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Extraübung II

Donnerstag, 21. November 2019 um 15:20 Uhr im Hörsaal 24-102

E2a) November ist meist der Monat, in dem die Trauben für den Eiswein gelesen werden. Bei möglichst
starkem Frost werden die Trauben lange vor Sonnenaufgang gesammelt und im noch gefrorenen Zustand
ausgepresst. Dies hat den Vorteil, dass nur der Wasseranteil teilweise gefriert und der Zucker in dem noch
flüssigen Rest des Zellinhalts angereichert wird. Man gewinnt so weniger Saft, in dem aber der gesamte
Zucker und die anderen gelösten Inhaltsstoffe besonders konzentriert vorliegen. Der Most für den Eiswein
muss 110 – 128° Oe („Grad Oechsle“) aufweisen, hat also eine Dichte von 1110 – 1128 g/L. Nach der
Dichtetabelle für Lösungen von Saccharose in Wasser läge für eine Lösung der Dichte 1120 g/L mit 120° Oe
der Zuckergehalt bei 44.5%. (Anmerkung: Man kann dies in der heimischen Kühltruhe nachstellen, wenn
man z. B. Traubensaft im Tetrapak – nicht in einer Glasflasche – in den Gefrierschrank legt. Auch dann gefriert
nur ein Großteil des Wassers und ein Konzentrat bleibt flüssig oder wird bei den schon sehr tiefen
Temperaturen pastös, sammelt sich jedenfalls als spezifisch schwerere Phase unter dem Eis und kann nach
dem Herausnehmen aus der Truhe aus dem aufgeschnittenen Paket entnommen und nach dem Auftauen
verkostet werden. Bei der Weinbereitung ist diese technisch einfache Prozedur verboten, hier muss bei
Dunkelheit und Frost gelesen und wie beschrieben gekeltert werden).

Aufgabe: Berechnen Sie die Molarität, die Molalität und den Molenbruch der Zuckerlösung mit 120° Oe.

Lösung: Summenformel von Saccharose: C12H22O11; Molmasse = 342.30 g/mol.


Stoffmenge Saccharose in einem Liter Lösung: 1120 g * 0.445 = 498.4 g, das entspricht 1.456 mol.
Die Molarität beträgt also 1.456 mol/L („Mol pro Liter Lösung“; Einheit beachten)
In einem Liter Lösung befinden sich 1120 g – 498.4 g = 621.6 g Wasser. Wir rechnen die gelöste Zuckermenge
auf 1 kg Wasser um: In 621.6 g Wasser lösen sich 498.4 g Saccharose, in 1000 g Wasser lösen sich folglich x
g.
x = (1000 g:621.6 g) * 498.4 g = 801.8 g Saccharose, das entspricht 2.34 mol.
Die Molalität beträgt also 2.34 mol/kg („Mol pro Kilogramm Lösungsmittel“; Unterschied merken und
Einheit beachten).
621.6 g Wasser sind 34.495 mol Wasser, denn die Molmasse von Wasser beträgt rund 18.02 g/mol).
34.495 mol + 1.456 mol ergeben 35.951 mol (Wasser + Zucker).
Der Molenbruch für Wasser beträgt 34.495/35.951 = 0.9595 (Einheit mol/mol, also letztlich eine
dimensionslose Zahl)
Der Molenbruch für Zucker beträgt 1.456/35.951 = 0.0405

E2b) Valenzstrichformeln, Beispiele:


SO42-, NO3-, BF4-.

Formel SO42- NO3- BF4-


VE, insgesamt 32 24 32
Soll für (5,4,5) Atome, Hauptgruppen 40 32 40
Differenz zur jeweiligen VE-Gesamtzahl 8 8 8
daraus folgt die Anzahl der Bindungen 4 4 4
die nicht für Bindungen benötigten Valenzelektronen … 24 16 24
… bilden nichtbindende Elektronenpaare 12 8 12

Die Regel vom Zentralatom besagt, dass das am wenigsten elektronegative Atom eines mehratomigen Ions
oder Moleküls Zentralatom wird:
Zentralatom im Sulfat ist Schwefel.
Zentralatom im Nitrat ist Stickstoff.
Zentralatom im Tetrafluoridoborat ist Bor.

Wir zeichnen also das Zentralatom, verbinden es mit seinen Bindungspartnern, bis wir so viele Bindungen
eingetragen haben wie zuvor berechnet.
Die restlichen Valenzelektronen, die nicht für Bindungen benötigt werden, tragen wir als nichtbindende
Elektronenpaare ein. Weil wir bei unseren Überlegungen von einer Achterschale für jedes Atom
(Hauptgruppenelement) ausgegangen sind, geben wir jedem Atom noch so viele nicht bindende
Elektronenpaare, dass es jetzt zusammen mit den bindenden Elektronenpaaren vier Elektronenpaare in
seiner Valenzschale hat.
Zum Schluss stellen wir noch fest, welches Atom eine formale Ladung trägt und geben diese an. Zu diesem
Zweck denken wir uns einen Kreis um jedes Atom herum. In diesem Kreis sind alle nicht bindenden
Elektronenpaare an diesem Atom enthalten. Von jeder Bindung rechnen wir beiden an der Bindung
beteiligten Atomen je ein Elektron zu. Wir teilen die Bindungselektronen folglich so auf, dass jeder
Bindungspartner von jeder Elektronenpaarbindung ein Elektron angerechnet bekommt. Dabei kommt es
nicht auf die Elektronegativität an, wir müssen also kein besonders Wissen anwenden, um die Elektronen
fair aufzuteilen. Jetzt zählen wir die Elektronen im Kreis.
Finden wir für ein Atom genauso viele Elektronen im Kreis wie ein neutrales Atom dieses Elements besitzt,
wird keine Formalladung notiert.
Hat ein Atom in der Valenzstrichformel ein Elektron mehr als ein neutrales Atom desselben Elements, erhält
es eine negative Formalladung.
Hat ein Atom in der Valenzstrichformel ein Elektron weniger als ein neutrales Atom desselben Elements,
erhält es eine positive Formalladung.

Das sollte dann etwa so aussehen:


SO42- NO3- BF4-

In den meisten Lehrbüchern findet sich für das Sulfat-Anion eine andere Valenzstrichformel mit sechs
Bindungen am Schwefel-Zentralatom: Diese Formel ist auch korrekt, wenngleich die früher übliche
Interpretation falsch war. Man argumentierte, dass beim Schwefel ja die dritte Schale als
Außenschale fungiert und dass deshalb auch die d-Orbitale dieser Schale benutzt werden.
Inzwischen weiß man aus theoretischen Berechnungen, dass die d-Orbitale in solchen
Verbindungen der zweiten Achterperiode für die Bindungen zu benachbarten Atomen
keine Rolle spielen, weil sie in der Energie zu hoch liegen. Deshalb benutzen auch die
Atome der zweiten Achterperiode nur vier Valenzorbitale und bilden somit auch nur vier
Bindungen aus (siehe die weiter oben angegebene Valenzstrichformel). Die entsprechende
Valenzstrichformel zeigt aber auch eine Ladungstrennung, die den Anlass für eine „moderne“ Interpretation
der alten Formel liefert: Mit dieser Ladungstrennung kann man einen zusätzlichen ionischen Beitrag zur
kovalenten Bindung formulieren und die zusätzlichen Bindungen als ionisch interpretieren. Die Bindungen
zu allen vier Sauerstoffatomen sind im Sulfat und im Nitrat gleich lang und gleich stark, was man durch
Vertauschung von Doppel- und Einfachbindungen mit mehreren Formeln gleicher Art zum Ausdruck bringen
kann.

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