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Dieter Nuhr Kritik

Was haben alle mit ihm, er ist doch ... nur Dieter.
(Tusch)
Ich hab das ungute Gefühl, was Dummes zu machen,
nämlich ein differenziertes Video über Dieter Nuhr.
Denn der Mann ist so polarisierend, da ... ey!
Warum disliked ihr schon? Es hat nicht mal angefangen.
Come on! Willkommen zur "maiLab" Drama-Analyse.
falls ihr das Drama um Nuhr und die Deutsche Forschungsgemeinschaft
nicht mitbekommen habt, kurzes Recap.
Alle anderen können überspringen.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die DFG,
möchte mit ihrer aktuellen Kampagne Gemeinsam # für das Wissen:
Die DFG sammelt Statements,
in denen sich Menschen für das Wissen aussprechen,
darunter auch Dieter Nuhr.
Letzte Woche Donnerstag wurde Nuhrs Statement gepostet,
and people were not having it.
(Die Posts werden schnell vorgelesen.)
Am nächsten Morgen meldete sich die DFG:
And people were not having it.
Wohlgemerkt gab es sowohl gegen Nuhr als auch gegen die DFG
viele nicht so sachliche Beschimpfungen und Beleidigungen,
die ich hier nicht wiederholen oder einblenden werde,
aber ihr könnt euch denken, dass in dem Storm Shit war.
Wir bleiben wie immer sachlich entspannt,
deswegen holt ein 'n Tee, meinetwegen Eistee für den Extrachill,
macht es euch gemütlich, los geht's. (Rhythmische Musik)
So, Freunde der Sonne.
Wir analysieren das Drama unter fünf Gesichtspunkten,
es wird quasi ein Drama in fünf Akten.
Wir hören mal, was Nuhr in seinem Statement im O-Ton sagte.
(Nuhr:) Wissen bedeutet nicht, dass man sich zu 100 Prozent sicher ist,
sondern, dass man über genügend Fakten verfügt,
um begründete Meinungen zu haben.
Da viele beleidigt sind, wenn Wissenschaftler Meinungen ändern.
Das ist normal.
Wissenschaft ist grade, dass sich die Meinung ändert,
wenn sich Fakten ändern.
Wissenschaft ist nämlich keine Heilslehre, keine Religion,
die totale Wahrheiten verkündet.
Und wer ständig ruft: "Folgt der Wissenschaft!",
der hat das wohl nicht begriffen.
(Dieter Nuhrs Stimme liest den eingeblendeten Post vor.)
Moment mal! Wo hab ich das schon mal gehört?
Wissenschaft ist nicht DIE Wahrheit.
Aber sie ist die beste Näherung, die uns zur Verfügung steht.
Wissenschaft bedeutet, fortlaufend neue Erkenntnisse zu gewinnen.
Ja, nur Vollidioten legen sich auf eine Meinung fest,
wenn es ständig neue Erkenntnisse gibt!
"Neue Experimente bringen neue Erkenntnisse,
die dazu führen, das, was man bis dahin als "wahr" annahm,
infrage stellen muss."
Ist ... ist Dieter Nuhr ein Freund der Sonne?
Nein. Also, wer weiß? Vielleicht ist er es.
Ich will damit nur sagen,
kein Zufall, dass wir uns überschneiden.
Das ist ganz normal.
Da sein Statement sehr konform ist mit dem,
was viele WissenschafterInnen sagen.
Weil es einfach stimmt. Warum dann die Kritik?
Die Kritik an Nuhrs Statement lässt sich kurz
hierin zusammenfassen:
Wer unwissenschaftlichen Blödsinn erzählt,
soll nicht für die DFG und Wissen stehen, so das Argument.
Einige halten auch dagegen, und zwar nicht nur Fans -
nicht Nuhr Fans. (Tusch)
Sorry. Die sagen:
Man muss seine Comedy nicht mögen, aber wo er recht hat ...
Wie unwissenschaftlich Nuhr tatsächlich ist,
das schauen wir uns in Teil drei und vier an,
klären wir erst eine Grundsatzfrage.
Ist der Backlash gegen Nuhr nicht ein ad hominen-Argument?
Also: Ein Angriff gegen eine Person, keine Argumentation in der Sache.
Das ist wie Greta anzugreifen, ohne Klimaforschung zu machen.
Es gibt Situationen, wo das Trennen zwischen Argument
und Person nicht möglich oder sinnvoll ist.
Etwa bei solchen Statements.
Natürlich geht es da um die Sache, das Wissen.
Aber der Witz bei solchen Statements ist,
dass prominente Personen mit ihrer Person, mit ihrem Gesicht
für diese Sache stehen.
Solange man Dieter Nuhr nicht als Person angreift,
sondern seine Aussagen, also Inhalte, kritisiert,
ist es okay, sich daran zu stören,
wenn die inkonsistent sind.
Etwa, wenn er in seinen Bühnenprogrammen
sich gegen Wissenschaft ausspricht und dann in diesem Statement dafür.
Aber macht er das?
"Ich hab noch nie wissenschafts- feindlich argumentiert", sagt er.
Na, wissenschaftsfeindlich ist für mich zumindest
ein sehr starkes Wort,
das würde ich jetzt für harte Wissenschaftsverweigerer verwenden.
Ha, Mist. Schwappt mir der Tee über bei Wissenschaftsverweigerern.
Aber wie steht Nuhr zur Wissenschaft?
Regelmäßig behandelt er wissenschaftliche Themen,
teilt dabei Kritik aus, was nicht verkehrt ist,
aber ist die Kritik angemessen für wen, der sich:
Großer Freund der Wissenschaft. - ... nennt.
Ich hab mir seine aktuellen Auftritte angeschaut
und drei wiederkehrende Kritikpunkte festgestellt.
Dann rufen alle: "Ja, wir sterben!"
Jahrelang wurde über nichts anderes geredet,
als über Feinstaub und Stickoxide.
Bis man es nicht mehr hören konnte.
Nun interessiert sich keine Sau mehr dafür.
Ne, das ist doch irre, wie wir Hysterien entwickeln.
Ein Jahr lang war hier eine Hysterie.
Kein Wissenschaftler behauptet, die Erde werde unbewohnbar.
Niemand. Die Wissenschaft sagt, es wird wärmer,
und das will ich nicht verharmlosen,
das ist alles andere als gut, das ist ein großes Problem.
Aber durchdrehen hilft nicht.
Hier könnte man Klimahysterie diagnostizieren,
aber das geht nicht mehr.
Klimahysterie ist das Unwort des Jahres.
Ich will das Problem nicht kleinreden, ich glaube nur,
Hysterie hilft nicht.
Damit schlägt er ja den Gegenton an
zum Beispiel zu einer Greta Thunberg, die sagt:
I don't want you to be hopeful.
I want you to panic.
I want you to act as if the house was on fire.
Because it is.
Ist er deswegen ein Klimawandel-Leugner?
Natürlich nicht.
Richtet er Schaden an, indem er ernstzunehmende Krisen
verharmlost?
Begünstigt er, dass Wissenschaft- ler nicht gehört werden?
Natürlich ist es besser, Krisen mit kühlem Kopf anzugehen.
Aber da bei Kommunikation nicht das zählt, was man sagt,
sondern nur das, was beim anderen ankommt,
finde ich es beim Klimawandel nicht so verkehrt,
wenn Greta sagt: - "I want you to panic."
Weil wir da meiner Meinung nach
weit davon entfernt sind, Panik zu schieben.
Ich finde, wir sind viel zu träge, das liegt daran,
dass man die Klimawandelfolgen nicht so konkret sieht,
wie etwa die sekündlich verfolgbaren Corona Infektions- und Todeszahlen.
Bei unserem "Corona geht erst los"- Video, überlegten wir lange,
wie wir diese ernüchternde Message angemessen rüberbringen.
Weil wir Angst hatten, Angst auszulösen.
Ist natürlich tricky. Ich will keine Hysterie oder Panik,
wo irrationale Entscheidungen getroffen werden,
aber ich will auch nicht ...
so was.
(stammelnd:) What the fuck?
Auf der Wissenschaft-ernst-nehmen-Skala,
die sich erstreckt von irrationaler Panik
bis hin zu Corona-Demos in Berlin,
liegt Dieter Nuhr in einem Bereich,
in dem man verschiedene persönliche Meinungen und Wahrnehmungen
akzeptieren sollte, ohne dass man zustimmen muss.
Wenn Nuhr findet, wir sind zu hysterisch,
ich find, sind wir nicht,
dann ist das Ansichtssache, die man schwer faktisch klären kann.
Denn wie sagte diese Philosophin, die heute kaum jemand kennt?
Greta hieß sie, glaub ich, sie sagte:
"Folgt der Wissenschaft!"
Aber das ist bei Corona nicht so einfach.
Ja, welcher denn? Der von Herrn Drosten,
Herrn Streeck oder Herrn Kekulé?
Glad you asked, dazu auch ein Video.
Da sieht man, wie bescheuert der Satz schon immer war.
Als gäbe es EINE wissenschaftliche Wahrheit.
Und wegen solcher Aussagen haben einige Nuhrs DFG-Statement
auch inhaltlich kritisiert, genau diese Stelle hier:
Wissenschaft ist nämlich keine Heilslehre, keine Religion,
die totale Wahrheiten verkündet.
Wer ständig ruft: "Folgt der Wissenschaft!",
der hat das wohl nicht begriffen.
Der Vergleich zwischen Wissenschaft und Religion
wird auch politisch gern eingesetzt,
um Wissenschaft Evidenzbasis abzusprechen.
Als sei es nur Glaubenssache.
"Klimareligion" ist etwa ein beliebter Kampfbegriff
lupenreiner Wissenschaftsverweigerern.
Nur, da es nicht DIE Wahrheit gibt,
kann man "Folgt der Wissenschaft!", rufen.
Der Slogan: "Beruft euch auf wissenschaftliche Evidenz
und ändert eure Meinung, mit neuen Erkenntnissen!",
ist halt etwas sperrig.
Ich sah, dass sich Nuhr über skurrile Studien lustig macht
bzw. über skurrile Schlagzeilen über Studien.
Rauchen galt wissenschaftlich gesehen immer als gesundheitsgefährdend,
jetzt ist es plötzlich gesund.
Haben Sie das gehört? Ja, also, jetzt nicht gesund,
aber es hilft gegen Corona.
99 Prozent der Corona-Toten sind Nichtraucher.
Wär was für unser "Schlagzeilen wissenschaftlich geprüft."
Ein lustiges Bild.
Alle rauchen, um dem Virus zu entkommen.
Wenn im Kindergarten alle so mit Kippe im Sandkasten sitzen.
Na, stell ich mir lustig vor. "Folgt der Wissenschaft!"
Wer behauptet denn "Folgt der Wissenschaft!" hieße,
folge jeder x-beliebigen Studie?
Soll man nicht machen. Da hat er recht.
Bringt mich zu meinem zweiten Punkt:
es gibt zwar nicht DIE Wahrheit,
aber es gibt in vielen Bereichen wissenschaftlichen Konsens.
Und dem zu folgen, ist nicht religiös,
das ist einfach nur vernünftig.
Eine Studie über Corona und Rauchen ist kein wissenschaftlicher Konsens,
dass der Klimawandel menschgemacht ist, ist es.
Der wissenschaftliche Konsens in der Klimaforschung,
die seit Jahrzehnten betrieben wird, ist größer,
als bei einem neuen Virus, das seit Monaten die Welt verdreht.
So hab ich ihn mal paraphrasiert, aber am besten ist da der O-Ton.
Aber den Tod an sich können wir nicht verhindern.
Bei Corona gilt, und da ist die Statistik eindeutig,
die meisten Coronaopfer:
sehr alt, vorerkrankt.
Corona ist meist nicht die Ursache des Todes,
sondern nur der Beschleuniger.
Und vieles beschleunigt den Tod.
Jedes Bier lässt uns früher sterben.
Das nehmen wir hin, da der Tod nüchtern nicht zu ertragen ist.
350.000 Menschen sterben bei uns jährlich an Herzklabastern.
Das könnten wir verhindern.
Eine Sportpflicht, zwei Stunden am Tag oder drei,
Alkoholverbot, Sitzverbot,
tägliche Ernährungsprüfung durch einen Gesundheitsblockwart,
alle 20 Minuten 'ne SMS: "Beweg dich, faule Sau!"
Wir hätten 100.000 Tote weniger.
Das kann man wollen.
Muss man aber nicht.
Ganz ähnliche Argumente brachte er im Januar über Feinstaubdebatte.
Erst mal, dass er hier offenbar andeutet,
dass Corona nicht so schlimm ist,
da Menschen betroffen sind, die eh bald sterben ...
Ganz großes Uff. - Erstens stimmt das nicht.
Jemand mit 'ner Herz-Kreislauf- Erkrankung, mit Diabetes,
mit Lungenerkranung, geschwächtem Immunsystem
stirbt doch nicht eh bald. Und zweitens und eigentlich erstens:
Ethik?
Anyone? Nein?
Was staatliche Schutzmaßnahmen betrifft, hat er recht.
Ein Staat kann Bürger in gewissem Rahmen schützen,
etwa mit Gurtpflicht.
Aber das meiste ist mit gutem Grund Entscheidungsfreiheit.
Wo zieht man die Linie?
Es ist meine Sache, wie viel ich trinke,
sitze und Sport ich mache,
aber für mich wird die Sache anders,
sobald mein Verhalten andere gefährdet.
Ich finde nicht, dass man Zigaretten verbieten sollte.
Aber ich finde es gut,
wenn in Restaurants Rauchverbot herrscht,
da niemand gegen seinen Willen Schadstoffe einatmen soll.
Daher finde ich auch Corona-Schutzmaßnahmen richtig.
Aber das sind alles keine wissenschaftlichen Fragen mehr.
Wissenschaft kann nur feststellen, wie gefährlich was ist.
Was wir daraus machen,
sind sozialpolitische, ethische Fragen.
Und ich weiß, Nuhr eckt bei vielen an und viele sind jetzt enttäuscht,
dass ich nicht auf weitere Aussagen eingehe,
aber Leute, wir haben gar nicht so viel Zeit,
Nuhrs ganzes Bühnenprogramm zu analysieren,
der Mann steht seit 30 Jahren auf der Bühne.
Vor allem wollte ich einen wissenschaftlichen Fokus legen.
Denn wir erinnern: es geht hier um das DFG-Drama,
und der Vorwurf dort war "Unwissenschaftlichkeit".
Also, um Teil drei abzuschließen:
Ist Dieter Nuhr ein ... - großer Freund der Wissenschaft?
(Sie summt und stöhnt.)
Das ist Ansichtssache.
Aber würde ich Nuhr als wissenschaftsfeindlich bezeichnen?
Nein. Aber das ist auch nur meine Meinung.
Lassen wir Meinungen sein und kommen zum nächsten Punkt:
Wie wissenschaftlich korrekt ist Dieter Nuhr?
Ich hab mir nicht 30 Bühnenjahre von Nuhr angesehen,
aber unter den neueren Sachen sind mir ein paar Fehler aufgefallen:
drei Beispiele.
Fangen wir an mit der Diesel-Stickoxid-Feinstaubdebatte.
(Lachen)
Nee.
Das ist nicht so.
Besagter empfohlener Stickoxidgrenz- wert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter
ist der Grenzwert für das Mittel von einem Jahr.
Der empfohlene Grenzwert für eine Stunde
liegt bei Innenräumen aber bei 200 Mikrogramm pro Kubikmeter.
Das heißt, wenn eine Kerze 120 Mikrogramm Stickoxid produziert,
überschreitet das nicht den Grenzwert und erst recht nicht,
wenn man alles durch die Kubikmeter Raum teilt,
denn eine Konzentration ist Menge pro Volumen.
Zweites Beispiel: - Hilft die Maske?
Gegen Ansteckung hilft sie nix, weil die Viren viel zu klein sind.
Die gehen da durch wie durch ein offenes Scheunentor.
Die Datenlage zu Masken ist erstaunlich schlecht.
Es gibt Studien, aber die haben alle methodische Probleme,
etwa dass man den Effekt der Masken nicht trennen kann
vom Effekt anderer Schutzmaßnahmen. Aber!
Auch, wenn Viren durch die Poren so einer Maske passen,
ist es nicht unplausibel,
dass wir wenigstens einen Teil zurückhalten.
Also, wenn ich jetzt huste oder spucke beim Reden,
dann katapultiere ich meine Virenspucke im Zweifelsfall
ins Gesicht meines Gegenübers,
und natürlich hält das so 'ne Maske ab.
Es wäre gefährlich zu denken, dass Masken vor Ansteckungen schützen.
Sie sind kein Ersatz für Sicherheitsabstand.
Aber es ist auch gefährlich zu sagen:
Die helfen nix.
Denn überall da, wo man keinen Abstand halten kann,
kann die Maske etwas verhindern.
Drittes Beispiel: - Vom ersten Moment an wusste man
beim Robert Koch-Institut auf die Stelle hinter dem Komma genau,
wie hoch die Sterblichkeit bei Covid-19 ist.
Obwohl niemand bis heute weiß, wie viele überhaupt infiziert sind.
Weil das nur repräsentative Tests sagen können.
Weshalb auch niemand ausrechnen kann,
wie viel Prozent der Infizierten ableben.
Da fehlt schlicht und einfach die wichtigste Variable.
Und Kenntnis vorzutäuschen, ist nicht wissenschaftlich
und nicht seriös, sondern sogar ärgerlich,
weil die Wissenschaft ist die einzige wirkliche Wissensquelle,
die wir haben.
Und da finde ich es schön, wenn Institutionen wie das RKI etwa
nicht den Ruf der Wissenschaft als Ganzes runterziehen würden,
indem sie Wissen vortäuschen, wo keins ist.
Er hat recht, dass es bei Corona eine Dunkelziffer gibt
und dass wir deswegen die Infektionssterblichkeit,
also Todesfälle geteilt durch alle Infektionsfälle,
nur schätzen können.
Was das RKI oder auch die Johns Hopkins University berichten,
ist Fallsterblichkeit,
die Anzahl der Todesfälle unter den gemeldeten Fällen.
Aber es wurde auch nie was anderes behauptet,
im Gegenteil.
Am Anfang wurde drauf hingewiesen,
dass etwa die Fallzahlen mit mehr Tests steigen werden,
dass dafür die Sterblichkeit sinkt usw.
Das RKI hat nie vorgegeben oder vorgetäuscht,
die reale Infektionssterblichkeit zu wissen und vermitteln.
Also, das stimmt schlichtweg nicht.
Das hat er wohl falsch verstanden. Okay.
Nuhrs Comedy ist oft nicht wissenschaftlich korrekt.
Schlimm? Schaden wird's ihm kaum.
Wir messen Satire, Comedy nicht an wissenschaftlicher Korrektheit.
Ich fände das toll, stellt euch vor,
jeder, der/die sich in der Öffentlichkeit äußert,
müsste fact checken und recherchieren.
Stellt euch vor, alle würden ihre Kommentare erst fact checken,
bevor sie sie irgendwo hinkotzen.
Das wär 'ne entspanntere Welt.
Aber bestimmt auch eine weniger witzige Welt.
Also, Witze sind nun mal pointiert und zugespitzt,
sie übertreiben und verkürzen.
Wendet man das auf Wissenschaftliches an,
ist das eine Garantie für wissenschaftliche Inkorrektheit.
Wobei ich nicht sagen will,
dass man Wissenschaft nicht humorvoll vermitteln kann.
Ich meine, ich bin ja das beste Beispiel dafür.
Er ist doch ... (verzerrt:) nur Dieter.
Ich will damit nur sagen ...
Ich will damit Nuhr sagen ... (Tusch)
Ich lass es, sorry.
Wir müssen Comedy nicht an wissen- schaftlicher Korrektheit messen,
aber wir müssen so quellen- und medienkompetent sein,
Satire über wissenschaftliche Inhalte
nicht als wissenschaftliche Quelle zu sehen,
sondern eben nur als Unterhaltung. So. Aber!
Sollte ein nicht immer wissenschaftlich korrekter Satiriker
ein Statement für das Wissen für die DFG abgeben?
Hätte die DFG Nuhr erst gar nicht fragen sollen?
Aus ihrer Sicht sicherlich ja, da hätten sie sich viel erspart.
Ist es okay, dass die DFG einen schon veröffentlichten Beitrag
wieder löscht?
Was eine andere Gewichtung hat, als jemanden nicht zu fragen.
Sagen wir, das Kampagnenteam die DFG wusste nichts
von den Kontroversen rund um Nuhr, haben das durch den Backlash erfahren
und haben dann Aussagen von ihm reviewed
und dann befunden ... ach, nee ...
Doch nicht. Das passt nicht zu unserer Haltung,
das finden wir nicht konsistent,
hätten wir das gewusst, hätten wir nicht gefragt: Löschen.
Okay. Aber ... dann muss man das auch begründen.
Stattdessen war die einzige Begründung:
(Sie liest den ersten Teil vor.)
Nichts, ob sie der Kritik inhaltlich zustimmen.
Heißt das, der Beitrag wurde gelöscht,
einfach nur, weil er unbeliebt war? Aber schaut euch das an.
Exakt jetzt, wo ich dieses Video aufnehme,
veröffentlicht die DFG ein ausführliches Statement,
wo sie quasi sagen:
Sorry, aber wir waren einfach nur überfordert.
Und ja, ich denke, genauso war's.
Also an alle, die direkt "Zensur!" geschrien haben. Beruhigt euch mal.
Und die DFG bezieht ziemlich klar Stellung,
dass sie nicht Stellung beziehen.
Die Kritik zum Religionsvergleich haben sie verstanden,
aber möchten ausdrücklich nicht darüber werten.
Nach dieser Begründung ist die logische Folge,
dass sie den Beitrag wieder online nehmen, was Sie Nuhr auch anbieten,
und zwar "im Lichte der aktuellen Debatte kommentiert".
Das ist natürlich alles sehr ...
unglücklich.
Dieter Nuhr hat das Angebot der DFG abgelehnt,
was wenig überrascht.
Auch, wenn ich zugegebenermaßen nicht auf die Idee gekommen wäre,
Dieter Nuhr aktiv anzufragen,
jeder und jede sollte sich in der Öffentlichkeit
zur Wissenschaft bekennen dürfen.
Ich denk nicht, dass man dafür wissenschaftlich perfekt sein muss.
Wenn etwa die Grünen
die Partei der Wissenschaft sein wollen,
wegen Klimapolitik und so - super.
Natürlich weiß ich, dass die Grünen bei Themen wie Homöopathie
oder grüner Gentechnik
nicht dieselbe Wissenschaftlichkeit zur Schau stellen.
Verlange ich deswegen, dass die Grünen
ihre Verschreibung der Wissenschaft zurückziehen sollen?
Klar, kann man.
Aber ich ziehe es vor,
die Grünen auf ihre Wissenschafts- liebe festzunageln,
wie Lars es etwa aus unserem "maiLab"-Team gerne tut.
Bei dieser Gelegenheit: folg Lars auf Twitter.
Er ist da viel informativer und lustiger als ich.
Und wer sagt denn,
dass Nuhr nicht mal seine Meinung ändern kann,
wenn man ihn nicht mit Beschimpfungen,
sondern Fakten konfrontiert, und an sein Statement erinnert.
Zum Beispiel haben sich im März viele
furchtbar über diesen Tweet von Nuhr aufgeregt.
Immerhin räumte er öffentlich auch ein:
Viele haben die Krankheit unterschätzt, ich im Übrigen auch.
Um es deutlich zu sagen.
Und deswegen finde ich es gut,
wenn sich Dieter Nuhr öffentlich zur Wissenschaft bekennt.
Denn damit lädt er uns ja ein,
seine Arbeit nicht nur anhand von Unterhaltung,
sondern auch wissenschaftlicher Korrektheit zu bewerten,
und das ist doch eigentlich nur gut, oder?
Ich hoffe, das Drama hat der DFG und der wirklich schönen Kampagne
wenigstens ein bisschen Aufmerksamkeit gebracht,
denn: there is no such thing as bad PR? Vielleicht.
In der Endcard verlinke ich unser Wissenschaftler-Ehrenvideo
und ein Video von Ranga Yogeshwar.
Ranga ist ja, seit ich denken kann,
eine der stärksten Stimmen für die Wissenschaft,
und er hat bei diesem Videostatement auch mitgemacht
bei "Für das Wissen".
Und nachdem er mir im TV seine Nachfolge bei "Quarks" überließ,
hat er jetzt mit YouTube angefangen, was natürlich meganice ist,
ganz heiße Kanalempfehlung von mir.
Unbedingt abonnieren.
Und hinterlasst Ranga gerne viele liebe Kekse von mir.
Wir sehen uns in zwei Wochen, bis dahin: bleibt sicher!

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