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Die ins Netz gestellten Kopien der Anleitungsfolien sollen nur die Mitarbeit während der Veranstal-
tung erleichtern. Ohne die in der Veranstaltung gegebenen zusätzlichen Erläuterungen sind diese
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Differentialgleichungen I, WiSe 2010/11, Anleitung 4, 07.12.2010 ( Kiani) 2
Für a < 0 : nähert sich die Lösung des gestörten Problems für große t wieder der Ruhelage.
Genauer
lim y(t) − 0 = lim y0 ea(t−t0 ) = 0
t→∞ t→∞
Selbst wenn Hauptvektoren benötigt werden ändert sich dieses Grenzverhalten nicht (exp
wächst schneller als jede Potenz)
kcm eλm t (tv [m] + w[m]) k = kcm eibt eat (tv [m] + w[m] )k → 0
Die zu diesen EW’n gehörenden Lösungsanteile gehen also für t → ∞ gegen die Nulllösung.
A : nur EWe mit Re(λ) < 0 =⇒ Nulllösung ist asymptotisch stabil!
Gibt es neben den EW’n mit negativem Realteil auch EWe mit Realteil Null, so sind diese
harmlos, solange die zugehörigen Lösungsanteile keine Hauptvektoren enthalten:
λp = ib mit a = Re(λp ) = 0
kcp eλp t v [p] k = kcp eibt v [p] k = kcp v [p] k beschränkt,
Ruhelage stabil
Ist aber algebraische Vielfachheit (λp ) < geometrische Vielfachheit( λp ), so gibt es Lösungs-
komponenten der Form
kcp eλp t (tv [p] + w[p] k = kcp (tv [p] + w[p] k → ∞ (t → ∞)
Die Nulllösung ist instabil!
Differentialgleichungen I, WiSe 2010/11, Anleitung 4, 07.12.2010 ( Kiani) 4
Zusammenfassung:
Gegeben DGL–System y 0 = Ay A konstant.
a) Realteile aller Eigenwerte negativ
=⇒ Nulllösung strikt stabil. (strikt = glm + asympt.)
b) Realteil von mindestens einem EW positiv
=⇒ Nulllösung instabil.
c) Realteile aller EWe negativ oder Null und für die EWe mit Realteil Null g(λ) = a(λ) (d.h.
keine Hauptvektoren in der Lösungsdarstellung nötig) =⇒ Nulllösung stabil. Andernfalls
instabil.
Beispiel 1: Lösung vor Ort!
−2 0 0 0
3 α 1 0
y0 =
−4
y α, β ∈ R \ {0} .
0 α 0
5 β β −1
Beispiel 3:
Seien a, b ∈ R \ {0} und
u0 = au − u2 − uv
v 0 = bv − v 2 − uv
Versuchen Sie die stationären Punkte des Systems mit Hilfe der Linearisierung auf Stabilität
zu untersuchen.
au − u2 − uv
Lösung: f (u, v) =
bv − v 2 − uv
a − 2u − v −u
Jf (u, v) = .
−v b − 2v − u
(
u(a − u − v) = 0 und
f (u, v) = 0 ⇐⇒
v(b − v − u) = 0
(
u = 0 oder (a − u − v) = 0 und
⇐⇒
v = 0 oder (b − v − u) = 0
=⇒ vier Kandidaten!
0 a 0
P0 = Jf (0, 0) = .
0 0 b
Asymptotisch (Strikt) stabil für a, b < 0 sonst instabil.
P1 : u = 0 und b − v − u = 0 =⇒ v = b
0 a−b 0
P1 = Jf (0, b) = .
b −b −b
für a < b und b > 0 Asymptotisch stabil
für a = b und b > 0 keine Aussage möglich
sonst instabil.
P2 : v = 0 und a − v − u = 0 =⇒ u = a
Differentialgleichungen I, WiSe 2010/11, Anleitung 4, 07.12.2010 ( Kiani) 6
a −a −a
P2 = Jf (a, 0) = .
0 0 b−a
für a > b und a > 0 Asymptotisch stabil
für a = b und a > 0 keine Aussage möglich
sonst instabil.
P3 : b − u − v = 0 und a − v − u = 0 geht nur, wenn a = b .
Im Fall a = b : einzige Bedingung a = b = u + v
u −u −u
P3 = Jf (P3 ) = .
a−u u−a u−a
Keine Aussage möglich! Abhilfe : evtl. Ljapunov Funktion
Sei y ∗ = 0 ein stationärer Punkt des Systems y 0 = f (y) also f (0) = 0 . Existiert eine
Ljapunov–Funktion
V : D → R , KR (0) ⊂ D ⊂ Rn mit
a) V (0) = 0 und V (y) > 0 für y 6= 0, y ∈ D .
b) < ∇V, f (y) > ≤ 0 ∀y : 0 < kyk ≤ R .
so ist y ∗ = 0 glm. stabiler Gleichgewichtspunkt.
In b < statt ≤ =⇒ asymptotisch stabil
In b > statt ≤ =⇒ instabil
Motivation : Stabile Gleichgewichtszustände mechanischer Systeme sind Zustände minimaler
potentieller Energie. V kann als verallgemeinerte Energie interpretiert werden. Längs einer stabilen
Lösung (also mit zunehmendem t ) nimmt diese Energie nicht zu, also muss
d
V (y(t)) =< ∇V (y(t)), y 0 (t) >≤ 0
dt
gelten.
Umgekehrt: nimmt die verallgemeinerte Energie zu, so kann die Lösung nicht stabil sein!
Differentialgleichungen I, WiSe 2010/11, Anleitung 4, 07.12.2010 ( Kiani) 7
S(y1 , y2 ) :=< ∇V, f >= (4a − 6b)y1 y23 − 8ay12 y22 − 2by24 .
Wählt man nun a, b > 0 mit a = 3b/2 , so ist S(u, v) ≤ 0 für alle (u, v) . Damit ist eine
Ljapunov–Funktion gefunden und der Punkt (0, 0) ist gleichmäßig stabiler Gleichgewichts-
punkt.
DGL 2-ter / n-ter Ordnung: Erst auf System umschreiben
y 00 − y · y 0 + y 2 = 0 setze y1 = y, y2 = y 0
y1 0 = y2 ,
y2 0 = y1 · y2 − y12
Differentialgleichungen I, WiSe 2010/11, Anleitung 4, 07.12.2010 ( Kiani) 8
Laplace Transformation
Ziel: Führe die Lösung von Anfangswertaufgaben auf die Lösung algebraischer
Gleichungen zurück.
Rücktransf. ↓
Lösung im Originalraum ←− Lösung im Bildraum
y ←− Y
Laplace Transformation:
Z ∞
f (t) ◦—• e−st f (t)dt = : F (s) für <(s) > σ
0
↓ lösen
f F σ
1
1 d.h. h0 (t) 0
s
1
ha (t) e−as 0
s
n!
tn , n∈N 0
sn+1
1
eat , a∈C <(a)
s−a
ω
sin(ωt), ω∈R 0
s2 + ω2
s
cos(ωt), ω∈R 0
s2 + ω2
δ(t) 1 0
I) αf + βg ◦—• αF + βG Linearität
1 s
II) f (αt) ◦—• F Streckung im O–Raum
α α
α>0
y 0 ◦—• sY − y(0) = sY − 0
1
e−2t ◦—•
(s + 2)
Transformation der AWA ergibt also
1 s+3
s2 Y − 1 − sY − 6Y = ⇐⇒ s2 − s − 6 Y =
(s + 2) (s + 2)
s+3 s+3
(s − 3)(s + 2)Y = ⇐⇒ Y (s) =
(s + 2) (s − 3)(s + 2)2
Schritt 3) Rücktransformation :
n
1 at t
bekannt ist : •—◦ e
(s − a)n+1 n!
also machen wir eine PBZ:
s+3 a b c
2
= + 2
+
(s − 3)(s + 2) s − 3 (s + 2) s+2
1 6 5 6
⇐⇒ Y (s) = − −
25 s − 3 (s + 2)2 s + 2
Damit erhält man
1
y(t) = (6e3t − 6e−2t − 5te−2t )
25
Differentialgleichungen I, WiSe 2010/11, Anleitung 4, 07.12.2010 ( Kiani) 11
Das System kann auf eine DGL zweiter Ordnung + einer Integrationsaufgabe zurückgeführt
werden oder wie unten direkt gerechnet werden.
Schritt 1) Laplacetransformation der AWA :
x ◦—• X, ẋ ◦—• sX − x(0) = sX − 1
y ◦—• Y ẏ ◦—• sY − y(0) = sY
1 1
1 ◦—• t ◦—• 2
s s
Neues algebraisches System:
1
sX − 1 = Y +
s
1
sY = X + 2
s
Schritt 2) Lösung der algebraischen Gleichung :
1
Aus der ersten Gleichung : Y = sX − 1 −
s
1
Dies eingesetzt in die zweite Gleichung : Xs2 − s − 1 = X +
s2
Auflösen nach X und Partialbruchzerlegung ergibt
s+1 1 1 1 1
X= + = − +
s2 − 1 s2 (s2 − 1) s−1 s2 s2 − 1
1 1 1 1 1 1 3 1 1 1 1
= − 2 + − = − 2 −
s−1 s 2 s−1 2 s+1 2 s−1 s 2 s+1
und damit
1 3 s 2 1 s
Y = Xs − 1 − = − − −1
s 2 s−1 s 2 s+1
Schritt 3) Rücktransformation :
3 t 1
e − t − e−t
x(t) =
2 2
3 s−1 1 2 1 s+1 1
Y = + − − −
2 s−1 s−1 s 2 s+1 s+1
3 1 2 1 1
= − +
2 s−1 s 2 s+1
3 1
y(t) = et − 2 + e−t
2 2