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Kralle (Wikipedia)
Kralle (Wikipedia)
Inhaltsverzeichnis
Etymologie
Wirbeltiere
Säugetiere
Säugetierarten mit Krallen
Anatomie
Schutz der Kralle und Abrieb
Terminologie
Vögel
Reptilien
Amphibien
Gliederfüßer
Siehe auch
Weblinks
Einzelbelege
Etymologie
Das erst seit dem 16. Jahrhundert bezeugte Wort Kralle gehört im Sinne von „die Gekrümmte“ wie Kringel zu
der idg. Wurzel *ger- „[sich] drehen, [sich] winden, [sich] krümmen“.[2]
Wirbeltiere
Säugetiere
Das Endglied der Finger und Zehen von Primaten ist in der Regel nicht mit
einer Kralle versehen, sondern mit einem Nagel. Im Gegensatz zu Krallen
sind Nägel nicht zugespitzt, sondern haben eine abgerundete Kante; im
Gegensatz zu den Hufen der Unpaarhufer und den Klauen der Klauentiere
tragen Nägel bei der Fortbewegung nicht das Körpergewicht. Es gibt jedoch
Ausnahmen bei den Primaten: Krallenaffen haben krallenförmige Nägel, Kralle einer Hauskatze
außer an der Großzehe. Ferner findet sich eine Putzkralle an der zweiten Zehe
der Feuchtnasenprimaten. Bei Koboldmakis sind die zweite und die dritte
Zehe mit einer Putzkralle ausgestattet.
Anatomie
An der Grenze zur normalen Haut liegt am Krallenrücken ein tief eingezogener Falz (Vallum), der Nagelfalz
(Vallum unguis).[3] In dieser Vertiefung besitzt die Lederhaut feine Zotten, deren Epidermisüberzug den
Hauptteil der Hornwand bildet (sogenanntes Kronhorn).[4]
Im Wandbereich der Lederhaut sind feinste Blättchen zu finden, die für die Verankerung des Krallenschuhs
sorgen. An der kleinen rundlichen Sohle wird ein weiches Horn gebildet.
Die Krallen der meisten Katzen (nicht bei Geparden) sind in einer Hauttasche verborgen, wenn sie nicht
benötigt werden. Ein elastisches Band (Ligamentum dorsale longum) zieht die Kralle passiv zurück. Ein
Hilfsband (Ligamentum dorsale breve) sorgt dabei dafür, dass die Kralle seitlich am mittleren Zehenglied
vorbeigeführt wird (Krallenmechanismus). Durch Zug der tiefen
Beugesehne können die Krallen ausgefahren werden.
Terminologie
Als lateinischer Name für die Kralle wird meist derselbe wie für den Nagel verwendet: Unguis (Plural
Ungues). Manche Autoren bevorzugen eine eigenständige, eindeutige Benennung und bezeichnen die Kralle
lateinisch als Unguicula (Plural Unguiculae), dann im Gegensatz zu Unguis für den Nagel.[5][6][7]
Linné fasste in der 12. Auflage von Systema Naturae (1766) krallen- und nägeltragende Säugetiere zu einer
Gruppe namens Unguiculata zusammen. Das Taxon war lange umstritten und gilt heute als veraltet.[8]
Zu beachten ist, dass die deutsche Bezeichnung Klaue für zwei sehr verschiedene Formen der
Zehenendorgane verwendet wird: einerseits als häufiges Synonym für die Kralle (Unguis bzw. genauer
Unguicula), andererseits für die verhornten Zehenspitzen der Klauentiere (Ungula). Die Klauen der
Klauentiere (zum Beispiel Rinder und Schafe) haben große Ähnlichkeit mit Hufen (lateinisch ebenfalls
Ungula genannt). Daher werden „Huf- und Klauentiere“ häufig als eine Gruppe zusammengefasst (Ungulata).
Vögel
Die meisten Vögel besitzen Krallen nur an den Zehen (siehe auch
Vogelfuß). Der Hoatzin trägt als Jungvogel Krallen an den Flügeln,
rudimentär kommen Krallen an den Flügeln auch bei Kiwis, einigen
Emus und Kasuaren vor.
Bei Ziervögeln ist oft ein regelmäßiges Krallenschneiden erforderlich, da die Abnutzung im Käfig zu gering
ist.
Reptilien
Die meisten Reptilien haben gut entwickelte Krallen. Beispielsweise gebrauchen Eidechsen ihre Krallen zum
Klettern, fleischfressende Arten der Eidechsen nutzen sie auch zum Festhalten von Beutetieren.
Bei der Evolution der
Schlangen sind die Beine
zurückgebildet worden. Bei
vielen Boas und Pythons sind
jedoch beidseits des Afters
Rudimente der Hinterbeine
als Afterklauen (Aftersporne)
vorhanden.
Sumpfkrokodil
Australische Wasseragame
Amphibien
Man nimmt an, dass sich die Krallen bei Amphibien in der Evolution der Tiere unabhängig von den Krallen
bei Amnioten entwickelt haben.[9]
Gliederfüßer
Bei den meisten krallentragenden Vertretern der Gliederfüßer findet sich am Endglied (Prätarsus) des Fußes
(Tarsus) ein Paar Krallen. Seltener ist nur eine Kralle ausgebildet. Es wird auch die Bezeichnung Klaue
verwendet – meist für eine einzelne Kralle, manchmal aber auch für ein Krallenpaar. Die Bezeichnungen
Kralle und lateinisch Unguis (Plural Ungues) sind in dieser Hinsicht eindeutig und daher im Zweifel
vorzuziehen.
Bei Webspinnen ist die Ausprägung des Tarsus als Trionycha (Dreikraller oder Drei-Klauen-Spinnen) oder
Dionycha (Zweikraller oder Zwei-Klauen-Spinnen) von entscheidender Bedeutung und Hinweis auf
unterschiedliche Lebensweisen.[11] Zu den Dreikrallern gehören die meisten netzbauenden Arten. Zweikraller
hingegen besitzen statt der Mittelklaue Setae und sind meist aktiv jagende Arten wie die Springspinnen. Die
Einteilung der Webspinnen in Dreikraller und Zweikraller entspricht jedoch nicht der Taxonomie.
Krallen am Hinterbein des
Grünblauen Prunkkäfers
Siehe auch
Endstück eines Insekten-
Wolfskralle (bei Hunden) Tarsus:[10]
Putzkralle (bei Vögeln und Primaten) 1 Kralle/Klaue (Unguis)
2 Pulvillus (Haftorgan)
3 Empodium
Weblinks 4 Arolium
Einzelbelege
1. H. Börner: Arthropoden. In: Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschutz. Springer-Lehrbuch.
Springer, Berlin/ Heidelberg 2009, ISBN 978-3-540-49067-8, Kapitel 10, S. 173–290.
2. Das Herkunftswörterbuch (= Der Duden in zwölf Bänden. Band 7). Nachdruck der 2. Auflage.
Dudenverlag, Mannheim 1997 (S. 383 (https://books.google.de/books?hl=de&id=WwUeAQAAI
AAJ&q=Kralle+kral)). Siehe auch DWDS („Kralle“ (https://www.dwds.de/wb/Kralle#et-1)) und
Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 7. Auflage. Trübner,
Straßburg 1910 (S. 262 (http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0007/bsb00070228/images/i
ndex.html?&seite=284)).
3. Heinz Feneis: Pocket Atlas of Human Anatomy. 4. Ausgabe. 2000, Thieme, ISBN 3-13-
511204-7, S. 392–395.
4. Horst Erich König: Anatomie der Haussäugetiere: Lehrbuch und Farbatlas für Studium und
Praxis … Schattauer Verlag, 2012, S. 637 (mit Abb. 18–52)
5. Die reguläre Verkleinerungsform zu Unguis (maskulinum) würde Unguiculus lauten, vgl. im
klassischen Latein unguiculus (http://de.pons.com/%C3%BCbersetzung/latein-deutsch/unguic
ulus) mit der Bedeutung „Nägelchen“, „Nagel“.
6. Beispiel für die Unterscheidung Unguicula (Kralle) – Unguis (Nagel): Horst Erich König und
Hans-Georg Liebich (Hg.): Anatomie der Haussäugetiere: Lehrbuch und Farbatlas für Studium
und Praxis. Schattauer Verlag, Stuttgart, 5. Auflage (2012), S. 624.
7. Älteres Beispiel für die Bezeichnung Unguicula: A. Trautmann: Äußere Haut: Die Kralle,
Unguicula. In. A. Trautmann, J. Fiebiger (Hrsg.): Lehrbuch der Histologie und vergleichenden
mikroskopischen Anatomie der Haussäugetiere. 8. und 9. Auflage. Berlin, Paul Parey 1949,
Kap. 3, S. 321–323.
8. Lexikon der Biologie: Unguiculata (http://www.spektrum.de/lexikon/biologie/unguiculata/68531)
spektrum.de
9. H. C. Maddin, L. Eckhart, K. Jaeger, A. P. Russell, M. Ghannadan: The anatomy and
development of the claws of Xenopus laevis (Lissamphibia: Anura) reveal alternate pathways
of structural evolution in the integument of tetrapods. In: Journal of anatomy. Band 214,
Nummer 4, April 2009, S. 607–619, doi:10.1111/j.1469-7580.2009.01052.x (https://doi.org/10.1
111/j.1469-7580.2009.01052.x), PMID 19422431, PMC 2736125 (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/
pmc/articles/PMC2736125/) (freier Volltext).
10. Zeichnung aus Francis Walker (1851): Insecta Britannica: Diptera. Band 1, S. 332.
11. Jörg Wunderlich: Zur Bestimmung der häufigsten fossilen Spinnen im Baltischen Bernstein. (htt
p://www.ap-h.de/download/1997_6.pdf#page=27) Schwarz auf Weiß (zum Thema Bernstein)
1997, S. 185–195.
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