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Inhaltsverzeichnis
Leben
Priesterliches Wirken
Erzbischof von Köln
Silvesterpredigt 1946
Zweites Vatikanisches Konzil
Politik
Ehrungen
Studentenverbindungen
Straßen, Gebäude, Denkmal und Brücke
Nachlass
Joseph Kardinal Frings (1959)
Anekdoten
Josef-Kardinal-Frings-Gesellschaft
Werke
Literatur
Medien
Weblinks
Einzelnachweise
Leben
Josef Richard Frings wurde 1887 als zweites von acht Kindern des Weberei-Fabrikanten Heinrich Frings
und seiner Frau Maria, geb. Sels, in Neuss geboren. Das Abitur legte er 1905 am Königlichen Gymnasium
(heute Quirinus-Gymnasium) in Neuss ab und studierte in München, Innsbruck, Freiburg im Breisgau und
Bonn Katholische Theologie. In Freiburg wurde er bei der katholischen Studentenverbindung Bavaria im
KV aktiv. In Bonn gehörte er der Theologenverbindung St.V.k.Th. Rhenofrankonia Bonn an.[1]
Sein Bruder Alfons Frings war 1946 bis 1961 Oberbürgermeister von Neuss, sein älterer Bruder Heinrich
Frings (* 1885) war Reichsgerichtsrat und starb im Januar 1946 in der Sowjetischen Besatzungszone im
Speziallager Nr. 1 Mühlberg.
Priesterliches Wirken
Josef Frings empfing am 10. August 1910 in Köln durch Weihbischof Joseph Müller das Sakrament der
Priesterweihe. Er war zunächst bis 1913 als Kaplan in Köln-Zollstock tätig. Dem folgte ein
Studienaufenthalt in Rom bis 1915. 1916 promovierte er in Freiburg zum Doktor der Theologie. Er war von
1915 bis 1922 Pfarrer der Katholischen Pfarrgemeinde St. Marien in Köln-Fühlingen, 1922 bis 1924 Leiter
eines Waisenhauses in Neuss und von 1924 bis 1937 Pfarrer an St. Joseph in Köln-Braunsfeld. Anschließend
war er von 1937 bis 1942 Regens des erzbischöflichen Priesterseminars in Bensberg.
Als Pfarrer in Braunsfeld kam er mit dem damaligen Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer in
Berührung. Nach Adenauers Meinung vertrat Frings falsche Ideen über Kindererziehung. Bis in die Zeit, als
Adenauer Kanzler und Frings Kardinal war, blieb das Verhältnis der beiden zueinander ausgesprochen kühl.
Das Amt des Erzbischofs von Köln, in das er am 1. Mai 1942 überraschend
berufen wurde, bekleidete Josef Frings von 1942 bis 1969. Seine
Bischofsweihe nahm am 21. Juni 1942 der apostolische Nuntius in
Deutschland, Erzbischof Cesare Orsenigo, im Kölner Dom vor.
Mitkonsekratoren waren die Kölner Weihbischöfe Wilhelm Stockums und
Joseph Hammels. Sein Wappenspruch lautete: Pro hominibus constitutus
(lat.: „Für die Menschen bestellt“). Der Presse in Deutschland hatte das
nationalsozialistische Regime verboten, über die Weihe des neuen
Erzbischofs von Köln zu berichten; so behalfen sich die Kölner Katholiken,
indem sie private Kleinanzeigen aufgaben. Die internationale Presse war bei Kardinalswappen
den Weihefeierlichkeiten im Kölner Dom jedoch vertreten, so dass
außerhalb von Deutschland mancherorts über die Weihe berichtet
wurde. Die Judenverfolgung bezeichnete Frings öffentlich als
„himmelschreiendes Unrecht“, seine Popularität bewahrte ihn vor
Repressalien. Allerdings wurde er von der Gestapo mit Hilfe einer
Anzahl von V-Leuten, von denen mindestens einige Kleriker waren,
anhaltend intensiv beobachtet.
Von 1945 bis 1965 war er Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz, der Vorgängerinstitution der
Deutschen Bischofskonferenz. Im Jahr 1948 wurde er von Pius XII. zum Hohen Protektor für das
Flüchtlingswesen ernannt. 1958 war er Initiator und Mitbegründer des Hilfswerks Misereor. Das Magazin
des Hilfswerks ist nach ihm benannt: frings. Auch das Hilfswerk Adveniat geht 1961 auf seine öffentliche
Anregung zurück.
Auf Initiative von Josef Frings begründete das Erzbistum Köln 1954 eine Partnerschaft mit dem japanischen
Erzbistum Tokio, eine der ersten Bistumspatenschaften innerhalb der römisch-katholischen Kirche. Im
Rahmen einer Reise nach Japan und Korea im Mai 1957 aus Anlass der Einweihung der vom Erzbistum
Köln finanziell geförderten juristischen Fakultät der Sophia-Universität in Tokio traf er am 13. Mai 1957
auch mit dem japanischen Kaiser Hirohito zusammen.
Sein Bischofsamt legte Frings im Februar 1969 aus Altersgründen nieder, da seine Sehkraft immer mehr
nachließ. Joseph Höffner, bisheriger Bischof von Münster, wurde ihm schon im Januar als Koadjutor-
Erzbischof zur Seite gestellt. Seine Nachfolge als Erzbischof von Köln trat Höffner am 24. Februar 1969 an.
1977 wurde Kardinal Frings als dienstältester Kardinalpriester Kardinalprotopriester. Frings starb am 17.
Dezember 1978 mit 91 Jahren. Er wurde in der erzbischöflichen Gruft im Kölner Dom beigesetzt.
Silvesterpredigt 1946
Frings ging mit dem Verb „fringsen“ für „Mundraub begehen“ in die
deutsche Sprache ein. Der Begriff geht auf seine am 31. Dezember
1946 in der Kirche St. Engelbert in Köln-Riehl gehaltene
Silvesterpredigt zurück, in der er mit Bezug auf die Plünderungen
von Kohlenzügen und die schlechte Versorgungslage ausführte:
Danach nannte man in Köln und später in ganz Deutschland das Beschaffen von Lebensmitteln und
Heizstoffen für den akuten Eigenbedarf durch deren einfaches Stehlen, Unterschlagen oder Veruntreuen
„fringsen“ (mit stimmhaftem „s“ gesprochen) (Dazu siehe auch: Kohlenklau#Anhaltende Popularität). Die
nächsten Sätze der Predigt
„Aber ich glaube, dass in vielen Fällen weit darüber hinausgegangen worden ist. Und da gibt
es nur einen Weg: unverzüglich unrechtes Gut zurückgeben, sonst gibt es keine Verzeihung
bei Gott.“
wurde dabei oft nicht wahrgenommen. Bei der feierlichen Umbenennung der Düsseldorfer Südbrücke über
den Rhein (s. u.) wurde als Benefiz-Aktion angeboten, „rückwärts zu fringsen“, indem man zugunsten
Bedürftiger besondere Briketts kaufen konnte.
Kardinal Josef Frings gehörte als Bischof zu den Teilnehmern des Zweiten Vatikanischen Konzils und war
Mitglied des zehnköpfigen Konzilspräsidiums.[4] Seine frei in lateinischer Sprache gehaltene Rede zur
Geschäftsordnung in der Eröffnungssitzung des Konzils (der ersten „Generalkongregation“), mit der er eine
Zeit des Kennenlernens der Konzilsväter vor der Beschlussfassung über die Zusammensetzung der
Konzilskommissionen forderte, verhinderte eine Durchführung des Konzils nach der von der Kurie
entwickelten Geschäftsordnung. Auch seine – maßgeblich von Joseph Ratzinger, dem ihm zugeordneten
Konzilstheologen und späteren Papst Benedikt XVI., verfasste – kritische Rede über das Heilige Offizium
unter der Leitung von Kardinal Alfredo Ottaviani hatte erhebliche Auswirkungen und führte letztlich zur
grundlegenden Umgestaltung der Behörde zur Kongregation für die Glaubenslehre.
Mit Schreiben vom 18. Mai 1967 bat er Papst Paul VI. um eine nachkonziliare autoritative Entscheidung in
der Frage der Geburtenregelung und gab damit einen Anstoß oder Beitrag zur Enzyklika Humanae vitae.
Politik
Während der Beratungen des Grundgesetzes trat Frings im
November 1948 durch einen Brief an Konrad Adenauer der CDU
bei, erklärte jedoch bereits im Mai 1949 seinen Austritt.
Mutmaßungen, dass dieser damit zusammenhing, dass im
Grundgesetz die kirchlichen Interessen aus der Sicht Frings’ zu
wenig berücksichtigt wurden, wies er zurück und begründete den
Schritt damit, dass das Reichskonkordat katholischen Geistlichen die
Mitgliedschaft in politischen Parteien verbiete. Mit diesem Schritt
signalisierte er, dass nicht mehr die Deutsche Zentrumspartei sich als
Partei der Katholiken betrachten kann.[5]
Ehrungen
Bundespräsident Theodor Heuss verlieh Frings 1952 das Großkreuz Schreiben von Kardinal Frings an
des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Am 11. Mai den Papst mit der Bitte um
Entscheidung zur Geburtenregelung
1957 verlieh ihm die Sophia-Universität in Tokio den Titel des
Ehrendoktors der Philosophie anlässlich der Einweihung der vom
Erzbistum Köln finanziell geförderten juristischen Fakultät dieser
Universität in kirchlicher Trägerschaft.
Frings ist der einzige Erzbischof von Köln, dem die Stadt Köln die
Ehrenbürgerwürde verliehen hat. Das geschah 1967, im selben Jahr
wurde ihm auch die Ehrenbürgerwürde seiner Geburtsstadt Neuss
und bereits 1946 die der Stadt Honnef (heute Bad Honnef), wo er in
den Kriegsjahren von 1941 bis 1945 mehrmals seinen Wohnsitz
genommen hatte[6], verliehen.
Studentenverbindungen
Joseph Frings (erster von rechts) mit
In Freiburg wurde er bei der katholischen Studentenverbindung Bundeskanzler Konrad Adenauer
Bavaria im KV aktiv. In Bonn gehörte er der Theologenverbindung (Mitte) bei der Einweihung des
St.V.k.Th. Rhenofrankonia Bonn an. Gürzenich (1955)
Der Teil der Straße in Köln, an dem das heutige Erzbischöfliche Haus, der Wohnsitz des Erzbischofs von
Köln, gelegen ist, wurde nach ihm in Kardinal-Frings-Straße umbenannt. Nach Kardinal Frings sind benannt
das erzbischöfliche Kardinal-Frings-Gymnasium in Bonn-Beuel, das Begegnungszentrum Kardinal-Frings-
Haus Neuss und das Caritas-Altenzentrum Kardinal-Frings-Haus in Köln-Ehrenfeld.
Auf Initiative der Josef-Kardinal-Frings-Gesellschaft aus dem Jahre 2005 wurde im Juni 2006 die
Südbrücke zwischen Düsseldorf und Neuss zu Ehren des gebürtigen Neussers in Joseph-Kardinal-Frings-
Brücke umbenannt. Frings-Denkmäler stehen in der Kölner Altstadt am Laurenzplatz und in Neuss in der
Nähe des Quirinus-Münsters.
Nachlass
→ Hauptartikel: Bischofsstab des Josef Kardinal Frings
Den Nachlass von Kardinal Frings hütet das Historische Archiv des Gedenktafel für Josef
Kardinal Frings an der
Erzbistums Köln.[9]
Pfarrkirche von Köln-
Fühlingen
Anekdoten
Die große Popularität des stets in rheinischer Dialektfärbung
sprechenden Kardinals schlug sich in zahlreichen Anekdoten
nieder.[10]
Josef-Kardinal-Frings-Gesellschaft
Im Jahre 1996 wurde in Frings’ Heimatstadt die „Josef Kardinal
Frings Gesellschaft zu Neuss am Rhein e. V.“ gegründet.[11] Sie ist
gemeinnützig und beim Registergericht eingetragen. Ziel der
Gesellschaft ist es, Leben und Werk von Kardinal Frings
wissenschaftlich zu erforschen und einer breiten Öffentlichkeit
bekannt zu machen.
Literatur
Festschrift zum Jubeljahr des Kardinals und Erzbischofs Joseph Frings. Wort und Werk, Köln
1957.
Dieter Froitzheim (Hrsg.): Kardinal Frings – Leben und Werk. Wienand, Köln 1979, ISBN 3-
87909-090-4.
Friedhelm Hofmann: „Stüfchen, Eminenz!“ Anekdoten rund um den Kölner Dom. 2. Auflage.
Wienand, Köln 2004, ISBN 3-87909-281-8.
Joachim Kettel: Josef Kardinal Frings, Leben & Wirken des Kölner Erzbischofs in Anekdoten.
J. P. Bachem, Köln 2003, ISBN 3-7616-1670-8.
Joachim Sikora, Hans Nitsche (Hrsg.): Josef Kardinal Frings. Honnefer Akzente. Bad Honnef
1996, ISBN 3-927566-09-8.
Norbert Trippen: Josef Kardinal Frings (= Veröffentlichungen der Kommission für
Zeitgeschichte. Reihe B: Forschungen. Bd. 94). Ferdinand Schöningh,
Paderborn/München/Wien/Zürich.
Band 1: Sein Wirken für das Erzbistum Köln und für die Kirche in Deutschland 2003,
ISBN 3-506-79999-1.
Band 2: Sein Wirken für die Weltkirche und seine letzten Bischofsjahre. ISBN 3-506-
71345-0.
Friedhelm Ruf: Der rheinische Kardinal – Josef Frings Seelsorger, Diplomat, Brückenbauer.
Hrsg. von der Josef-Kardinal-Frings-Gesellschaft. J. P. Bachem, Köln 2015, ISBN 978-3-7616-
2951-2.
Medien
Zum 125. Geburtstag von Kardinal Frings (https://www.youtube.com/watch?v=Y7fRrgLdYJg)
Lokalzeit aus Köln Vor 125 Jahren ist Joseph Kardinal Frings geboren (https://www.youtube.co
m/watch?v=zE2jAfqN59s)
Weblinks
Commons: Joseph Frings (https://commons.wikimedia.org/wiki/Josef_Frings?uselang=de) –
Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Literatur von und über Josef Frings (https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&qu
ery=118536079) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Zeitungsartikel über Josef Frings (http://purl.org/pressemappe20/folder/pe/005627) in der
Pressemappe 20. Jahrhundert der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft.
Eintrag zu Josef Frings (https://www.catholic-hierarchy.org/bishop/bfrings.html) auf catholic-
hierarchy.org
Irmgard Zündorf: Josef Frings. (https://www.dhm.de/lemo/biografie/joseph-frings)
Tabellarischer Lebenslauf im LeMO (DHM und HdG) , Stand 2. August 2016
Kurzbiografie (https://www.gdw-berlin.de/vertiefung/biografien/personenverzeichnis/biografie/vi
ew-bio/josef-frings/) der Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Deutsche Welle: Kardinal Frings. (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46173061.html) In: Der
Spiegel Nr. 50, 11. Dezember 1963
Einzelnachweise
1. Webseite der St.V.k.Th. Rhenofrankonia Bonn (http://www.rhenofrankonia.de/)
2. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945.
Frankfurt am Main 2003, S. 168.
3. Dominik Groß, Christiane Rinnen, Walter Sonntag - Zahnarzt und zum Tode verurteilter
Kriegsverbrecher (https://www.zm-online.de/archiv/2020/09/gesellschaft/walter-sonntag-zahna
rzt-und-zum-tode-verurteilter-kriegsverbrecher/), Zahnärztliche Mitteilungen, Heft 9/2020, S.
54–56, 1. Mai 2020. Abgerufen am 2. Mai 2020.
4. Die Genueser Rede (http://www.papsthaus.eu/theologe.php), abgerufen am 7. Dezember
2012.
5. Kardinal verlässt CDU. (http://www.zeit.de/1949/22/kradinal-verlaesst-cdu) In: Die Zeit, Nr.
22/1949
6. August Haag: Bad Honnef am Rhein. Beiträge zur Geschichte unserer Heimatgemeinde
anläßlich ihrer Stadtwerdung vor 100 Jahren. Bad Honnef 1962, S. VI.
7. Domradio 7. April 2014 (http://www.domradio.de/video/bischofsstab-von-kardinal-frings-nach-k
oeln-zurueckgekehrt)
8. Beschreibung bei Rheinisches Bildarchiv (http://www.bildindex.de/obj05202854.html#%7Chom
e)
9. Nachlass Frings bei Nachlassdatenbank (http://www.nachlassdatenbank.de/viewsingle.php?pe
rson_id=3960&asset_id=4329)
10. Siehe die Titel von Kettel und Hofmann unter „Literatur“.
11. „Josef Kardinal Frings Gesellschaft zu Neuss am Rhein“ (http://www.frings-gesellschaft.de/)
Diese Seite wurde zuletzt am 18. Mai 2020 um 17:22 Uhr bearbeitet.
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