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Sigmund Freud

Sigmund Freud (geboren am 6. Mai 1856 in Freiberg in Mähren als Sigismund Schlomo Freud; gestorben am
23. September 1939 in London) war ein österreichischer Arzt, Neurophysiologe, Tiefenpsychologe,
Kulturtheoretiker und Religionskritiker. Er ist der Begründer der Psychoanalyse und gilt als einer der
einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts. Seine Theorien und Methoden werden bis heute diskutiert und
angewendet, aber auch kritisiert. Zum Teil erfahren sie Bestätigung durch die Erkenntnisse der noch jungen
Neuropsychoanalyse.

Freuds neuartige Vorstellungen der großen Bedeutung kindlicher


sexueller Konfliktlagen und Traumata bei der Entstehung von
Neurosen fanden zunächst wenig Resonanz in der Ärzteschaft, sodass
er eine lange Phase der Ausgrenzung durchlebte, bevor sich,
ausgehend von Wien, allmählich ein Kreis von Anhängern um ihn
scharte, um die psychoanalytische Lehre weiterzuentwickeln und zu
verbreiten. Grundlegend als Werk und als Instrument zur Erforschung
des Unbewussten wurde die an der Wende zum 20. Jahrhundert
erschienene Traumdeutung.

Die größte Verbreitung unter Freuds Schriften erzielte die Studie Zur
Psychopathologie des Alltagslebens. Allgemein bekannt sind unter
anderem die Freudsche Fehlleistung und das mit den Lehren Freuds
verbundene Strukturmodell der Psyche: das Es, das Ich und das Über-
Ich. Besonders in seinem Spätwerk zeigte sich Freud als scharfer
Religionskritiker. Sein Bekenntnis zum Judentum war nicht religiös
motiviert.
Sigmund Freud (Fotografie von Max
Eine kritische Auseinandersetzung mit Freuds Lehrmeinungen ließ Halberstadt, 1921)
schon unter seinen frühen Anhängern nicht lange auf sich warten.
Eigene Lehren entwickelten erst Alfred Adler, dann auch der von
Freud zunächst als Nachfolger vorgesehene C. G. Jung. Die wahre
Hüterin von Freuds Erbe wurde seine Tochter Anna Freud, die sich
zur Psychoanalytikerin ausbilden ließ, selbst publizierte und ihren
1923 an Gaumenkrebs erkrankten Vater bei Vorträgen und
Kongressen vertrat. Sie blieb auch bei ihm, als er nach der Bücherverbrennung 1933 in Wien ausharrte und
begleitete ihn nach dem Anschluss Österreichs 1938 ins Londoner Exil.

Inhaltsverzeichnis
Werdegang und Wegmarken
Familiäre Verhältnisse
Gymnasialzeit
Ausgedehntes Medizinstudium
Berufliche Ausgangslagen
Physiologische Forschung und klinische Erfahrungen
Hirnanatomie, Kokain und Pariser Impulse
Psychoanalyse im Werden
Seelenarzt in eigener Mission
Verbreitungsansätze
Behandlungspraxis und Lebensalltag
Psychoanalytische Politik
Richtungskämpfe und Beziehungskonflikte
Weltkriegs- und Nachkriegserfahrungen
Leben und arbeiten mit dem Krebsleiden
Tochter Anna als starker Rückhalt
Freuds Frauenbild
Berühmtheit mit Kehrseiten
An den Abgründen des Zeitgeschehens
Bücherverbrennung und Schuschnigg-Regime
„Finis Austriae“ – Fortgang nach dem Anschluss 1938
Exil und Tod in England
Lebenswerk
Krankengeschichten
Es, Ich und Über-Ich
Entwicklungsmodell der Psyche
Religionskritik
Rezeptionsaspekte
Kritische Auseinandersetzung
Bleibender Nachruhm
Auszeichnungen und postume Ehrungen
Schriften
Veröffentlichungen
Unveröffentlichte Schriften: Das Freud-Archiv
Gesamtausgaben
Briefe
Literatur
Biografien
Lexika
Literatur
Literarische Rezeption
Filme
Weblinks
Einzelnachweise

Werdegang und Wegmarken

Familiäre Verhältnisse
Siehe auch: Freud (Familie)
Freud wurde als Sohn jüdischer Eltern aus Galizien in Freiberg in
Mähren (tschechisch Příbor) – damals Teil des Kaisertums Österreich,
heute in Tschechien – geboren und hieß ursprünglich Sigismund
Schlomo Freud. Sein Vater Jacob Freud war Wollhändler, entstammte
einer chassidischen Familie, war bei Sigmunds Geburt bereits 40
Jahre alt und in dritter Ehe verheiratet mit der wesentlich jüngeren
Amalia Nathansohn Freud.[1] Jacob Freud las zwar die Bibel in
hebräischer Schrift und vermittelte seinem Sohn die Faszination für
die Geschichten des Alten Testaments; die religiösen Bräuche seiner
chassidischen Vorfahren gab er aber auf und ließ nur einzelne Freuds Geburtshaus in Freiberg
jüdische Feste als Familienfeste noch feiern. Freud äußerte im (heute Sigmund Freud Museum
Rückblick: „Mein Vater ließ mich in voller Unwissenheit über alles, Příbor)
was das Judentum betrifft, aufwachsen.“[2]

Sigmund Freud hatte zwei ca. 20 Jahre ältere Halbbrüder aus der ersten Ehe seines Vaters, die Österreich aber
noch in seinen Kindertagen verließen, um in Manchester ihr Auskommen zu suchen. Der nach ihm geborene
jüngere Bruder Julius starb noch vor Freuds zweitem Geburtstag; seine Schwester Anna wurde zum
Jahresende 1858 geboren. Als der im Tuchhandel tätige Jacob Freud in Freiberg für sich keine
Zukunftsperspektive mehr sah, zog die Familie 1859 erst nach Leipzig und wegen einer für Leipzig nicht
erteilten Aufenthaltsgenehmigung weiter nach Wien, wo sie in den von Juden bewohnten Quartieren der
Leopoldstadt unterkam und in der Folgezeit noch mehrfach umzog. In den Jahren 1860 bis 1864 kamen
Freuds jüngere Schwestern Rosa, Maria, Adolfine und Pauline zur Welt und 1866 sein Bruder Alexander,
dessen Namen Sigmund hatte aussuchen dürfen.[3]

Einen argen Reputationsverlust erlitt die Familie 1865, als Jacobs Bruder Josef Freud wegen des Verdachts auf
Verbreitung gefälschter russischer Rubel festgenommen und 1866 zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde, die er
bis 1870 absitzen musste. Polizeiberichten zufolge führte die Spur nach Manchester, wo sich Jacobs Söhne
Emmanuel und Philipp Freud aufhielten, ohne dass diese jedoch erwähnt wurden. Sigmund fiel auf, dass die
Haare seines Vaters binnen weniger Tage stark ergrauten.[4]

Gymnasialzeit

Nach dem Besuch einer privaten Volksschule ging Freud ab 1865 auf das Leopoldstädter Communal-
Realgymnasium. Das auf das Erlernen der alten Sprachen und den Erwerb historischen Wissens zentrierte
humanistische Bildungsangebot kam Freuds Anlagen und Interessen entgegen. Gelesenes vermochte er nach
eigenem Bekunden auch in längeren Passagen auswendig herzusagen. Neben dem Pflichtpensum las er für
sich in den Schriften der Vorsokratiker, Platons sowie der attischen Tragödiendichter und beschäftigte sich mit
archäologischen Studien, insbesondere denen Heinrich Schliemanns zu Troja.[5]

Unter den Geschwistern hatte er als einziger einen eigenen Raum in der Wohnung, den er mehr und mehr mit
Büchern füllte. Um beim Lesen keine Zeit zu verlieren, nahm er hier auch oft seine Mahlzeiten ein. Seinen
Schwestern half er bei den Hausaufgaben, verlangte aber energisch Rücksichtnahmen auf den eigenen Pauk-
und Studienbetrieb. „Als er sich, in seine Bücher vergraben, über den Lärm beklagte, den Annas
Klavierstunden machten, verschwand das Piano auf Nimmerwiedersehen.“ Die Familie nahm seine
„jungenhafte Herrschsucht“ gleichmütig hin und bestärkte ihn in dem Gefühl der eigenen
Außergewöhnlichkeit.[6]

Für die Vorbereitung der Reifeprüfung an den zeitgenössischen österreichischen Gymnasien war umfängliches
Auswendiglernen über Monate nötig.[7] Wechselnde Stimmungslagen des Hoffens, Schwankens, der
Bestürzung und Erheiterung begleiteten Freud in der Abschlussprüfung im Juli 1873, die mit glänzenden
Ergebnissen für ihn endete. In sieben Fächern erreichte er die Bestnote: „Vorzüglich“. Die
Übertragungsaufgabe ins Altgriechische bestand aus 33 Versen der Sophokles- Tragödie König Ödipus. Noch
im selben Jahr schaffte Freud sich eine deutsche Ausgabe der Tragödien des Sophokles an, mit der er später
weiterhin arbeitete.[8]

Ausgedehntes Medizinstudium

Freud, der auch mit dem Gedanken an ein Studium der Rechtswissenschaft gespielt hatte, entschied sich – in
der Absicht, Naturforscher werden zu wollen – für Medizin und immatrikulierte sich im Sommer 1873 an der
Universität Wien. Sein Interesse galt dabei vor allem der menschlichen Natur und ihrer Erforschung.[9] Der
Andrang auf das Fach war so groß – etwa 1300 Medizinstudenten Anfang der 1870er Jahre an der Universität
Wien –, dass dort bereits damals die anonyme Atmosphäre einer Massenuniversität herrschte.[10] Freud war
von vornherein entschlossen, seine akademischen Interessen nicht auf die Ausbildung als Mediziner zu
beschränken. So nahm er bald auch an Vorlesungen Franz Brentanos über Logik, aristotelische
Erkenntnistheorie und Empirismus teil und begann Brentanos psychologische Schriften zu lesen. „Sein ganzes
Leben stand jetzt unter dem Diktat eines großen, nahezu unersättlichen Bildungstriebs, geprägt von heftigen
Neigungswechseln, schwankend zwischen Zoologie, Physiologie und Naturphilosophie“, so Peter-André
Alt.[11] Beim Durchlaufen der medizinischen Fachrichtungen ließ sich Freud speziell von den Vorlesungen
des Psychiaters Theodor Meynert anregen, in dessen Klinik er nach beendetem Studium 1883 „das breite
Spektrum unterschiedlichster Nervenleiden kennenlernte und den Grundstock für eigene Forschungen auf
therapeutischem Feld legte.“[12]

Seit Herbst 1874 betrieb Freud seinen eigenen Philosophiezirkel, teils mit früheren Schulkameraden, und
widmete sich unter anderem Feuerbachs Werk Das Wesen des Christentums mit Aussagen zur Religionskritik,
die ihn dauerhaft beeindruckten.[13] Im Sommer 1875 besuchte er seine Halbbrüder in Manchester und zeigte
sich hinfort von englischer Lebensart äußerst positiv eingenommen. Anschließend nahm ihn der Zoologe Carl
Claus – von Peter Gay zu den „erfolgreichsten und fruchtbarsten Propagandisten Darwins in deutscher
Sprache“ gezählt – als Famulus in sein Labor auf und verschaffte ihm die Möglichkeit, an der von ihm
eingerichteten Versuchstation für Meeresbiologie in Triest Forschungsarbeit an Aal-Hoden zu leisten.[14] 1876
wechselte Freud in das Labor des Physiologen Ernst Wilhelm von Brücke, in dessen Auftrag er, hauptsächlich
mikroskopierend, bis 1882 arbeitete und forschte. Die Untersuchungen bezogen sich auf das Nervensystem
niederer Fische und im Vergleich dazu auf das menschliche.

Vor den Abschlussprüfungen seines Medizinstudiums hatte Freud 1879 noch seinen einjährigen Militärdienst
im Wiener Sanitätskorps zu absolvieren. Da er seine Dissertation Über das Rückenmark niederer Fische
bereits vor den Prüfungen abgeschlossen hatte, wurde er schon am Tag nach Bestehen der letzten
medizinischen Prüfung auch zum Doktor der Medizin promoviert.[15] Das mit 17 Jahren früh begonnene
Medizinstudium endete für den 25-Jährigen vergleichsweise spät. „Seine umfassende Neugier und sein Hang
zur Forschung hinderten ihn daran, seinen Doktorgrad innerhalb der üblichen fünf Jahre zu erwerben“,
resümiert Peter Gay.[16]

Berufliche Ausgangslagen

Physiologische Forschung und klinische Erfahrungen

Noch mehr als ein Jahr nach der Promotion setzte Freud seine physiologische Forschung in Brückes Labor
fort. Schon während des Studiums hatte er einem Freund geschrieben, dass er es bei der Berufsvorbereitung
vorziehe, lieber „Tiere zu schinden“ als „Menschen zu quälen“.[17] Als er jedoch im April 1882 Martha
Bernays kennenlernte und zu heiraten begehrte, musste er eine deutliche Verbesserung seiner
Einkommensverhältnisse anstreben.
Ende Juli 1882 nahm Freud eine Beschäftigung als Assistenzarzt im Wiener Universitätsklinikum an, um auf
klinischem Gebiet Kenntnisse zu erwerben, die ihm für den anschließend geplanten Betrieb einer eigenen
Praxis nützlich sein sollten. In der Chirurgie, für die ihm das handwerkliche Geschick und Zutrauen fehlten,
blieb er nur wenige Wochen und wechselte dann mit einer Empfehlung Meynerts in die von Hermann
Nothnagel geführte innere Abteilung, in der er sich aber ebenfalls eher schlecht als recht aufgehoben fühlte. So
ergriff er ein halbes Jahr später eine Gelegenheit, in Meynerts psychiatrischer Klinik unterzukommen. Dort
bekam er es mit drastischen Krankheitsbildern zu tun, für deren Behandlung Psychopharmaka noch nicht zur
Verfügung standen. Auch in der syphilitischen Abteilung beschäftigte man Freud, ein „Gruselkabinett der
Geschlechtskrankheiten“ mit hoher Sterberate.[18]

Hirnanatomie, Kokain und Pariser Impulse

Jeweils nach Beendigung des Dienstes an den Patienten bei 19 Uhr begab sich Freud für hirnanatomische
Studien in Meynerts Labor. Um diese Forschungsarbeit enger mit der klinischen Tätigkeit verbinden zu
können, wechselte er im Januar 1884 in die neurologische Abteilung, wo Nervenleiden wie Lähmungen,
Kopfschmerz und Wahrnehmungsstörungen behandelt wurden.[19]

Mit der medizinischen Verwendung der damals neu in sein Blickfeld geratenen Substanz Kokain hatte Freud
in doppelter Hinsicht kein Glück: Die von ihm angeregte Verwendung als örtliches Betäubungsmittel ging als
wissenschaftliches Verdienst mangels näherer Beschäftigung nicht auf sein Konto, sondern auf das von Carl
Koller, der die lokalanästhetische Wirkung des Kokains am Auge untersuchte und publizierte. Freuds an dem
befreundeten Arztkollegen Ernst von Fleischl vorgenommene und als unbedenklich angesehene Behandlung
einer Morphiumabhängigkeit mittels Kokain-Ersatzgaben zeigte nur anfänglich deutlichen Erfolg, erzeugte
aber ebenfalls die fatale Sucht nach Dosissteigerung. Freud, der Kokain in kleinen Dosen unter anderem zur
lokalen Behandlung von Nebenhöhlenentzündungen und als leistungssteigerndes Mittel bis 1896 selbst
konsumierte, und seine Verlobte Martha, die damit auf seine Empfehlung kleine Beschwerden kurierte, wiesen
hingegen keine Suchtmerkmale auf.[20]

Im September 1885 erhielt Freud nach erfolgreich absolviertem


Habilitationscolloquium die Zulassung als Privatdozent an der
Universität Wien. Unmittelbar danach erhielt er die Zusage für ein
von ihm beantragtes sechsmonatiges Reisestipendium für
Nachwuchswissenschaftler und verbrachte es bei Jean Martin Charcot
an der Pariser Salpêtrière, weil die dortige Neuropathologie als die
seinerzeit fortgeschrittenste überhaupt galt. Nachhaltig beeindruckend
für auswärtige Gäste der Einrichtung waren vor allem Charcots im
wöchentlichen Turnus vor Fachpublikum stattfindende Patienten-
Vorführungen mit Diagnose-Erhebung, bei denen oft eine Charcot demonstriert die Wirkung der
Hypnotisierung der Kranken die Feststellung der jeweils typischen Hypnose an einer „Hysterikerin“, der
Patientin Blanche Wittman, Gemälde
Krankheitssymptome erleichtern sollte. Auch gab Charcots
von André Brouillet (1887)
regelmäßig herausragende Beispiele belebender Vortragskunst in
Vorlesungen. Nach Wien zurückgekehrt, übersetzte Freud einige
Schriften Charcots und würdigte ihn in einem Nachruf 1893 unter
anderem als Entdecker der traumatisch ausgelösten Neurosen und für die Verfeinerung des hypnotischen
Verfahrens.[21]

Siehe auch: Studien über Hysterie

Psychoanalyse im Werden
→ Hauptartikel: Psychoanalyse und Geschichte der Psychoanalyse
Die Verwendung der Hypnose als Behandlungsmethode hatte Freud bereits bei dem ihm aus Meynerts Klinik
bekannten und befreundeten Arztkollegen Josef Breuer kennengelernt; und er versuchte sich nach den Pariser
Erfahrungen auch selbst an ihr, als er sich im April 1886 mit eigener Praxis selbstständig machte. Daneben
kümmerte er sich während der zehn folgenden Jahre um Aufbau und Betrieb der neurologischen Ambulanz
am Ersten öffentlichen Kinder-Krankeninstitut im 1. Wiener Gemeindebezirk.[22] Dieses Betätigungsfeld
lieferte ihm „Anschauungsmaterial von unschätzbarer Bedeutung“, so Alt, da er „seine spätere Sexualtheorie
wesentlich auf Beobachtungen infantiler und pubertärer Veränderungsprozesse gründete.“[23]

Mit der eigenen Privatpraxis, die allerdings zunächst nur spärliche Einnahmen
erbrachte, schienen nun auch die Voraussetzungen für eine Eheschließung
gegeben. Nach vierjähriger Verlobungszeit heirateten Sigmund Freud und
Martha Bernays am 13. September 1886 standesamtlich im Rathaus von
Wandsbek bei Hamburg; tags darauf folgte die Trauung nach jüdischem
Ritus.[24] In den Jahren 1887 bis 1895 brachte Martha Freud sechs Kinder zur
Welt: Mathilde (1887–1978), Jean-Martin (1889–1967), Oliver (1891–1969),
Ernst (1892–1970), Sophie (1893–1920) und Anna (1895–1982). 1891 bezog
die Familie die Wohnung in der Wiener Berggasse 19, Freuds Domizil bis
1938.

Seelenarzt in eigener Mission


Das Haus Berggasse 19 in
Kurz nach Beendigung der in Travemünde verbrachten Flitterwochen stieß Wien. Hier lebte Freud mit
Freud im Oktober 1886 mit einem Vortrag Über männliche Hysterie in der seiner Familie 47 Jahre lang
Wiener Gesellschaft der Ärzte auf teils heftige Ablehnung, die auch sein von 1891 bis zur Emigration
vormaliger Förderer Meynert zum Ausdruck brachte, indem er männliche nach London 1938
Hysterie als ein abwegiges „Spezifikum französischer Dekadenz“ bezeichnete
und damit die Erträge von Freuds Parisreise herabwürdigte. In der Folge sah
sich Freud von den klinischen Kapazitäten in der Wiener Ärzteschaft weitgehend isoliert und ins Abseits
gestellt. Entsprechend schleppend war während der ersten Jahre der Zulauf zu seiner Praxis.[25]

Seine an nervösen Erkrankungen leidenden, vorwiegend weiblichen Patienten behandelte Freud mit den
bereits erprobten Verfahren, darunter neben der Hypnose auch Elektrotherapie. Anfang der 1890er Jahre
kehrte er sich aber davon ab. Er legte sein Augenmerk nun stärker auf die wahrscheinliche Wirkung sexueller
Konflikte hinsichtlich neurotischer Erkrankungen bis hin zu der gegenüber Wilhelm Fließ 1893 geäußerten
Hypothese, „daß die Neurasthenie überhaupt nur eine sexuelle Neurose ist.“[26] Der seinerseits theoriefreudige
Berliner Arztkollege und Nasenspezialist Fließ wurde in diesen Jahren, in denen Freud wenig Anerkennung in
seinem beruflichen Umfeld fand, als Brief- und gelegentlicher Partner für den persönlichen Austausch mit
seinen Ideen, Anregungen und mit dem Lektorieren von Freuds Manuskripten zum wichtigsten Förderer von
dessen psychoanalytischen Ansätzen.[27]

Einen bedeutenden Beitrag in der Entstehungsgeschichte der Psychoanalyse leistete auch Josef Breuer, der
den Fall der „Anna O.“ (Bertha Pappenheim) in den mit Freud gemeinsam publizierten Studien zur Hysterie
schilderte. Die von Breuer 1880 begonnene Behandlung, über die Freud orientiert war, ließ trotz letztlich
ausgebliebenen Heilerfolgs erkennen, dass eine therapeutische Gesprächssituation und -dynamik die wirksame
Behandlung von Krankheitssymptomen ermöglichte. Bis in die frühen 1890er Jahre, so Gay, versuchte Freud
nach Art Breuers, durch Hypnose zu therapeutischen Effekten zu gelangen. Doch manche Patienten ließen
sich von ihm nicht hypnotisieren; unzensiertes Sprechen stellte sich ihm dann als überlegenes
Untersuchungsmittel dar. „Die Technik der ‚freien Assoziation‘ war im Entstehen begriffen.“[28]

Dass nervöse Krankheitserscheinungen auf Vererbung beruhten, wie von Charcot gelehrt, hielt Freud nur noch
teilweise für zutreffend. Nunmehr zog er es vor, „nach frühen traumatischen Erlebnissen als Schlüssel für die
verborgenen Ursachen der merkwürdigen Störungen seiner Patienten zu suchen.“[29] Im Rückblick auf die
von Breuer angelegte kathartische Behandlungstechnik erläuterte Freud: „Wir
lenkten die Aufmerksamkeit des Kranken direkt auf die traumatische Szene,
in welcher das Symptom entstanden war, suchten in dieser den Konflikt zu
erraten und den unterdrückten Affekt frei zu machen.“[30] Den Begriff
„Psychoanalyse“ verwendete Freud erstmals im Jahr 1896 in zwei Aufsätzen,
in der französischsprachigen Revue Neurologique am 30. März, im
Neurologischen Zentralblatt am 15. April. Die einzige Methode, den
Krankheitsursachen bei Neurosen zuverlässig nachzugehen, hieß es dort, sei
die „Psychoanalyse zur Bewußtmachung des bisher Unbewußten“.[31]

Das Material, aus dem Freud die für seinen Biographen Peter-André Alt
„folgenreichste Theorie des modernen Menschen“ entwickelte, waren die
Leidensgeschichten, die er in seiner Behandlungspraxis über die Jahre
Aufgang zu Freuds
analysiert und aufgezeichnet hatte. Dabei handelte es sich zunächst um „ein
Wohnung und Praxis in der
Hören, ein Hineinfinden in die Schwingungen der fremden Seele, aus der
Berggasse 19. Hier kamen
dann Zusammenhänge des Unbewußten abgeleitet wurden.“ Denn für Freud
und gingen fast ein halbes
sei eine Theorie nur dann etwas wert gewesen, wenn sie einen Bezug zur Jahrhundert die Patienten zu
praktischen Erfahrung aufwies. Das Recht zur Publikation seiner wichtigsten Freuds Arbeitsraum mit der
Fallgeschichten habe Freud aus einem rein wissenschaftlichen Interesse berühmten Couch. Die
bezogen. „Entscheidend blieb die analytische Zielsetzung, die Intimes in ‚aller Couch und die meisten
Freimütigkeit‘ offenbarte, aber nicht der Aufreizung erotischer Phantasien Bücher, Sammlungsstücke
diente.“[32] und Möbel stehen heute im
Freud Museum (London),
der Exilwohnung der Freuds.
Verbreitungsansätze

In der Wiener Ärzteschaft war Freud seit längerem weitgehend isoliert, als er im September 1897 der jüdischen
B’nai-B’rith-Loge beitrat, um in geselliger Runde geistigen Austausch zu pflegen.[33] Aus seiner
Nichtgläubigkeit und Distanz gegenüber allen religiösen Riten, die er zum Beispiel seiner Frau gegenüber zur
Geltung brachte und im Familienalltag durchsetzte, machte er auch in diesem Kreis keinen Hehl. Gleichwohl
bekannte sich Freud zeitlebens zu seiner jüdischen Herkunft und Zugehörigkeit. Die Loge war der Aufklärung
über das Judentum, über seine Werte und Geschichte gewidmet; man diskutierte Vorträge zum Beispiel über
jüdische Geistesgrößen wie Baruch Spinoza und Heinrich Heine. Dass unter den Mitgliedern auch streng
gläubige waren, die sich gern mit theologischen Fragen beschäftigten, hinderte Freud nicht daran, etwa auch
zu seiner Traumforschung vorzutragen, was sehr wohlwollend und teils begeistert aufgenommen wurde.[34]

Den Sommer 1895 verbrachte Freud bei der Familie Ritter von
Schlag in deren Schloss Belle Vue am Cobenzl, oberhalb Grinzings,
in Wien. Am 24. Juli enthüllte sich ihm in der Deutung des Traumes
von ‚Irmas Injektion’ gemäß einer Mitteilung an Fließ vom 12. Juni
1900 „das Geheimnis des Traumes“.[35] Daran erinnert eine Stele mit
Inschrift an der Stelle des 1963 abgerissenen Schlosses: „Glaubst Du
eigentlich, daß an dem Hause dereinst auf einer Marmortafel zu lesen
sein wird?: ‚Hier enthüllte sich am 24 Juli 1895 dem Dr. Sigm. Freud
das Geheimnis des Traumes‘. Die Aussichten sind bis jetzt hierfür
gering.“ Sigmund-Freud-Stele am Cobenzl in
Grinzing
Die Studie zur Technik der Traumdeutung begann Freud, nachdem er
sich 1895 bis 1898 einer Selbstanalyse unterzogen hatte, die ihm
speziell den Ödipuskomplex erschloss: „Ich habe die Verliebtheit in die Mutter und die Eifersucht gegen den
Vater auch bei mir gefunden und halte sie jetzt für ein allgemeines Ereignis früher Kindheit […]“[36] Im
November 1899 erschien Die Traumdeutung mit einer Auflage von 600 Exemplaren. Das Werk war in drei
Teile gegliedert, von denen der erste der Darstellung der bisherigen Traumforschung galt, der Hauptteil eine
mit Fallbeispielen unterlegte Darstellung enthielt und der dritte „die theoretische Ausfaltung der Befunde im
Hinblick auf die neuen Leitkategorien des Unbewußten und Vorbewußten ermöglichte.“[37] Für Peter Gay
stellt die Traumdeutung das „strategische Zentrum“ in der Entwicklung von Freuds psychoanalytischem
Denken dar. Mit ihrer Veröffentlichung „standen die Prinzipien der Psychoanalyse fest.“[38] Peter-André Alt
sieht in der Traumdeutung ebenfalls das grundlegende Werk für sämtliche weiteren Elemente von Freuds
Theorie: „Das Unbewußte und die Wunschökonomie, die Aktivität der Triebe, die infantile Sexualität, die
Rolle der Libido und des ödipalen Inzestwunsches, Vergessen und Erinnern als Reflexe psychischer Arbeit,
die sprachähnliche Leistung des Traums – das alles war hier in faszinierender Prägnanz gegenwärtig.“[39]

Allerdings fand das Werk zunächst nur geringe Verbreitung. Bis 1906 waren lediglich 351 Exemplare
verkauft.[40] Vereinzelte begeisterte Reaktionen jüngerer Arztkollegen änderten wenig an der für Freud
enttäuschenden Aufnahme durch die nicht weiter interessierte etablierte Fachkollegenschaft. Ab Oktober 1902
lud Freud vier der jungen Wiener Ärzte, die sich ohne eigene fachspezifische Ausbildung für Freuds Theorien
nachhaltig interessierten und teils persönlich von ihm behandelt worden waren, im wöchentlichen Turnus
jeweils am Mittwochabend in das Wartezimmer seiner Praxis in der Berggasse 19 ein, um in Vortrag und
Diskussion anstehende psychoanalytische Fragen zu behandeln. Die ersten vier Geladenen in diesem bald sich
erweiternden Mittwochskreis waren Alfred Adler, Max Kahane, Rudolf Reitler und Wilhelm Stekel. Sie
bildeten mit Paul Federn den Kern der im Oktober 1908 gegründeten Wiener Psychoanalytischen Vereinigung,
dem Vorbild für viele weitere psychoanalytische Gesellschaften in aller Welt. In dieser Zeit schlossen sich
unter anderen auch Otto Rank, Sándor Ferenczi, Ernest Jones dem Zirkel um Freud an. Als erste Frau
gelangte 1911 Lou Andreas-Salomé in Freuds engeren Schülerkreis.

Mit weiteren Publikationen zwischen 1901 und 1906 erschloss Freud der psychoanalytischen Lehre neue
Bereiche, dehnte sie, wie es bei Alt heißt, „von der Nachtseite der Träume auf die seelische Wachexistenz
aus.“[41] Darunter war die 1901 erschienene Untersuchung Zur Psychopathologie des Alltagslebens, die zum
meistgelesenen Werk Freuds überhaupt werden sollte und zu seiner Popularisierung erheblich beitrug, so
insbesondere der „Freudsche Versprecher“ als bekanntestes Beispiel einer Fehlleistung.[42] Zudem
veröffentlichte er 1905 Drei Abhandlungen zum Unbewußten und 1906 Der Witz und seine Beziehung zum
Unbewußten. Als Freud in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag feierte, schenkten ihm seine Bewunderer eine
Medaille, die eine Seite mit seinem Portrait im Profil, die andere mit Ödipus, das Rätsel der Sphinx lösend;
dazu die bei Sophokles gefundene und nun auf Freud zu münzende Inschrift: „Er löste das berühmte Rätsel
und war ein gar mächtiger Mann.“[43]

Behandlungspraxis und Lebensalltag

Nach der Jahrhundertwende nahm Freuds Praxisbetrieb verstärkt Fahrt auf, speziell nachdem sich Freud
entschlossen hatte, dem lange vergeblichen Anwarten auf die Ernennung zum außerordentlichen Professor[44]
durch Einschalten seines Beziehungsnetztes widerwillig nachzuhelfen. Über mangelnden Zulauf zu seiner
Praxis brauchte er sich fortan keine Gedanken mehr zu machen, denn, so betrachtete er es selbst, eine
Professur „erhebt den Arzt in unserer Gesellschaft zum Halbgott für seine Kranken.“[45] Angesichts sich
einstellender Übernachfrage steigerte Freud seine Honorarforderung für die einstündige Therapiesitzung auf
40 oder ausnahmsweise 50 Kronen, den Gegenwert eines passablen Anzugs beim Herrenschneider. Bei bis zu
zehn Patienten täglich an sechs Tagen pro Woche über zehn Monate im Jahr betrug der Jahresverdienst 24.000
Kronen und war damit doppelt so hoch wie bei einem ordentlichen Universitätsprofessor und zwölffach höher
als der eines Gymnasiallehrers. Da die Honorarkosten von den Patienten privat aufgebracht werden mussten,
war Freuds Kernklientel auf die gutsituierten Wiener Kreise begrenzt. Schwere Fälle erschienen täglich außer
sonntags, leichtere dreimal in der Woche.[46]
Die psychoanalytische Behandlung wie von Freud entwickelt, ausgeübt und
gelehrt, stützte sich allein auf das therapeutische Gespräch, bei dem Freud
neben den auf der Couch liegenden Patienten außerhalb von deren Sichtfeld
saß und seine Impulse, Fragen und kurzen Kommentare zu ihren Äußerungen
anbrachte. „Für die Analyse selbst galt“, so Alt, „daß jedes Detail wichtig,
jede Nebenspur verfolgenswert war.“ Eine erfolgreiche Therapie bedurfte in
der Regel längerer Zeiträume. Für die Heilung von Psychosen hielt Freud den
eigenen Behandlungsansatz nicht für geeignet. Die Behandlung von Patienten
im Alter von über 50 Jahren mied er als technisch schwierig.[47]

Der Arbeitsalltag begann für Freud mit dem Aufstehen um 7 Uhr. Von 8 bis
12 Uhr und von 15 oft bis 21 Uhr behandelte er seine Patienten. Den Rest des
Abends bis zum Zubettgehen bei 1 Uhr nachts verbrachte Freud mit Lektüre
Sigmund Freud auf einer
und dem Verfassen seiner Publikationen.[48] Samstags von 19 bis 21 Uhr hielt
Porträt-Fotografie um 1905
er seine Vorlesungen an der Universität. Danach verbrachte er den Abend mit
von Ludwig Grillich
Freunden und den allwöchentlichen Tarock-Partien. Den Sonntag widmete er
der Familie sowie der anliegenden Briefkorrespondenz. Seit Mitte der 1890er
Jahre schloss er seine Praxis spätestens Mitte Juli für mindestens zwei
Monate, um Urlaub mit der Familie zu machen und auf Reisen zu gehen. Mit der Wiedereröffnung der Praxis
spätestens am 1. Oktober begann jeweils ein neuer Jahreszyklus.[49]

Psychoanalytische Politik

Aufmerksam registrierte und unterstützte Freud alle Rezeptionsansätze seiner Lehre auch im Ausland. Eine
wichtige Rolle dabei kam der Psychiatrische Universitätsklinik Zürich (Burghölzli genannt) unter Eugen
Bleuler zu. Hier bildete sich mit Carl Gustav Jung, Ludwig Binswanger, Max Eitingon und Karl Abraham ein
Kreis nachmals bekannter Freud-Schüler. Hinzu kam Sabina Spielrein, die als Jungs Patientin am Burghölzli
behandelt und in die Psychoanalyse eingeführt wurde, die später zu Freud Kontakt aufnahm und sich sowohl
publizierend als auch praktizierend psychoanalytisch betätigte. Die jungen Ärzte an dieser als Avantgarde der
internationalen Psychiatrie geltenden Schweizer Klinik mit hoher wissenschaftlicher Reputation waren Freud
als Verbündete bei der Etablierung und Verbreitung der psychoanalytischen Theorie und Praxis sehr
willkommen. Vor allem mit C. G. Jung, der ihm als Nachfolger und Fortsetzer der eigenen Arbeit
vorschwebte, suchte er ein enges Zusammenwirken herzustellen.[50]

So war Jung bereits 1908 mit Vorbereitung und Organisation des


ersten internationalen Analytiker-Kongresses in Salzburg betraut und
übernahm die Redaktion des von Freud und Bleuler 1909
herausgegebenen ersten Jahrbuchs für psychoanalytische und
psychotherapeutische Forschungen. Hinzu kam 1910 das ebenfalls
von Freud herausgegebene Wiener Zentralblatt für Psychoanalyse mit
Adler und Stekel als Schriftleitern sowie 1913 die Internationale
Zeitschrift für Psychoanalyse.[51] Ein deutliches Zeichen
internationaler Wahrnehmung und Anerkennung von Freuds Wirken
setzte Anfang September 1909 die Clark University in Massachusetts,
als sie dem in seiner Sommerpause angereisten Freud die Gruppenfoto 1909 vor der Clark
Ehrendoktorwürde verlieh und desgleichen C. G. Jung University. Vorne: Sigmund Freud,
auszeichnete.[52] Granville Stanley Hall, C. G. Jung.
Hinten: Abraham A. Brill, Ernest
Auf dem zweiten internationalen Analytiker-Kongress 1910 in Jones, Sandor Ferenczi
Nürnberg kam es zu Spannungen, als Freuds Wiener
Unterstützerkreis sich gegenüber den Schweizern bei der Gründung
der Internationalen psychoanalytischen Vereinigung zurückgesetzt sah. Als Präsident wurde C. G. Jung auf
Freuds Betreiben vorgeschlagen und als Sekretär ein anderer Schweizer Psychiater und Verwandter Jungs. Als
die Wiener daraufhin interne Beratungen ansetzten, zu denen Freud gar nicht gebeten war, erschien dieser in
großer Erregung dennoch und beschwor laut Fritz Wittels die Anwesenden wie folgt: „Ihr seid zum größten
Teile Juden und deshalb nicht geeignet, der neuen Lehre Freunde zu erwerben. Juden müssen sich bescheiden,
Kulturdünger zu sein. Ich muß den Anschluß an die Wissenschaft finden: bin alt, will nicht immer angefeindet
werden. Wir alle sind in Gefahr.“[53] Man verständigte sich auf Jung als Präsidenten mit einer auf zwei Jahre
begrenzten Amtszeit. Dem ihm gleichfalls nahestehenden Karl Abraham, der von Burghölzli nach Berlin
gegangen war und dort die erste psychoanalytische Praxis eröffnet hatte, suchte Freud die unterdessen
entwickelte Skepsis gegenüber seinem früheren Chef C. G. Jung brieflich auszureden. Er bat ihn nicht zu
vergessen, dass er, Abraham, es als Jude eigentlich leichter habe, die Psychoanalyse zu akzeptieren als Jung,
der als Christ und Pastorensohn nur gegen große Widerstände den Weg zu ihm, Freud, finde. „Umso
wertvoller ist sein Anschluß. Ich hätte beinahe gesagt, daß erst sein Auftreten die Psychoanalyse der Gefahr
entzogen hat, eine jüdische nationale Angelegenheit zu werden.“[54]

Richtungskämpfe und Beziehungskonflikte

Als Vordenker, Leitfigur und Verbreitungsmotor der psychoanalytischen Lehre besaß und behauptete Freud
zeitlebens wegweisende Autorität. Da er selbst den neuen Erkenntnisraum als wissenschaftliches Forschungs-
und Entwicklungsprojekt betrachtete, lag es nahe, dass sowohl er selbst als auch seine mitforschenden
Anhänger zu Differenzierungen und Korrekturen gelangten. Die aus Analyseäußerungen von Patienten
zunächst abgeleitete Vorstellung Freuds beispielsweise, dass jede geschilderte Missbrauchserfahrung im
Kindesalter tatsächlich stattgefunden hatte und als Neurosenursache zu gelten habe, erwies sich als unhaltbar:
Zumindest teilweise handelte es sich dabei, wie Freud später erkannte, um eine fälschliche Einbildung.[55]

Unter den langjährigen Unterstützern Freuds in Wien war es zunächst Alfred Adler, der eine deutliche
abweichende Sichtweise entwickelte. Seiner Individualpsychologie lag aus Freuds Perspektive eine massive
Unterschätzung erotischer Impulse zugrunde. Adler habe sich „ein Weltsystem ohne Liebe“ geschaffen. Indem
Adler den Akzent auf die egoistischen Triebe legte, wie Freud 1917 im Rückblick urteilte, brachte er die
gesamte Theorie des Unbewussten aus dem Gleichgewicht. Zu Jahresbeginn 1911 eskalierten die Differenzen
nach zwei Vorträgen Adlers. Im darauffolgenden Sommer verließen Adler und drei seiner engsten Anhänger
die Wiener Psychoanalytische Gesellschaft. Weitere folgten, nachdem Freud die Unvereinbarkeit mir Adlers
neuem Donnerstagskreis erklärt hatte. Als Reaktion auf den Ausgang des Konflikts mit Adler bildete sich im
Juli 1912 auf Initiative von Ernest Jones ein international zusammengesetztes „Geheimkomitee“ aus Freud-
Getreuen, die dessen Lehre zu bewahren und seine Gegner zu beobachten sich vornahmen.[56]

Unterdessen nahmen auch Unstimmigkeiten zwischen Freud und seinem vorgesehenen Nachfolger C. G. Jung
zu. Während mehrerer Jahre hatte Jung die ihm zugedachte Rolle des Nachfolgers in den Bahnen Freuds
angenommen und in seinen Briefen die Autorität des Ziehvaters hervorgehoben. Doch auch Jung stieß sich an
Freuds exklusiver Betonung der Libido als psychodynamischem Treiber. Er versuchte laut Gay seinerseits, die
Bedeutung von Freuds Libido-Begriff über die Sexualtriebe hinaus zu erweitern zu einer allgemeinen
psychischen Energie.[57] Dieser Grundkonflikt blieb lange Zeit überdeckt und in wechselseitigen
Respektsbezeugungen niedergehalten, wobei Freud vielleicht auf das Vorübergehen von Jungs Vorbehalten
setzte, während dieser davor zurückschrecken mochte, bei demjenigen in Ungnade zu fallen, den er selbst
brieflich auf eine Stufe stellte mit „Herakles als menschlicher Heros und höherer Gott“.[58]

Anzeichen dafür, dass es sich für Freud um eine mit starken Spannungen verbundene Beziehung handelte,
waren zwei Ohnmachten Freuds in Jungs Gegenwart. Zur ersten kam es im Zuge des Aufbruchs zur
gemeinsamen Reise 1909 in die USA zwecks Verleihung der Ehrendoktorwürden. Den zweiten
Schwächeanfall erlitt Freud bei einem kontroversen Gespräch mit Jung im November 1912, als er selbst die
Hoffnung auf ein Einlenken Jungs bereits aufgegeben hatte. Jung hob den zu Boden gestürzten Freud auf und
trug ihn zu einer Couch, wo er rasch wieder bei sich war. Der Riss in der Beziehung jedoch erwies sich als
unheilbar. Schließlich bescheinigte man einander wechselseitig neurotische Störungen, ein in der ersten
Generation der Psychoanalytiker gängiges Diskreditierungsverfahren, wie Gay betont.[59] Jung schied aus
allen bisherigen Funktionen aus und schuf sich – wie Adler zuvor – seinen eigenen Wirkungskreis. Seine
Abrechnung mit beiden Widersachern veröffentlichte Freud Anfang 1914 in der Abhandlung Zur Geschichte
der psychoanalytischen Bewegung.

Weltkriegs- und Nachkriegserfahrungen

Im Vorkriegsjahr 1913 erschien als methodische Erweiterung und fachübergreifende Fundierung der
psychoanalytischen Lehre Freuds kulturtheoretische Schrift Totem und Tabu.[60] In der Absicht, eine Synthese
aus Vorgeschichte, Biologie und Psychoanalyse herzustellen, suchte Freud das kulturanthropologische Feld
eilig zu beschicken, bevor es womöglich von C. G. Jung beherrscht würde.[61]

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges ließ sich Freud von der allgemeinen Kriegseuphorie mitreißen und verstieg
sich sogar zu der Bemerkung, seine „ganze Libido“ gehöre Österreich-Ungarn.[62] Bis tief in das Jahr 1915,
heißt es bei Alt, habe Freuds patriotischer Enthusiasmus angehalten, genährt durch Erfolge deutscher Truppen
an der Ostfront und jeden Durchbruch österreichischer Heere, in denen seine Söhne dienten.[63] Doch bekam
Freud mehr und mehr die Härten der Kriegswirklichkeit zu spüren. Den bis dahin eingetretenen Verlust an
Praxiseinnahmen bezifferte er im April 1915 mit 40.000 Kronen. Statt 10 Patienten täglich waren es zeitweise
gerade noch zwei. Ende 1917 wurde statt mit Lebensmitteln mit Zigarren oder Kohle gezahlt.[64]

Das Überleben der psychoanalytischen Bewegung war durch den Weltkrieg in Frage gestellt. Der Großteil der
Aktiven waren zum Militärdienst einberufene Ärzte, sodass sowohl die Analysetätigkeit als auch einschlägige
Publikationen praktisch zum Erliegen kamen. Das Jahrbuch wurde ganz eingestellt; die Internationale
Zeitschrift für Psychoanalyse und die 1913 gegründete Zeitschrift Imago erschienen noch, aber in stark
reduziertem Umfang. Psychoanalytische Kongresse oder Konferenzen entfielen; die Wiener Psychoanalytische
Gesellschaft kam nur noch in jeder zweiten, ab 1916 in jeder dritten Woche zusammen, wenn nicht noch
unregelmäßiger.[65] Freud selbst allerdings konnte sich infolge der stark rückläufigen Praxistätigkeit verstärkt
theoretischen Arbeiten und Publikationsprojekten zuwenden. Zu dieser Zeit entstanden metapsychologische
Abhandlungen zum Narzissmus, zu Trieb und Verdrängung, zu Traumtätigkeit, Vergessen und Erinnern, zum
Unbewussten und zur Übertragung.[66] Im 18. Kapitel der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse
stellte er 1917 seine Entdeckung der Macht des Unbewussten als die empfindlichste von drei „Kränkungen der
Menschheit“ in eine Reihe mit den grundstürzenden Theorien von Nikolaus Kopernikus und Charles
Darwin.[67] Zum ordentlichen Professor wurde Freud erst unter den geänderten Nachkriegsverhältnissen am
31. Dezember 1919 ernannt.[68]

Kriegsende und unmittelbare Nachkriegszeit brachten auch im Hause Freud Versorgungsnöte.


Kohlenknappheit ließ bei steif gefrorenen Händen kaum Schreibtischarbeit zu. Vom Herbst 1919 an ging es
mit Freuds Praxis aber wieder aufwärts, weil vor allem zahlungskräftige Briten und Amerikaner Freud
aufsuchten, der unter den Bedingungen einer galoppierenden Inflation bald Gefallen daran fand, sich in Dollar
bezahlen zu lassen. Eine Vielzahl therapiebedürftiger Amerikaner suchte in den frühen 1920er Jahren den
alten Kontinent und insbesondere Wien auf, weil es daheim noch an geschulten Analytikern fehlte, und teils
auch, um sich als Ärzte bei Freud einer Lehranalyse zu unterziehen.[69] Auch publizistisch blieb Freud in den
Nachkriegsjahren anhaltend produktiv: 1920 erschien Jenseits des Lustprinzips, ein Werk, in dem die Begriffe
„Wiederholungszwang“ und „Todestrieb“ eingeführt wurden; 1921 brachte Freud Massenpsychologie und
Ich-Analyse heraus, 1923 Das Ich und das Es.

Leben und arbeiten mit dem Krebsleiden


Bei Freuds bereits seit langem in mancher Hinsicht angegriffener Gesundheit
kam es 1923 zu einem dramatischen Einschnitt, als er es mit einer blutenden
Wucherung im Gaumen zu tun bekam. Bei ersten Untersuchungen
verschwieg man ihm die Bösartigkeit der Geschwulst, um ihn zu schonen und
ihm den Lebensmut zu erhalten. Vom Zigarrenrauchen, dem er jahrzehntelang
exzessiv gefrönt und das dem Gaumenkarzinom Vorschub geleistet hatte, ließ
Freud sich weiterhin nicht abhalten. „Das Laster aufzugeben“, so Alt, „war
nicht möglich, denn es hätte den Verzicht auf geistige Arbeit bedeutet. In allen
anderen Lebenssituationen – beim Kartenspiel, während des
Spazierengehens, auf Reisen – konnte Freud ohne Zigarre auskommen, nicht
aber am Schreibtisch.“[70]

Nach einer Romreise in der Sommerpause unterzog sich Freud am 12.


Oktober 1923 der operativen Entfernung unter anderem des größeren Teils
des rechten Oberkiefers sowie von Teilen des Unterkiefers. Danach wurde Sigmund Freud 1926 auf
eine Prothese erstellt, um das Sprechen und Kauen wieder möglich zu einem Porträt-Foto von
machen. Die Handhabung des sperrigen Konstrukts beim Einsetzen und Ferdinand Schmutzer
Herausnehmen war kompliziert und zeitaufwendig. Mehr als 50 weitere
kleine und größere Eingriffe wurden in den Freud verbleibenden 16
Lebensjahren nötig, um teils gutartige neue Wucherungen einzudämmen und Prothesenanpassungen
vorzunehmen. Lange öffentliche Vorträge, Konferenzteilnahmen und das Essen in Gesellschaft waren Freud
unter diesen Umständen nicht mehr möglich. Erschwert war auch die Abhaltung von Analysesitzungen mit
Patienten, die Freud in vermindertem Umfang aber noch bis ins letzte Lebensjahr durchführte.[71] Auch
unterzog sich Freud in den zwanziger Jahren aus dem Wunsch heraus, vitaler zu werden, einer von Eugen
Steinach erdachten Vasoligatur, bei dem ihm seine Samenleiter abgebunden wurden.[72]

Trotz zunehmender gesundheitlicher Beeinträchtigung, die vermehrt längere Kuraufenthalte nach sich zog,
und zeitweise nachlassender Konzentrationsfähigkeit blieb Freud auch im Fortgang der 1920er Jahre und der
frühen 1930er Jahre als führende Persönlichkeit der psychoanalytischen Bewegung sowohl in theoretischer als
auch organisatorischer Hinsicht bestimmend. Mit beträchtlicher Tatkraft, so Alt, habe Freud die Geschicke der
Internationalen Psychoanalytischen Gesellschaft, der Zeitschrift wie des Verlags, weiterhin gesteuert. „Er und
niemand sonst entschied über personelle Wechsel, die ihm vor allem dann notwendig schienen, wenn
Kollegen und frühere Vertraute die Prinzipien der Loyalität verletzten.“[73] Mit seiner 1925 erschienenen
Abhandlung über Widerstände gegen die Psychoanalyse brachte er erneut seine Sicht der
Anlaufschwierigkeiten für das eigene Therapiekonzept in Umlauf, indem er sie auf die irritierende Wirkung
desillusionierender Erkenntnisse zurückführte.[74] In Die Zukunft einer Illusion legte Freud 1927 sein
religionskritisches Denken dar. Nicht von fadenscheinigen religiösen Fiktionen, sondern allein von der
Wissenschaft dürfe man die Entschleierung der Welträtsel erwarten.[75] In der Studie Das Unbehagen in der
Kultur entwickelte er seine psychoanalytische Perspektive der conditio humana im Kontext des modernen
Gesellschaftslebens, für das die Sublimierung des Sexualtriebs und diesbezüglicher Bedürfnisse grundlegend
sei – eine der meistrezipierten und -diskutierten in der Vielzahl von Freuds Veröffentlichungen.[76]

Tochter Anna als starker Rückhalt

Im Kreis seiner Angehörigen war Freud durchgängig der oft großzügig sorgende und trotz intensiver
Beschäftigung zugewandte Familienvater, der die zeittypischen Erziehungshärten ablehnte und mied. Er war
damit aber außer sonntags und in den Sommerferien ohnehin kaum befasst, weil seine Frau Martha für Kinder
und Haushalt sorgte, ab 1896 unterstützt durch ihre verwitwete jüngere Schwester Minna als
Mitbewohnerin,[77] die Freud anstelle Marthas zeitweise auch auf seinen Reisen begleitete. Eine besonders
enge Beziehung entwickelte sich zwischen Freud und seiner letztgeborenen Tochter Anna, die sich schon in
jungen Jahren für die Bücher ihres Vaters und für die Diskussionen interessierte, die er mit seinen Gästen über
psychoanalytische Themen führte. Seit 1915 zunächst als Lehrerin
arbeitend, strebte Anna Freud zugleich danach, sich als
Psychoanalytikerin ausbilden zu lassen.[78]

Beginnend im Oktober 1918 führte Freud mit Anna therapeutische


Gespräche im Sinne einer Lehranalyse, die zunächst bis 1922
andauerten und unter anderem die inzestuösen Neigungen der Tochter
gegenüber dem Vater tabufrei behandelten.[79] Nach ersten eigenen
Analyseversuchen mit Kindern gelang es Anna Freud 1922 mit einer
Abhandlung über kindliche Schlagephantasien, als Mitglied in die
Wiener Psychoanalytische Vereinigung aufgenommen zu werden.[80]

Als Freuds Gaumenkrebserkrankung 1923 ausbrach, war es Anna,


die ihn auf seiner letzten Romreise begleitete und die danach zu seiner
wichtigsten Pflegerin wurde. Sie war als Einzige imstande, ihm bei
der Einsetzung der Gaumenprothese zu helfen, was unter Umständen
zu einer halbstündigen Prozedur werden konnte.[81] Anna übernahm Sigmund und Anna Freud in den
aber von da an auch die Vertretung ihres Vaters bei psychologischen Dolomiten 1913
Kongressen und bekleidete ab 1927 die Stellung der
Generalsekretärin in der Internationalen Psychoanalytischen
Vereinigung.[82]

Freuds Frauenbild

Die frühe Praxisklientel Freuds ab Mitte der 1880er Jahre war vorwiegend weiblich; gut zwei Dekaden später
fing er an, auch Psychoanalytikerinnen auszubilden, obwohl sein Frauenbild zum Teil weiterhin ausgeprägt
konservative Züge aufwies. Er selbst erwartete Mitte der 1920er Jahre, dass man seine diesbezüglichen
Ansichten als nachteilig für die Frauenbewegung kritisieren werde. Dabei schien es ihm allerdings selbst
unbefriedigend und unsicher, „was wir von der weiblichen Frühentwicklung wissen.“ In einer Publikation zur
Laienanalyse im Jahr 1932 gab er seinen Lesern zu verstehen, es sei „gewiß unvollständig und
fragmentarisch“, was er über die Weiblichkeit zu sagen habe, und riet dazu, die eigenen Lebenserfahrungen
dazu zu befragen, sich an die Dichter zu wenden oder zu warten, bis ihnen die Wissenschaft „tiefere und
besser zusammenhängende Auskünfte geben kann.“[83]

Desungeachtet leitete Freud aus der von ihm vorausgesetzten unterschiedlichen Wirkungsweise des
Ödipuskomplexes bei Jungen und Mädchen eine schwächere Gewissensausprägung beim weiblichen
Geschlecht ab. Während Frauen ihren Triebimpulsen stärker verhaftet blieben, suchten Männer diese kulturell
zu verfeinern.[84] Voll ausgeprägte Lusterfahrungen wiederum konnten Frauen nach Freuds Vorstellungen nur
entwickeln, wenn ihnen der Übergang von der klitoralen zur vaginalen sexuellen Befriedigung gelänge.
Andernfalls brauchten sie zu ihrem erotischen Genuss doch den Mann nicht.[85]

Die 1931 verfasste Abhandlung Über die weibliche Sexualität thematisierte den Ablösungsprozess bei
Mädchen von der Mutter hin zum Vater. Dabei konnte Freud auf Eindrücke zurückgreifen, die er während der
gemeinsamen Analyse hinsichtlich einer homosexuellen Prägung seiner Tochter Anna gewonnen hatte.
Anhaltende gleichgeschlechtliche Liebesneigungen unter Frauen interpretierte er folglich als den Versuch, das
mit einer Fixierung auf den Vater gekoppelte Inzestproblem und die damit verbundenen Schuldgefühle zu
überwinden.[86]

Berühmtheit mit Kehrseiten


Anders als in der Isolationserfahrung vor der Jahrhundertwende zogen Freud und seine Lehren in den 1920er
Jahren immer mehr Aufmerksamkeit auf sich. Mitte des Jahrzehnts sei Freud in aller Welt bekannt gewesen,
meint Peter Gay und verweist auf das Vorhaben des Hollywood-Produzenten Samuel Goldwyn, der den
„größten Liebesspezialisten der Welt“ dazu bewegen wollte, seine Expertise für 100.000 Dollar
„kaufmännisch zu verwerten und eine Geschichte für die Leinwand zu schreiben oder nach Amerika zu
kommen und bei einem ‚Großangriff‘ auf die Herzen dieser Nation zu helfen.“ Ein Treffen mit Goldwyn
lehnte Freud jedoch kategorisch ab.[87]

Dass Freud und die Psychoanalyse in die Wiener Kaffeehäuser Einzug hielten, auf Cocktailpartys besprochen
wurden und auf die Theaterbühne gelangten, war für ein nüchternes Verstehen seines Denkens kaum
förderlich. „Seine Fachausdrücke und fundamentalen Ideen wurden mißdeutet und gewöhnlich verfälscht, um
als allgemeine Währung zu dienen.“ Dem schwedischen Arzt und Freud-Anhänger Paul Bjerre schien es, der
Freudianismus habe Empfindungen erregt, „als wäre er eine neue Religion und nicht ein neues
Forschungsgebiet.“[88] Freud selbst äußerte sich zur erlangten Popularität zwiespältig. Wohl registrierte er
1920 angesichts der Zusendung gehaltvoller psychoanalytischer Publikationen aus verschiedenen Ländern, die
Sache gehe „überall vorwärts“; doch hinsichtlich der eigenen Popularität zeigte er sich skeptisch und hegte
schlimme Erwartungen, was nach seinem Tod aus der Psychoanalyse gemacht würde.[89]

Andererseits war Freud durchaus an öffentlichem Beifall interessiert und erwartete Anerkennung für die
Originalität seiner Beiträge zur Wissenschaft, die sich auch zunehmend einstellte, selbst wenn ihm der
Nobelpreis, für den er im Rahmen einer Kampagne neben anderen von Persönlichkeiten wie Alfred Döblin,
Jakob Wassermann, Bertrand Russell, Knut Hamsun und Thomas Mann vorgeschlagen wurde, verwehrt blieb.
Genugtuung erfuhr er hingegen bei der Feier zur Eröffnung der Universität Jerusalem 1925, als ihn Lord
Balfour neben Henri Bergson und Albert Einstein zu den drei Männern zählte, die den größten nützlichen
Einfluss auf das moderne Denken ausgeübt hätten.[90]

Im Jahre 1930 verlieh die Stadt Frankfurt Freud „für die besonderen sprachlichen Qualitäten seiner Werke“
den Goethepreis.[91] Auf Anregung des Völkerbunds untersuchte Freud 1932 in einem Briefwechsel mit
Albert Einstein die Möglichkeiten der Wissenschaft, Kriege zu verhüten: „Warum Krieg?“ Im Jahre 1935
wurde er Ehrenmitglied der British Royal Society of Medicine. Zu Freuds 80. Geburtstag hielt Thomas Mann
1936 den Festvortrag „Freud und die Zukunft“, erst im Wiener Akademischen Verein und danach noch einmal
in der Berggasse 19 direkt für den Jubilar, dem die Kraft zur Teilnahme an einer öffentlichen Veranstaltung
fehlte. Zu diesem Jubiläum gratulierten auch die Alten Herren der jüdischen Studentenverbindung Kadimah
Wien, der Freuds Sohn Martin angehörte; kurz darauf wurde er selbst Ehrenmitglied.[92][93]

An den Abgründen des Zeitgeschehens

Freuds Betrachtung der politischen Lage Österreichs nach dem Ende des Ersten Weltkriegs war leicht
sarkastisch getönt. Am 17. März 1919 schrieb er: „Heute erfahren wir, daß wir nicht an Deutschland
anschließen, aber Südtirol abtreten dürfen. Ich bin ja kein Patriot, aber es ist schmerzlich zu denken, daß so
ziemlich die ganze Welt Ausland sein wird.“[94] Den Sturz der österreichischen Monarchie begrüßte er Lou
Andreas-Salomé gegenüber recht verhalten: „Ich glaube, zu Revolutionen kann man erst ein freundliches
Verhältnis gewinnen, wenn sie vorüber sind; sie sollten darum in sehr kurzer Zeit abgelaufen sein.“[95] Die
Verhältnisse in Russland nach der bolschewistischen Oktoberrevolution betrachtete Freud, der in jüngeren
Jahren mit sozialdemokratischen Positionen sympathisiert hatte, skeptisch und bezeichnete sich gegenüber
Arnold Zweig als „Liberaler vom alten Schlag“.[96] Eine Instrumentalisierung der Psychoanalyse für politische
Zwecke lehnte Freud ab; die Psychoanalyse forme keine Weltanschauung aus.[97]

Bekennender Nichtreligiöser war Freud sowohl in seinen Schriften als auch im Familienalltag, der nach
Auskunft seines Sohnes Martin auf jüdische Traditionen keine Rücksicht nahm. Man feierte Weihnachten mit
Geschenken unterm Baum und Ostern mit bemalten Eiern. Eine Synagoge hätten weder er noch seine
Geschwister besucht.[98] Zu seiner kulturellen Selbstverortung äußerte Sigmund Freud 1926 in einem
Interview mit George Sylvester Viereck: „Meine Sprache ist deutsch. Meine Kultur, meine Erziehung sind
deutsch. Ich hielt mich geistig für einen Deutschen, bis ich das Anwachsen des Antisemitismus in Deutschland
und Deutsch-Österreich beobachtete. Seitdem ziehe ich es vor, mich einen Juden zu nennen.“[99] Eine andere
Facette seiner kulturellen Selbstreflexion hatte er ein Jahr zuvor angesprochen: „Es ist vielleicht auch kein
bloßer Zufall, daß der erste Vertreter der Psychoanalyse ein Jude war. Um sich zu ihr zu bekennen, braucht es
ein ziemliches Maß an Bereitwilligkeit, das Schicksal der Vereinsamung in der Opposition auf sich zu nehmen,
das dem Juden vertrauter ist als einem anderen.“[100]

Bücherverbrennung und Schuschnigg-Regime

Als im Zusammenhang mit den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise die Österreichische Creditanstalt im
Mai 1931 die Zahlungsunfähigkeit erklärte und damit zusätzliche ökonomische Verwerfungen hervorrief,
geriet Freud wegen seiner in harten Devisen zahlenden ausländischen Klientel zwar selbst nicht in eine
wirtschaftliche Notlage, beklagte aber den Verfall des Gemeinwesens.[101] Nach der „Machtergreifung“ der
Nationalsozialisten in Deutschland fielen auch Freuds Werke der Bücherverbrennung vom Mai 1933 anheim.
„Was wir für Fortschritte machen!“, schrieb er Ernest Jones. „Im Mittelalter hätten sie mich verbrannt,
heutzutage begnügen sie sich damit, meine Bücher zu verbrennen.“[102]

Ein Jahr später wurde in Österreich die Demokratie von Engelbert Dollfuß und – nach dessen Ermordung
durch österreichische Nationalsozialisten – unter Kurt Schuschnigg in einen klerikalfaschistischen Ständestaat
transformiert. Freud gab sich noch gelassen. Er hielt den reaktionären österreichischen Katholizismus für einen
brauchbaren Schutz gegen die Nazis. In Verkennung des Ernstes der Lage ließ er sich sogar zwecks
Fortbestands der Psychoanalyse in Deutschland auf allerlei organisatorische Kompromisse mit den
Nationalsozialisten ein.[103] Zustände wie in Deutschland erwartete er für Österreich nicht. Eine gesetzliche
Judenverfolgung werde der Völkerbund in Österreich nicht zulassen; einen Anschluss Österreichs an
Deutschland aber würden Frankreich und seine Verbündeten gewiss verhindern. Der österreichische
Faschismus erschien ihm folglich als das kleinere Übel, zumal er Österreichern nicht die gleiche Brutalität
zutraute wie den Deutschen.[104]

In dieser Zeit verschärfte sich auch Freuds Konflikt mit dem – zu dieser Zeit – kommunistisch orientierten
Wilhelm Reich, einem ursprünglich von ihm geschätzten Schüler, der 1930 in die KPD eintrat und in Wort und
Schrift gegen den Nationalsozialismus agitierte. Freud ließ Reich 1934 aus der Internationalen
Psychoanalytischen Vereinigung ausschließen. Ob dies – wie mitunter gemutmaßt wurde – ein Bauernopfer
zur Beschwichtigung der Nationalsozialisten sein sollte,[105] oder doch primär aus „wissenschaftlichen
Gründen“ geschah, wie Freud selbst in einem privaten Brief angab, ist bislang offen.[106]

„Finis Austriae“ – Fortgang nach dem Anschluss 1938

Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich am 12. März 1938 verschaffte sich am 15. März
ein siebenköpfiger SA-Trupp zwecks Beschlagnahme von Kunst und Antiquitäten Zutritt in der Berggasse 19,
konnte aber von Martha Freud durch Aushändigung ihrer Geldbörse zum Abrücken bewogen werden. Als am
22. März die Gestapo Freud zum Verhör abholen wollte, verwies Anna auf ihres Vaters Gebrechlichkeit, bot
sich statt seiner zur Vernehmung an und wurde mitgenommen. Sie war vom Hausarzt Max Schur für den
Notfall mit dem Barbiturat Veronal ausgestattet worden. Zum Abend kam sie auf Intervention des
amerikanischen Botschaftssekretärs frei und nach Hause.[107]

Unterdessen arbeiteten vor allem Ernest Jones und Marie Bonaparte energisch darauf hin, Freud noch eine
geordnete Emigration nach England zu ermöglichen. Sie initiierten diplomatischen Druck von Seiten
Großbritanniens und der Vereinigten Staaten. Die Erledigung der beiderseitigen Formalitäten, einschließlich
Zahlung der von Marie Bonaparte vorgestreckten „Reichsfluchtsteuer“, zog sich bis zum 4. Juni 1938 quälend
hin.[108]

Vor der Abreise hatte Freud noch ein vorgefertigtes Formular zu unterzeichnen: „Ich bestätige gerne, dass bis
heute, den 4. Juni 1938, keinerlei Behelligung meiner Person oder meiner Hausgenossen vorgekommen ist.
Behörden und Funktionäre der Partei sind mir und meinen Hausgenossen ständig korrekt und rücksichtsvoll
entgegen getreten.“[109] Mit seiner Frau Martha, der Tochter Anna und der Haushälterin Paula Fichtl verließ
Freud am Nachmittag des 4. Juni Wien mit dem Orient-Express, um über Paris ins englische Exil zu gelangen.
Zurück blieben vier Schwestern Freuds, deren zum Herbst 1938 geplante Ausreise nach Frankreich scheiterte
und die 1942/43 zu Opfern des Holocaust wurden.[110]

Exil und Tod in England

Am Morgen des 6. Juni 1938 wurden die Freuds an der Londoner


Victoria Station mit Presseaufgebot empfangen und in das vom Sohn
Ernst für sie gemietete Haus an der Elsworthy Road 39, Primrose
Hill, gebracht. Bereits wenige Wochen nach der Ankunft kaufte
Freud eine großzügige Villa in Hampstead, Maresfield Gardens 20.
Hier ließen sich zwei Praxisräume für ihn selbst und Tochter Anna
unterbringen. Marie Bonaparte hatte den Transfer von Freuds
Vermögen auf ein Londoner Konto organisieren können. Der Sohn
Ernst war mit architektonischen Umbauten beschäftigt, die dem Vater
den Alltag erleichtern sollten. Freud zeigte sich begeistert: „Er baut
einen Lift ein, macht aus zwei Zimmern eines oder umgekehrt, das
reine Hexeneinmaleins ins Architektonische übersetzt.“ Im August
1938 trafen Freuds Bibliothek und Antikensammlung in London ein
und wurden nach dem Wiener Muster in den Räumlichkeiten des
neuen Hauses aufgestellt.[111]
Sigmund Freud, seine Ehefrau sowie
Freundlich empfangen wurden die Freuds nicht nur in der Londoner zahlreiche ihrer Nachkommen sind
psychoanalytische Gruppe; Freud berichtete auch von Brieffluten, die im Freud Corner des Golders Green
zu beantworten seien, und von Blumengrüßen in großer Zahl. „Wir Crematorium in London bestattet.
sind mit einem Schlag populär geworden in London.“ Zu den
Besuchern, die Freud alsbald in seinem neuen Domizil empfing,
gehörten Stefan Zweig, Bronisław Malinowski und Salvador Dalí, der bei dieser Gelegenheit Freuds Kopf mit
übergroßer Denkerstirn zeichnete. Im November 1938 suchte H. G. Wells ihn auf, Anfang 1939 kamen
Virginia Woolf, Chaim Weizmann und Arthur Koestler zu Besuch.[112]

Bereits im Herbst 1938 musste sich Freud einer weiteren komplizierten Krebsoperation unterziehen. Die
vorübergehende Entlastung wich schon im Spätsommer 1939 weiterer Geschwulstbildung, die mit Eiterungen
und Fäulnis einherging, sodass Freuds Hund sich zurückzog und man zur Fernhaltung von Fliegen ein Netz
über sein Bett spannte. Am 21. September erinnerte Freud seinen Arzt Max Schur an eine frühere
Verabredung und ließ sich von ihm Morphium in Dosen spritzen, die ihn am Morgen des 23. Septembers 1939
entschlafen ließen.[113] Schur war angerührt von der Art, wie Freud dem Tod mit Würde und ohne
Selbstmitleid begegnete. Bei seinem Londoner Exil war es ihm ausdrücklich darum gegangen, in Freiheit zu
sterben, möglichst ohne Siechtum und Lähmung der Leistungsfähigkeit, gleichsam „im Harnisch“ wie
Macbeth. Peter Gay bemerkt dazu abschließend: „Der alte Stoiker hatte die Kontrolle über sein Leben
behalten – bis zum Ende.“[114]

Lebenswerk
Sigmund Freud war der Begründer und unbestritten der bestimmende
Theoretiker der Psychoanalyse. Er hat dadurch auf nahezu alle
Vertreter dieses Fachs und darüber hinaus auf viele
Humanwissenschaftler einen starken Einfluss ausgeübt. Schon zu
Lebzeiten Freuds hat sich die Psychoanalyse in zahlreiche Schulen
diversifiziert. Sie ist heute durch eine Pluralität der Konzepte und
Konstrukte gekennzeichnet. In psychoanalytischen Diskussionen und
Veröffentlichungen ist es gleichwohl üblich, sich auf das Werk Freuds
als gemeinsame Referenz zu beziehen. Auf diese Weise haben Freuds
Schriften trotz zahlreicher Korrekturen, Modifikationen und
Weiterentwicklungen auch heute noch eine hohe Bedeutung.

Das Prinzip der Ausdifferenzierung und stetigen Revision der


psychoanalytischen Lehre hatte Freud in seiner Werkgeschichte selbst
praktiziert, zuletzt in der im Juli 1938 begonnenen Zusammenfassung
unter dem Titel Abriß der Psychoanalyse. Zum „soundsovielten Über-Ich, Ich und Es
Male“ habe er damit eine Einführung in sein Denksystem entworfen,
meldete er Ernest Jones. Nicht nur die Lehrschriften, heißt es bei Alt,
sondern „nahezu sämtliche seiner großen Texte und Fallstudien boten regelmäßig eine Zusammenfassung
leitender methodischer Prinzipien. […] Wenn er die Psychoanalyse in ständigen Modifikationen vorstellte, als
sei sie unbekanntes Terrain, so hatte das auch den Effekt der Selbstaufklärung. Wo Freud in seine Forschung
einführte, schrieb er sie zugleich fort, indem er sie auf ein höheres Niveau der Durchdringung hob.“[115]

Um zu klären, wie die menschliche Psyche funktioniert, entwickelte Freud eine damals ungewöhnliche
Technik, bei der er die Träume seiner Patienten und deren Assoziationen dazu analysierte und hermeneutisch
(textauslegend) deutete. Aus diesen Beobachtungen und Interpretationen entwickelte er sein Modell einer
dreiteiligen psychischen Struktur. Seinem Vorschlag zufolge setzt sich die Struktur der Psyche eines Menschen
aus den drei Instanzen Es, Ich und Über-Ich zusammen. Er vertrat die Ansicht, dass der überwiegende Teil der
menschlichen Entscheidungen „unbewusst“ und nur ein geringer Teil „bewusst“ motiviert ist.

Krankengeschichten
→ Hauptartikel: Krankengeschichten Sigmund Freuds

Die zwischen 1895 und 1918 veröffentlichten Krankengeschichten Freuds geben als historische Dokumente
Einblick in seine Behandlungsmethode wie in das soziale Milieu Wiens seiner Zeit. Als Schnittstelle zwischen
Theorie und Praxis sind sie bis heute immer wieder Ausgangsmaterial für Auseinandersetzungen mit der
Psychoanalyse als Behandlungsform und als psychologische Theorie.

Es, Ich und Über-Ich

Sein „Strukturmodell der Psyche“ entwickelte Freud in zwei Schritten. So veröffentlichte er im Laufe seiner
Forschungen verschiedene topische Modelle über die Struktur und die Dynamik (siehe auch Dynamische
Psychiatrie) des psychischen Apparates.

In der ersten Topik unterschied er das „Bewusste“ vom größeren und einflussreicheren „Unbewussten“ und
legte dar, wie das Unbewusste das Bewusstsein beeinflusst. In der zweiten Topik, die er vor allem in seiner
Schrift Das Ich und das Es (1923) entwickelte, führte Freud erstmals seine Theorie über das Es, das Ich und
das Über-Ich näher aus. Den Begriff Es übernahm Freud von dem Arzt und Wegbereiter der Psychosomatik
Georg Groddeck, allerdings mit einer veränderten Bedeutung.
Das Es bildet das triebhafte Element der
Psyche und kennt weder Verneinung
noch Zeit oder Widerspruch. Damit
bezeichnet Freud jene psychische
Struktur, in der die Triebe (z. B. Hunger,
Sexualtrieb), Bedürfnisse und Affekte
wie Neid, Hass, Vertrauen oder Liebe
gründen. Die Triebe, Bedürfnisse und
Affekte sind auch Muster (psychische
„Organe“), mittels derer wir weitgehend
unwillentlich bzw. unbewusst
wahrnehmen und durch die unser
Handeln geleitet wird.
Das Ich, Randgebiet des „Es“,
bezeichnet jene psychische Instanz, die Der psychische Apparat nach Freud
mittels des vernünftigen und
selbstkritischen Denkens sowie mittels
kritisch-rational gesicherter Normen, Wertvorstellungen und Weltbild-Elemente realitätsgerecht
vermittelt „zwischen den Ansprüchen des Es, des Über-Ich und der sozialen Umwelt mit dem
Ziel, psychische und soziale Konflikte konstruktiv aufzulösen (= zum Verschwinden zu
bringen).“[116]
Denken, Erinnern, Fühlen, Ausführen von Willkürbewegungen
Vermittler zwischen impulsiven Wünschen des Es und des Über-Ich
sucht nach rationalen Lösungen
ist zum größten Teil bewusst
Das Über-Ich schließlich bezeichnet jene psychische Struktur, in der die aus der
erzieherischen Umwelt verinnerlichten Handlungsnormen, Ich-Ideale, Rollen und Weltbilder
gründen.
„Gewissen“
moralische Instanz, Wertvorstellungen
Gebote und Verbote der Eltern und subjektiv empfundene Autoritäten dienen als Vorbild
Vorstellungen von Gut und Böse
der Gegenpart zum Es

Das Ich und das Über-Ich entstehen aus dem Es. Die Verdrängung von Vorstellungen (insbesondere solchen
aus dem Es) wird dem Über-Ich zugeschrieben. Dieses ist ein Teil des Ich und beurteilt seine Gedanken,
Gefühle und Handlungen. Das Über-Ich entsteht nach Freud mit der Auflösung des Ödipus-Komplexes (ca.
im 5. Lebensjahr). Nach Freud entsteht ein Großteil der Motivation menschlichen Verhaltens aus dem
unbewussten Konflikt zwischen den triebhaften Impulsen des Es und dem strengen, bewertenden Über-Ich
(vgl. die Konzepte zur Abwehr und Sublimierung). Nach Freud unterliegen auch manche Aspekte der
Gesellschaft einer solchen Triebdynamik.

Entwicklungsmodell der Psyche

Nach den ersten Lebensmonaten erfahre ein Neugeborenes immer deutlicher, dass es von Dingen und anderen
Menschen unterschieden ist. Es entwickle ein erstes Bewusstsein von den eigenen Körpergrenzen und
Selbstwahrnehmungen. „In den folgenden vier Lebensjahren lernt ein Kind (vorsprachlich und deshalb auch
unbewusst) die Fragen zu beantworten: ‚Wer bin ich?‘ – ‚Was kann ich?‘ und somit sein Selbstbewusstsein
auch inhaltlich zu füllen.“[117] Um das Es herum wird also eine Zone aufgebaut, die man als frühes Ich
bezeichnen kann. Das frühe Ich, das sich wie eine Hülle um das Es legt, wird somit von den frühen
Körperrepräsentanzen und den frühen Selbstrepräsentanzen gebildet. Die frühen Körperrepräsentanzen seien
die kindlich grundgelegten Bewusstseins- und Gefühlsinhalte über Körperbereiche. Zu den frühen
Selbstrepräsentanzen zählen die kindlich grundgelegten Bewusstseins- und Gefühlsinhalte bezüglich der
eigenen Person. Sie bestimmten den Sozialcharakter und all unsere später erworbenen Selbstvorstellungen
(wer wir sind, was wir fürchten und erhoffen, was wir uns zutrauen etc.) auf unterschiedliche Weise mit.

Diese Theorien werden heutzutage von den kognitiven Neurowissenschaften herausgefordert.

Religionskritik

Freud bezeichnete sich selbst als einen Feind der Religion „in jeder
Form und Verdünnung“ und steht somit in der Tradition Ludwig
Feuerbachs (dessen Thesen er als seine philosophische Grundlage
ansieht) und Friedrich Nietzsches (dem er zugesteht, etliche
Einsichten der Psychoanalyse intuitiv vorweggenommen zu haben).
Auch Arthur Schopenhauers Schriften hatten großen Einfluss auf den
jungen Freud. Doch vor allem sein Spätwerk stand zu einem
beträchtlichen Teil im Zeichen der Religionskritik. Sein letztes Werk
(1939), wenige Tage vor seinem Tod veröffentlicht, war die Das Unbehagen in der Kultur,
provokative Studie über den Religionsgründer Moses: Der Mann Erstdruck
Moses und die monotheistische Religion. „Eine besondere Bedeutung
beansprucht der Fall, daß eine
Freud bekräftigt die Religionskritik der Philosophen durch Einsichten, größere Anzahl von Menschen
die er als naturwissenschaftlich geprägter Mediziner bei der gemeinsam den Versuch unternimmt,
Entwicklung der klinischen Psychoanalyse gewonnen hat. Dabei sich Glückversicherung und
drängte sich ihm die Auffassung auf, dass die Religion einer Leidensschutz durch wahnhafte
Kindheitsneurose vergleichbar sei. Hierbei argumentiert er Umbildung der Wirklichkeit zu
anthropologisch, ontogenetisch und phylogenetisch: schaffen. Als solchen Massenwahn
müssen wir auch die Religionen der
Das anthropologische Argument definiert die Religion als infantiles (= Menschheit kennzeichnen. Den
kindliches) Abwehrverhalten gegen die menschliche Unterlegenheit: Wahn erkennt natürlich niemals, wer
Der Mensch habe die Naturkräfte personalisiert und zu schützenden ihn selbst noch teilt.“ (S. 33)
Mächten erhoben. Somit helfen sie ihm in seiner Hilflosigkeit. Das
zugrunde liegende Verhaltensmuster knüpfe an die frühkindliche
Erfahrung mit den schützenden Eltern, besonders mit dem Vater, an.[118]

In seiner Schrift Zwangshandlungen und Religionsübungen (1907) entdeckte Freud Parallellen zwischen den
Zwangshandlungen psychisch Kranker mit Religionsübungen, da in beiden Fällen die Nichtausführung oder
ungenaue Ausführung Angst auslöse. In beiden Fällen handle es sich um verdrängte Triebstrebungen.[119]

Auf die frühkindlichen Erfahrungen geht auch Freuds ontogenetischer Ansatz ein: Das ambivalente Verhältnis
des Kindes gegenüber dem Vater setzt sich im Glauben des Erwachsenen fort. Er erkennt, dass er auch als
solcher sich nicht völlig gegen fremde Übermächte wehren kann, weswegen er seinen Schutz im
Gottesglauben sucht. Die Götter fürchtet er, trotzdem überträgt er ihnen seinen Schutz.

Rezeptionsaspekte
Ein historisches Verdienst Freuds besteht darin, die Rolle des Unbewussten im menschlichen Denken und
Handeln wissenschaftlicher Betrachtung zugänglich gemacht und popularisiert zu haben. Darüber hinaus
begründete er mit der Psychoanalyse eine neue medizinische und psychologische Disziplin und stellte
grundlegende therapeutische Vorgehensweisen vor, die auch heute noch in abgewandelter Form in der
psychotherapeutischen Behandlung von Neurosen und Psychosen eingesetzt werden. Von manchen ihrer
Anhänger wird die Psychoanalyse als eine umfassende Theorie betrachtet, die das komplexe menschliche
Erleben und Handeln beschreiben und erklären kann. Hinsichtlich der individuellen und kollektiven
Geschichte steht sie, so Andreas Mayer, für Illusionsbereinigung und Fortschrittsskepsis. „Wenn Freud recht
behält, bildet die Psychoanalyse keine neue Weltanschauung und kein geschlossenes System aus, sondern
gleicht vielmehr einem immer wieder von Neuem zu beginnenden Eroberungsfeldzug in einem Gebiet, das
von zahlreichen Unbekannten beherrscht wird.“[120]

Kritische Auseinandersetzung

Dessen ungeachtet waren die Freudschen Theorien von Anfang an unterschiedlichster Kritik ausgesetzt. Diese
Kritik hält bis heute an, wobei allerdings zu beachten ist, dass die Psychoanalyse seit Freud in vielfältige
Richtungen weiterentwickelt wurde und in ihrer aktuellen Ausprägung nicht in allen Punkten mit den
Auffassungen Freuds übereinstimmt. Zu erwähnen sind die Ich-Psychologie von Anna Freud, die
Objektbeziehungstheorie Melanie Kleins, die Selbstpsychologie Heinz Kohuts und die Theorie Jacques
Lacans mit besonderem Augenmerk auf die Funktion des Sprechens und der Sprache in der Psychoanalyse.

Die Existenz eines Todestriebs, den der späte Freud 1920 postulierte, wurde noch zu Freuds Lebzeiten von
einigen (marxistischen) Psychoanalytikern bestritten oder stark angezweifelt.[121] Er wurde jedoch außerhalb
der Psychoanalyse, etwa von dem Soziologen Franz Borkenau oder dem Philosophen Herbert Marcuse, zum
Ausgangspunkt umfassender Kulturtheorien gemacht bzw. uminterpretiert.

Auch die klassische Triebtheorie, die von einem Antagonismus zwischen Libido und Aggression ausging,
wurde um die Annahme zusätzlicher menschlicher Grundbedürfnisse erweitert, z. B. Bindung, Individuation
und Exploration.[122] Der Pansexualismusvorwurf, d. h. die Behauptung, die Psychoanalyse führe alles auf
Sexualität zurück, übersieht zum einen, dass Freud einen sehr viel umfassenderen Begriff von „Sexualität“
hatte, als es heute üblicherweise der Fall ist, und zum anderen, dass die Sexualtheorie in manchen Versionen
der modernen Psychoanalyse nur eine Randstellung innehat.

Deutungsprobleme schafft, dass Freud sich zum Teil widerspricht, manchmal sogar in derselben Publikation.
Beispielsweise in der Traumdeutung, die immer noch als ein Eckpfeiler der Psychoanalyse gilt und vielleicht
am wenigsten umstritten ist, behauptet Freud kategorisch, dass alle Träume immer auf infantilen Wünschen
beruhen und meistens sexuell motiviert seien. Gleichzeitig sind seine Beispiele und Deutungen (vor allem
eigener Träume) gemäß Mackenthun oft weder infantil noch sexuell motiviert.[123]

Freuds Aussagen zum Thema des sexuellen Missbrauchs, auf den er in seinen Analysen immer wieder durch
Erinnerungen, Träume und andere Hinweise seiner Patientinnen gestoßen war, wurden von Anfang an
kritisiert. Er ordnete die Aussagen seiner Patientinnen in späteren Veröffentlichungen oftmals als ‚ödipal
gefärbte Wunschphantasien‘ ein. In diesem Punkt unterscheidet sich die Psychoanalyse von anderen Theorien:
Unbewussten sexuellen Phantasien, Vorstellungen und Wünschen wird kein geringerer Stellenwert eingeräumt
als manifesten Erlebnissen.

Häufig bezweifelt wird auch Freuds Theorie vom sogenannten „Penisneid“: Dieser stehe in der psychischen
Entwicklung mancher Mädchen symmetrisch der „Kastrationsangst“ der Jungen gegenüber. Freud vertrat die
Auffassung, dass psychisch fehlgeleitete Handlungen von Frauen oft auf eine mangelhafte psychische
Verarbeitung der Beobachtung zurückgingen, dass ihnen der Penis eines Jungen unerreichbar fehle, woraus
ein Gefühl des Neides resultiere. Freuds Aussage, dass Frauen, die durch Stimulation der Klitoris Orgasmen
erleben könnten, unreif seien, ist vom wissenschaftlichen Standpunkt aus nicht mehr haltbar.[124]

Von der Religionswissenschaft und der Theologie wurden Freuds Thesen, von einigen Ausnahmen wie Eugen
Drewermann und Günter Krinetzki abgesehen, in der Regel zurückhaltend aufgenommen. Dennoch fanden
viele seiner Begriffe und Überlegungen, zum Teil ohne genaue Identifikation ihrer Herkunft, Eingang in die
Religionswissenschaft.[125]

Bleibender Nachruhm

Als „in die eigentliche Textur des modernen Denkens verwoben“ sieht Peter Gay Freuds Denken in vielerlei
Hinsicht – „ob man bei ihm Anleihen macht oder ihn ablehnt, ob man ihn bewundert oder ihm mißtraut, ihn
genau zitiert oder verzerrt“. Auf je eigene Art zur Unsterblichkeit Freuds beigetragen hätten „die gehässigen
Wortklaubereien skeptischer Psychologen, die nicht weniger gehässigen Abwertungsversuche der Marxisten
und die sogar noch gehässigeren Polemiken der Feministinnen.“ Als ein „überragender Gestalter des
modernen Geistes“ sei und bleibe Freud „eine so allgegenwärtige und umstrittene Autorität, wie es Plato im
klassischen Altertum gewesen ist.“[126]

Bei dem Bemühen, seine Lehre als einheitliches Werk zu bewahren, habe Freud „über sein Genie als
Erforscher des Unbewussten hinaus“ einen „ausgeprägten pragmatischen Sinn“ erkennen lassen, heißt es bei
Irene Berkel. Zusammen mit seinen Anhängern habe er – nach Gründung einer internationalen
psychoanalytischen Bewegung im Jahr 1910 – von den Zentren Wien, Budapest, Berlin und Zürich aus
zielstrebig die Institutionalisierung und internationale Ausbreitung der Psychoanalyse betrieben. Gründung
und Herausgabe verschiedener psychoanalytischer Zeitschriften ab dem Jahr 1909 hätten der noch jungen
psychoanalytischen Vereinigung zudem „ein Forum für theoretische Auseinandersetzungen und
Entwicklungen“ geboten. Freuds Originalität zeige sich darin, dass er die Psychoanalyse für andere
Wissenschaften geöffnet und so zahlreiche Anregungen für seine eigene Arbeit gewonnen habe.[127]

Eine Auseinandersetzung mit dem Werk Sigmund Freuds werde schwerlich vermeiden können, urteilt
Andreas Mayer, wer sich „um ein Verständnis der Kulturen der westlichen Welt des 20. Jahrhunderts bemüht.“
Von Freuds Zeitgenossen bis in die Gegenwart hinein „haben seine Werke in den Sozial- und
Geisteswissenschaften auf jede Generation in jeweils eigener Weise gewirkt.“ Im Rahmen einer „akademisch
relevanten Auswahl“ reiche die Liste „von den philosophische Auseinandersetzungen bei Ludwig
Wittgenstein, Karl Popper oder Adolf Grünbaum, den verschiedenen Lesarten in der französischen
Theoriediskussion bei Jean-Paul Sartre, Maurice Merleau-Ponty, Jacques Lacan, Claude Lévi-Strauss, Jacques
Derrida, Michel Foucault und Paul Ricœur, der vielfältigen Rezeption in der Literaturtheorie, den
freudomarxistischen Spielarten der Frankfurter Schule bis zu den anthropologischen und soziologische
Analysen von Autoren wie Philipp Rieff und Ernest Gellner.“ Viele von Freud geprägte Begriffe wie
„Ödipuskomplex“, „Narzissmus“, „Fixierung“, „Kastrationsangst“ oder „Penisneid“ seien zum Allgemeingut
geworden.[128]

Wer von der Moderne spreche, so Peter-André Alt, komme an der Psychoanalyse nicht vorbei. „Die
Diagnose, die sie dem Trieb und dem Unbewußten stellt, erfaßt unsere großen Erzählungen von der Kultur des
Menschen. Niemand kann diese Erzählungen mehr anheben lassen, ohne den Deutungsmustern Freuds seinen
Tribut zu zollen.“ Aus den intimsten Erfahrungen ihres Begründers sieht Alt die Netze dieser neuen Theorie
gewebt. „Das rückt sie in die Nähe der Kunst, deren Werke immer auch die subjektive psychische Signatur
ihrer Schöpfer tragen.“ Auch wo sie sich auf die Philosophie des 19. Jahrhunderts, auf die neuere
Naturforschung, auf die europäische Literatur oder auf die Ethnologie und die Mythendeutung der klassischen
Altertumswissenschaften stützte, sei Freuds Theorie „ein hochgradig originelles System, das unabhängige
Urteile über Trieb und Geist, Gesellschaft und Staat, Religion und Kultur ermöglichte.“ Was Freud geschaffen
habe, dauere fort „als herausforderndes Vermächtnis der dunkelsten und zugleich hellsten Wissenschaft vom
Menschen, die jemals entworfen wurde.“[129]

Auszeichnungen und postume Ehrungen


1930: Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main
Am 4. Februar 1955 wurde auf Vorschlag von Professor
Hans Hoff im Arkadenhof der Universität Wien ein
Denkmal errichtet. Dabei wurde die Kopie jener 1920 von
David Paul Königsberger gefertigten Porträtbüste
aufgestellt, die Freud ein Jahr später zu seinem 65.
Geburtstag geschenkt worden war. Der Marmorsockel gibt
die Jahre von Freuds Lehrtätigkeit an (1885–1934) und
würdigt ihn in Anspielung auf die Psychoanalyse und den Sigmund Freud auf der
Ödipuskomplex mit einem Zitat aus den Schlussversen der österreichischen 50-Schilling
Tragödie König Ödipus des Sophokles im altgriechischen Banknote 1987
Original; in Übersetzung: „der die berühmten Rätsel löste
und ein hochbedeutender Mann war“.
Am University College London wurde ein Freud Memorial Chair,
ein Lehrstuhl für einen namhaften Psychoanalytiker, eingerichtet.
Er besteht bis heute. Sein erster Inhaber Joseph Sandler hat die
Einrichtung einer Psychoanalytic Unit an dieser Universität
angeregt und durchgesetzt. Es folgten 1982 Janine Chasseguet-
Smirgel und 1987 Hanna Segal. Heute ist Peter Fonagy Inhaber
des Freud Memorial Chairs und Leiter der Unit.
1964 wurde in Frankfurt das Sigmund-Freud-Institut für Forschung
und Lehre gegründet. 1995 wurde die Lehre ausgegliedert und
dem Frankfurter Psychoanalytischen Institut übertragen. 50-Schilling-Münze (2000)
Seit 1964 wird alljährlich der Sigmund-Freud-Preis für
wissenschaftliche Prosa von der Deutschen Akademie für
Sprache und Dichtung verliehen.
1971 wurde in Freuds langjähriger Wohnung und Praxis in
der Berggasse 19 in Wien 9 das Sigmund Freud Museum
eröffnet.
Die Mehrzahl von Freuds Büchern, Sammlungsstücken
und Möbeln (einschließlich der berühmten Couch) befindet
sich im Freud Museum London, das von seiner Tochter
Anna in seiner Exilwohnung eingerichtet wurde.
In Wien findet alljährlich am 6. Mai die Sigmund-Freud-
Vorlesung statt, zu der namhafte Vortragende weltweit
eingeladen werden.
Sigmund Freud ist auf der österreichischen 50-Schilling-
Banknote von 1987 zu sehen, der letzten mit diesem Wert
herausgegebenen vor der Euroeinführung.
Seit 1989 heißt die Schule, an der Freud maturierte,
Sigmund-Freud-Gymnasium.
In den 1990er Jahren wurde das Sigmund-Freud-Statue im Innenhof
Landesnervenkrankenhaus in Graz, eine 1874 errichtete der Meduni Wien
Einrichtung für Menschen mit psychischen Erkrankungen,
in Landesnervenklinik Sigmund Freud umbenannt.
Seit 1999 wird der Internationale Sigmund-Freud-Preis für Psychotherapie von der Stadt Wien
gestiftet und vom World Council for Psychotherapy verliehen.
Im Jahr 2005 wurde die Sigmund Freud Privatuniversität Wien gegründet. An dieser Universität
wurde weltweit zum ersten Mal die Psychotherapiewissenschaft als Vollstudium angeboten.
2015 wurde ihr neuer Sitz eröffnet, der auf dem ehemaligen Weltausstellungs- bzw.
Messegelände erbaut wurde.[130] Er befindet sich in der Leopoldstadt (2. Bezirk) am
Freudplatz, der im Jahr 2014 nach Freud und seiner Tochter Anna Freud benannt wurde.
In den Jahren 2004 bis 2006 wurde in Berlin unter dem Titel Mit Freud in Berlin eine
Gedenktafelreihe etabliert, die an 19 wichtige Vertreter der Gründergeneration – von Karl
Abraham über Edith Jacobson und Melanie Klein bis René A. Spitz – erinnert. Diese Aktion
wurde von der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft initiiert.
Anlässlich seines 150. Geburtstags wurde im Mai 2006 in Südtirol eine Promenade von
Oberbozen nach Klobenstein eröffnet und nach ihm benannt. Freud hatte mehrmals seinen
Urlaub in Klobenstein verbracht und 1911 auch seine silberne Hochzeit dort gefeiert.[131]
Nach Sigmund Freud sind auch der Mondkrater Freud und der Asteroid (4342) Freud
benannt.[132]
Sigmund Freuds Handschrift wurde in einem Kunstprojekt des Typografen Harald Geisler als
Font digitalisiert.[133] Dieser ermöglicht es auf dem Computer oder Smartphone Texte in Freuds
Handschrift zu verfassen.[134] Das Projekt wurde 2013 in Zusammenarbeit mit dem Sigmund
Freud Museum Wien und dem Freud Museum (London) auf der Crowdfunding Plattform
Kickstarter vorgestellt und von 1481 Unterstützern finanziert.[135] Der Font enthält mehrere
Varianten von jedem Buchstaben, die jeweils auf Vorlagen von Freuds Manuskripten basieren,
diese unterschiedlichen Buchstabenvarianten werden automatisch während des Schreibens
angepasst und erzeugen ein natürliches Schriftbild.[136]
Am 4. Juni 2018, 80 Jahre nachdem Freud Wien vom Westbahnhof aus in Richtung Paris
verlassen hatte, wurde an der Medizinischen Universität Wien eine Freud-Statue enthüllt, in
Anwesenheit von Stephan Doering, Vorstand der Universitätsklinik für Psychoanalyse und
Psychotherapie, Universitätsrektor Markus Müller, David Freud, Urenkel von Sigmund Freud,
Aurelia Young, Tochter des Künstlers Oscar Nemon, und Bildungsminister Heinz Faßmann.
Die Statue wurde vom kroatischen Künstler Oscar Nemon gestaltet; bereits 1970 wurde eine
größere Variante der Statue in London-Hampstead in der Nähe von Freuds Wohnhaus und
heutigem Freud-Museum aufgestellt.[137]

Schriften
→ Hauptartikel: Sigmund Freud/Bibliographie

Veröffentlichungen

Zu Freuds Veröffentlichungen zählen, in chronologischer Reihenfolge:

Über den psychischen Mechanismus hysterischer Phänomene. Zusammen mit Breuer. 1893.
Ueber Coca. In: Centralblatt für die gesammte Therapie. 2, 1884, S. 289–314 vlp.mpiwg-
berlin.mpg.de (http://vlp.mpiwg-berlin.mpg.de/pdf/lit29488_Lo.pdf) (PDF; 2,1 MB) (Neu
durchgesehener und vermehrter Separat-Abdruck, Wien 1885).
Entwurf einer Psychologie. 1895 (Manuskript; veröffentlicht 1950).
Studien über Hysterie. 1895.
Zur Ätiologie der Hysterie. 1896 (Aufsatz; erste Verwendung des Begriffes „Psychoanalyse“).
Die Traumdeutung. 1900.
Zur Psychopathologie des Alltagslebens. 1904.
Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie. 1905 (vgl. dazu den Artikel Infantile Sexualität nach
Freud).
Die „kulturelle“ Sexualmoral und die moderne Nervosität. 1908.
Über Psychoanalyse. (https://archive.org/stream/Freud_1924_Psychoanalyse_7te#page/n1/mo
de/2up) Fünf Vorlesungen gehalten zur 20-jährigen Gründungsfeier der Clark University in
Worcester Mass. September 1909. 7., unveränderte Auflage. Verlag: Franz Deuticke, Leipzig-
Wien 1924.
Über Psychoanalyse. 1910.
Eine Kindheitserinnerung des Leonardo da Vinci. 1910.
Totem und Tabu. 1913.
Zur Geschichte der psychoanalytischen Bewegung. 1914.
Zeitgemäßes über Krieg und Tod. 1915.
Trauer und Melancholie. 1916.
Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse. 1917.
Das Unheimliche. 1919.
Jenseits des Lustprinzips. 1920 (Digitalisat 2. Aufl. (http://www.archive.org/details/jenseitsdeslu
st00freugoog))
Massenpsychologie und Ich-Analyse. 1921 (Digitalisat) (http://www.archive.org/details/massen
psycholog00freugoog)
Das Ich und das Es. 1923.
Selbstdarstellung. 1925.
Die Frage der Laienanalyse, 1926.
Hemmung, Symptom und Angst. 1926.
Die Zukunft einer Illusion. 1927.
Das Unbehagen in der Kultur. 1930.
Vier psychoanalytische Krankengeschichten. Internationaler psychoanalytischer Verlag, Wien
1932 (Digitalisat) (https://archive.org/stream/Freud_1932_Vier_Krankengeschichten_k/Freud_
1932_Vier_Krankengeschichten_k_djvu.txt)
Warum Krieg? 1933 (Briefwechsel mit Albert Einstein).
Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse. 1933.
Die endliche und die unendliche Analyse. 1937.
Abriss der Psychoanalyse 1938.
Der Mann Moses und die monotheistische Religion. 1939 (Digitalisat) (http://www.archive.org/d
etails/DerMannMosesUndDieMonotheistischeReligion_520).

Unveröffentlichte Schriften: Das Freud-Archiv

Eine sehr große Sammlung von Originalschriften und Briefen Freuds befindet sich in der Sigmund Freud
Collection der Library of Congress in Washington. Das sogenannte Freud-Archiv wurde 1951 auf Betreiben
von Anna Freud und vor allem Kurt Eissler gegründet.[138] Zu den ursprünglichen Kuratoren gehörten neben
Eissler als Direktor, Ernst Kris und Heinz Hartmann.[139] Es umfasst ca. 80.000 Dokumente zur
Frühgeschichte der Psychoanalyse, davon etwa 35.000 Briefe und 45.000 Manuskripte. Ein zweites Archiv
dieser Art befindet sich in Sigmund und Anna Freuds letztem Wohnsitz Maresfield Gardens, dem heutigen
Freud Museum in London.[140]

Die restriktive Zugangspolitik des Archivs war Gegenstand der Kritik seitens der historischen Forschung.
Insbesondere sind Briefe, die Freud verfasst hat, teilweise bis über das Jahr 2060 hinaus unter Verschluss
gehalten.[141] Für die Einsicht in bestimmte Dokumente benötigt man eine Sondergenehmigung des Leiters
der Handschriftenabteilung nach Absprache mit den Sigmund Freud Archives in New York, welche aber nur
in Ausnahmefällen erteilt wird. Für eine Reihe von Briefen gibt es kein Freigabedatum.[142]

Für die wissenschaftliche Beschäftigung mit Freud ergibt sich daraus ein Problem: Zu Korrekturen und
Auslassungen in früheren Veröffentlichungen seiner Schriften, wie etwa in den 1950 erschienenen Briefen von
Freud an Wilhelm Fließ, bestand lange Zeit kein Zugang. In der Erstveröffentlichung dieser Schriften[143]
hatten seine Tochter Anna Freud und Ernst Kris zahlreiche Retuschen vorgenommen, wie Jeffrey Masson,
Herausgeber der 1985 erschienenen, vollständigen Briefsammlung, nachweisen konnte.

Im Februar 2017 wurden ca. 20.000 Dokumente der Sigmund Freud Papers in digitalisierter Form öffentlich
zugänglich gemacht.[144] Es handelt sich dabei vornehmlich um Briefdokumente.[145]

Gesamtausgaben
Gesammelte Schriften. 12 Bde., Hrsg. v. Anna Freud, Psychoanalytischer Verlag, Leipzig
1924–1934.
Gesammelte Werke. Chronologisch geordnet. 17 Bände, dazu ein Registerband (Band 18) und
ein Band mit Nachträgen (Band 19). Hrsg. v. Anna Freud u. a. Zuerst erschienen bei Imago,
London 1940–1952, Registerband 1968, Nachtragsband Texte aus den Jahren 1885 bis 1938
1987, mehrere Auflagen; Nachdruck beim Fischer Taschenbuch-Verlag 1999, ISBN 3-596-
50300-0 („Imago-Ausgabe“; umfassendste Edition von Freuds Schriften, nach dieser Ausgabe
wird am häufigsten zitiert).
Standard Edition of the Complete Psychological Works of Sigmund Freud. 24 Bände Hrsg. v.
James Strachey in Zusammenarbeit mit Anna Freud. Hogarth Press, London 1953–1974
(englische Übersetzung; die Ausgabe mit dem ausführlichsten editorischen Material).
Studienausgabe. 10 Bände und ein Ergänzungsband. Hrsg. von Alexander Mitscherlich,
Angela Richards, James Strachey. S. Fischer, Frankfurt am Main. Die Bände 1 bis 10
erschienen zuerst 1969 bis 1975. Der Ergänzungsband mit Freuds technischen Schriften
wurde von Ilse Grubrich-Simitis herausgegeben und erschien 1975. (Die Studienausgabe
enthält etwa zwei Drittel der Standard Edition. Die Studienausgabe ist die philologisch beste
Ausgabe in deutscher Sprache, mit editorischen Vorbemerkungen zu jedem Text,
Anmerkungen der Herausgeber zu Entwicklungen von Freuds Denken sowie dem Nachweis
wichtiger Änderungen, die Freud in verschiedenen Auflagen seiner Schriften vorgenommen
hat; jeder Band enthält eine Bibliographie sowie ein ausführliches Register. Der editorische
Apparat dieser Ausgabe beruht überwiegend auf der von Strachey ab 1953 herausgegebenen
Standard Edition.).
1977 wurde die Studienausgabe um eine bereits 1975 außer der Reihe erschienene Arbeit
von Ingeborg Meyer-Palmedo erweitert: Sigmund-Freud-Konkordanz und -Gesamt-
Bibliographie, so dass die Studienausgabe vorübergehend zwei Ergänzungsbände
umfasste, insgesamt also 12 Bände. Ein Nachdruck der 12-bändigen Studienausgabe
erschien 1982 im Fischer Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main, ISBN des ersten
Bandes, ISBN 3-596-27301-3.
1989 veröffentlichte der S. Fischer-Verlag eine revidierte Neuausgabe der
Studienausgabe, jetzt wieder ohne die Bibliographie, also in 11 Bänden, ISBN 3-10-
822732-7. Im Jahr 2000 erschien im Fischer Taschenbuch-Verlag eine Lizenzausgabe der
revidierten Neuausgabe der Studienausgabe von 1989, ISBN 3-596-50360-4 (Die Revision
besteht vor allem in der Beseitigung von Druckfehlern und in der Verbesserung der
Querverweise zu seitengenauen Querverweisen innerhalb der Ausgabe.).
Parallel zur revidierten Neuausgabe der Studienausgabe im Jahr 1989, aber außerhalb
dieser Reihe, erschien im selben Jahr eine revidierte und erweiterte Version der
Bibliographie; der Titel wurde dabei verändert in Freud-Bibliographie mit Werkkonkordanz.
ISBN 3-10-022742-5; 1999 erschien eine verbesserte und erweiterte Auflage. dieser
Bibliographie, ISBN 3-10-022742-5.
Werkausgabe in zwei Bänden. Band 1: Elemente der Psychoanalyse. Band 2: Anwendungen
der Psychoanalyse. Herausgegeben und kommentiert von Anna Freud und Ilse Grubrich-
Simitis. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-596-17216-0.
Das Lesebuch. Schriften aus vier Jahrzehnten. Herausgegeben und kommentiert von Cordelia
Schmidt-Hellerau. Fischer, Frankfurt 2006, ISBN 3-10-073302-9.
Briefe
Mit Carl Gustav Jung: Briefwechsel. Herausgegeben von W. McGuire, W. Sauerländer. Fischer
Verlag, Frankfurt am Main 1974.
Briefe 1873–1939. Ausgewählt und herausgegeben von Ernst u. Lucie Freud. Frankfurt am
Main 1960; 3. Auflage. S. Fischer, Frankfurt am Main 1980.
Briefe an Wilhelm Fließ 1887–1904. Ungekürzte Ausgabe, herausgegeben von Jeffrey
Moussaieff Masson. (Deutsche Fassung von Michael Schröter, Transkription von Gerhard
Fichtner). Frankfurt am Main, S. Fischer Verlag 1986, ISBN 3-10-022802-2.
Brautbriefe: Briefe an Martha Bernays aus d. Jahren 1882–1886. Ausgew., hrsg. u. mit e. Vorw.
vers. von Ernst L. Freud. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-596-
26733-1.
Mit Max Eitingon: Briefwechsel (1906–1939). edition diskord 2004.
Mit Anna Freud: Briefwechsel. Herausgegeben von Ingeborg Meyer-Palmedo. Fischer Verlag,
Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-10-022750-6.
Unterdeß halten wir zusammen. Briefe an die Kinder. Herausgegeben von Michael Schroeter
unter Mitwirkung von Ingeborg Meyer-Palmedo und Ernst Falzeder. Aufbau Verlag, Berlin
2010, ISBN 978-3-351-03302-6.

Literatur

Biografien
Andreas Mayer: Sigmund Freud. Zur Einführung. Junius Verlag, Hamburg 2017, ISBN 978-3-
88506-090-1.
John Forrester, Laura Cameron: Freud in Cambridge. Cambridge University Press, Cambridge,
England 2017, ISBN 978-0-521-86190-8.
Peter-André Alt: Sigmund Freud. Der Arzt der Moderne. Eine Biographie. Beck, München
2016, ISBN 978-3-406-69688-6 (über das Buch) (http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/buecher/ar
beit-war-sigmund-freuds-droge/story/24948465).
Irene Berkel: Sigmund Freud. Wilhelm Fink, Paderborn 2008, ISBN 978-3-7705-4605-3.
Birgit Lahann: Als Psyche auf die Couch kam. Das rätselvolle Leben des Sigmund Freud.
Aufbau Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-351-02631-5.
Eva Weissweiler: Die Freuds. Biografie einer Familie. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2006, ISBN
3-462-03617-3.
Christian Moser: Sigmund Freud – Die ganze Wahrheit. Carlsen, Hamburg 2006, ISBN 3-551-
78195-8 (Comic).
Linde Salber: Der dunkle Kontinent. Freud und die Frauen. Rowohlt Taschenbuch-Verlag,
Reinbek 2006, ISBN 3-499-62138-X.
Hans-Martin Lohmann: Sigmund Freud. Rowohlt Taschenbuch-Verlag, Reinbek 1998, ISBN 3-
499-50601-7. (Neuausgabe: 2006, ISBN 3-499-50693-9).
Charles Rojzman: Freud. Un humanisme de l'avenir. Desclée de Brouwer, Paris 1998. (Freud,
the humanist. Open Gate, London 1999, ISBN 1-871871-46-8)
Peter Gay: Freud. A life for our time. Norton, New York 1988, ISBN 0-393-02517-9. (Eine
Biographie für unsere Zeit. Übersetzt von Joachim A. Frank. S. Fischer, Frankfurt am Main
1989, ISBN 3-596-17170-9, Lizenzausgabe im Fischer Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am
Main 1995, ISBN 3-596-12913-3).
Marianne Krüll: Freud und sein Vater. Die Entstehung der Psychoanalyse und Freuds
ungelöste Vaterbindung. Psychosozial, Gießen 1979. (3. Auflage. 2004, ISBN 3-89806-361-5)
Ronald W. Clark: Sigmund Freud. The man and the cause. Cape, London 1980, ISBN 0-224-
01745-4. (deutsch: Sigmund Freud. Übersetzt von Joachim A. Frank. S. Fischer, Frankfurt am
Main 1981, ISBN 3-10-010802-7)
Max Schur: Freud. Living and dying. International University Press, New York 1972. (Sigmund
Freud. Leben und Sterben. Übersetzt von Gert Müller. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1973,
ISBN 3-518-37278-5; Schur war Freuds letzter Arzt)
Ernest Jones: Sigmund Freud. Life and work. 3 Bände. Hogarth, London 1954–1957. (Spätere
Auflagen erschienen unter dem Titel The life and work of Sigmund Freud. Vollständige
deutsche Übersetzung: Das Leben und Werk von Sigmund Freud. 3 Bände Übers. v. Katherine
Jones und Gertrud Meili-Doretzki. Huber, Bern 1960–1962. Ein Nachdruck dieser vollständigen
Übersetzung erschien 1984 bei dtv, München, ISBN 3-423-04426-8, der Titel wurde hierbei
verändert in Sigmund Freud. Leben und Werk. Jones' Freud-Biographie umfasst im englischen
Original etwas mehr als 1500 Seiten. 1961 erschien bei Hogarth, London, eine von Lionel
Trilling und Steven Marcus auf etwa die Hälfte gekürzte Fassung unter dem Titel The life and
work of Sigmund Freud, mit einem Vorwort von Lionel Trilling. Die Übersetzung dieser
gekürzten Fassung erschien 1969 unter dem Titel Sigmund Freud. Leben und Werk bei S.
Fischer, Frankfurt am Main).
Siegfried Bernfeld, Suzanne Cassirer Bernfeld: Freuds frühe Kindheit (1944). In: Dieselben:
Bausteine der Freud-Biographik. Hrsg. v. Ilse Grubrich-Simitis. Suhrkamp, Frankfurt am Main
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Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 407–409 (Digitalisat).

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Emma Moersch. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1972, zahlreiche unveränderte Auflagen, ISBN
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Begriffe und mit Seitenverweisen auf die Gesammelten Werke und die Standard Edition; zuerst
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Übersetzung im Internet unter enotes.com (http://www.enotes.com/psychoanalysis-encyclopedi
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Literarische Rezeption
Das Theaterstück Le Visiteur (1993) von Éric-Emmanuel Schmitt spielt 1938 in Sigmund
Freuds Arbeitszimmer.
Der Roman Und Nietzsche weinte des amerikanischen Psychiaters Irvin D. Yalom spielt 1882
in Wien und handelt von einer fiktiven Behandlung des Philosophen Friedrich Nietzsche durch
Josef Breuer. Dabei berät der Arzt sich mit seinem jungen Kollegen und Schüler Sigmund
Freud und erörtert mit ihm die im Fall Bertha Pappenheims angewandten Methoden der
Redekur (chimney-sweeping) und der Erinnerungsarbeit unter Hypnose. Unterschiedlicher
Meinung sind beide über Freuds Traumdeutungshypothesen.
In Robert Seethalers Roman Der Trafikant lässt der Autor seinen Protagonisten Franz Huchel
dem alten und kranken Sigmund Freud 1937, kurz vor dessen Emigration, beim Kauf seiner
Zigarren begegnen und mit ihm Freundschaft schließen. Der junge, unerfahrene Mann sucht
beim berühmten Psychoanalytiker Orientierungshilfe, doch der verweist ihn in dieser Zeit
politischer Unsicherheit auf sich selbst: „Wir tasten uns mühselig durch die Dunkelheit, um
wenigstens hie und da auf etwas Brauchbares zu stoßen.“ Im besten Fall seien es Träume und
er empfiehlt Franz, die seinen aufzuschreiben. „In den entscheidenden Dingen sind wir von
Anfang an auf uns selbst gestellt. […] Du musst deinen eigenen Kopf bemühen. Und wenn dir
der keine Antworten gibt, frag dein Herz!“
Die in Deutschland unter dem Titel „Die Max-Liebermann-Krimis“ publizierten Romane des
britischen Autors Frank Tallis spielen in Wien um 1900. Der Psychiater Max Liebermann,
Freund und Berater des Wiener Polizeiinspektors, ist ein Schüler Freuds und geht in dessen
Haus in der Berggasse 19 ein und aus.
Filme
Freud. Spielfilm 1962.
Der junge Freud. Fernsehfilm 1976.
Berggasse 19. Fernsehfilm 1979.
Freud. TV-Mini-Serie 1984 (englisch) mit David Suchet als Freud.
The Century of the Self. Dokumentation 2002 von Adam Curtis (englisch).
Princesse Marie. (dt.: Marie und Freud). Fernsehfilm 2004.
Sigmund Freud – Auf den Spuren des berühmten Psychoanalytikers. Dokumentarfilm 2006.
Sigmund Freud – Aufbruch in die Seele. Doku-Drama 2007 in der ZDF-Reihe „Giganten“
(Regie: Günther Klein) mit Dietmar Schönherr als Freud.
David Cronenberg (Regie): A Dangerous Method. (deutscher Titel: Eine dunkle Begierde.)
Spielfilm, 2011. Mit Keira Knightley als Sabina Spielrein, Michael Fassbender als Carl Gustav
Jung, Viggo Mortensen als Sigmund Freud.[146]
Der Trafikant (Regie: Nikolaus Leytner) mit Simon Morzé als Franz Huchel, Johannes Krisch
als Otto Trsnjek und Bruno Ganz als Sigmund Freud (2018)
Freud (Regie: Marvin Kren), ORF/Netflix-Serie mit Robert Finster als Sigmund Freud (2020)

Weblinks
Commons: Sigmund Freud (https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Sigmund_Freud?usela
ng=de) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote: Sigmund Freud – Zitate
Wikisource: Sigmund Freud – Quellen und Volltexte
Literatur von und über Sigmund Freud (https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&
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Werke von und über Sigmund Freud (https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/person/gnd/1
18535315) in der Deutschen Digitalen Bibliothek
Werke von Sigmund Freud (https://www.projekt-gutenberg.org/autoren/namen/182.html) im
Projekt Gutenberg-DE
Werke von Sigmund Freud (http://www.gutenberg.org/ebooks/author/391) im Project Gutenberg
(für Nutzer aus Deutschland derzeit i.d.R. nicht abrufbar)
Freud: Gesammelte Werke 1893–1993 (http://www.textlog.de/sigmund-freud-gesammelte-werk
e-1893-1939.html) bei textlog.de
Zeitungsartikel über Sigmund Freud (http://purl.org/pressemappe20/folder/pe/005549) in der
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Alain de Mijolla: Freud, Sigmund Schlomo (1856–1939). (http://www.encyclopedia.com/doc/1G
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Digitale Quellen im Volltext (http://vlp.mpiwg-berlin.mpg.de/library/search?-format=search&-op_
referencetype=eq&referencetype=&-op_author=all&author=Sigmund+Freud&-op_title=all&title
=&-op_secondarytitle=all&secondarytitle=&-op_sql_year=numerical&sql_year=&-op_fullrefere
nce=all&fullreference=&-op_online=numerical&-op_transcription=eq&-op_id=numerical&id=&-
op_volumeid_search=ct&volumeid_search=&-op_project=eq&project=&-max=25&-display=sh
ort&-sort=author%2Csql_year&-find=+Start+Search+) im Virtual Laboratory des Max-Planck-
Instituts für Wissenschaftsgeschichte
Sigmund Freud Museum, Wien (http://www.freud-museum.at/)
Sigmund Freud Privat Universität, Wien (http://www.sfu.ac.at/)
Sigmund-Freud-Institut, Frankfurt (http://www.sfi-frankfurt.de/)
Freud Museum, London (http://www.freud.org.uk/) (englisch)
Sigmund Freud Museum, Příbor (http://www.pribor.cz/www/cz/freuds-museum-pribor/)
(tschechisch)
Historische Aufnahmen von und mit Sigmund Freud (https://www.mediathek.at/portalsuche/?
q%5B%5D=sigmund+freud) im Onlinearchiv der Österreichischen Mediathek

Einzelnachweise
1. Die Trauung der Eltern im Jahre 1855 vollzog Isaak Noah Mannheimer, der 1841 eine Debatte
im Rahmen des Reformjudentums mit dem Hamburger Oberrabbiner Isaak Bernays eröffnet
hatte, dem Großvater von Freuds Ehefrau Martha Bernays. (W. Aron: Farzeichnungen wegen
opshtam fun Sigmund Freud un wegen sein Yiddishkeit. In: Yivo Bleter. Band 40, S. 169.)
2. Zitiert nach Gay, 2. Aufl. 2006, S. 14.
3. Zu Alexander dem Großen hatte der Zehnjährige, inspiriert durch den Schulunterricht, seinen
Eltern kurz nach der Geburt des Bruders einen ausführlichen Vortrag gehalten. (Alt 2016, S. 32)
4. Alt 2016, S. 34.
5. Alt 2016, S. 43–45.
6. Gay, 2. Aufl. 2006, S. 22 f.
7. „Allein in den alten Sprachen wurden Text und Vokabelkenntnisse verlangt“, schreibt Peter-
André Alt, „die heutige Studierende kaum beim Staatsexamen vorweisen können.“ (Alt 2016, S.
53.)
8. Alt 2016, S. 53 f.
9. Gay, 2. Aufl. 2006, S. 34–36.
10. Alt 2016, S. 57.
11. Alt 2016, S. 60.
12. Alt 2016, S. 64 f.
13. Alt 2016, S. 69.
14. Gay, 2. Aufl. 2006, S. 41–44.
15. Alt 2016, S. 73–85.
16. Gay, 2. Aufl. 2006, S. 39.
17. Zitiert nach Gay, 2. Aufl. 2006, S. 47.
18. Alt 2016, S. 105–109.
19. Alt 2016, S. 109–112.
20. Alt 2016, S. 112–120.
21. Alt 2016, S. 136–149.
22. Walter Mentzel: Aus den Medizinhistorischen Beständen der UB MedUni Wien: Das erste
Öffentliche Kinderkranken-Institut (1788 – 1900 – 1938): Joseph Johann Mastalier – Max
Kassowitz – Carl Hochspringer – Sigmund Freud. II. Sigmund Freud Wirken an der Abteilung
für Nervenerkrankungen am Ersten Öffentlichen Kinderkranken-Institut. Blog Unibibliothek
Medizinische Universität Wien, 23. Juli 2020. Digitalisat (https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=3
5134), abgerufen am 16. August 2020.
23. Alt 2016, S. 155 f.
24. Martha war väterlicherseits auch mit dem Dichter Heinrich Heine entfernt verwandt. (David
Bakan: Sigmund Freud and the Jewish Mystical Tradition. Princeton 1958, S. 196) Freuds
Schwester Anna wiederum heiratete Marthas Bruder Ely Bernays. Edward Bernays (1891 in
Wien–1995 in New York City), der „Vater der Public Relations“, war ein Sohn aus dieser Ehe
und somit ein Neffe von Sigmund Freud.
25. Alt 2016, S. 166 f.
26. Zitiert nach Gay, 2. Aufl. 2006, S. 77.
27. Alt 2016, S. 175–177.
28. Gay, 2. Aufl. 2006, S. 78–82 und 86 (Zitat).
29. Gay, 2. Aufl. 2006, S. 85.
30. Zitiert nach Alt 2016, S. 198.
31. Zitiert nach Alt 2016, S. 232.
32. Alt 2016, S. 17 und 416 f.
33. „In dieser Vereinsamung erwachte in mir die Sehnsucht nach einem Kreis von auserlesenen,
hochgestimmten Männern, die mich ungeachtet meiner Verwegenheit freundschaftlich
aufnehmen sollten“, schrieb Freud im Rückblick. (Zitiert nach Alt 2016, S. 309)
34. Alt 2016, S. 309.
35. (Brief vom 12. Juni 1900 an Wilhelm Fließ, in: Sigmund Freud: Aus den Anfängen der
Psychoanalyse. Briefe an Wilhelm Fließ, Abhandlungen und Notizen aus den Jahren 1897–
1902. London 1950, S. 344).
36. Brief an Fließ vom 15. Oktober 1897; zitiert nach Alt 2016, S. 253 f.
37. Alt 2016, S. 264.
38. Gay, 2. Aufl. 2006, S. 122 und 137.
39. Alt 2016, S. 288.
40. Alt 2016, S. 288. Der zweiten Auflage von 1908 folgten dann bis 1921 vier weitere. (Ebenda)
41. Alt 2016, S. 316.
42. Vgl. zur Theorie der Fehlleistungen: Sigmund Freud: Zur Psychopathologie des Alltagslebens.
1901. In: A. Freud u. a. (Hrsg.): Gesammelte Werke. Chronologisch geordnet. Band 4, Fischer,
Frankfurt am Main 1999.
43. Gay, 2. Aufl. 2006, S. 122 und 137.
44. Gay sieht Freuds akademische Laufbahn durch die staatlichen Stellen in auffälliger Weise
behindert: Die übliche Spanne von der Privatdozentur 1885 bis zur Professur habe bei acht
Jahren gelegen; Freud aber ließ man 17 Jahre warten. (Gay, 2. Aufl. 2006, S. 158 und 161)
45. Zitiert nach Gay, 2. Aufl. 2006, S. 159.
46. Alt 2016, S. 354–356.
47. Alt 2016, S. 451.
48. Gay, 2. Aufl. 2006, S. 181 f.
49. Alt 2016, S. 242–245.
50. Alt 2016, S. 482 f. und 522 f.
51. Alt 2016, S. 507, 509 und 520.
52. Außer Freud und Jung wurden allerdings in dem akademischen Festakt noch 25 weitere
Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen mit einem Doktortitel geehrt. (Alt 2016, S. 544)
53. Zitiert nach Gay, 2. Aufl. 2006, S. 250.
54. Zitiert nach Gay, 2. Aufl. 2006, S. 234.
55. Gay, 2. Aufl. 2006, S. 112 f.
56. Alt 2016, S. 547–552.
57. Peter-André Alt sieht mit Emma Jung das Zentrum des Konflikts in Jungs Publikation
Wandlungen und Symbole der Libido: „Jung suchte die monokausale Sexualtheorie der
Neurosenlehre auf ein Weltmodell zu übertragen, das Libido und Mythos in einer an
Schopenhauers Willensbegriff orientierten Gesamtkonzeption zusammenschloß.“ (Alt 2016, S.
557)
58. Zitiert nach Gay, 2. Aufl. 2006, S. 258.
59. Gay, 2. Aufl. 2006, S. 266–268.
60. Alt 2016, S. 573.
61. Gay, 2. Aufl. 2006, S. 369; Alt 2016, S. 574.
62. Bernd Ulrich: Sigmund Freud. In: G. Hirschfeld, G. Krumeich, I. Renz (Hrsg.): Enzyklopädie
Erster Weltkrieg. Paderborn 2003, S. 505 f.
63. Alt 2016, S. 584.
64. Alt 2016, S. 595 f.
65. Gay, 2. Aufl. 2006, S. 396 f.
66. Alt 2016, S. 559.
67. „Die dritte und empfindlichste Kränkung aber soll die menschliche Größensucht durch die
heutige psychologische Forschung erfahren, welche dem Ich nachweisen will, daß es nicht
einmal Herr im eigenen Hause, sondern auf kärgliche Nachrichten angewiesen bleibt von dem,
was unbewußt in seinem Seelenleben vorgeht.“ (Zitiert nach Alt 2016, S. 613)
68. Damit waren für Freud jedoch keine neuen Rechte verbunden, wie Alt betont: „Er war auch
künftig kein vollgültiges Mitglied der medizinischen Fakultät, gehörte nicht dem Kollegium an
und besaß bei akademischen Entscheidungen kein Stimmrecht.“ (Alt 2016, S. 648)
69. Alt 2016, S. 635 und 644.
70. Alt 2016, S. 653.
71. Alt 2016, S. 655–658 und 858.
72. Frank Thadeusz, DER SPIEGEL: Als Sigmund Freud die spätere Schwiegermutter der Queen
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73. Alt 2016, S. 810.
74. Alt 2016, S. 802.
75. Alt 2016, S. 700–703.
76. Alt 2016, S. 705–713.
77. Alt 2016, S. 311.
78. Gay, 2. Aufl. 2006, S. 489 f.
79. Alt 2016, S. 663.
80. Gay, 2. Aufl. 2006, S. 490.
81. Gay, 2. Aufl. 2006, S. 497.
82. Alt 2016, S. 775.
83. Zitiert nach Gay, 2. Aufl. 2006, S. 562 f.
84. Alt 2016, S. 764 f.
85. Gay, 2. Aufl. 2006, S. 497.
86. Alt 2016, S. 766.
87. Gay, 2. Aufl. 2006, S. 510.
88. Zitiert nach Gay, 2. Aufl. 2006, S. 505 und 507.
89. Gay, 2. Aufl. 2006, S. 510.
90. Gay, 2. Aufl. 2006, S. 511 f.
91. Die Stadt Frankfurt gibt die Nominierung des Psychoanalytikers Sigmund Freud für den
Goethepreis bekannt, 6. August 1930. (https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/
2048) Zeitgeschichte in Hessen. (Stand: 5. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches
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92. Martin Freud: Sigmund Freud: man and father. Vanguard Press, 1958, S. 165.
93. Michael Molnar (Hrsg.), Sigmund Freud: The diary of Sigmund Freud, 1929–1939. A record of
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94. Zitiert nach Gay, 2. Aufl. 2006, S. 428.
95. Zitiert nach Alt 2016, S. 633.
96. Alt 2016, S. 713 f.
97. Das Zukunftsbild des Marxismus erschien ihm illusionär, weil zu optimistisch hinsichtlich der
Erwartungen an das Handeln der Menschen; zukunftsweisend positiv sah er hingegen die
antireligiöse Stoßrichtung des Sowjetstaats. (Zitiert nach Alt 2016, S. 806)
98. Gay, 2. Aufl. 2006, S. 674 f.
99. Zitiert nach Alt 2016, S. 817.
00. Zitiert nach Alt 2016, S. 790. Ähnlich hieß es in einem Brief an die Mitglieder der B’nai-B’rith-
Loge vom 6. Mai 1926: „Weil ich Jude war, fand ich mich frei von vielen Vorurteilen, die andere
im Gebrauch ihres Intellekts beschränkten, als Jude war ich dafür vorbereitet, in die Opposition
zu gehen.“ (Zitiert nach Gay, 2. Aufl. 2006, S. 677)
01. Gay, 2. Aufl. 2006, S. 663.
02. Zitiert nach Gay, 2. Aufl. 2006, S. 428, der anmerkt, dass es sich dabei wohl um das am
wenigsten vorausschauende je von Freud geprägte Bonmot handeln dürfte.
03. Hans-Martin Lohmann, Joachim Pfeiffer (Hrsg.): Freud-Handbuch. Metzler, Stuttgart/Weimar
2006, S. 72–73.
04. Alt 2016, S. 822.
05. Karl Fallend, Bernd Nitzschke (Hrsg.): Der „Fall“ Wilhelm Reich. Suhrkamp, Frankfurt am Main
1997.
06. Anonym: Der Ausschluß Wilhelm Reichs aus der Internationalen Psychoanalytischen
Gesellschaft (http://www.lsr-projekt.de/zpps/zpps5.html#ausschluss). In: Zeitschrift für
Politische Psychologie und Sexualökonomie. Band 2, Heft 1 (5), 1935, S. 54–61.
Bernd A. Laska: Sigmund Freud contra Wilhelm Reich. (http://www.lsr-projekt.de/wrfreud.html)
07. Alt 2016, S. 844 f.
08. Alt 2016, S. 846–848.
09. Alt 2016, S. 849. Bekannt, jedoch zweifelhaft ist die Anekdote, Freud habe handschriftlich
ergänzt: „Ich kann die Gestapo jedermann auf das beste empfehlen“. (Ebenda, S. 849)
10. Alt 2016, S. 849 f.
11. Alt 2016, S. 853 und 856.
12. Alt 2016, S. 854 f. und 857 f.
13. Alt 2016, S. 877–882.
14. Gay, 2. Aufl. 2006, S. 733.
15. Alt 2016, S. 871. Peter-André Alt emfiehlt: „Wer immer eine Einführung in die Psychoanalyse
benötigt, sollte als erstes Freuds letztes Buch lesen.“ (Ebenda, S. 873)
16. Rupert Lay: Vom Sinn des Lebens. München 1985, S. 212.
17. Rupert Lay: Ethik für Wirtschaft und Politik. S. 68.
18. Sigmund Freud: Totem und Tabu. S. Fischer, Frankfurt am Main 1913 (1956).
19. Hartmut Zinser: Sigmund Freud (1856–1939). In: Axel Michaels (Hrsg.): Klassiker der
Religionswissenschaft. 3. Auflage, München 2010, S. 97.
20. Andreas Mayer 2016, S. 191 f.
21. Wilhelm Reich: Der masochistische Charakter. Eine sexualökonomische Widerlegung des
Todestriebes. In: Internationale Zeitschrift für Psychoanalyse. Band 18, 1932, S. 303–351; Otto
Fenichel: Zur Kritik des Todestriebes. In: Imago. Band 21, 1935, S. 458–466.
22. Judith Helfer: Sigmund Freud die Stirn geboten. Der Wissenschaftler Zvi Lothane hat
zumindest in einem Fall Sigmund Freud widerlegt, in: Aufbau – jüdisches Monatsmagazin.
Nachrichtenblatt des German Jewish Club New York. 20. Januar 1995.
23. Gerald Mackenthun: Freuds „Traumdeutung“ von 1900 – wieder gelesen, zusammengefasst
und kritisiert 100 Jahre später. S. 327. (http://ppfi.de/buchbesp/freud00.htm) und passim im
Wiederabdruck der 1. Auflage
24. Pamela Madsen: 14 Crazy Amazing Facts About Female Sexuality. (https://www.psychologyto
day.com/blog/shameless-woman/201406/14-crazy-amazing-facts-about-female-sexuality)
psychology today, 21. Juni 2015, abgerufen am 26. Juni 2015.
25. Hartmut Zinser: Sigmund Freud (1856–1939), In: Axel Michaels (Hrsg.): Klassiker der
Religionswissenschaft. München 1997, 3. Aufl. 2010, S. 102.
26. Peter Gay im Vorwort für die deutsche Ausgabe von Freud. A life for our time (Eine Biographie
für unsere Zeit, 1989, S. XIII)
27. Berkel 2008, S. 7.
28. Andreas Mayer 2016, S. 10 und 12.
29. Alt 2016, S. 14–16 und 18.
30. Neuer „Freudplatz“ in Wien (http://wien.orf.at/news/stories/2630395/), ORF, 11. Februar 2014;
Planauschnitt (http://www.wien.gv.at/kultur/strassennamen/images/freudplatz.gif)
31. Spaziergang auf der Freud-Promenade nach Klobenstein - Wanderung am Ritten - Südtirol. In:
suedtirolerland.it. (suedtirolerland.it (http://www.suedtirolerland.it/de/freizeit-aktiv/berge-wander
n/wandern-in-bozen-und-umgebung/auf-der-freudpromenade-nach-klobenstein/) [abgerufen
am 19. September 2017]).
32. 4342 Freud (1987 QO9) (http://ssd.jpl.nasa.gov/sbdb.cgi?sstr=4342+Freud) JPL Small-Body
Database Browser, zuletzt abgerufen am 30. April 2010.
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25. November 2013, abgerufen am 2. August 2018.
34. Mark Wilson: Kickstarting: Sigmund Freud’s Handwriting As A Scrawling Typeface. (https://ww
w.fastcompany.com/1672504/kickstarting-sigmund-freud-s-handwriting-as-a-scrawling-typefac
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36. Daniel Vahab: Kickstarter Project Turns Sigmund Freud’s Handwriting Into a Computer Font. (h
ttps://www.huffingtonpost.com/daniel-vahab/sigmund-freud-front_b_2972722.html) In:
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38. Kurt R. Eissler and the Sigmund Freud Archives (https://blogs.loc.gov/loc/2017/02/kurt-r-eissler
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39. freudarchives.org (http://www.freudarchives.org/)
40. freud.org.uk (https://www.freud.org.uk/archive/)
41. Dazu kritisch: Jacques Bénesteau, Das Freud Archiv und die Library of Congress (http://www.p
sychiatrie-und-ethik.de/wpinfcde/das-freud-archiv-und-die-library-of-congress/)
42. Siehe Sigmund Freud. A Register of His Papers in the Sigmund Freud Collection in the Library
of Congress (http://lcweb2.loc.gov/service/mss/eadxmlmss/eadpdfmss/2004/ms004017.pdf)
(PDF; 312 kB).
43. Aus den Anfängen der Psychoanalyse: Briefe an Wilhelm Fliess, Abhandlungen und Notizen
aus den Jahren 1887–1902, (1950 im S. Fischer-Verlag) herausgegeben und kommentiert von
Anna Freud, Ernst Kris u. Marie Bonaparte
44. Sigmund Freud Papers in der Library of Congress (https://www.loc.gov/collections/sigmund-fre
ud-papers/about-this-collection/)
45. US Library Of Congress Releases Sigmund Freud's Digitized Letters (http://www.universityhera
ld.com/articles/63818/20170204/library-congress-releases-sigmund-freud-digitized-letters.htm),
University Herald, 4. Februar 2017 (abgerufen am 16. Februar 2017).
46. Das Burghölzli liegt am Bodensee. (https://web.archive.org/web/20160312022629/http://www.t
agesanzeiger.ch/kultur/kino/Das-Burghoelzli-liegt-am-Bodensee/story/19487630/print.html)
(Nicht mehr online verfügbar.) In: Tages-Anzeiger. 3. September 2011, archiviert vom Original
(https://giftbot.toolforge.org/deref.fcgi?url=http%3A%2F%2Fwww.tagesanzeiger.ch%2Fkultur%
2Fkino%2FDas-Burghoelzli-liegt-am-Bodensee%2Fstory%2F19487630%2Fprint.html) am
12. März 2016; abgerufen am 22. Januar 2016.

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