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epd Dokumentation online

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Frankfurt am Main  21. August 2018 www.epd.de Nr. 34

 Die ökumenische Bedeutung des Heiligen


und Großen Konzils der Orthodoxen Kirche
Studientag der Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher
Kirchen in Deutschland (ACK). Mainz, 15. März 2018

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2yy34/2018yepd-Dokumentation

 Konzil der orthodoxen Kirchen endet mit Appell für Frieden


Das erste große orthodoxe Konzil großen Wert auf den Dialog, vor Mit Blick auf die Gäste des Kon-
der Neuzeit ist abgeschlossen. Die allem mit nicht-orthodoxen zils aus anderen Kirchen bekräf-
Versammlung beschwor die Ein- Christen.« Die Botschaft wurde tigte Bartholomäus I., dass er
heit unter den Orthodoxen. Be- während des Morgengebets und einen Dialog für lebenswichtig
obachter sehen zudem positive der »Göttlichen Liturgie« in der halte. Unter den Beobachtern
Signale für das Verhältnis zu den Sankt-Peter-und-Paul-Kirche in war auch der Ratsvorsitzende der
anderen christlichen Kirchen. Chania vorgetragen. Evangelischen Kirche in Deutsch-
land (EKD), Heinrich Bedford-
Heraklion (epd). Mit einem Ap- Die Endfassung der während des Strohm. Dieser werde dem Öku-
pell für Einheit und Frieden ha- Konzils beschlossenen Dokumen- menischen Patriarchat von Kon-
ben die Oberhäupter orthodoxer te, unter anderem zum Heiraten,
stantinopel Ende September ei-
Kirchen ihr erstes großes Konzil dem Fasten, der orthodoxen nen offiziellen Besuch abstatten,
seit mehr als 1.000 Jahren been- Diaspora und dem Umgang mit kündigte das orthodoxe Kirchen-
det. Zum Abschluss des einwö- anderen Christen soll in den
oberhaupt an.
chigen Treffens auf der griechi- kommenden Tagen auf der Inter-
schen Insel Kreta verlas der netseite des Konzils veröffent- Gerade das sogenannte Ökume-
Chefsekretär des Ökumenischen licht werden. ne-Papier zum »Verhältnis der
Patriarchats von Konstantinopel, Orthodoxen Kirche zur übrigen
Archimandrite Bartholomew Am 25. Juni hatte der Ökumeni- christlichen Welt« hatte zuvor für
Samaras, am 26. Juni 2016 eine sche Patriarch von Konstantino- Streit gesorgt. Manchen Orthodo-
pel, Bartholomäus I., Ehrenober-
Botschaft des Treffens an die xen gehen die Aussagen darin zu
Welt. Sorge äußerten Bischöfe haupt der orthodoxen Weltkir- weit, denn viele billigen etwa
darin vor allem über die Lage im che, bei der abschließenden Sit- Katholiken und Protestanten den
zung das Konzil als »bedeutendes
Nahen Osten. Status als Kirche nicht zu. Zum
Ereignis« für die orthodoxe Kir- Verhältnis zu anderen christli-
»Die orthodoxe Kirche verurteilt che bewertet, die Abwesenheit chen Kirchen heißt es unter an-
unmissverständlich die Ausbrei- wichtiger Kirchen aber »unver-
derem, dass die orthodoxe Kirche
tung militärischer Gewalt, die antwortlich« genannt. Die Patri- den geschichtlichen Namen von
Verfolgung, Vertreibung und archen von Bulgarien, Georgien »anderen nicht-orthodoxer christ-
Tötung von Mitgliedern religiöser und Antiochien sowie die Russi-
lichen Kirchen und Konfessio-
Minderheiten, erzwungene Kon- sche Orthodoxe Kirche hatten nen« akzeptiere, die nicht zu
versionen, den illegalen Handel ihre Teilnahme kurzfristig abge- ihrer Gemeinschaft gehörten.
mit Flüchtlingen, Entführungen, sagt.
Folter und abscheulichen Exeku- Nach Einschätzung des EKD-
tionen«, heißt es in dem Zwölf- Das Treffen, das schon seit mehr Ratsvorsitzenden wird das Konzil
Punkte-Papier. als 50 Jahren gemeinsam vorbe- die Beziehungen zu anderen
reitet worden war und als kir-
christlichen Kirchen stärken.
Zugleich beschwor das Konzil - chenhistorische Sensation galt, Bartholomäus I. habe ihn in sei-
an dem zehn der insgesamt 14 fiel damit deutlich kleiner aus als ner Abschlussrede als Vertreter
orthodoxen Kirchen mit rund 300 vorgesehen. Beobachter führten
der Deutschen Evangelischen
Delegierten teilnahmen - die dies auch auf Machtspiele zwi- Kirchen persönlich begrüßt, sagte
Einheit unter den Orthodoxen. schen Moskau und dem Ökume- Bedford-Strohm. Darin zeige sich
Diese müsse noch »gestärkt wer- nischen Patriarchat von Konstan-
auch die Frucht vieler Dialoge
den und neue Früchte tragen«. Es tinopel zurück. Russland stellt der EKD mit den Orthodoxen. Er
sei der Vorschlag gemacht wor- mit rund 160 Millionen Mitglie- habe sich sehr über die »außer-
den, »dass das heilige und große dern mehr als die Hälfte aller
ordentliche Herzlichkeit« gefreut,
Konzil zur regulären Institution rund 300 Millionen orthodoxen mit der die ökumenischen Gäste
wird und alle sieben bis zehn Christen weltweit. Laut dem empfangen worden seien.
Jahre einberufen wird«, hieß es Ökumenischen Patriarchat von
(...)
zudem. Konstantinopel haben die Be-
schlüsse von Kreta dennoch bin- (epd-Basisdienst, 26.6.2016)
Im Verhältnis zu anderen christ- dende Kraft für die gesamte Or-
lichen Gemeinden resümierten
thodoxie.
die Bischöfe: »Unsere Kirche legt

Quelle:
Die ökumenische Bedeutung des Heiligen und Großen Konzils der Orthodoxen
Kirche
Studientag der Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK)
Mainz, 15. März 2018
epd-Dokumentationy34/2018yy3

Aus dem Inhalt:

Die ökumenische Bedeutung des Heiligen und Großen Konzils der Orthodoxen
Kirche. Studientag der Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft Christ-
licher Kirchen in Deutschland (ACK). Mainz, 15. März 2018
► Dr. Marc Witzenbacher: Vorwort 4

► Georgios Vlantis: Das Heilige und Große Konzil der Orthodoxen Kirche und
seine ökumenische Bedeutung 6

► Erzpriester Radu Constantin Miron: Das Heilige und Große Konzil der
Orthodoxen Kirche – Kommentierte Tagebuchaufzeichnungen eines Teilnehmers 12

► Oberkirchenrat Prof. Dr. Martin Illert: Drei protestantische Sichtweisen auf


das Konzil von Kreta 29

► Tarek Bashour: Die Zerstörung der Kirchen in Syrien 34

Aus der epd-Berichterstattung


► Konzil der orthodoxen Kirchen endet mit Appell für Frieden 2

► Ostkirchen-Experte: Konzil kein Ausdruck einer Kirchenspaltung 37

► Beginn von Orthodoxie-Gipfel auf Kreta von Streit überschattet 38


4yy34/2018yepd-Dokumentation

Vorwort
Von Dr. Marc Witzenbacher, Referent der Evangelischen Kirche in Deutschland
und Referent für Öffentlichkeitsarbeit bei der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in
Deutschland (ACK)

Die ökumenische Bedeutung des Heiligen und war es daher ein wichtiges Anliegen, sich mit der
Großen Konzils der Orthodoxen Kirche. ökumenischen Bedeutung des Heiligen und Gro-
Studientag der Mitgliederversammlung der ßen Konzils zu beschäftigen. Dazu sollten aus
Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Sicht der verschiedenen Konfessionen die Texte
Deutschland (ACK). Mainz, 15. März 2018 und Botschaften des Konzils wahrgenommen und
für die weitere Arbeit aufgegriffen werden. Dies
geschah auf einem Studientag während der Mit-
Das Heilige und Große Konzil der Orthodoxen gliederversammlung der ACK im Frühjahr 2018 in
Kirche, das im Juni 2016 auf Kreta stattgefunden Mainz. Die Beiträge dieses Studientages sind in
hat, steht am Ende eines mehr als einhundert diesem Heft dokumentiert.
Jahre dauernden Vorbereitungsprozesses. Er be-
gann im Jahr 1902 mit einer Enzyklika des dama- Für den Studientag sollten die Eindrücke von
ligen Ökumenischen Patriarchen Joachim III., in Teilnehmenden des Konzils geschildert und um
der er sich an alle autokephalen orthodoxen Kir- den Blick von außen auf das Konzil ergänzt wer-
chen wandte. In der Enzyklika rief er dazu auf, den. Georgios Vlantis, orthodoxer Theologe und
sich zu drei wichtigen Fragekomplexen gemein- Geschäftsführer der ACK in Bayern, gibt einen
sam zu beraten: die Einheit der Orthodoxen Kir- Überblick über die Geschichte und den Verlauf
che angesichts aktueller Herausforderungen, das des Konzils und beleuchtet insbesondere das
Verhältnis zu den Kirchen des Westens und die Ökumenedokument des Konzils und dessen Be-
Reform des kirchlichen Kalenders. Auch wenn deutung für den ökumenischen Dialog. Radu
das Wort damals noch nicht in der für uns heute Constantin Miron, stellvertretender Vorsitzender
gebräuchlichen Bedeutung verwendet wurde, der ACK und Beauftragter für innerchristliche
spielte die »Ökumene« von Beginn an eine ge- Zusammenarbeit der Orthodoxen Bischofskonfe-
wichtige Rolle in den Vorbereitungen des Konzils. renz in Deutschland, war als Berater der Delega-
tion des Ökumenischen Patriarchates am Konzil
Das Konzil war auch von den anderen Kirchen auf Kreta beteiligt und kommentiert in seinem
mit großer Spannung erwartet worden, zumal Beitrag aus der Innensicht die Abläufe und ver-
sich das Konzil auch zur Gemeinschaft der Kir- schiedenen Fragestellungen des Konzils. Auch
chen aus orthodoxer Sicht äußern wollte. Die im Martin Illert, Referent für Orthodoxie im Kirchen-
Februar 2016 veröffentlichten Texte des Konzils amt der Evangelischen Kirche in Deutschland
wurden von allen 14 autokephalen Kirchen mitge- (EKD), war auf Kreta als Beobachter dabei und
tragen. Obwohl schließlich nur zehn von ihnen wirft in seinem Beitrag einige Schlaglichter auf
an dem Konzil teilgenommen haben, wurden die die Rezeption des Konzils von evangelischer Sei-
Vorlagen auf Kreta dennoch von einer großen te.
Mehrheit der Orthodoxen Kirche angenommen.
Bereits in der Botschaft des Konzils machten die Ergänzt werden diese Beiträge zum Heiligen und
Konzilsväter deutlich, dass ihnen der Dialog mit Großen Konzil der Orthodoxen Kirche durch ei-
den nicht-orthodoxen Christen sehr am Herzen nen Bericht von Tarek Bashour. Der rum-
liegt (Nr. 3). Mit dem Dokument »Die Beziehun- orthodoxe Christ arbeitete bereits in Syrien als
gen der Orthodoxen Kirche mit der übrigen christ- Rechtsanwalt, bis ihn die furchtbaren Folgen des
lichen Welt« sowie dem Text »Der Auftrag der Bürgerkriegs in Syrien dazu gezwungen haben,
Orthodoxen Kirche in der heutigen Welt« bekräf- seine Heimat zu verlassen. Mit einem von der
tigte das Konzil, dass die Kirchen gemeinsam vor EKD finanzierten Projekt konnte Tarek Bashour
großen weltweiten Herausforderungen stehen. dokumentieren, welche Kirchen und kirchlichen
Der Dialog der Kirchen untereinander müsse vom Gebäude verschiedener Konfessionen in Syrien
gemeinsamen Zeugnis in der Welt begleitet wer- durch den Bürgerkrieg zerstört wurden. Auf der
den (vgl. Die Beziehungen der Orthodoxen Kirche Mitgliederversammlung stellte er die Dokumenta-
mit der übrigen christlichen Welt, Nr. 23). tion »Die Pforten der Hölle werden sie nicht
überwinden« (Fromm Verlag 2017) vor und bat
Der Mitgliederversammlung der Arbeitsgemein- die Mitgliedskirchen der ACK darum, die Ge-
schaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK)
epd-Dokumentationy34/2018yy5

schwister in Syrien nicht zu vergessen und für sie chen Kirchen und der Gesellschaft von heute. Die
zu beten. Durch den Bürgerkrieg sei eine Jahr- Beiträge dieses Heftes zeigen, wie wichtig der
hunderte alte Kultur vom Aussterben bedroht. gemeinsame Dialog und die gegenseitige Wahr-
Der Mitgliederversammlung war es für den Dialog nehmung der Kirchen bleiben. Die ACK weiß sich
der Kirchen des Ostens und des Westens wichtig, damit der Charta Oecumenica verpflichtet, in der
gerade auch die schwierige Situation und das Leid die Kirchen dazu aufrufen, die geistlichen Gaben
einiger Kirchen in ihren Heimatländern miteinan- der verschiedenen christlichen Traditionen zu
der wahrzunehmen. erkennen, voneinander zu lernen und sich so
beschenken zu lassen. Dies dient dazu, Selbstge-
Das Heilige und Große Konzil der Orthodoxen nügsamkeit zu überwinden und Vorurteile zu
Kirche darf nicht als Schlusspunkt eines hundert- beseitigen, die Begegnung miteinander zu suchen
jährigen Prozesses verstanden werden. Vielmehr und füreinander da zu sein (Nr. 3).
setzt es einen Doppelpunkt hinter das Verhältnis
der Orthodoxen Kirche zu den anderen christli-
6yy34/2018yepd-Dokumentation

Das Heilige und Große Konzil der Orthodoxen Kirche und seine
ökumenische Bedeutung
Von Georgios Vlantis, Geschäftsführer der ACK in Bayern

Die ökumenische Bedeutung des Heiligen und I. Unterwegs zum Konzil: Einige Bemerkungen
Großen Konzils der Orthodoxen Kirche. zum konziliaren Prozess
Studientag der Mitgliederversammlung der
Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Das letzte Konzil, dem das Prädikat »ökume-
Deutschland (ACK). Mainz, 15. März 2018 nisch« in der Orthodoxie verliehen wurde und als
solches von der Ostkirche immer noch ange-
nommen wird, ist das Konzil von Nizäa von 787,
Es hat lange gedauert: Den Anfang des Prozesses, das 7. Ökumenische Konzil. Dennoch sind die
der zum Heiligen und Großen Konzil der Ortho- Behauptungen, dass die Orthodoxie seit 1300
doxen Kirche geführt hat, könnte man bereits auf Jahren nur in kleinen Formaten ihre Synodalität
1902 zurückdatieren. Es wäre interessant die praktiziert, nicht haltbar. In der mittel-und spät-
erfinderischen Wortmeldungen zu sammeln, die byzantinischen Zeit, aber auch bis zum 20. Jahr-
das orthodoxe Konzilsvorbereitungstempo im hundert fand eine große Reihe von Konzilen statt,
Laufe dieser Zeit mehr oder weniger ironisch die eine besondere Autorität im kirchlichen Be-
kommentierten. Im März 2014 haben allerdings wusstsein genießen und eine beachtliche Breite
die Oberhäupter der autokephalen Orthodoxen von orthodoxen Traditionen zum Ausdruck brin-
Kirchen die christliche Welt überrascht, indem sie gen konnten. Dies bedeutet aber nicht, dass die
die Einberufung des Konzils beschlossen. Wenige geschichtlichen Abenteuer der Ostkirche im zwei-
hatten mit so einer Entscheidung gerechnet; ich ten Jahrtausend ohne Konsequenzen für die Ent-
jedenfalls nicht. Sowohl die großen Spannungen faltung ihrer Synodalität blieben.
in den interorthodoxen Beziehungen, als auch die
alles andere als ausreichenden bisherigen Früchte Die Araber und später die Osmanen haben zu
der Arbeit der Gremien zur Vorbereitung des grundlegenden Änderungen der religiösen Geo-
Konzils ließen vermuten, dass dies für lange Zeit graphie des traditionell orthodoxen Ostens ge-
noch ein Traum bleiben würde. Trotz ihres über- führt und den Handlungsraum der Ostkirchen
raschenden Charakters ist dennoch die Entschei- deutlich eingeschränkt. Die evidenten erheblichen
dung von 2014 Ausdruck einer pragmatischen, Schwierigkeiten bei der Kommunikation der Or-
strategischen Wahl: man hat sich gegen einen thodoxen Kirchen miteinander wurden mit den
kontraproduktiven Konzilsperfektionismus ent- Befreiungskämpfen nicht aufgehoben; im Gegen-
schieden zugunsten einer Konziliarität der klei- teil ist die Entstehung der Nationalismen des 19.
nen, aber sicheren Schritte, die doch zur Prokla- Jahrhunderts an vielen innerorthodoxen Konflik-
mation der orthodoxen Einheit beitragen und als ten schuld. Beim Ringen der traditionell orthodo-
Zeichen der »Verantwortung und Zuwendung der xen Völker für die (Neu)Bestimmung ihrer natio-
Kirche zu der heutigen Welt« wahrgenommen nalen Identitäten haben ihre Kirchen häufig in
werden können, so die damalige Botschaft der problematischer Weise mitgemacht und nationa-
Oberhäupter der Orthodoxen Kirchen. Dieser listisch verankerte Streitigkeiten nicht gescheut.
Übergang vom Maximalismus der Erwartungen Bis heute kämpfen mehrere Kirchen mit ihrem
zum Realismus der vorsichtigen Schritte kann nationalistischen Erbe; viele Spannungen, die die
meines Erachtens als hermeneutischer Schlüssel Landschaft der interorthodoxen Beziehungen
zur Wahrnehmung des Konzils überhaupt, aber bestimmen, sind auf den Geist des Nationalismus
auch speziell zur Evaluation seines Ökumene- zurückzuführen sowie auf das in vielen orthodo-
Dokuments verwendet werden. In der ersten xen Kontexten viel zu enge Verhältnis von Kirche
Einheit meines Referats werde ich den Gesamt- und Staat, dessen Anliegen und Sorgen auch als
kontext des konziliaren Prozesses schildern; da- kirchliche Sorgen und Empfindungen wahrge-
nach werde ich auf das Konzil als Ganzes einge- nommen werden. Es fehlt noch an starken Struk-
hen; in einem dritten Schritt werde ich das Öku- turen, die einen Blick über das Nationale oder das
mene-Dokument kommentieren; abschließen Regionale hinaus ermöglichen, wodurch sich die
werde ich mit einigen Überlegungen zum Konzil Autokephalie zu einem Autokephalismus entwi-
und seiner Gesamtbedeutung. ckeln kann. Dieser Autokephalismus galt als der
große Stolperstein des konziliaren Prozesses; und
dies hat sich noch einmal im letzten Moment in
epd-Dokumentationy34/2018yy7

dramatischer Weise gezeigt. Aber wir dürfen telang für selbstverständliche Tagesordnungs-
nicht vergessen, dass die Orthodoxe Kirche dieje- punkte des Konzils hielt, wie der Kalender, die
nige christliche Kirche ist, die mit dem Konzil von Diptychen und die Frage nach der Verleihung der
1872 den kirchlichen Nationalismus (Ethnophyle- Autokephalie, wurden ausgeklammert, da die
tismus) als Häresie verurteilt hat. Gremien, die das Konzil vorbereitet haben, keine
konsensfähigen Textentwürfe vorlegen konnten.
Gerade angesichts dieser Spannungen hat das Die beschränkte Dauer des Konzils und dessen
Ökumenische Patriarchat mit einer historischen strenge Geschäftsordnung, die keine Flexibilität
Enzyklika aus dem Jahr 1902 die Autokephalen zuließ, verdeutlichten schon von vornherein, dass
Kirchen dazu eingeladen, Wege zur Vertiefung vom Konzil keine inhaltlichen Überraschungen zu
und Stärkung der panorthodoxen Einheit einzulei- erwarten wären.
ten. Dieses Dokument gilt als der Anfang des
langen Prozesses, der zum Konzil von 2016 führ- Die Überraschung kam doch einige Wochen vor
te. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurden mehre- dem geplanten Beginn des Konzils im Sinne einer
re Versuche zur Realisierung des Konzils unter- großen Krise in der orthodoxen Kirchenfamilie,
nommen: kirchliche Treffen, panorthodoxe Kon- die das ganze Unternehmen beinahe zum Schei-
ferenzen, akademische Tagungen, usw. Die tern verurteilt hätte. Trotz ihrer ursprünglichen
Früchte dieser Bemühungen tragen in sich die Zustimmung haben vier Kirchen (Georgien, Bul-
Spuren der Zeit ihrer Entstehung: kirchen- und garien, Antiochien und Russland) ihre Teilnahme
geopolitische Sorgen, idealistische Gesamterneue- abgesagt. Sie begründeten ihre Entscheidung
rungsvorstellungen oder visionslose, bürokrati- meistens, indem sie auf Schwierigkeiten mit ein-
sche Vorschläge zur Verbesserung von Verwal- zelnen Formulierungen in den Textentwürfen
tungsstrukturen; die interorthodoxen Spannun- hinwiesen, in Textentwürfen, die sie bzw. ihre
gen, die politischen Turbulenzen und die kultu- Oberhäupter mitvorbereitet und mitunterschrie-
relle Stimmung der jeweiligen Zeit werden dabei ben hatten und zu denen sie sich vier Monate seit
klar oder implizit zum Ausdruck gebracht. Ver- der endgültigen Verabschiedung der Textentwürfe
gessen wir es nicht: Das 20. Jahrhundert war ein und der Einberufung des Konzils (Januar 2016)
Jahrhundert des Kreuzes für die Orthodoxie. An nicht positioniert hatten. Kirchen- und geopoliti-
Kriegen in traditionell orthodoxen Ländern hat es sche Prioritäten haben bei diesem Verhalten eine
nicht gefehlt; die kommunistischen Regimes ha- entscheidende Rolle gespielt; die Berücksichti-
ben das kirchliche Leben stranguliert und keinen gung außenkirchlicher Faktoren bei der Erklärung
Raum für einen anspruchsvollen konziliaren Pro- der überraschenden Änderung der Haltung eini-
zess gelassen. Die Orthodoxie musste vor dem ger Kirchen bedeutet freilich keine Adoption von
Konzil ihre Wunden heilen; und sie ist mit vielen Verschwörungstheorien. Es ist außerdem nicht zu
Narben zu diesem Konzil gegangen. leugnen, dass sich einige Kirchen mit der beson-
deren Rolle des Ökumenischen Patriarchen in der
II. Kreta: Teilnehmer, Geschäftsordnung, orthodoxen Kirchenfamilie schwertun. Das Para-
Dokumente doxon dabei ist, dass diese Kirchen an einem
Konzil nicht teilgenommen haben, zu dem sie
Im Januar 2016 haben die Oberhäupter der Or- selber miteingeladen haben. Der antikonziliare
thodoxen Kirchen ihre Entscheidung von 2014 Wind der ersten Juni-Wochen konnte allerdings
zur Einberufung des Konzils bekräftigt (Synaxis die Realisierung des Konzils nicht verhindern.
in Chambésy, Januar 2016); allerdings mit einer Erfreulicherweise hat das Fernbleiben der vier
interessanten Änderung: Es sollte nicht, wie ur- Kirchen vom Konzil nicht zu einem absoluten
sprünglich geplant, in Istanbul, sondern auf Kre- Abbruch der Gemeinschaft mit den konziltreuen
ta, in der Orthodoxen Akademie, stattfinden. Kirchen geführt. Am Konzil haben teilgenommen:
Konstantinopel als Konzilsort wäre jedenfalls auf die Kirchen von Konstantinopel, Alexandrien,
einer symbolischen Ebene eine zusätzliche Bestä- Jerusalem, Zypern, Serbien, Rumänien, Griechen-
tigung der besonderen Autorität des Ökumeni- land, Polen, Tschechien und der Slowakei und
schen Patriarchen in der orthodoxen Kirchenfami- Albanien.
lie gewesen. Um die Realisierung des Konzils zu
ermöglichen zeigte sich der Ökumenische Patri- Gemäß der in Genf im Januar 2016 verabschiede-
arch kompromissfähig. Im Januar 2016 wurden ten Geschäftsordnung des Konzils hatte der Öku-
die Entwürfe der Konzilsdokumente verabschie- menische Patriarch den Vorsitz inne. Jede auto-
det und alle durften auf das große Ereignis war- kephale Kirche durfte bis maximal 24 Bischöfe
ten, allerdings bereits schon mit gemäßigten Er- und dazu sechs theologische Berater und drei
wartungen: Wichtige Themen, die man jahrzehn- Assistenten entsenden. Als Berater und Assisten-
8yy34/2018yepd-Dokumentation

ten durften auch Laien (inkl. Frauen) tätig sein; des Bewusstseins der Gesamtkirche wahrnimmt,
diese durften auch aktiv an den Sitzungen der und nicht als eine Autorität, die von oben und
Konzilskommissionen teilnehmen; an den Plenar- eventuell willkürlich Änderungen durchsetzen
sitzungen hatten sie das Recht, dabei zu sein, darf. Der Fundamentalismus der Traditionalisten
ohne aber das Wort ergreifen zu dürfen. Die Sit- ist nicht zukunftsfähig; ein autoritärer oder arro-
zungen des Konzils haben hinter verschlossenen ganter Elitismus progressiverer Stimmen wäre
Türen stattgefunden; Ausnahmen bildeten die aber eine genauso unzureichende Alternative.
Eröffnungs- und Abschlusssitzung. Diese waren
auch die einzigen Sitzungen, an denen Beobach- III. Das Ökumene-Dokument
ter aus nicht-Orthodoxen Kirchen teilnehmen
durften. Zum Ökumene-Dokument hätte ich folgende Be-
merkungen:
Wie bereits erwähnt, haben in Genf im Januar
2016 die Oberhäupter und ihre Delegationen die Dies war das einzig spannende von den Konzils-
Tagesordnung des Konzils festgelegt und die texten, dasjenige, das bereits vor und freilich
überarbeiteten Textvorlagen zur Veröffentlichung nach dem Konzil am Meisten diskutiert wurde. Es
gegeben. Das Konzil durfte keine anderen Text- war gerade das, wogegen alle Kritiker des Kon-
vorlagen, bzw. Themenkomplexe besprechen. Die zils, freilich auch alle Fundamentalisten, ihre
Texte der Botschaft und der Enzyklika des Kon- Kritik bzw. Polemik gerichtet haben. Beim Konzil
zils durften die einzigen richtig originalen, vom war die Diskussion über das Dokument in gewis-
Konzil selbst verfassten Dokumente sein. Diese ser Hinsicht spannend, jedenfalls aber span-
strikten Regelungen machten wenige glücklich, nungsvoll. Im Vorfeld herrschte große Unsicher-
aber auf der anderen Seite haben sie es ermög- heit, ob dies überhaupt genehmigt werden kann.
licht, dass das Konzil überhaupt stattfindet. Dies ist passiert, nachdem man Kompromissfor-
meln in einige Absätze eingeführt hatte.
Die Titel der vom Konzil verabschiedeten Doku-
mente lauten: Enzyklika des Heiligen und Großen Wenn man den Text mit einer sozusagen west-
Konzils der Orthodoxen Kirche (Kreta 2016); Bot- christlichen Brille liest, mag das Befremden un-
schaft des Heiligen und Großen Konzils der Ortho- vermeidlich sein. Allerdings ist dieser Text, wie
doxen Kirche; Die Bedeutung des Fastens und alle andere Konzilsdokumente, vor allem an eine
seine Einhaltung heute; Die Beziehungen der Or- orthodoxe Leserschaft gerichtet und sogar an
thodoxen Kirche zur übrigen christlichen Welt; Die orthodoxe Christen, die in den traditionell ortho-
Autonomie und die Art und Weise ihrer Prokla- doxen Ländern wohnen, die mehr oder weniger
mation; Die orthodoxe Diaspora; Das Mysterion monokonfessionell sind. Das, was vielleicht auch
der Ehe und seine Hindernisse; Der Auftrag der für orthodoxe Christen im Westen als konservativ
Orthodoxen Kirche in der heutigen Welt. klingen mag, ist für ihre Glaubensgeschwister im
Osten zu liberal, wie auch die Reaktionen einiger
Auf die Einzelheiten der genehmigten Dokumente Kirchen, die dem Konzil fernblieben, zeigen.
kann ich hier nicht eingehen. Sicherlich kann
man nicht von einem vom Konzil initiierten Pa- Der Text als solcher ist größtenteils nichts Neues;
radigmenwechsel in der orthodoxen Theologie es geht um eine überarbeitete und deutlich kürze-
sprechen. Nichts wirklich Neues wurde einge- re Version eines schon von der 3. Panorthodoxen
führt bzw. bestimmt. Man wollte keinen Bruch Vorkonziliaren Konferenz (1986) verabschiedeten
mit der Tradition verursachen. Die Texte spiegeln Dokumentes, obwohl der Text von 2016 weniger
sogar eine gewisse Sorge angesichts der starken mutig in seinen Formulierungen ist. U.a. verzich-
traditionalistischen und fundamentalistischen tet das Konzilsdokument auf einen Kommentar
Strömungen innerhalb der orthodoxen Familie. zum Stand der bilateralen Dialoge, die die Ortho-
Dies mag die ökumenisch gesinnten und progres- doxie durchführt, im Gegensatz zum Text von
siven Theologen enttäuschen. Andererseits zeigt 1986.
diese Haltung einen pragmatischen pastoralen
Kummer um die Einheit der Orthodoxen Kirche. Das Dokument enthält Grundaussagen der ortho-
Eventuelle mutige Schritte nach vorne sollen doxen Ekklesiologie, die diese Kirche nie bei ih-
Wunsch des Kirchenvolkes sein und Frucht einer rem ökumenischen Engagement verheimlicht hat,
noch nicht ausreichend stattgefundenen inner- daher finde ich die Verwunderung einiger öku-
kirchlichen Diskussion. Die orthodoxe Ekklesiolo- menischer Partner, die den Text gelesen haben,
gie sieht einen langen Prozess zur Konzilsrezepti- eher verwunderlich. Die Orthodoxie versteht sich
on vor, weil sie ein Konzil primär als Ausdruck immerhin als die Eine, Heilige, Katholische und
epd-Dokumentationy34/2018yy9

Apostolische Kirche. Diese Aussage kann man als Punkte benannt, bei denen es Klärungsbedarf
aber nicht nur exklusivistisch interpretieren, und im Dialog mit den anderen Kirchen gibt, obwohl
der Text ermutigt solche Interpretationen auch man eine konkretere Benennung von Punkten
nicht. Die Orthodoxe Kirche legt ihr ekklesiologi- vermisst, die nach orthodoxer Auffassung nötig
sches Selbstbewusstsein dar, sie verzichtet aber zur Wiederherstellung der Einheit mit anderen
in diesem Dokument auf negative, ihre ökumeni- Kirchen wären. Die ökumenischen Partner erwar-
schen Partner abwertende Aussagen, wobei sie ten mit Recht eine gewisse Klärung seitens der
grundsätzlich hervorhebt, dass sie die Idee von Orthodoxen Kirche, gerade im Bereich der Ekkle-
der Gleichwertigkeit aller Konfessionen ablehnt. siologie, und, konkreter, bezüglich des Status der
Aber das ist auch nichts Neues. anderen Kirchen. Die Orthodoxie hat sich offiziell
nie ausreichend dazu geäußert. Es wäre auch
Zum ersten Mal wird die Teilnahme der Orthodo- unrealistisch von so einem Konzil zu erwarten,
xen an der ökumenischen Bewegung, auf einer so dass es ausführlich auf diese Frage eingeht. Es
hohen konziliaren Ebene befürwortet und theolo- bleibt aber eine deutliche Aufgabe für die Ortho-
gisch begründet (z. B. § 4). In einer Zeit, wo in doxe Theologie: Obwohl die Orthodoxie bereits
vielen orthodoxen Kontexten antiökumenische seit Jahrzehnten eine breite ökumenische Tätig-
Ansichten die Oberhand gewinnen, ist dies nicht keit entfaltet, vermisst man ihrerseits immer noch
selbstverständlich. eine klare Antwort über den ekklesialen Status
der anderen Kirchen. Solange sie in einem exklu-
Die Ermutigung zum Ökumenischen Engagement sivistischen Verständnis des Schemas Orthodoxie-
setzt jedoch eine gewisse Auseinandersetzung mit Häresie mehr oder weniger gefesselt bleibt, kann
der ekklesiologischen Herausforderung voraus, die Andersheit der anderen Kirchen nur als Ent-
die von vielen als Überforderung wahrgenommen fremdung und Inauthentizität wahrgenommen
wurde, mit dem Ergebnis einer theologischen werden. Die Orthodoxie kann sich aber weiter in
Unterforderung seitens des Konzils. Was meine die Richtung einer dynamischen Ekklesiologie
ich? Der wichtigste Streitpunkt bei diesem Doku- bewegen, welche die in via-Situationen von Kir-
ment liegt im § 6, wo folgendes steht: »Ihrer onto- chen positiv einsieht, die sich als Kirchen ge-
logischen Natur nach kann die Einheit der Kirche meinsam auf dem Weg zur Wiederherstellung der
niemals gestört werden. Die Orthodoxe Kirche vollen sichtbaren Einheit des Leibes Christi befin-
anerkennt jedoch die historische Benennung der den; wenn sie das nicht tut, dann werden die
anderen nicht-orthodoxen christlichen Kirchen anti-ökumenischen Strömungen weiterhin laut-
und Konfessionen, die nicht mit ihr in Gemein- stark bleiben. Die Unfähigkeit, das positive ekkle-
schaft stehen; sie glaubt aber, dass ihre Bezie- siologische Potenzial und die verschiedenen Ga-
hungen zu diesen auf der so zügig und objektiv ben der nicht-orthodoxen Gesprächspartner
wie möglich erfolgenden Klärung der gesamten wahrzunehmen, kann langfristig nur zur Läh-
ekklesiologischen Frage beruhen sollte, insbeson- mung der ökumenischen Tätigkeiten der Ortho-
dere über deren allgemeine Lehren über Sakra- doxie führen. Man darf von orthodoxen Theolo-
mente, Gnade, Priestertum und apostolische Suk- gen erwarten, dass sie das Potenzial der patristi-
zession.« »Anerkennt die historische Benennung«: schen Tradition, der Pneumatologie und der Es-
Es wurde unverhältnismäßig lang diskutiert, ob chatologie ihrer Kirche nutzen, um eine Ekklesio-
man statt »historische Benennung« »historische logie zu entwickeln, durch die dem ökumeni-
Existenz« schreiben sollte, wie es im Text von schen Partner ein würdigerer, positiverer ekklesi-
1986 der Fall war. Beide Aussagen lassen einen aler Status zugesprochen wird.
großen Interpretationsraum offen, als solche aber
sagen sie beide nichts über den ekklesialen Status Vom Konzil habe ich als orthodoxer Theologe
der anderen Kirchen. Die konziliare Anerkennung solche Schritte nicht erwartet. Es ist zu früh. Ich
der historischen Benennung der anderen Kirchen machte mir aber Sorgen, ob doch Aussagen ge-
bedeutet aber, dass die Orthodoxe Kirche die nehmigt werden, die theologische Schwierigkei-
Selbstwahrnehmung der anderen Kirchen respek- ten beim ökumenischen Engagement der Ortho-
tiert, und dass sich diejenigen Gruppen rechtferti- doxie verursachen. Manchmal ist man dankbar,
gen müssen, die abwertende Bezeichnungen für nicht nur wenn etwas Gutes gesagt und geneh-
die anderen Kirchen verwenden. migt wird, sondern auch, wenn etwas Schlimmes,
Problematisches, Ausgrenzendes ausgeklammert
In seinem Dokument hebt das Konzil die Bedeu- bleibt. Es gibt Dokumente anderer Kirchen, die
tung der Ekklesiologie für die Ökumene hervor: eine gewisse Autorität beanspruchen, die die
Rechtgläubigkeit, das ordinierte Amt, die aposto- ökumenisch offenen Mitglieder nicht unbedingt
lische Sukzession, die Sakramentenlehre werden
10yy34/2018yepd-Dokumentation

glücklich gemacht haben. Glücklich war ich am und Entmythologisierungsprozess bezeichnen.


Ende nicht, erleichtert aber doch. Das Unternehmen begann mit großen Worten
und Erwartungen im Geiste einer ziemlich prob-
Die Verurteilung der anti-ökumenischen Gruppen lematischen Ehrfurcht vor dem Konzilsereignis an
erfolgte im § 22 des Ökumene-Dokumentes: »Die sich; das Ergebnis war ziemlich bescheiden. Ent-
Orthodoxe Kirche betrachtet alle Bestrebungen, mythologisierung bedeutet das Verlassen von
die Einheit der Kirche zu brechen, wie sie von imaginären Welten, die Wahrnehmung der und
Einzelpersonen oder Gruppen unter dem Vor- die Auseinandersetzung mit der Geschichte, mit
wand des Erhalts oder der angeblichen Verteidi- der Realität: beim ersten Blick mag dies frustrie-
gung der wahren Orthodoxie unternommen wer- rend sein, es könnte aber auch befreiend wirken
den, als verurteilungswürdig. Wie das gesamte und zu einer konstruktiven Selbstkritik und zur
Leben der Orthodoxen Kirche bezeugt, wird die Planung pragmatischerer Alternativen führen.
Erhaltung des wahren orthodoxen Glaubens nur
durch das synodale System sichergestellt, das ii. Das Konzil und die Rezeption:
immer die höchste Autorität in der Kirche in Fra- In der Orthodoxie gibt es keine höchste Instanz,
gen des Glaubens und der kanonischen Vorschrif- die die Entscheidungen des Konzils autoritativ
ten war (Kanon 6 der Zweiten Ökumenischen durchsetzen könnte. Und große Schwierigkeiten
Synode).« bei der Planung und Durchführung des Konzils
haben auch damit zu tun, dass der Erste in unse-
Und eine Notiz zur ACK: Der Ökumenische Patri- rer Kirche über bestimmte Befugnisse nicht ver-
arch von Konstantinopel, Bartholomaios I., hat fügt, die das Ganze einfacher machen würden.
vom 28. Mai bis 1. Juni 2017 Deutschland be- Alle müssen irgendwie zufrieden sein. Manchmal
sucht. U.a. hat er die Ehrendoktorwürde der klingt dies wie die Quadratur eines Kreises. In der
Evangelischen Fakultät der Universität Tübingen ostkirchlichen Geschichte war es immer das Kir-
verliehen bekommen. Nach einer orthodoxen chenvolk in seiner Ganzheit, das langfristig über
Vesper in der Stiftskirche in Stuttgart hat das die Autorität eines Konzils entscheiden darf, aller
Ehrenoberhaupt der Gesamtorthodoxie eine An- Selbstbehauptungen eines Konzils zum Trotz. Der
sprache gehalten, in der er die Orthodoxen Verzicht auf einen Rezeptionsautomatismus be-
Deutschlands zur Intensivierung ihrer ökumeni- deutet weder eine voreilige Relativierung des
schen Tätigkeiten ermutigte. Er hat sogar die Konzils, noch deren Verabsolutierung. Die Kir-
ACKs erwähnt, mit folgenden Worten: chenleitungen sind jedenfalls verantwortlich,
einen Rezeptionsprozess auf allen Ebenen des
»Wir sind überzeugt, dass die orthodoxe Diaspora kirchlichen Lebens zu initiieren. Einige haben es
in diesem Lande künftig eine noch größere öku- mehr oder weniger bereits getan, einige bleiben
menische Rolle spielen wird. Unsere Griechisch- zurückhaltender, obwohl sie am Konzil teilge-
Orthodoxe Metropolie wird ihre ökumenische Zu- nommen haben. Es ist klar, dass die Kirchen, die
sammenarbeit noch mehr intensivieren, sowohl dem Konzil fern blieben, ihre antikonziliare Hal-
auf der Ebene der orthodoxen Kirchengemeinden, tung irgendwie weiter rechtfertigen werden. Es ist
wie auch als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft aber genauso klar, dass die Kirchen, die dabei
Christlicher Kirchen, in den regionalen Arbeitsge- waren, die Annahme des Konzils für unabdingba-
meinschaften und in den örtlichen ökumenischen re Voraussetzung halten werden, um weitere
Gremien, sowie in den gemeinsamen Kommissio- Schritte in die Richtung der panorthodoxen Ein-
nen mit der Römisch-katholischen und der Evan- heit vorzunehmen. Die Herausforderung wird
gelischen Kirche. Das Gleiche empfehlen und er- sein, dass man sich auf Formeln verständigt, die
warten wir auch von den anderen orthodoxen beide Positionen irgendwie versöhnen.
Diözesen und Gemeinden in Deutschland, im
Geist des Beschlüsse des Heiligen und Großen iii. Das Konzil und der Geist:
Konzils von Kreta.« (Katholische Nachrichtenagen- Es ist befreiend, der Geschichte in die Augen zu
tur, Ökumenische Information 24, 13.06.2017, S. schauen. Es befreit uns von unserem eigenen
VI-VII: VII). Perfektionismus, von unseren Illusionen über uns
selbst und die Welt im Allgemeinen. Nicht trotz,
IV. Das Konzil und danach sondern aufgrund dieses Realismus halte ich die
Realisierung dieses Konzils für ein Ereignis von
i. Das Konzil als Tabu und die vorkonziliare Zeit großer Bedeutung für die Orthodoxe Kirche. Es
als Entmythologisierungsprozess: geht nur um den ersten Schritt, aber es geht tat-
Der ganze Prozess, der zum Konzil führte, lässt sächlich um den ersten Schritt. Ich halte die Ent-
sich m.E. als ein nicht linearer Enttabuisierungs- scheidung für das Stattfinden des Konzils als
epd-Dokumentationy34/2018yy11

Zeichen einer Kirche, die trotz und wegen ihrer Literatur:


Schwächen offen dem Geist gegenüberstehen
Die offizielle Website des Konzils: www.holycouncil.org
will. Der Geist ist derjenige, der uns an den dy-
namischen Aspekt der Kirche erinnert: Dass wir Die Texte in den offiziellen Sprachen des Konzils: Alberto Melloni
nicht Ereignisse verabsolutieren, sondern uns auf (ed.), Corpus Christianorum, Conciliorum Oecumenicorum gene-
Prozesse fokussieren sollten. Ich hoffe, dass die raliumque decreta. Editio critica, IV/3, The Great Councils of the
Erfahrung des Konzils zur Einführung und Orthodox Churches. Decisions and Synodika. Creta 2016, Turn-
Durchsetzung von stärkeren panorthodoxen hout 2016.
Strukturen führen wird und zu einer besseren,
Die Texte des Konzils in deutscher Übersetzung: Bischof Bartho-
tieferen und permanenten Erfahrung von Konzili-
lomaios von Arianz u.a. (Hg.), Synodos. Die Offiziellen Dokumente
arität in der Kirche. Das Konzil würde einen gro-
des Heiligen und Großen Konzils der Orthodoxen Kirche (Kreta,
ßen Dienst für die Ostkirche leisten, wenn es zur
18.-26. Juni 2016), Bonn 2018; diese Übersetzung habe ich
Etablierung solcher Strukturen beitragen könnte.
verwendet. Vgl. auch die Übersetzung von Barbara Hallensleben
Mehr als außerordentliche Synodalereignisse,
(Hg.), Einheit in Synodalität. Die offiziellen Dokumente der Ortho-
braucht die Kirche Rahmen, die ihre Vielfalt zum
doxen Synode auf Kreta, 18. bis 26. Juni 2016, [Epiphania
Vorschein bringen könnten; die ihr als Garanten
Egregia 12], Münster 2016.
nicht nur der Einheit, sondern auch der Kreativi-
tät gelten könnten; die ihr ermöglichen, die Ekk- Ionită, Viorel, Towards the Holy and Great Synod of the Orthodox
lesiologie des Leibes nicht nur zu predigen, son- Church. The Decisions of the Pan-Orthodox Meetings since 1923
dern auch überzeugend zu praktizieren. until 2009, Übers. aus dem Rumän. von Remus Rus, [Studia
In dieser Hinsicht haben wir als Orthodoxe einen Oecumenica Friburgensia 62], Basel 2014.
langen Weg vor uns; wir haben aber endlich an-
Kallis, Anastasios, Auf dem Weg zu einem Heiligen und Großen
gefangen, diesen Weg gemeinsam zu gehen. Wir
Konzil der Orthodoxie. Ein Quellen- und Arbeitsbuch zur Orthodo-
haben gelernt, dass kleine realistische Schritte
xen Ekklesiologie, [Orthodoxe Perspektiven 10], Münster 2013.
einfach besser sind, als maximalistische Erwar-
tungen, die bloß lähmend wirken. Das ist nicht Meimaris, Theodoros, The Holy and Great Council of the Ortho-
wenig. Letztendlich mag das Orthodox-Sein kom- dox Church and the Ecumenical Movement, Thessaloniki 2013.
pliziert sein; langweilig ist es aber nicht. Und
Aus der Fülle der Publikationen in deutscher Sprache s. z. B. die
dafür bin ich dankbar.
Hefte der Zeitschriften Catholica (71. Jahrgang, 1/2017), Öku-
menische Rundschau (66. Jahrgang, 1/2017), Orthodoxes
Forum (31. Jahrgang, 1+2/2017)
12yy34/2018yepd-Dokumentation

Das Heilige und Große Konzil der Orthodoxen Kirche –


Kommentierte Tagebuchaufzeichnungen eines Teilnehmers
Von Radu Constantin Miron, stellvertretender Vorsitzender der ACK und Beauftragter für
innerchristliche Zusammenarbeit der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland

Die ökumenische Bedeutung des Heiligen und Voraus im Namen der Mutterkirche und persön-
Großen Konzils der Orthodoxen Kirche. lich danken.« Ich, ein Berater auf dem Heiligen
Studientag der Mitgliederversammlung der und Großen Konzil unserer Kirche? Einer von
Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in sechs, die neben den Bischöfen die Delegation
Deutschland (ACK). Mainz, 15. März 2018 des Ökumenischen Patriarchats bilden sollen?
Etwas ungläubig starre ich auf den Brief. Wie
kommt man auf mich? Was prädestiniert mich für
30. April 2016, Brühl – Vor dem Konzil diese ehrenvolle Aufgabe? Was macht eigentlich
ein Konzilsberater? Fragen über Fragen, die mich
Ein Brief aus dem Phanar, dem Sitz des Ökume- in den nun kommenden Wochen begleiten wer-
nischen Patriarchats, trifft ein. Unter dem vertrau- den ...
ten Faksimile des Patriarchalnamens und -titels
teilt Seine Allheiligkeit »dem Hochwürdigsten Wenn ich in der Folgezeit von dieser Ernennung
Erzpriester unseres Ökumenischen Throns Herrn erzähle, ernte ich auch von meinen Priesterkolle-
Constantin Miron, im Herrn geliebtem Sohn unse- gen und -freunden zumeist ungläubiges Staunen
rer geringen Person« folgendes mit: »Mit Gottes als Reaktion. Dass mein Metropolit Augoustinos
Hilfe wird gemäß pan-orthodoxem Beschluss vom von Deutschland bischöfliches Mitglied der Dele-
18. – 27. Juni dieses Jahres in der Orthodoxen gation des Ökumenischen Patriarchats sein wird,
Akademie in Kreta das seit langem vorbereitete freut mich und ist eigentlich selbstverständlich,
Heilige und Große Konzil unserer Orthodoxen leitet er doch eine der wichtigsten Diözesen im
Kirche zusammenkommen, um die Fragen, die auf Herzen Europas. Und gleichzeitig ist, wie sich bei
seiner Tagesordnung stehen, zu behandeln; den Beratungen des Konzils noch herausstellen
gleichzeitig wurde auch beschlossen, dass zu die- wird, die Orthodoxe Bischofskonferenz in
sem historischen Werk auch dazu berufene Berater Deutschland (OBKD), die er leitet, eine der am
ihren Beitrag leisten sollen; deshalb teilen wir besten funktionierenden Bischofskonferenzen
Ihrer geliebten hochwürdigen Person mit, dass wir weltweit: 13 gibt es insgesamt. Es ist nicht von
sie zum Berater der Patriarchalen Delegation, die ungefähr, dass es beim einzigen Mal, als Metro-
von unserer geringen Person geleitet wird und – polit Augoustinos im Plenum das Wort ergreift,
wie ebenfalls pan-orthodox vorgesehen ist – aus 24 gerade um die Arbeit und die Bedeutung der
bischöflichen Mitbrüdern besteht, ernannt haben. OBKD geht; er tut dies übrigens auf ausdrückliche
Diesen auf unsere Entscheidung und unseren Vor- Aufforderung des Ökumenischen Patriarchen. In
schlag hin erfolgten Synodalbeschluss teilen wir den kommenden Wochen wird dann auch be-
Ihrer hochwürdigen Person mit und sind der festen kannt, dass eine ganze Reihe der OBKD-Mit-
Überzeugung, dass sie die Themen, die auf der glieder als Konzilsväter vorgesehen sind: Metro-
Tagesordnung des einzuberufenden Konzils ste- polit Isaak vom Patriarchat Antiochien, Erzbi-
hen, und die jeweiligen dazu erarbeiteten und von schof Mark von der Russisch-Orthodoxen Kirche
den orthodoxen Schwesterkirchen einstimmig an- im Ausland, der serbische Bischof Sergije und der
genommenen Texte gründlich studieren wird, die rumänische Metropolit Serafim.1 Fast könnte man
wir Ihnen in Anlage zusenden, und darüber hin- also eine außerordentliche Sitzung der OBKD am
aus die in der Zwischenzeit formulierten Meinun- Rande des Konzils stattfinden lassen, etwa zur
gen und Äußerungen des orthodoxen Kirchenvol- Frage der orthodoxen Diaspora ...
kes, der akademischen Lehrer und der öffentlichen
Meinung insgesamt verfolgen wird und so in der Im Lauf der Zeit wird mir klar, dass die Ernen-
ihr übertragenen Eigenschaft, in Gottesfurcht und nung meiner Person zum Konzilsberater wohl
Weisheit, aber auch mit göttlich inspirierten Wor- auch etwas mit diesem Thema der sogenannten
ten der Erkenntnis, ihre Ratschläge, Kommentare Diaspora zu tun haben kann: meine persönliche
und Einschätzungen in jenen Fällen, die während Herkunft mag ebenso wie meine »inter-
der Beratungen des Konzils auftreten, beisteuern orthodoxe« Tätigkeit als bischöflicher Vikar für
wird, in denen wissenschaftliche und theologische die rumänischsprachigen Gemeinden des Öku-
Grundlegung erforderlich ist, wofür wir bereits im menischen Patriarchats in Deutschland und mei-
epd-Dokumentationy34/2018yy13

ne Aufgabe als Beauftragter für innerchristliche Patriarchaten Antiochien und Jerusalem um die
Beziehungen der OBKD wohl den Ausschlag ge- jurisdiktionelle Zugehörigkeit der kleinen ortho-
geben haben ... doxen Gemeinde von Katar auch mit dieser Frage
der Zuständigkeit für ein konkretes geographi-
Das Thema »Diaspora« ist ja für mich und meine sches bzw. politisches Territorium zusammen-
Familie, für meine Gemeinde und meine Diözese hängt. Wenn die Russen oder die Rumänen in
etwas, was mich seit meiner frühesten Kindheit Kapstadt, Tunis oder Madagaskar eine eigene
begleitet: Als Emigranten unterschiedlicher natio- Kirchengemeinde gründen, ist es – Gott sei Dank!
naler Herkunft konnten wir das schützende Omo- – selbstverständlich, dass diese, auch wenn sie
phorion des Ökumenischen Patriarchats genie- von einem Priester aus der Heimat betreut wer-
ßen. Das Omophorion ist das dem Pallium ent- den, dem territorial zuständigen Patriarchat von
sprechende liturgische Gewand, das ja auch als Alexandrien unterstehen. Diesem Territorialprin-
Sinnbild des verlorenen Schafes gesehen wird. zip steht die theologische Idee der so genannten
Als im Exil und in der Emigration/Migration »ver- Mutterkirchen gegenüber, die bereits vor 1989
lorene Schafe« der Orthodoxen Kirche waren und aufkam, insbesondere seit diesem historischen
sind wir dankbar für den Beistand, den die Große Moment aber wächst und wächst. Sie beruht
Kirche von Konstantinopel als Ökumenisches allerdings auf nicht-theologischen, etwa nationa-
(d.h. weltweit Verantwortung tragendes) Patriar- len, politischen oder staatlichen Faktoren. Dass es
chat uns geleistet hat. Eine der wichtigsten Lekti- pastorale Gründe gibt, die für eine besondere
onen, die wir als orthodoxe Christinnen und Beziehung der Mutterkirchen zu ihren emigrier-
Christen in West- und Mitteleuropa in den letzten ten Gläubigen im Ausland sprechen, ist richtig
Jahrzehnten lernen durften, war, dass wir im und nachvollziehbar. In einem 2009 veröffentlich-
theologischen Sinn gar nicht »Diaspora« sind, ten Interview mit der »Internationalen Stiftung für
wenn man darunter Gläubige fern des eigentli- die Einheit der orthodoxen Völker« sagt der ru-
chen und wahren Sitzes ihrer Kirche versteht. mänische Patriarch Daniel: »Natürlich ist eine
Natürlich leben wir in »Zerstreuung« und in sta- intensivere orthodoxe Zusammenarbeit in der
tistischer Minderzahl, sind aber nicht »Kirche Diaspora unter den Bischöfen verschiedener Juris-
zweiter Klasse«, die sich nur durch die Ausrich- diktionen erforderlich, aber in diesem Stadium ist
tung zur Herkunftskirche definiert. Anders gesagt: die Bindung der Emigranten an die Mutterkirche
Die Kirche in Köln ist genauso Kirche von Kon- eine Priorität für die Aufrechterhaltung der ortho-
stantinopel wie in Konstantinopel selbst. doxen kulturellen, ethnischen und kirchlichen
Identität.«2 Inwieweit die Annahme mancher
Daher kann der Terminus »Diaspora« irreführend Kirchenführer, diese Gläubigen würden nach
wirken. Er wurde aber wohl deswegen gewählt, einigen Jahren wieder in die Heimat zurückkeh-
um das Auseinanderdriften der zwei theologi- ren, sich als wahr erweist, bleibt sicherlich ab-
schen Strömungen zu überwinden, die sich in zuwarten.
dieser Frage entwickelt haben, die man verein-
facht als Territorialprinzip und als Mutterkir- Wir in der Diaspora waren es im übrigen, die das
chenprinzip bezeichnen könnte. Das Territorial- Konzil mit besonderer Ungeduld erwartet haben –
prinzip, das die lokale Zuständigkeit einer Kirche eben weil wir in ganz besonderer Weise von der
für ein Gebiet vorsieht, wird von seinen Kritikern »Einigkeit in Uneinigkeit« der Orthodoxen Kirche
zumeist als ein Universalanspruch des »Patriar- betroffen waren und sind. Es war im übrigen in
chats von Konstantinopel« – die Bezeichnung der Diaspora, dass orthodoxe Christinnen und
»Ökumenisches Patriachat« wird in diesem Zu- Christen unterschiedlicher Sprache, unterschiedli-
sammenhang verständlicherweise gern weggelas- cher Herkunft und unterschiedlichen Kalenders
sen! – auf weltweite Zuständigkeit bezeichnet. zusammenlebten und zusammenarbeiteten. So
Basierend auf dem Kanon 28 des IV. Ökumeni- besteht hier die Chance eines innerorthodoxen
schen Konzils von Chalkedon beanspruche Kon- Miteinanders, die es anderswo nicht gibt. Es war
stantinopel hier eine Zuständigkeit »auf den Ge- in der Diaspora, dass im gleichen Jahr 2009 durch
bieten der Barbaren«, was historisch und sachlich die Schaffung der besagten Bischofskonferenzen
überholt sei. Doch betrifft die Anwendung dieses der Versuch unternommen wurde, eine struktu-
Prinzips natürlich nicht nur die Rechte des Öku- relle Einheit der Orthodoxen Kirche darzustellen,
menischen Patriarchats, sondern gilt mutatis ohne die Bindung der einzelnen Gemeinden und
mutandis in allen autokephalen Kirchen und für Diözesen an die Patriarchate, denen sie angehör-
alle Kirchen. Es ist ja kein Zufall, dass der gerade ten, aufzukündigen. Und es war in der Diaspora,
zur Zeit der Vorbereitung des Heiligen und Gro- dass immer wieder das Bewusstsein wachgehal-
ßen Konzils schwelende Konflikt zwischen den ten wurde, dass wir in einer »präkonziliaren Zeit«
14yy34/2018yepd-Dokumentation

und in einem »präkonziliaren Prozess« leben. es hier insbesondere auf die so genannten »Sher-
Nicht so sehr in Athen, Moskau oder Bukarest, pas« ankommt, welche die Routen zum Gipfel,
sondern in Paris, Genf und Gent hat es Veranstal- den Verlauf und natürlich auch die Verlautbarun-
tungen, etwa die Kongresse der Orthodoxen Fra- gen bzw. Resultate dieser Begegnungen vorberei-
ternität, gegeben, in denen sich Kleriker und ten. In den Tagen nach Erhalt des patriarchalen
Laien über die Form und den Inhalt des so lange Schreibens gingen meine Gedanken häufig an
geplanten orthodoxen Konzils austauschten. (Ehr- einen der wichtigsten kirchlichen Sherpas zurück,
licherweise muss man natürlich sagen, dass dies den 2011 verstorbenen Metropoliten Damaskinos
bis 1989 in den Kirchen der Länder des real exis- (Papandreou), der als Leiter des Orthodoxen
tierenden Sozialismus auch kaum möglich war.) Zentrums des Ökumenischen Patriarchats in
Chambésy bei Genf wie kein Anderer an der Vor-
Das Bewusstsein, dass das Konzil kommen muss, bereitung des Konzils beteiligt war. Wie schade,
war also immer da, genauso wie die Befürchtung, dass es ihm nicht vergönnt war, die Früchte die-
dass es niemals zustande kommen wird. War es ses seines panorthodoxen präkonziliaren Wirkens
bis zur gerade angesprochenen politischen Wen- persönlich zu erleben.
de im Osten und Südosten Europas die Unfreiheit
der dortigen Kirche, die den präkonziliaren Pro- Was den informellen Charakter der Synaxen be-
zess lähmte, so erwies sich nun, könnte man trifft, lässt sich übrigens in den Jahren seit 1992
sagen, die Freiheit als Hindernis. Zu sehr waren eine Tendenz zur allmählichen Institutionalisie-
die autokephalen Kirchen der betreffenden Regi- rung und Kodifizierung dieser Begegnungen fest-
on nun mit den neuen Herausforderungen be- stellen. Der rumänische Patriarch Daniel plädiert
schäftigt. Genannt seien davon etwa die neue im o. a. Interview 2009 ausdrücklich für eine
Migrationsbewegung, die zum Ausbluten vieler ständige Einrichtung der Synaxen der Vorsteher:
Kirchengemeinden und -strukturen führte, der
liberalisierte Markt der religiösen Angebote mit »Ein wesentliches Element ist die Kontinuität und
Konkurrenzkämpfen und Proselytismus, die Be- Intensivierung der interorthodoxen Beziehungen.
gegnung, ja Konfrontation mit einem gewandelten Wir brauchen mehr pan-orthodoxe Treffen, regel-
Europa mit anderen Moralvorstellungen und neu- mäßig und in festem Rhythmus. Ich glaube nicht,
en Werten u.a.m. dass wir uns nur treffen müssen, wenn ein Vor-
steher zum Herrn gerufen wird oder wenn ein
Das Konzil schien so weit entfernt zu sein wie nie neuer Patriarch eingeführt wird. In diesem Sinne
zuvor. In dieser Situation war es die charismati- haben wir mehrfach vorgeschlagen, dass sich alle
sche Gestalt des (damals noch neuen) Ökumeni- drei Jahre die Vorsteher der autokephalen Kirchen
schen Patriarchen Bartholomaios, der mit der nicht zu Jubiläums- oder Gedenkveranstaltungen,
Einführung der »Synaxen« der Vorsteher der au- sondern zu Arbeitssitzungen treffen, um zu zei-
tokephalen orthodoxen Kirchen ein neues Steue- gen, dass in der Orthodoxie die Synodalität eine
rungselement der innerorthodoxen Kooperation Anwendung der brüderlichen Gemeinschaft und
und Kommunikation schuf. Er lud die Oberhäup- der Mitverantwortung ist, nicht nur auf nationaler
ter der lokalen Kirchen für den Sonntag der Or- Ebene, sondern auch weltweit. Es ist notwendig,
thodoxie 1992 nach Konstantinopel zu einem sowohl die Freiheit der Autokephalie als auch die
»Gipfeltreffen« ein und schuf damit ein neues Mitverantwortung der panorthodoxen Synodalität
Gremium, eine neue Institution. Eine gewisse zu bekräftigen. Gleichzeitig ist ein spezifischerer
Analogie zu den G7 bzw. G8-Gipfeltreffen der und besser organisierter Ausdruck der panortho-
internationalen Politik lässt sich hier nicht ab- doxen Solidarität durch gegenseitige Hilfe erforder-
sprechen. Auch diese sind ja keine sanktionierte lich, da die orthodoxe Kirchen wirtschaftlich und
internationale Organisation, sondern eher ein sozial in sehr unterschiedlichen Verhältnissen
Netzwerk, allerdings mit eigenen Regeln. Ihre leben. Regelmäßige Konsultationen und eine effi-
Treffen sind informell und bindend zugleich, um zientere Zusammenarbeit würden der Orthodoxie
in »entspannter Runde« globale Themen und sowohl auf nationaler als auch auf internationaler
Probleme zu beraten. Und ebenso wie die Gipfel- Ebene Glaubwürdigkeit verleihen. Ein solche Initi-
treffen der Staats- und Regierungschefs nicht die ative wurde im Jahr 2005 von der Rumänischen
legislative Kompetenz der einzelnen Staaten auf- Orthodoxen Kirche vorgeschlagen, als Seine Allhei-
heben, sind die Vereinbarungen und Beschlüsse ligkeit der Ökumenische Patriarch Bartholomaios
jeder Synaxis natürlich der Zustimmung der ein- in Bukarest war, aber auch bei anderen Gelegen-
zelnen hl. Synoden der einzelnen autokephalen heiten. Grundsätzlich ist niemand dagegen, aber
Kirchen unterworfen. Was die Effektivität dieser in der Realität ist eine regelmäßige Anwendung
staatlichen Gipfeltreffen angeht, sagt man ja, dass der panorthodoxen Synodalität wegen einer über-
epd-Dokumentationy34/2018yy15

mäßigen Polarisierung zwischen der Versuchung, Kirchen zu argumentieren, wenn man selbst die-
den Primat als Hegemonie zu verstehen, und der ses Prinzip aufkündigte? Aus diesem Grund sollte
Versuchung, die Autokephalie als Autarkie und später das beschlossene Prinzip der Einstimmig-
Selbstgenügsamkeit zu betrachten, schwierig. Da- keit bzw. Einmütigkeit hinterfragt werden. Es war
her muss es klare Regeln für das Funktionieren dann kein geringerer als Patriarch Bartholomaios,
einer regelmäßigen (periodischen) panorthodoxen der sich dagegen aussprach und darauf hinwies,
Synodalität auf der einen Seite und der Beziehung dass nach der vorliegenden Beschlusslage auch
zwischen der panorthodoxen Synodalität der Vor- ein Beschluss zur Abschaffung des Prinzips der
steher und der Synodalität innerhalb der einzel- Einstimmigkeit nur einstimmig getroffen werden
nen lokalen Kirchen auf der anderen Seite ge- könnte.
ben.«3
Anstatt mit dem Flugzeug der Patriarchaldelegati-
Interessant ist, dass sieben Jahre später in Kreta on zu reisen, hatte ich es vorgezogen, mich mit
Patriarch Daniel diese Idee eines ständigen panor- Metropolit Augoustinos im Athener Flughafen zu
thodoxen Leitungsgremiums der Orthodoxen treffen und die letzte Strecke bis Chania gemein-
Kirche wieder aufgriff, als er für eine periodische sam zu fliegen. Der Metropolit, der aus Berlin
Abhaltung des Heiligen und Großen Konzils, z. B. anreiste, hatte kurz vor seinem Abflug eine Pres-
alle sieben Jahre, plädierte. seerklärung abgegeben, welche die Absage der
vier Kirchen kommentierte und an Deutlichkeit
Bezeichnenderweise waren es in letzter Zeit die nichts zu wünschen übrigließ. In außerordentli-
Synaxen, insbesondere die beiden letzten vor cher Deutlichkeit bezeichnete er die Gründe für
dem Konzil, und nicht mehr nur die Präkonzilia- die Absage als vorgeschoben und warf insbeson-
ren Konferenzen welche die Abhaltung desselben dere der russischen Kirche (und der russischen
inhaltlich und faktisch vorbereiteten und be- Regierung!) vor, das Jahrhundertereignis des
schlossen. Insbesondere die Synaxis in Panorthodoxen Konzils torpedieren zu wollen.
Chambésy, die Ende Januar 2016 stattfand und Trotz – oder vielleicht gerade wegen – des offe-
die Geschäftsordnung sowie die Tagesordnung für nen Tonfalls seiner Äußerungen gelang es Metro-
das Konzil festlegte, ist hier zu nennen. polit Augoustinos, die kirchliche Presse des
deutschsprachigen Raums davon zu überzeugen,
14. Juni 2016, Chania (Kreta) – Ankunft dass die Nichtteilnahme der vier keine Absage
des Konzils insgesamt bedeute. Denn schon hat-
Ich bin über München und Athen nach Kreta ten sich Pressestimmen gemehrt, die von einem
gereist, obwohl das Ökumenische Patriarchat mir Scheitern des Konzils und von seiner notwendi-
angeboten hatte, als Teil der Patriarchaldelegation gen Verschiebung sprachen. Verletzend klang für
von Konstantinopel (Istanbul) aus gemeinsam mit mich dabei die Häme, die aus manchen Kommen-
dem Ökumenischen Patriarchen anzureisen. So taren sprach, etwa wenn das Fehlen der ordnen-
ehrenvoll das Angebot klang, sah ich die Anreise den Hand eines päpstlichen Primats für das
über die Türkei doch als nicht unbedingt not- »Chaos« und die »Unordnung« der Orthodoxie
wendigen Umweg an. verantwortlich gemacht wurde. Umso tröstlicher
wirkten in den letzten Tagen viele Anfragen
Umwege hatte es ja schon genug gegeben in der ökumenischer Freunde, wie es weitergehe mit
Vorbereitung dieses Konzils. Insbesondere die dem Konzil. Manche von ihnen machten sich
letzten Tage, sozusagen die letzten Meter vor der sogar spontan auf nach Kreta, um gewissermaßen
Zielgeraden, hatten ja eine geradezu dramatische Solidarität zu zeigen mit einem Konzil, das allen
Eigendynamik entwickelt. In den letzten neun Widerständen zum Trotz stattfinden sollte. Davon
Tagen hatten vier autokephale Kirchen ihre Teil- ließen sie sich nicht abbringen, selbst wenn ich
nahme am Konzil abgesagt. Dies hatte natürlich und andere sie darauf hingewiesen hatten, dass
zu erregten Diskussionen innerhalb und außer- laut Geschäftsordnung die Konzilssitzungen ja gar
halb der Orthodoxen Kirche geführt, zumal die nicht öffentlich sein würden und sie gar nicht an
unterschiedlichen Begründungen für diesen den Sitzungen teilnehmen könnten.
Schritt nicht unbedingt den Gesetzen der Logik
folgten. War es möglich, dass der erwähnte juris- Ich selbst hatte die letzten Tage im Internet ver-
diktionelle Streit um die Zugehörigkeit der zah- bracht und hatte versucht, die Teilnehmerliste
lenmäßig unbedeutenden Gemeinde von Katar die des Konzils zu eruieren. Nicht alle autokephalen
Teilnahme des altehrwürdigen Patriarchats von Kirchen hatten die Zusammenstellung ihrer Dele-
Antiochien gefährdet? War es legitim, mit der gationen publiziert, obwohl diese natürlich von
mangelnden Vollzähligkeit der teilnehmenden den Bischofssynoden beschlossen worden war.
16yy34/2018yepd-Dokumentation

Mir fiel dabei auf, dass das geplante Konzil ein im wesen. Dazu kommt, dass im Gegensatz zum
geographischen Sinn sehr ökumenisches sein ursprünglich geplanten Tagungsort des Konzils,
würde, da Teilnehmer aus 60 Ländern angemel- der Irenenkirche in Konstantinopel (Istanbul), der
det waren. Letztendlich kamen dann tatsächlich jetzige Schauplatz für die Größenverhältnisse
die bischöflichen Teilnehmer des Konzils aus 47 einer Veranstaltung dieser Art eigentlich nicht
Ländern, nämlich 31 aus Griechenland, 17 aus genügend Kapazitäten aufwies. Ein Beispiel: Al-
Rumänien, 16 aus Zypern, 12 aus den USA, 10 lein die benötigten Kopiergeräte und/oder Dru-
aus Serbien, 8 aus Albanien, je 5 aus Ägypten, cker für die Konzilsvorlagen und -dokumente für
Bosnien-Herzegowina, Polen und der Türkei, je 3 die insgesamt etwa 300 Teilnehmer zu besorgen,
aus Deutschland, Frankreich, Israel und Kroatien, war eine eigene logistische Meisterleistung. Dazu
je 2 aus Estland, Jordanien, Kenia, der Schweiz, kamen der Transfer und die Verpflegung der
Südafrika, Tansania, Tschechien und Ungarn und Konzilsteilnehmer, die Übersetzung in die vier
schließlich je ein Bischof aus Äthiopien, Australi- offiziellen Konzilssprachen, das kulturelle Rah-
en, Belgien, Burundi, aus der Demokratischen menprogramm u.a.m. Übrigens: Trotz der Nicht-
Republik Kongo, aus Finnland, Großbritannien, teilnahme des Patriarchats Moskau und der von
Guinea, Italien, Kamerun, Kongo, Korea, Mada- diesem gestellten Konferenzdolmetscher wurde
gaskar, Makedonien (FYROM), Montenegro, Russisch dank spontan organisierter Aushilfe des
Mosambik, Nigeria, Österreich, Russland, Schwe- Klosters Maldon (Großbritannien) als Konzils-
den, Simbabwe, Slowakei, Spanien, Tunesien und sprache beibehalten. Es war insbesondere die
Uganda. Nicht mehr vertreten waren durch die Delegation der Kirche aus Polen, die dafür dank-
Absagen der vier Kirchen die bereits gemeldeten bar war. Dass die Gegend um Kolymbari, wo die
Bischöfe aus den Ländern Belarus, Brasilien, Bul- Orthodoxe Akademie ihren Sitz hat, verhältnis-
garien, Georgien, Japan, Kasachstan, Lettland, mäßig gut touristisch erschlossen ist, erwies sich
Libanon, Litauen, Moldau, Syrien, Ukraine und für die Unterbringung der Konzilsväter als güns-
Usbekistan. Nach Kontinenten verteilt bedeutet tig. Trotzdem waren auch hier für manche Dele-
dies, dass letztendlich 122 Bischöfe aus Europa, gationen täglich mehrfach gehörige Wegstrecken
23 aus Afrika, je 12 aus Asien und aus Amerika zurückzulegen, da die Mahlzeiten stets in den
und ein Bischof aus Australien am Konzil teilge- jeweiligen Unterkünften serviert wurden. Dass
nommen haben. das Patriarchat von Konstantinopel sämtliche
Kosten des Konzils getragen hat, auch die der
Als wir in Chania landeten, war es schon dunkel. präkonziliaren Konferenzen und Sitzungen und
Auch um diese Zeit herrschten noch tropische sogar auch jene, die durch die Nichtteilnahme der
Temperaturen. Zu meiner Beruhigung war trotz vier Kirchen verursacht wurden, ist eine Tatsa-
der diversen Umsteigeflughäfen mein Gepäck che, die nicht besonders bekannt ist, aber an
wohlbehalten angekommen und auch der Metro- dieser Stelle durchaus Erwähnung finden kann. In
polit schien erleichtert, dass wir am Ziel einer der Presse wurde später lediglich die Diskussion
langen Reise angekommen waren. Dieses Gefühl über die von den kretischen Hoteliers verlangten
sollte jedoch nicht lange anhalten, denn an dieser Stornogebühren für die nicht in Anspruch ge-
Stelle wurden wir erstmals mit den zwei Organi- nommenen Übernachtungen der Delegation aus
sationsebenen des Konzils konfrontiert: Neben Bulgarien geschildert.
dem Empfangskomitee der Kirche von Kreta, das
alle ankommenden Flüge nach Konzilsteilneh- Ein besonderes Problem stellte auch die Sicher-
mern absuchte, gab es nämlich noch eine Gruppe heitslage des Konzils dar, die für den griechischen
vorwiegend junger Männer mit schwarzen Son- Staat eine doppelte, nämlich eine finanzielle und
nenbrillen und dem verräterischen »Knopf im eine ideologische Herausforderung bedeutete.
Ohr«, die das Organisations- und Sicherheitskomi- Dass die Finanzlage Griechenlands nicht gut ist,
tee des Konzils bildeten. Es war jener – angeblich ist ja allgemein bekannt. Dazu kommt, dass die
100 Personen starke – Stab von Mitarbeitern, derzeitige Regierung des Landes eine äußerst
welchen die Griechisch-Orthodoxe Erzdiözese kirchenkritische Haltung einnimmt, zumal ihre
von Amerika auf Bitten des Ökumenischen Patri- Hauptvertreter einen atheistischen Hintergrund
archats aufgestellt hatte; er hatte die schier un- haben und manifestieren. Es bestand deshalb
mögliche Aufgabe übernommen, in weniger als ursprünglich die Tendenz, das Konzil als eine
fünf Monaten eine Veranstaltung zu planen, zu »geschlossene Privatveranstaltung« zu behandeln,
organisieren und durchzuführen, für die es kei- mit welcher der Staat außer einem Empfang
nen Präzedenzfall gab. Denn sicherlich war bei durch den Staatspräsidenten Pavlopoulos nichts
den Konzilien der Alten Kirche nicht ein derarti- zu tun habe. Bezeichnend ist in diesem Zusam-
ger Verwaltungsaufwand nötig und möglich ge- menhang etwa, dass der Eröffnungsgottesdienst
epd-Dokumentationy34/2018yy17

des Konzils nicht vom griechischen Staatsfernse- aufzunehmen. Ich hätte dann mit einer Linienma-
hen übertragen wurde, sondern nur von einem schine aus Istanbul anreisen sollen ...
lokalen kirchlichen Sender. So musste das ZDF,
das eine Zusammenfassung dieses Gottesdienstes 20. Juni 2016, Kolymbari (Kreta) – das Konzil
aus Heraklion übertrug, erstmals für diese Über- tagt
tragung nicht mit einem seiner üblichen Part-
nersender, sondern mit dieser kleinen kirchlichen Zu Beginn der ersten Plenarsitzung des Konzils
Sendeanstalt kooperieren. Staatspräsident Pav- lässt der Ökumenische Patriarch die Perikope mit
lopoulos soll dem Vernahmen nach die Regierung dem zentralen Satz »Wer der Erste sein will, soll
seines Landes darauf hingewiesen haben, dass für der Diener aller sein« verlesen. Das ist sozusagen
das trotz Regierungswechsel nach wie vor gültige die Quintessenz orthodoxer Primatslehre, so ver-
Protokoll des griechischen Staates die Oberhäup- steht Patriarch Bartholomaios seine inner-
ter der autokephalen Kirchen protokollarisch wie orthodoxe Rolle. Mit diesem Text antwortet er all
Staatsoberhäupter zu behandeln seien und dass denen, die ihm vorwerfen, seinen Ehrenprimat in
deshalb der Staat sehr wohl Verantwortung zu der Kirche zu übersteigern und aus dem Phanar
übernehmen habe. Und dass dies im Zeitalter von »einen neuen Vatikan machen zu wollen«. An-
Attentaten und Terroranschlägen seine Berechti- schließend liest er die zwei schriftlich vorliegen-
gung habe, liege ja auf der Hand. den Absagen der vier nicht teilnehmenden Kir-
chen vor und betont, geradezu trotzig in seiner
So fand man eine sehr »griechische Lösung«, die Eröffnungsansprache: »Unsere Ekklesiologie lau-
einerseits der Regierung einen Gesichtsverlust vor tet, wir sind kein Kirchenbund, sondern EINE
den antikirchlichen Teilen ihrer Wählerschaft Kirche.«
ersparte und andererseits einen reibungslosen
und sicheren Ablauf des Konzils gewährleistete: In der Reihenfolge der Diptychen ergreifen nun
das gesamte Event auf der Insel Kreta, das zwi- auch die übrigen Vorsteher das Wort: Patriarch
schen dem 18. und 26. Juni stattfand, wurde Theodoros von Alexandrien mit einer geradezu
staatlicherseits zu einer Sicherheitsübung dekla- hymnischen Bitte um den Heiligen Geist, Patri-
riert, bei der die Zusammenarbeit der unter- arch Theophilos von Jerusalem bittet um Hilfe für
schiedlichen Einsatzkräfte trainiert werden sollte. die Grabeskirche (Anastasis), Patriarch Irinej von
Der engagierte Einsatz aller beteiligten Organisa- Serbien bedauert: »Wir hätten gern alle Kirchen
tionen und Behörden entsprach im übrigen auch hier gesehen.« Der rumänische Patriarch Daniel
der überaus herzlichen und positiven Einstellung wird grundsätzlich: »Synodalität ist das Lebens-
der kretischen Bevölkerung, die ja ohnehin für prinzip der Kirche.« Erstaunlich konkret wird
ihre gastfreundliche und offene Art bekannt ist. Erzbischof Chrysostomos von Zypern, der vor
Sichtlich stolz auf ihr Equipment teilten uns jetzt dem Fundamentalismus in den Gemeinden warnt
die vereinten kretisch-amerikanischen Security- und die Kirche ermahnt, doch bitte über die Prob-
Kräfte mit, dass Erzpriester Constantin Miron auf leme zu sprechen, welche die Menschen wirklich
ihrer Liste stehe und erwartet werde, nicht aber interessieren. Auf die nicht-teilnehmenden Kir-
Metropolit Augoustinos von Deutschland. Auch chen geht – wie der serbische Patriarch – auch
ein mehrmaliges Nachhaken ließ sie nicht von Erzbischof Hieronymos von Athen ein, der fest-
dieser Aussage abweichen und so ließ sich der stellt, auch diese könnten nachträglich die Be-
Metropolit von Verwandten mitnehmen und ein- schlüsse des Konzils unterschreiben. Erzbischof
quartieren, schließlich liegt sein Heimatort nur Sawa von Warschau wird bereits inhaltlich und
wenige Kilometer von der Orthodoxen Akademie meldet Verbesserungsbedarf am Text über die
und von Chania entfernt. Beziehungen zur übrigen christlichen Welt. Bevor
der Metropolit der Tschechischen Lande und der
So peinlich mir die Situation auch war, nur ich Slowakei Rastislav die Runde der Vorsteher be-
wurde ins Hotel gebracht, wo ich nach Mitter- schließt, ist es an Erzbischof Anastasios (Gi-
nacht eintraf. Erst am nächsten Morgen fiel mir annoulatos) von Albanien, einige grundsätzliche
daher auf, dass es etwas leer und ausgestorben Gedanken zum Konzil zu äußern, die es wert sind
wirkte. Später sollte ich auch den Grund erfahren; hier dokumentiert zu werden, zumal sie meines
eigentlich sollte hier auch die russische Delegati- Wissens nicht sehr bekannt sind. Wie bei allen
on wohnen. Aber die war ja nicht gekommen ... seinen Wortbeiträgen während des Konzils ist
Und ebenfalls im Nachhinein erfuhr ich übrigens Anastasios ergebnisorientiert und redet zur Sa-
auch noch, dass das dem Ökumenischen Patriar- che. Falsches Pathos oder unfruchtbare Polemik
chen zur Verfügung gestellte Flugzeug viel zu sind ihm fremd. Im Einzelnen sagt er:
klein gewesen wäre, um die gesamte Delegation
18yy34/2018yepd-Dokumentation

»Ich will den Herrn zu allen Zeiten preisen, sein bestehende Einheit muss weiter geschmiedet wer-
Lob sei stets in meinem Mund.« (Psalm 33) den und neue Früchte tragen.
Lob, Dank und Hoffnung überfluten die Seele zu
Beginn der Arbeiten des Heiligen und Großen 2. Die Pfingstwoche, in der die Arbeiten des Kon-
Konzils der Orthodoxie. Wir alle kennen die lang- zils stattfinden, erinnert daran, dass die Kraft des
fristigen Erwartungen, Probleme und Hindernisse, Heiligen Geistes nicht nur den geistlichen Fort-
die bisher aufgetreten und durch die Gnade Gott schritt und die Erhöhung der Jünger betraf. Sie ist
überwunden werden konnten: »Wir sind durch kein Zustand der Glückseligkeit oder der spirituel-
Feuer und Wasser gegangen und du hast uns zur len Ekstase, den man allein genießen könnte. Die
Erquickung geführt« (Psalm 65). Gnade des Heiligen Geistes ist uns gegeben, um
die Frohe Botschaft des Heils der ganzen Welt
1. Ich halte es für sinnvoll, daran zu erinnern, weiterzugeben und das Werk der Wandlung der
dass das Heilige und Große Konzil weder eine Welt fortzuführen, das Christus begonnen hat:
exakte Kopie der Ökumenischen Konzilien noch »Und ihr werdet meine Zeugen sein, in Jerusalem
ein Faksimile der Zusammenkünfte der westlichen und in ganz Judäa und Samarien und bis ans
christlichen Traditionen ist. Passend zu den Be- Ende der Erde » (Apg 1,8). Die Jünger, die kurz
dingungen und Möglichkeiten des 21. Jahrhun- zuvor noch unruhig und frustriert waren, werden
derts hat es seine eigenen Eigenschaften. Aber es zu mutigen Aposteln, und die Kirche wird für
bleibt ein eindeutiges und klares Symbol der Ein- immer apostolisch. Unser Konzil ist aufgefordert,
heit der Orthodoxie und eine Institution, die für die uns allen bekannte Wahrheit zu unterstrei-
das Leben und Zeugnis der Orthodoxie in der chen, dass die Kirche nicht für sich selbst lebt.
modernen Welt wertvoll ist. Es gibt einige, die Was immer sie hat, was sie tut, was sie bietet, ist
glauben, dass nur die exakte Wiederholung der für die gesamte Menschheit bestimmt, für die Er-
Konzilien der Vergangenheit authentisch orthodox höhung und Erneuerung der Welt. Deswegen muss
ist. Aber der Heilige Geist wirkt nicht nur in einem sie ständig Zeugnis geben von der Frohen Bot-
Zeitalter. Er bleibt der entscheidende Wegweiser schaft und in der ganzen Welt die Gaben Gottes
der Kirche im Laufe der Zeit. »Heute hat uns die teilen: die Wahrheit, die Liebe, den Frieden, die
Gnade des Heiligen Geistes Gottes zusammenge- Gerechtigkeit, die Versöhnung, die Erfahrung des
führt.« Lasst uns also froh sein über diese Gabe Kreuzes und der Auferstehung und die Hoffnung
und lasst uns versuchen, unsere Arbeit in brüder- auf die Ewigkeit.
licher Einmütigkeit und inspirierter Kreativität zu
tun. 3. Lassen Sie mich an einige Details erinnern: als
bei der Synaxis der Vorsteher in Konstantinopel
Unsere Freude wird ganz offensichtlich durch die im Jahr 2014 über die Beschlussmodalitäten dis-
Abwesenheit von vier orthodoxen autokephalen kutiert wurde, haben wir dafür plädiert, dass eine
Kirchen gedämpft. In brüderlicher Liebe und Res- qualifizierte Mehrheit am wirksamsten wäre. Der
pekt denken wir immer an sie im Gebet. Wir hof- Grundsatz des Konsenses wurde schließlich vorge-
fen, dass auch sie, die abwesenden Mitbrüder, zogen. Vom Prozedere her wurde dieser Grundsatz
unsere Arbeit beobachten und für uns beten. Ihre jedoch nicht allgemein akzeptiert, da eine Kirche
Vorschläge zur Verbesserung und Ergänzung der und zwar das Patriarchat von Antiochien, das an
zu erörternden Texte werden, wie bereits erwähnt, der Synaxis teilgenommen hatte, ihn nicht unter-
mit großer Sorgfalt behandelt. Wir hoffen, dass die schrieben hatte. Also stimmt die Aussage, dass wir
Wolken, die sich jüngst angestaut haben, sich einstimmig entschieden haben, nicht. Natürlich ist
bald auflösen, damit wir gemeinsam mit gegensei- der »Konsens – die Einmütigkeit« wünschenswert.
tigem Verständnis und in Brüderlichkeit unseren Seine genaue Bedeutung wurde vom Ökumeni-
Kurs fortsetzen können und das orthodoxe Kir- schen Patriarchen Bartholomaios bei der Synaxis
chenvolk zu den »Auen des Heils« führen, indem der Vorsteher im Januar 2016 in Chambésy erläu-
wir auf die Herausforderungen und Erwartungen tert, ohne dass es Widerspruch gab. Wenn aber
der heutigen Menschheit reagieren. dieses Prinzip in eine Sackgasse führt, muss ein
anderes gesucht werden. Es ist jetzt offensichtlich,
Bereits bei der letzten Synaxis der Vorsteher in dass wir bereits eine Blockade erreicht haben, die
Genf wurde ein Vorschlag gemacht, der nun zum generell verhindert, dass alle Kirchen Einmütigkeit
Beschluss werden könnte: Das Heilige Konzil, das erreichen, und die das Prestige der Orthodoxie
heute einberufen wurde, werde zu einer ständigen weltweit beschädigt.
Institution, die sich im Laufe dieses Zeitalters, in
dem wir leben, wiederholt. Die durch die Eucharis- Mit dem Konsens streben wir viel mehr an, als in
tie und die apostolische Sukzession der Bischöfe früheren Generationen der Orthodoxen Kirche galt:
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Wir haben ein System der »Einmütigkeit« einge- den Völkern sensibel sein. So sehr der Lärm der
führt, das seit 20 Jahrhunderten nicht mehr ange- modernen technologischen Revolution die Stimme
wandt wurde. Dies war ein Anspruch, der einige der Orthodoxie übertönt und unsere persönlichen
Wochen vor Beginn des Heiligen und Großen Kon- Schwächen und Mängel unsere Stimme leiser klin-
zils zu den bekannten Prüfungen geführt hat. gen lassen, so gilt die Aufforderung des Psalmis-
Unser Vorschlag ist einfach und konkret: Lasst ten durch alle Zeiten hindurch »Singet dem Herrn
uns dem 6. Kanon des Ersten Ökumenischen Kon- ein neues Lied ...« (Ps 95).
zils gehorchen (die Stimme der Mehrheit soll gel- Das Heilige und Große Konzil ist aufgerufen, in
ten!) mit allen prozeduralen Anpassungen, die der modernen Welt eine dynamische orthodoxe
möglich sind. Tradition zu offenbaren, offen für die Suche der
Menschheit, ständig inspiriert von der Gewissheit
4. Einige haben die Frage gestellt: Bei den großen des Kreuzes und der Auferstehung, und indem sie
orthodoxen Konzilien hat man sich immer mit die Wahrheit, die Liebe und die Schönheit der
einer Häresie auseinandergesetzt. Um welche Hä- Orthodoxie ausstrahlt. »Dem aber, der gemäß der
resie geht es beim Heiligen und Großen Konzil? Macht, die in uns wirkt, unendlich viel mehr tun
Die Antwort ist einfach: um die größte Sekte, die kann, als wir erbitten oder erdenken, ihm sei die
Mutter aller Häresien, den Egozentrismus von Herrlichkeit in der Kirche und in Christus Jesus bis
Personen, von Gruppen, von Völkern, von Län- in alle Generationen für die Ewigkeit der Ewigkeit.
dern, von Kirchen usw., der die menschlichen Amen (Eph 3,20f.).«
Beziehungen und jede Form von harmonischer
und kreativer Koexistenz vergiftet. Auch bei ande- In der Tat hatte die Begegnung der Vorsteher am
ren Gelegenheiten und Konferenzen für den Welt- Tag vor der offiziellen Eröffnung des Konzils –
frieden haben wir die Überzeugung zum Ausdruck offenbar nach einem entsprechenden Hinweis
gebracht, dass »das Gegenteil von Frieden nicht von Erzbischof Anastasios – festgestellt, dass die
der Krieg, sondern der Egozentrismus der Indivi- vorbereitete Botschaft des Konzils zu lang war,
duen, der Staaten und anderer Kollektive« ist. um sie dem Kirchenvolk nahebringen zu können.
Und in dieser spalterischen Krankheit bleibt als So ging es Erzbischof Anastasios wie in vielen
einziges Gegenmittel die selbstlose Liebe, wie sie anderen kirchlichen und nicht-kirchlichen Gremi-
Christus definiert und wie Christus und diejeni- en denen, die einen Verbesserungsvorschlag ma-
gen, die ihm treu folgen, sie verkörpern. Deshalb chen: er wurde gleich aufgefordert, selbst tätig zu
bleibt das, was die Kirche beizutragen hat, durch werden. So machte er aus dem längeren Text der
alle Zeiten hindurch wertvoll und unersetzlich. »Enzyklika des Konzils« die kürzere Zusammen-
Unser Konzil hat bereits mit den verabschiedeten fassung, die als »Botschaft des Konzils« bezeich-
Texten der Präkonziliaren Konferenzen wertvolles net wurde. Beide sollten in den kommenden Ta-
Arbeitsmaterial. Nach der anstrengenden Arbeit gen im Plenum vorgelesen, diskutiert und verab-
der Panorthodoxen Kommission am Textvorschlag schiedet werden.
für die Botschaft des Heiligen und Großen Konzils
werden wir noch einen weiteren wichtigen konzi- Ebenfalls vor dem Beginn der Konzilssitzungen
liaren Text bearbeiten müssen. Die erste Sitzung fanden noch interne Besprechungen der Delegati-
der Vorsteher stellte nämlich fest, dass der Text als onen statt. Andere Delegationen (wie etwa jene
Entwurf einer Botschaft mit mehr als 5000 Worten der Kirche Rumäniens) hatten auch während des
zu lang ist. Er enthält aber offensichtlich wertvol- Konzils regelmäßig solche Treffen, da unser Dele-
les theologisches und pastorales Material, das gationsleiter, der Ökumenische Patriarch, aber
sorgsam verwendet werden muss. Ich füge zum auch in den Sitzungspausen mit Gesprächen und
bereits Gesagten noch den Vorschlag für einen Begegnungen ständig ausgebucht war, gab es
Titel hinzu: »Konziliare, theologische und seelsor- keine weiteren Besprechungen dieser Art für un-
gerliche Standpunkte: die Orthodoxie im Angesicht sere Delegation.
des 21. Jahrhunderts«. Und natürlich kann es
auch weitere Ideen und Vorschläge geben, die den Bei diesem Treffen lerne ich nun die gesamte
Text weiter bereichern können. Delegation des Ökumenischen Patriarchats ken-
nen: Unter den 24 Bischöfen sind zunächst die an
5. Damit die Orthodoxie ihrer Aufgabe in den ihrer weißen Kopfbedeckung, dem Epanoka-
Angelegenheiten dieser Welt gerecht werden kann, lymmavchon, erkennbaren Leiter der zwei Auto-
muss sie offensichtlich ihren sakramentalen und nomen Kirchen des Patriarchats: aus Finnland
soteriologischen Charakter beibehalten. Gleichzei- Erzbischof Leon (Sitz: damals noch in Kuopio,
tig muss sie für den Schmerz, die Ängste und den heute in Helsinki) und aus Estland Metropolit
Schrei nach Gerechtigkeit und Frieden zwischen Stephan, der aus Tallinn angereist ist. Beide sind
20yy34/2018yepd-Dokumentation

sozusagen die Personifizierung des Konzildoku- weltweiten (»ökumenischen«) Verantwortung


ments über die Autonomie. Es folgt der »Chefthe- steht gewissermaßen stellvertretend Metropolit
ologe« des Patriarchats, Prof. Ioannis (Zizioulas), Amvrosios (Zographos) von Korea, der in Seoul
Metropolit von Pergamon, und der Altersdoyen residiert. Aus Kreta schließlich gehören Erzbi-
der Delegation, Erzbischof Dimitrios (Trakatellis) schof Irineos (Athanasiadis) von Kreta (mit Sitz
von Amerika, damals 88 Jahre alt. Aus West- in Heraklion) und der Ortsbischof Metropolit
europa folgen nun die Diözesanbischöfe von Amphilochios (Andronikakis) von Kisamos und
Deutschland, Metropolit Augoustinos, und Frank- Selinon mit Sitz in Kastelli, einige Kilometer von
reich, Metropolit Emmanuel (Adamakis) und der Orthodoxen Akademie entfernt, zur Delegati-
Erzbischof Jean (Renneteau) von Charioupolis, on.
der Leiter des Exarchats der Gemeinden russi-
scher Tradition in Westeuropa mit Sitz ebenfalls Besonders interessant ist für mich natürlich, auch
in Paris, sowie zwei Bischöfe ohne eigene Diöze- den übrigen Beratern unserer Delegation zu be-
se: der bekannte Theologe Kallistos (Ware), Met- gegnen. Ihre Auswahl stellt einen wohl ausgewo-
ropolit von Diokleia, wohnhaft in Oxford, und der genen Proporz der unterschiedlichen Gruppen
ständige Vertreter des Ökumenischen Patriarchats innerhalb der Kirche dar, mit einem Bischof, ei-
beim ÖRK, Erzbischof Job (Getcha), wohnhaft in nem Mönchspriester, einer Nonne, einem verhei-
Genf. Der Kanadier ukrainischer Herkunft ist mit rateten Priester, und je einem Mann und einer
seinen 42 Jahren übrigens der jüngste Bischof Frau aus dem Kirchenvolk. Da ist also zunächst
unserer Delegation. Einen großen Teil unserer Bischof Makarios (Griniezakis) von Christoupolis,
Delegation bilden die Bischöfe aus den Vereinig- Vikarbischof des Erzbischofs von Tallinn, Est-
ten Staaten von Amerika, nämlich Metropolit land, ein ausgewisener Bioethiker und Pasto-
Isaias (Chronopoulos) von Denver, Metropolit raltheologe. Es folgt Archimandrit Tychon, der
Alexios (Panagiotopoulos) von Atlanta, Metropo- Abt des Klosters Stavronikita auf dem Heiligen
lit Nikitas (Lioulias) von den Dardanellen, Leiter Berg Athos, der ebenso wie Mutter Theoxeni,
einer Theologischen Einrichtung in Berkeley, Äbtissin des Klosters Chrysopigi in Chania, das
Metropolit Nikolaos (Pissaris) von Detroit, Met- für uns so wichtige orthodoxe Mönchtum vertritt.
ropolit Gerasimos (Michaleas) von San Francisco, Im neu erbauten Kloster von Chrysopigi soll am
Metropolit Antonij (Scharba) von Hierapolis, kommenden Sonntag das letzte gemeinsame Mit-
verantwortlich für die ukrainischen Gemeinden tagessen der Konzilsteilnehmer stattfinden. Die
unter dem Ökumenischen Patriarchat in den USA, beiden Laienvertreter könnten nicht unterschied-
mit Sitz in New Jersey, und Bischof Gregory licher sein, da ist zum einen Panteleimon Vigkas,
(Tatsis) von Nyssa, verantwortlich für die ent- der langjährige gewählte Vertreter der christlichen
sprechenden karpathorussischen Gemeinden mit und anderen Minderheiten in der Türkei aus Is-
Sitz in Johnstown, Pennsylvania. Aus Griechen- tanbul, ein Selfmademan und erfolgreicher Un-
land ist kein Vertreter der sogenannten »Neuen ternehmer, den alle nur »Laki« nennen, und zum
Länder« Nordgriechenlands, die sich de jure in anderen Elizabeth Prodromou, Gastprofessorin
der Jurisdiktion des Ökumenischen Patriarchats für Konfliktlösung an der Fletcher School of Law
befinden, de facto aber durch den entsprechen- and Diplomacy an der Tufts University in den
den Patriarchaltomos von 1928 unter der Verwal- Vereinigten Staaten. Zuvor war sie in der Kom-
tung der autokephalen Kirche von Griechenland mission für internationale Religionsfreiheit (2004-
stehen, anwesend. Die Synode in Athen hatte dies 2012) und der Arbeitsgruppe für Religion und
unter Verweis auf eben diesen Tomos abgelehnt. Außenpolitik des US-Außenministers (2011-2015)
tätig. Die beiden stehen sozusagen stellvertretend
Dafür ist Metropolit Amphilochios (Stergiou) von für die beiden Lungenflügel des Ökumenischen
Hadrianopel, der Ständige Vertreter des Ökume- Patriarchats, denn sie vertreten die »Daheimge-
nischen Patriarchats in Athen in die Delegation bliebenen« und die »Ausgewanderten«. Was die
berufen worden. Ebenfalls in Griechenland Teilnahme von Frauen am Konzil betrifft, erfahre
wohnhaft ist Metropolit Joseph (Harkiolakis) von ich, dass weitere drei der anwesenden Delegatio-
Proikonesos, der zwischen Piräus und Istanbul nen Frauen in ihrem Beraterstab aufweisen.
pendelt. Aus Konstantinopel selbst sind Metropo-
lit Maximos (Vgenopoulos) von Selymbria, Met- Weitere wichtige Vertreter des Ökumenischen
ropolit Jakovos (Sofroniadis)4 von den Prinzenin- Patriarchats sind der Sekretär des Konzils, Metro-
seln und der langjährige Erzsekretär der Synode polit Jeremias (Kalligiorgis) von der Schweiz, der
des Ökumenischen Patriarchats, Metropolit Meli- diese Aufgabe quasi mit dem Bischofssitz in Genf
ton (Karas) von Philadelphia anwesend. Für die vom bereits erwähnten Metropolit Damaskinos
übrigen Diözesen des Patriarchats mit seiner Papandreou geerbt hat, und Archimandrit Bartho-
epd-Dokumentationy34/2018yy21

lomaios Samaras aus Konstantinopel, der dem 22. Juni 2016, Kolymbari (Kreta) – Wie arbeitet
Ökumenischen Patriarchen als Sekretär dient. ein Konzil?
Wenige Wochen nach dem Konzil wird er zum
Metropoliten von Smyrna (Izmir) gewählt werden Das Konzil hat Fahrt aufgenommen und nach
und übernimmt eine der spannendsten pastoralen einer notwendigen Eingewöhnungsphase arbeitet
Aufgaben des Ökumenischen Patriarchats, 93 es in sachlicher Arbeitsatmosphäre. Gegen die
Jahre nach der brutalen Vertreibung der christli- draußen herrschende sengende Hitze kommt
chen Bevölkerung in dieser Gemeinde der Offen- auch die Klimaanlage der Orthodoxen Akademie
barung des Johannes, die orthodoxe christliche kaum an; für viele der Konzilsteilnehmer, deren
Präsenz wieder zu etablieren. Nicht anwesend bei Durchschnittsalter immerhin circa 60 Jahre be-
der Delegationssitzung des Patriarchats, aber trägt, ist dies beschwerlich. Und auch die Tatsa-
omnipräsent auf dem Konzil ist Erzdiakon Prof. che, dass die Textarbeit im Plenum gleichzeitig
John Chryssavgis, ein in den Vereinigten Staaten an allen vier Textversionen der vier offiziellen
lebender und lehrender Griechisch-Australier, der Sprachen des Konzils stattfindet, ist nicht immer
sich als schöpfungstheologischer Berater des Pat- einfach zu handhaben. Praktisch sieht das so aus,
riarchen einen Namen gemacht hat. Auf dem dass alle vier Versionen auf Leinwände der Kon-
Konzil wird er als Pressesprecher für den Kontakt zilsaula projiziert werden, damit alle den (hof-
zu den Medien verantwortlich sein. fentlich!) letzten Stand des Textes vor Augen
haben. All das erfordert ein gut funktionierendes
Die Delegationssitzung findet in einer kon- Sekretariat, aus dem der belesene und versierte
zentrierten, aber herzlichen Stimmung statt. Der Athener Professor Delikonstantis hervorsticht,
Patriarch berichtet über die – unterschiedlich und natürlich die ruhige Hand des Vorsitzenden,
motivierten und übermittelten – Absagen der vier der die Beratungen leitet. Dem Ökumenischen
nicht-teilnehmenden Kirchen und über einen Patriarchen gelingt hier schier Unmögliches: er
ebenfalls wenige Tage vor dem Konzil einstimmig schafft es, höflich, aber dezidiert den Redefluss
gefassten Beschluss der Kirche von Griechenland, mancher bischöflicher Viel-Redner zu bremsen,
im Konzilsdokument über die Beziehungen zur welche die installierte Redezeituhr ignorieren;
übrigen christlichen Welt die Bezeichnung »Kir- gleichzeitig lässt er immer wieder die rechts und
chen« den Nicht-Orthodoxen nicht zugestehen zu links von ihm präsidierenden Vorsteher zu Wort
wollen. Dieser Beschluss einer Kirche, die wie das kommen, die sich nicht auf die Rednerliste ein-
Ökumenische Patriarchat 1948 in Amsterdam zu tragen müssen, weil dies die im Januar vorab
den Gründungsmitgliedern des Ökumenischen beschlossene Geschäftsordnung des Konzils so
Rates der Kirchen gehörte und Pioniere der Öku- vorsieht. (Dass es sie gibt, erweist ich als weise
menischen Bewegung wie Nikos Nissiotis hervor- Voraussicht der Synaxis von Chambésy.) Es ist
gebracht habe, sei für ihn unverständlich und für diese Geschäftsordnung, die kein Stimm- und
das Ökumenische Patriarchat nicht akzeptabel. kein Rederecht für die Berater vorsieht. Deshalb
Einer Veränderung der existierenden Textvorlage kann der Ökumenische Patriarch auch nicht den
in diesem Sinne könne man deshalb nicht zu- erwähnten Athos-Abt Vater Tychon zu Wort
stimmen. Eindringlich war auch der Appell des kommen lassen, als dieser erregt eine offensicht-
Patriarchen, bei einem derartigen kirchenge- liche Fehleinschätzung über den Heiligen Berg
schichtlichen Ereignis gelte es, persönliche Be- Athos korrigieren möchte. Der Patriarch bittet
findlichkeiten oder theologische Animositäten der zwar das Plenum um eine Ausnahme von der
Sache wegen zurückzustellen. Er sei sich sicher, Geschäftsordnung, die ihm aber verweigert wird.
dass ein Konzilsteilnehmer aus Griechenland, der Und doch gelingt es ihm, Vater Tychon Gerech-
in den vergangenen Wochen theologischen Un- tigkeit widerfahren zu lassen. Am Ende des Sit-
mut über seinen ehemaligen Lehrer und Mentor zungsvormittags erklärt er nämlich die Sitzung
Metropolit Zizioulas geäußert hatte, dies auch in für geschlossen und erteilt sodann, »außerhalb
Kreta tun würde. Doch darum könne es wirklich der Sitzung« dem Abt das Wort, der hocherfreut
nicht gehen, hier akademische Privatfehden aus- auf diese unerwartete Gelegenheit reagiert und
zurichten. Leider sollte er Recht behalten ... Ab- losredet. Nichtsdestotrotz verlautet kurz später
schließend sagt er dann jenen Satz, den er auch ein anti-konstantinopolitanisches Presseorgan,
in der Eröffnungssitzungssitzung des Konzils der in Athen ansässige »Orthodoxos Typos«, in
wiederholt »Wir beginnen jetzt mit der Arbeit des großen Lettern »Athos-Abt wurde missachtet«.
Konzils, denn ich habe einen panorthodoxen
Auftrag dazu bekommen.« Für mich war aber dieser geschickte Umgang mit
der Geschäftsordnung an dieser Stelle wie auch
die gesamte Tagungsleitung des stets ruhig blei-
22yy34/2018yepd-Dokumentation

benden und z.T. sogar humorvoll reagierenden geschlossenen Sitzung in die Öffentlichkeit zu
Patriarchen ein besonderes Merkmal der Arbeiten bringen, ohne die vereinbarte Vertraulichkeit der
des Heiligen und Großen Konzils. Der hämische Gespräche zu verletzen. Außer einigen kompeten-
Umgang eines Teils der Presse, wie ihn etwa die- ten (und interessierten!) Kirchenjournalisten
se Athener Zeitung repräsentiert, versinnbildlicht schienen mir die meisten der anwesenden Pres-
jene Teile des orthodoxen Kirchenvolks, die man severtreter nicht »vom Fach« zu sein. Sie waren
als Fundamentalisten oder (nach Makrides) als deshalb, wenn überhaupt, eher am Gossip denn
Rigoristen bezeichnet. Sie lehnen jede ökumeni- an einer Berichterstattung über die theologische
sche Bestrebung, jeden Dialog und jede dynami- und/oder kirchenpolitische Dimension des Kon-
sche Erneuerung der Kirche ab und verschaffen zils interessiert. Gar nicht so übel war im übrigen
sich, gerade auch durch die neuen Medien, Gehör der spontane Einfall einer jungen Kirchenjourna-
innerhalb und außerhalb der Kirche. listin und Theologin aus Osteuropa, das tägliche
Frage- und Antwortspiel der Journalisten mit den
Vor der Einfahrt in den polizeilichen Sperrbezirk, Pressesprechern per Livestream ins Internet zu
kurz vor dem Kloster Gonia, auf dessen Territori- setzen.
um die Akademie liegt, hatten diese Gruppen an
einigen Tagen eine Mahnwache aufgestellt. Ein Für die Journalisten bedeutete das Konzil ja eine
Handvoll Aktivisten bezeichnete dort auf hand- Zeit des Wartens auf diese Pressekonferenzen
gemalten Schildern den Ökumenischen Patriar- und letztendlich auf den Abschluss der Beratun-
chen als »Verräter am Glauben« und das Konzil gen. Währenddessen bemühte man sich um Hin-
als »Räubersynode«. In einem Redebeitrag er- tergrundgespräche und Interviews. Für die
wähnte der Patriarch diese und andere Beschimp- deutschsprachigen Medienvertreter waren hier
fungen, die er zu ertragen habe. Bei anderer Ge- verständlicherweise die Konzilsteilnehmer aus
legenheit verlas Patriarch Bartholomaios den Brief Deutschland interessant und so kam es, dass
eines georgischen Bischofs, der zur Absage seiner Metropolit Augoustinos, aber auch ich selbst
Kirche Stellung bezog. Die Absage aus Tbilissi sei zahlreiche Pressetermine hatten, welche die vor-
keineswegs das Ergebnis eines Synodalbeschlus- gesehenen Pausen und Ruhezeiten erheblich ver-
ses, hieß es darin, und gebe im übrigen auch kürzten.
nicht die Auffassung des Kirchenvolkes Georgiens
wieder, das die pan-orthodoxe Einheit wünsche. Die ökumenischen Gäste des Konzils, die ja laut
Der Ökumenische Patriarch kommentierte den Geschäftsordnung nicht an den geschlossenen
Brief nicht weiter, aber manchmal kann ja auch Sitzungen teilnehmen durften, sondern nur zur
ein Schweigen vielsagend sein ... Eröffnungs- und zur Schlusssitzung zugelassen
waren, standen unterdes auch nicht als Inter-
Obwohl es ein Handyverbot in der Konzilsaula viewpartner zur Verfügung, da sie auf Einladung
gab, schienen einige der Bischöfe doch einen sehr des Ökumenischen Patriarchats an den Tagen, in
angeregten Kontakt mit der Außenwelt zu pfle- denen die geschlossenen Beratungen stattfanden,
gen. Dies war nicht zuletzt daran festzumachen, eine Studien- und Besuchsreise durch Kreta un-
dass man beim Verlassen der geschlossenen Sit- ternahmen. Ihre Betreuung hatte dabei einer der
zung von den draußen wartenden Journalisten großen Ökumeniker der Orthodoxen Kirche, der
angesprochen wurde: »Stimmt es dass Metropolit emeritierte Grazer Professor Grigorios Larentzakis
X dies gesagt hat?« Oder: »Wie beurteilen Sie übernommen, der ja als einer der Köpfe der 2.
diese oder jene gerade gemachte Aussage des Europäischen Ökumenischen Versammlung von
Patriarchen Y?« Graz 1997 auch als einer der Väter der Charta
Oecumenica gilt. So konnte die Reise nach Kreta
Ich beschloss, mir ein eigenes Bild von der Pres- für viele der anwesenden Vertreter der anderen
se- und Öffentlichkeitsarbeit des Konzils zu ma- Kirchen und ökumenischen Gremien zu einer
chen, und ging in das unterhalb der Orthodoxen ökumenischen Schulung herausragender Qualität
Akademie befindliche Pressezelt, das mir – nicht und Intensität werden – gepaart, wie ich mir vor-
zuletzt wegen fehlender Air Conditioning – nicht stelle, mit kretischer Gastfreundschaft.
sehr gastlich erschien. In praktischer Anwendung
des Prinzips der Konziliarität hatte man für jede Jeder Tag begann mit der Göttlichen Liturgie in
der anwesenden autokephalen Kirchen einen der Hauptkirche des nahe gelegenen Klosters
eigenen Sprecher für die täglich stattfindende Gonia, die von jenen orthodoxen Kirchenvertre-
Pressekonferenz ernannt, was theoretisch zwar tern gestaltet wurde, welche die gleiche liturgi-
richtig, praktisch aber nicht praktikabel erschien. sche Sprache verwendeten. So kamen die pfingst-
Dazu kam die Schwierigkeit, Resultate aus einer lichen Texte und Hymnen in griechischer, arabi-
epd-Dokumentationy34/2018yy23

scher, kirchenslawischer, serbischer, rumänischer num auf serbisch sprach und Bischof Irinej dann
und albanischer Sprache und Melodie zu Gehör. übersetzte – nebenbei bemerkt, er spricht ein
Und auch die Absage der vier nicht- phantastisches, druckreifes, patristisches Hoch-
teilnehmenden Kirchen änderte nichts an der griechisch – manchmal aber auch, indem der
geplanten pfingstlichen Polyphonie des Gotteslo- Patriarch ihm leise einige Anweisungen gab, die
bes. Denn, was Antiochien und die dort verwen- Bischof Irinej Bulović dann zusammenfasste
dete Liturgiesprache Arabisch betraf, erinnerten und/oder wiedergab. Dass bei diesem Verfahren
sich die Delegationen der Kirchen Alexandriens für den aufmerksamen Zuhörer nicht immer ganz
und Jerusalems daran, dass sie ja auch arabisch- eindeutig war, welcher der beiden Irinejs gerade
sprachige Gottesdienste halten, und sprangen ein. spricht, der Patriarch oder der Bischof, versteht
Lediglich die vorgesehene Liturgie in georgischer sich. Eine ähnliche Merkwürdigkeit verbindet
Sprache musste ausfallen. Dafür kamen auch sich mit dem Namen eines weiteren großen Theo-
unerwartete Sprachen wie Estnisch oder Kisuaheli logen der serbischen Kirche, des ehemaligen Bi-
zum Einsatz. Pfingsten fand also statt. schofs von Zahum und Herzegovina, Atanasije
Jevtić, der zwar nicht auf der Delegationsliste der
25. Juni 2016, Kolymbari (Kreta) – das Konzil serbischen Kirche auftauchte, aber trotzdem im
tagt Plenum anwesend war. (Auch bei den Unter-
schriftenlisten sucht man seinen Namen verge-
Der sechste und letzte Tag der Beratungen ist bens.) Da er auch keinen Ausweis trug, der ihn
angebrochen und die Euphorie der ersten Konzils- als Konzilsteilnehmer legitimiert hätte, und er
tage ist ein wenig verflogen. Denn als letzte der trotzdem wie Jesus nach seiner Auferstehung
Textvorlagen wurde, wie Patriarch Bartholomaios durch die verschlossenen Türen kam und die
hervorhob, nach der bei der Synaxis in Chambésy Sicherheitsschleusen am Eingang der Konzilsaula
festgelegten Reihenfolge das Dokument über die überwand, muss wohl auch der Ökumenische
Beziehungen zur übrigen christlichen Welt be- Patriarch gefragt worden sein, ob da alles mit
handelt, das schon im Vorfeld für einige Aufre- rechten Dingen zugehe, denn er sagte einmal, als
gung und Diskussionen gesorgt hatte. Zunächst er Bischof Atanasije das Wort erteilte, er habe mit
gab es meiner Beobachtung nach ein grundsätzli- der serbischen Delegation gesprochen und erfah-
ches Unbehagen über die ungewohnte literarische ren, Bischof Atanasije sei kurzfristig für ein ver-
Gattung des Dokuments – römisch-katholisch hindertes Mitglied der Belgrader Delegation ein-
gesprochen könnte man sagen: eine Mischung gesprungen und deshalb redeberechtigt.
aus Kirchenkonstitution und Ökumenismusdek-
ret. Der vorliegende Textentwurf ist von seiner Bischof Irinej stellte also mit ausdrücklichem
Genese her ja eine Kombination aus ursprünglich Hinweis auf die abwesende »große und bedeu-
zwei Themen aus dem Themenkatalog der I. tende russische Kirche« den Antrag auf Vertagung
Präkonziliaren Panorthodoxen Konferenz 1976 in dieses Tagesordnungspunktes, und ein gewisses
Chambésy, nämlich »Beziehungen der Orthodoxie Raunen im Saal ließ auf wohlwollende Unterstüt-
zur übrigen christlichen Welt« und »Orthodoxie zung mancher Delegierter für diesen Vorschlag
und ökumenische Bewegung«. Das Unbehagen schließen. Bevor sich aber weitere Befürworter
über den Text hatte etwa der Erzbischof von oder Gegner dieser Idee sammeln und zu Wort
Warschau in seiner Eröffnungsrede beim Konzil melden konnten, ließ ihn der Vorsitzende, Patri-
zum Ausdruck gebracht. Auch die Kirche Ser- arch Bartholomaios, sich wieder einmal sich auf
biens machte überraschenderweise zu Beginn der den in Chambésy von allen Vorstehern erteilten
Verhandlung dieses Tagesordnungspunktes den Auftrag beziehend, abblitzen. Man werde jetzt,
Vorschlag, diesen Text gar nicht beim Konzil zu wie beschlossen, den vorliegenden Textvorschlag
verhandeln, da er noch »nicht ausgereift« sei. Abschnitt für Abschnitt besprechen, wie man es
Eingebracht wurde der Vorschlag übrigens von auch bei den bisherigen Texten getan habe. Da es
Bischof Irinej Bulović von Bačka, der als theologi- für dieses Dokument konkrete und sehr zahlrei-
scher Berater des gleichnamigen serbischen Patri- che Änderungsvorschläge dreier Kirchen (Rumä-
archen fungierte und deshalb hinter diesem saß. nien, Zypern und Griechenland) gebe, werde er
Ihm kam aber insofern eine besondere Rolle beim das Konzilssekretariat bitten, einen Reader mit
Konzil zu, da er die Wortbeiträge des serbischen diesen Vorschlägen zusammenzustellen und zu
Patriarchen, der als einziger der zehn anwesen- verteilen. Allerdings sei bereits abzusehen, dass
den Vorsteher keine der vier Konzilssprachen so der von der Kirche von Griechenland eingereichte
gut beherrschte, um sich darin zu äußern, vom Änderungsvorschlag, der den anderen christli-
Serbischen ins Griechische übersetzte. Dies ge- chen Kirchen das Kirche-Sein abspreche, nicht die
schah zuweilen, indem der Patriarch laut im Ple- Zustimmung der Delegation des Ökumenischen
24yy34/2018yepd-Dokumentation

Patriarchats finden werde, die für einen einmüti- Ich glaube, vielen Teilnehmern ging es an jenem
gen Konzilsbeschluss erforderlich sei. Er bitte Abend – und am nächsten Morgen! – wie mir.
deshalb die Delegation der Kirche von Hellas, Denn ich fragte mich, während die Sonne lang-
sich in einer internen Sitzung zu versammeln und sam über der Ägäis unterging und die kretischen
einen anderen Vorschlag zu machen. An dieser Lieder erklangen: Ist es wirklich ein Verrat an der
Stelle brach nun eine sehr heftige Diskussion los, Orthodoxie, »die historische Existenz anderer
in der es zunächst formal um den Stellenwert christlicher Kirchen und Konfessionen« anzuer-
eines einstimmigen (!) Beschlusses der Synode in kennen, wie es im präkonziliaren Dokument von
Athen im Verhältnis zum Heiligen und Großen Chambésy hieß, das jetzt abgelehnt wurde? Bin
Konzil der Orthodoxen Kirche, dann aber auch ich durch meine religiöse und ökumenische Sozi-
inhaltlich um die angesprochene Frage der Bezie- alisation in der Diaspora so betriebsblind gewor-
hungen zur übrigen christlichen Welt ging. Hier den, dass mir gar nicht mehr auffällt, dass solch
waren es insbesondere der Vorsteher der Kirche eine Aussage verwirrend oder sogar falsch sein
von Zypern und andere Bischöfe seiner Kirche, kann? Kann man die »historische Existenz von
die den Beschluss der Kirche Griechenlands Kirchen« bestreiten, mit denen man jahrelang
scharf kritisierten und zurückwiesen. Aber auch oder jahrzehntelang in Dialog und Konvivenz
Erzbischof Anastasios von Tirana warnte ebenso lebt? Ist den Verfassern (und den Kritikern) des
wie Bischöfe aus Afrika vor einem Verlust ortho- Textes eigentlich klar, dass »historisch« – zumin-
doxer Glaubwürdigkeit und vor einem Rück- dest im Deutschen – zwei Bedeutungen hat, näm-
schritt in der Ökumene. Für mich erstaunlich war lich üblicherweise »die Vergangenheit betreffend«
an dieser Stelle die zahme Zaghaftigkeit des ehe- (z. B. »historisch belegte Ereignisse«, »historische
maligen Dozenten des Ökumenischen Instituts Wurstküche von Regensburg«), aber auch »die
von Bossey und jetzigen Patriarchen von Rumä- Geschichte betreffend« (z.B. »ein historischer
nien, Daniel Ciobotea, der die Position Griechen- Atlas«)? Muss ein nicht-orthodoxer Leser nicht
lands irgendwie zu unterstützen schien. Ob die erstere Bezeichnung auf sich angewendet sehen
anderen Bischöfe des Patriarchats von Bukarest, und sich womöglich als gestrig, überholt, im Pa-
das ja im innerchristlichen Dialog führend tätig pierkorb der Geschichte befindlich verunglimpft
ist, seine Auffassung teilten, entzieht sich meiner sehen?
Kenntnis, da außer dem Metropoliten Teofan von
der Moldau, der lediglich über befürchtete Reak- Jetzt ist der letzte Tag angebrochen, und der Erz-
tionen der Klöster in seiner Diözese berichtete, bischof von Athen hat offensichtlich dem Kollegi-
sich kein anderer Bischof der Rumänischen Kir- um der Vorsteher mitgeteilt, dass eine Kompro-
che zu Wort meldete. missformel gefunden sei, die einen Rückweg aus
der Sackgasse ermöglicht, in der sich das Konzil
So kam es, dass die Delegation der Kirche Grie- gerade befindet. Und in der Tat beginnt die Le-
chenlands sich zu einer dem Vernehmen nach sung des Textes, Abschnitt für Abschnitt, mit
langen Klausursitzung zurückzog, während die Hilfe des erstellten Readers, wie vorgesehen. Als
übrigen Delegationen ein von der Orthodoxen man zu Abschnitt 6 kommt, schlägt die Delegati-
Akademie vorbereitetes abendliches Kulturpro- on der Kirche von Griechenland als Ergebnis ihrer
gramm mit kretischer Musik und anschließender Klausur statt »historische Existenz der anderen
Bewirtung unter freiem Himmel wahrnahmen, all Kirchen« »historische Benennung«5 vor. Offen-
dies mit dem unguten Gefühl, dass die Verab- sichtlich soll damit die Selbstbezeichnung der
schiedung des Textes und im Grunde auch die entsprechenden Kirchen umschrieben werden,
Glaubwürdigkeit des gesamten konziliaren Pro- über deren ekklesiologischen Status die Konzils-
zesses auf der Kippe stehen. Das in der Ausspra- väter sich ansonsten zurückhaltend äußern.
che gefallene Wort von der »Geiselnahme durch Grundsätzliche Aussagen, ob etwa die Anderen
die Kirche von Griechenland« wurde auf Antrag »Kirche im eigentlichen Sinn sind«, versucht der
eben dieser aus dem Wortprotokoll der Konzils- Text durch seinen anderen Ansatz ja zu vermei-
akten gelöscht, deshalb sei es auch hier gar nicht den, selbst wenn man Festlegungen wie dass »die
weiter erwähnt. Und irgendwie erschien die Tat- nicht-orthodoxen Kirchen und Konfessionen vom
sache, dass der eigentlich vorgesehene Künstler wahren Glauben der Einen, Heiligen, Katholi-
Mikis Theodorakis, dessen Lebensalter von 91 schen und Apostolischen Kirche abgewichen
Jahren mehr oder weniger auch die konkrete Zeit sind«6 auf Seiten der ökumenischen Partner si-
der Vorbereitung auf das Konzils bezeichnete, cherlich kritisch hören wird. Gerade bei dieser
erkrankt war und nicht kommen konnte, wie ein letzteren, mich selbst an vorkonziliare Etiketten
böses Omen. der römisch-katholischen Kirche für die Orthodo-
xen als »getrennten Brüder« erinnernden Formu-
epd-Dokumentationy34/2018yy25

lierung ist es wieder Patriarch Daniel, der großen erfolgten Schulterschlusses etwa mit dem Patriar-
Druck macht, sie einzufügen. chat Moskau? Ist das jetzt eine nur eine »aus dem
Fenster« gemachte Wortmeldung zur Beruhigung
Allen Anwesenden ist klar, es handelt sich bei der der Fundamentalisten in der eigenen Kirche, nach
»historischen Benennung« um einen Kompromiss, dem Motto: »ich habe ja alles versucht, um diesen
den die Gegner und die Befürworter der ur- Text oder diese Formulierung zu verhindern«?
sprünglichen Formulierung irgendwie verteidigen Ausgerechnet Bischof Irinej, der in der Ökumene
werden müssen und können, vermutlich auch als offener Gesprächspartner und exzellenter
jener Bischof, der noch tags zuvor behauptet Theologe gilt und dafür in seiner serbischen Hei-
hatte, »man wird uns mit Tomaten bewerfen, mat als »Ökumeniker« und »Ketzerfreund« be-
wenn wir mit einer anderen Formulierung nach schimpft worden ist, etwa weil er den Wiener
Hause kommen.« Die Diskussion geht also weiter, Kardinal empfangen hatte, stellt sich zu diesem
immer anhand der drei zusammengestellten und Zeitpunkt als Hardliner und Bremser dar? (Ich
teilweise bereits aufeinander abgestimmten Ände- muss gestehen, dass ich von meinem Platz aus
rungswünsche der Kirchen von Rumänien, Grie- der Mimik und Gestik der anderen serbischen
chenland und Zypern. Inhaltlich einfach ist diese Bischöfe nicht entnehmen konnte, inwieweit sie
unter aufkommendem Zeitdruck stattfindende mit diesem plötzlichen »Antrag« ihres Mitbruders
Diskussion nicht, ganz zu schweigen von der übereinstimmten. Irgendwie passte das für mich
Tatsache, dass die rumänischen Textvorschläge nicht zusammen, und ich erinnerte mich auf
immer von der französischen Version des Textes einmal an eine Begebenheit, die ich im Zusam-
ausgehen (Patriarch Daniel spricht immer Fran- menhang mit den Wikileaks-Enthüllungen über
zösisch im Plenum), während die beiden anderen Bischof Irinej Bulović gelesen hatte. Genau zehn
Kirchen, die hier konkrete Textvorschläge ge- Jahre zuvor, im Juni 2006, hatte nämlich ein
macht haben, sich des Griechischen bedienen. später von der Enthüllungs-Plattform publiziertes
Auch hier gelingt dem Vorsitzenden der Spagat, Gespräch des damaligen US-Botschafters in Serbi-
in zwei bzw. drei Sprachen (ab und zu spricht er en-Montenegro mit einem anderen Bischof der
auch Englisch) eine sehr engagierte Debatte zu serbisch-orthodoxen Kirche ergeben, dass Irinej
moderieren. Bulović in Wien stets moderat auftrete, zuhause
aber ein nationaler Hardliner sei und sogar mit
Keine Stunde später breitet sich plötzlich ein dem Anspruch auftrete, besonnene Stimmen in
lähmendes Schweigen im Sitzungssaal aus, denn der Kirche ruhigzustellen. Irgendwie hatte ich ein
kein anderer als Bischof Irinej Bulović hat »im Déjà-Vu-Erlebnis ...)
Namen unserer Serbischen Kirche« einen »Text-
veränderungsvorschlag« gemacht, obwohl frist- Die Stimme des Vorsitzenden unterbricht meine
gemäß gar keine schriftlichen Eingaben vorgelegt Gedanken und die herrschende Stille: »Nein, lie-
worden waren. Konkret sieht dieser Vorschlag die ber Mitbruder Irinej, wir können nicht über ihren
Streichung von einem knappen Dutzend Ab- Antrag diskutieren oder gar abstimmen. Denn
schnitten des Textes vor, einige von ihnen sind ihre radikalen Kürzungen und Zusammenstrei-
bereits behandelt worden, andere liegen noch vor chungen, die sie vorschlagen, machen aus der
uns. Und natürlich ist auch der bereits mit seiner Textvorlage von Chambésy einen anderen Text,
Kompromissformel von der »historischen Benen- über den wir hier gar nicht diskutieren dürfen!«
nung« verabschiedete Abschnitt 6 auf der Streich- Und nach einem erneuten Hinweis auf den ihm
liste des serbischen Bischofs. Eines Tages sollen panorthodox in Chambésy erteilten Auftrag, die-
alle Konzilsakten veröffentlicht werden, dann sen Text zu behandeln und mit den eventuell
wird man nachlesen können, wie weit dieser einzufügenden Veränderungen zu verabschieden,
Vorschlag des Bischofs aus der Bačka ging. gibt der Patriarch das Signal: »Wo waren wir
stehengeblieben? Wir lesen weiter!«
Wie gesagt, Schweigen macht sich im Saal breit
und ich versuche, einzuordnen und zu analysie- Und in der Tat: der Text wurde Abschnitt für
ren, was hier eigentlich vorgeht. Wie kann es Abschnitt weitergelesen und letztendlich verab-
sein, dass ausgerechnet Bischof Irinej, von dem schiedet ... Wieder nach Hause zurückgekehrt,
es heißt, dass er eine Absage der Kirche Serbiens sollte ich dann feststellen, dass es noch eine dritte
abgewendet hatte, jetzt plötzlich mit dem Feuer Bedeutung des Begriffs »historisch« gibt, nämlich
spielt und den mühsam erreichten Kompromiss »für die zukünftige Geschichte bedeutsam«, etwa
gefährdet? Ist das jetzt eine persönliche Aktion wenn wir von einer »historischen Chance« oder
zur Rettung der Rechtgläubigkeit des Konzils von »historischen Zeiten« sprechen. Seitdem höre ich
Kreta? Ist es das Ergebnis eines wie auch immer das in Kreta beschlossene Wort von der »histori-
26yy34/2018yepd-Dokumentation

schen Benennung« anders. Sehr viel ökumeni- kirchlichen Presse ausgiebig diskutiert. Und dass
scher ... es nicht nur verfrühte Abreisen sind, die das Feh-
len mancher Unterschrift erklären, ist spätestens
26. Juni 2016, Chania (Kreta) – das Konzil seit dem Erscheinen von Artikeln oder Interviews
geht zu Ende, was bleibt? mit der Überschrift »Warum ich die Dokumente
des Konzils nicht unterschrieben habe« bekannt.
Ich sitze im Abschlussgottesdienst des Konzils, Im Internet zirkulieren derartige explizite Erklä-
der wieder panorthodox in der Bischofskathedrale rungen der Bischöfe Irinej Bulović von Bačka
von Chania gefeiert wird. Alle Vorsteher mit Aus- (Serbien), Athanasios von Lemesos (Zypern),
nahme des Erzbischofs von Athen, der – womög- Neophytos von Morphou (Zypern) und Hierothe-
lich wegen der beschriebenen Anstrengungen der os von Naupaktos (Griechenland), die ihre Wei-
beiden letzten Tage – erkrankt ist, konzelebrieren gerung, das Ökumene-Papier zu unterschreiben,
mit dem Ökumenischen Patriarchen. Bereits sehr erläutern. Letzterer Metropolit hat auch bei ande-
früh am Morgen, bevor die Sonnenhitze versengt, ren Konzilsbeschlüssen »unter Vorbehalt« unter-
waren wir nach Chania gebracht worden, mit schrieben. Dass etwa der Bischof von Bačka nach
Polizeieskorte und Blaulicht. In die Kirche hin- seinem oben geschilderten Versuch den »Ökume-
eingelassen werden zunächst nur Konzilsteilneh- ne-Text« zu torpedieren, keine Unterschrift leistet,
mer, die in Sektoren geleitet werden, die den ist für mich irgendwie nachvollziehbar. Und er-
einzelnen Delegationen zugewiesen und mit Sei- klärbar ist womöglich auch, dass viele seiner
len umschlungen sind. Ein bisschen erinnert die- ehemaligen und jetzigen Schüler und Studenten,
se Aufteilung an Schafpferche, wie ich sie mal in die inzwischen zu Bischofswürden gelangt sind,
meiner Kindheit bei einem Besuch einer Sennhüt- ihrem Meister darin folgen. Andere Nicht-
te in Rumänien gesehen hatte. Die Hirten als Unterschreibende haben sich nicht dazu geäu-
Schafe – welche Umkehrung der Verhältnisse ßert, und dies macht die Hermeneutik dieser Tat-
dieses Konzil mit sich bringt ... Allerdings ist der sache natürlich schwierig.
Pferch mit der Aufschrift »Ökumenisches Patriar-
chat« schon ein wenig geleert, denn einige der Die Botschaft des Konzils wird verlesen, die Bot-
vielen Bischöfe aus den Vereinigten Staaten schaft »an das orthodoxe Kirchenvolk und an alle
mussten schon am frühen Morgen abreisen, um Menschen guten Willens«. Und ich frage mich,
rechtzeitig bei ihren eigenen Schafen zu sein, die wo das Kirchenvolk, dem diese Botschaft gilt,
sich zum 43. Klerus-Laien-Kongress der Erzdiöze- eigentlich abgeblieben ist, wenn wir hier sozusa-
se von Amerika in Nashville versammelt hatten gen »unter uns« sind, abgeschirmt, abgeschottet
und natürlich taufrisch über die Ergebnisse des und isoliert in unseren Pferchen. In diesem Au-
Konzils informiert werden sollten und wollten. So genblick aber erkenne ich am Blitzlichtgewitter
erklärt sich auch das Fehlen einiger Unterschrif- der Smartphones, das stattfindet, dass man die
ten dieser US-Bischöfe unter den verabschiedeten Emporen, den sog. Gynaikonitis, für die übrigen
Konzilsdokumenten. Denn um die letztendlich Kirchenbesucher geöffnet hat. Das Kirchenvolk ist
verabschiedete finale Version der Texte zu unter- da – die Rezeption kann beginnen.
schreiben, musste diese ja erst einmal produziert
werden, buchstäblich und im übertragenen Sinn, Sogar in unseren »Pferch« des Ökumenischen
d. h. die beschlossenen Änderungen mussten in Patriarchats rücken nun weitere Kirchenbesucher
den Text aller vier Versionen eingearbeitet wer- nach, ich entdecke rechts von mir die beiden
den, die Texte mussten dann verglichen und »Orthodoxie-Professoren« aus den Reihen der
harmonisiert und – last but not least – ausge- EKD, Martin Illert und Reinhard Thöle, und be-
druckt werden. Und dann mussten die Konzilsvä- grüße sie herzlich. Links nimmt ein als solcher
ter sie ja auch noch unterschreiben. Nachdem der gut erkennbarer Dominikaner Platz, was offen-
technische Produktionsprozess die ganze Nacht kundig auch für die hinter mir stehende serbische
lang angedauert hatte, wurden die Unterschriften Delegation eine Überraschung darstellt, denn ich
unter den letzten Text (»Beziehungen zur übrigen meine, Laute der Verwunderung aus ihrem
christlichen Welt«) am heutigen Sonntag geleistet. »Pferch« zu hören. Er ist in Begleitung einer Frau,
Immer wieder wurden während des Gottesdiens- die ich wegen ihres züchtigen, geradezu mosko-
tes kleine Gruppen von Bischöfen von den Kon- witischen Kopftuchs für eine orthodoxe Russin
zilssekretären in das Diakonikon gebeten, wo die halte, weswegen mich ihre Begleitung und ihre
vier Originale des Dokumentes ausliegen und Platzierung an dieser Stelle überrascht. Später
unterzeichnet werden. Dass nicht alle Konzilsteil- sollte ich erfahren, dass es die Professoren Guido
nehmer alle Texte unterschrieben haben, wurde Vergauwen OP und Barbara Hallensleben aus
ja nach dem Konzil in der kirchlichen und nicht- Fribourg waren, neben denen ich sitzen durfte.
epd-Dokumentationy34/2018yy27

Metropolit Augoustinos nimmt mich, da seine Ort der Versöhnung geworden. Gleichzeitig ist es
Aufgabe, Patriarch Theodoros II. von Alexandrien auch eine Versöhnung zwischen Vergangenheit,
im Auftrag des Ökumenischen Patriarchats wäh- Gegenwart und Zukunft, zwischen (Land-) Wirt-
rend des Konzils zu begleiten, nunmehr zu Ende schaft und Theologie, zwischen Kunst und Geist,
gegangen ist, zu seinen Angehörigen mit, die ihn die hier stattfindet. Das, was man im konziliaren
mit Fragen nach dem Verlauf des Konzils und Aufbruch der römisch-katholischen Kirche der
seinen Ergebnissen bedrängen. Es tut gut, unter sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts
diesen Menschen zu sein, die das Konzil mit kri- das Aggiornamento genannt hat, findet ja in der
tischer Distanz und kretischer Nähe beobachtet Akademie in Kolymbari seit genau derselben Zeit
haben ... ebenso statt, ob es nun um die von amerikani-
schen Mennoniten zur Verfügung gestellten
Nachmittags packe ich meine Sachen zusammen. Milchkühe ging oder um die neue Erfindung der
Da sind zunächst so viele Papiere, die trotz aller Ölsträucher statt Ölbäume, die eine menschen-
Umweltfreundlichkeit des Patriarchen und des und insbesondere frauenwürdigere Ernte ermög-
Ökumenischen Patriarchats insgesamt doch aus- lichten. Aggiornamento – die Öffnung der Kirche
gedruckt werden mussten. Was bleibt, was ist zur modernen Welt macht man ja katholischer-
bereits jetzt Makulatur? Mein Blick fällt auf den seits zu Recht am II. Vatikanischen Konzil fest.
»Offenen Brief des Europäischen Forums der Nicht wenige Kommentatoren des Konzils von
christlichen LGBT-Gruppen an das Heilige und Kreta wollen in diesem ein orthodoxes Pendant
Große Konzil der Orthodoxen Kirche«, der zwar zum Vatikanum sehen, das durch seine Enzyklika
auf dem Konzil selbst nicht behandelt wurde, und die davon abgeleitete »Botschaft des Konzils«
aber außerhalb der Konzilsaula für viel Ge- ebenso wie durch das Konzilsdokument über den
sprächsstoff sorgte. Ich lese noch einmal den »Auftrag der Kirche« die Fenster der Kirche für
meistdiskutierten Satz aus dem Brief: »Wir bitten die Moderne geöffnet habe. Ich würde an dieser
Sie: wann immer Sie in Ihren Predigten und Re- Stelle sogar noch etwas weiter gehen und sagen,
den LGBT-Menschen und LGBT-Angelegenheiten bei den besagten Texten handelt es sich nicht nur
erwähnen, denken Sie daran, dass wir vielleicht um eine Reaktion auf die moderne, uns umge-
gerade direkt vor Ihnen stehen! Wir sind kein bende Welt, sondern auch um eine post-moderne
abstraktes Konzept, sondern reale Menschen, Ihre Anleitung zum Umgang mit dieser Welt. Der Text
Kinder, Schwestern und Brüder.«7 über das Fasten mag dies verdeutlichen: ur-
sprünglich als Anpassung der Fastenvorschriften
Der Koffer wird voller und voller, denn da sind an die heutige Welt konzipiert, trifft er bei der II.
noch die Gastgeschenke der Kirche von Kreta, die Präkonziliaren Konferenz 1982 in Chambésy auf
auch dem unbedeutendsten Delegationsmitglied den konservativen Widerstand einiger autokepha-
eine Erinnerung an den Besuch bei den Menschen ler Kirchen bzw. ihrer Delegationen, die jede
dieser Insel mitgeben wollte. Es war gut, dass das Neuerung althergebrachter Vorschriften und Re-
Konzil hier an diesem Ort stattfand, der für Ver- geln ablehnen. Dies lenkt den präkonziliaren
söhnung und Aggiornamento in der Orthodoxie Prozess in eine andere Richtung: nicht mehr die
steht. Denn just hier hatte Metropolit Irineos (Ga- Abschaffung oder Anpassung des Fastens ist nun
lanakis), der später für acht Jahre unser Bischof Thema, sondern seine Begründung und Bewer-
in Deutschland werden sollte, mit dem kongenia- tung. All dies geschieht im kirchengeschichtlichen
len Alexandros Papaderos eine Akademie nach Kairos des schöpfungstheologischen Aufbruchs
deutschem Vorbild gegründet, aber eben doch des Ökumenischen Patriarchats und seines »grü-
etwas anders, eben kretischer. Ihre Hauspostille nen Patriarchen«, den die übrigen autokephalen
sollte den Namen »DIALOGOI KATALLAGES« Orthodoxen Kirchen zunehmend mittragen; die
(Dialoge der Versöhnung) tragen, und damit ist panorthodoxe Übernahme des Schöpfungstages
beides zum Ausdruck gebracht: das weltoffene, ist ein Beleg dafür. So wird das schließlich verab-
dialogische Prinzip dieses Hauses und der Ge- schiedete Konzilsdokument zu einem theologi-
danke der Versöhnung. Diese sollte stattfinden schen Plädoyer für einen asketischen Lebensstil
zwischen Menschen unterschiedlicher politischer der orthodoxen Christinnen und Christen und zu
Auffassungen, zwischen den Generationen, zwi- einer Begründung des Fastens als möglicher Aus-
schen den Kirchen und den Völkern. Wenige druck dieser orthodoxen Grundeinstellung in
Kilometer vom deutschen Soldatenfriedhof gele- einem Zeitalter des Konsums, des Wohlstands-
gen, der an schreckliche Zeiten des Zweiten denkens und der Gier, eben ein die Moderne
Weltkriegs erinnert, ist die Orthodoxe Akademie überwindender, also post-moderner Appell.
von Kreta zu einem internationalen und interkon-
fessionellen, ja inzwischen auch interreligiösen
28yy34/2018yepd-Dokumentation

Schließlich muss noch ein angeknabbertes kleines Ihre gesunde orthodoxe kirchliche Gesinnung, aber
liturgisches Brot, eine Prosphore, in den Koffer. auch Ihre Treue und Zuneigung zum Ökumeni-
Ich hatte sie während einer Liturgie in der Klos- schen Thron und zur Wahrheit kennen, und for-
terkirche von Gonia bekommen und gleich vor dern Sie auf, durch Ihren Schreibstift und Ihr stets
Ort mit meinem jahrzehntelangen ökumenischen mit Salz gewürztes Wort die Initiative zur Beseiti-
Weggefährten Hans-Georg Link geteilt, dem es gung derartiger Meinungen der auf diese Art und
(mal wieder) gelungen war, allen Sicherheitsvor- Weise zulasten des Leibes und der Stimme der
kehrungen zum Trotz auch in diese hermetisch Kirche handelnden Brüder zu ergreifen, um zur
abgeriegelte Kirche zu gelangen. Später habe ich Erleuchtung der Gemüter und zur Abwendung der
dieses Brot auch mit meinen bulgarischen, bela- Zwietracht und Zweifel im orthodoxen Kirchen-
russischen, mexikanischen und russischen Stu- volk beizutragen.«
denten und Freunden geteilt, die mittelalterlichen
Pilgern gleich nach Kolymbari gereist waren, um
Konzil aus der Nähe zu erleben. Dieses kleine
Brot wurde also über die Konfessionsgrenzen Anmerkungen:
hinweg zu einem Symbol für das, was man in der 1
Letztendlich waren wegen der Absage ihrer Kirchen die beiden
Genfer Ökumene gern als »sharing resources«
Ersteren nicht beim Konzil.
bezeichnet. Ein Teilen der Ressourcen muss jetzt,
postkonziliar gesprochen, auch unseren Rezepti- 2
Interviul acordat de Preafericitul Parinte Daniel, Patriarhul Biser-
onsprozess des Konzils ausmachen, dies wird mir
icii Ortodoxe Române, revistei »Spre unitate” (nr.3/2009) a
immer klarer.
Fundatiei internationale pentru unitatea popoarelor ortodoxe, in:
http://patriarhia.ro/interviul-acordat-de-preafericitul-parinte-daniel-
Das Flugzeug wartet, das Konzil ist zu Ende, es
patriarhul-bisericii-ortodoxe-romane-revistei-spre-unitate-nr-3-
gilt aufzubrechen!
2009-a-fundatiei-internationale-pentru-unitatea-popoarelor-
ortodoxe-507.html
Nachtrag: 31. Dezember 2016, Brühl –
Nach dem Konzil ist vor dem Konzil 3
Ebd.

Noch einmal trifft ein Brief aus Konstantinopel 4


Mittlerweile am 28. März 2018 verstorben.
ein. Am Ende des Konzilsjahres schreibt mir der
Ökumenische Patriarch: 5
Die Beziehungen der Orthodoxen Kirche zur übrigen christlichen Welt.
Abschnitt 6. In: Synodos. Die offiziellen Dokumente des Heiligen
»Unsere Orthodoxe Kirche, das Ökumenische Pat-
und Großen Konzils von Kreta. Zweisprachige griechisch-
riarchat und wir selbst betrachten das, was in
deutsche Ausgabe. Hrsg. von der Griechisch-Orthodoxen Metro-
Kreta geschehen ist und was vom Großen Konzil
polie von Deutschland, Bonn 2018, S. 58.
erreicht wurde, als Gnadengeschenk Gottes; des-
halb wenden wir uns im Angesicht dieser Verwir- 6
Ebd., Abschnitt 21, S. 65.
rung der Gemüter und der Aktivitäten der so täti-
gen bekannten Personen und Kreise, die auf eine 7
Der gesamte Text des Briefes findet sich
Spaltung des Leibes Christi abzielen, auf Beschluss
in ÖR 66 (2017), Heft 1, S. 73ff.
der Heiligen Synode durch vorliegenden Patriar-
chalen Gratulationsbrief auch an Eure geliebte
Hochwürdige Person, da wir Ihr Vertrauen und
epd-Dokumentationy34/2018yy29

Drei protestantische Sichtweisen auf das Konzil von Kreta


Von Oberkirchenrat Prof. Dr. Martin Illert, Referent für Orthodoxie im Kirchenamt der
Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

Die ökumenische Bedeutung des Heiligen und xen Kirchen mit dem Ökumenischen Rat der Kir-
Großen Konzils der Orthodoxen Kirche. chen und mit nicht-orthodoxen Kirchen, insbeson-
Studientag der Mitgliederversammlung der dere den protestantischen Kirchen, schwer tun«4.
Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Dies sei in der Vergangenheit u.a. bei der Frage
Deutschland (ACK). Mainz, 15. März 2018 des gemeinsamen Gebetes und bei der Thematik
der Anerkennung der Taufe von nicht-
Orthodoxen deutlich geworden.5 Da es auch keine
1. Fragestellung und Vorgehen Abendmahlsgemeinschaft gebe und die orthodoxe
Antwort auf die Frage, »welche Bedingungen kon-
In meinem Beitrag möchte ich protestantische kret erfüllt sein müssen, damit die Einheit be-
Sichtweisen auf das Konzil von Kreta exempla- steht« für viele Protestanten »unklar« blieben,
risch an drei Texten deutschsprachiger evangeli- und weil diese Unklarheit darauf beruhe, dass »es
scher Theologen untersuchen. Als repräsentative bisher kein panorthodoxes Konzil gegeben hat, das
evangelische Kommentare zum Konzil habe ich hätte feststellen können, ob die protestantischen
erstens Dagmar Hellers Aufsatz »Das (Heilige und Kirchen als Kirchen anzusehen sind oder nicht
Große) Konzil der Orthodoxen Kirchen auf Kreta und wie die Einheit konkret aussehen soll«6, habe
in ökumenischer Perspektive«1, zweitens Andreas »die westliche Christenheit mit großem Interesse
Müllers Referat »Die Heilige und Große Synode die Vorbereitungen eines panorthodoxen Konzils
aus evangelischer Sicht«2 und drittens Reinhard beobachtet«7.
Thöles Vortrag »Apophatischer Ökumenismus«3
ausgewählt. Diese ausgewählten Texte betrachte Nachdem sie ihre vorkonziliare Erwartungshal-
ich unter zwei Fragengestellungen. Zum einen tung beschrieben hat, geht Heller zur Bewertung
wird gefragt, welche Aspekte des Konzils von des Ertrags des Konzils über. Aus Sicht der »Be-
evangelischer Seite kommentiert wurden. Außer- obachterin von außen«8 sei »positiv zu bewerten«,
dem möchte ich untersuchen, was die Kommen- dass »in Kreta anerkannt wurde, dass es christli-
tare zum Konzil über die Sicht der protestanti- che Gemeinschaften außerhalb der Orthodoxen
schen Kommentatoren auf die Orthodoxe Kirche Kirche gibt, die sich selbst Kirchen nennen«9, da
als solcher aussagen. Die von protestantischer man damit nicht »den Stimmen, die nicht-
Seite gezeichneten Bilder des Konzils ordne ich Orthodoxe als Häretiker und Schismatiker anse-
dazu drei idealtypischen protestantischen Sicht- hen«10 zugestimmt habe. Allerdings zeige ein
weisen auf die Orthodoxie zu. Die doppelte Rich- Vergleich mit dem Textentwurf von 1986, »dass
tung meiner Untersuchung, die die Repräsentati- die frühere Formulierung weiterging, wenn dort
on des konfessionellen Partners mit dem kriti- fraglos von anderen ‚Kirchen‘ die Rede war«11.
schen Blick auf denjenigen verbindet, der diese »Nicht weiterführend aus ökumenischer Sicht« sei
Repräsentation erstellt, entspricht meinem Ver- der Text über das Sakrament der Ehe, da dort das
ständnis der Konfessionskunde der Ostkirchen als Verbot von Mischehen festgehalten werde, wenn-
einer selbstkritischen Wissenschaft. gleich die Möglichkeit der »Oikonomia« gegeben
sei. Positiv sei allerdings in diesem Zusammen-
2. Dagmar Hellers »Würdigung« des Konzils hang, dass die orthodoxe Taufe und Erziehung
der Kinder nicht mehr zur Bedingung einer »Oi-
Aus dem Aufsatz der damaligen Dean des Öku- konomia« gegenüber der Mischehe gemacht wer-
menischen Instituts Bossey und Faith-and-Order de, wie dies im Entwurf von 1982 der Fall gewe-
Exekutivsekretärin und heutigen Referentin für sen sei. »Positiv aus ökumenischer Sicht«12 sei
Orthodoxe Kirchen am Bensheimer Konfessions- ferner die Verurteilung des Fundamentalismus
kundlichen Institut ist der dritte Abschnitt mit der und des Antiökumenismus.
Überschrift »Zusammenfassende Würdigung« für
unsere Fragestellung von Belang. Die Autorin Die ökumenische Zielvorstellung der Autorin wird
beginnt mit einer Problemanzeige, die nach ihrer mit dem Schlüsselbegriff der »Anerkennung«13
Ansicht die Relevanz des Konzils für die protes- umschrieben. Nach diesem Verständnis zielt
tantischen Kirchen belegt: »Immer wieder im Ökumene auf Rechtsvereinbarungen, die in eine
Laufe der Geschichte der modernen ökumenischen solche »Anerkennung« münden. Heller kon-
Bewegung wurde deutlich, dass sich die orthodo- zentriert ihre »Würdigung« deshalb auf solche
30yy34/2018yepd-Dokumentation

Passagen der Konzilstexte, die zu dieser Frage- toriker Andreas Müller die Synodalität.19 Auf der
stellung Auskunft geben. Je näher die ausgewer- Grundlage dieses gemeinsamen Merkmals werden
teten Aussagen der angestrebten Anerkennung Kriterien evangelischer Synodalität an das ortho-
kommen, desto positiver werden sie beurteilt. doxe Konzil herangetragen. So fragt Müller mit
Eine diachronische und kontextualisierte Lesart Blick auf die Geschäftsordnung des Konzils, wes-
der Texte und ihrer Vorentwürfe, die die Autorin halb »in den Beratergremien der Delegationen nur
an anderer Stelle durchaus einbringt, tritt beim vier Frauen konsultiert wurden«20, weshalb »nur
Vorgang des Bewertens gegenüber dem Kriterium die Hierarchen«21 ein Stimmrecht in der Versamm-
der »Anerkennung« merklich zurück. lung gehabt hätten und weshalb sich durch die
Sitzordnung das Geschehen auf die »Vorsteher der
Dort wo Heller eine semantische Opposition zwi- jeweiligen autokephalen Kirchen«22 konzentriert
schen Orthodoxie und Ökumene herstellt, folgt habe. »M.E.« so begründet Müller seine Anfragen
sie nicht den analysierten Konzilstexten, sondern »sollte die Synodalität bei zukünftigen Synoden
einer Variante eines vorgeprägten protestanti- noch stärker die verschiedenen Gruppen orthodo-
schen Orthodoxie-Diskurses. So wird bereits aus xer Kirchlichkeit repräsentieren und in die Ent-
dem Eingangssatz der »Würdigung« (»Immer scheidungsfindungsprozesse auch der Synode sel-
wieder im Laufe der Geschichte der modernen ber einbinden. Dadurch wäre die Synode auch
ökumenischen Bewegung wurde deutlich, dass mehr Stimme der Kirche und nicht nur des Klerus.
sich die orthodoxen Kirchen mit dem Ökumeni- In vielen verschiedenen Landeskirchen versteht
schen Rat der Kirchen und mit nicht-orthodoxen sich die Synode geradezu als ein Kontrollorgan der
Kirchen, insbesondere den protestantischen Kir- institutionellen Kirchenleitung«23. Ebenso hinter-
chen, schwer tun«)14 für einen unkundigen Leser fragt Müller »das Konsensprinzip« und den Ab-
nicht ersichtlich, dass die Orthodoxen Kirchen stimmungsmodus der »Blockabstimmungen«24:
selbst mehrheitlich Mitglieder des ÖRK sind. Ein »M.E. sollte das Recht zum sichtbaren, individuel-
Leser ohne dieses ökumenische Wissen, könnte len Einbringen der eigenen Stimme nicht durch
aus diesem Satz vielmehr den Eindruck gewin- das Konsensprinzip behindert werden«25.
nen, der ÖRK sei ein protestantisches Gremium.
Die semantische Opposition »Orthodoxie versus Beim Blick auf die Konzilstexte kritisiert Müller
ÖRK« wird im zitierten Satz mit einer Parallelisie- die in der »Botschaft« zum Ausdruck gebrachte
rung von Ökumenischem Rat der Kirchen, nicht- Ansicht, die Orthodoxie betreibe Ökumene, um
orthodoxen Kirchen und insbesondere protestanti- der übrigen christlichen Welt das Zeugnis der
schen Kirchen15 kombiniert, die die semantische Orthodoxie zu geben und erklärt die Wendung
Gleichung »Ökumene ist insbesondere Protestan- zugleich als Rücksichtnahme auf ökumenekriti-
tismus« nahelegt. Diesem semantischen Feld wi- sche Kräfte der Orthodoxie: »Als evangelischer
derspricht jedoch das Konzilsdokument zum Ver- Christ halte ich ein solches Verständnis von Öku-
hältnis der Orthodoxie zur übrigen christlichen mene für insuffizient. Besonders mit der Beto-
Welt, in dem die ökumenekritische Sicht der bul- nung, dass durch Ökumenische Dialoge keine
garischen und der georgischen Kirche explizit als Kompromisse eingegangen werden, sollte aber
Sonder- und Mindermeinung gekennzeichnet wohl von Fundamentalisten geschürten Ängsten
wird16. Ein kritischer Leser könnte der Autorin begegnet werden«26. Positiver als die Botschaft des
deshalb unterstellen, sie beanspruche mit dem Konzils beurteilt Müller das Dokument zum Ver-
Eingangssatz ihrer »Würdigung« die exklusive hältnis der Orthodoxie zur übrigen christlichen
Deutungshoheit ihrer protestantischen Sicht als Welt, das »am meisten Impulse und Grundlagen
der einzig möglichen ökumenischen Sicht. Dass für eine auch zukünftig fruchtbare ökumenische
diese Perspektive jedenfalls nicht komplett ver- Zusammenarbeit biete«27.
mieden wird, zeigt sich im Titel des Aufsatzes
und in der Folge dort, wo einzelne Punkte der In der Frage der »praktische[n] Konsequenzen für
Konzilsdokumente als »nicht ökumenisch weiter- das Zusammenleben der Christen in einer globali-
führend«17 kritisiert werden, während andere sierten Welt« tut sich der Autor als »historisch-
Punkte als »positiv aus ökumenischer Sicht«18 kritisch geschulter evangelischer Christ schwer
gelobt werden. damit, die Ehe als die älteste Institution des göttli-
chen Rechtes zu bezeichnen«28. Müller weist da-
3. Andreas Müllers »evangelische Sicht« auf das rauf hin, dass es in der evangelischen Kirche
Konzil anders als in der Orthodoxie Gottesdienste anläss-
lich der Eheschließung eines Christen mit einem
Wesensmerkmal sowohl orthodoxer als auch Nichtchristen und Segnungsgottesdienste für ho-
evangelischer Kirche ist für den Kieler Kirchenhis- mosexuelle Paare gibt29. Zugleich wird zur Ehere-
epd-Dokumentationy34/2018yy31

gelung eingeräumt: »Bemerkenswert ist in jedem voraus und geht von der erzieherischen Vision
Fall, dass zumindest entsprechend kirchlicher aus, dass sich das Gegenüber der eigenen Identi-
oikonomia Ehen zwischen orthodoxen und nicht- tät möglichst annähert. Es bleibt fraglich, ob es
orthodoxen Partnern durch das Konzil nun prinzi- der wissenschaftlichen Distanz und der histo-
piell auf gesamtorthodoxer Ebene möglich gemacht risch-kritischen Schulung entspricht, wenn die
werden. Allerdings haben die Synoden der auto- eigene Ekklesiologie als Maßstab des konfessio-
kephalen Kirchen jeweils darüber zu entscheiden«. nellen Gegenübers verwendet wird. Sollte nicht
Unbefriedigend sind nach Müllers Ansicht die vielmehr dem ökumenischen Partner das Recht
Entscheidungen zur Diaspora. Diese habe ihre darauf zugestanden werden, ein eigenständiges,
nationalkirchliche Prägung zu überwinden, wie d.h. vom Untersuchenden unterschiedenes Phä-
es auch der evangelischen Kirche in Deutschland nomen zu sein und zu bleiben?
gelungen sei30. Mit Blick auf den Dialog der Or-
thodoxie mit der Welt findet er »den entspannten 4. Reinhard Thöles »apophatischer
und differenzierten Umgang mit den Naturwissen- Ökumenismus«
schaften« »beeindruckend«31 und hebt die sozial-
ethischen Äußerungen des Konzils positiv gegen Der Hallenser emeritierte Ostkirchenkundler
die entsprechenden Passagen der Sozialdoktrin Reinhard Thöle konzentriert sich in seinem Auf-
des Moskauer Patriarchats ab32. satz über den »apophatischen Ökumenismus« auf
einen Satz aus dem Dokument Beziehungen der
Anders als Heller nimmt Müller auch ausführlich orthodoxen Kirche zu der übrigen christlichen
zu solchen Punkten Stellung, die nicht die Bezie- Welt.35 In dem Satz heißt es, dass die Mitwirkung
hung der orthodoxen Kirche zum Protestantis- der Orthodoxen Kirche im Ökumenischen Rat der
mus, sondern den »inneren« Bereich der Selbstge- Kirchen nicht bedeute, dass sie die »Idee der
staltung der Orthodoxie betreffen. Mit der Be- Gleichwertigkeit der Konfessionen akzeptiert«.36
gründung, sowohl die evangelische als auch die Vielmehr sei die Orthodoxie nicht bereit, die Ein-
orthodoxe Kirche sei synodal, wird das orthodoxe heit der Kirche als einen interkonfessionellen
Gegenüber mit den Maßstäben der protestanti- Kompromiss zu verstehen. Die Einheit, so erin-
schen Ekklesiologie gemessen. Entsprechend wird nert Thöle an die Worte des Konzils, könne,
die Entwicklung des Protestantismus als ideales »nicht einfach das Produkt theologischer Über-
Vorbild für eine Weiterentwicklung der orthodo- einstimmungen sein, sondern (…) muss auch auf
xen Kirche hingestellt: Dies gilt ausdrücklich für der Einheit im Glauben beruhen, der in den Sak-
die synodale Geschäftsordnung (individuelles ramenten gewahrt ist und in der Einheit des
Stimmrecht versus Blockabstimmungen, reprä- Glaubens der Orthodoxen Kirche gelebt wird«.37
sentative Vertretung von Frauen und Laien) und
ebenso für die Überwindung des Nationalismus Anders als für Müller, der – wie oben gesehen –
(der evangelische Lernprozess wird hier explizit die Passage als taktische Rücksichtnahme gegen-
als Vorbild herausgestellt) oder bei dem Ver- über den orthodoxen Fundamentalisten interpre-
ständnis des ökumenischen Gespräches als eines tiert, versteht Thöle den Satz als eine theologi-
Ringens um konsensuale Formulierungen. Weil sche Aussage: Die Passage bringe weniger eine
demgegenüber keine Aspekte begegnen, an denen Skepsis gegenüber der Ansicht zum Ausdruck,
die orthodoxen Texte ihrerseits als kritische An- dass »die Einheit der Kirchen theologiepolitisch
frage an protestantische Positionen und Praktiken machbar und formulierbar durch gemeinsame
gelesen werden, liegt die Frage nahe, ob die Erklärungen und Feststellungen«38 sei. »Ökumeni-
ökumenische Zielvorstellung des Autors womög- sches Verstehen und ökumenische Theologie, so
lich in der Transformation der Orthodoxie zum wird von der Orthodoxie postuliert, ist keine Denk-
Protestantismus besteht. Hinsichtlich der Auto- und Rechenaufgabe, bei der man mit dem kleins-
renperspektive stellt sich die Frage, ob die zum ten gemeinsamen Nenner das größte Vielfache
Teil durchaus pädagogisch klingenden Empfeh- maximal zur Gleichung und Anerkennung bringen
lungen des Autors an die Adresse der Orthodoxie kann.«39 Dem Konzil gehe es hier um die Einbin-
nicht in einer Spannung zu seiner Selbstbeschrei- dung der Ökumene in die geistliche Begegnung:
bung als eines »historisch-kritisch geschulten »Wege zu theologischen Übereinstimmungen sind
evangelischen Christen«33 stehen. Passagenweise kein Selbstzweck, sondern müssen in eine geistli-
erinnert die Sicht Müllers an die »Fortschrittsbe- che Wirklichkeit von Kirche und damit letztlich in
richte«34, die die Kommission der europäischen das Geschehen der Gottesoffenbarung eingebettet
Union regelmäßig zur Entwicklung der Beitritts- sein«40. »Fällt die Theologie aus ihrer gnadenhaf-
kandidaten erstellt. Die Anwendung eines solchen ten oder sakramentalen Verknüpfung mit dem
Musters setzt freilich eine einseitige Entwicklung Offenbarungsgeschehen heraus«, meint Thöle,
32yy34/2018yepd-Dokumentation

»wird sie zu leicht zu einer Art Kirchenpolitik oder gorie des »Nutzens« in einer möglichen selbstkri-
zu einem einfachen weltlichen Konzept degra- tischen Anwendung der Begegnungserfahrung zur
diert.«41 Förderung der eigenen Kirchlichkeit bestehen.
Letztlich aber wird im dritten Beispiel der mögli-
Die Ökumenische Zielvorstellung Thöles besteht che »Ertrag« der Ökumene aus dem Bereich der
in der geistlichen Begegnung von Protestantismus kirchenpolitischen Verständigung ebenso wie aus
und Ostkirche. Ökumenische Gemeinschaft wird dem Bereich der sprachlichen Verfügbarkeit her-
von Thöle in einen nicht »brauchbaren« Bereich ausgenommen. Diesen drei unterschiedlichen
der Erfahrung verschoben. Thöle nennt seinen Ansätzen entsprechend fällt sowohl die Auswahl
Ansatz »apophatischen Ökumenismus«, weil er der analysierten Themen als auch die Beurteilung
die ökumenische Begegnung als auch sprachlich der entsprechenden Texte des panorthodoxen
unverfügbares und nicht-instrumentalisierbares Konzils unterschiedlich aus: Die »rechtliche« Per-
Geschehen erfährt. »Es gibt« so schreibt Thöle spektive nimmt die Sicht der eigenen Kirche
»diesen einen besonderen Punkt des ökumeni- durch das konfessionelle Gegenüber in den Blick
schen Geschehens, der vornehmlich und exempla- und lobt, wo sie eine Anerkennung der eigenen
risch im Gottesdienst geschieht, nämlich die Be- Kirche entdecken will, während sie tadelt, wo
gegnung der pilgernden irdischen Ökumene mit diese Anerkennung ausbleibt. Die Perspektive der
der Ökumene der Vollendeten. Dieser Punkt ist ein einseitigen Transformation lobt dort, wo sich die
unaussagbares, unerklärbares, nicht machbares Orthodoxie dem ekklesiologischen Ideal des Pro-
und nur im Gebet erhofftes Ereignis.«42 testantismus anzunähern scheint und kritisiert
solche Züge, die dieser Entwicklung widerspre-
Die Autorenperspektive Thöle ist der Versuch, die chen. Die dritte Perspektive verzichtet auf Lob
Logik des Gegenübers mit kritischem Blick auf oder Kritik, weil es ihr um ein geistliches Gesche-
das Eigene nachzuvollziehen. Ökumene wird in hen geht, welches jenseits dieser Kategorien ver-
dieser dritten Variante des protestantischen Or- ortet werden muss.
thodoxie-Diskurses geistlich eingebundene, im-
mer auch selbstkritische Wahrnehmung des Ge-
genübers verstanden, die zur eigenen »Verkirchli-
chung« führt.43 Anstelle der im ersten Beispiel Anmerkungen:
eingeforderten Konkretion für gemeinsames Han- 1
Ökumenische Rundschau 1/2017, 59-72 (im Folgenden zitiert
deln tritt die Vision einer gnadenhaften Stiftung
als: Heller, Konzil).
einer geistlichen Gemeinschaft.
2
Orthodoxes Forum 31/2017, 141-152 (im Folgenden zitiert als:
5. Ergebnis
Müller, Synode).

Die drei ausgewählten evangelischen Stimmen 3


In: Reinhard Thöle: Apophatischer Ökumenismus. Beiträge zur
zum Konzil sind unterschiedlichen Varianten des
orthodox-evangelischen Verständigung, Saarbrücken 2017, 7-15
protestantischen Orthodoxie-Diskurses zuzuord-
(im Folgenden zitiert als: Thöle, Ökumenismus).
nen. Die erste Variante geht vom Ziel einer recht-
lichen »Anerkennung« des Protestantismus durch 4
Heller, Konzil, 70.
die Orthodoxie aus und setzt, da die reziproke
Anerkennung kein Problem darstellt, die eigene 5
Vgl. ebd.
Sichtweise mit der ökumenischen Bewegung in
eins. Die zweite Variante misst die Orthodoxie im 6
Ebd.
Stil der politischen Transformationsdiskurse im
Europa seit den 1990er Jahren an einem westlich- 7
Ebd.
protestantischen ekklesiologischen Maßstab. Die-
ser pädagogischen Variante liegt unausgespro- 8
Ebd.
chen eine unilaterale, lineare Entwicklungsvor-
stellung zugrunde, der zufolge der Protestantis- 9
Ebd. 71-72.
mus bereits Lernprozesse durchlaufen hat, die die
Orthodoxie erst noch durchlaufen muss. Die drit- 10
Ebd. 72.
te »apophatische« Diskursvariante zielt auf geist-
liche Begegnung und spricht der Ökumene, die 11
Ebd.
als Gnaden- und Beziehungsgeschehen begriffen
wird, keinen kirchenpolitisch greifbaren Nutzen 12
Ebd.
zu. Allenfalls könnte im dritten Modell die Kate-
epd-Dokumentationy34/2018yy33

13 27
Ebd. 70, vgl. auch ebd. 71: »anerkannt«. Ebd. 149.

14 28
S.o. Anm. 4. Ebd.

15 29
Ebd. Ebd.

16 30
Vgl. Die Orthodoxe Kirche und die übrige christliche Welt § 16 Vgl. ebd. 150.
und § 17 (zitiert nach: Barbara Hallensleben [Hrsg.]: Einheit in
31
Synodalität. Die offiziellen Dokumente der Orthodoxen Synode Ebd. 152.
auf Kreta, Münster 2016 [im Folgenden zitiert als: Dokumente
32
Kreta], 82-83): »Eine der führenden Organisationen in der Ge- Vgl. ebd. 150.
schichte der Ökumenischen Bewegung ist der Weltrat der Kir-
33
chen (ÖRK). Bestimmte Orthodoxe Kirchen gehören zu den Ebd. 149.
Gründungsmitgliedern des Rates, später wurden alle Orthodoxen
34
Lokalkirchen Mitglieder… (er erfüllt zusammen mit anderen Man vergleich etwa den Fortschrittsbericht der EU Kommission
interchristlichen Organisationen) einen wichtigen Auftrag, indem zur Türkei und die entsprechenden Beschlüsse des Europaparla-
sie die Einheit der christlichen Welt fördern… (Die orthodoxen mentes
Kirchen von Georgien und Bulgarien) vertreten ihre eigene Mei- http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-
nung über die Arbeit des ÖRK und nehmen daher nicht an dessen //EP//TEXT+TA+P8-TA- 2016-0133+0+DOC+XML+V0//DE
Aktivitäten und an Aktivitäten anderer interchristlicher Organisati- (abgerufen 19.03.2018). Vgl. auch meine Anmerkungen zum
onen teil. Die orthodoxen Lokalkirchen, die Mitglieder des ÖRK protestantischen Verständnis der Kirchenbeziehungen zur Ortho-
sind, wirken voll und gleichrangig im ÖRK mit und tragen mit allen doxie als unilateraler Modernisierungspartnerschaft seit den
ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln zur Förderung der friedli- 1990er Jahren in: Martin Illert, Dialog, Narration, Transformation,
chen Koexistenz und Zusammenarbeit in den wichtigsten sozio- Beihefte zur Ökumenischen Rundschau 106, Leipzig 2016 [im
politischen Herausforderungen bei.« Folgenden zitiert als: Illert, Dialog], 358-359.

17 35
Heller, Konzil 72. Vgl. Dokumente Kreta, 78-86.

18 36
Ebd. Ebd. 83.

19 37
Müller, Synode 141-142. Ebd. 83, zitiert bei: Thöle, Ökumenismus 7.

20 38
Ebd. 145. Thöle, Ökumenismus 8.

21 39
Ebd. Ebd. 8.

22 40
Ebd. Ebd.

23 41
Ebd. 145-146. Ebd. 9-10.

24 42
Ebd. 146. Ebd. 13-14.

25 43
Ebd. Zu diesem ursprünglichen Ansatz des protestantischen Dialo-
ges mit der Orthodoxie vgl. Illert, Dialog 44, 51, 69, 71, 87-88
26
Ebd. 147. u.ö.
34yy34/2018yepd-Dokumentation

Die Zerstörung der Kirchen in Syrien


Von Tarek Bashour

Die ökumenische Bedeutung des Heiligen und hat sich radikalisiert. Und Syrien ist das Ziel aller
Großen Konzils der Orthodoxen Kirche. Verbrecher der Welt geworden. Jeder will nun
Studientag der Mitgliederversammlung der Al-Islam in Syrien verteidigen. Die Gesellschaft
Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in hat sich in zwei Parteien getrennt. Die Befürwor-
Deutschland (ACK). Mainz, 15. März 2018 ter des Regimes und die Opposition. Dazwischen
sind viele Leute, die nur in Frieden leben wollen,
Syrien! geraten. Gleichzeitig wurde es plötzlich sehr
wichtig, nicht nur welche Religion man hat,
sondern auch welche Konfession. Wir waren
Frieden kannte das Land kaum. Von dem osma- früher alle Syrer, aber jetzt sind wir Sunniten,
nischen Reich und der Rückständigkeit, die die Schiiten, Christen, Drusen, usw...
Osmanen mit in unser Land gebracht haben,
über die französische Eroberung und die Teilung Bis zu diesem Zeitpunkt war Syrien nur denjeni-
des Landes gemäß des Abkommens von Sykes- gen bekannt, die ein spannendes Reiseziel für
Picot, dann der Ausbruch des Krieges zwischen deren Urlaub suchten. Bis zu diesem Zeitpunkt
den Syrern und den Israeliten, der bis heute zu kam kein Syrer auf die Idee, Syrien zu verlassen
keiner Lösung gekommen ist, dann die Unab- und auszuwandern. Auf einmal ist Syrien das
hängigkeit und die vielen Militärputsche bis hin bekannteste Land geworden; und leider wegen
zum derzeitigen Bürgerkrieg. dem unmenschlichen Krieg.

Die syrische Gesellschaft, die über Jahre lang Heute vor sieben Jahren fing das Ganze an. Seit
gelitten hat, ist eine Mischung aus Traditionen sieben Jahren warten meine verehrten Anwe-
und Gewohnheiten, eine Mischung aus Moderne senden, die Syrer, auf jemanden, der etwas sagt,
und Rückständigkeit. Eine Gesellschaft, in der der etwas tut. Und seit sieben Jahren, mit jedem
die Erlaubten (Halal) immer in Konflikt mit den Sonnenaufgang enttäuscht uns die ganze Welt
Verbotenen (Haram) stehen. Eine Gesellschaft, auf ein Neues. Die Großmächte, die die fabelhaf-
in der man eine Frau, die einen Bikini trägt, ten Menschenrechtskonventionen formuliert
treffen kann, aber auch eine, die vollständig haben, schauen sich die Verachtung der Men-
verhüllt ist. schenrechte in Syrien tatenlos an.

Eine Diktatur hatten wir, sogar schon seit lan- Syrien, dieses schöne Land, dessen Kirchen seit
gem. In einer komplizierten Gesellschaft haben der Entstehung des Christentums die Gläubigen
wir gelebt, von den Geheimdienstlern wurden von überall her empfangen haben, ist kriegsmü-
wir ja ständig belästigt. An unsere Gesellschaft de. Doch die Glocken dieser Kirchen haben nicht
waren wir aber gewöhnt. Und mit der Zeit haben mal einen Tag aufgehört zu läuten.
wir gelernt, wie man unter einem diktatorischen
Regime leben soll. Gute Arbeitsmöglichkeiten Das reicht! »Mein Gott, mein Gott, warum hast
hatten wir sowie sehr gute Universitäten. du mich verlassen?«, hat Jesus geschrien. »Wa-
rum haben Gott und die ganze Welt uns verlas-
Eines hat uns aber gefehlt, und zwar die Freiheit. sen?«, schreien wir seit sieben Jahren.
Danach haben die Syrer am 15. März 2011 geru-
fen und so fing es an. Das Regime versuchte die Wir wollen aber nicht auf die Liebe verzichten,
nach Freiheit strebenden Leute zu unterdrücken, und an diesem Blutbad werden wir nicht teil-
jedoch wurden die Schreie lauter. nehmen. »Denn alle, die das Schwert nehmen,
werden durchs Schwert umkommen«, das ist die
Schnell und als Reaktion auf das Verhalten des Lehre Christi.
Regimes hat die Opposition sich bewaffnet und
damit, den syrischen Konflikt zu einer dunklen Trotz der Schwere der Situation haben sich viele
Zukunft geführt. Christen entschieden, in Syrien zu bleiben. Vor
der Stärke dieser Leute fühle ich mich schwach
Mit der Zeit verschwanden die Stimmen, die und schäme mich sogar.
einmal nach Freiheit gerufen haben; stattdessen
tauchten islamische Parolen auf. Die Revolution
epd-Dokumentationy34/2018yy35

Diese Leute begegnen Christus jeden Tag. Chris- Tempel seid und der Geist Gottes in euch
tus ist das nackte Kind, Christus ist die verhun- wohnt? Wenn jemand den Tempel Gottes ver-
gerte Familie, Christus ist ein Gefangener, Chris- dirbt, den wird Gott verderben, denn der
tus ist ein Fremdling, der seine Hand zu uns Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr«.
ausstreckt. Jesus wird seit mehr als sechs Jahren
jeden Tag in Syrien gekreuzigt. Geduldig und Die Kirchen sind wir!! Die Kirchen sind geflüch-
gläubig warten die Christen dort auf die Aufer- tet und die Gebäude, die einmal Kirchen unter
stehung. deren Dächer gehabt haben, liegen in Schutt und
Asche.
Seit dem Anfang des Christentums waren die
Christen hier in Syrien. In diesem Land, in Antio- Kirchen und kleine Kapellen, in denen der Allge-
chia wurden die Jünger zuerst Christen genannt. genwärtige seit der Entstehung des Christentums
Hier wurde die Kirche gegründet und der Ge- verherrlicht wurde, suchen jetzt eine Hand, die
meinde zugesagt: deren Glocken läutet. Die Taufbecken sind aus-
getrocknet. Die Steine dieser Kirchen schreien an
»Die Pforten der Hölle werden sie nicht Ostern: »Jesus ist auferstanden« und keiner er-
überwinden.« widert »Er ist wahrhaftig auferstanden«.

Antiochia, die damalige Hauptstadt Syriens, galt Seit Ewigkeiten prüft Gott unseren Glauben, und
damals als Ausgangspunkt eines wandernden bis heute schreiben die Christen in Syrien mit
Apostels, der die lebendig machende Botschaft ihrem Blut die Geschichte der Kirche.
von seinem gekreuzigten und auferstandenen
Herrn verkündigt hat. Die Zerstörung dieser Kirchen sollte ich doku-
mentieren. Allerdings habe ich diese Aufgabe
Die Geschichte des Christentums erzählt uns von getragen und mich an die Menschen, an die ech-
zahlreichen Heiligen, die sich in Syrien aufgehal- ten Kirchen gewendet. Es war unfair, die Zerstö-
ten haben. Dort kurz vor Damaskus sprach der rung der Gebäude zu dokumentieren, und die
Herr Saulus zu: »Saul, Saul was verfolgst du Lage der Christen einfach zu ignorieren. Dank
mich«, dort geschah die Bekehrung des Saulus, der Evangelischen Kirche Deutschland durfte ich
dessen Briefe ein wichtiger Teil unseres Glau- beide Themen dokumentieren.
bens sind.
Ich habe Kontakt mit Leuten, die noch in Syrien
Von dort sind auch die islamischen Truppen wohnen, aufgenommen und erkundigte mich,
nach Damaskus marschiert. Sie sind mit der was tatsächlich passiert ist, und wie die Lage
Botschaft des Friedens dahin gekommen, wie sie aussieht. Manchmal hatte ich Glück und konnte
verkündigt haben. Friedlich war es leider nicht. ein paar Fotos bekommen. Jedoch war das nicht
Die Syrer hatten zwei Möglichkeiten gehabt, Al- immer der Fall. Manche Orte waren seit zwei
Islam anzunehmen oder das Schwert. Die Chris- oder drei Jahren nicht mehr bewohnt. Die Be-
ten heutzutage in Syrien sind die Nachkommen wohner sind geflüchtet und wohnen in anderen
von Menschen, die es dem Tod gegenüber ver- relativ sicheren Gebieten. Auf das Gedächtnis
weigert haben, auf ihren Glauben zu verzichten. dieser Leute habe ich mich verlassen, um wissen
zu können, was tatsächlich passiert ist. Mit den
Viele kamen an die Macht in Syrien. Von den Geistlichen habe ich es mehrmals versucht, aber
Umayyaden und den Abbasiden bis zu den bru- die Meisten von ihnen waren nicht bereit, mir
talen Osmanen und den habgierigen Franzosen. Informationen zu geben.
Unbeschreiblich ist es, was die Syrer und insbe-
sondere die Christen erlebt haben. Trotz allem Die unterschiedlichen politischen Haltungen
standen die Kreuze immer über den Kirchen, machten es schwer, genau zu wissen, was wirk-
trotz allem wurden die Kinder getauft und die lich passiert ist. Deshalb versuchte ich immer,
Bibeln verteilt bis zu jenem Tag, in dem die Sy- mehrere Leute zu fragen und so viele Informati-
rer angefangen haben, sich selbst zu vernichten, onen wie möglich zu sammeln, um endlich ein
indem sie alle Terroristen der Welt zu sich einge- klares Bild zu bekommen.
laden haben und indem Syrien auf die Mensch-
lichkeit verzichtet hat. Die Wichtigkeit dieses Projektes ist für die Leute
in Syrien oberflächlich. Für sie geht es momen-
Der Apostel Paulus sagte in dem ersten Brief an tan um Leben und Tod. Für sie ist ein Medika-
die Korinther »wisst ihr nicht, dass ihr Gottes ment für ihre Kinder wichtiger als alle Kirchen
36yy34/2018yepd-Dokumentation

der Welt. Wir sind die Kirche nicht diese seelen- auf diesen Seiten nicht geschrieben wurde, habe
losen Mauern, sagen sie ständig. Zwei Freunde ich mich entschuldigt.
habe ich wegen des Projektes verloren, weil sie
mir vorgeworfen haben, dass ich beabsichtige, Die Moscheen und Synagogen, die im Inhalt des
ihr Leiden zu verkaufen. Das hat mich tief be- Buchs nicht enthalten sind, habe ich mehrmals
rührt, aber trotzdem glaube ich immer noch an um Entschuldigung gebeten.
die Wichtigkeit dieses Projektes.
Und dann von den vielen Erzählungen der Men-
Dieses Projekt hat sich dank Herrn Prof. Dr. schen, die die Geschichte dieser Kirchen haben
Martin Illert und Frau Susanne Böhringer in miterleben müssen; Menschen, die nicht wissen,
einem kleinen Buch realisiert.1 Das Buch beinhal- ob sie den nächsten Tag erleben; Menschen, die
tet eine Beschreibung der Kirchen, die bis Ende unendliches Leid in der eigenen Familie oder
2016 von den Auseinandersetzungen in Syrien anderer Menschen haben miterleben und erlei-
getroffen wurden, sortiert nach den Provinzen. den müssen. Ich habe nicht geschrieben von den
großen Träumen der kleinen Kinder, die im Meer
Wo es möglich war, wurde erzählt, wie das Le- ertrunken sind. Dies hätte ich dokumentieren
ben vor dem Krieg dort war und wie es jetzt ist. müssen. Jede Träne eines verletzten Herzens
Das Schicksal der Christen, die dort waren, so- sollte die Möglichkeit haben, ihre Geschichte zu
wie die Demographie der Bevölkerung in jedem erzählen.
Gebiet findet man auch auf den Seiten dieses
Buches. Geschichten von Helden, die sich der Das Buch ist nicht nur sachlich zu lesen, son-
Kirche zuliebe und der Menschen zuliebe geop- dern mit Herz und Seele. Diese Seiten sind
fert haben, sind auf diesen Seiten zu bewundern. nichts, wenn man die Tränen der Syrer auf die-
sen nicht sieht und die Verzweiflung spürt.
Viele Fotos, die die Zerstörung der Kirchen zei- Wenn man die Schreie der Mütter nicht hört, die
gen, habe ich gesammelt. Diese Fotos wurden ihre Kinder zwischen den Ruinen suchen. Nur
aber in diesem Buch nicht gedruckt, da die Bil- wenig kann man gegen den internationalen Kon-
derrechte zuerst abgeklärt werden sollen, was im flikt in Syrien tun. Aber beten können wir. Da-
Rahmen der Unruhe in Syrien nicht einfach ist. rum bitte ich Sie, meine Damen und Herren.
Wir hoffen, dass die zweite Ausgabe vollständig
wird. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Es ist sogar wichtig, nicht nur die christlichen


Sakraltopographie zu dokumentieren, sondern
auch das ganze syrische Kulturerbe, weil nie- Anmerkung:
mand wissen kann, was die Barbaren, die in 1
Martin Illert, Tarek Bashour, Susanne Böhringer: Die Pforten
Syrien kämpfen, hinter sich lassen werden.
der Hölle werden sie nicht überwinden. Die Zerstörung der
christlichen Sakraltopographie in Syrien. Fromm-Verlag, Düssel-
Auf der ersten Seite dieses Buchs habe ich mich
dorf 2017
entschuldigt. Für jede Kirche, deren Geschichte
epd-Dokumentationy34/2018yy37

Aus der epd-Berichterstattung


 Ostkirchen-Experte: Konzil kein Ausdruck einer Kirchenspaltung
Frankfurt a.M./Heraklion (epd). epd: Kann man überhaupt noch chen Beziehungen für das
Zum Abschluss des ersten gro- von einem panorthodoxen, also Selbstverständnis der Orthodo-
ßen orthodoxen Konzils der allorthodoxen Konzil sprechen? xen Kirche herausarbeitet. Her-
Neuzeit hat der Ostkirchenexper- vorzuheben ist, dass der Ratsvor-
te Reinhard Thöle eine insgesamt Thöle: Es gibt allerdings nun sitzende der Evangelischen Kir-
positive Bilanz des Kirchengipfels zwei Lesarten der Wertigkeit der che in Deutschland (EKD), Hein-
auf Kreta gezogen. »Die Absage Synode. Die Teilnehmenden rich Bedford-Strohm, auf der
einiger Kirchen, am Konzil teil- betrachten die Zusammenkunft Abschlusssitzung der Synode
zunehmen, ist mitnichten Aus- als die ordnungsgemäß einberu- vom Ökumenischen Patriarchen
druck einer Kirchenspaltung«, fene und durchgeführte Große an hervorgehobener Stelle be-
erklärte der Professor an der und Heilige Synode. Sie haben grüßt wurde und der Wert der
Martin-Luther-Universität Halle- sich an die vorgesehene Ge- Ökumene für das theologische
Wittenberg dem Evangelischen schäftsordnung gehalten und die Lernen unterstrichen wurde. In
Pressedienst (epd) in Kolymbari in der Vorbereitungsphase unter seiner vor dem Abflug nach Kre-
auf Kreta. Auch seien von dem Beteiligung aller erarbeiteten ta veröffentlichten Stellungnah-
seit mehr als 50 Jahren geplanten Textvorlagen mit geringen Ände- me hatte der Ratsvorsitzende
Treffen positive Signale für die rungen komplett verabschiedet bereits betont: »Ich weiß, dass
Ökumene ausgegangen. Thöle und unterzeichnet. Die nicht sich alle orthodoxen Kirchen -
nahm als Beobachter an der Ver- Teilnehmenden betrachten die sowohl die, die auf Kreta ver-
sammlung teil. Große und Heilige Synode als sammelt sind wie auch die, die
nicht zustande gekommen und nicht kommen konnten - der
epd: Trägt das am Sonntag zu die Ergebnisse der Synode von pfingstlichen Einheitsvision ver-
Ende gegangene Konzil auf Kreta Kreta als nicht als panorthodox pflichtet wissen«. Dieses gilt
in seiner jetzigen Form – nach der beschlossen. Zugleich muss bei insbesondere auch für das Mos-
Absage von mehreren Kirchen – jeder Bewertung aber beachtet kauer Patriarchat, das in den
eher zur Spaltung oder zur Ein- werden, dass die Dokumente vergangenen Monaten durch das
heit der orthodoxen Weltkirche noch nicht veröffentlicht sind, so Treffen mit Papst Franziskus und
bei? dass noch keine verlässlichen das mit der EKD begangene Ge-
Referenztexte zur Verfügung denken zum Ende des Zweiten
Reinhard Thöle: Die Absage stehen. Weltkrieges starke zwischen-
einiger Kirchen, am Konzil teil- kirchliche Akzente gesetzt hat.
zunehmen, ist mitnichten Aus- epd: Wird das Konzil das Ver- Die im Vorfeld der Synode insbe-
druck einer Kirchenspaltung, da hältnis der Orthodoxen zu nicht- sondere von der bulgarischen
die teilnehmenden Kirchen für orthodoxen Kirchen verändern? Kirche geäußerte Ökumene-Kritik
die Abwesenden gebetet haben zielte primär auf die Bearbeitung
und das Moskauer Patriarchat Thöle: Unter den verabschiede- innerkirchlicher Konflikte und ist
ausdrücklich in einem Schreiben ten Dokumenten befindet sich von Erfahrungen dieser Kirche
an die Synode betonte, dass es auch der Text zum »Verhältnis aus der Zeit vor der politischen
seinerseits für die Synode betet. der Orthodoxen Kirche zur übri- Wende 1989 nicht zu trennen.
gen christlichen Welt«, der die
(epd-Basisdienst, 26.6.2016)
Bedeutung der zwischenkirchli-
38yy34/2018yepd-Dokumentation

 Beginn von Orthodoxie-Gipfel auf Kreta von Streit überschattet


Frankfurt a.M./Athen (epd). Vorbehalte gegen Dokumente Bischofskonferenz vor seiner
Überschattet von mehreren kurz- und Abläufe, die allerdings von Abreise nach Kreta.
fristigen Absagen beginnt am 19. den Konzilsteilnehmern selbst
Juni das erste große Konzil der auf einer Tagung im Januar in Am 17. Juni sprach der Münster-
orthodoxen Kirchen der Neuzeit. der Schweiz beschlossen worden aner Theologie-Professor Elias
Das Treffen auf Kreta sei ein waren. Beobachter sprechen Kattan im Deutschlandfunk an-
historisches Ereignis, auch wenn auch von Machtspielen zwischen gesichts der Absagen von einem
die Freude darüber durch das Moskau und dem Ökumenischen »panorthodoxen Schock« und
Fernbleiben einiger Kirchen ge- Patriarchat von Konstantinopel attestierte der orthodoxen Kirche
trübt werde, erklärte der Öku- um die Vorherrschaft. ein »ungeklärtes Verhältnis zur
menische Patriarch von Konstan- Moderne«.
tinopel, Bartholomäus I., als Die Geistlichen der teilnehmen-
Ehrenoberhaupt der orthodoxen den orthodoxen Kirchen trafen Das Konzil sei von panorthodo-
Weltkirche. seit Donnerstag zum Vortreffen, xen Gremien einberufen worden,
zur »Kleinen Synaxis« auf der betonte das Ökumenische Patri-
Seit mehr als einem Jahrtausend Mittelmeerinsel ein. Das Konzil archat von Konstantinopel mit
hat es keine gesamtorthodoxe beginnt mit dem orthodoxen Sitz im heutigen Istanbul. Daher
Versammlung gegeben. Doch Pfingstfest und soll bis zum 26. hätten dessen Beschlüsse auch
nach den Patriarchaten von Bul- Juni dauern. Zum Abschluss sind bindende Kraft für die gesamte
garien, Georgien und Antiochien auch ökumenische Bobachter wie Orthodoxie, auch wenn einzelne
hatte am Montag auch die Russi- der Ratsvorsitzende der Evange- Kirchen nicht an der Versamm-
sche Orthodoxe Kirche ihre Teil- lischen Kirche in Deutschland lung teilnehmen, sagte Konzils-
nahme an dem seit mehr als 50 (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sprecher John Chryssavgis in
Jahren geplanten Konzil mit 14 eingeladen. einer Videobotschaft.
Kirchenoberhäuptern abgesagt.
Mit rund 160 Millionen Mitglie- Der griechisch-orthodoxe Metro- Eines der umstrittensten Doku-
dern stellt Russland mehr als die polit Augoustinos von Deutsch- mente ist der Text »Verhältnis
Hälfte aller rund 300 Millionen land hatte die Russische Ortho- der Orthodoxen Kirche zur übri-
orthodoxen Christen weltweit. doxe Kirche wegen ihrer Absage gen christlichen Welt«. Einigen
Die Serbische Orthodoxe Kirche ungewöhnlich scharf kritisiert. Orthodoxen geht der Text des
nimmt nur unter Vorbehalt teil. Die russische Kirche stelle per- sogenannten Ökumene-Papiers
sönliches Interesse, »das auf zu weit, denn viele billigen etwa
Das Treffen sollte der Selbstver- nationalistischen Bestrebungen der katholischen und den evan-
gewisserung und Standortbe- und Vormachtstreben beruht, gelischen Kirchen den Status
stimmung der orthodoxen Kir- über das höchste Interesse der »Kirche« nicht zu.
chengemeinschaft dienen. Doch Einheit unserer heiligen orthodo-
(epd-Basisdienst 17.6.2016)
seit Wochen beklagen einige xen Kirche«, erklärte der Vorsit-
orthodoxe Kirchen eine zu libera- zende der deutschen Orthodoxen
le Ausrichtung. Andere haben
Jahrgang 2017
40/17 – Berliner Memorandum Sicherheit neu denken 03/18 – Synodentagung 2017 in Bonn (4) /
– Wege des Friedens in Europa (Erarbeitet von einer 4. verbundene Tagung der 12. Generalsynode der
Arbeitsgruppe an der Forschungsstätte der Evangeli- VELKD, der 3. Vollkonferenz der UEK und der
schen Studiengemeinschaft FEST) – 20 Seiten / 3,40 € 12. Synode der EKD, Bonn, 9. bis 15. November 2017
(Berichte 4: Impulsreferate zum EKD-Schwerpunkt-
41/17 – Funke – Flamme – Feuer? Zum europäischen thema, Beschlüsse) – 44 Seiten / 4,60 €
Charakter der Reformation (Tagung der Evangeli-
schen Akademie Sachsen-Anhalt, der Evangelischen 04/18 – Aussöhnungsprozess der Selbständigen
Akademie zu Berlin und der Evangelischen Kirche der Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) und der
Böhmischen Brüder) – 44 Seiten / 4,60 € Union Evangelischer Kirchen in der EKD (UEK)
20 Seiten / 2,60 €
42/17 – Gender Gaga?! Kritische Analysen der
Anti-Gender-Bewegung und Gegenstrategien für 05/18 – Digitalisierung und Kirche in ländlichen und
die Kirche (Fachtagung im Ökumenischen Forum städtischen Räumen (Beiträge der Tagung »Weit ent-
Hafencity Hamburg) – 28 Seiten / 3,40 € fernt und doch verbunden. Virtuelle Kirche in ländli-
chen und städtischen Räumen«, Missionsakademie
43/17 – Wenn jedes Maß verloren geht Hamburg, und des Fachtags »Digitaler Wandel. Das
(Forum Kirche-Wirtschaft-Arbeitswelt) – geht nie wieder weg«)– 48 Seiten / 4,60 €
40 Seiten / 4,10 €
06/18 – Die digitale Revolution gestalten - eine
44/17 – Konsens und Konflikt: Politik braucht Aus- evangelische Perspektive (Impulspapier des Arbeits-
einandersetzung. (Zehn Impulse der Kammer für kreises Evangelischer Unternehmer (AEU) – Predigt an
Öffentliche Verantwortung der EKD zu aktuellen Her- Heiligabend (Pfarrer Steffen Reiche, Berlin) –
ausforderungen der Demokratie in Deutschland) – 28 Seiten / 3,40 €
40 Seiten / 4,10 €
7-8/18 – Feiern anlässlich des 500. Jubiläums der
45/17 – Reformationsjubiläum 2017 in Wittenberg, Reformation 2017 in europäischen Städten
31.10.2017 – 56 Seiten / 5,10 € 88 Seiten / 6,40 €
46/17 – »Was uns verbindet« (70. und 71. Hauptver- 9/18 – Protestantismus und Antiziganismus (Fachtag
sammlung des Reformierten Bundes 2017) des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma mit der
48 Seiten / 4,60 € Evangelischen Akademie zu Berlin und der Bundesar-
47/17 – Synodentagung 2017 in Bonn (1) / beitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus,
4. verbundene Tagung der 12. Generalsynode der 20. September 2017) – 24 Seiten / 3,40 €
VELKD, der 3. Vollkonferenz der UEK und der 10/18 --- Herausforderung Reproduktionsmedizin ---
12. Synode der EKD, Bonn, 9. bis 15. November 2017 Die Orientierungshilfe der Gemeinschaft Evangelischer
(Berichte 1) – 80 Seiten / 5,90 € Kirchen in Europa (Tagung der Evangelischen Akade-
48/17 – Synodentagung 2017 in Bonn (2) / 4. ver- mie Villigst, 23.---24. November 2017)
bundene Tagung der 12. Generalsynode der VELKD, 32 Seiten / 4,10 €
der 3. Vollkonferenz der UEK und der 12. Synode der 11/18 --- Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und
EKD, Bonn, 9. bis 15. November 2017 (Berichte 2, SPD --- Auszüge und einordnende Texte
Schwerpunktthemen) – 52 Seiten / 5,10 € 44 Seiten / 4,60 €
49/17 – Synodentagung 2017 in Bonn (3) / 4. ver- 12/18 – Segensroboter Geistliche Handlungen und
bundene Tagung der 12. Generalsynode der VELKD, Künstliche Intelligenz (KI) (Theologisch-ethischer
der 3. Vollkonferenz der UEK und der 12. Synode der Studientag an der Evangelischen Akademie Frankfurt)
EKD, Bonn, 9. bis 15. November 2017 (Berichte 3: 40 Seiten / 4,10 €
Catholica, Einbringungen) 64 Seiten / 5,40 €
13/18 – »Und führe uns nicht in Versuchung« (Texte
50-51/17 – Der Vergangenheit verpflichtet – Die zur Diskussion über das Vaterunser) Christentum,
Zukunft gestalten – Hoffnung in der planetarischen Rechtsstaat, Demokratie – Gedanken über den Wes-
Krise (Ein Memorandum vom »PLÄDOYER für eine ten, Europa und Deutschland (von Prof. Dr. Heinrich
ökumenische Zukunft«) – 80 Seiten / 5,90 € August Winkler) – 24 Seiten / 3,40 €

Jahrgang 2018 14/18 – Gedenken an Bischof Juliusz Bursche /


Upamiętnienie biskupa Juliusza Burschego
01/18 – GKKE-Rüstungsexportbericht 2017 56 Seiten / 5,10 €
76 Seiten / 5,90 €
15/18 – Ökumenischer Preis 2017 bei der Katholi-
02/18 – Gleichstellung im geistlichen Amt (Ergän- schen Akademie in Bayern für Landesbischof Hein-
zungsband 1 zum Atlas der Gleichstellung von Frauen rich Bedford-Strohm und Kardinal Reinhard Marx /
und Männern in der evangelischen Kirche in Deutsch- Osterbotschaften 2018 der Preisträger
land) – 28 Seiten / 3,40 € 24 Seiten / 3,40 €
epd Dokumentation Postvertriebsstück ▪ Deutsche Post AG ▪ Entgelt bezahlt 58145
Evangelischer Pressedienst

Gemeinschaftswerk der
Evangelischen Publizistik gGmbH
Verlag/Vertrieb
Postfach 50 05 50
60394 Frankfurt am Main

25/18 – Festvortrag zum 90. Geburtstag von Hans


Jahrgang 2018 Küng, Tübingen, 20. April 2018 (Von Margot Käß-
16/18 – Zur aktuellen kirchlichen und politischen mann) / Rede beim Festakt »500 Jahre Reformation«,
Diskussion um das Werbeverbot für Abtreibungen – Berlin, 25. April 2017 (von Wolfgang Huber)
36 Seiten / 4,10 € 20 Seiten / 3,40 €

17/18 – Urteil des Gerichtshofs der Europäischen 26/18 – »Brennende gesellschaftliche Themen gehö-
Union zum kirchlichen Arbeitsrecht ren auf die Kanzel« – Zur Verabschiedung von Margot
28 Seiten / 3,40 € Käßmann in den Ruhestand – 76 Seiten / 5,90 €

18/18 – Was Theologie heute zu sagen hat (Symposi- 27/18 – Impulsreferat zum Thema »Ökumene der
um am 15. September 2017 in Karlsruhe anlässlich des Begegnungen – Ökumene der Symbole« (von Bischof
60. Geburtstags von Landesbischof Prof. Dr. Jochen Dr. Gerhard Feige) Predigt anlässlich des 500. Jubilä-
Cornelius-Bundschuh) – 28 Seiten / 3,40 € ums von Martin Luthers Heidelberger Disputation
(von Margot Käßmann) »Was uns zusammenhält« –
19/18 – »Theologischer Dialog mit dem Islam« (Früh- Berliner Stiftungsrede 2017 (von Wolfgang Huber) –
jahrsklausurtagung 2018 der Bischofskonferenz der 20 Seiten / 3,40 €
Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutsch-
lands) – 40 Seiten / 4,10 € 28/18 – Die Rolle der Kirchen und der Diakonie
bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele der UN –
20/18 – Sicherheit neu denken. Von der militäri- Forum Nachhaltigkeit der EKD – 56 Seiten / 5,10 €
schen zur zivilen Sicherheitspolitik – ein Szenario
bis zum Jahr 2040 (Studientag »Kirche des gerechten 29/18 – Friedensgutachten 2018: Kriege ohne Ende.
Friedens werden«) – 64 Seiten / 5,40 € Mehr Diplomatie – weniger Rüstungsexporte – Rüs-
tungsexportbericht 2017: Bericht der Bundesregierung
21/18 – »Schrift und Tradition« und »Die Rolle der über ihre Exportpolitik für konventionelle Rüs-
Kirche für das Heil«: Katholiken und Evangelikale tungsgüter im Jahr 2017 – 44 Seiten / 4,60 €
erkunden Herausforderungen und Möglichkeiten
(Ein Bericht der internationalen Konsultation der ka- 30/18 – Tempo! – Journalismus in der Beschleuni-
tholischen Kirche und der Weltweiten Evangelischen gungsgesellschaft (Südwestdeutsche Medientage 2018)
Allianz (2009 bis 2016)) – 32 Seiten / 4,10 € – 36 Seiten / 4,10 €
22/18 – Karlsruher Foyer Kirche und Recht (Jahres- 31/18 – Flüchtlingsschutz in Europa – Auslaufmodell
empfang des Landesbischofs der Evangelischen Lan- oder Neuanfang? / Refugee Protection in Europe. Pha-
deskirche in Baden und des Erzbischofs von Freiburg se-out Model or New Beginning? (18. Berliner Sympo-
für das Bundesverfassungsgericht, den Bundesgerichts- sium zum Flüchtlingsschutz, Berlin, 25. bis 26. Juni
hof, die Bundesanwaltschaft und die Rechtsanwälte bei 2018) – 32 Seiten / 4,10 €
dem Bundesgerichtshof) – 20 Seiten / 2,60 €
32-33/18 – Kindheitsverletzungen (Beiträge aus der
23/18 – Big Data und Gesundheit – Datensouveräni- Tagungsarbeit der Evangelischen Akademie Tutzing
tät als informationelle Freiheitsgestaltung (Stellung- zum Thema sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugend-
nahme des Deutschen Ethikrats) – 28 Seiten / 3,40 € liche) – 92 Seiten / 6,90 €
24/18 – Rede und Predigten zur Gesellschaft, zur 34/18 – »Die ökumenische Bedeutung des Heiligen
sozialen Kraft von Gnade und Liebe und zur Jugend und Großen Konzils der Orthodoxen Kirche« (Stu-
(von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm) – Über- dientag der Mitgliederversammlung der Arbeitsgemein-
lieferte Weisheit für den interreligiösen Dialog. Was schaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK)) –
ist geistliche Unterscheidung? (von Pater Prof. Dr. 40 Seiten / 4,60 €
Felix Körner SJ) – 24 Seiten / 3,40 €

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(ISSN 1619-5809) kann im Postfach 50 05 50, (mit Zugang zum digitalen dazu kommt pro Auftrag eine
Abonnement oder einzeln 60394 Frankfurt, Archiv: 34,20 €). E-Mail-Bezug Versandkostenpauschale
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destens 50 Ausgaben. E-Mail: vertrieb@gep.de sind nach Umfang der Ausga- epd-Dokumentation wird auf
Internet: http://www.epd.de be und nach Anzahl der chlorfrei gebleichtem Papier
Exemplare gestaffelt. gedruckt.

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