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Juristische Betreuung:
OMR Dr. jur. Leopold-Michael MARZI
Leiter der Rechtsabteilung im AKH Wien
Danke …
…Herrn OMR Dr. jur. L.-M. Marzi für seine juristische Beratung und die gute Zusammenarbeit
…den AutorInnen deren Gutachten, Literatur, Beiträge und Grafiken ich verwenden durfte
…verschiedenen Firmen für die Unterstützung der Fachbereichsarbeit. Unter anderem sind dies:
www.biomedica.co.at
…Titelbild: W. Greil;
Die Verwendung des Titelbildes und dessen Veröffentlichung mit meiner Fachbereichsarbeit erfolgt
mit ausdrücklicher Zustimmung des Patienten.
III. Theorie und Praxis des GuKG – Rechtlicher Rahmen für die
Pflege bei Nierenersatztherapie
4. Das Berufsgesetz…………………………………………………………………………………15
4.1. Entstehung des GuKG …............................................................................................15
4.2. Europarechtliche Aspekte ….......................................................................................15
4.3. Ziele und Schwerpunkte .............................................................................................15
4.4. Tätigkeitsbereiche…………………………………………………………………………..15
4.4.1. Eigenverantwortlicher Tätigkeitsbereich ..………………………………………16
4.4.2. Lebensrettende Sofortmaßnahmen..……………………………………………16
4.4.3. Mitverantwortlicher Tätigkeitsbereich…………………………………………...16
4.4.4. Interdisziplinärer Tätigkeitsbereich .……………………………………………..17
4.4.5. Erweiterter Tätigkeitsbereich .……………………………………………………17
7. Zusammenfassung ………………………………………………………………………………25
1. Dialyseorganisation – Mindeststandards
1.1. Leistungsangebots- und Standortplanung
Zur Behandlung des chronischen (terminalen) Nierenversagens stehen entsprechend dem Österreichi-
schen Strukturplan Gesundheit 2006 (ÖSG 2006) – als Nachfolger des Österreichischen Krankenan-
staltenplanes (ÖKAP) – grundsätzlich folgende komplementäre Nierenersatztherapieverfahren zur Ver-
fügung:
• Chronische Hämodialyse („künstliche Niere“)
• Peritonealdialyse und
• Nierentransplantation
Für die Standortplanung und die Abschätzung des notwendigen Bedarfs an chronischen Hämodialy-
seplätzen bis zum Jahre 2010 waren folgende Planungsüberlegungen maßgeblich:
1. Der Bedarf nimmt kontinuierlich zu
2. Die maximale Anreisezeit für die PatientInnen zu den Hämodialysezentren soll 45 Minuten (Er-
reichbarkeitsrichtwert) nicht überschreiten
3. Hämodialyseplätze (siehe Tabelle) pro 100.000 EinwohnerInnen (in Bezug auf die zu versor-
gende Bevölkerung) unter der Annahme eines 3 (Mo, Mi, Fr) und 2 Schichtbetriebes (Di, Do
und Sa) und eines Peritonealdialyseanteils von 10%; exkl. 15% Reserve für Backup-Funktion
sowie exkl. Plätze für Kinderdialyse
4. Festlegung der Hämodialysestandorte durch regionale Detailplanung
5. Neuerrichtung von Hämodialysestandorten nur wenn eine Aufstockung in den bestehenden
Zentren nicht mehr möglich ist oder bei regionaler Unterversorgung und wenn dadurch geringe-
re Anreisezeiten erzielbar sind
Hämodialyseplätze-Richtwerte pro Bundesland für das Jahr 2010 und Veränderungen zu 2005
Hämodialyseplätze- Hämodialyseplätze- Veränderungen
Bundesland
Richtwerte* 2005: Richtwerte** 2010: +/-
Burgenland 8,5 8,2 -0,3
Kärnten 8,5 10,3 +1,8
Niederösterreich 8,2 8,4 +0,2
Oberösterreich 9,5 9,7 +0,2
Salzburg 8,7 7,3 -1,4
Steiermark 10,4 13,3 +2,9
Tirol 7,7 7,4 -0,3
Vorarlberg 6,9 9,2 +2,3
Wien 7,1 9,6 +2,5
* Hämodialyseplätze pro 100.000 EinwohnerInnen (in Bezug auf die zu versorgende Bevölkerung) (ÖKAP/GGP 2003, Seite 28)
** Hämodialyseplätze pro 100.000 EinwohnerInnen (in Bezug auf die zu versorgende Bevölkerung ) (ÖSG 2006, Seite 77)
Aus den Veränderungen der Hämodialyseplätze-Richtwerte von 2005 und 2010 wird ersichtlich, wo das
Bundesministerium für Gesundheit und Frauen den Bedarf an Hämodialyseplätzen jetzt und in den
nächsten Jahren sieht.
1
Österreichischer Strukturplan Gesundheit 2006
www.bmgf.gv.at/Gesundheitsversorgung und Strukturplan/Österreichischer Strukturplan Gesundheit (ÖSG) Seite 77+78
Intramurale Hämodialysezentren
• sind Einrichtungen einer Krankenanstalt zur ambulanten Behandlung chronisch Nierenkranker
mittels intermittierender Hämodialysetherapie (und ähnlicher Hämoverfahren)
• Gewährleistung einer Notfallbereitschaft rund um die Uhr (inkl. Sonntag)
• Für die Versorgung stationärer PatientInnen mit Nierenersatztherapie (Akutdialysen) und ande-
rer extrakorporaler Blutreinigungsverfahren (z. B. Plasmapherese, Lipidapherese) sind zusätzli-
che Personalkapazitäten zu den unten angeführten erforderlich
Universitätskliniken:
• Ergänzend zu den Anforderungen an intramurale Hämodialysezentren sind hier nicht nur Not-
fallbereitschaft sondern Anwesenheit einer/eines entsprechend ausgebildeten Fachärz-
tin/Facharztes rund um die Uhr im Rahmen eines eigenen Dialysedienstes erforderlich
Mindestgröße
• 5 Behandlungsplätze
ÄrztInnen: Personalschlüssel:
Extra- und intramurale Hämodialysezentren: 1 VZÄ* für 300 Dialysen pro Monat
Dialyse-Einheiten > 12 HD Plätze: 1 VZÄ* für 350 Dialysen pro Monat
Dialyse-Einheiten > 20 HD Plätze 1 VZÄ* für 450 Dialysen pro Monat
Universitätskliniken: 1 VZÄ* für 300 Dialysen pro Monat
Peritonealdialyse 1 VZÄ* pro 40 kontinuierlich betreute
PatientInnen
Gehobener Dienst für Gesundheits- und Kranken-
pflege:
Extra- und intramurale Hämodialysezentren: 1 DGKP** für 60 Dialysen pro Monat
Bei Leistungsstandorten > 40 HD-Plätzen 1 DGKP** für 80 Dialysen pro Monat
Peritonealdialyse 1 DGKP** pro 10 kontinuierlich betreute
PatientInnen
Sonstiges Personal:
Pflegehilfe: entsprechend dem lokalen Bedarf
PsychotherapeutInnen/PsychologInnen/SozialarbeiterInnen in der Krankenanstalt oder extramurales
für psychosoziale Betreuung, Diätologe/Diätologin Angebot
TechnikerIn pro Dialysestation verfügbar
* VZÄ = VollzeitärztIn
** DGKP = Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegeperson
1.2.3. Infrastruktur
Technische Ausstattung
• EKG, EKG-Monitoring und Pulsoximetrie
• Langzeit-Blutdruckmessgerät
• Zugriff auf Standardlaborleistungen rund um die Uhr
• Wasseraufbereitung durch Umkehrosmoseanlage
• Dialysegeräte mit volumsgesteuerter Ultrafiltration
Verfahrenstechnische Aspekte
• Durchschnittliche Dialysedauer: Zwölf Stunden pro PatientIn und pro Woche
• Gewährleistung der durchschnittlichen Dialysedauer entsprechend dem Stand der medizini-
schen Wissenschaft
2
ÖDTR- Österreichisches Dialyse- und Transplantationsregister
Österreichische Gesellschaft für Nephrologie; www.nephro.at/OEDTR/Jahresbericht 2005/Abbildung 2.12;
1.2.4. Sonstiges
• Teilnahme an Ergebnisqualitätsregistern (z. B. im Rahmen des ÖDTR der ÖGN)
3
Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation e.V. Gemeinnützige Körperschaft
www.kfh-dialyse.de/dialyse/hämodialyse
Quelle: Schönweiß, G., Dr.; Dialysef!bel; 2. Auflage; 1996; abakiss Verlag Bad Kissingen; Seite 283
Die Pflege von kranken Menschen wird zwar von Fachkräften „nach bestem Wissen und Gewissen“
durchgeführt, trotzdem kann es zu Fehlern und zu Folgeschäden kommen, die dann Auswirkungen
(gesundheitliche, finanzielle, haftungs- sowie disziplinar- und arbeitsrechtliche) auf die PatientInnen,
den Pflegenden und die Organisation haben.
In den nächsten zwei Punkten möchte ich speziell die medizinisch-pflegerischen Probleme und Risiken
vor, während und nach der Dialysebehandlung sowie die rechtlichen Risiken ansprechen.
In Punkt 3.3 behandle ich das Thema Risikomanagement und den Umgang mit Fehlern.
Wissend, dass es viele pflegerische Themen dazu gibt, möchte ich hier nicht weiter darauf eingehen,
denn dies würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Ich möchte mich vielmehr weiter auf die rechtli-
chen Komponenten der komplexen Dialysetätigkeit konzentrieren.
Allgemeine Berufspflichten:
In den Paragrafen 4-10 sind sie aufgelistet:
§ 4 Absätze 1-3 lauten: „Angehörige der Gesundheits- und Krankenpflegeberufe haben ihren Beruf ohne
Unterschied der Person gewissenhaft auszuüben. Sie haben das Wohl und die Gesundheit der PatientIn-
nen, KlientInnen und pflegebedürftigen Menschen unter Einhaltung der hiefür geltenden Vorschriften und
nach Maßgabe der fachlichen und wissenschaftlichen Erkenntnisse und Erfahrungen zu wahren. Jede ei-
genmächtige Heilbehandlung ist zu unterlassen (Das ist eine Heilbehandlung ohne Zustimmung der Pati-
entInnen – ausgenommen bei Gefahr).
Sie haben sich über die neuesten Entwicklungen und Erkenntnisse der Gesundheits- und Krankenpflege
sowie der medizinischen und anderer berufsrelevanter Wissenschaften regelmäßig fortzubilden (Hier wur-
de die Fort- und Weiterbildungsverpflichtung festgelegt und in den Paragrafen 63 und 64 detailliert).
Sie dürfen im Falle drohender Gefahr des Todes oder einer beträchtlichen Körperverletzung oder Ge-
sundheitsschädigung eines Menschen ihre fachkundige Hilfe nicht verweigern.“
Notstand:
Durch Notstand entschuldigt ist gemäß § 10 StGB, wer eine mit Strafe bedrohte Tat begeht, um einen
unmittelbar drohenden bedeutenden Nachteil von sich oder einem anderen abzuwenden, wenn der aus
Mit der Gesetzwerdung des GuKG haben die Angehörigen des gehobenen Dienstes für Gesundheits-
und Krankenpflege mehr Aufgaben und somit auch mehr Verantwortung übertragen bekommen.
Wie kann nun mit dieser Verantwortung und somit auch dem höheren Risiko umgegangen wer-
den?
1. Die Erkenntnis, dass es Risiken gerade im Krankenhausbereich immer gab, gibt und
geben wird. Die Frage ist immer nur: Wie wird damit umgegangen
2. Erkennen: Risiken, die nicht erkannt und analysiert werden, können nicht „umschifft“
und kontrolliert werden. Eine gute Kommunikation disziplinär/interdisziplinär ist Voraus-
setzung
3. Vorbeugung: Was kann getan werden, dass das Risiko ausgeschaltet wird oder so mi-
nimal wie möglich bleibt?
4. Fehlerkultur:
a. Fehler offen legen, dokumentieren, analysieren
b. Keine Sanktionen (ausgenommen strafrechtlich relevante Schäden), denn diese
wären kontraproduktiv und würden dazu führen, dass Fehler „unter den Teppich“
gekehrt würden
c. „Schuldige“ mit einbeziehen: Sie wissen am Besten, warum und wie der Fehler
aufgetreten ist
d. Auch „Beinahezwischenfälle“ aufarbeiten: Ein „Beinahezwischenfall“ kann das
nächste Mal ein Zwischenfall sein und den berühmten Dominoeffekt auslösen
e. Lernen aus Fehlern: Nicht umsonst sagt der Volksmund „Aus Fehlern wird man
klug“
5. Schadensanalytik: Viel zuwenig beachtet wird, nach Marzi, beim Eintritt eines Schadens
die Frage nach dem Kausalzusammenhang und den einzelnen betroffenen Abläufen.
Man reagiert auf den Einzelfall, trifft in der Abteilung, der der Zwischenfall zuzuordnen
ist, Maßnahmen, lässt aber außer Acht, dass derselbe Zwischenfall auch anderswo in
gleicher Weise passieren kann.
6. Kommunizieren der Erkenntnisse
7. Neue Regeln für Abläufe (eventuell dienstliche Weisungen)
4
Marzi, L.-M., OMR Dr.
„Risikomanagement im KH – Erfahrungen und Zielvorstellungen eines Juristen“, Referat bei den Medizinrechtstagen 2003 in
Linz
Für Risikovermeidung und -minimierung sind alle im Krankenhaus verantwortlich und haben sich aktiv
daran zu beteiligen. Sowohl die Rechtsträger und Krankenhausleitungen als auch jede/r einzelne Mitar-
beiterIn. Nicht zu vergessen sind hier auch die PatientInnen, da sie z. B. genaue und richtige Auskünfte
über sich geben müssen, auf die die verschiedenen behandelnden Gesundheitsberufe ihre Folgerun-
gen und Therapien aufbauen können, z. B. über Nahrungszufuhr vor einer Untersuchung.
Großes Potential für Risikovermeidung und -minimierung in der interdisziplinären Zusammenarbeit zu
finden. Zwei Beispiele zum Abschluss dieses Themas:
Beispiel 2:
Die Wechselwirkungen bei z. B. Herz-Kreislauferkrankungen und Dialyse.
4.4. Tätigkeitsbereiche
Ein wesentlicher Schwerpunkt des GuKG ist eine Umschreibung der Tätigkeitsbereiche als Abgrenzung
zu den anderen Gesundheitsberufen. Diese erstmals für Angehörige des gehobenen Dienstes für Ge-
sundheits- und Krankenpflege erfolgte Einteilung hat einerseits Strukturen und andererseits mehr Ver-
antwortung gebracht. Verantwortung, die der gehobene Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege
bereit ist zu übernehmen, wenn der Gesetzgeber auch bereit ist, dies in klare Aussagen zu fassen.
Sonst bleiben Verunsicherungen, die zu Fehlern führen und diese wiederum zum Schaden von Patien-
tInnen.
5
Weiss-Faßbinder S., Mag. Dr. /Lust A., Mag.
„GuKG-Gesundheits- und KrankenpflegeG“; 4. aktualisierte und ergänzte Auflage; MANZsche Sonderausgabe; Wien 2004;
Seite 15 ff
6
Weiss-Faßbinder S., Mag. Dr. /Lust A., Mag.
„GuKG-Gesundheits- und KrankenpflegeG“; 4. aktualisierte und ergänzte Auflage; MANZsche Sonderausgabe; Wien 2004;
Seite 18, 20 ff
7
Mazal W., Univ. Prof. Dr.
„Fachliche Weisungen an Ärzte und Pflegepersonal“, in: W. Radner (Hrg.) Arbeitsrechtsfragen für Ärzte und kooperierende Ge-
sundheitsberufe; Trauner Verlag; Linz 2003
8
Weiss-Faßbinder S., Mag. Dr. /Lust A., Mag.
„GuKG-Gesundheits- und KrankenpflegeG“; 4. aktualisierte und ergänzte Auflage; MANZsche Sonderausgabe; Wien 2004;
Seite 58 ff
9
www.parlament.at
Bericht des Gesundheitsausschusses; 107 dB zu den Stenographischen Protokollen der 22.GP;
Die Aufzählung der Spezialaufgaben (Siehe 5.1. auf der nächsten Seite) ist abschließend, d. h. vollzäh-
lig und beinhaltet jene Bereiche, in denen im Sinne der Qualitätssicherung eine verpflichtende zusätzli-
che Ausbildung unabdingbar ist. Die angeführten speziellen Tätigkeiten stellen an die Berufsangehöri-
gen Anforderungen, die über die in der Grundausbildung vermittelten Kenntnisse und Fertigkeiten hi-
nausgehen und daher zusätzlich erlernt werden müssen.
Andere spezielle Kenntnisse können im Rahmen von Weiterbildungen (§ 64) erworben werden.
10
Weiss-Faßbinder S., Mag. Dr. /Lust A., Mag.
„GuKG-Gesundheits- und KrankenpflegeG“; 4. aktualisierte und ergänzte Auflage; MANZsche Sonderausgabe; Wien 2004;
Seite 45 ff
5.1. Ist nur das erlaubt, was im Gesetz ausdrücklich aufgezählt ist?
Oder: Sind alle Tätigkeiten verboten, die nicht ausdrücklich
aufgezählt sind?
Gesetze unterscheiden zwischen einer
a) demonstrativen Aufzählung und einer
b) taxativen Aufzählung
zu a) Demonstrative Aufzählung:
Mit dem Wort „insbesondere“ gibt der Gesetzgeber zu verstehen, dass die Aufzählung noch weitere
Punkte, Tätigkeiten... zulässt. Die Aufzählung ist nicht erschöpfend, also nur demonstrativ, wie z. B. die
Aufzählung der Tätigkeiten im § 15 Abs. 5 GuKG:
Der mitverantwortliche Tätigkeitsbereich umfasst insbesondere:
1. Verabreichung von Arzneimitteln
2. Vorbereitung und Verabreichung von subkutanen, intramuskulären und intravenösen Injektionen
3. Vorbereitung und Anschluss von Infusionen bei liegendem Gefäßzugang, ausgenommen Transfusionen
4. Blutentnahme aus der Vene und aus den Kapillaren
5. Setzen von transurethralen Blasenkathetern zur Harnableitung, Instillation und Spülung
6. Durchführung von Darmeinläufen und
7. Legen von Magensonden
zu b) Taxative Aufzählung:
Eine taxative Aufzählung ist eine abschließende, erschöpfende Aufzählung und wird mit dem Wort
„sind“ ausgedrückt. D. h. nur die aufgezählten Punkte, Tätigkeiten... werden vom Gesetz zugelassen
oder abgelehnt, wie z. B. die Aufzählung der Spezialaufgaben in § 17 Abs. 2:
Spezialaufgaben sind:
1. Kinder- und Jugendlichenpflege
2. Psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflege
3. Intensivpflege
4. Anästhesiepflege
5. Pflege bei Nierenersatztherapie
6. Pflege im Operationsbereich
7. Krankenhaushygiene
11
Weiss-Faßbinder S., Mag. Dr. /Lust A., Mag.
„GuKG-Gesundheits- und KrankenpflegeG“; 4. aktualisierte und ergänzte Auflage; MANZsche Sonderausgabe; Wien 2004;
Seite 58;
Hausreiter/Lust gehen nun aber in ihren Schreiben „Legen von Verweilkanülen durch Angehörige des
gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege“14 und „Punktieren eines Shunts - Legen
von Verweilkanülen“15 weiter als Haslinger:
„…dass das Legen von Verweilkanülen (neben ÄrztInnen) ausschließlich Intensivpflegern/-
schwestern vorbehalten sein soll, wäre aus fachlicher Sicht nicht gerechtfertigt, zumal diese
medizinische Maßname nicht auf den Intensivbereich beschränkt ist, sondern aus der Sicht des
Berufsbildes des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege in den mitverant-
wortlichen Tätigkeitsbereich fällt.
Ausdrücklich ist darauf hinzuweisen, dass selbstverständlich die Anordnungsverantwortung
ausschließlich beim/bei der Arzt/Ärztin verbleibt und Angehörige des gehobenen Dienstes für
Gesundheits- und Krankenpflege – da diese Tätigkeiten derzeit nicht in der Pflegeausbildung
vermittelt werden – einerseits im Zusammenhang mit der Durchführungsverantwortung eine
Einlassungsfahrlässigkeit trifft und andererseits im Rahmen der Fortbildungspflicht (§ 4 Abs. 2
GuKG) zum Erwerb der entsprechenden Kenntnisse und Fertigkeiten verpflichtet sind.“
Unter Mitwirkung ist daher nicht nur die Mithilfe sondern auch die Durchführung der angeordneten Tä-
tigkeiten zu sehen.
Die „Mitwirkung“ lässt aber offen,
a) ob der Arzt/die Ärztin die Tätigkeit selber durchführt
b) ob die Tätigkeiten dem gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege delegiert
werden oder
c) ob durch eine Weisung des Rechtsträgers oder andere Richtlinien der gehobene
Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege diese Tätigkeit vor dem In-Kraft-treten des
GuKG schon durchgeführt hat und jetzt weiter durchführt
Zu beachten ist auch, dass nicht jede delegierbare Tätigkeit übernommen werden muss/darf. Z. B. darf
auf Weisung der Kollegialen Führung der gehobene Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege in
manchen Krankenanstalten nur in Spezialbereichen Verweilkanülen legen, auch wenn das Bundesmi-
nisterium für Gesundheit und Frauen in seinem Schreiben13 dies sehr wohl in den mitverantwortlichen
Tätigkeitsbereich unterordnet.
12
Haslinger A., Prof. Dr.
Rechtsgutachten zum Thema „Shuntpunktion durch einen gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege“; Auftragge-
ber: Österreichische Gesellschaft für Nephrologie, Linz 1998; Seite 5-6
13
Allmer G., Dr.
„Strukturqualitätskriterien für Hämodialysezentren unter besonderer Berücksichtigung der berufsrechtlichen Berechtigung
zur Shuntpunktion“; Oberwart 2004; Seite 5
14
Hausreiter M., Dr. / Lust A., Mag.
„Legen von Verweilkanülen durch Angehörige des gehobenen Dienstes für Gesundheit- und Krankenpflege“ vom 15.11.2005,
BMGF-92251/0071-I/B/6/2005; Seite 2
15
Hausreiter M., Dr. / Lust A., Mag.
„Punktieren eines Shunts - Legen von Verweilkanülen“ vom 20.3.2006, BMGF-92251/0013-I/B/6/2006
Das GuKG lässt hier zwei wesentliche Fragen offen, die auch über die verschiedenen parlamentari-
schen Protokolle nicht zu beantworten waren, und immer wieder zu Unsicherheiten und somit zu Dis-
kussionen geführt haben:
Das Thema „Mitwirkung…“ (Siehe Punkt 4.3.) und
ob zur Punktion nun eine Kanüle oder ein Katheter (nach GuKG § 20 Abs. 4 Z 8 ) verwendet wird.
16
Schönweiß, G., Dr. med.
„Dialysef!bel“; 2. völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage; Abakiss Verlag, Bad Kissingen 1996, Seite 275
Ein wesentlicher Unterschied zum Shaldon-Katheter ist ein unter der Haut liegender Filzring (Cuff), der
das Infektionsrisiko deutlich reduziert. Außerhalb der Dialysebehandlung werden die Katheteraustritts-
stelle und der Katheter in der Regel mit einem Pflaster abgedeckt.
17
Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation e.V. Gemeinnützige Körperschaft
www.kfh-dialyse.de/dialyse/hämodialyse
Zu bedenken ist weiters, dass bei den Heimhämodialysen – dem Gegenstück zur Zentrumshämodialy-
se – die Shuntpunktion durch einen (angelernten) Angehörigen oder durch den/die PatientIn selbst
durchgeführt wird.
Während der Arbeit an dieser Fachbereichsarbeit bekam ich vom Bundesministerium für Gesundheit
und Frauen auf meine Frage zur Shuntpunktion folgende Antwort:18
„Zur Frage, ob die Punktion eines Shunts in den Tätigkeitsbereich der Pflege bei Nierenersatz-
therapie gemäß § 20 GuKG fällt, ist von folgenden fachlichen Grundlagen auszugehen:
Die für die Durchführung dieser Tätigkeiten erforderlichen Kenntnisse und Fertigkeiten werden
im Rahmen der Sonderausbildung in der Pflege für Nierenersatztherapie vermittelt.
Die Durchführung dieser Tätigkeit bedarf jedenfalls einer vorhergehenden Untersuchung des
Shunts durch eine/n Arzt/Ärztin, damit mögliche Veränderungen im Bereich des Shunts festge-
stellt, Komplikationen bei der Punktion vermieden sowie Kontraindikationen für eine Punktion
diagnostiziert werden können. Bei beiden Shunt-Arten (chirurgische Verbindung einer Vene und
Arterie oder operativ eingesetzte künstliche Gefäßprothese) sind für eine Punktion besondere
Kenntnisse über Komplikationen etc. erforderlich, um DialysepatientInnen keinen Schaden zu-
zufügen. Auf die Gefahren bei der Übernahme dieser ärztlichen Tätigkeit ist nochmals aus-
drücklich hinzuweisen.
Unter Wahrung dieser fachlichen Erfordernisse ist diese Tätigkeit unter § 20 Abs. 3 in der Ver-
bindung mit Abs. 4 GuKG zu subsumieren und kann daher von Angehörigen des gehobenen
Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege, die zur Ausübung der Pflege bei Nierenersatz-
therapie berechtigt sind, durchgeführt werden.“
Damit ist die Shuntpunktion nach Ansicht des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen im Er-
weiterten Tätigkeitsbereich des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege angesiedelt.
Gleichzeitig wird aber ein neues „Problem“ eröffnet: Die „…vorhergehende Untersuchung des Shunts
durch eine/n Ärztin/Arzt …“
18
Hausreiter M., Dr. / Lust A., Mag.
„Punktieren eines Shunts - Legen von Verweilkanülen“ vom 20. 3. 2006, BMGF-92251/0013-I/B/6/2006; Seite 2 + 3
Die zweite Antwort des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen stellt lapidar fest:
„Zu den ergänzenden Fragen betreffend Punktieren eines Shunts wird mitgeteilt, dass sowohl aus fach-
licher als auch aus rechtlicher Sicht vollinhaltlich den Ausführungen des ho. Schreibens vom 20. März
2006, BMGF-92251/0013-I/B/6/2006, festgehalten wird… zumal Untersuchungen und Diagnosestellun-
gen in den ärztlichen Vorbehaltsbereich fallen“.19
Mit dieser Antwort fühle ich mich rechtlich mit meinen KollegInnen in der Pflege bei Nierenersatzthera-
pie vom Bundesministerium für Gesundheit und Frauen im Regen stehen gelassen, da dies organisato-
risch gerade in großen Dialysen nicht möglich ist und somit eine Einlassungsfahrlässigkeit für jede/n
Diplomschwester/-pfleger trotz Sonderausbildung entsteht, wenn sie/er der standardisierten täglichen
Tätigkeit nachkommt (siehe Punkt d).
Anzumerken ist noch, dass der letzte Teil des Schreibens „…Diagnosestellungen in den ärztlichen Vor-
behaltsbereich fallen“ sich konträr zum GuKG verhält: Der Abs. 1 des § 14 eigenverantwortlicher Tätig-
keitsbereich „…umfasst die eigenverantwortliche Diagnostik…“ und im Abs. 2 Z 2 heißt es bei der Beschrei-
bung des eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereiches „Feststellung der Pflegebedürfnisse (Pflegediagnose)“.
19
Hausreiter M., Dr. / Lust A., Mag.
„Anfrage zu §§ 17 und 20 GuKG“ vom 14.8.2006, BMGF-92251/0043-I/6/2006
HeimdialysepatientInnen führen die Dialyse überwiegend mit dem Lebenspartner oder einem nahen
Verwandten durch. Auch das stellt die vom Bundesministerium für Gesundheit und Frauen geforderte
„Vorhergehende Untersuchung des Shunts durch eine/n Arzt/Ärztin“ noch einmal in Frage.
Die Angehörigen des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege im Bereich Pflege bei
Nierenersatztherapie sind bereit, diese Mehrverantwortung zu übernehmen und tun es auch tagtäglich -
gezwungenermaßen aber als Gratwanderung. Die Erwartung an den Gesetzgeber aber ist, dass die
Rahmenbedingungen korrekt beschrieben werden und somit Rechtssicherheit geben: sowohl für das
Dialysefachpersonal als auch für die PatientInnen.
Abschließend möchte ich noch einmal aus einem Brief von Dr. Marzi an mich zitieren:
„Wenn nun der Pflege in vielen Bereichen verantwortungsvolle Aufgaben zugewiesen sind, ist
nicht einzusehen, dass durch Spezialausbildung höher qualifizierte Mitarbeiter nicht auch ent-
sprechend ihrem hohen Ausbildungsstand auch mehr Verantwortung übernehmen können und
sollen“.
Graf/Ofner (Hg.)
Bürgerliches Recht; 8. Auflage; Verlag Österreich; Wien 2006
Krepler/Hackl/Marzi
Recht im Krankenhausalltag; LexisNexis; Wien 2002
www.parlament.gv.at
U.a.: Regierungsvorlage zum GuKG, 1997; 709 dB zu den stenographischen Protokollen der 20. GP
Stenographisches Protokoll der 82. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich; 20. GP
Bericht des Gesundheitsausschusses; 107 dB zu den stenographischen Protokollen der 22.GP;
www.pflegerecht.at