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Audio- und Videotechnik

(Analoge) Audio- und Videosignale

Julius Schöning
15. November 2020
Osnabrück University of Applied Sciences - Faculty of Engineering and Computer Science
Motivation

Digitalisierung — nur 1 und 0


Digitalisierung — nur 1 und 0

R. Munroe. (25. Aug. 2020), xkcd: Su Doku, Adresse: https://xkcd.com/74/

1
Digitalisierung — nur 1 und 0

R. Munroe. (25. Aug. 2020), xkcd: Su Doku, Adresse: http://xkcdsw.com/content/img/225.jpg

2
Übersicht
Motivation
Digitalisierung von Audio- und Videosignalen
Prinzipdarstellung
Digitalisierung akustischer Signale
Sampling
Quantisierung
Nyquist-Shannon Abtasttheorem
Quantisierungsfehler
SNR & PCM
Digitalisierungsparameter & Datenrate
Digitalisierung von Bildsignalen
Quantisierung & Sampling
3
Alias-Effekt
Kapitelübersicht

• Digitalisierung von Akustik- und Bildsignalen


• Bedeutung von Abtastung (Sampling) und Quantisierung
• Auswirkung von Quantisierungsfehlern

4
Typische Klausurfragen

• Welche Vorteile bieten digitale AV-Signale gegenüber analogen Signalen?


• Beschreiben Sie die typischen Schritte bei der Digitalisierung eines Signals.
• Welche Auswirkungen hat die Abtastung eines 0-20 kHz Audiosignals mit einer
Abtastrate von 11 kHz?
• Erklären Sie das Color-Subsampling und nennen Sie typische Sampling-Schemata.

5
Digitalisierung von Audio- und Videosignalen
Digitalisierung von Audio- und Videosignalen

Prinzipdarstellung
Audio-Aufnahme und Wiedergabe — Prinzipdarstellung

Kamera

AD-Wandler 11010011100110011011011. . .

V
Au Mikrofon

6
Vorteile digitaler AV-Signale

• Signale sind ohne Generationsverluste kopierbar


• Mechanismen zum Fehlerschutz und zur Fehlerkorrektur
• Leichtere Nachbearbeitung
• Flexiblere Verarbeitung
• Ermöglichen Datenkompression
• Verlustfreie Übertragung über große Distanzen
• Fehler- und verlustfreie Langzeit-Speicherung

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Digitalisierung akustischer Signale
Kontinuierliche analoge Signale

4 Verarbeitung erfordert:
signal(t)
3 • Erfodert unendlich viele Werte
2 • Beliebig genaue Auflösung

1
t[s]
Umwandlung in diskontinuierliches-diskretes
1 2 3 4 5 6
−1 Signal
• Signaländerungen nur zu bestimmten
−2
Zeitpunkten
−3 • Amplitude kann nur endlich verschiedene
−4 Werte annehmen

8
Digitalisierung akustischer Signale

Sampling
Abtastung/Zeitdiskretisierung (Sampling)
4
signal(t)
3
• Senkrechtes Raster über das
2 analoge Signal legen
• Signal nur an den Schnittpunkten
1
betrachten
t[s]
• diskontinuierliches-analoges Signal
1 2 3 4 5 6
• Zahl der Abtastpunkte pro Sekunde:
−1
• Abtastrate
−2 • Sample-Rate
• Abtastfrequenz
−3 • Messung in Hertz (Hz)

−4
9
: auv 03 1 digitalisation
Digitalisierung akustischer Signale

Quantisierung
Quantisierung
4
signal(t)
3 • Lasse nicht alle möglichen Werte
des Signals zu
2 • Waagerechtes Raster über das
analoge Signal legen
1
• Signal durch den nächstgelegenen
t[s] Gitterpunkt repräsentiert
1 2 3 4 5 6
• diskontinuierliches-diskretes Signal
−1
• Zahl der zugelassenen Werte:
−2 Auflösung (in Bit)
Auflösung Mögliche Werte Genauigkeit
−3 8 Bit 256 0,4%
10 Bit 1024 0,095%
1 16 Bit 65536 0,0015%
−4 Genauigkeit: 2Aufl ösung
· 100
10
: auv 03 1 digitalisation
Digitalisierung akustischer Signale

Nyquist-Shannon Abtasttheorem
Oder: Wie groß muss die Abtastrate für eine fehlerfreie
Rekonstruktion des analogen Signals sein?
Auswirkung der Abtastrate
1.5
signal(t) f (x) = cos (2π · 5x)
g (x) = cos (2π · 1,06x)
1
g (x) = cos (2π · 4,09x)
g (x) = cos (2π · 5x)
0.5

t[s]
0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1

−0.5

−1

−1.5 Schwingung:
Schwingung:55Hz,
Hz,Abtastung:
Abtastung:10
9
3 Hz
Hz
: auv 03 2 shannon.m 11
Nyquist-Shannon Abtasttheorem

Theorem (Nyquist-Shannon Abtasttheorem)

fa > 2 · fmax

Ein kontinuierliches Signal mit einer Minimalfrequenz von 0 Hz und einer Maximalfrequenz
von fmax muss mit mindestens einer Frequenz fa > 2 · fmax abgetastet werden, damit man
aus dem so erhaltenen zeitdiskreten Signal das Ursprungssignal ohne Informationsverlust
wieder rekonstruieren kann. (H. Nyquist, C.E. Shannon)

12
Digitalisierung akustischer Signale

Quantisierungsfehler
Quantisierungsfehler
4
0,48
3
Quantisierungsfehler wirken sich umso
2 stärker aus, je geringer der Signalpegel ist.
0,48
1

0 Abtastpunkt Abtastpunkt
bei 011 bei 110
−1 Analoger Wert 1,48 3,48
Quantisierter Wert 1 3
−2 Abweichung absolut 0.48 0.48
Abweichung relativ 32% 14%
−3

−4
001 010 011 100 101 110 111
13
Digitalisierung akustischer Signale

SNR & PCM


SNR — Signal-to-noise-ratio (Rauschabstand)

SNR: Verhältnis des Nutzsignals zum Fehler Je zusätzlichem Bit:


SNR = 20 · log Signalamplitude(VS ) Verdopplung der Auflösung
Rauschamplitude(VR ) dB
⇒ Auswirkung auf SNR?
Rechenbeispiel:
VS 2VS
x + 20 · log = 20 · log
VR VR
2VS VS
⇒ x = 20 · log − 20 log Jedes zusätzliche Bit Auflösung bringt:
VR VR

2VS VS
 • 6 dB weniger Rauschanteile
= 20 · log ∗
VR VR • 6 dB mehr Dynamik für das Nutzsignal
= 20 · log 2
≈ 6,02 dB

14
SNR — Signal-to-noise-ratio (Rauschabstand)

SNR: Verhältnis des Nutzsignals zum Fehler Je zusätzlichem Bit:


SNR = 20 · log Signalamplitude(VS ) Verdopplung der Auflösung
Rauschamplitude(VR ) dB
⇒ Auswirkung auf SNR?

Auflösung Quantisie- Rauschabstand


Fehler [% ]
[Bit] rungsstufen [dB]
4 16 6,2500 24,1
Jedes zusätzliche Bit Auflösung bringt:
6 64 1,5625 36,1
8 256 0,3961 48,1 • 6 dB weniger Rauschanteile
10 1024 0,0977 60,2
• 6 dB mehr Dynamik für das Nutzsignal
12 4096 0,0244 72,2
14 16.385 0,0061 84,3
16 65.536 0,0015 96,3
18 26.2144 0,0004 108,3 Ein 16-bit Aufnahmesystem hat eine nutzbare
Dynamik von ca. 96 dB.
15
PCM — Pulse-Code-Modulation

Anti-Alias-Filter Abtastung Quantisierung


Analog-
Sample
Tiefpassfilter /Digital
& Hold
Wandler

Kontinuierlich- Bandbegrenztes Diskontinuierliche Diskontinuierliche


analoges analoges Folge analoger Folge diskreter
Eingangssignal Eingangssignal Werte Werte

Nicht-lineare PCM (Dynamische PCM) Lineare PCM


4 4
3 3
2 2
1 t[s] 1 t[s]

−1 1 2 3 4 5 6 −1 1 2 3 4 5 6
−2 −2
−3 −3
−4 −4 16
Pegelaussteuerung: Dynamik vs. Clipping

Zu hoher Pegel
• Clipping
• digitale Verzerrungen
Zu geringer Pegel
• Verlust an Klangdynamik, da nicht alle
Bits genutzt werden
Automatische Aussteuerung
• problematisch
• lauteste Peaks sind für den Rechner nicht
vorhersehbar
Abgeschnittene Pegelspitzen

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Digitalisierung akustischer Signale

Digitalisierungsparameter & Datenrate


Datenrate in kB/s (kiloByte pro Sekunde)
Beispielrechnung
44.100 · 16 · 2 = 1.411.200 Bit/s = 176.400 Byte/s

44.100 16 Bit
Stereo 2
Samples/s Auflösung
Kanäle
(Sampling) (Quantisierung)

Abtastrate 44.1 kHz 22 kHz 11 kHz


Auflösung mono stereo mono stereo mono stereo
16 bit 88,2 kB
s 176,4 kB
s 44 kB
s 88 kB
s 22 kB
s 44 kB
s

12 bit 66,15 kB
s 132,3 kB
s 33 kB
s 66 kB
s 16,5 kB
s 33 kB
s

8 bit 44,1 kB
s 88,2 kB
s 22 kB
s 44 kB
s 11 kB
s 22 kB
s

18
Datenrate in kB/s (kiloByte pro Sekunde)

Beispiel: Stereo Musikaufnahme mit der Länge von 04:08 (248s)


Format Samplingrate [Hz] Auflösung [bit] Datenrate [ kB
s ] Dateigröße [MB]
aiff 44.100 16 176,4 43,7
aiff 44.100 8 88,2 21,9
aiff 22.050 16 88,2 21,9
aiff 11.025 16 44,1 10,9
aiff 8.000 16 32 7,9
aiff 8.000 8 9 4,0

19
3D-Frequenzanalyse

20
3D-Frequenzanalyse

21
Digitalisierung von Bildsignalen

Digitalisierung von Bildsignalen


Digitalisierung eines Bildsignals?

L. Daguerre, Boulevard du Temple, 1838 22


Digitalisierung von Bildsignalen

Quantisierung & Sampling


Einflussfaktoren bei der Digitalisierung

Sampling (Abtastung) Zeit


• Anzahl Bilder/Sekunde

Sampling (Abtastung) Raum/Ort


• Anzahl Zeilen
• Anzahl Bildpunkte je Zeile

Quantisierung Helligkeit/Farbe
• Anzahl Farb-/Helligkeitswerte
23
Aufnahme 24 Hz — Raddrehung 6 Hz

Frame 1 Frame 2 Frame 3 Frame 4

4 Frames (Bilder) je Raddrehung ⇒ Stillstand mit doppelter Zähnezahl

24
Aufnahme 24 Hz — Raddrehung 11 Hz

Frame 1 Frame 2 Frame 3 Frame 4

Ca. 2 Frames (Bilder) je Raddrehung ⇒ Schnelle Drehung wird erkannt

25
Aufnahme 24 Hz — Raddrehung 13 Hz

Frame 1 Frame 2 Frame 3 Frame 4

Ca. 2 Frames (Bilder) je Raddrehung ⇒ Schnelle Drehung wird erkannt, Eindruck einer
Rückwärtsbewegung

26
Aufnahme 24 Hz — Raddrehung 25 Hz

Frame 1 Frame 2 Frame 3 Frame 4

Weniger als 1 Frame (Bild) je Raddrehung ⇒ Langsame Vorwärtsdrehung wird erkannt

27
Sampling Raum/Ort — Ortsauflösung des Bildes

Bei zu grober Abtastung


entstehen Abtastfehler in
Form von Treppen und
kantenförmigen Konturen.

A. Ziemer, Digitales Fernsehen eine neue Dimension der Medienvielfalt. Heidelberg: Hüthig, 2003, ISBN: 9783778528587

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Sampling Raum/Ort — Ortsauflösung des Bildes

Bei zu grober Abtastung entstehen Abtastfehler


in Form von Treppen und kartenförmigen Konturen.

576 x 384 px

144 x 96 px
288 x 192 px

72 x 48 px
29
Digitalisierung von Bildsignalen

Alias-Effekt
Sampling Raum/Ort — Alias-Effekt

30
Digitalisierung von Bildsignalen

Color Subsampling
Zapfen und Stäbchen

Zapfen (engl. Cones) Stäbchen (engl. rods)


farbempfindlich hell-dunkel-empfindlich
Tagsehen, Photopisch Nachtsehen, skotopisch
ca. 6 Millionen Stück pro Auge ca. 120 Millionen Stück pro Auge
wenige außerhalb der Fovea (Sehgrube) keine innerhalb der Fovea
Auflösung bis 1=60 10.000-mal helligkeitsempfindlicher als Zapfen

L. Priese, Computer Vision: Einführung in die Verarbeitung und Analyse digitaler Bilder. Springer-Verlag GmbH, 2015, ISBN: 9783662451298

31
Farbsignal - Komponentensignal (YPbPr)
30%
R Y
59%
G
11% Matrixschaltung zur Gewinnung von
B Invertierung Invertierung
Luminanz und Farbdifferenzsignalen

B-Y
R-Y

• Luminanz Y = 0,299R + 0,587G + 0,114B


• Y ist eine Linearkombination der Signale
• Enthält somit keine neuen Informationen, lediglich eine andere Darstellung
• Pr = (R − Y ) = R − (0,3R + 0,59G + 0,11B) = 0,7R − 0,59G − 0,11B
• Pb = (B − Y ) = B − (0,3R + 0,59G + 0,11B) = −0,3R − 0,59G + 0,89B
• Aus den drei Signalen Y, Pb, Pr können sie Farbsignale R, G, B wieder zurück gewonnen
werden (für digitale Anwendungen Y ⇒ Y , Pb ⇒ Cb, Pr ⇒ Cr )
U. Schmidt, Professionelle Videotechnik. 2013
32
Farb-Unterabtastung (Color Subsampling)
Y (Luminanz) Pb (Chrominanz) Pr (Chrominanz)
Bezeichnung Anwendung

4:4:4 intern

CCIR-60; D1; Digi


4:2:2
Beta; D9

DV-Formate:
4:1:1
DVCPRO; DVCAM

MPEG-1; H.261;
4:2:0
DV (PAL); HDV
33
: auv 03 3 colorsubsampling.m
Farb-Unterabtastung (Datenraten)

4:4:4
• Jeder Bildpunkt mit voller Farbinformation
• Je Bildpunkt 3 · n bit

4:2:2
• Jeder zweite Bildpunkt mit voller Farbinformation
• Für zwei Bildpunkte gilt: 3 · n + n = 4 · n bit
• Je Bildpunkt 2 · n bit

34
Farb-Unterabtastung (Datenraten)

4:1:1
• Jeder vierte Bildpunkt mit voller Farbinformation
• Für vier Bildpunkte gilt: 3 · n + n + n + n = 6 · n bit
• Je Bildpunkt 1,5 · n bit

4:2:0
• Für vier Bildpunkte gilt: 3 · n + n + n + n = 6 · n bit
• Je Bildpunkt 1,5 · n bit

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Literatur i

R. Munroe. (25. Aug. 2020), xkcd: Su Doku, Adresse: https://xkcd.com/74/.


——, (25. Aug. 2020), xkcd: Su Doku, Adresse:
http://xkcdsw.com/content/img/225.jpg.
L. Daguerre, Boulevard du Temple, 1838.
A. Ziemer, Digitales Fernsehen eine neue Dimension der Medienvielfalt. Heidelberg:
Hüthig, 2003, ISBN: 9783778528587.
L. Priese, Computer Vision: Einführung in die Verarbeitung und Analyse digitaler Bilder.
Springer-Verlag GmbH, 2015, ISBN: 9783662451298.
U. Schmidt, Professionelle Videotechnik. 2013.

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