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„Rehabilitation vor Pflege“ – dieser Grundsatz unterstreicht die Wichtigkeit der Rehabilitation:
Menschen sollen auch dann, wenn sie von chronischer Krankheit oder Behinderung betroffen
sind, am gesellschaftlichen Leben teilhaben können, und Pflegebedürftigkeit soll so lange wie
möglich vermieden werden. Diese Formulierung impliziert jedoch eine Nachrangigkeit von
Pflege und reduziert zugleich den Blick auf den medizinischen Aspekt von Rehabilitation sowie
auf den Einsatz von Therapien wie beispielsweise Physiotherapie. Pflege käme demnach erst
nach einer Rehabilitation in Betracht, nämlich dann, wenn nach rehabilitativen Maßnahmen
dauerhafte Einschränkungen beim Betroffenen zurückbleiben. Pflege würde in diesem Sinne
quasi die Konservierung eines nicht mehr verbesserbaren Abhängigkeitszustandes kranker und
behinderter Menschen bedeuten. Dabei wird übersehen, dass eine fördernde Pflege wesentlich zu
einer gelingenden Rehabilitation beiträgt. Zudem beinhaltet Rehabilitation nicht nur eine
Verbesserung von Fähigkeiten und Fertigkeiten betroffener Menschen, sondern auch die
Unterstützung dabei, entstandene Einschränkungen in das eigene Leben zu integrieren.
Bereits durch das Krankenpflegegesetz im Jahre 2003 wurde eine enge Beziehung zwischen der
Pflege und der Rehabilitation geknüpft. Wichtige Bestandteile der Pflege sind demnach die
Beratung Betroffener und ihrer Bezugspersonen sowie die Koordinierung der verschiedenen, am
Versorgungsprozess beteiligten Berufsgruppen.
Wie facettenreich das Thema Rehabilitation ist und welchen wichtigen Beitrag eine
professionelle Pflege leisten kann, wird aus den hier zusammengestellten Fachartikeln deutlich.
Bei der Bearbeitung dieser Lerneinheit wünsche ich Ihnen viel Freude!
Geschichtlicher Rückblick
Es kann davon ausgegangen werden, dass ein wichtiger Ansporn zur vollständigen Rehabilitation
von Betroffenen in den vergangenen Jahrhunderten die Stellung von Kranken und Behinderten in
der jeweiligen Gesellschaft war. Konnte eine vollständige Erlangung oder Wiederherstellung der
körperlichen oder seelischen Gesundheit nicht erreicht werden, mussten die von diesem Umstand
betroffenen Menschen oftmals ihr gesamtes Leben mit Stigmatisierung und Ausgrenzung
verbringen. Sie lebten von Almosen und verbrachten, wenn sie auf Pflege angewiesen waren,
den größten Teil ihres Lebens in Armenhäusern. Zum Schutz der „gesunden“ Bevölkerung
wurden Sicherheitseinrichtungen wie Seuchenhäuser oder Irrenhäuser eingerichtet. Erst durch
die preußische Vormundschaftsordnung aus dem Jahre 1875 wurden zum Beispiel die Begriffe
„Wahnsinn“ und „Blödsinn“ durch den der Geisteskrankheit ersetzt. Erstmalig wurden
angeborene oder erworbene psychische Zustände als Krankheiten anerkannt. Menschen mit
Mobilitätseinschränkungen wurden auch weiterhin als „Krüppel“ oder „lahm“ angesehen.
Hierbei wurde sich nicht die Mühe gemacht, die verschiedenen Ursachen der körperlichen
Einschränkungen zu ermitteln. Es erfolgte eine einfache Zusammenfügung unter dem Begriff der
Verkrüppelung. Obwohl bereits ab 1832 erste Einrichtungen für „Krüppel“ gegründet wurden,
erfolgte die Einführung einer Statistik erst im Jahre 1906/1907. Dadurch konnte eine
zielgerichtete Hilfe initiiert werden. Erst 1920 wurde im Preußischen Krüppelfürsorgegesetz eine
rechtliche Versorgungsgrundlage für körperlich eingeschränkte Menschen erlassen. Darin wird
beschrieben, dass der betroffene Mensch dauerhaft in der Ausübung einer Erwerbstätigkeit
„behindert“ sein muss. Erstmalig erschien in einem Gesetz also das Wort „behindert“. Ähnlich
wie heute über das Wort „Behinderung“ eine kritische Diskussion geführt wird, wurde in den
1920er Jahren über die Frage gestritten, ob die Bezeichnung „Krüppel“ den Betroffenen gerecht
wird. Erst im Jahre 1957 wurde die Bezeichnung „Krüppel“ durch das Körperbehindertengesetz
abgelöst und gesellschaftlich geächtet (vgl. Welti, 2005: 10ff).
Versicherter Personenkreis
▪ Alle Personen, die in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert sind, z.B.
Auszubildende, Studierende, Arbeitnehmer, Rentner und Berufstätige
(Familienversicherte werden beitragsfrei mitversichert)
▪ Versicherte der privaten Krankenversicherung
Träger der Pflegeversicherung
▪ Pflegekassen der gesetzlichen Krankenversicherung
▪ Pflegekassen der privaten Krankenversicherung
Menschen, die wegen einer körperlichen, geistigen oder seelischen Krankheit oder Behinderung
▪ auf Dauer (mindestens sechs Monate) der Hilfe bei den gewöhnlichen und regelmäßig
wiederkehrenden Verrichtungen des täglichen Lebens bedürfen, sind pflegebedürftig.
Dazu gehören Ernährung, Körperpflege, Mobilität und hauswirtschaftliche Versorgung.
Pflegegrad Definition
Rehabilitationsphasen
Innerhalb des Gesundheitssystems haben sich unterschiedliche Modelle für die
Rehabilitationsphasen entwickelt.
Vita
Prof. Dr. rer. medic . Herbert Hockauf, Deutsche Gesellschaft für Gesundheit und
Pflegewissenschaft mbH, Kalkar
Dipl. Pfl. Päd. Ingrid Anslik, wissenschaftliche Mitarbeiterin
Literatur
1 DIMDI (2005) Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und
Gesundheit. Stand 2005;
2 Juchli L. Pflege. Stuttgart: Thieme 1994;
3 Keupp H. Hrsg. Zugänge zum Subjekt. Perspektiven einer reflexiven
Sozialpsychologie. Frankfurt: Suhrkamp 1994;
4 Marburger H. SGB XI. Soziale Pflegeversicherung. 3.: aktualisierte
Ausgabe Regensburg: Walhalla Fachverlag 2010;
5 MDS/GKV-Spitzenverband Richtlinien des GKV-Spitzenverbandes zur Begutachtung von
Pflegebedürftigkeit nach dem XI. Buch des Sozialgesetzbuches. Essen/Berlin: 2009
V. Selbsthilfegruppen
Zusammenfassung
Nach der Rehabilitation sind die Betroffenen und ihre Angehörigen oft auf sich gestellt. Ihnen
fehlen Möglichkeiten, sich über die Therapie, den Krankheitsverlauf oder sozialrechtliche
Fragen zu informieren. Eine Selbsthilfegruppe kann Teil eines Netzwerkes sein, von dem der
Betroffene und seine Angehörigen profitieren.
(vgl. www.arnsberg.de/selbsthilfe)
Sinn und Zweck. Das Ziel von Selbsthilfegruppen ist meist die Verbesserung der
Lebensumstände Betroffener und das Einwirken auf das soziale und politische Umfeld. Die
Gruppe ist außerdem das Mittel, die äußere (gesellschaftliche) und innere (Einsamkeit,
Hilflosigkeit) Isolation aufzuheben (vgl. DGA SHG 1987 im
Internet: http://www.ampuwiki.de/wiki/Definition_Selbsthilfegruppe).
Das Internet ist nach wie vor die einfachste Möglichkeit, sich über Selbsthilfegruppen zu
informieren. Es gibt bundesweit Selbsthilfegruppen unterschiedlichster Art. Eine gute
Recherchehilfe bietet hier die NAKOS-Datenbank. NAKOS bedeutet: Nationale Kontakt- und
Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen. Sie bietet
Aufklärungs-, Service- und Netzwerkunterstützung im Rahmen der Selbsthilfe. Dies geschieht
durch die Publizierung von Aufklärungsbroschüren, Informationsblättern, Plakaten etc.). NAKOS
kooperiert u. a. mit Selbsthilfeorganisationen, Behörden, Verbänden, Rehabilitationskliniken
und Krankenkassen. Die Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Selbsthilfegruppen e. V. ist der
Fachverband zur Unterstützung und Förderung der Selbsthilfegruppen in Deutschland. Die
Datenbank von NAKOS umfasst etwa 70 000–100 000 Selbsthilfegruppen die Krankheiten und
psychosoziale Themen vertreten (vgl. http://www.nakos.de/site/ueber-uns/).
Selbsthilfegruppen unterstützen Betroffene und Angehörige in ihrem Selbstmanagement mit
der Krankheit oder Behinderung und deren Folgen besser umzugehen. Pflegende können durch
eine gute Beratung hierzu einen wichtigen Beitrag leisten.
http://www.nakos.de/site/datenbanken/
Rote
Adressen Örtliche, regionale Selbsthilfekontaktstellen und Selbsthilfeunterstützungsstellen
Blaue Seltene Erkrankungen und Probleme: Betroffene, die an der gleichen Erkrankung leiden,
Adressen und Selbsthilfegruppen
Gelbe
Adressen Internationale Adressen für Selbsthilfeunterstützung von Personen und Institutionen