Sie sind auf Seite 1von 2

Text Psychologisch Beratung – Anton Schwärzler

«Welche möglichen Zusammenhänge oder zu berücksichtigende Aspekte kann man zwischen der
aktuellen Coronavirus-Krise und dem Thema Psychologische Beratung aufzeigen?»

Tagtäglich werden neue Informationen über das Coronavirus bekannt. Das Coronavirus hat neben
tausenden Toten und massiven wirtschaftlichen Einschränkungen zu massiven Beschränkungen im
Leben von Millionen von Menschen geführt. Während es in Krisen eigentlich gilt näher
zusammenzurücken, ist in dieser Krise zumindest auf der Interaktionsebene das Gegenteil geboten.
Um sich und anderen zu schützen sollen soziale persönliche Interaktionen ausserhalb der eigenen
Familie vermieden werden. So können geliebte Menschen für eine unbestimmte Zeit nicht mehr
getroffen werden und man fühlt sich mitunter in der eigenen Familie eingeengt. Viele Eltern erleben
zudem in diesen sehr bewegenden Zeiten eine erhebliche Mehrbelastung. Dadurch, dass ihre Kinder
nicht mehr den Kindergarten oder die Schule besuchen können, müssen sie zusätzliche Zeit für die
Kinderbetreuung aufwenden. Zu alle dem haben viele Personen mit Lohneinbussen oder sogar mit
dem Verlust des Arbeitsplatzes zu kämpfen.

All dies kann zu grosser Unsicherheit, zur Überforderung und somit auch zu persönlichen Krisen
beitragen. Denn viele Menschen wissen momentan nicht, wie es in und nach der Krise weitergehen
soll. Können eigene Freunde und Bekannte nicht mehr helfen, könnten vor allem psychologische
Beratungsstellen eine wichtige Anlaufstelle bei diesen Problemen bieten. Psychologische Beratungen
zielen schliesslich darauf ab Menschen in allen möglichen Problemsituationen zu unterstützen, indem
den „Ratsuchenden Informationen zur Verfügung gestellt [werden], die Hilfen zur Entscheidung
bieten oder Grundlagen zum Handeln sind“ (Köchl, o.D) Psychologische „Beratung ist [somit] eine
Sonderform zwischenmenschlicher Kommunikation, die sich von Alltagsgesprächen unterscheide“
(Platano, 2020, S. 2). Im Vergleich zur Psychotherapie die nach Woolfe (1997, zit. in Platano, 2020, S.
9) als Ziel hat gewisse Persönlichkeitsänderungen vorzunehmen, stehen bei der Beratung die
Nutzung und Stärkung bestehender Bewältigungsressourcen im Fokus. Dies geschieht vor allem
durch Interventionen des Beraters in das persönliche Gespräch mit dem*der Hilfesuchenden. Der
Berater versucht dabei unter anderem den Klienten zu helfen sich besser selbst einzuschätzen, die
eigenen Gedanken/Gefühle zu klären und Hoffnung/Zuversicht auf die Lösung des Problems
aufzubauen (Platano, 2020, S. 11). Für einen erfolgreichen Beratungsprozess wird eine
vertrauensvolle und ehrliche Beziehung zwischen Hilfesuchenden und Berater vorausgesetzt. Denn
nur in einer Atmosphäre der Sicherheit kann sich der Berater und der*die Hilfesuchende aufeinander
einlassen.

Die Coronakrise könnte nun (zumindest in kurzfristiger Hinsicht) einen wesentlichen Einfluss auf die
psychologische Beratung haben.
Text Psychologisch Beratung – Anton Schwärzler

Im Zuge der Coronakrise haben viele Berater*innen (zwangsweise) beschlossen vor allem
Onlineberatungen via Skype oder Telefon anzubieten. Dies könnte auf der einen Seite zu einer
höheren Inanspruchnahme von psychologischen Beratungsangeboten führen. So ist durch die die
Onlineberatung ein leichterer Zugang zu Beratungsangeboten von zu Hause aus möglich. Zudem
könnte die Beratung über Onlinemedien zu einer geringeren Hemmschwelle, sich virtuell über die
eigenen Probleme auszutauschen, führen (Reindl, 2009, S. 4).

Auf der anderen Seite stellt die Onlineberatung in mehrerlei Hinsicht eine grosse Herausforderung
für die Beratung dar. So wollen Klienten*innen diese Beratungsangebote mitunter nicht in Anspruch
nehmen. Dies kann mehrere Gründe haben. Während die einen sich mitunter unwohl fühlen, so
persönliche Angelegenheiten über Telefon/Skype zu besprechen, kennen sich andere nicht mit den
Tools der Videokonferenzen aus. Zudem kann es sowohl für Hilfesuchende, als auch für
Berater*innen schwieriger sein sich über technische Medien auf das Gegenüber einzulassen. Nach
der sogenannten Kanaltheorie werden nämlich bei der Kommunikation über das Internet
verschiedene „Sinnesmodalitäten aus dem interpersonellen Zusammenhang ausgeschlossen“ (Reindl,
2009, S. 6f.). Auch als Substitut der direkten Beratung könnten die in vielen Zeitungen und von
Interessenverbänden der Psychologie herausgegebenen Informationsblätter gesehen werden, die
den Menschen praktische Tipps für das enge Zusammenleben in Zeiten der Coronakrise geben
(Bundesverband Österreichischer PsychologInnen, 2020, S. 1ff.). Viele Hilfesuchende warten,
deshalb mitunter die Krise ab, um sich danach professionelle persönliche Unterstützung zu holen.

Die Coronakrise hat zumindest kurzfristig die Art der Beratung erheblich verändert. Beratungen sind
von zu Hause aus leichter verfügbar, jedoch fehlt dafür der persönliche Kontakt zwischen Beratern
und Hilfesuchenden. Inwiefern diese Änderungen einen Einfluss auf den Beratungserfolg haben und
einen Einfluss auf die Art der Beratung in Zukunft haben werden, bleibt abzuwarten.

Quellenangaben:
Bundesverband österreichischer PsycholoInnen (BPÖ). (2020). COVID-19: Wie Sie häusliche Isolation
und Quarantäne gut überstehen. Abgerufen von https://www.boep.or.at/download/5e70a6b
23c15c85df5000007/20160317_COVID-19_Informationsblatt.PDF
Köchl, B. (o.D.). Psychologische Beratung. Abgerufen von
https://birgitkoechl.at/angebot/psychologische-beratung/
Platano, G. (2020). Foliensatz Vorlesung: Psychische Gesundheit in Organisationen : Psychologische
Beratung.
Reindl, R. (2009). Onlineberatung – zur digitalen Ausdifferenzierung von Beratung. Journal für
Psychologie, 17(1). Abgerufen von https://www.journal-fuer-
psychologie.de/index.php/jfp/article/view/150/222

Das könnte Ihnen auch gefallen