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Feuchteschutz

Hartwig M. Künzel

C2.1
Der Feuchteschutz von Flachdächern ist ein Hygrothermik
zentrales Thema, da die Dachabdichtung nicht Der Begriff Hygrothermik beschreibt das
nur vor Regenwasser schützt, sondern auch die Zusammenspiel von Temperatur und Feuchte.
Austrocknung der Konstruktion nach außen ver­ Da die Temperatur einen entscheidenden
hindert. Außerdem sind mit der stetigen Verbes­ Einfluss auf den Dampfdruck in feuchten Bau­
serung von Wärmedämmung und Gebäude­ stoffen und den maximal möglichen Feuchte­
dichtheit auch die Schadensrisiken gestiegen. gehalt der Luft hat, ist sie neben der relativen
Das liegt einerseits an der tendenziell höheren Luftfeuchte der bestimmende Faktor für die
Raumluftfeuchte in dichten Gebäuden, anderer­ Dampfdiffusion. Zudem hat das Temperatur­
seits nimmt durch die größeren Temperaturun­ niveau Auswirkungen auf die Kapillarleitung
terschiede zwischen innerer und äußerer Bau­ von Baustoffen, da die Viskosität des Wassers
teiloberfläche die Gefahr von Tauwasserbildung mit sinkender Temperatur deutlich zunimmt
zu. Da weniger Wärme aus dem Raum in der und unterhalb des Gefrierpunkts in größeren
Gebäudehülle ankommt, kann weniger Wasser Kapillarporen gar kein Flüssigtransport mehr
verdunsten, sodass unplanmäßig eingedrun­ stattfindet. Umgekehrt beeinflusst Feuchte die
gene Feuchte wie z.B. Tauwasser durch Luft­ Temperaturverhältnisse und Wärmeströme in
konvektion oder Baufeuchte ein größeres Prob­ einem Bauteil. Feuchte Baustoffe haben eine
lem als in der Vergangenheit darstellen. größere Wärmeleitfähigkeit als trockene (siehe
Vor der Auswahl geeigneter Feuchteschutz­ Abb. C 1.7, Wärmeleitung, S. 52). Diese Tat­
maßnahmen ist eine Analyse der klimatischen sache ist entscheidend für die Begrenzung des
Bauteilbeanspruchungen erforderlich. Weicht Wassergehalts in Dämmmaterialien. Dazu
das Raumklima von den üblichen Verhältnissen kommt der Wärmetransport durch Dampf­
in Wohn- oder Bürogebäuden ab, hat das häu­ diffusion mit Phasenwechsel, d. h. Wasser
fig große Auswirkungen auf das Feuchteverhal­ verdunstet unter Energieaufnahme auf der
ten einer Konstruktion. Standardlösungen, wie warmen Seite der Dämmung, wandert per
sie in Normen, Verbandsrichtlinien oder Pro­ Dampfdiffusion auf die Kaltseite und konden­
duktbeschreibungen zu finden sind, können siert dort wieder. Dabei wird die zur Verduns­
hier schnell ein Versagen der Konstruktion tung notwendige Energie zurückgewonnen, in
nach sich ziehen. Das Gleiche gilt für Außenkli­ dem Fall allerdings an der Außenseite der
maverhältnisse, die vom bekannten Standard­ Dämmung, von wo aus sie schnell an die
klima abweichen. Während den meisten Pla­ Umgebung abgegeben wird. Dieses Phäno­
nern bewusst ist, dass eine Konstruktion in den men, das auch als Latentwärmetransport
Tropen anderen wärme- und feuchtetechni­ bezeichnet wird, kann unter Umständen eine
C2.1 Regenwasseransammlung auf Dachfläche
schen Belastungen ausgesetzt ist als in Mittel­ ähnliche Größenordnung annehmen wie der
C2.2 Abhängigkeit des Wasserdampfsättigungsdrucks
von der Temperatur europa, ist die Wahrnehmung klimatischer Wärmetransport durch Wärmeleitung (siehe
C2.3 Abhängigkeit der Wasserdampfkonzentration von Unterschiede innerhalb eines Landes oder Wärmeleitung S. 50). Die gegenseitige Beein­
Temperatur und relativer Luftfeuchte. Beim Ab­ einer Region häufig zu gering. Besonders ver­ flussung bzw. Kopplung der Wärme- und
kühlen der Raumluft bis zum Taupunk1 erhöht sich schattete Gebäude oder Gebäude in Hochla­ Feuchtespeicher sowie Wärmetransportvor­
die Luftfeuchte. Im weiteren Verlauf bleibt sie bei
100 % relativer Feuchte und die überschüssige gen, deren Oberflächen sich auch im Sommer gänge in Bauteilen und deren Beschreibung
Feuchtemenge fällt als Tauwasser an. tagsüber nur wenig erwärmen, können das und Analyse ist Thema der Hygrothermik.
C2.4 Feuchtespeicherkurven von Baustoffen in Abhän­ Austrocknungspotenzial und damit die Feuch­
gigkeit von der Umgebungsfeuchte (Sorptions­ teschadenstoleranz von Flachdächern deutlich Luftfeuchte und Dampfdruck
isothermen)
verschlechtern. Wasserdampf stellt einen variablen Bestandteil
C2.5 schematische Darstellung der kapillaren Steig­
höhe, die dem Flüssigtransport in porösen Bau­ in der Zusammensetzung unserer Atmosphäre
stoffen zugrunde liegt dar. Sein maximal möglicher Anteil ist proporti­
C2.6 auf eine Flachdachoberfläche einwirkende Grundlagen onal zum Sättigungsdampfdruck, der sich über
Klimafaktoren sowie deren Auswirkungen auf den einer freien Wasseroberfläche einstellt. Der
Wärme- und Feuchtetransport im Inneren eines
Bauteils
Für das Verständnis werden im Folgenden die Sättigungsdampfdruck Ps des Wassers steigt
a am Tag für den Feuchteschutz grundlegenden Begriffe exponentiell mit der Temperatur an (Abb.
b in der Nacht und Vorgänge erläutert. C 2.2) und erreicht bei 100 °c mit 1013 hPa die

62
Feuchteschutz

l 2400 "'35

24 Beton ----- Holz - Ziegel

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80 100
Temperatur [ ° C] Temperatur [0C] relative Feuchte [%]
C 2.2 C2.3 C24
gleiche Größe wie der Luftdruck auf Meeres­ dampfsättigungsdrucks von der Temperatur kapillaraktiv, sodass erhöhte Feuchte aus­
höhe. Den tatsächlichen Anteil von Wasser­ (Abb. C 2.3). schließlich bei Betauung, d. h. Tauwasseraus­
dampf in der Luft beschreibt der Wasser­ fall, in ihrem Inneren auftritt.
dampfpartialdruck p0. Das Verhältnis aus p0 Feuchtespeicherung
und Ps stellt die relative Luftfeuchte dar: Die Hygroskopizität von Baumaterialien kann Feuchtetransport
einen entscheidenden Einfluss auf die Luft­ Der Feuchtetransport in Flachdächern erfolgt in
cp = Po/ Ps feuchtigkeit eines Raums und somit auf das der Regel durch Wasserdampfdiffusion. Bei
Raumklima haben. Man unterscheidet hygro­ Konstruktionen, die keine absolute Luftdichtheit
cp relative Luftfeuchte [-] skopische und nicht hygroskopische Bau­ aufweisen, kann der Wasserdampf auch mit
p0 Wasserdampfpartialdruck [Pa] stoffe. Ist ein Baustoff hygroskopisch, nimmt der Luftströmung durch ein Bauteil transportiert
p8 Wasserdampfsättigungsdruck [Pa] er ausgehend vom trockenen Zustand durch werden (Dampfkonvektion). Ist der Feuchtege­
Anlagerung von Wassermolekülen in seinem halt ausreichend hoch, setzt in kapillaraktiven
Zur Charakterisierung der Feuchtemenge in Porengefüge solange Wasserdampf aus der Baustoffen die sogenannte Kapillarleitung ein,
der Luft und der Tauwassermenge, die bei Luft auf, bis er seine Gleichgewichtsfeuchte durch die sich das Wasser in flüssiger Form
Abkühlung ausfällt, ist es vorteilhaft, anstatt des bei den jeweiligen Umgebungsbedingungen bewegt (Abb. C 2.5). Auch wenn durch Kapil­
Partialdrucks die Wasserdampfkonzentration in erreicht hat. Diesen Vorgang nennt man larleitung ein wesentlich größerer Feuchtetrans­
der Luft anzugeben. Da sich Wasserdampf und Wasserdampfsorption. Durch Lagerung eines port stattfinden kann als durch Dampfdiffusion,
die anderen Luftmoleküle bei Normaldruck Baustoffs bis zur Gleichgewichtsfeuchte spielt dieser für die Feuchteschutzbeurteilung
näherungsweise wie ideale Gase verhalten, (Gewichtskonstanz) bei verschiedenen von Flachdächern eine eher untergeordnete
kann die Konzentration mithilfe der idealen Luftfeuchtebedingungen erhält man seine Rolle. Die Gründe dafür sind:
Gasgleichung direkt aus dem Partialdampf­ stoffspezifische hygroskopische Feuchte­ der Schutz vor flüssigem Wasser durch die
druck errechnet werden: speicherkurve (Abb. C 2.4), die auch Sorpti­ äußere Abdichtung
onsisotherme genannt wird, da sie normaler­ hydrophobe (wasserabweisende) Dämm­
weise bei konstanten Temperaturverhältnissen stoffe, die keinen Kapillartransport zulassen
ermittelt wird. Die obere Grenze einer Sorpti­
c Wasserdampfkonzentration (kg/m3] onsisotherme liegt bei einer relativen Feuchte Feuchtetransport in flüssiger Form kommt in
R 0 Gaskonstante für Wasserdampf von etwa 95 %. Bei einer höheren Feuchte oder der Regel nur in der Tragkonstruktion vor,
Ro = 462 J/kg·K bei Wasserkontakt speichern kapillaraktive deren Feuchtegehalt über der sogenannten
T absolute Temperatur [K] Baustoffe das Wasser auch in flüssiger Form in kritischen Feuchte liegt. Das ist z.B. in Kon­
ihrem Porenraum, und es kann zu wesentlich struktionen aus Frischbeton und baufeuchtem
Der Taupunkt der Raumluft und bei weiterer höheren Feuchtegehalten kommen als durch Porenbeton der Fall, bei denen die Kapillarlei­
Abkühlung die Tauwassermenge pro m3 Luft Wasserdampfsorption. Die meisten Dämm­ tung eine Beschleunigung der Austrocknung
ergibt sich aus der Abhängigkeit des Wasser- stoffe sind jedoch weder hygroskopisch noch bewirken kann.

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C2.5 a b C2.6

63
Feuchteschutz

Instationäre hygrothermische Vorgänge im nen Dämmstoffen kann dieser Latentwärme­


Flachdach transport laut Untersuchungen bei Vorhanden­

v-
sein von genügend Wasser (ca. 2 Vol.-%) zu
Das Dach eines Gebäudes bildet aus hygro­ einer Verdreifachung des Wärmestroms im Ver­
thermischer Sicht die Grenzschicht zwischen gleich zur reinen Wärmeleitung in einer trocke­
dem Innenraum- und dem Außenklima. Es nen Dämmung führen. Diese nicht unerhebli­
schützt das Gebäudeinnere vor der natürlichen chen feuchtebedingten Wärmeverluste bzw.
Witterung und dämpft die Auswirkungen der -gewinne sind derzeit allerdings in keiner Richt­
1 2 3 4 äußeren Temperatur- und Feuchtebedingun­ linie zur Energieeinsparung berücksichtigt.

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T

7
gen. Bei einem unbelüfteten Flachdach sind Dennoch sollten derartige Wärmeströme durch
Strahlung, Niederschlag, Wind und größtenteils das Trockenhalten der Konstruktion selbst bei

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auch die Außenluftfeuchte bereits von der feuchteunempfindlichen Materialien generell
Dachabdichtung vollständig abgeschirmt, vermieden werden.
sodass für die Verhältnisse im Bauteilinneren Die längerfristige Betrachtung der Temperatur­
nur die Dachoberflächentemperatur und die und Feuchteverhältnisse in Flachdächern mit
1 Dachbahn Sensorpositionen: Raumklimabedingungen eine Rolle spielen. dunkler strahlungsabsorbierender Abdichtung
2 Mineralwolle T Oberflächentemperatur
Während Temperatur und Feuchte im Raum zeigt, dass die nach innen gerichteten Dampf­
3 Dampfbremse r.F. relative Feuchte oben
4 Holzschalung r.F. relative Feuchte unten vergleichsweise geringen tages- und jahres­ diffusionsströme die nach außen gerichteten
C 2.7 zeitliche Veränderungen unterworfen sind, im Sommer überwiegen. Deshalb kommt es in
kann die Dachoberflächentemperatur im Tag­ dieser Jahreszeit zur Feuchteanreicherung
Nacht-Rhythmus um bis zu 70 K schwanken. oberhalb der Dampfsperre bzw. zu einem
Den Hauptenergieeintrag während des Tages Austrocknen der Feuchte in den Raum, wenn
stellt die solare Einstrahlung dar. Daher erwärmt statt einer Dampfsperre eine weniger diffusi­
r
Oberflächentemperatur Sommer
80 sich die Dachoberfläche meist im Sommer und onshemmende Dampfbremse eingesetzt wird.
; 60 in den Übergangsjahreszeiten stärker als die Im Herbst, wenn die Tage kürzer werden, wan­
� 40
Innenoberfläche. Einen Teil dieser Energie ver­ dert die gesamte Feuchte wieder nach außen
liert die Oberfläche wieder über die langwellige und sammelt sich unter der Dachhaut an. Im
� 20
Abstrahlung. Dazu kommt auf der Dachober­ Winter, vor allem wenn Schnee auf dem Dach
0
fläche ein Energieaustausch durch Konvektion. liegt, dreht sich der Dampfdiffusionsstrom
Dämmung oben Ist die Dachoberfläche feucht, finden außerdem selbst bei Sonnenschein meist nicht mehr um,
l1DO
Trocknungsvorgänge statt, die zusätzlich d. h. es findet nur noch ein Diffusionsstrom
Q) 75
.l:
ü Wärme über Verdunstung entziehen. In der nach außen statt. Dies führt dazu, dass der
50 Konstruktion selbst entsteht ein Temperaturgra­
Q)
Bereich hinter der Dampfsperre völlig aus­
25 dient von außen nach innen, der ein solches trocknet und sich die Feuchte dafür unter der
0 Dampfdruckgefälle zur Folge hat, sodass Was­ Dachhaut ansammelt. Verwendet man anstelle
Dämmung unten serdampf in Richtung Innenseite diffundiert. einer Dampfsperre eine weniger diffusionshem­
�100 Nachts drehen sich diese Vorgänge um. Die mende Dampfbremse, kommt zur Feuchte, die
2 75 langwellige Abstrahlung und die Konvektion sich im Dach umverteil!, noch etwas Feuchte
ü
Q) 50 sind noch vorhanden, der Energieeintrag durch aus dem Raum hinzu, die ebenfalls zur Außen­
solare Einstrahlung fehlt. In klaren Nächten ist seite wandert. Bei Dächern mit weniger diffusi­
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Q)
25
die Energiesenke durch langwellige Abstrah­ onsoffenen Dämmstoffen wie z. B. Polystyrol­
@ 0
lung so groß, dass es häufig zu einer Abküh­ Hartschaum oder PU-Schaum sind die täglich
0 12 24 36 48
Zeit lh] lung der Dachoberflächentemperatur unter die wechselnden Dampfdiffusionsströme deutlich
a
Außenlufttemperatur kommt. Erreicht die Ober­ geringer ausgeprägt. Im Jahresverlauf findet
fläche den Taupunkt der Außenluft, was bei aber auch hier eine Feuchteverlagerung statt.
hoch gedämmten Konstruktionen regelmäßig Dächer mit diffusionsoffenen, aber stark was­
r 80
Oberflächentemperatur Winter
der Fall ist, fällt Tauwasser aus. Die Energiezu­
fuhr durch Betauung ist vergleichsweise
serdampfabsorbierenden (hygroskopischen)
Dämmstoffen wie z.B. Zellulose- oder Holz­
; 60
gering. Tau- und Verdunstungsenthalpie (Abb. fasern zeigen ein ähnliches Verhalten wie
� 40
C 2.6, S. 63) sind zwar gleich groß, dennoch solche mit Mineralfaserdämmstoffen. Allerdings
� 20 spielt die Verdunstung energetisch eine bedeu­ verlaufen bei diesen Dämmstoffen die Feuchte­
0 tendere Rolle, da neben dem Tauwasser auch wechsel langsamer und weniger ausgeprägt
Dämmung oben das meist in größeren Mengen vorhandene (siehe Dämmstoffe, S. 93ff.).
100 Niederschlagswasser verdunstet. Durch die
l
Q) 75 Abkühlung der Dachoberfläche drehen sich
auch in der Konstruktion die Wärme- und Was­
ü
Q) 50 Feuchtelasten
u..
serdampftransportrichtungen um (beispielhafte
25
Messung Abb. C 2.7 und C 2.8). Feuchteschutz wird häufig ausschließlich mit
0
Feuchte verdunstet immer auf der wärmeren dem Schutz vor Niederschlag (Regenschutz)
Dämmung unten
Seite und wandert dann infolge Dampfdiffusion sowie vor Dampfdiffusion aus dem Raum (Tau­
100
l zur kälteren Seite, wo sie wieder kondensiert. wasserschutz) gleichgesetzt. Nicht zu vernach­
Q) 75
.l:
ü Da zur Verdunstung eine Wärmezufuhr notwen­ lässigen sind auch folgende Feuchtelasten:
50
Q)
u.. dig ist, die bei Tauwasserbildung auf der kalten Tauwasser aufgrund einströmender Raumluft
25 Seite wieder entweicht, stellt dieser Prozess im Winter
Q)

@ 0 einen Wärmetransport dar, der zusätzlich zur Tauwasser infolge einströmender Außenluft
0 12 24 36 48 Wärmeleitung durch die Dämmschicht stattfin­ bei Unterkühlung der Dachhaut (nur bei
Zeit lh] det (Latentwärmetransport). In diffusionsoffe- belüfteten Konstruktionen)
b C2.8

64
Feuchteschutz

f'b = 490 Pa f'b = 2970 Pa

C 2.7 Sensorpositionen zur Untersuchung der relativen


t.ff, = 1390 Pa
Feuchte
C 2.8 gemessene Verläufe der Oberflächentemperatur
und der relativen Feuchte in einem Flachdach bei
einer Raumtemperatur von ca. 20 °c während des
Messzeitraums
a Tag im Juni
20 °c b Tag im Januar
25 ° c
C 2.9 Gegenüberstellung der typischen Temperatur­
und Dampfdruckunterschiede zwischen Raum­
40% r. F. 50% r. F. und Außenluft in Mitteleuropa (a) und in den
Tropen (b). Trotz deutlich geringerer Lufttempe­
f'b = 935 Pa f'b = 1580 Pa raturditterenz kann die Dampfdruckditterenz in
feuchtwarmen Klimazonen mehr als dreimal so
groß sein wie im mitteleuropäischen Winter.
a b C 2.9
Feuchtebeanspruchungen durch Bau- und tungsebene kann durch dieses Phänomen im dingtes Dampfdruckgefälle von innen nach
Sorptionsfeuchte Winter mehr Feuchte zu- als abgeführt werden. außen. Das hat zur Folge, dass während
Diese Tatsache ist bei der Planung entspre­ der Heizperiode der Wasserdampfdiffusions­
Der Regenschutz wird beim Flachdach durch chend zu bedenken, indem das Feuchteverhal­ strom meist von innen durch das Bauteil nach
eine wasserdichte Dachhaut (Abdichtung) rea­ ten der Konstruktion beispielsweise durch eine außen gerichtet ist. Ist der in das Bauteil
lisiert. Die Voraussetzung ist dabei eine abso­ hygrothermische Simulation analysiert wird. eindiffundierende Wasserdampfdiffusions­
lute Wasserdichtheit unabhängig von der Nie­ Um energetische Nachteile oder Schäden zu strom größer als der austretende, verbleibt die
derschlagsbeanspruchung. Allerdings ist die vermeiden, sind bei der feuchtetechnischen Differenz entweder in Form von Tauwasser
Dachhaut in der Regel gleichzeitig relativ Beurteilung von Dachkonstruktionen alle oder als Sorptionsfeuchte (siehe S. 63) in
dampfdicht, sodass nur sehr geringe Feuchte­ potenziellen Feuchtelasten bzw. Befeuchtungs­ der Konstruktion. Im Sommer liegt entweder
mengen durch sie nach außen austrocknen mechanismen angemessen zu berücksichtig­ kein oder nur ein geringes Temperatur- und
können. Um das Dach vor Tauwasser durch ten. Da sowohl die instationären Feuchtebean­ damit auch Dampfdruckgefälle über dem
eindiffundierende Feuchte aus dem Raum zu spruchungen als auch das mögliche Austrock­ Bauteil an. Befindet sich jedoch Wasser im
schützen, ist auf der Warmseite häufig eine nungspotenzial stark von den jeweiligen Rand­ Bauteil, so entsteht in der Regel ein Dampf­
möglichst dichte Dampfsperre angebracht. bedingungen abhängt, ist für die Feuchte­ druckgefälle sowohl nach außen als auch nach
Dabei wird davon ausgegangen, dass die auf schutzbemessung eine genaue Kenntnis der innen, da der im Bauteil herrschende Sätti­
beiden Seiten dichten Abschlüsse die Kon­ zu erwartenden Raum- und Außenklimabedin­ gungsdampfdruck höher ist als der Dampf­
struktion sowohl vor Regen als auch Tauwasser gungen unerlässlich. druck außen oder im Raum. Dieses Gefälle
schützen können. ermöglicht ein Austrocknen der Feuchte. Zur
Eine Vielzahl von Feuchteschäden an Flach­ Feuchtelasten in anderen Klimazonen Beurteilung der langfristigen Feuchteverhält­
dächern vor allem im Holzbau haben in den Die genaue Analyse des Außenklimas und der nisse infolge von Dampfdiffusion ist eine Bilan­
letzten Jahren die Probleme der bisherigen Feuchtelasten, die sich daraus ergeben, ist in zierung der saisonalen Dampfdiffusionsströme
Feuchteschutzbeurteilung nach DIN 4108-3 jedem Fall notwendig, wenn das Flachdach für notwendig.
weiter ins Bewusstsein gerückt [1 ]. Dabei hat ein Gebäude in einer anderen Klimazone zu
sich gezeigt, dass Feuchte aus dem Raum planen ist. Besteht Bedarf, Räume mehr zu Dampfdiffusionsströme und -widerstände
nicht nur infolge Dampfdiffusion, sondern auch kühlen als zu beheizen, dreht sich die Dampf­ Der Wasserdampfstrom aufgrund von Dampf­
durch Konvektion in die Konstruktion gelangen diffusionsrichtung im Vergleich zu mitteleuropä­ diffusion durch eine Bauteilschicht der Dicke d
kann. Unter diesen Umständen kann eine ischen Klimaverhältnissen um. Auch die ist proportional zum Dampfdiffusionsleitkoeffizi­
Dampfsperre sogar nachteilig sein, da sie eine Dampfdruckdifferenz und damit der potenzielle ent ö des Baustoffs sowie der anliegenden Par­
mögliche Austrocknung der Feuchte im Som­ Dampfdiffusionsstrom verlaufen umgekehrt tialdruckdifferenz öp:
mer stark behindert. Die Erfahrungen in der (Abb. C 2.9). Trotz kleinerer Temperaturdiffe­
Praxis zeigen, dass ein gewisser Feuchteein­ renz zwischen innen und außen kann der g= - ö (öp/d)
trag durch Luftkonvektion vor allem bei Leicht­ Dampfdruckgradient in den Tropen mehr als = - (ö/�t) . (öp/d)
baudächern (Holzkonstruktionen oder Metall­ dreimal so groß sein wie der vergleichbare = - (ö/sd) · öp
sandwichkonstruktionen) kaum zu vermeiden Wert in Mitteleuropa. Eine raumseitige Dampf­ = - öp/Z
ist [2]. Daher ist dieser bei der Feuchteschutz­ sperre wäre in dieser Situation völlig falsch.
beurteilung der Dachkonstruktion angemessen Daher sind die deutschen Normen (z.B. DIN g Wasserdampfdiffusionsstrom [kg/m 2 s]
zu berücksichtigen, z.B. durch Leckageraten 4108-3) oder Verbandsrichtlinien für die Feuch­ ö Wasserdampfdiffusionsleitkoeffizient der
wie sie die amerikanische Feuchteschutznorm teschutzplanung von Flachdächern in anderen Bauteilschicht [kg/m-s·Pa]
ANSI/ASHRAE 160 vorgeschlägt. Ähnliches Klimazonen ungeeignet. Um die Auswirkungen öL Wasserdampfdiffusionsleitkoeffizient einer
gilt für die Baufeuchte, die in erster Linie bei der realen Klimaverhältnisse der Zielregion kor­ ruhenden Luftschicht (kg/m-s·Pa]
Beton-, aber auch bei Holzkonstruktionen eine rekt abzubilden, kann ein hygrothermisches öp Wasserdampfpartialdruckdifferenz über der
schädigende Wirkung haben kann. Nicht Simulationsverfahren weiterhelfen. Bauteilschicht [Pa]
zuletzt besteht die Möglichkeit, dass es bei d Dicke der Bauteilschicht (m]
hoch gedämmten Konstruktionen durch nächtli­ µ Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl
che Unterkühlung der Dachoberfläche infolge Schutz vor Tauwasser infolge von Wasser­ (µ-Wert) der Bauteilschicht [-]
langwelliger Abstrahlung auch zur Abschei­ dampfdiffusion sd diffusionsäquivalente Luftschichtdicke
dung von Tauwasser aus der Außenluft kommt. (sd-Wert) der Bauteilschicht [m]
Bei belüfteten Flachdachkonstruktionen mit In kalten und gemäßigten Klimazonen in Z Wasserdampfdiffusionsdurchlasswider-
wenig Speichermasse oberhalb der Belüf- Europa herrscht im Winter ein temperaturbe- stand der Bauteilschicht (m2·s·Pa/kg]

65
Feuchteschutz

Bauteilschicht Dampfdurchlässigkeit In Europa haben sich zur Charakterisierung der werden. Beispiele dafür sind Metallfolien,
sd [m) Dampfdiffusionseigenschaften eines Materials Glas und Schaumglas. Der Einsatz einer
diffusionsoffen bzw. einer Bauteilschicht der µ-Wert und der Dampfsperre scheint eine sichere Lösung zu
diffusionshemmend 0,5 < sd < 1500
sct-Wert etabliert: sein, da sie die Wasserdampfdiffusion unter­
bindet. Dennoch verhindert sie häufig nicht
diffusionsdicht ö
µ =-L das Eindringen von Feuchte auf andere Art
ö
C 2.10 und Weise wie z.B. durch Luftkonvektion.
Zudem macht eine echte Dampfsperre jegli­
µ = feucht/nass Der sct-Wert gibt die Dicke an, die eine ruhende ches Austrocknen der Baufeuchte unmög­
Luftschicht haben müsste, um denselben Was­ lich.
serdampfdiffusionswiderstand aufzuweisen wie
die betrachtete Bauteilschicht: Steuerung der Dampfdiffusion
Zur Vermeidung von Tauwasserbildung in Bau­
teilen ist es unter europäischen Klimabedin­
gungen günstig, wenn diese innen diffusions­
Der Wasserdampfdiffusionsdurchlasswider­ hemmender ausgeführt sind als außen. Anders
stand Z ergibt sich aus: in feuchtwarmen Klimazonen, wo es genau
umgekehrt ist. Da Flachdächer außen eine dif­
a Z=� fusionshemmende Abdichtungen haben, ist in
ÖL den meisten Fällen eine gewisse Tauwasserbil­
dung im Winter nicht zu vermeiden. Umso
Die Bedeutung der Dampfdiffusion in einem wichtiger ist es, dass die Konstruktion im Som­
Bauteil kann anhand der Dampfdiffusionswider­ mer wieder austrocknen kann. Tauwasser­
stände der verwendeten Materialien abge­ schutz bedeutet daher nicht, dass gar kein
schätzt werden (Abb. C 2.11). Baustoffe mit Tauwasser ausfallen darf. Es heißt vielmehr,
µ-Werten < 10 können als sehr dampfdurchläs­ dass nur so viel Tauwasser entstehen darf, wie
sig betrachtete werden. Für eine genauere die Konstruktion ohne Schaden bzw. Beein­
Spezifizierung ist jedoch auch die Kenntnis trächtigung der wärmetechnischen Funktion
µ = 30/70 ihrer Dicke notwendig. Deshalb werden zur verkraftet und anschließend im Sommer wieder
Klassifizierung der Dampfdurchlässigkeit von vollständig verdunstet.
b Bauteilschichten in der DIN 4108-3 die
dickenunabhängigen sct -Werte zugrunde gelegt Tauwasserschutz gemäß DIN 4108
(Abb. 2.10): Die DIN 4108-3 zum klimabedingten Feuchte­
Bauteilschichten mit sct -,;; 0,5 m werden als schutz ist in Deutschland bauaufsichtlich
diffusionsoffen bezeichnet. da sie in der Pra­ eingeführt, d. h. ihr Inhalt hat Verordnungscha­
xis keine nennenswerte Behinderung für die rakter. In der Einleitung zu dieser Norm wird
Dampfdiffusion darstellen. Dazu gehören bei­ darauf hingewiesen, dass die Einwirkungen
spielsweise die bei geneigten Dächern ein­ von Schlagregen und Tauwasser aus der
gesetzten diffusionsoffenen Unterdeckbah­ Raumluft unter winterlichen Bedingungen zu
nen oder auch die Trennlagen zur Ableitung begrenzen sind. Damit sollen Feuchteschäden
µ = 70/150 von Niederschlagswasser oberhalb der Däm­ wie z.B. Schimmelpilzbildung oder Korrosion
mung bei Umkehrdächern. Für die Abdich­ und eine unzulässige Minderung des Wärme­
C
tung von Flachdächern gibt es bislang keine schutzes verhindert werden. Die Anforderun­
diffusionsoffenen Bahnen, auch wenn einige gen in der Norm beziehen sich ausdrücklich
Produkte fälschlicherweise von den Herstel­ auf Bauteile nach Abgabe der Rohbaufeuchte.
lern so bezeichnet sind. Allerdings wird betont, dass es während der
Bauteilschichten mit einem sct -Wert zwischen Bauaustrocknung zu Verhältnissen kommen
0,5 m und 1500 m gelten als diffusionshem­ kann, die gegebenenfalls besonders zu
mend. Damit eine Bauteilschicht als Dampf­ berücksichtigen sind und zusätzliche Maß­
bremse bezeichnet werden kann, muss sie nahmen erforderlich machen können.
diffusionshemmend sein. Da dieser Bereich DIN 4108-3 befreit alle Flachdachkonstruktio­
ein weites Spektrum umfasst. ist hier eine nen mit einer stark diffusionshemmenden
µ = 1 0 000/80 000 genauere Spezifizierung sinnvoll. Moderne (sct � 100 m) Dampfbremse unterhalb der
Dampfbremsen zeichnen sich häufig durch Wärmedämmung von einem gesonderten rech­
d eine moderate Diffusionshemmung (0,5 m < nerischen Tauwasserschutznachweis (Abb.
sct -,;; 5 m) aus. Das hat den Vorteil, dass die C 2.12). Dabei dürfen maximal 20 % des
Konstruktion im Winter vor übermäßigem Tau­ Gesamtwärmedurchlasswiderstands noch
wasser geschützt ist. ohne dass die sommer­ unterhalb der Dampfbremse angeordnet sein.
liche Austrocknungsmöglichkeit nach innen Aufgrund zahlreicher Schadensfälle mit ein­
zu stark behindert wird. Bahnen zur Abdich­ gesperrter Feuchte bei Leichtbaukonstruktio­
tung von Flachdächern sind in der Regel nen [3] ist diese Variante jedoch nur im Zusam­
deutlich stärker diffusionshemmend, sodass menhang mit absolut luftdichten massiven
durch sie keine nennenswerte Austrocknung Konstruktionen zu empfehlen. Ebenfalls nach­
nach außen zu erwarten ist. weisbefreit sind Dächer aus Porenbeton ohne
µ = 00 Bauteilschichten mit sct � 1500 m gelten als diffusionshemmende Schicht an der Unterseite
diffusionsdicht. Nur diffusionsdichte Schich­ und ohne Wärmedämmung sowie Umkehr­
e ten können als Dampfsperren verwendet dächer mit diffusionsoffener Auflast (z.B. Grob-
C 2.11

66
Feuchteschutz

000000000000000000000000000000000000(
kies). Für alle anderen Flachdachkonstruktio­ denz, im Raum nach oben zu steigen, da die
nen ist eine Dampfdiffusionsberechnung nach einströmende kältere und damit schwerere Luft
dem Glaser-Verfahren bzw. eine hygrothermi­ sie verdrängt. Im oberen Bereich der Gebäu­
sche Simulation durchzuführen (siehe S. 69ff.). dehülle entsteht ein Überdruck mit der Folge
einer Durchströmung von innen nach außen.
Diesem Überdruck steht im unteren Gebäude­
Schutz vor Tauwasser infolge von Wasser­ bereich ein Unterdruck gegenüber, der eine
dampfkonvektion Durchströmung von außen nach innen bewirkt.
Bei gleichmäßiger Verteilung der Undichtheiten
Die Wasserdampfkonvektion, d. h. das Einströ­ liegt die druckneutrale Ebene bezogen auf den
men feuchter Raumluft in ein Bauteil, hat eine Hüllflächenanteil in der Gebäudemitte. Bei
ähnliche Auswirkung wie die schon lange ungleichmäßiger Verteilung verschiebt sich die
bekannten Dampfdiffusion. Im Gegensatz zur druckneutrale Ebene in Richtung der größeren
Dampfdiffusion hat man ihre Bedeutung lange Undichtheiten (Abb. C 2. 13). keine Dampfbremse
Zeit unterschätzt. Die Folge waren Wasseraus­ Am Flachdach eines beheizten Gebäudes liegt
tritte und Feuchteschäden vor allem bei Leicht­ also im Winter immer ein Überdruck an. Des­
baukonstruktionen, deren Aufbau zwar die dif­ sen Größe lässt sich aus folgender Gleichung
000000000000000000000000000000000000(
fusionstechnischen Anforderungen nach bestimmen:
DIN 4108-3 erfüllt haben, aber offensichtlich
T -T h
nicht die Luftdichtheitsanforderungen der ßP = p ,_a_ _, · g·-
T; 2 \
DIN 4108-7. / \
Luftströmungen durch Bauteile entstehen /

durch Luftdruckunterschiede zwischen dem ßP Druckdifferenz zwischen innen und außen


Innenraum und der Außenluft. Allerdings sind [Pa]
sie nur dann problematisch, wenn sie so viel p Dichte der Außenluft p = 1,3 kg/m 3

'0'
Feuchte mit sich führen, dass es zur Tauwas­ T. Lufttemperatur außen [K]
serbildung auf der Kaltseite des Bauteils T, Lufttemperatur innen [K]
, ' '
kommt. In Mitteleuropa sind daher nur Luft­ g Gravitationskonstante g = 9,81 m/s 2 ,, ,' ,,
/ /

strömungen ein Problem, die aus dem Raum


/

h Höhe des zusammenhängenden Luft-


kommen, wenn es gleichzeitig außen so kalt ist, raums im Gebäude [m]
dass im Bauteil entlang der Luftströmung der Dampfbremse
sd ;e 100 m
Taupunkt der Raumluft unterschritten wird. Luft, Der Überdruck steigt proportional mit der Höhe
die von außen durch das Bauteil strömt und des zusammenhängenden Luftraums und der C 2.12

1 1 1 1 1
sich dabei erwärmt, unterstützt die Trocknung, Temperaturdifferenz zwischen innen und außen.
d. h. ein Überdruck im Gebäude ist im Winter Warme und hohe Gebäude sind potenziell
aus Feuchteschutzgründen ungünstig. In stärker von konvektionsbedingten Problemen
feuchtwarmen Klimazonen kann eine ähnliche betroffen als niedrige. Die Druckdifferenz am
Situation in umgekehrter Richtung auftreten, Flachdach eines zweigeschossigen Einfamilien­
wenn feuchte Luft von außen in das klimati­ hauses beträgt beispielsweise im Winter etwa
sierte Gebäude strömt. Dort sind deshalb 2,5 Pa. Selbst bei einer luftdichten Ausführung
Überdrücke im Gebäude eher günstig. gemäß DIN 4108-7 (Luftwechsel n50 = 3 h·1)
würde sich daraus eine Durchströmung der
Luftdruckunterschiede zwischen innen und außen Gebäudehülle von etwa 150 Liter/m 2h ergeben
Die Luftdruckdifferenz über einem Bauteil ist [4]. Davon wirkt sich nur der Teil des Luftstroms
die treibende Kraft für die Durchströmung. negativ aus, der direkt durch das Bauteil geht
Solche Druckdifferenzen können folgende
Ursachen haben:
und nicht durch Fugen und Spalten z. 8. an
Fenstern und Türen entweicht. �I
1 1 1 1 1
thermische Auftriebskräfte
Wind luftdichte Ausführung von Flachdächern
Gesamtdruckunterschiede durch mechani­ Die luftdichte Ausführung von Bauteilen ist eine
sche Lüftungsanlagen, Dunstabzüge und wesentliche Voraussetzung für einen funktionie­ C 2.13
offene Feuerstellen renden Feuchteschutz. Der Schutz vor Luftkon­ C 2.10 Klassifizierung der Dampfdurchlässigkeit von
vektion ist nicht gleichbedeutend mit dem vor Bauteilschichten nach DIN 4108-3
Entlüftungsventilatoren in Feuchträumen, Dampfdiffusion. Ein Tragwerk aus Trapezble­ C 2.11 Größenordnungen der Wasserdampfdiffusions­
Dunstabzüge oder offene Feuerstellen führen chen ist beispielsweise relativ dampfdicht, aber widerstände (µ-Werte) verschiedener Flach­
dachmaterialien im Vergleich zu ruhender Luft
in der Regel zu einem Unterdruck im Gebäude an Stößen oder Durchdringungen von Befesti­ a Luft, Faserdämmstoffe
und sind deshalb in unserem Klima unproble­ gungsmitteln niemals luftdicht. Solche Dächer b Polystyrol
matisch. Zentrale Lüftungsanlagen sollten sind deshalb mit einer zusätzlichen Luftdicht­ c Beton
druckneutral eingestellt sein, außer sie bedie­ heitsebene z.B. in Form von lückenlos verkleb­ d Bitumen
nen Reinräume, die speziell zu betrachten e Metall, Schaumglas
ten Kunststoffbahnen zu versehen.
C 2.12 Tauwasserschutz für Flachdächer gemäß
sind. Wind kann bei Flachdächern beträchtli­ Da die meisten Flachdächer eine Dampf­ DIN 4108-3. Das Anbringen einer Dampfbremse
che Unterdrücke hervorrufen, allerdings sind bremse benötigen, ist es sinnvoll, den Konvek­ mit einem sd-Wert von mindestens 100 m befreit
diese in der Regel starken Schwankungen tions- und den Dampfdiffusionsschutz in einer die Konstruktion vom rechnerischen Tauwasser­
unterworfen. warmseitig angebrachten Schicht zu vereinen. schutznachweis.
C 2.13 Druckdifferenzen über der Gebäudehülle infolge
Die größte Bedeutung hat der thermische Auf­ Für diesen Zweck eignen sich vor allem reiß­ thermischer Auftriebskräfte bei einem Gebäude,
trieb, der im Winter permanent auf die Gebäu­ feste Folien und Membranen, die im Bereich dessen zusammenhängender Luftraum aufgrund
dehülle einwirkt. Erwärmte Luft hat die Ten- ihrer Überlappung gut und dauerhaft verkleb- der Treppenöffnung über zwei Geschosse geht.

67
Feuchteschutz

Holzkonstruktionen vorgeschlagene Einbezie­


hung einer Dampfkonvektionstauwassermenge
von 250 g/m 2 bei der Dampfdiffusionsberech­
nung nach DIN 4108-3 dar [5]. Damit das Bau­
teil den Feuchteschutznachweis besteht. muss
F die errechnete Verdunstungsmenge mindes-
tens um die Trocknungsreserve von
a b C2.14 250 g /m 2 größer sein als die diffusionsbe­
dingte Tauwassermenge. Die Größe der dampf­
konvektionsbedingten Trocknungsreserve
beruht auf Ergebnissen amerikanischer Unter­
suchungen an praxisgerecht ausgeführten
Leichtbaukonstruktionen und wurde für mittel­
europäische Klimaverhältnisse ermittelt [6].
Der Wert von 250 g/m2 stößt inzwischen auf
eine breite Akzeptanz, wie z.B. im Informati­
onsdienst Holz zu Flachdächern oder im Ent­
wurf zur Holzschutznorm DIN 68 800-2 zu
sehen ist [7].
1 1 Für die Feuchteschutzbemessung von Flach­
dächern in Leichtbauweise sowie für Konstruk­
a b c 2.15 tionen in Elementbauweise wird daher empfoh-
len, auf ein ausreichendes sommerliches Aus­
trocknungspozential zu achten. Das kann bei
der Dampfdiffusionsberechnung nach Glaser
gemäß DIN 4108-3 durch das Vorhalten der
oben genannten Trocknungsreserve gesche­
hen. Eine genauere Analyse kann durch eine
hygrothermische Simulationen erfolgen, bei der
auch der Feuchteeintrag durch Dampfkonvek­
tion angemessen zu berücksichtigen ist [8].
. A
�=�-==-......c==--��-"'�/'c:....., "'
----------------l' � 1 l .c,

Regenschutz

Bei Flachdächern ist der Regenschutz nicht


wie bei geneigten Dächern durch das Ableiten
des Wassers gewährleistet. Da es immer wie­
der zum Anstauen von Wasser auf der Dach­
oberfläche kommt (siehe Entwässerung,
a b C2.16
S. 113ff.). ist außen ein wasserdichter Ab­
bar oder verschweißbar sind (Abb. C 2.14). Das bedeutet, dass eine Konstruktion in Bezug schluss notwendig. Das wird im Allgemeinen
Auf die Luftdichtheit an Durchdringungen ist auf die Dampfdiffusion nur so dicht wie nötig, durch das Aufbringen von wasserundurchlässi­
besonders zu achten (Abb. C 2.15). Eine sorg­ gleichzeitig aber so diffusionsoffen wie möglich gen Bahnen erreicht, die entweder verklebt
fältige Planung und Ausführung erfordert auch auszuführen ist. Dadurch soll erreicht werden. oder verschweißt werden müssen. Eine Alterna­
die Verbindung der Luftdichtheitsebene des dass auch die Feuchte austrocknen kann, die tive stellt die Anwendung von Flüssigabdich­
Flachdachs mit den Luftdichtheitsebenen der nicht durch Dampfdiffusion, sondern auf tungen dar, die vor allem bei komplizierten
an das Dach anschließenden Bauteile wie z.B. andere Weise ins Bauteil gelangt. Allerdings ist Oberflächenausbildungen und häufigen Durch­
Wände oder Ringanker. An diesen Stellen mit dieser Methode nur eine qualitative dringungen einfacher zu verarbeiten sind. Die
reicht in der Regel eine einfache Verklebung Beschreibung des Feuchteverhaltens möglich, Bemessung der oberen Abdichtung richtet sich
nicht aus. Der Anschluss an eine Wand sollte d. h. man kann keine Angaben darüber zudem nach deren thermischer und mechani­
durch Einputzen oder mithilfe von Klemmleisten machen, bis zu welchen Randbedingungen scher Beanspruchung, die sich aus dem Auf­
und Dichtmassen bzw. Kompribändern erfol­ eine Konstruktion tatsächlich funktioniert. bau und der Nutzung des Dachs ergibt (siehe
gen (Abb. C 2.16). Der konvektive Eintrag von Feuchte über Werkstoffe für Dichtschichten nach Flachdach­
Fehlstellen der Dampfbremse bzw. Luftdicht­ richtlinie, S. 86ff.). Angaben dazu lassen sich
Berücksichtigung der Dampfkonvektion in luftdichten heitsebene ist ein mehrdimensionaler Effekt, auch den Normentwürfe in DIN 18531-3 ent­
Konstruktionen der mit einer eindimensionalen Berechnung nehmen.
Auch nach dem Stand der Technik ausgeführte nicht unmittelbar zu erfassen ist. Da die Die meisten Abdichtungsmembranen sind nicht
luftdichte Flachdachkonstruktionen sind nicht genaue Ausbildung von Leckagen und Durch­ nur wasserdicht, sondern gleichzeitig stark dif­
völlig frei von Fehlstellen. Ein geringer Feuchte­ strömungswegen nicht bekannt ist, erscheint fusionshemmend, d. h. es findet durch sie hin­
eintrag durch Dampfkonvektion ist in der ein Ansatz sinnvoll, der nicht die Durchströ­ durch weder eine nennenswerte Trocknung
Praxis nie ganz zu vermeiden. Da nicht genau mung selbst, sondern nur das ausfallende Tau­ noch eine Befeuchtung der Unterkonstruktion
bekannt ist, wie viel Feuchte tatsächlich durch wasser als Feuchtequelle innerhalb der Kon­ statt. Dachabdichtungen mit etwas geringerem
Dampfkonvektion ins Bauteil gelangt, hat sich struktion abbildet. Dampfdiffusionswiderstand wie z.B. einige
das Vorhalten einer Trocknungsreserve als ein Einen ersten Versuch der Quantifizierung von Kunststoffmembranen erlauben eine gewisse
neues feuchtetechnisches Konstruktionsprinzip Feuchteeinträgen durch Dampfkonvektion stellt Austrocknung, wenn keine weitere Bedeckung
für Flachdächer in Leichtbauweise etabliert. die 1999 für die Feuchteschutzbeurteilung von vorhanden ist. Je nach Einfärbung der Abdich-

68
Feuchteschutz

tung können so 300-400 g/m2 im Jahr durch wird mit einer bestimmten Verzögerung an den
eine Dachhaut mit einem sd-Wert von 20 m aus­ Raum abgegeben, auch wenn die Außentem­
trocknen. Bei einer Membran mit sd = 10 m peraturen zum Abend hin wieder deutlich küh­
wären es sogar bis zu 1000 g/m2. ler sind. Stationäre Verfahren können dieses
Bei dauerfeuchten Oberflächen, z.B. unter einer Verhalten nicht abbilden und sind deshalb für
Begrünung oder anderen Wasser speichernden die Betrachtung des sommerlichen Wärme­
Deckschichten, sind solche mäßig diffusions­ schutzes nur sehr bedingt geeignet.
hemmenden Membranen weniger geeignet, da Im Vergleich zu Wärme ist Feuchte deutlich trä­
hier die Feuchte auch in die andere Richtung, ger. Während es in der Regel nur Stunden dau­
nämlich in das Dach, diffundieren kann. Als ert bis ein Bauteil ausgekühlt ist, kann es
Dachabdichtung für Umkehrdächer sind sie gar Wochen dauern, bis das winterliche Tauwasser
nicht geeignet, wie einige Schadensfälle mit wieder vollständig abgegeben ist. Das Aus­
Wasserblasen zwischen der Betonplatte und trocknen von Baufeuchte kann sich sogar über
der Abdichtungsmembran zeigen (Abb. C 2.17) mehrere Jahre hinziehen. Deshalb ist die Ein­
[9]. Bei Umkehrdächern wandert das Wasser setzbarkeit von stationären Verfahren zur
aus dem unter der Dämmschicht stets vorhan­ Feuchteschutzbeurteilung für jeden Anwen­
denen Feuchtefilm mittels Osmose durch die dungsfall genau zu prüfen. Eine realitätsnahe C2.17
Dachabdichtung (Abb. C 2.18). Der Transport­ Abbildung des Feuchteverhaltens von Baukon­
mechanismus ist vergleichbar mit der Dampfdif­ struktionen erfordert jedoch im Allgemeinen
fusion im Partialdruckgefälle, wobei der durch den Einsatz von instationären Berechnungsme­
Salze im Beton hervorgerufene osmotische thoden. Das gilt besonders für Dächer, da bei
Druck für den Dampftransport verantwortlich ist. diesen die Temperatur- und Feuchteverhält­
Das Wasser sammelt sich anschließend auf der nisse aufgrund der zyklischen Erwärmung
wassergesättigten Betonplatte und löst die Ver­ durch die ausgeprägte solare Einstrahlung gro­
bindung zwischen Beton und Membran, was ßen Schwankungen unterworfen sind.
zur Bildung von Wasserblasen führt. Daher ist a
bei der Abdichtung von Umkehrdächern der
Einsatz von ausschließlich stark diffusionshem­ Feuchteschutzbemessung durch stationäre
menden oder diffusionsdichten Membransyste­ Dampfdiffusionsberechnung
men sinnvoll.
Das in DIN 4108-3 beschriebene stationäre
Glaser-Verfahren zur Berechnung der Dampf­
Stationäre oder instationäre Feuchteschutz­ diffusionsvorgänge in Bauteilen arbeitet mit
beurteilungen stark vereinfachten stationären Blockrandbe­
dingungen. Dabei werden die realen klimati­
b
Ähnlich wie beim Wärmeschutz werden auch sche Verhältnisse so vereinfacht, dass zwei
zur feuchtetechnischen Bemessung stationäre Blöcke mit konstanten Randbedingungen II II
Beurteilungsmethoden wegen ihrer einfachen entstehen, die jeweils die Auswirkungen eines
Anwendbarkeit bevorzugt. Sie zeichnen sich kalten Winters und eines mäßig warmen Som­
dadurch aus, dass sie Speichereffekte ver­ mers abbilden. Zugleich werden alle wärme­
nachlässigen und damit das reale Bauteilver­ und feuchtetechnischen Speicherphänomene
halten nur dann annähernd korrekt abbilden, sowie der Feuchtetransport durch Luftkonvek­
wenn die Periodendauer der Randbedingun­ tion und Kapillarleitung vernachlässigt. Laut
gen deutlich größer ist als die dynamische normativem Anhang A ist dieses Verfahren
C2.18
Reaktionszeit des Bauteils. Beispielsweise nicht anwendbar bei begrünten Dachkonstruk­ C

bewegt sich die thermische Reaktionszeit eines tionen sowie zur Berechnung des natürlichen
Bauteils, d. h. die Dauer, bis sich das Tempera­ Austrocknungsverhaltens, z.B. der Abgabe der C2.14 Prinzipskizzen zur Überlappung und Verklebung
turniveau im Bauteil weitgehend an die von Baufeuchte. von Folien zur Herstellung einer Luftdichtheits­
außen angelegten Temperaturverhältnisse ebene mithilfe von
angeglichen hat, je nach Bauteilmasse im Berechnungsprinzip a einseitigen Klebebändern
b doppelseitigen Klebebändern
Bereich von Stunden bis wenigen Tagen. Typi­ Das Berechnungsverfahren nach Glaser wurde
C2.15 Anschluss von Durchdringungen an die Luft­
sche Kälteperioden im Winter, bei denen ein 1981 genormt und so angelegt, dass die dichtheitsebene mithilfe
nahezu gleichförmiges Temperaturgefälle von Ergebnisse grafisch lösbar sind. Dabei wird a eines Klebebands
innen nach außen herrscht, sind demgegen­ zunächst der Bauteilaufbau von innen nach b einer Manschette, die durch Klebebänder
über häufig mehrere Wochen lang. Die Perio­ außen festgelegt. Für jede Schicht ist die Wär­ luftdicht an der Durchdringung und die Luft­
dichtheitsebene fixiert ist
dendauer der Randbedingungen ist also deut­ meleitfähigkeit, der Dampfdiffusionswiderstand C2.16 Anschluss der Luftdichtheitsebene des Dachs
lich länger als die Zeit, die benötigt wird, bis (µ-Wert) und die Dicke anzugeben. Anschlie­ an eine Wand
sich ein stationäres Temperaturniveau im Bau­ ßend erfolgt die Ermittlung des Temperaturver­ a durch Einputzen
teil eingestellt hat. Deshalb spielen hier Wärme­ laufs über dem Bauteilquerschnitt anhand der b mithilfe einer Klemmleiste in Verbindung mit
Dichtstoff bzw. Kompriband
speichereffekte der Außenbauteile für den mitt­ Wärmedurchlasswiderstände der einzelnen
C2.17 Wasserblasen zwischen Betonplatte und
leren Wärmedurchgang keine große Rolle und Schichten. Auf der Basis des Temperaturver­ Dachabdichtung bei einer Umkehrdachkon­
eine stationäre Betrachtung ist für die Ermitt­ laufs wird dann der Verlauf des Sättigungs­ struktion
lung der Transmissionswärmeverluste ausrei­ dampfdrucks im Bauteil bestimmt. Anstatt den C2.18 Wasserblasenbildung zwischen Beton und
chend. Ganz anders reagiert das Bauteil bei Temperaturverlauf in Abhängigkeit von der Membran
a Feuchtewanderung aus dem Wasserfilm unter
einer wenige Tage andauernden sommerlichen Bauteildicke darzustellen, trägt man ihn über der Dämmung durch die Membran (Osmose)
Hitzewelle. Die Wärme, die nach intensiver den sd -Wert des Bauteils an. Das hat den Vor­ b Sättigung der Betonoberfläche
Sonneneinstrahlung in einem Bauteil verbleibt, teil, dass der anschließend einzuzeichnende c Blasenbildung

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