Sie sind auf Seite 1von 15

Glossar

03 Strukturen und Funktionen moderner Öffentlichkeit

Öffentlichkeit Unter Öffentlichkeit wird ein ausdifferenziertes


Kommunikationssystem verstanden, dessen
Funktion darin besteht, zwischen den
Meinungen und Interessen der Bürger und der
kollektiven Akteure einer Gesellschaft einerseits
und dem politischen System andererseits zu
vermitteln. Die spezifische Art und die
resultierenden Selektivitäten der Vermittlung
lassen sich mit Rekurs sowohl auf die
Binnenstruktur und die Sinnrationalität des
Systems Öffentlichkeit als auch in Bezug auf
unterschiedliche AkteursStrategien beschreiben.
Funktionen und Dysfunktionen von
Öffentlichkeit werden herauszuarbeiten
versucht.

03 Mediatization of politics and media influence

 Der Einfluss der Medien bezieht sich auf alle Aktivitäten und Prozesse, welche durch
Medien geprägt sind und von Indiviuden wahrgenommen wird und für welche
Medien notwendig sind um kommunizieren zu können bzw. um eine Nachricht nach
außen bringen zu können.

 Wenn man die Mediatisierung aus einem politischen Blickwinkel betrachtet, dann
bezieht sich das Medienkonzept auf Nachrichtenmedien als eine Institution. Damit
sind alle Medien gemeint, die eine Nachrichtenmediensystem in einem bestimmten
Land usw. formen. Die technische Form spielt dabei keine Roll, sondern mehr die
Organisation die sich hinter den Medienformen befinden. Es kommt nämlich drauf
an, ob die Organisation eine Institution bildet oder nicht.

 Die politische Logik der Angemessenheit in einem bestimmten Land wird durch den
allgemeinen institutionellen Rahmen der Politik, die Notwendigkeit, Politik zu
gestalten, Entscheidungen zu treffen und umzusetzen, und die Notwendigkeit, in
verschiedenen Prozessen der Gewinnung von Unterstützung bei Wahlen oder im
Kampf um Publicity, öffentliche Meinung und Einfluss bei Verhandlungen und
Verhandlungen erfolgreich zu sein, geprägt. Es ist wichtig zu beachten, dass Politik
nicht auf nur eine oder zwei dieser Dimensionen reduziert werden kann. Bei
politischen Prozessen geht es sowohl um Macht als auch um Politik und Themen, und
sie finden immer innerhalb des institutionellen Rahmens statt und werden durch
diesen bedingt.
 Die Mediatisierung der Politik beschreibt einen langfristigen Prozess, durch den die
Bedeutung der Nachrichtenmedien als Institution und ihre Spill-over-Effekte auf
politische Prozesse und politische Institutionen zugenommen haben. Es ist ein
Prozess, bei dem Veränderungen auf der Makroebene in der Interaktion zwischen
Politik und Medien das Gleichgewicht zugunsten von Rückwirkungen der Medien
innerhalb der Politik gekippt haben und bei dem die Nachrichtenmedien als
Institution und die Logik der Nachrichtenmedien in zunehmendem Maße die
Anreizstruktur und den Rahmen bilden, in dem die Politik-Medien-Beziehung
stattfindet.

 Eine zentrale Voraussetzung für die Mediatisierung der Politik ist die Vorstellung,
dass die Medien die wichtigste Informationsquelle über Politik und Gesellschaft
darstellen, dass also die Nachrichtenmedien durch eine konsistente und kumulative
Berichterstattung die öffentliche Meinung beeinflussen können und dass diejenigen
politischen Institutionen und Akteure, die auf öffentliche Unterstützung angewiesen
sind, über die Nachrichtenmedien kommunizieren müssen.

05 Hard and soft news: A review of concepts, operationalizations and key findings

 Je mehr eine Nachricht politisch relevant ist, je mehr sie thematisch berichtet, sich
auf die gesellschaftlichen Folgen von Ereignissen konzentriert, unpersönlich und
unemotional im Stil ist, desto mehr kann sie als Hard News angesehen werden. Je
mehr eine Nachricht nicht politisch relevant ist, je mehr sie episodisch berichtet, sich
auf individuelle Folgen von Ereignissen konzentriert, persönlich und emotional im Stil
ist, desto mehr kann sie als Soft News angesehen werden.

 Harte Nachrichten sind dringende Ereignisse, die sofort gemeldet werden müssen,
weil sie sehr schnell veralten. Diese Nachrichten sind wirklich "neu" (...). Weiche
Nachrichten (...) beruhen in der Regel auf unvorhergesehenen Ereignissen. Der
Reporter oder das Medienunternehmen steht nicht unter dem Druck, die Nachricht
an einem bestimmten Datum oder zu einer bestimmten Uhrzeit zu veröffentlichen -
Soft News-Geschichten müssen nicht 'zeitnah' sein.

 Soft News (...) wurden (...) als Nachrichten beschrieben, die typischerweise stärker
persönlichkeitsbezogen, weniger zeitgebunden, praktischer und ereignisbezogener
sind als andere Nachrichten (...). Schließlich wurden Soft News als eine Veränderung
im Vokabular von Nachrichten beschrieben. Die Nachrichten sollen in ihrer
Darstellungsform persönlicher und vertrauter geworden sein und weniger distanziert
und institutionell. (2000: 3–4)

 In der durchgesehenen Literatur haben wir fünf Dimensionen identifiziert, die


ausschließlich oder in unterschiedlichen Kombinationen zur Definition von harten vs.
weichen Nachrichten verwendet werden. Diese Dimensionen beziehen sich auf
verschiedene Stufen des Nachrichtenproduktions- und -rezeptionsprozesses und
unterscheiden sich auch darin, inwieweit sie für Inhaltsanalysen geeignet sind. Die
Dimensionen sind (1) Thema/Ereignisse, (2) Nachrichtenproduktion, (3)
Nachrichtenfokus, (4) Nachrichtenstil und (5) Nachrichtenrezeption. Tabelle 1 gibt
einen Überblick über die

05 The personalization of mediated political communication: A review of concepts,


operationalizations and key findings

 Personalisierung ist zu einem zentralen Begriff in Diskussionen darüber geworden,


wie sich politische Nachrichten und insbesondere die Wahlberichterstattung im Laufe
der Zeit verändert haben. Die allgemeine Annahme ist, dass sich der Fokus der
Berichterstattung von Parteien und Organisationen auf Kandidaten und
Führungspersönlichkeiten verlagert hat.

 Rahat und Sheafer (2007: 67) definieren (Medien-)Personalisierung als eine


"Veränderung in der Darstellung von Politik in den Medien, die sich in einer
verstärkten Fokussierung auf einzelne Politiker und einer verminderten
Fokussierung auf Parteien, Organisationen und Institutionen ausdrückt". Diese
Definition passt genau zu unserer ersten Form der Personalisierung oder
Individualisierung.

 Die zweite Art der Personalisierung, die als Privatisierung bezeichnet wird, ist
eindeutig komplexer zu definieren und wurde in der bisherigen Forschung vielfältiger
interpretiert. Rahat und Sheafer definieren Privatisierung als "einen Medienfokus auf
die persönlichen Eigenschaften und das persönliche Leben einzelner Kandidaten"
(2007: 68). Obwohl Privatisierung das gebräuchlichste Etikett zur Definition dieses
Trends zu sein scheint, werden auch andere Konzepte verwendet. Van Zoonen
spricht zum Beispiel von "Intimisierung", die sie als einen Prozess beschreibt, bei dem
"Werte aus der privaten Sphäre in die öffentliche Sphäre übertragen werden" (1991:
223). Langer bezeichnet den Prozess als 'Politisierung der privaten Persona', bei dem
sich die Medien verstärkt auf das persönliche Leben (Familie, Erziehung etc.) und
persönliche Eigenschaften konzentrieren, aber politisiert werden, weil persönliche
Enthüllungen nicht vom Politischen getrennt werden können (2010: 61, siehe auch
Langer, 2007: 379). In unserer Konzeptualisierung der Privatisierung betrachten wir
die Aufmerksamkeit auf das "persönliche Leben" einerseits und die Aufmerksamkeit
auf eher "persönliche Eigenschaften" andererseits als zwei unterschiedliche
Unterdimensionen, die am besten getrennt untersucht werden sollten (siehe
Abbildung 1).

 . Obwohl das wissenschaftliche Interesse an diesem Phänomen in den letzten zwei


Jahrzehnten erheblich zugenommen hat, ist die empirische Evidenz in den westlichen
Demokratien uneinheitlich, und oft kommen Studien innerhalb desselben Landes zu
widersprüchlichen Ergebnissen. In diesem Artikel haben wir argumentiert, dass der
Mangel an konzeptioneller Klarheit und das Fehlen einer gemeinsamen
Operationalisierung die Hauptursachen für die unklaren oder widersprüchlichen
Schlussfolgerungen über die Personalisierung von politischen Nachrichten sind. Um
dieses Problem anzugehen, haben wir ein konzeptionelles Modell vorgestellt und
konkrete Operationalisierungen vorgeschlagen. Beide basieren auf der breiten
Auswertung von Studien zur Medienpersonalisierung in vielen westlichen
Demokratien und sind, so glauben wir, förderlich, um länderübergreifende Vergleiche
und Forschungskumulativität zu ermöglichen.

06 Populist Political Communication. Toward a Model of Its Causes,Forms, and Effects

 Populistische politische Kommunikation kann als ein Prozess verstanden werden,


der in strukturelle und situative Faktoren der Makroebene eingebettet ist. Zu diesen
Kontextfaktoren gehören einerseits stabilere Merkmale wie historische Erfahrungen
und kollektive Erinnerungen, die politische Kultur und Eigenschaften des politischen
und medialen Systems. Andererseits sind es spezifische, reale Andererseits üben
spezifische, realweltliche Situationen, die unter anderem mit der Wirtschaft, der
Migration, der nationalen Sicherheit und der Zusammensetzung des politischen
Marktes zusammenhängen, ebenfalls ihren Einfluss auf die (populistische) politische
Kommunikation aus.

 Aus Sicht der politischen Kommunikation kann Populismus am besten als eine Reihe
von Merkmalen oder Elementen kommunikativer Botschaften verstanden werden,
die ihre Wurzeln in den Zielen, Motiven und Einstellungen politischer Akteure, der
Medien oder der Bürger haben bzw. mit diesen in Resonanz stehen.

 Die politische Kommunikationsforschung zum Populismus versucht, die Gründe zu


bestimmen, warum verschiedene Arten von Akteuren populistische Botschaften
verwenden, welche Art von Kommunikationskanälen diese Akteure nutzen, was
populistische Botschaften sind, warum Rezipienten auf sie reagieren und welche
Auswirkungen populistische Botschaften auf die Mikro-, Meso- und Makroebene der
Gesellschaft haben.

 3 Dimensionen: Unserer Ansicht nach stellt die kommunikative Konstruktion "des


Volkes" - das Ansprechen des Volkes, das Reden über das Volk, das Voranstellen des
Volkes und seiner Meinung bei politischen Entscheidungen oder die symbolische und
rhetorische Vereinigung mit dem Volk durch das Reden über "wir" und "uns" - den
unbestrittenen Kern populistischer Kommunikation dar. Zwei weitere oft genannte
Schlüsselmerkmale sind der Anti-Elitismus - der sich in Angriffen auf oder in der Kritik
an verschiedenen Arten von Eliten, Institutionen, dem Establishment oder "dem
System" zeigt - und die Ausgrenzung von Out-Groups, die sich in Positionen zu
bestimmten politischen Themen oder in verbalen Angriffen auf jene Gruppen zeigen
kann, die nicht als legitimer Teil des "wahren" Volkes angesehen werden.

 Basierend auf ihrer empirischen Analyse einer belgischen Wahlkampagne verwenden


Jagers und Walgrave (2007) diese drei Elemente, um vier verschiedene Arten von
Populismus bzw. populistischer Kommunikation zu unterscheiden. Leerer Populismus
bedeutet, dass Verweise auf das Volk das einzige vorhandene Element sind. Bezüge
auf das Volk in Kombination mit dem Ausschluss von Out-Groups ergeben einen
ausgrenzenden Populismus. Bezüge auf das Volk kombiniert mit Angriffen auf Eliten
wird als anti-elitärer Populismus bezeichnet, und eine Kombination aller drei
Elemente wird als vollständiger Populismus bezeichnet. So gilt leerer Populismus als
typisch für ansonsten etablierte, nicht-populistische Akteure, die den Bezug zum Volk
als Kommunikationsstrategie nutzen, um Wähler zu gewinnen und zu mobilisieren.
Der leere Populismus ist dem Mainstream-Populismus ähnlich (Mair, 2002, S. 92-
94). Der anti-elitäre Populismus gilt als näher am Linkspopulismus, da er
typischerweise nicht die Ausgrenzung von Minderheiten betreibt. Auf der anderen
Seite scheinen ausgrenzender und vollständiger Populismus typisch für den
Rechtspopulismus zu sein. Tatsächlich lässt sich argumentieren, dass die
Kombination bestimmter kommunikativer Elemente die spezifische Anziehungskraft
und Wirkung populistischer Kommunikation weitgehend erklären kann; so ist
anzunehmen, dass die Wirkung von Volksbezügen verstärkt wird, wenn sie mit
Kritik an Eliten kombiniert werden und Out-Groups. Durch die Konzentration auf
vier Arten von Populismus schließen Jagers und Walgrave (2007) jedoch mehrere
andere mögliche Kombinationen ihrer Populismus-Elemente aus. Am wichtigsten ist
(weil sie nach Populismus und nicht nach Nicht-Populismus suchen), dass sie die
Möglichkeit nicht berücksichtigen, dass eine Botschaft Anti-Elitismus- und Anti-Out-
Group-Elemente enthalten kann, aber keine Appelle an das Volk. Zumindest wenn
man vermeintlich populistische und nicht-populistische Botschaften vergleicht oder
wenn man versucht, die Effekte dieser drei Elemente systematisch zu entflechten des
Populismus zu unterscheiden, sollte ihr Vorhandensein oder Fehlen systematisch
berücksichtigt werden.

Warum wird der Populismus als demokratischer Illiberalismus bezeichnet? Was richtet sich
die Populismus gegen die Demokratie?

 Populismus kann als illiberal angesehen werden, weil seine Vertreter die reine
Herrschaft der Mehrheit befürworten, sich gegen Intermediäre und einen offenen
politischen Diskurs wenden und die Idee einer homogenen Gesellschaft
favorisieren.

 Erstens geht der Populismus davon aus, dass "das Volk" die Mehrheit ist, dass es
immer Recht hat und dass der Wille des Volkes sofort in die Politik umgesetzt
werden sollte, selbst um den Preis von Einschränkungen, die sich liberale
Demokratien auferlegt haben, um die Gefahren einer reinen Herrschaft der Mehrheit
(Majoritarismus; Pappas, 2014) zu verhindern. Interessanterweise argumentieren
einige Wissenschaftler, dass Populismus wertvoll und wichtig für repräsentative
Demokratien ist, weil er die Eliten auf Probleme der Repräsentation aufmerksam
macht und dadurch die "demokratische" Säule oder - wie Canovan (1999) es
ausdrückt - die erlösende Seite liberaler Demokratien stärkt. Andere hingegen
vertreten vehement die Ansicht, dass Populismus inhärent gefährlich ist und sogar als
Feind moderner liberaler Demokratien betrachtet werden sollte, weil er deren liberale
Elemente missachtet, eine Tendenz zum Autoritarismus hat und nicht-populistische
politische Konkurrenten in die gleiche Richtung drängen könnte, was die Existenz der
Demokratie selbst ernsthaft gefährden würde (für einen Überblick und eine starke,
affirmative Position zu diesem Thema, siehe Abts & Rummens, 2007).

 Das zweite Argument, warum der Populismus als illiberal angesehen werden kann, ist
seine Ablehnung von Intermediären und Institutionen sowie des durch sie
geförderten politischen Diskurses. Aus der Perspektive des Populismus sind
Parteien, Repräsentanten und komplizierte Prozesse der Meinungsbildung unnötig,
weil der allgemeine Wille des Volkes natürlich jederzeit erkennbar ist. Direkte,
unmittelbare Beziehungen zwischen politischen Führern und dem Volk, Akklamation
oder auch nur ein politischer Führer, der den Willen des Volkes anerkennt, werden als
ausreichende Grundlagen für Repräsentation und Entscheidungsfindung angesehen
(z.B. Abts & Rummens, 2007; Canovan, 2005, S. 115). Aus diesen Gründen wird die
repräsentative Demokratie von Populisten kritisiert, weil sie verhindert, dass der
gesunde Menschenverstand und die volonté général direkt in politische
Entscheidungen umgesetzt werden (z. B. Mudde & Rovira Kaltwasser, 2013; Schmitt,
1988; Taggart, 2004, S. 273)

07 Maßlos überschätzt. Ein Überblick über theoretische Annahmen und empirische


Befunde zu Filterblasen und Echokammern

 Studien, welche die Filterblasen-Metapher zum Ausgangspunkt nehmen,


konzentrieren sich wie Pariser ursprünglich überwiegend auf mögliche
Personalisierungseffekte bei der Suche nach Informationen bzw. Nachrichten. Sie
messen z. B. den Grad der Überschneidung der Suchergebnisse bzw. die Ähnlichkeit
der Treffer zwischen verschiedenen Nutzern oder wie vielfältig die Quellen, Themen
oder Meinungen sind, die man über Google News im Vergleich zu anderen Medien-
quellen wahrnimmt. Unter Laborbedingungen konnten Dylko et al. (2017) in
Experimenten mit Studierenden Filterblasen beobachten. Studien zu den Effekten
impliziter Personalisie- rung in realen Settings finden jedoch kaum empirische
Indizien für das Bedrohungsszenario. Lediglich explizite Personalisierung unterstützt
durchaus das Auffinden thematisch passender Inhalte entsprechend der persönlichen
Präferenzen. Insgesamt zeigen die Befunde, dass die vielzitierten Wirkungseffekte
der Filterblase deutlich geringer sind als bislang angenommen.

Welche Variablen müssen für die Entstehung von Filterblasen oder Bildung von
Echokammern müs- sen stärker in den Blick genommen werden?

 Moderierende Variablen auf individueller Ebene (z. B. politisches Interesse, Selective-


Exposure-Neigung, Bildung, Alter)
 Moderierende Variablen auf kollektiver Ebene (z. B. politisches System, Medi-
ensystem) und somit die Randbedingungen viel stärker in den Blick genommen
werden.

Was sind Folgen algorithmischer Personalisierung?

 Sie beeinflussen die individuelle und kollektive Meinungsbildung.


 Sie verzerren die Wahrnehmung des Meinungsklimas in den sozialen Medien
 Es können Resonanzräume entstehen, in denen sich politisch Gleichgesinnte
konzentrieren.

Wodurch unterscheiden sich Echokammern von Filterblasen?

 Filterblasen fokussieren sich auf das Individuum und entstehen um eine einzelne
Person herum durch algorithmische Personalisierung; teilweise kombiniert mit
nutzergesteuerter Personalisierung, nicht aber mit sozialen Filter. Je mehr
konsonante Inhalte eine Person in ihrer Filterblase angezeigt bekommt, deto stärker
wird sie solche Inhalte nutzen, was zu noch mehr Inhalten dieser Art führt.
 Bei Echokammern wird den Individuen ihre eigene Meinung immer wieder als Echo
zurückgeworfen. Weil Menschen versuchen, eine kognitive Dissonanz zu vermeiden,
bilden sie offline wie online Netzwerke mit anderen, die ihnen ähnlich sind. Diese
Gleichgesinnten bestärken sich fortlaufend gegenseitig in ihren gemeinsamen
Meinungen. Es entseht das Gefühl, die Mehrheitsmeiniung zu vertreten. Damit
digitale Echokammern entstehen können, müssen algorithmische Personalisierung
und soziale Filter kombiniert werden.

Eselbrücke:

 Filterblasen -> Individuen, Algorithmus; man ist allein in einer Filterblase


 Echokammern -> Netzwerke, kognitive Dissonanz; man ist mit mehreren in einer
Echokammer

Folgen von Filterblasen und Echokammern

 Atomisierung der Gesellschaft


 Bildung fragmentierter Teilöffentlichkeiten
 Fragmentierung
 Polarisierung
 Radikalisierung des öffentlichen Diskurses

 Fragmentierung bezeichnet die Zersplitterung der Gesellschaft in kleinere


Untereinhei- ten, die nicht länger ein gemeinsames Ganzes bilden, hervorgerufen
durch individualisierten Medienkonsum (Stark 2013). Diese Teilpublika kommen
kaum noch in einem „Common Meeting Ground“ zusammen; der gesellschaftliche
Konsens, welche Probleme die vordring- lichsten sind und einer Lösung bedürfen,
sinkt. Das gefährdet die Integration und Stabilität demokratischer Gesellschaften
(Jarren 2000). Klassischerweise fokussiert die Fragmentie- rungsforschung auf einen
geteilten Themenhorizont (Geiß et al. 2018), weniger auf Meinun- gen, weshalb sie
stärker mit dem Konzept der Filterblasen als mit dem der Echokammern in
Verbindung steht.
 Polarisierung beschreibt die ideologische Spaltung einer Gesellschaft in
verschiedene, unversöhnliche Meinungslager. Unterformen sind (a) das
Auseinanderklaffen der Meinungen der Bürger („attitude polarization“;
Fiorina/Abrams 2008, Prior 2013) in Form von Parteiprä- ferenzen („party
polarization“) oder zu bestimmten Themen („issue polarization“), (b) das
Auseinanderklaffen ihrer emotionalen Haltungen zu bestimmten Gruppen („affective
polari- zation“; Iyengar/Sood/Lelkes 2012) und (c) die Wahrnehmung eines
Individuums vom Pola- risierungsgrad der Gesamtgesellschaft („perceived
polarization“; Lupu 2015, Yang et al.
 Radikalisierung des öffentlichen Diskurses, die zugleich Ursache und Folge der
Polarisierung ist: Auf sozialen Medien bekommen die Nutzer einen verzerrten
Eindruck vom Meinungsklima, weil weder die Nutzerschaft generell noch die an
dortigen Diskussionen beteiligten Nutzer repräsentativ für die Gesamtgesellschaft
sind. Nutzer mit extremen Ansichten sind in den dortigen Debatten
überrepräsentiert, und die Algorithmen bevorzugen extreme Äußerungen, die
besonders viele Nutzerreaktionen hervorrufen. Die Vertreter extremer Ansichten
bekommen den Eindruck, die Mehrheitsmeinung zu vertreten, und artikulieren
diese immer lauter – auch außerhalb sozialer Medien. Die Vertreter modera- ter
Ansichten (und damit der tatsächlichen Mehrheitsmeinung) hingegen fühlen sich in
der Minderheit und verfallen in Schweigen – ein klassischer Schweigespiral-Prozess
(Magin et al. 2019).

Warum ist Polarisierung problematisch?

Polarisierung ist problematisch, weil sie Kompromisse, die für Demokratien existenzi- ell
sind, erschwert und im Extremfall unmöglich macht. Weil Polarisierung auf Meinungen und
die wachsende Extremität von Meinungslagern fokussiert, ist sie stärker mit Echokam- mern
und sozialen Medien als mit Filterblasen, Suchmaschinen und Nachrichtenaggregatoren
verbunden.

08 In Their Own Words: Political Practitioner Accounts of Candidates, Audiences,


Affordances, Genres, and Timing in Strategic Social Media Use

Welche Faktoren beeinflussen die Nutzung von sozialen Medien von Kampagnen
hinsichtlich ihrer Wahlziele?

 Die Wahrnehmung des Kandidaten in den sozialen Medien


 Demografie
 Affinität und die tatsächliche und wahrgenommene Funktionalität
 Zielgruppe
 wahrgenommene Kommunikationsgenre
 Messaging-Strategien
 Nutzen bestimmter Plattformen
 Zeitpunkt des Wahlzyklus

 Das Konzept der Affordances bezieht sich auf die tatsächlichen Möglichkeiten
verschiedener Plattformen und die Wahrnehmung dessen, was sie ermöglichen,
zusammen mit den tatsächlichen Praktiken, die entstehen, wenn Menschen mit
Plattformen interagieren.

Eselbrücke: Affordances = Potenzial + Praxis

 Technologische Praktiken werden begrenzt durch die Wahrnehmung der Menschen,


was Technologien tun können, durch materielle oder digitale Merkmale, die
buchstäblich strukturieren, was mit ihnen getan werden kann, und durch
Verhaltensweisen, die im Zusammenhang mit Technologien entstehen und sich
entwickeln (Evans, Pearce, Vitak, & Treem, 2017; Nagy & Neff, 2015).

 Der Zeitpunkt der Wahl und ihr Kontext prägen die Zielgruppen, die Kampagnen im
Laufe des Wahlkampfs zu erreichen hoffen - und die spezifischen Plattformen, die sie
dafür nutzen.

 Kampagnen bewerten Social-Media-Plattformen je nach ihren Möglichkeiten


unterschiedlich, und dies hängt zum Teil von den Ressourcen, Strategien und
Wahlzielen ab, die die Akteure haben.

 Die Berücksichtigung von Affordances erlaubt die Möglichkeit von Variationen


zwischen Organisationen (d.h., dass nicht alle Mitarbeiter die Technologien für
dieselben Dinge auf dieselbe Art und Weise nutzen können) und zwischen
verschiedenen Social-Media-Plattformen, da sie unterschiedliche Arten von
Kommunikationspraktiken ermöglichen (Evans et al., 2017; Treem & Leonardi, 2013).

 Die Gattungen der sozialen Medien werden durch die technischen Möglichkeiten der
Plattformen geformt, die bestimmte Konventionen in Bezug auf Inhalt und Ausdruck
sowie Normen in Bezug auf die Nutzung dieser Seiten fördern und entstehen lassen.

 Verschiedene Social-Media-Plattformen bieten unterschiedliche Arten der


Kommunikation bieten, die das Publikum von ihnen erwartet. Wie bereits erwähnt
und in Übereinstimmung mit früheren Untersuchungen sahen Kampagnen Twitter im
Allgemeinen als einen Ort für aktuelle Nachrichten, Echtzeit-Diskussionen und
Medienereignisse, da die Seite von Journalisten, politischen Eliten und hoch
engagierten Parteimitgliedern bevölkert wird. Dies bedeutete, dass Twitter für
Kampagnen das Vehikel für öffentliche Erklärungen in Echtzeit war, über die die
Presse dann als offizielle Erklärungen berichtete.

09 Theoretische Erklärungsmodelle für Wahlverhalten

Sozialpsychologischer Ansatz
 Mit der Determinanten-Trias Parteiidentifikation, Kandidatenorientierung sowie der
Orientierung an Sachthemen (issues), versucht der sozialpsychologi- sche
Erklärungsansatz die kurzfristige Wahlentscheidung zu erklären, während er
einzelnen, zeitlich vorgelagerten Faktoren (z.B. der Zugehörigkeit zu be- stimmten
sozialen Gruppen) unmittelbaren Einfluss auf das Wahlverhalten ab- spricht.

 In Form der Variable Parteiidentifikation (PI), dem Herzstück des An- satzes, soll die
Summe der für das Individuum persönlich und politisch relevan- ten, vorgelagerten
Faktoren gemessen werden. Die PI als eine Art psychologi- scher Parteimitgliedschaft
ist demzufolge als Destillat eines Kausalitätstrichters (funnel of causality) zu
verstehen, in den als vorgelagerte Faktoren die persönli- chen Erfahrungen und
politischen Orientierungen des bisherigen Lebens einge- flossen sind (vgl. Campbell
et al. 1960: 24-32).

 Deshalb wird die psychologi- sche Parteimitgliedschaft auch affektive


Parteiorientierung genannt, ein Begriff, der auf die Bezeichnung „Mitgliedschaft“
völlig verzichtet. Die PI ist eine dauerhafte Orientie- rung, die sich nicht von Wahl zu
Wahl ändert. Treten allerdings größere persön- liche Veränderungen (z.B. Heirat,
Berufs- oder Ortswechsel) oder außerordentli- che politische Ereignisse (wie
ökonomische Krisen oder Kriege) ein, dann kann sich auch die Parteiidentifikation
ändern (ebd.: 149-60).

 Sowohl bei der issue- als auch bei der Kandidatenorientierung wird im sozi-
alpsychologischen Ansatz zwischen Stärke, Richtung und Intensität der Orientie- rung
unterschieden
 Sind Kandidaten- und Issueorientierung mit der Parteiidentifikation de- ckungsgleich,
dann spricht man mit Philip E. Converse (1966) von einer Nor- malwahl (normal
vote), bei der die Wahlentscheidung des einzelnen entspre- chend seiner
Parteiidentifikation erfolgt

 Unter- scheiden sich die kurzfristigen Orientierungen von der längerfristigen


Parteiiden- tifikation, beispielsweise in Form einer (kurzfristigen) Präferenz des
Wählers für den Kandidaten der Partei A bei einer (längerfristigen) Identifikation mit
Partei B, dann ist die Wahlentscheidung keineswegs so einfach zu bestimmen.

10 Individual political communication and participation

 Das politische Gespräch der Bürger ist ein wichtiger Katalysator für die Verarbeitung von
Medieninhalten

 Menschen, die sich mehr für Politik interessieren und daher besser informiert sind, können
aufgrund ihrer hervorstechenden Position in sozialen Netzwerken als "Meinungsführer"
dienen.
 Die digitale Revolution hat die Relevanz zwischenmenschlicher Kommunikation verstärkt, da
Online-Medien viele neue Möglichkeiten der sozialen Interaktion bieten (siehe auch das
Kapitel von Boomgarden).

 Aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht kann Bürgerbeteiligung auch als Teil der


politischen Kommunikation betrachtet werden: Obwohl Partizipation in der
Politikwissenschaft als bewusstes Handeln mit dem Ziel der Beeinflussung politischer
Entscheidungen definiert wird (s.u.), kann kein Zweifel daran bestehen, dass es sich bei all
diesen Aktivitäten um spezifische Formen der Kommunikation handelt - dazu gehört z.B. die
Stimmabgabe, die den Willen des Volkes an ein repräsentatives Gremium kommuniziert.

 Das Konzept der politischen Kultur weist darauf hin, dass politische Kommunikation eng mit
politischen Orientierungen und Einstellungen verknüpft ist.

 Die politische Kultur eines Landes hängt von Makrofaktoren wie dem politischen System (z.
B. Wahl-/Parteisystem) oder strukturellen Merkmalen des Mediensystems (z. B.
öffentliches/privates Eigentum) ab und wird auch auf der Mikroebene von individuellen
Variablen wie Bildung, Einkommen und anderen beeinflusst (siehe auch das Kapitel von
Pfetsch und Esser)

Wichtige Punkte

 Die Entwicklung der politischen Partizipation steht in engem Zusammenhang mit dem
Kultur- und Wertewandel in den westlichen Ländern von den 1960er Jahren bis zum
Beginn des 21. Jahrhunderts.

 Mediennutzung und politische Partizipation sind positiv miteinander verbunden

 Faktoren auf der Makroebene wie Pressefreiheit und gesellschaftliche Entwicklung


unterstützen die politische Kommunikation.

11 Objektive Informationsquelle, Watchdog und Sprachrohr der Bürger? Die Bewertung


der gesellschaftlichen Leistungen von Medien durch die Bevölkerung

 die Medien aus Sicht der Bürger*innen ihre Kritik- und Kontrollfunktion sowie die
Informations- und Meinungsbildungsfunktion relativ gut erfüllen.
 Deutlich weniger zufrieden ist das Publikum mit den Integrations-, Artikulations- und
Orientierungsleistungen
 Politisches Interesse, Demokratiezufriedenheit und Politikvertrauen sowie selektive
Mediennutzung, Hostile- Media-Wahrnehmung und Presumed media influence sind
ausschlaggebend für diese Bewertungen;
 das Medienrepertoire spielt dagegen keine Rolle.

Was sind für die beiden Konstrukte Medienvertrauen und Medienqualität der zentrale
theoretische Ausgangspunkt?

 die gesellschaftliche Funktion der Medien


Was besagt der Lügenpresse-Vorwurf?

 Der Lügenpresse-Vorwurf unterstellt, dass die Medien ihr Publikum nicht neutral und
objektiv informieren, sondern be- wusst Unwahrheiten verbreiten. Anhänger
populistischer Bewegungen und Parteien fühlen ihre Interessen von den
„Mainstream-Medien“ missachtet. Journalist*innen wird vorgeworfen, als Teil der
Elite zu agieren, anstatt Politik und Wirtschaft zu kritisieren und kontrollieren.

Welche Faktoren erklären Performanzbewertungen?

 Performanzbewertung = inwiefern die Bevölkerung solche Leistungen, die von den


Medien erbracht werden erfüllt sieht („Performanzbewertung“) und welche
individuellen Fakto- ren diese Wahrnehmung erklären können.

Medien und Öffentlichkeit

 Öffentlichkeit gehört zu den wichtigsten Voraussetzungen für das Bestehen von De-
mokratien (vgl. z.B. Martinsen 2009). Da Medien in modernen Demokratien die
zentralen Instrumente sind, die Öffentlichkeit herstellen, ergeben sich an sie ho- he
normative Ansprüche.

Politische Funktionen

 Die Informationsfunktion gilt als Grundlage für alle weiteren Funktionen (vgl.
Strömbäck 2005, S. 341), denn die Medien stellen in Demokratien eine wichtige
Informationsplattform dar und konstruieren so die Wirklichkeitsvorstellungen der
Bürger*innen.
 Eine weitere zentrale Funktion der Medien besteht darin, Öffentlichkeit herzustel-
len, indem Informationen für die Gesellschaft jedermann zugänglich gemacht wer-
den, um einen Informationsaustausch zwischen politischen und gesellschaftlichen
Organisationen und der Bevölkerung zu ermöglichen
 In Zusammenhang mit der Herstellung von Öffent- lichkeit steht die
Artikulationsfunktion der Medien. Damit ist die Erwartung an die Medien gemeint,
die Interessen der Bürger*innen zu artikulieren und somit als deren Sprachrohr zu
fungieren.
 Hohe Relevanz wird auch der politischen Meinungs- und Willensbildungsfunktion der
Medien zugeschrieben.
 Die Kritik- und Kontrollfunktion gilt ebenfalls als zentrale Leistung der Medien. Die
Veröffentlichung von Kritik führt indirekt zu einer Kontrolle gesellschaftli- cher
Akteure.
 Die Kritik- und Kontrollfunktion gilt ebenfalls als zentrale Leistung der Medien. Die
Veröffentlichung von Kritik führt indirekt zu einer Kontrolle gesellschaftli- cher
Akteure.

3 soziale Funktionen der Medien


 Die Medien sollen demnach ein übergreifen- des Normenbewusstsein der
Rezipient*innen schaffen oder verstärken. Eng mit der Sozialisationsfunktion
verknüpft ist die Orientierungsfunktion.

Sonstige Ergebnisse der Studie

 Denn hat ein Nutzer das Gefühl, dass die Medien nicht objektiv informieren, findet er
seine Ansichten in keinen etablierten Medien wieder und sich damit gegenüber der
Politik nicht repräsentiert oder ist er der Überzeugung, dass die Medien nicht in der
Lage sind, Politiker und deren tagtäglichen Entscheidun- gen zu kritisieren, so kann
dies gerade in Zeiten stärker werdender populistischer Kräfte die politische Teilhabe
und den gesellschaftlichen Zusammenhalt negativ beeinflussen.
 Erfüllen die Medien aus der individuellen Sicht die normativen Leistungen nicht, so
wird auch das Medienvertrauen sinken, möglicherweise bis hin zu Medienzynismus.

Das könnte Ihnen auch gefallen