenpotentiometer (Bild 3), Po-
tentiometer an Fahrpedal- oder an Tankfüllstands-
gebern eingesetzt. Potentiometer funktionieren als
Spannungsteiler. Dazu tastet ein von einer Welle
betätigter Schleifer Widerstandsbahnen ab. Durch
die sich verändernde Länge der Widerstandsbahn Bild 5: Motortemperaturfühler
verändert sich der Widerstand und damit der Span-
nungsabfall am Widerstand. Analog zum Widerstand wird der Spannungsab-
fall am NTC mit zunehmender Temperatur kleiner.
Er kann mit einem Multimeter überprüft werden
(Bild 6). Legt das Steuergerät auf PIN 5 z.B. eine
Versorgungsspannung von 5 Volt, so muss das
Messgerät mit steigender Temperatur eine sinken-

KL. 30

~64:::::J
E
2 3 re:J-l-4 5
-
Bild 3: Drosselklappenpotentiometer V u
+
Das Potentiometer (Bild 4) erhält über PIN 4 des KL. 31
/I~H/
Steuergerätes eine Versorgungsspannung von z.B.
5 V. Befindet sich die Welle bzw. der Schleifkontakt Bild 6: Spannungsabfall beim Widerstand
1 9 Elel<trotechnil< 661

de Spannug kleiner 5 V anzeigen . Bei sehr hohen Ultraschallsensoren


Temperaturen geht der Widerstand des NTCs gegen Mit ihrer Hilfe sollen Abstände zu Hindernissen und
Null. Damit wird mit dem Messgerät ein Wert knapp Räumen überwacht werden . Ein Sensor besteht aus
übe r 0 V ermittelt. einer Auswerteelektronik und einer Sende-Emp-
Soll anstatt des Spannungsabfalls der Widerstand fangseinheit, die Ultraschallwellen aussendet und
gemessen werden, so ist die Steckverbindung zum die reflektierten Wellen wieder empfängt (Bild 3). Bei
Steuergerät zu lösen. Die gemessenen Widerstands- der Einparkhilfe kann durch Verwendung von z.B.
werte sind mit den durch den Hersteller vorgege- 4 ... 6 Sensoren im Stoßfänger eines Pkws der Raum
benen Werten zu vergleichen. Üblicherweise wird vor bzw. hinter dem Fahrzeug im Abstand von ca .
das Temperatur-Widerstandsverhalten des NTC's 0,25 m .. . 1,5 m überwacht werden. Bei der lnnen-
als Kennlinie dargestellt (Bild 1). raumüberwachung werden die Sensoren im Fahr-
gastraum angebracht, um ein unberechtigtes Ein-
Q dringen in das Fahrzeug zu erkennen.

Schwingungs- Trans-

t
-a
c
10000 erzeuger formator

:g
~
Q)
-a 1000
l)))
~
=
Sende-/ __L
Em pfangs-
Iogik
Ultraschall-
wandler =
-r ((((
100L-----~----~------~----~---­
-40 0 40 80 oc 120
Temperatur - - -
Au sw erte-
Bild 1: Kennlinie eines NTCs Filter Verstärker
schaltung

Bild 3: Baugruppen eines Ultraschallsensors

19.2.14.3 Beispiele für Sensoren der Drehratensensoren


2. oder 3. Integrationsstufe Diese Sensoren arbeiten entweder piezo-elektrisch
oder kapazitiv (Bild 4). Sie dienen dazu , die Dreh-
Winkelsensoren bewegung des Fahrzeugs um seine Hochachse zu
Sie werden eingesetzt, um den Verdrehwinkel von bestimmen . Die Sensoren sind in der Lage, die bei
Wellen zu bestimmen. Dazu wird meist das Hall- Kurvenfahrt oder Schleudern auftretenden Giermo-
Prinzip verwendet. Ein oder mehrere HaiiiC's sind so mente zu erfassen . Sie werden als Giersensoren für
angebracht, dass sie bei der Drehung der Welle von das ESP und in Navigationssystemen verwendet.
entsprechenden Magnetfeldern durchdrungen wer-
de n. Aus den erzeugten Hall-Spannungen berechnet Drehschwing er
der im Sensor integrierte Mikroprozessor den Dreh-
winkel und bereitet das Signal für die Übergabe an
den CAN-Bus auf. Anwendung findet dieses Prinzip
bei Fahrpedalgebern von Motronic-Anlagen (Bild 2),
bei Lenkwinkelsensoren für das ESP und bei Achs-
sensoren für die dynamische Leuchtweitenregu-
lierung.

Bild 4: Drehratensensor

Beschleunigungssensoren
Sie sollen die Beschleunigungen beim Aufprall eines
Pendelachse
mit Magnet Fahrzeugs erfassen und über das Steuergerät die ln-
sassenrückhaltesysteme auslösen . Dazu wird eine
Bild 2: Pedalwertgeber seismische (frei schwingende) Masse beim Aufprall
662 1 9 Elel<trotechnik

verschoben, wodurch sich eine kapazitive Änderung


Regentropfen Frontscheibe
ergibt Diese wird von der Auswerteelektronik ver-
stärkt, gefiltert und für die Verarbeitung im Steuer-
gerät digital isiert. Andere Bauarten nutzen einen ein-
seitig eingespannten piezo-elektrischen seismischen
Körper. Benötigt werden diese Sensoren z.B. zur
Auslösung von Gurtstraffern, Airbags oder Überroll-
bügel.

sei smische Masse

Bild 3: Regensensor

Kraftsensoren
Druckabhängige Widerstandselemente werden zu
einer Sensormatte (Bild 4) verbunden . Aus der
Druckverteilung auf die Matte kann das Steuergerät
z.B. Gewicht, Position und Bewegung des Insassen
feste El ektrod en
berechnen und die Rückhaltesysteme im Fahrzeug
Bild 1: Beschleunigungssensor im Crash-Fall gezielt auslösen. Damit bilden diese
Sensoren die Grundlage für eine intelligente Airbag-
Gassensoren auslösung . Eine Kindersitzerkennung ist in das Sys-
Mit ihrer Hilfe sollen NOx-, CO-Konzentrationen und tem integriert.
die Luftfeuchte überwacht werden. Sie bestehen aus
Dickschichtwiderständen, die Zinnoxid enthalten.
Lagern sich die zu messenden Stoffe reversibel an,
ändern sich die Widerstände. Diese Sensoren wer-
den zur Überwachung der Feuchtigkeit und der Luft-
güte in Klimaanlagen eingesetzt. Außerdem werden
sie als NOx-Sensoren bei Fahrzeugen mit Benzin-
Direkteinspritzung verwendet.

Bild 4: Sensormatte für Insassenklassifizierung

Ölsensor (Bild 5)
Der Sensor ist in der Lage sowohl Qualität (Alterung)
und Temperatur als auch die Menge des vorhan-
denen Motoröles zu erfassen. Neben der üblichen
Temperaturmessung durch NTC's wird dazu die
Leitfähigkeit des Motoröles ausgewertet. Dadurch
kann der technische Zustand des Fahrzeugs genau
• Bild 2: Luftgütesensor
überwacht werden, was die Einführung flexibler
Inspektionsintervalle ermöglicht.
Optische Sensoren
Sie bestehen aus Leuchtdioden, die Licht aussenden
und Fotodioden, die Licht empfangen . Aufgrund
veränderter Reflexion erkennt das Steuergerät durch
verringerten Lichtempfang der Fotodioden eine
Versehrnutzung der Scheinwerfer, Glasbruch oder
Regentropfen auf der Windschutzscheibe. Anwen-
dung finden diese Sensoren z.B. als Regensensor
(Bild 3) zur automatischen Betätigung der Scheiben-
wischer oder als Schmutzsensor zur automatischen
Reinigung der Abdeckscheiben bei Xenon-Schein-
werfern. Bild 5: Ölsensor
1 9 Elel<trotechnil< 663

19.2.15 Hochfrequenztechnik
Aufgaben
1010
Die Hochfrequenztechnik ermöglicht den Aus- Hz Radar
* ACC
tausch von Informationen in Form von Tönen, 109 Telefon I--
Bildern und Daten ohne eine Leitungsverbindung '-----
(drahtlos). 108 IUKWL
TV
j FFB/RDK* l u::
~
"""<::
Anwendungen (Bild 1) ~
'"0 IKWl
L--
.,<::
N

107 <:: "tT


Tonübertragung: a: ~
" ~
:~ .s::
• Rundfunk, Fernsehen, Telefon
t
.....
106 :X: t-r.i1W'
~
u
0
:X:
Bildübertragung:
.,<::
N cO
~
="' ~
- .s::
u
• Fernsehen 105 r- 5 I
.,"tT <J)
Keyless Entry/Go
Datenübertragung: U::
104 r- f---
• Internet, Telematik (z.B. Notruf, Verkehrsinforma-
tionen) .,<::
N
u::
" Im
~
• Fahrzeuginterne Systeme wie Reifendruckkontrol- 103 r- tT
.,<::
N

le, Funkfernbedienungen, drahtloser Tel efonhörer


• Ortungssystem Global Positioning System (GPS) 102 r- ~
~<::
lW .,"tT
für Navigationssysteme
-t:.,
.,
'"0

101 z
Senden + Empfangen: Empfangen: L__
Telefon Radio / Fernsehen
Dateniern- GPS
übertragung Anwendung---
• FFB - Funkfernbedienung, RDK - R~ifendruckkontrolle
Keyless Entry/Go - schlüsselloses Offnen/Starten
ACC - Adaptive Cruise Control (Distanzregelung)

Bild 2: Frequenzbereiche im Kraftfahrzeug

Antenne. Sie ist bei kleinen Geräten z.B. Handy,


Funkfernbedien ung im Gehäuse eingebaut. Bei Tele-
Bild 1: HF-Technik im modernen Kraftfahrzeug fonan lagen, Radio und Navigationssystemen ist die
Antenne als zusätzliches Bauteil ausgeführt, welches
Die Informationen sind in ihrer ursprünglichen durch die Antennenleitung m it dem Sender bzw.
Form (z.B. hörbare Töne m it einer Frequenz von 16 Empfänger verbunden ist. Bild 3 zeigt als Beispiel
-20 000 Hz) nur mithilfe von Schallwellen oder elek- einer Sende-/Empfangsanlage den Aufbau eines
trischen Leitungen übertragbar. Diesen Frequenzbe- Autotel efons.
reich nennt man Niederfrequenz (NF).
Antenne
Die Hochfrequenztechnik nutzt zur Übertragung der
Informationen die Abstrahlung und den Empfang
von elektromagnetischen W ellen mit Frequenzen
über 30 kHz. Diesen Frequenzbereich bezeichnet
Hochfreq uenz (HF)
man als Hochfrequenz (HF)-Bereich. Bild 2 zeigt die
im Kraftfahrzeug verwendeten Frequenzbereiche
und deren Anwendungen.

Aufbau Sende- oder Empfangsanlage

Sie besteht aus dem Sender oder Empfänger, der


Antennen leitung und der Antenne.
Sende-/ Em pfangseinheil
Um elektromagnetische Wellen abstrahlen oder
empfangen zu können benötigt die HF-Technik ei ne Bild 3: Aufbau eines Autotelefons
664 19 Elel<trotechnil<

Sender mit Antennenverstärker, welches die Verbindung


zwischen den Antennenleitern auf der Scheibe und
Er hat die Aufgabe, eine sinusförmige Wechsel- der Antennenleitung herstellt. Die Stromversorgung
spannung (Trägerfrequenz) zu erzeugen und das des Antennenverstärkers erfolgt über die Antennen-
Nutzsignal auf diese zu übertragen. leitung .
Die grundsätzliche Funktionsweise der Scheiben-
Der Sender erzeugt mit Hilfe eines Frequenzgenera- antenne entspricht der einer Stabantenne.
tors eine sinusförmige Wechselspannung mit einer
Frequenz im HF-Bereich. Sie bezeichnet man als
Stabantenne
Trägerfrequenz. Das Nutzsignal (z.B. beim Telefon
das Tonsignal vom Mikrofon im Bedienhörer) wird
Antennenstab
vom Sender mithilfe der Modulation auf die Träger-
frequenz übertragen.

Amplitudenmodulation (AM). Bei ihr verändert der Antennenfuß


Sender die Amplitude der Trägerfrequenz im Verlauf mit Verstärker
der Nutzfrequenz (Bild 1). Sie wird bei der Übertra-
gung der Radiosignale im Langweilen (LW)-, Kurz-
wellen (KW)- und Mittelwellen (MW)-Bereich ange-
wendet.

Scheibenantenne

D D
FM4fTV4

Zeit t Antennen-
modul

Bild 1: Amplitudenmodulation (AM)

Bild 2: Aufbau Stab- und Scheibenantenne


Weitere Modulationsarten sind die Frequenzmodu-
lation (FM), sie wird im Ultrakurzwellen-(UKW) Be-
reich angewendet, und die Phasenmodulation, wel-
che bei der Übertragung digitaler Signale verwendet Funktionsweise Sendeantenne (Bild 1, Seite 665)
wird (z.B. Telefon, Navigation).
Die Spannung erzeugt an der Antenne ein elek-
trisches, der Strom ein magnetisches Feld.
Antenne
Die Antennenspitze wirkt zusammen mit dem Anten-
Sie hat die Aufgabe, beim Senden die vom Sen- nenfuß wie ein Kondensator mit weit auseinander
der erzeugte, modulierte Wechselspannung als


liegenden Platten. Liegt eine elektrische Spannung
elektromagnetische Wellen an die Umwelt abzu- zwischen der Antennenspitze und dem Antennenfuß
strahlen. Beim Empfangen wandelt die Antenne an, entsteht ein elektrisches Feld. Die elektrischen
die elektromag netisch en Wellen in eine W echsel- Feldlinien w erden parallel zum Antennenstab abge-
spannung um, die vom Empfänger ausgew ertet strahlt.
wird.
Steigt oder sinkt die Spannung während der Wech-
Aufbau (Bild 2). Im Kraftfahrzeug werden vorwie- selspannungsperiode, fließt durch den Antennen-
gend Stabantennen eingebaut. Sie bestehen aus stab ein Strom. Der Antennenstab wirkt wie eine
dem Antennenfuß und dem Antennenstab mit der Spule und erzeugt ein magnetisches Feld. Die mag-
Antennenspitze. netischen Feldlinien sind ringförmig um den Anten-
nenstab angeordnet.
ln heutigen Fahrzeugen komm en zunehmend Schei-
benantennen zum Einsatz. Sie nutzen die Heizleiter Die elektrischen und m agnetischen Felder w echseln
der Heckscheibenheizung oder zusätzlich aufge- einander ab und werden senkrecht zueinander von
brachte Antennenleiter in Heck-, Seiten- oder Front- der Sendeantenne abgestrahlt. Zusammen bezeich-
scheibe. Hauptbestandteil ist das Antennenmodul net man sie als elektromagnetische Wellen.
I 9 Elektrotechnil( 665

Spulenantenne. Sie nimmt die magnetischen Wel-


Ersatzschaltbild
len eines Funksignales auf und erzeugt eine hochfre-

Koodeo•~
quente Wechselspannung. Da sie eine Richtwirkung
hat, ist sie für den Einsatz als Empfangsantenne im
Sp"''
Kraftfahrzeug nicht geeignet. Sie wird in Sonderfäl-
len als Sendeantenne (z.B. schlüssellose Zentralver-
riegelung) eingesetzt.
Elektrisches Feld
Abgestimmte Antenne (Bild 3)

ill
Hohe positive
Spannung
Die Länge der Antenne muss auf die Wellenlän-
u Strom=O ge der Trägerwelle abgestimmt sein. Beträgt die
Länge der Antenne ein Viertel der Wellenlänge (A.)
spricht man von einer abgestimmten Antenne.

Hohe Magnet- ~ Optimale Antenne (Bild 3a). Bei ihr entsteht an der
Stromstärke feld ~ Antennenspitze die höchste Spannung. Am An-
u tennenfußpunkt fließt der größte Strom. Sie befin-
Spannung =0
det sich mit der Empfangsfrequenz in Resonanz. So-
mit hat sie die größte Empfangsleistung .
Elektrisches Feld Antenne zu kurz (Bild 3b). ln der Antennenspitze
entsteht eine niedrigere Spannung. Daraus folgt ein

ffi
niedrigerer Strom im Antennenfuß. Die Empfangs-
u Strom=O leistung ist reduziert. ln heutigen Fahrzeugen sind
Hohe negative
aus Gründen des Designs verkürzte Antennen einge-
Spannung baut. Dies macht Antennenverstärker im Antennen-
fuß oder Antennenmodul notwendig .

Magnet- ~ Antenne zu lang (Bild 3c). Bei einer längeren Antenne


nimmt die Spannung an der Antennenspitze wieder
f eld ~
u Spannung =0 ab. Die Empfangsleistung ist ebenfalls reduziert.
Hohe
Stromstärke
a) b) c)
Bild 1: Funktionsweise Sendeantenne

Empfangsantenne

Hochfrequente Wechselspannung wird erzeugt:


• Bei der Stabantenne durch das elektrische Feld,
• bei der Spulenantenne durch das magnetische
Feld.

Stabantenne (Bild 2). Gelangt die elektromagne-


t ische Welle einer senkrechten Sendeantenne zu
einer ebenfalls senkrechten Empfangsstabantenne, Bild 3: Strom- und Spannungsverteilung auf Antennen
so erzeugt das elektrische Feld in ihr eine hochfre- verschiedener längen
quente Wechselspannung.
Wellenlänge

Die Wellenlänge A. gibt den zurückgelegten Weg


eines W echselspa nnungssignals w ährend einer
Periode an. Sie wird umso kl einer je größer die
Frequenz f ist.
Sendeantenne Empfangsantenne
Sie errechnet sich aus der Ausbreitungsgeschwin-
Bild 2: Empfangsvorgang bei einer Stabantenne digkeit der Wellen (c) und der Frequenz (f) und wird
666 1 9 Elel<trotechnik

in Metern angegeben. Elektromagnetische Wellen ponenten aufeinander abgestimmt. Deshalb dürfen


breiten sich in der Luft nahezu mit Lichtgeschwindig- bei der Instandsetzung nur die vom Hersteller freige-
keit aus. gebenen Ersatzteile eingebaut werden .

I A=f
c
Einheit: m

Beispiel für die Berechnung einer abgestimmten


Stehende Wellen (Bild 2). Sie entstehen durch die
fehlerhafte Abstimmung einer Sendeanlage. Da-
durch strahlt die Antenne nicht die gesamte Energie
ab. Ein Teil der Wellen wird am Übergang von der
Antennenleitung zur Antenne reflektiert. Es überla-
Antenne für UKW-Radioempfang gern sich die hin- und rücklaufenden Wellen .
Ausbreitungsgeschwindigkeit C= 300 · 106 m/s Die überlagernden Wellen bilden in der Antennen-
Frequenz f= 100 MHz (UKW) leitung in regelmäßigen Abständen (A/2) Wellen mit
Länge Antenne= h erhöhter Amplitude, Wellenberge ( Uh + U,) und ver-
;. = !?_ = 300 · 106 m /s = 3 m ringerter Amplitude, Wellentäler (Uh - U,). Man be-
f 100 · 106 1/s zeichnet sie als stehende Wellen. Sie reduzieren die
Sende Ieistung.
h = A/4 = 3 m I 4 = 0,75 m
Wellenberg
Antennenleitung (Bild 1)

Sie hat die Aufgabe bei einer Sendeanlage die


Wechselspannung zur Antenne zu übertragen .

Aufbau (Bild 1). Die Antennenleitung ist als Koaxial-


leitung ausgeführt und durch eine mit der Fahrzeug-
masse verbundenen Abschirmung vor elektromag-
netischen Störungen geschützt. Die Koaxialleitung
setzt dem Wechselstrom einen Wellenwiderstand
entgegen und beeinflusst so die Sende- und Emp-
fangsleistung.
Bild 2: Stehende Wellen

Wellenwiderstand. Fließt durch eine Koaxialleitung


ein hochfrequenter Wechselstrom, so wirkt sie wie Stehwellenverhältnis (SWR*). Es ist die Messgröße
ein Schaltkreis mit in Reihe geschalteten Spulen und zur Abstimmung von Sendeanlagen . Es errechnet
parallel geschalteten Kondensatoren . sich aus dem Verhältnis zwischen dem Wellenberg
(Uh + U,) und dem Wellental (Uh-U,) .
Ummantelung Abschirmung

~----~

0 I I I----~
I SWR

Bei einer perfekt abgestimmten Sendeanlage entste-


hen keine Wellenberge und -täler. Die Spannung ur
ist somit 0.
Isolationsschicht Leiter
Daraus errechnet sich:
Bild 1: Aufbau und Ersatzschaltbild Antennenleitung
SWR = Uh + 0 V = 1
U h -0V
Der Wellenwiderstand setzt sich aus dem ohmschen
Widerstand des Leiters, dem kapazitiven und induk- Das bedeutet das optimale Stehwellenverhältnis hat
tiven Blindwiderstand zusammen . Der Wellenwi- den Wert 1.
derstand ist entscheidend für die Sende- bzw. Emp-
fangsqualität ln der Werkstattpraxis werden SWR-Messgeräte zur
Fehlersuche an Sendeanlagen (z.B. Funk, Telefon)
Abgestimmte Antennenanlage. Bei ihr ist der Wel- eingesetzt.
lenwiderstand der Antennenleitung gleich dem Fuß-
punktwiderstand der Antenne. Bei der Entwicklung
von Sende- und Empfangsanlagen werden die Kom- • SWR = Standi ng Wave Ratio
19 Eleldrotechnik 667

Empfänger sehen Sender und Empfänger eine Sichtverbindung


besteht. Ultrakurzwellen ermöglichen durch das
Der Empfänger hat die Aufgabe, die von der Durchdringen der Ionosphäre den Funkverkehr zu
Antenne erzeugte hochfrequente Wechselspan- Raumschiffen und Satelliten.
nung auszuwerten, daraus das Nutzsignal (Töne,
Bilder, Daten) zu gewinnen und damit Aktoren Polarisationsrichtung
(Lautsprecher, Bildschirme usw.) anzusteuern.
Sie bezeichnet die Richtung des elektrischen
Der Empfänger nimmt die Wechselspannung der Feldes einer Sendeantenne zur Fortpflanzungs-
Antenne auf und trennt mithilfe der Demodulation richtung und bestimmt so die Einbaulage einer
das Nutzsignal von der Trägerfrequenz. Das gewon- optimalen Empfangsantenne.
nene Nutzsignal wird dann zur Ansteuerung von
Aktoren wie Lautsprecher, Bildschirmen, Motoren Eine senkrechte Sendeantenne strahlt ein elektro-
usw. verwendet. magnetisches Feld ab, dessen elektrische Feldrich-
tung senkrecht zur Fortpflanzungsrichtung und
Wellenausbreitung (Bild 1) dessen magnetische Feldrichtung waagerecht dazu
verlaufen. Sie bezeichnet man als vertikale Polari-
Die Funkwellen breiten sich, abhängig von ihrer sation. Entsprechend gibt es bei einer waagerecht
Frequenz, unterschiedlich aus. Dabei unterschei- angeordneten Sendeantenne eine horizontale Po-
det man zwischen Boden- und Raumwellen. larisation. Beide nennt man lineare Polarisationen.
Bild 2 zeigt die vertikale Polarisation.
Bodenwellen. Sie breiten sich entlang der Erdober-
fläche aus. Im Langweilen (LW)-Bereich können sich
die Bodenwellen bis zu 1000 km ausbreiten. Bei zu-
nehmender Frequenz steigen jedoch die Verluste
entlang der Erdoberfläche. So sinken die Reichwei-
ten der Bodenwellen im Kurzwellen (KW)-Bereich
auf etwa 100 km .

Raumwellen. Sie breiten sich geradlinig aus und


müssten demnach den Bereich unserer Erde verlas-
sen. ln bestimmten Frequenzbereichen reflektieren Sendeantenne Empfangsantenne
jedoch leitende Schichten der Erdatmosphäre in 50
bis 300 km Höhe die Raumwellen zurück zur Erd- Bild 2: Vertikale Polarisation
oberfläche. Das Reflexionsve rmögen ist abhängig
von der Wellenlänge und der Tageszeit. So erhöht Zirkular polarisierte Welle. Sie besteht aus zw ei
die Reflexion der Raumwellen die Reichweiten der W ellen mit jeweils linearer Polarisation in zueinan-
Mittei-(MW) und Kurzw ellen (KW). der senkrechten Ebenen, die gegeneinander ei ne
Phasenverschiebung von 90° haben. J e nach Rich-
tung dieser Phasenverschiebung ist die resultieren-
de Welle links- oder rechtsdrehend. Diese Technik
wendet man überwiegend im Satel litenfunk (z.B.
GPS) an.

Beugung der Funkwellen durch die Fahrzeug-


karosserie (Bild 1, Seite 668)
UKW-Signale werden in Europa mit horizontaler
Polarisation abgestrahlt. Erst die Feldbeeinflussung
durch die Metallhaut der Fahrzeugkarosserie ermög-
licht den UKW-Empfang mithilfe einer übl icherweise
vertikal montierten Stabantenne.
Zusätzlich bilden sich an der Fahrzeugkarosserie
Bild 1: Ausbreitung von Funkwellen Stellen mit unterschiedlicher Konzentration der elek-
tromagnetischen Felder. An dem dargestellten Fahr-
Im Ultrakurzwellen (UKW)- und Fernseh-Bereich zeug treten an der vorderen und hinteren Dachkante
breiten sich die Wellen fast geradlinig aus. Die bes- die höchsten Konzentrationen der Felder auf. Sie sind
ten Empfangsverhältnisse liegen vor, w enn zwi- die optimalen Einbauorte für eine Empfangsantenne.
668 19 Elel<trotechnil<

Störquellen im Kraftfahrzeug

Schaltende und schleifende Kontakte im Kraft-


fahrzeug erzeugen elektromagnetische Wellen,
die Funksysteme stören.

Störquellen im Kraftfahrzeug sind insbesondere:


• Zündanlage
• Wackelkontakte in stromdurchflossenen Leitun-
gen oder deren Anschlüssen
Bild 1: Beugung durch Fahrzeugkarosserie • Generator
• Starter
Ursachen von Empfangsstörungen
• Elektromotoren
Funkschatten (Bild 2)
• Elektrostatische Aufladungen (z.B. Reifen)
Er tritt auf, wenn die "Sichtverbindung" zwischen • Schlechte oder wechselnde metallische Berüh-
Sender und Empfänger durch Hindernisse unter- rung größerer Metallteile des Fahrzeugs (z.B. Mo-
brochen ist. torhaube)

Hindernisse wie Berge und Gebäude können von


den Funkwellen nicht durchdrungen werden. Die
Empfangsleistung verringert sich. 19.2.16 Elektromagnetische
Verträglichkeit (EMV)

Sie bezeichnet die Fähigkeit einer elektrischen


oder elektronischen Einrichtung in ihrer elektro-
magnetischen Umgebung bestimmungsgemäß
zu funktionieren (Störfestigkeit) und gleichzeitig
dabei andere Einrichtungen nicht störend zu be-
einflussen (Störaussendung, Bild 4).

Die im Kraftfahrzeug eingebauten Systeme wie


Zündanlage, Einspritzsystem, Antiblockiersystem,
Mobiltelefon u.a. dürfen sich nicht gegenseitig be-
Bild 2: Funkschatten einflussen. Weiterhin müssen sich die Systeme
neutral gegenüber der Umwelt verhalten.
Mehrwegeempfang, Multipath (Bild 3)
Störfestigkeit Störaussendung
Er tritt auf, w enn ein Funksignal direkt und ein-
oder mehrmals reflektiert auf die Empfangsan-
tenne trifft.

Das reflektierte Signal trifft zu einem späteren Zeit-


punkt, also mit einer Phasenverschiebung auf die
Antenne. Die Signale heben sich gegenseitig teilwei-
se auf und reduzieren die Empfangsleistung. Gew ährleistung Beei nf lussu ng von
der Fu nktion Syst em en außer-
der elektronischen halb und innerha lb
Systeme im Kraftfahrzeug des Kraftfahrzeugs

Bild 4: Störfestigkeit und Störaussendung

Geeignete Maßnahmen zum Erreichen einer guten


EMV sind der Einbau von:
• Entstörkondensatoren
• Drosselspulen
• Abgeschirmten Leitungen
• Abschirmungen aus Stahlblech
Bild 3: Mehrwegeempfang, Multipath • Verdrillten Leitungen
19 Elel<trotechnil< 669

WERKSTATTHINWEISE • Beide Fahrzeuge müssen nacheinander an der


Diagnose an Empfangsanlagen gleichen Stelle und in der gleichen Richtung ste-
hen.
Feldstärkemessung (Pegelmessung)
Sie erfolgt zur Fehlersuche an Empfangsanlagen. Wird bei der Messung eine Abweichung der Mess-
Die Messung der in der Antenne erzeugten sinus- werte zum Vergleichsfahrzeug festgestellt kann
förmigen Spannungsveränderung erfolgt mithilfe mithilfe weiterer Prüfschritte die Fehlerursache er-
von Feldstärke- bzw. Pegelmessgeräten. mittelt werden.
Die Maßeinheit ist Dezibel Mikrovolt (db JJV). • Durchgang der Anten nen leitung prüfen.
Feldstärkemessgeräte werden im Autohaus selten • Masseverbindung der Antenne prüfen.
eingesetzt. • Versorgungsspannung und Stromaufnahme des
Die Überprüfung der Feldstärke kann mithilfe des Antennenverstärkers messen.
Diagnosetesters im Rahmen der Eigendiagnose • Probetausch von Komponenten der Empfangs-
durchgeführt werden. anlage (z.B. Antenne, Antennenverstärker,
Die Feldstärke hängt stark von äußeren Einflüssen Antennenleitung, Empfänger) und Wiederho-
ab. Dadurch ist die Festlegung eines Sollwertes lung der Feldstärkemessung durchführen .
nicht möglich. Zur Fehlersuche wendet man das
Verfahren der Vergleichsmessung mit Fahrzeugen ln Empfangsanlagen der neuen Generation erfolgt
ohne Beanstandung an. Dabei wird an einem funk- die Spannungsversorgung des Antennenverstär-
tionsfähigen Fahrzeug die Feldstärke gemessen kers mithilfe der Antennenleitung. Die Eigendiag-
und mit dem Messwert des beanstandeten Fahr- nose der Empfangsanlage überwacht mithilfe der
zeugs verglich en. vom Antennenverstärker aufgenommenen Strom-
Es müssen folgende Bedingungen beachtet wer- stärke die Leitungsverbindung und Stromaufnah-
den: me des Verstärkers. Kommt es zu Abweichungen
gegenüber den Sollwerten erfolgen Fehlerspei-
• Feldstärkemessungen sind grundsätzlich nur im
chereinträge. Sie können mithilfe des Diagnose-
Freien durchzuführen.
testers ausgelesen und behoben werden.
• Beide Fahrzeuge müssen vom gleichen Typ und
Ausstattung sein. Zusätzlich kann die Stromaufnahme des Ante n-
• Es ist bei beiden Fahrzeugen die gleiche Fre- nenverstärkers mit dem Diagnoset ester geprüft
quenz einzustellen. werden.

a) Anzeige fehlerfreies Fahrzeug b) Anzeige Fahrzeug mit geknickter Antennenleitung

Antennenleitung
Messwerteblock 6

46 25
Empfangspegel des eingestellten Senders in Empfangspegel des eingestellten Senders in
dB~V dB~V

Bild 1: Feldstärkenmessung mit Diagnosetester Bild 2: Anzeige geknickte Antennenleitung

WIEDERHOLUNGSFRAGEN

1 Woraus besteht eine Sendeanlage? 7 Was sind die Störquellen im Kraftfahrzeug?


2 Welches Feld strahlt eine von Strom durchflossene 8 Was versteht man unter Stehwellenverhältniss?
Sendeantenne ab?
9 Was versteht man unter Elektromagnetische Ver-
3 Welche Aufgabe hat die Empfangsantenne? träglichkeit?
4 Wann tritt der Funkschatten auf? 10 Wie erfolgt die Messung der Feldstärke bei
5 Wie wirkt sich der Mehrwegeempfang aus? Empfangsanlagen?
6 Wie lang ist eine abgestimmte Empfangsantenne? 11 Was versteht man unter der Polarisation?
670 1 9 Elel<trotechnil<

19.2.17 Datenübertragung im Kraftfahrzeug

Anzahl der Steuergeräte

Bis zu 90 vernetzte
Komponenten
(Steuergeräte, Aktoren,
Sensoren),
Bis zu 40 Steuergeräte 20 Datenbusnetzwerke
5 Datenbusnetzwerke

Bild 1: Entwicklung des Vernetzungsumfangs im Kraftfahrzeug

Datenbussysteme (Tabelle 1, Seite 671)


Sie ermöglicht zwischen den elektronischen Bau-
Die steigenden Anforderungen an die Fahrzeugelek-
teilen den Transport und Austausch von Infor-
tronik erfordern eine starke Entwicklung der Ver-
mationen in Form von Daten und Signalen.
netzungsumfänge (Bild 1). Sie ist durch die Verwen-
dung von Datenbussystemen möglich.
Herkömmliche Datenübertragung (Bild 2). Bei ihr
werden für jede Information, z.B. Luftmassenmes- Sie übertragen die Informationen mithilfe von
ser, Hallgeber, mindestens zwei Leitungen benötigt. Informationseinheiten (Bits). Diese sind zu Daten-
Die gestiegenen Anforderungen an die Fahrzeug- paketen zusammengefasst.
elektronik in den Bereichen Fahrzeugsicherheit, Kom-
Vortei le der Datenbussysteme gegenüber der her-
fort, Kommunikation, Kraftstoffverbrauch, Abgasre-
kömmlichen Datenübertragungstechnik:
duzierung und Diagnose erfordern die Vernetzung
der Systeme, um den Austausch von vielen Informa- • Gemeinsame Nutzung von Sensoren und berech-
tionen in kurzer Zeit zu ermöglichen. Die genannten neten, physikalischen Werten (z.B. Außentempera-
Anforderungen lassen sich mit der herkömmlichen tur, Motordrehzahl) durch mehrere Steuergeräte.
Datenübertragung nicht erfüllen, da zu viele Leitun- • Erweiterte elektronische Diagnosefähigkeit von
gen notwendig sind, der Bauraum begrenzt ist und Stellgliedern.
die Reduzierung des Fahrzeuggewichts angestrebt • W eniger elektrische Leitungen .
wird. Aus diesem Grund werden zunehmend Daten- • Weniger Platzbedarf für Leitungssätze.
bussysteme in Kraftfahrzeuge eingebaut.
• Kleinere Steckergehäuse und Steckerleisten, da-
durch kleinere Steuergeräte.


Die Übertragungsart ist vom Datenbussystem ab-
hängig. Man unterscheidet:
• Elektrische Einleiter - Datenbussysteme
• Elektrische Zweileiter - Datenbussysteme
• Optische Datenbussysteme
f - - - - - =::=----4 Steuer- f---___, • Drahtlose Datenbussysteme
gerät
Die Anwendung der unterschiedlichen Datenbussys-
teme richtet sich nach Eigenschaften und Anford e-
rungen wie
• Datenübertragungsgeschwindigkeit, die mit der
Einheit Baud (bd)*, Bits pro Sekunde, ang egeben
Hallgeber Zündspule wird
* Baud (bd): Benannt nach Jean Baudot (Fernmeldeingenieur, Frank-
Bild 2: Herkömmliche Datenübertragung reich 1845-1903
1 9 Elel<trotechnil< 671

art
Elektrisch Einfachste
Einleiter Local lnterconnect 19,2 kbd Steuerung Asynchron Busstruktur
Network (LIN)
Elektrisch Controller Area 1 Mbd Antrieb und Asynchron Busstruktur
Zweileiter Network (CAN) Komfort oder passive
Sternstruktur
FlexRay 10 Mbd Fahrdynamik- Synchron Aktive Stern-
systeme, Drive- struktur, Daisy-
by-Wire-Systeme Cha in-Struktur
Domestic Digital 5,6 Mbd Information, Synchron Ringstruktur
Bus (D2 B) Kommunikation,
Unterhaltung
Lichtimpulse
Media Oriented 150 Mbd Information, Synchron Ring- oder aktive
System Transport Kommunikation, Sternstruktur
(MOST) Unterhaltung
Lichtimpulse Byteflight 100 Mbd Sicherheit, Synchron Ring-, Baum-,
oder Funk- Information, Sternstruktur
wellen Unterhaltung

• Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) Ereignissen auf den Datenbus übertragen, wenn


• Echtzeitfähigkeit der Datenbus frei ist. Wollen mehrere Steuergeräte
gleichzeitig auf den Datenbus senden, wird die wich-
• Synchrone oder Asynchrone Datenübertragung
tigste Botschaft zuerst übertragen.
• Aufwand und Kosten
Beispiel: Die Botschaften für die Steuerung eines
Echtzeitfähigkeit Bremseneingriffs zur Stabilisierung des Fahrzeugs
Sie ist die Fähigkeit eines elektronischen Systems durch das ESP-System werden vorrangig gegenüber
Vorgänge in der gleichen Zeit zu berechnen oder zu den Botschaften zur Steuerung der lnnenraumklima-
übertragen wie sie in der realen Weit ablaufen. Das tisierung übertragen.
bedeutet zum Beispiel, dass man ein sehr schnell
rechnendes System zur Steuerung der Verbrennung
a) Synchrone Dat enübertragung
im Motor benötigt, da dort die Vorgäng e in kürzester
Zeit ablaufen. Dagegen reicht zur Steuerung des
elektrischen Fensterhebers ein langsameres Rechen-
system aus. Zeit

Synchrone, zeitgesteuerte Datenübertragung


(Bild 1a)
b) Asynchrone Datenübertragung
Bei ihr werden die Daten in festen Zeitabständen
übermittelt. Sie wird auch als zeitgesteuerte Daten-
übertragung bezeichnet.
Beispiel A, B und C sind Botschaften, die in ei ner Zeit

festgelegten Reihenfolge gesendet werden. ln be-


stimmten zeitlichen Abständen wird jeweils eine Bild 1: Synchrone und asynchrone Datenübertragung
Botschaft übermittelt, z.B. Öltemperatur, Motor-
drehzahl. Da die Motordrehzahl häufigeren zeit-
Serielle Datenübertragung
lichen Schwankungen unterworfen ist als die Öl-
temperatur, wird sie in kürzeren Zeitabstä nden auf Bei den derzeit verwendeten Bussystemen w er-
den Datenbus übertragen. den die Daten seriell übertragen. Darunter ver-
steht man, dass die Bits nacheinander auf das
Asynchrone, ereignisgesteuerte Datenübertragung
Übertragungsmedium (elektrische Leitung, Licht-
(Bild 1b)
wellenleiter, Funkwellen) übertragen werden.
Bei ihr werden die Botschaften nach Eintreten von
672 1 9 Elel<trotechnil<

Die Informationsübertragung kann folgendermaßen • dem Transceiver zur Übertragung der Daten auf
erfolgen: die Busleitung.
• ln elektrischen Datenbussystemen durch Span-
nungsänderung auf der Übertragungsleitung. Transceiver. Er ist ein elektronisches Bauteil im
• ln optischen Datenbussystemen durch Verände- Knoten und führt zwei Funktionen aus. Er sendet
rung der Lichtwellen, Lichtwellenmodulation. (engl. to transmit) und empfängt (engl. to receive)
die Daten auf der Busleitung. Er erhält die zu senden-
• ln drahtlosen Datenbussystemen durch Verände-
den Daten vom Controller. Die empfangenen Daten
rung der Funkwellen, Puls-, Frequenzmodulation.
leitet er an den Controller weiter.
Damit die Steuergeräte miteinander kommunizieren
können, ist jedem Bit ein fester Zeitwert zugeordnet Controller. Er bereitet die vom Microprozessor er-
(Taktung). Diese Zeit ist d ie Bitzeit tbit· rechneten Daten so auf, dass sie der Transceiver auf
die Datenleitung senden kann. Sendet ein anderer
Betriebszustände: Sleep- und Wake-up-Modus Knoten Daten auf die Datenbusleitung, übermittelt
der Transceiver alle Daten an den Controller. Er fil-
Sleep-Modus. Er verringert den Stromverbrauch
tert die für das Steuergerät notwendigen Daten aus
durch Abschaltung der Kommunikation, wenn kein
und übermittelt sie an den Mikroprozessor.
Datenaustausch notwendig ist.

Ist die Kommunikation auf einem Datenbussys- Es werden immer alle auf der Busleitung über-
tem nicht notwendig, wechselt es in den .,Schlaf" m ittelten Daten von jedem Knoten empfangen.
(eng I. to sleep)-Modus. Jeder Knoten entscheidet im Controller über die
Verwendung der einzelnen Daten.
Wake-up-Modus. Er w ird benötigt, um die Kommu-
nikation auf dem Datenbussystem nach dem Wech-
sel in den Sleep-Modus wieder zu aktivieren. 15

Es werden in den Datenbussystemen unterschied-


liche Verfahren zur Steuerung des Sleep- und Wake-
up-Modus angewendet. Diese Verfahren werden
häufig vom Hersteller festgelegt. Beachten Sie hier-
zu die Herstellerinformationen.

Werkstatthinweis
Sind Datenbussysteme aktiv, so erhöhen sie den
Ruhestrom! Bei einer erhöhten Entladung der
Starterbatterie ist zuerst die Funktion des Sleep-
und Wake-up-Modus zu überprüfen.

Hierzu steht zum Beispiel eine Liste der schlafberei-


ten Knoten in der Anzeige der Istwerte im Diagnose-
tester zur Verfügung.
Bild 1: Aufbau eines elektrischen Datenbussystems
19.2.17.1 Elektrische Datenbussysteme

• Aufbau (Bild 1). Elektrische Datenbussysteme beste


hen aus mindestens zwei Knoten, Busteilnehmern
(z.B. Steuergerät ABS, Motorsteuergerät) mit eige-
ner Spannungsversorgung und einer oder zwei Bus-
leitungen, auf denen die Daten übertragen werden.

Knoten, Busteilnehmer
Multiplexverfahren (Bild 1, Seite 673)

Multiplexer sind elektronische Schaltungen, die


verschiedene Eingangssignale erfassen und die-
se zeitlich oder mit unterschiedlicher Frequenz
versetzt über eine Leitung übertragen.
Sie bestehen aus
• der Auswerteelektronik der Sensorsignale, Nach der Übertragung werden die Signale durch
eine weitere elektronische Schaltung, dem Demul-
• der Steuerelektronik für die Aktoren,
tiplexer, getrennt und ihren Empfängern zugestellt.
• dem Mikroprozessor zur Berechnung der Funkti- Es können mehrere Eingangssignale mithilfe einer
onen, Leitung zum Steuergerät übertragen werden. Die
• dem Controller zur Steuerung der Datenbuskom- Form (Protokoll) der digitalen Informationen ist von
munikation sowie den Systemherstellern nicht einheitlich festgelegt.
19 Elel<trotechnik 673

Es werden unterschiedliche Signalpegel und Proto- • Datenübertragung über eine Leitung


kolle verwendet. • Adressorientierte Datenübertragung

Anwendungen. Multiplexsysteme werden z.B. im Adressorientierte Datenübertragung. Bei ihr wird


hydroaktiven Fahrwerksystem angewendet. die Kennzeichung des Empfängers in die Botschaft
eingefügt.

Datenfestlegung. Die einheitliche Festlegung der


Datenübertragung ermöglicht im Unterschied zum
Multiplexsystem die Verwendung der LIN-Bauteile
Querbeschleuni- Hy draulik- von vielen System- und Fahrzeugherstellern, die
gungssensor einheit
Verwendung von einheitlichen Diagnosewerkzeu-
gen, -software und die Vereinfachung der Fehler-
diagnose.

Aufbau (Bild 2)

Lenkwinkel-
sensor
t
Magnet-
ventil 1
Master-Steuergerät. Es sendet den Botschaftskopf
(Header) auf die Datenbusleitung und ist die Schnitt-
stelle zu anderen Datenbussystemen. Es synchro-
nisiert über die Bitzeit die restlichen Busteilnehmer
(Siaves) und ist die Diagnoseschnittstelle zwischen
dem Diagnosetester und den Slave-Steuergeräten.

LIN-Master LIN-Siave 1
z. B. Steuergerät z.B. Frant-
für Klimaanlage scheibenheizung
sensor Magnet-
ventil2

Bild 1: Prinzip des Multiplexverfahrens

Lokallnterconnect Network (LIN)

Es wird vorwiegend zum Datentransport zwi-


schen Steuergerät und aktiven Sensoren und Ak-
toren verwendet. Es arbeitet nach dem Master-
Slave-Prinzip. Die Signalform und das Protokoll
LIN-Siave 3 LIN-Siave 2
sind einheitlich festgelegt. z.B. Luftgütesensor z.B. Frischluftgebläse

Aktive Sensoren, Aktoren. Sie sind Bauteile mit Bild 2: Aufbau eines LIN-Datenbussystems
eigener Spannungsversorgung und Auswerte- oder
Steuerelektronik.
Aktive Sensoren erzeugen erst nach dem Anlegen LIN-Datenbussysteme verbinden ein Master-
ei ner Versorgungsspannung ein Signal. Die Auswer- Steuergerät mit bis zu 16 Slave-Steuergeräten
teelektronik v erstärkt das gemessene Signal oder (M ast er-Slave Prinzip).
wand elt es in ein Datensignal um. Dadurch erhöht
sich die Störsicherheit. Der Aufbau des Steuergeräts
wird vereinfacht. Header (Bild 1, Seite 674). Er enthält Daten wie
Aktive Aktoren benötigen zur Ausführung von Funk- • Startbits. Sie signalisieren allen Slave-Steuergerä-
tionen zusätzlich zum Ausgangssignal des Steuer- ten den Beginn einerneuen Botschaft.
gerätes eine Versorgungsspannung. Hohe Betriebs- • Synchronisation. Sie ist eine Bitfolge zur Einstel-
ströme des Aktors w erden nicht vom Steuergerät lung der Bitzeit damit die Botschaft gelesen w er-
geschaltet. Dadurch kann im Steuergerät zum Bei- den kann.
spiel auf Leistung stransistoren v erzichtet w erden. • Botschaftskennzeichnung (ldentifier). Sie enthält
die Empfängeradresse und eine erste Anweisung
Merkmale des LIN-Bussystems: des Masters an den Slave, z.B. " sende Ist-Dreh-
• Max. Datenübertragungsgeschwindigkeit 19,2 kbd zahl" oder " stelle Soll-Drehzahl ein".
674 19 Elel<trotechnil<

Slave-Steuergeräte
I Header I Response

2V l Div.= 0,5ms/Div. Sie führen die vom Master-Steuergerät gesen-


deten Anweisungen aus. Bei einer Anfrage des
Urez 12V
Masters senden sie eine Antwort (Response} zu-
rück. Bei einem Funktionsbefehl führen sie die-
sen aus, ohne einen Response zu senden.

Response. Sie wird bei einer Anfrage nach Ist-Wer-


ten oder Diagnosedaten von dem angesprochenen
Slave gesendet. Bei einer Anweisung zur Durchfüh-
rung von Funktionen sendet das Master-Steuergerät
flllllll die Response.
Udom OV
I !W -----':;:f-J -
Dabei enthält die Response die genauen Anwei-
sungen zur Durchführung der Funktion wie zum

I I 1\
Sta~bits Syn~hroni- ldentifier
Beispiel die Sollwerte (Drehzahl, Winkel usw.}. Die
Slaves senden in diesen Botschaften keine Daten.

sation
Beispiel für eine LIN-Kommunikation
Bild 1: Oszillogramm der Spannungspegel auf der Das Klimasteuergerät ist der LIN-Master. Das Frisch-
LIN-Busleitung luftgebläse der LIN-Siave. Das Klimasteuergerät
sendet einen Header mit dem ldentifier des Frisch-
Spannungspegel im LIN-Bus (Bild 1, Bild 2) luftgebläses und der Anfrage "sende Ist-Drehzahl".
Das Frischluftgebläse sendet sofort nach Ende des
Zur Übertragung der Daten schalten die Steuer- Headers die Antwort (Response} mit der Information
geräte den rezessiven, logischer Bitwert = 1, oder "Ist-Drehzahl= 200/min " .
den dominanten Pegel, logischer Bitwert = 0, auf Soll die Frischluftgebläsedrehzahl verändert wer-
die LIN-Busleitung . den, sendet das Klimasteuergerät einen Header mit
dem ldentifier des Frisch luftgebläses und der Anwei-
Rezessiver Pegel, u,.,
(Bild 2a). Er liegt auf den
sung "stelle Solldrehzahl ein" . Jetzt sendet jedoch
Datenbusleitungen an wenn kein Bit gesendet wird.
das Klimasteuergerät die Response weiter, mit der
Der Transistor Tl im Transceiver ist nicht leitend . Da
Information "Soll-Drehzahl= 500 1/min" . Das Frisch-
kein Strom fließt, fällt an dem Widerstand R keine
luftgebläse erhöht daraufhin die Drehzahl auf 500 1/
Spannung ab. An der Busleitung liegt Batteriespan-
min. Um den Regelkreis zu schließen, erfolgt eine
nung (ca. 12 V) an.
weitere Abfrage der Frischluftgebläsedrehzahl wie
zuvor beschrieben durch das Klimasteuergerät
Dominanter Pegel. Udom (Bild 2b). Er liegt an wenn
ein Knoten den Transistor T leitend schaltet und
dadurch auf den Bus sendet. Der Transistor verbin-
det die Busleitung mit Masse. Die Spannung auf der
Busleitung beträgt 0 V. Die Spannungspegel können WERKSTATIHINWEISE
mit Hilfe eines Oszilloskops dargestellt und geprüft


werden. Fehlfunkionen des LIN-Datenbusses führen zu
Einträgen im Datenspeicher des Masters .
Zur Ermittlung der Fehlerursache sind die in den
a) 30 b) 30 Diagnosetestern vorgegebenen Fehlersuchpro-
gramme anzuwenden.
Steht kein Fehlersuchprogramm zur Verfügung,
können mit Hilfe eines Mul itmeters und eines
Oszilloskops physikalische Fehlerursachen (Lei-
tungsunterbrechungen, fehlerhafte Steckverbin-
U OV
dungen usw.} ermittelt werden.
Fehlersuchpläne zu Fehlern am LIN-Bussystem
rezessiver Pegel dominanter Pegel sowie Oszilloskop-Fehlerbilder fi nden Sie in der
logischer Bitwert= 1 logischer Bitwert=O 16. Auflage des Tabellenbuchs Kraftfahrzeug-
technik vom VERLAG EUROPA LEHRMITTEL.
Bild 2: Funktionsweise des LIN-Transceivers
1 9 Elel<trotechnil< 675

Controller Area Network (CAN) Busleitungen, CAN-high, CAN-Iow (Tabelle 1)

Der CAN-Datenbus wird überwiegend zur Daten- Wird durch einen Transceiver eines Knotens
übertragung zwischen den Steuergeräten von auf der CAN-high-Leitung ein dominanter Pegel
Systemen zur Fahrzeugsicherheit, Komfort, und (Udom l angelegt steigt die Spannung auf dieser
zur Steuerung von Informations-, Komm unika- Leitung an. Zeitgleich w ird die Spannung auf
tions- und Unterhaltungssystemen verwendet. der CAN-Iow-Leitung verringert. Die beiden Lei-
Er überträgt die Daten mithilfe von zwei Daten- tungen sind entweder miteinander verdrillt oder
leitungen die entweder durch eine Ummantelung durch ein Drahtgeflecht abgeschirmt.
abgeschirmt oder miteinander verdrillt sind. Er
arbeitet nach dem Multimaster-Prinzip.
Durch die gegensätzliche Spannungsänderung he-
ben sich die bei jeder Umschaltung entstehenden
Merkmale des CAN-Datenbus Magnetfelder beider CAN-Busleitungen gegenseitig
• Es wird zwischen CAN-Datenbus Class B und auf. Die Leitungen sind nach außen elektromagne-
Class C unterschieden. tisch neutral und verursachen keine Störungen, die
• Die maximale Datenübertragungsrate beträgt Störsicherheit ist gewährleistet.
beim CAN-Ciass B 125 kbd, beim CAN Class C
1 Mbd.
• Die CAN-Datenbussysteme übertragen d ie Daten
mit Hilfe von zwei Leitungen.
• Der CAN-Ciass C ist nicht eindrahtfähig.
• Der CAN-Ciass Bist eindrahtfähig.

Eindrahtfähigkeit. Sie ist gegeben, wenn das Da-


tenbussystem die Kommunikation auch dann noch
aufrecht erhält, wenn eine Busleitung ausfällt, z.B.
Unterbrechung oder Kurzschluss. Befindet sich das
Bussystem im Eindrahtbetrieb ist jedoch die Stör- Abschlusswiderstände. Sie schließen den Strom-
sicherheit nicht m ehr vorhanden. Es kann zu zeitwei- kreis zwischen der CAN-high- und CAN-Iow-Leitung.
sen Funktionsstörungen kommen. Dadurch werden Reflexionen in den CAN-Buslei-
tungen verhindert. Sie sind überwiegend in den
Aufbau (Bild 1). CAN-Datenbussysteme bestehen Knoten eingebaut.
aus mindestens zwei Knoten, der CAN-Iow-Lei-
tung, der CAN-high-Leitung und mindestens zwei
WERKSTATTHINWEIS
Abschlusswiderständen.
CAN-Busleitungen ohne Abschlusswiderst and
können besonders bei CAN-Ciass-C-Systemen
Knoten. Ihr innerer Aufbau ist identisch mit dem Funktionsausfälle verursachen. Bei Störungen
Aufbau der LIN-Busknoten. Um die höhere Daten- sind deshalb die Abschlusswiderstände zu über-
übertragungsrate und die zum LIN-Datenbus unter- prüfen.
schiedlichen Spannungspegel auf den Busleitungen
senden zu können sind höherwertige Co ntroller und
Transceiver eingebaut.
Funktionsweise
Multimaster-Prinzip. Bei ihm kann jeder Knoten eine
Knot en 1: z.B. CAN-high Knoten 2: z.B. Botschaft auf die Datenbusleitungen senden wenn
M ot orsteuerg erät Leitung Getri ebesteuergerät diese frei ist. Wollen mehrere Steuergeräte gleich-
zeitig eine Botschaft senden, w ird die wichtigste Bot-
schaft durch die Arbitrierung zu erst gesendet.

Arbitrierung. Sie steuert den Zugriff auf die Daten-


busleitung w enn m ehrere Knoten gleichzeitig eine
Botschaft senden wollen. Die Wichtigkeit, Priorität,
CAN-Iow- einer Botschaft wird durch den ldentifier, Botschafts-
Absch lusswiderstand leitung Abschlusswiderst and
kennzeichnung, festgelegt. Je niedriger der ldenti-
Bild 1: Aufbau CAN-Datenbus fier, umso höher ist die Priorität.
676 19 Elel<trotechnil<

Aufbau des Datenprotokolls (Bild 1) Datenfeld. Es enthält die Nutzdaten der Botschaft,
z.B. Motordrehzahl, Kühlmitteltemperatur. ln jeder
Das Datenprotokoll bestimmt den Aufbau der Botschaft können bis zu 64 Bits übertragen werden.
Datenbotschaft und ist einheitlich festgelegt.
Endefeld. Es markiert das Ende der Botschaft und
Im CAN-Datenbus beträgt die Länge einer Botschaft gibt den Bus für die nächste Botschaft frei.
bis zu 128 Bits. Sie sind in aufeinander folgende
Felder eingeteilt.

WERKSTATTHINWEISE
Statusfeld 1 Bit= Datenfeld Bestätigungs-
(1 1 Bit) unbenutzt (max. 64 Bit) feld (2 Bit) Fehler im Bereich der Kommunikation über den
CAN-Datenbus führen zu Einträgen in den Daten-
speichern der an der Kommunikation beteiligten
Knoten .
Mögliche Fehlerursachen:
• Unterbrechung einer oder beider CAN-Lei-
tungen zu einem oder mehreren Knoten (ab-
hängig von der Datenbusstruktur)
Anfangsfeld Kontrollfeld Sicherungsf eld Endefeld
(1 Bit) (6 Bit) (16 Bit) (7 Bit) • Kurzschluss einer Leitung gegen Masse
• Kurzschluss einer Leitung gegen eine span-
nungsführende Leitung
Bild 1: Aufbau der CAN-Botschaft • Kurzschluss beider Leitungen untereinander
• Unzureichende Spannungsversorgung eines
Knotens
Anfangsfeld. Es kennzeichnet den Beginn einer Bot-
schaft und informiert alle Knoten über den Beginn • Softwarefehler in einem oder mehreren Knoten
der Übertragung einer Botschaft.
• Defekter Knoten
Zur Ermittlung der Fehlerursache sind die in den
Statusfeld. Es besteht aus dem ldentifier (Botschafts-
Diagnosetestern vorgegebenen Fehlersuchpro-
kennzeichnung). Anhand des ldentifiers erkennen
gramme anzuwenden.
die Knoten den Inhalt der Botschaft. Zusätzlich wird
die Arbitrierung anhand des ldentifiers durchge- Steht kein Fehlersuchprogramm zur Verfügung,
führt. Je niedriger der Wert des ldentifiers ist, umso können mithilfe eines Mulitmeters und eines
höher ist die Priorität der Botschaft. Oszilloskops physikalische Fehlerursachen (Lei-
tungsunterbrechungen, fehlerhafte Steckverbin-
dungen usw.) ermittelt werden.
Kontroll-, Sicherungs- und Bestätigungsfeld. Sie


dienen der Sicherung der Datenübertragung. Der Einen entsprechenden Fehlersuchplan finden Sie
Sender der Botschaft erkennt mit Hilfe des Bestäti- in der 16. Auflage des Tabellenbuchs vom VER-
gungsfeldes, ob die Botschaft von den Empfängern LAG EUROPA LEHRMITTEL.
richtig gelesen wurde. Ist dies nicht der Fall, wieder-
Softwarefehler können mit den in der W erkstatt
holt er die Botschaft. Wird der Empfang nach meh-
vorhandenen Messmitteln nicht festgestellt wer-
reren Wiederholungen nicht bestätigt, beendet der
den. Es besteht die Möglichkeit, die Version der
Sender das Senden der Botschaften. Dies verhindert
im Knoten installierten Software zu prüfen. Die
den Ausfall des gesamten Bussystems bei einem
Versionsnummer wird meist in der Anzeige der
fehlerhaften Knoten.
Identifikation des Knotens im Diagnosetester
aufgeführt. Sie ist mit den Herstellera ngaben zu
Die anderen Knoten kommunizieren w eiterhin mit- v erg leichen.
einander. Die Knoten , w elche die Daten des defekten
Ist die falsche Softwareversion installiert, kann
Knotens benötigen, speichern entsprechende Ein-
ggf. an dem Knoten ein Softwareupdate durch-
träge im Ereignisspeicher. Sie können mithilfe des
geführt werden oder der Knoten ist zu ersetzen.
Diagnosetesters ausgelesen werden.
19 Elel<trotechnil< 677

WERKSTATIHINWEISE die Knoten, d ie im Eindrahtbetrieb arbeiten, im


Oszillogramme von CAN-Datenbussignalen Rahmen der Eigendiagnose angezeigt. Um die
Sie können zur Erkennung von Fehlerursachen an Ursache zu ermitteln, müssen mithilfe eines
CAN-Datenleitungen angewendet werden. Widerstandsmessgerätes die CAN-Leitungen
überprüft we rden.
Oszillogramme CAN-Ciass B
• Kurzschluss einer CAN -Leitung nach Masse
Fehlerfreies Signal (Bild 1)
(Bild 2). Bei dieser Messung ist zum Beispiel
Bei der Überprüfung sind folgende Punkte zu be- an Stelle des Signalverlaufs auf der CAN-Iow-
achten: Leitung im Oszillogramm eine du rchgezogene
• Die Spannungspegel auf beiden Leitungen sind Linie bei 0 Vo lt sichtbar. Das high-Signal bleibt
zu vergleichen. CAN-high geht von 0,2 ... 3,8 V; erhalten.
CAN-Iow geht von 5,0 ... 1,0 V.
• Kurzschluss nach Batterie Plus einer CAN-high-
• Die zeitlichen Verläufe der Spannungsänderun- Leitung (Bild 3). ln diesem Oszillogramm ist z.B
gen müssen zeitgleich (synchron) v erl aufen. der fehlerhafte Spannungspegel in Höhe der
Batteriespannung, ca. 12 bis 14 Volt, auf der
synchroner Verlauf der Spannungsänderungen
CAN-high-Leitung zu erkennen. Das low-Signal
U=2V/ DIV I T=0,02ms / DIV ßV bleibt erhalten.

'r --"
,....,
r 4V
2V
ULow=2V/ DIV UHigh=5V / DIV T=0,02 ms/ DIV
15V
high Pegel
J ov 10V
· ~
high Pegel
r1 ~..--- ,.--, 6V 5V
4V ov
low Pegel
II.... 2V 6V
I' - - I' - Ir -
ov 4V
2V
Bild 1: Oszillogramm fehlerfreies Signal CAN-Ciass B r-- u '--- r- -~~ !'--~
low Pegel ov
CAN-Ciass B-Systeme übertragen d ie lnformatio-
nen auch dann, wenn eine der beiden Datenbuslei- Bild 3: Beispiel Kurzschluss CAN-high-Leitung
tungen ausfällt. Man bezeichnet diesen Zustand als auf Batterie Plus
Eind rahtbetrieb. Ursachen für den Eindrahtbetrieb • Kurzschluss zwischen den CAN-Leitungen
können sein: (Bild 4). Der CAN-Iow- und CAN-high-Span-
• Unterbrechung einer CAN-Leitung zu einem oder nungsverlauf sind gleich. Das high-Signal bleibt,
m ehreren Knoten (Steuergeräte). Sie kann mit das low-Signal wird invertiert (um gekehrt). Die-
dem Oszilloskop nicht eindeutig dargestellt wer- seshigh-Signalwird von beiden Leitungen über-
den. ln den Messwerteblöcken werden der oder tragen.

U= 2V/ DIV T=0,02 ms/ DIV ßV U= 2V / DIV T= 0,02ms / DIV ßV


high Pegel
,.--
( I r
4V
2V
n hi~h/ r r--
l
4V
2V
I l I OV
l Pegel l ov
6V 6V
low Pegel
4V 4V
low Pegel
2V
I I 2V
I ov r-- l l lU l ov

Bild 2: Beispiel Kurzschluss CAN-Iow-Leitung Bild 4: Kurzschluss CAN-high-Leitung zu


nach Masse CAN-Iow-Leitung
I 678 19 Elektrotechnil<

FlexRay-Datenbus Aufbau der FlexRay-Knoten


Der innere Aufbau der Flex Ray-Knoten entspricht im
Er wird vorwiegend zum Datentransport zwischen Wesentlichen dem der CAN-Knoten mit den Kompo-
Steuergeräten verwendet, deren Funktionen eine nenten CPU, Controller und Tra nsceiver.
hohe Datenübertragungsgeschwindigkeit und Im Unterschied zu den CAN-Knoten sind die Kompo-
Datensicherheit benötigen, z.B. elektrische Brem- nenten doppelt für zwei getrennte Übertragungska-
sen, Fahrwerkregelsysteme, elektrische Lenkung. näle, Kanal A und B, eingebaut. Dies ermöglicht die
gleichzeitige Datenübertragung auf zwei unabhängi-
Merkmale des FlexRay-Datenbus gen Leitungspaaren. Ein Ausfa ll der Datenübertra-
• Die Datenübertragung kann über zwei Kanäle er- gung auf einem Kana l wirkt sich nicht auf die Funkti-
folgen. on aus (Redundanz). Der Ausfall wird jedoch von der
• Die Datenübertragung erfolgt bei beiden Kanälen Eigendiagnose erkannt. Der Fahrer wird durch eine
mithilfe von zwei Leitungen, Bus-Plus (BP) und Warnmeldung gewarnt, damit eine Instandsetzungs-
Bus-M inus (BM). maßnahme eingeleitet w ird.
• Die maximale Datenübertragungsrate beträgt Die hohe Datensicherheit ermöglicht es, das Flex-
max. 10 Mbd pro Kanal bei einer Nutzdatenrate Ray-Datenbussystem zur Steuerung von sensiblen
von bis zu 75 %. Fahrsicherheitssystemen einzusetzen, z.B. elek-
trische Bremse.
• Die Datensicherheit wird durch gleichzeitiges
Übertragen auf zwei Kanälen auf ein Vielfaches Spannungspegel auf den FlexRay-Leitungen (Bild 2)
erhöht.
Die Datenübertragung erfolgt bei jedem Kanal über
• Die flexiblen Konfigurationsmöglichkeiten ermög- die beiden Leitungen BP und BM.
lichen den Einsatz von FlexRay in vielen Anwen-
Erfolgt keine Datenübertragung auf den Datenlei-
dungsgebieten, z.B. bei Antriebs- und Fahrdyna-
tungen (ldle), beträgt die Spannung auf beiden Lei-
miksystemen.
tungen ca. 2,5 V.
• Die Datenübertragung erfolgt synchron (zeitge-
BP-Leitung. Wird auf ihr ein Bit mit dem Wert 1 über-
steuert).
tragen, steigt die Spannung auf ca. 3,0 V bis 3,5 V
• Eine Echtzeitfähigkeit ist bei entsprechender Kon- an. Wird auf derselben Leitung ein Bit mit dem Wert
figuration möglich. 0 übertragen, sinkt die Spannung auf ca. 1,5 V bis
2,0 V.
Aufbau von FlexRay-Datenbussystemen
BM-Leitung. Wird auf ihr ein Bit mit dem Wert 1
Die hohe Datenübertragungsrate erfordert zur Ver- übertragen, sinkt die Spannung auf ca. 1,5 V bis
meidung von Reflexionen den Aufbau der Daten- 2,0 V. Wird auf derselben Leitu ng ein Bit mit dem
busstrukur in Punkt-zu-Punkt-Verbindungen. Des- Wert 0 übertragen, steigt die Spannung auf ca. 3,0 V
halb werden FlexRay-Datenbussysteme vorwiegend
bis 3,5 V an.
in gemischten Punkt-zu-Punkt-, Daisy Chain- und ak-
tiven Stern-Strukturen eingebaut (Bild 1). Aufbau des FlexRay-Datenprotokolls (Bild 1)
Die Daten w erden in sich ständig wiederholenden
Zyklen (Communication Cycle) übertragen.

_I
I I

~-
Punkt zu Punkt
~~L


~ I

I
I

~ llflllllll
lllllllllll
11111111111
UI~UUi I
Da isy Chain

U=200mV/DIV; T= ~.O~s/DIV[

Bild 1: Beispiel gemischte Busstruktur Bild 2: Spannungspegel auf den FlexRay-Leitungen


1 9 Elektrotechnil< 679

Die Communication Cycle bestehen aus dem Sta-


t ic Segment, dem Dynamic Segment, dem Symbol
Window und der Network ldle Time.

Network Static Dy nam ic Sym bol Network Static


id le time Segment Segme nt W indow idle time Segmen t

Bild 3: Dynamic Segment


Bild 1: FlexRay-Datenprotokoll
Network ldle Time. Sie wird auch als Busruhe be-
Static Segment (Bild 2). Es ist unterteilt in mehrere zeichnet. Während dieser Zeit hat der Controller die
Slots. Die Anzahl ist von der Festlegung des Herstel- Möglichkeit Synchronisationsvorgänge durchzufüh-
lers abhängig , ma x. 1023. DasSlot ist ein Zeitfenster, ren , so können zum Beispiel Zeitverschiebungen in
in dem der Knoten, welchem dieser Slot zugeteilt ist, der Network ldle Time berechnet und ausgeglichen
seine Daten senden kann. Im Static Segment werden werden (Offsetkorrektur) .
überwiegend sicherheitskritische Daten gesendet. FlexRay-Startphase (Start-up, Bild 4)
Stellt der Knoten keine neuen Daten zur Verfügung,
sendet er die alten Daten. Werden keine Daten ge-
Bei zeitgesteuerten Bussystemen ist die Start-
sendet, bedeutet das, mit Ausnahme der Startphase,
phase zum Aufbau der Kommunikation von
einen fehlerhaften Knoten.
erheblicher Bedeutung. Alle Knoten müssen
synchron zueinander die Daten senden und die
empfangenen Daten verarbeiten. Im FlexRay-
Datenbussystem haben mind . zwei Knoten die
Aufgabe, die Kommunikation zu starten. Sie wer-
den als Coldstarter bezeichnet.

Es werden die Coldstarter in Leading (beginnender)


Coldstarter, Following (folgender) Coldstarter und
Bild 2: Static Segment
None Coldstarter unterschieden.
Dynamic Segment (Bild 3). Es ist unterteilt in Mini- Leading Coldstarter. Er beginnt mit der Datenüber-
slots. Diese werden fortlaufend zu den statischen tragung auf den Busleitungen durch Senden der
Slots nummeriert und den Knoten fest zugeordnet. Im Communication Cycles auf Basis der eigenen Zeit-
Unterschied zu den statischen Slots werden die Minis- uhr.
lots nur bei Bedarf gesendet, zum Beispiel zur Über- Following Coldstarter. Er versucht sich auf den Da-
tragung von Diagnosedaten. Ist die Zeitgrenze des tenstrom des Leading Coldstarters aufzusynchroni-
Dynamic Segment erreicht, wird das Senden der Mini- sieren .
slots beendet und die noch nicht gesendeten Minislots None Coldstarter. Sie unterstützen anschließend die
werden im nächsten Communication Cycle gesendet. Synchronisation in der Startphase.
Symbol Window. Es enthält zu Testzwecken fest- Ist die Aufsynchronisation erfolgreich, folgen die
gelegte Bitfolgen (Symbols) . Das Symbol Window weiteren Knoten und synchronisieren sich ebenfalls
ist von der Konfiguration abhängig und wird nicht auf den Datenstrom auf. Die Kommun ikation ist ge-
immer verwendet. startet.

111

Bild 4: Start-up-Phase
680 19 Elel<trotechnil<

19.2.17.2 Optische Datenbussysteme


WERKSTATIHINWEISE
(D 2 B, MOST)
Findet der Leading Coldstarter nach einer vom
Hersteller festgelegten Anzahl von Communica- Sie werden in Informations-, Kommunikations-
tion Cycles ke inen Partner, wird nach einer kurzen und Unterhaltungssystemen (z.B. Radio, Navi-
Pause ein erneuter Versuch die Kommunikation gation) verwendet. Sie ermöglichen mithilfe von
zu starten durchgeführt. Bleibt dies über mehrere Lichtwellen die Übertragung von großen Daten-
Versuche erfolglos, wird der Startversuch been- mengen, die zum Transport und Austausch von
det. Es erfolgen Fehlerspeichereinträge. bewegten Bildern (Video) und Tönen benötigt
Die möglichen Fehlerursachen entsprechen werden .
denen des CAN-Bussystems (Seite 676).
Zur Ermittlung der Fehlerursache sind die in den
Merkmale von optischen Datenbussystemen
Diagnosetestern vorgegebenen Fehlersuchpro-
gramme anzuwenden . • Hohe Datenübertragungsrate, Digital Domes-
tic Bus (D 2 B) 5,6 Mbd, Media Griented Systems
Prüfen und lnstandsetzen von FlexRay-Leitungen Transport (MOST) 150 Mbd .
Der für eine fehlerfreie Übertragung wichtige • Ringstruktur oder aktive Sternstruktur.
Wellenwiderstand der Datenleitungen ist vom • Übertragung der Lichtwellen mithilfe von Kunst-
Hersteller optimiert und darf nicht verändert wer- stoffleitern, Plastic Optical Fibre (POF).
den. Desha lb sind bei Spannungsmessungen an
• Hohe Störsicherheit
den FlexRay-Leitungen nur die vom Hersteller
vorgegebenen Messgeräte und Messverfahren Zur digitalen Übertragung eines Stereo-Tonsignals
anzuwenden. benötigt man die Datenübertragungsrate von
Bei lnstandsetzungen von FlexRay-Leitungen ist 1,54 Mbd, die Übertragung eines MPEG-Videos er-
Folgendes zu beachten . fordert sogar 4,4 Mbd . Da die Übertragungsrate
elektrischer Datenbussysteme max. 1 Mbd beträgt,
• Die Leitungslänge darf nicht verändert werden .
werden zunehmend optische Datenbussysteme im
• Bei geschirmten Leitungen darf der unge- Kraftfahrzeug eingebaut.
schirmte Teil an Steckkupplungen ein vom
Hersteller festgelegtes Maß nicht überschreiten Die optischen Datenbussysteme bieten zusätzlich
(Bild 1). die Möglichkeit der synchronen Datenübertragung,
die für Musik- und Videodaten notwendig ist.
• Bei verdrillten Leitungen darf der unverdrillte
Teil an Steckkupplungen ein vom Hersteller
vorgegebenes Maß nicht überschreiten (Bild 2). Störsicherheit. Durch die Übertragung der Daten mit
Hilfe von Lichtwellen senden die optischen Daten-
bussysteme keine elektromagnetischen Störwellen
aus. Optische Datenbussysteme sind gleichzeitig
unempfindlich gegen elektromagnetische Störwel-
len.

Aufbau optischer Datenbussysteme


30mm (Bild 1, Seite 681)
Entdrilllänge


Die Knoten optischer Datenbussysteme sind
50mm
Entmantellä e überwiegend in Ringstruktur angeordnet.

Bild 1: Verdrillte Leitung


Die Lichtwellen werden von einem Knoten zum
nächsten gesendet. Dabei wird der Informationsin-
halt des Lichts von jedem Knoten geprüft und aus-
Stet ergehäuse gewertet. Die Botschaft kann gegebenenfalls vom
Steck-
socke I ~ Knoten mit zusätzlichen Inhalten gefüllt werden und

Steck- I <3cm ~ \ wird als neues Lichtsignal zum nächsten Steuergerät


weitergegeben . Die Störsicherheit wird erhöht, weil
kontakte I
..J- / I I durch die Aufbereitung die Dämpfung der Lichtwel-
len im gesamten Ring verringert wird.
I \
FlexRay-Leitungen Die Erweiterung des Systems ist durch Einfügen
eines weiteren Knotens in den Ring möglich. Dabei
Bild 2: Beispiel Steckkupplung muss der Knoten auf die Konfiguration des Systems
19 Elelctrotechnilc 681

Transceiver-Baustein. Er empfängt die Botschaften


vom Fibre Optical Transceiver (FOT) und leitet be-
nötigte Botschaftsinhalte an die CPU weiter. Er füllt
die Informationen, die gesendet werden sollen in die
Botschaften und übermittelt sie dem FOT.

Fibre Optical Transceiver (FOT). Er besteht aus ei-


ner Leuchtdiode und einer Fotodiode. Er sendet und
empfängt die Lichtwellensignale.
Die Leuchtdiode im FOT sendet die Lichtwellen. Die
Fotodiode im FOT wandelt die empfangenen Licht-
wellen in elektrische Signale um. Sie werden im
Knoten verarbeitet.

Bild 1: Ringstruktur MOST-Bus


Lichtwellen Ieiter, Plastic Optical Fibre (LWL, POF)
abgestimmt sein. Kommt es jedoch zum Ausfall der
Er hat die Aufgabe, die Lichtwellen mit gerings-
Datenübertragung zwischen zwei Knoten erliegt die
ten Verlusten vom Sender zum Empfänger zu
gesamte Buskommunikation.
leiten.

Aufbau (Bild 3)
Aufbau eines Knotens im optischen Datenbus
(Bild 2) Der Lichtwellenleiter besteht aus
• dem äußeren Mantel zur farbliehen Kennzeich-
nung und zum Schutz vor Beschädigungen,
Gerätespezifische
Komponente • dem schwarzen, inneren Mantel zum Schutz vor
z.B. CD-Laufwerk äußerer Lichteinstrahlung,
• dem Kern aus transparentem Kunststoff zum
Transport der Lichtwellen sowie
• der transparenten Beschichtung zur Unterstüt-
CPU zung des Lichtwellentransports.

Leu chtdi o de

~~----~~~ - ~
I
r FOT innerer M ante l

Bild 3: Aufbau des Lichtwellenleiters


Signa leingang Si g na lausgang

Bild 2: Aufbau des Steuergeräts im optischen Datenbus


Funktionsprinzip der Lichtwellenübertragung
(Bild 3)
Gerätespezifische Bauteile (z.B. CD-laufwerk, Ra- Totalreflexion. Das Funktionsprinzi p des Lichtwel -
diomodul). Sie werden vom Mikrocontroller ange- lenleiters basiert auf dem physikalischen Prinzip der
steuert und führen die dem Knoten zugeordneten
Totalrefl exion.
Funktionen au s.
Trifft ein Li chtstrahl in einem flachen Winkel auf eine
Microcontroller (CPU). Die Central Processing Unit Grenzschicht zwischen einem optisch dichten und
(CPU) ist die zentrale Rechnereinheit. Sie steuert alle einem optisch dünneren Material, dann wird der
wesentlichen Funktionen des Steuergerätes. Strahl nahezu v erlustfrei reflektiert (Totalreflexion).
682 19 Elel<trotechnil<

Der Kern ist im Lichtwellenleiter das optisch dichte-


Bruch
re, die transparente Beschichtung das optisch dün-
nere Material. Somit erfolgt die Totalreflexion an der
Grenzfläche zwischen Kern und Beschichtung im In-
neren des Kerns. Die Lichtwellen werden im Inneren
Mant~
~~Stecker- Steuergerät
des Kerns weitergeleitet.

Q~O
Stirnfläche
Kratzer
Stirnfläche
verschmutzt
Crimp zu stark
gequetscht

Bild 3: Ursachen erhöhter Dämpfung des


Lichtwellenleiters

Totalreflexion WERKSTATTHINWEISE

Eigendiagnose der Daten bus-Knoten


Bild 1: Transport der Lichtwellen durch Totalreflexion Übertragung der Diagnosedaten
Sie erfolgt bei vernetzten Fahrzeugen nicht mit-
hilfe einer Diagnoseleitung, die mit jedem Steu-
Ursachen erhöhter Dämpfung des Lichtwellen-
ergerät verbunden ist, sondern über den ent-
leiters sprechenden Datenbus. Der Diagnosetester wird
Die Totalreflexion ist vom Winkel der von innen auf durch den Diagnosestecker mit einem Knoten
die Grenzfläche treffenden Lichtwellen abhängig. des Netzwerkes im Fahrzeug verbunden, dem
Wird dieser Winkel zu steil, treten die Lichtwellen Gateway.
aus dem Kern aus. Es kommt zu höheren Verlusten
also zu einer erhöhten Dämpfung der Lichtwellen. Gateway
Dieser Zusammenhang tritt auf, wenn man den Es hat die Aufgabe die Verbindung zwischen den
Lichtwellenleiter zu stark biegt oder knickt (Bild 3). Bussystemen herzustellen um den Austausch von
Der Lichtwellenleiter wird zur Vermeidung von ge- Daten zwischen den unterschiedlichen Bussys-
ringen Biegeradien in einem Weilrohr verlegt. temen zu ermöglichen. Weiterhin stellt es die Ver-
bindung vom Diagnosetester zu den Knoten her.

Fehlerspeichereinträge
Sie werden im Fehlerspeicher gespeichert, wenn
der Knoten die Botschaften eines oder mehrerer
Knoten über einen festgelegten Zeitraum nicht
empfängt.

Messwerteblöcke
Sie ermöglichen dem Techniker den aktuellen
Zustand der Datenbuskommunikation zu über-
Bild 2: Austritt der Lichtwellen bei zu geringem prüfen. Es können Betriebszustände angezeigt
Biegeradius werden wie:

W eitere Ursachen erh öhter Dämpfung sind (Bild 3): • Der gesamte Dat enbus ist aktiv oder nicht
aktiv.
• Geknickter Lichtwellenleiter
• Die Kommunikation zu einem Knoten ist aktiv
• Beschädigung der Ummantelung oder nicht aktiv.
• Zerkratzte Stirnfläche des Lichtwellenleiters • Der gesamte Bus oder einzelne Knoten sind
• Versehrnutzung der Stirnfläche bereit in den Sleep-Modus zu schalten, Schlaf-
• Versetzte Ankopplung des Lichtwellenleiters in der bereitschaft.
Steckkupplung • Der gesamte Bus ist im Eindrahtbetri eb.
• Schräge Ankopplung • Ein einzelner Knoten ist im Eindrahtbetrieb.
• Luftspalt zwischen Lichtwellenleiter und dem Plas-
tic Optikal Transceiver (POT) Weiterhin können die übertragenen Nutzdaten
mithilfe der Messwerteblöcke angezeigt werden.
• Falsch montierte Crimphülse
19 Elel<trotechnik 683

WERKSTATTHINWEISE WERKSTATTHINWEISE

Ursachen einer unterbrochenen Lichtwellenver-


Ringbruchdiagnose in optischen
bindung :
Datenbussystemen
• Lichtwellenleiter hat eine zu hohe Dämpfung
Sie hat die Aufgabe die Fehlersuche nach der
Ursache für einen Ringbruch zu unterstützen. • Knoten, der die Lichtwellen sendet, ist defekt
Die Eigendiagnose der Knoten im optischen Bus- • Knoten, der die Lichtwellen empfängt, ist de-
system kann nicht genutzt werden, da die Über- fekt.
tragung der Diagnosedaten von den Knoten zum Zur Ermittlung der Fehlerursache ist das Prüfpro-
Diagnosetester bei einem Ringbruch ebenfalls gramm im Diagnosetester zu verwenden.
ausfällt. Sollte kein Prüfprogramm vorhanden sein, kann
Die Ringbruchdiagnose führt eine elektrische und mithilfe eines Ersatzsteuergeräts, welches an-
eine optische Prüfung durch. stelle der Knoten in den MOST-Datenbus ein-
gebaut wird, die Fehlerursache ermittelt werden
Elektrische Prüfung. Bei ihr prüfen die Knoten (Bild 1).
ihre inneren elektrischen Funktionen, die im Zu- Einen entsprechenden Fehlersuchplan finden Sie
sammenhang mit der MOST-Kommunikation in der 16. Auflage des Tabellenbuchs vom VER-
stehen. LAG EUROPA LEHRMITTEL.
Ursachen für eine Fehlermeldung nach der elek-
trischen Prüfung:
• Spannungsversorgung des angezeigten Kno-
tens unzureichend
• Unterbrechung der Ringbruchdiagnoseleitung
zum angezeigten Knoten
• Konfigurationsfehler im Gateway, ein nicht
eingebauter Knoten ist in der Konfiguration
eingetragen
• Knoten defekt

Ringbruchdiagnoseleitung
Sie stellt eine elektrische Verbindung zwischen Bild 1: Ersatzsteuergerät für MOST-Bus
dem Gateway und den Knoten her.
Die Ringbruchdiagnose wird vom Techniker mit
Hilfe des Diagnosetesters aktiviert.
Das Gateway sendet ein Startsignal über die
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
Ringbruchdiagnoseleitung an die Knoten. Da-
raufhin schalten alle Knoten ihre Leuchtdioden in 1 Welche Vorteile hat die Datenbusübertragung
gegenüber der herkömmlichen?
ihrem Fibre Optical Transceiver ein.
Weiterhin überprüfen sie ob das Lichtsignal des 2 Wie groß sind die Spannungen der rezessiven
Vorgängers über den Lichtwellenleiter an der Fo- Pegel auf den Leitungen eines CAN Class B Daten-
bussystems?


todiode ankommt. Ist dies der Fall sendet jeder
Knoten die Information " optisch in Ordnung " auf 3 Welche Ursachen gibt es für eine erhöhte Dämp-
die Ringbruchdiagnoseleitung. fung des Lichtwellenleiters?

Der Diagnosetester zeigt anschließend das Er- 4 Welche Struktur wird überwiegend beim Aufbau
gebnis der Prüfung in Form einer Liste der Kno- optischer Datenbussysteme verwendet?
ten an. 5 Wo werden überwiegend LIN-Datenbussysteme
Anhand der Liste erkennt der Techniker zwischen angewendet?
welchen Knoten die Lichtwellenverbindung un- 6 Was versteht man unter dem Begriff "Sieep-
terbrochen ist. Modus"?
7 Welche Aufgaben hat das Gateway?
Optische Prüfung. Bei ihr prüfen die Knoten, ob
die Lichtwellen am Fibre Optical Transceiver FOT 8 Welche Merkmale haben optische Datenbussys-
empfangen werden. Eine Fehlermeldung bedeu- teme?
tet, dass die Lichtwellenverbindung zu diesem 9 Woraus besteht ein Communication Cycle bei der
Knoten unterbrochen ist. Datenübertragung im FlexRay-Datenbussystem?
19 Elel<trotechnil<

19 2 18 Messen. Testen, Diagnose Mechanische Mess- und Prüfverfahren. Sie werden


bei Fehlern eingesetzt, die in den mechanischen
Kraftfahrzeuge bestehen aus Teilsystemen, wie z.B. Systemen des Kraftfahrzeugs, wie Motor, Getriebe,
Motor, Getriebe und Fahrwerk. ln ihnen wirken die Fahrwerk oder Karosserie auftreten (Tabelle 1). Die
verschiedenen Bereiche der Technik, wie z.B. Me- Ursachen können z.B . Risse, Bruch oder Verbiegung
chanik, Hydraulik, Elektrik und Elektronik zusammen. von Teilen sein . Sie entstehen u.a. durch Verschleiß,
Treten Fehler auf, müssen durch geeignete Mess- zu hohe mechanische Belastung, Materialermü-
und Testverfahren ihre Ursachen erkannt werden . dung, Fehler im Werkstoff oder Überhitzung .
Man unterscheidet zwei Arten von Fehlern :
• Dauerhafte Fehler. Sie sind Fehler, die solange
vorhanden sind, bis sie behoben werden
• Sporadische Fehler. Sie sind Fehler, die nur unter
bestimmten Betriebsbedingungen auftreten, im
Tester nicht oder falsch angezeigt werden, oder
sich nicht über ein eindeutiges Symptom identifi-
zieren lassen. Sie sind schwer zu erkennen.

Systematische Fehlersuche. Um den Fehler schnell


und kostengünstig zu finden muss eine systema-
tische Fehlersuche durchgeführt werden:
• Fahrzeugdaten. Anhand des KFZ-Scheines müssen
die Daten des Fahrzeuges wie z.B Fahrgestellnum-
mer oder Erstzulassung aufgenommen werden .
Elektrische Mess- und Prüfverfahren. Die Fehler
• Kundenangaben. Durch eine Fehlerbeschreibung treten in den elektrischen und elektronischen Sys-
des Kunden und durch gezielte Befragung muss temen des Kraftfahrzeugs wie Beleuchtungsanlage,
der Fehler eingrenzt werden. Z.B. unter welchen Komfortsysteme, Motor- oder Getriebemanagement
Bedingungen und wann der Fehler auftritt. auf. Sie entstehen u.a. durch Kabelbrüche, Ausfall
• Sicht- und Geräuschprüfung. Optischer Eindruck von elektrischen Bauteilen oder Korrosion . Bei ihnen
fehlerrelevanter Merkmale und Bauteile wie z.B. werden elektrisch und elektronisch arbeitende Mess-
Austritt von Flüssigkeiten oder Fett, lose Gestän- und Prüfgeräte verwendet, wie z.B.
ge, gebrochene Kabel oder Stecker. Klapperge- • Diodenlampe
räusche müssen geortet werden .
• Multimeter (Vielfachmessgerät)
• Probefahrt. Sie muss gegebenenfalls mit dem
• Oszilloskop
Kunden vorgenommen werden.
• Diagnose-Tester (Fahrzeugsystemtester)
• Fehlerspeicher auslesen. Bei Systemen mit Eigen-
diagnose muss der Fehlerspeicher ausgelesen
Diodenlampe.
werden.
• Weitere Fehlersuche. Durch Demontage von Tei- Sie ermöglicht eine schnelle Prüfung der Span-
len oder durch elektrische Messungen muss eine nung (ab 4 Volt) und Polarität von Leitungen oder
weitere Fehlersuche durchgeführt werden , falls Steckverbindungen.
das eigendiagnosefähige System den Fehler nicht
anzeigt oder das System nicht eigendiagnosefähig Aufgrund der geringen Stromaufnahme werden
ist. Schäden an elektronischen Bauteilen vermieden.

Prüfverfahren Multimeter (Bild 1 und Bild 2, Seite 566).


Um die Funktion der Teilsysteme oder ihrer Kom-
ponenten testen zu können, müssen Einstellwerte Mit ihm werden im Kraftfahrzeug meist Span-
geprüft und falls erforderlich nachgestellt oder nungen U, Ströme I und Widerstände R gemes-
Komponenten ersetzt werden. Aus den gemes- sen.
senen Werten können Schlüsse für eine Diagnose
und Instandsetzung gezogen werden . Dazu sind z.B. Spannungsmessung. Eine der häufigsten Ursachen
Übersichtspläne zur Lagebestimmung der Bauteile, (bis zu 60 % ) für den Ausfall von elektrischen und
Funktionspläne zum Verständnis, Herstellervor- elektronischen Systemen sind fehlerh afte Steckver-
schriften und -angaben , Schaltpläne und geeignete bindungen. Mit Hilfe der Spannungsmessung kann
Mess- und Prüfgeräte erforderlich. Hier unterschei- z.B. festgestellt werden, ob eine Steckverbindung
det man zwischen mechanischen oder elektrischen korrodiert ist. Dabei wird der Spannungsabfall an der
Mess- und Prüfverfahren . Steckverbindung gemessen . Beträgt er ca. 0 Volt, ist
19 Elektrotechnil< 685

die Steckverbindung in Ordnung. Ist der Spannungs-


abfall größer 0 Volt, so ist die Steckverbindung korro-
diert und muss erneuert werden .
Beispiel: Korrodierte Steckverbindungen im Strom-
kreis eines Scheibenwischermotors. Der Leistungs-
verlust an der Steckverbindung von z.B. 11,5 W wird
in Wärme umgewandelt und kann zu Kabelbränden
führen . Außerdem ist durch den Leistungsverlust die
Funktion des Scheibenwischermotors stark beein-
t rächtigt (Bild 1). Aufgrund des erhöhten Übergangs-
widerstandes fließt ein geringerer Strom .
Bild 3: Messen des Ladestromes mit einer Stromzange

Oszilloskop
t U-OV t U= 2.4 V
> > Mit ihm werden vorwiegend Spannungen, Sig-
~ ~ nale und Frequenzen auf einem Bildschirm gra-
II II
:;, :;, fisch dargestellt.
tU= 12V t U= 9.6V
Messen von Signalen. Bei der Prüfung des Zündsys-
tems eines Otto-Viertaktmotors, kann z.B. das Signal
Steckverbindung normal Steckverbindung korrodiert eines Hallgebers auf dem Bildschirm des Oszillos-
kops dargestellt werden .
Bild 1: Spannungsmessung an Steckverbindungen
Messvorgang. Mithilfe einer geeigneten Messschal-
tung (Bild 4) wird das Signal auf dem Bildschirm des
Widerstandsmessung. Häufig sind fehlerhafte, elek- Oszilloskops dargestellt.
t rische Widerstände die Ursache für Störungen . Der
Widerstand elektrischer Bauteile, wie z.B. Zündspu- 30
le, lnduktivgeber, Einspritzventil, Relais wird gemes-
sen . Ist der gemessene Widerstandswert deutlich
höher als der vom Hersteller angegebene Wert, liegt
eine Unterbrechung vor. Ist er niedriger, liegt ein
Windungsschluss vor.
Beispiel: Die Widerstandswerte einer Zündspule
werden für die Primärwicktung zwischen Kl. 1 und
Kl. 15, für die Sekundärwicklung zwischen Kl. 1 und 31
Kl. 4 gemessen (Bild 2).
Bild 4: Schaltung zur Aufnahme eines Hall-Signals

Messergebnis (Bild 5). Auf dem Bildschirm des Os-


zilloskops lassen sich Informationen über Öffnungs-
zeit, Schließzeit, Zündabstand und Spannungshöhe
ablesen. Bei dieser Messung beträgt die Öffnungs-
zeit 0,8 ms, die Schließzeit 1,8 ms, der Zündabstand ...
2,6 ms, die Spannung am Haii-IC 12 V. ...

Bild 2: Widerstandsmessung an einer Zündspule


5V
,..,_,. -<
.. .
div
Fl=l4 r='~ f:1=
I I I I I I
Strommessung. Sie erfolgt durch ein in Reihe ge- J J. J J
~
schaltetes Strommessgerät oder meist durch eine
Stromzange am Kabel ohne Leitungsunterbrechung. •
Beispiel. Zur Überprüfung des Generators kann der ... .
' '
I-:""" rEll

Batterieladestrom mit einer Stromzange an der Lei-


tung B+ gemessen werden (Bild 3). Beim Ansetzen 1 m s/d1v
der Stromzange muss der Pfeil auf der Stromzange
in die Stromrichtung zeigen. Bild 5: Hall-Signal auf dem Oszilloskop
686 19 Elel<trotechnil<

Pinbox (Prüfbox). Sie ermöglicht den Zugriff von eventuell Infrarotschnittstelle zur Datenübertragung
Messgeräten auf Signal- und Spannungsleitungen, an Peripheriegeräte, wie Drucker und Anschluss an
ohne diese zu beschädigen. das EDV-Netzwerk des Betriebes. Er enthält die ge-
samte Messtechnik, wie Multimeter, digitales Spei-
AdapterkabeL Sie verbinden je nach Ausführung die cher-Oszilloskop und kann in Verbindung mit geeig-
Pinbox mit: neter Software folgende Arbeiten durchführen :
a) dem Steuergerät und dem Steuergerätestecker • Auswerten der Eigendiagnose
(Kabelbaum von Sensoren und Aktoren) (Y-Kabel), • Fehlerspeicher auslesen (Fehlercodeauslese) und
b) nur dem Steuergerätestecker (I-Kabel). löschen
c) nur dem Steuergerät (Y-Kabel mit dem Anschluss • Geführte Fehlersuche
Steuergerätestecker nicht gesteckt). • Inspektionsintervalle rücksetzen
• Zugriff auf Kundendaten
Ausführung a (Bild 1a): Sie ermöglicht Spannungs-
messungen und Signalaufnahmen der Sensoren • Soll-/Istwertvergleich
und Aktaren während des Betriebes. • Stellglieddiagnose
• Codieren von Steuergeräten
Ausführung b (Bild 1b): Mit ihr können die Versor-
• Fahrzeugidentifizierung
gungsspannung des Steuergerätes und die Wider-
stände der Sensoren und Aktaren gemessen werden. • Lernprogramme
• Zugriff auf Herstellerdatenbank
Ausführung c (Bild 1c): Sie stellt einen besonderen
• Messwertblöcke auslesen
Anwendungsfall dar. Mit ihr wird z.B. der Abschluss-
widerstand des CAN-Busses gemessen.

a) Adapterkabel Steuergerätestecker

Steuergerät Pinbox
b)

c)

Bild 1: Anschluss der Pinbox mit verschiedenen Bild 2: Fahrzeugsystemtester


Ausführungen der Adapterkabel
Diagnose. Zur Fehlersuche muss das Fahrzeug an
Diagnose-Tester (Fahrzeugsystemtester) den Tester angeschlossen werden und durch eine
systematische Abfrage z.B. nach Fahrzeugtyp, Mo-
Er unterstützt bei der Fehlersuche und liefert In- delljahr und Motorkennbuchstabe identifiziert wer-
form ationen über Bauteile, technische Daten und den (Bild 2). Damit ist eine eindeutige Zuordnung
Einstellwerte, elektrische Schaltpläne, Service- aller Dokumente und Prüfwerte gewährleistet.
pläne und Sy st embeschreibungen.
Fehlerspeicher auslesen. Das Auslesen des Fehler-
Der Fahrzeugsystemtester ist ein Computer mit speichers liefert Informationen über Fehler, die im
Bildschirm, DVD-ROM-Laufwerk, Diskettenlaufwerk, betreffenden System wie Motor, Karosserie, Fah r-
1 9 Elel<trotechnil< 687

werk oder Komfort aufgetreten sind. Der im Fehler- mehreren Komponenten gleichzeitig überwacht und
speicher abgelegte Fehler kann in Form eines Codes aufgezeichnet werden (Bild 1).
oder im Klartext ausgegeben werden. Während der Beispiel: Überprüfung der Schubabschaltung im
Abfrage der einzelnen Steuergeräte werden alle Fahrbetrieb
festgestellten Fehler nacheinander angezeigt: z.B.
• Drosselklappen-Winkel geht auf kleinsten Wert
der Motortemperaturfühler oder der Drehzahlge-
• Einspritzzeit muss auf Null gehen
ber übermitteln keine oder unplausible Signale.
Die eingetragenen Fehler sind zu überprüfen und • Drehzahl fällt ab
zu beheben. Dabei kann der Anwender durch eine • Sondenspannung < 100 mV
geführte Fehlersuche des Testers unterstützt wer- • Schubabschaltung "Aktiv"
den. Anschließend ist der Fehlerspeicher zu löschen.
Nach dem Betrieb des Motors ist der Fehlerspeicher
erneut auszulesen. Es dürfen keine neuen Einträge Messwertblock
mehr vorhanden sein.
~D;:r=o=ss=e=lk=la~p~p;:::en=w:;:i=n=ke=l: [<: :~]=~I E"Lj LJ
Geführte Fehlersuche. Sie ermöglicht das Auffinden
eines Fehlers in vom Tester vorgegebenen Arbeits- ~E=i=ns~p=ri=tz=ze=it=[~m~s::]: ====~~~ LJ
schritten. Ausgehend von einem Fehlerspeicher- 1
~D=r=eh=z=a=hl~[=m=in=-~1====~I F"' ~ I
eintrag, z.B. Ansauglufttemperaturfühler, wählt der Sondenspannung [mV] I V\lV\lL:ß1I\M/\
Tester ein Prüfprogramm aus. Der Anwender wird im ~s=c=h=u=ba=b~s=ch=a=lt=un~g~~==~ll L:J L:J
Dialog geführt bis der Fehler gefunden ist. Es werden
alle bis zur Behebung des Fehlers notwendigen Prüf-
voraussetzungen und Prüfschritte sowie die für Ein- Bild 1: Messwerteblock
zelprüfungennotwendigen Prüfmittel und Tätigkeiten
vorgegeben und am Bildschirm angezeigt. Z.B.:
Software-Update (Fiashen). Darunter versteht man
• Prüfung der Leitung auf Unterbrechung den Austausch von Daten im Steuergerät.
• Spannungsmessung durchführen Anwendungsfälle:
• Messleitung + an Prüfbox Buchse 35
• Anpassung von Steuergeräten an Ausstattungsva-
• Messleitung- an Prüfbox Buchse 19
rianten und Länderausführungen.
• Sollwert muss zwischen 10 und 15 V liegen.
• Aktivierung/Deaktivierung von Zusatzfunktionen
Ist die Störung auf einen zwar plausiblen, aber den- (Upgrade/Downgrade).
noch falschen Sensorwert (z.B. durch einen erhöh- • Beheben von Softwarefehlern.
ten Übergangwiderstand) zurückzuführen wird kein
Fehler im Fehlerspeicher angezeigt. Der Anwender
kann jetzt mithilfe eines Menüs eine formul ierte Be- WERKSTATTHINWEISE
anstandung auswählen. Z.B. Motorruckeln zwischen Der Datenfluss darf während des Software-Up-
1500 und 3000 1/min. Aufgrund der Auswahl führt dates nicht unterbrochen werden.
der Tester das geeignete Prüfprogramm durch. Die Spannungsversorgung des Fahrzeugs ist
Inspektionsintervalle rücksetzen. Führt die Werk- durch Anschluss einer Fremdspannungsquelle
statt eine Inspektion am Fahrzeug durch, setzt sie die sicherzustellen.
Inspektionsintervallanzeige im Kombi-Instrument Die Spannungsversorgung des Gerätes zur
zurück. Durchführung des Software-Updates (z.B. Diag-
nosetester) ist sicherzustellen.
Stellgliedtest. Durch definiertes Ansteuern der Stell-
glieder durch den Tester kann deren Funktion ge- Während des Software-Updates dürfen keine an-
prüft werden. Z.B. Einspritzventile, Leerlaufsteller, deren elektrischen Funktionen am Fahrzeug akti -
ABS-Magnetventile, Tankentlüftungsventil, Tür- viert w erden .
schlösser, Stellmotoren in Sitzen. Weitere Hinweise des Herstellers sind zu beach-
ten.
Soll-lstwertvergleich. Mit ihm werden die Istwer-
te gemessen und mit den vorgegebenen Sollwer-
ten verglichen. Beispiele sind Spannungsversor- WIEDERHOLUNGSFRAGEN
gung, Luftmengen-/Luftmassensignal, Lambdason- 1 Welche Möglichkeiten des Messens und Prüfens
denspannung. W eicht der Istwert vom vorgege- gibt es?
benen Sollwert ab, liegt ein Fehler vor. 2 Welche Messungen können mit einem Multimeter
vorgenommen werden?
Messwertblöcke auslesen. ln Verbindung mit diag-
nosefähigen Steuergeräten werden aktuelle Daten in 3 Beschreibe die Vorgehensweise bei einer ge-
führten Fehlersuche.
den Tester übertragen. Es können die Signale von
688

ZO J<omforttechnil<
20.1 Belüftung, Heizung,
Klimatjsjerung Frischluft
Leistungsfähigkeit und Aufmerksamkeit der M en-
schen sind stark von der Temperatur und der Be-
Wärmetauscher
schaffenheit der Umgebungsluft abhängig. Es ist
deshalb erforderlich, den Fahrgastraum mit gefilter-
ter Frischluft zu versorgen, die je nach Au ßentempe- Kühlwasserventil
ratu r beheizt oder gekühlt werden muss.

Belüftungseinrichtung
Gebläse
Sie sollte so beschaffen sein, dass ...
• ... für alle Fahrgäste genügend (auch beheizte) Bild 1: Heiztemperaturänderung durch
Frischluft zur Verfügung steht. Kühlwassermengensteuerung (wasserseitig)
• .. . die verbrauchte Luft durch Austrittsöffnungen
Heiztemperaturänderung durch Frischluftmengen-
beseitigt wird .
steuerung (Bild 2). Die Menge der Frischluft, die sich
• .. . kein Staub und Wasser in das Fahrzeug innere
am mit Kühlflüssigkeit durchströmten W ärmetau-
gelangt.
seher erwä rmt, kann über eine Tem peraturklappe
• ... die Luft so gelenkt wird, dass die Fenster nicht
gesteuert werden. Sie bestimmt die Heiztemperatur.
beschlagen.
• ... sich nirgends Kaltluft festsetzt.
• ... der Luftaustausch möglichst zugfrei erfolgt.
Das selbsttätige Einströmen von Frischluft in das
Fahrzeug erfolgt erst ab einer Fahrgeschwindigkeit
von etwa 60 km/ h. Bei geringeren Fahrgeschwindig-
keiten muss die Frischluftförderung von einem Ge-
bläse übernommen werden. Der Lufteintritt sollte Gebläse
möglichst hoch in der schmutz- und abgasärmeren
Zone liegen. Im Fa hrzeug inneren ist ein geringer
Luftüberdruck vorteilhaft. Geöffnete Fenster er-
zeugen gewöhnlich einen Unterdruck; hierdurch
können vermehrt Auspuffgase, Staub und Insekten
in den Fahrzeuginnenraum eindringen. Außerdem Bild 2: Heiztemperaturänderung durch
Frischluftmengensteuerung (luftseitig)
werden die Fahrgeräusche stärker hörbar.
Bei beiden Systemen kann durch Klappenstellun-
Beheizung des Innenraums
gen Frischluft über den Wärmetauscher geleitet und
Bei luftgekühlten Motoren. Sie erfolgt durch eine
als Heizluft zur Windschutzscheibe, zu den vorde-
Abgas-Frischluft-Heizung. Dabei wird ein Teil der Ge- ren Seitenscheiben oder in den Fußraum gelenkt
bläseluft abgezweigt, über in den Auspuffleitungen
werden. Reicht der Fahrtwind für die Luftförderung
eingebauten Wärmetauscher erwärmt und zur lnnen-
nicht aus, so kann ein Gebläse eingescha ltet w erden .
raumbeheizung verwendet. Es dürfen mit der Heiß-
Bleibt der W ärmetauscher, z.B. im Sommer, abge-
luft keine Abgase in das Fahrzeug innere gelangen.
schaltet, so wird die Frischluft direkt in den Innen-
Bei flüssigkeitsgekühlten Motoren. Es wird die W är- raum bzw . zur Windschutzscheibe geleitet.
me der Kühlflüssigkeit zur Heizung verwendet. Fol- Elektronisch geregelte Heizung. Durch einen Dreh-
gende drei Arten der Heiztemperaturänderung kön- schalter kann eine Temperatur im Innenraum des
nen unterschieden w erden: Kraftfahrzeugs eingestellt werden. Mithilfe von
• Kühlwassermengensteuerung (wasserseitig) Temperaturfühlern wird die eingestellte Temperatur
• Frischluftmengenste uerung (luftseitig) (Istwert) erfasst und in einem Steuergerät mit dem
• Elektronisch geregelte Heizung eingestellten W ert (Sollwert) verglichen. Stimmen
Heiztemperaturänderung durch Kühlwassermen- die beiden W erte nicht überein, regelt das System
gensteuerung (Bild 1). Die Kühlflüssigkeitsmenge, die Heizt emperatur nach . Bei Kühlwassermengen-
die den Wärmetauscher durchfließt, kann durch ein steuerungwird ein Kühlwasserventil (Magnetventil),
Kühlwasserventil verändert werden. Sie bestimmt bei Frischluftmengensteuerung die Frischluftklappe
die Temperatur der Heizluft. elektromechanisch betätigt.
20 Komforttechnik 689

Zusatzheizsysteme Aufbau und Wirkungsweise. Die PTC-Heizung be-


Standheizung (Bild 1). Sie ist eine Zusatzheizung, steht aus einzelnen keramischen Halbleiterwider-
die bei abgestelltem Motor für die Erwärmung des ständen, den PTC-Steinen (Kaltleiter). Sie werden
Innenraums sorgt. Es werden dabei Benzin, Diesel- über Kontaktschienen aus Aluminium mit elektri-
kraftstoff, Heizöl oder Gas in einem Gebläsebrenner scher Energie versorgt. Die Kontaktschienen über-
verbrannt. Die erzeugte Wärme wird in einem Wär- tragen gleichzeitig die Wärme vom PTC-Baustein zu
metauscher auf einen Frischluftstrom für d ie Behei- den Weilrippen der PTC-Heizung. Fließt durch die
zung des Innenraums übertragen. PTC-Bausteine elektrischer Strom, heizen sie sich
auf ca. 120 oc auf. Die entstehende Wärme wird über
Steuergerät mit die Kontaktschienen und Weilrippen an die in den
Innenraum strömende Luft abgegeben. Eine Über-
hitzung der PTC-Bausteine wird dadurch verhindert,
dass mit steigender Temperatur ihr elektrischer
Widerstand steigt und dadurch der durchfließende
elektrische Strom sinkt.

Abgasschalldämpfer

Krattstoff-Dosierpumpe

Bild 1: Standheizgerät

Bei Motoren mit geringem Kraftstoffverbrauch, z.B.


direkteinspritzende Dieselmotoren, ist die in die
Kühlflüssigkeit übertragene Verbrennungswärme
gering. Eine in allen Betriebszuständen ausreichen-
de Beheizung des Fahrzeuginnenraums ist nicht
gewährleistet. Zur Verbesserung der Heizleistung Bild 2: PTC-Zuheizer
können folgende zusätzliche Heizsysteme im Kraft-
fahrzeug verwendet werden: Das Motorsteuergerät schaltet bei folgenden Bedin-
• Brennstoff-Zuheizer • PTC-Heizung gungen die PTC-Heizung zu :
• Abgas-Wärmeübertrager • Elektrische Zuheizer • Klimaanlage ausgeschaltet

Brennstoff-Zuheizer. ln ihm wird Kraftstoff in einer • Außenlufttemperatur unter 5 oc


Brennkammer verbrannt, die von der Kühlflüssig- • Kühlflüssigkeitstemperatur ist kleiner als 80 oc
keit des Motors umströmt wird. Die erwärmte Kühl- • Motor läuft
flüssigkeit durchströmt den Wärmetauscher der
Heizung. Die Zuluft für den Fahrzeuginnenraum er- Abgas-Wärmetauscher (Bild 3). Er überträgt die
wärmt sich an dessen Kühlrippen, außerdem kann Abgaswärme auf die Kühlflüssigkeit. Dadurch wird
die Kühlflüssigkeit vorgewärmt werden. Der Brenn- ein Teil der Abgasenergie zurückgewonnen und
stoffzuheizer kann im Kühlflüssigkeitskühler des kann zur Beheizung des Fahrzeuginnenraums ver-
Fahrzeugs untergebracht sein. wendet w erden.

Elektrischer Zuheizer. Er kann z.B. aus sechs glüh-


stiftähnlichen Heizkörpern bestehen, die in den
Kühlflüssigkeitskreislauf eingebaut sind. Während
der Warmlaufphase erwärmen diese Heizkörper die
Kühlflüssigkeit. sodass nicht nur die Betriebstempe-
ratur schnell erreicht wird, sondern auch der Fahr-
zeuginnenraum sofort erwärmt w erden kann .

PTC-Heizung (Bild 2). Sie ist meist nach dem W är-


metauscher einer Klimaanlage eingebaut. ln ihr wird
elektrische Energie aus dem Gleichspannungsnetz
des Fahrzeugs in Wärme umgewandelt. Bild 3: Abgas-Wärmetauscher
690 20 Komforttechnik

Klimatisierung von Kraftfahrzeugen Komponenten einer Klimaanlage


An das Klimatisierungssystem für den Innenraum Eine Klim aanlage besteht aus drei Bereichen:
eines Kraftfahrzeugs werden bestimmte Anforde- • Luftführung im Kraftfahrzeug mit Heizmöglichkeit
rungen gestellt, z.B. • Kältemittelkreislauf • Temperaturregelung
• Die Fahrgastzelle schnell auf eine angenehme Luftführung im Kraftfahrzeug. Es können zwei Be-
Temperatur erwärmen oder abkühlen. triebszustände unterschieden werden :
• Eine angenehme Temperatur bei jeder äußeren • Frischluftbetrieb • Umluftbetrieb
Witterung aufrechterhalten.
• Für jeden Insassen eine angenehme Luftströmung Frischluftbetrieb (Bild 2). Die Außenluft wird vom
und Lufttemperatur erzeugen. Gebläse über die Frischluftklappe angesaugt. Von
• Die Luftqualität verbessern. dort gelangt sie zum Staubfilter, in dem Verunrei-
• Eine einfache Bedienung ermöglichen. nigungen der Luft, z.B. Staub, Pollen usw. entfernt
• Keine Belästigung durch ausströmende Luft er- werden. Am Verdampfer w ird die Luft abgekühlt,
zeugen. das in ihr enthaltene Wasser kondensiert und fäl lt
aus. Das Kondenswasser w ird über Ablaufschläuche
Damit die oben genannten Anforderungen erfüllt
ins Freie abgeführt. Die trockene, kühle Luft erwärmt
werden können, muss die Klimaanlage folgende
sich am Wärmetauscher auf die gewählte Tempera-
Aufgaben erfüllen: Sie muss die Luft
tur. Von dort wird sie über Klappen und Düsen an d ie
• zuführen und reinigen, gewünschten Stellen im Fahrzeuginneren geleitet.
• erwärmen oder abkühlen sowie
• entfeuchten. Wärm e- Klappe Klappe Entfrosterdü se
tauscher (M itteldüse) (Frontscheibe)
Bauarten von Klimaanlagen
Man unterscheidet verschiedene Bauarten von Kli-
maanlagen:
• Manuelle Kl imaanlagen
• Temperaturgeregelte Klimaanlagen
• Vollautomatische Klimaanlagen
Manuelle Klimaanlagen. Temperatur, Luftverteilung
und Gebläsestärke w erden von Hand eingestellt.
Temperaturgeregelte Klimaanlagen. Die einmal ge-
wählte Temperatur wird im Fahrzeugionern konstant
gehalten, während Luftverteilung und Gebläsestärke
manuell eingestellt werden können.
Vollautomatische Klimaanlagen (Kiimatisierungs-
automaten). Die vorgewählte Temperatur im Fahr-
zeuginnenraum wird konstant gehalten. Sie wird Kl appe Klappe Klappe Luft- Gebläse
ständig durch mehrere Temperaturfühler überprüft, Front raum- Fußraum- Seiten- sam mel-
düse düse düse kasten
w ährend die Luftverteilung und Gebläsestärke voll-
automatisch so geregelt wird, dass eine optimale Bild 2: Luftführung im Frischluftbetrieb
Temperaturverteilung entsteht, z.B. Kopfraum 23 oc, Umluftbetrieb. Bei ihm w ird die Luft aus dem
Brustraum 24 °C, Fußraum 28 oc. Bei der Mehr-
Wageninneren angesaugt, im Staubfilter gereinigt,
zonenklimatisierung kann die Temperatur für jeden
am Verdampfer erwärmt und anschließend wi eder
Platz getrennt eingestellt werden (Bild 1).
ins W ageninnere geleitet. Der Umluftbetrieb kann


auf Fahrerwunsch, z.B. im Stau, über einen Schalter
aktiviert w erden.
Luftgütesensor. Er misst die Schadstoffkonzentra-
tion, z.B. unverbrannte Kohlenwasserstoffe der
Außen luft im Luftsammelkasten. Mit zunehmender
Schadstoffkonzentration verringert sich der W ider-
stand des Sensors. Der Stromanstieg im Sensor ist
ein M aß für die Schadstoffkonzentratio n. Im Innen-
raum w ird eine mittlere Luftgüte angenommen. Ist
die Schadstoffkonzentration der Frischluft deutlich
höher als die angenommene lnnenraumluftgüte,
schaltet die Klimatisierungsautomatik auf 100 %
Bild 1: Mehrzonenklimatisierung Umluftbet rieb um.
20 Komforttechnik 691

Ab diesem Zeitpunkt wird eine stetige Luftgütever- Der Kolbenhub wird durch eine Taumelscheibe er-
schlechterung der Innenraumluft durch die Elektro- zeugt, die je nach Bauart 3 bis 10 Kolben betätigt.
nik des Steuergeräts der Klimatisierungsautomatik Wird der Anstellwinkel der Taumelscheibe verän-
angenommen . Ist die ermittelte Innenraumluftgüte dert, ändert sich die Hublänge und mit ihr die Förder-
schlechter als die gemessene Außenluftgüte, schal- menge des Kompressors (Volumenregelung).
tet die Klimatisierungsautomatik auf 100 % Frisch- Mit der Fördermenge wird die Kä lteleistung des
luftbetrieb. Kompressors beeinflusst. Sie wird von folgenden
Größen bestimmt:
Kältemittelkreislauf • Wunschtemperatur des Fahrers
• Außen- und Innentemperatur
ln ihm wird gasförmiges Kältemittel komprimiert,
• Verdampfertemperatur
abgekühlt und verflüssigt, am Expansionsorgan
• Kältemitteldruck, Kältemitteltemperatur
gedrosselt, unter Wärmeaufnahme verdampft
und anschließend wieder komprimiert (Bild 1). Der Kompressor arbeitet nur, wenn der Motor
läuft und die Klimaanlage eingeschaltet ist. Es darf
Der Kältemittelkreislauf besteht aus folgenden Kom- nur gasförmiges Kältemittel angesaugt werden.
ponenten: Beim Ansaugen von flüssigem Kältemittel, wür-
• Verdichter (Kompressor) de der Kompressor zerstört, da sich Flüssigkeiten
nicht komprim ieren lassen (Fiüssigkeitsschlag). Zur
• Kondensator (Verflüssiger)
Schmierung der Kompressoren wird dem Kältemit-
• Expansionsorgan (Expansionsventil oder Drossel)
tel Kälteöl zugegeben.
• Verdampfer
Die für die Klimatisierung in Kraftfahrzeugen einge-
• Flüssigkeitsbehälter mit Trocknereinsatz (Trockner
und Sammler) setzten Hubkolben- oder Taumelscheibenverdichter
• Sicherheitseinrichtungen (Druckschalter bzw. können nach der Art der Regelung in intern geregel-
Hochdruckgeber und Temperaturfühler) te Kompressoren und extern geregelte Kompresso-
• Regel- und Steuereinrichtungen ren unterschieden werden.
• Schlauch und Rohrleitungen Intern geregelter Kältemittelkompressor (Bild 1, Sei-
• Kältemittel te 692). Er wird über einen Keilrippen-Riementrieb
Verdichter (Kompressor). Er bewirkt den Umlauf des angetrieben . ln der Riemenscheibe ist eine Magnet-
Kältemittels. Dazu saugt der Kompressor kaltes, gas- kupplung integriert, mit der der Kompressor bei Be-
förmiges Kältemittel an und verdichtet es. Das durch darf zu- oder abgeschaltet werden kann. Die Stellung
den Verdichtungsvorgang heiß gewordene gasför- der Taumelscheibe und damit die Fördermenge des
mige Kältemittel wird mit einem Druck von ca. 16 bar Kältemittels, wird durch die Druckverhältnisse inner-
zum Kondensator gedrückt. halb des Kompressors bestimmt.

Schalter für
Klimaanlage

Thermoschalter für
Lüfter/Kü h Im ittel

Vorrat sbehälter
mitTrockner

=
Hochdruck, gasförmig (p ca. 16 bar, t ca. 65 °C)
Hochdruck, flüssig (p ca. 16 bar, t ca. 55 oc)
=
= Niederdruck, gasförmig (p ca. 1,2 bar, t ca. - 3 oc)
Niederdruck, flüssig /gasförmig (p ca. 1,2 bar, t ca. -7 °C)

Bild 1: Kältemittelkreislauf mit Expansionsventil


692 20 Komforttechnik

Folgende Expansionsorgane können unterschieden


Gleitschiene
werden:
• Expansionsventil • Drossel
ExpansionsventiL Mit ihm lässt sich die Menge
des Kältemittels, das im Verdampfer in den gasför-
migen Zustand übergeht, genau an den jeweiligen
Betriebszustand anpassen. Dadurch ist die Kühlleis-
tung des Kältemittelkreislaufs in jedem Betriebs-
punkt optimal. Der Vorratsbehälter (Akkumulator)
befindet sich im Hochdruckteil des Kältemittelkreis-
laufes (Bild 1, Seite 691).
Drossel. Sie sprüht das flüssige Kältemittel in den
Verdampfer. Die kal ibrierte Bohrung der Drossel
Kolben Taumelscheibe Antriebswelle bestimmt die Durchflussmenge des Kältemittels für
einen vom Hersteller festgelegten Betriebstriebs-
Bild 1: Intern geregelter Kältemittelkompressor
zustand. ln diesem Betriebszustand arbeitet der
Extern geregelter Kältemittelkompressor (Bild 2). Kältemittelkreislauf optimal. Der Vorratsbehälter
ln der Riemenscheibe des Kompressors ist ein Über- (Akkumulator) befindet sich im Niederdruckteil des
lastschutz integriert. Er besitzt keine Magnetkupp- Kältemittelkreislaufs (Bild 3).
lung und läuft auch bei ausgeschalteter Kühlfunktion
weiter. Dabei wird das Fördervolumen des Kältemit-
tels auf unter 2 % begrenzt. Die Druckverhältnisse im
lnnern des Kompressors werden über ein Regelven-
Service·
til, das vom Klimasteuergerät angesteuert wird, be- Anschluss
stimmt. Damit kann die Stellung der Taumelscheibe
und mit ihr die Fördermenge des Kältemittels beein-
0 Hoch-
flusst werden. druck
0 Nieder-
druck

0 Frischluft

Regelventil 0
Fahrtwind
• Kaltluft

Bild 3: Kältemittelkreis mit Drossel

Verdampfer. ln ihm wird das unter hohem Druck


stehende flüssig e Kältemittel in den gasförmigen
Zustand bei niedrigem Druck überführt. Bei diesem
Vorgang entzieht das Kältemittel seiner Umgebung
Taumelscheibe die Wärmemenge, die es zum Verdampfen benötigt.
Die erforderliche Wärmemenge wird der Luft entzo-
Bild 2: Extern geregelter Kältemittelkompressor gen, die ein Gebläse je nach Betriebsart- im Frisch-
Kondensator (Verflüssiger). ln ihm wird das 60 oc bis luft- oder Umluftbetrieb-über die Verdampferober-
100 oc heiße Kältemittelgas schnell abgekühlt. Dabei fläche leitet. Dabei wird d ie Luft abgekühlt.
geht es vom gasförmigen Zustand in den flüssigen Vorratsbehälter mit Trocknereinsatz. Er dient als
Zustand über- es kondensiert. Das schnelle Abküh- Ausgleichsgefäß und Vorratsbehälter. Die Menge
len wird dadurch erreicht, dass die Wärme von den des Kältemittels, die im Kältemittelkreislauf benötigt
Rohren und Lamellen des Kondensators, vom Fahrt- wird, hängt von Betriebsbedingungen, wie z.B. Wär-
wind und von der Luftströmung des Zusatzgebläses mebelastung von Verdampfer und Kondensator und
aufgenommen w ird . der Drehzahl des Verdichters ab.
Expansionsorgan. Es reguliert die Kältem ittelmenge, Durch die hygroskopische Eigenschaft des Kältemit-
die in den Verdampfer eingespritzt wird. Die optima- tels und durch Undicht heiten im System, kann Was-
le Kältemittelmenge ist die Menge, d ie im Verdamp- ser in den Kältemittelkreislauf gelangen. Der Trock-
fer je nach Betriebszustand vergast werden kann. Sie nereinsatz kann Wasser und Verunreinigungen des
ist vom Saugdruck bzw. der Temperatur des Kälte- Kältemittels aufnehmen. Je nach Ausführung können
mittels nach dem Verdampfer abhängig. zwischen 6 g und 12 g Wasser gespeichert werden.
20 Komforttechnik 693

Sicherheitseinrichtungen. Sie bestehen aus Hoch- Regel- und Steuereinrichtungen. Sie sind die Bedie-
druckgeberund Temperaturfühler. Der Mikroprozes- nungselemente im Fahrzeuginnenraum, mit denen
sor des Hochdruckgebers liefert an das Steuergerät die gewünschten klimatischen Verhältnisse im Kraft-
der Klimaanlage ein getaktetes Signal. Die Größe fahrzeug eingestellt werden können.
der Pulsweite ist abhängig vom Druck: Kleiner Druck,
kleine Pulsweite; großer Druck, große Pulsweite. Die Temperaturregelung (Bild 1, Bild 2). Sie steuert den
Steuerlogik der Klimaanlage wertet diese Informatio- Temperaturregelkreis für den Innenraum des Kraft-
nen aus und schaltet je nach Druck im Kältemittel den fahrzeugs und beeinflusst auch den Kreislauf des
Kompressor ein oder aus. Z.B. wird der Kompressor Kältemittels. Das Steuergerät Klimaanlage (X4) er-
abgeschaltet, wenn der Druck im Kältemittel auf fasst über verschiedene Temperatu rsensoren wie
ca. 30 bar steigt, um eine Zerstörung der Klimaanlage Verdampfertemperatursensor (B2), Lufttemperatur-
zu verhindern oder bei Drücken unter 2 bar, da davon sensor (B3) und Innenfühler (B4) alle wichtigen Tem-
ausgegangen wird, dass im Leitungssystem ein Leck peraturen und Störgrößen. Mit dem Sollwertsteller
aufgetreten ist. Der Temperaturfühler bewirkt, dass wird dem Steuergerät die von den Insassen gewählte
bei einer zu hohen Temperatur des Kältemittels (über Temperatur vorgegeben . Die Solltemperatur wird mit
60 °C) der Zusatzlüfter am Kondensator eingeschaltet der Isttemperatur verglichen. Die festgestellte Diffe-
wird. renz erzeugt im Steuergerät Führungsgrößen für die
Bei Anlagen mit zwei Druckschaltern werden die Heizungsregelung (Wärmetauscher, Magnetventil ),
Drücke mit einem Hochdruck- und einem Nieder- Kühlungsregelung (Verdampfer, Kompressor), Luft-
druckschalter überwacht. Ein Überdruckabblasventil mengenregelung (Gebläse, M3) und der Luftvertei-
am Kompressor (Bild 1, Seite 692), lässt bei einem lungsregelung (Kiappenstellung für Frischluft, Um-
Überdruck von 40 bar aus Sicherheitsgründen Kälte- luft, Entfrostung, Bypass, Fußraum). Alle Regelkreise
mittel ab. lassen sich durch Handeingabe beeinflussen.

Schlauch- und Rohrleitungen. Hochdruckleitungen Frischluft


besitzen einen kleinen Leitungsquerschnitt und er-
w ärmen sich beim Betrieb der Klimaanlage.
Niederdruckleitungen besitzen einen großen Lei-
Gebläse
tungsquerschnitt und kühlen sich beim Betrieb der
Klimaanlage ab. Wärm e- --~'--""i;;;;;ilt=
tauscher

Kältemittel. Es zirkuliert in einem geschlossenen


Kreislauf im Leitungssystem der Klimaanlage und
transportiert Wärme aus dem Fahrzeuginnenraum
nach außen. Dabei wechselt es ständig zwischen Kondenswasser-
flüssigem und gasförmigem Zustand. ln heutigen Kli- ablauf
maanlagen wird ausschließlich das Kältemittel R134a Kompressor
verwendet. Die Befüllung von Klim aan lagen mit dem
Kältemittel R12 ist verboten (siehe auch Seite 39). Bild 1: Elektronisch geregelte Klimaanlage

G2 Batterie
S1 Schalter für Klimaanlage

~ ITI
@X2 S4 Thermoscha lter für Lüfter für
Kühlmittel t1 = 95 °C, t2 = 103°C

~f ~
S5 Hochdruckgeber (G65)

:I 1 p 1 = 2 bar/ 32 bar; p 2 = 16 bar


B1 Kü h Im itteltem peratu rsenso r
B2 Verdampfertemperatursensor

!I
I"~
B3 Lufttemperatursensor
B4 In nentem peratu rfü hI er
K5 m
G2 K5 Relais für Klimaanlage
K6 Relais für 2. Stufe Lüfter für
Kühlmittel
X2 Steuergerät Motronic
.l X4 Steuergerät Klimaanlage mit
Bedien- und Anzeigeeinheit
Y2 Magnetkupplung Kompressor
M3 Lüfter für Kühlmittel
F1 Sicherung

Bild 2: Schaltplan einer Klimaanlage


694 20 Komforttechnik

Die Luftmengeneinstellung kann über Gebläsestu- Dazu muss der Temperaturreg ler auf volle Heizleis-
fen oder stufenlos erfolgen ohne Istwert-Abfrage. tung, das Gebläse auf höchste Drehzahl und die
Bei höheren Fahrgeschwindigkeiten erhöht jedoch Luftverteilung nach oben verstellt werden. Bei Kli-
der auftretende Staudruck die Fördermenge des Ge- matisierungsautomaten geschieht dies durch einen
bläses. Mit einer speziellen Steuerung kann die Ge- Tastend ruck.
bläsedrehzahl mit zunehmender Fahrgeschwindig- Im Winter oder bei niederen Außentemperaturen
keit verringert werden, um den Luftstrom konstant wird bei Kaltstart, um Zugerscheinungen durch die
zu halten. noch unbeheizte Luft zu vermeiden, das Gebläse
Der Entfrostungsbetrieb (Einstellung DEF) ermög- durch das Steuergerät angehalten, bis eine mittlere
licht es, beschlagene oder vereiste Scheiben schnell Kühlmitteltemperatur erreicht ist. Wird jedoch ent-
frei zu bekommen. frostet, gilt diese Einstellung nicht.

WERKSTATIHINWEISE
• Allgemeine Arbeiten am Fahrzeug sind so vor- I I I
2,3
zubereiten und durchzuführen, dass der Kälte- Toleranzbereich
mittelkreislaut des Fahrzeugs nicht geöffnet wird bar Anlage mit
.--
wie z.B. Kühlerausbau, Motorenausbau.
• Ersatzteile von Klimaanlagen trocken und ver-
t
-"'
'-'
2,1
2,0
Expansionsventil
...,

schlossen lagern. 2 1,9


"0
1,8 r
• Bei Eingriff in den Kältemittelkreislauf der Klima- Q;
"0
anlage sämtliche Öffnungen sofort verschließen Q) 1,7
(Kältemittel sind hygroskopisch). z 1,6 r- Toleranzbereich
Anlage mit Drossel
• Das Expansionsventil kann nicht eingestellt und 1,5
darf nicht repariert werden. 1,4
• Dichtungen müssen nach dem Lösen der Rohr- 0 L
0 5 7,5 10 12,5 15 bar 20
und Schlauchleitungen erneuert werden.
• An Rohrleitungen darf nicht gelötet oder ge- Hochdruck - -
schweißt werden.
• Zum Prüfen, Absaugen, Evakuieren, Befül len des Bild 1: Toleranzbereiche bei der Druckprüfung
Kältemittelkreislaufs ausschließlich Kältemittel-
geräte verwenden.
• Kein Kältemittel aus der Klimaanlage in die Füll-
flasche zurückpumpen.
• Übermäßig stark verschmutztes Kältemittel wird
in separate Recyclingflaschen abgesaugt und der • Plattenventil des Ver- • Feuchtigkeit oder
umweltverträglichen Entsorgung zugeführt. dichters defekt Schmutz im Syst em,
• Leere Kältemittelflaschen stets verschlossen hal- • Kolbenspiel zu groß dadurch Expansions-
ten. oder Kolbenring ventil verstopft
• Sicherheitsv orschriften im Umgang mit Kälte- defekt • Zu wenig Kältemittel
mittel beachten . • Expansionsventil im System

Fehlerdiagnose durch Druckprüfung defekt • Verdampfer vereist


• Fühler des Expan- oder verschmutzt oder
Die Druckprüfung erfolgt bei eingeschalteter Klima- Fi lter verschm utzt
sionsventil lose oder
anlage. Anhand der Druckwerte auf der Hochdruck-
schlecht isoliert • Verstopfung im Ver-
seite und der Niederdruckseite wird erkannt, ob die f lüssiger oder in der
Klimaanlage einwandfrei arbeitet. Die Druckwerte • Zuv iel Kältemittel im
System Kä ltemittelleitu ng
müssen in den Toleranzbereichen (Bild 1) liegen.
Liegen die Drücke außerhalb des Toleranzbereichs, • Verflüssiger ver-
schmutzt oder Zusatz-
sind die Ursachen zu suchen und die Fehler zu be-
lüfter defekt
seitigen. Tabelle 1 zeigt mögliche Ursachen.

WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Welche Anforderungen werden an Klimaanlagen ge- 5 Welche Aufgaben hat das Kältemittel?
stellt?
6 Warum darf der Kompressor nur gasförmiges Kälte-
2 ln welche drei Bereiche lassen sich Klimaanlagen
mittel ansaugen und verdichten?
einteilen?
3 Erklären Sie den Frischluftbetrieb. 7 Erklären Sie die elektronische Regelung der lnnen-
4 Aus welchen Komponenten besteht der Kältemittel- raumtemperatur bei Änderung der Solltemperatur
kreislauf? am Sollwertgeber.
20 Komforttechnik 695

20.2 Diebstahlschutzsysteme Aufbau (Bild 1). Die EWS besteht aus


• Transponder im Schlüssel / in der Chipkarte
Diebstahlschutzsysteme umfassen alle Baugrup- • Lesespule am Zündschloss (Transceiver)
pen, die helfen, Fahrzeuge oder Fahrzeugteile vor • EWS-Steuergerät und Kontrollleuchte
unbefugter Benutzung zu schützen .
• Motorsteuergerät m it Freigabeeinrichtung
Diebstahlschutzsysteme sind z.B.
Transponder. Er besteht aus .. .
• Wegfahrsperren
• ... einem Kondensator als Energiespeicher
• Diebstahlwarnanlagen
• ... einer Spule, die als Sender (Transmitter) und
• Zentralverriegelungen . Empfänger (Responder) dient,
• .. . einem Chip (ROM oder EEPROM).

20.2.1 Wegfahrsperre Datenübertragung. Sie erfolgt zwischen Transcei-


ver und Transponder mittels elektromagnetischer
Für Pkw ab dem Zulassungsdatum 01.01 .1995 ist zu- Wechselfelder mit z.B. 125kHz (RadioFrequenziDen-
sätzlich zur Verriegelung des Fahrzeugs eine Weg- tifikation RFID) .
fahrsperre vorgeschrieben. Die Bedingungen sind
u.a. in§ 38a StVZO und in der EU-Richtlinie ECE R18 Energieversorgung des Transponders. Der Konden-
festgeschrieben . sator wird induktiv über das Magnetfeld geladen.

Wegfahrsperren sind Systeme, die verhindern, Challenge-Response-Authentifizierung (Bild 1). Nach


dass unberechtigte Personen das Fahrzeug in Be- dem Einstecken des Schlüssels übermittelt der Trans-
trieb setzen können . ponder seinen Schlüsselcode. Bei allen berechtigten
Schlüsseln sendet die EWS einen generierten Abfra-
Es werden mechanische, z.B. Lenkradschloss, elek- gecode (Challenge/Aufforderung). Der Transponder
trische und elektronische Wegfahrsperren unter- berechnet über einen geheimen Algorithmus einen
schieden . Elektrische Wegfahrsperren werden auto- Zugangscode und sendet diesen zurück an das Zünd-
matisch aktiviert und unterbrechen über Relais die schloss (Response/Antwort). Die EWS vergleicht die-
Systeme Kraftstoffversorgung , Starter und Span- sen mit dem selbst errechneten Code. Bei Überein-
nungsversorgung der Motorsteuerung (Dreikreisun- stimmung wird dem Motorsteuergerät ein codiertes
terbrechung). Bei Neufahrzeugen werden seit etwa Freigabesignal (Kryptocode) übermittelt. Das wird
1994 elektronische Wegfahrsperren (EWS) verbaut. benötigt, um die Kraftstoffversorgung, das Startsys-
tem und die Motorsteuerung in Funktion zu setzen .
Elektronische Wegfahrsperre (EWS) Weiterhin werden Lenksäulenverriegelung, Wählhe-
belsperre (Automatikgetriebe) etc. freigegeben . Das
Die EWS ist ein System, bei dem das Motor- Steuergerät generiert einen neuen Schlüsselcode
steuergerät einen Freigabecode benötigt, um das und übermittelt ihn an den Transponder im Schlüs-
Fahrzeug in Betrieb nehmen zu können. sel (Wechselcode).

Schlü ssel Zündschl oss


Transceiver

2. Abfrage co de

ve rg leicht
3 .Zu gang scode ~ ~

0100 1110 1011 0001


1110 1011 1001 0111
4 . ne u e r 01 11 11 0011 11 11
0100 1110 101 1 0001
11 1 11 1 1 11
Schlü sselcod e 01 0 1111 0011 1111

Bild 1: Systemübersicht Elektronische Wegfahrsperre


696 20 Komforttechnik

Pneumatischer Arbeitskreis. Er betätigt die Stel l-


WERKSTATTHINWEISE
elemente durch Unter- oder Überdruck in einer Lei-
Tausch von Komponenten der EWS tung. Eine zentral im Fahrzeug verbaute Flügelzel-
Werden Zündschloss, Schlüssel, Steuergerät etc. lenpumpe erzeugt je nach Betätigungsauftrag einen
getauscht, müssen diese angelernt und initiali- Über- oder Unterdruck. Zur Entriegelung des Fahr-
siert oder synchronisiert werden. Dazu ist eine zeugs wird im pneumatischen Arbeitskreis Über-
Online-Verbindung des Diagnosetesters zum druck, zur Verriegelung Unterdruck erzeugt. Die
Hersteller notwendig. Steuerung erfolgt durch Drehrichtungsänderung
des Flügelrades.
Vergehensweise bei Verlust eines Schlüssels
• Neue Schlüssel. Sie müssen per Onlineverbin-
dung angelernt werden. Einige Hersteller lie- Elektropneumatische
Steuergerät Steuereinheit
fern vorprogramm ierte Schlüssel, die nur auf
ein Fahrzeug angelernt werden können.
• Verbliebene Schlüssel. Je nach Hersteller sind
auch diese ebenfalls neu anzulernen.
Vorsicht! Mit dem verlorengegangenen
Schlüssel kann das Fahrzeug noch aufge-
schlossen werden. Ein Starten mit diesem
Schlüssel ist nicht mehr möglich .
Mechanisches
• Neue Identität. Werden Schließsatz und Ver- und
Entriegeln
Schlüssel ersetzt erhält das Fahrzeug eine neue
Identität. Ein Öffnen mit den .. alten " Schlüs-
seln ist nicht mehr möglich. Sie können auch Bild 1: Elektropneumatische Zentralverriegelung
nicht mehr an das Fahrzeug angelernt werden.
Elektropneumatisches Stellelement (Bild 1). Ein
Membran-Stellzylinder betätigt die mit dem Schloss
20.2.2 Zentralverrieg_e_Lungf--- -- - - - verbundene Zug-/Druckstange. Dadurch kann der
Schließvorgang mit dem Schlüssel oder pneuma-
tisch über das Gestänge durchgeführt w erden.
Sie ermöglicht das gleichzeitige Sichern, Ver-
und Entriegeln von Türen, Tank- und Kofferraum-
klappen von einem Schließpunkt
Elektromotorische Zentralverriegelung
Aufgaben. Die Zentralverriegelung übernimmt fol-
gende Funktionen: Fernsteuerung, Komfortinnen- Bei der elektromotorischen Zentralverriegelung
und -außenbeleuchtung, Aktivierung und Deaktivie- werden die Stellelemente über Gleichstrommo-
ren der Diebstahlwarnanlage und Komfortschließen to ren betätigt.
der Fenster und des Schiebedachs.
Sie ist die heute übliche Betät igungsart von Zentra l-
Als Schließpunkte können Fahrertüre, Schalter im verriegelungen und wird mit der Wegfahrsperre und
Fahrgastraum oder Fernbedienung dienen. Je nach soweit vorhanden Diebstahlwarnanlage kombiniert.
Art der Betätigung der Stellelemente werden folgen-
Die Steuerung übernehmen Steuergeräte, die über
de Systeme unterschieden:
Datenbusse miteinander kommunizieren (Bild 2).
• Elektropneumatische Zentralverriegelung
• Elektromotorische Zentralverriegelung.
Kombiinstrum ent Dachst euergerät Ze ntralsteu erge rät
hinten
Steuergerät
• Elektropneumatische Zentralverriegelung (Bild 1) Zündsch loss

Bei der elektropneumatischen Zentralverriege-


lung werden die Stellelemente pneumatisch be-
t ätigt. Die Steuerung erfolgt elektrisch.

Elektrischer Steuerstromkreis. Er steuert den pneu-


m atischen Arbeitskreis. Beim Drehen des Schlüssels
im Türschloss wird ei n Mikroschalter betätigt. Das
Kofferrau m-
Steuergerät erhält dieses Signal und veranlasst die st euergerät
pneumatische Steuereinheit, alle anderen Schlösser
zu betätigen. Bild 2: Vernetzung einer elektronischen ZV
20 Komforttechnik 697

Aufbau der elektromotorischen Zentralverriegelung


(Bild 1). Sie besteht aus:
• Bediensteilen für Zentralverriegelung
• Zentral -, Tür- und Gepäckraumsteuergeräten
• Stell elementen mit Sch ließeinheit Motor und Mi-
kroschaltern
Bedienstellen. Die Zentralverriegelung kann über die
Funkfernbedienung, einen Verriegelungstaster im Schl oss -----....
motor
Innenraum (Bedieneinheit) und den Schließzylinder
nicht entkoppelt entkoppelt
in der Fahrertür bedient werden. Bei der Betätigung
über die Fernbedienung wird der Schließbefehl über Bild 2: Entkopplung als Doppelverriegelung
das Steuergerät für Zugangsberechtigung an das
Zentralsteuergerät weiter gegeben .
Kommunikation . Das Zentralsteuergerät ist mit den Komfortschließung . Durch längere Betätigung der
Türsteuergeräten über einen Datenbus (z.B. CAN, Zentralverriegelung können alle Fenster und das
LI N) verbunden (Bild 1). Schiebedach geschlossen werden.
Stellelement. Es betätigt elektromotorisch die Ver- Automatische Verriegelung/Entriegelung. Das Fahr-
riegelung und Entriegelung der Schließeinheit zeug wird zentral verriegelt, sobald es mit einer
Durch die Änderung der Polung wird die Drehrich- Geschwindigkeit von z.B. über 4 km/h fährt und
t ung des Motors festgelegt. Damit wird ver- oder automatisch entriegelt, wenn z.B. die Zündung auf
entriegelt. Im Stellelement sind fünf Mikroschalter Stellung 0 geschaltet wird.
verbaut (Bild 1):
Crash-Entriegelung. Wenn der Crash-Sensor einen
• Zwei ermitteln den Verriegelungszustand,
Unfall feststellt entriegelt die Zentralverriegelung
• zwei ermitteln die Schlüsselstellung im Schloss
alle Türschlösser automatisch.
• ei ner ermittelt die Türstellung ,. offen/geschlossen" .
Selektive Entriegelung. Es wird zunächst nur die
Doppelverriegelung. Sie ist eine zusätzliche Siche-
Fahrertür entriegelt. Zur Entriegelung der Beifahrer-
rung gegen gewaltsames Öffnen. Die Aktivierung
tür und der Heckklappe oder des Kofferraumdeckels
der Doppelverriegelung erfolgt z.B. durch Mehr-
ist der Entriegelungsbefehl zu wiederholen . Dieser
fachdrücken der Verrieglungstaste auf der Fern-
Modus kann z.B. durch eine Tastenkombination an
bedienung oder durch Auf-/Zuschließen mit dem
der Fernbedienung ein- und ausgeschaltet werden.
Schlüssel. Hierzu fährt entweder der Stellmotor den
Verriegelungsstift in eine Übertotpunktlage oder Türsteuergerät. Neben der Türverriegelung ist es
ein zweiter Stellmotor entkoppelt die Verbindung z.B. für die Steuerung der Fensterheber sowie das
zwischen Verriegelungsstift und Schloss (Bild 2) . in Einklappen, die Verstellung und Beheizung der
beiden Fällen kann die Entriegelung nur elektrisch Außenspiegel zuständig . Die Türsteuergeräte bilden
erfolgen . Im Fahrzeug befindliche Personen können mit dem Fensterhebermotor oftmals eine Baueinheit
ohne Schlüssel die Türen nicht mehr öffnen. (Bild 1) und sind eigendiagnosefähig .

Spiegel-
v erst ellung

Bedien- Tü rg riffbetätig u ng
einheit

Zentral-

Schnappschloss

Mikroschalter Mikrosch alter


Datenbusleitung Türst euergerät Fensterhebermotor ,.Verriegelung '" ,;für offen/geschlossen '"

Bild 1: Elektromotorische Zentralverriegelung


698 20 Komforttechnik

Elektrische Fensterheber Wirkungsweise (Bild 2). Mit dem Schalter E81 der
Bedieneinheit Fahrertüre kann der Fensterheber der
Sie ermöglichen das Öffnen und Schließen eines Beifahrerseite bedient werden. Die Masseversor-
oder auch aller Fenster mit Hi lfe eines Fenster- gung von E81 erfolgt über T16b/11 (blau). Je nach
hebermotors. Dieser w ird über einen Wipp- oder Schalterstellung wird ein spannungscodiertes Signal
Tastschalter betätigt. über drei unterschiedliche Widerstände sowie einer
direkten Verbindung über T16b/5 an den Pin T29a/15
Als Antrieb dienen hauptsächlich Seilzugantriebe
des Türsteuergerätes gegeben (rot). Bei nicht betä-
(Bild 1). Der Fensterhebermotor betätigt über ein
tigtem Schalter ist die Verbindung unterbrochen. Je
Schneckengetriebe einen Seilzug , der je nach Dreh-
nach Schalterstellung der Bedieneinheit wird über
richtung das Fenster öffnet oder schließt. Di e selbst-
den Datenbus das Türsteuergerät Beifahrertüre an-
hemmende Wi rkung des Schneckengetriebes ver-
gesteuert, das den Fensterhebermotor ansteuert.
hindert ein gewaltsames Öffnen des Fensters. Die
Ansteuerung erfolgt über das Türsteuergerät Drehzahlerfassung und Richtungserkennung . Sie
werden über Hallsensoren erfasst (Bild 1). Ein Mul-
Türsteue r- tipolring dreht sich mit der Motorwelle. Zwei Hall-
motor g erät sensoren sind vor dem Multipolring angebracht. Ein
Sensor erfasst die Drehzahl. Zusammen mit einem
zweiten Sensor wird die Drehrichtung ermittelt.
Erkennung der Endstellungen. Beim Einfahren der
Hall - Scheibe in die Dichtung verringert sich die Drehzahl
sensor
des Motors. Das Steuergerät erkennt die Endstellun-
gen und unterbricht die Stromzufuhr zum Motor.
Einklemmschutz. Beim automatischen Hochfahren
der Seitenscheibe dürfen Körperteile nicht einge-
klemmt werden. Hierzu werden die Drehzahlinfor-
Bild 1: Fensterheberantrieb mit Seilzug
mationen des Fensterhebermotors ausgewertet.
Nimmt die Drehzahl beim Hochfahren ungewohnt
Betätigung (Bild 2). Über Wippschalter in den Türen ab (Einklemmen) so wird die Scheibe sofort wieder
können folgende Anweisungen an das Türsteuerge- heruntergefahren .
rät gegeben werden :
• Automatisches Herunterfahren (a) Anlernen. Die Endstellungen müssen nach Unter-
brechung der Spannungsversorgung neu angelernt
• Herunterfahren bis der Taster losgelassen wird (b)
werden. Hierzu muss das Fenster über den Betäti-
• Hochfahren bis der Taster losgelassen wird (c) gungsschalter manuell ein- oder mehrfach vollstän-
• Automatisches Hochfahren (d). dig geöffnet und wieder geschlossen werden. Das
Von der Fahrerseite können alle absenkbaren Fens- Steuergerät erkennt das Drehzahlverhalten bei End-
ter bedient werden . Die Fensterbetätigungen der anschlag und speichert es ab. Anschließend ist die
hinteren Türen können gesperrt werden. automatische Schließung wieder aktiviert.

~
Verbindun g (CAN-Bu s Komfol1,
High) im Leitungsstrang Boden
Verbindung (CAN·Bus Ko mfol1,
Low ) im Leitungsstrang Boden
E40 Verb indung für Fensterheber,
vo rn links
E53 Scha lter fü r Fensterh eber,
hinten links, Fahrer
E55 Schalter fü r Festerh eber,
hinten rechts, Fahrer
E81 Schalter für Fensterheber,
vo rn rechts, Fahrer
E150 Schalter für Innen·
ve rrieg elung, Fahrerseite
J300 Türsteuergerät Fahrerseite
L53 Lampe für Beleuchtung/
Schalter fü r Fensterh eber
5 37 Einzelsicherung für
Fensterheber,auf dem
'==~~~7-;:=~~~~t~~4~4~~=~~~~t=~f~f~ T101 S·fach Relaisträger
Steckve rbindung, 10-fach,
schwarz,Kupplun gsstati o n,
A·Säule links
T16b Steckve rbind ung, 16-f ach, braun
1 ;~~±~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~_j T29a Steckverbindung, 20-fach
<;., V147 Moto r für Fensterheber,
Fahrerseite

Bild 2: Türsteuergerät Fahrerseite mit Bedieneinheit und elektromotorischer Schließeinheit


20 Komforttechnik 699

Fernbedienung der Zentralverriegelung Empfänger entschlüsselt und überprüft den ldentifi-


Es wird ei n digitaler Signalcode von einer Fernbedie- kationscode. Im Falle der Übereinstimmung wird der
nung ü ber elektromagnetische Wellen (Infrarot oder von der Fernbedienung gesendete Schließbefehl an
Funk) auf ein Empfängermodul im Fahrzeug übertra- das Steuergerät der Zentralverriegelung weitergelei-
gen. Dort wird dieser wieder in einen elektrischen, tet.
digitalen Signalcode umgewandelt und im Steuer- Rolling-Code-Verfahren. Ein Teil des Identifikations-
gerät entschlüsselt. Die Signalübertragung erfolgt codes wird von der Fernbedienung nach einem
mit Lichtgeschwindigkeit (c0 "' 300.000 km/s) festgelegten, geheimen Algorithmus geändert. Hier-
Es werden zwei Systeme unterschieden: durch ist ein einfaches Mitschneiden des Signals
• lnfrarot-Fernbedienungssystem durch Unbefugte nutzlos.
• Funk-Fernbedienungssystem

lnfrarot-Fernbedienungssystem
Die Übertragung des Signals erfolgt mit einem 20.2.3 Passiver Zugang
.. Lichtstrahl " , dessen Frequenz unterhalb des sicht-
baren Lichts liegt (infra) und daher für das mensch- Der Fahrer muss zum Ver- und Entriegeln des
liche Auge nicht sichtbar ist. Hieraus ergeben sich fol- Fahrzeugs keinen Schlüssel aktiv bedienen. Glei-
gende Nachteile: Geringe Reichweite (unter 6 Meter). ches gilt für die Deaktivierung der Wegfahrsperre
d ie Infrarotfernbedienung muss auf den Empfänger und der Diebstahlwarnanlage sowie für das Star-
ausgerichtet werden und der Lichtstrahl darf nicht ten des M otors. Es genügt, w enn er den elektro-
behindert werden. Aufgrund dieser Nachteile haben nischen Schlüssel bei sich trägt.
sich Funkfernbedienungssysteme durchgesetzt.
Umfang und Bedienung sind bei den Herstellern sehr
Funk-Fernbedienungssystem unterschiedlich. Sie werden u.a. unter Bezeichnun-
gen wie keyless go, keyless entry, Komfortschlüssel,
0 \e S\gna\übertragung erfolgt in Europa über KESSY, Comfort A ccess, Smart key geführt.
Funkwellen mit einer Frequenz von 433 MHz.

Vorteile. Gegenüber der Infrarot-Übertragung hat Aufbau. Zusätzlich zu den Komponenten der Zentral-
d ie Signalübertragung perFunk folgende Vo rteile: v erri egelung w erden benötigt (Bild 1):
• Große Reichweite (bis zu 40 m) • Empfangsantennen mit Verstärker
• keine Ausrichtung auf das Fahrzeug notwendig • Steuergerät
• hoher Schutz gegen Decodierung des Signals. • elektronische Türgriffe
Funktion. Der Sender übermittelt einen digitalen
• elektronisches Zündschloss
Zahlencode per Funk an das EmpfängermoduL Der
Zahlencode besteht aus einem Identifikationscode • Elektronischer Schlüssel
und der Anweisung an das Schließsystem . Der • Start-Sto pp-Einrichtung.

Elektronisches Start/Stop- Antennen


Zündschloss Taster

El ektronische
Lenksäulenverri egelung

Elektronisc~
he Türst euergerät
Türg riffe

Bild 1: Systemübersicht Passiver Zugang


Steuerg erät für
Passiven Zugang ~
700 20 Komforttechnik

Empfangsantennen. Sie senden Funksignale mit Elektronisches Zündschloss (EZS). Es dient der Auf-
Identifikationsnummer und codierter Identifizie- nahme des Schlüssels. Zur Identifikation des elektro-
rungsaufforderung an den Schlüsseltransponder. nischen Schlüssels und Deaktivierung der Wegfahr-
Zudem empfangen sie die Antwort und geben diese sperre ist das EZS mit einer Schreiblesespule für die
an das Steuergerät für den Passiven Zugang weiter. Transponderabfrage ausgestattet. Bei einigen Syste-
Die Antennen befinden sich im Innen- und Außen- men genügt es, wenn sich der elektronische Schlüs-
bereich des Fahrzeuges. Durch die Anordnung der sel im Fahrzeuginnenraum befindet.
Antennen kann im Steuergerät unterschieden wer-
Elektronischer Schlüssel. Er besteht aus der Fern-
den, ob sich der Schlüssel im Fahrzeug oder im
bedienung mit Transponder und Spannungsver-
Außenbereich befindet (Bild 1).
sorgung. Der Schlüssel kann z.B. die Form einer
Funkfernbedienung oder einer Scheckkarte haben.
Kofferraum Innenraum Komfortschließbereich
Funkfernsteuerung Integriert ist ein mechanischer Schlüssel für Not-
schließungen bei Ausfall der Spannungsversorgung
! (Bild 3).

Heck
----~ Türbereich
Öffnen/
Antennen Schließen Elektronischer
Zündschlüssel
Bild 1: Erkennungsbereiche der Antennen

Einschub
Antennen Außenbereich (Bild 1: grün). Sie sind in für Not-
Türen oder Türgriffen und Stoßfängern verbaut. Die schlüssel
Position des Schlüssels lässt sich eindeutig einer Tür
oder der Heckklappe zuordnen. Hierdurch ist eine se-
lektive Zugangsberechtigung möglich.
Antennen Innenbereich (Bild 1: braun). Sie sind für
den Startvorgang und Fahrbetrieb sowie die Deak-
tivierung der Diebstahlwarnanlage zuständig. Typi-
sche Verbauorte sind Mittelkonsole, Hutablage oder Bild 3: Elektronischer Schlüssel mit Notschlüssel
Dach.
Notöffnung. Bei Ausfall der Schlüsselbatterie kann
Elektronischer Türgriff. Er kann folgende Kompo- das Fahrzeug mit dem mechanischen Notschlüssel
nenten enthalten (Bild 2): geöffnet werden. Nach dem Einstecken des elektro-
• Türgriffantenne. Sie ist als Spule ausgeführt und nischen Schlüssels in das EZS ist die Deaktivierung
gibt die codierten Transpondersignale an das der Wegfahrsperre möglich. Die Spannungsversor-
Steuergerät für Zugangsberechtigung. gung erfolgt hierbei du rch das magnetische Wech-
selfeld der Schreiblesespule im Zündschloss.
• Sensor zur Erkennung des Zugriffswunsches. Er
ist ein kapazitiver Sensor. Nähert sich die Hand Start-Stopp-Einrichtung. Sie erfolgt je nach Fahr-
dem Türaußengriff, ändert sich die Kapazität des zeug durch Drücken oder Drehen des Schlüssels im
Sensors. Das Steuergerät erkennt diese Änderung EZS oder durch Betätigung eines Starttasters. Das
als Zugriffswunsch und startet die Überprüfung Abschalten des Motors erfolgt fahrzeugabhängig
der Zugangsberechtigung. über das nochmalige Betätigen des Start-/Stopptas-
• Verriegelungstaster. Er leitet den Verriegelungs- ters oder über einen separaten Stopptaster.
wunsch an das Steuergerät für Zugangsberechti- Automatisierter Startvorgang. Der Startwunsch
gung weiter. des Fahrers wird dabei von der Startbetätigung an
das Motorsteuergerät übergeben. Hierzu muss sich
ein Schlüssel mit berechtigtem Transpondercode
im Fahrzeug bzw. elektronischen Zündschloss be-
finden . Bei Fahrzeugen mit Automatikg etriebe
muss die Bremse g etreten und der Wählhebel in
der Position P sein. Erst dann gibt das Motorsteue r-
gerät die Kraftstoffversorgung frei und startet den
Bild 2: Elektronischer Türgriff Motor.
20 Komforttechnik 701

Türst euerge rät mit Schli eßm ot o r Ve rri ege lun gs m ot o r elekt ron ischer
Tankdecke l Schlü sse l
Fahrertür Beifa hrertür

Schalter
Heckkl appen bet ätigun g Zentralst euerg erät
hinte n ~~
5

Antenn en in
El ektron isches Türen-/Türgriff
Zündschl oss Kofferraum
Ko m biin strum ent Steuer- 1a
El ektro nische
Len ksä ul en-
gerät
Passive r ~'""""'""
ve rri egelun g Zugang

0 Steuerge rät 0 CA N-Ko mfort 0 Senso r


Getriebe-
Steuergerät M otorst euerg erät • CAN-Ant rieb D Akto r
Bild 1: Komponenten Passiver Zugang - Beispiel Entriegelung

Passives Entriegeln (Beispiel: Bild 1). Der Sensor im 20.2.4 Diebstahlwarnanlage (DWA)
"'iürgrff'i -er K-ennt den Zutrittswunsch und gibt ihn an
das Steuergerät für Zugangsberechtigung weiter Die DWA löst bei unbefugtem Eingriff optische
(1a ). Das Steuergerät erhält über den Datenbus zeit- und/oder akustische Warnsignale aus.
gleich den Status der Verriegelungsseinheiten (1 b)
und sendet über die Außenantennen eine Anforde- Sie besteht aus folgenden Komponenten (Bild 2):
rung an den Schlüssel zur Identifizierung (2) . Der • Steuergeräte, Bedieneinheiten und Statusanzeige
Schlüssel berechnet den Zugangscode und sendet
• Kontaktschalter für z.B. Türen , Motorhaube, Heck-
das Ergebnis über die Antennen und den Antennen-
klappe, Kofferraum oder Handschuhfach
verstärker zurück an das Steuergerät (3) (Challenge/
Response-Verfahren) . Der Zugangscode gelangt • Infrarot- oder Ultraschall-Innenraumüberwachung
über den Datenbus zum Zentralsteuergerät (4). Die- • Lagesensor für Rad- und Abschleppschutz
ses beauftragt das Türsteuergerät (5), das die Entrie- • Signalhorn mit eigener Spannungsversorgung
gelungsanweisung an den entsprechenden Schließ-
• Glasbruchsensoren.
motor weitergibt (6) .
Verriegelung. Der Verriegelungsvorgang kann auto-
mat isch oder durch Betätigung des Verriegelungs-
tasters am Türgriff ausgelöst werden . Beim auto-
matischen Verriegeln wird der Vorgang eingeleitet,
wenn der Transponder den Erkennungsbereich der
Außenantennen verlässt. Steckdose AHV

~
Die Verriegelung auf Tasterdruck hat gegenüber der
automatischen Verriegelung den Vorteil , dass der
Neigungsgeber
Fahrer den Befehl bewusst gibt und die Verriege-
EDW
lung hört. Die Verriegelung wird durch Blinken der
der Warnleuchten quittiert.
Service Key. Der elektronische Schlüssel speichert
wichtige Fahrzeuginformationen, die bei der Annah-
me mit dem Werkstattinformationssystem au sgele-
sen werden . Beispiel für gespeicherte Daten:
• Info über die Serviceintervalle Steuergerät
SAM vorn
E=heitiR.
vorn links
~
Türsteuergerät Türkontaktschalter
• Status von Betriebsflüssigkeitsständen
• Status von Kühlmittel - und Motoröltemperaturen. Bild 2: Komponenten einer Diebstahlwarnanlage
702 20 Komforttechnik

Aktivieren der DWA. Die Aktivierung kann automa- in den Innenraum oder das Einschlagen einer
tisch erfolgen oder vom Fahrer mit dem Schlüssel Scheibe. Der Ultraschalldetektor erkennt die Ver-
in Funktion gesetzt werden. Die Alarmbereitschaft ist änderung des Feldes und bewirkt eine Alarmaus-
nach 10 bis 20 Sekunden gegeben und wird z.B. über lösung .
eine blinkende LED angezeigt. Das Steuergerät über-
prüft zuvor über Kontaktschalter, ob Türen, Fenster, Der Einbau einer Standheizung erfordert die An-
Schiebedach, Motorhaube und Heckklappe oder passung der lnnenraumüberwachung. Der war-
Kofferraumdeckel verschlossen sind . me Luftstrom würde ausreichen, um einen Alarm
auszulösen .
Alarmauslösung . Er kann ausgelöst werden durch .. .
• .. . unbefugtes Öffnen von Türen oder Hauben
• .. . Eindringen in den Innenraum Seitenscheiben Heckschei be

• ... Benutzung eines Schlüssels mit ungültigem


Transpondercode
• .. . Demontage des Innenraumsensors/Signal-
horns
• ... Ausbau des Radios
• .. . Öffnen von Handschuh- oder Ablagefächern
• .. . Unterbrechung der Spannungsversorgung am
DWA-Steuergerät Frontscheibe Seiten scheiben
• .. . Verändern der Fahrzeuglage
Bild 1: Ultraschallfeld im Fahrzeuginnenraum
• .. . Herausziehen des Steckers der Anhängevor-
ri chtung.
Rad- und Abschleppschutz. Er besteht aus Nei-
Alarmarten. Er w erden zwei Arten unterschieden: gungssensoren mit Auswerteinheit Die Lage des
• Akustischer Alarm über eine separate Alarmsirene Fahrzeuges beim Abstellen wird mit dem Einschal-
mit eigener Spannungsversorgung ten der Alarmanlage als Nulllage einprogrammiert.
• optischer Alarm über Warnblinkanlage, lnnen- Bei einem kapazitiven Neigungssensor (Bild 2) pen-
raumbeleuchtung oder Abblendlicht delt sich die Pendelmasse entsprechend der Schwer-
kraft senkrecht aus. Mit der Änderung der Fahrzeug-
Alarmdauer. Sie ist in der StVZO geregelt. Der akus- neigung ändert sich die Lage des Sensors und damit
tische Alarm darf in Deutschland maximal 30 Sekun- die Kapazität zwischen den Kondensatorplatten .
den je Ereignis andauern und muss nach Abschal- Geringfügige Lageänderungen lösen keinen Alarm
tung sofort verstummen . aus (z.B. Luftverlust in den Reifen). Bei Neigungen
Abschaltung. Sie erfolgt durch das Betätigen der durch Anheben oder Abschleppen des Fahrzeugs
Entriegelungstaste auf der Fernbedienung oder wird Alarm ausgelöst.
durch Einstecken eines berechtigten Schlüssels in
das elektronische Zündschloss.

Bei einer Notöffnung durch mechanisches Entrie-


geln des Schließzylinders muss nach einer fest-
gelegten Zeit von z.B. 15 Sekunden der Schlüssel Pend el-
mit gültigem Transpondercode in das elektroni- m asse
sche Zündschloss eingesteckt werden, da sonst
der Alarm ausgelöst wird .
Konden sato r- Au swerte-
pl atten ei nh eit
lnnenraumüberwachung. Mit dem Aktivieren der
Alarmanlage wird auch deren Überwachungssensor Bild 2: Neigungssensor
aktiviert. Es werden unterschieden :
• lnfrarot-lnnenraumüberwachung. Dabei erfolgt AHV-Steckdose. Befindet sich beim Einschalten der
die Überwachung des Innenraums durch einen In- DWA ein Stecker in der Steckdose der Anhängevor-
frarot-Sensor. Er reagiert auf Wärmequellen, z.B. richtung (AHV), w ird diese ebenfalls überwacht.
Personen, und bewirkt eine Alarmauslösung .
• Ultraschall-Innenraumüberwachung (Bild 1). Ein Abschleppmodus. Zum Einstellen in einem Doppel-
Sender erzeugt im Innenraum des Fahrzeugs ein parker, zum Abschleppen oder für den Transport auf
Ultraschallfeld mit einer Frequenz von ca . 20 kHz. einer Fähre kann d ie Alarmauslösung durch den Nei-
Das Feld ändert sich z.B. durch ein Hineingreifen gungssensor abgeschaltet werden (Bild 2).
20 Komforttechnik 703

20.3 Komfortsysteme 30
20.3.1 Verdeckbetätigung

Sie ermöglicht ein elektrisches Öffnen und Schlie-


ßen des Verdeckes über einen Tastschalter.

Bei der im Bild 1 dargestellten Verdeckbetätigung


handelt es sich um ein elektrohydraulisches System. 568
Über einen Schalter wird ein Elektromotor einge-
schaltet, der eine Rotorpumpe in Gang setzt. Diese
baut Druck auf. Über doppelt wirkende Hydraulik-
zylinder wird das Verdeck geöffnet bzw. geschlossen.
30 J256

M1 M2 31 51 52

F155

31

Bild 2: Stromlaufplan der Verdeckbetätigung

T1. Ebenso erhält es Spannung vom Zünd-Start-


Schalter D über PIN P.
Bild 1: Verdeckbetätigung Die Arbeitsstromversorgung des Systems erfolgt
über die Thermosicherung S68 von Klemme 30 auf
Hydraulische Einrichtung PIN 30 des Steuergeräts J256.
Sie besteht aus: Weil an PIN T1 des Steuergerätes J256 Spannung
• Ölvorratsbehälter anliegt, steuert das Steuergerät die Drehrichtung
• Elektrisch angetriebener Hydraulik-Rotorpumpe des Elektromotors V82 für die Hydraulikpumpe so,
• Hydraulischer Steuereinheit dass die Kolbenstange des Hydraulikzylinders ein-
• 2 doppelt wirkenden Hydraulikzylinder fährt. Das Verdeck wird geöffnet.

Elektrische Einrichtung (Bild 2)


Verdeck schließen
Sie enthält folgende Hauptkomponenten: Soll das Verdeck geschlossen werden, erhält das
• Verdecktaster (E 137) Steuergerät J256 Spannung vom Verdecktaster
• Steuergerät (J256) E137 an PIN T2. Es steuert den Elektromotor der
• Motor für Hydraulikpumpe (V82) Hydraulikpumpe V82 so an, dass die Kolbenstang e
• Zünd-Start-Schalter (D) des Hydraulikzylinders ausfährt. Das Verdeck wird
• Thermosicherung (S68) geschlossen.
• Kontakte für montierte Verdeckhülle (F155, F156) Damit bei montierter Verdeckhülle das Verdeck nicht
betätigt werden kann, sind Sicherheitsschalter ein-
Wirkungsweise Verdeck öffnen gebaut. Die Schalter F155 und F156 sind Reed-Kon-
Nach der manuellen Entriegelung lässt sich das elek- taktschalter, die berührungslos durch Magnete an
trisch-hydraulische Verdeck aus Sicherheitsgründen den Verschlussknöpfen der Verdeckhülle geschaltet
nur bei eingestecktem Zündschlüssel und ausge- werden. Die Schalter F155 und F156 legen Masse an
schalteter Zündung betätigen. PIN S2 bzw. PIN S1 des Steuergerät es J256, w enn
Hierbei legt PIN S des Zünd-Start-Schalters D Span- ein Verschlussknopf der Verdeckhülle gesteckt ist.
nung an den Verdecktaster E137. Wird dieser betä- Das Steuergerät J256 steuert den Elektromotor V82
tigt, erhält das Steuergerät J256 Spannung an PIN jetzt nicht mehr an.
704 20 Komforttechnik

20.3.2 Komfortsitze Position ·gefahren. Eine Lagerückmeldung der ver-


schiedenen Sitzteile erfolgt über Sensoren . Meist ist
mit der Sitzeinstellung auch das Einstellen der Lenk-
Um Menschen unabhängig von Größe und Statur radhöhe und der Außenspiegel verbunden.
eine verkehrsgerechte und ermüdungsfreie Sitz-
position zu ermöglichen, lassen sich Sitzhöhe, Aktives Sitzen. Bei längerer, starrer Sitzhaltung wird
Sitzneigung, Rückenlehnenwinkel und Sitzkontur die Wirbelsäule durch ständiges, minimales Verän-
an die individuellen Körpermaße anpassen. dern der Sitzstellung vor schmerzhaften Verspan-
nungen geschützt. Eine variable Lordosenstütze
Grundaufbau. Der Sitz besteht aus einem Stahlrah- unterstützt diesen Vorgang durch eine pulsierende
men mit Kunststoff-Formteilen und Baugruppen für Luftkammer (Bild 1). Einige Sitze verfügen zusätz-
die verschiedenen Funktionen. Unter dem gepolster- lich über eine Massagefunktion, bei der die Rücken-
ten Sitzbezug sorgt ein durchlässiges Belüftungsge- muskulatur deutlich spürbar aktiviert wird, um Ver-
webe für Luftzirkulation. Gummihaarmatten stützen krampfungen entgegenzuwirken.
den Verbund gegen die Rückenlehne und den Sitz
ab. Eine individuell regelbare Heizung und Belüftung Sitzheizung. Im Sitz sorgen zentrale Heizfelder für
sorgt für optimalen Komfort. Eine Lendenwirbel eine schnelle Erwärmung im Mittelbereich. Die
(Lordosen) -Stütze - gegebenenfalls mit Massage- Randbereiche werden langsam nachgeregelt
system- unterstützt ein aktives Sitzen (Bild 1).
Belüftung. Von der Sonne oder der Körperwärme
Aktive Kopfstütze
aufgeheizte Sitzflächen werden mittels kleiner, unter
der Oberfläche eingebauter Miniventilatoren gekühlt
Atmungsaktive Sitzbe- und zugleich belüftet. Eine atmungsaktive Sitzbe-
spannung (Leder/Textil) spannung unterstützt diese Funktion .

Luftkammern Dynamische Sitzverstellung. Aufblasbare Luftkam-


Schulterbereich mern in den Seitenwangen verstärken bei Kurven-
fahrt den Seitenhalt (Bild 1).
Luftkammern
Seitenführung
Sitzbelegungserkennung. in den Sitz ist eine Sensor-
matte integriert, die eine lnsassenklassifizierung, z.B.
Kindersitzerkennung, anhand der Sitzflächenbelas-
tung ermöglicht. Danach wird entschieden, ob und
Luftkammern für in welcher Stufe bei einem Unfall der Airbag ausge-
Lordosenstütze löst wird.

Aktive Kopfstütze (Bild 2). Bei einem Heckaufprall


bewegen sich die Kopfstützen mechanisch betätigt
nach vorne. Dazu wird eine vorgespannte Feder, die
sich in der Kopfstütze befindet, über einen Hebelme-
chanismus aktiviert. Der Abstand zum Kopf wird ver-
ringert. Die Gefahr einer Halswirbelverletzung wird
geringer.


Funktionseinheit
"Aktive Kopfstütze"

Bild 1: Sitz für Individuelles und aktives Sitzen


Individuelle Sitzeinstellung. Sie erfolgt durch Elektro- Hebelmechanismus
motoren und ein elektronisches Steuergerät. Durch
Bewegen der Sitzabschnitte in die gewünschte Rich-
tung kann so die individuelle Sitzposition gefunden Unterfederung
werden . Die Einstellungen mehrerer verschiedener
Fahrer können per Memory-Taste im Sitzsteuerge-
rät gespeichert werden . Beim Öffnen des Fahrzeugs Ruhestellung Aktiviert
wird der Fahrer durch die Fernbedienungscodierung
erkannt und der Sitz automatisch in die optimale Bild 2: Aktive Kopfstütze
20 Komforttechnik 705

20.3.3 Elektronische Scheibenwischer- Rechtslauf. Die Transistoren T1 und T4 werden von


regelung der Endstufe über Pin 5 und Pin 8 angesteuert und
geschaltet. Der Arbeitsstrom fließt von + über T1
zum Motor und über T4 zur Masse.
Die elektronische Regelung der Scheibenwi-
schermotoren ermöglicht eine optimale Abde- Linkslauf. Hier werden die Transistoren T2 und T3
ckung des Sichtfeldes und eine gegenläufige von der Endstufe über Pin 6 und Pin 7 angest euert
Laufrichtung der Wischerarme. und geschaltet. Der Arbeitsstrom fließt von + über
T2 zum Motor und über T3 zur Masse.
Aufbau. Die elektronische Scheibenwischeranlage Der Wischermotor erhält die W ischanforderungen
besteht aus ein oder zwei reversierenden Gleich- über eine CAN -Schnittstelle. Ist ein zweiter Motor
strom -Motoren mit kleinem Kurbeltrieb ohne Wi - (Slave) verbaut, erhält dieser die Wischanforderung
scherumlenkgestänge. Die Steuerelektronik ist in über eine seriel le Eindraht-Schnittstelle vom ersten
den Getriebedeckel des Wischermotors integriert Motor (Master) .
(Bild 1).
Es ergeben sich folgende Vorteile:

• Platzsparende Bauweise

• Erweitertes Sichtfeld (Wischwinkel ca . 150°)

• Abgesenkte Parkposition der Wischerarme außer-


halb des Sichtfeldes im beheizten Bereich abhän-
gig von der Fahrgeschwindigkeit

• Geringe Umlenkgeräusche der Wischergummis in


den Wendelagen durch Drehzahlsenkung des Wi-
schermotors
Bild 1: Elektronisch geregelte Scheibenwischer-
betätigung • Wechselnde Ablageposition in Auf- und Abwärts-
richtung
Wirkungsweise. Die Auf- und Abwärtsbewegung
• Blockierschutz mit Schneelastsicherung
der Wischarme erfolgt durch Drehrichtungsände-
rung des Zwei-Bürsten-Wischermotors (Reversie-
ren) . Die an den Bürsten angelegte Spannung wird WERKSTATTHINWEIS
in den Umkehrlagen der Wischarme elektronisch
Um einen Wischerwechsel durchzuführen, müs-
umgepolt (Bild 2). Zur Erkennung der Lage und der
sen die Wischerarme über die zentrale Bedien-
Drehzahl sind Hall-Sensoren am Wischermotor und
einheit in die senkrechte Position gefahren wer-
am Wischergetriebe angebracht.
den . Die Wischer dürfen nicht von Hand aus ihrer
Ruhelage bewegt werden.
+

Endstufe
20.3.4 Elektrisch verstellbare Außen-
spiegel
Aufbau. Die Eingabe der gewünschten Spiegelposi-
tion erfolgt über einen Tastschalter, der im Bereich ....
der Armlehne bzw. des Türgriffes angeordnet ist. Die ~
Information über die gewünschte Spiegelstellung
wird an das Türsteuergerät weitergeleitet. Dieses
steuert zwei Gleichstrommotoren mit Rechts- und
Linkslauf an . Sie verstellen über Schneckenräder
und Stellschrauben den Spiegel in je eine der vier
Bewegungsrichtungen .
Über einen Auswahlschalter kann der Außenspie-
gel der Fahrer- oder Beifahrerseite gewählt werden .
Meist ist noch eine Spiegelheizung zum Enteisen des
Bild 2: Prinzipschaltung der Drehrichtungsumkehr Spiegels integriert.
706 20 Komforttechnik

Wirkungsweise (Bild 1). Die Ansteuerung des Tür- 20.4.1 Geschwindigkeitsregelanlage


steuergerätes erfolgt häufig über eine Spannungs- (Tempomat, Cruise Control)
codierung. Durch den Verstellschalter wird je einer
der vier parallel geschalteten Schließer betätigt. Er
schließt den Stromkreis zum Türsteuergerät Jeder Die Geschwindigkeitsregelanlage hält das Fahr-
Stromkreis hat einen Widerstand unterschiedlicher zeug automatisch auf der vom Fahrer eingestell-
Größe (nur Leitung, R1, R2, R3). Sie bewirken in je- ten Geschwindigkeit.
dem Stromkreis einen anderen Spannungsabfall
von z.B. 0 V bei widerstandsfreier Leitung, 1,3 V bei
R1 , 2,7 V bei R2 und 4 V bei R3. Aufbau. Der Tempomat besteht aus:
• Geschwindigkeitsgeber
Das Türsteuergerät erkennt anhand der anl iegenden
• Drosselklappe mit Stellmotor
Spannung die gewünschte Bewegungsrichtung und
schaltet dementsprechend den Arbeitsstrom zum • Regler im Motorsteuergerät
betreffenden Stellmotor. Dieser läuft solange, wie • EingabeteiL
der Verstellschalter gedrückt bleibt. Vom Verstell-
schalter zum Türsteuergerät wird nur eine Pluslei- Wirkungsweise. Der Fahrer g ibt d ie aktuelle Ge-
tung benötigt. schwindigkeit durch Antippen des Einstellhebels ein .
Mit Hilfe einer Schalterwippe kann die gespeicherte
Geschwindigkeit danach in 1-km/h-Schritten verrin-
Stellmotoren gert oder erhöht werden.
Die erforderliche Gemischmenge wird dem Motor
über die Drosselklappe zugeführt. Ändert sich die
Geschwindigkeit, so empfängt der Regler ein ent-
sprechendes Signal. Er verändert über den Stell-
motor den Drosselklappenwinkel und damit die Ge-
mischmenge. Das Fahrzeug w ird beschleunigt oder
verzögert. Ein automatischer Bremseneingriff erfolgt
nicht. Bei Berührung von Kupplungs- oder Bremspe-
dal schaltet die Reg elung sofort ab.
Tempomat mit Bremsfunktion (Dynamic Cruise
Control). Diese Geschwindigkeitsregelanlage ist zu-
sätzlich in der Lage, bei Bergabfahrt die Bremse an-
zusteuern, falls das Motorschleppmoment nicht aus-
reicht, um die gewählte Geschwindigkeit konstant zu
halten.

20.4.2 Adaptive Fahrgeschwindigkeits-

~--+---+---1-r
regelung (Adaptive Cruise
Control. ACC)
Verstell- und Auswahlschalter
ACC ist ein automatisches Geschwindigkeits-
und Abstandsregelungssystem. Es arbeitet im
Bild 1: Schaltplan der Außenspiegelsteuerung Geschwindigkeitsbereich von 30 km/ h bis ca .
200 km/h. Es dient zur Fahrerentlastun g im f lie-

~~
ßenden Verkehr.
20.4 Fahrerassistenzsysteme
Fahrerassistenzsysteme (Advanced Driver Assis- Aufbau. Das System besteht aus:
tance Systems) dienen dazu, den Fahrer beim Füh- • Radar-, Gierraten-, Ouerbeschleunigungs-, Rad-
ren des Fahrzeugs zu unterstützen und so das Fah- drehzahl- und Lenkwinkelsensor
ren einfacher, komfo rtabl er und sicherer zu m achen, • Kontrolleinheit zur Erkennung der eigenen Fahr-
indem sie ... zeug bewegung
• Informationen für die jew eilige Fahrsituation an- • Objekterkennung und Zuordnung
gemessen aufbereiten und darstellen • Abstandsregelung
• dem Fahrer Handlungsvorschläge geben • Steuergeräten für Motor, Getriebe und ESP mit
• automatisch in den Fahrvorgang eingreifen. Aktoren.
20 Komforttechnik 707

Wirkungsweise. Mithilfe des Radarsensors werden Eine Kurvenfahrt wird mithilfe der ESP-Sensoren
vorausfahrende Fahrzeuge und deren Geschwind ig- festgestellt, und das auf der eigenen Spur fahrende,
keit bis auf eine Entfernung von ca . 100 m erfasst. relevante Fahrzeug wird erkannt.
ACC unterscheidet die zwei Betriebzustände Frei-
fahrt und Folgefahrt. ACC mit Stop & Go-Funktion
Freifahrt (Bild 1). Ist die Fahrbahn frei, arbeitet ACC Bei diesem System, das nur in Verbindung mit
als Tempomat. einem Automatikgetriebe angeboten wird, reicht
Folgefahrt (Bild 1). Erkennt das ACC-System ein der Einsatzbereich von hohen Geschwindigkeiten
Fahrzeug in der eigenen Spur, so passt es die Ge- bis hinunter zu Stillstand. Der Radarsensor verfügt
im Nahbereich bis ca . 60 m über einen erweiterten
schwindigkeit an das vorausfahrende Fahrzeug an .
Es hält den vom Fahrer vorgegebenen Abstand durch Sichtkegel, der eine breitere Spurabdeckung ermög-
selbsttätiges Bremsen und Beschleunigen konstant. licht. So können Fahrzeuge, die nah vor dem eige-
ACC verringert die Geschwindigkeit des Fahrzeugs nen Fahrzeug einscheren, schneller erkannt werden,
durch Zurücknahme des Motordrehmoments und als beim herkömmlichen ACC-System.

m
gegebenenfalls eine Bremsung. Beim Betätigen des Die Stop&Go-Funktion bremst das Fahrzeug bei Be-
Bremspedals schaltet das System sofort ab. darf bis zum Stillstand ab. Wenn das vorausfahren-
de Fahrzeug wieder anfährt, erhält der Fahrer einen
Freifahrt Folgefahrt Hinweis (Ton, Displayanzeige).
Wunsch· Um wieder anzufahren, muss der Fahrer diesen Hin-
geschwindig-
keit weis durch Betätigung des Eingabetasters am Mul-
tifunktionslenkrad oder durch Antippen des Fahr-
pedals bestätigen . Bei einem sehr kurzen Stillstand
Fol gezustands- ~ (t < 3 s) erfolgt das Anfahren vollautomatisch .
anze1ge
• Geschwindigkeits-
• Geschwindigkeits- regelung auf voraus
Bedienung und Anzeige. Die Bedienung und Daten-
regelung auf Fahrer- fahrendes Fahrzeug eingabe erfolgt je nach Hersteller und Fahrzeugtyp
wunsch • Abstandsregelung über einen Lenkstockschalter mit Tastern oder über
ein Bedienfeld am Mulifunktionslenkrad (Bild 3).

Geschwindigkeit speichern Abstand verringern

Bild 1: Frei- und Folgefahrt bei ACC

Objekterkennung (Bild 2). Zur Ortung der vorausfah-


renden Fahrzeuge befindet sich ein Radarsensor in
der Kühlermaske. Er enthält drei Sende- und Emp-
fangseinheiten, die mit einem Öffnungswinkel von
jeweils drei Grad auf rund 100 Meter Entfernung die
gesamte Breite einer dreispurigen Autobahn erfas-
sen. Vorausfahrende Fahrzeuge reflektieren die aus-
gestrahlten Radarimpulse (77 Ghz).

gespeicherten Stop&Go Abstand Geschwindig-


Geschwindigkeit Ein/Aus erhöhen keit ändern

Bild 3: ACC Stop&Go-Bedienfeld

Während der Fahrt kann das System, wie auch ein ..


herkömmliches Geschwindigkeitsregelsystem über ~
die dargestellten Taster bedient werden .
Befindet sich das Fahrzeug im Stillstand und hat das
System ein anderes Fahrzeug vor dem eigenen er-
kannt, so kann der Fahrer das System aktivieren, in-
dem er bei getretenem Bremspedal die "SET"- oder
"RES"-Taste drückt.
Bild 2: Erkennung des vorausfahrenden Fahrzeugs
Im Display der zentralen Informationseinheit wird
Aus der Laufzeit der Signale werden der Abstand der aktuelle Betriebsmodus, die vorgewählte Ge-
und die Relativgeschwindigkeit zu den vorausfah- schwindigkeit und die eingestellte Mindestabstands-
renden Fahrzeugen berechnet. stufe angezeigt.
708 20 Komforttechnik

hinten erkannt wurde. Je schneller der Warnton


WERKSTATTHINWEIS wiederholt wird, desto geringer ist der Abstand. Bei
Werden am Fahrzeug Reparaturen oder Einstell- einem Dauerton steht eine Berührung mit dem Hin-
arbeiten (z.B. am Fahrwerk oder am Ouerträger) dernis unmittelbar bevor.
vorgenommen, die eine Lageänderung des Ra-
Systeme mit optischer Darstellung zeigen dem Fah-
darsensors zur Folge haben könnten, so muss
rer zusätzlich im Display ein schematisches Bild, so-
der Radarsensor neu justiert werden.
dass er erkennen kann, an welcher Stelle sich das
Hindernis genau befindet.

20.4.3 Einparkhilfe (Park Distance


Control. PDC) 20.4.4 Parkassistent

Beim Rückwärtsfahren oder Einparken zeigt PDC Das System misst die Länge der Parklücke, zeigt
den Abstand zu einem Hindernis an und warnt an ob Parken möglich ist und unterstützt gegebe-
den Fahrer durch ein akustisches Signal, sobald nenfalls den Parkvorgang.
ein kritischer Wert unterschritten wird und eine
Berührung bevorsteht. Aufbau. Das System besteht aus:
• Ultraschallsensoren am Heck, an der Front und an
Aufbau. Die wesentlichen Komponenten sind:
den Seiten des Fahrzeugs
• Ultraschallsensoren am Heck und an der Front des
• Optische und akustische W arnsignalgeber
Fahrzeuges.
• ein akustischer und ggf. optischer Signalgeber • Elektromechanische Lenkanlage
(Anzeige im Multifunktionsdisplay). • Steuergerät.
• Steuergerät.
Die seitlich angebrachten Sensoren vermessen die
Wirkungsweise. Die Ultraschallsensoren arbeiten Parklücke. Dazu muss diese möglichst parallel im
nach dem Echolotverfahren. Sie werden periodisch Abstand von 30 cm bis 1,5 m angefahren werden.
reihum angesteuert und senden dann mit einer Die Fahrzeuggeschwindigkeit darf 30 km/ h nicht
Frequenz von z.B. 43,5-kHz Ultraschallsignale aus. überschreiten (Bild 2).
Anschließend schalten alle Sensoren auf Empfang
um und nehmen die von Hindernissen reflektierten
Schallwellen auf. Aus den Laufzeiten der Echosig-
nale lassen sich der Abstand zum Hindernis und
dessen örtliche Lage berechnen. Bei zu geringem v< 30 km/h
Abstand w arnt das System den Fahrer und zeigt den
Abstand zum Hindernis an (Bild 1). 0,5 m < a < 1,5 km/h

Bild 2: Parklückenvermessung

Ist Parken mög lich, wird der Weg, den der Fahrer ein-
schlagen und fahren soll, auf dem Display angezeigt.

Aktiver Parkassistent. Bei aktiven Systemen über-


nimmt der Parkassistent die Drehung des Lenkrades
durch Ansteu ern des Elektromotors an der elektro-
m echanischen Lenkanlage. Der Fahrer wird per An-
zeige zum Schalten, Gasgeben und Brem sen aufge-
Bild 1: Einparkhilfe mit Ultraschallsignalen f o rdert.

Anhand der Signalfrequenz des akustischen Warn- Umgebungsanzeige (Bild 1, nächste Seite). Aus den
tons ist unterscheidbar, ob das Hindernis vorne oder Sensorsignalen von Einparkhilfe und Parkassistent
20 Komforttechnik 709

ermittelt das Steuergerät eine schematische Darstel- Der optimale Fahrweg und der dem aktuellen Lenk-
lung der Umgebung des Fahrzeugs. ln dieses Bild radeinschlag entsprechende Fahrweg werden über-
wird der Fahrweg eingeblendet, der dem aktuellen lagert farbig angezeigt. Dies ermöglicht es dem Fah-
Lenkwinkel entspricht. Hindernisse werden als Bal- rer, den Fahrweg beim Einparken so zu korrigieren,
ken dargestellt, die sich rot verfärben, wenn ein kriti- dass Hindernisse nicht berührt werden.
scher Abstand unterschritten wird.

Segment ohne Balken : weißer Balken:


kein Hindernis erkannt Hindernis erkannS-- /
~~r-==-T~--~~~ ~/

Bild 1: Umgebungsanzeige
Bild 2: Surround-View-Darstellung

20.4.5 Kamerabasierte Einparkhilfen


20.4.6 Spurwechselassistent (Spurwech-
Kamerabasierte Einparkhilfen erfassen einen Teil selwarnung. Totwinkelassistent)
oder sogar das gesamte Nah-Umfeld des Fahr-
zeuges durch Video-Kameras. Das System warnt den Fahrer bei einem beab-
sichtigten Spurwechsel vor Fahrzeugen, die sich
Man unterscheidet: versetzt hinter ihm im " toten Winkel " befinden.
• Rear-View (Rückfahrkamera)
• Side-View (Seitenkamera-System) Aufbau . Das System besteht aus:
• Top-View (Vogelperspektive) • Radarsensoren mit z.B . 25 GHz und einer Reich-
• Surround-View (Umgebungsdarstellung) weite von 50 m
• Warnleuchten in den Außenspiegeln
Rear-View. Sie ist meist in die Griffleiste der Heck-
• akustischem Warnsignalgeber
klappe integriert und erfasst den Bereich unmittelbar
hinter dem Fahrzeug. Das Bild wird auf dem Bord- • Steuergerät.
Monitor (MMI , Multimedia-Interface) dargestellt, so-
bald der Rückwärtsgang eingelegt wird . Wirkungsweise. Zwei Radarsensoren , die sich meist
im oder unter dem hinteren Stoßfänger befinden,
Side-View. Dieses System verfügt über zwei Ka- überwachen den Bereich der Fahrbahn, der vom
meras, die seitlich im vorderen Stoßfänger ange- Fahrer im Rückspiegel nicht zu sehen ist (Bild 3). Re-
bracht sind . Die Bilder beider Kameras werden als gistrieren die Sensoren in diesem Bereich ein sich
Split-Screen-Darstellung gleichzeitig auf dem Bord- näherndes Fahrzeug , so leuchtet am Außenspiegel
Monitor dargestellt. Dies erleichtert nicht nur das eine Kontrollleuchte auf. Wird der Blinker betätigt,
Einparken , sondern auch das Einfahren in schlecht beginnt die Kontrollleuchte zu blinken und ein Warn-
einsehbare Abzweigungen oder Kreuzungen . signal ertönt. Ein Eingriff in die Lenkung des Fahr-
zeuges erfolgt nicht.
Top-View-System . Es verfügt über je eine Digital-
kamera in den Außenspiegeln, die dank Weitwinkel-
optik den gesamten seitlichen Bereich unmittelbar
neben dem Fahrzeug erfassen . Das Steuergerät er-
zeugt aus diesen Bilddaten und den Bildern der Rück-
fahrkamera auf dem Bord-Monitor eine Ansicht des
Fahrzeugs und der Umgebung aus der Vogelpers-
pektive.

Surround-View. Hierbei werden alle zur Verfügung


stehenden Bilddaten vom Steuergerät ausgewertet.
Auf dem Bord-Monitor wird das Fahrzeug schema-
tisch aus der Vogelperspektive dargestellt (Bild 2). Bild 3: Totwinkel-Überwachung
710 20 Komforttechnik

Das System unterscheidet zwei Fahrsituationen: 1. Kamera erk ennt un beab-


• Das Fahrzeug wird überholt. Die Warnleuchte des sichtigtes Ve rl assen der Spur
linken Außenspiegels wird aktiviert.
2. System akti v iert
• Das Fahrzeug überholt mit geringerer Geschwin- Warnton
digkeit als 15 km/h. Die Warnleuchte des rechten
Außenspiegels wird solange aktiviert, bis ein si-
cheres Wechseln auf die rechte Fahrbahn möglich
ist.

20.4.7 Spurhalteassistent (Lane Assist)

Der Spurhalteassistent warnt den Fahrer bei


einem nicht beabsichtigten Spurwechsel auf Bild 1: Aktiver Spurhalteassistent
Schnellstraßen und Autobahnen.

Das System arbeitet in einem Geschwindigkeitsbe- 20.5 Infotainmentsysteme


reich von ca. 60 km/h bis 200 km/h.
Infotainmentsysteme decken die Bereiche Infor-
Aufbau . Die wesentlichen Komponenten sind : mation (Datenübermittlung). Kommunikation
und Entertainment (Unterhaltung) ab.
• Infrarotsensor (30 MHz) oder Kamera
• Aktivierungsschalter mit Kontrollleuchte
• Vibratoren im Fahrersitz oder Lenkrad Ein Infotainmentsystem bietet Zugriff auf:
• Steuergerät. • Betriebs- und Fahrdatenanzeige
• Navigationsystem
Wirkungsweise. Hinter dem Innenspiegel ist ein • Fahrwerkseinstellungen
Infrarotsensor oder eine Kamera eingebaut. Sie • Servicefunktionen
erkennt aufgrund des Helligkeitsunterschiedes die
• Mobiltelefon und Internet
Fahrbahnmarkierungen . Da mindestens 25 Bilder
pro Sekunde vom Steuergerät ausgewertet werden, • Audio-!TV-Anlage.
kann das System die Fahrspur auch bei hohen Ge-
schwindigkeiten sicher ermitteln. Aufwendigere Es besteht beispielsweise aus:
Systeme arbeiten schon, sobald sie eine Fahrbahn- • Kombiinstrument
begrenzung erkannt haben (single line detection). • Anzeige- und Bedieneinheiten
Erkennt das System ein Verlassen der Fahrspur,
• Multifunktionslenkrad
ohne dass zuvor der Fahrrichtungsanzeiger betätigt
wurde, so wird der Fahrer durch das im Fahrersitz • Navigationssystem
oder im Lenkrad angeordnete Vibrationssystem ge- • Mobiltelefon mit Freisprechanlage
warnt. • Internet-Zugang
Je nach Systemauslegung erfolgt die Korrektur aus- • TV- und Radiotuner
schließlich durch den Fahrer, oder mit Unterstüt- • CD-Piayer
zung durch den Spurhalteassistenten. Das System
• DVD-/Biue-ray-player


sorgt z.B. über das ESP für eine Richtungskorrektur,
indem einzelne Räder gezielt abgebremst werden. • Dockingstation für mp3-player .
Gegebenenfalls kann durch Regelung der Lenk-
unterstützung das Lenken über die Fahrbahnmarkie- 20 5 1 Betriebs- und Fahrdatenanzeige
rung erschwert werden .
Im Kombiinstrument werden die für den Fahrer
Aktiver Spurhalteassistent (Bild 1). Bei Fahrzeugen wichtigsten Informationen angezeigt.
mit elektromechanischer Lenkunterstützung wird
außerdem ein Korrekturmoment erzeugt, um dem Diese sind z.B. Geschwindigkeit, Motordrehzahl ,
Verlassen der Fahrspur entgegenzuwirken. Dieses Motortemperatur, Öldruck, Generatorkontrollleuch-
rücklenkende Moment ist allerdings so gering, dass te oder Beleuchtung sowie Fehlermeldungen der
der Fahrer es bei Gefahr problemlos übersteuern Eigendiagnose. Das Kombiinstrument befindet sich
kann. im zentralen Sichtfeld des Fahrers.
20 Komforttechnik 711

Über einen Bordcomputer, der Daten und Sensor- Position des Kraftfahrzeugs bestimmt werden. GPS
signale auswertet und mit anderen Steuergeräten besteht aus ca. 32 Satelliten, die sich auf verschie-
(z.B. Motor, Getriebe, ABS) kommuniziert, können denen Umlaufbahnen um die Erde befinden. Diese
weitere Informationen bereitgestellt und im zentra- senden in gleichen Zeitabständen Identifikations-,
len Informationsdisplay (CID) dargestellt werden. Zeit- und Positionssignale aus. Für die Bestimmung
Dies sind z.B.: der eigenen Position durch den Navigationsrechner
• Fahrdaten wie z.B. durchschnittlicher Kraftstoff- im Kraftfahrzeug sind die Signale von mindestens
verbrauch oder Reichweite drei Satelliten erforderlich. Die Position kann mit den
Daten von GPS auf etwa 5 Meter genau bestimmt
• Inspektion oder Wechselintervalle
werden. Bei fest installierten Navigationssyste-
• Verschleißgrenze, z.B. der Bremsbeläge men werden zusätzlich die Fahrzeugbewegungen
• Flüssigkeitsstände von z.B. Kraftstoff oder Öl durch das Tachosignal und die Signale eines Dreh-
• Lampenfunktionskontrolle raten-Sensors berücksichtigt. So können z.B. Ent-
• Betriebszustand und Warnhinweise von Assis- fernungen gemessen werden und zwischen Gera-
tenzsystemen. deausfahrt und Kurvenfahrt unterschieden werden.
Eventuell erforderliche Korrekturen des Ortungser-
gebnisses, die durch äußere Einflüsse wie z.B. Fahrt
20.5.2 Navigationssysteme durch einen Tunnel, unter Brücken usw. erforderlich
sind, werden vom Navigationsrechner aufgrund die-
Navigationsysteme unterstützen den Fahrer bei ser Informationen durchgeführt.
der Auswahl der optimalen Strecke zum Zielort
und bei der Orientierung in einer unbekannten
Positionsübermittlung. Sie dient dazu, um bei einem
Gegend. Notfall oder einem Fahrzeugdefekt den Rettungs-
Sie können folgende Aufgaben übernehmen: diensten oder der Pannenhilfe den Standort des
Kraftfahrzeugs zu übermitteln. Außerdem kann bei
• Eigenpositionsbestimmung
einem Fahrzeugdiebstahl das gestohlene Fahrzeug
• Positionsübermittlung schneller gefunden werden.
• Berechnung der optimalen Streckenführung unter
Berücksichtigung der aktuellen Verkehrssituation.
Berechnung der optimalen Streckenführung. Gibt
• Zielführung durch Fahrtrichtungs- und Spurwech-
der Fahrer über die Bedienungselemente oder
selempfehlungen. durch Sprache sein Fahrziel ein, bestimmt die Na-
• Darstellung der unmittelbaren Umgebung als 2D- vigationseinrichtung seinen Standort. Von hier aus
oder 3D-Grafik (moving map) oder Foto. berechnet der Navigationsrechner die optimale Stre-
ckenführung zum Zielort anhand der Daten des ge-
ln Bild 1 sind alle beteiligten Komponenten und Teil- speicherten Kartenmaterials. Während der Fahrt er-
systeme dargestellt. mittelt das System ständig die aktuelle Position und
stellt sie auf der Karte dar.

Anzeigen· Dynamische Zielführung. Aktuelle Verkehrssituatio-


display
nen wie z.B. Stau, Baustellen oder Straßensperren
Tacho-
signal
können durch Kommunikationseinrichtungen wie
z.B. TMC (Traffic Message Channel), RDS (Radio
Data System) oder über das Internet in der Strecken-
berechnung berücksichtigt w erden .

Zielführung durch Fahrtrichtungsempfehlungen. •


Das Navigationssystem gibt dem Fahrer Fahrtrich-
tungsempfehlungen auf der berechneten Strecke
zum Zielort. Meist erfolgen diese über Sprachausga-
N avigationsrechner mit be, um den Fahrer möglichst w enig abzulenken. Eine
GPS-Empf änger, CD-ROM und G-Sensor Routenkarte oder Fahrtrichtungspfeile auf einem An-
Bild 1: Komponenten eines Navigationssystems zeigendisplay können zur Unterstützung darg estellt
w erden.
Eigenpositionsbestimmung. Sie bildet die Grundla- Abweichungen von der vorgegebenen Route wer-
ge für die Berechnung einer Fahrtroute. Mithilfe des den durch eine alternative Streckenführung korri-
Global Positioning Systems (GPS) kann die aktuelle giert.
712 20 Komforttechnik

Fest eingebaute Navigationssysteme. Sie bieten die sie die gleiche Funktionalität, wie mobile Naviga-
höchste Genauigkeit in der Positionsbestimmung tionsgeräte.
und Zielführung, da sie Fahrzeugsensordaten (Rad- Zusatzfunktionen. Als Optionen für Navigationsge-
sensoren, Gierratensensor, Lenkwinkelsensor) zur räte stehen Features wie Sprachführung, elektroni-
Optimierung nutzen. Die Bedienung und die Routen- sches Fahrtenbuch, versenkbare Monitore, Touch-
darstellung erfolgt über einen im Bereich der Mit- screen oder die Information über das Tempolimit
telkonsole installierten LCD-Monitor (Bild 1). Dieser der gerade befahrenen Straße zur Verfügung . Neben
Monitor kann, wenn die Navigation nicht aktiviert ist, der Routenführung stellen diese Geräte auch Infor-
für zahlreiche andere Assistenzsysteme und Multi- mationen wie, z. B. die Lage der umliegenden Tank-
Media-Anwendungen genutzt werden. stellen, Werkstätten, Hotels, Restaurants, Bahnhöfe,
Flughäfen, Sehenswürdigkeiten, ... (points of interest,
POl) zur Verfügung.

20.5.3 Handy-Halterung mit gekoppelter


Ereisprecheinrichtung
Sie erleichtert das Telefonieren mit dem Handy wäh-
rend der Fahrt. Das Handy w ird in eine für den Ge-
rätetyp vorgesehene Halterung eingesteckt. Diese
Halterung vorsorgt das Gerät mit dem nötigen Lade-
strom aus dem Bordnetz des Fahrzeuges und stellt
die Verbindung zu einer mit dem Audiosystem ge-
koppelten Freisprecheinrichtung her.
Bild 1: Festeinbau-Navigationssystem
Bei der Benutzung einer Freisprecheinrichtung kann
Mobile Navigationssysteme. ln einem kompakten es zu Rückkoppelungen kommen, wenn die Echos
Gehäuse befinden sich GPS-Empfangseinheit, Rech- der Sprache, die über das Telefon zurückkommen,
ner, Kartenspeicher und ein touch-screen als Ein- nicht unterdrückt werden. Deshalb muss eine auf-
und Ausgabeeinheit (Bild 2). wendige, Echo-kompensierende Technik eingesetzt
werden, die das gleichzeitige Sprechen und Hören
Die Stromversorgung erfolgt über d ie Bordnetz-
des nahen und fernen Sprechers erlaubt. Dies ge-
Steckdüse in der Mittelkonsole. Mit Hilfe eines Saug-
schieht auf der Basis von digitalen Signalprozesso-
napfes wird das Gerät in einer Halterung an der
ren. Hinzu kommen Maßnahmen, die das Fahrtge-
Windschutzscheibe befestigt.
räusch im Mikrofonsignal unterdrücken. Über die
Halterung wird das Handy außerdem mit einer im
Fahrzeug verbauten Mobilfunk-Antenne verbunden,
um den Empfang zu verbessern.

WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Warum ist ein Einklemmschutz bei elektrischen
Fensterhebern erforderlich?
2 Wie erfolgt die Schließung der Fenster bei
Zentralverriegelung?
3 Welche Aufgabe hat die Belegungserkennung bei
den Sitzen?
4 Wie erfolgt die Drehrichtungsumkehr bei elektro-
Bild 2: Mobiles Navigationssystem nisch geregelten Scheibenwischern?
5 Welche zwei Betriebszustände hat die adaptive
Die Sprachausgabe kann über die Audio-Einheit des Geschwindigkeitsregelung?
Fahrzeuges erfolgen, sofern beide Geräte über eine 6 Beschreiben Sie die Wirkungsweise der Ein-
Bluetooth-Schnittstelle v erfüg en. parkhilfe.
7 Welche Informationen erhält der Fahrer durch die
Smartphones. Auch Smartphones können zur Na- Betriebs- und Fahrdatenanzeige?
8 Beschreiben Sie die Wirkungsweise eines Navi-
vigation genutzt werden. Wenn sie mit der entspre-
gationssystems.
chenden App (application) ausgestattet sind, bieten
713

Z I Zweiradtechnil<
21 . 1 Kraftradarten Fahrzeug umgerüstet werden. Jedoch muss diese
Änderung von einem anerkannten Sachverständigen
Krafträder sind einspurige Fahrzeuge mit zwei Rä- abgenommen und in der Betriebserlaubnis eingetra-
dern. Man darf mit ihnen auch Anhänger ziehen . Sie gen werden.
können Beiwagen mitführen, wobei die Eigenschaft
Motoren. Man verwendet vorwiegend gedrosselte
als Kraftrad erhalten bleibt.
1-Zylinder-Zweitakt-Hubkolbenmotoren. Hierbei sind
Krafträder müssen mit Sturzhelm gefahren Leistungen von 0,5 kW bis 3.7 kW bei Drehzahlen
werden. bis 4000 1/min üblich . Die Kraftübertragung erfolgt
entweder über eine Ein- bzw. Zweigang-Automatik
Man unterscheidet: oder durch ein Schaltgetriebe mit 2- bzw. 3-Gang
• Fahrräder mit Hilfsmotor (Mofa, Moped) Hand- oder Fußschaltung. Im Bild 2 ist ein Einzyl in-
• Kleinkrafträder (z. B. Mokick) der-Kleinkraftradmotor für Mofas mit integriertem
• Leichtkrafträder Schaltgetriebe dargestellt.
• Motorroller
• Motorräder, Motorräder mit Beiwagen

21 1 1 Fahrräder mit Hilfsmotor Vergaser

Es sind einspurige, einsitzige Fahrzeuge, dessen


Motorhubraum 50 cm 3 nicht überschreiten darf.
Die bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit ist auf
25 km/h festgelegt. Das Mofa (Bild 1) kann sowohl
durch den Motor als auch mit Tretkurbeln angetrie-
ben werden.

Mofas, Mopeds, Mokicks dürfen ... Getriebe


• ... Autobahnen nicht befahren.
• .. . nur betrieben w erden, w enn sie für das
laufende Jahr (1 . 3. bis 29. 2.) ein Versiche- Bild 2: Mofa-Motor mit Getriebe
rungskennzeichen besitzen.
Moped. Es ist ein Fahrrad mit Hilfsmotor, dessen
Im Handel werden diese Fahrzeuge auch als City- Motorhubraum auf 50 cm 3 beschränkt ist. Seine
Bike, Fun-Bike, Naked-Bike oder Enduro verkauft. bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit darf 45 km/h
nicht überschreiten. Es ist m it Tretkurbeln als zusätz-
lichem Antrieb ausgerüstet.

21.1.2 Kleinkrafträder
Als Mokick haben sie Fußrasten, als Motorroller
ein Trittbrett, Kickstarter und Elektrostarter. Sie ha-
ben einen Hubraum von 50 cm 3 und ihre Höchst-
geschwindig keit ist auf 45 km/h beschränkt. Diese
Zweiräder sind betri ebserlaubnispflichtig, aber
steuerfrei und zulassungsfrei. Der Fahrer muss eine
Bild 1: Mofa (City-Bike)
Fahrerlaubnis der Klasse M bzw. der alten Klasse 4
Das Mofa ist betriebserlaubnispflichtig, jedoch zulas- nach EG besitzen. Sie kann nach Vollendung des 16.
sungsfrei und somit auch steuerfrei. Ein Führerschein Lebensjahres erteilt werden.
ist nicht erforderlich. Es kann nach Vollendung des Motoren. Man verwendet für diese Fahrzeuge vo r-
15. Lebensjahres gefahren werden. Jedoch müssen wiegend 1-Zylinder-Zwei- oder Viertakt-Hubkolben-
die Benutzer, die nach dem 1. 4. 1980 das 15. Lebens- motoren. Hierbei sind Leistungen bis 3,2 kW bei
jahr vollendet haben, eine Prüfbescheinigung m itfüh- Drehzahlen bis 7500 1/min üblich. Die Kraftübertra-
ren. Motorroller mit Hubraum unter 50 cm 3 kö nnen gung erfolgt über Kettenantrieb vom 2 bis 3-Gang
durch Reduktion der Sitzbank auf einen Sitzplatz und hand-oder fu ßgeschalteten Getriebe auf das Hinter-
durch ein geändertes Zündsteuergerät, welches die rad. Auch Automatikgetriebe (Zweigang oder stufen-
Geschwindigkeit begrenzt, zum führerscheinfreien los) werden eingebaut.
714 21 Zweiradtechnil<

21.1.3 Leichtkrafträder Antriebsstrang. Die Kraftübertragung erfolgt bei


den heutigen Motorrollern meist in einer kompakten
Sie werden als Motorräder oder Motorroller, die Triebsatzschwinge bestehend aus:
einen Hubraum von mehr als 50 cm 3 und nicht mehr • Motor • Variator
als 125 cm 3 haben, gebaut. Ihre Nennleistung darf • Kupplung • Hinterradgetriebe
11 kW nicht überschreiten. Diese Fahrzeuge sind
Triebsatzschwinge (Bild 2). Sie ist meist als zweitei-
betriebserlaubnispflichtig, jedoch zulassungsfrei
liges Motor-und Antriebsgehäuse ausgeführt und ist
und somit auch steuerfrei. Sie müssen ein amtliches
im Rahmen schwenkbar gelagert. Sie dient gleich-
Kennzeichen führen und deshalb regelmäßig zur
zeitig als Schwinge zur Führung des Hinterrades. Der
Hauptuntersuchung (HU) vorgeführt werden. Der
Antrieb erfolgt meist durch einen Einzylindermotor.
Fahrer muss eine Fahrerlaubnis der Klasse A 1 bzw.
Die Kurbelwelle ist mit dem treibenden Riemen-
der alten Klasse 1b besitzen . Diese kann ab dem
scheibenpaar, auch Variator genannt, verbunden.
vollendeten 16. Lebensjahr erteilt werden. Für Fah-
rer unter 18 Jahren ist die bauartbedingte Höchst- Motor Keilriemen
geschwindigkeit auf 80 km/h begrenzt.
Variator

Befestigung
21 1.4 Motorroller (Bild 11 Variator Federelement
Sie sind eine Sonderbauart von Krafträdern, die ohne
Knieschluss gefahren werden. Sie haben kleinere
Räder, keine Tretkurbeln und weisen einen gerin-
Schwenklager Getriebe
geren Radstand auf. Das Triebwerk ist verkleidet und
befindet sich im hinteren Teil des Fahrzeugs oder in Bild 2: Triebsatzschwinge
dem als Antriebsschwinge ausgeführten Motorge-
häuse. Im Handel werden die Motorroller je nach Variator (Bild 3). Er besteht aus einem treibenden
Verkleidung und Ausführung als City-, Fun-, Sport-, und getriebenen Riemenscheiben paar. Die verschie-
Klassik-, Allround- oder Komfortroller angeboten . denen stufenlosen Übersetzungen ergeben sich
durch Veränderung der w irksamen Antriebs- und
Abtriebsdurchmesser der Riemenscheiben.
Wirkungsweise. Beim Anfahren hat das Antriebs-
scheibenpaar wegen geringer Fliehkräfte einen klei-
nen wirksamen Scheibendurchmesser. Dadurch ent-
steht eine große Übersetzung ins Langsame.
Steigt die Antriebsdrehzahl, drückt die zunehmende
Fliehkraft die Rollen nach außen und der wirksame
Durchmesser am Antriebsscheibenpaar wird ver-
größert. Gleichzeitig ergibt sich am Abtriebsschei-
benpaar ein kleinerer Durchmesser. Dadurch wird
die Übersetzung kleiner, die Abtriebsdrehzahl steigt.
Anfahrkupplung. Sie ist als Fliehkraftkupplung aus-
Bild 1: Motorroller (Sportroller, 49 cm3 , 3,2 kW) geführt und sitzt auf der Abtriebswelle.
Hinterradgetriebe. Es befindet sich auf der Abtriebs-
Motoren. Für die Motorroller werden vorwiegend welle und übersetzt die Antriebskraft über ein Zahn-
gedrosselte Einzylinder-Viertakt-Hubkolbenmotoren radgetriebe mit Stirnradverzahnung ins Langsam e.
verwendet. M otordaten:
Hubraum Leistung Drehzahl
49 cm 3 bis 3,9 kW 7500 1/min
bis 125 cm 3 bis 14 kW 8500 1/min
bis 250 cm 3 bis 15,5 kW 7500 1/min
bis 500 cm 3 bis 29,4 kW 7250 1/min
Als Alternativantriebe werden auch Gleichstrom-
Elektromotoren mit bis zu 4,8 kW Leistung verwendet.
Die Energie erhalten sie aus vier 12-Volt-Biei-VIies-
Akkus. M it dieser elektrisch gespeicherten Energie
kann eine Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h ge-
fahren und eine Reichweite von ca. 40 bis 60 km er-
zielt werden. Bild 3: Übersetzungen beim Anfahrvorgang
21 Zweiradtechnilc 715

Rahmen (Bild 1). Es ist meist ein gebogener Rohr- Enduro-, Cross-Maschine (Bild 2). Sie haben viel
rahmen mit Befestigungselementen, an denen die Bodenfreiheit, große Federwege, eine hochgeleg-
Triebsatzschwinge mit Monostoßdämpfer, die Teles- te Auspuffanlage und die Reifen haben ein grobes
kopgabel und die Verkleidungselemente befestigt StollenprofiL Sie werden meist durch Einzylinder-
werden können. Zwei- oder Viertakt-Motoren, die einen Hubraum bis
650 cm 3 haben, angetrieben. Die Motoren geben
Leistungen bis 47 kW bei Drehzahlen bis 9 000 1/min
ab.

/ __ ", ,,/.._"'--- Lager für


Mono-
st oßdämpfer

Bild 1: Rohrrahmen für Motorroller

Federung. Das Vorderrad wird meist durch eine


Upside-Down-Teleskopgabel gefedert. Die Hauptlast
der Motorroller wird am Hinterrad über einen Mo-
nostoßdämpfer mit außenliegender Schra ubenfeder
gefedert. Dieser ist zwischen Rahmen und Trieb-
werksschwinge angebracht. Bild 2: Enduro-Cross-Maschine

Chopper, Cruiser (Bild 3). Sie haben einen hohen


Bremsen. Meist werden die Motorroller am Vor- Lenker, der weit zurückgezogen ist, wobei die Vor-
derrad mit einer oder zwei Scheibenbremsen, die derradgabel sehr schräg und weit vo rgezogen sein
hydraulisch betätigt sind, abgebremst. Das Hinter- kann . Die Sitzbank ist als Stufensitzbank ausgeführt.
rad kann bei kleineren Motorrollern mit einem Fuß- Die Aggregate und Bauteile sind frei sichtbar und
hebel durch Trommelbremsen, bei höherer Leistung verchromt. Das Hinterrad ist meist dicker. Die Moto-
durch Scheibenbremsen verzögert werden. ren haben einen Hubraum bis 1 450 cm 3 und geben
eine Leistung bis 54 kW bei Motordrehzahlen bis
5 500 1/min ab.
21.1.5 Motorräder
Es sind Krafträder, die mit Knieschluss gefahren wer-
den. Der Motorhubraum beträgt über 50 cm 3 und die
bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit liegt über
45 km/h. Sie sind betriebserlaubnis-, zulassungs-
und steuerpflichtig und müssen ein amtliches Kenn-
zeichen führen. Der Fahrer muss das 18. Lebensjahr
vollendet haben und kann zunächst nur die Fahr-
erlaubnis der Klasse A 1 (1 a) erwerben. Sie ermöglicht
das Führen von Motorrädern mit einer Motorleis-
tung bis zu 25 kW. Hierbei darf das Verhältnis von
Leistung zu Gewicht 0,16 kW/kg nicht überschreiten.
Erst nach zw eijähriger Fahrpraxis kann auf Antrag
ohne weitere Ausbildung und Prüfung diese Begren-
zung aufgehoben werden. Der Fahrer erhält dann die Bild 3: Motorrad (Chopper)
uneingeschränkte Fahrerlaubnis der Klasse A nach
EG bzw. der alten Klasse 1, die ihn berechtigt, alle Touren-Maschine (Bild 1, Seite 716). Sie haben hohe
Krafträder zu führen. Lenker und eine komfortable Sitzbank für Beifahrer
Man unterscheidet leichte, mittelschwere und und Sozius. Das Motorrad ist meist mit einer Teil-
schwere Motorräder, wobei man sie auch nach der oder Vollverkleidung versehen, die als Wind- und
Art ihres Einsatzes unterscheiden kann. W etterschutz dienen soll. Für das Gepäck sind Ge-
Im Handel werden Enduro- oder Cross-Maschinen, päcktaschen und Gepäckträger vorhanden. Der Mo-
Chopper oder Cruiser, Touren-Maschinen und torhubraum geht bis 1 800 cm 3 bei Motorleistungen
Sport-Maschinen angeboten. bis 112 kW und Drehzahlen bis 10 000 1/min.
716 21 Zweiradtechnik

werden . Diese sind im einteiligen Leichtmetallzy-


linderkopffünffach gelagert und aus Schalenhartguss
gefertigt. Sie betätigen die V-förmig angeordneten
Ventile über TassenstößeL Zur Verbesserung der
Füllung werden pro Zylinder vier Ventile verwendet.
Durch die Schrägstellung erg ibt sich ein kompakter,
dachförmiger Verbrennungsraum, wobei die Zünd-
kerze zentral platziert wurde. Ventilführungen und
-sitzringe sind aus Sintermetall hergestellt und ein-
geschrumpft.

Sport-Maschine (Bild 2). Sie besitzt einen flachen


Lenker, oft auch nur eine Einzelsitzbank und ist mit
einer aerodynamischen Vollverkleidung versehen.
Sie soll dem Fahrer bei hohen Geschwindigkeiten
als Windschutz dienen und vor allem einen sehr
geringen Luftwiderstandsbeiwert lew-Wert) des Mo-
torrads ermöglichen. Die Motoren haben Hubräume
bis 1 300 cm 3 und geben bis 130 kW Leistung ab, bei
Drehzahlen bis zu 12 500 1/min . Ventile

Tassenstößel

Schwungscheibe

Bild 3: Vierzylinder-Reihenmotor 1 200 cm 3

21 . 3 Auspuffanlage
Besonders bei Zweitakt-Motoren sind Auspufflei-
tung mit Schalldämpfer und die Ansaugleitung mit
dem Luftfilter genau aufeinander abgestimmt. Ver-
Bild 2: Sport-Maschine
änderungen führen zum Erlöschen der Betriebser-
laubnis und bewirken eine Leistungseinbuße bei
bestimmten Drehzahlbereichen.
21 .2 Kraftradmotoren Die Auspuffanlagen sind aus lackiertem oder ver-
Man verwendet für kleinere Hubräume bis etwa chromtem Stahlblech, seltener aus Edelstahl her-
650 cm 3 meist Ein- oder Zwei-Zylinder Zweitakt- gestellt. Liegt der Auspuff in der Nähe von Fuß-
ader Viertaktmotoren . Bei Motoren mit größerem rasten, so wird er m it einem Hitzeschild versehen .
Hubraum sind Mehrzylindermotoren mit 2, 3 oder Die im Bild 4 dargestellte zweistufige Motorroller-
4 Zylindern gebräuchlich . Sie werden sowohl als Rennauspuffanlage besteht aus einem Vorschall-
Reihen-, Boxer- oder V-Motoren gebaut. Das Kurbel- dämpfer und einem abschraubbaren Kohlefaser-
gehäuse des im Bild 3 dargestellten Motorradmotors enddämpfer.
ist aus einer Leichtmetall-Aluminium-Druckguss-
Vorsch alldämpfer aus Stahlblech
legierung gefertigt. Die Zylinderlaufbahnen haben
eine hochabriebfeste re ibungsarme Nickelsilicium-
karbid -Dispersionsschicht Die Kurbelwelle ist aus
legiertem Vergütungsstahl geschmiedet und fünf-
fach im Kurbelgehäuse in Dreistofflagern gelagert.
Vom Kurbeltrieb aus wird das Drehmoment über
einen schrägverzahnten Pri märantrieb auf die Kupp- Endschall-
d ämpfer
lung übertragen . au s Kohlefasern
Der Gaswechsel erfolgt über zwei obenliegende No-
ckenwellen, die mit einer Steuerkette angetrieben Bild 4: Rennauspuffanlage für Motorroller
21 Zweiradtechnik 717

Zur Schadstoffreduzierung werden in der Auspuff- Saugrohr mit Luft gemischt. Beim Gasgeben wird
anlage ungeregelte oder geregelte Metallträger der Kolben durch den Gaszug angehoben und der
3-Wege-Katalysatoren verbaut. Bei Motoren mit ge- Kraftstoff wird durch den herrschenden Unterdruck
regeltem Katalysator, erfasst die beheizte Je-Sonde über die Nadeldüse angesaugt. Die konische Dü-
den Restsauerstoffgehalt und das Steuergerät regelt sennadel gibt je nach Gasschieberstellung einen
davon abhängig die Gemischzusammensetzung so, entsprechenden Ringspalt frei , wodurch die Kraft-
dass ein stöchiometrisches Gemisch von Je = 1 vor- stoffzufuhr der angesaugten Luftmenge angepasst
handen ist. Somit ist gewährleistet, dass eine opti- wird. Im Teillastbereich wird durch die Kontur der
male Konvertierungsrate (Umsetzungsrate) erfolgt. Nadeldüse der Kraftstoffzufluss etwas gedrosselt, da
wen iger Kraftstoff benötigt wird als bei Voll last.
Beschleunigungseinrichtung. Beim Beschleunigen
wird die Düsennadel zusammen mit dem Gasschie-
ber angehoben . Der kleine Kolben, der sich im Dü-
senstock befindet, wird durch die Feder nach oben
gedrückt. Somit wird der über dem Kolben befind-
liche Kraftstoff durch den Ringspalt gepresst. Da-
durch ergibt sich eine Anfettung.
Kaltstart. Die Gemischanfettung erfolgt folgender-
maßen:
Bild 1: Auspuffanlage mit 3-Wege-Katalysator
• Mechanisch über Seilzug und Schieber. Hier-
bei wird durch Betätigen des Luftschiebers der
21 .4 Gemischbildung Ansaugquerschnitt des Vergasers verkleinert und
ein höherer Unterdruck am Düsenstock erzeugt.
Bei Zweirädern werden je nach Motorhubraum fol- • Elektro-hydraulisch durch ein KaltstartventiL Es
gende Gemischbildungssysteme verwendet: öffnet bei kaltem Motor einen Bypasskanal der
• Ein- oder Mehrvergaseranlagen mit Sekundärluft- hinter dem Schieber zusätzliches Gemisch zuführt.
system oder ungeregeltem Katalysator
• Einspritzanlagen (Motormanagementsysteme) WERKSTATTHINWEISE
Es werden folgende Kraftradvergaser verwendet: Fahrzeug springt nicht an.
• Flachstrom- und Schrägstromvergaser Wenn der Motor nach längerer Standzeit nicht
• Schiebervergaser mit anspringt, so kann die Ursache am nicht zünd-
- mechanischer Betätigung des Gasschiebers fähigen Gemisch liegen, da leicht siedende Be-
- pneumatischer Betätigung des Kolbens standteile des Kraftstoffes verdunstet sind.
Flachstrom-Einschieber-Vergaser (Bild 2) Folgende Arbeiten sind dann vorzunehmen :
Wirkungsweise. • Vergaser ausbauen und zerlegen.
Im Leerlauf wird bei untenstehendem Kolben der • Sichtprüfung der Düsen, des Düsensitzes und
Kraftstoff über die Leerlaufdüse angesaugt und im der Schwimmerkammer auf Ablagerungen.
Seilzug
• Sichtprüfung der beweglichen Teile auf me-
chanischen Verschleiß.
Gas-
schieber • Reinigung der Leerlaut-Hauptdüse und des
Düsensitzes ggf. im Ultraschallbad .
Düsennadel-
position • Schwimmerstand prüfen und ggf. einstellen .
Düsen- • Vergaser mit neuem Dichtungssatz zusam-
nadel menbauen und in richtiger Lage einbauen.
• Grundeinstellung der Leerlaufdüse: Leerlauf-
düse bis zum Anschlag reindrehen und 2 bis
2,5 Umdrehungen wieder rausdrehen.
• Motor starten und Leerlaufdrehzahl bei einge-
schaltetem Licht einstellen (800 bis 1200 1/min).
Dies erfolgt durch Anheben des Gasschiebers
Nadeldüse
mittels Leerlaufschraube oder Gaszug.
Leerlauf-
Schwimmer-
gemisch -
• Einstellung des CO-Gehaltes mittels Gemi-
nadel schregulierschraube je nach Hersteller zwi-
Regulier-
schraube schen 1,5 bis 4% CO-Gehalt. Leerlaufdrehzahl
ggf. korrigieren .
Bild 2: Flachstrom-Einschieber-Vergaser
718 21 Zweiradtechnik

Motronic-Anlage (Bild 1)
WERKSTATTHINWEISE
Bei Motorrädern mit großem Motorhubraum wer-
Eigendiagnose. Treten Fehler z.B. in der Lamb-
den zur Steuerung der Zündung und der Einspritzan-
da-Regelu ng, bei Sensoren oder Aktaren auf, so
lage die Digitale Motor-Elektronik (DME) eingebaut.
werden sie im Fehlerspeicher des Steuergeräts
Das Steuergerät erhält folgende Eingangssignale:
abgelegt. Über den Diagnoseanschluss können
• Motordrehzahl mit Hilfe eines Fehlerauslesegerätes die Fehler
• Luft- und Kühlmitteltemperatur abgefragt werden. Nach der Fehlerbehebung
• A.-Signal muss der Fehlerspeicher gelöscht werden .
Stelldiagnose. Mit ihr können Bauteile angesteu-
Das Steuergerät errechnet die Einspritzmenge und
regelt das Gemisch im A.-1-Bereich. Folgende Ak- ert und auf Funktion geprüft werden.
toren werden angesteuert:
• Kraftstoffpumpe • Einspritzventile 21.5 Motorkühlung
• Kaltstartautomatik • Zündanlage Kraftradmotoren mit bis etwa 800 cm 3 sind meist luft-
• Elektrolüfter gekühlt. Die Kühlung erfolgt durch die offen im Fahrt-
wind liegenden Zylinder. Diese sind aus Alumini-
Kraftstoffpumpe. Sie stellt den konstanten Kraft- umlegierungen hergestellt und haben große Kühl-
stoffsystemdruck von 3,5 bar bereit. rippen zur guten Wärmeabfuhr. Bei Motorrädern
und Motorrollern, bei denen die Motoren verklei-
Einspritzventile. Sie werden masseseitig angesteu-
det sind, verwendet man meist eine Gebläseluft-
ert und spritzen einmal pro Kurbelwellenumdrehung
kühlung. Flüssigkeitsgekühlte Motoren w erden in
die halbe Kraftstoffmenge ei n. Bei Kaltstart wird
allen Hubraumklassen gebaut. Diese Motoren sind
zweimal eingespritzt.
wesentlich geräuschärmer und hinsichtlich der Wär-
Kaltstartautomatik. Sie arbeitet elektronisch ge- mebelastung unempflindlicher. Bei großvolumigen
regelt, indem sie m it einem Stellmotor mit Schne- Motorrädern mit hoher Motorleistung werden Pum-
ckengetriebe die Drosselklappenleiste entsprechend penumlaufkühlsysteme mit Wasserkühler, Elektro-
anstellt. Somit wird bei allen Betriebszuständen eine zusatzlüfter, Thermostatregelung und Ausgleichsbe-
stabile Leerlaufdrehzahl eingestellt. hälter verwendet.

Zündanlage. Das Steuergerät unterbricht den Pri- 21 .6 Motorschmierung


märstrom, wodurch der Zündfunken ausgelöst wird.
Mischungsschmierung. Sie wird meist noch bei klei-
Notlauf. Fällt ein Eingangssignal aus, wird dies neren Zweitaktmotoren angewandt. Dem Kraftstoff
durch das Steuergerät erkannt, im Fehlerspeicher wird beim Tanken ein selbstmischendes Zweitaktöl
abgelegt und ein Ersatzwert bereitgestellt. Fällt das beigemischt. Mischungsverhältnis 1 : 20 bis 1 : 100.
Drehzahlsignal aus, kann es nicht mehr ersetzt wer- Druckumlaufschmierung (Bild 2). Sie wird bei gro-
den und der Motor läuft nicht mehr. ßen Viertakt-Motoren verwendet und ist ähnlich auf-
gebaut, wie bei Pkw-Motoren. Eine Ölpumpe saugt
Steuergerät das Öl aus der Ölwanne an und pumpt es über den
Ölfilter zu den Lagerstellen. Ein Öldruckschalter in-
formiert über eine Warnleuchte im Cockpit den Fah-
rer über Störungen im System.

Kurbelw ellenlage r

Bild 1: Digitale Motor-Elektronik {Motorradmotor) Bild 2: Druckumlaufschmierung, Ölkreislauf


21 Zweiradtechnilc 719

21 . 7 Kupplung
Sie dient zur Kraftübertragung und zum Anfahren.
Mofas und Mopeds haben meist eine selbsttätige
Anfahrkupplung (Ein-Gang-Automatik) (Bild 1). Wird
d ie Drehzahl erhöht, so gehen die Fliehgewichte
nach außen und der Antriebsträger w ird mit der
Kupplungstrommel. die mit der Abtriebswelle ver-
bunden ist, kraftschlüssig.

Kupplu ngstrommel

Kupplungs-
korb Stahllamellen
Kupplungs-
belag
Bild 2: Lamellenkupplung

geordneten Kupplungsreiblamellen mit Außenver-


zahnung und Stahllamellen m it lnnenverzahnung .
Im eingekuppelten Zustand verbinden diese Lamel-
len den Antriebskupplungskorb mit der Kupplungs-
nabe. Die Reiblamellen laufen im Kupplungsgehäu-
se im Öl bad, seltener trocken.

Einscheibenkupplung mit hydraulischer Betätigung


(Bild 3). Sie wird bei Motorrädern mit hoher Leistung
Antriebst räg er und großem Hubraum eingebaut. Sie ist ähnlich wie
für Kupplungs-
segmente bei Personenkraftwagen ausgeführt. Die Betätigung
erfolgt über ein selbstnachstellendes Hydrauliksys-
Bild 1: Fliehkraftkupplung tem. Durch den Handhebel wird der Geberzylinder
betätigt und der Druck wirkt auf den Nehmerzylin-
Lamellenkupplung (Bild 2). Diese Kupplungsbauart der. Dieser drückt die Druckstange gegen die M em -
wird bei Krafträdern m eistens verwendet. Sie be- branfeder. Die Druckplatte wird entlastet und die
steht aus mehreren hintereinander im Wechsel an- Kupplung ist gelöst.

Kuppl ungsdeckel

Druckplatte

M embranfeder

Kupplungskorb

Bild 3: Einscheibenkupplung mit hydraulischer Betätigung


720 21 Zweiradtechnil<

21 .8 Antriebsstrang Kardanantrieb. Diese Antriebsart wird vorwiegend


bei Motorrädern mit höherer Motorleistung ange-
Das vom Motor erzeugte Drehmoment wird vom Pri- wendet. Die Antriebskraft wird vom Getriebe über
märantrieb (Bild 1) auf die Kupplung übertragen. Er eine Kardanwelle vom Antriebsritzel auf das Teller-
besteht aus einer Zahnradpaarung oder einer Zahn- rad übertragen. Die Übersetzung auf das Hinterrad
kette, welche das Drehmoment und die Drehzahl beträgt meist i "' 3,0. Diese Bauart hat trotz hohen
übersetzt. Im 4-Gang-Getriebe mit Fußschaltung er- Bauaufwandes folgende Vorteile:
folgt eine weitere Übersetzung. • Hohe Betriebssicherheit
• Wartungsfreiheit
• Geräuscharmer Lauf • Schmutzunempfindlich
Sekundärantrieb (Bild 1). Er überträgt die Antriebs-
kraft vom Getriebe auf das Hinterrad. Es werden Ket-
Getriebe Kardanwelle Sekundär-
tentriebe, Kardanantriebe (Bild 3) oder Zahnriemen- antrieb
triebe verwendet.

Primärantrieb

Tellerrad

Feder-Dämpfer-Element

Bild 3: Antrieb mit Kardanwelle

Getriebe (Bild 4). Motorräder haben meist gera-


deverzahnte fußgeschaltete Schaltklauengetriebe.
Die Antriebswelle, die mit einem Anfahrdämpfer
(Feder-Dämpfer-Element) (Bild 3) versehen ist, treibt
die Nebenwelle an. Auf der Nebenwelle und der Ab-
Sekundärantrieb triebswelle sitzen die über die Schaltgabeln betätig-
ten Schalträder. Der Fahrer betätigt beim Schalten
über den Fußhebel die Schaltklinke. Diese wiederum
Bild 1: Motorradmotor mit Primärantrieb
verdreht die Schaltwalze und verschiebt über die
Schaltkulissen die Schaltgabeln und Schalträder.
Kettenantrieb (Bild 2). Bei dieser Antriebsart werden Die Gänge werden durch Anheben hoch- oder durch
meist Rollenketten mit 0-Ringen oder mit Hülsen Drücken des Fußhebels heruntergeschaltet (sequen-
verwendet. Es kommen endlose Ketten oder geteilte tielle Schaltung).
Ketten mit Kettenschloss zum Einsatz.
ln den Rollen befindet sich eine dauerhafte Schmier-
mittelfüllung . Die 0-Ringe zwischen Rolle und Au-
ßenlasche sollen das Austreten des Schmiermittels
vermindern. Diese werden bei Straßenmotorrädern
verwendet. Bei Off-Road- oder Cross-Maschinen
werden Hülsenketten eingesetzt.

Au ßenlasche
Flach-
feder

II Steck-

~~
~
Schalt-
klinke
Lasch e Schalt-
walze
{} Laut- Schalt-
Runddichtung (0-Ring) U richtung kulissen Nebenwelle

Bild 2: 0-Ring, Rollenkette und Kettenschloss Bild 4: 6-Gang-Motorradgetriebe


21 Zweiradtechnil< 721

5-Gang-Schaltklauengetriebe schoben und greift mit seinen stirnseitigen Schalt-


Das dargestellte 5-Ganggetriebe (Bild 1) ist gleich- klauen in die Fenster des Losrades ein.
achsig und besteht im Wesentlichen aus folgenden Kraftfluss, z.B. im 1. Gang:
Bauteilen : Antriebswelle ~ Festrad z1 ~ Losrad z2 ~
• Antriebswelle • Abtriebswelle (Hauptwelle) Schaltrad z6 = S ~ Vorgelegewelle ~ Festrad
• Vorgelegewelle • Zahnräder z9 ~ Festrad z10 ~ Abtriebswelle.
Festräder sind: z1, z3 , z6 , z8 , z9 , z10 .
Losräder sind : z2 , z4 , z5, z7 .
Abtriebs- Die Gangräder z9 und z10 bilden die eine konstante
wel le
Teilübersetzung (i1 = z10 /z9 ). Sie ist, außer im 5. Gang,
immer wirksam .

Automatische Getriebe
Vorgelege- Sie werden vorwiegend bei Kleinkrafträdern ver-
wel le wendet. Die in Bild 3 dargestellte 2-Gang-Automatik
besteht im Wesentlichen aus:
• Planetengeriebe mit Sonnenrad, Hohlrad, Plane-
tenrädern, Planetenradträger
• Fliehkraftkupplung mit Fliehgewichten
Kraftfluss

...
1. Gang
.. • Freilauf und Riemenscheibe

...
2. Gang
. Plan ete ngetriebe

3.
_ Gang
_ .;;__ _ _ ___, _
S=zs-
Z3
U
=S
.
...
4. Gang
1-
Ll----~r--~-
z 1 =S •
I
5. Gang

S=z3 -
Bild 1: 5-Gang-Schaltklauengetriebe (1 . Gang geschaltet)

Wirkungsweise. Die Drehmoment- und Drehzahl-


Bild 3: 2-Gang-Automatik
wandlung wird durch das paarweise Zusammenwir-
ken von Zahnrädern bewirkt, von denen ein Gangrad Planetengetriebe: Hier wird die Drehzahl- und Dreh-
auf der Abtriebswelle (Hauptwelle). das andere auf momentwandlung durchgeführt. Es werden 2 Gän-
der Vorgelegewelle gelagert ist. ge automatisch geschaltet.
Da alle Zahnräder ständig im Eingriff sind, muss bei Hohlrad. Es ist drehfest mit der Riemenscheibe ver-
jedem Gangradpaar ein Zahnrad frei drehbar auf sei- bunden und dreht mit MotordrehzahL
ner Welle laufen.
Sonnenrad. Es ist über den Freilauf mit der Tretla-
gerwelle verbunden. Der Freilauf sperrt eine Dreh-
richtung des Sonnenrades.
Planetenradträger. Er ist Abtrieb zum Kettenrad.
Wirkungsweise. Beim Anfahren wird das Hohlrad
angetrieben , das Sonnenrad in dieser Drehrichtung
durch den Freilauf festgehalten. Dadurch drehen
sich die Planetenräder um das Sonnenrad und be-
Fenster für wirken das Drehen des Planetenradträgers. Über
Schaltklaue diesen erfolgt der Abtrieb zum Kettenrad . Es wird
eine Übersetzung ins Langsame (1 . Gang) erreicht.
Bild 2: Welle, Fest- und Losräder, Schaltklauen Steigt die Fahrgeschwindigkeit und somit die Ab-
Die Drehmomentübertragung z.B. von der Haupt- triebsdrehzahl, so gehen die Fliehgewichte, die am
welle zur Vorgelegewelle findet erst statt, wenn ein Planetenradträger befestigt sind, nach außen .
lose laufendes Gangrad (Losrad) über ein SchaltradS Dadurch werden Planetenradträger und Hohlrad
(z.B. z6 ) drehfest mit seiner Welle verbunden wird. miteinander verblockt Es wird eine direkte Überset-
Dazu wird ein Schaltrad S nach rechts oder links ver- zung 1 : 1 erreicht, der 2. Gang ist geschaltet.
722 21 Zweiradtechnil<

21 . 9 Elektrische Anlage Spannungserzeugung (Bild 3). Bei Kleinmotoren


werden meist Generatoranlagen in Kom bination
Sie besteht bei Motorrädern meist aus folgenden mit Magnetzündanlagen verwendet. Das Polrad mit
Hauptbestandteilen: Dauermagneten sitzt fest verschraubt, über einen
• Cockpit • Zentralelektrik Keil drehfest gesichert, auf der Kurbelwelle und
dreht sich mit ihr. ln den mit dem Motorgehäuse fest
• Startanlage • Generator
verschraubten Spulen wird eine Wechselspannung
• Zündsystem • Scheinwerfersystem
erzeugt, die gleichgerichtet w ird. Mit dieser Span-
Cockpit (Bild 1). Es informiert den Fahrer über fast nung wird die Zünd- und Lichtanlage betrieben bzw.
alle wesentlichen Funktionen am Fahrzeug wie z.B. : eine vorhandene Batterie geladen.
Geschwindigkeit, Motordrehzahl, Öldruck, Tankin-
Polrad m it
halt, Ladeeinrichtung, ABS-Anlage, Blinkanlage, Lüfterrad Dauermagneten Generatorspulen
Lichtanlage.

Kraftstoff- Ölkontrolle LCD (Uhr/FI ) Kühlm ittel-

Impulsgeber für Zündanlage

Bild 3: Generatoranlage eines Motorrollers

Schrittmotor LED LED Schrittmotor


Bei größeren Motorrädern kommen heute fast aus-
Bild 1: Motorradcockpit schließlich folgende Drehstromgeneratoren zum
Einsatz. Drehstromgeneratoren mit
Zentralelektrik. Sie ist in einem Gehäuse unter- • Permanenterregung
gebracht. Dort befinden sich Sicherungen und Relais
• elektromagnetischen Klauenpolläufern.
für z.B. folgende Einrichtungen: Starter, Benzinpum-
pe, Hupe, Blink-, Motronic-, ABS-Anlage.
Drehstromgeneratoren mit Permanenterregung
Startanlage (Bild 2). Neben der mechanischen Kick- (Bild 4). Bei dieser Ausführung wird der Permanent-
startanlage, die in den meisten Fahrzeugen noch magnetrotorvon der Kurbelwelle angetrieben. ln der
eingebaut ist, verwendet man heute vorwiegend feststehenden Dreiphasen-Ständer-Wicklung wird
Elektrostartanlagen. Sie besteht aus einem Elektro- Drehstrom erzeugt. Dieser wird außerhalb in einer
motor, der mit einem Übersetzungsgetriebe und elektronischen Baugruppe gleichgerichtet, wobei d ie
einem Ritzel mit Freilaufeinrichtung versehen ist. Bei Ladespannung auf 14 V begrenzt wird. Es werden
größeren Motorrädern werden auch Vorgelegestar- Leistungen bis etwa 300 W erreicht.
ter, ähnlich wie bei Personenkraftwagen, verwendet.
Gehäuse
Elektromotor mit
Übersetzungsget riebe

Permanent-
magnetrotor

Ständer-
w icklung
Ritzel m it Freilauf

Bild 2: Starter eines Motorrollers Bild 4: Drehstromgenerator mit Permanenterregung


21 Zweiradtechnil< 723

Regelung (Bild 1). Unterhalb der Regelspannung Hochspannungs-Kondensatorentladungszündung


lädt die erzeugte und gleichgerichtete Spannung die (Bild 3).Sie werden auch als Capacitive Discharge
Batterie und versorgt die Verbraucher. Ist die Abre- lgnition (CDI) bezeichnet.
gelspannung erreicht, so steuert der elektronische
Regler die Thyristoren an, wodurch die Ständerwick- Funktionsweise. Diese Anlage besitzt eine Konden-
lungen auf Masse kurzgeschlossen werden und so- satorentladungsspule und einen Zündimpulsgeber.
mit keine Spannung mehr abgeben . Dreht sich das Polrad mit dem Dauermagneten, so
wird in der Kondensatorladespule eine Spannung
von 100 V bis 400 V induziert. Diese Spannung wird
gleichgerichtet und lädt den Kondensator. Durch die
Zündimpulsgeberspule wird im Zündzeitpunkt der
Thyristor am Gate angesteuert. Er schaltet durch
und wird leitend . Der Kondensator, der in Reihe zur
Primärwicklung geschaltet ist, entlädt sich schlagar-
tig und bewirkt sekundärseitig eine hohe Zündspan-
nung. Die Zündverstellung erfolgt drehzahlabhängig
und wird über das CDI-Steuergerät gesteuert.

Bild 1: Schaltplan des Drehstromgenerators mit


Permanenterregung

Drehstromgeneratoren mit Klauenpolläufer (Bild


2). Der Klauenpolläufer ist mit der Kurbelwelle ver-
schraubt und induziert in der Dreiphasen-Ständer-
Wicklung Drehstrom. Dieser wird wie bei Pkw-Ge-
neratoren über eine Transistor-Brückenschaltung
gleichgerichtet. Über einen Regler wird der Erre-
gerstrom spannungsgeregelt Es wird eine Lade-
spannung von 14 Volt bei Leistungen bis 850 Watt
abgegeben.
Kondensator- CDI-Steuergerät
Klauenpol - ! adespule
läufer

Antrieb

feststehende
Dreiphasen-
L..:::::l~--J1---- Ständerwick-
lung

Bild 2: Klauenpolläufer
Bild 3: Hochspannungs-Kondensatorzündung
Zündsysteme. Bei den Krafträdern werden heute
vorwiegend elektronisch gesteuerte Zündsysteme Gleichstrom-CDI-Zündsystem. Bei ihm wird eine
verwendet. Man kann sie nach ihrer Funktion in zwei Batterie zur Aufladung des Kondensators verwendet.
Gruppen einteilen: Ein Spannungswandler im Steuergerät verstärkt die
Batteriespannung auf 220 V, welche im Kondensator -
• Hochspannungs-Kondensatorzündung ohne oder
gespeichert wird . Dieses System bietet den Vorteil, ~
mit Batterie
dass auch bei niedrigen Drehzahlen eine hohe Zünd-
• Transistorzündsysteme spannung erzeugt wird.
Diese Systeme haben folgende Vorteile: Transistorzündsysteme. Diese Bauart wird vorwie-
• Kein mechanischer Verschleiß gend bei Motoren mit großem Hubraum eingebaut.
• Wartungsfrei Man unterscheidet zwei Systeme:
• Hohe Sekundärspannung bei hoher Drehzahl • Transistorzündsysteme mit Impulsgeber
• Unempfindlich gegen Kerzenverschmutzung • Digital gesteuerte Transistorzündsysteme
724 21 Zweiradtechnil<

Transistorzündsysteme mit Impulsgeber (Bild 1)


Funktionsweise. Bei dieser Anlage wird die Basis
des Transistors vom Impulsgeber angesteuert und
der Primärstrom kann fließen. Wird der Basisstrom
des Transistors unterbrochen, so wird der Primär-
strom abgeschaltet und sekundärseitig wird in der
Zündspule Hochspannung induziert. Eine Zündver-
stelleinrichtung im Steuergerät steuert den Zünd-
zeitpunkt. Über eine Schließwinkelregelung wird die
Dauer des Primärstroms bestimmt.
Bild 2: Funkenprobe

Motorabstellschalter

Impulsgeber
z~~
schalter
Festmarke
Leerlauf

.-4.--t====i~=h Zünd-
l..(::!~~q.J spule
Verstell-
' marken
bei Früh-
I
+---
Steuergerät
Zünd-
Stroboskoplampe

Bild 3: Prüfen des Zündzeitpunktes


zündung

kerzen Primärkontakt
(angeschlossen)
Bild 1: Transistorzündanlage

Digital gesteuerte Transistorzündsysteme.


Aufbau. Sie bestehen aus einem oder zwei lm-
pulsgebern, Zündsteuergerät, Zündspule(n) und
Zündkerze(n).
Funktion. Ein Impulsgeber informiert das Steuerge-
rät über Motordrehzahl und Kurbelwellenposition. Bild 4: Messen des Primärstromes der Zündspule mit
Aufgrund dieser Information ermittelt das Steuerge- einem Spitzenspannungsadapter
rät den optimalen Zündzeitpunkt aus abgespeicher-
ten Zündkennfeldern . Steck-
verbinder

WERKSTATTHINWEISE Impuls-
geberkabel
• Funkenprobe. Damit kann geprüft werden, ob ein
Zündfunke an der Zündkerze überspringt. Hierbei ist
die ausgebaute Zündkerze, die mit dem Kerzenste-
cker verbunden ist, auf Masse zu klemmen (Bild 2).
• Zündzeitpunkt-Zündverstellungsprüfung (Bild 3). Mit
Hilfe einer Stroboskoplampe ist z. B. bei Leerlaufdreh-
zahl und vom Hersteller festgelegter Drehzahl die Bild 5: Messung von Impulsgeber und Generatorspule
Markierung anzublitzen. Stimmen die Markierungen
mit den Sollwerten für Leerlauf bzw. Frühzündung

111 überein, so ist die Zündverstellung in Ordnung.


• Primär- und Sekundärspannungsmessung an der
Zündspule mit einem für Hochspannung geeigneten
Primärspule

Messgerät (Spitzenspannungsmessgerät) (Bild 4).


• Spannungsmessung an der Erregerspule und dem
Impulsg ebe r {Bild 5).
• Widerstandsmessung Soll-Istwertvergleich an der
Primär- und Sekundärwicklung der Zündspule (Bild 6) . Bild 6: Widerstandsmessung von Primär- und
Sekundärspule
21 Zweiradtechnik 725

21 . 1 0 Fahrdynamik Kurvenfahrt. Beim Motorradfahren wird bei schnel-


ler Fahrt die Kurvenfahrt durch einen geringen
Stabilisierung durch Kreiselpräzision Lenkeinschlag eingeleitet. Soll z. B. eine Kurve nach
Einspurige Fahrzeuge sind im Stand instabil, sie kip- links gefahren werden, so wird kurz nach rechts
pen um . Mit zunehmender Geschwindigkeit wirken gelenkt und das Fahrzeug kippt durch die Kreisel-
am Rad Kreiselkräfte, die das Fahrzeug bei Gerade- präzession nach links . Die Stabilisierung bei idealer
ausfahrt stabilisieren . Kurvenfahrt erfolgt am Motorrad durch folgendes
Momentengleichgewicht (Bild 3) .
Versuch (Bild 1): Kippt man ein sich drehendes Rad
z.B. nach links, so wird durch die Kreiselkräfte das
Rad um die Hochachse nach rechts geschwenkt bis
es sich wieder im Gleichgewicht befindet. Wird das
I
Rad um die Hochachse nach rechts gedreht, so kippt Das Moment, gebildet aus Gewichtskraft und
es durch die Kreiselpräzision nach links. Diese Wir- Schwerpunktabstand ist gleich mit dem Moment
kung kann der Fahrer beim Befahren einer Kurve aus Zentrifugalkraft und Schwerpunktshöhe.
ausnutzen, indem er durch leichtes Gegenlenken das
Einkippen des Fahrzeugs in die Kurvenlage unter-
stützt. Durch Gewichtsverlagerung bringt der Fahrer
dann die wirkenden Flieh-, Gewichts- und Kreisel-
kräfte in ein stabiles Gleichgewicht.

Drehen um Hochachse z
durch Kreiselwirkung - .c.-t-:::> Gewichts-
Fahrtrichtung kraft FG

Kippen
momentane
\ Schwerpunkt-
Drehachse seitenlage / 1

Bild 3: Momentengleichgewicht bei Kurvenfahrt

Da jedoch der Reifenaufstandspunkt beim realen


Bild 1: Kreiselpräzision
breiten Reifen nicht in der Mitte liegt, wie im Bild 3
Wirkung des Nachlaufes (Bild 2). Der Nachlauf ist gekennzeichnet, sondern weiter innen, ergibt sich
ein kleineres Moment G x /2 (Bild 4), weil /2 kleiner
der Abstand des Durchstoßpunktes der Lenkachse
zum Radaufstandspunkt auf der Fahrbahn. Durch ist als / 1 . Damit das Gleichgewicht wieder hergestellt
Reibungskräfte oder Bremskräfte, die am Radauf- ist, muss das Motorrad mit mehr Schräglage gefah-
ren werden.
standspunkt wirken, entsteht z. B. am eingeschla-
genen Rad ein Rückstellmoment MR· Es ist umso
größer, je größer der Nachlauf oder je größer der Schräglage
Einschlagwinkel ist. Es zieht das Rad in Geradeaus- I
stellung und stabilisiert das Fahrzeug. Eine geringe
Flatterneigung, Lenkrückstellung und ein guter Ge-
radeauslauf wird erreicht.
Radauf-
Fahrtrichtung standspunkt
~
Bild 4: Reale Kurvenfahrt

WIEDERHOLUNGSFRAGEN

'0 1 Welche Kraftradarten gibt es?


c:
"in 2 Wie ist eine Lamellenkupplung aufgebaut?
3 Wie funktioniert die Frischölschmierung?
4 Erklären Sie Aufbau und Wirkungsweise einer
Hochspannungskondensator-Zündanlage.
5 Was versteht man unter dem Primär- und dem
Sekundärantrieb?
6 Welche Vorteile haben 0-Ring-Rollenketten?
Bild 2: Nachlauf beim Motorrad
726 21 Zweiradtechnik

21 . 11 Motorradrahmen

Er ist das tragende Element des Kraftrades und


soll eine verwindungssteife Verbindung zwi-
schen dem Vorderrad und der Hinterradaufhän-
gung herstellen.

Anforderungen an den Rahmen:


• Geringes Gewicht • Hohe Tragfähigkeit
• Verwindungssteif • Hohe Bruchdehnung
• Schwingungsarme Aufnahme des Motors Bild 3: Brücken-Rohrrahmen
• Ansprechendes Design
Man unterscheidet Rohr-, Pressstahl-, Leichtmetaii- Brückenrahmen mit Kastenprofilen (Bild 4). Diese
Druckguss-Rahmen und Leichtmetall-Rahmen in sehr biege- und verwin dungssteife Baufo rm besteht
Profilbauweise. aus einer Aluminium -Schweiß-Gusskonstuktio n in
Wabenform mit Stegen und Hohlräumen. Dadurch
Rahmenbauarten. ln Motorrädern werden je nach wird höchste Steifigkeit auf kleinstem Raum erreicht.
Anforderungen die unterschiedlichsten Rahmen ver-
baut. Der im (Bild 1) dargestellte Einschleifen-Rohr-
rahmen ist aus Vierkantstahlrohr gefertigt. Der Motor
ist als mittragendes Element integriert. Ein zusätz-
licher Rahmenunterzug versteift die Konstruktion.

Bild 4: Brückenrahmen mit Kastenprofilen

Aluminium-Rahmen in Profilbauweise (Delta-Box-


Rahmen) (Bild 5). Diese Bauart ist auf Gew icht und
Steifigkeit optimiert. Durch die Profilgestaltung kan n
der Rahmen optimal angepasst werden.
Rahmenprofil

Bild 1: Einschleifen-Rohrrahmen

Doppelschleifen-Rahmen (Bild 2). Er ist aus Stahl-


rohren und Stahlschmiedeteilen zusammenge-
schweißt und bietet eine höhere Stabilität als Ein-
schleifen-Rahmen.

Bild 5: Aluminium-Rahmen

Gitterrohrrahmen (Bild 6). Er ist ein geschw eißtes


Tragw erk aus Stahlro hren und da mit eine sehr v er-
Steuer- windungssteife Konstruktion.
kopf

Bild 2: Doppelschleifen-Rahmen

Brücken-Rohrrahmen (Bild 3). Er ist aus Stahlrohren


geschweißt und wird auch als offener Rahmen be-
zeichnet. Die Entkopplung von Motorschwingungen
ist schwierig durchzuführen. Bild 6: Gitterrohrrahmen
21 Zweiradtechnil< 727

21 . 1 2 Radführung, Federung Upside-Down-Gabel. Bei dieser Bauart ist das Bau-


prinzip genau umgekehrt. Das stabilere Außenrohr
und Dämpfung ist als Standrohr ausgeführt. Das Gleitrohr, an dem
Von ihrer konstruktiven Gestaltung hängen Fahrver- die Achse befestigt ist, federt bei dieser Ausführung
halten und Fahrkomfort ab. ein. Sie wird bei Motorrollern, Cross- und Sportmo-
Aufgaben torräder eingesetzt. Sie hat eine hohe Biegefestigkeit
• Fahrbahnstöße mindern und dämpfen und Steifigkeit aber eine deutlich geringere ungefe-
• Radführung übernehmen derte Masse.
• Brems- und Beschleunigungskräfte auf den Rah-
men übertragen Telelever-System (Bild 2). Bei d iesem System ist die
Gabelbrücke oben in einem Kugelgelenk im Rahmen
Vorderradführung. Folgende Bauarten werden an- gelagert. Der schwenkbar gelagerte Längslenker
gewendet: übernimmt die Führung des Vorderrades. Er wird
• Teleskopgabeln • Upside-Down-Gabel durch ein gedämpftes Federbein gefedert. Das Sys-
• Telelever-System • Achsschenkellenkung tem hat folgende Vorteile:
• Feinfühliges Ansprechverhalten durch geringe
Teleskopgabel (Bild 1). Das Lenkrohr ist im Steuer-
Reibung
ko pf des Rahmens gelagert. Durch die Gabelbrücken
• Hohe Fahrstabilität beim Einfedern durch Nach-
und die geklemmte Achse erhält diese Gabel eine
laufvergrößerung
hohe Steifigkeit. Die zwei teleskopartig ineinander
g leitenden Rohre (Standrohr und Gleitrohr) werden • Anti-Dive-Effekt beim Bremsen
du rch eine integrierte Feder gefedert. Eine kleine Fe-
der oder eine Gummifeder oberhalb der Dämpfungs-
stange begrenzt das Ausfedern. Das oberhalb des
Kolbens befindliche Luftpolster wird beim Einfedern Gabelbrücke
zusammengedrückt und ergibt eine progressive Fe- Rahmen
derkennung. Die hydraulische Dämpfereinheit befin-
det sich im unteren Teil der Gabel. Beim Einfedern
wird das Dämpferöl im unteren Raum verdrängt und
strömt durch die Bohrungen der Ventileinheit Diese
hat in der Druckstufe eine geringe Dämpfwirkung,
damit das Rad leicht und stoßfrei einfedert. Beim
Ausfedern muss das Öl wieder zurückströmen. Dies
wird aber durch Dämpferventile erschwert, wodurch
die Zugstufe härter wird. Dadurch wird eine gute
Dämpfwirkung und ein feinfühliges Ansprechen er-
zielt.

Bild 2: Telelever-System

Achsschenkellenkung. Bei dieser Ausführung wird


das Rad durch zwei Schwingen geführt. Die Fede-
rung und Dämpfung erfolgt in ähnlicher Weise wie
Standrohr
beim Telelever-System über ein zentrales Federbein.
Feder Beim Einfedern vergrößert sich der Nachlauf und die
Lenkstabilität nimmt zu.
Gabelbrücken

Gleitrohr

Ventileinheit

Dämpfungsstange

Achse

Bild 1: Teleskopgabel Bild 3: Achsschenkellenkung


728 21 Zweiradtechnik

Hinterradführung. Die Räder können durch folgende


Systeme geführt werden:
• Zweiarmschwinge • Einarmschwinge zentra les Federbein
• Cantilever-Federung • Schwinge mit Hebel
Die Schwingen stützen sich über Federbeine gegen
den Rahmen ab. Durch die entsprechende Anlen-
kung der Federbeine und Hebel wird das Federungs- Hinterachs-
getriebe-
verhalten, der Fahrkomfort und die Straßenlage be- gehäuse
einflusst.
Zweiarmschwinge (Bild 1). Diese Bauart kann als
geschweißte Rohrkonstruktion aus Stahlrohren oder
heute meist aus Aluminium in Kastenprofilbauweise
hergestellt sein. Sie wird über eine drehbare Achse
im Rahmen gelagert und nimmt zentral an der Quer-
strebe das Federbein und im hinteren Teil das Rad
auf. Diese Konstruktion hat eine hohe Steifigkeit, der
Bild 3: Paralever-System
Radausbau ist aber aufwendiger im Vergleich zu Ein-
armschwingen.
Pro-Link-System (Bild 4). Die Schwinge dieser
Federung ist im Rahmen gelagert. Das Federbein
stützt sie über ein Hebelsystem ab. Federt das Rad
Querstrebe ein, so ergibt sich ein kleiner Federweg auf das Fe-
derbeinlager. Bei weiterer Einfederung streckt sich
das Hebelsystem und die Auslenkung und die Feder-
kennung nimmt somit progressiv zu.

Rahmen Federbein

Aluminium-
Kastenprofil

Bild 1: Zweiarmschwinge

Einarmschwingen. Die asymmetrisch ausgeführte


Schwinge in Aluminium-Kastenprofilbauweise wird
im Rahmen oder am Motor drehbar gelagert und
über ein zentrales Federbein gefedert. Das Rad wird
durch eine Zentralverschraubung befestigt. Deshalb Bild 4: Pro-Link-System
ist ein Radwechsel einfacher durchzuführen.
Cantilever-Federung (Bild 5). Sie ist eine Hinterrad-
federung mit Winkelschwinge und einem im Tank-
tunnel zentral angeordneten Federbein. Bei diesem
System sind große Federwege möglich und gute
Dämpfung der Fahrbahnstöße erzielbar. Die steife
Hinterradschwinge bewirkt eine stabile Führung des
Motorrads.

Bild 2: Einarmschwinge

Paralever-System (Bild 3). Es besteht aus einer Ein-


armschwinge und einer Schubstange. Die Schwinge Drehpunkt
führt das Rad und die Schubstange beeinflusst posi-
t iv das Federungsverhalten bei LastwechseL Große Dreieckschwinge
Aufstellmomente werden verhindert. Ein zentrales
Federbein kann in der Federkennung und Dämpfung
stufenlos eingestellt werden. Bild 5: Cantilever-Federung
21 Zweiradtechnil< 729

Dämpfungsverhalten bei Vorderradgabeln. Das Fe- Einrohrdämpfer. Bei ihnen kann nur die Druckstufe
der- und Dämpfungsverhalten wird durch folgende des Dämpfers verstellt werden. Beim Einrohrdämp-
Komponenten beeinflusst: fer mit Ausgleichsbehälter kann die Druck- und die
• Federlänge • Federkennlinie Zugstufe verstellt werden. Durch die Druckstufe wird
• Dämpferöl • Ungefederte Masse das Einfederverhalten, durch die Zugstufe das Aus-
von Rad und Reifen federverhalten bestimmt.

Je länger die Feder z.B. bei einer Federgabel ist, des-


to weicher ist die Federung. Das Federverhalten wird
vom Hersteller so eingestellt, z.B. durch unterschied-
liche Windungsabstände, dass sich eine progressive
21.13 Bremsen
Kennlinie ergibt. Man kann auch durch Erhöhen der Scheibenbremsen (Bild 1). Sie werden heute über-
Ölfüllmenge das Luftkammervolumen in der Vorder- wiegend bei Motorrädern und Motorrollern sowohl
radgabel verringern und erhält dadurch eine härtere an Vorderrädern als auch an Hinterrädern verwen-
Kennlinie. det. Die Handbremse wirkt meist auf das Vorderrad,
die Fußbremse auf das Hinterrad. Die Betätigung er-
WERKSTATTHINWEISE folgt hydraulisch.
• Gabelöl nach Herstellervorschrift wechseln, Bremsscheiben. Sie sind aus Edelstahl gefertigt und
damit Verschleiß und Dämpferwirkung erhal- sind bei größeren Motorrädern schwimmend gela-
ten bleibt. gert. Sie sind geschlitzt oder spiralförmig gelocht.
• Richtige Öl menge einfüllen, denn zu viel Öl be- Dadurch wird ein rasches gleichmäßiges Anspre-
wirkt hartes Federverhalten. chen bei Nässe erzielt, weil Wasser und Schmutz
• Gabeldichtringe auf Dichtheit prüfen. schnell von der Scheibenoberfläche verdrängt w er-
den können. Je nach Motorleistung werden an den
Vorderrädern eine oder zwei Bremsscheiben ver-
Dämpfungsverhalten bei hinteren Federbeinen. Das
wendet. Diese können durch Zwei- oder durch Drei-
Dämpfungs- und Federungsverhalten kann zusätz-
kalben-Festsattelbremsen betätigt werden. An den
lich durch folgende Faktoren beeinflusst werden:
Hinterrädern ist meist nur eine Scheibe vorhanden,
• Einstellung der Federvorspannung die durch eine Ein- oder Zwei-Kalben-Schwimmsat-
• Einstellung von Zug- und Druckstufe t elbremse betätigt wird .
Bei Motorrädern werden vorwiegend Einrohrgas-
druckstoßdämpfer oder Einrohrdämpfer mit Aus-
gleichsbehälter (Bild 1) verwendet.

Dämpferö l

Ausg leichs- Bild 2: Scheibenbremse am Vorderrad


behälter
Bremsbeläge. Sie sind aus Sintermetall oder Semi-
metall gefertigt. Diese Materialien besitzen einen ..
gleichbleibend hohen Reibwert in allen Betriebszu- ~
ständen.
Gas
Ei nst el lung Zugstufe Trommelbremsen. Sie sind als Innenbackenbrem -
sen bei Mofas an Vo rder- und Hinterrädern noch
Einst ellhebel Federvo rspa nnung gebräuchlich. Der mechanisch bet ätigte Bremshebel
verdreht den Bremsnocken, wodurch die Brems-
backen gegen die Innenseiten der Bremstrommel
Bild 1: Einrohr- und Gasdruckdämpfer gepresst werden.
730 21 Zweiradtechnil<

Bremskraftgesteuertes Servomechanik-Bremssys- Wirkungsweise


tem CBS (Combined Brake System) mit Antriebs- Bremsen nur mit dem Handhebel. Der Bremsdruck
schlupfsystem TCS (Traction Control System). wirkt auf die beiden äußeren Bremskolben der Vor-
derradbremse. Dabei überträgt eine ausgeklügelte
Dieses kombiniert gebaute CBS-TCS-System Mechanik einen Teil der Bremskraft auf den Sekun-
(Bild 1) wird in Motorräder mit hoher Motor- därhauptzylinder. Dieser erzeugt dann einen Druck,
leistung eingebaut und ergibt optimale Fahr- der über das zwischengeschaltete Proportionalventil
sicherheit und Fahrstabilität beim Bremsen und auf die beiden äußeren Kolben der Hinterradbremse
Beschleunigen. wirkt. Das Ventil kann eine 3-stufige Bremskraftver-
teilung durchführen.
• CBS-System passt die Bremskraftverteilung auf
Bremsen nur mit dem Fußhebel. Der Bremsdruck
Vorder- und Hinterrad optimal auf den Fahr- und
wirkt auf den mittleren Kolben des Hinterrades und
Seladungszustand an.
in der ersten Phase über das Verzögerungsventil nur
• ABS-System verhindert das Blockieren der Räder auf den linken mittleren Kolben des Vorderrades. Da-
beim Bremsen. durch ergibt sich ein sanftes Ansprechen der Brem-
se, da der Druck am Vorderrad um etwa 50 % redu-
• TCS-System soll das Durchdrehen des Antriebs-
ziert wird. Mit steigendem Bremsdruck steuert das
rades beim Beschleunigen verhindern.
Verzögerungsventil Druck auf die rechte Vorderrad-
CBS-System. Es ist eine servo-mechanische Einrich- bremszange ein. Der typische Bremsnickeffekt, der
tung, die keinerlei elektrische Komponenten besitzt. beim Bremsen mit der Vorderradbremse auftreten
Der kurze Radstand und die hohe Schwerpunkts- kann, wird durch diese Maßnahme stark reduziert.
lage des M otorrads bewirken beim Bremsen aus ABS-TCS-System. Es besteht aus folgenden Bau-
hohen Geschwindigkeiten eine sta rke dynamische gruppen:
Radlastverteilung. Deshalb wird über ein ausgeklü-
• Drehzahlsensoren • Druckmodulatoren
geltes servomechanisches System der Bremsdruck
entsprechend der Radlast aufVorder-und Hinterrad • Driver-Einheit • Steuergerät
verteilt. Der Bremsdruck wird so dosiert, dass ein
gleichförmiges Ansprechverhalten erzielt wird. Der Wirkungsweise. Beim Einschalten der Zündung er-
Fahrer kann das Motorrad über Hand- und/oder Fuß- folgt eine Selbstdiagnose durch das Steuergerät. Bei
hebel abbremsen. Die vom System bewirkte Brems- Defekten wird das System ausgeschaltet und der
druckverteilung ist abhängig von Fahrer du rch eine W arn leuchte informiert. Werden
Antriebsschlupf oder Blockiertendenzen vom Steu-
• Geschwindigkeit • Fahrbahnbeschaffenheit
ergerät festgestellt, so wird über die Driver-Einheit
• Fahrzeuggewicht • Schwerpunktshöhe der Druckmod ulator angesteuert. Ein integ rierte r
Das System bietet folgende Vorteile: Elektromotor betätigt bei Blockierneigung einen
Steuerkolben, der den Bremsdruck so regelt, dass
• Zwei voneinander unabhängige Bremskreise
ein Blockieren vermieden wird. Neigt das Hinterrad
• Gleiche einfache Bedienung der Bremse
beim Beschleunigen zum Du rchdrehen, so greift
• Keine gegenläufigen Störeinflüsse von Hand- und das TCS-System ein und das Steuergerät nimmt die
Fußbremse Zündung zurück, bis die Schlupfneigung nicht mehr
• Bremsgefühl an Hand- und Fußbremse bleibt er- vorhanden ist. Eine Betriebsleuchte informiert hier-
halten bei den Fahrer.

1. Handbrem shebel
2. Brem spedal
3. Modulator vorn
4. Mod ulator hinten
5. Drehzahlsensoren
6. Verzögerungsventil
7. Bremszange links, vorn
8. Bremszange rechts, vorn
9. Bremszange hinten
10. Sekundärhauptzylinder
11. Elekt ron. Steuerg erät
12. Dri ver-Einheit
13. Proportionalventil

Bild 1: CBS-ABS-TCS-System
21 Zweiradtechnil< 731

Antiblockiersystem (Bild 1) 21 . 1 4 Räder Reifen


Es wird zusätzlich zur hydraulischen Bremsanlage
in Motorräder mit höherer Motorleistung eingebaut, Räder
um die Fahrstabilität beim Bremsen zu erhöhen. Sie sollen den Reifen aufnehmen und Brems- und
Beschleunigungskräfte übertragen. Hierbei werden
Aufbau: Das System besteht aus den im Bild 1 dar-
an sie folgende Anforderungen gestellt:
gestellten elektrischen und hydraulischen Kompo-
nenten. • Geringe Masse
• Hohe Formfestigkeit und Elastizität
Funktionsweise. Beim Drehen des Fahrtschalters
wird zuerst ein Selbsttest durchgeführt. Sind alle • Guter Rundlauf
Komponenten intakt, so ist das System betriebsbe- Bei Zweirädern werden folgende Bauarten verwen-
reit. Die Drehzahlsensoren erfassen die Raddreh - det:
zahl und das Steuergerät errechnet den Schlupf. Drahtspeichenräder (Bild 2). Die Felge ist aus Stahl
Beim Bremsen ohne Blockierneigung lässt das
oder Aluminium, die Drahtspeichen sind aus Stahl
ABS die beiden Bremskreise (Vorder- und Hinter- gefertigt. Man kann je nach Bauausführung Reifen
radkreis) unbeeinflusst. Der jeweilige vom Fahrer mit Schlauch oder auch Schlauchlosreifen montie-
erzeugte Bremsdruck wirkt auf die beiden Brems- ren. Diese Räder werden heute vorwiegend bei Ge-
zangen. Beim Bremsen mit Blockierneigung wird ländemaschinen verwendet, da sie eine hohe Elas-
der Elektromagnet im betreffenden Druckmodula- tizität bei geringem Gewicht besitzen.
tor vom elektronischen Steuergerät angesteuert.
Der Regelkolben wird nach unten gezogen und das Leichtmetallräder (Bild 3). Sie werden als einteilige
Kugelventil schließt den Durchgang zur Bremszan- Räder aus Aluminiumdruckguss meist für Schlauch-
ge. Durch den weiter nach unten gehenden Regel- losreifen hergestellt und bei Mofas, Rollern und Mo-
kolben ergibt sich eine Volumenvergrößerung und torrädern verwendet.
somit ein rascher Druckabbau im Bremskreis. Das
Rad wird wieder beschleunigt. Dieser Regelvorgang
wiederholt sich so lange, bis keine Blockierneigung
mehr auftritt. Dann wird der Druckmodulator vom
Steuergerät wieder auf Durchgang umgeschaltet.

Fahrt- _ ABS-Taste Handbremse


schalter

Bild 2: Drahtspeichenrad Bild 3: Gegossenes Rad

Verbundräder. Sie sind aus Aluminiumdruckguss


Drehzahl-
gefertigt, besitzen gute Rundlaufeigenschaften und
sind sehr formstabiL Sie können aus 2 oder 3 Teilen
bestehen: Der Felge, den Speichen und der Nabe.
Felgenbezeichnung. Sie ist ähnlich aufgebaut, wie
bei Pkw-Felgen. Es bedeutet z.B.
El ektromagnet 3.50 X 17 MT H2
3.50 = Maulweite in Zoll
x =ungeteilte Felge
17 = Felgendurchmesser in Zoll
Druck- MT =Kennzeichnung für Motorradfelge
modulator
H 2 =Zwei Humps

Reifen
Bei Zweirädern ist die Aufstandsfläche der Reifen
wesentlich kleiner als bei Pkw-Reifen . Sie ist jedoch
für die Radführung des Motorrades von besonderer
Bedeutung und beeinflusst maßgeblich das Fah rver-
halten und die Sicherheit des Fahrzeugs. Aus diesen
Gründen legen die Hersteller die Reifendimensi-
Bild 1: Antiblockiersystem onen, die montiert werden dürfen, fest und schrei-
732 21 Zweiradtechnil<

ben sogar eventuell Reifenfabrikate vor. Es werden Diagonalreifen (Bild 2). Bei dieser Bauart sind die
meist unterschiedliche Reifengrößen und Profilie- 4 Nylon- oder Polyamidkarkassenlagen unter einem
rungen an Vorder- und Hinterrädern verwendet. Winkel von etwa 45° diagonal aufeinander gelegt
Das Vorderrad muss vorwiegend Lenk- und Seiten- und um die Wulstdrähte aus Stahl gewickelt. Je nach
führungskräfte übertragen, deshalb werden die un- Höhe der umgeschlagenen Seitenkarkassen können
gefederten Massen möglichst gering gehalten. Das die Seitenführungskräfte entsprechend besser auf-
Hinterrad ist wegen der hohen Antriebs- und Seiten- genommen werden.
führungskräfte wesentlich breiter. Die Profilierung
von Motorradreifen ist im Bild 1 dargestellt. Schlauchlos- Lauffläche
Innenplatte
Das Profil des Vorderrades ist meist in Form von
Längsrillen oder es ist in Laufrichtung pfeilförmig
orientiert Diese Profilierung wirkt einer Schuppenbil- Seiten-
wand
dung bei Verschleiß entgegen. Bei den Hinterradrei-
fen geht die Tendenz bei leistungsstarken Motorrä-
dern für die Straße zu Breitreifen . Die Kontur (Bild Wulst
Felge
1) dieser Reifen wird so ausgelegt, dass sich die
Aufstandsfläche und som it die Haftfähigkeit mit zu- Wulstdrähte
nehmender Schräglage erhöht. Das Profil des Hin- aus Stahl Gummi-Wulstkernfüller
terrades ist pfeilparabolisch ausgeführt, wodurch
eine Stufenbildung auch nach hohen Laufzeiten Bild 2: Diagonalreifen
vermieden wird. Speziell aus dem Rennsport entwi-
ckelte Gummimischungen erhöhen im Grenzbereich
die Haftfähigkeit des Reifens. Gürtelreifen mit Diagonalkarkasse (Bild 3). Der Ge-
webeunterbau besteht aus zwei diagonal übereinan-
der gelegten Karkassenlagen und aus 2 Gürtellagen
z. B. aus Kevlarfasern. Der Reifen besitzt dadurch gu-
ten Rundlauf und gute Seitenführung.

Karkassenlagen Lauffläche

Gürtel-
lagen

Wulstdraht- Karkassenlagen-
paket umschläge
10° 20° 30° 40°
Schräglage Bild 3: Gürtelreifen mit Diagonalkarkasse

Bild 1: Motorradreifen und Reifenkontur


Radialreifen mit Diagonalgürtel (Bild 4). Diese Bau-
Motorradreifen sollen folgende Eigenschaften be- form hat eine einlagige 90°-Radialkarkasse und einen
sitzen: zweilagig diagonal angeordneten Gürtel aus Aramid-
fasern .
• Gute Haftfähigkeit unabhängig von der Profiltiefe.
• Hohe Seitenstabilität und Seitenführung. eine radiale (90°) Karkasse Lauffläche
Karkassenlage
• Guter Geradeauslauf.
zwei-
• Gute Straßentauglichkeit oder gute Geländetaug- Schlauchlos- lagiger
lichkeit je nach Einsatzart. Innenplatte Gürtel

Reifenbauarten. Es werden vier Motorradreifenbau-


arten angeboten:
• Diagonalreifen
• Gürtelreifen mit Diagonalkarkasse
Wulst Wulstdrähte Felge
• Radialreifen mit Diagonalgürtel
• Radialreifen mit 0°-Stahlgürtel Bild 4: Radialreifen mit Diagonalgürtel
21 Zweiradtechnil< 733

Radialreifen mit o•-Stahlgürtel (Bild 1). Bei dieser Niederquerschnittsreifen: 120/50 ZR 17TL
Ausführung liegt über der einlagigen Radialkarkas- 120 = Reifenbreite in mm
senlage ein einlagiger o•-stahlgürtel. Diese Bauart
50 = Höhen/Breitenverhältnis 50 %
ist für hohe Geschwindigkeiten besonders geeignet,
da die Kontur sehr stabil bleibt. Z = max. Höchstgeschwindigkeit beträgt über
240 km/h
Gummimischungen . Im Handel sind Reifen mit bis R =Radialreifen
zu 3 verschiedenen Gummimischungen von hart bis 17 = Felgendurchmesser in Zoll
weich erhältlich . Somit kann für jeden Einsatz der TL = Tubeless (Schlauchlosreifen)
optima le Reifen aufgezogen werden.
Reifeneintragung
ei ne ra di ale (90') Lauffläche
Karkasse nl age
Die im Fahrzeugbrief bzw. -schein eingetragenen
Reifengrößen müssen eingehalten werden . Bei vie-
len Motorrädern besteht die Möglichkeit, Alterna-
tivbereifungen aufzuziehen. Jedoch ist zu beachten,
Felge dass eine Freigabebescheinigung vorhanden ist.
Auf dieser kann stehen:
einl ag iger
Gü rtel aus
Wul st Wul std rähte Kernfüll er Stahl seil en • Anbauabnahme und Eintragung ist nicht not-
wendig. Der Fahrer muss die Freigabebeschei-
Bild 1: Radialreifen mit o•-Stahlgürtel nigung mitführen .
• Anbauabnahme ist durch amtlichen Sachver-
Reifenbezeichnungen.
ständigen durchzuführen. Anbaubescheini-
Diagonalreifen: 4.10- 18 60 P gung ist mitzuführen .
4.10 = Reifenbreite in Zoll • Anbauabnahme ist durch amtlichen Sachver-
18 = Felgendurchmesser in Zoll ständigen durchzuführen und eine Eintragung
60 =Kennziffer für die Reifentragfähigkeit in die Fahrzeugpapiere ist zu bestätigen.
p = max. Höchstgeschwindigkeit 150 km/h

WERKSTATTHINWEISE

• Reifen nur auf einwandfreie, korrosionsfreie, un- • Reifen auf den 1,5-fachen Wert des Betri ebs-
beschädigt e Felgen montieren. druckes aufpumpen, damit Reifen richtig im
• Laufrichtungspfeile beim Montieren, falls vor- Wulst sitzt.
handen, beachten . • Luftdruck richtigstellen.
• Beim Reifenwechsel von Schlauchreifen wegen • Rad und Reifen auswuchten.
Faltenbildung immer neue Schläuche verwen- • Ab 2,5er Felgenbreite mit Wuchtmaschine dyna-
den. misch auswuchten .
• Bei Speichenrädern immer neue Felgenbänder • Reifen muss wegen des Aufrauens durch den
einziehen . Fahrbetrieb etwa 200 km in gemäßigter Weise
• Bei Schlauch los reifen immer neue Gummiven- eingefahren werden , damit er optimale Haftfä-
tile einziehen . higkeit erhält.

WIEDERHOLUNGSFRAGEN
1 Welche Anforderungen werden an Motorrad- 5 Erklären Sie das CBS-, ABS-, und TCS-System bei
rahmen gestellt? Motorrädern.
2 Welche Aufgaben hat die Radführung bei Motor- 6 Erklären Sie die Felgenbezeichnung 3.25-17 MT-H2.
rädern?
7 Welche Eigenschaften sollten Motorradreifen be-
3 Welche Vorderrad- und Hinterradführungen gibt es sitzen?
bei Motorrädern?
8 Welche Motorradreifenbauarten gibt es?
4 Wovon hängt das Dämpfungsverhalten von
Vorderradgabeln ab? 9 Erklären Sie die Reifenbezeichnung 160/60 ZR 18 TL.
734

ZZ Nutzfahrzeugtechnik

Nutzkraftwagen (Nkw)
sind zum Transport von Personen, Gütern und
zum Ziehen von Anhängefahrzeugen bestimmt

H Lastkraftwagen
zum Gütertranspo rt
(______:___-
1
Kleintransporter
zum Perso nen- und Gütertransport

I
H Zugmaschine
zum Ziehen von A nhängefahrzeugen

Kraftomnibus
zur Personenbeförderung I
Bild 1: Einteilung der Nutzkraftwagen

22.1 Einteilung
Nutzfahrzeuge lassen sich nach ihrem Verwendungs-
zweck einteilen:
Kleintransporter (Bild 2). Mit geschlossenem Kasten
oder Pritsche mit Einfach- bzw. Doppelkabine dienen
sowohl zum Personen als auch zum Gütertransport
Bild 4: Speziallastkraftwagen

Kraftomnibus (Bild 5). Je nach Ausführung kann


er als Reisebus, Linien- oder Spezialbus verwendet
werden .

Bild 2: Kleintransporter

Vielzwecklastkraftwagen (Bild 3). Mit ihm können


Güter auf einem offenen Aufbau, z.B. Pritsche, oder
geschlossenen Aufbau, z.B. Kasten, transportiert Bild 5: Reisebus
werden.
Zugmaschinen (Bild 6). Sattelzugmaschinen sind
mit Sattelkupplungen zur Aufnahme ei nes Sattelan-
hängers ausgerüstet. Beide zusa m men bilden das
Sattelkraftfahrzeug . Zugmaschinen werden nur zum
Ziehen von Anhängerfahrzeugen verwendet.

~~ Bild 3: Vielzwecklastkraftwagen

Spezialkraftwagen (Bild 4). Diese Fahrzeuge haben


einen besonderen Aufbau. Weiter können auch spe-
zielle Einrichtungen oder Ausrüstungen vorhanden
sein, die vom Einsatzzweck bestimmt werden, z.B.
Tank oder Silowagen, Müllfahrzeuge usw. Bild 6: Zugmaschinen
22 Nutzfahrzeugtechnik 735

22.2 Abmessungen von Nfz Einachsanhänger 10 t + zu s. Stütz-

Die wichtigsten Abmessungen wie z.B. Breite, Höhe


last Anh änger·
kupplung
~
und Länge eines Nfz sind in Deutschland gesetzlich

~
durch die StVZO, die der EU-Richtlinie 96/53/EG ent- Anhänger mit 2 Achsen 1St

spricht, festgelegt (Bild 1).


Abmessungen, die nicht direkt durch Gesetze festge-
legt werden, sind z.B. Radstand , Rahmenhöhe und
-länge, Überhanglänge und Bodenfreiheit.
Anhänger mit 3 Achsen 24t
Q
Höhe und Breite. Die maximal zulässige Breite von
Nfz beträgt innerhalb der EU 2,55 m, außerhalb der
Motorwagen mit 2 Achsen 1S t
Q
EU 2,50 m . Die maximale Höhe von Nfz ist in Europa
Motorwagen mit 3 Achsen 25t
(ohne Eng land) auf 4 m beschränkt. wenn Antriebsachse mit 26t
Doppelbereifung und Luft-
federung bzw. als gleich·
wertig anerkannte Feder-
Q
ung ausgerüstet ist

~
Motorwagen mit 4 oder 32t
mehr Achsen

Sattelzug mit 5 oder 6 40t


Achsen, Sattelzugmaschine
mit mindestens 3 Achsen
mit 40-Fuß-ISO-Container
im kombinierten Verkehr
44t L:;;l
Q~
Gliederzug mit 5 oder 40t
BAchsen

Bild 2: Zulässige Gesamtmassen in der EU

Bild 1: Max. Höhe, Breite und Länge 22.4 Seladungsvorschriften


Länge. Einzelfahrzeuge dürfen eine maximale Länge Nach § 22 StVO ist die Ladung ausreichend zu si-
von 12m haben . Die maximal zulässige Gesamtlän- chern . Bei einer Vollbremsung oder einem plötz-
ge für Gliederzüge beträgt 18,75 m , für Sattelzüge lichen Ausweichmanöver darf sie weder verrut-
16,50 m . schen noch umfallen.
Dabei sind die anerkannten Regeln der Ladungs-
sicherung zu beachten .
22.3 Zulässige Massen von Nfz
Zulässige Achslast. Sie bezeichnet die Gesamtlast Nach § 23 StVO ist der Fahrzeugführer dafür ver-
einer Achse oder Achsgruppe, die nicht überschrit- antwortlich , dass der Lastzug und die Ladung vor-
ten werden darf. schriftsmäßig sind . Die Verkehrssicherheit des Fahr-
Die zulässigen Achslasten eines Nfz bestimmen sein zeugs darf durch die Ladung nicht beeinträchtigt
zulässige Gesamtgewicht bzw. die Gesamtmasse werden .
und somit die maximal mögliche Zuladung. Über die vordere Fahrzeugbegrenzung darf generell
Zulässige Gesamtmasse ist die Masse eines Fahr- keine Ladung hinausragen. Nach hinten darf sie bis
zeugs oder einer Fahrzeugkombination, die nicht zu 1,5 m hinausragen . Bei Wegstrecke von weniger
überschritten werden darf. Es setzt sich zusammen als 100 km , darf die Ladung bis zu 3m hinausragen.
aus der Summe von Leergewicht und maximaler Zu- Es muss generell eine rote Kennzeichnung (Fahne
oder Schild 30 cm x 30 cm) angebracht sein.
ladung des Fahrzeugs (Bild 3).
Mindestmotorleistung. Um bei maximaler Zuladung Daraus leiten sich folgende Pflichten des Fahrzeug-
ein ausreichendes Beschleunigungsvermögen zu führers ab:
gewährleisten , schreibt der Gesetzgeber eine Min- • Er muss vor Fahrtantritt den verkehrssicheren Zu-
destmotorleistung vor. stand seines Fahrzeugs kontrollieren.
• Er muss den verkehrssicheren Zustand der La-
Gemäß § 35 StVZO muss die Motorleistung von dung kontrollieren bzw. herstellen.
Omnibussen, Lkw, Sattel- und Gliederzügen
• Er darf bei einem Mangel die Fahrt nicht antreten,
mehr als 4.4 kW (6,0 PS) pro Tonne der zuläs-
wenn dieser die Verkehrssicherheit beeinträch-
sigen Gesamtmasse betragen.
tigt.
736 22 Nutzfahrzeugtechnik

21 . 5 Nfz-Motoren Während bei den Kleintransportern modifizierte


Pkw-Dieselmotoren bis 3 I Hubraum als Antrieb die-
nen, werden bei mittelschweren und schweren Nutz-
fahrzeugen je nach zulässigem Gesamtgewicht und
Einsatz des Fahrzeugs, Motoren bis 141 Hubraum
verwendet.
Dies führt dazu, dass Nutzfahrzeugmotoren ein
Höchstdrehmoment von 1500 Nm bis 3000 Nm ab-
geben können. Das Motordrehmoment bleibt über
ein breites Drehzahlband nahezu konstant hoch.
Häufig haben die Motoren 6 bzw. 8 Zylinder und sind
als Reihen- bzw. V-Motoren ausgeführt.
Moderne Nutzfahrzeug-Dieselmotoren arbeiten sehr
verbrauchsgünst ig mit Volllastwerten des spezifi-
schen Kraftstoffverbrauchs unter 200 g/kWh. Lastzü-
ge und Sattelkraftfahrzeuge kommen damit bei 40 t
Bild 1: Motor für schwere Nutzfahrzeuge Gesamtgewicht auf mittlere Kraftstoff-Streckenver-
bräuche von etwa 25 1/1OOkm .. .40 1/1OOkm bei Lauf-
Anforderungen an moderne Nutzfahrzeugmotoren leistungen von weit über 1.000.000 km ohne größere
sind: Instandsetzung.
• Geringer Verbrauch
• geringer Schadstoffausstoß Motorkennlinen. Bild 2 zeigt die Motorkennlinien
• hohe Lebensdauer eines 6-Zylinder-Reihenmotor mit Common-Raii-
• gleichbleibend hohes Drehmoment über dem Einspritzung und Abgasturboaufladung mit 2 Ein-
nutzbaren Drehzahlbereich lass- und 2 Auslassventilen je Zylinder.
• große Wartungsintervalle
• wartungsfreundlicher Aufbau .
ln Nutzfahrzeuge kommen heute wegen des besse- 250
ren Wirkungsgrades und dem daraus resultierenden
geringeren spezifischen Verbrauch, fast ausschließ- t
Ol
KW
210
lich aufgeladene Dieselmotoren zum Einsatz. c
~ 190
Vl
ln Tabelle 1 sind beispielhaft Kenngrößen von Pkw- "iii
--' 170
und Nkw-Motoren gegenübergestellt.
150
T~t~Y~1y~;:.,;. ... _i!: 'iillc::.:;:o:~·. .;.:
130
Otto-Mot or Turbo-Diesel-Motor 250KW
110
Pkw Nkw 213 KW
90 184KW
Mind. 200.000 km 250.000km 1,5 Mio.
Laufleistung 70
600 900 1200 1500 1800 min- 1 2400
Volllastanteil 5-10 % 5- 10 % - 30% Drehzahl--

Literleistung 25-1 00 KW 25-100 KW 10-45KW Bild 2: Leistungskennlinie von Lkw-Motoren

Nenndrehzahl 5000- 7500 3500- 5500 1700-3500


1/min 1/min 1/min
J e nach Anforderung, wie z.B. Einsatz bei Kurz-,
Motor-Brems- 10-15 % 10-20 % 60-100 % Mittel-, Langstrecke oder Schwerlastverkehr, gibt
Ieistung es verschiedene Motorversionen wobei die Kompo-
Hubraum 1-61 1--6 I 3-141 nenten der Motormechanik (Rumpfmotor) meist un-
verändert bleiben .
Ladedruck ... 1,5 bar .. . 2 bar ... 2,8 bar
Die Leistungs- und Drehmomentabstufung erfolgt
Leistungs- 1,3- 5 kg/ 1,8-5 kg/ 2,5-8 kg/ durch eine Veränderung an folgenden System en:
gewicht KW KW KW
• Gemischaufbereitung
Wirkungsgrad bis - 35 % bis - 45% bis - 45 %
• Ladersystem
Verbrauch 3 ... 20 3 .. . 15 25 ... 40 • Motorsteuergerät (Kennfeld)
l/100km l/100km l/100 km • Abgasnachbehandlungssystem.
22 Nutzfahrzeugtechnik 737

Entscheidend für die Wirtschaftlichkeit eines Nutz-


1300 fahrzeugs ist das Verhältnis von Nutzlast zu Gesamt-
Nm gewicht und Betriebskosten.
tc 1100
250KW R
J:: E1ooo 213KW ~~ 22.6 Einspritzanlagen für
~ E 9oo 184KW - ~
800
Nfz-Djeselmotoren
700 600 900 1200 1 500 1800 min- 1 2400 Nfz-Einspritzanlagen haben folgende Aufgaben:
Drehzahl--
• Den erforderlichen Einspritzdruck bereitzustel-
len.
230
• Die erforderliche Kraftstoffmenge einzusprit-
t 9
KWh
210 250KW J
zen (Mengenregelung).
• Den erforderlichen Einspritzbeginn einzustel-
213KW len (Spritzbeginnregelung).
200 184KW
Folgende Einspritzsysteme werden unterschieden
190 600 900 1200 1500 1800 min- 1 2400 (Tabelle 1):
Drehzahl-- • Verteilereinspritzpumpe VE
• Common-Rail CR
Bild 1: Drehmoment und Kraftstoffverbrauch bei Volllast
• Pumpe-Düse-Element PDE
Die Kennlinien werden auf einem Motor- bzw. Rol- • Pumpe-Leitung-Düse PLD.
lenprüfstand unter Volllast ermittelt, d.h. das Gaspe- Vergleich. Bei Motoren mit Common-Raii-Systemen
dal ist voll betätigt. ist der Einspritzdruck unabhängig von Last und Dreh-
Bei Nutzfahrzeugmotoren wird angestrebt, das ma- zahl beliebig bis zum Maximaldruck einstellbar. So-
ximale Drehmoment bei möglichst geringer Dreh- mit ist auch bei niedriger Drehzahl ein optimaler Ein-
zahl zu erreichen und über einen möglichst großen spritzvorgang mit idealer Zerstäubung und hohem
Drehzahlbereich zu erhalten. Dadurch wird ein Be- Einspritzdruck möglich. Dieser frei wählbare Verlauf
trieb mit geringem spezifischen Kraftstoffverbrauch des Systemdrucks steht bei nockengesteuerten Sys-
ermöglicht. temen wie z.B. Pumpe-Düse-Element und Pumpe-
Wie der Drehmomentverlauf des 213-kW-Motors Leitung-Düse bauartbedingt nicht zur Verfügung. Der
in Bild 1 zeigt, steht bereits bei einer Drehzahl von Maximaldruck steigt bei diesen Systemen mit stei-
1250 1/min das max. Drehmoment von 1150 Nm zur gender Drehzahl an. Ebenso ist die Umsetzung von
Verfügung. Ab der Drehzahl von 1850 1/ min beginnt Mehrfacheinspritzungen zur Emissionsminderung,
es abzufallen. Innerhalb dieses Drehzahlbereichs ist wie Vor- und Nacheinspritzung, nur bedingt möglich.
der Verbrauch mit 203 g/kWh gleichbleibend gering, Diese Gründe haben dazu geführt, dass die meisten
w ährend die Leistung kontinuierlich auf ein Maxi- Anbieter von EURO 5- und EURO 6-Motoren Com-
mum von 213 kW ansteigt (vgl. Bild 2, S. 736). mon-Raii-Einspritzsystem e einsetzen.
738 22 Nutzfahrzeugtechnik

22.6.1 Common-Baii-System für Nfz

Kraftstoffbehälter
2 Zahnradpumpe
3 Kraftstofffilter
4 Zentrale Hochdruckpumpe
5 Gemeinsame Verteilerleiste
6 Druckbegrenzungsventil DBV
7 Injektor
8 Motorfestes Steuergerät EDC
9 Zumesseinheit
10 Weitere Aktaren
~c an c~
11 Raildrucksensor RDS <!= <!= <!=

12 Drehzahlsensor (Kurbelwelle)
15
13 Drehzahlsensor (Nockenwelle)
14 Fahrpedalsensor
15 Weitere Sensoren 10
a Kraftstoff-Saugleitung

'Gl
b Kraftstoff-Hochdruckleitung ~c an
c Kraftstoff-Überströmleitung
d Elektr. Steuerkabel
e Elektr. Sensorenkabel

Bild 1: Common-Raii-Einspritzanlage- Nfz

Flammstartmagnetventil Ladelufttemperatursensor Kraftstoffdrucksensor Wassertemperatursensor

2 Kolbenluftpresse

Raildrucksensor

Druck-
begrenzungsventil
(hinter Kraftstofffilter) Ölstandsenso r Steuergerät Rücklauf-Rail Nockenwellensensor

Bild 2: Systemkomponenten am Motor


22 Nutzfahrzeugtechnik 739

Das grundlegende Funktionsprinzip aller Common-


Ni ederdru ck zur Zumess-
Raii-Einzpritzanlagen unabhängig von Herstellern Zumesseinheit einheit
und Einsatzzweck (Pkw, Nfz, Stationärmotor) ist im-
mer gleich.

Der Kraftstoff wird permanent von einer Hoch-


druckpumpe in das Rail gefördert und dort unter
Hochdruck gespeichert. Abhängig von Last und
Drehzahl wird der Kraftstoff durch Injektoren
kennfeldgesteuert in die Brennräume eingespritzt.

Beim Common-Raii-System sind Druckerzeugung Vo r der ersten Inbetri ebnahme Öl einfü llen
und Einspritzung entkoppelt. Dies hat im Vergleich
zu nicht entkoppelten Systemen z.B . Pumpe-Düse- Bild 2: 3-Kolben-Hochdruckpumpe
System folgende Vorteile:
• Druckbevorratung Hochdruck zum Rail Hochdruck zum Rail

~
• Mehrfacheinspritzung möglich
• Annähernd konstanter Druck über die Einspritz-
dauer
• Geringere Belastung des Pumpenantriebs.
Je nach Betriebs- und Umgebungssituation, berech-
net das EDC-Steuergerät folgende Einspritzgrößen:
• Einspritzbeginn
• Einspritzmenge
• Einspritzdruck!Raildruck
• Zeitlicher Verlauf der Einspritzung , z.B. Vor-,
Haupt- und Nacheinspritzung .
Je nach EURO-Norm und Hersteller des Nutzfahr-
zeugs werden maximale Einspritzdrücke zwischen Bild 3: 4-Kolben-Hochdruckpumpe
1600 bar und 2600 bar erzeugt. Bis zu 3000 bar wer-
den zukünftig möglich sein . Druckregelung
Hochdruckpumpentypen
Im Nutzfahrzeugbereich kommt die saugseitige
Bei Nutzfahrzeugen werden 2-, 3- oder 4-Kolben- Einsteller-Regelung über die Zumesseineit zum
Hochdruckpumpen meist mit Ölschmierung ein- Einsatz.
gesetzt (Bild 1 bis 3).
Funktion. Über die Zumesseinheit kommt nur so viel
Im Unterschied zu PKW-Hochdruckpumpen wird das Kraftstoff zur Hochdruckpumpe, wie zur Einspitzung
Pumpeninnere von Nfz-Hochdruckpumpen meist benötigt wird (Bedarfsregelung). Der Raildruck wird
nicht mit Dieselkraftstoff, sondern mit Motoröl ge- nur über d ie Zumesseinheit geregelt (Niederdruck-
schmiert (Bild 2). Dadurch erhöht sich die Lebens- regelung) . Dadurch werden die Kraftstofftemperatur
dauer. und die Leistungsaufnahme der Hochdruckpumpe
gesenkt.
Je nach Ausführung können sie bis zu 2 Zumessein-
heiten zur Druckregelung haben Ein Druckregelventil zur Druckregelung auf der
Hochdruckseite ist nicht vorhanden.
Zumesseinheit ZME (Bild 1, Seite 740). Es wird auch
Dosierventil oder Mengenproportionalventi l ge-
nannt.
Die Zumesseinheit ist auf der Saugseite der Hoch-
druckpumpe in das Pumpengehäuse eingebaut. Die
ZME regelt die Kraftstoffmenge, die zur Hochdruck-
erzeugung benötigt wird.
Funktion. Die Zumesseinheit wird durch ein PWM
Signal (Pulsweitenmoduliertes Signal) geregelt. Je
Bild 1: 2-Kolben-Hochdruckpumpe mit einer Zumess- nach Tastverhältnis ändert sich die Stellung des
einheit Sperrkolbens und somit die Zulaufmenge des Kraft-
740 22 Nutzfahrzeugtechnik

stoffes in den Verdichtungsraum der Hochdruck-


Funktion zweistufiges DBV
pumpe. Im stromlosen Zustand (Tastverhältnis 0 %)
ist die ZME geöffnet:
• Tastverhältnis 100%- Nullmengenförderung
• Tastverhältnis 0%- Maximalförderung.

maximale Fördermenge
Cl
Q)
Cl
c
Q) keine Fördermenge
~ L_------==-- ----
Strom/-- DBV geschlossen Stufe 1: 1600 bar Stufe 2: 800 bar
Sperrkolben
Bild 2: Zweistufiges Druckbegrenzungsventil

Raildrucksensor. Er ist am Rail eingebaut und infor-


Zulauf miert das Steuergerät über den jeweiligen Raildruck.
Aufbau und Funktion sind baugleich mit den Pkw-
Drucksensoren (vgl. S. 322).

große Fördermenge keine Fördermenge Injektor mit Magnetventil


Bild 1: Zumesseinheit in Maximal- und Nullmengen- Die im Zylinderraum senkrecht stehenden Injektoren
förderung werden mit einer Pratze von oben festgeklemmt.
Der Kraftstoffzufluss erfolgt von Außen über ein
DruckbegrenzungsventiL Es ist an der Rail angebaut Druckstück an dem die Kraftstoffleitung angeschlos-
und ist mit dem Rücklauf verbunden. Im Notfall, d.h. sen wird. Die Abdichtung zwischen dem Injektor und
bei Ausfall der Zumesseinheit, begrenzt es den max. des Brennraums erfolgt mit einem Kupfer-Dichtring,
Raildruck. So wird verhindert, dass durch einen zu zur Ölseite sind 0 -Ringe eingesetzt
hohen Druck Bauteile beschädigt werden.
Die elektrischen Leitungen können wie bei PKW's
Folgende Druckbegrenzungsventile kommen zum über einen Steckverbindung mit dem Injektor ver-
Einsatz: bunden werden. Bei Nutzfahrzeugen kommt häufi-
• Einstufige Ausführung. Sie dient dem Bauteil- ger die Schraubverbindung zum Einsatz (Bild 3).
schutz. Beim Überschreiten des Maximaldrucks
wird der Raildruck abgesteuert und dadurch der
Motor abgestellt. Schraubverbindungen Injektor Klemm-Pratze
elektrische Anschlüsse
• Zweistufige Ausführung (Bild 2). Um eine einge-
schränkte Weiterfahrt zu ermöglichen, wird ein
Druck, z.B. 800 bar im Rail gehalten.
Druckstück mit
Verdrehsicherung
Funktion. Beim zweistufigen Druckbegrenzungs-
ventil (Bild 2) wirkt der Rai ldruck, solange das Ventil
geschlossen ist, nur auf eine kleine Fläche des Kol-
bens 1.

Stufe 1: Wenn der Raildruck über den eingestellten


Grenzwert z.B. 1800 bar steigt, öffnet das Ventil 1
mutterfür das
und der Druck kann in die Rücklaufleitung entwei- Druckstück
chen.
Leckölkanal
Stufe 2: Da der Druck nun auf die größere Fläche
des Ventils 2 wirkt, wird das Ventil dann auch v on Bild 3: Einbaulage Injektor
einem niedrigeren Druck offengehalten. Die Ventil-
feder hält den Raildruck somit auf ca. 800 bar kons- Funktion und lnjektoransteuerung. Sie entspre-
tant. Damit ist eine eingeschränkte Weiterfahrt mög- chen im Wesentlichen denen der Pkw-Systeme (vgl.
lich. S. 332 ff.).
22 Nutzfahrzeugtechnik 741

Common-Raii-Systeme mit Druckverstärkung Druckmodulation (Bild 2). Durch diese Ventilanord-


(x-Pulse) nung sind verschiedene Einspritzverläufe darstell-
bar.
Bei diesen Common-Raii-Systemen kommen In- • Einspritzung ohne Druckverstärkung allein mit
jektoren mit Druckverstärkung zum Einsatz. Bei dem Raii-Druck (4)
dem der Raildruck von 900 bar auf bis zu 2500 bar
im Injektor verstärken wird. Weiterhin sind Druck • Einspritzung mit sehr früh einsetzender Druckver-
und Druckverlauf bei der Haupteinspritzung frei stärkung lEinspritzverlauf "square" 3)
modellierbar. • Einspritzung mit spät einsetzender Druckverstär-
kung (Einspritzverlauf "boot" 1).
Aufbau. Der Injektor mit Druckverstärkung besitzt
• Alle Variante dazwischen sind möglich (Einspritz-
zwei Magnetventile. Ein Magnetventil für die Ein-
verlauf "ramp" 2).
spritzung und eines zur Druckverstärkung.
Funktion. Wie bei den herkömmlichen Injektoren
auch, öffnet und schließt die Düsennadel durch den p 1. Boot
Kraftstoffdruck (Raildruck). Wird das MV-Einsprit-
2500 bar
zung angesteuert, öffnet es und gibt den Rücklauf 2. Ramp
über die Rücklaufdrossel frei. Da über die kleinere
Zulaufdrossel weniger Kraftstoff nach fließen kann,
als über die Abflussdrossel abließt, kommt es zum
Druckabfall im Ventilsteuerraum . Da nun im Ven-
t ilsteuerraum ein kleinerer Druck wirkt als auf die 4. Raildruck
Druckschulter der Düsennadel, wird die Düsennadel
angehoben und die Einspritzung ohne Verstärkung
beginnt (Bild 1b).
Bild 2: Einspritzverläufe durch Druckmodulation
Druckverstärkung. Wird zusätzlich das MV-Druck-
v erstärkung angesteuert, öffnet es den Rü cklauf. Da- Vorteil. Durch die freie Druck- und Verlaufsgestal-
m it kommt es zu einem Druckabfall im Raum unter tung lässt sich jede einzelne Einspritzung exakt an
dem Verstä rkerkolben . Der Raildruck drückt den Ver- die äußeren Bedingungen anpassen. Das führt zu
stärkerkalben nach unten. Dabei kommt es durch die einem leisen und w eichen Lauf des Motors, ei nem
kleinere Kolbenfläche unterhalb des Verstärkerkol- niedrigen Kraftstoffverbrauch und zu minimierten
bens zu einer Druckerhöhung (Bild 1c). Abgasemissionen.

Verstärkerko lben

MV-Ei nspritzung

Ventil/
Ventilsteuerraum

D Rücklaufdruck D Raildru ck
D Vorförderdruck • Verstärkter Einspritzdruck

Bild 1: Injektor mit Druckverstärkung (x-pulse)


742 22 Nutzfahrzeugtechnik

WERKSTATTHINWEISE Hochlauftest. Um festzustellen , ob alle Injektoren


Um den mechanischen Zustand des Motors und gleichmäßig einspritzen, wird beim Hochlauftest
der Common-Rail-lnjektoren beurteilen zu können gemessen, welche Drehzahl der Motor mit einer
bietet die Diagnose bei Nfz verschiedene Möglich- definierten Einspritzmenge in einer bestimmten
keiten an. Zeit erreichen kann . Im ersten Hochlauf werden
alle Injektoren angesteuert und die erreichte Dreh-
Laufruheregelung (Bild 1). Nicht alle Zylinder
zahl ermittelt. Im zwe iten Hochlauf wird der Motor
eines Motors erzeugen bei gleicher Einspritz-
erneut hochbeschleunigt, allerdings nun mit ab-
menge das gleiche Drehmoment. Unterschiede
geschaltetem Injektor 1. Der dritte Hochlauf erfolgt
in der Verdichtung , der Zylinderreibung und den
nun ohne Injektor 2, der vierte bis siebte Hochlauf
Einspritzkomponenten führen über die Lebens-
ohne Injektor 3 bis 6.
dauer des Motors zu Drehmomentunterschieden
(Drift) . Daraus entstehen ein unru nder Motorlauf Erreicht nun der Motor trotz abgeschaltetem ln-
und eine Erhöhung der Motoremission . Bei einem jektor nahezu die gleiche Drehzahl wie beim ersten
Sechszylindermotor beschleunigt jeder Zylinder Hoch lauf, so arbeitet dieser Zylinder im Motor-
in seinem Arbe itstakt den Motor für 120°. Das betrieb schlecht. Hier muss neben dem Injektor
Steuergerät wertet den Motorlauf jeweils für 120° auch die gesamte Motormechan ik geprüft werden
aus und steuert die Injektoren der ",angsamen" (Bild3).
Zylindern länger an und die der " schnellen" Zy- _..
linder kürzer an .
-
11101"""-III.Al'IOII

1 teErreichte
n: Drehzahl
Drehzahl bei Beginn der Messung
~UI

Ölstand , Öldruck, Wasser~m~peratur min. 75•C um


~®(Ticr}(TI®crJImin-1
Vorau s settangen
....-;;;;_ _ .........",.._
Ist-
I - .......
............... I
drehzahlen:
. ..
wc._EC07_M~ - wmt OrWIN IIM*!) 1-okr• Or.nuohllllrMIJ
800 790 820 790 800 780 111111111/ttc

~""\I/~ ....
ISolldrehzahl: 800 min-1I
am KW-G eber
ermittelte ' "' ",. ..."'
...'
' "' "" '"
/
Momentan-
drehzahl "'
"' ..
'"' "'
"'
+ "~+ ,..
'" "'' "'
I~~gggggL-1
"" .!' .!. ),. ~ ""
Einspritzmenge: == +/ ..!.
"'' Ermittelte
Moi01' 8 Ritbn1uncltfl

I<OhlwliUI'rttrnpt1'lllul;
Abgeschalteter Injektor Beschleunigung WJ
Bild 3: Hochlauftest

Kompressionstest. Hierbei wird der Motor vom


Bild 1: Laufruheregelung
Anlasser durchgedreht. Das Steuergerät unter-
drückt die Einspritzung und misst für jeden Zylin-
Kraftstoffkorrekturmenge. Sie stellt die Abwei-
der, wie stark der Anlasser beim Kompressionstakt
chung von der Sollmenge dar (Bild 2).
abgebremst wurde. Dazu muss der Anlasse r, bei
geladener Batterie, über das Zündschloss so lange
~~ betätigt werden, bis das Steuergerät die Drehzah-
Freidefinie rba resM on ito ring
o..tuohi )Ku• W h• •-'lo)

0 1/mln 1!i0 11m in 1~ 1 /min 22S01/min 30001/mln


5t41/min
len in UT und kurz vor OT für alle Zylinder gemes-
okbMI .. Ein...,nt;lm..,go

Omg/Hub ttO m g/ Hu b :UOmg/Hub :JJO m g/H ub 440mg/Hub


18,2mg/Hub sen hat (Bild 4).
K•oft otoffmon- -Koo.. ktu rZy ~n d erl
- 4,Smg/ Hub
30mg/Hub
K•oftnoffmon-
15m g/ Hub
·Ko.,..ktu• Zylinder 5
Omg/Hub 15 mg/Hub JGmg/Hub Eine geringe Abbremsung, d.h. eine hohe Drehzahl
- l ,Smg/Hub
- 30 mg/Hub - 1Smg/Hub Omg/Hub 15mg /Hub JGmg/ Hu b vor OT, deutet auf eine relativ schlechte Kompres-
K•oftotoflme n - ·K""oktu• Zylin<lerl
- 3,4mg/ Hub
- 30mg/Hub - 15 m g/Hub O mg11iu b 1Smg/Hub 30mg/ Hu b sion hin.
K•oflot oflmen"...,-K......,tu•
- JGmgiHub
K•oftoto fl mon - ·KO<fokt u•
3Gmg1Hub
Z~ ndw

- 1Smg/ Hub
Zy~ndw

15mgl1iu b
K•oftotoflmen.gen·K.,.,..ktutZyllnd.,4
e

2
Omg/Hub

Omg/Hu b
1Smg/ Hub

15mg/Hub
30mgl1iu b

3(1mg/Hu b
- I mg/ Hub

S,1 mg/Hub
~-~
.
6mg/Hub 1(_.-s a~oNto n

Vorausseuungen beachten: ötstand, Öklruc k, wasse~mperatu r min. 75•c I§


Bild 2: Kraftstoffkorrekturmenge ,....,.__ ......""..,..

Bei Auswertung muss die Zündfolge:


der
........ unteroOr.m.". lll!Mt) ~Or..r.z.".ll'"*'l

' '" "' ~


1=}5=}3=}6=}2=}4 beachtet werden. Wenn z.B. ' '" "'
Zylinder 2 eine schlechtere Drehmomentabgabe
hat, wird die Korrekturmenge an Injektor 2 erhöht. ...
' "'
.
,'"
'"
"'
"'
"'
"'
Läuft der Motor danach immer noch nicht rund, I
wird auch die Menge für Injektor 4 erhöht. Ggf. Die untere Drehzahl wird Die obere Dr~hzahl wird
im oberen Totpunkt erreicht. im unteren Totpunkt erreicht. f7l
wird auch die Menge für Zylinder 1 reduziert, damit
der Motor nicht zu schnell dreht. Bild 4: Kompressionstest
ZZ Nutzfahrzeugtechnik 743

22.6.2 Pumpe-Leitung-Düse-Einheit (Bild..lL Vorhubphase (Bild 2 C?J). Läuft der Rollenstößel auf
die auflaufende Nockenflanke auf, wird der Pumpen-
Es ist ein elektronisch geregeltes Einspritzsystem. kolben in Richtung OT gedrückt. Der Kraftstoff w ird
Jeder Motorzylinder verfügt über eine Einsteck- aus dem Hochdruckraum verdrängt und fließt über
pumpe mit Magnetventilsteuerung . Sie versorgt das geöffnete Ventil zum Kraftstoffrücklauf.
über eine Leitung die Einspritzdüse mit Kraftstoff. Förderhubphase (Bild 3 ® ). Das Magnetventil wird
Es werden max. Einspritzdrücke von 1800 bar er- bestromt, somit schließt die VentilnadeL Der Pum-
reicht. penkolben bewegt sich weiter durch den auflaufen-
den Rollenstößel in Richtung OT. Der Kraftstoff wird
Aufbau. Sie stellt eine Weiterentwicklung der Einzel- im Hochdruckraum unter Druck gesetzt. Übersteigt
einspritzpumpe dar. Die Hochdruckerzeugung in der dieser den Öffnu ngsdruck des Düsenhalters, w ird
Pumpeneinheit ist durch ein kennfeldgesteuertes eingespritzt.
Hochdruckmagnetventil ergänzt. Eine kurze Hoch-
druckleitung verbindet sie mit der Einspritzdüse im Einspritzbeginn und Einspritzdauer (Einspritz-
Zylinderkopf. menge) werden für jeden Zylinder einzeln von
der EDC bestimmt. Der Spannungsimpuls am
Magnetventil bewirkt den Einspritzbeginn . Span-
nungsunterbrechung bewirkt das Einspritzende.

Einspritzdü se

Bild 1: Pumpe-leitung-Düse-Element (PLD)

Arbeitsweise. Sie wird durch 4 nacheinander ablau-


Einspritz-
fende Förderphasen bestimmt: nocken
1. Saughubphase 2. Vorhubphase
Bild 3: Förder- und Resthubphase der PLD
3. Förderhubphase 4. Resthubphase
Saughubphase (Bild 2 CD). Der Pumpenkolben be- Resthubphase (Bild 3 ® ). Bis zum Erreichen des
wegt sich durch die ablaufende Nockenflanke ab- oberen Totpunktes strömt der verdrängte Kraftstoff
wärts in Richtung UT-Position. Dabei befüllt sich der durch das geöffnete Magnetventil in die Rücklauf-
\-\ochdruckraum über das geöffnete Magnetventil leitung. Der Pumpenkolben bewegt sich wieder ab-
(unbestromt) mit Kraftstoff. wärts und leitet erneut die Saughubphase ein.
Voreinspritzung. Sie kann bei diesem System nur
mithilfe eines Zweifeder-Düsenhalters realisiert
w erden .
Bild 2, S. 744, zeigt den Verlaufvon Spannung, Strom
am Magnetventil, sowie des Drucks an der Einspritz-
düse und deren Düsennadelhub. Um eine möglichst
Magnetventil
kurze Ansprechzeit und schnelles Schließen der
Zulauf Magnetventile zu erreichen, werden sie von der ~~
Endstufe des Steuergeräts mit einer Spannung von
Kolben 70 V ... 80 V angesteuert. Dabei f ließen Einschalt-
ströme von bis zu 18 A. Schlägt das M agnetventil in
den Sitz, d.h. es ist geschlossen, regelt das Steuer-
Einspritz- gerät auf einen Haltestrom von ca. 12 A. Damit wird
nocken
die Verlustleistung und somit die Erwärmung der
Bild 2: Saug- und Vorhubphase der PLD Magnetventi le so gering wie möglich gehalten.
744 22 Nutzfahrzeugtechnik

Der Förderbeginn des Pumpenelements wird mit Glühstiftkerze


dem Schließen des Magnetventils eingeleitet.

Vorhub Nutzhub Resthub

' '
Steuerimpuls an die Leistungsendstufe

Ansprechzeit I' Haltezeit

Magnetventil
Bild 3: Flammstartanlage

Strom,;erlauf Der Einsatz der Flammstartanlage ist nur für Kalt-


am Magnetventil start bei extremer Kälte erforderlich.
I' Funktion. Ist die Kühlmitteltemperatur z.B. unter
'
Druck an der -4 oc abgesunken, wird die Flammstartanlage
Einspritzdüse automat isch mit der Drehung am Zündschlüssel
I

t j Voreinspritzung
auf " Fahrtstellung" eingeschaltet. Nach Ablauf der
spannungsabhängigen Vorglühphase von 20 .. .25 s
ist sie betriebsbereit und der Motor kann gestartet
werden. Über die Vorförderpumpe wird die Flamm-
startanlagemit gefiltertem Kraftstoff versorgt. Der in
die Brennkammer eingespritzte Kraftstoff, entzündet
Nadelhub der
sich an der heißen Glühstiftke rze. Somit erwärmt
t Vor- : Zweifederdüse
einspritzung
I
..-----+-. sich die an der Brennkamme r vorbeiströmende
Luft kurzfristig auf bis zu 800 °C. Damit w erden d ie
Zündbedingungen in al len Zylindern verbessert. Zur
Steuerung des Kraftstoffzulaufs ist in der Kraftstoff-
Bild 1: Magnetventilansteuerung der PLD
zuleitung vor der Flammkerze ein vom Glühsteuer-
gerät geschaltetes Magnetventil eingebaut. Unter-
Die Haltezeit des Magnetventils bestimmt die Ein- brochen wird der Kraftstoffzufluss wenn ...
spritzmenge. Der Nutzhub ist beendet, wenn das • .. . die Kühlmitteltemperatur bei laufendem Motor
Magnetventil öffnet. Die Einspritzdüse schließt. Im ca. 0 oc erreicht.
Resthub fließt der vom Pumpenkolben geförderte • ... wenn der Motor nicht innerh alb von 30 s nach
Kraftstoff in den Rücklauf. Mit dem Drehzah lsignal Erlöschen der Kontrollleuchte gestartet wird.
des Kurbelwellengebers errechnet das Steuergerät
Diagnose. Das Glühsteuergerät überwacht die Glüh-
den Einspritzbeginn. Mit dem Positionsgeber der
stiftkerze, das Magnetventil sowie die Kabelverbin-
Nockenwelle stellt es die Zyl inderzuordnung her
dungen. Tritt ein Fehler auf, wird dies dem Fa hrer
(Einspritzsequenz).
über das Display mit einem Fehlercode, z.B. " FLA"
angezeigt.

22 6 3 Starthilfsanlagen
22.6.4 Schadstoffminderung bei Diesel-
Sie haben die Aufgabe das Anspringen des kal-
Ntz-Motoren
ten Dieselaggregats zu erleichtern, für einen run-
den und stabilen Motorlauf zu sorgen und die Nutzfahrzeuge müssen zunehmend verschärfte Ab-
Schadstoffemission zu senken. gasgrenzwerte erfüllen. ln Europa w erden d ie Grenz-
w erte für Nfz stufenweise nach 91 /542/EWG gesenkt.
Bei Nfz kommen wie im Pkw Glühstiftkerzen (vgl. ln der Tabelle 1, Seite 745, sind die Grenzwerte nach
S. 314 ff.), sowie Flammstartanlagen zum Einsatz. dem European-Staedy-State-Cycle (ESC) aufgeführt.
Flammstartanlage. Sie ist im Ladeluftgehäuse des Bei diesem festgelegten 13-Stufen-Test werden in
Motors eingebaut. Sie besteht aus Brenn kammer, 13 stationären Betriebszuständen die Schadstoff-
Düse, M agnetventil und einer Glühstiftkerze (Bild 3). konzentrationen ermittelt.
22 Nutzfahrzeugtechnik 745

lysator und SCR-Katalysator sowie einer Dosierein-


Tabelle1: .
·tha..·>~~ ~~.1,w,J·.:·'
-NKW
••; . ., .. ~{~\t >
richtung . Der SCR-Katalysator wird hinter dem Oxi-
katalysator montiert. Die Dosiereinrichtung spritzt
Rauch-
Norm Jahr CO HC NO, Partikel
stoß
das Reduktionsmittel entsprechend der Motorbelas-
Euro 0 1988 12,3 2,6 15,8 - -
tung mittels Druckluft vor den SCR-Katalysator ein.
Die Funktion der Anlage wird von einer NOx·Sonde
Euro 1 1992 <85 kW 4,5 1,1 8,0 0,612 -
> 86kW 4,5 1,1 8,0 0,36 - überwacht.
Euro 2 1996 4,0 1,1 7,0 0,25 -
1998 4,0 1,1 7,0 0,15 -
SCR-Katalysator. Der Washcoat ist mit einer Be-
Eu ro 3 2000 2,1 0,66 5,0 0,20/0, 13 0,8
schichtung aus Titan, Wolfram und Vanadium
versehen. Diese Edelmetallverbindungen sind zu-
Euro4 2005 1,5 0,46 3,5 0,02 0,5
sammen mit Ammoniak (NH 3 ) geeignet, bevorzugt
Eu ro 5 2008 1,5 0,46 2,0 0,02 0,5
(selektiv) eine Reduktion des Stickstoffoxids (NO.)
Eu ro 6 2013 1,5 0,1 3 0,4 0,01 0,5
zu Stickstoff (N 2 ) und Wasser (H20) herbeizuführen.

Seit Einführung von EURO IV ist auch der dynami- ReduktionsmitteL Es besteht aus einer wässrigen
sche Abgastest ETC vorgeschrieben. Harnstofflösung mit einer Konzentration von 32,5
(ETC = European Transient Cycle= instationärer Euro- Vol.-%. An der Katalysatoroberfläche wird aus der
pazyklus). ungefährlichen Harnstofflösung giftiges Ammoniak.
Die Berechnung der eingespritzten Harnstofflösung
muss deshalb sehr genau erfolgen, damit ein Aus-
SCR-Verfahren tritt des giftigen Ammoniaks an die Umgebung ve r-
hindert wird . Das Amoniak reagiert im SCR-Kataly-
Beim SCR-Verfahren (Selectiv Catalytic Reduc-
sator mit NOx zu N 2 und H2 0 .
tion) wird mithilfe von Ammoniak, an der Kata-
lysatoroberfläche, Stickstoffoxid zu Stickstoff und Kraftstoffersparnis. Durch die SCR-Anlage wird der
Wasser umgewandelt. Damit kann der Stickoxid- NOx·Anteil stark reduziert. Aus diesem Grund kann
austoß um bis zu 80 % gesenkt werden. Der Parti- der Einspritzbeginn in Richtung .. Früh " verfegt wer-
kelausstoß wird dabei geringfügig reduziert. den, wodurch der Kraftstoffverbrauch um ca. 6 % ge-
senkt werden kann. Der dabei entstehende höhere
Aufbau. Bild 1 zeigt den Aufbau ein er SCR Anlage. Er NOx·Anteil w ird an schließend in der SCR-Anl age
besteht aus einer Kombination aus Ox idationskata- reduziert.

Reduzier mitteltank Dosiersystem für Kraftfahrzeuge Luftvorratsbehälter Luftverdichter

Druckregel-
venti l

Temperatur-
sensor
- - - - Druckreg el-
ventil
CAN-Bus

A bgast em peratur-

NO + NOz + 2NH3
- - - 2N2 + 3H20

Bild 1: Aufbau einer SCR-Anlage mit Harnstoff-Dosiereinrichtung


746 ZZ Nutzfahrzeugtechnik

22.7 Antriebsstrang 22.7.3 Lenkachsen


22.7.1 Antriebskonzepte Nicht angetriebene Lenkachsen. Sie werden in Nutz-
kraftfahrzeugen verbaut als
Sie werden entsprechend der angetriebenen und • Faustachse (Bild 3)
nicht angetriebenen Achsen nach folgendem Sche-
• Gabelachse (Bild 4)
ma bestimmt:
• Erste Zahl: Gesamtzahl der Räder Der Achskörper ist faust- oder gabelförmig ausge-
führt. Der Achsschenkel verbindet den Achskörper
• Zweite Zahl: Anzahl der angetriebenen Räder
mit der schwenkbar gelagerten Nabe.
Ein Fahrzeug, welches die Bezeichnung 4 x 2 hat,
besitzt vier Räder (evtl. Zwillingsbereifung ) und es Achsschenkelbolzen
werden zwei Räder angetrieben.

22 7.2 Antriebsarten
Man unterscheidet folgende Bauarten:
• Hinterradantrieb mit einer Antriebsachse
• Hinterradantrieb mit Nachlaufachse (Bild 1) oder
mit Vorlaufachse
• Hinterradantrieb mit zwei angetriebenen Achsen Achskörper
• Allrada ntrieb Bild 3: Faustachse Bild 4: Gabelachse
Das im (Bild 1) dargestellte Fahrzeug wird mit
6 x 2 bezeichnet. Es hat 6 Räder, wobei 2 angetrieben Angetriebene Lenkachsen. (Bild 5). Die dargestell-
werden. te lenkbare Antriebsachse hat einen Durchtrieb z.B.
für einen 8 x 8-Antrieb. Die Antriebskraft wird durch
Bei leerem oder teilbeladenem Fahrzeug kann die
die Antriebswelle zur vorderen Achse weitergeleitet.
als Liftachse ausgeführte Nach- oder Vorlaufachse
Ein darauf sitzendes Stirnradvorgelege übersetzt
zur Verringerung des Rollwiderstandes und des Rei-
die Antriebskraft auf das Kegelradgetriebe m it Aus-
fenverschleißes angehoben w erden.
g leich. Die Achswellen treiben über Doppelkreuzge-
Bei Seladung kann sie bis zu 10 t Last aufnehmen, lenke die Radnabe an. ln dieser sitzt ein Planetenrad-
um die Antriebsachse zu entlasten. Zum Anfahren satz, der die Drehzahl ins Langsame übersetzt und
kann sie abgehoben werden, um der Antriebsachse dadurch das Antriebsdrehmoment erhöht.
mehr Belastung und somit mehr Traktion zu geben.
Abtrieb zur
2. Vorderachse

Liftachse

Bild 1: Dreiachsfahrzeug 6 x 2

Allradantriebe (Bild 2). Bei dieser 6 x 6-Anord-


nung wird ein Verteilergetriebe benötigt. Die erste
Antriebsachse hat einen Durchtrieb zur zweiten an-
getriebenen Achse.

Motor Wechselgetriebe

Kegelrad-
Verteilergetriebe Stirnradvorgelege getriebe

Bild 2: Allradantrieb Bild 5: Angetriebene Vorderachse mit Durchtrieb


22 Nutzfahrzeugtechnik 747

22.7.4 Antriebsachsen Wirkungsweise (Bild 3)


Straßengang. Die Antriebskraft wird über das Ein-
Sie werden als Hypoidantrieb mit Kegel- und Tei-
gangskonstantradpaar auf den Planetenradträger
lerrad und als Außenplanetenachsen mit Kegelrad-
übertragen. Das Sonnenrad treibt die Vorderachse,
antrieb und Planetengetriebe ausgeführt. (Verwen-
das Hohlrad die Hinterachse an.
dung bei Baustellenfahrzeugen).
Geländegang. Mit der oberen Schaltmuffe wird die
Außenplanetenachse mit Hypoidantrieb. Sie läuft
Antriebskraft über das rechte Zahnradpaar mit z.B.
sehr leise, hat eine große Achsübersetzung von i =
i = 1,44 ins Langsame übersetzt. Zusätzlich kann mit
6,0 bis 8,0 und besitzt dadurch ein großes Achsge-
der unteren Schaltmuffe der Planetenradsatz blo-
häuse mit geringer Bodenfreiheit.
ckiert und somit längs gesperrt werden.
Antriebsachse mit Außenplanetengetriebe (Bild 1).
Durch die kleine Übersetzung von i = 1,1 bis 1,3 im Straßengang Geländegang
Kegelradantrieb ergibt sich ein kleines Achsgehäuse. ohne Längssperre
Weiter können die Antriebswellen wegen des gerin-
geren Antriebsmoments kleiner dimensioniert wer-
den. Die äußeren Planetengetriebe in der Radnabe
übersetzen das Drehmoment um das 5- bis 6-Fache.

Sonnenrad Planetenträger
mit Flansch

Bild 3: Verteilergetriebe Kraftfluss

22.7.6 Gruppengetriebe (Bild 3)


Sie sind im Antriebsstrang nach dem M otor e,;,rrge-·
baut. Mit ihm kann der Motor sowohl im günstigsten
Hohlrad Verbrauchsbereich, als auch im obersten Leistungs-
feststehend
bereich betrieben werden .
Bild 1: Außenplanetenachse Beim Vorschaltgruppengetriebe (Splitgruppen) er-
geben sich feinere Abstufungen der Gänge und klei-
nere Übersetzungssprünge.
22 7 5 Verteilergetriebe Beim Nachschaltgruppengetriebe (Bereichsgrup-
pen) wird der Übersetzungsbereich und somit die
Aufbau. Es ist als 3-Wellengetriebe (Bild 2) ausgeführt
Anzahl der Gänge erweitert.
und hat zwei Übersetzungsstufen für das Fahren auf
der Straße oder im Gelände. Ein Planetengetriebe im
22.7.7 Wechselgetriebe
Abtriebsstrang dient als Ausgleichsgetriebe. Es ver-
teilt das Drehmoment z.B. zu 65 % an die Hinter- und Sie sind meist als gleichachsiges Dreiwellengetriebe
zu 35 % an die Vorderachse. Bei Bedarf kann es im ausgeführt und können eine Vorschaltgruppe und
Geländegang längs gesperrt werden. eine Nachschaltgruppe (Bild 4) eingebaut haben .
Nebenantriebe. Sie werden zum Antrieb von Neben-
4-Gang-Wechselgetriebe
aggregaten wie z.B . Hydraulikpumpen, Seilwinden ow tung vorschalt - <::<::>
usw. verwendet. ßW gruppe
.••.
:11~ l
vom Wechsel- ......._
getriebe
Schnelle
Vorschaltgruppe - s~
~
Neben- Nachschalt-
antrieb Langsame - - L
Vorschaltgruppe 1. Gang

zur Vorder- 2. Gang


achse 3. Gang
4. Gang
Ausgleich- zur Hinter- 5. Gang
sperre achse 6. Gang
7. Gang
Verteilerausgleich 8. Gang

Bild 2: Verteilergetriebe mit Ausgleich Bild 4: Wechselgetriebe mit Vor- und Nachschaltgruppe
748 22 Nutzfahrzeugtechnik

22.7 .8 Elektro-pneumatische N SW
Getriebesteuerung (l"Bwil.,.d~2,J_l_ _ __

Bei diesem System wird der jeweils richtige Gang


abhängig von Fahrgeschwindigkeit, Last und Be-
ladungszustand automatisch oder manuell von
elektro-pneumatischen Schaltzylindern eingelegt.

Aufbau
Eine EPS-Getriebesteuerung besteht aus folgenden
Bild 1: Gebergerät für Gangwechsel
Bauteilen:
• Mechanische Kupplung, pneumatisch über den Automatischer Betrieb. Alle Anfahr-, Rangier- und
Kupplungsaktor betätigt. Schaltvorgänge werden automatisiert durchgeführt.
ln Abhängigkeit von Fahrzustand, Fahrpedalstellung
• Mechanisches synchronisiertes 4-Wellengetriebe
und Motorbetriebszustand wird der jeweils optimale
mit angebauten pneumatischen Schaltzylindern
Gang ermittelt und geschaltet. Die Kupplungsbetäti-
und Magnetventilen zum Einlegen der Gänge.
gung wird ebenfalls vollautomatisch gesteuert.
• Gebergerät zur Erfassung des Fahrerwunsches.
Multifunktionsdisplay. Es informiert den Fahrer über
• Getriebesteuergerät mit Kennfeld zur Ermittlung die geschaltete oder vorgewählte Gangstufe und
des richtigen Ganges und Ansteuerung der Mag- Splitgruppe.
netventileund Schaltzylinder.
Warnsummer. Er meldet dem Fahrer, dass nicht
• Sensoren für Werteerfassung. zurückgeschaltet werden kann, da die zulässige
• Multifunktionsdisplay zu r Ganganzeige. Motordrehzahl überschritten wird .
Man unterscheidet 2 Notlauffunktionen :
Wirkungsweise • Notbetrieb • Schalten mit Notschalter
Bedieneinheit (Bild 1). Sie besitzt einen zusätzlichen
Wahlschalter für die manuelle oder die automa- Notbetrieb. Liegt ein Fehler im System vor, so wird
tische Betriebsart. der Fahrer über den Warnsummer und über das
Display informiert, dass er das Kupplungspedal aus-
Manueller Betrieb. Der Gangwechsel erfolgt durch
klappen soll. Jetzt kann mechanisch gekuppelt und
den Fahrer. Mit der Halbgangwippe (HW) kann durch
die Gänge geschaltet werden .
Anheben um einen halben Gang nach oben und
durch Drücken um einen halben Gang zurückgeschal- Schalten mit Notschalter. Wird vom Steuergerät
tet werden. Wird die Funktionstaste (FT) betätigt und ein Fehler erkannt, der die Weiterfahrt nur mit Not-
dabei der Schalthebel nach vorne gedrückt, so wird schaltung erlaubt, werden alle automatischen Schal-
um einen Gang hochgeschaltet Beim Ziehen des tungen gesperrt. Eine Notschaltung kann nur bei ste-
Schalthebels wird um einen Gang zurückgeschaltet. hendem Fahrzeug durchgeführt werden. Es kann mit
Betätigt man die Neutraltaste (N). so schaltet das Ge- dem Notschalter der 2. und 5.Gang, der Rückwärts-
triebe in Leerlaufstellung. Beim Anhalten kuppelt das gang und die Nachschaltgruppe betätigt werden. Bei
System kurz vor Erreichen der Leerlaufdrehzahl aus, diesem Fahrzustand muss der Fahrer die Kupplung
der eingelegte Gang bleibt geschaltet. mechanisch betätigen.

Rad·
sensor

Bild 2: Elektro-pneumatische Getriebesteuerung


22 Nutzfahrzeu technik 749

22.8 Fahrwerk Durch die Reibung der einzelnen Federblätter auf-


einander beim Ein- und Ausfedern tritt eine starke
22.8 1 Federung Eigendämpfung auf, wodurch die Schwingungs-
dämpfung unterstützt wird. Zwischen den Federblät-
Im Nutzfahrzeugbau werden als Stahlfedern über-
tern darf sich kein Rost ansetzen, es soll stets eine
wiegend Blattfedern, in seltenen Fällen Schrauben-
Schmiermittelschicht vorhanden sein.
federn eingebaut. Bei Fahrzeugen mit Niveauregulie-
rung und hohem Anspruch an den Federungskom- Blattfedern können Brems- und Beschleunigungs-
fort, werden Luftfedersysteme verwendet. kräfte sowie Seitenkräfte übertragen. Die Bauteile
für die Federbefestigung an Rahmen oder Karosse-
Blattfeder rie wie Federbügel, Bolzen, Buchsen und Federau-
Sie ist eine Biegungsfeder und wird als geschichtete gen werden dabei hoch beansprucht. Um bei Bruch
Blattfeder verwendet. Bauarten: des obersten Federblattes ein Lösen der Achse vom
Rahmen zu verhindern, wird das vordere Ende des
• Halbelliptikfeder oder Trapezfeder
zweiten Federblattes ebenfalls um den Federbolzen
• Parabelfeder gebogen. Das hintere Federauge hat eine La schen-
aufhängung, d ie die Längung beim Durchfedern
Halbelliptikfeder. Sie besteht aus Flachstahl, der die
ausgleichen kann.
Form einer halben Ellipse hat. Mehrere Federblätter
werden zu einem Paket zusammengefasst, das dann Parabelfeder. Die einzelnen Federblätter verjüngen
die Form eines Trapezes annimmt (Bild 1). sich von der Mitte ausgehend zu den beiden Enden
Die Federblätter sind in der Mitte durchbohrt und parabelförmig.
w erden durch die Federschraube (Herzschraube) Die Parabelfeder besteht nur aus wenigen kräftigen
zusammengehalten, die gleichzeitig ein Verschieben Federblättern mit Zwischenl agen aus Kunststoff, da-
der einzelnen Blätter in Längsrichtung verhindert. mit die Federblätter nicht aufeinander reiben können
Gegen seitliches Verschieben schützen die Feder- (Bild 3). Wegen der längeren Federungsbewegung
klammern. und der geringeren inneren Reibung arbeitet d ie
Parabelfeder weicher und bietet m ehr Komfort.

Parabelfeder

Bild 1: Halbelliptikfeder, Trapezfeder

Trapezfedern sind harte Federn. Sie si nd umso


härter, je dicker die Federbl ätter sind und je m ehr Bild 3: Parabelfeder
Federblätter aufeinander liegen.
WERKSTATIHINWEISE
Damit die Feder bei Leerfahrten nicht zu hart ist und Beim Austausch von Blattfedern ist darauf zu
d ie Achsen dadurch zum Trampeln neigen, w ird oft achten, dass die auf dem ALB-Schild angege-
ein zw eites Federpaket zusätzlich eingebaut, das erst bene Blattfeder wieder v erbaut wird (Bild 4). A n-
ab einer bestimmten Zuladung wirksam wird, d.h. sonsten stimmen die Au sgangsdrücke des ALB-
d ie Federrate der Blattfeder ist progressiv (Bild 2). Reglers im Verh ältnis zur Achslast nicht.
Die Nummer der Blattfeder befindet sich in der
Regel auf der zweiten Blattfederlage.
o::::::J ba•
~
Hint erfeder·Nr. Eingangsdruck
Rear Spring No Input Pressure
181.43402.6504 1 Ausgangsdruck an der ALB
c:::J:QQJ
.6505 Output Pressure at Load Sensing Device 1 = mm
Hinterachslast f ür die Vorderachse für die Hinterachse Weg s am Hebel
Rear Axle Load to the Front Axle to the Rear Axle Strake s at Lever
kg b" b" mm
200 0 4 ,5/5,5* 1,8 11 7
2500 4,6/5,6• 2,0 11 2
3000 4 8/5 7• 24 106
3500 4,9/5,8 * 2,7 101

Bild 4: Ausschnitt ALB-Schild


Bild 2: Doppelte Trapezfeder
750

Luftfederung stellung, Höhenbegrenzung, Liftachsensteuerung,


Druckregelung, Fehlererkennung und -Speicherung.
Sie wird bei Omnibussen, Nutzkraftwagen und
Anhängern angewendet. Dabei wird die Kom- Soli-Niveauregulierung (Bild 3). Mit dem Fahrzeug-
pressibilität von Gasen zur Federung ausgenützt. rahmen verbundene Wegsensoren erfassen ständig
die Höhenlage des Fahrzeugs und melden sie an die
Die Luftfederung hat gegenüber der Blattfederung Steuerelektronik. Werden Abweichungen vom Soll-
folgende Merkmale: niveau festgestellt, so werden die Magnetventile der
Vorderachse und der Hinterachse angesteuert. Durch
• Erhöhung des Fahrkomforts und Schonung des
Be- und Entlüftung des Luftfederbalgs wird das Ist-
Ladeguts durch kleinere Federrate und niedrigere
niveau des Fahrzeugs innerhalb bestimmter Tole-
Eigenfrequenz.
ranzgrenzen dem Sollniveau angeglichen. Je nach
• Keine Eigendämpfung . Anzahl der Wegsensoren unterscheidet man dabei
• Progressive Federkennlinie. zwischen der Zwei-, Drei- und Vierpunktregelung .
• Konstante Fahrzeughöhe unabhängig von der Be- Häufig wird die Dreipunktregelung angewendet. Da-
ladung . bei werden z.B. zwei Wegsensoren für die Lenkachse
• Niveauverstellung, z.B. bei Laderampenbetrieb und ein Wegsensor für die Antriebsachse verwendet.
möglich.
Luftfederbalg
• Steuerung von Liftachsen, z.B. als Anfahrhilfe oder
Überlastschutz auf einfache Weise durchführbar.
• Sie kann keine Radführungskräfte übernehmen.
Aufbau. Als Federelemente verwendet man Falten- "'>"'
Q)

oder Rollbälge, die aus Gummi mit Gewebeeinla- z


ge hergestellt sind (Bild 1). Eine Gummihohlfeder
begrenzt den Federanschlag und ermöglicht bei
totalem Luftverlust die Manövrierfähigkeit des Fahr- Verbindung mit Radaufhängung Wegsensor

f61
zeugs in Schrittgeschwindigkeit.
Bild 3: Prinzipbild zur elektronischen Niveauregulierung

I I
'1 •:..:JeJ.:J ... Niveauverstellung durch Schalter. Dabei können
fest programmierte Fahrzeughöhen durch einen
Gommi
•======~ hohlfeder • Schalterangewählt werden, z.B. Absenken und An-
•======~ heben des Fahrzeugniveaus bei Wechselaufbauten,
~ •:--- ---::j t.. wie Containern .
Höhenbegrenzung. Wird der obere oder untere Hö-
Bild 1: a) Faltenbalg b) Rollbalg hengrenzwert (Gummihohlfederanschlag) erreicht,
wird die Höhenverstellung beendet.
Radführung (Bild 2). Sie wird von Längs- und Quer-
lenkern oder Stabilenkern übernommen . Die Schwin- Liftachsensteuerung, -regelung. Die Liftachsen kön-
gungsdämpfung erfolgt durch Stoßdämpfer. nen über einen Schalter, z.B. zur Traktionsverbes-
serung der Antriebsachse ang ehoben w erden . Ab
einer bestimmten Achslast, z.B. 11 t, senkt sich die
Liftachse selbsttätig ab.
Druckregelung. Um den aktuellen Luftfederdruck
zu messen und den Druck innerhalb bestimmter
Grenzen zu halten werden Drucksensoren mit den
Luftfederelementen verbunden . Diese wandeln den
gemessenen Druckwert in ein Spannungssignal um.
Das Spannungssignal geht zu einem Steuergerät,
welches in Grenzfällen (Höchstdruck; M indestdruck)
Magnetventile entsprechend ansteuert.
Fehlererkennung und Fehlerspeicherung. Bei Feh-
Bild 2: Radaufhängung einer luftgefederten Vorderachse lererkennung wird eine Warnlampe im Fahrzeug-
innenraum aktiviert. Zugleich wird der Fehler im
Elektronisch geregelte Luftfederungssysteme Steuergerät gespeichert. Das Fahrzeug kann unter
Durch sie können eine Reihe von Funktionen erfüllt Einhaltung des vorgegebenen Niveaus weitergefah-
werden, wie z. B. Niveauregulierung, Niveauver- ren werden.
22 Nutzfahrzeu technik 751

Elektronisch geregelte Luftfederanlage (Bild 1) während der Fahrt, z.B. durch Fahrbahnuneben-
Aufbau. Bei der dargestellten Luftfederanlage han- heiten, werden nicht ausgeglichen, da die Regelung
delt es sich um einen voll-luftgefederten Lkw mit erst nach einer festgelegten Zeitverzögerung eintritt.
Liftachse. Drei Wegsensoren (3) melden ständig bei Belüften der Luftfederbälge an Vorder-und Antriebs-
eingeschalteter Zündung die Höhenlage des Fahr- achse. Dazu werden d ie Magnetventile a, b, c und d
zeugs an das Steuergerät. Das Be- und Entlüften der elektrisch angesteuert. Magnetventil c schaltet auf
Luftfederbälge erfolgt über 3/2- und 2/2-Magnetven- Druckaufbau. Die Magnetventile a, b, d schalten auf
tile. Drucksensoren (6) überwachen die Drücke in Durchlass. Ist das Sollniveau erreicht schalten die
den Federbälgen. Über den Anfahrhilfetaster (7) Magnetventile wieder in die Ausgangsstellung.
werden die Liftachsbälge kurzzeitig entlüftet, um die
Entlüften der Luftfederbälge an Vorder- und
Traktion der Antriebsachse zu verbessern. Über den
Antriebsachse. Die Magnetventile a, b und d werden
Taster " Liften " (8) bzw. " Senken " (9) kann der Fah-
elektrisch angesteuert und auf Durchlass geschaltet.
rer die Liftachse manuell steuern. Ist die zulässige
Die Federbälge entlüften über Magnetventil c und
Einzel-Achslast überschritten, verhindert die Elektro-
einen Schalldämpfer solange ins Freie bis wied er
nik, dass die Liftachse angehoben wird. Ein Druck-
das Sollniveau erreicht ist.
schalter (5) überwacht den Anlagend ruck. Bei Unter-
schreiten des erforderlichen Anlagendrucks wird die Liftachsensteuerung. Durch Drucksensoren (6) an
Warnlampe 4a aktiviert. Die Fehlerlampe 4b zeigt der Antriebsachse kann eine automatische Liftach-
auftretende Fehler in der Elektrik/Elektronik an. Die- senabsenkung durchgeführt werden. Überschreitet
se Fehler werden im Steuergerät gespeichert. Über der Balgdruck in der Antriebsachse aufgrund von
eine Fernbedienung (2) kann das Sollniveau des Seladung einen bestimmten Wert, z.B. 5,3 bar, wird
Fahrzeugs, z.B. bei Rampenbetrieb, verändert wer- die Liftachse automatisch abgesenkt. Ein automa-
den. Dies ist jedoch nur unterhalb einer vom Herstel- tisches Absenken der Liftachse w ährend der Fahrt
ler festgelegten Geschwindigkeitsschwelle möglich. durch auftretende Druckspitzen erfolgt nicht.
Absenken Druckluftversorgung der Liftachse. Dazu
Funktionsweise wird Magnetventil f elektrisch ang esteuert_, der Lift-
Luftversorgung. Über den bei Nutzfahrzeugen vor- balg wird über Magnetventil c entlüftet, die Achse
handenen Kompressor wird die Luftfederanlage senkt sich. Um die Luftfederbälge der Liftachse m it
mit Druckluft versorgt. Der Druck beträgt bis zu 12,5 Druckluft zu versorgen, werden die Magnetventile
bar. Die Druckluft wird z.B. am Nebenverbraucher- c, e und g elektrisch angesteuert. Magnetventil c
anschluss des Vierkreisschutzventils 23 oder 24 ent- schaltet auf Druckaufbau, die Magnetventile e und
nommen oder hinter dem Druckregler. g schalten auf Durchlass. Ist das Sollniveau erreicht
Soii-Niveauregelung. Die von den Wegsensoren ge- schalten die Magnetventile e und g auf sperren. Mag-
lieferten Istwerte werden mit den eingespeicherten netventil c schaltet in die Ausgangsstellung zurück.
Sollwerten verglichen. Ergeben sich Abweichungen
WIEDERHOLUNGSFRAGEN
vom Sollniveau über ein festgelegtes Toleranzband
hinaus, w erden vom Steuergerät die entsprech enden 1 Welche Vor- und Nachteile hat die Luftfederung
bei Nutzfahrzeugen gegenüber der Blattfederung?
Magnetventile so angesteuert, dass durch Be- oder
Entlüften der Luftbälge, die notwendige Niveau- 2 Wie erfolgt die Soli-Niveauregelung bei einer Luft-
federung?
änderung an Vorder- und Antriebsachse erreicht
3 Wie sind die Magnetventile entsprechend Bild 1 zu
wird. Im Fahrzeugstillstand erfolgt die Regelung im
schalten, damit die Liftachse angehoben wird?
Sekundenbereich. Kurzzeitige Achsschwingungen

1 Steuergerät
2 Fernbedienung
3 Wegsensoren
4a Warnlampe
Anlage ndruck
4b Fehlerlampe
Elektri k/Elektronik
5 Druckschalter


6 Drucksensoren
7 Taster Anfahrhilfe
8 Taster Liften (LA)
9 Taster Senken (LA)
a Magnetventil VA
b, c, d Magnetventile AA
e, f,g Magnetventile LA

Bild 1: Funktionsschema einer Luftfederanlage eines vollluftgefederten 6 x 2-Lkw


752 22 Nutzfahrzeugtechnik

22.8.2 Bäder und Bereifung


Reifen
Um bei Nutzkraftwagenreifen geringen Verschleiß,
gute Traktion, hohe Traglasten und große Radinnen-
durchmesser zu erreichen, finden fast ausschließ-
lich, Niederquerschnitt-Gürtelreifen in Radialbau-
weise Verwendung (Bild 1). Dabei sind Karkasse
und Gürtel wegen der bei Nkw geforderten hohen
Tragfähigkeit überwiegend aus Stahlcord gefertigt.

Bild 2: Reifenmaße und Zusatzkennzeichnungen

Räder
Die Räder bestehen aus der Felge zur Reifenaufnah-
me und der Radscheibe zur Befestigung des Rades
3-lagiger Gürtel an der Nabe. Bei Nutzkraftwagen werden vorwie-
gend folgende Felgenarten verwendet:
Karkasse
Ungeteilte Steilschulterfelgen (Bild 3). Diese sind an
Bild 1: Gürtelaufbau eines Lkw-Radialreifens der Kennzeichnung ".5" am Felgendurchmesser er-
kennbar, z.B . 22.5.
Kennzeichnungen am Reifen (Tabelle 1, Bild 2).

Beispiel : 315/80 R 22.5 154/ 150M ( .]§~


150
l) I~
Bild 3: 15• Steilschulterfelge
315 Reifenbreite in mm
80 Reifenhöhe ;; 80 % der Reifenbreite längsgeteilte Schrägschulterfelgen (Bild 4) und
R Radialbauweise Halbtiefbettfelgen (SDC-Felgen =Sem i-Drop-Center-
22.5 Reifeninnendurchmesser in Zoll Felgen; H - Kennbuchstabe für Felgenhornmaße)
154/ 150 Tragfähigkeitskennzahl für Einzel- und (Bild 5). Geteilte Felgen sind am Bindestrich "-" zwi-
M Zwill ingsbereifung bei Geschwindig- schen den Maßangaben zur Felgenmaulweite und
keit entsprechend dem Speed-Index M zum Felgendurchmesser erkennbar.
(vmax = 130 km /h) und einem vom Rei-
fenhersteller vorgegebenen Luftdruck,

156/ 150
z.B. 8,5 bar.
Zusatzbetriebskennung für Einzel- und
Seiten-
~ ring
Schrägschulter-
'tn(
(
r Beispiel: 9.00- 20

l Zwillingsbereifung bei niedrigeren Ge-


schwindigkeiten (l: Vmax = 120 km /h). Bild 4: Schrägschulterfelge
Regroov- Reifen sind entsprechend Herstell ervor-
able schrift durch Fachleute nachschneidbar.
Beispiel: 6.50H - 16SDC
Tread: Unter der Lauffläche befinden sich vier
3 Steel Stahlcordlagen . Drei Stahlcord-Gürtel -
1 Steel lagen und eine Stahlcord-Karkasslage.
Bild 5: Halbtiefbettfelge
Seidewall ln der Seitenwand befindet sich eine Lage
1 Steel Stahlcord (Karkasslage) . WERKSTATTHINWEISE
Single Einzelbereifung, Last- und Druckkenn- • Seiten- und Verschlussringe müssen bei geteil-
8265 zeichnung für USA-Kanada ten Felgen maßlieh zur Felge passen.
LBS.AT 1 LBS (pound) = 0,4536 kg;
120 P.S.I 1 P.S.I. (pound per square inch) = • Felgen müssen sauber und rostfrei sein.
0.06897 bar). • Bei Neureifen sind neue Ventile bzw. Schläu-
che und Wulstbänder zu verwenden.

Reifensicherheit und Reifenlebensdauer sind ab- • Beim Aufpumpen von Nkw-Reifen dürfen 150%
hängig von Last, Luftdruck und Geschwindigkeit. des Normluftdruckes nicht überschritten wer-
Es ist deshalb stets der vom Hersteller vorgege- den. Höchstens jedoch 10 bar!
bene Luftdruck einzuhalten . Genaue Luftdruck- • Bei Zwillingsbereifung ist der Reifen mit dem
werte können aus Tabellen entnommen werden. größeren Durchmesser innen zu montieren.
22 Nutzfahrzeugtechnik 753

22.8.3 Druckluftbremsanlage Gerätegruppen


(Fremdkraftbremsanlage) • Druckluftversorgungsanlage (Energieversorgung)
mit Kompressor, Druckregler, Lufttrockner, Rege-
Die Druckluftbremsanlage wird in mittleren und
nerationsbehälter, Vierkreis-Schutzventil, 4 Luft-
schweren Nutzfahrzeugen verwendet. Es ist eine
behältern mit Entwässerungsventi l, Druckanzeige-
Fremdkraftbremsanlage, bei der der Fahrer nur das
geräteund Warndruckanlage.
Bremsventil betätigt und die Fremdkraft, z.B. Druck-
luft mit 8 bar bis 10 bar Druck, die Spannkräfte an • Zweikreis-Betriebsbremsanlage für das Zug-
den Radbremsen aufbringt. ln leichten und mittel- fahrzeug mit Betriebsbremsventil mit Druckver-
schweren Nutzfahrzeugen werden häufig kombi- hältnisventil, ABS-Magnetventile, automatisch
nierte Druckluft-Hydraulik-Bremsanlagen eingebaut. lastabhängigem Bremskraftregler (ALB) mit Re-
laisventil, ASR-Ventile, Zweiwegeventile, Kombi-
Darstellung von Druckluftbremsanlagen bremszylinder mit Membranteil für die Hinterach-
Für die Geräte können zur genormten Darstellung se, Membranzylinder für die Vorderachse.
g rafische Symbole und für die Geräteanschlüsse • Feststell- und Hilfsbremsanlage mit Feststell-
Kennziffern verwendet werden. bremsventil, Relaisventil mit Überlastschutz,
Geräteanschlüsse Kombibremszylinder mit Federspeicherteil für die
Ihre Kennzeichnung erfolgt durch ein- oder zweistel- Hinterachse.
lige Zahlen. Die erste Ziffer bedeutet • Anhängersteueranlage mit Anh ängersteuerventil,
0 Ansauganschluss 5 Nicht belegt Kupplungsköpfe .,Vorrat" und ., Bremse".
1 Energiezufuhr 6 Nicht belegt • Zweileitungs-Anhängerbremsanlage mit Vorrats-
2 Energieabfluss 7 Gefrierschutzmittel- und Bremsleitung, Luftbehä lter, Doppellöseven-
(nicht zu r Atmosphäre) anschluss til, Anh ängerbremsventi l, Druckverhältnisventil,
3 Entlüftung, Atmosphäre 8 Schmierölanschluss ABS-Relaisventile, automatisch lastabhängiger
4 Steueranschluss 9 Kühlwasseranschluss Bremskraftregler (ALB). Bremszylinder und Korn-
Sil'lod. r,v,yc.\>.r.er,e gleichartige Anschlüsse, z.B. bei bizylinder mit SchnelllöseventiL
Mehrkreisigkeit, vorhanden, so wird noch eine zwei- • Feststellbremsanlage-Anhänger (mechanisch wir-
te Ziffer vorgesehen. Diese ist beginnend mit 1 lü- kend) durch Federspeicherzylinder im Kombizylin-
ckenlos zu wählen, z.B. 21, 22, 23. M ehrere gleiche der.
Anschlüsse aus einer Kammer erh alten die gleiche
Kennzeichnung. Grundsätzliche Arbeitsweise der Druckluft-
Anwendungsbeispiel bremsanlage (Bild 1, Seite 755)
ln Bild 1 bedeutet Druckluftversorgungsanlage
1 Energiezufluss vom Kompressor Der Kompressor saugt über einen Luftfilter Außen-
1-2 Befü llanschluss z.B. durch Fremdkompressor luft an, verdichtet sie und drückt sie über den Druck-
Verwendung als Reifenfü llanschluss regler zu den Geräten der Lufttrocknung. Der Druck-
3 Entlüftung zur Atmosphäre regler regelt automati sch den Druck in einem Bereich
21 Energieabfluss (erster Anschluss) zwischen z.B. 7 bar und 8,1 bar. Der Lufttrockner rei-
22 Energieabfluss (zweiter Anschluss, Schaltan- nigt durch einen Filter die geförderte Druckluft und
schluss) entzieht ihr ihre Wasserdampfmenge. Dazu wird sie
durch ein Trockenmittel geleitet, an dessen Oberflä-
che ihre Feuchtigkeit haften bleibt. Die trockene Luft
strömt dann zum Teil in den Regenerationsbehälter
und zum Vierkreis-Schutzventil. Dieses verteilt die
Druckluft auf vier Vorratskreise und sichert diese ge-
geneinander ab. Es sind:
• Kreis I (21) (Betriebsbremse- Hinterachse)
Bild 1: Druckregler
• Kreis II (22) (Betriebsbremse- Vorderachse)
• Kreis 111 (23) (Feststellbremse, Anhänger)
22.8.3.1 Zweikreis-Zweileitungs-Druckluft- • Kreis IV (24) (Dauerbremse, Nebenv erbraucher)
bremsanlage Nach Erreichen des Abschaltdruckes leitet der Druck-
Das Bild 1, Seite 754, zeigt die Darstellung einer reg ler die Luft ins Freie, das Rückschlagventil sch ließt
Zweikreis-Zweileitungs-Druckluftbremsanlage ent- und sichert den Druck in der Anlage. Die trockene, im
sprechend der EG-Richtlinie .,Bremsanlagen". Die Regenerationsbehälter gespeicherte Luft strömt über
Geräte gleicher Gerätegruppen sind farblieh gekenn- das Trockenmittel zurück ins Freie. Dadurch wird die
zeichnet. Feuchtigkeit mitgerissen und das Trockenmittel wird
754 22 Nutzfahrzeugtechnik

für den nächsten Füllvorgang getrocknet und rege- Druckverhältnisventil proportional der Fahrzeugbe-
neriert. Ein Heizelement im Bereich des Abschaltkol- ladung an. Ferner steuern zwei Steuerleitungen vom
bens verhindert ein Einfrieren der ausströmenden Betriebsbremsventil (Anschluss 21 nach 41 und 22
feuchten Luft und schützt somit vor Funktionsstö- nach 42) das Anhängersteuerventil an . Bei gekuppel-
rungen. Ein Doppeldruckmesser oder Anzeigeinstru- tem Anhänger wird die Anhängerbremsleitung jetzt
ment zeigt dem Fahrer den Vorratsdruck in den bei- dosiert belüftet und über das Anhängersteuerventil
den Betriebsbremskreisen an. Fällt der Druck unter werden die Anhängerbremsen betätigt.
den Warndruck von etwa 5,5 bar ab, so leuchtet die
Bei Bremsanlagen mit einem integrierten Betriebs-
Kontrollleuchte auf.
bremsventil ist zur lastabhängigen Regelung des
Vorderachsbremsdruckes ein Druckverhältnisventil
Betriebsbremsanlage im Zugfahrzeug im Betriebsbremsventil integriert. Das Betriebs-
(Bild 1, Seite 755) bremsventil besitzt dann einen zusätzlichen Steuer-
Sie enthält ein Betriebsbremsventil mit nachge- anschluss (4).
schaltetem Druckverhältnisventil zur lastabhän-
gigen Vorderachsregelung. Diese erfolgt über den
Steueranschluss 4, der vom ALB-Regler der Hinter-
achse angesteuert wird. Der ALB-Regler passt den
Bremsdruck der Hinterachse der Beladung an. Der
Bremsdruck der Vorderachse (Anschluss 22) wird
Betri ebs-
in Abhängigkeit vom Druck des ALB-Reglers durch bremsve ntil
das Betriebsbremsventil ebenfalls lastabhängig ge-
regelt. Bei leerem Fahrzeug ist der ausgesteuerte
Druck kleiner als der Druck, der sonst der Bremsstel-
lung des Betriebsbremsventils entspricht. Erst bei
voller Beladung wird der ausgesteuerte Bremsdruck ALB-Regl er
nicht mehr reduziert. Das Druckverhältnisventil leitet automatisch
den Bremsdruck über die ASS-Magnetventile zu den m ech anisch
gesteuert
VA-Bremszylindern . An der Hinterachse befinden
Anhänger-
sich vor den Membranzyl indern ASS-Magnetventile steuerventi I
zur ABS-Regelung und ASR-Ventile zur Antriebs-
schlupfregelung beim Anfahren .

Fahrtstellung (Lösestellung). ln beiden Kreisen des


Betriebsbremsventils (Anschlüsse 21 , 22) ist der
Einlass geschlossen und der Auslass geöffnet. Die
Bremszylinder der Vorderachse sowie die Steuer-
leitungen zum Relaisventil mit Überlastschutz
(Anschlüsse 41 , 42) und zum ALB-Regler (Steuer-
anschluss 4) sind über ihre offenen Auslässe ins
Frei e entlüftet. Ferner sind über das Relaisventil mit
Überlastschutz die Federspeicher der Kombibrems-
zylinder (Anschlüsse 12) belüftet. Die Federn sind HA
gespannt und alle Bremsen des Motorwagens sind v om
Feststell - 2
gelöst.
brems-
v entil
Bremsstellung. Im Betriebsbremsventil werden die
Auslässe geschlossen und die Einlässe (Anschlüsse Bild 1: Betriebsbremsanlage mit Druckverhältnisventil
11 und 12) geöffnet. Durch die Pedalkraft wird die
Druckluft nun dosiert vom Betriebsbremsventil in Feststell- und Hilfsbremsanlage (Bild 1, Seite 755)
die Steuerleitung zum ALB-Regler (Anschluss 21 Vom Feststellbremsventil geht eine Steuerleitung
nach 4) für die Hinterachse eingesteuert. Der ALB- zum Relaisventil mit Überlastschutz (Anschluss 21
Regler steuert sein Relaisventil an und dieses be- nach 42) und eine zweite zum Anhängersteuerventil
lüftet entsprechend der Stärke der Bremsung und (Anschluss 22 nach 43). Durch sie können im Motor-
in Abhängigkeit vom Seladungszustand die Memb- wagen die Federspeicher an der Hinterachse und im
ranzylinder der Hinterachse (Anschluss 2 nach 11) Anhänger die Betriebsbremse als Hilfs- oder Fest-
mit Vorratsdruck. Die Vorderachse erhält ihren stellbremse dosiert betätigt werden. Der Feststell-
Bremsdruck vom Betriebsbremsventil (Anschluss bremskreis wird durch ein Rückschlagventil gegen
22) . Dies passt den Bremsdruck mit dem integrierten Druckverlust im Vorratskreis 111 abgesichert.
~
0:: Zugfahrzeug """"
N
z
~
."
~
äQl'
;; Anhängerst euer-
;;;· ventil mit gest. :::r
N Drosselventil
~
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~
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c D Tei le der Druckluft-
versorgung l:::r
::l :I
cc
II> ~
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"II<"
c
Nebenver-
braucher _.,..,__-+1--+t--1\.. / D Tei le der Betriebs-
bremse im Motor-
wagen
;:t
C"
;;
.,3
II>
Doppel-
druck-
D Tei le der
Fest stel lbremse

.,~ messer
cc
."

~
."
1 41 1 142 D Tei le der Anhänger-
steueru ng

:r
."
::l
s: Relais-
ventil
~ Druck- }bezogen
anst1eg auf den
5a
0
Betri ebsbrems-
Über- Vorgang
ventil mit integr.
--ßJ:::
.,~ Druckverh ältnis-
ventil
last-
schutz
Druck-
abfall
beim
Bremsen
cc
."
::l

Vorratsleitung

Brems- und Steuer-


leitu ng, belüftend

Brems- und Steuer-


leitung, entlüftend

- - elektrische Leitung

Brem szyl inder

....
111
111
756 22 Nutzfahrzeugtechnik

Leitung sfilter

Druck-
verh ält n is-
ventil

Bild 1: Druckluftbremsanlage Anhänger

Kontrollstellung. Nach Vorschrift muss die Feststell- Anhängerbremsanlage (Bild 1)


bremse des Motorwagens den gesamten Lastzug
Ein roter Kupplungskopf am M o-
auch bei gelöster Anhängerbremse an einem Gefälle
torwagen mit automatischem Absperrglied versorgt
halten können. Zur Funktionsprüfung hat das Fest-
über ei nen Verbindungssch lauch und Leitungsfilter
stellbremsventil eine Kontrollstellung, bei der die
vom Kreis 3 den Anhänger. Erst wenn angekuppelt
Federspeicherbremse betätigt und die Anhänger-
wird öffnet das Ventil im A nhängerbremsventil und
bremse gelöst ist.
füllt den Luftbehälter.
Fahrtstellung. Das Feststellbrem sv entil belüftet d ie Bremsleitung. Der gelbe Kupplungskopf ver-
Steuerleitung zum Relaisventil (Anschluss 21 nach sorgt beim Bremsen den Anh änger mit dem im Be-
42). Dieses schaltet um und die Federspeicher (An- triebsbremskreis eingesteuerten Bremsdruck.
schluss 2 nach 12) werden mit Vorratsdruck beauf-
Lösestellung. Durch das Anhängersteuerventil ist
schlagt. Die Federn w erden gespannt und die Brem-
über A nschluss 22 die Bremsleitung entlüftet. Das
sen gelöst. Gleichzeitig wird die Steuerleitung zum
Anhängerbremsventil hat dadurch die Anhänger-
Anhäng ersteuerventil (Anschluss 22 nach 43) belüf-
bremsen ebenfalls entlüftet und gelöst.
tet. Die Brem sleitung (Anschluss 22) wird nun druck-
los. Die Anh ängerbremsen sind daher gelöst. Bremsstellung. Das Anh ängersteuerventil wi rd vom
Betriebsbremsventil über die Anschlüsse 41 und
Bremsstellung. Durch Betätigung des Feststell- 42 mit Druckluft dosiert angesteuert. Es belüftet
bremsventils kann m an die Steuerleitungen zum über Anschluss 22 die Bremsleitung. Durch deren
Relaisventil (Anschluss 21 nach 42) und zum An- Druckanstieg wird das An hä ngerbremsventil do-
hängersteuerventil (Anschluss 22 nach 43) dosiert siert betätigt und gibt Druckluft aus dem Vorratsbe-
entlüften. Das Rel aisventil sch altet um und in den hälter im Anhänger an d ie beiden ALB-Regler der
Kombibrem szylindern w erden die Federspeicher Anhängerachsen. Diese regeln nun den Bremsdruck
entlüftet und d ie Bremsen du rch d ie Federn ange- für d ie Brem szyli nder in A bhängigkeit v on der Achs-
legt. Das Anhängersteuerventi l g ibt am Anschluss last (Belagdruck). Ein Druckv erhältnisv entil reduziert
22 dosiert Vorratsluft über die Bremsleitung zum An- die Bremskraft der Vorderachse bei leerem oder teil-
hängerbremsventil. Dieses bremst nun den Anhän- beladenem Fahrzeug, um ein Überbremsen zu ver-
ger entsprechend ab. hindern. Ein Druckbegrenzungsventil an der Hinter-
Überlastschutz. Er wirkt, w enn z.B. bei betätigter achse v erhind ert ein überbremsen der Hinterräder
Feststellbremse zusätzlich die Betri ebsbrem se be- durch Druckbegrenzung .
tätigt wird. Die Feststellbrem se wird dann nur sovi el Abriss der Vorratsleitung. Der Druck in der Vorrats-
belüftet und gelöst , wie der Druck beträgt , der in der leitu ng fä llt ab. Das A nhängerbrem sventil löst da-
Betriebsbremse ansteigt. Es kö nnen deshalb nicht durch eine Vo llbrem sung des A nhängers aus. Dies
gleichzeitig die vollen Kräfte im Membran- und Fe- ist auch der Fall beim Abkuppeln. Zum Bewegen des
derspeicherzylinder wirksam werden, wodurch Teile abgekuppelten Anhängers muss dann das Löseven-
der Brem se überl astet w erden könnten. til (schwarz) am Doppellöseventil betätigt w erden.
22 Nutzfahrzeugtechnik 757

Defekt in der Bremsleitung. Zunächst bleiben die • Sicherung der Anlage vor Schmutz (Filter).
Bremsen gelöst. Erst beim Betätigen einer Bremse • Entnahme von Druckluft am Reifenfüllanschluss,
im Motorwagen entweicht die Vorratsluft über die z.B. zum Reifenfüllen oder Zuführung derselben,
defekte Bremsleitung und den Anschluss 22 am An- z.B. zum Füllen der Anlage von außen.
hängersteuerventil. Dieser steht über Anschluss 12
• Anlage vor Überdruck schützen (Leerlaufventil
mit Anschluss 2 am Kupplungskopf " Vorrat " in Ver-
wirkt als Sicherheitsventil).
bindung. Der Druck in der Vorratsleitung fällt ab und
das Anhängerbremsventil löst eine Vollbremsung • Lufttrockner steuern.
des Anhängers aus. Nach dem Lösen der Bremse im
Wirkungsweise
Motorwagen wird auch die Anhängerbremse wieder
frei. Füllstellung. Die vom Kompressor kommende Druck-
luft strömt vom Anschluss 1 zum Anschluss 21 in die
Anlage. Dieser Druck steht auch am Anschluss 4 an
Feststellbremse im Anhänger
und wirkt von unten auf den Steuerkolben. Ist der Ab-
Beim Betätigen des roten Knopfes am Doppellöse- schaltdruck erreicht (z.B. 8,1 bar). wird dieser gegen
ventil werden über das Zweiwegeventil und das die Federkraft der Regelfeder nach oben gedrückt.
Schnellentlüftungsventil die Federspeicher-Brems- Das Auslassventil schließt und das Einlassventil
zylinder entlüftet. Der Anhänger wird nur über die öffnet. Die Druckluft drückt nun den Abschaltkolben
Federkraft des Federspeicherbremszylinders (Tristop- nach unten und öffnet das LeerlaufventiL Der Kom-
zylinder) gebremst. pressor fördert nun die Luft von 1 --7 3 ins Freie. Das
Rückschlagventil sichert den Druck in der Anlage.
22.8.3.2 Bauteile der Druckluftbremsanlage
Kompressor (Bild 1)
Aufgabe
Druckeinstel IIeder rfl,..-- - - - Druckeinsteil-
(Regelfeder) schraube
• Bremsa nlage mit Druckluft versorgen Steuer-
anschluss
Wirkungsweise. Der Kompressor ist ein Ein- oder Rückschlag-
Zweizylinder-Kolbenverdichter, der vom Motor an- ventil
getrieben wird und ständig mitläuft. Beim Saughub Reifentüll-
anschluss
saugt er über einen Luftfilter Frisch luft an und
1- 2
verdichtet sie. Die im Zylinderkopf sitzenden Flat-
Abschalt-
t erventile steuern den Luftein- und -austritt. Die kolben
Schmierung erfolgt meist durch die Druckumlauf- D drucklos
Leerla ufventil
schmierung des Motors. 111 Druckluft Füllstellung

Einlassventil Auslassvent il

Leerlaufstellung

Schaltzeichen

Bild 1: Kompressor

Druckregler (Bild 2) Schaltzeichen


Aufgaben
• Den Betriebsdruck zwischen Abschalt- und Ein-
schaltdruck selbsttätig regeln. Bild 2: Druckregler
758 ZZ Nutzfahrzeugtechnik

Leerlaufstellung. Sinkt durch Luftentnahme der Vor-


ratsdruck um die Schaltspanne auf den Einschalt-
druck, so drückt die Regelfeder den Steuerkolben
herunter. Der Einlass schließt und der Auslass öffnet. Über-
Der Abschaltkolben ist jetzt druckentlastet und wird ström-
ventil
durch seine Feder hochgedrückt Das Leerlaufventil
schließt und die Luftbehälter werden wieder aufge-
füllt. 21

Reifenfüllanschluss. Der Reifenfüllschlauch ver- Rück-


schiebt beim Anschließen den Ventilkörper im Rei- schlag-
fenfüllanschluss und sperrt den Anschluss 2. Der An- ventil
lage kann jetzt Druckluft entnommen oder zugeführt 23
werden.

Füllstellung Betriebsbremse (21, 22)


Vierkreisschutzventil (Bild 1)
Aufgaben D drucklos 0 Druckluft

• Verteilung der Druckluft auf die vier Bremskreise.


• Drucksicherung der intakten Kreise bei Druckabfall
in einem oder mehreren Bremskreisen.
• Eventuell vorrangige Befüllung der Betriebs-
bremskreise. Kreis 1 und 2 vor Kreis 3 und 4.
Wirkungsweise
Die Druckluft strömt vom Kompressor über An-
schluss 1 ein. Bei Erreichen des Öffnungsdruckes
von z.B. 7 bar öffnen die beiden Überströmventile
zu den Anschlüssen der Betriebsbremskreise 21 und
22. Die Luft kann nun in die angeschlossenen Behäl-
ter einströmen. Gleichzeitig steht die Druckluft über
die Rückschlagventile an den Überströmventilen zu 2{2]21 23
den Anschlüssen der Kreise 23 und 24 an. Erreicht
22 24
der Druck z. B. 7,5 bar, so öffnen die Überströmventi-
le. Die Luftbehälter der Betriebsbremse Kreis 1 und 2 Schaltzeichen
sind bereits weitgehend gefüllt. Die beiden Kreise 3
und 4 werden nun auch gefüllt. Bild 1: Vierkreisschutzventil

Schutzwirkung
Tritt z.B. im Kreis 21 ein Leck auf, so strömt Luft Wirkungsweise
ab. Der Druck und auch der in Kreis 22 fallen bis Die Betätigungseinrichtung, z.B. Trittpl atte oder
auf den Schließdruck von ca. 5,5 bar ab. Das Über- Bremspedal, wirkt auf zwei hintereinander angeord-
strömventil von Kreis 21 schließt. Der Kompressor nete Ventile.
füllt dann wieder Kreis 22 bis zum Erreichen des
Öffnungsdruckes des Überströmventils von Kreis Fahrtstellung (Bild 1, Seite 759). Der Einlass an
21 (z.B. 7 bar) auf. Der Druck in den Kreisen 23 und den Anschlüssen 11 und 12 ist geschlossen. Die
24 bleibt gesichert, da die Rückschlagventile ein Ent- Betriebsbremskreise erh alten keine Vo rratsluft. Der
w eichen der Luft über die Lecksteile verhindern. Die Auslass der Anschlüsse 21 und 22 ist geöffnet. Sie
Feststellbrem se (Kreis 23) bleibt daher w eiterhin ge- sind über Anschluss 3 ins Freie entlüftet.
löst.
Teilbremsstellung. Beim Betätigen der Bremse wird
Betriebsbremsventil mit Druckverhältnisventil über den Reaktionskolben der Einlass geöffnet.
(Bild 1, Seite 759) Druckluft strömt ein und wirkt auf den Steuerkol-
Aufgaben ben. Dadurch wird der untere Einlass geöffnet. Die
Bremsabschlussstellung ist erreicht, w enn der im
• Feinfühlig dosiertes Be- und Entlüften der Zwei-
Raum a auf den Reaktionskolben wirkende Druck ihn
kreis-Betri ebsbremsanlage im Zugfahrzeug.
nach oben bewegt, bis sich beide Kräfte ausgegl i-
• Steuerung des Anhängersteuerventils. chen haben. Nun sind die Auslassventile geschlos-
• Evtl. mit Druckverhältnisventil (DW) zur ladungsab- sen. in die Betriebsbremskreise 21 und 22 ist Teil-
hängigen Steuerung des Vorderachsbremsdruckes. druck eingesteuert.
22 Nutzfahrzeu technik 759

bremsen gelöst. Der ganze Zug muss jetzt bei 12 %


Gefälle mit den Feststellbremsen des Zugfahrzeugs
Reaktions- gehalten werden können.
- kolben

Steuer-
)'o
4 kolben
ti
Schaltzeichen

Bild 2: Feststellbremsventil
D drucklos
D Teildruck Automatisch-lastabhängiger Bremskraftregler
[ ] Vorratsdruck mit Relaisventil (ALB, Bild 3).
Aufgaben
• Automatische Regelung der Bremskraft in Abhän-
gigkeit von der Beladung.
• Steuerung in luftgefederten Fahrzeugen durch
den Druck im Federbalg, in mechanisch gefeder-
ten durch den Federweg .
• Relaisventil zum schnellen Be- und Entlüften .
Bei entladenem Zustand w ird der Bremsdruck
z.B. etwa 5:1 vermindert, d.h. bei 6 bar Bremsdruck
Schaltzeichen wirkt an den Radzylindern nur 1,2 bar, bei voller Be-
ladung wirken 6 bar.
Bild 1: Betriebsbremsventil mit Druckverhältnisventil -
Teilbremsstellung

Vollbremsung. Hierbei wird das Bremspedal voll


durchgetreten und der Reaktionskolben wird da-
durch in Endstellung bewegt. Somit sind beide Ein-
lassventile voll geöffnet. Der maximale Betriebs-
druck wirkt in den Bremskreisen. Schaltzeichen

Feststell- und Hilfsbremsventil (Bild 2) Bild 3: ALB mit Relaisventil für Luftfederung
Aufgaben
• Dosiertes Betätigen der Feststell- und Hilfsbremse Bremszylinder (Bild 1, Seite 760)
mit den Federspeicherzylindern. Aufgaben
• Kontrollstellung zur Prüfung der Wirkung der Fest- • Membranzylinder erzeugen die Spannkraft bei der
stellbrem se im Zugfahrzeug. Betriebs bremse.
• Federspeicherzylinder erzeugen die Spannkraft
Fahrtstellung. Federspeicher der Kombizylinder und bei der Feststell- und Hilfsbremse.
Steuerleitung zum Anhängersteuerventil sind belüf- Membranzylinder werden an der Vorderachse einge-
tet. Die Federn sind gespannt. setzt. An der Hinterachse verwendet man Kombizylin-
Feststellbremsstellung. Federspeicher und Steuer- der. Es ist die Kombination aus einem Membranteil
leitung zum Anhängersteuerventil sind entlüftet. für die Betriebsbremse und einem Federspeicherteil
Bremsen der Federspeicher und die im Anhänger für die Feststell- und Hilfsbremse. Bei Ausfall der
sind gebremst. Druckluft kann ein gebremstes Fahrzeug durch eine
Lösevorrichtung an den Federspeichern schleppfähig
Kontrollstellung. Die Hinterachse des Zugfahrzeugs gemacht werden. Man verwendet z.B. eine Sechs-
ist durch die entlüfteten Federspeicher gebremst, kantschraube, mit der die Federn gespannt und so die
über das Anhängersteuerventil sind die Anhänger- Bremsen gelöst werden können (Bild 1, Seite 760).
760 22 Nutzfahrzeugtechnik

den, damit der Anhäng er rangiert werden kann.

Membran-:{]]) Federspeicher-
zylinder zylinder
=ill
Schaltzeichen
Zum Lösen der Federspeicherbremszylinder muss
der rote Knopf betätigt werden. Mit ihm können die
Federspeicherbremszylinder über das Schnelllöse-
ventil be-und entlüftet werden .
••~ Jseeinrich~ Radbremsen

~~ 12 Kombizylinder Schaltzeichen
Es sind Reibungsbrem~en, die durch Reibung die
Bremskraft in W ärme umwandeln.
Bei Omnibussen und vielfach auch bei Lastkraftwa-
Bild 1: Bremszylinder gen werden an allen Rädern Scheibenbremsen ein-
gesetzt. Zum Teil werden noch Trommelbremsen
verwendet, z.B. bei Baustellenfahrzeugen oder an
Anhängersteuerventil (Bild 2)
den Hinterachsen.
Aufgaben
Trommelbremsen (Bild 3). Es werden meist Sim -
• Steuerung der Anhängerbremsanlage über die
plexbremsen verwendet, die mit S-Nocken oder
Betriebsbremsanlage des Motorwagens.
Spreizkeil betätigt werden. Der Spreizkeil wird vom
• Steuerung der Anhängerbremsanlage über das
Membranzylinder direkt betätigt. Bremshebel und
Feststell- und Hilfsbremsventil.
Bremswelle entfallen. Eine automatische Nachstel-
• Versorgung der Anhängerbremsanlage mit Druck-
lung des Belags bei Versch leiß ist meist integriert.
luft.
Die Spreizkeilbremse hat die S-Nockenbremse meist
abgelöst.
42

12
11 Ä
Schaltzeichen
21
22 Membran

Bild 2: Anhängersteuerventil mit Drosselventil

Fahrtstellung. Anschluss 41 und Anschluss 42 sind


drucklos. Anschluss 43 hat Vorratsdruck. Der Aus- Bild 3: S-Nockenbremse und Spreizkeilbremse
gang 22 ist ebenfalls drucklos.
Bremsstellung. Wird vom Betriebsbremsventil 41
Bremsdruck eingesteuert, so wird die Bremsleitung Scheibenbremsen (Bild 4). Sie haben sich vi elfach
zum Anhänger entsprechend belüftet. durchgesetzt wegen
Wird die Handbremse betätigt, so wird Anschluss 43 • guter Dosierbarkeit,
drucklos und am Anschluss 21 wird Betriebsdruck • guter Wärmeableitung,
eingesteuert.
• guter Schmutzabweisung,
• geringem Fading und
Anhängerbremsanlage (Bild 1, Seite 756)
• gleichmäßiger Bremswirkung.
Sie muss zw eikreisig mit einer Betriebs- und Fest-
stellbremsanJage ausgerüstet sein.
Bauteile
Brems-
Doppellöseventil sattel
Es wird bei Deichsel- und Sattelanhängern v erwen-
det und hat die Aufgabe im abgekuppelten Zustand
ein manuelles Lösen der Bremsen des Anh ängers zu
ermög lichen.
Wird der Anhänger abgekuppelt, so steuert das An-
hängerbremsventil vom Luftbehälter Druckluft in die
Membranzylinder ein. Mit dem schwarzen Knopf
können die Membranbremszylinder entlüftet wer- Bild 4: Pneumatisch betätigte Scheibenbremse
22 Nutzfahrzeugtechnik 761

22.8.3.4 Dauerbremsanlagen belströme wird die Scheibe abgebremst. Die durch


die Wirbelströme in den Halbrotoren entstehende
Dauerbremsen sind verschleißlose Bremsen. Sie Wärme führt der Fahrtwind ab. Die Bremsregelung
arbeiten solange das Fahrzeug rollt und dienen erfolgt durch Änderung des der Batterie entnom-
vor allem zum Abbremsen an langen Gefällestre- menen Erregerstromes.
cken. Die Wirbelstrombremse wird zwischen Getriebe und
Ausgleichsgetriebe eingebaut.
Dadurch wird die Betriebsbremse entlastet und ge-
schont. Sie werden im Fahrbetrieb häufig auch zur Strömungsbremse (Retarder)
normalen Verzögerung verwendet. Bei der Betäti- Sie wandelt die Bremsenergie durch Flüssigkeitsrei-
gung dürfen auch die Bremsleuchten aufleuchten. bung in Wärme um . Die Bremse besteht aus dem
feststehenden Stator und dem vom Ausgleichsge-
Motorbremse triebe angetriebenen Rotor. Beide haben ähnlich
wie eine hydrodynamische Kupplung Schaufeln ,
Sie wird über einen Handhebel betätigt. Es können 2
zwischen denen Hydrauliköl vom Rotor beschleu -
Motorbremsstufen gewählt werden.
nigt und vom Stator verzögert wird. Die Regelung
Stufe 1: Beim Betätigen wird die Konstantdrossel, erfolgt durch eine Pumpe. Durch diese kann man die
die sich im Verdichtungsraum befindet, pneumatisch Ölmenge ändern . Die entstehende Wärme führt das
geöffnet. Es entweicht beim Kompressionstakt nur Hydrauliköl über einen Wärmetauscher an die Kühl-
wenig Luft über ein zusätzliches Ventil in den Auslass- flüssigkeit des Motors ab.
kanal. Somit wird Verdichtungsarbeit und Motor-
bremsleistung geleistet. Der verbleibende Restdruck
entweicht in OT und es wirkt keine beschleunigende
Kraft durch komprimierte Luft auf den Kolben. 22.8.3.5 ABS für Druckluftbremsanlagen
(Bild 1, Seite 762)
Stufe 2: Konstantdrossel und Auspuffklappenbrem- Schwere Lastkraftwagen, Sattelzugmaschinen N 213 ,
'Sl!. !Mit'€>100'• wiH~ zusätzlich eine Klappe im Auspuff- Anhänger und Omnibusse M 213 müssen mit eiher
kanal geschlossen, wodurch durch den Staudruck Druckluft-ABS-Anlage ausgerüstet sein.
der Abgase eine zusätzliche Bremsleistung erzielt
wird. Gleichzeitig wird beim Betätigen der Motor- Vorteile des Druckluft-ASS:
bremse die Kraftstoffzufuhr unterbrochen . • Fahrzeug bleibt richtungsstabil durch Giermo-
mentverzögerung (GMV) .
• Fahrzeug bleibt lenkbar.
• Anhänger einer Fahrzeugkombination bricht nicht
aus.
• Optimale Verzögerungen lassen sich erreichen.
Stau· Arbeits· Druckluft· • Fahrer muss nicht gegenlenken bei einseitig
klappe zylinder Anschluss
glatter Fahrbahn.
Bild 1: Motorbremse Bild 2: Wirbelstrombremse Komponenten des Druckluft-ASS:

Wirbelstrombremse • Radsensoren mit Impulsringen an den Rädern


Die luftgekühlte elektrische Wirbelstrombremse • Elektronisches Steuergerät
(Bild 2) besteht aus einer Weicheisenscheibe, die • Drucksteuerventile
von Halbrotoren gebildet wird . Diese drehen sich • ABS-Warnleuchte
in einem von der Batterie erzeugten, regelbaren • Elektronisches Schaltgerät für Anhängerkennung
Magnetfeld (Spulen). Durch die entstehenden Wir-
• ASS-Steckverbindung zum Anhä nge r

Stator Rotor Radsensoren erfassen die Raddrehzahlen.


Elektronisches Steuergerät. Es wirkt als zentrale
Regeleinheit und umfasst wie beim Hydraulik-ASS
vier Funktionsbereiche: Eingangsverstärker, Compu- -
tereinheit, Leistungsendstufe und Überwachungs- liiiill
schaltung.
Drucksteuerventile. Meist werden Einkanai-Druck-
steuerventile verwendet. Jedem geregelten Rad ist
ein Ventil zugeordnet. Beim ABS-Regelfall schaltet
Bild 3: Retarder das Steuergerät die zwei Magnetventile des Druck-
762 22 Nutzfahrzeugtechnik

Steuerventils und regelt den Druck in der Radbremse ASR-Regelkreise. Man unterscheidet:
so, dass kein Blockieren eintritt. • ASR-Bremsregelkreis
• ASR-Motorregelkreis
ABS-Warnleuchte. Sie wird vom Steuergerät ange-
steuert und erlischt, wenn das Fahrzeug etwa 7 km/h ASR-Bremsregelkreis. Er besteht aus:
Geschwindigkeit überschritten hat. Bei Störungen • ASS-Komponenten der Hinterachse
des ABS leuchtet sie auf.
• ABS/ASR-Steuergerät
Elektronisches Schaltgerät für Anhängerkennung. • Zweiwegewechselventile
Im Zugfahrzeug befinden sich eine rote Warnleuchte • ASR-Magnetventil
und eine gelbe lnformationsleuchte.
Wirkungsweise
Sie informieren den Fahrer wie folgt: Neigt ein Rad beim Anfahren zum Durchdrehen, so
• Aufleuchten der Leuchten rot und gelb: wird es über das Steuergerät moduliert abgebremst.
Störungen im Anhänger-ABS Das ASR wirkt so als automatische Ausgleichssper-
• Aufleuchten der gelben lnformationsleuchte: re. Gleichzeitig nimmt das Steuergerät durch den
Der mitgeführte Anhänger hat kein ABS Motorregelkreis das Drehmoment des Motors auf
einen optimalen Wert für das Gesamtantriebsmo-
ASS-Steckverbindung zum Anhänger. ment zurück. Der Bremsregelkreis wirkt bis zu einer
Das Zugfahrzeug besitzt eine fünfpolige ASS-Steck- Geschwindigkeit von etwa 30 km/h. Darüber wird
dose zum Anschluss der ABS-Leitung für den An- z.B. nur noch das Motordrehmoment vom Motorre-
hänger. Beim Sattelzugfahrzeug sitzt die ASS-Steck- gelkreis zurückgenommen.
dose im Sattel anhänger. ASR-Motorregelkreis. Er kann aus einem der fol -
genden Systeme bestehen:
• Elektronische Motorleistungssteuerung (EMS)
• Elektronische Dieselregelung (EDC)
22.8.3.6 ASR (Antriebs-Schlupf-Regelung) für
• Proportionalventil mit Stellzyli nder (P)
Druckluftbremsanlagen (Bild 1)
Beim Anfahren auf ein- oder beidseitig glatten Fahr- • Stellmotor und Linearsteiler (M)
bahnen oder beim Beschleunigen in Kurven können Die Motormanagementsysteme EMS oder EDC
durchdrehende Räder schlupfabhängig geringe bzw. beeinflussen das Motordrehmoment Beim Stellsys-
keine Seitenführungskräfte übertragen. Es ergibt tem P reduziert das Steuergerät über ein Ventil m it
sich dadurch ein instabiles Fahrverhalten. Ferner Stellzylinder und beim System M über einen Stell-
kann es bei durchdrehenden Rädern zu hohem Ver- motor d irekt die Einspritzmenge und somit das Mo-
schleiß an Reifen und am Ausgleichsgetriebe kom- tordrehmoment.
men. ASR erhöht die Traktion und stellt die Spur- Die ASR-Informationsleuchte meldet das Arbeiten
treue des Fahrzeuges sicher. des ASR und dient als Schlupfanzeige.

Druckst euer-
ventil ABS
Druckluftversorgung = Druckluftleitung - - Elektrisch e Leitung

Wechselventil ABS/ASR

Einspritzp umpe Betriebs-


bremsventil

Radsensor

Bild 1: Druckluft ABS/ASR-Anlage


22 Nutzfahrzeugtechnik 763

22.8.3.7 EBS mit ESP (Elektronisches angesteuert. Der Bremsd ruck in den Bremszylindern
Bremssystem mit Elektronischem wird vom Zentra lsteuergerät durch die M agnetven-
tile entsprechend dem Fahrerwunsch geregelt. Die
Stabilitätsprogramm)
Drehzahlsensoren ermitteln die Verzögeru ng. Durch
Das Elektronische Bremssystem EBS (Bild 1) ist Belagsensoren wird der Belagverschleiß erfasst.
eine Weiterentwicklung der elektro-pneumatischen Über das Anhängersteuermodul wird die Bremsan-
Druckluftbremsanlage. Durch die einzelnen elektro- lage des Anhängers angesteuert.
nischen und elektro-pneumatischen Bauelemente
kann das System folgende Tei lfunktionen erfüllen: V1 , V2, VJ = Luftbehälter
• Elektronisch geregeltes Bremsen. Es ergeben sich • Druckluft Vorrat
kürzere Bremswege und hohe Belagstandzeiten.
• Integrierte Koppelkraftregelung. Sie verändert
die Bremswi rkung des Anh ängers so, dass Kop-
pelkräfte beim Bremsen zwischen Anhänger und
Motorwagen annähernd null sind.
• Bremsen mit ABS-Regelung. Der Zug bleibt lenk-
bar und fahrstabiL
• Anfahren mit ASR-Regelung. Die Traktion bei ein-
seitig oder beidseitig glatter Fahrbahn w ird erhöht.
• Spurstabilisierung mit ESP. Das System erkennt
VA= Vorratsleitung
inst abile Fahrzustände und bewirkt, dass das Fahr- zum Anhänger
zeug in kritischen Situationen beherrschbar bleibt. BA = Bremsleitung
zum An hänger
• Adaptive Cruise Control (ACC). Es hält den Sicher-
heitsabstand zum vorausfahrenden Fahrzeug, ab- 1 EBS- I ESP-Steuergerät
2 ASS-Magnetventil 6 EBS- I A SS-Modulator
häng,ig, von der Fahrgeschwindigkeit konstant.
3 EBS-Anhänger- 7 Lenkw1'nkefsensor
steuermodul 8 Belagsenso ren -
Elektronisches Bremssystem (Bild 1 und 2) 4 Drehzah lsenso ren 9 Dreh raten - und
5 Fußbremsmodu l Besch leunigungssensor
Aufbau. Es ist eine Druckluftbremsanlage, die elek-
tropneumatisch gesteuert wird. Sie besteht aus zwei Bild 1: Systembild Elektronisches Bremssystem
Betriebsbremskreisen für Vorderachse (VA) und Hin-
terachse (HA) und einem Feststellbremskreis (FB). Vorteile
Wirkungsweise • Schneller und zeitgleicher Druckaufbau in allen
EBS-Bremsung. Betätigt der Fahrer das Bremspe- Bremszylindern, dadurch verkürzter Bremsweg .
dal, so wird über das Fußbremsmodul, das mit • Ho her Bremskomfort durch gute Dosierbarkeit.
W egsensoren ausgestattet ist, der Bremswunsch • Genaue Abstimmung der Bremskräfte des Zug-
dem Zentralsteuergerät mitgeteilt. Über CAN w er- fa hrzeugs und Anh ängers aufeinander.
den die EBS/ABS-Modulatoren und der Anhänger • Gleichmäßiger Belagverschleiß am gesamten Zug.

Anhängersteckdose

11
1 Fußbremsmodul
2 ·EBS-Steuergerät
12
3 VA-Modulator
4 VA-ABS-Magnetventile
5 HA-EBS-ABS-Modulator
6 EBS-An hängersteuermodul
7 Feststel lbremsventi I
8 Relaisventil (FB)
9 HA-Bremszylinder
10 VA-Bremszylinder
12
11 Radsensoren
12 Versch leißwegsenso ren

11

Bild 2: Elektronisches Bremssystem


764 22 Nutzfahrzeugtechnik

• Höhere Standzeit der Bremsbeläge durch vollau- Regelung bei Übersteuern. Neigt z.B. ein Sattelkraft-
tomatischen Einsatz des Retarders und der Motor- fahrzeug bei Kurvenfahrt oder Lenkmanöver (Bild 1)
bremse. zum Übersteuern oder zum Einknicken, so bremst
• Bei Ausfall der EBS kann mit den zwei Betriebs- das ESP z.B. das kurvenäußere Vorderrad ab, wo-
bremskreisen ersatzweise pneumatisch gebremst durch das entstehende Giermoment das Fahrzeug
werden (Hilfsbremsfunktion). stabilisiert. Um dem Einknicken des Fahrzeugs ent-
gegenzuwirken, wird in bestimmten Situationen der
Integrierte Koppelkraftregelung. Beim Bremsen des
Anhänger zusätzlich gebremst. Dadurch wird ein
Zuges wird der Bremsdruck am Zugfahrzeug und
Aufschwingen oder Schleudern des Anhängers ver-
Anhänger so optimiert, dass kaum Koppelkräfte
mieden . Für diese ESP-Funktion ist ein Anhänger
zwischen Anhänger und Zugwagen entstehen. Dazu
mit ASS-Anlage notwendig .
ist es notwendig die Gesamtmasse und die Lastver-
teilung des Zuges zu kennen . Zur Bestimmung der
Übersteuern= Einknicken~
Gesamtmasse wird das Beschleunigungsverhal- - - Einbremsen des
ten ausgewertet. Die Lastverteilung wird aus dem kurvenäußeren
Bremsverhalten von Zugfahrzeug und Anhänger er- Vorderrades und
des Anhängers
mittelt. Diese Werte werden gespeichert und als Ba-
sis für nachfolgende Bremsungen verwendet. Wird
die berechnete Verzögerung nicht erreicht, so wird
Untersteuern = Schieben
der Bremsdruck schrittweise gesteigert. Dieser Vor- über die Vorderräder
gang wird gespeichert und für nachfolgende Brem- - - Einbremsen des
sungen wieder angewendet . kurveninneren
Hinterrades
ABS-Bremsung. Besteht beim Bremsen Blockier-
neigung, so wird dies über die Drehzahlfühler er- Bild 1: ESP-Regelung beim Über- und Untersteuern
kannt und es werden die ASS-Magnetventile der
VA und des ASS-Modulators angesteuert. Wie beim Regelung bei Untersteuern. Neigt ein Fahrzeug zum
Pkw-ABS werden die Regelphasen Druckaufbau, Untersteuern, so versucht die ESP-Regelung durch
Druckabbau und Druckhalten durchgeführt. Bei Bremsen mehrerer Räder am Zugfahrzeug und
Druckabbau wird die Druckluft moduliert ins Freie durch getakteten periodischen Bremseneingriff am
abgelassen, bis keine Blockiergefahr mehr besteht. Anhänger einem Schleudern oder Aufschwingen
entgegenzuwirken. Es wird z.B. beim Befahren einer
ASR-Anfahrregelung. Die ASR-Regelung kann durch
Linkskurve das kurveninnere Hinterrad gebremst,
Bremsen- und durch Motoreingriff erfolgen.
damit ein entgegengesetztes Giermoment entsteht,
ASR-Bremsregelung. Dreht beim Anfahren und Be- welches das Fahrzeug stabilisieren soll.
schleunigen bei Geschwindigkeiten unter 40 km/h
Damit das Steuergerät die individuellen Bremsdrü-
ein Rad durch, wird das durchdrehende Rad dosiert
cke, mit denen das ESP eingreifen soll, berechnen
abgebremst bis es gleichschnell wie das andere Rad
kann, benötigt es verschiedene Eingangsgrößen
dreht. Der Drucksensor und der Drehzahlsensor gibt
wie z.B. Reibwert, Beladungszustand, Lenkwinkel
dem Steuergerät die notwendigen Informationen
und Gierneigung. ln bestimmten Situationen wird
hierzu .
über Motoreingriff auch die Motorleistung reduziert,
ASR-Motorregelung. Drehen beim Beschleunigen um den Schlupf an der Antriebsachse zu kontrollie-
beide Räder durch , so wird das Motordrehmoment ren.
soweit verringert, bis die aus der Drehzahl der Rä-
ROP (Roii-Over-Protection) . Durch diese Funktion
der ermittelte Umfangsgeschwindigkeit geringfügig
soll das Umkippen des Fahrzeugs bei hohen und
über der Fahrgeschwindigkeit liegt. Die ASR-Mo-
mittleren Reibwerten vermieden werden . Dazu wird
torregelung ist in allen Geschwindigkeitsbereichen
zuerst die Fahrzeuggeschwindigkeit reduziert und es
wirksam.
erfolgt ggf. ein Bremsen, bis keine kritische Kippnei-
Off Road ASR. Mithilfe eines Schalters, z.B. zum gung mehr herrscht.
Fahren mit Schneeketten oder im Gelände, kann das
ASR zum Freischaukeln ausgeschaltet werden . WIEDERHOLUNGSFRAGEN

ESP-Regelung mit Motor- und Bremseneingriff. Das 1 Aus welchen Bauteilen besteht eine Zweikreis-
Druckluftbremsanlage ?
System arbeitet in zwei Funktionen:
2 Erklären Sie die Funktion einer Druckluft-ABS-
• Bei niederem und mittlerem Reibwert wirkt es Anlage für Nutzkraftfahrzeuge.
dem Über- und Untersteuern und dem Einknicken 3 Welche Teilfunktionen kann eine EBS-Anlage mit
des Sattelzuges entgegen. ESP-Regelung erfüllen?
• Bei mittlerem und hohem Reibwert wirkt es dem 4 Welche Vorteile hat das EBS-System?
Umkippen entgegen .
ZZ Nutzfahrzeu technik 765

22.9 Startanlagen für Auf der Kollektorseite sind Einrückmagnet und ein
Steuerrelais angebracht.
Nutzfahrzeuge
Startanlagen bei Motoren bis etwa 12 I Hubraum Einrückmagnet und Steuerrelais. Wegen der bau-
können für 12 V oder 24 V ausgelegt sein. Größere lichen Anordnung des Einrückmagneten muss das
Starter, die für Hubräume bis 241 eingesetzt werden, Ritzel über eine Einrückstange, die durch die als
sind immer für eine Spannung von 24 V ausgeleg t. Hohlwelle ausgebildete Ankerwe lle führt, in axialer
Der Grund dafür ist, dass bei gleich großer Leistung Richtung zum Zahnkranz hin verschoben werden.
von zwei Startern bei 24 V-Anlagen nur der halbe Außerd em betätigt der Einrückmagnet über Auslö-
Strom gegenüber 12 V-Anlagen fließt (P= U ·I). Bei sehebel, Sperrklinke und Anschlagplatte die Kon-
höherer Spannung kann die Starterhauptleitung klei- taktbrücke des Steuerrelais. Das Steuerrelais schal-
ner dimensioniert werden . Da Leitung en mit einem tet in zwei Stufen den Startermotor ein.
kleinen Querschnitt wegen ihrer verhältnismäßig
großen Oberfläche die Wärme besser abführen kön- Kontaktbrücke Steuerrelaiskontakt
nen als solche mit einem großen Querschnitt, kommt
es somit zu einer geringeren Widerstandsänderung
durch Erwärmung bei Belastung. Der Spannungsab-
fall auf der Starterhauptleitung kann somit besser
beherrscht werden . Jedoch ist bei 24 V-Anlagen die
Gefahr der Kontaktkorrosion erhöht.

22.9.1 Startertypen
ln leichten Nutzkraftfahrzeugen werden im All-
gemeinen wie in Personenkraftwagen Schub-
Schraubtrieb-Starter eingesetzt. Bei schwe ren Nutz-
kraftfahrzeugen werden überwiegend zweistufige
Schubtrieb-Starter (Bild 1 und 2) in den verschie-
densten Bauformen, z.B. mit Reihenschluss- oder Lame ll enfre il auf Einrü ckmagnet Sperrklinke
Doppelschlussmotor, verwendet.
Das Schnittbild (Bild 1) zeigt den Aufbau eines zwei- Bild 2: Schubtrieb-Starter (Ruhestellung)
stufigen Schubtrieb-Starters mit Doppelschlussmo- Einspurgetriebe. Der Lammellenfreilauf sitzt auf
tor. dem Steilgewinde der GetriebespindeL Der Lamel-
Die Ankerwelle ist als Hohlwelle ausgeführt, die zur lenfreilauf kann auf dem Steilgewinde zusammen-
Ritzelseite hin zu einem Mitnehm erflansch ausgebil- gepresst werden und stellt den Kraftfluss zwischen
det ist. Dieser nimmt den Lamellenfreilauf auf. Starteranker und Ritzel her.

Lamellenkupplung Pol schuh Anschlagplatte

Einrückstange Auslösehebel

Getriebespindel

Einrü ckmagnet

Erregerwicklungen Anker Rückzugfeder Bürstenha lter Kohlebürste Kollektor

Bild 1: Zweistufiger Schubtrieb-Starter


766 22 Nutzfahrzeugtechnik

1. Schaltstufe- Vorstufe (Bild 1). Beim Betätigen des • ... bei Entlastung des Startermotors die Drehzahl
Startschalters wird die Magnetspule des Steuerre- des Ankers begrenzt wird und er somit keine
lais und die Haltewicklung (H) des Einrückmagneten unzulässig hohen Drehzahlen erreicht.
angesteuert. Über den Steuerrelaiskontakt (K) erhält
auch die Einzugswicklung (E) des Einrückmagneten ln der 2. Schaltstufe wird durch Umschaltung aus
Spannung. Durch die im Einrückmagneten entste- dem Reihenschlussmotor ein Doppelschlussmo-
hende magnetische Kraftwirkung wird nun die Ein- tor mit erhöhtem Drehmoment sowie Drehzahl-
rückstange axial verschoben, wobei das Ritzel in begrenzung bei Entlastung.
Richtung Zahnkranz gedrückt w ird .
Die Nebenschlusswicklung (N) des Startermotors ist Sobald das Losbrechmoment des Verbrennungs-
zunächst mit dem Starteranker in Reihe geschaltet. motors überwunden ist, beginnt der Startermotor
ln ihr wird ein schwaches Magnetfeld aufgebaut, das zu drehen; dies geschieht mit der Drehzahl-Drehmo-
ein geringes Drehmoment erzeugt. Der Startermotor ment-Charakteristik eines Reihenschlussmotors, d .h.
dreht sich langsam . bei Drehmomententlastung steigt seine Drehzahl
stark an .
ln der 1. Schaltstufe wird das Starterritzel unter
langsamem Drehen axial verschoben, um ein
sanftes Einspuren zu ermöglichen .

Bild 2: Schubtrieb-Starter (Schaltstufe 2)


Lamellenfreil auf Einrückm agnet Sperrklinke
Überholvorgang. Durch die Umkehr der Kraftrich-
Bild 1: Schubtrieb-Starter (Schaltstufe 1) tung wird der Kraftschluss im Lamel lenfreilauf ge-
löst; Startermotor und Verbrennungsmotor sind
2. Schaltstufe-Hauptstufe (Bild 2). Unmittelbar vor nicht mehr kraftschlüssig verbunden .
dem Ende des Einspurvorgangs des Ritzels wird die
Sperrklinke am Steuerrelais angehoben, wobei die Ausspurvorgang (Bild 2, Seite 765). Wi rd das Steu-
Kontaktbrücke im Steuerrelais schließt. Die Reihen- errelais stromlos, so wird auch der Einrückmagnet
schlusswicklungwird zugeschaltet, der Startermotor stromlos. Die Rückzugfeder (Bild 1, Seite 765) in der
nimmt jetzt den vollen Strom auf und gibt sein An- Hohlwelle drückt über die Einrückstange das Ritzel
triebsdrehmoment über den kraftschlüssig gewor- aus dem Zahnkranz heraus; im stromlosen Zustand
denen Lamellenfreilauf an das Ritzel we iter. des Starters sorgt sie dafür, dass das Ritzelaufgrund
von mechanischen Erschütterungen nicht in den
Während des Umschaltvorgangs im Steuerre-
drehenden Zahnkranz einspurt.
lais wird die Nebenschlusswicklung (N) auf Mas-
se geschaltet. Das Drehmoment wird erhöht. Die
zuvor in Reihe zu ihr liegende Einzugswicklung (E) Lamellenfreilauf
des Einrückmagneten wird stromlos, weil beide An- Aufgaben. Während des Startvorgangs ...
schlüsse an Plus (+) liegen. Dieser Schaltvorgang • ... das Ritzel kraftschlüssig mit dem Startermotor
bewirkt, dass ... verbinden.
• .. . der Reihenschlussmotor zum Doppelschluss- • ... den Kraftfluss bei eingespurtem Ritzel unterbre-
motor wird chen, wenn der Motor angesprungen ist.
• ... in der Nebenschlusswicklung ein starkes Mag- • ... das vom Ritzel auf den Zahnkranz übertragene
netfeld erzeugt wird und somit das Drehmo- Drehmoment begrenzen, wenn der Verbren-
ment erhöht wird nungsmotor blockiert (Überlastschutz).
22 Nutzfahrzeu technik 767

Aufbau (Bild 1). Der Lamellenfreilauf ist eine Art 22 9 2 Zusatzrelais in Startanlagen
Kupplung, die im Wesentlichen aus den metalli-
schen Außen- und Innenlamellen besteht. Zur Über- Sie werd en hauptsächlich in Startanlagen von Nutz-
tragung des Antriebsmomentes werden diese kraft- kraftfahrzeugen eingesetzt. Es gibt Zusatzrelais für
schlüssig zusammengepresst. Die Außenlamellen folgend e wichtigen Aufgabenbereiche:
sind mit dem Mitnehmerflansch, die Innenlamellen • Batterieumschaltrelais
mit dem Kuppelteil drehfest in Verbindung ; sie kön- • Startwiederholrelais
nen jedoch geringfügig beim Zusammenpressen • Startsperrrelais
axial verschoben werden. Der außenliegende Kup-
• Batterierelais
pelteil sitzt auf dem Steilgewinde, das auf der Ge-
triebespindel aufgebracht ist.
Batterieumschaltrelais
Es wird eingesetzt in Startanlagen, wenn die Bord-
spannung 12 V, die Starterspannung aus Gründen
der Stromverringerung beim Startvorgang 24 V be-
trägt. Die Anlage besitzt grundsätzlich zwei gleich
große Starterbatterien , die entweder parallel oder in
Reihe geschaltet werden (Bild 2).
Grundstellung (Bild 2). Die beiden Starterbatterien
sind parallel geschaltet. Das Bordnetz und die Gene-
ratorspannung betragen 12 V.

Bild 1: Lamellenfreilauf 12V

Ruhestellung (Bild 1a). Die Außen- und Innenlamel-


len liegen unter geringer Vorspannung. Damit wird
gesichert, dass das Kuppelteil beim Einspuren mit-
genommen wird . Starter

Kraftschluss (Bild 1b). Ist das Ritzel eingespurt und Bild 2: Batterieumschaltrelais- Grundstellung
wird es dabei vom Zahnkranz festgehalten, so wer-
den die Innenlamellen über das Kuppelteil, das auf
dem Steilgewinde verschoben wi rd, mit den Außen- Startstellung (Bild 3). Während des Startvorgangs
lamellen stärker zusammengepresst. Die Pressung werden die beiden Starterbatterien in Reihe geschal-
wird so weit fortgesetzt, bis das zum Starten erfor- tet. Der Starter liegt nun an 24 V, im Bordnetz ist wei-
derliche Startdrehmoment (Losbrechmoment) über- terhin 12 V vorhanden.
tragen werden kann.

Drehmomentbegrenzung (Bild 1c). Um den Star-


ter, das Ritzel und den Zahnkranz keinen unzulässig
großen Belastungen auszusetzen, ist die Kupplung
so ausgelegt, dass sie nach Erreichen eines maximal
zulässigen Drehmomentes durchrutscht (Überlast-
kupplung). 24V

Überholen (Bild 1d). Dreht nach dem Startvorgang


der Zahnkranz schneller als das Ritzel , so werden
die Innenlamellen über die Pressmutter vom Druck
entlastet, die Lamellenkupplung löst sich . Sie wirkt
dabei wie ein Freilauf. Dadurch können nach dem Starter
Starten des Motors keine gefährlichen Beschleuni-
gungskräfte auf den Anker übertragen werden . Bild 3: Batterieumschaltrelais- Startstellung
768 22 Nutzfahrzeugtechnik

Startsperrrelais Beim Startversuch unterbricht das Relais die Ver-


Es wird dann eingesetzt, wenn der Startvorgang bindung zwischen Kl. 50g und 50h, wenn nach
nicht unmittelbar wahrgenommen werden kann . wenigen Sekunden an der Starterklemme 48 nicht
Dies ist z.B. der Fall bei: mindestens 20 V anliegen. Dies ist dann der Fall ,
wenn das Ritzel nicht einspuren und das Steuerrelais
• Fahrzeugen mit Unterflur-oderHeckmotor
dabei den Hauptstromkreis (KI. 30) nicht schließen
• Startanlagen mit Fernbedienung kann .
• Vollautomatischen Startanlagen
30
Folgende Funktionen bezüglich des Starters müssen
50
erfüllt werden:
• Abschalten nach erfolgtem Start r - - - - · - - · - - · - -·----,
150g 48 .
• Startsperre bei laufendem Motor
• Startsperre bei auslaufendem Motor
• Startsperre nach Fehlstart I I
30 ~.Oh ·-·~·-·j
Das Startsperrrelais (Bild 1) verbindet nur dann
Kl. 30 mit Kl. 50f, wenn an Klemme D+ keine Span-
nung vorhanden ist. Weiterhin ist im elektronischen
Bauteil eine Zeitsperre integriert, die eine Start- 31
wiederholung erst nach einigen Sekunden zulässt.
Bild 2: Startwiederholrelais
30
50
Kombinierte Anlagen. Es gibt Starteranlagen , die
sowohl ein Startsperrrelais als auch ein Startwie-
derholrelais aufweisen. Dabei ist dem Startsperr-
relaisein Startwiederholrelais nachgeschaltet.
Die Kl. 50f des Startsperrrelais steuert die Kl. 50g des
Startwiederholrelais an (s. Bilder 1 und 2). Die Einzel-
funktionen beider Relais bleiben voll erhalten .

31 Batterierelais (Batteriehauptschalter)
Für elektrische Anlagen in Omnibussen und Tank-
Bild 1: Startsperrrelais wagen ist ein Batteriehauptschalter vorgeschrieben,
mit dem das Bordnetz von den Batterien getrennt
Startwiederholrelais werd en kann. Dadurch wird die Gefahr von Kurz-
Es wird ausschließlich bei schweren Nutzkraftfahr- schlüssen und Bränden bei Arbeiten am Fahrzeug
zeugen eingesetzt, die mit zweistufigen Schubtrieb- und bei Unfällen verringert.
Startern ausgerüstet sind und bei denen der Start- Im Stillstand lässt sich durch Abschalten des Bord-
vorgang nicht unmittelbar wahrnehmbar ist. Der netzes, insbesondere bei 24 V-Anlagen, die elektro-
Einsatz des Startwiederholrelais ist nur möglich, chemische Korrosion an spannungsführenden Tei-
wenn der Starter die Kl. 48 aufweist (Bild 2). len, die im Winterbetrieb salzhaitigern Spritzwasser
Bei normalem Startvorgang spricht das Relais nicht ausgesetzt sind, verringern.
an . Trifft jedoch Zahn auf Zahn, d.h. der Ritzelzahn
kann nicht in eine Lücke des Zahnkranzes gleiten, WIEDERHOLUNGSFRAGEN
erfolgt, trotzbetätigtem Einrückrelais, keine Kontakt-
freigabe für den Hauptstromkreis, da bei blockiertem 1 Welche Vorgänge laufen in der 1. und 2. Schalt-
stufe ab?
Starter das Einrückrelais bei zu langer Betätigung
thermisch überlastet werden kann . 2 Welche Aufgaben hat der Lamellenfreilauf?

Mithilfe eines verzögerten Öffnerrelais wird das Ein- 3 Welche Vorteile bietet ein Batterieumschaltrelais?
rückrelaisabgeschaltet und dann wieder eingeschal- 4 Welche Funktionen übernimmt ein Startsperr-
tet. Dieser Vorgang erfolgt so lange, bis das Ritzel relais?
einspurt und der Hauptstromkreis geschlossen wird.
769

Z3 Abl<ürzungen und Englische Begriffe


AAS Adaptive Air Suspension CPU Central Processing Unit EPHS Electrically Powered Hydraulic
ABC Active Body Control (Zentrale Recheneinheit) Steering (elektro-hydrau lische
ABA Active Brake Assist CR Common Rail Lenkunterstützung)
(Bremsassistent) CVT Continuous-Variable-Trans- ESO Elektronisches
mission (Stufenloses Über- Sperrdifferenzial
ABS Anti-Blockier-System
setzungsgetriebe) ESI Elektronische Service
ABV Automatische
Bremskraftverteilung cz Cetanzah l Information
OBA Dauerbremsanlage ESP Elektron ic-Stabi Iity-Prog ra m
AC Alternating Current
OC Direct Current (Gleichstrom ) (Elektronisches Stabilitäts-
(Wechselstrom)
Programm )
ACC Automat ie Cruise Control 01 Direct lnjection (Direkt-
einspritzung) ETS Elektron isches Traktions-
(automatische
system
Abstandsregelung) OIN Deutsches Institut für
Normung ETN Europäische Typnummer
ACC Adaptive Cruise Control
(Adaptive Fahrgeschwindig- OKG Doppelkupplungsgetriebe EuP Elektrisch unterwiesene
keitsregelung) Person
OME Digitale-Motor-Elektronik
ACEA Association des Constructeurs EWS Elektronische Wegfahrsperre
OMS Dehn messstreifen
Europeens d'Automobiles FBA Feststellbremsanlage
OOT Departement of
AOC Analog Digital Converter Transportalion FC Fuel Cell (Brennstoffzelle)
AOS Adaptives Dämpfersystem (Verkehrsministerium) FOI Fuel Direct lnjection
AGM Absorbent Glass Mat Battery OPNR Diesel Particualte and Nox (Benzi ndi rektei nspritzung)
(Gelbatteri e) Reduction System FOR Fah rdynamikregelung
AGR Abgasrückf ührung Drive Select FOS Fahrzeug-Diagnose-System
AGS Automatische Getriebe- OSC Dynamic-Stability-Control FET FeId effekttra n s isto r
Steuerung (Digitale Stabil itätskontrolle) FOT Fibre Optical Transcerver
AKS Automatisches Kupplungs- OVO Digital Versatile Disc (Lichtwellenleiter)
system OWA Diebstahl-W arnanlage FSI Fuel Stratified lnjection
AKSE Automatisches Kindersitz OWS Drehwinkelsensor (Benzindirekteinspritzung)
Erkennungsprogramm EAG Elektronisches Automatik- FWO Four Wheel Drive
ALB Automatisch lastabhängiger Getriebe (All radantrieb)
Bremskraftregler EBO Elektronisches GOI Gasoline Direct lnjection
ALWR Automatische Bremsdifferenzia l (Benzi ndi rektei nspritzu ng)
Leuchtweitenregulierung EBS Elektronisches Bremssystem , GMR Giermomentregelung
APB Automatische Parkbremse Elektronischer Batteriesensor GPS Global Positioning System
ASC Anti-Siipping-Control (Anti- ECE Economic Commission (Weltweites Positions-
Schlupf-Regelung) for Europe (Europäische bestim m ungssystem)
ASG Autom atisiertes Schalt- Wirtschaftskommission) HBA Hilfskraftbrem san lage
Getriebe ECU Electronic Contro l Unit HOC Hili Descent Control
ASHEV Axle Split Hybri d Electric (Steuergerät) (Bergabfahrassistent)
Vehicle EOC Electronic Diesel Control HOK Halbdifferential-
ASR Antriebsschlupf-Regelung (Elektron isches Diesel-Motor- Kurzschlussringgeber
ATF AutomatieTransmission Fluid m anagement) HEV Hybrid Electric Vehicle (elekt-
(Automatikgetriebeöl ) EOS Elektronische risches Hybridfahrzeug)
ATL Abgasturbolader Differenzialsperre HFM Heißfilm -Luftmassenmesser
AU Abgasuntersuchung EGS Elektronische Getriebe- HHC Hili Hold Control
Steuerung (Berganfah rhilfe)
BAS Brem sassist ent
EHB Electro-Hydrau lic- HLM Hitzdraht Luftmassenmesser
BBA Betriebsbremsanlage
Braking-System (Elektro- HSV Hochschaltverhinderung
BEV Battery Electric Vehicle Hydraulisches-Bremssystem )
HU Hauptuntersuchung
BZE Batteriezustandserkennung EKS Elektronisches Kupplungs-
HUO Head Up Display
CAN Controi-Area-Network (rech- system
nerg estütztes Datennetz) (Frontscheibenanzeige)
EMV Elektro-Magnetische-
HV High Voltage (Hochvolt)
CB Common Ball Verträglichkeit
HVT Hochvo lttechniker
COI Common Rail Diesel lnjection

II
EOBO On-Board-Diag nose für
(Commo n Rail Einspritzung) HWT Heizungsw ärmel auscher
Europa
CNG Compressed Natural Gas IC lntegrat ed Ci rcuit (Integrierte
EPB Elektro-Pneumatische-Bremse
(Erdgas) Schaltung )
23 Abl<ürzungen und Englische Begriffe

IDI lndirect lnjection (Ind irekte MOZ Motor Oktanzahl ROM Read Only Memory (Nur-Lese
Einspritzung) MSR Motor-Schleppmoment- Speicher)
IMA Injektor Mengenabgleich Regelung ROZ Research Oktanzahl
ISG Integrierter Starter Generator MV Magnetventil RSV Rückschaltverhinderung
ISO International Organization NBF Nadelbewegungsfühler SAC Self Adjusting Clutch
for Standardization NEFZ Neuer Europäischer (Selbstnachstel lende
(Internationale Fahrzyklu s Kupplung)
Organistation für NF Niederfrequenz SAE Society of Automotive
Standardisierung) Engineers (Automobil-
NFZ Nutzfahrzeug
KAT Katalysator
NIT Network Idie Tim e
i ngenieu rverei n igu ng)
KSG Kurbelwellen Starter SBC Sensotronic Brake Control
NLS Needle Lift Sensor
Generator (elektrohydraulische Bremse)
(Nade lbewegungs-Sensor)
LAN Local Area Network SCR Selective Catalytic Reduction
NTC Negative Temperature
(Se lektive katalytische
LCD Liquid Crystal Display
Coeffizient (Tempe ratur-
(Fi üssigkeitskristaii-Display) Reduktion)
abhäng iger Widerstand)
LDR Light Depending Resistor soc State of Charge (Ladezustand
OBD On Board Diagnose der Batterie)
(I ichtabhängiger Widerstand)
PCU Pump Control Unit SP Sicherheitsprüfung
LED Light Emittin g Diode
(Pum pensteue rge rät)
(Leuchtdiode) SRS Supplement Restraint System
PDC Park Distance Control (Sicherheits-Rückha ltesystem)
LIN Local lnterconnect Network
Einparkhilfe)
LilonBat. Lithium Ionenbatterie STP Shielded Twisted Pair
PDE Pumpe-Düse-Element (Doppelt abgeschirmte
LLR Leerlaufregelung
PHEV Plug-ln Hyb ri d El ectric Vehicle Leitungen)
LMM Luftmengenmesser
PM Particulate M atte r STVZO Straßenverkehrszulassungs-
LPG Liquid Petroleum Gas (Rußpartike l) ordnung (Deutschland)
(Fiüssiggas/Autogas)
PS Pressure Sensor suv Sport Utility Vehicle
LS Lambdasonde
PTC Positive Temperature TCS Traction Control System
LV LowVoltage Coeffizient (Temperatur- (Antriebsschlupfregelung
LWL Lichtwellenleiter abhäng ige r Widerstand)
THZ Tandem-Hauptzylinder
LWR Leuchtweitenregelung PWM Pulsweitenmoduliertes
TÜV Technischer Überwachungs-
LWS Latentwärmespeicher Magnetventil vere in
MAF Mass Air Fl ow RAM Random Acces Memory TWI Treat Wear lndicator
(Luftm assenmesser) (Schreib-Lese Speicher)
(Reifenabnutzungsindikator)
ME Motorelektronik RDS Radio Data System
uw Unfall Verhütungsvorschrift
MODIC Mobiler Diagnose Computer (Radiosender Datensystem)
VA Vorderachse
MOST Media Oriented Systems RHO Right-Hand Driver WÜK/
Transport (Rechtslenker)
WK Wandler-Überbrückungs-
MME Motormomenteingriff RKS Reifendruck-Kontroii-System kupplung
23 Abi(Ürzungen und Englische Begriffe

A Drosselklappenpotentiometer - G
Abblendscheinwerfer - t hrottle-va lue pot enti omet er Gaswechselsteuerung -
low-beam head lam p Druck - pressu re gas excha nge co ntrol
Abgasnachbehandlung - Druckbeanspruchung - Gefrierschutzmittel - anti-freeze
exhaust-gas treatment com pressio n stress Gelenke -joints
Abgasturbolader- Druckluftbremsanlage - Gelenkwellen - propell er shafts
exha ust-gas t urbocharger air brake system
Gemischbildung- m ixture f orm at io n
Abschleppen - towin g Drucksensor- pressure se nsor Geschwindigkeit -speed
Achskräfte- axle f orces Düsenhalter- nozzle ho lder Getriebeöl- gea rbox oil
Achsvermessung - axle alig nment Düsennadel - nozzl e pin Gitterrahmen - space fram e
Allradantrieb - all-wheel dri ve Dynamische Aufladung - Gleitreibung - sli din g f ricti on
Amtliche Kennzeichen - dyna m ic supe rchargin g
Glühen- annea ling
license numbers Gurtstraffer - belt tensio ning syst em
Anhänger-trailer
Ansaugrohr - ind uction pipe Eigendiagnose - self-d iag nosis H
Antriebsarten - types of dri ve Eingabegeräte-input devices
Haftreibung - st atic fri ctio n
Antriebswelle- drive shaft Einspritzanlage - injectio n system Hallgeber - hall ge nerator
Aufladesysteme - Einspritzdüsen- injecti on va lves Hauptbrennraum -
supe rchargi ng syst em s Einspritzmenge - injecti on qu antity m ain com bustio n cham be r
Ausgleichsgetriebe- differenti al gea r Einspritzventil - inj ecti on va lve Hauptzylinder - m aste r cyli nder
Äußere Gemischbildung - Elektrochemische Korrosion - Hebel - Ievers
exterior mixt ure preparati on electrochemi ca l co rrosion Heckmotor- rea r engine
Elektronisches Bauelement- Heißfilm-luftmassenmesser -
electro ni c co mponent hot-film air-mass m et er
Begrenzungsleuchten - clea rence li ghts Elektronisches Fahrpedal - Heizungssystem - heat er syst em
Beschleunigung - acce lerati on electro nic t hrottl e co nt ro l Hinterradantrieb - rea r-w heel drive
Beschteunigungssystem- Erdgasantrieb -natural gas drive Hochdruckpumpe-
acce lerat ion syst em Erste Hilfe - f irst aid hi gh- pressure pu mp
Betriebsbremsanlage - Hubkolbenmotor - recipro catin g eng ine
service brake syst em F Hubraum - displ acem ent
Betriebserlaubnis - type ap prova l Fahrerlaubnis - driv ing permit
Blockschaltplan -block d iag ram me Fahrtrichtungsanzeiger-
Brandschutz- f ire p rotecti on direction indi cat or Impulsgeberrad-trigger w hee l
Bremse- brake Fahrzeugbetriebserlaubnis - Indirekte Einspritzung -
Bremsenprüfung - brake t est vehicle ty pe approva l indirect injectio n
Fahrzeugsicherheit - ve hicl e safety Induktiver Drehzahlsensor -
Bremskraftverstärker -
brake powe r assist unit Fahrzeugzulassung - inducti ve speed senso r
ve hicl e reg ist rati on Induktivgeber -
Bremsleuchte- stop lamp
Faustsattel - fl oatin g brake in ductio n-type pulse-generat or
Bremsscheibe - brake disc
Federkennlinien- spring characteri sti cs Innere Gemischbildung-
Bremsschlauch- brake hose
Federrate -sp ri ng rat e interior mixture form at io n
Bremstrommel- bra ke drum
Federung - suspe nsion
Bremsweg - braking dist ance K
Fehlercode - error-code
Kältemittel- refri ge rant
c Fehlerspeicher auslesen -
Karosserie - body
fau lt-storage rea dout
Cetanzahl - cet ane number Karosserieblech- body sheet
Fehlertypen - failure m ode
Chemische Korrosion- Katalysatoren- catalysts
Felgen - ri m
chem ica l co rrosion
Fensterheber, elektrisch - Kleinkraftrad - li ght m ot orcycle
w ind ow reg ul ato r, electrica l Klimatisierung- air co nditioning
D
Fernlichtscheinwerfer - Klopfsensor - knock se nsor
Diagonalreifen - crossply tyres Kolben - pist on
m ai n-bea m hea dlamp
Diebstahlschutzsystem - Kolbenbolzen - piston pin
Fliehkraft - ce ntrifuga l force
anti-t heft system
Flüssigkeitskühlung - Kolbengeschwindigkeit - pi sto n speed
Dieselmotor - diese i engine
liquid age nt coo ling Kolbenringe - pist on ri ngs
Direkte Einspritzung - direct inj ecti on
Fremdaufladung - Korrosionsschutz-
Drehmoment - torqu e ext ern al charge r eq ui pm ent corrosio n preve ntio n
Drehsteller- rot ary actu at or Fremdzündung- Kraftstoffbehälter - f uel ta nk
Drehstrom - t hree- phase current ext ern al ly su pplied ignitio n Kraftstofffilter - fu el filter
Drehstromgenerator - altern ator Frontmotor- fro nt eng in e Kraftstoffförderpumpe -
Drehzahl- rotational speed Frontscheibenanzeige - f ue l-supply pump
Drehzahlgeber- speed se nsor Head Up Display Kraftstoffverbrauch - fu el co nsumptio n
23 Abl<ürzungen und Englische Begriffe

Kreuzgelenk - cardan joint Reibungszahlen - friction coefficients u


Kugelgelenk- ball joint Reifen - tyre Überholen - overtake
Kupplung- clutch Riementrieb - belt drive Übersetzung - Iransmission ratio
Kurbelwelle- crankshaft Rollreibung - rolling friction
Übersteuern - aversteering
Rückstrahler- reflex reflector
L Umgebungsdarstellung -
Surround-View
Lacke- paints, lacquers s Untersteuern - understeering
Lackierverfahren - painting technique Sauerstoff - oxygen
Ladedruckregelung - Saugrohrsensor-
boost-pressure control V
intake-manifold sensor
Lambda-Regelung- Iambda control Saugrohrsysteme - Variable Ventilöffnungszeiten -
Leerlaufeinrichtung - idle control intake-man ifold systems variable valve opening time
Leistung - power Schalter - switch Ventile - valves
Luftkühlung -a ir cooling Scheinwerfer - head lamp Verbrennungsverfahren -
Luftverhältnis - air-fuel ratio Schließwinkel - dwell angle combustion principle
Schlussleuchte - taillamp Vergaser- carburettor
Schmierfett - lubrication grease Verteilereinspritzpumpe -
Magnetventil -solenoid valve Schmieröl - lubri cating oil distributor injection pump
Masse - mass Schräglaufwinkel -slip angle Verteilergetriebe - transfer box
Maßstäbe -scales Schraubendreher- screw driver Verzögerung - deceleration
Mengenstellwerk - Schraubenfeder - coi l spring Viertaktverfahren -
fuel quantity actuator four-stroke principle
Schraubensicherung -
Mischungsverhältnis- mixture ratio
screw locking device Vorkammer - precombustion chamber
Motoröl - engine oil
Schutzgasschweißen - Vorschriften -regulations
Motorschmierung - engine lubrication inert gas shielded arc welding
Vorspur- toe-in
Schweißen - welding
N Vulkanisieren - vulcanise
Schweißnähte - weid seams
Nadelbewegungssensor - Schwimmwinkel -attitude angle
needle-motion sensor w
Schwingsaugrohraufladung
Nebelscheinwerfer -fog lamp Wälzlager - antifriction bearing
ram-effect supercharging
Nebelschlussleuchte - Warnblinkanlage -
Sechskantschraube- hexagon screw
fog warning lamp hazard warning system
Seitenkamera-System - Side View
Niveauregulierung-
Sekundärluftsystem - Wartungsstecker bei Hochvolt-
Ievei control system
secondary-air system systemen-Service Disco nnect
Nockenwelle - camshaft
Selbstzündung - auto-ign ition Wasserstoff - hydrogen
Nockenwellenverstellung -
camshaft control Sensoren - sensors Widerstandsmoment -
Servolenkung - power steering section modulus
Nutzleistung - effective power
Sicherheitsglas - safety glass Wirbelkammer - turbulence chamber
0 Sicherheitsvorschriften - Wirkungsgrad - efficiency
Öffnungswinkel- opening angle safety regu lations
Ottomotor - spark-ignition engine Signalarten -type of signal z
Sitzverstellung - seat adjustment Zahnräder - gear-wheels
p Spannungssprungsonde -
Zahnradtrieb - gear drive
Partikelfilter - particulate filter voltage-jump sensor
Zapfendüse - pintle nozzle
Personenkraftwagen -passenger car Spreizung - spreading
Spritzversteller - timing device Zentralverriegelung -
Planetengetriebe - planetary gear
central locking system
Pleuelstange - connecting rod Spur - trace
Zündanlagen - ignition systems
Pneumatik- pneumatic Starterbatterie- starter battery
Steuerdiagramm -timing diagramme Zündkennfeld - ignition map
Potentiometer - potentiometer
Stromlaufplan - schematic diagramme Zündkerze -spark plug
R Sturz - wheel camber Zündspule - ignition coil
Rad -wheel Zündvorgang - ignition process
Radialreifen - radial ply tyre T Zweitaktverfahren -
Radialwellendichtring- radial shaft seal Transitar - Transistor two-stroke principle
Rahmen - frame Transmission - Kraftübertragung Zylinder - cyl inder
773

Z4 Sachwortverzeichnis
Aktive Drehzahlfühler 548 Arbeitsglieder . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
2D-Achsvermessung .. 493 Aktive Kopfstütze 704 Arbeitsschutz . . . . . . . . . . . • . . . . . 47
3D-Achsvermessung . .. . . .. . ... . 494 Aktiver Korrosionsschutz 473 Arbeitsschutzgesetz 47
(IT)-Netz 387 Aktive Ruckeldämpfung .. 318 Arbeitsspeicher (RAM) 77
Aktive Sicherheit .. . . . . .. . .. . . . 457 Arbeitsweise, Zweitaktmotor . . . . 358
Aktives Sperrdifferenzial ..... . 448 Arbitrierung .............. 675
Aktive Sternstruktur . . . .. . .. . . . 79 Argumentation . . . . • . . . . . . 61
Aktives Zuhören . . . . .. . . . .. . . . 60 Aromate . . . . . . . . . . . . . . 28, 29
Abbiegelicht . . . . . . . . . . .... . . 614
Aktivlenkung .......... . . . . . 485 Arrays . . . . . . . . . . . . . 616
Abblendlicht . . . . . . . . . . . . 611
Aktormodul .. ... .. . . . . . .. . ... . 327 Aschebildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 356
ABC . . . 513
Alarmanlage 701 ASR . . . . . . . . . . . . . . . 545, 551
Abfälle zur Beseitigung . . . . 42
Alarmarten . . 702 ASR für Druckluftbremsanlagen . . 762
Abfälle zur Verwertung . 42
Alarmauslösung . . ... . ... ... . . . . 702 Asynchrone Drehfeldmaschine . . . 385
Abfallarten . . . . . . . . . . . . 42
Altin-Verfahren .. 212 Asynchrone, ereignisgesteuerte
Abfallverzeichnisverordnung (AW) 42
Alkylieren ...... . 30 Datenübertragung 671
Abgasanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . 336
Allgemeine Geschäftsbedingungen Asynchronmaschine . . . . . . . . . . . . 385
Abgasgrenzwerte 340
(AGB) ... .. ... ... ... 57 Asynchronmotor . .......... . . . . 385
Abgasgrenzwerte, Dieselmotor . . . 352
Allradantrieb . . . . . . . . . . . . . . . 397, 449 Audit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73
Abgasrückführung . . . . . . . . . . 292, 341
- m it Kronenraddiffe renzial .... .. 453 Aufbau der metallischen
- Überwachung . . . . . . . . . . . . . 349
- Nutzfahrzeugtechnik .......... 746 Werkstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171
Abgasrückführung (AGR) . . . . . . . . 353
Altautoentsorgung 44 Aufbau der Motorsteuerung ... 248
Abgastemperatursensor . . 307
Altautoverordnung (AitautoV) . 44, 45 Aufbau einer lackierung 475
Abgasturbolader . . . . . 263
Alternative A ntriebskonzepte 367-383 Aufbau eines Computersystems 77
Abgasuntersuchung 340 Alternative Energieträger 367 Aufbau eines Kraftfahrzeugs ... . . 12
Abgasuntersuchung bei Altöle bekannter Herkunft 43 Aufladung .. . . ..... . ...... .. . . . 261
Fremdzündungsmotoren . . . . . . 347 Altöle unbekannter Herkunft 43 Aufladungssysteme . 261
Abgas-Wärmetauscher . . . . . 689 Altölverordnung (AitöiV) 43 Auflaufbremse . ...... .. . ...... . 544
Äbgaszusammensetzung . . . 352 Aluminium (Al). . 185, 456 Aufschäumung des Motoröls ... . . 234
Abkanten . . . . . . . . . . . . 118, 122 Aluminiumlegierungen 185 Aufschlaghorn . ....... . .. . 605
Abkürzungen . . . 769 ALUSIL-Verfahren . . 212 Auftragsabwicklung ... .... . . . 65, 69
Ablaufsteuerungen 98 AM .... . .. .. . . ............ . . 664 Auftragsannahme . .... . • . . . . 66
Abmessungen von Nfz . . . . . . . . . . 735 Ampere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 558 Auftragsbest ätigung . .... . .. . . 69
Abregelung . . . . .. . ... . .. 318 Amplitudenmodulation 664 Auftragsverfahren ... .. .• . . .. ... 474
ABS ............ 545 Analogmultimeter . . . . . . . . . . . . . . 566 Ausbeulen 471
Abschlusswiderstände 675 Anfangsfeld . . 676 Ausbeulvorgang ... ..... . . . . ... . 471
Abschnittsreparatur 470 Anhängerbremsanlage 756, 760 Ausbeulwerkzeuge 471
Absetzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 Anhängersteueranlage 753 Ausgleichsgetriebe . . . ......... . 443
ABS für Druckluftbremsanlage 761 Anhängersteuerventil . . 760 Ausgleichssperre . . 444
Absorptionsschalldämpfer 338 Anlassen 182 - m it Lamellenkupplungen 445
Absperrventil . . . . . . 274, 301 Anordnung der Nockenwelle 248 Ausgleichswellen ... .... .. . . 230
ABS-TCS-System ......... . . . . . . 730 Anordnung der Ventile . . . . 248 Auslasssteuerung 362
AC Alternating Current 558 Anreißen . . . . . . . . . . . . . 110 Auslassventile .. 249
ACEA-Spezifikationen . . . . . . . . . . 37 Ansauglufttemperaturfühler 295 Auspuffanlage 363
Acetylenflasche . . . . . . . . . . . . . . 157 Ansaugsystem . . . . . . . . . . . . . 281 Auspuffanlage, Zweiräder 716
Achsbauarten . . . . . . . . 498 Antenne . 663 Ausrücker ... . ... .. .. ... . 401
Achsgetriebe . . . 440 Anti-Blockier-System . . 545, 551 - hydraulisch .. .. . .. . .. . . 403
Achsschenkellenkung 480 Antiblockiersystem, Zweiräder 731 Ausschalten 324
- Zweiräder . . 727 Antriebe mit Brennstoffzellen 393 Ausschwingvorgang 644
Ackermann-Prinzip 480 Antriebsachsen Außengewinde schneiden 131
Active Body Control 513 - Nutzfahrzeugtechnik 747 Außenkonussynchronisier-
Active Brake Assist (ABA) 555 Antriebsarten . .. .... . 396 einrichtung 415
Adaptive Cruise Control (ACC) 706 - Nutzfahrzeugtechnik 746 Außenläufer 385
Adaptive Ant riebsschlupf-Regelung 545,551 Außenreinigung . . . . . .. . ... . . . . 23
Fahrgeschwindigkeitsregelung . 706 - für Druckluftbrem sanlagen 762 Auswuchten 526
Adaptive Scheinwerfersysteme . . . 613 Antriebsschlupfsystem TCS, Autobahnlicht . 615
Additive 36 Zweiräder 730 Autogas . ..... . ..... 34
Adhäsion . . . . . 163 Antriebsstrang . 396 Automatikgetriebe 421-436
Adressorientierte - Nutzfahrzeugtechnik 746 - adaptive Getriebesteuerung 434
Datenübertragung .. .. 673 - Zweiräder 720 - elektro-hydraulische
Äußere Gemischbildung 277 Antriebswellen . ....... . 437-440 Steuerung . . 427-430
Äußere Sicherheit . . . .. . .. . . . 464 Anzugsstromphase . . ... . 324 - gestuft . . .. . . . . • . ... ... . . 421
AGB 57 API (American Petroleum Institut) . 36 - Kupplungen . . 429
AGR-Kühler .... . . 244 API-Kiassifikation .. 37 - Öle 38
Airbag .. 461 App .. 712 - Ölkreislauf 421
- Sicherheitsvorschriften . 463 Arbeit, elektrisch 562 - Schaltelemente .. 429
Airless-Spritzen 474 Arbeiten unter Spannung 387 - Schaltprogramm 431
AKS 406 Arbeitsdiagramm . . . . . .. . . . 204 - Schaltpunktsteuerung . 431
774 24 Sachwortverzeichnis

- Scha ltqual itätssteuerung 431 Betriebsstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28


- stufenlos . . . . . . . .... . 435 Betriebstemperatur . . . . . . . . . . . . . 239 CAN . . . . . . . . . . . 675
Automatikölkühler . .. . ......... . 244 Betriebs- und Hilfsstoffe . . . . . . . 17 1 Cetan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28, 29
Automatische Getriebe . . . . . . . . . . 41 7 Bewegungsgewinde . . ... . ... .. . 145 Challenge-Response . . . . . 695, 701
- Zweiräder . . . . . . . . . . . . . 72 1 Bezeichnung der Ei se nwerkstoffe . 175 Chemische Eigenschaften . . . . 168
Automatisches Kupplungssystem 406 - der NE-M etalle. .... 184 Chemische Korrosion . . . . . 169
Automatisch-lastabhängiger Bezeichnungssystem für Stähle Chemische Wirkung . . . . 571
Bremskraftregler . . . . . . . . . . . 759 nach EN .. .. .. .. .. .. . 176 Closed-Deck-Ausführung . 211
Autotelefon . . . . . . . . . . 663 Bezugsmarkengeber . . . . . . . . 285, 296 CNG .... . ... . . 34
Axialkolben-Verteilereinspritz- Biegeumformen ...... . . . . ... . .. 117 Cold Filter Plugging Point . . . . . . . . . 32
pumpe (VE-EDC) ............. 331 Biegevorgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 Coldstarter . . . . . . . . . . . . . . 679
Axiallager . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 Binärsystem . . . . . • . . . . . . . . . 76 Common-Raii-Druckregelung . . . . 320
Biodiesef . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33, 395 Common-Raii-Einsteller-Regelung 320
Bioethanol . . . . . . . . . . . . . . . . 33 - hochd ru ckseilig .. . . ... . . . . . .. 320
Bipolarplatten . . . . 393 - saugseitig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 320
Bake-Hardening-Stähle . . 179 Bit. ... 76 Common-Raii-Hochdruckpumpe .. 321
Balligkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220 Bi-Xenon . . . . . . . . . . . . . 613 Common-Raii-Systeme ...... . .. . 3 19
BAS .... . . . . . . . .. . .. . . ... . . ... 545 Blattfedern . . . . . . . 503, 749 - mit Druckverstä rkung (x-Pulse) 741
Batterie . . . . . . . . . . . • . . 6 17 Blechbearbeitungsverfahren 121 - für Nfz . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 738
Batterie Blechknabber .. . .. .. . ...... . ... 141 Common-Raii-Zweisteller-Regelung 320
- , Bauarten ... .. .-. . . 620 Blechschere 141 Compressed Natural Gas (CNG) . . . 34
- , El ekt rochem ische Vorgänge . . 618 Blechschrauben 147 Continious-Damping-Control (CDC) 509
- , Entso rgung .. . .. ... . ........ 62 1 Blendenwalze .. . ... . , ........ . . 61 4 Controller . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 672
- -ha u ptschalter . .. ... . .... . . . . 768 Blindwiderstand .. . ..• . ..... ... . 580 Controller Area Network 675
- , Ka pazität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 618 Blow-by-Gase . . . . . . . . . . . . . 234 Cracken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
- , Ken nzeichnung .. . . . .. .... .. 6 18 Bördeln .. .. . .. . . . .. .. .. . .. 123 Crash-Entriegelung . . . . . . . . . . . 697
- , Ladege rät e . . . . . . . . . . . . . . . . . 623 Bohren . . . . . 134-136 Creep-Regelung 420
- , Lad un g . . . . ... . .. . . ........ 622 Bohrer schleifen . . . . . . . . . . . . . . . . 135 Cruise Control . . . . . . . . . . 706
- , Ne nn span nu ng . .. .. . .. . . ... 618 Bohrmaschinen . . . . . . 135 Cyclohexan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
- , Prüfung .. . . .. . ... . .. . ..... . 622 Bohrsches Atommodell . . 556 Cycloparaffine . . . . . . . . . . . . . 29
- -relais .... . .. . . . .. . . . . . . . ... 768 Boostern . . . . . . . . . . . . . . 324
- -schäden . . . . . . . . . 620 Boost-Funktion 380
- -senso r . .. . . . ............ . .. 62 1 Bordnetzmanagement . . . . . . • . . . 633 D
- -umschaltrelais . ............. 767 Bordnetzsteuergerät . . . . . . . . . . . . 598 Dämpfung . . . . . . . . . . . . . . . 682
Bauarten von Klimaanlagen . . . . . . 690
Bottom-Feed-Ventile.. . 295 - Zweiräder . . ....•. . ...... 727
Baugruppen .. .. .. .. .. .. .. .. .. . 12
Boxfilter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Datenbussysteme . . . . . . . . . . . . . . 670
Baustähle .. .. .. .. .. .. .. .. .. 177
Brandschutzordnung . . . . . . 48 Datenfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 676
Bauteile der Druckluftbremsanlage 757
Bremsassistent . . . . . . . . . . . . 545, 555 Datenfernübertragung (DFÜ) 80
Bauteile der Motorsteuerung . . . . . 249
Bremsbacken . . . . . . . . . . . . . . . . . . 536 Datenfestlegung . . 673
Bauteiltemperaturen . . . . . . . . . . . . 239
Bremsbeläge . . . . . . . . . . . . 539 Datenkommunikation . . . . . . . 78
Beanspruchung des Schmieröls . . 233
Bremsbelagabdrehmaschine . . 140 Datenschutz . . . . . . . . . . . • . . . . . . . 81
Bedarfsgerechte Servicestrategien 19
Bremsdruckminderer . . . . . . . 543 Datensicherung . . . . . . . . . . . . . . . . 81
Bedienung von
Bremsen .. . ... . ... .. . . • ... 529-555 Datenübertragung . . . . . . . . . . . . . . 79
technischen Systemen . . . . . . . . 17
- Zwei räde r . . . . . . . . . . . . . . . . . . 729 - im Kraftfahrzeug .. . . .. . .. . 670
Befestigungsgewinde .. . ... . .. . . 145
Bremsenkennwert C . . . . . . . . . . . 535 Datenverarbeitung im Autohaus . . 68
Behandlungsbedürftiges Abwasser 44
Seladungsvorschriften . . . . . . . . . 735 Bremsenprüfung .. . ... . .. . 541 Dauerbremsanlage (DBA) .... 529, 761
Belagfederung . . . . . . . . . . . . . . . . . 401 Bremsflüssigkeit .. . ... . . . . 40 Dauerkunde . . . . . . . . . . . . . . . 55
Beleuchtung im Kfz . . . . . . . . . . . . . 608 Bremskraftverteilung ..... . . . .. . 543 Dauermagnetismus . . . . . . . . . . . . 577
Belüftung . . . . . . . . . . . . . . 688 Bremskreisaufteilung 532 DC Direct Current . . . . . . . . . . . . 558
Benzinabscheider . . . . . . . . 44 Bremsleuchten . .. .. .. . . . . . ... . . 530 De Dion-Achse . . . . . . . . . . . . . 499
Benzin-Direkteinspritzung 302 Bremslichtschalter . .. . .. .. .. . .. . 601 Dehnstoffelement . . . . . . . . . . . . . . 242
- Betriebsarten . . . . . . . . . . . . . . . . 302 Bremsscheibe . .. .. ... . ... .. . .. . 538 Dehnstoff-Thermostat . . . . . . . . . . . 242
Benzineinspritzung . . .. . ... . .. . 279 Bremstrommel . ...• . ........... 536 Dellendrücken . ........... . .... 471
Benzol ... . . . ... . ..... . ... . ... . 29 Bremsvorgang ....• . .. .. . .. .. .. 531 Desachsierung . . . . . . . . . . . . . . . . . 220
Beratungsgespräch .. .... . . ... . . 59 Bremsweg . .. . . . . .. . .. .. .. . . . . . 531 Destillation 29
Bergabfahrhilfe . . 554 Bremszylinder . . ... .. . . . . . . . .. . 759 - , At mosphärische . . . . . . . . . . . . 29
Berganfahrhilfe .. . . . 554 Brenndauer .... . .. . .. . ... . .. . 644 - , fraktionierende . . . . . . . . . . . . . . 29
Berührungskorrosion 170 Brennende .. . ............... . . 644 - , Vakuum- . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
Berufsgenossenschaftliche Brennschneiden von Stahl . . . . .. . 158 Destillieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
Information . . . . . . . . . . . . . . 387 Brennspannung 644 Dezimalsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
Beschichten . . . . . . . . . . . . . . 112, 164 Brennstoffzelle . .. .. . . .. . .. . . . 393 Diagnose . . . . . . . . . 684, 686
Beschleunigung . . . . . . . . . . . . . . . . 277 Brennstoffzellenstack ..... • . . . 394 Diagnosefähigkeit 318
Beschleunigungssensoren 514,661 Brennstoff-Zuheizer ...... .. . . . 689 Diagnose-Tester . . . . . . . . . . . . . 686
Bestätigungsfeld . . . . . 676 Brückenschaltung von Diagnose von Isolationsfehlern 388
Betankungsausgleichsbehälter ... 274 Widerständen 570 Diagonalreifen . . 520
Betriebsanweisungen . . . . . . . . . . . 50 Bügelmessschraube . . . . . . . . . . . . 104 Dichtheitsprüfung . . . . . . . . . . 247
Betriebsausgleichsbehälter 273 Bürstenlose Motoren . . . . . . . . . . . 637 - Brem se . . . . . . . . . . . 540
Betriebsbremsanlage (BBA) . . 529, 754 Busstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 Dichtungen . . . . . . . . . . . . 196
Betriebsbremsventil . . . . . . . 758 Busteilnehmer . . . . . . . . . . . . . . . . . 672 Diebstahlschutzsysteme . 695
Betriebsdatenerfassung 282 Butan . . . . . . . . . . . . . 28, 29 Diebstahlwarnanlage (DWA) 701
Betriebsorganisation . . . . 53- 74 Byte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 Dienstvertrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
24 Sachwortverzeichnis 775

Dieseleinspritzverfahren 313 Drosselventile . . . . 92 Einsatzstähle 178


Dieselkraftstoffe ..... . . 31 Druckabbau (ABS) 547 Einscheiben-Sicherheitsglas . . 463
Dieselmotor 200 Druckabbau (ESP) . . . . • . . . . . . . . . 553 Einspritzaggregat 289
- Arbeitsweise ..... . . . . . .. . 201 Druckaufbau (ABS) 547 Einspritzanlagen für
- Merkma le . ... ..... .. . . .... . . 200 Druckaufbau (ESP) . . 553 Nfz-Dieselmotoren 737
- Nageln .. .. . 202 Druckbegrenzungsventil .. 93, 323, 740 Einspritzdüsen 335
- Verbrennungsabla uf ...... . .. . 202 Druckgießen . . . . 113 Einspritzung
- Zündverzug ...... ... . .. . . 202 Druckhalten (ABS) . . . . . . 547 direkt 279
Dieselpartikelfilter . . . 355 Druckhalten (ESP) 553 - , Ei nzelpunkt- .. . . . . ..... .. .. . 279
Differenzdrucksensor 299 Druckhalteventil . . 326 - , ind irekt ....... .... . .. •..... 279
Digitalmultimeter ... . .. . . ... . . . 566 Druckluft-ASS . . . . 761 - , interm ittierende . . . . . . . . .... . 280
DIN EN ISO 9000 ....... .. . . .. . . 71 Druckluft ABS/ ASR-Anlage 762 - , M ehrpu nkt- ..... . . . .. .. . . 279
Dioden 583 Druckluftbremsanlage . . . . . 753 , seq uenti elle ... • . .. . ... .. . 280
Diodenlampe 684 Druckluftversorgungsanlage .. 90, 753 , simu ltane . ........ . . . . 280
Direkte Einspritzung .. . .. . .. ... . 313 Druckminderer . . 157 - -venti le . . . 294
Direkte Messung . . 563 Druckmodulation, , zylinderse lekti ve .. . .. ...... . 280
Direktes Berühren ... . .. .. . .. . . . 572 Common-Raii-Nutzfahrzeug 741 Einspurgetriebe . . . . .. . .. ...... . 639
Direktschaltgetriebe (DSG) ..... . 418 Druckprüfgerät . . . . . . . . . . . . . . . . 247 Einteilung der Kraftfah rzeuge ... . 12
Dominanter Pegel .. .. .. . .. . .. . . 674 Druckregelung, - der Nutzkraftwagen . . .. . 734
Doppelaufladung ... . . ..... . . . . . 266 Common-Raii-Nutzfahrzeug 739 - de r Werkstoffe .. . . . . .. . 170
Doppelgelenke . ..... . ..... . . . . . 439 Druckregelventile . . . . . . . 93, 322 Einteilung und Verwendung
Doppelkupplung . ... . ....• . ... . 407 - VE-Pu m pe. . . . . . . . . . . . . . .. 331 der Stähle ...... . . . . 177
-bauarten ... . ... . . . 408 Druckregler .. . . .... .. ..•... 753, 757 Einwandbehandlung ... 61
-getriebe . . .. .. . . . . . . .. . . . . . 41 8 Drucksensor . . . . . . . . . . . . . . . . . 322
Einzelradaufhängungen 498, 500
- , nass . ..... . ...•. .. . .. ... .. . 408 - -g lühkerze .. .. . .. . . ... . ...... 316
Einziehen . . .. . . . 122
-prüfung .......... .. . . .. . . . . 410 Drucksteuerventil 307
Eisen-Gusswerkstoffe . . . 170
, trocken .. . . .. . 409 Druckumformen .. . . .. . .... .... . 119
Eisen-Kohlenstoff-Schaubild . . . . . 180
Doppellöseventil .......... . 760 Druckumlaufschmierung . .. . 233
Eisenwerkstoffe ... ........... . . 173
Doppelquerlenkerachse .. . . . 498 - Zweiräder .... . . 718
Elastischer Lenkfehler . .. .. ..... . 497
Doppelschlussmotor ......... . . 636 Druckventile . .. . . .. .. . .. ...... . 93
Elastizität ... . . 167
Doppelverriegelung .. . . .. . .. . . . 697 Druckverlustprüfung 217
Elastokinematik . . . . . .... . . . 497
Doppelzündunq . . .. .. . . • ... . .. . 647 Druckverstärkung,
Elastomere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189
Dornniete . . 152 Common-Raii-Nutzfahrzeug 741
Elektrisch angetriebene
Dozer ........... . . 469 Duo-Servo-Bremse . . . . . . . . . . . 535
Kühlmittelpumpe ... .. . 246
DPNR (Diesel Particulate and NO. Durchsetzen . . .. . . .............. 123
Elektrische Anlage, Zweiräder . . 722
Reduction System) . . . . . . . . . . . 357 Durchsetzfügen (Ciinchen) . . . . . . . 152
Elektrische Antriebsmotoren 384
DPNR-Filter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 357 Duroplaste . . . . . . . . . 188
Dynamic Cruise Control . . . . . . . . 706 Elektrische Fensterheber 698
Drallkanäle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313
Drallklappe . . . . . . . . . . . 313 Dynamic Segment . . . . . . . 679 Elektrische Motoren 635
Drehen . . . . 137, 138 Dynamiklenkung . . . . . 487 Elektrischer Zuheizer .. .. . . . 689
Drehfeldmaschinen . . . . . . . . . . . . . 384 Dynamische Aufladung . . . 261 Elektrische Schaltung (ABS ) 550
Drehmeißel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 Dynamische Dichtungen. . 196 Elektrische Servolenkung 483
Drehmomentbegrenzung . . . . . .. . 318 Dynamische Drehmoment- Elektrisches Fahren ... ..... .. . . . 373
Drehmomenthyperbel . . . 411 verteilung .. 451 Elektrisches Feld 664
Drehmomentschlüssel 150 Dynamischer Abrollumfang 523 Elektrische Steuerungen ..... . . 95
Drehmomentunterstützung . . . . . . 373 Dynamischer Kompressionstest 329 Elektrisch unterwiesene Person .. 387
Drehmomentwandler . .......... 421 Dynamisches Kurvenlicht .. . 613 Elektrisch verstellbare Außenspiegel 705
- Kenn linie n . . . . . .......... 422 Dynamische Unwucht .. 526 Elektrochemie ............ . . . . . 580
- Me rkma le .. . . .. . .. . ......... 422 Dynamische Zielführung .. 711 Elektrochemische Korrosion .. .. . 169
- Überbrückungskupplung ...... 423 Elektrochemische Spannungs-
Drehratensensoren 661 reihe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169, 581
Drehschemellenkung . . . 480 Elektrodenformen, Zündkerze . . . . 654
Drehschiebersteuerung 361 EBS, Nutzfahrzeugtechnik 763 Elektrofachkraft (EFK)
Drehstabfeder . . . . . . . . . . . . . . . . . . 504 Echtzeitfähigkeit ........ . 67 1 Fahrzeugtechnik 387
Drehstrom . . . 577 Ecotronic .. .. ........... . 436 Elektrofahrzeuge . . . . . 392
- Dreiphasenwechselspannung 577 EDC (Eiectronic Diesel Control) 317 Elektrokraftstoffpumpe . . . . . . . . . . 271
- Dreiphasenwechselst rom . . . . 384 EDS-Bremskreis ............ . 447 - zweistuf ig 272
- -generator . . . . . . . . . . . . . . . 624 EGR (Exhaust Gas Recycling) . .. . 353 Elektrolyse 580
- -generatoren, Zweiräder . . . . . . . 722 Einfluss der Zusatzstoffe auf die Elektrolyt . . 617
- -motoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 384 Eisenwerkstoffe . . ..... .. . .. . 175 Elektromagnetische
Drehzahlbegrenzung . . . . . . . . . . . . 293 Einklemmschutz .. . . 698 Verträglichkeit .. . . . . . . .. . 386, 668
Drehzahlfühler .......... . .. 285, 547 Einkalben-Hochdruckpumpe 322 Elektromagnetismus . . . . . . . . . . . . 578
Drehzahlsignal . . . . . . . . . . . . . 285 Einkomponentenklebstoffe 163 Elektromotorische Zentral-
Dreieckschaltung . . 577, 625 Einkomponentenlacke 476 verriegelung . .. 696
Dreipunkt-Lenker . . . . . 496 Einlasskanalsteuerung 313 Elektronen 556
Dreiventiler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249 Einlasssteuerung 361 - , -Ieitung . ... . .... . . .. . .... . . 557
Drossel . . . 692 Einlassventile 249 - , -mangel .............. . .... . 557
- -anstell er . . 289 Einparkhilfe . .. . . . 708 - , -strom richtung . . . 558
- -potentiomet er . . . . . 284, 295, 660 Einpresstiefe, Räder . . 517 - , -Überschuss ............. . 557

II
- -schalter . . 660 Einrohr-Gasdruckdämpfer 508 Elektronische Bauelemente . . 582
- -steiler . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291, 293 Einrückrelais . . . . .. . . .. .. . .. . 638 Elektronische Dieselregelung
Drosselrückschlagventile . . . . . . . . 92 Einsatzhärten ........ . ..... . . . . 183 (EDC) . . . 317
776 24 Sachwortverzeichnis

Elektronische Fahrwerk-Regel- Fahrgeräusche, Kfz .. 336 Formschlüssige Verbindungen 143


systeme .............. 545 Fahrlichtsteuerung . 6 14 Fotodiode 590
Elektronische Ladedruckregelung . 265 Fahrwerk .. 478 Fotoelement . . . . . . • . . . . . . . . . . . . 575
Elektronischer Schlüssel . . . . . . . . . 700 - Nfz ... . 749,752 Fototransistor . .. .. . .. .... . 591
Elektronischer Türgriff . .. ....... 700 Fahrwerksvermessung 492 Fotowiderstand . . . . . . . . . . . . . . 589
Elektronisches Auskunftssystem . 69 Fahrzeug Fräsen .. • ....... . ... 133
Elektronisches Bremssystem 763 - -aufbau 454-472 Frässtifte . . . . . . . . . . . . . . . . 128
- Nutzfahrzeugtechnik . . . 763 - -bau 457 Fragetechniken . . . . . . . . . 60
Elektronische - -lackierung . . . . . . . ..... 474 Freiformen . . . . . . . . . . . . . . 119
Scheibenwischerregelung 705 - -pflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23-27 Freiformreflektoren . . . . . . . . . . . . . 612
Elektronisches Messsystem, - -wäsche . . . . . . 24 Freilaufdiode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 607
Karosserie 468 ~~~ 1M Freischalten . . . . . . . . . . . 391
Elektronisches Sperrdifferenzial . . 446 Fanfarenhorn . . . . . . . . . . . . . . . . . . 605 Freisprecheinrichtung . . . . . . . . . . . 712
Elektronisches Stabilitätsprogramm Faustsattel-Scheibenbremse . . . 537 Freiwillige Selbstverpflichtung . . 45
(ESP) ....................... 552 FDR . . . . . . . . . . . . . . . . .. 545, 552 Freiwinkel 125
Elektronisches Steuergerät (ABS) . 549 Federbein 511 Fremdaufladung . . . . . 263
Elektronisches Zündschloss . 700 Federung 501 Fremdkraftbremsanlage . . . . . . . 753
Elektronische Wegfahrsperre - Nfz . . . . . . . . . . 749 Frischölschmierung . . . . . . . . . . . 362
(EWS) . . . . . . . . . . .31 8, 695 - Zweiräder . . . . 727 Frontalaufprall . . . . . . . . . . . . . . . . . 459
Elektronisch geregelte Glühkerzen 315 Fehler-Oszillogramme . . 658 Frontmotor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 396
Elektronisch geregelter Fehlerstrom-(FI)-Schutz- Fügen ................. 112,1 43-165
Thermostat 246 einrichtungen . . . . . . . 573 Fügeverbindungen 143
Elektrophorese-Verfahren 475 Fehlersuche, geführt . . 687 Führungsnebellicht 615
Elektro-pneumatische Getriebe- Fehlersuche mit dem Tester . . . . . 687 Führungsstil . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
Steuerung . . . 748 Feilen . . . . 128 Füllungsgrad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203
- Zentra lverriegelung . 696 - Hieba rten ...... .. . . • . . . . .. . . 128 Füllungskanäle . . . . . . . . . . . . . . . . 313
Elektro-pneumatische - Hiebnummer 128 Füllungsoptimierung . . . . . . . . . . 254
Steuerungen 96 Feinbearbeitung . . . 139, 140 Füllungsregelung . . . . . . . 261
Elektrotechnik 556-592 Feingießen 114 Fünflenker-Vorderachse . . . . . . . 499
Elektrotechnischer Laie ... . . 387 Feldeffekttransistor . . . . . . . . . . . . . 586 Funkenlage . . 654
Eloxieren .... . .... . 474 Feldstärkemessung . . . . . . . . . . . 669 Funkenstrecke . . . . . . . . . . . . . . 654
Empfangsantennen 665, 700 Felgen ............. 517 Funk-Fernbedienungssystem . . 699
Empfangsstörungen .. . . .. 668 - Abmessungen 517 Funktionseinheiten eines Kfz . . . 13
EMV ............. . 386,668 - Bezeichnungen 517
Enddrehzahlregelung 318 - -reiniger . . ............. 23
Endefeld 676 - -schlagkompensation 493
Energieumsetzende Systeme 16 Fernlicht . . . . . . . . . . . . . . . 6 11 Galvanisches Element . . 575
Englische Begriffe 769 - , -assistent 614 Galvanisieren . . . . . . . . . . 165, 581
Entlastungsrelais . . . . . . . . . . . . . . . 601 Fertigungstechnik . . . . . . . . 111- 124 GAP .. ... ....... . .... 368, 371
Entlüften der Bremse 540 Feste Schmierstoffe . . . . . . 192 Garantie . . . . . . . 57
Entlüftungsventil 274 Festigkeitsklassen von Gasanlagenprüfung . . . . 371
Entsorgung . . . . . . . . 41 Schrauben und Muttern 148 - , wiederkehrende . 368
Entwicklung des Kraftfahrzeugs 11 Festsattel-Scheibenbremse 537 Gasdruckdämpfer, Zweiräder 729
EOBD ........ 348 Feststellbremsanlage (FBA) 529 Gasentladungslampen 609
- Fehlerspeicher auslesen 350 Feststellbremse . . 535 Gasfeder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 504
EPS-Getriebesteuerung .. 748 Feststellbremssysteme . 539 Gasmengenverteiler . . . . . . . 370
Erdgas .. . . . . . 34 Feststell- und Hilfsbrems- Gasschmelzschweißen . . . . . 156
- ,-antriebe 367 anlage (Nutzfahrzeuge) 753, 754 Gassensoren . . . . . . . . . . . . . . 662
Erhöhter Ölverbrauch ..... . . . .. . 237 Feststell- und HUfsbremsventil 759 Gassystemeinbauprüfung 368, 370
Erregerstromkreis 627 Feststoffe . . . . . . . . . . . . . 340 Gasungsspannung . . . . . 619
ESD ..... 446 FET.. ....... . . . . . . .. .. .. . .. 586 Gateway .......... ... 79, 633
ESD/EDS-Hydraulikeinheit . . 447 ~~ - 2~n Gebaute Nockenwelle . . . 252
ESP ... . ..... . 552 - , Arten . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Geber
ESP-Regelung, Nutzfahrzeug- - , Aufbau 2~22 - für Drosselklappenstel lung 300
technik .. 764 - , Wartung 22 - für Fahrpeda lstellung 299
Europäische On board Diagnose . 348 Flachstrom-Einschieber-Vergaser . 717 - für Saugrohrklappenst ellung . . . 307
Europäischer Fahrzyklus .. 340 Flammhärten ........... 182 Geberzylinder . 403
EVA-Prinzip . . 13, 15, 75,85 Flammstartanlage . . . . 744 Gebläsekühlung der
Expansionsorgan ..... 692 Flexible Service-Intervalle . 18 Akkumulatoren 380
Expansionsventil 692 FlexRay-Datenbus . . . . 678 Gebläseluftkühlung .. 240
Externer Momenteneingriff 318 Fliehkraftkupplung . . 719 Gebotszeichen .. ... .. . 50
Extern geregelter Fliehkraftversteller . . . . . . . . . . . . . 649 Gefährdungsbeurteilung 47, 49
Kältemittelkompressor . 692 Flügelzellenpumpe . . 331 Gefährdungsfaktoren 48
Flügelzellenversteller 256 Gefährliche Abfälle 42
Flüssige Schmierstoffe . . . . . . . . . . 192 Gefahrstoffzeichen 51
Flüssiggasantriebe . 369 Gefederte Massen . . 502
Fachkundige(r) für Arbeiten an Flüssiggastank . . . . . . . . . . . . . . . . . 369 Gefrierschutzmittel 39
HV-Fahrzeugen . . . . . . . 387 Flüssigkeitskühlung . 240 Gefüge des Metall .. . .. . . . . . . 172
Fahrdynamik . . . . . . . . . . . . 478 Flüssigkeitsreibung 192 Geführte Fehlersuche 328
- , Regelung . . . ........... 545, 552 Förderphasen-VP44 335 Gegen Wiedereinschalten sichern . 391
- , Zweiräder . . . . . . .... . 725 Förder-und Resthubphase der PLD 743 Gegossene Nockenwellen 252
Fahrerassistenzsysteme . . . 706-710 Formlehren . . . . . . . . 106 Gelenke ... . ..... ...... . 437-440
24 Sachwortverzeichnis 777

Gelenkwellen 437-440 Grundöle 0 •• 0 •• 0 0 •••• • • 0 • • • • 35 Hochdrucktest 328


Gemischbildung . .. .. .. . . . .. 270, 276 Gruppengetriebe . . 747 Hochdruck-Wasserstoffbehälter 394
- , Dieselmotoren ... . .......... 310 GSP . . . .. . .. . . 368,370 Hochfeste Stahlbleche . . . . . . . . . 456
- , Ottomoto ren 275 Gummifedern 0 • 0 0 • • • • • • • • • • • • 504 • • Hochfrequenztechnik 663
- , Zweiräder . . . 717 Gürtellinie . . . .....• 0 • • 458 Hochlauftest . 0 •••• 742 0 • 0 •• 0 0 0 0 0 • • •

Gemischte Schaltung 563 Gurtkraftbegrenzer . . . 0 0 0 •• 0 . 461 Hochtonhorn 600


Gemischverteilung, Dieselmotor .. 310 Gurtstraffer 460 Hochvolt-Batterie 0 377
• 0 • 0 0 0 0 0 • • •

Gemischzusammensetzung . . 276 Gusseisen Höhenkorrektur . . .. . 318 0 0 0 0 •• 0 0 • • •

Genauigkeitsklasse . . . . . . 565 - m it Kuge lgrafit 174 Höhenreißer ...... 11 0 0 • 0 • 0 0 • 0 0 • 0 0

Generator . . 597, 624 - m it Lame ll eng raf it 173 Homogenbetrieb 303


- , Bauarten .. . . ............ 630 mit Verm icu largrafit 174 Homogenes Gemisch 276
- , Feh ler ... . 632 Homoger-Kiopfschutz-Betrieb . . . 303
- , Kennzeichnu ng . .. .. . .. . . . . 630 Homoger-Schicht-Betrieb . 303
- , Prüfung ..............• . ... 632 Honen ..... 140 0 •• 0.

-regel . . . . .. . . . . . . .. . ... . 574 Härte 167 Hub .. 0 •• 0 •• 0 ••••• 79 0 0 0 0 0 0 0 0 0 .

, Regelung .......... . . 628 Härten von Werkzeugstahl .. 181 Hubraumleistung . . . . . . . . . . . . . . . 209


-scha ltung ........ . .. . ...... . 629 Haftfilter . . . . 20 Hubverhältnis . . . 209
Geometrische Fahrachse .. . . . 478 Haftreibung. . . .. . .. . .. . .. 191 HV-eigensicheres Fahrzeug 387
Geräteanschlüsse, Druckluft- Halb-Differenziai-Kurzschluss- HV-Leitungen . . . . . . . . . . . . . 390
bremse . . . .. .. . .. . .. . . . 753 Ringgeber (HDK) . . . . . . . . . . . . . 333 Hybridantriebe . . .. . . . .. . .. . .. . . 371
Geräteschutzsicherungen . 557 Halbleiterwerkstoffe . . 560, 582 Hybridgenerator ....... 462 0 • 0 • 0 • 0 • •

Geregelte Rotorpumpe . . 235 Halbleiterwiderstände . . . . . . . . . 588 Hydractives Fahrwerk . . . . 506 0 0 • 0 •

Geschäftsleitung 68 Halbstarrachse . . . . . . . . . . . . . . . . . 500 Hydraulikeinheit (ESD) . . . 447 0 • • • •

Geschichte des Kraftfahrzeugs 11 Haldex-Kupplung 0 • • 452 Hydraulikfilter .. 0 • 22


0 •••• 0 • 0 • • 0

Geschmiedete Kolben .. ..... . . 222 Hallgeber . . . . .....•. 286, 548 0 •


Hydraulikplan SBC . . . . . . . . . . . . . 554
Geschwindigkeitsregelanlage 706 Hall-Generator . . 59 1
0 0 0 0 0 • • • • • • •
Hydraulische Bremse .. 53 1 0 •• 0 • 0 •

Gesenkformen 120 Hallsensor ..... 0 0 • 0 548


0 •
Hydraulische Kupplungsbetätigung 402
Gesenkschmieden ... ......... . 120 Hallspannung . . . 287 Hydraulischer Bremskraftverstärker 543
Gesetz Boyle-Mariotte .. . . . 204 Halogenlampen 609 Hydraulischer Koppler . . . 327
Gesetz Gay-Lussac ........... . 204 Haltestromphase 0 • 0 324
•• 0 • •
Hydraulischer Ventilspielausgleich 250
Gesetzliche Vorschriften (Bremse) 530 Handelsformen der Stähle . . . . . . . 179 Hydraulische Servolenkung . . . . . . 482
Gestufter Tandem-Hauptzylinder 534 Handreibahle 0 • 0 0 • 0 129
• •
Hydraulische Steuerung ... 90-94 0 • 0 •

Getriebeausgangskennlinien .. 411 Hardware 75 Hydrieren .. 30 0 • • • • • • • • • •

Getriebeöle ...... . ....... .. . .. . 38 Hartmetalle . . . . . 11 5 Hydroaggregat .. 547 0 ••• 0 0 • • • • • •

- Achsget riebe 38 Haupteinspritzung 312 Hydroantrieb . . . . . . . . . . . . 244


- Automatikgetriebe .. ... . .. . . . . 38 Hauptplatine (Motherboard) 77 Hydrolager 0 • • 215
- Scha ltgetriebe .............. . 38 Hauptsteuergrößen .... 281,282,317 0
Hydropneumatische Feder . 505 0 0 • •

Getriebeölkühler ........ . 244 Hauptstromölfilter . . 236 Hypoidantrieb . 440


GewässerverschmutzunQ . 41 Hauptzylinder . . .. . . ... . 532 0 • • •• • • •

Gewebescheibengelenke 440 Hebeleisen 47 1


Gewinde 144 Heckmotor 396
- -bohrer 130 Heckscheibenwischer 598 ICs . 0 0 0 0 0 0 0 0 0 592
0 0 0 0 . 0 . 0 0 0 0 0 • • •

- -einsätze 147 Heißfilm-Luftmassenmesser 283, 295 IGBT .. 0 •• 0. 0 •• 0 382


... ..

- -normung .. . . .. .. . . . . . .. . . 145 Heißleiter .. . . . 559, 588 IGR ...... 373 0 0 0 0 0. .

- -profile . . . . . . . . . .. .. . . . . . . 144 Heizflansch 316 Indirekte Einspritzung 313


- -schneiden . . .. . .. . .. . . . . 130 Heizung .. . . .. .. .. .... ...... 688 Indirekte Messung . . . . . . . . . . . . . . 563
- , Schmie rm ittel 131 Heizwiderstand 603 Indirektes Berühren . . . 572
Gieren 478 Heptan .. 0 ••• 28, 29 Individualregelung . . 546 0 •••• 0 •• 0 •

Gießbarkeil . .. . 168 Heterogenes Gemisch . 276 0 •• 0 0 ••••


Informationsumsetzende Systeme 17
Gießen . . . 113 Hexadezimalsystem .. 76 0 •• 0 0 • 0 •
Infotainmentsysteme . . . . .. . 71 0-71 2
Gleasonverzahnung 441 High-Solid-Lacke .. 0 477
•• 0 • 0 0 0 0 0 • 0 •
lnfrarot-Fernbedienungssystem . . 699
Gleichlaufgelenke 439 Hilfsbremsanlage (HBA) 529 Injektor . . . . . . . . . . 7 40 0 0 • 0 •• 0 • • •

Gleichmäßige Flächenkorrosion 170 Hilfskraftbremse . . 542 Injektorcode . . . .... 328 0 •• 0 • •

Gleichrichterschaltungen 583 Hilfskraftlenksysteme 481 lnjektormengenabgleich (IMA) . . . 328


Gleichrichtung .. . . . .. . . . 624 HUfsstoffe 0 ••••••••••• 28 • o o 0 • • • •
Injektor mit Magnetventil . 323
Gleichspannungswandler Hili Descent . 0 0 •• 0 ••• 554 0 • • • • • • • • • •
Injektorsteuerung . 324 0 • • • •

(DC/DC-Wandler) . . . . . . 381 Hili Holder . .. . .. 0 0 0 554


0 0 0 0 0 0 0 0 0 • • • Injektortausch ... 328 0 •• 0 0 0 0 0 0 0 0 • •

Gleichstrom ... 558 - , Fu nktio n . . • • 420


0 • •• • • 0 • •• • •
In-Une-Filter 0 0 0 0 021 0 0 • 0 • •

- -motore n . . 635 Hinterachsen 499 ln-Une-Pumpen . . . . . . . 271


Gleitlager 193, 230 Hinterradantrieb 396 Innengewinde schneiden 130
- -ba uarten 194 Hinterradführung, Zweiräder . . . 728 Innenhochdruckumformen (IHU) . 120
Gleitreibung 191 Hitzdraht-Luftmassenmesser . 282 Innenläufer 385
Global Positioning Systems Hochdruck-Abgasrückführung 353 0 •• Innenmessschraube 105 0 • • • •

(GPS ) ... . ... . . . . . . . . . . 71 1 Hochdruck-Einspritzventil 304 Innenraumfilter . . . . 22


Global Warming Potential 40 Hochdruckkreis . .. . .. . .. . 307 Innenraumüberwachung . . . 702
Glühen .. . .... . . . . . 181 Hochdruckprüfung .. . 540 Innenreinigung . . . . 27
Glühstiftkerzen ..... ... .. . 314 Hochdruckpumpentypen, Innere Gemischbildung .... 277, 310 0 0

Glühzeitsteuerung . . . . .. 314 0 0 0 0 0 • 0 0 Common-Raii-Nutzfahrzeuge 739 Innere Sicherheitszone . 459 0 0 •• 0 0 • • •

Grenzlehren 0 0 0 0 0 0 • • 0 106
• • •• • • • •• • - 4-Ko lbe n-Hochd ru ckpu mpe 739 0 • 0 • Innermotorische Abgasrückführung 353
Großkunde 0. 0 •••••••• 55 • • •• • • • •• - Dre ikolben hoc hdruckpu mpe . . 739 Inspektionsplan .. . .. .. .. . .. .. 18, 19 ~~
Grundlagen der Informations- - Zwe iko lbe nh ochdruckpum pe 739 Instandhaltung .. . .. .. . 18 0 • 0 0 0 •• 0 •

technik .. ... . .. . .. .. 75 0 0 •• 0 •• 0 Hochdruckreiniger 0 25


•••••• •• • •••• Instandhaltungspläne . .. . 18 0 0 0 • 0 0 0
778 24 Sachwortverzeichnis

lnsulated Gate Bipolar Transistor 382 Knoten .. . . . . . . . . . . . . . . . . 672 Kraftstoffverbrauchsmessung . . . 273


ln-Tank-Pumpen ................ 271 Kohäsion . . . . . . . . . . . . . . 163 Kraftstoffversorgungsanlagen . . . . 270
lntegrated Circuits 592 Kohlenmonoxid . . . . . . . . . . . . . . . . 339 Kraftstoffvorratsanzeiger . . . . 273
Integrierte Schaltungen . . . . . . . . . 592 Kohlenwasserstoffe, unverbrannt . 340 Kreiselpräzision . . . . . . . . . . . . . . . 725
Intelligente Generator Regelung . . 373 Kokillenguss . .. . . ... .......... . 114 Kreiskolbenmotor . . . . . . . . . . 365-366
Interferenzeffekt . . . . . . . . . . . . . . . . 337 Kolben .............. .. .. . . . . . . 220 Kreislaufwirtschafts- und
lnterkristalline Korrosion . . . . . . . . 170 - -abmessungen ..... .. ....... . 221 Abfallgesetz . . . . . . . . . . . 42
Interner Speicher . . . 77 - -ba uarten ......... . . .. .. ... . 222 Kreuzgelenk . . . . . . . . . . . . . . . . . 438
Inverter 381, 393, 394 - -besc hichtung ... . .. ... .. . . . 222 Kristallgitter der reinen Metall e . .. 172
Ionenleitung . . . . . . . . . . 558 - -bo lzen . . . . .. ..... . . 224 - von Metalllegierungen 172
Ionisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 558 - -bolzenmont age .. . . . . ... . .. . 228 Kronenraddifferenzial . . . . . . . . . . . 453
lsolated Terra . . . . . . . .. . . . . . . . . . 387 - -fresse r 224 Kubisch flächenzentrierter Kristall 172
Isolationsfehler . . . . . . . . . . . . • . . . . 388 - -montage . . 225 Kubisch raumzentrierter Kristall 172
Isolationsprüfgerät . . . . . . . 389 - -ringe ............•.. . .. . . . 223 Kühler ........... 244
Isolationswiderstand . . . . . . . . . . . . 389 - -ringzone . . . . . . . . . . ...... . . 221 Kühler-Einfüllverschluss . . 246
Isolierstaffe . . . . . . . 560 - -rückstellung ............ . . . . 537 Kühler Klimaanlage . . . . . . 244
Isooktan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 - -schäden ........ .. . 224 Kühlflüssigkeitspumpe . . . 242
Isoparaffine . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28, 29 - -Werkstoffe 221 Kühlflüssigkeitstemperatur . . . . . . 241
Kombination von Abgasturbolader Kühlungsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . 239
und Kompressor . . . . . . . . . . . . . 269 Kugelgelenke . . . . .. . . ...... . 439
Komfortschließung . . . . . . . . . . . . 697 Kulanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
Kältemittel . . . . . . . ....... . 40, 693 Komfortsitze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 704 Kundenarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
- kre islaut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 691 Komfortsysteme . . . . . . . . . . . . . 703 - -bindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
Kälteprüfstrom . . . . . . . . . . . . . . . . . 619 Komforttechnik ...... . . . ..... . . 688 - -dienst . . . . . . . . . . . . . . . . 18, 54, 68
Kaltleiter ......... . .. . ... . . 559, 589 Kommunikation . . 53-74 - -Orienti erung . . . . . . • . . . 54
Kamerabasierte Einparkhilfen 709 Kommutation . . . . . . . . . . . . . . . . . . 635 - -zufriedenh eit . . . . . . . . . . . . . 54, 67
Kamm'scher Reibkreis . . . . . . . . . . 545 Komponentenschutz . . . . . . . . . 383 Kunststoff . . . . . . . . . . . . . . . . . 187
Kardanantrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . 720 Kompressionsdruckmessung . . . . . 216 - Karosse ri e . . . . . . . . . . . . . . . . . 456
Kardanfehler . . . . . . . . . . . . . . . . 438 Kompressionsdruckschreiber 216 - Reparatur . . 457
Karosserie . . . . . . . . . . . . . . . . . 454-472 Kompressionsprüfung, dynamische 216 Kunststoffteile pflegen . . . . . . . . . . 27
- -bau . .... ... .. . . . .. . . ... . ... 455 Kompressionstest . . . . . . . 742 Kunststoffüberzüge . . 165
- -bauformen ... . .. .. . ... 454 Kompressor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 757 Kupfer (Cu) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185
- -bauweise n .............. . ... 454 Kompressorfanfaren 605 Kupplung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 398
- dreidimensionale Vermessung . 466 Kondensator . . . . 580 - Zweiräder .. .. .. .. .. 719
- vermessen . . . . 465 Kondensator (Verflüssiger) 692 Kupplungsbeläge . . . . . . . . . . . . . . . 400
- zwe idimensionale Vermessung 466 Konfliktlösung im Team . . . . . . . . . 64 Kupplungsbetätigung . . 401
Katalysator . . . . . . . . . . . . . 341 Konservierungsverfahren . . . . . . . . 473 - elektromechan isch ..... . . . ... 410
- Betriebsbedi ngun ge n .. . .. . ... 343 Kontinuierlicher Verbesserungs- Kupplung selbstnachstellend (SAC) 399
- Wirkungsweise .......... ... . 342 prozess .................... . 73 Kupplungsprüfung . . 404
- , -Übe rwach ung 348 Kontrollfeld .. . .. .. . . . . 676 Kupplungsscheiben . . . . . . . . . . . . . 400
Katalytischer Brenner 355 Kontrollstellung ..... . . . . . . .. .. . 756 Kurbelgehäuse . . . • . . . . . . . . 210
Kaufvertrag 56 Körperschluss .. . ... .. • . ........ 388 - -entlüftun g . . . . . . . . . • . . . . . . 236
Kegelrad Korrekturgrößen ........ . . . 281 Kurbelkröpfung . . . . . . . . . . . . . . . . 229
- -Achsgetriebe 440 - Gemischbildung .... . 287 Kurbeltrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220
- -Ausgleichsgetri ebe 443 Korrektursteuergrößen ......•... 317 Kurbelwelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229
- -Mittendifferenzi al .... .. . .. . . 450 Korrekturwinkel .. .. .. . .. ..... . 252 Kurbelwellenlager .. .. ... .. . 230
Kegelsenker ... . ...... . .... ... . 136 Korrosionsarten .... 170 - -s piel ..... . . . . ... . . . . 231
Keilschneiden . .. . 142 Korrosionsbeständigkeit 168 Kurvenlicht
Keilwinkel ... . .. . .. . ..... . .. .. . 125 Korrosionsschutz an - , dynamisch 613
Kennfeld einer ZweisteHer-Regelung 321 Kraftfahrzeugen . . . . . . . . . . . . . . 473 - , statisch 613
Kennfeldgesteuerte Kühlssysteme 246 Kraftfahrzeug . ... .. ..• . . .. .. . 11-40 Kurzhubsäge . 127
- Nockenwe ll enverstellung 254 Kraftradarten . . . 713 Kurzschlussprüfung .... . .. ... . . . 641
Kennfeldregelung .......... . . . 317 Kraftradmotoren 716 KVP .. . ... . .. . .. . .. . . . . . ..... . 73
Keramikglühkerze ... . . .. .. . 316 Kraftschlüssige Verbindungen .... 143
Kerbzahn-Profile ..... . . . . . . .. . 153 Kraftsensoren . . . . . . . . . . . . . . 662
Kettenantrieb . .. . . .. . .. . . . . 253, 720 Kraftstoffbehälter 270
Keyless go . .... . . . . . . .... . 699 Kraftstoffdruckregler ........ 272, 289 Lackarten .......... 476
Kipphebel .......... . 253 Kraftstoffdrucksensor . . . . . . . . . . . 307 Lacke ... . .. .. .......•.....•... 476
Kleben . ...... . ...... . .... . . .. . 163 Kraftstoffe . . . . . . . . . . . . 28 Lackpflege ....... . .. . . . . . . . . . . . 25
- Fahrzeug scheiben . . . . . . . . . . . 470 - , Gasförmige . . . . . . . . . . . . 34 - -m ittel . . . ...... ... . . ... . 26
- Karosserie . . . . . .. . . .. . .. . 470 - , Synth etische . . . . . . • . . . . . . . . 33 Ladeanschluss . .... . ... . . . .... . 383
Kleinkrafträder . .. . . . . .. . ....... 7 13 - aus Pfl anzen . . . . . . . . . . 32 Ladedruck .......... . .. . .... .. . 264
Klimaanlage ............ 690 Kraftstofffilter . . . . . . . . . . . . . . . 21 , 272 Ladedruckregelu ng ........ . ... . 264
Klimatisierung . . . . . . . . . . . . 688 Kraftstofffördermodule . . . 273 - mit Bypass-Klappe .. . .... . .. . 264
- Kraftfahrzeugen . . . . 690 Kraftstoffförderpumpen 271 - mit ve rste llbarer Turbinen-
Klingelnbergverzahnung 441 Kraftstofffördersystem der Geometrie 265
Klopffestigkeit 31 MED-Motronic ......... . 306 Ladeluftkühler ........... . 244
Klopfregelung . . . . . . 650 Kraftstoffkorrekturmenge . . . . . . . 7 42 Ladeluftkühlung .. 264
- Zy lind erselektive .. . . .. . .. . . . . 651 Kraftstoffkühler . . . . . . . . . . . . . . . . 244 Lader mit mechanischem Antrieb . 268
Klopfsensor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 650 Kraftstoffleitungen ..... . ... .. . . 272 Ladespannung . .. . . . . . . . . .. . .. . 619
Klopfsensorsignale . . . . . . . . . . . . . 650 Kraftstoffpumpenrelais . .. .. . 297 Ladestromkreis . . .. . . ..... . 627
Klopfursachen, Ottomotor . . . . . . 200 Kraftstoffsystem .. . ..... .. . 281,292 Ladevorgang, Batterie .. .. .. . . . . . 6 18
24 Sachwortverzeichnis 779

Ladezustand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 634 Load-Response-Start . . . . . . . . . . . . 629 Messwertblöcke auslesen 687


Ladungssicherung . . . . . . . . . . . . . . 735 Lochkorrosion . . . ... ... .. ... 170 Metaii-Aktivgasschweißen .. . ... . 161
Ladungstrennung . . . . . . . . . . . . . . 557 Löschdiode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 607 Metallbindung 172
Längenprüftechnik . . . . . . . . . . . . . . 99 Löschwiderstand . . . . . . . . . . . . . . . 607 Metalldrahtlampen ..... . 609
Längslenker . . . . . . . . . . . . . . . 496 Löten 155 Metallic-Lackierung . . .. . .. . . . .. . 475
Längssperre ... .. . .. . . ... ..•.. . 444 Lokallnterconnect Network . . . . . . 673 Metall-lnertgasschweißen .. . ... . 161
Längsstromkühler . . . . . . . . . 244 LOKASIL-Verfahren .. ..... .... . . 212 Metallische Überzüge .......... . 473
Läppen .............. . ... . . •... 139 Lordosenstütze . .. . .. __. . . . . . . . 704 Metalllichtbogenschweißen . . . . . . 159
~g& . .. . .... .. ......... . ..... 1~ LPG .. ............. ... .. .... . 369 Metaii-Schutzgasschweißen . . . . . 160
Lambda-Regelkreis . . . . . . . . . . . . . 343 Lüfterjalousie .. . ... _. . . . . . . . . . . 246 Methanol-Reformer . .... . .... . . . 395
Lambda-Regelung Fehlersuche . . . 350 Luftfeder ... _. . . . . . . . . . . . . . . . . . 504 Methyl-Tertiär-Buthylether .. . _. . 30
Lambdasonden . . . . . . . . . . . . 296, 343 Luftfederdämpfer . . 511 Metrisches ISO-Gewinde .. . 145
- Breitbandlambdasonde ..... . . 344 Luftfederung NFZ mit geregelter Micro-Hybrid . .. . . .. .... . .. . . . . . 37 1
- Spannungssprungsonde . . . . 343 Dämpfung .................. 512 Mietvertrag .............•...... 56
- Widerstandssprungsonde . . . . 344 Luftfilter ................... 20 MIG-Schweißen . . .. . . .. . .. . .. . . 161
Lambdawerte, Dieselmotor . . . . . 310 Luftgütesensor ..... . ... . 690 Mikroprozessor (CPU) . . . 77
Lamellenfreilauf . . . . . . . . . . . . . . . 766 Luftkühlung . . ..... . .. . ... . . 240 Mild-, Medium-Hybrid .......... . 37 1
Lamellenkupplung . . . . . . . . . . . . . 405 Luftmengenmesser ... _. .. .. . 282 Mll (Malfunction Indikator Lamp) . 348
- Zweiräder ..... .. .. .. ...• . ... 719 Luftverhältnis . .. . . 276 Mindestabbremsung _. . _....... . 530
Laminieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 457 Luftverschmutzung . . . . . . . . . . . . . 41 Mindestmotorleistung .. .... . . 735
Landstraßenlicht . . . . . . . . . . . . . . . 615 Luftverteilendes Verfahren . . . . . . . 313 Mischreibung ............•..... 192
Laschenkette . . ....... . ........ 435 Lumineszenzdiasen . . . 590 Mischungsschmierung 718
Laserschweißen . . . . . . . . . . . . . . . . 161 LWL . . . .. . .. . ........... • . .... 681 Mischungsverhältnis ....... .. . 275
Lasterfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 282 - praktisch .............. • . . .. 275
Laufkunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 - theoretisch ................. . 275
Laufruhen-Optimierung . . . . . . . . . 527 Mittendifferenzial .. . . . ........ . 450
Laufruheregelung . .. . . ..... 318,742 Magnesium (Mg) ........ .• .. ... 186 MMI, Multimedia-Interface .. . ... . 709
Laufunruhe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 527 Magnetfeld . . . . . . . . . . . . 578 Mobile Navigationssysteme ... . . 712
LDR ... .. ..................... 589 - -abbau . . . . . . . . . . . . . . 643 Mofa .. . .................... .. 713
Leasingvertrag . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 - -a ufbau .... . .... .. .. 642,643 Moped ............. .. . . .. . . .. . 713
LED .. . .............. . . 590, 610, 616 Magnetfilter .. . . .. . . _. . . . . . . . . . 20 MOSFET ......... . .. . . . ... . .. . 586
Leerlaufdrehzahlregelung . . . . . . . . 292 Magnetic-Ride .......... .. ..... 510 Motoraufhängung . .. .. ..... . .. . 215
Leerlaufregelung .. . ... . .. . .. . .. 317 magnetisches Feld ...... _. . . . . . . 664 Motorbremse .. . . . . . • . . .. • . . . . . 7'6'1'
Leerlaufsteller . . . . . . . . . . . . . . . . . 293 Magnetische Wirkung . . . . . • . . . . . 57 1 Motorkennlinien . .. .... . ... .. . . 208
Lehren ... . ....... .... ......... 106 Magnetismus . . . 577 - Nfz-Motoren . . _.. ... . . ... . .. . 736
Leichtkrafträder . . . . . . . . . • . . . . . . 714 Magnetschalter . . .. . _. . . . . . . . . . 638 Motorkühler .. 244
Leichtmetalle .. .. . . .. . .. . .. 171 , 185 Magnetventile (ABS) . . . . . . . . . . . . 549 Motorkühlsysteme .... 239
Leistung, elektrisch . . . . . . . . . . . . . 561 MAG-Schweißen ............ . _. 161 Motorkühlung, Zweiräder ... . .. . 718
Leistungselektronik . . . . . . . . . . . . . 38 1 Maschinenreibahle . . .. _. . . . . . . . 129 Motormechanik 210
Leistungsgewicht . . . . . 209 Maßlehren .. .. . .. .. .. .. .. .. 106 Motor-Oktanzahl .... .. . .... . .... 31
Leistungsverzweigtes Maßverkörperungen . . . . . 99, 102 Motorräder .. .. .... ........ . ... 715
Hybrid-System . . . . . . . . . . . . . . . 375 Master-Steuergerät ..... . .. . . _. . 673 Motorradrahmen . . . . . . . . . . . . . . . 726
Leiterwiderstand . . . . . . . . . . . . . . . 559 Matchen, Reifen . . . . . . . . . . 527 Motorradreifen . . . . . _. . . . . . . . 732
Leitschaufelverstellung . . . . . . . . . . 266 McPherson-Achse 498 Motorroller . . . . . . . . . 714
Leitungsschutzsicherungen . . . . . . 557 Mechanisch-pneumatische Motorschmiersysteme 233
Lenkachsen, Nutzfahrzeugtechnik 746 Ladedruckregelung 264 Motorschmierung, Zweiräder . 718
Lenkgetriebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 481 Medium-Solid-Lacke . . . . . . 477 Motorsteuerung . . . . . . . . . . . . . 248
Lenkrollradius . .. . . .. . .. . . . .. . .. -490 MED-Motronic . . . . . . . . . . . . 306 Motortemperaturfühler ...... 296, 660
Lenksäulenelektronik . . . . . . . . . . . 597 Mehrbereichsöle .......... - . . . . 36 Motorwäsche . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
Lenktrapez . .. .. .... . .. . . __. . . . 480 Mehrfachzündung . . . . . . . . . . . . . . 652 Motronic . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293
Lenkung .. . . . . _. . . .. _. . . . . . . . . 480 Mehrlenker-Vorderachsen .. . •. .. 499 Moving map . . . . . • . . . . . • . . . . . 711
Lepelletier-Satz . . . . . . . . . . . . . . . . 426 Mehrschichtlager ....... .. .... _. 194 MOZ . . . . ... . . .. .. . . . . . . . . . . 31
Leuchtdioden ... . .. . ... .. .. . . _. 610 Mehrventiltechnik . . . . . . . . . . . . . . 249 MSG ............ 160
Leuchten ...... . . _. . . . . . . . . . . . . 608 Mehrwegeempfang . ...... _. . . . . 668 MTBE ..... . ... _. ... . . . . 30
Leuchtmittel . . . . . . . . . . . . . . . . 609 Meißeln . .. . ... . .. . .. . ... . . .. . . 125 Multifunktionsregler .. .. .... 628, 633
Leuchtweitenregelung ...... 598, 613 Membranfederkupplung . . . . . . . . . 398 Multimaster-Prinzip . . . . . . . . . . . . . 675
LH-Jetronic . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 292 Membransteuerung . . . . . . . . . 361 Multimeter . .. . . ..... . . . . . . 566, 684
LH-Motronic . _. . . . . . . . 292 ME-Motronic . . . . . . . . . . . . . . . 298 Multipath ... _.. . .. . . _. . . . . . . . . 668
Lichtbogen .. .. ... . . . _. . . . . . . . . 159 Mengenvergleich . . . . . . . . . . . . 329 Multiplexverfahren 672
Lichthupe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 605 Messabweichungen .. ...... 100, 565 Multi Point lnjection . . . . . . . . . . . . 279
Lichtwellenleiter .. . .. . . .. . . _. . . 681 Messen . .......... _...... _.. _. 684 Multipolring . . . . . . . . . . . . . . • . . . . 548
Lichtwirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 571 Messerschneiden ... ... _. . . . . . . . 142 Multitronic . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 436
Liefergrad ........ _. . . . . . . . . . . . 203 Messgeräte . ........... 101 , 564, 565 Muscheldiagramm . . . . . . . . . . . . . . 208
Liftachsensteuerung, NFZ . _. . . . . 750 Messschieber ..... ... _. . . 102 Muttern .. . _.... . .. . .... .. . 145, 147
LIN ... . .... .......... .. .. ..... 673 Messschrauben . . . _.. . .. . .. . _. . 104
Liquified Natural Gas (LNG) . . . . . . 34 Messuhr . .. _.. 105
Liquified Petroleum Gas (LPG) . . . . 369 Messung des Isolations-
Lithium-Ionen-Akkumulator widerstandes . . . . . . . . . . 389 Nacheinspritzungen . _. . . . . . . . . . 312
(Li-Ionen ) . ... . . ......... . _. . 379 Messungen im elektrischen Nachglühen .. .. .. .. .. .. .. .. .. . 315
Lithium-Polymer-Akkumulatoren . 380 Stromkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . 563 Nachladen des Kondensators ... _ 324
LNG ... . .. .. _... .. .. ....... . . . 34 Messverfahren ..... . . .. . . ... . . . 101 Nachlauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 491
load-Response-Fahrt . . . . . • . . . . . 629 Messwert .. _.. _. . . . . . . . . . . . . . . 99 - beim M oto rrad .......•...... _ 725
780 24 Sachwortverzeichnis

Nachtsichtsysteme . .. . .. . . . ... . 616 Öffnungswinkel . . . . .. . . . ...... . 644 Passlager .. . ...... . . . . . . . . . 229, 231
Nachweisverordnung . . . . . . . . . . . 42 Ölabstreifringe 223 Passungen .. . . .. .. . . ... . . . 107, 108
Nadelbewegungsfühler . . . . . . . . . 333 Ölalterung . . . 233 Passungssysteme . . . . . . . . . . . 109
Nadelhubsensor . . . 333 Ölbadluftfilter 21 Pastöse Schmierstoffe . . . . . . . . . . 192
Nasse Zylinderlaufbuchse . . . . . . . 211 ÖI-Druckbegrenzungsventil .. .. . . 236 Pegelmessung .......... 669
Nassluftfilter . . . . . . . . . . . . . . . 21 Öldruckkontrollleuchte ....... . . . 235 PEM . . . . . . . . . . . . . . . 393
Navigationssysteme . . ...... 711-712 Öldruckmanometer . . 235 Periodendauer . . . . . . 569
Nebenschlussmotor . . . . 636 Öldruckprüfung 238 Permamenterregter Motor . 636
Nebenstromölfilter . . . . . . . . . . . . . 236 Öldruckschalter . .. . ... ... . . 236,604 Permanenter Allradantrieb . . . 397, 449
Nebenstrompartikelfilter 355 Olefine . . . ............ 29 Personalführung 62
Negativer Lenkrollradius . . 49 1 Ölfilter . ... . .. . .. . . . .. . . . ... 22, 236 Pflanzenölbetrieb . . . . . . . . . . . . 395
Nehmerzylinder . . . . 403 Ölfilterwechsel . . . . . . . . 238 Phasen der Einspritzung eines
Neigungssensor .. . 702 Ölhobel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234 Pumpe-Düse-Elements . . . . . . 330
Neonentladungslampen 610 Ölkühler .. .. . . . .. . . . . . 244 Physikalische Eigenschaften 166
Network ldle Time . .. . 679 Ölpumpen 234 Physiologische Wirkung . . .. . .... 571
Netzabhängige Schutz· Ölsensor . 234, 237, 662 Piezoaktormodul . . . . . . . . . . . 327
maßnahmen . .. . .. .. .. . . .... . 573 Ölstandskontrolle . . . . . . . . . . . . . . 237 Piezoelement . . . . . .. 575, 59 1
Neue Servicestrategien 19 Ölverbrauch .... .. . . . . . . . 233, 237 Piezo-lnjektoren . . . . . . . . . . . . . . . . 326
Neutrale Einstellung 158 Ölverdickung . . . . 233 Piezo-Keramikblättchen 327
Neutronen . . 556 Ölverdünnung . . . . . . . . . . . . . . . . . 233 Piloteinspritzungen . . . . . . . . . . . 311
Nfz Ölverschlammung . . • . . . . . . . 233 Pilotlinie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 390
- Fahrwerk. . .. . .. .. . . 749,752 Ölwanne . . . . . . . . . . . . . . . 234 Planartechnik . . . . . . . . . . . 592
- Liftachsensteuerung ... . . . 750 Ölwechsel . . ............ 238 Planetengetriebe .. . ... 376, 424
- Luftfede rung ..... . . 750 Ölwechselintervall . . . . . . . . . . . . . . 18 Planetenradsatz, Kupplung . . . . . 426
- Moto ren 736 Ohmsches Gesetz . . . . . . . . . . 561 Plastic Optical Fibre . . . 681
- Nivea u regul ierung 750 Oktan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 P-Leiter . . . . . . . . . . . . . . . . 582
- Räde r . . . .. . .. . .. .. . .. . ...... 752 Oktanzahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Pleuelfuß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227
- Reifen ... 752 On-Board-Diagnose . . . . . 340, 348 Pleuelschaft . . . . . . . . . . . . . . 227
Nicht behandlungsbedürftiges On-Board-Ladesystem . . . . . 392 Pleuelstange . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227
Abwasser . . ... 44 Open-Deck-Ausführung 211 Plug-ln-Hybridantriebe 382
Nichteisenmetalle 184 Optische Datenbussysteme Pneumatisch betätigte
Nicht gefährliche Abfälle .. 42 (D2B, MOST) . . 680 Scheibenbremse 760
Nichtmetallische Überzüge 473 Optische Sensoren . . . 662 Pneumatischer Bremskraftverstärker 543
Nickel-Metall-Hydrid- Optisches Messsystem Karosserie 467 Pneumatische Steuerungen 90-94
Akkumulatoren (NiMH) ..... 377 Optoelektronik . . . . . . . . . . . . . . . . . 589 POF . . . . . . . . . 68 1
Nicken .. . . . .. . . . 478 Optoelektronische Koppler 591 points of interest, POl 712
Niederdruck-Abgasrückführung 354 Organisation eines Autohauses . . 53 Polarisationsrichtung 667
Niederdruckkreis . . .. . . . 306 Oszilloskop 567, 685 Polymerisieren . . . . . 30
Niederdruckprüfung .. . . . .. . .. . 540 Ottokraftstoffe . . . . . . . . . 30 Polymerlager . . . . . . . . . . . . 231
Nietverbindungen .... . 151 Ottomotor . . . . . . . . . . . . . 197 Positionsübermittlung . ....... . . 7 11
NIKASIL-Verfahren .... .. .. . . . . 212 - A rbeitsweise . .. ......... . ... 198 Positiver Lenkrollradius . . 491
Nitrieren . . .. .. . . ......... • . . 183 - Kl opfende Verb ren nung . . 199 Potentialausgleichsleitung . . . . . . . 388
Nitrierstähle . . .. . . .. . . . . . 178 - Schadstoffm inderun g . ... . . . . . 339 Potentiometer . . . . . . . . . . . . . 560, 660
Niveausensoren .. . .. . . . . . 514 - Verbrennu ngsablauf .. .. . ..... 199 Precrash-Sensoren . 462
N-Leiter .. . .......... . . . . 582 Otto-Zweitaktmotor . . . . . . . . 358-364 Pre-Safe . . . . . . . . . . . . . . . . 462
Nockenwelle . . . . .. . . . ... .. • . ... 252 Ovalität . . . . . . 220 Pressverbindungen . . . . . . . . . . . . . 154
- -a ntri ebe .... . .. . ... . . . . . . . 253 Overboost . . . . . . . 265 Primärelemente . . . . . . • . . . . . . . . . 58 1
- ·Verst ellu ng ... . .. .. . . . . . . . . . 254 Oxidationskatalysator . . . . . . • . . . . 354 Primärstrom . . . . 647, 651
Nonius ........ . ....• . . .... . . .. 103 - -begrenzung . . . . . ... . . . .. . 651
Normalglühen . . . . . . . . 181 - -kre is . . . . . . . . . . . . . . . . 642
Normalkraft ....... . . . 191 Primärwicklung . . . . . . . . . . . . . 645
Normaloszillogramme . 644 Paraffine .. . 29 Probefahrt . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
Notbremsassistent ....... . .... . 555 Parallelendmaße 102 Profilgestaltung . . . . .. . . ... . .. .. 521
Notlauffunktion ...... .... . . •... 318 Parallele Schnittstellen .. . 78 Propan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28, 29
Notöffnung . . .... . .. . ... . ..... . 700 Paralleles Hybrid-System 374 Protonen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 556
NO, Parallelschaltung ... . .. . 562,576 proton exchange membrane . . 393
- -A dso rbe r (Katalysato r) 345 Parkassistent 708 Prozessorientierter Ansatz . . . . 72
- -Sensor . . . . .. . ... . .. .. . . 307,346 Parkbremse ... . ........ . ... . .. . 539 Prüfdiagramm Gasdruckdämpfer 510
- -Spe icherkat alysato r . .... . . 356 Park Distance Control (PDC) . .. . 708 Prüfen des Lackzustandes . . . . . . . 25
NPN-Transistor . . . . ... . . . . . . 585 Parksperre .. . .. . .. . .. . 419 Prüfmittel . . . . . . . . . . 99
NTC .. ..... . .. .. . ... .. . . . . ... . 588 Parksperrenmechanik ... . ... . .. . 429 Prüftechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
Nullmengenkalibrierung .. 329 Partikel . . . .. . .. . . 340 Prüfverfahren . . . . . . . . . . . . . . 684
Nur-Lese-Speicher (ROM) . 77 Kohlenwasserstoffe . . . . . . . . . . . . . 340 PSG, Pressure Sensor Glow Plug . 316
Nutzfahrzeugtechnik . . .. 734 - u nverb rannt . . . . . ..• .. .. . . 340 PTC...... .. .... ... 589
Partikelbildung . . ......... . . . . 312 - -H eizung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 689
Pascalsches Gesetz . .. . .. .. . . . 532 - -Zu heizer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 689
Passdehnschrauben . . . . . . . . . . . . 146 PTWA-Verfahren . . . . . . . . . . . . . 212
OBD . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... . 340, 348 Passfeder-Verbindungen 153 Pulsweiten-Signal . . . . . . . . . . . . . . 86
Obengesteuerter Motor . . . . . 248 Passiver Korrosionsschutz 473 Pulverlacke .. . .. . .. . .. . . .. .. .. . 477
Oberflächenbearbeitung, Karosserie 471 Passiver Zugang ...... . ..... • ... 699 Pumpe-Düse-System . . . . . . . . . 329
ODER-Schaltung ..... . .. . . . . . 94, 97 Passives Entriegeln .. . 701 Pumpe-Leitung-Düse-Einheit . .. .. 743
Öffner-Relais . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 606 Passive Sicherheit . .. . 457 Pumpenumlaufkühlung .... .. .. . 241
24 Sachwortverzeichnis 781

Punktschweißen . . . . . . . . . . . . . 162 Regelvorgang . . . . . 84 Rollenfreilauf . . . .. . ....... .. 639


p-V-Diagramm . . . . . 204 Regeneration 356 Rollenlager 195
PWM-Ansteuerung Glühkerze . ... 315 Regeneratives Bremsen 373 Rolling-Code-Verfahren 699
Regeneriersystem 288, 292 Rollreibung . .... .. .. . . .. . . .. . . . 191
Regenerierventil . . 274 Rootslader .. .. . . . .. .. . . . . . 268
Registeraufladung 267 Rotorpumpe .... . .... .. . .. . . 235
Qualitätsmanagement 71 Reiben . . . . . . . . . . . . . . • . . . . . 129 ROZ 31
Qualitätsregelung . . 277 Reibkreis, Kamm'scher . . . . . . . . . . 545 Rücklauffreier Injektor .... 328
Qualitätssicherung . . . . . . . . . . . . . 72 Reibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191 Rückverformen, Karosserie 455,464
Quantitätsregelung 277 Reibungskupplung . . . . . 398 Ruhestromabschaltung 651
Quersperre 444 Reibungszahl . . . . . . . . . . . 191 Runden 122
Querstromkühler . . . . . . . . . . . . . . 245 Reifen . . . . . . . . . . . . . 516-528 Rußbildung .. . . . . . . . . 312
- Abmessungen 522 Rußpartikel . . . ... . ..... ..... . 312
- A briebindikat oren 521
- Auf bau . . . . 520
Radarsensor . . . 707 - -bauarten, Zweiräder 732
Radaufhängungen . . . . . . . . . . . . 496 - -bezeichnungen . . 523 Sachmängelhaftung 57
Radbefestigungen . .. . ........ . . 518 - Auswuchten . . . . . . . . . . . . . 526 Sacklochdüsen .. . . 335
Radbremsen, Nutzfahrzeugtechnik 760 - Bias Belted . . .......... 522 Sägen .... . .......... . . . .... . 127
Räder . . . . . . . . . . . . . . 516-528 - C-Reifen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 522 - Zahnteilung ..... . ..... . . .. . 127
- Ansch lussmaße . . 517 - Doppelkennzeichnung ..... . 524 Sankey-Diagramme .. . 239
- Aufbau . . . . . . . . . . . . . . 51 6 - -druckkontrollsysteme . . 527 Sauerstoffflasche . . ...... . 157
- Einpresst iefe 517 - -Geschwindigkeit skategorie . 524 Saugrohrdrucksensor .. 284, 299
- Nh 7~ - Gürtel . . ........ . 520 Saugrohrheizung . . 291
- Zentrierung . . . . . . . . . . . 519 - Karkasse ... . . 520 Saugstrahlpumpen . 272
- Zweiräder . . 731 - -Kennzeichnungsverordnung .. 523 Saug- und Vorhubphase der PLD 743
Radführung, Zweiräder . . . . . . . . . . 727 - Kräfte ............ . ..... . .. . 525 SBC . ....... . ...... . 545
Radialkolben-Verteilereinspritzpumpe - Kraftstoffeffizienz .. . 523 SBC-System 554
(VP44) ............. 333 - Lauffläche ............... • . . . 52 1 Schaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126
Radialkraftschwankungen .. 527 - M CT-Technologie .... . . . .. . . . 521 Schadensbeurteilung 464, 465
Radiallager 193 - -Nasshaftu ng ..... .. .. . . . . • ... 523 Schadstoffe im Abgas . . . . . . 342
Radialreifen .. . .... . . . 520 - Nfz ... . . ... .. ....• . . . . . ... 752 Schadstoffminderung 336-351
- "Zweiräder 733 - -pflege . . 24 - Ottomot or . .. . .... .. ... . .
Radial-Wellendichtringe 196 - -querschnitte .. ... . . .. . .. . . 525 - Verfahren 341
Radnabenantrieb ... . .... . . . 392 - Reinforced 522 Schadstoffminderung, Dieselmotor 352
Radschrauben .. . 518 - Ro llgeräusch . . .... . . . 523 Schallpegel .... . .... . . 336
Radsensoren . ... . 547 - Runflat .... .. . . ... . 522 Schaltbare Ausgleichsperren . . 445
Radstand ............ . 489 - -Tragf äh igkeit . . . .• . .. . .•... .. 524 Schalter .... . ........ . 659
Radstellungen ... .. .. . 489 - UHP 522 Schaltgetriebe, autom at isiert . . . . . 417
Rad- und Abschleppschutz 702 - X L . . ....... . 522 - Feh lersuche ..... . ....... . . 416
Radversatzwinkel . . . ..... .... . 478 - Zweiräder ... 731 - Wartungsarbeiten ..... . . . . . 416
Radzylinder ..... . .... . .. . . .... . 536 Reihenschaltung 562, 576 Schaltklauengetriebe . 721
Raffination ..... . .... . 30 Reihenschlussmotor 636 Schaltmuffe . . .. . . .. . . . . . 414
Rail . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . . 323 Reinbenzol . . . ...• ' .. . . 28 Schaltmuffengetriebe .. ... . . .. . . 412
Raildrucksensor 322, 740 Reklamationsgespräch .. 62 - , gleichachsig . . ...... . . . .. . . . 413
Randschichthärten . . . . .. . . . 182 Relais . . . ........ .. .. . 606 - , ung leichachsig . ...... . .. . . . . 412
Range Extender 374 Reparaturanleitung . ... . 70 Schaltpläne . . . . .. . .......... . 593
Rapsölmethylester . . . . ... . . .. . 33 Reparaturauftrag ... . 65 Schaltsaugrohre . .. . .... . .. . . . . . 262
Raumlenker ............ . 497 Reparaturwegbestimmung 465 Schalttafeleinsatz .. .. . ..... . .. . 603
Raumlenker-Hinterachsen . . . . . . . 500 Reputationsqualität . .... . 55 Scheibenantenne ... .. . . ..... .. . 664
Ravigneaux-Satz .. . . 425 Research-Oktanzahl ... . ... . . . 31 Scheibenbremse . 536
RDS (Radio Data System) . 711 Resonanz .. . 502 - Zweiräder . . . . 729
Rear-View . . . . 709 - -auspuff . . . . . . . .... .. . ... . . 364 Scheibenreinigung . 27
Rechnerinterne Darstellung - -effekt . 337 Scheibenwaschpumpe 598
von Daten . . . . 76 - -system . . .. . ...... . .. .. .. . 263 Scheibenwischermotor . 598
Rechnung . . . . . 70 Response 674 Scheinwerfer 608
Rechtlicher Rahmen des Retarder .. 761 Schergefälle . ... 35
Umweltschutzes . . . . . . . . . . . . . 41 Rettungszeichen 51 Scherschneiden 141
Recycling . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . . . 45 Reversieren ... . . 705 Schicht-Katheizen ... 303
Reduktionsgetriebe . . . . . 392 Rezessiver Pegel 674 Schichtladungsbetrieb 302
Reduktionskatalysator . . . 345 Richtbank .... .... .• .. .. 466 Schlammfang .. 44
Reduktionsmittel 745 Richten ... 121 Schlechtwetterlicht 615
Reedrelais . . . . 607 Richtgerät .. . . . 469 Schleifen . . . 139
Reflektoren . . . 611 Richtwerkzeuge . . . . 468 - Gefügekennziffer . . 139
Reflexionsschalldämpfer 337 Richtwinkelsystem 468 - Körnungsnummer ..... . ... . . . 139
Reformieren . . . . . 30 Ringbruchdiagnose .. . . . . .. . . . . . 683 Schleifmittel ..... . .... . . 139
Refraktometer . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Ringstruktur ....... . ... .. ... . . . 681 Schleifringpotentiometer
Regeleinrichtung . ... . . .. . . .. . 83, 84 Ringträgerkolben .... ... . . ... . . 222 (Drehwiderstand) . . 333
Regelkreis . . 83 Risikobewertung .... • .....•.... 49 Schlepphebel .. 253
Regeln . . . . . . . . . . .
Regelstrecke . .
Regelungstechnik . . . . . .
83
83, 84
82-98
RME .. . .... . .............. . . . . 395
Rohrabschneider .. ..
Rollenbremsenprüfstand . . . . . . . . 541
142
Schleudergießen ... . .. .. .. . .. . . 114
Schlichten . . . .. . .. . . . .
Schließer-Relais . .. .. .... . . .. .. . 606
123
II
782 24 Sachwortverzeichnis

Schließwinkel . . . . . . . . . . . . . . . . . . 644 Sender .... . . . . . . .. . .. . ... ... . . 664 Spannungs-Dehnungs-Diagramm. 116


- -regelu ng . . . . . . . . . . 652 Senken 136 Spannungserzeugung . . . . . . . 574
- -st euerung . . . .. .. . . . . .. . . . . . 651 Sensoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 659 Spannungsfehlerschaltung . . . . . . 564
Schließzeitpunkt . . . . . . . . . . . . . . . 644 - aktive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 659 Spannungsfreiheit feststellen 391
Schlupf . . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . . . 545 - konventionelle . . . . . . 659 Spannungsregelung . . . . . . . . . . 626
Schmieden . . . . . . . .. ...... . ... . 11 9 - passive . . . . . . . . . 659 Spannungsstabilisierung 584
Schmierfette . . . . . . . . . . . . . 38 Sensotronic Brake Control ... 545, 554 Spannungs- und Stromverlauf
- Kennzeichnung . . . . . . . . . . . . . . 39 Serielle Datenübertragung . . . . . 671 eines Piezo-lnjektors . . . . 327
Schmieröle, Schmierstoffe 34--39 Serielle Schnittstellen . . . . . . . . . . . 78 Spannungsversorgung . . 61 7
Schmierstoffarten . . . . . . . . . . . . . . 192 Serielles Hybrid-System 374 Spannungswandler . . . . . . . . . • . . . 382
Schmiersysteme . . . . . . . . . . . . . . . 233 Service Key . . . . . . . . . . . . 701 Spanwinkel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
Schmierung . .. . .......... . .... 192 Servicequalität . . . . . 54 Speicherkapazität . . . . . . . . . . . . . . 76
Schnappverbindungen 154 Servo-hydraulische Steuerung . . 327 Sperrsynchronisation . . . . . . . . . . . 414
Schneckenrad-Ausgleichsgetriebe 443 Servotronic . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 482 Sperrventile . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92
Schnittstellen . . . . . . . . . . . . . . . 78 Servoventil . . . . . . . . . . . . . . . 327 Sperrwert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 444
Schräglaufwinkel ..... . ..... 479, 525 Shutter .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. . .. 613 Sphärische Parabel Hinterachse . . 500
Schräglenker . . . . . . . . . . . . 496 Sichelpumpe . . . . 235 Spielpassung . . . . . . . . . . . . 108
Schräglenkerachse . . . . . . . . • . . . . 500 Sicherheit im Fahrzeugbau . . . 457-464 Spielstraßenlicht . . . . . . . . . . . • . . . 615
Schrauben .............. . .. .... 145 Sicherheit in Hochvolt-Fahrzeugen 387 Spiralbohrer .. . .. . .. .. .. .. . .. 134
Schraubenfedern . . . . . . 503 Sicherheitsbatterieklemme . . . . . . 621 Spreizung . . . . . . . . . . . . . . 490
Schraubenkompressor . . . . . . . . . . 268 Sicherheitseinrichtungen 693 Spritzbeginnregelung
Schraubenlinie .. . . ....... .. . .. . 144 Sicherheitsglas . . . . . . . . 463 Verteilereinspritzpumpe 332
Schraubensicherungen . . . . . . 148, 149 Sicherheitsgurte . . . . 460 Spritzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 474
Schraubverbindungen . . . . . . . . . . 145 Sicherheitskarosserie 458 - mit elektrostatischer A uf ladung 474
Schraubwerkzeuge ............. 149 Sicherheitslenksäule 464 Spritzversteller·VP44 . . 334
Schrittmotoren . . . . . . . . . . . . . . . . 636 Sicherheitslinie . . . . . . . . . . . . . . . . . 390 Sprödigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166
Schubabschaltung ...... 277,293, 317 Sicherheitsmaßnahmen . . . . . . . . . 50 Spülverfahren . . . . . . . . . . . . . . • . . . 359
Schubgliederband . . . . 435 Sicherheitsregeln bei Arbeiten an Spur . . . . . . . . . 489
Schub-Schraubtrieb-Starter .. 639, 640 Hochvoltsystemen 391 Spurdifferenzwinkel ...... . ..... 489
Schubtrieb-Starter .............. 765 Sicherheitsrückhaltsysteme (SRS) 459 Spurhalteassistent (Lane Assistl .. 71 0
Schutzgasschweißen . . . . . . . . . . . 160 Sicherheitszeichen . . . . . . . . . . . . . . 50 Spurwechselassistent . . . . . . . . . . . 709
Schutzisolierung . . . . . . . . . . . . . . . 572 Sicherungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 557 Spurwechselwarnung . . . . . . . . . 709
Schutzkleinspannung 572 Sicherungsfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . 676 Spurweite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 489
Schutztrennung . . . . . . . . . . . . . . . . 572 Sicken . . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . . 124 Sputterlager . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231
Schutz vor den Gefahren des Side-View .. . .. . . . . . . . ... .. .... 709 Stabantenne . . . . . . . . . . . . . . . . . 664
elektrischen Stromes . . . . . . . . . 572 Siebfilter . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Stabelektroden . . . . . . . . . . . . 159
Schwefelgehalt . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Signalarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 Stabilisator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 504
Schwefelregeneration . . . . . . . . . . . 357 Signalgeber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 605 Stablenker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 496
Schweifen . . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . 122 Signalglieder . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86 Stadtlicht .. . .. . .. . .. .. .. .. .. .. 615
Schweißbarkeit . . . . . . . . . . . . 168 Signalhorn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 605 Stähle für den Stahlbau . . . . . . . . . 176
Schweißbrenner . . . . . . . . . . . . . . . 157 Signal-Umformung . . . . . . . . . 86 Stahl . .. .. .. .. .. .. .. .. . .. .. .. 173
Schweißen . . . . . .. ....... . . 156-162 Silentblocgelenke . . . . . . . . . . . . . . 440 Stahlbleche, Karosserie . . . . . . . . . 455
Schweißmuttern . . . . . 148 Silikonöl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244 Stahlfedern . . . . . . . 503
Schweißstromquellen . . . . . . . . . . . 159 Simplex-Bremse . . . . . . . . . . . . . . . . 535 Stahlguss . . . . . . . . . . . . . . . . 174
Schweißwerkzeuge . . . . . 159 Simpson-Satz . . . . . . . . . . . . 425 Stammkunde . . . . . . . . . . . . . . . . 55
Schwemmlot . . . . . . . . . . . 155 Single line detection . . .. .. . ..... 710 Stanznieten . . . . . . . . . . . . . . . . . 152
Schwermetalle .. . . ...... . .. 170, 185 Single Point lnjection . . . . . . . . . . . 279 Starktonhorn . . . . . . . . . . . . . . . . . 605
Schwimmer-Schwerkraft-Ventil . . 274 Sintern . . .. . ............... 114--11 6 Starrachse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 498
Schwimmwinkel ............ . .. 479 Sinterwerkstoffe . . . . . . . . . . . 11 5 Starrachse mit integriertem Antrieb 499
Schwingsaugrohr-Aufladung . . . . . 262 Sitzbelegungserkennung . . . . 704 Starrachsen . . . . . . . . . . . . . . . 499-500
Schwingsaugrohrsysteme . . . . . . . 262 Sitzdüsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 335 Starrer Ventilatorantrieb . . . . . . . . 242
Schwingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 501 Slave-Steuergeräte . . . . . . . . . . . . . 674 Startanlagen für Nutzfahrzeuge . . 765
Schwingungsdämpfer ... . ... 230, 507 Sleep-Modus . . . . . . . . . . . . . . 672 Starter . . . . . 597, 638
Schwungrad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229 Smartphone .. .. .. ............. 712 Starterbatterie . .. .. .. .. .. .. .. .. 617
SCR-Katalysator . . . . . ... . .. . 357, 745 soc . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 373, 380 Starterstrom . . . . . . . . . . . . . . . . . 620
SCR-Verfahren . .. . . . . . .. .. . . . . . 745 Software . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 Startglühen .. . .. . .. .. .. .. . 315
Seitenaufprallschutz ... . .. .. . ... 458 Software-Update . . . . . . . . . . . . . 687 Starthilfsanlagen . . . . . . . . . . . . . . 314
Sekundärantrieb . . . . . . . . . . . . . . . 720 Soll-1stwerte-Abgleich .......... 317 Startsperrrelais . . . . . . . . . . . . 768
Sekundärelemente . . . . . . . . . . . . . 581 Soll-Istwertvergleich . . . . . 687 Start-Stopp-Funktion . . . . . 371
Sekundärkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . 643 Sommerreifen ................. 521 Startwiederholrelais . . . . . . 768
Sekundärluftsystem . . . . . . . . . . . . 347 Sondenüberwachung (Ä·Sondenl 349 State Of Charge . . . . . . . . . . 373, 380
Sekundärwicklung . . . . 645 Sonderstähle . . . . . . . . . . 178 Static Segment . . 679
Selbsthalteschaltung . . . . 95 Spanarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 Statische Dichtungen . . . . . . . . . . . 196
Selbstinduktion . . . . . . . . . 579 Spanbildung . . . . . . . . . . . . 132 Statisches Kurvenlicht . . 613
Selbstregelnde Glühkerze 314 Spanen .. .. .. .. .. .. . .. . .. . 125--142 Statische Unwucht . . . . . . . . . . . . 526
Selbstsperrendes Mitten- - kühlen ... . .. . . .... . . . . . ... . . 133 Statusfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . 676
differenzial . . . . . . . . . . . . . . . . . . 450 - schmieren ... . . . . . . . .. . . . . . .. 133 Steckersysteme . . . . . . . . . . . . . . 383
Selbsttätige Ausgleichssperren .. . 445 Spanende Formung mit Stehende Wellen . . . . . . . . • . . . . . . 666
Selbstverst ärkung (Bremse) . . . . . . 535 Werkzeugmaschinen . .... 132- 140 Stehwellenverhältnis . . . . . . . . . . . 666
Selbstzündung . ... . .... . .. . . . . . 311 Spannung .... . . .. ...... . ..... . 167 Stellglieder . . . . . . . . . . . . . 88
Select-low-Regelung .... .. .... . . 546 - , elektrische . . . . . . . . . . . . . . . . . 557 Stellgliedtest . . . . . . . . . . . . . . . 687
Selektive katalytische Reduktion 745 Spannungsarmglühen ...... ... . 181 Sternschaltung ... .. ........ 577, 625
24 Sachwortverzeichnis 783

Sternstrukturen . .. .. . . . . .•..... 79 Synchronring . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 14


Steuerdiagramm . . ........ . ... . 206 Systeme m it Verstellung der Ein- Übergang . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . . 277
- , symmetrisch ...... . . . •... .. 360 lass- und Auslassnockenwelle 256 Übergangspassung . . . . . . . . . . . . . 109
Steuereinrichtung ... . ........ . 83 Systemgrenze . . . . . . . . . . 13, 15 Überlagerungslenkungen . . . . . . . . 485
Steuerglieder .. .. . .. ........ . 87, 91 System Kraftfahrzeug . . . . . . . 13 Überspannungsschutz . . . . . . 626
Steuerkette . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 Systemverbund eines Kraftfahrzeugs 15 Überspannungsschutzrelais . . . . . . 607
Steuern .... 82 Übersteuern . . . .. . . ....... . 479, 553
Steuerstrecke .. . .. . . 83 Überströmdrossel, VE-Pumpe ... . 331
Steuer- und Regelkreise einer VP44 335 Überströmkanal . . . . . . 358
Steuerung Tandem-Hauptzylinder .......... 533 Überstrom-Schutzeinrichtungen . . 573
- , direkt . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 Tandem-Hydraulikpumpe ... . .. . . 244 Übertragsgeschwindigkeit . . . 78
- der Haldex-Kupplung . . . . 452 Tankentlüftungssystem UKW . . . .. . ........... . ...... 666
- doppeltwirkender Zylinder . . . . . 96 Überwachung . . . . . . . . . • . . . . . 349 Ultraschallsensoren . . . . . . . . . 661, 708
- , elektrisch 95 Tankentlüftungsventil ........... 297 Umformbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . 168
- , elektropneumatisch 96 Tauchen . . ........... 474 Umformen . . . . . . 11 2, 11 6
- , hydraulisch . . . . . . . . . 90 Teamarbeit . . .. . ...... . ......... 64 Umweltbelastung 41
- , indirekt . . . . . . . . • . . . . . . . . . . . 94 Technisches System Kraftfahrzeug . 13 Umweltschutz . . . . . . . . . . . 41
- , mechanisch . . . . . . . . . . . . . . . . 89 Technische Systeme ............. 13 UND-Schaltung . . . . . . . . . . . . . . 94, 97
- , pneumatisch . . . . . . . . . . . 90 Technologische Eigenschaften . . 168 Unfallschadensreparatur . . . . . . . 468
Steuerungsarten .... . .. . .... 89, 361 Teiledienst . . ..... . .......... 68, 74 Unfallverhütung . . . . . . . . . . . . . . . 47
Steuerungsgrößen 82 Teilersatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . 470 Ungefederte Massen . . . . . . . . . . . . 502
Steuerungstechnik . . . . . . . . . . 82-98 Teilstrompartikelfilter .......... . 355 Untengesteuerter Motor ..... , . . 248
Steuerungs- und Regelungssystem 281 Teilsysteme im Kraftfahrzeug 15 Unterbodenwäsche . . . . . . . . . . . . . 23
Stickoxide . . . . . . . . . . . . . . . . 340 Telelever-System ............... 727 Unterdruck-Bremskraftverstärker . 542
Stickoxidsensor . . . . . 346 Teleskopgabel . . . . . . . . . . . . . . . . 727 Unterdruckversteller . . . . . . . . . . . . 649
Stiftschrauben 146 Untersteuern ....... . .. 479, 553
Temperaturfühler ... • . . ..... .... 660
Stiftverbindungen . . . . . . . . . . . 150 Unterweisungen . . . . . . . . . . . . . . . 49
Temperguss . . . . . . . . . . . . . . . . . 174
Stirnrad-Achsgetriebe 441 Tempomat . . . . . . . . . . . . . 318,706 Unvollständige Verbrennung . . . . . 352
Stirnradantrieb . 253 - Diesel . . . . . . . . . . . . . . . . . 312
- m it Bremsfunktion . . . . . . 706
Stoffeigenschaft ändern . . . 11 2 Unwucht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 526
Testen . . .... . .... .. . ... . . . . . .. 684
Stoffschlüssige Verbindungen . . . . 143 Urformen . . . . . . . . . . . ... . . . 111 , 11 3
Thermoelement . . . . • . . . . . . . . . . . 575
Stoflum seU.ende Svsteme . . . . . . . 16
Thermoplaste . . . . . . . . . . . . . . . . 187
Stop & Go-Funktion . . 707
Thermostat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241
Störaussendung . . . . . . 668
- m it Doppelventil . . . .. . .. . .. . . 242
Störfestigkeit . . . . . . . . . . . . . 668 Valvelift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 260
Thyristoren 587
Stoßpunkter . . . . . . . . . . . . . . 162 Valvetronic . . . 258
Tieftonhorn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 600
Strahlgeführte Gemischbildung . . 305 Variable Motorsteuerung . . . . . . . . 254
Tiefziehen . . . . . . . 118
Strömungsbremse . . . . . . . . . . . . . . 761 Variable Nockenwellensteuerung . 255
Titan (Ti) . . . . . . . . . . 186
Strömungspumpen . . . . . . . 271 Variabler hydraulischer,
TMC (Traffic Message Channel) ... 711
Stromarten . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . 558 mechanischer Ventiltrieb . . . . . . 260
Toleranzangaben . . . 109
Strom, elektrischer . . . . . . . . . . . . . 557 Variabler hydraulischer Ventiltrieb 260
Taleranzen . . . . 107
Stromfehlerschaltung . . . . . . . . . . . 564 Variabler Ventilatorantrieb . . . . . . 243
Toluol . . . . . . . . . . . . 28
Stromkreis . . . 557 Variabler Ventiltrieb 257
Top-Feed-Einspritzventile . . 295
Stromlaufpläne . . 593 Variator .......... ... .... . . . . . . 714
Topfgelenk . .... .. . .... .. . . . .. . 439
in aufgelöster Darst ellung 593 VarioCam . . . . . . . . • . . . . . . . . . . . . 255
in zusammen hängender Top-View . ... ..... .... . . .... .. 709
VarioCam Plus . . . . . . . . . . . . . . . . . 260
Darstellung . . . . . . . 593 Tarsen-Differenzial . . . . . . . . . . . . . 446
Varistoren . . . . . . . . • . . . . • . . . . 588
, Kennzeichnungen ... .. . . •. .. 595 Torsionsdämpfer . . . . . . . 401
VOR . . . . . . . . . . . ... . . ... .. . 588
Stromrichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . 558 TORX-Schrauben . . . . . . . 146
Ventilator . . . . . . . . . . . . . . . 242
- , technische ........ . .. . .•. . . 558 Totwinkelassistent . . . . . 709 - mit Elektroantrieb . . . . . . . . . . . . 243
Stromstärke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 558 Totwinkel-Überwachung 709 Ventile . .. . .. . . ... . ... ..... 249, 519
Stromventile . . . . . . . . . . 92 Tragbildbeurteilung . . . 443 , Pkw . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 519
Stromwendung . . . . . . . . . . . . . . . . 635 Transceiver . . . . . . . . . . . . . . 672 , RDK ... . . . . . . .. . . . ... 519
Stufenlose Sauganlagen . . . . . . . . . 262 Transformatoren 574 , Transporter . .. .. . . . . ..•.... 519
Sturz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 490 Transistoren . . . . . . . . . . . . . . 585 , Zweirad ......... ..... ... . . . 519
Surround-View . . . . . . . . . . . . . 709 Transistor-Spulenzündanlagen 647 Ventilfeder . . . . . . • . . . . . . . . . 252
Swiri-Strömung . . . . . . • • . . . 303 Transistorzündanlagen .... . . 647, 648 Ventilführung . . . ..... .. . . 251
SWR ........... 666 Transistorzündsysteme, Zweiräder 724 Ventilsitzdrehen . . . . . . . . . . . . . . . . 140
Symbol Window 679 Trennen .... . ...... 112, 125-1 42,141 Ventilsitz im Zylinderkopf . . 252
Symmetrieachse 478 Triebsatzschwinge .. .. . .. . .. .... 714 Ventilsitzringe .. ........ 252
Symmetrisches Steuerdiagramm . 360 Tripodegelenke . . . . . . . . . . . . 439 Ventilspiel . . . . . . . . . . . . . . . 250
Synchronmaschine . . . . . 385 Trockenbremsen . . . . . . . . . . 555 Verbotszeichen 51
Synchronmotor . . . . . . . . . . 385 Trockene Zylinderlaufbuchsen 211 Verbrauchskennfeld 208
Synchrone Drehfeldmaschine 385 Trockengasfilter 370 Verbrennung am Kraftstoff-
Synchrone, zeitgesteuerte Trockengelenke . . . . . . . . . . . . . . . . 439 tröpfchen . . . ... . . . ... . . 31 1
Datenübertragung . . . . . 671 Trockenluftfilter . . . . . . . . . . . . 21 Verbrennungsablauf . .. . 312
Synchronisat ion . . . . . . . . . . . . . . 414 Trockenreibung . . . . . . . . . . . . . . . . 192 - , Dieselmotor · 310, 311
- doppelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 415 Trockensumpfschmierung . . . 234 V erbrennungsaussetzer-
- mehrfach . . . . . . . . . . . 415 Trommelbremse . . . . . . . . . . 534 überwachung . . . . . . . 349
Synchronisiereinrichtungen . . . . . 414 Tumble-Strömung . . . . . . 303 Verbundbleche ........ . .. . . .... 180
Synchronkörper . . . . . . 414 Türsteuergerät . . . . . . . . . . . . . . 697 Verbundlenkerachse . . . . . . . . . . . . 500
784 24 Sachwortverzeichnis

Verbund-Sicherheitsglas 463 Wärmewirkung . . 571 Zahnflankenspielermittlung . . . . . . 442


Verbundwerkstoffe . . . . . . . . . . . . . 190 Wake-up-Modus . . . . 672 Zahnrad-Profile . . . . . . . . . . . . . . . . . 153
Verdampfer/Druckregler . . . . . . . . 370 Walzrichtung beim Biegen . . . 118 Zahnradpumpe . . . . . . . . . . . . 234, 235
Verdeckbetätigung 703 Wandgeführte Gemischbildung . . 303 Zahnriemenantrieb . . . . . . . . . . . . . 253
Verdichter (Kompressor) 691 Wankelmotor . . 365-366 Zahnstangen-Hydrolenkung . . 481
Verdichtungsraum . . . . 213 Wanken .......... . . ...... . 478 Zahnstangen-Lenkgetriebe . . . 481
Verdichtungsverhältnis . . . . . . . . . . 203 Warmkleber . . . . . . . . . . . . . . 163 Z-Diode . . . . . . . . . . . . 584
Verdrängerpumpen . . . . . . . . . . . 271 Warmlauf .... .. ..... . 277 Zentraleinspritzung . . . . . . . . . . . 288
Vergaser . . . . . . . . . . . . . 278 Warnzeichen . . . . . . . . . . 51 Zentraleinspritzventil 289
Vergüten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183 Wartung . . . . . . . . . . . . . . . 20, 22 Zentralventil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 533
Vergütungsstähle . . . . . . . . 178 Wartungsplan . . . . . . • . . . . . . . 18 Zentralverriegelung . . . . . . . . . . . . . 696
Verhalten des Mitarbeiters . . . . 63 Wartungsstecker . . 390 Zentrifugalfilter . . . . . . • . . . . . . . 20
Verkauf .................... 68 Wartungstabellen . . . . . . 70 Zerteilen 141
Verknüpfungsschaltungen 94 Wartung und Instandhaltung . . 18 Zündabstand 207, 644
Verknüpfungssteuerungen . . . . . . 97 Wasserabscheider . . . . 22 Zündanlagen . . . 642, 655
Verlappen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 Wasserhaushaltsgesetz (WHG) 43 Zündanlassschalter . . . . . . . . . . . . . 597
Vermessen, Karosserie . . . 464, 465 Wasserlacke . . . . . . . . . . . . . . 476 Zündaussetzer . . . . . . . . . . • . . . . . 652
Verpolungsschutzdiode 607 Wasserstoffbetrieb . . 395 Zündfolge ............. 207
Verriegelung . . . . . . ... ... ... 701 Wasserstofferzeugung . . 393 Zündfunken 642
Verschleißanzeigen . . . . . . . . 18 Wastegate . . 267 Zündkerzen ... . . .... . ... . 653, 656
Verspachteln . . .. . . .. . ......... 472 Wechselfilter . . 21 Zündkerzengesichter . . . . . . . 657
Verstellbarer Kettenspanner 255 Wechselgetriebe . . . . . . . . . . 411 , 412 Zündspannung.. . 644
Verteilergetriebe . . . 450 - , Nutzf ahrzeugtechnik .. ...... . 747 Zündspulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 645
- mit Lame llenkupplung ..... .. . 450 Wechselrichter . . . . 381 - , Doppe lfunken- . . • . . . . . . • . . 646
- m it Mittendifferenzial 449 Wechselspannung 576 - , Einzelfunken- . . . . . . . . . . . . . 646
- , Nutzfahrzeugtechn ik . . . . . . 747 Wechselstrom . . .... . ...... 558, 576 - , Vierfunken- . . . . . . . . . . . 647
Vertikalschwingungen 515 Wechselventile . . . . . . . . . . . 92 Zündverteilung . . . . . 653
Vertragsarten . . . . . . . . 56 Wechsler-Relais . . . . . . . . . . . . . 606 Zündverzug beim Dieselmotor 31 1
Verwaltung/Planung . . 68 Wegeventile . . . . . . . . . . . . . . 91 Zündwilligkeit 32
Vielfachmessgeräte . . . 566, 684 Wegfahrsicherung . . . • . . . . . . . . . . 604 Zündzeitpunkt . .. . .. . . . .. . . 644, 649
Vierkreisschutzventil . 758 Wegfahrsperre . . 695 Zugdruckumformen 118
Vierlenker-Vorderachse 499 Weichglühen . .. . . . .. ........ 181 Zugkrafthyperbel . . . . . . . . . . . 4 12
Viertaktmotor . . . . . . . . . . . . . . 197-209 Welle-Nabe-Verbindungen . . . . . . . 153 Zulässige Massen von Nfz . . . . 735
- Merkmale . . . . .. .. . . ..... 202 Wellenausbreitung . . . . 667 Zumesseinheit ZME . . . . . . . . . 322, 739
Vierventiler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249 Wellenlänge . . . . . . . . . . . . . . 665 Zusatzheizsysteme . . . . . . . . . . . . . 689
Viscokupplung .... . .. . .. .. . 243, 451 Wellenwiderstand 666 Zusatzrelais in Startanlagen . . . . . 767
V iskosität . . . . . . . . . . • . . . . . . . . . . 35 Werkstattauftrag . . 66 Zuschaltbarer Allradantrieb . . 397, 449
- , dynamische . . . . . . . . . . . . . . 35 Werkstoffeigenschaften 166 Zwangsumlaufkühlung . . . . 241
- , HTHS . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Werkstoffe Zweidruckventile . . . . . 92
Viskositätsindex . . . . • . . . . . . . . 35 - Ka rosse rie 455 Zweikalben-Hochdruckpumpe 322
Viskositätsklassen . . . . . . . . . . . . . . 36 - Räde r . . 518 Zweikomponentenklebstoffe . . . . . 163
Voll-Hybrid . . . . . . . . . . . . . . . 371 Werkstofftechnik ... . . . . .. .. . . . . 166 Zweikomponentenlacke 476
Volllast . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277 Werkvertrag . ...... ........... . 56 Zweikreis-Betriebsbremsanlage 753
Vollständige Verbrennung .. . 275, 352 Werkzeugstähle . ............ .. . 178 Zweikreis-Zweileitungs-
- , Diesel ............. . .. . .... 312 Wheatstonesche Messbrücke 570 Druckluftbremsanlage .. . . 753, 755
Vollstrompartikelfilter . . . . . . . . . . . 356 Widerstände 560 Zweileitungs-Anhängerbrems-
Vollvariabler elektrohydraulischer Widerstand, elektrisch ... . .. . 559 anlage ...................... 753
Ventiltrieb . . 258 Widerstandsmessbrücke 570 Zweimassenschwungrad . . . 232
Vollvariabler elektromechanischer Wiederinbetriebnahme HV-Fzg 391 Zweipulsschaltung . . 584
Ventiltrieb . . . . . . . . . . . . . . 258 WIG-Schweißen . . .. . . ... . . . . 160 Zweiradtechnik . . . . . . . .. . . . . ... 713
Volt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 557 Wilson-Satz 426 Zweirohr-Gasdruckdämpfer . . . . . . 508
Vorderachsen ....... . • . . . . ..... 498 Winkelmessgeräte .. . 105 Zweirohr-Schwingungsdämpfer . . 508
Vorderradantrieb . . . . . . . . . . . . . . . 397 Winkelsensoren 661 Zweischeibenkupplung . . . . . . . . . . 405
Voreinspritzung . . . . . . . . . . . . . . . 311 Winterreifen ..... . 52 1 Zweitaktmotor . . . . . . . . . . . . . . . . . 358
Vorerregerstromkreis . . . . . . . • . . . 627 Wirbelstrombremse 761 Zweiteilige Kurbelgehäuse . . . 234
Vorgelegestarter . . . . . . . . . . . • . . . 640 Wirkungen des elektrischen Zyklonluftfilter . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
Vorglühen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 315 Stromes 571 Zylinder . . ............... 91
VTG ........ . . • . . ... •. . . . . •... 265 Wirkungsgrad .. . .. . 562 - -block . . 210
Wolfram-lnertgasschweißen 160 - -kopf . . . . . . . . 213
- -kurbelgehäuse 210
- ~ au fba h nen ... . ... . .. . 212
Wachsüberzüge . . . . . . . . . 165 - -lauf buchsen, Ei nbau der 211, 218
Wälzlager . . . . . . . . . . . . 195 Xenon 613 - -nummerierung . . . . . . . . . . . . . 206
Wärmeausdehnung . . 166 - -schrauben . . . . . . . . .... 146
Wärmebehandlung von Zylinderkopf
Eisenwerkstoffen . . . . . 180 - -dicht ung . . ... . .. . 214,219
Wärmeleitfähigkeit .. .. .... . ... 166 Zäh igkeit .. 166 - -Sch leifm aschine . 140
Wärmewert. . . . . . . . . . . . • . . . . . . . 654 Zahlensyst eme . .. 76 - -schra uben 215, 219
Motorrad

Nutzkraftwagen

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