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Miteinander in

Vielfalt leben

Bild: Rahmanulla Khan

Analysen und Handlungsempfehlungen zur Gestaltung von Diversität


und Integration in der Stadt Kufstein.

Vorgelegt von Meral Sevencan, Integrationsbeauftragte der Stadt Kufstein


Erarbeitet in Kooperation mit DI Peter Warbanoff, Büro co:retis

November 2018
Inhaltsverzeichnis
Methodik, Anwendung und Zuständigkeiten 8

Rahmen und grundlegende Überlegungen 11


Demografische Grundlagen 11

Über Migration und Vielfalt als Normalität 14

Zum Begriff Integration 14

Die Bedeutung der lokalen Ebenen 15

Thematische Analysen und Handlungsempfehlungen 16


Identitäten und Zugehörigkeiten stärken 16

Regeln für das friedliche Zusammenleben vertreten 18

Evidenzbasiertes Wissen als Basis


für die Integrationsarbeit sichern 19

Vernetzung, Information und Kooperation fördern 19

Ressourcen, Diversifizierung und


interkulturelle Fortbildungen vorsehen 22

Deutschkenntnisse fordern, Angebote


zum Spracherwerb fördern 24

Leistbares Wohnen und Gemeinwesenarbeit ermöglichen 28

Möglichkeiten und Räume für


Begegnungen und Miteinander schaffen 30

Vereine als Schlüsselfaktoren für Integration unterstützen 32

Positive Narrative und Wertschätzung von Engagement fördern 33

Ein effizientes Freiwilligenmanagement etablieren 34

Aktiv gegen jegliche Art der Diskriminierung vorgehen 35

Angebote zur Stärkung der - psychischen - Gesundheit fördern 37

Ergänzungen spezifischer Infrastrukturen


für Migrant*innen vornehmen 38

Zugang zu Qualifizierung und Beschäftigung fördern 38

Spezifische Angebote für Frauen und Mädchen ausbauen 42

Angebote für Jugendliche erweitern 44


UMWELTZEICHEN

Anhang47
Literatur47
Wenn Angabe über Druckerei nicht im Impressum mit Firmenname!
Interview-Partner*innen48

Fragen für die strukturierten Interviews 49

Stellenbeschreibung: Integrationsbeauftragte der Stadt Kufstein 50

Die Bevölkerung der Stadt Kufstein: Die Nationen von A bis Z 51

Impressum: Bei Angabe über Druckerei im Impressum ohne Firmenname!


Herausgeberin: Stadtgemeinde Kufstein
Titel: Miteinander in Vielfalt leben. Analysen und Handlungsempfehlungen zur Gestaltung von Diversität und Integration in der Stadt Kufstein
AutorInnen: Vorgelegt von Meral Sevencan (Integrationsbeauftragte der Stadt Kufstein), erarbeitet in Kooperation mit DI Peter Warbanoff (Büro co:retis, Innsbruck)
Erscheinungsjahr: April 2019
Adresse: Oberer Stadtplatz 17, 6330 Kufstein, Telefon: 0043/5372/602-0 , Fax: 0043/5372/602-75, E-Mail: stadtamt@kufstein.at
4 5

Integration in allen Bereichen! Täglich gelebte Integration und Eigenverantwortung

D M
as Thema Integration wird derzeit sowohl von Seiten der Migranten als auch von enschen flüchten vor Verfolgung, Krieg und Armut. In Städten erhoffen sich Zuwanderer Wohnraum,
Seiten der Gemeinden insbesondere dadurch immer wieder angegangen, dass Arbeit und eine gute Infrastruktur. Somit ist auch Kufstein ein beliebtes Ziel von Menschen, die sich
gemeinsame Feste gefeiert werden, die den Integrationsgedanken in das allgemeine eine sichere Zukunft wünschen. Unsere Bildungseinrichtungen spiegeln eine Vielfalt von Kindern
Bewusstsein bringen wollen. Das ist aber natürlich zu wenig, weshalb die Stadt Kufstein in und Jugendlichen aus aller Welt wider. Die Pädagog*innen sind neben der Unterrichts- und Betreuungstätigkeit
den vergangenen Jahren auch sehr große Bemühungen unternommen hat, um speziell im täglich darum bemüht, Ansprechpersonen für Familien zu sein, von Bildungsnähe zu überzeugen und soziale
Bereich des Spracherwerbes den Kindern aus Migrantenfamilien bestmögliche Startchancen Kompetenzen zu schulen. Viele Freiwillige engagieren sich in der Begleitung von Menschen mit Fluchthintergrund,
zu geben. Letztlich wird es aber notwendig sein, Integration in sämtlichen Bereichen zum bieten Deutschkurse oder finanzielle Hilfeleistungen an. Arbeitgeber sind bereit, Mitarbeiter*innen mit
Thema zu machen und wir haben daher nach monatelangen Vorarbeiten ein entsprechendes Migrationshintergrund eine faire Chance zu geben. Das Engagement vieler Menschen führt zu kleinen und
Integrationskonzept für Kufstein erstellen lassen. Im Rahmen der Bearbeitung haben sich sehr großen Erfolgen und es sichert somit auch den sozialen Frieden in unserer Stadt. Kufstein wächst kontinuierlich.
viele offene Fragen und Themen ergeben, die wir nunmehr Punkt für Punkt abarbeiten wollen, Im Jahre 2015 bekannten sich die politischen Gremien dazu, Integrationsmaßnahmen zu intensivieren, indem
um unsere Bemühungen auf eine breitere Basis zu stellen. Der Spracherwerb ist aus meiner Sicht eine Integrationsbeauftragte beschäftigt wurde. Das vorliegende Konzept ist ein weiteres Bekenntnis der Politik
nach wie vor der unbedingt notwendige Schlüssel, um alle anderen Bemühungen zum Erfolg zu im Jahr 2019, Bereitschaft für die Umsetzung neuer Integrationsprojekte zu signalisieren.
führen. Spracherwerb ist aber etwas, was man jemandem nicht aufzwingen kann, sondern wo
auch von Seiten der Menschen mit Migrationshintergrund eine Bereitschaft bestehen muss, Es gab weltweit bislang zwei unterschiedliche Ansätze, Integration umzusetzen. Der eine sah vor, dass Ein-
diese Angebote anzunehmen. wanderer an ihrer eigenen Identität festhielten und der andere forderte eine Anpassung im Ankunftsland ein.
Mittlerweile weiß man, dass weder der eine noch der andere Ansatz zu gelungener Integration führt und dass
Über die bestehenden Angebote hinaus ist es aber Aufgabe der zugewanderten Menschen, sich ein Mittelweg sinnvoll ist. Derzeitige Untersuchungen belegen, dass es nicht zielführend war, an Migrant*innen
auch selbst darum zu bemühen, die notwendigen Kenntnisse und Fertigkeiten zu erwerben, um möglichst wenige Anforderungen zu stellen. Das zeigt sich beispielsweise an höheren Arbeitslosenraten un-
in Österreich ein zufriedenes Leben führen zu können. So sehr wir uns also bemühen werden, ter Zuwanderern. Kufstein möchte aus diesen Erfahrungen lernen und darf deshalb mutig Forderungen an jene
unser Angebot noch treffsicherer zu machen, so sehr ergeht auch mein Aufruf an jene Menschen, Menschen stellen, die unserer Mitbürger*innen sind. Dazu gehört in erster Linie der eigenverantwortliche Er-
die Österreich als neue Heimat gewählt haben, dass sie auch von ihrer Seite her alles unterneh- werb der deutschen Sprache, da der Besuch von Sprachkursen nur der erste Schritt im Prozess des Spracherwer-
men, um diese Integrationsbemühungen zum Erfolg zu führen. Dazu gehört es mit Sicherheit bes ist. Außerdem sind Werte wie die Ablehnung patriarchaler Gesellschaftsstrukturen und die Unterdrückung
auch, dass die Kinder schon im Elternhaus mit der deutschen Sprache so in Kontakt kommen, der Frau für uns nicht diskutierbar und deshalb fordern wir die Einhaltung dieser Werte von allen Kulturen ein.
dass sie im Kindergarten und in der Schule von den Lehrinhalten maximal profitieren und damit
die Basis dafür legen, jeden von ihnen gewünschten Beruf ergreifen zu können. Es gibt keinen Kufstein war in der Vergangenheit schon mit großen Zuwanderer-Zahlen konfrontiert. Die kulturellen Unter-
Grund dafür, dass jemand nur aufgrund seines Migrationshintergrundes unser Bildungsangebot schiede der Bevölkerungsgruppen waren früher kleiner als heute und daher sind die Herausforderungen für die
nicht wahrnehmen könnte und damit ihm auch nicht das volle Spektrum aller möglichen und Integrationsarbeit gestiegen. Umso mehr bedarf es der Bereitschaft aller Mitbürger*innen, so manche Verschie-
für uns ja auch wichtigen Berufe zur Verfügung stehen sollte. Integration ist für uns eine große denheit zu akzeptieren und die eine oder andere fremde Gewohnheit wohlwollend zur Kenntnis zu nehmen. Wir
Herausforderung und für die integrationswilligen Zuwanderer eine riesige Chance auf ein selbst- alle erweitern unseren Horizont, wenn wir Neues kennenlernen.
bestimmtes Leben in Österreich.

Wir werden unsere Bemühungen intensivieren und in einigen Jahren sehen, ob wir hier Ich wünsche uns allen ein gutes Miteinander
für unsere integrationswilligen Mitbürger eine gute Basis schaffen konnten. in unserer liebenswerten Stadt!

Mag. Martin Krumschnabl Ihre Bildungs- und Integrationsreferentin,


bürgermeister Stadt Kufstein Dipl.-Päd. Birgit Obermüller, MA BEd
6 7

Integrationskonzept

V
iele sprechen über Integration und es gibt zahlreiche Definitionen darüber. In Kufstein
haben wir uns daher unsere eigenen Überlegungen dazu gemacht und sie in einem
Konzept festgeschrieben, das ein Resultat eines Prozesses ist, der 51 Schlüsselpersonen
der Kufsteiner Integrationslandschaft ins Boot geholt hat. Das Integrationskonzept zeigt
Richtlinien der Kufsteiner Integrationspolitik auf, gibt Anregungen zur Umsetzung in konkreten
Handlungsfeldern und wird uns in den nächsten Jahren als Wegweiser dienen. Das Gemeinwohl
und die Zugehörigkeit aller hier lebenden Menschen kann dadurch maßgeblich gestärkt werden.
Was Integration nun wirklich ist, soll jeder für sich definieren – die ewige Suche nach der „idealen“
Definition soll uns nicht aufhalten.

Eines steht jedoch fest: Integration ist ein facettenreicher und langfristiger Prozess, der nicht
von heute auf morgen und auch nicht von allein passieren kann. Wieso brauchen wir ein Inte-
grationskonzept? Solange die Menschen keine Wurzeln, sondern Beine haben, wird das Thema
Diversität durch demografische, wirtschaftliche, technologische sowie gesellschaftliche Trends
und Entwicklungen in den kommenden Jahren wichtiger denn je sein. Der gesellschaftliche
Zuwachs bringt eine Vielfalt mit sich, die wiederum die Frage aufwirft, was das Verbindende
ist. Nicht alle Menschen in unserer Stadt haben eine gemeinsame Herkunft und doch schauen
wir in die selbe Zukunft. Ebenso verbinden uns unsere Bedürfnisse nach Sicherheit, persönli-
cher Entwicklung, Ordnung, Orientierung, einem guten Zusammenleben und Zugehörigkeit. Wir
brauchen Menschen, die ihr Engagement in ein gutes Zusammenleben und für das Gemeinwohl
einsetzen. Eigenverantwortung, gute Umgangsformen und eine lernende Haltung sind im Alltag
wichtig, um soziale und kulturelle Diversität in die Gesellschaft einzugliedern.

Zusammenleben bedeutet Geben und Nehmen; ein Aufeinander zugehen ist unumgänglich
und fördert die Gemeinschaft zum Wachsen und Blühen.

Zusammenleben geht uns alle an!

Ihre Integrationsbeauftragte der


Stadtgemeinde Kufstein, Meral Sevencan
8 9

Methodik,
Anwendung und
und Empfehlungen beziehen sich dabei jeweils auf tionen und Rahmenbedingungen in den einzelnen Handlungsfeldern der
mehrere Quellen. Einzelmeinungen sowie Bedarfe Integrationsarbeit zu dynamisch. Auch die übergeordneten, vor Ort mit
oder Annahmen, die sich während des Prozesses le- zu berücksichtigenden Konzepte und Vorgaben von EU, Bund und Land
diglich aus einer Quelle ergaben, wurden hier bewusst sind einem steten Wandel und Entwicklungsprozess unterworfen. Zudem

Zuständigkeiten
nicht berücksichtigt. entwickeln sich die kommunale Integrationslandschaft, die beteiligten
Organisationen und Akteur*innen sowie deren Angebote andauernd wei-
Alle Aspekte, die sich aus den Analysen vor Ort in Kuf- ter. Ein statisches Konzeptpapier wäre also für die Bearbeitung eines so
stein ergeben hatten, wurden anschließend mit Inhal- heterogenen und dynamischen Themenkomplexes, wie es die Integrati-
ten und Standpunkten von übergeordneten Fach- und onsarbeit ist, nicht geeignet.
Rahmenkonzepten (Bund, Land ) abgeglichen.
Methodik und Vorgangsweise Die vorliegenden Ausführungen sind fundierte Grundlage und gut be-
Die vorliegenden Ausführungen haben weder An- gründete Anregungen für die Konkretisierung und Gestaltung des weite-
spruch auf Wissenschaftlichkeit noch auf eine um- ren Integrationsprozesses in der Stadt Kufstein. Auf Basis der Analysen

I
m November 2016 erfolgten die Beschlüsse der zuständigen politi- Alle persönlichen Interviews und Gespräche wurden fassende Berücksichtigung und Bearbeitung aller der aktuellen Situationen zeigen die hier vorgelegten Überlegungen gut
schen Gremien der Stadt Kufstein (Integrationsausschuss, Stadtrat) von Frau Meral Sevencan, der Integrationsbeauftrag- Aspekte der komplexen Querschnittsthematik In- argumentierte Optionen zur Verbesserung des Ist-Standes. Die Aus-
zur Erarbeitung eines Konzeptes zur Weiterentwicklung der Integra- ten der Stadt Kufstein, durchgeführt, bei einigen war tegration. Vielmehr sind sie eine Darstellung der gangssituationen wie auch die Handlungsempfehlungen müssen aber
tionsarbeit in der Stadt. Demnach sollte ein Konzept erstellt werden, „das auch Herr DI Warbanoff assistierend anwesend. Diese aktuellen Situation sowie von Bedarfen und Hand- regelmäßig überprüft und bei Bedarf adaptiert und neu festgelegt werden.
die Integrationsarbeit in Kufstein effizient bündelt, die Transparenz der zahlreichen persönlichen Kontakte wurden im Prozess lungsempfehlungen, wie sie sich auf Grundlage der
Maßnahmen herstellt und allen Akteur*innen als Orientierung dient“. auch deshalb bewusst vorgesehen, damit die damals absolvierten Recherchen sowie der mit den Kufsteiner Über die Addition einzelner Maßnahmen hinausgehend sollten Politik
noch relativ neu im Amt befindliche Integrationsbe- Integrationsexpert*innen geführten Gespräche und und Verwaltung unter Einbeziehung unterschiedlicher Stakeholder und
Als Vorgangsweise zur Konzepterarbeitung wurde ein Mix aus Grundla- auftragte möglichst rasch möglichst viele Akteur*in- Diskussionen darstellen. Systempartner*innen die Prioritäten der zukünftigen Integrationsarbeit
genarbeiten und beteiligenden Methoden gewählt. Zur Begleitung und nen der Kufsteiner Integrationslandschaft persönlich in Kufstein periodisch festlegen. In themenspezifischen Detailplanungen
Beratung des Prozesses wurde das Innsbrucker Büro co:retis (DI War- kennen lernen und wichtige Netzwerke knüpfen kann. Für die Aufbereitung und Darstellung der einzelnen (z.B. Jahresplanungen, 2-Jahres-Programmen) müssen konkrete Aktivi-
banoff) beauftragt. Themenfelder wurde ein Ansatz gewählt, der in einer täten und Maßnahmen definiert und umsetzungsreif ausgearbeitet wer-
Die Rechercheergebnisse sowie alle Erkenntnisse aus Zusammenschau einen guten Überblick über Leit- den.
Durch eine umfangreiche Recherche wurden zunächst zahlreiche, bereits den Befragungen wurden anschließend mit drei the- ziele und Handlungsoptionen der Stadtgemeinde zur
vorliegende Fakten und Informationen zum Thema erfasst und analysiert. menspezifischen Fokusgruppen reflektiert und kon- Gestaltung von Diversität und Integration in Kufstein Zur Orientierung und Anregung für die Maßnahmenplanung in Kufstein
Neben Daten zur Bevölkerungsstruktur wurden Angebote, Akteur*innen kretisiert. Die Themen der Fokusgruppen haben sich ermöglicht. Die Überschriften der einzelnen themati- dienen neben dem vorliegenden Papier insbesondere auch die überge-
und Kontakte der Integrationslandschaft Kufstein gesammelt und doku- aus den vorangegangenen Bearbeitungsschritten als schen Kapitel wurden als übergeordnete Ziele formu- ordneten Fach- und Rahmenkonzepte des Bundes und Landes sowie
mentiert. wesentlich und zentral für die Integrationsarbeit in liert. Die anschließenden Ausführungen analysieren erfolgreiche Initiativen und Projekte anderer Gemeinden und Regionen.
Kufstein herausgestellt. Zur Fokusgruppe „Bildung & und beschreiben eingehender die jeweils aktuellen
Als weiterer Schritt zur Erhebung und Analyse der aktuellen Situation Integration“ wurden am 26.09.2017 Pädagog*innen Ausgangssituationen und Bedarfe. Abgeschlossen
sowie der unterschiedlichen Bedarfe und Handlungsoptionen zur Wei- der Kufsteiner Bildungseinrichtungen zur Situation werden die einzelnen Themenabschnitte mit kon-
terentwicklung der Integrationsarbeit in Kufstein wurden persönliche und den Erfordernissen in Kindergärten und Schulen kreten Handlungsempfehlungen zur Optimierung der Agieren statt Schubladisieren
Gespräche mit etwa 50 Multiplikator*innen und Schlüsselpersonen eingeladen. Die Fokusgruppe „Jugend & Integration“ jeweiligen Aspekte der Integrationsarbeit in Kufstein.
zum Thema geführt. Eine Liste mit Namen und Hintergrund der Inter- wurde am 31.01.2018 durchgeführt. Schließlich fand In einer zusammenfassenden Darstellung sind somit Leitbilder, Strategien und Konzepte sind häufig mit dem Image behaftet,
view-Partner*innen ist im Anhang beigefügt. Alle befragten Personen am 06.08.2018 eine Fokusgruppe mit Vertreter*in- den einzelnen thematischen Leitzielen transparent dass viel geredet und geschrieben, aber oftmals zu wenig konkretisiert
haben in ihrer täglichen Praxis vor Ort in Kufstein laufend mit unter- nen der Kufsteiner Migrant*innen-Organisationen konkrete Maßnahmen zur Zielerreichung gegenüber- und umgesetzt wird. Diese Einschätzung und Bedenken haben auch eini-
schiedlichen Aspekten von Vielfalt und in diversen Kontexten mit Integ- statt. Über die Ergebnisse der drei Veranstaltungen zustellen. ge der befragten Multiplikator*innen zum Ausdruck gebracht.
ration zu tun. Alle Interviewpartner*innen sind also lokale Expert*innen liegen detaillierte Dokumentationen und Protokolle
für die Integrationsarbeit in Kufstein. Bei den sogenannten strukturierten vor. Als Ergänzung der hier vorliegenden, allgemei- Dass dies im gegenständlichen Fall des Integrationskonzeptes der Stadt
Interviews wurden anhand einer vorgegebenen Fragenliste (siehe Anhang, ner gehaltenen Ausführungen sind dort auch weitere Kufstein allerdings unbegründet ist, zeigt die bereits begonnene Imple-
Seite 46) unterschiedliche Aspekte des Ist-Standes sowie der Bedürfnis- themenspezifische Aspekte und Handlungsoptionen Konkretisierung und mentierungsphase. Die Verantwortlichen haben nicht zugewartet, bis
se und Vorschläge für Maßnahmen und Aktivitäten zur Optimierung der nachzulesen.
regelmäßige Aktualisierung der Erarbeitungsprozess abgeschlossen und das Papier ausformuliert ist.
Integration von Zugewanderten in Kufstein besprochen und protokolliert. Maßnahmen und Aktivitäten, die sich im laufenden Prozess als prioritär
Alle Ergebnisse und Erkenntnisse des bis dahin vor- erforderlich und dringend herausgestellt haben, wurden umgehend der Konkretisie-
Die Ergebnisse wurden qualitativ ausgewertet und einzelnen Themen- liegenden Prozesses zur Erarbeitung des Integrati- rung und Umsetzung zugeführt. Wie der Dokumentation im Anhang zu
feldern der Integrationsarbeit zugeordnet. Für zwei Zielgruppen, Frauen/ onskonzeptes wurden im gegenständlichen Papier Die im vorliegenden Papier enthaltenen Überlegun- entnehmen ist, wurden durch diese konsequente Vorgangsweise bereits
Mädchen sowie Jugendliche, ergaben sich aus dem Diskussions- und zusammengefasst. Die Ausführungen fokussieren gen und Empfehlungen können keinesfalls als kon- eine Reihe von Initiativen gestartet oder umgesetzt. Auch wenn diese
Erarbeitungsprozess eine prioritäre Bedeutung für die Integrationsarbeit speziell jene Themenfelder und Zielgruppen, für die krete Vorgabe und Anleitung angesehen werden, die es Herangehensweise die Ausarbeitung des vorliegenden Papiers eventuell
in Kufstein. Daher wurden diese beiden Zielgruppen in der Ergebnisdar- sich im Prozess ein besonderer Reform- und Hand- nun gilt, Schritt für Schritt abzuhandeln und umzuset- etwas verzögert haben mag, war sie für die Sache und vor allem für die
stellung eigens herausgehoben . lungsbedarf herausgestellt hat. Sämtliche Argumente zen. Dafür sind nicht zuletzt auch die Ausgangssitua- jeweiligen Zielgruppen zweckmäßig und sinnvoll.

1 vgl. dazu den Fokus auf die Zielgruppe „Frauen“ in Fach- und Rahmenkonzepten auf Bundes- und Landesebene – wie z.B. hier: www.tirol.gv.at/gesellschaft-soziales/ 2 Nationaler Aktionsplan Integration des BMEIA, 50 Punkte-Plan zur Integration von Asylberechtigten und subsidiär Schutzberechtigten in Österreich,
integration/angebote-zur-integration-von-fluechtlingen-in-tirol/angebote-fuer-frauen oder hier: https://www.bmeia.gv.at/fileadmin/user_upload/Zentrale/Integration/ Jahresberichte des Expertenrates für Integration, Integrationskonzept des Landes Tirol.
Integrationsbericht_2018/Integrationsbericht_2018_Zahlen__Trends_und_Analysen_-_Integration_von_Frauen_im_Fokus_stand_14_11.pdf – Zugriffe am 15.10.2018
10 11

Zuständigkeiten im heterogenen Bürgermeister. Denn Integration ist (auch) Chefsache.


Themenkomplex nachschärfen Die Rolle des Zahlreiche Erfahrungen aus anderen Gemeinden und
Regionen zeigen, dass es von zentraler Bedeutung ist,
Für die Weiterentwicklung und Gestaltung des Integrationsprozesses Protokollführung). Angesichts der Bezirkshauptstadt
Stadtoberhauptes wenn sich auch Bürgermeister*innen vermehrt und
sowie für die Implementierung konkreter Maßnahmen in Kufstein sind Kufstein als komplexem Arbeitsfeld und im Vergleich persönlich dem Thema Integration annehmen . Die
neben der politischen Verbindlichkeit auch klare Zuständigkeiten essen- zum Ausmaß der dafür zur Verfügung stehenden Ar- Der Querschnittsmaterie entsprechend sind neben Querschnittsthematik in den einzelnen Themenres-
ziell. beitsstunden (25 WSt.) ist dies eine Menge an Auf- den genannten, explizit für Integration zuständigen sorts und in der Verwaltung zu verankern, gelingt am
gaben und Zuständigkeiten. Wie nicht zuletzt auch Gremien und Personen, auch praktisch alle anderen besten mit proaktiver Unterstützung durch das Stad-
Mit der Definition und Zuordnung eigener Zuständigkeitsbereiche für „In- die Befragung der Multiplikator*innen ergab, ist die in Politik und Verwaltung der Stadtgemeinde han- toberhaupt. Auch die Informations- und Öffentlich-
tegration“ bei Politik und Verwaltung sind diesbezüglich bei der Stadt- Integrationsbeauftragte aber bereits gut etabliert und delnden Akteur*innen für den kommunalen Integra- keitsarbeit der Stadt ist ungleich wirksamer, wenn sie
gemeinde Kufstein bereits gute Rahmenbedingungen gegeben. Die Ko- in weiten Kreisen für ihr Engagement geschätzt. Dass tionsprozess in Kufstein mitverantwortlich . Nicht nur, vom Bürgermeister ausgeht und selbst aktiv betrieben
ordination, Steuerung und operative Unterstützung aller Aktivitäten zur mit Frau Sevencan eine türkeistämmige Kufsteinerin aber mit einer besonderen Verantwortung auch der wird.
Gestaltung von Vielfalt und Integration ist Aufgabe des politischen Aus- diese Position im Rathaus einnimmt, wird von etli-
schusses für Integration sowie des städtischen Fachbereichs Kinder, Ju- chen der Gesprächspartner*innen als positiv für die
gend, Integration und der Integrationsbeauftragten. Thematik und wertvoll für den weiteren kommunalen 4 siehe die Empfehlung eines Grundsatzbeschlusses des Gemeinderats der Stadt Kufstein, Integration als Querschnittmaterie zu verankern
Integrationsprozess bewertet. (Kapitel „Vernetzung, Information und Kooperation fördern“, Seite 15ff)
5 vgl. z.B. www.alpbach.org/de/labs/buergermeistertreffen; www.via-bayern.de/NIB/bilder/nib_flyer_chefsache.pdf – Zugriffe am 08.10.2018

Ausschuss für Integration


Bereich „Kinder, Jugend,
Der Ausschuss für Integration ist das politisch für Integration zuständige
Integration“
Gremium des Kufsteiner Gemeinderates. Hier werden themenspezifische

Rahmen und
Aspekte diskutiert und Entscheidungen vorbereitet. Als Obfrau steht dem Im Juni 2017 wurde im Rathaus Kufstein der neue Be-
fünfköpfigen Gremium aktuell GRin Birgit Obermüller, MA BEd vor, die reich „Kinder, Jugend, Integration“ eingerichtet. Ziel
zudem Bildungsreferentin der Stadtgemeinde Kufstein und Mitglied wei- dieser Stelle ist die Koordinierung der Angebote für
terer städtischer Gremien ist. Auch etliche der anderen Ausschussmit- Jugendliche sowie der Anliegen von Jugendlichen in

grundlegende
glieder und Ersatzmitglieder sind in weiteren Ausschüssen und Gremien Kufstein. In die Zuständigkeit fallen das Jugendzen-
aktiv. Durch diese auf den politischen Akteur*innen basierende Vernet- trum, die mobile Jugendarbeit, die Jugendcard und
zung der Zuständigkeiten und Gremien sollte auch die grundsätzliche die Vernetzung weiterer Angebote für Jugendliche in
Voraussetzung, Vielfalt und Integration politisch wie in der kommunalen Kufstein. Darüber hinaus ist die Stelle auch für die

Überlegungen
Verwaltung als Querschnittsmaterien zu verankern, in Kufstein gegeben Umsetzung von Maßnahmen der familienfreundli-
sein. Hinsichtlich der repräsentativen Zusammensetzung des Gremiums chen Gemeinde zuständig . Wie nicht zuletzt auch die
ist festzuhalten, dass aktuell von den insgesamt 10 Personen, die dem Interviews mit den Multiplikator*innen in Kufstein
Ausschuss für Integration als Mitglieder bzw. Ersatzmitglieder angehö- zeigten, scheint die konkrete Zuständigkeits- und
ren, keine einen (offensichtlichen) Migrationshintergrund hat. Eine Per- Aufgabenverteilung im Bereich „Kinder, Jugend, Inte-
son mit türkischen Wurzeln wird als „Beratendes Mitglied“ geführt. gration“ für das Thema „Integration“ noch nicht gänz-
lich und für alle Systempartner*innen transparent
geklärt. Hier gilt es nachzuschärfen, eine sich jeweils Demografische Grundlagen
ergänzende Arbeits- und Vorgangsweise zwischen

N
Integrationsbeauftragte dem Fachbereichsleiter und der Integrationsbeauf- ach den vorliegenden Zahlen der Stadtgemeinde lebten mit Stichtag 08. Mai 2018 insgesamt 21.048
tragten zu definieren und auch der Integrationsland- Einwohner*innen in Kufstein, davon waren 10.917 weiblichen (52 %) und 10.131 (48 %) männlichen
Seit 2015 gibt es im Rathaus Kufstein auch in der Verwaltung eine für schaft zu kommunizieren (Wer ist wofür verantwort- Geschlechts (vgl. Abbildung 1, Seite 7).
Integration zuständige Fachkraft. Mit Meral Sevencan ist eine türkei- lich? Wen gilt es für welche Belange zu kontaktieren?
stämmige Kufsteinerin seither mit einem Ausmaß von 25 Wochenstun- etc.). Ein gut funktionierendes Schnittstellenmanage- Rund 71 % der Bevölkerung Kufsteins haben die österreichische Staatsbürgerschaft (vgl. Abbildung 2). Von den
den als Integrationsbeauftragte bei der Stadtgemeinde angestellt. Geht ment sowie eine akkordierte Vorgangsweise sind für ca. 29 % Nicht-Österreicher*innen haben etwa 17 % den Pass eines EU-Landes. Rund 12 % der Kufsteiner Be-
man von der Aufgabenbeschreibung dieser Stelle aus (siehe Anhang, den gelingenden kommunalen Integrationsprozess völkerung kommen aus Drittstaaten (vgl. Abbildungen 3 und 4, Seite 8 bzw. 9).
Seite 47), so nimmt die Integrationsbeauftragte eine ganz zentrale Funk- mitentscheidend. Die auch bereits erfolgte räumliche
tion im kommunalen Integrationsprozess ein. Sie ist erste Anlaufstelle Zusammenlegung der Bereiche Kinder, Jugend und Kufstein ist auch hinsichtlich der Bevölkerungszusammensetzung eine internationale Stadt, leben hier doch
für Migrant*innen und Geflüchtete im Rathaus, Ansprechpartnerin aller Integration in einem gemeinsamen Büro der Sach- Menschen aus insgesamt 99 Nationen (siehe Abbildungen im Anhang, Seite 48). Mit mehr als 1.600 Personen
Akteur*innen der Kufsteiner Integrationslandschaft und verantwortlich bearbeiter*innen im Rathaus Kufstein ist hierfür ein haben die Deutschen den größten Anteil der Ausländer*innen in Kufstein. Bei den Drittstaatangehörigen sind
für die lokale und regionale Netzwerkarbeit sowie zur Koordination der erster wichtiger Schritt. die Türk*innen mit etwa 920 Personen am stärksten vertreten (vgl. Abbildung 5, Seite 8).
Integrationsangebote vor Ort. Zudem betreibt sie ressortübergreifende
interkulturelle Öffentlichkeitsarbeit und nimmt an Sitzungen kommu- Hinsichtlich der Religionszugehörigkeit ist mehr als die Hälfte der Kufsteiner Bevölkerung ein Mitglied der rö-
naler politischer Gremien teil oder organisiert und begleitet diese (z.B. misch-katholischen Kirche. Rund 13,5 % der Kufsteiner*innen bekennen sich zum Islam. Etwa 3,8 % sind evan-
gelisch und 0,9 % griechisch-orthodox. Der Anteil ohne Bekenntnis (5,5 %) bzw. mit unbekanntem religiösen
Status (20,6 %) ist vergleichsweise hoch (vgl. Abbildung 6, Seite 8).

3 vgl. Interview mit Tobias Muster - abgedruckt im Stadtmagazin Kufstein, Juli 2017
12 13

7 8

Bevölkerung der Stadt Kufstein: Geschlecht Bevölkerung der Stadt Kufstein: Anteile der EU- und Drittstaaten

2521 (12%)

3600 (17%)

10131 (48%)
10917 (52%)

14927 (71%)

Abb. 4: Bevölkerung Kufsteins:


Abb. 1: Bevölkerung Kufsteins: Anteile der EU- und
männlich weiblich Anteil der Geschlechter
Österreich EU-Staaten Dritt-Staaten
Drittstaatsangehörigen

2000
Bevölkerung der Stadt Kufstein: Inland - Ausland 1800 1612 Bevölkerung der Stadt Kufstein:
1600 Die Top 20 Staatsbürgerschaften (ohne Österreich)
1400
1200
6121 (29%) 922
1000
800

14927 (71%) 600


391
319 300 298
400 262
141 124 104 103
200 88 87 79 74 73 61 58 58 56

S p an

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o

lg
sc
ut
Abb. 2: Bevölkerung Kufsteins:

De

He

he
Anteile der In- und Ausländer

isc
Abb. 5: Bevölkerung Kufsteins:

un
Ausland Österreich

ss
n

Ru
Die 20 häufigsten Staats-

ie
sn
bürgerschaften

Bo
Bevölkerung der Stadt Kufstein: EU- und Drittstaaten - Geschlecht
Bevölkerung der Stadt Kufstein: Religionen (in %)
16000 0,9
14000 3,8 2,7
männlich 5,5
12000
7883 weiblich 13,5
10000

8000 53,0
6000 20,6
4000 7044
1809
2000 1225
1791 1296
0 Abb. 3: Bevölkerung Kufsteins:
Österreich EU-Staaten Dritt-Staaten Anzahl der EU- und Dritt- Abb. 6: Bevölkerung Kufsteins:
staatsangehörigen (nach Anteile der Religionen
röm.-kath. unbekannt islam. ohne Bekennt. evang. griech.orth. Rest
Geschlecht)
14 15

Über Migration und Vielfalt befragten Multiplikator*innen besteht jedoch breiter Gelungene Integration ist daher letztlich auch das, es, realistische Maßnahmen zu planen, auch kleine Schritte als Erfolge
als Normalität Konsens in der Auffassung, dass Integration keines- was wir gemeinsam daraus machen. zu erkennen, anzuerkennen und auch wertzuschätzen – das würde dann
falls mit Assimilation gleichzusetzen ist. Assimila- wieder Motivation für weitere Schritte bringen. Einige der durchaus
Kufstein war schon immer von Migration geprägt. Die Stadt hat über die tion würde das Aufgehen einer kleineren Gruppe von guten Projekte und Initiativen für ein besseres Miteinander in Kufstein
Jahrhunderte markante Wanderungsbewegungen erlebt. Durch die Lage Zugewanderten in der Gesellschaft und Kultur des würden oftmals nicht ausreichend lange andauern, um die tatsächli-
am Inn und am Übergang vom Gebirge ins Alpenvorland kamen in der Aufnahmelandes bedeuten. Dies ist aber nicht Ziel der Integration – chen Potenziale und Wirkungen entfalten zu können. Es müsste trotz
Geschichte Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsländern und mit aktuellen Politik und der involvierten Integrations-
eine gesamtgesellschaftliche etwaiger Rückschläge und Enttäuschungen immer wieder versucht und
den unterschiedlichsten Motiven nach und durch Kufstein. Die Stadt hat landschaft in Kufstein. das Engagement verstetigt werden. Oder wie es eine der Gesprächs-
in ihrer Geschichte gelernt, die Chancen und Potenziale von Migration zu Querschnittsmaterie partner*innen ausdrückte: Integration ist eben kein Sprint, sondern ein
nützen, sich aber auch den Herausforderungen der immer wechselnden Marathon.
und neuen Vielfalt zu stellen. Zu- und Abwanderung hat es eigentlich Vielfalt und Migration haben sich während der letz-
schon immer gegeben. Migration ist also keine Ausnahme, sondern Nor- Integration – ein wechsel- ten Jahre als zentrale Themen in unserer Gesellschaft
malität.
seitiger Beteiligungsprozess etabliert. Es gibt heute kein gesellschaftliches The-
men- oder politisches Handlungsfeld mehr, das nicht Integration – hin zum inklusiven
Jede Gesellschaft ist von Grund auf vielfältig und heterogen zusammen- Nach dem Integrationskonzept des Landes Tirol ist in irgendeiner Weise von Migration beeinflusst wäre. Denken und Handeln
gesetzt – nicht nur hinsichtlich Herkunft und Ethnizität, sondern auch Integration ein Prozess, der „auf die Einbeziehung aller Migration und Vielfalt sind also keine Randthemen
durch viele andere Merkmale, wie Geschlecht, Größe, Alter, Haarfarbe, Einwohner*innen des Landes und auf ihre gleichbe- mehr, sondern ganz zentrale (Gestaltungs-)Aufgaben Ziel aller Überlegungen muss letztlich das generelle Zusammenleben
politische Einstellung, Bildungsgrad, Sprachkenntnisse, körperliche oder rechtigte Teilhabe abzielt, unter Respektierung ihrer für die kommunale Politik und Verwaltung, aber auch und das allgemeine Miteinander in der Stadt sein. Die Überlegungen und
geistige Beeinträchtigung, Höhe der Einkommen, Auslandserfahrungen, jeweiligen sozialen und kulturellen Eigenheiten“. Mit für alle anderen Organisationen und Institutionen so- Aktivitäten dürfen sich nicht allein auf Migrant*innen, Geflüchtete oder
Musikvorlieben, etc. Unsere Gesellschaft, insbesondere im urbanen Um- diesem gesamtgesellschaftlichen Verständnis ist wie für die Gesellschaft unserer Stadt im Allgemeinen. gar einzelne Communitys, wie etwa türkeistämmige, fixieren, sondern die
feld wie in Kufstein, war und ist nie ein „Einheitsbrei“ , sondern bietet Platz Integration ein wechselseitiger Vorgang, bei dem es Zielgruppe inklusiven Denkens und Handelns muss das Gemeinwesen an
für unterschiedliche Lebensentwürfe. Darum ist auch Vielfalt an sich in nicht um Vereinheitlichung geht, sondern um die Ver- Fragen der Integration und der Gestaltung des Mit- sich sein.
unserer Gesellschaft also keine Ausnahme, sondern Normalität. einbarkeit von Vielfalt. einanders sind also keine isolierten Spezialaufgaben
einzelner ausgewiesener Bereiche oder Ressorts der
Fakt ist, dass heute Menschen mit Migrations- und Fluchthintergrund in Die Soziologie meint mit Integration die Bildung von öffentlichen Hand, sondern eine Aufgabe, die alle Tei-
Kufstein leben. Viele von ihnen werden auch bleiben. Es wird auch künf- Wertegemeinsamkeiten und die Ausbildung von Le- le der Gesellschaft berührt und somit auch in allen Die Bedeutung der lokalen Ebenen
tig mehr bzw. wechselnde Vielfalt in unserer Bevölkerung geben. Dadurch bens- und Arbeitsgemeinschaften in Zusammenhän- Teilbereichen bei allen relevanten Planungen, Ent-
wird sich auch die Mehrheitsgesellschaft in Zahl und Zusammensetzung gen, in denen Gruppierungen oder Einzelpersonen von scheidungen und Handlungen mit einzubeziehen ist. Eine Gemeinde, auch eine Bezirkshauptstadt wie Kufstein, hat praktisch
ändern. Das klingt unübersichtlich und löst bei vielen Unbehagen und gesellschaftlichen Bereichen ausgeschlossen sind Integration ist eine gesamtgesellschaftliche Quer- keinen Einfluss darauf, wie viele Personen im Rahmen welcher Zuwan-
Ängste aus. Etliche sehnen sich nach einer Vergangenheit, in der schein- oder mit anderen Wertesystemen gelebt haben und schnittsaufgabe. derungsarten kommen, welche Qualifikationen diese Personen mitbrin-
bar vieles klarer und besser war. Einige kämpfen auch für eine Zukunft, leben . Demnach ist die wechselseitige Abhängigkeit gen, welche Vorstellungen und Haltungen sie haben. Auch hinsichtlich
die wieder so sein soll wie früher. Die Vielfalt unserer Gesellschaft ist aber der jeweiligen Akteur*innen die Grundlage jeder In- der Steuerung der vorgelagerten Migrationsprozesse, also z.B. auf die
Realität. Eine Realität, mit der wir lernen müssen, umzugehen . tegration. Flucht- und Abwanderungsursachen in den Herkunftsregionen, hat die
Integration – ein komplexer Stadtgemeinde Kufstein nur sehr beschränkte Möglichkeiten. Hierfür
Das Gestalten des Zusammenlebens in der Migrati- Prozess, der Zeit braucht sind übergeordnete Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten auf globa-
onsgesellschaft kann daher kein einseitiger, sondern ler, europäischer, Bundes- und Landesebene verantwortlich. Wir müssen
Zum Begriff Integration muss immer ein wechselseitiger Prozess sein. Es müs- Integration ist ein dynamischer Prozess differenzierter auch zur Kenntnis nehmen, dass sich ein Großteil der nach Österreich zu-
sen sich stets möglichst viele selbst beteiligen können, Abläufe des Zusammenwachsens und des „zusammen gewanderten und/oder geflüchteten Menschen in Ballungsgebieten und
Integration ist ein – vor allem auch politisch – umkämpfter Begriff, der aber auch unterschiedliche Personen und Gruppen Wachsens“. Das dafür erforderliche Einanderannä- damit vor allem in den Städten niederlassen.
viele bereits „nervt“ . Als Rahmen und zur Klarstellung sollen die folgen- aktiv eingebunden werden – sowohl aus der Aufnah- hern und Kennenlernen, die Einbindung von Personen
den Ausführungen stehen. megesellschaft als auch aus den Kreisen der nach Kuf- und Gruppen, das Knüpfen von Netzwerken, das Mit- Spätestens dann, wenn die Menschen in Kufstein ankommen sind und
stein zugewanderten Menschen. Integration ist also einanderkommunizieren, die Auseinandersetzung mit hier wohnhaft werden, ob als Geflüchtete*r noch im Asylverfahren, als
Das lateinische Wort „integrare“ bedeutet „wiederherstellen“ oder „ergän- stets sowohl eine individuelle als auch gesamtgesell- Unterschieden und Gemeinsamkeiten, die Weiter- bereits anerkannter Flüchtling oder als Person mit anderer Migrations-
zen“. Integration kann allgemein als ein Vorgang bezeichnet werden, bei schaftliche Aufgabe. Zurecht können also von den nach entwicklung etablierter Abläufe, das Reflektieren und geschichte, beginnen die Zuständigkeiten und Aufgaben der Stadt, ihrer
dem getrennte Teile zusammengefügt werden. Kufstein zugewanderten Menschen eigenständige In- Korrigieren bisheriger Konzepte und Maßnahmen, das Mitarbeiter*innen, Bewohner*innen, Organisationen und Institutionen.
tegrationsbemühungen, das Wahrnehmen von Eigen- Planen und Implementieren neuer Initiativen – all das
verantwortung und das Erbringen von Eigenleistungen erfordert Zeit, Engagement und Ressourcen. Integration und die Gestaltung des Miteinanders findet dort statt, wo
erwartet und eingefordert werden. Nach dem Prinzip Menschen aufeinandertreffen und wo Interaktionen stattfinden – am Ar-
Integration ≠ Assimilation des Forderns und Förderns steht unsere Gesellschaft Integration ist eine langfristige Aufgabe – ein Ent- beitsplatz, am Ort der Bildung, im Wohnumfeld oder während der Frei-
und das öffentliche System jedoch vor der ebenso gro- wicklungsprozess, in dem beständig aktuelle Fragen zeit. In erster Linie findet Integration also auf lokaler Ebene der (Stadt-)
Integration von zugewanderten Menschen wird in der öffentlichen Dis- ßen Herausforderung, jeweils in den politischen, struk- und Entwicklungen erkannt, aufgegriffen und bear- Gemeinde statt. Nirgendwo sonst wird Integration spürbarer als im täg-
kussion oftmals nur als „Bringschuld“ der Migrant*innen eingefordert. turellen und kulturellen Bereichen derart gestaltend beitet werden müssen. Von etlichen der vor Ort in lichen Miteinander der Menschen vor Ort. Hier sind die Orte des direkten
Zugewanderte müssten sich der Aufnahmegesellschaft möglichst perfekt einzuwirken, dass aus Migrant*innen und anerkannten Kufstein befragten Multiplikator*innen wird darauf Zusammenlebens. Hier wird das Miteinander von Menschen geregelt und
anpassen. Nicht nur in übergeordneten Rahmenkonzepten für Integrati- Flüchtlingen tatsächlich gleichberechtigte Mitglieder hingewiesen, dass oftmals auch keine allzu schnel- organisiert. Kommunale Integrationsarbeit ist daher von besonderer Be-
on auf Bundes- und Landesebene , sondern auch unter den in Kufstein unserer Gesellschaft werden können. len Ergebnisse erwartet werden dürfen. Aufgabe sei deutung.

6 vgl. Thomas-Olalde & Berger (o.Jg.) 10 vgl. Esser (2001)


7 vgl. dazu weiterführende Überlegungen zur post-migrantischen Gesellschaft, z.B. von Foroutan (2018) oder Hill & Yildiz (2018).
8 vgl. Thomas-Olalde (2013)
9 vgl. Nationaler Aktionsplan Integration des BMEIA oder das Integrationskonzept des Landes Tirol
16 17

Thematische Analysen Gemeinsames Ziel aller Kufsteiner*innen muss es


sein, nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der
Realität und im Alltagsleben so etwas wie ein „ge-
Als wesentlicher Bestandteil einer verantwortungsvollen Integrations-
politik müssen vermehrt auch Bürger*innen mit Migrationshintergrund
möglichst öffentlichkeitswirksam als - selbstverständlich gleichwertige

und Handlungs-
meinsames Wir“ zu entwickeln, das für den gesell- - Mitglieder der heimischen Gesellschaft angesprochen und eingebun-
schaftlichen Zusammenhalt und das gelingende den werden – in diversen Kontexten und bei unterschiedlichen Gelegen-
Zusammenleben vor Ort in der Stadt von zentraler heiten.
Bedeutung ist.

empfehlungen „Es braucht halt einfach sehr gute Argumente, um uns


von einem lieb gewonnenen Standpunkt zu verab-
schieden. Und für eine gute, lebhafte Diskussion sind
wir immer zu haben; wir sind ja aufgeschlossen“.
Willkommenskultur
Kufsteiner Prägung etablieren
Für jeden Menschen bedeuten das Ankommen und sich Zurechtfinden

Identitäten und Zugehörigkeiten stärken In diesem Sinn sollten möglichst viele Menschen -
mit und ohne Migrationshintergrund - eingeladen
in einem neuen Umfeld eine Herausforderung. Insbesondere dann, wenn
die Menschen aus anderen Ländern oder Kulturkreisen kommen oder
bzw. aktiv eingebunden werden, sich an einem mög- sogar aus ihrer Heimat fliehen mussten. Gerade in der ersten Phase des
lichst breit und öffentlich geführten, abwechslungs- Ankommens ist es wichtig, sich Orientierung zu verschaffen und ver-

D Kufstein, das sind wir alle…


iskussionen über „Parallelwelten“, Pauschalaussagen zu reichen Diskurs über Identität und Zugehörigkeit zu stehen zu lernen, wie das Leben vor Ort funktioniert. Dies gelingt umso
Religionen (Stichwort: der Islam) oder ganzen Volksgruppen und beteiligen. Um möglichst gute, fundierte Argumente besser, je leichter Informationen sowie Anknüpfungspunkte zur heimi-
die vereinfachende Reduktion Einzelner auf nur eine Identität Interessante und wichtige Beiträge zum Thema Iden- vorbringen und tradierte Standpunkte relativieren zu schen Gesellschaft und Gelegenheiten zum gegenseitigen Kennenlernen
führen zu Polarisierungen in unserer Gesellschaft, die zu vermeiden sind. tität und Zugehörigkeit liefert das Stadtmarketing können, wie im DNA-Booklet gefordert, sollte dieser zugänglich sind. Ein aktives Aufeinanderzugehen sowie Einladungen und
Es geht vielmehr darum, das Bewusstsein für eine Pluralisierung der Kufstein mit der Entwicklung und Vermittlung der Prozess auch mit wissenschaftlich fundierten Impul- Eingebundenwerden durch die Aufnahmegesellschaft helfen hier enorm.
Zugehörigkeiten und die Akzeptanz von Mehrfachidentitäten in breiteren „DNA der Stadt Kufstein“. In dem 20 Seiten starken sen begleitet werden. Dies sollte von der Stadt Kufstein aktiv und bestmöglich gefördert wer-
Schichten der Bevölkerung zu schärfen. Booklet „Kufstein, das sind wir alle“ ist dazu unter an- den, indem alle nach Kufstein neu zugezogenen Personen als Bürger*in-
derem Folgendes zu lesen: nen der Stadt willkommen geheißen werden und rasche Information über
Hohe Zustimmungswerte der Angebote und Grundregeln des Zusammenlebens in der Stadt erhalten.
Was eine Stadt einzigartig macht, sind die Men- Einstellungen und Haltungen
Migrant*innen zur österreichischen schen, die in ihr leben. Ihre Aktivitäten, ihr Zusam-
gegenüber Vielfalt
Gesellschaft mensein, ihre Interaktionen. (…)
Handlungsempfehlungen
Im Integrationsbericht 2018 des Expertenrats für Integration des BMEIA Weltoffenheit liegt uns im Blut. Kein Wunder, da sich In unserer von Migration geprägten Gesellschaft • Öffentlicher Diskurs über Identität und Zugehörigkeit unter breiter
werden Zahlen und Statistiken über den Grad des Heimisch-Fühlens und bei uns mehrere Kulturen die Klinke in die Hand ge- müssen wir gemeinsam lernen, die steigende Vielfalt Beteiligung der Bevölkerung und mit wissenschaftlich fundierten
Impulsen
des Zugehörig-Fühlens von Migrant*innen zitiert. Ohne dass konkrete geben haben. (…) als gegeben und vielfach bereits als „normal“ zu ver-
Zahlen diesbezüglich vorliegen, können ähnliche Größenordnungen wohl stehen und mit ihr umzugehen. Migration und Diver- • Wertschätzung gegenüber unterschiedlichen Communitys: vgl. das
auch für die Situation in der Stadt Kufstein angenommen werden. Als Tiroler sind wir stark regional verwurzelt, wissen sität sind Tatsachen, welche die gesamte Gesellschaft Beispiel Tibet-Fahne am Rathaus – Überlegungen, mit welchen
aber auch um den gewinnbringenden Einfluss ande- verändert haben und auch weiterhin noch verändern Initiativen, Gesten und Aktivitäten andere Communitys angesprochen
und wertgeschätzt werden können (z.B. gemeinsames Fastenbrechen,
Demnach fühlt sich die überwiegende Mehrheit der bei uns lebenden rer Kulturen. (…) werden. Die Anerkennung dieser Realitäten ist der Gratulation zu hohen Feiertagen, Besuch von Migrant*innen-Vereinen,
Migrant*innen heimisch (in Österreich: 91,6 %). Dies gilt auch für die erste Schritt, um sie gestalten zu können. etc.)
Gruppe der Zugewanderten aus der Türkei, obwohl sie im Vergleich zu In Kufstein leben Menschen aus den verschiedensten
• Basisinformationen über das Leben in der Stadt Kufstein in Form
Migrant*innen aus anderen Herkunftsländern die schwächsten Zuge- Kulturkreisen in Frieden und Harmonie zusammen. Nicht zuletzt auch von etlichen der befragten Mul- eines mehrsprachigen Handbuches bei Anmeldung eines Wohnsitzes;
hörigkeitsgefühle zum neuen Heimatland Österreich aufweisen. Je nach Weil es ein gemeinsames Band aus Werten gibt, das tiplikator*innen wird eine positive Einstellung und gedruckte Version nur als Broschüre (Faltblatt), eine ausführlichere
Studie fühlen sich zwischen 82 % und 84 % der in Österreich lebenden von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung zu- die Vorbildfunktion von Verantwortungsträger*innen Version digital auf der Webseite der Stadtgemeinde, Handbuch für
Neukufsteiner*innen)
Türkeistämmigen hier zuhause. Im Gegensatz zum Heimisch-Fühlen ist sammengehalten wird. (…) öffentlicher Einrichtungen (Politik, Verwaltung, Pä-
das Zugehörigkeitsgefühl der Migrant*innen schwächer ausgeprägt – in dagog*innen, etc.) im Umgang mit der zunehmen- • Offene, wertschätzende Information im Rathaus durch
Summe fühlen sich 68,1 % Österreich zugehörig. Die Zugewanderten mit Die Vielfalt der unterschiedlichen Kulturen ist heut- den Vielfalt in der Bevölkerung als besonders wichtig das Bürgerservice – bei Bedarf unterstützt durch die
türkischem Migrationshintergrund fühlen sich nach diesen Zahlen unge- zutage vielleicht eines der Geheimnisse Kufsteins. erachtet. Eine entsprechende Haltung könne vieles Integrationsbeauftragte

fähr in gleichem Ausmaß Österreich und der Türkei zugehörig. Über die Zeit ist es so zu eben jenem besonderen auslösen und einiges bewirken. Von einigen der In- • Begegnungsfest für alle neuen Bürger*innen der Stadt – zugewandert
Fleckchen Erde geworden, das es in dieser Einzigar- terview-Partner*innen wird allerdings hinterfragt, ob und/oder neu geboren
Die vielfach polarisierend geführte Debatte über Identitäten und Zuge- tigkeit nur hier gibt und geben kann. (…) diese, für eine professionelle Integrationsarbeit erfor-
• Information und Sensibilisierung von Schlüsselpersonen in städtischen
hörigkeiten spiegelt also keinesfalls die klaren Zustimmungswerte der derliche positive Einstellung und adäquate Haltung und stadtnahen Einrichtungen in Bezug auf Vielfalt und Integration (z.B.
Migrant*innen zur österreichischen Gesellschaft wider. Auch die Kuf- Dies ist das Land, in dem ein besonderer Schlag gegenüber dem Thema und vor allem auch gegenüber interkulturelle Trainings).
steiner Multiplikator*innen schätzen den aktuellen Stand der Integration Menschen lebt: Wir Kufsteiner“. den Zielgruppen, wirklich bei allen handelnden Per-
von Menschen mit Migrationshintergrund in Kufstein allgemein betrach- sonen gegeben ist.
tet als verhältnismäßig gut ein. Vielfach wäre es zwar eher ein Nebenein-
ander, aber weitgehend friedlich. Wirklich gravierende Probleme werden
nicht gesehen.

11 Zitat aus „DNA der Stadt Kufstein“, Stadtmarketing Kufstein (o.Jg.)


18 19

Regeln für das friedliche Evidenzbasiertes Wissen als Basis


Zusammenleben vertreten für die Integrationsarbeit sichern

T W
rotz aller Unterschiedlichkeiten und zum Teil auch Gegen- zu lernen. Über einen Ausbau von Begegnungsfor- ie nicht zuletzt die zahlreichen • Parallelgesellschaften – Was verstehen wir darunter?
sätzlichkeiten kommen die Menschen in Kufstein seit langem maten in Form von Buddy-Systemen, Erlebnis- oder Gespräche mit den Akteur*innen vor Situation vor Ort in Kufstein?
weitgehend gut miteinander aus. Damit das Zusammenleben Lernpartnerschaften können nicht nur österreichische Ort zeigten, ist in Kufstein auch für • Ist-Stand der Unternehmer*innen mit Migrationshintergrund
in Kufstein auch weiterhin funktioniert, müssen einige gesellschaftliche und Tiroler Lebensweisen praktisch erlebbar gemacht viele Insider in der Integrationsarbeit noch eine große in Kufstein
Grundsätze beachtet und „Spielregeln“ im Alltag eingehalten werden. werden, sondern Migrant*innen und Geflüchtete Anzahl von Fragen offen und zu viele vage und oft • Anzahl und Art von diskriminierenden, rassistischen, antisemitischen
Die Grundwerte unserer Gesellschaft sowie die rechtliche und politische auch auf ihrem Bildungsweg und in ihrem Integrati- von Einzelereignissen geprägte Antworten sind im und/oder islamfeindlichen Vorfällen
Ordnung unseres Landes bilden die Grenzen des Pluralismus. onsprozess begleitet und unterstützt werden. Umlauf. Entscheidungen werden häufig auf Basis
von Annahmen und Vermutungen getroffen und noch Die Integrationsarbeit vor Ort in Kufstein muss vermehrt faktenbasiert
Gemeinsame Werte als Basis für zu wenige verbindliche Daten und Fakten liegen werden, um Entscheidungen schlüssig begründen und vertreten zu kön-
auf dem Tisch. Bei den Gesprächen wurden von den nen. Dies würde auch zu einer (weiteren) Versachlichung der oftmals
sozialen Zusammenhalt müssen Multiplikator*innen unter anderem folgende Themen von Ängsten und Vorbehalten geprägten, emotional und polarisierend
vermittelt werden genannt: geführten Debatte beitragen. Auch die Wirkungen der in Kufstein imple-
mentierten Maßnahmen sollten regelmäßig evaluiert werden. Neben der
Teilhabe an der Gesellschaft in Kufstein bedeutet mehr als Deutsch zu • Demografische Entwicklung – gesamt und Aufbereitung der in der Stadtverwaltung bereits vorhandenen Daten und
beherrschen, eine möglichst gute Ausbildung und einen Job zur best- hinsichtlich einzelner Gruppen Informationen, werden dafür auch mehr wissenschaftliche Studien und
möglichen Selbsterhaltung zu haben. Gelungene Integration umfasst • Verteilung der Communitiys auf das Stadtgebiet Begleitforschung notwendig sein.
ebenso ein Verständnis des Lebens in Kufstein/Tirol/Österreich sowie Handlungsempfehlungen • Bestehende Segregations-/Konzentrations-
die Akzeptanz der hier geltenden Rechte und Pflichten und üblichen Wer- • 
Die etablierten Werte- und Orientierungskurse tendenzen in Kufsteiner Wohngebieten
tesysteme. des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) • Anzahl der Vereinsmitglieder mit Handlungsempfehlungen
regelmäßig vor Ort in Kufstein organisieren, um Migrationshintergrund
den Menschen einen wohnortnahen Zugang • Jährlicher Bericht zur demografischen Entwicklung sowie über andere
Das Zusammenleben in unserer Stadt beruht auf einer Gemeinschaft, die • Heimisch- und Zugehörigkeits-Fühlen der
zu dieser (verpflichtenden) Fortbildung zu für die Integrationsarbeit wesentliche Daten und Informationen (vgl.
sich auf unsere Rechts- und Verfassungsordnungen sowie die universel- ermöglichen Migrant*innen in Kufstein z.B. das Statistische Jahrbuch „migration & integration“ oder den
len Grundwerte stützt, wie insbesondere Demokratie, Rechtsstaatlich- • Rollenverständnis zwischen Mann und Frau Diversitätsbericht der Marktgemeinde Telfs )
keit, Trennung von Staat und Religionsgemeinschaften, Gleichstellung • 
Auch die vom ÖIF angebotenen speziellen bei Muslim*innen
Vertiefungskurse (z.B. Arbeit und Beruf, Frauen) in • Anbahnung von Kooperationen mit Universitäten und/oder
von Frau und Mann sowie Gewalt- und Religionsfreiheit. Diese Werte Kufstein organisieren • Zahlen und Ursachen, warum Eltern sich
Fachhochschulen zur Planung und Durchführung erforderlicher
und die rechtliche wie politische Ordnung der Gesellschaft müssen von angeblich zu wenig um die Unterstützung ihrer Erhebungen und Analysen (z.B. Vergabe von Bachelor-/ Masterarbeiten,
allen Bürger*innen in Kufstein nicht nur respektiert und akzeptiert, son- • 
(Veranstaltungs-)Formate generieren, wo Kinder beim Spracherwerb und in der Bildung Kooperationen mit der FH Kufstein).
„Einheimische“ und „Zugewanderte“ die
dern auch eingehalten werden. gemeinsamen Werte und Prinzipien des kümmern („Mangelndes Interesse“ – was wird dar
Zusammenlebens in Österreich/Tirol/Kufstein unter konkret verstanden?)
Nicht zuletzt durch die erhöhte Zuwanderung von Geflüchteten nach 2014 thematisieren und diskutieren können – es
braucht vermehrten und persönlichen Austausch
sind auch Personen nach Kufstein gekommen, für die das Leben in einem
darüber
liberalen, säkularen Rechtsstaat, der auf demokratischen Grundstruktu-
ren basiert, etwas Neues darstellt. Es ist daher notwendig, diesen neu zu- • 
Patenschaften zwischen „einheimischen“
Personen und Menschen mit Flucht-

Vernetzung, Information
gewanderten Personen, aber auch allen anderen Menschen, welchen die
bzw. Migrations-hintergrund initiieren
Werte und Regeln des Zusammenlebens in Österreich nicht bekannt sind, und unterstützen (Tandems, Buddys,
die Informationen und Orientierung darüber zu vermitteln, wie Kufstein/
Tirol/Österreich „so tickt“, wie es eine der befragten Multiplikator*innen
Orientierungslotsen etc.), bestehende Formate
und Angebote, wie vor allem Ertebat der
Plattform Asyl, mitdenken bzw. weiter ausbauen
und Kooperation fördern
ausdrückte. Insbesondere den Bildungseinrichtungen, aber auch den Ein-
richtungen der außerschulischen Jugendarbeit kommt nach Einschät- • 
Möglichkeiten organisieren und unterstützen, wo
zung der befragten Multiplikator*innen hinsichtlich der Vermittlung die Aufnahmegesellschaften auch mehr über die Die Querschnittsmaterie der (Stadt-)Verwaltung mitberücksichtigt und bearbeitet werden und
Herkunftsländer der Menschen mit Flucht- und/
gesamtgesellschaftlicher Werte eine wichtige Rolle zu. Darüber hinaus oder Migrationshintergrund erfahren können Integration gemeinsam bei allen relevanten Entscheidungen und Handlungen mitberücksichtigt
braucht es aber auch andere Angebote in Kufstein. werden. Zur effizienten und wirkungsvollen Bearbeitung von Themen und
• 
Als Teil einer umfassenden Wertevermittlung bearbeiten Fragen der Integrationsarbeit ist daher das Denken in Ressort- und Ab-
auch Formate initiieren bzw. unterstützen,
Insbesondere können (neu) nach Kufstein zugewanderte Menschen die teilungsschranken sowohl in vertikaler als auch horizontaler Hinsicht zu
wo über die in Kufstein vorhandenen
notwendigen Informationen über wesentliche Werte und „kulturelle Religionsgemeinschaften und ihre Wertesysteme Integration ist keine isolierte Spezialaufgabe einzelner überwinden .
Codes“ unserer Gesellschaft (Lebens- und Verhaltensweisen) im persön- informiert wird; da die Religionen generell Themenbereiche, Ressorts oder Zuständiger, wie etwa
lichen Austausch mit „Einheimischen“ erfahren. Durch gemeinsame Ak- einen wichtigen Beitrag im Integrationsprozess des städtischen Ausschusses für Integration oder der Integration ist aber nicht nur Aufgabe der öffentlichen Hand. Für die Ge-
leisten können, könnte dies auch als Teil eines
tivitäten sind zudem alle Institutionen und Orte, die für das gesellschaft- umfangreicheren interreligiösen Dialogprozesses Integrationsbeauftragten der Stadt Kufstein. Fragen staltung des Miteinanders und Zusammenlebens braucht es die aktive
liche Zusammenleben in Kufstein einen hohen Stellenwert einnehmen, in Kufstein umgesetzt werden. der Integration und der Gestaltung des Miteinanders Beteiligung und Mitwirkung weiterer und möglichst vieler Akteur*innen
in einer niederschwelligen Art und auf einer persönlichen Ebene kennen müssen von allen politischen Ressorts und Einheiten – aus Bildungs- und Kultureinrichtungen, Vereinen, dem Gesundheits-
20 21

wesen, der Wirtschaft, dem Wohnungsmarkt, den Medien und der Zivil- Damit es bei der Vielfalt und Fülle der Angebote zu Vielfach wird auch der Wunsch nach mehr Informati- Vernetzung mit Kufsteiner
gesellschaft. Integration ist eine gesamtgesellschaftliche Querschnitts- keinen Doppelgleisigkeiten und damit letztlich auch onen und persönlichem Austausch über die konkrete
aufgabe. zu keinem ineffizienten Einsatz öffentlicher Mittel Praxisarbeit der jeweils anderen Einrichtungen arti-
Bildungsreinrichtungen intensivieren
kommt, braucht es die vermehrte Vernetzung, gegen- kuliert:
seitige Information und Abstimmung – nicht nur auf Hinsichtlich der Zielgruppe der migrantischen Jugendlichen wurde
Auf Bestehendem aufbauen kommunaler Ebene in Kufstein, sondern zumindest • Welche Methoden und Materialien zum mehrfach auf das große Potenzial des Zusammenwirkens der städtischen
auch auf regionaler Ebene im Tiroler Unterland, aber Spracherwerb werden verwendet, welche Jugend- und Integrationsarbeit mit den Kufsteiner Bildungsreinrich-
In Kufstein gibt es bereits eine Vielzahl unterschiedlicher Initiativen, Akti- durchaus auch darüber hinaus. Erfahrungswerte gibt es dazu? tungen hingewiesen. Um dieses Potenzial und die möglichen Synergien
vitäten und Projekte sowie zahlreiche Personen und Institutionen, die sich • Welche Aktivitäten für ein Miteinander gibt es auch zu nützen, würde es jedoch noch zu wenig Austausch unter den Ver-
für die Verbesserung des Miteinanders und die Unterstützung von zuge- Dies ist nicht nur eine Frage der Ressourcenschonung, in Kufstein, was ist zu beachten? antwortlichen und vor allem auch zu wenig Wissen über die jeweiligen
wanderten Menschen engagieren – und das bereits seit Jahren. sondern vor allem auch eine Strategie, um vorhan- • Welche Fortbildungen gibt es in den einzelnen Aktivitäten und Angebote geben (Was bietet das Jugendzentrum konkret
denes Wissen weiterzutragen und darauf aufbauend Einrichtungen? Sind diese auch für Externe hinsichtlich Nachmittagsbetreuung und Freizeitaktivitäten? Für welche
Neben den zahlreichen Angeboten und Aktivitäten der öffentlichen Ge- weiterzuarbeiten. Darüber hinaus werden durch Ver- zugänglich? Themen und Anlässe können wir die kommunalen Mitarbeiter*innen in
bietskörperschaften setzen auch viele zivilgesellschaftliche Organisatio- netzung und Austausch auch Lücken in der Angebots- • Welches Equipment kann man sich bei welcher die Einrichtung holen? etc.). Angeregt werden unter anderem gemeinsa-
nen und Institutionen (NGOs, Vereine, Helferkreise, Ehrenamtliche, etc.) landschaft deutlich und Kooperationen erleichtert. Einrichtung zu welchen Konditionen ausleihen? me Initiativen, wo aktuelle Themen Hand in Hand zunächst (am Vormit-
entsprechende Aktivitäten um. • Wer bietet Räume, die für unterschiedliche tag) in den Bildungseinrichtungen und dann auch außerschulisch mit den
Zu optimieren ist daher vor allem die Information Aktivitäten genutzt werden können? Kindern und Jugendlichen bearbeitet werden (z.B. im Jugendzentrum
Viele wichtige Schritte für die Integration von Migrant*innen wurden und über die unterschiedlichen, bestehenden Angebote • Wer kennt für welche Sprachen kompetente oder durch Mobile Jugendarbeit).
werden bereits gesetzt – im Spracherwerb, in der Bildung, in der Arbeits- in Kufstein. Eine leicht zugängliche und transparente (Laien-)Dolmetscher*innen, die flexibel
marktintegration, für Gelegenheiten zum Kennenlernen, zum Austausch Information über die bestehenden Einrichtungen und einsetzbar sind?
und Miteinander, aber auch bei der grundlegenden Beratung und Unter- Angebote ist auch ein erster Schritt zur individuellen
stützung zur bestmöglichen Teilhabe an der Gesellschaft. und selbst-organisierten Vernetzung. Bei neuen Vernetzungsformaten sollte daher neben Vernetzung mit
dem Austausch und persönlichen Kennenlernen vor Religionsgemeinschaften
Nicht zuletzt das Jahr 2015 mit dem abrupten Anstieg der Zahl an Schutz- allem auch der Erwerb von möglichst praxisorientier-
suchenden in Österreich zeigte die Bereitschaft und Fähigkeit der Stadt tem Wissen im Vordergrund stehen. Mehr Vernetzung wird auch mit Repräsentant*innen der in Kufstein
Kufstein und ihrer Bevölkerung, zugewanderte Personen aufzunehmen. Mehr Gelegenheiten zur vertretenen Religionsgemeinschaften benötigt. Vor allem über die Mo-
Kufstein fängt bei dem Thema also keineswegs bei null an, sondern kann Vernetzung organisieren scheevereine bzw. islamischen Gebetshäuser, wo viele Kinder und Ju-
sehr gut auf Bestehendem aufbauen. gendliche ihre Freizeit verbringen, würden zu wenig Einblicke und Infor-
Zum Teil gibt es bereits bestehende Vernetzungs- Eine multifunktionale mationen bestehen. Persönliche Kontakte und Austauschmöglichkeiten
Eine Liste mit näheren Angaben über in Kufstein wirkende Akteur*innen strukturen, wo partizipiert, profitiert und mitgestaltet
Anlaufstelle würden nicht nur etwaig bestehende Vorbehalte abbauen, sondern auch
und ihre Angebote, Initiativen und Projekte kann auch auf der Homepage werden kann. Andere Strukturen werden erst initiiert Kooperationen erleichtern.
der Stadtgemeinde eingesehen werden. und geschaffen werden müssen. Als ideal für die Zielgruppeninformation und Ziel-
gruppenerreichung sowie für die Integrationsarbeit in
Zur institutionalisierten Vernetzung wurde etwa eine Kufstein insgesamt wurde und wird immer wieder ein
regelmäßige „Integrationsplattform Kufstein“ vorge- „One-Stop-Shop“ angeregt, also eine niederschwelli- Ressourcen für Vernetzungsarbeit
Mehr Information über bestehende schlagen – ähnlich der bestehenden Kinderplattform. ge und professionelle Anlaufstelle, wo es Informatio-
Angebote als Grundlage für Vernetzung Solche Plattformtreffen müssten jedoch von Beginn nen und Beratungen zu unterschiedlichen Themen an Eine wirkungsvolle Vernetzungsarbeit sowie die Planung und Umset-
an möglichst attraktiv und mit Angeboten, die ent- einem Ort gibt. Sowohl für bereits länger in Kufstein zung sinnvoller Kooperationen benötigen nicht zuletzt auch Ressourcen
Insbesondere die Vernetzung bestehender Initiativen und Einrichtungen sprechende Mehrwerte für die Teilnehmenden brin- wohnhafte wie vor allem auch für neu zugewanderte – in einem ersten Schritt gar nicht so sehr Geld, sondern vor allem Zeit.
muss in Kufstein verstärkt in den Fokus gerückt werden. Bei den Befra- gen, konzipiert und gestaltet werden. Denn Beispiele Personen könnten dadurch der Überblick und die Ori- Etliche der befragten (Bildungs-)Einrichtungen stellten fest, dass hier
gungen und Recherchen hat sich herausgestellt, dass sich in Kufstein wie etwa der Sozialstammtisch im Krankenhaus Kuf- entierung hinsichtlich bestehender Angebote deutlich eine adäquate Unterstützung bzw. Freistellung von Mitarbeiter*innen
selbst die Akteur*innen unterschiedlicher Themenfelder der Integrati- stein zeigen, dass solche Vernetzungsformate oftmals erleichtert und verbessert werden. Um die Nieder- (zusätzliche Kraft als Ersatz) erforderlich wären, um sich noch mehr als
onsarbeit offensichtlich noch zu wenig kennen und noch zu wenig von- mit längerer Dauer und fehlenden Mehrwerten wieder schwelligkeit zu gewährleisten, sollte diese Einrich- bisher diesen Aufgaben widmen zu können (externe Termine, Vernetzung,
und übereinander wissen. Auch die konkreten Zuständigkeiten, wer was einschlafen. Ein entsprechendes Vernetzungsformat tung idealerweise nicht im Rathaus, in der Bezirks- Planungssitzungen, etc.).
bietet, an wen man sich mit welchen Fragen wenden kann, etc., sind vielen könnte etwa zweimal im Jahr organisiert und jeweils hauptmannschaft oder anderen behördenähnlichen
der Insider nicht wirklich bekannt. Es würde in Kufstein bereits so viele mit interessanten Impulsen und attraktiven Fortbil- Stellen angesiedelt werden .
unterschiedliche Initiativen geben, von denen man oft gar nichts weiß und dungen kombiniert werden. Diese Veranstaltungen
die man daher auch nicht kontaktieren oder weiter vermitteln kann. sollten grundsätzlich offen für alle sein und bestmög-
lich Leute aus Theorie und Praxis sowie mit und ohne
Für viele dieser Akteur*innen, vor allem aber auch für die eigentlichen Flucht- bzw. Migrationsbioagrafien zusammenbrin-
Zielgruppen der Integrationsangebote, Migrant*innen und Geflüchtete, gen.
besteht eine Unübersichtlichkeit und auch Fragmentierung innerhalb der
„Integrationslandschaft“.

12 siehe www.integrationsfonds.at/mediathek/mediathek-publikationen/?category=statistik bzw. www.telfs.at/berichte-publikationen.html - Zugriffe am 08.10.2018 14 vgl. dazu Analysen zu „Angstorten“ von Migrant*innen, wie z.B. durch das Vielfaltenarchiv Dornbirn.
13 vgl. Gruber (2013) 15 vgl. den Beschluss der Tiroler Landesregierung vom 24.9.2013
22 23

Qualitätsvolle, praxisnahe reichen sind – und eben nicht nur Jobs in den untergeordneten Hierarchi-
Handlungsempfehlungen Fortbildungen vor Ort in en, wie etwa bei den Reinigungskräften. Aktuell wäre die türkeistämmige
Integrationsbeauftragte der Stadtgemeinde eine der wenigen mit einer
• 
Grundsatzbeschluss des Gemeinderats der Stadt Kufstein, • 
Die Integrationsstelle der Stadtgemeinde plant und organisiert Kufstein organisieren entsprechenden „Schlüsselrolle“ im öffentlichen Bereich in Kufstein.
in dem die Integrationsarbeit als Querschnittmaterie in Absprache mit Akteursgruppen konkrete Möglichkeiten
definiert wird . Demnach werden alle Ressortzuständigen zur Vernetzung und zum persönlichen Austausch,
der Stadt-gemeinde Kufstein (Politik, Verwaltung) wie z.B. Integrationsplattform Kufstein, regelmäßige Nach Angaben der befragten Multiplikator*innen gibt Bei den meisten kontaktierten Einrichtungen und Themenfeldern besteht
beauftragt, im eigenen Zuständigkeitsbereich und/oder einrichtungsübergreifende Treffen, themenspezifische Jour
fixes, Stammtische, Fortbildungs- und Austauschrunden,
es bei etlichen Einrichtungen und Organisationen in der grundsätzliche Bedarf an mehr Personalressourcen, um die Integra-
ressortübergreifend Initiativen für Teilhabemöglichkeiten,
Chancengerechtigkeit und das Zusammenleben in Kufstein thematische Konferenzen, Jahrestagungen, usw. Ein neues Kufstein – zum Teil erhebliche – Unsicherheiten im tionsbemühungen noch effizienter bearbeiten zu können. Insbesondere
sowie speziell zur Integration von Menschen mit Migrations- Format „Wir müssen reden“ von Frau Brigitte Schönborn wäre Umgang mit zugewanderten Menschen. Unsicher- besteht jedoch Bedarf an Personal mit entsprechenden muttersprach-
und Fluchthintergrund stets mitzudenken und bestmöglich zu bereits in Planung.
heiten, die in erster Linie aus dem fehlenden bzw. lichen und kultursensiblen Kompetenzen. Obwohl der meiste Bedarf
unterstützen.
• 
Zusätzliche, zweckgebundene Ressourcen für ausgewählte nicht fundierten Wissen über die Zielgruppen resul- hinsichtlich der türkeistämmigen Community angemeldet wurde, soll-
• 
Zur finanziellen Unterstützung von Aktivitäten und Initiativen Einrichtungen zur Vernetzung und Integrationskoordination tieren würden. Informationsdefizite führen zu Miss- ten bei einer etwaigen Diversifizierung der Belegschaften auch die neuen
in Kufstein wird stets auch die Möglichkeit und Verfügbarkeit (z.B. Kindergärten, Schulen) verständnissen, Vorbehalten und Ressentiments, die Zielgruppen aus den Communitys der Geflüchteten mitberücksichtigt
von Förderungen von anderer Seite geprüft, insbesondere
solche des Landes Tirols, von EU- und Bundesstellen sowie • 
Konkrete Initiativen zum persönlichen Austausch und zur wiederum für einen offenen Austausch und Dialog werden (z.B. Arabisch-Kenntnisse). Dringend benötigt würden vor allem
des Regionalmanagements (Leader, Euregio). Kooperation der städtischen Jugend- und Integrationsarbeit hinderlich sind. auch mehr-/muttersprachige, kultursensible Logopäd*innen, Ergothe-
mit den Kufsteiner Bildungseinrichtungen; regelmäßige rapeut*innen sowie Fachleute zur psychologischen und psychothera-
• 
Eine übersichtliche Darstellung der „Kufsteiner Information über die Angebote der Integrationsbeauftragten
und der OJA/MOJA für Bildungseinrichtungen (z.B.
Der Bedarf und der Wunsch, diese Wissenslücken zu peutischen Betreuung.
Integrationslandschaft“ auf der Stadthomepage mit
Kontakten, Angeboten und anderen Informationen wird monatliches Rundmail) schließen und damit die Qualität der Arbeit bzw. der
laufend aktualisiert. Dienstleistungen zu erhöhen, ist groß. Daher sollten Zudem besteht erhöhter Bedarf bei Dolmetsch- und Übersetzungsleis-
• 
Die Integrationsstelle der Stadtgemeinde organisiert
möglichst qualitätsvolle, praxisnahe Fortbildungen tungen. Vor allem bei akuten Vorfällen oder kurzfristigen Bedarfen dauert
• 
Online-Lösungen und Möglichkeiten der Sozialen Medien Gelegenheiten zum persönlichen Austausch mit
zum Info-Austausch nützen Repräsentant*innen der in Kufstein vertretenen vor Ort in Kufstein organisiert werden. Diese Angebote es oft viel zu lange, vor Ort in Kufstein eine entsprechende, vor allem auch
Religionsgemeinschaften (z.B. Exkursionen zu islamischen sollten nicht (schon wieder) „von der Stange“ zuge- professionelle und vertrauensvolle Unterstützung zu organisieren.
• 
Produktion eines Folders mit grundsätzlichen Informationen Gebetshäusern); bei Bedarf auch eigene Veranstaltungen für kauft werden, sondern tatsächlich auf die jeweiligen
über die Integrationsarbeit in Kufstein (Zuständigkeiten, die Bildungseinrichtungen vorsehen
Kontakte) und mit Hinweisen auf die weiterführenden Bedürfnisse abgestimmt werden. Dazu bräuchte es
Angebote im Internet (etwa nach Vorbild des Kulturfolders) vor allem Referent*innen, die neben dem entspre-
chenden Fachwissen auch Erfahrungen mit der Ar-
• 
Regelmäßige Rundschreiben mit aktuellen Informationen
beit an der Basis und in der Umsetzung in die Praxis
aus der Kufsteiner Integrationslandschaft (z.B. Newsletter –
organisiert und koordiniert durch die Integrationsstelle der mitbringen. Gemeinsam mit den Teilnehmer*innen
Stadtgemeinde) sollten die Fortbildungsinhalte idealerweise bereits Handlungsempfehlungen
im Vorfeld erarbeitet und auf die Bedürfnisse vor Ort
abgestimmt werden. • 
Bekenntnis der Stadtgemeinde Kufstein, mehr qualifizierte
Mitarbeiter*innen mit Migrationshintergrund einzustellen

• 
Eigener Prozess zur Festigung der interkulturellen Kompetenzen der
Mitarbeiter*innen im Rathaus Kufstein
Diversifizierung der • 
Organisation von qualitätsvollen, praxisnahen Fortbildungen vor Ort

Ressourcen, Diversifizierung und Belegschaften in Kufstein – in Abstimmung mit den Bedarfen und Interessen lokaler
Einrichtungen (Schulen, Kindergärten, Vereine, etc.)

interkulturelle Fortbildungen vorsehen


Von den Multiplikator*innen werden nicht nur ein
• 
Mehr Information und Bewusstseinsbildung in einzelnen Communitys
klares politisches Bekenntnis, sondern auch kon- für Berufe sowie für Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten in dringend
krete Schritte zu einer Diversifizierung des Personals benötigten Fachbereichen, wie speziell in Gesundheits- und
öffentlicher Einrichtungen als notwendig erachtet. Sozialberufen (Ergo-, Logo-, Psycho-Therapeut*innen, Altenpflege,

U
etc.)
m die komplexen und heterogenen Aufgaben der Integrations- Mittelfristig müssten deutlich mehr Mitarbeiter*in-
arbeit in Kufstein bewältigen, koordinieren und weiter entwi- nen mit Migrationshintergrund eingestellt werden. • 
Praxistaugliche Strukturen für Dolmetsch- und
ckeln zu können, werden adäquate Ressourcen, insbesondere Diese institutionelle Verankerung von Diversität wür- Übersetzungsleistungen aufbauen – z.B. bestehende Video-
Dolmetsch-Angebote prüfen ; einen Pool an Laien-Dolmetscher*innen
geeignetes Personal in einer ausreichenden Anzahl benötigt. Diesbezüg- de letztlich die Qualität der Angebote und Dienstleis-
in Kufstein fördern
lich wurde von den befragten Multiplikator*innen nicht nur ein höheres tungen für alle Einwohner*innen noch weiter steigern.
Stundenkontingent für die Integrationskoordination im Rathaus Kufstein Entsprechende Maßnahmen würden zudem wichtige • 
Bei der Bewerbung und Vergabe von Praktikumsmöglichkeiten
der Stadtgemeinde bzw. stadt-naher Einrichtungen auch die
angeregt, sondern auch mehr Ressourcen in anderen öffentlichen Stellen. Beiträge zur Identifikation und Perspektivenbildung
Zielgruppe der Jugendlichen mit Migrations- und Fluchthintergrund
für zugewanderte Kufsteiner*innen, speziell auch für mitberücksichtigen
Dazu braucht es aber nicht unbedingt mehr Personal. Die Stadt Kufstein Jugendliche mit Migrations- oder Fluchthintergrund
muss vor allem in den eigenen und stadtnahen Institutionen das beste- bedeuten. Es bräuchte noch mehr „Role Models“, • 
Ausbau und Erweiterung von Schulungen zur interkulturellen
und interreligiösen Kompetenz für Pädagog*innen – mit einem
hende Personal im Umgang mit Vielfalt und Diversität noch fitter ma- die vermitteln, dass in öffentlichen Einrichtungen - Schwerpunkt zu „Flucht und Traumata“; Einbinden der Kufsteiner
chen. Die interkulturellen und kultursensiblen Kompetenzen der Mitar- selbstverständlich - alle Sektoren und Aufgabenbe- Migrant*innenvereine und Moscheevereine zum Aufbau von Kontakten,
beiter*innen der unterschiedlichen Abteilungen und Bereiche müssen reiche für Menschen mit Migrationshintergrund nicht Netzwerken und Möglichkeiten für weitere Kooperationen
erweitert werden. nur in der Theorie, sondern auch in der Realität zu er-

16 vgl. z.B. www.interpraid.org. Zugriff am 08.10.2018


17 z.B. in Kooperation mit der Universität Innsbruck – vgl. www.uibk.ac.at/weiterbildung/universitaetskurse/community-interpreting. Zugriff am 15.10.2018
24 25

Deutschkenntnisse fordern, oftmals auch nicht ausreichend beim Lernen und auf
ihrem Bildungsweg unterstützen.
Spätestens beim Eintritt der Kinder in das Bildungssystem, also ab dem
verpflichtenden Kindergartenjahr, sollten den Eltern entsprechende An-
Angebote zum Spracherwerb fördern Neben Angeboten zur schulischen wie außerschuli-
gebote mit einem entsprechenden Nachdruck ans Herz gelegt werden.
Dafür sollten die Angebote am besten auf Einladung der Stadtführung
schen Lernunterstützung der Kinder bräuchte es daher - im Namen des Bürgermeisters - an die Eltern gerichtet werden, denn
auch für Eltern möglichst frühe und praxisnahe Hil- dann hätte es den notwendigen offiziellen Charakter – und dann würden

M
iteinander reden zu können, zählt wohl zu den Grundbedürf- stützungsformate in Kufstein angeregt, um die Ver- festellungen und ganz konkrete Anleitungen, wie sie sich auch mehr Leute dafür interessieren und die Einladungen wahrneh-
nissen von uns Menschen. Sich über die gleiche Sprache aus- mittlung und Festigung der deutschen Sprache mög- ihren Kindern helfen können. men.
zutauschen, ist auch eine der Voraussetzungen, sich besser lichst rasch zu ermöglichen. Dazu müssen zunächst die in den Einrichtungen be-
kennen und verstehen zu lernen. Die Sprache eines neuen Heimatlandes reits bestehenden Angebote die Adressaten noch bes- Bedarf an kultursensiblem Personal: Nach Meinung einiger der befrag-
zu beherrschen, bedeutet natürlich auch ungleich bessere Teilhabemög- ser erreichen. Auch Eltern mit Migrationshintergrund ten Multiplikator*innen muss bei entsprechenden Angeboten auch be-
lichkeiten und ist einer der wichtigsten Schritte auf dem Weg zur sozialen, müssen Einladungen wie etwa zu den Eltern- und rücksichtigt werden, dass speziell Familien, die aus marginalisierten,
kulturellen und beruflichen Integration von zugewanderten Menschen. Kultursensible Elternarbeit Entwicklungsgesprächen, zu Einzelberatungen für Er- sozioökonomisch benachteiligten und zerrütteten Verhältnissen stam-
intensivieren ziehungsfragen oder zur kostenlosen Erziehungsbe- men, darunter auch Familien mit Migrationshintergrund, mit Sozialar-
Auch von der Mehrzahl der befragten Multiplikator*innen wird die Spra- ratung beim „Elterncafé“ häufiger annehmen und die beiter*innen, (Sozial-)Pädagog*innen und anderen Unterstützungsan-
che bzw. der Erwerb entsprechender Deutschkenntnisse als eines der Die sprachliche Bildung unserer Kinder ist gemein- Angebote in Anspruch nehmen. geboten aus dem Bildungs- und Sozialbereich zum Teil auch negative
prioritären Themen bei der Integrationsarbeit in Kufstein gesehen. Zum same Aufgabe aller an der Erziehung beteiligten Per- Erlebnisse und schlechte Erfahrungen assoziieren. Einige Eltern wären
Erwerb der deutschen Sprache würde es sowohl die Eigenverantwortung sonen und Institutionen. Neben zeitgemäßen Kinder- Darüber hinaus sind auch zusätzliche, möglichst daher generell etwas misstrauischer und skeptischer gegenüber diesen
der zugewanderten Menschen als auch geeignete und ausreichende An- betreuungseinrichtungen und Bildungsinstitutionen niederschwellige, kultursensible und auch mutter- „Hilfestellungen“ und „Unterstützungsangeboten“. Andere hätten auch
gebote an Maßnahmen zur Deutschförderung benötigen, insbesondere nehmen dabei auch die Familien bzw. die Eltern eine sprachliche Angebote erforderlich, nicht zuletzt auch regelrecht Angst, wenn sie mit sozialen Einrichtungen oder anderen Ins-
auch für Kinder und Jugendliche. entscheidende Rolle ein. die Bereitstellung entsprechender Materialien und titutionen zu tun haben müssen. Wie für viele andere Bereiche braucht es
die Erläuterung ihrer Anwendung. Die Produktion und daher auch für die Elternarbeit in Bildungseinrichtungen unbedingt mehr
Nach Einschätzung der Multiplikator*innen wäre bei den jüngeren Ge- Die Eltern werden von den Bildungseinrichtungen in Herausgabe der Broschüre „Sprich mit mir und hör mir professionelles und mehrsprachiges Personal, das es versteht, Zugänge
nerationen, die in Tirol/Kufstein aufgewachsen sind und hier die Bil- Kufstein als wichtige Partner*innen für einen guten zu“ durch die Stadtgemeinde Kufstein war ein erster zu den Zielgruppen zu finden und mit ihnen kultursensibel zu kommuni-
dungseinrichtungen besucht haben, die Sprache nicht mehr das ganz Bildungserfolg ihrer Kinder gesehen. Die möglichst richtiger und wichtiger Schritt, wird aber für sich allein zieren. Auch „Brückenpersonen“ können hier eine wesentliche Rolle ein-
große Thema – eher bei den älteren Generationen. Nach den letzten PI- frühzeitige Einbindung, aber auch eine etwaig erfor- zu wenig sein. nehmen und Bildungseinrichtungen wie Eltern unterstützend zur Seite
SA-Ergebnissen wirken sich mangelnde Deutschkenntnisse aber nach derliche Unterstützung der Eltern in ihrer Rolle ist für stehen .
wie vor negativ auf die Bildungschancen von Jugendlichen aus. Demnach eine erfolgreiche Bildungskarriere der Kinder von gro- Möglichst frühe Sprachförderung: Zur Förderung des
holen Schüler*innen der zweiten Migrant*innen-Generation zwar ge- ßer Bedeutung. Deutscherwerbs wären Maßnahmen bereits vor dem Elternarbeit in Deutschkursen: Sensibilisierung von Eltern hinsichtlich
genüber der ersten Generation auf, bleiben aber dennoch deutlich hin- Kindergarteneintritt ideal. Eltern sollten schon mög- ihrer Rolle und Verantwortung für den Bildungserfolg ihrer Kinder so-
ter den Schüler*innen ohne Migrationshintergrund zurück. Selbst nach Von Seiten der Bildungseinrichtungen besteht die Er- lichst früh entsprechende Angebote zur Information, wie entsprechende Informationen und Hilfestellungen sollten auch bei
Bereinigung sozioökonomischer Faktoren gibt es bemerkenswerte Leis- wartung, dass Eltern ein grundsätzliches Interesse an Bewusstseinsbildung und auch zur konkreten Unter- Deutschkursen und anderen Integrationsfördermaßnahmen für Erwach-
tungsunterschiede, für die mangelnde Kenntnisse der Unterrichtssprache der Entwicklung und am Lernen ihrer Kinder zeigen, stützung der Sprachförderung ihrer Kinder erhalten. sene/Eltern einfließen und thematisiert werden (z.B. bei Kursen in Ko-
Deutsch als wesentliches Problem verantwortlich gemacht werden . den Lernerfolg ihrer Kinder bestmöglich unterstützen Neben einem erleichterten Zugang zu Kinderkrip- operation mit Moscheevereinen, Kindergärten, ABC-Café, etc.).
und auch von sich aus das regelmäßige Gespräch mit pen und zum freiwilligen Kindergartenjahr wurden
den Pädagog*innen suchen. Die Eltern sollten auch z.B. Angebote angeregt, die durch die Stadtgemeinde
das Deutschlernen ihrer Kinder nicht ausschließlich gleich nach der Geburt bzw. Anmeldung des Kindes
Bestehende Angebote laufend den Kindergärten und Schulen überlassen. Kinder überreicht werden (Paket für Neukufsteiner*innen). Diskurs über Quotenregelung zur
optimieren sollten zumindest Grundkenntnisse der deutschen Auch Maßnahmen in Kombination mit dem Eltern-
Vergabe von Kindergartenplätzen führen
Sprache auch im Elternhaus erlernen und durch re- Kind-Pass wurden genannt. Aber auch der Bedarf an
Die gezielte Deutschförderung in den Kufsteiner Bildungseinrichtungen gelmäßiges Anwenden festigen. mehr Angeboten zur Deutschförderung speziell von Ein spezielles Thema der Kufsteiner Kindergärten betrifft die Umvertei-
ist einer der Grundpfeiler für chancengerechte Bildungskarrieren aller 3-5-Jährigen wird in Kufstein gesehen. lung der Kinder mit Migrationshintergrund anhand der aktuell bestehen-
Kinder und Jugendlichen in der Stadt. Die Sprachförderung hat in allen Obwohl sich nach Einschätzung der Kufsteiner Bil- den 50%-Quote auf alle Einrichtungen. Diese Praxis trifft nicht nur auf
Bildungseinrichtungen der Stadt Kufstein bereits einen hohen Stellen- dungseinrichtungen die Situation in den letzten Jah- Um noch mehr Familien zum Deutschlernen zu mo- Zustimmung. Hinterfragt wird, ob es im Sinne eines ganzheitlichen An-
wert. In den Einrichtungen gibt es eigens ausgebildete Sprachförderpäd- ren schon gebessert hat, bestehen bei vielen Eltern tivieren, sollten auch neue, niederschwellige, für die satzes von Integration nicht andere, zweckmäßigere Lösungen gibt. Dar-
agog*innen und Sprachassistent*innen sowie eigene Konzepte und Ma- nichtdeutscher Erstsprache nach wie vor große De- Zielgruppen attraktive Angebote zur Sprachförderung auf hingewiesen wird etwa, dass auch speziell die jeweiligen Situationen
terialien zur spezifischen Förderung von Kindern und Jugendlichen mit fizite bei der Anwendung von Deutsch. Vor allem bei überlegt werden. Als zielführend wird vor allem eine der betroffenen Familien mitberücksichtigt werden müssen. Ein Aspekt
Sprachförderbedarf. Zusätzliche Maßnahmen, wie etwa die Lernhilfe des vielen türkeistämmigen Müttern wurden entspre- Kombination von Mutter-Kind-Angeboten einge- wäre z.B., wie gut die Kinder bzw. Familien in ihrem Wohnumfeld bereits
ÖJRK, Schulische Tagesbetreuung oder die Lesepat*innen ergänzen die chende Kommunikationsbarrieren gehäuft wahrge- schätzt, wo Kinder und Mütter – entweder gemeinsam Anschluss gefunden haben und sozial integriert sind. Was macht das mit
Regelangebote. nommen. oder in getrennten Gruppen – dieselben Inhalte ler- den betroffenen Kindern und ihren Familien, wenn sie eben nicht den
nen, um diese dann zuhause gemeinsam weiter üben Kindergarten in ihrem näheren Wohnumfeld besuchen können, sondern
Generelles Ziel muss es sein, dass alle Kinder und Schüler*innen mög- Nicht zuletzt aufgrund dieser Sprachdefizite, aber und verfestigen zu können. Aber auch Formate wie in einen anderen Stadtteil geschickt werden?
lichst schnell der Kommunikation im Kindergarten- und Schulalltag fol- auch aus anderen Gründen (keine oder mangelhafte Elterncafés oder Vatertreffs sollten weiterentwickelt
gen können. Neben den von Bundes- und Landesseite geforderten und Schulbildung, Zeitmangel aufgrund Vollzeitbeschäf- und ausprobiert werden.
vorgegebenen Deutschfördermaßnahmen werden auch weitere Unter- tigung, etc.) könnten viele Eltern(teile) ihre Kinder

18 vgl. dazu BMEIA (2018): Integrationsbericht 2018 des Expertenrats für Integration des BMEIA 19 Stadt Kufstein (o.Jg.)
20 siehe dazu die näheren Angaben im Kapitel „Möglichkeiten und Räume für Begegnungen und Miteinander schaffen“ (Seite 27ff)
26 27

Angebote zum muttersprachlichen Gemeinsam und Sprachfördermaßnahmen Vor allem für die älteren Generationen der zugewanderten Menschen, die
Unterricht optimieren voneinander Lernen für Erwachsene erweitern bisher in der Integrationsarbeit nicht oder zu wenig Beachtung fanden,
braucht es mehr an niederschwelligen Möglichkeiten, Deutsch zu lernen.
In den Kufsteiner Bildungseinrichtungen werden auch Muttersprachen In den Bildungseinrichtungen Kufsteins gibt es zahl- Seit 01.10.2017 sieht das Integrationsgesetz im Rah- Für diese „nachholende“ Integration wurde durch die ABC-Cafés sowie
nicht vernachlässigt. Eine Zweitsprache (Deutsch) kann nur mit Erfolg reiche Angebote zur Förderung der Integration und men der Erfüllung der Integrationsvereinbarung die Deutsch- und Alphabetisierungskurse in den Migrant*innen-Ver-
erlernt werden, wenn die Muttersprache perfekt beherrscht wird. Mitar- speziell auch zur Förderung der Sprach- und Deutsch- verpflichtende Deutsch-Integrationsprüfungen für einen bereits ein gutes Angebot geschaffen. Diese Formate sollten auch
beiter*innen der Bildungseinrichtungen weisen jedoch darauf hin, dass kenntnisse. Die Inhalte und didaktischen Vorgangs- Drittstaatangehörige vor. Dafür muss sich diese Ziel- weiterhin fortgeführt oder sogar ausgebaut werden. Dort wären sowohl
etliche migrantische Kinder und Jugendliche auch ihre Muttersprachen weisen dieser – zum Teil unterschiedlichen – Ansätze gruppe neben Werte- und Orientierungswissen vor das Vertrauen als auch die richtige Atmosphäre gegeben, wodurch sie
heute bereits oft nur noch mangelhaft beherrschen. Eine Evaluierung bzw. und Modelle sollten vermehrt zwischen den einzelnen allem auch Kenntnisse in Deutsch verpflichtend an- auch von den Personen, die bisher noch keine Kurse besucht haben, ange-
Optimierung der Angebote zum muttersprachlichen Unterricht, die in den Einrichtungen ausgetauscht werden, um gemeinsame eignen. nommen und regelmäßig besucht würden. Denn, wie die Vergangenheit
meisten Fällen nachmittags stattfinden, wird angeregt. Lern- und Entwicklungsprozesse zu initiieren. zeigte, würde der oftmals ausgeübte Zwang zum Deutschlernen vielfach
In Kufstein gibt es dafür - wie aber auch für andere das Gegenteil bewirken. Mehr Motivation und Spaß sollten auch beim
Zielgruppen und Erfordernisse - bereits eine breite Lernen Ziele sein und nicht immer so strenge und verschulte Kurse.
Palette an Kursen und anderen Angeboten zum Er-
Wirkungsoptimierung der Funktionierende Modelle zum lernen und Festigen der deutschen Sprache in unter- Um das gelernte Deutsch weiter zu festigen, braucht es in Kufstein noch
Nachmittagsbetreuung Vorbild nehmen schiedlichen Niveaus und von etlichen Anbieteror- mehr Möglichkeiten, die bereits erworbenen Kenntnisse anzuwenden.
ganisationen. Finanzielle Unterstützungen für diese Räume und Gelegenheiten zum Treffen, Austauschen und zur Deutsch-
Für Kinder und Jugendliche mit einem erhöhten Unterstützungsbedarf Gute und funktionierende Beispiele für Sprachförder- Kurse sind beim Österreichischen Integrationsfonds konversation werden benötigt. Ideal wären möglichst wohnortsnahe und
muss der Zugang zu Ganztagsangeboten erleichtert werden. Zu dieser programme aus anderen Gemeinden und Regionen sowie beim Land Tirol zu erhalten. Eine Liste dieser niederschwellig zugängliche Angebote, wo ein regelmäßiger Austausch
Zielgruppe zählen vor allem Kinder und Jugendliche, die Hilfe bei Haus- sollten vermehrt für die Anwendung in der Kufsteiner Angebote wird von der städtischen Integrationsbe- von Migrant*innen und Herkunftsösterreicher*innen in einer möglichst
aufgaben und beim Lernen benötigen und die Probleme mit der deut- Praxis analysiert werden. auftragten regelmäßig aktualisiert und ist auf der lockeren Atmosphäre ermöglicht wird. Neben dem Lernen von Deutsch
schen Sprache haben. Die Angebote zur Nachmittagsbetreuung an den Homepage der Stadtgemeinde Kufstein verfügbar. würde bei solchen Gelegenheiten auch ganz nebenbei ein Austausch von
Kufsteiner Schulen werden von vielen Familien mit grundsätzlichem Be- Kommunale Sprachfördernetzwerke, wie sie etwa in Wertehaltungen und in Österreich/Tirol/Kufstein gebräuchlichen Ge-
darf noch nicht genutzt. Über die Gründe und Ursachen liegen zu wenig Vorarlberg etabliert sind, könnten beispielsweise zu wohnheiten erfolgen.
konkrete Informationen vor und daher kann nur spekuliert werden (feh- weiteren Entwicklungsschritten in Kufstein beitragen.
lende Informationen? Kosten? Qualität? Attraktivität?...). Nach Aussagen Sprachfördernetzwerke ermöglichen einen effizienten
der Kufsteiner Bildungseinrichtungen könnten sich Eltern mit Interesse Aufbau von Kompetenz und Wissen in Fragen früher
an einer entsprechenden Betreuung ihrer Kinder am Nachmittag oder an Sprachförderung auf lokaler Ebene. Die Zusammen-
anderen Unterstützungen bereits jetzt an die jeweilige Leiter*innen wen- arbeit der Akteur*innen, die über unterschiedliche
den, um möglichst gute Lösungen – auch hinsichtlich der Kosten – zu fin- Wissens- und Erfahrungsressourcen verfügen, er-
den. Neben einem Prozess zur objektiven Evaluierung und Optimierung höht die Kompetenz aller und damit die Qualität der
der Schulischen Nachmittagsbetreuung sollte daher auch vermehrte In- Sprachförderung. Durch die Installierung eines loka-
formation über die bestehenden Angebote und Möglichkeiten zur (finan- len Sprachfördernetzwerkes werden in einer Gemein-
ziellen) Unterstützung vermittelt werden. de zahlreiche wichtige Qualitäten entwickelt und sta-
bilisiert.
Neben den schulischen Angeboten sollten in Kufstein aber auch (weitere) Handlungsempfehlungen
außerschulische Möglichkeiten für eine attraktive Lernunterstützung und Bildung und Sprachförderung stellen komplexe He-
Hausaufgabenbegleitung überlegt werden. rausforderungen dar, die das Portfolio und die Res-
sourcen einer städtischen Stelle zur Integrationskoor- • 
Bestehende Angebote und Bemühungen fortführen, gezielt • 
Außerschulische Initiativen, wie z.B. Deutsch-Buddy-Projekte
weiterentwickeln und optimieren oder Möglichkeiten, um Deutsch bei Sport, Spiel und Spaß zu
dination zumeist sprengen. Beispiele aus anderen lernen und anzuwenden
Gemeinden und Regionen zeigen, dass dieses The- • 
Prüfung des Modells „Sprachnetzwerk“ auf Plausibilität und
Vertiefende Förderungen in den Ferien menkonglomerat von dafür eigens eingerichteten Möglichkeit zur Implementierung in Kufstein – beginnend
mit einer Exkursion von (Bildungs)Politiker*innen und
• 
Mehr kultursensible Elternarbeit mit konkreten Anleitungen
für die Eltern zur Unterstützung ihrer Kinder
kommunalen bzw. regionalen Bildungs- und Sprach- Pädagog*innen nach Vorarlberg und/oder Telfs, um die
Um die Lernpausen in den Ferien zu überbrücken und für den Start da- förderkoordinator*innen sehr erfolgreich betreut Modelle „Netzwerk mehr Sprache“ bzw. „Sprachnetzwerk Telfs“ • 
Weitere Ressourcen für ausreichend qualifiziertes Personal
nach gerüstet zu sein, sollte es auch in den Ferien, vor allem für die langen werden kann (vgl. z.B. mehrere Gemeinden in Vorar- persönlich kennen zu lernen an den Bildungseinrichtungen, für qualitätsvolle Aus- und
Weiterbildungsmaßnahmen aller Lehrpersonen (möglichst
Sommerferien, entsprechend attraktive Förderangebote für unterschied- lberg).
• 
Ergebnisoffener Diskurs über Quotenregelung zur Vergabe vor Ort in Kufstein) sowie entsprechendes Unterrichtsmaterial
liche Altersstufen geben. Das bereits erfolgte Pilotprojekt im Kindergarten von Kindergartenplätzen: Die 50%-Quote der Kindergärten vorsehen
Stadt (Wiedereingewöhnen nach den Sommerferien) hatte zwar noch mit sollte nochmals möglichst transparent und unter Beteiligung
Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen, sollte aber weiterlaufen und könnte möglichst vieler Aspekte diskutiert werden. • 
Sprachdidaktische Aus- und Weiterbildung nicht nur
für Deutschlehrer*innen, sondern bestmöglich für alle
auch auf die anderen städtischen Kindergärten ausgedehnt werden. Um • 
Liste der in Kufstein vorhandenen Deutschkurs- und Lehrpersonen
die Angebote möglichst attraktiv zu gestalten, sollte eine abwechslungs- Deutschförderangebote weiterhin regelmäßig aktualisieren
reiche Kombination aus Lernangeboten und Freizeitgestaltung vorgese- und veröffentlichen
hen werden. • 
Weitere Sprachfördermaßnahmen am Nachmittag sowie
in den Schulferien anbieten – jeweils in Kombination mit
Freizeitangeboten
28 29

Leistbares Wohnen und Zusammenhalt im Rahmen eines Quartiermanage-


ments sowie einer umfassenderen, integrativen Ge-
tionsarbeit in Kufstein an. Insbesondere sollten die Anstrengungen zur
Verbesserung des Zusammenlebens und des Miteinanders in den einzel-
Gemeinwesenarbeit ermöglichen meinwesenarbeit zu entwickeln. nen Stadtteilen intensiviert werden. Dazu bräuchte es nicht immer gleich
große Events oder komplexe Programme. Auch kleinere Aktivitäten und
In diese Richtung argumentieren auch etliche der Initiativen, die von mehreren Personen und Institutionen gemeinsam or-
befragten Multiplikator*innen und regen als Kris- ganisiert werden und für eine Stimmung des Miteinanders sorgen, sollten

W
ohnen stellt einen wichtigen Indikator für soziale Integration Angeregt wird zudem die Konkretisierung der Über- tallisationspunkte und Verortung entsprechender möglichst in großer Zahl vor Ort in den Stadtteilen umgesetzt werden.
und soziale Mobilität dar. Gute Wohnbedingungen sind legungen zur Einrichtung einer (Online-)Miet- Bemühungen einer Gemeinwesenentwicklung auf
entscheidende Faktoren im Integrationsprozess und erhöhen rechts-beratungsstelle sowie einer Online-Woh- Stadtteilebene die Einrichtung von Stadtteilbüros
die Chancen auf Lebensqualität im Kontext von Migration und Integration. nungsbörse in Kooperation mit dem Land Tirol, den oder Gemeinwesenzentren an. Speziell in „Hotspots“,
Insbesondere die Aufnahmebereitschaft und die Freundlichkeit der Gemeinden des Bezirks und zivilgesellschaftlichen wie etwa dem Stadtteil Endach, sollte damit begon- Ängste und Konflikte im
lokalen Bevölkerung sind für das Wohlfühlen von neu in ein Wohnumfeld Organisationen für das Tiroler Unterland. nen werden. Die Leitung, Koordination und Betreuung
öffentlichen Raum bearbeiten
zugewanderten Personen entscheidend. Gleich danach sind die dieser Anlaufstellen mit einem möglichst vielseitigen
Zufriedenheit mit der Wohnung und dem Wohnumfeld ausschlaggebend. Angebot für unterschiedliche Zielgruppen sollte das Nach den Einschätzungen der befragten Multiplikator*innen wären heu-
Als logische Konsequenz verfestigen Wohnraumknappheit und schlechte Team der städtischen Abteilung für Kinder, Jugend, te Ängste in der Bevölkerung verbreitet, die es in der Form früher nicht ge-
Wohnverhältnisse die Benachteiligung von Lebenschancen und bedingen Durch Gemeinwesenarbeit Integration übernehmen. Die jeweiligen Angebote geben hat. Vor allem im öffentlichen Raum würden sich viele – vor allem
den Rückzug der Betroffenen .
das Zusammenleben im Quar- und konkreten Aktivitäten sollten partizipativ un- auch Frauen und Mädchen – unwohl bzw. nicht mehr so sicher fühlen wie
ter Einbindung der Bewohner*innen ausgearbeitet früher. Wirkliche „Brennpunkte“ mit regelmäßigen Vorfällen oder gravie-
tier fördern und begleiten werden, um nicht zuletzt auch die Identifikation mit renden Konflikten würde es nach Einschätzung der Befragten in der Stadt
ihrem unmittelbaren Wohn- und Lebensumfeld zu nicht geben. Als Beispiele für Orte mit Unbehagen werden aber der Bahn-
Zugang zu leistbarem In Kufstein gibt es verschiedene Wohnanlagen und stärken. Einer der befragten Multiplikator*innen, ein hof, einige Bereiche im Stadtteil Endach oder auch der Funcourt in Zell
Wohnraum schaffen Straßenzüge, die einen höheren Anteil von Familien Vertreter eines türkeistämmigen Vereins, hat dazu ge- genannt.
mit Migrationshintergrund aufweisen. Von einigen der meint, dass der jeweilige Stadtteil für die Menschen,
Die Nachfrage nach günstigen Wohnungen steigt in Tirol generell, insbe- befragten Multiplikator*innen werden diese Wohn- vor allem aber für die Jugendlichen, zu ihrem „Mahal- Zu diesen Ängsten und Gefühlen des Unbehagens würden neben den be-
sondere in Ballungsräumen, und betrifft die gesamte Gesellschaft, insbe- quartiere als „Ghettos“ bezeichnet und als besondere le“ werden müsste, also zu ihrem Viertel/Ghetto. Denn kannten Vorfällen und Übergriffen in Kufstein und anderswo (Köln, Frei-
sondere aber jene mit geringeren finanziellen Handlungsmöglichkeiten Herausforderung für die Integrationsbemühungen der dann würde die Identifikation und Verantwortung so burg, Innsbruck, etc.) vor allem auch die über die Medien und durch be-
– darunter auch viele Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund. Stadt angesehen. Diesbezüglich wird mehrfach der groß sein, dass sie sich selbst auch aktiv um das Mit- stimmte politische Parteien vermittelten negativen Bilder und Narrative
Stadtteil Endach als Beispiel genannt. einander und die Gestaltung vor Ort kümmern wür- beitragen. Dadurch würden negative Gefühle und Haltungen gegenüber
Auch von den befragten Multiplikator*innen wird für Kufstein das Thema den. der steigenden Vielfalt in der Stadt und vor „dem Fremden“ im Allgemei-
„Leistbarer Wohnraum“ als eine der großen Herausforderungen attestiert. Für die Eindeutigkeit dieser These, nach der eine Kon- nen geschürt werden. Entsprechend würden dann auch „ausländisch aus-
Dieser Bedarf nach adäquatem Wohnraum wäre nicht kurz- oder mittel- zentration von Menschen mit Migrationshintergrund sehende“ Jugendliche oder Gruppen, die in den Straßen und öffentlichen
fristig zu lösen und in erster Linie durch effizientere Nutzung von bereits in einzelnen Stadtteilen oder in bestimmten Wohn- Räumen mangels alternativer Aufenthaltsorte „herumhängen“, auf Teile
bestehendem Wohnraum (Mobilisierung des Leerstandes) und verstärk- quartieren dazu beiträgt, dass sich diese Menschen Aktivitäten für ein Miteinan- der Bevölkerung als nicht einschätzbar oder sogar bedrohlich wirken.
te Neubauleistung zu decken. entweder gar nicht oder nur sehr schwierig in die
der in den Stadtteilen
Aufnahmegesellschaft integrieren, gibt es allerdings In einigen Bereichen der Stadt würde es auch zu Nutzungskonflik-
– zumindest für europäische Stadtregionen – noch Insbesondere regelmäßige persönliche Kontakte ten kommen, weil Jugendgruppen oder des öfteren auch Gruppen von
keinen wirklich stichhaltigen Beleg . der Menschen im unmittelbaren Wohnumfeld und Migrant*innen diese Orte „besetzen“ würden. Öffentliche Plätze und
Unterstützung bei Wohnraumsuche Möglichkeiten, sich (besser) kennen zu lernen, bieten Spielplätze, wie etwa in der Wohnanlage am Fischergries oder am Fun-
und Wohnraumvermittlung Mehrfach wird von den befragten Multiplikator*innen Chancen, etwaig bestehende gegenseitige Hemm- court in Zell, wurden als solche Konfliktorte genannt. Andere Nutzer*in-
die Änderung bzw. Optimierung der Wohnungsverga- schwellen und Vorurteile abzubauen. Dies bestätigte nen, wie Eltern mit ihren Kindern, aber auch Senior*innen und einheimi-
Da Drittstaatangehörige und speziell viele der erst seit kurzem in Kuf- be durch die Stadt als adäquates Mittel zur besseren nicht zuletzt auch eine Umfrage im Auftrag der Tiroler sche Jugendliche würden sich dort dann eingeschüchtert oder verdrängt
stein ansässigen Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten keine/kaum Durchmischung der Wohnbevölkerung gesehen und Landesregierung über die Stimmungslage und Ein- fühlen.
Aussichten auf sozial geförderten Wohnraum haben, müssen sie auf dem auf Beispiele, wie etwa die Stadt Innsbruck, verwiesen. stellungen der Tiroler*innen zu Migration, Asyl und
privaten Wohnungsmarkt eine Unterkunft finden. Um eine längerfristige Integration . Demnach haben mehr als zwei Drittel der
und adäquate Wohnperspektive zu erhalten, sollten für diese Zielgruppe, Erfahrungen in anderen Regionen zeigen jedoch, dass Befragten, in deren Gemeinde Flüchtlinge aufgenom-
so wie auch für alle anderen Bedürftigen, konkrete Unterstützungsleis- die Zusammensetzung der Wohnbevölkerung nur men wurden und die daher regelmäßigen persönli-
tungen bzgl. Wohnraumsuche und Wohnraumvermittlung überlegt wer- mit sehr hohem Personalaufwand und im Rahmen chen Bezug zu den neuen Mitbürger*innen hatten,
den. sehr genauer Kenntnisse der sozialen Situationen einen pragmatisch-offeneren Zugang zur Thematik.
des Wohnungsbestandes derart zu beeinflussen ist, Es sind die Alltagserfahrungen mit Migrant*innen
Bis Ende 2019 finden Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte noch beim dass dadurch die Integration unterstützt wird. Nach in der eigenen Umgebung, die das Zusammenleben
Integrations- und Bildungszentrum (IBZ) der Diakonie in Wörgl entspre- DANGSCHAT (2013) wäre man in den meisten Län- zwischen Einheimischen und Zugewanderten positiv
chende Unterstützung. Dann läuft die Projektförderung für das IBZ Wör- dern Westeuropas daher auch dazu über- gegangen, bewerten lassen.
gl aus, wodurch ab 2020 die Beratungs- und Unterstützungsleistungen die Segregation bzw. Konzentration nicht mehr zu be-
nicht gesichert sind. Hier sollte sich die Stadtgemeinde Kufstein mög- kämpfen oder zu verhindern, sondern mit den beste- Diesbezüglich regen auch viele der befragten Mul-
lichst frühzeitig für adäquate Nachfolgestrukturen einsetzen. henden Bewohner*innen Maßnahmen zum sozialen tiplikator*innen vermehrte Aktivitäten der Integra-

21 vgl. Reinprecht (2013) 22 vgl. Dangschat (2013)


23 vgl. Hofinger & Glantschnigg (2018)
30 31

Bedarf besteht vor allem an niederschwellig zugäng- tor*innen werden diese Personen beispielsweise in Städten und Regi-
Handlungsempfehlungen • 
Strukturen für Quartiersmanagement und Gemeinwesenarbeit
etablieren lichen Begegnungsorten ohne Konsumzwang – für die onen genannt, wo entsprechende Konzepte bereits erfolgreich realisiert
• 
Konzepte zur Mobilisierung von vorhandenem Wohnraum Allgemeinheit, aber auch für homogene Gruppen und wurden.
• 
Partizipative Stadtteilarbeit – Einbeziehung migrantischer spezielle Bedarfe (Jugendliche, Frauen, zum Spra-
(Leerstand) – vgl. z.B. das Modell „Sicher Vermieten“ in
Gruppen in Planungsprozesse
Vorarlberg cherwerb, für Vorträge, zum Lernen, etc.). Wie die Gespräche mit den Multiplikator*innen zeigten, ist der Bedarf
• 
„Wohnungsgipfel“, wo auf Einladung der Stadtgemeinde
• 
Formate zur Unterstützung beim Ankommen und Einleben nach solchen brückenbauenden Personen auch in Kufstein geben. Als
sowie zur Konfliktprävention in Wohnquartieren (z.B. Als Idealvorstellung wurden mehrmals Einrichtun- Einsatzmöglichkeiten wurden speziell die Bildungseinrichtungen (El-
(und des Landes) Vermieter*innen, Vereine,
Einzugsbegleitungen ausbauen)
Immobilienmakler*innen etc. zusammenkommen, um gen ins Spiel gebracht, wo viele Angebote unter einem ternarbeit) und der Freizeitbereich (Vereine) genannt, aber auch für Be-
neue Ideen zum Thema „Leistbares Wohnen in Kufstein“ zu
• 
Strukturen für zielgruppenspezifische Interventionen und Dach vereint werden: Beratung, Treffpunkt, Veran- gegnungen in der Nachbarschaft und das Miteinander im Wohnumfeld
entwickeln (Leerstand,…)
interkulturelle Konfliktmediation schaffen staltungen, Konsumation, Raum für Ideen und Kreati- wären die Brückenbauer*innen hilfreich. Auch eine sozialräumliche Or-
• 
Vernetzungstreffen mit Bauträgern/Bauherren (öffentlich- vität, etc. Als Beispiele solcher „Gemeinschaftshäuser“ ganisation mit Zuordnung zu einzelnen Stadtteilen wäre denkbar. Ver-
• 
Verstärkte Präsenz der Jugendarbeit im öffentlichen Raum
gemeinnützige und private) – Es braucht mehr bzw. „Gemeinwesenzentren“ wurde von den Multip- gleichbar mit Funktionen in Pat*innen- oder Peer-Projekten könnten
zur Prävention und Bearbeitung von Konflikten (Stärkung der
Begegnungsmöglichkeiten in der Stadt (Gestaltung des
mobilen Jugendarbeit/„Streetwork“) likator*innen etwa die Teestube in Schwaz oder das die Brückenpersonen auch eingesetzt werden, um in den Communitys der
öffentlichen Raumes), aber auch hinsichtlich Planung
möglichst flexibler Wohnungsgrößen. Naflahus in Feldkirch erwähnt; aber auch in etlichen Zugewanderten unterschiedliche Aspekte des Zusammenlebens in Kuf-
• 
Mehrsprachige, mobile Teams, die sozialraumorientiert
als Drehscheiben zwischen Bildungseinrichtungen, deutschen Städten und mit den ISD-Stadtteilzentren stein zu thematisieren und erläutern (Bildungssystem, Wertehaltungen,
• 
Strukturen zur Unterstützung bei Wohnraumsuche und
Wohnraumvermittlung (Nachfolge IBZ Wörgl, Online-
Erziehungsberechtigten und außerschulischen Einrichtungen in Innsbruck gibt es hierfür gute Modelle (vgl. auch die Geschlechterrollen, Hausordnungen, Mülltrennung, etc.). Insbesondere
(z.B. Jugendwohlfahrt) wirken – z.B. in Kooperation der OJA, Überlegungen zu „One-stop-Shop“ im Kapitel „Ver- Menschen mit Migrations- oder Fluchthintergrund, die bereits vor etli-
Mietrechtsberatungsstelle, Online-Wohnungsbörse, etc.)
MOJA und SCHUSO
netzung, Information, und Kooperation“, Seite 17). Wie chen Jahren nach Österreich/Tirol/Kufstein gekommen und mittlerwei-
• 
Optimierung der Wohnungsvergabe der Stadt Kufstein prüfen;
das Beispiel des von der Stadt Kufstein unterstützten le gut integriert sind, wären für diese Brückenfunktion prädestiniert. Ihre
Modelle anderer Städte und Gemeinden analysieren (z.B.
Weitere praxiserprobte Handlungsempfehlungen für ein und von Frau Schönborn organisierten regelmäßigen Mehrsprachigkeit, interkulturellen Kompetenzen und bereits bestehen-
Innsbruck)
besseres Zusammenleben sind im Handbuch „Gemeinsam
Wohnen. Gemeinsam Leben“ enthalten .
Brunches für unbegleitet minderjährige Flüchtlinge den sozialen Netzwerke erleichtern die Erfüllung der Erwartungen.
• 
Interkulturelle Fortbildungen und niederschwellige zeigt, werden mit solchen Initiativen nicht nur Orte
Mediator*innen-Ausbildung für Multiplikator*innen und
Schlüsselpersonen der Stadtteile (z.B. Hausverwaltungen, der Begegnung geboten, sondern auch ein Forum zur Die Umsetzung eines solchen Programms bzw. die Auswahl an Brücken-
Hausvertrauenspersonen, Brückenpersonen, etc.) Vermittlung unterschiedlicher Inhalte und Informati- personen sollte jedenfalls in enger Kooperation mit Sozialeinrichtungen,
onen, die für das Leben und Zusammenleben in Kuf- Bildungseinrichtungen, NGOs, Behörden und anderen Institutionen er-
24 siehe dazu auch die Überlegungen und Handlungsempfehlungen im Kapitel „Möglichkeiten und Räume für Begegnungen und Miteinander schaffen“ (Seite 27ff) stein wertvoll sind. Die Wirkungen und Mehrwerte folgen, die bereits langjährige und vielseitige Erfahrungen mit den Com-
25 vgl. IIBW (2018)
26 Stadt Innsbruck (2011) reichen von der Festigung von Deutschkenntnissen, munities und ihren Vertreter*innen haben. Zudem sind ausreichende
über die Vermittlung von lokalen Wertehaltungen und Ressourcen für Aus- und Weiterbildung, Vernetzungs- und Reflexions-
Gepflogenheiten, den Abbau von Missverständnissen möglichkeiten sowie für eine fachlich-inhaltliche Begleitung der Brü-

Möglichkeiten und Räume für und Vorbehalten bis hin zu wertvollen Tipps für den
Alltag, zur Fortbildung oder für die Arbeitssuche und
ckenpersonen vorzusehen.

Begegnungen und Miteinander schaffen Zugänge zu sozialen Kontakten, Freundschaften und


gesellschaftlichen Netzwerken, etc. Ein organisier- Handlungsempfehlungen
tes gemeinsames Essen wäre dafür auch bereits gut,

D
• 
Inventarisierung bestehender Begegnungsräume ohne Konsumzwang
ie persönlichen Kontakte zwischen „Einheimischen“ und ermöglichen, können etwaig bestehende Ängste und oftmals aber nicht ausreichend. Es braucht mehr kon- und Orte des Miteinanders in Kufstein sowie Aufzeigen bestehender
Migrant*innen sind nach wie vor gering. Wie der Integrations- Vorbehalte abbauen. Gemeinsame Aktivitäten auf krete Möglichkeiten, um sich persönlich besser ken- Potenziale zur Mit- und Mehrfachnutzung
monitor 2018 zeigt, bestehen Kontakte am ehesten am Arbeits- Basis gemeinsamer Interessen bilden eine Basis für nen zu lernen, ins Gespräch zu kommen und sich aus-
• 
Rolle und Möglichkeiten der städtischen Kinderbetreuungs- und
bzw. Bildungsort . Gerade dieses im Alltag noch weitgehend anonyme ein gutes Miteinander und konfliktfreies Zusammen- tauschen zu können. Das braucht wiederum geeignete Bildungseinrichtungen als Orte der Begegnung in den Stadtteilen
Nebeneinander von oftmals in sich abgeschlossenen Gruppen wird aber leben. Räume, aber auch Begleitung und Betreuung. prüfen
vielfach negativ wahrgenommen. Menschen - egal welcher Herkunft
• 
Gespräche der Politik mit (öffentlich-gemeinnützigen und privaten)
- tendieren dazu, innerhalb ihrer gewohnten privaten Netzwerke – also Darauf verweisen auch praktisch alle der befragten Bauträgern, um bei Neubauten mehr Möglichkeiten für Begegnungen
Familie, Freundschafts- und Bekanntenkreise – zu agieren und Interak- Multiplikator*innen. Um der sozialen Isolation der in der Stadt einzuplanen und vorzusehen – Begegnungsräume sowohl
tionen mit Gruppen über diese etablierten Begegnungsstrukturen hinweg Menschen in Kufstein generell zu begegnen, aber ins- Brückenpersonen zur indoor als auch im öffentlichen Raum
oftmals nicht zu suchen. Ergebnisse der sozialwissenschaftlichen und besondere auch um (neu) nach Kufstein zugezogenen
Förderung des Miteinanders • 
Organisation bzw. Unterstützung von Formaten, die Begegnungen
sozialpsychologischen Kontaktforschung belegen jedoch, dass speziell Menschen das Ankommen und den gesellschaftlichen und ein Miteinander fördern – speziell auch in den Stadtteilen (z. B.
Kontakte über Gruppengrenzen hinweg bestehende gruppenbezogene Anschluss zu erleichtern, braucht es in der Stadt mehr etablieren Stadtteilfeste, Begegnungscafés, gemeinsames Kochen, interkulturelle
Gemeinschaftsgärten, gemeinsame Sportaktivitäten, Tage der offenen
Vorurteile abbauen und soziales Vertrauen stabilisieren können. Auch Orte und Möglichkeiten zur Begegnung und zum kon-
Tür in Vereinen, Initiativen mit Religionsstätten, etc.) – evtl. ein eigenes
Erhebungen in Tirol belegen, dass negative Einstellungen von „Einheimi- kreten Miteinander. Um Kontakte zwischen einzelnen Mitgliedern bzw. Förderprogramm der Stadt vorsehen
schen“ gegenüber zugewanderten Mitbürger*innen umso geringer sind, je Institutionen der Aufnahmegesellschaft und den nach
mehr Kontakte und konkrete Erfahrungen mit hier lebenden Migrant*in- Diese Möglichkeiten sind in Kufstein offensichtlich Kufstein (neu) zugewanderten Menschen zu erleich- • 
Veranstaltungen und Angebote fördern, wo zugewanderte Personen
(Asylsuchende, Asylberechtigte, Migrant*innen) ihre Kompetenzen und
nen bestehen . noch nicht ausreichend vorhanden. Speziell in einigen tern, zu intensivieren und/oder zu optimieren, können Fertigkeiten einbringen können
Stadtteilen gibt es wenig bis keine Orte, wo ein Mitei- Personen hilfreich sein, die es verstehen, die erfor-
Begegnungen und positive Kontakte sind also entscheidende Faktoren nander oder ein Austausch der Menschen stattfinden derlichen Beziehungen zwischen den beiden Seiten • 
Programm zur Aus- und laufenden Fortbildung sowie zur Betreuung
und Begleitung von Brückenpersonen – vgl. dazu das Programm
für die Einstellung zur kulturellen und sozialen Integration von Seiten der könnte. Auch entsprechende Aktivitäten oder Veran- herzustellen und zu pflegen. Brückenbauer*innen, „docken. Begegnung – ein Elixier für eine vielfältige Gesellschaft“ der
Einheimischen und der Zugewanderten. Vor allem Gelegenheiten, die ein staltungen sind hier eher rar. Integrationslots*innen, Miteinander-Buddys, Integ- Projektstelle okay.zusammen.leben in Vorarlberg
besseres gegenseitiges Kennenlernen und den persönlichen Austausch rationsbotschafter*innen oder Begegnungspromo-

27 vgl. Hofinger & Glantschnigg (2018) 29 vgl. www.kama.or.at. Zugriff am 09.10.2018


28 vgl. Hofinger & Glantschnigg (2018). 30 vgl. www.okay-line.at/okay-programme/docken-begegnung-ein-elixier-fuer-eine-vielfaeltige-gesellschaft. Zugriff am 09.10.2018
32 33

Vereine als Schlüsselfaktoren für Handlungsempfehlungen


Integration unterstützen • 
Eine Initiative zur Information, Sensibilisierung und Unterstützung von
Kufsteiner Vereinen hinsichtlich der Erweiterung ihres Engagements für
die Integrationsarbeit – vgl. dazu die weiterführenden Überlegungen im

K
ufstein verfügt über eine bunte und lebendige Vereinslandschaft. Damit das Engagement nach einer ersten Phase der Leitfaden zur interkulturellen Öffnung von Vereinen „Vielfalt tut gut“
Fast für jeden Geschmack und alle Bedürfnisse sind Angebote Euphorie dann nicht gleich wieder endet, müssten • 
Vorstellung der Kufsteiner Vereine – Tage der offenen Vereinstüren
zu finden. In den Vereinen gestalten viele unterschiedliche die Vereine letztlich auch ein Stück weit begleitet und
Menschen ihre Freizeit, pflegen Kontakte, tauschen sich über gemeinsame weiter betreut werden. • 
Vereine einladen, Vereine auch besuchen
Interessen aus und tragen zum Gemeinwohl in der Stadt bei.
Wie Beispiele aus der Vergangenheit zeigen, würde
Vereine können somit auch wertvolle Beiträge zu einer erfolgreichen In- dieser Weg auch recht gut funktionieren. In Koope-
tegrationsarbeit leisten. Basierend auf gleichen Interessen bestehen dort ration mit der Integrationsarbeit Wörgl wurde vor
zahlreiche Möglichkeiten für Begegnungen und ein Miteinander. Diese einigen Jahren ein entsprechendes Programm mit
Interaktionen schaffen nicht nur wichtige Lernerfahrungen (z.B. Erwerb unterschiedlichen Aktivitäten von und mit Kufstei-
der deutschen Sprache) und wertvolle Anschlussmöglichkeiten (soziale ner Vereinen umgesetzt . Als ebenfalls gelungenes
Netzwerke) für die Zugewanderten, sondern auch gute Gelegenheiten für Beispiel wird in den Interviews auch „Kufstein 24“
die Aufnahmegesellschaft, Vertrauen zu den neu in die Stadt gekomme- angeführt, das ebenfalls gezeigt hätte, dass im Zu-
nen Menschen aufzubauen und gegebenenfalls vorhandene Vorurteile sammenwirken mit Vereinen durchaus viel möglich
abzubauen. und einiges zu mobilisieren wäre. Von den befragten
Vertreter*innen der Kufsteiner Migrant*innen-Verei-
Gefragt nach Schlüsselfaktoren für die Integrationsarbeit in Kufstein ne wird mehrmals das Bedürfnis und die Bereitschaft
wurden auch von den Multiplikator*innen die örtlichen Vereine als wich- für ein offeneres Miteinander und für mehr persönli-

Positive Narrative und Wertschätzung


tig benannt. Vereine könnten Lokomotiven für die Integrationsarbeit sein, che Begegnungen mit offiziellen Vertreter*innen der
wie es einer der Befragten ausdrückte. Dort würde das Miteinander ganz Stadt Kufstein bekundet. Dies würde durchaus beiden

von Engagement fördern


automatisch über die gemeinsame Leidenschaft für den jeweiligen Ver- Seiten etwas bringen. Mehrmals wurde eingebracht,
einszweck gelebt. dass die offiziellen Repräsentant*innen Kufsteins
mehr Interesse an den zugewanderten Mitbürger*in-
Aber diesbezüglich würde in Kufstein noch zu wenig passieren. Etliche nen zeigen sollten. Es sollte auch außerhalb von

Q
Vereine – sowohl „einheimische“ Vereine als auch jene der Migrant*in- Wahlzeiten mehr Signale geben, dass hier wohnhafte uasi als Gegenpol zum ständig eher negativ ten, sondern auch das öffentliche Bild von Zugewanderten positiv verän-
nen – würden zwar grundsätzliches Interesse zeigen und wären dem Migrant*innen auch als Bürger*innen dazu gehören transportierten Bild des „Ausländers“ und dern. Solche positiven Narrative sollten speziell auch in der Arbeit mit Ju-
Thema Integration und Miteinander gegenüber auch durchaus offen, und ernst genommen werden. Gezeigt werden könn- des „Asylanten“ sollten viel mehr gelungene gendlichen zur Perspektivenbildung und zur Motivation genutzt werden.
eigene konkrete Schritte und Aktivitäten wären aber noch selten. Insbe- te das z.B. durch Besuche der Migrant*innen-Vereine Beispiele der Integration in Kufstein vor den Vorhang
sondere bei Sportvereinen, wie etwa beim Boxen, Kickboxen, Tischtennis oder auch durch Einladung von Vertreter*innen der geholt und öffentlichkeitswirksam vermittelt Aber auch viele der Akteur*innen – Organisationen wie Einzelpersonen,
oder Fußball, würde die Einbindung von Zugewanderten bereits recht gut Communitys in das Rathaus zu einem persönlichen werden. Durch die Abkehr vom Defizitansatz in der die durch ihr großes Engagement und ihre Kompetenzen zum friedlichen
funktionieren; auch das Rote Kreuz wurde diesbezüglich hervorgehoben. Austausch. Vor Ort bei den Vereinen hätten die Po- Integrationspolitik sollte es auch möglich werden, Miteinander und gedeihlichen Zusammenleben in Kufstein beitragen,
Bei vielen anderen Kufsteiner Vereinen würde aber eher so etwas wie eine litiker*innen auch die Möglichkeit, sich direkt und dass Migration zukünftig von noch mehr Anteilen werken und wirken oft im Verborgenen. Diese – oftmals auch ehrenamt-
interessierte Passivität vorherrschen. persönlich bei den Familien vorzustellen, ihre Er- der Bevölkerung auch als Gewinn und Chance für die lich eingebrachten – Leistungen für die Kufsteiner Gesellschaft werden
wartungen für das Miteinander in Kufstein und für Stadt Kufstein gesehen wird. Um das Bewusstsein der nicht immer wirklich auch in angemessener Form wertgeschätzt und von
Konkret wurde auch die Musikschule angesprochen, die grundsätzlich das Gelingen der Integrationsbemühungen offen zu Bevölkerung zu sensibilisieren, gilt es entsprechende einer breiteren Öffentlichkeit wahrgenommen.
über das gemeinsame Musizieren auch ein großes integrierendes Poten- vermitteln und zu diskutieren, aber auch gleich die Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit zu leisten.
zial hätte, das jedoch noch kaum genutzt würde. Zum einen wären für vie- unterschiedlichen Angebote der Stadtgemeinde für
le Familien mit Flucht- oder Migrationshintergrund die Kosten zu hoch. Kinder, Jugendliche und Familien zu kommunizieren. Nach Meinung einiger der befragten Multiplika-
Andererseits wäre es zu begrüßen, wenn in der Musikschule Kufstein auch Die Migrant*innen-Vereine sollten mehr als Multi- tor*innen würde in Kufstein noch zu wenig gesehen Handlungsempfehlungen
traditionelle Musikinstrumente der Zugewanderten unterrichtet würden, plikator*innen zur Erreichung der Bürger*innen mit und wertgeschätzt werden, was Migrant*innen in • 
Artikelserie in Medien der Stadtgemeinde (Stadtmagazin, Stadt-
wie z.B. Baglama-/Saz-Kurse. Migrationshintergrund genützt werden. Kufstein bereits alles zum Gelingen der Gesellschaft Homepage, etc.), Kurzvideos im lokalen Fernsehen oder Internet
und für ein positives Miteinander beitragen. So gibt
• 
Auslobung eines Preises der Stadtgemeinde für Personen und
Vielfach wird darauf hingewiesen, dass es für ein vermehrtes Engagement Um Anreize für ein vermehrtes Engagement der Kuf- es etwa in Kufstein zahlreiche Unternehmen und Be- Initiativen, die besondere Beiträge für Teilhabemöglichkeiten,
der Vereine auch entsprechende Impulse von außen bräuchte. Die Verei- steiner Vereine für die Integrationsarbeit zu setzen, triebe, die einen Migrationshintergrund haben und Chancengerechtigkeit und das Zusammenleben in Kufstein leisten und
ne müssten kontaktiert und konkret auf ihre Rolle und Mitverantwortung aber auch um diesem gesellschaftlich wertvollen En- zur Wirtschaftsleistung der Stadt beitragen. Diese die Chancen von Vielfalt in der Gesellschaft aufzeigen (vgl. Preis der
Vielfalt in Innsbruck, Integrationspreis in Telfs, etc.)
angesprochen werden. Gemeinsam sollten entsprechende Programme gagement die entsprechende Wertschätzung entge- Initiativen, das Engagement und den Ideenreichtum
zur Einbindung von Zugewanderten und Aktivitäten für ein besseres Mit- gen zu bringen, wird eine Art „Bonussystem“ angeregt der Migrant*innen vermehrt anzuerkennen, einzubin- • 
Vielseitige Programme, aber auch möglichst kreative Auftritte von
einander entwickelt werden. für jene Vereine, die sich speziell für Teilhabemög- den und öffentlich wertzuschätzen, würde nicht nur und mit (jugendlichen) Migrant*innen im öffentlichen Raum, um die
lichkeiten und das Zusammenleben engagieren, z.B. in wichtige Beiträge zur Festigung der Zugehörigkeit von Vielfalt der Stadt Kufstein öffentlich sichtbarer machen

Form einer zusätzlichen Förderung. Migrant*innen zur heimischen Gesellschaft bedeu-

31 vgl. das Projekt „Natürlich.Gemeinsam“: www.facebook.com/Natuerlich.Gemeinsam. Zugriff am 05.10.2018 32 http://web.kommunity.me/wp-content/uploads/2016/10/Vielfalt-tut-gut-Ein-Leitfaden-zur-interkulturellen-%C3%96ffnung-von-Vereinen.pdf. Zugriff am 12.10.2018
33 vgl. dazu www.kama.or.at. Zugriff am 09.10.2018
34 35

Ein effizientes Aktiv gegen jegliche Art der


Freiwilligenmanagement etablieren Diskriminierung vorgehen

D D
ie erhöhte Zuwanderung von Geflüchteten ab 2015 hat verdeut- iskriminierungen von Menschen aufgrund wanderten gegeben sein. Man würde oft nicht wirklich ernst genommen
licht, wie wichtig das ehrenamtliche und zivilgesellschaftliche ihrer Herkunft oder ihrer zugeschriebenen und eher ablehnend behandelt werden. Das Gefühl von Zugehörigkeit und
Engagement für die Betreuung und Begleitung in der Integrati-
Handlungsempfehlungen ethnischen Ungleichheiten sind aus unter- der Gleichwertigkeit würde nicht wirklich vermittelt. Aber auch Vorfälle
onsarbeit ist und dass es dazu in der Kufsteiner Bevölkerung eine große • 
Vorhandene Strukturen für das schiedlichen Bereichen und Zusammenhängen be- im öffentlichen und halböffentlichen Raum, wie auf Spielplätzen, in Bus-
Bereitschaft gibt. Diese hohe Mitwirkungsbereitschaft der Menschen Ehrenamtsmanagement vor Ort in Kufstein kannt – aus dem Bildungssystem, dem Arbeitsmarkt, sen oder Lokalen, wurden genannt. Der Eindruck wurde vermittelt, dass
optimieren und aufeinander abstimmen
sollte auch weiterhin konstruktiv und effizient für die kommunale Inte- von der Wohnungssuche, aus (halb)öffentlichen Ins- dieser Umstand in Kufstein ohnehin vielen bekannt und fast so etwas wie
grationsarbeit genutzt werden. Dafür braucht es nicht zuletzt auch effi- • 
Adäquate Ressourcen für ein professionelles titutionen und Einrichtungen oder auch aus dem öf- ein „offenes Geheimnis“ wäre.
ziente Strukturen zur Unterstützung und Begleitung der Ehrenamtlichen. Ehrenamtsmanagement in der fentlichen Raum (z.B. Spielplätze, Parks, etc.).
Integrationsarbeit vorsehen, inkl. Aspekte einer Von einigen der befragten Multiplikator*innen wurden bestimmte Ver-
Wertschätzungskultur
Der Bedarf nach ehrenamtlichen Integrationshilfen und Unterstützungs- Nicht zuletzt durch die erhöhte Zuwanderung von haltensweisen ihnen bekannter Fälle auch als Ausdruck von Überlastung
leistungen (z.B. Deutschförderung, Alltagsbuddys, Integrationslots*innen, • 
Eine Zusammenschau aller in Kufstein Geflüchteten ab 2015 war eine zunehmende Pola- bzw. Überforderung gewertet. Vielen Akteur*innen, ob in Bildungseinrich-
etc.) übersteigt das aktuelle Angebot an Freiwilligen. Es ist daher notwen- vorhandenen Angebote und Möglichkeiten risierung in der Gesellschaft zwischen Willkom- tungen, Ämtern oder anderen öffentlichen Einrichtungen, würden oftmals
zur Freiwilligenarbeit im Integrationsbereich
dig, laufend weitere Ehrenamtliche für diese Tätigkeiten zu gewinnen und erstellen und transparent veröffentlichen
menskultur auf der einen und totaler Ablehnung der die Möglichkeiten zur Reflexion ihrer Erlebnisse und Herausforderungen,
diese dann auch bei ihrem Engagement zu unterstützen. (Internet) Migrant*innen auf der anderen Seite zu verzeichnen. die sie in der täglichen Praxis mit dem Umgang der immer vielfältigeren
Auch unterschiedliche Formen von Diskriminierun- Bevölkerung machen, fehlen. Einzelne „schwarze Schafe“ – aber sicher
• 
Neue Freiwillige für konkrete Aufgaben in der
Dafür braucht es auch verstärkte Anreize zur Motivation der Freiwilligen gen und Rassismen, aber speziell auch Feindselig- nicht die Mehrheit – würden somit immer wieder in nicht mehr zeitge-
Integrationsarbeit gezielt anwerben; jeweils
– für jene, die schon länger aktiv sind und bei der Stange gehalten werden aktuelle offene Stellen für Ehrenamtliche keiten gegenüber Muslim*innen wurden registriert. mäße Verhaltensmuster oder zu unsensiblen Ausdrucksweisen zurück-
müssen, aber auch zum Gewinn neuer Ehrenamtlicher (Wertschätzungs- transparent veröffentlichen (Internet) Mehrere Quellen belegen eine österreich- wie tirol- fallen, die durchaus als diskriminierend und zum Teil sogar rassistisch
kultur!). weite Zunahme fremden-feindlicher Handlungen . gewertet werden könnten.
• 
Angebote zur Vernetzung und Stärkung
von Ehrenamtlichen (Vernetzungstreffen, In vielen Fällen waren die „Tatorte“ das Internet (z.B.
Nicht nur, aber speziell auch für die Unterstützung jener Ehrenamtlichen, Stammtische, Austauschrunden, Möglichkeiten rassistische Hasspostings). Erfahrungen von Projekt- und Beratungsstellen, aber auch von Schulen
die sich beim Erwerb und bei der Festigung der Deutschkenntnisse von zur Supervision, Fortbildungen, Wertschätzung, wie z.B. der PTS Kufstein zeigen, dass es junge Migrant*innen auch auf-
etc.)
Menschen mit Flucht-/Migrationshintergrund engagieren, braucht es Rassismus und Diskriminierungserfahrungen sind grund ihrer Herkunft schwerer haben, im Berufsleben Fuß zu fassen und
neben geeigneten Strukturen zu Koordination und Betreuung auch ad- auch im Kufsteiner Alltag verbreitet. Betroffene selbst, einen Job oder eine Lehrstelle zu finden. Diskriminierung und Ungleich-
äquate Räume, (Unterrichts-)Materialien sowie regelmäßige Fortbil- aber auch die befragten Multiplikator*innen, berich- behandlung bei Bewerbungen bzw. bei der Vergabe von Arbeitsstellen
dungen und Wissensvermittlung. ten von den bekannten Vorurteilen gegenüber Men- wären nach wie vor verbreitet. Allein wenn Firmen bei den Bewerbungen
schen mit Migrations- oder Fluchthintergrund, vor einen „ausländisch“ klingenden Familiennamen lesen oder hören, dann
Alle in diesem Feld involvierten Stakeholder*innen, Freiwillige ebenso allem auch von verbreiteten Vorbehalten gegenüber würden – auch bei gleichen oder ähnlichen Qualifizierungen – deutlich
wie Vertreter*innen von NGOs, aber auch Menschen mit Flucht-/Migra- türkeistämmigen Mitbürger*innen. mehr Absagen kommen.
tionshintergrund, weisen auf die mangelhafte bzw. zu wenig transparente
Information über vorhandene Initiativen und Möglichkeiten in Kufstein Diese besondere Skepsis gegenüber türkeistämmigen Um der zunehmenden Polarisierung in der Gesellschaft entgegenzu-
hin. Ohne eine entsprechende Zusammenschau wäre der Überblick nicht Kufsteiner*innen führen etliche der Interview-Part- wirken, müssen Initiativen und konkrete Maßnahmen gegen Diskrimi-
gegeben, wo man sich als Freiwillige*r engagieren oder als Hilfesuchen- ner*innen auch auf das Hereintragen der Politik in der nierung und Rassismus im Allgemeinen sowie Feindlichkeit gegenüber
de*r um konkrete Unterstützung hinwenden kann. Türkei nach Tirol zurück. Nicht zuletzt würde auch das Muslim*innen im Speziellen intensiviert werden.
Verhalten vieler bei uns lebender Türk*innen bei den
Ein professionelles Ehrenamtsmanagement ist ressourcenintensiv und letzten Wahlentscheidungen und Referenden ihres Aber auch die Felder des Antisemitismus sowie von Tendenzen zur Ra-
kann bzw. sollte nicht von der Integrationsbeauftragten „so nebenher“ ge- dazu beitragen . dikalisierung oder zum Fundamentalismus – nicht nur, aber auch von
macht werden. Hierfür braucht es in Kufstein klare Zuständigkeiten und Muslim*innen – müssen mitberücksichtigt und bearbeitet werden.
ausreichende Ressourcen. Von den Multiplikator*innen wurden etliche konkrete Diesbezüglich weisen einige Gesprächspartner*innen darauf hin, dass
diskriminierende Vorfälle geschildert. Relativ häu- es auch in Kufstein – zum Teil in Vereinen organisiert – Vertreter*innen
Sowohl in der Stadt als auch im Bezirk Kufstein gibt es Zuständige für das fig wäre man als „augenscheinlicher Ausländer“ mit von Gruppierungen und Strömungen gibt, deren politische Einstellungen
Freiwilligenmanagement. Diese Strukturen zur Koordination und Beglei- Ungleichbehandlungen in öffentlichen Einrichtungen und Wertehaltungen nicht immer den in Österreich erwünschten ent-
tung von Ehrenamtlichen müssen optimiert, vorhandene Doppelgleisig- konfrontiert. Schulen, Ämter und andere öffentliche sprechen. Die Grenzen zwischen – vor allem türkischem bzw. kurdischem
keiten abgebaut bzw. besser aufeinander abgestimmt werden. Institutionen wurden diesbezüglich genannt, darunter – Nationalismus und (islamischem) Fundamentalismus würden nach
auch das Rathaus Kufstein. Nicht immer würde der Kennern der Szene dort oftmals nicht eindeutig verlaufen .
Respekt einiger Mitarbeiter*innen gegenüber Zuge-

34 TIGRA-Berichte, ZARA-Berichte, Verfassungsschutzberichte, Antisemitismusberichte, Berichte des BMI zum Stand des Rechtsextremismus, etc.
35 vgl. dazu die Ausführungen von Bgm. Krumschnabel unter dem Titel „Ist Integration gescheitert“ in der Mai/Juni-Ausgabe 2017 des Kufsteiner Stadtmagazins
36 vgl. z.B. dazu die Ausführungen von Rammerstorfer (2018) über die „Grauen Wölfe“ sowie die aktuellen Überlegungen der österreichischen Bunderegierung zu einem
Verbot entsprechender politischer Zeichen und Symbole, wie jenen der Grauen Wölfe, der PKK, der Muslimbruderschaft, der Hamas oder der Ustascha.
36 37

Allgemeines Ziel, insbesondere aber Ziel öffentlicher


Einrichtungen muss es sein, dass alle Menschen – Handlungsempfehlungen Angebote zur Stärkung der -
gleich welcher Herkunft und ethnischer Zugehörigkeit
– als gleichwertige Bürger*innen anerkannt und be- • 
Beratung von und Unterstützung für Menschen, die von
psychischen - Gesundheit fördern
Diskriminierung betroffen sind – evtl. eine eigene Anlaufstelle in
handelt werden – und zwar nicht nur vor dem Gesetz, Kufstein (z.B. in Kooperation mit TIGRA )
sondern vor allem auch in den Köpfen der Menschen,
um dann auch in der Alltagspraxis dementsprechend • 
Die konsequente Dokumentation, Verfolgung und Ahndung
Mehrsprachige Informationen Stärkung der psychischen
zu handeln. diskriminierender Vorfälle (z.B. in Kooperation mit TIGRA)
Informationen in verschiedenen Sprachen zu spe- Gesundheit
• 
Mitwirken im landesweiten Arbeitskreis Extremismusprävention und ziellen Fragestellungen zur Verfügung zu stellen, ist Negative Erfahrungen im Herkunftsland oder auf der Flucht sowie die
Darüber hinaus müssen alle Tendenzen von Radika- Deradikalisierung ein wichtiges Anliegen von Integrationsbemühun- soziale Isolation von Geflüchteten, die getrennt von ihren Herkunftsfa-
lisierungen und Extremismen klar abgelehnt und mit gen. Neuzugewanderte, die noch keine ausreichenden milien nach Kufstein gekommen sind, wirken sich negativ auf die Psyche
• 
Präventive Maßnahmen und Aktivitäten gegen diskriminierende,
Nachdruck bekämpft werden. rassistische und/oder radikale Tendenzen initiieren und unterstützen: Deutschkenntnisse besitzen, erhalten mit Hilfe von der Menschen aus und behindern oftmals ihre soziale Funktionsfähigkeit.
Übersetzungen wichtige Informationen. Zudem gibt Expert*innen nehmen an, dass mindestens die Hälfte aller Geflüchteten
o Schwerpunkte auf Informations- und (Bewusstseins-) es in Kufstein auch Menschen, die schon lange hier unter Angsterkrankungen, Depressionen oder einer posttraumatischen
Bildungsarbeit, in stadteigenen Einrichtungen (z.B. Rathaus), in
der (schulischen wie außerschulischen) Jugendarbeit, in Vereinen,
leben, aber bisher die Möglichkeit, Deutsch zu lernen, Belastungsstörung leidet. Entsprechende Belastungen und Erkrankungen
etc. nicht hatten, diese nicht wahrgenommen haben oder nehmen aber allgemein in unserer Gesellschaft zu, speziell bei Gruppen
nicht (mehr) in der Lage sind, eine Sprache zu erler- oder Milieus, die wirtschaftlich, gesellschaftlich oder aus anderen Grün-
Der Verein Derad (Wien) bietet Workshops, in welchen
nen. Auch für diese Menschen sind Übersetzungen den marginalisiert sind.
extremistische Ideologien thematisiert und in Gruppen
aufgearbeitet werden. wichtig.
Speziell im Tiroler Unterland gibt es deutlich zu wenige Strukturen und
Die Initiative Zusammen:Österreich des ÖIF bietet Möglichkeiten Zu den Informationen, die sinnvollerweise in ver- Angebote für adäquate psychotherapeutische bzw. sozialpädagogische
zum persönlichen Austausch mit Migrant*innen, welche
Vorurteile jeglicher Art im Zusammenhang mit Migration und schiedenen Sprachen vorliegen sollten, gehören ins- Behandlungen. Eine Unterversorgung mit mehrsprachigem Fachpersonal
Integration abbauen und ein besseres Verständnis für diese besondere auch Informationen über Gesundheit und ist tirolweit zu verzeichnen.
Themen vermitteln sollen. Gesundheitsvorsorge.
 „Schule ohne Rassismus“ ist ein Format, bei dem sich Ohne entsprechende Unterstützungen in diesem Bereich sind aber für
Bildungseinrichtungen im Rahmen bestehender Lehrpläne viele Betroffene die heute gesetzlich geforderten oder gesellschaftlich er-
verstärkt der Auseinandersetzung mit (Anti-)Diskriminierung und warteten Eigenleistungen für ihre Integration nur schwer oder gar nicht zu
(Anti-)Rassismus widmen.
erbringen. Die Stärkung der psychischen Gesundheit ist also oftmals die
o Mehr kultursensible Fortbildungen für öffentliche Einrichtungen Voraussetzung für Integration.
(Schulen, Ämter, etc.)
Nach Meinung der befragten Multiplikator*innen könnte mit entspre-
o Spezielle Fortbildungen für Pädagog*innen, Jugend- und
Sozialarbeiter*innen zur frühzeitigen Wahrnehmung von chenden Angeboten auch viel Präventionsarbeit im Bereich Gewalt und
Anzeichen einer Radikalisierung (inkl. Kennenlernen von Codes anderen Konflikten geleistet werden – denn viele psychologische Proble-
und Zeichen einzelner Communitiys) me wären oftmals Ursache bzw. Auslöser von Gewalt.
o Mehr Angebote zur Supervision: Um der offensichtlich
verbreiteten Frustration der Akteur*Innen in öffentlichen
Einrichtungen (Schulen, Ämter, etc.) entgegenzuwirken, wird ein
besonderer Bedarf nach Möglichkeiten zum Austausch und zur Handlungsempfehlungen
Supervision mit muslimischen Expert*innen gesehen (Klärung
offener Fragen im Umgang mit muslimischen Bürger*innen und • 
Erweiterung der psychologischen, psychotherapeutischen bzw.
Kund*innen). sozialpädagogischen Angebote in Kufstein bzw. im Tiroler Unterland
– insbesondere auch mit mehrsprachigem Fachpersonal (z.B. auch
o Mittel-/Langfristig: Diversifizierung der Belegschaften beim schulpsychologischen Personal zur Begleitung der Kufsteiner
öffentlicher Einrichtungen mit dem Ziel, die Zusammensetzung Bildungseinrichtungen)
der Kufsteiner Bevölkerung auch in den Einrichtungen abzubilden

• 
Sensibilisierung von Firmen und Unternehmen hinsichtlich
Diskriminierungen in Bewerbungsverfahren – in Kooperationen mit
WKO, IV und AMS

• 
Möglichkeiten zur Umsetzung anonymer Bewerbungsverfahren prüfen
– zumindest pilotartig im stadteigenen Wirkungsbereich sowie mit
ausgewählten Unternehmen

37 TIGRA - Tiroler Gesellschaft für Rassismus-kritische Arbeit (www.tigra.cc)


38 39

Ergänzungen spezifischer Infrastrukturen Bewusstsein für Höher-


qualifizierung fördern
Daher sollte möglichst früh – in der Schule bzw. in der ersten Phase nach
dem Ankommen in Tirol –mehr Information und Beratung über das ös-
für Migrant*innen vornehmen Bildungsferne Migrant*innen stellen bei der Integ-
terreichische Schulsystem und über Möglichkeiten der weiteren Ausbil-
dung (z.B. Lehre) erfolgen – bei den Jugendlichen, vor allem aber auch bei
ration in den Arbeitsmarkt eine besondere Heraus- deren Eltern.
forderung dar. Menschen mit Migrationshintergrund
Muslimische Bestattungsmöglichkeiten wurde hingewiesen (vgl. die Einrichtung in Altach als – vor allem aus traditionellen Herkunftsländern, wie Insbesondere sollte dabei auch das Bewusstsein der Jugendlichen und
zentraler islamischer Friedhof in Vorarlberg). etwa der Türkei, aber auch Geflüchtete aus Afghanis- ihrer Familien für das österreichische Lehrausbildungssystem geschärft
Der Bedarf muslimischer Bürger*innen an Möglichkeiten, nach ihrem tan – weisen ein vergleichsweise niedriges Bildungs- werden. Die duale Ausbildung ist ein österreichisches Spezifikum, das in
Ableben auch in ihrer (neuen) Heimat Tirol/Kufstein beerdigt zu werden, und Qualifizierungsniveau auf. Die in den unteren Herkunftsländern vieler Menschen mit Migrations- und Fluchthinter-
wächst. oder mittleren Qualifikationssegmenten Beschäftig- grund nicht bzw. kaum bekannt ist.
Krankenhaus Kufstein ten sind vom Abbau niedrig qualifizierter Jobs oftmals
Bisher war es vor allem bei Türkeistämmigen üblich, nach dem Tod in das als erste betroffen. Verhältnismäßig hoch sind daher Neben einer allgemeinen Übersicht zu Ausbildungsmöglichkeiten, Bran-
Herkunftsland bzw. Land ihrer Vorfahren überstellt und dort beerdigt zu Mehrfach wurde in den Gesprächen mit den Multi- auch die Arbeitslosenraten unter diesen Migrant*in- chen und Berufen in Österreich erscheint auch eine möglichst praxisnahe
werden. Fast alle haben dafür eine Art der Rückholversicherung, um die plikator*innen darauf hingewiesen, dass es derzeit nen. Das gemeinsame Ziel muss daher eine nachhal- Vermittlung der Möglichkeiten und Perspektiven wichtig. Dies kann z.B.
Überführung ihres Leichnams in die Türkei zu finanzieren. im Krankenhaus Kufstein für Muslim*innen, die dort tige Höherqualifizierung von möglichst vielen Men- durch die Einladung von Unternehmen in den Schulunterricht oder zu Ju-
stationär behandelt werden, keine Möglichkeiten gibt, schen sein. gendeinrichtungen erfolgen, aber auch durch Schnuppertage in Betrieben.
Durch die erhöhte Zuwanderung geflüchteter Menschen in den letzten in Ruhe ihren Gebeten nachzugehen. Daher sollte dort Dadurch können Jugendliche (mit Migrations- und Fluchthintergrund)
Jahren kamen auch Muslim*innen nach Tirol und Kufstein, die nach ein islamischer - oder ein multikonfessioneller - Ge- Von den befragten Multiplikator*innen wurde festge- verschiedene Branchen und Berufe persönlich kennenlernen, wodurch
ihrem Tod zur Beerdigung nicht in ihr Herkunftsland gebracht werden betsraum vorgesehen und eingerichtet werden. halten, dass in den letzten rund 10 Jahren zunehmend eine differenzierte Berufswahl gefördert werden kann .
können. Aber auch unter den anderen Migrant*innen, insbesondere auch auch Kinder mit Migrationshintergrund in Kufstein in
unter den türkeistämmigen Bürger*innen, steigt die Zahl jener, die im höhere Schulen, wie etwa in das Gymnasium, gehen. Als ein gutes Format, bei dem sich die erforderliche Information und Be-
Umfeld ihrer nächsten Verwandten, also in Tirol begraben werden wol- Trotzdem wird nach wie vor ein Nachholbedarf bei wusstseinsbildung mit anderen Aspekten der Arbeitsmarktintegration
len. Wenn Menschen sich Tirol und Kufstein zugehörig fühlen, wollen sie
Handlungsempfehlungen vielen Familien mit Migrationshintergrund beim Be- vereinen lassen, haben sich Berufsmessen bewährt. Hier können Unter-
auch hier beerdigt werden. Daher wird dieser Aspekt der Integration auch wusstsein für eine höhere Bildung und eine möglichst nehmen persönliche Kontakte zu Arbeitssuchenden aufbauen und sich
in Tirol immer wichtiger. • 
Situation und Rahmenbedingungen am gute Qualifizierung ihrer Kinder gesehen. Zum Teil persönlich vergewissern, was zugewanderte Menschen anzubieten ha-
Kufsteiner Friedhof hinsichtlich Möglichkeiten
zur Bestattung nach islamischen Vorgaben und
aus familiärer „Tradition“, aus finanziellen Beweg- ben – sei es eine bereits aus ihren Herkunftsländern mitgebrachte oder
Nach Auskunft der muslimischen Community bräuchte es dazu keine Riten prüfen, etwaige Maßnahmen ableiten gründen oder anderen Motiven würden jugendliche in Tirol erworbene Qualifikation. Hier können auch Jugendliche prakti-
eigene Muslimische Bestattungsmöglichkeiten in Kufstein, aber geeig- Migrant*innen oftmals versuchen, direkt nach dem sche Tipps zum Arbeitsleben sowie über Bildung, Ausbildung und Be-
• 
Einrichtung eines islamischen oder
nete Rahmenbedingungen auf dem bestehenden Friedhof, die eine den Abschluss der Pflichtschulausbildung in den Arbeits- ruf unmittelbar und aus erster Hand von Personalverantwortlichen und
multikonfessionellen Gebetsraumes im
islamischen Vorgaben und Riten entsprechende und würdige Bestattung Krankenhaus Kufstein markt zu wechseln. Unternehmer*innen erhalten. Hier können persönliche Begegnungen
ermöglichen. Aber auch auf regionale, gemeindeübergreifende Lösungen stattfinden und Perspektiven geschaffen werden, die für alle Beteiligten
zu neuen Chancen und Möglichkeiten führen. Hier kann auch eine per-
sönliche Vermittlung zwischen potenziellen Arbeitgeber*innen und ent-
Mehr Informationen über sprechend qualifizierten Arbeitsuchenden erfolgen. Veranstaltungen, wie
mögliche Bildungs- etwa das Berufsfestival der Wirtschaftskammer oder die in Wien und
Innsbruck umgesetzte Bildungsmesse CHANCEN:REICH , sollten daher
und Berufswege
Zugang zu Qualifizierung und auch in Kufstein (weiterhin) organisiert, unterstützt und eventuell aus-
gebaut werden.

Beschäftigung fördern Wie die Erfahrungen der Interviewpartner*innen


zeigen, hätten etliche Eltern, darunter auch viele mit Da Frauen, insbesondere Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte sowie
Migrationshintergrund, einen erhöhten Beratungs- Drittstaatangehörige, stärker von Arbeitslosigkeit betroffen und seltener

E Deutschkenntnisse als Basis


ine Erwerbsarbeit, die ein selbstständiges, unabhängiges Le- bedarf bezüglich möglicher und sinnvoller Bildungs- erwerbstätig sind als Männer, müssen vermehrt auch spezifische Ange-
ben ermöglicht, zählt zu den wesentlichen Indikatoren für eine wege für ihre Kinder. Die Praxis zeige, dass häufig ein bote für Mädchen und Frauen mit Migrationshintergrund entwickelt und
gelungene Integration. Um die möglichst rasche Selbsterhal- Möglichst gute Deutschkenntnisse werden als eine zu geringer Informationsstand über Bildungs- und umgesetzt werden.
tungsfähigkeit zu gewährleisten und damit nicht zuletzt auch die Zahl der der zentralen Grundvoraussetzungen für den Zugang Berufsmöglichkeiten besteht. Viele Jugendliche bzw.
Bezieher*innen von Mindestsicherung und anderer Sozialleistungen zu zu einer Erwerbsarbeit genannt. Sowohl von der Wirt- deren Eltern wissen nicht, welche Schultypen und
verringern, sollten alle Bemühungen für eine möglichst rasche Integrati- schaftskammer als auch vom Arbeitsmarktservice Berufe es grundsätzlich gibt und für welche die Ju-
on in den Arbeitsmarkt erfolgen. Wie Erfahrungen zeigen, tragen auch die und den Bildungseinrichtungen in Kufstein (z.B. PTS) gendlichen geeignet wären. Allein dieses Informati-
mit Arbeit und Beschäftigung verbundenen Interaktionen mit den Mit- wird dieser enge Zusammenhang bestätigt: entspre- onsdefizit würde die Höherqualifizierung und weitere
menschen ganz wesentlich zur rascheren Integration von zugewanderten chende Deutschkenntnisse (zumindest A2-, besser Fortbildung grundlegend erschweren.
Personen bei. Die Herausforderungen für die Teilhabe von Migrant*in- B1-Niveau) sind der Schlüssel für den Zugang zu Aus-
nen, darunter nunmehr auch viele Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte, bildungs- und Arbeitsplätzen.
am Arbeitsmarkt stellen sich jedoch als komplex dar.

38 vgl. z.B. die Initiative „Hand in Hand“, bei der Jugendliche mit Migrations- und Fluchthintergrund mit Workshops und Schnuppereinheiten in Betrieben des
Tiroler Unterlandes an das österreichische Lehrlingssystem herangeführt werden: http://web.kommunity.me/hand-in-hand. Zugriff am 09.10.2018
39 vgl. www.tirol.wifi.at/kurs/387x-berufs-festival oder www.youtube.com/watch?v=MCNHkK3jnHw. Zugriff am 15.10.2018
40 siehe z.B. www.ibkinfo.at/chancenreich-berufsinfomesse. Zugriff am 15.10.2018
40 41

Mehr niederschwellige Beschäftigungs- Mehr gemeinnützige Weg in die Selbstständigkeit


möglichkeiten für Jugendliche Beschäftigungsmöglichkeiten unterstützen Handlungsempfehlungen
Nach den Erfahrungen der befragten Multiplikator*innen sind in Kufstein
für Geflüchtete Als eine Berufsalternative für (neu) zugewander- Schulungsmaßnahmen, Deutschkurse und Nachqualifikationen bereits
bestehender beruflicher Erfahrungen und Kompetenzen sind die
insbesondere Beschäftigungsmöglichkeiten für Jugendliche ein ganz Von den befragten Multiplikator*innen wird mehr- te Menschen sollte auch die Selbstständigkeit ver- integrationspolitischen Schwerpunkte, um die Menschen möglichst
zentrales Thema. Auch wenn nicht gleich ein fixer Job für die arbeits- fach darauf hingewiesen, dass es für Asylwerber*in- mehrt in den Fokus genommen und der Zugang mit rasch in die Erwerbsarbeit überzuführen. Hier werden bereits zahlreiche
losen Jugendlichen gefunden werden kann, würden sie unbedingt eine nen mehr Möglichkeiten für gemeinnützige Beschäf- adäquaten Unterstützungen erleichtert werden. Die Initiativen mit hohem Mitteleinsatz der öffentlichen Hand (AMS, WKO,
etc.) unterstützt. Darüber hinaus erscheinen folgende Maßnahmen als
Beschäftigung benötigen, um eine Tagesstruktur zu erhalten, um wieder tigungen und Schnuppermöglichkeiten geben sollte. wenigen in diesem Bereich vor Ort in Kufstein bereits
sinnvoll (vgl. auch die Angaben im Kapitel „Ressourcen, Diversifizierung
Perspektiven für ihre Zukunft zu entwickeln – und nicht zuletzt auch, um Für viele der geflüchteten Menschen, die sich noch bestehenden Angebote sollten in Kooperation mit der und interkulturelle Fortbildungen vorsehen“, Seite 18ff):
nicht auf „dumme Gedanken“ zu kommen. im Asylverfahren befinden, gibt es neben wenigen Wirtschaftskammer und anderen Institutionen besser
Deutscheinheiten in der Woche kaum etwas zu tun. publik gemacht und vor allem auch der Zielgruppe der • 
Die Förderung und Unterstützung weiterer, möglichst
niederschwelliger Qualifizierungs- und Sprachfördermaßnahmen vor
Um den Einstieg bzw. Wiedereinstieg zu schaffen, werden neben weiteren Entsprechend schwer fällt es vielen, die Perspektiven zugewanderten Personen kommuniziert werden. Ort in Kufstein
sozialökonomischen Betrieben auch mehr niederschwellige Beschäfti- und Hoffnungen für die Zukunft aufrecht zu erhalten.
gungsmöglichkeiten als sinnvoll erachtet. Die Jugendlichen sollten dort In dieser Situation würden Beschäftigungen hel- Darüber hinaus sollten für potenziell selbständige • 
Initiativen und Maßnahmen auch mit innovativen Kufsteiner
Wirtschaftsbetrieben initiieren (gemeinsam mit Wirtschaftskammer,
ohne größere Verpflichtungen einfachere Tätigkeiten übertragen bekom- fen, wieder Sinn und Strukturen in den Alltagsablauf Migrant*innen Programme zur Unterstützung von AMS und anderen Strukturpartner*innen)
men, um nicht nur ein wenig dazu zu verdienen, sondern vor allem auch zu bringen. Diese Jobs geben den Geflüchteten aber Unternehmensgründungen angedacht werden. So
um langsam wieder in den Arbeitsprozess „eintauchen“ zu können. Mittels nicht nur Betätigungsmöglichkeiten, sondern auch könnten z.B. in speziellen Mentoringprogrammen • 
Zielgruppenspezifische Informationen über Bildungs- und
Berufsmöglichkeiten in Österreich/Tirol/Kufstein – auch in
sozialpädagogischer Betreuung könnten die Jugendlichen dort dann auch Gelegenheiten zum Anschluss an die Mehrheitsge- erfahrene Personen jungen Unternehmer*innen mit
Kooperation mit Multiplikator*innen aus den Communitys
eine Berufsorientierung und weiterführende Angebote erhalten. Auch sellschaft. Hier bieten sich konkrete Möglichkeiten, Kontakten, Tipps und anderen Unterstützungsleis- (z.B. Migrant*innen-Vereine), um die Zielgruppen mit den
Möglichkeiten für Praktika und gemeinnützige Tätigkeiten, wie etwa bei die bereits gelernten Deutschkenntnisse anzuwen- tungen beratend zur Seite stehen. Angeboten bestmöglich zu erreichen; z.B. auch mit erfolgreichen
Sozialeinrichtungen oder bei der Stadt bzw. bei stadtnahen Betrieben, den und das Wertesystem sowie die Umgangsformen Unternehmer*innen mit Migrationshintergrund als „Role Models“,
Vorbilder und Perspektivengeber*innen
werden vorgeschlagen. der lokalen Bevölkerung besser kennen zu lernen. Die
Stadtgemeinde Kufstein engagiert sich bereits in die- • 
Weitere niederschwellige Beschäftigungsmöglichkeiten für
sem Bereich, indem Geflüchtete im Rahmen soge- Jugendliche und Frauen initiieren und fördern
nannter 3-Euro-Jobs am Bauhof, in der städtischen • 
Mentoringprogramme initiieren und unterstützen: Erfolgreiche
Diskriminierungen am Gärtnerei, im Altersheim oder am Recyclinghof mit- Beispiele aus Bayern und Vorarlberg zeigen, dass Jugendliche z.B. von
Arbeitsmarkt entgegnen wirken können. Weitere Anstrengungen und regelmä- pensionierten Unternehmer*innen über deren jeweiligen Werdegang
und ihre Berufsfelder informiert werden können, um eine erste,
ßige Möglichkeiten für gemeinnützige Tätigkeiten für
grundlegende Orientierung für mögliche weitere Schritte zu erhalten.
Diskriminierungen führen auch auf dem Arbeitsmarkt zu ungleichen Asylwerber*innen wären jedoch erforderlich.
Chancen und erschweren die Integration von zugewanderten Menschen • 
Offenes Bekenntnis der Stadtgemeinde Kufstein, vermehrt
enorm. Wie auch die Erfahrungen der befragten Multiplikator*innen qualifizierte Mitarbeiter*innen mit Migrationshintergrund
einzustellen („Diversifizierung der Belegschaften“)
zeigen, bestehen bei Arbeitgeber*innen zum Teil Vorurteile gegenüber
Migrant*innen. Maßnahmen gegen Diskriminierung und die Schaffung • 
Die Stadtgemeinde Kufstein soll die Ausbildungs- und
von Chancengleichheit am Arbeitsmarkt sind grundlegend für die erfolg- Berufsmöglichkeiten in der Stadtverwaltung sowie in stadteigenen
bzw. stadtnahen Institutionen und Betrieben proaktiv vermitteln – z.B.
reiche Integration. in Schulen, bei Berufsmessen oder anderen Formaten zur Bildungs-,
Berufs-, Arbeitsorientierung von Jugendlichen.

• 
Gemeinnützige, ehrenamtliche Tätigkeiten für Asylwerber*innen
weiter ausbauen; grundlegende Information der Öffentlichkeit, wo
Diversifizierung der Belegschaften welche gemeinnützigen Tätigkeiten möglich bzw. erlaubt sind
öffentlicher Einrichtungen • 
Niederschwellige Einstiegshilfen in den Arbeitsmarkt im eigenen
Wirkungsbereich der Stadtgemeinde sowie über Kontakte zu
Der Anteil an Mitarbeiter*innen mit Migrationshintergrund im öffent- Systempartner*innen schaffen (Schnupperpraktika, Förderung der
lichen Bereich soll weiter erhöht werden, insbesondere im mittleren gemeinnützigen Arbeit, etc.)
und höheren Qualifizierungssegment. Die Beschäftigung von Mitarbei-
• 
Maßnahmen gegen Diskriminierungen am Arbeitsmarkt
ter*innen mit speziellen sprachlichen Fertigkeiten und interkulturellen initiieren und fördern, wie z.B. Kampagnen zur Information und
Kompetenzen ist in Zeiten zunehmender Globalisierung und verstärk- Bewusstseinsbildung (in Kooperation mit WKO und anderen
ter Migration erforderlicher denn je und optimiert letztlich die Qualität Systempartner*innen); Möglichkeiten zur Umsetzung anonymer
Bewerbungsverfahren prüfen – zumindest pilotartig im stadteigenen
der angebotenen Dienstleistungen. Adäquate Jobs und Funktionen von Wirkungsbereich sowie mit ausgewählten Unternehmen
Migrant*innen in öffentlichen Einrichtungen stärken deren gesellschaft-
liche Akzeptanz und fördern das allgemeine Bewusstsein für interkultu- • 
Programme für Unterstützungen auf dem Weg in die
Selbstständigkeit initiieren und fördern – und den Zielgruppen
relle Herausforderungen. Die Diversifizierung der Belegschaften öffentli-
41 vgl. dazu auch die Ausführungen im Kapitel „Aktiv gegen jegliche Art der kommunizieren
cher Einrichtungen trägt daher wesentlich zum gegenseitigen Verständnis Diskriminierung vorgehen“ (Seite 31ff)
42 vgl. dazu auch die Ausführungen im Kapitel „Ressourcen, Diversifizierung
und zum Respekt voreinander bei. Die Stadtgemeinde Kufstein sollte hier
und interkulturelle Fortbildungen vorsehen“ (Seite 18ff)
eine verstärkte Vorreiterrolle einnehmen. 43 z.B. das Projekt „Appetite for Enterprise“ www.migration.cc/index.
php?option=com_content&view=article&id=137&Itemid=289 oder das
Format der „Business Angels“: www.gruenderservice.at/site/
gruenderservice/planung/Business_Angels.html. Zugriff am 15.10.2018
42 43

Spezifische Angebote für Frauen gibt, aber keines im gesamten Unterland, wäre eine
anonyme, kultursensible, mehrsprachige Anlauf- und
Bestehende Einrichtungen zur
Erreichung der Zielgruppe nützen
und Mädchen ausbauen Beratungsstelle für Frauen und Mädchen in Kufstein
dringend erforderlich. Die bestehenden Angebote wä-
ren nicht ausreichend und müssten deutlich gestärkt Die Informationen über die unterschiedlichen Angebote und Möglichkei-
bzw. in ihrem Wirken optimiert werden (z.B. Bera- ten für Frauen sollten auf möglichst vielen und möglichst niederschwel-

E
ine Zielgruppe, die von vielen der befragten Multiplikator*innen Niederschwellige, wohnort- tungsstelle Evita). ligen Wegen an die Zielgruppe gebracht werden. Das heißt neben schrift-
explizit herausgehoben und als wesentlicher Erfolgsfaktor für
nahe Angebote schaffen lichen, (auch) muttersprachlichen Informationen und jenen auf Ämtern
den Integrationsprozess in Kufstein bezeichnet wird, sind Frauen. (Rathaus, BH, etc.), sollten auch Orte und Einrichtungen, wo Frauen und
Mehrfach - auch von etlichen männlichen Interview-Partner*innen - Für Frauen, die durch Betreuungspflichten an einer Mädchen bereits anzutreffen sind, vermehrt für die gezielte Vermittlung
wird darauf hingewiesen, dass speziell die Frauen und Mütter im gesamten intensiven und raschen Teilnahme an institutionel- Motivation und Mobilisie- von Integrationsangeboten mitgenützt werden. So können etwa die städ-
Integrationsprozess eine zentrale Rolle einnehmen. Durch ihre Rolle len Integrationsmaßnahmen gehindert werden, haben
rung der Zielgruppen tischen Kinderbetreuungseinrichtungen auch als Frauen-Informations-
in den Familien würden sie eine Schlüsselfunktion für die Bewältigung Angebote zur niederschwelligen sozialen Teilhabe in stellen genutzt werden. Sie wären ideale, dezentrale Kontakt- und Ver-
vieler Probleme und Herausforderungen übernehmen können. ihrem unmittelbaren Wohnumfeld ein hohes unter- verbessern netzungspunkte in den einzelnen Stadtteilen, um Frauen zu vermitteln,
stützendes Potenzial. Mit dem ABC-Café für Frauen, Neben dem Ausbau geeigneter, zielgruppenspezifi- welche Unterstützungsleistungen es vor Ort in Kufstein gibt. Aber auch
Von den Interviewpartner*innen wird allerdings auch darauf hingewie- niedrigschwelligen Frauenbegegnungsräumen (z.B. scher Formate für Frauen sollte ein Fokus auch darauf die bestehenden Frauencafés und andere Begegnungsmöglichkeiten so-
sen, dass viele Frauen durch ihre Mehrfachbelastungen (Haushalt, Kin- Häkel- und Stricktreffen) oder dem Marjam-Patin- gelegt werden, die Frauen nicht nur über die beste- wie die Migrant*innen-Vereine (Moschee-Vereine) und Einrichtungen
derbetreuung, eventuell Erwerbsarbeit, etc.) nicht nur wenig Zeit für sich nen-Projekt gibt es in Kufstein bereits einige wertvolle henden Angebote und Möglichkeiten zu informieren, der städtischen Jugendarbeit können entsprechend informativ wirken.
selbst hätten, sondern oftmals auch kaum für Deutsch- oder andere In- Initiativen. Hier kann durch Begegnung und Erfahrung sondern auch nachdrücklich dazu zu motivieren, die
tegrationskurse. Um das Potential der Frauen als „Integrationsmotoren“ gelernt werden, was in der neuen Gesellschaft wichtig Angebote auch zu nützen. In anderen Gemeinden hat
zu nützen, müssten sie nicht nur gestärkt, sondern auch entlastet werden. ist. Die neue Sprache kann geübt werden. Es werden sich hierfür z.B. der Peer-Ansatz bewährt, wo bereits
die Kontakte geknüpft, die für das Leben und Weiter- gut integrierte, erfahrene Frauen aus der jeweils ei-
kommen in der neuen Gesellschaft gebraucht werden. genen Community zur Information und Motivation
Und für die Menschen der aufnehmenden Gesell- ihrer Landsfrauen eingesetzt werden (vgl. dazu auch
Bedarfsgerechte Angebote gemeinsam schaft bieten sich dadurch Gelegenheiten, die neu zu- die Überlegungen zu „Brückenpersonen“ im Kapi-
mit der Zielgruppe entwickeln gewanderten Menschen besser kennen zu lernen und tel „Möglichkeiten und Räume für Begegnungen und
eventuell bestehende Vorbehalte abzubauen. Um das Miteinander schaffen“, Seite 27ff).
Der gezielte Ausbau frauenspezifischer Integrationsmaßnahmen soll in Zusammenleben und Miteinander in den Kufsteiner
Kufstein fortgesetzt werden. Zur Entwicklung weiterer konkreter Maß- Stadtteilen zu fördern, sollten entsprechende Formate
nahmen und adäquater Angebote sollten auch die Meinungen und Be- vermehrt auch dezentral angeboten werden.
darfe von möglichst vielen betroffenen Frauen und Mädchen persönlich
erfragt und berücksichtigt werden. Entsprechende Beteiligungsformate Handlungsempfehlungen
sind in Kooperation mit Partnerorganisationen (Frauencafés, Jugend-
zentrum, Frauenberatungsstellen, etc.) zu entwickeln und anzubieten. Niederschwellige Angebote Neben themenspezifischen Maßnahmen für Frauen/Mädchen, die in
Ziel aller Initiativen muss eine Erhöhung der Teilhabe und Teilnahme von zur nachholenden Integration den vorangegangenen Kapiteln erläutert wurden, werden speziell auch
folgende Handlungsempfehlungen für diese Zielgruppe als wichtig
Mädchen und Frauen in möglichst vielen gesellschaftlichen Bereichen
erachtet :
sein. Auch für die Sprachausbildung und Unterstützung
von (älteren) Migrantinnen, die in der Vergangenheit • 
Eine gezielte Sprachförderung von Frauen, die bei den
nicht bzw. zu wenig Beachtung gefunden haben, soll- Alltagskompetenzen und praktischen Fähigkeiten der Frauen
ansetzen (Ressourcenstärkung, Abbau mentaler Barrieren, etc.)
ten geeignete Formate angeboten werden. Die beste-
Möglichst frühe Förderung und henden Deutschkurse für Frauen in den Kufsteiner • 
Weitere Angebote zur Koppelung von Sprach- und
Unterstützung Moschee-Vereinen, die auf großes Interesse gestoßen Integrationsmaßnahmen für Mütter mit dem Kindergartenbesuch
ihrer Kinder initiieren und unterstützen
sind, sollten weitergeführt werden.
Mit geeigneten Maßnahmen sollte jeweils möglichst früh angesetzt • 
Eigene Formate für Mütter und deren Kinder, die noch nicht in
werden. Der individuelle Integrationsprozess kann nachhaltig verzögert Betreuungs- oder Bildungseinrichtungen gehen, entwickeln bzw.
fortführen (wie z.B. das ABC-Café mit Kinderbetreuung)
werden, wenn die erste Phase im neuen Land nicht für das Erlernen der
Landessprache oder für andere Integrationsmaßnahmen genutzt wird Maßnahmen gegen Gewalt • 
Frauenspezifische Angebote des Österreichischen Integrationsfonds
bzw. nicht dafür genutzt werden kann. Daher braucht es speziell auch für
und Missbrauch optimieren in Kufstein organisieren (Vertiefungsmodule der Werte- und
Orientierungskurse), wie etwa zu den Rechten der Frau in Österreich,
Frauen, die erst seit kurzem in Österreich/Tirol/Kufstein sind, zielgrup-
zu Gesundheit, Berufstätigkeit oder Arbeitsmarktintegration von
penspezifische, (auch) muttersprachliche Informationen über Möglich- Nach der Wahrnehmung einiger der befragten Mul- Frauen
keiten, Rechte und Pflichten der Frauen in Österreich. Aber auch hinsicht- tiplikator*innen würden der Missbrauch und die Ge-
lich des Alters sollte mit geeigneten Initiativen möglichst früh begonnen walt an Frauen und Mädchen nicht nur in einigen der • 
Eigene Mentoringprogramme für Frauen initiieren und unterstützen –
z.B. mittels Peer-Ansatz
werden. Vor allem für Mädchen und junge Frauen würde es in Kufstein Herkunftsländer der Migrant*innen eine Tagesreali-
viel weniger Angebote geben als für Buben oder junge Männer. Insbeson- tät sein, sondern auch in Tirol und vor Ort in Kufstein • 
Wirkungsorientierte Förderung einer kultursensiblen, mehrsprachigen
dere für Initiativen und Unterstützungen, welche Mädchen in ihrer Rolle in ein zunehmendes Thema sein. Da es Einrichtungen, Anlauf- und Beratungsstelle für Frauen und Mädchen in Kufstein
der (neuen) Gesellschaft stärken, würde großer Bedarf bestehen. wie ein Gewaltschutzzentrum bisher nur in Innsbruck
44 45

Angebote für Jugendliche erweitern zu ethnisch und religiös aufgeladenen Gruppendyna-


miken kommen – nicht nur zwischen „einheimischen“
Mehr Möglichkeiten
zum Miteinander
und zugewanderten Jugendlichen, sondern auch zwi-
schen Jugendlichen unterschiedlicher Herkunftslän- Um das Miteinander von Jugendlichen generell, aber vor allem auch das

E
inen dringenden Handlungsbedarf der Integrationsarbeit in Jugendarbeit substanziell. Die enge Zusammenarbeit der. Ob hier dann tatsächlich immer „Identitätspro- interkulturelle Miteinander sowie die Teilhabe von (neu) zugewander-
Kufstein sehen viele der befragten Multiplikator*innen ins- und eine gemeinsame strategische Vorgangsweise bleme“ vorliegen oder zum Teil doch eher Aspekte ten jungen Menschen zu fördern, werden nach Meinung der befragten
besondere auch bei der Zielgruppe der Jugendlichen. Bei den von Jugend- und Integrationsarbeit der Stadt Kuf- unterschiedlicher Diskriminierungsformen, wurde Multiplikator*innen in Kufstein mehr Gelegenheiten benötigt, wo sich
schulpflichtigen Jugendlichen sowie bei den unbegleitet minderjährigen stein mit der Entwicklung gemeinsamer Angebote für auch in den Fokusgruppen hinterfragt und diskutiert. Jugendliche treffen, austauschen und gemeinsam etwas unternehmen
Flüchtlingen (umF) würde die Integration im Großen und Ganzen recht den Jugendbereich ist dabei obligatorisch. Auch die Fakt ist, dass Einfachidentitäten nicht der Lebensre- können. Dabei sollten nicht die Unterschiede und das Trennende unter
gut funktionieren, da es für diese Gruppen die zuständigen Strukturen vermehrte Vernetzung und engere Kooperation mit alität junger Migrant*innen entsprechen. Viele von Jugendlichen thematisiert, sondern stets die Gemeinsamkeiten aktiv ge-
mit konkreten Beratungs- und Betreuungsaufgaben geben würde. Für den sozialen- und den Bildungseinrichtungen sowie ihnen wechseln zwischen Sprachen, Heimaten und fördert werden.
arbeitslose Jugendliche mit - aber auch ohne - Migrationshintergrund den Kufsteiner Vereinen ist von zentraler Bedeutung. eben auch Identitäten. Die zweite und dritte Gene-
sowie für Jugendliche mit Fluchthintergrund in der Phase nach der An- ration bezieht einen Teil ihres Selbstverständnisses Dafür braucht es nicht zuletzt auch mehr Angebote für gemeinsame Frei-
erkennung gibt es diese Betreuungsstrukturen nicht oder nicht mehr in Diesem Bedarf bzw. dieser Anregung wurde bereits und ihrer Identität aus den Migrationsgeschichten zeitaktivitäten. Bei den Erhebungen und Gesprächen wurden diesbezüg-
dieser Intensität und Qualität. Daraus ergibt sich auch der erhöhte und ein Stück weit durch die Schaffung der Abteilung Ju- ihrer Familien. Dies anzuerkennen und auch als Teil lich viele konkrete Möglichkeiten aufgezeigt. Die Bandbreite reicht von
spezielle Handlungsbedarf für diese Zielgruppen. Verschärft würde dieser gend, Familie und Integration in der Stadtgemeinde der Geschichte Österreichs/Tirols/Kufsteins in einer gemeinsamen Sportaktivitäten (Schifahren, Wandern, Radfahren,…) über
Bedarf auch dadurch, dass viele Jugendliche mit Migrationshintergrund Kufstein nachgekommen. Hier sind die strukturellen zunehmend globalisierten Welt zu sehen, wäre ein gemeinsame Ausflüge und Reisen bis hin zu Gelegenheiten, gemeinsam
aus eher bildungsferneren, sozial benachteiligten Familien kommen. Voraussetzungen für das erforderliche Schnittstellen- wichtiger Beitrag für die Orientierung, Perspektiven- Musik zu machen oder Theater zu spielen. Attraktive und leistbare Pro-
management gegeben. bildung und letztlich auch für die Integration jugend- gramme würden vor allem auch in den Ferien benötigt werden. Die Mo-
licher Migrant*innen. Mehrfachidentitäten und die bile Jugendarbeit Kufstein führt bereits Aktionen durch, wo Jugendlichen
Wie im Kapitel „Leistbares Wohnen und Gemeinwe- damit verbundenen Sprachkenntnisse und interkul- an unterschiedlichen „Hotspots“ der Stadt (z.B. Fischergries) verschiedene
Breites Aktionsfeld in komplexer senarbeit ermöglichen“ ausgeführt (Seite 24ff), sollten turellen Kompetenzen sollten vermehrt als Stärken Programme und betreute Aktivitäten angeboten werden. Entsprechende
Querschnittsthematik Überlegungen konkretisiert werden, wie die gemein- und Chancen der Jugendlichen wahrgenommen und sozialpädagogische Interventionen und Begleitung der Jugendlichen im
same Bearbeitung der Themenkomplexe einer um- wertgeschätzt werden – nicht zuletzt auch von den Ju- öffentlichen Raum sollten ausgebaut werden. In den Gesprächen mit den
Nach Einschätzung der befragten Multiplikator*innen muss sich auch fassenden Integrationsarbeit mit dem Ansatz einer gendlichen selbst. Um dies jedoch selbstbewusst und Multiplikator*innen wurde auf entsprechende Aktivitäten des Rosenhei-
die städtische Jugendarbeit noch mehr als bisher der Zielgruppe der sozialraumorientierten Gemeinwesenarbeit weiter- offen leben zu können, brauchen junge Migrant*innen mer Spielmobils verwiesen .
Migrant*innen und der Geflüchteten proaktiv öffnen, auf sie zugehen, sie entwickelt werden kann. mitunter Hilfestellungen und Unterstützung.
abholen und möglichst attraktive Angebote gemeinsam mit ihnen entwi- Teilhabe und Miteinander können auch im Rahmen von Sozialprojek-
ckeln sowie notwendige Dienstleistungen unterbreiten. ten mit und von Jugendlichen gefördert werden. Angeregt werden kon-
krete Möglichkeiten, wo sich Jugendliche für Mitmenschen der jeweils
Wie in den themenspezifischen Kapiteln ausführlicher dargestellt wird, Von Identitätsproblemen Persönlicher Austausch „anderen Seite“ engagieren können, wie z.B. „einheimische“ Jugendliche
sind die entsprechenden Handlungsoptionen der mobilen wie der of- und Mehrfachidentitäten mit Respektspersonen für Flüchtlingsfamilien oder Jugendliche mit Migrationshintergrund für
fenen Jugendarbeit vielfältig und komplex. Sie reichen von der Vernet- „einheimische“ Senior*innen. In diesem Zusammenhang wurde auch ein
zungsarbeit und der Vermittlung gesamtgesellschaftlicher Werte über die Mehrfachidentitäten der zweiten und dritten Als eine der Möglichkeiten, den Jugendlichen mehr eigenes Förderprogramm oder ein Miteinander-Preis der Stadtgemeinde
Sprach- und Lernförderung bis hin zur Präventionsarbeit und Konfliktbe- Migrant*innen-Generation werden für die Integrati- Anerkennung, Orientierung und Perspektiven zu ge- Kufstein angeregt, um das Engagement und die Leistungen von Jugend-
arbeitung im öffentlichen Raum; Maßnahmen zur Arbeitsmarktintegra- on häufig als hinderlich angesehen. So wird auch von ben, werden von den befragten Multiplikator*innen lichen für die Mitbürger*innen und für das Miteinander in der Stadt zu
tion sind ebenso ein Bedarf wie Frauen- und Mädchen-spezifische An- einigen der in Kufstein befragten Multiplikator*innen mehr persönliche Kontakte mit Vorbildern und aner- würdigen, zu fördern und zu unterstützen.
gebote. Details dazu sind den vorangegangenen Kapiteln zu entnehmen. auf „Identitätsprobleme“ etlicher junger Migrant*in- kannten Respektspersonen genannt. Konkret angeregt
nen verwiesen. Diese Jugendlichen wären laut der In- werden Treffen mit Bürgermeister Krumschnabel, Abt.
Die nun folgenden Ausführungen sind ergänzende Aspekte, die sich aus terviewpartner*innen auch in der zweiten und dritten Insp. Bamberger oder anderen Persönlichkeiten des
den Erhebungen und Recherchen für die Jugendarbeit ergeben haben. Generation noch nicht wirklich in der österreichischen öffentlichen Lebens in Kufstein, welche die Jugend- Mehr Räume für ein Miteinander
Gesellschaft angekommen. Vielen Jugendlichen lichen kennen und respektieren. Aber auch erfolgrei-
würde es schwerfallen, die geeignete Verortung zu che Unternehmer*innen (mit Migrationshintergrund) Um ein Mehr an Miteinander zu ermöglichen und zu fördern, braucht es
finden, zu welchen Gruppen sie sich zugehörig füh- oder andere „Role Models“ wären dafür geeignet. In in Kufstein auch mehr Räume für Jugendliche – ohne Konsumzwang und
Vermehrtes Schnittstellenmanagement len: wenn sie sich mit ihren „Landsleuten“ umgeben, möglichst lockerer Atmosphäre und mit gegenseiti- indoor wie outdoor. Das bestehende Jugendzentrum würde den Bedarf
zwischen Jugend- und dann werden sie teilweise von den „Einheimischen“ ger Wertschätzung sollten sich die Gesprächspart- nicht decken können. Es bräuchte weitere Räume, wo sich die Jugend-
Integrationsarbeit ausgegrenzt – und auch umgekehrt. So würden sich ner*innen offen und auf Augenhöhe über gegenseitige lichen aufhalten, spielen, Zeit verbringen, lernen und Aufgaben machen
viele der Jugendlichen mit Migrationshintergrund, Erwartungen und Möglichkeiten austauschen. Neben können – auch dezentral und möglichst wohnortnah. Von den befragten
Um die komplexe Thematik „Integration jugendlicher Migrant*innen“ vor allem auch junge Türkeistämmige, weder hier den inhaltlichen Aspekten würde es aber in erster Li- Multiplikator*innen angeregt wird ein „Jugendcafé“, ähnlich dem beste-
bestmöglich zu koordinieren und weiter zu entwickeln, braucht es eine noch dort daheim und nicht wirklich akzeptiert füh- nie auch darum gehen, sich besser kennen zu lernen, henden ABC-Café für Erwachsene, wo neben der „klassischen“ Jugendar-
möglichst optimale, wirkungsorientierte Zusammenarbeit zwischen al- len. Gegenseitige Ausgrenzungen würden auch durch etwaig bestehende Vorbehalte abzubauen und die beit auch Lernunterstützung angeboten wird.
len beteiligten Akteur*innen. Wie von einigen der befragten Multiplika- „Gruppenzuschreibungen“ erfolgen, wo sich Jugend- Basis für ein Miteinander zu schaffen.
tor*innen aufmerksam gemacht wird, ist dabei insbesondere auch ein liche mit ethnischen bzw. religiösen Zuschreibungen
strategisch geplantes, aktives Schnittstellenmanagement der städtischen oft gegenseitig abwerten. Dadurch würde es häufiger

44 vgl. dazu auch die vorgeschlagenen Maßnahmen für die Zielgruppe „Frauen“ in Fach- und Rahmenkonzepten auf Bundes- und Landesebene – wie z.B. hier: www.tirol.gv.at/ 46 www.landkreis-rosenheim.de/jugendamt/Aufgaben/Kommunale%20Jugendarbeit/Veranstaltungen/Spielmobil.htm. Zugriff am 10.10.2018
gesellschaft-soziales/integration/angebote-zur-integration-von-fluechtlingen-in-tirol/angebote-fuer-frauen oder hier: www.bmeia.gv.at/fileadmin/user_upload/Zentrale/
Integration/Integrationsbericht_2018/ Integrationsbericht_2018_Zahlen__Trends_und_Analysen_-_Integration_von_Frauen_im_Fokus_stand_14_11.pdf. Zugriffe am 10.10.2018
45 vgl. Initiativen wie z.B. www.menschen-leben.at/einrichtungen/hippy oder www.berlin.de/lb/intmig/themen/integrationslots-innen. Zugriffe am 15.10.2018
46 47

Anhang
Unterstützung beim Bildungsprozess schwellige, für die Zielgruppe interessante Angebote
einer politischen Bildung zu entwickeln. Mittelfris-
Jugendliche aus den beschriebenen Zielgruppen brauchen mitunter auch tiges Ziel muss es sein, mehr Menschen mit Migra-
mehr Unterstützung für den Lernprozess in der Schule und Ausbildung. tions- und/oder Fluchthintergrund für die politische
Etliche Familien können ihren Kindern aufgrund unterschiedlicher Ursa- Arbeit in Kufstein zu bewegen. Und dafür muss mög-
chen daheim nicht adäquat helfen. Neben den bestehenden schulischen lichst früh mit Information und Bewusstseinsbildung
Bade, K.J. (2006): Die Trias der Integrationspolitik: Präventive, begleitende und nachholende Interventionen. Kulturpolitische Mitteilungen,
Angeboten sollte es nach Meinung der befragten Multiplikator*innen sowie mit konkreten Angeboten zur Beteiligung be- Nr. 112, I/2006, S. 29 – 35
auch andere Formen der Unterstützung und Lernhilfe geben, wo über gonnen werden.
eine lockere, ungezwungene Atmosphäre ein niederschwelliger Zugang Biffl, G., M. Czerny & T. Berger (Hg.) (2013): Wohnen und die regionale Dimension der Integration. Tagungsband der Donau-Universität Krems.
und die Akzeptanz erleichtert werden. Neben dem oben erwähnten „Ju-
BMEIA (2010): Nationaler Aktionsplan Integration. Hrsg. durch das Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres (BMEIA).
gendcafé“ oder Lerncafés mit erwachsenen Ehrenamtlichen wird auch ein Verfügbar unter: www.bmeia.gv.at/integration/nationaler-aktionsplan. Zugriff am 15.10.2018
Buddy-System unter Jugendlichen vorgeschlagen, wo sich ältere Schü- Extremismusprävention und
ler*innen als Lernbuddys für jüngere zur Verfügung stellen. Angeregt Deradikalisierung BMEIA (2015): 50 Punkte-Plan zur Integration von Asylberechtigten und subsidiär Schutzberechtigten in Österreich. Erarbeitet durch den
Expertenrat für Integration. Hrsg. durch das Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres (BMEIA). Wien, November 2015
werden dafür nicht nur Kooperationen mit den höheren Schulen in Kuf-
stein, sondern auch die vermehrte Zusammenarbeit mit der FH Kufstein. Neben Aktivitäten und Initiativen in der Antirassis- BMEIA (2018): Integrationsbericht 2018 des Expertenrats für Integration. Hrsg. durch das Bundesministerium für Europa, Integration und
Gemeinsam mit FH-Studierenden könnten aber auch generell andere, mus- und Antidiskriminierungsarbeit (siehe eigenes Äußeres (BMEIA). Wien, September 2018
möglichst kreative Angebote und originelle Lösungen für die Jugend- und Kapitel, Seite 31ff), sollten in der Jugendarbeit auch
Dangschat, J. (2013): Integrative Stadtentwicklung in Österreich – Deutschland. In: Biffl, G., M. Czerny & T. Berger (Hrsg.): Wohnen und die
Integrationsarbeit in Kufstein entwickelt werden. die Themen Extremismusprävention und Deradika-
regionale Dimension der Integration. Tagungsband der Donau-Universität Krems.
lisierung mitberücksichtigt werden. Dafür braucht es
Viele Jugendliche mit Migrationshintergrund hätten nach den Erfah- neben kontinuierlichen themenspezifischen Schu- Ehret, R. & K. Güngör (2002): Integrationsleitbild der Stadt Dornbirn mit Maßnahmenplan, Basel
rungen der befragten Multiplikator*innen relativ wenig Wissen über die lungen der Jugendarbeiter*innen auch den Aus-
Esser, H. (2001): Integration und ethnische Schichtung; Zusammenfassung einer Studie für das „Mannheimer Zentrum für Europäische
Politik in Österreich/Tirol/Kufstein – entsprechend gering ist auch das tausch mit Systempartner*innen vor Ort in Kufstein.
Sozialforschung“. Arbeitspapier 40, Mannheim 2001.
Interesse an politischen Themen, geschweige denn an einer aktiven po- Periodische Treffen von zentralen Akteur*innen
litischen Teilhabe. Hierfür wird angeregt, in enger Zusammenarbeit zwi- (Schulsozialarbeiter*innen, Schulleitungen, Exeku- Foroutan, N. (2014): Was heißt postmigrantisch? Berliner Zeitung, 12. Dezember 2014. www.berliner-zeitung.de/naika-foroutan-was-heisst-
schen schulischer und außerschulischer Jugendarbeit möglichst nieder- tive, städtische Jugend- und Integrationsarbeit, u.a.) postmigrantisch--487520 Zugriff am 08.10.2018
zur Einschätzung der Situation in Kufstein sowie zur
Gruber, M. (2013): Integration im ländlichen Raum. Ein Praxishandbuch. Studienverlag Innsbruck
Planung etwaiger Maßnahmen zur Extremismusprä-
vention und/oder Deradikalisierung werden angeregt. Hill, M. & E. Yildiz (Hg.) (2018): Postmigrantische Visionen. Erfahrungen, Ideen, Reflexionen. Postmigrantische Studien, Band 1. transcript-
Handlungsempfehlungen Das Mitwirken im landesweiten Arbeitskreis Extre- Verlag, Bielefeld
mismusprävention und Deradikalisierung sowie Ko-
Hofinger C. & C. Glantschnigg (2018): Integrationsmonitor Tirol 2017. SORA Institute for Social Research and Consulting im Auftrag der
Neben themenspezifischen Maßnahmen für Jugendliche, die in den operationen mit Facheinrichtungen können wertvolle Tiroler Landesregierung, Wien 2018. Verfügbar unter: www.tirol.gv.at/gesellschaft-soziales/integration/ themen/integrationsmonitor-2017
vorangegangenen Kapiteln erläutert sind, werden speziell auch folgende Impulse und Ressourcen nach Kufstein bringen (z.B. Zugriff am 08.10.2018
Handlungsempfehlungen für diese Zielgruppe als wichtig erachtet:
durch Workshops oder Peer-Projekte mit Expert*in-
Hussl, E., L. Gensluckner, M. Haselwanter, M. Jarosch & H. Schreiber (Hg.) (2013): Standpunkte. Gaismair-Jahrbuch 2014. Studienverlag
• 
Sozialraumorientierte Gemeinwesenarbeit als gemeinsamer Ansatz nen ).
Innsbruck
der städtischen Jugend- und Integrationsarbeit in Kooperation mit
Systempartner*innen konkretisieren
IIBW (2018): Investiver Wohnungsleerstand. Statistische Erfassung, Erhebung der Motivationslage von Wohnungseigentümern für eine
Marktzuführung. Im Auftrag des Landes Vorarlberg. Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen GmbH (IIBW), Wien. 75pp
• 
Persönliche Treffen und Austauschmöglichkeiten mit Personen
des öffentlichen Lebens und „Role Models“ zur Orientierung und
Perspektivenbildung von Jugendlichen organisieren Terkessidis, M. (2018): Komplexität und Vielfalt. In: Hill, M. & E. Yildiz (Hg.) (2018): Postmigrantische Visionen. Erfahrungen, Ideen,
Reflexionen. Postmigrantische Studien, Band 1. transcript-Verlag, Bielefeld
• 
Angebote für gemeinsame Freizeitaktivitäten erweitern
Thomas-Olalde. O. (2013): „Integration“ nervt! Über die Irrwege einer österreichischen Debatte und die Tücken eines wirkmächtigen Begriffes.
• 
Soziale Projekte von Jugendlichen zur Teilhabe und zum In: Hussl, E., L. Gensluckner, M. Haselwanter, M. Jarosch & H. Schreiber (Hg.) (2013): Standpunkte. Gaismair-Jahrbuch 2014. Studienverlag
interkulturellen Austausch initiieren und unterstützen Innsbruck

• 
„Miteinander-Preis“ oder andere Formate zur Wertschätzung Thomas-Olalde, O. & A. Berger (o.Jg.): Begriffe und Denkanstöße. Verfügbar unter: www.tirol.gv.at/fileadmin/themen/ gesellschaft-soziales/
und Unterstützung des Engagements von und für jugendliche/n integration/bilder/HP2016/BegriffeOlalde.pdf. Zugriff am 12.10.2018
Migrant*innen initiieren
Rammerstorfer, T. (2018): Graue Wölfe: Türkische Rechtsextreme und ihr Einfluss in Deutschland und Österreich. LIT-Taschenbuch
• 
Mehr Räume für das Miteinander schaffen – vor allem auch dezentral
in den Stadtteilen Reinprecht, C. (2013): Wohnen und Nachbarschaft. In: Biffl, G., M. Czerny & T. Berger (Hg.): Wohnen und die regionale Dimension der
Integration. Tagungsband der Donau-Universität Krems.
• 
Lernhilfen und Unterstützungen für den Bildungsprozess jugendlicher
Migrant*innen ausbauen Stadt Innsbruck (2011): Gemeinsam Wohnen. Gemeinsam Leben. Handbuch mit Handlungsempfehlungen für ein besseres Zusammenleben.
Hrsg. durch die Stadt Innsbruck.
• 
Niederschwellige Formate der politischen Bildung und politischen
Teilhabe jugendlicher Migrant*innen initiieren und fördern Stadt Kufstein (o.Jg.): Sprich mit mir und hör mir zu. 12 Anleitungen, wie wir unsere Kinder beim Sprechenlernen unterstützen können. Eine
Broschüre für Eltern. Nachdruck mit freundlicher Genehmigung der beiden Herausgeber – Amt der Tiroler Landesregierung/Abt. JUFF-
• 
Das Engagement in der Extremismusprävention und
Fachbereich Integration sowie Stadt Innsbruck. Nachdruck: Druckerei Aschenbrenner, Kufstein
Deradikalisierung ausbauen
Stadtmarketing Kufstein (o.Jg.): Kufstein, das sind wir alle. Die DNA unserer Stadt. Stadt Kufstein

47 wie z.B. von DERAD – Netzwerk für sozialen Zusammenhalt, Prävention und Dialog: http://derad.at
48 49

Interview-Partner*innen Fragen für die


strukturierten Interviews
1. DZEMAT Kufstein Asmira Omercic Liste der
2. Mobile Jugendarbeit Kufstein Ahmet Kutlu
Multiplikator*innen
3. Kindergarten Kufstein Sparchen Andrea Bergmann
und Schlüsselpersonen Liste der Multiplikator*innen und Schlüsselpersonen
4. Stadt Kufstein, ehemaliger Integrationsreferent Andreas Falschlunger
5. Kindergarten Kufstein Zell Angelika Baumann der Kufsteiner der Kufsteiner Integrationslandschaft, mit welchen
6. Freiwilligenbörse Kufstein Angelika Ebner Integrationslandschaft, strukturierte Interviews durchgeführt wurden
7. Stadt Kufstein, Leiter Zivilrecht-, Presse und Kulturabteilung Anton Sommeregger
mit welchen strukturierte
8. ATIB Kufstein, ehemaliger Obmann Atilla Bas
9. Türkischer Kulturverein Kufstein Aydin Köken Interviews durchgeführt
10. Schulsozialarbeit Kufstein Beatrix Ludl wurden 1. Wie funktioniert Ihrer Erfahrung nach die Integration von zugewanderten Personen in
11. VS Kufstein Stadt, Direktorin Bettina Gründhammer
Kufstein? Wie schätzen Sie die aktuelle Situation ein?
12. VS Kufstein Zell, Direktorin Birgit Obermüller
13. Kindergarten Kufstein Stadt Brigitte Achorner
14. Stadt Kufstein, Ersatzgemeinderätin, Integrationsausschuss Brigitte Schönborn
15. Evita Mädchen- und Frauenberatungsstelle Brigitte Winkler 2. Wo besteht Ihrer Meinung nach in Kufstein der dringendste Handlungsbedarf bezüglich
16. Verein „Kufstein hilft“ Christiane Moser
der Integration von zugewanderten Personen? Wo / Bei welchen Themen / Bei welchen Ziel-
gruppen soll als erstes angesetzt werden? Was ist am vordringlichsten?
17. TSD, umF-Heim Kufstein Claudia Vögele
18. Tibetischer Geflüchteter Dongsar Jangchup
19. Evita Mädchen- und Frauenberatungsstelle Elisabeth Lehmann
20. Kinder- und Jugendhilfe Land Tirol, Mobiles Team umF Florian Hölbing 3. Was stellen Sie sich grundsätzlich unter einer gelungenen Integration von zugewanderten
21. NMS Kufstein I, Direktor Gerhard Holzeisen Personen in Kufstein vor? Was braucht es dazu?
22. Kinder- und Jugendhilfe BH Kufstein Georg Mitterer
23. AMS Kufstein Hans-Jörg Steinlechner
24. Stadtpolizei Kufstein Hartwig Bamberger
4. Welche Initiativen oder Maßnahmen fallen Ihnen ein, die für die Integration der zugewan-
25. IBISACAM Lehringscoaching Herbert Siller
derten Personen in Kufstein positive Beiträge leisten?
26. Türkischer Kulturverein Kufstein Isa Günyeli Wer steht in Kufstein für das Miteinander und für ein positives, konstruktives Zusammen-
27. NMS Kufstein II, Direktor Josef Reider leben?
28. Turntable Kufstein, Leitung Katharina Neuschmied
29. Jugendzentrum Kufstein Klaus Weninger Details der Initiativen erfragen: Um was geht es konkret? Wer sind die Hauptakteur*innen?
Kontaktdaten?
30. Religionslehrer & ehem. serb.-orthodoxer Pfarrer Jovan Bolic
31. Evangelische Pfarrgemeinde Luise Müller
32. BFI Kufstein Maria Pöll
33. PTS Kufstein, Direktion Maria Schönach 5. Was würden Sie benötigen, um bei Ihren Integrationsbemühungen noch besser/ effizien-
34. ATIB Kufstein Mehmet Türkmen ter/ wirksamer zu werden?
35. Schulsozialarbeit Kufstein Michael Just
36. Kindergarten Kufstein Stadt Monika Jäger
37. Verein „Kufstein hilft“ Paul Pfurtscheller
6. Wo kann die Stadt Kufstein bzw. ich als Integrationsbeauftragte Sie in ihrem Wirken kon-
38. Wirtschaftskammer Kufstein Peter Wachter
kret unterstützen? Welche Wünsche und Anregungen haben Sie an die Stadt bzw. die Integ-
39. Erziehungsberatung Kufstein Rene Gruber rationsbeauftragte?
40. Hans Henzinger Schule Kufstein, Direktion Roswitha Saugspier
41. Mobile Jugendarbeit Kufstein Sabine Riegler
42. BH Kufstein, TIK- Koordinatorin und Mindestsicherung Serap Parlak
43. Privatperson Indien Sukhpreet Johal
7. Was erwarten Sie sich grundsätzlich von der Integrationsarbeit der Stadtgemeinde Kuf-
stein?
44. Kindergarten Kufstein Arkadenplatz Susanne Anker
45. Jugendbeirat Kufstein, Obfrau Susanne März
46. Jugendreferentin Stadt Kufstein Susanne Thaler
47. Kindergarten Kufstein Endach Ulrike Salzburger 8. Welche Maßnahmen und Initiativen könnten Ihrer Meinung nach das Zusammenleben
48. VS Kufstein Sparchen, Direktion Ursula Gramshammer in Kufstein verbessern und das MITeinander fördern? Welche konkreten Ideen haben Sie?
49. TSD Integrationskoordinatorin Verena Hannl Welche Rolle und Aufgaben können Sie dabei übernehmen?
50. Haus der Hoffnung Kufstein, Leiter Werner Reimoser
50 51

Stellenbeschreibung: Die Bevölkerung der Stadt Kufstein:


Die Nationen von A bis Z
Integrationsbeauftragte
der Stadt Kufstein
Laut den Angaben auf der Homepage der Stadt Kufstein ist
die Integrationsbeauftragte für folgende Aufgaben zuständig:

• Anlaufstelle für Migrant*innen und anerkannte Flüchtlinge: Information und Vermittlung


von Migrant*innen und anerkannten Flüchtlingen zu Beratungsstellen und
Unterstützungsangeboten (z.B. Sprachkurse, muttersprachliche Beratung,
Rechtsberatung, Soziales).

• Ansprechpartnerin für Politik, Verwaltung, Vereine sowie andere Organisationen und


Einrichtungen, die mit dem Migrations- und Integrationsthemen in Verbindung stehen.

• Aufbau und Pflege eines kommunalen Netzwerkes für die Integrationsarbeit unter
Beteiligung aller integrationsrelevanten Akteur*innen.

• Erfassung, Koordinierung und gegebenenfalls Steuerung der Integrationsangebote vor Ort,


um die vorhandenen Ressourcen möglichst effizient zu nutzen und die Zielgruppen
bedarfsgerecht mit Integrationsleistungen zu versorgen.

• Ressortübergreifende interkulturelle Öffentlichkeitsarbeit z.B. durch Organisation,


Koordinierung und Durchführung von Veranstaltungen zur Förderung der kulturellen
Aktivitäten der verschiedenen Nationalitäten als Beitrag zur Verständigung
(z.B. „Fest der Kulturen“, „Kultur kocht“, "Über den Tellerrand").

• Integrationskonzept: Organisation und Koordination der Erarbeitung und Umsetzung


eines Integrationskonzeptes, das die Integrationsarbeit in Kufstein effizient bündelt, die
Transparenz der Maßnahmen herstellt und allen Akteur*innen als Orientierung dient.

• Gremienarbeit und Vernetzung: Teilnahme an Sitzungen kommunaler Gremien


(z.B. Ausschüsse); Vernetzung, Erfahrungsaustausch und Kooperation mit
Integrations-verantwortlichen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene;
in Absprache mit der zuständigen Referentin Teilnahme an
integrationsrelevanten Veranstaltungen.

48 Quelle: www.kufstein.gv.at/Leben_in_Kufstein/Integration/Integrationsbeauftragte. Zugriff am 15.10.2018


www.kufstein.at

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