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Doping-Skandal: Wada sperrt russische Sportler für vier Jahre https://www.nzz.ch/sport/doping-skandal-wada-sperrt-russische-sp...

Nach Sperre: Russlands Antidoping-Agentur legt Einspruch ein


Die Welt-Anti-Doping-Agentur hat am 9. Dezember 2019 Lausanne entschieden, dass der
russische Sport für die kommenden vier Jahre von grossen internationalen
Sportanlässen ausgeschlossen wird. Russland legt Rekurs ein. Eine Chronik
Claudia Rey, Michele Coviello, Christof Krapf
19.12.2019, 12.00 Uhr

Der sechsfache Shorttrack-Olympiasieger Viktor Ahn soll Teil des russischen Dopingsystems sein.
Hier wird er vom russischen Präsidenten Wladimir Putin geehrt.
Reuters

Was ist bisher passiert?

Dezember 2014
Ein Dokumentarfilm der ARD enthüllt, dass in Russland systematisch gedopt
worden ist und Dopingkontrollen manipuliert worden sind.

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November 2015
Die Welt-Antidoping-Agentur (Wada) entzieht der Russischen Antidoping-
Agentur (Rusada) die Akkreditierung. Der Internationale Leichtathletik-Verband
(IAAF) suspendiert den russischen Leichtathletikverband.

Mai 2016
Grigori Rodschenkow, der ehemalige Leiter des Moskauer Antidoping-Labors,
sagt in der «New York Times», dass er in Sotschi positive Dopingproben
russischer Athleten auf Anordnung des Staats vertuscht habe. Fünfzehn
russische Medaillengewinner der Spiele in Sotschi sollen gedopt gewesen sein.
Die US-Justiz, das IOK und die Wada nehmen Ermittlungen auf.

Der Whistleblower Grigori Rodschenkow.


EPA

Mai 2016
Bei Nachkontrollen zu den Olympischen Spielen 2012 in London werden 23
russische Sportler positiv getestet.

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Juni 2016
Die Wada wirft dem russischen Geheimdienst vor, Kontrolleure behindert und
eingeschüchtert zu haben. Der Council der IAAF sperrt den russischen
Leichtathletikverband. Nur nachweislich saubere russische Sportler dürfen an
den Olympischen Spielen in Rio unter ihrer Landesflagge starten.

Juli 2016
Der Wada-Sonderermittler Richard McLaren legt in einem Ermittlungsbericht
gravierende Belege für staatlich gesteuertes Doping in Russland vor. Im
Moskauer Dopinglabor seien über Jahre positive Proben verschwunden, das
russische Sportministerium habe die Manipulationen überwacht. Das IOK
schliesst die russische Mannschaft trotzdem nicht von den Olympischen Spielen
in Rio aus. Es überlässt den Sportverbänden die Entscheidung, welche russischen
Athleten in Rio antreten dürfen. 278 der 389 qualifizierten russischen Sportler
erhalten schliesslich eine Starterlaubnis.

Der Wada-Sonderermittler Richard McLaren.


Frank Gunn, AP

Dezember 2016

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Der zweite Bericht von McLaren sorgt für Aufsehen: Mehr als tausend russische
Sportler sollen zwischen 2011 und 2015 Teil einer grossangelegten staatlichen
Dopingpolitik gewesen sein. McLaren legt Beweise vor, dass in Sotschi 2014
Dopingproben von zwölf russischen Medaillengewinnern manipuliert worden
sind.

November 2017
Das IOK löscht die Ergebnisse von 43 russischen Athleten und sperrt sie
lebenslang. 42 der betroffenen Athleten legen beim Internationalen
Sportgerichtshof (TAS) in Lausanne Einspruch ein.

Dezember 2017
Das IOK entscheidet: Unbelastete russische Sportler dürfen an den Olympischen
Winterspielen in Pyeongchang unter neutraler Flagge starten.

Januar 2018
Die ARD deckt auf, dass die Dopingkontrollbehälter manipulierbar sind.

Februar 2018
Das IOK entscheidet, in Pyeongchang ältere, nicht manipulierbare Behälter zu
verwenden. Das TAS hebt die Sperren gegen 28 Athleten aus Mangel an Beweisen
auf. 47 Athleten, Trainer und Funktionäre scheitern mit ihrer Klage vor dem TAS.
In Pyeongchang fehlt so neben anderen der sechsfache Shorttrack-
Olympiasieger Viktor Ahn.

Während der Olympischen Spiele werden ein russischer Curler und eine
russische Bobpilotin positiv getestet und ausgeschlossen. Wegen der zwei
Dopingfälle dürfen die Russen bei der Abschlussfeier nicht mit der Landesfahne
einlaufen. Ende Februar hebt das IOK die Sanktionen gegen Russland auf.

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Der Curler Alexander Kruschelnizki wird in Pyeongchang positiv getestet.


Cathal McNaughton, Reuters

Mai 2018
Russland gibt in einem Brief an die Wada erstmals systematisches Doping zu.
Damit steigen für die Russische Antidoping-Agentur (Rusada) die Chancen, von
der Wada wieder anerkannt zu werden.

September 2018
Die Wada hebt die Sperre gegen die Rusada auf. Sie fordert gleichzeitig Zutritt zu
den Rusada-Labors sowie Dopingproben, um bisher unbestrafte Athleten zu
überführen.

Januar 2019
Die Rusada lenkt nach mehreren Monaten ein und übergibt der Wada die
geforderten Proben.

September 2019
Jonathan Taylor, Vorsitzender eines Wada-Ausschusses, sagt gegenüber der BBC:

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«Es gibt Beweise, dass Daten gelöscht worden sind.» Drei Tage später bestätigt
der einstige Wada-Direktor und derzeitige Integritätschef des Leichtathletik-
Weltverbandes IAAF gegenüber der «FAZ», dass gefälschte Proben abgegeben
wurden. «Wir haben zahlreiche Diskrepanzen festgestellt zwischen den Daten,
welche die Wada von einem Whistleblower, und denjenigen, welche sie im Januar
von den Russen erhalten hat.» Viele positive Befunde fehlten, die im McLaren-
Report erwähnt worden seien.

Oktober 2019
Der Vorsitzende der russischen Anti-Doping-Behörde, Juri Ganus, bestätigt an
einer Konferenz in den USA die gefälschten Testergebnisse aus einem Moskauer
Labor. Der russische Staat habe damit frühere Spitzenathleten schützen wollen.
Am 28. Oktober beantwortete Russland Fragen der Welt-Anti-Doping-Agentur
Wada zu Unstimmigkeiten bei den Daten aus dem Moskauer Doping-
Analyselabor. Die Antworten wurden von unabhängigen forensischen Experten
für die Wada bewertet. Sie erstatteten dem Prüfungsausschuss CRC der Wada
Bericht, damit dieser entscheiden konnte, ob eine formelle Empfehlung zu
Verstössen gegeben ist.

Dezember 2019
Die Wada schliesst Russland bis 2023 wegen der Manipulation von Labordaten
für vier Jahre von Olympischen Spielen, Weltmeisterschaften und allen anderen
Grossereignissen aus. Nach dem Ukraine-Gipfel in Paris sagte der russische
Präsident Wladimir Putin in der Nacht zum 10.12., dass er nicht ausschliesse,
gerichtlich gegen die verhängten Strafen der Wada vorzugehen. «Wir müssen
uns diese Entscheidung zunächst sehr genau anschauen.» Es sei aber
offensichtlich, dass es keine juristische Grundlage für den Entscheid gebe und
auch nicht der Satzung der Olympischen Spiele entspreche. Man habe allen
Grund, Klage beim internationalen Sportgerichtshof Cas einzureichen, sagte er.

19. Dezember 2019


Russland kämpft um die Olympia-Teilnahme. Die russische Antidoping-Agentur

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legt beim Internationalen Sportgerichtshof Cas Einspruch gegen den Ausschluss


von den Spielen und Weltmeisterschaften in den nächsten vier Jahren ein. Das
kündigte die Rusada am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Moskau an.
Kremlchef Wladimir Putin hatte die neuen Strafen unmittelbar zuvor erneut als
«ungerecht» zurückgewiesen. Das Land werde für ein und denselben Verstoss
mehrfach bestraft, kritisierte er. «Das ist ungerecht», betonte er. «Jede
Bestrafung sollte individuell sein.» Die Mehrheit der Sportler in Russland sei
sauber, betonte der Präsident. Russland werde deshalb alles dafür tun, damit
seine Sportler bei den Olympischen Spielen unter ihrer nationalen Flagge
antreten könnten. Rusada-Chef Juri Ganus hatte die Erfolgsaussichten eines
Einspruchs indes als aussichtslos bezeichnet. (dpa)

Mit Agenturmaterial.

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