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Grundkurs Theoretische
Physik 4/1
Spezielle Relativitätstheorie
9. Auflage
Springer-Lehrbuch
Wolfgang Nolting
Grundkurs Theoretische
Physik 4/1
Spezielle Relativitätstheorie
9. Auflage
Wolfgang Nolting
Berlin, Deutschland
ISSN 0937-7433
Springer-Lehrbuch
ISBN 978-3-662-49030-3 ISBN 978-3-662-49031-0 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-662-49031-0
Springer Spektrum
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Allgemeines Vorwort
Die acht Bände der Reihe „Grundkurs Theoretische Physik“ sind als direkte Begleiter
zum Hochschulstudium Physik gedacht. Sie sollen in kompakter Form das wichtigs-
te theoretisch-physikalische Rüstzeug vermitteln, auf dem aufgebaut werden kann, um
anspruchsvollere Themen und Probleme im fortgeschrittenen Studium und in der physi-
kalischen Forschung bewältigen zu können.
Die Konzeption ist so angelegt, dass der erste Teil des Kurses,
als Theorieteil eines „Integrierten Kurses“ aus Experimentalphysik und Theoretischer Phy-
sik, wie er inzwischen an zahlreichen deutschen Universitäten vom ersten Semester an an-
geboten wird, zu verstehen ist. Die Darstellung ist deshalb bewusst ausführlich, manchmal
sicher auf Kosten einer gewissen Eleganz, und in sich abgeschlossen gehalten, sodass der
Kurs auch zum Selbststudium ohne Sekundärliteratur geeignet ist. Es wird nichts voraus-
gesetzt, was nicht an früherer Stelle der Reihe behandelt worden ist. Dies gilt inbesondere
auch für die benötigte Mathematik, die vollständig so weit entwickelt wird, dass mit ihr
theoretisch-physikalische Probleme bereits vom Studienbeginn an gelöst werden können.
Dabei werden die mathematischen Einschübe immer dann eingefügt, wenn sie für das wei-
tere Vorgehen im Programm der Theoretischen Physik unverzichtbar werden. Es versteht
sich von selbst, dass in einem solchen Konzept nicht alle mathematischen Theorien mit
absoluter Strenge bewiesen und abgeleitet werden können. Da muss bisweilen ein Verweis
auf entsprechende mathematische Vorlesungen und vertiefende Lehrbuchliteratur erlaubt
sein. Ich habe mich aber trotzdem um eine halbwegs abgerundete Darstellung bemüht, so-
dass die mathematischen Techniken nicht nur angewendet werden können, sondern dem
Leser zumindest auch plausibel erscheinen.
V
VI Allgemeines Vorwort
Die mathematischen Einschübe werden natürlich vor allem in den ersten Bänden der Reihe
notwendig, die den Stoff bis zum Physik-Vordiplom beinhalten. Im zweiten Teil des Kurses,
der sich mit den modernen Disziplinen der Theoretischen Physik befasst,
sind sie weitgehend überflüssig geworden, insbesondere auch deswegen, weil im Physik-
Studium inzwischen die Mathematik-Ausbildung Anschluss gefunden hat. Der frühe Be-
ginn der Theorie-Ausbildung bereits im ersten Semester gestattet es, die Grundlagen der
Quantenmechanik schon vor dem Vordiplom zu behandeln. Der Stoff der letzten drei Bän-
de kann natürlich nicht mehr Bestandteil eines „Integrierten Kurses“ sein, sondern wird
wohl überall in reinen Theorie-Vorlesungen vermittelt. Das gilt insbesondere für die „Viel-
Teilchen-Theorie“, die bisweilen auch unter anderen Bezeichnungen wie „Höhere Quanten-
mechanik“ etwa im achten Fachsemester angeboten wird. Hier werden neue, über den Stoff
des Grundstudiums hinausgehende Methoden und Konzepte diskutiert, die insbesondere
für korrelierte Systeme aus vielen Teilchen entwickelt wurden und für den erfolgreichen
Übergang zu wissenschaftlichem Arbeiten (Diplom, Promotion) und für das Lesen von
Forschungsliteratur inzwischen unentbehrlich geworden sind.
In allen Bänden der Reihe „Grundkurs Theoretische Physik“ sollen zahlreiche Übungsauf-
gaben dazu dienen, den erlernten Stoff durch konkrete Anwendungen zu vertiefen und
richtig einzusetzen. Eigenständige Versuche, abstrakte Konzepte der Theoretischen Physik
zur Lösung realer Probleme aufzubereiten, sind absolut unverzichtbar für den Lernenden.
Ausführliche Lösungsanleitungen helfen bei größeren Schwierigkeiten und testen eigene
Versuche, sollten aber nicht dazu verleiten, „aus Bequemlichkeit“ eigene Anstrengungen zu
unterlassen. Nach jedem größeren Kapitel sind Kontrollfragen angefügt, die dem Selbsttest
dienen und für Prüfungsvorbereitungen nützlich sein können.
Ich möchte nicht vergessen, an dieser Stelle allen denen zu danken, die in irgendeiner Wei-
se zum Gelingen dieser Buchreihe beigetragen haben. Die einzelnen Bände sind letztlich
auf der Grundlage von Vorlesungen entstanden, die ich an den Universitäten in Münster,
Würzburg, Osnabrück, Valladolid (Spanien), Warangal (Indien) sowie in Berlin gehalten
habe. Das Interesse und die konstruktive Kritik der Studenten bedeuteten für mich ent-
scheidende Motivation, die Mühe der Erstellung eines doch recht umfangreichen Manu-
skripts als sinnvoll anzusehen. In der Folgezeit habe ich von zahlreichen Kollegen wertvolle
Verbesserungsvorschläge erhalten, die dazu geführt haben, das Konzept und die Ausfüh-
rung der Reihe weiter auszubauen und aufzuwerten.
Die ersten Auflagen dieser Buchreihe sind im Verlag Zimmermann-Neufang entstanden.
Ich kann mich an eine sehr faire und stets erfreuliche Zusammenarbeit erinnern. Danach
Allgemeines Vorwort VII
erschien die Reihe bei Vieweg. Die Übernahme der Reihe durch den Springer-Verlag im Ja-
nuar 2001 hat dann zu weiteren professionellen Verbesserungen im Erscheinungsbild des
„Grundkurs Theoretische Physik“ geführt. Den Herren Dr. Kölsch und Dr. Schneider und ih-
ren Teams bin ich für viele Vorschläge und Anregungen sehr dankbar. Meine Manuskripte
scheinen in guten Händen zu liegen.
Das Anliegen der Reihe „Grundkurs Theoretische Physik“ wurde bereits in den Vorworten
zu den ersten drei Bänden definiert und gilt natürlich unverändert auch für den vorlie-
genden Band 4/1, der die Spezielle Relativitätstheorie zum Thema hat. Der Grundkurs ist
als unmittelbarer Begleiter der Bachelor/Master-Studiengänge in Physik gedacht und rich-
tet sich nach Auswahl und Reihenfolge der Themen nach den Anforderungen der meisten
mir bekannten Studienordnungen. Gedacht ist dabei an einen Studiengang, der bereits im
ersten Semester mit der Theoretischen Physik beginnt. Deshalb musste in den ersten drei
Bänden dem für den Aufbau der Theoretischen Physik unverzichtbaren, elementaren ma-
thematischen Rüstzeug ein relativ breiter Raum zugestanden werden. Die mathematischen
Einschübe werden in den nun folgenden Bänden allerdings immer weniger häufig.
In früheren Auflagen war die Spezielle Relativitätstheorie in einem gemeinsamen Band 4
mit der Thermodynamik zusammengefasst. Das erfolgte nicht etwa aufgrund einer engen
thematischen Beziehung zwischen diesen beiden Disziplinen, sondern wegen der erklärten
Zielsetzung des Grundkurses, ein direkter Begleiter des Physik-Studiums sein zu wollen.
Die Spezielle Relativitätstheorie zählt zu den klassischen Theorien und wird als solche zeck-
mäßig im Anschluss an die Klassische Mechanik und Elektrodynamik besprochen. Deswe-
gen gehört sie mit ihrem relativistischen Ausbau der Mechanik (Bände 1 und 2) und vor
allem der Elektrodynamik (Band 3) genau an diese Stelle (Band 4). Die Thermodynamik
wäre thematisch natürlich besser bei der Statistischen Mechanik aufgehoben, die ihrer-
seits jedoch als moderne, nicht-klassische Theorie (Quantenstatistik) erst zu einem späteren
Zeitpunkt des Studiums angeboten werden kann, nämlich nachdem die Quantenmechanik
(Bände 5/1 und 5/2) behandelt wurde. Die klassische, phänomenologische Thermodynamik
bezieht ihre Begriffsbildung direkt aus dem Experiment, benötigt deshalb im Gegensatz zur
Quantenstatistik noch keine quantenmechanischen Elemente. Sie ist in der Regel ein Mo-
dul des Physik-Bachelor-Programms und muss deshalb in den ersten (klassischen) Teil des
Grundkurses eingebaut werden. Das kann allerdings sowohl vor als auch nach der Elek-
trodynamik erfolgen. Die Position der Thermodynamik ist in einem solchen Grundkurs
anders als die der Speziellen Relativitätstheorie also nicht eindeutig. Das spiegelt sich in
der Tat auch in den Bachelor-Studienprogrammen der verschiedenen Universitäten wider.
Um dieses anzudeuten und natürlich auch wegen des fehlenden thematischen Überlapps,
IX
X Vorwort zu Band 4/1
werden in der vorliegenden Neuauflage Spezielle Relativitätstheorie (Band 4/1) und Ther-
modynamik (Band 4/2) in zwei eigenständigen Bänden dargestellt. Während Band 4/1 die
Kenntnis der Bände 1, 2, 3 voraussetzt, kann die Beschäftigung mit der Thermodynamik in
Band 4/2 auch vorgezogen werden
Die Spezielle Relativitätstheorie des voliegenden Bandes 4/1 befasst sich mit der Ab-
hängigkeit physikalischer Aussagen vom Bezugssystem des Beobachters. Wichtig sind
dabei die Inertialsysteme, in denen das Newton’sche Trägheitgesetz ohne Mitwirkung
von Scheinkräften Gültigkeit hat. Nach dem Einstein’schen Äquivalenzpostulat sind Iner-
tialsysteme grundsätzlich physikalisch gleichberechtigt. Sie werden jedoch nicht durch
die Galilei-Transformation der nicht-relativistischen Mechanik, sondern durch Lorentz-
Transformationen ineinander überführt. Deren wichtigste Konsequenz besteht in einer
Verknüpfung von Raum- und Zeitkoordinaten, aus der sich eine Reihe von zum Teil
recht spektakulären Phänomenen ableiten lässt, die auf einen ersten oberflächlichen
Blick sogar dem gesunden Menschenverstand zu widersprechen scheinen. Begriffe wie
Raum, Zeit und Gleichzeitigkeit müssen neu überdacht werden. Aus dem zweiten Ein-
stein’schen Postulat, dass die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum zu allen Zeiten und an
allen Orten konstant und zudem vom Bewegungszustand der Quelle unabhängig ist,
lässt sich die spezielle Form der Lorentz-Transformationsmatrix ableiten. Das Haupt-
anliegen der Speziellen Relativitätstheorie besteht darin, die physikalischen Gesetze und
Schlussfolgerungen der Mechanik und Elektrodynamik auf ihre Kompatibilität gegenüber
Lorentz-Transformationen zwischen Inertialsystemen zu überprüfen. Abweichungen der
relativistisch korrekten Mechanik von der „vertrauten“ Newton-Mechanik werden vor
allem dann deutlich, wenn die Relativgeschwindigkeiten physikalischer Systeme mit der
Lichtgeschwindigkeit vergleichbar werden. Die Spezielle Relativitätstheorie führt somit zu
einer übergeordneten Klassischen Mechanik, die die nicht-relativistische Formulierung als
Grenzfall kleiner Relativgeschwindigkeiten enthält.
Das vorliegende Buch ist aus Manuskripten zu Vorlesungen entstanden, die ich an den
Universitäten in Würzburg, Münster, Warangal (Indien), Valladolid (Spanien) und Ber-
lin gehalten habe. Die konstruktive Kritik der Studenten, meiner Übungsleiter und ei-
niger Kollegen, mit Druckfehlerhinweisen und interessanten Verbesserungsvorschlägen
für den Text- und den Aufgabenteil, war dabei wichtig und hat mir sehr geholfen. Ge-
genüber der Erstauflage, damals erschienen beim Verlag Zimmermann-Neufang, sind im
Zuge der diversen Neuauflagen beim Springer-Verlag einige gravierende Änderungen in
der Darstellung der Speziellen Relativitätstheorie vorgenommen und eine Reihe zusätzlicher
Übungsaufgaben aufgenommen worden. Die Zusammenarbeit mit dem Springer-Verlag
hat zu deutlichen Verbesserungen im Erscheinungsbild des Buches geführt. Für das bis-
her vermittelte Verständnis des Verlags im Hinblick auf das Konzept der Buchreihe und
die faire und deshalb erfreuliche Zusammenarbeit, zuletzt insbesondere mit Frau Margit
Maly, bin ich sehr dankbar.
1 Physikalische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
1.1 Inertialsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
1.2 Michelson-Morley-Experiment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
1.3 Einsteins Postulate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
1.4 Lorentz-Transformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
1.4.1 Transformationsmatrix . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
1.4.2 Relativität der Gleichzeitigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
1.4.3 Zeitdilatation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
1.4.4 Längenkontraktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
1.4.5 Additionstheorem für Geschwindigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
1.5 Lichtkegel, Minkowski-Diagramme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
1.6 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
Kontrollfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
XI
XII Inhaltsverzeichnis
Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145
Physikalische
1
Kapitel 1
Grundlagen
1.1 Inertialsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
1.2 Michelson-Morley-Experiment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
1.3 Einsteins Postulate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
1.4 Lorentz-Transformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
1.4.1 Transformationsmatrix . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
1.4.2 Relativität der Gleichzeitigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
1.4.3 Zeitdilatation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
1.4.4 Längenkontraktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
1.4.5 Additionstheorem für Geschwindigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
1.5 Lichtkegel, Minkowski-Diagramme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
1.6 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
Kontrollfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
Wir beginnen mit einer Definition. Welche Vorstellung verbindet man mit dem Begriff
Kapitel 1
▸ Relativitätstheorie?
Es geht dabei um die Lehre von der Abhängigkeit bzw. von der Invarianz physikalischer
Aussagen vom Bezugssystem des Beobachters. Insbesondere handelt die
▸ Spezielle Relativitätstheorie
von der Gleichberechtigung aller Inertialsysteme, wobei die Übergänge zwischen den ver-
schiedenen Inertialsystemen allerdings nicht durch Galilei-, sondern durch
▸ Lorentz-Transformationen
bewirkt werden. Dies bedeutet, wie wir sehen werden, eine Verknüpfung von Raum- und
Zeitkoordinaten. Als die entscheidenden Ausgangspunkte der Theorie werden wir zwei
Postulate kennen lernen, nämlich das so genannte
▸ Äquivalenzpostulat
und das
führen, die
zeugen.
Die Lorentz-Transformation bezieht sich nur auf geradlinig gleichförmig gegeneinander
bewegte Systeme, sagt aber nichts aus über relativ zueinander beschleunigte Systeme.
Die
▸ Allgemeine Relativitätstheorie
1.1 Inertialsysteme 3
kann als die Theorie der grundsätzlichen Gleichberechtigung aller raumzeitlichen Syste-
Kapitel 1
me charakterisiert werden. Ausgangspunkt ist hier das Postulat der Proportionalität von
schwerer und träger Masse (s. Abschn. 2.2.1 und 2.2.2, Bd. 1!). Ein sehr wichtiges Resul-
tat entlarvt die Annahme als Vorurteil, dass das Raum-Zeit-Schema euklidisch zu wählen
sei. Durch passende Festlegung der Metrik lässt sich eine übersichtlichere Darstellung des
Kosmos gewinnen. Die Raumstruktur erweist sich als von der Materieverteilung abhängig.
Die Grundgesetze der Mechanik ergeben sich in der Allgemeinen Relativitätstheorie aus
dem Prinzip, dass ein Massenpunkt, auf den keine elektromagnetischen Kräfte wirken, im
Raum-Zeit-Kontinuum einen kürzesten Weg beschreibt. Probleme wie die Lichtablenkung
im Gravitationsfeld der Sonne oder die Rotverschiebung der Spektrallinien von Atomen
in starken Gravitationsfeldern finden in der Allgemeinen Relativitätstheorie eindeutige Er-
klärungen. – Die mathematischen Verfahren zum Auffinden des oben erwähnten kürzesten
Weges in einer nicht euklidischen Metrik sind in der Regel nicht ganz einfach. Die Allgemei-
ne Relativitätstheorie ist allerdings auch nicht Gegenstand dieses Grundkurses. Der Leser
muss auf die Spezialliteratur verwiesen werden.
Warum und wann wird die Spezielle Relativitätstheorie notwendig? Die experimentelle Er-
fahrung lehrt, dass die Postulate und Definitionen der Klassischen Mechanik in der bislang
diskutierten Form ungültig werden, sobald die Relativgeschwindigkeiten v in den Bereich
der Lichtgeschwindigkeit c gelangen:
v≲c .
Dann sind relativistische Korrekturen unumgänglich, die für kleine v unbedeutend bleiben.
In diesem Sinne stellt die Relativitätstheorie gewissermaßen die Vollendung der klassi-
schen Physik dar. Aus ihr folgt eine neue klassische Physik, in der die alte als Grenzfall
v ≪ c enthalten ist.
Obwohl die Quantenmechanik eine ähnliche Funktion als übergeordnete Theorie erfüllt,
besteht kein direkter Zusammenhang zwischen Relativitätstheorie und Quantenmechanik.
Es gibt Bereiche, in denen Quanteneffekte wichtig werden, relativistische Korrekturen aber
vernachlässigbar sind und umgekehrt. Die Relativistische Quantenmechanik befasst sich
mit Situationen, für die beide Korrekturen unvermeidbar sind.
1.1 Inertialsysteme
Die experimentelle Beobachtung geht nun dahin, dass nicht in allen Bezugssystemen die
Newton-Mechanik gültig ist. In rotierenden Koordinatensystemen zum Beispiel wird sie
Kapitel 1
erst dann wieder korrekt, wenn man zu den eingeprägten Kräften noch gewisse, durch
die Rotation bedingte Scheinkräfte (Trägheitskräfte, Zentrifugalkräfte) hinzuaddiert (Ab-
schn. 2.2.4 und 2.2.5, Bd. 1). Das führt zu der Vorstellung, die man als
▸ Newton’sche Fiktion
Beide Postulate erweisen sich schlussendlich als unhaltbar. Punkt 1. lässt sich zunächst
dahingehend verallgemeinern, dass wir nicht den absoluten Raum postulieren, sondern
von der unbestreitbaren Tatsache ausgehen, dass es tatsächlich Systeme gibt, in denen
die Newton-Mechanik gültig ist. Für diese wiederholen wir einige Überlegungen aus Ab-
schn. 2.2.3, Bd. 1, um uns noch einmal detailliert klarzumachen, welche Voraussetzungen
benutzt wurden.
Definition 1.1.1
Wir bezeichnen als Inertialsystem ein Bezugssystem, in dem das Newton’sche Träg-
heitsgesetz
F = mr̈
ohne Mitwirkung künstlich eingeführter Scheinkräfte gilt.
Ein System, das relativ zu einem Inertialsystem rotiert, kann deshalb kein Inertialsystem
sein. Wir haben in den Abschn. 2.2.4 und 2.2.5, Bd. 1 gelernt, dass dann zur Kraftglei-
chung Terme addiert werden müssen, die die Drehung beschreiben (Zentrifugal-, Coriolis-
Kräfte).
Satz 1.1.1
Σ sei ein Inertialsystem; das System Σ′ bewege sich relativ zu Σ geradlinig gleich-
förmig und möge zur Zeit t = 0 mit Σ zusammenfallen. Dann ist Σ′ ebenfalls ein
Inertialsystem.
1.1 Inertialsysteme 5
Beweis
Kapitel 1
r sei der Ortsvektor für den Punkt P in Σ, r′ der für P in Σ′ . Σ′ bewegt sich relativ zu
Σ mit der konstanten Geschwindigkeit v. Dann gilt offenbar:
r = r′ + vt ⇒ ṙ = ṙ ′ + v ⇒ r̈ = r̈ ′ .
P Σ′
Σ r r′
v. t
Es ist also:
F = mr̈ = mr̈ ′ = F ′ q. e. d.
Dieser Beweis benutzt als wichtige Voraussetzung, dass das Zeitmaß in beiden Syste-
men gleich ist. Wir haben nämlich wie selbstverständlich beim Differenzieren t = t ′
angenommen. Diese Voraussetzung wird zu überprüfen sein.
Wir können ohne Einschränkung der Allgemeinheit annehmen, dass die konstante Relativ-
geschwindigkeit v parallel zur z-Achse liegt. Dann geschieht der Übergang Σ ←→ Σ′ durch
eine
Galilei-Transformation
x = x′ , y = y′ , z = z′ + vt , t = t′ . (1.1)
Die letzte Beziehung wird in der Regel weggelassen, da sie selbstverständlich zu sein
scheint. Bei Gültigkeit der Galilei-Transformation können wir also durch mechanische
Versuche eine geradlinig gleichförmige Bewegung (z. B. in grober Näherung die Bahn
der Erde) relativ zum Weltäther nicht nachweisen. Vielleicht gelingt dieses jedoch mit
optischen Experimenten, wenn man z. B. die Lichtgeschwindigkeit in verschiedenen Iner-
tialsystemen untersucht:
6 1 Physikalische Grundlagen
Eine Lichtquelle im Ursprung von Σ sendet sphärische Wellen aus, die sich mit der Licht-
geschwindigkeit c fortpflanzen. Für den Ortsvektor r eines bestimmten Punktes auf der
Kapitel 1
r
ṙ = cer ; er = .
r
Für die von Σ′ aus gesehene Wellengeschwindigkeit sollte dann bei Gültigkeit der Galilei-
Transformation aber
ṙ′ = cer − v
gelten. Sie wäre damit richtungsabhängig mit ∣ṙ′ ∣ ≠ c. In Σ′ würde es sich dann nicht um
sphärische Wellen handeln! Wenn das aber richtig ist, dann gäbe es tatsächlich eine Mög-
lichkeit, den absoluten Raum zu definieren. Es wäre gerade jenes Bezugssystem Σ 0 , in dem
1.2 Michelson-Morley-Experiment
A. A. Michelson (Nobelpreis 1907) entwarf eine Versuchsanordnung, die mit extremer Ge-
nauigkeit die soeben diskutierte Richtungsabhängigkeit der Lichtwellengeschwindigkeit,
wenn sie denn überhaupt existiert, messen können sollte. Das Prinzip ist in der Abb. 1.2
dargestellt.
Ausgehend von einer Lichtquelle L fällt ein Lichtstrahl auf einen Spiegel S0 , der auf der
Vorderseite mit einer Metallschicht überzogen und damit halbdurchlässig ist. Ein Teil-
strahl wird an S0 reflektiert, fällt dann auf den Spiegel S2 , wird dort wiederum reflektiert,
durchsetzt S0 und gelangt in das Beobachtungsgerät B (Teleskop). – Der andere Teilstrahl
x
S0
L l1 S1
B
1.2 Michelson-Morley-Experiment 7
durchsetzt S0 , fällt auf den Spiegel S1 , wird dort und anschließend an S0 reflektiert, um
Kapitel 1
am Beobachtungsort B mit dem ersten Teilstrahl zu interferieren. – In den Strahlengang
S0 ⇄ S2 wird in der Regel noch eine Kompensationsplatte eingesetzt, damit dieser Teilstrahl
insgesamt dieselbe Glasdicke zu durchlaufen hat wie der andere. Benutzt man monochro-
matisches Licht, so beobachtet man in B konstruktive Interferenz der beiden Teilstrahlen,
wenn die jeweiligen optischen Weglängen sich um ein ganzzahliges Vielfaches der Wellen-
länge λ unterscheiden:
!
δ = (L02 + L20 ) − (L01 + L10 ) = m λ ; m∈Z.
Die Laufzeiten
Δ ji = tSj − tSi
sind ganz offensichtlich von der Äthergeschwindigkeit abhängig, wenn es den absoluten
Raum tatsächlich gibt und das Licht dort die richtungsunabhängige Geschwindigkeit c be-
sitzt. Betrachten wir nun einmal im Einzelnen die Laufzeiten der beiden Teilstrahlen:
Michelson-Morley-Experiment
l2
x z
S0 S0
v(Δ 02 + Δ20)
2l2 1
Δ 2 = Δ 20 + Δ 02 = √ . (1.3)
c 1 − v2 /c2
Die beiden Teilstrahlen besitzen somit die folgende Differenz in den optischen Weglängen:
⎛ l2 l1 ⎞ !
δ = c(Δ 2 − Δ 1 ) = 2 √ − = mλ . (1.4)
⎝ 1 − v2 /c2 1 − v /c ⎠
2 2
Nun wird die Apparatur um 90° gedreht, sodass sich die Lichtwege l1 und l2 relativ zum
Äther gerade vertauschen. Es ergibt sich nun eine andere Weglängendifferenz:
⎛ l2 l1 ⎞ ! ′
δ ′ = c (Δ′2 − Δ′1 ) = 2 −√ =m λ. (1.5)
⎝ 1 − v /c
2 2
1 − v2 /c2 ⎠
⎛ 1 1 ⎞
S = δ ′ − δ = 2 (l1 + l2 ) −√
⎝ 1 − v2 /c2 1 − v /c ⎠
2 2
v2 1 v2
= 2 (l1 + l2 ) (1 + 2
+...−1− + . . .) .
c 2 c2
Dies bedeutet:
v2
S → (l1 + l2 ) . (1.6)
v2 ≪ c2 c2
S bewirkt eine Verschiebung des Interferenzmusters um r Interferenzstreifen, wobei sich r
aus
S (l1 + l2 ) v2
r= = (1.7)
λ λ c2
1.2 Michelson-Morley-Experiment 9
berechnet. Bei Drehung der Apparatur um π/2 in dem beschriebenen Sinne sollte also eine
Kapitel 1
S entsprechende Verschiebung der Interferenzstreifen auftreten. Dies wollen wir einmal
über konkrete Zahlenwerte abschätzen:
Nach dem Konzept des Experiments ist natürlich nicht ganz eindeutig, was man für die
Ätherwindgeschwindigkeit v einzusetzen hat. Es liegt jedoch nahe, die Bahngeschwindigkeit
der Erde
m
v = 3 ⋅ 104
s
als ein gutes Maß für die Bewegung relativ zum Äther anzusehen. Nehmen wir noch die
Wellenlänge des Lichts zu λ = 5000 Å = 5 ⋅ 10−7 m an, so erreicht man S = λ, also eine Ver-
schiebung des Interferenzmusters um eine volle Streifenbreite, falls
9 ⋅ 108
1 = (l1 + l2 ) ⇔ (l1 + l2 ) = 50 m
9 ⋅ 1016 ⋅ 5 ⋅ 10−7 m
ist. Michelson stand in seinem ersten Versuch eine Strecke von
l1 = l2 = 1,2 m
zur Verfügung. Dies entspricht einer Verschiebung von etwa 0,05 Interferenzstreifen und
wäre durchaus messbar gewesen. In der späteren, zusammen mit Morley aufgebauten Ver-
suchsanordnung wurde durch Vielfach-Reflexionen die optische Weglänge noch um einen
Faktor 10 erhöht.
Resultat:
Fazit:
Die Galilei-Transformation kann nicht richtig sein! Sie muss durch eine Transfor-
mation ersetzt werden, die konstante Lichtgeschwindigkeit in allen Inertialsystemen
gewährleistet.
Man beachte: Es wird nicht die physikalische Äquivalenz von Inertialsystemen bezweifelt,
sondern lediglich die Art der Transformation zwischen solchen Systemen.
10 1 Physikalische Grundlagen
▸ absoluten Zeit,
die für die Gültigkeit der Galilei-Transformation unerlässlich ist, als ebenso unhaltbar wie
die Annahme eines
▸ absoluten Raums.
Wie misst man überhaupt Zeiten? Jede Zeitmessung läuft genau genommen über die Fest-
stellung einer Gleichzeitigkeit. So werden z. B. die Zeigerstellung einer Uhr und das Ein-
treffen eines Zuges miteinander verglichen. Problematisch könnte es werden, wenn man
die zeitlichen Beziehungen zwischen zwei Ereignissen zu messen hat, die an verschiedenen
Orten stattfinden. In der Mechanik versuchen wir die Bewegung eines Körpers dadurch zu
beschreiben, dass wir seine Ortskoordinaten als Funktionen der Zeit angeben. Dazu benö-
tigen wir eben die zeitlichen Beziehungen zwischen Ereignissen an verschiedenen Orten.
Das ist sogar bei jeder Geschwindigkeitsmessung notwendig, da
ra − rb
v=
ta − tb
eine Zeitmessung ta in r a und eine Zeitmessung tb am Ort r b erfordert. Wie hängt nun aber
die Gleichzeitigkeit bei r a mit der bei r b zusammen? Die a-Uhr und die b-Uhr müssen syn-
chronisiert werden. Das wäre überhaupt kein Problem, wenn sich Information von a nach b
mit unendlich hoher Geschwindigkeit übertragen ließe. Das geht aber nicht, da auch elek-
tromagnetische Signale sich zwar mit hoher, letztlich aber doch endlicher Geschwindigkeit
fortpflanzen. Die
könnte aber nach dem folgenden Rezept realisiert werden. Man sendet ein Lichtsignal von
a nach b und lässt dieses an einem Spiegel in b reflektieren. Die Zeit für die Wegstrecke a →
b → a ist dann mit der a-Uhr messbar. Sinn macht dieses Verfahren jedoch nur unter der
ganz entscheidenden Voraussetzung, dass die Lichtgeschwindigkeit von a nach b dieselbe
ist wie die von b nach a. Dann gilt nämlich
1
ta → b = ta → b → a = tb → a ,
2
und eine Synchronisation der a- und b-Uhren wäre ohne weiteres möglich.
1.4 Lorentz-Transformation 11
Einstein hat diese Voraussetzung als Postulat in seine neue Physik, die
Kapitel 1
▸ Spezielle Relativitätstheorie
genannt wird, eingebaut. Die gesamte Theorie basiert auf zwei Postulaten:
Alle physikalischen Gesetze und Resultate aller Experimente sind in allen gleichför-
mig geradlinig gegeneinander bewegten Systemen gleich.
Postulat 1.3.2
Die Lichtgeschwindigkeit hat im Vakuum zu allen Zeiten und an allen Orten den
konstanten Wert c und ist insbesondere von der Bewegung der Quelle unabhängig.
Aus Postulat 1.3.1 folgt, dass nur relative Bewegungen zweier Systeme messbar sind. Dies
bedeutet eigentlich nichts Neues gegenüber der Newton-Mechanik, nur sind Inertialsyste-
me jetzt genauer zu definieren. Das eigentlich Neue ist Postulat 1.3.2. Heute ist es eindeutig
experimentell bestätigt, nicht jedoch zu der Zeit, als Einstein es formulierte. Es bedingt,
wie wir sehen werden, ein radikales Umdenken bezüglich vertrauter Begriffe wie Raum,
Zeit und Gleichzeitigkeit.
Es bleiben für uns die folgenden Programmpunkte:
1. Wir suchen nach der korrekten Transformation zwischen Inertialsystemen, die die
Lichtgeschwindigkeit erhält. Diese sollte für v ≪ c in die Galilei-Transformation über-
gehen.
2. Wir überprüfen die physikalischen Gesetze bezüglich ihrer Transformationseigenschaf-
ten gegenüber einer solchen korrekten Transformation.
1.4 Lorentz-Transformation
1.4.1 Transformationsmatrix
t=0∶ Σ ≡ Σ′ .
Zu diesem Zeitpunkt t = 0 sende eine Lichtquelle im Ursprung von Σ, der dann gerade mit
dem von Σ′ zusammenfällt, ein Signal aus. Das ergibt im ruhenden System Σ eine sich mit
Lichtgeschwindigkeit c ausbreitende Kugelwelle:
c2 t 2 = x 2 + y 2 + z 2 . (1.8)
Nach Postulat 1.3.2 muss diese Beziehung für die Lichtausbreitung in jedem Inertialsystem,
also auch in Σ′ , erfüllt sein!
Die Forderung, dass sich das Signal in beiden Systemen als Kugelwelle fortpflanzt, ist offen-
bar nur bei Mittransformation der Zeit (t ⇔ t ′ ) zu befriedigen. Dadurch ergibt sich eine
Verknüpfung von Raum- und Zeitkoordinaten. Wie hat nun die Transformation auszuse-
hen, die Σ in Σ′ überführt?
Aus Gründen, die später klar werden, werden die kartesischen Koordinaten durch hoch-
gestellte Indizes unterschieden:
r = (x1 , x2 , x3 ) = (x, y, z) .
x0 = c t . (1.10)
Invarianzbedingung
3 3
2 2
(x0 ) − ∑ (x μ ) = (x′0 ) − ∑ (x′μ )
2 ! 2
(1.11)
μ=1 μ=1
formulieren. Wir werden später (s. Abschn. 1.5) die beiden Seiten dieser Gleichung als das
Längenquadrat eines Vierer-Vektors im abstrakten vierdimensionalen
▸ Minkowski-Raum (Weltraum)
interpretieren. Dann stellt die gesuchte Transformation, die wir schon jetzt
▸ Lorentz-Transformation
1.4 Lorentz-Transformation 13
Kapitel 1
▸ Drehung im Minkowski-Raum
dar, wobei sich die Länge des gedrehten Vierer-Vektors nicht ändert. Dazu zählen natürlich
auch die normalen Drehungen im realen dreidimensionalen Anschauungsraum zwischen
Systemen, deren Ursprünge relativ zueinander in Ruhe sind. Man kann zeigen:
Unter der
▸ Speziellen Lorentz-Transformation
3
x′μ = ∑ L μ λ x λ . (1.12)
λ=0
Wegen der speziellen Richtung von v werden die 1- und 2-Komponenten in beiden Syste-
men gleich sein:
x′1 = x1 ; x′2 = x2 . (1.13)
Die Komponenten x′3 , x′0 müssen von x1 und x2 unabhängig sein, da kein Punkt der
x1 , x2 -Ebene in irgendeiner Weise ausgezeichnet ist. Eine Verschiebung in dieser Ebene
darf keine Auswirkungen haben. Damit kennen wir aber bereits die Struktur der Transfor-
mationsmatrix L:
⎛L00 0 0 L03 ⎞
⎜ 0 1 0 0 ⎟
⎜ ⎟
L≡⎜ ⎟ . (1.14)
⎜ 0 0 1 0 ⎟
⎜ ⎟
⎝L30 0 0 L33 ⎠
14 1 Physikalische Grundlagen
2 2 ! 2 2
(x′0 ) − (x′3 ) = (x0 ) − (x3 ) .
Dies bedeutet:
2 2 2 2
(x′0 ) − (x′3 ) = (L00 x0 + L03 x3 ) − (L30 x0 + L33 x3 )
2 2
= (L200 − L230 ) (x0 ) + (L203 − L233 ) (x3 )
+ 2 (L00 L03 − L30 L33 ) x0 x3 .
L200 − L230 = 1 ,
L233 − L203 = 1 ,
L00 L03 − L30 L33 = 0 .
Die Vorzeichenwillkür in der letzten Zeile wird später durch die Forderung aufgehoben,
dass für v ≪ c die Lorentz- in die Galilei-Transformation übergehen muss! Wir haben da-
mit als Zwischenergebnis:
⎛ cosh χ 0 0 − sinh χ⎞
⎜ 0 0 ⎟
⎜ 1 0 ⎟
L≡⎜ ⎟ .
⎜ 0 0 1 0 ⎟
⎜ ⎟
⎝− sinh χ 0 0 cosh χ ⎠
Um schließlich auch χ festzulegen, betrachten wir die Bewegung des Ursprungs von Σ′ .
Von Σ aus gesehen gilt für diese:
v 0
x3 = v t = x .
c
v
0 = x′3 = cosh χ x3 − sinh χ x0 = x0 ( cosh χ − sinh χ)
v c
⇒ tanh χ = .
c
1.4 Lorentz-Transformation 15
Mit
1 1
cosh χ = √ =√
Kapitel 1
1 − tanh2 χ 1 − v2 /c2
und
v/c
sinh χ = cosh χ tanh χ = √
1 − v2 /c2
sowie den üblichen Abkürzungen,
v 1
β= ; γ = γ(v) = √ , (1.15)
c 1 − v2 /c2
⎛ γ 0 0 −βγ⎞
⎜ 0 0 ⎟
⎜ 1 0 ⎟
L≡⎜ ⎟ . (1.16)
⎜ 0 0 1 0 ⎟
⎜ ⎟
⎝−βγ 0 0 γ ⎠
L lässt sich also als Drehung interpretieren (s. Abschn. 1.6.6, Bd. 1). Allerdings sind Zeilen
und Spalten der Matrix L nicht orthonormal. Wegen ihrer Bedeutung wollen wir die
x′ = x , (1.18)
y′ = y , (1.19)
z − vt
z′ = √ = γ (z − βc t) , (1.20)
1 − v2 /c2
t − (v/c2 ) z β
t′ = √ = γ (t − z) . (1.21)
1 − v2 /c2 c
16 1 Physikalische Grundlagen
⎛γ 0 0 βγ⎞
⎜0 0⎟
⎜ 1 0 ⎟
L−1 ≡⎜ ⎟ (1.22)
⎜0 0 1 0⎟
⎜ ⎟
⎝βγ 0 0 γ⎠
ergibt sich offenbar aus (1.16) einfach durch Substitution v → −v, d. h. β → −β. Das ist
auch nicht anders zu erwarten, da sich Σ von Σ′ aus gesehen mit der Geschwindigkeit
−v bewegt.
4. Man bezeichnet den Ortsvektor
⎛x0 ⎞ ⎛c t ⎞
⎜x1 ⎟ ⎜ x ⎟
⎜ ⎟ ⎜ ⎟
x μ ≡ ⎜ 2⎟ ≡ ⎜ ⎟ (1.23)
⎜x ⎟ ⎜ y ⎟
⎜ ⎟ ⎜ ⎟
⎝x3 ⎠ ⎝ z ⎠
⎛a0 ⎞
⎜a1 ⎟ ⎛ a0 ⎞
⎜ ⎟
a μ ≡ ⎜ 2⎟ ≡ , (1.24)
⎜a ⎟ ⎝ a ⎠
⎜ ⎟
⎝a3 ⎠
das sich bei einer Lorentz-Transformation in derselben Weise transformiert wie der
Ortsvektor (1.23), wird dann ebenfalls Vierer-Vektor genannt. In Analogie zum Orts-
vektor wird die 0-Komponente als „Zeitkomponente“ bezeichnet und die (1, 2, 3)-
Komponenten als „Raumkomponenten“. Insbesondere muss gemäß (1.11) das
3
2 2 2
Längenquadrat von a μ ∶ (a0 ) − ∑ (a μ ) = (a0 ) − a2
μ=1
eine Lorentz-Invariante sein. Diese Definition wird später durch die Einführung eines
entsprechenden Skalarproduktes klar. – Wir werden in Abschn. 2.1 kontra- und kovari-
ante Vierer-Vektoren unterscheiden und diese durch verschiedene Stellungen des Index
μ kennzeichnen (a μ , a μ ).
1.4 Lorentz-Transformation 17
Kapitel 1
μ, λ, ρ, . . . indizieren wir die Komponenten von Vierer-Vektoren, wobei der gesam-
te Vierer-Vektor durch eine typische Komponente, z. B. x μ , gekennzeichnet ist. Die
normalen Dreiervektoren werden fett dargestellt, und die lateinischen Buchstaben
k, l, m, . . . bezeichnen die Komponentenindizes.
Über gleiche griechische Indizes nebeneinander stehender Größen wird summiert (Ein-
steins Summenkonvention), das Summenzeichen dabei häufig weggelassen, z. B.:
3
x′μ = ∑ L μ λ x λ ⇔ x′μ = L μ λ x λ . (1.25)
λ=0
Σ: Durch zwei synchronisierte Uhren bei z1 und z2 sei festgestellt, dass zwei Ereignisse
gleichzeitig an diesen Orten stattfinden:
t1 = t2 ⇔ Δt = 0 .
Σ′ : Dieselben beiden Ereignisse erscheinen von diesem Inertialsystem aus nicht als gleich-
zeitig:
Man fragt sich nun natürlich, ob vielleicht sogar die Reihenfolge zweier Ereignisse vom
Bewegungszustand des Beobachters abhängen kann. Lassen sich womöglich Ursache und
18 1 Physikalische Grundlagen
v
0 < t2′ − t1′ = γ [t2 − t1 − (z2 − z1 )] .
c2
Es muss also
v z2 − z1
t2 − t1 >
c c
sein. Wegen v < c bleibt die Reihenfolge auf jeden Fall für
z2 − z1
t2 − t1 ≥
c
bestehen. Wenn die beiden Ereignisse in Σ kausal miteinander verknüpft sind, so erfolgt
der Informationsvorgang, der Ursache und Wirkung miteinander verbindet, mit endlicher
Geschwindigkeit v̄ ≤ c. Dies bedeutet:
z2 − z1 z2 − z1
t2 − t1 = ≥ .
v̄ c
Ursache und Wirkung lassen sich also nicht vertauschen. Die Reihenfolge von nicht kausal
zusammenhängenden Ereignissen kann dagegen sehr wohl, von Σ′ aus gesehen, umgekehrt
sein.
1.4.3 Zeitdilatation
Δt = t1 − t2
vz vz
t1′ = γ (t1 − ); t2′ = γ (t2 − )
c2 c2
beobachtet, also im Abstand:
Δt
Δt ′ = t1′ − t2′ = γ Δt = √ > Δt . (1.27)
1 − (v2 /c2 )
Das Zeitintervall Δt erscheint dem bewegten Beobachter in Σ′ gedehnt. Er wird sagen: Die
stationäre Uhr geht nach! Dasselbe wird im Übrigen auch eine Bezugsperson in Σ behaup-
ten, die eine Uhr in Σ′ beobachtet.
1.4 Lorentz-Transformation 19
Dieses paradox erscheinende Phänomen wirkt etwas weniger mysteriös, wenn man sich
den Messprozess genauer anschaut. In Σ (ruhend) werden zwei Ereignisse (z, t1 ) und (z, t2 )
Kapitel 1
mit einer Uhr bei z gemessen. In Σ′ (bewegt) benötigt die Messung dagegen zwei Uhren,
nämlich eine bei
z1′ = γ (z − v t1 ) ,
▸ Eigenzeit Δτ.
Sie ist stets geringer als die Differenz der zwei Zeitablesungen im bewegten System Σ′ .
Das Phänomen der Zeitdilatation ist heute in fast alltäglichen Experimenten beobachtbar.
Man kann den radioaktiven Zerfall instabiler Teilchen für recht exakte Zeitmessungen
ausnutzen. Das Zerfallsgesetz liefert eine genaue Vorhersage, wie viele der zur Zeit t = 0
vorhandenen Teilchen zur Zeit t > 0 noch nicht zerfallen sind. Die Zahl der noch nicht zer-
fallenen Teilchen ist somit ein Maß für die abgelaufene Zeit. Dieser Effekt wird zum Beispiel
zur Altersbestimmung prähistorischer Funde mit Hilfe instabiler C14 -Isotope herangezo-
gen. Nach B. Rossi und D. B. Hall (Phys. Rev. 59, 223 (1941)) lässt sich die Zeitdilatation
sehr eindrucksvoll experimentell wie folgt nachweisen:
μ± → e± + ν 1 + ν 2 ,
e± ∶ Elektron (Positron) ,
ν1 ∶ Neutrino ,
ν2 ∶ Antineutrino .
2. μ± fällt auf den Detektor, kommt dort zur Ruhe und zerfällt nach einer bestimmten
Zeit gemäß 1. Beide Ereignisse, das Auftreffen des μ± sowie das Aussenden des e± , sind
nachweisbar. Damit ist das Zerfallsgesetz bekannt.
20 1 Physikalische Grundlagen
3. Zwei Detektoren, einer auf einem Berg der Höhe L, ein anderer auf Meereshöhe, messen
die jeweils pro Zeiteinheit einfallenden μ-Mesonen.
Kapitel 1
v (μ± ) ≈ 0,994 c .
Damit ist die Wegzeit tW für die Strecke zwischen den beiden Detektoren berechenbar
und über das Zerfallsgesetz dann die Zahl der am zweiten Detektor zu erwartenden,
noch nicht zerfallenen Teilchen.
5. Beobachtung: Viel mehr μ-Mesonen als erwartet erreichen den zweiten Detektor.
6. Erklärung: Die Zahl der tatsächlich ankommenden Teilchen ist nicht durch tW , sondern
durch die Eigenzeit τW bestimmt. Das Zerfallsgesetz entspricht der mitbewegten Uhr:
tW 1
τW = ≈ tW (= 0,109 tW ) .
γ 9
Die relativ zu unseren Detektoren sich mit v ≈ 0,994 c bewegenden Mesonen stellen eine
um den Faktor 1/9 zu langsame Uhr dar.
1.4.4 Längenkontraktion
Wie führt man eine Längenmessung durch? Man legt einen Maßstab auf die zu messende
Strecke und liest gleichzeitig die Positionen der Endpunkte ab. Das erscheint trivial, falls
Strecke und Bezugssystem Σ in relativer Ruhe zueinander sind:
l = z1 − z2 .
Was ist für t1 , t2 einzusetzen? Die Ablesung hat auch in Σ′ gleichzeitig zu erfolgen, d. h., es
muss t1′ = t2′ , nicht etwa t1 = t2 , gelten. Dies bedeutet nach (1.21):
v ! v
t1 − z1 = t2 − 2 z2 .
c2 c
Es ist also
v
t1 − t2 = (z1 − z2 )
c2
1.4 Lorentz-Transformation 21
und damit
v2
Kapitel 1
l′ = z1′ − z2′ = γ [z1 − z2 − (z1 − z2 )] .
c2
Dies bedeutet schließlich: √
′ v2
l =l 1− . (1.28)
c2
Ein in Σ ruhender Stab der Länge l erscheint in Σ′ um den Faktor (1 − β 2 )1/2 < 1 verkürzt.
Entscheidend ist, dass die Längenmessung vorschreibt, die Positionen der Enden gleich-
zeitig abzulesen. Das Gleichzeitigkeitskriterium ist aber für verschiedene Inertialsysteme
verschieden. Das überträgt sich auf die Ergebnisse von Längenmessungen.
Kann man durch eine Folge von Lorentz-Transformationen nicht auch Relativgeschwin-
digkeiten erreichen, die größer als die Lichtgeschwindigkeit c sind?
Σ 1 → Σ 2 → Σ 3 ; v i = vi e z , i = 1, 2, 3 .
v1 v2
,-- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - .- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - /
v 3 →
Wenn einfach v3 = v1 + v2 zu setzen wäre, so würde z. B. aus v1 > c/2 und v2 > c/2 auch
v3 > c folgen müssen. Dies würde den Einstein’schen Postulaten widersprechen.
Nehmen wir einmal an, dass die Relativgeschwindigkeiten v1 , v2 , v3 sämtlich in z-Richtung
erfolgen:
−(1/2) vi
γ i = (1 − β i2 ) ; β i = ; i = 1, 2, 3 . (1.29)
c
Dann gilt zunächst für den direkten Übergang:
Σ1 → Σ3 ∶
x(3) = ̂
μ μ
L3 x(1) ,
⎛ γ3 0 0 −β 3 γ 3 ⎞
⎜ 0 0 ⎟
̂ ⎜ 1 0 ⎟
L3 = ⎜ ⎟ . (1.30)
⎜ 0 0 1 0 ⎟
⎜ ⎟
⎝−β 3 γ 3 0 0 γ3 ⎠
22 1 Physikalische Grundlagen
Äquivalente Resultate müssen sich ergeben, wenn wir von Σ 1 nach Σ 3 über Σ 2 wechseln:
Kapitel 1
Σ1 → Σ2 → Σ3 ∶
x(3) = (̂
L2 ̂
μ μ
L1 ) x(1) ,
⎛ γ2 0 0 −β 2 γ 2 ⎞ ⎛ γ 1 0 0 −β 1 γ 1 ⎞
⎜ 0 0 ⎟ ⎜ 0 ⎟
̂ ⎜ 1 0 ⎟⎜ 0 1 0 ⎟
L2 ̂
L1 = ⎜ ⎟⎜ ⎟
⎜ 0 0 1 0 ⎟ ⎜ 0 ⎟
⎜ ⎟⎜ 0 0 1 ⎟
⎝−β 2 γ 2 0 0 γ 2 ⎠ ⎝−β 1 γ 1 0 0 γ1 ⎠
⎛ γ 1 γ 2 (1 + β 1 β 2 ) 0 0 −γ 1 γ 2 (β 1 + β 2 )⎞
⎜ ⎟
⎜ 0 1 0 0 ⎟
=⎜ ⎟ . (1.31)
⎜ 0 0 1 0 ⎟
⎜ ⎟
⎝−γ 1 γ 2 (β 1 + β 2 ) 0 0 γ 1 γ 2 (1 + β 1 β 2 ) ⎠
γ 3 = γ 1 γ 2 (1 + β 1 β 2 ) ,
β 3 γ 3 = γ 1 γ 2 (β 1 + β 2 ) .
β1 + β2
β3 = . (1.32)
1 + β1 β2
Damit ist auf jeden Fall β 3 = (v3 /c) < 1, falls β 1 , β 2 < 1 sind. Dies liest man direkt an (1.32)
ab:
(1 − β 1 ) (1 − β 2 )
1 − β3 = >0. (1.33)
1 + β1 β2
c bleibt also auf jeden Fall Grenzgeschwindigkeit! Wir diskutieren noch zwei Spezialfälle:
1. v1 = v2 = 1/2 c:
In diesem Fall ist β 1 = β 2 = 1/2 und damit β 3 = 4/5:
4
v3 = c ≠ v1 + v2 .
5
2. v1 = c ; v2 ≤ c beliebig:
Es ist nun β 1 = 1, sodass nach (1.32) β 3 von v2 unabhängig wird:
1 + β2
β3 = =1.
1 + β2
1.4 Lorentz-Transformation 23
Dies entspricht dem Postulat 1.3.2 aus Abschn. 1.3. Von einer Lichtquelle emittiertes
Kapitel 1
Licht bereitet sich im Vakuum mit der Geschwindigkeit c aus, und zwar unabhängig
von der Geschwindigkeit v der Lichtquelle.
Wir wollen die Überlegungen dieses Abschnitts zum Abschluss noch etwas verallgemei-
nern. Σ und Σ′ seien zwei Inertialsysteme, für die die Formeln (1.18) bis (1.21) der Lorentz-
Transformation gelten. Ein Objekt habe in Σ die Geschwindigkeit
dx dy dz
u ≡ (ux , uy , uz ) = ( , , ) . (1.34)
dt dt dt
Welche Geschwindigkeit hat es dann in Σ′ ?
dx′ = dx ,
dy′ = dy ,
dz′ = γ(dz − v dt) ,
v v uz
dt ′ = γ (dt − 2 dz) = γ (1 − 2 ) dt .
c c
Damit erhalten wir für die Komponenten der Geschwindigkeit in Σ′ :
dx′ 1 ux
u′x = = , (1.36)
dt ′ γ 1 − v uz
c 2
′ dy′ 1 uy
uy = ′ = , (1.37)
dt γ 1 − v uz
c2
′ dz′ uz − v
uz = ′ = v uz . (1.38)
dt 1− 2
c
Analog gilt für ein Objekt in Σ, wenn es in Σ′ die Geschwindigkeit u′ besitzt:
1 u′x
ux = , (1.39)
γ v u′
1 + 2z
c
1 u′y
uy = , (1.40)
γ v u′
1 + 2z
c
′
u +v
uz = z ′ . (1.41)
vu
1 + 2z
c
24 1 Physikalische Grundlagen
Wir überprüfen noch die Lorentz-Invarianz der Lichtgeschwindigkeit, d. h., wir kontrollie-
ren, ob aus u2 = c2 auch u′2 = c2 folgt, wie von der Speziellen Relativitätstheorie gefordert:
Kapitel 1
Sei u2 = c2 :
2
1 1 (uz − v)
u′2 = (u2 + u2y ) +
γ2 v uz 2 x v uz 2
(1 − 2 ) (1 − 2 )
c c
v uz −2 v2
= (1 − ) [(1 − ) (u2x + u2y ) + u2z + v2 − 2v uz ]
c2 c2
v uz −2 2 v2 2
= (1 − ) [c − 2 (c − u2z ) + v2 − 2v uz ]
c2 c
c2 v2 u2z v uz
= 2 [1 + 4
− 2 2 ] = c2 ; q. e. d.
v uz c c
(1 − 2 )
c
Wir gehen noch einmal zu den allgemeinen Resultaten des Abschn. 1.4.1 zurück und leiten
eine bisweilen recht nützliche geometrische Veranschaulichung der Speziellen Relativitäts-
theorie ab.
Wir haben mit Gleichung (1.23) bereits den Ortsvektor des Minkowski-Raumes kennen
gelernt:
⎛x0 ⎞ ⎛c t ⎞
⎜x 1 ⎟ ⎜ x ⎟
⎜ ⎟ ⎜ ⎟
x μ ≡ ⎜ 2 ⎟ ≡ ⎜ ⎟ ≡ (c t, x) . (1.42)
⎜x ⎟ ⎜ y ⎟
⎜ ⎟ ⎜ ⎟
⎝x 3 ⎠ ⎝ z ⎠
Das Längenquadrat
3
2
s2 = c2 t 2 − x2 = c2 t 2 − ∑ (x μ ) (1.43)
μ=1
ist gemäß Postulat 1.3.2 der Speziellen Relativitätstheorie eine Lorentz-Invariante, d. h. eine
physikalische Größe, die sich bei einer Lorentz-Transformation nicht ändert.
Wir können den Ortsvektor (1.42) in einem Raum-Zeit-Diagramm, dem so genannten
▸ Minkowski-Diagramm,
darstellen, dessen Achsen durch x, y, z und c t gegeben sind. Für die Zeitachse ver-
wendet man c t, damit alle Achsen die Dimension einer Strecke haben. Da die x- und
y-Komponenten invariant bleiben, können wir x = y = 0 setzen.
1.5 Lichtkegel, Minkowski-Diagramme 25
Jeder Punkt P des Minkowski-Raumes stellt ein bestimmtes Ereignis dar. Seine Koordi-
Kapitel 1
naten sind die Achsenabschnitte, die sich ergeben, wenn man zu den Achsen parallele
Geraden durch den Punkt P legt. Als Lichtsignal bezeichnet man die durch s2 = 0 definier-
te Gerade durch den Ursprung. Bei gleicher Skalierung der Raum- und Zeitachse handelt
es sich um die Winkelhalbierende im z-ct-Diagramm.
Die Beschreibung eines Ereignisses im Minkowski-Diagramm kann natürlich, dem jewei-
ligen Bezugspunkt entsprechend, auf unendlich viele Arten erfolgen. Das Inertialsystem Σ,
in dem die Raum- und Zeitachsen senkrecht aufeinander stehen, ist an sich physikalisch
durch nichts gegenüber Σ′ ausgezeichnet, dessen Achsenrichtungen man wie folgt bestim-
men kann: Nehmen wir an, dass die Koordinatenursprünge von Σ und Σ′ zur Zeit t = t ′ = 0
übereinstimmen. Dann ist die
▸ Σ ′ -Zeitachse
Die Σ′ -Zeitachse ist also in Σ eine Gerade mit der Steigung (1/β) > 1. Sie liegt demnach
stets zwischen der Σ-Zeitachse und dem Lichtsignal. Die
▸ Σ ′ -Raumachse
geschieht nach dem folgenden Rezept: Da s2 eine Lorentz-Invariante ist und x und y sich
bei der Transformation nicht ändern, ist auch
ŝ2 = s2 + x2 + y2 = (c t)2 − z 2
eine Lorentz-Invariante. Der geometrische Ort aller Punkte mit
ŝ2 = −1 ⇔ z 2 = (c t)2 + 1
stellt in Σ eine gleichseitige Hyperbel dar, die die z-Achse (t = 0) in z = 1 schneidet. Da-
durch ist die Maßeinheit in Σ festgelegt. – Alle Punkte der Hyperbel entsprechen Orts-
vektoren der (projizierten) Länge ŝ2 = −1. Da diese aber lorentzinvariant ist, haben diese
26 1 Physikalische Grundlagen
ct P P Eichhyperbel
×
ct′P
1′ z′
×
× ×
z P′ zP 1 z
Ortsvektoren auch in Σ′ die (projiziert) Länge −1. Sie erfüllen also die Beziehung
z′2 = (c t ′ ) + 1 .
2
Damit legt der Schnittpunkt der Eichhyperbel mit der z′ -Achse die Maßeinheit z′ = 1 fest
(s. Abb. 1.4).
Ganz analog liefert der Schnittpunkt der aus
ŝ2 = +1 ⇔ (c t)2 = z 2 + 1
folgenden Hyperbel mit der t-Achse (z = 0) die Zeiteinheit in Σ, der Schnittpunkt mit der
t ′ -Achse (z′ = 0) die Zeiteinheit in Σ′ . – Damit ist die Eichung der Achsen vollzogen.
Das Längenquadrat eines Vierer-Vektors ist, wie bereits mehrfach ausgenutzt, nicht not-
wendig positiv. Man unterscheidet deshalb:
⎧
⎪
⎪
⎪
⎪>0∶ zeitartiger Vierer-Vektor ,
⎪
2⎪
s = (c t) − x ⎨= 0 ∶
2 2
lichtartiger Vierer-Vektor , (1.46)
⎪
⎪
⎪
⎪
⎪
⎩< 0 ∶
⎪ raumartiger Vierer-Vektor .
Der Minkowski-Raum lässt sich entsprechend zerlegen (Abb. 1.5). Alle zeitartigen Vierer-
Vektoren liegen innerhalb des so genannten
▸ Lichtkegels,
dessen Oberfläche durch s2 = 0 definiert ist. Wegen v ≤ c liegen die Bahnen materieller Teil-
chen im Minkowski-Raum, die man
▸ Weltlinien
nennt, samt und sonders im Innern des Lichtkegels, falls sie bei t = 0 im Ursprung gestartet
sind. Die Weltlinien der Photonen liegen auf dem Lichtkegel. Alle raumartigen Vierer-
Vektoren liegen außerhalb des Lichtkegels. Da s2 eine Lorentz-Invariante ist, behält jeder
Vierer-Vektor in allen Inertialsystemen den Charakter bei, raumartig bzw. zeitartig zu sein.
1.5 Lichtkegel, Minkowski-Diagramme 27
Kapitel 1
zeitartig
(Zukunft)
Lichtkegel
raumartig
raumartig z
Weltlinie
zeitartig
(Vergangenheit)
Betrachten wir zum Schluss einmal den Abstand zweier Weltereignisse P1 (c t1 , x1 ) und
P2 (c t2 , x2 ) etwas genauer:
2 2
s212 = c2 (t1 − t2 ) − ∣x1 − x2 ∣ . (1.47)
μ μ
Mit den Vierer-Vektoren x(1) = (c t1 , x1 ), x(2) = (c t2 , x2 ) ist natürlich auch der Differen-
μ μ
zenvektor x(1) − x(2) ein Vierer-Vektor, das Längenquadrat s212 (Raum-Zeit-Intervall) somit
eine Lorentz-Invariante. Ohne Beschränkung der Allgemeingültigkeit der folgenden Aus-
sagen können wir annehmen, dass (x1 − x2 ) die Richtung der z-Achse hat. Es ist deshalb
∣x1 − x2 ∣ = z1 − z2 , falls z1 > z2 ist.
sodass t1′ = t2′ wird. – Die Reihenfolge von Weltereignissen mit raumartigen Abständen
lässt sich stets durch passende Lorentz-Transformationen vertauschen.
2. Zeitartiger Abstand (s212 > 0)
s212 > 0 bedeutet c(t1 − t2 ) > z1 − z2 . Damit sind die Weltereignisse P1 und P2 durch ein
Lichtsignal überbrückbar. Eine
1.6 Aufgaben
Aufgabe 1.6.1
Ein Raumschiff bewegt sich mit der Geschwindigkeit v = 0,8 c. Sobald dieses einen
Abstand von d = 6,66 ⋅ 108 km von der Erde hat, wird von der Erdstation ein Radio-
signal zum Schiff gesendet. Wie lange benötigt das Signal
Aufgabe 1.6.2
Σ und Σ′ seien zwei Inertialsysteme. Σ′ bewege sich relativ zu Σ mit der Geschwin-
digkeit v = (3/5) c in z-Richtung. Zur Zeit t = t ′ = 0 sei Σ = Σ′ . Ein Ereignis habe in
Σ′ die Koordinaten:
x′ = 10 m ; y′ = 15 m ; z′ = 20 m ; t ′ = 4 ⋅ 10−8 s .
Bestimmen Sie die Koordinaten des Ereignisses in Σ!
Aufgabe 1.6.3
Σ und Σ′ seien zwei Inertialsysteme. Σ′ bewege sich relativ zu Σ mit der Geschwin-
digkeit v in z-Richtung. Zwei Ereignisse finden in Σ zu den Zeiten t1 = z0 /c und
1.6 Aufgaben 29
Kapitel 1
Wie groß muss die Relativgeschwindigkeit v sein, damit die Ereignisse in Σ′ gleich-
zeitig stattfinden? Zu welcher Zeit t ′ werden die Ereignisse dann in Σ′ beobachtet?
Aufgabe 1.6.4
Aufgabe 1.6.5
Aufgabe 1.6.6
Σ und Σ′ seien zwei Inertialsysteme. Σ′ bewege sich relativ zu Σ mit der Geschwin-
digkeit v, wobei die Richtung von v beliebig, also nicht notwendig parallel zur z-
Achse von Σ orientiert sein soll. Geben Sie die Formeln der Lorentz-Transformation
an! Wie lautet die Transformationsmatrix ̂ L? Geben Sie ̂
L für den Spezialfall v = v ex
an!
Aufgabe 1.6.7
1. Ein in Σ ruhender Stab schließt mit der z-Achse einen Winkel von 45° ein. Unter
welchem Winkel erscheint er in Σ′ ?
2. Ein Teilchen habe in Σ die Geschwindigkeit u = (v, 0, 2 v). Welche Winkel bildet
seine Bahn mit den z-Achsen in Σ und Σ′ ?
30 1 Physikalische Grundlagen
3. Ein Photon verlässt den Ursprung von Σ zur Zeit t = 0 in einer Richtung, die mit
Kapitel 1
der z-Achse einen Winkel von 45° bildet. Welcher Winkel ergibt sich in Σ′ ?
Aufgabe 1.6.8
Eine Rakete der Eigenlänge L0 fliegt mit konstanter Geschwindigkeit v relativ zu ei-
nem Bezugssystem Σ in z-Richtung. Zur Zeit t = t ′ = 0 passiert die Spitze der Rakete
den Punkt P0 in Σ. In diesem Moment wird ein Lichtsignal von der Raketenspitze
zum Raketenende gesendet.
1. Nach welcher Zeit erreicht im Ruhesystem der Rakete der Lichtblitz das Ende der
Rakete?
2. Zu welchem Zeitpunkt erreicht das Signal das Raketenende im Ruhesystem Σ des
Beobachters?
3. Wann registriert der Beobachter, dass das Raketenende den Punkt P0 passiert?
Aufgabe 1.6.9
Aufgabe 1.6.10
1. Kann es zwischen den folgenden Ereignissen
a) x1 = 1m ; y1 = 2m ; z1 = 3m ; t1 = 3 ⋅ 10−8 s ,
x2 = 4m ; y2 = 2m ; z2 = 7m ; t2 = 6 ⋅ 10−8 s ,
b) x1 = 7m ; y1 =0; z1 = −2 m ; t1 = 1,1 ⋅ 10−7 s ,
x2 = 4m ; y2 = 5m ; z2 = +3 m ; t2 = 0,9 ⋅ 10−7 s
einen kausalen Zusammenhang geben?
1.6 Aufgaben 31
Kapitel 1
2. Ist es möglich, ein Inertialsystem zu finden, in dem diese Ereignisse gleichzeitig
erscheinen? Mit welcher Geschwindigkeit und in welcher Richtung würde sich
dieses relativ zu dem in Teil 1. bewegen?
Aufgabe 1.6.11
Aufgabe 1.6.12
Licht falle von einer Quelle L kommend auf einen halbdurchlässigen Spiegel S0 , wird
dort teilweise nach S3 reflektiert, geht aber auch teilweise nach S1 durch. S1 und
H2 O
S3 v S2
L S0 S1
l
B
Abb. 1.6
32 1 Physikalische Grundlagen
Kapitel 1
S2 sind total reflektierende Spiegel. Man erhält also schließlich zwei kohärente Teil-
strahlen, die im Teleskop B interferieren. Die Lichtstrahlen durchlaufen insgesamt
die Strecke 2l in einem Rohr, in dem Wasser mit der Strömungsgeschwindigkeit v
fließt, der eine Teilstrahl parallel, der andere antiparallel zum Wasserfluss. In B wird
experimentell ein Interferenzmuster beobachtet, das einem Unterschied in der opti-
schen Weglänge c Δt entspricht mit
1 1
Δt = 2l ( − ) .
c
n
− fv c
n
+ fv
n ist der Brechungsindex des Wassers. Berechnen Sie den Fresnel’schen Mitführungs-
koeffizienten f und zeigen Sie, dass dieser mit Einsteins Postulaten verträglich ist und
nicht notwendig Newtons Fiktion vom Weltäther erfordert. (Fizeau-Versuch).
Kontrollfragen
1. Welche Vorstellung verbindet man mit dem Begriff Relativitätstheorie?
2. Was bezeichnet man als die Newton’sche Fiktion?
3. Was ist ein Inertialsystem?
4. Definieren Sie die Galilei-Transformation. Was besagt diese über die Zeiten t und t ′ in
den Inertialsystemen Σ und Σ′ ?
5. Beschreiben Sie das Michelson-Morley-Experiment.
6. Was ist das Resultat des Michelson-Morley-Experimentes?
7. Formulieren Sie die Einstein’schen Postulate.
8. Wie lautet die Matrix ̂L der speziellen Lorentz-Transformation? Skizzieren Sie ihre Ab-
leitung.
9. Welcher Zusammenhang besteht zwischen den Zeiten t und t ′ in gleichförmig gerad-
linig gegeneinander bewegten Inertialsystemen Σ und Σ′ ?
10. Wie erkennt man an der Transformationsmatrix, dass c die maximale Relativgeschwin-
digkeit von Inertialsystemen ist?
11. Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Lorentz- und der Galilei-Transforma-
tion?
12. Erläutern Sie die Relativität der Gleichzeitigkeit.
13. Lassen sich durch Wechsel des Inertialsystems Ursache und Wirkung eines kausalen
Zusammenhanges vertauschen?
14. Beschreiben Sie das Phänomen der Zeitdilatation.
15. Was bezeichnet man als Eigenzeit?
16. Wie kann man die Zeitdilatation experimentell nachweisen?
17. Wie führt man eine Längenmessung durch?
Kontrollfragen 33
18. Ein in Σ ruhender Stab habe dort die Länge l. Was ergibt eine entsprechende Längen-
messung im Inertialsystem Σ′ , das sich gegenüber Σ mit v = const bewegt?
Kapitel 1
19. Wie lautet das Additionstheorem für Relativgeschwindigkeiten?
20. Σ 1 , Σ 2 , Σ 3 seien Inertialsysteme. Σ 2 bewege sich relativ zu Σ 1 in z-Richtung mit der
Geschwindigkeit v1 = c, Σ 3 relativ zu Σ 2 mit v2 = c/2. Mit welcher Geschwindigkeit v3
bewegt sich Σ 3 relativ zu Σ 1 ?
21. Was versteht man unter einem Minkowski-Diagramm?
22. Wodurch ist das Lichtsignal definiert?
23. Σ und Σ′ seien zwei sich mit v = const in z-Richtung bewegende Inertialsysteme, deren
Koordinatenursprünge zur Zeit t = t ′ = 0 zusammenfallen. Raum- und Zeitachse von
Σ mögen senkrecht aufeinanderstehen. Wie bestimmt man die Raum- und Zeitachsen
in Σ′ ?
24. Wie werden die Achsen des Minkowski-Diagramms skaliert?
25. Was sind zeitartige, lichtartige, raumartige Vierer-Vektoren?
26. Definieren Sie den Lichtkegel.
27. Kann man durch Wechsel des Inertialsystems einen zeitartigen in einen raumartigen
Vierer-Vektor verwandeln?
28. Was versteht man unter einem raumartigen (zeitartigen) Abstand zweier Weltereig-
nisse?
29. Warum kann zwischen Weltereignissen mit raumartigem Abstand keine kausale Kor-
relation bestehen?
30. Wann kann durch eine passende Lorentz-Transformation die Reihenfolge zweier
Weltereignisse vertauscht werden, bei raum- oder bei zeitartigem Abstand?
Kovariante
vierdimensionale 2
Formulierungen
2.1 Ko- und kontravariante Tensoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
Kapitel 2
2.1.1 Definitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
2.1.2 Rechenregeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
2.1.3 Differentialoperatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
2.2 Kovariante Formulierung der Klassischen Mechanik . . . . . . . . . . . 45
2.2.1 Eigenzeit, Welt-Geschwindigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
2.2.2 Kraft, Impuls, Energie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
2.2.3 Der elastische Stoß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
2.3 Kovariante Formulierung der Elektrodynamik . . . . . . . . . . . . . . . 63
2.3.1 Kontinuitätsgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
2.3.2 Elektromagnetische Potentiale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
2.3.3 Feldstärke-Tensor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
2.3.4 Maxwell-Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
2.3.5 Transformation der elektromagnetischen Felder . . . . . . . . . . . . . 74
2.3.6 Lorentz-Kraft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
2.3.7 Formeln der relativistischen Elektrodynamik . . . . . . . . . . . . . . . 83
2.4 Kovariante Lagrange-Formulierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85
2.5 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
Kontrollfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100
2.1.1 Definitionen
Wir haben in Abschn. 1.4 die korrekte Transformation zwischen Inertialsystemen kennen
gelernt, die Postulat 1.3.2 aus Abschn. 1.3 erfüllt. Es muss nun darum gehen, sämtliche
physikalischen Gesetze in
▸ kovarianter Form
Kapitel 2
ist natürlich invariant gegenüber Drehungen, da sich weder a noch b dabei ändern. Ein
vektorielles Gesetz ∶ a = b ⇔ aj = bj ; j = 1, 2, 3
ist kovariant gegenüber Drehungen, d. h., die Komponenten ändern sich zwar, aber so, dass
a′j = b′j für alle j gilt und damit a′ = b′ . Analoge Aussagen gelten für Tensoren beliebiger
Stufe.
Damit ist das Rezept klar: Forminvarianz gegenüber Lorentz-Transformationen ist für ein
physikalisches Gesetz genau dann gegeben, wenn das Gesetz in kovarianter vierdimensio-
naler Form vorliegt, d. h., wenn alle Terme der Gleichung
sind. Unter diesem Gesichtspunkt werden wir in Abschn. 2.2 die Grundgesetze der Mecha-
nik und in Abschn. 2.3 die der Elektrodynamik aufarbeiten.
Zunächst müssen wir aber das obige Rezept noch etwas genauer erläutern. Dazu stellen wir
einige formale Betrachtungen über das Rechnen im vierdimensionalen Minkowski-Raum
an, wobei wir uns insbesondere den in Abschn. 4.3.3, Bd. 1 eingeführten Tensorbegriff in
Erinnerung rufen müssen. Es handelt sich dabei eigentlich um nichts anderes als eine Er-
weiterung des Vektorbegriffs. Ein nk -Tupel von Zahlen in einem n-dimensionalen Raum
stellt einen Tensor k-ter Stufe dar, falls sich diese Zahlen beim Wechsel des Koordinatensys-
tems (Σ → Σ′ ) nach bestimmten Gesetzen transformieren. Der hier interessierende Raum
ist der Minkowski-Raum mit n = 4. Der Koordinatenwechsel erfolgt durch eine Lorentz-
Kapitel 2
Transformation, die wir letztlich aus der Invarianz des Längenquadrats
2
s2 = (x0 ) − x2 = c2 t 2 − x2 − y2 − z 2
x′μ = L μ λ x λ ,
wobei die Matrixelemente L μ λ durch (1.16) definiert sind. Man beachte die Summenkon-
vention (1.25). – Ein mit dem Raum-Zeit-Punkt x μ verknüpfter
wird nun durch sein Transformationsverhalten beim Übergang x μ → x̄ μ definiert. Für den
Minkowski-Raum handelt es sich also um ein 4k -Tupel von Zahlen, die sich bei der Koor-
dinatentransformation
x μ → x′μ = L μ λ x λ
nach bestimmten Gesetzen transformieren. Die Zahlen heißen
Sie haben k Indizes, von denen jeder von n = 0 bis n = 3 läuft. Für uns sind k = 0, 1 und 2
interessant.
a μ ≡ (a0 , a1 , a2 , a3 ) . (2.1)
Kapitel 2
3
∂x̄ μ
dx′μ = ∑ dx λ .
λ=0 ∂x λ
b μ = (b0 , b1 , b2 , b3 ) . (2.4)
∂x λ
b′μ = bλ . (2.5)
∂x̄ μ
Dies bedeutet im Spezialfall der Lorentz-Transformation:
∂φ ∂φ
bμ = ( ,..., 3 ) ,
∂x0 x
2.1 Ko- und kontravariante Tensoren 39
∂φ ∂φ
b′μ = ( ,..., 3) , (2.7)
∂x̄0 ∂x̄
xν = xν (x′μ ) .
Es gilt offenbar:
∂φ ∂φ ∂xν ∂xν
b′μ =′μ
= ν ′μ = ′μ bν .
∂x ∂x ∂x ∂x
Dies entspricht der Definitionsgleichung (2.5).
Kapitel 2
Dieser Tensortyp besitzt 42 = 16 Komponenten. Man unterscheidet nun drei Arten von so
genannten Welt-Tensoren:
∂x′μ ∂x′ν α β
′
(F μν ) = F , (2.8)
∂x α ∂x β
′
(F μν ) = L μα Lν β F α β . (2.9)
„Zeilen“ und „Spalten“ transformieren sich also wie kontravariante Vektoren. Ein Beispiel
ist das Tensorprodukt aus zwei kontravarianten Vierer-Vektoren a μ und b μ , das aus ins-
gesamt 16 Zahlen (Komponenten) besteht:
F μν = a μ bν ; μ, ν = 0, . . . , 3 . (2.10)
′ ∂x′μ ∂x′ν α β
(F μν ) = a′μ b′ν = a b = L μα Lν β F α β .
∂x α ∂x β
∂x α ∂x β
F ′μν = Fα β , (2.11)
∂x′μ ∂x′ν
F ′μν = (L−1 )α μ (L−1 )βν Fα β (2.12)
transformieren. „Zeilen“ und „Spalten“ transformieren sich in diesem Fall wie kovariante
Vektoren. Das Tensorprodukt aus zwei kovarianten Vierer-Vektoren wäre ein nahe liegen-
des Beispiel.
40 2 Kovariante vierdimensionale Formulierungen
′ ∂x α ∂x′ν β
(F νμ ) = Fα , (2.13)
∂x′μ ∂x β
′
(F νμ ) = (L−1 )α μ Lν β Fα .
β
(2.14)
Man beachte, dass sich Tensoren zweiter Stufe stets in Matrizenform schreiben lassen. Al-
lerdings transformieren sich die Elemente einer normalen Matrix nicht notwendig wie die
Kapitel 2
Komponenten eines Tensors. Die Formel (2.14) entspricht dagegen der Relation
F ′ = S−1 F S
der linearen Algebra, die angibt, wie sich eine Abbildungsmatrix F bei einer Koordinaten-
transformation S zu einer Matrix F ′ ändert. Der gemischte Tensor zweiter Stufe ist deshalb
wirklich in strengem Sinne eine Matrix, die kovarianten und kontravarianten Tensoren da-
gegen nicht.
Ein Beispiel für einen gemischten Tensor zweiter Stufe stellt das Tensorprodukt aus einem
ko- und einem kontravarianten Vierer-Vektor dar:
F νμ = aν b μ .
Ganz analog werden Tensoren noch höherer Stufe definiert. So ist z. B. durch
μ ′ ∂x′μ ∂x β ∂xγ ∂x δ α
(Fνρσ ) = F
∂x α ∂x′ν ∂x′ρ ∂x′σ βγδ
das Transformationsverhalten eines gemischten Tensors vierter Stufe festgelegt. Hier sind
allerdings nur k = 0, 1, 2-Tensoren relevant.
2.1.2 Rechenregeln
1. Man multipliziert einen Tensor mit einer Zahl, indem man jede Komponente mit dieser
Zahl multipliziert.
2. Tensoren werden komponentenweise addiert!
2.1 Ko- und kontravariante Tensoren 41
3. Unter der
versteht man das Gleichsetzen eines oberen und eines unteren Index, womit automa-
tisch eine Summation verknüpft ist. Die Tensorstufe nimmt dabei von k auf k − 2 ab.
∎ Beispiele
Kapitel 2
′ ∂x′ν ∂x β ∂xγ ∂x δ α ∂x β ∂xγ ∂x δ α
(Fνρσ
ν
) = ′ν ′ρ ′σ
F βγδ = α ′ρ ′σ F βγδ
∂x α ∂x ∂x ∂x ∂x ∂x ∂x
∂xγ ∂x δ α
= ′ρ F .
∂x ∂x′σ αγδ
Dieser Ausdruck transformiert sich wie ein kovarianter Tensor zweiter Stufe, wie der
Vergleich mit (2.11) zeigt.
μ
b) Die Spur einer Matrix Fν ist definiert als die Summe ihrer Diagonalelemente:
μ
Fν → Fνν .
Das Resultat ist ein Tensor nullter Stufe, also ein Skalar. Die Spur einer Matrix ist somit
invariant gegenüber Koordinatentransformationen.
c) Die Verjüngung eines Tensorprodukts
a μ bν → aν bν
ergibt natürlich einen Skalar (k = 2 → k = 0). Sie ist dem Skalarprodukt in rechtwink-
ligen Koordinaten äquivalent. Man definiert deshalb für Vierer-Vektoren:
Skalarprodukt
(b, a) ≡ bα aα . (2.15)
Als Skalar ist diese Größe lorentzinvariant. Das lässt sich leicht überprüfen:
∂x λ ∂x′α ∂x λ
(b′ , a′ ) = b′α a′α = b λ a ρ
= b λ a ρ = b λ a λ = (b, a) .
∂x′α ∂x ρ ∂x ρ
42 2 Kovariante vierdimensionale Formulierungen
d) Als Beispiel β) unter 2a) hatten wir das Differential dx μ des Ortsvektors im Minkowski-
Raum als speziellen kontravarianten Vierer-Vektor kennen gelernt:
und schreiben:
(ds)2 = μα β dx α dx β . (2.18)
Die Koeffizienten μα β sind die Komponenten des metrischen Tensors (s. (2.86), Bd. 2),
der in der Speziellen Relativitätstheorie symmetrisch (μα β = μ βα ) und diagonal ist:
dx α = μ α β dx β . (2.22)
Dies bedeutet:
dxγ = μγα dxα = μγα μα β dx β .
Dieses kann nur richtig sein, wenn
⎧
⎪
γ ⎪1, falls γ = β ,
μγα μα β = δ β = ⎨ (2.23)
⎪
⎪
⎩0 sonst .
2.1 Ko- und kontravariante Tensoren 43
gilt. An (2.19) lesen wir ab, dass in der Speziellen Relativitätstheorie kovarianter und
kontravarianter metrischer Tensor offenbar identisch sind:
μ α β = μ βα = μα β . (2.24)
Kapitel 2
D...α...
... = μ α β D...
... β... , (2.25)
D...α... = μα β D...
...
...
β...
. (2.26)
Auf diese Weise kann man mit den Positionen der Indizes ziemlich beliebig spielen. Wir
machen die Probe:
...α... = μ α β D ...
D... = μα β μ βγ D...
... β...
...γ...
γ
= δ α D...
...γ... = D ... α... .
...
Insbesondere können wir mit der obigen Übersetzungsvorschrift nun jeden kontrava-
rianten Vierer-Vektor
a μ ≡ (a0 , a1 , a2 , a3 ) = (a0 , a) (2.27)
in den entsprechenden kovarianten Vierer-Vektor umwandeln:
(b, a) = bα aα = μα β b β aα = b0 a0 − b ⋅ a . (2.29)
Der letzte Summand stellt das normale dreidimensionale Skalarprodukt zwischen den
Raumkomponenten dar. Man beachte, dass das skalare Produkt nur dann als Summe
der Produkte der entsprechenden Komponenten geschrieben werden kann, wenn man
die kovarianten Komponenten des einen und die kontravarianten Komponenten des
anderen Vierer-Vektors miteinander kombiniert.
Beispiele
s2 = (x, x) = c2 t 2 − r 2 ,
(ds)2 = (dx, dx) = (c dt)2 − (dr)2 .
44 2 Kovariante vierdimensionale Formulierungen
2.1.3 Differentialoperatoren
∂ ∂x α ∂
′μ
= ′μ ; x α = x α (x′μ ) .
∂x ∂x ∂x α
Die Differentiation nach der Komponente eines kontravarianten Vektors transformiert sich
also so wie die Komponenten eines kovarianten Vierer-Vektors. Das überträgt sich direkt
auf den Nabla-Operator:
Kapitel 2
Gradient:
∂ 1 ∂
∂μ ≡ μ
≡( , ∇) . (2.30)
∂x c ∂t
∇ ist der normale, dreidimensionale Gradient (s. (1.269), Bd. 1). Mit Hilfe der allgemeinen
Übersetzungsvorschrift (2.26) finden wir für die Ableitung nach einer kovarianten Kom-
ponente
∂ 1 ∂
∂μ ≡ ≡( , −∇) . (2.31)
∂x μ c ∂t
Die Divergenz (s. (1.278), Bd. 1) ist als Skalarprodukt aus einem kovarianten Gradienten
und einem kontravarianten Vierer-Vektor bzw. einem kontravarianten Gradienten und ei-
nem kovarianten Vierer-Vektor natürlich lorentzinvariant:
Divergenz:
1 ∂ 0
∂ μ a μ ≡ ∂ μaμ = a +∇⋅a . (2.32)
c ∂t
▸ d’Alembert-Operator ◻
1 ∂2
− ◻ ≡ ∂μ ∂ μ ≡ ∂ μ ∂μ = −Δ. (2.33)
c2 ∂t 2
Δ = ∇2 ist der Laplace-Operator (s. (1.282), Bd. 1). Als Skalarprodukt ist auch der d’Alem-
bert-Operator lorentzinvariant.
2.2 Kovariante Formulierung der Klassischen Mechanik 45
Wir wollen nun die Grundgesetze der Klassischen Mechanik so umschreiben, dass sie
forminvariant gegenüber Lorentz-Transformationen werden. Dazu müssen wir sie in ko-
varianter vierdimensionaler Form angeben, d. h., alle Terme in einer solchen Gleichung
müssen Vierer-Tensoren gleicher Stufe sein. In der Grenze v ≪ c sollten sich die „bekann-
ten“ Gesetzmäßigkeiten reproduzieren.
Kapitel 2
2.2.1 Eigenzeit, Welt-Geschwindigkeit
Als Weltlinie haben wir in Abschn. 1.5 die Bahn eines materiellen Teilchens im Minkowski-
Raum bezeichnet. Es handelt sich also um die Menge aller Ereignisse
x μ = (c t, x, y, z) ,
die das Objekt in diesem Raum im Laufe der Zeit durchläuft. Dann ist dx μ die differentielle
Änderung längs der Weltlinie. Das differentielle Längenquadrat
ist, wie bereits festgestellt, als Skalarprodukt ein Welt-Skalar, d. h. eine Lorentz-Invariante.
Das gilt dann aber auch für die Zeit-Größe
1 1
(dτ)2 = (ds)2 = (dt)2 − 2 (dr)2 , (2.35)
c2 c
da die Lichtgeschwindigkeit c nach dem grundlegenden Postulat 1.3.2 aus Abschn. 1.3 in
allen Inertialsystemen denselben Wert hat. Die physikalische Bedeutung von dτ machen
wir uns wie folgt klar. Da (dτ)2 invariant ist, können wir zur Interpretation ein besonders
zweckmäßiges Bezugssystem wählen. Das wäre z. B. das mitbewegte Inertialsystem, in dem
das Teilchen im Koordinatenursprung momentan ruht:
dx μ′ ≡ (c dt ′ , 0, 0, 0) . (2.36)
Das Resultat entspricht der Feststellung aus Abschn. 1.4.3, dass die Eigenzeit stets nachgeht:
dτ
dt = √ = γ dτ > dτ . (2.38)
1 − v2 /c2
Kapitel 2
▸ Welt-Geschwindigkeit u μ ,
dx μ
uμ ≡ . (2.39)
dτ
Es handelt sich um einen kontravarianten Vierer-Vektor, für den wir auch schreiben kön-
nen:
dx μ dt 1 dx μ dx μ
uμ = =√ =γ
dt dτ 1 − v2 /c2 dt dt
1
⇒u =√
μ
(c, vx , vy , vz ) = γ(v) (c, v) . (2.40)
1 − β2
Die Norm von u μ ist als Skalarprodukt lorentzinvariant und besitzt eine einfache physika-
lische Bedeutung:
u μ u μ = γ 2 (c2 − v2 ) = c2 . (2.41)
d
Fi = m vi ; i = x, y, z , (2.42)
dt
2.2 Kovariante Formulierung der Klassischen Mechanik 47
behält bei einem Wechsel des Inertialsystems, wie wir jetzt wissen, nur dann seine Gültig-
keit, wenn für die Relativgeschwindigkeit v ≪ c gilt. Es ist damit forminvariant gegenüber
einer Galilei-Transformation. Wir suchen nun die relativistische Verallgemeinerung die-
ses Gesetzes für den vierdimensionalen Minkowski-Raum. Dabei haben wir natürlich als
Randbedingung zu fordern, dass sich für v ≪ c die Beziehungen für die Raumkomponen-
ten auf die Form (2.42) reduzieren.
Nun können aber die Raumkomponenten der zu suchenden Vierer-Kraft nicht einfach mit
den Fi identifiziert werden. Diese haben nicht das richtige Transformationsverhalten. So
sind ja auch die Raumkomponenten der Vierer-Geschwindigkeit u μ in (2.40) nicht die vi ,
Kapitel 2
die vielmehr mit dem Faktor γ(v) zu multiplizieren sind. Allerdings ist zu fordern, dass
sich die Raumkomponenten eines jeden Vierer-Vektors bei gewöhnlichen dreidimensiona-
len Drehungen wie übliche Raumvektoren transformieren. Nun wissen wir, dass sich das
Transformationsverhalten eines gewöhnlichen dreidimensionalen Raumvektors bezüglich
Drehungen nicht ändert, wenn man den Vektor mit einem Skalar multipliziert. Die Raum-
komponenten der gesuchten Vierer-Kraft werden deshalb Produkte aus den Fi mit passen-
den skalaren Funktionen von β = v/c sein, die sich für v ≪ c auf 1 reduzieren.
Um nun zu der relativistischen Verallgemeinerung des Newton-Gesetzes (2.42) zu kom-
men, werden wir zunächst die Geschwindigkeit v durch die Vierer-Geschwindigkeit u μ
ersetzen,
v → u μ ,
da nur die Raumkomponenten von u μ für β ≪ 1 in die vi übergehen. Ferner werden wir
auf der rechten Seite von (2.42) die Zeit t durch die Eigenzeit τ ersetzen,
t → τ ,
d μ
u
dτ
die Dimension einer Beschleunigung und ist ein kontravarianter Vierer-Vektor, der sich
wie x μ transformiert (s. Aufgabe 2.5.3). Wir betrachten schließlich noch die träge Masse
m des Teilchens als Lorentz-Invariante, da nur „Raum und Zeit“ in der Speziellen Relativi-
tätstheorie einer kritischen Revision unterworfen werden, nicht dagegen „Materie“. Damit
kommen wir zu dem folgenden Ansatz für die relativistische Verallgemeinerung der Kraft-
gleichung (2.42):
d
m uμ = K μ . (2.43)
dτ
Der kontravariante Vierer-Vektor K μ heißt
▸ Minkowski-Kraft.
48 2 Kovariante vierdimensionale Formulierungen
Beide Seiten der Kraftgleichung sind Welt-Tensoren erster Stufe, sodass die Kovarianz be-
züglich Lorentz-Transformationen gewährleistet ist. Wir müssen allerdings die Kompo-
nenten der Minkowski-Kraft K μ erst noch bestimmen.
Zu deren Festlegung erinnern wir uns an die andere Form des nicht relativistischen Träg-
heitsgesetzes:
d
Fi = pi ; i = x, y, z . (2.44)
dt
Dieses fordert Impulserhaltung, falls keine äußeren Kräfte auf das Teilchen wirken. Diese
Newton’sche Form der Impulserhaltung ist nicht lorentzinvariant. Wir können den Raum-
anteil des relativistischen Impulses deshalb durch die Forderung nach einer lorentzinvari-
Kapitel 2
anten Impulserhaltung für ein kräftefreies Teilchen festlegen. Dazu bringen wir die Kraft-
gleichung für die Raumkomponenten in eine Form, die äußerlich dem Trägheitsgesetz
(2.44) besonders ähnlich ist:
d d
Ki = m ui = m γ γ vi ; i = x, y, z . (2.45)
dτ dt
Der Impulserhaltungssatz ist sicher dann lorentzinvariant, wenn wir durch Vergleich Im-
pulse und Kräfte wie folgt festlegen:
m vi
pri = √ = γ mvi , (2.46)
1 − β2
Fi
Ki = √ = γFi , (2.47)
1 − β2
i = x, y, z .
Fi sind nun, anders als in (2.44), die relativistischen Kraftkomponenten Fi = dtd pri . Wie ge-
fordert reduzieren sich die Ausdrücke für v ≪ c auf die bekannten, nicht relativistischen
Terme. Durch Diskussion von Stoßprozessen werden wir in Abschn. 2.2.3 einsehen, dass
(2.46) wohl die einzige schlüssige, relativistische Verallgemeinerung des mechanischen Im-
pulses ist.
Es fehlt noch die Zeit-Komponente der Minkowski-Kraft. Dazu berechnen wir
d 0 0 d
K μ u μ = K 0 u0 − K ⋅ u = (m
u ) u − (m u) ⋅ u
dτ dτ
1 d 1 d μ 1 d 2
= m (u u − u ⋅ u) = m (u u μ ) = m
0 0
c .
2 dτ 2 dτ 2 dτ
K μ uμ = 0 . (2.48)
2.2 Kovariante Formulierung der Klassischen Mechanik 49
K μ u μ = γK 0 c − γ 2 F ⋅ v . (2.49)
F⋅v
K0 =γ . (2.50)
c
Kapitel 2
Minkowski-Kraft
F⋅v
Kμ = γ( , Fx , Fy , Fz ) . (2.51)
c
Damit ist das Newton’sche Trägheitsgesetz in der Form (2.43) vollständig relativistisch ver-
allgemeinert.
Als Nächstes untersuchen wir die physikalische Bedeutung der Zeitkomponente der
Minkowski-Kraft:
F⋅v d 0 d
γ =m u = m γ (γ c)
c dτ dt
d m c2
⇒F⋅v= √ . (2.52)
dt 1 − β 2
Das Skalarprodukt F ⋅ v entspricht der Arbeit, die die Kraft F pro Zeiteinheit an dem Teil-
chen der Masse m leistet. In der nicht relativistischen Mechanik ist diese mit der zeitlichen
Änderung der kinetischen Energie T identisch (s. (2.226), Bd. 1). Wir machen deshalb den
Ansatz
d
F ⋅ v = Tr , (2.53)
dt
wobei der Index „r“ für relativistisch steht, und erhalten durch Vergleich mit (2.52) die
Auch für diese Größe erwarten wir, dass sie in der Grenze kleiner Geschwindigkeiten (v ≪
c) in den bekannten nicht relativistischen Ausdruck T = m2 v2 übergeht. Nun gilt aber:
−1/2
v2 1 3 v4
Tr = m c (1 − 2 )
2
= m c 2 + m v2 + m 2 + . . . .
c 2 8 c
Für kleine v reduziert sich also Tr in dieser Weise noch nicht auf die nicht relativistische
kinetische Energie:
1
Tr → m c2 + m v2 . (2.55)
v/c ≪ 1 2
Kapitel 2
Der störende Zusatzterm m c2 ist eine Konstante, die für die Kinematik des Massenpunktes
eigentlich unbedeutend ist. Man könnte sie z. B. in der Definitionsgleichung (2.54) für Tr
auf der rechten Seite abziehen, da der Analogieschluss von (2.53) auf (2.54) ohnehin nur
bis auf eine additive Konstante bestimmt sein kann. Wir werden jedoch später sehen, dass
dieser additiven Konstanten eine tiefergehende physikalische Bedeutung zukommt:
Vierer-Impuls (Welt-Impuls)
p μ = m u μ = mγ (c, v) (2.56)
Tr Tr
pμ = ( , γ m vx , γ m vy , γ m vz ) ≡ ( , pr ) . (2.57)
c c
m
pr = γ p = √ v, (2.58)
1 − v2 /c2
während die Zeitkomponente im wesentlichen mit der kinetischen Energie identisch ist.
2.2 Kovariante Formulierung der Klassischen Mechanik 51
In der bisherigen Schlussfolge ist die Masse m eine skalare, invariante Teilcheneigenschaft.
In den wichtigen Formeln taucht m aber stets in der Kombination
m
m(v) = γ (v) m = √ (2.59)
1 − v2 /c2
auf, die man deshalb bisweilen auch als geschwindigkeitsabhängige „relativistische Masse“
definiert. Die Raumkomponenten des Welt-Impulses,
pr = m(v) v , (2.60)
Kapitel 2
haben dann formal dieselbe Gestalt wie in der nicht relativistischen Mechanik. An sich
ist das der einzige Grund für die Einführung von m(v). Das Symbol m ohne Argument
steht dann für m(0) und meint die Ruhemasse des Teilchens. Die relativistische kinetische
Energie Tr (2.54) schreibt sich mit m(v) einfacher:
Tr = m(v) c2 . (2.61)
Da m(v) lediglich eine abkürzende Schreibweise darstellt, werden wir von der Definition
(2.59) keinen Gebrauch machen. Sie muss auch als eher unglücklich betrachtet werden, da
sie die Tatsache verschleiert, dass „Masse“ als direktes Maß für „Menge an Materie“ vom
Koordinatensystem unabhängig sein muss.
Die Norm des Vierer-Impulses,
Tr2
p μ pμ = − pr2 = m2 u μ u μ = m2 c2 , (2.62)
c2
ist als Skalarprodukt natürlich lorentzinvariant. Damit haben wir für die
Aus dem Äquivalenzpostulat (Abschn. 1.3) müssen wir folgern, dass die
bei kräftefreier Bewegung in allen Inertialsystemen Gültigkeit hat, d. h. nicht von der Wahl
des Bezugssystems abhängt. pr besteht aber aus den drei Raumkomponenten des Vierer-
Impulses p μ . Daraus müssen wir schließen:
Wenn man nämlich den kontravarianten Vierer-Vektor p μ gemäß (2.2) auf ein anderes
Inertialsystem Σ′ transformiert, so ergeben sich neue Raumkomponenten pr , die auch von
Tr abhängen. Wäre Tr ≠ const, so würde demnach die Impulserhaltung in Σ′ nicht mehr
gelten:
▸ Impulserhaltung ⇔ Energieerhaltung.
In der Speziellen Relativitätstheorie besteht über den Welt-Impuls p μ eine sehr enge Ver-
knüpfung dieser beiden Erhaltungssätze.
Wir ziehen hieraus eine sehr wichtige Schlussfolgerung. Nichtrelativistisch ist ja bekannt-
Kapitel 2
lich p = const auch bei T ≠ const möglich. Man denke an eine explodierende Granate. Die
Impulse der Bruchstücke addieren sich vektoriell zu der Konstanten, die den Impuls vor der
Explosion ausmachte, wohingegen sich die kinetische Energie, wie man weiß, verheerend
geändert hat. – Die relativistische kinetische Energie kann sich dagegen nicht geändert
haben. Das ist aber wegen Tr ≈ m c2 + T (s. (2.55)) nur dann möglich, wenn die Änderung
der Ruheenergie m c2 bei dem Prozess die Änderung von T kompensiert. Da die Lichtge-
schwindigkeit c eine universelle Konstante ist, führt dies zu
ΔE = Δm c2 . (2.66)
Δm = 10−10 kg .
2. Paarerzeugung: Der Zerfall eines masselosen Photons ν in ein Elektron (e− ) und ein
Positron (e+ ) ist möglich, falls
Eν ≥ 2 me c2 = 1,022 MeV .
Die Energiedifferenz,
Eν − 2 me c2 = T (e− ) + T (e+ ) ,
erscheint als Summe der kinetischen Energien von Elektron und Positron. Die Umkeh-
rung (Paarvernichtung),
e+ + e− → ν ,
ist natürlich ebenfalls möglich.
2.2 Kovariante Formulierung der Klassischen Mechanik 53
Δm kg
≈ 4 ⋅ 1012 .
Δt s
4. Atombombe: Der Gesamtimpuls bleibt nach der Explosion unverändert. Es ergibt sich
aber eine grausam hohe kinetische Energie der Bruchstücke durch einen Masseverlust
von etwa 0,1 %.
5. Kernspaltung, Kernfusion.
Kapitel 2
2.2.3 Der elastische Stoß
Im letzten Abschnitt wurde die relativistische Form pr des mechanischen Impulses mehr
oder weniger über Analogiebetrachtungen eingeführt. Das galt auch für die relativistische
kinetische Energie Tr . Wir versuchen jetzt eine direktere Ableitung dieser Größen unter
der Annahme von
Gemeint sind hier natürlich die noch zu findenden relativistischen Energien und Impulse.
Der vertraute nicht relativistische Impulssatz zum Beispiel ist ja nicht lorentzinvariant. Wir
starten mit den folgenden Ansätzen,
wobei m(v), wie zu (2.61) erläutert, als Abkürzung zu verstehen ist. Dasselbe gilt für ε(v).
Sowohl ε(v) als auch m(v) sind zunächst als Unbekannte anzusehen, die die Randbedin-
gungen
dε m
m(0) = m ; (0) = (2.68)
dv2 2
erfüllen müssen. Sie sollen über den
abgeleitet werden. Wir können sicher davon ausgehen, dass ε eine monotone Funktion von
v ist. Wir betrachten den Stoß zunächst im
▸ Schwerpunktsystem Σ ′
va′ α
α vb′ z′
vd′
Kapitel 2
v′a = u ; v′b = −u
gelten, wobei wir ohne Beschränkung der Allgemeingültigkeit annehmen können, dass u
die Richtung der z-Achse in Σ′ definiert. Aus dem Energiesatz in Σ′ ,
muss ε(v′c ) = ε(v′d ) folgen, da es sich um identische Teilchen handelt. Wegen der Monoto-
nie von ε(v) bedeutet dies aber auch v′c = v′d = u. Alle vier Geschwindigkeiten haben also
dieselben Beträge. An dem Impulssatz in Σ′ ,
ab. Dies ergibt mit den in der Abb. 2.1 benutzten Bezeichnungen:
⎛ 2u ⎞
va = 0, 0, ,
⎝ 1 + u2 ⎠
2
c
vb = (0, 0, 0) ,
⎛ 1 u sin α u(1 + cos α) ⎞
vc = , 0, ,
⎝ γ 1 + 2 cos α
u 2
1 + uc2 cos α ⎠
2
c
Kapitel 2
⎝ γ 1 − u22 cos α 1 − u2
2 cos α ⎠
c c
−(1/2)
u2
γ = (1 − ) .
c2
Der Impulssatz, den wir für Σ′ bereits ausgenutzt haben und der ja nach Voraussetzung in
allen Inertialsystemen gültig ist,
muss für jede Komponente erfüllt sein, also insbesondere für die x-Komponente:
u⎛ sin α sin α ⎞
0= m (vc ) − m (vd ) .
γ⎝ 2
1 + 2 cos α
u
1 − 2 cos α ⎠
u 2
c c
Daraus folgt:
u2
1+ c2
cos α
m (vc ) = u2
m (vd ) . (2.69)
1− c2
cos α
Diese Formel muss für alle Streuwinkel α richtig sein, also auch für α → 0. In diesem Spe-
zialfall sind aber
vc ≈ va und vd ≈ 0 ,
sodass aus (2.69)
u2
1+ c2
m (va ) = u2
m(0) (2.70)
1− c2
2 2 2 2
u2 (1 + uc2 ) − 4 uc2
⎛1 − c2 ⎞ 1 4 u2 v2 1
= =1− 2 = 1 − 2a = 2 .
⎝1 + u2 ⎠ u2
(1 + c2 )
2
c u2
(1 + c2 )
2
c γ a
c2
56 2 Kovariante vierdimensionale Formulierungen
Dies ergibt in (2.70) m(va ) = γ a m(0). Wir können nun den Index a weglassen und m(0) =
m setzen, der Randbedingung (2.68) entsprechend:
m
m(v) = √ . (2.71)
1 − v2 /c2
Das ist exakt das frühere Ergebnis (2.59). Durch Einsetzen dieser Beziehung in den Ansatz
(2.67) erhalten wir den gesuchten relativistischen Impuls eines Teilchens der Masse m und
der Geschwindigkeit v:
m
pr = √ v. (2.72)
Kapitel 2
1 − v2 /c2
Das ist in der Tat der vorher durch Analogieschlüsse gewonnene Ausdruck (2.58).
Wir wollen nun noch über die Theorie des elastischen Stoßes der beiden identischen Teil-
chen die kinetische Energie Tr = ε(v) bestimmen. Im Inertialsystem Σ gilt, da das Teilchen
b vor dem Stoß ruht:
ε (va ) + ε(0) = ε (vc ) + ε (vd ) .
Wir untersuchen wiederum den Fall α → 0, wovon lediglich die rechte Seite der Energie-
gleichung betroffen ist. Dort gehen nur die Beträge der Geschwindigkeiten vc und vd ein,
für die gilt:
:
1 ; u2
vc = ;
? sin2 α + u2 (1 + cos α)2
2
1 + c2 cos α
u γ2
:
1 ; u2
vd = ;
? sin2 α + u2 (1 − cos α)2
u2 γ2
1 − c2 cos α
Man erkennt, dass vc und vd gerade Funktionen von α sind. Reihenentwicklungen nach Po-
tenzen von α, die für α → 0 sicher konvergieren, enthalten ausschließlich gerade Potenzen
von α. Das überträgt sich auf die Energien ε(vc ) und ε(vd ), die wir deshalb nach Potenzen
von α 2 entwickeln können:
dε (vc ) dv2c
ε (va ) + ε(0) = ε (vc )∣α = 0 + α 2 ( )∣
dv2c dα 2 α = 0
dε (vd ) dv2d
+ ε (vd )∣α = 0 + α 2 ( )∣ + 0 (α 4 ) .
dv2d dα 2 α = 0
Wegen
v2c (α = 0) = v2a ; v2d (α = 0) = v2b = 0
bleibt zu analysieren:
Um weiter zu kommen, müssen wir nun die Geschwindigkeitsquadrate v2c und v2d nach
Potenzen von α 2 entwickeln:
−2
u2 u2
v2d = (1 − cos α) [ sin2 α + u2 (1 − cos α)2 ]
c2 γ2
−2
u2 1 u2 2 u2 2
Kapitel 2
= (1 − + α + 0 (α 4 )) ( α + 0 (α 4 ))
c2 2 c2 γ2
−2
1 u2 2 2 u2
= γ 4 (1 + 2
α γ + 0 (α 4 )) ( 2 α 2 + 0 (α 4 ))
2c γ
2 2
u u
= γ 4 (1 − 2 α 2 γ 2 + 0 (α 4 )) ( 2 α 2 + 0 (α 4 ))
c γ
= γ u α + 0 (α ) .
2 2 2 4
Daraus folgt:
dv2d u2
( 2
) = γ 2 u2 = 2 . (2.74)
dα α = 0 1 − uc2
Wir haben für die obige Entwicklung
n
(1 + x)n/m = 1 + x + 0 (x2 ) (2.75)
m
benutzt. Diese Formel hilft uns auch bei der Entwicklung von v2c :
−2
u2 u2
v2c = (1 + 2 cos α) [ 2 sin2 α + u2 (1 + cos α)2 ]
c γ
−2 2
u2 1 u2 2 u2 2 1
= (1 + − α + 0 (α 4 )) [ α + u2 (2 − α 2 ) + 0 (α 4 )]
c2 2 c2 γ 2 2
−2 −2
u2 ⎛ 1 u2 α 2 ⎞
= (1 + 2 ) 1− 2 +0
(α 4 )
c ⎝ 2
2 c 1+ 2u ⎠
c
u2 2
⋅( α + 4u2 − 2α 2 u2 + 0 (α 4 ))
γ2
v2a u2 α 2 v a 1
= 2
(1 + 2
+ 0 (α 4 )) [4u2 + u2 α 2 ( 2 − 2) + 0 (α 4 )]
4u c 2u γ
v2a 2 2u
3
1
= 2
{4u 2
+ α [ 2
va + u2 ( 2 − 2)] + 0 (α 4 )} .
4u c γ
58 2 Kovariante vierdimensionale Formulierungen
Den letzten Faktor haben wir bereits im Zusammenhang mit (2.70) ausgewertet:
Kapitel 2
dv2c 1 v2 u2
( 2
) = − a2 (1 + 2 ) . (2.76)
dα α = 0 4 γa c
u2
dε (va ) m u2 4γ a2 m 1+ c2
2
= 2 = γ a2 u2
dva 2 1 − 2 v2 (1 + 2 ) 2
u u 2
1−
c a c c2
−1/2
m 3 d v2
= γ a = m c2 2 (1 − 2a ) .
2 dva c
Wenn wir diesen Ausdruck integrieren und fortan den Index a weglassen, so bleibt:
m c2
Tr = ε(v) = √ +d . (2.77)
1 − v2 /c2
sein muss. Um unnötige Schreibarbeit zu sparen, wollen wir aber bereits jetzt für die fol-
genden Betrachtungen d = 0 setzen.
Gemäß der Beweisführung in diesem Abschnitt wissen wir an dieser Stelle noch nichts von
einem Vierer-Vektor p μ . Es ist also die Frage interessant: Wie verhalten sich Energie Tr und
Impuls pr bei einer Lorentz-Transformation?
−1/2
v ′ v2
Σ→Σ ; γ v = (1 − 2 ) .
c
2.2 Kovariante Formulierung der Klassischen Mechanik 59
u = (ux , uy , uz ) ,
−1/2
u2
pr = (prx , pry , prz ) = m γ u (ux , uy , uz ) , γ u = (1 − )
c2
Kapitel 2
Tr = m c2 γ u .
Die entsprechenden gestrichenen Größen u′ , p′r , Tr′ kennzeichnen die Eigenschaften des
Teilchens im System Σ′ . Für den Übergang u → u′ , pr → p′r und Tr → Tr′ benutzen wir wie-
der die Transformationsformeln (1.39) bis (1.41):
1 ux, y uz − v
u′x, y = ; u′z = v uz .
γ v 1 − v uz 1− 2
c2 c
v uz −2 1 2
u′2 = (1 −
2
) [ 2 (ux + u2y ) + (uz − v) ]
c2 γv
v uz −2 v2
= (1 − ) [(1 − ) (u2 − u2z ) + u2z + v2 − 2v uz ]
c2 c2
c2 v2 u2 v2 u2z
= (u 2
− + 2 + v2 − 2v uz )
v uz 2 c2 c
(c − )
c
c2 u2 v uz 2 c 2
= 2 [ 2 + (c − ) − 2]
v uz γv c γv
(c − )
c
1 1 2 2
=c +
2
2 2 (u − c ) .
v uz γ
(1 − 2 ) v
c
v uz
γ ′u = γ u γ v (1 − ) . (2.80)
c2
60 2 Kovariante vierdimensionale Formulierungen
v uz 1 ux, y
p′rx, y = m γ ′u u′x, y = m γ u γ v (1 − )
c 2 γ v 1 − v uz
c2
= m γ u ux, y = prx, y ,
v uz uz − v
p′rz = m γ ′u u′z = m γ u γ v (1 − )
c 2 1 − v uz
c2
Tr
= γ v (m γ u uz − m γ u v) = γ v (prz − v 2 ) .
c
Kapitel 2
v uz
Tr′ = m c2 γ ′u = m c2 γ u γ v (1 − )
c2
= γ v (m c γ u − m γ u uz v) = γ v (Tr − v prz ) .
2
Tr′ Tr
= γ v ( − β prz )
c c
p′rx = prx ,
p′ry = pry ,
Tr
p′rz = γ v (prz − β ) . (2.81)
c
Fassen wir diese vier Größen als Komponenten des Vektors p μ auf, so erkennen wir, dass
sie sich wie die Komponenten eines kontravarianten Vierer-Vektors transformieren:
Tr
p μ = (p0 , p1 , p2 , p3 ) = ( , prx , pry , prz )
c
= γ u m (c, ux , uy , uz ) = m u μ . (2.82)
Für die Komponenten des transformierten Vierer-Vektors p μ′ gilt nämlich mit (2.16) und
(2.81):
p μ′ = L μ λ p λ . (2.83)
Dies ist aber die Definitionsgleichung (2.3) für einen kontravarianten Vierer-Vektor. – Wir
haben damit den Vierer-Vektor Welt-Impuls, den wir bereits in (2.57) über Analogieschlüs-
se eingeführt hatten, nun explizit abgeleitet.
Der nächste Programmpunkt betrifft die Transformation der Kräfte. Für die Raumkom-
ponenten benötigen wir die zeitliche Ableitung der relativistischen Impulse:
d d ′
F= p ; F′ = p .
dt r dt ′ r
2.2 Kovariante Formulierung der Klassischen Mechanik 61
v uz γ ′u
dt ′ = γ v dt (1 − ) = dt .
c2 γu
Kapitel 2
d γu d
≡ (2.84)
dt ′ γ ′u dt
ab, was uns unmittelbar auf die transformierten Kräfte führt:
d ′ γu d γu
Fx′ = ′
prx = ′ prx = ′ Fx .
dt γ u dt γu
Dabei haben wir aus (2.81) p′rx = prx übernommen. Ganz analog ergibt sich die y-Kompo-
nente der Kraft:
γ ′u Fx′ = γ u Fx ; γ ′u Fy′ = γ u Fy . (2.85)
Für die z-Komponente gilt:
d ′ γu d Tr
Fz′ = ′
prz = ′ [γ v (prz − β )] .
dt γ u dt c
F⋅u ′ d T ′ γu d Tr
( ) = ′ r = ′ [γ v ( − β prz )] .
c dt c γ u dt c
Minkowski-Kraft ∶ K μ ≡ (K 0 , K 1 , K 2 , K 3 ) . (2.91)
Mit (2.38),
d d
= γu (τ = Eigenzeit) , (2.92)
dτ dt
folgt unmittelbar die Kraftgleichung (2.43):
d μ d μ
Kμ ≡ p =m u . (2.93)
dτ dτ
Damit sind sämtliche Beziehungen des Abschn. 2.2.2 durch Diskussion des Stoßprozesses
explizit verifiziert.
Ein letzter Programmpunkt bleibt noch abzuarbeiten. Wir haben noch zu beweisen, dass
die Integrationskonstante d in (2.77) tatsächlich, wie in (2.79) behauptet, verschwindet.
In allen anschließend abgeleiteten Beziehungen ist nämlich eigentlich Tr durch Tr − d zu
ersetzen.
Wir definieren über den Stoßprozess einen neuen Vierer-Vektor
wobei
Δpr = ∑ pr(i) − ∑ p(r f ) (2.95)
i f
die Differenz der Summe der relativistischen Anfangsimpulse (i für initial) und der Summe
der Endimpulse ( f für final) darstellt. Δp0 ist der entsprechende Ausdruck für die Zeitkom-
ponenten:
(i) (f)
Δp0 = ∑ (p0 ) − ∑ (p0 ) . (2.96)
i f
Kapitel 2
Die ersten beiden Summanden heben sich auf, da auch der Energiesatz nach Voraussetzung
in allen Inertialsystemen gültig sein soll. Es bleibt damit:
(f) ! (i)
∑ (ε(0) − m c ) = ∑ (ε(0) − m c2 )
2
. (2.99)
f i
Wir haben im vorigen Abschnitt erkennen können, dass die Abweichungen der relativisti-
schen Mechanik von der vertrauten Newton-Mechanik besonders drastisch werden, wenn
die Geschwindigkeiten mit der Lichtgeschwindigkeit vergleichbar werden. Es ist deshalb
durchaus als Überraschung zu werten, dass die
sind die Maxwell-Gleichungen besonders einfach und symmetrisch. Sie zeigen dann insbe-
sondere die enge Korrelation zwischen elektrischen und magnetischen Feldern, die für ein
vertieftes Verständnis elektromagnetischer Vorgänge von besonderer Bedeutung ist. Was
in dem einen Inertialsystem als Magnetfeld erscheint, manifestiert sich in einem anderen
Inertialsystem als elektrisches Feld und umgekehrt.
2.3.1 Kontinuitätsgleichung
Kapitel 2
ist. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass die Ladung eines Teilchens von dessen Ge-
schwindigkeit abhängt. Dies gilt jedoch nicht für Größen wie die
▸ Ladungsdichte ρ
oder die
▸ Stromdichte j = ρ v.
Der Grund ist einleuchtend und hängt letztlich mit der Längenkontraktion zusammen.
Σ 0 sei ein (mitbewegtes) Inertialsystem, in dem die betrachtete Ladung ruht:
dq = ρ 0 dV0 .
dq = ρ dV .
Aus ρ dV = ρ 0 dV0 folgt dann für die Ladungsdichte, wie sie von Σ aus gesehen wird:
ρ = ρ0 γ . (2.100)
2.3 Kovariante Formulierung der Elektrodynamik 65
An den Gleichungen (2.100) und (2.101) erkennt man einen kontravarianten Vierer-Vektor,
die so genannte
Vierer-Stromdichte
Kapitel 2
Dass es sich um einen kontravarianten Vierer-Vektor handelt, folgt aus der Tatsache, dass
ρ 0 ein Vierer-Skalar ist. j μ transformiert sich also wie die Welt-Geschwindigkeit u μ , von
der wir bereits wissen, dass sie ein solcher kontravarianter Vierer-Vektor ist. Wir machen
trotzdem die Probe.
Im Ruhesystem Σ 0 der Ladung gilt:
μ
j0 = ρ 0 v 0 = 0 ; j00 = c ρ 0 → j0 = (cρ 0 , 0, 0, 0) .
Die Lorentz-Transformation (1.16) liefert dann für die Komponenten der Vierer-Stromdichte
in Σ:
j 0 = cρ = γ j00 − βγ j30 = c γρ 0 ,
j1 = jx = j0x = 0 ,
j2 = jy = j0y = 0 ,
j3 = jz = −βγ j00 + γ j30 = −γ ρ 0 v = −ρv .
Das ist offensichtlich das korrekte Ergebnis, wenn man bedenkt, dass v = (0, 0, −v) die
Geschwindigkeit der Ladung in Σ ist. Wir betrachten nun die Kontinuitätsgleichung
(s. (2.10), Bd. 3):
∂ρ
+ div j = 0 .
∂t
Wir erkennen in der linken Seite die Divergenz des Vierer-Vektors. Nach (2.32) gilt näm-
lich:
1 ∂ 0 ∂
∂μj μ = j + div j = div j + ρ .
c ∂t ∂t
Die Kontinuitätsgleichung schreibt sich also kurz:
66 2 Kovariante vierdimensionale Formulierungen
∂μj μ = 0 . (2.103)
Beide Seiten der Gleichung sind Vierer-Skalare. Die Kontinuitätsgleichung ist demnach
lorentzinvariant.
und wiederholen dazu einige Überlegungen aus Abschn. 4.1.3, Bd. 3. Wir wollen auch hier
das Maßsystem SI verwenden, obwohl das Gauß’sche System der Speziellen Relativitäts-
theorie eigentlich besser angepasst ist. Die Maxwell-Gleichungen lassen sich bekanntlich
in zwei homogene und zwei inhomogene Differentialgleichungen gruppieren:
D = ε0 E ; B = μ0 H
gesetzt werden muss. Das Vektorpotential ist durch den Ansatz ((3.34), Bd. 3),
B = rot A ,
rot (E + Ȧ) = 0 ,
φ und A sind dadurch nicht eindeutig bestimmt. Man hat noch eine Funktion χ(r, t) frei,
falls diese so gewählt wird, dass
φ → φ − χ̇ ; A → A + grad χ
gewährleistet ist ((4.22) und (4.23), Bd. 3). Wegen rot grad χ = 0 ändert diese Eichtransfor-
mation die Felder E und B nicht. Man kann sie also nach Zweckmäßigkeitsgesichtspunkten
festlegen. Durch Einführung der elektromagnetischen Potentiale φ und A sind die homo-
genen Maxwell-Gleichungen automatisch erfüllt. Die beiden inhomogenen Gleichungen
werden zu Differentialgleichungen zweiter Ordnung für die Potentiale φ und A. Diese
Kapitel 2
wiederum nehmen eine besonders symmetrische Gestalt an, wenn man die Eichfunktion
χ(r, t) so wählt, dass die
Lorenz-Bedingung
1 1 ∂ 1
div A + 2
φ̇ = div A + ( φ) = 0 (2.104)
c c ∂t c
erfüllt ist (s. (4.37), Bd. 3). Mit c = (μ0 ε 0 )−1/2 bestimmen sich φ und A aus den folgenden
Wellengleichungen
1 ∂2
◻ A ≡ (Δ − ) A = −μ0 j , (2.105)
c2 ∂t 2
1 1 ∂2 1 1 ρ
◻ ( φ) = (Δ − 2 2 ) ( φ) = − = −μ0 (c ρ) (2.106)
c c ∂t c c ε0
(s. (4.38) und (4.39), Bd. 3). Auf den rechten Seiten dieser Wellengleichungen erkennen wir
die Raum- und Zeitkomponenten der Vierer-Stromdichte j μ . Da der d’Alembert-Operator
◻ (2.33) ein skalarer Operator ist, legen die Gleichungen (2.105) und (2.106) die Einfüh-
rung eines weiteren Vierer-Vektors nahe:
Vierer-Potential
1 1
A μ ≡ ( φ, Ax , Ay , Az ) ≡ ( φ, A) . (2.107)
c c
68 2 Kovariante vierdimensionale Formulierungen
Vierer-Wellengleichung
◻ A μ = −μ0 j μ (2.108)
zusammenfassen, die kovariant ist, da beide Seiten Vierer-Tensoren derselben, nämlich der
ersten Stufe sind.
Kapitel 2
Die Lorenz-Bedingung (2.104) lässt sich schließlich noch als Vierer-Divergenz (2.32) des
Potentials A μ schreiben. Die Beziehung
1 ∂ 0
∂μA μ = A + div A
c ∂t
ist offenbar mit der linken Seite von (2.104) identisch. Die
Lorenz-Eichung
∂μA μ ≡ 0 (2.109)
2.3.3 Feldstärke-Tensor
Die Feldstärken E und B lassen sich in der relativistischen Elektrodynamik nicht als Vierer-
Vektoren schreiben. Wir werden stattdessen für sie einen Vierer-Tensor zweiter Stufe ein-
führen, der die Felder E und B gleichermaßen erfasst. Ausgangspunkt sind wiederum die
Zusammenhänge zwischen Feldern und Potentialen:
B = rot A ; E = − grad φ − Ȧ .
1 ∂
∂μ = ( , ∇) = (∂ 0 , ∂ 1 , ∂ 2 , ∂ 3 ) , (2.110)
c ∂t
1 ∂
∂μ =( , −∇) = (∂ 0 , ∂ 1 , ∂ 2 , ∂ 3 ) . (2.111)
c ∂t
2.3 Kovariante Formulierung der Elektrodynamik 69
Es gilt offensichtlich:
∂0 = ∂0 ; ∂ 1, 2, 3 = −∂ 1, 2, 3 . (2.112)
∂ ∂
Bx = Az − Ay = ∂ 2 A3 − ∂ 3 A2 = − (∂ 2 A3 − ∂ 3 A2 ) .
∂y ∂z
By = − (∂ 3 A1 − ∂ 1 A3 ) ; Bz = − (∂ 1 A2 − ∂ 2 A1 ) .
Kapitel 2
Das E-Feld lässt sich ganz ähnlich schreiben:
∂ ∂ ∂ 1 1 ∂
Ex = − φ − Ax = −c [ ( φ) + Ax ]
∂x ∂t ∂x c c ∂t
= c (∂ 1 A0 − ∂ 0 A1 ) .
Ey = c (∂ 2 A0 − ∂ 0 A2 ) ; Ez = c (∂ 3 A0 − ∂ 0 A3 ) .
F μν = −F ν μ . (2.114)
Man kann diesen Tensor als vierdimensionale Verallgemeinerung der Rotation (des Vek-
tors A μ ) auffassen:
Feldstärke-Tensor
⎛ 0 − 1c Ex − 1c Ey − 1c Ez ⎞
⎜1 ⎟
⎜ c Ex 0 −Bz By ⎟
F μν ≡⎜
⎜1
⎟ .
⎟ (2.115)
⎜ Ey Bz 0 −Bx ⎟
⎜c ⎟
⎝ 1 Ez −By Bx 0 ⎠
c
70 2 Kovariante vierdimensionale Formulierungen
Das elektromagnetische Feld wird im Minkowski-Raum also nicht mehr durch zwei Felder,
sondern durch einen Tensor zweiter Stufe beschrieben. Wir werden im nächsten Abschnitt
den Feldstärke-Tensor zur kovarianten Formulierung der Maxwell-Gleichungen benutzen.
Der kovariante Feldstärke-Tensor ergibt sich leicht mit Hilfe der allgemeinen Übersetzungs-
vorschrift (2.26) aus Abschn. 2.1.2:
F μν = μ μα μν β F α β . (2.116)
Da der metrische Tensor μα β in der Speziellen Relativitätstheorie diagonal ist (2.19), folgt
einfach:
Kapitel 2
die als Vierer-Skalar von Lorentz-Transformationen unbeeinflusst bleibt. Man kann offen-
sichtlich nie ein reines B-Feld auf ein reines E-Feld transformieren, da die beiden Terme in
(2.118) unterschiedliche Vorzeichen aufweisen. Wir werden auf diese Tatsache später noch
einmal zurückkommen.
2.3.4 Maxwell-Gleichungen
Wir wollen jetzt mit Hilfe des Feldstärke-Tensors (2.115) die Maxwell-Gleichungen in ex-
plizit kovarianter Form ableiten. Beginnen werden wir mit den inhomogenen Gleichun-
gen, die mit c = (ε 0 μ0 )−(1/2) wie folgt geschrieben werden können:
1
div ( E) = μ0 cρ = μ0 j 0 , (2.119)
c
1 ∂ 1
rot B − ( E) = μ0 j . (2.120)
c ∂t c
Auf der rechten Seite dieser Gleichungen erkennen wir die Komponenten des Vierer-
Stroms j μ (2.102). Die linken Seiten sollten deshalb ebenfalls Komponenten eines Vierer-
Vektors sein, wenn, wie eingangs behauptet, das System der Maxwell-Gleichungen tat-
sächlich kovariant ist. Wir versuchen, die linken Seiten durch den Feldstärke-Tensor
auszudrücken:
2.3 Kovariante Formulierung der Elektrodynamik 71
μ=0
1 1 ∂ ∂ ∂
μ0 j 0 = div ( E) = ( Ex + Ey + Ez )
c c ∂x ∂y ∂z
= ∂ 1 F 10 + ∂ 2 F 20 + ∂ 3 F 30 = ∂ α F α0 .
μ=1
∂ ∂ 1 ∂ 1
μ 0 j1 = μ 0 jx = Bz − By + (− Ex )
Kapitel 2
∂y ∂z c ∂t c
= ∂ 2 F 21 + ∂ 3 F 31 + ∂ 0 F 01 = ∂ α F α1 .
μ=2
∂ ∂ 1 ∂ 1
μ 0 j2 = μ 0 jy = Bx − Bz + (− Ey )
∂z ∂x c ∂t c
= ∂ 3 F 32 + ∂ 1 F 12 + ∂ 0 F 02 = ∂ α F α2 .
μ=3
∂ ∂ 1 ∂ 1
μ 0 j3 = μ 0 jz = By − Bx + (− Ez )
∂x ∂y c ∂t c
= ∂ 1 F 13 + ∂ 2 F 23 + ∂ 0 F 03 = ∂ α F α3 .
inhomogene Maxwell-Gleichungen
∂ α F α β = μ0 j β ; β = 0, 1, 2, 3 . (2.121)
Links steht ein verjüngter Tensor dritter Stufe, demnach ein Vierer-Vektor wie auf der
rechten Seite. Kovarianz ist damit gewährleistet. In dieser Form gelten die inhomogenen
Maxwell-Gleichungen in allen Inertialsystemen.
Wir kommen nun zu den homogenen Maxwell-Gleichungen:
div B = 0 , (2.122)
1 1 ∂
rot ( E) + B=0. (2.123)
c c ∂t
72 2 Kovariante vierdimensionale Formulierungen
Für (2.122) können wir mit (2.112) und (2.114) auch schreiben:
∂ ∂ ∂
0 = div B = Bx + By + Bz = ∂ 1 F 32 + ∂ 2 F 13 + ∂ 3 F 21
∂x ∂y ∂z
= (∂ 1 F 23 + ∂ 2 F 31 + ∂ 3 F 12 ) .
Die drei Komponenten der Vektorgleichung (2.123) lassen sich mit (2.112) wie folgt um-
formen:
1 1 ∂ ∂ 1 ∂ 1 1 ∂
0 = (rot E) + Bx = ( Ez ) − ( Ey ) + Bx
Kapitel 2
c x c ∂t ∂y c ∂z c c ∂t
= ∂ 2 F 30 + ∂ 3 F 02 − ∂ 0 F 23 = − (∂ 2 F 30 + ∂ 3 F 02 + ∂ 0 F 23 ) ,
1 1 ∂ ∂ 1 ∂ 1 1 ∂
0 = (rot E) + By = ( Ex ) − ( Ez ) + By
c y c ∂t ∂z c ∂x c c ∂t
= ∂ 3 F 10 + ∂ 1 F 03 − ∂ 0 F 31 = − (∂ 3 F 10 + ∂ 1 F 03 + ∂ 0 F 31 ) ,
1 1 ∂ ∂ 1 ∂ 1 1 ∂
0 = (rot E) + Bz = ( Ey ) − ( Ex ) + Bz
c z c ∂t ∂x c ∂y c c ∂t
= ∂ 1 F 20 + ∂ 2 F 01 − ∂ 0 F 12 = − (∂ 1 F 20 + ∂ 2 F 01 + ∂ 0 F 12 ) .
homogene Maxwell-Gleichungen
Alle additiven Terme dieses Ausdrucks, die sich durch zyklische Vertauschung der Indizes
α, β, γ voneinander unterscheiden, sind Vierer-Tensoren gleicher Stufe. Die Kovarianz ist
somit evident. Sind zwei Indizes in (2.124) gleich, so wird die linke Seite identisch Null. Es
folgt zum Beispiel aus α = β (2.114):
∂ α F αγ + ∂ α F γα + ∂ γ F αα = ∂ α (F αγ − F αγ ) = 0 .
Interessant sind also nur die Kombinationen (0, 2, 3), (0, 1, 3), (0, 1, 2), (1, 2, 3). Dies sind
aber gerade die oben diskutierten vier homogenen Maxwell-Gleichungen.
Das System der Maxwell-Gleichungen lässt sich also in Form von (2.121)und (2.124) durch
Vierer-Tensoren sehr knapp und symmetrisch ausdrücken, wobei die Kovarianz bezüglich
Lorentz-Transformationen unmittelbar deutlich wird.
2.3 Kovariante Formulierung der Elektrodynamik 73
Eine noch kompaktere Darstellung der homogenen Maxwell-Gleichungen als (2.124) er-
reicht man durch Einführung des so genannten dualen Feldstärke-Tensors:
μν 1
F = ε μνρσ F ρσ . (2.125)
2
Dabei ist
⎧
⎪
⎪
⎪
⎪+1 , falls (μ, ν, ρ, σ) gerade Permutation von (0, 1, 2, 3) ,
⎪
⎪
ε μνρσ
= ⎨−1 , falls ungerade Permutation , (2.126)
⎪
⎪
⎪
⎪
Kapitel 2
⎪
⎪
⎩0 , falls zwei oder mehrere Indizes gleich ,
der total antisymmetrische Einheitstensor vierter Stufe. Die Elemente F μν des kovarian-
ten Feldstärke-Tensors sind über (2.117) mit denen des kontravarianten Tensors (2.115)
verknüpft. – An der Definition (2.125) liest man zunächst unmittelbar
μν νμ
F = −F (2.127)
ab. Die Diagonalelemente sind also null. Wir berechnen als Beispiel unter Beachtung von
(2.117):
12 1 1
F = ε 12ρσ F ρσ = (ε 1230 F30 + ε 1203 F03 )
2 2
1 1
= (−F30 + F03 ) = F 30 = Ez .
2 c
Ganz analog findet man (s. Aufgabe 2.5.10, nur die Elemente mit μ < ν brauchen berechnet
zu werden):
13 23
F = F 02 ; F 01 = F 23 ; F = F 10 ; F 02 = F 31 ; F 03 = F 12 .
μν
Man erhält demnach die Komponenten des dualen Feldstärke-Tensors F aus denen des
kovarianten Tensors F μν durch die Ersetzung:
1
B ←→ − E . (2.128)
c
∂ α F α2 = ∂ 0 F 31 + ∂ 1 F 03 + ∂ 3 F 10 ,
∂ α F α3 = ∂ 0 F 12 + ∂ 1 F 20 + ∂ 2 F 01 .
homogene Maxwell-Gleichungen
∂α F α β = 0 ; β = 0, 1, 2, 3 . (2.130)
Links steht ein Vierer-Tensor nullter Stufe, also ein Welt-Skalar. Das Skalarprodukt aus
elektrischem und magnetischem Feld E ⋅ B ändert sich bei einer Lorentz-Transformation
demnach nicht, ist somit in allen Inertialsystemen gleich.
Mit den im letzten Abschnitt abgeleiteten Beziehungen können wir nun leicht berechnen,
wie sich die elektrischen und magnetischen Felder bei einer Lorentz-Transformation im
Einzelnen verhalten.
Das Transformationsverhalten eines kontravarianten Tensors zweiter Stufe kennen wir aus
Abschn. 2.1. Die Gleichungen (2.8) und (2.9),
′ ∂x′μ ∂x′ν α β
(F μν ) = F = L μα Lν β F α β ,
∂x α ∂x β
führen mit (1.16) zu dem transformierten Feldstärke-Tensor. Wegen F α β = −F βα folgt un-
mittelbar auch
′ ′
(F μν ) = − (F ν μ ) .
2.3 Kovariante Formulierung der Elektrodynamik 75
Dies bedeutet insbesondere, dass die Diagonalelemente des transformierten Tensors ver-
schwinden. Es bleiben deshalb sechs Elemente explizit zu berechnen:
′ 1 1
(F 01 ) = L11 (L00 F 01 + L03 F 31 ) = γ (− Ex + βBy ) = − E′x ,
!
c c
′ 1 1
(F 02 ) = L22 (L00 F 02 + L03 F 32 ) = γ (− Ey − βBx ) = − E′y ,
!
c c
03 ′
(F ) = L00 (L30 F + L33 F ) + L03 (L30 F + L33 F )
00 03 30 33
1 1 ! 1
= γ 2 (1 − β 2 ) (− Ez ) = − Ez = − E′z ,
c c c
′
Kapitel 2
(F 12 ) = L11 L22 F 12 = −Bz = −B′z ,
!
′ β
Ex ) = B′y ,
!
(F 13 ) = L11 (L30 F 10 + L33 F 13 ) = γ (By −
c
′ β
(F 23 ) = L22 (L30 F 20 + L33 F 23 ) = γ (− Ey − Bx ) = −B′x .
!
c
Damit transformieren sich die Komponenten des magnetischen Feldes nach den folgenden
Formeln:
β
B′x = γ (Bx + Ey ) , (2.132)
c
β
B′y = γ (By − Ex ) , (2.133)
c
B′z = Bz . (2.134)
Für die Komponenten des elektrischen Feldes gilt:
E′x = γ (Ex − β c By ) , (2.135)
E′y = γ (Ey + β c Bx ) , (2.136)
E′z = Ez . (2.137)
Diese Formeln machen die enge Verknüpfung zwischen elektrischen und magnetischen
Feldern deutlich. Was in einem System als reines E- oder B-Feld erscheint, ist in einem an-
deren Inertialsystem eine Mischung aus beiden. Bei allen Lorentz-Transformationen blei-
ben jedoch die
unverändert. Daraus folgt, wie bereits früher festgestellt, dass man ein reines B-Feld nie auf
ein reines E-Feld transformieren kann und umgekehrt.
76 2 Kovariante vierdimensionale Formulierungen
Für manche Zwecke erscheint es sinnvoll, die Felder auf Komponenten parallel und senk-
recht zur Relativgeschwindigkeit v der beiden Inertialsysteme Σ und Σ′ umzuschreiben.
Die Parallelkomponente des elektrischen Feldes ist natürlich mit der z-Komponente iden-
tisch:
E′∥ = E′z ez = Ez ez = E∥ . (2.138)
Die orthogonale Komponente bestimmt sich etwas komplizierter:
Mit
Kapitel 2
v v
β= ≡ (0, 0, ) (2.139)
c c
lässt sich der letzte Summand als Vektorprodukt schreiben:
1
B′∥ = B∥ ; B′ = γ [B − (β × E)] . (2.141)
c
Diese Ergebnisse lassen sich für die elektromagnetischen Felder wie folgt zusammenfassen:
γ2
E′ = γ [E + c(β × B)] − β (β ⋅ E) , (2.142)
γ+1
1 γ2
B′ = γ (B − (β × E)) − β (β ⋅ B) . (2.143)
c γ+1
β ′ β β γ2 2
E′∥ ≡ (E ⋅ ) = 2 (γ E ⋅ β − β (β ⋅ E))
β β β γ+1
γ2 2 γ2 + γ − γ2 β2
= E∥ (γ − β ) = E∥ = E∥ ,
γ+1 γ+1
β ′ β
E′ = E′ − (E ⋅ ) = E′ − E∥
β β
γ2 2
= γ [E + c(β × B)] + E∥ (γ − β − 1) = γ [E + c(β × B)] .
γ+1
Dies sind für das E-Feld die korrekten Ausdrücke (2.138) und (2.140). Die Probe für das
B-Feld gelingt auf die gleiche Weise.
2.3 Kovariante Formulierung der Elektrodynamik 77
Kapitel 2
P
×
yP y
x
Wir nehmen an, dass sich die Ladung q im Ursprung von Σ′ befindet. Σ′ sei das Ruhesystem
der Ladung.
Σ sei dagegen das Ruhesystem eines Beobachters P, wobei wir o. B. d. A. annehmen können,
dass sich dessen Position auf der y-Achse in Σ befindet.
Σ′ bewege sich relativ zu Σ mit der konstanten Geschwindigkeit v in z-Richtung, wobei für
t = t ′ = 0 die beiden Koordinatenursprünge zusammenfallen sollen (Abb. 2.2).
Die Position von P ist in Σ durch
r P = (0, yP , 0)
gegeben und in Σ′ durch
r′ = (0, yP , −v t ′ ) . (2.144)
Der Abstand des Beobachters von der Punktladung
√
r′ = yP2 + v2 t ′2
beträgt wegen
v
t ′ = γ (t − zP ) = γ t
c2
in Σ-Koordinaten: √
r′ = yP2 + v2 γ 2 t 2 . (2.145)
Welche Felder sieht nun der Beobachter P, wenn sich die Punktladung q mit v = const längs
der z-Achse bewegt?
78 2 Kovariante vierdimensionale Formulierungen
Die Felder in Σ′ sind die einer ruhenden Ladung, damit also aus der nicht relativistischen
Elektrodynamik (s. Bd. 3) bekannt:
Kapitel 2
B′ ≡ 0 , (2.146)
′
q r q
E′ (t ′ ) = ′3
= (0, yP , −v t ′) . (2.147)
4πε 0 r 4πε 0 r′3
Das E-Feld ist zeitabhängig, da sich die Beobachterposition P in Σ′ zeitlich ändert, d. h.,
es wird zu verschiedenen Zeiten t ′ an verschiedenen Orten r′ in Σ′ das Feld gemessen
(Abb. 2.3).
Zur Berechnung des E-Feldes in Σ benutzen wir die Transformationsformeln (2.135)
bis (2.137), wobei zu beachten ist, dass sich Σ relativ zu Σ′ mit der Geschwindigkeit −v
bewegt:
−t1/2 ≤ t ≤ +t1/2
Ey (t = t1/2 ) ! 1
=
Ey (t = 0) 2
1 ! yP3
= 3/2
2
(yP2 + γ 2 v2 t1/2
2 )
2.3 Kovariante Formulierung der Elektrodynamik 79
zu
yP 2/3 1/2
t1/2 = (2 − 1)
Kapitel 2
.
γv
Das Maximum der Ey -Spitze liegt bei t = 0, also im Moment des kürzesten Abstandes der
Ladung q von P. Im relativistischen Bereich v ≲ c wird die Spitze sehr scharf, da t1/2 sehr
klein wird.
Die longitudinale Komponente Ez des elektrischen Feldes (2.150) wechselt bei t = 0 das
Vorzeichen (Abb. 2.4) und besitzt Extrema bei
yP 1
±t0 = √ ,
γv 2
wie man leicht nachrechnet, wenn man die erste zeitliche Ableitung gleich Null setzt. Die
Extremwerte
q
Ez (t = ±t0 ) = ∓ √
6 3πε 0 yP2
sind dabei v-unabhängig.
Wie sieht nun im Beobachtersystem Σ für eine feste Zeit t die räumliche Verteilung des
elektrischen Feldes E relativ zur Punktladung aus? Abbildung 2.2 verdeutlicht
yP = r sin φ ; v t = r cos φ ,
3/2 3/2
(yP2 + γ 2 v2 t 2 ) = r 3 (sin2 φ + γ 2 cos2 φ)
3/2
= r 3 γ 3 (1 − β 2 sin2 φ)
qr
E= 3/2
. (2.151)
4πε 0 r 3 γ 2 (1 − β 2 sin2 φ)
80 2 Kovariante vierdimensionale Formulierungen
r ist der Ortsvektor von der Punktladung zum Beobachter. Das E-Feld ist zwar wie bei einer
ruhenden Ladung radial, aber für β ≠ 0 nicht mehr isotrop. In Bewegungsrichtung (φ = 0
oder π) gilt:
E(β) 1
= ,
E(0) γ 2
dagegen senkrecht zur Bewegungsrichtung (φ = π/2):
E(β)
=γ.
E(0)
Wir müssen schließlich noch das B-Feld der bewegten Punktladung diskutieren. Mit den
Kapitel 2
Transformationsformeln (2.132) bis (2.134) finden wir für die kartesischen Komponenten
in Σ:
β ′ β β
Bx = γ (B′x − Ey ) = −γ E′y = − Ey , (2.152)
c c c
′ β ′
By = γ (By + Ex ) = 0 , (2.153)
c
Bz = B′z = 0 . (2.154)
Bei dieser Auswertung haben wir (2.146) und (2.147) ausgenutzt. – Die bewegte Punktla-
dung ruft also in x-Richtung eine magnetische Induktion hervor. Deren Zeitabhängigkeit
entspricht der von Ey , die wir ausführlich diskutiert haben. – Etwas allgemeiner gilt nach
(2.143) mit B′ ≡ 0 für die magnetische Induktion:
γ μ0 q γ
B= (β × E′ ) = (v × r′ ) . (2.155)
c 4π r′3
Für γ = 1 ist dies das Biot-Savart’sche Gesetz (s. (3.23), Bd. 3) für das durch eine bewegte
Ladung hervorgerufene Magnetfeld. – In unserem speziellen Fall (v = v ez ) ist
v × r′ = −v yP ex . (2.156)
2.3.6 Lorentz-Kraft
F = q(E + v × B)
(d/dt)pr sind dann aber ihrerseits noch nicht die Raumkomponenten eines Vierer-Vektors,
da sich die Zeit t nicht entsprechend transformiert. Wir führen deshalb wieder die Eigenzeit
τ (t = γ τ) ein und versuchen, die Lorentz-Kraft so zu verallgemeinern, dass wie in der
Mechanik ein kovariantes Kraftgesetz der Form
d μ d
Kμ ≡ p ≡ m uμ (2.157)
dτ dτ
gilt. Auf der linken Seite sollte natürlich die
Kapitel 2
Minkowski-Kraft (2.51)
F⋅v
Kμ ≡ γ( , Fx , Fy , Fz ) ≡ (K 0 , K) (2.158)
c
stehen, die wir in Abschn. 2.2.2 für die Klassische Mechanik diskutiert haben. Mit (2.92)
folgt zunächst für die Raumkomponenten
d
K≡ p = γF = q(γ E + γ v × B) .
dτ r
Auf der rechten Seite führen wir die kontravariante Vierer-Geschwindigkeit u μ (2.39) ein:
u μ ≡ γ (c, v) ≡ (u0 , u) .
Dann gilt:
1
K = q [u0 ( E) + u × B] .
c
Wir drücken die rechte Seite durch den kontravarianten Feldstärke-Tensor (2.115) aus:
1
Kx = q [u0 ( Ex ) + uy Bz − uz By ] = q (u0 F 10 + u2 F 21 + u3 F 31 ) = K 1 ,
c
1
Ky = q [u0 ( Ey ) + uz Bx − ux Bz ] = q (u0 F 20 + u3 F 32 + u1 F 12 ) = K 2 ,
c
0 1
Kz = q [u ( Ez ) + ux By − uy Bx ] = q (u0 F 30 + u1 F 13 + u2 F 23 ) = K 3 .
c
Ersetzen wir nach (2.114) in diesen Ausdrücken die Terme F α β mit β ≠ 0 durch −F βα und
die kontravariante durch die kovariante Vierer-Geschwindigkeit (u0 → u0 ; u → −u), dann
gilt offenbar, da F μ μ = 0:
K 1 = Kx = q F 1α uα , (2.159)
K = Ky = q F u α ,
2 2α
(2.160)
K 3 = Kz = q F 3α uα . (2.161)
82 2 Kovariante vierdimensionale Formulierungen
Die rechten Seiten transformieren sich sicher wie die Raumkomponenten eines kontrava-
rianten Vierer-Vektors. Es liegt deshalb nahe, das System durch eine entsprechende Zeit-
komponente zu ergänzen:
K 0 = q F 0α uα
1 1 1
= q [(− Ex ) (−ux ) + (− Ey ) (−uy ) + (− Ez ) (−uz )]
c c c
1
= q ( E) ⋅ (γ v) .
c
Kapitel 2
F⋅v d 1 d 0
K0 = γ( ) = γ ( Tr ) = p . (2.162)
c dt c dτ
Dieses Ergebnis passt zu (2.157) und (2.158). Wir haben damit die
gefunden:
d μ 1
Kμ ≡ p = q F μα uα = γ ( F ⋅ v, F) . (2.163)
dτ c
K μ ist die in Abschn. 2.2.2 zur kovarianten Darstellung der Klassischen Mechanik einge-
führte Minkowski-Kraft. (2.163) dokumentiert noch einmal die Schlüssigkeit der Überle-
gungen aus Abschn. 2.2.2.
Untersuchen wir zum Schluss, ähnlich wie in Abschn. 2.2.3, noch einmal das explizite
Transformationsverhalten der Lorentz-Kraft F. Wie üblich betrachten wir dazu zwei In-
ertialsysteme Σ und Σ′ , von denen sich Σ′ relativ zu Σ mit der Geschwindigkeit v parallel
zur z-Achse bewegen soll. Ein Teilchen der Ladung q mit der Geschwindigkeit u in Σ er-
fährt die Lorentz-Kraft:
F = q(E + u × B) in Σ . (2.164)
Unter welcher Kraft F ′ bewegt es sich für einen Beobachter aus Σ′ ? Wir bestimmen F ′ aus
dem Transformationsverhalten der Raumkomponenten der kontravarianten Minkowski-
Kraft (2.158):
′ ′
K1 = K1 ; K2 = K2 ,
′ v −1/2
K 3 = γ v (−β K 0 + K 3 ) ; β= ; γ v = (1 − β 2 ) .
c
2.3 Kovariante Formulierung der Elektrodynamik 83
γ u′ Fx′ = γ u Fx ; γ u′ Fy′ = γ u Fy ;
F⋅u
γ u′ Fz′ = γ v (γ u Fz − β γ u ) .
c
Mit denselben Überlegungen, die in Abschn. 2.2.3 zu Gleichung (2.80) führten, findet man
auch hier:
v uz
γ u′ = γ u γ v (1 − 2 ) .
c
Damit lauten die Komponenten der Lorentz-Kraft in Σ′ :
Kapitel 2
1 Fx
Fx′ = , (2.165)
γ v 1 − v uz
c2
1 F
Fy′ =
y
, (2.166)
γ v 1 − v uz
c2
v
Fz − 2 (F ⋅ u)
Fz′ = c . (2.167)
v uz
1− 2
c
Identische Formeln hatten wir in Abschn. 2.2.3 für die mechanischen Kräfte gefunden, was
wegen (2.163) nicht weiter verwundert.
Wir haben mit dem letzten Abschnitt die kovariante Formulierung der Elektrodynamik
abgeschlossen. Zur besseren Übersicht wollen wir die wichtigsten Formeln noch einmal
zusammenstellen:
Elektrische Ladung:
q ∶ Lorentz-Invariante
Vierer-Stromdichte:
j μ = (cρ, j) = γ ρ 0 (c, v) = ρ 0 u μ
ρ 0 ∶ Ruheladungsdichte ,
u μ ≡ γ(c, v) ∶ Welt-Geschwindigkeit .
Kontinuitätsgleichung:
1 ∂
∂μj μ = 0 ; ∂μ ≡ ( , ∇) .
c ∂t
84 2 Kovariante vierdimensionale Formulierungen
Vierer-Potential:
1
A μ ≡ ( φ, A) .
c
Vierer-Wellengleichung:
1 ∂2
◻A μ = −μ0 j μ ; ◻=Δ− .
c2 ∂t 2
Lorenz-Eichung:
∂μA μ = 0 .
Kapitel 2
Kontravarianter Feldstärke-Tensor:
1 ∂
F μν ≡ ∂ μ Aν − ∂ ν A μ ; ∂μ ≡( , −∇) ,
c ∂t
⎛ 0 − 1c Ex − 1c Ey − 1c Ez ⎞
⎜1 ⎟
⎜ c Ex 0 −Bz By ⎟
F μν ≡⎜
⎜1
⎟.
⎟
⎜ Ey Bz 0 −Bx ⎟
⎜c ⎟
⎝ 1 Ez −By Bx 0 ⎠
c
Kovarianter Feldstärke-Tensor:
F μν = μ μα μν β F α β .
Dualer Feldstärke-Tensor:
μν 1
F = ε μνρσ F ρσ
2
aus F μν durch Substitution: B ←→ −(1/c)E.
Maxwell-Gleichungen:
Homogen:
∂α F α β = 0 ; β = 0, 1, 2, 3
oder
∂ α F βγ + ∂ β F γα + ∂ γ F α β = 0 ,
Inhomogen:
∂ α F α β = μ0 j β ; β = 0, 1, 2, 3 .
2.4 Kovariante Lagrange-Formulierung 85
Speziell für v = v ez :
Kapitel 2
β
B′x = γ (Bx + Ey ) ; E′x = γ (Ex − β c By ) ,
c
β
B′y = γ (By − Ex ) ; E′y = γ (Ey + β c Bx ) ,
c
B′z = Bz ; E′z = Ez .
1 2
(B2 − E ) und E ⋅ B .
c2
Minkowski-Kraft:
F⋅v
Kμ ≡ γ( , Fx , Fy , Fz ) ,
c
F = q(E + v × B) ∶ Lorentz-Kraft ,
v ∶ Teilchengeschwindigkeit .
Kovariante Kraftgleichung:
d μ
Kμ =m u = q F μα uα .
dτ
Der einfachste Zugang gelingt mit Hilfe des Hamilton’schen Prinzips (Abschn. 1.3, Bd. 2):
S = ∫ L (q(t), q̇(t), t) dt
t1
über die Lagrange-Funktion L(q, q̇, t) nimmt auf der Menge M der zugelassenen
Bahnen ((1.110), Bd. 2)
M = {q(t) ∶ q (t1 ) = qa , q (t2 ) = qe }
für die tatsächliche Bahn ein Extremum an:
Kapitel 2
δS = 0 .
Zu M gehören alle Bahnen mit gleichen Anfangs- und Endkonfigurationen qa und qe , die
jeweils zu bestimmten Zeiten t1 und t2 angenommen werden, wobei die einzelnen Bahnen
durch virtuelle Verrückungen auseinander hervorgehen. Eine Konsequenz dieses Hamil-
ton’schen Prinzips sind die Lagrange’schen Bewegungsgleichungen:
d ∂L ∂L
− =0; j = 1, . . . , s .
dt ∂q̇j ∂qj
Das Äquivalenzpostulat (Abschn. 1.3) kann nun dahingehend interpretiert werden, dass
das Wirkungsfunktional S, aus dem die fundamentalen Bewegungsgleichungen folgen, lor-
entzinvariant sein sollte. Ferner sollte insbesondere auch die Lagrange-Funktion L ein
Vierer-Skalar sein und anstelle von q, q̇ und t von den kontravarianten Vierer-Vektoren
x μ und u μ sowie dem Vierer-Skalar τ abhängen. Wir formulieren deshalb über die Substi-
tution
L → L (x μ , u μ , τ) (2.168)
ein
d ∂L ∂L
− =0, (2.170)
dτ ∂u μ ∂x μ
2.4 Kovariante Lagrange-Formulierung 87
folgen. Die Frage ist nur: Wie findet man die relativistische Lagrange-Funktion L? In der
Regel wird man Analogiebetrachtungen zur nicht relativistischen Mechanik ausnutzen
müssen. So sollten zum Beispiel für v ≪ c die vertrauten Relationen reproduziert wer-
den. Das Hauptproblem liegt darin, dass wegen L = T − V Aussagen über das Potential V
und damit über Kräfte in kovarianter Vierer-Darstellung möglich sein müssen. Elektro-
magnetische Kräfte sind, wie wir im letzten Abschnitt gesehen haben, unproblematisch,
wohingegen über Kernkräfte zum Beispiel kaum nennenswerte Theorien vorliegen. Wir
wollen uns hier mit zwei wichtigen Beispielen zufrieden geben, die sich wie auch (2.168)
bis (2.170) auf ein einzelnes Teilchen beziehen.
Kapitel 2
1) Kräftefreies Teilchen
Wir suchen eine Lagrange-Funktion L0 , aus der die Bewegungsgleichung
d μ
m u =0 (2.171)
dτ
t2
S = ∫ L0 (x(t), v(t), t) dt
t1
∂L0
pi = ; i = x, y, z
∂vi
gelten muss. Wenn wir in dieser Beziehung unter pi gleich den relativistisch korrekten Aus-
druck verstehen,
∂L0 m vi
= pri = √ ,
∂vi 1 − v2 /c2
so folgt durch Integration: √
L0 = −m c2 1 − v2 /c2 . (2.172)
Dies ist die relativistisch korrekte Form. Man beachte jedoch, dass L0 nicht mehr mit der
kinetischen Energie identisch ist, sich also von Tr aus (2.54) unterscheidet. Für die zuge-
hörige Hamilton-Funktion gilt allerdings ((2.8), Bd. 2):
m v2 √
H0 = ∑ pri vi − L0 = √ + m c2 1 − v2 /c2 = γ m c2
2
i 1 − vc2
m c2
⇒ H0 = √ = Tr . (2.173)
1 − v2 /c2
88 2 Kovariante vierdimensionale Formulierungen
Wir substituieren schließlich noch im Wirkungsfunktional S die Zeit t durch die Eigen-
zeit τ:
τ2
S = ∫ dτ γ L0 .
τ1
L0 = γ L0 = −m c2 . (2.174)
c2 = u μ u μ ,
L0 = L0 (u μ ) = −mu μ u μ (2.175)
1 (2−η)
L0 = −mcη (u μ u μ ) 2 (2.176)
∂ ∂x α ∂ ∂
= = (L−1 )α μ α (2.177)
∂u′μ ∂x′μ ∂uα ∂u
wie ein kovarianter Vierer-Vektor. Wir definieren den kovarianten kanonischen Impuls
∂L
pμ = − = (p0 , −p) (2.178)
∂u μ
mit einem Minuszeichen, damit die Raumkomponenten mit der nicht relativistischen Defi-
nition für v ≪ c übereinstimmen. Für den kontravarianten kanonischen Impuls gilt dann
mit (2.25), (2.24) und (2.19):
p μ = μ μα pα = (p0 , p) (2.179)
(0) ∂L0 ! μ
pμ = − = mu μ ⇔ p(0) = mu μ (2.180)
∂u μ
2.4 Kovariante Lagrange-Formulierung 89
Kapitel 2
= (2 − η)mu μ
Der Vergleich mit (2.180) führt auf η = 1. Das ergibt die gesuchte funktionale Abhängigkeit
der Lagrange-Funktion L0 von der Vierer-Geschwindigkeit u μ :
1
L0 = −mc (u μ u μ ) 2 (2.181)
Das kovariante Hamilton’sche Prinzip war der Ausgangspunkt der Überlegungen, woraus
die Bewegungsgleichungen (2.170) folgen. Das bedeutet hier für das kräftefreie Teilchen:
F = q(E + v × B) ,
m 2
L(x, v, t) = v + q(v ⋅ A) − q φ . (2.184)
2
φ(x, t) ist das skalare Potential und A(x, t) das Vektorpotential. Der kinetische Anteil sollte
mit L0 aus Beispiel 1) identisch sein, während sich die beiden elektromagnetischen Anteile
90 2 Kovariante vierdimensionale Formulierungen
vermutlich bereits relativistisch korrekt verhalten. Mit (2.172) für L0 verwenden wir im
Wirkungsfunktional
L = L0 + q(v ⋅ A) − q φ
und ersetzen wie in Beispiel 1) die Zeit t durch die Eigenzeit τ. Der Vergleich mit (2.169)
führt dann zu dem folgenden Ansatz:
L = γ L = γ L0 + q(γ v ⋅ A) − q γ φ
1
= L0 + q [γ v ⋅ A − (γc) ( φ)] .
c
Kapitel 2
Mit (2.29), (2.40) und (2.107) erkennen wir auf der rechten Seite das Skalarprodukt aus
Vierer-Geschwindigkeit u μ und Vierer-Potential A μ :
L (x μ , u μ , τ) = L0 (u μ ) − q (u μ A μ ) . (2.185)
Wir überprüfen, ob aus diesem mehr oder weniger erratenen Ansatz für L die bekannte
Bewegungsgleichung folgt. Dazu setzen wir L in die kovariante Lagrange-Gleichung (2.170)
ein:
d ∂L (2.180) d d ! ∂L ∂
= −m u μ − q A μ = = −q μ (u α Aα ) .
dτ ∂u μ dτ dτ ∂x μ ∂x
Es sollte also gelten:
d d !
m u μ = q [∂ μ (u α Aα ) − A μ ] = K μ . (2.186)
dτ dτ
Wenn unser Ansatz (2.185) sich tatsächlich als richtig erweist, dann haben wir, gewis-
sermaßen als Nebenprodukt, mit (2.186) eine neue Darstellung für die Minkowski-Kraft
einesgeladenen Teilchens im elektromagnetischen Feld gefunden.
Wir kontrollieren zunächst die Raumkomponenten, von denen wir annehmen, dass sie
auf die bekannte Lorentz-Kraft führen. Wie üblich wollen wir die kontravariante Version
des Vierer-Vektors (2.186),
d μ
K μ = q [∂ μ (u α Aα ) − A ] , (2.187)
dτ
diskutieren. Mit (2.31) und (2.38) gilt dann
∂ d
Ki = q [− (−γ v ⋅ A + γ φ) − γ Ai ] , i ∈ (x, y, z) .
∂xi dt
Nach (2.158) sollte somit für die kartesischen Komponenten der Lorentz-Kraft
1 ∂ ∂φ d
F i = Ki = q [ (v ⋅ A) − − Ai ]
γ ∂xi ∂xi dt
2.4 Kovariante Lagrange-Formulierung 91
Kapitel 2
∂x ∂x ∂y ∂z
∂
= (v ⋅ A) − v ⋅ ∇ Ax
∂x
∂ d ∂
= (v ⋅ A) − Ax + Ax .
∂x dt ∂t
∂ d ∂
(v ⋅ A) − Ai = (v × rot A)i − Ai .
∂xi dt ∂t
∂φ ∂Ai
Fi = q [− − + (v × rot A)i ] .
∂xi ∂t
Die ersten beiden Summanden stellen gerade die i-te Komponente des elektrischen Feldes
E dar ((4.21), Bd. 3), sodass die Raumkomponenten der Vierer-Kraft (2.187) in der Tat auf
die korrekte Lorentz-Kraft,
1 ∂ d 1
K 0 = q[ (−γ A ⋅ v + γ φ) − γ ( φ)] .
c ∂t dt c
Wir setzen
d ∂
φ = ∇φ ⋅ v + φ
dt ∂t
ein und erhalten:
1 ∂A 1
K 0 = q γ (−v ⋅ − ∇φ ⋅ v) = q γ(E ⋅ v) .
c ∂t c
92 2 Kovariante vierdimensionale Formulierungen
d μ F⋅v
Kμ =m u = γ( , Fx , Fy , Fz ) . (2.190)
dτ c
Unser Ansatz ist damit gerechtfertigt. – Wir können deshalb weiter folgern:
Kapitel 2
Kanonischer Impuls
∂L
pμ = − = m uμ + q Aμ . (2.191)
∂u μ
Dies ist die kovariante Version; die kontravariante ergibt sich einfach durch Umstellen der
Indizes:
pμ = muμ + qAμ . (2.192)
Die Raumkomponenten (i ∈ (x, y, z)),
pi = mγ vi + q Ai , (2.193)
(i)
enthalten neben dem relativistischen, mechanischen Impuls pr = m γ vi noch einen Zu-
satzterm q Ai , der allerdings keinen relativistischen Effekt darstellt, sondern bereits in dem
entsprechenden nicht relativistischen Ausdruck ((1.80), Bd. 2) erscheint. Man hat also auch
hier den kanonischen von dem mechanischen Impuls zu unterscheiden. – Betrachten wir
schließlich noch die Zeitkomponente des kanonischen Impulses:
1 1
p0 = mγc + q φ = (mγc2 + q φ) .
c c
Der erste Summand auf der rechten Seite ist gerade die relativistische kinetische Energie
Tr , die wir in (2.54) eingeführt haben. Die Klammer stellt also die Gesamtenergie des Teil-
chens dar:
E = Tr + q φ = mγc2 + q φ . (2.194)
Für den kanonischen Impuls gilt somit:
1
p μ = ( E, mγ v + qA) (2.195)
c
1
≡ ( E, p) . (2.196)
c
2.5 Aufgaben 93
Tr Tr 1
pmμ = ( , m γ v) = ( , pr ) = [ (E − q φ), p − q A] , (2.197)
c c c
wie wir ihn in (2.57) eingeführt haben. Nun bleibt noch (2.62),
pmμ pmμ = m2 c2 ,
auszunutzen,
1
Kapitel 2
m2 c2 = −(p − q A)2 + (E − q φ)2 ,
c2
um wie folgt die
darzustellen: √
E= (p − q A)2 c2 + m2 c4 + q φ . (2.198)
2.5 Aufgaben
Aufgabe 2.5.1
Zeigen Sie, dass der metrische Tensor der Speziellen Relativitätstheorie (2.19) ein
kovarianter Tensor zweiter Stufe ist!
Aufgabe 2.5.2
Aufgabe 2.5.3
2. Drücken Sie die Komponenten von b μ explizit durch die der Systemgeschwin-
digkeit v = (vx , vy , vz ) aus!
Aufgabe 2.5.4
Damit der Astronaut sich bei seinem Flug durchs All in seiner Rakete stets wie „zu
Hause“ fühlt, wird dafür gesorgt, dass die Beschleunigung der Rakete in dem System
Σ′ , indem sie „momentan ruht“, konstant gleich der Erdbeschleunigung g ist. Die
Anfangsgeschwindigkeit der Rakete zur Zeit t = 0 sei v = 0. Diskutieren Sie im Fol-
genden den Flug im „erdfesten“ System Σ, wenn die Beschleunigung in z-Richtung
wirkt.
Aufgabe 2.5.5
Betrachten Sie eine Rakete, auf die keine äußeren Kräfte wirken (gravitationsfreier
Raum), und die durch ihren Massenausstoß angetrieben wird. Beim Start habe die
Rakete die Masse M0 und die Geschwindigkeit v0 = 0 und zu einem späteren Zeit-
punkt die Masse M und die Geschwindigkeit v relativ zum Erd-(Labor-) System. Von
der Rakete wird die Masse dm mit der Geschwindigkeit v∗ relativ zur Rakete nach
hinten ausgestoßen. Berechnen Sie:
2.5 Aufgaben 95
1. nicht-relativistisch,
2. relativistisch
die Geschwindigkeit v als Funktion der momentanen Raketenmasse M.
Aufgabe 2.5.6
Kapitel 2
u = u(t) ez
Aufgabe 2.5.7
Das Inertialsystem Σ ̂ bewege sich relativ zu dem Inertialsystem Σ mit der Geschwin-
digkeit v in beliebiger Richtung.
Aufgabe 2.5.8
Ein Teilchen mit der Ladung q bewege sich in einem Inertialsystem Σ mit der Ge-
schwindigkeit
u = (a, a, a)
in einem homogenen Magnetfeld B = (B, 0, 0). Σ′ sei ein Inertialsystem, das sich
relativ zu Σ mit der Geschwindigkeit v = v ez = const bewegt. Welche Kräfte wirken
auf das Teilchen in Σ und Σ′ ?
96 2 Kovariante vierdimensionale Formulierungen
Aufgabe 2.5.9
Aufgabe 2.5.10
Zeigen Sie durch explizite Berechnung, dass sich die Komponenten des dualen Feld-
μν
stärketensors F aus denen des kovarianten Tensors F μν durch die Substitution
1
B ←→ − E
c
ergeben.
Aufgabe 2.5.11
Das Inertialsystem Σ̂ bewege sich relativ zu dem Inertialsystem Σ mit der Geschwin-
digkeit v = vez = const. Zur Zeit t = 0 sollen die beiden Systeme zusammenfallen. Im
Ursprung von Σ ̂ befinde sich die Punktladung q.
̂ und Σ!
1. Bestimmen Sie die Vierer-Potentiale  μ und A μ in Σ
2. Berechnen Sie mit Hilfe von A die elektromagnetischen Felder E und B der
μ
Aufgabe 2.5.12
Aufgabe 2.5.13
Kapitel 2
Σ und Σ′ seien zwei Inertialsysteme, wobei sich Σ′ relativ zu Σ mit der konstanten
Geschwindigkeit v = vez verschiebt. In Σ bewegt sich ein Teilchen mit der Ladung q
und der Geschwindigkeit u = (a, b, d) in dem elektromagnetischen Feld:
1
B = (0, B, 0) E = √ (E, E, 0) .
2
Welche Kräfte wirken auf das Teilchen in Σ und Σ′ ?
Aufgabe 2.5.14
1. Ein magnetischer Dipol sei parallel zur z-Achse ausgerichtet (magnetisches Mo-
ment m = m ez , m > 0). Wie lauten die kartesischen Komponenten des B-Feldes?
2. Berechnen Sie nun das E- und B-Feld eines gleichförmig in z-Richtung bewegten
magnetischen Dipols, dessen Moment parallel zur z-Richtung orientiert ist. Zur
Zeit t = 0 soll sich der Dipol im Nullpunkt von Σ befinden.
3. Schreiben Sie die Felder des bewegten magnetischen Dipols auf Zylinderkoordi-
naten um.
4. Welche Gestalt haben die elektrischen Feldlinien in der xy-Ebene? Wie ändert
sich das elektrische Feld mit der Zeit?
5. Die E-Linien beginnen oder enden nicht an elektrischen Ladungen. Unter wel-
chen Bedingungen kann es solche elektrischen Felder geben?
Aufgabe 2.5.15
Σ und Σ′ seien zwei Inertialsysteme, die sich relativ zueinander mit v = const bewe-
gen. Geben Sie qualitative Argumente, warum in Σ ein elektrisches Feld erscheint,
wenn in Σ′ nur ein B′ -Feld vorhanden ist, bzw. warum in Σ ein magnetisches Feld
erscheint, wenn in Σ′ nur ein elektrisches Feld vorhanden ist.
98 2 Kovariante vierdimensionale Formulierungen
Aufgabe 2.5.16
Ein Teilchen der Masse m und der Ladung q bewege sich in einem homogenen Ma-
gnetfeld
B = (0, 0, B) .
Aufgabe 2.5.17
Aufgabe 2.5.18
Die Ruhemasse m(0) eines Elektrons, ausgedrückt in MeV, beträgt 0,511 MeV. Das
Elektron werde durch eine Potentialdifferenz von 200 kV beschleunigt.
Aufgabe 2.5.19
Betrachten Sie den elastischen Stoß zweier Teilchen gleicher Masse m im Inertial-
system Σ, in dem eines der beiden Teilchen vor dem Stoß ruht. Das andere habe vor
dem Stoß die Energie Tr und den Impuls pr . Nach dem Stoß besitzen die beiden
Teilchen die Energien Tr1 und Tr2 und die Impulse pr1 und pr2 .
1. Berechnen Sie den Winkel ϑ zwischen den Impulsen pr1 und pr2 nach dem Stoß
als Funktion von Tr und Tr1 !
2. Diskutieren Sie die Grenzfälle v ≪ c und v ≈ c, wobei v die Geschwindigkeit des
Kapitel 2
(bewegten) Teilchens vor dem Stoß im System Σ ist.
Aufgabe 2.5.20
Ein ruhendes π+ -Meson zerfällt innerhalb 2,5 ⋅ 10−8 s in ein μ+ -Meson und ein Neu-
trino. Das π+ -Meson habe eine kinetische Energie, die gleich seiner Ruheenergie ist.
Aufgabe 2.5.21
v1
m
m m ϑ
v ϕ
m
v2
Abb. 2.5 Relativistischer Stoß zweier Teilchen gleicher Masse m, von denen eines vor dem
Stoß ruht
Bei einem nicht relativistischen Stoß zweier Teilchen gleicher Masse bilden die Bah-
nen nach dem Stoß einen Winkel π/2. Zeigen Sie, dass für den relativistischen Stoß
2
tan φ tan ϑ =
γ+1
100 2 Kovariante vierdimensionale Formulierungen
−1/2
gilt (γ = (1 − v2 /c2 ) ). Demonstrieren Sie ϑ +φ ≤ π/2, wobei das Gleichheitszei-
chen in der nicht relativistischen Grenze (γ → 1) gültig wird.
Aufgabe 2.5.22
Kontrollfragen
Zu Abschn. 2.1
1. Was versteht man unter der kovarianten Formulierung eines physikalischen Gesetzes?
2. Sind die Newton’schen Gesetze forminvariant gegenüber Lorentz-Transformationen?
3. Wie viele Komponenten besitzt ein Tensor nullter (erster, zweiter) Stufe?
4. Wie verhält sich ein kontravarianter (kovarianter) Vierer-Vektor bei einer Lorentz-
Transformation?
5. Definieren Sie die drei verschiedenen Typen von Tensoren zweiter Stufe.
6. Welcher Tensortyp zweiter Stufe stellt im strengen Sinne eine Matrix dar?
7. Was bedeutet die Verjüngung eines Tensors? Wie ändert sich die Tensorstufe bei einer
Verjüngung?
8. Wie ist das Skalarprodukt für Vierer-Vektoren definiert?
9. Wie übersetzt man einen kovarianten in einen kontravarianten Tensor?
10. Wie werden Gradient, Divergenz und d’Alembert-Operator in vierdimensionaler For-
mulierung geschrieben?
Zu Abschn. 2.2
1. Wie hängt das Differential (dτ)2 der Eigenzeit mit dem differentiellen Längenquadrat
(ds)2 zusammen?
2. Wie ist die Welt-(Vierer-)Geschwindigkeit u μ definiert?
3. Welche Bedeutung hat die Norm der Welt-Geschwindigkeit?
4. Welche Überlegungen führen zu welchem Ansatz für die relativistische Verallgemei-
nerung des Newton’schen Trägheitsgesetzes?
Kontrollfragen 101
Kapitel 2
12. Welche einfache Beziehung besteht zwischen der Ruheenergie eines Teilchens und der
Norm p μ p μ des Vierer-Impulses?
13. Welcher Zusammenhang besteht in der Speziellen Relativitätstheorie zwischen Impuls-
und Energieerhaltungssatz?
14. Erläutern Sie die Äquivalenz von Masse und Energie.
15. Welcher physikalische Prozess gestattet eine direkte Ableitung des relativistischen Im-
pulses pr und der relativistischen kinetischen Energie Tr ?
16. Wie verhalten sich pr und Tr bei einer Lorentz-Transformation?
Zu Abschn. 2.3
1. Was ist der Grund, warum Ladungsdichte ρ und Stromdichte j im Gegensatz zur La-
dung q selbst keine Lorentz-Invarianten sind?
v
2. Wie ändern sich Ladungs- und Stromdichte beim Wechsel des Inertialsystems Σ 0 → Σ?
3. Wie ist die Vierer-Stromdichte j μ definiert?
4. Welche Bedeutung hat die Divergenz ∂ μ j μ der Vierer-Stromdichte?
5. Wie lautet die Kontinuitätsgleichung in kovarianter, vierdimensionaler Formulierung?
6. Aus welchen Komponenten besteht das elektromagnetische Vierer-Potential A μ ?
7. Formulieren Sie die kovariante Wellengleichung für die elektromagnetischen Poten-
tiale. Welcher Bezug besteht zu den Maxwell-Gleichungen?
8. Wie schreibt sich die Lorentz-Eichung in kovarianter Form?
9. Welche Beziehung besteht im Minkowski-Raum zwischen dem elektrischen Feld E
und der magnetischen Induktion B?
10. Warum kann man den Feldstärketensor als vierdimensionale Verallgemeinerung der
Rotation von A μ auffassen?
11. Wie unterscheiden sich kovarianter und kontravarianter Feldstärketensor?
12. Nennen Sie eine Lorentz-Invariante des elektromagnetischen Feldes.
13. Ist es mit Hilfe einer Lorentz-Transformation möglich, ein reines B-Feld in ein reines
E-Feld zu überführen?
14. Wie lassen sich die Maxwell-Gleichungen durch den Feldstärketensor ausdrücken?
Demonstrieren Sie die Kovarianz.
102 2 Kovariante vierdimensionale Formulierungen
21. Wie gelingt mit Hilfe des Feldstärke-Tensors die kovariante Formulierung der Lorentz-
Kraft?
Zu Abschn. 2.4
1. Was besagt das Äquivalenzpostulat bezüglich des Wirkungsfunktionals S?
2. Formulieren Sie das kovariante Hamilton’sche Prinzip.
3. Wie lauten die kovarianten Lagrange’schen Bewegungsgleichungen?
4. Wie lautet die relativistisch korrekte Form der Lagrange-Funktion L 0 eines kräftefreien
Teilchens?
5. Wie berechnet sich der kanonische Impuls aus der relativistischen Lagrange-Funktion?
6. Begründen Sie die kovariante Lagrange-Funktion L eines Teilchens im elektromagne-
tischen Feld.
7. Drücken Sie die Minkowski-Kraft K μ eines Teilchens im elektromagnetischen Feld
durch die Welt-Geschwindigkeit u μ und das Vierer-Potential A μ aus.
8. Wie lautet die Zeitkomponente der auf ein Teilchen im elektromagnetischen Feld wir-
kenden Minkowski-Kraft?
9. Diskutieren Sie den Unterschied zwischen dem kanonischen und dem mechanischen
Impuls eines Teilchens im elektromagnetischen Feld.
10. Wie hängt die Zeitkomponente des kanonischen Impulses eines Teilchens im elektro-
magnetischen Feld mit dessen Gesamtenergie Eg zusammen?
11. Formulieren Sie die relativistische Gesamtenergie eines geladenen Teilchens im elek-
tromagnetischen Feld.
Lösungen der Übungsaufgaben
Abschnitt 1.6
Lösung zu Aufgabe 1.6.1
Σ und Σ′ seien zwei Inertialsysteme, die sich mit der Geschwindigkeit v = 0,8 c in
z-Richtung relativ zueinander bewegen. Σ sei das Ruhesystem der Erde, Σ′ das des
Raumschiffs:
v
Σ → Σ′ .
v
z′ = γ(z − v t) ; t ′ = γ (t − z) .
c2
z0 = −d ; t0 = 0
v
z0′ = −γ d ; t0′ = γ d.
c2
Das Signal hat in Σ′ die Geschwindigkeit c und erreicht das Schiff nach der Zeitspan-
ne:
γd
Δt ′ = (Lösung für 2.).
c
z1′ = γ(z1 − v t1 ) = 0 ,
v v2 t1
t1′ = γ (t1 − z 1 ) = γ t 1 (1 − )= .
c2 c2 γ
t1 γd
Δt ′ = t1′ − t0′ = − v.
γ c2
Wir setzen die beiden Ausdrücke für Δt ′ gleich und lösen nach t1 auf:
γ2d v d
t1 = (1 + ) = .
c c c−v
d
Δt = t1 − t0 = (Lösung für 1.) .
c−v
Zahlenwerte:
−1/25
γ = (1 − (0,8)2 ) =
= 1,667
3
⇒ Δt = 3700 s ,
Δt ′ = 11.100 s .
Von Σ′ aus gesehen erreicht das Signal das Raumschiff in einem Erdabstand von
Δz′ = d + v Δt ′
= (6,66 ⋅ 108 + 26,64 ⋅ 108 ) km
= 3,33 ⋅ 109 km .
Lösungen der Übungsaufgaben 105
3 5
v= c ⇒ γ= ,
5 4
x = x′ = 10 m ; y = y′ = 15 m ,
5 9
z = γ (z′ + v t ′ ) = (20 + 4) m = 34 m ,
4 5
v 5 1
t = γ (t ′ + 2 z′ ) = (4 + 20) 10−8 s = 1 ⋅ 10−7 s .
c 4 5
v v
t1′ = t2′ ⇔ γ (t1 − z1 ) = γ (t2 − 2 z2 )
c2 c
v
⇔ (z2 − z1 ) = t2 − t1
c2
t2 − t1 − 1 z0
⇔ v = c2 = c2 2 c
z2 − z1 z0
1
⇔ v=− c.
2
Die Zeit in Σ′ bestimmt sich aus:
v 1 z0 1 z0
t ′ = γ (t1 − 2
z1 ) = √ ( + )
c 1 − 14 c 2 c
√ z0
⇒ t′ = 3 .
c
In Σ gilt:
z1 = z2 ; t2 − t1 = 4 s .
Σ′ bewegt sich mit der Geschwindigkeit v gegenüber Σ. v bestimmen wir aus:
v
t2′ − t1′ = γ [t2 − t1 −
!
(z2 − z1 )] = γ 4 s = 5 s
c2
5 16 v2
⇒ γ= ⇒ γ −2 = = (1 − 2 )
4 25 c
3
⇒ v= c.
5
106 Lösungen der Übungsaufgaben
In Σ wird gemessen:
t1 = t2 ; z2 − z1 = 3 km .
In Σ′ gilt dagegen:
z2′ − z1′ = 5 km .
Dies bedeutet:
5 km = [z2 − z1 − v (t2 − t1 )] γ = γ 3 km
5 4
⇒ γ= ⇒ v= c.
3 5
v
t2′ − t1′ = −γ (z2 − z1 )
c2
541 s 4
=− ⋅ 10−5 3 km = − ⋅ 10−5 s .
353 km 3
1
r∥ = (r ⋅ v)v ∶ Komponente parallel zu v ,
v2
r = r − r∥ ∶ Komponente senkrecht zu v .
Lösungen der Übungsaufgaben 107
Analoge Zerlegung in Σ′ :
1 ′
r′ = r′∥ + r ; r′∥ = (r ⋅ v) v .
v2
Die senkrechte Komponente bleibt bei der Transformation ungeändert:
1
r′ = r = r − (r ⋅ v)v .
v2
Wir nutzen die Isotropie des Raumes aus, die uns gestattet, die z-Achse in Richtung
von v zu drehen. Die anschließende Argumentation entspricht der des Spezialfalls
v = v ez , mit der (1.16) abgeleitet wurde:
1 ′ 1
r∥′ = (r ⋅ v) = γ ( (r ⋅ v) − vt)
v v
⎛ β 1 ⎞
t′ = γ t − (r ⋅ v) .
⎝ c v ⎠
,-- - - - .- - - - - /
r∥
γ−1
r′ = r − γ v t + (r ⋅ v)v
v2
β1
t ′ = γ (t − (r ⋅ v)) .
cv
Transformationsmatrix:
vx, y, z v
ux, y, z = , β=
v c
⎛ γ −βγux −βγuy −βγuz ⎞
⎜ vx ⎟
⎜−γ c 1 + (γ − 1)u2x (γ − 1)ux uy (γ − 1)ux uz ⎟
L̂ ≡ ⎜
⎜ vy
⎟ .
⎟
⎜−γ (γ − 1)uy ux 1 + (γ − 1)u2y (γ − 1)uy uz ⎟
⎜ c ⎟
⎝−γ vz (γ − 1)uz ux (γ − 1)uz uy 1 + (γ − 1)u 2⎠
c z
Spezialfall: v = v ex ⇒ ux = 1 , uy = uz = 0
⎛ γ −βγ 0 0⎞
⎜−βγ 0⎟
⎜ γ 0 ⎟
L̂ ≡ ⎜ ⎟ .
⎜ 0 0 1 0⎟
⎜ ⎟
⎝ 0 0 0 1⎠
108 Lösungen der Übungsaufgaben
1 1
Σ∶ l 0 = ( √ l0 , √ l0 ) ,
2 2
1 1 1
Σ′ ∶ l′0 = ( √ l0 , √ l0 ) .
2 γ 2
l0 l0 2
α
z
l0 2
Abb. A.1
Dies bedeutet:
√1 l0
l′0x
tan α ′ =
2
= =γ
l′0z 1 √1
γ 2 0
l
−(1/2)
v2
⇒ α ′ = arctan γ ; γ = (1 − ) .
c2
2. u ≠ u(t)
ux v 1 1
⇒ tan α = = = ⇒ α = arctan .
uz 2v 2 2
1 ux uz − v
u′x = ; u′z =
γ 1 − vcu2z 1 − vcu2z
u′ 1 ux 1 v 1
⇒ tan α ′ = x′ = = =
uz γ uz − v γ 2v − v γ
1
⇒ α ′ = arctan .
γ
Lösungen der Übungsaufgaben 109
1 1
⇒ ux = √ c ; uz = √ c
2 2
′ 1 ux c
⇒ tan α = = √
γ uz − v γ (c − 2v)
⎡ √ ⎤
⎢ c 1 − v22 ⎥
′ ⎢ c ⎥
⇒ α = arctan ⎢ √ ⎥ .
⎢ c− 2v ⎥
⎢ ⎥
⎣ ⎦
v ′
z = γ (z′ + v t ′) ; t = γ (t ′ + z) ,
c2
ta = 0 ,
v ′ L0 v
te = γ (te′ +
2
ze ) = γ [ + 2 (−L0 )]
c :c c
L0 L0 ; (1 − β)2
= γ (1 − β) = ; ?
c c 1 − β2
:
L0 ;?1 − β .
⇒ te = ;
c 1+β
3. z0 = 0 ⇒ z0′ + v t0′ = 0
z0′ : Position des Raketenendes in Σ′ , d. h.:
L0
z0′ = −L0 ⇒ t0′ = .
v
Gesucht ist t0 :
v ′ L0 L0
t0 = γ (t0′ + 2
z0 ) = γ (1 − β 2 ) = .
c v γv
110 Lösungen der Übungsaufgaben
1
ux = 0 , uy = c , uz = 0 ⇒ u′x = 0 , u′y = c , u′z = −v
γ
:
; c2 √
⇒ u′ = ;
? + v2 = c 2 = c
γ2
1 1
u′ = (0, c, −v) = c (0, , −β) .
γ γ
a) x1 − x2 = (−3 m, 0, −4 m)
2
⇒ ∣x1 − x2 ∣ = 25 m2 ,
m2
9 ⋅ 10−16 s2 = 81 m2
2
c2 (t1 − t2 ) = 9 ⋅ 1016
s2
⇒ Das Raum-Zeit-Intervall
2 2
s212 = c2 (t1 − t2 ) − ∣x1 − x2 ∣ = 56 m2 > 0
ist zeitartig. Es ist damit eine kausale Korrelation möglich! Allerdings ist durch
keine Lorentz-Transformation Gleichzeitigkeit erreichbar.
b)
x1 − x2 = (3 m, −5 m, −5 m)
2
⇒ ∣x1 − x2 ∣ = 59 m2 ,
m2
4 ⋅ 10−16 s2 = 36 m2 .
2
c2 (t1 − t2 ) = 9 ⋅ 1016
s2
Das Raum-Zeit-Intervall
ist raumartig. Es ist also keine kausale Korrelation möglich. Dafür ist Gleichzei-
tigkeit erreichbar.
2
c2 (t1 − t2 ) 36
β2 = 2 = = 0,61 .
∣x1 − x2 ∣ 59
Lösungen der Übungsaufgaben 111
m
v = 0,781 c = 2,343 ⋅ 108
s
Δt
Δt ′ = √ .
v2
1− c2
Damit folgt
v = c(1 − ε) ≥ c (1 − 2 ⋅ 10−4 ) = 0,998 c .
112 Lösungen der Übungsaufgaben
2. Vom Myon aus gesehen beträgt der Abstand zur Erde wegen der Längenkontrak-
tion:
√
′ v2 √
H =H 1−
2
≈ H 2ε
c
√
≤ 30 ⋅ 10 m ⋅ 4 ⋅ 10−4 = 600 m .
3
Die Strecke ist also kürzer als die 600 m, die das Myon in etwa innerhalb seiner
Lebensdauer zurücklegen kann!
Die Strahlen durchlaufen vor der Interferenz ein Rechteck, aber in entgegengesetzter
Richtung. Das erlaubt eine sehr genaue Messung der Lichtgeschwindigkeit in einem
mit der Geschwindigkeit v bewegten Medium.
• v1 = ±v:
Geschwindigkeit der strömenden Flüssigkeit relativ zum „ruhenden“ Laborsys-
tem.
• v2 = ± nc :
Lichtgeschwindigkeit im Medium, also relativ zur strömenden Flüssigkeit.
• v3 :
gesuchte Geschwindigkeit des Lichtes relativ zum Laborsystem.
Paralleler Strahlengang:
c
v n
oben: Σ 1 → Σ 2 → Σ 3 .
p v + nc c v c v
v3 = v ≈ (v + ) (1 − )≈v+ − 2 .
1 + nc n nc n n
c 1
∣vp3 ∣ ≈ + v (1 − 2 ) .
n n
Lösungen der Übungsaufgaben 113
−v − nc
unten: Σ 1 → Σ 2 → Σ 3 .
p −v − nc c v c v
v3 = ≈ − (v + ) (1 − ) ≈ −v − + 2 .
1 + ncv n nc n n
p c 1
∣v3 ∣ ≈ + v (1 − 2 ) .
n n
Die benötigte Zeit bei parallelem Strahlengang in den beiden Rohrteilen beträgt also:
2l
tp = .
c
n
+ v (1 − 1
n2
)
antiparalleler Strahlengang:
v − nc
oben: Σ 1 → Σ 2 → Σ 3 .
ap v − nc c v c v c 1
v3 = ≈ (v − ) (1 + ) ≈ v − − 2 = − + v (1 − 2 ) .
1 − ncv n nc n n n n
Dabei wurde wieder v ≪ c ausgenutzt. Es gilt also im oberen Rohr bei antiparallelem
Strahlengang:
ap c 1
∣v3 ∣ ≈ − v (1 − 2 ) .
n n
Für das untere Rohr gilt jetzt:
c
−v n
unten: Σ 1 → Σ 2 → Σ 3 .
ap −v + nc c v c v c 1
v3 = ≈ (−v + ) (1 + ) ≈ −v + + 2 = − v (1 − 2 ) .
1 − ncv n nc n n n n
114 Lösungen der Übungsaufgaben
c 1
∣vap
3 ∣≈ − v (1 − 2 ) .
n n
Die benötigte Zeit bei antiparallelem Strahlengang in den beiden Rohrteilen beträgt
also:
2l
tap = c .
n
− v (1 − n12 )
Es ergibt sich eine Laufzeitdifferenz von
1 1
Δt = tap − tp = 2l ( − ) .
c
n
− fv c
n
+ fv
1
f =1− .
n2
Bei einem n = 1,33 für Wasser ergibt sich ein durchaus messbarer Effekt. Die Über-
einstimmung von Theorie und Experiment beweist die Korrektheit der Lorentz-
Transformation, hier demonstriert am Additionstheorem für Geschwindigkeiten!
Abschnitt 2.5
Lösung zu Aufgabe 2.5.1
(ds)2 = μα β dx α dx β .
μα β dx β = dxα .
ein Skalarprodukt ist und damit eine Lorentz-Invariante. Das gilt dann auch für
μα β dx α dx β .
̂
Σ → Σ
Es ist zu fordern:
!
̂
μα β d x̂ α dx̂ β = μα β dx α dx β .
Andererseits gilt:
Im zweiten Schritt konnten wir wegen der Summenkonvention die Indizes vertau-
schen. Der Vergleich liefert:
∂x̂ μ ∂x̂ λ
μα β = ̂
μμ λ .
∂x α ∂x β
Transformationsverhalten:
∂x α ∂x β ∂x α ∂x β ∂x̂ μ ∂x̂ λ
μ α β = ̂
μ μ λ =̂
μμ λ δρ μ δσ λ = ̂
μ ρσ .
∂x̂ ρ ∂x̂ σ ∂x̂ ρ ∂x̂ σ ∂x α ∂x β
∂x̂ μ
= aα b̂ μ
∂x α
∂x̂ α
= a μ μ b̂α
∂x
!
= aμ bμ (Lorentz-Invariante).
Im dritten Schritt haben wir lediglich die Indizes α und μ vertauscht, was wegen
der Summenkonvention natürlich erlaubt ist. Da a μ beliebig ist, folgt bereits
∂x̂ α
bμ = b̂α .
∂x μ
Transformationsverhalten:
∂x μ ∂x μ ∂xˆα
b μ = b̂α = (L̂−1 ) μβ Lα μ b̂α .
∂x̂ β ∂x̂ β ∂x μ ,-- - - - - - - - - - - -.- - - - - - - - - - - - /
δα β
Also gilt:
∂x μ
bμ . b̂ β =
∂x̂ β
b μ transformiert sich somit wie ein kovarianter Vierer-Vektor.
2. Wir berechnen:
∂x̂ μ α ∂x̂ν β
T̂ μν â μ ĉν = T̂ μν a c
∂x α ∂x β
∂x̂ μ ∂x̂ν
= α T̂ μν aα c β
∂x ∂x β
∂x̂ α ∂x̂ β
= T̂α β a μ cν (Indizes μ, α und ν, β vertauscht)
∂x μ ∂xν
!
= T μν a μ cν (Lorentz-Invariante!)
a μ und cν beliebig ↷
∂x̂ α ∂x̂ β
T μν = T̂α β .
∂x μ ∂xν
Transformationsverhalten:
u μ = γ(v)(c, v) .
d μ
bμ = u
dτ
a)
u μ u μ = γ 2 (c2 − v2 ) = c2 .
Daraus folgt:
d d ν μ
u μ u μ = 0 = μ μν (u u ) .
dτ dτ
μ μν ist der metrische Tensor. Man beachte die Summenkonvention. Es gilt somit:
d μ d
0 = 2 μ μν uν u = 2 uμ uμ = 2 uμ bμ .
dτ dτ
b)
d μ du μ dt
bμ = u = .
dτ dt dτ
Es gilt nach (2.38):
dτ
dt = √ = γ dτ ,
v2
1− c2
und damit
du μ
bμ = γ .
dt
Wir benutzen
dv d √ 2
= vx + v2y + v2z
dt dt
1 v dv
= (vx v̇x + vy v̇y + vz v̇z ) = ⋅
v v dt
118 Lösungen der Übungsaufgaben
−3/2
d v2 v dv 3 1 dv
γ(v) = (1 − 2 ) = (γ(v)) 2 (v ⋅ ) .
dt c c2 dt c dt
−2
d 1 v2 dv
b0 = γ (γc) = (1 − 2 ) (v ⋅ ) ,
dt c c dt
dv −2
d x
vx v2 dv
b1 = γ (γvx ) = dt v2 + 2 (1 − 2 ) (v ⋅ ) ,
dt 1 − c2 c c dt
dv y −2
d vy v2 dv
b2 = γ (γvy ) = dt v2 + 2 (1 − 2 ) (v ⋅ ) ,
dt 1 − c2 c c dt
zdv −2
d vz v2 dv
b3 = γ (γvz ) = dt v2 + 2 (1 − 2 ) (v ⋅ ) .
dt 1 − c2 c c dt
a) Momentanes Ruhesystem der Rakete Σ′ (s. Lösung zu Aufgabe 2.5.3 für v′x = v′y =
v′z = 0; dv′z /dt = g):
⎛0⎞
⎜0⎟
⎜ ⎟
b′μ = ⎜ ⎟
⎜0⎟
⎜ ⎟
⎝g ⎠
Σ′ → Σ durch Lorentz-Transformation des kontravarianten Vierer-Vektors
g
b μ = L μ λ b′λ ⇒ bz = b3 = γg = √
1 − v2 /c2
v = v(t) ∶ momentane Raketengeschwindigkeit (∼ ez ) .
Es gilt auch
d d
b3 = uz = γ γ vz
dτ dt
d d ⎛ v ⎞
(vz = v) ⇒ γg = γ γ v ⇒ g = √ .
dt dt ⎝ 1 − v2 /c2 ⎠
Lösungen der Übungsaufgaben 119
gt/c
v(t) = c √ ⇒ v → c .
2 t→∞
1 + (gt/c)
v
nicht relativistisch
c
Abb. A.2
b) Etwa nach einem Jahr. Nichtrelativistisch gilt:
m m
v = gt ≃ 9,8 ⋅ 86.400 s ⋅ 365 ≈ 3 ⋅ 108 .
s2 s
c)
dz
v(t) = mit z(t = 0) = 0 ,
dt
√
c2 2
z(t) = ( 1 + (gt/c) − 1) .
g
1
gt ≪ c ∶ z(t) ≈ gt 2 ,
2
gt ≫ c ∶ z(t) ≈ ct .
d)
mc2
Tr = √ ,
1 − v2 /c2
√ √
1 2
1 − v2 /c2 = √ ⇒ Tr = mc2 1 + (gt/c) .
2
1 + (gt/c)
120 Lösungen der Übungsaufgaben
e) Eigenzeitintervall dτ:
√ √ 1
dτ = 1 − v2 /c2 dt ; 1 − v2 /c2 = √ .
2
1 + (gt/c)
Integration: √
c gt 2
τ= ln ( + 1 + (gt/c) ) .
g c
Umkehrung:
c gτ
t= sinh ( ) .
g c
Zahlenbeispiel:
τ (Jahre) t (Jahre)
4 30
8 1855,6
40 3,98 ⋅ 1017
100 2,95 ⋅ 1044
1. nicht-relativistisch:
(Momentaner) Impulssatz im Laborsystem:
Links steht der Impuls vor, rechts der nach dem Ausstoß. Wir vernachlässigen
quadratische Terme in den Differentialen:
Mv ≈ Mv + M dv − v∗ dm ↷ M dv = v∗ dm .
dM 1
= − ∗ dv
M v
M v
1′ ′
∫ d ln M = − ∗ ∫ dv
v
M0 0
Lösungen der Übungsaufgaben 121
alternativ:
Impulssatz im Schwerpunktsystem:
0 = (M − dm) dvr − v∗ dm .
Dabei ist dvr die durch den Ausstoß erzeugte Geschwindigkeit der Rakete relativ
zum (eigenen)Ruhesystem. Vernachlässigt man wieder quadratische Terme in
den Differentialen, so bleibt:
M dvr ≈ v∗ dm .
Nun gilt aber nach Galilei v + dv = v + dvr . Es ist also dvr = dv. Wir erhalten also
dieselbe Differentialgleichung wie oben, mit demselben Ergebnis (A.1).
2. relativistisch
relativistischer Impulssatz:
Beachte, dass dm ≠ dm̄, da ein Teil der ausgestoßenen Masse dm für die kine-
tische Energie der davonfliegenden Masse dm̄ verbraucht wird. Quadratische
Differentiale sollen wieder vernachlässigt werden, d. h. auch: γ r ≈ 1. Dann ergibt
sich:
dm̄ v∗
M dvr = √ . (A.2)
∗ 2
1 − ( vc )
122 Lösungen der Übungsaufgaben
(M − dm) c2 dm̄ c2
Mc2 = √ +√
2 ∗ 2
1 − ( dvc r ) 1 − ( vc )
dm̄ c2
≈ (M − dm) c2 + √
∗ 2
1 − ( vc )
dm̄
↷ dm = √ . (A.3)
∗ 2
1 − ( vc )
Wie erwartet ist dm > dm̄, da ein Teil der Masse in kinetische Energie verwandelt
wurde. Einsetzen von (A.3) in (A.2) liefert mit
M dvr = v∗ dm (A.4)
v + dvr v dvr
v + dv ≅ ≈ (v + dvr ) (1 − 2 )
1 + v cdv2 r c
v2
≈ v + dvr − dvr = v + (1 − β 2 ) dvr
c2
↷ dv ≈ (1 − β 2 ) dvr .
M dv
= v∗ dm .
1 − β2
dv dM
= −v∗ .
1−β 2 M
v β M
dv′ c
∫ = ∫ (d ln(1 + β) − d ln(1 − β)) = −v∗ ∫ d ln M
1 − β ′2 2
0 0 M0
Lösungen der Übungsaufgaben 123
1+β
ln = ln(1 + β) − ln(1 − β) ≈ 2β
1−β
2v∗
c
1 − ( MM )
v=c 0
2v∗
. (A.6)
c
1 + ( MM )
0
Jetzt wächst v für M → 0 nicht über alle Grenzen, sondern sättigt bei der Grenz-
geschwindigkeit c.
̂ und
Dabei ist û = û(t̂) die Teilchengeschwindigkeit in Σ
− 12
û2 (t̂)
γ û(t̂) = (1 − 2 ) .
c
124 Lösungen der Übungsaufgaben
Transformationsformeln:
ẑ = γ v (z(t) − v t) ↷ dẑ = γ v (u − v) dt
v v
t̂ = γ v (t − 2 z(t)) ↷ dt̂ = γ v (1 − 2 u) dt
c c
dẑ u−v
↷ û = = .
dt̂ 1 − cv2 u
Für jeden Punkt der Weltlinie des Teilchens gilt die Spezielle Relativitätstheorie und
damit gelten diese Formeln! Wir substituieren nun t̂ = t̂(t) mit
1 1
dt = dt̂
γ v 1 − cv2 u(t)
und berechnen:
t̂ 2 t̂ 2 √
1 û2 (t̂)
∫ dt̂ = ∫ 1− dt̂
γ û c2
t̂ 1 t̂ 1
1
⎛ ⎞
2
t2
⎜ 1 (u(t) − v)2 ⎟ v
= ∫ ⎜1 − 2 γ v (1 − 2 u(t)) dt
c (1 − u(t) v)2 ⎟ c
t1 ⎝ c2 ⎠
t2 1
2 2
v 1 2
= ∫ ((1 − 2 u(t)) − 2 (u(t) − v) ) γ v dt
c c
t1
t2 1
v2 2v 1 v2 2u(t)v 2
= ∫ (1 + 4 u2 (t) − 2 u(t) − 2 u2 (t) − 2 + ) γ v dt
c c c c c2
t1
t2 1
v2 1 2
= ∫ ((1 − 2 ) (1 − 2 u2 (t))) γ v dt
c c
t1
t2 1
1 2 2
= ∫ (1 − 2
u (t)) dt
c
t1
t2
1
=∫ dt .
γu
t1
Daraus folgt in der Tat, dass die Eigenzeit eine Invariante ist, wie in Abschn. 2.2.1
bereits auf andere Weise gezeigt!
Lösungen der Übungsaufgaben 125
̂ γ2
E = γ (E + c(β × B)) − β (β ⋅ E)
1+γ
2
̂ = γ (B − 1 (β × E)) − γ β (β ⋅ B) ; v
B β= .
c 1+γ c
γ2
E = γ (̂
E − c(β × ̂
B)) − β (β ⋅ ̂
E)
1+γ
̂ + 1 (β × ̂ γ2 ̂ .
B = γ (B E)) − β (β ⋅ B)
c 1+γ
1. ̂
B≡0
γ2
E = γ̂
E− β (β ⋅ ̂
E)
1+γ
γ
B = (β × ̂
E) .
c
Damit folgt:
β × E = γ(β × ̂
E) = cB
1
↷ B = 2 (v × E) .
c
E ⋅ B und c2 B2 − E2 .
und aus
̂ −̂
c2 B E = −̂
2 2
E <0
2
ergibt sich
c2 B2 − E2 < 0 .
126 Lösungen der Übungsaufgaben
2. ̂
E≡0
↷ E = −γc(β × ̂
B)
γ2
B = γ̂
B− ̂ .
β (β ⋅ B)
1+γ
Dies bedeutet:
̂ = γ (− 1
β × B = γ(β × B) )E
γc
und damit
E =B×v .
Lorentz-Invariante:
̂
E⋅̂
B= 0 ↷ E⋅B = 0
2 ̂2
c B −̂ ̂ > 0 ↷ c2 B2 − E 2 > 0 .
2 2
E = c2 B
In Σ gilt:
F = q u × B = q(0, a B, −a B) = q a B(0, 1, −1) .
−1/2
1 Fx v2
Fx′ = v uz = 0 , γ = (1 − 2 ) ,
γ 1 − c2 c
1 Fy 1 qaB
Fy′ = = .
γ 1 − vcu2z γ 1 − vc2a
F ⋅ u = q a2 B(1 − 1) = 0:
Fz − v
(F ⋅ u) −q a B
Fz′ = c2
=
1 − vcu2z 1 − vc2a
qaB 1
⇒ F′ = (0, , −1) .
1 − vc2a γ
Lösungen der Übungsaufgaben 127
v
Σ → Σ′ (v = v ez ) .
i i i
B′x + E′x = γ (Bx + Ex ) − i γ β (By + Ey ) ,
c c c
i i i
B′y + E′y = γ (By + Ey ) + i γβ (Bx + Ex ) ,
c c c
i i
B′z + E′z = Bz + Ez .
c c
Daraus folgt:
2 2
i i
(B′ + E′ ) = (Bx + Ex ) γ 2 (1 − β 2 )
c c
2 2
i i
+ (By + Ey ) γ 2 (1 − β 2 ) + (Bz + Ez )
c c
i 2
= (B + E) .
c
12 1 1
F = ε 12ρσ F ρσ = (ε 1230 F30 + ε 1203 F03 ) =
2 2
1 1
= (−F30 + F03 ) = F 30 = Ez ,
2 c
128 Lösungen der Übungsaufgaben
13 1 1
F = ε 13ρσ F ρσ = (ε 1320 F20 + ε 1302 F02 )
2 2
1 1
= (F20 − F02 ) = F 02 = − Ey ,
2 c
01 1 1
F = ε 01ρσ F ρσ = (ε 0123 F23 + ε 0132 F32 )
2 2
1
= (F23 − F32 ) = F 23 = −Bx ,
2
23 1 1
F = ε 23ρσ F ρσ = (ε 2310 F10 + ε 2301 F01 )
2 2
1 1
= (−F10 + F01 ) = F 10 = Ex ,
2 c
02 1 02ρσ 1 0213
F = ε F ρσ = (ε F13 + ε 0231 F31 )
2 2
1
= (−F13 + F31 ) = F 31 = −By ,
2
03 1 1
F = ε 03ρσ F ρσ = (ε 0312 F12 + ε 0321 F21 )
2 2
1
= (F12 − F21 ) = F 12 = −Bz .
2
̂.
ve z
Σ → Σ
̂ Deshalb Potentiale in Σ:
1. Punktladung q ,,ruht“ im Koordinatenursprung von Σ. ̂
q 1
φ̂ = ; Â = 0 .
4πε 0 r̂
Dabei ist √ √
r̂ = x̂2 + ŷ2 + ẑ 2 = x2 + y2 + γ 2 (z − vt)2 .
Rechts ist r̂ durch Σ-Koordinaten ausgedrückt. Damit ergibt sich das Vierer-
Potential:
q 1
 μ = ( , 0, 0, 0) .
4πε 0 c r̂
Lösungen der Übungsaufgaben 129
Potentiale in Σ
Transformationsformeln:
q 1
A0 = γ Â0 + γβ Â3 = γ Â0 = γ
4πε 0c r̂
A1,2 = Â1,2 = 0
q 1
A3 = γβ Â0 + γ Â3 = γβ Â0 = γβ
4πε 0c r̂
q 1 1
↷ Aμ = γ (1, 0, 0, β) .
4πε 0 r̂ c
q γ
φ(x, y, z, t) = √
4πε 0 x + y + γ 2 (z − vt)2
2 2
q v γ
A(x, y, z, t) = √ (0, 0, 1) .
4πε 0 c 2
x + y + γ 2 (z − vt)2
2 2
2. Felder in Σ:
(a) Magnetische Induktion:
∂ ∂
B = rot A = ( Az , − Az , 0) .
∂y ∂x
Mit
∂ 1 y ∂ 1 x
=− 3 ; =− 3
∂y r̂ r̂ ∂x r̂ r̂
folgt
q β 1
B= γ (−y, x, 0) .
4πε 0 c r̂ 3
(b) Elektrisches Feld:
∂φ ∂φ ∂φ
E = −∇φ − Ȧ = − ( , , + Ȧz ) .
∂x ∂y ∂z
Dabei gilt:
q 1
∇φ = γ (− 3 ) (x, y, γ 2 (z − vt))
4πε 0 r̂
130 Lösungen der Übungsaufgaben
außerdem:
q v 1
Ȧ = γ (− 3 ) (0, 0, −γ 2 (z − vt)v) .
4πε 0 c2 r̂
Dies bedeutet schlussendlich:
q 1
E= γ 3 (x, y, z − vt) .
4πε 0 r̂
Wegen
β × E = β(−Ey , Ex , 0)
folgt offensichtlich:
1
B = (β × E) .
c
3. Man erkennt:
1 ∂ 2 φ v2 ∂ 2 φ
=
c2 ∂t 2 c2 ∂z 2
und damit
1 ∂2 ∂2 ∂2 v2 ∂ 2
◻φ = (△ − ) φ = ( + + (1 − ) )φ
c2 ∂t 2 ∂x2 ∂y2 c2 ∂z 2
∂2 ∂2 1 ∂2
=( + + )φ .
∂x2 ∂y2 γ 2 ∂z 2
Wir substituieren:
1 1
u = z − vt ; v= y w= x.
γ γ
Dies bedeutet:
∂ 1 ∂ ∂ 1 ∂ ∂ ∂
= ; = ; = .
∂x γ ∂w ∂y γ ∂v ∂z ∂u
Damit folgt:
q γ q 1
φ= √ = √ .
4πε 0 γ 2 w2 + γ 2 v2 + γ 2 u2 4πε 0 w2 + v2 + u2
∂2 ∂2 1 ∂2 1 ∂2 ∂2 ∂2
( + + ) φ = ( + + )φ .
∂x2 ∂y2 γ 2 ∂z 2 γ 2 ∂w2 ∂v2 ∂u2
1
△w,v,u = −4π δ(r) = −4π δ(w)δ(v)δ(u) .
r
Lösungen der Übungsaufgaben 131
∂2 ∂2 1 ∂2 q 1
( 2
+ 2 + 2 2)φ = − 4π 2 γδ(x)γδ(y)δ(z − vt)
∂x ∂y γ ∂z 4πε 0 γ
q ρ(r)
= − δ(x)δ(y)δ(z − vt) = − .
ε0 ε0
• In Σ:
Lorentz-Kraft auf Punktladung q:
F = q(E + v × B] .
F = qE .
• In Σ′ :
Teilchengeschwindigkeit: v′ = −v0 . Damit lautet die Lorentz-Kraft:
F ′ = q (E′ + (−v 0 ) × B′ ) .
E′ = E + v0 × B′ = E + αE × B′ .
1 ′ 1
(E ⋅ E) = (E ⋅ E) + 0 = E .
E E
mit
1
u = (a, b, d) ; B = (0, B, 0) ; E = √ (E, E, 0) .
2
Es gilt:
u × B = (−Bd, 0, Ba) .
Das ergibt:
1 1
F = q ( √ E − Bd, √ E, Ba) .
2 2
Damit berechnen wir
1 1 1
F ⋅ u = q (( √ E − Bd) a + √ Eb + Bad) = √ qE(a + b) .
2 2 2
Mit den Formeln (2.165), (2.166) und (2.167) finden wir dann die Kräfte in Σ′ :
1 q ( √12 E − Bd)
Fx′ = √
1− v2 1− vd
c2
c2
1 q √12 E
Fy′ = √
1− v2 1− vd
c2
c2
q (Ba − v √1
c2 2
E(a + b))
Fz′ = .
1 − c2vd
μ0 3(r ⋅ m)r m
B= ( − 3) ,
4π r5 r
μ0 3 m z x μ0 3 m z y
Bx = ; By = ,
4π r 5 4π r 5
μ0 m
Bz = (2 z 2 − x2 − y2 ) .
4π r 5
Lösungen der Übungsaufgaben 133
2. Σ′ sei das Ruhesystem des Dipols. Nach Teil 1. herrschen dort die Felder:
μ 0 3 m z ′ x′ μ0 3 m z ′ y′
B′x = ; B′y = ,
4π r′5 4π r′5
μ0 m
B′z = (2 z′2 − x′2 − y′2 ) ,
4π r′5
√
E′ ≡ 0 ; r′ = x′2 + y′2 + z′2 .
μ0 z ′ x′
Bx = γ B′x = γ 3m ′5 ,
4π r
x′ = x ; y′ = y ; z′ = γ(z − v t)
√
⇒ r′ = x2 + y2 + γ 2 (z − v t)2
μ0 x(z − v t)
⇒ Bx = γ 2 3m 5/2
,
4π [x2 + y2 + γ 2 (z − v t)2 ]
μ0 y(z − v t)
By = γ B′y = γ 2 3m 5/2
,
4π [x2 + y2 + γ 2 (z − v t)2 ]
μ0 2γ 2 (z − v t)2 − x2 − y2
Bz = B′z = m ,
4π [x2 + y2 + γ 2 (z − v t)2 ]5/2
Ex = +γ β c B′y = v By ,
Ey = −γ β c B′x = −v Bx ,
Ez = E′z = 0 .
Elektrisches Feld:
μ0 −v(z − v t)ρ
= . . . − v ρ (sin2 φ + cos2 φ) = γ 2 3m 5/2
,
4π [ρ 2 + γ 2 (z − v t)2 ]
Ez = 0 ,
1 1
B ρ = Bx cos φ + By sin φ = (Ex sin φ − Ey cos φ) = − Eφ ,
v v
1 1
Bφ = −Bx sin φ + By cos φ = (Ey sin φ + Ex cos φ) = E ρ = 0 ,
v v
μ0 2γ 2 (z − v t)2 − ρ 2
Bz = m .
4π [ρ 2 + γ 2 (z − v t)2 ]5/2
Eφ
Abb. A.3
5. Geschlossene E-Linien können wegen rot E = −Ḃ dann auftreten, wenn ein zeit-
lich veränderliches Magnetfeld vorliegt.
1. Eine in Σ zunächst ruhende Ladung erfährt in Σ′ als dort bewegte Ladung von
dem reinen B′ -Feld eine Beschleunigung. In Σ muss diese Beschleunigung aber
von einem E-Feld stammen, da die Ladung ja anfänglich ruht.
Lösungen der Übungsaufgaben 135
d d
p = γ pr = γ F = γ q(v × B),
dτ r dt
pr = γ m v
d 1 d 2
⇒ pr ⋅ pr = γ m q v ⋅ (v × B) = 0 = p
dt 2 dt r
−1/2
v2
⇒ pr2 = const ⇒ v2 = const ⇔ γ(v) = (1 − ) = const .
c2
2. Anfangsbedingung: pr (t = 0) = m γ v0 (1, 0, 0)
qB 1 1
ω≡ ≡ ω0 (γ = const) .
m γ γ
d
(prx + i pry ) = ω (pry − i prx ) = −i ω (prx + i pry )
dt
⇒ (prx + i pry ) (t) = (prx + i pry )(0) e−iωt
⇒ prx (t) = prx (0) cos ωt + pry (0) sin ωt ,
pry (t) = −prx (0) sin ωt + pry (0) cos ωt .
Anfangsbedingungen:
pr (0) = m γ (v0 , 0, 0) .
136 Lösungen der Übungsaufgaben
Dies ergibt:
pr (t) = m γ v0 (cos ωt, − sin ωt, 0) .
2. Man beachte, dass anders als im homogenen Magnetfeld (Aufgabe 2.5.16) im ho-
mogenen elektrischen Feld v2 = v2 (t). γ(v) ist also keine Konstante. Nach (2.61)
ist aber:
Tr = m γ(v)c2
Tr c2
⇒ pr = 2 v ⇔ v = pr .
c Tr
Lösungen der Übungsaufgaben 137
c2 q E t 1 d
ẋ(t) = √ = Tr (t) ,
m c + c (q E t + γ 0 m v0 ) q E dt
2 4 2 2 2 2 2 2 2
c 2 γ 0 m v0
ẏ(t) = √
m2 c4 + c2 (q2 E2 t 2 + γ 02 m2 v20 )
c 2 γ 0 m v0
=√
c2 q2 E2 t 2 + Tr2 (0)
c 2 γ 0 m v0 1
= √
Tr (0) 2
( Tc rq(0)
Et
) +1
c 2 γ 0 m v0 d
= ( arcsinh x) c q E t
Tr (0) dx x= T (0)
r
c2 γ 0 m v0 Tr (0) d cqEt
= arcsinh ( )
Tr (0) cqE dt Tr (0)
cγ 0 m v0 d cqEt
= arcsinh ( )
qE dt Tr (0)
ż(t) = 0 .
z(t) ≡ z0 ,
c γ 0 m v0 cqEt
y(t) = arcsinh [ ] ,
qE Tr (0)
1
x(t) = (Tr (t) − Tr (0)) ,
√E
q
Tr (0) = m2 c4 + c2 γ 02 m2 v20 .
yqE
c q E t = Tr (0) sinh ( ) ,
c γ 0 m v0
:
√ ; qE
Tr (t) = Tr2 (0) + c2 q2 E2 t 2 = Tr (0);
?1 + sinh2 ( y)
c γ 0 m v0
qE
= Tr (0) cosh ( y) .
c γ 0 m v0
138 Lösungen der Übungsaufgaben
Daraus folgt:
Tr (0) qE
x= [cosh ( y) − 1] = x(y) .
qE c γ 0 m v0
2. :
2 −(1/2)
; γ2 − 1
γ = (1 − β ) ⇔ β=;
? = 0,695
γ2
⇒ v = 0,695 c .
3.
2T v2 2T 0,4
2
vnr = ⇒ nr2
= 2
=
m(0) c mc 0,511
⇒ vnr = 0,885 c .
Relativer Fehler:
vnr − v
ε= 100 = 27,30 % .
v
m ∶ Masse ∶ Lorentz-Invariante ,
E0 = mc2 ∶ Ruheenergie ,
mc2
Tr = √ ∶ kinetische Energie ,
1 − v2 /c2
√
Tr = c2 pr2 + m2 c4 .
Lösungen der Übungsaufgaben 139
Tr1
Tr E0 pr1
ϑ
m pr m
pr2
Tr2
Vorher Nachher
Abb. A.4
Ziel: Berechnung des Streuwinkels ϑ als Funktion von Tr und Tr1 (nichtrelativistisch:
ϑ = 90○ ).
Impulssatz:
pr + 0 = pr1 + pr2 .
Energiesatz:
Tr + E0 = Tr1 + Tr2 ,
1√ 2
Tr2 = c2 pr2 + E20 ⇒ pr1,2 = Tr1,2 − E20 ,
c
pr2 = pr1
2
+ pr2
2
+ 2 pr1 pr2 cos ϑ ,
1 1 E20
(Tr
2
− E 2
0 ) = (T 2
r1 + T 2
r2 ) − 2 + 2 pr1 pr2 cos ϑ
c2 c2 c2
T 2 + E20 − Tr12
− Tr2
2
⇒ cos ϑ = r .
2 pr1 pr2 c2
Tr2 = Tr + E0 − Tr1 ,
2
Tr2 = Tr2 + E20 + Tr1
2
+ 2 Tr E0 − 2 Tr Tr1 − 2 E0 Tr1
⇒ Tr2 + E20 − Tr1
2
− Tr2
2
= −2 Tr1
2
− 2 Tr E0 + 2 Tr Tr1 + 2 E0 Tr1
= 2 (Tr − Tr1 ) (Tr1 − E0 ) .
1√ 2 1√
pr2 = Tr2 − E20 = (Tr2 + E0 ) (Tr2 − E0 )
c c
1√
= (Tr − Tr1 ) (Tr + 2E0 − Tr1 )
c
1√
pr1 = (Tr1 + E0 ) (Tr1 − E0 )
c
140 Lösungen der Übungsaufgaben
b) 2 E0 2 E0
v≪c ⇒ ≫1; ≫1
Tr1 − E0 Tr − Tr1
⇒ cos ϑ → 0 ; ϑ → 90○ .
1.
(2.54)
Tr = T + Tr (0) = 2 Tr (0) = γ Tr (0) ⇒ γ = 2 .
Dies bedeutet: √
1/2
γ2 − 1 3
β=( 2 ) = = 0,866 .
γ 4
Die Geschwindigkeit des π+ -Mesons beträgt somit:
m
v (π+ ) = 0,866 c = 2,598 ⋅ 108 .
s
2. Zerfallszeit im Ruhesystem des Mesons:
τ = 2,5 ⋅ 10−8 s .
τ ′ = γ τ = 5 ⋅ 10−8 s .
Zerfallsstrecke:
d = v τ ′ = 12,990 m .
Lösungen der Übungsaufgaben 141
Energiesatz:
Impulssatz:
m γ v = m γ (v1 ) v1 + m γ (v2 ) v2
⇒ γ(v)β = γ (v1 ) β 1 + γ (v2 ) β 2 .
Wir gehen nun zurück zum Impulssatz und dividieren die beiden Komponenten-
gleichungen durcheinander:
γ (v1 ) β 1 sin ϑ
tan φ = .
γ(v)β − γ (v1 ) β 1 cos ϑ
Nun ist
:
√ ; (1 + α 2 cos2 ϑ)2
γ (v1 ) β 1 = γ 2 (v1 ) − 1 = ;?
2 −1
(1 − α 2 cos2 ϑ)
2α cos ϑ
= .
1 − α 2 cos2 ϑ
Andererseits gilt:
√ √
γ(v)β = γ 2 (v) − 1 = (γ(v) + 1) (γ(v) − 1) = α (γ(v) + 1) .
2α cos ϑ sin ϑ
1−α 2 cos 2 ϑ
tan φ = 2α cos2 ϑ
α (γ(v) + 1) − 1−α 2 cos 2 ϑ
2 cos ϑ sin ϑ
=
(γ(v) + 1) − (γ(v) + 1) α 2 cos2 ϑ − 2 cos2 ϑ
2 cos ϑ sin ϑ
=
γ(v) (1 − cos2 ϑ) + (1 − cos2 ϑ)
2 cos ϑ sin ϑ
= .
γ(v) + 1 1 − cos2 ϑ
2
tan φ tan ϑ = .
γ(v) + 1
tan φ tan ϑ → 1 .
Lösungen der Übungsaufgaben 143
Wegen
tan ϑ + tan φ
tan(φ + ϑ) =
1 − tan φ tan ϑ
bedeutet dies
tan(φ + ϑ) → ∞
und damit:
π
φ+ϑ → .
2
Andererseits:
Tr = T + Tr (0) .
Kombiniert man diese beiden Gleichungen, so folgt:
T 2 + 2 T Tr (0) = c2 pr2 ,
T ←→ 1 MeV ,
Tr (0) ←→ 0,511 MeV
⇒ c2 pr2 = 2,022 (MeV)2 ⇒ c pr = 1,422 MeV .
A relativistische, 51, 58
Abstand Ereignis, 25, 45
lichtartiger, 28
raumartiger, 27
zeitartiger, 27 F
Additionstheorem Feldstärke-Tensor, 70
für die Relativgeschwindigkeiten, 22 dualer, 73, 84
für Geschwindigkeiten, 21 kontravarianter, 84
d’Alembert-Operator, 44, 67 kovarianter, 84
Äquivalenz von Masse und Energie, 52
Äquivalenzpostulat, 11, 86
Ätherwind, 7 G
Galilei-Transformation, 5
Gleichzeitigkeitskriterium, 17
B Gradient, 44
Biot-Savart’sches Gesetz, 80
H
C Hamilton’sches Prinzip, 86
Coriolis-Kraft, 4 kovariantes, 86
Heraufziehen eines Index, 43
Herunterziehen eines Index, 43
D
Divergenz, 44
I
Impuls
E kanonischer, 92
Eichtransformation, 67 Inertialsystem, 2, 4
Eigenzeit, 19, 45 Invariante des elektromagnetischen Feldes, 70,
Einheitstensor vierter Stufe 74, 75, 85
antisymmetrischer, 73
Einsteins Summenkonvention, 17
Energie K
relativistische kinetische, 50 Kontinuitätsgleichung, 64, 65, 83
Energie des freien Teilchens Kraftgleichung
145
146 Sachverzeichnis
kovariante, 85 R
Raum
absoluter, 4, 10
L relativer, 4
Ladung Raumachse, 25
elektrische, 83 Relativität der Gleichzeitigkeit, 17
Ladungsdichte, 64 Relativitätstheorie
Lagrange-Funktion, 85 Allgemeine, 3
Lagrange’sche Bewegungsgleichung, 86 Spezielle, 3, 11
kovariante, 86 Ruheenergie, 50, 58
Längenkontraktion, 20 Ruheladungsdichte, 65
Lichtkegel, 24, 26 Ruhemasse, 51
Lichtsignal, 25
Lorentz-Invariante, 24
Lorentz-Kraft, 80, 82 S
Lorentz-Transformation, 13 Scheinkraft, 4
Spezielle, 13 Skalarprodukt, 41
Lorenz-Bedingung, 67 Spur einer Matrix, 41
Lorenz-Eichung, 68, 84 Stoß
elastische, 53
Stromdichte, 64
M
Masse
relativistische, 51 T
schwere, 3 Teilchen
träge, 3 kräftefreies, 87
Matrix der Speziellen Lorentz-Transforma- Teilchen im elektromagnetischen Feld
tion, 15 geladenes, 89
Maxwell-Gleichungen, 63, 66, 84 Tensor
homogene, 74 erster Stufe, 38
inhomogene, 71 gemischter, 40
Michelson-Morley-Experiment, 6 kontravarianter, 39
Minkowski-Diagramm, 24 kontravarianter metrischer, 42
Minkowski-Kraft, 48, 49, 62, 81, 85, 90 kovarianter, 39
Minkowski-Raum, 12, 24 kovarianter metrischer, 42
k-ter Stufe, 37
metrischer, 42
N nullter Stufe, 37
Newton-Mechanik, 3 zweiter Stufe, 39
Newton’sche Fiktion, 4 Tensorprodukt, 41
Trägheitsgesetz, 4, 46
Trägheitskraft, 4
P
Paarerzeugung, 52
Paarvernichtung, 52 V
Potential Vektorpotential, 66
skalares, 66 Verjüngung, 41
Punktladung Vierer-Divergenz, 68
bewegte, 77 Vierer-Gradient, 68
Sachverzeichnis 147