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MEISTER ECKHART
Die deutschen und lateinischen Werke
Herausgegeben im Auftrage der Deutschen Forschungsgemeinschaft

Die deutschen Werke

Herausgegeben und übersetzt von

JOSEF QUINT

Zweiter Band

Predigten Zweiter Band

WR

W . KOHLHAMMER VERLAG
MEISTER ECKHARTS

PREDIGTEN

Herausgegeben und übersetzt

von

JOSEF QUINT

ZWEITER BAND

wk

W . KOHLHAMMER VERLAG
Alle Rechte vorbehalten
© 1971 Verlag W . Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln Mainz · Verlagsort Stuttgart
Gesamtherstellung : W . Kohlhammer GmbH , Graphischer Großbetrieb , Stuttgart 1971
Printed in Germany · 71 183
MAX WEHRLI

zum sechzigsten Geburtstag

(17. 9 . 1969)

gewidmet
VORWORT

Aus gegebenem Anlaß sei mir vorab eine Bemerkung gestattet. Die Meister-Eckhart
Ausgabe, die im Auftrage der Deutschen Forschungsgemeinschaft herausgegeben wird ,
ist in der Abteilung „ Lateinische Werke“ Arbeit eines Teams, insofern als die einzelnen
Werke jeweils von bestimmten Einzelautoren unter deren Namen und Verantwortung,
wenn auch bis vor kurzem unter der Oberleitung des inzwischen verstorbenen Haupt
herausgebers Joseph Koch , bearbeitet und herausgegeben wurden und weiterhin werden .
Daß dies in der Abteilung „ Deutsche Werke“ nicht der Fall war und ist, dürfte der
wissenschaftlichen Öffentlichkeit im allgemeinen bekannt sein . Da aber die ersten Pro
spekte und die Titelei der ersten Lieferung dieser Abteilung von einem „ Herausgeber“
und von zwei ,,Mitarbeitern “ sprachen , ist es verständlich , daß bis in unsere Tage in der
Eckhart-Literatur von mir als vom „ Leiter“ der Abteilung „ Deutsche Werke“ gesprochen
und damit die Vorstellung verbunden wird , als sei auch die Herausgabe der deutschen
Werke innerhalb der Gesamtausgabe Team -work . Ich darf demgegenüber der historischen
Richtigkeit wegen feststellen , daß ich nicht nur einziger Herausgeber, sondern auch ein
ziger und damit auch allein verantwortlicher Bearbeiter der Abteilung „ Deutsche Werke“
bin . Die Mitarbeit von Adolf Spamer ( † 1953) und Max Pahncke blieb , wie ich im
Vorwort des 1. Bandes ( S. XII) bereits bemerkt habe, auf die Durchführung einiger Biblio
theksreisen beschränkt, auf denen von den beiden Herren keine nennenswerten Funde
bisher unbekannter handschriftlicher Überlieferung deutscher Werke Eckharts gemacht
worden sind. An der Bearbeitung der bisher erschienenen deutschen Werke waren Spamer
und Pahncke nie beteiligt.
In vielen Besprechungen des In -, insbesondere aber auch des Auslandes wurde die
Herausgabe der deutschen Werke Eckharts in der Gesamtausgabe durchaus begründet
als mein Lebenswerk bezeichnet. Unter sotanen Umständen wird man es wohl, wie ich
meine, verstehen , daß ich dieses mein Lebenswerk , das mit dem vorliegenden Bande be
kanntlich noch nicht abgeschlossen ist, nicht gern durch eine sich , leider, immer mehr
einbürgernde Zitierweise in der Eckhart -Literaturmählich der Anonymität verfallen sehe.
Man hat sich nachgerade daran gewöhnt, meine Neu -Ausgabe der deutschen Werke Eck
harts allenfalls, wenn überhaupt, in der jeweils gebotenen Bibliographie der zitierten Lite
ratur mit meinem Namen aufzuführen , während man in den Darstellungen selbst bzw . in
deren Fußnoten , Stellen aus den von mir edierten Texten unter Weglassung meines
Namens mit der Abkürzung DW 1 S . . . ., DW 5 S . .. . zitiert. Das scheint mir um so
grotesker, als dieselben Autoren die für ihre Zeit gewiß verdienstliche Eckhart-Ausgabe
von Franz Pfeiffer , die durch die neue Ausgabe, wie ich wohlbehaupten darf, in den
bisher erschienenen Bänden nicht unerheblich überholt ist, niemals ohne volle oder ab
gekürzte Namensnennung des Herausgebers zitieren . So kommt es, daß gegebenenfalls
in derselben Anmerkung auf eine Stelle meiner Ausgabe unter der Angabe „ Eckhart

VII
DW 1 S. .. .“ und auf eine Stelle der Pfeiffer -Ausgabe unter der Angabe „ Eckhart , ed .
Pfeiffer S . . .. “ hingewiesen ist. Es ehrt mich natürlich , daß man in der wissenschaft
lichen Öffentlichkeit meint, annehmen zu dürfen , daß man bei der Angabe DW . . . 0 . w .
meinen Namen hinzudenkt und auch in Zukunft hinzudenken wird. Gleichviel halte ich
es doch unter den dargelegten Umständen für angemessen , daß man , dem Beispiel der
Abteilung „ Lateinische Werke“ dieser Gesamtausgabe folgend, Stellen aus den von mir
edierten Texten unter Hinzufügung meines Namens mit der Abkürzung Quint DW 1 . . .
zitiert . Ich glaube annehmen zu dürfen, daß man für diese Vorbemerkung Verständnis hat.
Ich hätte sehr gewünscht, und es wäre wohl auch möglich gewesen , daß der vor
liegende 2 . Band der Predigten Eckharts dem 1963 erschienenen 5. Band ( Traktate) in
kürzerem Abstande gefolgt wäre, als er jetzt erscheint. Leider aber wurde meine Arbeit
an diesem Bande durch einen lebensgefährlichen Unfall im Sommer 1965 und durch die
Notwendigkeit einer zeitraubenden Umstellung des Manuskriptherstellungsverfahrens
zur Vermeidung ungewöhnlich zahlreicher Autorkorrekturen , die in der Häufung der Vor
verweise in den Vorbemerkungen und Anmerkungen der Predigten bedingt waren , um
fast zwei Jahre verzögert . Das bedauert niemand mehr als ich selbst, und ich hoffe, daß
mir bei der Bearbeitung der beiden noch vorgesehenen weiteren Bände solches Mißge
schick erspart bleibt.
Wie der Vorvermerk auf S . 1 angibt, habe ich in diesem Bande als dritte Abteilung
die „ Auf Grund der Verbindung durch Rückverweise und beachtliche Textparallelen mit
DW 1, DW 5 und den lateinischen Werken als echt erwiesenen Predigten “ neu heraus
gegeben . Es handelt sich um im ganzen 37 Predigten , von denen 31 früher von Pfeiffer
und die übrigen teils von Strauch , teils von Jostes oder Jundt am jeweils angegebenen
Ort ediert worden sind. Ich halte diese Predigten für als echt erwiesen nicht nur durch
die in ihnen enthaltenen Rückverweise auf bereits als echt gesicherte Predigten des
1. Bandes sowie durch Rückverweise in letzteren Predigten auf Stellen von Predigten
des vorliegenden Bandes, sondern zusätzlich und vornehmlich durch bedeutsame inhalt
liche Übereinstimmungen mit weiteren Stellen der echten deutschen Texte in DW 1 und
DW 5 und insbesondere auch in den lateinischen Werken . Ich bin mir durchaus bewußt,
daß der Rückverweis allein , vorausgesetzt daß er eindeutig auf eine bestimmte Stelle in
DW 1 bezogen werden kann , noch nicht unbedingt beweisend für die Echtheit der Pre
digt zu sein braucht, in der er steht. Die Möglichkeit ist nicht von der Hand zu weisen,
daß ein Rückverweis erst nachträglich von einem Schreiber, der Eckharts Predigten in
größerem Umfange kannte, eingeschwärzt wurde, wie anderseits deutlich erkennbar etwa
der Schreiber der Handschrift E , alle Rückverweise zusammen mit allen Subjektivismen
der von ihm aufgezeichneten Predigten planmäßig getilgt hat . Es kommthinzu , daß nicht
alle Rückverweise mit Bestimmtheit, sondern manche nur mit einer gewissen Wahrschein
lichkeit auf eine Stelle einer bereits als echt gesicherten Predigt in DW 1 oder Rück
verweise in DW 1 auf Stellen im vorliegenden Bande bezüglich erwiesen werden können .
Überdies brauchen die Rückverweise , immer vorausgesetzt, daß sie ursprünglich von
Eckhart selbst stammen , nichts auszumachen über die absolute Chronologie der durch
sie angenommenerweise verbundenen Predigten . Die von mir jeweils in Anm . 1 der Pre
digten dieses Bandes vorgenommene Fixierung des von Eckhart exegesierten Schrift

VIII
textes mit Hilfe des alten Dominikaner - und des heutigen Missales auf einen bestimmten
Pre besagt
Sonn - oder Festtag des Kirchenjahres h zwar,
geh zumal oft im Zusammenhang mit der
yten abe alte
der Prediger
Eröffnung der Predigt, daß der die betreffende Predigt tatsächlich an dem an
gegebenen Sonn - oder Festtag gehalten haben wird , macht aber natürlich garnichts über
das Jahr aus, in dem Eckhart die Predigt gehalten hat. Nur bei Predigten , die einen
präzisen Rückverweis wie etwa als ich niuweliche Sprach , als ich egester sprach , als ich
gester sprach oder Dô ich nû predigete an der drivalticheit tage (unten S . 51,4 f.) oder , als
ich sprach an dem ôsteråbende (unten S . 191, 10 ) enthalten, kann man gesichert annehmen ,
daß die beiden durch einen solchen Rückverweis verknüpften Predigten im gleichen Jahr
gehalten worden sind. Nur bei diesen Stücken wird die Beziehung des Rückverweises
gegebenenfalls problematisch , wenn der Termin der Fixierung des Schriftwortes , das der
Predigt mit Rückverweis zugrunde liegt, innerhalb des Kirchenjahres demjenigen der
angeblichen Bezugspredigt nach dem alten Dominikaner-Missale erst folgt. Pahncke (Diss.
S . 23— 25), der bei seiner Untersuchung die Rückverweise in besonderer Weise zur zeit
lichen und lokalen Verknüpfung mehrerer Gruppen von Predigten ausgewertet hat,
unterließ es mit Recht nicht, a .a . O . auf die angedeutete Problematik der Inbezugsetzung
der Rückverweise auf bestimmte Äußerungen in bestimmten früher zu datierenden
Predigten hinzuweisen . Mit Recht hat er sich bemüht darzutun , daß zumal die große
Anzahl der unpräzisen Rückverweise, die er a. a . O . S. 21f. unter den Gruppen I , IIa ,
IIb und III zusammengestellt hat, sich oft auf mehrere Stellen voraufliegender Predigten
beziehen können und dann kaum auszumachen ist, welche dieser Stellen der Prediger
beim jeweiligen Rückverweis im Auge gehabt hat. Das alles aber besagt nicht – und dies
ist natürlich auch die Meinung Pahnckes — , daß die Rückverweise für den Erweis der
Echtheit einer handschriftlich überlieferten Predigt irrelevant oder gar unbrauchbar seien .
Anders als bei den Predigten des 1 . Bandes, deren Echtheit durch das Zeugnis der
Rechtfertigungsschrift und der übrigen Prozeßakten sowie durch Übereinstimmung in
Thema und Ausführung im ganzen mit Stücken des Opus sermonum gesichert ist, hatte
ich für den vorliegenden Band die Aufgabe, die Echtheit der aufgenommenen Predigten
nachzuweisen . Diese Echtheit zu sichern , genügte die aus den angegebenen Gründen
eventuell problematische Auswertung der Beweiskraft der Rückverweise auf Stellen der
gesichert echten Predigten des 1 . Bandes nicht. Indessen konnte diese Beweiskraft der
Rückverweise erheblich gestützt und gestärkt werden durch hinzukommende hand
schriftliche Bezeugung für Eckhart und durch den Nachweis von charakteristischen in
haltlichen Paralleläußerungen Eckharts in Predigten von DW 1 und in Traktaten von
DW 5 sowie insbesondere in den lateinischen Werken zu Auslassungen in solchen Pre
digten des vorliegenden Bandes , die sicher oder wahrscheinlich in DW 1 identifizierbar
waren . Der Abschnitt Echtheit in den einzelnen Vorbemerkungen der Predigten dieses
Bandes ist deshalb gegenüber diesem Abschnitt in DW 1 erheblich angeschwollen , weil
ich in ihm nicht nur auf die Rückverweise und ihre Identifizierung in den jeweiligen
Anmerkungen hingewiesen , sondern zudem zur leichten Übersicht für den Leser auch die
wichtigsten Nachweise von bedeutsamen Parallelen in DW 1 , DW 5 und in den latei
nischen Werken mit Angabe der Anmerkungen , in denen diese Nachweise zu finden sind,
verzeichnet habe. Wenn ich zur weiteren Stärkung des Echtheitserweises am Schluß des

IX
genannten Abschnittes der Vorbemerkungen auch auf das Vorkommen von Eckhartischen
Stilmerkmalen wie Antithese, Parallelismus, Häufung, Hyperbolismus, paradoxale Aus
drucksweise , kennzeichnende Vergleiche und Beispiele hingewiesen habe, so bin ich mir
natürlich wiederum bewußt, daß auch diese Merkmale nur im Verein mit den übrigen
Echtheitskriterien , nicht zuletzt mit der für die spekulative Mystik Eckharts charakte
ristischen Thematik der Geburt des Wortes im Fünklein der Seele , der Seinsspekulation ,
der pointiert mystisch ausgerichteten Trinitätsspekulation , des Wirkens sunder warumbe
und der abegescheidenheit u .a . mitbeweisend sein können .
Die Rückverweise sind natürlich nicht auf die in diesem Bande enthaltenen Predigten
beschränkt. Ich habe vielmehr für den vorliegenden Band nur solche Predigten ausge
wählt , deren Rückverweise, wie gesagt, sich mit Sicherheit oder mit großer Wahrschein
lichkeit auf DW i beziehen lassen . Für die weiterhin zu edierenden Predigten , unter
denen sich bedeutsamere Stücke finden können als diese oder jene Predigt, die auf Grund
eines Rückverweises auf oder aus DW 1 in den vorliegenden Band aufgenommen wurde,
werde ich auch die in diesen Predigten vorkommenden Rückverweise, dafern sich ihr
Bezug auf Stücke des vorliegenden Bandes wahrscheinlich machen oder gar sichern läßt,
für den Echtheitserweis der jeweiligen Predigt auswerten .
Bis zu gewissem Grade kann und soll auch die in diesem Bande am Schluß der Vor
bemerkungen erstmals hinzugefügte Aufbauskizze mit ihrer mehr oder weniger eingehen
den Analyse des gedanklichen und thematischen Gehalts der einzelnen Predigten wenig
stens für den mit der mystischen Verkündigung Eckharts einigermaßen vertrauten Leser
die Überzeugungskraft der unter „ Echtheit “ aufgeführten Echtheitskriterien bestärken .
Sie soll aber in erster Linie das Verständnis der oft nur schwer erkennbaren Aufbauglie
derung, Gedankenführung und der schwierigen philosophisch -theologischen Ausführungen
Eckharts zu erleichtern versuchen . Man wird ohne weiteres feststellen können , daß ich
diese Aufbauskizzen im ganzen anfangs knapper und fortschreitend eingehender ausge
staltet habe, fast hätte ich gesagt: nach dem „ Gesetz der wachsenden Glieder“ . Zum
Thema „Gliederungen “ sowie „ Predigt und Exegese“ , zumal im Hinblick auf die deut
schen Predigten , verweise ich auf Eberhard Winkler Exegetische Methode bei Meister
Eckhart (Beiträge zur Geschichte der biblischen Hermeneutik 6 ), 1965, S . 106ff.
Im übrigen habe ich die Methode der Ausgestaltung der Vorbemerkungen, der an
den handschriftlich überlieferten Predigttexten geübten Textkritik , der Gestaltung des
Variantenapparates und der kommentierenden Anmerkungen entsprechend der Hand
habung in DW 1 (sieh dort S. XIX – XXXI) beibehalten . Ich brauche die a. a . 0 . ge
machten Ausführungen im ganzen hier nicht zu wiederholen . Im einzelnen aber muß ich
Folgendes für den vorliegenden Band hinzufügen bzw . modifizieren :
In den Vorbemerkungen habe ich den Abschnitt Filiation gegenüber DW 1
dadurch stärker ausgebaut, daß ich zum Beweise der von mir behaupteten Filiations
bindungen zwischen den handschriftlich überlieferten Texten eingehendere Hinweise auf
solche Varianten geboten habe, die die jeweiligen verwandtschaftlichen Bindungen er
härten . Das gilt insbesondere für die filiationsmäßige Einordnung derjenigen handschrift
lichen Texte , die ich in meinem Buche „ Die Überlieferung der deutschen Predigten
Meister Eckeharts " , 1932, noch nicht berücksichtigen konnte, weil sie mir damals für
die Predigten der Pfeiffer -Ausgabe noch nicht bekannt waren. In diesem Zusammen
hang darf ich auf die von mir in den „ Untersuchungen “ dieser Ausgabe 2 . Band, 1969,
unter dem Titel „ Fundbericht zur handschriftlichen Überlieferung der deutschen Werke
Meister Eckharts und anderer Mystiktexte “ (VII und 100 SS.) und in PBB 82 (Tübingen),
1960, S. 352— 384 unter dem Titel „ Neue Funde zur handschriftlichen Überlieferung
Meister Eckharts“ bekanntgegebenen neuen Funde handschriftlicher Überlieferung der
Predigten (und anderer Eckhart zugeschriebenen Texte sowie sonstiger Texte der deutschen
Mystik ) hinweisen . Soweit dies möglich war, habe ich diese neuen Funde für die Text
konstituierung der in diesem Bande enthaltenen Predigten schon verwertet. Auf das
Risiko hin , daß in Zukunft doch noch weitere handschriftliche Überlieferung aufgefunden
werden könnte , habe ich geglaubt, zwei Predigten (Predigt 50 und 51) nach nur einer
einzigen mir bisher bekannten Handschrift bzw . nur nach dem Basler Taulerdruck unter
Wahrung der handschriftlichen bzw . in BT stehenden Orthographie , jedoch mit moderner
Interpunktion herausgeben zu dürfen , ohne befürchten zu müssen , daß durch Auffindung
zur Zeit noch unbekannter handschriftlicher Texte inhaltlich relevante Textänderungen
notwendig werden . Diese Hoffnung und Zuversicht darf ich mit der gebotenen Reserve
wohl auch für die übrigen Texte dieses Bandes sowie für alle in dieser Ausgabe edierten
bzw . noch zu edierenden Predigttexte hegen .
Was die Textkonstituierung betrifft, so habe ich , wie in DW 1 , den sogenannten
kritischen Text tunlichst auf der Grundlage des als verläßlichst erkannten handschrift
lichen Textzeugen , jedoch unter Hinzuziehung der jeweils gesamten handschriftlichen
Überlieferung erstellt, wobei ich allerdings auch diesmal inneren Richtigkeitskriterien den
Vorrang vor äußeren zu geben trachtete. Konjekturen , zumal freie , habe ich , wie in
DW 1 , nur auf ganz seltene Fälle , in denen sie mir geboten und vertretbar erschienen ,
beschränkt. Ebenso habe ich auch diesmal gelegentlich Selbstkorrekturen gegenüber den
von mir in meinem oben zitierten Buche und in meiner im C . Hanser -Verlag erschienenen
Auswahlübersetzung getroffenen textkritischen Entscheidungen vorgenommen . Bei der
Normalisierung der Texte im Sinne des Standardmittelhochdeutschen der „ klassischen“
Ausgaben mittelhochdeutscher Denkmäler habe ich mich stärker noch als in DW 1 mög
lichster Konsequenz befleißigt, ohne indessen , wiederum insbesondere in der Behandlung
der Syn - und Apokope des tonschwachen e, der Ableitungs- und Flexionssilben , aber
auch gelegentlich sonst, gegen leichte Inkonsequenzen gefeit gewesen zu sein . Das ne
gierende en- habe ich in Sätzen negierender Aussage dieses Bandes tunlichst allen Verb
formen vorgesetzt. Was die abgrenzbaren Schrift - und Autorenzitate anbelangt, so habe
ich , wie in DW 1 und DW 5, jene in die Zeichen “ ”, diese in » « eingefaßt. Im Gegensatz
aber zu den beiden bisher erschienenen Bänden habe ich zur Hervorhebung einzelner
Wörter und zur Kennzeichnung direkter Rede innerhalb der Schriftzitate und fingierter
Rede in den exegetischen Ausführungen Eckharts diesmal die Zeichen , ' verwendet. Ich
kann gleich hinzufügen , daß ich in der Übersetzung der Texte in diesen Fällen die Zei
chen ,, " gebraucht habe. Die im Neuhochdeutschen sogenannten unechten Verbalkom
posita habe ich im vorliegenden Bande konsequenter als in DW 1 und DW 5 zusammen
geschrieben . Das gilt auch für alle mit aller - gebildeten Adjektiv- und Adverbialbildungen
wie etwa allergroeste, allerinwendigeste , allerglicheste usf. Normalisiert habe ich, wiederum
XI
stärker als in DW 1 und DW 5 , die Unterscheidung von dehein = ullus und kein = nullus
unter Ausschaltung von handschriftlich überliefertem etwaigen nehein , enhein , dekein .
Für den Variantenapparat habe ich mich an die in DW 1 S . XXV - XXVII ge
gebenen Richtlinien gehalten , d . h . daß ich den vollständigen Variantenapparat aus allen
überlieferten Volltexten und umfangreicheren Fragmenten geboten habe, einschließlich
solcher verderbter Fehllesarten , die für die Erkenntnis der Filiationsbeziehungen der
Handschriften untereinander oder der Eigenart oder durchgängigen Unverläßlichkeit der
Schreiber(innen ) erheblich sein können . Das gilt diesmal auch noch für die massenhaften
Verderbnisse der unmittelbar von Strz abhängigen Handschrift Maiį, deren Varianten
ich in Zukunft nicht mehr aufführen werde. Aus niederländischen und niederdeutschen
Handschriften habe ich gelegentlich auch solche ,,Varianten “ in den Apparat aufgenom
men , die keine Sinnvarianten , sondern lediglich dialektische Entsprechungen hochdeut
scher Wörter darstellen , wie etwa gepeyse = „ Gedanke“ u . a . Im Gegensatz zu DW 1
(sieh dort S . XXV unten ) habe ich diesmal alle Umstellungen der handschriftlichen Texte
gegenüber dem von mir konstituierten Textwortlaut im Variantenapparat verzeichnet.
Im ganzen stark abweichende handschriftliche Texte habe ich gelegentlich in Anhängen
zu den jeweiligen Predigten unter Beibehaltung der handschriftlichen Orthographie , aber
mit moderner Interpunktion, geschlossen abgedruckt. In größerem Umfang als in DW 1
und DW 5 habe ich zur Entlastung des Apparates das Lemma erspart, wenn die Zuord
nung von Variante und kritischem Text unmißverständlich war. In anderen Fällen habe
ich mehr Gebrauch von der Abkürzung des Lemmas gemacht als in den beiden vorauf
gegangenen Bänden . Durchweg habe ich jetzt Homöoteleuton durch Hom . und Seiten
wechsel durch Seitenw . abgekürzt.
Was die kommentierenden Anmerkungen betrifft, so wurden sie diesmal auf An
regung des Verlages zur besseren Übersicht, wie in DW 5 , untereinander statt wie in
DW 1 nebeneinander angeordnet. Im Falle der Predigt 52, deren Variantenapparat wegen
der reichen handschriftlichen Überlieferung ungewöhnlich ausgedehnt ist, mußte ich die
Anmerkungen , leider , wie bei den Traktaten in DW 5 , statt unter hinter den Text mit
den beiden anderen Apparaten setzen , wo sie für den Leser bekanntlich umständlicher
zu Rate zu ziehen sind. Beim Zitieren von Texten aus PL und CSEL wurde jetzt j in
ejus durch i und u als Konsonant durch v , bei Zitaten aus der Leonina -Edition der S .
theol. und S . c. gent. des Thomas v . Aquin die Großschreibung von Deus und der Tri
nitäts- sowie anderer Namen durch Kleinschreibung ersetzt in Anpassung an die Abtei
lung „ Lateinische Werke“ . Bei diesem und jenem benannten Autorzitat und mehr noch
bei den unbenannten meister -Zitaten gelang mir der Quellennachweis , wie in DW 1, aus
den DW 1 S . XXIXf. dargelegten Gründen nicht, ohne daß ich dies immer besonders
in den Anmerkungen angegeben hätte . Die einschlägigen Fälle sind in der entsprechenden
Liste der Indizes zusammengestellt. Wie in DW 1 und DW 5 dienen die Anmerkungen
insbesondere zum Nachweis von beachtlichen und für das Verständnis der Predigttexte
belangreichen Textparallelen aus deutschen und lateinischen Werken. Ich habe es für
richtig gehalten, diese Vergleichsstellen nicht nur aus DW 1- und DW 5 -Texten , sondern
auch aus entfernt oder sogar nah voraufgehenden oder folgenden Predigten des vor
liegenden Bandes im mehr oder weniger vollen Wortlaut aufzuführen. Ich weiß aus

XII
eigenster Erfahrung, daß es der Leser als sehr mühsam empfindet, Vergleichsstellen ,
sogar im selben Bande, nachzuschlagen und daß er dieses Nachschlagen bald aufgibt,
wenn er feststellt oder feststellen zu können meint, daß die eine oder andere nachge
schlagene Parallele nur eine vom Herausgeber an den Haaren herbeigezogene „ Schein
parallele“ sei. Dagegen wird ein interessierter Leser schwerlich eine Textparallele un
kritisch unbeachtet lassen, wenn er ihren Wortlaut bequem auf derselben Seite mit dem
des zugehörigen Predigttextes vergleichen und kontrollieren kann. Er wird dann schneller
und leichter erkennen , ob es sich trotz textlicher Abweichungen um eine inhaltlich er
hellende Parallele handelt oder nicht. Wenn ich mich auch bemüht habe, möglichst viele
solcher erhellenden Vergleichsstellen aus den bisher edierten oder auch noch nicht edierten
deutschen und lateinischen Texten in den Anmerkungen zu verzeichnen , so habe ich es
doch nicht auf sinnlose Anhäufung oder gar auf natürlich unmögliche Vollständigkeit
abgesehen. Hie und da habe ich auf Zusammenstellungen von Inhalts- oder terminolo
gischen Vergleichsstellen in der Sekundärliteratur hingewiesen . Ansonsten habe ich diese
Sekundärliteratur in den Anmerkungen nur da berücksichtigt, wo mir die Auseinander
setzung mit ihr zumal für das rein sprachliche Textverständnis bestimmter Textstellen
fruchtbar erschien . Wenn ich in den Anmerkungen auch interpretierende Übersetzung
dieser oder jener schwer verständlichen Stelle geboten habe, so soll diese erläuternde
Übersetzung, wie ich das schon in DW 1 S . XXX erklärt habe, nicht in die theologisch
philosophisch -geistesgeschichtliche Diskussion der Gesamtbewertung und -beurteilung der
Eckhartischen Mystik eingreifen , geschweige sie bestimmen “ . Nurmehr ganz gelegentlich
habe ich es für angezeigt gehalten, auf irreführende Fehler fremder Eckhart-Überset
zungen hinzuweisen . Hie und da aber habe ich in den Anmerkungen an meiner eigenen ,
im Verlag C . Hanser erschienenen Übersetzung eine Verbesserung oder auch eineÄnderung
von Textstellen vorgenommen , an denen ich den Originaltext in diesem Bande bei der
Textkonstituierung abgeändert habe.
Was die Übersetzung der Originaltexte dieses Bandes betrifft , die ich , wie in
DW 1, auf S . 639ff . zusammenhängend geboten habe, so gelten für sie , wie die Anmerkung
auf S . 637 besagt, dieselben Richtlinien , wie sie in DW 1 S . 427f. vorgetragen wurden .
Zur bequemeren Orientierung an den Originaltexten habe ich diesmal die Seitenzählung
dieser Texte auf dem Innenrand der Übersetzungsseiten angebracht. Die Verweise auf
die Anmerkungen der Originaltexte habe ich überdies in den Fußnoten fortschreitend
häufiger geboten in der inzwischen gewonnenen Überzeugung, daß diese Hinweise dem
interessierten Laien , der die Ausgabe benutzen will, für das Verständnis der Übersetzungs
texte erwünscht sein werden . So habe ich jetzt insbesondere auf alle Anmerkungen ver
wiesen , in denen sich Nachweise von Autorenzitaten und sonstige Quellennachweise finden .
Ich stehe nicht an , auch diesmal wieder, wie in DW 1 S. XXIII, zu erklären , daß
ich auch die von mir in diesem Bande konstituierten Predigttexte nicht in unangebrachter
Hybris an allen Stellen als unanfechtbar richtig und ursprünglich ansehe. Ich brauche
nicht zu wiederholen , wie hochproblematisch , ja teilweise verhängnisvoll brüchig, die
handschriftliche Überlieferung der deutschen Predigten Eckharts ist, so daß unvermeid
lich, selbst bei sorgfältigster und verständnisvollster Textkritik immer ein Rest von
strittigen und ungewissen Textstellen übrigbleiben kann. Nach wie vor wäre mir nichts

XIII
erwünschter , als daß sich in Besprechungen meiner Ausgabe von Sachverständnis und
Sachlichkeit gelenkte kritische Auseinandersetzungen mit den von mir gebotenen neuen
Texten Eckharts entwickelten . Es ist verständlich und daher erfahrungsgemäß , daß
große, über lange Zeit sich erstreckende Textausgaben in Lieferungen nur spärliche
oder gar keine ernsthaften Besprechungen oder auch nur Anzeigen in Fachzeitschriften
erfahren , selbst dann nicht, wenn ein umfangreicher Band einer solchen Ausgabe als
Ganzes fertiggestellt ist und erscheint. Ich muß es also auch sehr bedauern , daß , so
weit ich sehe, bisher meinem oben geäußerten Wunsche nach kritischer Auseinander
setzung mit den neuen Texten nicht und, wenn ganz vereinzelt, nicht in fruchtbarer
Weise , so daß ich von Fehlentscheidungen meiner Textkritik in diesem oder jenem Falle
überzeugt worden wäre, entsprochen worden ist. Wie ich mir eine solche Auseinander
setzung ungern vorstelle, mag man aus meinem Duell mit Pahncke (ZfdPh 80,1961,
S. 2 — 39 und ebd. S . 272287) ersehen .
Zum Schluß bleibt mir die angenehme Pflicht und das aufrichtige Bedürfnis , allen
Instanzen und Persönlichkeiten , die mich beim Zustandekommen dieses Bandes hilfs
bereit und tätig unterstützt haben , meinen wärmsten Dank zu sagen . Was die vielen
Bibliotheken betrifft, die mir auf meinen neuerlichen Bibliotheksreisen den Zugang zu
ihren Handschriftenbeständen und ihre Benutzung an Ort und Stelle oder hier in Köln
bereitwilligst ermöglichten , so habe ich ihnen am Schluß meines „ Fundberichts“ in
„ Untersuchungen “ 2 . Bd. und in PBB 82, S. 353 diesen meinen Dank schon abgestattet.
Mein Dank gilt den aus naturgegebenen und zwangshaften Gründen leider immer wieder
über kurz oder lang wechselnden Mitarbeitern und studentischen Hilfskräften , deren ich
seit Beginn des Unternehmens dieser Ausgabe schon eine stattliche Reihe beschäftigt
habe. Mein Dank gilt auch diesmal wieder Kurt Ruh für die Liebenswürdigkeit , mit
der er mich wiederholt auf von ihm entdeckte handschriftliche Überlieferung zu Predigt
und sonstigen deutschen Texten Eckharts aufmerksam gemacht und mir Filme von diesen
Texten zur freien Benutzung für die Zwecke der Eckhart -Ausgabe beschafft hat. Dank
schulde ich wieder einmal der Deutschen Forschungsgemeinschaft für die nun
schon über viele Jahre sich erstreckende Bereitstellung der nicht geringen Mittel, die
das Zustandekommen der Ausgabe ermöglichen . Dieser herzliche Dank gilt insbesondere
Herrn von Reutern , der Jahre hindurch im Namen der Deutschen Forschungsgemein
schaft die Belange der Eckhart-Ausgabe betreut und in vielen Besprechungen sich mit
großem Interesse und unermüdlicher Hilfsbereitschaft mit mir um die Lösung mancher
Probleme der Arbeit an dem großen Unternehmen der Eckhart-Gesamtausgabe bemüht
hat. Bei der schwierigen , oben berührten Umstellung des Manuskriptherstellungs- und
Druckverfahrens hat Herr Axel Rütters im W . Kohlhammer-Verlag sich unermüd
lich und mit persönlichem Interesse in den Dienst der Ausgabe gestellt und sich nach
Kräften bemüht, den oben beklagten Zeitverlust in der Drucklegung und Fertigstellung
des vorliegenden Bandes wettzumachen . Dafür gebührt ihm und dem Verlag sowie den
Setzern und dem nun , leider krankheitshalber ausgeschiedenen , trefflichen Metteur,
Herrn Thomas, mein aufrichtigster Dank .
Mein ganz besonderer Dank aber gilt meinem wissenschaftlichen Mitarbeiter, Herrn
Akad. Oberrat Helmut Meyer. Wie er mich aufmeinen Bibliotheksreisen in Österreich

XIV
und in Süddeutschland begleitet und bei der Durchforschung der Handschriftenbestände,
bei der Analyse und Identifizierung der Texte tatkräftigst unterstützt hat, so hat er uner
müdlich zum Zustandekommen dieses schweren Bandes mit Rat und Tat beigetragen .
Er hat sich mit nie erlahmendem Fleiß und engagierter Energie zumal für die saubere
Ausgestaltung des Bandes im Hinblick auf ihre formalen Probleme, für die Einheitlich
keit der Normalisierung der Texte und ihrer Interpunktion , für die Konsequenz der
Zitierweise , für die saubere und äußerst exakte Ausführung der Korrekturen u . a . m . ein
gesetzt und mich bei der Lösung dieser Aufgaben weitgehend unterstützt. Auch die
mühsame Anfertigung der Indizes ist sein Werk. Darüber hinaus waren mir seine Dis
kussionsbeiträge zur Lösung textkritischer Probleme an manchen Textstellen sehr wert
voll und willkommen . Ihm und meiner studentischen Hilfskraft, Herrn stud . phil. Rainer
Maria Schmidt sage ich hiermit herzlichen Dank für die große Mühe, mit der sie mir
bei der Bearbeitung des Wörterverzeichnisses zur Seite gestanden haben . Beide Herren
haben im Verein mit Herrn Dipl.-Phys. Günther Schwichtenberg , der liebens
würdigerweise im Rechenzentrum der Universität Köln die sachkundige Programmierung
durchführte, die nötigen Arbeiten für die Herstellung des Wörterverzeichnisses auf
dem Wege des Computerverfahrens geleistet. Dafür sei Herrn Schwichtenberg und
dem Leiter des Rechenzentrums, Herrn Dr. Rudolf Ebert, wärmstens gedankt.
Wenn ich diesen 2 . Band der Predigten Eckharts Max Wehrli zu seinem 60. Ge
burtstage widme, so deshalb , weil ich in ihm nicht nur einen der hervorragendsten Ger
manisten unserer Zeit verehre, der eine ungemein fruchtbare und befruchtende Produk
tivität auf den verschiedensten Gebieten der Gesamtgermanistik und des europäischen
Geisteslebens entfaltet hat, sondern auch deshalb , weil ich seine hohen und liebens
würdigen menschlichen und kollegialen Qualitäten schätze. Nicht zuletzt aber geschieht
es auch deshalb , weil M . Wehrli für meine Lebensarbeit ein in der Zunft nicht allzu
häufiges Interesse und Verständnis bezeugte, als er in seinem grundlegenden und rich
tungweisenden Buch „ Allgemeine Literaturwissenschaft“ , 1951, S . 36 „ Als hervorragende
Beispiele moderner textkritisch- editorischer Arbeit an mittelalterlichen Handschrif
ten“ neben der Ausgabe von Minnesangs Frühling durch Carl von Kraus und dessen
10. Auflage der Gedichte Walthers von der Vogelweide meine Ausgabe der deutschen Schrif
ten Meister Eckharts würdigte . Ob ich dieser hohen Würdigung tätsachlich würdig bin ,
mag die Zukunft entscheiden . Mit meiner Widmung dieses Bandes der Eckhart - Ausgabe
zolle ich dem verehrten Jubilar freudig meinen herzlichsten Dank . Leider hat die Her
stellung des Wörterverzeichnisses mit Hilfe des Computers die Fertigstellung des
Bandes erheblich verzögert, so daß ich zu meinem großen Bedauern Max Wehrli dieses
Geburtstagsangebinde nur mit mehr als einjähriger Verspätung überreichen kann .

Köln , im Herbst 1970 Josef Quint

60 @ dhart, 92 XV
INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort . . . . . . . . . . . VII

3. Abteilung
Auf Grund der Verbindung durch Rückverweise
und beachtliche Textparallelen mit DW 1, DW 5 und den lateinischen Werken
als echt erwiesene Predigten
25 Moyses orabat dominum . .. Ich hân ein wörtelin gesprochen in der latîne, daz stât ge
schriben in der leczien, die man hiute liset von der zît, und daz wort sprichet ze tiutsche:
'Moyses bat sînen herren got . . . . . . . . . . . . . .. .. ... ... 3
26 Mulier , venit hora . .. Diz ist geschriben in sant Johannes' êwangeliô . Von langer rede nime
ich ein wörtelîn . Unser herre sprach : 'vrouwe , diu zît solkomen . . . . . ..... .... 19
Hoc est praeceptum meum .. . Ich hân driu wörtelîn gesprochen in der latîne, diu stânt ge.
schriben in dem êwangelio : daz êrste wörtelîn , daz unser herre sprichet: daz istmîn gebot, . . . 37
Ego elegi vos de mundo .. . Disiu wort, diu ich gesprochen hân in der latîne, diu liset man
hiute in dem heiligen êwangeliô von der hôchzît von einem heiligen , der hiez Barnabas .. . 56
Convescens praecepit eis . .. Disiu wort , diu ich gesprochen hân in der latîne, diu liset man
von der höchzît in der messe , diu sprach unser herre ze sînen jüngern , dô er ze himel wolte
varn : 'blibet ze Jérusalem bî einander .. .... ... .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
30 Praedica verbum . . . Ein wörtelîn liset man hiute und morne von minem herren sant Do.
minicus, und schrîbet daz sant Paulus in der epistel und sprichet ze tiutsche also : 'sprich
daz wort , . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . 90
Ecce ego mitto angelum meum . . . 'Sehet , ich sende mînen engel . . . . . . . . . . . . . . 110
32 Consideravit semitas domus suae . . . 'Ein guot vrouwe hât umbeliuhtet die stîge irs hûses 126
33 Sancti per fidem vicerunt regna . .. Sant Paulus sprichet: ‘die heiligen hânt überwunden
diu riche mit dem glouben '. .. .. ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148
34 Gaudete in domino . . . Sant Paulus sprichet : 'vröuwet iuch in dem herren alle zît . .. . .. . .. 156
35 Si consurrexistis cum Christo . .. Sant Paulus sprichet: ‘sît ir ûferstanden mit Kristô . .. . 170
36a Stetit Iesus in medio discipulorum . .. Sant Johannes schrîbet uns in sînem êwangelio : 'an
dem ersten tage in der wochen , dô ez åbent was . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184
36b 'Ez was abent des tages, dô kam unser herre ze sînen jüngern und stuont enmitten und
sprach : , vride sî mit iu !" '. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194
37 Vir meus servus tuusmortuus est ... 'Ein vrouwe sprach ze dem wîssagen : ,herre,mîn man ,
dîn kneht, ist tôt.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .205
38 In illo tempore missus est angelus Gabriel .. . Disiu wort beschrîbet sant Lukas : 'in der. .zît
wart gesant der engelGabriel von gote'. . ....... ... ................ .. 224
39 Iustus in perpetuum vivet . . . Ein wörtelîn liset man hiute in der epistel, und ez sprichet
der wise man : 'der gerehte lebet in die êwicheit'. . . . . ... . .. . .. 246
40 Ez sprichet unser herre Jêsus Kristus in dem êwangelio : 'blîbet in mir !' . ... .. . . .. .. . . .. . 269
41 Qui sequitur iustitiam .. . Ich hân ein wörtelîn genomen von der epistel, diu man hiute liset
von zwein heiligen , und ein ander wort von dem ewangelio . Künic Salomon sprichet hiute
in der epistel: 'die der gerehticheit nachvolgent, die minnet got'. .. .. .. . .. .. .. ... 282
42 Adolescens, tibi dico : surge . . .Man liset in dem ewangeliô , daz mîn herre sant Lukas schrî.
bet, von einem 'jüngelinge, der was tôt. . .. . .. .. .. .. .. .. .. 298

II edhart 2 XVII
43 d
AAdolescens, tibi dico : surge . ..Man liset in dem ewangelið 'von einer witewen , diu hâte
einen einigen sun , der was tôt . .. ... ... .. ... ... ... .. ... ... .. ... . . . . . . . . . . . . . . 310
44 Postquam completi erant dies . .. Sant Lukas schrîbet in dem êwangelio : 'dô die tage vol
brâht wurden , dô wart Kristus getragen in den tempel .. ... . . . . . . . . . 331
45 Beatus es, Simon Bar Iona . .. Unser herre sprichet: 'Simôn Pêtre , sælic dû bist . . .. .. .. .. 352
46 Haec est vita aeterna ... Disiu wort stânt geschriben in dem heiligen éwangelið , und spri
chet unser herre Jêsus Kristus: 'diz ist daz êwige leben , daz man dich aleine bekenne einen
wâren got . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 374
47 Spiritus domini replevit orbem terrarum . . . 'Der geist des herren der hât ervüllet den um .
bezirkel des ertrîches'. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... 389
48 Ein meister sprichet : alliu glîchiu dinc minnent sich under einander . . . . . . . . . . . . . . 410
49 Beatus venter, qui te portavit . . .Man liset hiute in dem êwangeliô , daz 'ein vrouwe, ein
wîp , sprach ze unserm herren : ,sælic ist der lîp,, uui
va UP der UICI
dich VEtruoc
Uvc . ..
. . . ..
. . . ..
. . . . . . . . . . . . . . . . . . 422

50 Eratis enim aliquando tenebrae . .. Sanctus Paulus spricht: 'etwenne warent ir ein fin .
sternisse aber nv ein liecht in gotte'. . .. . . . . . . . . .... ..
51 Hec dicit dominus : honora patrem tuum etc. . . . Diß wort, das ich gesprochen han in dem
latin , das steet geschriben in dem euangelio, vnd vnser herr spricht es , vnd es spricht also
in teütsch : ‘Du solt eren vatter vnd můter'. . . . . . . . . . . . . . . . . . .
52 Beati pauperes spiritu . . . Diu sælicheit tete ûf den munt der wisheit und sprach : 'sælic
sint die armen des geistes, wan daz himelrîche ist ir '. . . . . . . . . . . . 478
53 Misit dominus manum suam .. . 'Der herre hât gesant sîne hant und hật berüeret mînen
munt und hat mir zuogesprochen '. . . . 525
54a 'Unser herre underhuop und huop von unden ûf sîniu ougen . . . . .. . . . . 542
54b Haec est vita aeterna .. . Unser herre sprach : 'daz ist êwic leben , daz sie dich bekennen
einen gewären got ... .. .. . . .. .. . . .. . .. .. . . .. .. .. .. . .. .. 562
55 Maria Magdalena venit ad monumentum . .. 'Maria Magdalenâ gienc ze dem grabe' . . .. .. . 572
56 'Mariâ stuont ze dem grabe und weinete' . . 586
57 Vidi civitatem sanctam Ierusalem novam . . . Sant Johannes sach 'eine stat'. 591
58 Qui mihi ministrat, me sequatur . . . Disiu wort sprach unser herre Jêsus Kristus: 'swer mir
dienet , der sol mir volgen . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . 607
59 Dâniêl der wîssage sprichet : 'wir volgen dir nâch von allem herzen . .

Übersetzung
der Predigten 25 — 59
25 Moyses orabat dominum .. . . 639
26 Mulier , venit hora .. . . .. . 642
27 Hoc est praeceptum meum . .. 645
28 Ego elegi vos de mundo . .. .. 649
29 Convescens praecepit eis . .... 652
30 Praedica verbum . . . . . . . . . . . . . .. 656
31 Ecce ego mitto angelum meum . .. . 659
32 Consideravit semitas domus
us suae
suae . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . , 661
33 Sancti per fidem vicerunt regna . . 664
34 Gaudete in domino . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 666
35 Si consurrexistis cum Christo .. . .. 668
36a Stetit Iesus in medio discipulorum . 671
36b 'Ez was âbent des tages . . . . 673
37 Vir meus servus tuusmortuus est . . . . . . 676
38 In illo tempore missus est angelus Gabriel . .. . 679
39 Iustus in perpetuum vivet . .. . . . .. 684
40 Ez sprichet unser herre Jêsus Kristus in dem êwangelio : 'blîbet in mir !' .. . .. . 687
XVIII
41 Qui sequitur iustitiam . . . .. . . . 690
42 Adolescens, tibi dico : surge ... .. 694
43 Adolescens, tibi dico : surge 697
44 Postquam completi erant dies . 700
45 Beatus es, Simon Bar Iona ... .... .. 704
46 Haec est vita aeterna . . . . 707
47 Spiritus domini replevit orbem terrarum ..... 709
48 Ein meister sprichet: alliu glîchiu dinc minnent sich under einander 712
49 Beatus venter, qui te portavit . . . . . 714
50 Eratis enim aliquando tenebrae . . . . . . . . . . . . . . . . 721
51 Hec dicit dominus : honora patrem tuumm etc
etc.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
52 Beati pauperes spiritu . . . . . 727
53 Misit dominus manum suam . . . .. .. 732
54a 'Unser herre underhuop und huop von unden ûf sîniu ougen 735
54b Haec est vita aeterna . . . . . . . 738
55 Maria Magdalena venit ad monumentum . . 742
56 'Mariâ stuont ze dem grabe und weinete' . . 745
57 Vidi civitatem sanctam Ierusalem novam . . . . . . . 746
58 Qui mihiministrat, me sequatur . . . . . . . .. 750
59 Daniel der wîssage sprichet: 'wir volgen dir nâch von allem herzen . . .. 753

INDIZES
Vergleichstabelle der Nummern der in diesem Bande enthaltenen Predigten und der entspre
chenden Nummern oder Fundstellen bisheriger Ausgaben . . . . . . . . . . . . . . . . 757
Alphabetisches Verzeichnis der Predigten nach ihren Anfängen .. 758
Verzeichnis der in den Predigten ausgelegten Schrifttexte . .. . .. . . .. . . . . . .. 762
Verzeichnis der in den Anmerkungen und Vorbemerkungen zu den Predigten dieses Bandes auf
geführten Autorenzitate , Quellentexte und Textparallelen . . . . .. . . .
. . . . . . . . . . . . . . . .. 765
A . Verzeichnis der von Eckhart selbst mit Namensnennung aufgeführten Textzitate . .. 765
B . Verzeichnis der Zitate, die Eckhart nur durch einen allgemeinen Hinweis ohne Nennung
eines bestimmten Autorennamens als „ Meister" -Zitate anführt . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . 769
C. Verzeichnis der vom Herausgeber angeführten Zitate und Textparallelen .. .. .. . . .. ... . 777
Verzeichnis der zu Predigten dieses Bandes als Parallelen angeführten Artikel der Bulle, des
Avignoner „ Gutachtens“ und der sogenannten „ Rechtfertigungsschrift“ . . 795
Verzeichnis der Rückverweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 797

Namenverzeichnis . . . .. . .. . . 801
Wörterverzeichnis . . . . 803
Verzeichnis der lateinischen Wörter und Wendungen .. . . 920
Personenverzeichnis . . . . . . 921

Nachträge und Berichtigungen ... .. .. . . . . . . . 924

XIX
Dritte Abteilung

Auf Grund der Verbindung durch Rückverweise


und beachtliche Textparallelen
mit DW 1, DW 5
und den lateinischen Werken
als echt erwiesene Predigten
ๆเS
E3
1122
1. ,
PREDIGT 25 (Pf. Nr. X S . 54 – 57)

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S. 178, Quint Übers. S. 504 zu Pr. 38, Spamer
PBB 34 S . 340 ) :
B , f. 9r — llv .
B, f. 511- 54r.
Ba, f. 253ra — vb , Fragment = unten S . 8, 3 got— 11, 4 wesen (mit Auslassungen ) + 16 ,4 Vil
9 hât. 1
f. 250rb / 251vb .
enthält zwei Fragmente :
Sia f. 1181 — 119r = unten S . 7,4 In - 8 ,1 got, + 8 Nú — 12 wirt, + 9, 2 Augustinus- 10,1
sin , + 3 Aber -_ 7 sælicheit + 11,1 Swenne — 3 und + 6 Alsu8 — 7 sælicheit. + 12,6 Alsus—
13 ,8 hæte.
Sio f. 235r = unten S. 7,5 sol— 8,2 niht: + 9 swer - 11 wil. + 9,3 Wir - 11,5 gote . + 12 ,8
Alle - 13,5 leben '. + 7 und — 10 hæte.
Identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S . 175 und 195 .
Sa f. 41v - 47v ; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S. 207.
St; f. 33 – 38v .

Filiation der Hss. (sieh Quint S. 178 — 181): Wie ich a.a .0 . S. 178 gesagt habe, läßt sich das
Verwandtschaftsverhältnis zwischen den einzelnen Überlieferungsgliedern nicht genau bestimmen .
Einzig zwischen St, und Sa besteht eine für diese beiden Hss . generell geltende sehr enge Bindung,
die auf eine gemeinsame Vorlage zurückgeht und die sich in einer großen Zahl gemeinsamer Varian
ten der beiden Texte ausdrückt, sieh den Var.-App . etwa zu : S . 6 ,5 Moyses, fehlt; 6 lås mich rechen ;
7,2 herre ] groß herren St, ain groussenn herren Sa ; 5 sîn kn .] knecht; 6 umbes fehlt ; 9,2 Sant- 3wor
dent. fehlt ; 10,9 und bitterkeit ] in luterkait ; 11,4 von gotvnd von mir ; 7 worden ,]werden ; 12,6 hæte fehlt;
8 gekerest ; 13,1 dannoch ] denn ; dîn ) in dir ; 6 daz fehlt ; 11 und - Menscheit fehlt ; 14 ,4 wan fehlt;
16 , 2 hật. ) h . enpfangen und im lebt ; 17,5 mir fehlt ; 18, 1 mit1 ] von ; m . aignen h .; 6 veraingot. Zumal die
gemeinsamen Fehler S . 10 ,9 und 11, 7 sichern die gemeinsame, bereits fehlerhafte Vorlage. Sie dürfte
im ganzen in St, besser repräsentiert sein als in Sa, das allerdings gelegentlich die ursprünglichero
Lesart gegenüber St, aufweist und daher nicht aus dessen Text abgeleitet werden kann , sieh etwa:
8 . 7, 12 Undreht. (sieh d . Var.-App .); 8, 12 und als eigenliche, Sa ] fehlt Sty ; 15 ,1 ichi Sa ] in Sty ;
dich Sa ] dich oder dich Sty. Anderseits kann St, nicht aus Sa abgeleitet werden , weil Sa viele Son
dervarianten aufweist an Stellen , an denen St, mit der sonstigen Überlieferung in sicher ursprüng
licher Lesart übereinstimmt, sieh den Var.-App . etwa zu : S . 6,4 grimmede ] gnaude Sa ; 7,2 machen
fehlt Sa ; 3 (und 12,3) lebenden buoche ] bůch der lebendigen Sa ; 7,8 wil, — 9 sîst, fehlt Sa ; 9,4 zürnen
wir, ) erzúrnen wir In dann Sa ; 12,3 vragent:] sprauchen vnnd fraugten Sa ; 13,1 willea fehlt Sa ; 4 werk ,
fehlt Sa ; 5 leben'. fehlt Sa ; Und ] min leben Sa ; 12 hật glîcheit ] das gelichet Sa ; 14,4 Kristố ] Jme
cristo Sa ; 16 , 2 Und fehlt Sa ; 3 anerüeret,] engriffet Sa ; 17,4 icht St, nit Sa ; 18,2 gesprechen .) hon Sa. - -
Weniger ausgeprägt ist die Verwandtschaft der beiden Texte B , und B ,; sie scheintmir aber in folgen
den Übereinstimmungen doch erkennbar zu sein : S . 7,2 groezer; 11,4 sin werch ; 14,4 er8 — 5 niht, fehlt

i Spamer PBB 34 S. 320 unter 12 (und Quint S. 178) fehlt die Angabe von S. 16 ,4 — 9.
Predigt 25
(Homöoteleuton !). — Der Text von BT dürfte nach den beiden folgenden Übereinstimmungen mit
St Sa enger an diese beiden Texte gebunden sein als an B ,B2: S . 11,2 sich 1,2 ] sich vnd St SaBT ;
3 enpfæhet ] empfenget vnd empfacht BTSt,Sa.
So läßt durch die Übereinstimmung in der zuletzt aufgeführten Variante seine Zugehörigkeit
zur St SaBT-Gruppe erkennen . – Das Bag- Fragment dürfte am nächsten bei BT stehen , wie fol.
gende Stellen zeigen : S . 8,6 Gote ] vnd g. Ba ,BT ; an und fehlt Bag BT ; 16,7 86 ] da Ba ,BT.

Textkonstituierung : Wie ich in Quint S . 181f. festgestellt habe, ist Pfeiffer für seinen Text im
wesentlichen der Hs. B . gefolgt. An einigen Stellen hat er BT als Korrektiv herangezogen ; wie .
weit er auch St, und Bag verwertete, bleibt ungewiß . Im ganzen ist der Text der Predigt in der
Überlieferung recht einheitlich und verläßlich geboten . Ich habe meinen Text im wesentlichen auf
B , und B , gegründet, wobei mir B , den Vorzug vor B , zu verdienen schien . Im einzelnen wurde
die ganze handschriftliche Überlieferung zur Textkritik herangezogen und ausgewertet.

Übersetzungen : Quint S. 335ff.; Schulze -Maizier? S. 259 ff.

Echtheit : Hsl. Bezeugung in B1, St , Sa und BT sieh im Eingang des Variantenapparats. Die Echt.
heit der Predigt, die bisher von niemand bestritten worden ist, steht außer Zweifel. Der Rückverweis
der echten Predigt 4 , DW 1 S. 64,3f. dürfte sich mit Sicherheit auf die Stelle unten S . 9 ,3ff. der vor
liegenden Predigt beziehen und damit deren Echtheit bezeugen ( sieh unten S. 9 Anm . 3). Doch könnte
sich auch umgekehrt der Rv. unten S. 16,8 u . a. auf Predigt 4, DW 1 S . 70,4 ff. beziehen , d. h . auf eine
gesichert echte Predigt, und auf diese Weise für die Echtheit unserer vorliegenden Predigt zeugen . —
Eine Menge von textlichen und inhaltlichen Parallelen zu echten deutschen und lateinischen Texten
bezeugen weiterhin die Authentizität der Predigt, sieh die in DW 1 und DW 5 nachgewiesenen Paral
lelen : unten S . 8 Anm . 1 (DW I S . 62,5ff .; 200, 14 ff. ; DW 5 S. 21, 2 ff .; 22, 2 ff.) ; Anm . 2 (DW 5 S . 98
Anm . 188 ) ; S . 9 Anm . 1 und 2 (Augustinuszitat) ; Anm . 3 (Rv., sieh oben ) ; S . 11 Anm . 1 und 3 (Sohns
geburt); S . 13 Anm . 1 (DW I S . 9,3 ff .) ; Anm . 3 (DW I S . 71, 7 ff.); S. 14 Anm . 1 (DW 5 S . 430 ,8 ff.;
DW 1 S. 420,3ff.; 77,5ff.; 86 ,8f.; 87,9ff.); Anm . 2 (RS !; Bulle art. 11); S. 16 Anm . 1 (DW 1
S . 420,7ff.); Anm . 3 (DW 5 S . 278,14ff.); Anm . 4 (DW 1 S . 70,4 ff.); $. 17 Anm . 3 (DW 1 S . 202,4 ff.;
DW 5 S. 217,7 ff.); S. 18 Anm . 3 (DW 1 S . 86 ,10f.). - Was die beachtliche Überein
stimmung mit lateinischen Werken betrifft, sieh insbesondere die beiden S. 16 Anm . 3 (LW 4
S . 54,3f.) und Anm . 5 (LW 4 S. 366,10f.) vermerkten Sermones-Stellen sowie die S . 9 Anm . 3
verzeichnete Stelle In Ioh . n . 605. Von großer Bedeutung ist aber auch die inhaltliche Überein
stimmung der Textstelle S. 14 ,2 ff. mit den in Anm . 2 verzeichneten Artikeln der RS., des
„ Gutachtens“ und der Bulle. -- Die Predigt zeigt auch in Diktion und Stil die Kennzeichen
der Eckhartischen Predigtweise, so den hyberbolischen Ausdruck etwa S . 10 ,5 ff.; 12,1f;
13,5 ff.; 14,2 ff ; 17,6 ff., 8ff.; die Antithese etwa S. 8,11 f.; 9,1 f., 5f; 11,5; die Häufung
S . 6 ,5 f.

Die Predigt folgt in ihrem Aufbau dem zugrunde gelegten Schrifttext aus Exodus, den
sie, wie folgt, exegesiert: 1. 'dominum ' = ('Moyses bat)sinen herren (goť ) (74, 8 ,2 ); 2.' dimitte
me, ut irascatur furor meus' = ('Moyses,) lâz mich zürnen ! (8 ,3 — 11, 7) ; 3. 'dele me de libro tuo' =
'herre, tilge mich ab dem lebenden buoche !' (12,1 — 16 ,3) ; 4. 'orabať = ('Moyses) bat (sinen herren
got ) (164, 11); 5. 'Moyses' = 'Moyses (bat sinen herren goť ) (17,1 - Schluß). Der Zentral
gedanke der Predigt, der vom Anfang bis zum Schluß die Ausführungen im Anschluß an die oben
herausgehobenen Bestandteile des Schrifttextes beherrscht, ist der von der gänzlichen Aufgabe
des eigenen Willens in den göttlichen bis zur Einswerdung mit diesem , in der die Geburt des Sohnes
aus dem Vater geschieht (11,1 ff.). Der letzte Dispositionsabschnitt S. 17,1 ff. nimmt denn auch
sogleich nach der Etymologisierung des Namens Moyses (17,1) mit Nú spriche ich aber von
dem willen . den Zentralgedanken wieder auf, um mit ihm die Predigt zu Ende zu führen .
Moyses orabat dominum
Die Predigt zeigt wiederholt mit den folgenden Predigten 26 und 27 textliche und inhaltliche
Übereinstimmungen, die den engen thematischen und wohlauch zeitlichen Zusammenhang mit diesen
Predigten erkennen lassen , vgl. S . 7,8 ff. mit Pr. 26 S . 33,8 ff. ; S . 9 ,3ff. mit Pr. 27 S . 54,3ff. ;
S . 17,8ff. mit Pr. 27 S . 46 ,3f. (wo an beiden Stellen vom Papst die Rede ist ). Die Wendung S. 8, 9
ein gewissiu warheit und ein nôtwarheit, die S . 10,4 f. wiederkehrt, findet sich auch in Pr. 26 S . 29,2f.;
34,9 f. und in Pr. 27 S . 46 , 1 (ein sicher wärheit). Zudem schließen alle drei Predigten mit der gleichen
Wendung: des helfe uns diu warheit, von der ich gesprochen hân . Amen (sieh S . 18 Anm . 4 ).
Moyses orabat dominum deum suum etc .

Ich hân ein wörtelîn gesprochen in der latîne, daz stât geschriben in der leczien ",
die man hiute liset von der zît, und daz wort sprichet ze tiutsche: 'Moyses bat sînen 54,5
herren got: ,herre , war umbe zürnet dîn grimmede wider dîn volk ?' Dô antwurte im
5 got und sprach : ,Moyses, lâz mich zürnen , verhenge mir des, erloube mir des, günne
mir des, gestate mir des , daz ich zürne und mich reche an dem volke!' Und got ge

1 ; 3 ff. Vgl. Exod . 32,11: Moyses autem orabat Dominum Deum suum , dicens: Cur, Domine,
irascitur furor tuus contra populum tuum , . . . 9 : Rursumque ait Dominus ad Moysen : . . . 10 :
dimitte me, ut irascatur furor meus contra eos, et deleam eos, faciamque te in gentem magnam .
31: Reversusque ad Dominum , ait : Obsecro , . . . 32 : . . . dele me de libro tuo quem scripsisti.;
vgl. auch unten S. 7,4, 8; 8,3, 8; 12 ,2; 16 ,4; 17,1.

Zuweisungen : S '(er )mo magistr): Eg(hardi), von Sudermanns Hd. auf d. rechten Rand :
Ist getruckt gar B , f. 9r (Spamer PBB 34 S . 340 fälschlich „ Berlin 8º. 12, f. 10r“ ); im In
haltsverzeichnis von St, f. 2r und Sa f. 1r mit Bezug auf die vorliegende Predigt: Egghart
moyses orabat dominum ; unsichere allgemeine Bezeugung in BT f. 242va
Überschriften : Vff zinstag nach mitfasten BT Fol: 250/B (von Sudermanns Hd, auf d .
rechten Rand ) B .
1 Moyses bis etc. ] Vff zinstag nach mitfasten . VBlegung etlicher stück der heuttigen lection /
wie moyses got bat für das Israelisch volck / vnnd begert das er ee welt abgetilgket werden vß
dem bůch der lebenden / ee das er gestat (gestatten BTv) (250va ) wolte / dz sich got am volck
rechte / wz wir hieruß lernen vnd geistlich verstan sollen / vnd in sunderheit (daruff der mer teil
diser predig stat) wie gůt vnd nützlich sey das wir vnseren eygnen willen gentzlich vffgeben in
gottes willen in warer vereinigung / vnd was gåter wil dem menschen bringt / ob ioch das werck
nit da sey . Gestelt anfengklich auff die wort Exodi. xxxij Moyses autem orabat dominum deum
suum etc . BT etc . ) dicens etc. B , fehlt Pf 2 wort Sa derl] dem St, fehlt BT
daz bis 3 zît , fehlt B , 2 leccien B , letzgen St, letzgenn Sa letzen BT 3 lißt hút St Sa
tiutsche :] t. also Sa 3f. M . hat s . h . got gebetten B , 4 ,herre, bis grimmede) Herre
gott | warumb zürnestu so grimb BT z ürnet ) zvrnest vnd erzögestB g rimmede ]
g 'imde St, gnaude Sa wider ) über BT vber (v . and . Hd. über d . Zeile) St, an Sa 5 ,Moyses,
fehlt St, Sa e rloube bis 6 daz ) gestatt mir des / erlaub mir / günne mir des / das BT
5 des, 1, 2 ] dc B des, 2 ] das Sa B
6 des, 1, 2 ] das Sa dc z ürne ] mich z. St Sa
mich reche ] lăs mich rechen St,Sa rechte B 6f. verhieß BT)

1 Der Schrifttext Exod. 32,11ff., den Eckhart im Eingang der Predigt ungewöhnlich umfangreich,
wenn auch sehr frei zitiert, ist der Lectio des Dienstags nach dem 4 . Fastensonntag entnommen , wie
BT in der Vorbemerkung zur Predigt angibt. Wie J. Koch (Liturgie und Mystik : Die Liturgie bei
Meister Eckhart, Liturgisches Leben , 2. Jg., 1935, S . 93) bemerkt, stammt das Schriftzitat Joh . 7 , 16 ,
das Eckhart in der vorliegenden Predigt S . 13,3f. anführt, aus dem Evangelium desselben Tages . —
2 . 3 von der zît = de tempore mit Bezug auf einen Tag des Kirchenjahres im Gegensatz zu einem
Heiligenfest. — Zur Ausdruckshäufung in Z . 5f., ebenfalls in der Übersetzung eines Schriftzitats, vgl.
unten S. 55,2 und S. 93,3f.
Moyses orabat dominum

10 lobete Moysese und sprach : ,ich wil dich hohen und wil dich grôz machen und wil dîn
geslehte breiten und wil dich herre machen über ein grôz volk '. Moyses sprach : ,herre,
tilge mich ab dem lebenden buoche1 oder vertrage dem volke !“
Waz wil er sprechen , sô er sprichet: 'Moyses bat sînen herren got' ? In der wâr
16 heit , sol got dîn herre sîn, sô muost dû sîn kneht sîn ; und würkest dû danne dîniu werk 5
umbe dînen eigenen nutz oder umbe dînen lust oder umbe dîne eigene sælicheit, in der
warheit, sô enbist dû sîn kneht niht; wan dû ensuochest niht aleine gotes êre, dû
suochest dînen eigenen nutz . War umbe sprichet er : 'sînen herren got' ? Got wil, daz
20 dû siech sîst, und wöltest dû gesunt sîn , got wil, daz dîn vriunt sterbe, und wöltest
dû, daz er lebete wider gotes willen : in der warheit, sô enwäre got dîn got niht. Min - 10
nest dû got, bist dû danne siech — in gotesnamen ! Stirbet dir dîn vriunt — in gotes namen !
Vert dir ein ouge ûz — in gotes namen ! Und dem menschen wære gar reht. Bist dû aber

4 ; 8 Sieh oben S . 6 , 1, 3f.


1 und sprach : fehlt Sa sprach ich auf d . Rand v. and . Hd. mit Auslassungszeichen
nachgetr . Sti 2bereiten BT herre ] groß herren St, ain groussenn herren Sa
machen fehlt Sa greezer PfB , B , 3 ab ] vſ St, ab vss Sa von B , lebenden
buoche ] bůch der lebendigen Sa 4 In ] jch sprich in 818 5 dîn ) din (d aus I ge
ändert) St, sin Sa sîn kn . ] vor s . kn . Sja knecht St Sa und bis werk ] ist aber das du
dine werk würckest Sia dîniu ] dîn PfB , BT 6 dînen ? ] dine Bi dînen ? bis umbes
fehlt B , umbe dînen fehlt Sjab dînen fehlt B , oder ] vnd Sja umbo ] ioch
vmb Sio fehlt St Sa 7 êre , ) werch St, willen Sa 8 dînen ) och din Sja War
bis got’ ? fehlt Sjab sinem St Sa Got wil, ) ist nvn got din herr wil er denn
8 Got der w . B , wil, bis 9 sîst , fehlt Sa
8f. daz dû siech auf d. Rand v . and .
Hd. St, 9 wöltest1 dû ] du woltest St Sasio gesunt ] denn g . Sia got ] got
der B , wil, ] w . öch Sja sterben B , 9f. und wöltest dû , ] vnd dv (dv über d .
Zeile St, fehlt Sa ) woltest St Sasıb so wiltu Sia 10 lebe Sja lebtin Sa lept B ,
wider bis warheit, fehlt Slo w ider g . w .: fehlt B28 BT BÔ ] also Slab e nwære ) ist
B ,BTSO got nicht d .g. St Sa gota ]herre Slab 10f. Minnest dû got, ] aber meynestu g. Sid
aber hastu got liep vnd ist er din herr Sja 11 danne fehlt B2St Sa Stirbet bis
namen ! fehlt S10 dir fehlt B ,BT St Sa 12 Vert bis 8 ,1 und fehlt sia Vert
bis namen ! ] dc du dc gerē habest B , fehlt BT dir ) im PfB2St Sa d . denn Sio Und
bis reht. ) vnd also wer dem menschen reht Sib vnd ist (ist v. and . Hd, auf d . Rand nachgetr .)
der mensch vor (aus wor radiert) got (got über d . Zeile v . and . Hd.) gar recht St, vnd denn were
dem menschenn gar recht BT Bist bis 8 , 1 gesuntheit, ] bittestu aber (Aber b . Sıb ) vmb
gesuntheit Sjab 12 aber dû PfB ,
i Zu ab dem lebenden buoche ( sieh unten S. 12, 3) vgl. etwa Seuse S. 7,2f. ( Vita ) : .. . ein
Swabe ( = Seuse), dez nam geschriben sie an dem lebenden bůch ; vgl. die Anm . dazu : „ Vgl.
Hor. 127: cuius nomen sit in libro vitae ( 18. 4 , 3; Dan. 12 , 1; Phil. 4 , 3 usw .)“ ; 256, 19f.: Es ist
doch ein lebendes bůch , da man ellú ding an vindet; vgl. die Anm . dazu : „ Hor. 126 : velut quidam
liber vitae.“ Eckhart hat, wie man sieht, den Text der Exodusstelle de libro tuo quem scripsisti durch
de libro vitae nach den zur Seusestelle angegebenen Schriftstellen ersetzt. Vgl. Thomas S . theol. I
q . 24 a . 3: (Utrum aliquis deleatur de libro vitae) . .. obi. 3: Ergo neque inde deleri potest.
Sed contra est quod dicitur in Psalmo LXVIII : deleantur de libro viventium .
? Zu Z . 4 ff. vgl. DW 1 S .69,1ff. und die dort Anm . 1 aufgeführten Parallelen , insbesondere DW 1
8 . 9,349 und dort Anm . 1. — Zum Thema Herr -Knecht vgl. etwa unten S . 215 ,4ff.; DW 1 S . 169,4ff.
und die dort Anm . 3 verzeichneten Parallelen, an denen das Knechtsein allerdings im Gegensatz zur
Predigt 25
siech und bitest dû got umbe gesuntheit, sô ist dir gesuntheit lieber dan got, sô enist 54,25
er dîn got niht: er ist got himelrîches und ertrîches, er enist aber dîn got niht1.
Nû merket , daz got sprichet: 'Moyses , lâz mich zürnen !' Nû möhtet ir sprechen :
war umbe zürnet got ? – Umbe niht anders dan umbe die verlust unser eigenen
5 sælicheit, und er ensuochet des sînen niht; also leit ist gote , daz wir tuon wider unser 30
sælicheit?. Gote enkunde niht leider geschehen dan an der marter und an dem tôde
unsers herren Jêsû Kristî, sînes eingebornen sunes , den er leit umbe unser sælicheit . Nû
merket, daz got sprichet : 'Moyses, lâz mich zürnen !' Nû sehet, waz ein guot mensche
vermac mit gote. Daz ist ein gewissiu warheit und ein nôtwârheit 3: swer sînen willen genz- 35
10 lîche gibet gote , der væhet got und bindet got, daz got niht enmac, dan daz der mensche
wil. Swer gote sînen willen genzlîche gibet, dem gibet got sînen willen wider als genz
lîche und als eigenlîche, daz gotes wille des menschen eigen wirt, und hât sîn gesworn
3;8 Sieh oben S. 6,5.
1 dû fehlt PfB ,BT got' ] aber Sia 802 bis 8 zürnen !' fehlt Sia 2 er ouch d . Sa er?
bis 9 nôtwärheit : fehlt Sib e r3 bis niht. ] er ist got aber din nit St sa gots fehlt Bi
3 Nû bis sprichet : ] G (Initiale )ot sprichet zuo moisen Ba , got ) moyses (getilgt, got v . and .
Hd . auf d . Rand ) B , er BT z ürnen !' ] z . wider de volke Ba , nu mag man sprechen
Bag 4 die ) den BT eigenen ] ewigen Bag 5 vnnd sůcht er BT, er fehlt Bag
niht; ) nútz nit Bag 6 Gote ] vnnd g . BTBag kónde leider nit BT laid St Sa leiders Bag
geschehen ) sin beschehen Ba, an dem tode vnd an der marter B , and bis und fehlt BT Bag
und bis tôde fehlt B , 7 einbornen PfB , B St 7f. Nû merket, daz fehlt Bag 8 Nû bis
9 swer ) Dis ist merclich vnd ist ceuernemen vnd ist ein sichere warheit dc ein guot mensche allu
ding uermag mit got vnt in got wer Bag 8 sehet, ) merkent Sie m ensche v. and . Hd, auf
d . Rand B , 9 Daz bis swer ] dz ein gewisse warheit ist wan wer Sja 9f. genzliche
bis 10 der? ) got genczlich git vnd im gehorsam ist der Sia 10 got git B ,BTBa Sio got1 fehlt Pf
gotº ] er BT SD nit anders mag Sia vermag Sib dan daz ] wann was BT denn als Sja
11 Swer bis 9,3 worden «. fehlt S10 11 Swer bis got ] vnd er git öch got Sa gote hinter
gibet ? PfSt, Sa gibt gentzlich BT Ba , 12 und als eigenlîche, fehlt St, als fehlt Sja
menschen wille (willen St, Sa) eigen B St Sa unda bis 9,2 Sant fehlt Sja 12 sîn ) es BT

9.2579negativ
P.; 12Stelle
vorliegenden ist.f.,— 33Zu3.29S .77.-"
ff.; 174,33
: 17,27bewertet 2 S.êre387vgl.
,7 gotes ...hoLWmo 419S .. 103
,4: etwa 103 Anm und didiee
Anm .. 44 und
dort verzeichneten Parallelstellen In Sap . n . 59, LW 2 S . 387, 4 : . . .homo in opere suo debet deo
honorem , . . . ; Pf. S . 77,27ff.; 174,33f.; 333,29f.; DW 1S. 100,1ff.; DW 5 S . 21, 1 ( BgT ); Tauler
S . 30,5ff.; 129,259.; 155,31; Theologia Deutsch c. 10 S. 16 ,4f.; c. 11 S. 17 ,4f.; c. 16 S. 20, 19;
C. 34 S. 38 ,7ff.
i Zu 8 . 7 ,8 ff. vgl. unten . 9,6ff.; 33, 8ff.: Ist er siech , daz er als gerne siech sî als
gesunt, gesunt als siech . Stirbet im sîn vriunt — in gotes namen ! Wirt im ein ouge ûzgeslagen - in
gotes namen !; DW 1 S . 62,5ff. und Anm . 3; 102 Anm . 3; 200,14ff. und S . 201 Anm . 1 ; DW 5
S . 21,2ff. ( BgT) und S . 74 Anm . 52; 22,2ff. und S . 75 Anm . 59.
2 Zum Zürnen Gottes vgl. insbesondere die DW 59. 98 Anm . 188 aufgeführten Textstellen , zumal Pf.
8.42,5 m ürnen gehes.olmazni
S . 42,5ff.: Wan wir sehen , daz in gote noch zorn noch betrüebnisse niht enist , sunder minne unde
vröude. Swie ez schînet, daz er etwenne zürne über den sünder, ez enist niht zorn , ez ist minne,
wan ez kumet von grôzer götlicher minne: wan die er minnet, die strâfet er, wan er ist diu minne,
diu dâ ist der heilig geist. Dar umbe ist der zorn gotes ûz der minne, wan er âne lîden zürnet ( vgl.
Quint S. 124 zu 42,8). ; LW 1 S . 363 Anm . 1 und 2 . — Zu 2 . 5 vgl. DW 1 S . 9,3 : Got ensuochet des
sinen sizzu diesem S.10
sînen niht. und dort Anm . 1.
3 Zu dieser Wendung verweist Pahncke (Diss. S . 44 unter 7 ) auf Pf. S. 55 ,14; 58,39; 60,12;
61,38 ( = unten S. 10,4f.; 29,2f. ; 34,9f. ; 46 , 1 ein sicher wärheit ) und 148,7 .
Moyses orabat dominum
bî im selben , daz er niht envermac,dan daz dermensche wil; wan got enwirt niemans eigen ,
er ensî ze dem êrsten sîn eigen worden ?. Sant Augustînus 2 sprichet: »herre, dû wir
55,5 dest niemans eigen, er ensî vor dîn eigen worden «. Wir töuben got naht und tac und
sprechen : 'herre, dîn wille werde !' Und sô danne gotes wille wirt, sô zürnen wir, und
dem ist gar unreht3. Sô unser wille gotes wille wirt, daz ist guot; aber sô gotes wille 5
unser wille wirt, daz ist verre bezzer 4. Sô dîn wille gotes wille wirt, bist dû danne
4 Matth. 6 , 10
1 dan daz ] wan wc de B , niemans ) niemer n . PfB . 2 ensî ] sy denn
SaBT eigen fehlt B , Sant bis 3 worden«. fehlt St Sa 2 sprichet: ]
sprichet vnd bewiset dc selbe Bag fehlt Sja 3 vor ) denn vor Bagsla dîn ) gentzec
lichen din Bag Wir bis 4 sprechen : ) vnd wir sprechent alle tage Ba , wir sprechen tag vnd
naht Sid 3 Wir bis tac ) so toben wir got tag vnd naht Sja töuben ] tügen Sa
4 'herre, fehlt Sio wille ' ] w . der BT danne fehlt Sid w irt, ] an vns w . Sid
geschicht BT zürnen wir, ) erzúrnen wir In dann Sa wellent wir zúrnen B und
bis 5 unreht. fehlt Sib 5 gar ] so g. St Sa fehlt BazSja Sô ] so denn Sja wirt , ]
ist B .St,SaBTS ab 6 wirt, ) ist BT Bazı ist oder wirt Sa verre ) verr hinter besser
auf d . Rand St, noch Ba , vil Sja fehlt Sa Sô ] wenn so sja bist bis 10 , 1 siech, fehlt Sja
6 danne fehlt B , St Sa

i Zum Gedanken des „ Gott-Zwingens“ S. 8,9ff. vgl. Pf. S. 168,26ff.: Wizzent, daz ernst
haftiu gerunge unde verworfeniu diemüetikeit wunder würket. Ich spriche, daz got elliu dinc vermag :
aber des vermag er niht, daz er dem menschen iht versage, der dêmüetic unde grôzer gerunge ist.
Und swâ ich got niht twinge, daz er tuot allez daz ich wil, dâ gebristet mir eintweder diemuot oder
gerunge. ; DW 1 S . 328 Anm . 1 sowie S. 235 ,7ff. und die dort Anm . 3 S . 236 unten aufge.
führten Parallelen . – S . 8,12 daz — wirt , lautet übersetzt: „ daß GottesWille zum Eigentum des Men
schen wird “ . In B , St,Sa lautet der Text: dc gottes wille dez menschen wille (willen St Sa ) eigen wirt =
„ daß Gottes Wille dem Willen des Menschen zu eigen wird “ . Wiewohl auch dieser Text durchaus sinn
voll erscheint, habe ich doch mit Pfeiffer den Text von B , Ba ,BT für ursprünglich und das zweite
wille (willenn ) als leicht verständliche Interpolation angesehen . — Zum Gedanken des Zu -eigen -Werdens
Gottes vgl. insbesondere DW 5 S . 298,1ff. (RdU ) und dort S . 371 Anm . 432.
2 Vgl. Augustinus En . in P8. 145 n . 11, PL 37, 1891: Eris tu possessio , et possidebis; possessio
dei eris, et possessio tua erit deus : tu eris possessio eius, ut colaris ab eo ; et ipse erit possessio
tua, ut colas eum .; in Ps. 32 Sermo 2 n . 18, PL 36 , 295: Possidet ergo ( scil. deus), et possidetur, et
totum propter nos. Non enim quomodo, ut nos ex illo beati simus, possidetur a nobis , ita et ille, ut
beatus sit, possidet nos. Et possidet, et possidetur, non ob aliud nisi ut nos beati simus (zitiert
LW 4 S . 281 Anm . 5 ) .; DW 1 S . 286,4f.: Augustinus sprichet: swer wil, daz got sîn eigen sî,
der sol é gotes eigen werden , und daz muoz von nôt sîn . ; Eckhart bezieht sich hier offenbar auf die
gleiche, oben angegebene Augustinus-Stelle, die ich DW 1 S . 286 Anm . 2 noch nicht nachweisen konnte .
Vgl. auch unten S . 107,4ff.
3 Vgl. unten S. 54 ,3ff.; DW 1 S . 64,3ff.: Ich pflige dicke ein wörtelîn ze sprechenne und ist ouch
wâr : wir ruofen alle tage und schrîen in dem pater noster : 'herre, dîn wille werde ! Sô denne sîn
wille wirt, so wellen wir zürnen und genüeget uns niht an sinem willen . Die Übereinstimmung der
beiden Stellen ist sehr groß , und so dürfte sich der Rv. mit Sicherheit auf die obige Stelle der vorliegenden
Predigt beziehen (vgl. Pahncke Diss. S. 41). Vgl. In Ioh . n . 605: Et notandum est hic , et est mirabile
et perversum prorsus et miserabile : tota die clamamus et oramus ad dominum , ut eius voluntas fiat,
et cum factum fuerit, tristamur et querulamur, quia facta est voluntas dei. Vgl. auch die in DW 1
$ .644. Anm . 2 aufgeführten weiteren Parallelen , insbesondere DW 5 S. 20,9ff . und 51,9f. ( BgT ).
* Zu Z . 5f. vgl. unten S . 99, 1 ff .: Ich saz gester an einer stat, dô sprach ich ein wörtelîn ,daz stât
Predigt 25
siech, sô wöltest dû niht wider gotes willen gesunt sîn , aber dû wöltest, daz gotes wille 55,10
wäre , daz dû gesunt wærest. Und swenne ez dir übel gât, sô wöltest dû, daz ez gotes
wille wäre, daz ez dir wol gienge. Aber sô gotes wille dîn wille wirt, bist dû siech — in
gotes namen ! Stirbet dîn vriunt — in gotes namen ! 1 Ez ist ein sicher wârheit und ein
5 nôtwârheit2: und wäre, daz alliu pîne der helle und alliu pîne des vegeviures und 15
alliu pîne der werlt hienge dar ane, daz wölte er êwiclîche lîden iemer in der pîne der
helle mit gotes willen und wölte daz iemer haben vür sîne ewige sælicheit und wölte
in gotes willen lâzen unser vrouwen sælicheit und alle ir volkomenheit und aller heiligen
und wölte in ewiger pîne und bitterkeit iemermê sîn und enmöhte sich einen ougenblik 20
10 dâ von niht gekêren ; jâ , er enmöhte einen gedank niht geleisten, daz er iht anders

1 dll1 fehlt B wider g. w . hinter dûl St Sa hinter sîn BTS,ab g esunt ) gesunt
noch rich Sja aber bis 3 gienge. fehlt Sja (Hom .) l aber bis 2 wærest . fehlt sid
1 dc es g . Ba , 2 dû , fehlt St, ez? ] das en ( ?) getilgt St, fehlt BT 3 Aber
8ô ] ist aber dz Sia du denn 8 . Slab 4 Stirbet bis namen ! ] Du woltest nit dc ez anders
were B , dîn ] dir d . Sib sicher ] luter Bay 4f. und ein n . fehlt BazSjab (Hom .)
4 vnnd ist eyn BT 5 alliu ' ] a . die B , unda bis vegeviures fehlt B , ( Hom .) und
alliu pîne fehlt Sjo alliu p . fehlt PfB ,Ba,Sla alliu ? ] die BT 6 alliu bis werlt ]
der welte pin Sib alliu pîne fehlt PfB , dar an hienge Sio hiengen
St Sa hingent Sja er ) er gern Sib i emer bis 7 helle fehlt Sub 6 iemer fehlt Sia
7 wölte ' ] woltin Sa sú wolten Sja sîne ) ir Sia und bis 11,1 wölte. fehlt Sia
7 wölte ? ] woltist B , woltin Sa 8 vnser lieben frauwen BT und bis heiligen fehlt Bag
(Hom .) 8f. aller h . u . fehlt Sjab (Hom .) 9 wölte ] w . also Sib woltin Sa und
bitterkeit ] in luterkait St Sa fehlt Bazs10 iemsB u nda bis 10 gekêren ; fehlt Sid
10 niht davon B , niht1 fehlt B2St Sa Bag er ? ] si PfB, B , BazSın sein sel BT
mochtē B einen ] kainen (k . v . and . Hd.) St, nihta ] ainen (getilgt) St, fehlt Sa
daz bis 11,1 wölte. ) dc es anders were Bag 10 er ? ] si PfiB ,BTS , si von and . Hd. nach
getr. B

in dem pater noster und sprichet: 'dîn wille der werde!' Mêr : ez wære bezzer : ,werde wille dîn !“ ;
daz mîn wille sîn wille werde, daz ich er werde : daz meinet daz pater noster. ; Tauler S. 179, 31ff.:
Der Gotte dienet in Gotz willen , dem solGot antwurten nach des menschen willen. Der aber Gotte
dienet in sinem willen und nach sinem eigenen willen , dem ensolGotnút antwurten nach des menschen
willen , sunder nach Gotz willen .; Augustinus Confess. X c. 26 n . 37 ( ed . Skutella S . 237): optimus
minister tuus est, qui non magis intuetur hoc a te audire quod ipse voluerit, sed potius hoc velle
quod a te audierit .; Thomas S . theol. II II q. 83 a . 5 obi. 2 : Non autem ad hoc tendere debemus ut
deus velit quod nos volumus, sed magis ut nos velimus quod deus vult . . . (Karrer M .E . S . 249
Anm . 447 zu S . 141 = vorliegende Predigtstelle ). -- Zu S . 9 ,5 wirt, und 9,6 wirt,1 ist neben wirt, wie
der Var.- App . zeigt, auch ist überliefert , wenn auch nicht durchgängig in denselben H88 . an beiden
Stellen . Sa überliefert zu wirt, 2 . 6 ist oder wirt. S . 10 , 3 dagegen haben alle überlieferten Texte über
einstimmend wirt, was mit ziemlicher Sicherheit ursprünglich sein dürfte , wiewohl ist nicht unmöglich
scheint.
1 Vgl. oben S . 7 ,8ff. und S . 8 Anm . 1 sowie Pf. $ . 147,7ff.: Also ist dem , dem gotes wille
behaget: allez daz, daz im got gît, ez sî siechtage oder armuot oder swaz ez ist , daz hât er lieber
dan iht anderz, wan ez got wil. Dar umbe smaket ez im baz dan iht anders ( sieh Quint S . 440
zu 147, 9) .
Sieh oben S. 8,9 und dort Anm . 3.
Moyses orabat dominum

wöltel. Swenne der wille alsô vereinet wirt , daz ez ? wirt ein einic ein , sô gebirt der
vater von himelrîche sînen eingebornen sun in sich in mich. War umbe in sich in mich ?3
> Dâ bin ich ein mit im , er enmac mich ûzgesliezen niht, und in dem werke dâ enpfæhet
der heilige geist sîn wesen und sîn werden von mir als von gote. War umbe ? Dâ bin
ich in gote. Ennimet er ez von mir niht, sô ennimet er ez ouch von gote niht; er enmac 5
30 mich ûzgesliezen niht, in keiner wîse niht. Alsus genzlîche was Moyses wille gotes wille
worden , daz im gotes êre lieber was an dem volke dan sîn eigen sælicheit .

I wolten B , Swenne ] vnd wenn (w . nvn Sib ) Slab wille ] wille des menschen
mit got Sja
tdeyngSaanibnderse BSja
alsó fehlt St Sa
gmiitt Beot siSc1h0 underdderPay]fSdenn
ez ] er St Sasja
TS*A mich.Iam)
23dvon
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n80dBeur cefitchvefehlt
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s cehnpfengSjastPfB , B2St
einiges
einbornen
gebirt ]
git B , a Sub
l
mich . ) mich / ist mein owillll alsosoitgeschickt BT
h e tSad
d ?np]fasich
ehet ) inensich
vnd St SaBT 3 eins BTS er ) vnd er Sja nit außgeschl. BTSja nit ussl. Bag
und bis 6 niht. fehlt Sja (Hom .) 3 dâ ] so B , fehlt BazS10 enphæhet ) inphenget vnd
enpfaucht St, emphauhet vnnd empfaucht Sa empfenget vnd empfacht BT enpfenget vnd enpfahet
SID 4 sîn wesen ) sîn wesen unde sîn werk Pf sin werch vnd sin wesen B , und
bis 16,4 got'. fehlt Bag 4 sîn werden ) sin werk B , sîn fehlt BT von bis
gote . ) von got vnd von mir St Sa War umbe ? fehlt Sub 4f. Dâ b . i. ] wann ich
bin SiO 4 Dâ v . and . Ad . auf d. Rand nachgetr. B , 5 Ennimet bis 12,7 êre. fehlt Sib 5 nit
von mir
B o uch hinter niht; B2 fehlt St SaBT 6 mich bis niht. ] mich in kein
weise auſgeschliessen BT
BT vnd also Sie
anzin was lieber Stille fehlé sna 548 w.g. B, Alsus m
in bis niht.] enkein wis . B ,
wille ? ] willen Sti w ille ? fehlt Sja
Alsus w . g. B , Alsus ] Also Sa Als
7 worden , ] werden St Sa fehlt B .
im aus in korr. St, in Sa was lieber St Sa lieber ] vil 1. Sia an dem volck
lieber was BT an ) in B , sîn ] vmb 8. B St Sa eigen ) ewige Sja

i zu S . 10 ,5ff. vgl. DW1 S . 246, 18 – 247, 1 und dort S . 247 Anm . 1 unten ; vgl. auch DW 1
S. 200, 14ff.: Der mensche, der nû alsô stât in dem willen gotes, der enwil niht anders, dan daz got
ist und daz gotes wille ist. Wære er siech , er enwölte niht gesunt sîn . Alliu pîne ist im ein vroude,
alliu manicvalticheit ist im ein blözheit und ein einicheit , stât er rehte in dem willen gotes. Jâ , hienge
hellischiu pîne dar an, ez wäre im ein vröude und ein sælicheit. und dort 8 . 201 Anm . 1; unten
S. 27 ,11ff. – S . 10 , 5 fehlt und — vegeviures entgegen meiner Angabe Quint S . 181 zu 55,15 in B : —
S . 10 , 10 bietet Pfeiffer mit B , B , Ba Sıb für erlund mit B , B ,BTSıfürera das Femininum si, während er
S . 10,6 mit der ganzen hsl. Überlieferung im gleichen Satz und fürdasselbe Subjekt er setzt. Das Schwan
ken zwischen er und si ist jedenfalls unursprünglich und sinnlos. Die Unsicherheit der Schreiber in
bezug auf dasGeschlecht dürfte sich wohl daraus erklären , daß Eckhart im voraufgehenden Text S . 9,6ff.
als Subjekt das den Hörer anredende dû setzt und dann unvermittelt s. 10,6 das Pronomen der dritten
Person verwendet. Das feminine si der angegebenen H88. S . 10, 10 versteht sich wohl daraus, daß der
(die ) Schreiber ( in ) aus der Vorstellung eines Nonnenauditoriums schrieb.
2 Statt dieses ez haben St,Sasia er , was sie deutlich auf das voraufgehende der wille bezogen . Dieses
der wille aber ist gewissermaßen dualistisch zu verstehen als der mit dem göttlichen Willen 80 geeinte
Wille des Menschen , daß sich aus der Vereinigung ein einziges Eins ergibt: daz ez wirt ein einic ein .
Sie bietet denn auch die Variante wille des menschen mit got, und ich habe in meiner Übersetzung
S. 336 ,35 (sieh Anm . S. 504) in Klammern „ mit Gottes Willen " ergänzt, wie schon Schulze -Mai .
zier ( S . 261) „mit Gott“ hinzugefügt hatte. Im Originaltext habe ich die Ergänzung des menschen
mit got, die nur in Sja steht, nicht vorgenommen ; sie muß aber in Gedanken vollzogen werden .
3 In Z . 2 hat Pfeiffer wie St SaBT sich und in mich , während er hinter sich ? das und wegließ , das
St SaBT auch hier bieten . Ich habe in Quint S . 181 zu 55,23f. die Korrektur bereits vorgenommen und
die Stelle interpretiert: „ Wenn der menschliche Wille dem göttlichen vereint ist, gebiert Gott seinen Sohn
in mich , ( indem er ihn ) in sich (gebiert )“ . Ich fügte hinzu , daß Lasson ( Zfd Ph 9 s . 18) auch hinter
sich fälschlich mit St,BT und ergänzen wollte und daß Pf. ebenso fälschlich hinter sich ein Komma
11
Predigt 25
siech, sô wöltest dû niht wider gotes willen gesunt sîn, aber dû wöltest, daz gotes wille 55,10
wære, daz dû gesunt wærest. Und swenne ez dir übel gât, sô wöltest dû, daz ez gotes
wille wäre, daz ez dir wol gienge. Aber sô gotes wille dîn wille wirt, bist dû siech — in
gotes namen ! Stirbet dîn vriunt – in gotes namen !1 Ez ist ein sicher wârheit und ein
5 nôtwârheit2: und wäre, daz alliu pîne der helle und alliu pîne des vegeviures und 15
alliu pîne der werlt hienge dar ane, daz wölte er êwiclîche lîden iemer in der pîne der
helle mit gotes willen und wölte daz iemer haben vür sîne êwige sælicheit und wölte
in gotes willen lâzen unser vrouwen sælicheit und alle ir volkomenheit und aller heiligen
und wölte in ewiger pîne und bitterkeit iemermê sîn und enmöhte sich einen ougenblik 20
10 dâ von niht gekêren ; jâ , er enmöhte einen gedank niht geleisten , daz er iht anders

1 dûr fehlt B , wider g . w . hinter dûl St,Sa hinter sîn BTS ,ab gesunt ] gesunt
noch rich Sja aber bis 3 gienge. fehlt Sja (Hom .) l aber bis 2 wærest . fehlt Sid
1 dc es g . Bag 2 dû , fehlt St e zº ] das en ( ?) getilgt St, fehlt BT 3 Aber
80 ] ist aber dz Sia du denn 8. Sjab 4 Stirbet bis namen ! ] Du woltest nit dc ez anders
were B , dîn ) dir d . So sicher ] luter Bag 4f. und ein n. fehlt BazSjab (Hom .)
4 vnnd ist eyn BT 5 alliu ' ] a . die
B u nd ? bis vegeviures fehlt B (Hom .) und
alliu pîne fehlt Sib alliu p .2 fehlt PfB , Ba, Sla alliu ? ] die BT 6 alliu bis werlt ]
der welte pin Syd alliu pîne fehlt PfB , dar an hienge Sio hiengen
St Sa hingent Sja er ] er gern Sib i emer bis 7 helle fehlt Sio 6 iemer fehlt Sia
7 wölte ' ] woltin Sa sú wolten Sja sîne ) ir Sja und bis 11,1 wölte . fehlt Sja
7 wölte ? ] woltist B , woltin Sa 8 vnser lieben frauwen BT und1 bis heiligen fehlt Bag
(Hom .) 8f. aller h . u . fehlt Sjab (Hom .) 9 wölte ] w . also Sio woltin Sa und
bitterkeit ] in luterkait St Sa fehlt BazS10 B
iems u nda bis 10 gekêren ; fehlt Sıb
10 niht davon B niht1 fehlt B2St Sa Bag erl] si PfB, B,Bagið sein sel BT
mochtē Bi einen ] kainen ( k . v. and . Hd.) St, nihta ] ainen (getilgt) St, fehlt Sa
daz bis 11, 1 wölte. ] dc es anders were Bag 10 erº ] si PfiB ,BTS, si von and. Hd. nach
getr . B

in dem pater noster und sprichet: ' dîn wille der werde ! Mêr: ez wære bezzer : ,werde wille dîn !“;
daz min wille sîn wille werde, daz ich er werde : daz meinet daz pater noster . ; Tauler S . 179,31ff.:
Der Gotte dienet in Gotz willen , dem solGot antwurten nach des menschen willen . Der aber Gotte
dienet in sinem willen und nach sinem eigenen willen , dem ensolGot nút antwúrten nach des menschen
willen , sunder nach Gotz willen .; Augustinus Confess . X c. 26 n . 37 ( ed . Skutella S . 237): optimus
minister tuus est, qui non magis intuetur hoc a te audire quod ipse voluerit , sed potius hoc velle
quod a te audierit .; Thomas S . theol. II II q . 83 a . 5 obi. 2 : Non autem ad hoc tendere debemus ut
deus velit quod nos volumus, sed magis ut nos velimus quod deus vult . . . (Karrer M .E . S . 249
Anm . 447 zu S. 141 = vorliegende Predigtstelle ). — Zu S . 9,5 wirt , und 9 ,6 wirt, ist neben wirt , wie
der Var.- App. zeigt, auch ist überliefert, wenn auch nicht durchgängig in denselben H88 . an beiden
Stellen . Sa überliefert zu wirt , Z . 6 ist oder wirt. S . 10, 3 dagegen haben alle überlieferten Texte über
einstimmend wirt, was mit ziemlicher Sicherheit ursprünglich sein dürfte, wiewohl ist nicht unmöglich
scheint.
1 Vgl. oben S. 7,8ff. und S . 8 Anm . 1 sowie Pf. S. 147,7ff.: Also ist dem , dem gotes wille
behaget: allez daz, daz im got gît , ez sî siechtage oder armuot oder swaz ez ist, daz hât er lieber
dan iht anderz, wan ez got wil. Dar umbe smaket ez im baz dan iht anders (sieh Quint S. 440
zu 147, 9).
Sieh oben S . 8 , 9 und dort Anm . 3.
10
Moyses orabat dominum
wöltel. Swenne der wille alsô vereinet wirt, daz ez ? wirt ein einic ein , sô gebirt der
vater von himelrîche sînen eingebornen sun in sich in mich . War umbe in sich in mich ? 3
25 Dâ bin ich ein mit im , er enmac mich ûzgesliezen niht, und in dem werke dâ enpfæhet
der heilige geist sîn wesen und sîn werden von mir als von gote. War umbe ? Dâ bin
ich in gote. Ennimet er ez von mir niht, sô ennimet er ez ouch von gote niht; er enmac 5
30 mich ûzgesliezen niht, in keiner wîse niht. Alsus genzlîche was Moyses wille gotes wille
worden , daz im gotes êre lieber was an dem volke dan sîn eigen sælicheit .
I wolten B , Swenne ] vnd wenn ( w . nvn Sıb ) Slab wille ] wille des menschen
mit got Sja alsó fehlt St Sa ez ] er St Sasja ein1, 2 fehlt Sa einiges Sja gebirt ]
git B , der ] denn der Sja 2 von himelrîche fehlt Sib e inbornen PfB , B2St Sab
sich ? ] sich und PfSt SaBT mich . ) mich / ist mein will also geschickt BT sich ? ] sich
vnd St SaBT 3 eins BTSA er ] vnd er Sja nit außgeschl. BTS a nit ussl. Ba ,
und bis 6 niht. fehlt Sja (Hom .) 3 dâ ] so B , fehlt BazS10 enphæhet ) inphenget vnd
enpfaucht St, emphauhet vnnd empfaucht Sa empfenget vnd empfacht BT enpfenget vnd enpfahet
S ,
4 sîn wesen ) sîn wesen unde sîn werk Pf sin werch vnd sin wesen B , und
bis 16 ,4 got'. fehlt Bag 4 sîn werden ] sin werk B , sîn fehlt BT von ? bis
gote. ) von got vnd von mir St Sa War umbe ? fehlt Sjo 4f. Då b . i. ] wann ich
bin SO 4 Dân v. and. Hd. auf d . Rand nachgetr . B , 5 Ennimet bis 12,7 êre. fehlt Sib 5 nit
von mir
B o uch hinter niht ; B , fehlt St SaBT 6 mich bis niht. ] mich in kein
weise außgeschliessen BT in bis niht. ] enkein wis. B , Alsus w . g . B , Alsus ] Also Sa Als
BT vnd also sia willel ] willen Sta w ille fehlt Sia 7 worden , ] werden St,Sa fehlt B ,
im aus in korr . St, in Sa was lieber St, sa lieber ] vil l. Sia an dem volck
lieber was BT an ] in B , sîn ] vmb s. BzSt Sa eigen ] ewige Sja

1 Zu S . 10 ,5ff. vgl. DW 1 S . 246,18 – 247, 1 und dort S . 247 Anm . 1 unten ; vgl. auch DW 1
S . 200, 14 ff .: Der mensche, der nû alsô stât in dem willen gotes, der enwil niht anders, dan daz got
ist und daz gotes wille ist . Wære er siech , er enwölte niht gesunt sîn . Alliu pîne ist im ein vroude,
alliu manicvalticheit ist im ein blôzheit und ein einicheit, stât er rehte in dem willen gotes. Já , hienge
hellischiu pine dar an , ez wäre im ein vröude und ein sælicheit. und dort S . 201 Anm . 1; unten
S . 27, 11ff. – S . 10 , 5 fehlt und — vegeviures entgegen meiner Angabe Quint S . 181zu 55,15 in B1: —
S . 10,10 bietet Pfeiffermit B , B , BazS10 für erl und mit B , B , BTS bfür era das Femininum si,während er
S. 10 ,6 mit der ganzen hål. Überlieferung im gleichen Satz und für dasselbe Subjekt er setzt . Das Schwan
ken zwischen er und si ist jedenfalls unursprünglich und sinnlos. Die Unsicherheit der Schreiber in
bezug auf das Geschlecht dürfte sich wohl daraus erklären , daß Eckhart im voraufgehenden Text S . 9 ,6ff.
als Subjekt das den Hörer anredende dû setzt und dann unvermittelt S. 10 ,6 das Pronomen der dritten
Person verwendet. Das feminine si der angegebenen H88. S . 10 , 10 versteht sich wohl daraus, daß der
(die ) Schreiber( in ) aus der Vorstellung eines Nonnenauditoriums schrieb .
2 Statt dieses ez haben St Sasia er, was sie deutlich auf das voraufgehende der wille bezogen . Dieses
der wille aber ist gewissermaßen dualistisch zu verstehen als der mit dem göttlichen Willen 80 geeinte
emmern
Wille des Menschen , daß sich aus der Vereinigung ein einziges Eins ergibt: daz ez wirt ein einic ein .
e f ü g
Sja bietet denn auch die Variante wille des menschen mit got, und ich habe in meiner Übersetzung
n z u g
tehi) in Klammern „mit Gottes Willen “ ergänzt, wie schon Schulze-Mai
$ . 336 , 35 (sieh Anm .SieS .s504
zier ( S . 261) „ mit Gott“ hinzugefügt hatte. Im Originaltext habe ich die Ergänzung des menschen
mit got, die nur inP Sja steht, nicht vorgenommen ; sie muß aber in Gedanken vollzogen werden .
feifferwie
hatPfeiffer
3 In Z . 22hat hStabSaBT
ich habe Qsich
uineundWilline mich
ee inin Quint dem , während er hinter sich ? das und wegließ , das
St, SaBT auch hier bieten . Ich m n s c h
. Ich der lic ichWillegtedem Sf.ü 181 hizuns 55,Pgöttlichen
f.e23f. dievereint
Korrektur bereits vorgenommen und
die Stelle interpretiert: „ Wenn der emenschliche ist, gebiert Gott seinen Sohn
in mich , ( indem er ihn ) in sich (gebiert )“ . Ich fügte hinzu , daß Lasson (Zfd Ph 9 S . 18) auch hinter
sich ? fälschlich mit St,BT und ergänzen wollte und daß Pf. ebenso fälschlich hinter sich ein Komma
11
Predigt 25

'Got gelobete Moysese'i, und er enahtete sîn niht; jâ , und hæte er im gelobet alle
sîne gotheit, er enhæte ez ? im gestatet niht. 'Und Moyses bat got und sprach : herre,
tilge mich ab dem 3 lebenden buoche !' Die meister4 vrâgent: minnete Moyses daz 55,35
volk mê dan sich selben ? und sprechent: nein !wan in dem , dô Moyses gotes êre suochte
5 an dem volke, dô wiste er wol, daz er gote næher was, dan ob er gotes êre hæte ge
lâzen 5 an dem volke und gesuochet hæte sîne eigene sælicheit . Alsus muoz ein guot
mensche sîn, daz er in allen sînen werken des sînen niht ensuoche, aleine gotes êre. 40

Alle die wîle sô dû mit dînen werken ûf dich selber iht mê gekêret bist oder ûf einen

1 ; 2f. Sieh oben S . 6 ,6 ff.

1 'Got bis 6 sælicheit . fehlt Sja (Hom .) l gelobete Moysese', ] gelopt vnd verhieß
im grosses BT lobte St Sa lobtB a htet B ,BT unda fehlt
B h at B , B ,
2 hatte B , nit gest. BT 3 lebenden b .!' ] bůch der lebendigen Sa vrâgent: ) frăgten St,
sprauchen vnnd fraugten Sa 3 f. ob M . d . v .mer liebhette denn BT 3 mint B , Minnet B ,
4 sprachent BT,Sa sprichet B , dô ] dc B , sýcht B2St,BT sůchet Sa
5f. het gelassen gottes ere B2St SaBT 5 hatte B , 6 hæte fehlt St Sa eigene ] ewig B ,
Alsus ] vnd also sia 7 werken bis 8 Alle ] w . nit anders sůche denn gottes ere allein
wann alle Sia 7 ensüchte Sastı aleine ] denn a. BT 8 Alle ] Aber a . Sid
sô ] dz Sia fehlt BTS D i ht me uff d . 8. gek . Sja me icht BT bekeret B , gekerest
(8 getilgt Sty) St Sa 8f. me uff einen denn Sja

setzte. - Zum Thema der Sohnsgeburt in der Seele vgl. insbesondere DW 1 S . 109,7ff.: Der vater
gebirt sînen sun âne underlâz, und ich spriche mêr : er gebirt mich sînen sun und den selben sun .
Ich spriche mêr : er gebirt mich niht aleine sînen sun , mêr: er gebirt mich sich und sich mich und
mich sîn wesen und sîn natûre. In dem innersten quelle dâ quille ich ûz in dem heiligen geiste, dâ
ist ein leben und ein wesen und ein werk . Allez , waz got würket, daz ist ein ; dar umbe gebirt er
mich sînen sun âne allen underscheit. Vgl. auch die dort s. 110 Anm . 1 aufgeführten Parallelen ;
ferner DW 1 s. 72,8ff. und dort Anm . 3 ; 32,6ff . und dort Anm . 2; 218,1ff. und dort Anm . 1;
382,8ff .; unten S . 96 ,7ff. und dort Anm . 2; Quint Übersetzung S. 504f. Anm . zu S. 336 , 36ff .
1 Z . 1 wiederholt ein Stück des eingangs zitierten Schriftzitats, vgl. oben S . 6 ,6f., wobei deutlich
wird, daß gelobete auch hier den Sinn von „ versprach “ oder „ verhieß “ hat und Moysese Dativ ist .
2 Dieses ez bezieht sich auf das Zürnen Gottes.
3 Lasson (Zfd Ph 9 s . 18 ) konjizierte dem > der , wie mir scheint, unnötigerweise; sieh oben
S. 7 Anm . 1 .
4 Vgl. Thomas S . theol. II II q . 26 a . 4 : (Utrum homo ex caritate magis debeat diligere
seipsum quam proximum ) und 5 : (Utrum homo magis debeat diligere proximum quam corpus pro
prium ) sowie Sent. III d . 29 a . 5 : Videtur quod homo ex caritate non debeat seipsum magis quam
proximum diligere. Thomas nimmt a .a .O . nirgends Bezug auf die Exodus-Stelle. Eckhart behandelt
Exod . 32,31f. In Exod . n . 270, LW 2 S . 217,4ff.: dimitte eis hanc noxam aut dele me de libro tuo
nur ganz kurz mit dem bloßen Hinweis: Istud potest exponi secundum illud : 'optabam anathema
esse a Christo pro fratribus meis', Rom . 9, ubi super hoc notavi. Vgl. unten S . 102,4 ff.: Hâst dû
einen menschen lieber dan den andern , dem ist unreht ; und hast dû dînen vater und dîne muoter
und dich selben lieber dan einen andern menschen , im ist unreht; und hâst dû die sælicheit lieber
in dir dan in einem andern , im ist unreht. ,Got segene ! Waz saget ir ? Sol ich die sælicheit niht in
mir lieber haben dan in einem andern ? Ez ist vil gelêrter liute, die diz niht enbegrîfent, und
dünket sie gar swære. Aber ez enist niht swære, ez ist gar lîhte.
5 gelâzen = „ preisgegeben “ .
12
Moyses orabat dominum
menschen mê dan ûf den andern , sô enist dannoch gotes wille niht rehte dîn wille
worden ?
Unser herre sprichet in dem ewangelio : 'mîn lêre enist niht mîn lêre, mêr des ,
56,5 der mich gesant hat'. Alsô sol ein guot mensche stân : ,mîn werk enist niht mîn werk ,
mîn leben enist niht mîn leben '? Und ist, daz ich alsô stân : alliu diu volkomenheit und 5
alliu diu sælicheit , die sant Pêter hât, und daz sant Paulus sîn houbet dar strahte ,
und alliu diu sælicheit, die sie dâ von hânt besezzen , diu smacket mir als wol als in ,
10 und ich wil es êwiclîche niezen , als ob ich ez selbe gewürket hæte. Mêr : alliu diu werk ,
diu alle heiligen und alle engel ie geworhten und dennoch Marîâ , gotes muoter, ie ge
worhte, dâ von wil ich ewige vröude enpfâhen , als ob ich ez selbe geworht hæte 3. 10
Ich spriche : menscheit und mensche ist unglîch . Menscheit in ir selber ist als edel:
15 daz oberste an der menscheit hât glîcheit mit den engeln und sippeschaft mit der got
heit . Diu groeste einunge, die Kristus besezzen hât mit dem vater, diu ist mir mügelich

3f. Ioh. 7, 16

1 mê] vt me Sib den ] einen B dannoch ) denn St Sa dîn ) in dime


B , in dir St,Sa in im sin B , S18 wille2 fehlt Sa (Zeilenw .) 3 Unser h . spr. ] xps spr. Sla
als xps sprach S10 sprach B . in d. êw . fehlt Sjab êw . ] hailigen ew . Sa sunder BT
des, ] dc Bi 4 vnd also Sja 8. öch ein Sja stân : ) sprechen Sja werk , fehlt Sasia
5 mîn ? ] vnnd m . BT niht ] och n . Sja leben '. fehlt Sasia Und bis 6 strahte, fehlt
Sib (Hom .) 5 Und ] min leben Sa und bis 6 sælicheit , fehlt Sja 6 und
bis 8 niezen , ] vnd alle heiligen die selikeit wil ich mit in niessen ewiklichen Sja 6 daz
fehlt St Sa 7 und bis 10 hæte . ) vnd also wúrt mir alle die selikeit die alle heiligen ver
dienet hant also wol smaken als inen vnd ewige frød da von enpfohen als sů als ob ich sú selb ge
wúrket hette Sio 7 sie auf d . Rand nachgetr . B2 von fehlt B besessen hant B ,
smekent B . St Sa schmackte BT 8 ich fehlt BT 9 alle1 über d . Zeile nachgetr. Sa
alle die e . Sa unda bis 9 f. geworhte , fehlt St Sa (Hom .) 10 ewig BTSa ez ]
sie PfB 11 vnd ich sprach B , und bis Menscheit fehlt St,sa (Hom .) 12 daz ] das dz
BT hật glîcheit] das gelichet sa siphafft Sa 13 einunge,) vnd (getilgt St,)
ainunge St Sa

i zu S . 12 ,6 ff. vgl. etwa DW 1 S . 9, 3 ff.: Got ensuochet des sînen niht; in allen sînen werken
ist er ledic und vrî und würket sie ûz rehter minne. Alsô tuot ouch dirre mensche, der mit gote ver
einet ist ; der stât ouch ledic und vrî in allen sînen werken und würket sie aleine gote ze êren und
ensuochet des sînen niht, . . . alle die wîle der mensche ihtes iht suochet in allen sînen werken von
allem dem , daz got gegeben mac oder geben wil, sô ist er disen koufliuten glîch .; vgl. auch die dort
Anm . 1 aufgeführten Parallelen sowie S . 100, 1 ff. und dort Anm . 2 ; LW 4 S . 103 Anm . 4 .
2 Übersetzung: „ Ebenso soll es ein guter Mensch halten (dastehen und sagen ): Mein Werk ist
nicht mein Werk , mein Leben ist nicht mein Leben ““ . Zum Schriftzitat vgl. oben S. 6 Anm . 1 .
3 Zu 2 . 5ff . vgl. DW 1 S. 71,7ff. und die S . 72 Anm . 1 aufgeführten Parallelen . — Zu Z . 5ff.
vgl. etwa noch unten S . 104 ,5ff.: Wan , hâst dû die sælicheit in sant Pêter und in sant Paulô als liep
als in dir selben , dû besitzest die selben sælicheit, die ouch sie hänt. Und hast dû die sælicheit
in den engeln als liep als in dir und hast dû die sælicheit in unser vrouwen als liep als in dir , dû
gebrûchest der selben sælicheit als si selbe eigenlîche : si ist dîn als eigen als ir . ; Pf. S. 39,27 ff.; unten
s. 45, 10ff.
Predigt 25
ze gewinnenne, ob ich künde abegelegen , daz dâ ist von disem oder von dem , und
künde mich genemen menscheitl. Allez daz denne got ie gegap sînem eingebornen sune,
daz hât er mir gegeben als volkomenlîche als im und niht minner, und hât mirs mê 56,20
gegeben : er gap mê mîner menscheit an Kristô dan im , wan er engap im niht ; er hât
5 mirz gegeben und niht im , wan er engap imzniht, er hâte ez êwiclîche in dem vater .

1 dâ fehlt B disen St, Sa disē B , B , oder ) unde PfB dem , ] den Sa


dē B , B 2 sinen St e inbornen PfB , B2St, sun St 3 unda fehlt B , mê ] nie Sa
4 mê ] e B ,BT es Sa fehlt Sti a n Ime cristo sa im , ] me Sa wan fehlt St Sa
im ? ] in B2 er3 bis 5 niht, fehlt PfB , B , (Hom .) 5 imz ) im BT hat B4B2St,
haut Sa hatt BT

i Zu . 13,11ff. vgl. insbesondere DW 5 S . 430,8ff. (VA ) : Und wizze: dô Kristus men


sche wart, dô ennam er niht an sich einen menschen , er nam an sich menschliche natûre.
Dâ von sô ganc ûz aller dinge, sô blibet aleine, daz Kristus an sich nam , und alsô hâst dû Kristum
an dich geleget.; vgl. auch die dort S . 458 Anm . 103 aufgeführten Parallelen : DW 1 S . 420, 3 — 11;
77,5ff.; 86 ,8f. und dort Anm . 2 ; 87,9ff.; Pf. S . 158,1 ff.; 250, 16 ff.; 223,8ff.; 617 ,20ff.; 622, 10 f.;
675 ,36ff.; unten S . 18,2ff.; LW 4 S . 57 Anm . 1; 184, 16 und Anm . 4 ; 437,8ff.; RS. II art.
27 ( Théry S . 233) Proc. Col. II n . 68; § II 4 art. ĭ ( Théry S . 179f.) Proc. Col. I n . 61. –
Zu S. 13,13ff. vgl. insbesondere Pf. S. 158, 1 ff.: Daz êwige wort nam niht an sich disen noch den
menschen , sunder ez nam an sich ein frîe ungeteilte menschliche nâtûre, diu dâ blóz was sunder
bilde, wan diu einvaldige forme der menscheit ist sunder bilde, und dar umbe wan in der einunge
die menschliche nâtûre von dem êwigen worte sunder bilde angenomen wart, sô wart daz bilde des
vater, daz der êwige sun ist, bilde der menschlîchen nâtûre. Wan also war daz ist, daz got mensche
worden ist, also wâr ist der mensche got worden . Und also ist diu menschliche nâtûre überbildet
in dem , daz si worden ist daz götliche bilde , daz då bilde ist des vater . Und also , sult ir ein sun sîn ,
sô müezet ir abe scheiden und abe legen allez daz, daz underscheit an iu machende ist. Wan der
mensche ist ein zuoval der nâtûre, unt dar umbe gêt abe allez des, daz zuoval an iu ist, unde nemet
iuch nach der frien ungeteilten menschlîchen nâtûre. Und wan denne diu selbe nâtûre, nâch der
ir iuch nemende sît, sun des êwigen vater worden ist von annemunge des êwigen wortes, also werdet
ir sun des êwigen vater mit Kristô von dem , daz ir iuch nach der selben nâtûre nemende sît , diu
då got worden ist. Dar umbe hüetet iuch , daz ir iuch iht nemet nâch dem , daz ir dirre noch der iht sît ,
sunder nement iuch nach der frien ungeteilten menschlîchen nâtûre. Dar umbe welt ir ein sun sîn ,
sô scheidet iuch von allem niht, wan niht machet underscheit. Wie ? Daz merket ! Daz dû niht bist
der mensche, daz niht machet underscheit zwischen dir unt dem menschen . Und also, welt ir sîn âne
underscheit, sô scheidet iuch von niht ( sieh Quint 9 .467 zu 158, 2,28., 9 [2x ],10, 13[2x ), 14 , 16 , 18 ,20,21,
21f.,22 (falsch !),24) ., vgl. auch DW 1 S . 420,1ff.und dort Anm . 1 .; In Ioh. n . 289, LW 3 S . 241,7f.: Primo
quidem quod natura est nobis omnibus aequaliter communis cum Christo univoce (sieh dort Anm . 2) .
Zu Z . 2ff. vgl. insbesondere DW 1 s. 77,10ff.: Er spricht ouch, daz der vatter an allem
dem , daz er sinem sun Jesum Cħrm ye gegab in menschlicher natur, so hat er mich eo angesehen
und mich mer liebgehebt dann in und gab mir es ee dann im : als wie ? Er gab im durch mich , wann
es waz mir not. dorum , was er im gab , do meinet er mich mit und gab mirs als wol als im ; ich nim
nút usz weder eynung noch heilikeit der gottheit noch nutzend nit. alles daz er im in menschlicher
natur ye gegab , daz enist mir nit frömbder noch verrer dann im . Diese ganze Textstelle aus Pr. 5 a
ist,wie a . a . 0 . S . 77 Anm . 3 angegeben , inkriminiert in RS. II 4 art. 7 ( Théry S . 179f.) Proc. Col. I
n .61: A ) . . . Ex quo humana natura communis est, etiam eque propria omnibus ; tunc pater deditmichi
in humana natura omne illud quod unquam dedit filio suo. Hic nichil excipitur. Quidquid est hoc ,
est michi proprio , sicut sibi. B ) Plus dico : quidquid ei pater dedit in humana natura, in hoc prius
respexit me, et plus intendebat de me quam de homine Christo, et plus dedit michi quam sibi.
14
Moyses orabat dominum
Und slahe ich dich, sô slahe ich ze dem ersten einen Burchart oder einen Heinrich und
slahe dar nâch den menschen ?. Und des entete got niht; er nam ze dem êrsten die

1 ich ' ] in Sta d ich, ] dich oder dich B ,St ze d . é. ] zemiten St, oder einen
H . ] oder einen bertholt B , fehlt
B l f. und slahe fehlt BT 2 des ] das BT entete
fehlt B , er nam ] en nam (auf d . Rand v . and . Hd, er nam ) B2

Certe quia dedit ei propter me, quia ipse non indiguit, sed ego indigui. Propter hoc quidquid pater
dedit filio , in hoc intendebat me, et dedit michi ita bene sicut sibi. Hic nichil excipio , nec unionem
cum divinitate nec sanctitatem nec aliquid aliud. Quidquid ei dedit in natura humana , non est
magis alienum a me quam ab eo. ; RS. II art. 24 ( Théry S. 226f.) Proc. Col . II n . 55: Vigesimus
quartus articulus, in sermone In hoc apparuit caritas dei, quoniam filium suum unigenitum misit in
mundum , sic dicitur : ex quo filius dei humanam naturam assumpsit, tunc ipse fecit michi omne illud
proprium quod ipse in se habet, quia humana natura est omnibus hominibus communis et equaliter
propria et equaliter cognata . Et infra : ipse dedit michi omne illud quod ( Théry : quo) filio suo
unquam dedit , nichil excipio .; RS. II art. 25 ( Théry S . 228 ) Proc. Col. II n . 56 : Vigesimus quintus arti
culus sic habet: ego dico quod pater in omni eo quod unigenito unquam dedit in humana natura,
me prius respexit quam illum hominem , et de me plus intendebat, et dedit michi prius quam sibi,
ipse dedit sibi propter me. Et infra : omne quod sibi dedit in humana natura , hoc non est a memagis
alienum vel extraneum , nec magis remotum seu distans quam ab eo. ; „ Gutachten “ art. 21
(Pelster S. 1119): Item predicavit : quicquid Deus dedit filio suo unigenito in humana natura ,
hoc totum dedit michi, hic nichil excipio nec unionem nec sanctitatem , sed totum dedit michi sicut
sibi.; ebenso Bulle art. 11 ( Arch . II S. 638) ; Théry ( S . 180 und 227) hat zu den angeführten latei
nischen Texten auf die obige Textstelle der vorliegenden Predigt verwiesen , nachdem er in der Pr. 56
keine genauere Entsprechung zu den lateinischen Texten gefunden hatte (vgl. auch Skutella ZdA 68
S. 70 ). Aus dem Vergleich der oben mitgeteilten Textstelle in Pr. 5a mit den lateinischen Exzerpten
der RS., des „ Gutachtens“ und der Bulle wird aber deutlich , daß die inkriminierten Sätze aus der
Pr. 5a entnommen wurden und nicht aus der vorliegenden Predigt, wenngleich Schulze- Maizier
( S . 431) mit Bezug auf unsere vorliegende Predigt schreibt: „ Für Eckhart gesichert, da Pf. 56,18ff. dem
11. Satz der Verdammungsbulle entspricht.“ Vgl. auch die DW 1 S. 77 Anm . 3 am Schluß aufgeführten
weiteren Parallelstellen , ferner In Ioh . n . 289, LW 3 S . 241,7f.: Primo quidem quod natura est nobis
omnibus aequaliter communis cum Christo univoco, und die dort Anm . 2 verzeichneten Parallelen . Vgl.
auch Seuse S. 356,6f. im „ Büchlein der Wahrheit“ , wo Seuse sich auf Eckhart bezieht und Daz wilde
sagen läßt: Sin rede lúhtet ( = „ autet“ ), daz alles, daz Christo si gegeben , daz si och mir gegeben .
( Vgl. Quint Testbuch S . 142 Z . 108f. und S . 146 Anm . 15 .) — In Z . 4 haben B ,BT e, Sa es statt mê,
während das voraufgehende mê ( 2 . 3 ) übereinstimmend von allen hsl. Texten außer von Sa geboten wird .
Ich halte es an beiden Stellen für ursprünglich ,wiewohl ê nichtausgeschlossen wäre, wie der Vergleich mit
DW 1 . 77,13 und die lateinische Entsprechung prius ( sieh oben ) zeigt, das im lat. T'ext der RS. aller
dings mit plus variiert. – S . 14,4 er — 5 niht, ist offenbar in B , B , ( Pf) infolge von Homöoteleuton
ausgefallen ; der Text ist allerdings auch ohne dieses Stück verständlich.
1 Gemeint ist, daß man beim Schlagen zunächst und zuerst die individuelle Person eines Burkhard
oder Heinrich und in ihm dann erst die Species der Menschheit trifft. Vgl. dazu die Ausführungen DW 1
S . 86 Anm . 2 ; Pf. S . 250,18ff. ( = S . 622,10f.) Zu den Eigennamen vgl. etwa Pf. S . 33,2f.; 163,29ff.,
wo allerdings statt Burchart der Name Kuonrât mit Heinrich gepaart ist; so auch Jundt S . 259,6 ;
260,16f.; vgl. auch Pf. S . 591,9f. Zur Verwendung solcher beispielhaften Eigennamen in den lat.
Werken vgl. etwa In Exod . n . 72, LW 2 S. 75,4 ff.; In Gen. n. 17, LW 1 S. 200,1f.; Sermo II, 2 n. 13,
LW 4 S. 14,14 ff. - In 2 . 1 bieten St, und B , dich oder dich, was Larson (M . E . S.VIII zu 56,22)
in den Text eingesetzt wissen wollte. Ich bin ihm darin nicht gefolgt, weil der Text auch ohne oder
dich durchaus verständlich ist und die Ergänzung leicht nachträglich vorgenommen worden sein kann .
15
Predigt 25
bâbest mit mîner hant erslagen, enwäre ez mit mînem willen niht beschehen, ich wölte über
alter gân und enwölte niemer deste minner messe gesprechen ?. Ich spriche : menscheit
ist an dem ermsten ? oder versmæhesten menschen als volkomen als an dem bâbeste 57, 10
oder an dem keiser, wan menscheit in ir selber ist mir lieber dan der mensche, den ich
5 an mir trages.
Daz wir alsus vereinet werden mit gote, des helfe uns diu wârheit , von der ich
gesprochen hân . Âmen 4.

1 mit ? ] von St Sa m . aignen h . St Sa 2 niemer ) núntz Sa gesprechen . ]


sprechen BT hon Sa 3 ermsten ) ersten ( getilgt, ergsten auf d . Rand ) B , versmæhesten ]
versmechten St, verschmåchtesten Sa an den verschmechsten BT 4 in ) an B , BT 6 wir ]
mir BT veraingot St Sa des ) das BT von bis 7 Âmen. fehlt B ,

und er gedæhte: herre, wäre disiu werlt mîn und hæte ich denne noch eine werlt und aber eine, daz
wären drî, daz er des begernde wære : herre, ich wil dise lâzen und mich selben alsô blóz, als ich ez
von dir enpfangen hân , dem menschen gæbe got als vil, als ob er ez allez mit sîner hant hæte enwec
gegeben. und dort S . 203 Anm . 1 ; DW 5 S . 217,7ff. ( RdU ) : In der wärheit, mit dem willen vermac
ich alliu dinc. Ich mac aller menschen arbeit tragen und alle armen spîsen und aller menschen werk
würken und swaz dû erdenken maht. Gebrichet dir niht an dem willen dan aleine an der maht, in
der warheit , vor gote hâst dû ez allez getân , und enmac dir daz nieman benemen noch dich des
geirren einen ougenblik ; wan wellen tuon , als balde ich mac, und haben getân , daz ist vor gote glîch .
Ouch , wölte ich als vil willen haben , als alliu diu werlt hât, und ist mîn begerunge dar zuo grôz und
ganz , in der warheit, sô hân ich in ; wan , daz ich wil haben , daz hân ich . Ouch , wölte ich in der
wârheit als vil minne haben , als alle menschen ie gewunnen , und got als vil loben oder swaz dû er
denken maht, daz hâst dû allez in der warheit, ob der wille ganz ist. ; ähnlich DW 1 S . 71,1ff. und
dort Anm . 1.
i Übersetzung des echt Eckhartischen hyperbolischen Satzes: „ Ich sage: Würde der Papst von
meiner Hand erschlagen , ohne daß es mit meinem Willen geschähe, 80 wollte ich (unbedenklich ) an den
Altar treten und wollte nichtsdestoweniger Messe lesen !“ Vgl. In Sap. n . 237: Hinc est illud Augu
stini I Confessionum : »nemo invitus bene facit , etiam si bonum est quod facit«. Et iterum : nemo
peccat, etiam si malum est quod facit, si nolens et invite facit.
2 In 2 . 3 möchte Lasson ( M . E . S . VIII zu 57, 9 ) mit B , ( sieh d . Var.-App.) ergsten statt
ermsten lesen . Der gewollte Gegensatz zu Papst und Kaiser aber ist nicht der ärgste = böseste, sondern
der ärmste Mensch. — Über den Papst vgl. auch unten S . 46,3f. und dort Anm . 2.
3 Vgl. DW 1 S . 86, 10f.: Ez sprechent die meister gemeinlîche, daz alle menschen sint glîch
edele in der natûre. und dort Anm . 2 ; Pf. S . 250 ,18ff .: Mensche unde menscheit hat underscheit .
Swenne man sprichet mensche, sô verstêt man eine persöne ; swenne man sprichet menscheit, sô
verstêt man aller menschen nâtûre ( = Pf. S . 622,10f.) .; sieh auch oben S . 13, 11ff. und dort S . 14
Anm . 1.
4 Die Schlußwendung findet sich im gleichen Wortlaut auch in den beiden folgenden Predigten ,
wie Pahncke ( Diss. S . 44 unter 7 ) schon bemerkt hat; sie findet sich aber auch etwa DW 1 S . 389, 10f.

18
PREDIGT 26 (Pf. Nr. XI S. 57 — 60)

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S. 182, Quint Übers. S . 516 zu Pr. 49, Spamer
PBB 34 S . 340):
B. f. 71— 9r .
B, f. 481 – 51r. 1
Ba , f. 244va — vb , Fragment = unten S. 27,11 Ein — 28,4 gekêren.: E (Initiale )in goetlicher meister
sprichet / wer zuo einem male wor/de berüret von der warheit vnt / von gerechtikeit vnt von der /
gúti wer dc alle pine der / helle dar an hiengi der , mensch moecht sich niemer / ougen plicke da
von keren / wer der mensche ist der von di-/sen drien wirt berüret von / der warheit von der ge
rechtikeit vnt von der gåti als vnmüglichen / dc got ist dc er sich muge keren von siner gotheit als
vnmùg-ſlichen ist dem menschen dc er sich / von disen drien muge keren; identifiziert von
Helmut Meyer; im Var.-App. nicht berücksichtigt.
BT f. 251vb252vb .
Ga f. 243r — 247v; vgl. Beuken (S. 328f.), der fälschlich „ Fol. 244B _ 249A“ angibt.
Ka f. 90ra - rb, Fragment = unten S. 35 ,3 Ich — 6 muoz . (stark abweichend ): Ich en darf got
niemer gebitten / daz er zů mir kome vnd mir / iht gebe wan sin eigen gåte / twinget in dar zů
daz er mir / geben můz er guset sich óz al / zů male er móz mit vz sin aber / daz en machet vnz
niht selic /wir en sin ovch danne mit ime | Aber ich sol bitten daz er mich be-/reite zů
enphahende
f. 90va, Fragment = unten S. 35 ,3 Ich — 5 enpfâhenne,: Ich en darf / got niemer gebitten
dz er zů / mir kome vnd mir iht gebe | Aber ich sol in dez biten daz er / mich bereite zů
enphahenne
Vgl. Spamer Diss. S . 279 ; im Var.- App . nicht berücksichtigt.
enthält verschiedene Textstücke :
f. 119r = unten S . 24 ,1 er — 5 stunde, + 9 Na- 10 wärheiť . + 26 ,3 Ich — 7 niht.
(mit Umstellung) + 8 Ein — 27,3 istº: + 7 ,warl_ 13 gekêren . + 33,6 und — 7 minnen. + 8
18t9 gesunt, + 34,1 Daz— 2 vater.: xps sprach die zit ist ko- /men vnd ist yeczunt hie wer da wil
anbetten den vatter der můss sich seczen in ewikeit / mit siner begirde und mit siner zuuersicht
wann es ist ein dz obrest teil der sele / dz stot ob der zit vnd enweiss nit von der zit noch von dem
libe alles dz dz ie geschach / vor tusent iaren der tag der vor tusent iaren was der ist in ewikeit nit
verrer denn / dise stund nvn sprichet er das die waren an better an betten den vatter in dem geiste
und in der warheit ich sprich wer got sůchet vnd iht mit got sůchet der vindet / got nit ob du in
sůchest vmb dinen nucz vnd vmb dine eigen selikeit du vindest in nit , volkomenlich wer aber got
sůchet in der warheit der vindet got vnd vindet got nit / alleine me alles das got geleisten mag dz
vindet er mit got wann wer zů eyme / gúten menschen spreche war vmb sůchestu got er spreche dar
vmb das er got ist war vmb , sůchestu denn die warheit dar vmb das es die warheit ist war vmb
suchestu die / gerehtikeit dar vmb das es die gerehtikeit ist war vmb minnestu got vmb got , also
öch die gerechtikeit die gute und die warheit war vmb lebestu entruwen ich / enweiss wenn das ich
gern lebe Ein lerer sprichet wer da ein mal wurt berürt von der warheit von der gerehtikeit vnd
von der gute und wer denn dz alle pin der helle , dar an hinge der mensche mohte sich niemer einen
ögenblike da von gekeren vnd dar vmb / ist der mensche in der warheit sun der da alle ding wurket
von minnen vnd ist er sieche , das er denn also gern siech sy als gesunt Das dritt dz ein sun haben
sol das ist dz er i sin höbt niemer geneigen kan noch getar denn allein vff den vatter
1 Von Spamer PBB 34 S. 340 nicht angegeben .
Predigt 26
f. 159v = unten S. 24,2 Swer — 7 maht,: W (Initiale )er da wil an betten den vatter der mů88
sich / seczen in ewikeit mit siner begerung vnd mit siner zuuersicht Es ist ein dz obrest teil / der
sele dz stot boben zit vnd enweiss nit von der zit noch von dem libe alles dz ie geschach / vor tusent
ioren der tag der vor tusent ioren wz der ist in ewikeit nit verrer denn / dise stund da ich iecz inne
ston oder der tag der ober tusent ior komen sol oder als / vil du gezellen maht
f. 223r = unten S. 24,2 Swer — 4 libe.: Wer got den vatter an wil betten der / můss sich
ikeitmit
seczen in einikeit sinerobegirde
mit siner der ziund
t nomit n alzửuersicht
ch vosiner ler4niht;:es ist ein / dz obrest teil der sele dz
stot ob zit vnd weiss nit von der zit noch von dem libe
f. 223r = unten S. 25,6 Alsô— 7 wan + 26,3 swer — 4 niht;: Aber also bald der mensche bittet
vmb die / creaturen 80 bittet er vmb sin eigen schaden wenn wer got sůchet vnd ot mit im der /
vindet got nit
Identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S . 175 ; 180 ; 186 ; im Var.-App . nicht berücksichtigt.
Sa f. 261 — 31v ; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S . 207.
St; f. 21v — 26r.1
Greiths Traktat enthält folgende Textstücke, die ich nach G , mit den Varianten von M , und Z4
aufführe :
Greith S. 138, 7 Unser - 11 vorsetzen . = unten S . 23, 4 Unser - 6 vater'. + 24 ,2 Swer - 3 zuo .
versiht.. ( )Nser herr Jesus cristus ( Jesus cristus fehlt Z .) der (fehlt M ,) spricht / in dem
hayling (hailigen M , Z ) ewangelium Die / waren anbetter die bettent den vater | an (an d . v . Z )
im ( in dē Za) gaist und in der warhait Vnd / solche sůchet der vater die in also an / bettent / Vnd
hierüber (hier vmbe M ,) so ( fehlt Zd) spricht ain maister / Wer da wil an betten den vater der / můs
sich seczen ewigkait ( jn e. Z _) mit siner be / gerunge vnd siner (siner fehlt Z ) zůuersicht (und hier .
über — zºuersicht fehlt M ,, Homöoteleuton , indem das folgende Textstück mit vnd hier umbe so
sprichet einsetzt) G , (p . 132) M (f. 44 — 45r) Z (f. 153r - V ); vgl. Seitz S . 63 XXXVII 86 .
Greith S . 168, 35 Alles — 169,5 spreche. = unten S . 24 ,4 Allez , — 8 stân .: vnd alles das ye geschach
vor tusent / jaren das ist in ewigkait nit fer - / rer denne dise stunde da ich ze male ( ich jetz zemale
Z ) | stan oder der tag der über tusent / iar kumen sol oder alls vil du ge-/zellen macht das ist in
ewigkait / nit ferrer denn die (dise Zg) stunde da ich / yczo inne sprich G , (p . 232 ) M ,(f. 76v
77r) Z4(f. 89r — V) ; vgl. Seitz S . 58 XVIII 36 .
Greith S. 105,11 – 19 = unten S . 30,1 Die-— 7 geist.: Vnd (Nun M ,) fúrpas 80 spricht (spr.
80 M ,) ain maister / die sele habe zway antlút vnd das / ober antlut vnd das schowet alle zyt / got
vnd das nyder antlut das sichet / ettwas herab vnd berichtet dye synne / vnd das obrist (ober 2 )
antlüt das ist das obrist / der sele und das ist in ewigkait vnd / hat nit zeschaffent mit der zyt vnd /
wais nit von der zyt noch von dem leibe / Vnd in dem so lit bedecket als ain /ursprung alles gůttes
vnd als ain / luchtendes liecht das allezyt luchtet / vnd alls ain brynnende brande der , alleczyt
brynnet vnd der brande / ist nit anders denn der hailig gaist G ,(p. 29) M ,(f. 14v) Z (f. 21r - v);
vgl. Seitz S . 54 I 1.
Greith S . 155 ,13 — 25 = unten S . 31, 1 Diem32,3 vater.: 1 ) je maister sprechent das uß
dem , óbristen fliessent zwo krefft Die / ain haist wylle und die ander haiset (fehlt M , ZJ / vernuff
tigkait Vnd der kreffte vol-/kumenhait lyt an der obristen krafft / die do haisset vernüfftigkait
vnd / die kan nyemer gerewen ( gerůwen M , Z ) Wann / sy enwil nit got Als er der hailig / gaist ist
vnd als er den (der M , Ze) sun ist vnd | sy flúhet den sun Sy (vnd si Zą) wil ouch nit / got als er
got ist Vnd warumbe da / hat er namen und werint tusent / gotte (gúti M ,) sy brichet ymer durch
"/marg ist spricht phylinat Vnd was wil ettwas
Wann / sy wil in da er nit namen hat vnd (und ] wann M ,) / sy wil ettwas edelers vnd ettwas
( ettwas fehlt M ,) / bessere denne got als er namen / hat Vnd was will sy denn Sy en -/wais sy
wil in als er vater ist / Vnd hierumbe 80 spricht phylip-/pus Herre zoge uns den vater / 80 be
nuget vns Sy wil in als er ain / marg ist von dem vrsprunget gutti / Sy wil in als er ain kerne
i Wie Spamer PBB 34 S . 340 bereits richtig vermerkt hat, steht die vorliegende Predigt,
entgegen der Angabe Pfeiffers (S . VIII zu Nr. 7), in Einsiedeln 278 nicht.
20
Mulier, venit hora
ist von | dem vsflusset gutti Sy wil in als / er ain wurczel ist von der (dem Z .) ursprunget gutte
vnd da ist er allain vater G ,(p . 186 — 187) M ,(f. 62r — v ) Z_(f. 51v - 52v); vgl. Seitz S. 55 IV 14 .
In M , findet sich das Textstück Greith S. 155,13 — 15f. = unten S. 31,1 Die — 3 vernünfticheit,
auch f. 14 — 15r unmittelbar anschließend an Greith S . 105, 19 Geist. (sieh oben den Schluß des
ersten Textstückes) : Dje maister sprechent das vs dem obrosten / fliessint zwo krefft dů aine
haisset wille / vnd dů all ander vernünftikait und der kreffte volkomenhait lit an der obrosten
kraft /dù da haisset vernünftikait
Im Var.-App . nicht berücksichtigt.
Filiation der Hss. (sieh Quint S . 182 — 185): Die hsl. Überlieferung ist, abgesehen von dem Ga
Text der vorliegenden Predigt, dieselbe wie für die voraufgehende Predigt . Es ergibt sich , wie dort ,
eine Gruppierung B , B , - St, Sa — BTGa, wobei die Bindung zwischen B , und B , schwächer zu
sein scheint als die zwischen den übrigen Texten . Daß B , und B , aber doch enger zusammengehören ,
geht m . E . aus ihrer Übereinstimmung insbesondere an den folgenden Textstellen hervor : S. 27,8
die , 3 fehlt B ,Bz; S . 29,5 f. steht der Rückverweis nur in B , B ,; S . 29,6 er gibet dirz steht nur in B ,Bz.
Wie ich in Quint S . 183 bereits festgestellt habe, wird insbesondere an den folgenden Textstellen
eine engere Beziehung von B , zu BTGa sichtbar: S . 25,4 einen — 5 créature B2BTGa] die creature
B ,St Sa ; 31,8 vater ] vatter vatter B ,BTGa; 25,5 und1 — bekümbernt, B ,St,Sa ] fehlt B2BTGa;
34,9f. und ein notwärheit, B ,St, Sa ] fehlt B ,BTGa (vielleicht zufällige Übereinstimmung infolge von
Homöoteleuton ); 35,5 wirdic mache B ,St,Sa ] wirdige B ,BT geweerdige Ga. – Die enge Ver
wandtschaft zwischen Ga und BT (sieh Beuken S. 329ff. und DW i Pr. 2 S . 22) kommt in einer
ganzen Reihe von Sondervarianten dieser beiden Texte gegenüber allen anderen zum Ausdruck ,
sieh den Var.-App . etwa zu S . 23,3 nime ich ; 24,4 geschach ; 8 stân . ] spreke Ga red BT ; 25,4 'die ]
Sy BTGa ; 26 ,1 War umbe? ] wann BTGa; 3 suochet, fehlt BTGa ; 8 Ein — 27, 1 spræche:; 27,10 ,triuwen ,]
warlich BT om waerlijck Ga; 28 , 1 drin ] dr. dingen BTGa ; 30,5 liget ] leib BT lichaem Ga. Zumal die an
letzter Stelle aufgeführte Übereinstimmung in deutlich fehlerhafter Variante spricht für eine an dieser
Stelle bereits korrupte Vorlage. Der Text von Gabietet, wie der Var.-App. o. w .erkennen läßt, eineReihe
von Abweichungen gegenüber BT (und den übrigen Hss.), von Lücken , Umstellungen und Wortvarian
ten , die deutlich als Fehler oder als Ergebnis der Umsetzung des Textes ins Mittelniederländische er
kennbar sind. — Die sehr enge, für den gesamten Inhalt der beiden Handschriften geltende Bindung
zwischen St, und Sa (sieh DW 1 Pr. 2 S . 22 und 602) spricht sich in vielen Sondervarianten aus, mit
denen die beiden Texte von den übrigen übereinstimmend abweichen , sieh den Var.-App . etwa zu :
S . 23, 3 von dem St, Sa ; 4 solt St,Sa ; 24 ,5 das St, Sa ; 7 als du St,Sa ; 25 , 2 wan St,Sa ; 6 die fehlt St, Sa ;
7 du got St, Sa ; créatüre2 fehlt St,Sa ; 26 , 7 vnser herre St,Sa ; 27 , 2 ,dar umbe fehlt St, Sa ; 3 ez fehlt
St Sa ; 7 ,ich enweiz , fehlt St Sa ; 13 Mê fehlt St Sa ; 29,3 vnd ist ain not warh . St,Sa ; 31,4 geist fehlt
St Sa ; si ft. St Sa ; 6 80 br. er St Sa ; 8f. benůget St,Sa ; 33,9 Wirt — 34, 1 namen ! fehlt ; 34,6 niht fehlt
St Sa ; 7 bekoset St, bekouffet Sa ; 10 nach St Sa . Zumal die zuletzt aufgeführte falsche Lesart weist auf
eine bereits verderbte gemeinsame Vorlage. Auf eine solche aber deuten insbesondere die Stellen
S . 33, 1 wir sun sin , fehlt St Sa und einen - 2 wan fehlt St Sa, wo jeweils in den beiden Hss . für die
fehlenden Textstücke Lücken gelassen sind . Im ganzen repräsentiert St, die gemeinsame Vorlage
besser als Sa, das einige Ungereimtheiten enthält , sieh den Var.-App. zu S . 32,6f. nieman für drů
bose wort mag hon Sa ; 34, 7 bekouffet Sa ; 8 fliehet Sa .
Die S -Fragmente stimmen recht gut mit dem von mir gebotenen Text überein . Es wird sich
kaum entscheiden lassen , ob sie näher bei BT(Ga ) oder beiSt Sa stehen , da sie gelegentlich zur einen
wie zur andern Seite hin Berührung aufweisen , vgl. etwa S. 27,2 , 3 , 7 .

Textkonstituierung: Wie ich in Quint S. 185 ausgeführt habe, hat Pfeiffer mit Recht seinem Text
B , zugrunde gelegt, das gegenüber B , im ganzen den besseren Textbietet. Ich bin ihm darin gefolgt
und habe nur an wenigen Stellen die sonstige hsl. Überlieferung, die im ganzen den Text der Predigt
gleichmäßig und zuverlässig darbietet, als Korrektiv des B2-Textes herangezogen . Dabei galt die
Übereinstimmung von B , mit allen anderen Texten gegen B , als stärkstes Richtigkeitskriterium .
21
Predigt 26
Übersetzungen : Quint S. 383ff.; Schulze -Maiziera, Auszüge: S. 371 = unten S. 24, 10 — 25,1 ;
S . 373f. = unten S. 26 ,3 – 27 , 10 ; S . 374 = unten S . 30, 1 – 32, 3 .

Echtheit : Hel. Bezeugung in B1, St , Sa und BT sieh im Eingang des Variantenapparats. Die Echt
heit auch dieser Predigt ist, soviel ich sehe, bisher nie bestritten worden . Sie ist nicht nur durch
den Rückverweis S . 32,6 , der sich wohl auf DW 1 S . 72,6 ff.; 61, 7 ff. ; 74 ,6 ff., und durch den Rück .
verweis S. 26 ,3, der sich auf DW 1 S . 69,1ff. (und S . 187, 1ff.) beziehen dürfte , sondern auch durch eine
Reihe von weiteren charakteristischen Überstimmungen mit echten Texten aus DW 1 und DW 5 ver.
bunden , sieh etwa: S . 23 Anm . 1 (DW 1 S. 316,6 ff.); S . 24 Anm . 2 (DW I S . 182,9ff.; 383,7 ; DW 5
S . 29,3); S. 25 Anm . 1 (DW 1 S . 316,7ff.; DW 5 S . 27,9ff.); Anm . 2 (DW 1 S. 274 ,1 ff.); S . 26
Anm . 2 (DW I S .69,1 ff.; 187,1ff.); S. 27 Anm . 1 (DW 1 S. 105,4ff.; 91,10ff.); $ . 28 Anm . 1 (DW 1
S . 103,1ff. ; DW 5 S . 62) ; S. 31 Anm . 2 (DW 1 S. 152,1 ff.); S . 32 Anm . 1 (DW 1 S . 43,7ff.); S . 33
Anm . 2 (DW I S. 110,2ff.); S. 34 Anm . 1 (DW 5 S . 23,12 ff.); Anm . 2 (DW 5 S . 11,6 ff.; DW 1
S . 32, 1 ff. ; 151, 8 ff.) ; S . 35 Anm . 1 (DW1 S . 194 ,2 ff.; 93, 3ff. ; 369,7 ff .); Anm . 3 (DW 1 S . 77, 17ff .). —
Bedeutsame Parallelen zu Stellen der lateinischen Texte finden sich : S . 24 Anm . 1 (LW 4 S . 79, 10f.);
S. 25 Anm . 1 (LW 1 S . 409, 11 ff . ; LW 4 S. 190,7f.); S . 28 Anm . 1 (LW 4 S . 298 ,9ff.) ; S . 30 Anm . 1
(LW 2 S. 18 ; LW 1 S. 605,7ff.); $. 31 Anm . 2 (LW 1 S. 542,3ff.); S. 32 Anm . 1 (LW 2 S. 360,1 ff.);
S . 33 Anm . 2 (LW 3 S. 100,11; LW 4 S . 338, 11f.); S . 35 Anm . 3 (LW 4 S . 56, 1 ff.). — Stil und
Diktion zeigen die Charakteristika der Eckhartischen Predigt : hyperbolischen Ausdruck etwa
S. 24,4ff., 10ff. ; 27,11ff.; 31,5f.; 34,7ff.; antithetischen Parallelismus S . 26,3ff.; 33,4 f., 8f.; 35,1 ff.;
steigernde Aufzählung S . 31,3_ - 32,3. Sieh auch den Eckhartisch-drastischen Ausdruck S . 25 ,4f., die
humoristische Bemerkung S . 32,6f., die für Eckhart charakteristischen Ausführungen über daz oberste
teil der sêle, die oberste kraft S. 24,3ff.; 30 ,3ff.; 31,1ff.; 34,2ff. sowie das Frage-Antwort -Spiel
S . 26 ,8ff.; 27,4ff. (vgl. Pr. 27 unten S. 45,9f.).
Der Aufbau der Predigt erfolgt im Anschluß an den zugrunde gelegten Schrifttext Joh . 4,23,
dessen Bestandteile von Eckhart im Verlauf der Predigt exegesiert werden , u . zw . wie folgt : 1. 'et
nunc est' = 'und ist iegenôte' (24,1 - 8 ); 2 . ' et veritate = 'und in der warheit (24,9 — 25 , 3); 3. 'adora
bunt patrem ' = 'die betent ane den vater (25,4 — 28,4 ); 4. 'patrem ' = 'den vater' (28,5 — 34,6 ); 5 . 'et
Pater tales quaerit,' = 'alsusliche suochet der vater" (34 ,7 - Schluß ). Zentraler Gedanke der Predigt
ist der, daß die „ wahren Anbeter“ Söhne des Vaters werden , um als solche den Vater als
den Urgrund der Güte zu erkennen . Diese Erkenntnis aber geschieht in der „ obersten Kraft der
Seele “ , in der ratio superior.
Nachdem oben S. 5 bereits auf die textlichen Übereinstimmungen zwischen Predigt 25 und den
Predigten 26 und 27 hingewiesen worden ist, mache ich hier auf die besonders zahlreichen Parallelen
aufmerksam , die die vorliegende Predigt mit der folgenden verbinden : vgl. unten S . 26 ,8ff. mit
S. 45,9ff.; S . 27,11ff.mit S . 44,8ff.; S. 29,4ff.mit S. 52,8ff.; S. 31,8ff. mit S. 52,4 ff.; S . 34,7 ff. mit
S . 46 ,8 ff.; S . 35 , 1 ff. mit S . 45 , 1 ff.

22
57,15 Mulier , venit hora et nunc est , quando veri adoratores adorabunt
patrem in spiritu et veritate .

Diz ist geschriben in sant Johannes' êwangeliô. Von langer rede nime ich ein
wörtelîn . Unser herre sprach : ' vrouwe, diu zît sol komen und ist iegenôte, daz die
20 wâren anbetære anebetent den vater in dem geiste und in der wârheit, und alsuslîche 5
suochet der vater'i.

If.; 4ff; Ioh . 4,23: Sed venit hora , et nunc est, quando veri adoratores adorabunt Patrem
in spiritu et veritate . Nam et Pater tales quaerit , . . .; vgl. auch unten S . 24,1, 9f.; 28,6f.; 34,7 .
Zuweisungen : S '<er )mo magist<r )i Eg<hart) i B . f. 7r; im Inhaltsverzeichnis von St, f. 2r
und Sa f. 1r mit Bezug auf die vorliegende Predigt: Egghart mulier venit hora ; unsichere allge.
meine Bezeugung in BT f. 242va
Überschriften : Des vrydaechs / nae mydvasten een onderwysinge hoemen / den Vader sal
aenbeden inden geest ende inder waerheit Ga Vff frytag vor mitfasten BT Fol: 251/
B : / dise predig / ist zu basel / getrückt , worden / in seiner / Postill (von Sudermanns Hd. auf
d . rechten Rand ) B2
Mulier bis 2 veritate. ] Vff freytag vor mitfasten . Gůte vnderrichtung / wie man den himel.
schen vatter in dem geist vnd in der warheit anbetten soll / wólche seient die waren anbetter / vnd
was die selbig warheit sy in dero wir jn anbetten sollen . Item von zweien angesichten / vnd von
zweyen krefften der sel / vnder denen die oberst / dz höchst güt / dz in got ist , on vnderlaß begert
vnd sůcht / das ist / da got ein kern / ein marck / vnd ein wurtzel ist / VB dem alles gåt entspringt
vnd vßfleüßt. Item wie wir sün gottes mogen werden / drey gůt stücklein vnd sust vil gåter ler.
Gesetzt vff die wort Christi (vß dem heütigen euangelio Johannis . iiij.) do er sprach zů dem heid
nischen weib / Mulier venit hora et nunc est , quando veri adoratores adorabunt patrem in spiritu
et veritate BT 1 Mulier bis 2 veritate . fehlt Ga 1 nunc bis 2 veritate. ] adorabat
etc . St Sa 1 adorabunt bis 2 veritate . ] etc. B , 2 patrem bis veritate. fehlt B ,
3 gesprochen Sa Von 1. r. ] von dem St Sa Von ] ende v . Ga nime bis 4 wörte
lîn . ) segge ick nv een cleeyn woerdeken Ga 3 nime ich ] sag nun ich BT 4 Unser herre ]
Dat ons lieue / lieue heer Ga sprach : ) sprach getilgt, spricht (in d . Zeile) B , spricht
St Sa 'vrouwe, ] Weib BT Wijf Ga s olt St,sa ist ] sy is Ga yetzund
BT nv terstont Ga 5 den vader aenbeden sullen Ga minen vatter anb . Bi alsoe
danige Ga solche BT also Sa 6 sůchest Sa der ] den Saga

1 Der Schrifttext Joh . 4 ,23 ist dem Evangelium des Freitags nach dem dritten Fastensonntag ent
nommen (vgl. J . Koch Liturgie und Mystik : Die Liturgie bei Meister Eckhart, Liturgisches Leben
2 . Jg., 1935 , S . 92) , wie die Vorbemerkung in BT angibt (sieh Var.- App . zu Z . 1) . Wie unten zu
S . 35, 3 unter Anm . 3 gesagt wird , dürfte sich der Rv. in Jundt Pr. 7 , S . 257, 14 : das ich nuo
naechst an fritag sprach auf die vorliegende Predigt beziehen, die, wie angegeben , am Freitag der
3. Fastenwoche gehalten wurde. – Z . 3 Von langer rede = „ Aus der langen Erzählung" des Evange
liums von Christus und der Samariterin nehme ich nur ein „ Wörtlein “ heraus. „ Lang" und breit ist
23
Predigt 26
Nû merket daz êrste wörtelîn , daz er sprichet: 'diu zît sol komen und ist iegenôte'.
Swer dâ wil anebeten den vater, der muoz sich setzen in êwicheit mit sîner begerunge
und mit sîner zuoversihti. Ez ist ein daz oberste teil der sêle, daz stât obe zît und
enweiz niht von der zît noch von dem lîbe. Allez , daz ie geschach vor tûsent jâren , der 57,25
5 tac, der vor tûsent jâren was, der ist in êwicheit niht verrer dan disiu stunde, dâ ich
ze <disem )mâle iezuo stân , oder der tac, der über tûsent jâr komen sol oder als vil
dû gezeln maht, der enist in ewicheit niht verrer dan disiu stunde, da ich iezuo inne
stân .
Nû sprichet er, 'daz die wâren anbetære anebetent den vater in dem geiste und 30
10 in der wärheit'. Waz ist diu warheit ? Wârheit ist als edel, wäre , daz sich got gekêren
1; 9 f. Sieh oben S. 23,1f., 4f.
1 daz êrste wörtelîn , fehlt Ga (Hom .) sprack Ga ist ] sy is Ga iegenôte’.) yetzund
BT nv terstont Ga 2 d . vader w . aenb. Ga den ] dem St, sijne begeerde ende mit alle sijn
toeuerlaet Ga 3 ein bis sêle, ] inder zielen een auerste deel Ga e in ) ime B , daz ?
fehlt BT TC undelen ward Bil voer dusent dan]dem Sto.lt Pf alle
unda ] het Ga 4 der fehlt B , noch ] oft Ga van d3 lichaem Ga Alle Ga
geschach ] geschaffen ward BT wart geschapen Ga vor tûsent jâren , fehlt Ga 4 der
bis 5 verrer ) ende die dach die voer dusent iaer was en is inder ewicheit niet meer Ga 5 was, ]
beschach getilgt, was (in d . Zeile ) B dan ) dem Stu d â bis 6 stân , fehlt B 5 dâ ] das
St Sa 6 ze bis iezuo ] nv in Ga disem fehlt Pf alle H88. iezuo fehlt PfB ,BT
stân , ] byn Ga oder?] Ende Ga j âr ] ja Ga iaren Stį jauren Sa oder? bis
7 maht, ] d ' als vil du gezelt oder machst BTa fehlt Ga 7 dû ] als du St Sa der bis
8 stân . ] die en is niet meer inden getal in ewicheit dan die tijt daer ick nv in spreke Ga 7 der
enist ] die sind BT disiu ] die BT då bis 8 stân . fehlt B , 7 inne fehlt B ,
8 stân .) red BT 9 Hy seyt Ga daz fehlt BTGa waer aenbeders die beden den
vader aen Ga vater in fehlt BT ( Seitenw .) in dem ] in St, im Sa 10 diu fehlt BT
Wârheit ] Die w . Ga wære, ) waert sake Ga das got sich St,Ga

der Evangelientext dargeboten in Pf. Pr. LVIII S. 186 ,10 ff., wo S. 186 ,35ff. das Schriftzitat der vor
liegenden Predigt zu finden ist. Denselben Schrifttext behandelt Eckhart noch DW 1 S. 316 ,6ff . ( sieh
dort Anm . 3 ); 318, 10 ff . ; 337,7 ff. ; Jundt S. 260, 17f.; ZfdA 15 S . 422, 16ff .; unten $ .211,319., 212, 3ff.;
Pf. S. 253,28ff .; 239,35ff.; Sermo XXIV,2, LW 4 S.225 ,9f.; In Ioh .n . 379f.; vgl.auch Tauler S . 101, 11f.
- Im Gegensatz zur vorliegenden Predigt führt Eckhart in der voraufgehenden Pr. 25 (sieh oben S . 6f.)
den dort exegesierten Schrifttext zu Beginn der Predigt in langer rede vor.
1 Vgl. Sermo VII, LW 4 S . 79,10f.: Quarto nota quod homo interior nullo modo est in tempore
aut loco , sed prorsus in aeternitate .
2 Zu den Ausführungen über daz oberste teil der sêle vgl. insbesondere In Gen . II n . 140,
LW 1 S . 607,11 : . . . de supremo animae, quod est ratio superior . . . ; DW 1 S . 182,9ff.: . . . eine
edele kraft der sêle , diu ist sô hôch . . . . Si enweiz von gester noch von êgester, von morne
noch von übermorne, wan ez ist in der êwicheit weder gester noch morne, da ist ein gegenwertigez
und daz
nû ; daz vor tûsent jâren wass und daz über tûsent jajârrukomen
über tûsent m sol, daz ist dâ gegenwertic, und daz
jensît mers ist (sieh auch dort S . 183 Anm . 1) .; Par. an . SS. 14,29;
. 14 unten S.S. 30,3f.,
,29 ; unten Jostes
UROTdaz): oberste
30,91; wo
der sêle das oberste antlütze der Seele genannt ist; DW 1 S . 383,7 ; DW 5 S . 29, 3 (BgT ); Jostes
S . 6 ,25ff.; Pf. S . 253,32f., wo gesagt ist: Vernünftekeit ist daz oberste teil der sêle, ähnlich wie
unten S . 31, 1ff.; Pf. S . 93,21; Par. an . S . 109,5ff., wo von dem „ göttlichen Licht“ die Rede ist, das
Gott in di ubersten craft der sele ( Z . 6 ) gegeben hat, daz ez ein stucke ist der sele ( Z . 31) . An der vor
liegenden wie an den meisten zitierten Stellen handelt es sich , wie deutlich wird , um den „ Seelen
funken " , das „ Etwas in der Seele“ , die ratio superior, die Eckhart in der „ Bürglein - Predigt“
DW 1 S . 44,4 ein bürgelîn in der sêlo nennt, von dem er sagt ( Z . 5f.) : Mit dem teile ist diu sêle goto
24
Mulier, venit hora
möhte von der warheit , ich wölte mich an die warheit heften und wölte got lâzen ,
wan got ist diu wârheit, und allez, daz in der zît ist, oder allez, daz got ie geschuof,
35 daz enist diu warheit niht1.
Nû sprichet er: 'die betent ane den vater '. Ach , wie vil der ist, die anebetent einen
schuoch oder eine kuo oder eine ander crêatûre und sich dâ mite bekümbernt, und 5
daz sint gar tộrehte liute 2. Alsô schiere sê dû got anebetest umbe die creatûre, sô
bitest dû umbe dînen eigenen schaden , wan alsó balde sô creatûre creatûre ist, sô
58,5 treget si inne bitterkeit und schaden und übel und ungemach . Und dar umbe so ge

1 von warheit mochte gekeren Bi g ikeren mochte St, mochtkeeren Ga der fehlt B ,
hechten a . d . waerh . Ga heften ] heben B . wölte ? ] woltin Sa ick wolde my Ga 2 got? ]
g . der B , BT und ] wan St Sa allez,'] alle Ga in bis 3 daz ] geschapen is ende
alle dat tijttelijcke is dat en is godt niet ende dat Ga 2 allez,” fehlt B , 4 ‘die ] Sy
BTGa die do aneb . BT:Ga aneb .]betent an PfB . einen bis 5 créatûre ) die crêatûre PfB St Sa
een koe oft een schoe Ga B
5 oder2 bis creatûre ] oder ein ziegel BT fehlt u nd1 bis
bekümbernt, fehlt B ,BTGa 6 gar ] seer Ga Alsó ] Want a. Ga schiere ] bald BTGa
sô ? ] als St, SaGa fehlt BT anebetest ] bidste Ga anb. got Stasa die ] enich Ga fehlt St Sa
7 dû ] du got St,sa wan ] Vnnd Sa balde sô créatûre ) gerynge als die creatuer Ga crêa
tûre2 fehlt St Sa (Hom .) sô? ] te richte soe Ga 8 si fehlt Ga ( Zeilenw .) inne]
in hem Ga bitterheit Ouel schade Ga dar umbe sô ] hier om Ga da von BT

glich und anders niht. — In Z . 6 habe ich disem konjiziert, weil ze mâle , wie Pfeiffer S . 57,27
schreibt, die im Zusammenhang geforderte Bedeutung „ zu diesem Zeitpunkt“ nicht hat.
1 Zu S. 24,9ff. vgl. DW 1 S. 316 ,7ff. und die dort Anm . 4 aufgeführten Parallelen, insbesondere
In Gen . I n . 271, LW 1 S . 409,11 ff. : Deus autem veritas ipsa est. Cetera quidem vera sunt,non autem
veritas sunt ; vera autem utique sunt veritate . Ex quo patet manifeste primo quod omnia quae citra
sunt possunt fallere, possunt deficere veritati, ipsa vero veritas sibimet deficere, se ipsam deserere non
potest .; Sermo XXII n . 206 , LW 4 S . 190,7f.; Pf. S. 418,15ff.; Brethauer ZfdA 69 S . 263, 19;
DW 5 S. 54,3f. ( BgT) ; DW1 8. 41,6f.: .. .wan ez ist wâr und diu wârheit sprichet ez selbe.; 154,9f.:
Daz aller eigenlîcheste, daz man von gote gesprechen mac, daz ist wort und wärheit. ; 103, 1ff., wo
übereinstimmende Ausführungen über die Gerechtigkeit Gottes wie an der vorliegenden Stelle über seine
Wahrheit gemacht sind , ebenso wie unten S. 27,11ff. (sieh die DW 1 S . 103, Anm . 1 verzeichneten deutschen
u . lateinischen Vergleichsstellen ) ; Pf. S . 146 ,12f.; DW 5 S. 188, 1 ( RdU ): . . . in der wärheit, diu
got ist, . . . und die S . 315 Anm . 10 zur Stelle aufgeführten Parallelen , insbesondere DW 5 S. 27,9ff. ( BgT ):
Entviele got sînem worte , sîner warheit, er entviele sîner gotheit und enwäre niht got, wan er ist
sîn wort, sîn wärheit. — Zu S . 24,10 vgl. die Pilatusfrage Joh . 18 ,38 : Dicit ei Pilatus: Quid est veritas ?
2 Z . 4 einen — 5 bekümbernt, steht 80 in keiner H8. Ich habe einen schuoch oder eine kuo aus
B ,BTGa , Z . 5 und — bekümbernt, aus B , St Sa ( Pf) entnommen und in Quint S . 186 zu 58, 1 gesagt:
„ Man wird eher annehmen dürfen , daß der drastische Ausdruck , der auch sonst Eckhart eigen ist , durch
einen farblosen allgemeinerer Bedeutung ersetzt wurde als umgekehrt.“ Ich möchte annehmen , daß
und — bekümbernt, in B ,BTGa verlorengegangen und nicht in B St Sa sekundär hinzugefügt worden
ist, wenngleich der Text auch ohne dieses Stück verständlich ist. — Zum Gedanken des Anbetens der
Kreatur um des Nutzens willen vgl. DW 1 S. 274 ,1ff .: Aber etlîche liute wellent got mit den ougen
anesehen , als sie eine kuo anesehent, und wellent got alsô minnen , als sie eine kuo minnent. Die
minnest dû umbe die milch und umbe die kæse und umbe dînen eigenen nutz , und dort Anm . 1 . -
Zu 2 . 6 tôrehte liute vgl. etwa noch DW 1 S . 8, 5 ; 164, 15 ; Pf. S . 255,11; Par. an. S . 130,3 ; Sievers
ZfdA 15 S . 421,93f.: alsô tûd der mensch tôrlich , daz her liebe und wollust sûcht an der creatûre,
die kleine ader nicht enist widder dem rîchtumme der godlîchen liebe.
25
Predigt 26
schihet den liuten gar reht, die dâ hânt ungemach und bitterkeit. War umbe ? Sie
hânt dar umbe gebeten ! 1
Ich hân etwenne gesprochen : swer got suochet und iht mit gote suochet, der
envindet got niht; und swer aber got aleine suochet , in der warheit , der vindet got 68,10
5 und vindet got niemer aleine, wan allez, daz got geleisten mac, daz vindet er mit gote.
Suochest dû got und suochest dû got umbe dînen eigenen nutz oder umbe dîne eigene
sælicheit, in der warheit , sô ensuochest dû got nihta. Her umbe sô sprichet er, daz die
wâren anbetære anebetent den vater, und er sprichet gar wol. Ein guot mensche, der 15

1 liuten bis bitterkeit. ] luyden die die creatuer sueken groet recht wanneer sy heben ongemack
druck ende lijden Ga War umbe ? ] wann BTGa 3 etwenne ) wael eer
Ga iht ] icht ander (anders BT ) BT suochet , fehlt BTGa 4 got? ] hem Ga
und fehlt BTGa swer aber ] Mer soe wie Ga aleine fehlt BTGa 5 und vin
det got ] ende wye godt vyndet die envynt hem Ga fehlt Pf nommermeer Ga wan ]
mer Ga gote. ] hem Ga 6 und bis gota fehlt SaBTGa (Hom .) dû fehlt PfB .
umbei bis nutz ] oeck om dijn eygenůtticheit Ga 7 in d . wârheit, hinter niht. Ga sôi
fehlt St Sa sô2 fehlt B ,Ga seyt Ga er, ) vnser herre St Sa 8 ge
waren BT aneb . d . v .,] aenbeden den vader aen Ga und bis wol. fehlt Ga
er fehlt BT Ein bis 27, 1 spräche :] Der zu einem guten menschen spreche BTGa

1 Zu S . 25,6 ff. vgl. Pf. S. 300,19f.: . . . unt dar umbe ist daz wâr, daz alle créatûre tragent in in
bitterkeit ( sieh Quint S . 826 zu 300,20) ., DW 5 S . 14,5f. ( BgT) : . .. und allez, daz got niht enist , daz
hât von im selber natiurlîche bitterkeit und untrôst und leit . . . ; zu S . 25,8f. vgl. etwa Pf. S . 147, 15f.
? Zu 2 . 3ff. vgl. Pf. S. 147,24ff.: Swer des wände, daz tûsent welte, mit gote genomen , iht
mê genomen were denne got alleine, der bekande got niht noch enwisti ein hâr niht, waz got wêre,
unde wêre ein gebûre. Dar umbe ensol der mensche nihtes niht ahten mit gote. Swer noch iht suo.
chet an gote , als ich mê gesprochen hân , der enweiz niht, waz er suochet.; 177,8ff.: Die iht in
gote suochent, ez sîwizzen , bekentnisse oder andâht oder swaz ez sî, vindet er ez, nochdanne vindet
er got niht, wie daz er nochdanne vindet wizzen , verstân, innekeit , daz ich doch wol lobe ; aber
ez enblîbet im niht. Aber suochet er niht, sô vindet er got und alliu dinc in ime unde diu belîbent
im .; DW 1 S . 69,1 ff.: Wizzest daz, swenne dû iht suochest des dînen , sô envindest dû got niemer ,
wan dû got niht lûterlîchen suochest. Dû suochest etwaz mit gote und tuost rehte, als dû von gote
eine kerzen machtest, daz man etwaz dân mite suoche; und sô man diu dinc vindet, diu man suo .
chet, so wirfet man die kerzen enwec . Alsô tuost dû : swaz dû mit gote suochest, daz enist niht, swaz
ez joch sî, ez sî nutz oder løn oder innerkeit oder swaz ez joch sî; dû suochest niht, dar umbe
vindest dû ouch niht. Daz dû niht vindest, daz enist kein sache anders, wan daz dû niht suo .
chest (vgl. auch die dort Anm . 1 aufgeführten Parallelen ). Der Rv. in 2 . 3 mag sich auf eine der beiden
letzten Stellen oder auf beide zurückbeziehen , vielleicht aber auch auf DW 1 S. 187,1ff.: Ich sprach
etwenne : der niht suochet, daz der niht vindet, wem mac er daz klagen ? Er vant, daz er suochte .
Swer iht suochet oder meinet, der suochet und meinet niht, und der umbe iht bitet, dem wirt niht.
Aber der niht ensuochet noch niht enmeinet dan lûter got, dem entdecket got und gibet im allez ,
daz er verborgen hât in sînem götlîchen herzen , daz ez im als eigen wirt, als ez gotes eigen ist, weder
minner noch mêr, ob er in aleine meinet âne mittel. ; Par. an . S . 95 ,7 ff.; DW 1 S . 253,6 - 8 und
dort Anm . 4. Vgl. Pahncke Diss. S. 46 unter 10. — Zu 2 . 6f. vgl. noch etwa DW 1 S. 7,1ff.; 9,3ff .
und die dazugehörigen Anmerkungen . - In Z . 5 bietet Ga hinter und das Plusstück wye godt
vyndet die (envynt), das ursprünglich und in den übrigen Texten durch Homöoteleuton ausgefallen
sein könnte. Es ist indessen inhaltlich nicht nötig und könnte von Ga eingeschoben sein . – Zu 2 . 5
allez - mac, vgl. unten S. 167,3.
26
Mulier, venit hora
ze dem spräche: ,war umbe suochest dû got ?' — ,dar umbe, daz er got ist“; ,war umbe
suochest dû die wârheit ?' — ,dar umbe, daz ez diu warheit ist“; ,war umbe suochest dû
die gerehticheit ?' — ,dar umbe, daz ez diu gerehticheit ist ': den liuten ist gar reht. Alliu
20 dinc, diu in der zît sint, diu hânt ein warumbe. Als der einen menschen vrâgete : ,war
umbe izzest dû ?' — ,dar umbe, daz ich kraft habe“; ,war umbe slæfest dû ?' — ,umbe 5
daz selbe“; und alsus sint alliu dinc, diu dâ sint in der zît. Aber ein guot mensche, der
den vrâgete: ,war umbe minnest dû got ?' — ich enweiz , umbe est dugot';
di ' ,W ar uumbe
,war m min
nest dû die warheit ?' — ,umbe die warheit'; ,war umbe
e eminnest
te du die gerehticheit ?' —
ü ?' – jumbe die güete'; ,war
i ggüete
25 ,umbe die gerehticheit'; ,war umbe minnest dû", ddie
umbe lebest dû ?' — ,triuwen , ich enweiz ! ich lebe gerne'i, 10
Ein meister sprichet : swer dâ ze einem mâle wirt berüeret von der warheit ,
von der gerehticheit und von der güete, wäre, daz alliu pîne der helle dar ane hienge,
30 der mensche enmöhte sich niemer einen ougenblik dâ von gekêren . Mê sprichet er:

I dû fehlt BT 2 ,dar umbe, daz ] om dat Ga ,dar umbe, fehlt St Sa ez ] er BTH


diu fehlt PfB4B2Sty dûr fehlt St, 3 die fehlt Sa ,dar umbe, daz ] om dat Ga ez
fehlt St Sa diu fehlt PfB , B2St Sa den ] Disen BT Dese Ga gar ] ganse
Ga 4 diu1 bis sint, ] die geschien in der tijt Ga diua fehlt B . Als bis vrâ
gete : ) als wanneer men vrageden enen mensche Ga 5 ,dar umbe, daz ] om dat Ga habe ; ]
cryge Ga 6 dinc,] ding (getilgt) St, die inder tijt sijn Ga Aber ] Mer Ga ainen
gủttenn menschenn Sa 6f. die den vrageden Ga 7 ,ich enweiz, fehlt St SaS a ick en
weet niet dan om g . Ga 8 die 1, 3 fehlt PfB , B die ? fehlt PfB , 9 diel
fehlt PfB St, die fehlt PfB . B St,BT güete ?' ] guetheit Ga gått BT d ie fehlt
PfB , B St güeteʻ;] guetheit Ga 10 ,triuwen,] warlich BT om waerlijck Ga enweiz !]
weiß es nit BT en weet dat niet Ga ich lebe gerne'. fehlt Ga 11 Hier van seyt een
meyster Ga dâ fehlt BTGa ze e. m .] eyn mal BT zemale Bi w irde B , wurde
BT wort Ga 11f. wârh . unde von PfB ,BT 12 der fehlt St, guetheit Ga wære, ] alle
waert Ga pijnē Ga hienge, ] lage Ga 13 hem daer nvmmermeer Ga v on ] af Ga
keren B , Ga Er spricht (sprach B ) me BTB, Oeck seit hy Ga Mê fehlt St Sa
Språch Sa
i Zu S . 26 ,8 ff. vgl. unten S . 45,9f.: Der einen guoten menschen vrâgete : ,war umbe minnest
dû güete ? — ,umbe güetoʻ ; ,war umbe minnest dû got ?' — ,umbe got'. ; DW1 S . 105,4ff.: Ez
enist kein dinc sô liep noch sô begirlich als leben under allen dingen . Sô enist kein leben sô bæse
noch sô swærlich , ein mensche enwelle dennoch leben . . . . War umbe izzest dû ? War umbe slæfest
dû ? Umbe daz dû lebest. War umbe begerst dû guotes oder êren ? Daz weist dû harte wol. Mêr:
war umbe lebest dû ? Umbe leben , und enweist dennoch niht, war umbe dû lebest. Sô begirlich ist
daz leben in im selber, daz man ez umbe sich selber begert (sieh dazu S . 106 Anm . 1) .;
91, 10ff.: Swer daz leben vrâgete tûsent jár : war umbe lebest dû ? solte ez antwürten , ez spræche
niht anders wan : ich lebe dar umbe, daz ich lebe. Daz ist dâ von, wan leben lebet ûzer sînem eigenen
grunde und quillet ûzer sînem eigene ; dar umbe lebet ez âne warumbe in dem , daz ez sich selber
lebet. Swer nû vrângete einen warhaften menschen , der dâ würket ûz eigenem grunde : war umbe
würkest dû dîniu werk ? solte er rehte antwürten , er spræche niht anders dan : ich würke dar
umbe, daz ich würke.; 80,18ff . und dort Anm . 7 ; Pf. S. 146,2018.: Alsô als got wirket sunder
warumbe und enkein warumbe hât, in der wîse also got wirket als wirket ouch der gerehte sunder
warumbe ; und alsô alse daz leben lebet umbe sich selber unde suochet enkein warumbe, dar umbe
ez lebe, also enhât ouch der gerehte enkein warumbe, dar umbe er iht tüeje .; In Ioh . n . 336,
LW 3 S. 285,2ff. und dort Anm . 1; LW 4 S. 23 Anm . 5.
27
Predigt 26
swer der mensche ist, der von disen drin wirt berüeret, von der wârheit , von der ge
rehticheit und von der güete , als unmügelich daz gote ist, daz er sich müge gekêren
von sîner gotheit, als unmügelich ist disem menschen , daz er sich von disen drin müge
gekêren .
Ein meister sprichet, daz guot habe drîe zelgen . Der erste zelge ist nutz, der 58,35
ander zelge ist lust, der dritte zelge ist zimeliсheita. Her umbe sprichet er : ‘die

6 f. Sieh oben S. 23, 1f., 4f.

1 swer bis ist, ] wer ist d . m . Sa die mensche Ga von' ] met Ga drin ] dr.
dingen BTGa b er. wirt SaBT ber. ist B , wurt B , von bis 2 güete, ] als waerheit
guetheit ende gerechticheit Ga 1 der fehlt St, 2 und fehlt B ,BT vnmüglich ist dz
got ist BT daz? ] als dat Ga daz? ] dat hy sijn guetheit laet ende dat Ga mach Ga
keren St, SaBTGa 3 sîner ) sijn Ga der St, Sa disem ] dem B ,Ga es dem St, Sa drin
dingen m . B ,BTSa 4 keren B St Sa k . moegen Ga 5 Ein bis zelgen . ] Noch seit een leere
dat guetheit aen sich heuet drie articulen Ga sprach B , got B . Der bis 6 zime
licheit. ] Dat yerste is nutticheit dat twede lusticheit dat derde themelijcheit Ga 5 Der ] Diu
Pf alle H88. zelge fehlt St SaBT der ] diu Pf alle H88. 6 zelge' fehlt B,St SaBT
lust ,] bost B der] diu Pf alle H88. zelge? fehlt St SaBT zimeliсheit. ] z. oder ersam
keit BT seit Ga er:) man Sa fehlt St,

1 Zu S . 27,11ff. vgl. oben S . 24, 10 ff. und S . 25 Anm . 1; DW 1 S. 103,1ff . und die dort Anm . 1
verzeichneten deutschen und lateinischen Parallelen, insbesondere Sermo XXXIV n . 343, LW 4 S . 298, 9ff.:
iustus iustitiae serviens plus eam amat quam se ipsum , ut si iustum portaret in se infernum vel
diabolum , ipsum amaret, ipsi saperet, ipsum delectaret ; et e converso : si iniustum portaret secum
paradisum , deum ipsum , ipsi non saperet.; unten S. 44,8ff.: Und der der süezicheit ze einem mâle
gesmecket, wærlîche, als wênic sich got mac gekêren von sîner gotheit , als lützel mac sich der
mensche gekêren mit sîner minne von güete und von gote ; jâ , und im ist lihter, daz er sich verzihe
sîn selbes und aller sîner sælicheit und blîbe mit sîner minne an güete und an gote. — Z . 1f. wârheit,
gerehticheit und güete gehören zu den perfectiones generales oder termini spirituales, vgl. DW 5 S .62
Anm . 2.; Pf. S. 146, 10ff.: Dem gerehten menschen ist sô nôt zuo der gerehtekeit, daz er niht anders
kan geminnen denne gerehtekeit. Wêre got niht gereht (als ich mê gesprochen hân ), er ahtete niht
ûf got. Wîsheit unde gerehtekeit ist ein in gote , unde der då minnet die wêrheit, der minnet ouch
die gerehtekeit , und wêre der tievel gereht, er minnete in als vil als er gereht wêre, und niht eins
hâres mêr .
2 Die H88. zeigen zelge als Femininum , das nach Angabe der Lexika nur die Bedeutung von
„ bestelltes Feld “ hat, während ich glaube, daß an der vorliegenden Stelle nur zelge swm . ( = zelch
stm ., vgl. DW 1 S . 259, 15 , 20) in der Bedeutung „ Ast“ , „ Zweig“ gemeint sein kann. Zu den
„ drei Zweigen “ des Guten : nutz , lust und zimeliсheit vgl. Aristoteles Eth . Nic. II C . 3 ( B c. 2
1104 b 30 — 31) : Tplõv yap ÓvTWY Tõv els tås alpéoels xal tplőv tūv els càs quyós, xałoŨ ouledépovtos
hdéos, . . . . ( 1105 a 1 ): xal ràp to xanov xal to ouupépov 180 palvetal. Die lat. Übersetzung der
beiden Stellen lautet: tribus enim existentibus quae circa electiones et tribus quae in fugis bona,
conferente delectabili . . . etenim bonum et conferens delectabile videtur ; Sermo XXXIV ,1 n . 340,
LW 4 S . 296 ,5ff., wo in Anm . 3 auf Thomas S. th . I q. 5 a . b : (Utrum convenienter divi.
datur bonum per honestum , utile et delectabile ) verwiesen ist.; Thomas In Eth . Nic . II c. 3 lect. 2
( Ed. Vivès 25 S. 296 b ): . . .tria sunt, quae cadunt sub electione humana : scilicet bonum , idest hon
estum : conferens, idest utile ; et delectabile .; Albertus M . De resurr. tr. 4 q . 3 a . 1 (Ed. Colon .
26 . 346,40 — 41) : Praeterea, bonum dividitur per delectabile et utile et honestum ; vgl. auch
28
Mulier , venit hora
betent ane den vater'. War umbe sprichet er: 'den vater ' ? Sô dû den vater suochest,
daz ist got aleine: allez, daz er geleisten mac, daz vindest dû mit gotel. Ez ist ein ge
40 wissiu wârheit und ein nôtwârheit und ist ein geschriben wârheit , und enwäre ez
niht geschriben , sô wære ez doch wâr: und hæte got noch mê3, er enmöhte dir ez niht
verbergen , und er müeste dir ez offenbâren , und er gibet dirz; und ich hân etwenne 5
gesprochen : er gibet dirz und gibet dirz in geburt wîse 4.

1 beden d . v . aen Ga War ] vnd war Bg 'den ] dem St, vater' ? bis
2 got ] vater ? Suochest dû got PfB ,BTSa vater dē vatter sůchest du got St, vader Daer om
sueckstu godt den vader Ga 2 allez, bis gote . ] soevyntstu alle dat hy geleysten mach
mit hem Ga Ez bis 3 wârheit ? ] Want het is waer Ga 3 und1 bis 4 wâr, fehlt
Ga (abgeglitten ?) 3 vnd ist ain not warh . St,sa unda bis warheit, fehlt B , (Hom .)
ist fehlt BT 4 und fehlt Ga noch ) yet Ga fehlt PfSt Sa er bis 5 offen
bâren , ] er mýs dir es offenbaren vnd mocht dirs nit verbergen B , 4 dir ez ] v dat Ga
5 und fehlt SaGa er fehlt St, müeste ) můstin Sa en most Ga ez ] dat Ga und?
fehlt Sa und ? bis 6 gesprochen : fehlt Ga (Hom .) 5 g. dir es Sa und bis 6 gesprochen :
fehlt St SaBT 5 ich fehlt B , 6 er gibet dirz fehlt St SaBTGa geuet v in
geboertelijcker wysen Ga u nd gibet dirz fehlt Pf (Hom .)

In Exod . n. 274 , LW 2 S. 220,11f.: . . . cum e converso delectatio sit propter operationem ut


pedisequa propter dominam et sicut bonum delectabile ad bonum honestum . . . und dort S. 221
Anm . 1.
12. 1 Sô — 2 aleine : findet sich 80 nur in Bą, während Pf. S. 58, 38 mit B , BTSa bietet: Suochest
dû got alleine,. . . Wie ich in Quint S . 186 zu 58,38 bemerkthabe, wird im Pfeifferschen Text die vor
aufgehende Frage: War umbe sprichet er : 'den vater' ? nicht klar und eindeutig beantwortet. Es wird
zum Verständnis der Antwort vielmehr die stillschweigende Gleichsetzung von Gott und Vater voraus
gesetzt. Die Lesart von Ga sueckstu godt den vader bestätigt die Richtigkeit und Ursprünglichkeit des
B2-Textes und meiner Argumentierung. Vielleicht darf man auch in Stj, das hinter 2 . 1 vater' ? dē
vatter bietet, eine Bestätigung meiner vorgenommenen Korrektur sehen (vgl. unten S . 31,7ff.) . — Über
die Bedeutung des Vaters als der ersten Person des trinitarischen Gottes und damit des Ursprungs und
Inbegriffs alles Ungeschaffenen und Geschaffenen vgl. Bange S . 109: „ . . . die göttliche Wesenheit ist
zwar Wurzel der göttlichen Produktionen , aber sie ist selbst weder zeugend noch erzeugt. Erst insofern sie
gefaßt wird als das 'Eine', kann man sagen , daß sie produktiv ist. Diese Einheit appropriiert Eckehart
dem Vater, ja er sieht in der Einheit den Grund der Vaterschaft und in der Vaterschaft die Einheit.“
B . verweist auf In Ioh. n . 516 : . . . ipsa essentia sive esse sub ratione sive proprietate unius et pater
nitatis redundat germinando, spirando, creando in omne ens, tam creatum quam increatum . Vgl.
Pf. S . 177, 12f. : Aber suochet er niht, sô vindet er got und alliu dinc in ime unde diu belîbent im . ;
vgl. unten S . 52,1ff.
2 Vgl. oben S. 8,9 und dort Anm . 3.
3 „ und hätte Gott noch mehr" , scil. als allez, daz er geleisten mac ( Z . 2 ).
* Zu Z . 4 ff. vgl. unten S . 52,8ff.: Jâ , in der selben geburt, da der vater gebirt sînen eingebornen
sun und im gibet die wurzel und alle sîne gotheit und alle sîne sælicheit und im selben niht enbe.
heltet, in der selben geburt sprichet er uns sîne vriunde. . . . Jâ , allez, daz er (d . h . der Sohn ) êwic
liche geheret hât von sînem vater, daz hât er uns geoffenbâret und enhât sîn uns niht vorbedecket.
Ich spriche : und hæte er tûsentwarbe mê gehæret, er hæte ez uns geoffenbâret und enhæte sîn
uns niht vorbedecket. — Zu Z . 5f. vgl. DW 1 S. 72,8ff. Der Rv. 2 . 5f. könnte sich auf diese Stelle
beziehen .
Predigt 26
Die meister sprechent, diu sêle habe zwei antlütze , und daz ober antlütze 59,5
schouwet alle zît got, und daz nider antlütze sihet etwaz her abe und berihtet die
sinne; und daz oberste antlütze daz ist daz oberste der sêle , daz stât in êwicheit und
enhât niht ze schaffenne mit der zît und enweiz niht von der zît noch 3 von dem lîbe ;
5 und hân etwenne gesprochen “, daz in dem liget bedecket als ein ursprunc alles guotes 10
und als ein liuhtende lieht, daz alle zît liuhtet, und als ein brinnender brant, der alle zît
brinnet, und der brant enist niht anders dan der heilige geist 5.

1 seggen dat die Ga aensichte heuet Ga und bis antlützea ] Dc ein B 1f. auerste
deel beschouwet Ga 2 schouwet ] das sch . B ,BT got allý zit B alle zît fehlt BTGa
benedenste aensicht Ga sihet] das 8. B ,BTGa unde daz ber . PfB die ] dise BT
3 und1] Mer Ga aensicht Ga daza bis oberste fehlt Ga (Hom ., sieh BT !)
oberste ) antlit BT daz : bis 4 lîbe; ] staet in ewicheit ende en weet niet vander tijt ende
en heeft mitter tijt oft mitten lichaem niet te schaffen Ga 4 und bis zît2 fehlt B , (Hom .)
weißt nichts mit BT von ] mit BT noch ) und Pf von dem ] mit B 5 und bis
gesprochen , ] Ick heb wael eer geseit Ga in dem bis 6 als?] indē lichaem (sieh BT) is
een oerspronck alles guets bedecktelijck als Ga 5 liget ] leib BT (sieh Ga ) bedecket ]
b . ist BT werdekeit B , als fehlt BT g üten BT 6 als luchtendes l. Sa alle zît? ]
altoes Ga 7 nichts a. BT a. niet Ga
1 Über die beiden Antlitze der Seele sieh die LW 2 S. 18 Anm . 3 verzeichneten Parallelstellen ,
insbesondere ( Pf. S. 110,21ff.) = unten S .218,2 ff.: SantAugustinus sprichet — und mit im ein
ander, heidenischer meister - von zwein antlützen der sêle. Daz ein ist gekêret in dise werlt
und ze dem libe ; in dem würket si tugent und kunst und heilic leben . Daz ander antlütze ist gekêret
die rihte in got; in dem ist âne underlâz götlich lieht und würket dar inne, aleine daz si ez niht en .
weiz, dar umbe, wan si dâ heime niht enist. Daz vünkelîn der vernünfticheit , blôz in gote genomen ,
dâ lebet der 'man '. Aus dieser Stelle wird deutlich , daß Eckhart bei Z . 1 Die meister sprechent an
Augustinus denkt sowie an Avicenna, wie In Gen . II n . 138, LW 1 S. 605,7ff.erkennen läßt: .. . sic
intellectuale in nobis distinguitur in superius et inferius, quae Avicenna vocat duas facies animae .
Augustinus vero vocat ista rationem superiorem et rationem inferiorem . ; Avicenna De an . I c. 5
(5va 44 - 51) : tamquam anima nostra habeat duas facies, faciem scilicet deorsum ad corpus, quam
oportet nullatenus recipere aliquam affectionem generis debitinaturae corporis . Etaliam faciem sursum
versus principia altissima, quam oportet semper recipere aliquid ab eo , quod est illic et afficiab illo . Ex
eo autem quod est infra eam generantur mores. Sed ex eo quod est supra eam generantur sapientiae ,
et haec est virtus activa.; vgl. J . Rohmer Sur la doctrine franciscaine des deux faces de l'âme,
AHDL 2 , 1927, S . 73 - 77 .
2 Die in Anm . 1 aufgeführte Vergleichsstelle unten S. 218,2 ff. macht deutlich, daß mit oben 2 . 3
daz oberste der sêle fraglos daz vünkelîn der vernünfticheit , bei Augustinus die ratio superior gemeint
ist, die oben S. 24,3 mit der gleichen Bestimmung wie in 2 . 3f. (sieh dort Anm . 2 ) daz oberste teil
der sêle genannt ist.
3 Entgegen meiner Angabe in Quint S. 186 zu 59, 8 steht dieses noch in allen H88.; und hat nur Pf.
4 Zu Z . 1ff. vgl. etwa Hermann v . Fritzlar Pf. I S . 179,8ff .: Di meistere sprechen von
zwein antlitzen der sêle. Daz eine antlitze ist gekart in dise werlt . Daz ander antlitze ist gekart di
richte in got. In diseme antlitze lûchtet und brunnet got êwiclîchen , der mensche wizzes oder en
wizzes nicht.; unten S. 120,5f.: Diu sêle muoz mit aller maht sich brechen in ir lieht. Üz der maht
und ûz dem liehte entspringet ein brant, ein minne. — Der Rv. Z . 5 könnte sich auf Pf. S. 251,3f.:
Ein ander werk ist in dem obersten antlite , daz ist verborgen , in der verborgenheit lît daz bilde
(sieh Quint S. 686 zu 251,3). beziehen . — Zu Z . 5 und hân = „ und ich habe" vgl. oben S . 29,5 ; zur
Ersparung des ich vgl. Paul- Schmitt Mhd . Gramm .,16 1953, S. 151 § 196 Anm . 1 .
5 Zu Z . 7 vgl. unten S.41,5ff. und dort S . 42 Anm . 1.
30
Mulier, venit hora

Die meister sprechent, daz ûz dem obersten teile der sêlel vliezent zwô krefte.
15 Diu eine heizet wille , diu ander vernünfticheit , und der krefte volkomenheit liget an
der obersten kraft, diu dâ heizet vernünfticheit , diu enkan niemer geruowen %. Si enwil
niht got, als er der heilige geist ist und als er der sun ist, und vliuhet den sun .
Si enwil ouch niht got, als er got ist. War umbe ? Dâ hât er namen , und waren tûsent 5
20 göte, si brichet iemermê durch , si wil in dâ , dâ er niht namen enhật : si wil etwaz edelers,
etwaz bezzers dan got, als er namen hât. Waz wil si denne ? Si enweiz : si wil in , als
er vater ist. Her umbe sprichet sant Philippus : 'herre , zeige uns den vater, sô ge

8f. Ioh . 14 ,8

1 Nu segen die meysters Ga ûz dem ] inden Ga der sêle fehlt BT vlyeten


wt twe Ga 2 heizet ] flisset B vernünfticheit, ] vernunfft SaBT haißt v . St, heyt
vernůft Ga und bis volkomenheit ] ende alle die volcomenheit deser tweer crachten
Ga 3 diul bis geruowen . ] Ende die cracht die vernuft heyt en can nvmmer meer
gerusten Ga vernunft Sa 4 godt niet Ga der hl. geist ] got ist vnd als er der heilig
geist
B d . heilige) heylig BTa geist fehlt St Sa isti fehlt St, unda bis
t) goon Gaieef meGrG,B,BB,BTT5 Da tenim en wil sy
sun . fehlt B ,Ga v liuhet ] si A. St,sa 5 Sibis ist . fehlt B , god niet Ga War umbe ?
bis 6 durch , ) al waer der dan dusent gaden sy brake daer al doer Waer om en wil sy godt niet als
hy godt is Daer om want hy daer oeck naem heeft Ga t 5 Då fehlt St Sa namen , ]
auch n . BT 6 si br.) so br. er St Sa iemer BiBT hindurch BT si® ] so
St, då? fehlt St SaGa niht ] geen Ga siº ] so St,St 6Btf. edelers, etwaz fehlt
Ga (Hom .) edels B , 7 er fehlt Bi e nweiz : ] weißt nit BTo weyßt BT,ºnit
wiset Ga 8 vaterl] vatter vatter ( !) B BTGa Hier van seit Ga san

zeige ) tont Ga den ] dinen B 8f. benůget St Sa

1 Vgl. oben S. 24,3 und dort Anm . 2 ; 30,3 und dort Anm . 2 .
2 Über die beiden Kräfte wille (minne) und vernünfticheit vgl. insbesondere DW 1 S . 152,1ff., 9f.:
Ich sprach in der schuole, daz vernünfticheit edeler wære dan wille , und gehærent doch beidiu in
diz lieht. und die dort Anm . 1 verzeichneten deutschen und lateinischen Parallelen , insbesondere In
Gen . II n . 80, LW 1 S. 542,3ff.: Notandum quod in regione rationali sive intellectuali sunt duae
potentiae , intellectus scilicet et voluntas, intellectus vero praestantior est (sieh dort Anm . 1)., DW 1
S . 122 ,5ff.; 368, 1ff. und dort Anm . 1; LW 4 S .62 Anm . 4 und 5. Theophora Schneider S . 99 Anm . 4
möchte unter Hinweis auf Pf. S . 110 ,33f. ( = unten 8 . 219, 9 f.) in 2 . 2 vernünfticheit als fehl am Platze
durch verstantnisse ersetzen . Aber, abgesehen davon , daß , wie der Var.-App . zeigt, verstantnisse an der
vorliegenden Stelle in keiner H8. steht, wäre die Änderung eine Schlimmbesserung. Z . 1ff. besagt in inter
pretierender Übersetzung: „ Die Meister sagen , daß aus dem obersten Teil der Seele ( = aus dem Fünklein )
zwei Kräfte fließen . Die eine heißt Wille, die andere Vernunft, und die Vollkommenheit (d . h. die Über.
legenheit, die Vollendetheit) dieser beiden Kräfte liegt in der obersten (sprich : oberen ) dieser beiden
Kräfte, die Vernunft heißt“ . Die in 2 . 3 genannte oberste kraft ist also identisch mit der vernünfticheit
und nicht, wie Th . Schneider offenbar gemeint hat, mit dem obersten teile ( Z . 1) . Die vorliegende
Stelle hat demnach einen andern Sinn als unten S . 219,9 f. Dabei darf man zugeben , daß die For.
mulierung Eckharts nicht ganz unmißverständlich ist. Vgl. auch DW 1 S. 52f. Anm . 3. – Die
Meister, auf die Eckhart sich beruft, sind die Thomisten , die im Gegensatz zu den Skotisten dem Intellekt
den höheren Rang gegenüber dem Willen zuerkennen , — Zu 2 . 3 diul -- geruowen . vgl. etwa Pf.
S . 21,9.ff.: Alse diu materie niht geruowet, si werde erfüllet mit allen formen , alsô geruowet diu
vernunft niemer denne alleine in der weselîchen warheit , diu alliu dinc in ir beslozzen hât.
31
Predigt 26
nüeget uns'. Si wil in , als er ein mark ist , von dem urspringet güete ; si wil in , als er
ein kerne ist , von dem ûzvliuzet güete; si wil in , als er ein wurzel ist, ein âder, in der 50,25
urspringet güete, und dâ ist er aleine vater1
Nû sprichet unser herre: 'ez enbekennet nieman den vater dan der sun noch den
5 sun nieman dan der vater'. In der wârheit, suln wir bekennen den vater, sô müezen
wir sun sîn ? Ich hân etwenne gesprochen driu wörtelîn , diu nemet vür driu besiu 30

4f. Matth . 11,27: Et nemo novit Filium , nisi Pater : neque Patrem quis novit, nisi Filius,. ..

1 wil in ,'] willē god Ga er fehlt BT, ein fehlt B , mercke Ga von bis güete ; ] daer
guetheit wt sprynget Ga dº vrsprunge B v3springet BT güete; ] dù g . Sa si bis 2
güete ; fehlt Ga ( Hom .) 2 vs fluß St, güete ; ] dủ g . Sa als er ein ] hy (aus
hü ?) die Ga würtz St Sa ein âder, ] Ein ander B , vnd e . a . B , fehlt BTGa
in der bis 3 güete , ] daer guetheit wt vlyet Ga 2 vß der BT 3 vz springet Bi g üete , ]
dů g . Sa und bis vater. fehlt BTGa aleine ] als ein B , 4 seit Ga onse
lieue heer hier seluer van Nyemant bekent Ga noch bis 5 nieman ) vnd namen den
svn B , 4f. noch die soen en bekent n . Ga 5 dan ) won Sti d en vader bek . Ga
6 sün BT soenē Ga sún Sa I ch bis 33, 1 êrsten , fehlt Ga 6 nemet bis 33,1 êrsten , ]
nieman für drú böse wortmag hon Daurnauch zů d . e . Sa 6 nemēt wir dr. B , boesiu fehlt BT

1 Zu S. 31,3ff. vgl. Pf. S. 144,35ff.: Vernunft diu dringet în , ir genüeget niht an güeti noch
als an einem steine oder an eime boume sober va bis
an wîsheit noch an warheit noch an gote selber. Jâ bî guoter warheit , ir genüeget als wênig an gote
als an einem steine oder an eime boume. Si geruowet niemer, si brichet in den grunt, dâ güete unde
wârheit ûz brichet, unde nimet ez in principio , in dem beginne, da güeti unde wärheit ûz gânde
ist , ê si ûz breche, in eime vil höheren grunde denne güeti und wîsheit sî. Ir swester (dem wille )
der gnüeget wol an gote, als er guot ist. Aber diu vernunft diu scheidet diz allez abe unde gêt în
unde durbrichet in die wurzellen , dâ der sun ûz quillet unde der heilige geist ûz blüegende ist. —
Zu S. 31,5f. tûsent göte, vgl. In Gen . II n . 38, LW 2 S. 360, 1ff.: Hinc est quod tres personae in divinis,
quamvis sint plures, non tamen multa , sed unum , etiam si essent personae mille,. . . — Uber die
Namenlosigkeit Gottes vgl. DW 1 S . 43,7ff.: sol got iemer dar în (d . h . in das „ Bürglein “ = die oberste
Vernünftigkeit) geluogen , ez muoz in kosten alle sine götlîche namen und sîne persönliche eigen
schaft ; daz muoz er alzemâle hie vor lâzen , sol er iemer mê dar în geluogen (sieh dort Anm . 1).; 253
Anm . 2 ; LW 4 S. 31 Anm . 4 ; 112 Anm . 6 ; 114 Anm . 2 ; Pf. S . 193,33ff.; Par. an . S . 16 , 4 f.; Lossky
S . 133. – Zu S . 31,7f. als er vater ist vgl. oben S. 29, 1f. und dort Anm . 1; DW 1 S . 72,6ff.; Pf.
S . 175,4ff. — Zu S. 31,8ff. vgl. unten S . 52,4ff.; DW 1 $ . 217,5ff . und 218 Anm . 1; Pfeiffer ZfdA 8
S . 242,17ff. – Zu 2 . 1 mark vgl. RS. II art. 5 ( Théry S. 212) Proc. Col. II n . 11: in homine est
una virtus que ita alta est et nobilis quod ipsa accipit deum . . . in sua propria medulla secundum
quod ipse est nudus (zitiert DW 1 S . 183 Anm . 1) . — Zu Z . 2 kerne vgl . DW 1 S . 212, 5 und 213
Anm . 1. — Zu Z . 2 wurzel vgl. etwa Pf. S . 148,9f.: Got der hât wol genüegde unde lust gegozzen in
die créatûre, aber diu wurzele aller genüegde unde daz wesen aller lust daz hât got alleine in im
selber behalten .
2 Vgl. Pf. S . 157, 25ff.: Nieman mac den vater erkennen wan sîn einiger sun, wan er selbe
sprichet , daz nieman den vater bekenne wan sîn sun, noch nieman den sun wan der vater. Unt dar
umbe, sol der mensche got bekennen , in dem sîn êwigiu sêlikeit bestêt, sô muoz er ein einiger sun
sîn mit Kristô des vater ( sieh Quint S . 467 zu 157,28f.) ; DW 1 S . 273,4ff.: Ein geschrift sprichet :
‘nieman bekennet den vater dan der sun ', und dâ von , wellet ir got bekennen , sô sult ir niht aleine
glîch sîn dem sune, sunder ir sult der sun selber sîn .; DW 1 S . 50,4 — 6 und dort Anm . 4; Sermo
XLIV,2 n . 442, LW 4 S. 370, 1 und Anm . 1; 431,4f.
32
Mulier , venit hora
muscât und trinket dar nâch 1: ze dem ersten , wellen wir sun sîn , sô müezen wir einen
vater haben , wan ez enmac nieman gesprechen , er sî sun , er enhabe einen vater, noch
nieman enist vater, er enhabe einen sun . Ist der vater tôt, sô sprichet er: ,er was mîn
35 vater'. Ist der sun tôt, sô sprichet er : ,er was mîn sun ', wan des sunes leben hanget
in dem vater, und des vaters leben hanget in dem sune; und dar umbe enmac nieman 5
sprechen : ich bin sun', er enhabe denne einen vater, und der mensche ist in der wâr
heit sun , der då alliu sîniu werk würket von minnen . – Daz ander, daz den men
40 schen allermeist sun machet, daz ist glîcheit . Ist er siech, daz er als gerne siech sî als
gesunt, gesunt als siech . Stirbet im sîn vriunt – in gotes namen ! Wirt im ein ouge

1 muschat St, nâch : ] ab BT ze bis wellen ]Merct willen Ga ze ] In B2


wellen bis sîn , fehlt Sa ( Lücke) wir sun sîn fehlt St. ( Lücke) sun ) een soen Ga sün BT
einen bis 2 wan fehlt St Sa (Lücke) 2 want nyemant en mach segen dat hy een soen is Ga
sprechen Sa er sî sun , ) er ist ein (ein fehlt BzSa ) s. BTB Sa fehlt Sti (Lücke) einen ) denn ainen
St_ SaBT noch bis 3 vater ,] Oeck en mach nyemant segen dat hi vader is Ga 2f. noch
och nieman Sa 3 enist ] er ist B2St, fehlt BT vater , ] ain v . Sa einen ]
dann ein BT Ist bis 6 vater, fehlt Ga 3 Ist ] wer St, er : ] man
B , der sun BT 4 er :) man B , der vatter BT fehlt B 5 in ?] an BT 6 ,ich
bin fehlt B , sun ', ] ain s . Sa denne fehlt B und bis 7 sun , ] Inder waerheit
soe is die mensche een soen Ga 7 sun, ] gottes s. BTB dâ fehlt B ,Ga sein
BT werckē Ga wt rechter lieftē Ga Daz bis 8 glîcheit. ] Ten anderen
is dat een soen die alle dinck gelick staet Ga 7f. dem mensch St 7 den fehlt B ,
8 si ] ist Saga 9 gesunt als siech . fehlt Ga gesunt? ] vnd g. B ,BTSt Sa Stirbet
bis vriunt ] weder dat dijn vrijnt sterft oft leuet Ga
fehlt B St,Sa sîn ] din
B i n ] alle in Ga n amen ! ] n . das er jn got empfilcht
Sa fehlt BT . Wirt bis 34 , 1 namen ! fehlt St Sa (Hom .) 9 Wirt bis 34, 1 ûzgeslagen ]
fert im ein oug vß BT gaet dy oft hem een oge wt Ga swas dir beschicht B ,

i Übersetzung: „ Ich habe irgendwann drei Wörtlein gesprochen ; die nehmtals drei scharfe Muskat
nüsse und trinkt hinterher : . . .“ . Die Äußerung zeugt wohl, wie manche andere, für Eckharts Humor;
vgl. etwa DW 1 S . 385, 12ff. und dort Anm . 4 . Der Rv. S . 32,6 dürfte sich wohl auf Pr. 4 , DW 1
S . 72,6 ff. beziehen , sich oben s. 22. Entsprechungen zu den oben Z . 1 ff ., 7ff. und unten S . 34 , 1
stehenden Ausführungen finden sich dort s . 72,6 ff., 61,7 ff. und 74,6 ff. - Zu muscât vgl.
Jundt S . 273,2 .
? Zu Z . 1 ff. vgl. Pf. S . 144 ,25ff .: Sô mîn vater stirbet, dar umbe stirbe ich niht. Dâ dû es ( ?)
stirbt, da mac man niht mêre sprechen , er ist sîn sun , man sprichet wol: er was sîn sun . ;
92,2011.: Swâ man vater nemmet, dâ verstât man sun . Vater mac niht gesîn , er habe denne einen
sun , noch sun , er habe denne einen vater, sie tragent doch inein über zît in êwic wesen (sieh Quint
S . 258 zu 92,20f. und 92,21) .; DW 1 S . 110 ,2ff.: Mîn lîplîcher vater ist niht eigenlîche mîn vater ,
sunder an einem kleinen stückelîn sîner natûre, und ich bin gescheiden von im ; er mac tôt sîn und
ich leben .; 72,6f.: An dem worte 'vater' verstât man sunlicheit ,. . . und dort Anm . 3 ; Pf. S . 165 ,3f.;
In Joh . n . 115 , LW 3 S. 100, 11 und dort Anm . 7. — In 2 . 3 bieten B , und St, er ist statt enist,
wie mir scheint, in zufälliger Übereinstimmung,weil beide Schreiber Z . 2 noch — 3 vater,als von 2 . 2 ge
sprechen abhängig und parallel zu Z . 2 er sî sun verstanden haben , dafern nicht einfaches Verlesen vor.
liegt . – Zu Z . 79. vgl. Sermo XL,2 n . 393, LW 4 S . 338, 11f.: Quarto filium dei constituit (scil.
dilectio = minne) deo assimilando, . . . und dort Anm . 5 .
3 Edhart, D 2
Predigt 26

ûzgeslagen — in gotes namen ! 1 — Daz dritte, daz ein sun haben sol, daz ist , ob er sîn
houbet niemer geneigen kan dan aleine ûf den vater. Ach , wie edel diu kraft ist , diu
dâ stât obe zît und diu dâ stât âne stat ! Wan in dem , daz si stât obe zît , sô hât si 60,5
in ir beslozzen alle zît und ist alliu zît, und swie kleine man des hæte, daz dâ stât obe
5 zît , der wære gar schiere rîche worden , wan daz dâ enent des mers ist, daz enist der
kraft niht verrer , dan daz iezuo gegenwürtic ist ?
Und dâ von sprichet er : ‘alsuslîche suochet der vater'. Sehet, alsus liepköset
uns got, alsus vlêhet uns got, und got enmac niht erbeiten , biz sich diu sêle 10
gesmucket und geschelet von der creatûre, und ist ein sicher wârheit und ein
10 nôtwârheit, daz gote alsô nôt ist, daz er uns suochet, rehte als ob alliu sîn got

6 f. Sieh oben S . 23,5f.

1 ûzgesl.) vz geslagen de er de alles geren lide B , daz? ] das das Sa daz ist,] dat hy
sien sal Ga fehlt BT 2 niemer ) oeck ummermeer Ga niener anders B . can gen . Ga genagen B .
aleine fehlt Ga d en ]dem Sa sijnen Ga vater. ] vader die daer is in die hemelen Ga ist, hinter
edel St Saga 3 diu bis stat ! ] oec bouē (2477 ) bouē stadt Ga daz ) so B . St_ SaBT 4 ir ]
sich PfB , B ,BTSt,sa alle zit vor in St Saga und " ) die daer Ga unda fehlt B , swie kleine
man ) wer B , des ] das B2B Sa 5 gar ] seer Ga wan bis 6 iezuo ) want alle dat geen
dat op geen syde meers is dat op deser edelre cracht alsoe nae als dat nv ter stont Ga 5 wan
bis enent fehlt Sa ( Lücke) daz' ] was BT dem mer PfB , B2St SaBT der ] diser
BT 6 niht fehlt St Sa 7 dâ von ] dar vmbe B . van dese seit Ga Solche
BT alsoe danige Ga also Sa sůchent den vatter BT vater'. ] vader ende sy sucken
hem Ga alsus ) al- ( Zeilenende) BT, also BT: liepkôset ] bekoset St, bekouffet
Sa lieflijck verkieset Ga 8 alsus bis got, fehlt B , (Hom .) fliehet Sa doer vlyet Ga
got* ] hy Ga gebeitten B , beyden Ga biz bis 9 créatûre, ] dier zielē sy en smaken
hem die hoer vanden creatueren af keert ende daer af is gescheyden Ga 9 Ende dat is Ga
9f. und ein nôtw ., fehlt B ,BTGa 10 daz? ] dattet Ga nôt ] groet noet Ga năch Sa nach Sty
er fehlt Ga rehte als fehlt Ga ob alliu fehlt B , 10 f. guetheit Ga

i Zu S . 33,7 ff. vgl. oben S . 7 ,848,2 und S . 8 Anm . 1 ; DW 5 S . 23,12 ff. ; 38,1 f . ( BgT ) ; Quint
Textbuch S . 81,1ff. ( Taulerpredigt Nr. 2 ). – S . 33, 8 glîcheit = „ Gleichmut“ , „ Gelassenheit“ .
Die edle Kraft, von der Z . 2ff. die Rede ist, ist die ratio superior, daz oberste teil der
sêle ( = daz vünkelîn ), von dem Eckhart in der Predigt wiederholt gesprochen hat, vgl.oben S . 24,3ff . -
Zur Bestimmung obe zît und .. . âne stat ( Z . 3f.) vgl. etwa Pf. S . 78,22 ff.: . . . dâ verliuset si ( scil. die
Seele in der kriegenden kraft) zît unde stat in êwikeit, dâ ist si in der zît ob der zît . . . ; 223,14f.:
. . . sol diu sêle got bekennen , sô muoz si in bekennen boben zît unde stat.; DW 5 S . 11,6ff. ( BGT) :
. .. die hohsten krefte der sêle .. . stânt in der sêle lûterkeit, abegescheiden von zît und von stat
und von allem dem , daz ze zît und stat kein zuoversiht hât . . . ; DW 1 S. 32,1ff .: . . . daz ein kraft
in der sêle ist (gemeint ist die vernünfticheit), diu berüeret niht zît noch vleisch ; unten S. 219,3 ff.:
Daz vünkelîn der vernünfticheit , blôz in gote genomen , dâ lebet der ‘man '. Dâ geschihet diu geburt,
. . . alle zît, daz ist obe zît in der wîte, dân noch hie noch nû enist, . . . - Zu Z . 5f. vgl. etwa Pf.
S. 80,32f.: Als wol gedenke ich über mer als hie bî mir.; DW 1 S . 151,8ff.: Ein ander kraft ist in
der sêle, dâ mite si gedenket. Disiu kraft bildet in sich diu dinc, diu niht gegenwertic ensint, daz
ich diu dinc als wol bekenne, als ob ich sie sæhe mit den ougen , und noch baz — ich gedenke wol
eine rôsen in dem winter - . . .

34
Mulier, venit hora
15 heit dar ane hange, als si ouch tuot1. Und got enmac unser als wênic enbern , als wir
sîn , wan wære joch , daz wir uns von gote gekêren möhten , sô enmöhte sich doch got
niemer von uns gekêren . Ich spriche, daz ich got niht biten enwil, daz er mir gebe ;
ich enwil in ouch niht loben , umbe daz er mir gegeben hât, sunder ich wil in biten ,
daz er mich wirdic mache ze enpfâhenne, und wil in loben , daz er der natûre ist und 5
20 des wesens, daz er geben muoz. Der daz got benemen wölte, der benæme im sîn eigen
wesen und sîn eigen lebens.
Daz wir alsus in der wârheit sun werden , des helfe uns diu wârheit, von der ich
gesprochen hân . Âmen ".

1 hienge BT, hiengd BT) lage Ga Und bis enbern ,] ende hierom mach hy ons soe
luttel ontberen Ga got fehlt St Sa 2 sîn , ] sijnre ontberen moegen Ga w an wäre
joch , ] Ende al waert Ga j och , ] och B . es Sa von ] ioch v . St Sa keren St Sa
mochten k . Ga sô ] nochtans soe Ga doch fehlt St, SaGa 3 niemer ] númermeer Ga
von vns nit St Sa Ich spr., ] Hier om segge ick Ga niht ] niemer St Sa num
mermeer Ga wil bitten B , mir ] nit BTb g ebe ;] wat geue Ga 4 in '] got
St Sa ouch ] oec daer voer Ga fehlt St Sa nit vil 1. St Sa umbe fehlt Ga geben St,
sunder ] Mer Ga 5 mich bis ze ) mich wirdige ze B , BT hem geweerdige wil my te Ga in ] hem
daer van Ga dazⓇ bis 6 wesens, ] Want hy die natuer ende dat wesen is Ga 5 ist hinter
6 wesens, B ,BT 6 Der bis wölte, ] ende die godt datwolde benemen Ga benæme] nem BT
im fehlt B2 7 wesen und ] wesen vnd sin eigen wesen (Wiederhlg.) vnd Bi s în eigen
fehlt BTGa 8 Daz bis werden , ] Op dat wy inder waerheit soenen warden Ga fehlt St Sa
des ] Daer toe Ga von der ] waer van Ga 9 Âmen . fehlt B ,

Zu S. 34,7 ff. vgl. unten S .46 ,7ff.: Nû sprichet er : 'als ich iuch geminnet hân '. . . . Alsô nôt
ist gote ze unser vriuntschaft, daz er niht erbeiten enmac, biz daz wir in biten ; er gât uns engegen
und bitet uns, daz wir sîne vriunde sîn , wan er begert von uns, daz wir wellen , daz er uns vergebe. ;
Pf. S . 300,28ff.: Alsô verteret ist got mit sîner minne zuo uns, reht als ob er vergezzen habe himel.
riches und ertrîches und aller sîner sêlikeit und aller sîner gotheit unde niht ze tuon habe denne
alleine mit mir, daz er mir gebe allez , daz mich getroesten müge; 148,21ff.: Got der smuket und
erbiutet sich also engegen der sêle unde hat sich mit aller sîner gotheit des geflizzen , daz er der sêle
behegelich werde, wan got der wil alleine der sêle behagen . . . ; 28,1ff.; 178,33ff.; 223,27ff.; DW 1
S . 194,2f1.: Swenne got sihet, daz wir sîn der eingeborne sun , sô ist gote sô gâch nach uns und ilet sô
sêre und tuot rehte, als ob im sîn götlich wesen welle zerbrechen und ze nihte werden an im selben ,
daz er uns offenbâre allen den abgrunt sîner gotheit und die vüllede sînes wesens und sîner natûre ;
dâ ilet got zuo, daz ez unser eigen sî alsó, als ez sîn eigen ist.; 93,3ff.: Got begert des alsó
sêre , daz dû dîn selbes ûzgangest in creatiurlicher wîse , als ob alliu sîn sælicheit dar an lige . ;
369, 7 ff.: Got tuot, als er dar umbe ein sî, daz er der sêle behage und wie er sich gesmücke dar
zuo, daz er die sêle vertære aleine an im (sieh dort Anm . 5 ) . - S. 34 , 8 f. sich . . . gesmucket = „ sich
zusammenzieht vor" , „ sich duckt vor“ , „ sich abwendet von " den Kreaturen , also nicht „ sich schmückt“ ,
wie etwa an der oben zitierten Stelle DW 1 S. 369,8 oder Pf. S . 148,22. — Zu S . 34 ,9 sicher - 10 nôtwâr.
heit , vgl. oben S . 8 , 9 und dort Anm . 3 .
2 Zu Z . 1 ff. vgl. unten S. 45,1ff. und oben S . 28,2ff .
3 Zu Z . 3ff. vgl. Sermo V1, 1 n . 56, LW 4 S . 56, 1ff.: Rursus nota quod non est orandus deus, quod
nobis lumen gratiae suae infundat autaliquid huiusmodi, sed hoc orandum est, utdigni simus accipere.
Deus enim semper dat velnunquam , omnibus dat velnulli.; sieh auch die dort Anm . 1 und 2 aufgeführten
deutschen Parallelen sowie Jundt S. 257, 14 ff .: Darumb so wilich sprechen ain wort das ich nuo nächst an
fritag sprach : Ich wil got umb seiner gaben nymer gebitten, noch wil im seiner gabe nimer gedancken ,
wann waer ich wirdig seiner gabe ze entpfachen , so müsti er mir geben , es waer im lieb oder laid .
35
Predigt 26
Darumb wil ich in nit bitten umb sein gabe, wann er geben muosz ; ich wil in wol bitten das er mich
wirdig mache seiner gabe ze enpfachen , und wil im dancken das er also ist das er geben muosz.
Darumb sprich ich : got ist mynne mit der er sich selben mint, und der im das benaeme, der benaeme
im alle sein gotheit. Wie man sieht, stimmt der Text sehr weitgehend mit dem der vorliegenden Predigt
überein , und es dürfte sicher sein , daß der Rv. nuo naechst an fritag auf unsere Predigt zielt, deren
zugrunde liegender Schrifttet dem Evangelium des Freitags nach dem 3 . Fastensonntag entnommen
wurde, sieh oben S. 23 Anm . 1 und Pahncke Diss. S . 51 unter 1. Nach Winfried Zeller Eckhar.
tiana V . Meister Eckhart bei Valentin Weigel, ZKG 57, 1938 , S . 354 bezieht sich auch ein Eckhart
zitat in der „ Facilis, Beatifica et expedita Methodus“ der Münchener H8. cgm . 4416 im dritten
Abschnitt auf die obige Textstelle 2 . 3 — 6 mit den Worten : „ Es sagt Dr. Eccardus bei dem
Taulero : Ich will Gott nicht bitten vmb sein Reich , denn ich schmehete jhn damit als einen ,
der mir sein Reich nicht lange zuuor hette gegeben ; allein ich wil jhn bitten , daß er mich auch
solches lasse erkennen “ . ; vgl. weiter DW 1 S. 77,17 ff. und die dort S. 78 Anm . 1 verzeichneten vielen
Stellen über das Geben Gottes , dazu noch Pf. S . 199,36ff.; 334,29ff.; 614,1ff.; LW 2 S . 78 Anm . 6.
Vgl. die übereinstimmenden Ausführungen über das Liebenmüssen Gottes: Pf. S . 231,9 – 16 . – Zu
Z . 6f. vgl. etwa Pf. S . 145,35ff.: Waz ist gotes minne ? Sîn nâtûre unde sîn wesen daz ist sîn minne.
Der gote daz benême, daz er uns minnet, der benême im sîn wesen unde sîne gotheit , wan sîn wesen
swebet dar an , daz er mich minnet. .. . Minnet mich got mit aller sîner nâtûre (wan diu hanget hie
ane), sô minnet mich got rehte , als sîn gewerden unde sîn wesen dar an hange.; Pf. S. 230, 14ff.:
Und ich spriche, daz sîn gotheit hanget dar an , daz er sich gemeinen müeze allem dem , daz sîn
enpfenclich ist, unde gemeinete er sich niht, sô enwêre er niht got (sieh Quint S . 643 zu 230, 15f.) .;
Karrer ( M . E . S. 232 Anm . 286 ) verweist auf Augustinus Sermo 105 c. 1, PL 38,619: .. . plus
vult ille ( = Gott ) dare, quam nos accipere . . . .
4 Sieh oben s . 18 Anm . 4 .

36
PREDIGT 27 (Pf. Nr. XII S. 60 — 64)

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S. 186, Quint Übers. S . 517 zu Pr. 50, Spamer PBB
34 S . 329f.):
B, f. 56 - 59r.
Ba, f. 247rb — 248rb, Fragment = unten S . 40,3 unser herre— 4 geminnet hân”; + 41,2 Waz —
5 geist. + 42, 1 alle — 43,4 güete + 6 diu minne, - 44,4 got. + 45,5 Ach , — 9 got ? + 46, 7 N0 –
47, 7 glicheit ist + 48,4 swâ — 6 vride. + 54,2 86 — 3 ist.1
BT f. 282vb284rb .
s, f. 233v, Fragment = unten S . 54 ,4 dâ — 6 beneme. + 41,4 minne — 43,2 got. + 45 ,1 wærliche,
4 gote .: da wir sprechen zů kvmm / vns din rich din wille werd da bitten wir alles got das er uns
selber uns /benemme Minne ist also luter blos abgescheiden in ir selber du die meister / sprechent
das die minn da mit wir got minnen ist der heilig geist da mit wir / bewegt werden zů der minn
Minne in dem lutersten abgescheidensten in sich / selber ist nit anders denn got die meister sprechent
dz dz ende der mynn vff / dz die minne alle ire werk wurket ist gute und die gûte ist got werlich /
als wenig sich got mag gekeren von siner gotheit als wenig mag sich der mensche / keren mit siner
minne von gůte vnd von got ia vnd im wer (wer auf d . Rand nachgetr.) lihter dz er sich
verzihe sin selbes vnd aller siner selikeit vnd blibe mit siner minne an gåte vnd an got; identifiziert
von Quint, Handschriftenfunde $ . 193 ; im Var.- App. nicht berücksichtigt.
Sa f. 477 – 53v ; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S . 207.
St, f. 384 - 43v .

Filiation der Hss. (sieh Quint S . 186 — 189) : Wie ich a. a. O . S. 186 f. bemerkt habe, liegen die Über
lieferungsverhältnisse, abgesehen davon , daß B , diesmal ausfällt , genau wie bei Pr. 25 und Pr. 26 .
Wieder stehen St, und Sa in bekannt engster Bindung zusammen , die sich in zahlreichen Sonder
varianten , zumal in Textlücken infolge von Homöoteleuton , verrät, sieh Quint s . 187 und den
Var.-App . etwa zu : S. 40,3 sprichet: ) spricht da spricht er St,Sa ; 41,1 Då — 2 gebot, fehlt (Hom .);
4 alsó blóz, fehlt (Hom . ); 5 besten fehlt; 43,1 ende ] die minne vnd das ende; 2 f. minne spr. vnd z . varwe
ir erkennen ; 44 ,1man fehlt ; 8 glich fehlt; 45, 1 wårlich werlich ; 6 dazleben , fehlt (Hom .); 46,2 din
fehlt ; 6 enmeinest noch fehlt ; 7 iuch fehlt ; 8 sîn ] sint sine; 47,1 wol: ] wol vnd spricht; 5 wære,
fehlt ; 7 då ? ] wan da ; 48, 4 swâ ] was; 5 daz da fehlt ; 50, 1 ich minne; 4 hâst – 5 dich fehlt (Hom .);
8 mine fehlt ; 51, 2 und — 3 geist fehlt (Hom .); 52,3 niht fehlt ; 5f, der vruht treget fehlt (Hom .); 6 gibet, ]
bringet; 9 dâ fehlt; 53,2 ouch gar fehlt ; 6 minem ] sinem ; Jâ ,- vater, fehlt (Hom .) ; 7 vorbedecket ;
Ich - 8 vorbedecket. fehlt (Hom .); 10 haltest; 54, 2 dir ] sich ; 55,1 enwil - Sprechen ,] zemale nút. Die
Mehrzahl dieser St,Sa -Varianten ist o . w . als verderbt zu erkennen und läßt, zumal durch die vielen
Lücken infolge von Homöoteleuton , ebenso wie in Pr. 25 erkennen , daß die gemeinsame Vorlage
der beiden Texte von einem sehr flüchtigen Schreiber aufgezeichnet worden ist. Auch diesmal reprä
sentiert St, diese Vorlage wohl verläßlicher als Sa (wie schon für die Predigten 25 und 26 ), wenn
gleich auch im vorliegenden Falle Sa gelegentlich ursprünglicher ist als St, und also nicht von
dessen Text abgeleitet werden kann, so etwa: 45,8 als luter sy fehlt Sty ; 9 got?] götte Sti ;

1 Das Textstück S. 54,2 86— 3 ist. habe ich in Quint S. 186 im Wortlaut mitgeteilt, ohne daß
ich es s . Z . identifiziert hätte .
Predigt 27
10 jumbe got'.] vber g . St ; 46,7 Er] es Sty; 47,7 hât, fehlt Sty; 52,5 ‘herre, fehlt Sty; 10 im ]an im Stz.
Daß der Sty- Text seinerseits nicht von Sa hergeleitet werden kann , zeigen etwa folgende
Sa -Abweichungen von St , das an diesen Stellen das Ursprünglichere bewahrt: 44,1 ein guot
werk fehlt Sa ; 7 butet er mir Sa ; but er mir Sa ; 45,2, 4 vnnd gůttin Sa ; 46,8 wären. ]worden Sa ; 49, 1
enmügen ) wenn Sa ; 2 wan einez muoz ] dau můs ains Sa ; 3 daz - einander. fehlt Sa ; 52,9 eingebornen
fehlt Sa . -- Zu den deutlich als sekundär erkennbaren Sondervarianten von BT vgl. Quint S . 188. -
Wie ich schon dort vermerkt habe, fehlen in B , die Rückverweise an folgenden Stellen : S . 51,4f.
ges ;; 52,12
net tatage,
Do ich nú predigete an der drivalticheit 92.12 vovonn der rach anichh , dô ich nú hie predigete. Es
der spsprach
midie
fehlen zudem h
nhsubjektiven a
Äußerungen S. 55 ,1 Von — sprechen ,; 5 von — 6 Amen .
_ Daß der Bag-Text, wie schon in Predigt 25 , enger bei BT als bei St Sa steht, verraten folgende
Stellen ( sieh Quint S. 187) : S. 44,3 als8 edel, fehlt Ba ,BT; als luter als plos als abegescheidenne Ba ,BT;
45 ,6 f. gekeret BagBT; 46 ,8 ze ] nach BagBT. — Der Textauszug von S , ist zu kurz, als daß er in
seiner Beziehung zu den anderen Texten genauerhin bestimmt werden könnte. Unten S. 41,4f. hat
S , allein den ursprünglichen Wortlaut des Satzes minne- 5 geist. erhalten , während alle Volltexte
durch Verlust der Konjunktion daz in Z . 4 verderbt sind (sieh S . 41 Anm . 3 ). Wenn S . 43,4 und
af got. in allen Volltexten fehlt und nur in Bag steht, so dürfte auch dieser Fehler auf einen nicht
von Verderbnissen freien Prototyp der Volltexte B ,BTSt,Sa schließen lassen. Das gleiche gilt für
die verderbte Textstelle unten S. 55 ,2 (sieh dort Anm . 2).
Textkonstituierung (sieh Quint S. 189): Wie ich a.a . O . schon gesagt habe, ist der Text der Predigt
im ganzen in der handschriftlichen Überlieferung einheitlich und verläßlich überliefert. Als relativ
bester Text darf auch im vorliegenden Falle, wie bei den beiden voraufgehenden Predigten , B , an
gesehen werden , den Pfeiffer mit Recht seiner Ausgabe zugrunde legte. Zu seiner Korrektur habe
ich die gesamte übrige Überlieferung, incl. des Textauszuges von S, und des Bag- Fragmentes ,
herangezogen .
Übersetzungen : Quint S. 387ff.
Echtheit : Hsl. Bezeugung in St,Sa und BT sieh im Eingang des Variantenapparats . Die Echtheit
auch dieser Predigt ist unbestritten und durch eine Reihe von Echtheitskriterien gesichert. Der
Rückverweis S .51,4 16– 5 latine, der in B , fehlt, bezieht sich sehr deutlich auf den lateinischen
Sermo II , sieh unten S . 51 Anm . 3. Der Rückverweis der echten Predigt 11, DW 1 S . 185 ,1f. und
z . 7 bezieht sich mit ziemlicher Sicherheit auf unten S. 53,6ff., sieh dort Anm . 4. Wieder auch
weist die Predigt eine Reihe von bezeichnenden inhaltlichen und textlichen Parallelen zu echten
deutschen und lateinischen Texten auf, sieh die Hinweise auf DW1 und DW 5 etwa : S . 41 Anm . 4
(DW1 S . 168,3ff .) ; S . 43 Anm . 4 (DW1S. 195 ,2 ff.) ; S . 44 Anm . 3 (DW 1 S . 67,9ff.); Anm . 4 (DW 5
S . 206 , 1 ff .) ; S. 45 Anm . 2 (DW 1 S . 67 ,5ff. ; 195 , 1 ff .) ; S . 46 Anm . 2 (DW 5 S . 298, 1 ff.) ; S. 47 Anm . 1
(DW 1 S . 65 ,3 ff.; DW 5 S . 237,10ff.); Anm . 2 (DW 5 S. 213,9f.); Anm . 3 (DW 5 S . 30,10ff.) ;
S . 48 Anm . 1 (DW 1 S. 169,4ff.); Anm . 2 (DW 1 S . 106,7ff.); Anm . 3 (DW 1 S . 88,9ff.); S . 49 Anm . 2
(DW 5 S. 30,17); S . 50 Anm . 1 (DW 1 S . 168,3ff. ;106 , 1 ff.); S .51 Anm . 1 (DW I S . 302,4 ff.) ; Anm . 3
(DW 1 S. 180,5f.); S . 53 Anm . 1 (DW 1 8. 197,8f.); S. 54 Anm . 1 (DW 1 S . 244 ,5 ff.; DW 5 S. 194 ,4 ff.;
281, 3 ff.) . - - Bedeutsame Ubereinstimmungen mit lateinischen Werken finden sich etwa S . 46 Anm . 3
(LW 4 S. 54,2f.); S. 48 Anm . 1 (In Ioh . n . 644); S. 49 Anm . 1 (LW 4 S. 15 ,6f.; LW 2 S . 345,2 ff.;
243 , 1); S . 51 Anm . 3 (LW 4 S . 8 ,6 ff .) ; S . 52 Anm . 2 (LW 4 S . 7,7f.) ; S . 53 Anm . 3 (In Ioh .
n .641). - Wieder sind Stil und Diktion , wie bei den beiden vorangehenden Predigten , echt
Eckhartisch , so der hyperbolische Ausdruck etwa S . 44,7ff.; 53,6ff. ; antithetischer Parallelismus
z. B . S . 53,4f.; 54,2ff.; das Frage-Antwortspiel S . 45,9ff. (vgl. Pr. 26 S. 26,8ff.; 27,4ff.); die
Vergleiche S . 43,2ff.; 44,6 ff.; 48,2ff.; 52,5 ff. Echt Eckhartisch sind ferner die Auslassungen
über den Papst S. 46,3f. (vgl. oben S. 17,8ff.; 18,2ff.), ebenso die über die Sohnsgeburt S. 52,8 ff.,
über die kraft in der sêle S. 52,11ff. sowie über das Paternoster S . 54,3ff.
Der Aufbau der Predigt geschieht im Anschluß an die im Eingang aufgeführten, aus
demselben Textzusammenhang entnommenen Schriftzitate, die in der gleichen Reihenfolge, in der
38
Hoc est praeceptum meum
sie dort aufeinander folgen , im Verlauf der Predigt exegesiert werden : 1. daz istmin geboť (41,1 –
50,5). Dieser erste Teil ist unterteilt in a ) 'daz ir minneť (41,2 — 44,4 ), b ) ('daz ist min ) geboť
(44,5 — 45 ,4 ), c ) ( daz ir under einander) minneť (45,5 — 46,6 ), d ) ‘als ich iuch geminnet hân ' (46,7 —
49,2), e) ('minnet ) under einander !' (49,3 — 50,5). — 2. ‘ich hân iuch gesprochen mine vriunde etc .'
(50 ,6 — 54 ,6 ). Dieser zweite Teil gliedert sich in : a ) 'ich hân iuch gesprochen mine vriunde' (50,8
53,3), b ) 'daz ich gehoret hân ' (53,4 54,6 ). — 3. 'ich hân iuch üzerwelt (55,1 — 4 ). Zentralgedanke
der Predigt ist der von der minne des Menschen , die alső lúter, alsô blóz, alsô abegescheiden sein
muß wie die minne Gottes, die der Hl. Geist ist, so daß sie sich auf nichts zu richten vermag als
auf güete und got. Diesen Gedanken und die zugehörige Formulierung wiederholt der Prediger
immer wieder und mehrfach mit der feststehenden Paarung von güete und got, vgl. S . 41,4f.; 42,3f.;
43, 1 ff.; 43,5ff. ; 44,2ff.; 45,2 f., 4, 7f., 10ff. ; 46,5f.
Zu den textlich -inhaltlichen Übereinstimmungen der Predigt mit Stellen der beiden vorauf.
gehenden Predigten sieh oben S . 5 und S . 22 .

39
Hoc est praeceptum meum ut diligatis invicem , sicut dilexi vos. 60,25

Ich hân driu wörtelîn gesprochen in der latîne, diu stânt geschriben in dem
6: daz êrste wörtelîn , daz unser herre sprichet: 'daz ist mîn gebot, daz ir
1

iuch under einander minnet, als ich iuch geminnet hân '; ze dem andern sprichet er :
5 'ich hân iuch gesprochen mîne vriunde, wan allez , daz ich ie gehæret hân von mînem 30
vater, daz hân ich iu geoffenbâret’; ze dem dritten sprichet er : ‘ich hân iuch ûzer
welt, daz ir gât und vruht bringet und daz diu vruht bî iu blîbe'i.

1; 3f. Ioh . 15,12 ; vgl. auch unten S. 41,1 , 2, 3 ; 44,5; 45,5; 46 ,7 ; 49,3. 5f. Ioh . 15 , 15 : Vos
autem dixi amicos: quia omnia quaecumque audivi a Patre meo , nota feci vobis.; vgl. auch unten
S. 50,6f., 8; 52,8; 53,2f.,4,5 %. 6f. Ioh . 15,16: . . . ego elegi vos, et posui vos ut eatis , et
fructum afferatis : et fructus vester maneat . . . ; vgl. auch unten S . 55,2f.
Zuweisungen : im Inhaltsverzeichnis von St, f. 2r und Sa f. Ir mit Bezug auf die vorliegende
Predigt: Egghart hoc est preceptum meum ; unsichere allgemeine Bezeugung in BT f . 242va
Überschriften : Vff sant Jacobstag BT Fol: 282. (von Sudermanns Hd, auf d . rech
ten Rand ) B2
1 Hoc bis vos. ] Vff sant Jacobs tag. Das die lieb / mit der wir liebhaben also lauter / bloß vnd
abgescheiden sein sol / daz sy nyemmer vff anders geneigt sey dann vff güte vnd got. Item wie diß
gebott ( Ir sollent euch vndereinander liebhaben ) ( Klammern in BT ) so gar süß vnd anmůtig an
im selber ist / das auch ein solich leben (nach disem gebott) (Klammern in BT) billich ein edel vnd
selig leben geheissen sein sol vnd ist. Item wie vns Christus liebgehebt hab / deßhalb er so ernstlich
von vns begert / das wir vns mit vnsern feinden vereinigen , also eyn vnd gleich sol vnser lieb sein
mit got vnd vnserm nehsten . Item vß waß grund Christus vns allsamen (nit allein seine iünger) (Klam .
mern in BT) freünd vnd nit knecht nennet. Vnd wie er vns auch alle ding die er von seinem vatter
gehört hat / geoffenbart vnd gantz nicht verborgen noch verhelet hab / On zweyfel ein kostliche
predig Gesetzt vff dise wort / Hoc est preceptum meum / vt diligatis inuicem , sicut dilexi vos.
Johannis .xv. Vnd etliche me / die doselbst hernach volgent. BT fehlt Ba , sicut dilexi
vos. fehlt PfB vos. ] vos etc . Sa 2 Ich bis 3 êwangelio : fehlt Ba, 2 wort
Sa in d . l., fehlt BT der ] dem St, fehlt Sa diu bis 3 ewangelio : fehlt B , 2f. dem
hailigen ew . SaBT 3 êwangeliô : daz ] ewangelio vnd die singt man von dem heyligen apostel
Jacobo den man nent den grösseren / auch sust gemeinlich von allen zwolff botten vnnd iüngern
Christi. Das BT unser h . sprichet :] V ( Initiale )Nser herre sprichet indem ewangelio Bag
wörtelîn , fehlt St Sa sprichet :) spricht da spricht er St,Sa sprach BT 'daz ] Diß BT
4 iucha bis minnet,] ainannder lieb habint Sa iuch fehlt B , ( Zeilenw .) lieb gehebt Sa
Zům andern mal spr. BT ze bis 41,2 minnet'. fehlt Baz 5 'ich bis vriunde,] yetz wird ich
eüch nit mer knecht heyssen / sunder freund BT allez , ] als St, ie fehlt St SaBT 6 sprach BT
6f. ûzerwelt,] außerwelt / vnd gesetzt BT 7 daza fehlt BT diu ] du die Stı

1 Wie aus den Nachweisen im 1. Apparat ersichtlich ist, sind die drei Schriftzitate aus demselben
Evangelientext Joh . 15 ,12ff . entnommen . Nach der Angabe von BT (sieh oben unter „ Überschriften " )
ist die Predigt Vff sant Jacobstag gehalten worden . Tatsächlich steht der Text Joh. 15 , 16 (sieh oben
S. 40,6 f.) im Graduale der Messe vom Fest des Apostels Jakobus des Älteren am 25. Juli.
40
Hoc est praeceptum meum
35
Nû merket daz êrste wörtelîn , daz1 er sprichet: 'daz ist mîn gebot'. Dâ von wil ich On

ein wörtelîn sprechen, daz ez 'bî iu blîbe'. Daz ist mîn gebot, daz ir minnet'a. Waz
wil er sprechen , daz er sprichet: 'daz ir minnet' ? Er wil sprechen ein wörtelîn , daz
merket: minne diu ist alsô lûter, alsô blôz, alsô abegescheiden in ir selber, daz3 die
besten meister* sprechent, daz diu minne, mit der wir minnen , ist der heilige geist. 5

1; 2; 3 Sieh oben S. 40,1 , 3f. 2 Sieh oben S. 40,7 .

1 wort Sa 'daz ] Diß BT Dâ bis 2 gebot, fehlt St Sa (Hom .) 2 sprechen ein w . PfBT
'Daz ] Diß BT l ieb habint Sa Waz bis 3 minnet' ? ] wc meinet vnser herre in disen
worten minnent úch vnder einander Bag 2 Waz ] vnd w . St Sa 3 daz er spr.: fehlt B , (Hom .)
Er bis 5 daz ] D ( Initiale )ie besten meister sprechent minne ist also luter vnt als plos vnt also abe
gescheiden in ir selber dc Bag 3 wort Sa 4 alsô blóz, fehlt St Sa (Hom .) daz fehlt
PfB St_SaBT 5 besten fehlt St,Sa

Joh . 15,12 — 16 steht als Evangelientext im Commune apostolorum des alten Dominikaner-Missales . —
Ich habe S . 40,3 hinter êwangeliô einen Doppelpunkt gesetzt, wiewohl Eckhart im folgenden die drei
Schriftzitate nicht streng in Form einer Aufzählung aufführt. Daß die Predigt nicht nur über den im
lateinischen Vorspruch enthaltenen Vers Joh. 15 , 12 geht, vermerkt die Vorbemerkung in BT ( sieh den
Var.- App . zu S . 40, 1) am Schluß : Vnd etliche me / die doselbst hernach volgent. — S. 40,3 daza ist
nicht relativisch , sondern konjunktional. Übersetzung: „ Das erste Wörtlein ( ist dies), daß unser Herr
spricht.. ." . Wie der Var.-App. zu S .40, 3 sprichet: ) spricht da spricht er St,Sa zeigt, hat die Vorlage von
St,Sa daza allerdings deutlich relativisch verstanden . Die drei „ Wörtlein “ behandelt Eckhart diesmal
hintereinander : das erste S . 41, 1 – 50,5 , das zweite S . 50,6 — 54,6 , das dritte S . 55, 1 – 4 , wie öfters
auch sonst, nur mehr ganz kurz, nachdem er es S. 41,2 und S . 52,5f. schon thematisch gestreift hat. Dieses
dritte wörtelîn liegt der Predigt 28 zugrunde, sieh unten S . 58ff.
1 Dieses daz ist wieder Konjunktion , nicht Relativpronomen , sieh die voraufgehende Anmerkung.
Wie der Var.- App . erkennen läßt, fehlt Z . 1 Dâ2 gebot, in St Sa; es steht dagegen in B ,BT.
Da Eckhart über 'daz ist mîn gebot erst S . 44,5ff. spricht, Gegenstand der Ausführungen im vor.
liegenden Abschnitt aber eindeutig 'daz ir minnet' ist, könnte man annehmen , daß das fragliche Text
stück sekundär hinzugefügt sei, zumal es für den Sinnzusammenhang entbehrlich ist. Indessen möchte
ich glauben , daß es in St Sa infolge von Homöoteleuton ausgefallen ist. Ich kann schwerlich annehmen ,
daß ein Schreiber die Bemerkung daz ez (d . h . das „ Wörtlein “ , das ich zu euch sprechen werde) 'bî iu
blíbe' (vgl. dazu Pf. S. 177,12) mit vielleicht humorvoller Rückbeziehung auf den Schluß des dritten
„ Wörtleins“ S. 40,7 von sich aus eingeflickt haben sollte. Eckhart wird vielmehr zunächst nur das
êrste wörtelîn mit seinem Eingang wiederholt haben , um dann nach Einschub der subjektiven Bemerkung
Z . 1 Då - 2 blîbe' das wörtelîn vollständiger zu bringen mit dem Text, den er zunächst exegesieren will:
daz ir minnet'.
3 Dieses daz fehlt PfB St SaBT, d . h . in allen vollständigen hål. Texten. Ich habe es S , ent
nommen , das den Text 2 . 4 minne - 5 geist. syntaktisch mit dem obigen übereinstimmend bietet.
Auch der Text von Bag (sieh den Var.-App.) zeugt dafür, daß Z . 4 minne — 5 geist. ein Satz ist.
Die Bestimmungen alsô lûter, alsô blóz, alsô abegescheiden , die sich S. 43,6f.; 44,3; 45,7f., 11 wieder
holen, fordern den Konsekutivsatz , der dort tatsächlich anschließt. In meiner Übersetzung S . 387,15
hatte ich , um Z . 4 minne — selber, als Hauptsatz zu retten , statt alsó (als) alles(z ) = „ ganz“ („ immer
zu “ ) konjiziert, was gewiß abwegig war.
4 Petrus Lombardus Sent. I d . 17 c. 1 n . 143: His autem addendum est, quod ipse idem
Spiritus sanctus est amor sive caritas, qua nos diligimus Deum et proximum . Quae caritas, cum ita
est in nobis , ut nos faciat diligere Deum ac proximum , tunc Spiritus sanctus dicitur mitti vel dari
nobis ; et qui diligit ipsam dilectionem , qua diligit proximum , in eo ipso Deum diligit, quia ipsa dilectio
41
Predigt 27
Etlîche wären , die wolten ez widersprechen . Daz ist iemer wâr: alle die bewegede, dâ 61,5
wir beweget werden ze minne, dâ beweget uns niht anders wan der heilige geist1.
Minne in dem lûtersten, in dem abegescheidensten , in ir selber enist niht anders dan
1 Etlîche bis wâr : fehlt Bag die bewegede, ] bewegung Ba,BT 1f. da mit wir Sa Ba,BT
2 zeminnen St, Ba, liebzuhaben BT wan ] dann BT denn Bag 3 abscheidenesten B ,

Deus est, id est Spiritus sanctus.; c. 6 n . 155: ... quod autem ipse idem sit caritas, qua diligimus Deum
et proximum , a plerisque negatur. (Er verweist dazu auf Augustinus De trin. XV.) ; n . 157:
Et ex hoc sensu dictum est, quod caritas ab ipso est in nobis , et tamen ipsa Spiritus sanctus est.
Fides autem est a Spiritu sancto , et non est Spiritus sanctus, quia donum vel datum solummodo est,
non Deus dans.; Thomas S. theol. II II q. 23 a . 2: Respondeo dicendum quod Magister perscru
tatur hanc quaestionem in XVII dist. I lib . Sent., et ponit quod caritas non est aliquid creatum in
anima, sed est ipse Spiritus Sanctus mentem inhabitans. Nec est sua intentio quod iste motus dilec
tionis quo Deum diligimus sit ipse Spiritus Sanctus: sed quod iste motus dilectionis est a Spiritu
Sancto non mediante aliquo habitu , sicut a Spiritu Sancto sunt alii actus virtuosi mediantibus habi.
tibus aliarum virtutum , puta habitu spei aut fideiaut alicuius alterius virtutis. Et hoc dicebat propter
excellentiam caritatis . Sed si quis recte consideret , hoc magis redundat in caritatis detrimentum .. ..
Unde maxime necesse est quod ad actum caritatis existat in nobis aliqua habitualis forma super
addita potentiae naturali, inclinans ipsam ad caritatis actum , et faciens eam prompte et delecta
biliter operari. Es wird deutlich , daß Eckhart mit die besten meister (41,4f.) u . a . Petrus Lombardus
meint und S . 42,1 mit Etlîche Thomas und andere zeitgenössische Theologen , wobei er sich allerdings
mit der abschwächenden Bemerkung, daß der Hl. Geist die bewegende Ursache für unsere Liebe sei
( Z . 1f. ), der Auffassung des Thomas zu nähern scheint. Vgl. auch Pf. S . 31,21 ff.: Ez wâren soliche
meister, die daz sprâchen , daz diu minne, diu in uns ist , daz diu der heilige geist wêre, unde daz ist
niht wâr. Wan diu lîplîche spise , die wir in uns nemen , diu wirt gewandelt in uns; aber diu geistliche
spîse, die wir enpfâhen , diu wandelt uns in sich , unde dar umbe wirt götlîchiu minne niht enthalten
in uns, wan daz wêre iozunt zwei. Aber götlîchiu minne diu enthaltet uns in ir unde sîn in ir ein .;
DW 1 S. 168,3ff.: Ez sprichet ein meister, daz diu sêle berüeret wirt âne mittel von dem heiligen
geiste, wan in der minne, dâ sich got selben inne minnet, in der minne minnet er mich , und diu sêle
minnet got in der selben minne, dâ er sich selben inne minnet, und enwäre disiu minne niht, dar
inne got die sêle minnet, der heilige geist enwäre niht. Ez ist ein hitze und ein ûzblüejen des heiligen
geistes, dar inne diu sêle gotminnet.; sieh auch die dort Anm . 1 aufgeführten deutschen und lateinischen
Parallelen , insbesondere Sermo IV n . 25, LW 4 $. 26,1ff.: Quarto sic in spiritu sancto sunt omnia ,
ut deus non sit in nobis nec nos simus in deo nisi in spiritu sancto.. . . Unde Ioh . 4 : 'deus caritas est',
deus', inquam , spiritus sanctus, 'caritas est , secundum Augustinum , et sic 'qui manet in cari
tate', id est in spiritu sancto, 'in deo manet, et deus in eo '.. . . Et Ioh . 14 : ‘si quis diligit me, pater
meus diliget eum ', et sequitur : 'et ad eum veniemus' etc . Hinc pater et filius diligunt nos spiritu
sancto , et nos diligemus deum in spiritu sancto .; dort in Anm . 3 ist auf die Stellen Augustinus
De trin . XV c. 19 n . 37, PL 42, 1086 und Petrus Lombardus Sent. I d . 17 c. 2 n . 146 verwiesen ;
In Ioh . n . 506 : Sic enim et idem amor est spiritus sanctus quo pater filium diligit et filius patrem ,
quo deus nos diligit et nos deum .; Pf. s . 141,35ff.: wan diu selbe minne, mit der got die sêle
minnet, daz ist sîn leben , unde in der selben minne blüeget ûz der heilige geist unde diu selbe minne
ist der heilige geist (sieh Quint S. 434 zu 141,36 ). ; vgl. oben S. 30,7 und Denifle Arch . II
S. 530 Anm . 1. Vgl. noch Karlsruhe St. Georgen 78 f.64r — v.
i Zu 2 . 1f. vgl. Pf. S. 512,28ff .: Sancte Johannes sprichet 'got ist diu minne'. Die meistere
widersprechent ez : hête er gemeinet die minne, mit der diu sêle got minnet, sê wêre ez niht wâr.
Wêre diu minne got, mit der diu sêle minnet, sô engienge si ir niht alse si nû tuot. Mêr : si hât ein
nâtûrlich minne, diu ist ein tugent. Swenne sich der wille ze gote kêret, sô schepfet got eine minne
von nihte unde giuzet sî in die tugent, unde diu minne ist ouch nâtûre und ist gnade. In der gnade
42
Hoc est praeceptum meum

got1. Die meister sprechent, daz daz ende der minne, ûf daz minne alliu ir werk
10 würket, ist güete, und diu güete ist gota. Als lützel mîn ouge kan sprechen und mîn
zunge varwe erkennen , als lützel enmac sich minne ûf anders iht geneigen dan ûf
güete und ûf got 3.
Nû merket! Waz wil er hie sprechen , daz im alsô ernst ist , daz wir minnen ? Er 5
wil sprechen , daz diu minne, mit der wir minnen , diu sol sîn alsô lûter, alsô blóz, alsó
15 abegescheiden “, daz si niht ensol geneiget sîn weder ûf mich noch ûf mînen vriunt

1 got. bis sprechent,) got als ouch s' iohannes sprichet N ( Initiale )u sprechent die meister
Bag daz daz ende ] das das (ein das fehlt Sa ) die minne vnd das ende St Sa
minne? ] die minne St SaBT 2 wurcken Sa diu fehlt St Sa lützel bis 3 erkennen , ]
lützel (dahinter Lücke in d. Zeile Sa) min ogen (ougen Sa) minne sprechen vnd zunge varwe ir er
kennen St Sa 2 kan vor min ? B , 3 zvnne B , bekennen Bag sich ] ich BT
anders ] das ander B , iht anders Bag iht ) nicht Sa 4 und ûf got. Bag] fehlt PfB St_SaBT
5 Nû bis 6 daz fehlt Bag hie fehlt St Sa 6 alsô3 ] vnd als Bag 7 niht bis
sîn ] nit sol geschaiden (unterpunktiert) sin genaiget Sty sol sin gen . Bag

gît sich got in die sêle unde der heilig geist vereinet sich mit der minne unde diu minne, diu
der heiligeist ist , diu ist got, unde diu minne, diu dâ gnade ist, diu ist natiure unde vereinet
die sêle mit gote, und in der vereinunge wirt diu sôle in got gezogen , daz sî dâ got minnet
mit sîner minne in gote, und in ir selben kan si ez niht getuon . Vgl. auch oben s . 30, 7.
- Zr Z . 1 alle — 2 geist. vgl. Petrus Lombardus Sent. I d . 17 c. 6 n . 155 : Caritas autem dei dicta
est diffundi in cordibus nostris , non qua nos ipse diligit , sed qua nos facit dilectores suos. . . . sic
videtur (scil. nach der Meinung der plerique, gegen die der Lombarde polemisiert) dicta caritas Dei,
quae est in nobis, non quod ipse ea diligat, sed quia ea nos diligere facit .
1 Vgl. oben S . 41,4f.; unten S . 60,2ff.: Minne der tugende ist ein bluome und ein gezierde und
ein muoter aller tugende und aller volkomenheit und aller sælicheit , wan si ist got, . . .
? Zu 2 . 1f. vgl. etwa Thomas S . theol. I II q . 27 a . 1: (Utrum bonum sit sola causa amoris) . . .
Oportet igitur ut illud sit proprie causa amoris quod est amoris obiectum . Amoris autem proprium
obiectum est bonum . . . ; In Sap. n . 98, LW 2 S . 434, 1 : Caritas, amor boniabsolute , deus est, . . . ; unten
S . 59,12 ff.: Also ist dem menschen, der dân stât in gotes minne,der des sînen niht ensuochet an gote noch
an im selben noch an keinen dingen und got minnet umbe sîne eigene güete und umbe die güete sîner
nâtûre und umbe allez daz, daz er an im selben ist , und daz ist gerehtiu minne.; Pf. S. 145,27ff.:
Wir minnen nihtmê dan als vil als wir got vinden in dem , daz wir minnen. Und hête ich ez gesworn ,
ich künde niht geminnen dan güete. ; In Eccli. n . 8, LW 2 S. 236 ,1ff.: Quamvis enim omnis potentia
animae unicum aliquod purum obiectum formale habeat, hoc tamen potissime convenit voluntati
et amori, tum quia »voluntas« et amor sest ipsius finis«, qui semper unicus est , tum quia amor ex
sui proprietate unitivus est. Amor ergo et voluntas ipsum amatum in se ipso et per se ipsum solum
et purum sine omni alio respiciunt, quin immo omne alienum , omne aliud despiciunt.
3 Vgl. In Ioh. n . 385: Hinc est quod haec est impropria : ' oculus videt', 'auris audit', 'lingua
loquitur' et huiusmodi, haec autem propria : 'homo videt oculo ', 'audit aure', 'loquitur lingua';
operationes enim suppositorum sunt, et eius est operari cuius est esse . ; Pf. S . 316 , 2 ff. ( = Par. an .
S. 114 ,20ff.), sieh unten S . 49 Anm . 1 ; Jostes 8 .82, 14f. — 2 . 4 und ûf got steht nur in Bag. Wie ich in
Quint S . 189 zu 61, 11 gesagt habe, halte ich den Text von Bag, wiewohl er isoliert steht, im Hinblick
auf 2 . 2 und diu güete ist got und auf die Wiederholungen S .45,4 , 8f.; 46, 1, 6 für ursprünglich.
4 Vgl. oben S . 41,4 und unten S . 44,3 ; 45,7f., 11. — Zu 2 . 6ff. vgl. DW 1 $. 195 ,2ff.: Die wîle dû
einen einigen menschen minner liep hâst dan dich selben , dû gewünne dich selben nie liep in der
warheit, dû enhabest denne alle menschen liep als dich selben , in einem menschen alle menschen ,
und der mensche ist got und mensche ; . . . ; DW 1 S . 79,6ff. und dort Anm . 1.
Predigt 27
noch neben sich. Die meisterl sprechent, daz man enkein guot werk ein guot werk
geheizen mac noch enkein tugent tugent, ez enbeschehe denne in der minne. Tugent
diu ist also edel, alsô abegescheiden , alsô lûter, alsô blóza in ir selber, daz si niht bez
zers enbekennet dan sich und got.
5 Nû sprichet er : 'daz ist mîn gebot'. Der mir gebiutet, daz mir süeze ist , daz mir 61,20
nütze ist und dâ mîn sælicheit ane ist, daz ist mir gar süeze 3. Sô mich dürstet, sô
gebiutet mir daz trank ; sô mich hungert, sô gebiutet mir diu spîse4. Und alsus tuot
got : jâ , alsô süezes, daz alliu disiu werlt des glîch niht geleisten enmac. Und der der

5 Sieh oben S. 40, 1, 3 .

1 man ) ich B , fehlt St Sa ein guot werk fehlt B2Sa (Hom .) 2 móg BT
tugende tugende Ba , tugent, fehlt PfB St Sa (in allen H88 . Zeilenende) denne )
der St, 3 diu fehlt Baz alsó edel, fehlt BagBT alsô2 bis blôz ] als luter als plos
als abegescheidenne (abgescheiden BT) BagBT 5 Nû bis 45 ,5 minnet'. fehlt Ba, 5 ‘daz ]
Diß BT mir fehlt B , gebeüte BT ist , ] were BT 5 f. meyn nutz were BT
6 und fehlt St Sa ist2,3 ] were BT süeze. ] anmutig BT Sô bis 8 süeze,] So mich
türste / vnnd man mir zů trincken büt / oder so mich hungert vnd man mir zů essen büto / das
wer mir nitt alleyn nit schwer / ia auch gar lustlich zů thủnd. Diß thůt got mit seim gebot / ia
als süß BT 7 geb . mir " ] bútet er mir Sa geb. mirº] but er mir Sa 8 glîch )
gleichen BT fehlt St Sa gelaisten nit enkan St Sa mocht BT der ? ]
diser BT

1 Sermo V1,3 n. 65, LW 4 S.63,6ff.: Secundo, quia amor boni absolute , non huius aut huius,
caritas est, forma virtutum est et mater sive parens et fovens.; sieh dort Anm . 3, wo verwiesen wird
auf Thomas S . theol. I II q . 62 a . 4 : Sic enim caritas est mater omnium virtutum et radix , in
quantum est omnium virtutum forma,. . .; De caritate a . 3: . .. caritas est forma virtutum , motor et radix .
. . . mater omnium virtutum , . . . sowie auf Jostes S. 92,10 f.: nu ist diminne ein form aller tugent,
sůnder welch kein tugent tugent ist .; vgl. noch Thomas S . theol. I II q . 65 a . 2 : Et huiusmodi
virtutes morales sine caritate esse non possunt.; unten . 60,2ff. (sieh oben S. 43 Anm . 1). —
2 . 2 habe ich das zweite tugent, das in PfB St Sa fehlt, aus BagBT als unentbehrlich übernommen ,
sieh Quint S . 189 zu 61, 17 und die obige Jostes - Stelle.
? Sieh oben S. 43,6f. und Anm . 4 . – Zu Z . 2f. vgl. Pf. S . 148,40ff.
3 Zu Z . 5ff. vgl. DW 1 S. 67,9ff .: Wellet irz eben merken , sô ist minne mê lônes wert dan ein
gebot. Daz gebot schỉnet swære, und der lôn ist begirlich .; sieh die dort S . 68 Anm . 1 verzeichneten
Parallelen , insbesondere Sermo XXX n . 312, LW 4 S . 275,1f.: Rursus: proximum tuum etc.
Hoc non solum praeceptum est, sed et promissio sive praemium . und dort Anm . 1; unten S . 101,10 ff.
4 Vgl. DW 5 S. 206 ,1ff. ( RdU ): Glîcher wîs, als den då hitziclîchen dürstet in rehtem durste, der
tæte wol anders dan trinken und mac ouch wol ander dinc gedenken ;mêr: aber swaz er tuo oder bî
swem er sî, in swelher meinunge oder swaz er gedenke oder swaz er würke, im envergât doch daz
bilde des trankes niht, die wîle der durst wert ; und als vil græezer der durst ist, als vil mêr und in
wendiger und gegenwertiger und stäter ist daz bilde des trankes.; Pf. S . 146 ,36f.: Die wîle den
menschen hungert, die wîle smaket ime diu spîse ; unde ie daz der hunger græzer ist , ie genühtec
lîcher ime ist, daz er ezze.
5 Mit alsô süeze wird 2 . 6 gar süeze wiederaufgenommen : „ ja , 80 süß “ ist mir , was Gott mir ge
bietet mit seinem Liebesgebot; vgl. unten S . 59,4ff.
44
Hoc est praeceptum meum
25 süezicheit ze einem mâle gesmecket , wärlîche, als wênic sich got mac gekêren von
sîner gotheit, als lützel mac sich der mensche gekêren mit sîner minne von güete und
von gote ; jâ , und im ist lîhter , daz er sich verzîhe sîn selbes und aller sîner sælicheit
und blîbe mit sîner minne an güete und an gote ?
30 Nû sprichet er: 'daz ir under einander minnet'. Ach , daz wäre ein edel leben , 5
daz wäre ein sælic leben ! Enwære daz niht ein edel leben , daz ein ieclîcher wære be
kêret ûf sînes næhsten vride als ûf sînen eigenen vride und daz sîn minne alsô blôz
und alsô lûter und alsô abegescheiden sî in ir selber, daz si niht enmeine wan güete
35 und got ? ? Der einen guoten menschen vrâgete : ,war umbe minnest dû güete ? -
,umbe güete'; ,war umbe minnest dû got ?' — ,umbe got“3. Und ist, daz dîn minne 10
alsô lûter, alsô abegescheiden , alsô blôz4 ist in ir selber, daz dû niht anders enminnest

5 Sieh oben S. 40,1, 3f.

1 gesmecket,] versüchte BT wårlich werlich St Sa 2 von güete ] vnnd gůttin Sa


und fehlt sa 3 sîner fehlt BT 4 und1] dann das er BTh blibe BT an güete ) vnnd
gúttin Sa an1,2 ] on BT und an ] by Sa gott BT 5 ir ] ir euch BT minnete Sa
6 dazt bis leben , fehlt St Sa (Hom .) daz ?] diß BT vnt Bag selicliches Ba Enwäre
bis leben , fehlt Bag (Hom .) 6f. gekeret Ba ,BT 7 blôz bis 8 sî] bloß wer / vnd als
lauter vnd abgescheiden BT bloß sy als luter sy (als 1. sy fehlt St, ( Hom .] ) as abgeschaiden si St Sa
8 und fehlt Bag und? ] si B , si] er PfBT niht ] nicht anders BT enmeinete Pf
meinte BT minnen Sa minnes Sti 9 got ? ] götte St gott / wer diß nit ein selig leben BT
Der bis 46,6 got. fehlt Bag (Hom .) 9 vraget B , 10 ,umbe ] Er sprech vmb BT ,umbe got'. ]
vber g . St i st,] ist es BT 11 lûter, bis in ) luter ist als abgeschaiden also bloß ist in
St, Sa lauter / also bloß / vnd also abgescheiden ist in BT daz ] da BT

1 Zu S . 44,8ff. vgl. oben S . 27,13ff. und S . 28 Anm . 1 ; 34,8ff. und S . 35 Anm . 2 .


2 Zu 2 . 5ff. vgl. DW 1 S . 67,5ff.: Ez schỉnet swære , daz unser herre geboten hât, daz man
den ebenkristen minnen sol als sich selben . Diz sprechent gemeinlîche grobo liute, ez süle alsô sîn :
man süle sie ze dem guote minnen , dâ man sich selber zuo minnet. Nein , ez enist niht alsô. Man
sol sie als sêre minnen als sich selber, und daz ist niht swære. Wellet irz eben merken , so ist minne
mê lônes wert dan ein gebot. Daz gebot schînet swære, und der løn ist begirlich . Swer got minnet,
als er in minnen sol und ouch minnen muoz , er welle oder enwelle , und als in alle crêatûren min
nent, der muoz sînen ebenmenschen minnen als sich selben und sich sîner vrouden vröuwen als sîner
eigenen vrouden und sîner êren als sêre begern als sîner eigener êren , und den vremden als den
sînen . ; sieh auch die dort Anm . 2 verzeichneten Artikel der RS. und die Parallelen , insbesondere DW 1
S . 107,8ff.; unten S . 101,10 ff .; 59,4ff.; dazu Pf. S. 278,40ff.: ob ich gelîch minne mînen eben
menschen als mich selben ; als wer got von herzen minnet, der minnet sînen ebenmenschen als sich
selben . Dar umbe stât geschriben tanquam , daz ist: reht und ebengelîch der minne. War umbe ist
mir lieber, daz mînem bruoder iht guotes geschehe oder mir selber denne einem andern ? Dar umbe,
daz ich des mînen mê minne denne eines andern . Minne ich in aber gelîch alse mich , als daz gebot
gotes heizet, daz ich sol minnen von allem herzen , von aller mîner sêle als mich selber , an got sol
si anevâhen und glích sîn an dem nehesten . ; DW 1 S . 195 ,1ff. und dort Anm . 1 . — Zu 2 . 7f. vgl.
oben S . 43 Anm . 4 . — Zu Z . 88. güete und got vgl. S. 43,2 ; oben Z . 2f., 4 ; S . 46 ,1, 6 .
3 Zu Z . 9f. vgl. oben S . 26,8ff. und die S . 27 Anm . 1 verzeichneten Parallelen .
4 Sieh oben S . 43,6ff. und dort Anm . 4 .
Predigt 27
dan güete und got, so ist daz ein sicher wârheit , daz alle die tugende, die alle men
schen ie geworhten, die sint dîn alsô volkomenlîche, als ob dû sie selber geworht hætest, 61,40
und lûterer und bezzer; wan , daz der bâbest bâbest ist, daz hât er dicke mit grôzer
arbeit ; die tugent hâst dû lûterer und abegescheidener und mit ruowe und ist mê dîn
5 dan sîn , ist, daz dîn minne alsô lûter, alsô blôz in ir selber ist , daz dû niht anders
enmeinest noch enminnest dan güete und got2. 62,5
Nû sprichet er : ‘als ich iuch geminnet hân’. Wie hât uns got geminnet ? Er
minnete uns, dô wir niht enwâren und do wir sîn vîent wâren 3. Alsô nôt ist gote ze
unser vriuntschaft, daz er niht erbeiten enmac, biz daz wir in biten ; er gât uns en
10 gegen und bitet uns, daz wir sîne vriunde sîn , wan er begert von uns, daz wir wellen , 10

7 Sieh oben S. 40,1, 4.

1 diel fehlt BT tugent alle H88. 2 dîn fehlt St Sa volleklich BT


ob fehlt St Sa sie ] sich St, Sa 3 und " ] ia auch BT daz? ] dc das B , 4 arbeit ; ]
warhait Stu d ie ] Aber die BT lûter und abegescheiden PfB SaBT unda fehlt B ,
5 ist,? ] ist es BT dîn ] dÝ B , alsô ] vnnd also Sa bloß vnd abgescheiden
ist in sich s . BT ir ] dich Pf 6 enmeinest noch fehlt St Sa (Hom .) wan PfBT
got vnd gute BT 7 iuch fehlt St Sa uns got ] er vns St,Sa Er ] es St,
8 minnete uns, ] minnet vns B2St Sa hat vns lieb BT niht] noch nit BT dô2 fehlt St, Sa
sîn ] sint sine St Sa waren .] worden Sa ze ] nach Ba ,BT 9 erbeiten ] ir baiten St,
er biten Baz wol årbaiten Sa daza fehlt St Sa bittēt B, bittent Sti e r?] mer
er Bag 10 wan ] vnd Baz

1 Sieh oben S. 8 Anm . 3 .


? Zu S . 45, 10ff.vgl. DW 5 S . 298,1ff. ( RdU ) : Daz wir uns blóz halten der dinge, diu ûzer uns
sint, dâ wider wil got ze eigene geben allez, daz in dem himel ist, und den himel mit aller sîner kraft ,
jâ , allez, daz ûz im ie gevlôz und alle engel und heiligen hânt, daz daz unser als eigen sî als in , jâ , mêr
dan mir dehein dinc eigen sî.; sieh auch die dort S . 371 Anm . 432 aufgeführten Vergleichsstellen ;
Pf. S . 39,27 ff., 35ff.; unten S . 104,5ff.: Wan , hâst dû die sælicheit in sant Pêter und in sant Paulo
als liep als in dir selben , dû besitzest die selben sælicheit, die ouch sie hânt. Und hast dû die
sælicheit in den engeln als liep als in dir und hast dû die sælicheit in unser vrouwen als liep als
in dir, dû gebrûchest der selben sælicheit als si selbe eigenlîche : si ist dîn als eigen als ir . Dar
umbe sprichet man in der wisheit buoche: 'er hât in glîch gemachet sînen heiligen '.; vgl. auch
oben S. 13,5ff. und dort Anm . 3. — Vom Papst ist auch die Rede oben S . 17,8ff.; 18,2 ff .; DW 5
S . 58,19 ( BgT). – Übersetzung von Z . 3f.: „ denn daß der Papst Papst ist, das schafft ihm oft große
Mühsal“ . In Z . 4 möchte Lasson ( M . E . S . VIII zu 62,2 ) mit BT Aber die tugent einsetzen .
Das Aber steht isoliert nur in BT ; ich habe es deshalb nicht aufgenommen . Auch ohne dieses Aber
ist der Sinn des folgenden Satzes adversativ gegenüber dem vorangegangenen : „ die Tugend jedoch be
sitzest du in reinerer und unbedingterer Weise (als der Papst ) . . . “ . – Z . 4 lûterer und abegeschei
dener steht nur in St, ( sieh Var.-App. ); wie ich in Quint S . 189 zu 62,2 unter Hinweis auf Z .61,40f.
( = oben Z . 3) gesagt habe, erfordert der Sinnzusammenhang den Komparativ. — Zu Z . 6 güete und
got vgl. oben S. 45 Anm . 2 am Schluß .
3 Vgl. Sermo VI, 1 n . 55, LW 4 S . 54,2f.: Septimo, quia adhuc inimicos nos amat. In der Anm . 2
ist auf Theologia Deutsch c. 33 S . 37 , 10 – 11: . . .alſ ob er sprech : Du hassest mich und bist
meyn feyndt, so hab ich dich lieb und byn deyn freundt. verwiesen .
46
Hoc est praeceptum meum

daz er uns vergebel. Dâ von sprichet unser herre gar wol: 'daz ist mîn wille , daz ir
die bitet, die iu leit tuont'. Also ernst sol uns sîn , daz wir die biten , die uns leit tuont.
War umbe ? – Daz wir gotes willen tæten , daz wir niht ensölten erbeiten , biz daz
15 man uns bæte ; wir sölten sprechen : ,vriunt, vergip mir, daz ich dich betrüebet hân !'
Und also ernst solte uns sîn ze der tugent: sô diu pîne ie groezer wære, sô unser ernst 5
ie græzer sölte sîn ze der tugenta. Alsô ein sol dîn minne sîn , wan minne diu enwil
nienâ sîn , wan dâ glîcheit ist und ein ist 3. Ein herre, der einen kneht hât, dâ enist niht

lf. Vgl. Luc. 6 ,28 : . . . et orate pro calumniantibus vos.

Perentfüring1diemsprach en wol:
erB m,it BTbey2tbitet, s B7vnd?vndocspricht
o]idwol
?z]lbittent ten doBlooerm ssagt
bitwol
hfüralsis ochriStcheSabitten agleitt BT
B1)T leids BTdaz ] DißAlsôBT] vnd ira. dieBaz]
Bag
solt St SaBT sîn , ] sin vnt och als riche an der minne Ba, betten BT Ba, betent
St, båttent Sa leit ?] leids BT 3 tæten , bis erbeiten ,] theten / vnd seyne freund wurden /
vnd solten nit beyten BT beiten Baz biz ] vntz Ba , fehlt B , daz fehlt St Sa
sprechen : ,vriunt,] sp3 für mins Bay 5 sîn hinter tugent Sa
fehlt Stı (Zeilenw .) sô ?] wenn so Sa i e fehlt Be wære, fehlt St Sa 6 ie fehlt
PfB St, sein solt BT ein fehlt PfB , solt Bag dîn ] die BT diu fehlt Ba , BT
7 nienâ ] liebe BT (minne verlesen !) wan dâ ] wa BT gelich B , isti fehlt BT
und bis 48,4 wan fehlt Bag 7 und bis hât,) vnd ist da ein herre der (der auf d . Rand nach
getr .) ein knecht het B , hât, ] hêt Pf het B , fehlt Sti ( Zeilenw .) dâ ? ] wan
da St Sa

i Zu S . 46, 8 ff. vgl. oben S . 34,8ff. und die S . 35 Anm . 1. verzeichneten Parallelen, desgleichen
Pf. S . 300,28ff. – Zu Gottes Bereitwilligkeit zum ( Ver )geben vgl. DW 1 S . 65,3ff. : Ich sprach
einest an dirre stat, daz got joch gerner vergibet grôze sünde dan kleine. Und sô sie ie groezer sint,
SỐ er sie ie gerner vergibet und sneller. und die dort Anm . 2 verzeichneten Vergleichsstellen , insbe
sondere DW 5 S . 237,10ff. (RdU ) und die zugehörige Anmerkung 210 S . 341.; LW 4 S. 54 Anm . 4 .
? Über die Notwendigkeit und Heilsamkeit des Kampfes und Mühens um die Tugend vgl. etwa
DW 5 S . 213,9ff . ( RdU ) : . . . wan volkomenheit der tugent kumet von dem strîte , als sant Paulus
sprichet : 'diu tugent wirt volbrâht in der krankheit'. ; 214,4ff.: . . . wan âne die (Neigung zur
Sünde) stüende der mensche ungewis in allen dingen und in allen sînen werken und âne sorge bî
den dingen und darbete ouch der êren des strîtes und siges und des lônes ; wan der anstôz und diu
bewegunge der untugent diu bringent die tugent und den lôn in dem müojenne. Wan diu neigunge
machet den menschen vlîziger alwege sich in der tugent grozlîche ze üebenne und trîbet in ze der
tugent mit gewalt, und si ist ein strengiu geisel, diu den menschen ze der huote und ze der tugent
tribet ; wan ie sich der mensche krenker vindet, ie baz er sich der sterke und des siges warnen sol. ;
sieh auch die in Anm . 96 s. 328 verzeichneten Parallelen , insbesondere Pf. S . 53,20 ff.
3 Vgl. DW 5 S. 30, 10ff. ( BgT ): Glîchnisse in allen dingen , sunderlîche mê und ze dem ersten
in götlîcher natûre, ist geburt des einen , und glîchnisse von einem , in einem und mit einem ist ein
begin und ursprunc der blüejenden , hitzigen minne. Ein ist begin âne allen begin . Glîchnisse ist
begin von dem einen aleine und nimet, daz ez ist und daz ez begin ist, von dem und in dem einen .
Minne hât von ir natûre , daz si vliuzet und urspringet von zwein als ein . Ein als ein engibet niht
minne, zwei als zwei engibet niht minne ; zwei als ein gibet von nôt natiurlîche, williclîche, hitzige
minne. ; sieh die in Anm . 102 S . 82 unten verzeichneten Parallelen , desgleichen S . 18, 12f. und s . 72
Anm . 40 ; DW 1 S . 218 Anm . 2 ; 174,4 : Glîcheit wirt geminnet . Minne minnet alwege glîch ; und
Predigt 27
dan güete und got, sô ist daz ein sicher warheit ", daz alle die tugende, die alle men
schen ie geworhten , die sint dîn alsô volkomenlîche, als ob dû sie selber geworht hætest, 61,40
und lûterer und bezzer ; wan , daz der bâbest bâbest ist, daz hât er dicke mit grôzer
arbeit ; die tugent hâst dû lûterer und abegescheidener und mit ruowe und ist mê dîn
5 dan sîn , ist, daz dîn minne alsô lûter, alsô blôz in ir selber ist , daz dû niht anders
enmeinest noch enminnest dan güete und got ? 62, 5

Nû sprichet er : ‘als ich iuch geminnet hân '. Wie hât uns got geminnet ? Er
minnete uns, dô wir niht enwâren und dô wir sîn vîent wâren 3. Alsô nôt ist gote ze
unser vriuntschaft, daz er niht erbeiten enmac, biz daz wir in biten ; er gât uns en
10 gegen und bitet uns, daz wir sîne vriunde sîn , wan er begert von uns, daz wir wellen , 10

7 Sieh oben S. 40,1, 4 .

1 diel fehlt BT tugent alle H88. 2 dîn fehlt St Sa volleklich BT


ob fehlt St Sa sie ] sich St Sa 3 und " ] ia auch BT daz? ] dc das B , 4 arbeit ; ]
warhait Stu d ie ] Aber die BT lûter und abegescheiden PfB SaBT und fehlt B ,
5 ist,? ] ist es BT dîn ] dự B , alsô ] vnnd also Sa b loß vnd abgescheiden
ist in sich 8. BT ir ] dich Pf 6 enmeinest noch fehlt St Sa (Hom .) wan PfBT
got vnd gute BT 7 iuch fehlt St Sa uns got ] er yns St,sa Er ] es St
8 minnete uns, ] minnet vns B2St Sa hat vns lieb BT niht ] noch nit BT dô2 fehlt St, Sa
sîn ] sint sine St Sa waren .] worden Sa zel nach Ba ,BT 9 erbeiten ] ir baiten St,
er biten Ba, wol årbaiten Sa daza fehlt St Sa bittēt B, bittent Sti e ra] mer
er Bag 10 wan ) vnd Bag

1 Sieh oben S . 8 Anm . 3 .


? Zu S. 45,10ff.vgl. DW 5 S. 298,1ff. (RdU ): Daz wir uns blóz halten der dinge, diu ûzer uns
sint, dâ wider wil got ze eigene geben allez , daz in dem himel ist, und den himel mit aller sîner kraft,
jâ , allez , daz ûz im ie gevlóz und alle engel und heiligen hânt, daz daz unser als eigen sî als in , jâ ,mêr
dan mir dehein dinc eigen sî.; sieh auch die dort S. 371 Anm . 432 aufgeführten Vergleichsstellen ;
Pf. S . 39,27 ff.,35ff.; unten S. 104,5ff .: Wan , hâst dû die sælicheit in sant Pêter und in sant Paulo
als liep als in dir selben , dû besitzest die selben sælicheit, die ouch sie hânt. Und hast dû die
sælicheit in den engeln als liep als in dir und hast dû die sælicheit in unser vrouwen als liep als
in dir , dû gebrûchest der selben sælicheit als si selbe eigenlîche : si ist dîn als eigen als ir. Dar
umbe sprichet man in der wisheit buoche: ' er hât in glîch gemachet sînen heiligen'.; vgl . auch
oben S. 13,5ff. und dort Anm . 3. – Vom Papst ist auch die Rede oben S . 17 , 8 ff .; 18,2 ff.; DW 5
S . 58,19 ( BgT). – Übersetzung von Z . 3f.: „ denn daß der Papst Papst ist, das schafft ihm oft große
Mühsal“ . In Z . 4 möchte Lasson ( M . E . S . VIII zu 62, 2 ) mit BT Aber die tugent einsetzen .
Das Aber steht isoliert nur in BT ; ich habe es deshalb nicht aufgenommen . Auch ohne dieses Aber
ist der Sinn des folgenden Satzes adversativ gegenüber dem vorangegangenen : „ die Tugend jedoch be
sitzest du in reinerer und unbedingterer Weise (als der Papst) . . . “ . – 2 . 4 lûterer und abegeschei
dener steht nur in St, ( sieh Var.-App. ); wie ich in Quint S . 189 zu 62,2 unter Hinweis auf Z .61,40f.
( = oben Z . 3) gesagt habe, erfordert der Sinnzusammenhang den Komparativ . — Zu Z . 6 güete und
got vgl. oben S . 45 Anm . 2 am Schluß.
3 Vgl. Sermo V1,1 n . 55, LW 4 S . 54,2f.: Septimo, quia adhuc inimicos nos amat. In der Anm . 2
ist auf Theologia Deutsch c. 33 S . 37, 10 – 11: . . .alſ ob er sprech : Du hassest mich und bist
meyn feyndt, so hab ich dich lieb und byn deyn freundt. verwiesen .
46
Hoc est praeceptum meum

daz er uns vergebel. Dâ von sprichet unser herre gar wol: 'daz ist mîn wille, daz ir
die bitet, die iu leit tuont'. Also ernst sol uns sîn , daz wir die biten , die uns leit tuont.
War umbe ? – Daz wir gotes willen tæten , daz wir niht ensölten erbeiten , biz daz
15 man uns bæte ; wir sölten sprechen : ,vriunt, vergip mir, daz ich dich betrüebet hân !"
Und alsô ernst solte uns sîn ze der tugent : sô diu pîne ie grozer wære, sô unser ernst 5
ie grozer sölte sîn ze der tugenta. Alsô ein sol dîn minne sîn , wan minne diu enwil
nienâ sîn , wan dâ glîcheit ist und ein ist 3. Ein herre, der einen kneht hât, dâ enist niht

If. Vgl. Luc. 6 ,28 : . . . et orate pro calumniantibus vos.

iermpiføren1adiesprach t a wol:802)] wol


licBh, seiBTn s2ólbitet, S chen.spricht
prevnd o ne BBT
n BaSt,m,bSaiswolerbdooiterminsagt allleids Bdaz
ogome])DDißie BBTT ir die ]
] bittent vnd für si och bitten Bag leit 1] leids BT Alsô ] vnd a . Bag
solt St SaBT sîn , ] sin vnt och als riche an der minne Ba , betten BT Ba , betent
St, båttent Sa l eit ? ] leids BT 3 tæten , bis erbeiten ,] theten / vnd seyne freund wurden /
vnd solten nit beyten BT beiten Ba, biz ] vntz Baz fehlt B , daz fehlt St Sa
4 wir ] mer w . Ba , sprechen : ,vriunt,] sp3 für mins Bay 5 sîn hinter tugent Sa
fehlt St, (Zeilenw .) 8ôl] wenn so Sa i e fehlt B , wære, fehlt St Sa 6 ie fehlt
PfB St, sein solt BT ein fehlt PfB , solt Bag dîn ] die BT diu fehlt BagBT
7 nienâ ] liebe BT (minne verlesen !) wan dâ ] wa BT gelichB i st fehlt BT
und bis 48,4 wan fehlt Bag 7 und bis hât, ] vnd ist da ein herre der (der auf d . Rand nach
getr .) ein knecht het B , hât,] hêt Pf het B , fehlt St, (Zeilenw .) då ? ] wan
da St Sa

1 Zu S. 46,8 ff. vgl. oben S. 34,8ff. und die S. 35 Anm . 1. verzeichneten Parallelen , desgleichen
Pf. S . 300,28ff. – Zu Gottes Bereitwilligkeit zum ( Ver)geben vgl. DW 1 S . 65,3 ff. : Ich sprach
einest an dirre stat, daz got joch gerner vergibet grôze sünde dan kleine. Und sô sie ie grozer sint,
8ô er sie ie gerner vergibet und sneller. und die dort Anm . 2 verzeichneten Vergleichsstellen , insbe
sondere DW 5 S. 237, 10ff. (RdU ) und die zugehörige Anmerkung 210 S. 341.; LW 4 S. 54 Anm . 4.
? Über die Notwendigkeit und Heilsamkeit des Kampfes und Mühens um die Tugend vgl. etwa
DW 5 S . 213,9ff. (RdU ) : . . . wan volkomenheit der tugent kumet von dem strîte, als sant Paulus
sprichet : 'diu tugent wirt volbrâht in der krankheit'.; 214 ,4ff .: . . . wan âne die (Neigung zur
Sünde) stüende der mensche ungewis in allen dingen und in allen sînen werken und âne sorge bî
den dingen und darbete ouch der êren des strîtes und siges und des lônes; wan der anstôz und diu
bewegunge der untugent diu bringent die tugent und den lộn in dem müejenne. Wan diu neigunge
machet den menschen vlîziger alwege sich in der tugent grozlîche ze üebenne und trîbet in ze der
tugent mit gewalt , und si ist ein strengiu geisel, diu den menschen ze der huote und ze der tugent
tribet ; wan ie sich der mensche krenker vindet, ie baz er sich der sterke und des siges warnen sol. ;
sieh auch die in Anm . 96 S. 328 verzeichneten Parallelen , insbesondere Pf. S . 53, 20 ff.
3 Vgl. DW 5 S . 30, 10 ff. ( BgT ) : Glîchnisse in allen dingen , sunderlîche mê und ze dem ersten
in götlîcher natûre, ist geburt des einen , und glîchnisse von einem , in einem und mit einem ist ein
begin und ursprunc der blüejenden, hitzigen minne. Ein ist begin âne allen begin . Glîchnisse ist
begin von dem einen aleine und nimet, daz ez ist und daz ez begin ist, von dem und in dem einen .
Minne hât von ir natûre, daz si vliuzet und urspringet von zwein als ein . Ein als ein engibet niht
minne, zwei als zwei engibet niht minne; zwei als ein gibet von nột natiurliche, williclîche, hitzige
minne. ; sieh die in Anm . 102 S . 82 unten verzeichneten Parallelen, desgleichen S . 18 ,12f. und S . 72
Anm . 40; DW 1 S . 218 Anm . 2 ; 174,4 : Glîcheit wirt geminnet. Minne minnet alwege glîch ; und
47
Predigt 27

vride, wan dâ enist niht glîcheit? Ein vrouwe und ein man diu sint einander unglîch ; 82,20
aber in der minne sint sie gar glîch . Dâ von sprichet diu schrift gar wol, daz got
die vrouwen næme von des mannes rippe und sîten, weder von dem houbete noch
von den vüezen , wan swâ zwei sint, dâ ist gebreste 2. War umbe ? Einez enist daz
5 ander niht, wan daz niht, daz dâ machet underscheit , daz enist niht anders wan bit- 25
terkeit , wan dâ enist niht vride3. Hân ich einen apfel in mîner hant, der ist mînen
ougen lustlich , aber der munt wirt der süezicheit beroubet. Aber izze ich in , sô be

2f. Vgl.Gen . 2,22: Et aedificavit Dominus Deus costam , quam tulerat de Adam , in mulierem .

1 diu ] die über d . Zeile B , fehlt SaBT 2 gar ] zůmal BT sagt BT


geschrifft St,SaBT 3 nieme Sa rippe und fehlt St SaBT weder ] vnd
nit BT dem fehlt PfB2 4 wan swâ ] wann was Sa vnd was St,
Einez enist ] da ist eins BT 5 daz da fehlt St Sa dâ fehlt BT wan ? ] dan BT
6 wan ] wa St, wau Sa frides Bag Hân bis 54,2 verzwîveln . fehlt Bag

dort Anm . 3, zumal Sermo XL n . 389, LW 4 S. 335,10f: Praemissis consonat quod similitudo causa
Zur Herr-Knech .1159 a 12)* :19: liebi glichest causa est simili cum am
est dilectionis, rursus etiam quod dilectio vult uniri sive unum fieri cum amato .; ferner Sermo
XIII n . 146 , S. 137,6f.: amoris sive dilectionis radix et causa est similitudo, . . . und dort Anm . 1 ,
wo u . a . auf Seuse Gr. Bfb. IV 420, 19 : liebi glichet unglichủ ding. und auf Aristoteles Eth .
Nic . VIII c. 5 ( c . 9 1159 a 12) verwiesen ist.
i Zur Herr-Knecht- Beziehung vgl. DW 1 S . 169,4ff.: Zwischen dem knehte und dem herren
enwirt niemer minne glich . Die wile ich kneht bin , sô bin ich dem eingebornen sune gar verre und
unglîch . und dort Anm . 3, zumal In Ioh. n . 644 : Servus autem iustitiae, quia foris stat, mercenna
rius est, non amicus nec filius, nescit quid faciat dominus eius. Inter servum enim et dominum non est
amicitia , ut ait philosophus. ; RS. II art. 40 ( Théry S . 244) Proc. Col. II n . 101: Solutio : . . . Et
secundum Philosophum non est amor inter servum et dominum . Dominus enim nomen est super
positionis, servus nomen subjectionis, . . . ( Aristoteles Eth . Nic . VIII c . 13 [ O c. 13 11616 3ff. )) ;
vgl. noch DW1 S. 112,5ff.: Waz ihtes begert von dem andern , daz ist kneht, und waz da lônet, daz
ist herre . Ich gedâhte niuwelîche, ob ich von gote iht nemen wölte oder begern . Ich wil mich harte
wol beraten , wan dâ ich von gote wære nemende, da wäre ich under gote als ein kneht und er als ein
herre an dem gebenne. Also ensuln wir niht sîn in dem ewigen lebene. — Lasson ( M . E . S . VIII zu
62,18 ) schlug die Änderung ist . Und ist dâ ein herre, der E ( = B ,) vor. Sie ist unnötig.
2 Zu 2 . 1 ff. vgl. DW 1 S . 106 ,7 ff. : Dô got den menschen machete , dô machete er
die vrouwen von des mannes sîten , dar umbe daz si im glîch wäre. Er machete sie niht von dem
houbte noch von den vüezen , daz si im wäre weder vrouwe noch man , sunder daz si glîch wäre
(sieh dort Anm . 1 ) .; 80,1f: die liebe, die ein mensch gibt, do ensind nit zwey , me eyn und eynung,
. . . ; vgl. auch das Exemplum DW 1 S . 377,5 — 378, 1 . - Zu Z . 4 vgl. etwa Pf. S. 32,30 : Wâ zwei
ein süllent werden , dâ muoz daz ein sîn wesen verliesen . ; DW 5 S . 30 , 17 ( BOT ) : . . . zwei als zwei en
gibet niht minne . . .
3 Zu Z . 4f. vgl. DW 1 S . 88,9 ff.: Aber ich spriche wærlîche, daz niht in der helle brinnet.
Nû nim ein glîchnisse ! Man nemo einen brinnenden koln und lege in ûf mîne hant. Sprache ich ,
daz der kolmîne hant brante, sô tæte ich im gar unreht. Sol aber ich eigenlîche sprechen , waz mich
brenne : daz tuot daz niht, wan der kol etwaz in im hât, des mîn hant niht enhât. Sehet, daz selbe
niht brennetmich .; unten S .49 Anm . 1 ( Langenberg S . 198,33ff.) . ( Das niht hat an beiden Stellen die
48
Hoc est praeceptum meum

roube ich mîniu ougen des lustes, den ich dar ane hân 1. Alsus enmügen zwei niht bî
30 einander gesîn , wan einez muoz sîn wesen verliesen
nesen ..

Dâ von sprichet er: 'minnet under einander!', daz ist : in einander . Dâ von sprichet
diu schrift gar wol. Sant Johannes sprichet : ‘got ist diu minne, und der in der
minne ist, der ist in gote , und got ist in im '. Jâ , er sprichet gar wol: wære got in mir 5
35 und enwäre ich niht in gote, oder wäre ich in gote und enwäre got niht in mir, sô
wære allez enzwei. Dâ aber got ist in mir und bin ich in gote, sô enbin ich niht snæder

3 Sieh oben S . 40, 1 , 3f. 4f. 1 Ioh. 4,16 : Deus caritas est : et qui manet in caritate,
in Deo manet, et Deus in eo.

1 mein oug BT der lust der ich St, des lust die ich B , hân. han zủ
sehen BT Alsus bis 2 sîn ] also wenn zwai nit biainannder sint dau můs ains sin Sa
2 seyns wesens entberen BT 3 Hand eüch vndereinander lieb BT daz bis einan
der. ] das ist in einander / in einander BT fehlt B , Sa (Hom .) sprichet bis 4 sprichet : )
Dauon sprach sant Johannes BT 4 geschrifft St Sa wol. ] wol etc . Sa 5 ist3
fehlt B , Jâ , bis wære ] Ja gar wol spricht er hie / wann were BT 6 enwære fehlt Pf
7 allez ] es a . SaBT en zweien Pf ein zweien B , ain zwayen St Sa da in zwey BT
Dâ ] So Sa Dâ bis ist ] aber ist got BT ist got B , und ich bin PfSa

Bedeutung der substantivierten Negation wie oben .); Pf. S. 158,20ff. : Dar umbe welt ir ein sun
sîn , số scheidet iuch von allem niht, wan niht machet underscheit ( sieh Quint S. 467 zu
5153,21, 21f.). DWander niht ensi. Ein Der ist
158,21, 21f.).; DW 1 S . 363,5ff.: Alle créatûren hânt ein versagen an in selben ; einiu ver
saget , daz si diu ander niht ensî. Ein engel versaget, daz er ein ander niht ensî. ; ähnlich
Pf. S . 41,6ff.: Merke, waz gebreste ist . Der ist von nihte . Dar umbe waz des nihtes ist in
dem menschen , daz muoz getiliget werden ; . . . Der mensche ist noch stein noch holz, wan daz
ist allez gebreste unde niht. (Hier hat das niht die Bedeutung des substantivischen „ Nichts“ .) ;
In Sap. n . 52, LW 2 S . 379,1ff.: Notandum quod omne creatum , eo quod creatum , distinctum est,
len ic ha de S. 48,6it vgl. Obemni
et per consequens alterum omni creato , utpote omni distincto.; In Exod. n . 74 , LW 2 S . 77,6f. —
Zu 2 . 5f. bitterkeit vgl. oben S . 25, 8 und S . 26 Anm . 1 .
i Zu S . 48,6 ff. vgl . Langenberg S . 198, 33ff.: Ic heb sulke stont gespraken van enen appel,
den ic hadde in mynre hant; al die wile mocht di en scouwen , ende als ic den appel geten hedde,
doe en mocht die en nietmeer scouwen . Want hi en was in mynre hant niet. Konste nu die mensche
dat niet af geleggen , soe weer dat scouwen , dat ic den appel sach in mynre hant ende dat ic den
appel geten hedde, dat weer een dinc. (Der Rv. bezieht sich mit Sicherheit auf die vorliegende Text
stelle , vgl. Pahncke Diss. S. 58 unter 7 .) ; unten S . 66 ,9 ff.: Die wile daz dû dich selben iht ahtest oder
dehein dinc, sô weistdû als wênic, waz got ist , alsmîn munt weiz ,waz varwe ist, und als mîn ouge weiz ,
waz smac ist : .. . ; Pf. S. 316 ,2 ff. ( = Par. an. S. 114 ,20ff.): Smak unde varwe an einem apfel ist
ein und ist doch verre von eim . Der munt nimet den smak , dar zuo kan daz ouge niht komen ; daz
ouge nimet die varwe, dâ enweiz der munt niht umbe. Daz ouge wil lieht haben , dannoch ist der
smac wol in der naht (sieh Quint S. 873 zu 316,4 f.) .; Sermo 11,2 n . 14 , LW 4 S . 15 ,6f.: color et
sapor in pomo distinguuntur verissime et plenissime rationibus suis, sunt tamen idem penitus
loco, subiecto et inesse .; In Sap. n . 24 , LW 2 S. 345,2ff.: pomum est coloratum , est et sapi.
dum , odoriferum , grave aut leve et huiusmodi, tamen ipsum visum tantummodo movet et est
visibile ratione solius coloris, in nullo vero penitus ratione saporis, odoris et ceterorum huiusmodi.;
In Eccli. n . 13, LW 2 S . 243, 1 und dort Anm . 1, wo auf Aristoteles De an . II t. 66 (Bc. 7 418 a 26 )
verwiesen ist.
? Zu 2 . 1f. vgl. oben S. 48 Anm . 2 zu 2 . 4.
4 Ed hart, D 2
Predigt 27
noch got niht hæherl. Nû möhtet ir sprechen : ,herre , dû sprichest, daz ich minne,
und ich enmac niht minnen ' ? Dâ von sprichet unser herre gar wol, als er sprach ze
sant Péter: ‘,Pêtre, minnest dû mich ? — ,Herre, dû weist wol, daz ich dich minne'.' 62,40
Hâst dû mirz gegeben , herre, sô minne ich dich ; hâst dû mirz niht gegeben, sô en
5 minne ich dich niht.
Nû merket daz ander wörtelîn , daz er sprichet : 'ich hân iuch gesprochen mîne
vriunde, wan ich hân iu geoffenbâret allez, daz ich gehæret hân von mînem vater'4 . 63,5
Nû merket, daz er sprichet: 'ich hân iuch gesprochen mîne vriunde'. In dem selben

2f. Vgl. Ioh . 21,15 : (Cum ergo prandissent,) dicit Simoni Petro Iesus : Simon Ioannis diligis
me plus his ? Dicit ei: Etiam Domine, tu scis quia amo te. 6 f.; 8 Sieh oben S . 40,5f.

1 noch got niht ] denn gott noch BT sprichest, ] gebeüttest BT ich dich m .
PfB ,BT 2 Dân bis sprach ] Dauon sålt ir mercken / Vnser herr sprach BT gar bis sprach
fehlt Sa als er sprach ] vnser Herr sprach Sti 3 ,Pêtre, fehlt St SaBT Herre, ]
Do antwurt er / Herr BT wol, fehlt St SaBT 4 Hâst dû ] Als ob er spreche /hastu BT
herre, fehlt St SaBT hâst bis 5 dich fehlt St,Sa (Hom .) 4 niht ] aber nit BT
nit geben BT 6 iuch bis 7 wan ] euch freund geheissen / vnd nit knecht / wann BT
nie en hinter vater sa 6 iuch bis 3 man bit
7 geh . h . hinter vater' Sa
nennet BT mîne fehlt St, Sa
8 Nû bis vriunde’.] Nun sagt er / Ich han euch freünd ge
In ] ia in BT

i Zu S. 49,5ff.vgl. DW 1S. 168,3ff. ( sieh oben S. 41 Anm . 4 auf S. 42); DW 1 $. 106 ,1ff.: Gotes
wesen ist mîn leben . Ist mîn leben gotes wesen , sô muoz daz gotes sîn mîn sîn und gotes isticheit mîn
isticheit, noch minner noch mêr.; sich auch die dort Anm . 2 verzeichneten Parallelen , insbesondere
( ZfdA 49 S . 401,30 ff. = ) DW 1 S . 246, 16ff.: Got vnd dirre demütig mentsch sind alzemal ain vnd
nit zwai; . . . was got ist, das ist och er : ain leben vnd ain wesen . Ja bi got: wår dirre mentsch in
der hell, got můst zů im in die hell, vnd die hell mást im ain himelrich sin . . . . wan da ist dirre
mentsch götlich wesen , vnd götlich wesen ist dirre mentsch .; 93,5ff.; Pf. S . 231,7ff.: Er wil
uns dã mite in sich selber locken , daz wir geliutert werden , daz er uns då mite in sich selber
setze , ûf daz er uns in im unde sich in uns mit im selber müge minnen ( sieh Quint S . 641 zu
231, 8) .; 163,36ff.: Nû ist zwischen gote unt der sêle weder frömde noch verre ; dar umbe ist diu
sêle gote niht glîch , mêr : si ist mit ime alzemâle glîch unde daz selbe daz er ist. ; 189 ,7f. - S . 49,7
enzwei = „ zweigeteilt“ oder „ entzweit“ , wie ich in meiner Übersetzung S . 389,29 gesagt habe, wobei
„ entzweit“ im Sinne von „ nicht Eins“ , „ in Zwei gesondert“ gemeint war. Vgl. Pf. S . 31,25f.: . .. unde
dar umbe wirt götlîchiu minne niht enthalten in uns, wan daz wêre iezunt zwei. — Zu S . 49, 7
sô — oben Z . 1 hoher . vgl. etwa DW 1 S . 112,7ff .
2 In 2 . 1 liest Pfeiffer S . 62,38 mit B ,BT ich dich minne, und Lasson ( M . E . S . VIII zu
62,38) ließ sich dadurch verleiten , dich hinter enmac zu ergänzen . Beide verkannten, daß Eckhart in
2 . 1 das allgemeine Liebesgebot des Herrn , wie es S . 49,3 in 'minnet under einander' zum Ausdruck
gebracht ist, wiederholt: „ Herr, du sagst, daß ich lieben solle , ich aber kann nicht lieben “ . Dies wurde
gebrachtist, wiederhole gel
durch St Sa bzw . ihre gemeinsame Vorlage verkannt, vielleicht unter dem Einfluß der folgenden Aus
führungen 2 . 2ff., wo das dich in Z . 3 daz ich dich minne im Zusammenhang des Gespräches
zwischen dem Herrn und Petrus natürlich durchaus am Platze ist.
3 Hier beginnt die Exegese des zweiten der drei wörtelîn , die im Eingang S . 40,2ff. angekündigt
wurden , sieh dort Z . 4ff .
4 Diesen Schrifttext Joh . 15 ,15 behandelt Eckhart In Ioh . n .634 — 644; vgl.auch unten S .83,1ff.;
DW 1 $. 112 ,4f.
50
Hoc est praeceptum meum
ursprunge, dâ der sun urspringet , da der vater sîn êwic wort ûzsprichet, und ûz dem
selben herzen , dâ urspringet ouch der heilige geist und vliuzet ûzł. Und enwäre der
10 heilige geist niht ûzgevlozzen von dem sune ?, sô enhæte man enkeinen underscheit
bekant zwischen dem sune und dem heiligen geiste. Dô ich nû predigete an der drî
valticheit tage, dô sprach ich ein wörtelîn in der latîne3, daz der Vater sînem ein - 5
gebornen sune gæbe allez, daz er geleisten mac, alle sîne gotheit, alle sîne sælicheit,

1 ûzsprichet, und ) vrspringet BT 2 entspringt Sa und bis 3 geist fehlt St Sa ( Hom .)


3 niht) mit Sasune,] sun vnd von dem vatter BT enkeinen PfB , im kain St, sa 4 Dô bis
5 tage, fehlt B2 5 dô ] Nv B , in der latîne, fehlt B , dem 1. PfSt,SaBT 5f. einbornen
PfB2St, fehlt BT 6 möcht BT

1 Zu S. 50,8 ff. vgl. DW 1 S. 302,4ff.: Nû nimet der heilige geist die sêle , die geheiligeten stat,
in dem lûtersten und in dem hohsten und treit sie ûf in sînen ursprunc, daz ist der sun , und der
sun treit sie vürbaz in sînen ursprunc, daz ist in den vater, in den grunt, in daz êrste, då der sun
wesen inne hât, . . . ; sieh auch dort Anm . 2 insbesondere Sermo XXXVI,1 n . 367, LW 4 S . 315 ,9f.:
Primo enim spiritus sanctus animam sanctificat, (deinde ) sursum agit in suum principium , filium
et patrem . und dort Anm . 8 .
2 Der Hl. Geist geht nach dem Symbolum Nicaeno-Constantinopolitanum vom Vater und vom
Sohn aus: ex patre filioque procedit.; Pf. S. 195,1ff.: Der êrste ûzbruch gotes daz ist der sun von dem
vater, und ist der sun ein ander denne der vater und ist doch ein mügentheitmit dem vater, unde von
in zwein ûz blüeget der heilig geist (sieh Quint S . 576 zu 195, 1, 1f., 2f.). Wie der Var.- App. ausweist,
bietet BT hinter Z . 3 sune, das Plusstück vnd von dem vatter, das in allen hsl. Texten fehlt. In Quint
S. 189 zu 63,9 (und in Quint Übersetzung S. 390, 8) habe ich das Textstück mit BT ergänzt. Ich
halte es jetzt für einen sekundären Zusatz in BT, der entbehrlich ist, da mit dem Ausfluß des Hl. Geistes
aus dem Sohn zugleich schon der Ausfluß aus dem Vater mitgesetzt ist, also nicht besonders ausge
sprochen zu werden braucht. Die Übereinstimmung aller hsl. Texte spricht für die Ursprünglichkeit
des gewissermaßen verkürzten Ausdrucks Eckharts. Vgl. Thomas S . theol. I q. 36 a . 2 : (Utrum spiritus
sanctus procedat a filio ) Respondeo dicendum quod necesse est dicere spiritum sanctum a
filio esse. Si enim non esset ab eo , nullo modo posset ab eo personaliter distingui. .. . Relinquitur
ergo quod necesse est dicere vel filium esse a spiritu sancto , quod nullus dicit : vel spiritum sanc
tum esse a filio , quod nos confitemur . ; S . c. gent. IV c . 24 : Quidam vero circa spiritus sancti pro
cessionem errare inveniuntur , dicentes spiritum sanctum a filio non procedere . Et ideo osten .
dendum est spiritum sanctum a filio procedere . . . . Manifestum est autem ex multis auctori.
tatibus Augustini, et praecipue in libro de Trinitate , et super Ioannem , quod spiritus sanctus sit
a filio . Oportet igitur concedi quod spiritus sanctus sit a filio sicut et a patre.; DW 1 S . 180,4ff.:
Der heilige geist kan niergen sîn ûzvliezen hân noch sîn ûzblüejen dan aleine von dem sune (sieh
auch dort Anm . 3).
3 Mit diesem Rv. dürfte sich Eckhart gewiß auf den lateinischen (in der latîne !) Sermo II
zurückbeziehen , der in festo s. trinitatis gehalten wurde, sieh LW 4 S . 5 Überschrift. Die folgen
den Ausführungen des Sermo (S . 8,6ff.) stimmen inhaltlich zu oben Z . 5 - S. 52,4 und dürften
mit dem Rv. gemeint sein : In causis autem primordialibus sive originalibus primo-primis, ubi
magis proprie nomen est principii quam causae, principium se toto et cum omnibus suis proprie
tatibus descendit in principiatum . Audeo dicere quod etiam cum suis propriis — Ioh . 14 : 'ego in
patre et pater in me est' - ut non solum hoc sit in illo , quodlibet in quolibet, sed hoc sit illud ,
quodlibet quodlibet, Ioh . 10 : 'ego et pater unum sumus'. Pater enim hoc est quod filius. Pater.
nitas ipsa hoc est quod filiatio . Id ipsum est potentia, qua pater generat et filius generatur. Propter
quod potentia generandi essentiam in recto significat, sicut dicunt meliores . (S . 475 zu 8,13 ist
Predigt 27
und enbehielte im selber niht. Dô was ein vrâge : gap er im ouch sîne eigenschaft ? 63,15
Und ich sprach : ja ! wan diu eigenschaft des vaters, daz er gebirt , daz enist niht anders
wan got; wan ich hân gesprochen , daz er im selber niht behalten enhất. Jâ, ich
spriche : die wurzel der gotheit die sprichet er alzemâle in sînen sun . Dâ von sprichet
5 sant Philippus : 'herre, zeige uns den vater, sô benüeget uns’1. Ein boum , der vruht 20
treget, der bringet sîne vruht vür. Der mir die vruht gibet, der engibet mir niht den
boum . Aber der mir den boum gibet und die wurzel und die vruht, der hât mir mê
gegebena. Nû sprichet er : ' ich hân iuch gesprochen mîne vriunde'3. Jâ , in der selben
geburt, da der vater gebirt sînen eingebornen sun und im gibet die wurzel und alle sîne 25
10 gotheit und alle sîne sælicheit und im selben niht enbeheltet, in der selben geburt
sprichet er uns sîne vriunde4. Aleine dû des sprechennes niht enhærest noch enverstâst ,
doch sô ist ein kraft in der sêle – von der sprach ich, dô ich nû hie predigete 5 - ,

5 Ioh . 14 ,8 8 Sieh oben S. 40,5 .

1 hielt B , ob er im auch sein eygenschafft gebe BT 3 wan ] dann BT


niht fehlt St Sa e nhât. ] hab BT 3f. Jâ , ich spriche : fehlt St Sa 4 wurzel (auf d . Rand ,
im Text wuzt getilgt) B , würtzen St, wurtz Sa wurtzelen BT sinē svne B , sinem
Dâ bis 5 Philippus: ] Sant philippus spricht St Sa Vnd dauon sprach Philippus BT
5 ‘herre,] fehlt St, den ] der Sa genůget BT 5f. der vruht tr., fehlt St Sa
( Hom .) 6 trůg BT bringet] brechte BT die ] der PfB ; gibet, ] bringet
freund genehet vruht, sWurtzolen up
St Sa gebe BT engibet ] gebe BT mir darumb nitt BT 7 boum² bis 8 ge
geben . ] baum mitt der wurtzelen vnnd früchten gebe / der het mir vilmer gegebenn / dann diser BT
und fehlt St Sa würtzen St,Sa 8 eüch
freünd genent BT 9 dâ fehlt St Sa einbornen PfB St, fehlt Sa Wurtzelen BT
vnd git im St Sa alle ] allen St, 10 im ] an im St, 11 uns ] vns vnd nennet
vns BT Aleine ) wiewol BT des ] dis St Sa 12 von bis predigete fehlt B ,

auf Thomas S . theol. I q. 42 a . 6 ad 3 verwiesen .) . . . Ratio , quia pater descendit in filium cum
omnibus suis proprietatibus (vgl. oben Z . 1: gap er im ouch sîne eigenschaft ? ) , inter quas est
indistinctio.; die Anm . 1 S . 9 verweist auf Thomas S . theol. I q. 41 a . 3 : . . . quod pater generando
filium . . . totam naturam ei communicaverit, . . . (Vgl. auch Quint Übersetzung S . 517f. zu S . 390,4ff.) ;
vgl. Sermo XXXV n . 363, LW 4 S . 312,8f.: Deus autem pater totum quod est transfundit in filium .
und dort Anm . 4 ; DW 1 S . 180,5f.: Dâ der vater gebirt sînen sun , dâ gibet er im allez , daz er hât
wesenlîche und natiurlîche. ; Bange S. 111 Anm . 35.
1 Vgl. oben S . 31,8f. und S . 32 Anm . 1 gegen Schluß zu 31,8ff.; DW 1 S . 218 Anm . 1 sind weitere
Stellen angegeben , an denen Joh . 14,8 zitiert wird . — Zu Z . 4 dielsun . vgl. Pf. S . 145 ,3f. : . . . die
wurzellen , dâ der sun ûz quillet . . .
2 Zu Z . 5ff . vgl. oben S . 32, 1 ff.; Sermo 11,1 n . 5, LW 4 S. 7,7f.: Dilectio enim , qua se diligunt
pater et filius, est ipse spiritus sanctus. Diligunt enim spiritu sancto, sicutarbor floret floritione, floret
flore, . . . ; ähnlicher Vergleich In Ioh . n .638: quemadmodum semen arboris considerantes dicamus ibi
esse radices, ramos, fructus et folia , non quia ibidem sunt, sed quia futura sunt ( Augustinuszitat) .
3 Sieh oben S. 40,5 und dort Anm . 1; 50,6f.
4 Zu Z . 8ff. vgl. oben S . 29,1ff. und dort Anm . 4 .
5 Der Rv. wird sich auf oben S. 31, 1ff. beziehen , wo von der obersten kraft , diu dâ heizet ver .
nünfticheit, die Rede ist,die dort 2 . 3 – 5. 32,3 näher bestimmtwird (sieh dort S. 32 Anm . 1). Entgegen der
52
Hoc est praeceptum meum

30 diu ist alsô abegescheiden und alsô lûter in ir selben und ist sippe götlîcher natûre ,
und in der kraft wirt ez verstanden . Dannen von sprichet er ouch gar wol: 'dâ von
hân ich iu geoffenbâret allez , daz ich gehæret hân von mînem vater'?
Nû sprichet er: 'daz ich gehoeret hân'. Des vaters sprechen ist sîn gebern , des
sunes hæren ist sîn geborn werden 3. Nû sprichet er : 'allez , daz ich gehæret hân von 5
35 mînem vater'. Jâ, allez , daz er êwiclîche gehæret hật von sînem vater, daz hât er uns
geoffen bâret und enhât sîn uns niht vorbedecket . Ich spriche: und hæte er tûsent
warbe mê gehæret, er hæte ez uns geoffenbâret und enhæte sîn uns niht vorbedecket.
Alsus ensuln wir gote niht vorbedecken ; wir suln im offenbâren allez, daz wir mugen
40 geleisten 4. Wan behieltest dû dir selber iht, als vil verlürst dû dîne ewige sælicheit , 10

2f. ; 4 ;5f. Sieh oben S . 40,5f.

I alsô1 fehlt BT und fehlt BT 2 Dannen bis wol: ] Dannenhar sprach er BT Da


von och er gar wol sprichet B , ouch gar fehlt St Sa 'dâ bis 3 ich ' ] wan ich han B ,
3 v . m . vatter h . gehört BT han geh . St Sa 4 Nû bis hân '. fehlt BT (Hom .) gebern , ]
geben , Pf 5 gehæren PfB hatt Sa 6 mînem ] sinem St, sinem (s aus m korri
giert) Sa Jâ, bis vater , fehlt St Sa (Hom .) 7 enhât bis vorbedecket.] hat vns nicht
verhelet BT bedeket PfB , sprach BT Ich bis 8 vorbedecket. fehlt St Sa (Hom .)
7f. tynset warbe B , tausentmal BT tûsent worte Pf 8 gehoret, fehlt PfB , ez fehlt B ,
und ) und er Pf sîn fehlt BT verdeket B , verhelet BT 9 gote bis suln
fehlt BT im ] im auch BT 9f. gel. m . BT 1 0 haltest St Sa behaltestu BT

Meinung Brethauers ( AfdA 66 S. 129 zu DW 1 S . 197,8f. und 198 Anm . 1) bezieht sich der Rv. Pf.
286, 17ff. ( = DW 1 8. 380,5) nicht auf die vorliegende Stelle oben Z. 12 ff., sondern , wie die Orts
bezeichnung DW 1 S . 380,7f. zeigt, auf dort s . 197,8f. — Weitere Stellen über die kraft in der sêle
sieh DW 1 S . 333 Anm . 3 und S . 32 Anm . 2 . — Zu Z . 11 vgl. DW 1 S . 312 ,5ff.; Pf. S . 258,6ff. — Zu
2 . 12 vgl. unten S . 88,5ff.
i Zu 2 . 1 sippe götlîcher natûre vgl. etwa DW 1 8. 197,8f.: ... daz gote alsô sippe ist ... und
$ . 198 Anm . 1 die Entsprechung in RS. I S II 4 art. 14 B ( Théry S . 183) Proc. Col. I n . 71: . . . ita
cognatum deo .. .; DW 1 S. 131,3; 132,4 ; 380,8f.: .. . gote alsô sippe . ..; DW 5 S. 11, 10 ( BgT ) ;
unten S. 88 ,6f. ; 66, 4.
2 Sieh oben S . 40,5f.; unten S . 83,3ff.
3 Zu 2 . 4ff. vgl. In Ioh . n . 641: Patet ergo quomodo ad litteram filius quaecumque audit
a patre nota facit omnibus qui filii dei sunt. Fiendo enim quis filius hoc ipso audit et noscit omnia
quae patris sunt: sibi fieri audire est, et sibi audire fieri et generari est. Sic enim et ipsi primo.
genito et unigenito filio generari audire est , et patri dicere est generare ; filius ipse verbum ipsum
est quod hinc dicitur, illinc auditur, hinc gignit, illinc gignitur.; unten S . 84,5 f.: waz hæret der
sun von sînem vater ? Der vater enkan niht dan gebern , der sun enkan niht dan geborn werden .
4 Zu Z . 6 ff. vgl . DW 1 S . 185, 1ff.: Ich sprach niuwelîche wider etlîche liute, die vil lîhte
ouch hie sint, ein wörtelîn , und sagete also : ‘ez enist niht số bedecket, ez ensule entdecket werden '.
Allez daz niht ist, sol abegeleget sîn und sô bedecket, daz ez joch niemermê gedâht sol werden . . . .
Ich sprach dô : niht ensol in uns bedecket sîn , wir ensüln ez gote alzemâle entdecken und im alze
mâle geben . . . . In der warheit, entdecken wir im allez, sô entdecket er uns her wider allez, daz er
hát, und enbedecket uns in der warheit alzemâle niht allez , daz er geleisten mac, wisheit noch
wârheit noch heimlicheit noch gotheit noch nihtes niht. Diz ist in der wârheit als wâr, als daz got
lebet, ob wir im entdecken . Entdecken wir im niht, sô enist kein wunder, ob er uns denne niht

53
Predigt 27
wan uns got niht vorbedecket enhât des sînen . Diz dünket etlîche liute ein swære rede.
Her umbe ensol nieman verzwîveln . Sô dû dich gote mê gibest, sô sich got dir selben
mê wider gibet; sô dû dîn selbes mê verzîhest, sô dîn êwigiu sælicheit mê ist 1. Ich
gedâhte nû, dô ich mîn pater noster bette, daz uns got selbe lêrte : dâ wir sprechen : 'zuo
5 kome uns dîn rîche, dîn wille werde!', dâ biten wir allez got , daz er uns selben uns 64,5
beneme

4f. Matth . 6,10

I vorbedecket ) bedeket, davor über d . Zeile vor B , verhelet BT hast St, ein fehlt
St,Sa 2 Sô bis 3 mê? ] Aber ie me sich der mensche git zuo dirr tugent der minn ie
me im vnser herre got wider gebende ist sich selben vnt so du dich din selbes ie me Bag
2 mê ] ye mer BT số bis 3 verzihest, fehlt Pf 2 dir ] sich St Sa 3 mê' ]
ye mer BT
merer Bag
dîn ] dich dir BT
ist.] wirt BagBT
mô2 ] ye mer BT Bay
4 nû,] zům nechsten BT
yo meranBTdemio
ddôo bibisenllêrte:)
pater noster das óns got lert B , chelbefehli Pj
selbe fehlt Pf Torten BT
l ert BT dân ] Da von B , das BT
5 uns? fehlt BT werde !' ] geschehe BT dâ ] Hie BT allez fehlt BT ung2
bis 6 beneme. ] vns vns (vns? fehlt BTH) selber beneme / vnnd vns im zůmal ergebe BT

entdecket; wan ez muoz rehte glîch sîn , wir im als er uns. Ich habe a .a . 0 . S . 185 Anm . 1 gesagt,
daß es nicht sicher sei, auf welche Stelle sich der Rv. bezieht. Ich möchte annehmen, daß Eckhart die
Ausführungen oben Z . 6ff. der vorliegenden Predigt im Auge hatte. Vgl . auch Pf. S . 40,34ff.: Unde
nach dem daz diz geschehen ist , so ist niht verborgen in got, daz niht offenbar werde oder daz niht
mîn werde. . . . Aber daz mir niht werde verborgen in gote, ez werde mir offen , sô muoz in mir kein
gelich sîn offen noch kein bilde, wan kein bilde ist uns offenende die gotheit noch sîn wesen . . . .
Dar umbe , daz dû mit gote ein sîst, sô muoz niht in dir sîn noch ingebildet noch ûzgebildet, daz
ist , daz niht in dir sî bedeket, daz niht offen werde und ûz geworfen werde (sieh Quint S . 124
zu 40 ,39f.) .
1 Zu S . 53,10 ff. vgl. etwa DW 1 S. 244,5ff.: 'Nieman mag min iunger gesin , er volg mir denn
nach ' vnd hab sich selber gelassen vnd hab im niht behalten ; vnd der hat állú ding, wán niht
enhaben das ist állú ding haben . Aber mit begerung vnd mit hertzen sich vnder got gewerfen vnd
sinen willen al ze mal setzen in gottes willen vnd enhain gesicht haben uff die geschaffenhait : der
alsus us gegangen wår sin selbes, der sol im selber aigenlich wider geben werden , und dort Anm . 3 ,
insbesondere DW 5 S. 194,4ff .; 281,3ff. (RdU ). – Zu 2 . if. vgl. unten S . 83,4 ff.: Nû wundert
mich von etlîchen pfaffen , die wol gelêret sint und grôze pfaffen wellent sîn , daz sie sich also schiere
lâzent genüegen und lâzent sich beteren und nement daz wort , daz unser herre sprach : 'allez,
daz ich gehæret hân von mînem vater, daz hân ich iu kunt getân ' - daz wellent sie alsô verstân
und sprechent alsô, er habe uns geoffenbâret ûf dem wege, als vil uns nôtdürftic wäre ze unser
êwiger sælicheit . Des enhalte ich niht, daz ez alsó ze verstânne sî, wan ez enist kein wärheit. —
Zu Z . 2f. vgl. etwa DW 1 S . 187,4ff.: Aber der niht ensuochet noch niht enmeinet dan lûter got,
dem entdecket got und gibet im allez, daz er verborgen hat in sînem götlîchen herzen , daz ez im
als eigen wirt, als ez gotes eigen ist , weder minner noch mêr, ob er in aleine meinet âne mittel. ;
194,2ff. – 2 . 2 sô - 3 verzîhest, hat Pf. wohl durch Abgleiten verloren ; es wurde schon von Lasson
( M . E . S . VIII zu 64,3 ) ergänzt. — Zu Z . 3 verzihest , vgl. Völker . 171 ff .
? Zu Z . 3ff. vgl. oben S . 9 ,3ff. und die dort Anm . 3 und 4 aufgeführten Parallelen , insbe
sondere unten S . 99,1ff., wo sich auch die oben Z . 3f. entsprechende einleitende Bemerkung findet : Ich
saz gester an einer stat, dô sprach ich ein wörtelîn , daz stât in dem pater noster etc. Die Bedeutung
54
Hoc est praeceptum meum
Von dem dritten wörtelîn 1 enwil ich nû zemâle niht sprechen , daz er sprichet:
‘ich hân iuch ûzerwelt , gesat (gesat), gestellet (gestellet ], bestatet [bestatet]?, daz ir
10 gât und vruht bringet und diu vruht bî iu blîbe!' Und die vruht enweiz nieman wan
got aleine.
Und daz wir ze dirre vruht komen , des helfe uns diu êwige warheit , von der ich 5
gesprochen hân . Âmen 3.

2f. Sieh oben S. 40,6f.

1 Von bis sprechen , fehlt B , enwil bis sprechen , ) zemalo nút St Sa nû zemâle ]
yetzmal BT er sprichet: ) Christus sprach BT 2 gesat bis gestellet, ] das ist /
gesant gesant / gestellet gestellet BT gisat gisat Pf gisat gistat B , gisattet gisattet St Sa
gistillet gistillet PfB St Sa bistêtet bistêtet PfB ,BT bestettet bestettet St Sa 3 diu )
kein BT Und die ] Dise BT wan ) denn BT 5 Und fehlt BT komen , ) werden St,
werden vnnd kumen Sa des ] das SaBT êwige fehlt St SaBT von bis 6 Âmen . fehlt B ,

von Z . 5f. daz er uns selben uns beneme. ist die gleiche wie die der S. 9 Anm . 4 angegebenen Vergleichs
stelle : ,werde wille dîn !'; daz mîn wille sîn wille werde, daz ich er werde : daz meinet daz pater noster.
Wenn „ ich “ ( = mein Wille ) „ er " ( = sein Wille ) werden soll, so ist das gleichbedeutend mit daz er
uns selben uns beneme. Ich halte es für wahrscheinlich, daß sich der Rv. unten S . 99, 1 auf die vor.
liegende Textstelle bezieht.
1 Sieh oben S . 40,6f. und dort Anm . 1 (auf S . 41), wo gesagt ist, daß Eckhart dieses dritte wörtelîn
nur mehr ganz kurz erwähnt. Lang und breit ist es in der folgenden Predigt 28, unten S . 58 – 69, der es
zugrunde liegt und die inhaltlich viele Berührungen mit der vorliegenden Predigt aufweist, behandelt.
Vielleicht hat Eckhart es eben deshalb in der vorliegenden Predigt 80 kurz abgetan . Er exegesiert
denselben Vers Joh. 15 , 16 eingehender in seinem Johanneskommentar n . 645ff.
2 Der Text in Z . 2 gesat - bestatet, ist in der hsl. Überlieferung mißverstanden und in ver
schiedener Weise entstellt. Auch Pfeiffer, der S . 64,8f. Sty (Sa) folgte, hat den Text offenbar nicht
verstanden , ebensowenig wie Lasson ( M . E . S . VIII), der ihn durch folgende Konjektur verständlich
zu machen suchte : gisat gisant, gistellet, gistillet, bistêtet biwêret, wobei er wenigstens mit gistellet
er forgehen und bestätitestes handelen
das Richtige traf. Es wurde verkannt, daß es sich bei den drei Verbformen um eine variierende Über
setzung des posui des zitierten Schrifttextes handelt, U . zw . um Formen der dem ponere synonymen
Verben mhd . setzen , stellen und bestaten ( = collocare — „ an eine Stelle setzen " ). Es ist interessant,
daß Eckhart in der folgenden Predigt 28 auf denselben Schrifttext Ego elegi vos do mundo etc . elegi
auf gleiche Weise variierend durch drei synonyme deutsche Verben übersetzt, sieh unten S . 58,5f.:
omnlich varierendurch: sprich daz auf denselben uch goset
‘ich hân iuch ûzerkorn , ich hân iuch ûzerwelt ûz aller der werlt, ich hân iuch üzerlesen ûz aller
der werlt . . . '. Eine ähnlich variierende Übersetzung einer Verbform liegt vor unten 8. 93,3f. (97,4 f.), wo
praedica verbum wiedergegeben ist durch : 'sprich daz wort , sprich ez her ûz, sprich ez her vür, brinc
ez her vür und gebir daz wort!' In Pf. Pr. XCII auf denselben Schrifttext Posui vos ut eatis, et
fructum afferatis ist S . 301,28 posui vos einfach durch 'ich hân iuch gesetzet' wiedergegeben . Diese
Vergleichsstellen lassen m . E . deutlich erkennen , daß die in der hsl. Überlieferung der vorliegenden
Textstelle stehende jeweilige Verdoppelung der drei synonymen Verbformen schwerlich ursprünglich
sein kann , sondern das Produkt eines Schreibers ist, der den Text nicht mehr verstanden hat. Wie die
Doppelung zustande gekommen ist, weiß ich allerdings nicht zu sagen . Ich halte weder eine rhetorische
Doppelsetzung noch eine jeweils interpretierende Setzung eines zweiten verbalen Ausdrucks im Sinne
der Lasson:schen Konjektur für wahrscheinlich .
3 Zur Schlußwendung sieh oben S . 18,6f. und dort Anm . 4 .
55
PREDIGT 28 (Pf. Nr. LXXXI S. 258 — 261)

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S . 702, Spamer PBB 34 S . 331) :


Ba, f. 210vb — 211ra, Fragment = unten S . 58,4 und - herre: + 5 ich2_ werlt, + 6 daz — 59,2 hân ;
+ 3 haltet- 4 minne + 60 , 2 Minne- 4 got, + Plussatz + 4 wan – 5 menschen .: V (Initiale)nser
herre spricht ich han / úch userwelet us aller / der welt dc ir bringent vil / frucht vnt ùch du frucht /
belibe wan dc ist gar lustig (211ra) dc da frucht bringet vnt ime dủ / frucht belibet vnt dem belibet /
du frucht der do belibet vnt der do /wonet in der minne an dem / ende des ewanngelii spricht vnser
herre / Minnent uch under einander / als ich úch geminnet han be haltent ir min gebot so belibent /
ir in miner minne allu gotes / gebot sint von minne minne der / tugende ist ein pluome vnt ein /
gecierde vnt ein muoter aller / tugende vnt aller selikeit wan / si ist got als s' io ' spricht got ist
minn / vnt der do wonet in der minne der wonet in got vnt got in ime / wan got ist der tugenden
frucht / got fruchtet alle tugende vnt / ist ein frucht der tugende vnd / dù fruchte belibet dem
menschen ; im Var.- App. nicht berücksichtigt.
Bra , f. 163 – 166r1; vgl. Strauch ZfdPh 54 S . 285 und 287.
BT f. 273va — 274va .
Mai, f. 1271 — 128v ; identifiziert von Quint , Handschriftenfunde S. 91.
Str , f. 147 — 152r, alte Zhlg : f. 144v — 149r; auf f. 150v ( 147v ) stehen nur drei Zeilen , die auf
der folgenden Seite 1516 (148r) wiederholt werden . Vgl. Spamer PBB 34 S . 349 unter XXXV .

Filiation der Hss. (sieh Quint S . 702 — 705 ) : Str Mai,Brag stehen auch diesmal in der bekannt
engen Verwandtschaft zusammen gegen BT (sieh Quint S . 703). Strz und Mai, sind wieder (vgl. etwa
DW I S . 83 ; 175 ; 190 ; 207 ; 279 ; 371) eng verbunden gegen Braz, sieh die gemeinsamen Varianten
von Str ,Mai, im Var.-App . etwa zu : S . 59,2 und — hât, fehlt; 4 von gotes mynne; 13 umbe ] vnd ;
60,7 arbaiten ; 8 im2- daz ] im alles och dar czið das; 66 , 2 inne. fehlt; 8 dir fehlt ; 10 min ? ] der;
68,3 undidaz ist sín fehlt . Bra , bewahrt zwar an diesen Stellen mit BT das Ursprüngliche, bietet
aber im ganzen wieder den schlechteren Text, in dem insbesondere viele Lücken durch Homöoteleuton
auffallen , sieh die Variantenliste Quint S . 704 f. Wiederum dürfte BT im ganzen gegenüber Str,Mai,
Brag verläßlicher sein .
Als Gruppensigle wurde wieder benutzt:
a = Str Mai,Brag
Soweit die Kürze des Fragments erkennen läßt, steht Ba , enger bei BT als bei Str ,Mai,Brag.
Textkonstituierung (sieh Quint S . 705 ): Der Text der Predigt ist im ganzen in BT und & weit
gehend im Wortlaut übereinstimmend überliefert. Zur Korrektur des Textes von BT, den ich , wie
schon Pfeiffer , als Grundlage für die Textkonstituierung gewählt habe, wurden die übrigen
Texte, einschließlich des Bag-Fragments, herangezogen .
Übersetzungen : Quint S. 299ff.; Schulze-Maizier ? S. 280ff.; Bernhart, Auszug: S. 39ff. = unten
S. 59,1 - 60, 11.

Echtheit: Hsl. Bezeugung keine außer der allgemeinen in BT f. 242va ( sieh im Eingang des Varianten
apparats). Die Echtheit der Predigt ist durch die unmöglich zufällige Übereinstimmung des unten
1 Strauch ZfdPh 54 S. 285 und Quint S. 702 fälschlich : 165v .
Ego elegi vos
S . 60,6 ff. vorgetragenen Gleichnisses mit der Entsprechung im Johanneskommentar In Ioh.
n . 243, LW 3 S . 203,14ff. (sieh S . 60 Anm . 5) gesichert. Der Rückverweis unten S. 62,3 dürfte
sich wohl auf DW I S. 246,5ff. beziehen (sieh unten S . 62 Anm . 2). Die Predigt zeigt eine
Reihe von charakteristischen inhaltlichen und textlichen Übereinstimmungen mit Stellen in
echten deutschen und lateinischen Texten , sieh die Hinweise auf DW 1 und DW 5 etwa: S . 59
Anm . 3 (DW 5 S. 282,8f.); S. 60 Anm . 1 (DW 1 S . 9,3ff.); S. 61 Anm . 1 (DW 1 S. 202,1 f.;
DW 5 S . 299 , 2 ff .); S . 62 Anm . 2 (DW 1 S . 237 ,8 ) ; S . 63 Anm . 1 (DW 1 S . 179,5 ff.) ; Anm . 4
(DW 1 S . 199,1 f.); S. 64 Anm . 1 (DW 1 S . 379,6ff.); S. 66 Anm . 1 (DW 1 S. 197,8ff.; 182,9 ff.).
Bedeutsame Übereinstimmungen mit lateinischen Werken finden sich etwa : S . 60 Anm . 2 (LW 4
S . 63,6ff.); Anm . 5 (LW 3 S. 203,8ff.); S. 64 Anm . 1 (LW 2 S . 376 ,1; LW 4 S. 344,4ff.; LW 1
S . 303,6ff.); S. 68 Anm . 3 (LW 2 S. 20,2ff.; 232,8f.; LW 4 S . 199,1f.; LW 3 S. 133,14 f.). — Stil
und Diktion zeigen Eckhartische Prägung : Chiasmus S . 59,5f.; 68,3 ; hyperbolischen Ausdruck
S . 66,7f.; häufende Aufzählung $ . 58,5 f.; 66 ,6 f.; 67,2 ff.; Vergleiche und Beispiele S . 59, 7 ff.;
60,5ff.; 61,5ff.; 63,9ff. Eckhartisch sind die Ausführungen über die Sohnsgeburt S . 68,1 ff. und
über 'ego' und 'vos' S . 68 ,4 ff.

Der Aufbau der Predigt ist nicht sehr durchsichtig ; er erfolgt kaum im Anschluß an
den im Eingang sehr frei und erweiternd zitierten Schrifttext, in dem sich die vorliegende
Predigt, wie in Einzelausführungen , mit der voraufgehenden Predigt 27 berührt. Im Gegensatz zu
dieser Predigt, die die einzelnen Teile des Schrifttextes nacheinander exegesiert (sieh die Inhalts
skizze oben S. 38 f.), schließt sich der Prediger im vorliegenden Falle — vielleicht absichtlich, um
sich nicht zu stark zu wiederholen — lediglich im ersten Teil seiner Predigt und dann kurz wieder
am Schluß dem Schrifttext an , während er den mittleren Teil, soviel ich sehe, assoziativ und unter
Benutzung eines zweiten Schrifttextes gestaltet : S . 58 ,2 — 59, 3 bietet im wesentlichen den Schrifttext,
wobei S . 58,7 f.bereits kurz 'fructum afferatis: et fructus vestermaneat exegesiertwird . - S.59,4 60, 11
handelt im Anschluß an den S. 59,3 aufgeführten Schluß des Schriftzitates (Joh . 15 ,10) über
das Gebot der minne und die minne als Blüte und Mutter aller Tugenden , über Gott, der die minne
und die Frucht aller Tugenden ist, die dem Menschen bleibt (60 ,2 ff.), der in der minne weilt , da
er sich selbst und alle Dinge „ gelassen “ hat (60, 11). - Dieses „ Gelassen -haben “ veranlaßt Eckhart,
S . 61, 1 ff. Matth . 19 ,29 l' Et omnis, qui reliquerit' etc .) zu zitieren und im folgenden über das ab
sichtslose „ Lassen " zu sprechen (61,1 - 11). — Anschließend führt er aus, daß der in der Liebe zur
Gerechtigkeit lebende Mensch mit dieser Gerechtigkeit eins und im Gegensatz zu allem Geschaf.
fenen völlig frei ist (62,1 – 63,2 ). Ein solcher Mensch hat sein ichhaftes Sein mit keinem andern
Menschen , mit keinem Engel, ja nicht mit Gott gemein , es sei denn, soweit er mit Gott in der
lüterkeit und einicheit eins ist (63,3 — 7) . Was Gott aber in diesem Einen wirkt, das wirkt er als
sich selbst gleich (als den Sohn ). Dieses Streben , sich selbst zu erzeugen , hat Gott allen Geschöpfen
vermittelt , und daher sucht das Männliche immer nur den Mann zu erzeugen , und nur, wenn diese
Zeugung behindert wird , entsteht die Frau (63,7 — 65, 8 ) . - Da alles Geschaffene keine Wahrheit
in sich birgt, kann für die Vereinigung des (in der Liebe wohnenden ) Menschen mit Gott nur das
über dem geschaffenen Sein der Seele liegende „ Etwas“ der Seele (der Seelenfunke) in Frage
kommen , das ebenso unnennbar ist wie Gott selbst in seinem tiefsten Seinsgrunde (66, 1 - 11).
Schon Plato hat versucht, diese tiefste und letzte lûterkeit (= den letzten Seinsgrund) zu ergründen .
Aus diesem „ Abgrund “ aber gebiert Gott, der ewige Vater, den Sohn als Seinesgleichen (und ebenso
im „ Etwas“ der Seele ), auf daß wir derselbe Sohn seien , doch so , daß sein „ Ausgebären “ zugleich
sein „ Innebleiben “ ist, wobei das „ Eine“ beständig in sich selbst „ quillt“ (67,1 – 68,4). Und
nun kommt Eckhart noch einmal auf seinen Schrifttext zurück : 'Ego elegi vos', indem er das 'ego'
und 'vos' als den in der Liebe wohnenden (gerechten ) Menschen deutet, der sich selbst ganz ver.
nichtet hat und der in der voraufgehend erläuterten Einheit zur Einigung mit Gott gelangt.
Die Predigt steht in engem Bezug zur folgenden Predigt 29, sieh unten S . 72. Mit Predigt 27
ist sie insbesondere durch ihren Schrifttext (Joh . 15,16 ) verbunden , der dort im Eingang aufgeführt,
am Schluß der Predigt aber nur mehr kurz erwähnt wird (sieh oben S. 55 Anm . 2).
Ego elegi vos de mundo.

Disiu wort, diu ich gesprochen hân in der latîne, diu liset man hiute in dem 258,35
heiligen êwangeliô von der höchzît von einem heiligen , der hiez Barnabas ?, und
sprichet diu geschrift gemeinlîche, daz er sî ein apostel, und sprichet unser herre :
6 'ich hân iuch ûzerkorn , ich hân iuch ûzerwelt ûz aller der werlt, ich hân iuch ûzerlesen
ûz aller der werlt und ûz allen geschaffenen dingen , daz ir ganget und bringet vil vruht 259,5
und iu diu vruht blîbe' , wan daz ist gar lustlich , daz dâ vruht bringet und im diu
vruht blîbet, und dem blîbet diu vruht, der dâ blîbet und der dâ wonets in derminne.

1 ;5ff. Ioh . 15 ,16 : . . . ego elegi vos, et posui vos ut eatis, et fructum afferatis : et fructus
vester maneat . . . 3f. Vgl. Act. 13, 1, 2 ; 1 Cor. 9,5 f.

Zuweisungen : keine außer der unsicheren allgemeinen in BT f. 242va


Überschriften : An sant Barnabastag (v . and . Hd.) Str , stat am taller blat cclxxiiij
( v. and . Hd.) Mai Vff sant Barnabastag BT
1 Ego bis mundo. ] Vff sant Barna/bas des heiligen apostels tag . Das alle gebot gottes seient
auß liebe / vnd vngründtlicher gåte seiner natur / Vnnd wie man gott lauterlich liebhaben vnd
meynen soll in rechter gelassenheit / vnd von freiheyt eins gerechten menschen . Endtlich be
schlossen mitt dem / das etwas sey / das über daß geschaffen wesen der sel ist / ein ware einige
lauterkeit in sich selber quellende / dargegen alles geschaffen vnfolkommen vnd gebresthafft ist.
Vff die wort Christi Johannis xv . Ego elegi vos do mundo. BT fehlt a 2 Djs wort das
ich (ich v . and . Hd. über d . Zeile Strz) a der ] dem BT fehlt a diu ? ] das a
3 der ? ] dema h aisset Maii 4 sî ] wär Str Brag var Mai 5 ûzerkorn , bis iucha fehlt
Braz (Hom .) ûz bis werlt, fehlt Str ,Mai, der fehlt Braz ich3 bis 6 werlt fehlt Braz (Hom .)
5 ûzerlesen ) user lesen jch han ůch userwelt Str , 6 der fehlt Str ,Mai, ganget und fehlt
PfBT vil frucht br. a frühte PfBT 7 iu ] daz iu PfBT wan ] vnd a
im bis 8 und' fehlt Mai, (Hom .) 8 dem ] denne PfBT der bis wonet ] sô man
wonet PfBT unda bis wonet fehlt a

1 Das Fest des Apostels Barnabas, des Begleiters des Apostels Paulus auf seinen Reisen , fällt
auf den 11. Juni. Der Evangelientext dieses Tages ist nach dem heutigen Missale Matth . 10 , 16 – 22.
Nach dem mittelalterlichen Dominikaner -Missale war der Evangelientext des Barnabas-Festes der des
Commune apostolorum : Ioh . 15, 12 — 16 ; vgl. auch oben Pr. 27 S . 40 Anm . 1 (oben S . 41) .
? Der Schrifttext Ioh . 15 , 16 ist erweiternd sehr frei zitiert. Zur wiederholend variierenden Über
setzung des elegi vos in Z . 5 vgl . oben S . 55,2 und dort Anm . 2 sowie unten S. 93,3f.; 97,4.
3 der ?_ wonet habe ich aus Ba, entnommen ( sieh oben S. 56), dessen Text eine Verbindung
von BT (Pf) und a darstellt, sieh den Var.-App.
58
Ego elegi vos
An dem ende dises êwangeliums sprichet unser herre : 'minnet iuch under einander,
10 als ich iuch êwiclîche geminnet hân ; und als mich mîn vater êwiclîche geminnet hât,
alsô hân ich iuch geminnet; haltet ir mîniu gebot, sô blîbet ir in mîner minne'i.
Alliu gotes gebot diu sint von minne und von der güete sîner natûre ; wan enwären sie
niht von minne, sô enmöhten sie niht gotes gebot sîn ; wan gotes gebot ist diu güete sîner 5
15 natûre, und sîn natûre ist sîn güete in sînem gebote 2. Wer nû wonet in der güete sîner
natûre, der wonet in gotes minne, und diu minne enhât kein warumbe 3. Hæte ich einen
vriunt und minnete ich in dar umbe, daz mir guotez von im geschæhe und aller mîn
wille , ich enminnete niht mînen vriunt, sunder mich selben “. Ich sol mînen vriunt
20 minnen umbe sîne eigene güete und umbe sîne eigene tugende und umbe allez daz, 10
daz er an im selben ist : danne sô minne ich mînen vriunt rehte, sô ich in alsó, als vor
gesaget ist, minne. Also ist dem menschen , der dâ stât in gotes minne, der des sînen niht
ensuochet an gote noch an im selben noch an keinen dingen und minnet got aleine umbe
I ff. Vgl. Ioh . 15,12 : . . . ut diligatis invicem , sicut dilexi vos. 9 : Sicut dilexit me Pater, et
ego dilexi vos. 10 : Si praecepta mea servaveritis , manebitis in dilectione mea, . . .

1 dises ) des a sprach PfBT 2 als1 bis êwiclîche fehlt Brag und bis hât,
fehlt Str Mai (Hom .) und] also Braz 3 mîniu ) mîn PfBT meiner Mai 4 diu fehlt
StrzMaig von gotesmynne
fB1““ 6 em wonet
diu fehlStrt PMai
gebot
StrgMai
t
gebot ingeti) lgwonet
,er v.an d er e
fehlt
inn ,de
d minne,
in der,m
PfBT e t 5
r won inin PfPfBT
der wonet
nt
möchte e Brag nit sein gotes
ei Br6f.a sîner natûre, ] jn
mi nnetegebotlu(jn
seinem ete icgetilgt,
nt,]. .8ô. emminngebot h voner]dav . and nat~ Mai,
Boer emem )) nat~
von . voHd.n über M 7 der ] unde der PfBT
von ) da von von Bra, beschåch Bra, 8f. miner wile Brag
9 ich bis vriunt,] sô minnete ich mînen friunt niht, PfBT mînen " ) ainen Brag sunder ) ich
mminnete
achgetr.. aMai
nachgetr
Mai msůlti
etBraMa,isfehltumbStrzMai
ynneigene 10 umbol]
e ] vnd gotdurch Str Brag nach Main
tugendt BTa
eigenel] aigin auf d . Rand
daz, fehlt Str ,Mai, 11 danne fehlt a
mynnen Str, mynnet Mai, ich ? fehlt Braz rehte, bis 12 minne. fehlt a 11 als ]
wie BT 13 und bis umbe ] vnd got mynnet vnd (vmb Braz) a

1 Zri 2 . 1f. vgl. oben S . 40,3f.


? Zu Z . 4ff. vgl. oben S. 44,5ff. und dort Anm . 3; Pf. S. 145,35f.: Waz ist gotes minne ?
Sîn nâtûre unde sîn wesen daz ist sîn minne.; 31, 19f.: . . .wan got ist als gewêrlich diu minne, als
er diu warheit ist; und als er ist diu güete, alse wêrlich ist got diu minne.; In Gen . II n . 87, LW 1
S . 549,7ff.: . . . deus, cum se toto sit esse et bonus sive bonitas, imprimit , imponit , praecipit ,movet,
consulit et inspirat bonum , dissuadet autem et prohibet omne dissonum et alienum bono, malum
scilicet. ; n . 92, S . 557,6ff.: Nos autem ex dictis possemus dicere exsecrandos eos, qui dicunt aliquid
grave vel difficile à deo esse praeceptum . Ratio est, tum quia praeceptum dei est dilectio , caritas,
amor boni absolute in communi, in quo nullus labor est, sed dulcedo et suavitas . . . ; In E .cod . n . 96 ,
LW 2 S . 99,2ff.: . . . apparet quod sine caritate nullum praeceptum legis divinae locum habet nec
prodesset sine caritate . ; In Ioh . n . 624; n . 632 .
prodesset bine.caritateo,itam
3 Vgl. unten S . 80, 1ff.: Der mensche, der sich selben und alliu dinc gelêzen hât, der des sînen
niht ensuochet an deheinen dingen und würket alliu sîniu werk âne warumbe und von minne,. . .
Zu 7 . 7 kein warumbe vgl. DW 1 S . 90,12; DW 5 S . 282,8f. ( RdU ) : . . . si (d . h . die Tugend ) würket
sich als mêr durch sich selber und durch die minne der tugent und umbe kein warumbe . . .; Pf. 146, 19;
189,17f.; unten S. 77,2ff.; DW 1 8. 113,3f. — Zur Textänderung in 2. 6f. gegenüber Pf. S. 259,15f.
sieh Quint . 705f.
- Ähnlicher Vergleich etwa DW 1 S . 274,2ff.: . . . und wellent got alsô minnen, als sie eine kuo
minnent. Die minnest dû umbe die milch und umbe die kæse und umbe dînen eigenen nutz .
59
Predigt 28
sîne eigene güete und umbe die güete sîner natûre und umbe allez daz, daz er an im 259,25
selben ist, und daz ist gerehtiu minnel. Minne der tugende ist ein bluome und ein ge
zierde und ein muoter aller tugende und aller volkomenheit und aller sælicheit ?, wan
si ist got ", wan got ist vruht der tugende, got vrühtet alle tugende und ist ein vruht
5 der tugende, und diu vruht blîbet dem menschen 4. Der mensche, der dã würhte umbe 30
eine vruht und im diu vruht blibe, daz wäre im gar lustlich ; und wäre ein man , der
einen wîngarten hæte oder einen acker und lieze er in sînem knehte , daz er in arbeite
und daz im diu vruht blibe, und gäbe er im ouch allez, daz dar zuo gehærte, daz
wäre im gar lustlich , daz im diu vruht ze der kost blibe 5. Also ist dem menschen gar 35
35
10 lustlich , der dâ wonet in der vruht der tugende, wan der enhật kein verdriezen noch
keine verworrenheit, wan er hât sich selben gelâzen und alliu dinc.

I eigene fehlt PfBT daz, fehlt a (dz v. and. Hd. über d. Zeile Strz) 2 . 2 bis 5 : tu .
gent BTa 2 und fehlt StrzMai 2f. gezierde aller tugende, jâ ein m . PfBT zird Bra ,
4 got,] frucht a got3 bis 5 tugende, fehlt PfBT (Hom .) vrühtet ) fürchtet Mai,
5 der2 bis vruht fehlt Mai, (Hom .) umbe ] vnd Mai, 6 bleibet StrzMai
7 oder einen acker fehlt Brag i n ' ] in denn BT den Pf arbaiten (dahinter über d.
Zeile v . and. Hd. solt Strz) StrzMai 8 daz im fehlt Bra , im ? bis daz? ] im alles
och dar czw das StrzMai ouch fehlt Bra , 9 bl.] beliben wêre PfBT 10 tugent Bra
11 verworrenhait , dahinter über d . Zeile v . and. Hd . in im Mai, wunderhait Bra ,

1 Zu S . 59, 12 ff. vgl. etwa oben S . 45 Anm . 2 ; DW 1 S . 9 ,3ff.: Got ensuochet des sînen niht;
in allen sînen werken ist er ledic und vrî und würket sie ûz rehter minne. Alsô tuot ouch dirre
mensche, der mit gote vereinet ist; der stât ouch ledic und vrî in allen sînen werken und würket
sie aleine gote ze êren und ensuochet des sînen niht, und got der würket ez in im ., Pf. S . 293,35f.
? Zu Z . 2ff. vgl. oben S . 44,1f. und die dort Anm . 1 verzeichneten Parallelen : Jostes
S . 92,10f. : nu ist di minne ein form aller tugent, sůnder welch kein tugent tugent ist.; Sermo
V1,3 n . 65, LW 4 S . 63,6 ff .: Secundo, quia amor boni absolute, non huius aut huius, caritas est,
forma virtutum est et mater sive parens et fovens. ; ferner Sermo VI,4 n . 71, S . 69,2 ff.: Sexto apparet
quod »caritas est mater et forma virtutum omnium « ; extra ipsum et praeter ipsum virtus iam virtus
non est,. . . Ipsa ad virtutes sic se habet sicut esse ad entia omnia , und dort Anm . 2, wo verwiesen ist
auf: Alanus de Insulis Reg. theol. 91, PL 210,669: Caritas inter virtutes est causa prior, diutur.
nitate maior , mater informatione, forma apparitione, finis remuneratione, universalior opere . . . .
Unde et ipsa dicitur mater omnium virtutum , . .. ; Thomas S. theol. I II q .62 a . 4 : Sic enim caritas
est mater omnium virtutum et radix , inquantum est omnium virtutum forma . . . ; Thomas De caritate
a . 3; Caritas est forma virtutum , motor et radix . . . . mater omnium virtutum , . . .
31 Joh . 4 ,8 , 16 : . . . Deus caritas est. ; vgl. auch oben S . 42,3f. Eswird o . w . deutlich , daß die
Lesart frucht st. Z . 4 got, unursprünglich sein muß ; sie verdankt ihr Dasein wohl der Scheu vor dem
vermeintlich starken Ausdruck Eckharts.
4 Zur Textänderung in Z . 4 gegenüber Pf. sieh Quint s . 706 zu 259,29. – Zu Z . 4 vruht
vgl. etwa In Eccli. n . 21, LW 2 S . 249,1ff.: . . . ubi deus operatur in se ipso, si opus dici debeat,
semper filium genuit et gignit, semper natus est, semper nascitur: flos est fructus, flos in fructu ,
fructus in flore.
5 Dasselbe Gleichnis findet sich In Ioh . n . 243, LW 3 S. 203,8ff.: Primo quidem , quia deus ipse
est qui operatur, . . . Et notandum quod hic tanguntur duae causae, propter quas omne opus bonum
fit leve operanti illud : tum quia deus operatur illud, tum quia nobis operatur. . . . Rursus si totum
60
Ego elegi vos

40 Nû sprichet unser herre : 'der iht læzet durch mînen willen und umbe mînen
namen , dem wil ich ez hundertvelticlîche widergelten und dar zuo geben daz ewige
leben ’. Læzest dû ez aber umbe daz hundertvalte und umbe daz êwige leben, sô enhâst
dû niht gelâzen ; jâ , læzest dû umbe hunderttûsentveltigen løn, dû enhâst niht ge
lâzen : dû muost dich selben lâzen und gar lâzen , sô hâst dû rehte gelâzen . Ez kam 5
200,5 einest ein mensche ze mir — des enist niht lanc — und sprach , er hæte grôziu dinc
gelâzen von ertrîche, von guote, durch des willen , daz er sîne sêle behielte. Dô gedâhte
ich : eyâ, wie wênic und kleine hâst dû gelâzen ! Ez ist ein blintheit und ein tôrheit,
die wîle dû ihtes ahtest, daz dû gelâzen häst. Hâst dû dich selben gelâzen , sô hâst dû
10 gelâzenl. Der mensche, der sich selben gelâzen hât, der ist sô lûter, daz sîn diu werlt 10
niht gelîden enmac.

iff. Vgl. Matth . 19,29 : Et omnis, qui reliquerit domum , vel fratres, aut sorores, aut
patrem , aut matrem , aut uxorem , aut filios aut agros propter nomen meum , centuplum accipiet,
et vitam aeternam possidebit.

1 iht 1. ] icht (ht korr . aus ? ) lat Str, etlat, v. and . Hd . auf d . Rand niht Mai, ýntz lat Brag
etwas BT umbe ] durch a 2 hunderuältig widergelten ] wider geben PfBTMai,
geben fehlt PfBTStr ,Mai, 3 Lâzest aber duz Pf Lasts aber du BT last du aber a
hunderualti, dahinter über d . Zeile v . and . Hd. g Strz und umbe] vmb (korr . aus vnd ?)
Str , 4 tûsentveltigen PfBT dû8 bis 4f. gelâzen : ) so hast du vngelassen a 5 lâzen ,]
gelaßen Str Bra, gelusten Mai rehte fehlt a 6 des] das BT« vnd er spr. a
7 sêle ) selbes, dahinter über d . Zeile v . and . Hd. sel Mai; 8 wie (wa Main) hast du so
clain gelassen a 9 icht a ichtzt BT số bis 10 gelâzen . fehlt Braz (Hom .)
10 gelâzen . ] rehte g . Pf diu fehlt Braz werlt ] welt, davor auf d . Rand v. and . Hd.
vir Mai

opus et fructus operis mihi cederet, si in agro aut vinea totum vinum et bladum cederet servo
operanti, multum labor ipsi alleviaretur. Übersetzung von Z . 5 — 9: „ Einem Menschen , der da um
einer Fruchtwillen wirkte, wäre es gar beglückend , wenn ihm die Frucht bliebe. Und wäre ein Mann ,
der einen Weingarten oder einen Acker hätte und er überließe ihn seinem Knechte, auf daß dieser ihn
bestellte und ihm die Frucht verbliebe, und gäbe er ihm ( = dem Knechte ) auch noch alles, was dazu
( = zur Bestellung) vonnöten wäre, 80 wäre es ihm ( = dem Knechte) gar erfreulich , daß ihm die Frucht
ohne eigenen Kosten - Aufwand überlassen bliebe" . Zur falschen Übersetzung Schulze -Maiziers
(vgl. auch Bernhart S . 40) sieh Quint S . 706 zu 259,35. Gegensätzliche Ausführungen finden sich
unten $ . 215,4ff.: 'Kneht' sprichet als vil als einer, der då enpfæhet und beheltet sînem herren .
Behielte er im selben , sô wære er ein diep .
1 Vgl. etwa DW 1S. 202, 1f.: Dirremensche muoz sich selben gelâzen hân und alle dise werlt. . . ;
203, 1 ff. : Und wäre ein mensche zweinzic jâr gelâzen , næme er sich selben wider einen ougenblik , er
enwart noch nie gelâzen . Der mensche, der gelâzen hât und gelâzen ist und der niemermê gesihet einen
ougenblik ûf daz , daz er gelâzen hât, und blîbet stæte, unbeweget in im selber und unwandellîche,
der mensche ist aleine gelâzen . ; sieh auch die dort S . 203 Anm . 1 verzeichneten Parallelen über das völlige
Gelassensein . — Zu Z . 1 – 5 vgl. insbesondere Pf. S . 177,2ff.: Wer elliu dinc lât, der nimet hundert
valt dar umbe. Wer aber hundertvalt meinet, dem wirt niht: wan er lâzet niht alliu dinc, er wil
hundertvalt wider hân . Aber unser herre gelobet den hundertvalt, die elliu dinc lâzent. Lât er elliu
61
Predigt 28
Alsô sprach ich einest hie — des enist niht lanc — : swer dâ minnet die gerehticheit ,
des underwindet sich diu gerehticheit und wirt begriffen von der gerehticheit , und
er ist diu gerehticheit . Ich schreip einest in mîn buoch ?: der gerehte mensche
endienet weder gote noch den crêatûren , wan er ist vrî; und ie er der gerehticheit 260,15
5 næher ist , ie mê er diu vrîheit selber ist und ie mê er diu vrîheit ist 3. Allez daz, daz
geschaffen ist, daz enist niht vrî. Die wîle ihtes iht obe mir ist, daz got selber niht enist,
daz drücket mich , swie kleine ez joch ist oder swie ez ist , und wäre ez joch vernunft
und minne, als verre als si geschaffen ist und got selber niht enist, daz drücket mich
C1,, 20

1 Alsô bis lanc] als ich hie sprach , des (das BT) niht lang ist . PfBT hie fehlt Braz
des ] es Bra , 2 des bis gerehticheitl mit Verweisungszeichen v . and . Hd. auf d. untern
Rand nachgetr. Mai, (Hom .) und bis 3 gerehticheit .] und er ist ein in der g. PfBT
fehlt Mai, 3 in ) an a einem Malt der endie mêm
mîn ] ainem Maii der g . m . ] das d . g . m .
Str ,Mai, das der mensch gerecht Bra , 4 endienet ] der endienet a weder
fehlt a 5 mê1 fehlt Pf selber bis vrîheit fehlt Bra, (Hom .) mô hinter vrîh .2 PfBT
daz, fehlt a 6 Die ] alle Braz ihtes nit Brag 7 joch fehlt a joch ? ] och
Brag och Mai, 8 als2 fehlt a hinter selber auf d . Rand v . and . Hd . der Mai,

dinc, sô sol er hundertvalt nemen unt daz êwige leben . Viele aber in den menschen , daz nâch dem
lâzen volgete, und die umbe daz selbe war umbe liezen , der enlieze niht al unde dem enwürde
nihtes niht (sieh Quint S. 525 zu 177,7 ) .; DW 5 S. 299,2 ff. ( RdU ): Und daz selbe widergelt ensol
niht gemeinet werden noch niemer anegesehen werden , und daz ouge ensol sich niemer eines dar
ûf gekêren , ob man iemer iht gewinnen sül oder enpfâhen sül wan aleine durch minne der tugent. —
Zu 2 .5ff . vgl. Pf. S . 257,29ff.: Nû sint etlîche liute, die lâzent diu dinc von minne unde ahtent sie
gar grôz diu dinc, diu sie gelâzen hånt. Aber dirre mensche, der ez bekennet in der wärheit unt daz
er joch sich selber lêzet und elliu dinc, daz ist dannoch nihtes niht, eyâ, der mensche, der also
lebet, des eigen sint elliu dinc in der warheit . ; 279,20 ff .: Also ist ez in geistlichen dingen , wan waz
in eim ist, daz ist ouch in dem andern gemein , unde nach dem , der allermeiste lât, der minnet ouch
allermeist. Meinden aber die liute sich oder des iren iht, sô enheten sie niht gelâzen , als ich spriche
von sant Pêtern , daz er sprach ' ecce, nos reliquimus omnia : sich , herre, wir hân alliu dinc gelâzen ,
waz wirt uns dar umbe ?' Der dâ gesehen hât, waz im dar umbe würde, wie mac der elliu dinc ge
lâzen hân ? Ähnlich auch Pf. S . 148,27ff.
1 Vgl. unten S . 82,3f.: Swer då minnet die gerehticheit , der wirt begriffen von der gereh
ticheit , und er wirt diu gerehticheit. Auf diese Stelle bezieht sich der Rv. oben Z . 1 wohl mit ziem
licher Sicherheit. Ich bin daher in 2 . 3 er - gerehticheit . a gefolgt.
2 Vgl. DW 1 S . 237,8 : . . . dat ich it in myn boich schryff. Welches Buch gemeint ist, weiß ich
nicht. Der Rv. könnte sich beziehen auf DW 1 S . 246 ,5ff. : Dirre mentsch lebt nu in ainer ledigen
frihait vnd in ainer lutern bloshait, wan er enhát sich enkainer ding ze vnderwinden noch an ze
nemende lútzel noch vil; wan alles das gottes aigen ist, das ist sin aigen (vgl. auch die dort Anm . 4
verzeichneten Parallelstellen ). – Zu 2 . 3f. vgl. etwa In Gen . I n . 176 , LW 1 S . 320,10f.: Quod enim
pro alio extra fit, servile est, mercennarium est. Liberum enim est quod sui gratia, quod in se et
propter se placet, . . .
3 In 2 . 5 fehlt mêi bei Pf. S . 260, 16 . In meiner Übersetzung (S . 300,33 und Anm . dazu S . 498 )
hatte ich mit Lasson ( M . E . S . XI zu 260,16) und Schulze-Maizier ( S . 282) „ näher" konjiziert .
Ich halte aber jetzt das in den H88 . überlieferte mê für ursprünglich und übersetze: „ und je näher er
der Gerechtigkeit ist, um 80 mehr ist er selbst die Freiheit, und um 80 mehr ist er die Freiheit“ .
62
Ego elegi vos
wan ez ist unvrîl. Der ungerehte mensche der dienet der wârheit , ez sî im liep oder
leit, und dienet aller der werlt und allen créatûren und ist ein kneht der sünde.
25 Ich gedâhte einest — des enist niht lanc — ; daz ich ein mensche bin , daz ist ouch
einem andern menschen gemeine mit mir; daz ich gesihe und here und izze und trinke,
daz tuot ouch ein ander vihe; aber daz ich bin , daz enist keines menschen mê dan 5
mîn aleine, weder menschen noch engels noch gotes, dan als verre als ich ein mit im
bin ; ez ist ein lûterkeit und ein einicheits. Allez , daz got würket, daz würket er in dem
30 einen im selben glîch . Got der gibet allen dingen glîch “, und sint sie doch an irn werken
gar unglîch, und meinent sie doch allez in irn werken ir eigen glîch. Diu natûre worhte
in mînem vater daz werk der natûre. Der natûre meinunge was diu, daz ich vater 10
wære, als er vater was. Er würket allez daz werk umbe sîn eigen glîch und umbe sîn

1 Der ungerehte ] Der vn / (vn zu vmb der v . and . Hd . abgeändert) gerecht Mai, unwâr
heit Pf i m ] ir a 2 der fehlt PfBT ein kneht] ain (dahinter mit got vnd
nit v . and. Hd , auf dem Rand eingeschoben ) knecht Mai sünden PfBT 3 gedâhte ]
las a
gehöre a
de5 s]vihe; mensch Mai,
des ) mensch imedmensch
Maiz bł. bi4n aineiabern m.ander
] sich aber tMaa in
er fehlMai daz ] vnd das a
6 weder ] noch a
mensches PfBT als fehlt Maii 6 f. bin ein m . ime PfBT 7 ez bis einicheit . fehlt Pf
8 im gelich selber Brag Got bis glîch , fehlt PfBT (Hom .) der fehlt Mai
a . das ain (ain fehlt Braz) « fehlt PfBT i n ] an Brag chi BT die würcket ce
9 můnent Bra, allez ]
worhte ) würckt BT die würcket a
10 myne Str Mai diu , ] das a 11 wære, ] wz Mai Er ] Ez PfBT umbe'] vnd a

1 Zu S .62,5ff. vgl. etwa DW 1 S . 179,5ff.: Sô wir überhaben werden über alliu dinc und allez ,
daz in uns ist, ûferhaben ist, sô endrücket uns niht. Waz under mir ist, daz endrücket mich niht. ;
214,5f.: Waz obenân ist, daz enlîdet niht von dem , daz under im ist, ez ensî denne, daz etwaz
ob im sî, daz hoher sî, dan ez ist.; vgl. auch die dort Anm . 2 verzeichneten Stellen , insbesondere Pf.
S . 201,37ff.: Daz ander ist, daz diu sêle wil daz aller hæhste, daz si niht ob ir erlîden mac. Ich
spriche daz unde tar ez wol gesprechen , daz si got ob ir niht erladen mac, . . . Wêre diu sêle also
hôhe ûf gezogen über alliu dinc an ir hohsten friheit, daz si got an ruorte an sîne blôze götliche
nâtûre, dannoch geruowete sie niemer, si brêhte in dar zuo, daz er sî versankte in sich selber unde
sich selber versankte in sî alleine.
2 Wie ich in Quint S . 707 zu 260,22 ausgeführt habe, hat Pfeiffer gegen die hel. Überlieferung
unwârheit konjiziert und damit gezeigt, daß er Eckharts Gedanken mißverstanden hat. Eckhart hat
vorher (62,3f.) gesagt: „ Der gerechte Mensch dientweder Gottnoch den Kreaturen " ( er dient also auch nicht
der Wahrheit, ist nicht ihr Knecht, sondern ist die Wahrheit selbst), und nun sagt er vom ungerechten
Menschen das Gegenteil: „ Der ungerechte Mensch dient der Wahrheit, ob er nun wolle oder nicht,
Kreatureart keinen Tankens vor e sin, so omensche sinir sich der
und er dient aller Welt und allen Kreaturen und ist ein Knecht der Sünde“ . Die Bemerkung : ez sî im
d
liep oder leit hat bei der Pfeifferschen Lesart keinen rechten Sinn , und zudem ist die von Eckhart gewiß
bewußt gesuchte Paradoxie des Ausdrucks und Gedankens von Pfeiffer zerstört.
Zri Z . 3ff. vgl. unten s. 96,9ff.: Sol ich ein mensche sîn , 80 enmac ich in eines tieres
wesene niht ein mensche gesin , ich muoz in eines menschen wesene ein mensche sîn . Sol ich aber
dirre mensche sîn , số muoz ich in disem wesene dirre mensche sîn . Auf diese Stelle wird sich der Rv.
oben 2 . 3 beziehen . Vgl. ferner Pf. s . 158, 18 ff.; insbesondere noch In Exod . n . 165, LW 2 S. 144, 13 ff. -
Es wird o. w . deutlich, daß in Z . 5 bei daz ich bin der Akzent auf ich liegt: „ aber was ich bin , das
gehört sonst keinem Menschen zu als mir allein . . . " , d . h . was ich als Ich , als dieses Individium , bin ,
das gehört nur mir zu . In meiner Übersetzung S . 301, 9 habe ich fälschlich bin akzentuiert .
42. 8 Got- glîch , fehlt PfBT infolge von Homöoteleuton ; sieh Quint S . 707 zu 260, 29f. Vgl.
DW 1 8 . 199,1f.: Got gibet allen dingen glîch, und als sie von gote vliezent, alsô sint sie glîch ; . . .
Predigt 28

eigen bilde, daz er daz werk selber sî : daz meinet allez ,man '. Wan dâ diu natûre wirt 260,35
gewendet oder gehindert, daz si niht volle maht enhât in irm werke, dâ wirt ein vrouwe,
und dâ diu natûre læzet von irm werke, dâ hebet got an ze würkenne und ze schep
fenne ; wan enwären niht vrouwen , sô enwären ouch niht man ? Sô daz kint en

1 ,man'] (man ) BT (Klammer in BT) Wan fehlt a dâ ] dz Bra , 2 oder gehin


dert , fehlt a daz ] da o volmachta irwerck a 3 werke, ] werken Bra , würcken
Str Μαι, dâ ? bis 3f. schepfenne; fehlt a

1 Zu S. 63,8 ff. vgl. DW 1 S. 379,6ff.: Die meister sprechent : alle créatûren würkent dar nâch,
daz sie wellent gebern und wellent sich dem vater glichen .; vgl. auch die dort Anm . 2 verzeichneten
Parallelen , insbesondere Pf. S . 100 , 37 ff.: Diu nâtûre hât daz an ir , daz si alle zît glîch würkende ist.
Alle zit wolte si dem vater glîch gebern , unde würde diu nâtûre niht gehindert, alle zît würde ein
sun geborn unde niemer keiniu tohter. Nû tuot ez got durch sîne vrîgen güete unde hindert die
nâtûre. Dâ von wirt ein vrouwelîn geborn . Enwêre kein menschemê denne einz und enwêre noch zît
noch stat noch materie , der mensche verniuwete sich selber also , daz der sun dem vater wurde
gelîch in alle wîs (sieh Quint S. 284f. zu 100,37f., 101,1f., 3ff.).; Par. an. S. 16 ,11ff. ( = Jostes
S . 110,3ff. ) : waz meinit alle di nature di da wirkit geberin ? daz si sich selbir wirkin wil. di nature
minez vader wolde wirkin in sinir nature einen vadir . du des nicht geschîn mochte, du wolde si ein
wirkin daz ime alliz dingis glich were. du der craft gebrach , du worchte si ein so si glichiste mochte ,
daz waz ein son . da abir der craft noch me gebrichit oder ein andir ungevelle geschit, da wirkit si
noch eime (lies: einen mit Jostes 110, 12, Strauch Anm . zu S . 16 , 17) unglicheren menschen . ; vgl. ferner
Pf. S. 94,16 ff.: Diu nâtûre wolte niht alleine würken den sun , und möhte si, si wolte den vater
würken . Dar umbe, würhte diu nâtûre âne zît, sô enhôte si niht anvellige gebresten . Hie von
sprichet ein kriechischer meister: dar umbe wande diu nâtûre in zît und in stat würket, dâ von ist
sun unde vater underscheiden (sieh Quint S. 264 zu 94,17ff.).; 150,40ff .: möhte der vater, er
mahte sich selber. Want des niht enmac sîn , sô würket er sîn gelîch . Daz kint ist nâtiurlich glich
dem vater, unde mê der sun denne diu tohter. Dar umbe wolte diu nâtûre alle zit würken einen
sun , enhête si niht hindernüsse. Ez kumet von ungelüke, sô ez ein tohter wirt; ez sî der nâtûre
liep oder leit, si wil allewege würken einen sun . Nû wiste unser herre wol, daz ez guot wêre unde
wol gezimet, daz ouch vrouwen werdent, unde hilfet dân zuo. ; In Sap. n . 49, LW 2 S . 376 , 1: .. . philo
sophus dicit quod »femina est mas occasionatus« ( = Aristoteles De gen . animal. II c. 3 ( B c . 3
737 a 278.]).; sieh auch dort Anm . 1; Sermo XL,3 n. 404, LW 4 S. 344,4ff.: omne agens agit sibi simile
quantum potest. Immo potius agit se alterum adeo,utfemina sit praeter intentionem agentis particularis .
Et simateria , tempus et locus non essent, idem esset agens et actum , gignens et genitum . ; In Sap .
n . 231: generatio feminae innaturalis et mala est et per accidens, praeter intentionem agentis par.
ticularis, quod cum sit masculum , semper intendit sibi simile masculum . Agens vero universale ,
quod secundum Avicennam est vis insita orbibus caeli, providens universo , feminam non excludit,
sed intendit eo quod sine ipsa tolleretur species tota generantium , et per consequens totum uni.
versum et eius perfectio .; Théry AHDL 4, 1929, S. 327 Anm . 1 verweist auf Thomas De ver. q . 5 a . 9
ad 9 : Nisi ergo esset aliqua virtus quae intenderet femineum sexum , generatio feminae esset om
nino a casu, sicut et aliorum monstrorum ; et ideo dicitur, quod quamvis sit praeter inten
tionem naturae particularis, ratione cuius femina dicitur mas occasionatus; tamen est de intentione
naturae universalis , quae est vis corporis caelestis , ut Avicenna dicit , lib . VI Metaphys., cap . V .;
RS. II art. 27,3 ( Théry S . 231) Proc. Col. II n .64: Hinc etiam in creaturis mulier est preter inten
tionem nature particularis et per accidens, per se tamen de intentione nature generalis , que est vis
insita celis, secundum Avicennam . ( Théry verweist auf „ Avicenna, Metaph. tr. IX ch . VI" .) ; In
Gen . I n . 153, LW 1 S . 303,6ff.: . . . sicut verbi gratia natura particularis agens intendit masculum ,
64
Ego elegi vos
40 pfangen wirt in der muoter lîbe, dâ hât ez bilde und forme und geschepfede ; daz
würket diu natûre. Alsô ist ez danne vierzic tage und vierzic nähte, und an dem vier
zigesten tage số schepfet got die sêle vil kürzer dan in einem ougenblicke, daz diu sêle
dem lîbe ein forme und ein leben wirt. Sô treget ûz daz werk der natûre allez, daz diu
natûre gewürken kan mit forme und mit bilde und mit geschepfede. Daz werk der 5
261,5 natûre gât alzemâle ûz, und alsô als daz werk der natûre alzemâle üzgât, also wirt ez
widergegeben allez in der vernünftigen sêle . Nû ist diz ein werk der natûre und ein
schepfunge von gote ?

1 der fehlt BT dâ ] dat Brag forme) from Mai, varwe PfBT


D ge
schöpft (t aus e korr.) Strz geschöpfe Mai; 2 danne ) die PfBT unda fehlt
Str Mai 3 vil ] noch & denn ain augenblick a daz bis 4 wirt. fehlt PfBT
4 from Maii Sô] Dã PfBT 5 forme] formen Str , fromen Mai; varwe PfBT
bilden a geschöpft a werk ] wer BT 6 zemâle PfBT 7 allez in fehlt a dz Brag

non feminam , natura vero universalis et universo providens intendit etiam feminam . ; Thomas
S . theol. I q. 92 a. 1 obi. 1: Dicit enim philosophus, in libro de Generat. Animal., quod femina est mas
occasionatus. . .. ad 1: Ad primum ergo dicendum quod per respectum ad naturam particularem , fe
mina est aliquid deficiens et occasionatum . Quia virtus activa quae est in semine maris, intendit pro
ducere sibi simile perfectum , secundum masculinum sexum : sed quod femina generetur, hoc est
propter virtutis activae debilitatem , vel propter aliquam materiae indispositionem , vel etiam
propter aliquam transmutationem ab extrinseco, . . . Sed per comparationem ad naturam uni
versalem , femina non est aliquid occasionatum , sed est de intentione naturae ad opus generationis
ordinata . Intentio autem naturae universalis dependet ex deo , qui est universalis auctor naturae.
Et ideo instituendo naturam , non solum marem , sed etiam feminam produxit .; q . 99 a . 2: Respon .
deo dicendum . . . Sicut autem ad perfectionem universi pertinent diversi gradus rerum , ita etiam
diversitas sexus est ad perfectionem humanae naturae.; S . c. gent. III c. 94: Sicut patet quod gene
ratio feminae est praeter intentionem naturae particularis, idest, huius virtutis quae est in hoc
semine, quae ad hoc tendit quod perficiat conceptum quanto magis potest : est autem de intentione
naturae universalis, idest , virtutis universalis agentis ad generationem inferiorum , quod femina gene
retur, sine qua generatio multorum animalium compleri non posset. ; Sent. II d . 20 q . 2 a . 1 ad 1 u . ad 2 ;
Albertus M . De animal. XVI tr. 1 c . 14 n . 73 (ed . Stadler S. 1100,35 — 43): .. .spermamaris quod
est formativum et factivum conceptus, semper simile sibi facere intendit, et semper marem pro
ducere , nisi impediatur per occasionem corruptionis instrumenti quo operatur, et hoc est calor :
aut impediatur ex inoboedientia materiae quam format et facit, et hic est humor : et quando alterum
illorum vel ambo molinsim passa sunt in loco genitalium , ne omnino ad nihilum opus naturae redi
gatur , format feminam , quae licet non generet proprie , tamen est adiutorium masculo neccessarium
ad generationem . . . - S . 64, 1 Wan dâ = „ Nur da, wo" .
i Zu S . 64 ,4 ff. vgl. Pf. S . 153,38ff.: Swenne daz kint enpfangen wirt in der muoter lîbe,
sô hát ez gelidenmêze unde varwe. Swenne aber diu sêle gegozzen wirt in den lichamen , sô vergêt
ime diu gestaltnisse unde diu varwe, die ez von êrste hâte, unde wirt ein einvaltic dinc (daz ist von
der sêle kraft) und enpfâhet ein ander geschepfnisse von der sêle und ein ander varwe nach dem
leben der sêle (sieh Quint S. 459f. zu 153,39, 40f.; 154,2f.).; 27,32ff.: Alsô schrîbent uns die
meistere, daz in deme selben punten , sô diu materie des kindes ist bereit in der muoter lîbe, in deme
selben ougenblicke sô giuzet got in den lîp den lebenden geist, daz ist diu sêle , diu des lîbes forme
ist . Ez ist ein blic, ze bereitenne unde în ze giezenne.; 366,27 ff.: ... und ist als dâ ein kint in der
5 Edhart, D 2 65
Predigt 28

Allez daz, daz dâ geschaffen ist — als ich mê gesprochen hân dâ enist kein
wârheit inne. Ez ist etwaz, daz über daz geschaffen wesen der sêle ist, daz kein ge- 201,10
schaffenheit enrüeret, daz niht ist ; noch der engel enhât ez niht, der ein lûter wesen hât,
daz lûter und breit ist; daz enrüeret sîn niht. Ez ist ein sippeschaft götlîcher art, ez
5 ist in im selben ein , ez enhât mit nihte niht gemeine. Hie hinkent manige grôze pfaffen
ane. Ez ist ein elende und ist ein wüestenunge und ist mê ungenennet , dan ez namen
habe, und ist mê unbekant, dan ez bekant sî. Kündest dû dich selben vernihten einen 15
ougenblik , ich spriche, joch kürzer dan einen ougenblik , sê wäre dir allez daz eigen ,
daz ez in im selben ist. Die wîle daz dû dich selben iht ahtest oder dehein dinc, sô weist
10 dû als wênic , waz got ist, als mîn munt weiz, waz varwe ist, und als mîn ouge weiz , 20
waz smac ist: als wênic weist dû und ist dir bekant, waz got ist 1.

1 daz?, fehlt a dâ fehlt Braq 2 inne. fehlt Str Maii 3 daz ] dâ PfBTQ
4 berait a eråret Str , errüret Maii sîn ] es a ein fehlt Pf 5 grôze ] großen Str ,Mai,
fehlt PfBT
Vindest Brag
6 ellende bis wüestenunge fehlt PfBT
dich ] du Mai, vernichtet Bra ,
vernichtet Brag
7 hat Mai
7 hat Main Kündest ]
8 ich bis ougenblik , fehlt a
dahinter v.and.rjoch ) auch BT
(Hom .)
dahinter v. and. Hd. Auslassungszeichen , auf d. Rand diß gůt Str ,
dir fehlt Str ,Mai,
in ] an a
9 daz ",
selben
fehlt a oder ) als PfBT 1 0 mîn '] der ( v. and. Hd. über d . Zeile Strz) StrzMai, weiz , 1
fehlt PfBT 11 bekant, darunter v. and . Hd. ergänzt: vn Mai;

muoter lîbe enpfangen wirt, dem wirt diu sêle als balde niht în gegozzen , ez sî denne vor der lîcham
unde diu gelider dar zuo geschicket : aller êrste giuzet der heilig geist dem kinde die sêle în unde
machet ez lebendic.; Par. an . S . 130, 14 ff .: wan der lichame bereit ist, 80 guzit Got ein sele darin
und bildit si noch deme lichamen . . . ; Tauler S . 257, 15 ff. : Wenne das kint wirt enphangen in der
måter libe, zem ersten so ist ein blosse materie. Dar nach wirt der materie ein tierliche materie in
gegossen , der lebet als ein tier. Dar nach , nach der vorgeordenter zit, so schophet Got ein ver
nünftige sele und gusset die in die. Denne so vergat alle die erste forme: in der solicheit die gescheft
licheit, die gedenklicheit, die grösse, die varwe. Dis můs alles gar dannan, denne ein luter blosse
materie blibet do. ; Thomas Sent. III d . 3 4. 5 a . 2 : . . . maris conceptio non perficitur nisi usque ad
quadragesimum diem , ut Philosophus in IX De animalibus dicit ; feminae autem usque ad nona
gesimum .; Aristoteles De hist. animal. VIIc. 3 ( H c. 3 583 6 14ff.); vgl. Albertus M . De animal. IX
tr . 1 c. 3 n . 30 ( ed . Stadler S . 685, 17ff.); Thomas S . theol. III q . 33 a . 2 ad 3: Ad tertium dicendum
quod in generatione aliorum hominum ( im Gegensatz zu Christus) locum habet quod dicit Philosophus,
propter hoc quod successive corpus formatur et disponitur ad animam : unde primo, tanquam im
perfecte dispositum , recipit animam imperfectam ; et postmodum , quando perfecte est dispositum ,
recipit animam perfectam (vgl. die oben aufgeführte Tauler- Stelle).
Zu Z . 146 vgl. unten S . 88,4ff.: Ich spriche, als ich mê gesprochen hân : dâ diu sêle ir
natiurlich geschaffen wesen hât, dâ enist kein wärheit. Ich spriche, daz etwaz obe der sêle geschaf
fener natûre ist . Und etlîche pfaffen die enverstânt des niht, daz etwaz sî, daz gote alsô sippe ist
und alsô ein ist . Ez enhât mit nihte niht gemeine. Allez, daz geschaffen oder geschepflich ist, daz
ist niht, und disem ist verre und vremde alliu geschaffenheit und alliu schepflicheit. Ez ist ein ein
in im selben , daz ûzerhalp im selben niht ennimet. Die weitgehende Übereinstimmung mit dem obigen
Text der vorliegenden Predigt läßt deutlich erkennen , daß der Rv. oben Z . 1 (der unten S . 88,4
wiederkehrt) sich u . a . auf die obige Textstelle bezieht, wie Pahncke (Diss. S . 60 unter c) schon vermerkt
hat. Vgl. weiter DW 1 S. 197,8ff.: .. .als ich mêr gesprochen hân, daz etwaz in der sêle ist, daz gote
alsô sippe ist, daz ez ein ist und niht vereinet. Ez ist ein , ez enhât mit nihte niht gemeine noch
66
Ego elegi vos

Nû sprichet Plâtôl, der grôze pfaffe, der væhet ane und wil sprechen von grôzen
dingen . Er sprichet von einer lûterkeit, diu enist in der werlt niht; si enist niht in der
werlt noch ûzer der werlt, ez enist weder in zît noch in êwicheit , ez enhât ûzerlich noch

1 pfaffe , fehlt Mai, væhet] achtet Mai; 2 niht; bis niht fehlt Maiz (Hom .) 3 us
Str ,Mai, weder fehlt a zît ] zeit, dahinter auf. d . Rand v. and . Hd. nit Strg noch®] vnd Brag

enist dem nihtes niht allez daz gemeine, daz geschaffen ist. Allez daz geschaffen ist , daz ist niht.
Nû ist diz aller geschaffenheit verre und vremde. Wære der mensche aller alsô, er wære alzemâle
ungeschaffen und ungeschepfelich ; wære allez daz alsó, daz lîphaftic und gebresthaftic ist, wäre
daz verstanden in der einicheit , ez enwäre niht anders, dan daz diu einicheit selber ist. Vünde ich
mich einen ougenblik in disem wesene, ich ahtete als wênic ûf mich selben als eines mistwürmelîns.;
sieh auch die dort S . 198 Anm . 1 aufgeführten Stellen aus der RS., dem „ Gutachten " und der Bulle
sowie die weiteren Parallelstellen über das „ Etwas“ in der Seele, womit der Seelenfunke gemeint ist: DW 1
S . 380,6ff.; Preger II S . 423,22f.; Langenberg S . 198,4ff.; DW 1 S . 182,9ff. und S . 183 Anm . 1;
vgl. auch Tauler S . 262,11ff. – In 2 . 3 bietet Pf. S . 261, 10 übereinstimmend mit der ganzen hål.
Überlieferung: dâ niht ist, was m . E . keinen plausiblen Sinn ergibt.eLasson ( M . E . S .XI) konjizierte
$. 197,11 danashalte
dâ warheit niht enist, was ich für unwahrscheinlich r nintz -Maizie ( S . 283) übersetzte den
ich .füSchulze-Maizier
Pfeifferschen Text mit: „ etwas, wo nichts ist“ , was ich für nicht angebracht ansehe. Ich habe in An
lehnung an unten S . 88,8 und DW 1 S . 197,11 daz ist niht in 2 . 3 daz konjiziert, was sich auf den
voraufgehenden Relativsatz 2 . 2 daz - 3 enrüeret , bezieht. Die Übersetzung lautet : „ Es gibt etwas, das
über dem geschaffenen Sein der Seele ist und das an kein Geschaffensein , das ( ja ) nichts ist, rührt“
(vgl. Quint Übersetzung S . 499 zu S. 302,2ff.).; vgl. auch Pf. S . 158,24f. — Z . 4 bietet die hsl. Über
lieferung übereinstimmend daz lûter und breit (berait « ) ist. Lasson ( M . E . S . XI zu 261,11) konjizierte:
daz in statunde zît ist , was ich für ganz verfehlt ansehe und Schulze -Maizier (S . 283) denn auch nicht
übernommen hat. Gewiß ist die Wiederholung von lûtermißlich, aber deshalb doch wohl in ungezwungener
Redenicht unmöglich . Ich habe (Quint Übersetzung S . 302,2f.) übersetzt : „ selbst der Engel hat es nicht,
der (doch ) ein reines Sein hat, das lauter und weit ist“ . — Zu Z . 4 — 7 vgl. etwa Tauler S . 262, 14ff .:
Und als wening als man Gotte einen eigenen namen mag gegeben , als mag man dem namen gege
ben . Und der gesehen mochte wie Got in dem grunde wonet , der wurde von dem gesichte selig. Die
nehe die Got do hat, und die sipschaft, die ist so unsprechlich gros das man nút vil dannan ab getar
sprechen noch enkan gesprechen . — Zu Z . 4 sippeschaft g . a . vgl. noch oben S .53,1 und dort Anm . 1;
Lüers S. 262f. — Zu Z . 5 grôze pfaffen vgl. DW 1 S . 381,3 sowie unten S . 83,4f.: Nû wundert mich
von etlîchen pfaffen, die wol gelêret sint und grôze pfaffen wellent sîn ,. . . ; 102,8 . — Zu 2 . 6 ein elende
. . . ein wüestenunge vgl. etwa Pf. S . 27, 1f.: . . . in der wüestenunge und in der verellendekeit aller
creatûren . – Über die Unnennbarkeit des „ Etwas" in der Seele bzw . des Seelengrundes vgl. DW 1
S. 284,4ff. und die dort Anm . 2 aufgeführten deutschen und lateinischen Vergleichsstellen ; 282,2f.
und dort Anm . 2; 418 ,1. – Zu 2 . 7 dich selben vernihten vgl. DW 5 S. 405,2f. (VAb): .. . wan
volkomeniu dêmüeticheit gât ûf ein vernihten sîn selbes. und die dort S . 443 Anm . 21 verzeichneten
Stellen Pf. S . 192,209.; 276,16ff., 351, 9; 469,22; DW 5 S . 292,6f. ( RdU ) . – Zum Vergleich in
Z . 10 f. vgl. oben S . 48,6ff. und S . 49 Anm . 1.
Was Eckhart im folgenden mit den grôzen dingen meint, von denen der große „ Pfaffe“ Plato
spricht, bezieht sich wohl, wenn auch sehr vage, auf die platonische Ideenlehre bzw . auf die höchste der
Ideen , das summum bonum , das zugleich das „ Eine“ ist, vgl. etwa Thomas S . theol. I q . 6 a . 4 :
Plato enim posuit omnium rerum species separatas; . . . ita ponebat ideam entis et ideam unius
separatam , quam dicebat per se ens et per se unum : . . . Hoc autem quod est per se ens et per se
unum , ponebat esse summum bonum . Et quia bonum convertitur cum ente, sicut et unum , ipsum
m. Federal boomuchein weiteite funkahente insi
per se bonum dicebat esse Deum , . . . . Jedenfalls , so scheintmir , setzt Eckhart in seinen Ausführungen
S . 68,1ff. daz eine, daz in im selben quellende ist (68,4 ) und aus dem „ Gott, der ewige Vater , sich
Predigt 28
innerlich 1. Her ûz drücket im got, der êwige vater, die vüllede und den abgrunt aller 261,25
sîner gotheit. Daz gebirt er hie in sînem eingebornen sune und daz wir der selbe sun
sîn , und sîn gebern daz ist sîn inneblîben , und sîn inneblîben ist sîn ûzgebern . Ez
blîbet allez daz eine, daz in im selben quellende ista. 'Ego ', daz wort ‘ich ', enist nie
5 man eigen dan gote aleine in sîner einicheit 3. 'Vos', daz wort daz sprichet als vil als 30

1 innerlich .] innerlich Diccio das sprichet als uil als gebieter a Her bis im fehlt PfBT
vüllede ) willende Mai den ] der Maii 2 ainbornen Str , 3 und bis daz ist sîn
fehlt StrzMai, (Hom .) und sîn gebern fehlt Braz i st ] das ist a 4 im ] sich PfBT a
‘ ich ', fehlt a 4f. niemans a 5 gottes Bra , in Pf] vnd a fehlt BT daza fehlt BrazMaii

die Fülle und den Abgrund seiner Gottheit herausdrückt“ , in Parallele zum platonischen év und summum
bonum , die er in Z . 2 eine lûterkeit nennt. Vgl. In Gen . I n . 116 , LW 1 S. 273,8ff.: » . . . sed vide
quod Plato locutus est similiter dicens quod creator videt in saeculo intellectuali et ex ipso producit
entia « . — Zu Plâtô, der grôze pfaffe vgl. etwa Cassiodorus Variae I Ep. 45, PL 69, 539 C : Plato
theologus, Aristoteles logicus . .. ; Plato wird weiterhin zitiert: unten S. 192,6f. (vgl. S. 202,6f. ); Pf.
S . 640, 10 ; Par. an . S . 130,21. — 2 . 3 ez1,2 bezieht sich wie das voraufgehende si auf 2 . 2 lûterkeit, aller
dings unbekümmert um die grammatische Genus-Kongruenz. Angesichts der Übereinstimmung der H88.
habe ich es nicht für richtig gehalten , dieses ez durch si zu ersetzen .
1 Das a -Plusstück Diccio das sprichet als uil als gebieter hinter 2 . 1 innerlich hat, soviel ich
sehe, gar keinen Zusammenhang mit dem umgebenden Text. Wie es in diesen hineingeraten ist, ver
mag ich nicht zu erkennen .
? Zu 2 . 1f. abgrunt aller sîner gotheit vgl. etwa unten S. 84,7 : . . . die abgründicheit götlîches
wesens und götlîcher natûre, . . . ; DW 1 S. 194,4 f. – Zur Sohnsgeburt (68, 2 f .) und daz wir der
selbe sun sîn vgl. etwa DW 1 S. 382,3f.: Hie ist uns ze verstânne geben , daz wir ein einiger sun sîn ,
den der vater êwiclîche geborn hật üz dem verborgenen vinsternisse der êwigen verborgenheit, inne
blíbende in dem ersten beginne der ersten lûterkeit , diu då ist ein vülle aller lûterkeit. Hie hân ich
êwiclîche geruowet und geslâfen in der verborgenen bekantnisse des êwigen vaters, inneblîbende unge.
sprochen. Uz der lûterkeit hat er mich êwiclîche geborn sînen einbornen sun in daz selbe bilde sîner
êwigen vaterschaft, daz ich vater sî und geber den , von dem ich geborn bin . ; 109,7ff.; unten S . 84,6 ff.;
96 ,7ff. und dort Anm . 2 . — Zum Gedanken des „ Ausgebärens“ und „ Innebleibens“ vgl. noch unten
S . 94, 1 ff. und dort Anm . 1 ; DW 1 S . 376 Anm . 3 und die dort verzeichneten Textstellen ; 252,2 ff. und dort
Anm . 2 ; 415, 16f.; Pf. S. 332,27ff.; 92,2ff. — Zu 2 . 3f.vgl. unten S . 77, 1f.: Got leitet disen geist in die
wüestunge und in die einicheit sîn selbes , dâ er ein lûter ein ist und in im selben quellende ist. ; DW 1
S. 93,7ff.: Dâ disiu zweiûzgânt, swaz dân blîbet, daz ist ein einvaltigez ein . In disem ein gebirt der vater
sînen sun in dem innersten gequelle . ; 109,10f.; über das in sich quellende Eine vgl. auch In Exod . n . 16, LW 2
S . 21,7ff.: Tertio notandum quod repetitio , quod bis ait : sum qui sum , puritatem affirmationis excluso
omni negativo ab ipso deo indicat; rursus ipsius esse quandam in se ipsum et super se ipsum refle
xivam conversionem et in se ipso mansionem sive fixionem ; adhuc autem quandam bullitionem sive
parturitionem sui – in se fervens et in se ipso et in se ipsum liquescens et bulliens, . . . .
3 Vgl. In Exod . n . 14 , LW 2 S . 20, 2ff.: Primo quod haec tria ego , sum , qui propriissime deo
conveniunt. Li ego pronomen est primao personae. Discretivum pronomen meram substantiam
significat ; meram , inquam , sine omni accidente, sine omni alieno, substantiam sine qualitate, sine
forma hac aut illa , sine hoc aut illo . Haec autem deo et ipsi soli congruunt, qui est super accidens,
super speciem , super genus. (Dort Anm . 2 verweist auf Priscianus Instit. gram . XVII c. 9 n . 56
( ed . Hertz II S . 141,17 – 19).) ; Sermo XXII n . 213, LW 4 S. 199,1f.: Nota etiam quod li 'ego '
meram substantiam significat, . . . ( Anm . 4 ist auf Priscianus Instit. gram . XII c. 3 n . 15 [ 1 585,28.
32] u . XVII c. 5 n . 37 [ II 131,8 ) verwiesen .); Sermo LIV,2 n . 533, LW 4 S . 449,4 und dort Anm . 3;
68
Ego elegi vos

'ir', daz ir ein sît in der einicheit ?, daz ist : daz wort 'ego' und 'vos', 'ich ' und 'ir', daz
meinet die einicheit .
Daz wir diu selbe einicheit sîn und diu einicheit blîbende sîn , des helfe uns got 3.
Âmen.

1 'ir', fehlt PfBT 'vos',] wz Mai ‘ich ' und ' ir ', fehlt a 3 einicheiti bis
sîn ,] ainichait beliben vnd syen Mai, 4 Amen .] etc. Mai;

Sermo
1 XXII
1.W 33nS.S.. 213,
n . 162,9LW 133, 14LWf. und
133,14f. un4 ds.Anm
An197m,13f. und Lidort
cor. ncAnm
.. 66;; InIn Eccli.
. 6; 199, 1f. und dort Anm . 4 ; In Ioh.
.om3, LW 2 S. 232,8f.: Ego : vitao puritas –
li ego enim meram quod est puram substantiam significat – . . . (sieh dort Anm . 4 ). ; n . 9 , S . 238,7 ff. ;
coinch dosta
Pf. S . 162,37ff.: . . . daz diu schrift seit ‘ich', daz meinet gotes istikeit , daz got alleine ist. . . . unde
dar umbe ist got alleine in der wârheit, und alsô meinet daz wort ' ich ' die istikeit gotlîcher wâr.
heit,, wwand
heit and eezz, isistt einein bewîsunge
n. 101, LWeins4 istes (siehh wQuint
S: 96;!ic erden unS d. 482 n werc wirkent
ich zuwilich162,e ei37).
1 Vgl. Sermo IX n . 101, LW 4 S. 96 ,1: Vos: in pronomine pura signatur substantia .
2 Vgl. Pf. S . 320,9ff.: got muoz vil bî ich werden und ich vil bî got, alse gar ein , daz diz er
unde diz ich ein ist, werdent unde sint, und in der istikeit êwiclîche ein werc wirkent; vgl. auch
unten s . 99,3.
3 Sieh oben S . 18 Anm . 4.
PREDIGT 29 (Pf. Nr. LXXIV S. 231 — 235 )

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S . 645, Spamer PBB 34 S . 330) :


Bag f. 210va _ vb , Fragment = unten $ . 79, 1 Nů – 9 ist.: E (Initiale)in meister spricht do
etlichů / menschen sprechent han / ich got vnt gottes minne 80 / mag ich tuon alles dc ich / wil
dc worte dc verstant / si vnrechte die wil dc du / kein ding macht getůn / dc wider got ist vnt
wider | sinů gebot 80 enhast du / gottes minne nit noch die / wile enbist du ouch nit / gerechte
du macht die / lute wol betriegen der mensche der , do stat in gottes willen vnt / in gottes minne
dem sint / lustig allu ding cetůnne vnt / celassenne dủ got liep sint / vnt allù ding celassenne /
kein ding Lichen dem ist( oder da ist,
dù got wider sint vnt ime / ist vnmuglichen kein ding / cetuonne noch celassenne / die got wider
sint recht als / dem sin bein gebunden sint / als vnmüglichen dem ist ce / ganne als vnmuglichen
were / dem menschen kein ding cetůn . , ne dekeiner hant vntugent | der da ist in gottes willen
vnt / gebunden ist mit dem bande goetlicher minne; identifiziert von Helmut Meyer; im Var.
App . nicht berücksichtigt.
Bra, f. 1511 — 154r; vgl. Strauch ZfdPh 54 S. 285 und 287.
BT f. 262va - 264ra.
Mai, f. 112r - 117r ; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S. 90 .
Str, f. 1271— 13lv , alte Zhlg .: f. 123r — 127v ; vgl. Spamer PBB 34 S . 349 zu XXX .
Filiation der Hss. (sieh Quint S. 645 — 648): Die Predigt ist in denselben Hss . überliefert wie die
Predigt 28 (sieh oben S . 56 ). Wie immer stehen auch diesmal die Texte der Hss. Strg,Mai ,Brag
in engster Verwandtschaft, die sich in eindeutigen gemeinsamen Fehlern verrät, zusammen , im vor.
liegenden Falle gegen BT und das Bag-Fragment, das an folgenden Stellen seine Bindung an BT
erkennen läßt: S. 79,1 ich got und BT Bag] ich nu got von Q ; 2 allez , daz BT Bag] waz a ; 3 und
gebot, BT Bag] fehlt a ; 6 und — 7 ist; BT Bag (mit Abweichungen in Bay) ] fehlt a . Abgesehen vom
Eingang der Predigt, stimmt der Text von BT (Bay) weitestgehend mit dem der Hss . überein . Die
Liste der Stellen, an denen BT und Str,Mai,Brag voneinander abweichen (sieh Quint S . 645 —
648 ), läßt erkennen , daß es sich im ganzen um nur schwache und unbedeutende Unterschiede der
Formulierung handelt, abgesehen von einer Reihe von Textlücken , die a gegenüber BT(Bag) auf.
weist . Wie immer stehen innerhalb der Q -Gruppe die Texte Strz und Mai, wieder in engster Bin
dung zusammen gegen Brag, dessen Text auch diesmal schlechter ist als der der beiden anderen
Hss. (sieh oben S . 56 ). Die von mir in Quint S . 648 verzeichneten Stellen , an denen einerseits Brag
mit BT gegen Strz(Main) und anderseits Strz(Mai ) mit BT gegen Brag gehen , schließen eine Ab
hängigkeit zwischen Bra, und Str ,Mai, aus.
Als Gruppensigle wurde wieder benutzt :
a = StrgMai,Brag
Textkonstituierung (sieh Quint S . 648f.) : Wie schon gesagt wurde, stimmt BT(Bag) mit a , wenn
man vom Eingang der Predigt absieht, wie in Pr. 28 sehr weitgehend überein , so daß es fast gleich
gültig erscheinen könnte, ob man BT oder Strz als Leittext für die Textkonstituierung wählt . Da
der -Text an mehreren Stellen eindeutig Auslassungen aufweist und anderseits BT durchgängig
zu leichten Interpolationen bzw . Aufschwellungen neigt, so wird sich an manchen Stellen der vor
liegenden Predigt , wenn überhaupt, nur auf Grund innerer Kriterien entscheiden lassen , welcher
Textfassung vor der anderen der Vorzug gebührt. Ich habe gleichviel im ganzen meinen Text auf
BT gegründet, mit dem der Pfeiffersche Text bis auf wenige geringfügige Eingriffe genau über
einstimmt.

70
Convescens praecepit eis
Übersetzungen : Quint S. 290ff.; Büttner I S. 138ff.; 1934 S. 127ff.; Schulze-Maizier ?
S . 285f.

Echtheit: Hsl. Bezeugung keine außer der allgemeinen in BT f. 242va (sieh im Eingang des Varianten .
apparats). Die Echtheit der Predigt ist m . E . gesichert durch die weitgehende Übereinstimmung
in den Ausführungen über das etwaz ob der sêle geschaffener nature (unten S . 88 ,5f.) mit DW 1
S . 197 ,8ff. in der echten Predigt 12, aber auch mit DW 1 S . 220 , 4 ff. in der echten Predigt 13 ,
weiterhin insbesondere mit oben S. 66,1ff., mit welchen Stellen die vorliegende Predigt durch den
Rückverweis S. 88,4 verbunden ist (sieh S. 88 Anm . 2). Charakteristische inhaltliche und textliche
Übereinstimmungen mit Stellen in echten deutschen und lateinischen Texten bezeugen ihrerseits
die Echtheit der Predigt, sieh die Hinweise auf solche bedeutsamen Parallelen in DW 1 und DW 5
unten S . 74 Anm . 2 (DW 1 S . 332,3f.) ; S . 75 Anm . 1 (DW 1 S . 394,9ff.); S . 77 Anm . 2
(DW 5 S . 46, 14ff.); S. 78 Anm . 2 (DW 5 S. 289,2ff.; 227,5ff.; 225,6ff.; DWI S. 200, 14ff.);
S . 80 Anm . 1 (DW 1 S . 167,3ff.; 9 ,4ff.; 80,20ff.; 201,9ff.; 128,1f.; DW 5 S. 43,20 ff.; 74 Anm . 54 );
S . 81 Anm . 1 (DW 1 S . 263,9 ff .); S . 82 Anm . 1 (DW 5 S . 193,5 ff.) ; Anm . 2 (DW 5 S . 11,23ff.) ;
Anm . 3 (DW 1 S . 104 ,5f.) ; S . 83 Anm . 1 (DW 1 S . 163, 16 ff. ) ; S . 84 Anm . 4 (DW I s . 193 , 8 ff. ;
217,2 ff.); S. 85 Anm . 1 (DW 1 S . 180 , 1 ff.); S . 87 Anm . 1 (DW I S . 166 ,2ff.); Anm . 2 (DW 1
S . 272 ,9ff .) ; S . 88 Anm . 2 (DW 1 S . 197,8ff.; 220 , 4 ff.; 255 ,1 ff. ; 380,5 ff.) ; S . 89 Anm . 4 (DW l
S. 107,5ff.). – Bedeutsame Parallelen zu lateinischen Werken finden sich : S. 77 Anm . 2 (LW 4
8 . 22,12); S . 80 Anm . 1 (LW 3 S . 56,7 ff.; LW 4 S. 198,13f.); S . 81 Anm . 1 (LW 1 S. 292,6ff.);
S . 82 Anm . 1 (In Ioh . n. 604) ; Anm . 2 (LW 2 S. 499,4 ff ; LW 4 S . 59, 16 ff.); S. 83 Anm . 1 (In Ioh .
r ative Ausführungdie Vorgleichdruck S.80,88 (chiastische
n . 634ff.) ; S . 84 Anm . 2 (LW 3 S . 90, 11f.; 101,12ff.) ; S. 85 Anm . 3 (LW 2 S . 438,3f.) ; S . 88
Anm . 1 (LW 4 S . 31,14ff.). — Stil und Diktion zeigen Eckhartische Prägung: (chiastische) Antithese
S . 76 , 2 ff.; 78 , 1 ff.; 81,1 ff., 8ff.; 84, 1 ff. ; hyperbolischen Ausdruck S . 80 ,5ff.; 86,7f.; paradoxalen
Ausdruck S . 78,2 ff.; Steigerung S. 74,8ff.; die Vergleiche S . 74,5ff.; 79,7ff.; 81,4ff.; 85,2 ff.
Echt Eckhartisch sind überdies die Ausführungen über die Sohnsgeburt S. 84, 1 ff. sowie über das
etwaz ob der sêle geschaffener natüre S. 88,5ff.
Was den Aufbau der Predigt betrifft , so schließt Eckhart sich lose an den Schrifttext
des Himmelfahrtstages an , ohne daß er in deutlicher Abgrenzung die Bestandteile dieses
Schrifttextes einzeln exegesiert. Er eröffnet die Interpretation unter Anschluß an den Schluß .
satz des Schrifttextes mit der Feststellung, daß niemand den Hl. Geist empfangen kann , der
nicht über der Zeit in der Ewigkeit wohnt (73,7f.). In der Ewigkeit aber kann nur der leben ,
der unter der Loslösung von der Erde und allen irdischen Dingen wie Christus die „ Himmelfahrt“
vollzieht. Der Menschengeist nun , die menschliche Seele, trägt in sich ein himelischez lieht, das
Eckhart gegen Schluß der Predigt das etwaz ob der sêle geschaffener natúre nennen und näher be
stimmen wird und das identisch ist mit der obersten vernünfticheit, dem Fünklein . Insofern dieses
Licht als „ himmlisches“ und göttliches Licht aus dem Himmel stammt und doch als oberste Ver .
nunft , unter dem Himmel in die Materie des menschlichen Leibes eingesenkt, als gewissermaßen
liplich und materie (74 ,5 ) bezeichnet werden kann , genügt es sich selbst nicht und strebt der
Geist - und damit dieses Licht selbst - angezogen durch den Geist der Gottheit wie das Eisen
durch den Magnet, in seiner ,,Himmelfahrt“ hinauf durch den untersten Himmel und über den Geist
hinaus, der ihn umtreibt, wieder in seinen Ursprung, wo er, von Gott durchbrochen und den drei
einigen Gott durchbrochend , in die Wüste der absoluten Einheit der Eins versenkt wird. In dieser
einicheit steht der Geist zugleich in seiner vriheit (77,4 ). — Anschließend (78, 1 — 80 , 3) betont
Eckhart nun , daß der menschliche Wille bei dieser Rückkehr des Geistes mit seinem „ himmlischen
Licht“ in seinen Ursprung , wiewohl er, wie das Eisen durch den Magnet, vom göttlichen Geist
emporgezogen wird , doch keinen Zwang erleidet, sondern erst in seine rechte Freiheit gesetzt wird ,
indem er sich völlig mit dem göttlichen Willen in eins setzt. Eckhart wehrt dabei (79,1ff.) den
falschen libertinistischen Freiheitsbegriff der Brüder und Schwestern vom freien Geist, ohne diese
direkt zu nennen , ab : der mit Gottes Willen geeinte menschliche Wille kann nur das Gute und nie
das Böse wollen . – Im weiteren (80,482,4) führt Eckhart gegenüber dem Einwand, daß man
71
Predigt 29
seine schönen Worte wohl vernehme, aber nichts davon verspüre und gewahr werde, aus, daß es, um
in der von ihm angegebenen Weise in Gott obe zit in êwicheit ( 73,7 ) zu wohnen , keiner weiteren Aufwen .
dungen bedarf als der völligen „Gelassenheit“ des vrien willen, der die Dinge nicht in ihrer niederen
Vergänglichkeit, sondern so nimmt, wie sie in Gott leben und Wahrheit sind. Er verdeutlicht diesen
Zustand der völligen Gelassenheit durch den Vergleich mit reinem und stillem Wasser, in dem sich
klar spiegelte und in der Ruhe wishing In folgenden
ein Menschenantlitz klar spiegelt, und er betont von einem solchen gelassenen , freien und geeinten
Menschen , daß er Gott im Frieden und in der Ruhe wie im Unfrieden und in der Unruhe zu fassen
vermag . - Indem er Joh . 15 , 15 zitiert, betont Eckhart im folgenden (83, 1488 , 10 ), daß Gott
Mensch geworden ist nicht, wie gelehrte, große Pfaffen meinen , um uns als seinen Freunden nur
gerade so viel von dem , was er vom Vater gehört hat, mitzuteilen , wie wir hier auf unserem Erden
wege zu unserer ewigen Seligkeit benötigen , sondern auf daß er uns alles kundtue, was er vom
Vater gehört hat, d . h . auf daß wir selbst gottgeborener Sohn werden , indem wir , wie Christus
gestorben ist, aller Welt und allen geschaffenen Dingen absterben (84, 1 ff.). Dann hören wir in
dieser unserer Sohnsgeburt alles, was der Vater dem Sohn geoffenbart hat, d . h . die abgründicheit
götliches wesens und götlicher nature (84 ,7 ). Zugleich aber haben wir in dieser unserer Sohnsgeburt
den Hl. Geist, den der Sohn mit dem Vater „ geistet" und in dem wir als Kinder und Söhne des
Vaters getauft werden , wie der Schrifttext sagt, nach der Verheißung des Vaters „ nach wenigen
Tagen " , d . h . in der Fülle der Zeit, im Nun der Ewigkeit, wo es weder Tag noch Nacht, weder Zeit
noch Raum gibt (86,4 ff.), in der völligen unterschiedslosen Einheit des Einen . Hier gibt Eckhart
den Hinweis auf Maria Magdalena, die ungetröstet war, als sie statt des von ihr gesuchten einen
Toten zwei lebende Engel fand (87,2 ff.). Die Stelle aber in der Seele, in der die Sohnsgeburt und
die Taufe im Hl. Geist einzig als in dem unterschiedslosen Einen geschehen kann , ist das eingangs
der Predigt genannte himelische lieht, das etwaz ob der sêle geschaffener natüre ist, von dem der Pre
diger wiederholt gesprochen und das er immer dann als das bezeichnet hat, daz gote alsô sippe ist
und alsô ein ist (88,7 ). So also hat dieses himelische lieht seine Himmelfahrt zurück in seinen
Ursprung vollzogen , wenn der Mensch sich selbst und allen Dingen der Welt abgestorben ist und ,
indem er niemane gleicht, gote eigenliche glich ist (89, 1 – Schluß ).
Die Predigt steht in enger Beziehung zur voraufgehenden Predigt 28, mit der sie durch charak
teristische inhaltliche Übereinstimmungen , insbesondere unten S . 88,4ff. (sieh dort Anm . 2 ) und
S . 82,3f. (sieh dort Anm . 3 ) verbunden ist. Der Rückverweis in Predigt 28 (oben S .62, 1 des enist
niht lanc) paßt zu der Feststellung, daß der Schrifttext der vorliegenden Predigt der Epistel des
Himmelfahrtsfestes (sieh unten S . 73 Anm . 1) entnommen und Predigt 28 auf den Barnabas- Tag am
11. Juni gehalten worden ist. Beide Predigten sind überdies in denselben Handschriften überliefert .
Convescens praecepit eis, ab Ierosolymis ne discederent etc.

231,25 Disiu wort, diu ich gesprochen hân in der latîne, diu liset man von der höchzît
in der messe ?, diu sprach unser herre ze sînen jüngern , dô er ze himel wolte varn :
'blîbet ze Jérusalem bî einander und enscheidet iuch niht und bîtet des gelübedes,
daz iu der vater gelobet hât: daz ir getoufet werdet in dem heiligen geiste nâch disen 5
tagen , der niht vil enist oder wênio'.
Nieman enmac den heiligen geist enpfâhen , er enwone denne obe zît in êwicheita.

1 ; 3ff. Vgl. Act. 1,4 : Et convescens, praecepit eis ab Ierosolymis ne discederent, sed ex .
pectarent promissionem Patris , (quam audistis (inquit) per os meum : 5 : quia Ioannes quidem bap
tizavit aqua,) vos autem baptizabimini Spiritu sancto non post multos hos dies .; vgl. auch unten
S. 86,4 f.
Zuweisungen : keine außer der unsicheren allgemeinen in BT f. 242va
Überschriften : An der vffart vñßers li / eben heren manete in ierusalem tū invicem Strz
Manete jmerusal cū jnucem Maii vff den heiligen vffarts tag BT
1 Convescens ) Vff den heyligen Vffarts tag die ander predig . Von der gelübdt gottes vatters
die nitt alleyn den jüngeren Christi / sunder auch vns allen geschehen ist / dz wir getoufft werden
sollen in dem heyligen geyst / vnnd von im empfahen das wir wonent ob zeitt in ewigkeit / vnnd
wie diß an vns geschehen soll durch ware abker von allen zeytlichen dingen freies willes in rechter
meynung. Item wie das got vnseren willen nitt bezwinget | sunder er setzt jn in freyheyt | also
das er nit anders will noch mag wollen , dann das gott will / vnnd das ist sein eygenn rechte frey .
heyt. Item wie man diß wort recht verstan soll das Christus sprach | Alles das ich gehört hab von
meinem Vater / das hab ich euch kundt gethan . Endtlich alles auff die meynung das wir müssen
lernen vns selberabsterben / vnnd gantz todt seind / vnd an vns selbernichtseind / vnnd gar entgleychet /
vnnd nyemant gleych seyn / wollent wir gott eygentlich gleich seyn . Gezogen vff die wort die sant
Lucas schrei / bet Actuum primo. Conuescens BT Convescens bis etc. fehlt a etc . )
etc. Quia Johannes quidem baptizauit aqua / vos autem baptizabimini spiritu sancto non post
multos hos dies. BT 2 in der latîne, fehlt a derl ] dem BT liset man )
1.man (man v. and . Hd. über d . Zeile) Strz man lißet Mai, der ] dem Bra , 3 sprach
bis 7 ob ] schribet sant Lucas, wie daz unser herre, dô er ze himel varn wolte , mit
sînen jungern und (iüngeren asß vnnd BT) in gebôt, daz sie von Jerusalem niht wichen , sunder
daz sie beiteten der verheizunge des vaters, die sie gehört heten ûz sînem munde, wan in kurzen
tagen solten sie getoufet werden in dem heiligen geiste. Nû saget er von der verheizunge oder
gelübede des vaters. Disiu gelübede ist ouch uns geschehen , daz wir getoufet sullen werden in dem
heiligen geiste und von im enpfâhen , daz wir wonen ob PfBT 3 varn : ] varen vnd
sprach Str Mai 4 ze v . and . Hd. über d . Zeile Mai, 5 daza ] dise gelupte ist das a
nach bis 6 wênic', hinter 5 hât : a

1 Der Schrifttext ist der Epistel des Himmelfahrtsfestes entnommen .


2 2 . 3 sprach - denne habe ich den Text von « übernommen , da BT (und mit ihm Pfeiffer)
einen offenbar sekundären, referierenden und erweiternd interpretierenden Text bietet. Daß dem tat
73
Predigt 29
In zîtlîchen dingen enmac der heilige geist niht enpfangen werden noch gegeben ?.
Sô sich der mensche abekêret von zîtlîchen dingen und sich kêret in sich selben , dâ 231,35
verstât er ein himelischez lieht, daz von dem himel komen ist. Ez ist under dem himel
und ist doch von dem himel. In dem liehte hât der mensche genüegede, und ez ist
5 doch lîplich ; sie sprechent, ez sî materie . Ein îsen , des natûre ist, daz ez nidervellet,
daz hebet sich ûf wider sîne natûre und henket sich an den agestein durch edelkeit des 232,5
îndruckes, den der stein von dem himel enpfangen hât. Swâ sich der stein hine kêret,
dâ kêret sich ouch daz îsen hine 3. Alsô tuot der geist: der læzet im niht aleine ge

1 niht bis gegeben . ] niht gegeben werden PfBT 2 88 ] Als PfBT 3 hime
lisch PfBTMai dem ? fehlt a 5 Ein bis natûre ] ja ich sprich des isens (das ysac ,
auf d . Rand v. and . Hd . eyssen Maij) natura 6 daz ] doch Str Mai, siner a
hencket sich auff an BT& 7 sich hinter stein ? a 8 ouch fehlt a aleine fehlt a
8f. gnůg sein a

sächlich so ist, zeigt insbesondere das von Pf. S . 231,33 aus BT übernommene unde von im enpfâhen ,
daz wir wonen ob zît, was unsinnig ist. Wie aus dem Var.-App . zu entnehmen ist, steht Z . 5 nâch
6 wênic'. mit unmittelbar anschließendem dise gelupte ist in a hinter 2 . 5 håt. Ich habe die Umstellung
im Anschluß an den Schrifttext vorgenommen , denn fraglos gehört nâch - wênic sinngemäß zu daz ir
getoufet werdet in dem heiligen geiste und nicht zu daz iu der vater gelobet hât. Wenn man die
Umstellung gegen die hel. Überlieferung nicht vornehmen wollte, müßte die Übersetzung in jedem Falle
lauten : „ . .. und harret der Verheißung, die euch der Vater (als gültig für ) nach diesen Tagen , deren
nicht viele oder (vielmehr) wenige sind , versprochen hat“ .
1 Zu Z . 1 vgl. etwa Pf. S. 20,15ff.: Alleine ez zitlich von dir wirt enpfangen , sô wirt ez doch
von gote geborn unde gegeben über zît und in êwikeit über alliu bilde. ; 101, 8ff.: Gêbe sich got
der sêle zîtlich , ez verdrüzze sî. Nû gibet er sich ir in êwikeit in eimo niuwen nû niuwe grüenende
sunder underlâz.; 649,1f.: Der mensche, der gote nâch jagen wil ûf daz aller nêhste, der sol lâzen
elliu zîtlîchiu dinc unde sich heften an êwigiu dinc. ; unten S . 165 ,3ff .: Jeronimus sprichet : als
mügelich daz ist, daz ein stein habe engelische wisheit, als mügelich ist, daz sich got iemer
gegebe in zît oder in zîtlîchiu dinc.
? Wie ich oben S . 71 schon gesagt habe, ist mit diesem „ himmlischen Licht“ das Licht der ober .
sten heet wird, von dem est. oben îngedrücket: uz ist doch lîplicheMihrte Ste
sten Vernunft, das Fünklein , gemeint, das unten S . 88,5f. als etwaz ob der sêle geschaffener natûre
bezeichnet wird , von dem es aber DW 1 S . 332,3f. heißt: daz vünkelîn der sêle , daz dâ ist geschaffen
von gote und ist ein lieht, oben îngedrücket, und ist ein bilde götlîcher nature ( sieh auch dort
muß man zum Verständnis wohl Anm .1
198 Anm
DW 11 SS.. 198
23 diedie DW aufgef; ühsiertesprechent,
Anm . 5 ) . Wenn von ihm in Z . 4f. gesagt wird : ez ist doch lîplich
. 1 aufgeführte o ausez dersi materie,
wStelle so
öffentlichen
Erklärung Eckharts vom 13. Februar 1327 in der Predigerkirche zu Köln ( Arch. II S. 631f.) heran
ziehen , wonach das etwaz ob der sêle geschaffener natûre (das aliquid in anima) increatum vel non
creatum , id est non per se creatum , sed concreatum ist, d . h . daß es zwar an sich ungeschaffen und
ungeschepfelich (DW 1 S . 198,1f.), aber durch den Eingang in die Materie des Leibes den Charakter
des concreatum erhalten hat und als solches selbst als lîplich und materie bezeichnet werden kann , wes
halb es dem Geiste denn auch an diesem „ himmlischen Licht“ in seiner Bindung an die leibliche
Materie nicht genügen kann , der Geist vielmehr mit diesem Licht in seiner „ Himmelfahrt“ wieder in
seinen göttlichen Ursprung, vom Hl. Geist wie von einem Magnet angezogen , zurückstrebt. Sieh auch
unten S . 88,5ff. und dort Anm . 2 . Vgl. auch unten S . 181,5ff .: Ein meister sprichet : ez ist unmüge
lich in dem êrsten ûzbruche, dê got ûzbrichet, daz iht, daz lîplich ist , des enpfenclich sî, entweder
ez müeze sîn ein lieht oder ein lûter geist .
8 Zu Z . 5ff. über den Magnetstein vgl. Pf. S . 496 ,38ff .: Alse der agestein giuzet sîne kraft an die
nadlen unde ziuhet sî an sich, sổ enpfât diu nâdel der kraft als vil, daz si sî für baz giuzet in alle
Convescens praecepit eis

nüegen mit disem liehte, er dringet allez vür durch daz firmament und dringet durch
10 den himel, biz daz er kumet ze dem geiste , der den himel umbetrîbet, und von dem
umbeloufe des himels gruonet und loubet allez , daz in der werlt ist. Dannoch enge
nüeget den geist niht, er endringe vürbaz in den wipfel und in den ursprunc, dâ der
geist sînen ursprunc inne nimet ?. Dirre geist verstât nâch zal ane zal, und kein zal 5

1 daz ] die a dringeta] zwinget Brag fürer BT 2 und ] dâ PfBT


2f. der (dē BTb) vmlauff BT 3 gruonet ] so gr . a lobet Str ,Bra , lebet Mai Dannoch ) noch .
denne a 4 den ] dem Str, disen PfBT dringeta i n ' ] bis in a wipfel] gipffel (g aus
w v. and . Hd .) Mai, wirbel PfBT denº] dem BT. 5 minnet a Dirre ] Der Str Mai,
nâch bis zal,] noch zale noch vnzalo a âne zal, fehlt PfBT

die nâdelen , die under ir sint, unde hebet sie alle ûf unde ziuhet sie zuo dem agesteine. Der die
oberste nâdel dan abe züge, sô vielen die andern alle .; 609, 16ff.: Hie zuo antwürtet meister Ecke
hart unde sprichet: swenne diu vernunft zemâle hanget an gote unde dê bî belîbet, sô müezent die
sinne alle gehörsam sîn der vernunft. Reht alse der eine nâlden henket an den agstein und an der
nâlden ein ander nâlde hanget, und alsô mac man vier nâlden wol henken an den agstein : die wile
nû diu êrste nâlde hanget an dem agsteine, só belîbent die andern alle an ir hangende, unde swenne
diu êrste sich scheidet von dem agstein , sô scheident sich die andern alle von ir . Alsô : die wile diu
vernunft vesteclîche hanget an gote , sô müezent ir die sinne alle gehorsam sîn , unde swenne diu
vernunft sich scheidet von gote, sô enpfallent ir die sinne alzemâle , alsô daz sie ir ungehorsam
werdent.; In Ioh. n . 554: Signum praemissorum est et argumentum quod omnis compositi forma
supergreditur et quasi elongatur a materia ; habet enim aliquam operationem supergredientem
materiam , ita quod magnes trahit ferrum ,.. .; n . 265, LW 3 S. 220,3ff.: Item secundo acus ferrea
tacta ab adamante transfunditur virtute illius adeo, ut et ipsa trahat secundam et illa tertiam , et
sic deinceps : semper infimum superioris trahit supremum inferioris. ; sieh dort Anm . 3, wo ver.
wiesen ist auf: Ambrosius Ep . 45 n . 14, PL 16, 1193; In Gen . II n . 142, LW 1 S . 611,6ff.: Secun
dum exemplum est in acubus et magnete. Magnes enim attactus ab acu transfundit virtutem ipsi
acui, adeo ut et ipsa infimo sui aliam tangensipsam adducat et dicat : veni, ut et illa sui supremo ad .
haereat primae, et sic de aliis, tertia et quarta, quantum sufficit virtus transfusa et imbibita a magnete.;
dort Anm . 2 verweist noch auf Albertus M . Mineral. II tr . 2 c. 11 (ed . Borgnet 5 ,406 ). — Uber den
Einfluß des Himmels auf Steine vgl. Jostes S. 10,30ff.: . .. wan der himel geuzet sin craft in di sunne
und in di sterne, und di sterne engizent ir craft inmitten auf daz ertrich und wurchent golt und
gestein alzo , daz daz gestein hat craft ze wurchen wunderlich werch . Ein habent di craft, daz si
an sich zihen gebein und eisen .; DW 1 S . 306,7f.: Steine hänt ouch grôze kraft von der glîcheit ,
die die sternen und des himels kraft dar inne würket.
Der geist, von dem S. 74,8ff. die Rede ist, ist der menschliche Geist, dem es an disem liehte ,
d . h . an dem S . 74,3f. genannten „ himmlischen Licht“ ( = dem Licht der obersten Vernunft) nicht
genügt, der vielmehr, vom Licht des göttlichen Geistes wie von einem Magnet in die Höhe gezogen , durch
den Himmel und den Geist, der diesen Himmel umtreibt, d. h . durch den Engel als den Himmelsbeweger,
hindurchdringt bis in den Gipfel und Ursprung, aus dem der (menschliche und Engels-) Geist sei
nen Ursprung nimmt. Ähnliches über das Hinaufgezogenwerden des Geistes : DW 1 S . 394,9ff: Alsó
ist der heilige geist : er erhebet die sêle ûf und underhebet sie und ziuhet sie ûf mit im , und wäre
si bereit, er züge sie in den grunt, dâ er ûzgevlozzen ist. Alsô kumet ez, swenne der heilige geist in
der sêle ist : sô klimmet si ûf, wan er ziuhet sie denne mit im . . . . 396 , 2 : Diu sêle , diu also alliu dinc über
komen hât, die erhebet der heilige geist und underhebet sie mit im in den grunt, då er ûzgevlozzen
ist (sieh auch die dort S. 395 Anm . 1 verzeichneten Parallelstellen ).; Pf. S . 274 ,6ff.: Vernunft , diu ein
lieht ist , kêre ich die von allen dingen die rihte gegen gote, wan denne got âne underlâz ist ûz flie.
75
Predigt 29
(âne zal) enist in der zît der gebrestlicheit. Nieman enhât ein ander wurzeln in der
êwicheit, dâ enist nieman âne zal1. Dirre geist muoz übertreten alle zal und alle menige 232,15
durchbrechen , und er wirt von gote durchbrochen ; und alsó, als er mich durchbrichet,

1 âne zal fehlt PfBT gebrechlikeit BT, ander fehlt Str ,Mai, wurzeln ) wizel,
v . and . Hd. zu wipfel geändert Strz wizel, v. and . Hd . 3 zu Ich geändert, auf d . Rand v .and. Hd. wyllen
Mai 2 @wicheit, ] ewichait das sind die gaist der (in der Maij) ewichait a Dirre ] der
Str ,Mai, 3 durchbrochen ; ] auch d . Mai, och durch brechen Str Bra ,

zendemit genaden , sô wirtmîn vernunft erliuhtet unde vereinetmitminne unde dar inne gotbekennende
unde got minnende, als er in im selber ist . Hie mite werden wir underwîset , wie got ûz fliezende ist
in die vernünftigen créatûre mit dem liehte der gnaden unde wie wir mit unser vernunft nâhen süllen
disem gnêdeclîchen liehte und ûz uns selber gezogen werden und ûfklimmende in ein lieht, daz got
selber ist (sieh Quint S . 750 zu 274,6f., 9 ).; Par. an . S . 38,25ff. – In Z . 4 las Pfeiffer mit BT
disen geist und bezog daswohl auf den voraufgehend genannten geist, der den himel umbetrîbet,während der
menschliche Geist gemeint ist,der Gegenstand der Ausführungen von S . 74,8 – 77,4 ist (sieh Quint S .649 zu
232,11). — Zu Z . 2 vgl. etwa Pf. S. 397,24ff.: Alsô in dem ahten himel, an dem sô vil sterne stênt, ist ein
engel, der den selben himel umbe trîbet, . . . . - Zu 2 . 2f. vgl. Pf. S . 255 ,26ff.: aber der himel loufet
stêteclîche umbe und in sîme loufe bringet er her ûz alle crêatûre ; 75 , 37 ff.. Der himel, dâ diu
sunne unde der mâne unde die sterne ane stânt, wirt berüeret von dem îndrucke irre engel, daz sie
umbeloufent in disem zergenclîchen nû unde gemeinet ir louf daz êwige nû, daz ist alsô kreftic, daz
ir louf daz êwige nû gemeinet, daz alliu dinc dâ von hänt ir leben und ir wesen .; 211,14ff .: Wan
der meister sprichet an dem buoche der nâtûren von dem himel : der himel ist allen dingen, diu under
im sint, ein înfluz des wesendes unde des lebendes. -— Zur Textänderung in Z . 2f. und der Konjektur
Lasson : ( M . E . S . XI) gegenüber Pf. S . 232, 10 sieh Quint S . 649.
Die beiden Sätze S. 75,5 Dirre geist - oben 2 . 2 âne zal. habe ich in meiner Übersetzung S. 290,30f.
als unverständlich und verderbt ausgelassen . Der Text Pfeiffers, der BT folgt, ist denn auch von den
bisherigen Übersetzern unter Abänderung des Wortlautes miſverstanden worden : „ Da erkennt der Geist
jenseits aller Zahl — Zahl giebt es nur in der Welt der Zeit und der Unvollkommenheit !" ( Büttner I
S . 139); „ Da erkennt der Geist ohne Zahl; Zahl gilt ja nur für die Zeitlichkeit, für die gebrechliche
Welt“ (Schulze-Maizier S . 286 ) . Ich habe S . 75 ,5 Dirre - zal, im Anschluß an a konjektural erschlos
sen . S . 75,5 – 77, 1 besagt in interpretierender Übersetzung: „ Dieser Geist (d . h . der menschliche Geist, von
dem im voraufgehenden die Rede ist) versteht nach Zahl ohne Zahl (d . h . er begreift, was er begreift, in
„ zahlloser“ Zahl, d . h . in quantitätsloser, metaphysischer Zahl), und solche Zahl ohne Zahl gibt es in
der Zeit der Unzulänglichkeit (will sagen : in der irdischen Zeit der Vergänglichkeit und Unvollkommen .
heit) nicht. In der Ewigkeit dagegen hat niemand eine andere Wurzel (als eben jene „ zahllose “ , quan
titätslose Zahl), dort ist niemand ohne Zahl. Dieser Geist indessen muß alle Zahl überschreiten und
alle Menge ( = multitudo ) durchbrechen , und er wird von Gott durchbrochen ; und 80 , wie er mich
durchbricht, 80 durchbreche ich ihn wiederum “ . Zur Erhellung und zum Verständnis dieser Aus
führungen können die folgenden Vergleichsstellen dienen , an denen der Begriff der zal âne zal = meta
physische Zahl, die zwar mit multitudo und differentia , nicht aber mit der quantitas eines continuums
vereinbar ist, im Gegensatz zur irdisch -materiellen Zahl deutlich wird , die notwendig mit Quantität
verbunden ist : Sermo X1,2 n . 118, LW 4 S. 112,1ff .: Subicitur tamen caelum numero et continuo,
anima vero coniuncta quodam corpori subicitur quidem numero , sed non continuo, numero , inquam ,
ut est accidens sive quantitas. Anima vero separata numero quidem subicitur, sed ille non est
quantitas, sed entis prima differentia , quomodo et in angelis numerus invenitur. Deus autem ab
omni numero proprie eximitur. und dort Anm . 4; Sermo XLIV n . 436, LW 4 S. 366,10f.: Ubi nota
76
Convescens praecepit eis
alsô durchbriche ich in wider1. Got leitet disen geist in die wüestunge und in die
einicheit sîn selbes, dâ er ein lûter ein ist und in im selben quellende ist. Dirre geist
20 hật kein warumbe, und sölte er dehein warumbe haben , sô müeste diu einichet ir
warumbe haben. Dirre geist stât in einicheit und in vrîheit ?.

1 Vgl. Os. 2 ,14 : . .. et ducam eam in solitudinem . . .

1 dvrh (auf d . Rand v. and . Hd.) brich ich Mai lait (i über d. Zeile ) Brag
wüstenvnge Braq wiestin Maii 2 einicheit ] ewichait a in fehlt Bra, im ] sich PfBTQ
Dirre ] Der StrzMai 3 kein fehlt Bra, dehein fehlt a warumbe,) werung , darüber
V . and . Hd. warumb Mai einicheit ] ewichait a 4 Dirre ) der Str Main einicheit ]
ewichait Str ,Mai, in ? fehlt PfBT

de perfectione angelorum et numero sine numero. ; vgl. auch oben S . 16 Anm . 5 ; DW 1 S . 284,1f.
und dort Anm . 1; Par. an. S . 15 , 15ff .: di meistere sprechin daz der engile menige ist zal pobin zal.
ir menige ist so groz daz si kein zal begrifen inmac. ir zal inmac joch nicht bedocht werdin . der
undirscheit konde genemen one zal und one menige, deme werin hunderit alse ein . . . abir der
undirscheit kan genemen in Gode one zal und one menige, der bekennit daz dri personen sin ein
Got.; vgl. auch Thomas S . theol. I q. 50 a. 3 ad 1: Ad primum ergo dicendum quod in angelis non
est numerus qui est quantitas discreta , causatus ex divisione continui: sed causatus ex distinctione
formarum , prout multitudo est de transcendentibus, ut supra dictum est.; I q. 30 a . 3: Nos autem
dicimus quod termini numerales, secundum quod veniunt in praedicationem divinam , non sumun
tur a numero qui est species quantitatis; quia sic de Deo non dicerentur nisi metaphorice, .. . : sed
sumuntur a multitudine secundum quod est transcendens. Multitudo autem sic accepta hoc modo
se habet ad multa de quibus praedicatur, sicut unum quod convertitur cum ente ad ens. . . .Numerus
autem qui est species quantitatis, ponit quoddam accidens additum supra ens: et similiter unum
quod est principium numeri. . . . ad. 2 : Ad secundum dicendum quod multitudo quae ponit aliquid in
rebus creatis , est species quantitatis ; quae non transumitur in divinam praedicationem ; sed tantum
multitudo transcendens, quae non addit supra ea de quibus dicitur, nisi indivisionem circa singula .
Et talis multitudo dicitur de Deo
i Zu . 76, 2 übertreten vgl. DW 1 S. 179,11. - Zum „ Durchbrechen “ vgl. Langenberg
S . 194 ,35ff.: Een heilich meyster sprict : myn doerbreken is edelre dan myn wtvlieten . Volmaectheit
des geestes en leget niet in den persoenliken worde, dat daer is dat wtgevlaten beelde des geestes .
Mer volmaectheit des geestes is daer an gelegen , dat die geest mitten ewigen beelde doerbreeke
dat persoenlike werck in dat weselike beelde des vaders, dat daer is een oorspronc ende een be
ginnen alre gotliker werken . In desen , dat die geest aldus doerbrict syn ewich beelde, dat daer
steet na persoenliken onderscheide, soe blicket die geest weseliken inden beelde dat ongespraken wort
des hemelschen vaders. . . . 196 , 17ff.: Die got wil begripen inden voncke des geestes, die mot ouer
treden got ende gotheit ende gerecht ende gerechticheit ende alle doechten . Vgl. auch DW 5 S. 324
Anm . 60 ; LW 4 S . 226 Anm . 3 .; Pf. S . 181,13ff .; 284, 11ff.; 258,29ff.
2 Zu Z . 1f. vgl. DW 5 S . 46,14ff. ( BgT ) : 'Ich ', sprichet der vater, 'sol sie leiten in ein eineede
und då sprechen ze irm herzen '. Herze ze herzen , ein in einem minnet got. Allez, daz dem vremde
und verre ist, daz hazzet got. Ze ein locket und ziuhet got.; DW 1 S. 171,14f.; Pf. S . 153, 16ff.: Dâ
von sprichet unser herre ‘ ich wil mîne brût füeren in die wüestunge unde wil dâ zuo ir herze sprechen ',
daz ist : in die einde von allen crêatûren .; vgl. auch oben S. 68 Anm . 2 ; Tauler S . 406 ,9ff.: Nu sint
ander lúte die dis vinsternisse diser blintheit hant gelossen zůmole , und hant sich gekert von in selber
und von allen dingen in daz gewore lieht, und sint insinckende und insmeltzende in iren ursprung
in eime innewendigen stillen swigende alle irre krefte , und werffende sich in das vinsternisse der
Predigt 29
Nû sprechent die meistert, daz der wille alsô vrî sî, daz in nieman betwingen
mac dan got aleine. Got enbetwinget den willen niht, er setzet in in vrîheit , alsô daz
er niht anders enwil, dan daz got selber ist und daz diu vrîheit selber ist. Und der 232,25
geist enmac niht anders wellen , dan daz got wil, und daz enist niht sîn unvrîheit, ez
5 ist sín eigen vrîheita.

1 der ] dirre PfBT Brag in fehlt BT. lf. mac betwingen denne alleine
got PfBT bezwüngen müg Mai 2 Got] got der a willen ] menschen getilgt,
darüber v. and. Hd. willen Mai, in fehlt Stro 3 selber bis ist.] wil Braz
und bis ist. fehlt Str Maiz (Hom .) 4 dan bis wil, fehlt a daz? ] diß a

gåttelichen wüstenunge, das da ist über alle verstentnisse; und in dem erswingent sú sich also
verre das sú underscheit verliesent in der einikeit , und verliesent sich selber und alle ding, und
enwissent zůmole nút danne umb ein blossen einvaltigen Got, in den sint sú versuncken . — Zu Z . 3
kein warumbe vgl. oben S. 59 Anm . 3 ; Sermo IV n . 21, LW 4 S. 22,12: . . . quia deus, et per conse
quens homo divinus, non agit propter cur aut quare ( sieh die dort Anm . 5 verzeichneten Parallel
stellen ).; oben S. 27 Anm . 1.
1 Vgl. Thomas S. theol. I q. 105 a. 4: (Utrum deus possitmovere voluntatem creatam )... ad 1:
Ad primum ergo dicendum quod illud quod movetur ab altero dicitur cogi, si moveatur contra
inclinationem propriam : sed si moveatur ab alio quod sibi dat propriam inclinationem , non dicitur
cogi; sicut grave, cum movetur deorsum a generante, non cogitur. Sic igitur deus,movendo volun
tatem , non cogit ipsam : quia dat ei eius propriam inclinationem . ; I II q. 10 a . 4 ad 1: Ad primum
ergo dicendum quod voluntas divina non solum se extendit ut aliquid fiat per rem quam movet,
sed ut etiam eo modo fiat quo congruit naturae ipsius. Et ideo magis repugnaret divinae motioni,
sivoluntas ex necessitatemoveretur, quod suae naturae non competit ; quam si moveretur libere, prout
competit suae naturae. — In 2 . 1 habe ich schon in meiner Übersetzung S . 291,6 ( sieh auch S. 497)
der wille aus StrzMai¡ übernommen , während Pfeiffer S. 232,22 mit BT (und Braz) dirre w . bot.
Das Demonstrativum ist fehl am Platze, da vom Willen im voraufgehenden nicht die Rede ist und im
folgenden ganz allgemein vom menschlichen Willen und seiner Freiheit gehandelt wird. BT und Brag
haben sich zum Demonstrativum wohl unabhängig voneinander durch das mehrfach im voraufgehenden
vorkommende dirre (geist , sieh S. 75 ,5; 76 ,2 ; 77, 2,4 ) verleiten lassen .
2 Zum Thema „ Freiheit des Willens" vgl. etwa DW 1 S. 94,2f.: Die wile der wille stât un
berüeret von allen creatüren und von aller geschaffenheit, so ist der wille vrî. . . . swenne sich dirre
wille kêret von im selber und von aller geschaffenheit einen ougenblik wider in sînen ersten ursprunc,
dâ stât der wille in sîner rehten vrien art und ist vrî,. . . ; DW 5 S . 289,2ff. (RdU ) : Der mensche hât
einen vrîen willen , dâ mite er gekiesen mac guot und übel,. .. Der mensche sol sîn vrî und ein
herre aller sîner werke und unzerstoret und ungetwungen . ; oben S . 62,3ff .: der gerehte mensche
endienet weder gote noch den creatûren , wan er ist vrî; und ie er der gerehticheit næher ist, ie mê
er diu vrîheit selber ist und ie mê er diu vriheit ist (sieh auch dort Anm . 3) . — Zum Einswerden des
Willens mit dem göttlichen Willen vgl. unten s . 99, 1ff. und dort Anm . 1; DW 1 S . 200, 14. ff.: Der
mensche, der nû alsô stât in dem willen gotes, der enwil niht anders, dan daz got ist und daz gotes
wille ist. und S . 201 Anm . 1.; DW 5 S. 227,5ff. ( RdU ) : Dazwære aleine ein volkomener und ein wärer
wille , daz man ganz wäre getreten in gotes willen und wære âne eigenen willen ; 225 ,6 ff. ( RdU ) : Vil
liute sprechent : wir hân guoten willen , sie enhânt aber niht gotes willen ; sie wellent haben irn
willen und wellent unsern herren leren , daz er tuo alsô und alsô . Daz enist niht ein guoter wille.
Man sol an gote suochen sînen aller liebesten willen . ; sieh auch die zugehörige Anm . 144 S . 334
sowie S. 330 Anm . 109; DW 1 s. 64,3ff. und dort Anm . 2; 62,5ff.; Pf. S. 214,35ff.: Alsô ist er
78
Convescens praecepit eis

Nû sprechent etlîche menschen ?: ,hân ich got und gotes minne, sô mac ich wol
tuon allez , daz ich wil'. Diz wort verstânt sie unrehte. Die wîle dû dehein dinc vermaht,
30 daz wider got ist und wider sîniu gebot, sô enhâst dû gotes minne niht ; dû maht die
werlt wol betriegen , als habest dû sie 2. Der mensche, der dâ stât in gotes willen und
in gotes minne, dem ist lustlich alliu dinc ze tuonne, diu gote liep sint, und alliu dinc 5
ze lâzenne, diu wider got sint; und im ist als unmügelich dehein dinc zu lâzenne, daz
35 got geworht wil haben , als dehein dinc zu tuonne, daz wider got ist3; rehte als dem
sîniu bein gebunden wären , als unmügelich dem wäre ze gânne, als unmügelich wäre
dem menschen , deheine untugent ze tuonne, der in gotes willen ist. Ez sprach einer :
hæte got geboten untugent ze würkenne und tugent ze mîdenne, dannoch envermöhte 10
40 ich niht, daz ich untugent tæte“. Wan nieman enminnet die tugent, dan der diu

1 ich got und ] ich nu got von a 2 allez, daz ] was a Diz ] das a kein ding auf d .
Rand v . and . Hd, nachgetr. Mai, 3 daz ) waz Mai und bis gebot, fehlt a sîniu ) sîn Pf
4 betriegen , ] triegen als bis sie . fehlt a 5 lustig Brag zo tůnde alle ding a dinc ]
die Brag 6 und bis 7 ist; fehlt a 6 ist im BT 8 als1 bis gânne, fehlt Mai,
(Hom .) 9 Ez spr. einer : ] Der wissag sprichet a 10 got bis würkenne ) got vntugent
geboten zetůn a uermeiden StrgMai dannoch ] noch denna 11 der] der
der Brag

(scil. Gott ) ouch in disem lebenne in der sêle als ein beweger (der ) vrîheit unsers willen zuo im selber
unde zuo allen guoten werken ,. . . ( = Pf. S. 397,11f.) ; 379, 1 ff.: Got der machet ze dem andern
mâle die sêle vri von aller eigenschaft mit der ewigen vriheit, diu got selber ist . Diu sêle enruowet
niht, si breche sich ûz allem deme, daz got niht enist, unde kome in eine götlîche vrîheit, då si der
götlicher vrîheit gebrûche âne hindernisse.; 509,35ff.: Wan got die sêle in ir selbes vrîheit hât
gesat also , daz er über irn vrîen willen niemer niht ir wil getuon noch er enwil von ir niemer niht
gemuoten , des si niht enwil, dar umbe, swaz diu sêle erwelt in disem lîbe mit irm vrîen willen , dar
ûf mac si wol bestân . ; 146 ,38ff.
1 Karrer ( M . E . S . 257 Anm . 531) sagt zu der vorliegenden Stelle: „ Anspielung auf das augu
stinische: 'Liebe, und tue was du willst !' ( In Joh . ep. 7 ,8 ) Gemeint sind hier die 'Brüder und
Schwestern vom freien Geist .“
? 2 . 4 als habest dû sie habe ich mit Pfeiffer aus BT übernommen ,wiewohl es in a und Bag ( sieh
oben S . 70 ) fehlt. Es ist allerdings zum Verständnis des Textes nicht unbedingt erforderlich .
3 Z . 6 und — 7 ist ; fehlt a , steht dagegen , wenngleich von BT leicht abweichend, auch in Bag und
scheint mir durch Abgleiten in der Vorlage von a verlorengegangen zu sein . — Zu Z . 4ff. vgl. Pf.
S . 230, 29 ff.: Ez enwart nie kein dinc lihter eime menschen denne der sêle, diu gotes genade hât,
ze lâzenne alliu dinc. Ich spriche mê: ez enwart ouch nie keime menschen kein dinc lustlîcher ze
tuonne denne der sêle , diu gotes genade hât, alliu dinc ze lâzenne ; enkein crêatûre mac ir geschaden
(sieh Quint S . 644 zu 230,29ff.).
4 Z .9ff. habe ich als Zitat nicht nachweisen können . Vgl. etwa Thomas S. theol. I II q. 54
a . 3 : Sicut actus virtutum naturae humanae conveniunt, eo quod sunt secundum rationem : actus
vero vitiorum , cum sint contra rationem , a natura humana discordant.; ähnlich Pf. S. 159, 13f.:
Jâ unt stüende diu helle an dem wege der gerehtikeit , ir wörhtet die gerehtikeit,. .. ; DW 1 S. 103,1ff.:
Den gerehten menschen den ist also ernst ze der gerehticheit, wäre, daz got niht gereht wære, sie
enahteten eine bône niht ûf got und stânt alsô vaste in der gerehticheit und sint ir selbes alsô gar
ûzgegangen , daz sie niht enahtent pîne der helle noch vröude des himelrîches noch keines dinges.
und die dort Anm . 1 verzeichneten Parallelen .
79
Predigt 29
tugent selber ist. Der mensche, der sich selben und alliu dinc gelâzen hat, der des
sînen niht ensuochet an deheinen dingen und würket alliu sîniu werk âne warumbe
und von minne, der mensche ist tôt aller der werlt und lebet in gote und got in im1.
Nû sprechent etlîche liute : ,ir saget uns schone rede, und wir enwerden des niht 233,5
5 gewar'2. Daz selbe klage ouch ich . Diz wesen 3 ist alsô edel und alsô gemeine, daz dû
1
ez niht endarft koufen umbe einen haller noch umbe einen helbelinca. Habe

I selber fehlt Str,Mai der> ] vnd der a 2 nihtes PfBT


DT ensuochet ) fürch
tet Mai âne bis 3 und fehlt Braq 2 âne ) sunder Str,Mai, darumb Mai3 und "] vnd
würcket alle seine werck StrgMai von ] sunder von Mai all StrzMai 5 Daz
bis ich.) das klag ich auch das selbe BT, des selb klag ich doch auch BT Daz selbe ]
Des (sieh Pf. S. 687) selben Pf des selb Maii wesen ] wizzen PfBT alsól] alles BT,
6 umbe ? ] noch u . Pf nur u . BT helbelinc.) schiling Brag

1 Zu S. 79,11 ff. vgl. DW 1 S. 167,3ff.: Nû ist dem menschen gar reht, der in tugenden lebet,
wan ich sprach vor aht tagen , daz die tugende wären in gotes herzen . Der in tugent lebet und in
tugent würket, dem ist gar reht. Der des sînen niht ensuochet an keinen dingen weder an gote noch
an creatûren , der wonet in gote und got wonet in im . Dem menschen ist lustlich alliu dinc ze lâzenne
und ze versmæhenne, und dem ist lustlich alliu dinc ze volbringenne ûf ir aller hoehstez. Ez sprichet
sant Johannes: 'deus caritas est', 'got ist diu minne', und diu minne ist got, ‘und wer in derminne
wonet, der wonet in gote und got wonet in im ' (sieh dort Anm . 3) .; 9,4ff.: Alsô tuot ouch dirre
mensche, der mit gote vereinet ist; der stât ouch ledic und vrî in allen sînen werken und würket
sie aleine gote ze êren und ensuochet des sînen niht, und got der würket ez in im . ; In Ioh . n . 68,
LW 3 S . 56 ,7ff .: Moraliter notandum quod opus virtutis semper est et fit in virtute. Nemo enim
extra iustitiam iuste operatur. Sic opus divinum et bonum nullus operatur nisi in deo , Eccli. 24 :
'qui operantur in me, non peccabunt'; Psalmus: 'in deo faciemus virtutem '; Ioh. 3 dicitur de viro
iusto quod 'opera eius' 'in deo sunt' ; . . . Vis ergo scire, si opus tuum sit opus virtutis , sit opus
divinum : vide si factum sit in deo . In deo autem factum est , si sis in caritate , Iohannes: 'quimanet
in caritate , in deo manet'. Adhuc secundo, vis scire, si opus tuum factum sit in deo : vide si opus
tuum sit vivum . . . . Vivum autem opus est, quod extra deum et praeter deum non habet movens
nec finem ( sieh auch die dort S. 57 Anm . 1 aufgeführten Parallelen ).; DW 1 S . 80,20ff. und dort
Anm . 8 ; DW 5 S . 43,20ff. ( BgT) und S. 92 Anm . 152; oben S . 59,6f. und dort Anm . 3. — Zu
2 . 3 tôt aller der werlt vgl. unten S. 89,4ff.; DW 1 S . 201,9.ff.: Der mensche, der alsô stât in gotes
minne, der sol sîn selbes tôt sîn und allen geschaffenen dingen , . . . Dirre mensche muoz sich selben
gelêzen hân und alle dise werlt ( = RS. S II 4 art. 11 A [ Théry S . 181] Proc. Col. I n . 65 und
RS. II art. 20 ( Théry S . 225 ) Proc. Col. II n . 47, sieh DW 1 S . 202 Anm . 1 ) .; 128,1f.: Daz dritte ,
daz wir uns halten , als ob wir tôt sîn , daz uns niht berüere weder liep noch leit.; 135,4 : Man sol
grunttôt sîn , daz uns berüere weder liep noch leit.; Pf. S . 106 ,37f.: Wie sol der mensche sîn , der
got schowen sol ? Er sol tôt sîn .. . . Nû sprichet sant Gregorius: der ist tôt, der der werlte tôt ist. . . .
Seirbetman didme*
Stirbet man dirre werlte, man stirbet gote niht.; 189,27 ; DW 5 S. 74 Anm . 54.; 411,6ff. (VAB ) und
S . 445 Anm . 41; Sermo XXII n. 213, LW 4 S. 198,13f.: Tertio li 'ego' non exprimitur, quia debemus
mori mundo, nobis, abnegare nos ipsos . . . (sieh auch dort S. 199 Anm . 1 ).
2 Vgl. DW 5 S. 269,8f. (RdU ) : Nû möhtest dû sprechen : wie mac diz gesîn ? Nû enpfinde ich
nihtes niht!; Par. an . S. 18 ,5.
3 Die Lesart wizzen , die Pfeiffer aus BT entnahm , ist sinnlos. Diz wesen = „ Dieses Sein " ,
scil. das Für-alle -Welt- Totsein und das Leben -in -Gott, von denen im voraufgehenden die Rede war .
- Übersetzung: „ Dieses Sein ist so edel und (doch ) so allgemein ( erreichbar), daß du es nicht zu
kaufen brauchst um einen Heller oder um einen halben Pfennig “ .
80
Convescens praecepit eis
aleine eine rehte meinunge und einen vrîen willen , sô hâst dû ez. Der mensche, der
10 alsô alliu dinc gelâzen hât an dem nidersten und dâ sie toetlich sint, der nimet sie
wider in gote, dâ sie wârheit sint. Allez , daz hie tôt ist ,daz ist dâ lebende, und allez, daz
hie grop ist, daz ist dâ geist in gote1. Ze glîcher wîs, als der reinez wazzer güzze in ein
reine vaz, daz zemâle lûter und reine wäre , und lieze daz in einer stille , und hüebe danne 5
15 ein mensche sîn antlütze dar über , er sæhe ez an dem bodem , als ez an im selben wäre.
Daz ist dâ von , wan daz wazzer lûter und reine und stille ist . Alsô ist allen den men
schen , die dâ stânt in vrîheit und in einicheit in in selben ; und nement sie got in dem
vride und in der ruowe, sô suln sie in ouch nemen in dem unvride und in der unruowe,
sô ist im zemâle reht; mêr : nement sie in minner in dem unvride und in der unruowe dan 10

1 hâst ] behaltest PfBT 2 het Brag a n ] in Mai jnerosten Mai, siel] sin
Braz sich Mai nimet ] minet Braz nimet korr. aus mynet Str , mynet Mai, 3 leben PfBT
und fehlt a 4 dâ fehlt a als fehlt a der gússi (der da gussett Bra ,) rain wasser a
5 rain vnd lauter Maii und lieze daz fehlt a hüebe ] hếte PfBT hülti Stra
hielte Mai, 6 antlüt Strz antlücz Maii dar über,] dar zů vnd dar über Str Maii
er ] es Str,Maim e z bis bodem , ] sich selber (selber fehlt Bra,) in dem grunde a 7 wan ]
daz PfBT rain vnd lauter Maii reine und fehlt PfBT ist. Alsô ] ist vnd
jn ainikait also Mai, (abgegl.) 8 und in einicheit fehlt Mai (Hom .) und
fehlt PfBT sie fehlt PfBT dem ] den Mai, 9 die rewe Maii sô ]
und alsô PfBT suln ) sind Maii in dem fehlt Maię den vnfrid Braz dē vndfride Strg
vnfride (i radiert u . geändert zu 8 ) Mai dem fehlt PfBT der fehlt PfBT
10 zemâle ) gar a niement Strz mynnent Mai; in '] got a in der vnrůwe
vnd in dem (den Maij) vnfrid (vn v . and . Hd. nachgetr . Mai) StrzMai dem fehlt PfBT
in der fehlt Braz der fehlt PfBT dan bis 82,1 vride, fehlt PfBTMaii (Hom .)

i Zu Z . 1 ff. vgl. DW 1 S. 263,9ff .: Und diz mac man wærlîche sprechen von einer ieglîchen
guoten , heiligen sêle , diu dâ hât gelâzen alliu dinc und nimet sie dâ, dâ sie êwic sint. Swer diu dinc
læzet, als sie zuoval sint, der besitzet sie , dâ sie ein lûter wesen sint und êwic sint (sieh auch S . 264
Anm . 1 ).; DW 1 S . 134, 10ff.: Ez muoz gar ein kreftic leben sîn , in dem totiu dinc lebende werdent,
in dem joch der tôt ein leben wirt. Gote dem enstirbet niht: alliu dinc lebent in im .; In Gen . I
n . 139, LW 1 S . 292,6ff.: Deo enim nihil praeterit, nihil moritur nec quidquam in nihilum redigitur.
Quod semel est aliquid , hoc nunquam est nihil. 'Omnia enim illi vivunt', Matth. 22.
2 Derselbe Vergleich findet sich Pf. S . 150, 28ff.: Der über ein wazzer stüende die wîle ez flüzze ,
der ensêhe ouch sîns bildes niht. Stüende ez ouch unde wêre ez trüebe, man sêhe ouch sich niht.
Aber wêre ez lûter und irgen gesament in eine stille , daz ez widerslac möhte haben , sô sêhe man sîn
bilde denne.; Par. an . S . 130 ,29 ff .: . . . alse man mirkin mac bi glichime: ginge ich uber ein wazzir
und were ez gemengit und trube, so inmochte ich min antlitze dar inne nicht gesehin durch daz
unglichnisse.; Sievers ZfdA 15 S . 432,69 ff. – Entgegen meiner Textänderung in Quint S . 649 zu
233,13 habe ich 2 . 5 und lieze daz mit BT (Pf) wieder in den Text eingesetzt,weil ich es im Zusammenhang
für kaum entbehrlich halte. Übersetzung: „ Ganz 80,wie wenn einer in ein reines Gefäß , dasvöllig lauter und
rein wäre, reines Wasser gösse und es ( scil. das Gefäß mit dem Wasser ) still hielte und dann ein Mensch
sein Antlitz darüber beugte (hielte ), 80 sähe er es am Boden ganz so , wie es an sich selbst ist“ .
6 Edhart, D 2 81
Predigt 29
in der ruowe und in dem vride, sô ist im unreht ?. Sant Augustînus sprichet: 233,20
swen des tages verdriuzet und im diu zît lanc ist, der kêre sich in got, dâ kein lancheit
enist, dâ alliu dinc inne geruowic sint. Swer dâ minnet die gerehticheit , der wirt be
griffen von der gerehticheit, und er wirt diu gerehticheit3.

1 und ] ald Bra , dem ] den Bra, 2 Wem BT der tag Bra Mai, der tage Str,
lancheit ] lengi a 3 dâ bis inne ) da im allew ding a sint.] ist Mai, 4 und bis
gerehticheit. fehlt a (Hom .) gerehticheit.] sterke PfBT

i zu S. 81,7 ff. vgl. DW 5 S. 193,5ff. ( RdU ) : Die liute , die vride suochent in ûzwendigen
dingen , ez sî an steten oder an wîsen oder an liuten oder an werken oder daz ellende oder diu armuot
oder småcheit, swie grôz diu sî oder swaz daz sî, daz ist dennoch allez nihtes noch engibet keinen
vride. Sie suochent alles unrehte, die alsô suochent . . .; 201,3ff. ( RdU ) : Wem reht ist, in der wâr.
heit, dem ist in allen steten und bî allen liuten reht. Wem aber unreht ist , dem ist unreht in allen
steten und bî allen liuten . Wem aber reht ist, der hât got in der wärheit bî im . Wer aber got rehte
in der warheit hât, der hât in in allen steten und in der strâze und bî allen liuten als wol als in der
kirchen oder in der einæde oder in der zellen ; ob er in anders rehte hat und ob er in aleine hât , den
menschen enmac nieman gehindern (vgl. auch die S. 320 Anm . 40 zur Stelle aufgeführten Parallelen ).;
Pf. S . 221,36ff.: Daz ein mensche ein ruowic oder rastlich leben in gote hât, daz ist guot; daz der
mensche ein pînlich leben hât mit gedult , daz ist bezzer; aber daz man denne rast habe in pîn
lîchem lebenne, daz ist daz allerbeste . Ein mensche gê ûf dem velde unde spreche sîn gebet unde
bekenne got, oder er sî in der kirchen unde bekenne got : bekennet er got mêr dar umbe, daz er in
einer rastlîchen stat ist , daz kumt von sîner gebrestlicheit, niht von gotes wegen, want got ist ge
lîch in allen dingen und in allen steten und ist bereit gelîch sich ze gebenne sô verre ez an im ist ,
unde der bekande got rehte, der in gelîch bekande.; DW 5 S. 203,1ff. ( RdU ); In Ioh. n . 604:
Rogamus ergo, ut nobis voluntas dei sic placeat, sic sapiat in adversis, in tristibus, sicut in laetis
et prosperis, in minimis sicut in maximis, . . . . - Zur Textänderung S . 81, 8 ff. gegenüber Pf.
S. 233,17f. und 19f. sieh Quint S. 649f.
2 Vgl. Augustinus En. in Ps. 36 Sermo 1 n . 3 , PL 36 , 357: Quod tibi longum videtur, cito est
Deo : subjunge te Deo, et tibi cito erit . Eckhart zitiert dieselbe Augustinusstelle In Sap. n. 164, LW 2
S . 499,4 ff.: Quarta ratio est, quia vetus est quod longe vel diu est a principio . Ipsi autem deo , ipsi esse,
non est quidquam longe praeter ipsum nihil. Quid autem tam prope ipsi esse quod est deus quam ens ?
Psalmus: 'prope es, domine'.. .. Et hoc est quod Act. 17 dicitur: non enim 'longe est ab unoquoque
nostrum ; in ipso enim vivimus, movemur et sumus'. Augustinus super Psalmo 36 : » quod tibi
longum videtur, cito est deo ; subiungere deo , et tibi cito erit« . Et super illo verbo : 'accelera , ut
eruas me' dicit : » quod est tibi tardum , in oculis dei breve esta. Et super illo 'pusillum , et non erit
peccator' ait : »cito erit quod tibi diu est... .«.; DW 5 S . 11,23ff. ( BgT ) : Sant Augustînus sprichet :
gote enist niht verre noch lanc. Wiltû , daz dir niht verre noch lanc ensi, sô vüege dich ze gote, wan
dâ sint tûsent jâr als der tac hiute.; sieh S .67 Anm . 15 und die dort verzeichneten deutschen und
lateinischen Parallelstellen, insbesondere Sermo VI,2 n .61, LW 4 S. 59, 16ff.: Quin immo hoc est
ex maxima dei perfectione: tum quia sine ipso nulla creatura potest subsistere quantumlibet
elongata , tum quia nullum cadit medium inter ipsum et creaturam quamlibet, tum etiam quia vel
nihil (non ) distat ab ipso . ; sieh auch Pf. S. 223, 30: got ist uns nâhe, aber wir sîn im verre; DW 5
S . 249,9ff. ( RdU ) und S. 346 Anm . 258 zur Stelle.
3 2 . 3 Swer — 4 gerehticheit. findet sich teilweise wörtlich oben S. 62,1 ff.: Alsô sprach ich
einest hie — des enist niht lanc - : swer dâ minnet die gerehticheit , des underwindet sich diu gereh
ticheit und wirt begriffen von der gerehticheit, und er ist diu gerehticheit . Wie ich S . 62
Anm . 1 zur Stelle angemerkt habe, dürfte sich der Rv. auf die vorliegende Textstelle beziehen . — 2 . 4
und - gerehticheit . fehlt a. Der Vergleich mit oben S . 62,2 zeigt, daß hinter Z . 4 gerehticheit,
82
Convescens praecepit eis

25 Nû sprach unser herre : 'ich enhân iuch niht knehte geheizen , ich hân iuch vriunde
geheizen , wan der kneht enweiz niht, waz sîn herre wil . Ouch möhte mîn vriunt
wizzen , daz ich niht enweste, enwölte er ez mir niht offenbaren . Aber unser herre sprach :
'allez , daz ich von mînem vater gehæret hân, daz hân ich iu geoffenbâret'l. Nû wun
30 dert mich von etlîchen pfaffen, die wol gelêret sint und grôze pfaffen ? Wellent sîn , daz 5
sie sich alsô schiere lâzent genüegen und lâzent sich beteren und nement daz wort,
daz unser herre sprach : ‘allez, daz ich gehæret hân von mînem vater, daz hân ich iu
kunt getân' – daz wellent sie alsô verstân und sprechent alsô , er habe uns geoffen
bâret ûf dem wege3, als vil uns nôtdürftic wäre ze unser êwiger sælicheit . Des enhalte

1f.; 4 ; 7f. Ioh . 15 ,15 : Iam non dicam vos servos: quia servus nescit quid faciat dominus
eius. Vos autem dixi amicos: quia omnia quaecumque audivi a Patre meo, nota feci vobis., vgl. auch
unten S . 84 ,4f.

1 ichạ] me ich Str,Mai, 2 sîn ] der a 3 niht? fehlt Mai, enwölte


bis niht” ] und er wölte mirz niht PfBT vnd wolt es (ers, s v. and . Hd . nachgetr . Str , er Maij)
mir ( v. and. Hd. über d . Zeile Mai ) nit Bra StrzMain sprichet StrzMai 5 wol fehlt a
sint ] wend seina sîn wellent, Pf 6 genüegen bis sich ? fehlt a 7 sprichet Str Mai;
8 alsó , fehlt Mai 9 den wege Strg den weg Brag wære ] soy a ewiger fehlt
PfBT Des] Daz PfBTv

durch und angeschlossen , noch ein kurzer Satz folgte, wie in BT. Der BT- Text und er wirt diu sterke
scheint mir allerdings weniger überzeugend als die Entsprechung oben S . 62,2f.: und er ist diu
gerehticheit .; Lasson ( M . E . S . XI zu 233,23) konjizierte ansprechend : und er wirt selber diu
gerehtekeit, wozu Peters ( S . 200 Anm . 398 ) vermerkt: „ Die obige Konjektur Lassons dürfte aber
dem Sinn mehr entsprechen .“ Ich habe mich dabei begnügt, sterke durch gerehticheit zu ersetzen .
Vgl. auch In Ioh . n .643: . . .servus nescit quid faciat dominus eius; amicus autem scit, et sibi patent
omnia quae facit amicus eius. Verbi gratia, dicamus sub exemplo : amicus iustitiae est qui amat
an der Wesen ; DW 13. 79,1797. die gerehtichoit minstus non
iustitiam , et hinc est quod iustus est ; qui enim iustus non est, amicus non est iustitiae nec ipsam
amat.; DW 1 S . 104 ,5f.: Swer die gerehticheit minnet, der ståt sô vaste dar ûf, swaz er minnet, daz
ist sîn wesen ; DWI S . 79 ,11 ff. : . . . als S . Augustinus spricht: waz der mensch liebhat, daz wirt er
in der liebe ( = In epist. Ioh. ad Parthos, tr . 2 n . 14 , PL 35 ,1997) .; sieh auch die dort Anm . 3 ver
zeichneten Parallelstellen , zumal Thomas In Sent. III d. 27 q . 1 a . 1: .. . per amorem amans fit unum
cum amato, . . . ; Pf. S . 86 ,28ff.; 199,4ff.; Sermo LV n . 552, LW 4 S . 462,12ff.; Par. an . S. 16 ,20ff.
Zu Z . 1ff. vgl. oben S. 50,6f. und dort Anm . 4, wo auf DW 1 S . 112 ,4f. verwiesen ist; Jostes
S . 97,1ff.; DW 1 S. 163, 16ff.: Nû sprichet unser herre vil næher dan sant Paulus : ' ich enhân iuch
niht knehte geheizen , ich hân iuch mîne vriunde geheizen '. 'Der kneht enweiz niht sînes herren
willen ', aber der vriunt weiz allez, daz sîn vriunt weiz. 'Allez, daz ich von mînem vater gehæret
hân , daz hân ich iu kunt getân ', . .. (Dort S . 164 Anm . 1 ist auf In Ioh . n . 634ff. verwiesen , wo die
Johannesstelle ausführlich behandelt ist. ) - Zu Z . 2f. vgl. In Ioh . n . 635 : Secundo, quia nec amicus scit,
quid faciat amicus eius, nisi ipsi reveletur ab illo . Zur Textänderung in 2 . 3 sieh Quint S . 650
zu 233, 26 f.
? Zu grôze pfaffen vgl. DW 1 S . 381, 3 und dort Anm . 2 sowie unten S . 88,6 ; 102, 8 und oben
S . 66 ,5f. ; Pf. S . 257,20f.
3 2 . 9 ûf dem wege = in via = „ hier auf Erden “ , „ auf dem Wege“ zum ewigen Heil. Lasson
( M . E . S . XI zu 233, 33 ) schlug vor zu lesen : geoffenbâret als vil uns notdürftic wêre ûf dem wege zuo
unser sêlikeit. Wiewohl diese Umstellung einleuchtet, habe ich ûf dem wege mit BT und a hinter
geoffenbâret stehen lassen . Der Sinn der Stelle ist in beiden Fällen der gleiche: ,,.. .er habe uns geoffen
bart, soviel uns 'auf dem Wege' not tue zu unserer ewigen Seligkeit“ .

83
Predigt 29
ich niht, daz ez alsó ze verstânne sîl, wan ez enist kein wârheit. War umbe ist got 233,35
mensche worden ? Dar umbe, daz ich got geborn würde der selbe 2. Dar umbe ist got
gestorben , daz ich sterbe aller der werlt und allen geschaffenen dingen . Man sol daz
wort alsó verstân , daz unser herre sprach : 'allez, daz ich gehæret hân von mînem
5 vater, daz hân ich iu geoffenbâret '. Waz hæret der sun von sînem vater ? Der vater 40
enkan niht dan gebern , der sun enkan niht dan geborn werden . Allez, daz der vater hât
und daz er ist , die abgründicheit götlîches wesens und götlîcher natûre , daz gebirt
er zemâle in sînem eingebornen sune. Daz hæret der sun von dem vater, daz hât er
uns geoffenbâret, daz wir der selbe sun sîn . Allez, daz der sun hât, daz hât er von 234,5
10 sînem vater, wesen und natûre , daz wir der selbe eingeborne sun sîn “. Nieman enhất
den heiligen geist, er ensî denne der eingeborne sun . Der vater und der sun die geistent
den heiligen geist, dâ der heilige geist gegeistet wirt, wan daz ist wesenlich und geist
4f. Sieh oben S. 83,1f., 4, 7f.
1 daz bis sî, fehlt PfBT k .wahrh . ist Mai War umbe] dar vmb a 2 Dar umbe, fehlt a
der selbe ) getilgt Str , der sele Mai Dar umbe fehlt Brag 3 daz ich sterbe] vf das sterben a
4 sprichet StrzMai 4f. von mînem vater , fehlt Pf 5 geoffnet a 6 nihta] nichts BT
8 sinē Bra ainhornen Strz 9 der fehlt Brag hật, ] hat v . and . Hd. über d . Zeile Str ,
hât? fehlt Bra, 10 vater, fehlt Str Mai; eingeborne fehlt a 11 ainborn Strz die ] vnd die Mai,
12 då ) unde dâ PfBT) geista fehlt Braz wirt , ] ist Maiq wirt in dem (im BTp) menschen , dâ
belîbet er in (in fehlt BT ) im , PfBTH daz ] der PfBT 12 f. gaistlichen Mai,

1 Ähnliche Zurückweisung falscher Meinung: Pf. S. 71,30f.: Unt daz widerspriche ich , meister
Eckehart, zemâle und spriche alsô .
2 Zu Z . 1f. vgl. unten S . 98,5ff. sowie S . 96,7 ff. und die dort Anm . 2 verzeichneten Text
parallelen zum Thema der Sohnsgeburt; In Ioh. n . 106 , LW 3 S . 90,11f. : Primo, quod fructus
incarnationis Christi, filii dei, primus est quod homo sit per gratiam adoptionis quod ipse est
per naturam , .. .; n . 117, S. 101, 12 ff: Secundo notandum quod, sicut supra dictum est, primus
fructus incarnationis verbi, quod est filius dei naturaliter, est ut nos simus filii dei per adop
tionem . Parum enim mihi esset verbum caro factum pro homine in Christo , supposito illo a me
distincto, nisi et in me personaliter, ut et ego essem filius dei.; n . 288, S. 240,12ff.; Par.an . S . 9 ,11ff.:
Di innewendige geburt Godis an der sele ist ein follinbrengunge allir ire selikeit, und di selikeit fru
mit ir me dan daz unsir herre mensche wart in unsir frowin sente Merien libe, .. . waz Got ie
geworchte oder geteit durch den menschin , daz inhulfin nicht alse umme eine bonen , her inworde
forenit mit Gode an einer geistlichin foreinunge, da Got geborin wirdit in der sele und di sele ge
borin wirdit in Gode, und hirumme hait Got alle sine werc geworcht. Vgl. auch Koch Cusanus
Texte I S. 134 , 18ff. : Unde sicut Filius Dei denuo natus factus est filius hominis virtute altissimi,
sic filius hominis denuo natus virtute altissimi fit filius Dei ( sieh die Anm . dazu ).
3 Zu 2 . 3 vgl. oben S . 80, 3 und dort Anm . 1 gegen Schluß .
4 Zu Z . 4 ff. vgl. oben S . 53,4f.: Nû sprichet er : 'daz ich gehæret hân '. Des vaters sprechen
ist sîn gebern, des sunes hæren ist sîn geborn werden .; vgl. auch diedort Anm . 3 aufgeführte Stelle In Ioh .
n . 641; ferner DW 1 S . 193,8ff.: Allez daz, daz der êwige vater lêret, daz ist sîn wesen und sîn natûre
und alliu sîn gotheit, daz offenbåret er uns alzemâle in sînem eingebornen sune und lêret uns, daz wir
der selbe sun sîn . und dort Anm . 4 ; 217,2ff.: Unser name ist, daz wir suln geborn sîn , und des vaters
name ist gebern , . . . . — Zu 2 .5ff. vgl. Pf. S . 291, 16ff. — Zu Z .6ff. vgl. oben S . 68, 1ff.: Hier ûz drücket
im got, der êwige vater, die vüllede und den abgrunt aller sîner gotheit. Daz gebirt er hie in sînem
eingebornen sune und daz wir der selbe sun sîn , und sîn gebern daz ist sîn inneblîben , und sîn inne
blîben ist sîn ûzgebern .
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Convescens praecepit eis
10 lich 1. Dû maht wol enpfâhen die gâbe des heiligen geistes oder die glîchnisse des
heiligen geistes, aber ez enblîbet dir niht, ez ist unstæte 2. Ze glîcher wîs, als da ein
mensche rôt wirt von schame und bleich , daz ist im ein zuoval und vergât im . Aber
der mensche, der von natûre rôt und schone ist, dem blîbet ez alwege 3. Alsô ist dem

1 Dû maht ] Susmaht dû Pf Sustmagst BT: 1f. des heiligen geistes, fehlt a 2 aber fehlt a
ez ?,? ] er a 3 und ] oder a vergât] der v . Str Braz der gat Mai Aber ] ab Str Mai,
4 ist, ) vor rôt Mai, hinter rôt Str Bra , ez ] er Mai,

i zu S . 84, 10 ff. vgl. etwa DW 1 S . 180,1ff.: Wirt iht in dir geborn dan der sun , sô enhâst dû des
heiligen geistes niht noch gnâde enwürket in dir niht. Ursprunc des heiligen geistes ist der sun .
Enwäre der sun niht, sô enwäre ouch der heilige geist niht. Der heilige geist kan niergen sîn ûz
5S. 42,15f.( BOT): Wesenliche und natiurlicha. inne. Dâgebenne r ûz der heilige
der vatequillet
vliezen hân noch sîn ûzblüejen dan aleine von dem sune. Då der vater gebirt sînen sun , då gibet
er im allez , daz er hât wesenlîche und natiurlîche. In dem geist. ;
DW 5 S . 42,15f. ( BgT ): Wan minne, der heilige geist, urspringet und vliuzet von dem sune, und der
sun minnet den vater durch in selben , den vater in im selben und sich selben in dem vater.; Pf.
S. 175,36ff.: Des heiligen geistes eigenschaft ist, daz er niht ûz gêt von dem vater in gebürte wise,
mêre: sîn ûzgang ist von in zwein gemeine vater und sun , und enist niht als gebürte , mêr: als
minne, . . . Hie von ist der heiliger geist niht geborn , want er von zwein ûz gêt und niht von dem vater
alleine, . . . ( sieh Quint S . 514 zu 175 ,37) . ; 215,20: . . . unde der vater unde der sun geistent den heiligen
geist in sî ( scil. in die Seele ), . ..; Par.an . S . 101,31f.: in Gode istauch undirscheit : daz ist, daz der vader
allzit gebirit sinon son und si beide geistin den geist.; Tauler S . 156 ,23ff.: Der himelsche vatter nach
der eigenschaft siner vatterheit so ist er ein luter wurken . Alles das das in ime ist, das ist wurken ,
do er in dem bekentnisse sin selbes gebirt sinen geminten sun, und si beide geistend usser in beiden
den heiligen geist in einem unsprechlichen umbevange.; 412 ,12ff.: . . .do vindetman dazminnencliche
fúrspil, wie der sun dem vatter fürspilt und wie sú bede in usblůgender minne geistent den heiligen
geist.; In Ioh . n . 162, LW 3 S . 133, 10ff.: Patet ex secundo quod pater generando filium simul spirat
amorem , qui est patris ad filium et filii ad patrem : nexus quidem amborum duorum et spiritus
spiratus ab utroque, a duobus, ut duo unum sunt (sieh dort Anm . 5 ).; n . 364 : Rursus quia pater et
filius correlativa sunt et spiritum spirant, ubi semper est pater, semper est et filius, semper est et
spiritus, secundum illud Athanasii. . . ; n . 603 : Sequitur : 'sanctificetur nomen tuum '. Nomen a
notitia dicitur, sanctificatur, quando spirat amorem . Sic verbum in divinis spirat spiritum sanc
tum qui amor est. ; n . 656 : . . . filius ut filius filiatione distinguitur a patre ; est autem spirans spiritum
sanctum unum cum patre principium ; n .697.; Sermo XLIX ,3 n . 512, LW 4 S. 427,7f.: Adhuc
autem sexto patet quod filius, utpote similitudo perfecta , spirat amorem , spiritum sanctum , . . .
(dort Anm . 4 wird auf Thomas S . theol. I q . 43 a . 5 ad 2 : Filius autem est verbum , non qualecum
que, sed spirans amorem . verwiesen ) .; LW 5 S . 82,11f.: Exemplum : pater et filius spirant etc. —
Zur Textänderung S . 84,12ff. gegenüber Pf. S. 234,7ff. sieh Quint S . 650. — Zu 8. 84,12 wan - geist
lich . vgl. unten S . 86 , 1: . . . dem blîbet der heilige geist wesenlîche.
2 Vgl. DW 5 S . 118,11f. ( VeM ) : Ouch gibet got den heiligen geist ô dan die gâben des heiligen
geistes.; In Ioh . n . 326 , LW 3 S. 274 ,10ff.: Propter quod dicimus quod spiritus sanctus per prius
datur animae quam dona sua ex parte dantis, ipsa vero dona per prius recipiuntur ex parte susci
pientis. ( Sieh auch dort Anm . 1, wo auf Thomas Sent. I d . 14 q . 2 a . 1 qla 2 und auf S . theol. I
9 . 38 a. 2. verwiesen ist.) ; unten s . 211,4f.: Diu êrste gabe, die got gibet, daz ist der heilige geist;
in dem gibet got alle sîne gâbe: . .. - Zur Textänderung in Z . 1 gegenüber Pf. S. 234,10 sieh
Quint S . 650.
3 Zu 2 . 2ff. vgl. In Sap . n . 101, LW 2 S .438,3f. : Non enim rubicundus dicitur quiex verecundia
erubescit, sicut ipsum nomen indicat 'erubescens', quasi 'extra rubescens', non intus nec ab intus,.. .
85
Predigt 29
menschen , der dâ ist der eingeborne sun : dem blîbet der heilige geist wesenlîche. Dar 234,15
umbe stât in dem buoche der wîsheit geschriben : ‘ich hân dich hiute geborn ' in
dem widerslagel mînes êwigen liehtes in der vülle und 'in der klậrheit aller heiligen'.
Er gebirt in nû und hiute. Dâ ist kintbette in der gotheit, dâ werdent sie ‘getoufet
5 in dem heiligen geiste '2 – daz ist daz gelübede, daz in der vater gelobet hât' – 20
'nâch disen tagen , der niht vil enist oder ein wênic ' – daz ist ‘vülle der gotheit , dâ
enist weder tac noch naht; in dem ist mir als nahe, daz über tûsent mîle ist, als diu
stat, dâ ich iezuo inne stân ; dâ ist vüllede und vollene aller gotheit, dâ ist ein eini

2f. Vgl. Ps. 2, 7 : (Filius meus es tu,) ego hodie genui te . . . Ps. 109, 3: ( Tecum principium in
die virtutis tuae) in splendoribus sanctorum : (ex utero ante luciferum ) genui te. 4ff. Vgl. oben
S. 73,1, 3 8. 6 Vgl. Col. 2 ,9 : (quia in ipso inhabitat omnis) plenitudo divinitatis .

1 ainborn Stro 2 in der wisheit buoche PfBT geschriben hinter stât a


3 widerschlage (schlage getilgt, auf d . Rand v . and . Hd. glantz ) Maii der ? ] dem Main
vollenden Str ,Mai, vollende Bra , 4 hiute. ] hut zu hat geändert Mai, kintbette bis
gotheit , ] kindbetkinderi gothait Str, kind bey kindern gothait Mai, 5 jn den hailligen
gaist Μαι, 'daz gelübede, daz ] des geliptes das Mai, diu verheizunge, die PfBT
6 ein wênic' ] w . ist PfBT daz ] da Bra , vnd das Maii vollende a
7 nâhe, ] nachet Mai, daz ] das dar Braz 7f. diu stat, ] in der st. PfBT fehlt a
8 dâ1 bis stân ;] da hain , v . and. Hd. ain getilgt, h zu ih geändert, auf d . Rand ih nvn stand
da Mai i ezuo inne ] nun Str Brag dâ % ] das Mai ist fehlt Str,Mai füllede
unde welde PfBT vollende vnd volde (über de v. and . Hd. en ) Str , volende (de getilgt ?) vnd völler
Mai, vollend vnd velde Bra , dâ3] das Mai, ein fehlt PfBT

und dort Anm . 3 ; Théry ( AHDL 3 S . 422 Anm . 3 ) verweist zur vorliegenden Stelle auf Thomas S . theol.
I II q. 50 a . 1 ad 3 (wobei er den Thomas- Textallerdings durch Auslassung völlig unverständlich wieder
gibt) : Quando enim aliquid recipit caliditatem secundum calefieri tantum , non autem ut calefacere
possit ; tunc est passio , si sit cito transiens, vel passibilis qualitas, si sit manens. Quando autem iam
ad hoc perducitur quod potest etiam alterum calefacere, tunc est dispositio : si autem ulterius intan
tum confirmetur quod sit difficile mobilis, tunc erit habitus: ut sic dispositio sit quaedam intensio
seu perfectio passionis vel passibilis qualitatis, habitus autem dispositionis.; sieh auch den ähnlichen
Vergleich DW 5 S . 36 , 17 ff. ( BGT) : Diu sunne gibet dem lufte hitze, aber lieht gibet si im ze borge ;
und dar umbe, alzehant sô diu sunne undergât, sô verliuset der luft daz lieht, aber diu hitze blibet
im , wan diu ist dem lufte gegeben alsam ze eigene. sowie die S. 85f. Anm . 119 verzeichneten Parallel
stellen , insbesondere Pf. S. 148,9ff.: Got der hât wol genüegde unde lust gegozzen in die créatûre,
aber diu wurzele aller genüegde unde daz wesen aller lust daz hật got alleine in im selber behalten .
Ein glîchnisse. Daz fiur daz wirfet wol sîne wurzele ûz in daz wazzer mit der hitze , und alse man
daz fiur abe tuot, sô blîbet dâ wol eine wîle diu wermi in dem wazzer und ouch in dem holze, nâch
gegenwertikeit des fiures sô belîbet dâ alsô lange diu hitze, alse kreftic daz fiur gewesen ist. Aber
diu sunne erliuhtet wol den luft unde durliuhtet in : si wirfet aber ir wurzelle niht dar în , wan
swenne diu sunne niht mê gegenwertic ist, sô hân wir ouch niht mê liehtes.
i Zu widerslage vgl. DW 5 S . 133 Anm . 48.
2 Zu 2 . 4f. vgl. DW 1 S . 218,5ff.: Also ist ez : der himelische vater der gebirt in mich sîn
glich , und von der glîcheit sô kumet ûz ein minne, daz ist der heilige geist. Der der vater ist, der
gebirt daz kint natiurlîche; der daz kint hebet ûz der toufe, der enist niht sîn vater. ; Pf. S . 274 ,14ff .
86
Convescens praecepit eis
25 cheit1. Die wîle daz diu sêle deheinen underscheit verstât, sô ist ir unreht; die wîle
daz dâ iht ûzluoget oder înluoget, sô enist dâ niht ein einicheita. Marîâ Magdalênâ suochte
unsern herren in dem grabe und suochte einen töten und vant zwêne lebende engel;
des was si noch ungetroestet. Dô sprâchen die engel : ,waz wirret dir ? Waz suochest

2ff. Vgl. Ioh . 20,11ff.: Maria autem stabat ad monumentum foris, plorans : Dum ergo fleret,
inclinavit se, et prospexit in monumentum : et vidit duos angelos in albis, sedentes, unum ad
caput, et unum ad pedes, ubi positum fuerat corpus Iesu . Dicunt ei illi : Mulier, quid ploras ?
Dicit eis : Quia tulerunt Dominum meum : et nescio ubi posuerunt eum . (Haec cum dixisset,
conversa est retrorsum , et vidit Iesum stantem : et non sciebat quia Iesus est . Dicit ei Iesus :
Mulier, quid ploras ?) quem quaeris ?

1 daz fehlt a sô ] die weil a die bis 2 einicheit. fehlt a 2 iht] ich BT.
2/ 3 sůcht Str , Bra sůchet Mai; 3 lebendig Mai, 4 des ] do a noch fehlt a
wirret dir ? ] bekümberst dû (dû fehlt BT ) dich ? PfBT wirret] weret getilgt, auf d . Rand
v. and . Hd. wirt Mai, Waz ] wen PfBT

1 Zu S . 86,6ff. vgl. DW 1 S . 166,2ff.: Dâ ist mêr tac dan einer, då man sprichet 'in sînen tagen ':
der sêle tac und gotes tac. Die tage, die dâ hin sint sehs tage oder siben , und die tage, die dâ waren
vor sehs tûsent jaren , die sint dem tage hiute als nâhe als der tac, der gester was. War umbe ?
Dâ ist diu zît in einem gegenwertigen nû . . .. Dâ geschihet in einem nû der sêle tac, und in irm
natiurlichen liehte, då alliu dinc inne sint, dân ist ein ganzer tac ; dâ ist tac und naht ein . Dâ ist
gotes tac, dâ diu sêle stât in dem tage der êwicheit in einem wesenlîchen nû, und då gebirt der
vater sînen eingebornen sun in einem gegenwertigen nû und wirt diu sêle wider in got geborn .;
170, 11 ff.: Der sêle tac und gotes tac hänt underscheit . Dâ diu sêle in irm natiurlîchen tage ist,
då bekennet si alliu dinc obe zît und stat ; ir enist kein dinc weder verrre noch nâhe.; 177,9ff.:
Wenne ist vüllede der zît ? Sô der zit niemê enist. Swer in der zît sîn herze gesast hât in @wicheit
Zit 347269778 gesagt hårt in ewicheit
und in dem alliu zîtlîchiu dinc tôt sint, daz ist vüllede der zît. . . . 179,10ff .: Als wir zît und zît .
lich dinc hân übertreten , sô sîn wir vrî und alle zît vrô, und denne ist vüllede der zît , und denne
sô wirt der sun gotes geborn in dir.; Par. an . S . 14 ,24ff. — Zu S. 86 ,7 f. vgl. DW 1 S. 220,8f.: Daz
enent des mers ist oder über tûsent mîle, daz ist ir als eigenlîche kunt und gegenwertic als dise
stat, dâ ich inne stân . ; sieh auch dort Anm . 2 und die S. 221 unten zu S . 220 ,8f. verzeichneten Paral
lelen , insbesondere Pf. S . 105,26ff.: Ich geswige der vernunft, in der ist wîte âne wîte, in der bin
ich also nahe der stat, diu über tûsent mîlen ist, als der stat, dâ ich ieze inne stân . ; 257 , 15ff.:
Ich saz gestern an einer stat, dâ sprach ich ein wort, daz liutet gar ungelouplich , dâ sprach ich ,
daz Jerusalem ist mîner sêle als nahe als diu stat, dân ich nû stân. Jâ bî guoter warheit, daz über
tûsent mile ist wîter denne Jerusalem , daz ist mîner sêle alse nâhe als mîn eigen lîcham , unt des
bin ich also gewis, als daz ich ein mensche bin , und ez ist gelêrten pfaffen lîhte ze verstânne. ;
Par. an. S . 15,11ff. – S . 86, 7 f. habe ich diu stat anstelle von in der stat ( PfBT, fehlt ) mit DW 1
S . 220,9 (sieh oben ) konjiziert. BT hat wahrscheinlich in der stat fälschlich entsprechend Z . 7 in dem
gesetzt. – S . 86 ,8 habe ich vollene nach a konjiziert. Das von Pfeiffer aus BT übernommene
welde = „ Wohlbehagen “ gibt, soviel ich sehe, keinen passenden Sinn.
? Zu Z . 1f. vgl. DW 1 S. 272,9ff.: .. .alle die wile daz sich kein dinc in dir erbildet , daz daz
ewige wort niht enist oder ein ûzluogen hât ûz dem êwigen worte , daz enkan niemer so guot gesin ,
im ensî wærlîche unreht. — 2 . 1 die — 2 einicheit. fehlt a , ist aber m . E . ursprünglich , da die folgen
den Ausführungen über Maria Magdalena sinnvoll nur an das voraufgehende ein einicheit anschließen .
- Zu ûzluoget vgl. DW 1 S . 272 Anm . 4 .
Predigt 29
dû ? Einen töten und vindest zwêne lebende'. Dô sprach si: ,daz ist ouch mîn untrôst, 234,30
daz ich zwêne vinde und suoche niht dan einen ' i.
Die wîle in die sêle iht blicken mac dehein underscheit von deheinen geschaffenen
dingen , daz ist ir ein untrôst. Ich spriche, als ich mê gesprochen hân : dâ diu sêle ir 35
5 natiurlich geschaffen wesen hat, dâ enist kein wârheit . Ich spriche, daz etwaz obe der
sêle geschaffener natûre ist . Und etlîche pfaffen die enverstânt des niht, daz etwaz sî,
daz gote alsô sippe ist und alsô ein ist. Ez enhât mit nihte niht gemeine. Allez , daz
geschaffen oder geschepflich ist , daz ist niht, und disem ist verre und vremde alliu 40
geschaffenheit und alliu schepflicheit . Ez ist ein ein in im selben , daz ûzerhalp im
10 selben niht ennimet ?.

1 dû ? ] dû, wîp ? als ob sie sprêchen : dû suochest PfBT lebend Str Braz lebendig Mai,
Dô sprach si: ] Des mohte si sprechen : PfBT ouch ] doch Brag ouch mîn klage unde PfBT
mîn untrôst ,] vntrost (vn v. and . Hd. [? ] korr, zu ain Main) StrzMai, 2 niht dan ] niht
me den Mai doch wan Pf doch nur BT 3 die ] der (er aus ie v . and . Hd .) Strz die (ie
aus er), auf d. Rand v. and . Hd. der Mai iht] it Bra , ir getilgt Str , fehlt Maig bleiben Strz be
leiben Mai, beliben Brag deheinen ) keinerleie PfBT kainem Str , 3f. geschaffenem dinge BTA
4 ein fehlt PfBT ich v. and . Hd. über d. Zeile Str . 5 geweſen Mai, 6 die
fehlt a des] das a 6f. sî, daz ] die pfaffen von ders. Hd . über unleserlicher Tilgung Mai,
6 sî, ] ist v . and . Hd. über d . Zeile Str , 7 ist ?] seya alsô2 fehlt Brag Ez]
jt a Ir PfBT enhât ] hânt PfBT 8 oder geschepflich ] oder geschepfet PfBT fehlt a
dis enist ver' Bra , 9 aller schefflichait Bra , ûz PfBT 10 ennimet. ) mynnet
(getilgt, auf d. Rand v . and . Hd . liebet Strz) a

i Zu S . 87,2 ff. vgl. unten S . 119, 1 ff. und dort Anm . 1, wo insbesondere verwiesen ist auf Pf.
S. 120, 12f. und LW 4 S. 31,14ff.: ... quod ideo Magdalena viso numero binario , scilicet angelorum ,
magis doluit quaerens unum , deum scilicet. und dort S . 32 Anm . 1. Den Text habe ich a entnommen .
Der BT- Text, dem Pfeiffer folgte, scheint mir am Wortlaut der Schriftstelle kontrolliert worden zu
sein , wobei wirklich Gesprochenes und vom Prediger nur fingiert Gesprochenes gegeneinander abgesetzt
wurde. Vgl. auch unten S. 173,6ff.
Zu Z . 5.ff. vgl. oben S . 66 ,1ff.: Allez daz, daz dâ geschaffen ist — als ich mê gesprochen
hân — ,dâ enist kein wärheit inne. Ez ist etwaz, daz über daz geschaffen wesen der sêle ist, daz
kein geschaffenheit enrüeret, daz niht ist ; noch der engel enhât ez niht, der ein lûter wesen hat, daz
lûter und breit ist ; daz enrüeret sîn niht. Ez ist ein sippeschaft götlîcher art, ez ist in im selben
ein , ez enhât mit nihte niht gemeine. Hie hinkent manige grôze pfaffen ane.; sieh auch die dort
Anm . 1 verzeichneten weiteren Parallelstellen , insbesondere DW 1 S . 197,8ff. und dort Anm . 1. Wie
ich a . a. 0 . gesagt habe, ist mit dem etwaz (oben Z . 5 und 6 ) der Seelenfunke bzw . die oberste ver
nünfticheit gemeint. Vgl. auch oben S. 52, 12 ff . sowie dort Anm . 5 und S . 53 Anm . 1. — Der Rv. S . 66 , 1
dürfte sich u . a . auf oben Z . 4ff. beziehen , wie S. 66 Anm . 1 gesagt wurde. Mit dem Rv. oben Z . 4 wird
Eckhart eine nicht näher zu bezeichnende Stelle im Auge haben , an der er sich sonst noch über das
etwaz ausgelassen hat, möglicherweise DW 1 S . 197,8ff., wo sich der gleiche Rv. findet; sieh auch
DW 1 S . 182,9ff . und 183 Anm . 1; 198 Anm . 1 ; 220,4ff. und dort Anm . 2 ; 255,1ff. und dort Anm . 3 ;
380,5ff. und 381 Anm . 1; 417 Anm . 4 . – Die Lesart in 2 . 7 Ir hânt ( PfBT) ist fraglos falsch
und verderbt aus ez hât, wie etwa die Vergleichsstelle DW 1 S. 197,9 zeigt ( sieh Quint S . 651 zu
234 ,38 ). – Z . 8 habe ich im Hinblick auf 2 . 9 schepflicheit die Konjektur Lassons ( Zfd Ph 9
S . 21 zu 234,39) geschepflich übernommen , während ich in Quint S . 651 die Lesart (oder) geschepfet
( PfBT) , die ich als aus geschepflich verderbt ansehe, getilgt hatte. Vgl. DW 1 S . 172,7 : ungeschaffen
und ungeschepflich und die dort Anm . 4 am Schluß vermerkten Parallelstellen : Pf. S . 193, 17 ; DW 1
88
Convescens praecepit eis

Unser herre vuor ze himel über alliu lieht und über alle verstantnisse und über
alle begrîfunge. Der mensche, der alsô übertragen ist über alliu lieht, der wonet in
235,5 êwicheit1. Dar umbe sprichet sant Paulus : ‘got wonet in einem liehte, dâ niht zuo
ganges enist'? und in im selben ein lûter ein ist. Dar umbe muoz der mensche getoetet
sîn und gar tôt sîn 3 und an im selben niht sîn und gar entglîchet und niemane glîch 5
sîn , sô ist er gote eigenlîche glîch . Wan daz ist gotes eigenschaft und sîn natûre, daz
er unglîch sî und niemanne glîch sî4.
10 Daz wir also ein sîn in der einicheit, diu got selber ist, des helfe uns got. Amen .

3f. Vgl. 1 Tim . 6 ,16 : (Dominus dominantium :) qui . . . lucem inhabitat inaccessibilem .

1 alliu lieht ] alle liecht vnd vber alles liecht Mai, 2 begrîfunge der menschen . Der
alsô PfBT ist v. and . Hd. über d . Zeile Mai, 3 êwicheit. ] der einekeit. PfBT
sprach paulus Brag 3f. zůgang BT 4 selben fehlt a ist. hinter im a der
mensche ] a er 5 entglîchet] emglichsch (sch v. and . Hd.) Strz englisch Mai 6 sîn ,
fehlt a glích. fehlt Mai, (Hom .) 7 glîch ] geleiche Mai, sî. fehlt a
8 ein fehlt Pf des] das Maiz got. ] got der vater vnd der sun vnd der haillig gaiste
Μαι , Âmen . getilgt Braz

S . 198, 1f. ( = Pf. 311, 8 ). – Über die „ Geschaffenheit“ bzw . „ Ungeschaffenheit“ des „ Etwas in der
Seele" vgl. die DW 1 S . 332 Anm . 5 (auf S . 333) zusammengestellten Textparallelen . — 88,9f. üzerhalp
im selben = „ von außerhalb seiner selbst“ ( sieh Quint S . 651 zu 235, 1) .
1 Ich habe mich gegen Pf. S . 235,4 einekeit (BT ) für die a - Lesart êwicheit entschieden , wenn
gleich die Lesart einekeit durchaus möglich und sinnvoll wäre, nicht nur angesichts des Z . 4 folgenden
e Paronno ob zit in sviete Prediger sich mire
ein lûter ein . Ich glaube indessen , daß der Prediger sich mit der wonet in êwicheit zurückbezieht auf
S . 73, 7 er enwone denne ob zît in êwicheit im Eingang der Predigt.
2 Dasselbe Paulus-Zitat findet sich DW 1 S. 51,2; 56,5; Pf. S. 80,18; 140,16f.; 144,14.
3 Vgl. oben s . 80, 3 und die dort Anm . 1 zu Z . 3 aufgeführten Parallelen , insbesondere DW 1
S . 201,9f.
4 Zu 2 . 5.ff. vgl. DW 1 S . 107,5ff.: Wer sint die alsô glîch sint ? Die nihte glîch sint, die sint
aleine gote glîch. Götlich wesen enist niht glîch , in im enist noch bilde noch forme. Die sêlen, die
alsô glich sint, den gibet der vater glîch und entheltet in nihtes niht vor. Swaz der vater geleisten
mac, daz gibet er dirre sêle glîch , jâ ob si glîch stât ir selber niht mêr dan einem andern , und si
sol ir selber niht næher sîn dan einem andern . ; sieh auch die dort Anm . 2 verzeichneten bedeutsamen
und erhellenden Parallelstellen , darunter Sermo XLIV n . 437, LW 4 S. 367,7f.: Dei enim proprium
est non habere similem aut simile. und dort Anm . 4 . – Zu Z . 5 entglîchet vgl. DW 5 S . 116 , 15f.
( VeM ): . . . und alsô schouwet man die créatûre âne alle underscheide und aller bilde entbildet und
aller glîcheit entglîchet in dem einen , daz got selber ist. ; Seuse S . 347,4ff.: . . . und so schowet
man die kreature ane allerley underscheit, aller bilden entbildet und entglichet aller glicheit in
dem einen , daz got selber in sich selber ist (vgl. DW 5 S . 130f. Anm . 46 ) . – Zu z . v unglich
vgl. DW 1 S . 111,6f.: Also wirde ich gewandelt in in , daz er würket mich sîn wesen ein , unglich ;
und dort Anm . 1 zu Z . 7 .

89
PREDIGT 30 (Pf. Nr. LXVI S . 206 — 209)

Handschriftliche Überlieferung ( sieh Quint S. 607, Quint Übers. S . 509 zu Pr. 43, Spamer
PBB 34 S. 329):
Bag f. 253vb — 254vb, Fragment = unten S . 97,6 Der prophête - - 98,8 minner. + 99,3f. Daz wort
101,4 aleine; + 10 Der ander sin — 102,1 gote. + 3 Und — 4f. unreht; + 6 håst — 104,5 blóz,
+ 105,5 Der — 106 ,5 begebenne. + 6 als — 107, 3 sin ; + 108, 1 und eigene — 2 minner .
Bra , f. 89r — 94r; vgl. Strauch ZfdPh 54 S. 292. Nr. 26.
Do, p . 1245 - 125a, Fragment (in „ Spiegel der Seele " ) = unten S . 98, 1 got25 créatúre. + 102,4
Häst — 4f. unreht; + 6 häst— 7 unreht. + 103,246 + 104 ,2 Und — 105, 3 sælicheit: Verbum |
dei Got sprach nür | ain wort vnd sprach in dem | er spricht sein sun vnd den / heiligen geist
mit vnd all / creatur Aber der prophet hört | ains und verstent (verstet Str,) czway Got / lauter
als er sprach und | creaturn verstond er in der / czeit hie Amare deum et proximum / Was du
(du fehlt Stro) dir lieber selber hast , ze nücz des (das Str ,) du nit ganst / ainem andern men
schen das ist / vnrecht hastu dein sålikait / lieber in dir dann in ainem an - /dren im ist vnrecht
wann / alle gelider an dem leib wirck -/ent geleich ains dem andern / ze dienst ist ains gerad
vnd / gesund es frot sich als es / sein gesundt wer Also minnestu / dein selikait mer in dir
denn / in ainem andern 80 vngeleich / mynnestu dich selber da du (125a ) dich selber mynnest
mer / dann deinen nechsten (n . menschen Stro) da ist / got nicht Aber hastu seli / kait in allen
hailigen der / engel vnd marie als in dir / lieb du besiczest die selben sellikait vnd prauchest
(und du pr. Stro) der sel /ben sel selikait (sel selikait) selben sålikait vnd / du pruchest der
selben sel sålikait Str,).; identifiziert von Quint , Handschriftenfunde Nr. 10 S . 20 ; im Var..
App. nicht berücksichtigt; vgl. auch unten Stry.
p . 276 — 286 ; vgl. Spamer PBB 34 S . 412 unter R und Pahncke Kl. Beitr. S . 1f.
f. 2211– 223r; identifiziert von Quint , Handschriftenfunde S . 52.
f. 1911— 193v, alte Zhlg. f. 206 — 208v.
f. 235r— v , Fragment = unten S . 100,1 slâfe— 2 enwizzest + 5 Dar umbe - 6 würket. + 8 nim
- 101, 1 dingen ! + 102,4 Häst – 5 selben + 6 und— 7 unreht. + 8 Ez - 103,6 sîn . + 104,1
Diu — 2 minner + 3 minnest _ wan , + 4 sô– 5 blóz , + Wan , – 105, 1 sælicheit, + inn
3 ir . + 106,1 minne - richtuome + 2 ingesuntheit; + 4 ie3 — 5 begebenne. + 3 Ja ,
ringer liden ,: S (Initiale )loffe von allen dingen dz ist dz du noch vmb / zit noch vmb creatur noch
umb bilde nut enwissest dar vmb spricht die minnend sel / ich slaff vnd myn hercz wachet dar
vmb sloffet alle creatur jn dir so mahtu / vernemmen wz got in dir wurket nymm got in allem
wenn er ist in allen dingen / hastu einen menschen lieber denn den andern es sy ioch vatter oder
můter oder ioch dich / selb und hastu dine selikeit lieber in dir denn in eyme andern dem allem
ist unreht (235v ) es ist vil gelerter lút die dis nit begriffen mugen und ist doch liht ze begriffen
als / wie Sehent die natur hat das ein jeglich gelid das da wurket an dem menschen die erste /
meynung die es meynet in sinen werken ist dz es dem lichnā ze mol diene vnd / dar nach eyme
ieglichen gelide sunderlich als im selber vnd nit mynre denn im selber / noch meynet sich selber
nit mer in sinen werken denn ein anders vil me sol es / von gnaden sin die erste meynung diner
minne sol sin blos an got vnd dar nach / an sinem nehsten als sich selben und nit mynre
Minnestu dine selikeit me in dir denn / in eyme andern dem ist unreht wenn 80 minnestu dich
selber wo du denn dich minnest / da ist got nit din minne blos wann hastu din selikeit in sant
peter als liep als / in dir selber du besiczest die selben selikeit lieber in den engeln oder als lieb
90
Praedica verbum
als in / dir oder in vnser frowen (über Rasur) als in dir selber du bruchest eigentlich die selben
selikeit / die sú selber bruchet und ist din als eigen als ir mynn got als wol in armůt als / in
richtům in liden als in gesuntheit ye me der mensche begibet ye lihter im zegeben ist / vnd also
ie grösser liden ye mynder liden so sich der mensche also begibet; identifiziert von Quint, Hand
schriftenfunde S. 195 ; im Var.-App . nicht berücksichtigt.
Str, f. 22v - 23r, Fragment wie in Do, (in „ Spiegel der Seele “ ), sieh oben, wo ich im Do - Text
die Abweichungen von Str, in Klammern beigefügt habe. Identifiziert von Quint, Hand
schriftenfunde Nr. 72 S. 217f.; im Var.-App. nicht berücksichtigt; sieh oben Doz.
Greiths Traktat enthält ein kleines Exzerpt, das ich nach G , aufführe :
Greith S . 150, 18 — 20 = unten S . 101, 1 Sant— 2 blibene.. und hierumb 80 spricht Sand /
Augustinus Got hat alle ding / geschaffen und nit das er sy liesse / varen und ginge er synen
wege / Sunder er ist in in belyben G , (p . 170) M ,(f. 57r ) Z (f. 82r); vgl. Seitz S . 58 XV 32, S . 36
und S. 80 ; im Var.-App . nicht berücksichtigt.

Filiation der Hss. (sieh Quint S . 607 – 613) : Was die Volltexte betrifft, so stehen auch diesmal
wieder wie in Pr. 16b (sieh DW 1 S . 261) M ,Brag in engster Verwandschaft (vgl. Pr. 1, 56 , 6 , 16b )
Gị und G5 gegenüber. Der Gegensatz zwischen M ,Brag einerseits und G ,G , anderseits verrät sich
insbesondere in der Tatsache, daß G , und G , das Textstück unten S . 99, 1 Ich - 3 pater noster.
übereinstimmend und sicher unursprünglich zwischen 96 ,8 minner. und Sol bieten , u . zw . in von
M Braz abweichendem Wortlaut (sieh den Var.-App . zu S . 99,1ff.). Die durch diese Übereinstim
mung bezeugte gemeinsame Vorlage von G , und Go wird im ganzen besser durch Gg als durch G ,
repräsentiert : an allen in Quint S . 607 – 609 aufgeführten Textstellen steht Gị mit unursprüng
licher Lesart, insbesondere mit vielen Textlücken , isoliert und bietet G , durchgehends mit den
übrigen Hss. den besseren Text. — Der Braz- Text ist auch diesmal schlechter als der von Mg. Er weist
nicht nur wieder deutlich sekundäre Plusstücke unten S . 96 ,9 ; 104,2 und 105 ,3, sondern auch
viele fehlerhafte Sondervarianten auf, vgl. Quint S . 609 - 611.
Der fragmentarische Baz- Text stellt sich deutlich zur Gruppe G G5, genauerhin zu Gs, mit dem
Ba, eine Reihe von charakteristischen Varianten gegenüber G , und den übrigen Texten gemein hat,
so S . 98, 2 spruch ] sprechen ; 7f. eingebornen fehlt ; 100,3 er enwestea fehlt ; 4 vernemen , ] verstan ; 7 drie ]
zwen ; in im . ] inne; 101,3 mé] gottes me; hậnt mit gote, ] mit jm habent; got] in ; 4 dem ] den ; 10 obe ] vor;
102,6 die ] din ; 8 diz ) es ; 103,1 sie ] es; gar? ] ser; 104,4 die ] din ; 106 ,1 als gerne ] also wol; 5 Ein - 6 be
gebenne, fehlt (sieh auch Quint S . 611f.). — Daß auch der Text von S , engmit G , verwandt ist, zeigt
insbesondere die Übereinstimmung der beiden Texte unten S. 105, 1 lieber in den engeln oder als lieb ;
2 und - sælicheit ] oder; 2 f. bruchest eigentlich die selben selikeit die sú selber bruchet (bruchentGs) (vgl.
den oben S . 90 f.mitgeteilten S , Text). — Die Textexzerpte im ,, Spiegel der Seele“ (Do, und Stry) sind
zu kurz, als daß sie eine Zugehörigkeit zu M ,Brag oder zu G ,G , deutlich werden ließen .
Wie ich (Quint S.612) bereits bemerkt habe, stehen alle vier Volltexte verwandtschaftlich
einander nicht fern . Sie gehen vielmehr alle auf einen gemeinsamen Prototyp zurück , der an den
beiden folgenden Stellen bereits fehlerhaft war : S . 103, 2 zwô meinunge, fehlt in allen Hss.; 107 ,2
lütern, einvaltigen wesene, fehlt M ,G ,G ;Brag (sieh die Anmerkungen dazu ).
Textkonstituierung (sieh Quint $ . 613) : Wie ich a . a . O . bereits festgestellt habe, gründete Pfeiffer
seinen Text auf M , als Leittext, wie etwa das Pf. S. 207,34 aus M , übernommene umb und umbe (sieh
den Var .-App . zu S . 98,7) erkennen läßt. Er zog Bag als Korrektiv hinzu , wie insbesondere unten
S . 107,2 blózen , - wesene, deutlich wird , das er aus Ba, entnahm , während die übrigen Texte, und
also auch M ,, abweichen. Fraglos bieten M , und Gg die im ganzen verläßlichsten Texte. Ich habe
denn auch M , als Grundlage meines Textes beibehalten und zur Korrektur seines Wortlautes die
übrigen Texte, insbesondere Gg, herangezogen .

Übersetzungen : Quint S. 356 ff.; Bernhart S. 62ff.


s t i s c h e r Predigt
n h a r d u s 30
rakteri bernhardus Brag,
rt,so insbhamagister
Echtheit: Hsl. oBezeugung: Eingang ddeseg Variantenapparats; vgl.
mitsiehReciimm Eingang
dazu Strauch a .a .O- . S.vu291,
Predigt ist durch einige charakteristische
e Übereinstimmungen
araktederristinischbernhardus
ÜbereinsmittimmRechtungen Eckhart
mit Stelleerkennt.
mit Stellen chen W
teDieinisEchtheit
n inin lalateinischen der
Werken
Eckharts gesichert, so insbesondere durch die gleichsinnige Interpretation des Schrifttextes Praedica
verbum unten S . 93,3f, und 97,4ff . wie In Eccli. n . 69, LW 2 S . 298 ,7f. (sieh unten S . 93 Anm . 2),
durch die übereinstimmenden Ausführungen unten S . 108 ,2ff. und LW 4 S . 321,7ff. (sieh unten
S . 108 Anm . 2 ), unten S . 99,1ff. und In Ioh . n . 605 (sieh S. 99 Anm . 1), unten S . 105,3 und In
Ioh . n . 725 (sieh unten S . 105 Anm . 1) . -- Die Predigt zeigt aber darüber hinaus noch eine Reihe von
weiteren beachtlichen Übereinstimmungen mit Stellen aus lateinischen und echten deutschen Wer
ken , sieh etwa S . 94 Anm . 3 (LW 2 S . 282 ,13 ff. ; LW 1 S . 312 , 10f.) ; S . 95 Anm . 1 (LW 4
S . 55 , 8 ff.) ; S. 97 Anm . 4 (In Ioh . n . 642) ; S . 98 Anm . 1 (LW 3 S . 61, 1 ff.) ; S . 102 Anm . 1 (LW 4
S . 275 , 1 ff. ; 339,5 ff.) ; S . 103 Anm . 2 (LW 4 S . 277 ,6 ff.; 340 ,10f.; In Ioh . n . 724 ; n . 385 ) ; S . 106 Anm . 1
( In Ioh . n . 604). —- S . 94 Anm . 3 (DW I S . 143, 1 ff.); Anm . 4 (DW I S . 171,4 ff. ; DW 5 S . 60 ,8ff.) ;
S . 95 Anm . 1 (DW I S. 161,8ff. ; 71,4ff.) ; S. 97 Anm . 4 (DW I S . 66 ,3ff. ; 376 ,9ff.) ; S. 101 Anm . 1
(DW 1 S . 81,8ff.) ; S . 102 Anm . 1 (DWI S . 67,5 ff. ; 195 , 1 ff. ; oben S . 45,5 ff.; 59,4 ff.) ; S . 106 Anm . 1
(DW 1 S. 81,13ff.; 61,7ff.; DW 5 S. 210 ,11f.) ; S. 108 Anm . 1 (DW1 S. 71,7ff.; 81,1ff.; 286,4f.;
113 , 2 ff. ; 235 , 10 ff. ) . – Die Predigt ist überdies durch Rückverweise mit echten deutschen Predigten
verbunden : der Rv. unten S. 94,7 dürfte sich u . a. auf DW 1 S. 171,4ff. (und DW i S . 143,8ff.) be
ziehen , sich unten S . 94 Anm . 4 . Der Ry. unten S . 99, 1 zielt vielleicht auf die Stelle oben S . 54,3ff.
( vielleicht aber auch auf DW I S . 64 ,3ff.), sieh unten S . 99 Anm . 1. — Stil und Diktion zeigen die
Eckhartischen Charakteristika : (chiastische) Antithese oder antithetischen Parallelismus S. 94 , 1 ff.,
6 ff.; 95,3ff. ; 106,1 ff.; häufende Aufzählung S. 94,1ff. (wunderlich ); 95 ,5ff.; hyperbolischen Aus
druck S . 94,8f.; 104,2 ff.; 106 ,5f.; Vergleiche S. 103,2 ff.; 106,3f. Eckhartisch sind die Ausführungen
über die Sohnsgeburt S. 96 ,7ff.; 101,8f. und die Deutung des ' fiat voluntas tua' S . 99,2ff.
Der Aufbau der Predigt erfolgt im Anschluß an den zugrunde gelegten Schrifttext 2 Tim .
4, 2 + 5, u . zw . hat der erste Teil der Predigt (94 , 1 – 98,8 ) Praedica verbum zum Thema, zunächst
das inneblíbende sprechen des Wortes durch Gott- Vater im Innersten der Seele (94 ,1 – 97,3), dann
das in den Kreaturen ausgeflossene Wort (97,4 98,8 ). — Der zweite Teil der Predigt (99,1 - 106 , 7)
deutet die Paternoster- Bitte 'fiat voluntas tua' mit Hilfe des 'vigila ' und des ' in omnibus labora '
des gewählten Schrifttextes, indem der Prediger diese Zweiteilung durch unten S . 99,3f. Daz wort
hật zwêne sinne, ankündigt. Der erste dieser sinne ist: sláfe von allen dingen ! und wird im Anschluß
an Cant. 5 , 2 (100, 5 ) kurz abgetan (100 ,1 – 6 ) . Der zweite, 'arbeite in allen dingen ! ', wird von
Eckhart sofort als gleichbedeutend mit schaf dinen vrumen in allen dingen ! bezeichnet und in
diesem Sinne als drie sinne beinhaltend angesehen ( 100,7f.). Der erste dieser sinne ist: nim got
in allen dingen ! (100, 8 — 101, 9), der zweite : 'minne got obe allen dingen und dinen næhsten als dich
selben !' (101,10 — 105,4 ), der dritte : minne got in allen dingen gliche ! (105,5 — 106 ,7 ). — Der Schluß .
abschnitt der Predigt (107, 1 - 109,2) faßt unter Verwendung des Schriftwortes 2 Tim . 4,5 'mini
sterium tuum imple' ( 107,3 ‘vüllende dînen dienest !') die drie sinne des 'arbeite in allen dingen !'
noch einmal in seiner tiefsten Bedeutung der Abkehr von aller Mannigfaltigkeit und der Hinkehr
zur lauteren Einheit des göttlichen Seins zusammen .

Die Predigt hat bezeichnende Übereinstimmungen mit den voraufgehenden Predigten 25, 27
und 28, sieh S . 101,2ff. und oben S. 16,8f. (sieh S. 101 Anm . 3); S. 104,5ff. und oben S. 13,5ff. (sieh
S . 105 Anm . 1) ; S . 99, 1ff. und oben S . 9 ,3ff. sowie S. 54,3ff. (sieh S . 99 Anm . 1) ; S . 96 ,9ff. und
oben S. 63,3ff. (sieh S. 97 Anm . 1).

92
Praedica verbum , vigila , in omnibus la bora .

206 ,25
Ein wörtelîn liset man hiute und morne von mînem herren sant Dominicus 1,
und schrîbet daz sant Paulus in der epistel und sprichet ze tiutsche alsô : ‘sprich
daz wort ?, sprich ez her ûz, sprich ez her vür, brinc ez her vür und gebir daz wort !

1 ; 3f. 2 Tim . 4 ,2 : praedica verbum . . . 5 : . . . vigila , in omnibus labora . . . ; vgl. auch unten
s. 97,4f.; 100, 7; 107, 1 , 3.

Zuweisungen : magister / bernhardus 1 Braz f. 89r ; allgemeine Bezeugung f. 160r, alte Zhlg .
f. 174r bruder Ekhards predig (s predig v. and . Hd.), auf der Außenseite des Vorderdeckels brueder
Eck -/harts predict, f. 1r predicationes fratris Eckardi M ,
Überschriften : De quoli-/bet sancto , im Inhaltsverzeichnis f. 260v: CCXXI De quolibet
sancto, v . and . Hd.: von ainem jetlichen hailigen Gg
1 Praedica bis labora. fehlt M , G vigilia i. o. labores Gg fehlt Pf labores dicit sanctus
paulus ad tymotheum Braz 2 Ein wörtelîn ] Dis Gg h iute und morne fehlt PfM ,
hiute ] noch h . G morne bis 3 alsô :) morn jn der epistel von dem sunnentag vnd es
sait paulus vnd es ist ze tútsch alsoG 2 mînem herren ) ainen h . Braz fehlt G , 3 und
bis sant ] dz schribt sant G , vnd spricht es min herr sanctus Brag in der epistel] in der
letzen G , fehlt PfM , ze tiutsche fehlt G 3f. ' sprich daz wort, ] predige d . w . Brag
fehlt PfM , 4 sprich ez her vür, fehlt Brag hervort Go brinc ] vnd br. Brag búg G ,
her vür? ] ze wort Go und bis wort ! fehlt Brag und fehlt G ,G6

1 Das Fest des hl. Dominikus wird heute am 4., nach dem alten Dominikaner-Missale am 5. August
gefeiert; die Epistel dieses Festes ist 2 Tim . 4 ,1 – 8. Par. an . Pr. 52 S. 115 — 116 des Helwic v .
Germar ist auf denselben Schrifttext gehalten , ohne daß sie mit der vorliegenden Eckhart- Predigt Be
rührungen zeigt.
2 Bei Pfeiffer S . 206,27 (und in M2) fehlt 'sprich daz wort, wie ich glaube, infolge von Homöo
teleuton . Eckhart muß das Schriftwort zunächst im richtigen Wortlaut zitiert haben , ehe er anschließend
dieses Wort interpretierend variiert, vgl. S . 97,4 , wo M , und Pfeiffer in Übereinstimmung mit den
übrigen H88. 'Sprich daz wort, richtig bieten . — Zu 2 . 3 'sprich - 4 wort!' vgl. In Eccli. n .69, LW 2
S. 298,7ff.: Notandum etiam in exemplo quod fetus prius in utero concipitur et formatur,. . . In
nativitate vero , dum nascitur ex utero , datur luci et manifestatur per id quod factum est extra. ...
Sic etiam verbum omne prius formatur intus in anima quam producatur et manifestetur per loque
lam extra. Unde apostolus Timotheo scribit : 'praedica verbum '. 'Praedica ' quasi praedic, id est
prius intus dic ; vel 'praedica', id est prodic vel produc extra, . . . Auf diese Parallele wies schon
Brethauer Diss . S . 48 hin . In der Anm . 1 verwies er darüber hinaus auf den Eingang der Pr.
Pf. Nr. XXXV = DW 1 S . 312 , 1 ff.: Sta in porta domus domini et loquere verbum . Unser herre
sprichet : ' in der porte des goteshûses stant und sprich ûz daz wort und brinc vür daz wort!' Zu
2 . 4 gebir daz wort vgl. dum nascitur ex utero in der oben aufgeführten Eccli.-Stelle ; In Ioh .

1 Strauch a .a . 0 . fälschlich: b ’nhardy.


93
Predigt 30
Ez ist ein wunderlich dinc, daz ein dinc üzvliuzet und doch inneblîbet. Daz daz wort
ûzvliuzet und doch inneblîbet, daz ist gar wunderlich ; daz alle créatûren ûzvliezent 206,30
und doch inneblîbent?, daz ist gar wunderlich ; daz got gegeben hât und daz got gelobet
hật ze gebenne?, daz ist gar wunderlich und ist unbegrîfelich und unglouplich. Und
5 dem ist reht; wan wäre ez begrîfelich und wäre ez glouplich , sô enwære ez niht reht.
Got ist in allen dingen . Ie mê er ist in den dingen , ie mê er ist ûz den dingen : ie mê 35
inne, ie mê ûze, und ie mê ûze, ie mê inne 3. Ich hân ez etwenne mê gesprochen , daz
got alle dise werlt schepfet nû alzemâle. Allez, daz got ie geschuof vor sehs tûsent
jâren und mê, dô got die werlt machete, die schepfet got nû alzemâle4. Got ist in

1 ist fehlt M , ein ? bis dinc,] wunderlich Go dinc fehlt Brag Daz bis 2
inneblîbet , fehlt G , (Hom .) 2 doch ] dennocht Braz daz1 bis wunderlich ; vor 1
Daz Braz daza bis 3 wunderlich ; fehlt G . (Hom .) 3 got1 fehlt Gi g ot fehlt Go
4 ist? fehlt
G u nda bis 5 und fehlt Go (Hom .) 5 wan ) unde PfM , wære
ez fehlt PfBrag ez? fehlt M , geloblich recht Bra , ez ] ime Pf r eht. fehlt
G ,G 6 Got der i. Brag Ie bis dingen : ] vnd ie me er vß den dingen ist je me
er in den dingen ist Go er ist ûz ] ist er ûz Pfm , ie2 bis 7 inne. ) ie mê er inne, ie
mêr er ûze ist (ûze ist ] ausser M2). PfM , io me us vnd ie me inn G 6 io ] wan ie Gg
7 ie mê ûze, fehlt Braz (Hom .) Ich bis gesprochen , ) jch sait es etwenn Go etwonne fehlt Gg
8 alle bis alzemâle. ] die welt czemål schopffet G beschepfet PfM , Allez,
bis 9 mê, ] wan wz got vor tusent jaren tett dz tůt er nv vnd me Go 8 beschueff M ,
9 dio2 bis nû ] do schůff got ieczunt Brag beschepfet PfM , got?) er GO alles ze
mål Brag zemâle PfM , Got] got der Brag

n . 642: .. . et in nobis dicere est generare prolem : verbum scilicet genitum nobis in corde sive in
anima illius cui loquimur. — Zur variierend interpretierenden Übersetzung des 'praedica' wie unten
S . 97, 4 vgl. oben S . 6 ,5f. ; 55, 2 und dort Anm . 2 ; 58,5 .
Zum Gedanken des gleichzeitigen „ Ausfließens“ und „ Innebleibens" vgl. oben S. 68,3f. und
dort Anm . 2 sowie DW 1 S. 16 ,3ff.
? Zu 2 . 3f. vgl. unten S . 102,2f.
3 Zu Z . 6f. vgl. DW 1 S . 143,1 ff.: Got ist in allen crêatûren, als sie wesen hânt, und ist
doch dar über. Daz selbe, daz er ist in allen crêatûren , daz ist er doch dar über; waz dân in vil
dingen ein ist, daz muoz von nôt über diu dinc sîn . und die dort Anm . 1 verzeichneten lateinischen
und deutschen Parallelen , insbesondere In Eccli. n . 54 , LW 2 S. 282, 13ff.: . . . deus est rebus omnibus
intimus, utpote esse, et sic ipsum edit omne ens; est et extimus, quia super omnia et sic extra omnia .
Ipsum igitur eduntomnia , quia intimus, esuriunt, quia extimus ; edunt, quia intus totus, esuriunt, quia
extra totus (vgl. auch dort S . 283 Anm . 1)., In Sap. n . 135, LW 2 S . 473,8 : deus sic totus est in quolibet,
quod totus est extra quodlibet.; In Gen . I n . 166 , LW 1 S. 312 , 10f.: Ratio est quia ipse sic totus est in
rebus singulis, quod totus est extra.; n . 61, S . 228 Anm . 2 , wo auf Bonaventura Itin . c. 5 n . 8,
, inhsum , ideo eett mmaximum
tum simplicissimum
V 310a : Quia ( scil. deus sive esse) ax , ideo totum intra omnia et totum
extra . . . Quia perfectissimum et immensum , ideo est intra omnia , non inclusum , extra omnia , non
exclusum , supra omnia , non elatum , infra omnia , non prostratum . verwiesen ist. — 2 . 7 ( sieh den
Var.- App .) hat M , ( Pf) wohl durch Abgleiten das Textstück und - inne. verloren . Die chiastische
Antithese entspricht Eckharts stilistischem Ausdruck .
4 Zu Z . 7ff. vgl. insbesondere DW 1 S. 171,4ff.: Sprächen wir , daz got die werlt schep
fete gester oder morne, sô giengen wir mit einer törheit umbe. Got schepfet die werlt und alliu dinc
in einem gegenwertigen nû ; und diu zît, diu dâ vergangen ist vor tûsent jâren, diu ist gote iozuo
94
Praedica verbum
allen dingen , aber als got götlich ist und als got vernünftic ist, alsô ist got niendert
207,5 als eigenlîche als in der sêle und in dem engel, ob dû wilt, in dem innigesten der sêle
und in dem hohsten der sêle 1. Und swenne ich spriche ,daz innigeste', sô meine ich daz
hæhste, und swenne ich spriche ,daz hæhste', sô meine ich daz innigeste der sêle. In
dem innigesten und in dem hæhsten der sêle, dâ meine ich sie beide in einem . Dâ nie 5

1 dingen , bis alsô ] d . alzemăl Aber doch alz er gåtlich vnd vernünfftig ist Also Go a lsó ]
sô Pf nienan Braz niergenG 2 als1 bis 96 ,6 würket? fehlt G 2 alsi fehlt Gg den
engeln Gg v nd ob Gs der sêle2 fehlt Go 3 Und bis spriche] wan so ich sag Go
4 swenne ich spriche ) alz ich sag Gg nt "pssêle.
nie Pj da da mine ich ) inno 4sider hlt PfGg
ele. fefehlt Pfas *P* In ] wan in G
5 und bis hchsten fehlt Gg meine ich ] inne sint Pf meine ] jnne M , nim Go 5f. Dâ
nie zit ] Dâ diu zit nie Pf da da nút Brag

als gegenwertic und als nâhe als diu zît , diu iezuo ist, und die dort Anm . 3 verzeichneten Parallelen ,
insbesondere DW 5 S . 60,8 ff. ( BGT) und DW 1 S . 143,8ff.: Daz nû , dâ got die werlt inne machete ,
daz ist als nâhe dirre zît als daz nû, da ich iezuo inne spriche, und der jüngeste tac ist als nahe
disem nû als der tac, der gester was (vgl. auch S . 144 Anm . 1) .; ferner DW 5 S. 104 Anm . 218 ;
447f. Anm . 54 , insbesondere Pf. S . 190,33ff.: In êwikeit ist weder vor noch nâch. Dar umbe, daz
vor tûsent jaren geschehen ist unde nâch tûsent jâren unde nû geschiht, daz ist ein in der êwikeit.
Dar umbe swaz got vor tûsent unde nâch tûsent jaren getân unde geschaffen hat unde daz er nû
tuot, daz ist niht dan éin werc. Der Rv. 2 . 7 dürfte sich wohl auf die mit Text aufgeführten deutschen
Stellen beziehen (vgl. Pahncke Diss. S . 43 unter 5 ). Vgl. auch Par. an . S . 14,35ff.; unten S . 96,2ff.;
Pf. S . 7 , 32ff.; LW 4 S . 81f. Anm . 6 .
i Zu S. 94,9 vgl . Pf. S . 230, 36ff .: Niene ist got als eigenlich got als in der sêle . In allen crêa
türen ist etwaz gotes, aber in der sêle ist got götlich , wan si ist sîn ruowestat. ; 173,16ff.: Hie von
sprichet sant Augustinus in einem buoche, da er sprichet von der sêle , daz si edeler ist unde sterker
unde greezer dan alle crêatûre, und ist gote an disen dingen aller gelîchest, sunder die engele, die sint
edeler an ir nâtûre,. . . ( sieh Quint S . 507 zu 173, 19) .; 394,9f.: Dâ von sprichet meister
Eckehart von Paris : got hât niht beschaffen , daz im glîch sî, dan die sêle. ; DW 1 S . 161,8ff.:
Als sant Augustinus sprichet: got ist der sêle næher, dan si ir selber sî. . . . Diu sêle nimet
ir wesen âne mittel von gote; dar umbe ist got der sêle næher, dan si ir selber sî ; dar umbe ist
got in dem grunde der sêle mit aller sîner gotheit.; 71,4ff.: Dô got allo crêatüren geschuof, dô
wären sie sô snæde und sô enge, daz er sich niht dar inne beregen mohte. Doch machte er
im die sêle sô glich und sô ebenmæzic, ûf daz er sich der sêle gegeben möhte; wan swaz er ir
anders gäbe, des enahtet si niht. ; 360,5f. und dort Anm . 3; Pf. S . 190, 19ff., Sermo V1, 1
n . 56 , LW 4 S. 55 ,8ff.: Tertio , quod sit intima deo anima et deus animae, quam sic amat, qui nihil
extra se amat nec dissimile aut alienum amat.; vgl. die dort Anm . ū aufgeführten Parallelen :
Bonaventura Sent. I d . 1 a . 3 q . 2 : Solus enim deus propter summam simplicitatem et spiritualitatem
illabitur animae , ita quod secundum veritatem est in anima et intimior animae quam ipsa sibi.;
Tauler S . 144,6f.: . . . in dem innersten grunde, do Got der selen naher und inwendiger ist verrer
wan si ir selber ist.; Jundt S . 257,31 ff .: Got ist úberal in der sele und sy ist in ime überal; also
ist got ain al, und sy mit im ain al an al.
? Zu Z . 2ff. vgl. Pf. S . 155,25ff.: Swaz in der sêle aller hôhest ist, daz ist ime aller niderist ,
wan ez aller inwendigest ist , alse der ein sinewel dinc zesamen truken wil, sô wirt daz obrist daz
niderist ; 225,35ff.: . . .süllen wir immer komen in den grunt gotes und in sîn innegestez, sô müezen
wir ze dem ersten komen in unsern eigenen grunt und in unser innegestez in einer lûtern dêmüe.
tikeit (sieh Quint S . 627 zu 225, 35f.,36; 226 , 1) . Mit dem „ Innigsten “ und „ Höchsten “ der Seele
ist der „ Funke“ gemeint.
95
Predigt 30
zît în enkam , dâ nie bilde îngeliuhtete, in dem innigesten und in dem hæhsten der sêle 207,10
schepfet got alle dise werlt. Allez , daz got geschuof vor sehs tûsent jâren , dô er die
werlt machete, und allez , daz got noch geschaffen sol über tûsent jár, ob diu werlt sô
lange bestât, daz schepfet got in dem innigesten und in dem hæhsten der sêle. Allez,
5 daz vergangen ist , und allez, daz gegenwertic ist, und allez, daz künftic ist, daz schepfet 15
got in dem innigesten der sêle. Allez, daz got würket in allen heiligen , daz würket got
in dem innigesten der sêlel. Der vater gebirt sînen sun in dem innigesten der sêle und
gebirt dich mit sînem eingebornen sune, niht minner. Sol ich sun sîn , sô muoz ich in
20
dem selben wesene sun sîn , dâ er sun inne ist , und in keinem anderna. Sol ich ein

wan wz er schůff G daz ] daz daz Bra , beschuof PfM , sehs fehlt Go jâren , ]
jaren vnd me Braz dô bis 3 machete , hinter 2 geschuof Braz fehlt PfM , 3 allez, daz ) wz Go
beschaffen PfM , schöpffen G . 4 stat BragG , Allez, ] vnd wz GG 5 allez ,1 bis unda fehlt
PfM ,Brag (Hom .) allez , daz1,2 ] wz Gg 6 Allez, daz ] vnd wz Gg Allez, fehlt M ,
in % ] vnd in (anschließend an 95 , 1 niendert)
G i n a . h ., ] iñ engeln oder iñ hailgen Gg
got' ] er G 7 Der bis sêle fehlt BrazG . ( In Gg steht das Textstück hinter dem Einschub
nach 8 minner. mit Wiederholung von 7 und bis 8 sune, und dem folgenden Plusstück .) (Hom . )
8 mittñ sein M , sune,] sun jn dem jnnigosten der sel (Hom .) Go niht] vnd (bei
Wiederholung wan ) nit Gs minner. ] mer Braz Hinter minner ist 99,1 Ich bis 3 pater
noster. eingeschoben , sieh unten . G , G 9 sîn , ] werden G , sin denn er sun Gist e r ] der
bichBrazentine sgnaden
ih pvon all] wwonontGgen
naden wund
wan sin gnad wirt sin
andern . ) andern sun sinde Gg andern Er von natur vnd
natur Als sanctus paulus sprichet daz ich da bin daz
bin ich von der gnad gottes Bra , Sol] wan sol GG

1 Zu S . 95,5ff. vgl. etwa Pf. S . 190,29ff.: dân der mensche erhaben ist über zît in êwikeit, dâ
würket dermensche ein werc mit gote... . Dar umbe dermensche, der über zît erhaben ist in êwikeit , der
würket mit gote daz got vor tûsent unde nâch tûsent jâren geworhthât.; 199,12ff.; Tauler S . 216 , 19ff.:
Diser brunlóf von dem der herre kumet, der ist in dem aller innersten der selen in irem grunde ,
do das edel bilde lit . Wele nehe do ist der selen mit Gotte und Got mit ir, und wel wunderlich werk
Got do wúrket . . ., das ist über alle sinne und verstentnisse,. . . . Vgl. auch oben S . 94, 7 ff. und dort
Anm . 4 . – 2 . 5 allez, ? unda fehlt PfM , Brag infolge von Homöoteleuton ; die Ergänzung aus G , G ,
ist inhaltlich geboten , vgl. Pf. S . 190,35: unde nû geschiht. — Zu Z . 6f. vgl. etwa DW 1 S. 72,1ff.
2 Zu 2 . 7ff. ( Sohnsgeburt) vgl. DW 1 S . 109,3ff.: Noch spriche ich mêr: er hât in geborn
in mîner sêle . Niht aleine ist si bî im noch er bî ir glîch , sunder er ist in ir, und gebirt der vater sînen
sun in der sêle in der selben wîse , als er in in der êwicheit gebirt, und niht anders. . . . Der vater
gebirt sînen sun âne underlâz, und ich spriche mêr : er gebirt mich sînen sun und den selben sun . Ich
sprichemêr : er gebirt mich niht aleine sînen sun , mêr: er gebirt mich sich und sich mich und mich
sîn wesen und sîn natûre. ; Pf. S . 191,3ff.: . . .wantder vater trîbet unde jaget dar zuo, daz wir in dem
sune geborn werden unde daz selbe werden , daz der sun ist .; DW 1 S . 32,6ff. und Anm . 2; 40,4ff. ;
80,8f.: . . . ein reine sel; do gebirt der vatter sinen sun , als er inn in der ewikeit gebirt weder meer
noch minder . und Anm . 4 ; unten S . 98,7f.; oben S .68,1ff.; 84 Anm . 2 ; DW 5 S . 44,27ff. (BgT ): Von
dem , wie daz innigeste und daz oberste der sêle schepfet und nimet gotes sun und gotes-sun -werden
in des himelschen vaters schôze und herzen , . . . U . Ö.; vgl. auch oben S . 11,1ff. und dort Anm . 3;Pf.
S . 38,35ff. : Dar umbe sage ich , daz got niht möhte machen , daz ich wêre der sun gotes und niht
hêti daz wesen gotes sunes,... ; 148,4 ff.; Sermo XLIV n. 437, LW 4 S. 367,10 und dort Anm . 5 ;
vgl. auch Bulle art. 20 ( Arch . II S . 638) : Quod bonus homo est unigenitus filius dei.
96
Praedica verbum

mensche sîn , sô enmac ich in eines tieres wesene niht ein mensche gesîn , ich muoz in
eines menschen wesene ein mensche sîn . Sol ich aber dirre mensche sîn , sô muoz ich in
disem wesene dirre mensche sîn1. Nû sprichet sant Johannes : ' ir sît kint gotes'%.
Sprich daz wort, sprich ez her ûz, sprich ez her vür, brinc ez her vür, gebir daz
25 wort !' 3 'Sprich ez her ûz ! Daz von ûzen în wirt gesprochen , daz ist ein grop dinc; ez ist 5
inne gesprochen . 'Sprich ez her ûz !', daz ist: bevint, daz diz in dir ist4. Der prophète

3 Vgl. 1 Ioh . 3,1: . .. ut filii Dei nominemur et simus. 4ff. Sieh oben S. 93,1, 3f.

1 số bis gesin, fehlt Pf (Hom .) sô e. i.] ich enmag G , Braz wesene ]


weiß M , wis G . ein fehlt Gs 2 wesene ] wise Pf weis M , aber
ich G , dirre ] der PfM , dis G . ich ? ] ich es Go 3 wesene sin diser mensche Go
dirre ] der PfM , Nû sprichet] Es sait GG kint ] sún Brag 4 'Sprich ] sprach Brag
wort , ) wort vs Braz sprich bis her vür, fehlt Brag sprich2 bis 5 her ûz !' fehlt Gg
(Hom .) 4 brinc ] bug G 5 'Sprich ez fehlt Brag Daz ] wz Gg
vssnan G , jnnan Brag g. wirt Gg 6 inne ) în Pf in alle H88. daz1
bis ist. fehlt
G b ovint, bis in ] daz du des enpfindest daz jn Brag b evindē Gg

i Zu . 96, 9 ff. vgl. oben S .63,3ff.: . . . daz ich ein mensche bin , daz ist ouch einem andern menschen
gemeine mit mir ; daz ich gesihe und höre und izze und trinke, daz tuot ouch ein ander vihe; aber
daz ich bin , daz enist keines menschen mê dan mîn aleine, weder menschen noch engels noch gotes,
dan als verre als ich ein mit im bin ; sieh dort Anm . 3; In Exod . n . 102, LW 2 S . 104 ,9ff. Die
Ausführungen Bernharts S. 64 Anm . 2: „ Als ein mit Individualität behaftetes Menschenexemplar
bin ich vergängliche Kreatur, aber als Verwirklichung des Prototype Mensch bin und bestehe ich
nur in dem 'Wesen ', das Gott und mir gemeinsam ist.“ sind abwegig . Der von Eckhart gebrauchte
Vergleich will vielmehr die Identität des vom „ Vater " zugleich mit dem Sohn geborenen Menschen mit
dem Sohn durch die Identität des Menschenindividuums nur mit sich selbst verdeutlichen .
2 Vgl. Pf. S . 38 ,23 f.
3 Sieh oben S . 93,3f. und dort Anm . 2 .
4 Zu Z . 5f. vgl. DW I S. 66 ,3ff.: Ich sprach einest: swaz eigenlîche gewortet mac werden ,
daz muoz von innen her ûz komen und sich bewegen von innerer forme und niht von ûzen her în
komen , mêr : von inwendic sol ez her ûz komen . Daz lebet eigenlîche in dem innersten der sêle.;
vgl. auch die dort Anm . 3 verzeichneten deutschen und lateinischen Parallelen , insbesondere Pf.
S. 18,38 ff .: Sanctus Paulus sprach zuo Timotheô 'lieber friunt, dû solt ûz predien daz wort'.
Meinde er daz ûzer wort, daz den luft sleht ? Nein , sicherlîche ! er meinde daz innewendig geborne
unde doch daz verborgene wort, daz dâ lît bedecket in der sêle , daz hiez er in ûz predien , . . . (sieh
Quint S . 57 zu 19, 2) ; DW 1 S . 376 ,9ff. und Anm . 4 ; In Ioh . n . 642 .: . . . et in nobis dicere est
generare prolem : verbum scilicet genitum nobis in corde sive in anima illius cui loquimur. ; In
Gen . II n . 112, LW 1 S . 577,9ff.: His igitur praemissis patet manifeste quod pater caelestis id
holde et verbum',botantiam patris,edaz ir von mir hoppet
quod est et sui ipsius essentiam pandit , manifestat, dicit et loquitur verbo et actu interiori, qui est
dicere et 'verbum ', quod est filius intus manens 'in principio ', apud patrem , non foris aut extra
procedens extra substantiam patris, extra unum quod patri appropriatur . . . ; vgl. auch Par. an .
$ . 14 ,14ff. ; Pf. S. 335,22ff.: Daz wort , daz ir von mir hæret, daz ist niht ein volkomen wort, ez ist
In
ein bezeichenunge des Wortes, daz in mir ist .; 104,35ff. – In Z . 6 habe ich die Änderung, die
ich (Quint S . 613 zu 207,26) mit Braz vorgeschlagen hatte, zurückgenommen , da der Text von M2( Pf)
bevint daz dicz in dir ist von Gg bestätigt wird und sinnvoll ist.

7 Edhart, 92
Predigt 30
sprichet : ‘got sprach einez, und ich hôrte zwei'. Daz ist wâr : got ensprach nie dan
einez . Sîn spruch enist niht dan einez. In dem einen spruche sprichet er sînen sun
und den heiligen geist mite und alle creatûren und enist niht dan éin spruch in gote. 207,30
Aber der prophête sprichet: ‘ich hörte zwei', daz ist : ich verstuont got und crea
5 tûren . Dâ ez got sprichet, dâ ist ez got; aber hie ist ez créatûre1. Die liute wanent,
daz got aleine dort mensche sî worden . Des enist niht, wan got ist hie als wol mensche
worden als dort , und dar umbe ist er mensche worden, daz er dich geber sînen ein - 35
gebornen sun und niht minner 3.

1; 4 Vgl. Ps. 61,12 : Semel locutus est Deus, duo haec audivi.

1 ich fehlt G , gesprach Go 2 spruch ] sprechen G. Bag w an ein . Pf


einen fehlt Pf spruche fehlt Bag er] got Bag fehlt Brag sin sun Bra, 3 vnd in dem
hailigen gaist Brag mite fehlt Pf c ē mit vnd GgBag niht ] doch n . GgBa , dann n . M ,
4 sait Go 4f. crêatûren .] créatûre PfG , cổ GgBag 5 Dâ bis 7 dort, fehlt
G 5 sprach Bag
ez fehlt Gg ist fehlt Brag (Zeilenw .) crêatûre. ] die creatur Brag creaturñ M , cē Gg
Die bis 6 worden . ] da seit es nit daz got allein d (d getilgt ?) si worden durch den men
schen Braz 6 aleine fehlt PfM , mensch dort GE si mensche Bag wan ]
vnt Bag fehlt Go got fehlt Brag 7 worden fehlt Brag ( Zeilenw .) und bis
mensche ] Got ist darumb mentsch G , dar umbe ) umb und umbe Pf vmbedumb M ,
er mensche ] e's Bag sinem Braz einbornon pePfGrtin,e fehlt G ,Bag 8 und niht
minner.)ja jne Braz7f.i. einbornen
minner. fehlt G

i zu S . 97,6ff. vgl. In Ioh. n . 73, LW 3 S . 61,1ff.: Ex praemissis manifeste patet, qualiter deus
semel loquitur, sed duo audiuntur, in Psalmo; Iob 33: ‘semel loquitur deus, secundo id ipsum non
repetit ', quia una actione generat filium , qui est heres , lux de luce , et creat creaturam , quae est
tenebra, creata, facta , non filius nec heres luminis , illuminationis et creationis.; In Gen . II n . 16 ,
LW 1 S. 486 ,12f. und dort Anm . 8 ; In Eccli. n . 40, LW 2 S . 268,11: . . . sicut pater dicendo verbum
producit et creaturas, . . . ; vgl. die in der Anm . 4 verzeichneten deutschen und lateinischen Parallelen ,
zumal DW 1 S. 16 , 3ff. und Anm . 1; 312,3ff.: Der himelische vator sprichet ein wort und sprichet
daz êwiclîche, und in dem worte verzert er alle sîne maht und sprichet sîne götlîche natûre alze
mâle in dem worte und alle créatûren .; Pf. S . 290, 19 — 24; Anselmus Monologion c. 33 ( ed .
Schmitt I S . 53,11): Uno igitur eodemque verbo dicit se ipsum et quaecumque fecit ; Thomas
Sent. I d . 27 q . 2 a . 3 ad 3: . . . uno et eodem verbo pater dixit se et omnem creaturam ; De ver. q . 4
a . 5 : . . . pater principaliter dicit se generando verbum suum et ex consequenti dicit creaturas . . . ; vgl.
noch Pf. S . 92 ,38ff.; 93, 10ff.: Der prophête sprichet: 'herre, dû sprichest einez und ich verstên zwei.'
Sô got in die sêle sprichet ,zehant sô ez abe vellet sô wirt ez geteilet. . . . Dar umbe sprichet der vater den
sun alle zît in der êwikeit und entgiuzet in im alle créatûren .; Strauch PBB 49 S . 384,38ff.: . . .want
der vatter engesprache nye keyn wordt me dann eyn wordt, das was der sone und in yme alle
dinck ,. .. ; Pf. S. 254,23ff.; 215 ,31f. - Zu 2 . 4f. vgl. noch Par. an. S . 127,26ff.: Job : Got sprach
ein wort, daz was daz ewige forstentnisse sin selbis, daz was sin son . an deme einigin forstentnisse
forstunt he alle dinc und forstunt si schephinde fon nichte. daz sint si an un selbin . abir daz si
ewicliche gewesit sint, daz was he selbir, wan in Gote inist, ez insi Got, wan Got ist on andir .
2 Mit dort ist die historische Menschwerdung Christi, mit hie seine Menschwerdung bzw . die
Sohnsgeburt in der Seele gemeint. Vgl. oben S. 84,1 ff.: War umbe ist got mensche worden ? Dar
umbe, daz ich got geborn würde der selbe. Dar umbe ist got gestorben , daz ich sterbe aller der
werlt und allen geschaffenen dingen .
3 Vgl. oben S. 96 ,7ff. und dort Anm . 2 .
98
Praedica verbum
Ich saz gester an einer stat, dô sprach ich ein wörtelîn , daz stât in dem pater
noster und sprichet : 'dîn wille der werde !' Mêr: ez wære bezzer: ,werde wille dîn !';
40 daz mîn wille sîn wille werde, daz ich er werde: daz meinet daz pater noster ?. Daz

2 Matth . 6 ,10

1 Ich bis 3 noster.hinter oben 96 ,8minner. G ,G5 fehlt Bag Ich bis ein ] Ich sprach gester ein PfM ,
dô bis wörtelîn , ] vnd sait ain wort Gg daz ] vnd Bra , 2 und sprichet : ] vnd (vnd es Gz)
sprechend die lut GG. Mêr: bis 3 noster. ] dz ist ain grp (grob Gb) sin din will werd (will
d. w . G3) Mer (Aber G5) der dz wort reht verstát so sprichet es (er Gs) in dem pater noster
fiat voluntas tua (in bis tua ] werde wille din G3) dz ich er werd dz mainet dz pater noster dz
min will sin will (will fehlt Gs) werd dz ich er werd G ,GG 2 'werde w . dîn !'] ez werde sîn
wille, Pf 3 daz mîn ] denne daz mîn Pf e r ] ez PfM , dazº ] der Brag
3f. Daz wort] du seist wăr d. w . Braz Daz wort bis 100,2 enwizzest fehlt G1

1 Zu Z . 1ff. vgl. insbesondere oben S . 54,3ff. und DW 1, s . 64,3ff., auf welche Stellen sich
der Rv. oben 2 . 1 beziehen könnte; vgl. auch DW 1 S . 64 Anm . 2 ; 143,8ff. und oben S . 9, 3ff.: Wir
töuben got naht und tac und sprechen : 'herre, dîn wille werde !' Und sô danne gotes wille wirt, sô
zürnen wir , und dem ist gar unreht. Sô unser wille gotes wille wirt, daz ist guot; aber sô gotes
wille unser wille wirt, daz ist verre bezzer. ; vgl. die dort Anm . 3 und 4 verzeichneten Parallelen ,
insbesondere In Ioh . n . 605 : Et notandum est hic , et est mirabile et perversum prorsus et miserabile :
tota die clamamus et oramus ad dominum , ut eius voluntas fiat, et cum factum fuerit, tristamur
et querulamur, quia facta est voluntas dei. Adhuc autem magna cordis humani perversitas velle
voluntatem dei conformari nostrae voluntati et ad ipsam voluntatem reflecti, et non nostram
magis ad illam rectificari,. . . . Wie ich in Quint S .613f. zu 207,38f. ausgeführt habe, hat Pfeiffer
die Stelle oben Z . 2f. mißverstanden und durch konjekturale Eingriffe in die hel. Überlieferung ent
stellt. Eckhart macht die Paternoster -Bitte gewaltsam seinem Gedanken vom Ledigwerden des Men
schen und seinem Aufgehen in Gott dadurch dienstbar, daß er willkürlich und dem eindeutigen objek
tiven Sinn des fiat voluntas tua widersprechend den Text interpretiert als fiat voluntas (mea ) tua =
,,es werde der Wille (scil. des Menschen ) zu deinem ( scil. zum Willen Gottes)“ , d . h . der Mensch soll
in Gott aufgehen , das „ Ich “ (der Mensch ) soll „ Er" (Gott) werden . Eckhart betreibt solche gramma
tisch willkürliche und bewußt düpierende Ubersetzung im Dienste seiner kühnen Spekulation auch
sonst, vgl. etwa die Interpretation von Joh . 1,3: Omnia per ipsum facta sunt in der Pariser Quaestio
Utrum in deo sit idem esse et intelligere n . 4, LW 5 S. 41,4ff.: Et sequitur post verbum assumptum
Ioh . 1 : 'omnia per ipsum facta sunt', ut sic legatur : 'omnia per ipsum facta sunt', ut ipsis factis
ipsum esse post conveniat., wo, wie man sieht, Eckhart willkürlich sunt von facta trennt und sagt :
„ 'alles ist durch ihn geworden ', was 80 gelesen werden muß : alles durch ihn Gewordene ist, so daß dem
Gewordenen nachher Sein zukommt“ . Vgl. auch Pf. S . 190 ,28f., wo Eckhart Eccli . 24 , 14 ante saecula
creata sum wiedergibt durch : vor der gemachten welte bin ich , während der objektive Sinn der Stelle
besagt: „ ich bin vor der Welt geschaffen“ . – Zu Z . 3 ich er vgl. etwa noch Pf. S . 320,7ff.: Sol aber
ich also got bekennen âne mitel, sô muoz vil bî ich er werden und er ich werden . Mê sprich ich : got
muoz vil bî ich werden und ich vil bî got, also gar ein , daz diz er unde diz ich ein ist, werdent
unde sint, .. . . -- 2 . 2f. habe ich mich für den Text von M , Brag entschieden und halte ich den Text
von G , und G5 für sekundär, wiewohl oder gerade weil zumal der G - Text durch Einschub des latei
nischen Wortlauts der Paternoster- Bitte fiat voluntas tua das richtige Verständnis der eigenwilligen
Textdeutung Eckharts erleichtert. Pahncke (Kl. B . S . 2 ) hat den G - Text verballhornt, indem er das
in der Hs. abgekürzte grob als grozer ( !) las, was Bernhart ( S . 65 Anm . 2 ) übernahm .
Predigt 30
wort hât zwêne sinne. Der eine ist: slâfe von allen dingen !, daz ist, daz dû noch umbe zît
noch umbe créatûren noch umbebilde niht enwizzest — diemeistersprechent: ein mensche,
der rehte sliefe, sliefe er hundert jâr, er enweste umbe keine crêatûre, er enweste noch
umbe zît noch umbe bilde – , und danne maht dû vernemen , waz got in dir würket. 208,5
5 Dar umbe sprichet diu sêle in der minne buoche : ‘ich slâfe, und mîn herze wachet'.
Dar umbe : slâfent alle crêatûren in dir, sô maht dû vernemen , waz got in dir würketi.
Daz wort: 'arbeite in allen dingen !'?, daz hât drîe sinne in im . Ez sprichet als vil
als: schaf dînen vrumen in allen dingen !, daz ist : nim got in allen dingen !, wan got 10

5 Cant. 5 ,2 7 Sieh oben S. 93,1.

1 sinne.] sinne inne Bag Der ein ist: ] Daz êrste Pf daz er M , der erste sine ist Braz
von ] vor PfM , in Bag noch ) weder Gg 2 creatur Brag bilde fehlt Brag (Zeilenw .)
sagent Gg 3 er ] derG u mbe bis noch fehlt G , (Hom .) umbe ) nit vmb Ba, fehlt Brag
créatûre, ] cr . nit BragGg er enweste fehlt GgBag n och fehlt G 4 und fehlt GsBag
dannoch PfM , vermachst Bra , verstan GgBag waz ] daz PfM , BrazG 5 seit Bag
diu sôle ) man Brag und ] aber Braz herze ] herre PfG , sel Gg hercz daz Brag
6 sláfent bis sô ] slaff von allen creaturen so G in ? ] an Bag du allein v . Bag
merken GO waz ] daz BrazG , verwúrket G 7 Daz wort : ) Ein wort sprichet
PfBa, fehlt
G G
d az bis im . fehlt d az fehlt G drie ] zwen GgBa, in im . )
inne BagGg Ez ] er Bag 8 als : fehlt G , G , Ba, schaf] du solt schlăffen ( !)
Braz daz bis 101,1 dingen . fehlt Gg (Hom .) 8 nim ) minne Brag wan bis
101,1 dingen . fehlt Braz (Hom .) 8 wan fehlt G , got* ] er Bag

1 Zu Z . 1 ff. vgl. In Ioh . n . 80, LW 3 S . 68,7 : . . . in tenebris lucet, id est in silentio et quiete
a tumultu creaturarum .; Pf. S . 230, 19 ff.: Diu geschrift sprichet, daz in mitter zît der naht, dô
von din dem still hatte ich auf die
alliu dinc in eim swîgen wären , dô kom , herre, dîn wort her abe von den küniclîchen stüelen . Daz
ist in der naht, sô kein crêatûre in die sêle liuhtet noch luoget, und in dem stilleswîgen , dâ niht
in die sêle sprichet , då wirt daz wort gesprochen in die vernünftekeit. – In 2 . 1 hatte ich (Quint
S . 614 zu 207 ,40f.) anstelle von Pf (M ,) vor allen aus Bag in allen übernommen und dabei auf die
Stellen unten Z . 7 und S . 101,10 hingewiesen . Ich halte jetzt das von Brag und Gg gebotene von (vor
M , ist daraus verderbt) für ursprünglich und verweise auf die G -Variante zu 2 . 6 slâfent- sô ]
slaff von allen creaturen so. Der Sinn des slåfe von allen dingen ! ist: Verhalte dich schlafend gegen
über allen Dingen ! und entspricht dem der oben zitierten lateinischen Parallelstelle: in silentio et quiete
a tumultu creaturarum . Denselben Sinn hat 2 . 6 slâfent alle créaturen in dir, denn , ob die Kreaturen
in dir schlafen oder du die Kreaturen verschläfst, dich ihnen gegenüber schlafend verhältst, läuft auf
dasselbe hinaus: auf das Losgelöstsein von der Kreatur. Vgl. etwa noch Par. an . S. 25,30ff.: rechte
also ist ez, wilicher sele dise engle sullin irschinen , di muiz geistliche slafin , und ie si minnir be
kummerit ist mit disen liplichin dingin , ie ir dise irschinunge me und dickir geschehin .; Tauler
S . 14 ,30ff.: Also sol der mensche sin in eime woren sloffe ussewendig zů allen lidungen und be
korungen die uf in gevallen mugent, und sol . .. liden in einer entslaffener wisen . .. - Welche
„ Meister" Eckhart in Z . 2ff. im Auge hat, weiß ich nicht. Vgl. auch Jostes S . 5,16 ff.
2 Dieses 'arbeite in allen dingen !' ist der zweite der S . 99, 3 f. angekündigten zwêne sinne der
Bitte des Paternosters 'werde wille dîn !' Er ist, wie man sieht, als solcher nicht besonders angekündigt.
Er ist gleichbedeutend (2 . 7f. Ez sprichet als vil als) mit: schaf dînen vrumen in allen dingen ! und hat
100
Praedica verbum

ist in allen dingen ?. Sant Augustînus? sprichet : »got hât alliu dinc geschaffen , niht
daz er sie lieze gewerden und gienge er sînen wec, mêr : er ist in in bliben «. Die liute
wænent, daz sie mê haben , sô sie diu dinc hânt mit gote, dan ob sie got hæten âne
15 diu dinc. Aber dem ist unreht, wan alliu dinc mit gote enist niht mê dan got aleine3;
und swer daz wânde, der den sun hæte und den vater mit im , daz er mê hæte, dan ob 5
er den sun hæte âne den vater, dem wäre unreht. Wan der vater mit dem sune enist
niht mê dan der sun aleine, noch der sun mit dem vater enist niht mê dan der vater
20 aleine 4. Dar umbe sô nim got in allen dingen , und daz ist ein zeichen, daz er dich geborn
hât sînen eingebornen sun und niht minner 5.
Der ander sin ist: schaf dînen vrumen in allen dingen !, daz ist : 'minne got obe 10

10f. Vgl. Luc. 10 ,27 : Diliges Dominum Deum tuum ex toto corde tuo, et ex tota anima tua ,
et ex omnibus viribus tuis , et ex omni mente tua : et proximum tuum sicut teipsum .

1 dingen . fehlt Bag Sant fehlt G paulus Braz der hat Bra, 2 werden
PfM , Brag giengn M , er fehlt BrazG , (beide Zeilenw .) in im G , in in allen Bag in
Bra, 3 mainent G . daz sie mê fehlt Brag mê] gottes me G . Ba, haben , ]
habent G ,G Ba , sie fehlt Braz hânt m . g.,] mit jm habent G Bag hậnt] haben PfM ,
got ] in GgBag h ettint hinter 4 dinc. Brag G
4 Aber ] vnd Bag fehlt d em ] den
GgBag dinca fehlt G1 enist ] sint Braz 5 und bis 9 minner. fehlt Bag
5 und fehlt Gi d er ] ob er Braz dz er Gg im , fehlt G , 6 hæte bis vater,] allain
hetti G . unreht.] och vnreht Go 7 der fehlt Gg 8 sô fehlt G nim ] minn Brag
und fehlt Gg 9 einbornen PfG , fehlt Gg und fehlt G , 10 Der bis ist : ) Das
ander ist Bag fehlt G , ist: fehlt G schlăff Braz daz ) unde daz PfM , daz ist :
fehlt Bag obe] vor GgBag
als solcher dann wiederum drei Unterbedeutungen : 1. nim got in allen dingen ! ( 2 . 8 ), 2 . 'minne got obe
allen dingen und dînen næhsten als dich selben !' ( 101, 10f.), 3. minne got in allen dingen glîche !
( 105,5f.). Deutlich entspricht dieses 'arbeite in allen dingen !' dem der Predigt zugrunde gelegten Schrift
text 2 Tim . 4 , 5 in omnibus labora .
1 Vgl. DW 1 S. 81,8ff .: . . . so müssen wir in glich nieman in allen dingen , in ainem nit mer
denn in demm andern, wann er ist in allen dingen glich . ; In Exod. n . 135, LW 2 S . 124,4 : . . . tum
quia deus est in omnibus et in ipso sunt omnia, . . . wo in Anm . 3 auf Asclepius III 30 (Hermetica I
350, 10 ) : in eo (scil . deo ) sunt omnia et in omnibus ipse est solus verwiesen ist.
? Augustinus Confess. IV c. 12 n . 18 (ed . Skutella S. 67, 11f.): non enim fecit atque abiit,
sed ex illo in illo sunt. ; vgl. In Eccli. n . 49, LW 2 S . 278,2f, und dort Anm . 1 ; In Gen . I n . 19,
LW 1 S . 201,2f.; vgl. auch Augustinus De Gen . ad litt. IV c. 12, CSEL XXVII1, 1 S . 108,19 – 22:
neque enim , sicut structor aedium , cum fabricaverit, abscedit, atque illo cessante atque abscedente
stat opus eius, ita mundus vel ictu oculi stare poterit, si ei deus regimen sui subtraxerit.
3 Vgl. oben S . 16 ,8f.: Ich hân otwenne gesprochen : swer got hât und alliu dinc mit gote,
der enhât niht mê, dan der got aleine hât., sieh die dort in Anm . 4 verzeichneten Parallelen : DW 1
8 . 70 ,4f ; DW 5 S . 40, 16ff. ( BgT ); Pf. S . 147,24ff .
Zu Z . 5 .ff. vgl. etwa In Ioh . n . 548: In uno enim nulla distinctio prorsus est. Propter
quod et ipsae relationes personarum non sunt distinctae in essentia nec ab essentia ,. .. ; n . 566 : . .. licet
filius per omnia sit patri aequalis , nihil ibi maius aut minus,. . .
5 Zu 2 . 8 sieh oben S . 100,89. — Zu 2 . 8f. vgl. oben S . 98,7f. sowie S . 96 ,7f. und dort Anm . 2 .
6 Hier folgt der zweite der oben S. 100,7 angekündigten drîe sinne des 'arbeite in allen dingen !',
nämlich ( Z . 10f.) 'minne got obe allen dingen und dînen næhsten als dich selben !'
101
Predigt 30
allen dingen und dînen næhsten als dich selben !', und daz ist ein gebot von gote. Ich
spriche aber, daz ez niht aleine ein gebot sî, mêr : ez ist ouch, daz got gegeben hât und
daz got gelobet hật ze gebenne. Und minnest dû hundert mark mê in dir dan in einem 208,25
andern , dem ist unreht. Hâst dû einen menschen lieber dan den andern , dem ist un
5 reht; und hast dû dînen vater und dîne muoter und dich selben lieber dan einen an
dern menschen, im ist unreht; und hâst dû die sælicheit lieber in dir dan in einem
andern , im ist unreht. ,Got segene! Waz saget ir ? Sol ich die sælicheit niht in mir 30
lieber haben dan in einem andern ?-1 Ez ist vil gelêrter liute, die diz niht enbegrîfent,

1 unda bis 3 Und feht Gı (abgegl.) lu nda fehlt Braz


1 und Ich bis 3 gebenne. fehlt Bag
2 sage GE aber, fehlt G5 sî, ] ist (vor ain Braz) BragG , ez ist fehlt PfM , daz ez
got PfM , 3 daz got fehlt Pf got] er G Und ] Ja vnd Braz fehlt G ,
mark ] mal G 4 demº] dz Gg Hâst bis 5 und fehlt G , (Hom .) 4 den ]
einen PfM , dema] jm BragG , ist fehlt Bag 5 und1 bis 6 und fehlt
Bag (Hom .) 5 und fehlt G ,G , dû fehlt Brag und dich selben fehlt G ,
6 menschen , fehlt PfM , und fehlt G , G Bag dû fehlt BrazG , die ] din GgBag
in dir fehlt Braz 7 ,Got bis ir ? fehlt Bag Got segene ! fehlt Gg gesegenē Brag
in mir ] vor niht G , vor 8 haben G hinter 8 haben Braz 7 f. nit mer minnen in mir denn Bag
8 gelêrter fehlt G liute, fehlt PfM , diz] daz PfM , es GoBag

i zu S. 101, 10 ff. vgl. insbesondere DW 1 S. 67,5ff.: Ez schỉnet swære, daz unser herre geboten
hât, daz man den ebenkristen minnen sol als sich selben. Diz sprechent gemeinlîche grobe liute ,
ez süle alsô sîn : man süle sie ze dem guote minnen , då man sich selber zuo minnet . Nein , ez
enist niht alsô . Man sol sie als sêre minnen als sich selber , und daz ist niht swære. Wellet irz eben
merken , sô ist minne mê lônes wert dan ein gebot. Daz gebot schỉnet swære, und der løn ist begir
lich . Swer got minnet, als er in minnen sol und ouch minnen muoz, er welle oder enwelle , und als
in alle crêatûren minnent, der muoz sînen ebenmenschen minnen als sich selben und sich sîner
vröuden vrouwen als sîner eigenen vrouden und sîner êren als sêre begern als sîner eigener êren , und
den vremden als den sînen . Und also ist der mensche alle zît in vröuden , in êren und in nutze, sô
ist er rehte als in himelrîche, und alsô hât er dicker vrouden dan ob er sich aleine sînes guotes
vrouwete . Und wizzet in der wärheit : ist dir genühticlîcher dîn eigen êre dan eines andern , sô ist
im unreht. und dort Anm . 2; 68 Anm . 1; 195,1ff. und Anm . 1; oben S. 45 ,5ff. und dort Anm . 2 ;
59,4ff. und Anm . 2 ; Pf. S . 278,40ff., 145, 15ff.; Sermo XXX, 1 n . 312, LW 4 S . 275,1ff.: Rursus:
proximum tuum etc . Hoc non solum praeceptum est, sed et promissio sive praemium . Nam si diligo
proximum quemlibet sicut me ipsum , ergo tantum fruor, delector et gaudeo de suo praemio , merito et
gloria sua quantum de mea. Praeterea ibi non est meum nec tuum , nec amo sive diligo meum aut
( tuum ). . . . Quilibet ergo tantum gaudebit de gloria alterius quantum de sui ipsius. . . . Gaudet ergo
de bono alterius, tum quia aequaliter ipsum amat, tum quia unum , licet non unus cum ipso (vgl. dort
Anm . 1).; Sermo XL,2 n. 395 , S. 339,5ff.: Proximum tuum sicut te ipsum . Nota : non solum
praeceptum est, sed promissio sive praemium . Nam si diligo proximum quemlibet sicut me ipsum ,
igitur tantum fruor, delector et gaudeo de suo praemio , merito et gloria sua quantum de mea. Ubi
nota quod caritas facit omnia communia , tam in praesenti quam in futuro. Ratio , quia diligit pro
ximum 'tamquam ' se ipsum . Ideo omnia proximi cuiuslibet sunt mihi propria communia .; In Exod .
102
Praedica verbum
und dünket sie gar swære; aber ez enist niht swære, ez ist gar lîhte. Ich wil dir wîsen ,
daz ez niht swære enist. Sehet, diu natûre hât (zwô meinunge ?), daz ein ieglich glit dâ
35 würket an dem menschen . Diu êrste meinunge, die ez meinet in sînen werken , daz ist,
daz ez dem lîchamen zemâle diene und dar nâch einem ieglîchen glide sunderlîche als
im selben und niht minner dan im selben noch enmeinet sich selben niht mê in sînen 5
werken dan ein ander glit ? Vil mê sol ez von gnâden sîn . Got sol ein regel und ein

I und] vnt dc Bag sie ] es GgBag garl] nit ( radiert) Brag aber fehlt G ,
enist bis ez fehlt Bag (Hom .) gara] nit g. Brag ser GgBag Ich ] vnt ich Bag
wil d . w .,] wise dich Go wisen úch Bag d ir ] dich Braz 2 zwô meinunge, Pf fehlt in
allen H88. iecliches Bag dâ ] daz da alle H88. 3 dem ] den Gg i n]
an Pf sinē werkG 4 lip Bag zemâle d.) gantz dienet Braz glide fehlt PfM ,
( Zeilenw .) 5 dan ) als Pf enmeinet ] es mainet Brag selben fehlt Baz
6 ein ander glit.] ein anders Ba , ainen andern Gg Got sol sin Braz 6 f. und ein fun
dament fehlt PfM ,

n . 96 , LW 2 S . 98,5ff.; DW 1 $. 79,6ff. und dort Anm . 1. – Zu Z . 1f. vgl. noch DW 5 S . 45,23f.


( BOT ) : . . . daz enist niht aleine ein gebot, als man gemeinlîche sprichet und wænet : ez ist ein
gelübede und ein götlîchiu lêre , . . . und ist ein lôn mê dan ein gebot (sieh S . 96 Anm . 164) .; vgl.
auch oben S . 94,3f. Es wird deutlich, daß Z . 2f. daz got gegeben hât und daz got gelobet håt ze
gebenne dem promissio sive praemium der oben aufgeführten lat. Parallelstellen entspricht. — Zu 2 . 78.
vgl . Sermo XXX , 1 n . 316 , LW 4 S. 277, 12f.: Ergo non omnis homo debet diligi sicut aut tantum
quantum se ipsum quis diligit. ; Thomas S. theol. II II q . 26 a . 4: (Utrum homo ex caritate magis
debeat diligere seipsum quam proximum ) ; q. 44 a . 8: (Utrum ordo caritatis cadat sub praecepto ) . . .
ad 2 : Cum autem mandatur quod aliquis diligat proximum sicut seipsum , praefertur dilectio sui
ipsius dilectioni proximi.; Sent. III d . 29 a . 5 ; vgl. auch oben S . 12,3ff. und dort Anm . 4 ;
44 Anm . 3.
i Zu S . 102, 8 vgl. unten S. 108,5 ; Pf. s . 233,28 ff .; Par. an . S . 15 ,20 ff . - 2 . 2 zwô meinunge fehlt
in allen H88. Wie ich (Quint S .612 zu 208,33f.) schon ausgeführt habe, wurde die Ergänzung bereits
durch Pfeiffer vorgenommen , der sie aus Z . 3 Diu êrste meinunge (und Z . 4 dar nâch ) richtig
konjiziert hat.
2 Zu Z . 2 ff . vgl. Pf. S . 39,23ff.: In dem lîbe sint alle die teil des lîbes geeiniget alsô, daz
daz ouge ist des fuozes unde der fuoz des ouges.Möhte der fuoz sprechen , er sprêche, daz daz ouge
mêr sîn wêre daz in dem houbete stêt, als ob ez in dem fuoze stüende, unde daz selbe sprêche daz
ouge hin wider.; Sermo XXX, 1 n . 315, LW 4 S. 277,6ff.: Sic enim videmus in natura quod oculus
non plus sibi videt quam alteri; videt autem totiprimo et per se, aliis autem partibus et sibimet propter
totum et in quantum sunt in toto et in quantum sunt aliquid totius re vel spe, id est vel quia sunt
(vel) ut sint.; In E .cod. n . 88, LW 2 S . 92,7 ; n . 89 S . 92,14f.: Rursus oculus non minus videt pedinec
plus sibimet, sed aequaliter utrique, quia toti corpori sive toti homini primo et per se.; Sermo XL,2
n . 397, LW 4 S. 340, 10f.: Exemplum de organis corporis : oculus non plus sibi videt quam pedi,
sed sibi et singulis partibus aequaliter. ; In Ioh . n . 724: Videmus in natura quod partes sive organa
corporis animati, quia diligunt totum suum , propter hoc unumquodque ipsorum diligit alterum sicut se
ipsum . Oculus enim non sibi videt, sed toti, et propter hoc videt consequenter omnibus quae illius
sunt, videlicet pedi sicut sibi, quia nec sibi, sed toti. Sic os non plus sibi comedit quam oculo vel
pedi, quia nec sibi nec oculo nec pedi, sed toti. Nam et ipsum totum amat quodlibet membrum
primo per se et plus quam se ipsum , ut in anterioribus ostensum est, et propter hoc consequenter
omne membrum , quia amat totum per se, amat omnia membra corporis ‘sicut' se,. ..; n . 385: Est
autem et in praemissis hoc advertendum sollerter quod membrum quodlibet non plus sibi servit
103
Predigt 30
fundament sîn dîner minne. Diu êrste meinunge dîner minnel sol blôz sîn an got und 208,40
dar nâch an dînen næhsten als dich selben und niht minner dan dich selben . Und
minnest dû die sælicheit mê in dir dan in einem andern , im ist unreht; wan, minnest
dû die sælicheit mê in dir dan in einem andern , sô minnest dû dich selben 2; wâ dû
5 dich minnest, dâ enist got niht dîn minne blôz, und dem ist danne unreht. Wan , hâst
dû die sælicheit in sant Pêter und in sant Paulô als liep als in dir selben , dû besitzest 209,5

1 sîn hinter 103,6 regel Ba ,Go grundvest sin Braz êrste ) ander Pf dîner?] dîn Pf
sin bloß GgBag 2 an ] minne Pf fehlt M ,G ,GgBag 2 Und bis 3 unreht; fehlt G , Bag
(abgegl.) 2 Und ] Als ich E sprach Braz fehlt Go 3 die ] din Gg mô i. d . ]
i. d . mê PfMz i m bis 4 andern , fehlt G , (Hom .) 3 wan , bis 4 dir ] Wenne (wa GJ dû
die sêlikeit mêr in dir minnest (minnest i. d . BrazG ) PfM , BrazG , 4 die ] din GgBa ,
sô bis 5 minnest , fehlt PfM , 4 wâ ] vnt wa Ba , 5 dich ] dich selber me Brag dâ ]
dz Gg blôz, ] ist nit bloß G , plos vnt luter Bag und bis 105, 4 heiligen '. fehlt Bag 5 danne
fehlt G ,G . Wan , bis 105, 2 und fehlt G , (abgegl.) 5f. hast dû . . . als liep ) minnest dû Pf
6 die ] din Go sant1,2 fehlt Go sancto petº vnd die sålikait in sancto paulo Braz dû ?] so Go

quam alteri membro , puta oculus non plus sibi videt quam pedi, quia nec sibi nec pedi, sed toti
homini sive animali cui primo per se immediate soli servit , per quod et in quo omnia membra sunt et
unum sunt: ipso et ipsi et propter ipsum operantur sibimet et sibi mutuo propter illud. Hinc est
quod haec est impropria : ‘oculus videt', 'auris audit ', 'lingua loquitur' et huiusmodi, haec autem
propria : 'homo videt oculo', 'audit aure', 'loquitur lingua’; operationes enim suppositorum sunt,
et eius est operari cuius est esse .; In Sap. n . 238 . – Mit Z . 4 dar nâch ist die zweite der 2. 2 an
gekündigten zwô meinunge gemeint, sieh Quint S.615 zu 208,39f. Mit Recht hat Bernhart S. 67
die Korrektur Larsons ( M . E . S. X zu 208,34 ) nicht aufgenommen . Seine Übersetzung von Z . 6
Vil — sîn . : „ Vielmehr soll es (ihrer ) sich annehmen : das ist die zweite Meinung.“ und seine Be
merkung S.67 Anm . 1 sind völlig irrig. Die richtige Übersetzung muß vielmehr lauten : „ Um vieles
mehr muß das im Bereich der Gnade gelten “ , was vorher als Gleichnis aus dem Bereich der Natur
vorgetragen wurde; sieh auch die nächste Anmerkung.
1 Zu S . 103,6 regel vgl. Jostes S . 95, 19f.: Dorum ist dizz oberst bild ein regel, wor di sele geleit
sol werden ,. . . - In Z . 1 konjizierte Pfeiffer (208,39) gegen die hel. Überlieferung Diu ander
meinunge : dîn minne, offenbar,weil er glaubte, das Pendant zu 103, 3 Diu êrste meinunge stehenoch aus,
während es in Wahrheit, wie schon bemerkt, durch 103,4 und dar nâch eingeführt worden ist. Die erste
Bestimmung des Gliedes ist, dem Körper als Ganzem zu dienen , danach in zweiter Linie einem jeden
einzelnen Gliede wie sich selbst. Ebenso hat die Liebe des Menschen zwei Bestimmungen : die erste ,
sich auf Gott allein hinzurichten , die zweite, den Nächsten wie sich selbst zu lieben . Pfeiffer und mit
ihm Bernhart haben den Gleichnischarakter der Ausführungen Eckharts über das Glied verkannt ( sieh
Quint S .615 zu 208,39f.) . In 2 . 2 hat Pfeiffer zudem den Sinn des Textes mißverstanden , wenn
er an (208,40 ) durch konjekturales minne ersetzte , während an deutlich dem voraufgehenden an
entspricht: „ Das erste Streben deiner Liebe soll rein an ( auf) Gott und dann an (auf) deinen Nächsten
wie auf dich selbst und nicht weniger als auf dich selbst gerichtet sein “ . Pfeiffer hat sich durch die
anakoluthische Konstruktion des Satzes zu seiner Konjektur verleiten lassen .
2 Z . 2f. hatte ich mich in Quint S . 615 zu 209,2f. für den kürzeren Text von GiBa , entschieden ,
(der 2 Und — 3 unreht; ausläßt), „ ohne die Möglichkeit leugnen zu wollen , daß der längere Text von Brag
(und M .) ursprünglich ist, zumal da Bag und G , den im Zusammenhang allerdings überflüssigen
Zwischensatz infolge von Homöoteleuton verloren haben könnten “ . Ich habe jetzt den volleren Text, wie
ihn G , in Übereinstimmung mit Braz bietet, eingesetzt in der Überzeugung, daß die anderen Texte
Einbuße durch Abgleiten erfahren haben .
104
Praedica verbum
die selben sælicheit, die ouch sie hânt. Und hâst dû die sælicheit in den engeln als liep
als in dir und hâst dû die sælicheit in unser vrouwen als liep als in dir, dû gebrûchest
der selben sælicheit als si selbe eigenlîche : si ist dîn als eigen als ir ?. Dar umbe sprichet
man in der wîsheit buoche : 'er hât in glîch gemachet sînen heiligen '.
10 Der dritte sin : schaf dînen vrumen in allen dingen !, daz ist : minne got in allen 5
4 Vgl. Eccli. 45,2 : Similem illum fecit in gloria sanctorum .

1 selben fehlt Bra , ouch fehlt Gg si ouch Braz hâst dû ... als liep ] minnest
dû Pf dû fehlt Brag i n bis liep ) lieber in den englen oder alz lieb Gg dem
engel Bra , als bis 2 in %] vnd in Brag G
2 und bis sælicheit ] oder h âst bis
dir, fehlt Pf (Hom .) vrouwen ) frowen vnd in andren hailgen Gi liep
als fehlt Gg dir ,] dir selber GoBrag gebrûchest bis 3 eigenlîche:) bruchest aigenlich die selben
selekait die si selber bruchent Go 3 der ] die
G s elben fehlt Brag als1 bis eigen
liche : ] dir selber alssi selber aigenlichen habent Brag als aigenlich als si G , si? ] wan
si Bra , vnd
G d în ] dem Brag als fehlt Braz (Zeilenw .) aygenlich G5
Dar umbe bis 5 ist: fehlt G , 3 Dar umbo] Ich sprich noch mer hest du mer minne
zů der marter sanct peter vnd zů sanct paulo mit der si verdienetent die sålikait denn si selber
hettint du gebruchist mer jr så likait denn si selber da von Brag sait Gg5 Der dritte
sin : ) Dz dritt G . Aber daz wort PfBag minne got] Du solt och got nemen G , in bis
106 ,1 got fehlt Pf (Hom .)

Zu S . 104,5ff. vgl. oben S . 13,5ff.: Und ist , daz ich alsô stân : alliu diu volkomenheit und alliu
diu sælicheit , die sant Pêter hât, und daz sant Paulus sîn houbet dar strahte, und alliu diu sælicheit ,
die sie dâ von hänt besezzen , diu smacket mir als wol als in , und ich wil es êwiclîche niezen , als
ob ich ez selbe gewürket hæte. Mêr : alliu diu werk , diu alle heiligen und alle engel ie geworhten und
dennoch Marîâ , gotes muoter, ie geworhte, då von wil ich êwige vröude enpfâhen , als ob ich ez selbe
geworht hæte.; sieh auch die dort Anm . 3 verzeichneten Parallelen sowie oben S. 45,10ff. und dort S . 46
Anm . 2; DW 1 S . 81,5f.: Alles, das all engel und all hailgen hond und unser frow , das Kist ) mir
blózbnit
aigen in im und enistst mir doar unsnach
uindfremder oui ontverrer denn , das ich selber hon .; DW 5 S. 298, 1ff .
( RdU ) : Daz wir uns blôz halten der dinge, diu ûzer uns sint, dâ wider wil got ze eigene geben
allez , daz in dem himel ist , und den himel mit aller sîner kraft, jâ , allez, daz ûz im is gevlộz und
alle engel und heiligen hânt, daz daz unser als eigen sî als in , jâ ,mêr dan mir dehein dinc eigen sî.;
Sermo XL,1 n . 390, LW 4 S. 336 ,7ff.: Qui enim perfecte amat proximum sicut se ipsum et deum
propter se ipsum ex toto corde, habet in se ipso praemium et gloriam omnium electorum tamquam
propria .; n . 395, S. 339,5ff.; In Ioh . n . 725: Ubi notandum quam beatum est diligere proximum
tamquam se ipsum . Nam si tantum quantum se ipsum , omne quod suum est, sive in merito sive
in praemio , tuum est sicut suum est; si quominus iam non ipsum diligis tamquam te. Verbi gratia :
si plus diligis honorem quemcumque cuiuscumque dignitatis aut beneficii tibi impendi quam illi,
iam non tantum diligis illum quantum to ; ergo e converso si tantum illum diligis quantum te ,
tantum tibi sapit, placet et proficit honor suus quantum tuus, non plus illi quam tibi nec minus
tibi quam illi. ; n . 385 : Iste est ergo unus modus quo bona , sive passionum sive meritorum sive
praemiorum , sunt omnibus bonis et sanctis omnia communia . Et hoc est quod Cor. 12 dicitur :
‘non sit schisma in corpore. . .'. Sic enim videmus quod alimentum aequaliter nutrit omnia membra,
sicut os quod cibum sumit (sic ) et stomachum qui cibum digerit. Est autem et secundus modus
quo omnibus sanctis aut bonis sunt omnia omnium bona communia qui talis est . . .
? Hier beginnt die Auslegung des dritten der oben S . 100,7f. angekündigten drîe sinne des 'ar
beite in allen dingen !', nämlich minne got in allen dingen glîche ! ( sieh oben S. 92 und Quint S .615f.
zu 209, 10) .
105
Predigt 30
dingen glîche !, daz ist: minne got als gerne in armuot als in rîchtuome und habe in
als liep in siechtuome als in gesuntheit; habe in als liep in bekorunge als âne bekorunge
und als liep in lîdenne als âne lîden ! 1 Jâ, ie græzer lîden , ie ringer lîden, als zwêne
eimer : ie swærer einer, ie ringer der ander, und ie mê der mensche begibet, ie lîhter 209, 15
5 ist im ze begebenne. Ein mensche, daz got minnet, dem wäre als lîhte, alle dise werlt
ze begebenne als ein ei. Iemêer begibet, ie lîhter ist im ze begebenne, als die apostelen :
sô sie ie swærer lîden hâten , ie lîhter sie ez liten 2.

6 f. Vgl. Act. 5,41

mår Brar, ale to in the per leas the fehle Psiechait


1 als gerne) als mår Bra , also wol (hinter armůt G3) GgBag fehlt G ,
und fehlt G h . in ) hab M , BrazG 2 in fehlt M , BrazG .
yMo(Zeileals2, f]ehvnd e LiBrag
e hialsgienemår
BragG , Ba, siechtagen G ,
chter
in fehlt M ,G habe bis bekorunge2 fehlt Go habe in ] h . got Braz vnt Bag
bekorungol] bekorūb M , bekoren Ba, als âne b . fehlt PfM , (Zeilenw .) 3 und ]
hab M , Brag hab in G in fehlt M , BrazGg Jâ, ie fehlt Brag Jâ, fehlt G, grosses
Brag ringer lîden , ] lichter 1. BrazG , minder liden vnd lihter GgBag als ] ie lichter
ie swårer ie swårer liden ie lichter liden als G , 4 eimer : ) aimer in ainem brunnen ainer
gat us der ander G in r inger ] lichter BrazG ,G , Bag und fehlt Gi begibet, ]
git BragBag lîhter ] lichter er git vnd ie lichter Brag 4f. I. im ist Go 5 im fehlt G ,
( Zeilenw .) ime cegeben ist Bag ze geben G , Brag Ein bis 6 begebenne,
fehlt GgBag (Hom .) 5 daz ] der Braz alle ] als Bra, die welt Pf 6 begebenne' ]
gebint Braz geben
G e r ] man Gi g it Bra, jm ze gebint ist Brag im fehlt G ,
ze geben G alsa fehlt G1 7 sô bis hâten ,] je schwårer liden si hettint BrazG ,
ie bis liten. ) so si es ie lichter littent GgBag

pinlicher nioman dduinesdolitneimn B2o0tto iwneraklleen oinoaglsoninslfircöhdoeusonl,dalleors sol. in in allen


1 Zu S . 105,5ff.vgl. etwa DW 1 S . 81,13ff.: Wer got rechte niemen sol, der sol in in allen dingen
glich niemen , in hertikait als in befintlichait, in waynen als in fröden , alles sol er dir glich sin .;
DW 5 S. 210, 11f. ( RdU ): . . . und nement got in allen dingen glîche und vindent gotes glîche vil
in allen dingen
enhi .; 203,9f.: Aber dû solt in den werken ein glîchez gemüete haben und ein glîchez
ndertenlich no
getrh so er ch sw dine vrouwen ziten vrô ; sin aufgefül
getriuwen und eine glîche minne ze dînem gote und einen glîchen ernst. Entriuwen , wäre dir also
glîch , sô enhinderte dich nieman dînes gegenwertigen gotes. ; DW 1 S . 103, 8ff.: Dem gerehten men .
schen enist niht pînlîcher noch swærer, dan daz der gerehticheit wider ist, daz er in allen dingen
niht glîch ist. Als wie ? Mac sie ein dinc vrouwen und ein anderz betrüeben , sô ensint sie niht gereht,
môr: sint sie ze einer zît vrô, sô sint sie ze allen zîten vrô ; sint sie ze einer zît mêr vrô und ze der
andern minner, sô ist in unreht.; sieh auch die dort S . 104 Anm . 1 aufgeführten Parallelen , insbesondere
Pf. S. 233, 16ff. = oben S . 81,7ff.; In Ioh . n . 604 : Rogamus ergo , ut nobis voluntas dei sic placeat,
sic sapiat in adversis, in tristibus, sicut in laetis et prosperis , in minimis sicut in maximis,. . . ; vgl. ferner
DW 1 S . 61,7ff.: Ez sî siechtage oder armuot oder hunger oder durst oder swaz ez sî, waz got über
dich verhenget oder niht verhenget, oder swaz dir got gibet oder niht engibet, daz ist dir allez
daz beste ; . . . setze eht dû dich rehte dar în , daz dû gotes êre meinest in allen dingen, und swaz
er dir denne tuot, daz ist das beste. ; Pf. S . 178,28ff.
? Zu 2 . 4ff. vgl. etwa DW 1 S . 202,1ff.: Dirre mensche muoz sich selben gelânzen hân und alle
dise werlt . Wäre ein mensche, des alliu disiu werlt wäre , und er sie lieze als blôz durch got, als er
sie enpfienc, dem wölte unser herre wider geben alle dise werlt und ouch daz êwige leben . ; sieh
auch die dort S. 203 Anm . 1 verzeichneten Parallelen , insbesondere Pf. S . 257,27ff.: wizzent, dem
menschen wêren alliu dinc als lîhte ze lâzende als ein erweize oder ein linse, jâ bîmîner sêle, alliu
dinc wären disem menschen als ein niht. — Zu Z . 6f. vgl. DW 5 S . 49,4f.; 56 , 10f. ( BgT ).
106
Praedica verbum
20
'Arbeitel in allen dingen !', daz ist : swâ dû dich vindest ûf manicvaltigen dingen
und anders dan ûf einem blôzen , lûtern , einvaltigen wesene , daz lâz dir ein arbeit
sîn ; daz ist : ‘arbeite in allen dingen ' 'vüllende dînen dienest !'3 Daz sprichet als vil
als: hebe ûf4 dîn houbet! Daz hât zwêne sinne. Der erste ist: lege abe allez, daz dîn

1 ; 3 Sieh oben S. 93,1. 3 Vgl. 2 Tim . 4, 5 : . . .ministerium tuum imple .

1 'Arbeite ] Daz dritte : arbeite PfM , BragG5 Du solt erbaiten G , ûf bis 2 und
fehlt G 1 manicvaltigen d . ) manigualtikeit Bag 2 einem ] ain Braz
blozen , bis wesene,] bloß vnd (vnd fehlt G ) wo du dich vindest auf manigfaltigen dingen
M , G , bloß GgBrag daz lâz ] daz daz Bra , 3 sîn ; ] sigi Bra , daz ist : bis 108, 1 ist,1
fehlt Bag 3 'vüllende bis 4 als : fehlt G 3 'vüllende ) füllet Pf wille Gg volbring Brag 4 heb
ich vff Go Daz ] dz wort G Der] das M , ist: fehlt G5 lebe ab M ,
allez, bis 108,1 ist, fehlt Gg 4 daz ] daz daz Braz

1 Wie der Var.-App. zeigt, hat Pfeiffer in 2 . 1 vor 'Arbeite aus M , Daz dritte übernommen, das
auch von Brag und Gg geboten wird , während es in Bag fehlt und G , statt dessen Du solt bietet. Wie
wohl die Übereinstimmung zwischen M , Brag einerseits und Gg anderseits für die Echtheit des Daz
dritte spricht, habe ich es entsprechend meiner in Quint S .615 zu 209, 10 vorgetragenen Argumen
tierung, wie schon in meiner Übersetzung S . 359,26 ( sieh auch dort die Anmerkung S . 510), getilgt. Tat
sächlich sind die oben S . 100,7 angekündigten drîe sinne des 'arbeite in allen dingen !' in der Bedeu
tung des schaf dînen vrumen in allen dingen ! ( 100,8) inzwischen abgehandelt worden , so daß oben
2 . 1 Daz dritte nicht mehr am Platze sein kann . Vielmehr schließt Eckhart im Schlußabschnitt die
drîe sinne des 'arbeite in allen dingen !' gewissermaßen noch einmal zusammen , indem er dessen
tiefsten und umfassendsten Sinn in der Abkehr von aller Mannigfaltigkeit der irdischen Dinge und
der Hinkehr zur Einheit des Seins zum Zwecke der Einigung mit ihm erkennt. Wenn Bernhart
( S .68) oben 2 . 1 übersetzt mit: „ Mühe dich um den Segen aller Dinge" und in der Anm . 2 bemerkt:
le gehen und die1 1. mit Reebok Ga Mabore en hoe der
„ Das scheint mir der Sinn dieses 'arbeite in allen Dingen' zu sein " , 80 möchte ich die Richtigkeit
dieser Übersetzung und Deutung bezweifeln . Es geht nicht um den „ Segen aller Dinge“ , sondern
n zuter einvaltige we es vf aine ai Peinem blêzen ei ume
um die Bemühung zur Lo8lösung von allen Dingen und die Hinwendung zu Gott.
s enhat f Pfeiffer
g lûternn,, einvaltigenn wesene
? 2 . 2 blozen, m ( n m . E . mit Recht ausn Bag tentnommen ,
das diesen Text allein bietet. Alle Volltexte lesen vff ainem (ain Braz) bloß GzG ,M , Braz, was m . E .
keinen plausiblen Sinn ergibt. Vielleicht hieß es ursprünglich ûf einem blozen ein und hat der ge
meinsame Prototyp der Volltexte das ein versehentlich verloren . Vgl. etwa DW 1 S . 93,7f.: . . . swaz
då blibet, daz ist ein einvaltigez ein . — Zu Z . 1f. vgl. etwa DW 1 S. 200, 16f.: . .. alliu manicval.
ticheit ist im ein blôzheit und ein einicheit, stât er rehte in dem willen gotes.
3 In 2 . 3 las Pfeiffer arbeit in allen dingen füllet dînen dienst., wobei er vielleicht den
Strich in füllēt ( M .) übersah und nicht bemerkte , daß Eckhart hier die beiden Sätze aus dem Schrift
text 2 Tim . 4,5 in omnibus labora und ministerium tuum imple miteinander zu einem Satz verband .
Die Übersetzung dürfte denn auch nicht wie bei Bernhart s . 68 lauten : „ So dich mühend um die
Dinge, erfüllst du deines Lebens Dienst.“ , sondern : „Mühe dich in allen Dingen , indem du deine
Pflicht erfüllst!“
4 Wenn Brethauer (Diss. S . 47) in diesem hebe ûf im Zusammenhang mit dem fol .
genden lege abe den „ Doppelsinn von lateinisch 'tollere' und deutsch 'aufheben ', . . . also ein
Wortspiel, das aus der einen in die andere Sprache übertragen werden kann “ , erkennen will, 80 dürfte
das wohl verfehlt sein , denn das hebe ûf hat an der vorliegenden Stelle eindeutig und nur den Sinn
von „ erhebe“ .
107
Predigt 30
ist, und eigene dich gote, sô wirt got dîn eigen, als er sîn selbes eigen ist, und er ist 209,25
dir got, als er im selben got ist, und niht minner ?. Waz mîn ist, daz hân ich von nie
manne. Hân ich ez aber von einem andern , sô enist ez niht mîn , so ist ez jenes, von
dem ich ez hân2. Der ander sin ist : hebe ûf dîn houbet!, daz ist: rihte alliu dîniu werk
5 in got! Ez ist vil liute , die diz niht enbegrîfents, und bedünket mich niht unbillich "; 30

1 ist,' ) ist vnd alles dz din aigen ist dz leg abG 8 ô fehlt Brag e r2 bis 2 und
fehlt G , (Hom .) l er2 bis 2 got, fehlt Ba , 1 ist: fehlt Go 2 minner. ] mer Brag
Waz bis 109, 3 Âmen . fehlt Bag 3 aber fehlt Brag einem andern , ] niemant oder
von ainem andern Brag ieman anders
G 8 0 ist ez ] es istG G , j enes,) ains Brag
4 ander fehlt G sin fehlt Go r ihte ) riht uf G , 5 ist ] sint PfM , edunkt ( 1)
Braz dunket G , G unbillich ; ] wunderlich : Pf

11,781.:Got muhe. Swer in als der enpfæhet mblriche


i Zu S . 107,4 ff. vgl. DW 1 8 . 71,7ff .: Got muoz mir sich selber geben als eigen, als er sîn selbes
ist, oder mir enwirt niht noch ensmecket mir niht. Swer in alsus zemâle enpfâhen sol, der muoz
zemâle sich selben ergeben hân und sîn selbes ûzgegangen sîn ; der enpfæhet glîch von gote allez ,
daz er hât, als eigen als erz selber hât und unser vrouwe und alle, die im himelrîche sint: daz ist
dison als glich und als eigen . Die alsô glîch ûzgegangen sint und sich selben ergeben hânt, die sulen
ouch glîch enpfâhen und niht minner. ; 81, 1ff.: Süllen wir denn leben in im oder durch in , so sol
er unser aigen sin und súllen wir uns unserm aigen wurken ; also als got alle ding wúrkt uss sinem
aigen und durch sich selber , also súllen wir uss demm aygen wurken , das er ist in uns. Er ist all
zumaul unser aygen , und alle ding sind unser aigen in im .; vgl.die dort Anm . 1 verzeichneten Parallelen ;
286 ,4f.: Augustínus sprichet: swer wil, daz got sîn eigen sî, der sol é gotes eigen werden , und
daz muoz von nôt sîn ( = En. in P8. 145 n . 11, PL 37,1891; vgl. oben S . 9,2f. und dort Anm . 2) .;
239,8f.: dar kommet got in syne eygen. eygen dich gode, so is got dyn eygen , as hey syns selues
eygen is (und dort Anm . 4 ) . , 93, 3 ff. und dort Anm . 2 ; 113, 2 ff .: Man ensol got niht nemen noch
ahten ûzer im sunder als mîn eigen und daz in im ist ; noch man ensol dienen noch würken umbe
kein warumbe, noch umbo got noch umbe sîn êre noch umbe nihtes niht, daz ûzer im si, wan aleine
umbe daz, daz sin eigen wesen und sin eigen leben ist in im (und dort Anm . 1).; 187,4 ff .: Aber der
niht ensuochet noch niht enmeinet dan lûter got, dem entdecket got und gibet im allez, daz er
verborgen håt in sînem götlichen herzen , daz ez im als eigen wirt, als ez gotes eigen ist, weder
minner noch mêr, ob er in aleine meinet âne mittel (und dort Anm . 2 ).; 235, 10ff. und dort Anm . 3 ;
alzemch min selbes üzgan dos aigen ist, das ist sih (und
246 ,7f.: wan alles das gottes aigen ist, das ist sin aigen .; DW 5 S . 298,4ff. ( RdU ) : Wider daz,
daz ich min selbes üzgân durch in , dâu wider sol got mit allem dem , daz er ist und geleisten mac ,
alzemâle mîn eigen sîn , rehte mîn als sîn , noch minner noch mêr (und dort s. 371 Anm . 432).;
Pf. S . 158,28 ff ., 37f.: . . .wan got ist dîn eigen , und alsó , allez daz dû nimest, daz nimest dû in dînem
eigen , . . . .
? Zu 2 . 2ff. vgl. Sermo XXXVII n . 376, LW 4 S . 321,7ff.: Sed cuius vel quorum est
asario.Qu quid moum est,moumeum aut tuut,meum
deus ? . . . Ubi notandin primo quod nihil alienum est meum sive tuum . . . . Secundo nota quod
nihil alterius sive alius cuiusquam est meum aut tuum . Nihil ergo proprium cuiquam , quod ego
non sum aut quod meum non est, meum est. Rursus etiam nihil sui ipsius proprium meum est.
Tertio nota quod , si quid meum est, nullius alius est . Quod si alicuius est, ille vel illud meus est vel
meum necessario . Quarto nota quod, si quid meum est, omnia quae illius sunt utique mea sunt, . . .
Quinto , quod nihil proprie aut vere meum est , quod extra me est, quod auferri potest ab altero,
aut etiam quod dependet ab altero , aut iterum quod est ab altero sive alio . In quantum enim meum
est, proprium mihi est, quia proprium est quod non ab alio est. Ergo 'deus tuus'.
3 Vgl. oben S. 102,8 und dort Anm . 1.
• Weshalb Pfeiffer S . 209,29 das von allen H88. gebotene unbillich ( = „ unnatürlich“ , „ auf
108
Praedica verbum

wan der mensche, der diz begrîfen sol, der muoz sêre abegescheiden sîn und erhaben
über alliu dincl.
Daz wir komen ze dirre volkomenheit, des helfe uns got. Amen .

1 mensche, fehlt Go und bis 2 dinc. fehlt G , 2 boben Go dinc. ]


disiu d . PfM ,Brag 3 Daz ) vnd das M ,Brag des ] daz Brag Âmen . fehlt G

fallend " ) durch wunderlich ersetzt hat, verstehe ich nicht. Das in meiner Übersetzung S . 360,2 ste
hende „ verwunderlich " soll Wiedergabe des mhd. unbillich, nicht des von Pfeiffer gebotenen wunder
lich sein .
1 Vgl. DW 1 S. 120,5ff.: Daz ander , daz man abegeloeset sî und abegezogen und îngezogen .
Hie von nimet man, daz ein ungelêret mensche mit minne und mit begir mac kunst nemen und
lêren . ; 80, 10f. - 2 . 2 las Pfeiffer mit M Brag alliu disiu dinc. Larson (M . E . S. X zu 209,31)
konjizierte alliu irdeschiu dinc, und ich folgte dem in meiner Übersetzung S . 360,4 : „ alle diese
( irdischen ) Dinge“ . Ich habe jetzt disiu mit Go gestrichen .

109
PREDIGT 31 (Pf. Nr. XLVIII S. 159 — 161)

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S . 468f., Quint Übers . S. 514 zu Pr. 47, Spamer
PBB 34 S . 334, Lotze S . 37) :
Bo f. 46r- 47v ; vgl. Pahncke E . St. S . 5 unter XVII.
B , f. 164r — 169r; vgl. Strauch PBB 49 S. 361 Nr. 27 ; 50 S. 223f.
Bay enthält in dem f. 3010 – 316v stehenden Mosaiktraktat Von der wurkunge der sele mehrere
Fragmente:
f. 3141 — 315r ~ unten S . 116 ,8 Ich — 117,2 entuot, + 118,2 In - 3 créatúren . + 115,2 Der- 3
sune. + 4 ( ?) : Ein meister sprach der mich | fragte wz got in dem himmelrich tete / ich
spreche er gebirt sinen einen / gebornen sun dz ewig wort sunder / underlas Vnd hat 80 grossen
lust an (315r) dem werke dz er anders nut entůt Der / vater wurket in sime sune alle sine werk
vnd der heilig geist hanget dar in /ne Vnd der ist dù lustlicheit hie inne / hangent och alle crea
turen Got der minnet / nút wan sinen eingebornen sun vnd / als vil er vindet der creaturen in
der minne / sines sunes als vil werdent si geminnet / in dem sune
f. 315V ~ unten S . 118,3 Wan – 7 zuo. ( gekürzt) : Swenne got wúrket /dis werk in der sele dz ge
schiht in ir / inne geisten vnd 80 verborgenlich das es nút enweis weder engel noch heili/ge noch
du sele selber kan dar zů n /ut getůn denne dz sis lidet och gehört dz werk alleine gotte zů
f. 316r — V ~ unten 120,5 Diu sêle — 121,1 lieht. + 4 daz ist — 122,3 obersten + 7 Alsô – 123,1
ruowe. + ganziu — 2 bewegungea.: Dů sele die har ,zů komen sol die můs sich brechen mit /alle
ir kraft in ir eigenlich (!) Dz ist 80 / klar und so hoch dz es růret engelsche /nature Esist so gram den
nidersten krefſten dz es niemer der sele geluchtet Die / inneren krefte sint denne wol geordent /
vñder die obersten also dz ein ieklich kr/aft der anderen underteinig si helfen / striten Dz ein
luter fride und ein gan /ze růwe in der sele werde vriheit aller (316v ) bewegunge Dz ist ganczi rùwe.
Der Mosaiktraktat wurde von Spamer Texte S . 100 — 107 abgedruckt. Die oben an
gegebenen Textstücke finden sich dort s . 106 , 26 — 107,2 ; 107,6 — 10 ; 107,1421. Das Stück
S . 106,26 — 29 identifizierte Spamer in der Fußnote mit Pf. XL , S. 137 Z . 12 - 14 , und ich
habe diese Identifizierung DW 1 S . 58 und S . 72 Anm . 4 übernommen . Da der Text des
Mosaiktraktats jedoch besser zu dem der vorliegenden Predigt stimmt und anschließend, wie
vermerkt, noch weitere Exzerpte aus ihr bietet, die Spamer als solche nicht erkannte, bin ich
jetzt überzeugt, daß auch das erste Exzerpt Spamer S . 106 ,26 – 29 aus der vorliegenden Predigt
stammt. Im Var.-App. nicht berücksichtigt; vgl auch Log, Z , und Greiths Traktat.
Do, p. 148a — b, Fragment (in „ Spiegel der Seelo “) = unten S. 118,3 Wan — 7 lidet; + 119 ,1 Ori
genes - 120,4 wesen .
p . 91a492a, Fragment (ebenda) fteer sSp.ie121,
andsc=hriunten prichet — 1125,4
gel"d3 eEzs ssprichet— 25.4 minnicliche. Es ist der
Beginn des půchel das da genant ist der spiegel der sel.
Identifiziert von Quint, Handschriftenfunde Nr. 10 S . 20 ; vgl. auch unten Strg.
G. f. 256r - V , Fragment = unten S . 114 , 1 Ecce— 118 , 3 geist. Der Text bricht mitten im Satz
am Ende der Seite ab ; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S. 55f.
Ka, enthält mehrere Fragmente:
f. 84ra = unten $. 118 , 1 Daz - 3 werk ,: Daz / werc ist ime also eigin daz ez /nieman wirken
mac dan der | vater in den werke wirket got | alle sine werc
f . 83vb = unten S. 118, 3 Wan – 5 sun .: wenne got wirket / dz werc in der sele dz sin ge- /
burt ist Sin geburt ist sin / werc vnd die geburt ist der son
110
Ecce ego mitto angelum meum
f. 84ra = unten S. 118,5 Daz— 7 zuo.: Die werc wirket got in dē aller / innersten der sele
verborgenlichen dz / ez niht weiz engel noch heilge / noch dó sele selber en kan dar /zů niht gedün
dan só ez lidet ez / gehöret gote alleine zů
f. 33vb = unten S . 124, 3 Ich — 4 mich .. Ich habe ez / ovch me gesprochen wer ich itel / vnd
hat eine furnde minne / vnd gelicheit ich züge got alzů /male in mig
Vgl. Spamer Diss . 282; im Var.-App. nicht berücksichtigt.
KT f. 223arb, Fragment in einer Tauler-Predigt ~ unten S. 114 ,5 Diu — 115 ,5 vater., sieh Nachtrag.
Lo, f. 63 - 64r, Fragmente wie in Baj, Z , und Greiths Traktat, sieh Nachtrag .
f. 55vb — 56va, alte Zhlg .: f. 65vb - 66va = Jostes Nr. 52 S. 54 (Text ungedruckt).
f. 237v, Fragment = unten S. 116 ,4 Götlich — 7 müge, + 122,4 Als — 123,1 ruowe. + 121,4 dazi_
122,3 geordent: Gotlich lieht dz ist allwegen in des engels / lieht wenn des engels lieht wer der sele
meme vnd
vngeneme und enoluiste
engluste ali nit gotBottes
sů nit / tes tient werecoming
lieht were to innthehos
denn dar den soge
bewunden got bedeket sich in dem
engelschen lieht und | wartet alle zit wenn er v88 kvmmen mug Als ein herr sin volk ordenen
wil so ist der / kneht under dem ritter und der ritter vnder dem grafen vnd sú wellen alle frid /
han Dar vmb hilffet ieglicher dem andern und also sol öch ein iegliche krafft der / sel der andern
vndertenig sin vnd helffen stritten Dz ein luter frid vnd růw in der sele / werde Dz natürlich lieht
der sele ist so hoch dz es růrt engelsch natur und ist 80 / gramm den nidersten krefften dz es sich
niemer in sú ergusset noch die sel niemer / durch flüsset die nidersten krefft sient denn geordnet;
identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S. 199 ; im Var.-App . nicht berücksichtigt .
f. 3581 — 360r = unten S. 114,5 Diu sêle -- 125,4 minniclîche, mit Auslassungen, als Bestand .
teil eines großen Mosaikgebildes , das f. 348r— 362v umfaßt und, soviel ich sehe, ganz aus
Eckhart- Texten bzw . Eckhart zugeschriebenen Texten zusammengesetzt ist, wobei die Texte
bzw . Textexzerpte ohne Unterbrechung aneinandergefügt sind. Identifiziert von Quint.
Sg = Salzburg St. Peter b VI 15 .
Str , f. 761 — 79r, in W , nur der lateinische Vorspruch im Inhaltsverzeichnis f. 4r: bl. 76 . 6 . Ecce
ego mitto angelum S . m . Eghardi.
Str, f. 381 - 39r, Fragment (in „ Spiegel der Seele " ) = unten S . 118 ,3 Wan – 7 lidet ; + 119,1 Ori
genes — 120, 4 wesen .
f. 2r - V , Fragment (ebenda ) = unten S . 121, 3 Ez sprichet — 125,4 minnicliche.
Identifiziert von Quint , Handschriftenfunde Nr. 72 S . 218; sieh oben Doz.
Z p. 199 – 200, Fragmente wie in Bay, Lo, und Greiths Traktat, sieh Nachtrag .
W sieh Strz.
Greiths Traktat enthält die folgenden Textstücke, die ich im Wortlaut der Hss. aufführe :
Greith S . 120 ,14 - 16 ~ unten S . 116, 8 Ich — 117, 2 entuot,: Ain maister sprach der mich nun
(nun fehlt Z _) / fragette was got tåte in dem hymel/rich Ich spreche er gebirte (gebirt M ,Z )
sinen ain /gebornen sun das ewig wort an vnder los Vnd hat 80 grossen luste in dem / wercke das
er anders nut entůt G , (p . 77) M , (f. 256 – 26r) Z (f. 110v - 111r ). vnd hat- entůt fehlt Greith .
Greith S. 117,148 ~ unten S . 120,5 Diu séle — 121, 1 lieht. + 4 daz ist— 122,4 kreftel + 7 Alsố
- 123, 1 ruowe.: Die (und dů Zd) sele die hierzů kumen sol die mus / sich brechen mit aller irer
krafft in ir / aigen liecht Wann das ist 80 klare vnd / 80 hoche das er (es Z _) ruret englische nature /
Es ist so gram den nidristen krefften / das es nymer der sele gelůchtet den ny / dristen krefften
Sy sigent denn wol / geordnet in die obristen kreffte Also (und also Zg) / das ain ieclich krafft
de andern vnderſtenig syge vnd hellfe stritten das ain | luter fride vnd ain gancze růwe in / der
sele werde (werde i. d . 8. 2 G ,(p . 67) Z4(f. 50 – 51r) fehlt M ,.
Die beiden Textstücke stimmen im Wortlaut mit den beiden entsprechenden Exzerpten des
Mosaiktraktats in Bay, Lo , und Z , überein . Josy Seitz hat sie denn auch mit diesen Ex
zerpten identifiziert: S. 59 XXII 44 ; S . 55 III 13. Im Var.-App . nicht berücksichtigt.
Filiation der Hss . (sieh Quint S . 469ff., Lotze S . 37f.): Lotze , der außer dem Pfeifferschen Text
nur noch Bo und N , kannte, stellte richtig fest, daß N , weitgehend mit Stru, dessen Text man als
111
Predigt 31
mit dem von Pfeiffer im wesentlichen identisch ansehen darf, übereinstimmt, während B . im ein
zelnen oft stark abweicht. Strauch (PBB 50 S . 224) erkannte die sehr enge Verwandtschaft zwi.
schen Bg und Bq, die schon für Pr. 20 b , DW I S . 340 festgestellt wurde. In Quint S . 469f. habe ich
eine Reihe von Stellen aufgeführt, an denen B2B , deutlich zusammen gegen Str, (Pf)N , stehen . — Gg
stellt sich im ganzen zu BoB , gegen Str,Nį, wie etwa an folgenden Stellen deutlich wird , an denen
GGmit B B , übereinstimmt: S . 114,2 dîn ] minem PfN ; 6 ist — 812 fehlt PfN ; gebresten , 7 tugende: ]
ez sî gebreste oder ez sî tugende (oder -- t.] oder vntugend N ) PfN , ; 116 ,1 Da ] Swenne PfN , ; 4 daz
klebet ] ist PfN , ; alle zît ] alle wege PfNz; 5 ensmackete ir ] engelustete si sîn PfN , ; 7 Uzgekriechen ] Uzkomen
PfN1; 117,1 niuwe und vrisch fehlt G , B B , ; 2 würket.] w . unde den heiligen geist in ime und alliu dinc.
PfN , G , ist indessen nicht so eng an B . B , gebunden wie diese beiden Texte untereinander; es ver
mittelt vielmehr zwischen Str, N , und B & B ,. Es weist aber auch deutlich sekundäre oder verderbte
Sonderlesarten auf, so etwa zu S . 116 ,1 sende 'sehet ,fehlt G5; 7 erl_ 8 müge. (sieh d . Var. -App.).
Was die Fragmente betrifft, so stellt sich S , auf die Seite der B ,-Gruppe, wie an folgenden
Stellen ersichtlich ist: S . 114 ,6 daz si ist und daz si hât, B & B ,GES ] daz si hật PfN , ; 6 gebresten und
tugende: B .B ,G3S2] PfN , (sieh d. Var.-App.); 116 ,4 klebet alle zit B .B ,G hafft all zeit Sg] ist alle
wege PfN ,; 5 ensmackete B B ,G - S2] engelustete PfNz; 7 usz gekriechen B , wt gecrigen B6 erkriegen Sz]
ûz komen PfNz; 117, 2 in B B ,G -S3] an PfNz; 118, 3 und1 — créatúren . B B , S , vnd der hailig gaist G ,
(Schluß des Fragments) ] fehlt PfNz; 119, 7 Von - wisheit, B . B , S3]wan (vnd N1) gotlich mügenheit PfN1;
22,1 und B,Bosz hitel sich
121,4 natiurlich fehlt B B , Do Str ,Sz; 122, 1 und sô hôch, BOB ,Sg] PfN , ( sieh d . Var.-App.) ; 124, 5 uz
B & B ,Sz] ûf PfNz; 6 Uzbrichet PfN ,] durchbrichet B ,B .Sz. Des näheren zeigt S, eine Verwandtschaft
mit Gs, wie die gemeinsame Variante S . 116 ,6 sich - liehte ] sich jn ( si mit G5) des engels liecht vnd
in dem engel S , G sowie der ähnliche Vergleich S . 116 ,7 eri — 8 müge. (sieh d . Var.-App .) beweisen .
Demgegenüber scheinen einige Übereinstimmungen mit der Gegengruppe zufälliger Natur zu sein :
S . 115, 1 himelischen fehlt PfN ,Sz; 118,4 dem aller innegesten PfS, ; 120, 1 daz] und PfN , Sg; 122, 1
Daz) und PfSz. – Ebenfalls ordnen sich Do Str , mit ihrem stark bearbeiteten Text B . B , zu , wie
etwa an folgenden Stellen zu erkennen ist : S. 121,4 natiurlich fehlt B &B ,Do,Str,Sz; 122, 1 und 80
hoch (sieh d . Var.-App .); 5 und2 _ 6 herzogen . fehlt PfN . — Deutlicher noch gesellt sich S, der
Gegenseite Str N zu , wie insbesondere etwa folgende Stellen erkennen lassen , an denen S ,
gegen alle anderen Texte mit Str,(Pf) N , übereinstimmt: S . 116 ,4 ist alle wege PfN ,S ,) daz klebet
alle zit B & B ,G5; 5 ensmackete B , B ,G5] engelustete PfN ,S ,; 122,2 f. d . séle n . engeliuhtet,] die sêle
nimmer durchfliuzet, PfS , (fehlt N ,); 4 ein - geordent, ] ein herre sîn volc orden wil, PfN ,S, ; 5 und ?
6 herzogen . fehlt PfN ,S . - Wie oben S . 111 bereits festgestellt wurde, stimmt der Text der Exzerpte
des Greith -Traktats zu dem der betreffenden Stellen des Mosaiktraktats in Bay, für die der Greith
Traktat auf eine gemeinsame Vorlage zurückgeht, die ihrerseits wohl enger zu B . B , als zu Str, N ,
gehörte , vgl. etwa S . 116,8 in dem himel fehlt PfN ,G5; 118 , 3 und _ créatúren . fehlt PfN .
Textkonstituierung (sieh Quint S. 472f.): Wie ich a .a .O . gesagt habe, war der Prototyp für
Str, N , (S .) wie derjenige von B B , (GgDo Str,Ba,Greith ) wohl schon hie und da fehlerhaft; im
ganzen indessen scheint mir der Text der Predigt in der B -Gruppe verläßlicher überliefert zu sein
als in Str, N ,. Wiederum dürfte Bą, ohne von fehlerhaften oder unursprünglichen Lesarten frei zu
sein , aufs Ganze gesehen , den relativ besten Text bieten . Ich habe denn auch B , als Leittext gewählt ,
dabei aber die übrigen Texte, insbesondere das zwischen Str, N , und B & B , vermittelnde G -Fragment,
als Korrektiv herangezogen . Der Text der Predigt ist in der ganzen hsl. Überlieferung im Wortlaut
weitgehend übereinstimmend erhalten , und es gibt, soviel ich sehe, keine Textstelle , an der hand
schriftliche Verderbnis nicht mit einiger Zuverlässigkeit geheilt werden könnte im Gegensatz zur
Meinung Lotzes (S . 38 ) im Hinblick auf Pf. S . 160 ,27f. und 161,22f. = unten S . 119, 7 f . und 124 ,4f.

Übersetzungen : Quint S. 376ff.; Schulze -Maizier ?, Auszug : S . 381 = unten S. 120,5 — 123,2.
Echtheit : Hel. Bezeugung sieh im Eingang des Variantenapparates. Danach ist die Predigt für
Eckhart bezeugt durch das Register in Strz(W ). Man wird die Zuweisung in Spruch 3 (Pf. S . 598, 9)
Meister Eckehart sprichet, die ein mit unten S . 116,8f. weithin übereinstimmendes Zitat einleitet
(sieh S . 117 Anm . 1), als weiteres Zeugnis werten dürfen . Der Rückverweis unten S . 116 ,8 wird sich
112
Ecce ego mitto angelum meum
auf DW 1 S . 72,11ff. in der echten Predigt 4 und der Rv. unten S . 124, 3 auf DW 5 S . 30,5ff. im
BgT beziehen (sieh S. 117 Anm . 1 und S. 124 Anm . 1). Wie mir scheint, spricht auch die Über.
einstimmung der Textstelle unten S . 119 , 1ff. in dem Origenes -Zitat und der daran anschließenden
Deutung mit der Stelle des Sermo IV ,2 n . 30, LW 4 S . 31,14ff. und mit In Ioh . n . 706 ( sieh S. 119
Anm .l) fürdie Echtheit unserer Predigt. Für sie aber zeugen weitere Parallelen in lateinischen und echten
deutschen Werken , so etwa : S . 115 Anm . 3 (LW 4 S . 466 ,5ff.) ; S . 116 Anm . 2 (LW 4 S . 317 ,3ff.);
S . 118 Anm . 4 (LW 4 S . 79,7f.) ; S . 121 Anm . 2 (LW I S . 606 , 1 ff .; 612, 1 ff.; 607,11 ff.; 470, 3 ff.) ; S . 123
Anm . 2 (LW 4 S. 314 ,2 ; LW 1 S . 306 , 10f.); S . 125 Anm . 1 (LW 4 S. 111,1f.). – S. 115 Anm . 3 (DW 1
S . 168 , 12 ff .); S . 116 Anm . 2 (DW 1 S . 319 ,12 ff.) ; S . 117 Anm . 1 (DW I S . 72, 11 ff.) ; S . 120 Anm . 1
(DW 1 S . 50,3ff.); Anm . 2 (DW 1 S. 219,4f.); S . 121 Anm . 2 (DW 1 S. 306,9f.; 313, 1 ff.); 123 Anm . 1
(DW I S . 317,4f.; DW 5 S. 112,17f.). — Auch der Stil der Predigt zeigt Eckhartische Kennzeichen ,
etwa in der Verwendung des hyperbolischen Ausdrucks S. 116 ,8ff.; 118,1ff., 5ff.; 120,2 ff.; 121,4 ff.;
der Häufung S . 119,4ff.; des paradoxalen Ausdrucks S . 120,2 ; der Vergleiche S . 122,4 ff.; 124,5ff.
Der Zentralgedanke der Predigt ist auch diesmal wieder der von der Geburt des Sohnes (des Wortes)
in der Seele, das Hauptanliegen der Eckhartischen Verkündigung.
Der Aufbau der Predigt erfolgt wieder im Anschluß an den Schrifttext, der allerdings von
Eckhart für die Zwecke seiner Predigt und im Hinblick auf den Festtag Mariä Lichtmeß,
an dem die Predigt wohl gehalten worden ist , leicht abgewandelt wird (sieh unten $ . 114
Anm . 1). Eckhart entnimmt dem Malachiastext zunächst templum suum , um im Anschluß an den
Evangelientext des Tages , der vom Opfergang Mariens zum Tempel handelt, während im Malachias
text von einem Opfer keine Rede ist, von der Notwendigkeit zu sprechen , daß die Seele sich im
Sohne ganz dem himmlischen Vater darbringen und opfern müsse (114,5 — 115 ,4 ). — Dann (116 , 1 —
119, 3 ) interpretiert er 'sehet, ich sende minen engeľ , u . zw . zuerst kurz 'sehet' (116 ,143) und dann
' ich sende' etc. (116 ,3ff .). Des Engels Licht, das in sich das göttliche Licht enthält , hat die Aufgabe,
das Licht der Seele zur Aufnahme des göttlichen Lichtes und damit zur Geburt des Wortes in der
Seele zu bereiten . Wie das ' ich' ('ego') des Schrifttextes andeutet , vermag niemand als der Vater
die Geburt des Wortes, des Sohnes in der Seele , u . zw . im Innersten der Seele , zu bewirken
(117,3ff.). – Der Engel aber vermag deshalb die Seele für dieses Werk zu bereiten , weil sich in
der Hierarchie der Engel die göttliche Ordnung, soweit es möglich ist, spiegelt (119,4 ff.). Diese
göttliche Ordnung aber besteht in der Entfaltung der drei Personen der Trinität, der mügentheit
des Vaters , der wisheit des Sohnes und der minne oder güete des Hl. Geistes, aus dem überswebenden
wesen , d . h . aus dem einigen göttlichen Seinsgrunde ( 119, 6 ff.). Wenn Gott glicheit dieser göttlichen
Ordnung in der Seele findet, gebiert der Vater den Sohn in ihr. Daher muß die Seele sich mit ihrer
Ordnung zur göttlichen Ordnung erheben (120,4 121, 2). – Die Ordnung der Seele (121,3 — 123,4 )
aber ist nur dann gegeben , wenn ihre niedersten (Sinnen -)Kräfte unter die obersten Kräfte (Gedächtnis,
Vernunft und Wille ) geordnet sind und diese unter das überswebendenatiurlich lieht der sêle, d . h. unter
die oberste Vernunft, den Funken , das Innerste der Seele, in dem die Seele das glichnisse des über .
swebenden wesens des göttlichen Lichtes in sich trägt und in dem sie des Engels Natur berührt.
Eckhart vergleicht diese Ordnung der Seele mit der befriedeten und ruhevollen Ordnung eines nach
Ständen geordneten Heeres (122,4ff.). Wenn die Seele sich aus ihrer eigenen Ordnung mit Hilfe
des Engels zur göttlichen Ordnung erhebt, gebiert der Vater den Sohn in der Seele (123,2ff.). —
Eckhart erklärt dann ( 123 ,5 — 125 ,4 ), nachdem er von der götlichen ordenunge gehandelt habe,
wolle er diu andern stücke, d . h . die noch nicht behandelten Teile des eingangs zitierten Schrift
textes, übergehen und nur noch von dem lesten ein wênic (123,5) sprechen . Soviel ich sehe, kann
er damit nur das “zesamenblåsende viur' (114,4 ) im Auge haben . Dieses Feuer des göttlichen
Lichtes erleuchtet die Engel, die in dieser Erleuchtung mit ihrer gotes glichnisse zu solcher glîch
nisse aufzusteigen vermögen , daß sie , im Angesichte Gottes (124, 1 allez stânde gegen gote = 'ante
faciem meam ') stehend, Gott in sich „ saugen “ . Ebenso vermag die Seele eines erleuchteten Men
schen , wenn das göttliche Licht sie ganz durchstrahlt und gottförmig macht, in dieser Erleuchtung
über sich hinauszuklimmen , Gott in sich zu ziehen und zur Einigung mit dem Vater und zum
Mitwirken in seinem Werk zu gelangen .
8 Edhart, D 2 113
Ecce ego mitto angelum meum etc .

Sehet, ich sende mînen engel vor dîn antlütze , daz er bereite dînen wec. Alze
hant wirt er geopfert in sînem tempel. Wer weiz den tac sîner zuokunft ? Er ist als
ein zesamenblåsende viur'1.
Nû sprichet er: 'alzehant wirt er geopfert in sînem tempel, des wir beitende 159,25
sîn ’. Diu sêle sol sich opfern mit allem dem , daz si ist und daz si hật, gebresten
und tugende: daz sol si allez mit einander ûftragen und opfern mit dem sune in

1 ; 2 ff. ; 5 Mal. 3, 1 : Ecce ego mitto angelum meum , et praeparabit viam ante faciem meam .
Et statim veniet ad templum suum Dominator, quem vos quaeritis, (et angelus testamenti,
quem vos vultis. Ecce venit , dicit Dominus exercituum :) 2: et quis poterit cogitare diem ad
ventus eius, (et quis stabit ad videndum eum ?) Ipse enim quasi ignis conflans, (et quasi herba
fullonum ) . . . ; vgl. auch unten S . 116 , 1 , 3 ; 117 , 3 ; 118,8 .

Zuweisungen : S .Cormo) m .(agistri) Eghardi Str, f. 760 ( W , f.4r); Dis sprach meister
Ec/kart Lo, f. 63v
Überschrift: De nativitate vel de purificacione vel de angelis, im Inhaltsverzeichnis f. 2611:
CCLVI De parti den eneB.BE
CCLVI De nativitate uel de purifficacione uel de angelis / v . and . Hd.: von der gebürtt oder liechtt
meß oder von den / englen Go
1 Ecce bis etc. fehlt B B , ego fehlt N , G . meum fehlt GG etc . fehlt N
2 dîn ] dime G5 mînem Pfn a enschijn B daz er ) der B , B . beraitet G B ,
dijn wege Bo dînen ] mînen PfN , 3 geoffent N , tempel.] t., des wir
beitende sîn '. Pf Er bis 6 sîn '. fehlt Bo 4 zamenlăssende Go 5 sprich ich a . Gg
er fehlt G5 geoffent Ni synen B , sin Gg seinē Ni wir ] ir G
weitend N . 6 sint Go Diu sêle ] Ain andåchtige sel S , sich selbs S, sich opfern ]
si offē (o. getilgt ) opfern
N o pfern fehlt S, dem , fehlt Bo ist bis si
fehlt PfN , (Hom .) 6f. gebresten und tugende: ) ez sî gebreste oder ez sî tugende (oder
bis t. ] oder vntugend N ) PfN 6 gebroche B , gebreckē B 7 tugende : bis si ] tugent Sg
altemael te gader B6 opffern vnd aufftragen Sg vnd sich o. Gg mit ] im m . N
dem fehlt Go (Zeilenw .)

1 Der Schrifttext Mal . 3, 1 — 2 ist Bestandteil der Epistel des Festes Mariä Lichtmeß ( In Puri
ficatione Beatae Mariae Virginis) am 2 . Februar. In Z . 2 liest Pfeiffer in Übereinstimmung mit Str, N ,
und mit Mal. 3, 1 mînem antlize und mînen wec, wiewohl er den lateinischen Schrifttext fälschlich
mit „ Matth . XI,10. Luc . VII,27“ identifiziert. Ich habe seinen Text mit B B ,G5 korrigiert in der
Überzeugung, daß Eckhart den Malachiastext für die Zwecke seiner Predigt mit ihrem Bezug auf das
F'est des Tages und den Opfergang Mariens, insbesondere die Darstellung des Sohnes, nach den
Evangelien umformuliert hat : Marc. 1,2 : (Sicut scriptum est in Isaia propheta :) Ecce ego mitto
angelum meum ante faciem tuam , qui praeparabit viam tuam ante te (vgl. auch Matth . 11, 10 ;
Luc. 7,27) . Eckhart braucht die Textfassung der Evangelisten , weil er den Engel des Malachiastextes
als Bereiter der Seele auf ihrem Wege zur Aufnahme des göttlichen Lichts deutet (vgl. S. 116 , 3f.) .
114
Ecce ego mitto angelum meum
den himelischen vater1. Allez, daza der vater minne geleisten mac, als vil ist der sun
30 minniclich . Der vater minnet kein dinc dan sînen sun und allez, daz er vindet in sînem
30

sune. Dar umbe sol sich diu sêle ûftragen mit aller ir kraft und opfern sich dem vater
in dem sune, und alsô wirt si geminnet mit dem sune von dem vater 3.

1 den ] dem B , dē Bo himelischen v . ] vader van hemelrijc B himelischen


fehlt PfN sg Allez, daz ] Alz vil Gg Allez , bis 2 minniclich. fehlt S 1 minne
fehlt B . vil ist ] wil N , 2 Der ] wann der S , minnet ] der m . Pf
hat nit lieb noch genåm Sg wan Gg sînen ] den PfB daz ] das das Sg vindet]
mynt dat mynt hi B . sînem ] dē Be 3 ûftragen bis 4 sune,] mit aller krafft
aufftragen jn dem sun jñ vater S , 3 alle Ni ir fehlt Go ( Zeilenw .) sich ?
fehlt Be 4 sune, und ] sone vor den vatter B , und bis 116 ,3 ist. fehlt Sg
4 si] er (getilgt, darüber v . and. Hd. si) G . mit bis vater . ] vandē vader inden
soen Bo

KT f. 223& ra bietet allerdings auch in einer Tauler- Predigt, die das Exzerpt oben S . 111 enthält,
innerhalb des Malachiastextes die Evangelienversion ante faciem tuam . - Der Bezug auf den
Opfergang Mariens im Evangelium des Tages ( Luc. 2 ,22 — 32), der den Prediger im Eingang
seiner Predigt zu den Ausführungen über die Selbstopferung der Seele mit dem Sohne in den
himmlischen Vater (114 ,6ff.) angeregt hat, bestimmte ihn auch zur Abänderung des Malachias
satzes: Et statim veniet ad templum suum Dominator, quem vos quaeritis , in dem von
Opferung keine Rede ist, zu : ‘alzehant wirt er geopfert in sînem tempel, des wir beitende
sîn '. Es ist o . w . verständlich , daß die Vorlage von Str N ( Pf) den Eingangssatz nach Malachias 3,1
korrigiert hat, unberechtigterweise, wie die Beibehaltung des von Eckhart geänderten Wortlautes des
zweiten Satzes zeigt. Albertus M . In Mal. c. 3 ,1 ( ed . Borgnet 19, 639) geht auf die Änderung des
Malachiastextes durch die Evangelisten nicht ein , im Gegensatz zu Hieronymus In Mal. c. 3, 1,
PL 25 , 1564 : Hoc interpretatus est Dominus in Evangelio de Joanne Baptista , dicens : Iste est
de quo scriptum est : Ecce ego mittam angelum meum ante faciem tuam , et praeparabit viam tuam
coram me.
i Ähnlich Pf. S . 225 ,31 ff .: Ich hân ez mê gesprochen , diu sêle muoz alsó gar enblezet werden
alles des, daz zuoval ist an der sêle, und alsô lûter ûf getragen werden unde wider înfliezen in den
sun , alse si ûz geflozzen ist in ime.
? Lasson ( M . E . S. X zu 159,28) schlug vor: Alse vil als der vater. Ggbietet, allerdings allein ,
Alz vil statt Allez , daz. Aber gerade weil Als vil im Hinblick auf das folgende als vil sich 80
zusagen aufdrängt, möchte ich glauben , daß es von Go sekundär anstelle des ursprünglichen und nicht
80 glatten Allez, daz gesetzt wurde. Der Sinn bleibt der gleiche: „ Was der Vater allemal an Liebe auf
zubringen vermag, um soviel ist der Sohn liebenswert“ .
3 Zu 2 . 2 vgl. Pf. S . 275,22ff.: Swenne er (d . h . der Mensch ) aber ûf klimmende ist in got,
dân enpfâhet er in dem sune mit dem sune von dem vater allez, daz got geleisten mac. Daz wir also
ûf klimmen von einer minne in die andern unde geeiniget werden in got unt dar inne êweclîche
sėlic belîben , des helf uns got.; DW 1 S. 168,12ff.: Allez, daz gote gevellet, daz gevellet im in sînem
eingebornen sune; allez, daz got minnet, daz minnet er in sînem eingebornen sune.; Brethauer
ZjdA 69 S . 263, 15 ff .: wan alliz , daz dem vatere ummer behait , dazmuz vmebehay in sime sune, vnd vz
vme in behait vme nichtes nicht. Iz were unmvgelig , vnd got vermochtis nicht, daz vme ummer
ich ( !) behaite dan in sime ein born sune. ; Sermo LVI n . 557, LW 4 S . 466 ,5ff.: Dic quomodo
omnia placent patri tantum in filio . Unde oportet omnia reducere et tingere in sanguine Christi,
mediante ipso filio in patrem , sicut omnia operatur pater per filium , ut refluxus effluxui respondeat. —
Zu Z . 3f. vgl. oben S. 114 ,6 ff. — Zu 2 . 3 sich .. . ûftragen vgl. Par. an . S. 15 ,6; Jostes S . 9 ,30.
115
Predigt 31
Nû sprichet er: 'sehet, ich sende mînen engel'. Dâ man sprichet : ' sehet', dâ ver - 159,35
stât man driu dinc: einez , daz grôz ist, oder einez , daz wunderlich ist, oder einez, daz
seltsæne ist 1. 'Sehet, ich sende mînen engel, daz er bereite' und lûter die sêle , daz si
enpfâhen müge daz götlîche lieht. Götlich lieht daz klebet alle zît in des engels liehte ,
5 und des engels lieht wäre der sêle unbequæme und ensmackete ir niht, gotes lieht
enwäre dar inne bewunden . Got bewindet und bedecket sich in dem engelischen liehte 160,5
und ist allez wartende, wanne er ûzgekriechen müge , daz er sich der sêle gegeben
müge 2. Ich hân ez ouch mê gesprochen : der mich vrâgete, waz got in dem himel tæte ,
1 ; 3 Sieh oben S . 114,1, 2 .
1 Nû bis engel'. fehlt Bo sende bis 'sehet', fehlt Gg (abgeglitten ) Dâ ] Das
B , Swenne PfN , 'sehet', ) ecce siet Bo dâ ] daer mede Bo 2 dinc:
oder i]selczen
d . an
N , d. jnn Gg einez,' bis 3 ist .] Aintweders dz er groß oder wunderlich ist? oder st
G . Einez : daz iz grôz ist, oder daz iz wunderlich oder selzêne ist. Pf Eines daz es groz ist oder d
eines daz wunderlich ist oder selzen ist N , eynes daz groiß ist oder das wunderlich ist oder dasas
seltzen ist B , 3 'Sehet, bis engel, ] Got sendt des engels liecht an die sel S , bereite ' bis
sêle ,] sy berait S , und lûter fehlt Gg lûter ] purgier Bo d aza ] da N . 4 daz?
fehlt S , Götlich ] wann g . S daz fehlt Nis, klebet ) ist PfN , hafft Se alle wege PfN ,
in bis lichte, ] in den engel GE 5 und1 bis lieht1 fehlt N (Hom .) ware )
Wer Pf vnbechom N , vnbekquemlich B , vngenåm S , vnbekantlich
G u nda bis 6
enware ) en smakede si gads licht niet Bo 5 ensm . ir ] engelustete si sîn Pfn gotes
bis 6 bewunden . ] es wår denn das gåtleich liecht auch dar jnne S , 6 Got der b . B ,
bevindet Gg bewindet hem B bewindet und fehlt sg sich bis liehte ] sich jn (si
mit G3) des engels liecht vnd jn dem engel SgGg dem fehlt N engelischen liehte )
engel B . B , 7 allez ] altos B , allzeit so wachtende Bo e r bis 8 müge.] er das
erkriegen můg vnd erlangen das er die sel gancz plos vnd ainig finde Er hat ain sollich wartten
dar aúff als ain kacz auff ain maus das er sy jn der stund an sich gezucken můg vnd haim ze haus
jn sich selbs gefüren S , er die sel bloß vind vnd reht alz da laget got der sel ob er si in den stun
den an sich fassen mug dz er si haim ze hus füren mag in sich selber Go 7 ûzgekriechen ]
wt gecrigen Be ûz komen PfN , begeben Pf 8 Ich bis 117, 1 spræche : fehlt S ,
8 ez fehlt B ,B , ouch fehltG N , m ê] nie N der mich vrâgete, fehlt Bo
der ] wer Go vraget G N in dem himel fehlt PfN ,G

i Zu meiner Textänderung gegenüber Pf. S. 159,35f. sieh Quint S . 473 zu 159,35f.; Über .
nan sagt:"Sehtoom ist,oder auf ein ech den Van
setzung: „ Wenn man sagt: ' Seht', 80 deutet man damit auf dreierlei hin : entweder auf etwas, das groß
ist, oder auf etwas, das wundersam ist, oder auf etwas, das außergewöhnlich (selten ) ist“ . Die hsl.
Überlieferung der Stelle variiert den Wortlaut stark, sieh den Var.- App. — Zu 2 . 1 'sehet ', der Über .
setzung des ' ecce' des Schrifttextes , vgl. Pf. S . 87,4f.: 'Unde nement war': ecce . Ecce daz wörtelîn hât
in im beslozzen allez, daz zuo dem worte gehæret, man enkan ime niht mê gegeben .; Sermo LI
n .517, LW 4 S . 432,5f.: Ecce indeclinabile adverbium se toto a se toto, per consequens ab omni
(alio ) toto se toto.; vgl. auch dort Anm . 2 , wo auf In Sap. n . 236 verwiesen und gesagt ist: „ Adver.
bium vero ecce cum a nullo adiectivo derivari possit, se toto a se toto indeclinabile est."
? Zu 2 . 3ff. vgl. insbesondere Pf. S . 103,20ff.: Nû sprichet er 'ein engel wart gesant von
gote'. Ez versmâhte der sêle zenpfâhende des engels lieht, ez würde ir denne von gote gesant, unde
wo sin niht (sieh Quint S.297 zu 103,22). unten cas
dâ enklebte inne daz götlîche lieht verborgen , daz dâ smachaftic mahte des engels lieht, anders si
enwolde sîn niht ( sieh Quint S . 297 zu 103,22).; unten S . 135,3ff.; 203,2ff. ; DW 1 S. 306,8ff.:
Wan glîch in glîchem sô vil würket, dar umbe sol sich diu sêle ûf erheben in irm natiur.
lîchen liehte in daz hæhste und in daz lûterste und alsô treten in engelischez lieht und mit enge.
lischem liehte komen in götlich lieht und alsô stân zwischen den drin liehten in der wegescheiden ,
116
Ecce ego mitto angelum meum
ich spräche : er gebirt sînen sun und gebirt in alzemâle niuwe und vrisch und hật sô
grôzen lust in dem werke, daz er anders niht entuot, dan daz er daz werk würket 1.
10 Dar umbe sprichet er : 'sehet, ich '. Swer dâ sprichet 'ich ', der muoz daz werk aller

3 Sieh oben S. 114,1, 2.

1 er bis vrisch ] Got tủt nit anders oder mer denn das er seinen sun all zeit gepirt Sg
sînen ) einen
N a lzemâle ] alteeuen ende altemael Bo niuwe und vrisch fehlt G . B . B ,
1 f. sô gr. 1. hinter 2 werke, S , 2 gelust G B in ) an Pfn e ntuot, bis werk
fehlt sg daz? fehlt Be würket . ] würket unde den heiligen geist in ime und alliu
dinc. PfN 3 Dar bis 118 ,1 vater. fehlt S, 3 dâ ] dz G5

in der hohe, dâ diu lieht zesamen stôzent.; vgl. auch die dort Anm . 1 verzeichnete Parallele Sermo
XXXVIn . 370f., LW 4 S. 317 ,3ff.: Dic quomodo proprie anima loquitur et verbum format intus in
concursu trium luminum sive dierum . Nam lumen sive dies proprie est , cum omne acceptum ab
anima accipitur et reducitur sub lumine intellectus. ... Haec est prima dies . Secunda est , cum sub
illo lumine stans cum ipso lumine perfunditur radio splendoris angelici. Splendor enim angelici
luminis nectitur splendori intellectus humani, cum anima depurata fuerit et aptata . . . . Tertia dies
est , cum sic unita ratio splendori intellectuali perfunditur pari modo lumine divino unito lumini
sive luminibus, de quo iam supra. Ethaec dies perfecta est , . . . ; DW 1 S . 319,12ff.: Nû sprichet sant
Augustinus: swenne daz lieht der sêle überschînet die créatûren , dar inne sie ir wesen nement,
daz heizet er einen morgen . Als des engels lieht überschînet daz lieht der sêle und daz in sich sliuzet,
daz heizet er einen mittenmorgen . . . . Mêr : als daz götlîche lieht überschînet des engels lieht und
daz lieht der sêlo und des engels lieht sich sliezent in daz götlîche lieht, daz heizet er den mitten
tac . . . . Alsô hât daz götlîche lieht des engels lieht und der sêle lieht in sich beslozzen , daz ez allez
geordent und ûfgerihtet stât, und dà sô lobet ez alzemâle got. — Zu Z . 3f. vgl. Pf. S . 104,16ff.:
Gelîcheit sterket an allen dingen . Dar umbe leit sî der engel an die sêle , wan er ir gelîch ist und
erliuhtet sî unde sterket sî unde bereitet sî, daz si enpfâhen mac götlich lieht ( sieh Quint
S . 298 zu 104, 16 und 17f.) .
Zu S . 116 ,8ff.vgl.DW 1S.72, 11ff.: Ich wart einest gevrâget, waz der vater täte in dem himel ?
Dô sprach ich : er gebirt sînen sun , und daz werk ist im sô lüstlich und gevellet im sô wol, daz er
niemer anders getuot dan gebern sînen sun , und sie beide blüejent ûz den heiligen geist (und dort
Anm . 4 ) . Auf diese Stelle dürfte sich der Rv. S . 116 ,8 beziehen , sieh Pahncke Diss . S . 53. Das Textstück
wurde in den Mosaiktraktat Von der wúrkunge der sele in Ba, ( sieh oben S . 110 ) und in Greiths
Traktat ( sieh oben S. 111) übernommen . Vgl. auch Pf. S. 598,6ff.: Ez ist ein frâge, waz got tuo in
dem himele ? . . . Meister Eckehart sprichet : ich wart gefrâget, waz got tuo in dem himele ? Nû
spriche ich : er håt sînen sun êweclîche geborn unde gebirt in iozunt unde sol in êweclîche gebern ,
und alsô hât der vater kintbette in einer iegelîcher guoter sêle.; 332,23ff.; oben S . 86 ,4f. — 2 . 1 niuwe
und vrisch, das in G . B . B , fehlt, habe ich aus Pf( Str, ) N , übernommen , weil das voraufgehende alzemâle
m . E . eine Ergänzung fordert und die Wendung niuwe und vrisch Eckhart geläufig ist, vgl. Pf. S . 105,24f.:
.. . dâ diu sêle alliu dinc in gote bekennet alse niuwe und alse frisch . . . ; 236 ,7 ; DW 1 S . 335 ,4 . — Hinter
2 . 2 würket hat Pf.mit Str, N , das Plusstück: unde den heiligen geist in ime und alliu dinc. Man könnte
auf DW 1 S . 72, 14 (sieh den Eingang dieser Anm .) verweisen , wo am Schluß der Parallelstelle steht:
und sie beide blüejent ûz den heiligen geist. Ich glaube indessen , daß die Entsprechung dazu in der
vorliegenden Predigtunten S . 118, 3 und der heilige geist - créatûren . vorliegt,waswiederum in Pf( Str JN ,
263,1515ff.:
fehlt. — Zu Z . 1f. vgl. Jundt S . 263, Got hat
ff.: Got aldariseinen
hat allen nn habgelust
en,...;in Wder t hab,eund darumb
on geburt
gebirt er seinen sun in uns, das wir allen unsern lust darinn haben , . . . ; won got hat allen seinen
lust in der geburt, und darumb so gebirt er sich in uns, das er allen seinen lust habe in der sele,
und das wir allen unsern lust habent in im .
117
Predigt 31
beste tuon ?. Nieman enmac daz wort eigenlîche gesprechen dan der vater. Daz werk
ist im sô eigen , daz ez nieman gewürken enmac dan der vater . In dem werke würket
got alliu sîniu werk , und der heilige geist hanget dar inne und alle crêatûren . Wan
got würket daz werk in der sêle , daz sîn geburt ist ; sîn geburt daz ist sîn werk , und 160,15
5 diu geburt ist der sun . Daz werk würket got in dem innigesten der sêle und sô verborgen
lîche, daz ez niht enweiz engel noch heilige, noch diu sêle selber enkan dar zuo niht
getuon , dan daz si ez lîdet; ez gehæret gote aleine zuo “. Dar umbe sprichet der vater
eigenlîche : ' ich sende mînen engel . Nû spriche ich : wir enwellen sîn niht, uns en 20

8 Sieh oben S. 114, 1, 2.

1 eigenlîche hinter gesprechen PfN , eygentliker Bo fehlt Go dan ) nume G .


Daz bis 2 enmac ] Das werck mag auch nyemant anders gewurcken S, 2 en can Be
wan Gg der ] allain der S , vater.] sun . Pf 3 got ] er s9G werk ,] dinc. Pf
ondentes Coignero in deze
und1 bis créatûren . fehlt PfN u nd ] vnd dar zů s , Wan ] wanne B , Swā N , Gignere
in anima (Coignere inaia operare Str ,) Wenn Do, Str , Vnd wenn S , Soe welke tijt dat B6 4 dat
werc werct Be daz1,2] die Do Str , sîn2 bis 5 in ) so wurckt er es jn Sg 4 sînº bis
werk , fehlt Be bele ferite boşt
s în geburta fehltN s în ] wann sein Do, Str, daz fehlt Do, Str ,
5 der ? ] sein N Daz] vnd die Do Str ,ro* got fehlt Be dem aller i. PfS
innersten N , Do, indrosten Str,
wissenleich ist Auch S ,
also S , nochej er engel bien en leiden
6 ez bis noch ? ] er weder engel noch heylig
engel] noch e . B . der e . N engel bis 7 lîdet; ] hailig
noch engel noch sel denn das sy (sy fehlt Stro) es süssiclichen leidet (süsslichen leidend Str,)
Do Str , 6 daer niet toe B 7 getuon , fehlt Pf Seiten
e z? bis 119,1 ane. fehlt Do Str ,
7 hort (geburet B ,) alleen gade B . B , Dar bis 119,6 ordenunge ? fehlt S, 8 mînen ) ein N .
Nû spriche ich : fehlt B . B , wir bis 119, 1 ane. ] uns engenüeget niht dar an unde wir
wellen sin niht. PfN , 8 uns bis 119, 1 ane. fehlt Be

1 Vgl. Pf. S . 162, 37ff.: . . . daz diu schrift seit ‘ich’, daz meinet gotes istikeit, daz got alleine
ist (sieh Quint S . 482 zu 162,37).
? Zu Z . 2f. vgl. etwa oben S . 29,1f.: Sô dû den vater suochest , daz ist got aleine: allez , daz
er geleisten mac, daz vindest dû mit gote (vgl. auch dort Anm . 1) .
3 Zu meiner Textergänzung in Z . 3 im Vergleich zu Pf. S . 160, 14 vgl. Quint S . 473 zu
160,14, wo ich gesagt habe: „ Im Sprechen des 'Wortes', in der Geburt des Sohnes, erschöpft sich das
Wirken des Vaters, denn mit der Geburt des Sohnes ist implicite der Heilige Geist und die Welt der
Ideen gesetzt ; . . . “ In Pf(Str,JN , steht eineEntsprechung hinter oben S . 117,2 würket, sieh dort Anm . 1 .
Vgl. oben S. 50,8ff. und S . 51 Anm . 1. - Zu Z . 3 hanget vgl. oben S . 33,4f.: . . . wan des sunes leben
hanget in dem vater, und des vaters leben hanget in dem sune.
4 Zur Sohnesgeburt in der Seele sieh oben s . 11 Anm . 3. - Zu Z . 4 ff. vgl. oben S . 96 ,7 :
Der vater gebirt sînen sun in dem innigesten der sêle .. . und dort Anm . 2; Pf. S. 25, 14ff.: Soldiz werk
vollekomen sîn , sô muoz ez got alleine würken unde dû solt ez alleine lîden . ; 4 ,22ff.: Ach , herre,
wâ ist daz swîgen unde wâ ist diu stat, dâ diz wort în gesprochen wirt ? Wir sagen , als ich vor
sprach : ez ist in dem lûtersten , daz diu sêle geleisten mac, in dem edelsten , in dem grunde, jâ in
dem wesenne der sêle , daz ist in dem verborgensten der sêle , dâ ist daz mitel swîgen , wan dar în
enkam nie kein creatûre noch bilde noch diu sêle enhât dâ weder wirken noch verstân . . . (sieh
Quint S . 18 zu 4 ,26 ) . – Zu 2 . 5 innigesten der sêle vgl. noch DW 1 S . 302, 9 und die dort Anm . 2
verzeichneten Stellen : Pf. S . 108,6 ; 151,31; ferner: Sermo VII n . 83, LW 4 S . 79,7f.: Tertio nota
quod » in homine interiori habitat veritası, id est deus, cuius natura est semper et solum esse intus
et in intimis , und dort Anm . 3. -- Zu Z . 5 vgl. etwa Pf. S . 683,23ff .: swie heimlîche got în flieze mit

118
Ecce ego mitto angelum meum
genüeget niht dar ane. Origenes1 sprichet : »Marîâ Magdalênâ suochte unsern herren ;
si suochte einen toten menschen und vant zwêne lebende engel«, und ir engenüegete
niht dar ane. Si hâte reht, wan si suochte got.
Waz ist ein engel ?? Dionysius sprichet von dem gewîheten vürstentuome der
25 engel, dar inne ist götlich ordenunge und götlich werk und götlich wîsheit und göt- 5
lich glîchnisse oder götlich warheit , als ez mügelich ist. Waz ist götlich ordenunge ?
Von götlîcher mügentheit brichet ûz diu wîsheit, und ûz in beiden brichet diu minne,
daz ist der brant; wan wîsheit und warheit und mügentheit und diu minne, der brant,

1f. Vgl. Ioh . 20,11f.

i Quere deum Origenes Do Str , sprichet : fehlt B unsern bis 2 suochte fehlt Do Str, (Hom .)
2 si ] vnd N menschen fehlt B lebentig N , Do, Str , ir ] sy Do Str , 3 dar ane. ] Darvmb
B , fehlt BeDo,Str, Si bis 6 ist . ] wie doch in englischen fürstenthumb gemerckt wirt
götlich ordnung gôtlich werck gåtlich weishait götlich geleichnus vnd warhait als vil es müglich
ist sy genügt nit vnd hat recht Do Str , 3 Si hâte reht, fehlt Bg hật Pf 4 Sanctus
Dionisius B ,BO princedom Bo 5 und götlich wîsheit fehlt PfN 6 oder ] vnd N , B .
Waz bis 120,1 ein ] wann sy sücht in dem vmbkrais götlichs wesens ain Do Str, 7 Von bis
wisheit ,] wan (vnd N ) gotlich mügenheit, Pfn brichet1 bis wîsheit, ) aus prichet weißhait S ,
diu fehlt B , ûzº ] ußer B diu ? bis 8 brant;] das fewr oder flamm Sg 7 diuº bis 8
ist fehlt B B , 8 wan bis 120,4 wesen . fehlt Bo 8 wan ] unde PfN , und " fehlt s ,
diu minne, der fehlt B, diu bis 120, 1 dem ] fewr ist jm Sg

leben in die sêle und in alle geiste, des enmac Seraphîn niht gewizzen disen heimlichen înfluz des
lebens. Daz diu sêle enpfêhet, daz ist ein heimlich werc.
1 Vgl. Sermo IV ,2 n . 30, LW 4 S . 32 Anm . 1, wo verwiesen ist auf „ Origenes Homilia super :
'Maria stabat ad monumentum foris plorans', Opera (lat.), Basileae 1571, tom . II pag. 451: Nam
tu quaerebas unum , et duos invenisti. [ Ich füge noch den nächsten Satz hinzu : Quaerebas mortuum
et viventes reperisti.] Homilia ista non est Origenis ipsius.“ Zu dort S . 31, 14ff.: Secundo, quod ideo
Magdalena viso numero binario , scilicet angelorum , magis doluit quaerens unum , deum scilicet. ist
in der bezeichneten Anmerkung auf folgende Parallelen hingewiesen : Pf. S . 120,12ff. ( Pr. XXXIV
Maria Magdalena venit ad monumentum etc.): Si suochte einen toten lichamen unde vant lebende
engele . . . . ( 120, 19) Wande si dô einen suochte unde zwêne vant, dar umbe mohte si niht getroestet
werden , als ich mê gesprochen hân .; ( 234 ,26 ff. = ) oben S. 87,2ff .: Marîâ Magdalênâ suochte unsern
herren in dem grabe und suochte einen toten und vant zwêne lebende engel; des was si noch unge
træstet. Dô sprâchen die engel : ,waz wirret dir ? Waz suochest dû ? Einen tộten und vindest zwêne
lebende'. Dô sprach si : ,daz ist ouch mîn untrôst , daz ich zwêne vinde und suoche niht dan einen '.;
In Ioh . n . 706 : Quaerebat enim unum hominem mortuum et invenit duos pro uno, angelos pro homine,
viventes pro mortuo . Origenes respondet optime dicens quod desideranti deum poena est etiam
videre aut cogitare creaturam .
2 Dieselbe Frage wird Pf. S. 103,24 gestellt: Waz ist ein engel ? Ez sprechent drie meister drî .
gerleie rede, waz ein engel sî. Dionysius sprichet: ein engel ist ein spiegel âne flecken , . .. Augustinus
sprichet : der engel ist nâhen bî gote unde diu materie ist nâhen bî ime. Johannes Damascênus
sprichet : ein engel ist ein bilde gotes . . . Die Engellehre des Dionysius Areopagita ist in extenso
in seinem Werk De caelesti hierarchia dargestellt. – Zu Z . 4f. gewîheten vürstentuome der engel vgl.
etwa Dionysius Areopagita De cael. hier c . 1 $ 2, PG 3 , 121 A , Dionysiaca II S . 730,2f. ( H ) :
. . . caelestium spirituum sacrosprincipatus (sicut possumus) perspiciemus.
119
Predigt 31
ist in dem umbekreize des wesens, daz ist ein überswebende wesen , lûter âne natûre. 160,30
Daz ist sîn natûre, daz er âne natûre sî1. Swer bedenken wil güete oder wîsheit oder
gewalt , der bedecket wesen und bevinstert ez in dem gedanke. Ein einic zuobedenken
bedecket wesen 2. Daz ist danne götlich ordenunge. Wâ got vindet glîcheit dirre or
5 denunge in der sêle , dâ gebirt der vater sînen sun . Diu sêle muoz mit aller maht sich 35

1 vnbegrizzo N daz ) und PfNis, wesen ,) wesende wesen PfN âne ) an der
Do Str , 2 Daz ) Wann das Do Str , er ] ez S, âne fehlt N (Zeilenw .) sî.) ist Do Str,
Swer bis 4 ordenunge. fehlt Sg 2 Swer bis güete ) wann bedencken wir gůt Do Str , gut N ,
3 der bedecket ] der (die Do Strg) bedencket B , Do, Str, wesen bis gedanke. ] er wesenlich vnd
bestürczet es in den gedanck Do Str , 3 Ein bis 4 wesen . ) Wann ain ainigeczü (ainig zů Str ,) be
dencken zü vallende weishait bedeckt vnd vernebelt plos wesen Do Str, 3 zuobedenken ] ze
bedeñchen daz N , 4 bedēcket B , Daz bis 121, 3 sêle . fehlt Do Str , 4 Daz ] dit Bo
Wâ bis 4f. ordenunge fehlt B . (Hom .) 4 dirre ] der PfN 5 in der sêle , fehlt Sg
gebirt bis sun. ] gebeet got sijnen soen Bo sun .] sun jn die sele se aller ] aller jrer
S , al hore B maht] krafft B , B . sich hinter 121, 1 brechen N fehlt Be

1 Was S . 119,6ff. als götlich ordenunge (vgl. Pf. 153, 36 ) gekennzeichnet wird , ist nichts anderes
als die bekannte Formel der Trinitätsattribute potentia , sapientia , voluntas, wobei dem Vater die
potentia (mügentheit), dem Sohn die sapientia (wisheit ) und dem Hl. Geist die voluntas oder cari
tas (minne) zugewiesen wird . Vgl. DW 1 S . 50 ,3ff.: Die heiligen sprechent, daz in dem vater
sî mügentheit und glîcheit in dem sune und einunge in dem heiligen geiste . und dort Anm . 3, wo
Parallelen aufgeführt sind und gesagt ist, daß an der Stelle eine Verbindung der beiden Formeln
der Trinitätsattribute potentia , sapientia , voluntas und unitas, aequalitas, nexus ( concordia ) vor .
liege. Zu meiner Änderung des unsinnigen Pfeifferschen Textes sieh Quint S . 474 zu 160, 26ff.,
wo ich eine interpretierende Übersetzung geboten habe. Der Text besagt: „ Was aber ist göttliche
Ordnung ? – Aus der göttlichen Macht (d . h . dem Vater) bricht aus die Weisheit (d . h . der Sohn ) ,
und aus ihnen beiden bricht aus die Liebe (d . h . der Hl. Geist), das ist der Brand ; denn Weisheit und
Wahrheit und Macht und die Liebe, der Brand, sind im Umkreis des Seins (will sagen : sind Ausflüsse
des Seins ), das ein überschwebendes (d .h . ein reines oder, wie Eckhartdionysisch auch sagt, ein überseien
des ) Sein ist, lauter ohne Natur" . Eckhart trägt hier nichts anderes als seine immer wiederholte Trinitäts
auffassung vor, nach der vor und über der Dreiheit der Personen , d . h . der genâtûrten nâtûre, die
ungenâtûrte nâtûre ( Pf. S . 537,29ff.) , d . h . das lautere, überseiende, reine göttliche Sein ruht, dessen
Natur darin besteht, daß es ohne Natur, ungenâtûret ist. In der genâtûrten nâtûre ist das göttliche
Sein in die drei Personen des Vaters, Sohns und Hl. Geistes entfaltet. Das ist „ göttliche Ordnung“ .
Die Besserungsvorschläge La88ons ( Zfd Ph 9 S. 20 zu 160,27, 28, 29) sind verfehlt. — Zu 2 . 1 vgl.
noch DW 1 S . 329,2f.: Daz kumet von dem überswanke der lûterkeit sînes wesens.
2 Zu Z . 2ff. vgl. DW 1 S . 219,4f.: Wisheit und güete und wärheit leget etwaz zuo ; ein en
leget niht zuo dan den grunt des wesens (und dort Anm . 2) .; 361,6ff.: Ein ist etwaz lûterz dan
güete und wärheit. Güete und wârheit enlegent niht zuo , sie legent zuo in einem gedanke; . . . Ein
enleget niht zuo, dân er in im selber ist, ê er ûzvlieze in sun und heiligen geist (und dort Anm . 3) .;
399,12ff.: Aber diu vernunft der sêle nimet got, als er ein lûter wesen ist, ein überswebendez wesen .
Aber wesen und güete und wärheit sint glîche breit, wan , als verre wesen ist, so ist ez guot und ist
wâr. Nû nement sie güete und legent sie ûf wesen : daz bedecket wesen und machet im eine hût,
wan ez zuogeleget ist (und dort Anm . 3 ). – Zu Z . 3 bevinstert vgl. Tauler S . 64,9ff.: Also wo du
dich des gøttelichen annimmest, do machest du daz götteliche creaturlichen und verfinsterst es. —
Übersetzung von Z . 3f.: „ Wer Gutheit oder Weisheit oder Gewalt (Macht) bedenkt (d . h . seine Ge.
danken auf sie richtet ), der verdeckt und verdunkelt das Sein (Wesen ) in diesem Gedanken . Jedes
Hinzudenken verdeckt das Sein “.
120
Ecce ego mitto angelum meum
brechen in ir lieht. Üz der maht und ûz dem liehte entspringet ein brant, ein minne.
Alsô muoz diu sêle sich brechen mit aller ir maht ze götlîcher ordenungel.
Nû sprechen wir von der ordenunge der sêle. Ez sprichet ein heidenischer
40 meister ?: daz überswebende natiurlich lieht der sêle daz ist sô lûter und sô klâr

1 Üz] ußer B , maht ] krafft B , B . ûz ) ußer B , ein - bis minne. ) das fewr oder prant jr
paider liebS 2 Alsus B , AldusB m uoz bis maht] moet hoer die zielemit alre cracht breken B &

sprict een heydens meyster als daer wy af spreken vander ordeninge inder zielen B . Von orde
nung der sel merck S , 3 Ez bis 4 meister :] P ( Initiale )HILOSAPHUS Schreibt Do,
P ( Initiale )hilosoplus schrypt Str . 4 daz? ] das das Do, Str , überswebende ] u 'vloyende Bo
natiurlich fehlt B . B , Do, Stros , der ] inder Bo daza fehlt Do Stros , so gar lauter vnd so
gar clar Ni l ûter ] puer B .

1 S . 120,4 ff.: Die Seele bietet in ihrer eigenen „ Ordnung“ ein Widerspiel der vorher gekennzeich
neten „ göttlichen Ordnung“ insofern , als aus dem Seelengrund, dem Funken , ihr „ Licht“ , die Vernunft,
und aus dieser der Wille, die Liebe, der „ Brand “ entspringt. Die Seele nun muß über diese ihre Ord
nung mit aller Kraft zur göttlichen Ordnung hindurchbrechen . Vgl. Pf. S . 153,26ff.: Cherubîn be.
zeichent die wisheit , daz ist diu bekantnüsse, diu treit got in die sêle unde leitet die sêle an got.
Aber in got enmac si sî niht bringen . Dar umbe enwürket got sîn götlich werc niht in der bekant
nüsse , wan si in der sêle mit mâze begriffen wirt; mêr: er würket sie als got unde götlich . Sô tritet
selo kraft, niht als inn iren kreften in got unde brichet in go
diu oberste kraft her für (daz ist diu minne) unde brichet in got unde leitet die sêle mit der be
kantnüsse unde mit allen iren kreften in got unde vereinet sî mit gote unde dâ wirket got über
der sêle kraft, niht als in der sêle, sunder als in gote götlich . Dâ wirt diu sêle ertoufet in gote unde
getoufet in götlîcher nâtûre und enpfêhet dâ ein götlich leben unde ziuhet götlîche ordenunge an
sich , daz si geordent wirt nâch gote ( sieh Quint S . 459 zu 153,35 ). — Zu S . 120,5f. vgl. oben S. 30,5ff.
2 Zu Z . 3ff. vgl. In Gen . II n . 139, LW 1 S . 606,1ff.: Supremum autem animae in nobis
intellectus est. Unde Rabbi Moyses capitulo paenultimo totius sui operis dicit, quod vintellectus,
qui effusus est super nos« . . . ipse , inquam , intellectus est, qui nos coniungit cum creatore « . ; sieh
dort Anm . 3, wo auf Maimonides Dux neutrorum III c . 53 (112r 17 — 20 ) verwiesen ist; vgl. auch
n . 143, S . 612 , 1 ff .: » Haec fuite et est »rectitudo hominis«, quando sensitivum oboedit rationi in
feriori et ad ipsam respicit et ordinatur et illa subhaeret et adhaeret rationi superiori et ipsa
deo , . . . ; n . 140f., S. 607,11ff.: Sicut autem dictum est de supremo animae, quod est ratio
superior ordinata in suum superius, deum scilicet, cuius imago est, . . . similiter se habet de
parte inferiori rationalis, subordinata suo superiori, rationi scilicet superiori, et ipsa medi.
ante deo , . . . Hinc est quod tertio loco rationale inferius sic infusum lumine et virtute sui
superioris et etiam lucis divinae imbibitae ipsi superiori, haec, inquam , sentiens et audiens
vocat etiam , format et informat, ducit et trahit sensitivum , suum inferius, quod non est
rationale per essentiam , sed servit et ancillatur ipsi rationali, . . . ; In Gen . II Tabula aucto .
ritatum , LW 1 S. 470,3ff.: Item secundo habes quomodo tota perfectio animae rationalis quan
tum ad sui supremum est intendere divinis et his, quae supra ipsam sunt. Et ipsum superius sic

illud ulterius ordinat et perficit sensitivum .; Jostes S. 1,13ff .: Deu sel sol mit den nidersten cref
ten sein geordent under di obersten und mit den obersten under got und mit den uzwendigen
sinnen (under di inwendigen ) und mit den inwendigen sinnen under di redelicheit und mit dem ge.
danch under di wechantnůz und mit der wechantnůz under den willen in die eynicheit, also daz
di sel alleyn sey und daz nicht in si vlizze den dy bloz gotheit , di da uzgeflozzen ist in sich selben .;
unten S . 199,11.; DW 1 S. 306,9f.: .. . dar umbe sol sich diu sêle ûf erheben in irm natiurlîchen liehte
121
Predigt 31
und sô hôch , daz ez rüeret engelische natûre ; daz ist sô getriuwe und sô ungetriuwe
und sô1 gram den nidersten kreften , daz ez sich niemer in sie gegiuzet noch der sêle 181,5
niemer engeliuhtet, die nidersten krefte ensîn denne geordent under die obersten
krefte und die obersten krefte under die oberste warheit. Als ein her ist geordent,
5 der kneht ist geordent under den riter und der riter under den grâven und der grâve
under den herzogen Sie wellent alle vride hân ; dar umbe hilfet ieglîcher dem andern .
Also sol ein ieglîchiu kraft der andern undertanic sîn und helfen strîten , daz ein lûter 10

1 und sô hôch ,) undeminnet sich sô sêre unde diu sêle ist ir selber sô gram , daz si daz (des N )
nâtiurlîche lieht nimmer ûf sich selber gegiuzet, die nideristen krefte ensîn danne geordent under
die obreste kraft ; unt daz nâtiurlich lieht daz ist sô hôch , (under bis 4 wârheit. fehlt Ny PfN ,
1 oz ) er Str , anrürt Sz e ngels n . Pf daz” bis 6 herzogen .] vnd so leichtet das liecht
ye mer klårer in der nydristen (indristen Stre) kraft so die vndren (indern Stro) kreft geordent
sind vnd gehorsam der (dē Str ) obristen Als der knecht vnder dē (dem Str ,) Herren der Ritter
vnder dem grauen der grauf vnder dem herczogen Do,Str. 1 daza ] und PfS, sô? ] also Sg
ez nimmer in
gogi zetamPfer erleunum
getriuwe bis 2 sô fehlt PfS, (Hom .)
sie sichhi înin gegiuuzet
chtemer
2 und sô gram fehlt B .
bele
t, diemeer
Bp
ez ) er B ,
in bis 3 obersten ] ergeusset
auff sich selbs noch die sel nymmer erleuchtet die weil die nidersten krefft nicht geordent sind
vnder die obresten S, 2 nach B , 2f. die sêle nimmer durchfliuzet , Pf 3 ensîn ]
sie ensin B , 2014 wêrhat Hind bis dere bigthlter Belle PIN sio By
under bis 4 wârheit. fehlt Pf 3f. obersten krefte ] uberste krafft B ,
sîn volc orden wil, PfN
PfNzambej om Borzbis 6 herzogo Be helffen
4 kreftel bis 6 andern . fehlt s, 4 und bis wârheit . fehlt Bp
herre B ,
4 ein bis geordent, ] ein herre
5 der1 bis riterl] sô ist der kneht under den ritern
(richtern N ) Pfn , under1,2 ] omB r iterl] rith /ter B , und1, 2 fehlt B , riter® ]
richter N denº] dem Pf u nd? bis 6 herzogen . fehlt PfN 6 Sie bis andern .
fehlt Do Str , Sie ] want sie Pfn h ilfet ] soe h . Bo helffent sie B , 7 Alsó ] es Sg
Alsô bis strîten , ] Also helfen die kreft aine der andern streiten vnd leichten (lüchten Stro) Do Str ,
der bis helfen ) der sel helffen S , lûter ] gans Bo lauter liecht Do Str ,

in daz hohste und in daz lûterste und alsô treten in engelischez liehtund mit engelischem liehte komen
linatsensus ... animae c.13t sin unders
in götlich lieht. . . ; 313,1ff.: Er wil sprechen, daz daz oberste teil der sêle sol stân ûfgerihtet stætic
lîche. Allez, daz geordent ist , daz muoz geordent sîn under daz , daz über im ist ( sieh dort Anm . 1) .;
Pseudo- Albertus M . Paradisus animae c . 13 (ed. Borgnet 37,468 a ): De pace A . Pax vera ad
deum est, cum quinque sensus . . . ad nutum rationis disponuntur: . . . et illa ratio secundum volun
tatem dei penitusordinatur. — Hinter S . 122,1 und bietet der Text von Pfeiffer S . 160,40ff. ( Str , ein
Plusstück , das auch von N . (unvollständig) überliefert ist (sieh den Var.-App .). Die Vorlage von
Str N , hat offenbar dadurch Verwirrung gestiftet, daß sie die Ausführungen über daz natiurlich lieht
leicht variierend zweimal brachte . Ich habe den Text in meiner Übersetzung ( S . 377,31ff.) bereits korrigiert .
getriuwe2 sô steht nur in B B , ist zwar inhaltlich entbehrlich, aber wohl eher infolge Homöo
teleutons in den übrigen Texten ausgefallen als in B & B , sekundär eingeschoben . Übersetzung: „ Das
(d . h . das überswebende natiurlich lieht s . 121,4 ) ist so treu und (anderseits ) 80 untreu (abgeneigt)
und gram (feindselig ) den niedersten Kräften . . . “ .
? Zu 2 . 4ff. vgl. Thomas S. c. gent. III c. 76 : Superior providentia dat regulas pro .
videntiae inferiori : sicut politicus dat regulas et leges duci exercitus, qui dat leges et regulas
centurionibus et tribunis .; c. 109: . . . sicut miles, qui ordinatur sub rege et sub duce exercitus,
potest voluntatem suam ordinare in bonum ducis et non regis, aut e converso. Sed si dux
ab ordine regis recedat, bona erit voluntas militis recedentis a voluntate ducis et dirigentis volun
tatem suam in regem , mala autem voluntas militis sequentis voluntatem ducis contra voluntatem
regis : ordo enim inferioris principii dependet ab ordine superioris. ; Aristoteles Met. XII t. 52
( 1 c. 10 1075 a 13f.) .
122
Ecce ego mitto angelum meum
vride in der sêle sî und ein ruowel. Unser meister sprechent: »ganziu ruowe ist
vrîheit aller bewegunge«. In disem sol sich diu sêle ûfheben über sich selben ze der
götlîchen ordenunge. Dâ gibet der vater sînen eingebornen sun der sêle in einer lûtern
ruowe. Diz ist danne daz êrste : von der götlîchen ordenunge3.
engeln “, die sô vil gotes glîchnisse in in hânt und ein înerliuhtunge6: in der înerliuh

1 vride bis ruowe. ] frid vnd rů in der sel wirt Do, Stry vride bis 2 bewegunge«.]
frid werd jn der sel gancze růwe vnd freyhait von allen dingen S , 1 sî ] werde Bp ruste Bo
Unser m . spr.: fehlt Do Str o ganziu bis 2 aller ] vnd die rů vnd liecht ist freihait von (von fehlt
Str,) aller Do Str . 1 dat ganse vrede B 2 In bis ûfheben ] in dem liecht hebt sich
die sel Do Str , 2f. zu gotlicher N , B . Do Stros 3 gibt ir der Do Str , eingeb .] gebaren Be
der sêle fehlt Do Str , 3f. einer 1. r.) enen gansen vrede Bo 4 Diz bis 124,3 sich . ] vnd geleichet
sy in gåtlich geleichnus da sy dann wircket gótliche werck Das ist das sy als der engel leichtet ( er
lüchtet Str ,) vnd czuicht got vnd schauet got in sich Do Str, 4 Diz bis ordenunge. ] das ist
von ordenung wegen der sele S, 5 Diu bis sprach fehlt sy stücke fehlt N blîbent
PfB N . dem ] den B , fehlt Pf l uttel B8 von bis 6 hânt ] Die engel habend vil gleich
nůß gottes jn jn S , 6 gotes] gotlicker Be glichnisses B , hant in yen B , v'lichtingel,2 B6
in der bis 124, 1 sie ] darjnn sy klimment Sg

i zu S . 122,7f. und oben Z . 3f. vgl. etwa DW 19. 317,4 ff.: In der stille und in der ruowe. ..dâ sprichet
got in die sêle und sprichet sich alzemâle in die sêle. ; DW 5 S . 112, 17f. ( VeM ) : Der fünfte grât ist,
sô er lebet allenthalben sîn selbes in vride, stille ruowende in rîcheit und in übernutze der obersten
unsprechelîcher wîsheit. ; Pf. S . 154 ,27: Daz uns got gebe fride unde ruowe in ime,. . . ; Par. an .
S . 112,22ff.: ein gewis zeichin ist daz daz Got in der sele alsus wone daz di sele geruwic si. ich
spreche daz Got in allin sinen werkin nicht insuchit dan ruwe: also inmac ume ouch di sele an
nichte so libe getůn so an ruwe. di sele inmac auch ume an nichte so glich werdin so an ruwe, daz
si sich geruwelichin halde.
2 Vgl. Sermo XXXVI, 1 n . 365, LW 4 S. 314, 2: Nota : » quies privatio motus est «. Dort Anm . 2
ist auf Aristoteles Phys. VIII t . 71 ( c. 8 264 a 27 ) verwiesen .; In Gen . I n . 158, LW 1 S. 306 , 10f.:
Ad primum dicendum quod quies privatio quidem est, sed est privatio privationis,motus scilicet,.. .;
Thomas S. theol. I q. 10 a . 4 ad 3 : Unde <tempus) non solum mensurat motum , sed etiam quietem ;
quae est eius quod natum est moveri, et non movetur.; II II q . 28 a . 3: Est autem quies plena
cum nihil restat de motu .
3 Vgl. oben S . 119,6 . — Zu 2 . 2ff. vgl. oben S . 114 ,5ff.; 115, 3f. und dort Anm . 1 und 3 .
4 Ähnliche Wendungen , mit denen Eckhart die Behandlung seines Themas abkürzt, sieh DW 1
S. 291,7 : Noch ein wörtelîn von der sêle und denne nihtmêr . . . (sieh dort Anm . 5 ); 142,8 : Ich lâze daz
erste und daz leste und spriche von dem andern ,. . . ; 304,3f.: Wie er zuo trat und wie er ruorte, daz
laze ich ligen , mêr : daz er sprach : ‘ rihte dich ûf, jüngelinc !'; 312, 9: Von dem sinne enspriche ich
niht mê. ; Pf. S . 279, 27 : Nement noch ein wort unt denne niht mê. ; 163, 39 : Ich enweiz noch enkan
niht mê: då mite sî dirre rede ein ende.; 290 , 16 f. ; oben S . 55 , 1 ; auch in der thematisch mit der vor
liegenden verwandten Predigt Pf. Nr. XXVIII heißt es S . 104,21f.: Nû blîbet daz stüke underwegen ,
wie sî der engel vollebringet. – Zu Diu andern stücke sieh oben S . 119 ,5f.
5 Möglicherweise bezieht sich Eckhart auf Pf. S . 103,25ff.: Dionysius sprichet : ein engel ist ein
spiegel âne flecken , geliuteret ûf daz hæhste , der in sich enpfâhet den widerslac gotlîches liehtes.. . .
Johannes Damascênus sprichet : ein engel ist ein bilde gotes und ist durchbrehende allez, daz sîn
ist, mit dem bilde gotes ( sieh Pahncke Diss. S . 34 unter 9 ).
6 Dieses înerliuhtunge (auch S. 124 ,8) sowie S . 124 ,2 (und 8) inerliuhtet kommen außerhalb der
vorliegenden Predigt sonst bei Eckhart, soviel ich sehe, nicht vor. Es dürfte sich um Lehnübersetzungen
123
Predigt 31
tunge klimment sie über sich in götlîche glîchnisse , allez stânde gegen gote in götlîchem
liehte , sô glîch , daz sie würkent götlich werk. Die engel, die alsô înerliuhtet sint und
alsô glîch gote sint, die ziehent und sûgent got in sich . Ich hân ez ouch mê gesprochen : 161,20
wäre ich îtel und hæte ein inviuric minne und glîcheit , ich züge got alzemâle in mich ?.
5 Ein lieht giuzet sich ûz und erliuhtet daz, dâ ez sich ûfgiuzet . Daz man etwenne sprichet:
daz ist ein erliuhtet mensche, daz ist kleine. Aber da ez ûzbrichet, daz ist verre bezzer 25
und brichet durch in die sêle und machet sie glîch gote und gotvar, als ez mügelich ist ,
und înerliuhtet sie. In der înerliuhtunge klimmet si über sich in dem götlîchen liehte .

1 klimment] climet N , soe clymmen Bo stiget B , sich ] sich selbs S , gotlicker Bo


allez stânde ) vnd stend S, ende staen also B 2 wurchet N wercke B , inir leuhtēt N .
v 'lucht Bo sint fehlt N und bis 3 sint,] ende gade alsoe gelijc Be fehlt Sg (Hom .) 3 die
bis got ] die suygen ende trecko gade B sich . ] sy S . Ich bis gesprochen : ) Ich sprich Do Str ,
fehlt S , ez ouch fehlt Bo ez fehlt N , 4 îtel bis glîcheit, ] in tal (ain tal Str,) vnd
het fowrinne mynn vnd liechte erkantnus Do Str, îtel ) uol N , also S, haete ) hed ic Bo
fewrin N minne] liebe S , und glîcheit, ] vnd were ich glich B , züge ]
2. auch S, trecte Bo alzemâle ) gancz S , 5 Ein ] in N , wann ain Do Str,
sich fehlt PfN , Do, Str , ûz ] ûf Pfn v ’lucht Bo daz, bis giuzet. fehlt B .
( Hom .) daz, ] die liecht Do Str , fehlt N , B , ez ) er B , sich fehlt N .
guzze N Daz bis 6 kleine. fehlt S 5 etwenne ) sulke stont B . fehlt Do Str ,
sprichet: ) sprechen mag Do Str, 6 erliuhter Pf erleicht Do, verlicht Be daz ? bis Aber
fehlt Do, Str , ist awer clein N . Aber bis 7 sie ] doch vil pesser da es durchprichet jn
dâ ] dat Bo
chtet wann hibrichet B,Bo
die sel denn da es allain erleuchtet wann es macht die sel S ,
vs spricht Str, durchbrichet B ,Be
6 Aber ] Mer B . fehlt N
daz3 bis 7 gotvar, ] durch die
sel vnd machet in geleich got vnd gotuärbig Do, Str, daz istog da ist es Nin
6 daz ist* ] da ist es N verre]
veel B . 7 in fehlt N , gade gelijc B und fehlt Bo gotvar,] got vo ' (?) N , als bis
ist , fehlt S , ez fehlt Do Str , 8 und înerl. sie .] wenn er die sel erleicht Do Str , ende
v ’lichtse Bo e rleuhtet N der ] der selben Sg erleuhtung N ,Do Str , v 'lichtinge Bo
sich ] hor seluer B in bis liehte.] jn gotlichem liecht S2B6 fehlt Do Str ,

von illuminatio und illuminare handeln . Vgl. etwa In Gen . I n . 65, LW 1S. 230,5f.: Et glossa super 1
ad Cor. 13 dicit quod locutiones angelorum sunt illuminationes. und dort Anm . 3 , wo U . A . verwiesen
ist auf: Sermo XXXIV , 3 n . 348, LW 4 S . 302, 10f.: Unde Thomas dicit angelos superiores illu
minare ( inferiores) de omnibus naturaliter . ; vgl. auch In Ioh . n . 92, LW 3 S. 79,9f.: Dic breviter :
omnis influentia illuminatio quaedam est influentis , et influxum lumen est eius cui influit.
1 Vgl. DW 5 S . 30,5ff. ( BgT ) : Möhte und künde der mensche einen becher zemâle îtel ge
machen und itel behalten von allem dem , daz vüllen mac, ouch luftes, âne zwîvel der becher ver
zige und vergæze aller sîner natûre, und îtelkeit trüege in ûf biz an den himel. Alsố treget blôz,
arm und îtel aller crêatûren die sêle ûf ze gote . Ouch ziuhet ûf in die hohe glîchnisse und hitze.;
31,3f.: glîchnisse und hitzige minne ûfziuhet und leitet und bringet die sêle in den ersten ursprunc
des einen , daz 'vater' ist 'aller' ' in dem himel und in der erde'. Der Rv. in 2 . 3 könnte sich auf
die angegebene Stelle des BT beziehen . Vgl. noch a . a . O . S . 29, 12 : îtel machet wazzer ze berge ûf.
klimmen . .. ; Pf. S. 219,27 ff.: Daz ander, daz nâtiurlîchen ziuhet zuo im , daz ist îtel dinc, als wir
sehen , sô man die luft ziuhet ûz einer pfîfen , sô loufet daz wazzer ûf ze berge biz an den munt,
wan swenne diu luft ûz kumet, sô ist diu pfîfe îtel: diu îtele ziuhet denne daz wazzer an sich (sieh
Quint S . 619 zu 219,27). — Zu Z . 1 allez stânde gegen gote vgl. oben zu S . 114 ,2 : . . . ante faciem
meam .
* Vgl. oben S. 123,6f.
124
Ecce ego mitto angelum meum
Als si nû danne alsô heim kumet und alsô mit im vereinet ist, so ist si ein mitewürkerin1.
30 Kein creatûre enwürket niht dan der Vater, der würket aleine 2. Diu sêle sol niemer
ûfgehæren, si enwerde des werkes als gewaltic als got. Sô würket si mit dem vater
alliu sîniu werk ; si würket mit im einvalticlîche und wîslîche und minniclîche3.
Daz wir mit gote also würken müezen , des helfe uns got . Amen .

r er a mt
deK vat on all ku
1 Als bis 2 aleine. ] also kumt sy haym wann sy mit im veraint ist Das kain creatur nit
F e ei d
da wircket denn der vater allain Do Str,
h o 1 Als bis danne ) vnd als sy jm denn S,
midtioechilileN, pin.]10. nl er med
nû ) yeme B , fehlt Be
mitewürkerin . ] m . mit got S ,
alsô1 fehlt Be
2 Kein bis 3 got. fehlt Sg
heim ) te huys Be
2 keyn creaturen en
wirckent B , Kein ) ende geen Bo niht fehlt B dan fehlt PfN der fehlt PfN ,
Diu sêle sol] in die ziele ende en sal B vnd die selsol Do Str , 3 des] das Str , Sô bis 4 minniclîche. ]
sy wurckt mit dem vater gewaltigkleich mit dem sun weißleich mit dem heyligen gaist mynneklich S ,
Sô ] ende dan so Be 4 sîniu fehlt Do Str, und1, 2 fehlt Do Str, und minniclîche. fehlt Bo
5 Daz bis Âmen . fehlt Do,Str .S , Daz bis müezen , fehlt N gote bis müezen ,] ime
in einekeit sîn , Pf Bebe fehlt Bo
alsó müezen , bis Âmen .) etc. B , helfe bis Âmen .]
helf etc. N

1 Zu 2 . 1 vgl. Sermo X1,2 n. 117 , LW 4 S. 111,1f.: Unde hic assimilamur, in patria vero
unimur potius.; Pf. 183,1f.: . . . sô got die sêle erhebe über sich selber und über alle crêatûre und
er sî heim gefüeret in sich selber,. . . – Zu Z . 1 mitowürkerin vgl. DW 5 S. 291,3 ( RdU ): .. . daz der
mensche dà lerne mitewürken mit sînem gote , und die dort Anm . 408 ( S . 367f.) verzeichneten Paral
lelen : Jostes S . 6 ,22ff.: Alz si (d . h . die Seele ) sich alzo leuterlichen in got getragen hat, so gibt
sich ir got alzo, daz er ir werch wurket in ir an erbeit, daz si sei ein mitwurcherin mit got. ; Tauler
S . 213,14f.: An dem anderen ende, do der mensche ist gekert in Got mit allem sinem gemüte , und
ist ein mit wurker mit Gotte in ime. .. ; 372,27f.: Mer Got der wurket ane underlos in uns vil
eigenlicher und adellicher (als die Engel) , und si habent ein mitwúrken mit Gotte in uns . . .
2 Vgl. oben S. 118 ,1f.
3 Die drei Adverbien kennzeichnen wieder die göttliche Ordnung der Trinität, zu der die Seele
über die eigene Ordnung durch Erleuchtung mit dem göttlichen Licht erhoben wird , um in der Einigung
mit dem Vater zur Mitwirkerin seiner Werke zu werden . – Zu Z . 2 ff. vgl. etwa noch Pf. S . 154,3ff.:
Alsô ist ez an der sêle : swenne si genzlîche vereinet wirt mit gote unde getoufet in götlîcher nâtûre,
sô verliuset si alle ir hindernisse unde krankheit und unstêtekeit unde wirt zemâle verniuwet an eime
götlichen lebenne unde wirt geordent an allen iren siten und tugenden , als man prüeven mac an
dem liehte . . . . Sô diu sêle hæher gezogen ist über sich , sô si lûterr und klârer ist, sô got ie vol
komenlîcher in ir gewürken mac in sînes selbes gelîchnisse sîn götlich werc. . . . Alsô solte ein reht
geistlich mensche sîn erhaben an einem rehten fride ganz und unwandelhaftic an götlîchen werken
(sieh Quint S . 460 zu 154, 10 ) .
- Der Schlußsatz heißt bei Pf. S . 161,32f., offenbar nach Strz: Daz wir mit ime in einekeit sîn ,
des helf uns got. Ich habe ihn mit B . B , abgeändert, weil ich deren Text für überzeugender halte im
Anschluß an die voraufgehenden Ausführungen des Predigers, ohne dabei leugnen zu wollen, daß
auch die Schlußwendung nach Pf(str ) möglicherweise ursprünglich ist.

125
PREDIGT 32 (Pf. Nr. LII S. 170 — 173)

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S .494, Spamer PBB 34 S. 340, Strauch Par. an .
S . XXV Nr. 341) :
Do, f. 98a - 100a, Fragment (in „ Spiegel der Seele " ) = unten S. 133, 1 diu sêle - 138,2 sêle . +
141,5 Der - 145,4 tugent.; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde Nr. 10 S . 20 ; vgl. auch
unten Strg.
H, f. 91v — 95r.
Ka f. 17vb , Fragment = unten S . 139,1 Diz — 4 spot.: dz sehen dz sol zwifaltic sin / daz man
abe dón das schedelich si vnd wir zů bỏzen dz / vnz gebrichet Jch han ez ooch / me gesprochen
die vil vastē / vnd wachē vnd grose werc důnt / vnd niht besserent irn gebres ten vnd ir sitten do
daz wor / zů nemen an lit só triegent / sich selben vnd sint dez tufelz spot.; vgl. Spamer Diss .
S. 283 ; im Var.- App. nicht berücksichtigt.
Mai, f. 150v — 155r, identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S. 92 ; sieh unten Strg.
Me, f. 318ra — b , Fragment ~ unten S . 132,2f. + 134, 2 daz diu sêle - 5 komen . ( = Pf. S. 406 ,28
wan – 31 komen .) + 134 ,5 Möhte - 135 , 1 liden mac. + 7 Got- selben ? ( = Pf. S. 406,31
Got- 32 selber ;) + 136 ,1 Swenne- 2 bilde. ( = Pf. S . 406 ,33 swenne - 34 gelîch,) + 142,2
und swenne— 5 hine. ( = Pf. S. 406,34 unde swenne— 38 hin ; ) + 143,7 An - 144,2 enpfâhenne.
( = Pf. S. 406 ,38 unde— 407,2 si.) + 144,3 Sant— 7 ist. ( = Pf. S. 407,2 Üf — 407,5 ist.)
+ 145,1 Diu — 6 créatúre,: Das dann / dy sel gesprechen müg Ich han / dy steig meins hawzz
pesch-/awt Das ist dy sel perüert / mit den obristen chrefften / dy ewichait vnd mit den ny .
dristen dy creatur da von sy / offt zw vnedelchait tzogen / wirt wann möcht dy sel got / als gantz
leche qois Goes medienos irm willen auto general diywell@rehen:
erchennen als dy en - gel sy wår in den leichnam / nye chömen vnd ob sy got an / dy welt erchen
nen möcht dy | welt wår nicht peschaffen / warn durch irn willen awff | das sy geliebt vnd ge
sterkcht / wurd ze leiden das liecht gots / Got ist nach im selber pilt vnd / hat sein pild von im
selber vnd / wann in dy sel mit rechter er- chantni perüert so ist sy im / am pild gleich wann
er hat | sy nach im gepilt vnd wan / sich das götleich liecht in dy / sel ergewst 80 wirt sy mit /
got veraint als ain liecht mit dem andern vnd haist dann ein / liecht des glauben vnd wo / dy
sel mit irn chreften vnd / synnen hin nicht chömen / mag da trait sy der glauben / hin Mit der
chrafft wirt got / in der sel pegriffen als vil es / der creatur mügleich ist vnd / haist ein hoff
nung götleicher / tugent in der dy sel so grazze / zrð fiucht zw got hat das / sy tzimbt oder er hab
in allem / seim wesen nichts das ir / vnmügleich sey Awff das / spricht sand Augenstin dy /
piern dy ich stal dy warn | mir vil süezzer dann dy mein / mueter kawft (kawft auf d . Rand
nachgetr.) vnd mir verpoten warn | Also ist dy gnad der sel vil | süezzer dy sy mit sunderer
wei-/shait begreifft und mit fleizz / erchriegt dann dy allen men -/schen gemain ist und wann /
dy chrafft des ynnern willen (318rb ) zw got chert ist und scheppht / dy lieb in sich von im 80
wirt , got in dy sel tzogen vnd dy sel / in got vnd haist dann ein götl-/eiche lieb vnd ein tugent
gots / Götleiche sålichait leit sunder , an drein dingen Das erst das / sich der mensch selber wol
erchenn | Das ander ist freihait da mit er / vnpetwungen aller creatur / pleib (Das dritt das er
sich / triech von irdischer weishait / zw ewiger sålichait . . . ) ; vgl. Spamer PBB 34 S . 367.
1 Die Angabe in Par. an . S . XXV „ Klosterneuburg -Straßburg Handschrift 618“ ( = Stre)
beruht auf einer Verwechslung mit Straßburg L . germ . 2795 (662) ( = Strg).
126
Consideravit semitas domus suae
Der Text von Me, stimmt, abgesehen von den Plusstücken in Entsprechung zu unten S . 132,2 f.;
134, 5 — 135 ,1 und 145,1 - 6 ,mit den unten wiedergegebenen Textstücken aus Pfeiffer Traktat
III überein . Im Var.-App . nicht berücksichtigt.
f. 571- V , Fragment = unten S . 139, 2 Ich — 4 spot. + 141,5 Der — 142,4 glouben , + 143, 1 Daz
2 ist. + 5 Si — 8 ist, + 144 ,5 Al80 — 145 ,3 got + 7 Dar - 146 , 2 sünde.: Ich / hon ez auch mer ge .
sprochen war zue in die leut nemen uil wachen vnd uasten / vnd groz werch tuen vnd doch nihtbeze /
rent irn gebrechen vnd ir site da daz ewig / leben leit si triegent sich selber vnd sint , des tiủfels
spot Der hohsten crefte der / sel sint drei Dir erst ist bechantnusse / Diu ander irascibilis Daz
aufleren worhecraft
ist diudiu auf/crigende
ist Diu driteetti-Igen croenne sic
am liehistt vder
it anDiudie dritte nd sewille / Swenne sich diu sele zuhet an die bechant/
nusse der rehten worheit an die ainuelti- gen craft da man got an bechennet daz / heizet der sel
ain lieht und got haizet | auch ain lieht vnd swenne sich daz got- ſlich lieht geuzzet in die sele 80
wirt diů / sel uereinet mit got als ain lieht in dem / lieht (davor glauben getilgt) So heizet ez ain
lieht in dem glauben Daz ander daz ist ain craft / auf criegend' craft der werch ist eingelich / daz
si auf criegend ist sunder si mag niht / liden daz iht ob ir sei Ich wene daz si iht / auch liden
můge daz got ob in sei er sei , in ir vnd si hab ez also gut als er selber (57v ) so enmac si nim
rifen als weind vntz ( ) der schol
mer geruwen an diser craft / biz got wirt begrifen als uerre ez der crea / tur muglich ist Der sele
ist uil nutze daz si / crieg mit sunderlichen weisheit vnd vntz (!) | nach diser craft wanne si
aller leüt gelmein ist Diủ dritte craft daz ist der in /wendige wille der schol alle zeit ein sun /
sein an luterheit gegen got gechert in / gotlichen willen vnd schephe die liebe ge / gen got in sich
do wirt got gezogen durch | die sele vnd diu sele wirt gezogen durch / got Der sel uolchomenheit
leit an be chantnusse vnd an begrifen daz si got | begrifet an uolchomener liebe wellet / ir wizzen
waz sunde ist daz ist keren von / seliсheit und von tugend' da von chumet / alle sünde; identifiziert
von Quint , Handschriftenfunde S . 166 ; abgedruckt (nicht ganz korrekt) in : Stammler
Gottsuchende Seelen , 1948, s . 102 m - q ; sieh dort S. 212 zu 30 ; im Var.-App. nicht be .
rücksichtigt.
f. 61v _ 64r = Strauch Par. an . Nr. 34 S . 77 – 79.
f. 2011 – 201v, Fragment = unten S . 141,5 Der - 144,2 enpfâhenne. + 145,1 Diu - 3 got
(stark abweichender Text) : Jn dey .lnem gemütt sind czevödrist drey edľ / chrefft Dy erst ist
bechantnüss oder / vernüfftichayt 80 dein sel czeucht vnd / geczogen wirdt an dy bechantnüss
re-/chter warhayt an dy in leych chrafft / da sy got findet und erchennet Da / selb wirdt dy sel
gesprochen ein liecht / vnd so got sych ein gewat in dy sell / so wirdt dy sel mit got verainet als /
ein liecht mit dem anderen Vnd dicz | ist gesprochen ein liecht des gelaubens / vnd ist ainew der
gottleichen tugent vnd / wo hin dy sell mit oder durch aygnew / chrafft nit chömen mag Da tregt sy /
oder schycht den gelauben vnd dicz ge-/schyecht durch dy vernüfftig oder bechan -/tleich chkrafft Dy an
der chrafft / genant czorñleichayt ist emsichleich (201v ) auff chriegund vnd öber sich strebent vnd /
tobendt und dicz ist ir natürleich ay- genschafft vnd mag nit erleyden / das etwas sey ob der
güstrin (der güstrin umrandet) ir Jn diser / chrafft mag dy sel nicht rwen vnd / ist streng vnd
mächtig got czw pe-Igreyffen und in tugend der hoffnung Dy da , ist dy ander gottleich tugendt
hat dy / sel 80 grossen czw verlass czw got das sy / geduncht wye got in allem seinē wesen / vnd
wesenleichayt nichcz hab es sey ir / mügleich czeenphahen Dy dritt chr- / afft genant will oder
pegirleichayt | Der selbigen chrafft angesicht ist all-/czeyt an vntterlozz aygenchleich auff ge-/
richt czw got und in got in gottleichē willen vnd schefft von got in sich lieb dar / durch got in
dy sel gegossen wird und wider | vmb dy sel in got. (Unmittelbar anschließend :) und alls dichk
dy andä -/chtig sel in lieb gocz pegirleich erseyftet / als offt kost vnd chüst sy got und disew |
lieb ist driualtig Dy erst ist ein grosser / ganczer will czw got Dy ander ist dē / selbigen leib
eines embsigen anhafften / vnd veraynen mit got Dy drytt ist in (202r) ganczem gemüt mit got
pechümert / sey in got allain erglüstett werden süs-/sichleich in ym rwen AMEN ; identifiziert
von Quint; im Var.-App . nicht berücksichtigt.
Sg = Salzburg, St. Peter b VI 15 .
Str, f. 891 – 92r, in W , nur der lateinische Vorspruch im Inhaltsverzeichnis f. 4v : bl. 89. b. Con .
sideravit donum (!). Sermo m . Eghardi. (unten von später hd .: „ von addel der sellen “ ) .
127
Predigt 32
Strg f. 2160— 223r , alte Zhlg .: f. 213 — 220r; vgl. Spamer PBB 34 S. 353 unter LXVI. Der Text
ist nicht „ viel ausführlicher wie bei Pf." (Spamer a.a.O .), er enthält vielmehr (ebenso wie
der von Main) an drei Stellen Fremdkörper, die das quantitative Plus gegenüber Pf. und
den übrigen Volltexten ausmachen . Hinter S . 140,3 überwünde. ist das Textstück Pf. $ . 173,7
Alliu dinc — 174,5 diemüetekeit, aus Pf. Pr. LIII eingeschoben. Zwischen S. 146,1 minne.
und Wellen ist , eingeleitet durch vnd hat si grossi fröd als paulus sprichet, unten S . 161,8
'vrouwet iuch — 166, 1 zitlichiu dinc. aus Predigt 34 eingefügt, und schließlich findet sich aus der
nämlichen Predigt das Stück unten S . 166 ,6 Daz— 167,4 wärheit. (gekürzt) zwischen unten
S . 147, 1 wärheit. und Disiu. Vgl. oben Maiz.
Str , f. 77 – 9r, Fragment (in „ Spiegel der Seele “) = unten S . 133,1 diu séle- 138 ,2 séle . + 141,5
Der — 145,4 tugent.; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde Nr. 72 S . 217f.; sieh oben Doz.
W sieh Str .
Wo, f. 1421 — 149v ; vgl. Pahncke E . St. S . 7 Anm . unter 6 . Das Textstück unten S . 140, 1 daz
— 141,6 dri: fehlt im Predigttext der Hs. Es steht jedoch auf f. 1421 — v unmittelbar vor Be
ginn der vorliegenden Predigt und hinter der folgenden Predigt 33. Hinter dem letzten Wort
Schreibe drungen: dies stet:»Bogen ein Drittel®
dieser Predigt, die auf f. 139 – 142r steht, ist ein Drittel der Zeile freigelassen . Wenn
Pahncke zu dieser Predigt a . a . O . sagt: „ gegen Ende sind Sätze aus der in der Hschr.
folgenden Predigt eingedrungen : das Stück endet mit Pf. 171,23 — 32“ , so trifft diese Angabe
nicht zu. Der Schreiber der Hs. hat durch den Textabsatz nach Schluß der Predigt 33 deut.
lich gemacht, daß das folgende Textstück nicht zur voraufgehenden Predigt gehört . Er hat
aber auch am Schluß von f. 146r in der vorliegenden Predigt hinter S . 140,1 tugenden , durch
Freilassung einer halben Zeile angedeutet, daß er hier das Textstück 140,1 daz — 141,6 drî :
ausgelassen hat, weil er es zwischen dem Schluß der voraufgehenden und dem Anfang der
vorliegenden Predigt schon geboten hatte . Es wird auch deutlich , weshalb das geschah : der
Schlußtext der Predigt 33 S . 154,6 E2 — 155 ,4 rîche. zeigt z . T . wörtliche Übereinstimmung
mit unten S . 139, 2 die vil — 4 + 140,143 (sieh unten S. 140 Anm . 2 sowie unten S. 154,6ff.
und S . 155 Anm . 1). Diese Übereinstimmung hat wohl dazu geführt, daß das Textstück
S . 140, 1 – 141,6 aus der vorliegenden Predigt herausgenommen und dem Schluß der in der
Hs. voraufgehenden Predigt angefügt wurde. Es ist in diesem Zusammenhang interessant
festzustellen , daß diese voraufgehende Predigt eine weitere sehr beachtliche Übereinstim
mung mit der vorliegenden darin zeigt, daß sie unten S . 152,6 – 153,5 denselben Ternar der
Kräfte bekantnisse (redeliche kraft 153,2 ), irascibilis, daz ist ein ufkriegendiu kraft (die zürnerin ,
daz ist diu afkriegende kraft 153, 3) und wille (den willen 153, 1) mit der Zuordnung zu den
göttlichen Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe vorführt, der unten S . 141,5 —
145 ,4 wesentlich ausführlicher geboten wird . Ich gebe im folgenden das Textstück S . 140,1 —
141,6 nach Wo, f. 142r - v im vollen Wortlaut wieder: Daz her pruuete da her aller cranc /
kest an were daz her da zu buzeſte vnde daz her sinen vliz da zu kerſte daz her daz worrounne (!)
diz hatſte ulizzichen getan sente elizabeth / se hatte wislichen besen di stige / ires huses dar umme
in uorchte (142v ) sie den winter nicht wen ir ghe /sinde was zwiualt gecleidet wen / swaz ir scaden
mochte da hate / si ir (ir auf d . Rand nachgetr .) hute uore swa is ir gebrach / da karte sie
iren vliz zu daz iz | vullenkomen wart dar umme , in hatte sie ir brot nicht muzich / gegezen si
hatte ouch iren ( n getilgt) obersten / crefte zu unseme herren gote geſkart der hogensten crefte
sint dri

Pfeiffer Traktat III ( Von der sêlewerdikeit und eigenschaft),den Pfeiffer aus der Hs.Meg (f. 94r- 118v )
edierte (vgl. Spamer PBB 34 S. 325), enthält folgende Textstücke der vorliegenden Predigt:
Pf. S . 406,28 wan _ 407,5 ist. ~ unten S . 134,2 daz diu sêle - 5 komen . + 135,7 Got— selben ?
+ 136, 1 Swenne— 2 bilde. + 142, 2 und swenne — 5 hine. + 143, 7 An — 144, 2 enpfâhenne. + 3
Sant— 7 ist.: . . .wan diu sêle berüeret mit irn obristen kreften die ewikeit unde mit den nidristen
die créatúre, då von si dicke ze übele gezogen wirt. Wan möhte diu sêle got als ganz erkennen , als
die engel, si enwêre in den lichamen nie komen . Got ist nach im selber gebildet unde hât sîn bilde
128
Consideravit semitas domus suae
von im selber; unde swenne in diu sêle mit rehter erkantnüsse berüeret, sô ist si im an dem bilde
gelich , wan er hật sî nâch im gebildet, unde swenne sich daz götlich lieht in die sêle ergiuzet, sô
wirt si mit gote vereinet als ein lieht von dem andern unde heizet denne ein lieht des gelouben
götlicher tugende. Wan swâ diu sêle mit irn kreften unde sinnen hin nihtkomen enmac, då treit
sî der geloube hin ; unde swenne got in der kraft in der sêle begriffen wirt, sô kumt si zuo der
tugende der hoffenunge, in der diu sêle ze gote 88 grôze zuofluht gewinnet, daz si wênet, got enhabe
in allem sînem wesenne niht, daz ir unmügelich sî. Uf daz sprichet sant Augustinus: die birn ,
die ich stal, die waren mir vil süezer danne die min muoter koufte unde mir verslozzen unde
verboten waren . Also ist der sêle diu gnâde vil süezer, die si mit wisheit begrîfet, danne diu
allen menschen gemeine ist.; vgl. Spamer PBB 34 S . 340 und 373 und oben unter Meg ;
im Var.-App . nicht berücksichtigt.
Nikolaus von Landau (NVL ) hat das Textstück unten S. 132,1 Consideravit — 137, 1 bekantnisse.
in seine Predigt Et cum eiecisset demonium locutus est mutus eingebaut:
Ka f. 146rbvb = Zuchhold S. 16 ,1 — 18 ,12.
Sto f.67 – 68r; sieh Quint Handschriftenfunde S. 218ff. und DW 1 S. 138f.
Greiths Traktat enthält die folgenden Textstücke, die ich im Wortlaut der Hss . aufführe :
Greith S . 187, 15 — 19 = unten S . 138, 5 Ich — 8 werde.: Es sprichet (Och 80 spr. Za) maister
eckhart Ich / bin des gewis (des fehlt M ,) Was der gůt mensch / sicht (sich M ,) des wirt er ge
ht er böse dingot bekere und
bessert wann (vnd Zu) / sicht er bóse ding er dancket got / das er in dar vor behüttet hat / vnd
bittet got für jne (jenen M , Zd) das in got / bekere vnd sicht er gůte ding des (das M ,) / be
102v)) ZZ a(f.
geret er das es an im volbracht / werde G (p . 290) M ,(f. 102v (f. 2212v
1 ) ; vgl. Seitz S. 69
LV 154 und S . 80 .
unten S . 142,4 Und — 5 hine.: wann dar die sele mit iren / sinnen noch kreften nit / kumen
mag da treit si der / gelobe hin Z (f. 2018) fehlt G , ( = Greith ) M ,; vgl. Seitz S . 68 IL 141.
unten S . 145,4 Götlichiu — 146 ,1 minne.: Nun sprichet ain maister / gåtliche selikeit lit an drin /
dingen / das erste an bekantnusse dz l er sich selber vnendelichen be- , kennet / dz ander friheit
dz er vnbe- grifen vnd vnbezwungen be- /libet von aller siner creatur / vnd an volkomner genůgde /
das er sich selber und aller | creaturen genüget / vnd dar an lit och volkomen - /heit der sele an
bekantnússe vnd an begriffen als si got / begriffen hat vnd an verainunge / volkomner liebi Za
( f. 148v ) fehlt G , ( = Greith ) Mq; vgl. Seitz S . 62 XXXIV 76.
Im Var.-App. nicht berücksichtigt.
Filiation der Hss. (sieh Quint S. 494 — 499): Was die Volltexte betrifft, so setzen sich OH , zu
denen sich NvL in bekannt enger Bindung gesellt (vgl. DW 1 S. 340), gegen Str,Str,Mai,Wo,
durch eine Reihe von meist sekundären oder deutlich fehlerhaften Übereinstimmungen ab , sieh
Quint S . 495f., wo ich insbesondere auf unten S . 134,1 einvar ] war OH NvL (vgl. Zuchhold S . 16
Anm . 2 ) und 135 ,7 hât- unda fehlt OH NL (Homöoteleuton ) hingewiesen habe. Zumal die
Übereinstimmung in einer sicher fehlerhaften Variante S . 134,1 beweist, daß Nikolaus v . Lan
dau für seine Predigt einen Text der vorliegenden Eckhart-Predigt exzerpiert hat, der mit der
Vorlage von OH , eng verwandt war. Daß er, wie immer, auch diesmal von sich aus seine Vorlage
hie und da abgeändert hat (sieh DW 1 S. 340), zeigen seine Sondervarianten etwa zu S . 132,3 , 4f. ;
13546
, und 136, 1 und — ist. (weitere sieh Quint S . 498f.). Daß O und H , nicht unmittelbar
voneinander abhängig sein können, zeigen wieder (sieh DW 1 S . 340f.) einige Textstellen , an denen
jeweils die eine der beiden Hss. mit der sonstigen Überlieferung gegen eine unursprüngliche
Variante der anderen Hs. übereinstimmt, so : S. 132,4 stige O ] fehlt Hz; 138,5 inbringen O ] an br.
Hz; 142,1 an Hz] ain 0 ; 144,4 mira H , ] fehlt 0 ; 146, 1 hật, O ) hant Hy; 147,3 vliehent, H , ] fehlt 0 . —
Wenn man den Pfeifferschen Text im wesentlichen als mit dem der verbrannten Hs. Str , identisch
ansehen darf, verrät sich innerhalb der Gruppe Str,Str ,Mai,Wo, die engere Verwandtschaft zwi.
9 Edhart, D 2 129
Predigt 32
schen Str , und Str,Mai, an einer Reihe von Stellen , an denen Wo, sich zu OH (NvL ) stellt (sieh
Quint S. 498 ), so etwa S. 132,4 meinet] bezeichent PfStr,Mai, ; 135 ,1 enwirfet] inguzet Wo, irguzit
OH , ; 137, 2 und — ista fehlt PfStr Maij ; 138,4 behüeten ] bi luchten Wo, beluchtin OH , ; 143,2 daz ez sehe ]
sehen PfStr Maiz; 3 daz ez hoere ] horen PfStr Main; 3f. ein eigen werk, ] eigen PfStrzMaiz ; 146, 2 Dise ]
Die PfStrzMai . Die konstant engste Bindung zwischen Strz und Mai, verrät sich nichtnur darin , daß
Mai, die in Quint S . 496f. verzeichneten Sondervarianten von Strg teilt, sondern auch darin , daß
es die oben S . 128 unter Str , vermerkten Einschübe aus Pf. Pr. LIII und DW 2 Pr. 34 auch
Str,Str . 20 ingesineiden Textst die
enthält. -- Der Wo, - Text steht, wie schon bemerkt wurde, vermittelnd zwischen OH ,(NvL ) und
Str,Str Mai, Er weist mehrere Lücken infolge von Homöoteleuton auf, sieh den Var.- App. zu :
S . 136,5 8ô — ingesigel2 fehlt ; 142,2 Und — lieht; fehlt ; 147,4 Damselben ? fehlt.
Daß die beiden Textstücke von Do, und Str , (,,Spiegel der Seele “ ) einen „ bearbei
teten “ Text bieten , zeigen die vielen Sondervarianten der beiden Hss. im Var.-App . Es
scheint, daß die Vorlage von Do Str , dem Text von Str,Str ,Mai,(Wo ) näher gestanden hat
als dem von OH (NvL); denn an den in Quint S . 495f. verzeichneten Stellen gesellen
sich Do Stry, dafern sie keine Sondervarianten bieten, zu Str,Str ,Mai,W04 — Dasselbe gilt für das
N ,-Fragment und , soweit seine Kürze ein Urteil zuläßt, auch für das Ka -Fragment, wenn man
die Varianten etwa zu S. 139, 2 Ich - gesprochen : ; 3 niht - gebrechen vergleicht. - Der Text des
Sz-Fragments weicht durchgehends so stark von den übrigen Texten ab, daß keine engere Bin .
dung an die eine oder die andere Filiationsgruppe erkennbar wird . Erwähnenswert wäre vielleicht
die Übereinstimmung von S , mit OH , an folgenden beiden Stellen : S. 142,4 sinnen noch fehlt
OHZS3; 145,3 gez.") gegozzin OH ,Sg.
Textkonstituierung (sieh Quint S . 499): Der Text der Predigt ist, wie in Quint S . 495 bereits
gesagt wurde, in den Hss . erstaunlich einheitlich überliefert , so daß man nur unter Vorbehalt
von einer „ oberdeutschen fassung “ (Spamer PB 34 S . 340) sprechen kann im Gegensatz zu
OH NvL , deren Zusammengehörigkeit bereits Zuchhold erkannt und, wie auch sonst , durch
Paralleldruck der Texte von O und NvL zum Ausdruck gebracht hat. Sicher irrte Spamer jedoch ,
wenn er den Text von Strg „ viel ausführlicher“ als den Pfeifferschen nannte (PBB 34 $ . 353) .
Wie ich in Quint S . 494 bereits ausgeführt habe, sind die oben S . 128 unter Str, verzeichneten
Plusstücke in Str,Mai, eindeutig identifizierte Fremdkörper, die allerdings, wie ich a . a . O . schon
sagte, nicht rein willkürlich eingeschoben , sondern ersichtlich durch die unmittelbar vorauf.
gehenden Ausführungen der vorliegenden Predigt angeregt wurden , wenngleich die erste Inter
polation schließlich so weit vom Thema abgeführt hat, daß der Interpolator sich genötigt sieht,
durch den Zwischensatz : Nun chömen wir wider uf unser materie (sieh den Var.- App . zu S . 141,4 )
gewaltsam den verlorenen Anschluß wiederherzustellen . Im ganzen ist der Text der Predigt in
der Stry -Gruppe verläßlicher und vollständiger erhalten als in OH ,(NvL ), deren Texte, wie immer,
sekundärer Natur und meist so oder so verkürzt sind. Pfeiffer hat seinen Text offenbar auf den
verlorenen Text von Str , gestützt, wie eine Reihe von Stellen zeigt, an denen sein Text gegenüber
der ganzen erhaltenen hsl. Überlieferung isoliert steht. Wie ich schon in Quint S . 498 gesagt habe,
bietet Wo, den zwischen OH , und Str,Str,Mai, vermittelnden und im ganzen zuverlässigsten Text.
Ich habe denn auch Wo, als Grundlage meines Textes gewählt und zu seiner Korrektur und
Ergänzung die übrige hsl. Überlieferung herangezogen . Die Übereinstimmung von Wo, mit der
Stry- oder der 0 -Gruppe galt als bedeutsamstes äußeres Richtigkeitskriterium .
Übersetzungen : Quint S . 295ff.; Schulze -Maizier ? S . 240ff.

Echtheit: Hsl. Bezeugung sieh im Eingang des Variantenapparates . Vgl. auch Spamer PBB 34
S . 340 . Danach ist die Predigt für Eckhart bezeugt durch Strị, OH , und durch die Zuweisung des
Fragments in Greiths Traktat S . 187, 15 — 19 an maister eckhart, sieh oben S . 129. Der Rück
verweis unten S . 139, 2 dürfte sich u . a . auf DW 5 S . 244,5f. (RdU ) beziehen (sieh S . 139 Anm . 3 ).
Die Echtheit der Predigt scheint mir aber insbesondere durch die Übereinstimmung des Igel.
130
Consideravit semitas domus suae
Exempels unten S. 139,4ff. mit dem Exempel im Johannes-Kommentar n . 270, LW 3 S. 227,6ff.,
(sieh unten S . 140 Anm . 1) bezeugt zu werden . Da das Exempel von Avicenna bzw . von
Aristoteles stammt, bestünde die theoretische Möglichkeit , daß ein beliebiger Autor unserer Pre
digt es verwendet hätte . Da Eckhart es aber in seinem Johannes-Kommentar bietet und die vor
liegende Predigt nicht nur handschriftlich Eckhart zugeschrieben ist, sondern auch inhaltlich
Eckhartisches Gepräge hat, wird die Übereinstimmung der Predigt im Igel-Exempel mit dem echten
Johannes-Kommentar zum erheblichen Echtheitszeugnis für die Autorschaft Eckharts. Das gilt um
so mehr, als sich das Meister-Zitat unten S . 138, 2 f. auch in In Gen . I n . 237, LW 1 S. 382,2f. findet
(sieh unten S . 138 Anm . 2 ) . Für die Echtheit sprechen weitere beachtliche Parallelen zu lateinischen und
echten deutschen Werken , sieh etwa: S . 132f. Anm . 2 (LW 4 S . 227,11f.; 217,15 ); S . 141 Anm . 3 (LW 4
S . 332,12ff.; 448,9ff.); S . 142 Anm . 4 (LW 4 S. 289,3ff.); S . 144 Anm . 3 (LW 2 S . 504 ,4ff.); — S. 133
Anm . 1 (DW 1 S. 404,5ff.); S . 134 Anm . 1 (DW 1 S. 156 ,7ff.); S. 136 Anm . 1 (DW 1 S. 268,3ff.);
S . 139 Anm . 3 (DW 5 S . 244 ,5f.); S . 140 Anm . 2 (DW 5 S . 254,4 ff .); S . 143 Anm . 4 (DW I S . 214,5 f. ;
179,5ff.). - Was den Stil betrifft , so kann man auf die bei Eckhart beliebte chiastische Antithese
hinweisen : S . 138 ,1f. und 145 ,2f. Beliebt auch ist der Sonnenlicht- Vergleich S . 135, 1 ff. und der
Siegel-Wachs-Vergleich S . 136 ,2 ff. Ein für Eckhart charakteristischer hyperbolischer Ausdruck findet
sich S . 143,5f.

Der Aufbau der Predigt erfolgt, wenn auch nicht sehr durchsichtig, im Anschluß an den
Schrifttext Consideravit semitas domus suae'. Im ersten Teil der Predigt (132,4 138,8) deutet
Eckhart 'domus suae' auf die Seele und 'semitas' auf die obersten und niedersten Kräfte, mit denen
die Seele einerseits Gott und anderseits die Kreaturen berührt. Auf den Stegen , den niederen
Kräften der fünf Sinne, geht die Seele aus in die Welt, die um ihretwillen geschaffen wurde, da
mit die Seele das göttliche Licht, gemildert in der Schöpfung, in den Kreaturen erkennen könne,
während sie in den obersten Kräften wie ein Insiegel das Bild Gottes in sich trägt und in diesem
Bild mit Gott vereint wird . – Im zweiten Teil der Predigt (139,1 — 147,7) interpretiert Eckhart
das 'consideraviť des Schrifttextes und deutet es dahin , daß der Mensch sich selbst scharf beobachten
und seine Schwächen überwinden , seine guten Anlagen zur Vollkommenheit entwickeln solle. Zur
Illustrierung dieser Selbstbeobachtung bietet Eckhart S . 139 , 4 ff. das Igel-Exempel und weist
S. 141,1 ff. auf die hl. Elisabeth hin , die vorbildlich die „ Stege ihres Hauses“ in dem angedeuteten
Sinne überwacht und ihre obersten Kräfte Gott zugekehrt hat. Diese obersten Kräfte bekantnisse ,
irascibilis = ein ufkriegendiu kraft und wille werden S . 141,7ff. in ihrer Funktion für die Gott
einigung beleuchtet und dabei den drei göttlichen Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der
Liebe zugeordnet. S . 145 , 4 ff . setzt Eckhart dann die Selbstbeseligung Gottes in seiner völligen
Selbsterkenntnis , seiner Unbegreiflichkeit für alle Kreaturen und seinem völligen Sich -selbst -Genügen
in Parallele zur Vollkommenheit der Seele , die sich in ihrer Gotteserkenntnis und in vollkommener
Geispiel, der hl.bewachte und al man sie
Liebe Gott zu vereinigen vermag. Abschließend (146 ,2 ff.) wendet sich Eckhart wieder seinem
hohen Beispiel, der hl. Elisabeth , zu und rühmt ihr 'consideraviť , d . h . ihre Umsicht, mit der sie
die Stege ihres Hauses bewachte und aller Unvollkommenheit widerstand , geziert mit wahrer Gottes
erkenntnis. Indem sie versmáhte, daz man sie versmåhte, gab sie allen Reichtum und alle Ehren
dieser Welt auf und widmete sich in Armut der Pflege der Armen .
Die Predigt ist mit den beiden folgenden Predigten 33 und 34 durch Übereinstimmung in
den Ausführungen über die drei obersten Seelenkräfte bekantnisse , irascibilis und wille und ihre Zu
ordnung zu den drei göttlichen Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe eng verbun
den ; sieh unten S . 141,5ff. und dort Anm . 3.

131
Consideravit semitas domus suae et panem otiosa non comedit . 170 ,5

Ein guot vrouwe hât umbeliuhtet die stîge irs hûses und enhât ir brôt niht
müezic gezzen ’1.
Diz hûs meinet genzlîche die sêle , und die stîge des hûses bezeichent die

1 ; 2f. Prov . 31,27; vgl. auch unten S . 141,1f., 4 ; 146,2 f .; 147,8 f.

Zuweisungen : Sermo m .(agistri ) Eghardi. Str , f . 89v ( W f. 4v ); <secunde partis ) III Con
siderauit semitas domus sue et panem etc . Hi lerit meister / eckart (Meister Ecħ H .) wiman
for steit bi deme hus (versteit hinter hús H ,) di sele vnd bi / den stigin di crefte der sele / vnd
wi sich di dri crefte der sele einin vnd gizin sich / in dri (in dy dry H ,) gotliche (gotlichin Hz)
duginde OH , ( Inhaltsverzeichnis : Of. 3ra ( Par. an . S . 4 ), H , f. 3v ) ; Es sprichet maister eckhart
Greith S . 187, 15 ( sieh oben S . 129, 130 )
Überschriften : Sermo de sanctis ( im Text) IIJ (auf d . Rand ) OH , Gemaine vnd
schlechte wort / verborgne vnd frömde sinne (umrandet) Str Maii, darunter von sant elsbethen
(v. and . Hd.) Str, fehlt Mai,
i Consideravit ] Do von sprach der wyse Salomon in proverbiis (sprach bis prov.] rett salomon
Sta) Considerauit (Consideravit bis comedit. fehlt Sta) NvL semitas fehlt PfStr Mai; domus
bis comedit.] domum etc. Pf domus sue etc . StrzMai,Wo, ociosam H ,Kja 2 'Ein bis
hât ] Jn deme buche der wisheit stent dise wort geschribin vnd mac man si predigin fon einir
iclichin heligin sele vnd sundirlichin fon s'. elizabet (Elyzabet H2) Nu sprichit salomon in pro
verbiis Si hait OH , umme geluchtet Wo gemirkit OH , geprůvet Kja betrachtet Sto
stiege Pf ( S .687) phede NvL 3 můbeclichen NvL 4 Diz bis 133, 1 sêle . ] Bi der vrauwen
virsten wir die sele vnde ir hủs daz sint ir crefte die důrchferit sie vnde mit iren creften machet
sie iren lip 'nmůzzeg vnde twinget in den (jn in den Sto ) dienst godes von deme sie (sie fehlt Sta)
geschaffen ist Nů ist eine vrage wo die sele geschaffen si NvL 4 meinet ] bezeichent
PfStr Maii geinlichen W01 die fehlt Str ,Mai, stiege Pf fehlt H , bezeichent ]
bezeichenet Wo,Mai, fehlt OH ,

1 Der Schrifttest ist der Epistel des Festes der hl. Elisabeth, Witwe, ( 19. 11.), gest. 1231, Gattin
des Landgrafen Ludwig von Thüringen , entnommen . Eckhart exemplifiziert denn auch den Episteltext
an sant Elizabêt unten S . 141, 1ff. und 147,1ff., wenngleich er an der letzteren Stelle ihren Namen
nicht mehr ausdrücklich nennt. OH , jedoch nennt den Namen nicht nur S . 147, 1 ( Par. an . S. 79, 30 ,
sieh unten S . 147 Anm . 2), sondern auch im Einleitungssatz , mit dem die Predigt in OH , beginnt
( sieh d . Var.-App . zu oben Z . 2 , Par. an . S . 77 , 14ff.). In diesem Satz ist unten S. 146,2f. verwendet
( sieh dort Anm . 3 ). Schulze- Maizier ( S . 240 ) hat den Eröffnungssatz von OH , in seine Über
setzung übernommen , wie ich glaube, zu Unrecht. Die Vorlage von OH ,, die wohl in Thüringen ent
standen sein dürfte, hat die in die Sammlung Par. an . aufgenommenen Texte bekanntlich bearbeitet .
Sie hatte wohl eine begreifliche Vorliebe für die hl. Elisabeth , die in ihr auch in der dort gleichfalls
Eckhart zugewiesenen Predigt Par. an . S . 105, 26 genannt ist. Wiewohl DW 1 Pr. 166, S . 263,2ff.
mit einem ähnlichen Einleitungssatz eröffnet und darin sant Augustínus nennt, glaube ich nicht,
132
Consideravit semitas domus suae
krefte der sêle. Ein alter meisteri sprichet, daz diu sêle ist gemachet enmitten
10 zwischen einem und zwein . Daz ein ist diu êwicheit, diu sich alle zît aleine

1 Ein bis sprichet, ] Des entwortet ein Moyster vnde sprichet NvL alter fehlt OH ,
sprach Str Maiy d iu ] Anima creata die Do Str, ist ] si NUL enm .] mitene
PfWO, fehlt OH NvL alle zît fehlt OH NUL aleine ] alleines
Wo, ain Str ,Mai,

daß Eckhart in der vorliegenden Predigt vor der Aufführung des Schrifttextes in Deutsch
den Hinweis auf die hl. Elisabeth bereits gegeben hat. Da auch W01, wie Str Str,Maij,
unmittelbar mit dem deutschen Schrifttext beginnt, habe ich den Einleitungssatz aus OH , nicht
übernommen. – Pfeiffer hat nachträglich in den „ Verbesserungen “ ( S . 687) stîge zu stiege ab
geändert und damit zu verstehen gegeben , daß er unter stiege die „ Treppe“ des Hauses verstan
den wissen wollte. Ganz gewiß aber sind von Eckhart in Übereinstimmung mit semitas des
Schrifttextes die „ Stege“ oder „ Steige“ , die Pfade oder Wege gemeint, die zum Haus und vom Haus
nach draußen führen . Dementsprechend bieten die H88 . Kja und Sto ( = NvL ) die Variante phede
und Do Str , ( = „ Spiegel der Seele" ) die Variante weg (sieh den Var.- App. zu S . 132,2 und 138, 1
sowie S . 138 Anm . 1) . — In 2 . 2 habe ich , wie schon Pfeiffer, umbeliuhtet in den Text gesetzt ,
weil es von meiner Führungsgruppe Str, StrzMai Wo geboten wird , wiewohl es als Übersetzung von
consideravit überrascht und OH , Kja und Sto überzeugendere Übersetzungen bieten (sieh d . Var.
App.) und wiewohl Eckhart unten S . 141,1 besehen sagt, was an dieser Stelle einheitlich überliefert
ist, während unten S . 147, 8 am Schluß der Predigt wieder umbeliuhten steht ( Str , StrgMaij; der Schluß
satz fehlt OH WOJ . Ich halte es für möglich , daß Eckhart bei der Wahl des Verbs umbeliuhten durch
hnis vonmpel, dê got mo.2 ver
die Erinnerung an das Gleichnis von der verlorenen Drachme ( Luk . 15,8f.) bestimmt wurde.
2 Vgl. DW 1 S. 5 ,5f.: Dirre tempel, dâ got inne hêrschen wil gewalticlîche nâch sînem willen ,
daz ist des menschen sêle, . . . und die dort Anm . 2 verzeichneten Parallelen : Sermo XXIV n . 249,
LW 4 S . 227,11f.: Domus mea . Nota primo quod domus dei est ipsa essentia animae, cui solus deus
illabitur et ipse nudus. ; n . 234, S. 217,15 : Sequitur de domo quae est fidelis anima.; Tauler
S.61,31 ., 392,22ff.
1 Vgl. Alcher v. Clairvaux De spiritu et anima c . 47, PL 40,814 : Humanus animus quasi
in medio collocatus quadam conditionis suae excellentia , et huic mutabilitati quae deorsum est
supereminet, et ad illam quae est apud deum , veram immutabilitatem necdum pertingit.; Zu
2 . 1 - unten S . 134 ,4 vgl. DW 1 S . 404 ,5ff .: . . .wan sant Augustínus (vielmehr Alcher v . Clairvaux)
sprichet in dem buoche ,von der sêle und von dem geiste': diu sêle ist geschaffen als ûf ein ort zwischen
zît und @wicheit. Mit den nidersten sinnen nâch der zît üebet si zîtlîchiu dinc; nâch der obersten
kraft begrifet und enpfindet si âne zît êwigiu dinc. ; Jostes S . 72,17ff. (vgl. Par. an. S . 104,11ff.):
Ein meister spricht, daz di sele sein ein ort oder ein eke, dor an sich stozen beid zeit und ewikeit,
und si en ist doch niht weder von zeit noch von ewikeit gemacht, sunder si ist ein natur, gemacht
von niht zwischen in beiden . Wer si von der zeit gemacht, so wer si verganklich, wer si aber von
der ewikeit gemacht, so wer si unwandelhaftig. Her um ist si weder von zeit noch von ewikeit
gemacht, wann si ist wandelhaftig und unvergenklich. ; Pf. S . 407,5ff.: Dar umbe sol diu sêle mit
den nidersten kreften gote hie dienen unde mit den obristen in der êwikeit, unde si ist niht von
zît noch von êwekeit gemachet, mêr : si ist von in beiden ein nâtûre von nihte gemachet. Neiget
si sich ûf zîtlîchiu dinc, sô wirt si unstête ; haltet si sich aber an diu êwigen , so wirt si stête unde
starc , mit den si überwindet diu wandelbêren dinc. ; 95, 24 ff.: Diu sêle ist geschaffen als in eime
orte zwischent zît und êwikeit , die si beide rüerende ist. Mit den obresten kreften rüeret si die
êwikeit, aber mit den nideresten kreften rüeret si die zît . Seht, also würket si in der zît niht nå der
zit, mêr : nâch der êwikeit.; 185,29; Tauler S. 25,9 : . . . wie die sele si ein mittel zwủschent zit und
ewikeit, .. . ; 26 ,3ff.: Die sele ist reht ein mittel zwủschent zit und ewikeit ; kert sú sich zů der zit, so
vergisset sú der ewekeit ; DW 1 S . 275 Anm . 2 ( zu Z . 3 — 12 auf S . 276 ) ; DW 5 S . 10 ,21ff. ( BgT ) ;
133
Predigt 32
heltet und einvar ist. Diu zwei daz ist diu zît, diu sich wandelt und manicvaltiget.
Er wil sprechen , daz diu sêle mit den obersten kreften rüeret die êwicheit , daz ist got,
und mit den nidersten kreften rüeret si die zît, und dâ von wirt si wandelhaftic und
geneiget ûf lîphaftiu dinc, und dâ von wirt si entedelt. Möhte diu sêle got genzlîche 170,15
5 bekennen als die engel, si enwäre nie in den lîchamen komen . Möhte si got bekennen
âne die werlt, diu werlt enwäre nie durch sie geschaffen ?. Dar umbe ist diu werlt
durch sie geschaffen , daz der sêle ouge geüebet und gesterket werde, daz si daz göt

1 einvar ) ain farb Str , war OH2NvL ist. Diu ) v . and . Hd . vor ist mit Verweisungszeichen
auf d . Rand vnd nah , hinter ist geändert da ( ?) zu diz ( ?) Mai Diu zwei] Daz andere daz (daz auf
d . Rand nachgetr . O ) ist dizvei OH , das ander Do Str, zwei daz fehlt StrgMai daz fehlt
Do, Str , manichualdit Wo,StrzMaiſ manigvältig Str , manicvaldic ist OH ,Kja mangerley
man
interditen DogSurte(erafft Sto) depuisDo,ser
ist Sto
berüren Do Str,
2 Er bis rueret] Als ob er sprech (sprach Stry) die sel ist mit den obrosten kreften
Er bis sêle ) an der (ander Sto) rede meinet er von (von ) wan Sta) die sele hat
zwifeltege crefte (crafft Sto ) daz sie NvL r üere PfStrzMai die got ist NvLDO,Str ,
3 indrosten Str,Mai berürt Do Str, wirt] ist Do, Str , wandelhaft PfStrzMai,
40.DosStronger
4 geneiget) neghet Wo, neigit sich OH ,NvL hinter gen. v . and . Hd, über d . Zeile sih Mai, lipliche
OH ,Do, StroStrzMai, alle lipliche NvL und bis entedelt. ] unde wirt dâ entedelt . Pf fehlt Do, Str ,
dâ ] dan Won von fehlt Str ,Mai, entedelt. ) mitelet Wo, entedelt (über ent v. and . Hd. ver)
bechen got in den
Mai, fortorit OH ,Kja bedoret Ste Möhte ] vnd m . Do, Str , Dar ømme sprichet ein Meyster
mohte NvL 4f. gentzlichen gotnit (nit fehlt Sto ) b .NvL5 bekennen ' ] erchennen StrzMai, Do,Str ,
die bis komen .] der engel sy kem in den leib nicht Do, Str, in ] an Wo c humen, dahinter v .
and. Hd . über d . Zeile nain Mai, Möhte bis 6 werlt, ] vnd die welt Sto 5 Möhte ) vnd m . Do Str,
bekennen “) erkennen Mai, 6 âne ) vnd Str , die fehlt StrzMai diu werlt ? ] si StrzMai, Do, Str ,
durch sy nye Do Str , beschaffen Do, Str, gemachit OH NvL Dar ] Wanne dar NvL diu ? bis
7 sie ] di sele durch di werlt (vor sele und vor werlt Umstellungszeichen ) Wo 7 sy geschaffen
v . and. Hd . auf d . Rand nachgetr . Mai, beschaffen Do Str, gemachet PfNvL d er bis ge
sterket] dz aug der sel gesterckend Sto o uge geüebet ] uugeget åbet (erstes t getilgt) W0,
ouge bis werde, ] augin gesterkit werdin OH ,Kja augen geůbet werden vnd gesterckt Do Str, 7f. daz ez
gotlich lieht Pf

vgl. auch Liber de causis § 2 (ed . Bardenhewer S. 165,7 — 9): esse autem quod est post aeter
nitatem et supra tempus est anima, quoniam est in orizonte aeternitatis inferius et supra tempus
(vgl. dazu Mahnke S. 197 ).
i Zum Gedanken, daß die Welt der Kreaturen ein Weg zur Gotteserkenntnis ist, vgl. etwa
DW 1 S . 156 ,7ff.: Der niht dan die crêatûren bekante , der endörfte niemer gedenken ûf keine
predige, wan ein ieglîchiu crêatûre ist vol gotes und ist ein buoch .; Pf. S. 238, 31: . . . wan die crêatûre
sint ein wec zuo gote ( sieh Quint S . 671 zu 238,31) .; 247,25f.; 459,17f.: Diz bewêren uns die
meister, daz alle créatûren sint gemachet durch des menschen willen .; Tauler S . 221,26f.: Got hat
alle ding gegeben , das si ein weg zů im sin , . . .; Seuse S . 455,18ff.: Sihstu es reht an , so ist kein
creaturli so kleines, es si dir ein stapf, got zů nehen .; Herp Spieghel der volcomenheit, Deel II
c. 13 (ed . Verschueren S . 95,44ff.) : Want alle andere creatueren sijn gheordeniert totter men
schen behoef, om te wesen in menegher manieren een hulp of een oefeninghe den menschen tot
God te keeren ende te comen , . . . ; Par. an . S . 117, 10ff. ( Albrecht v . Treffurt); Thomas S . theol. I
9 . 45 a . 7 : Sed in creaturis omnibus invenitur repraesentatio Trinitatis per modum vestigii, inquan
tum in qualibet creatura inveniuntur aliqua quae necesse est reducere in divinas Personas sicut
in causam . ; Augustinus De trin . VI c. 10 n . 12, PL 42,932: Oportet igitur ut creatorem , per ea
quae facta sunt, intellectum conspicientes (Rom . 1,20), trinitatem intelligamus, cuius in creatura ,
quomodo dignum est, apparet vestigium .
134
Consideravit semitas domus suae
lîche lieht lîden mac. Als der sunnen schîn , der sich niht enwirfet ûf daz ertrîche,
20 er enwerde bewunden in dem lufte und gebreitet ûf anderiu dinc, sô enmöhte ez des
menschen ouge niht gelîden. Alsô ist daz götlîche lieht alsô überkreftic und klâr,
daz ez der sêle ouge niht gelîden enmöhte, ez enwerde gestætiget und ûfgetragen bî
materie und bî glîchnisse und enwerde alsô geleitet und gewenet in daz götlîche lieht1. 5
25 Mit den obersten kreften rüeret diu sêle got ?; dâ von wirt si gebildet nâch gote .
Got ist gebildet nâch im selben und hật sîn bilde von im selben und von niemanne

1 geliden 08 , erleiden Str Mai Do Str, emphahen Kja enpfarn Sto mac.) müg
Do Str, mag vnd geliden NvL Als bis 2 bewunden ] Wanne also der sånnen schin der do
schinet ºf daz ertriche enworde (vnd wurd Sto) er nit e bewonden (nit uerkümet Sto) vnd ge
temppert Nul l sein schein Mai l der bis 3 gelîden. ] der sich entwirft der erwindet
ee in dem luft vnd darnach wirt gelait vf die erd (end Stro) aun das mitel möcht menschlich aug
das nicht erleiden von vbrigem glancz Do Str , l entwirfet Str ,Mai, inguzet Wo, irguzit
OH , 2 befunden Mai gebreitet bis dinc, ] gelaitet uf die dink Str , laitet uf geschaff das der
die dink Mai, ûf andern dingen Pf Sô v . and . Hd. zu sy Str , enmöhte ez ]möhtes PfWO,
inmochtin ez OH , en mohte in K ja enmöchten StrzMai ez bis 3 ouge ) des menschenn
aug den schin Ste 2 ez fehlt StrzMai 3 ougen WoMai,OH ,K18 n. anders g. StrzMai,
erlîden PfDo Str, Alsô bis klar, ] also vbircreftleg (fälschlich ubircrefteg Zuchhold S. 17 ,10
übertreffenlich Sto ) ist auch daz gotliche lieht vnde so clar NvL daz fehlt Do Str ,
klar,) also clar Str,Mai, 4 ez? fehlt Pf die augen der sel Sto augin OH ,KlaDo Str ,
niht bis 6 gote.] nit erliden mohten of ertriche (vff erderich nit gelyden mügen Sto) enweren die
glichnůsse vnde die geschaffen ding nit alse sanctus Paulus sprichet Inuisibilia dei a creatura mundi
per ea que facta sunt conspiciuntur (Inuisibilia bis conspiciuntur fehlt Sto) Die geschaffen dinge
onsieteclichen uren Sta)m--aeswvto)a) NaiongL esgoi Ddeojsstvrnod1e4,wibseintmatedirie ensele finehltde Do,Str.
godes die wisent (wyse Sto) vnde leident in daz gesihte vnde in daz (die Sto ) bekentnůsse der
vnsieteclichen (vnsichtigen Sta) dinge godes vnde wisent die sele in daz gotliche lieht in dem sie
got růren (geruren Sto) mag mit iren obirsten creften do von sie wirt (von so wurt sie Sto) gebildet
nach gode (noch got geb . Sto) NUL 4 erliden KjaStr Mai, Do, Str , mag Str Mai
inmochtin OH , mohten Kja můgen StoDo, Str , gestätiget ] bestedeget Wo gestecket
Str ,Mai, dann (den Stro) gedecket Do Str , 4f. bimaterien vnd bi glichnissen OH , 5 mate
rien Wo enwerde ) wer Maii fehlt OH , alsô fehlt Do Str, gewenit vnd
geleidit OH ,
daz ] die Do, Str,
geleitet ] gebettet Wo, getailet Str,Mai, Do, Str ,
götlichen Do
gewendet Do Str ,
6 Mit bis gote .] wann sy mit der obrosten
gew
kraft råret got wann sy gepildet ist nach got Ymago dei Do Str, 7 Got ] Aber got
Do Str , Dar ef sprichet ein Meyster daz got NvL nâch ] in Ste hât bis unda fehlt
OH NvL (Hom .) bilder Main 7f. vnde na (na getilgt Kja fehlt Sta) niemanne (nieman
Sta) anders me NvL

i Zu S. 134,6ff. vgl. Pf. S. 107,32f., 12 ff.; 95,11 ff.; Par. an . S. 113,11ff.: trede Got offinlich
in di sele , si inmochtis nicht gelidin , si muiste fon libe und fon freudin alliz zuglidin und for
werdin . enzoge sich ir Got auch offinliche, des inmochte si auch nicht gelidin , si muiste for leidin
alse mêr zuglidin und sterbin , wan gotlich licht und wollust ist so ubercreftic daz di sele dise beide
nicht gelidin inmochte, si inworde widergeslagin , alse daz auge der sonnen licht nicht gelidin inmac,
ez in werde bewondin in der luft.; 130,24f.: alse man mirkin mac bi der sonnen , der schin niman
gelidin mac, he inwerde fon erst bewonden in der luft.; oben S . 116 ,4 ff. – Zu Zuchholds falscher
Beurteilung des NvL - Textes ( S. 17 Anm . 1) in oben 2 . 4ff. sieh Quint S. 498f. zu 170,22ff. Das
Paulus-Zitat bei NvL ( Röm . 1,20 ) findet sich in ähnlichem Textzusammenhang in der S . 134 Anm . 1
zitierten Stelle Par. an. S . 117, 10 .
2 Vgl. oben S. 134,2. .
135
Predigt 32
mê. Sîn bilde ist, daz er sich durchkennet und al ein lieht ist . Swenne in diu sêle
rüeret mit rehter bekantnisse , sô ist si im glîch an dem bilde1. Drücket man ein
ingesigel an ein grüene wahs oder an ein rôt oder in ein tuoch , daz ist alles ein bilde. 170,30
Wirt daz ingesigel gedrücket genzlîche durch daz wahs, daz des wahses niht überblî
5 bet, ez ensî zemâle gedrücket in daz ingesigel, sê ist ez ein mit dem ingesigel âne
underscheita. Also wirt diu sêle genzlîche mit gote vereinet an dem bilde und an

1 und bis ist.] alse der Meyster sprichet in libro Sententiarum Deus uidendo se uidet omnia
et cognoscendo se cognoscit omnia (Deus bis omnia ? fehlt Sto ) Got ist ein lieht vnde ein luter
bekentnůsse vnde siehet vnde bekennet in ime selber alle ding NvL al ein ] alleine Pfor ,
allain ain Str ,Mai,Do,Str, Swenne bis 2 bilde. fehlt Do Str , 1 Swenne bis sêle ] wan her
in di sele OH , vnde wanne er die sele NvL 2 sô bis bilde. ) so wirt sie gebildet nach
ime NvL b ilde. ] leibe Maii Drücket bis 6 underscheit. ] als das insigel vnd dz wahs vnd
pild vnd form ăn vnderschaid ist so es ein getruckt wirt Do, Str, 2 Drücket] Wanne dr.
NvL 3 insigel PfStrzMai,Ste an , ] in OH NvL ain rotes oder grünes
(gräwes Maii) wachs Str Maii rôt] rôtez Pf roit wais OH , rodes w . NUL oder?
bis tuoch , ] eder in eindich Wo fehlt Str Mai,OH ,NvL daz bis 4 Wirt ] daz iz alleine
bilde wirt, Pf ist) were doch NvL alles ein ] alliz ein OH ,Kja alles nurt ein Stg als ein
Wo, allain StrzMai, alleine Pf 3 bilde.] bilde des jngesiegels (jnsigels Sto) vnde des wasses die
wile ez ineinander were NvL 4 Wirt] vnd w . StrzMain dazl) des Sto insigel StrzMai Sto
gänczlich gedrucket StrzMai OH NvL durch ] in StrzMai des] diz o dýsis H , is Won
5 ez ensî z .] da es zumal sy Sto ingedrůcket NvL inges., ] insigel PfStrzMai Sto
sô bis ingesigela fehlt W0, (Hom .) ez? bis 6 underscheit . ] daz wash ein ding mit deme jnge
siegele (jnsigel Sto ) an der formen die do gegraben ist in daz jngesiegele (jnsigel Sto) NvL 5 ein fehlt
StrgMaii inges.? ] insigel PfStrzMaiz â ne ) ain (korr. aus an , darüber on ( ? ) getilgt, dahin
ter on v . and . Hd . über d . Zeile) Str , 6 wirt ] w . auch NvL ist Str, m . gode genczl. OH ,
mit gote fehlt Wo m it fehlt Kla an bis 137,1 glîchnisse,] vnde nach gode gebildet NvL
an ] in Won 6 und bis 137,1 glîchnisse,] der gleichnus Do Str ,

1 Vgl. DW 1 S . 268,3ff. und die dort Anm . 2 aufgeführten Parallelen , insbesondere Pf. S . 85,32ff.:
Swenne diu sêle tritet in daz bilde, dâ niht frömedes enist denne daz bilde, mit dem ez ein bilde ist,
daz ist ein guot lêre. Swenne man gesetzet ist in daz bilde, dâ man gote gelîch ist, dâ nimet man
got, då vindet man got. . . . Als verre si (d . h . die Seele ) dar inne ist, als verre ist si mit gote ein ,
er meinet: als verre man dar în geslozzen ist, dâ diu sêle gotes bilde ist ( sieh Quint S . 247
zu 85, 32). – Das Textplusstück von NvL in 2 . 1 ( sieh den Var.- App. ) mit dem Zitat aus dem
Sentenzenbuch ist wieder deutlich sekundärer Zusatz von Nikolaus v . Landau . – S . 135,7ff. findet
sich in Pf. Tr. III S. 406,31ff., sieh oben S. 128.
? Zur Textänderung Z . 3f. gegenüber Pf. S. 170,30f. sieh Quint S. 499. Die Übersetzung
von Z . 2 ff. lautet: „ Drückt man ein Siegel in grünes Wachs oder in rotes oder auf ein
Tuch , 80 entsteht (darauf) ein Bild . Wird (aber) das Siegel völlig durch das Wachs durchgedrückt,
80 daß kein Wachs mehr übrigbleibt, das nicht vom Siegel durchgeprägt wäre, so ist es ( = das
Wachs) unterschiedslos eins mit dem Siegel“ . Z . 3 oder in ein tuoch , fehlt StrzMai,OH ,NvL, und
man wird zugeben müssen , daß dieses Textstück schlecht in den Zusammenhang paßt; denn wie sollte
man sich vorstellen , daß das ingesigel durch das Tuch hindurchgedrückt würde, so daß von dem Tuch
nichts übrigbliebe, was nicht in das ingesigel gedrückt wäre, wie dies vom Wachs in Z . 4ff. angenommen
wird ? Zum Siegel-Wachs-Vergleich sieh DW 5 S . 101 Anm . 201 und die dort verzeichneten Parallelen :
Par. an . S . 38 ,4f.: . . . alse daz ingesigile deme waze sine formen gibit und doch mit ume nicht
ein ist.; 103,28 ( Eckhart Rube) : Gnade ist ein bilde Godis . gnade heizit eginliche ein bilde der
136
Consideravit semitas domus suae

35 der glîchnisse , als si in rüeret an rehter bekantnisse 1. Sant Augustínusa sprichet ,


daz diu sêle also edel ist und alsô hôhe ist geschaffen über alle creatûre, daz kein ver
i
genclich dinc, daz an dem jüngesten tage vergân sol, in die sêle gesprechen en
enmac 2 .0

noch würken âne underscheits und âne boten. Daz sint diu ougen und diu ôren und

1 als bis bekantnisse. fehlt Do, Str, als bis an ] so sin (So er sy Sto) růret
mit NvL als si in ] also ein Wo, an ] mit Wo, Sant ] Anime
nobilitas Sant Do Str, fehlt OH , 2 dazl bis geschaffen ] die sel ist als adelich be
schaffen Do Str , alsố1 bis hôhe] also hoch vnd also edile OH , und bis ista fehlt
PfStr,Mai, (Hom .) 2f. zergäncklich Str ,Mai, fehlt Do Str , 3 dinc, bis 138, 1 sinne : ] ding
mag gesprochen werden in sy ăn vnderschaid vnd ăn boten vnd on die fünf synn Augen vnd oren
Anime vie Do Str, 3 gesprechen bis 4 âne?] gesprochen mag werde an StrzMai 4 werken
Pf gew 'kin OH , undersch .) vnderchen Wo, boten .) beten Mai, diu ' bis ören ] oren
unde di ougen Wo u nd fehlt Str Mai,

heligin drivaldikeit, da Got ist daz ingesigile und di sele daz wais. ; Seuse S. 155,17f.: . . . als ein
lindes wehsli bi dem füre, daz der forme dez insigels enpfenklich ist worden ,. . . ; 522, 17 ff.;
St. Georgener Prediger S . 17,35f.: .. . als der bůchstab und daz antlůtz des insigels schinet in
dem wahs, swenn es wol dar in wirt gedruket.; Pf. I S. 323,32 ff.
1 zu S . 136,1f. und 6 f. vgl. etwa Pf. S. 359, 16f.: Wan als vil der mensche got erkennet, als
vil wirt er mit ime vereinet. - S . 136 ,6f. und an der glîchnisse = „ und in der Gleichheit“ und be
zieht sich auf 136 , 2 glîch (an dem bilde). Schulze -Maizier ( S . 241) übersetzt fälschlich mit: „ und
im Gleichnis“ .
2 Vgl. Augustinus En . in P8. 146 n . 13, PL 37,1907f.: Totum autem hoc quod per terram
carnis tangitur, terra est Deo. Habemus enim unde videamus, unde audiamus, unde odoremus,
unde gustemus, unde tangamus. Caro ista per quinque nuntios quosdam , quos appellamus sensus,
percipit nonnisi corporalia ; intelligibilia vero et spiritualia mente capiuntur . . . . Quidquid
per oculos capis, ad terram pertinet; quidquid per aures, quidquid per olfactum , quidquid
per gustum , quidquid per tactum , ad terram pertinet; quia per terram percipitur. Illi ergo
non valebant intelligere intelligentiam , . . .; vgl. auch ders. In Ioh . tr . 23 n . 5 , PL 35 , 1584f. : . . . insi.
nuavit ( scil. Dominus Iesus) nobis animam humanam et mentem rationalem , quae inest homini,
non inest pecori, non vegetari, non beatificari, non illuminari, nisi ab ipsa substantia Dei: eamque
animam facere aliquid per corpus et de corpore , atque habere subjectum corpus, et per corporalia
mulceri posse sensus corporis vel offendi, et propter hoc, id est propter consortium quoddam ani
mae et corporis in hac vita atque complexu, delectari animam lenitis , vel contristari offensis cor
poris sensibus; beatitudinem tamen eius qua fit beata ipsa anima, non fieri nisi participatione illius
vitae semper vivae, incommutabilis, aeternaeque substantiae, quae Deus est. Ähnlich : Sermo
XLVII n. 482, LW 4 S. 397,12ff.: Nota quomodo secundum Augustinum aliquid intimum
nobis, scilicet animae, est, ubi nihil intrat corporale aut figuram habens corporis , quod soli deo
dicatum est.
3 Zu âne underscheit vgl. Quint Übersetzung S. 498 zu S . 296,6f., wo gesagt ist, daß dieses
âne underscheit im Zusammenhang nur die Bedeutung von „ ohne Vermittlung“ haben kann, denn
das Augustinuszitat besagt ja doch, daß keine „ vergängliche“ Kreatur unmittelbar, sondern nur durch
Vermittlung und Botschaft über die fünf Sinne die Seele zu erreichen , auf sie einzuwirken und in sie
hineinzusprechen vermag. Daß underscheit die Bedeutung von „ Vermittlung“ haben kann , geht aus
der Stelle DW 5 S. 114,21 ( VeM ) hervor, wo der deutsche Text Allerleie mittel ist gote vremde. in der
RS & II 1 art. 15 ( Théry S. 167) Proc . Col. I n . 23 mit: Omnis distinctio ( Sperrung von mir) est deo
aliena. übersetzt ist. Lasson ( Zfd Ph 9 S . 20) hatoffenbar diesen Sinn des âne underscheit nicht erkannt
und daher zu 171,2 mac die verfehlte Textänderung vorgeschlagen : Nû merkent den underscheit . Die
137
Predigt 32
die vünf sinne: daz sint die stîge, dâ diu sêle ûzgât in die werlt, und in den stîgen
gât diu werlt wider ze der sêle 1. Ein meister2 sprichet, daz » die krefte der sêle mit 171,5
grôzer vruht wider süln loufen ze der sêle «; als sie ûzgânt, sô bringent sie ie etwaz
wider în . Dar umbe sol der mensche vlîziclîchen behüeten sîniu ougen , daz sie iht
5 înbringen, daz der sêle schedelich sî. Ich bin des gewis : swaz der guote mensche sihet,
des wirt er gebezzert. Sihet er bæsiu dinc, er danket gote, daz er in dâ vor bewart 10
hât und bitet vür jenen , daz in got bekêre, an dem ez ist. Sihet er guotiu dinc, des gert
er, daz ez an im volbrâht werde3.

1 vünf] anderin 0H , daz ] dis StrzMai, stîge,] stiege Pf weg Do Str , ûzgåt] ut
(darüber v. and. Hd. ine) get Wo und bis 2 sêle. ) vnd von der welt wider in sy Do Str , l stie
gen Pf 2 der sêle . ] gode OH , Ein bis 141,5 gekêret. fehlt Do Str, 3 vruht bis sêle « ; ) ilikeit
sullin laufin widir in di sele OH us gat StrzMai ie ] jô PfW0, 0 4 în .] hain Mai,
behüeten ] hütten Str, hüten Mai, bi luchten Wo, beluchtin 0H , seiner
augen StrgMai sine funf sinne OH , iht] niht Pf 5 an brengen H , Ich bis gewis: ]
Daz ist gewis OH , des ] das Mai, hinter gewis Wo, 6 Sihet ] se Wo e r danket ]
so dankit he 0H , dâ vor fehlt PfoH , behüetet Pf 7 bittet er (er über
d . Zeile Strz) für Str ,Mai, biddet gote vor Wo, gebildet vor Pf ienen menschen das
Str,Mai, an bis ist. fehlt Str ,Mai, des] das Mai, begert StrgMaiz 8 ez ]
er Mai,

nideristen krefte daz sint boten ., wobei er, wie man sieht, den Sinn von âne boten richtig erkannte. —
Zu 2 . 2 vgl. etwa noch DW 1 S . 415,2ff.: Daz ander wunder ist von der sêle , daz got sô grôziu
dinc mit ir und durch sie getân hật . . . und daz ist von ir grôzheit, in der si gemachet ist.
1 Karrer ( M . E . S . 226 Anm . 209 ) verweistauf Bonaventura Itin . c . 2 n . 4 : „ Die äußeren Sinnes
gegenstände treten zuerst in die Seele durch die Tore der fünf Sinne.“ und auf Gregorius M .
Moral. XXI c. 2 , PL 76 , 189: Cum sit invisibilis anima, nequaquam corporearum rerum delectatione
tangitur (vgl. oben S . 137,2ff. ), nisi quod inhaerens corpori quasi quaedam egrediendi foramina eius .
dem coporis sensus habet. Visus quippe, auditus, gustus, odoratus, et tactus, quasi quaedam viae
mentis sunt, quibus foras veniat, et ea quae extra eius sunt substantiam concupiscat. Per hos
etenim corporis sensus quasi per fenestras quasdam exteriora quaeque anima respicit , respiciens
concupiscit. Wie man sieht, ist semitas (domus suae ) dem Sinne nach den foramina oder fenestrae
entsprechend . Ich habe semitas in meiner Übersetzung durch „ Stege" = Pfade, Wege wiedergegeben
und glaube nicht, daß man es , wie Schulze -Maizier, mit „ Stiege“ = „ Treppe“ übersetzen darf
(vgl. oben S . 132 Anm . 1, auf S. 133) . Zum Ausgehen der Seele mittels der fünf Sinne in die Welt
vgl. etwa noch : unten S . 164 ,1ff.: . . . in unserm innigesten , ob er uns då heime vindet und
niht diu sêle üzgegangen enist sponzieren mit den vünf sinnen . Diu sêle muoz dâ heime
sîn in irm innigesten und in dem hæhsten und in irm lûtersten und allez inneblîbende und niht
ûzluogende; und dort Anm . 1.
2 Der Meister ist Avicenna, vgl. In Gen . I n . 237, LW 1 S . 382,2f.: Unde et Avicenna
dicit quod sensus a sensibilibus redeunt ad animam cum suis lucris .; dort in Anm . 4 ist verwiesen
auf: De an . I c. 5 (5ra 35 — 37) : forma est illa quam apprehendit sensus interior et sensus exterior
simul. Sed sensus exterior primo apprehendit eam et postea reddit eam sensui interiori; V c. 3
zur Bi 97 .5 8 finoauf jen
(24ra 18 ): sensus reddit ei ( scil. animae rationali) singularia , ex quibus singularibus acquirun
tur ei quattuor .
3 2 . 5 — 8 findet sich in Greiths Traktat als Eckhart-Zitat, sieh oben S . 129. — 2 . 7 an dem
ez ist . bezieht sich auf jenen : „ . . . und bittet für jenen , an dem es ( = das Böse , Z . 6 besiu dinc) sich
138
Consideravit semitas domus suae
Diz sehen 1 sol zwivalt sîn : daz man abetuo, daz schedelich sî, und daz wir zuo
15 büezen ?, des uns gebrichet. Ich hân ez ouch mê gesprochen : die vil vastent und vil
wachent und grôziu werk tuont und niht enbezzernt ir gebrechen und ir site , dâ daz
wâre zuonemen ane liget, die triegent sich selben und sint des tiuvels spot 3. Ein man
der hâte einen igel, dâ wart er rîche von. Er wonte bî dem sêwe. Swenne der igel 5
20 pruofte, wâ sich der wint hine kêrte, dâ bôzte er sîne hût und kêrte sînen rücken dâ
hine. Sô gieng der man ze dem sêwe und sprach ze in : ,waz wöltet ir mir geben , daz
ich iuch wîse , wâ sich der wint hine kêre ?' und verkoufte den wint und wart dâ von

1 sechend Maii zwivaldic OH , 1f. unde wir iezuo büezen Pf gebåsen Str,Mai,
2 des ] daz OH , gebristet Str ,Mai, gebriget W01 Ich bis gesprochen :
fehlt OH , ouch ] noch Maii Di da file OH , vil' ] weil Maii vil
fehlt W0 StrzMai 3 niht bis gebrechen ] inbezzeren vren gebrechin nicht OH , gebre.
sten Str ,Wo u nd ” ] noch Wo 4 wäre ] wa Wo d ie ) si OH ,WO Ein bis
140, 1 rîche. fehlt 0 ,
vnd wenne Str Mai Str:Mai, barety (butte Mai ) e dâda!)d
5 der fehlt Str Mai von . zu won Mai
6 prufte getilgt, darüber v. and . Hd.mercket Strg
ar em r so Mai,
wo
d er se Wo,
'] dar sStrgedaz
bôzte bis hût] bezzerte ( ! ) her sine hutten Wo, buwet (butte Maij er seine hüten Str,Mai,
rücken ) vlm ( ?) Wo 6 f. dâ hine. ] dar StrzMai 7 Sô ] vnd Str, Dar vmb Mai der se Wo,
in : ] ginen Wo, den schifläuten Str , den schůllitten Maii ,waz fehlt Pf wellend Str,
wellen Mai, 7 f. daz ir wich weissen Mai, 8 verkauften Mai, uor koute Wo,

findet“ . – Zur Textbesserung 2 . 7 bitet gegenüber Pf. S . 171,10f. sieh Quint S . 500. – In 2 . 8
bezieht sich das ez ebenso auf vorangehendes guotiu dinc wie das ez in 2 . 7 auf 2 . 6 boesiu dinc:
„ Sieht er aber Gutes, so begehrt er , es möchte an ihm ( selbst ) vollbracht ( verwirklicht) werden“ . Ähn
lich DW 5 S . 15 , 11 (BgT): . . . kein schade enist lûter schade.; vgl. auch die dort S. 70 Anm . 31
verzeichneten Parallelstellen .
1 Dieses sehen bezieht sich offenbar auf das consideravit (semitas) des Schrifttextes, das Eckhart
im folgenden exegesiert.
? zuobüezen = „ ergänzen “ , „ hinzufügen “ durch „ Zubuße“ , woran es uns fehlt.
3 Zu Z . 2 ff. vgl. unten S . 154,6ff.: Ez ist ein grôz tôrheit, daz manic mensche vil vastet
und betet und gróziu werk tuot und alle zît aleine ist , daz er niht enbezzert sîne site und ist un
geruowic und zornic . Er solte prüeven , då er aller krenkest ane wäre, då solte er sînen vlîz zuo
kêren , wie er daz überwünde. Der Rv. oben Z . 2 dürfte sich auf die angeführte Stelle der Pr. 33
sowie auf die folgende Stelle beziehen : DW 5 S . 244,5f. ( RdU ) : Vil liute dünket, daz sie grôziu werk
süln tuon von üzern dingen , als vasten , barvuoz gân und ander dinc des glîche, daz pênitencie
heizet.; vgl. die dort S. 344 Anm . 236 aufgeführten Parallelen , insbesondere Pf. S. 280,27 ff.: Disen sin
verstênt etlîche liute niht wol; daz sint die liute , die sich behaltent mit eigenschaft in penitencie
und ûzwendiger üebunge, daz die liute doch für grôz ahtent. Des erbarme got, daz die liute also
kleine bekennen der götlîchen warheit ! ( Sieh Quint S. 776 zu 280,29 f.) ; 29, 14ff.: Allez pêni
tencienleben ist under andern sachen dar umbe funden , ez sî vasten , wachen , beten , venien , discipline
nemen, hêrîne hemede tragen , herte ligen unde swaz des ist , daz ist allez dar umbe erdâht, wan der
lichame unt daz fleisch stellet sich alle zît wider dem geiste. . . . Wer dise süeze bürde (d . h . die
Liebe) ûf sich hật genomen, der ervolget mê unde kumet ouch dâ mite nâher denne mit aller der
üebunge unde hertikeit, die alle menschen geüeben möhten .; vgl. auch DW 5 S. 247,3ff. ( RdU )
und dort S. 345 Anm . 249; Pf. S. 178,35ff.; unten S. 161,1 f.
139
Predigt 32
rîchel. Alsô würde der mensche wærlîche rîche an tugenden , daz er prüefte, da er
aller krenkest ane wäre, daz er da zuobüezte und daz er sînen vlîz da zuo kêrte , 171,25
daz er daz überwünde 2.

1 Alsô bis tugenden, ] Der mensche worde werliche an tuginden riche 0H , daz bis
141,6 drî: fehlt Wo, ( steht f. 142 — v , sieh oben S. 128.) l daz er ] der da 0h , dâ ] wâ Pf
2 aller fehlt Str ,Mai, wære, ) werde (getilgt, darüber v. and . Hd. wäre) Strg dân zuo ] dar
ane OH , 3 ufrounne Won Hinter überwünde. ist in Str,Mai, Pf. S . 173,7 Alliu dinc
bis 174,5 diemüetekeit , aus Pf. Pr. LIII eingeschoben ; sieh oben S . 128.

1 Dasselbe Igel-Exempel findet sich In Ioh . n . 270, LW 3 S . 227,6ff.: Ad hoc autem exemplum
est quod ponit Avicenna in libro De animalibus, ubi ait : » ericii sentiunt ventum septentrio .
nalem et austrinum , antequam fiant, et intrant petras, ne percutiantur a vento . Et erat quidam
homo apud Constantinopolim et habebat ericium et per ipsum praedixit ventos et per ipsum factus
est dives«. Verba sunt Avicennae. Vult dicere quod per pecuniam a nautis acceptam , ut ventum
praediceret, ditatus est. Sic enim videmus apud nos quod ingeniosiores concipiunt et vident con
clusiones in causis universalibus, quas non vident tardiores.; dort Anm . 3 ist auf Avicenna De
animal. VIII c. 4 (38va 31 — 35) = Aristoteles De hist. animal. IX c. 6 ( I c . 6 612 6 4 - 10 ) ver.
wiesen ; vgl. ferner Albertus M . De animal. VIII tr . 2 c. 2 n . 50 (ed . Stadler S . 591, 1 - 11) : Est
autem et alia animalium sagacitas in praesentiendo nocumento, quod fit ex aeris et elementorum immu
tatione, sicut yricii praesentire dicuntur ventos aquilonares et austrinos, quoniam ante hos ingre
diuntur cavernas et obstruunt os cavernae versus partem unde venit ventus, timentes laedi a
vento . Cuius signum est, quod quidam civium Constantinopolitanorum fertur habuisse yricium ,
cuius absconsiones et proditiones ex caverna ipse solus intellexit , alii autem non intellexerunt :
et per illum praedixit ventos nautis et factus est dives. Das Exempel findet sich u . a . auch bei
Erasmus Vertraute Gespräche ( Colloquia Familiaria ) , übertragen und eingeleitet von Hubert Schiel,
1947, S . 554. Vgl. auch Handbuch des deutschen Aberglaubens Bd . 1 Sp. 408f. über den „ Seeigel“ . —
S . 139,4 Ein - oben Z . 1 rîche. fehlt in OH ,. Auch Schulze -Maizier ( S . 242) hatdas Exempelwegge
lassen . Abgesehen davon , daß Eckhart das Exempel auch im Johannes-Kommentar in ähnlichem gedank
lichem Zusammenhang verwendet, ist es an der Stelle, an der es in der vorliegenden Predigt steht, sicher
echt, weil es den Beweisgrund für die oben Z . 1 mit Alsô anschließende Schlußfolgerung enthält, der
hingegen nicht in dem in OH , (und bei Schulze -Maizier) voraufgehenden Satz S . 139,2 Ich —- 4 spot.
gegeben ist. Deutlich bezieht sich auch das rîche an tugenden (oben 2 . 1 ) auf das voraufgehende rîche,
das seinerseits dem dives (ditatus est ) des lateinischen Textes entspricht. — Die von Lasson ( Zfd Ph 9
S . 20 zu 171,20 ) vorgeschlagene Änderung S . 139,7 dem sêwe > den vischeren ist unnötig . 2 . 7 ze
in bedeutet natürlich : zu denen am Meer, den Seeleuten oder Schiffern oder Fischern . Auch die beiden
Konjekturen Lassons zu S . 139,8 verkoufte den igel ( M . E . S . X zu 171,22) und verkunte den wint
( Zfd Ph 9 S . 20 zu 171,22) waren verfehlt und zerstörten den witzigen Einfall Eckharts. Das tertium
comparationis für das mit dem Exempel Gemeinte liegt in dem 'consideravit des Schrifttextes, d . h . im
besonnenen Beobachten kausaler Zusammenhänge oder Verhaltensweisen zur Erzielung von Vorteilen
oder Fortschritten .
? Zu Z . 1 ff. vgl. unten S. 155, 1 f.: Er solte prüeven , dâ er aller krenkest ane wære, dâ
solte er sînen vlîz zuo kêren , wie er daz überwünde.; DW 5 S . 254,4ff. ( RdU ) : Kristus hât ge
vastet vierzic tage. Dar ane volge im , daz dû war nemest, war zuo dû allermeist sîst geneiget oder
bereit : då verlâz dich ane und nim wol dîn selbes war. ; Tauler S . 65,22 ff.: Was ist nu wore
penitencie ?. . . warzů dine sinne allermeist kerent mit lustlicheit, daz du dich daruz brechest und
darvon kerest und dich insliessest.; sieh DW 5 S . 348 Anm . 280. – Zur Textlücke in Wo, hinter
2 . 1 tugenden sieh oben S . 128.
140
Consideravit semitas domus suae
Daz hât vlîziclîche getân sant Elizabet1. 'Si hâte' wîslîche 'besehen die stîge irs
hûses'. Dar umbe 'envorhte si den winter niht, wan ir gesinde was zwivalt gekleidet'.
Wan swaz ir geschaden mohte, dâ hâte si ir huote vor. Swâ ez ir gebrach , dâ kêrte si
30 irn vlîz dar, daz ez volkomen warta. Dar umbe ‘enhât si ir brôt niht müezic gezzen '.
Si hâte ouch ir obersten krefte ze unserm gote gekêret. Der hæhsten krefte der sêle 5
der sint drî: diu êrste ist bekantnisse, diu ander irascibilis, daz ist ein ûfkriegendiu
kraft; daz dritte ist der wille 3. Swenne sich diu sêle ziuhet an die bekantnisse der rehten

1f. ; 4 Sieh oben S . 132, 1, 2f. 2 Prov . 31,21 : Non timebit domui suae a frigoribus
nivis: omnes enim domestici eius vestiti sunt duplicibus. ; vgl . auch unten S. 146, 3f.

1 Daz bis 4 wart. fehlt Str Mai, 1 diz hatte (hait O ) WO0H , wîslîche ] ulizzi
chen Wo, fizicliche OH , stiege Pf 2 invortit o zwivalt ] zumale OH , 3 Swâ
ez ] Wes OH , gebrast Pf 4 dar,] zu W001 , volkomen ] ir v . OH , Dar bis ir ] Nun
chömen wir wider uf vnser materie si hat ir StrgMaii in hatte W0,0H , muziclichin OH ,
5 Si bis gekêret. fehlt OH , hat StrzMain gote ] herren gote Wo Str ,Mai, gekêret.] keret
Str, berait Mai Der bis 142,5 hine. ] Sy hat auch drey kreft das ist bekantnus darumb haist
(ist Str ,) sy ain liecht des glaubens vnd das liecht hat sy in got kert vnd wa sy nit hin geraichen
mag mit erkantnus da raichet sy hin mit dem glauben wann dar inn wirt sy mit got veraint als
das liecht mit liecht (mit dem 1. Stro) Do, Str. 5 Der ] Die Pf 5 f. der sêle der fehlt
W001 , 5 der sêle fehlt Str Maii H
6 diu ? ] dri ( ? Zeilenende) die a nder ] a. ist
(ist getilgt Main) StrzMai j rastibit Main daz bis 7 kraft ; fehlt OH 6f. chraft
ufkriegendü StrgMai 7 daz ] die StrzMai OH , der fehlt OH , diu sêle ) der
Str,Mai, an ] in StrgMai rehten fehlt StrgMai

1 Hier beginnt Eckhart, die Auslegung des Schrifttextes unter Hinzuziehung des Verses Prov.
31,21 (oben Z . 2 ) im Blick auf die hl. Elisabeth zu exemplifizieren . Ähnliche Wendung Par. an .
S. 105,24 f.
3 Zu Z . 3f. vgl. oben S. 138,4f. und 139, 1f.
3 Die drei hier genannten Kräfte sind Pf. S . 78,13 als verstentnisse, wille unde zornlicheit
aufgeführt und behandelt, ohne daß sie , wie an der vorliegenden Stelle , als die hohsten krefte der
sêle bezeichnet wären . Demgegenüber sind die drei Kräfte bescheidenheit — rationale , zürnerin — irasci
bilis und begerunge – concupiscibilis Pf. S . 319,27f., 30f., 33 als die nidersten krefte bezeichnet
(319,27) gegenüber den obersten kreften : ein enthaltendiu kraft — memoria , verstendikeit — intel
lectus und wille — voluntas (319,39; 320, 1, 4 , 14 ). Gewiß aber ist, daß Eckhart an der vorliegenden
Stelle tatsächlich die höchsten Kräfte der Seele meint, da er sie im Verlauf seiner weiteren Ausfüh
rungen zu den drei göttlichen Tugenden in Beziehung setzt: bekantnisse zum Glauben ( 142, 3ff .) ,
irascibilis (ûfkriegendiu kraft) zur Hoffnung ( 143,8f.) und wille zur Liebe ( 145,3f.) . Auch die sonstigen
Aussagen über die Kräfte treffen nur auf die höchsten Kräfte zu , die Eckhart allerdings gemeinhin in Über.
einstimmungmit Augustinus als gehugnisse, vernunft und wille bezeichnet (vgl. DW 1 S . 230 Anm . 2 ). Wo
Eckhart sonst von der irascibilis spricht, verbindet er sie mit der concupiscibilis und der rationalis
zum Ternar, 80 In Ioh . n . 573: (pater est prima persona in divinis ; . . . ) Et propter hoc sufficit
animae, cuius irascibilis petit supremum sive arduum , concupiscibilis optimum , rationalis purissi.
mum , rationem scilicet rerum . ; Sermo XXXVIII n . 387, LW 4 S . 332,12ff.: Secundo , quia , sicut
anima rationalis non quiescit nisi in intimo et purissimo, quod est ipsa rerum ratio , concupiscibilis
non nisi in optimo, sic irascibilis non (nisi ) in arduo et supremo.; Sermo LIV ,2 n . 533,
S . 448,9ff.: Implevit. Nota : solus deus implet concupiscibilem , quia bonitas pura : irascibilem , quia
141
Predigt 32
wârheit, an die einvaltige kraft, då man got ane bekennet, dâ heizet diu sêle ein lieht1. 171,35
Und got ist ouch ein lieht; und swenne sich daz götlîche lieht giuzet in die sêle, sô
wirt diu sêle mit gote vereinet als ein lieht mit liehte ?; sô heizet ez ein lieht des
glouben , und daz ist ein götlîchiu tugent3. Und dar diu sêle mit irn sinnen noch
5 kreften niht komen enmac, dâ treget sie der gloube hine4.

1 an ] ain 0 dâl] dan WO, 2 Und bis lieht; fehlt Wo, (Hom .) 3 ein fehlt
Str,Mai, ez ] si PfStrzMai 4 dar ] dâ PfWo, dar, darüber v. and . Hd . zů Mai;
sinnen noch fehlt OH , nach StrzMai

summum arduum ; rationalem , quia veritas prima, . . . Die genaueste deutsche Parallele zur vorliegenden
Stelle mit der Zuordnung der drei Kräfte zu den drei göttlichen Tugenden findet sich unten S. 168, 1ff.:
Gloube klebet in dem liehte der vernünfticheit, hoffenunge klebet in der kriegenden kraft, diu alle
zît ûfkriegende ist in daz hohste und in daz lûterste: in die wârheit. Ich hân etwenne gesprochen
- nemet mir des wortes war ! — ; diu kraft ist sô vrî und ist sô ûfkriegende, daz si keinen getwanc
lîden enwil. Der brant der minne klebet in dem willen .; vgl. aber auch unten S . 152,6ff.: Swenne
sich diu selbe gnâde und der smak wirfet in den willen , sô heizet ez ein minne ; und swenne sich
diu gnâde und der smak wirfet in die redelîche kraft, sô heizet ez ein lieht des glouben ; und swenne
sich diu selbe gnâde und smak wirfet in die zürnerîn , daz ist diu ûfkriegende kraft , so heizet ez ein
hoffenunge. Dar umbe heizent sie götlîche tugende, daz sie götlîchiu werk würkent in der sele, .. .
(sieh oben S. 128) ; Pf. S . 300,36ff.: Die meister sprechent, daz diu sêle drîe krefte habe. Diu êrste
kraft diu suochet alwege daz süezeste. Diu ander suochet alle zît daz hæhste. Diu dritte kraft diu
suochet alle zît daz beste, wan diu sêle ist als edel, daz si nienâ geruowen kan wan in dem ursprunge ,
dâ daz har ûz tropfet, daz güetimachet.; sieh auch DW 18. 232 Anm . 1 (und 231 Anm . 4 ) sowie LW 4
S . 333 Anm . 1 und die dort verzeichneten Parallelen , insbesondere In Ioh. n . 111, LW 3 S . 95 ,13ff .;
vgl. auch Thomas S . theol. I II q . 62 a . 3 : Et primo quidem , quantum ad intellectum , adduntur
homini quaedam principia supernaturalia , quae divino lumine capiuntur : et haec sunt credibilia , de
quibus est fides (vgl. oben S . 141, 7 — 142 ,4 ). - Secundo vero , voluntas ordinatur in illum finem
et quantum ad motum intentionis, in ipsum tendentem sicut in id quod est possibile consequi, quod
pertinet ad spem : et quantum ad unionem quandam spiritualem , per quam quodammodo trans
formatur in illum finem , quod fit per caritatem ( Sperrungen von mir ). Wie man sieht, wird von
Thomas nicht nur die Liebe, sondern auch die Hoffnung dem Willen zugeordnet, die Eckhart der
irascibilis zuweist (vgl. auch unten S . 143 Anm . 5 ) . Vgl. noch Tauler, wo S . 236 ,24ff . von der
begerlicher kraft, 33ff. von der zornliche kraft und S. 237,5 von der vernünftiger kraft die Rede ist.
Sieh auch Quint Textbuch S . 121 Anm . 5 .
i Zur Bezeichnung der Seele als „ Licht“ vgl. etwa DW 1 S . 39 Anm . 2; 283,6 und dort
Anm . 3; 332 Anm . 6 .
2 Vgl. unten S . 181,3ff.: wan got ist ein geist und ein lûter lieht; dar umbe swaz von gote
blôz enpfâhen sol, daz muoz von nột sîn ein geist und ein lûter lieht. ; Pf. S . 196,22f.: Sô hât er
(d . h . Gott) ir gegeben ein götlich lieht, daz ime selben gelîch ist, ûf daz er an sîn selbes gelîchnüsse
an ir lustlich gewürken müge.; DW 1 S . 34,6 : . . . dirre mensche wonet in einem liehte mit gote.
3 Sieh unten S. 168,1: Gloube klebet in dem liehte der vernünfticheit, ... ; 153,1f.: ... und
swenne sich diu gnade und der smak wirfet in die redeliche kraft, sô heizet ez ein lieht des
glouben ; vgl. auch Thomas S. theol. II II q. 4 a . 2: Credere autem est immediate actus intel.
lectus:. . . Et ideo necesse est quod fides, quae est proprium principium huius actus, sit in intel
lectu sicut in subiecto .
4 Vgl. Thomas S . theol. I II q . 62 a . 3 ad 2 : . . . quia fides est de his quae non videntur,. . . ;
Sermo XXXII n . 331, LW 4 S . 289,3ff.: Augustinus . . . De trinitate XIII c. 5 (n . 3, PL 42, 1015) :
142
Consideravit semitas domus suae
Daz ander ist diu ûfkriegende kraft, der werk ist daz eigenlîche, daz si ûfkrie
gende ist 1. Als dem ougen daz eigen ist, daz ez sehe gestaltnisse und varwe, und dem
ôren daz eigen ist, daz ez høre süeze lûte und stimme , also ist der sêle ein eigen
172,5 werk , daz si an der kraft âne underlâz ûfkriegende ist ; und sihet si bî sîten , số vellet
si an hôchmuot3, daz ist sünde. Si enmac niht gelîden , daz iht ob ir sî. Ich wæne, si 5
joch niht gelîden enmüge, daz got ob ir sî; er ensî in ir und si enhabe ez als guot als
er selber, sô enmac si niemer geruowen 4. An dirre kraft wirt got begriffen an der sêle
10 als verre, als ez der créatûre mügelich ist , und so heizet ez ein hoffenunge 5, daz ist

1 Daz bis 4 ist; ] Die ander kraft ist yrascibilis ain czúrnliche kraft die ain czornlich
oder kriegent (krieglich Str,) kraft ist vf werck Als der augen aigenschaft ist zesehen vnd der
oren ze horen süsse stymm Also ist der selben kraft aigenschaft on vnderlas vf kriegen
Do Str, 1 diu ] ein OH , daz eigenlîche, fehlt OH , daz? bis 2 ist.] daz
di sele in der craft genzliche si vf criginde OH , engenliche Wo 2 dem ?]
des StrzMaiz daz?] da Wo fehlt Str, Mai¡ 0H , daz ez sehe ] sehen PfStrzMai,
varwen Wo demº] den Pf des StrzMai 3 daz ? fehlt StrzMai,OH , daz ez hore ] horen
horet Wo s uzin luit OH , lûte ] lutē Mai, laten getilgt, darunter v . and .
Hd. gedön Strs 3f. sêle eigen , daz PfStr Mai 4 an ] in OH , der] diser Wo
vf stiginde OH , und bis 5 sünde. fehlt Str ,Mai,Do,Str , 4 sô bis 5 hôchmuot, ] unde vellet si
von ime Pf 5 hohin muit OH , erleiden StrzMai,Do,Str. 5f. sy müg
auch nicht geleiden Do, Str , si joch niht ] ob si och nit Str ,Mai, ioch daz si icht OH ,
6 got fehlt OH , er ] ez OH , sey dann in DoStr , ez als ] alles Do Str ,
7 sô ] anders Do Str , An dirre ] In der Do, Str, an d . sêle fehlt Do Str, 8 verre, ]
vil Do Str, als2 fehlt StrzMai Do, ez fehlt Str , der crêatûre ] der sele OH ,
fehlt Do Str , ist, hinter ez ? OH , und bis 144, 3 wazzer. fehlt Do Str , 8 offe
nunge Pf daz ist] des ist ez OH ,

arerum absentium praesens est fides, rerum quae foris sunt intus est fides, rerum quae non videntur
videtur fides«. Zum Thema „ Glaube" vgl. noch DW 5 S. 354 Anm . 334 .
1 Zu Z . 1 – unten S . 144,7 über die ûfkriegende kraft vis irascibilis sieh oben S . 141 Anm . 3 und
die dort aufgeführten Parallelen , insbesondere unten S. 168, 1ff.
2 Zu Z . 2ff. vgl. etwa Pf. S . 13, 16ff.: Nû hêt sich diu sêle ûzewendic zerspreitet mit den
kreften unde zerströuwet, ieclîchiu in ir werc: diu kraft der sehe in daz ouge, diu kraft der ge
hærde in daz öre , diu kraft des smeckens in die zungen . . .
3 Zu hôchmuot, das, soviel ich sehe, nur hier begegnet, vgl. v . Bracken S . 640 Anm . 114 .
4 Zu 2 . 5ff. vgl. insbesondere unten S . 168,3f.: diu kraft ist sô vrî und ist sô ûfkriegende,
daz si keinen getwanc lîden enwil, und dort Anm . 3. Vgl. auch DW 1 S. 214,5f.: Waz obenân ist,
daz enlîdet niht von dem , daz under im ist, ez ensî denne, daz etwaz ob im sî, daz hoher sî, dan
ez ist.; 179,5ff.: SỐ wir überhaben werden über alliu dinc und allez, daz in uns ist, ûfer
haben ist, sô endrücket uns niht. Waz under mir ist, daz endrücket mich niht. Wäre ich lûter
lîche got meinende, daz niht obe mir enwäre dan got, sô enwäre mir nihtes niht swære noch
enwürde niht als schiere betrüebet.; oben S . 62,6ff.: Die wîle ihtes iht obe mir ist, daz got selber
niht enist, daz drücket mich, swie kleine ez joch ist oder swie ez ist , und wäre ez joch vernunft
und minne, als verre als si geschaffen ist und got selber niht enist , daz drücket mich , wan ez ist
unvrî. ; In Ioh . n . 280, LW 3 S . 234,15: Non enim premit quidquam , nisi quod est se inferius, . . .
5 Vgl. unten S. 168,1: . . . hoffenunge klebet in der kriegenden kraft, diu alle zît ûfkrie
gende ist in daz hæhste und in daz lûterste: in die wêrheit. ; unten S . 153,2ff. : . . . swenne
143
Predigt 32
ouch ein götlîchiu tugent. An der hât diu sêle sô grôzen zuoverlâz ze gote, daz sie
dünket, daz got in allem sînem wesene niht enhabe, ez ensî ir mügelich ze enpfâhenne 1.
n e

Her Salomôn sprichet, daz 'verstolne wazzer süezer sîn ' dan ander wazzer Sant 172,15
Augustínus: sprichet : die birn waren mir süezer, die ich verstal, dan die mir mîn
5 muoter koufte, dar umbe, daz sie mir verboten und beslozzen wâren . Also ist der sêle
vil süezer diu gnâde, die si erkrieget mit sunderlîcher wîsheit und vlîze, dan die allen
liuten gemeine ist.

3 Prov. 9,17: Aquae furtivae dulciores sunt, . . .

1 An ) vnd an StrzMai groze zu forsicht OH , sie ) si des OH , 2 got ] er SirgMai


in ] an PfStr ,Mai ensî ] in Wo z e enpfâhenne. fehlt PfWO, StrzMai 3 Her fehlt
Str,Mai,oh , das das StrzMai, daz iz Wo süezer ] bezzer Pf fehlt Wo, sîn ') ist
WO, Strz ist vor süsser Main Sant] Als sant Do Str . 4 diel bis süezer, ] als vil süsser
sind die ópfel vnd pyren Do Str, ich schůler verstal Do Str , dan ) van Wo m ir
fehlt W0, 0 5 koufte,] gab PfDo Str , dar umbe, bis wâren . fehlt Str,Mai, Do, Str,
dar umbe, fehlt PfWo, mir fehlt OH , forborgin OH , slozzen Wo wâren vor und OH ,
6 gnâde, ] g . vnd tugent Do, Str , erkr, bis vlîze,] mit sunderlichir wise ir crigit OH ,

sich diu selbe gnade und smak wirfet in die zürnerîn , daz ist diu ûfkriegende kraft, SÔ
heizet ez ein hoffenunge (sieh oben S. 141 Anm . 3 und Par. an . S . 78 Anm . zu Z . 33) .; Albertus M .
Sent. III d . 26 a . 3 ( ed . Borgnet 28, 495a) : Dicendum . . . quod spes . . . est in irascibili po
tentia animae .; Thomas S. theol. II II q . 18 a . 1 obi. 1 : Spei enim obiectum est bonum arduum ,. . .
Arduum autem non est obiectum voluntatis , sed irascibilis. Ergo spes non est in voluntate, sed in
irascibili. corp.: Et ideo spes est in appetitu superiori, qui dicitur voluntas, sicut in subiecto : non
autem in appetitu inferiori, ad quem pertinet irascibilis . Wie man sieht, widerspricht Thomas der
Zuweisung der Hoffnung zur irascibilis, wie sie Eckhart oben Z . Yff. vorträgt. Vgl. auch Sent. III
d . 26 q . 2 a . 1,3 ,5 .
i Zu 2 . 1f. vgl. etwa Pf. S. 542,9ff .: Diu minnende sêle wirt zornic von ir selbes bekentnisse.
Si hât ein antlitze enpfangen krefteclîche und ist rôt unde zornic umbe daz überblîben , daz ir in
got blîbet , daz si allez daz niht enist , daz got ist von nâtûre, unde daz si allez daz niht enhât, daz
got hât von nâtûre.
2 Vgl. Sermo XXXVIII n . 387, LW 4 S . 333,3 und dort Anm . 2 .
3 Vgl. Augustinus Confess . II c. 4 n . 9 (ed. Skutella S. 30 ,9ff.) : nam id furatus sum ,
quod mihi abundabat et multo melius, nec ea re volebam frui, quam furto appetebam , sed ipso
furto et peccato. arbor erat pirus in vicinia nostrae vineae pomis onusta nec forma nec sapore
inlecebrosis. ad hanc excutiendam atque asportandam nequissimi adulescentuli perreximus nocte
intempesta ,. . . et abstulimus inde onera ingentia non ad nostras epulas, sed vel proicienda por
cis . . . ; C. 6 n . 12 , S . 32, 10ff.: pulchra erant poma illa , quae furati sumus, . . . sed non ipsa con
cupivit animamea miserabilis . erat mihi enim meliorum copia , illa autem decerpsi, tantum ut furarer.
Prov . 9, 17 (oben Z . 3) und die Augustinusstelle werden auch In Sap. n . 168, LW 2 S . 504 ,4 ff. zu
sammen zitiert: Et Prov . 9 dicitur : 'aquae furtivae dulciores sunt (et panis absconditus suavior )'.
. . . Ipse etiam Augustinus de se narrat II Confessionum c. 4 et 5 quod magis sibi sapiebant
poma quae furto tulit quam quae ultro et in copia et sine furto habebat.
144
Consideravit semitas domus suae
20 Diu dritte kraft daz ist der inwendige wille , der als ein antlütze alle zît ze gote
gekêret ist in götlîchen willen und schepfet von gote die minne in sich. Dâ wirt got
gezogen durch die sêle und diu sêle wirt gezogen durch got und heizet ez ein göt
lîchiu minne, und daz ist ouch ein götlîchiu tugent?. Götlîchiu sælicheit liget an drin 3
dingen : daz ist an bekantnisse, daz er sich selben endelîche4 bekennet, daz ander 5
25 vrîheit, daz er unbegriffen und unbetwungen blîbet von aller sîner créatûre, und an
volkomener genüegede, daz er sich selben und aller creatûre genüeget. Dar ane liget
ouch der sêle volkomenheit : an bekantnisse und an begrîfenne, daz si got begriffen

1 daz fehlt WOL ist freyer inwendiger Do, Stro der2 bis 2 und ] als ain antlücz
das in gøtlichen willen kert ist da Do Str, der als ein ] des OH , 2 ist vor 1 alle zît OH ,
2 in '] daz ist in OH , götlîchem PfW0 Str Mai; die fehlt Str, liebe PfStr Mai,Wo, Do,Str,
in % ] an Wo, 3 gez.") gegozzin OH , die bis durch ? ] die sel vnd sel wirt gezogen dvrh v . and.
Hd. auf d . Rand nachgetr. (fehlt durch Hom . im Text) Mai; wirt gezogen fehlt OH , durchạ]
in OH , und h. ez] unde sổ wirt ez geheizen Pf nde so h . Wo ez fehlt Do Str ,
3f. götlîchiu minne,] g. liebi StrgMai Wo Do Str , g. lieht Pf 4 daz ist ouch fehlt Do Str ,
ist] v. and . Hd . über d . Zeile Str , fehlt Maii ein fehlt Pf Götlîchiu bis Schluß fehlt
Do Str, sælicheit ] follincuminheit OH , drin ] zwein OH , 5 ist ] erste Strz erste
ist Maiz daz2 bis 6 blîbet ] und an unbetwungen blîben Pf 5 vnendilichen Str,Mai,OH ,
6 vrîheit,] ist warheit OH , dar her umme géfen Wo e r ) ist Maiy u nd fehlt OH ,
allin sinen creaturen OH , sîner fehlt Pf u nda] dz iii ( v. and. Hd. auf d . Rand mit
Verweisungszeichen im Text) vnd Strg 7 sich vme selber OH , selber an allen
creaturen Wo 8 volkomenheit der sele Str Mai begrifunge OH ,
daz ] als Str,Mai,

i Zu Z . 1 ff. vgl. oben S . 141 Anm . 3 , insbesondere unten S . 168,4f.: Der brant der minne
klebet in dem willen. ; unten S. 152,6f.: Swenne sich diu selbe gnâde und der smak wirfet in
den willen , sô heizet ez ein minne ; Thomas S . theol . II II q. 24 a . 1: Et ideo caritatis
subiectum non est appetitus sensitivus, sed appetitus intellectivus , idest voluntas. - Zu
Z . 3f. götlîchiu minne gegenüber Pf. S . 172,22 götlich lieht sieh Quint S . 500 zu 172,22, wo
gesagt ist, daß hier, als der dritten Kraft, d . h . dem Willen (vgl. S. 141, 7) zugeordnet, das dritte Glied
der Trias der göttlichen Tugenden , die Liebe, genannt sein muß. Vgl. Pf. S . 320,14ff.: Diu dritte kraft
(2.1 et mminnen
inna, aldazi,sodûlichgot
7.) en, gldazese iistst ddiuiu mminne,
heizet wille , voluntas. Dise kraft gelîchet man dem heiligen geiste. An dirre solt dû hân ein guldîn
vingerlîn solt . — Zu den Ausführungen über das antlütze
( 2 . 18.) vgl. etwa oben S . 30,3ff.
2 Schulze- Maizier ( S . 244) folgt wieder OH , ( sieh den Var.-App.) und übersetzt: „ Göttliche Voll
kommenheit“. Nicht aber die Vollkommenheit, sondern die Selbstbeseligung Gottes ( in der göttlichen
Liebe) liegt in den im folgenden genannten drei Momenten .
3 Die Variante zwein OH , (Par. an . S . 79,20) erklärt sich daraus, daß Eckhart in Z . 6f. das
dritte von den drin dingen nicht ausdrücklich als solches kennzeichnet, wie er das zweite in 2 . 5
durch daz ander gekennzeichnet hat. Strauch (Par. an . S . 79 Anm . zu Z . 20) hat schon richtig
gesagt : „ das dritte ist vollincumene gnugide (22 ).“
4 Die Bedeutung dieses endelîche, das ich Wo, entnommen habe, ist: „ gänzlich“ , „ vollends" .
Die Beseligung Gottes liegt darin , daß er sich selbst, sein eigenes Wesen ganz und gar erkennt. Die
Übereinstimmung von StrzMai, und OH , in unendelîch (en ) halte ich für zufällig . Jedenfalls ist ende
lîche, das die Schreiber in seinem hier vorliegenden Sinne wohl nicht mehr verstanden haben , die lectio
difficilior gegenüber unendelîch (en ), das sich im Zusammenhang von Aussagen über Gott fast von
10 Edhart, D 2 145
Predigt 32
hât, und an vereinunge volkomener minnel. Wellen wir wizzen , waz sünde ist ? Daz
abekêren von der sælicheit und von der tugent, dâ von kumet alliu sünde 2. Dise 172,30
stîge sol ouch besehen ein ieglîchiu sæligiu sêle3. Dar umbe ' envürhtet si den winter
niht, wan ir gesinde ouch gekleidet ist mit zwivalten kleidern ', als diu schrift von
5 ir sprichet. Si was gekleidet mit der sterke ze widerstânne aller unvolkomenheit, und

2 f. Vgl. oben S. 132,1, 2. 3f. Sieh oben S. 141,2 . 5 Vgl . Prov . 31,25 :
Fortitudo et decor indumentum eius,. . .

1 hant H , an der v . Pf minne.] liebe PfStrzMai Wo Hinter minne. ist in


StrzMai, 161,8 ‘vrouwet iuch bis 166,1 zîtlîchiu dinc. aus Pr. 34 eingeschoben ; sieh oben . 128
1 Wellen wir ] vnd wol wil OH , ist ? ] sî ? Pf Daz ] das ist Str ,Mai, daz ist ein OH ,
2 von fehlt Str ,Mai, Dise ] Die PfStrzMai 3 stiege Pf sæligiu ) helic O heilig H , fehlt Pf
fürchtend StrgMai 4 ir ] daz Pf diz Wo o uch ] noch Main b oclaidet Str Mai ist ]
sind Maii zwivaldigen OH ,Main geschrift Str ,Maii 5 ir auch spr. Mai Si]
fortitudo ad equm si Wo, bekleidet Pf der fehlt Pf vnvolkömenhait ( vn
in beiden H88. v . and . Hd . über d . Zeile ) StrzMai,

schen state Stelle mirrung vonetzung vona izier is in dem


hlerhaften
selbst einstellt. Es ist o . w . deutlich, daß der Pfeiffersche Text (Stru , in dem 2 . 5 daz – 6 unbe
griffen fehlt, unursprünglich sein muß, wiewohl Schulze -Maizier ( S . 244 ) ihn beibehält. Zur Än
derung sieh Quint S . 501 zu 172,24ff. Die Übersetzung von Z . 6f. durch Schulze -Maizier : „ . . . an
n Pfeifferschenen Gott bezogen hat eind 2.4 Götlich
vollkommenem Genügen , bei dem man (Sperrung von mir ) sich selber und aller Kreatur Genüge tut.“
zeigt, daß der Übersetzer die ganze Stelle miſverstanden und Z . 4 Götlîchiu sælicheit (bzw . volkomen
heit OH ,) auf den Menschen statt auf Gott bezogen hat. Das ist auch offenbar der Grund , weshalb
Sch.- M . beim fehlerhaften Pfeifferschen Text blieb , statt meine Änderung nach allen H88. außer Stri
aufzunehmen .
Die Aussage über die Seele S. 145,7ff. läuft deutlich parallel der über die götlîchiu sælicheit
S . 145,4ff.: vgl. bekantnisse Z . 5 und 8, unbegriffen 2 . 6 und an begrîfenne 2 . 8, volkomener ge
nüegede 2 . 7 und volkomener minne oben Z . 1. Man könnte demnach annehmen , daß entsprechend S . 145,4
Götlîchiu sælicheit in Z . 8 der sêle sælicheit statt der sêle volkomenheit zu lesen wäre . Da die
gesamte hsl. Überlieferung indessen in Z . 8 übereinstimmend volkomenheit bietet und da dieses volkomen .
heit S . 147,5 (und unten 2 . 5 unvolkomenheit ) wiederkehrt, habe ich es beibehalten , zumal da dieses
volkomenheit zugleich die sælicheit mitbeinhaltet. Über die sælicheit Gottes im Verhältnis zu der der
Seele vgl. noch etwa DW1 S . 158,4 ff.: Gotes sælicheit liget an der înwertwürkunge der vernünf
ticheit, dâ daz wort inneblîbende ist. Dâ sol diu sêle sîn ein bîwort und mit gote würken ein werk ,
in dem înswebenden bekantnisse ze nemenne ir sælicheit in dem selben , då got sælic ist.; Jostes
S. 28,20ff .: Da got selich ist in dem swebenten bechantnúz, da schol di edel sel schefen und en
pfahen ir seliсheit in dem selben , da got selich ist.
2 Zur Definition der Sünde vgl. Sermo XVII,3 n . 170, LW 4 S . 162,11f.: Iuxta hoc rursus
nota quod ipsum peccatum secundum se mors est proprie , utpote casus sive recessus a deo, a vita ,
ab esse.; sieh auch die dort Anm . verzeichneten Parallelen , zumal In Gen . I n . 206 , LW 1 S . 355,4 :
Rursus etiam ipsum peccatum est absconsio a facie dei, . . . (und dort Anm . 4 ) ; Pf. S . 216 , 26ff.;
Thomas S. theol. II II q. 10 a . 3 : Respondeo dicendum quod omne peccatum formaliter consistit
in aversione a deo , .. .; q. 20 a . 3. – Zum Textplusstück von StrzMai, hinter 2 . 1 minne. sieh
oben S . 128 und S . 130.
3 Diesen Satz hat, wie mir scheint, die Vorlage von OH , in die Einleitung hineingenommen ,
sieh den Var.-App. zu oben S. 132,2 und dort Anm . 1. Mit diesem Satz schließt Eckhart wieder an
das an , was er S . 141,1f. vorgetragen hat.
146
Consideravit semitas domus
us suae
suae

was gezieret mit der warheit 1. Disiu vrouwe2 was in rîchtuome und in êren ûzwendic
35 gegen der Werlt , und inwendic anebetete si wâr armüete3. Und dô ir der ûzwendic
trôst abegie , dô vlôch si, ze dem alle creatûren vliehent, und versmâhte die werlt
und sich selben . Dâ mite kam si über sich selben und versmâhte, daz man sie ver
smâhte, alsô daz si sich dâ mite niht enbewar und daz si ir volkomenheit dar umbe 5
40 niht enliez4. Si gerte des, daz si sieche und unvlætige liute waschen und handeln
müeste mit einem reinen herzen .
Daz wir alsus umbeliuhten die stîge unsers hûses und unser brột niht müezic
ezzen , des helfe uns got. Amen .

8f. Vgl. oben S. 132,1, 2 f.

1 Hinter warheit. ist in StrzMai, 166,6 Daz bis 167,4 warheit. ( gekürzt) aus Pr. 34 einge
schoben ; sieh oben S . 128. 1 Disiu ] Diu Pf vrouwe] frauwe S ’. N . oder elizabet OH ,
Strplodemůt
eHd.tid.Str,
ere Wo, was n)a mStriesMai,
2 anebetete bis armüete . ) hatte si war armude OH , anbettenē vnd demütig (ig v . and .
mb.) dazMai to 3 vliehent,] vlen Wo, fehlt 0 4 Dâ bis selben fehlt
W01 (Hom .) Dâ] vnd da OH , unda bis 7 herzen . fehlt StrzMai 5 und bis 7
reinen ) unt daz was ir vollekomenheit dar umbe si gerte, daz si siechen pflege und unflêtige liute
weschti unde handeln müeste mit ir reinem Pf 6 des, fehlt OH , sieche] die (fehlt 0 )
siechen H ,0 8 Daz bis 9 Âmen. ) rogemus etc . (et etc. O ) OH , fehlt Wo, 8 vmblauffen
Mai stiege Pf

i Zu S . 146 ,5 ze bis unvolkomenheit, vgl. oben S . 141,3f. — Zu S. 146 ,5 und bis oben Z . 1 wâr.
heit . vgl. oben S. 141,7 f .
? Mit Disiu vrouwe ist deutlich die schon S. 141,1 genannte hl. Elisabeth gemeint, über die
Eckhart im folgenden sehr kennzeichnende Aussagen macht. OH , setzen, wie der Var.-App. zeigt,
hinter vrouwe hinzu : S’. N . oder elizabet.
3 Vgl. Par. an. S . 105,24ff.: dit hatte wol geprufit sente N ., wi ture und wi edile ein cauf si,
daz man alle dinc gibit umme di wisheit, darumme forzech sente Elizabeth froliche uris forstin
landis und wart ein arm mensche.
4 Vgl. oben S. 141,3f.; 146,5 . – Zu 2 . 2 — 4 vgl. in der Oratio der Messe: . . . prospera mundi
despicere, et cælesti semper consolatione gaudere. — Zu Z . 4f. versmâhte, daz man sie versmâhte
vgl. Sermo XXII n . 214 , LW 4 S. 199, 5: ». . . spernere se sperni«. und dort Anm . 6 ; DW 5 S . 19,14f.
( BgT ) : er sol daz aleine klagen, daz er klage . . . ; 305, 10 ( RdU ): Dar umbe enklage nihtes , dan
daz klage aleine, daz dû noch klagest .. .
5 Vgl. Hermann v. Fritzlar Das Heiligenleben, Pf. I ( S . 242ff. Sente Elsebêten tac der
landesvrowen zu Duringen ) S. 243,1ff.: Siche lûte pflac si zu etzene und zu trenkene mit iren
henden und ûzsetzige lûte phlac si zu badene und zu weschene und in ir houbit selber zu twâne
und trug si in ir bette, dô si inne phlac zu ligene mit irme wirte.

147
PREDIGT 33 (Strauch Par, an . Nr. 49 S . 110 – 111)

Handschriftliche Überlieferung (sieh Strauch a . a . 0 . S. XXVII zu Nr. 49) :


H, f. 1341 — 135v.
N f. 59rb — va , alte Zhlg .: f. 69rb469va = Jostes Nr. 56 S. 57 ( Text ungedruckt).
N, f. 94 – 97r ; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S. 147f.
f. 891 – 90r = Strauch Par. an . Nr. 49 s . 110 – 111.
Wo, f. 139 – 142r ; vgl. Pahncke E . St. S. 7 Anm . unter 6 .

Filiation der Hss. O und H , stehen in dem bekannt engsten Verwandtschaftsverhältnis . Ihnen
stehen deutlich Wo und N , eng miteinander verbunden gegenüber. Der Text von N ,, der
sich auch im vorliegenden Falle „ interpolierend und exegesierend verhält“ (vgl. DW 5 S . 160
oben ), verrät eindeutig , daß er mit Wo N auf eine gemeinsame, schon fehlerhafte Vorlage
zurückgeht, insbesondere an den folgenden Stellen : unten S. 150,5 f. ist mit hunger und mit durste
fälschlich in Wo,N , N , mit S. 151,1f. mit jâmer und mit pine vertauscht und daher die ursprüngliche,
allein richtige Zuordnung von Hunger und Durst zum riche . . .unsers vleisches und von jâmer
und . .. pine zum riche. . .des tiuvels, wie sie sich in OH , findet , verdreht. Ferner ist in Wo, N ,N ,
unten S . 153, 2 redeliche durch sicher unursprüngliches nidersten und S . 153,3 zürnerîn , durch ebenso
gewiß unursprüngliches hohesten (obersten N ,) craft Wo, N , obersten kreft N , ersetzt (sieh S . 153
Anm . 1). Sicher ist auch unten S . 153,1 und 3 gnade in Wo,N ,N , übereinstimmend verderbt zu liebe
(mynne N .), während die genannten Hss. S. 152,6 mit OH , richtig gnade bieten . Wohl fälschlich
fehlt denn auch in Wo, N , N , S. 153,3 daz — kraft, und die Schlußwendung S. 155,4 Und
4 riche., mit der die Predigt, wie in OH ,, geschlossen haben dürfte. Die an den aufgeführten Stellen
bereits verderbte gemeinsame Vorlage von Wo,N , N , ist in Wo, N , fraglos ursprünglicher erhalten
als in NĄ, das, wie gesagt, an vielen Stellen deutliche Texterweiterungen enthält, die oft in bloßer
Verdoppelung eines Ausdrucks durch einen variierenden andern bestehen , vgl. den Variantenapparat
etwa zu : S . 150,3 ; 151,2, 2f., 4ff.; 152,3; 153,1 , 2 ff., 4f., 5f., 7, 7f.; 154 ,1 ff., 5 , 6 ff.; 155,2. Dashindert
nicht, daß N , gelegentlich auf der Seite von OH , steht und mit ihnen den ursprünglicheren Text be
wahrt, so wohl unten S . 150,2 f. (Plusstück in Wo, N ,); 151, 2 riche ist fehlt Wo,N1; 152, 1 'herre, alliu
fehlt Wo,N . Die gemeinsameVorlage von Wo,N , ist in Wo, besser erhalten als in N1, das, wie auch
sonst durchgängig , Fehllesarten aufweist, wo Wo, mit den übrigen Texten das Ursprünglichebewahrt,
so etwa: S . 152,5 fleuzt irret den gotlichñ burñ Nz; 153,4 gotlich liht degñde Nz; 154,6 dan fehlt N . —
Was OH , betrifft, so war auch der Prototyp dieser beiden Texte nicht frei von Fehlern , so :
S . 154,2 götlichiu werk,] dinc OH ; 4 die? ] ob si OH2; 7 alle — 155, 1 enbezzert ] alliz eine wis lebit
vnd inbezzerit OH .

Textkonstituierung: Der Text der Predigt ist im ganzen , was den Textumfang wie den Wortlaut
betrifft, ziemlich einheitlich überliefert, wenn man von N , absieht. Es war daher auch gleich
gültig , ob ich als Führungstext O (H2) oder Wo, wählte . In beiden Fällen mußte zur Textkonsti
tuierung im einzelnen die ganze hsl. Überlieferung herangezogen werden . Die Entscheidung zwischen
der Lesart von OH , und Won, war nur auf Grund innerer Kriterien zu treffen . Den Text von N .
habe ich gelegentlich bei der Entscheidung den Ausschlag geben lassen .

Echtheit : Hsl. Bezeugung durch OH , sieh im Eingang des Variantenapparates . Die Predigt enthält
148
Sancti per fidem vicerunt regna
zwar selbst keinen Rückverweis , und DW 1 enthält auch keinen Rückverweis auf sie. Die vorauf
gehende, als echt erwiesene Predigt 32 zeigt aber einen Rückverweis S . 139, 2 , der sich , wie
S . 139 Anm . 3 und unten S . 155 Anm . 1 gesagt ist, auf S . 154,6ff. beziehen wird, um so mehr,
obenso in dafkriegenden:bbe bis i
als sich beide Predigten nicht nur in den Ausführungen über das richtige Verhalten in Fragen der
Askese, sondern ebenso in den Auslassungen über die drei Seelenkräfte des willen , der redelichen
kraft und der zürnerin oder afkriegenden kraft sowie in der Zuordnung dieser drei Kräfte zu den gött.
lichen Tugenden Glaube, Hoffnung, Liebe bis in den Wortlaut hinein sehr eng berühren (sieh
oben S . 141, 5 ff. und dort Anm . 3 und unten S . 152, 6 ff . und s . 153 Anm . 1) . Vielleicht darf man
zum Echtheitserweis auch die Tatsache anführen , daß Eckhart auf denselben Schrifttext Hebr.
11,33 einen sicher echten lateinischen Sermo skizziert hat (sieh unten S. 150 Anm . 1 ), wenngleich
der Text dieses Sermo keine charakteristischen inhaltlichen Übereinstimmungen mit der vorliegen
den Predigt aufweist. Bei der Kürze dieser Predigt sind denn auch über die oben bezeichneten
„ Parallelen " zu Predigt 32 hinaus kaum weitere beachtliche Übereinstimmungen mit echten latei.
nischen und deutschen Texten festzustellen , sieh etwa noch S . 152 Anm . 4 (DW 1 S . 367 Anm . 3 ). —
S . 151 Anm . 1 (LW 4 S . 295,4 ff.) ; S . 154 Anm . 2 (LW 4 S . 467,7f.). — Was den Stil betrifft, so kann
man auf hyperbolischen Ausdruck unten S . 151,4 ff., auf Parallelismus unten S . 152,6 ff. und Anti
these S . 154,1ff. verweisen . Auch der Sonnenvergleich unten S . 153,5ff. paßt zu Eckharts sonstigen
Naturvergleichen .
Was den Aufbau der Predigt betrifft , so ist er nicht deutlich erkennbar. Eckhart
schließt sich aber auch diesmal in seinen Ausführungen, wenigstens im Eingangsteil seiner
Predigt, dem Schrifttext an , allerdings lediglich an das am Schluß stehende vicerunt regna , das er
(150, 3 — 151, 3 ) als die vier Reiche der Welt , des Fleisches, des Teufels und unseres Herrn Jesu Christi
interpretiert, deren Überwindung durch Armut des Geistes, durch Hunger und Durst , durch Jammer
und Pein und durch die Kraft der Liebe geschieht. Man sollte eigentlich erwarten, daß der Prediger
im weiteren Verlauf seiner Predigt die genannten vier Reiche als Dispositions- und Gliederungs
punkte benutzen und so oder so ihre Überwindung genauerhin , gegebenenfalls mit einer spannungs
vollen Steigerung auf die Erringung des Reiches Christi hin , dartun würde . Tatsächlich scheint
ndig wird . Im weiteren Vorteistes mit dem Flober das erste der
Eckhart denn auch S . 151,4ff. mit der Exegese über das erste der vier Reiche, die Welt , einzu
setzen , das durch Armut des Geistes mit dem Flehen um das göttliche Almosen der Gnade über
wunden wird . Im weiteren Verlauf der Predigt aber läßt er sich breit über die unabdingliche Not
wendigkeit der Gnade zur Eroberung des vierten Reiches , des Reiches Christi, auf dem Wege der
immer stärkeren Verähnlichung mit Gott aus. Beim Ausfluß aus Gott und Einfluß in die Seelen
kräfte , den Willen , die redelichen kraft und die zürnerin , äußert sich die Gnade in diesen Kräften
als die göttlichen Tugenden der Liebe, des Glaubens und der Hoffnung und wirkt sich in gött
lichen Werken ebenso belebend aus wie die Kraft der Sonne in den irdischen Kreaturen (152,6 —
154,3 ). Im Anschluß an ein Meister -Zitat schließt Eckhart dann ( 154, 3 — Schluß ) Ausführungen
an , die offenbar die Überwindung des zweiten Reiches, des Reiches des Fleisches, durch hunger
und durst, durch Werke der recht verstandenen Askese , zum Gegenstand haben, ohne daß auf die
entsprechende Ankündigung im Eingangsabschnitt verwiesen oder Bezug genommen wird . Das
dritte Reich, das Reich des Teufels, wird gar nicht mehr erwähnt oder gar abgehandelt. Ich halte
dafür, daß die Predigt, die ja doch in allen fünf erhaltenen handschriftlichen Texten , was den
gedanklichen Gehalt und den Umfang betrifft , übereinstimmend überliefert ist, abgesehen von den
deutlich sekundären Aufschwellungen in NĄ, trotz des Mangels einer den Schrifttext systematisch
an Hand der vier im Eingang unterschiedenen Reiche erläuternden Exegese nicht fragmentarisch ,
sondern mit ihrem vollständigen ursprünglichen Gedankengehalt erhalten ist.
Die Predigt ist nicht nur durch Rückverweis und durch die angegebenen Textübereinstim
mungen mit der voraufgehenden Predigt 32 verbunden , sondern auch in denselben Hss . OH , und
Wo, überliefert, u . zw . in Wo, unmittelbar vor Pr. 32 ; sieh dazu oben S . 128.

149
Sanctil per fidem vicerunt regna .

Sant Paulus sprichet : die heiligen hänt überwunden diu rîche mit dem glouben '.
Vier künicrîche hânt die heiligen überwunden , und diu suln wir ouch überwinden . 110,25
Daz êrste rîche ist diu werlt; der werlt rîche sol man überwinden mit armuot des
5 geistes. Daz ander rîche ist unsers vleisches; daz suln wir überwinden mit hunger

1 ; 2f. Vgl. Hebr. 11,32: . . . Deficiet enim me tempus enarrantem de Gedeon, Barac, Samson ,
Iephte , David , Samuel, et Prophetis : 33: qui per fidem vicerunt regna, (operati sunt iustitiam ,
adepti sunt repromissiones,) . . . ; vgl. auch S . 155,3f.

Zuweisungen : (secunde partis ) XVIII Sancti per fidem vicerunt reg /na Hi lerit meistir /
eck ' (art) (Echard H ,) | daz man obirwindin sal / vir leige riche daz man / vnsis herrin ihū xpi riche /
obir windin sal mit craft / der minne OH , (Inhaltsverzeichnis : O f. 4ra ( Par.an. S. 5), H , f. 5r)
Überschriften : Sermo de sanctis (de sanctis fehlt 0 ) (im Text Hz, auf d. Rand 0 ) XVIIJ
(auf d. Rand) OH , vier riche habent die heiligen hie / vber wunden mit der gnaden Na
1 Sancti bis regna. fehlt Wo 2 Sant Paulus sprichet: fehlt WON N . verwun
lpin
den N , vor wunnen Wou d selőhe(dein
iu bis glouben '. ) mit me (deinē N ) gelouben di riche
rich N .) unde haben geworcht di gerechticheit vnde haben besezzen (gesezzen N di gelobede
(gelubet N ) vnses herren amme (amme ] ein N ) rechten gelouben
lom . HWo
bis überwunden , ] hie ist zewissen das die heiligen vier künckreich tgewunen
Nr
on hahabent 3 Vier
mit dem
gelauben N . vorwunnen Wo und bis überwinden . fehlt
onW01 (Hom 4.) Daz birdiuüberwinden
] die selben
Ne fehlt N worlt vN
überwinden . ] überwinden mit der hilfe der genaden ]
daz erste di werlt dhs ( ? ) riche vorwinnen Wo, daz ist di werlt di sol di rich verirrenden ( !) N ,
ist ] daz ist H , der bis man ] vnd die selben sol man nv N . mit deme ermute
W0, mit deinem armut N 5 Daz ] der N . unsers vleisches; ]
des fleisch N vnser eigen fleysche N . Daz] der Ndog yndist fertel O
daz ] vnd das selbe N wir ] wir nv N .
uorwinnen Wo mit bis 151,1 durste. ) mit iamer (armote Wo ) vnd mit pein N ,WON ,

1 Dieses Sancti anstelle des Deficiet - qui des Hebräerbriefs ( sieh den Text oben ) steht
im mittelalterlichen Missale Ord . Praed. und im mittelalterlichen Missale Romanum im Episteltext
des Commune plurimorum martyrum sowie im Breviar. Rom ., Comm . plurim . martyr., extra temp.
Pasch. antiph. 2 in II Vesp. Derselbe Schrifttext Hebr. 11,33 ist Sermo X1, 1 n . 114, LW 4 S . 107,9 ;
108,2 , Sermo XXXIV ,4 n . 355, S . 307,6 zitiert ; er ist Gegenstand des ganzen Sermo LVI, LW 4
S . 466 – 468, der allerdings mit der vorliegenden deutschen Predigt so gut wie keine Berührung zeigt.
Das Plusstück in Wo N , hinter 2 . 2 glouben '., das den Schrifttext noch weiter aufführt, könnte in
OH N , infolge von Homöoteleuton ausgefallen sein. Ich halte es indessen für eine sekundäre Ergänzung,
da dieses Textstück im Verlauf der Predigt nicht exegesiert wird .
150
Sancti per fidem vicerunt regna
und mit durste. Daz dritte rîche ist des tiuvels ; daz suln wir überwinden mit jâmer
und mit pîne? Daz vierde rîche ist unsers herren Jêsû Kristî; daz suln wir über
30 winden ? mit kraft der minne.
Hæte der mensche alle die werlt, sô sol er doch sich dünken arm und sol alle
zît ûzrecken die hant vür die tür unsers herren gotes und biten umbe daz almuosen der 5
gnâde unsers herren, wan diu gnâde machet sie gotes kint8. Dar umbe sprichet

1 ist fehlt Wo N , des tiuvels ; ] daz riche des tüfels das ist sünde vnd vntugent N
wir ] wir nv
N ü berw . ] von winnen Wo m it bis 2 pîne. ] mit hungere (iamer vnd
mit pein vor hunger getilgt N ) unde mit dorste (vnd durst nach der gerchtickeit NJ WON NA
2 rîche ist fehlt Wo N r . daz ist H ist bis daz ] yst das ware riche das ist das
riche xpi das selbe N suln fehlt N wir ] wir nv N 2f. überwinden bis 3 minne.] nv
gewinen vnd erkrigen mit der gnaden gottes vnd übunge der tugent Dar ümb so spricht der
herre selber also Das riche gottes lidet nv gewalt und sie erkrigent es auch gewalticlichen
etc . N . 2f. überw . ] vor winnen Wo 3 liebe WON 4 Hæte bis 152, 1 Dâvît : ]
Ein igliches rein hercze sol nv hie sten vor der türe xpi auſstrecken sein hende vnd begir
lichen ayschen das almußen der genaden von ym vnd also steticlichen sprechen mit dem pro
pheten vnd mit sco paulo Ne 4 Hæte bis 5 hant ] alzo arm ob si allez daz hetten
(statt hetten Lücke WoJ daz got geschaffen hat daz si ie (io Won) di hantvz gereichten
(uz rechen WoJ NWO 5 der tür N gotes fehlt N daz bis 6 herren , ]
di gnade godis vmme sine almusin OH , 5 daz ] di Wo,N , 6 wan bis kint.] di si
gotz chinder machet (maget, ch über g v . and . Hd. Wo ) NWO,

1 Wie oben S . 148 schon gesagt wurde, sind S . 150,5f. mit hunger und mit durste und oben
2 . 1f. mit jâmer und mit pîne in WoNN, vertauscht. Ganz offenbar aber ist die Zuordnung von
mit hunger und mit durste zum rîche . . . unsers vleisches und von mit jâmer und mit pîne zum
rîche . . . des tiuvels, wie sie in OH , steht, das Ursprüngliche. Zu den vier Reichen ( 150,4ff.) vgl.
Sermo XXXIV, 1 n . 335, LW 4 S . 293,9ff.; n . 339, S . 295,4ff.: Quia ergo secundum Bernar .
dum mundus clamat: ego deficio ; caro : ego inficio ; diabolus: ego decipio ; Christus : ego reficio ,
. . . und dort Anm . 2 .
2 Dieses überwinden hat die Bedeutung von „ erobern " .
3 Zu 2 . 4ff. vgl. Jostes S . 80,18ff.: Dor um engenuget dem weisen menschen niht an
allen den daz got niht en ist, er ensei immer die hant reichent vor dem tisch unsers herren gotes
und biten um die almusen von got. In der weis sei wir alle betler . Hie von spricht kůnk David :
Got hat angesehen die gerůng seiner arm . Karrer ( M . E . S . 264 Anm .614) verweist auf Augustinus
Sermo 83 c . 2 n . 2 , PL 38, 515 : Rursus quod pertinet ad tribuendum beneficium ; petit te mendicus ,
et tu es Dei mendicus. Omnes enim quando oramus, mendici Dei sumus: ante januam magni
patrisfamilias stamus, imo etiam prosternimur, supplices ingemiscimus, aliquid volentes accipere;
et ipsum aliquid , ipse Deus est. Quid a te petit mendicus ? Panem . Et tu quid petis a Deo , nisi
Christum ,. . . Strauch , PBB 49 S . 387, 18ff.: was ist eyn armemensche ? wer viel hait und doch nit
Wo, ,verirem Singular der med anstößig ist. Ich to becich mich für
enhat vor der dure unsers herren gotts und bettelet. — 2 . 4 – 6 habe ich mich für den Text von OH , ent
schieden , wiewohl 7 . 6 sie als Plural syntaktisch anstößig ist. Ich halte es indessen durchaus fürmöglich ,
daß der Prediger zwanglos vom Singular der mensche Z . 4 mit der allgemeingültigen Aussage Z . 6 in den
Plural übergeht. Wo N , weisen zwar anstelle des singularischen er 2 .4 den Plural si auf, überliefern aber
den Satz im Eingang fragmentarisch , sieh den Var.-App. Ich hielte es für möglich , daß in der Vorlage von
WON , vor alzo arm ein Textstück verlorengegangen ist, das ich im Anschluß an oben Z . 4 wie folgt kon
jizieren würde: Die menschen suln sich dünken (alzo arm ob si etc .). Übersetzt würde der ganze Satz
nach W0N , dann lauten : „ Die Menschen sollen sich so arm dünken , daß, wenn sie all das besäßen ,
151
Predigt 33
Dâvît : 'herre , alliu mîniu gerunge ist vor1 dir und nach dir'. Sant Paulus sprichet : 110,35
'alliu dinc sint mir als ein pfuol, umbe daz ich gewuocher unsern herren Jêsum Kri
stum 's. Ez ist unmügelich, daz deheiniu sêle âne sünde sî, gotes gnâde envalle in sie3.
Der gnâde werk ist, daz si die sêle snel machet und gevüege ze allen götlîchen wer
5 ken, wan diu gnâde vliuzet ûz dem götlîchen brunnen und ist ein glîchnisse gotes und
smacket als got und machet die sêle gote glîch “. Swenne sich diu selbe gnâde und

1 Ps. 37, 10 : Domine, ante to omne desiderium meum . 2f. Vgl. Phil. 3 ,8 : . .. (propter
quem ) omnia (detrimentum feci, et) arbitror ut stercora, ut Christum lucrifaciam , . . .

1 Dâvît : ] her (der NJ dauid W N , 'herre,


nerto , alliu
a fehlt Wo,N begirde N .
ist ] di ist Wo, stet hie Ne d ir '. ] dir alleine vnde Wo, N , dir alczeit N . Sant Pau .
lus sprichet: fehlt N , 2 'alliu bis mir ] mir sint alle dinc N sint mir
8 . m . nu worden N , hon ich geachtit OH , einen OH , pfuol, bis 2f. Kristum '.]
mist allein das ich xom erkrige N , 2 umbe ] durch N ,WO ich bis 2f. Kristum '.] mir
xoc worde OH , 2 gewüchert
N 3 Ez ] Jr N daz bis sie. ) das ein mensche
lebe an sünde hie ym czit vnd das die gnade gottes nicht in in valle oder pei ym wone N .
envalle in sie . ] beware si dan OH , 4 werk ] w . vnd übunge N ist,] ist da
sie ist N . si fehlt H , die edeln sele N . snel] inel O gevnge N 4f. got
lichen vnd tugentlichen w . N . 5 diu gnâde ) sie Ne v liuzet bis brunnen ) fleuzt irret
den gotlichñ burn N dem ] eime OH , götl. br. ) prunnen der gotheit N unda
bis 6 got] hinter 5 brunnen OH , hinter 6 glîch . N . 6 gote glîch .) geleich gotte N , gotvar OH ,
Swenne ] nu wenn N . selbe ] sel N

was Gott geschaffen hat, sie doch immerfort die Hand vor der Tür unseres Herrn ausreckten und um
das Almosen der Gnade unseres Herrn bäten , die sie zu Kindern Gottes macht“ .
Strauch Par.an. S. 110 ,34 fon ist offenbar bloß verdruckt, denn 0 (und H ,) hat deutlich
for in Übereinstimmung mit dem ante des Schrifttextes.
? Übersetzung von 2 . 2 umbe — Kristum '.: „ auf daß ich unsern Herrn Jesum Christum gewinne“ .
Ich bin im Wortlaut des Schrifttextes WON, gefolgt, da daz ich gewuocher . . . Kristum gewiß die
lectio difficilior gegenüber daz mir Christus worde (OH ) und gewuocher die genaue Entsprechung
des lateinischen lucrifaciam ist. N , erkrige steht denn auch dem gewuocher näher als der Lesart von
OH ,
3 Die Lesart von Wo N , envalle in sie, die auch von N , gestützt wird, scheint mir wieder die
lectio difficilior gegenüber OH , beware si dan zu sein . Zu 2 . 3 vgl. etwa Thomas S . theol. I II
q. 109 a . 8 : (Utrum homo sine gratia possit non peccare ) ad 1: Ad primum ergo dicendum quod
homo potest vitare singulos actus peccati: non tamen omnes, nisi per gratiam , ut dictum est. Et
tamen quia ex eius defectu est quod homo se ad gratiam habendam non praeparet, per hoc a
peccato non excusatur, quod sine gratia peccatum vitare non potest.
4 Zu 2 . 4 ff. vgl. Par. an . S . 107,15ff.: Bi drin dingin muge wir mirkin ob di gnade in der
sele si. daz erste, daz di sele gotvar si, wan si fon eime gotlichin wesine hercumit. daz andere, daz
di sele machit Gode glich und druckit Godis glichnisse in di sele und machit si gotvar, . .. ; Pf.
S. 201,31ff.: Alsô werdent alle krefte der sêle erfüllet und erfröuwet von dem lûtern înfluzze der
genaden . Wan diu genâde haltet sich ze gote als der schîn zuo der sunnen und ist ein mit im unde
bringet die sêle in daz götlîche wesen unde machet si gote gar gelîch unde dâ smecket si götlîche
152
Sancti per fidem vicerunt regna

111,5 der smak wirfet in den willen, sô heizet ez ein minne; und swenne sich diu gnâde und
der smak wirfet in die redelîche kraft , sô heizet ez ein lieht des glouben ; und swenne
sich diu selbe gnâde und smak wirfet in die zürnerîn, daz ist diu ûfkriegende kraft,
sô heizet ez ein hoffenungel. Dar umbe heizent sie götlîche tugende, daz sie göt
lîchiu werk würkent in der sêle ”, als man prüeven mac bî der kraft der sunnen , daz 5
10 si lebendigiu werk würket ûf dem ertrîche, wan si alliu dinc lebendic machet und
entheltet an irm wesene. Vergienge daz lieht, sô vergiengen alliu dinc, als dô sie niht

1 der ] der selbe N , fehlt Won willen,] w . der reinen sele vnd herczē N , ein minne;]
ein liebe Wo N , myne vnd liebe
N u nd1 bis 2 kraft ,] wenn sich dar nach die selbe mynne
vnd götlicher smacke her ablaßet in die nidersten krefte der selo N . 1 diu bis 2 smak ] di
selbe (sel NJ liebe unde smac Wo N 2 werfentNWO, redelîche] nidersten
Wo N und bis 4 hoffenunge.] Aber wenn sich die selbe mynne gottes vnd der selbe
götliche smake wider vmb auf richtet in der sele vnd güsset sich also aus in die obersten kreft
vnd czeuchet die mit ir wider (r über d . Zeile) auf zu got aus dem sie floüsset so heisset es
gotliche czu versicht vnd hoffnunge N 3 selbe gnade und smak ) selbñ lib vnd smak N .
selbe smac unde liebe Wo, werfent N ,W0, H , zürnerîn , ] hohesten (obersten N )
craft Wo N daz bis kraft, fehlt WoN 4 Dar bis 5 sêle, ] Dar vmb so heissent
disse dry gottliche tugent götlichen wann sie allein vß got Alißent in die sele der außerwelten
vnd gotliche werck in ir da würckent N 4 heizent ] heizet Wo N sie' ] es OH ,
götlîche tugende, ] gotlich liht degñde N 5 werket Wo, bî] an Won d er kraft ]
dem lichte OH , 5f. daz si ] di da N , die do alczeit pis an den yüngsten tag N . 6 wurchent N ,
N
ûf ] hie hin niden auf d em ] dein N alle natürliche d . N . lebendic ] lebende Wo
und fehlt N 7 entheltet ) behaltet N . ur'cheldet Wo, entheldich N . an irm wesene. ]
sie also yn irem wesen vnd leben als vil sie vermage Ne Vergienge bis 154,1 enwâren . ]
vnd dar ömb verpürg ( v . and. Hd . pürg hinter ver getilgt, ging auf d . Rand ) die sunne vnd das
lichte vnd die andern planet oder stündent ioch stille als es besicht nach dem jüngsten tage so
vergingen auch alle ding hin niden die do gemachet sint aus den vier elementen vnd würdent
czu nicht als sie vor warent N .

edelkeit (vgl. auch Pahncke E . St. S . 19,10ff.). Vgl. auch DW 1 $. 367 Anm . 3. — Zu Z . 5 götl. br.
vgl. Par. an . S . 17 ,26f.; Lüers S . 140 ff. – Zu 2 . 6 und - glîch. vgl. etwa noch oben S . 124,7 .
Zu S. 152,6 ff. vgl. oben S. 141,5 — 145,4 und die S . 141 Anm . 3 aufgeführten Parallelstellen , in
denen , wie an der vorliegenden Stelle, die drei höchsten Kräfte der Seele , wille, rodelîche kraft ( = vernünf.
ticheit, vis intellectiva ) und zürnerîn ( = irascibilis ), den drei göttlichen Tugenden Liebe, Glaube und
Hoffnung zugeordnet sind . Karrer ( M . E . S. 240 Anm . 357) sagt zur vorliegenden Predigtstelle : „ Es
sei dahingestellt – der Ausdruck legt es nahe – ob Eckehart <abweichend von Thomas I 2. 110 ,3f.>
mit Alex . Hal., Albert d . Gr., Bonav., Scotus keinen sachlichen Unterschied zwischen Gnade
und göttlichen Tugenden» angenommen hat.“ – Zu den drei göttlichen Tugenden vgl. etwa noch Pf.
S. 244,38f. — Wenn WoN , und N , anstelle von gnâde in 2 . 1 liebe (mynne), statt redelîche in Z . 2
nidersten und statt zürnerîn in 2 . 3 hohesten (obersten N ) craft Wo, N , obersten kreft N , bieten , 80 ist
0. w . deutlich , daß ihr Textan allen drei Stellen sekundär ist,wie überdiesder Vergleich mitden Ausführungen
oben S. 141,5ff. und den dort in Anm . 3 dazu aufgeführten Paralleltexten zeigt. Das hindert nicht, daß
DW 1 S . 231,6 die tzornege craft in Übereinstimmung mit der Lesart von WO, N , N , an der vorliegenden
Stelle als de ouerste craft und daß Pf. S . 319,27 ff. bescheidenheit — rationale, diu zürnerîn — iras
cibilis und begerunge - concupiscibilis als die nidersten krefte ( Z . 27) bezeichnet werden .
2 Vgl. Sermo LVI n . 558, LW 4 S . 467,8ff.: Dic quod, si virtus aliquid extra respiciat, iam
virtus non est. In gratia patet maior eius nobilitas. Unde excedit virtutem naturalem .
153
Predigt 33
enwâren !. Also ist ez in der sêle: swâ diu gnâde ist und diu minne, dem menschen
sint lîhte ze tuonne alliu götlîchiu werk , und ist ein gewis zeichen , swelhem menschen
swære sint ze tuonne götlîchiu werk, daz da kein gnâde inne ista. Dar umbe sprichet
ein meister3: ich enurteile die liute niht, die guotiu kleit tragent oder wol ezzent, 111, 15
5 ob sie die minne hânt. Ich enhân mich ouch niht groezer, ob ich ein hart leben hân ,
dan ob ich prüeve, daz ich der minne mê hân . Ez ist ein grôz törheit, daz manic
mensche vil vastet und betet und grôziu werk tuot und alle zît aleine ist , daz er niht

1 in bis 3 ist . ] auch hie mit got vnd mit seiner hilffe der gnaden vnd mit der sele vnd
dar ömb wa gnad ist da ist auch mynne wann eines mag an das andern nicht sein wa aber
mynne vnd lieb ist vnd dißer gotlicher smack vnd dise gotförmikeit da ist auch dem men .
schen geringe vnd leicht zo tun vnd zelassen alle gotliche ding vnd wercke N . 1 in ) an
Wo N liebe Wo,N ,OH , den N 2 götlîchiu werk , ] dinc OH , und ] Daz OH ,
gewig N willichen (welhñ N H ) menschen WON 3 sint swer N , ze tuonne hinter
werk , N götlîchiu ] gute Won i nne ) an Wo, fehlt N Dar umbe ] vmb dez
willen N 4 ein meister : ) er N Wo, sant bernhart also hie
N i ch ) Nin e nurteile ]
ne richte WoN, verrichte N niht, die ) mit N . die ?] die do N , ob si OH , tragent ]
an tr. N oder ] ober H , vnd Ni ezzent, ) gezzent N , essent vnd trinckent etc. N .
5 liebe WON ,0H minne vnd lieb N . niht ] mit N grozer, ob ] dester
lieber noch grosser daz N ein fehlt N leben ] lieben Wo, 6 dan ) sundir OH ,
fehlt N ich prunen Ni d az ] ob N . liebe WON N . mê] nie Wo, in N ,
habe etc. N . Ez bis 155 , 1 zornic .] Auß dissem volget das dises ein grosse torheit ist als
manger tut der do vil vastet wachet petet etc. vnd doch da pey sich nicht vast pessert an
seinen siten wan er yst noch alczeit da mit vnd in ym selber vnrichtige zornige gitige vn
fletige N . 6 Ez ] vnd es NWO, manic ] ein OH , 7 alle bis 155 , 1 enbezzert ] alliz
eine wis lebit vnd inbezzerit OH , 7 alleines Wo

i Zum Sonnenvergleich sieh Strauch PBB 49 S. 384,14f.: Mochte die sunne yren schyn
entziehen dem erterich , so wurden alle creaturen zu nicht. ; Pf. S . 583,5ff.: Alsó verstân ich den
schîn der götlichen sunnen , diu allen dingen daz leben gît , . . . ; Par. an . S . 86 ,27 ff .: wan di sonne
ist ein vaz des lichtis und inist daz licht selber nicht, wan si daz in ur hait und guzit ez in alle
creature, wan kein creature geborin noch vollinbracht mochte werdin one helfe des lichtis. . . . dar
umme heizit si daz erste vaz des lichtis , daz si groze dinc wirkit an edilen steinen und an manigin
dingin uf ertriche, daz man godelicher werke craft vindit an den steinen .; vgl. auch oben S . 152
Anm . 4. — Zu S. 153,5 kraft der sunnen , wo statt der kraft OH , dem lichte bieten , vgl. etwa DW 1
S . 329,5f.: Als der sunnen kraft ziuhet daz aller edelste saf von der wurzel ûf in die este und
würket ez ze bluot, nochdenne ist diu kraft der sunnen dar enoben .
? Zu Z . 1ff. vgl. Sermo LVI n. 558, LW 4 S . 467,7f.: Dic quod virtus impossibilia ad possi
bile ( m ) redigit facilitatem . und die dort Anm . 6 zitierte Stelle DW 5 S . 59,12f. (BgT) : Ein heide
nischer meister, Socrates , sprichet, daz tugende machent unmügelîchiu dinc mügelich und ouch
lîht und süeze.; Sermo XXXIV ,1 n . 339, S . 295,12f. – Z . 2 haben OH , dinc statt götlîchiu werk.
Im Hinblick auf 2 . 3 und auf oben S . 153,4f. halte ich götlîchiu werk für ursprünglich .
3 Welcher Meister ? In N , steht sant bernhart statt ein meister. Das Zitat stammt indessen dem
Wortlaute nach gewiß nicht von Bernhard . Vielleicht könnte man aber doch auf Pseudo - Bernhard
Tractatus de statu virtutum , pars tertia : De timore et charitate n . 37, PL 184, 810 verweisen : Iure
ergo caritas dicitur signum , quo discernuntur electi a reprobis. Non enim discerni possunt fide,
aut eleemosynarum largitione, vel scientia , vel ieiuniorum vel vigiliarum affectionibus, vel martyrio :
haec enim sunt communia electis et reprobis. Sola ergo caritas filios dei a filiis gehennae distin
154
Sancti per fidem vicerunt regna
enbezzert sîne site und ist ungeruowic und zornic1. Er solte prüeven , dâ er aller
20 krenkest ane wäre, dâ solte er sînen vlîz zuo kêren , wie er daz überwünde 2. Swenne
er wol geordent ist an sînen siten, swaz er danne tuot, daz behaget gote.
er

Und alsô überwindet man diu rîches.

4 Vgl. oben S. 150,1, 2.

1 site ] s. nicht OH , ungeduldich Wo N Er ] Ez


N p rüeven , ] vor an vnd
czu dem ersten sechen N prufin der mensche OH , dâ ] wa Nd e r ] es N ,
2 crancket Wo, krencgister
N a ne fehlt No w ære, ] ist Wo, were vnd allir gebrech
lichis OH , dâ ] vnd da Ne kêren, ] legen NO wie ] daz Wo N er daz
überw .) er sich da vberwünde vnd peßerte
N u orwunne Wo, 2f. Swenne er ] wann
wenn er also N . 3 erl] der mensche OH , ist ] were N sinen ] allen s. N .
N
danne tuot,] danne dar nach tete d az ] das selbe Ne gote. ] got ganze N . vnserm
herren NWO1 4 Und bis rîche. ] fehlt Wo, N , N , riche Rogemus O riche Bede
wir etc . H ,

guit , .. . O quam dulce et salubre est vinculum caritatis, in qua , affirmante beato Augustino,
pauper dives, sine qua dives pauper est !
i Zu S . 154 ,6 ff. vgl. oben S . 139,2 - 4 und dort Anm . 3. Wie ich in der bezeichneten Anmerkung
gesagt habe, bezieht sich der Rv. oben S . 139,2 wohl auf die vorliegende Textstelle . – S . 154,7 bieten
OH , statt alle — 155, 1 site ] alliz eine wis lebit vnd inb . 8. side nicht, was sicher verderbt und unur.
sprünglich ist und nicht sinnvoller wird dadurch , daß Strauch Par. an . S . 111,18 lebit ausläßt. — Zu
alle zît aleine ist, wie Wo N , richtig überliefern , während der Text von N , seinerseits entstellt ist, aber
-der nie allein ist, Femeint in
alczeit aus der Vorlage doch bewahrt hat ( sieh den Var.-App .) , vgl. DW 5 S. 200 ,10f. (RdU ) : . .. und
waren alles gerne aleine . . . . Gemeint ist also ein Mensch , der viel fastet und betet und große Werke
verrichtet und allzeit allein ist, d . h. als Asket in der Einsamkeit lebt. – Zu S. 154,7f. vgl. unten
S . 161,2 : . . . der niht enhât gewandelt sînen alten site ; .. .
3 Zu Z . 19. vgl. oben S . 140,143 und dort Anm . 2.
3 2 . 3 Und — 4 rîche. fehlt in WoN NĄ, in denen die Predigt keine Schlußwendung aufweist
und kein Bezug mehr auf den zugrunde liegenden Schrifttext genommen wird . Demgegenüber halte ich
den Textschluß in OH , für ursprünglich .

155
PREDIGT 34 (Pf. Nr. XXVII S. 101 – 103)

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S . 286f., Spamer PBB 34 $ . 333, Strauch PBB 49
S. 363f. zu Nr. 45):
B, f. 2541 — 257r; vgl. Strauch PBB 49 S . 363f. Nr. 45 ; 50 S . 238f. (Varianten zu Pfeiffers
Text).
Bag f. 257ra — rb , Fragment = unten S . 160,5 Jeronimus — 161, 3 vroude. + 164,6 Na— 165 ,3 nähe
+ Jeronimu8– 166 , 1 dinc. + 2 Davít - nennent: S (Initiale )ant ieronimus sprichet nieman /
mag von gotte kunste / nemen vnt wisheit er si denn ein / guot mensche der nit hat gewalt / ce
wandelen sin alten sitten / der mag von got nit nemen / kunste wisheit vnt froede | D ( Initiale )auid
sprichet herre erfroewe / min sele wann ich han / si uf erhaben zuo dir du selle muos sich mit
aller crafte / verhaben ober sich selber zů got / vnt muos gezogen werden über | cit vnt über stat
in die witi do I got ist im selber bi vntnach / S (Initiale )ant ieronimus sprichet als das / vnmug.
lichen ist dc ein stein / habe engelsche wisheit also vn /muglichen ist dc dc sich got / imer gebe in
cit oder in citlichen / dingen dauid sprichet Got ist bi allen / dingen die in suochent vnt neſt;
im Var.-App . nicht berücksichtigt.
Bre, f. 1051 — 106v, alte Zhlg.: f. 1035 — 104v ; identifiziert und abgedruckt von Brethauer ,
ZfdA 70 S . 68f.
Ka, enthält mehrere Fragmente :
f. 10vb = unten S . 161, 4 Ich — 7 hêrschaft.: Ich han ez och me gespro/chen dz gottez her .
schaft niht alſlein dar an lit dz er ist herre aller | creature mer sin herschaft lit dar an dz ermohte
schophen tósent welt / vnd er vber den allen swebete / in sime lutern wesene dar in ist / sine
herschaft
f. 16rb = unten S . 164 ,6 NA - 165 ,2 stat: Nu sprichet / dauid herre erfrowe mine selle wan ich
han só vf gehaben / zů dir die sele můz sich mit / aller kraft erhaben óber sich / selber vnd můs
gezogen werden / vber zit vnd óber stat in ewi|keit
f. 16va = unten S . 165,3 Jeronimus - 166, 1 dinc.: wan 8 . jeronimus sprichet alse mogelich
daz ist dz ein stein ha /be engelsche wisheit alse vn /mogelich ist dz sich got iemer / gebe in zit
oder in zitlich dinc
Vgl. Spamer Diss. S. 280 ; im Var.-App. nicht berücksichtigt .
Mai, f. 1541— 155r enthält , eingesprengt in die Predigt 32, die beiden Textstücke unten S . 161,8
‘vrouwet- 166 ,1 dinc. und S . 166 ,6 Daz — 167,4 wärheit.; sieh unten Strg.
N, f. 22 – 23v ; identifiziert von Skutella , ZfdA 71 S . 68f. (Varianten zu Pfeiffers Text).
enthält folgende Textstücke:
f. 144r— v = unten S . 164, 2 Diu — 4 Uzluogende; + 1 Satz + 165 ,1 Diu — 2 breite, + 3 Jero .
nimu8 — 166, 1 dinc.: die sele můss da heyme sin in irem jnni/gesten vnd in jrem (jrem unter
d . Zeile v . and . Hd. nachgetragen ) lotersten vnd nit v88 lůgen dar in dz ewig wort sol gesprochen
werden ( 144v ) die sele můss sich vff erhaben óber sich selber mit allen iren krefften vnd mů88
vff / gezogen werden ober zit vnd ober statt in die witi und in die breite jeronimus / sprichet als
muglich dz ist dz ein stein hab engelsche wisheit also muglich ist / öch dz sich got niemer gebe
in zit oder in zitliche ding
f. 237r = unten S . 168, 1 Gloube— 2 låterste: Glob klebet in dem / lieht der vernünfftikeit
hoffenung klebet in der kriegenden krafft die alle zit / vff krieget in das höhste und in dz lüterste
Identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S . 177 und 198 ; im Var.-App. nicht berück .
sichtigt.
156
Gaudete in domino
Strų f. 43r— 44v = W , f.9r — llv.
Strg enthält wie Maiį, eingesprengt in die Predigt 32 (sieh oben S . 128), zwei Textstücke der vor.
liegenden Predigt :
f. 2210— 222v, alte Zhlg .: f. 218 – 219v (anschließend an oben 8 . 146, 1 inne.) = unten
S . 161, 8 Na - 166 ,1 dinc.
f. 222v , alte Zhlg .: f. 219v (anschließend an oben S . 147, 1 warheit.) = unten S. 166 ,6 Daz
167,4 warheit.
W sieh Stry.
Die Predigt findet sich in den Postillen des Heinrich von Erfurt (HevE ) :
Au , f. 18vb - 20ra .
F f. 311 - 32r, alte Zhlg.: f. 18r — 19r .
Kö, f. 7rbvb.
Mg, f. 19vb - 21ra.
und des Hartung von Erfurt (HavE) :
W , f. 4lva - 42vb .
Vgl. Spamer Diss. S. 143.
Nikolaus von Landau (NvL ) hat folgende Textstücke in seine Predigt Dies festi eius eingebaut:
unten S . 160,1 Gaudete — 2 zît + 161,5 gotes~ 7 wesene: + 160, 5 Jeronimus-- 161,1 mensche.
+ 165, 1 Diu sêle - 3 nahe + 166, 1 'der herre – 3 wärheit'.:
Kjo f. 35rb — va , alte Zhlg.: f. 181rb - va ; vgl. Zuchhold S. 142 Nr. 9 ; identifiziert und abge
druckt von Brethauer , ZfdA 70 S . 69f.
Sto f. 86 — v ; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S . 219.
Ich biete im folgenden den Text des NvL nach Kb mit Hinzufügung der Abweichungen
von Ste in Klammern : alse Sanctus paulus sprichet Gaudelte in domino semper etc. (Gaudete
- etc. fehlt Sto) vrau /went och in ồnserme herren alle zit / Gotdes herschaft lit nit alleine dar /
ane daz er ist ein herre aller creaturen (creatur Sto ) / sunder sin herschaft lit dar an daz / er
mohte ( er nocht m . Sto) schepphen důsent werlete / oder me unde er allez dar obene swe/bende ( er
- swebende) das alles dar vmb ob swebet Sto ) in sime lütern wesene von der | herschaft (herschett
Sto ) wirt der selen vreude ge- gen (gegeben frod Sto) Do von sprichet sanctus jeronimus / daz nie
man mag rehte ( rehte fehlt Sto) vreude ge/haben er en si danne ein gůt mensche / wanne ware
(ware ] wa Sto) vreude ist von gotde / Dar ömme sal die sele sich (sich d . 8. Sto) irheben , mit
allen iren creften übir sich selber / vndesal dannewerden gezogen òbir / zit vnde òbir stat in die wite
vnde / in die breide da got ist ime selbir / bi vnde sich auch der reinen selen / nehet (nehert Sto)
Alse Sanctus Paulus sprichet / Dominus enim prope est (Dominus- est fehlt Sto) Got / vnser
herre der ist nahe (herr ist uns nahen Sto) Alse der propheta / sprichet (also spricht auch der pro
phet Sto ) prope est dominus omnibus inuocantibus eum in ueritate (prope ~ ueritate fehlt Sto)
(18lv ) P8. (fehlt Sto) Got ist nahe allen den die in / ane růffent in der warheide; im Var.-App .
nicht berücksichtigt.
Greiths Traktat enthält in Z , f. 149r — v das Textstück unten S . 161,4 Ich - 7 hêrschaft.: Es
sprichet ain maister das / gottes herschaft nit alleine | dar an lit das er ist herre / aller crea
turen (149v) Sunder sin herschaft lit dar / an das er mohti schophen tusſent welt vnd er ober
den allen über swebende ist in / sinem lutern wesen vnd dar / inne ist sin herschafte . Das
Textstück fehlt in G , ( = Greith ) und M ,; vgl. Seitz S . 39 und S.62 XXXIV 76 ; im Var.- App.
nicht berücksichtigt.
Filiation der Hss. (sieh Quint $ . 287 – 290, Brethauer ZfdA 70 S . 70) : Wie ich a . a . O . S. 287
gesagt habe, stellen sich die Postillentexte zusammen mit B , gegen Stri(Wi). Ich habe dort S. 287 – 289

167
Predigt 34
eine Liste von Textstellen vorgeführt, an denen sich der Gegensatz zwischen Strị, zu dem sich im
allgemeinen die Fragmente Str,Mai, (und Bag) gesellen , und B ,, mit dem die Texte von Bre ,
und N , wie die Postillentexte näher verwandt sind, deutlich ausspricht. Ich verweise hier insbeson
dere auf die Varianten zu S . 160,3 bekant; 161, 1 vroude,; 3 Nů sprichet er; 7 då enboben allez ; 162, 1
Daz erste ; 3 in dem herren !'; 4 und — er :; 163,2 und — 3 'ensorget; 580 — vüeget.; 164, 1 innigesten ,;
5 ist: — be'.; 6 Úz.; 165 , 2 undbreite ,; 3 verre; 166 ,3 und — wârheit'.; 4 Waz istwärheit? ; 5 noch - geist,;
167,4 Her — 6 und ; 168 ,2 warheit.; 4 Der — 169,5 Āmen . Wie Brethauer a.a .O . bereits richtig ver
mutet hat, ist der Text von Bre , wohl am engsten mit B , verwandt, wofür insbesondere die Über
einstimmung der beiden Texte an den folgenden Stellen zeugt: S. 161, 2 site ; ] site und wandelunge
Bre, sidden und wandelunge B , ; 167, 1 in dem munde, ] in dyn hertze B ,Bre,Köz; 2 und sunder
Hss. der Postille dekat ) ist HevEHave iss gegenüber den andento
bedahtheit. ] vnd sunder bedecket (bedacket Bre,) B Brez. – Die Postillentexte stimmen im ganzen
gut zu B , Bre ,Ng, setzen sich aber doch stellenweise gegenüber den anderen Texten ab , so : S . 167,2
ist? ] heizzet HevEHavE ; 3 hât] ist HevEHavE ; 168, 3 wortes HevEHavE ] menschen Str , B ,Brez.
Was die Hss. der Postille des Heinrich von Erfurt betrifft, so ist die verwandtschaftliche Bin
dung unter ihnen genau so geartet wie in DW 1 Predigt 20 b (sieh dort S. 340), d. h . Kö,Mg, ge
hören enger zusammen gegenüber F ,Auị, wie der Var.-App. etwa an folgenden Stellen erkennen
läßt, an denen sich der Text der Postille des Hartung von Erfurt W , meist zu Kö, M ,3 gesellt :
S . 161, 1 Der — 2 mensche, fehlt Kö,M3W , (Hom .); 5 herre ] ein h . F , Auz; 6 mêr : ) sunder F Au,
wen Kö,M33Wz; schepfen ] machen Kö,M3,W2; 162,3 wörtelin : fehlt Kö, M ,3W3; 163,5 hie — 164, 1
iu fehlt Kö,M33W3; 166 ,1 hie ] euch F Auz; 2 in lobent ] in in gelaůbent vnd lobent F , Au .
Sehr deutlich verrät sich die engere Bindung von W , (= HavE ) an den Text von M33 ( = HevE )
etwa an folgenden Stellen : S. 160, 3 b 2— 4 vlêheliche'. ] si sînt (sein W3) geistlich oder fleisclich
M23W ; 161,2 derl] wanne wer M33W3; 4 Er - herren '. fehlt M3Wz; 5 herre aller ] vber alle
M33W3; 162, 1 niht — 2 in ' ] nicht (mit nichte Wz) ablassen (abelassen sal W3) sunder suchen in im
( sunder in ym sal man suchen W3) M33W3; 164, 1 då heime] dorinne M33W3; 166,2 in spr. und in
nennent] im wolsprechen vnd in nemen (nennen W2) M2,W2; 167,1 int ] mit M2,Wg. Der Wg- Text ist,
wie ich in Quint S. 289 bereits festgestellt habe, von allen Postillentexten der schlechteste , von vielen
Texterweiterungen durchsetzt, vgl. seine Varianten zu folgenden Stellen : S . 162 ,3 in sinem inni.
gesten ; sinem ersten , - 4 niemanne.; 163,2 sunder — 3 nähe !'; 3 Von – 5 Dar umbe; 164,1 unserm
innigesten ,; und — 3 allez ; 167,7 bekant; 169,2 genuoc. Wiederum ist Kö, der schlechtere Text gegen
über M23; insbesondere weist Kö, eine Reihe von Textlücken auf, die ich in Quint S. 289 be
reits verzeichnet habe, sieh den Var.-App . zu S . 161,4 mêr :- herren '. fehlt ; 163,4 doch - 5 vüeget.
fehlt ; 164, 1 o6 — 6 oz. fehlt ; 165, 1 über — 2 stat fehlt ; 2 dâ — 166, 3 nenne, fehlt .
Was die Textexzerpte betrifft , so wurde schon vermerkt, daß StrgMai, und, soweit seine Kürze
ein Urteil zuläßt, auch Bag enger mit Str, ( W ) als mit den übrigen Texten verwandt sind ; ich
verweise für Str,Mai, auf die Stellen S . 162, 1 Daz êrste ] Daz eine Str ,Str ,Mai, ; üzerhalp Str Str Main;
3 in dem herren !' fehlt Str Str ,Maij ; 4 und — er : ] und ir wesen nement. Daz (Daz ] das er Str,Mai,)
sprichet Str,Str,Maiz ; 163,2 und — 3 ‘ensorget ] und über zit. Dar nâch sprichet (sprach StrzMai ) er
' ensorget Str ,Str ,Maij ; 164,1 innigesten ,] innigisten då wil got (g.] er Str ,Mai,) bê uns sin , Str, Str,Main ;
5 ist: bi'. ] des wortelins, daz er sprichet 'bi'. Str,Str ,Mai, ; 6 üz. ] üz, er blibet alzemâle bi (bi] in
Str Maiſ fehlt Stry) im selber . Str,StrzMain; 165 ,2 und breite, fehlt Str,Str,Mai . — Für Bag
verweise ich auf S. 165,1 ir fehlt Str,Ba,Kaz; 2 unde— breite, fehlt Str,Str ,Mai, Ba Kay. — Auch die
Kay-Exzerpte stellen sich zu Str (W ), wie an folgenden Stellen erkennbar wird : S . 161,7 då en
boben allez ] obe den allen Str,Kaz; 165, 1 ir fehlt Str,Ka ,Bag. — Hingegen gehört S , mit seinen Text
exzerpten zur B ,-Gruppe, wie insbesondere aus folgender Stelle deutlich wird : S. 165 ,2 und in
die breite S, B ,Bre,N ,HevEHavE ] fehlt Str Str Mai,Ba,Kaz: — Nicht nur an der zuletzt genannten ,
sondern auch an weiteren Stellen stimmen die Exzerpte, die Nikolaus von Landau der vorlie
genden Predigt entnahm , zur B , -Gruppe gegen Strì, sieh : S. 161,7 då enboben allez ] allez dar
obene NvL obe den allen Strz; 165, 1 ir ] iren (creften ) NvL fehlt Stry; 2 und2_ breite, NvL ] fehlt
Stry. — Das kurze Z -Exzerpt wiederum scheint sich zu Str, zu stellen , sieh S . 161, 7 då enboben
allez ] obe (ober Z .) den allen Str ,Z4.

158
Gaudete in domino
Textkonstituierung (sieh Quint S . 290) : Wie ich a .a . O . bereits ausgeführt habe, ist der Text von
Str, (W ) und damit auch der Text Pfeiffers am Schluß deutlich fragmentarisch ; denn nicht nur
bietet er keinerlei Schlußwendung der Predigt, er läßt vielmehr auch die Ausführungen über die dritte
der drei göttlichen Tugenden, über die Liebe, vermissen, die zwangsläufig hinzugehören und denn
auch richtig von B ,Bre,HevEW , geboten werden . In N , allerdings fehlen die Ausführungen über
die drei göttlichen Tugenden ganz, da N , unten S . 168, 1 Gloube — 169,2 genuoc. ausgelassen hat.
Sicher aber gehören sie zum ursprünglichen Textbestand der Predigt, sieh unten S. 168 Anm . 1.
Ebenso sicher aber weist Str ,(W ) und Pfeiffers Text noch weitere Textlücken auf, die mit Hilfe
der übrigen hsl. Überlieferung geschlossen werden können und müssen . Wie ich a.a .O . schon vor.
geschlagen habe, wählte ich als Textgrundlage für die Neuausgabe den Text von B , und habe ich
den Text unter Zuhilfenahme der gesamten hsl. Überlieferung konstituiert, wobei ich der Überein
stimmung von Vertretern der großen B Gruppe mit Str (Str,Mai,) erhöhte Bedeutung zumaß .
Das hinderte nicht, daß ich in einem Falle , u . zw . unten S . 168,3 , der Variante wortes der Postillen
texte den Vorzug gab gegenüber menschen in Str, B ,Brej, sieh unten S. 168 Anm . 3 . Der Text der
Predigt ist im ganzen gut überliefert.
Echtheit : Hsl.Bezeugung in Str , sieh im Eingang des Variantenapparates.Der Rückverweis in Predigt 11,
DW1S. 178, 1 dürfte sich mit ziemlicher Sicherheit auf die Stelle unten S . 163, 1 f. beziehen , wie sich der
Rückverweis unten S . 168,3 eindeutig auf die Stelle oben S . 143,5 der sicher echten Predigt 32
bezieht. Für die Echtheit der vorliegenden Predigt spricht aber weiterhin die Tatsache, daß die
Ausführungen über die drei Kräfte der Seele unten S. 168, 1 ff., in denen der Rückverweis steht,
mit denen der Predigt 32, oben S . 141,5ff. weitgehend übereinstimmen . Daß man die beiden Pre
digten in enger Beziehung zueinander gesehen und als vom selben Autor stammend angesehen hat,
zeigt weiterhin der Umstand, daß in Strz(Main) zwei Textstücke der vorliegenden Predigt in den
Text der Predigt 32 eingesprengt sind, sieh oben S . 157 und S . 128 zu Strg. Darüber hinaus
finden sich aber auch sonst inhaltliche und textliche Übereinstimmungen mit echten deutschen
und lateinischen Texten , sieh etwa unten S. 161 Anm . 2 (DW 1 $ . 347,5ff.) ; S . 165 Anm . 1 (DW 1
S . 121, 10f. ; 363, 10f.); S. 166 Anm . 2 (DW1 S. 304,4 ); S . 167 Anm . 1 (DW 1 S . 376,8ff.). – S. 164
Anm . 1 (LW 4 S . 98, 10f.; 227,7f.) ; S . 165 Anm . 1 (LW 4 S. 287,1f.). — Auch die Diktion der
Predigt ist Eckhartisch ; sie weist unten S. 161,4 ff. hyperbolischen , S . 162, 1, 3f.; 164,3f. anti
thetischen Ausdruck auf. S . 166 , 6 ff. findet sich ein für Eckhart charakteristischer Vergleich .
Echt Eckhartisch dürften auch die etwas zugespitzten Auslassungen über den sun als die wärheit
unten S . 166,4ff. sein , ebenso wie die Formulierung des angeblichen Hieronymus- Zitats unten
S. 165 ,3ff.

Der Aufbau der Predigt ist hier ganz ausgeprägt der der Homilie, d . h . Eckhart exegesiert
die einzelnen Bestandteile des Textes aus dem Philipper-Brief Wort für Wort ganz durch und erhält
ilipper:Briefhoe om
auf diese Weise die Gliederung seiner Predigt in folgende Abschnitte: 1. 'vrouwet iuch !' (160,5 —
161, 3 ) — 2 . 'in dem herren !' (161,3 — 7) — 3 . 'in dem herren !' (161,8 - 162,4 ) – 3 a . 'in dem herren '
( 162,1 — 2) — 3b. 'in dem hérren !' (162,2 — 4 ) — 4 . 'alle zit ! ' ( 162,4 — 163,2 ) — 5. fensorget niht mê'
( 163,3 — 5 ) — 6 . 'der herre ist hie bi iu nähe !' ( 163,5 — 166 ,2 ). Hier schaltet Eckhart nun einen andern ,
2. ein unulus Texte und v
verwandten Schrifttext, Ps. 144, 18, ein und interpretiert 7 . das daraus entnommene 'in der warheit
(166,2 — 167,5 ), um dann wieder zum Paulus- Text zurückzukehren : 8 . 'iuwer gedanke sin bekant
bi dem herren !' ( 167,6 – 168,5 ) — 9 . 'dankbærliche und vlêheliche' (168,6 — 169,2).

159
Gaudete in domino, iterum gaudete etc. 101, 25

Sant Paulus sprichet: 'vrouwet iuch in dem herren alle zît und ensorget niht
mê; der herre ist hie bî; iuwer gedanke die sîn bekant bî gote dankbærlîche oder
vlêhelîche'l.
5 Nû sprichet er: ‘vrouwet iuch !' Jeronimus: sprichet: nieman enmac von

1; 2 ff.; 4. Vgl. Phil. 4,4 : Gaudete in Domino semper : iterum dico gaudete . 5 : . .. Dominus prope
est. 6 : Nihil solliciti sitis : sed in omni oratione, et obsecratione, cum gratiarum actione petitiones
vestrae innotescant apud Deum ; vgl. auch unten S . 161,3f., 4 , 8 ; 162,3, 4f.; 163,2, 3, 5 f.; 164,4 , 5 ;
166, 1f.; 167,6, 7 ; 168,6 f.; 169,3f.

Zuweisungen : S'<er )mo m (agist> ri Ekhardi. (hinterdem lat. Schrifttext) Str, f.43r (W , f.9r )
Überschriften : Dominica iiiita in adventu domini epistula pauli ad philipő N . vber / die
episteln auf (auf den Auı) vierden Sontag in dem aduent F ,Au, Der virto suntag di eple / pauli ind?
aduent M 32 D ( Initiale )i virde mittewoche in də advent, auf d . Rand : Feria IIIIa / paulus Kö ,
1 Gaudete bis etc. fehlt B , Bre, N HevEW , 2 den Au , herren )hertzen Str 3 mê;]
wanne N , mir wen W , der] vnser N , hie bis gedanke) na vwern gedankin N , hie bî iuwern
gedanken PfStr, Kö, hie bey euch der herre gedenck Au h ie bî; ] noen W , bî; fehlt Mys
iuwer ] vnde uwere B , vnd alle ewer W , alle euwer M 38 die ] si Au , vnd N , sint Pf u .
alle H88 . bekant ] yeme b . B , Bre,Kö,M33W , fehlt Ng bia bis 4 vlêhelîche'. ] si sint ( sein W )
geistlich oder fleisclich M ,3W 3 dank ’lich Kö, danclîche PfStr 3f. oder vlêhelîche'. fehlt Kö,
3 oder ) unde PfStr 4 vlêheliche'. ] vlêglîche PfStr, frolichen Au 5 Nû spr. ] Nvmerkt
her spr. W , iuch !' ) iuch in dem herren (herzen Stri) alle zit .' PfStr , uch ingote vnd ensorgit
nicht N , Jeronimus bis 161, 1 vroude, ] Nu spricht sant jeronymus daz nymant mak von gote
freude noch kunst genemen W 5 Sanctus jeronimus HevEW , enmac ] man Aui

1 Der Schrifttext ist der Epistel des dritten Adventssonntags entnommen . Er steht auch im Introitus
desselben Sonntags, wenngleich leicht verkürzt . Im alten Dominikaner-Missale findet er sich am dritten
Adventssonntag nur im Introitus, während er am vierten Adventssonntag in der Epistel steht; sieh
oben die Überschriften in N , F , Au KözM33. — Es ist 0 . w . klar, daß Pfeiffers Interpunktion
S . 101,27 . ..hie bî iuwern gedanken , die sint etc. falsch ist und daß es oben Z . 3 nicht sint, wie alle
H88 . und Pf haben , sondern sîn heißen muß entsprechend dem Konjunktiv des lat. Schrifttextes:
innotescant. Eckhart zitiert den Schrifttext, wie oft, recht frei: iuwer gedanke ist offenbar Entsprechung
zu petitiones vestrae , dankbærlîche soll wohl cum gratiarum actione wiedergeben , könnte allerdings
auch Entsprechung von in omi oratione sein , wie vlêhelîche offenbar dem et obsecratione entsprechen
soll. Übersetzung : „ . . . eure Gedanken mögen bei Gott erkannt werden , sei's in Danksagung oder in
flehentlicher Bitte" .
? Ich habe das Zitat bei Hieronymus nicht nachweisen können .
160
Gaudete in domino

30 gote genemen kunst, wîsheit und vroude, er ensî denne ein guot mensche. Der
enist niht ein guot mensche, der niht enhât gewandelt sînen alten site ; der enmac
niht von gote genemen kunst, wîsheit und vroudel. – Nû sprichet er: ‘vröuwet iuch
in dem herren ! Er ensprach niht : in unserm herren , mêr: 'in dém herren ’. Ich hân
35 ez mê gesprochen, daz gotes hêrschaft niht aleine dar ane liget , daz er ist herre aller 5
créatûren , mêr: sîn hêrschaft liget dar ane, daz er möhte schepfen tûsent werlte und
er dâ enboben allez überswebete in sînem lûtern wesene : dar inne ist sîn hêrschaft .
Nû sprichet er: ‘vrouwet iuch in dem herren !' Dâ merken wir zwei wörtelîn 3.

3f. ; 4 ; 8 Sieh oben S. 160, 1 , 2 .

1 nemen von g. FjAu wîsheit ] vnd w . F Au , fehlt M33 und ] noch M 33


vroude, ] êren Pf ern Str , denne fehlt B , Bre,Kö, ein v . and . Hd. über d . Zeile Bre,
guot ] fromer W , Der bis 2 mensche, hinter 2 synē altin sechin N , fehlt Kö,M33W , (Hom .)
2 der?] adir wer N , wanne wer M33W , gew . h . Au Kö,M33W , sine aldin setyn Kö, M 33W , sein
t on B ,
sprico )] nnoch
his hervu wisheit
alt sytten FjAu site ; ] site vnd wandelunge Bre, (sin alden ) sidden vnd wandelunge
der ? ] vnd d . FjAu Kö, vnd N , 3 von g. nicht N niht fehlt Stri
w . Kö,M33W , vnd w . Au, und ] noch M 32W , oder F .Kö N , Nû sprichet er: ]
Zem andern mâle daz er sprichet PfStr 4 herren !' ] hertzen Strı Er bis herren ’. fehlt M33W ,
( Hom .) ensprach ] spricht N Bre,Kö, Au , enspricht Fı mêr: bis herren ’. fehlt N2Köy (Hom .)
mer: ] sunder F Au , 5 ez ] ez ouch N , W herre ist Köp herre ] ein h . F Au N ,
herre aller ] vber alle M33W
M 33 ,de ap6 he
mêr:
r we]ldsunder B , N und
, F ,Au, wen Kö, M 33W , schepfen ] machen
Kö,M33W , werlte ] werlde ap her weldee WW ,; unum bis 7 überswebete ] vnd das her alles dor
vber swebende ist W 7 er då enboben ] dar vber Heve fehlt BB,, Bre
e err fehlt N , ww
Bre,N: gweben
då. enboben
allez ] obe den allen PfStri v ber swebende Str , B , Bre,Kö vber swebende ist M 33W , swebend
F , swebet Au, obir swemede Ng wesende Str, dar ] vnd d. W inne) vmb F ,Au , inne
korr . v . and . Hd. zu vmme M33 8 Nû bis er: ] vnd hat si grossi fröd als paulus sprichet
StrzMai Nû ] Dâ PfStri e r: fehlt W , herren !' ] herren alle zeit vnd sorgent in
ime Str , Mai Dâ ] Hie PfStor Str , Mai, dor ane Na merken wir ] merk dir Au, merce
( Zeilenende) Kö, merke ich N , wort NzM33W , vorteyl Kö

i Zu 2 . 1 ff. vgl. etwa oben S . 138,5ff. und 139, 1 ff. und dort Anm . 3 .
2 Zu Z . 4 ff. vgl. Pf. S . 94,28ff.: War umbe heizet er herre ? Dar umbe, daz er uns erfülle . . . .
Hérschaft brüevet man an drin puncten . Daz eine, daz er rîch ist. Rich ist daz daz allez hât sunder
dekeinen gebresten . Dar umbe ist eigenlich niht rîche denne got alleine, der einvalteclichen alliu
dinc in ime beslozzen hât. Dar umbe mag er alzemâle geben : daz ist der ander punct der rîcheit .
Ein meister sprichet, daz got sich selber veil trage allen crêatûren, ein ieglich gevâhe sô vil si welle.
Ich halte es für möglich , daß sich der Rv. Z . 4f. auf die vorgeführte Stelle bezieht. Bange S. 249
Anm . 206 verweist auf Denifle Arch . II 553,2ff. ( = In Gen . I n . 6 , LW 1 S. 189, 13ff.) : Sic ergo
creavit caelum et terram in principio, id est in intellectu . Et hoc contra eos, qui dicunt creare deum
et producere res ex necessitate naturae (sieh auch dort Anm . 6). Unter Aufführung der Textstelle
der vorliegenden Predigt oben 2 . 4 — 7 sagt Bange: „ Der Gedanke der Freiheit Gottes in der Schöp
fung wird auch in der 27. Predigt klar ausgesprochen .“ – Zu Z .6f. vgl. DW 1 S . 347,5ff.: Lucas
sprichet: 'ein mensche'. Er ist ein und ist ein mensche, und er ist niemanne glîch und ist über al
überswebende. und die dort Anm . 3 verzeichneten Stellen zu überswebende.
3 Mit zwei wörtelîn sind deutlich zwei Meinungen , zweierlei Sinn des 'vröuwet iuch in dem
herren !' gemeint, die im folgenden dargelegt werden , indem der Akzent innerhalb des Schriftwortes ein
mal auf in und das zweite Mal auf herren gelegt wird . S. 162,1f. besagt, daß man sich in dem Herren
freuen soll, immerfort in ihm verbleibend, und ihn nicht außerhalb seiner im Erkennen und in der
11 Edhart, 9 2 161
Predigt 34
Daz êrste ist, daz man allez inneblîbende sî ' ín dem herren ' und niht ûzer im ensuoche 102,5
in bekantnisse und in luste dan aleine ist sich vröuwende in dem herren. Daz ander
wörtelîn : ‘vrouwet iuch in dem hérren !', in sînem innigesten und in sînem ersten , dâ
alliu dinc von enpfâhent und er von niemanne. — Nû sprichet er : ‘vrouwet iuch in dem
5 herren álle zît! Die meister sprechent, daz niht enmügen zwÔ stunden mit einander

3; 4f. Sieh oben S. 160,1, 2.


1 Daz êrste ] Daz eine PfStr StrgMai ist, fehlt PfStr inne blîbe PfStr , B , N , inne beliben
Str,Mai, in beleibet Aui sî fehlt PfStr Str ,Mai B , nihtbis 2 in ' ] nit ensuchen ußer yem noch
ensehe in B , nicht (mit nichte W2) ablassen (abelassen sal W3) sunder suchen in im ( sunder in
ym sal man suchen W ) M33W , 1 ûzerhalp PfStr, StrzMai, vz N F Au , im ensuoche ]
er sůche Str Mai ensuoche] i suchte Bre, vnd in suchin Kö, vnd in such Fı vnd in
sücht Au 2 und ] noch PfStri g eluste PfStr Str ,Mai, lvsten KöjM23W dan
bis vröuwende ] sich allaine fräwen StrzMai, aleine bis in ” ] alle seine freude sein sal in
W , aleine ] allē M 32 ist ] in PfStr, B , Bre, N , fehlt Kö, M 33 vroude Kö, freuen
M23Au , Daz bis 3 herren !' fehlt Au , (Hom .). 3 wörtelîn : ] wort N , wortelîn daz
ist PfStr , vmme das her spricht W , fehlt Kö,M33W , ‘vrouwet fehlt N , in dem
herren !' fehlt PfStr, StrzMaii (Hom .) in sînem innigesten ] Das ist so her spreche ir solt euch
sunderlich vrewen in den ynnersten W , innersten N , ynne geyste Kö, innegeisten M 38 sînem
êrsten , bis 4 niemanno. ] den ersten dyngen in den alle menschen freude enphoen mogen
vnd her von nymande nicht lost noch freude enphoon mak wen alle lust kunst vnd freude
alleyne ous ym flouset W , 3 in : fehlt Bre, 4 von ) vreude von Pf von im Heve
und bis er: ) und ir (Pf. S . 687) wesen nement. Daz (Daz ] das er Str ,Maij) sprichet PfStr Str Main
und bis niemanne. ] vnd von nymande sint N , sprichet ] schribt Kö 4f. in dem
herren fehlt PfStri 5 zît!' ] zit das ist one zit B , Die bis 163,1 tage. fehlt PfStr, StrzMai;
niht bis 163,1 tage. ] nicht czwire czeit noch czwyne tage mit en ander gesein W , zwÔ ] zu
Auj

Lust suche. S . 162,2ff. ist dann als zweites wörtelîn, als zweiter Sinn , ausgeführt, daß man sich freuen
solle im Herrn , in seinem Innersten und Ersten , von dem alle Dinge empfangen , während er selbst von
niemand empfängt und eben darin sein Herrentum begründet liegt. — Zu S . 162, 3 dâ — 4 niemanne. vgl.
Sermo LIV ,2 n . 533, LW 4 S . 449,5f.: Dominus nomen est primi influentis, in quod nihil, sed ipsum
omnia et omnibus. und dort Anm . 4 . Es wird o . w . deutlich , daß der Text Pfeiffers zu 2 . 3f. dâ
alliu dinc vreude von enpfâhent und ir wesen nement., der sich auf Strı( W ) (und StrzMaij) stützt,
gegenüber dem der B ,-Gruppe unursprünglich sein muß , da er den Gedanken des Herrentums nicht
in der entsprechenden Prägnanz zum Ausdruck bringt. Pfeiffer hat den Str ,- Text dâ alliu dinc
von enpfâhent mißverstanden und hinter von deshalb vreude konjiziert. Er verkannte, daß von
zum voraufgehenden då gehört: „ . . . von dem (oder: wovon ) alle Dinge empfangen , während er von
niemand empfängt“ . Die Postillentexte bieten von im enpfâhent. Ich habe in Quint S . 291 zu
102,8 dieses im aufgenommen , halte aber jetzt den Text von B , Bre, N , für ursprünglich , in dem das
im fehlt. Mit und ohne im behält der Satz den gleichen Sinn , wenn auch ein wenig nuanciert. — Wie
man 0 . w . erkennt, verfolgt Eckhart in der vorliegenden Predigt das Prinzip der alten Homilie,
d . h . er exegesiert die einzelnen Bestandteile des Schrifttextes hintereinander: 'vröuwet iuch !' S . 160,5ff.;
‘in dem herren !' S . 161,3ff.; 'in dem h .' S . 162,1f.; 'hérren !' S . 162,2ff.; ‘alle zît !' S . 162,4ff.; 'ensorget
niht mê' S. 163,3ff.; 'der herre ist hie bî iu nâhe !' S. 163,5ff .; 'iuwer gedanke sîn bekant bî dem
herren !' S . 167,6ff. Sieh oben S . 159. — Zu S . 162, 3 êrsten vgl. DW 1 S . 302,7 : . . . in den vater, in den
grunt, in daz êrste, dân der sun wesen inne hât, .. .
162
Gaudete in domino
10 gesîn noch zwêne tage . Sant Augustínus sprichet : der vrouwet sich alle zît, der
sich vröuwet sunder zît, und er sprichet: ‘vrouwet iuch alle zît!', daz ist über zît ,
und ' ensorget niht mê; der herre ist hie bî und ist nâhe !' Von nôt muoz diu sêle lâzen
alle sorge, diu sich vrouwen sol in dem herren , doch ze dem minsten in der stunde,
sô si sich ze gote vüeget. Dar umbe sprichet er: 'ensorget niht; der herre ist hie bî 5
2 Sieh oben S. 160,1, 2. 3 ; 5 f. Sieh oben S . 160,2f.

1 sin n. zw . dage sin B, Dar (hier StryMaij) ûf sprichet Augustinus (sanctus aug. Str,Mai,)
PfStr StrzMaii Sant fehlt Ng zît ,] tag Au 2 sunder bis 3 nâhe!' ] Her mit namen
frewet euch alle czeit Das meint sam her spreche boben alle czeit sult ir euch frewen vnd sult nymme
sorgen rechte sam her spreche Jr habet eyne grosse sache das ir euch nu frewen sult vnd ensult jach
nymme sorgen wenne worvmme der herre ist hi bei vnd ist vns gar noen W , 2 und bis 3 ' on
sorget ] und über zît . Dar nâch sprichet (sprach StrzMaii) er 'ensorget PfStr ,StrzMai 2 und
bis zît !' fehlt Bre, (Hom .) und fehlt M 33 er fehlt Au 'vrouwet ] erfrewet Fı ir vr.
Kö,Au alle zît !' ] in vnsern hern N , daz bis zît,” ] daz loben zeit ist Au bobin N ,
F ,Kö, M 33 3 n . mê; ) nimmer M3Kö, und ist nahe!' fehlt N , ist hie n .' PfStr, Von bis 5 Dar
umbe ] vnd dorvmme so mus di sele eynes fromen menschen lassen von allen sorgen vnd sun
derlich di di begern czu frewen in dem herren vnd io czum mynsten in den stunden so sich di
sele fugen wil czu vnserm herren in der czeit so her sich czu ir neet mit seinen gnaden vnd
dorvmme W , 4 sich vrouwen ] schowen Str ,Mai dem ? ] vnseme N , fehlt Str ,Bre, doch bis
5 vüeget. fehlt Kö, 4 demº fehlt F . i. d . stunde, fehlt Pf 5 sô bis vüeget. ] sô si (si fehlt Str,) ze
gote gefüeget ist. PfStr Str Mai so sich got zu fuget Au , Dar ] Hier Str ,Mai, so spr. W ,
sprach Str Mai, niht; ] niht mêr : PfStr ,Auy herre fehlt N , hie bis 164,1 iu fehlt Kö,M33W ,

1 Welche Meister Eckhart hier im Auge hat, weiß ich nicht. Sinn des Satzes ist, daß alle zît nicht
durch Summierung von Einzelzeiträumen , etwa von Stunden oder Tagen, zustande kommen kann, da
diese Einzelzeiten nie gleichzeitig existieren , also auch nicht summiert werden können , um den von
Eckhart gemeinten Begriff alle zît zu erreichen , der vielmehr nur außerhalb und über der Zeit realisier
bar ist, wie das anschließende angebliche Augustinus-Zitat besagt . Ähnlich Augustinus Confess . XI
c. 13 n . 16 (ed . Skutella S. 275 ,2ff.): anni tui dies unus, et dies tuus non cotidie, sed hodie , quia
hodiernus tuus non cedit crastino ; neque enim succedit hesterno . hodiernus tuus aeternitas : ideo
coaeternum genuisti, cui dixisti: ego hodie genui te. omnia tempora tu fecisti et ante omnia
tempora tu es,nec aliquo tempore non erat tempus. Vgl. Tractatus super Oratione Dominica n . 14 , LW 5
S. 123,6ff. und dort Anm . 2 ; In Ioh . n . 54 , LW 3 S. 46 ,3ff .: . . . Psalmus : 'mutabis eos et mutabun
tur, tu autem idem ipse es, et anni tui', id est annorum et temporum rationes, 'non deficient',
nec 'transibunt'. Sunt enim » anni sine annisa, ut ait Augustinus . . . (sieh dort Anm . 3 ).
? Zu 2 . 1f. vgl. DW 1 S. 178,1ff.: Ich sprach einest : der envrouwet sich niht alle zît ,
der sich vröuwet in der zît. Sant Paulus sprichet : ‘vrouwet iuch in gote alle zît'. Der vrouwet
sich alle zît , der sich vrouwet über zît und ûzer der zît. Wie man sieht, ist der mit der vorliegenden
Stelle sehr genau übereinstimmende Text nicht als Augustinus-Zitat bezeichnet. Ich habe ihn bei Augu
stinus denn auch nicht nachweisen können . Der Rv . bezieht sich jedoch mit ziemlicher Sicherheit auf die
Stelle der vorliegenden Predigt , wie ich a .a . 0 . Anm . 1 vermerkt habe; vgl. auch DW 1 S . 316 ,4f.: Swenne
ich spriche alle zît, sô meine ich oben zît, mêr : allez hie oben , als ich nû sprach , dâ weder hie noch
nû enist. und dort Anm . 2; Sermo XXXIV , 1 n . 339, LW 4 S . 296 ,4 : semper servit, qui in non -tem
pore servit . und dort Anm . 2 ; unten S . 215 , 1 ; 219,4 ff.: Dâ geschihet diu geburt, da wirt der sun
geborn . Diu geburt engeschihet niht eines in dem jâre noch eines in dem mânôte noch eines in dem
tage, mêr : alle zît , daz ist obe zît in der wîte, dân noch hie noch nû enist, noch natûre noch gedanke. ;
vgl. Pahncke Diss. S .61 unter 1 sowie S . 32 und dort Anm . 1; Sermo X n . 110, LW 4 S . 103, 3f.: Est. Alia
littera habet erit, et plus consonat.Nota quod gaudium illud sempermanet, unde ait est.und dort Anm . 2 .
163
Predigt 34
iu nâhe!', daz ist : in unserm innigesten , ob er uns då heime vindet und niht diu sêle 102,15
ûzgegangen enist sponzieren mit den vünf sinnen . Diu sêle muoz dâ heime sîn in irm
innigesten und in dem hæhsten und in irm lûtersten und allez inneblíbende und niht
ûzluogende; dâ ‘ist got bî und got ist nâhe' l.
Der ander sin ist: 'der herre ist bî'?. Er ist bî im selben und engât niht verre 20
ûz. Nû sprichet Dâvît : 'herre, ervröuwe mîne sêle , wan ich hân sie ûfgehaben ze

4 ; 5 Sieh oben S. 160,3. 6f. Ps. 85,4 : laetifica animam servi tui, quoniam ad te
Domine animam meam levavi.

N ,HevEW , indicate unserm innigesten fehlt


1 iu ) und ist PfStr, Str ,Mai, fehlt Au
in fehlt F Au
nâhe !' fehlt StrgMai daz ist: fehlt Str ,Mai, B , Bre,
unserm innigesten , ] dem aller ynnersten vnsers gemuttes dorynne
or Sem ber vns vnd W ,
sucht her vns vnd W , innigesten , ] innerstin N , ynne Kö, ingeisten M33 innigisten dâ wil got (got ]
er StrzMai ) bî uns sîn , PfStr ,StrzMai ob bis 6 ûz. fehlt Kö, 1 dâ heime] dorinne M23W ,
und bis 3 allez ] so wirt her mit vns essen das obunt essen vnd ap di sele anders nicht ous ge
gangen ist noch irre lvst spacziren vnd alles W . 1 und bis sêle ] vnd das di sele nicht M 33
sêle ] sele die B , 2 ist ûz geg. PfStr, StrzMai, spatzieren Str ,Mai, spacire N , mit den ] vber
micz dy Bre , vber not di M 33 durch die F , durch ir Au s inne Bre ,F , Au M23 sîn ] sein mit ir
fünf sinne vnd StrzMai in ) vnd Au 3 innigesten ] ingeisten M 33 aller Jnnigesten B , inweni
gestin Ng und in d . h . fehlt PfStr,Bre, F ,Au, (Hom .) in irm h . vnd l. StrzMain i n fehlt Au ,
in irm fehlt Str,Mai; innebl. ] in im beleibende Str Mai; niht ] da nit Mai, 4 ûzluogende; ]
vz suchende N , ous enluget W , ûz fliegende Pf vz ligende Stri d â bis nâhe’. ] Bei der sele ist
got der herre noen W 4 got ist ] ist got PfStr , fehlt N StrzMai Au M23 nâhe'.] nahent
M 33Au 5 ist : bis bî'. ] des wortelîns, daz er sprichet 'bî'. PfStr StrzMai ist: ) ymme
daz her spricht W , fehlt M 32 herre der ist B , W , bî'. ] hy by Bre, N , F , Au M33W ,
Er ] Das meint der herre W , im selber bei StrzMai 6 ûz. ] in N , fehlt F ,Au¡M33W ,
ûz, er blîbet alzemâle bî (bî ] in StrzMai, fehlt Str ) im selber. PfStr, StrzMai, Nû bis
165 , 1 Diu ] wann usser im ist enkain stat die StrzMai, 6 Dâvît : ] her d . M 33W , der pro
phete Ng wan ) vnd B , Bre,Kö, F , Au , fehlt N , ûfgehaben ] auf erhaben F , auf erhaben
mit aller ir kraft Aui

Sein Gottes vel, elegan: Susy creatura vemodern eine besondere Pf.
1 Zum Nahe- Sein Gottes vgl. etwa Sermo X n . 103, LW 4 S . 98,10f.: Tertio nota quod deus
est prope omnibus, indistinctus ab omnibus, creatura vero e contrario est distincta et ob hoc longe
ab indistincto . und die dort Anm . 6 verzeichneten Parallelen , insbesondere Pf. S . 223,30f.: got ist
uns nähe, aber wir sîn im verre ; got ist von binnen , wir sîn enbûzen ; ferner Sermo XXXVI, 2
n . 372, LW 4 S . 318 ,12f.: Nota primo quod deus, cum ‘non sit longe a quolibet nostrum ', Act. 17, et
Psalmus: 'prope es tu, domine', non potest appropinquare, ut propior sit nobis. ; Sermo XXIV ,2
n . 248, S . 227,7f.: . . . quia in substantia animae habitat proprie deus. . . . Domus mea . Nota
primo quod domus dei est ipsa essentia animae, cui solus deus illabitur et ipse nudus.; In Ioh.
n . 581: in me ad denotandum quod deus ipse illabitur essentiae animae. Iterum etiam ipse manet
in abditis , intimis et supremis ipsius animae.; In Sap . n . 164 , LW 2 S . 499,6ff. und dort Anm . 2 ;
DW 1 S . 156 , 11 ff.: . . . der sol sîn als ein morgensterne : iemermê gote gegenwertic und iemermê bî
und glîch nâhe .. . ; — Zum „ Spazierengehen “ der Seele mit den fünf Sinnen vgl. etwa oben S. 138, 1:
. . . die vünf sinne : daz sint die stîge , dâ diu sêle ûzgât in die werlt,. . . und dort Anm . 1. — Zu Z . 1
und 2 då heime vgl. DW1 S . 15 Anm . 2 ; 192 Anm . 2 ; unten S . 219, 3. – Zu 2 . 3 innigesten und
. . . lûtersten vgl. DW 1 S . 302,5ff.: . . . in dem lûtersten und in dem hæhsten . . . in dem innigesten.
und dort Anm . 2; Par . an . S. 14,19 f.
2 Während Eckhart S . 163,5ff. den Schrifttext Dominus prope est im Sinne des hie bî iu nâhe
( 163,5f.) interpretiert hat, deutet er es oben Z . 5ff. unter der Ankündigung Der ander sin im Sinne des im
164
Gaudete in domino

dir !' Diu sêle muoz sich erheben mit aller ir kraft über sich selben und muoz gezogen
25 werden über zît und über stat in die wîte und in die breite, dâ got ist im selben bî
und nahe und engât niht verre ûz und enrüeret niht vremdes 1. Jeronimus2 sprichet :
als mügelich daz ist, daz ein stein habe engelische wîsheit, als mügelich ist, daz sich

1 Diu bis kraft in großen Buchstaben N , Diu ] wenne di W , sich fehlt N ,


m . a . kraft erh . PfStri über bis 2 stat fehlt Kö, 1 poben Bre,N , ge
zogen ] vfgezogen M3W , uz gezogen Bre , ausgegoßen (v . and . Hd. zo über e, o zu ē korr.,
Ben getilgt FJ F Au 2 über ? ] oben M 33W , boben F , Au (loben ) Bre, N , und über
stat fehlt N , über ] boben FjAu (loben ) Brei unda bis breite, fehlt PfStr Str Mai
und®] vnd ouch Kö dâ bis 166 ,3 nenne, fehlt Kö 2 im ] in yme B ,
3 und nâhe fehlt M33W , nachent Au, verre fehlt PfStr û z fehlt
B , Bre,N2F Au ¡M33W , vremdes.] vnreynes N , Sante Jeronymus W F Au, Bre, pau
lus StrzMain sprichet: ] spr. aber StrzMai 4 mügelich ? ] unmügelich PfNzStrzMai,
dazl] als das B , Bre, M 33W , fehlt Str,Mai d aza fehlt M 33 stein ] stern W , habe ]
moge haben W , engelische ] ain geleich (über ge v . and . Hd . en Maij) Au Mai, müge
licha) unmügelich PfN3Str Mai,F ,Au, daz? ] das das M 33F , ouch das das W , sich
fehlt M43W ,

selben bî und nahe ( 165,2 f.), d. h . also, daß Gott sich selbst nahe ist. Da dem so ist, muß ich die
Variante hy by zu Z . 5, die Bre, N , F ,Au¡M33W , bieten , für falsch ansehen , denn das hy hat nur
dann Sinn , wenn es, wie S. 163,5f., in Verbindung mit bî iu nâhe steht, d . h . wenn es sich auf den
Menschen bezieht.
i Zu Z . 1ff . vgl. Par.an. S . 106 ,15ff.: mer di sele muiz irhabin und gewidit werdin , wan si cleine
und wandilhaftic ist . darumme sal si irhabin werdin ubir sich und gewidit etwaz gegin Godis un
mezikeit.; Sermo XXXII n . 328, LW 4 S . 287 , 1f.: Quarto , ut anima semper necesse habeat sur
sum ferri et agi in deum . und die dort Anm . 2 angegebenen Parallelen , insbesondere Pf. s . 138, 30f.:
Dar umbe sol der mensche ûf gezogen sîn in zît und ûz im selber sol er got sehen .; 237,35ff.: Wan
ez ensî denne, daz diu sêle werde erhaben und ûf getragen von geschaffenen dingen , . . . Wan alliu
diu götlîchen werc, diu got würket, diu muoz er würken ob zît unde stat in dem geiste, . . . ; Sermo
XXII n . 213, LW 4 S . 8f. und dort Anm . 6 . – Zu 2 . 2 wîte vgl. etwa unten S . 219,6 ; DW 1
S . 121,10f.: .. . daz got die sêle setzet in daz hohste und in daz lûterste, daz si enpfâhen mac,
in die wîte , in daz mer, in ein ungrüntlich mer. – Zu Z . 2f. vgl. DW1 S. 363,10f.: Ich spriche
dar umbe ein gotheit, dâ noch niht üzvliezende enist und niendert enrüeret noch bedâht
enwirt. – Die Bedeutung von Z . 3 engât niht verre ûz ist: Gott geht nicht weit von sich oder aus
sich weg .
? Ich habe das Zitat bei Hieronymusnicht identifizieren können . Wiewohl ich in Quint S. 290
zu 102, 26 die Lesart oben Z . 4 mügelich für fehlerhaft angesehen habe, dürfte sie doch gegenüber
dem von Pfeiffer konjizierten unmügelich , das ich a .a .0 . aus Strz(Mai, N ) übernehmen wollte ,
das Ursprüngliche sein . Der Sinn bleibt bei mügelich oder unmügelich derselbe, doch ist er bei mügelich
agt, wo die leelich
ironisch , da mügelich gesagt, aber zweifellos unmügelich gemeint ist. Man kann kaum annehmen ,
daß ein Schreiber unmügelich in die lectio difficilior mügelich abgeändert hat, wohl aber das Umgekehrte .
Auch die gemischte Aussage als mügelich . . . als unmügelich , die ebenfalls möglich wäre und die sich
halte
in F Au und Ka, (sieh oben S . 156 ) findet, halte ich nicht für ursprünglich . Vgl. auch Brethauer
ZfdA 70 S. 70. Zu Z . 4 verweist Br. auf Pf. S. 623,10f.: Wêre kein wesen , sô wêre ein engel als
ein stein . — Zu 2 . 4f. vgl. DW 1 S . 169,8 : wan allez, daz zîtlich ist , daz ist gote verre und vremde.
und dort Anm . 4 ; vgl. auch oben S . 74 , 1 : In zîtlîchen dingen enmac der heilige geist niht enpfangen
werden noch gegeben . und dort Anm . 1; Par . an . S . 14 , 29ff., Pf. S . 133,31 ff. – S . 166, 1 er =
Paulus.

165
Predigt 34
got iemer gegebe in zît oder in zîtlîchiu dinc. Dar umbe sprichet er: 'der herre ist hie
bî'. Dâvît sprichet: ‘got ist bî allen den, die in lobent ? und in sprechent und in nennent 102 ,30
und daz in der wärheit'. Wie man in lobe und in spreche und in nenne, daz lâze ich
ligen ?; mêr: daz er sprichet : 'in der wârheit'. Waz ist wârheit ? Der sun ist aleine diu
5 wârheit und niht der vater noch der heilige geist, wan als sie ein wârheit sint in irm
wesene3. Daz ist wârheit, swenne ich daz offenbâre, daz ich in mînem herzen hân,

if. Vgl. oben S. 160,3. 2f.; 4 Vgl. Ps. 144,18 : Prope est Dominus omnibus invocantibus
eum : omnibus invocantibus eum in veritate ; vgl. auch unten S . 167,5 ; 169,3 .

1 geb vmmer M33W , iemer fehlt N , gebe Str Mai; in '] keine W , in zîtl. d. ) in
zeitlichen dingen StrzMai, kein czeitlich dink W , sprach F Au hie ) euch F Au
2 Dâvît sprichet: ] her dauid M33 vnd ouch spricht her dauid W , 'got ] der herre W .
in lobent] en l. N , in lockent PfStr , in enloukent Bre, in yen lugent vnd in yen ziehent B , in in
gelaůbent vnd lobent F Au in spr. und in nennent ] en spr. vnd en n . N , in în nement (în n . ]
innement Str ) und in în sprechent (în spr. ) insprechent Str,) PfStr , yen spr. vnd in yen n . B ,
im wolsprechen vnd in nemen (nennen W ) M33W , in2 fehlt F Au und in nennent ]
wunder Au in fehlt Fi n ement Bre, 3 und' bis wârheit '. fehlt PfStri d az fehlt
M33W , der fehlt N , wârheit'. ] w . dunt B , weishait Au, en lobit Ng lobe ) loben
sol M33W , locke PfStr, Bre, luge B , in spr. bis nenne, ] wy man en spreche vnd wy man en neme
Ng in în neme (în n . ] inneme Str 1 und in în spreche (în spr. ] insprech Strv PfStr, in sprechen
vnd in nemen M23W , in nenne, ] in neme Bre, ein nem Au d az? ] vnd das W ,
3f. ich nv 1. W , 4 mêr: daz PfStr , ] Aber alle übrigen H88. er fehlt Au Waz ist w . ?
fehlt PfStr,M33W , (Hom .) Waz ] daz Aun ist die w . Au Der sun ist ] Nu ist
der son W , 4f. dy warheit alleine Bre, 4 diu fehlt B , 5 der fehlt Ng
noch bis geist , fehlt PfStr n och ) oder Mg: wan bis 6 wârheit, ] wenne also vil
das si in dem wesen eyne worheit sint und das ist ane czwifel W , 5 als ] alse alse Bre ,
also alz Kö,M33F , also daz Au , sin Kö, M 33 6 wesende Stri w ârheit, ] di w . M 38
swenne bis offenbâre , ] daz daz (daza] da Str,Maij) offenbâret PfStr, Str ,Mai, in mînem ]
im Str,Mai,

1 Der Psalmvers 144, 18 steht im Graduale des vierten Adventssonntages . Wie der Vergleich
mit dem Wortlaut der Psalmstelle zeigt, zitiert Eckhart, wie meist, sehr frei. Die Lesart die in
lobent, die ich aus F ,Au¡M33W , übernommen habe, soll die Entsprechung von invocantibus eum
sein . Ich vermag allerdings nicht zu sagen , weshalb Strı(W1 = Pf) die leicht verständliche Lesart zu
lockent, Bre, zu enloukent, B , zu yen lugent verderbt haben . Die gleiche Verderbnis findet sich in 2 . 3 .
Die Lesart lobent, die ich in den Text aufgenommen habe, ist allerdings auch keine genaue Entspre
chung des lat. invocantibus.
2 Dieselbe Wendung findet sich DW 1 $ . 304,4 ; ähnlich : DW 1 S . 291,7 ; 312, 9.
3 Wenn Eckhart hier sagt, daß nur der Sohn und nicht der Vater noch der Hl. Geist die Wahrheit
ist, 80 deshalb , weil nur der Sohn als das Wort des Vaters die wahrheitsgemäße Offenbarung des
Wesens des Vaters ist, 80 wie das mit dem Munde ausgesprochene Wort Wahrheit ist , wenn es das ohne
Gleißnerei und unverdeckt offenbart, was ich in meinem Herzen hege. Das hindert nicht, so fügt Eckhart
hinzu , daß Vater, Sohn und Hl. Geist als ein Gott auch eine Wahrheit sind. Die Ausführungen unten
S . 167,2 — 4 bestätigen diese Interpretation . Vgl. auch DW 1 S . 401,2f.: Sant Augustinus sprichet :
diu wârheit ist der sun in dem vater, wan wärheit bestât an wesene. und dort Anm . 2.
166
Gaudete in domino

und spriche daz in dem munde?, alsô als ich ez in mînem herzen hân , sunder glîchse
35 nisse und sunder bedahtheit Diu offenbârunge daz ist wârheit . Also ist der sun aleine
diu wârheit. Allez , daz der vater hât und geleisten mac, daz sprichet er alzemâle in
sînen sun . Diu offenbarunge und diu würkunge daz ist wârheit 3. Her umbe sprichet
er: 'in der wârheit .
Nû sprichet sant Paulus : ‘vrouwet iuch in dem herren !', und dar nâch sprichet
40 er : ‘iuwer gedanke sîn 4 bekant bî dem herren !', daz ist : in dirre wârheit bî dem vater5.

5 Sieh oben S. 166,3. 6 ; 7 Sieh oben S . 160, 1, 2f.

1 und bis hân , fehlt PfStr,Str Mai,N , (Hom .) in dem munde,] in dyn hertze B, Bre,Kö,
in ' ] mit M33W , alsô fehlt M 33 als fehlt W , ez ] das W , fehlt B , mînem ]
dem FjAug 1f. glîchnüsse. PfStr Kö, Bre Mai, glichenisse B , M 3,W2N , geleichsenheit F ,Au, gleich -/
nüsse (hinter h unlesbarer Buchstabe) Strg 2 und sunder bedahtheit. ] vnd sunder bedachtekeit
Kö, vnd bedacktheit M23 vnd sunder bedecket (bedacket Bre, B ,Bre, vnd vnbedacket W .
vnbedakit N2 fehlt PfStr ,Str Mai Au Diu offenbarunge ] die offenbaret Str,Mai, fehlt Bre,HevE
W , daz bis 4 sun. fehlt Str ,Mai, (Hom .) 2 daz fehlt Au ist ? ] heizzet F Au Kö,
heisset di M33W , 3 Allez , daz ] wenne alles das das W , hât ] ist HevEW , minne PfStrı
und fehlt PfStri e r fehlt Au 4 sinem Str Au , einen M 38 Diu ) vnd di W ,
offenunge PfStr würkunge ] kundunge M 32 kundegunge Wg daz fehlt Ng w ârheit. ] die
w . B , F ,Au ¡M33W , Her bis Schluß fehlt Str Main Her bis 6 und fehlt PfStr 4 Her ]
vnd h . W , 5 'in ] bey Au, 6 Nû bis Paulus: ] sant paul der (der fehlt W3) spricht M33W ,
7 sîn ] sint (sein Fı di sint W ) im Pf und alle H88. bekant ) aller bekant vnd offen W ,
ist: ) meinet W , dirre ] der Bre, N ,HevEW ,

1 Die Lesart in dyn hertze, die B , Bre,Kö, statt in dem munde bieten , ist zwar nicht sinnlos,
dürfte aber kaum ursprünglich sein . Eine gute Parallele zur vorliegenden Stelle findet sich Pf.
S. 104 ,35ff.: Aller êrste dô daz wort enpfangen wirt in mîner vernunft , dô ist ez số kleinlich
unde sô lûter, daz ez ein wâr wort ist , ê ez gebildet werde in mîme gedanke. Zuo dem andern
mâle wirt ez ûzwendic gesprochen mit dem munde und ist niht mêr dan ein offenbarunge des
inren wortes. Vgl. auch DW 1 S. 376 ,8ff.: Zo glîcher wîs , als daz wort, daz ich nû spriche
daz entspringet in mir, ze dem andern mâle sô ruowe ich ûf dem bilde, ze dem dritten mâle
sô spriche ich ez ûz, und ir enpfâhet ez alle ; nochdenne blîbet ez eigenlîche in mir. und dort
Anm . 4 ; In Gen . II n . 47, LW 1 S. 514 ,3ff. und dort Anm . 3 .
? Das hsl. überlieferte glîchnüsse , das Pf. S . 102,34 übernahm , ist fraglos verderbt aus glîchse
nisse , gleichbedeutend mit dem in F ,Au, stehenden geleichsenheit = „ Heuchelei, Gleißnerei“ . Das
damit verbundene bedahtheit hat die Bedeutung „ Verdecktheit“ , wie denn auch das von mir in Quint
8 . 791 zu 284,30 aus unbedahtiu warheit korrigierte unbedahtiu w . „ unverdeckte Wahrheit“ (nuda
zu singen . DW 166 Anm .3. 4.53 zu 879.de
veritas) bedeutet, was Brethauer ( AfdA 53 S . 53 zu 87) offenbar nicht erkannt hat.
3 Zu Z . 2 – 4 sieh oben S . 166 Anm . 3. — Zu Z . 3 Allez ,--mac, vgl. DW 1 S. 107, 8: Swaz der
vater geleisten mac, . . .; DW 5 S . 197,4; 297,4; 210,10; oben S. 26,5 ; 29,2 u . ö.
Zu sîn gegenüber hsl. sint sieh oben S. 160 Anm . 1.
5 Interpretierende Übersetzung von 2 . 7: „ Eure Gedanken mögen bekannt werden beim Herrn ,
d . h . in dieser Wahrheit (als dem Sohn ) bei dem Vater " , entsprechend den voraufgegangenen
Ausführungen über den Sohn als „ die Wahrheit“ über das, was der „ Vater hat und zu bieten vermag" .
167
Predigt 34
Gloubel klebet in dem liehte der vernünfticheit, hoffenunge klebet in der kriegenden
kraft, diu alle zît ûfkriegende ist in daz hohste und in daz lûterste 2: in die warheit.
Ich hân etwenne gesprochen – nemet mir des wortes war ! — ; diu kraft ist sô vrî
und ist sô ûfkriegende, daz si keinen getwanc lîden enwil3. Der brant der minne klebet 103,5
5 in dem willen 4.
Nû sprichet er : 'iuwer gedanke' und alle die krefte 'die sîn bekant bî dem herren

6f. Sieh oben S. 160 ,3f.

1 Gloube bis 169, 2 genuoc. fehlt N , 1 Der gloube W , hoffenunge ] Di h . W , h . die


B , Bre, offenunge PfStr die clebet B , in ? ] an M33W , 2 diu ] di do W .
in ? ] auf Au , hohste ] aller h . W , und fehlt M23 die ] der Au , rechter W ,
wârheit. ) warheit, dâ got ist im selber bî. PfStr, 3 mir fehlt Au Kö,M33W , des ]
daz W , wortes ) menschen PfStr , B , Bre , 4 ist fehlt PfStr,Kö,M33W , sô ] also W3M 33
Der bis 169,5 Âmen . fehlt PfStr , 4 minne) libe M3W 5 in ) an W , 6 diel]
ewer F2Au7W , krefte fehlt Au , 'die fehlt Kö,M33W , sîn ] sein im Fı sint yem
B ,Bre,Kö,M23Au, sint wol W ,

1 Die Ausführungen Z . 145 entsprechen weitestgehend den gleichen Auslassungen Eckharts


über die drei höchsten Kräfte der Seele bekantnisse , irascibilis ( = diu ûfkriegende kraft) und wille,
zugeordnet den drei göttlichen Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, wie er sie in der
voraufgehenden Predigt 32 S . 141, 5 — 145,4 wesentlich eingehender vorträgt. Ich verweise auf meine
Darlegungen oben S. 141 Anm . 3. — Eckharts Bemerkungen über die drei Seelenkräfte und die ihnen
koordinierten göttlichen Tugenden erscheinen auf den ersten Blick in der vorliegenden Predigt in kei
nem deutlichen Bezug zu den voraufgegangenen Ausführungen über den Schrifttext zu stehen, und ich
erinnere daran , daß sie in N , ganz fehlen . Indessen ist dem nicht so; sie sind vielmehr die Auslegung
des iuwer gedanke (petitiones vestrae), die als die Bestrebungen der drei höchsten Kräfte der Seele,
der vernünfticheit , der kriegenden kraft und des willen verstanden werden , weshalb Eckhart in 2 . 6
bei der Wiederholung des Schrifttextes hinter 'iuwer gedanke' einschiebt: und alle die krefte. Die Ge
dankenverbindung mit dem Voraufgehenden liegt insbesondere in 2 . 2 in die wârheit, wodurch das
oben S. 166,4 angeschlagene Thema Waz ist wârheit ? weitergeführt wird .
Zu hohste und lûterste vgl. Pf. S. 106 ,26f.: . . . unde daz in gote genomen in dem lûterstem
und in dem hchsten unbedecket in dem ersten ûzbruche . . . und oben S . 162, 3 innigesten - êrsten ;
vgl. auch DW 1 S. 52,13; 53,2; 123,4; 287,3; 302,5; 306 ,10 und unten S. 199,2, wo allerdings das
„ Höchste“ und „ Lauterste “ der Seele gemeint ist.
3 Zu 2 . 3f. vgl. oben S. 143,5 : Si (d . h . diu ûfkriegende kraft, von der vorher die Rede ist)
es es W o rint = die ufkriegenwar ,ist offenbar Pobezieht sich
enmac niht gelîden , daz iht ob ir sî. und dort Anm . 4 . Der Rv. oben Z . 3 bezieht sich wohl eindeutig
auf die zitierte Textstelle. — 2 . 3 nemet mir des wortes war ! ist offenbar Parenthese und weist auf die
anschließende Aussage über die kraft ( = die ûfkriegende kraft ) hin : „ Ich habe gelegentlich gesagt
- achtet mir genau auf dieses Wort! — : jene Kraft“ usw . Die Lesart menschen Str , B ,Bre, ( Pf) ist,
wie mir scheint, unsinnig. Ich wage nicht zu entscheiden , ob sie in Str , und B , Bre, unabhängig ent
standen ist oder eine gemeinsame, an dieser Stelle bereits fehlerhafte Vorlage für alle drei H88 . fordert
(sieh auch Quint S . 289 zu 103,4) . Mit enwil endet der Text in Str , fragmentarisch , sieh oben S. 158
unter Textkonstituierung.
• Zu Z . 4 Der brant - 5 willen . vgl. oben S . 145,1ff. und dort Anm . 1.
168
Gaudete in domino
dankbærlîche oder vlêhelîche ! Häte der mensche niht mê ze tuonne mit gote , dan
daz er dankbære ist, ez wäre genuoc1.
Daz wir uns vröuwen êwiclîche in dem herren und bî dem herren in der warheit
und unser gedanke im bekant sîn und wir im dankbære sîn alles guotes und wir in
im sælic sîn , des helfe uns got. Âmen.

3f. Vgl. oben S. 160,1,2f. 3 Vgl. oben S. 166,3.

1 dankbærlîche ] Das meinet d . W , oder ] vnd W , Hæte ] hat Au wenne h . W ,


mit ] bei W , dan ) wenn M33W , 2 daz fehlt Au d ankbære ist , ] vndanckber ist B , ym
nur dankber wer W , genuoc.) ym nu genuk czu tun W , 3 Daz bis 5 Âmen . fehlt W ,
3 êwiclîche bis 5 Âmen . fehlt M33 3 in dem h . fehlt N , und bis herrenº fehlt
Kö, F ,Au, (Hom .) in ? ] vnd in Kö, N , 4 und1 bis 5 sîn , fehlt N , 4 im ' ] in
vme Bre,Kö,F ,Au, gudē B , in ] i über d. Zeile Bre, fehlt B , 5 sîn , fehlt Bre,
Âmen . fehlt Kö,

1 2 . 1 Hæte — 2 genuoc. ist die sehr kurze Exegese des Schlusses des Schrifttextes, den Eckhart
vorher noch einmal zitiert, des dankbærlîche oder vlêhelîche, womit dann sämtliche Bestandteile des
Schrifttextes vom Prediger nacheinander besprochen sind. Über die Bedeutung der Dankbarkeit vgl.
insbesondere DW 1 S. 27,7f., 11; 11,9; 12 ,4.

169
PREDIGT 35 (Pf. Nr. XXXIII S. 115 — 117)

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S. 331, Spamer PBB 34 S. 333):


B , f. 30r — 32v ; identifiziert von Skutella, ZfdA 67 S. 107.
Ba, f. 258ra — va, Fragment = unten S. 174,5 Nů— 176,7 (mit Umstellung) sint. + 8 Künic
9 gotes'. + 179, 1 Swer— 3 suochet + 4 diulsint . (Spamers Angaben PBB 34 $ . 321 sind
ungenau.): S(Initiale)ant paulus sprichet / sint ir uf erstanden mit / xpo 80 suochent du ding
dù ob / úch sint bi dem ersten verstat / man zwen sinne etliche lut / meinent erstan si åbent sich /
an einer tugent vnt nit an der | andern aber etliche sint die von , nature edele sint vnt sint also
gerichtet dc si nit enachtent uf guot mer / s ) wend ere han vnt etliche sint / von nature vnedele
vnt sint gerichtet / vf richtüme vnt vil besitzunge | E (Initiale )in meister sprichet aber dc von 1
not alle tugent cesamen habē / wie dc si do doch ein mensche vf ein / tugent me si geneiget denne /
vf die andern mit übenne vnt / doch haftent si von not alle / mit ein etliche lute erstant / alcemale
si erstant aber nit mit po Darumb wc sin ist / dc sol alcemale uf erstan. vnt / etliche die erstant
alcemale / vf mit xpo aber er muos vil | wise sin der do brůuen sol ein (258rb) gewar uf erstan
in xpo | D (Initiale )ie meister spʻ3 ( !) das dc si / ein ware urstendi der nit / wider stirbet es
ist enkeine / tugent 80 gros man vindet / lute die si von nature hant geworſket wann ceichen vnt
wunder de / wurket dicke natürlich crafſte wann alle die ussern werk / die man ie vant in den
heiligen / die man ouch funden in den , heidēnen Darumb sprichet er vnt / sint ir uferstanden
mit woo / wann er ist enboben allen din /gen do kein nature gelangen / mag wc vnser ist de sol
cemale / vf erstan Drů ding oder ceichen / sint ob wir cemale uferstant , dc erste ob wir suochent
du / ding dů ob vns sint de ander ob / vns smackent du ding dů ob / uns sint dc tritte ob vns
nit / ensmackent dù ding dů do I vf der erden sint dar vmb / sprichet dd' suochent dc antlutte /
gottes dc do über schouwet alle ding wer alcemeile ist vfer /standen mit got dc ist ein / ceichen ob
er got ob zit sůchet (258va) der suochet got ob zit der do / suocheit die ding die do bo/ben sint;
im Var.-App . nicht berücksichtigt.
Do, p . 127a, Fragment (in „ Spiegel der Seele " ) = unten S. 174,1 Gotes — 2 niergen .. Minimum
maximum Gotes minst / sind vol all creatur vnd got/tes maist und sein gröstes / ist nyendert.;
identifiziert von Quint, Handschriftenfunde Nr. 10 S . 20 ; im Var.-App . nicht berücksich
tigt ; vgl. auch unten Strg.
Mai, f. 159r — 16lv; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S. 93.
s, f. 237r, Fragment = unten S . 173,2 Sant — 3 sint, + 176,5 Driu - 7 sint. + 179,1 Swer
3 suochet + 4 diusint'. + 180,1 sitzen — 2 enist. + 183,3 Dâvît — 5 nů. + 179,7 Ein — 8 niht.:
S (Initiale )ant paulus sprichet sint ir vfferstanden mit xpo 80 sůchen die ding die oben / sint Es
sint drů zeichen warer vfferstandung Dz erst ob wir sůchen die ding die oben sint Das ander
ob vns smekent die ding die ob vns sint Das / dritt ob vns nit smekent die ding die vff erden sint
wer allzemol ist er. / standen mit got dz ist ein zeichen ob er got boben zit sůchet der sůchet got
boben / zit der da sůchet die ding die oben sint wo sunder zit Siczen heisset růvē und | meynet
dz enkein zit enist Dauid spricht dz tusent ior sind vor gottes ögen / als der tag der gestern ver
gangen ist wenn alles dz künfftig ist und vergangen / dz ist alles da in eyme nö Ein meister
spricht wer got bekennet der bekennet / got nit; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde
S. 198 ; im Var.-App. nicht berücksichtigt.
Str, f. 52 – 54r = W , f. 24r — 27v.
Str, f. 187 — 22r.
170
Si consurrexistis cum Christo
Strg f. 2291 — 232v, alte Zhlg . : f. 226r — 229v ; vgl. Spamer PBB 34 S . 353 unter LXVIII.
Str, f. 24v — 256, Fragment (in „ Spiegel der Seele“ ) = unten S . 174, 1 Gotes— 2 niergen .: Mini
mum maximum Gottes minst sind (25r) vol all creatur vnd gottes maist und sein / gröstes
ist niendert; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde Nr. 72 S. 217f.; im Var.- App . nicht
berücksichtigt; sieh oben Doz.
W sieh Str .

Filiation der Hss. (sieh Quint S. 331 — 336): Wie ich a .a .O . S . 331 bereits festgestellt habe, besteht
unter den Volltexten eine enge Bindung zwischen Strz und Strg, die sich u. a. in folgenden Über
einstimmungen verrät: S . 174, 8 giric Str,Mai, B , ] 80 gerihtet Str,Str Baz; 180,4 ze der rehten hant
Str,Mai, B , ) zv der rehter röwe Str, zu der rů der rechten hant Strg. An beiden Stellen sind die Les
arten von Strị und Str , unursprünglich , ebenso S. 174 ,7 halbe, fehlt Str ,Str , und S . 180,2f. ruowe;
daz ander : ruowe enleget niht zuo. ] da ez an rủwe lit niht zu Str , da iz an rů leget nicht zue zů Strz.
An diesen und anderen Stellen bewahren Str ,Mai, mit B , das Ursprüngliche. Im ganzen aber stehen
Strg und Mai, in ihrer konstant engsten Verwandtschaft auf seiten von Str , und Str, gegen By,
dessen Text nicht nur einen ganz andern , offenbar sekundären Schluß , sondern auch sonst viele ,
meist o . w . als sekundär erkennbare Sondervarianten aufweist. Ich habe eine Liste dieser B ,-Vari.
anten in Quint S. 331– 333 geboten. B , zeigt insbesondere mehrere Textlücken, sieh den Var.-App.
zu S . 176 ,7f.; 8 – 178,4 ; 181, 1 f.; 182,3f.
Das Bag-Fragment steht deutlich nahe bei Str , Strz, genauerhin bei Strz, wie die Stelle
S . 176,3 erkennen läßt: ir - mit] seit ir auf erstanden mit Str,Bag. Vgl. auch die oben angeführte
Stelle S . 174,8 , an der Ba, ebenso wie Str,Str , gerichtet aufweist. – Der kurze Auszug aus der
Predigt in S , und der einzige Satz im „ Spiegel der Seele " (Do Strg) lassen keine genauere Zuweisung
innerhalb der Filiation zu.
Textkonstituierung (sieh Quint S . 336) : Wenn man von B , absieht, ist der Text der Predigt in
der hsl. Überlieferung im ganzen recht einheitlich und gut erhalten . Pfeiffer gründete seinen Text
auf Str , und zog nur vereinzelt Str , zu dessen Korrektur heran . Er tat recht daran , denn der Str -
Text ist fraglos besser als der von Strg, wie die Liste von Strz-Verderbnissen deutlich macht, die
ich in Quint S . 335 geboten habe. Daß Str, indessen nicht aus Str, abgeleitet werden kann , zeigt
u . a. die Lücke in Stry : S. 180,6 inter fehlt Strz. Ich habe Str ,(W ) als Textgrundlage beibehalten
und insbesondere den Stro- Text als Korrektiv herangezogen . Zumal die Übereinstimmung von Strz
mit B , galt mir als beachtenswert.
Echtheit: Hsl. Bezeugung in Strz (W ) sieh im Eingang des Variantenapparates. Für die Echtheit der
Predigt spricht der Rückverweis unten S . 180 , 7 , der sich auf die Stelle DW 1 S . 301,6 ff. in der
echten Predigt DW 1 Nr. 18 beziehen dürfte (sieh unten S . 181 Anm . 1). Nicht nur mit dieser
Predigt 18 , sondern mit weiteren sicher echten Predigten und mit lateinischen Werken stimmt die
vorliegende Predigt an vielen Stellen überein : S. 175 Anm . 1 (DW 1 S. 276,3ff.); $ . 176 Anm . 1
(DW 5 S. 59,9ff.); Anm . 3 (DW I S . 336,7ff.); S. 177 Anm . 1 (DW 1 S . 338,5ff. ; 143,5ff. ;
288 , 1 ff.) ; S . 178 Anm . 1 (DW 1 S . 335 , 5 ff.; 151, 4 ff.; 52,6f.; 336 ,11f.); Anm . 2 (DW 1
S . 212 Anm . 1); S . 179 Anm . 3 (DW 1 S . 253,6ff.); Anm . 5 (DW 1 S . 146,3f.; 330,7f.) ;
S . 180 Anm . 6 (DW 1 S . 123,8f.); S . 181 Anm . 3 (DW i S . 417,6 f.); S. 182 Anm . 1 (DW 1
S . 135 , 13ff.); S . 183 Anm . 1 (DW 1 S . 264, 2f. ; DW 5 S . 41, 5 ) ; Anm . 2 (DW1 S . 34 ,3ff. ;
166 ,3ff .; 171,5ff.; 143,7 ff. ; 182, 11ff.). – S . 174 Anm . 1 (LW 4 S . 300, 10f. ; LW 1 S . 357, 1f.) ;
S . 175 Anm . 1 (LW 1 S . 247,12ff. ; LW 4 S. 243,8 ); S . 176 f. Anm . 3 (LW 2 S . 278,11f.; LW 4
S . 226 ,4f.; LW 1 S . 307,5ff.); Anm . 4 (LW 1 S . 221,2f.; 317 , 2 ff.; LW 5 S . 73,6 ff.; LW 3
S. 180,10
S . 180 ,10ff.); 1777 An
ff.); S.S . 17 aw 2 1 S. .95,7f.;
Anmm :. 12 (LW 277,6ff.;
LW 441S0,9ff.);
. 465 ,13f. ; LW 3 S . 80 ,4ff.; LW 1 S . 202,5 ff.;
621, 12 ff.); S. 178 Anm . 2 (LW 1 S. 277,6 ff.; 410,9ff.); S . 180 Anm . 6 (LW 4 S . 239,10f.);
S . 181 Anm . 1 (LW 4 S . 236 ,4f.) ; S . 181f. Anm . 3 (LW 4 S . 4 ,5 ) ; S.. 18
1822 An
Anmm .. 11 (LW
(LW 11 SS.. 235,9ff. ;
LW 4 S . 419,12ff.). – Die Diktion der Predigt hat Eckhartisches Gepräge in der Verwendung der
171
Predigt 35
Stilmittel der chiastischen Antithese : S. 177,2f.; der einfachen Antithese : S. 174,1f.; 175 ,4 ;
176, 11f.; 177,1f., 3ff.; 179,5 ff.; 180,6f.; 182,4 ; der Klimax : S . 174,6 – 175, 6 und Eckhartischer
Vergleiche : S. 176, 10f., 11f.; 177, 1 ff., : 181.1f.

Der Aufbau der Predigt ist , zumal im zweiten Teil, nicht o . w . deutlich wahrnehmbar; die
Gedankenfolge scheint sprunghaft zu sein . Ich halte es für möglich , daß die Predigt in der uns
erhaltenen handschriftlichen Überlieferung hie und da Texteinbuße erlitten hat und brüchig ist.
Es wird indessen doch deutlich, daß der Prediger sich für die Gliederung seiner Predigt an das
Pauluswort, das der Epistel der Messe der Ostervigil entnommen ist , anschließt und, wie meist,
die einzelnen Bestandteile dieses Schrifttextes unter Anspielung auf die beiden anderen Texte
(183, 1 f. ; 179,4 ff.) exegesiert. Deutlich liegt dem ersten Predigtabschnitt (174,5 — 176 ,4 ) der Ein
gang des Pauluszitats 'sît ir ûferstanden mit Kristó ' zugrunde, das Eckhart erläutert, indem er
die verschiedenen unvollkommenen Weisen des „ Auferstehens“ gegen das richtige Auferstehen
„mit Christo“ absetzt, bei dem nicht nur, wie gelegentlich auch bei den Heiden , bewunderns
werte Tugendwerke, Zeichen und Wunder, sondern alle Tugenden miteinander gewirkt werden
und der Mensch nach solcher wahren Urständ mit Christus nicht wieder stirbt. – Der
zweite Teil der Predigt (176,5 — 179,3 ) handelt dann vom zweiten Teil des Pauluszitats , u . zw .
zunächst über '80 suochet diu dinc, diu oben sint, . .. und smecket diu dinc, diu oben sint, und
enlâzet iu niht smacken diu dinc, diu Âf der erde sint . Eckhart läßt sich in diesem Abschnitt
darüber aus, daß Gott und damit Christus „ oben “ sind , weil alles das, was ordent und setzet daz
under (178 ,5), „ oben “ ist und damit erhaben über stat und zit. Eckhart illustriert dieses
„ Oben -Sein “ , das das „ Untere“ „ setzt“ und „ ordnet“ , an Beispielen : am Himmel, der nicht nur
das Feuer, sondern alles, was unter ihm liegt, „,setzt“ und ihm seine stat gibt, während er selbst
keine stat hat, und an der Seele , die ungeteilt „ oben “ über den einzelnen Sinnesorganen schwebt
und unter Mitwirkung des Engels die sinnlichen Wahrnehmungen von oben her vergeistigt. Wer
also auferstehen will mit Christo , der muß Gott obe zît suchen (179, 2 ). — Anschließend (179,4
180,3 ) sucht der Prediger dieses obe zît als sunder zît näher zu bestimmen durch Ausdeutung der
Aussage des Pauluszitats 'dâ Kristus gesezzen ist ze der rehten hant sînes vaters', indem er das da als
„ nirgends“ (und „ allenthalben “ ), Kristus als ein gesalbeter, der då gesalbet ist mit dem heiligen geiste,
und das gesezzen ist als unwandelbare Ruhe interpretiert unter Anschluß an das Schriftwort Mal.
3,6 'ich bin got und enwandel mich niht ( 180 , 3 ). - S . 180 ,4 ff. legt Eckhart dann noch den Rest des
Pauluszitats 'ze der rehten hant sînes vaters' aus, indem er die „ rechte Hand “ als den ersten Uzbruch
und das erste Uzsmelzen des Gott- Vaters in den Sohn deutet im Anschluß an das Wort Christi 'ich
bin ein tür und unter Hinweis darauf, daß der Hl.Geist, wie er eines tages ausgeführt habe, die
porte sei, durch die Gott in seiner güete „ ausschmilzt in alle Kreaturen " . Die Frage, ob der Him
eist oder ein reinose enpfähe (181,2
mel bei diesem „ Ausschmelzen " blóz von gote enpfâhe ( 181,2f. ) , verneint Eckhart mit dem
weis darauf, daß nur ein Geist oder ein reines Licht dazu befähigt sei, der Himmel aber, wiewohl
Hin

er obe zit sei und nur durch seinen Umlauf, nicht aber in sîner nature (182, 1) die Zeit ver
sondern körperlich mal
code huendurch.Sevench
of Geist,
T.006 nicht
ursache, Sicht aber,
sei. Die: Seele bir identisch sei mit unserer kör
aber dieince nicht
perlichen Erscheinung , sei (als Geist) weit über den Himmel erhaben und , wie der im Eingang der
Predigt aufgeführte Schrifttext Col. 3, 3 sage, ' verborgen mit Kristo in gote'. Dieses In -Gott -verborgen
Sein aber kann nicht mit dem Himmel gemeint sein , da er nicht Geist , sondern körperlich , alles
Körperliche aber ein abeval und ein zuoval und ein niderval (183, 3) und er überdies sache der zît sei
(182, 3), während vor gotes ougen (183,4 ) nach Davids Wort tausend Jahre wie ein Tag sind und
alles Künftige und Vergangene in ihm wie in einem nú gegenwärtig sei. Mit dem Wunsche, daß wir
in dieses na gelangen mögen , schließt die Predigt.

172
115 .20 Si consurrexistis cum Christo , quae sursum sunt etc .

Sant Paulus sprichet: 'sît ir ûferstanden mit Kristô, sô suochet diu dinc, diu
oben sint, da Kristus gesezzen ist ze der rehten hant sînes ,vaters und smecket diu
dinc, diu oben sint, und enlâzet iu niht smacken diu dinc, diu ûf der erde sint'i. Dar
nâch sprichet er ein ander wort : 'ir sît tôt, und iuwer leben ist verborgen mit Kristô 5
25 in gote ' in dem himel. Daz dritte , daz die vrouwen suochten unsern herren ze dem
grabe. Dô vunden sie einen engel, 'des antlütze was als ein blikschôz und sîniu klei
der wîz als der snê, und er sprach ze den vrouwen ': 'wen suochet ir ? Suochet ir Jêsum ,

1; 2ff. Coloss. 3,1: Igitur, si consurrexistis cum Christo : quae sursum sunt quaerite, ubi
Christus est in dextera Dei sedens : 2 : quae sursum sunt sapite, non quae super terram . ; vgl.
auch S. 174,5f. ; 176 ,3, 5f., 6 , 7 f. ; 179,1f., 4, 4f.; 180,4 ; 181,2. 5f. Coloss. 3, 3 : Mortui enim
estis , et vita vestra est abscondita cum Christo in Deo. Vgl. auch S . 183, 1, 2 . 6ff. Vgl.
Matth . 28, 1 : . . . venit Maria Magdalene, et altera Maria videre sepulcrum . 2 : . . . Angelus enim
Domini descendit de caelo . . . 3 : erat autem aspectus eius sicut fulgur : et vestimentum eius
sicut nix . 5 : Respondens autem angelus dixit mulieribus: Nolite timere vos : scio enim , quod
Iesum , qui crucifixus est , quaeritis : 6 : non est hic : surrexit enim , . . . 8f. Vgl. Luc. 24,5 :
. . . Quid quaeritis viventem cum mortuis ? 6 : non est hic, . . .

Zuweisungen : S ' { ermo) m (agist )ři. eghardi. (hinter dem lat. Schrifttext) Str, f .52r (Wif. 24r)
Überschriften : an dem hailiger ostertag Str, sermo VIIJ. Strz
1 Si bis etc. fehlt B , Si consurrexistis ] S ( Initiale ) i crucifixistis cum xpo (außer Si getilgt)
con surrexistis Mai, conresurrexistis Str , quae sursum sunt fehlt StrzMaii sunt
etc. fehlt Str e tc. fehlt Maii 2 aufgestanden Str, 3 oben ) enoben Str ,
enobnen Maii vber úch B , sin Stri d â bis 4 sint, fehlt Pf ( Hom .) 3 der
rehten h.] dem rechten Str, gerechten Mai und bis 4 sint, fehlt B , (Hom . )
4 enoben StrzMai sint,] sin Str und bis diu ] vnd nit die StrzMai iu ] auch Stra
der fehlt B , (Zeilenw .) 5 sprach Str, ein ander w .: fehlt B , tôt, ] got B , leben dz ist B ,
verborgen ] verwandelt Str, mit ] in PfStr bei Str, 6 in ] bî PfStr Str,Maii in dem
himel. fehlt B , Daz dritte , daz ] da B , daz fehlt Str , sůchen (t. v. and . Hd.
über e Stra) StrzMai, sůchent B , 6f. ze dem grabe. fehlt Str, 7 blikschôz ] himel
plichk Str, 8 der sné, ] di svnne Str , er ] der Str , Suochet bis 174, 1 er ] quem
queritis Jhesum nasarenum non est hic er B , 8 iesum nazarenum Stry

1 Die Schrifttexte sind der Epistel der Ostervigil entnommen . Der Rv. der folgenden Pre
digt 36a unten S . 191, 10 als ich sprach an dem ôsterâbende bezieht sich eindeutig auf die Stelle
S . 177,1ff., der dortige Rv. S . 193,2 auf S . 183,6 der vorliegenden Predigt. - Pfeiffer hat
S. 115,23 offenbar oben Z . 3 dâ — 4 sint, infolge von Homöoteleuton verloren .
173
Predigt 35
der gekriuziget ist — er enist niht hie ’. Wan got enist niergen . Gotes minstes des
sint vol alle creatûren , und sîn groeze enist niergen ? Sie enantwurten im niht, wan 115,30
sie verdrôz des engels , dô sie gotes niht envunden . Got enist hie noch dâ, in zît noch
in stat 3.
5 Nû sprichet sant Paulus : sît ir ûferstanden mit Kristô, sô suochet diu dinc,
diu oben sint'. Bî dem ersten worte meinet er zwêne sinne. Etlîche liute die erstânt
halbe “, sie üebent sich an einer tugent und niht an der andern . Etlîche liute sint, 35
die von natûre unedel sint, die sint giric5 ûf rîchtuom . Andere die sint edeler 6 von

5f. Sieh oben S . 173, 1 , 2f.

1 der gekr. ist ] den gecrüczgesten (s getilgt) Str , die crucz go-/sten Mai gechåuczet Str ,
ist fehlt Str, niht (t aus e ) Strz nie Maii Wan bis 2 niergen . fehlt Str , ( abgegl.) 1 Wan bis
niergen. ] was mainet dz das er sprichet got ist nit hie er mainet B , niendert Str,Mai des ]
dz B , fehlt StrzMai 2 sint ] ist PfStr , wol Mai créatûre PfStr, B , creatur StrgMai
enist ] diu ist PfStri niendert StrzMai Sie bis 3 envunden . fehlt B , 2 entwerte Pf entwert Stri
antwurtt Str , antwurtet (t aus n korr.) Str , antwirten Maii niht, bis 4 stat. fehlt Str,
3 got PfStri envant PfStr , enfunden het (het v . and . Hd. über d . Zeile ) Strg Got ]
won got B , hie ) weder hie B , 3f. in stat noch in zit B , 5 Paulus : ]
his rationes en el sent som
augustinus (augu getilgt) Maii auf gestanden Str , mit ] in PfStr Str . 6 oben ]
enoben Str,Mai, vber úch B , sint'. ] sin Str, sein Str , worte fehlt Main meinet er ]
merchen wir Strg er ] es Str,Mai, liute fehlt B . in.Ser die fehle
die fehlt PfStr ,Str , intofeat 7 halbe, fehlt
PfStr, Strz sie ] daz mainet er si Str , die B , niht hinter andern . Strą liute fehlt B , sint,
bis 8 sint, ] von nature sind vnedel Str,Mai, sint so vnedler von nature B ,
giric ) sô gerihtet PfStr ,Str , rîchtuom . ) zergenglich gůt B ,
8 sint, ] sin Strı ein
Andere die ] Di ander Str, Aber
die andern die B , die fehlt Str ,Mai edler sint B , 8f. von natur edel Str , 8 edel Pf

1 Zu S . 173,5f. vgl. Par. an . S . 111,27 – 30. — Zu oben Z . 1 vgl. Sermo XXXIV ,2 n . 345, LW 4
SPo. 300,10f.: Hincverwestie secundoll quod deus non est in tempore, loco et universaliter in quanto , .. . ;
dortrt Anm sen teauf InocalGen
Anm .. 99 istist verwiesen is. .unI dn .au209,
f LW 1 S . 357,1f.: . . . a deo , qui non est ubi, quasi
localis, sed ubique, utpote illocalis . und auf Jundt S . 257,26: Der mich fragti wo got waer, so
entwurte ich : er ist überal. Vgl. dazu Bange S . 268 268 Anm
Anm .. 270.
270.
? Zu Z . 1f. vgl. unten S . 201,12 ff.: Ich hân mê gesprochen : gotes minstes des sint alle crêa
türen vol und lebent und wahsent und gruonent dar inne, und sîn meistez enist niergen . Die wîle
diu sêle iergen ist, sô enist si niht in gotes meistem , daz niergen enist . Der Rv . zu Beginn dieser
Stelle bezieht sich eindeutig auf oben Z . 1f. Vgl. auch Jostes S . 94 ,37f.: Ein heidnisch meister
spricht: Got ist, dez niht erfullet alleu dink , und sein iht ist niendert.; unten S . 179,6f.
3 Sieh oben Anm . 1 . — 2 . 2f. folgte Pfeiffer Str : Si entwerte . . . envant. S. 173,6ff. aber
ist im Anschluß an den Evangeliente. t von den vrouwen die Rede.
4 Dieses halbe fehlt PfStr,Str Bag, ist aber fraglos ursprünglich . Ich habe es aus Str Mai¡ B ,
übernommen , sieh Quint S . 336f. zu 115,34. Übersetzung: „ Gewisse Menschen auferstehen nur halb ,
indem sie zwar die eine Tugend üben , die andere hingegen nicht“ . Deutlich steht halbe in beabsichtig .
tem Gegensatz zu S . 175,4 , 5 , 6 ; 176 ,4 , 5 (al)zemâle .
5 Das von Pfeiffer S . 116 , 1 aus Str (Str Bag) übernommene gerihtet halte ich für verderbt
aus giric und habe ich schon in Quint S . 337 abgeändert .
6 Pfeiffer schrieb mit Str, edel wohl im Hinblick auf das voraufgehende unedel, während ich
den logisch etwas überraschenden Komparativ für ursprünglich halte .
174
Si consurrexistis cum Christo
natûre und enabtent niht guotes, aber sie wellent êre haben . Ein meisteri sprichet,
daz von nôt alle tugende zesamen haftent. Swie daz sî, daz doch ein mensche ûf eine
116,5 tugent mê sî geneiget dan ûf die andern mit üebenne, doch sô haftent sie von nôt alle
mit ein . Etlîche liute erstânt alzemâle , sie erstânt aber niht mit Kristô2. Dar umbe,
swaz sîn ist, daz sol alzemâle ûfstân . Ein ander wîs vindet mans etlîche liute, die 5
erstânt zemâle ûf mit Kristô ; aber er muoz vil wîse sîn , der dâ prüeven sol ein wâr
10 ûferstân mit Kristô. Die meister“ sprechent, ez sî wâriu urstende, der niht wider
enstirbet. Ez enist niergen kein tugent sô grôz, man envinde liute, die sie von natiur

1 und ) die B, si wellent aber Str Mai; êre haben .] erhaben Str, 2 zemen haften . PfStr, B ,
heften Str , Swie daz ] wie ioch das Str ,Mai, daz sî, daz fehlt B , doch fehlt PfStr StrzMai,
eine fehlt Str Mai 3 genaigt sige B , sî) ist Str Maii ander Str B , andren (getilgt) ander Main
bung Str B , übunge (getilgt) übende Maig doch bis 4 ein . fehlt B , 3 sô fehlt Strg 4 ein . ]
ain ( Zeilenende, daneben auf d . Rand v. and . Hd. ander) Str ,
mit ein ander Strei vindet mauer
mit ein ander Strą StrB Main in Pfa Strlzemâle
B
erstânt?] die erst.
to stentStrgPfStr„Str Bd5aysînda]s gottes
an)siwierstent yStron]imit
a lzemâle , ]
e 22ein2,
ander Stra
ander Pf St ry
Section Stre e 6ileerstânt
wîs vindet man ] wîse; M
Str, fe] hlstênt
t aiPfStr
man vindet Pf st B
weiser e n
n 7,Strvff, B an zemâle
man St
de ry) mit ein ander Str. fehlt erB ,]
vindet Str , etlîche
liute , fehlt PfStr, Str ,
der (v . and . Hd. über d . Zeile ) Str, fehlt Mai
B , fehlt Str , ein wâr ] wer Str ,Mai, 7 vff stán B , mit ] in PfStr Str , ez bis
8 enstirbet. fehlt B . Str Mai, (Hom .) 7 urst., ] vfstende Str 8 Ez bis grôz ,]
dz niemer kain tugent so gros ensie B , ez ensî niergent (nier Str , fehlt Str,Mai,) kein
PfStr, StrzMai, nindert Strg 8f. natürlich Str ,Mai,

1 Vgl. Thomas S . theol. I II q . 65 a . 1 : (Utrum virtutes morales sint ad invicem connexae)


obi. 1: Virtutes enim morales quandoque causantur ex exercitio actuum , ut probatur in II Ethic .
( = B c. 1 1103 a 31). Sed homo potest exercitari in actibus alicuius virtutis sine hoc quod exercitetur
in actibus alterius virtutis. . . . Sed contra est quod Ambrosius dicit , super Lucam ( = V n . 63, CSEL
XXXII,4 207,12ff.) : Connexae sibi sunt, concatenataeque virtutes, ut qui unam habet, plures habere
videatur. Augustinus etiam dicit , in VI de Trin . ( = c. 4 n . 6 , PL 42,927 ), quod virtutes quae sunt in
animo humano , nullo modo separantur ab invicem . Et Gregorius dicit XXII Moral. ( = c. 1 n . 2 , PL
76 ,212), quod una virtus sine aliis aut omnino nulla est, aut imperfecta . Et Tullius dicit, in II de
Tuscul. Quaest. ( = c. 14 n . 32) : Si unam virtutem confessus es te non habere, nullam necesse est te habi.
turum . Respondeo dicendum quod virtus moralis potest accipi vel perfecta, vel imperfecta. Im
perfecta quidem moralis virtus, ut temperantia vel fortitudo , nihil aliud est quam aliqua inclinatio
in nobis existens ad opus aliquod de genere bonorum faciendum : sive talis inclinatio sit in nobis
a natura , sive ex assuetudine. Et hoc modo accipiendo virtutes morales, non sunt connexae . . .
Perfecta autem virtusmoralis est habitus inclinans in bonum opus bene agendum . Et sic accipiendo
virtutes morales, dicendum est eas connexas esse ; In Gen . I n . 88, LW 1 S . 247,12ff.: Et haec est
una ratio ad praesens quare conexae sunt virtutes necessario , ut, qui perdit unam , perdet omnes,
et quod una virtus sine aliis haberi non potest. und dort Anm . 3, wo u . a . auf Petrus Lombardus
Sent. III d . 36 c. 1 n . 250 verwiesen ist, ebenso auf Sermo XXV,2 n . 267, LW 4 S . 243,8 : Quarto ,
quia conexae sunt virtutes . . . Vide super ' conexio virtutum '.; In Sap. n . 97, LW 2 S . 431,9f. und
dort Anm . 3 ; n . 263; vgl. ferner DW1 S . 276, 3ff. und dort Anm . 2, insbesondere Pf. S.610 ,15ff . (Spr. 40 ) .
? Lasson (Zfd Ph 9 s . 19 zu 116 , 5 ) konjizierte: erstênt mit Kristô, sie erstênt aber niht alze
mâle . Er hat die Stelle miſverstanden . Die Klimax des „ Auferstehens“ ist: 1. erstânt halbe ( 174,6f.) ,
2 . erstânt alzemâle , . . . aber niht mit Kristô ( oben Z . 4 ) , und 3. erstântzemâle ûfmit Kristô ( oben Z . 6 ).
3 Pfeiffer S . 116 ,7 hat man mit Strz, das die Stelle verderbte , umgestellt: Ein ander wîse ; man
vindet . . . Erhatden Textmißverstanden . Ein ander wîs = alio modo = „ wiederum “ , sieh Quint S . 337.
4 Welche Meister ?

175
Predigt 35
lîcher kraft hânt gewürket, wan zeichen und wunder würket dicke natiurlich kraft ;
wan alliu diu ûzer werk, diu man ie vant an den heiligen , diu hât man ouch vunden
an den heidenen ?. Dar umbe sprichet er : ir sult ûferstân mit Kristô , wan er ist enoben, 116,15
dâ kein natûre zuo gereichen enmac. Swaz unser ist, daz sol alzemâle ûferstân .
5 Driu zeichen sint, ob wir alzemâle ûferstân . Daz êrste, ob wir suochen 'diu dinc,
diu oben sint'. Daz ander, ob uns smackent 'diu dinc, diu oben sint'. Daz dritte, ob
uns niht ensmackent diu dinc, diu ûf der erde sint. Nû sprichet sant Paulus : 'suo 20
chet diu dinc, diu oben sint'. Nû, wâ und in welher wîse ? Künic Dâvît sprichet :
‘ suochet daz antlütze gotes'. Swaz sol sîn mit manigen dingen , daz muoz von nôt
10 oben sîna. Waz viur machet, daz muoz von nôt oben im sîn, als der himel und diu
sunne 3. Unser besten meister4 wellent, daz der himel ist ein stat aller dinge, und 25

5f. ; 6 ; 7f. Sieh oben S . 173,1, 2f. 9 Ps. 104, 4 : . . . quaerite faciem eius semper.

1 wunder ] vnder B , dicke ] dich Mai, di Str. 2 diu ' fehlt Strą aussrev Strg vssren
Bost Malesist Stior vant ] vindet B , an ] in PfStr,
3 an ]ruin PfStror Str, an Dar umbe ] da Str,
B .Str ,Mai, Str ,
sprach Str ,Mai,
hật bis vunden ] vindet man och B ,
den mit Str, wan fehlt Marie et obenperseStr,
FonteMaii r,Mai al B , dio (v.
ri sevber anird.] bishinHimit
4 zuo ue] mseitac irgerůren
dMaii auf erstan
Strg
Swaz bis ûferstân. fehlt Str , B ûf stân PfStr , StrzMai 5 sin Stri zemale B , mit ein ander Stra
ûf stên PfStr,Str obạ] daz Pf sůchet B , 6 diu ? ] die (v . and . Hd . über d . Zeile) StrzMai,
oben1, 2 ] enoben StrzMai, ob vns Str , vber vns B , sint'.'] sin Str u ns smackent] wir sme
chen Strą sint'.?] 'sin Stri ob ] dz B ,Mai 7 smechk (Zeilenende) Str, der fehlt B , (Zeilen
ende) Mai Nû bis 8 sint'. fehlt B , (Hom .) 8 oben ) enoben Str,Mai, ob vns Str, sin Str ,Strg
Nû bis wise ? ] Nv wa sint si B, Nû, wâ ] wann Strg und fehlt Str ,Mai Künic bis
178,4 sêle . fehlt B , 8 Künic D . spr. ] sprichet Dauit Str , sprach StrzMai 9 daz' ] dez
Pf des Str, Swaz bis 10 sîn . fehlt Str , (Hom .) 9 sîn ) sind (d getilgt Strz) Str Mai;
mit ] von Str ,Mai, 10 oben '] enoben Str ,Mai waz muez fewer machen Str , oben im s . ]
von oben s. Strz sein von oben Maii als fehlt Strg (Zeilenw .) 11 besten fehlt Str , wellent,]
sprechent Str Str Mai ist ] sî PfStr,

i Zu S . 175,8ff. vgl. etwa DW 5 S . 59,9ff. ( BgT) : Diu buoch der alten ê und der niuwen und
ouch der heiligen und ouch der heidenen sint des vol, wie vrome liute durch got und ouch durch
natiurlîche tugent ir leben hânt gegeben und ir selbes williclîche verzigen .; Pf. S . 273,24ff.: Diz
vindet man vil an den heidenen , daz sie zuo disem minnerîchen friden mit nâtiurlîcher bekentnüsse
kâmen , . . . (vgl. Quint S . 750 zu 273,24, 25 ) ; Strauch PBB 49 S . 387,37ff.: Eyn heydenische meyster,
der saß in syner schulen und sprach von der ewigkeit der selen vnder synen jungern und sagte von
den wercken der selen , die sie wurcken sol nach diesem libe. Dae was da eyner under yen , dem was
syn hertze entbrandt, das er des libes gerne gelediget were, der ging hinwegk und steygk uff eyne
muwere und viel nydder und brach den hall , und dieser was eyn heyden . des mogen wir uns wol
schamen .
2 Vgl. unten Anm . 4 . — Zu 2 . 8f. vgl. Par. an . S . 112 ,2ff.: Ambrosius lerit in eime buche
daz heizit fon der flucht der werlinde freude und uris gesteltnisses, wi man sal suchin Got biGode.
der mensche ist nider und Got ist hoch .
3 Zu 2 . 10f. vgl. DW 1 S. 336,7ff.: Man sprichet, daz ein viur enbrenne daz ander. Daz
widerspriche ich . Ein viur enbrennet wol sich selber . Daz daz ander enbrennen sol, daz muoz oben
im sîn , als der himel enbrinnet niht und ist kalt ; nochdenne só enbrennet er daz viur,. . . ; In Eccli.
176
Si consurrexistis cum Christo

enhât doch keine stat, keine natiurlîche stat, und gibet allen dingen stat. Mîn sêle
ist ungeteilet und ist doch zemâle in einem ieglîchen glide. Dâ mîn ouge sihet, dâ
enhæret mîn ôre niht; dâ mîn ôre hæret, dâ ensihet mîn ouge niht1. Daz ich lîplîche

I enh .) er hat Strą keine stat, fehlt StrzMai, (Hom .) allen den d. Str Maii Mîn sêle ]
Di sel in dem menschen Strz 2 doch ) ouch PfStr z emâle ] mit ein ander Str . Då bis
3 niht ; fehlt Str, (Hom .) 2 dâ ] dz Mai, 3 daz or gehöret Str , daz auge Stra
ich ] der mensch Str,

n . 50, LW 2 S. 278,11f.: ... forma(e ) ignis et caloris non possunt calefacere nisi motae a motore
caeli.; Sermo XXIV, 2 n . 247, LW 4 S . 226,4f.: Esse namque non est causa esse, sicut nec ignis est
causa ignis , sed aliquid longe altius, in quod oportet ascendere. ; In Gen . I n . 159, LW 1 S . 307,5f.:
Sicut ergo causa omnis ignis nunquam est ignis , sed aliquid non ignis ,. . .
4 Vgl. In Gen . I n . 49, LW 1 S. 221,2f.: Hinc est quod primum corpus, puta caelum , est
locus omnium corporum . . . ; dort Anm . 1 ist verwiesen auf Bonaventura Sent. II d . 2 p . 2 a . 2 9 . 1 :
caelum empyreum . . . primum creatum inter corpora , quod est maximum mole et virtute . Quia
est maximum mole, omnia corpora locat per ambitum et continentiam . und auf Albertus M .
Phys. I V tr . 1 c. 13 ( ed . Borgnet 3 ,270a ): .. . quia caelum ambit omnia , propter haec omnia in caelo
esse dicuntur. Caelum enim est et dicitur omne quod ambit omnia, et omnia ordinantur ad ipsum . ;
In Gen. I n . 172, LW 1 S. 317,2ff.: Caelum autem non locatum ab alio , sed locus potius locans
omnia . und dort Anm . 3 ; Quaestio Utrum aliquem motum esse sine termino implicet contradictionem
n . 4 , LW 5 S . 73,6 ff.: Et ideo quanto aliquid magis perfectum , tanto minus de motu et de loco, et
quia corpus caeleste est perfectum primo, ideo minime movetur et locatur, sed omnia movet et
omnia locat; In Ioh. n . 215 , LW 3 S . 180, 10ff.: Ubi notandum quod nec caelum , primum corpus,
est in loco proprie, sed nec in ubi est, quamvis Avicenna primo corpori neget locum , sed ubi
concedat illi.; unten S . 188,6 : waz des andern stat ist , daz muoz obe im sîn, als der himel ist ein
stat aller dinge . . . ; unten S . 200,6ff . – S . 177, 1 möchte Lasson (Zfd Ph 9 S . 19 zu 116 ,25 ) keine
stat, das in StrzMai, fehlt, tilgen . Ich halte dafür, daß es eher in Str ,Mai, durch Homöoteleuton aus
gefallen als in Str Str , hinzugefügt ist.
1 Vgl. DW 1 S. 338,5ff.: Diu kraft, dân mite ich sihe, dâ mite enhære ich niht, noch dâ mite
ich here, dâ mite ensihe ich niht. . . . Nochdenne ist diu sêle ganz in einem ieglîchen glide; 143,5ff.:
Diu sêle ist ganz und ungeteilet alzemâle in dem vuoze und alzemâle in dem ougen und in ieglîchem
glide. und die dort Anm . 2 verzeichneten Parallelen Pf. S . 81,14: Diu sêle ist in eime ieklîchen gelide
alzemâle.; 386, 16f.; 397,22; ( 109,33 = ) unten S . 214 ,2 ff .; In Exod . n . 92, LW 2 S . 95 ,7f.: . . . et anima
tota in qualibet parte minimacorporis animati.und dort Anm . 2 ; Sermo LV , 4 n .556, LW 4 S . 465, 13f.:
Exemplum huius in anima, quae vivit in oculo, vivit in aure, in lingua et in omnibus membris . und dort
Anm . 6 ; Thomas S . theol. I q . 8 a . 2 ad 3 : Et ideo, sicut anima est tota in qualibet parte corporis , ita
deus totus est in omnibus et singulis .; vgl. ferner In Ioh . n . 93, LW 3 S . 80,4ff.: Exemplum et ratio dicti
patet in anima, quae ut forma substantialis corporis immediate adest singulis membris se tota,et propter
hoc dat esse et vivere omnibus membris . Secus autem de aliis perfectionibus quas non communicat
singulis membris, puta videre, audire , loqui et similia ., wo in Anm . 4 verwiesen ist auf Thomas
S . theol. I q . 76 a . 8 : . . . anima tota est in qualibet parte corporis secundum totalitatem perfectionis
et essentiae ; non autem secundum totalitatem virtutis. Quia non secundum quamlibet suam po
tentiam est in qualibet parte corporis ; sed secundum visum in oculo , secundum auditum in aure ,
et sic de aliis .; DW 1 S. 288, 1 ff. und dort Anm . 1; Pf. S . 193,10 ff.; 333, 13f.; In Gen . I n . 21, LW 1
S . 202,5ff.; In Gen . II n . 152, LW 1 S .621,12ff. — Auf oben Z . 2f.bezieht sich der Rv. unten S . 191, 10f.:
. . . als ich sprach an dem ôsteråbende, wie etlîche krefte der sêle verbunden sin an den vünf sinnen ,
als sehen und horen , . . .; sieh auch dort Anm . 6 .

12 Edhart, 92 177
Predigt 35
sihe oder hære, daz kumet geistlîche in mich. Mîn ouge enpfæhet in dem liehte die 116,30
varwe; si enkumet aber in die sêle niht,wan ez ist ein abeval. Allez, daz die ûzern sinne
enpfâhent, daz ez geistlîche wirt îngetragen , daz kumet enoben von dem engel: der
drücket ez in daz ober teil der sêle 1. Nû sprechent unser
nser
meister2:
5 daz ordent und setzet daz under. Her ûf sprichet sant Jacôbus: ‘alle guote und 35

5f. Iac. 1,17 : Omne datum optimum , et omne donum perfectum desursum est, descendens a
patre luminum ;. . .

1 siecht oder håret Stry in mich . ] in in nicht Str , mein augen StrzMai;
Daz auge Str, enpfachend Mai, 2 enkument Mai daz ] des Str,Mai, 3 ent
fent Stri d azl] da Str,Mai, oben Str , den engeln (korr. zu dem engel Strz)
Str.StrzMai, 4 den obrosten tail Mai; Es spricht vnser maister B , waz v. and . Hd.
über d . Zeile Strz fehlt Main enoben ) ein oben Str , ob den andren B , 5 daz ander
PfStr,Str,B Her ûf] Dar über Str, ‘alle ] alles Str,Mai,

1 Zu S . 177,3ff. vgl. Pf. S . 107, 12ff.: Diu varwe, diu an der want ist , sol diu getragen werden
in mîn ouge, sô muoz si gebiutelt werden unde kleinlich gemachet werden in dem lufte und in dem
liehte unde alsô geistlîche getragen werden in mîn ouge ( sieh Quint S . 306 zu 107,13) .; DW 1
S. 335,5ff.: Ein grôz meister sprichet: etwaz, daz ich sihe, wirt geliutert und gegeistlîchet in mînen
ougen , und daz lieht, daz in mîn ouge kumet, enkæme doch niemer in die sêle, enwäre diu kraft ,
diu enoben ist.; Pf. S. 139, 14ff.; 142,20ff.; DW 1 S. 151,4ff.: Diu sêle hât ouch eine kraft in dem
ougen , då von ist daz ouge sô kleinlich und sô verwenet , daz ez diu dinc niht ennimet in der grop
heit, als sie an in selber sint; sie müezent ê gebiutelt werden und klein gemachet in dem lufte und
in dem liehte; daz ist dâ von , daz ez die sêle bî im hât. und dort Anm . 5 ; unten S. 191, 12ff.: Nû
sprichet ein meister : niergen enwelle got, daz daz iemer ze ougen oder ze Ôren îngetragen werde, daz
daz edelste teil der sêle ervüllen müge , . . . und dort Anm . 7 . — Zu Z . 2 abeval vgl.unten S . 182,4 . —
Zu Z . 3f. vgl. DW 1 S . 52,6f.: Swenne got sînen engel sendet ze der sêle, sô wirt si wärlîche be
kennende. . . . (54 ,6f.) Dar umbe wirt der engel gesant an die sêle , daz er sie wider bringe an daz
selbe bilde, dâ er nâch gebildet ist ; 336 , 11f.: Alsó bereitet sich diu sêle in üebunge . Dâ von wirt si
entvenget von oben her nider . Daz kumet von dem liehte des engels. ; Pf. S . 316 , 17: Der engel hât
in sîner nâtûre îndruk aller créatûre.; 396,34ff.: Wan alliu bildnisse unde glîchnisse, als Dionysius
sprichet, hật got des êrsten in die nidristen engele îngedrücket, daz sie danne daz götlîche lieht unde
den tröst gotes in die sêle drücken ,. . . ; vgl. auch Pf. S . 535 ,3ff .: Ein lieht hât diu sêle gemeine
mit den engelen . Daz ist, daz ir ein bilde în gedrucket wirt, daz si in ir selber bekennet diu dinc,
diu dâ geschehen sint unde diu nû geschehent; oben S . 138 Anm . 1 und 2 .
2 Vgl. Thomas S. theol. II II q . 185 a . 3 ad 3 : Secus autem est in regimine ordinis naturalis ,
in quo id quod est superius naturae ordine, ex hoc ipso habet maiorem idoneitatem ad hoc quod
inferiora disponat.; DW 1 S . 212 Anm . 1 und die dort aufgeführten Stellen über das Ordnungsver
hältnis des „ Oberen “ zum „ Niederen " und umgekehrt, insbesondere : In Exod . n . 5 , LW 2 S . 12 ,6f. :
Deus enim et natura universaliter ordinant et iudicant inferiora per superiora (sieh dort Anm . 2 ) .;
In Gen . I n . 121, LW 1 S . 277,6ff.: Circa quod notandum quod naturaliter in ordine naturae supe
riora dominantur et regulant inferiora , inferiora vero naturaliter oboediunt et subiciuntur superio
ribus suis ( sieh dort Anm . 3 ).; n . 272, S . 410,9ff.: Rursus etiam universaliter priora et superiora
firmant naturaliter et stabiliunt inferiora et posteriora, et e converso ista per illa accipiunt fixionem
et immobilitatem sive immutabilitatem ( sieh dort Anm . 2 ).; In Gen . II n . 94 , LW 1 S . 559,11ff.;
178
Si consurrexistis cum Christo
volkomen gâbe koment von enoben her abe'i. Swer alzemâle ist ûferstanden mit
Kristô, des ist ein zeichen , ob er got obe ? zît suochet. Der suochet got obe zît, der
dâ suochet sunder zît .
Nû sprichet er: 'suochet diu dinc, diu oben sint . Wâ suochet man ? 'Dâ Kristus
40 gesezzen ist ze der rehten hant sînes vaters'. Wâ sitzet Kristus ? Er ensitzet niergen . 5
Der in iergen suochet, der envindet sîn niht . Sîn minstez ist allenthalben , sîn
oberstez enist niergen 4. Ein meister5 sprichet: swer iht bekennet, der enbekennet
got niht. Kristus sprichet als vil als ein gesalbeter , der dâ gesalbet ist mit dem

4 ; 4f. Sieh oben S. 173,1,2 ff.

1 volkomen ) alle v . Str,Mai komet B ,Str , von bis abe ’.] von dem vatter der liechte B ,
oben Str,Mai, obnen Strg alzemâle ] mit ein ander Strg ist ûferstanden ] vff stát B ,
2 des ] daz Pf u . alle H88. ain v . and. Hd. über d . Zeile Str , obe z .1, 2 ] alle z. Str,Mai, B ,
got2 fehlt StrzMai 3 dâ ] in B , sunder ) in der B , 4 er : bis diu ? ] es die ding da Mai,
enoben StrzMai, ober ých B , sin Str, sein Strą man ? ] man di Stra 'Dâ bis 5 vaters'. ]
got zer rechten hant sines vatters B , 5 Wâ] da Maii Kristus ? ] er denne B ,
Er ensitzet n . fehlt Str, Er ens. fehlt B , niergen . ] nienert StrzMai niergen , er ist
niergen . PfStr 6 Der in ] Swer gotB i ergen ] ienert Str, jennert Mai, nindert Str , nier
gen PfStr, iergen B , enpfindet (p getilgt Strz) StrzMaii sînd] sint Stri niht. ]
auch nicht Str , sîn2 bis 7 niergen . ) ain grossi ist si niergent inbeslossen B , fehlt Str. ( Sei
tenw .) Mai 7 nindert Strz swer ] der Str Str,Maii it in got bekennet B ,
8 ,Kristus' bis 180, 1 geiste. fehlt B , 8 der bis ist fehlt StrzMaii

unten S . 188,5ff. — v. Bracken S . 591 Anm . 36 schreibt zur vorliegenden Stelle : „ Die Verben
,ordnen ' und „setzen ' scheinen absichtlich einen dem griechischen táoow entsprechenden Zusammenklang
ergeben zu sollen ; von tárow ist táELS Ordnung abgeleitet.“
Auf diesen Schrifttext ist die Predigt 4 , DW 1 S . 60ff. gehalten .
2 2 . 2 habe ich des anstelle von daz konjiziert, das Pfeiffer und alle H88. bieten . – Meinen
Änderungsvorschlag Quint S. 337 zu 116 ,37/38 ( = oben Z . 2) oben zît > alle zît nehme ich als ver
fehlt zurück , da in dem Zusammenhang der Diskussion über das voraufgehende Schriftwort nur obe zît,
nicht alle zît paßt.
3 Zu Z .4f. vgl. im Credo der Messe: sedet ad dexteram Patris und Marc . 16 ,19: sedet a dex
tris Dei. — Zu Z . 6 vgl. DW 1 S . 253,6ff.: So man dich ie me sůchet, so man dich ie minder vindet.
Du solt in sůchen , also das du in niena vindest. und dort Anm . 4 .
4 Zu Z . 6 Sîn — 7 niergen . vgl. oben S. 174, 1 und dort Anm . 1 und 2 .
5 Vgl. DW1 S . 146 , 3f.: Und sprichet ein meister : swer dâu wænet, daz er got bekant habe,
und bekante er iht, sô enbekante er got niht. und dort Anm . 2; 402,2f.: Gedenkest dû noch ihtes,
daz er sî, des enist er niht. ; sieh auch die dort Anm . 1 zu Z . 2 – 3 ( S . 403 oben ) verzeichneten Paral
lelen , insbesondere: DW 1 S . 330,7f.; Pf. S . 82, 32f.: Der iht siht oder vellet iht in dîn bekennen ,
daz ist got niht; 133, 15 : Swes er joch erkennet, sô kennet er got niht.; vgl. auch unten S . 190,4f.
und dort Anm . 4 ; Pf. S. 92,24 ff .
6 Vgl. Sermo XL,2 n . 404, LW 4 S . 343, 14 : Christus, unctus gratia , . . . und dort Anm . 1, wo
verwiesen ist auf Hieronymus Liber interpret. Hebr. nom . ( ed . de Lagarde S. 66 ,17) : Messias
unctus, id est Christus. ; vgl. auch Tauler S . 366 ,25 : Christus sprichet als vil als ein salbe.
179
Predigt 35
heiligen geiste . Die meisterl sprechent: sitzen bediutet ruowe und meinet, da kein 117,5
zît enist. Swaz sich kêret und wandelt, daz enhât niht ruowe; daz ander : ruowe en
leget niht zuo ?. Unser herre sprichet: ‘ich bin got und enwandel mich niht's.
Kristus sitzet ze der rehten hant sînes vaters4. Daz beste guot, daz got geleisten mac, 10
5 daz ist sîn rehtiu hant 5. Kristus sprichet : 'ich bin ein tür'. Der êrste ûzbruch und daz
êrste ûzsmelzen , dâ got ûzsmilzet, dâ smilzet er in sînen sun , und dâ smilzet er wider in
den vater 6. Ich sprach eines tages, daz diu porte wære der heilige geist : dâ smilzet

3 Mal. 3,6: Ego enim Dominus, et non mutor. .. 3f. Sieh oben S. 173,3. 5 Ioh . 10,9: Ego
sum ostium .

1 und bis 2 enist. fehlt B , 1meinet, ] not Str, 2 ruowe; fehlt PfStr, Strz daza bis
3 zuo . ] dâ ez an ruowe, ez (ez fehlt Str ,Stre) leget (lit Str ) niht zuo (nicht zue zů Strą) . PfStr Str,
fehlt B , 3 sprichet : ) sprach B , spricht v . and. Hd. auf d . Rand Str , fehlt Mai 4 Kristus
bis der ] Wa sisset xpc zer B , ze der ] zu der rů der Str , rehten hant ] rehter ruowe PfStr
gerechten Mai geleisten mac, ] gaistleichen machet Str, 5 Kristus bis tür'.
fehlt Str, tür'. ] ruwe Mai, Daz erste aus brechen Str , des ersten us bruches StrzMai
6 dâ?] daz PfStr i n bis er fehlt Strı (Hom .) dâ3 bis wider ] der sun smelczet wider B ,
7 Ich bis tages, fehlt Str, eines tages, ] da vor StrzMai eines ) ienes Strı daz bis
wære ] Di porte ist Str , p. daz w . PfStr Str Mai

1 Vgl. Par. an. S . 37,9ff.: daz ewangelium sprichit daz Christus saiz in deme temple und
lårte . daz he saiz , daz meinit ruwe, wan wer da sitzit, der ist bereitir lutir dinc fore zu brengine dan
der da geit oder steit . sitzen bedudit ruwe, . . . hirumme sal di sele sitzin , daz ist in einir fordruckiter
othmudikeit under alle creature. dan cumit si in einen gerastiten vride. ( Hinter sitzin fügt Niko.
laus v . Landau ein : wanne ez sprichet Aristoteles in quinto Physicorum , quod anima sedendo
et quiescendo erit prudens. ; sieh Zuchhold S . 100, 18 ff. und die unten aufgeführte Aristotelesstelle.) ;
ähnlich : Pf. S . 302,6f.: Sitzen unde gân ist unglîch. Nieman kan die rehten wege gegân , er habe
è gesezzen in dem liehte der beschouwede, .. . (sieh Quint S . 830 zu 302,6 ) ; DW 1 S . 317 ,4f. ; Sermo
XXXVI,1n . 365, LW 48. 314 , 2 ff.:Nota : » quies privatio motus est«. Item : »anima sedendo et quiescendo
fit prudens«. und dort Anm . 3, wo auf Aristoteles Phys. VII t. 20 ( H c . 3 247 b 10) verwiesen ist.;
vgl. auch oben S. 123,1ff. und die dort Anm . 2 angeführte Stelle Thomas S . theol. I q. 10 a . 4 ad 3:
Unde (tempus) non solum mensurat motum , sed etiam quietem ; quae est eius quod natum est
moveri, et non movetur.
3 Zu Z . 2f. vgl. Pf. S . 657,22ff.: Nâtiurlich wandel ist niht bî dem vater der liehte. Aller
wandel beschiht durch girde der ruowe. . . . Er enwandelt sich niht.
3 Zum selben Schrifttext vgl. Sermo XV,2 n . 156, LW 4 S . 148,12 und dort Anm . 5 .
4 Zur Textänderung gegenüber Pfeiffer sieh Quint S. 337 zu 117,9.
5 Vgl. Pf. S . 195,34 ( = Par. an . S . 108,5f.): Diu hant gotes bediutet den heiligen geist . . .
Zum Vorzug des Rechten gegenüber dem Linken vgl. etwa noch Sermo XXXIV,2 n . 345 , LW 4 S . 300,7ff.:
Hinc iterum numerus par ratione binarii descendentis in se sive in ipsum in ordine mali cadit sicut
sinistrum et privatio .; In Gen . I n . 239, LW 1 S . 383,13f.: . . . dicitur Eccl. 10 ( = 10,2) : ' cor
sapientis in dextera eius, et cor stulti in sinistra illius',. . . ; vgl. auch unten S . 181,1f.
6 Zu 2 . 5ff. vgl. DW 1 S . 123,8f.: Sant Augustinus sprichet: als daz unsprechelich ist,
dâ der sun ûzbrichet von dem vater in dem ersten ûzbruche,. . .; Sermo XXV, 1 n . 263, LW 4
S . 239, 10f.: Nota primo quod gratia est ebullitio quaedam parturitionis filii, radicem habens in
180
Si consurrexistis cum Christo

15 er ûz in güete in alle créatûren . Swâ ein natiurlich mensche ist , daz beginnet sînes
werkes 'ze der rehten hant’ i. Ein meister ? sprichet, daz der himel blôz von gote
enpfâhe. Ein ander meister sprichet, daz des niht ensî: wan got ist ein geist und ein
lûter lieht; dar umbe swaz von gote blôz enpfâhen sol, daz muoz von nột sîn ein
geist und ein lûter lieht. Ein meister sprichet : ez ist unmügelich in dem ersten 5
20 ûzbruche, dâ got ûzbrichet, daz iht, daz lîplich ist , des enpfenclich sî, entweder ez
müeze sîn ein lieht oder ein lûter geists. Der himel ist obe zît und ist ein sache der

2 Sieh oben S . 173, 3.

I er ] got StrgMai, fehlt B , ( Zeilenw .) güete ] gůtes wise B , allen Str , Swâ bis 2
hant'. fehlt B , 1 daz ] der Str Main 2 von g . ] vnd got Stri 3 enpfahet Str , B ,
meister fehlt PfStr Str, sprichet, bis wan ) wider sprichet dz vnd spricht B , 4 dar umbe ]
dauon B , gotes (es getilgt Strz) Str Maii blôz enpf. s., ] enpfáhen sol bloß vnd ane mittel B ,
blóz fehlt Strg von nôt fehlt Str B , 5 geist ] lautter g . Str , und ] oder B , in ]
dz in Boli empfortlich Mariner Str Mai, ob d
dz in B ,
da StrzMai
6 dâ bis des ] enkain liplich ding B ,
enpfortlich Mai 7 můs Str Mai B , muz Str
iht, bis des] icht (nit Maij) leipliches
ein bis geist. ) ain gaist oder ain
luter liecht
B e noben der StrzMai, ob der Str , vber B , ein %] doch ain StrzMaij

ipso patriae sun üzer


ipso patris pectore intimo. und dort Anm . 5 ; Pf. S . 165,24: Der êrste ûzbruch und der erste ûzval
daz ist der sun ûzer dem vater (sieh Quint S . 488 zu 165,24 ) ; 155,8ff.; Seuse S. 179,7ff.
bezieht sichmisrilzet, daz ist heilige geist-; . 314,138. Jean daz ist
? Der Rv. S . 180, 7 bezieht sich mit ziemlicher Sicherheit auf die Stelle DW 1 S . 301,6ff.: Ich sprach
niuwelîche von der porte , då got ûzsmilzet, daz ist güeto. . . . Aber güete daz ist, då got ûzsmilzet
und gemeinet sich allen crêatûren . . . . güete ist der heilige geist. ; vgl. auch die dort S . 301 Anm . 3 ver
zeichneten Parallelstellen , insbesondere ( Pf. S . 121,11 ff. = ) DW 1 S. 314 ,1ff .: Nû 'stant in der porte
in dem hûse gotes'. . . . Aber, dâ er smelzende ist , dân smilzet er ûz. Sîn ûzsmelzen daz ist sîn güete , . . .
und dort Anm . 2; Jostes S . 10 ,10ff.; Tauler S . 387,33ff.; Sermo XXV n . 258, LW 4 $ . 236,4f.:
Rursus deus sub ratione boni est principium ebullitionis ad extra, . . . , ferner zu ûzsmelzen Lüers
S . 254f. - Zu oben Z . 1 vgl. In Gen . n . 9, LW 1 S. 193,4 ff .: Hinc est quod in nobis dextra magis
motui conveniunt naturaliter et prius exponuntur, sinistra vero fixioni. .. . Similiter laborans opera
tur cum dextra , tenens id , circa quod operatur, cum sinistra . und dort Anm . 4 mit Hinweis auf
Aristoteles De caelo et mundo II t. 8 (Bc. 2 2846 28 ) u . a .
? Zu 2 . 2f. vgl. Albertus M . De div . nom . C. 4 n . 46 ( Ed . Colon . 37 S . 152, 33ff.) : . . . utrum
(caelum ) moveatur sola voluntate divina aut quibusdam motoribus separatis, sicut angelis in hoc deo
ministrantibus, aut etiam motoribus intrinsecis , qui sunt animae eorum .; S . de creaturis III q. 16
4 . 2 ( ed . Borgnet 34, 4456) : Ista omnia diximus secundum philosophos qui non contradicunt quibusdam
sanctis negantibus cælum animam habere, nisi in nomine solo , qui abhorrent nomen animae, et
tamen bene concedunt, quod intelligentiae quaedam sive angeli movent cælum iussu dei.; In
Gen . I n . 116 , LW 1 S . 273,1ff.: Quod autem dicitur faciamus in plurali, Rabbi Moyses sic ex
ponit, dicens quod intelligentiae« secundum Aristotelem et secundum nos »angeli medii sunt inter
creatorem et entia alia et eis mediantibus moventur caeli, quorum motus est causa omnis genera
tionis et generabilis«, »nec invenies opus aliquod quod creator faciat nisi per manum angeli«. und
dort Anm . 1, wo auf Maimonides Dux neutrorum II c. 7 (43r 27 — 29) verwiesen ist. — Zu Z . 2f.
blóz . . . enpfâhe. vgl. unten S . 203,4 .
3 Zu Z . 3ff. vgl. DW 1 S . 417,6f.: Die meister sprechent, daz diu sêle enpfâhe als ein lieht
von dem liehte, wan dâ enist vremde noch verre . ; vgl. auch die dort Anm . 3 aufgeführte Stelle ( Pf.
S. 406 ,34ff. = ) oben S. 142, 2 ff.: Und got ist ouch ein lieht; und swenne sich daz götlîche lieht
181
Predigt 35
zît. Ein meisterl sprichet, daz der himel in sîner natûre ist als edel, daz er sich niht
enmac neigen dar zuo , daz er sî ein sache der zît. In sîner natûre enmac er niht sachen
die zît ; in sînem loufe ist er sache der zît — und ist er sunder zît — , daz ist in dem abe- 117,25
valle des himels. Mîn varwe enist mîn natûre niht, mêr: ez ist ein abeval mîner natûre 2,

1 Es spricht ain Maister B , als edel sie B , als bis 2 neigen mit Ausnahme von
mac v . and. Hd . ehinter ist auf d . Rand nachgetr. Str, niht ] nie StrzMai 2 naigen mag
StrzMaii ddar zuo, daz v. and . Hd. über d . Zeile Strz sache bis niht fehlt StrzMai,
(Hom . ) natur natur Str , 2f. sachen die zît;] sachen der zit Str, sache sîn
der zît: Pf sache sein (Seitenw .) Str, 3 in ? ] Mer in B , sache ] ain (v. and . Hd .
über d . Zeile Strz) sach (sachē, ē getilgt Stra) Str , B , und bis 4 natûre, fehlt B , (Hom . )
3 sunder zît ] be sunder zeit (über d . Zeile v. and . Hd. on zwischen sunder und zeit Strz) Strz
Μαι , 4 Mîn bis niht, ] Vnser fraw ist nicht vnser natur Str, mêr: fehlt Stra
mîner] der Strz

giuzet in die sêle, sô wirt diu sêle mit gote vereinet als ein lieht mit liehte ; số heizet ez ein
lieht des glouben , und daz ist ein götlîchiu tugent. und die dort Anm . 2 verzeichneten Parallelen .;
vgl. ferner Sermo I n . 2 , LW 4 S . 4 ,5 : Oportet ergo quod sis spiritus, quia ' spiritus est deus'. und die
dort Anm . 4 verzeichneten Stellen , insbesondere Par. an . S . 124 ,22f.: geistliche dinc und lipliche
dinc di inmugint nicht foreinit sîn . sal gotliche vollincumenheit wirkin in der sele , so muiz di sele
ein geist sin , alse Got ein geist ist, . . . ; In Exod. n . 277, LW 2 S . 223,7ff.: Rabbi Moyses III
c. 52 sic dicit : »intellectus, qui effusus est super nos«, »coniungit nos cum creatore, secundum quod
nos apprehendimus ipsum cum luce intellectus« , » sicut David dixit : 'in lumine tuo videbimus lumen ’.
Et similiter ipse cum hoc eodem lumine respicit super nos, et per ipsum est semper nobiscum «. und
dort Anm . 5 , wo auf Dux neutrorum III c. 53 ( 112r 17 - 20 ) verwiesen ist.
i Zu S . 181, 7 - oben Z . 4 vgl. In Gen . I n . 73, LW 1 S . 235 , 9 ff.: Augustinus XII Confessionum
(dort Anm . 4 ist auf c. 9 n . 9 , CSEL XXXIII 316 ,3 — 13 verwiesen ) respondet dicens quod »caelum ,
quod in principio fecit deus, creatura est aliqua intellectualis «, »excedens omnen volubilem vicis .
situdinem temporum .. .. «; Thomas De pot. q . 5 a. 4 ad 1 ( Ed. Marietti Quaest. disp. II S. 139a ):
Esse autem corporis caelestis nullo modo attingitur nec a tempore nec a motu , cum sit omnino
invariabile .; S . c . gent. III c . 84: Ea quae causantur ex motibus caelestibus, tempori subduntur,
quod est numerus primi motus caelestis.; DW 1 S . 135, 13ff.: Ein meister sprichet : des himels louf
ist êwic ; ez ist wol wâr, dâ kumet zît von , daz tuot ez im abevallenne. In sînem loufe ist er êwic ;
er enweiz von zît niht,. . . und dort Anm . 4, wo u . a . auf Pf. S . 308,11ff. verwiesen ist: Unser besten
meister sprechent, daz der lîphafte himel unde diu sunne und ouch die sternen , daz die als wênino
hânt ze tuonde mit der zît , niht wan daz sie eht rüerent die zît .; Sermo XLVIII,2 n . 504, LW 4
S . 419, 12 ff.: caelum minimum de motu habet et secundum aliquid extrinsecum . Secundo, non est
in loco . Tertio , non est in tempore, sed nec motus eius. und dort S. 420 Anm . 1. — Übersetzung von
Z . 3f.: „ . . . in seinem Lauf ist er Ursache der Zeit — ist er (selbst ) aber ohne Zeit — , d . h . im Abfall
des Himmels“ . Vgl. Par. an . S . 43,31f. (Hermann v. d . Loveia ) : . . . und daz werc hat alle zit
ein abevallin fon der sache.; unten S. 200,6ff . Der Änderungsvorschlag Lassons zu Z . 3 ( Zfd Ph 9
S . 19 zu 117,25f.) und in sîner nâtûre ist er sunder zît, diu zît ist ein abeval des himels ist zwar
beachtlich , aber nicht erforderlich , da der überlieferte Text bereits den von Lasson richtig verstandenen
vgl. oben S.Vgl.
Z . 4 ausdrückt.
Sinn ?derZu Stelle 178,1f. den oben Z . „Meine
auch Übersetzung: 4 anschließenden Satz.
äußere Erscheinung ist nicht meine Natur,
sie ist vielmehr ein Abfall ( von ) meiner Natur" .
182
Si consurrexistis cum Christo

und ist unser sêle verre dar oben und 'ist in gote verborgen '. Ich spriche denne niht
aleine: obe zît, mêr : 'in gote verborgen '. Meinet daz der himel ? Allez, daz lîplich
30 ist , daz ist ein abeval und ein zuoval und ein nidervall. Künic Dâvît sprichet:
'tûsent jâr sint vor gotes ougen als ein tac, der zergangen ist'; wan allez, daz künftic
ist und zergangen ist, daz ist allez dâ in einem nû 2.
Daz wir komen ze disem nûs, des helfe uns got. Âmen.

1 ; 2 Sieh oben S . 173,5f. 4 Ps. 89,4 : Quoniam mille anni ante oculos tuos, tamquam
dies hesterna , quae praeteriit , . .

1 und bis 6 Âmen . ] Nyn ist vnser sele vil höher vnd edler in ir nature denne der himel Ich
sprich nit edeler noch höcher Mer ich sprich dz ir edelkait ist in got verborgen Nyn sehent wie
smahe sich denne dủ menschen haltent die ir sele naigent vf zit vnd vff zitlichủ ding dz wir der
zit sterbint (32v) vnd allen dem dz zitlich ist vnd geboren werdint in dem leben der ewikait des
helf vns die iewesent warhait Amen Sermo de resuriexione xpi finito1 B , 1 dar ] der Strı
enoben PfStr denne fehlt Str , 2 obe fehlt Str, 3 Künic fehlt Str , 4 vergangen Pf
5 und zergangen ist, fehlt Mai, (Hom .) ist , fehlt PfStri d â fehlt Str , 6 komen bis nû, ]
da hin chomen Str , got. Amen.] etc . Str,

1 In Z . 2 konjizierte Lasson ( Zfd Ph 9 S. 19 zu Z . 29) daz meinet im himel statt des hsl. über
lieferten Meinet daz der himel ? Ich halte die Konjektur für sinnvoll, habe sie aber gegen die hsl. Über
lieferung nicht in den Text aufnehmen zu sollen geglaubt. — Zu 2 . 2f. vgl. DW 1 S. 264,2f.: Swer
diu dinc læzet, sals sie zuoval sint,. . n. — Zu 2 . 3 niderval vgl. unten S . 202,2 ; DW 5 S . 41,5 ( BGT) :
en che: 34der
ht de mnidervalle
. . .sint nieinem Bleidete gotheit = „ in einem Abstieg der . . . umkleideten Gottheit“ .
,387.gekleideten
3 Vgl. mens1chSe. 34,3ff.:
leste DW ân, unnû,d dådasgot den êrsten menschen inne machete , und daz nû,
inne solwanvergdaz
dâ der leste mensche inne sol vergân , und daz nû , dâ ich inne spriche, diu sint glîch in gote und
-
enist niht dan éin nû. ; vgl. auch die dort Anm . 2 verzeichneten Parallelstellen ; ferner DW 1 S . 166 ,3ff.;
171,5ff. und dort Anm . 3 ; 143,7ff. und dort S. 144 Anm . 1; 182,11ff. und dort S . 183 Anm . 1 .
8 Auf diese Schlußwendung bezieht sich unten . 193, 2 .

1 Skutella (Zfd A 67 S. 107) las fälschlich finitur.


183
PREDIGT 36a (Pf. Nr. XXXVIII S . 129 — 131)

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S . 379, Spamer PBB 34 S . 333f.):


Ka, enthält zwei Fragmente:
f. 34rb - va = unten S . 189,6 Unser- 190 , 2 dinge.: vnzere edel/sten meister einer der worheit /
ie vant lange vor gottez gelbůrte E cristen gelovbe ie / wrde alz er nú ist do duhte / ez allez den
dz er sprechen mo/hte von den dingen dz er / etwz fromed 3 vnd vnwarez / in ime trüge dar vmbe
wollte er niht sprechen von den / dingen wan er sú niht also / luter gesprechen mohte al/se só von
der ersten sachen / gevrspringet sint dar vmbe / wolte er lieber swigen er / wolte niht sprechen
gent / mir brot oder gent mir trin /ken und sine notdurft be/wisete er mit zeichen Nu (34va )
sprichet der iunger diz füget vnz noch / baz sit er niht gereden kunde / von den dingen dz wir
swigen / mózent alzů male von den der / do ein ursprunc ist aller din /ge
f. 9vb - 10ra = unten S. 191,12 Nů – 192,3 zuo + 4 Ez — 193,1 kunst.. Nu sprichet ein meister |
nu enwille got dz dz imer zů Ölgen oder zů oren in gehoret werde / dz dz edelste teil der sele erfüllen /
mohte wan die sele hat dz von /nature dz si niht erfüllet mac werden / wan mit gotte ez ist wol ein /
gute manunge ez fürdert wol|dar zů is ist nowen ein Sbunge der / sinne vnd wirt die sele do mit te
erwecket wan dz bilde der / künst ist der sele naturelich ingedrůc/ket Plato sprichet vnd mit ime
8./augustinus dz die sele inne hat alle / künst und allz dz von vzen / zů gevallen mac dz ist nuwen
( 10ra ) ein erweckunge der kunst
Vgl. Spamer Diss . S . 281; im Var.-App. nicht berücksichtigt.
Stri f. 60v - 62v, in W , nur der lateinische Vorspruch im Inhaltsverzeichnis f. 4r: bl. 606: Stetit
Jesus in medio discip. et dixit pax. | Sermo magistri Ekardi.
W sieh Stry.
Filiation der Hss . (sieh Quint S . 379): Die Predigt ist in den beiden Fassungen 36 a und 36 b
überliefert. Die beiden Textexzerpte der Predigt in Ka, lassen zwar deutlich erkennen , daß sie
der Predigt-Fassung von Str, und nicht der b -Fassung entnommen sind; sie zeigen aber im einzel
nen so starke Abweichungen von Str, (bzw . Pf), daß sie aus dem Volltext Str , nicht ableitbar sind .
Da aber in W , keine Abschrift des Str - Textes erhalten und bisher auch kein weiterer hsl. Text
der Str -Fassung aufgefunden worden ist , läßt sich das Verwandtschaftsverhältnis zwischen Kay
und Str, nicht näher bestimmen . Vielleicht aber weist die fehlerhafte Lesart zu S . 192, 1 îngetragen
werde,] in gehore Str, (Pf) in gehoret werde Ka, auf eine gemeinsame Vorlage der beiden Hss. Es
wird indessen deutlich , daß der Ka - Text im ganzen schlechter ist als der von Strì, so etwa unten
S . 189,6 eltesten Str , ) edelsten Kaz; 192,3 warnunge, Str, ] manunge Kaz; 193,1 man von úzen
geüeben Str,] von vzen zů gevallen Kay. Ich möchte daher auch glauben , daß S. 189,9 Er— 10 trinken !'
in Str, an ursprünglicher Stelle steht, während dieser Satz in Ka, hinter 12 sîn . verschoben ist ,
wobei ich zugebe, daß er auch dort ursprünglich gestanden haben könnte .
Textkonstituierung (sieh Quint S. 380): Infolge des Verlustes von Str , und des Mangels eines
weiteren Volltextes ist eine kritische Textkonstituierung vorderhand kaum möglich . Der Text der
Predigt ist, wie schon angedeutet, in zwei Fassungen überliefert , die zwar inhaltlich im ganzen
und im einzelnen weitgehend übereinstimmen , im Wortlaut aber durchgehends voneinander ab
weichen . Im ganzen macht die unten folgende b - Fassung einen überzeugenderen und vollstän
digeren Eindruck als die Str -Fassung. Insbesondere dürfte der Textteil unten S . 189, 1 — 190,2 nicht
an ursprünglicher Stelle stehen , wo er m . E . in der Fassung unten S . 203, 6 — 204 ,5 steht (sieh
Quint S . 380 ). Näheres über die Beurteilung der beiden Text-Fassungen sieh unten S . 196 .
184
Stetit Jesus in medio discipulorum
Für die Textkritik der vorliegenden Fassung gibt die b -Fassung kaum Konkretes her. Ich habe
denn auch nur ganz gelegentlich in den Anmerkungen konjekturale Änderungsvorschläge des
Pfeiffer- Textes vorgetragen .

Echtheit: Hsl. Zuweisung in Str , sieh im Register von W , f. 4r : Sermo magistri Ekardi. Der Rück .
verweis unten S . 187,11 bezieht sich mit Sicherheit auf DW1S. 326 ,14ff. in Predigt 20a (und S . 343, 1 ff.
in Predigt 20b, sieh unten S. 187 Anm . 7), mit der die vorliegende Predigt in beiden Fassungen auch
sonst beachtliche inhaltliche Übereinstimmungen aufweist , wie die Anmerkungen erkennen lassen .
Da die Echtheit der Pr. 35 bereits erwiesen wurde, sind die beiden Rückverweise unten S . 191, 10 ,
der sich auf oben S . 177, 2 f. (sieh S . 191 Anm . 6 ), und unten S. 193,2, der sich auf oben
S. 183,6 bezieht (sieh S . 193 Anm . 1), als Echtheitskriterien ebenfalls belangvoll. Wie unten
S . 186 Anm . 1 gesagt ist, paßt der sehr präzise Rückverweis S. 191, 10 als ich sprach an dem öster
ábende genau zu der Tatsache, daß Pr. 35 in der Messe der Ostervigil und die vorliegende Predigt
auf einen Schrifttext aus dem Evangelium der Oster-Oktav gehalten worden ist (sieh S. 186 Anm . 1).
Daß dieser, wie ich meine, ursprüngliche Rückverweis in der b -Fassung fehlt, braucht nicht zu
verwundern ; er kann in dieser Fassung entweder von Eckhart selbst oder vom Schreiber der ge
meinsamen Vorlage der hsl. Überlieferung weggelassen worden sein . Überdies dürfte sich der Rück
verweis DW 1 S. 165,12f. Alsô als ich einest sprach, daz unser herre kam ze sînen jüngern an dem
Ostertage mit beslozzenen türn auf unten S . 186 ,3ff. beziehen (sieh unten S . 186 Anm . 1). — Die
Echtheit der vorliegenden und der „ Parallel“ -Predigt wird aber weiterhin durch eine Reihe von
eindrucksvollen Übereinstimmungen mit gesichert echten deutschen und lateinischen Texten be
zeugt, so etwa: S. 186 Anm . 2 (DW 1 S . 326 ,7ff ; 342,7ff.); S . 187 Anm . 4 (DW1 S. 326, 10f.);
S . 189 Anm . 3 (DW I S . 297,3ff.); S. 189f. Anm . 6 (DW I S . 409,2); S . 190 Anm . 4 (DW 1
S . 291,5f.; 346 ,7 ; 329,8ff.); S . 191 Anm . 5 (DW 1 S. 113,8ff.; 314 ,5ff .); Anm . 7 (DW 1
S. 349, 10ff.; 335 ,5ff.). – S . 187 Anm . 1 (LW 4 S. 318 ,4ff.); S. 188 Anm . 4 (LW 1 S. 221,2ff.);
Anm . 5 (LW 1 S. 616 ,1 ff.; LW 4 S. 302,10f.) ; S. 190 Anm . 2 (LW 4 S. 4 ,5 ); S. 192 Anm . 2
(LW 1 S . 694,7ff.; 450,10ff.). – Die für Eckhart charakteristischen Stilmerkmale sind in
der vorliegenden Predigt nicht sehr ausgeprägt, doch findet sich etwa die paradoxale Antithese
S . 189,1f., 4ff.; 190,3ff. Es begegnen überdies einige für Eckhart charakteristische Vergleiche und
Beispiele, so S . 186,6 ff.; 188,6 ff.; 191,10ff.

Zum Aufbau der Predigt sieh unten S. 196 f.

185
Stetit Iesus in medio discipulorum et dixit : pax etc .

Sant Johannes schrîbet uns in sînem ewangelio : 'an dem ersten tage in der 129,10
wochen , dô ez âbent was, dô kam unser herre ze beslozzenen türn în en
die jünger und sprach : ,vride sî iu !' und anderwarbe: ,vride sî iu !' und ze dem dritten
5 mâle : „nemet den heiligen geist !“ 1
Nû 2 enwirt ez niemer âbent, dâ ensî ein morgen und ein mittentac vor ge- 15

1 ; 2ff. Vgl. Ioh. 20,19: Cum ergo sero esset die illo , (una sabbatorum , et fores essent
clausae,) ubi erant discipuli congregati (propter metum Iudaeorum ) : venit Iesus, et stetit in medio ,
et dixit eis : Pax vobis. 21 : Dixit ergo eis iterum : Pax vobis . . . . 22: . . . et dixit eis : Accipite
Spiritum sanctum . . . ; vgl. auch unten s. 187, 12f.

Zuweisungen : Sermo magistri Ekardi Stri f.60v (W1 f . 4r)


Überschriften : keine
1 Zu 2 . 2 — 187,13 vgl. unten S. 198,1— 200,2. Der Text ist dem Evangelium der Oster-Oktav
(Weißer Sonntag) , Joh . 20, 19 — 31, entnommen . Dazu paßt der Rv. unten S . 191, 10 als ich sprach an
dem Österåbende auf Pr. 35 , sieh unten S . 191Anm .6 . Der Rv . in Pr. 10, DW 1 S . 165, 12f. Alsô als ich
einest sprach , daz unser herre kam ze sînen jüngern an dem ôstertage mit beslozzenen türn dürfte
sich , wie ich dort Anm . 6 gesagt habe, auf die vorliegende Predigt beziehen .
2 Zu Z . 6 Nû — 187,12 ruowet. vgl. unten S . 198,3 Swenne — 200,2 sêle ; DW 1 S . 326,7ff.: Nû
enwirt ez niemer âbent, ez ensî ein ganzer tac vor gesîn . Enwäre diu sunne niht, sô enwürde ez
niemer tac . Sô diu sunne ûfbrichet, daz ist des morgens lieht; dar nâch sô liuhtet si ie baz und ie
baz, unz der mittentac kumet. Ze glîcher wîs also brichet daz götlîche lieht ûf in der sêle, ie baz
und ie baz ze erliuhtenne die krefte der sêle , biz ein mittentac wirt . Enkeine wis wirt ez niemer
tac geistlîche in der sêle, si enhabe denne enpfangen ein götlich lieht. Ze dem dritten mâle meinet
er: swer dise åbentspise wirdiclîche enpfâhen sol, der sol komen in dem âbende. Swenne daz lieht
dirre werlt abevellet, so ist ez âbent. Nû sprichet Dâvît : 'er klimmet ûf in dem ábende, und sîn name
ist der herre'. Als Jâcob , dô ez abent was, dô legete er sich nider und slief. Daz meinet ruowe der
sêle. sowie DW1 S . 342,7 — 343, 3. Der Vergleich des Tages der Seele mit dem irdischen Tag ist in
der vorliegenden Predigt nicht so klar ausgeführt wie in der folgenden „ Parallelpredigt“ und in den
damit sehr weitgehend übereinstimmenden Ausführungen der Predigt 19, DW 1 S . 319,12 ff. ( sieh
unten S . 199 Anm . 2 ) . Der Vergleich ist in der vorliegenden Predigt dadurch undeutlich , daß die
drei Lichter , die dem Licht des jeweiligen Tagesabschnitts entsprechen , d . h . das Vernunftlicht, das
Engelslicht und das göttliche Licht, die in der „ Parallelpredigt“ unten S. 199,1 ff. aufgeführt sind , oben
S . 187,6ff., abgesehen vom göttlichen Licht, nicht ausdrücklich genannt und in Parallele zu den Phasen
des Tageslichts gesetzt sind . Deutlich ist nur gesagt, daß , wie die Hitze des Abends beim irdischen Tag
durch die Addition zu der des Morgens und des Mittags am heißesten ist, 80 auch die Hitze am Abend
des Seelentages. Während aber beim irdischen Tag Morgen und Mittag geschwunden sein müssen , ehe
der Abend kommen kann , bleiben Morgen und Mittag beim Seelentag im Abend aufgehoben und mit
ihm in Einheit verbunden . Es wird zudem nicht klar, wie es in der „ Parallelpredigt“ und a.a ., . in
186
Stetit Jesus in medio discipulorum
wesen . Nû sprichet man , der mittentac sî heizer dan der âbent. Doch als verre
sô der âbent den mittentac in sich sliuzet und die hitze zuolegende ist, dâ ist er
heizer, wan vor dem âbende ist ein ganz, lûter tact. Aber spâte in dem jâre, als
20 nâch sungihten ?, sô sich diu sunne gerætet næhen der erde3, sô wirt der âbent heize.
Ez enkan niemer werden mittentac, der morgen ensî enwec, noch enkan niemer 5
werden abent, der mittentac ensî enwec . Daz diutet als vil : sô daz götlich lieht
ûfgebrichet in der sêle ie baz und baz, unz ein ganz, lûter tac wirt4, dâ entwîchet
niht der morgen dem mittentage noch der mittentac dem âbende : ez sliuzet sich
25 alzemâle in ein 5. Dar umbe ist der åbent dâ heize. Danne ist ganz, lûter tac in der
sêle, swenne allez, daz diu sêle ist, ervüllet wirt mit götlîchem liehte 6. Aber danne 10
ist ez âbent in der sêle, als ich ê sprach ?, sô daz lieht dirre werlt abevellet und der
30 mensche înbeslozzen ist und ruowet. Dô sprach got: ',vride!' und aber: ,vride !' und :
,nemet den heiligen geist !"

12 f. Sieh oben S . 186 ,1 , 4f.

2 die ] diu Pf

DW 1 Pr. 19 verdeutlicht ist, daß dem Vernunftlicht der Morgen , dem Engelslicht der „ Mittenmorgen "
( Vormittag ), dem göttlichen Licht der Mittag entsprechen und daß die Verbindung dieser drei Phasen
ruch würde behövezet,sondern daß der mei enwec.,denn die diert,widersprüchlich zuoch als verre
bei dem irdischen wie beim Tag der Seele ein ganz, lûter tac ist. — Der Satz S . 187,1f. Doch als verre
sô der åbent den mittentac in sich sliuzet ist so , wie er überliefert ist, widersprüchlich zu Z . 5f.: noch
enkan niemer werden åbent, der mittentac ensî enwec., denn dieser Satz besagt, daß der Abend den
Mittag nicht in sich sliuzet, sondern daß der Mittag vorbei sein muß, ehe es Abend werden kann. Der
Widerspruch würde behoben sein , wenn es Z . 2 statt mittentac hieße: die hitze des mittentages. Die
Übersetzung würde dann lauten : „ Doch, sofern der Abend die Hitze des Mittags in sich schließt und
die (eigene) Hitze hinzufügt, ist er heißer " .
i ganz , lûter tac entspricht Sermo XXXVI,2 n . 371, LW 4 S . 318 ,4ff.: Et haec dies perfecta
est , . .. tertia dies est mera dies, . . . Vgl. auch In Ioh . n . 293, LW 3 S. 245,9f.: sic enim plena dies
dicitur, quando finis est diei et iam nihil illius diei est .
? sungiht = „ Sonnenwende" . Der Satz Z . 3 Aber - 4 heize. erscheint mir wiederum im Vergleich
zu dem entsprechenden der „ Parallelpredigt“ unten S . 198,6 f. Alsô hât ouch daz jâr sînen abent, daz
ist der ougest, sô ist ez allerheizest im jâre. als weniger überzeugend , denn er enthält in der vor.
liegenden Formulierung nur eine überflüssige Erweiterung desselben Gedankens. Dem Mangel des
Satzes könnte abgeholfen werden durch die Konjektur allerheizest statt heize in Z . 4; vgl. unten
S . 198,5 , 6f. – Pfeiffer ( 129,20 ) setzte fälschlich hinter 2 . 4 heize ein Komma; Lasson ( M . E .
S . IX ) hat bereits den Punkt vorgeschlagen .
3 In 2 . 4 gehört sich zu næhen : „ . . .wenn die Sonne dahin gerät, sich der Erde zu nähern “ .
• Zu Z . 6 8ô — wirt, vgl. die übereinstimmende Formulierung DW 1 S . 326, 10f.: Ze glîcher
Bu 2.5 Ezen tac vgl.obent af in der se
wis alsô brichet daz götlîche lieht ûf in der sêle, ie baz und ie baz . . . , biz ein mittentac wirt . -
Zu Z . ✓ ganz, lûter tac vgl. oben Anm . 1.
5 Zu 2 . 5 Ez - 9 ein . vgl. unten S. 198,9 In - 199,1 ein .
6 Der ganz, lûter tac (sieh oben Anm . 1) ist demnach mit dem Mittag erreicht. Der folgende
Satz Z . 10ff . definiert dann den „ Abend “ , - Zu Z . 10 vgl. Pf. S . 95,9f.
? Der Rv. bezieht sich auf DW 1 S. 326, 14ff.: Swenne daz lieht dirre werlt abevellet, sô ist ez
åbent. . . . Als Jâcob, dô ez åbent was, dô legete er sich nider und slief. Daz meinet ruowe der sêle.
Vgl. DW 1 S . 343, 1 — 3 und unten S . 199,4f. und 200, 3f.
187
Predifit 36a
‘Jacobi der patriarche kam an eine stat, dô ez âbent was, und er nam steine, die
in der stat lâgen, under sîn houbet und ruowete . In sînem slâfe sach er eine leiter
ûfgân in den himel und die engel klimmende ûf und abe, und got hâte sich oben ûf
die leiter geneiget '. Diu stat, dâ Jâcob slief, was ungenant. Daz diutet als vil als : diu 129,35
5 gotheit ist aleine ein stat der sêle und ist ungenant ?. Nû sprechent unser meister3 :
waz des andern stat ist, daz muoz obe im sîn , als der himel ist ein stat aller dinge
und daz viur ist stat des luftes und der luft ist stat des wazzers und des ertrîches
und daz wazzer enist niht vollen stat des ertrîches und daz ertrîche enist kein stat4.
Der engel ist stat des himels, und ieglîcher engel, der eines tröpfelînes mê von gote 130,5
10 hât enpfangen dan der ander , der ist stat und setzunge der andern, und der oberste
engel ist stat und setzunge und mâze aller der andern , und er ist sunder mâze. Aber
swie er ist sunder mâze, sô ist doch got sîn mâze 5.

28,10 : (IIgitur
1ff. Vgl. Gen . 28,10 gitur egressus
os p Iacobs de Bersabee
cere post Vidit ,...) 11:
ous12occubitum
ost solis . qu,e tulit cendCumque
en venisset ad quen
tes et qui iacebant, et
in de lapidibus
dam locum , et vellet in eo requiescere
supponens capiti suo, dormivit in eodem loco. 12 : Viditque in somnis scalam stantem super
terram , et cacumen illius tangens caelum : angelos quoque Dei ascendentes et descendentes per
eam , 13: et Dominum innixum scalae . . . Vgl. auch S. 189, 1; 191,5 ; 193,2, 3.

1 Zu 2 . 1 – 12 vgl. unten S . 200, 3 — 201, 8. Über Gen . 28,12 und 13 handelt Eckhart In Gen . I
n . 288, LW 1 S. 423f. und In Gen . II n . 204 — 213, LW 1 S. 677 – 689.
2 Zu 2 . 4 Diu — 5 ungenant. vgl. unten S. 200,4 'in — 5 got. — Zur Namenlosigkeit Gottes vgl.
DW 1 S. 328 Anm . 4 und 346,3.
3 Zu Z . 5f. vgl. oben S . 178,4f. und dort Anm . 2.
4 Zu 2 . 6 als — 8 stat. vgl. unten S . 200,6 Der — 201,4 sî; oben S . 176,11f. und dort Anm . 4 ;
In Gen. I n . 49f., LW 1 S. 221,2ff.: Hinc est quod primum corpus, puta caelum , est locus omnium
corporum et est sphaericum , ut illa aequaliter ambiat, circumdet et includat, utpote finis . Quan
tum ergo unumquodque recedit a natura primi, superioris et perfecti, tantum cadit a natura am
bientis sphaerice aequaliter omnia quae sunt post, et per consequens cadit a natura loci. Terra
igitur, utpote corpus ultimum , nihil prorsus circumdat aequaliter sphaerice nec locat, sed tantum
locatur. Aqua vero, utpote in primo gradu iuncta terrae, aliquid sapit, sed diminute , de natura
primi, utpote quoquo modo recedens a natura ultimi, et ideo circumdat quidem ipsam terram , sed
diminute et imperfecte , non complens sphaeram . E converso ignis, utpote proximus primo corpori
est, est super faciem totius elementaris regionis, ipsam totam sphaerice includens, locans et finiens,
in horizonte constitutus caeli incorruptibilis et corruptibilium . Consequenter aer immediate igni
coniunctus et cognatus igni, utpote igni similis in proprietate essentiali et formali ignis, utpote
calore, est super aquas sphaerice ambiens aequaliter omnes partes ipsarum et per consequens finit
et locat sphaeram aquae. ; sieh auch die in den Anmerkungen dort S. 221 und 222 verzeichneten Nach
weise.; n . 32, S . 210,1ff.
5 Zu Z . 9 Der-- 12 mâze. vgl. unten S. 201,4 mêr: - 8 geist. ; 2 . 9 müßte es wohl entsprechend
unten S. 201,4 Der niderste engel heißen . Ähnlich Pf. S. 466,15ff.: Die aller besten meister sprechent,
daz von dem aller nidersten engele, der in dem himel ist, ein tropfe sî gevallen ûf den obersten
himel, dân von hânt alle himel ir louf. . . ; In Gen . II n . 146, LW 1 S .616 ,1ff.: Et hoc est quod
doctores dicunt angelos superiores illuminare inferiores quantum ad omnia , quae cognoscunt
naturaliter, und dort Anm . 1; Sermo XXXIV ,3 n. 348, LW 4 S. 302,10f.: Unde Thomas dicit
angelos superiores illuminare (inferiores) de omnibus naturaliter ( Anm . 4 verweist auf S . theol. I
9. 106 a. 4). Vgl. auch In Ioh. n . 396: Huic consonat quod theologi dicunt: angelos superiores
188
Stetit Jesus in medio discipulorum
10 “Jacob widerruowete an der stati, diu ungenant ist. Daz man ir niht ennennet,
dâ mite ist si genant . Swenne diu sêle kumet in die ungenante stat, dâ nimet si ir
widerruowe; dâ alliu dinc got in gote sint gesîn , dâ ruowet si?. Diu stat der sêle , diu
got ist, diu ist ungenant. Ich spriche, daz got sî ungesprochen 4. Nû sprichet sant
15 Augustînus5, daz got ensî niht ungesprochen ; wan wäre er ungesprochen , daz selbe 5
wäre ein spruch , wan er ist mê ein swîgen dan ein sprechen . Unser eltesten meister 6
einen , der die warheit ie vant lange und lange vor gotes geburt, ê kristengloube ie
würde, als er nû ist , den dûhte des: allez, daz er sprechen möhte von den dingen , daz
20 daz etwaz vremdes und unwâres in im trüege ; dar umbe wolte er swîgen . Er enwolte
niht sprechen : gebet mir brôt oder gebet mir trinken !' Dar umbe enwolte er niht 10
sprechen von den dingen , wan er sie niht als lûter gesprechen kunde, als sie von der
êrsten sache geursprunget sîn . Dar umbe wolte er lieber swîgen , und sîne nôtdurft
25 bewîsete er mit zeichen der vinger. Daz vüeget uns noch baz, sît er niht enkunde

1 Sieh oben S. 188,1f.

illuminare inferiores de omnibus quae in ipsis sunt superioribus. ; n . 263, LW 3 S . 218 ,11f.: Doc .
tores etiam dicunt quod angeli superiores illuminant inferiores naturaliter de omnibus quae nove.
runt. und die dort Anm . 4 aufgeführten Quellennachweise .
i Sieh oben S . 188,19. — Zu 2 . 1 – 190,2 vgl. unten S . 203,11 – 204 ,5 .
2 Vgl. unten Z .5f. und S . 203,11ff.
3 Vgl. oben S. 188,4f. und dort Anm . 2 ; unten s . 203,3ff. und s . 200,5f. – Zu 2 . 2f. vgl.
DW 1 S . 297,3ff.: Diu êwige wisheit sprichet: ‘ich sol glîche widerruowen in der gewîhten und
in der geheiligeten stat ( = Eccli. 24,15).; 298,2f.; 299,1ff., 301,4f. -- 2 . 3 dâ ? gesîn , besagt :
„ .. . wo alle Dinge (als Ideen ) in Gott Gott gewesen sind “ .
4 Sieh oben S . 188 Anm . 2; Pf. S . 162,24ff.: Ez meinet von êrste die unsprechlicheit gotes ,
daz got ist unnamelich und über alliu wort in lûterkeit sîns wesens, dâ got weder rede noch wort
haben mac, dâ er unsprechlich ist allen crêatûren (sieh Quint s . 482 zu 162,25 ) .
5 Vgl. Augustinus Sermo 117 c . 5 n . 7 , PL 38 , 665 : Forsitan enim silendo aliquid dignum
de re ineffabili cogitaretur. Nam quidquid potest fari, non est ineffabile . Ineffabilis est autem Deus. ;
In Gen . I n . 299, LW 1 S . 435 ,2ff.: Augustinus I De doctrina christiana locutus de deo sic ait :
odiximusne aliquid et sonuimus dignum deo ? « »Si dixi, non est hoc quod dicere volui. Hoc unde
scio , nisi quia deus ineffabilis est ? Quod autem a me dictum est, si ineffabile esset, dictum non
esseta. Et sic nescio quae pugna verborum . Quod si illud est ineffabile quod dici non potest, non
est ineffabile quod vel ineffabile potest dici. Quae pugna verborum silentio cavenda potius quam
voce pacanda esto.und dort Anm .2, wo auf De doctr. christ. I c . 6 n . 6 , PL 34,21 verwiesen ist. — Inter
pretierende Übersetzung : „ Nun sagt Augustinus, Gott sei nicht unausgesprochen ( = unaussprechbar);
denn würde man sagen , er sei unaussprechbar, 80 wäre eben das eine Aussage (über ihn ) ; ihm aber
entsprichtmehr ein Schweigen als ein Sprechen “ . Vgl.auch unten S. 190,3f. und dort Anm . 3; Pf. S . 91,31ff.
Das Augustinuszitat fehlt in der b -Fassung.
6 Zu 2 . 6 Unser — 190,2 dinge. vgl. unten S . 204, 1 Daz — 5 sprechen . — 2 . 6 – 190,2 steht in Kaj,
sieh oben S . 184. – 2 . 6 eltesten ist in Ka, verderbt zu edelsten , das im Hinblick auf die nachfolgende
Zeitbestimmung kaum ursprünglich sein dürfte. Die „ Parallelpredigt“ hat unten S. 204 , 1 allerdings
ein grôz meister, doch ohne die Zeitbestimmung. — Zum Inhalt des Zitats vgl. Albertus M .
Met. IV tr . 3 c . 4 ( Ed . Colon . 16 ,1 S . 192,34ff.) : Ex ista enim susceptione sive aestimatione
pullulavit extrema et ultima istius sectae opinio , quae opinio est eorum qui docent heraclizare ,
hoc est quam Heraclitus tenuit, qui tandem post longum studium in fine vitae suae sic
189
Predigt 36 a
gereden von den dingen , daz wir swîgen müezen alzemâle von dem , der da ist ein
ursprinc aller dinge.
Nû1 sprechen wir, daz got ein geist ist . Des enist niht. Wære got eigenlîche ein
geist, sô wære er gesprochen . Sant Gregórius sprichet : wir enmügen von gote 130,30
profecit in philosophia , quod opinatus est, quod nihil penitus de aliquo posset verum dicere, quia
ante dictum mutaretur ad aliam formam , per quam dictum falsificaretur. Et ideo dixit digitum
debere solum moveri, quo significaretur res in continuo esse motu . Et cum Aristippus dixisset, quod
bis eadem aqua secundum formam ab eo qui flumen ad hauriendum intrat, hauriri non potest , pro
hibuit eum increpando propter dictum , dicens se existimare, quod nec semel hauriri potest, quin ante
haustum ad formam non-aquae mutata sit et iterum ad aliam et aliam .; Aristoteles Met. IV
t. 22 ( T c. 5 1010 a 13), a.a.0 . S . 190,80ff.: Nam ex ea susceptione pullulavit dictorum extrema
oppositio, quae est docentium eraclizare et qualem Heraclitus habuit, qui tandem opinatus est
nihil oportere dicere , sed digitum moveri solum , et Aristippo prohibuit dicenti, quia bis in eodem
flumine non est intrandum ; is enim existimavit nec semel. ; Thomas In Met. IV c . 5 lect. 12 ( Ed .
Marietti n.684 S. 1886): Nam ex hac susceptione sive opinione pullulavit opinio dictorum philoso
phorum »summa vel extrema«, idest quae invenit quid summum vel extremum huius sententiae,
quae dicebat »heraclizare«, idest sequi opinionem Heracliti, vel sequentium Heraclitum secundum
aliam litteram , idest qui dicebant se opinionem Heracliti sequi qui posuit omnia moveri, et per hoc
nihil esse verum determinate. Et hanc opinionem habuit Cratylus, qui ad ultimum ad hanc demen
tiam devenit, quod opinatus est quod non oportebat aliquid verbo dicere, sed ad expri.
mendum quod volebat, movebat solum digitum . Et hoc ideo, quia credebat quod veritas
rei quam volebat enuntiare, primo transibat, quam oratio finiretur. Breviori autem spatio digi
tum movebat. Iste autem Cratylus reprehendit vel increpavit Heraclitum . Heraclitus enim dixit
quod non potest homo bis intrare in eodem flumine, quia antequam intret secundo, aqua quae erat
fluminis iam defluxerat. Ipse autem existimavit, quod nec semel potest homo intrare in eumdem
fluvium , quia ante etiam quam semel intret , aqua fluminis defluit et supervenit alia . Et ita non
solum etiam non potest homo bis loqui de re aliqua antequam dispositio mutetur , sed etiam nec
semel. – Zu S . 189, 9 Er - 13 vinger. vgl. etwa Par. an . S . 106 ,29ff .: alse daz wort daz ich sprechin
wil , enist nicht daz dinc da fon ich sprechin wil; alse ich mine wort binde an di luft mit der stimme,
und di luft furit ez zu uwirin orin und wirt also bracht in di sele. alse etliche geistliche lude, di
bewisin mit den vingerin was si meinen ,. . . ; Jostes S. 73,14f.; 74,29; 11,16ff. – Zu S . 189,11
als — 12 sîn. vgl. S. 190 ,1f. sowie DW 1 S. 409,2: ...wan er ist ein ursprunc aller dinge,. .. und dort
Anm . 3 .
1 Zu 2 . 3 — 191,4 vgl. unten . 201,8 — 14 .
2 Vgl. oben S. 181,3 und die S. 181f. Anm . 3 aufgeführten Parallelstellen , insbesondere Sermo I
n . 2, LW 4 S . 4 ,5 und dort Anm . 4 .
3 Zu Z . 3f. sieh oben s . 189 ,4.ff. Der Sinn der Stelle ist derselbe wie der der Aussage S . 189,5f.:
„ Wäre Gott im eigentlichen Sinne ein Geist (und wäre er mit dieser Bezeichnung wirklich adäquat be
nannt), 80 wäre er damit ausgesprochen “ .
4 Vgl. Gregorius M . Moral. XX c. 32 n. 62, PL 76 , 174: Pene omne quippe quod de deo
dicitur, eo ipso iam indignum est, quo potuit dici. Nam cuius laudinon sufficit obstupescens con
scientia , quando sufficiet loquens lingua ? Sanctus autem spiritus hoc ipsum hominibus intelligen
tibus insinuans, quam sint ineffabilia summa et divina, his etiam verbis nonnunquam de deo utitur
quae apud homines habentur in vitio , ut ex his quae indigna videntur hominibus, et tamen dicuntur
de deo, admoneantur scire homines quod nec illa iam deo digna sint quae, dum digna habentur
apud homines, digna putantur deo.; DW 1 S. 291,5f.: Grêgôrius sprichet: swaz wir von göt
lîchen dingen reden , daz müezen wir stameln , wan man muoz im wort geben . ; unten S . 201,9f. ;
DW 1 S . 346 ,7: Dar umbe enmac von gote niht eigenlîche gesprochen werden , .. . ; 329,8ff.: In
dem diu sêle got ûzsprichet, daz entreget doch niht eigenlîcher warheit in im sînes wesens : ez enkan
von gote nieman reden eigenlîche daz, daz er ist. und dort Anm . 4 ; Pf. S. 307,20 ff.
190
Stetit Jesus in medio discipulorum
niht eigenlîche sprechen . Waz wir von im sprechen , daz müezen wir stameln . Diu
stat, diu ungenant ist, in der gruonent und blüejent alle créatûren in rehter ordenunge,
und setzunge aller creatûren ist genomen alzemâle ûz dem grunde dirre stat rehter
ordenunge, und setzunge der sêle vliuzet ûz disem grunde ?
35 Jacob ? wolte ruowen '. Merket! 'er wolte ruowen '. Swer dâ in gote ruowet, diu 5
ruowe ist âne willen sîn 3. Nû sprechen wir : wille ist âne üebunge4. Der wille ist vrî,
er ennimet niht von materie . An dem einen ist er vrîer dan bekantnisse, und dar ane
stôzent etlîche tôrehte liute und wellent, daz er sî über bekantnisse 5. Des enist niht.
40 Bekantnisse ist ouch vrî, aber bekantnisse nimet von materie und von lîphaftigen
dingen an einem orte der sêle , als ich sprach an dem österâbende , wie etlîche krefte 10
der sêle verbunden sîn an den vünf sinnen , als sehen und hæren, die dâ întragent,
daz man lernen sol. Nû sprichet ein meister ?: niergen enwelle got, daz daz iemer

5 Sieh oben S. 188,1f.


i zu 2 . 1 – 4 vgl. unten S . 201, 10 – 13 sowie oben S . 188,4 - 12 und unten S . 200, 4 — 201,8 . –
Z . 3 setzunge (vgl. oben S . 188,10) hat die Bedeutung von „ Ortsanweisung“ , „ Plazierung" = lat.
locatio , vgl. etwa: In Gen . I n . 32, LW 1 S . 210,2ff.: . .. universaliter superiora et prima in entibus
perfecta sunt et perficiunt inferiora et locant tamquam formalia . . . . terra, utpote infima . . .
nihil locat . . . - Zu gruonent und blüejent vgl. Lüers S . 190f.
? Zu 2 . 5 — 193, 1 vgl. unten S . 201,15 — 203,5 .
3 Sinn des Satzes : „ Wer in Gott ruht, der besitzt diese Ruhe unwillentlich (d . h . ohne daß er sie
zu wollen braucht) “ .
Sinn des Satzes: Der Wille ist unabhängig von den materiellen Dingen , an denen er sich nicht
zu orientieren , zu „ üben “ braucht, im Gegensatz zur Vernunft, die , wie im folgenden ausgeführt wird ,
bei ihrem Erkennen der Außenwelt durch die Sinneswahrnehmung beeinflußt, „ geübt“ wird . – Zu
üebunge vgl. unten S . 192,4 ; 193,1 und dort s. 192f. Anm . 2 sowie S. 202,8 und dort Anm . 70;
Pf. S . 616 ,9 .
5 Zum Streit über den Vorrang von Willen oder Vernunft vgl. DW 1 S. 113,8 — 114 ,2 und dort
S . 114 Anm . 1 ; 152, 1ff. und dort Anm . 1 ; 314 ,5ff. und dort Anm . 3; unten S . 201, 16 ff. und S . 202
Anm . 1; 191,34 und Anm . 4 .
6 Der Rv, bezieht sich auf oben S . 177,2f. (sieh dort Anm . 1) in Predigt 35 , die in der Messe
der Ostervigil gehalten wurde ( sieh oben S . 173 Anm . 1 ). — Z . 10 an einem orte der sêle = in einem ihrer
Organe, will sagen : im Ohr, Auge und dergl., in denen sie wirksam wird .
? Zu Z . 12 Nû — 192,5 îngedrücket. vgl. unten S . 202,4 Ez— 6 sêle., DW 1 S. 349, 10ff.: Nû sprichet
ein meister , daz ein kraft der sêle liget über dem ougen , diu ist wîter dan alliu diu werlt und wîter
dan der himel. Diu kraft nimet allez , daz ze den ougen wirt îngetragen , und treget ez allez ûf in die
sêle . Daz widersprichet ein ander meister und sprichet: nein , bruoder, im enist niht alsô. Allez,
daz îngetragen wirt ze den sinnen in die kraft, daz enkumet in die sêle niht ; mêr : ez liutert und
bereitet und gewinnet die sêle , daz si blôz enpfâhen mac des engels lieht und daz götlîche lieht
( sieh dort S. 349 Anm . 4 und 5) .; 335 ,5ff.: Ein grôz meister sprichet : etwaz, daz ich sihe, wirt
geliutert und gegeistlichet in mînen ougen , und daz lieht, daz in mîn ouge kumet, enkæme doch
niemer in die sêle , enwäre diu kraft , diu enoben ist ( sieh dort S . 335 Anm . 3) .; oben S . 178,144 und
dort Anm . 1. — Übersetzung von Z . 12ff.: „ Nun sagt ein Meister: Gott bewahre, daß je etwas zu den Augen
oder zu den Ohren eingehe, was den edelsten Teil der Seele zu erfüllen vermöchte , was vielmehr nur die
ungenannte Statt vermag, die eine Statt aller Dinge ist“ . – S . 192, 1 habe ich gegen Pf. S . 131,5 îngehære
und Ka , in gehoret werde (sieh oben S. 184 ) nach der entsprechenden Stelle unten S . 202,5 (und
S . 203,3 ) ingetragen werde konjiziert. In Quint S . 380 zu 131,5 hatte ich în gâ konjiziert.
191
Predigt 36 a
ze ougen oder ze ôren îngetragen werde, daz daz edelste teil der sêle ervüllen müge, 131,5
niht aleine dan diu ungenante stat, diu ein stat ist aller dinge. Ez ist wol ein guotiu
warnungel, ez vürdert wol dar zuo in der wîse, wan ez ist verwunden mit varwe und
mit dône und mit lîphaftigen dingen . Ez ist niuwan ein üebunge der sinne und wirt
5 diu sêle dâ mite erwecket, und daz bilde der kunst ist ir natiurlîche îngedrücket. 10
Plâtô2 sprichet und mit im sant Augustínus : diu sêle diu hât inne alle kunst, und

1 îngetr. werden) în gehore Pf

1 Die Bedeutung dieses warnunge ist die von „ Zurüstung“ , „ Zubereitung“ . Ka, hat manunge
( sieh oben S . 184), das, wie mir scheint, aus Mißverständnis statt der abgeleiteten Bedeutung „ War.
nung“ gesetzt worden ist. Der Zusammenhang läßt erkennen , daß warnunge die gleiche Bedeutung hat
wie das in 2 . 4 folgende üebunge. Der Vergleich mit den entsprechenden Ausführungen der „ Parallel
wiedlige unten 3.2008
predigt“ unten S . 201,17ff., wo vernünfticheit synonym mit oben S . 191,8f. bekantnisse verwendet ist,
DomeS.191,967),arome warnungeoder
macht deutlich, daß Eckhart S . 191,9ff. zwar konzediert, daß der Wille freier ist als die Vernunft, insofern
diese in ihrem Erkennen der Außenwelt an die warnunge oder üebunge durch die Sinneswahrnehmungen
gebunden ist, daß dieses (niedere) Erkennen durch Farben , Töne und Gestaltbilder materieller Dinge
jedoch nicht selbst in das edelste teil der sêle , d . h . in die oberste vernünfticheit einzudringen , viel
mehr das Schauen der ewigen Ideen in dieser obersten Vernunft und durch sie nur zu „ erwecken " ,
vorzubereiten vermag: ez vürdert wol dar zuo in der wîse ( Z . 3 ). — 2 . 5 und — îngedrücket. besagt,
daß dem bekantnisse als oberster Vernunft daz bilde der kunst, d . h . das „ Bild “ der ewigen Ideen ,
das Wissen um die ewigen Ideen , naturhaft eingeprägt ist und daß dieses Erkennen âne zuonemunge
von lîplîchen dingen geschieht (vgl. unten S . 202,3f.). — kunst hat Z . 5 und im folgenden die Bedeu
tung von „ Wissen " . — Subjekt der Ausführungen Z . 2ff. ist Ez, d . h . das, was iemer ze ougen oder ze
ôren îngetragen wird ( 191, 12f.) . Vgl. dazu oben S . 143,2f. und dort Anm . 2 .
? Zu Z . 6 Plâtô —– 193, 1 kunst. vgl. unten S . 202,6 Sant - 9 verborgen .; In Gen . II n . 217,
LW 1 S . 694,7ff.: In virtute enim primorum principiorum naturaliter animae impressorum a deo
est virtualiter et radicaliter omnis scientia secundum omne sui. Propter quod etiam Plato pone
bat scientias animae concreatas, per studium vero et exercitium sensuum ex mentis abdito ad
aciem intelligentiae revocari, sicut etiam quidam antiquorum ponebant omnes formas sub
stantiales in materia et latuisse et latere, quomodo inclinatio gravis deorsum quamvis elongata
ab actu esse deorsum semper manet, sed latet sub impedientibus ipsam , quibus paulatim ablatis
non nova nascitur, sed quasi argentum purgatum rubigine elucescit, Prov . 25 : ‘aufer rubiginem
ab argento, et egredietur vas purissimum '. Dort S . 694 Anm . 8 ist auf Plato Meno c. 15,20f., 81 C - D ,
85 C - 86 A verwiesen . Vgl. ferner v . Bracken S . 340: „ Auf der einen Seite ist freilich bekannt,
daß Eckhart die Abkehr von den Kreaturen zur Vorbedingung der Geburt macht. Auf der anderen Seite
aber verschließt er sich nicht dem Gedanken Platos, daß die Seele durch die sinnliche Wahrnehmung
dazu veranlaßt wird, sich der in ihr liegenden Kenntnis der Ideen wieder zu erinnern , ohne daß sie
sie jedoch den sinnlichen Gegenständen unmittelbar entnimmt. Auf diese platonische avournois beruft
sich ein Eckharttext, der die äußere Übung eine 'Erweckung' der inneren Kunst nennt und hinzu .
fügt : 'So gibt alles das, was den Sinnen an Bildern und Formen vermittelt wird , kein Licht, sondern
es bereitet und läutert nur die Seele , daß sie in ihrem obersten ( Teil) des Engels Licht und mit ihm das
göttliche Licht bloß nehmen kann.” Die zitierte Textstelle steht unten S. 203,245. Vgl. noch In
Gen . II n . 2 , LW 1 S . 450,10ff.: Propter quod etiam academici ponebant omnes scientias intel
lectivas, puta divinas et naturales, et iterum virtutes, quantum ad scientias morales, esse animae
concreatas. ; dort Anm . 6 ist verwiesen auf Plato Meno c. 15,81 C ; c . 21,86 A - B ; Phaedo c. 22,76 D
77 A ; C. 41,92 D ; Augustinus De civ. dei VIII c. 7, CSEL XXXX, 1 366,21: Lumen autem
mentium esse dixerunt ad discenda omnia eundem ipsum deum , a quo facta sunt omnia ; c . 9 ,
192
Stetit Jesus in medio discipulorum
allez, daz man von ûzen geüeben mac, daz ist niuwan ein erweckunge der kunst.
‘ Jacob ruowete an dem âbende'. Nû bâten wir ê umbe ein nû ?; nû biten wir umbe
15 ein kleine dinc, eht umbe einen âbent.
Daz uns der gegeben werde, des helfe uns got. Âmen.

2; 3 Sieh oben S. 188,1f.

368,23 ff.: Quicumque igitur philosophi de deo summo et vero ista senserunt, quod et rerum
creatarum sit effector et lumen cognoscendarum et bonum agendarum , quod ab illo nobis sit et
principium naturae et veritas doctrinae et felicitas vitae, sive Platonici accommodatius nuncupentur,
sive quodlibet aliud sectae suae nomen inponant, sive tantummodo Ionici generis, qui in eis prae
cipui fuerunt, ista senserint, sicut idem Plato et qui eum bene intellexerunt; Thomas De ver.
q. 11 a . 1 (Ed . Marietti Quaest. disp. I S . 225 a ) : Respondeo . . . aliqui posuerunt, quod habi
tus omnes virtutum nobis sunt inditi a natura ; . . . Similiter etiam aliqui dixerunt quod animae
est omnium scientia concreata . — Zu S.193, 1 daz man von ûzen geüeben mac vgl. die eingangs der
Anmerkung zitierte Stelle In Gen. II n . 217 : . . . per studium vero et exercitium sensuum . . . ; oben
S . 191 Anm . 4 . – Zu Plâtô vgl. auch oben S . 67,1f. und dort Anm . 1.
i Zu 2 . 2 'Jâcob — âbende'. vgl. unten S . 203,6 – 10 . – Der Rv. bezieht sich deutlich auf
die Schlußwendung oben S . 183,6 der Predigt 35.

13 Edhart, D 2 193
PREDIGT 36b (Jostes Nr. 69,2 S . 69 — 71)

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S . 379, Spamer PBB 34 S. 333f.):


B . f. 44v, Fragment = unten S. 201,12 Ich — 17 werk . + 202,4 E2— 9 verborgen .: E (Initiale ) T
is meer dan hier gesproken Dat ga-/dsmynste des sijn alle creatueren vol / ende leuen ende groien
daer in Ende sijn meeste en is / nergent Die wile dat die ziele ergent is soe / en is si in gads
meeste niet dat nergent en / is Alle rijcheit ende armoede ende salicheit leget / in dē wille Die
wille is soe vri ende soe edel d . at hi van en ghenen lijfelicken dingen en nempt / mer van sijnre
eygenre vrijheit werct sijn we-/rck Hier op sprict een groet meyster alle / dat in gedragen wort
ten sinnen dat en coempt / niet in die ziele Augustinus seecht ende oec plato | een heydens meyster
dat die ziele in hoer heft , natuerlic alle consten Daer om en bedarf si , niet die conste van buten
in hoer trecken Mer / van der oefeninge onser ( !) conste soe wort die / const apenbaer die in ons
verborgen is ; vgl. Pahncke E . St. S. 5 unter XV ; im Var.- App . nicht berücksichtigt.
f. 1421— 146v; vgl. Strauch PBB 49 S. 360; 50 S. 220f.
B, f. 187 — 21v ; vgl. Skutella ZfdA 67 S. 107.
Ba, enthält innerhalb des Traktats Ein prüfen drei Fragmente:
f. 291r = unten S . 201,12 gotes — 13 niergen .: Gottes minstes sint alle creaturen / vol und lebent
vnd wachsent dar inne / vnd sin meistes dz ist niergent.
f. 306v = unten S. 201,15 Alliu — 202,1 dingen : t aber — 2 nidersehenne + i in - edeler ;
(Umstellung wie in Greiths Traktat): al richtū vnd armůt vnd / alle selikeit lit an dem willen
Er ist 80 fri von siner edelkeit du er von kei/nen liplichen dingen wil nemen den /ne von siner
eigenen friheit alleine | wurket er sin werk vernuftikeit ni/met wol von liplichen dingen Doch /
ist dz mit eime nidersehenne an dem teile ist der wil edeler = Spamer Texte S . 102, 26 — 31 ;
vgl. auch Greiths Traktat.
f. 290r = unten S . 202,6 Plâtó, — 7 kunst ; + 8 vona _ 9 offenbar, + 203,2 Als6 — 5 lieht. : Plato
sprach Dů / sele hat in ir natürlich alle kunst vnd / von óbunge vsser kunst so wirt du in /ner
lich kunst offenbar Nicht gibet lie / cht der sele dz mit den sinnen ingetragen | wirt mer si wirt
da von bereitet Des / engels liecht blos zemēde (!) vnd mit / des engels liechte wirt si gefüget / zů
gotlichem liechte
Die Bay- Textstücke wurden im Var.-App . nicht berücksichtigt.
Log enthält innerhalb des gleichen Mosaiktraktats wie in Ba , und Z, drei Fragmente :
f. 54v = unten S . 201, 12 gotes - 14 enist. : Godis mynstis sint alle creatüren vol / vnd lebent
vnd waschent dar ynne / vnd sin meistes Daz ist nerne die wile , die sele ergent ist So ist sie
nit in / godis meiste das nerne ist
f. 60v = unten S. 201,15 Alliu — 202,2 nidersehenne (mit Umstellung wie in Bay): Alle rich
tům / vnd armůt vnd selekeit liget ane / dem willen Er ist so fry von syner | edelkeit Daz er von
keynen liplichen / dingen wil nemen dan alleyne von sylner eygener fryheit wircket er sin /
wercke virnünfftikeit nemet wol / von liblichen dingen Doch ist daz mit / eyme nieder siehen an
dem stucke ist / der wille edeler
f. 54r— v = unten S. 202,6 Sant A . spr. + 7 diu - kunst; + 8 vona _ 9 offenbar, + 203,3
engibet — 4 bereitet + daz — 5 lieht. : Sente augustinus sprichet Die sele / hat in ir alle kunst
natürlich vnd / von übůnge vßer konst So wirt / die ynnerliche kunst vffenbare i nit giebet liecht
der sele Daz mit i den vßern synnen in getragen wirt / von bilden vnd von formen mer / sie wirt
194
Ez was âbent des tages

da von bereit Des engels / lieht bloß czů nemen mit dem | liecht wirt sie gefuget in das (54v)
gotliche liecht
Im Var.-App. nicht berücksichtigt; vgl. auch Ba , Zg und Greiths Traktat.
N, f. 72ra — 73ra, alte Zhlg .: 82ra — 83ra = Jostes Nr. 69,2 S. 69 – 71.
enthält innerhalb des gleichen Mosaiktraktats wie in Bay und Lo, drei Fragmente :
p . 181 = unten S . 201, 12 gotes - 13 niergen .: gottes jnestes sint alle creaturen wol / vnd lebend
vnd wachsend dar jnne vnd / sin maistes das ist gemindert
p . 192 = unten S . 201, 15 Alliu — 202, 1 edeler ;: aller richtum und ar/můt vnd alle selikeit
lit an dem wilſlen er ist so fri von siner edelkait dz | er uon kainen liplichen dingen wil nemen
denn allein uon siner aignen frihait / wurket er sin werk vernünftikait , nimet wol von liplichen
dingen doch / ist der wille edler
p . 180 = unten S. 202,6 Plâtó, — 7 kunst ; + 8 vona_ 9 offenbar, + 203, 2 Alső5 lieht.: plato
sprichet / die sele hett jn ir naturlich alle kunst / vnd uon übunge vsser kunst so wirt die jner -/
lich kunst offenbar Nit gibet licht der / sele das mit den sinnen ingetragen wirt / mer si wirt da
uon beraitet des engels / liecht bloz zenement vnd mit des eng -lels liecht wirt si gefüget zů got
lichem | liechte
Sieh Quint Handschriftenfunde S . 243 zu p . 180 — 181 und S . 246 zu p . 191 – 194 ; im Var..
App. nicht berücksichtigt.

Nikolaus von Landau (NvL ) hat folgende Textstücke in seine Predigt Hec est dies eingebaut:
unten S . 198, 3 Swenne — 8 minne. ; 198, 1 'E2 — 2 iu !“ ; 199, 1 Daz — 200, 2 minne.:
Kjo 79vb und 80ra, alte Zhlg .: f. 225vb und 226ra = Zuchhold S. 129,1 — 8 und 16 — 24.
Sto f. 134r — V ; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S . 219.
Das erste Textstück ist eingeleitet durch den Satz : Ez sprichet ein lerere in der heylegen schrift.

frige von und a.Fologut feiteich derWit202,2 nie


Greiths Traktat enthält das folgende Textstück , das ich im Wortlaut der Hss . aufführe :
Greith S . 117, 30 — 37 = unten S . 201, 15 Aliu — 202,2 nidersehenne (mit Umstellung wie in
Baz): ( Vnd ouch [doch M ,] 80 wirfet sich der wille , uff das gůtte (gut Z4] in benugde [benůget
M ,] nit Er | habe denn alles gůt (gute M , ]) all (alle Z4 M ,) richtungen (richtung M , richtüme
2 .) / vnd armůtte (und a . fehlt Zd) Wann alle såligkait / die litt in ( an Za) dem willen wann
er ist 80 / frige von siner edelkait das er von / kainen lipplichen dingen wil nemen / denn allaine
von siner aignen fryhait / So würcket er sin (sine Z M ,) wercke (werk Z ,M ,) | Aber vernufftig .
kait die nymet wol / von lipplichen dingen Aber doch ist / das mit ainem nyder sehen vnd an
dem , taile ist der wille edeller Go(p . 69 – 70) M , (f. 23v) Z (f. 55r). Das Textstück stimmt im
Umfang und Wortlaut zu dem von Ba , f. 306v, Lo , f. 60v und Z , p . 192; vgl. Seitz
S . 35 zu Greith S. 117,27 – 118,6 ; im Var.-App . nicht berücksichtigt.

Filiation der Hss. (sieh Quint S . 380f.): Wie ich a .a . O . schon gesagt habe, stimmen die Volltexte
B ,BN, sehr weitgehend miteinander überein , so daß sie sehr eng verwandt sein müssen . Die ge
meinsame Fehllesung unten S . 202,4 an zunemūgen (zvnemůnge Ny vnd liplichen B , N weist auf
eine gemeinsame Vorlage der beiden Hss., wie sie auch für andere Predigten deutlich erkennbar
ist, sieh Quint S . 381 oben und DW 1 S . 294 unter „ Filiation der Hss .“ .
Was die Textexzerpte anbelangt, so stehen sie eng bei den Volltexten , doch so , daß B . und
NvL näher zu B ,B ,N , gehören als Ba,L0,2g, zu deren zweitem Exzerpt sich auch das Greithsche
Fragment stellt, wie etwa der letzte Satz dieses Fragments zeigt. Die engste Verwandtschaft
zwischen Bay, Lo, und Z , verrät sich zumal in der Übereinstimmung gegen die Volltexte unten S. 202,8
üebunge Ba L022,] offenůng N ,B , oefeninge Bo hóffunge B ,; 9 diu kunst ] du innerlich kunst Ba,Lo,Zą.
Der Text von Z , ist schlechter als der von Ba_L02, wie etwa die sinnlose Fehllesart unten S. 201, 13
niergen Ba, nerne Log] gemindert Z , erkennen läßt. Doch weist das Fehlen von 203,3f. von bilden
und von formen vielleicht auf eine gemeinsame Vorlage von Bay und Z , gegenüber Lo , hin . – Die
195
Predigt 366
Lesarten von N ,B ,B , zu S . 202,8 (sieh oben ) wie der weitgehend übereinstimmende Text im ganzen
deuten auf einen gemeinsamen , an der bezeichneten Stelle bereits fehlerhaften Prototyp.

Textkonstituierung (sieh Quint S . 381f.): Als relativ bester der drei Volltexte darf der von B ,
gelten , den ich denn auch meinem Text zugrunde gelegt habe. An einer Reihe von Stellen, die ich
schon in Quint S. 382 aufgeführt habe, an denen N , verderbt ist, weicht mein Text von Jostes '
Text ab .

Echtheit : Keiner der handschriftlich überlieferten Texte bietet eine Überschrift , den zugrunde liegen
den lateinischen Schrifttext oder eine namentliche Zuweisung . Fraglosaber liegt der Predigt nicht nur,
wie der Eingang bereits zeigt, derselbe Schrifttext aus dem Evangelium der Oster-Oktav zugrunde wie
der a -Fassung, sondern stimmen auch die Thematik und die Ausführungen beider Fassungen weit
gehend überein , wenngleich der Wortlaut im einzelnen starke Verschiedenheit aufweist, wie oben
S. 184 unter Textkonstituierung bereits vermerkt wurde. Nicht nur haben beide Predigten übereinstim
mend charakteristische textliche und inhaltliche Parallelen zu den echten Predigten DW 1 Nr. 20a
und 20b , sondern mir scheint auch ihr gegenseitiges Verhältnis ebenso gelagert zu sein wie bei den be
zeichneten Predigten in DW 1. Danach dürfte es sich nicht um nur eine Predigt in stark verschieden
überliefertem Wortlaut handeln , sondern um zwei selbständige Predigten desselben Verfassers auf
den gleichen Schrifttext. Hierfür spricht der Umstand, daß in der vorliegenden b -Fassung
der in der a- Fassung stehende sehr genaue Rückverweis oben S. 191, 10 als ich sprach an dem öster .
abendemit den anschließenden Ausführungen über die Sinnenkräfte, die sich auf oben S . 177,2f.
in Predigt 35 beziehen , ebenso fehlt wie die beiden Rückverweise der a -Fassung oben S . 187,11
auf DW I S . 326 , 14ff. in Predigt 20a sowie S . 193 , 2 auf oben S . 183,6 wiederum in Predigt 35 .
Dafür fehlt in der a -Fassung der Rückverweis unten S. 201,12 mit den anschließenden Bemerkungen
über Gottes minstez und meistez mit ihrem Bezug auf oben S. 174,1f. in Predigt 35 . Es ist an
zunehmen , daß Eckhart die beiden Predigt-Fassungen an verschiedenen Orten gepredigt hat, wo
durch sich zugleich die textlichen Unterschiede bei gleichbleibender Thematik und Grundstruktur
der beiden Predigten wie auch die Verschiedenheit in der Handhabung der Rückverweise erklären .
In dieser Hinsicht unterscheiden sich wiederum die beiden Fassungen im vorliegenden Falle nicht
von den Predigten 20a und 20b in DW 1, wie der Vergleich mit meinen Auslassungen dort S. 324,
zweiter Abschnitt , zeigt. — Für die Echtheit der vorliegenden b -Fassung sprechen somit die gleichen
charakteristischen Übereinstimmungen mit echten deutschen und lateinischen Texten , die oben S . 185
bereits für die a -Fassung zusammengestellt wurden und auf die in den entsprechenden Anmerkungen
zur a -Fassung bereits hingewiesen ist, ferner noch etwa folgende Textparallelen : unten S . 199
Anm . 2 (DW 1 S . 319,12 ff. ; LW 4 S . 317, 3 ff.) ; S . 200 Anm . 4 (LW 3 S . 168, 12f.) ; Anm . 7
(LW 1 S. 221,2 ff.); Anm . 8 (DW 1 S . 298 ,5ff.; 157,8f.); S . 202 Anm . 2 (DW I S . 351,1 ff.);
Anm . 7 (LW 1 S . 694,9ff.); S . 203 Anm . 1 (LW I S. 695 ,1 ff.); Anm . 3 (DW 1 S. 349, 14ff.);
S. 204 Anm . 1 (DW 1 S. 330,5ff. ; 347, 1 ff.; 329,8ff.). — Was den Stil betrifft , so könnte man auf die
Antithesen S. 198,8ff.; 200,6 ff.; 201, 12 ff., 16 ff.; 202,7ff.; 203,2 ff., 11 ff.; 204,4f., auf die Klimax
S . 201,3ff. und auf die Vergleiche S. 198,3ff.,9f.; 200,6ff.; 202,9ff. hinweisen .
Was den Aufbau der beiden Predigt-Fassungen angeht, so wurde schon betont, daß er für
beide Texte weitgehend übereinstimmt. Ich habe bereits in Quint S. 379f. eine Skizze des Auf
baus der b -Fassung geboten und in den Anmerkungen zu beiden Texten die jeweiligen Entspre
chungen angegeben . Ich wiederhole hier die inhaltliche Gliederung unter Hinzufügung der Ent
sprechungen der a -Fassung : 1. Eckhart bestimmt zunächst im Anschluß an den Schrifttext 'Ez
was åbent des tages' den Abend des Tages der Seele als die Krönung des Tages, als den Zusam
menschluß von Morgen ( = naturhaftes Licht der Seele = Vernunftlicht), Mittenmorgen ( = Ver
einigung des Vernunftlichtes der Seele mit dem Licht des Engels) und Mittag ( = Aufgehen des
Seelen - und Engelslichtes im göttlichen Licht) zur Einheit, in der das Licht und die Hitze den
höchsten Grad erreicht haben im Gegensatz zum Abend des natürlichen Tages, dem der Morgen
196
Ez was âbent des tages
und Mittag entschwunden sind (198 ,3 — 200, 2 = oben S . 186 ,6 — 187, 13). — 2 . Am Abend nun wollte
Jakob der Patriarch ruhen an einer Statt (Gen . 28, 11) . Hier verläßt Eckhart zunächst die Exegese
des Schrifttextes Joh . 20, 19, um sich der Erläuterung der Genesis-Stelle über Jakob zuzuwenden, die
durch die Erwähnung von Abend und Ruhe mit den vorausgegangenen Ausführungen Eckharts über
wuovanateile des Schrifttextes hintereinander in der
'Ez was åbent des tages' verbunden ist . In der Exegese dieser Genesis -Stelle behandelt der Prediger ,
wie auch sonst , die einzelnen Bestandteile des Schrifttextes hintereinander in der Reihenfolge 'stať ,
'wolte', ' ruowen', ' eine'. Die Statt, da Jakob ruhen wollte, wird nicht benannt. Sie ist Gott, der
deshalb unbenennbar ist , weil er nichts mehr über sich hat, das ihn begründet, das seine „ Statt“
und „ Setzung“ ist; vielmehr ist er die „ Statt“ und „ Setzung“ des obersten Engels, von dem ab
steigend jeweils die oberen Kreaturen die „ Statt“ und „ Setzung“ oder „ Ordnung“ der nächst
niedereren sind bis zum niedersten der Elemente, der Erde, die selbst nicht mehr „ Statt“ eines noch
niedereren Elementes ist. Gott ist unbenennbar, und selbst, wenn man ihn Geist nennt, so ist
diese Benennung inadäquat, wie Gregorius sagt. Gott ist „ Setzung“ und „ Ordnung“ aller Krea
turen , die aus seinem „ Niedersten “ ausfließen und durch ihn leben , wachsen und grünen. Mit
seinem „ Höchsten " aber ist Gott über alle Kreaturen erhaben , ist er nirgends, und dahin , an
diese unbenennbare „ Statt“ , muß die Seele (zur Ruhe des Abends) gelangen (200,3 — 201, 14 =
oben S . 188, 1 — 12 + 190, 3 — 191, 4 ). — 3 . Nun heißt es von Jakob : er wollte ruhen . Der Wille
ist insofern der Vernunft überlegen , als er von den materiellen Dingen unabhängig ist, wäh
rend die Vernunft durch die Sinne an sie gebunden bleibt. Das gilt aber nur für die niedere Ver
nunft , für den Verstand, nicht dagegen für die oberste Vernunft, die ihre „ Bilder“ , die Ideen, in
sich trägt und allenfalls durch die Sinneseindrücke von außen zur Entfaltung ihrer immanenten
kunst erweckt und zubereitet wird , auf daß sich mit ihrem Licht das Licht des Engels und das
göttliche Licht vereinigen . Eckhart beruft sich in diesem Zusammenhang auf Plato und Augustinus
(201, 15 — 203,5 = oben S . 191,5 — 193,1 ). — 4 . Jakob wollte an der „ Statt“ ruhen . Ebenso soll die
Seele im Obersten und Innersten der Statt ruhen , die „ Statt“ , Leben , Wesen und Ordnung aller
Dinge ist (203,6 — 10 ; vgl. oben S . 193,2). — 5. eine Statt: Die ungenannte Statt ist Gott , über
den man nichts Zutreffendes aussagen kann, der durch Schweigen besser ausgesagt wird als durch
Reden , wobei Eckhart auf den „ großen Meister “ hinweist, der nicht mit dem Munde, sondern nur durch
Fingerzeichen seine Wünsche und Gedanken andeutete (203,11 - 204,5 = oben S . 189,1 — 190, 2 ). —
6 . Abschließend kehrt Eckhart zum Hauptschrifttext Joh. 20, 19 zurück und streift nur noch dessen
zweiten Teil 'do stuont unser herre enmitten under sinen jüngern und sprach : „vride sî mit iu ! " um
zur Schlußwendung zu finden : Zum ewigen Frieden an der ungenannten Statt des göttlichen
Wesens mögen wir gelangen ! (204 ,649, abweichend oben S . 193,2 — 4 ).

197
Ez was âbent des tages , dô kam unser herre ze sînen jüngern und stuont en - 69,35
mitten und sprach : ,vride sî mit iu !" ' 1
Nû sprichet er2: ‘ez was âbent des tages'. Swenne 3 diu hitze des mittentages
durchbrichet den luft und machet in hitzic, số vellet danne diu hitze des âbendes
5 dar zuo und wirt noch heizer: danne ist ez an dem âbende allerheizest von der
zuovallenden hitze. Alsô hât ouch daz jár sînen âbent, daz ist der ougest, sô ist
ez allerheizest im jâre. Also ist ez in einer gotminnenden sêle âbent. Daz ist lûter
ruowe, der wol durchbrochen ist und inhitzic ist in götlîcher minne4. Dar umbe
sprichet er : 'ez was âbent des tages'. In dém tage blîbet morgen und mittac
10 und âbent mit einander ein und envellet niht abe ; aber disem tage der zît số vellet 70,5
morgen und mittac abe und volget der âbent. Alsô enist ez niht in dem tage der sêle :

1f.; 3 ; 9 Vgl. Ioh . 20, 19 : Cum ergo sero esset die illo , (una sabbatorum , et fores essent
clausae,) ubi erant discipuli congregati (propter metum Iudaeorum ): venit Iesus, et stetit in medio ,
et dixit eis : Pax vobis ; vgl. auch unten S. 200, 2 ; 204,6f., 8.

Zuweisungen : keine
Überschriften : keine
1 'Ez] Stetit ihus in medio eorum et dixit pax uobis Ez Kjo l f. mitten B , mittel N ,
mitten vnder in (mit voraufgehendem und stuont hinter 2 iu ! Stp ) NvL 3 wann N , wannt B ,
diu hitze ) der sønnen hitze NvL 4 hitzic , ] heiz NvL diu fehlt B , 5 danne ] Dar
imme NvL e z ] in deme Kjb 5 f. von ds czv val ds hitz N 6 der fehlt N ,
7 es vmb ein gottmynnede Sto âbent. Daz ] Mitdag vnde abent Der abent NvL 7f, ist
bitter rewN 8 der ] de Kıb die Sto und fehlt n , ist fehlt Sto 9 beleiben Ni
10 ein fehlt B , disen tag N 11 volget ] vellet N

i Zu 2 . 1 – unten S . 200,2 vgl. oben S . 186, 2 — 187,13. — Der Schrifttext ist dem Evangelium
der Oster -Oktav entnommen ; sieh oben S. 186 Anm . 1.
2 er = der Evangelist.
3 Zu Z . 3 Swenne — 200, 2 sêle . vgl. oben S. 186 ,6 Nû — 187,12 ruowet. und S . 186 Anm . 2 .
4 Die Interpunktion von Jostes, der hinter Z . 7 âbent ein Komma setzt (70, 2), ist verfehlt.
Den Satzschluß mit âbent zeigt auch NvL. Statt Daz ( Z . 7 ) hat NvL allerdings allein der
abent gegenüber den Volltexten B , B ,Nı, die übereinstimmend Daz aufweisen . Die Übersetzung des
Satzes dürfte lauten : „ Da ist lautere Ruhe (des Abends) vorhanden , wo einer von göttlicher Liebe durch
drungen und erglüht ist“ . - Zu durchbrochen . .. und inhitzic vgl. oben Z . 3f. Das Textstück
in NvL , das Zuchhold ( S . 129 Anm . 4 zu Z . 9 — 15 ) als ursprünglich zur Predigt gehörig ansieht,
ist fraglos, wie die meisten derartigen Plusstücke in diesen Eckhart- Exzerpten , Zusatz von Nikolaus
v . Landau . Es enthält im wesentlichen den Schrifttext der Eckhart- Predigt, der als solcher allerdings
Bestandteil der Predigt in den Volltexten ist.
198
Ez was âbent des tages

dâ blîbet ez ein Daz natiurlich lieht der sêle daz ist der morgen . Swenne diu sêle
sich brichet in daz hchste und in daz lûterste in dem liehte und alsó tritet in des
10 engels lieht, in dem liehte ist ez mittenmorgen ; und also tritet diu sêle ûf mit des engels
liehte in götlich lieht, daz ist der mittaca; und diu sêle blîbet in dem liehte gotes und

1 Swenne bis 2 brichet ] swanne sich danne die selo brichet Kjo lf. vnd also gett (ab
gegl.) Wenn sich die sele den brichet Sto 2 sich vor 1 diu B , 2 brichet ]
lichet B , unda bis 3 lieht, ] so get sie vf in engelsche (engelischer Sto) vernünft NvL
3 ez ] ain B, fehlt Sto tritet diu sêle ] get die gotminnende (gottlich mynnend Sta) sele
NOL mit ] in B , 4 götlich ] daz g . NUL und ? bis 200,2 minne.) vnde der (die
Sta) låter růwe ist der abent des dages der selen der stede ist (der st. ist fehlt Sto ) vnde
luhtet in die ewekeit in der die sele ist in einre stille vnde in einre růwe vnde in eyme ewegen
vrieden mit deme liehte gotdes in deme die sele danne aller (alle Sto) inbrünsteger (in brunstig
Sta) ist worden vnde důrch glůwet in Gotlicher minne Nul 4 in ? ] denne in B ,

1 Es wird deutlich , daß mit S . 198,9 In dem tage der Tag der Seele (vgl. S. 198,11) gemeint ist,
in dem Morgen und Mittag aufgehoben und mit dem Abend zur Einheit gebunden sind , im Gegen
satz zu disem tage der zît (198,10 ), d . h . dem irdischen Tag, bei dem der Morgen und Mittag „ ab
fallen “ , verschwinden müssen , ehe der Abend kommen kann; sieh oben S . 186,6f. und 187,5ff .
? Zu 2 . 1ff. vgl. DW 1 S. 319, 12ff.: Nû sprichet sant Augustinus: swenne daz lieht der
sêle überschînet die creatûren , dar inne sie ir wesen nement, daz heizet er einen morgen . Als des
engels lieht überschỉnet daz lieht der sêle und daz in sich sliuzet, daz heizet er einen mittenmor
gen . . . . Mêr: als daz götlîche lieht überschînet des engels lieht und daz lieht der sêle und des engels
lieht sich sliezent in daz götlîche lieht, daz heizet er den mittentac. ; vgl. auch Sermo XXXVI
n. 370f., LW 4 S . 317,3ff.: Dic quomodo proprie anima loquitur et verbum format intus in con
cursu trium luminum sive dierum . Nam lumen sive dies proprie est, cum omne acceptum ab anima
accipitur et reducitur sub lumine intellectus. Diescit enim omnis creatura huius mundi, cum cadit
super ipsam radius splendoris intellectualis. Haec est prima dies. Secunda est, cum sub illo lumine
stans cum ipso lumine perfunditur radio splendoris angelici. Splendor enim angelici luminis nectitur
splendori intellectus humani, cum anima depurata fuerit et aptata . . . . Tertia dies est, cum sic unita
ratio splendori intellectuali perfunditur pari modo lumine divino unito lumini sive luminibus,. ..
Et haec dies perfecta est, de qua Prov . 4 : ‘iustorum semita quasi lux splendens procedit et crescit
usque ad perfectum diem '. Expone. Prima dies est quasi mane, secunda dies quasi inter mane et
meridiem , tertia dies est mera dies. Zu den drei Lichtern vgl. noch DW 1 S . 306 ,8 – 307,4 und LW 4
S . 317 Anm . 3. – Die Interpunktion von Jostes, der hinter Z . 1 morgen (70,8) ein Komma
und hinter 2 . 3 lieht (70,9) einen Punkt setzt, ist irreführend und zeigt, daß der Text nicht verstanden
wurde. In interpretierender Übersetzung besagt der Text Z . 1 ff.: „ Das natürliche Licht der Seele
( = die Vernunft) ist der Morgen (des Seelentages). Wenn die Seele in diesem Licht bis zum Höchsten
und Lautersten (d . h . bis zur obersten Vernunft, zum Seelenfunken ) durchbricht und so ( d . h . mit
dieser ihrer obersten Vernunft) in des Engels Licht hinübertritt, dann ist es in diesem (aus der Ver
bindung des Lichtes der obersten Vernunft mit dem Engelslicht entstandenen ) Licht Mittenmorgen
( Vormittag), und so tritt dann die Seele hinauf mit des Engels Licht (in dem das eigene Seelenlicht
steckt) in das göttliche Licht, und das ist dann der Mittag“ . Vgl. auch oben S. 186 Anm . 2. — Zu
Z . 3 tritet diu sêlo vgl. etwa DW 1 S. 331,8 . — Zu daz hohste und . .. daz lûterste vgl. oben S. 168, 2
und dort Anm . 2 .
199
Predigt 36 b

in einer stille der lûtern ruowe, daz ist der âbent?; danne ist ez allerheizest in der göt
lîchen minne. Nû sprichet er : ‘ez was âbent des tages '. Daz ist der tac in der sêle .
'Jacob der patriarche kam in eine stat und wolte ruowen in dem âbende, dô diu 70,15
sunne was nidergevallen '. Er sprichet: 'in eine stat', er ennennet ir niht. Diu stat ist
5 gots. Got der enhât niht eigens namen und ist ein stat und ist setzunge aller dinge
und ist natiurlich stat aller creatûren “. Der 5 himel der enhật keine stat in sînem
hæhsten und in sînem lûtersten , mêr : in sînem nidervalle , sîner würkunge ist er stat 20
und setzunge aller lîplîchen dinge, diu under im sint. Und daz viur ist stat des luftes ,
und der luft ist stat des wazzers und des ertrîches. Daz ist stat, daz mich umbevangen ?
10 hât, dâ ich inne stân . Alsô hât der luft umbevangen daz ertrîche und daz wazzer . Ie
gröber sint und diu under im sint. Daz ertrîche enmac niht eigenlîche stat gesîn , wan

2 Sieh oben S . 198,1f. 3f. Vgl. Gen . 28,10: (Igitur egressus Iacob de Bersabee, . . . )
11: Cumque venisset ad quendam locum , et vellet in eo requiescere post solis occubitum ,. . .; vgl.
auch unten S . 201,10f., 15 ; 203,6 ; 204,8 .

1 stille ) selen N roń N danne ] da N , 2 Daz ] do N 4 sprach B ,


einer N , B , 5 ist ? fehlt
B 6 ist ain n . B , der fehlt B , B , 7 hoestem B ,
luterstem B , mêr: ] sunder B , 8 des luftes,] da ez luftet N 9 und " ] vnds Ni
10 ich fehlt B, Ie] So B, 12 diu fehlt B, im ] in N , eigenlîche ) iegliche B, engelisch N ,

i zu S. 199,4 und oben Z . 1 åbent; 'vgl. oben S. 187,10 Aber — 12 ruowet . und dort Anm . 7. -
Zu S . 199,4 — oben 2 . 2 sieh den längeren Text bei Nul, den Zuchhold S . 129 Anm . 5 wieder mit
Unrecht für ursprünglich hält.
2 Zu Z . 3 — 8. 201, 8 vgl. oben S . 188, 1 – 12.
3 Zu Z . 4 'in — 5 got. vgl. oben S . 188, 4 Diu — 5 ungenant. und dort Anm . 2 .
4 Zu Z . 4 ff. vgl. unten S. 201,11; 203,6f.; In Ioh. n . 200, LW 3 S. 168, 12f.: . . . notandum
quod deus proprie locus et ubi est omnium . . . ; vgl. dazu die dort Anm . 3 aufgeführten Quellen
nachweise und Parallelen .
5 Zu Z . 6 Der — 201,4 sî; vgl. oben S . 188,6 als — 8 stat. und dort Anm . 4 , insbesondere die im
Wortlaut aufgeführte Stelle In Gen . I n . 49f., LW 1 S. 221,2ff .
6 Zu in sînem nidervalle , sîner würkunge vgl. die ähnliche Aussage über den Himmel oben
S . 182,2ff.: In sîner natûre enmac er niht sachen die zît ; in sînem loufe ist er sache der zît – und
ist er sunder zît — , daz ist in dem abevalle des himels. und die dort Anm . 1 verzeichneten Parallelstellen .
Nicht der Himmel als solcher ist Statt aller körperlichen Dinge, wohl aber ist er im „ Abfall“ oder
„ Niederfall“ , in seinem Werk , d . h . in seinem Umlauf, „ Statt“ und „ Setzung“ aller körperlichen Dinge
unter ihm und zugleich Ursache der Zeit. Vgl. die S . 182 Anm . 1 verzeichnete ähnliche Stelle Par.
an . S. 43,31f.: . .. und daz werc hat alle zit ein abevallin fon der sache.
? Jostes s . 70,22 emfangen ist Falschlesung von N , vmfangen . – Zu Z . 9 Daz — 10 stân .
vgl. die oben S . 188 Anm . 4 aufgeführte Stelle In Gen . I n . 49f., LW 1 S . 221,2ff.: Hinc est quod
primum corpus, puta caelum , est locus omnium corporum et est sphaericum , ut illa aequaliter
ambiat, circumdet et includat , utpote finis (Sperrung von mir ).
8 kleinlîcher = „ feiner , subtiler“ im Gegensatz zu Z . 12 gröber; vgl. etwa DW 1 S. 298,5ff.:
Die meister sprechent, daz der luft niemer viur enwerde, er ensî ze dem ersten kleinlich und
hitzic worden. ; sieh dort Anm . 5 ; DW 1 S . 157,8f.: Ie kleinlicher und ie geistlîcher daz dinc ist, ie
krefticlîcher ez înwert würket, . . .

200
Ez was âbent des tages

ez ze grop ist und ouch daz niderste ist von den elementen . Daz wazzer ist ein teil
stat; wan ez subtîler ist, dâ von ist ez kreftiger. Ie daz element kreftiger ist und klein
lîcher, ie ez baz setzunge und stat ist des andern . Alsô ist der himel stat aller lîplîchen
30 dinge, und er enhật keine stat, diu lîplich sî?; mêrx: der niderste engel der ist sîn stat
und sîn ordenunge und sîn setzunge, und alsô ûf und ûf; ieglich engel, der edeler3 ist , 5
der ist des andern stat und setzunge und mâze, und der oberste engel der ist stat und
setzunge und mâze aller der andern engel, die under im sint, und er enhât selber niht
35 stat noch mâze. Got4 hât aber sîne mâze und ist sîn stat, und er ist lûter geist. Got
der enist niht geist nâch sant Grêgôrius ' worte, der dâ sprichet, daz alliu unseriu
wort, diu wir von gote sprechen, sîn ein stameln von gote. Dar umbe sprichet er : ' er 10
kam in eine stat . Diu stat ist got, der allen dingen gibet setzunge und ordenunge6.
40 Ich hân mê gesprochen : gotes minstes des sint alle créatûren vol und lebent
und wahsent und gruonent dar inne, und sîn meistez enist niergen ? Die wîle diu sêle
iergen ist, sô enist si niht in gotes meistem , daz niergen enist.
Nû8 sprichet er: 'er wolte ruowen in der stat'. Alliu rîcheit und armuot und 15
71,5 sælicheit liget an dem willen . Der wille ist sô vrî und sô edel, daz er von keinen lîp
lîchen dingen ennimet, sunder von sîner eigener vrîheit würket er sîn werk . Vernünf

10f.; 15 Sieh oben S. 200,3.

1 ist1 fehlt ni ouch fehlt B , 2 f. kl. ist ie N 4 niderste ] obrest B ,


5 ûf und ûf; fehlt B , 6 derl] dez N und mâze, ] von m . B , vnd waz N .
7 mâze ) waz N 8 mâze. ] mare, zwischen a und r über d . ZeileN ů m âze” ]
maúre N , mine B , 9 nâch ] noch N gregorienN w ortenB a lliu fehlt B ,
10 sprechen v . g . B , gote? ] jm B , sîn ) sie B , sij B , 10 f. jch kam B , 11 aller
ding B , 12 mê] es me B , minste dz sint B , des ] daz Ni 13 gruonent ]
trügēt B , niergen . ] ineigen B , 14 daz ] dez N 15 Alliu ] aller B , als B ,
armuot ] alle a . N 16 daz ] dar N . 16 f. keinē leiplichē ding N , lîplîchen fehlt B ,
17 wercke B ,B ,

i Zu Z . 3f. vgl. oben S . 200,6ff .


? Zu 2 . 4 mêr: — 8 geist. vgl. oben S. 188,9 Der — 12 mâze. und dort Anm . 5 . Der Zusammen .
hang lehrt deutlich , daß Z. 4 der niderste engel ursprünglich sein muß gegenüber B , der obrest engel,
der vielmehr erst in 2 . 6 richtig am Platze ist.
3 Jostes S . 70,32 selber statt edler (N ) ist sinnlos, ebenso wie Z . 32 33 waz, 34 materie und
35 maüre statt Z . 6 ,7 , 8 mâze.; vgl. oben S . 188,11f.
4 Zu Z . 8 - 14 vgl. oben S . 190,3 — 191,4.
5 Vgl. oben S . 190 Anm . 4 .
Zu Z . 11 vgl. oben S. 200,4 ff. und dort Anm . 4.
? Zu Z . 12f. vgl. oben S . 174,1f. sowie dort Anm . 1 und 2 ; 178,6f. - Der Rv. oben Z . 12
bezieht sich auf oben S . 174,1f. der Predigt 35 (sieh Pahncke Diss. S . 33 unter 7 ) und auf Jundt
S . 264,32 f . ( sieh Pahncke Diss. S . 39 unter 5 ). — Zu Z . 13 wahsent und gruonent vgl. oben S . 191,2 .
8 Zu Z . 15 — unten S . 203,5 vgl. oben S . 191,5 — 193, 1.

201
Predigt 36 b
ticheit nimet wol von lîplîchen dingen : in dem stücke ist wille edeler ?; aber ? ez ist an
einem teile der vernünfticheit in einem nidersehenne und in einem nidervalle , då diz 3
verstantnisse bilde nimet von lîplîchen dingen . Aber in dem obersten würket diu ver
nünfticheit âne zuonemunge von lîplîchen dingen 4. Ez sprichet ein grôz meister5 : 71,10
5 allez, daz îngetragen wirt ze den sinnen , daz enkumet niht ze der sêle noch in die
oberste kraft der sêle. Sant Augustínus sprichet und sprichet ouch Plâtô , ein
heidenischer meister, daz diu sêle in ir hât natiurlîche alle kunst ; dar umbe enbedarf
si niht von ûzen die kunst in sich ziehen , sunder von der üebunge ? ûzer kunst sô wirt 15
diu kunst offenbâr, diu in der sêle ist natiurlîche verborgen . Als ein arzât, der reiniget
10 mir wol mîn ouge und tuot abe daz hindernisse, daz daz gesihte hindert, mêr : er en

1 ez ] er N 2 aine tail B , ein teil N , in bis nidervalle, ) in ein in der schone vnd
in ein vnder valle N 4 an zunemūgen (zvnemůnge N ,) vnd liplichen B , N 5 sêle
fehlt N noch ) nach B , 6 Augustînus bis 7 daz ] augs et etiam plato
sprechent das B, 8 von bußen B , üebunge ] oefeninge Bo offenůng N ,B , hoffunge B,
9 ist hinter verborgen B , 10 augē N die gesicht B , mêr: ] aber B ,

Anmac1 heZuint Sa.lz201, 16 Der - oben Z . 1 edeler; vgl. oben


och imet wille nihtens vgl. oswenne di
n
S . 191,6 Der— 8 bekantnisse. und die dort
Anm . 5 verzeichneten Parallelstellen sowie DW 1 S . 365,1ff.: Aber verstantnisse und vernünfticheit
die schelnt alzemâle abe und nement, dân noch hie noch nû enist; in dér wîte rüeret si engelische
natûre. Dennoch nimet si von sinnen ; daz die sinne von ûzen întragent, dâ von nimet vernünf
ticheit . Des entuot der wille niht; in dem stücke ist der wille edeler dan vernünfticheit und dort
Anm . 4 . — Zur Freiheit des Willens vgl. oben S . 178,1ff. und dort Anm . 1 und 2 .
non 2 Zuzu ZZ.ub1i–st4 divgl. e mne1m S.ge351,1ff.:
u sêlDW dank Swenne diu sêle die rihte ist ûfgekêret in got mit ver.
nünfticheit , sô ist diu sêle man und ist ein und enist niht zwei; mêr : als diu sêle sich her nider kêret,
sô ist si ein vrouwe. Mit einem gedanke und mit einem nidersehenne sô ziuhet si vrouwenkleit ane;
sieh dort Anm . 3. – Zu nidervalle vgl. oben S . 183,2f. und dort Anm . 1.
3 Alle H88 . überliefern dieses diz , das Jostes S . 71,8 durch daz ersetzte. Das Demonstrativum
ist aber durchaus begründet ; es bezieht sich auf Z . 1f. an einem teile der vernünfticheit, meint also
diese Vernunft (- Region ), die der Erkenntnis körperlicher Dinge durch die Sinne zugewandt ist. -
Zur Textänderung in Z . 1f. gegenüber Jostes (71,7f.) sieh Quint S . 382.
4 Zur Textbesserung gegenüber Jostes S . 71,9 sieh Quint S . 382. Übersetzung: „ Aber im
Obersten ( scil. in der obersten vernunft , die nicht den lîplîchen dingen zugekehrt ist ) wirkt die Ver
nunft ohne Hinzunahme von körperlichen Dingen " .
5 Zu Z . 4 Ez — 6 sêle . vgl. oben S . 191,12 Nû - 192,5 îngedrücket. und . 191 Anm . 7 , insbeson
dere die dort aufgeführte Textstelle DW 1 S . 349,10ff.
6 Zu 2. 6 Sant — 9 verborgen. vgl. oben S. 192,6 Plâtô — 193,1 kunst. und S. 192 Anm . 2, ins
besondere die dort aufgeführte Textstelle In Gen. II n . 217, LW 1 S . 694,7ff.
? Statt üebunge hat Jostes S . 71,14 ( = N ) offenung, B , (offenungen ), Be oefeninge, B ,
hoffunge. Ich halte offenung für verderbt aus üebunge und verweise auf die genau entsprechende
Parallele In Gen . II n . 217, LW 1 S . 694, 9ff.: Propter quod etiam Plato ponebat scientias ani
mae concreatas, per studium vero et exercitium sensuum ex mentis abdito ad aciem intelli
gentiae revocari, . . . ( Sperrung von mir ); sieh oben S . 192,6f. und S . 192 Anm . 2. Zu üebunge vgl.
auch oben S . 191 Anm . 4 und S . 192 Anm . 1. Ich habe üebunge aus Baj, Ka, und Z , entnommen
( sieh oben S . 184 und . 194 ).
202
Ez was âbent des tages

gibet niht daz gesihte des ougen ?. Diu kraft der sêle , diu natiurlîche würket in dem
ougen , diu gebirt aleine daz gesihte dem ougen, swenne daz hindernisse abe ist 2. Alsô
20 engibet niht der sêle lieht allez, daz îngetragen wirt ze den sinnen von bilden und von
formen , mêr : ez bereitet und liutert aleine die sêle, daz si blôz nemen mac in irm ober
sten des engels lieht und mit im götlich lieht 3.
Nû4 sprichet er: ‘Jâcob der wolte ruowen in der stat'. Diu stat ist got und götlich
25 wesen , daz allen dingen gibet stat und leben und wesen und ordenunge 5. In der stat
sol diu sêle ruowen in dem obersten und in dem innigesten der stat. Und in dem selben
grunde, dâ er sîne eigene ruowe inne hât, dâ suln wir ouch unser ruowe inne nemen
und mit im besitzen 6. 10
Diu stat ist ungenant, und nieman enkan ein eigen wort von ir gesprechen ? Allez
30 daz wort, daz wir von ir gesprechen mügen, daz ist mê ein lougen , waz got niht enist ,

6 Sieh oben S. 200, 3.

I niht ] mir n . N . die gesicht B , dem ] den B, 2 die gesicht B, N ,


dem ) den B , dē N 3 bilde B , 4 forme B , mêr: ez ] sunder er B , 5 und
bis lieht. fehlt B , (Hom .) auf unterem Rand v . and . Hd. nachgetr . B , gotlichē N . 7 vnd
wesen vnd leben B , 8 stat. ] sele B , 11 wort fehlt N 12 wort,] wirt B , wort, daz
wir ] wortte B , wir ]man B , mag B , mê] nit B , laugen N , lugen B, lugene B ,

1 Ähnlich dem Arztvergleich In Gen . II n . 217 , LW 1 S. 695,1ff.: . .. quomodo inclinatio gravis


deorsum quamvis elongata ab actu esse deorsum semper manet, sed latet sub impedientibus ipsam ,
quibus paulatim ablatis non nova nascitur, sed quasi argentum purgatum rubigine elucescit ,
Prov. 25 : 'aufer rubiginem ab argento, et egredietur vas purissimum '. Der Arztvergleich fehlt in
der a - Fassung.
? Zu Z . 1f. vgl. DW 1 S . 335,5ff.: Ein grôz meister sprichet : etwaz, daz ich sihe, wirt
geliutert und gegeistlîchet in mînen ougen , und daz lieht, daz in mîn ouge kumet, enkæme doch
niemer in die sêle, enwäre diu kraft, diu enoben ist. und dort S . 335 Anm . 3; 349, 10ff. und
dort Anm . 4.
3 Zu 2 . 2ff. vgl. oben S . 202,5ff. Übersetzung: „ So spendet alles, was durch die Sinne an Bildern
und Formen eingetragen (zugebracht, vermittelt) wird, der Seele kein Licht, sondern es bereitet und
läutert nur die Seele, daß sie in ihrem obersten ( Teil) des Engels Licht und mit ihm das göttliche Licht
rein (unvermittelt, unverdeckt) zu empfangen vermag“ . Vgl. auch DW 1 S . 349,14ff.: Allez , daz
îngetragen wirt ze den sinnen in die kraft, daz enkumet in die sêle niht ; mêr : ez liutert und be
reitet und gewinnet die sêle, daz si blôz enpfâhen mac des engels lieht und daz götlîche lieht. -
Zu 2 . 4 blóz vgl. oben S . 181,2 . — Zu Z . 4f. in irm obersten vgl. oben S . 202,3 . Mit dem obersten
ist wieder das natiurlîche lieht der Seele, d . h . die ratio superior gemeint, vgl. oben S . 199 ,144 und
dort Anm . 2.
* Zu 2 . 6 – 10 vgl. oben S . 193,2 .
5 Zu Z . 6f. vgl. oben S . 200,4 ff. und dort Anm . 3 und 4; 201, 11.
& Zu 2 . 7 In — 10 besitzen . vgl. oben S . 189,2 Swenne3 si.
? Zu Z . 11– unten S. 204,5 vgl. oben S. 189, 1 — 190,2. – Zu Z . 11 vgl. oben S. 189,3f. und
dort Anm . 4.

203
Predigt 36b
dan ez sî ein verjehen , waz er sîl. Daz sach ein grôz meister und bedûhte in des ,
swaz er gesprechen möhte mit worten von gote , daz er niht eigenlîche möhte gespre
chen , dâ enlæge inne iemer etwaz valsches. Dar umbe sweic er und enwolte niemer
dehein wort gesprechen, und wart doch sêre von andern meistern verspottet. Dar umbe
5 ist ez vil mê: swîgen von gote dan sprechen . 71, 35
Nû sprichet er ouch : 'ez was âbent des tages, dô stuont unser herre enmitten
under sînen jüngern und sprach : ,vride sî mit iu !"
Daz wir komen ze dem ewigen vride und in die ungenante stat, daz götlich wesen
ist, des helfe uns der heilige geist . Amen .

6 f. Sieh oben . 198, 1f. 8 Vgl. oben . 198,2 ; 200, 3.

1 ez sî ] ensi N sach an ein B , 2 niht ] in B , 3 inne hinter dâ B ,


iemer etwaz ] vmber vnd waz N . 4 wortte B , wart] wirt N , 6 ouch : fehlt B ,
mytten B , N , 8 dev vngenanten N , die gnaden B , 9 uns bis Âmen.] etc . N .

1 Übersetzung von S . 203, 11 Allez — oben Z . 1 sî. : „ Jedes Wort,das wir über sie aussagen können , ist
mehr ein Verneinen dessen , wasGott (nicht) ist, als daß es eine Aussage wäre über das,was er ist“ . Vgl.
DW 1 S . 330,5ff.: Sant Augustínus sprichet : waz man von gote sprichet, daz enist niht wâr,
und waz man von im niht ensprichet, daz ist wâr. Swaz man sprichet, daz got sî, des enist er niht ;
waz man von im niht ensprichet , daz ist er eigenlîcher, dan daz man sprichet, daz er sî. und dort
Anm . 5 ; vgl. auch Karlsruhe, St. Georgen 78 f. 771: Als sand | Augusti spricht Alles das das
wir von got / sprechen oder begreiffen das ist mer ein lau- /gen vnd ein nicht sein des das er da ist
denn / ein iehen . . . ; DW1 S 347,1ff .: Dar umbe sprichet Dionysius : alle , die got sprechen wellent,
die hânt unreht, wan sie ensprechent sîn niht. Die in niht sprechen enwellent, die hânt reht, wan
kein wort enmac got gesprechen , mêr: er sprichet sich wol selber in im selben. und dort Anm . 2;
329,8ff. und dort Anm . 4 . ; 253,2ff. und dort Anm . 2 ; 363, 1 ff. und dort Anm . 1, insbesondere In
Exod . n . 74, LW 2 S . 77 ,6 ff.; ferner Pf. S. 92,24f.; Sermo IV,2 n . 30, LW 4 S. 31,5 f.; vgl. auch die
Hinweise auf Maimonides Dux neutrorum In Exod . n . 37, LW 2 S . 43,6 ff. und dort Anm . 4 ; n . 44,
S . 48,7 ff .; n . 184, S. 158,8ff . und dort Anm . 2. -- Die Lesart lugen B , lugene B , = „ Lüge“ zu
S. 203,12 lougen, beruht wohl auf Fehllesung.
? Zu 2. 1 Daz — 5 sprechen. vgl. oben S. 189,6 Unser — 190,2 dinge. und S. 189 Anm . 6. —
Z . 4 Dar — 5 sprechen . besagt übersetzt: „ Darum bedeutet es viel mehr, von Gott zu schweigen als
von ihm zu sprechen “ . ; vgl. etwa Pf. S. 307,27 ff.

204
PREDIGT 37 (Pf. Nr. XXXI S . 109 – 111)

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S . 308, Quint Übers. S . 518 zu Pr. 51, Spamer PBB 34
S . 339, Strauch Par. an . S . XXIII zu Nr. 21) :
B , f. 1598 - 164r; vgl. Strauch PBB 49 S . 361; 50 S . 222f. (Varianten zu Pfeiffers Text).
B, f. 377 – 41r.
Ba, f. 291r - V, Fragment (im Traktat mit der Überschrift Ein prüfen ) = unten S . 218 ,2 Sant
— 4 libe; + 219,1 Daz - 6 gedanke. : Sant / augustinus spricht Dů sele hat zwei an tlit dz eine ist
kert in dise welt / vnd zů disē libe Dz ander die richti / in got da mit 80 wurket si in gotliſche
liechte sunder vnderlas Dz si es / nit en weis wan si nit da keime (!) (291v ) ist Dz funkelin der
vernünftikeit in / got blózlich gerichtet da geschit dů / geburt des ewigen wortes Vnd nut / allein
einest in dem jare oder einest / in dem tage mer alle zit 80 man dar | zů bereitet ist alle zit Dz ist
óber zit / in der witi da nicht en ist noch hie / noch nu noch gedank (noch swz ist | creaturlich );
vgl. Spamer PBB 34 S. 317; im Var.-App. nicht berücksichtigt; vgl. auch unten Lo, und Zg.
Do p . 92a - 93a , Fragmente (in „ Spiegel der Seele “ ) ~ unten S . 211,1 Daz — 2 natûre, + 214, 2
diu sêle - 5 werde. + Plusstück + 216 , 1 Wille — 3 wesen , + 218,3 Augustinus — 219,3 enist. + 6
daz - gedanke. + 221, 4 Der engel222, 2 liehte . + 3 Nů - inne, + 4 ob — 223,3 betrüeben . (Ich
füge im folgenden die Varianten von Str, in Klammern bei.): Vita anime / Das füncklin der
vernüffti- /kait leichtet in ir (ir ) der sel Stry) als ain / füncklin gótlicher natur vnd / als sich schaidet
die sel von dem leib mit angst noch al- ller maistwenn sych got schai/detvon der sel Als die sel | dem leib
das leben gibt Also list got der sel leben Als sich /die sel guisset in alle glider /des leibs Also fluisset
got / in all kreft der selalczeit das / sy sein gewarnem ( sie sy /bewarend Stro) das sy be-/leib in dem alle
ding beleib -lent das sy mit mynne und will / auf got vall Als got gůt / ist vnd bekenn got als er /
ain luter wesen ist und wer | er nit weys oder gůt oder / gewaltig sy nem in doch in / seinē lau
tren (lautren fehlt Stry) wesen facies (92b) anime Augustinus czway ant-ſlütz hat die sel das ain
ist / kert in dise welt und czü dē / leib in dem wircket sy tugent / Das ander ist kert zericht / in
got in dem ist on vnder lauß gótlich liecht und wirckt / dar inn allain das sy nit en -/ways warumb
wann sy da , haym nit ist Sy ist enczuckt / öber czeit und öber statt / da noch hie noch nun (nun ]
im Str ,) noch / natur noch (noch fehlt Strg) gedanck ist / Cognicio angeli Der engel | hat czwů
verståntnus die erst haist ain morgenlieht / das ist das er alle ding / sicht in got Die ander haist |
ain aubentliecht das ist das / er alle natürliche ding sicht / in seinë natürlichen liecht / wann er
beleibt in im vnd / get nit aus im Questio / vtrum angelus flet Ob der / engel betrůpt werde so der /
mensch sündet Nayn wann / sy sehent in die gerechtikait / gotes vnd nement alle ding / in jm als
sy sind in got vnd (und fehlt Stro) (93a ) darumb mügent si nit betrüpt / werden ; identifiziert
von Quint, Handschriftenfunde Nr. 10 S . 20 ; sieh auch unter Stry; im Var.-App . nicht be
rücksichtigt.
H, f . 587 – 61r.
Ka, f. 35vb , Fragment = unten S . 214,3 Als — 5 werde.: Ase do sele / den libe leben gibet alz ist
got , der selen leben alse do sele sich / guzet in allv dó lide alz fluzet / got in alle dó krefte der sele
dz / sv ez furbz giese mit gute und minne vf allez dz bi ime ist / dz ez sv allez gewar werdē; vgl.
Spamer Diss. S. 281; im Var.-App . nicht berücksichtigt.
Lo, f. 541 — 55r, Fragment (im gleichen Traktat wie in Ba , und Z ) ~ unten S . 218 , 2 Sant — 4
libe; + 219, 1 Daz — 6 gedanke.: ( ) Ente augustinus sprichet Die / sele hat zwey antlitze Daz eyne |
205
Predigt 37
ist gekert in diese werlt vnd zů deme , libe Daz ander die richt in got da | myde wircket sie in got
lichem liechte / sunder underlaß Das sie iß nit in / weiß wan sie nit da heyme ist Daz fúnckelin
der virnúfftikeit gerichtet (55r) bloß in got Da geschehet die gebürt / des ewigen wortis vnd nit
alleyne / eynes in dem iare Nach eyns in dem / dage mere alczyt So man dar czů / ist bereit alle
czyt Daz ist boben zyt / in der wide da nit in ist nach hie nach / nú nach gedancke (nach waz da
ist / creaturlich ). Von Dorothy K . Coveney ( A Descriptive Catalogue of Manuscripts in the
Library of University College, London , 1935, S . 58 ) ist das Fragment fälschlich mit „ H . von
Fritzlar, Pf. I S. 179,8ff.“ identifiziert. Hermann von Fritzlar hat a .a. O . in sein „ Hei.
ligenleben “ das Textstück unten S. 218,2 Sant— 219,2 enweiz , in folgendem Wortlaut aufge
nommen : Di meistere sprechen von zwein antlitzen der sêle . Daz eine antlitze ist gekart in dise
werlt . Daz ander antlitze ist gekart di richte in got. In diseme antlitze luchtet und brunnet got
êwiclichen , der mensche wizzes oder enwizzes nicht.; vgl. auch Ba, und Zą.
f.42ra - vb = Jostes Nr. 35 S. 30 (Text ungedruckt).
f. 162r — v, Fragment ~ unten S . 211, 3 Wir — 212,3 êwicheit'. (mit Umstellungen ) : Ein frowe
begerte (162v ) von vnserm lieben herren des was- /sers das er gibet wer des einest trin -/ket den ge
türstet nimer | mer Die meister sprechent Die erst / gabe gottes ist der heilig geist jn / dem gibet
got alle sin genade vnd / gevellikeit Dises ist das lebendige / wasser das do inwendige entspringet /
in der sele vnd bringet sie in das ewig / leben (80 sie mit siner hilf löter be-/libet vnd rein ) ; iden
tifiziert von Quint, Handschriftenfunde S . 159; im Var. -App . nicht berücksichtigt.
O f. 401 – 42 = Strauch Par. an . Nr. 21 S. 50 – 52.
Str , f. 72r — 74v ; in W , nur der lateinische Vorspruch im Inhaltsverzeichnis f. 4r: bl. 72. a . Vir
meus et servus tuus mortuus 8. m . Eghardi.
Spiegel der alle 3 wepenuntiennne,S.I2b1e1n.,Doj; im
Str, f. 21 — 3v , Fragmente (in „ Spiegel der Seele " ) ~ unten S . 211,1 Daz — 2 natûre, + 214, 2 diu
1,4Der enge 216,1Wille3
sêle - 5 werde. + Plusstück + 216, 1 Wille — 3 wesen , + 218,3 Augustinus— 219, 3 enist. + 6 daz
- gedanke. + 221,4 Der engel — 222,2 liehte . + 3 Nû — inne, + 406 — 223,3 betrüeben ., identifiziert
von Quint , Handschriftenfunde Nr. 72 S . 217f. ; sieh oben Don; im Var.-App. nicht be
rücksichtigt.
W sieh Str .
p . 181, Fragment (im gleichen Traktat wie in Bay und Log) ~ unten S . 218,2 Sant— 4 libe;
+ 219,1 Daz — 6 gedanke.: Sant | Augustinus Die sele håt zwai antlit das ain / ist gekert in dis
welt vnd zů dem libe / das ander die richte in got da mit 80 / wurket si in gótlichē liechte on vnder-/
läss das si es nit enwais won si nit da /haim ist Dz funkly der vernünftikait in / got bloz gerichtet
da geschihet die ge-/burt des ewigen wortes vnd nit allain / aines i jare oder aines in tage mer
alle / zit so man dar zů beraitet ist Alle zit / das ist boben zit oder one zit in der wite | da nit enist
noch hie nach nv noch gedank (was creaturlich ist) ; identifiziert von Quint, Handschriften
funde S . 244 ; im Var.-App . nicht berücksichtigt; vgl. auch Ba, und Log.

Nikolaus von Landau (NvL ) hat folgende Textstücke in seine Predigt Quis reuoluet nobis lapi
dem eingebaut: unten S . 211, 2 und ist — 3 natúre. + diu - 212, 1 niemermê'. + 3 ‘D6 — 213,3
niht“ . + 4 die __ 6 nihta . + 212, 1 Swem — 3 êwicheit'.:
Kjo f. 70va – b , alte Zhlg . : f. 216vab; vgl. Zuchhold S . 142 Nr. 18 und dort Anm . 2 .
Sto f. 128r.
Ich biete im folgenden den Text des NvL nach Kıb mit Hinzufügung der Abweichungen von
Ste in Klammern : wanne sie (70vb ) ist ein füncke (f. fehlt Sto ) gothliches liehtes ein / in gedrůcket
bilde gotlicher natu- /ren vnde ist eine gabe von gode / Die obirste gabe gotes ist der heylege / geist
in deme giebet er alle gabe | Der ist der lebendege drang (das lebendig getranck Sto) der / selen
welche sele Got damide drenket |die engetürstet (turstet Stg) nůmmer me (vnde wirt geistlichen lebendeg
vnde / herstet von der craft des heylegen / geistes Des drankes begerete) die / heydinsche vrauwe
Samaritana / vnde sprach Domine da michi / aquam uiuam (Domine --- uiuam fehlt Sto) Herre gib
mir / das lebende (lebendig Sto) waßer Do sprach / ůnser herre brenge mir dinen /man Do sprach die
206
Vir meus servus tuus mortuus est.

vrauwe Ich / en han keinen (keinen man Sto ) Do sprach ûnser / herre du sagest ware Dů hast / fünf
manne gehabet vndeden / dů nů (ietzunt Sto) hast der en ist nit din man | Biden fünft mannen virsten
wir /die fünft sinne Dar ümme wolte / gotdaz zů ir sprechen Dine fünft / sinne hant dir verhenget in
dinre / Jugentvnde hant dich verleidet in / sünde vnde hast in gelebet (in den g. Sto ) nach dinen willen
Noch (Nu Sto) hast dů / eine (eynen Sto) daz ist dine vernünftekeit (uernüfft Sto) der (Nach der
Sto ) enlebest du nit . . . (71ra) . . . 1 do von Got sprach Aquam , quam ego dabo qui biberit ex /
ea non sitiet amplius (Aqua — amplius fehlt Sto) Daz / waßer daz ich geben der (wer Sto) des
drinket / den en dorstet nůmmerme vnde / lebet des ewegen lebens die (Das Sto ) waßer | ist auch
ein gotlich (geistlich Sto ) lieht vnde (vnd ein Sto) gnade / vnde ist daz virstentnůsse (die uerstantnus
Sto ) vnde die / virnünftekeit (uernüfft Sto ) die do enspringet in der / selen vnde machet die hersten
(machet das die sele erstet Sto) von / den sünden vnde dreit (tragen Sto ) sie if in (in fehlt Sto )
die / ewekeit; im Var.-App . nicht berücksichtigt.

Greiths Traktat enthält folgende Textstücke, die ich im Wortlaut der Hss. aufführe :
Greith S . 176,11 -- 16 ~ unten S . 214, 2 Als — 215, 1 lebent.: (Vnd ouch so spricht ain maister)
Als / die sele dem leybe wesen vnd leben / gyte (git M ,Z4) Also gyt got der sele leben / vnd als sich
die sele (als si sich Z_) gusset in / alle gelyder (alle die g. M , Z ,) des leibs Also flusset / got in alle
die krefft der sele vnd / durch gusset sy Also das sy es / fürbaser ( fürbas Zx) gemaynet mit gutte
vnd / mit (mit fehlt Z _) mynne uff alles das by ir ist | Also das sy es alles geware werdent / vnd
also flusset got alle zyt das / ist über zyt in der ewigkait vnd / in dem lebenne (dez lebē M ,) da alle
ding inne | lebent G , (p . 255) M ,(f. 83v) Z (f. 192v) ; vgl. Seitz S .67 XLII 122 und S . 79.
Greith S . 117,17 – 18 ~ unten S . 216 , 1 Wille - 2 niht.: wann wille vnd mynne ivallent uff got als er
gůt ist Vnd | enwere er nit gůt Si (Si) so M ,) enmöchtint / sin ( sy M ,) nit G ,(p. 68) M ,(f. 23r)
Z (f. 51v); vgl. Seitz S. 55 III 13 .
Greith S . 188,4 — 6 = unten S . 219,9 Verstantnisse — 10 beiden .: (Der erst uß bruche von der sele
das ist vernunfftigkait = Pf. S . 255 , 6 ) vnd verstantnússe brichet zu / dem ersten uß ver
nünfftigkait | Aber der will gat darnach / vß (d . vs vß M ,) in baiden G ( p . 292) M ,(f. 104r— v )
Z . (f. 37r) ; vgl. Seitz S . 54 II 9 und S . 79.
Im Var.-App . nicht berücksichtigt.

Filiation der Hss . (sieh Quint S . 308 — 312): Was die Volltexte betrifft, so stehen auch diesmal
B , B ,N , wie in Predigt 36 b in enger Verwandtschaft gebunden zusammen . Ich habe a . a . O . S . 309f.
bereits eine Liste von gemeinsamen Varianten der genannten drei Hss . aufgeführt (zusammen mit
solchen, die sie mit OH , teilen ). Ich verweise hier insbesondere auf die B , B , N -Varianten zu fol.
genden Stellen : S. 214 , 2 unmâzen wê.; 4 giezen ; 5 in ; 216,1 ist eigenlicher; 218, 2 'zwêne; 219,4 dân —
geborn .; 220,3 werdenne ; 223,2 dar inne; 3 sich niht betr. Wie ich in Quint S. 310 schon gesagt habe,
sind insbesondere die Varianten zu S . 218 ,2 und 220, 3 m . E . verderbt und daher für die enge Verwandt
schaft der Hss. B , B , N , besonders beweiskräftig . Innerhalb der Gruppe steht B , vermittelnd zwischen
B , und Nz; es hat jeweils mit einem von beiden gemeinsame Varianten gegenüber den anderen Text
zeugen . Ich habe einschlägige Stellen in Quint S . 310f. zusammengestellt und verweise für die Bin
dung zwischen B , und N , etwa auf den Var.-App . zu S. 217,2 und ? — Ch.; 215,3 êwigen fehlt
B , N ; 222, 3 ez?] er B , N ; für die Bindung zwischen B , und B , (vgl. auch Quint S . 954f.)
spricht ihre Übereinstimmung an folgenden Stellen : S . 211, 2 ein zein B ] vnd zway B , fehlt N ;
214 ,3 daz leben ] das leben vnd wesen B , wesen vnd leben B ,; 215, 2 wazzer;] wasser das die nature hait
B , B ,. Anderseits stimmt B , wiederum zu N , bei S . 218,3 ein ander, h . B , N , ] ein heidenischer PfB .
Keine der drei Hss. kann unmittelbar von der anderen abgeleitet werden . Wie ich in Quint S . 311
schon festgestellt habe, ist B , von allen Texten der relativ beste. — OH , weisen eine Reihe von Text

1 An der hier ausgesparten Stelle findet sich das zu Predigt 43 verzeichnete Textexzerpt.
207
Predigt 37
n 8.systematischer
lücken auf, die z. T . auf Homöoteleuton , z . T . aber auch. iauf p . 48. 31beruhen
kl. 97 Var.-ApKürzung 2. Ich h , wwie
ie ssie
ie
bei allen Texten des Par. an. mehr oder weniger zu beobachten ist, sieh Quint S . 312. Ich habe die
Textlücken in OH , a . a . O . S . 312 verzeichnet und verweise auf den Var.-App . zu S . 210,2 – 7 ; 213,6
in – vern .,; 216 ,5 und — 6 wesen.; 217,2 undi – in ,; 4f. in 8. kl.; 218 ,1 'herre, — tôt.; 3 und — meister ;
219, 1 und zeigt si10ch Dâ
leben .; 5 jâre - dem3; el; 3221,2 Gotwerlt. Daß H , nicht unmittelbar aus
då –— mmel;
O abgeleitet werden kann, zeigt sich an den beiden folgenden Stellen , an denen O lückenhaft ist,
während H , (mit den anderen Texten ) das Ursprüngliche bietet: S. 223,5 af — dinc H ,] fehlt 0 ;
10 mensche fehlt O (sieh Var.-App . zu 9 Von – 13 Āmen .). — Der Str - Text (Pf) muß auf seiten von
OH , gestanden haben , wie die Übereinstimmungen in teils ursprünglichen , teils fehlerhaften Vari.
anten in Gegensatz zu B , B , N , erkennen lassen : S . 214 ,2 unmâzen wé. ] verre wirser. Pf michil wirs
OH ,; 3 gibeta ] ist PfOH ,; 4 giezen PfOH ,) gemeinit B , B , N , ; 215 ,5 einer , PfOH , fehlt B , B , N ,;
216,1 ist eigenlicher PfoH ,] ist eyn e. B ,B ,N1; 3 é PfOH ,) e dan B , B , N , ; 220,3 werdenne PfOH ,]
wirckende B , B , Wºchen Nı; 222, 2 alliu ] diu PfOH2; 223,9 ouch ] sint PfOH ,, insbesondere jedoch die
gemeinsamen Lücken 213,5 und - geluste. ; 214,4 und — alsó ,; 215 , 3 den — und ] der ; 219, 1 und h . l.;
223,2 dar inne.
Was die Fragment- Texte anbelangt, so sind Ba_L02Z , engstens miteinander verwandt, was für Z ,Ba,
aus meiner Analyse des Inhalts von Z , in Quint Handschriftenfunde S. 241 ff. deutlich zu erkennen
ist (vgl. auch oben S . 195 unter „ Filiation " ) . Die drei Texte stehen nicht nur innerhalb desselben
Textkonglomerats , sie stimmen vielmehr gegenüber allen anderen Texten im gleichen abweichenden
Wortlaut überein , insbesondere unten S. 219,4 diu geburt,] dủ geburt des ewigen wortes Ba,Lo Zg. —
Das Fragment in Ka, stimmt mit seinem Text weitgehend mit Str ,(Pf) überein , wie ins
besondere S. 214,5 in ) ime PfKa, zeigt. Ebenso deutlich gehört das Fragment von Ng zu Str ,(Pf),
wie die beiden isoliert stehenden Übereinstimmungen an folgenden Stellen erkennen lassen : S. 212, 1
gabe:] gnâde unde gevellekeit PfN5; 3 'spr. — - êw '.] bringet in ( sie in N5) daz ewig leben . PfN5. —
Die Textexzerpte im „ Spiegel der Seele“ lassen keine sichere Zuordnung zu den Volltexten zu, doch
scheint es, daß sie im ganzen näher bei B , B ,N , stehen , wie vielleicht aus der Stelle S . 223, 3 sich
niht betr.) nyt bedrubet werden B , B , N ,Do, Str, hervorgeht. Das gilt eindeutig für Greiths Text,
dessen Zugehörigkeit zur B ,B ,N ,-Gruppe sich zumal in der Übereinstimmung S. 214,4 giezen ]
gemeinit B , B ,N ,G , M ,Z4 verrät. — Der NvL -Text ist, wie immer , dem Zusammenhang angepaßt,
in den die Exzerpte der Eckhart-Predigten eingebaut sind ; er läßt auch hier seine Beziehung zu
OH , erkennen (sieh Quint S . 312), so S . 211,2 f. funkelin gotlichis lichtis ein ingedruckit; 213,4 diel —
sint fehlt ; 5 und - geluste . fehlt ; 212,2 licht und gnade; tregit OH , dreit Kıb tragen Ste, während
er an den Stellen S . 213,5 allem irm ] dinen Kyo dinem Ste ; 6 dine virnünftekeit NvL sich zu Pf(Str ,)
stellt und vielleicht auf eine entferntere gemeinsame Vorlage von Str , und OH , für den Text dieser
Predigt verweist.

origen hsl. *. undpfeserwuunrgddeiecvhona.a.0.


mir ables Leiti gesagt habe
Textkonstituierung (sieh Quint S . 312f.) : Wie ich a . a . 0 . bereits gesagt habe, bietet B , im ganzen
den verläßlichsten Text der Predigt, und es wurde von mir als Leittext gewählt ,mit dessen Hilfe unter
Hinzuziehung der übrigen hsl. Überlieferung der Text Pfeiffers, den man im ganzen wohl als
identisch mit dem verlorengegangenen Text von Str , ansehen darf, an einer Reihe von Stellen ge
bessert werden konnte. Der Str - Text ist , wie in Pr. 34 , von mancherlei Verderbnissen durchsetzt.
Da der Text von OH , bis zu gewissem Grade zwischen Str, (Pf) und B , B , N , vermittelt, konnte er
im Einzelfalle , wenn nicht innere Kriterien dagegen sprachon , die Entscheidung zwischen dem Text
Pfeiffers (Str ,) und dem Wortlaut von B,B ,N , bestimmen . Der Text der Predigt ist im ganzen gut
überliefert.

Übersetzungen : Quint S. 392ff.

Echtheit : Hsl. Bezeugung in Str,( W ) und OH , sieh im Eingang des Variantenapparates. Die Pre .
digt ist durch mehrere Rückverweise mit echten anderen Predigten verbunden : DW I S . 317, 4 ff.
in Predigt 19 bezieht sich wohl auf unten S . 216 ,6 ff. (sieh unten S . 217 Anm . 1) ; desgleichen dürfte sich
208
Vir meus servus tuus mortuus est.
der Rückverweis DW I S. 316,5 derselben Predigt 19 auf unten S . 219,6 beziehen (sieh dort
Anm . 5) ; der Rückverweis DW 1 S. 347,10 in Predigt 20 b wird sich u . a . auf unten S . 216,1ff. be
ziehen (sieh
ziehen ( sieh dort e Pr. ed
dot DiAnm t hat engeder
3 ),igdesgleichen henRückverweis t den1 She. id399,10
S. 30 ,1 ff. miDW en Verin Predigt 23 (sieh unten
S. 216 Anm . 4 ). Die Predigt hat enge Beziehungen zur als echt erwiesenen Predigt 26 , wie die
Anmerkung 1 zu unten S . 218 ,2 ff. und oben S . 30 , 1 ff. mit den dortigen Anmerkungen 1 und 2 er .
kennen lassen . Mit Wahrscheinlichkeit beziehen sich fernerhin die beiden Verweise in Sermo XXXVI,1
n. 368, LW 4 S. 316 ,2: Vide Sermonem 'Servus tuus, vir meus' und in Sermo LV,1 n . 535, LW 4
S. 451,1f. : De hoc habes . .. in Sermone 'Servus tuus, vir meus' auf die vorliegende deutsche Predigt
(sieh unten S . 210 Anm . 1) und werden damit zu Zeugen für die Echtheit dieser Predigt. Es kommt
hinzu , daß unten S . 218 ,2 ff. (sieh dort Anm . 1) in der gleichen Weise wie im zweiten Genesiskom
mentar (In Gen . II n . 138 , LW 1 S . 605 ,8f.) zugleich auf Augustinus und auf Avicenna Bezug ge .
nommen wird . Überdies aber stimmt die vorliegende Predigt in vielen Einzelausführungen mit
echten lateinischen und deutschen Texten überein , so : unten S . 211 Anm . 1 (DW 1 S. 332,2 ff. ;
304,7f.; 184,8 ; 151, 1f.); S. 212 Anm . 1 (DW I S . 399,8ff.); S. 213 Anm . 1 (DW1 S . 337,7ff.);
S . 214 Anm . 1 (DW I S . 304,7f.) ; S . 215 Anm . 1 (DW1S . 305 , 1 f.); S . 216 Anm . 2 (DW1 S . 52,8 ff .);
Anm . 3 (DW1 S. 347,9 ff.) ; Anm . 4 (DW I S . 122 ,5ff.; 399 , 10 ff. ; 113,8 ff. ; 182 ,9ff. , 314 ,5 ff.) ;
S . 217 Anm . 1 (DW1 S. 365, 1 ff. ; 317 ,4 ff. ; 183,4 ) ; S . 218 Anm . 1 (DW 1 S . 165 , 4 ff.) ; S . 219
Anm . 5 (DW 1 S. 30,5ff.; 316 ,4f.); S. 220 Anm . 2 (DW 1 S. 288,7 ff.; 49,4f.); S. 222 Anm . 1 (DW 1
S . 133,1 ff.; DW 5 S. 116,12ff.); S. 222 Anm . 2 (DW 1 S . 101,1ff.) – S. 211 Anm . 1 (LW 1
S. 601,7 ff.; LW 4 S. 374,9 f.); S . 213 Anm . 1 (LW 4 S . 382,11ff.; LW 2 S . 184,10 ff.); S . 214 Anm . 1
(LW 4 S . 316 Anm . 2 ) ; S . 216 Anm . 4 (LW 4 S . 13 ,13 ff.) ; S . 218 Anm . 1 (LW 1 S . 605 ,6 ff.; LW4
S. 189,1f.); S. 220 Anm . 1 (LW 4 S . 102,12f.); Anm . 2 (LW 1 S. 270,13ff.; LW 4 S . 106,1f.); S . 221
Anm . 2 (LW 4 S. 102,7ff.). - Die Predigt zeigt auch die für Eckhart charakteristischen Stilmomente :
hyperbolische Steigerung S. 219,4 ff.; steigernde Reihung S. 212,2 ff.; reihende Häufung S. 211, 1 ff.;
Aufzählung S. 216,3, 6 ; 219, 1; antithetischen Ausdruck S . 213,4ff.; 214,1 ff.; 216 ,4ff.; antithetischen
Parallelismus S. 214,2 ff.; 222,1f.; 223,3 ff.; Metapher 211,1 ff.; Vergleiche S . 215 ,4 ff., 216,6ff.
Der Aufbau der Predigt erfolgt hier wie in Predigt 34 (sieh oben S. 159) deutlich nach dem Muster
der Homilie , d . h . im engen Anschluß an den Schrifttext, dessen einzelne Bestandteile nacheinander
exegesiert werden : 1. 'man' (211,1 — 215,3), wobei Eckhart – wie in Pr. 34 – einen inhaltlich
verwandten Schrifttext (Joh . 4, 7ff.) ab S . 211,3 zur Interpretation des 'man' hinzuzieht. -
2.'knehť (215,4 217,5 ),wobei Eckhart die viel diskutierte Frage nach dem Vorrang von vernünfticheit
oder wille in dem Sinne entscheidet, daß vernünfticheit als das houbet der Seele sich nichtmit dem ,
was an Gott zuovellic ist (216 ,4 ), mit den „ Kleidern “ Gottes, beruhigt, sondern durchdringt bis in
das nackte Sein (das kleithûs 217 ,5 ) der gotheit und daher den höheren Rang einnimmt gegenüber
dem Willen . Sie gleicht darin den drei höchsten Engelchören der Throni, Cherubim und Seraphim
(216 ,6ff.). – Darüber, daß der 'man ' ' tốt' ist, hat der Prediger sich schon zuvor im Anschluß an den
Text von Joh . 4,7ff. ausgelassen (214,1ff.) und braucht daher die Exegese dieses Bestandteils seines
Haupttextes hinter 217,5 nicht zu wiederholen . — 3. 'zwêne süne (218,1 – 223,5 ), wobei Eckhart
die beiden Söhne der Witwe zum ersten mit den beiden „ Antlitzen “ der Seele gleichsetzt, von denen
Avicenna und schon Augustinus sprachen (218 ,2 ff.). Diese beiden Söhne können nur leben , wenn
der 'man ', die vernünfticheit, blóz in gote genomen (219,3f.), lebt. Die Sohnsgeburt geschieht zeitlos
(219,4 ff.). — Zum zweiten setzt Eckhart die zwêne sünemit verstantnisse umd wille als Ausflüssen
der vernünfticheit, des „ Manns“ , in eins, ohne sich darüber weiter auszulassen (219,8 — 10 ). — Und
zum dritten (220, 1— 223,5 ) interpretiert er die zwêne süne als die mügelicheit oder vermügende kraft
und die würklicheit oder würkende kraft der vernünfticheit, wobei er diese beiden wiederum in Bezug
setzt zu den beiden von Augustinus unterschiedenen Erkenntnisweisen der Engel als ihrem Morgen
und Abendlicht (221,4 ff.). Am Schluß dieser Ausführungen und in losem Zusammenhang damit be
handelt Eckhart noch kurz die damals diskutierte Frage, ob die Engel durch die Sünde des ihnen
jeweils anbefohlenen ) Menschen betrübt werden (222,4 ff.). — Den Schluß des Schrifttextes 'entlêhen
ledigiu vaz' etc. tut Eckhart im letzten Abschnitt seiner Predigt sehr kurz ab (223,6 — Schluß).

14 Edhart, D 2 209
Vir meus servus tuus mortuus est.

Ein vrouwe sprach ze dem wîssagen : ,herre ,mîn man , dîn kneht, ist tôt. Nû koment 109,5
die , den wir schuldic sîn , und nement mîne zwêne süne und machent die diensthaftic
vür ir schult, und enhân niht dan ein wênic oleis'. Der wîssage sprach : ,sô entlêhen ledigiu
5 vaz und giuz in ieglîchez ein wênic; daz wehset und nimet zuo , und verkoufe daz und gilt
dîne schult und læse dîne zwêne süne. Daz, daz über sî, dâ mite gener dich und dîne 10
zwêne süne !" 1

1 ; 2ff. Vgl. 4 Reg. 4,1 : Mulier autem quaedam de uxoribus prophetarum clamabat ad Eliseum ,
dicens : Servus tuus vir meus mortuus est, . .. et ecce creditor venit ut tollat duos filios meos ad
serviendum sibi. 2 : Cui dixit Eliseus : Quid vis ut faciam tibi ? Dic mihi, quid habes in domo tua ?
At illa respondit : Non habeo ancilla tua quidquam in domo mea, nisi parum olei, quod ungar. 3 :
Cui ait : Vade, pete mutuo ab omnibus vicinis tuis vasa vacua non pauca. 4 : .. . et mitte inde in
omnia vasa haec: et cum plena fuerint, tolles. 7 : . . . (Et ille , Vade, inquit,) vende oleum , et redde
creditori tuo : tu autem , et filii tui vivite de reliquo ; vgl. auch unten S. 215, 4 ; 218,1f.; 223,6f.

Zuweisungen :Sermo) m (agistri ) EghardiWif.4r


Echard H( aStr! H, f.72r) ; <primae partis ) XX (XXI H .)
Vir meus mortuus est Mei/stir eckart (Meist '(er ) Echard H ,) bewisit) sunhi . s.2 ),der12man si in der se/
e S/ wilich
le vnde wilche wiz he ster/be vnde wilich di swene (zwene H .)/ sune sin der widewin von / den si
clagit man wolle / si ir nemen OH , ( Inhaltsverzeichnis: 0 f. 2ra [ Par. an . S. 2 ], H , f. 2r— )
Überschriften : Sermo (fehlt H ,) de tempore ( im Text) XXI (auf d . Rand ) OH ,
1 Vir bis est . fehlt B , B , N servus tuus fehlt OH , et servus Str, ( im Inhalts
verzeichnis ) est. fehlt Strı ( im Inhaltsverzeichnis) 2 Ein bis 7 süne !“ fehlt OH ,
2 w . Elyseo B , N ,herre, fehlt Pf der ist
N N û bis 4 enhân ] vnd inyn zwen sune
sint ( sint fehlt B ,) gefangen Die wil die schult nyt vergulden ist so ( so fehlt B ,) enleret ( en lazet
N , B ,) man sie nyt Ich enhann B , B , N . 4 Er sprach B ,Ni fehlt B , 4f. 1. vaz] waz
ledik waz N 5 vaz ] vas vmb din nachgeburen B , wescht N daz? fehlt PfB ,
vergilt Pf 6 deinen schuldern
N e rloz N . Daz, daz ] Das dar B , N , Swaz dar Pf
sî,] belîbe Pf n ere PfN 7 zwêne fehlt B , B ,

1 Der Schrifttext steht in der Lectio des Dienstags nach dem dritten Fastensonntag. Über die
thematische Beziehung der Predigt zu Pr. 26, deren Schrifttext dem Evangelium des Freitags nach
dem dritten Fastensonntag entnommen ist, sieh den Hinweis oben S . 23 Anm . 1 auf J . Koch Die
Liturgie bei Meister Eckhart S. 92. Die Bemerkung im Sermo XXXVI, 1 n . 368, LW 4 S . 316,2 : Vi.
im Sermanno.2);"A"von
de Sermonem 'Servus tuus, vir meus' könnte sich auf die vorliegende deutsche Predigt beziehen ( sieh
dort die Anm . 2 ), ebenso wie die Bemerkung im Sermo LV, 1 n . 535 , LW 4 S . 451,1f.: De hoc habes
. . . in Sermone 'Servus tuus, vir meus' (sieh dort Anm . 2 ); vgl. auch LW 4 S. XXV. - Der ganze
Schrifttext ist in OH , weggelassen . Ich habe ihn im Wortlaut von Strı(Pf) geboten , das ihn in ge
nauerem Anschluß an den Vulgata - Text bietet, wie ihn unten S . 218, 1f. und S . 223,6f. auch B , B , N ,
maturemenAnschluss an denen utenoreepit bietet: wie bome enten koran :1,
aufweisen. – Auf denselben Schrifttext geht die Pr. 6 des Nikolaus v. Straßburg , Pf. I S . 275
280, die im Eingangsabschnitt einige Berührungen mit der vorliegenden Predigt Eckharts zeigt.
210
Vir meus servus tuus mortuus est

Daz vünkelîn der vernünfticheit, daz ist daz houbet in der sêle , daz heizet der 'man'
der sêle und ist als vil als ein vünkelîn götlîcher natûre , ein götlich lieht,
15 îngedrücket bilde götlîcher natûrel. Wir lesen von einer vrouwen, diu iesch die gâbe
von gote. Diu êrste gâbe, die got gibet, daz ist der heilige geist ; in dem gibet got alle sîne

3f. Vgl. Ioh . 4,7: Venit mulier de Samaria haurire aquam . 15 : Dicit ad eum mulier : Domine,
da mihi hanc aquam , ut non sitiam : . ..

1 der vern .,] daz ist diu vernüftikeit, Pf daz2 bis heizet] an der sele ist (daz ist H ,) daz
hoiste vnde heizit OH , in fehlt Pf 2 der sêle fehlt OH , B , ist ] es ist B , N vil]
mêre PfoH , B , B , vünkelîn bis 3 îngedr.] funkelin gotlichis lichtis ein ingedruckit OH ,
funchen N 2 ein ] und ein Pf e in zein ] vnd zway B , fehlt N 3 Wir bis 4 Diu ]
Diu frouwe begerte von unserm herren des wazzers, daz er gibet. Swer des eines getrinket, den ge
türstet nimmer mêr . Die meister sprechent: diu Pf 3 hiesch B ,B , ich N , bait OH , die
fehlt OH , 4 gote.] xpo OH , die got g.,] gotes Pf got gibet PfN , got ] he OH ,

i Zu Z . 1ff. vgl. DW 1 S. 332,2ff.: Ze dem dritten mâle sô ist, als mich bedünket , dirre kneht
daz vünkelîn der sêle, daz da ist geschaffen von gote und ist ein lieht, oben îngedrücket, und ist
ein bilde götlîcher natûre, . . . und die dort S. 332 Anm . 4 verzeichneten Vergleichsstellen zu vünke
lin , DW 1 S. 39 Anm . 3; 283,4ff. und Anm . 3; Pf. S. 193,32; David v. Augsburg Pf. I S. 275,31ff.:
Wer ist disiu wittewe, der ir man tôt ist ? Diu oberste kraft der sêlen daz ist der man, und diu
niderste kraft der sêlen daz ist diu frouwe. — In Z . 2 bieten ,wie der Var.- App. zeigt, Pf( Str, JOH ,B , B ,
statt vil, das nur in N , steht, mêre . Aus dem Zusammenhang ist eindeutig zu erkennen, daß nur die
Bedeutung „ soviel wie “ am Platze ist. Diese Bedeutung aber habe ich für als mêre in den einschlägigen
Wörterbüchern nirgends belegt gefunden, und ich halte sie auch für unmöglich. Das, wie mir scheint,
sicher unursprüngliche mêre , das nicht zufällig in Str, B , B ,0H , anstelle des ursprünglichen vil gesetzt
worden sein kann , fordert demnach für die genannten Texte einen gemeinsamen , schon verderbten Proto
typ , aus dem allerdings auch N1 geflossen ist, wie oben S . 207 dargetan wurde. Der Schreiber von N .
aber, der im allgemeinen alles andere als verläßlich ist, müßte das verderbte mêre seiner Vorlage dann
von sich aus in das richtige und ursprüngliche vil abgeändert haben . Ich halte das für durchausmöglich
und habe denn auch aus N , dieses vil übernommen . – Zu Z . 1 houbet in der sêle vgl. Par. an .
S . 14,20f.: . . . in deme heubite der sele , daz ist in vornuftikeit : da geschihit di gebort inne.; 15 ,11;
Pf. S . 107, 34 : . . . diu oberste kraft der sêle, diu daz houbet ist, . . . ; 108, 13f.: Cephas daz spri
chet alsô vil als ein houbet. Vernunftikeit daz ist daz houbet der sêle .; Sermo XLV n . 448, LW 4
S. 374,9f.: Caput vocat intellectivum sive mentem vel etiam ipsam substantiam animae, de qua
omnes fluunt potentiae.; vgl. auch Pf. S . 253,32f.: Vernünftekeit ist daz oberste teil der sêle. —
Zu Z . 1f. (vernünfticheit = ) der 'man ' der sêle vgl. DW 1 S . 304,7f.: Vernünfticheit daz ist der
man in der sêle. und die dort Anm . 3 verzeichneten Parallelen , insbesondere Pf. S . 253,26 — 254, 3 ; DW 1
S . 184,8 und dort Anm . 3 ; 351,2 ; vgl. ferner In Gen. II n . 135, LW 1 S . 601,7ff.: . . . Augustînus XII
De trinitate . . . exponit moraliter . . . per virum autem rationale superius subhaerens deo . — Zu
Z . 2 vgl. Pf. S . 107, 30, 34ff.: Alsó solte diu oberste kraft der sêle, diu daz houbet ist, glîch erhaben
sîn under den zein götlîches liehtes, daz daz götlich lieht dar în geschînen müge, ... ( entgegen
30 und linkelin, ein und di
Quint S. 307 zu 107,30 und 107,35).; DW 1 S. 151,1f.: Nû nemen wirz in der sêle , diu ein tröp
felîn hật vernünfticheit, ein vünkelîn , ein zwîc. und dort Anm . 3 . — Zu 2 . 2 götlich liecht vgl. noch
DW 1 S. 332 Anm . 6 (auf S. 333); 39,3 und die dort Anm . 2 aufgeführten Parallelen . — Zu Z . 2f.
211
Predigt 37
Swenne der 'man ' tôt ist, so stât ez übel1. Daz diu sêle von dem lîbe scheidet, daz tuot 109,30
gar wê ; aber daz sich got von der sêle scheidet, daz tuot unmâzen wê2. Als diu sêle dem
lîbe daz leben gibet, als gibet4 got der sêle leben . Als diu sêle sich giuzet in alliu glit5,
als vliuzet got in alle die krefte der sêle und durchgiuzet sie alsô , daz sie ez vürbaz giezen
5 mit güete und mit minne ûf allez, daz bî in ist, daz ez sîn allez gewar werde 6. Als vliuzet 35

tikeit, Pf
1 Wan OH , N , want B , Wan swenne B ,
in der sêle , Pf u nmazen übel. Pf
'man '] man , diu vernüftikeit, Pf
Daz] dz sich B , 2 gar fehlt OH , i sted be
ist,] ist

sêle' ] diu sêle von gote Pf u nmâzen wê.] verre wirser. Pf michil wirs OH , Als] Won
also B , 2f. den liben B , 3 daz leben ] wesen Pfdas leben vnd wesen B , wesen vnd
leben B , gibet?] ist Pfoh , Als ] Vnd also B , sich vor diu OH , N alliu diu lide,
Pf a . d . glider B , 4 und bis alsô, fehlt PfOH , vürbasser B , fort OH , giezen ) ge
meinit B ,N B , 5 gut N dazl] daz daz OH , in ) ime Pf ir B , B N , dazº bis
werden. ] daz si ez (ez fehlt N ) alle (alles B , B , N ,) gewar werdin OH , B , B , N .

los dienstbar gewesen ; nun hast du einen Mann in deinem Alter , der aber gar nicht dein Mann ist,
die Vernunft, denn ihm bist du nicht zu Willen , ihm folgst du nicht.“
Ich habe gegenüber Pf. S. 109,29 diu vernüftikeit . . . in der sêle, was nur in Strz( Pf) über
liefert ist, hinter 'man ' bzw . hinter ist getilgt. Es versteht sich , daß mit 'man ' natürlich der man in der
sêle und damit eben die vernünfticheit gemeint ist. Vgl. DW 1 S. 304,7f.: Vernünfticheit daz ist der
man in der sêle. Nû daz der man tôt ist, dar umbe ist ouch der sun tôt. und dort Anm . 3; LW 4
S. 316 Anm . 2.
2 Vgl. DW 1 S. 195,15f.: Einen ougenblik von gote scheiden , daz ist êwiclîche von gote geschei.
den, von gote scheiden ist hellischiu pîne. und dort Anm . 1.
3 Ich habe mich für die Lesart von N ,OH , daz leben gegen Str. ( Pf) wesen und B , das leben
vnd wesen , B , wesen vnd leben entschieden , weil ich die Parallele von dem lîbe daz leben und der sêle
leben für beabsichtigt halte . Vgl. In Ioh. n . 528: Anima enim , ut dicit Avicenna circa principium
libri VI suorum Naturalium , non est nomen naturae, sed officii, in quantum scilicet animat corpus,
. . . ; Pf. S. 292,24f.: . . . alse verre nante Kristus sînen geschaffenen geist eine sêle , alse si dem
lîchamen leben gab . . ., 318,26f.: . . . wande si heizet dar umbe sêle, wand si dem lîbe leben gît
und ein forme des lîbes ist.; anders DW 1 S. 54,1: Sie sprechent ir sêle , dâ si dem lîbe daz wesen
gibet. und dort Anm . 1 . — Zur Stelle insgesamt vgl. noch Seppänen S . 144 Anm . 1 : „ Diese Wendung
geht wohl auf Augustin zurück , vgl. Conf. VII, 1 ,2 (CSEL) : (Deus est) vita vitae meae, und l. c. X ,6 ,10 :
iam tu melior es, tibi dico anima, quoniam tu vegetas molem corporis tui praebens ei vitam , quod
nullum corpus praestat corpori. Deus autem tuus etiam tibi vitae vita est. Vgl. noch Zuchhold 132:
Sicut anima est vita corporis, ita deus est vita animae.“
4 Statt dieses gibet haben Stri( Pf) und OH , ist, das ich wiederum im Hinblick auf den , wie ich
meine, beabsichtigten Parallelismus der Aussage über die Seele und Gott für unursprünglich halte .
5 Vgl. insbesondere oben S . 177,1ff . und dort Anm . 1, dazu noch In Ioh. n . 395: omnes sancti
accipiunt dona sua, deiformitatem scilicet, ab ipso deo immediate sicut omnes potentiae animae
et membra corporis accipiunt esse ab ipsa anima immediate , . . ., Prol , op . prop . n . 14 , LW 1
S . 174 ,1 ff . und dort Anm . 3.
6 In 2 . 5 bin ich mit dazº -- werde. jetzt doch Pfeiffer ( 109,35 ) gefolgt, von dessen Text ich
annehme, daß er aus Str , entnommen ist, während ich in Quint S. 314 auf Grund der ganzen erhal
tenen hsl. Überlieferung die Änderung daz sie es (es fehlt N ) alle (alles B , B N ) gewar werden .
214
Vir meus servus tuus mortuus est

er alle zît, daz ist über zît, in der êwicheit und in dem lebene, dâ alliu dinc inne lebent1.
Dar umbe sprach unser herre ze der vrouwen : 'ich gibe daz lebendige wazzer; swer des
trinket, den endürstet niemermê und lebet des êwigen ? lebens'.
Nû sprichet diu vrouwe: 'herre, mîn man, dîn kneht, ist tôt . 'Kneht sprichet als
110,5 vil als einer, der dâ enpfæhet und beheltet sînem herren . Behielte er im selben, sô wäre 5

2f. Sieh oben S. 212 ,1. 4 Sieh oben S. 210,1, 2ff.

1 alle zit ] an zil N ist fehlt B , pobin OH , zît,?] zit an zil N fehlt Pf in
d . êw . fehlt OH , der] die Pf l ebende B , alliu dinc ] diu Pf 2 ze d . vr.: fehlt OH ,
lebende B , B , wazzer;] wasser das die nature hait B , B , swer] der Pf des] daz Pf
dicz N . 3 den bis und ] der Pfor g etúrstet B , nimmer N und bis lebens'.
fehlt B , êwigen fehlt PfB , N 4 sprach PfB , der ist OH , 'Kneht'] Servus Pf
5 einer, fehlt B ,BN dâ fehlt PfB , N enpfæhet bis herren .] enpfâhet und einen andern lin
enpfâhet, unde behaltet und einen andern behaltet. Pf behelt N , beheldit OH , imim ) in
ime Pf selben, ] s. icht OH , wære ] ist OH ,

B , B , N ,OH , vorgeschlagen habe. Die Übersetzung des ganzen Satzes lautet: „ So wie die Seele sich in
alle Glieder ergießt, so fließt Gott in alle Kräfte der Seele und durchströmt sie so , daß sie es ( d. h . diesen
Strom = das, was sich in sie ergossen hat = Gott ) in Güte und Liebe weitergießen auf alles, was sie
umgibt (was in ihrem Bereich ist), damit es alles seiner gewahr wird " . Es ist o. w . verständlich , daß
ein Schreiber (der Vorlage von B , B ,N0H ) die Beziehung des ez auf das mittelbar voraufgehende
allez verkannte und es durch sie ersetzte , das er wie die in Z . 4 voraufgehenden sie auf die krefte der
sêle bezog. Ich selbst glaubte bei meinem Änderungsvorschlag, das sie von B , B , N ,OH , sowohl auf das
voraufgehende allez , ( Z . 5 ) wie auf die krefte der sêle beziehen zu können , was ich jedoch für gewagt
halte . Z . 5 allez, daz bî in ist = „ alles, was bei ihnen ist“ , d . h . was bei den Kräften der Seele ist, was
ich jetzt mit „was in ihrem Bereich ist“ wiedergeben möchte und womit wohl die membra corporis ge
meint sein dürften , von denen In Ioh. n . 395 (sieh die voraufgehende Anmerkung) die Rede ist. Ich
bin denn auch der Meinung, daß mit ez . . . allez eben diese membra corporis und die Kräfte der
Seele gemeint sind. Ich halte das in Z . 5 nur durch OH , überlieferte in für ursprünglich , das Strauch
Par. an . S . 51, 15 durch Mißverständnis in ym abgeändert hat, während Lasson ( M . E . S . IX zu
109,35 ) die Korrektur bî ime > bî in schon vorgenommen hatte. Vgl. auch die ähnliche Stelle DW 1
S . 52,12 ff.: Bekanntisse gât vor. Si ist ein vürstinne und suochet hêrschaft in dem hehsten und in
dem lûtersten und teilet ez vort der sêle und diu sêle vort der natûre und diu natûre allen lîplîchen
sinnen .; Par. an . S . 97,29ff. Der hier zur Diskussion stehende Finalsatz (wie übrigens der ganze
Satz) steht auch in den Textexzerpten Do, (das sy sein gewar nem [sie sy bewarend Str,]), Ka, (dz
ez sú allez gewar werdent) und Greith (Also das sy es alles geware werdent). Ich möchte glauben ,
daß das in Ka, überlieferte ez sự allez das in Pf. S . 109, 35 stehende ez sîn alles und damit auch den
obigen Text bestätigt, der Schreiber aber durch das für sîn verlesene sú bestimmt wurde, das Verb in
den Plural zu setzen .
i Zu Z . 1 alle zît, daz ist über zît, vgl. oben S. 163,1f. und dort Anm . 2 sowie unten S . 219,6. --
Zu Z . 1 und - lebent. vgl. DW 1 S . 305, 1f.: Daz êwige wort und daz lebende wort, in dem alliu dinc
lebent und daz alliu dinc ûfheltet, daz sprach daz leben in den tộten , . . .
2 Lasson (Zfd Ph 9 S . 18 zu 110 , 2 ) hat dieses êwigen , das bei Pfeiffer fehlt, schon richtig
aus OH , entnommen .
215
Predigt 37
er ein diep 1. Vernünfticheit ? ist eigenlîcher 'kneht'3 dan wille oder minne.Wille und minne
vallent ûf got, als er guot ist, und enwäre er niht guot, sô enahteten sie sîn niht. Ver
nünfticheit dringet ûf in daz wesen , ê si bedenke güete oder gewalt oder wîsheit oder
swaz des ist, daz zuovellic ist. Daz gote zuogeleget ist, dar ane enkêret si sich niht; si 110,10
5 nimet in in im ; si versinket in daz wesen und nimet got, als er ist lûter wesen . Und enware
er niht wîse noch guot noch gereht, si name in doch , als er ist lûter wesen 4. Hie glîchet

1 ist eyn eygentlicher B , B , N . knecht geheizin OH , 2 vallent] nement got oder v .


B, sô enahten sie PfB , si in achtin OH , so enhette sie B , so enhaltent si N , 3 diu
dringet Pf tridit OH , ê] e dan B , B N bedenkit OH N , g uot PfB , N gewalt
oder fehlt OH ,(Hom .) 3f. oder swaz ] oder daz oder waz Pf 4 des] daz PfH ,B , Daz
bis ist,] daz man gode zu legit OH , das got zů lait B , 5 nimet bis si fehlt OH , B , B , N (Hom .)
und bis 6 wesen . fehlt OH (Hom .) 5 lûter w . ist. Enwêre Pf e nwære] ein wer Ni
6 niht fehlt Pf wîse) wesen B , nêmen in ( in fehlt B ,, Zeilenw .) PfB , lûter w . ist Pf

oolen habe: „wi


i Zur geTextänderung einer , de
S . e215,4f. r für seinPf.en 9:s . 110,4f.
gegenüber sieh Qu
110,4f. sieh int S.S . 314
Quint 314., 230
wo ich folgende
Übersetzung geboten habe: „ wie einer , der für seinen Herren etwas empfängt und aufbewahrt. Behielte
fürr sich selbst .. .“ . Ich fügte hinzu : „ Lasson hat er ime schon richtig gebessert und dadurch ,
erer eses fü
daß er 110 ,415 einem andern statt einen andern einsetzte, dem Sinn nach bereits das Richtige getrof
fen .“ Vgl. oben S. 60,5 und dort Anm . 5.
2 Zu den Ausführungen über den höheren Rang der vernünfticheit gegenüber wille oder minne
vgl. insbesondere DW 1 S . 52,8ff. und die dort Anm . 3 aufgeführten Vergleichsstellen ; 314 ,6 ff. und
dort Anm . 3 .
3 Vgl. DW 1 S. 347,9ff.: Ich spriche von einem andern knehte , daz ist der engel. Noch sprechen
wir von einem knehte, von dem ich mê gesprochen hân , daz ist vernünfticheit in dem umbekreize
der sêle , dâ si rüeret engelische natûre und ist ein bilde gotes. In disem liehte hât diu sêle mit den
engeln gemeinschaft . .. (vgl. oben S . 211,1ff.) . Wie ich dort S . 347 Anm . 6 gesagt habe, dürfte sich
der Rv. von dem ich mê gesprochen hân auf die obige Stelle der vorliegenden Predigt zurückbeziehen
(vgl. Pahncke Diss. S . 33) . Sieh auch die folgende Anmerkung.
Zu Z . Iff. vgl. DW 1 S. 122,5ff.: Die besten meister sprechent, daz diu vernünfticheit
schele alzemâle abe und nimet got blôz , als er lûter wesen ist in im selben . Bekantnisse brichet
durch wârheit und güete und vellet ûf lûter wesen und nimet got blôz, als er âne namen ist. . . .
Minne nimet got selben , als er guot ist, und entviele got dem namen güete , minne enkünde nie
mer vürbaz. Minne nimet got under einem velle , under einem kleide. Des entuot vernünfticheit
niht; vernünfticheit nimet got, als er in ir bekant ist; dâ enkan si in niemer begrîfen in dem mer
sîner gruntlôsicheit. und dort Anm . 2 ; 315 Anm . 1; 399, 10ff.: Ich hân ouch mê gesprochen : minne
nimet got, als er guot ist ; enwære er niht guot, si enminnete sîn niht und ennæme sîn niht ze gote .
Âne güete enminnet si niht. Aber diu vernunft der sêle nimet got, als er ein lûter wesen ist, ein
überswebendez wesen . und S . 400 Anm . 1 . Wie ich oben S . 209 schon gesagt habe, wird sich der Rv .
S . 399, 10 u . a. wohl auf die vorliegende Predigtstelle beziehen . Sieh auch die voraufgehende Anmer
kung. Vgl. ferner DW 1 S. 113,8ff . und dort S . 114 Anm . 1; 182,9ff .: Daz dritte meinet eine edele
kraft der sêle , diu ist sô hôch und sô edel, daz si got nimet in sînem blôzen eigenen wesene, und
S . 183 Anm . 1; Pf. S . 108,22ff .: Diu minne nimet got als er guot ist, aber verstentnüsse daz dringet
ûf unde nimet got als er wesen ist ( sieh Quint S . 308 zu 108,23).; DW 1 S . 314 ,5ff. und dort Anm . 3;
Pf. S . 197,30 ff. Gegensätzlich Tauler S . 349,1ff .: Von diser minne hant die meister vil tisputacie,
weder bekentnissin hoher si oder die minne. Das lossen wir nu ligen . Aber do enist kein zwivel an ,
die minne ensi vil verdienlicher und nützer wan bekentnisse. Wan die minne die get do in do das
216
Vir meus servus tuus mortuus est
sich vernünfticheit der obersten hêrschaft der engel, die die drîe kære in in hânt: Thrôni
15 die nement got in sich und behaltent got in in , und got ruowet in in ; Cherubîn die
bekennent got und blîbent dar ane ; Seraphîn daz ist der brant. Disen glîchet sich ver
nünfticheit und beheltet got in ir. Mit disen engeln nimet vernünfticheit got in sînem
kleithûse, blóz, als er ist ein âne underscheit ?

1 diel bis Thrôni] Der dritte chor sint troni OH , Thrôni] krom B , 2 und bis
in , fehlt OH (Hom .) und ? bis Ch .] Got ruowet in (an OH ) Cherubîn , (cherichiñ B ) PfoH , B ,
got r . in in ;] ruwent in yem B , N 3 bechennet got vnd beleibet N , bl. bis Ser.] blibit
an seraphin OH , Disen ] disen engeln B , sich fehlt Pf 4 behaltent B , nimit OH ,
in sich . PfoH ,B , B ,N , 4f. in s. kl.,] in sein cleid N fehlt OH , 5 ein fehlt N ,

bekentnisse můs husse bliben . Die minne die enbedarf keins grossen subtilen bekentnisse, denne
eines luteren lebenden globen in cristenlichen wisen . Vgl. ferner Sermo 11,2 n . 12, LW 4 S . 13,13ff.:
Hinc etiam dicimus intellectum praestantiorem voluntate, eo quod voluntas formaliter (respicit )
sive accipit bonum , intellectus autem rationem boni.und dort S . 14 Anm . 1; Sermo VI,3 n .64, S .62,5ff.:
Habent se intellectus et voluntas, caritas et beatitudo sicut ancilla et libera, sicut forma substan
tialis et dispositio ad illam , sicut esse ad fieri, sicut moveri sursum ad quiescere sursum . . ., sicut
fames ad cibum , sitis ad potum , .. . und dort Anm . 5 . Vgl. auch Pahncke Diss . S . 35 und S. 38. —
Z . 6 hat bereits Lasson ( Zfd Ph 9 S. 18 zu 110,12 ) die Textänderung nêmen > nême vorgeschlagen .
Zu S. 216,6ff. und dem Vergleich der vernünfticheit mit den höchsten Engeln vgl. etwa DW 1
S . 365, 1 ff. : Aber verstantnisse und vernünfticheit die schelnt alzemâle abe und nement, dâ noch
hie noch nû enist ; in der wîte rüeret si (scil. vernünfticheit) engelische natûre. und dort Anm . 3,
wo hingewiesen ist auf Thomas S . theol. I q. 54 a . 5 : Quaedam vero vires animae nostrae sunt,
quarum operationes per organa corporea non exercentur, ut intellectus et voluntas : et huiusmodi
non sunt actus aliquarum partium corporis . — Angeli autem non habent corpora sibi naturaliter
unita , . . . Unde de viribus animae non possunt eis competere nisi intellectus et voluntas., Pf.
S . 253, 32ff.: Vernünftekeit ist daz oberste teil der sêle , dâ si hât ein mitesîn . . . mit den engeln
in engelischer nâtûre ( sieh Quint S . 698 zu 253, 33 ).; 315 ,24ff .: Daz dritte (bekentnüsse ) ist inwen
dic in dem geiste, daz bekennet âne bilde unde gelîchnüsse, unde diz bekentnisse gelîchet sich den
engeln ., DW 1 S . 317,4ff.: In der stille und in der ruowe — als ich nû sprach von den engeln , die
dâ sitzent bî gote in dem kôre der wisheit und des brandes — dâ sprichet got in die sêle und sprichet
alzemâle in die sêle. und dort Anm . 2, wo gesagt ist, daß sich der Rv. „ vielleicht“ – ich möchte jetzt
sagen „ ziemlich sicher" – auf die obigen Ausführungen der vorliegenden Predigt bezieht; denn diese
Predigt dürfte am Dienstag nach dem dritten Fastensonntag (sieh oben S . 210 Anm . 1) , Pr. 19 am
Donnerstag derselben Wocheerap(hsieh aDW
gm a1 pS.er311)
Thrôni, Cherubîn und Seraphînin vgl. inetwa of gehalten
Isidorus
worden sein . — Zur Unterscheidung der
Hispalensis Etymologiae VII c. 5 n . 21ff.
(ed . Lindsay I) : Throni sunt agmina angelorum , qui Latino eloquio sedes dicuntur ; et vocati
Throni quia illis conditor praesidet, et per eos iudicia sua disponit. Cherubin autem . .. qui ex
Hebraeo in linguam nostram interpretantur scientiae multitudo. .. . qui pro eo, quod vicinius po .
siti divina scientia ceteris amplius pleni sunt, Cherubin , id est plenitudo scientiae, appellantur.
. . . Seraphin quoque similiter multitudo est angelorum , qui ex Hebraeo in Latinum ardentes vel
incendentes interpretantur.; Petrus Lombardus Sent II d . 9 c . 1 n . 59f.; Thomas S . theol. I
q. 108 a . 5 ad 6 : Ad sextum dicendum quod ordo Thronorum habet excellentiam prae inferio .
ribus ordinibus in hoc, quod immediate in deo rationes divinorum operum cognoscere possunt.
Sed Cherubim habent excellentiam scientiae; Seraphim vero excellentiam ardoris . . . . Exponit
autem Dionysius nomen Thronorum , per convenientiam ad materiales sedes. In quibus est qua
tuor considerare. . .. Secundo in materialibus sedibus consideratur firmitas: quia in ipsis aliquis
217
Predigt 37
Nû sprichet diu vrouwe: 'herre, mîn man , dîn kneht, ist tôt. Sie koment, den wir 110,20
schuldic sîn , und nement mîne zwêne süne'. Waz sint die 'zwêne süne' der sêle ? Sant
Augustînusl sprichet – und mit im ein ander, heidenischer meister – von zwein
antlützen der sêle. Daz ein ist gekêret in dise werlt und ze dem lîbe; in dem würket si

1f. Sieh oben S. 210,1, 2 ff.

1 sprach Pf 'herre, bis tôt. fehlt OH , der ist B , N 2 'zwêne fehlt B , B , N ,


Sant fehlt OH , 3 und bis meister fehlt OH , ander , fehlt PfB ; 4 der sêle . fehlt B ,
gek .] cheret N1 gebort 0 inº] vnde in OH , si] ez OH ,

firmiter sedet. Hic autem est e converso : nam ipsi angeli firmantur per deum . Thomas fußt, wie
seine Quellenangabe erkennen läßt, auf Dionysius Areopagita De cael, hier. c. ï $ 1 (Diony .
siaca II S. 835ff .). Vgl. ferner Albertus M . S . de creaturis IV q. 39 a . 1 ( ed . Borgnet 34, 557a :
Dicimus cum beato Bernardo in libro V de Consideratione ad Eugenium Papam , quod » Throni di.
cuntur ex eo quod sedent, et ex eo sedent, quod deus sedet in eis. Neque enim sedere in eis qui
non sederent, posset. Quaeris, quid per illam sentiam sessionem ? Respondeo : summam tranquil.
litatem , .. . Talis est qui sedet in Thronis dominus Sabaoth .. . Et tales sibi constituit Thronos
simillimos sibi.« Et tria quae tangit, omnem important quietem , vel tranquillitatem . Vgl. auch
Tauler S . 375,24 ff.: Der erste kor von den das sint die throni und der ander die cherubin und die
dritten die seraphin . Dise throni die wurkent in dem innersten grunt, das der mensche wirt recht
als ein kůniglich thron , do Got in gelust ze wonende und ze richsende, und urteilet und lonet und
wúrket alle sine werk in in und usser in . — Der Pfeiffer sche Text zu Z . 2: . . . behaltent got in
sich . Got ruowet in Cherubîn , die bekennent . . . , der sich auf Str. (OH , B ,) stützt, ist offenbar un
ursprünglich , wie ich in Quint S . 315 zu 110 , 15 bereits festgestellt habe. Es ist deutlich, daß und
got ruowet in in sich auf die Thrôni bezieht, in denen Gott ruht, und daß auf keinen Fall Gott in den
Cherubîn ruht. — Zu Z . 4f. vgl. DW 1 S . 183, 4: Disiu kraft nimet got in sînem kleithûse. und
dort Anm . 1; Pf. S . 197,30ff.; DW 5 S . 90 Anm . 139 zu 41,5f. ( BGT); Sermo XXIV ,2 n . 247 , LW 4
S. 226 ,6f. und Anm . 5 ; Lüers S. 206 .
1 Vgl. In Gen . II n . 138, LW 1 S . 605,6ff.: Rursus autem , sicut in corporalibus in genera
tione sub eadem specie est invenire duo, scilicet formam et materiam , activum et passivum , sic
intellectuale in nobis distinguitur in superius et inferius, quae Avicenna vocat duas facies ani
mae. Augustinus vero vocat ista rationem superiorem et rationem inferiorem . und dort Anm . 6
mit dem Verweis für Avicenna auf De an. I c . 5 (5va 37 — 51) und In Exod ., LW 2 S . 18 Anm . 3 ,
dort Anm . 7 für Augustinus auf In Gen . II n . 129, S . 593, 11 – 594,9 , wo es heißt: Nam , sicut Au
gustinus docet XII De trinitate diffuse et pulchre, specialiter c. 7, per costam Adae figuratur
ratio superior animae, per mulierem vero inde formatam significatur ratio inferior. . . . und die
dortigen Anmerkungen ; Sermo XXI n . 205 , LW 4 S . 189, 1f. : Secundo nota quomodo ratio superior
et inferior sunt vir et mulier , Ioh . 4 : 'voca virum tuum '.; Pf. S. 250,31ff.: Sant Augustînus spri
chet : dô er ( scil. Gott) daz bilde suochen wolte in der sêle , .. . Dô suochte er ez in dem innern
menschen , . . . Dô vant er zwei antlit. Daz ein wirket niderwart, daz ander wirket ûfwart. Mit
dem nidersten antlite verstet si sich selber unde alliu ûzwendigiu dinc. Daz oberste antlit hât zwei
werc ; mit dem einen verstet si got und sîne güete unde sîne ûzvlüzze ; .. . Über die beiden Antlitze
der Seele vgl. insbesondere oben S . 30,1 und dort Anm . 1 und 2, ferner DW 1 S. 165,4ff., wo Eckhart
gleiche Ausführungen über zwei ougen der Seele bringt : Diu sêle hât zwei ougen , einz inwendic und
einz ûzwendic. . . ., sieh dort Anm . 3; Pf. S . 133,5ff., In Exod . n . 13, LW 2 S . 18,8ff. Vgl. auch
Bardenhewer Liber de causis S. 297f. Anm . 4 (vgl. Par . an . S . XXXIII zu 51,31) .
218
Vir meus servus tuus mortuus est

tugent und kunst und heilic leben !. Daz ander antlütze ist gekêret die rihte in gota; in
25 dem ist âne underlâz götlich lieht und würket dar inne, aleine daz si ez niht enweiz , dar
umbe, wan si dâ heimeniht enist3. Daz vünkelîn der vernünfticheit, blóz in gote genomen ,
dâ lebet der 'man '4. Dâ geschihet diu geburt, da wirt der sun geborn . Diu geburt enge
geschihet niht eines in dem jâre noch eines in dem mânôte noch eines in dem tage, mêr : 5
30 alle zît , daz ist obe zît in der wîte , dâ noch hie noch nû enist, noch natûre noch gedanke 5.
Dar umbe sprechen wir 'sun' und niht 'tohter' 6.
Nû sprechen wir von den 'zwein sünen ' in einem andern sinne, daz ist : verstantnisse
und wille. Verstantnisse brichet ze dem ersten ûz vernünfticheit, und wille gât dar nâch
10
ûz in beiden . Dâ von niht mê! ? —

I und1 bis leben . fehlt OH , und h . 1. fehlt Pf a ntlütze fehlt OH , geberit o


die rihte ) gerihte Pf di-/recht B , di rehte N , 2 ist bis lieht] ist si åne vnderlaß in gåtlichem
liechte B , daz fehlt OH enwent B , 2f. dar umbe, fehlt OH ,B , 3 fornuft OH ,
4 da werdent die sune geburn ( geborn B , N ,) B , B , N fehlt Pf geburt?] g. die H , fehlt Pf
5 jâre bis demo fehlt OH ,( Hom .) man N , eines3 ] ain B , in®] an OH , mêr: ) sunder
B, 6 daz] da N . boben B ,0H , loben B , vber N zîtạ ] zit vnde alle zit OH , wîte ,]
weil N noch ) weder OH , 7 süne Pf sone B , sýn Ni töhter. Pf 8 in eime an
derin sinne fon den zvein sunen OH , daz bis 9 wille.] daz eine ist forstentnisse daz andere
wille OH , 9 Verstantnisse bis wille? fehlt N (Hom .) vernünfticheit, bis 10 beiden.] abir
wille vnde minne geint dar noch (nach H2) 0H 10 vßer B , N , Då bis mê] fehlt OH ,

1 Vgl. DW 5 S . 113,25ff. ( VeM ) : Sant Augustînus sprichet : sô des menschen sêle sich ze
mâle ûfkêret in die êwicheit in got aleine, sô schînet und liuhtet daz bilde gotes ; swenne aber diu
sêle sich kêret ûzwert, joch in die tugende ûzerlîcher üebunge, sô wirt alzemâle diz bilde bedecket.
2 Vgl. DW 1 S . 351, 1f.: Swenne diu sêle die rihte ist ûfgekêret in got . ..
3 Vgl. oben S . 163,5ff. und dort S . 164 Anm . 1 ; DW 1 S . 15 ,6 und dort Anm . 2; 66 ,7f.
von oben S. 211,141,iemes in Gott ist, genom.noch
op Marroge der vegetrert
4 Sieh oben S. 211,1ff. und dort Anm . 2. Der Satz besagt: Wenn das Fünklein der Seele, d. h.
der Mann der Seele , rein , wie es in Gott ist, genommen wird , so lebt da der Mann, im Gegensatz zu
der Aussage der vrouwe S . 218, 1. - Zu 'man ' vgl. noch Lüers S . 226f.
5 Zur Sohnsgeburt alle zît, daz ist obe zît vgl. insbesondere DW 1 S. 30 ,5ff.: Dise vruht und
dise geburt machet disiu juncvrouwe, diu ein wîp ist , geborn und bringet alle tage hundert mâl
oder tûsent mâl vruht joch âne zal gebernde und vruhtbære werdende . . . – Zu 2 . 6 alle zît , daz
ist obe zît vgl. oben S . 215 Anm . 1; DW 1 S. 316 ,4f. und dort Anm . 2 . Entgegen der dort geäußerten
Vermutung, daß sich der Rv. dort Z . 5 als ich nû sprach auf dort Z . 2f. beziehen könnte, möchte ich
glauben , daß er sich vielmehr auf oben Z. 5f. bezieht. — Zu Z. 6 in der wîte vgl. oben S. 165,2 und dort
Anm . 1.
6 Über den Unterschied der Sohns- und Tochtergeburt vgl. oben S . 64,1ff. und die dort Anm . 1
verzeichneten Vergleichsstellen , insbesondere Pf. S . 150, 40ff.: . . . möhte der vater, er mahte sich
selber. Want des niht enmac sîn , so würket er sîn gelîch . Daz kint ist nâtiurlich glîch dem vater,
unde mê der sun denne diu tohter. Dar umbe wolte diu nâtûre alle zît würken einen sun , enhête si
niht hindernüsse. Ez kumet von ungelüke, sô ez ein tohter wirt ; ez sî der nâtûre liep oder leit, si
wil allewege würken einen sun . — Pf. S . 110 ,31 bietet süne und töhter, wahrscheinlich im Hinblick
auf den Schrifttext und S . 218,2 , wo von zwêne süne die Rede ist. Ich glaube indessen nicht, daß Eck
hart in Z . 7 diese zwêne süne im Auge hat, sondern ganz allgemein die (mystische) Sohnsgeburt.
? In Z . 8ff . werden verstantnisse und wille als die zwêne süne des man der sêle , d . h. der ver
219
Predigt 37
Nû sprechen wir in einem andern sinne von den 'zwein sünen ' der vernünfticheit. 110,35
Der ein ist diu mügelicheit, der ander ist diu würklicheiti. Nû sprichet ein heidenischer
meister ?: »diu sêle hât in dirre kraft mügelicheit, alliu dinc ze werdenne geistlîche«. In

I den fehlt
B z vein anderin s . OH , vnuernufftigkeydt B , 2 Der ] Diu Pf Daz
OH , der] diu Pf daz OH , wcheit N , warkelihait B , Nû bis 3 meister :] ph' c OH ,
3 dirre) dir Ni mügelicheit, fehlt PfB , B ,N werdenne) wirckende B , B , wchen N .

nünfticheit, nur kurz benannt, ohne daß Eckhart sich darüber näher auslassen will, wie die Bemer .
kung Dâ von niht mê! besagt. Deutlich ist an der vorliegenden Stelle verstantnisse gegenüber vernünf
ticheit abgesetzt als das diskursive Erkenntnisvermögen gegenüber dem vünkelîn der vernünfticheit
als dem houbet in der sêle, wie es oben S . 211,1ff. und S. 216 ,1ff. näherhin charakterisiert ist. Der
Wille wird hier als Ausfluß aus beiden Erkenntnisvermögen bezeichnet. Vgl. auch oben S. 216 Anm . 2
und 4; 31,1ff. und dort Anm . 1; Pf. S . 255,6ff.: Der erste ûzbruch von der sêle ist vernünftekeit ,
dar nâch wille, dar nâch alle die andern krefte.; David v. Augsburg Pf. I S. 276 ,2f.: Wer sint
dise zwêne süne ? Daz ist der wille und vernunft, die werdent denne gevangen wenne der mensche
in sünde gevellet. - Die falsche Interpunktion Pfeiffers, der das Komma hinter Z . 9 ûz statt
hinter vernünfticheit setzt, hat Lasson ( M . E . S. IX zu 110,33) schon korrigiert; vgl. auch Quint
S . 315 zu 110,33f. — Zu Z . 10 Dâ von niht mê! vgl. oben S . 166,3f. und dort Anm . 2.
i Zur Unterscheidung von mügelicheit = mügelîchiu vernunft und würklicheit = würkendiu
vernunft ( = Unterscheidung des Aristoteles von voûç TOINTIXós und voûç taIntixós, vgl. De an . III
t. 18 ( T c. 5 430 a 13 ], lat. intellectus possibilis und intellectus agens ) vgl. Sermo X n . 109, LW 4
S . 102,12f.: .. . sicut res sensibiles in lumine intellectus agentis aptantur, ut dignae sint intellectu
possibili recipi. und dort Anm . 5, wo hingewiesen ist auf: Thomas S. theol. I q. 88 a . 1: Uterque
ergo intellectus se extendit secundum statum praesentis vitae ad materialia sola ; quae intellectus
agens facit intelligibilia actu , ut recipiuntur in intellectu possibili., Pf. S. 19,22ff.: Diu wirkende
vernunft diu houwet diu bilde abe von den üzern dingen und enkleidet sie von materien unde von
zuovalle unde setzet sie in die lîdende vernunft , unde diu gebirt ir geistlich bilde in sie. Unde sô
diu lîdende vernunft von der würkenden swanger worden ist, sô behebet unde bekennet si diu dinc
mit helfe der würkender vernunft. Nochdenne enmac diu lîdende vernunft diu dinc nicht behalten
in bekantnüsse, diu würkende müeze si anderwerbe erliuhten (sieh Quint S . 57 zu 19,25f.).; Preger
Der altdeutsche Traktat von der wirkenden und möglichen Vernunft, MSB, 1871, S . 160 - 189; Preger
II S. 146 – 149; vgl. auch Langenberg S . 190,33ff.: dat werck der verstentenis is ouermids materie .
Dat is een mogelike cracht der zielen , die mach ontfaen waerheit von allen dingen . Nu syn die ly
feliken beelde,die in der fantasien liggen ,daer in , dat sy comen syn ouermids die lyfelike sinne. — Nu
en mach dit verstentenisse van hem seluen desse beelden niet verstaen sonder hulpe . Nu is een
ander licht inder zielen , dat dient den verstentenis ende heit intellectus agens, in duytschen een
werkende verstentenisse. . . . Wanneer nu die ziele verstaen sal, soe vergueset sich dat werkende
verstentenisse inder zielen op die lyfelike beelden in der fantesien ende openbaert die beelden ; dan
comt dat verstentenisse ende verscheit in den beelden wat et wil. Vgl. auch v. Bracken S. 260ff .
und Ebeling S. 297ff .
? Der Meister ist Avicenna (Met. IX c. 7 ( 107ra 21; 27 – 29 ]) , vgl. DW 1 S . 288,7ff.: Ein
meister sprichet : der sêle natûre und natiurlîche volkomenheit ist , daz si in ir werde ein ver
nünftigiu werlt, då got in sie gebildet hât aller dinge bilde, und die dort S. 288 Anm . 4 aufgeführten
lateinischen und deutschen Vergleichsstellen : In Gen . I n . 115, LW 1 S. 270,13ff.: Unde Avicenna IX
Metaphysicae c. 7 sic ait : »sua perfectio animae rationalis est, ut fiat saeculum intellectuale et de
scribatur in ea forma totius«, »quousque perficiatur in ea dispositio esse universitatis et sic transeat
220
Vir meus servus tuus mortuus est

der würkenden kraft glîchet si sich dem vater und würket alliu dinc in ein niuwez wesen .
40 Got wolte in sie gedrücket haben natûre aller creatûren ; dô enwas si niht vor der werlt.
Got hât alle dise werlt geistlîche gemachet in einem ieglîchen engel, ê disiu werlt gemachet
würde in ir selben ? Der engel hật zwei verstantnisse. Daz ein ist ein morgenlieht, daz

1 vater] vadem N alliu d . fehlt B , in eime nuwin wesine OH , niuwe Pf


2 Got bis werlt . fehlt OH (Hom .) sie] sich si B , dô ] das B , 3 gemachetl] irbildit
hinter engel, OH , eigenlichen N . 3f. e di werlint an ir selbir gemachit worde OH ,
4 in im Pf Der bis verst . fehlt N hât] der h . H , zwÔ Pf Daz] Diu Pf eina fehlt Pf
daz ] diu Pf

in saeculum intellectum , instar esse totius mundi«.; Sermo X1, 1 n . 112, LW 4 S . 106,1f.; Sermo
LV,4 n . 550, S . 460,9ff. und dort Anm . 7 . Vgl. ferner DW 1 S . 291,1f.: Ein meister sprichet : diu
sêle hât eine mügelicheit in ir, daz aller dinge bilde in sie gedrücket wirt , und dort Anm . 2 , wo auf
Aristoteles De an . III t. 18 ( T c. 5 430a 14): . . . intellectus potentia quidem sit quodammodo
intelligibilia ipsa ... Atque quidam intellectus talis est qualis est eo quod omnia fit, quidam vero
eo quod omnia facit . . . verwiesen ist; DW 1 S . 49,4f.: Ez sprechent etlîche meister, diu sêle sî
gemachet von allen dingen , wan si eine mügelicheit hât alliu dinc ze verstânne. und dort S . 50 Anm . 1.
Diese letzte Stelle zeigt, daß oben Z . 2 mügelicheit zu Unrecht in PfB , B ,N1 fehlt. Das Avicenna-Zitat
besagt , daß die Seele in der Kraft der mügelîchen vernunft (des intellectus possibilis) die potentielle
Möglichkeit besitzt, geistig alle Dinge, d . h . ein mundus intelligibilis, ein saeculum intellectuale zu
werden . Es wird deutlich , daß die Lesart wirckende B , B , N , statt werdenne hier ebenso verderbt ist wie
DW 1 S . 289, 1 würke PfBa, Str , statt werde. Vgl. auch noch DW 1 S . 249, 10 ff.
i Zu S. 220,3f. vgl. Pf. S. 17 ,1ff.: Diu wirkende vernunft diu stôt alle wege gegenwertic, iemer
etwaz ze wirkende, ez sî in gote oder in der creatûre, wan si sich vernünfteclîchen üebet in den
créatûren als in einer ordenunge und widertragunge der creatûre wider in iren ursprunc oder sich
selber ûftragende ze götlîcher êre unde ze götlîchem lobe ( sieh Quint S . 56 zu 17, 3 ). Es ist die
Aufgabe der würkenden kraft , die in der mügelîchen kraft liegende mügelicheit, eine geistige Welt
zu werden , dadurch zu aktualusieren , daß sie, wie Gott- Vater , alle Dinge in ein neues, ideales Sein über
führt, auf daß sie als solches von der mügelîchen vernunft aufgenommen werden . Vgl. die oben S . 220
Anm . 1 aufgeführten Stellen Sermo X n . 109, LW 4 S. 102,12f. und Thomas S . theol. I q . 88 a. 1
sowie Schmoldt S. 86ff .
2 Der Sinn des Satzes Z . 2 Got— werlt. ist, daß Gott in die vernünfticheit gern die Natur aller
Kreaturen eingeprägt hätte; jedoch existierte sie vor der Welt noch nicht, wie es indessen die Engel wohl
taten . — Zu Z . 3f. vgl. Sermo X n . 109, LW 4 S . 102,7ff.: Ubi nota duo : primo, quod angeli qui.
dem de toto universo nec gaudium accipiunt. Concipiunt quidem et praeconcipiunt gaudium de
universo , sed ab universo non accipiunt. Nam e contrario universum ab ipsis exemplatur, nihil in
ipsis ab universo. und die dort Anm . 4 verzeichneten Parallelen : Pf. S . 316 ,17f.: Waz des engels
nâtûre enpfâhen mac, daz hât er allez alzemâle in im . Waz got geschepfen mac, daz treit der engel
in sich , dar umbe daz sie niht beroubet sint der vollekomenheit, die ander creatûre habent.; Par .
an . S . 120,28ff.: Augustinus sprichit fon zweigerhande werlint und heizit di sele eine werlint, und
in eime iclichin engle ist ein werlint geistliche, wan alliz daz Got geschaffin hait, daz ist in eime
iclichin engile erbildit vil edilre wan ez si an ume selbin , wan ez ist in un one materien .; 38 ,1 ff.: . . .
mit den engilen di in un habint bilde allir dinge. Dyonisius: 'du Got di engle geschuf, du gab he
un bilde allir dinge, . . . '.; Pf. S . 236 ,1ff.: Etlîche meister wellent villîhte sprechen , daz daz götlich
lieht, daz in die engel gegozzen ist, unde daz bilde aller crêatüren , daz got in die engel gebildet hât,
ê ez gebildet würde an die créatûren , daz daz götlîche lieht unde daz bilde in den engeln solte schöp
fen die sêle (sieh Quint S . 657 zu 236 ,1f., 4 ).; Sermo LV, 4 n .550, LW 4 S. 460,3ff:. Dic quomodo
221
Predigt 37
ander ist ein abentlieht. Dazmorgenlieht ist, daz er alliu dinc sihet in gote. Daz âbentlieht 111,5
ist, daz er alliu dinc sihet in sînem natiurlîchen liehte. Gienge er ûz in diu dinc, sô würde
ez naht. Nû blîbet er inne, dar umbe heizet ez ein âbentlieht1. Wir sprechen , daz die
engel sich vrouwent, sô der mensche ein guot werk tuot2. Unser meister3 vrâgent, ob

1 ist, daz] da N . 2 alliu ] diu Pfoh , 3 ezl] er N inne,] in im N dauon


B, ez?] er B , N 3f. sich di engle OH , 4 sô bis tuot.] sô ein mensche guot wirt . Pf
Unser besten m . Pf Di m . OH , fraget B ,

in quolibet angelo stant omnes res huius mundi corporalis incorporaliter, . .. und dort Anm . 3;
Sermo XLVIII, 1 n . 502, S . 417,19.: Nota quomodo quilibet intellectus angelicus est caelum et
mundus verissimus, spatiosissimus, purissimus, ... . – Zur Textkorrektur in Z . 4 gegenüber Pf.
S . 111,2 in im > in ir und zur Tilgung des Kommas hinter würde sieh Quint S. 315 .
i Zu Z . 221,4ff. vgl. DW 1 S. 133,1ff.: Der engel, dâ er sich kêrte ze der crêatûren bekennen
ne, dâ würde ez naht. Sant Augustinus sprichet : swenne die engel die créatûren âne got beken
nent, daz ist ein åbentlieht ; aber swenne sie die créatûren in gote bekennent, daz ist ein morgen
lieht. Daz sie got bekennent, als er aleine in im selben wesen ist, daz ist der liehte mittac. und die
dort Anm . 1 verzeichneten Vergleichsstellen : Augustinus De Gen . ad litt. IV c . 23, CSEL XXVIII, 1
122,26ff .: Multum quippe interest inter cognitionem rei cuiusque in verbo dei et cognitionem eius
in natura eius, ut illud merito ad diem pertineat, hoc ad vesperam , .. . ; c. 24 , 123, 19ff., Thomas
S . theol. I q. 58 a. 6 ad 2: Ad secundum dicendum quod matutina et vespertina cognitio ad diem
pertinet, idest ad angelos illuminatos, qui sunt distincti a tenebris, idest a malis angelis . Angeli autem
boni, cognoscentes creaturam , non in ea figuntur, quod esset tenebrescere et noctem fieri; . . . Et
ideo post vesperam non ponitur nox, sed mane : ... An der folgenden Stelle findet sich die Unter
scheidung von Morgen - und Abenderkenntnis in bezug aufdas Erkennen des Menschen : DW 5 S. 116 ,12ff.
( VeM ) : Nû sprechent die meister, daz, sô man bekennet die créatûre in ir selber, daz heizet ein
âbentbekantnisse, und dâ sihet man die crêatûre in bilden etlîcher underscheide ; sô man aber die
creatûre in gote bekennet, daz heizet und ist ein morgenbekantnisse, und alsô schouwet man die
créatûre âne alle underscheide und aller bilde entbildet und aller glîcheit entglîchet in dem einen ,
daz got selber ist. und dort S . 130f. Anm . 46. Vgl. auch Lüers S . 133.
? Zur Textänderung gegenüber Pf. S. 111, 8 sô ein mensche guot wirt. sieh Quint S . 315. —
Zu Z . 3f. vgl. DW 1 S. 101,1ff.: Man sol geben den engeln und den heiligen vroude. Eyâ , wunder
über alliu wunder ! Mac ein mensche in disem lebene vroude geben den , die in dem êwigen lebene
sint ? Jâ wærlîche ! ein ieglich heilige hât sô grôzen lust und sô unsprechelîche vroude, von einem
ieglîchen guoten werke, von einem guoten willen oder einer begerunge hânt sie sê grôze vroude,
daz ez kein munt ûzsprechen kan, noch kein herze kan ez erdenken , wie grôze vroude sie dâ von
hânt. und die dort Anm . 1 aufgewiesenen Parallelen : Pf. S. 41,35ff.; 299,22ff.; ferner noch Par. an .
S . 15,34ff.
3 Vgl. Thomas S. theol. Suppl. q . 87 a . 1 ad 3 : Ad tertium dicendum quod , quamvis , caritas
sit nunc causa dolendi de peccato, tamen sancti in patria erunt ita perfusi gaudio quod dolor in
eis locum habere non poterit . Et ideo de peccatis non dolebunt : sed potius gaudebunt de divina
misericordia , qua eis peccata sunt relaxata ; sicut etiam nunc angeli gaudent de divina iustitia ,
qua fit ut, deserti a gratia , in peccato ruant illi quos custodiunt, quorum tamen saluti sollicite
invigilant.; q . 71 a . 5 ad 4. Dagegen : Langenberg S. 197,5ff.: Nu en spreken wi niet alleen van
gade, mer ic spreke, dat die mynste heilich of die mynste engel, dat hi doecht vander ondoecht,
die een mensche doet inder tyt, . .. Alsoe spreke ic, dat bedroeffenisse is under die engelen ende
in gade, als een mensche onrecht doet.

222
Vir meus servus tuus mortuus est

10 die engel betrüebet werden , sô der mensche sünde tuot. Wir sprechen : nein ! wan sie
sehent in die gerehticheit gotes und nement dar innel alliu dinc in im , als sie sint in gote.
Dar umbe enmügen sie sich niht betrüeben. Nû glîchet sich vernünfticheit in der müge
lîchen kraft dem natiurlîchen liehte der engel, daz dâ ist daz âbentlieht. Mit der würkenden
15 kraft số treget si alliu dinc ûf in got und ist alliu dinc in dem morgenliehte 2.
Nû sprichet diu vrouwe: ‘sie koment, den wir schuldic sîn , und nement mîne zwêne
süne in irn dienst'. Nû sprichet der wîssage: 'entlêhen ledigiu vaz umbe dîne nâchgebûren !'
Dise ‘nâchgebûren' sint alle creatûren und die vünf sinne und alle die krefte der sêle
20 — diu sêle hât vil krefte in ir ,die gar heimlîche würkent - und ouch die engel3. Von allen
disen ‘nâchgebûren ' solt dû ‘entlêhen ledigiu vaz'4. 10
Daz wir vil 'îteler vaz entlêhen ' und daz diu alliu gevüllet werden mit götlîcher
wîsheit, daz wir dâ von unser ' schulde vergelten ’ müezen und êwiclîche dâ von leben ,
daz dâ über ist', des helfe uns got. Âmen .

6 f. Sieh oben S. 210 ,1, 2ff.

1 si sprechin OH 2 dar inne fehlt Pfoh , in im ,] minne B , fehlt OH ,


sin OH , 3 sie nyt bedrubet werden B ,B2N gelich B , der] die B , 4 daz?] ain
B , fehlt Pf Mit ] In OH , der2] dez B , 5 sô fehlt OH , alliu ?] aller B , ûf bis
dinca fehlt OB,(Hom .) gote Pf i st] sint doch Pf 6 ‘sie bis 7 wîssage :] Herre man
wil mir mine sune nemen Nu antwurtit der prophete OH , 7 ain ledig vaß B , vile ledigir vaz
OH , umbe d .] von dein N , wider dine OH 8 Dise ] Die B , daz sint OH , alle2
fehlt OH , 9 diu bis würkent fehlt OH , diu bis ir,) und inre krefte, Pf ouch ] sint PfOH ,
die fehlt OH , Von bis 13 Âmen .] weder dýse nachgebůre sal d' mensche (mensche fehlt O )
nemen ledege vaz Bede wir etc. H ,0 10 ain ledig v. B , 11 Daz bis 13 Âmen .] Bitten wir
ýnsern herren et etc. B , 11 vil fehlt Pf i deler zu edeler B , daz diu fehlt Pf 12
müezen fehlt Pf 13 'daz bis ist', fehlt B , uns got. Amen . fehlt N

1 Dieses dar inne fehlt Pf0Hz. Ich habe es aus B ,B ,N , übernommen und halte es für ursprüng
lich: dar inne bezieht sich auf die voraufgehende gerehticheit gotes, in der die Engel in Gott alle Dinge
so nehmen , wie sie in Gott sind .
2 Der Sinn von Z . 3ff. ist, daß die vernünfticheit in der mügelîchen kraft, in der sie die müge
licheit besitzt, alliu dinc ze werdenne geistlîche (sieh oben S. 220, 3), der Abenderkenntnis des Engels
als seinem natiurlîchen liehte (oben S. 222,2 ) gleicht und daß sie mit der würkenden kraft .. . alliu
dinc zu Gott hinaufträgt (und damit gleich dem „ Vater " würket alliu dinc in ein niuwez wesen , oben
S . 221, 1) und dann alliu dinc in dem morgenliehte ist, was ze werdenne geistlîche sie in der
mügelîchen kraft die mügelicheit hat. Pfeiffers Lesart S. 111,14 sint doch statt Z . 5 ist und Las
80n8 Konjektur ( Zfd Ph 9 S . 18 zu 111,14 ) sint dâ sind verfehlt.
3 2 . 9 diu — würkent (fehlt OH2) ist Parenthese, die besagt, daß mit alle die krefte der sêle (2 . 8 )
auch alle die vielen inneren Kräfte gemeint sind , die gar heimlîche in ihr wirken . Sieh auch Quint
S . 315 zu 111, 199. — Z . 9 und ouch die engel. gehört noch zu 2 . 8 Dise 'nâchgebûren ’ sint . . .
4 Strauchs Konjektur Par. an. S . 52,25 salt du statt sal der mensche (mensche fehlt 0 ) H ,
traf das Richtige. — Zur Metapher vaz vgl. Lüers S . 285f.

223
PREDIGT 38 (Strauch Par. an . Nr. 4 S. 14 — 18, Pf. Nr. XXIX S. 104 — 105)

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S. 298f., Spamer PBB 34 S. 338f., Strauch a.a.O .
S . XXI zu Nr. 4 ):
f. 189vb - 190va, danach von Pfeiffer gedruckt. Der Text ist eindeutig Fragment ; er reicht
nur bis unten S. 236 ,6 werk. Er zeigt aber auch weitere Lücken , insbesondere unten S . 232,1
Ich - 9 sprechenne. Es ist 0. w . ersichtlich , wie ich in Quint S. 299 unter Zitierung von
Büttner I S. 210 gesagt habe, daß E , die Predigt nur zu etwa einem Drittel überliefert und
infolgedessen die Ausführungen über die Bestandteile des Schriftzitats 'Gabrieľ , 'Âvê', 'Gnaden
vol , 'Got mit dir ', die Eckhart nacheinander exegesiert, fehlen .
H, f. 13v - 18v.
Me, f. 315va - 316ra, Textstückein einem Konglomerat = unten S . 227,6 Der — 228 ,3 gote + 230, 4 Sant
Paulus — 231,5 werden . + 232 ,4 Dium233,4 wartende. + 235 , 2 Glicher -- 236 , 5 zuo. + 238,7 Aber
- 9 sêle . + 239,5 E2 — 6 wirt, + 240,4 dise - 6 werk. + 241,2 Dâ — 3 ist. + 241,8 Daz — 242,4
glich + 242,6 Daz — 243, 1 möhten . + 6 Ein — 7 sun; + 8 Ein - 244,2 erden .; sieh Quint S. 299,
wo gesagt ist, daß Spamer (PBB 34 S . 367) die Identifizierung der Textexzerpte mit dem
Text von 0 nach dem Sieversschen Abdruck in ZfdA 15, S . 377ff. bereits vorgenommen hat.
f. 97r— 99r = Jostes Anhang I Nr. 4 S. 107 – 1121.
O f. 10r — 13v = Strauch Par. an. Nr. 4 S. 14 — 18 .

Filiation der Hss. (sieh Quint S. 299f.): Wie oben schon gesagt wurde, überliefert E , nur ein Frag
ment der Predigt, und auch dieses nur lückenhaft . E , zeigt auch in den übrigen Texten , die es bietet,
Lücken ; es läßt mit Vorliebe die Subjektivismen , insbesondere die Rückverweise der Predigten , aus,
vgl. etwa DW 1 S. 371 unter „ Filiation der Hss.“ . Es handelt sich also gewiß nicht um eine eigene
„ Fassung“ der Predigt in E ,, dessen Text vielmehr im ganzen zu dem der Volltexte OH , N , stimmt.
Im einzelnen weicht E , allerdings sehr häufig von diesen ab . Anderseits läßt insbesondere der Ein
gang der Predigt eine engere Zusammengehörigkeit von E , und OH , erkennen : S . 227,4 In _ 5 libe.
E ,OH ,] fehlt Ng. — Der, wie immer, bearbeitete Text von Me, steht im ganzen näher bei N , als bei
Ej, wie folgende Stellen erkennen lassen : 14,24 der vüllede der zît] der czit der fullede (völl da Mez)
NzMez; 235, 3 ie — suln ) haben N Mez; 7 An] in N Mez ; 236,1 f. ein herre der hereOH , ] eyn got des hers
Ngdes her8 gotMez; 242,4 ich - 5 hân , ] ich iczuntvon sprach NzMe . — O und H , stehen auch hier wieder
in dem Verhältnis zueinander, wie ich es DW 1 S. 116 und S. 340f. charakterisiert habe.

Textkonstituierung (sieh Quint S . 300) : Da die Volltexte OH , und N , weitgehend übereinstimmen ,


ist es gleichgültig , ob man OH , oder N , als Grundlage für die Textkonstituierung wählt. Ich bin
im ganzen OH , gefolgt und habe N , mit E , und Me, als Korrektiv herangezogen . Wo OH , und N ,
alleinstehend voneinander abweichende Varianten boten, mußte auf Grund innerer Kriterien ent
schieden werden . Das gilt insbesondere für die Stelle S . 238, 5, an der ich das Textplusstück von Ng
- - --
1 Die Angabe von Jostes S . XIII : „ Die Predigt Nr. 4 des Anhanges I habe ich , da in dieser
Hs. der Text sehr schlecht ist, nach einer anderen gegeben “ , wonach die vorliegende Predigt also
auch in N , stehen soll, dürfte nicht stimmen . Ich habe die Predigt jedenfalls in N , nicht gefunden .
224
Predigt 38
als sekundär ansehe und nicht aufgenommen habe, und S. 235,5, wo ich das Textstück wan
hånt, das gleichfalls nur N , bietet, als ursprünglich ansehe und daher übernommen habe. Im ganzen
darf der Text der Predigt als gut und verläßlich überliefert angesehen werden .
Übersetzungen : Büttner I S. lff.; 1934 S. 37ff .
Echtheit : Hsl. Bezeugung für meistir eckart (Echart H ,) durch OH , sieh im Eingang des Varianten .
apparates. Die Predigt ist nicht nur durch die Thematik auf Grund desselben Schrifttextes Luk. 1,28
Ave, gratia plena, sondern auch durch eine Reihe von sehr charakteristischen textlichen Über
einstimmungen mit der echten Predigt 22, DW 1 S. 375ff. eng verbunden (sieh unten S. 229,1 ff.
und Anm . 1 ; 238,1 ff. und Anm . 1; 244,2 ff. und Anm . 3) und dadurch als von demselben Verfasser
stammend erwiesen . Weiterhin bezieht sich der Rückverweis DW 1 S. 179,12 in der echten Predigt 11
mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Stelle unten S. 230,4 (sieh dort Anm . 2). Zudem stimmt die
Predigt in einigen markanten Ausführungen mit lateinischen Texten überein , so insbesondere S . 228 ,3ff.
mit In Gen . I n . 132, LW 1 S . 285,4ff. (sieh S. 228 Anm . 2) und S. 240,7 mit In Eccli. n . 39, LW 2
S. 267,4 (sieh S. 240 Anm . 4 ), ohne daß man , wie ich meine, diese Übereinstimmungen als Zufall
ansehen könnte . Und das gleiche gilt für die vielen weiteren Ausführungen , in denen sich die vor.
liegende Predigt mit Stellen aus echten deutschen und lateinischen Stücken in spezifischer Weise
berührt, so : S . 229 Anm . 2 (DW 1 S . 66,3ff.; 376,8ff.); S. 230 Anm . 3 (DW 1 S. 74,5ff.; 422,5ff.);
S . 231 Anm . 2 (DW 1 S . 169,8ff.; 135 , 11 ff.); Anm . 3 (DW1 S . 143,7 ff.) ; S . 232 Anm . 1 (DW 1
S. 171,3 ff.) ; Anm . 2 (DW 5 S . 22 ,1f.); S . 233 Anm . 1 (DW 5 S . 20 ,2f. ; DWI S. 349, 10 ff. ; 128 ,7 ) ;
Anm . 3 (DW 1 $ . 220,7ff.; 183,2ff.); S . 234 Anm . 1 (DW 1 S. 65 ,8ff.); Anm . 2 (DW1 S. 173,1 ff.);
S. 235 Anm . 1 (DW 1 S. 163 Anm . 4 ); S. 237 Anm . 2 (DW 1 S. 43,7 ff.; 282,2ff.; 53,1 ff.; 287,1f.);
S . 238 Anm . 1 (DW 1 S . 379,6ff.); Anm . 2 (DW 1 S. 79,11ff.); S. 239 Anm . 2 (DW 1 S. 119,4ff.;
172,3f.; DW 5 S. 269,3ff.); S. 241 Anm . 5 (DW 5 S . 232,5ff.); S. 242 Anm . 2 (DW 1 S . 177,6 f.) ;
S . 244 Anm . 3 (DW I S . 379, 11 ff.; DW 5 S . 31,7ff.; 33, 11 ff.) ; Anm . 5 (DW1 S . 367, 1 ff .). - S . 229
Anm . 2 (LW 2 S . 298 , 13 ff.; LW 1 S . 514,4f. ; In Ioh . n . 486 ) ; S . 230 Anm . 3 (LW 3 S . 245 ,7 ff.;
LW 4 S . 200 ,10f.); S. 233 Anm . 1 (LW 2 S. 469,6 ff.); S. 234 Anm . 1 (LW 4 S. 366,10f.; LW 2
S . 448 , 6 ff .; LW 4 S . 112 ,3ff.) ; Anm . 2 (LW 2 S . 360, 1 ff.) ; S . 237 Anm . 2 (LW 4 S. 458, 9 ff.; In Ioh .
n . 528 ); S . 238 Anm . 1 (LW 2 S . 376 , 1; LW 4 S. 344,4 ff.); Anm . 2 (LW 4 S.462,12 ff.; LW2 S. 355, 1f.;
LW 3 S . 40,4 ) ; S . 240 Anm . 4 (LW 2 S . 267 ,4 ) ; S . 241 Anm . 5 (LW 4 S . 16 , 10f.) ; S . 242 Anm . 3 (In
Ioh . n . 521) ; S . 244 Anm . 3 (In Ioh . n . 521 ; LW 1 S . 307,5f. ; 515 , 12 ff.). - Was den Stil betrifft ,
so ist er ganz ausgeprägt Eckhartisch . Er ist beherrscht von hyperbolisch -paradoxalem Ausdruck ;
S . 231, 7 ff. ; 232,6 f., 9f. ; 233 , 1 ff.; 234 , 1 ff. ; 235 , 2 ff .; 236 ,8f. ; 239,5 ff. ; 240, 2 ff. ; 241,5 , 5 ff ., 8ff .: 242,2f..
6 ff .; 243 ,8 ff.; 244 ,7 ff. Wiederholt begegnet antithetischer Parallelismus: S . 231, 2 ff.; 232, 4 f .; 237, 2 f .;
Chiasmus: S. 227,8f.; 228,2f.; häufende Aufzählung: S . 227,6 ff.; rhetorische Frage : S. 245 ,2 ; Dialog :
S. 245 ,4ff. Überdies zeigt die Predigt eine Menge von Vergleichen Eckhartischer Prägung, so : S . 228,3f.;
229,1 ff.; 235,2 ff., 7, 8f.; 237,4 ff.; 238,3ff.; 239,8ff.; 242,2 f.; 243,2 ff., 5ff. Die Predigt ist ganz durch
zogen vom Eckhartischen Leitthema der Geburt des Wortes in der Seele .

Der Aufbau der Predigt befolgt das Prinzip der Homilie in ausgeprägter Form , d . h . Eckhart exe
gesiert die einzelnen Bestandteile des der Predigt zugrunde liegenden Schrifttextes Luk . 1,26 + 28
nacheinander. Auf diese Weise ergeben sich folgende Predigtabschnitte : 1. 'In der zîť (229,1 — 233,4),
im Pfeifferschen Text dadurch verunklärt , daß Pfeiffer S . 104 ,34f. in der zît zum Voraufgehenden
gezogen und hinter zît einen Punkt gesetzt hat (sieh unten S . 229 Anm . 1). In diesem Abschnitt
wird das Thema der Gottesgeburt in der Seele, das Eckhart gleich im Anschluß an das Schriftwort
schon anschlägt (227,6 ff.), im Hinblick auf die Zeitlosigkeit dieser Geburt unter Hinzuziehung des
Schrifttextes Gal. 4,4 (230,4 ff.) fortgeführt. — 2. 'Der engel wart gesant' (234,1 – 236,6): Eckhart läßt
sich in diesem Abschnitt über die „ hohe“ Natur der Engel, die „ ohne Zahl“ , d . h . nicht zählbar,
und hoch über der Natur des Menschen sind, aus im Hinblick auf ihre dienende Funktion bei der
Gottesgeburt in der Seele, die Gott allein wirkt. — 3 . 'Gabriêl (236,7 — 240,6 ): Der Engel, der zu Maria
15 Edhart, D 2 225
In illo tempore missus est angelus.
gesandt wurde, hatte , wie alle Engel, keinen sein Wesen bezeichnenden Namen, wurde vielmehr
nur benannt nach seinem Werk , wie der Zimmermann nach seinem Werk benannt ist . So auch be
zeichnet der Name „ Seele" nicht das Wesen der Seele — so wenig wie der Name „ Gott“ das Wesen
Gottes bezeichnet – , sondern benennt sie nur hinsichtlich ihres Wirkens im Leibe. Alles Wirkende
aber sucht sich selbst gebärend hervorzubringen , so wie ein Vater zeugend sich selbst zu gebären strebt
und nur aus Mangel an zureichender Kraft einen ihm nur ähnlichen Sohn , gegebenenfalls aber auch ,
bei noch stärkerer Behinderung, nur eine Tochter zeugt. In der Gottesgeburt aber gebiert der Vater in
seiner vollen Kraft die Seele als sich selbst ganz gleich und als eins mit ihm , dafern die Seele alle ihre
Gebrechen abgelegt hat. Eckhart wiederholt , daß der Engel, der über die ganze Welt erhaben ist, zu
dieser Geburt nur dienend wirken kann . — 4 . 'Âve' (240 , 7 — 241, 7) : Eckhart deutet dieses 'Ave' pseudo
etymologisch als sine vae = âne wê, d . h . ohne das Weh der Kreaturen. Der Mensch , der alle Kreaturen
und alle Zeit aufgibt, der ist âne wê und genießt in der Gottesgeburt die Fülle aller Freude und
Wonne. — 5 . 'Gnaden vol (241,8 — 244,9 ): In diesem Abschnitt läßt Eckhart sich über das Wesen der
Gnade aus, das, ebenso wie die Gottesgeburt, âne werk und gote .. . glich und .. . sippe ist (242, 4).
Er unterscheidet den brunnen der gnade, die eben dort entspringt, wo der Vater seinen Sohn gebiert
(243,6f.), von dem brunnen , in dem die Kreaturen aus Gott Aließen (243,8f.), und betont, daß die
Gnade ebensowenig „ wirkt“ , wie das Feuer in seiner reinen Natur nicht brennt, daß die Gnade viel
mehr im Einssein mit Gott besteht (244 ,8f.). — 6 . 'Got mit dir ' (245 , 1 - Schluß) : In diesem 'Gott mit
dir' geschieht die Geburt, und sie ist allen Menschen möglich , die Gottes Gnade in sich wirken lassen .
Verspüren sie sie nicht, so sollen sie doch danach begehren, daß sie ein Begehren nach dieser gnaden
haften Gottesgeburt erlangen .

Die Seiten - und Zeilenangaben am Innenrand des folgenden Textes beziehen sich auf die Text
abdrucke von Strauch (Par. ), Jostes (kursive Zählung) und Pfeiffer .

226
PE. 104,25 In illo tempore missus est angelus Gabriel a deo : ave gratia plena ,
dominus tecum .

14,5 Disiu wort beschrîbet sant Lukas : 'in der zît wart gesant der engel Gabriel von
gote ' l. In welher zît ? ' In dem sehsten mânôte', dô Johannes Baptistâ ? was in sîner
muoter lîbe.
Der mich vrâgete : war umbe beten wir, war umbe vasten wir , war umbe tuon wir
alliu unseriu werk, war umbe sîn wir getoufet, war umbe ist got mensche worden , daz
Jo.107,30 daz hohste was ? — ich spræche : dar umbe, daz got geborn werde in der sêle und diu

1f.; 3f.; 4 Vgl. Luc. 1,26 : In mense autem sexto, missus est angelus Gabriel a Deo . . . 28 : Ave
gratia plena : Dominus tecum : . .. ; vgl. auch unten S . 229, 1; 234, 1; 236 ,7 ; 240,7 ; 241,8 ; 244,8; 245, 1.

Zuweisungen : <primae partis ) IIIJ In illo tempore missus est angelus Gabriel/(lus Gabriel
fehlt H Zeilenw .]) Jn disir predigade (predeg H ,) bewisit / meistir eckart (Echart H ,) der alde
mit / reden vnde mit glichnissen / daz got geboren wirt in / der sele vnde di sele in got / geborin
wirt OH , ( Inhaltsverzeichnis: 0 f. Ira [Par. an . S. 1 ], H , f . 1r )
Überschriften : Jtem ( fehlt H ,) sermo de aduentu domini ( im Text) IIIJ (auf d . Rand ) OH ,
auf d . unteren Rand v . and. Hd .: in kaffin in got O fehlt H , Von deme engel gabriel / wart
gesant czu marien (im Text) dis mag / man lesen / auf vnß li/ben frawen tag / in der fasten (auf
d . Rand , umrandet u . unterstrichen ) N ,
1 In bis 2 tecum . ] Missus est Gabriel angelus Pfe , ( v. and . Hd. auf. d unteren Rand f. 189vb)
fehlt NzMeg 1 Ave maria gr. H2 3 Disiu bis 5 lîbe. fehlt Meg 3 Disiu bis Lukas : fehlt
PfEN, der? ] ein OH , d . engel Gabriel gesant Pfe , 4 In bis 5 lîbe. fehlt N , 4 in
den seis manden OH , Babtistâ ] bab - t E , wabernde ( 1) Pf 6 Dermich vr.:] hie möcht
mich ettwer fragen Maister Me, mich nû frâgte: PfE b eten bis umbe? fehlt Meg (Hom .)
war?] oder w . PfE w ir, fehlt E ,
umbe tuon ] oder würken PfE 7
Waneer PJE,
war3 bis 7 werk ,] vnd tuen vil gueter werch Mey
al unser Pfe unseriu ] gute Ng
6 war
war bis 8 was ?
fehlt PfE 7 war ?,?] oder war Me daz bis 8 was ? fehlt Meg un mes 8 daz" diz O dardarumbe,]
8 dazl] diz OH , was ?]
ist N , ich sp 'che OH , sô sprêche (spºch E ) ich : PfE , zw dem sprich ich Me,
es ist d . Me, durch daz PfE got in unser (der Meg) sêlen geb . werde. PfE ,Meg
umbes:
und bis
228,1 werde. fehlt PfE ; (Hom .) 8 vnd daz dy N ,

1 Der Schrifttext steht nach dem alten Dominikaner-Missale im Evangelium der Messen des
Mittwochs nach dem 3. Advent, „ In commemoratione ( = Votivmessen ) beate marie virginis in adventu“
und des Festes Mariä Verkündigung (25. März ). Zum letzten paßt die Randnotiz in N , dis mag man
lesen auf vnß liben frawen tag in der fasten (sieh oben unter „ Überschriften “ ). Dazu stimmt aber auch
der Rv. unten S . 230, 1 dâ ich nû von sprach, der sich auf oben S . 211,1 in Pr. 37 bezieht, die am
Dienstag nach dem 3. Fastensonntag gepredigt wurde (sieh oben S. 210 Anm . 1).
2 Pfeiffer ( 104,27) hat die im Var.-App. angegebene ganz geläufige Abkürzung für Baptista
fälschlich durch wabernde wiedergegeben , offenbar in Erinnerung an die Schriftstelle Luk. 1,41: ex
sultavit infans in utero eius : . .. Zu Johannes Baptistâ vgl. unten Pr. 49 ( Pf. S . 290, 16 ; 294,24) .
227
Predigt 38
sêle in gote geborn werde. Dar umbe ist alliu diu schrift geschriben , dar umbe hât got Par.14,10 :
die werlt geschaffen und alle engelische natûre, daz got geborn werde in der sêle und
diu sêle in gote geborn werdel. Alles kornes natûre meinet weizen , und alles schatzes
natûremeinet golt , und alliu geberungemeinetmenschen . Dar umbe sprichet ein meister :
5 man envindet kein tier, ez enhabe etwaz glîches dem menschen 2.

1 got Me,OH , geb . werde. fehlt Meg Dar bis schrift ] Es ist auch dar vmb alle
geschrifft Meg War umbe Pfe d iu fehlt Pfe , dar bis 2 geschaffen ] vnd dy welt
peschaffen Meg 1 dar) unde war PfE 2 die bis nat.,] engels nâtûre und alle welt ge
schaffen ? PfE , die ] alle dy Ng natûre,] creatur Meg daz] Dar umbe alleine, daz
Pfe , in d . sêlen ( selpen E ) geb . w . PfE ,Me, unda bis 3 werde. fehlt PfE (Hom .) 3 got
Me,OH , geborn bis 230,3 hilfet . fehlt Me, 3 und fehlt PfE , 3f. alle schacz golt N ,
alles sch. n .) al metal OH , 4 meinet1 fehlt Pfe , und fehlt PfE , meinet? fehlt Ng
mensche. PfE 4 f. Als ein meister sprichet , daz enhein tier ist, PfE 4 sprach OH ,
5 m . env. ] so inv . m . OH , dicke kein Ng glîches] gemeine mit PfE , 5f, menschen
in der zît. PfE

1 Karrer ( M . E . S. 238 Anm . 340 zu S. 116 Pf. 104,31) verweist auf Augustinus In Ioh .
tr. 110 n .6 , PL 35 , 1923: sed ante mundi constitutionem dilexit nos, ut cum eius unigenito etiam
nos filii eius essemus, priusquam omnino aliquid essemus. Pahncke (Diss. S . 56 unter 3) verweist
auf Pf. S . 103,11ff.: Ich hân etwenne gesprochen unde sprich ez noch : allez daz unser herre ie getet,
daz tet er niender umbe, denne daz got mit uns sî und wir ein mit ime werden , und dar umbe ist
got mensche worden (sieh Quint S. 297 zu 103,13). und bezieht den Rv. auf die vorliegende Stelle . —
Zu S . 227,8ff. vgl. etwa DW 1 S . 166 ,8ff.: Dâ ist gotes tac, då diu sêle stât in dem tage der êwicheit
in einem wesenlîchen nû, und dâ gebirt der vater sînen eingebornen sun in einem gegenwertigen
nû und wirt diu sêle wider in got geborn .; 171,8ff .: Diu sêle, diu dâ stât in einem gegenwertigen
nû, dâ gebirt der vater in sie sînen eingebornen sun , und in der selben geburt wirt diu sêle wider in
got geborn.; vgl. auch In Ioh . n . 322, LW 3 S . 271,6f.: . . . sic qui nascitur filius dei et deus in ipso
nascitur filius . . .
2 Vgl. unten Pr. 51 ( Pf. S. 333, 36ff.) : Diß korn das meynet den rockenn ; das hat es in der
natur, das es weytzen werdenn mag ; darumb so růwet es nitt, es komme in die selbenn natur. Diß
weytzenn korn hat es in der natur, das es alle ding mag werdenn ; darumb giltet es vnd gibt sich
in den tod , vff das es alle ding werde. Vnd diß ertz daz ist kupffer; das hat in seiner natur, das es
silber werden mag , vnnd das silber hat in seiner natur, das es gold werdenn mag ; darumb so gerůwet
es nymmer, es komme[n ] in die selben natur. — Die Bedeutung des meinet ( Z . 3 und 4 ) ist: „ strebt
an “ , „ intendiert“ , „ zielt auf“ : „ Die Natur jedes Korns zielt auf Weizen , und jedes Metall zielt auf
Gold , und jede Geburt zielt auf den Menschen “ . Vgl. ferner In Gen. I n . 132, LW 1 S . 285,4 ff.: Propter
quod secundo notandum quod , sicut omne granum est infirmitas sive aegritudo deficiens a forma
et perfectione tritici — propter quod in terris quibusdam pinguibus et fecundis »siligo seminata «
» in tertio anno« convalescit sin triticum « fugata et expurgata aegritudine siliginis ex terrae fecun
ditate — rursus omne metallum infirmitas ac aegritudo est auri — propter quod alchimistae glo .
riantur purgata aegritudine cuiuslibet metalli ipsum converti in verum aurum — sic eodem modo
homo, utpote perfectius animal omnium , se habet ad alia animalia ita , ut omne animal sit imper
fectum quoddam et aegritudo hominis. und dort Anm . 3 - 6 , wo verwiesen ist auf Albertus M . De
vegetab. V tr . 1 c. 7 n .55 (ed . Meyer u . Iessen S . 312ff.) : Primus autem modus, qui est ex seminum
transmutatione, est sicut seminata siligo nobilitatur et in secundo vel tertio anno mutatur in tri
ticum . . . . Modus autem huius est paulativus, quia paulatim siligo nobilitatur. In primo anno fit
granum grossius et rubicundius, et in secundo anno quod surgit de grano iam mutato seminato fit

228
In illo tempore missus est angelus Gabriel
35 'In der zît ' . In dem , dâ daz wort ze dem ersten enpfangen wirt in mîner vernunft ,
198,5 då ist ez sô lûter und sô kleinlich, daz ez ein wâr wort ist, ê ez gebildet wirt in mînem
gedanke. Ze dem dritten mâle wirt ez gesprochen ûzwendic mit dem munde, und alsô
enist ez niht dan ein offenbârunge des innern wortes2. Alsô wirt daz êwige wort ge
sprochen inwendic in dem herzen der sêle , in dem innersten, in dem lûtersten, in dem 5

1 Sieh oben S. 227, 1, 3.

1 In ? bis êrsten ] Aller êrste dô daz wort Pfe, daz] diz N20H , 2 ist ez ] ist ist Ng
sô kl. u . sô l., PfE , daz bis ist,] da ist ez ein w . w . OH , daz iß ein w . w . Ng w erde PfE ,
myner N , 3 dritten ) andern Pfe , mâle fehlt OH , ûzw . gespr. PfE 3f. und
ist niht mêr d . PfE 4 f. gesprochen fehlt N , 5 inw. bis sêle, fehlt PfE , innegisten
PfE , in3,4) und in PfE ,

iterum grossius et rubicundius, et ex illo seminato tertio anno fit triticum .; I tr . 2 c . 10 n . 191 ( a .a .O .
S. 94 ); SermoLV, 2 n . 541, LW 4 S . 454,4f.: Frumenti, id est tritici, in quo significatur nobilitas animae
et sinceritas. Triticum est omnis frumenti puritas et intenta nobilitas.; Albertus M . Mineral.
III tr . 1 c . Y u . 9 ( ed . Borgnet 5, 68 a ; 70f.) ; In Gen . I. n . 183, LW 1 S. 326 ,6 ; n . 195, S . 341,8 ;
n . 196 , S. 342, 11; In Gen . II n . 187, S. 657,11ff.; In Sap . n . 13, LW 2 S . 333,11 und Anm . 6 ; In
Ioh . n . 527; Maimonides Dux neutrorum III c. 14 (77v 13 — 17) : Ostensum est autem quod, quod
perfectius est in entibus in hac materia , est homo, et quod ipse est finis et consummatio istarum
compositionum et est perfectior cunctis. Licet autem dicatur quod omnia entia , quae sunt sub
sphaera lunae, sunt propter ipsum , verum est secundum hunc modum , scilicet ut sitmotus variationis
propter necessitatem generationis, ut inveniatur perfectum secundum quod possibile est esse. —
2 . 3 schaz = „ verarbeitetes Edelmetall“ .
1 Pfeiffer ( 104 ,35 ) setzt fälschlicherweise den Punkt nicht hinter 2 . 5 menschen , sondern
hinter oben Z . 1 zît. 'In der zît' gehört aber fraglos zum Folgenden .
2 Zu Z . 1ff. vgl. DW 1 S . 66 , 3ff.: Ich sprach einest: swaz eigenlîche gewortet mac werden ,
daz muoz von innen her ûz komen und sich bewegen von innerer forme und niht von ûzen her în
komen , mêr : von inwendic sol ez her ûz komen . und die dort Anm . 3 verzeichneten Parallelstellen
Pf. S . 18 ,39ff.; 180,29f.; ferner DW 1 S . 376 ,8ff.: Ze glîcher wîs, als daz wort , daz ich nû spriche,
daz entspringet in mir , ze dem andern mâle sô ruowe ich ûf dem bilde, ze dem dritten mâle sô spriche
ich ez ûz, und ir enphâhet ez alle ; nochdenne blîbet ez eigenlîche in mir, und die dort Anm . 4 auf.
geführten Textparallelen , insbesondere In Ioh. n . 486 : .. . impossibile est aliquem loqui nisi prius
formata in ipso specie et imagine quae proles est et filius est expressivus sui ipsius totius, in quantum
loquens est.; n . 642 : . . . et in nobis dicere est generare prolem : verbum scilicet genitum nobis in
corde sive in anima illius cui loquimur.; In Eccli . n . 69, LW 2 S . 298,13ff.: Sic etiam verbum omne
prius formatur intus in anima quam producatur et manifestetur per loquelam extra.; In Gen . II
n . 47, LW 1 S . 514 ,4f.: Secundo verbum est, quo loquitur et dicit, nuntiat sive manifestat se et ea
quae in ipso sunt.; vgl. auch Pf. S . 335 ,22 ff .: Daz wort, daz ir von mir hæret, daz ist niht ein vol.
komen wort, ez ist ein bezeichenunge des Wortes, daz in mir ist.; oben S . 166,6 ff.; 97 ,4 - 6 und dort
Anm . 4 . — In 2 . 3 haben PfE , andern statt dritten . Wie die oben aufgeführte Vergleichsstelle DW 1
S . 376,8ff. in der verwandten Pr. 22 zeigt, ist dritten sicher ursprünglich ; denn dem dortigen ze dem
andern mâle sô ruowe ich ûf dem bilde entspricht oben Z . 2 ê ez gebildet wirt in mînem gedanke,
das nur nicht ausdrücklich als zweites Moment angekündigt ist. Ähnlich DW 1 S . 269,29., sieh dort
Anm . 2.
229
Predigt 38
houbete der sêle, da ich nû von sprach , in vernünfticheit : dâ geschihet diu geburt innel. Jo. 108,16
Der niht dan einen ganzen wân und eine hoffenunge hie zuo hæte, der möhte gerne wizzen ,
wie disiu geburt geschihet und waz hie zuo hilfet.
Sant Paulus sprichet :‘in der vüllede der zît sante got sînen sun '%. Sant Augustínus Par. 14,2
5 sprichet, waz dâ sî 'vüllede der zît': » â niemer zît enist , dâ ist 'vüllede der zît'«. Danne 15
ist der tac vol, als des tages niemer enist3. Daz ist ein nôtwârheit : alliu zît muoz dâ abe
sîn , da sich disiu geburt hebet, wan niht enist , daz dise geburt alsô sêre hinder als zît

4; 5 Gal. 4,4 : At ubi venit plenitudo temporis, misit Deus Filium suum .. .; vgl. auch unten
S . 231,7 , 9f.

1 houbete] hæhsten PfE dâ bis sprach , fehlt PfE ,OH , in ] daz ist in OH , fehlt
PfE dâ2 bis inne.] unde dâ g . disiu geburt PfE 2 Der] di N , und bis zuo ) oder
eine zuoversiht har zuo PfE 3 wie daz disiu geb . geschehe Pfe , da czu N , hülfe.
PfE 4 Dar vmb spricht sand pauls Me, der czit der fullede (völl da Mez) N2Me, volli
PfE 4f. S . Aug. spr.,] Awff das spricht sand Augenstin Me, 5 spr.,] wart gevrâget , PfE ,
waz bis zît’:) da ist dy tzeit der völl Men dål] daz PfE sî 'v.] fullede si N2H , sî diu volli
PfE dâ3 bis 231, 1 créatûre.] da ist des tags völl da nymer tag ist wann so sich dy purd an hebt
so ist nat das alle tzeit ab sey dy von ir vnd der creatur vasst gehindert wirt Me, 5 »dâ bis
7 hebet, ] Volli der zît ist, dô des tages niht mê ist: danne ist der tac vol. Ez ist ein gewissiu warheit ,
swâu disiu geburt geschehen sol, dô muoz al zît abe sîn : PfE , 5 dâ3] daz N , 6 alse iß
des N , 7 alsô ] sô PfE ,N ,

1 Zu S. 229,4ff. vgl. insbesondere oben S. 211,1: Daz vünkelîn der vernünfticheit, daz ist daz
houbet in der sêle , . . . und dort Anm . 1. Wie ich oben S . 227 Anm . 1 bereits gesagt habe, dürfte sich
der Rv. oben Z . 1 dâ ich nû von sprach auf oben S . 211, 1 der voraufgehenden Predigt beziehen (vgl.
Pahncke Diss . S . 56 unter 3 , wo auch auf Pf. S . 108 ,13f. = unten Pr. 45 : Vernünfticheit daz ist
daz houbet der sêle. verwiesen ist) . — Zu S . 229,5 herzen der sêlo vgl. Lüers S . 196 . — Zu S . 229, 5
in dem innersten , in dem lûtersten , vgl. oben S . 95,3ff. und dort Anm . 2 ; 162, 3; 164,2f. und dort
Anm . 1; unten S. 259,7 und dort Anm . 4 ; DW 1 S . 302,5ff. und dort Anm . 2 ; 287,2f. und dort Anm . 2 ;
173, 10f.: Daz ist inne, daz då wonet in dem grunde der sêle, im innersten der sêle , in vernünfticheit . . .
und dort Anm . 3; unten Pr. 43 ( Pf. S . 255 , 17 ff .) und die dortige Anm ., Thomas S . theol. III
9 . 6 a . 2 : . . . ut Damascenus dicit, . . . intellectus enim est quod est animae purissimum ; . . .
lectus inimest quod estchromeetpurissimum vol
? Eckhart zitiert Gal. 4 ,4 öfters, so DW 1 S . 179,12f.: Ich sprach einest: dô diu zît vol was, do
sante got sînen sun. Wie ich a .a .0 . S . 180 Anm . 1 gesagt habe, dürfte sich der Rv. auf die obige Stelle
der vorliegenden Predigt beziehen .
3 Zu 2 . 4 - 6 vgl. Augustinus En . in Ps. 72 n . 16 , PL 36 , 922: . . . redit ad deum , et incipit
quaerere et disputare. Sed quando ? Cum dies pleni invenientur in eis. Quid est , dies pleni ? Cum
autem venit plenitudo temporis , misit deus filium suum (Gal. IV ,4 ). Ipsa est plenitudo temporis, quando
venit ille temporalia docere contemni, non habere magnum quidquid mali homines cupiunt; . . .
( Der Hinweis Bihlmeyers Par. an . S. XXX zu 14,25 auf Confess. XI,23, PL 32, 820f. Quid sit
tempus dürfte abwegig sein .); DW 1 S. 74,5ff .: 'Got unser herre sante sînen sun in die werlt'. Ich
sprach einest alhie: got sante sînen sun in der vülle der zît der sêle, sô si alle zît vürgangen hât.;
In Ioh . n . 293, LW 3 S . 245,7ff.: Gal. 4 dicitur: ‘ubi’, id est quando, 'venit plenitudo temporis,
misit deus filium suum '. Plenitudo temporis est, ubi nullum tempus est; sic enim plena dies dicitur,
quando finis est diei et iam nihil illius diei est. und dort Anm . 2; DW 1 S. 422,5ff. und S . 423 Anm . 1 ,
insbesondere Sermo XXII n . 214, LW 4 S. 200, 10f. und dort Anm . 6 .
230
In illo tempore missus est angelusGabriel
und creatûrel. Daz ist ein gewissiu warheit, daz zît got noch die sêle von natûre niht
2015 berüeren enmac. Möhte diu sêle von zît berüeret werden , si enwäre niht sêle , und möhte
got von zît berüeret werden , er enwäre niht got. Wære aber, daz zît die sêle berüeren
möhte, sô enmöhte got niemer in ir geborn werden , und si enmöhte niemer in gote geborn
werden . Dâ got geborn sol werden in der sêle, dâ muoz alliu zît abegevallen sîn , oder si 5
25 muoz der zît entvallen sîn mit willen oder mit begerunge. 2
20 Ein ander sin von 'vüllede der zît': der die kunst hæte und die maht, daz er die
zît und allez, daz in der zît in sehs tûsent jâren ie geschach und daz noch geschehen sol
biz an daz ende, her wider geziehen künde in ein gegenwertic nû , daz wære 'vüllede der
30 25 zît'. Daz ist daz nû der êwicheits, dâ diu sêle in gote alliu dinc niuwe und vrisch 4 und 10
7; 9f. Sieh oben S. 230,4.
1 Ez ist ein nôtwârheit, PfE , diu z . PfE ,Meg got hinter sêle Meg v on natûre
fehlt Pfe 2 wann möcht Me, Möhte zît die sêle berüeren , sô enwêre si Pfe von
der tzeit Me, so wår sy chain sel Me und] Also Me, fehlt Pfei 3 von der tzeit Meg
sô enwêre er PfE Wære bis 4 möhte,] Möhte aber (vnd möcht dy Meg ) zît die sêle be
rüeren , PfE ,Me 3 wer iß aber Ng zît ] di zit o 4 got in ir niht (nit ni ir E ) g .
PfE ,Me, niemerl] nimmer mer N , und bis 5 werden . fehlt PfE40H (Hom .) 4 enmöhte2
bis geborn ] möcht auch in got nicht parn Mey 5 Dâ bis sêle,] Diu sêle, in der got geborn sol
(sol parn Meg) werden , PfE ,Me, då bis 6 sîn ] diu muoz der zît enpfallen , unde diu zît
muoz ouch ir enpfallen , jâ zuo dem minnesten ein PfE , der mues dy tzeit enphallen Meg 5 sîn ,
bis 232,5 entvallen fehlt Me, (Hom .) 6 oder ] vnd N , 7 ander völli Pf andern fülle E von ]
von der N , Swer d . kunst u . d . maht hête, Pfe dies fehlt PfE , 8 der zît in fehlt
PfE , (Hom .) und daz ] oder PfE 9 ende, her] ende der welte : swer daz har Pfe , kunde
gez. PfE geziehen ] gegißen N , völli Pfe , 10 Daz] Diz PfE in bis 232, 1 bekennet ]
alliu dinc in gote bekennet also niuwe und also frisch PfE ,

1 Vgl. DW 1 S . 179,9ff.: Sant Augustinus sprichet: herre , als ich mich neige ûf dich , sô
wirt mir benomen alliu swære, leit und arbeit . Als wir zît und zîtlich dinc hân übertreten , sô sîn wir
vrî und alle zît vrô, und denne ist vüllede der zît, und denne sổ wirt der sun gotes geborn in dir.;
Sermo XL, 3 n . 404, LW 4 S . 344,7f.: Vide igitur, quanta similitudo et filiatio sit animae ad deum ,
si se ipsam supra tempus extulerit. und dort Anm . 10.
2 Zu Z . 1ff. vgl. DW 1 S . 169,8 ff .: wan allez, daz zîtlich ist, daz ist gote verre und vremde.
. . . Die wile der mensche zît und stat hât und zal und menige und schar, so ist im gar unreht und
ist im got verre und vremde, und dort Anm . 4 ; oben S . 165,4f.; Pf. S . 133,31ff.; DW 1 S . 135, 11ff.:
Waz uns des hindert, daz wir hier inne niht state sîn , daz bewîset ein meister und sprichet : ez kumet
dâ von , daz wir zît rüeren . Waz zît rüeret, daz ist toetlich , und die dort Anm . 3 verzeichneten Stellen
(Pf. S. 95,24ff. = ) unten Pr. 47; Pf. S . 143,8ff. ; (308,5ff. = ) unten Pr. 50: . .. vnd meinet zit, das
vns hindert an dem liechte , want gotte dem ist enkein ding so vaste wider als dý zit ; Nicht alleine
meinet och ein ein Z. 5f.vgl. unten.s. 143,711.: Nim
dý zit , er meinet och ein anehaften der zit ; er enmeinet och niht alleine ein anehaften der zit, er
meinet och ein ein rýren der zit ; Nicht alleine ein rýren der zit ,Mer : óch einen roch vnd einen smak
der zit , . . . — Zu Z . 5f. vgl. unten S . 232,4f. und S . 241,4f.
3 Zu S . 231,7ff. vgl. DW 1 S . 143,7ff.: Nime ich ein stücke von der zît , sô enist ez weder der
tac hiute noch der tac gester . Nime ich aber nû , daz begrîfet in im alle zît. Daz nû, dân got die werlt
inne machete, daz ist als nahe dirre zît als daz nû, dâ ich iezuo inne spriche, und der jüngeste tac ist als
nahe disem nû als der tac, der gester was. und dort S . 144 Anm . 1. Zu dem nû der êwicheit vgl. etwa
noch Sermo VIII n . 85, LW 4 S . 81,6ff. und dort Anm . 6 ; unten S . 261,3ff .; oben S . 24, 4 und dort
Anm . 2 ; 94 , 8f. und dort Anm . 4 ; 86,6ff. und dort S . 87 Anm . 1 .
4 Zu niuwe und vrisch vgl. oben s . 117 , 1 und dort Anm . 1. — Der Satz 2 . 10f. besagt: „ Diese
231
Predigt 38
gegenwertic bekennet und in der lust, als diu ich iezuo gegenwertic hân . Ich las niu
welîche in einem buoche – der ez gegründen künde! — , daz got die werlt iezuo machet
als an dem ersten tage, dô er die werlt geschuof1. Hie ist got rîche, und daz ist gotes
rîche . Diu sêle, in der got sol geborn werden , der muoz diu zît entvallen , und si muoz Par. 15,5 ,
5 der zît entvallen und sol sich ûftragen und sol stân in einem înkaffenne in disen rîchtuom
gotes 3: dà ist wîte âne wîte und breite âne breite ; dâ bekennet diu sêle alliu dinc und
bekennet sie dâ volkomen .
Die meister, die dâ beschrîbent, wie wît der himel sî, daz wäre unglouplich ze
sprechenne: diu minste kraft, diu in mîner sêle ist, diu ist wîter dan der wîte himel; ich 10

1 der selben l., PfE, als bis hân .] als ich sî ieze hân gegenwertic . PfE als fehlt H ,
Ich bis 9 sprechenne: fehlt PfE l f. niuwelîche fehlt OH , 2 buchiline ( bůchillichine H ,
grunden H , gronde o 3 daz] diß N , 4 und bis 5 disen ] vnd mues awff sehen zw dem Me,
5 dysem H , 6 ist hinter wîte? Me, dâ bis 7 volkomen. ] vnd da dy sel alle ding vol.
chömenleich erchennt Me, 8 Die bis 9 sprechenne : fehlt Mez (Entsprechung hinter 9 himel;)
8 beschriben ON , schribent H , sî, daz] ist da Ng daz bis 9 sprechenne: fehlt OH , 9 diu ?
bis diue] in mîner sêle PfE , wîter ] weder Ng wîte fehlt Me, himel; ] h . von des weit
dy maister schreiben das vnglaubleich ze sagen wår Me,

'Fülle der Zeit ist das Nun der Ewigkeit, in dem die Seele alle Dinge in Gott neu und frisch und gegen
wärtig erkennt und in der gleichen Lust, wie ( ich diejenigen Dinge erkenne,) die ich im Augenblick jetzt
gegenwärtig vor mir habe“ .
1 Vgl. DW 1 S . 171,3ff.: Ich sprach einest , daz got die werlt nû schepfet, und alliu dinc sint
glîch edel in disem tage. Spræchen wir, daz got die werlt schepfete gester oder morne, sô giengen
wir mit einer tôrheit umbe. Got schepfet die werlt und alliu dinc in einem gegenwertigen nû ; und diu
zît, diu dâ vergangen ist vor tûsent jâren , diu ist gote iezuo als gegenwertic und als nahe als diu
zît, diu iezuo ist. und dort Anm . 3. Vielleicht hat Eckhart mit dem buoche, von dem er in Z . 2 spricht,
die Confessiones des Augustinus im Sinn , vgl. etwa Confess. XI C. 13 n . 15f. ( ed Skutella
S . 274,12ff.): cum ergo sis operator omnium temporum , si fuit aliquod tempus, antequam faceres caelum
et terram , cur dicitur, quod ab opere cessabas ? id ipsum enim tempus tu feceras, nec praeterire
potuerunt tempora , antequam faceres tempora . . . . anni tui dies unus , et dies tuus non cotidie ,
sed hodie , quia hodiernus tuus non cedit crastino ; neque enim succedit hesterno. hodiernus tuus
aeternitas: . . .
2 Über das rîche gotes vgl. Jostes Nr. 82 S . 84ff., insbesondere S . 85,1f.: Nu verstet mit ernst :
gotes reich ist er selber und sein volkůmens wesen . Zu dem andern mal so verstet man gotes reich
in der sele., Pf. S . 313, 32ff.: Alsô ist got ouch rich in ime selber und in allen dingen . Nû merket:
diu rîcheit gotes, diu lît an fünf dingen (sieh Quint S. 860 zu 313,33) ; oben S . 151,2f.; Pf. S . 221,22ff.:
wan gotes rîche daz ist got selbe mit allem sînem rîchtuome. Gotes rîche ist kein kleine dinc : der
alle welten bedêhte, die got machen möhte, daz ist gotes rîche niht. In welher sêle gotes rîche er
schînet unde diu gotes rîche erkennet, der darf man niht predien noch lêren : . . .; 223,5ff.: Unde
ein solhiu sêle bekennet got unde weiz (sieh Pf. S . 687) , wie nâhe gotes rîche ist, daz ist gotmit allem
sîme rîchtuome.; DW 5 S . 22,1f. ( BgT ) : 'zuokome dîn rîche', daz ich nihtes niht enhabe, daz ich
rîche ahte und wizze dan dich rîche.
8 Zu Z . 4ff. vgl. oben S. 231,5f. Zu rîchtuom gotes vgl. die vorhergehende Anm . und DW 1
S . 368, 10f.: Gotes rîchtuom und wisheit und wârheit ist alzemâle ein in gote ; . . . — Zu sich ûf
tragen vgl. etwa oben S. 115, 3: Dar umbe sol sich diu sêle ûftragen mit aller ir kraft . . .
232
In illo temporemissus est angelusGabriel
geswige der vernünfticheit: diu ist wît âne wîtel. In dem houbete der sêle , in vernünftic
heit ?, in der bin ich als nähe der stat über tûsent mîle jensît des mers als der stat, dâ
ich iezuo inne stân3. In dirre wîte und in disem rîchtuome gotes dâ bekennet diu sêle,
109,5 aldâ entvellet ir niht, und dâ enist si nihtes wartende 4.

1 vern.:] vernunft, PfE,N ,Me, diu ) in der Pfe , weit a.weit ist Me, wît ]wîte
PfE , wyds H , In bis 1f. vernünfticheit . fehlt PfE 1f. in vern., fehlt Me, 2 bin
bis mers] ich als nahent über tawsentmeil pin Me, der stati fehlt Ng über bis mers] diu
über t. m . ist , Pfe , des fehlt OH , 2f. dar an ich yetzund stee Me, 3 In bis 235 ,1
gesant'. fehlt PfE 3 In bis 4 nihtes] In der weit vnd in dem reichtumb gots erchennt dy
sel alle ding vnd ir enphellt da nichts vnd sy ist auch da nichts Meg

1 Zu S. 232,8ff. vgl. DW 5 S . 20,2f. ( BgT): Nû sprichet ein geschrift, daz daz niderste der
sêle ist edeler dan des himels hohstez, und die dort S . 73 Anm . 46 verzeichneten Vergleichsstellen In
Sap. n . 131, LW 2 S. 469,6ff .: Praedictis consonat quod mathematicus concedit qualibet magni.
tudine maiorum accipere in infinitum . Rursus etiam imaginatio , quae circa magnitudinem versatur,
potest imaginari quolibet magno maius, etiam caelo . Unde per hoc Augustinus libro De quanti
tate animae probat animam esse maiorem toto mundo (dort Anm . 5 : De quant. an . c. 5 n . 9 , PL 32,
1040) . und dort Anm . 3 — 5 ; Pf. S. 173, 16ff .: Hie von sprichet sant Augustínus in einem buoche,
då er sprichet von der sêle , daz si edeler ist unde sterker unde groezer dan alle créatûre, . . . ( = Pf.
S . 395, 12f.); 229,8ff .: Diz lieht ( = vernünfticheit ) ist ouch sô wît, daz ez der wîte entwahset. Ez
ist witer dan diu wîte , ez entwahset der wisheit unde der güete , alse got entwahset der wîsheit unde
der güete, . . . (sieh Quint S. 643 zu 229, 10 ); 100,24 : Die meister sprechent unde ist ouch wâr, daz
diu sêle sî wîter denne der himel (sieh Quint S . 284 zu 100 ,24 ).; 413,25ff.; DW 1 S. 349, 10ff.: Nû
sprichet ein meister, daz ein kraft der sêle liget über dem ougen , diu ist wîter dan alliu diu werlt
und wîter dan der himel. und dort Anm . 4 ; unten Pr. 42 ( Pf. S. 256 ,30ff.) : Nû wizzet: ez ist ein kraft
in der sêle , diu ist wîter dan der himel, der då unglouplîche wît ist, und alsô wît, daz man ez niht
wol gesprechen enmac – und disiu selbe kraft diu ist noch vil wîter .; DW 1 S. 128,7: . .. diu sêle ist
doch an irm snædesten bezzer dan der himel und alle créatûren ? und dort Anm . 5 ; Pf. S . 76 , 1f.:
Nû sint die nideristen krefte der sêle edelre denne daz obriste teil des himels, . . . - Zu S . 232, 8
unglouplich vgl. unten S . 239,1; Pr. 42 ( Pf. S. 257,16 ) : . .. dâu sprach ich ein wort, daz lûtet gar
unglouplîche ; . . .
2 Vgl. oben S. 229,5f. und dort S. 230 Anm . 1.
3 Vgl. DW 1 S. 220,7ff.: . . . vernünfticheit : dirre kraft enist niht verre noch ûzer. Daz enent
des mers ist oder über tûsent mîle, daz ist ir als eigentlîche kunt und gegenwertic als disiu stat, dâ
ich inne stân . und die dort Anm . 2 (S . 221 unten zu 280,8f.) verzeichneten Textparallelen, insbeson
dere DW 1 S . 183,2ff .; ( Pf. S . 257, 15ff . = ) unten S . 305, 1ff. und dort Anm . 1; ferner oben S . 86 ,7ff.
und dort S . 87 Anm . 1. Vgl. auch Mahnke S. 154f. und S . 155 Anm . 1 sowie Zeller ZKG 57 S. 339,
wo aus Weigels Schrift „ Vom Ort der Welt“ (Halle, 1614, S . 40 ) eine Stelle mitgeteilt ist, die von
Mahnke und Zeller als Zitat der vorliegenden Predigtstelle angesehen wird : „ Nahe vnd weit gilt jhm
gleich / ist jhm eben eins / wie denn Mercurius vnd Eccardus bezeugen / daß meiner Seelen
ein Ding vber Meer bey 2000 Meilen eben so nahe sey als der Leib , darinne sie wohnet.“
- Der Satz besagt, daß der Seele „ in dieser Weite“ , d . h. in der Weite der vernünfticheit , die wît
âne wîte ( 2 . 1) ist, nichts entfällt, d . h , nichts entgeht oder verlorengeht, und daß sie in disem rîchtuome
gotes ( Z . 3), im nû der êwicheit nämlich , alliu dinc niuwe und vrisch und gegenwertic bekennet
(oben S . 231,10f.) und nach nichts mehr Ausschau zu halten braucht.
233
Predigt 38
‘Der engel wart gesant'. Die meisterl sprechent, daz der engel menige ist zal Par. 15 ,15
boben zal. Ir menige ist sô grôz, daz sie kein zal begrîfen enmac ; ir zal enmac joch niht Pf.1
bedâht werden . Der underscheit künde genemen âne zal und âne menige, dem wären
hundert als ein . Wæren joch hundert persônen in der gotheit, der underscheit künde Jo. 109, 1
5 genemen âne zal und âne menige, der enbekente doch niht dan einen got. Es wundernt 20
sich unglöubige liute und etlîche ungelérte kristene liute , und joch etlîche pfaffen wizzen
dâ von als wênic als ein stein : die nement drîe als drîe küeje oder drîe steine. Aber, der
underscheit kan genemen in gote âne zal und âne menige, der bekennet, daz drîe persönen
sîn ein gota

1 Sieh oben S. 227, 1, 3.

1 'Der bis 235, 2 natûre. fehlt Meg 1 ist bis 3 werden. ] sî âne zal, ir zal enmac niht begriffen
werden . PfE 3 Der ] Swer aber PfE âne fehlt N , (Zeilenw .) wêre PfE 4 einz.
PfE j och fehlt OH , Wæren bis 5 der ] dy hundert personen in der gotheit nach deme
vnderscheide neme als ein sin sone were da nach menye noch zal vnd dy N , 4 der2 bis 5
menige, fehlt Pfe , 5 der bis got.] sô bekante er doch , daz niht enist dan ein got. PfE , einen
got. ] ein OH , Es bis 236 , 2 here'. fehlt Pfe e tl.] manige N , 7 dâ bis wênic ] daz alzo
vil vmme Ng die ) dy dry personen sin eyn got dy N ,

1 Vgl. Thomas S. theol. I q. 50 a. 3 ad 1: Ad primum ergo dicendum quod in angelis non est
numerus qui est quantitas discreta, causatus ex divisione continui: sed causatus ex distinctione
formarum , prout multitudo est de transcendentibus, ut supra dictum est.; De ente et essentia c. 5
(ed . Baur ? S . 45,7ff.) ; c. 6 ( a.a .O . S . 53, 19ff.) ; oben S. 16 Anm . 5, wo auf folgende Stellen verwiesen
ist: Sermo XLIV n . 436, LW 4 S . 366,10f.: Ubi nota de perfectione angelorum et numero sine
numero.; DW 1 S . 65,8ff. und S . 66 Anm . 1; 163,12f.: Verstüende si tûsent engel, daz wäre als vil
als zwêne engel, und si enverstüende doch niht dan einen . und die Ausführungen dort Anm . 4 ; ( Pf. S .
198,3f. = ) unten S . 272,8f. und dort Anm . 3 ; Jundt S. 257,1f.: Der englen der ist an zal; ir zal
chan nymant gedencken , . . . ; 259,20f.: Nuo merckent: wie edel ain engel ist in seiner natur, der
och so vil ist das sy chain zale hand, . . .; In Sap . n . 112, LW 2 S . 448,6ff.: Cuius signum quod
numerus, »nutus memeris, id est divisionis«, proprie est in corporalibus , multitudo vero , non autem
numerus, est in spiritualibus, creatis tamen , in quibus iam non cadit privatio sed negatio , utpote
formalis distinctio . und dort S . 449 Anm . 1; vgl. ferner Sermo XI, 2 n . 118, LW 4 S . 112,3ff.: Anima
vero separata numero quidem subicitur, sed ille non est quantitas, sed entis prima differentia ,
quomodo et in angelis numerus invenitur. und dort Anm . 4 ; oben S. 75,5ff. und dort S. 76 Anm . 1;
DW 1 S . 284 , 1 und dort Anm . 1.
2 Zu 2 . 3ff . vgl. unten S . 272,8ff.: Der engel ist vil âne zal, wan sie machent niht „sunder-zal',
wan sie sint âne zal; daz ist von ir grôzen einvalticheit. Die drie persönen in gote der ist drie âne zal,
aber ir ist menige. und dort Anm . 4; DW 1 S . 173,1ff.: Ich predigete einest in latîne, und daz was
an dem tage der drîvalticheit, dô sprach ich : der underscheit kumet von der einicheit, der under
scheit in der drîvalticheit. Diu einicheit ist der underscheit , und der underscheit ist diu einicheit .
le der underscheit mêr ist, ie diu einicheit mêr ist , wan daz ist underscheit âne underscheit . Wæren
dâ tûsent personen , sô enwäre doch dâ niht dan einicheit. und die dort Anm . 1 verzeichneten Ver .
gleichsstellen , insbesondere In Sap. n . 38 , LW 2 S . 360,1ff.: Hinc est quod tres personae in divinis ,
quamvis sint plures, non tamen multa, sed unum , etiam si essentpersonaemille , . . . und die dort Anm . 2
verzeichneten Parallelen In Exod . n . 60 S .65,11 — 66, 3 ; In Ioh. n . 342 S . 291,7 — 9 ; vgl. ferner Thomas
234
In illo tempore missus estangelus Gabriel
Der engel ist ouch sô hộch : die besten meister sprechent, daz ieglich engel habe
eine ganze natûre. Glîcher wîs, als ob ein mensche wäre, der allez daz hæte, daz alle
menschen ie gehâten und nû hânt und iemermê gehaben suln an gewalt und an wîsheit
20 und an allen dingen , daz wäre ein wunder, und sô enwäre er doch niht dan ein mensche;
wan der mensche hæte allez daz, daz alle menschen hânt, und wäre dannoch verre den 5
engeln . Alsô hât ein ieglich engel eine ganze natûre und ist gesundert von dem andern
als ein tier von dem andern , daz einer andern natûre ist 1. An dirre menige der engel ist
25 got rîche, und der daz bekennet, der bekennet gotes rîche2. Si bewîset gotes rîche, als ein

1 die ] vnse N , 2 Glîcher bis wære,] were (Hiet Meg) eyn mensche NzMe, der bis
hæte, fehlt Me, der ] daz OH , 3 ie bis suln ) haben NgMe, andbis 6 andern ] an guet an gwalt
vnd an weisheit so wår er doch når ein mensch vnd wår verre von den engeln der yeder gantze natur
hat vnd sind von ein ander gesundert Meg 3 und an fehlt OH , 4 er fehlt N 5 wan
bis hânt, fehlt OH , und bis verre] daz doch dannoch verre were N , 6 ein fehlt OH , eine
fehlt N , dem ] den N , 7 dem ] eỹ Ng daz bis ist . fehlt Me, daz] daz ho Ng An ]
in N Me, 7 dirre bis 8 Si] ds menig ist das reich gots vnd wer dy menig der engel erchennt
der erchennt das reich gots wann sy Men 8 bewisen NzMeg das reich gots Mes gotesa ]
got OH ,

S . theol. I q . 30 a . 3 ad 2 : Ad secundum dicendum quod multitudo quae ponit aliquid in rebus creatis,
est species quantitatis ; quæ non transumitur in divinam praedicationem ; sed tantum multitudo
transcendens, quae non addit supra ea de quibus dicitur, nisi indivisionem circa singula . Et talis
multitudo dicitur de deo.; In Sap . n . 112 , LW 2 S . 449, 1ff.; oben S . 31,5f. – Zu 2 .5ff. vgl. oben
S . 102,8f.; 108, 5 .
i Zu 2 . lff. vgl. Pf. S . 276,35ff.: Die meister sprechent (die wol sprechen wellent), daz ein
ieglich engel habe eine sundere nâtûre und enpfâhe sunderlich alle die nâtûre in sich . Ze glîcher wise,
wêre ich ein mensche und hête aller menschen nâtûre in mir , sterke, wîsheit, schoene und allez daz,
daz alle menschen hânt, sê wêre ich gar ein schon mensche, unde wêren niht mê menschen dan ich ,
sô enpfienge ich daz alle menschen enpfâhent. Ein ieglich engel hât sîn sunder nâtûre: . . .; ähnlich
oben S . 63,3ff. und dort Anm . 3; In Sap. n . 114 , LW 2 S. 451,3f. und dort Anm . 4 , wo auf Thomas
S . theol. I q. 11 a . 3 : Si ergo Socrates per id esset homo per quod est hic homo, sicut non possunt
esse plures Socrates, ita non possent esse plures homines. verwiesen ist. — Zu Z . 1f. vgl. DW 1 S . 163
Anm . 4,wo gesagt ist, daß „ jeder einzelne Engel eine Species für sich darstellt und daher die Engel keine
addier- und zählbaren Größen sind “ , sowie die Hinweise Par. an . S . XXX zu S . 15 ,25f., insbesondere
Thomas S . theol. I q . 50 a . 4 ad 4 : Unde perfectio naturae angelicae requirit multiplicationem
specierum , non autem multiplicationem individuorum in una specie .; Albertus M . De cael . hier.
C.497 ( ed . Borgnet 14, 123a ). Vgl. auch In Sap. n . 111, LW 2 S . 447, 10ff. und dort Anm . 7 und 8 . —
Der hypothetisch formulierte Vergleich Z . 2 - 6 besagt, daß , wenn es möglich wäre, daß ein Mensch die
Summe aller Menschen, d . h . also die Species Mensch repräsentieren könnte , wie jeder Engel nicht ein
Individuum , sondern eine Species darstellt und ist, dann wäre dieser Species-Mensch immer noch weit
entfernt von den Engeln . – Der Satz Z . 5 wan – hânt, steht nur in N , und wäre entbehrlich. Ich
halte ihn aber doch nicht für einen sekundären Einschub. Der Ton liegt in diesem Zwischensatz auf alle
menschen : ,, . . . denn ein solcher Mensch besäße damit zwar alles, was alle Menschen haben , wäre aber
damit immer noch weit entfernt von den Engeln “ . Die Entsprechung von Z . 5 und — 6 engeln . in Ng
daz doch dannoch verre were den engelen besagt inhaltlich dasselbe wie der Text von OH ,, den ich
aufgenommen habe.
2 Vgl. oben S. 232,3f. An der vorliegenden Stelle wird der Reichtum und das Reich Gottes in der
Fülle der Engel gesehen ,während beide oben S. 232,3f. in der 'vüllede der zît' (oben S. 231,9f.) gesehen
werden , in der Gott die Welt im nû der êwicheit ebenso niuwe und vrisch erschafft wie am ersten Tage.
235
Predigt 37
er ein diep 1. Vernünfticheit ? ist eigenlîcher ‘kneht'3 dan wille oder minne. Wille und minne
vallent ûf got, als er guot ist, und enwäre er niht guot, sô enahteten sie sîn niht. Ver
nünfticheit dringet ûf in daz wesen , ê si bedenke güete oder gewalt oder wîsheit oder
swaz des ist, daz zuovellic ist. Daz gote zuogeleget ist , dar ane enkêret si sich niht; si 110 ,10
5 nimet in in im ; si versinket in daz wesen und nimet got, als er ist lûter wesen . Und enware
er niht wîse noch guot noch gereht, si name in doch , als er ist lûter wesen “. Hie glîchet

1 ist eyn eygentlicher B , B ,N knecht geheizin OH , 2 vallent] nement got oder v.


B, sô enahten sie PfB , si in achtin OH , so enhette sie B , so enhaltent si Ni 3 diu
dringet Pf tridit OH , ê] e dan B , B , N , bedenkit OHN , g uot PfBgN , gewalt
oder fehlt OH (Hom .) 3f. oder swaz] oder daz oder waz Pf 4 des ] daz PfH , B , Daz
bis ist,] daz man gode zu legit OH , das got zů lait B , 5 nimet bis si fehlt OH , B , B , N (Hom .)
und bis 6 wesen . fehlt OH ,(Hom .) 5 lûter w . ist . Enwêre Pf e nwäre ] ein wer Ni
6 niht fehlt Pf w îse] wesen B , nêmen in (in fehlt By, Zeilenw .) PfB , lûter w . ist Pf

i Zur Textänderung S . 215 ,4f. gegenüber Pf. S . 110 ,4f. sieh Quint S. 314, wo ich folgende
Übersetzung geboten habe: „ wie einer , der für seinen Herren etwas empfängt und aufbewahrt. Behielte
er es für sich selbst . . .“ . Ich fügte hinzu : „ Lasson hat er ime schon richtig gebessert und dadurch ,
daß er 110,4 / 5 einem andern statt einen andern einsetzte , dem Sinn nach bereits das Richtige getrof
fen .“ Vgl. oben S . 60,5 und dort Anm . 5.
? Zu den Ausführungen über den höheren Rang der vernünfticheit gegenüber wille oder minne
vgl. insbesondere DW 1 S. 52,8ff. und die dort Anm . 3 aufgeführten Vergleichsstellen ; 314,6ff. und
dort Anm . 3.
3 Vgl. DW 1 S. 347,9ff.: Ich spriche von einem andern knehte , daz ist der engel. Noch sprechen
wir von einem knehte , von dem ich mê gesprochen hân , daz ist vernünfticheit in dem umbekreize
der sêle, dâ si rüeret engelische natûre und ist ein bilde gotes. In disem liehte hât diu sêle mit den
engeln gemeinschaft ... (vgl. oben S. 211,1ff.). Wie ich dort S . 347 Anm . 6 gesagt habe, dürfte sich
der Rv . von dem ich mê gesprochen hân auf die obige Stelle der vorliegenden Predigt zurückbeziehen
(vgl. Pahncke Diss. S. 33). Sieh auch die folgende Anmerkung.
+ Zu Z . iff. vgl. DW 1 S . 122,5ff.: Die besten meister sprechent, daz diu vernünfticheit
schele alzemâle abe und nimet got blôz, als er lûter wesen ist in im selben . Bekantnisse brichet
durch wârheit und güete und vellet ûf lûter wesen und nimet got blóz, als er âne namen ist. . ..
Minne nimet got selben , als er guot ist, und entviele got dem namen güete, minne enkünde nie .
mer vürbaz . Minne nimet got under einem velle , under einem kleide. Des entuot vernünfticheit
niht; vernünfticheit nimet got, als er in ir bekant ist ; dâ enkan si in niemer begrîfen in dem mer
sîner gruntlôsicheit. und dort Anm . 2 ; 315 Anm . 1 ; 399, 10 ff.: Ich hân ouch mê gesprochen : minne
nimet got, als er guot ist; enwäre er niht guot, si enminnete sîn niht und ennæme sîn niht ze gote.
Ane güete enminnet si niht. Aber diu vernunft der sêle nimet got, als er ein lûter wesen ist, ein
überswebendez wesen . und S . 400 Anm . 1. Wie ich oben S . 209 schon gesagt habe, wird sich der Rv.
S . 399, 10 u . a . wohl auf die vorliegende Predigtstelle beziehen . Sieh auch die voraufgehende Anmer
kung. Vgl. ferner DW 1 S. 113,8ff. und dort S. 114 Anm . 1; 182,9ff.: Daz dritte meinet eine edele
kraft der sêle, diu ist sô hôch und sô edel, daz si got nimet in sînem blôzen eigenen wesene. und
S . 183 Anm . 1; Pf. S. 108,22ff.: Diu minne nimet got als er guot ist, aber verstentnüsse daz dringet
ûf unde nimet got als er wesen ist (sieh Quint S . 308 zu 108,23)., DW 1 S. 314,5ff. und dort Anm . 3;
Pf. S . 197,30ff. Gegensätzlich Tauler S . 349,1ff.: Von diser minne hant die meister vil tisputacie ,
weder bekentnissin hoher si oder die minne. Das lossen wir nu ligen . Aber do enist kein zwivel an ,
die minne ensi vil verdienlicher und nützer wan bekentnisse. Wan die minne die get do in do das
216
Vir meus servus tuus mortuus est

sich vernünfticheit der obersten hêrschaft der engel, die die drîe kore in in hânt: Thrôni
15 die nement got in sich und behaltent got in in , und got ruowet in in ; Cherubîn die
bekennent got und blîbent dar ane; Seraphîn daz ist der brant. Disen glîchet sich ver
nünfticheit und beheltet got in ir . Mit disen engeln nimet vernünfticheit got in sînem
kleithûse, blôz, als er ist ein âne underscheit ?.

1 diel bis Thrôni] Der dritte chor sint troni OH , Thrôni] krom B , 2 und1 bis
in , fehlt OHz(Hom .) und2 bis Ch .] Got ruowet in (an OH ,) Cherubîn , ( cherichiñ B ,) PfOH , B ,
got r. in in ; ] ruwent in yem B ,N , 3 bechennet got vnd beleibet N bl. bis Ser .] blibit
an seraphin OH , Disen ] disen engeln B , sich fehlt Pf 4 behaltent B , nimit OH ,
in sich . PfOH ,B , B ,N , 4f. in s. kl.,] in sein cleid N fehlt OH , 5 ein fehlt N ,

bekentnisse můs husse bliben . Die minne die enbedarf keins grossen subtilen bekentnisse, denne
eines luteren lebenden globen in cristenlichen wisen . Vgl. ferner Sermo II,2 n . 12, LW 4 S. 13,13ff.:
Hinc etiam dicimus intellectum praestantiorem voluntate, eo quod voluntas formaliter (respicit )
sive accipit bonum , intellectus autem rationem boni.und dort S. 14 Anm . 1; Sermo VI,3 n .64, S.62,5ff.:
Habent se intellectus et voluntas, caritas et beatitudo sicut ancilla et libera, sicut forma substan
tialis et dispositio ad illam , sicut esse ad fieri, sicut moveri sursum ad quiescere sursum . . . , sicut
fames ad cibum , sitis ad potum , . . . und dort Anm . 5 . Vgl. auch Pahncke Diss. S. 35 und s . 38. —
Z . 6 hat bereits Lasson ( Zfd Ph 9 S . 18 zu 110,12 ) die Textänderung nêmen > nême vorgeschlagen .
i Zu S . 216,6ff. und dem Vergleich der vernünfticheit mit den höchsten Engeln vgl. etwa DW 1
S . 365,1 ff .: Aber verstantnisse und vernünfticheit die scheint alzemâle abe und nement, dâ noch
hie noch nû enist; in dér wîte rüeret si ( scil. vernünfticheit ) engelische natûre. und dort Anm . 3,
wo hingewiesen ist auf Thomas S . theol. I q. 54 a . 5 : Quaedam vero vires animae nostrae sunt,
quarum operationes per organa corporea non exercentur, ut intellectus et voluntas: et huiusmodi
non sunt actus aliquarum partium corporis. — Angeli autem non habent corpora sibi naturaliter
unita , . . . Unde de viribus animae non possunt eis competere nisi intellectus et voluntas.; Pf.
S . 253,32ff.: Vernünftekeit ist daz oberste teil der sêle , dân si hât ein mitesîn . .. mit den engeln
in engelischer nâtûre (sieh Quint S . 698 zu 253,33) .; 315,24ff.: Daz dritte (bekentnüsse) ist inwen
dic in dem geiste , daz bekennet âne bilde unde gelîchnüsse, unde diz bekentnisse gelîchet sich den
engeln .; DW 1 S. 317,4ff.: In der stille und in der ruowe — als ich nû sprach von den engeln , die
då sitzent bî gote in dem kôre der wîsheit und des brandes — dâ sprichet got in die sêle und sprichet
alzemâle in die sêle . und dort Anm . 2, wo gesagt ist, daß sich der Rv. „ vielleicht“ – ich möchte jetzt
sagen „ ziemlich sicher“ — auf die obigen Ausführungen der vorliegenden Predigt bezieht; denn diese
Predigt dürfte am Dienstag nach dem dritten Fastensonntag (sieh oben S . 210 Anm . 1 ), Pr. 19 am
Donnerstag derselben Woche (sieh DW 1 S. 311) gehalten worden sein . - Zur Unterscheidung der
Thrôni, Cherubîn und Seraphîn vgl. etwa Isidorus Hispalensis Etymologiae VII c. 5 n . 21ff.
(ed . Lindsay I ): Throni sunt agmina angelorum , qui Latino eloquio sedes dicuntur ; et vocati
Throni quia illis conditor praesidet, et per eos iudicia sua disponit. Cherubin autem . . . qui ex
Hebraeo in linguam nostram interpretantur scientiae multitudo . . . . qui pro eo , quod vicinius po .
siti divina scientia ceteris amplius pleni sunt, Cherubin , id est plenitudo scientiae, appellantur.
. . . Seraphin quoque similiter multitudo est angelorum , qui ex Hebraeo in Latinum ardentes vel
incendentes interpretantur.; Petrus Lombardus Sent II d . 9 c . 1 n . 59f.; Thomas S. theol. I
q. 108 a . 5 ad 6 : Ad sextum dicendum quod ordo Thronorum habet excellentiam prae inferio
ribus ordinibus in hoc, quod immediate in deo rationes divinorum operum cognoscere possunt.
Sed Cherubim habent excellentiam scientiae; Seraphim vero excellentiam ardoris . . . . Exponit
autem Dionysius nomen Thronorum , per convenientiam ad materiales sedes. In quibus est qua
tuor considerare. . . . Secundo in materialibus sedibus consideratur firmitas : quia in ipsis aliquis
217
Predigt 37
Nû sprichet diu vrouwe: 'herre, mîn man , dîn kneht, ist tôt. Sie koment, den wir 110,20
schuldic sîn , und nement mîne zwêne süne'. Waz sint die 'zwêne süne' der sêle ? Sant
Augustinusi sprichet – und mit im ein ander , heidenischer meister – von zwein
antlützen der sêle . Daz ein ist gekêret in dise werlt und ze dem lîbe; in dem würket si

1f. Sieh oben S. 210 ,1, 2ff.

1 sprach Pf 'herre , bis tôt. fehlt OH , der ist B , N , 2 'zwêne fehlt B , B , N ,


Sant fehlt OH , 3 und bis meister fehlt OH , ander, fehlt PfB , 4 der sêle. fehlt B ,
gek .] cheret N , gebort 0 inº] vnde in OH , si] ez OH ,

firmiter sedet. Hic autem est e converso : nam ipsi angeli firmantur per deum . Thomas fußt, wie
seine Quellenangabe erkennen läßt, auf Dionysius Areopagita De cael. hier. c. 7 $ 1 ( Diony
siaca II S. 835ff.). Vgl. ferner Albertus M . S. de creaturis IV q. 39 a . 1 (ed . Borgnet 34, 557a :
Dicimus cum beato Bernardo in libro V de Consideratione ad Eugenium Papam , quod » Throni di
cuntur ex eo quod sedent, et ex eo sedent, quod deus sedet in eis. Neque enim sedere in eis qui
non sederent, posset. Quaeris, quid per illam sentiam sessionem ? Respondeo : summam tranquil
litatem , . . . Talis est qui sedet in Thronis dominus Sabaoth . . . Et tales sibi constituit Thronos
simillimos sibi.« Et tria quae tangit, omnem important quietem , vel tranquillitatem . Vgl. auch
Tauler S. 375 ,24ff.: Der erste kor von den das sint die throni und der ander die cherubin und die
dritten die seraphin . Dise throni die wurkent in dem innersten grunt, das der mensche wirt recht
als ein kůniglich thron , do Got in gelust ze wonende und ze richsende, und urteilet und lonet und
würket alle sine werk in in und usser in . — Der Pfeiffersche Text zu Z . 2 : . . . behaltent got in
sich. Got ruowet in Cherubîn , die bekennent . .., der sich auf Str .(0H , B ,) stützt, ist offenbar un
ursprünglich , wie ich in Quint S. 315 zu 110 ,15 bereits festgestellt habe. Es ist deutlich , daß und
got ruowet in in sich auf die Thrôni bezieht, in denen Gott ruht, und daß auf keinen Fall Gott in den
Cherubîn ruht. — Zu 2 . 4f. vgl. DW 1 S. 183,4 : Disiu kraft nimet got in sînem kleithûse. und
dort Anm . 1; Pf. S. 197,30ff.; DW 5 S. 90 Anm . 139 zu 41,5f. ( BGT ); Sermo XXIV,2 n . 247, LW 4
S . 226 ,6f. und Anm . 5 ; Lüers S . 206 .
1 Vgl. In Gen . II n. 138, LW 1 S. 605,6ff.: Rursus autem , sicut in corporalibus in genera
tione sub eadem specie est invenire duo, scilicet formam et materiam , activum et passivum , sic
intellectuale in nobis distinguitur in superius et inferius, quae Avicenna vocat duas facies ani
mae. Augustinus vero vocat ista rationem superiorem et rationem inferiorem . und dort Anm . 6
mit dem Verweis für Avicenna auf De an . I c. 5 (5va 37 — 51) und In Exod., LW 2 S. 18 Anm . 3,
dort Anm . 7 für Augustinus auf In Gen . II n . 129, S. 593, 11 — 594,9, wo es heißt: Nam , sicut Au
gustinus docet XII De trinitate diffuse et pulchre, specialiter c. 7, per costam Adae figuratur
ratio superior animae, per mulierem vero inde formatam significatur ratio inferior. . .. und die
dortigen Anmerkungen ; Sermo XXI n . 205, LW 4 S. 189,1f.: Secundo nota quomodo ratio superior
et inferior sunt vir et mulier, Ioh. 4 : 'voca virum tuum '.; Pf. S. 250,31ff.: Sant Augustînus spri
chet : dô er ( scil. Gott) daz bilde suochen wolte in der sêle , . . . Dô suochte er ez in dem innern
menschen , . . . Dô vant er zwei antlit . Daz ein wirket niderwart, daz ander wirket ûfwart. Mit
dem nidersten antlite verstët si sich selber unde alliu ûzwendigiu dinc. Daz oberste antlit hât zwei
werc ; mit dem einen verstet si got und sîne güete unde sîne ûzvlüzze ; . . . Über die beiden Antlitze
der Seele vgl. insbesondere oben S. 30,1 und dort Anm . 1 und 2, ferner DW 1 S . 165,4ff., wo Eckhart
gleiche Ausführungen über zwei ougen der Seele bringt: Diu sêle hât zwei ougen , einz inwendic und
einz üzwendic. .. ., sieh dort Anm . 3 ; Pf. S . 133,5ff.; In Exod . n . 13, LW 2 S . 18,8ff. Vgl. auch
Bardenhewer Liber de causis S. 297f. Anm . 4 (vgl. Par . an . $ . XXXIII zu 51,31).
218
Vir meus servus tuus mortuus est

tugent und kunst und heilic leben ? Daz ander antlütze ist gekêret die rihte in gota; in
25 dem ist âne underlâz götlich lieht und würket dar inne, aleine daz si ez niht enweiz, dar
umbe, wan si dâ heimeniht enist3. Daz vünkelîn der vernünfticheit, blôz in gote genomen ,
dâ lebet der 'man '4. Dâ geschihet diu geburt, dâ wirt der sun geborn . Diu geburt enge
geschihet niht eines in dem jâre noch eines in dem mânôte noch eines in dem tage, mêr: 5
30 alle zît, daz ist obe zît in der wîte, dâ noch hie noch nû enist , noch natûre noch gedanke5.
Dar umbe sprechen wir 'sun ' und niht 'tohter'6.
Nû sprechen wir von den ´zwein sünen ' in einem andern sinne, daz ist: verstantnisse
und wille . Verstantnisse brichet ze dem ersten ûz vernünfticheit , und wille gât dar nâch
ûz in beiden . Dâ von niht mê!? – 10

1 und1 bis leben. fehlt OH und h . 1. fehlt Pf a ntlütze fehlt OH , geberit O


die rihte) gerihte Pf di-/recht B , di rehte N , 2 ist bis lieht] ist si åne vnderlåß in gôtlichem
liechte B , daz fehlt OH , enwent B , 2f. dar umbe, fehlt OH , B , 3 fornuft OH ,
4 da werdent die sune geburn (geborn B , N ) B , B ,N1 fehlt Pf geburt?] g. die H , fehlt Pf
5 jâre bis dem fehlt 0Hz(Hom .) man N , eines3] ain B , ins] an OH , mêr :) sunder
B, 6 daz ] da N , boben B ,OH , loben B , vber N zîta] zit vnde alle zit OH , wîte ,]
weil N nochủ] weder OH , 7 süne Pf sone B , sýn N töhter . Pf 8 in eime an
derin sinne fon den zvein sunen OH , daz bis 9 wille .] daz eine ist forstentnisse daz andere
wille OH , 9 Verstantnisse bis wille2 fehlt N (Hom .) vernünfticheit, bis 10 beiden .] abir
wille vnde minne geint dar noch (nach H , OH , 10 vßer B , N Dâ bis mô] fehlt OH ,

1 Vgl. DW 5 S . 113,25ff. ( VeM ): Sant Augustínus sprichet: số des menschen sêle sich ze
mâle ûfkêret in die êwicheit in got aleine, sô schînet und liuhtet daz bilde gotes ; swenne aber diu
sêle sich kêret ûzwert, joch in die tugende ûzerlîcher üebunge, sô wirt alzemâle diz bilde bedecket .
2 Vgl. DW 1 S . 351,1f.: Swenne diu sêle die rihte ist ûfgekêret in got . . .
3 Vgl. oben S . 163,5ff. und dort S . 164 Anm . 1 ; DW 1 S . 15,6 und dort Anm . 2 ; 66 ,7f.
4 Sieh oben S . 211,1 ff. und dort Anm . 2 . Der Satz besagt : Wenn das Fünklein der Seele, d . h .
der Mann der Seele, rein , wie es in Gott ist, genommen wird, so lebt da der Mann , im Gegensatz zu
der Aussage der vrouwe S. 218, 1. — Zu 'man ' vgl. noch Lüers S . 226f.
5 Zur Sohnsgeburt alle zît , daz ist obe zît vgl. insbesondere DW 1 S . 30 ,5ff.: Dise vruht und
dise geburt machet disiu juncvrouwe, diu ein wîp ist , geborn und bringet alle tage hundert mâl
oder tûsent mâl vruht joch âne zal gebernde und vruhtbære werdende . . . – Zu Z . 6 alle zît, daz
ist obe zît vgl. oben S . 215 Anm . 1; DW 1 S . 316 ,4f. und dort Anm . 2 . Entgegen der dort geäußerten
Vermutung, daß sich der Rv. dort 2 . 5 als ich nû sprach auf dort 2 . 2f. beziehen könnte, möchte ich
glauben , daß er sich vielmehr auf oben Z . 5f. bezieht. — Zu Z . 6 in der wîte vgl. oben S . 165,2 und dort
Anm . 1.
6 Über den Unterschied der Sohns- und Tochtergeburt vgl. oben S . 64, 1ff. und die dort Anm . 1
verzeichneten Vergleichsstellen , insbesondere Pf. S . 150 ,40 ff.: . . . möhte der vater, er mahte sich
selber. Want des niht enmac sîn , sô würket er sîn gelîch . Daz kint ist natiurlich glîch dem vater ,
unde mê der sun denne diu tohter. Dar umbe wolte diu nâtûre alle zît würken einen sun , enhete si
niht hindernüsse. Ez kumet von ungelüke, sô ez ein tohter wirt ; ez sî der nâtûre liep oder leit, si
wil allewege würken einen sun . — Pf. S. 110,31 bietet süne und töhter, wahrscheinlich im Hinblick
auf den Schrifttext und S . 218,2, wo von zwêne süne die Rede ist. Ich glaube indessen nicht, daß Eck
hart in Z . 7 diese zwêne süne im Auge hat, sondern ganz allgemein die (mystische ) Sohnsgeburt.
? In Z . 8ff. werden verstantnisse und wille als die zwêne süne des man der sêle, d . h . der ver
219
Predigt 37
Nû sprechen wir in einem andern sinne von den 'zwein sünen ' der vernünfticheit. 110,35
Der ein ist diu mügelicheit , der ander ist diu würklicheit ?. Nû sprichet ein heidenischer
meister2: »diu sêle bât in dirre kraft mügelicheit, alliu dinc ze werdenne geistlîche«. In

I den fehlt B , zvein anderin s. OH , vnuernufftigkeydt B , 2 Der ] Diu Pf Daz


OH , der] diu Pf daz 02 wcheit N , warkelihait B , Nû bis 3 meister:] ph'c OH ,
3 dirre] dir Ni mügelicheit , fehlt PfB , B ,N werdenne) wirckende B , B , wchen N

nünfticheit, nur kurz benannt, ohne daß Eckhart sich darüber näher auslassen will, wie die Bemer
kung Dâ von niht mê! besagt. Deutlich ist an der vorliegenden Stelle verstantnisse gegenüber vernünf
ticheit abgesetzt als das diskursive Erkenntnisvermögen gegenüber dem vünkelîn der vernünfticheit
als dem houbet in der sêle, wie es oben S. 211,1 ff. und S. 216 ,1 ff. näherhin charakterisiert ist. Der
Wille wird hier als Ausfluß aus beiden Erkenntnisvermögen bezeichnet. Vgl. auch oben S . 216 Anm . 2
und 4 ; 31,1ff. und dort Anm . 1 ; Pf. S. 255 ,6ff.: Der êrste ûzbruch von der sêle ist vernünftekeit ,
dar nâch wille, dar nâch alle die andern krefte.; David v. Augsburg Pf. I S. 276,2f.: Wer sint
dise zwêne süne ? Daz ist der wille und vernunft, die werdent denne gevangen wenne der mensche
in sünde gevellet. – Die falsche Interpunktion Pfeiffers, der das Komma hinter 2 . 9 ûz statt
hinter vernünfticheit setzt, hat Lasson (M . E . S. IX zu 110,33) schon korrigiert; vgl. auch Quint
S . 315 zu 110,33f. — Zu Z . 10 Dâ von niht mê! vgl. oben S . 166 ,3f. und dort Anm . 2 .
i Zur Unterscheidung von mügelicheit = mügelîchiu vernunft und würklicheit = würkendiu
vernunft ( = Unterscheidung des Aristoteles von voûç TOL7 TLXÓç und voūs taintixós, vgl. De an . III
t. 18 ( T c . 5 430 a 13) , lat. intellectus possibilis und intellectus agens) vgl. Sermo X n . 109, LW 4
S . 102,12f.: . . . sicut res sensibiles in lumine intellectus agentis aptantur, ut dignae sint intellectu
possibili recipi. und dort Anm . 5, wo hingewiesen ist auf: Thomas S. theol. I q. 88 a . 1: Uterque
ergo intellectus se extendit secundum statum praesentis vitae ad materialia sola ; quae intellectus
agens facit intelligibilia actu , ut recipiuntur in intellectu possibili. ; Pf. S. 19,22 ff.: Diu wirkende
vernunft diu houwet diu bilde abe von den üzern dingen und enkleidet sie von materien unde von
zuovalle unde setzet sie in die lîdende vernunft, unde diu gebirt ir geistlich bilde in sie. Unde sô
diu lîdende vernunft von der würkenden swanger worden ist, so behebet unde bekennet si diu dinc
mit helfe der würkender vernunft . Nochdenne enmac diu lîdende vernunft diu dinc nicht behalten
in bekantnüsse , diu würkende müeze si anderwerbe erliuhten (sieh Quint S. 57 zu 19,25f.).; Preger
Der altdeutsche Traktat von der wirkenden und möglichen Vernunft, MSB, 1871, S . 160 — 189; Preger
II S. 146 – 149; vgl. auch Langenberg S . 190, 33ff.: dat werck der verstentenis is ouermids materie .
Dat is een mogelike cracht der zielen, die mach ontfaen waerheit von allen dingen. Nu syn die ly
feliken beelde, die in der fantasien liggen , daer in , dat sy comen syn ouermids die lyfelike sinne. — Nu
en mach dit verstentenisse van hem seluen desse beelden niet verstaen sonder hulpe. Nu is een
ander licht inder zielen , dat dient den verstentenis ende heit intellectus agens, in duytschen een
werkende verstentenisse . . .. Wanneer nu die ziele verstaen sal, soe vergueset sich dat werkende
verstentenisse inder zielen op die lyfelike beelden in der fantesien ende openbaert die beelden ; dan
comt dat verstentenisse ende verscheit in den beelden wat et wil. Vgl. auch v. Bracken S. 260ff.
und Ebeling S . 297ff.
2 Der Meister ist Avicenna (Met. IX c. ✓ [ 107ra 21; 27 – 29 ]), vgl. DW 1 S. 288,7ff.: Ein
meister sprichet : der sêle natûre und natiurlîche volkomenheit ist, daz si in ir werde ein ver
nünftigiu werlt, dâ got in sie gebildet hât aller dinge bilde. und die dort S . 288 Anm . 4 aufgeführten
lateinischen und deutschen Vergleichsstellen : In Gen. I n . 115 , LW 1 S. 270,13ff.: Unde Avicenna IX
Metaphysicae c. 7 sic ait : »sua perfectio animae rationalis est, ut fiat saeculum intellectuale et de
scribatur in ea forma totius«, »quousque perficiatur in ea dispositio esse universitatis et sic transeat
220
Vir meus servus tuus mortuus est

der würkenden kraft glîchet si sich dem vater und würket alliu dinc in ein niuwez wesen ?.
40 Got wolte in sie gedrücket haben natûre aller crêatûren ; dô enwas si niht vor der werlt.
Got hât alle dise werlt geistlîche gemachet in einem ieglîchen engel, ê disiu werlt gemachet
würde in ir selben . Der engel hật zwei verstantnisse. Daz ein ist ein morgenlieht, daz

1 vater] vadem
N a lliu d . fehlt B , in eime nuwin wesine OH , niuwe Pf
2 Got bis werlt. fehlt OH (Hom .) sie ] sich si B , dô ] das B , 3 gemachet? ] irbildit
hinter engel, OH eigenlichen N . 3f. e di werlint an ir selbir gemachit worde OH ,
4 in im Pf Der bis verst. fehlt N hât] der h . H , zwô Pf Daz] Diu Pfeina fehlt Pf
daz ] diu Pf

in saeculum intellectum , instar esse totius mundi«.; Sermo X1, 1 n . 112 , LW 4 S. 106 ,1f.; Sermo
LV,4 n . 550, S . 460,9ff. und dort Anm . 7 . Vgl. ferner DW 1 S . 291,1f.: Ein meister sprichet: diu
sêle hât eine mügelicheit in ir, daz aller dinge bilde in sie gedrücket wirt. und dort Anm . 2, wo auf
Aristoteles De an . III t. 18 ( T c. 5 430a 14 ): ... intellectus potentia quidem sit quodammodo
intelligibilia ipsa ... Atque quidam intellectus talis est qualis est eo quod omnia fit , quidam vero
eo quod omnia facit . . . verwiesen ist; DW 1 S . 49,4f.: Ez sprechent etliche meister , diu sêle sî
ist miwili.19 :19,04 Ezsprechent etliche meister, diu sebe
gemachet von allen dingen , wan si eine mügelicheit hât alliu dinc ze verstânne. und dort S . 50 Anm . 1 .
Diese letzte Stelle zeigt, daß oben Z . 2 mügelicheit zu Unrecht in PfB , B , N , fehlt. Das Avicenna - Zitat
besagt , daß die Seele in der Kraft der mügelîchen vernunft (des intellectus possibilis ) die potentielle
Möglichkeit besitzt, geistig alle Dinge, d . h . ein mundus intelligibilis, ein saeculum intellectuale zu
werden . Es wird deutlich, daß die Lesart wirckende B , B , N , statt werdenne hier ebenso verderbt ist wie
DW 1 S . 289,1 würke PfBa,Strą statt werde. Vgl. auch noch DW 1 S . 249, 10ff.
1 Zu S. 220 ,3f. vgl. Pf. S. 17,1ff.: Diu wirkende vernunft diu stêt alle wege gegenwertic , iemer
etwaz ze wirkende, ez sî in gote oder in der crêatûre, wan si sich vernünfteclîchen üebet in den
créatûren als in einer ordenunge und widertragunge der creatûre wider in iren ursprunc oder sich
selber ûftragende ze götlîcher êre unde ze götlichem lobe ( sieh Quint S . 56 zu 17 ,3 ) . Es ist die
Aufgabe der würkenden kraft, die in der mügelîchen kraft liegende mügelicheit, eine geistige Welt
zu werden , dadurch zu aktualusieren , daß sie , wie Gott-Vater, alle Dinge in ein neues, ideales Sein über
führt , auf daß sie als solches von der mügelîchen vernunft aufgenommen werden . Vgl. die oben S. 220
Anm . 1 aufgeführten Stellen Sermo X n . 109, LW 4 S . 102,12f. und Thomas S . theol. I q. 88 a . 1
sowie Schmoldt S . 86ff.
? Der Sinn des Satzes Z . 2 Got — werlt. ist, daß Gott in die vernünfticheit gern die Natur aller
Kreaturen eingeprägt hätte; jedoch existierte sie vor der Welt noch nicht, wie es indessen die Engel wohl
taten . — Zu Z . 3f. vgl. Sermo X n . 109, LW 4 S . 102,7ff.: Ubinota duo : primo, quod angeli qui.
dem de toto universo nec gaudium accipiunt. Concipiunt quidem et praeconcipiunt gaudium de
universo , sed ab universo non accipiunt. Nam e contrario universum ab ipsis exemplatur, nihil in
ipsis ab universo . und die dort Anm . 4 verzeichneten Parallelen : Pf. S . 316 , 17f.: Waz des engels
nâtûre enpfâhen mac, daz hât er allez alzemâle in im . Waz got geschepfen mac, daz treit der engel
in sich , dar umbe daz sie niht beroubet sint der vollekomenheit, die ander creatûre habent.; Par .
an . S . 120,28ff .: Augustinus sprichit fon zweigerhande werlint und heizit di sele eine werlint, und
in eime iclichin engle ist ein werlint geistliche, wan alliz daz Got geschaffin hait, daz ist in eime
iclichin engile erbildit vil edilre wan ez si an ume selbin , wan ez ist in un onematerien .; 38,1ff.: . . .
mit den engilen di in un habint bilde allir dinge. Dyonisius : 'du Got di engle geschuf, du gab he
un bilde allir dinge , . . .' .; Pf. S . 236 , 1 ff. : Etliche meister wellent villîhte sprechen , daz daz götlich
lieht, daz in die engel gegozzen ist , unde daz bilde aller crêatûren , daz got in die engel gebildet hât,
ê ez gebildet würde an die crêatûren , daz daz götlîche lieht unde daz bilde in den engeln solte schöp .
fen die sêle (sieh Quint S . 657 zu 236 , 1f., 4 ) .; Sermo LV , 4 n .550 , LW 4 S . 460,3ff :. Dic quomodo
221
Predigt 37
ander ist ein abentlieht. Dazmorgenlieht ist , daz er alliu dinc sihet in gote. Daz âbentlieht 111,5
ist, daz er alliu dinc sihet in sînem natiurlîchen liehte. Gienge er ûz in diu dinc, so würde
ez naht. Nû blîbet er inne, dar umbe heizet ez ein âbentlieht1. Wir sprechen , daz die
engel sich vrouwent, sô der mensche ein guot werk tuota. Unser meister3 vrâgent, ob

1 ist , daz ] da N 2 alliu ] diu Pfoh , 3 ez? ] er N inne,) in im N , dauon


B, ez? ] er B , n . 3f. sich di engle OH , 4 sô bis tuot. ] sô ein mensche guot wirt . Pf
Unser besten m . Pf Di m . OH , fraget B ,

in quolibet angelo stant omnes res huius mundi corporalis incorporaliter, . .. und dort Anm . 3;
Sermo XLVIII, 1 n . 502, S . 417 ,1f.: Nota quomodo quilibet intellectus angelicus est caelum et
mundus verissimus, spatiosissimus, purissimus, . . . . - Zur Textkorrektur in Z . 4 gegenüber Pf.
S . 111, 2 in im > in ir und zur Tilgung des Kommas hinter würde sieh Quint S . 315.
i Zu Z . 221,4 ff . vgl. DW 1 S . 133, 1 ff .: Der engel, dâ er sich kêrte ze der créatûren bekennen
ne, dâ würde ez naht. Sant Augustinus sprichet: swenne die engel die créatûren âne got beken .
nent, daz ist ein åbentlieht; aber swenne sie die créatûren in gote bekennent, daz ist ein morgen
lieht. Daz sie got bekennent, als er aleine in im selben wesen ist, daz ist der liehte mittac. und die
dort Anm . 1 verzeichneten Vergleichsstellen : Augustinus De Gen . ad litt. IV c. 23, CSEL XXVIII, 1
122,26 ff.: Multum quippe interest inter cognitionem rei cuiusque in verbo dei et cognitionem eius
in natura eius, ut illud merito ad diem pertineat, hoc ad vesperam , . . . , c. 24, 123,19ff.; Thomas
S . theol. I q . 58 a . 6 ad 2 : Ad secundum dicendum quod matutina et vespertina cognitio ad diem
pertinet, idest ad angelos illuminatos, qui sunt distincti a tenebris, idest a malis angelis . Angeli autem
boni, cognoscentes creaturam , non in ea figuntur, quod esset tenebrescere et noctem fieri ; . . . Et
ideo post vesperam non ponitur nox, sed mane : . . . An der folgenden Stelle findet sich die Unter
scheidung von Morgen - und Abenderkenntnis in bezug auf das Erkennen des Menschen : DW 5 S . 116 ,12ff.
( VeM ) : Nû sprechent die meister, daz, sô man bekennet die crêatûre in ir selber, daz heizet ein
âbentbekantnisse , und dâ sihet man die créatûre in bilden etlîcher underscheide ; sô man aber die
créatûre in gote bekennet, daz heizet und ist ein morgenbekantnisse, und also schouwet man die
créatûre âne alle underscheide und aller bilde entbildet und aller glîcheit entglîchet in dem einen ,
daz got selber ist. und dort S . 130f. Anm . 46. Vgl. auch Lüers S . 133.
2 Zur Textänderung gegenüber Pf. S . 111,8 sô ein mensche guot wirt. sieh Quint S . 315 . –
Zu Z . 3f. vgl. DW 1 S. 101,1ff.: Man sol geben den engeln und den heiligen vröude. Eyâ , wunder
über alliu wunder! Mac ein mensche in disem lebene vroude geben den, die in dem ewigen lebene
sint ? Jâ wærlîche ! ein ieglich heilige hât số grôzen lust und sô unsprechelîche vröude, von einem
ieglîchen guoten werke, von einem guoten willen oder einer begerunge hânt sie sô grôze vröude,
daz ez kein munt úzsprechen kan , noch kein herze kan ez erdenken , wie grôze vroude sie dâ von
hânt. und die dort Anm . 1 aufgewiesenen Parallelen : Pf. S. 41,35ff.; 299,22ff.; ferner noch Par. an .
S . 15 ,34ff.
3 Vgl. Thomas S. theol. Suppl. q. 87 a . 1 ad 3: Ad tertium dicendum quod , quamvis, caritas
sit nunc causa dolendi de peccato , tamen sancti in patria erunt ita perfusi gaudio quod dolor in
eis locum habere non poterit. Et ideo de peccatis non dolebunt: sed potius gaudebunt de divina
misericordia , qua eis peccata sunt relaxata ; sicut etiam nunc angeli gaudent de divina iustitia ,
qua fit ut, deserti a gratia , in peccato ruant illi quos custodiunt, quorum tamen saluti sollicite
invigilant.; q . 71 a . 5 ad 4 . Dagegen : Langenberg S . 197,5ff.: Nu en spreken wi niet alleen van
gade, mer ic spreke, dat die mynste heilich of die mynste engel, dat hi doecht vander ondoecht,
die een mensche doet inder tyt, ... Alsoe spreke ic, dat bedroeffenisse is under die engelen ende
in gade, als een mensche onrecht doet.
222
Vir meus servus tuus mortuus est

10 die engel betrüebet werden , sô der mensche sünde tuot. Wir sprechen : nein ! wan sie
sehent in die gerehticheit gotes und nement dar innel alliu dinc in im , als sie sint in gote .
Dar umbe enmügen sie sich niht betrüeben. Nû glîchet sich vernünfticheit in der müge
lîchen kraft dem natiurlîchen liehte der engel, daz dâ ist daz âbentlieht.Mit der würkenden
15 kraft số treget si alliu dinc ûf in got und ist alliu dinc in dem morgenliebte 2. 5
Nû sprichet diu vrouwe: 'sie koment, den wir schuldic sîn , und nementmîne zwêne
süne in irn dienst'. Nû sprichet der wîssage : 'entlêhen ledigiu vaz umbe dîne nâchgebûren !'
Dise 'nâchgebûren ’ sint alle créatûren und die vünf sinne und alle die krefte der sêle
20 — diu sêle hât vil krefte in ir , die gar heimlîche würkent - und ouch die engel 3. Von allen
disen ‘nâchgebûren ' solt dû ' entlêhen ledigiu vaz'4. 10
Daz wir vil ‘îteler vaz entlehen und daz diu alliu gevüllet werden mit götlîcher
wîsheit , daz wir dâ von unser 'schulde vergelten' müezen und ewiclîche dâ von leben ,
daz dâ über ist', des helfe uns got. Âmen .

6 f. Sieh oben S. 210,1, 2ff.

1 si sprechin 0H 2 dar inne fehlt Pfoh in im ,] minne B , fehlt OH , sint]


sin OH , 3 sie nyt bedrubet werden B, B ,N , gelich B , der] die B, 4 daz?] ain
B , fehlt Pf Mit ] In OH , der? ] dez B , 5 sô fehlt OH , alliul] aller B , ûf bis
dinca fehlt OB (Hom .) gote Pf i st ] sint doch Pf 6 ‘sie bis 7 wîssage:] Herre man
wil mir mine sune nemen Nu antwurtit der prophete OH , 7 ain ledig vaß B , vile ledigir vaz
OH , umbe d . ] von dein N , wider dine OH , 8 Dise] Die B , daz sint OH , allez
fehlt OH , 9 diu bis würkent fehlt OH , diu bis ir ,] und inre krefte, Pf ouch ] sint Pfor ,
die? fehlt OH , Von bis 13 Âmen .] weder dýse nachgebůre sal d' mensche (mensche fehlt 0 )
nemen ledege vaz Bede wir etc . H ,0 10 ain ledig v. B . 11 Daz bis 13 Âmen .] Bitten wir
ýnsern herren et etc . B , 11 vil fehlt Pf i deler zu edeler B , daz diu fehlt Pf 12
müezen fehlt Pf 1 3 ‘daz bis ist’, fehlt B , uns got. Âmen . fehlt N .

1 Dieses dar inne fehlt PfoHz. Ich habe es aus B , B , N , übernommen und halte es für ursprüng
lich: dar inne bezieht sich auf die voraufgehende gerehticheit gotes, in der die Engel in Gott alle Dinge
80 nehmen , wie sie in Gott sind .
2 Der Sinn von Z . 3ff. ist, daß die vernünfticheit in der mügelîchen kraft, in der sie die müge
licheit besitzt, alliu dinc ze werdenne geistliche (sieh oben S. 220, 3) , der Abenderkenntnis des Engels
als seinem natiurlîchen liehte (oben S. 222,2 ) gleicht und daß sie mit der würkenden kraft . . . alliu
dinc zu Gott hinaufträgt (und damit gleich dem „ Vater" würket alliu dinc in ein niuwez wesen , oben
S. 221,1) und dann alliu dinc in dem morgenliehte ist, was ze werdenne geistlîche sie in der
mügelîchen kraft die mügelicheit hat. Pfeiffers Lesart S . 111,14 sint doch statt Z . 5 ist und Las
80ns Konjektur (Zfd Ph 9 S . 18 zu 111, 14) sint dâ sind verfehlt.
3 Z . 9 diu — würkent ( fehlt OH ,) ist Parenthese, die besagt, daß mit alle die krefte der sêle ( 2 . 8 )
auch alle die vielen inneren Kräfte gemeint sind , die gar heimlîche in ihr wirken . Sieh auch Quint
S . 315 zu 111,199. — 2 . 9 und ouch die engel. gehört noch zu Z . 8 Dise 'nâchgebûren ' sint . . .
4 Strauchs Konjektur Par. an . S . 52,25 salt du statt sal der mensche (mensche fehlt O ) ,
traf das Richtige. — Zur Metapher vaz vgl. Lüers S . 285f.
223
PREDIGT 38 (Strauch Par. an. Nr. 4 S. 14 – 18 , Pf. Nr. XXIX S. 104 — 105)

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S . 298f., Spamer PBB 34 S. 338f., Strauch a .a.O .
S . XXI zu Nr. 4) :
EL f. 189vb — 190va, danach von Pfeiffer gedruckt. Der Text ist eindeutig Fragment; er reicht
nur bis unten S . 236 ,6 werk . Er zeigt aber auch weitere Lücken , insbesondere unten S . 232, 1
Ich — 9 sprechenne. Es ist 0 . w . ersichtlich , wie ich in Quint S . 299 unter Zitierung von
Büttner I S . 210 gesagt habe, daß E , die Predigt nur zu etwa einem Drittel überliefert und
infolgedessen die Ausführungen über die Bestandteile des Schriftzitats 'Gabrieľ , 'Âvê', 'Gnaden
vol', 'Got mit dir ', die Eckhart nacheinander exegesiert , fehlen .
H, f. 13v — 18v.
Meg f. 315va — 316ra, Textstücke in einem Konglomerat = unten $. 227,6 Der — 228 ,3 gote + 230,4 Sant
Paulus- 231,5 werden . + 232,4 Diu — 233,4 wartende. + 235 ,2 Glicher — 236, 5 zuo. + 238,7 Aber
- 9 sèle. + 239,5 E2 — 6 wirt, + 240,4 dise — 6 werk . + 241,2 Dâ — 3 ist. + 241,8 Daz -- 242,4
glich + 242,6 Daz - 243, 1 möhten . + 6 Ein — 7 sun ; + 8 Ein - 244, 2 erden .; sieh Quint S . 299,
wo gesagt ist , daß Spamer (PBB 34 S . 367) die Identifizierung der Textexzerpte mit dem
Text von O nach dem Sieversschen Abdruck in ZidA 15 , S . 377 ff. bereits vorgenommen hat.
Ng f. 978 — 99r = Jostes Anhang I Nr. 4 S. 107 – 1121.
O f. 10r — 13v = Strauch Par. an. Nr. 4 S. 1418 .
Filiation der Hss. (sieh Quint S . 299f.) : Wie oben schon gesagt wurde, überliefert E , nur ein Frag
ment der Predigt, und auch dieses nur lückenhaft. E , zeigt auch in den übrigen Texten , die es bietet,
Lücken ; es läßt mit Vorliebe die Subjektivismen , insbesondere die Rückverweise der Predigten , aus,
vgl. etwa DW I S . 371 unter „ Filiation der Hss.“ . Es handelt sich also gewiß nicht um eine eigene
„ Fassung “ der Predigt in E ,, dessen Text vielmehr im ganzen zu dem der Volltexte OH N , stimmt.
Im einzelnen weicht E , allerdings sehr häufig von diesen ab . Anderseits läßt insbesondere der Ein
gang der Predigt eine engere Zusammengehörigkeit von E , und OH , erkennen : S . 227,4 In . 5 libe.
E ,OH ,] fehlt Ng. — Der, wie immer, bearbeitete Text von Me, steht im ganzen näher bei N , als bei
E ,, wie folgende Stellen erkennen lassen : 14 ,24 der vüllede der zît] der czit der fullede (völl da Me, )
NgMez; 235,3 ie — suln ] haben N2Mez; 7 An ] in N3Mez; 236, 1 f. ein herre der here OH ,] eyn got des hers
N , des hers gotMeg; 242,4 ich — 5 hân ,] ich iczunt von sprach NgMeg. — O und H , stehen auch hier wieder
in dem Verhältnis zueinander, wie ich es DW 1 S . 116 und S . 340f. charakterisiert habe.

Textkonstituierung (sieh Quint S . 300): Da die Volltexte OH , und N , weitgehend übereinstimmen ,


ist es gleichgültig, ob man OH , oder N , als Grundlage für die Textkonstituierung wählt. Ich bin
im ganzen OH , gefolgt und habe Ng mit E , und Me, als Korrektiv herangezogen . Wo OH , und N ,
alleinstehend voneinander abweichende Varianten boten , mußte auf Grund innerer Kriterien ent
schieden werden . Das gilt insbesondere für die Stelle S . 238,5 , an der ich das Textplusstück von N ,

1 Die Angabe von Jostes S . XIII: „ Die Predigt Nr. 4 des Anhanges I habe ich, da in dieser
Hs. der Text sehr schlecht ist , nach einer anderen gegeben “ , wonach die vorliegende Predigt also
auch in N , stehen soll, dürfte nicht stimmen . Ich habe die Predigt jedenfalls in N , nicht gefunden .
224
Predigt 38
als sekundär ansehe und nicht aufgenommen habe, und S. 235,5, wo ich das Textstück wan
hânt, das gleichfalls nur N , bietet, als ursprünglich ansehe und daher übernommen habe. Im ganzen
darf der Text der Predigt als gut und verläßlich überliefert angesehen werden .

Übersetzungen : Büttner I S. 1 ff.; 1934 S. 37ff.


Echtheit : Hsl. Bezeugung für meistir eckart (Echart H ,) durch OH , sieh im Eingang des Varianten
apparates. Die Predigt ist nicht nur durch die Thematik auf Grund desselben Schrifttextes Luk. 1,28
Ave, gratia plena , sondern auch durch eine Reihe von sehr charakteristischen textlichen Über
einstimmungen mit der echten Predigt 22, DW 1 S. 375ff. eng verbunden (sieh unten S. 229,1ff.
und Anm . 1; 238 ,1 ff. und Anm . 1; 244,2 ff . und Anm . 3) und dadurch als von demselben Verfasser
stammend erwiesen . Weiterhin bezieht sich der Rückverweis DW 1 S . 179,12 in der echten Predigt 11
mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Stelle unten S . 230 ,4 (sieh dort Anm . 2). Zudem stimmt die
Predigt in einigen markanten Ausführungen mit lateinischen Texten überein , so insbesondere S . 228 ,3ff.
mit In Gen . I n . 132, LW 1 S. 285 ,4ff. ( sieh S. 228 Anm . 2 ) und S . 240,7 mit In Eccli. n . 39, LW 2
S . 267, 4 (sieh S . 240 Anm . 4 ), ohne daß man , wie ich meine, diese Übereinstimmungen als Zufall
ansehen könnte . Und das gleiche gilt für die vielen weiteren Ausführungen , in denen sich die vor
liegende Predigt mit Stellen aus echten deutschen und lateinischen Stücken in spezifischer Weise
berührt, so : S . 229 Anm . 2 (DW 1 S. 66 ,3ff.; 376 ,8 ff.); S . 230 Anm . 3 (DW 1 S. 74 ,5ff.; 422,5ff.);
S . 231 Anm . 2 (DW 1 S . 169,8ff.; 135, 11ff.); Anm . 3 (DW1 S . 143,7 ff.); S. 232 Anm . 1 (DW 1
S . 171,3ff.); Anm . 2 (DW 5 S. 22,1f.); S . 233 Anm . 1 (DW 5 S. 20,2f.; DW I S . 349, 10 ff.; 128,7);
Anm . 3 (DW 1 S . 220,7 ff.; 183,2 ff.); S. 234 Anm . 1 (DW 1 S . 65,8ff.); Anm . 2 (DW 1 S. 173,1ff.);
S. 235 Anm . 1 (DW 1 S. 163 Anm . 4 ); S. 237 Anm . 2 (DW 1 S. 43,7ff.; 282,2ff.; 53,1 ff.; 287,1f.);
S . 238 Anm . 1 (DW 1 S . 379, 6 ff.) ; Anm . 2 (DW1 S . 79, 11 ff .); S . 239 Anm . 2 (DW1 S . 119,4 ff .;
172 ,3f.; DW 5 S . 269 ,3ff.) ; S . 241 Anm . 5 (DW 5 S . 232 ,5ff .) ; S . 242 Anm . 2 (DW1 S. 177 ,6f.) ;
S . 244 Anm . 3 (DW1 S . 379, 11 ff.; DW 5 S . 31,7ff. ; 33, 11ff.) ; Anm . 5 (DW 1 S . 367, 1 ff.). - S . 229
Anm . 2 (LW 2 S. 298,13ff.; LW 1 S.514,4f.; In Ioh. n . 486 ); S. 230 Anm . 3 (LW 3 S. 245,7 ff.;
LW 4 S . 200,10f.); S . 233 Anm . 1 (LW 2 S . 469,6 ff.) ; S . 234 Anm . 1 (LW 4 S. 366 ,10f.; LW 2
S . 448,6 ff.; LW 4 S. 112,3ff.); Anm . 2 (LW 2 S . 360,1 ff.); S . 237 Anm . 2 (LW 4 S. 458,9ff.; In Ioh .
n . 528 ); S . 238 Anm . 1 (LW 2 S. 376, 1; LW 4 S . 344 ,4 ff.); Anm . 2 (LW4 S . 462,12 ff.; LW 2 S . 355,1f.;
LW 3 S . 40 , 4 ); S . 240 Anm . 4 (LW 2 S. 267,4 ) ; S . 241 Anm . 5 (LW 4 S. 16 , 10f.) ; S . 242 Anm . 3 (In
Ioh . n . 521); S . 244 Anm . 3 (In Ioh . n . 521; LW 1 S. 307,5f.; 515 ,12 ff.). – Was den Stil betrifft,
so ist er ganz ausgeprägt Eckhartisch . Er ist beherrscht von hyperbolisch -paradoxalem Ausdruck ;
S. 231,7ff.; 232,6f., 9f.; 233, 1 ff.; 234 ,1 ff.; 235,2ff.; 236 ,8 .; 239,5 ff.; 240,2ff.; 241,5, 5ff., 8ff.; 242,2f.,
6ff.; 243,8ff.; 244,7 ff. Wiederholt begegnet antithetischer Parallelismus: S . 231,2ff.; 232,4f.; 237,2 f.;
Chiasmus: S. 227,8f.; 228,2f.; häufende Aufzählung : S. 227,6 ff.; rhetorische Frage: S. 245,2; Dialog :
S . 245 ,4 ff. Überdies zeigt die Predigt eineMenge von Vergleichen Eckhartischer Prägung, so : S . 228 ,3f. ;
229,1 ff. ; 235,2 ff., 7, 8f.; 237,4 ff. ; 238 ,3ff.; 239,8ff.; 242,2f.; 243,2 ff., 5ff. Die Predigt ist ganz durch
zogen vom Eckhartischen Leitthema der Geburt des Wortes in der Seele .

Der Aufbau der Predigt befolgt das Prinzip der Homilie in ausgeprägter Form , d. h . Eckhart exe
gesiert die einzelnen Bestandteile des der Predigt zugrunde liegenden Schrifttextes Luk . 1,26 + 28
nacheinander . Auf diese Weise ergeben sich folgende Predigtabschnitte : 1. 'In der ziť (229,1 — 233,4),
im Pfeifferschen Text dadurch verunklärt, daß Pfeiffer S . 104 ,34f. in der zit zum Voraufgehenden
gezogen und hinter zît einen Punkt gesetzt hat (sieh unten S . 229 Anm . 1). In diesem Abschnitt
wird das Thema der Gottesgeburt in der Seele , das Eckhart gleich im Anschluß an das Schriftwort
schon anschlägt (227,6 ff.), im Hinblick auf die Zeitlosigkeit dieser Geburt unter Hinzuziehung des
Schrifttextes Gal. 4,4 (230,4ff.) fortgeführt. — 2. 'Der engel wart gesanť (234,1 — 236,6) : Eckhart läßt
sich in diesem Abschnitt über die „ hohe" Natur der Engel, die „ ohne Zahl" , d . h . nicht zählbar,
und hoch über der Natur des Menschen sind, aus im Hinblick auf ihre dienende Funktion bei der
Gottesgeburt in der Seele, die Gott allein wirkt. — 3.'Gabriel (236 ,7 — 240,6): Der Engel, der zu Maria
15 Edhart, D 2 225
In illo tempore missus est angelus.
gesandt wurde, hatte, wie alle Engel, keinen sein Wesen bezeichnenden Namen , wurde vielmehr
nur benannt nach seinem Werk , wie der Zimmermann nach seinem Werk benannt ist. So auch be
zeichnet der Name „ Seele “ nicht das Wesen der Seele — so wenig wie der Name„ Gott “ das Wesen
Gottes bezeichnet – , sondern benennt sie nur hinsichtlich ihres Wirkens im Leibe. Alles Wirkende
aber sucht sich selbst gebärend hervorzubringen , so wie ein Vater zeugend sich selbst zu gebären strebt
und nur aus Mangel an zureichender Kraft einen ihm nur ähnlichen Sohn , gegebenenfalls aber auch ,
bei noch stärkerer Behinderung, nur eine Tochter zeugt. In der Gottesgeburt aber gebiert der Vater in
seiner vollen Kraft die Seele als sich selbst ganz gleich und als eins mit ihm , dafern die Seele alle ihre
Gebrechen abgelegt hat. Eckhart wiederholt, daß der Engel, der über die ganze Welt erhaben ist, zu
dieser Geburt nur dienend wirken kann . - - 4 . 'Âvê' (240 ,7 — 241,7) : Eckhart deutet dieses ‘Āvê' pseudo
etymologisch als sine vae = ânewê, d . h . ohne das Weh der Kreaturen . Der Mensch , der alle Kreaturen
und alle Zeit aufgibt, der ist âne wê und genießt in der Gottesgeburt die Fülle aller Freude und
Wonne. — 5. 'Gnaden vol (241,8 – 244,9): In diesem Abschnitt läßt Eckhart sich über das Wesen der
Gnade aus , das, ebenso wie die Gottesgeburt, âne werk und gote . . . glich und . . . sippe ist (242,4 ).
Er unterscheidet den brunnen der gnade, die eben dort entspringt, wo der Vater seinen Sohn gebiert
(243,6f.), von dem brunnen, in dem die Kreaturen aus Gott fließen (243,8f.), und betont, daß die
Gnade ebensowenig „ wirkt“ , wie das Feuer in seiner reinen Natur nicht brennt, daß die Gnade viel
mehr im Einssein mit Gott besteht (244,8f.). — 6 . 'Got mit dir ' (245 , 1 — Schluß ): In diesem 'Gott mit
dir' geschieht die Geburt, und sie ist allen Menschen möglich , die Gottes Gnade in sich wirken lassen .
Verspüren sie sie nicht, so sollen sie doch danach begehren, daß sie ein Begehren nach dieser gnaden
haften Gottesgeburt erlangen .

Die Seiten - und Zeilenangaben am Innenrand des folgenden Textes beziehen sich auf die Text
abdrucke von Strauch (Par. ), Jostes (kursive Zählung ) und Pfeiffer .

226
Pf.104,25 In illo tempore missus est angelus Gabriel a deo : ave gratia plena,
dominus tecum .

14,5 Disiu wort beschrîbet sant Lukas : 'in der zît wart gesant der engel Gabriel von
gote 'l. In welher zît ? 'In dem sehsten mânôte', dô Johannes Baptistâ 2 was in sîner
muoter lîbe.
Der mich vrâgete : war umbe beten wir , war umbe vasten wir, war umbe tuon wir
alliu unseriu werk , war umbe sîn wir getoufet, war umbe ist got mensche worden, daz
Jo. 107,30 daz hohste was ? — ich spräche: dar umbe, daz got geborn werde in der sêle und diu

1f. ; 3f. ; 4 Vgl. Luc. 1, 26 : In mense autem sexto, missus est angelus Gabriel a Deo .. . 28 : Ave
gratia plena : Dominus tecum : . . . ; vgl. auch unten S. 229, 1 ; 234, 1; 236 ,7 ; 240,7 ; 241,8 ; 244,8 ; 245, 1.

Inhaltsmit glichnissen / dar predeg H.) bewisit missus es


Zuweisungen : <primae partis ) IIIJ In illo tempore missus est angelus Gabriel/(lus Gabriel
fehlt H , Zeilenw . )) Jn disir prodigade (predeg H ,) bewisit / meistir eckart (Echart H ,) der alde
mit / reden vnde mit glichnissen / daz got geboren wirt in der sele vnde di sele in got / geborin
wirt OH , ( Inhaltsverzeichnis: O f. Ira ( Par. an . S . 1 ), H , f. 1r )
Überschriften : Jtem ( fehlt H ,) sermo de aduentu domini ( im Text) IIIJ (auf d . Rand ) OH ,
auf d . unteren Rand v . and. Hd. : in kaffin in got O fehlt H , Von deme engel gabriel / wart
gesant czu marien ( im Text) dis mag / man lesen / auf vnß li/ben frawen tag / in der fasten (auf
d. Rand , umrandet u . unterstrichen ) Ng
1 In bis 2 tecum .] Missus est Gabriel angelus PfE , (v. and. Hd. auf. d unteren Rand f.1890b)
fehlt NgMe, 1 Ave maria gr. H , 3 Disiu bis 5 lîbe. fehlt Me, 3 Disiu bis Lukas : fehlt
PfE , N , der ) ein OH , d . engel Gabriel gesant Pfe , 4 Inëbis 5 lîbe. fehlt N , 4 in
den seis manden OH , Babtistân ] babºt E , wabernde ( !) Pf 6 Der mich vr. :] hie möcht
mich ettwer fragen Maister Meg mich nû frâgte : Pfe , beten bis umbea fehlt Mez(Hom .)
war? ] oder w . Pfe , wir, fehlt E , war3 bis 7 werk ,] vnd tuen vil gueter werch Me, 6 war
umbe tuon ] oder würken Pfe , 7 al unser PfE , unseriu ] gute Ng warl bis 8 was ?
fehlt PfE 7 war?,?] oder war Me, daz bis 8 was ? fehlt Me, 8 daz? ] diz OH , was ? ]
ist N , ich sp 'che OH , sô sprêche ( spºch E ) ich : PfE , zw dem sprich ich Mey d ar umbe,]
es ist d . Men durch daz PfE , got in unser (der Men) sêlen geb . werde. PfE ,Me, und bis
228,1 werde. fehlt PfE , (Hom .) 8 vnd daz dy Ng

1 Der Schrifttext steht nach dem alten Dominikaner-Missale im Evangelium der Messen des
h ilo hat die im preparedigt wurde cheiaus oben sa giften").Dazu mi ndie magman
Mittwochs nach dem 3 . Advent, „ In commemoratione ( = Votivmessen ) beate marie virginis in adventu "
und des Festes Mariä Verkündigung ( 25 . März) . Zum letzten paßt die Randnotiz in N , dis mag man
lesen auf vnß liben frawen tag in der fasten ( sieh oben unter „ Überschriften “ ). Dazu stimmt aber auch
der Rv. unten S . 230, 1 dâ icb nû von sprach , der sich auf oben S . 211, 1 in Pr. 37 bezieht, die am
Dienstag nach dem 3. Fastensonntag gepredigt wurde (sieh oben S . 210 Anm . 1) .
2 Pfeiffer ( 104,27) hat die im Var.- App . angegebene ganz geläufige Abkürzung für Baptista
fälschlich durch wabernde wiedergegeben , offenbar in Erinnerung an die Schriftstelle Luk . 1,41: ex
sultavit infans in utero eius: . . . Zu Johannes Baptistân vgl. unten Pr. 49 ( Pf. S . 290, 16 ; 294,24 ).
227
Predigt 38
sêle in gote geborn werde. Dar umbe ist alliu diu schrift geschriben , dar umbe hât got Par. 14,10 1
die werlt geschaffen und alle engelische natûre, daz got geborn werde in der sêle und
diu sêle in gote geborn werdel. Alles kornes natûre meinet weizen , und alles schatzes
natûre meinet golt, und alliu geberungemeinetmenschen . Dar umbe sprichet ein meister :
5 man envindet kein tier, ez enhabe etwaz glîches dem menschen .

1 got Me,OH , geb . werde. fehlt Meg Dar bis schrift ] Es ist auch dar vmb alle
geschrifft Meg War umbe PfE d iu fehlt Pfe , dar bis 2 geschaffen ] vnd dy welt
peschaffen Meg I dar) unde war PfE 2 die bis nat., ] engels nâtûre und alle welt ge
schaffen ? PfE , die ] alle dy Ng natûre,] creatur Me daz] Dar umbe alleine, daz
PfE in d . sêlen ( selpen E ,) geb . w . PfE ,Meg und bis 3 werde. fehlt PfE (Hom .) 3 got
Me,OH , geborn bis 230,3 hilfet . fehlt Me, 3 und fehlt PfE 3f. alle schacz golt N ,
alles sch. n .] al metal OH , 4 meinet1 fehlt Pfei und fehlt PfE , meineta fehlt N ,
mensche. PfE 4f. Als ein meister sprichet, daz enhein tier ist, PfE , 4 sprach OH ,
5 m . env.] so inv. m . OH , dicke kein N , glîches] gemeine mit PfE , 5f. menschen
in der zît . PfE

1 Karrer ( M . E . S . 238 Anm . 340 zu S . 116 Pf. 104,31) verweist auf Augustinus In Ioh .
tr . 110 n .6 , PL 35 , 1923: sed ante mundi constitutionem dilexit nos, ut cum eius unigenito etiam
nos filii eius essemus, priusquam omnino aliquid essemus. Pahncke ( Diss. S. 56 unter 3 ) verweist
auf Pf. S. 103,11ff.: Ich hân etwenne gesprochen unde sprich ez noch : allez daz unser herre ie getet,
daz tet er niender umbe, denne daz got mit uns sî und wir ein mit ime werden , und dar umbe ist
got mensche worden ( sieh Quint S . 297 zu 103,13) . und bezieht den Rv. auf die vorliegende Stelle . —
Zu S . 227,8ff. vgl. etwa DW 1 S . 166 ,8ff.: Dâ ist gotes tac, dâ diu sêle stât in dem tage der êwicheit
in einem wesenlîchen nû , und dâ gebirt der vater sînen eingebornen sun in einem gegenwertigen
nû und wirt diu sêle wider in got geborn ., 171,8ff .: Diu sêle , diu dâ stât in einem gegenwertigen
nû , dâ gebirt der vater in sie sînen eingebornen sun , und in der selben geburt wirt diu sêle wider in
got geborn .; vgl. auch In Ioh . n . 322, LW 3 S . 271,6f.: . .. sic qui nascitur filius dei et deus in ipso
nascitur filius. ..
2 Vgl. unten Pr. 51 ( Pf. S . 333,36ff.): Diß korn das meynet den rockenn ; das hat es in der
natur, das es weytzen werdenn mag; darumb so růwet es nitt, es komme in die selbenn natur. Diß
weytzenn korn hat es in der natur, das es alle ding mag werdenn ; darumb giltet es vnd gibt sich
in den tod , vff das es alle ding werde. Vnd diß ertz daz ist kupffer ; das hat in seiner natur , das es
silber werden mag, vnnd das silber hat in seiner natur, das es gold werdenn mag ; darumb so gerůwet
es nymmer, es komme[n ] in die selben natur. — Die Bedeutung des meinet ( Z . 3 und 4 ) ist: „ strebt
an “ , „ intendiert“ , „ zielt auf“ : „ Die Natur jedes Korns zielt auf Weizen , und jedes Metall zielt auf
Gold , und jede Geburt zielt auf den Menschen “ . Vgl. ferner In Gen . I n . 132, LW 1 S . 285,4ff.: Propter
quod secundo notandum quod, sicut omne granum est infirmitas sive aegritudo deficiens a forma
et perfectione tritici — propter quod in terris quibusdam pinguibus et fecundis »siligo seminata «
» in tertio anno « convalescit » in triticum « fugata et expurgata aegritudine siliginis ex terrae fecun
ditate — rursus omne metallum infirmitas ac aegritudo est auri — propter quod alchimistae glo
riantur purgata aegritudine cuiuslibet metalli ipsum converti in verum aurum — sic eodem modo
homo, utpote perfectius animal omnium , se habet ad alia animalia ita, ut omne animal sit imper.
fectum quoddam et aegritudo hominis. und dort Anm . 3 — 6 , wo verwiesen ist auf Albertus M . De
vegetab. V tr . 1 c. 7 n . 55 (ed . Meyer u . Iessen S. 312ff.): Primus autem modus, qui est ex seminum
transmutatione, est sicut seminata siligo nobilitatur et in secundo vel tertio anno mutatur in tri.
ticum . . . . Modus autem huius est paulativus, quia paulatim siligo nobilitatur. In primo anno fit
granum grossius et rubicundius, et in secundo anno quod surgit de grano iam mutato seminato fit
228
In illo tempore missus est angelus Gabriel
35 'In der zît'1. In dem , dâ daz wort ze dem ersten enpfangen wirt in mîner vernunft,
108,5 dâ ist ez sô lûter und sô kleinlich, daz ez ein wâr wort ist, ê ez gebildet wirt in mînem
gedanke. Ze dem dritten mâle wirt ez gesprochen ûzwendic mit dem munde, und also
enist ez niht dan ein offenbarunge des innern wortes2. Alsô wirt daz êwige wort ge
sprochen inwendic in dem herzen der sêle, in dem innersten , in dem lûtersten , in dem 5

1 Sieh oben S. 227, 1, 3.

1 In² bis êrsten ] Aller êrste dô daz wort Pfe , daz] diz N20H , 2 ist ez ] ist ist Ng
sô kl. u . số l., PfE daz bis ist,] da ist ez ein w . w . OH , daz iß ein w . w . Ng werde PfE ,
myner N , 3 dritten ) andern Pfe , mâle fehlt OH , ûzw . gespr. PfE , 3f. und
ist niht mêr d . PfE 4 f. gesprochen fehlt N , 5 inw . bis sêle, fehlt PfE i nnegisten
PfE , in3,4] und in PfE

iterum grossius et rubicundius, et ex illo seminato tertio anno fit triticum .; I tr .2 c. 10 n . 191 (a .a .O .
S . 94 ); SermoLV, 2 n . 541, LW 4 S . 454,4f.: Frumenti, id est tritici, in quo significatur nobilitas animae
et sinceritas. Triticum est omnis frumenti puritas et intenta nobilitas.; Albertus M . Mineral.
III tr . 1 c. Y u . 9 (ed . Borgnet 5, 68a ; 70f.); In Gen . I. n . 183, LW 1 S. 326 ,6 ; n . 195, S. 341, 8;
n . 196 , S. 342, 11; In Gen . II n . 187, S . 657 ,11ff.; In Sap . n . 13, LW 2 S. 333,11 und Anm . 6 ; In
Ioh . n . 527 ; Maimonides Dux neutrorum III c . 14 (77v 13 - 17): Ostensum est autem quod , quod
perfectius est in entibus in hac materia, est homo, et quod ipse est finis et consummatio istarum
compositionum et est perfectior cunctis. Licet autem dicatur quod omnia entia, quae sunt sub
sphaera lunae, sunt propter ipsum , verum est secundum hunc modum , scilicet ut sit motus variationis
propter necessitatem generationis, ut inveniatur perfectum secundum quod possibile est esse. —
Z . 3 schaz = „ verarbeitetes Edelmetall“ .
1 Pfeiffer ( 104,35) setzt fälschlicherweise den Punkt nicht hinter 2 . 5 menschen , sondern
hinter oben Z . 1 zît. ' In der zît gehört aber fraglos zum Folgenden .
2 Zu Z . 1ff. vgl. DW 1 S . 66,3ff.: Ich sprach einest: swaz eigenlîche gewortet mac werden ,
daz muoz von innen her ûz komen und sich bewegen von innerer forme und niht von ûzen her în
komen , mêr: von inwendic sol ez her ûz komen . und die dort Anm . 3 verzeichneten Parallelstellen
Pf. S . 18,39ff.; 180,29f.; ferner DW 1 S. 376 ,8ff.: Ze glîcher wîs , als daz wort, daz ich nû spriche,
daz entspringet in mir , ze dem andern mâle sô ruowe ich ûf dem bilde, ze dem dritten mâle sô spriche
ich ez ûz , und ir enphahet ez alle ; nochdenne blíbet ez eigenliche in mir , und die dort Anm . 4 auf.
geführten Textparallelen , insbesondere In Ioh . n . 486 : . . . impossibile est aliquem loqui nisi prius
formata in ipso specie et imagine quae proles est et filius est expressivus sui ipsius totius, in quantum
loquens est.; n . 642: .. . et in nobis dicere est generare prolem : verbum scilicet genitum nobis in
corde sive in anima illius cui loquimur.; In Eccli. n . 69, LW 2 S . 298,13ff.: Sic etiam verbum omne
prius formatur intus in anima quam producatur et manifestetur per loquelam extra.; In Gen . II
n . 47, LW 1 S . 514 ,4f. : Secundo verbum est, quo loquitur et dicit , nuntiat sive manifestat se et ea
quae in ipso sunt.; vgl. auch Pf. S . 335,22ff.: Daz wort, daz ir von mir hæret, daz ist niht ein vol.
komen wort , ez ist ein bezeichenunge des Wortes, daz in mir ist.; oben S . 166,6ff.; 97,446 und dort
Anm . 4 . – In Z . 3 haben PfE , andern statt dritten . Wie die oben aufgeführte Vergleichsstelle DW 1
S . 376,8ff . in der verwandten Pr. 22 zeigt, ist dritten sicher ursprünglich ; denn dem dortigen ze dem
andern mâle sô ruowe ich ûf dem bilde entspricht oben Z . 2 ê ez gebildet wirt in mînem gedanke,
das nur nicht ausdrücklich als zweites Moment angekündigt ist. Ähnlich DW 1 S . 269,28., sieh dort
Anm . 2.

229
Predigt 38
houbete der sêle, da ich nû von sprach , in vernünfticheit : dâ geschihet diu geburt inne1. Jo. 108,
Der niht dan einen ganzen wân und eine hoffenunge hie zuo hæte, der möhte gerne wizzen ,
wie disiu geburt geschihet und waz hie zuo hilfet.
Sant Paulus sprichet: 'in der vüllede der zît sante got sînen sun'a. Sant Augustinus Par. 14,
5 sprichet, waz dâ sî 'vüllede der zît ': »dâ niemer zît enist, dâ ist ‘vüllede der zît '«. Danne
ist der tac vol, als des tages niemer enist 3. Daz ist ein nôtwârheit : alliu zît muoz dâ abe
sîn , dâ sich disiu geburt hebet, wan niht enist , daz dise geburt alsô sêre hinder als zît

4; 5 Gal. 4,4 : At ubi venit plenitudo temporis, misit Deus Filium suum . ..; vgl. auch unten
S . 231,7 , 9f.

PfE
1 houbete ] hæhsten PfE , rt Pfe,,fefehlthle 2PPfEfE,O,OHDer]
da bi
didâ gbisebusprach
d ân2 bis inne.] unde dâ g . disiu geburt PfE
H,, di N , in ] dazundistbisin zuo]
OH , fehlt
oder
eine zuoversiht r
Da vm se
har b
zuo p e
PfE r
, t i 3 wie daz disiu geb . geschehe PfE d a czu N , hülfe.
PfE 4 Dar vmb spricht sand pauls Me, der czit der fullede (völl da Mez) N2Meg volli
PI
PfEE 4f. S . Aug. spr.,] Awff das
waz bis zît ’:) da ist dy tzeit der völl Meg
spricht sand Augenstin
dâ '] daz PfE
Mey 5 spr.,] wart gevrâget, PfE ,
sî 'v . ] fullede si N2H , sî diu volli
Pfe , dâ3 bis 231, 1 crêatûre.] da ist des tags völl da nymer tag ist wann so sich dy purd an hebt
so is na Joll de zi is d dest muo a ab
7 hobt et:1t gebuirt rgesctho t,PfE,ô Ns a z lzit e
so ist nat das alle tzeit ab sey dy von ir vnd der creatur vasst gehindert wirt Me, 5 »dâ bis
7 hebet,] Volli der zît ist, dô des tages niht mê ist: danne ist der tac vol. Ez ist ein gewissiu warheit ,
swâ disiu geburt geschehen sol, dô muoz al zît abe sîn : PfE , 5 dâ ] daz N , 6 alse iß
des N , 7 alsô] sô PfE , N ,

1 Zu S. 229,4ff. vgl. insbesondere oben S. 211,1: Daz vünkelîn der vernünfticheit, daz ist daz
houbet in der sêle , . . . und dort Anm . 1. Wie ich oben S . 227 Anm . 1 bereits gesagt habe, dürfte sich
der Rv. oben Z . 1 dâ ich nû von sprach auf oben S . 211, 1 der voraufgehenden Predigt beziehen (vgl.
Pahncke Diss. S . 56 unter 3 , wo auch auf Pf. S . 108, 13f. = unten Pr. 45 : Vernünfticheit daz ist
daz houbet der sêle . verwiesen ist) . - Zu S . 229, 5 herzen der sêle vgl. Lüers S . 196 . — Zu S. 229,5
in dem innersten , in dem lûtersten , vgl. oben S . 95,3ff. und dort Anm . 2 ; 162, 3 ; 164, 2f. und dort
Anm . 1; unten S. 259,7 und dort Anm . 4 ; DW 1 S . 302,5ff. und dort Anm . 2 ; 287,2f. und dort Anm . 2 ;
173, 10f.: Daz ist inne, daz dâ wonet in dem grunde der sêle, im innersten der sêle , in vernünfticheit . . .
und dort Anm . 3 ; unten Pr. 43 ( Pf. S . 255 , 17 ff. ) und die dortige Anm .; Thomas S . theol. III
q . 6 a . 2 : . . . ut Damascenus dicit, . . . intellectus enim est quod est animae purissimum ; . . .
2 Eckhart zitiert Gal. 4 ,4 öfters, 80 DW 1 S . 179, 12f.: Ich sprach einest : dô diu zît vol was, dô
sante got sînen sun . Wie ich a .a .0 . S . 180 Anm . 1 gesagt habe, dürfte sich der Rv. auf die obige Stelle
der vorliegenden Predigt beziehen .
8 Zu 2 .46vgl. Augustinus En . in P8. 72 n . 16 , PL 36 , 922 : . . . redit ad deum , et incipit
quaerere et disputare. Sed quando ? Cum dies pleni invenientur in eis. Quid est , dies pleni ? Cum
autem venit plenitudo temporis,misit deus filium suum (Gal. IV , 4 ). Ipsa est plenitudo temporis, quando
venit ille temporalia docere contemni, non habere magnum quidquid mali homines cupiunt ; . . .
( Der Hinweis Bihlmeyers Par. an . S . XXX zu 14 ,25 auf Confess. X1,23, PL 32, 820f. Quid sit
tempus dürfte abwegig sein .); DW 1 S . 74,5ff.: 'Got unser herre sante sînen sun in die werlt'. Ich
sprach einest alhie : got sante sînen sun in der vülle der zît der sêle , sô si alle zît vürgangen hât.;
In Ioh . n . 293, LW 3 S . 245 ,7 ff .: Gal. 4 dicitur : ‘ubi', id est quando, 'venit plenitudo temporis,
misit deus filium suum '. Plenitudo temporis est, ubinullum tempus est; sic enim plena dies dicitur,
quando finis est diei et iam nihil illius diei est. und dort Anm . 2; DW 1 S. 422,5ff . und S . 423 Anm . 1 ,
insbesondere Sermo XXII n . 214, LW 4 S . 200, 10f. und dort Anm . 6 .
230
In illo temporemissus est angelus Gabriel
und creatûrel. Daz ist ein gewissiu warheit, daz zît got noch die sêle von natûre niht
2015 berüeren enmac. Möhte diu sêle von zît berüeret werden , si enwäre niht sêle, und möhte
got von zît berüeret werden , er enwäre niht got. Wære aber, daz zît die sêle berüeren
möhte , sô enmöhte got niemer in ir geborn werden , und si enmöhte niemer in gote geborn
werden . Dâ got geborn sol werden in der sêle, dâ muoz alliu zît abegevallen sîn, oder si 5
25 muoz der zît entvallen sîn mit willen oder mit begerunge.2
20 Ein ander sin von ‘vüllede der zît': der die kunst hæte und die maht, daz er die
zît und allez, daz in der zît in sehs tûsent jâren ie geschach und daz noch geschehen sol
biz an daz ende, her wider geziehen künde in ein gegenwertic nû , daz wäre 'vüllede der
30 25 zît'. Daz ist daz nû der êwicheits, dâ diu sêle in gote alliu dinc niuwe und vrisch 4 und 10
7; 9f. Sieh oben S. 230,4.
1 Ez ist ein nôtwârheit, PfE , diu z . PfE ;Me got hinter sêle Meg v on natûre
fehlt PfE 2 wann möchtMe, Möhte zît die sêle berüeren , sô enwêre si Pfe , von
der tzeit Me, so wår sy chain sel Meg und] Also Me, fehlt Pfe , 3 von der tzeit Meg
sô enwêre er PfE Wære bis 4 möhte,] Möhte aber (vnd möcht dy Mez ) zît die sêle be
rüeren , PfE ,Meg N
3 wer iß aber z ît?] di zit o 4 got in ir niht (nit ni ir E ) g.
PfE ,Me, niemerl] nimmer mer Ng und bis 5 werden . fehlt PfE0Hz(Hom .) 4 enmöhte
bis gebornº] möcht auch in got nicht parn Meg 5 Dâ bis sêle,] Diu sêle , in der got geborn sol
( sol parn Me ) werden , PfE ,Meg dâ bis 6 sîn ] diu muoz der zît enpfallen , unde diu zît
muoz ouch ir enpfallen , jâ zuo dem minnesten ein Pfe , der mues dy tzeit enphallen Me, 5 sîn ,
bis 232,5 entvallen fehlt Meg (Hom .) 6 oder ] vnd N , 7 ander völli Pf andern fülle E von ]
von der N , Swer d . kunst u . d .maht hête, Pfe , die fehlt Pfe , 8 der zît in fehlt
PfE , (Hom .) und daz ] oder PfE 9 ende, her] ende der welte : swer daz har Pfei kunde
gez. Pfe , geziehen ] gegißen N , völli Pfe , 10 Daz] Diz Pfe , in bis 232, 1 bekennet ]
alliu dinc in gote bekennet also niuwe und alse frisch PfE ,

1 Vgl. DW 1 8 . 179,9ff.: Sant Augustínus sprichet: herre, als ich mich neige ûf dich , sô
wirt mir benomen alliu swære, leit und arbeit. Als wir zît und zîtlich dinc hân übertreten , sô sîn wir
vrî und alle zît vrô, und denne ist vüllede der zît, und denne sô wirt der sun gotes geborn in dir.;
Sermo XL,3 n . 404, LW 4 S . 344,7f.: Vide igitur, quanta similitudo et filiatio sit animae ad deum ,
si se ipsam supra tempus extulerit. und dort Anm . 10 .
? Zu Z . 1ff. vgl. DW 1 S . 169,8ff .: wan allez, daz zîtlich ist, daz ist gote verre und vremde.
. . . Die wile der mensche zît und stat hât und zal und menige und schar, sô ist im gar unreht und
ist im got verre und vremde . und dort Anm . 4 ; oben S . 165,4f.; Pf. S . 133, 31 ff.; DW 1 S . 135 , 11 ff. :
Waz uns des hindert, daz wir hier inne niht state sîn , daz bewîset ein meister und sprichet : ez kumet
dâ von , daz wir zît rüeren . Waz zît rüeret, daz ist tætlich . und die dort Anm . 3 verzeichneten Stellen
( Pf. S . 95,24ff. = ) unten Pr. 47; Pf. S . 143, 8ff.; (308, 5ff. = ) unten Pr. 50: . . . vnd meinet zit, das
vns hindert an dem liechte, want gotte dem ist enkein ding so vaste wider als dý zit ; Nicht alleine
dý zit , er meinet och ein anehaften der zit ; er enmeinet och niht alleine ein anehaften der zit, er
meinet och ein ein rúren der zit ; Nicht alleine ein rúren der zit , Mer : och einen roch vnd einen smak
der zit, . . . – Zu 2 . 5f. vgl. unten S . 232,4f. und S. 241,4f.
3 Zu S . 231,7ff. vgl. DW 1 S. 143,7ff.: Nime ich ein stücke von der zît, sô enist ez weder der
tac hiute noch der tac gester. Nime ich aber nû , daz begrîfet in im alle zît. Daz nû, dâ got die werlt
innemachete, daz ist als nâhe dirre zît als daz nû , dâ ich iezuo inne spriche, und der jüngeste tac ist als
nâhe disem nû als der tac, der gester was. und dort S . 144 Anm . 1. Zu dem nû der êwicheit vgl. etwa
noch Sermo VIII n . 85, LW 4 S. 81,6ff. und dort Anm . 6 ; unten S . 261,3 ff.; oben S. 24, 4 und dort
Anm . 2; 94,8f. und dort Anm . 4 ; 86,6ff . und dort S. 87 Anm . 1.
4 Zu niuwe und vrisch vgl. oben S . 117, 1 und dort Anm . 1. — Der Satz 2 . 104. besagt: „ Diese
231
Predigt 38
gegenwertic bekennet und in der lust, als diu ich iezuo gegenwertic hân . Ich las niu
welîche in einem buoche – der ez gegründen künde! — , daz got die werlt iezuo machet
als an dem ersten tage, dô er die werlt geschuof1. Hie ist got rîche, und daz ist gotes
rîche2. Diu sêle , in der got sol geborn werden , der muoz diu zît entvallen , und si muoz Par. 15,5
5 der zît entvallen und sol sich ûftragen und sol stân in einem înkaffenne in disen rîchtuom
gotes 3: dâ ist wîte âne wîte und breite âne breite ; dâ bekennet diu sêle alliu dinc und
bekennet sie dâ volkomen .
Die meister, die dâ beschrîbent, wie wît der himel sî, daz wære unglouplich ze
sprechenne: diu minste kraft , diu in mîner sêle ist, diu ist wîter dan der wîte himel; ich 10

1 der selben 1., PfE , als bis hân. ) als ich sî ieze hân gegenwertic . PfE als fehlt H ,
Ich bis 9 sprechenne : fehlt Pfei l f. niuwelîche fehlt OH , 2 buchiline O bůchillichine H ,
grunden H , gronde o 3 daz] diß N , 4 und bis 5 disen ] vnd mues awff sehen zw dem Mez
5 dysem H , 6 ist hinter wîte? Men d â bis 7 volkomen .) vnd da dy sel alle ding vol
chömenleich erchennt Meg 8 Die bis 9 sprechenne: fehlt Meg (Entsprechung hinter 9 himel;)
8 beschriben ON , schribent H , sî, daz ) ist da N , daz bis 9 sprechenne: fehlt OH , 9 diu ?
bis diu®] in mîner sêle PfE w îter] weder N , wîte fehlt Me, himel; ] h . von des weit
dymaister schreiben das vnglaubleich ze sagen wår Mez

'Fülle der Zeiť ist das Nun der Ewigkeit, in dem die Seele alle Dinge in Gott neu und frisch und gegen
wärtig erkennt und in der gleichen Lust, wie (ich diejenigen Dinge erkenne,) die ich im Augenblick jetzt
gegenwärtig vor mir habe“ .
1 Vgl. DW 1 S . 171,3ff.: Ich sprach einest, daz got die werlt nû schepfet , und alliu dinc sint
glîch edel in disem tage. Sprachen wir, daz got die werlt schepfete gester oder morne, sô giengen
wir mit einer törheit umbe. Got schepfet die werlt und alliu dinc in einem gegenwertigen nû ; und diu
zît, diu dâ vergangen ist vor tûsent jâren , diu ist gote iezuo als gegenwertic und als nâhe als diu
zît, diu iezuo ist, und dort Anm . 3. Vielleicht hat Eckhart mit dem buoche, von dem er in Z . 2 spricht,
die Confessiones des Augustinus im Sinn , vgl. etwa Confess. XI C. 13 n . 158. ( ed Skutella
S . 274,12ff.): cum ergo sis operator omnium temporum , si fuit aliquod tempus, antequam faceres caelum
et terram , cur dicitur, quod ab opere cessabas ? id ipsum enim tempus tu feceras, nec praeterire
potuerunt tempora , antequam faceres tempora . . . . anni tui dies unus , et dies tuus non cotidie ,
sed hodie , quia hodiernus tuus non cedit crastino ; neque enim succedit hesterno. hodiernus tuus
aeternitas : . . .
2 Über das rîche gotes vgl. Jostes Nr. 82 S . 84ff., insbesondere S . 85,1f.: Nu verstetmit ernst:
gotes reich ist er selber und sein volkůmens wesen . Zu dem andern mal so verstet man gotes reich
in der sele .; Pf. . 313, 32 ff.: Also ist got ouch rîch in ime selber und in allen dingen . Nû merket :
diu rîcheit gotes, diu lît an fünf dingen (sieh Quint S . 860 zu 313, 33) ; oben S . 151,2f.; Pf. S. 221,22 ff .:
wan gotes rîche daz ist got selbe mit allem sînem rîchtuome. Gotes rîche ist kein kleine dinc : der
alle welten bedêhte , die got machen möhte, daz ist gotes rîche niht. In welher sêle gotes rîche er
schînet unde diu gotes rîche erkennet, der darf man niht predien noch lêren : .. .; 223,5ff.: Unde
ein solhiu sêle bekennet got unde weiz (sieh Pf. S. 687) , wie nâhe gotes rîche ist , daz ist got mit allem
sîme rîchtuome.; DW 5 S. 22, 1f. ( BgT) : 'zuokome dîn rîche', daz ich nihtes niht enhabe, daz ich
rîche ahte und wizze dan dich rîche.
3 Zu Z . 4ff . vgl. oben S. 231,5f. — Zu rîchtuom gotes vgl. die vorhergehende Anm . und DW 1
S . 368,10f.: Gotes rîchtuom und wîsheit und warheit ist alzemâle ein in gote ; . . . – Zu sich ûf
tragen vgl. etwa oben S. 115 ,3 : Dar umbe sol sich diu sêle ûftragen mit aller ir kraft .. .
232
In illo tempore missus est angelus Gabriel
geswîge der vernünfticheit : diu ist wît âne wîtel. In dem houbete der sêle , in vernünftic
heit , in der bin ich als nähe der stat über tûsent mîle jensît des mers als der stat, dâ
ich iezuo inne stân 3. In dirre wîte und in disem rîchtuome gotes dâ bekennet diu sêle ,
109,5 aldâ entvellet ir niht, und dâ enist si nihtes wartende 4.

1 vern .:) vernunft , PfE , N2Me, diu ) in der PfE , weit a . weit ist Me, wît] wîte
PfE , wyds H , In bis 1f. vernünfticheit . fehlt PfE 1f. in vern ., fehlt Meg 2 bin
bis mers] ich als nahent über tawsent meil pin Me, der stati fehlt Ng über bis mers] diu
über t. m . ist, Pfe , des fehlt OH , 2f. dar an ich yetzund stee Me, 3 In bis 235, 1
gesant'. fehlt Pfe 3 In bis 4 nihtes ] In der weit vnd in dem reichtumb gots erchennt dy
sel alle ding vnd ir enphellt da nichts vnd sy ist auch da nichts Meg

1 Zu S . 232,8ff. vgl. DW 5 S . 20,2f. ( BgT) : Nû sprichet ein geschrift, daz daz niderste der
sêle ist edeler dan des himels hehstez, und die dort S. 73 Anm . 46 verzeichneten Vergleichsstellen In
Sap . n . 131, LW 2 S . 469,6ff.: Praedictis consonat quod mathematicus concedit qualibet magni
tudine maiorum accipere in infinitum . Rursus etiam imaginatio , quae circa magnitudinem versatur,
potest imaginari quolibet magno maius, etiam caelo . Unde per hoc Augustinus libro De quanti
tate animae probat animam esse maiorem toto mundo (dort Anm . 5 : De quant. an . c . 5 n . 9, PL 32,
1040) . und dort Anm . 3 — 5 ; Pf. S . 173, 16ff.: Hie von sprichet sant Augustînus in einem buoche,
dâ er sprichet von der sêle , daz si edeler ist unde sterker unde groezer dan alle créatûre, . .. ( = Pf.
S . 395, 12f. ); 229,8ff.: Diz lieht ( = vernünfticheit) ist ouch sô wît, daz ez der wîte entwahset. Ez
ist wîter dan diu wîte, ez entwahset der wîsheit unde der güete, alse got entwahset der wisheit unde
der güete, .. . (sieh Quint S. 643 zu 229, 10 ); 100,24: Die meister sprechent unde ist ouch wâr, daz
diu sêle sî wîter denne der himel ( sieh Quint S . 284 zu 100,24 ).; 413,25ff .; DW 1 S . 349, 10ff.: Nû
sprichet ein meister , daz ein kraft der sêle liget über dem ougen , diu ist wîter dan alliu diu werlt
und wîter dan der himel. und dort Anm . 4 ; unten Pr. 42 ( Pf. S . 256, 30ff.) : Nû wizzet: ez ist ein kraft
in der sêle, diu ist wîter dan der himel, der dâ unglouplîche wît ist, und alsô wît, daz man ez niht
wol gesprechen enmac – und disiu selbe kraft diu ist noch vil wîter.; DW 1 S . 128,7 : . . . diu sêle ist
doch an irm snoedesten bezzer dan der himel und alle créatûren ? und dort Anm . 5; Pf. S . 76 ,1f.:
Nû sint die nideristen krefte der sêle edelre denne daz obriste teil des himels , . .. – Zu S . 232, 8
LOOUPLE
unglouplich vgl. unten S . 239,1; Pr. 42 ( Pf. S . 257,16 ) : . . . dâ sprach ich ein wort, daz lûtet gar
unglouplîche ; . . .
2 Vgl. oben S . 229,5f. und dort S . 230 Anm . 1 .
3 Vgl . DW 1 S. 220,7ff.: . . . vernünfticheit : dirre kraft enist niht verre noch ûzer. Daz enent
des mers ist oder über tûsent mîle , daz ist ir als eigentliche kunt und gegenwertic als disiu stat, dâ
ich inne stân . und die dort Anm . 2 ( S . 221 unten zu 280,8f.) verzeichneten Teatparallelen , insbeson
dere DW 1 S . 183,2ff.; (Pf. S. 257,15ff. = ) unten S . 305,1ff. und dort Anm . 1; ferner oben S. 86,7ff.
und dort S . 87 Anm . 1. Vgl. auch Mahnke S . 154f. und S . 155 Anm . 1 sowie Zeller ZKG 57 S . 339,
wo aus Weigels Schrift „ Vom Ort der Welt“ (Halle, 1614, S . 40 ) eine Stelle mitgeteilt ist, die von
Mahnke und Zeller als Zitat der vorliegenden Predigtstelle angesehen wird : „ Nahe vnd weit gilt jhm
gleich / ist jhm eben eins / wie denn Mercurius vnd Eccardus bezeugen / daß meiner Seelen
ein Ding vber Meer bey 2000 Meilen eben so nahe sey als der Leib, darinne sie wohnet .“
4 Der Satz besagt, daß der Seele „ in dieser Weite “ , d . h . in der Weite der vernünfticheit , die wît
âne wîte ( 2 . 1) ist, nichts entfällt, d . h , nichts entgeht oder verlorengeht, und daß sie in disem rîchtuome
gotes (Z . 3) , im nû der êwicheit nämlich , alliu dinc niuwe und vrisch und gegenwertic bekennet
( oben S. 231, 10f.) und nach nichts mehr Ausschau zu halten braucht.
233
PREDIGT 38 (Strauch Par. an . Nr. 4 S. 14 — 18, Pf. Nr. XXIX S. 104 -- 105 )

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S . 298f., Spamer PBB 34 S . 338f., Strauch a .a . O .


S . XXI zu Nr. 4 ):
E f . 189vb — 190va, danach von Pfeiffer gedruckt. Der Text ist eindeutig Fragment ; er reicht
nur bis unten S . 236 ,6 werk . Er zeigt aber auch weitere Lücken , insbesondere unten S . 232, 1
Ich — 9 sprechenne. Es ist 0. w . ersichtlich , wie ich in Quint S. 299 unter Zitierung von
Büttner I S . 210 gesagt habe, daß E , die Predigt nur zu etwa einem Drittel überliefert und
infolgedessen die Ausführungen über die Bestandteile des Schriftzitats 'Gabriel , 'Âvê', 'Gnaden
vol', 'Got mit dir', die Eckhart nacheinander exegesiert, fehlen .
H, f. 13v — 18v.
Me, f. 315va - 316ra, Textstückein einem Konglomerat = unten S . 227,6 Der — 228, 3 gote + 230,4 Sant
Paulus — 231,5 werden . + 232,4 Diu — 233,4 wartende. + 235, 2 Glicher — 236 ,5 zuo. + 238,7 Aber
- 9 sèle. + 239,5 E2 — 6 wirt, + 240,4 dise - 6 werk . + 241,2 Dâ — 3 ist. + 241,8 Daz — 242,4
glich + 242,6 Daz — 243, 1 möhten. + 6 Ein — 7 sun ; + 8 Ein — 244,2 erden . ; sieh Quint S . 299,
wo gesagt ist, daß Spamer (PBB 34 S . 367) die Identifizierung der Textexzerpte mit dem
Text von O nach dem Sieversschen Abdruck in ZfdA 15 , S . 377 ff. bereits vorgenommen hat.
Ng f. 978 — 99r = Jostęs Anhang I Nr. 4 S. 107 – 1121.
O f. 10r — 13v = Strauch Par. an . Nr. 4 S . 1418 .

Filiation der Hss. (sieh Quint S . 299f.): Wie oben schon gesagt wurde, überliefert E , nur ein Frag .
ment der Predigt, und auch dieses nur lückenhaft. E , zeigt auch in den übrigen Texten , die es bietet,
Lücken ; es läßt mit Vorliebe die Subjektivismen , insbesondere die Rückverweise der Predigten , aus,
vgl. etwa DW 1 S . 371 unter „ Filiation der Hss.“ . Es handelt sich also gewiß nicht um eine eigene
„ Fassung“ der Predigt in E ,, dessen Text vielmehr im ganzen zu dem der Volltexte OH , N , stimmt.
Im einzelnen weicht E , allerdings sehr häufig von diesen ab . Anderseits läßt insbesondere der Ein
gang der Predigt eine engere Zusammengehörigkeit von E , und OH , erkennen : S. 227,4 In - 5 libe.
E ,OH ,] fehlt Ng. — Der, wie immer ,bearbeitete Text von Me, steht im ganzen näher bei N , als bei
Ej, wie folgende Stellen erkennen lassen : 14 ,24 der vüllede der zît ] der czit der fullede (völl da Meg )
N Meg ; 235, 3 ie — suln ] haben NzMez ; 7 An ] in N Meg ; 236,1f. ein herre der hereOH ,] eyn got des hers
Ngdes hers gotMez; 242,4 ich - 5 hân , ] ich iczuntvon sprach N Meg. — O und H , stehen auch hier wieder
in dem Verhältnis zueinander, wie ich es DW 1 S . 116 und S . 340f. charakterisiert habe.

Textkonstituierung (sieh Quint S . 300) : Da die Volltexte OH , und N , weitgehend übereinstimmen ,


ist es gleichgültig, ob man OH , oder N , als Grundlage für die Textkonstituierung wählt. Ich bin
im ganzen OH , gefolgt und habe N , mit E , und Me, als Korrektiv herangezogen. Wo OH , und N ,
alleinstehend voneinander abweichende Varianten boten , mußte auf Grund innerer Kriterien ent
schieden werden . Das gilt insbesondere für die Stelle S . 238,5 , an der ich das Textplusstück von Ng

1 Die Angabe von Jostes S . XIII: „ Die Predigt Nr. 4 des Anhanges I habe ich , da in dieser
Hs. der Text sehr schlecht ist, nach einer anderen gegeben “ , wonach die vorliegende Predigt also
auch in N , stehen soll, dürfte nicht stimmen . Ich habe die Predigt jedenfalls in N , nicht gefunden .
224
Predigt 38
als sekundär ansehe und nicht aufgenommen habe, und S. 235,5, wo ich das Textstück wan
hânt, das gleichfalls nur N , bietet, als ursprünglich ansehe und daher übernommen habe. Im ganzen
darf der Text der Predigt als gut und verläßlich überliefert angesehen werden .

Übersetzungen : Büttner I S. 1ff.; 1934 S. 37ff.


Echtheit : Hsl. Bezeugung für meistir eckart (Echart H2) durch OH , sieh im Eingang des Varianten
apparates. Die Predigt ist nicht nur durch die Thematik aufGrund desselben Schrifttextes Luk. 1,28
Ave, gratia plena, sondern auch durch eine Reihe von sehr charakteristischen textlichen Über
einstimmungen mit der echten Predigt 22, DW I S . 375ff. eng verbunden (sieh unten S . 229, 1 ff.
und Anm . 1; 238 ,1 ff. und Anm . 1 ; 244,2 ff. und Anm . 3) und dadurch als von demselben Verfasser
stammend erwiesen . Weiterhin bezieht sich der Rückverweis DW 1 S . 179,12 in der echten Predigt 11
mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Stelle unten S . 230 , 4 (sieh dort Anm . 2 ) . Zudem stimmt die
Predigt in einigen markanten Ausführungen mit lateinischen Texten überein , so insbesondere S. 228,3ff.
mit In Gen . I n. 132, LW 1S. 285,4 ff. (sieh S . 228 Anm . 2) und S. 240,7 mit In Eccli. n . 39, LW 2
S. 267,4 (sieh S . 240 Anm . 4), ohne daß man , wie ich meine, diese Übereinstimmungen als Zufall
ansehen könnte. Und das gleiche gilt für die vielen weiteren Ausführungen , in denen sich die vor.
liegende Predigt mit Stellen aus echten deutschen und lateinischen Stücken in spezifischer Weise
berührt, so : S . 229 Anm . 2 (DW I S . 66 ,3ff.; 376 ,8 ff .); S . 230 Anm . 3 (DW I S. 74,5ff .; 422 ,5ff.);
S. 231 Anm . 2 (DW 1 S. 169,8ff.; 135 ,11 ff.); Anm . 3 (DW1 S. 143,7 ff.); S . 232 Anm . 1 (DW 1
S . 171, 3 ff.) ; Anm . 2 (DW 5 S . 22, 1f.) ; S . 233 Anm . 1 (DW 5 S . 20,2 f.; DW 1 S . 349, 10 ff. ; 128, 7 );
Anm . 3 (DW 1 S. 220, 7 ff.; 183, 2 ff.); S . 234 Anm . 1 (DW 1 S. 65,8ff.); Anm . 2 (DW 1 S . 173, 1 ff.);
S . 235 Anm . 1 (DW 1 S . 163 Anm . 4); S. 237 Anm . 2 (DW 1 S. 43,7 ff.; 282,2 ff.; 53, 1 ff.; 287,1 f.);
S . 238 Anm . 1 (DW 1 S . 379,6 ff.); Anm . 2 (DW1 S. 79, 11 ff.); S . 239 Anm . 2 (DW 1 S . 119,4 ff.;
172,3f.; DW 5 S . 269,3ff.); S . 241 Anm . 5 (DW 5 S . 232,5 ff.); S . 242 Anm . 2 (DW 1 S . 177,6 f.);
S . 244 Anm . 3 (DW I S . 379 ,11 ff . ; DW 5 S . 31, 7 ff. ; 33 , 11 ff. ) ; Anm . 5 (DWI S . 367, 1 ff .) . - - S . 229
Anm . 2 (LW 2 S . 298 , 13ff .; LW 1 S . 514 ,4f.; In Ioh . n . 486 ) ; S . 230 Anm . 3 (LW 3 S . 245, 7 ff . ;
LW 4 S . 200 , 10f.); S. 233 Anm . 1 (LW 2 S. 469,6 ff.); S. 234 Anm . 1 (LW 4 S. 366 ,10f.; LW 2
S . 448,6 ff. ; LW 4 S. 112,3ff.); Anm . 2 (LW 2 S . 360,1 ff.); S . 237 Anm . 2 (LW 4 S. 458,9ff.; In Ioh .
n . 528 ); S . 238 Anm . 1 (LW 2 S . 376 ,1 ; LW 4 S . 344,4 ff.); Anm . 2 (LW 4 S. 462,12 ff.; LW 2 S. 355,1f.;
LW 3 S . 40 ,4 ); S . 240 Anm . 4 (LW 2 S . 267,4 ) ; S . 241 Anm . 5 (LW 4 S . 16 , 10f.) ; S . 242 Anm . 3 (In
Ioh . n . 521) ; S . 244 Anm . 3 (In Ioh . n . 521; LW1 S. 307,5f.; 515 , 12 ff .). – Was den Stil betrifft ,
so ist er ganz ausgeprägt Eckhartisch . Er ist beherrscht von hyperbolisch -paradoxalem Ausdruck ;
S. 231,7 ff.; 232,6f., 9f. ; 233,1 ff.; 234,1 ff.; 235 ,2ff.; 236 ,8f.; 239,5 ff.; 240,2 ff.; 241,5, 5 ff., 8ff.; 242,2f.,
6ff.; 243,8 ff.; 244 ,7ff. Wiederholt begegnet antithetischer Parallelismus: S . 231,2 ff.; 232,4f.; 237,2 f.;
Chiasmus: S . 227,8f. ; 228,2f.; häufende Aufzählung : S. 227,6 ff. ; rhetorische Frage : S . 245,2; Dialog :
S .245,4 ff. Überdies zeigt die Predigt eineMenge von Vergleichen Eckhartischer Prägung, so : S. 228,3f.;
229,1 ff. ; 235 ,2 ff., 7, 8f.; 237,4ff.; 238,3ff. ; 239,8 ff.; 242,2f. ; 243,2 ff., 5ff. Die Predigt ist ganz durch
zogen vom Eckhartischen Leitthema der Geburt des Wortes in der Seele .
Der Aufbau der Predigt befolgt das Prinzip der Homilie in ausgeprägter Form , d . h. Eckhart exe
gesiert die einzelnen Bestandteile des der Predigt zugrunde liegenden Schrifttextes Luk . 1, 26 + 28
nacheinander. Auf diese Weise ergeben sich folgende Predigtabschnitte : 1. 'In der zit' (229,1 — 233,4),
im Pfeifferschen Text dadurch verunklärt, daß Pfeiffer S. 104,34f. in der zît zum Voraufgehenden
gezogen und hinter zît einen Punkt gesetzt hat (sieh unten S. 229 Anm . 1). In diesem Abschnitt
wird das Thema der Gottesgeburt in der Seele, das Eckhart gleich im Anschluß an das Schriftwort
schon anschlägt (227 ,6 ff.), im Hinblick auf die Zeitlosigkeit dieser Geburt unter Hinzuziehung des
Schrifttextes Gal. 4,4 (230,4 ff.) fortgeführt . — 2. 'Der engel wart gesant' (234 ,1 — 236 ,6) : Eckhart läßt
sich in diesem Abschnitt über die „ hohe“ Natur der Engel, die „ ohne Zahl“ , d. h. nicht zählbar,
und hoch über der Natur des Menschen sind , aus im Hinblick auf ihre dienende Funktion bei der
Gottesgeburt in der Seele , die Gott allein wirkt. — 3. Gabriel (236 ,7 — 240,6): Der Engel, der zu Maria
15 Edhart, D 2 225
In illo tempore missus est angelus.
gesandt wurde, hatte, wie alle Engel, keinen sein Wesen bezeichnenden Namen , wurde vielmehr
nur benannt nach seinem Werk, wie der Zimmermann nach seinem Werk benannt ist. So auch be
zeichnet der Name „ Seele" nicht das Wesen der Seele — so wenig wie der Name „Gott“ das Wesen
Gottes bezeichnet — , sondern benennt sie nur hinsichtlich ihres Wirkens im Leibe. Alles Wirkende
aber sucht sich selbst gebärend hervorzubringen , so wie ein Vater zeugend sich selbst zu gebären strebt
vorzu bringen,so wieein Winterscheine soh nichose
und nur aus Mangel an zureichender Kraft einen ihm nur ähnlichen Sohn , gegebenenfalls aber auch ,
bei noch stärkerer Behinderung, nur eine Tochter zeugt. In der Gottesgeburt aber gebiert der Vater in
seiner vollen Kraft die Seele als sich selbst ganz gleich und als eins mit ihm , dafern die Seele alle ihre
Gebrechen abgelegt hat. Eckhart wiederholt, daß der Engel, der über die ganze Welt erhaben ist, zu
dieser Geburt nur dienend wirken kann . — 4 . ‘Ave' (240, 7 — 241, 7 ) : Eckhart deutet dieses 'Avè' pseudo
etymologisch als sine vae = âne wê, d . h . ohne das Weh der Kreaturen . Der Mensch, der alle Kreaturen
und alle Zeit aufgibt, der ist âne wê und genießt in der Gottesgeburt die Fülle aller Freude und
Wonne. — 5 . 'Gnaden vol (241,8 — 244,9 ) : In diesem Abschnitt läßt Eckhart sich über das Wesen der
Gnade aus, das, ebenso wie die Gottesgeburt, âne werk und gote . . . glich und . .. sippe ist (242,4 ).
Er unterscheidet den brunnen der gnade, die eben dort entspringt, wo der Vater seinen Sohn gebiert
(243,6f.), von dem brunnen , in dem die Kreaturen aus Gott fließen (243,8f.), und betont, daß die
Gnade ebensowenig „ wirkt“ , wie das Feuer in seiner reinen Natur nicht brennt, daß die Gnade viel.
mehr im Einssein mit Gott besteht (244,8f.). — 6 . 'Got mit dir ' (245,1 - Schluß) : In diesem 'Gott mit
dir ' geschieht die Geburt , und sie ist allen Menschen möglich , die GottesGnade in sich wirken lassen .
Verspüren sie sie nicht, so sollen sie doch danach begehren , daß sie ein Begehren nach dieser gnaden
haften Gottesgeburt erlangen .

Die Seiten - und Zeilenangaben am Innenrand des folgenden Textes beziehen sich auf die Text
abdrucke von Strauch (Par. ), Jostes (kursive Zählung) und Pfeiffer .

226
PL. 104,25 In illo tempore missus est angelus Gabriel a deo : ave gratia plena ,
dominus tecum .

. 14,5 Disiu wort beschrîbet sant Lukas : 'in der zît wart gesant der engel Gabriel von
gote ' i. In welher zît ? 'In dem sehsten mânôte', dô Johannes Baptistâ 2 was in sîner
muoter lîbe.
Der mich vrâgete: war umbe beten wir, war umbe vasten wir , war umbe tuon wir
alliu unseriu werk , war umbe sîn wir getoufet, war umbe ist got mensche worden , daz
Jo.107,30 daz hoehste was ? — ich spræche : dar umbe, daz got geborn werde in der sêle und diu

1f.; 3f. ; 4 Vgl. Luc. 1,26 : In mense autem sexto ,missus est angelus Gabriel a Deo . .. 28 : Ave
gratia plena : Dominus tecum : . . .; vgl. auch unten S. 229, 1; 234 ,1; 236,7 ; 240,7 ; 241,8; 244,8 ; 245, 1.

Zuweifew.)) In disir pen daz got gebors. 1), H ,f.1


Zuweisungen : < primae partis ) IIIJ In illo tempore missus est angelus Gabriel/( lus Gabriel
fehlt H , Zeilenw .)) Jn disir predigade (predeg H ) bowisit / meistir eckart (Echart H ,) der alde
mit / reden vnde mit glichnissen / daz got geboren wirt in der sele vnde di sele in got / geborin
wirt OH , (Inhaltsverzeichnis: 0 f. 1ra [ Par. an . S. 1), H , f. 1r )
Überschriften : Jtem (fehlt H ,) sermo de aduentu domini (im Text) IIIJ (auf d. Rand ) OH ,
auf d . unteren Rand v . and . Hd. : in kaffin in got O fehlt H , Von deme engel gabriel / wart
gesant czu marien (im Text) dis mag / man lesen / auf vnß li/ben frawen tag / in der fasten (auf
d. Rand , umrandet u. unterstrichen ) Ng
1 In bis 2 tecum .] Missus est Gabriel angelus PfE , (v . and . Hd. auf. d unteren Rand f. 189vb )
fehlt N Me 1 Ave maria gr. H2 3 Disiu bis 5 lîbe. fehlt Meg 3 Disiu bis Lukas: fehlt
PfE , N , der? ] ein OH , d . engel Gabriel gesant PfE , 4 Inë bis 5 lîbe. fehlt N , 4 in
den seis manden OH , Babtistâ ] babºt E , wabernde ( !) Pf 6 Der mich vr. : ] hie möcht
mich ettwer fragen Maister Meg mich nû frâgte : PfE b eten bis umbea fehlt Mez(Hom .)
war?] oder w . PfE w ir , fehlt E war3 bis 7 werk ,] vnd tuen vil gueter werch Me, 6 war
umbe tuon ) oder würken PfE , 7 al unser Pfe , unseriu ] gute Ng warı bis 8 was ?
fehlt Pfe , 7 war1,2 ] oder war Me, daz bis 8 was ? fehlt Me, 8 dazl] diz OH , was ? ]
ist N ich sp 'che OH , sô sprêche (spºch E1) ich : PfE , zw dem sprich ich Meg dar umbe,]
es ist d . Men durch daz PfE , got in unser (der Meg) sêlen geb . werde. PfE ,Me, und bis
228, 1 werde. fehlt PfE1 (Hom .) 8 vnd daz dy N ,

ancot-Missale
1 Der Schrifttext steht nach dem alten Dominikaner iomess imbeaEvangelium
macti derdiMessen
en ) to ma audesc
z in N, s g h
Mittwochs nach dem 3 . Advent, „ In commemoratione ( = Votivmessen ) beate marie virginis in adventu "
und des Festes Mariä Verkündigung (25. März) . Zum letzten paßt die Randnotiz in N , dis mag man
lesen auf vnß liben frawen tag in der fasten (sieh oben unter „ Überschriften "'). Dazu stimmtaber auch
der Rv. unten S . 230 , 1 dâ ich nû von sprach , der sich auf oben S . 211, 1 in Pr. 37 bezieht, die am
Dienstag nach dem 3. Fastensonntag gepredigt wurde (sieh oben S . 210 Anm . 1).
2 Pfeiffer (104, 27) hat die im Var.-App . angegebene ganz geläufige Abkürzung für Baptista
fälschlich durch wabernde wiedergegeben , offenbar in Erinnerung an die Schriftstelle Luk . 1,41: ex
sultavit infans in utero eius: . . . Zu Johannes Baptistâ vgl. unten Pr. 49 (Pf. S . 290, 16 ; 294,24 ).
227
Predigt 38
sêle in gote geborn werde. Dar umbe ist alliu diu schrift geschriben , dar umbe hât got Par. 14, 10
die werlt geschaffen und alle engelische natûre, daz got geborn werde in der sêle und
diu sêle in gote geborn werde1. Alles kornes natûre meinet weizen, und alles schatzes
natûre meinet golt, und alliu geberunge meinetmenschen . Dar umbe sprichet ein meister :
5 man envindet kein tier, ez enhabe etwaz glîches dem menschen .

1 got Me,OH , geb . werde. fehlt Mez Dar bis schrift ] Es ist auch dar vmb alle
geschrifft Mez War umbe Pfe , diu fehlt PfE d ar bis 2 geschaffen ] vnd dy welt
peschaffen Meg 1 dar) unde war PfE 2 die bis nat., ] engels nâtûre und alle welt ge
schaffen ? PfE , die ] alle dy Ng natûre,] creatur Me d az] Dar umbe alleine, daz
PfE in d. sêlen ( selpen Ey geb . w . PfE ,Me, unda bis 3 werde. fehlt PfE (Hom .) 3 got
Me,OH geborn bis 230,3 hilfet. fehlt Me, 3 und fehlt PfE 3f. alle schacz golt N ,
alles sch. n .) al metal OH , 4 meinet1 fehlt Pfe und fehlt Pfe , meinet2 fehlt N ,
mensche. PfE 4f. Als ein meister sprichet , daz enhein tier ist, PfE , 4 sprach OH ,
5 m . env.] so inv . m . OH , dicke kein N , glîches ] gemeine mit PfE , 5f. menschen
in der zît. PfE

1 Karrer ( M . E . S .de238
einne. g340
nn Anm rochuid mus
e 104,31)
esp zu S . 116essPf. t
, pexi verweist ug usti
uf AAugustinus
nos , ut aauf In Ioh .
tr . 110 n .6, PL 35 , 1923: sed ante mundi constitutionem dilexit nos, ut cum eius unigenito etiam
nos filii eius essemus, priusquam omnino aliquid essemus. Pahncke (Diss. S . 56 unter 3 ) verweist
auf Pf. S. 103,11ff.: Ich hân etwenne gesprochen unde sprich ez noch : allez daz unser herre ie getet,
daz tet er niender umbe, denne daz got mit uns sî und wir ein mit ime werden , und dar umbe ist
got mensche worden (sieh Quint S. 297 zu 103,13). und bezieht den Rv. auf die vorliegende Stelle . —
Zu S . 227,8ff. vgl. etwa DW 1 S . 166 ,8ff.: Dâ ist gotes tac, dâ diu sêle stât in dem tage der êwicheit
in einem wesenlîchen nû, und dâ gebirt der vater sînen eingebornen sun in einem gegenwertigen
nû und wirt diu sêle wider in got geborn .; 171,8ff.: Diu sêle , diu dâ stât in einem gegenwertigen
nû, dâ gebirt der vater in sie sînen eingebornen sun , und in der selben geburt wirt diu sêle wider in
got geborn.; vgl. auch In Ioh. n . 322, LW 3 S. 271,6f.: . . . sic qui nascitur filius dei et deus in ipso
nascitur filius . . .
2 Vgl. unten Pr. 51 ( Pf. S . 333, 36ff.) : Diß korn das meynet den rockenn ; das hat es in der
natur, das es weytzen werdenn mag ; darumb so růwet es nitt, es komme in die selbenn natur. Diß
weytzenn korn hat es in der natur, das es alle ding mag werdenn ; darumb giltet es vnd gibt sich
in den tod, vff das es alle ding werde. Vnd diß ertz daz ist kupffer; das hat in seiner natur, das es
silber werden mag, vnnd das silber hat in seiner natur, das es gold werdenn mag ; darumb so gerůwet
es nymmer, es komme[n ] in die selben natur. — Die Bedeutung des meinet ( Z . 3 und 4) ist: „ strebt
an “ , „ intendiert“ , „ zielt auf“ : „ Die Natur jedes Korns zielt auf Weizen , und jedes Metall zielt auf
Gold , und jede Geburt zielt auf den Menschen " . Vgl. ferner In Gen . I n . 132, LW 1 S . 285,4ff.: Propter
quod secundo notandum quod, sicut omne granum est infirmitas sive aegritudo deficiens a forma
et perfectione tritici — propter quod in terris quibusdam pinguibus et fecundis » siligo seminata«
» in tertio anno« convalescit » in triticum « fugata et expurgata aegritudine siliginis ex terrae fecun
ditate — rursus omne metallum infirmitas ac aegritudo est auri — propter quod alchimistae glo
riantur purgata aegritudine cuiuslibet metalli ipsum converti in verum aurum — sic eodem modo
homo, utpote perfectius animal omnium , se habet ad alia animalia ita , ut omne animal sit imper
fectum quoddam et aegritudo hominis. und dort Anm . 3 — 6 , wo verwiesen ist auf Albertus M . De
vegetab . V tr . 1 c . ry n . 55 (ed . Meyer u . Iessen $ . 312 ff. ) : Primus autem modus, qui est ex seminum
transmutatione, est sicut seminata siligo nobilitatur et in secundo vel tertio anno mutatur in tri.
ticum . . . .Modus autem huius est paulativus, quia paulatim siligo nobilitatur. In primo anno fit
granum grossius et rubicundius, et in secundo anno quod surgit de grano iam mutato seminato fit

228
In illo tempore missus est angelus Gabriel
35 ' In der zît 'i. In dem , dâ daz wort ze dem ersten enpfangen wirt in mîner vernunft,
198,5 dâ ist ez sô lûter und sô kleinlich , daz ez ein wâr wort ist, ê ez gebildet wirt in mînem
gedanke. Ze dem dritten mâle wirt ez gesprochen ûzwendic mit dem munde, und also
enist ez niht dan ein offenbarunge des innern wortes 2. Alsô wirt daz êwige wort ge
sprochen inwendic in dem herzen der sêle , in dem innersten, in dem lûtersten, in dem 5

1 Sieh oben S. 227,1, 3.

1 In2 bis êrsten ] Aller êrste dô daz wort PfE , daz] diz N20H , 2 ist ez) ist ist Ng
sô kl. u . sô I., PfE daz bis ist ,] da ist ez ein w . w . OH , daz iß ein w . w . Ng werde PfE
myner N , 3 dritten ) andern Pfe , mâle fehlt OH , ûzw . gespr. PfE 3f. und
ist niht mêr d . PfE , 4 f. gesprochen fehlt Ng 5 inw . bis sêle, fehlt PfE , innegisten
PfE , in3,4 ] und in PfE ,

iterum grossius et rubicundius, et ex illo seminato tertio anno fit triticum .; I tr .2 c.10 n. 191 (a.a .O .
S . 94) ; Sermo LV, 2 n . 541,LW 4 S . 454,4f.: Frumenti, id est tritici, in quo significatur nobilitas animae
et sinceritas. Triticum est omnis frumenti puritas et intenta nobilitas.; Albertus M . Mineral.
III tr. 1 c. 7 U. 9 (ed . Borgnet 5, 68a; 70f.); In Gen. I. n. 183, LW 1 S. 326 ,6; n . 195, S. 341,8;
n . 196, S . 342,11; In Gen . II n . 187, S . 657, 11ff.; In Sap. n . 13, LW 2 S . 333,11 und Anm . 6 ; In
Ioh . n . 527 ; Maimonides Dux neutrorum III c. 14 (770 13 — 17): Ostensum est autem quod , quod
perfectius est in entibus in hac materia , est homo, et quod ipse est finis et consummatio istarum
compositionum et est perfectior cunctis. Licet autem dicatur quod omnia entia , quae sunt sub
sphaera lunae, sunt propter ipsum , verum est secundum hunc modum , scilicet ut sit motus variationis
propter necessitatem generationis , ut inveniatur perfectum secundum quod possibile est esse . -
2 . 3 schaz = „ verarbeitetes Edelmetall“ .
1 Pfeiffer (104,35) setzt fälschlicherweise den Punkt nicht hinter Z . 5 menschen , sondern
hinter oben Z . 1 zît. 'In der zît' gehört aber fraglos zum Folgenden .
2 Zu 2 . 1ff. vgl. DW 1 S . 66 ,3ff.: Ich sprach einest : swaz eigenlîche gewortet mac werden ,
daz muoz von innen her ûz komen und sich bewegen von innerer forme und niht von ûzen her în
komen , mêr: von inwendic sol ez her ûz komen . und die dort Anm . 3 verzeichneten Parallelstellen
Pf. S. 18 ,39ff.; 180,29f.; ferner DW 1 S. 376,8ff.: Ze glîcher wîs, als daz wort, daz ich nû spriche,
daz entspringet in mir, ze dem andern mâle sổ ruowe ich ûf dem bilde, ze dem dritten mâle sô spriche
ich ez ûz, und ir enphahet ez alle ; nochdenne blîbet ez eigenlîche in mir. und die dort Anm . 4 auf
geführten Textparallelen, insbesondere In Ioh . n . 486: . .. impossibile est aliquem loqui nisi prius
formata in ipso specie et imagine quae proles est et filius est expressivus sui ipsius totius, in quantum
loquens est.; n . 642 :. . . . et in nobis dicere est generare prolem : verbum scilicet genitum nobis in
corde sive in anima illius cui loquimur.; In Eccli . n . 69, LW 2 S . 298,13ff.: Sic etiam verbum omne
prius formatur intus in anima quam producatur et manifestetur per loquelam extra.; In Gen . II
n . 47, LW 1 S . 514 ,4f.: Secundo verbum est, quo loquitur et dicit, nuntiat sive manifestat se et ea
quae in ipso sunt.; vgl. auch Pf. S . 335,22ff .: Daz wort, daz ir von mir hæret, daz ist niht ein vol
komen wort, ez ist ein bezeichenunge des Wortes, daz in mir ist.; oben S . 166 ,6ff.; 97 ,446 und dort
Anm . 4. — In Z . 3 haben PfE , andern statt dritten . Wie die oben aufgeführte Vergleichsstelle DW 1
S . 376, 8ff. in der verwandten Pr. 22 zeigt, ist dritten sicher ursprünglich; denn dem dortigen ze dem
andern mâle sô ruowe ich ûf dem bilde entspricht oben Z . 2 ê ez gebildet wirt in mînem gedanke,
das nur nicht ausdrücklich als zweites Moment angekündigt ist. Ähnlich DW 1 S. 269,2f., sieh dort
Anm . 2.
229
Predigt 38
houbete der sêle , da ich nû von sprach , in vernünfticheit : dâ geschihet diu geburt inne1. Jo. 108,1
Der niht dan einen ganzen wân und eine hoffenunge hie zuo hæte , der möhte gerne wizzen ,
wie disiu geburt geschihet und waz hie zuo hilfet.
Sant Paulus sprichet :'in der vüllede der zît sante got sînen sun '%. Sant Augustínus Par.14,3
5 sprichet, waz dâ sî 'vüllede der zît': »dâ niemer zît enist, dâ ist ' vüllede der zît'«. Danne
ist der tac vol, als des tages niemer enist8. Daz ist ein nôtwârheit : alliu zît muoz dâ abe
sîn , dâ sich disiu geburt hebet, wan niht enist , daz dise geburt alsô sêre hinder als zît

4 ; 5 Gal. 4,4: At ubi venit plenitudo temporis, misit Deus Filium suum ...; vgl. auch unten
S. 231,7 , 9f.

1 houbete] hæhsten PfE , då bis sprach, fehlt PfE ,OH , in ] daz ist in OH , fehlt
eine zuoversiht har zuo PfE 3 wie daz disiu geb . geschehe Pfe , da czu N , hülfe.
PfE 4 Dar vmb spricht sand pauls Me, der czit der fullede (völl da Mez) N2Me, volli
Pfe , 4f. S . Aug. spr.,] Awff das spricht sand Augenstin Mey 5 spr., ] wart gevrâget , PfE ,
waz bis zît’: ) da ist dy tzeit der völl Meg dâ ] daz Pfe , sî ' v .] fullede si N2H , sî diu volli
PfE dâ3 bis 231, 1 crêatûre.] da ist des tags völl da nymer tag ist wann so sich dy purd an hebt
so ist nat das alle tzeit ab sey dy von ir vnd der creatur vasst gehindert wirt Me, 5 » dâ bis
7 hebet,] Volli der zît ist, dô des tages niht mê ist: danne ist der tac vol. Ez ist ein gewissiu wârheit,
swâ disiu geburt geschehen sol, dô muoz al zît abe sîn : PfE , 5 dâ®] daz N , 6 alse iß
des N , 7 alsô] sô PfE N ,

i Zu S . 229,4ff. vgl. insbesondere oben S . 211, 1: Daz vünkelîn der vernünfticheit, daz ist daz
houbet in der sêle, . . . und dort Anm . 1. Wie ich oben S . 227 Anm . 1 bereits gesagt habe, dürfte sich
der Rv. oben Z . 1 dâ ich nû von sprach auf oben S. 211,1 der voraufgehenden Predigt beziehen ( vgl.
Pahncke Diss. S . 56 unter 3, wo auch auf Pf. S . 108, 13f. = unten Pr. 45 : Vernünfticheit daz ist
daz houbet der sêle. verwiesen ist) . — Zu S . 229,5 herzen der sêle vgl. Lüers S . 196 . — Zu S . 229, 5
in dem innersten, in dem lûtersten, vgl. oben S . 95 ,3ff. und dort Anm . 2 ; 162,3 ; 164,2f. und dort
Anm . 1 ; unten S . 259,7 und dort Anm . 4 ; DW 1 S . 302,5ff. und dort Anm . 2 ; 287,2f. und dort Anm . 2 ;
173, 10f.: Daz ist inne, daz dâ wonet in dem grunde der sêle , im innersten der sêle, in vernünfticheit . . .
und dort Anm . 3 ; unten Pr. 43 ( Pf. S . 255, 17ff.) und die dortige Anm ., Thomas S. theol. III
q. 6 a. 2: ... ut Damascenus dicit , .. .intellectus enim est quod est animae purissimum ; ...
2 Eckhart zitiert Gal. 4 ,4 öfters, so DW 1 S . 179, 12f.: Ich sprach einest : dô diu zît vol was, dô
sante got sînen sun . Wie ich a .a .0 . S . 180 Anm . 1 gesagt habe, dürfte sich der Rv. auf die obige Stelle
der vorliegenden Predigt beziehen .
3 Zu 2 . 4 - 6 vgl. Augustinus En . in P8. 72 n . 16, PL 36, 922 : . . . redit ad deum , et incipit
quaerere et disputare. Sed quando ? Cum dies pleni invenientur in eis. Quid est, dies pleni? Cum
autem venit plenitudo temporis,misit deus filium suum (Gal. IV ,4 ). Ipsa est plenitudo temporis, quando
venit ille temporalia docere contemni, non habere magnum quidquid mali homines cupiunt; . . .
( Der Hinweis Bihlmeyers Par. an . S . XXX zu 14 ,25 auf Confess. X1,23, PL 32 , 820f. Quid sit
tempus dürfte abwegig sein .); DW 1 S . 74,5ff.: 'Got unser herre sante sînen sun in die werlt '. Ich
sprach einest alhie : got sante sînen sun in der vülle der zît der sêle, sô si alle zît vürgangen hât.;
In Ioh. n . 293, LW 3 S. 245,7ff.: Gal. 4 dicitur: ‘ubi’, id est quando, 'venit plenitudo temporis,
misit deus filium suum '. Plenitudo temporis est, ubi nullum tempus est; sic enim plena dies dicitur,
quando finis est diei et iam nihil illius diei est. und dort Anm . 2; DW 1 S. 422,5ff. und S . 423 Anm . 1,
insbesondere Sermo XXII n . 214 , LW 4 S. 200,10f. und dort Anm . 6 .
230
In illo tempore missus est angelus Gabriel
und creatûrel. Daz ist ein gewissiu warheit, daz zît got noch die sêle von natûre niht
2015 berüeren enmac. Möhte diu sêle von zît berüeret werden , si enwäre niht sêle , und möhte
got von zît berüeret werden , er enwære niht got. Wære aber, daz zît die sêle berüeren
möhte, sô enmöhte got niemer in ir geborn werden , und si enmöhte niemer in gote geborn
werden . Dâ got geborn sol werden in der sêle , dâ muoz alliu zît abegevallen sîn , oder si 5
25 muoz der zît entvallen sîn mit willen oder mit begerunge.2
20 Ein ander sin von ‘vüllede der zît ': der die kunst hæte und die maht, daz er die
zît und allez , daz in der zît in sehs tûsent jâren ie geschach und daz noch geschehen sol
biz an daz ende, her wider geziehen künde in ein gegenwertic nû, daz wære 'vüllede der
30 25 zît'. Daz ist daz nû der êwicheits, dâ diu sêle in gote alliu dinc niuwe und vrisch 4 und 10
7 ; 9f. Sieh oben S. 230,4.
1 Ez ist ein nôtwârheit , PfE , diu z . PfE ,Me, got hinter sêle Meg v on natûre
fehlt PfE Me.
fehlt PfE
der tzeit Men
2
s
wann möcht Me,
wårsy
So wår
Möhte zît die sêle berüeren, sô enwêre si PfE
die 4 möhtund]
chain selsel Me,
sy chain e,] MöAlso aber fehlt
hteMe, (
von
not in ir 3 von der tzeit Me,
vndPfei
80 enwêre er PfE Wære bis 4 möhte ,] Möhte aber (vnd möcht dy Mez) zît die sêle be
rüeren , PfE ,Meg 3 wer iß aber N , zît? ] di zit 0 4 got in ir niht (nit ni ir E ) g .
PfE ,Meg niemerl] nimmer mer Ng und bis 5 werden . fehlt PfE40H (Hom .) 4 enmöhte?
bis gebornº] möcht auch in got nicht parn Meg 5 Dâ bis sêle,] Diu sêle , in der got geborn sol
( sol parn Men) werden , PfE ,Me, dâ bis 6 sîn ] diu muoz der zît enpfallen , unde diu zît
muoz ouch ir enpfallen , jâ zuo dem minnesten ein PfE , der mues dy tzeit enphallen Me, 5 sîn ,
bis 232,5 entvallen fehlt Meg (Hom .) 6 oder] vnd N , 7 ander völli Pf andern fülle E von ]
von der Ng Swer d . kunst u . d .maht hête , Pfe , die fehlt PfE , 8 der zît in fehlt
PfE , (Hom .) und daz ] oder PfE , 9 ende, her ] ende der welte : swer daz har Pfe , kunde
gez. PfE geziehen ) gegißen N , völli Pfe , 10 Daz] Diz PfE in bis 232,1 bekennet]
alliu dinc in gote bekennet alse niuwe und alse frisch PfE ,
1 Vgl. DW 1 S . 179,9ff.: Sant Augustînus sprichet: herre, als ich mich neige ûf dich , sô
wirt mir benomen alliu swære, leit und arbeit. Als wir zît und zîtlich dinc hân übertreten , sô sîn wir
vrî und alle zît vrô , und denne ist vüllede der zît , und denne sô wirt der sun gotes geborn in dir.;
Sermo XL,3 n . 404, LW 4 S. 344,7f.: Vide igitur, quanta similitudo et filiatio sit animae ad deum ,
si se ipsam supra tempus extulerit. und dort Anm . 10 .
2 Zu Z . 1ff. vgl. DW 1 S . 169,8ff.: wan allez, daz zîtlich ist, daz ist gote verre und vremde.
. . . Die wîle der mensche zît und stat hât und zal und menige und schar, sô ist im gar unreht und
ist im got verre und vremde, und dort Anm . 4 ; oben S . 165,4f.; Pf. S . 133,31ff.; DW 1 S . 135, 11ff.:
Waz uns des hindert, daz wir hier inne niht state sîn , daz bewîset ein meister und sprichet : ez kumet
dâ von , daz wir zît rüeren . Waz zît rüeret, daz ist toetlich , und die dort Anm . 3 verzeichneten Stellen
( Pf. S. 95,24ff. = ) unten Pr. 47; Pf. S . 143,8ff. ; (308,5ff. = ) unten Pr. 50: . . . vnd meinet zit, das
vns hindert an dem liechte , want gotte dem ist enkein ding so vaste wider als dý zit ; Nicht alleine
dý zit , er meinet och ein anehaften der zit ; er enmeinet och niht alleine ein anehaften der zit , er
meinet och ein ein růren der zit ; Nicht alleine ein rúren der zit, Mer : óch einen roch vnd einen smak
der zit, . . . — Zu Z . 5f. vgl. unten S . 232,4f. und S . 241,4f.
3 Zu S . 231,7 ff. vgl. DW 1 S. 143,7ff.: Nime ich ein stücke von der zît, sô enist ez weder der
tac hiute noch der tac gester. Nime ich aber nû , daz begrîfet in im alle zît . Daz nû, då got die werlt
innemachete, daz ist als nâhe dirre zît als daz nû , dâ ich iezuo inne spriche, und der jüngeste tac ist als
nahe disem nû als der tac, der gester was. und dort S . 144 Anm . 1. Zu dem nû der êwicheit vgl. etwa
noch Sermo VIII n . 85 , LW 4 S . 81,6ff. und dort Anm . 6 ; unten S . 261,3ff.; oben S . 24,4 und dort
Anm . 2; 94 ,8f. und dort Anm . 4; 86 ,6ff. und dort S . 87 Anm . 1.
4 Zu niuwe und vrisch vgl. oben S. 117 ,1 und dort Anm . 1. — Der Satz 2. 10f. besagt: „ Diese
231
Predigt 38
gegenwertic bekennet und in der lust, als diu ich iezuo gegenwertic hân. Ich las niu
welîche in einem buoche - der ez gegründen künde ! — , daz got die werlt iezuo machet
als an dem ersten tage, dô er die werlt geschuof1. Hie ist got rîche, und daz ist gotes
rîche 2. Diu sêle , in der got sol geborn werden , der muoz diu zît entvallen , und si muoz Par. 15,5 J
5 der zît entvallen und sol sich ûftragen und sol stân in einem înkaffenne in disen rîchtuom
gotes3: dâ ist wîte âne wîte und breite âne breite; dâ bekennet diu sêle alliu dinc und
bekennet sie dâ volkomen .
Die meister , die dâ beschrîbent, wie wît der himel sî, daz wære unglouplich ze
sprechenne: diu minste kraft, diu in mîner sêle ist, diu ist wîter dan der wîte himel; ich 10

1 der selben l., PfE , als bis hân .) als ich sî ieze hân gegenwertic. PfE als fehlt H ,
Ich bis 9 sprechenne: fehlt PfE l f. niuwelîche fehlt OH , 2 buchiline O bůchillichine H ,
grunden H , gronde o N
3 daz ] diß 4 und bis 5 disen ] vnd mues awff sehen zw dem Me,
5 dysem H , 6 ist hinter wîte? Meg dân bis 7 volkomen .] vnd da dy sel alle ding vol.
chömenleich erchennt Me, 8 Die bis 9 sprechenne: fehlt Meg (Entsprechung hinter 9 himel;)
8 beschriben ON , schribent H , sî, daz ) ist da N , daz bis 9 sprechenne : fehlt OH , 9 diu ?
bis diu ) in mîner sêle PfE w îter) weder N , wîte fehlt Me, himel ;] h . von des weit
dy maister schreiben das vnglaubleich ze sagen wår Me,

Fülle der Zeit ist das Nun der Ewigkeit, in dem die Seele alle Dinge in Gott neu und frisch und gegen
wärtig erkennt und in der gleichen Lust, wie ich diejenigen Dinge erkenne,) die ich im Augenblick jetzt
gegenwärtig vor mir habe“ .
1 Vgl. DW 1 S . 171,3ff.: Ich sprach einest , daz got die werlt nû schepfet, und alliu dinc sint
glîch edel in disem tage. Spræchen wir, daz got die werlt schepfete gester oder morne, sô giengen
wir mit einer tôrheit umbe.Got schepfet die werlt und alliu dinc in einem gegenwertigen nû ; und diu
zît, diu dâ vergangen ist vor tûsent jâren , diu ist gote iezuo als gegenwertic und als nâhe als diu
zît, diu iezuo ist, und dort Anm . 3. Vielleicht hat Eckhart mit dem buoche, von dem er in Z . 2 spricht,
die Confessiones des Augustinus im Sinn , vgl. etwa Confess. XI c. 13 n . 15f. (ed Skutella
S . 274 ,12 ff.) : cum ergo sis operator omnium temporum , si fuit aliquod tempus, antequam faceres caelum
et terram , cur dicitur , quod ab opere cessabas ? id ipsum enim tempus tu feceras, nec praeterire
potuerunt tempora , antequam faceres tempora . . . . anni tui dies unus, et dies tuus non cotidie ,
sed hodie , quia hodiernus tuus non cedit crastino ; neque enim succedit hesterno. hodiernus tuus
aeternitas : . . .
? Über das rîche gotes vgl. Jostes Nr. 82 S. 84ff., insbesondere S . 85,1f.: Nu verstet mit ernst :
gotes reich ist er selber und sein volkůmens wesen . Zu dem andern mal so verstet man gotes reich
in der sele .; Pf. S. 313,32ff .: Alsô ist got ouch rîch in ime selber und in allen dingen . Nû merket :
diu rîcheit gotes, diu lît an fünf dingen (sieh Quint S . 860 zu 313,33) ; oben S . 151,2f.; Pf. S . 221,22ff.:
wan gotes rîche daz ist got selbe mit allem sînem rîchtuome. Gotes rîche ist kein kleine dinc: der
alle welten bedêhte, die got machen möhte, daz ist gotes rîche niht. In welher sêle gotes rîche er
schînet unde diu gotes rîche erkennet, der darf man niht predien noch lêren : . . .; 223,5ff.: Unde
ein solhiu sêle bekennet got unde weiz (sieh Pf. S . 687 ) , wie nâhe gotes rîche ist, daz ist got mit allem
sîme rîchtuome.; DW 5 S . 22,1f. ( BgT ) : 'zuokome dîn rîche', daz ich nihtes niht enhabe, daz ich
rîche ahte und wizze dan dich rîche.
8 Zu Z . 4 ff . vgl. oben S. 231,5f. -- Zu rîchtuom gotes vgl. die vorhergehende Anm . und DW 1
S . 368,10f.: Gotes rîchtuom und wîsheit und wârheit ist alzemâle ein in gote; . .. - Zu sich ûf.
tragen vgl. etwa oben S . 115,3 : Dar umbe sol sich diu sêle ûftragen mit aller ir kraft . . .
232
In illo tempore missus est angelus Gabriel

geswîge der vernünfticheit: diu ist wît âne wîtel. In dem houbete der sêle , in vernünftic
heit ?, in der bin ich als nahe der stat über tûsent mîle jensît des mers als der stat, dâ
ich iezuo inne stân 3. In dirre wîte und in disem rîchtuome gotes dâ bekennet diu sêle,
109,5 aldâ entvellet ir niht, und dâ enist si nihtes wartende4.

1 vern. :] vernunft, PfE ,N2Meg diu ) in der PfE , weit a . weit ist Meg wît ] wîte
PfE , wyds H , In bis 1f. vernünfticheit . fehlt PfE , lf. in vern ., fehlt Me, 2 bin
bis mers ] ich als nahent über tawsentmeil pin Me, der stat1 fehlt Ng über bis mers] diu
über t. m . ist, PfE , des fehlt OH , 2f. dar an ich yetzund stee Me 3 In bis 235,1
gesant'. fehlt Pfe , 3 In bis 4 nihtes] In der weit vnd in dem reichtumb gots erchennt dy
sel alle ding vnd ir enphellt da nichts vnd sy ist auch da nichts Meg

1 Zu S. 232,8ff. vgl. DW 5 S. 20,2f. (BgT ): Nû sprichet ein geschrift, daz daz niderste der
sêle ist edeler dan des himels hehstez. und die dort S. 73 Anm . 46 verzeichneten Vergleichsstellen In
Sap. n . 131, LW 2 S. 469,6ff.: Praedictis consonat quod mathematicus concedit qualibet magni
tudine maiorum accipere in infinitum . Rursus etiam imaginatio , quae circa magnitudinem versatur,
potest imaginari quolibet magno maius, etiam caelo . Unde per hoc Augustinus libro De quanti
tate animae probat animam esse maiorem toto mundo (dort Anm . 5 : De quant. an. c. 5 n . 9 , PL 32,
1040 ). und dort Anm . 3 — 5 ; Pf. S . 173,16ff .: Hie von sprichet sant Augustinus in einem buoche,
dâ er sprichet von der sêle , daz si edeler ist unde sterker unde groezer dan alle créatûre,. .. ( = Pf.
S . 395 , 12f.) ; 229,8ff.: Diz lieht ( = vernünfticheit ) ist ouch sô wît , daz ez der wîte entwahset. Ez
ist wîter dan diu wîte, ez entwahset der wisheit unde der güete , also got entwahset der wîsheit unde
der güete, . . . (sieh Quint S . 643 zu 229, 10 ) ; 100,24 : Die meister sprechent unde ist ouch wâr, daz
diu sêle sî wîter denne der himel ( sieh Quint S . 284 zu 100,24 )., 413,25ff.; DW 1 S . 349,10ff.: Nû
sprichet ein meister , daz ein kraft der sêle liget über dem ougen , diu ist wîter dan alliu diu werlt
und wîter dan der himel. und dort Anm . 4 ; unten Pr. 42 (Pf. S. 256,30ff.) : Nû wizzet : ez ist ein kraft
in der sêle , diu ist wîter dan der himel, der då unglouplîche wît ist , und also wît , daz man ez niht
wol gesprechen enmac – und disiu selbe kraft diu ist noch vil wîter.; DW 1 S. 128, 7: .. . diu sêle ist
doch an irm snædesten bezzer dan der himel und alle créatûren ? und dort Anm . 5 ; Pf. S . 76, 1f.:
Nû sint die nideristen krefte der sêle edelre denne daz obriste teil des himels , . . . - Zu S . 232 ,8
unglouplich vgl. unten S . 239,1 ; Pr. 42 (Pf. S. 257, 16 ) : .. . dâ sprach ich ein wort, daz lûtet gar
unglouplîche ;. ..
2 Vgl. oben S. 229,5f. und dort S. 230 Anm . 1.
3 Vgl. DW 1 S. 220,7ff.: .. . vernünfticheit : dirre kraft enist niht verre noch ûzer. Daz enent
des mers ist oder über tûsent mîle , daz ist ir als eigentliche kunt und gegenwertic als disiu stat, dâ
ich inne stân . und die dort Anm . 2 (S . 221 unten zu 280,8f.) verzeichneten Textparallelen , insbeson
dere DW 1 S. 183,2ff.; ( Pf. S. 257,15ff. = ) unten S. 305,1ff. und dort Anm . 1; ferner oben S . 86 ,7ff.
und dort S . 87 Anm . 1. Vgl. auch Mahnke S. 154f. und S . 155 Anm . 1 sowie Zeller ZKG 57 S . 339,
wo aus Weigels Schrift „ Vom Ort der Welt“ (Halle, 1614 , S . 40) eine Stelle mitgeteilt ist, die von
Mahnke und Zeller als Zitat der vorliegenden Predigtstelle angesehen wird : „ Nahe vnd weit gilt jhm
gleich / ist jhm eben eins / wie denn Mercurius vnd Eccardus bezeugen / daß meiner Seelen
ein Ding vber Meer bey 2000 Meilen eben so nahe sey als der Leib , darinne sie wohnet.“
4 Der Satz besagt, daß der Seele „ in dieser Weite“ , d . h . in der Weite der vernünfticheit, die wît
âne wite ( Z . 1) ist, nichts entfällt, d . h . nichts entgeht oder verlorengeht, und daß sie in disem rîchtuome
gotes (Z . 3), im nû der êwicheit nämlich , alliu dinc niuwe und vrisch und gegenwertic bekennet
( oben S. 231,10f.) und nach nichts mehr Ausschau zu halten braucht.
233
PREDIGT 38 (Strauch Par. an . Nr. 4 S. 14 — 18, Pf. Nr. XXIX S. 104 – 105 )

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S. 298f., Spamer PBB 34 S. 338f., Strauch a.a.O .
S . XXI zu Nr. 4 ):
E f. 189vb - 190va, danach von Pfeiffer gedruckt. Der Text ist eindeutig Fragment ; er reicht
nur bis unten S. 236 ,6 werk . Er zeigt aber auch weitere Lücken , insbesondere unten S . 232,1
Ich — 9 sprechenne. Es ist 0 . w . ersichtlich , wie ich in Quint S. 299 unter Zitierung von
Büttner I S. 210 gesagt habe, daß E , die Predigt nur zu etwa einem Drittel überliefert und
infolgedessen die Ausführungen über die Bestandteile des Schriftzitats 'Gabriel', 'Âvê', 'Gnaden
vol', 'Got mit dir , die Eckhart nacheinander exegesiert, fehlen .
H, f. 13v - 18v .
Me, f. 315va - 316ra , Textstücke in einem Konglomerat = unten S . 227,6 Der — 228, 3 gote + 230,4 Sant
Paulus— 231,5 werden . + 232, 4 Diu — 233,4 wartende . + 235 ,2 Glicher — 236 ,5 zuo. + 238, 7 Aber
- 9 séle. + 239,5 Ez — 6 wirt, + 240,4 dise — 6 werk . + 241,2 Dâ —— 3 ist. + 241,8 Daz - 242, 4
glich + 242,6 Daz — 243, 1 möhten . + 6 Ein — 7 sun; + 8 Ein - 244,2 erden .; sieh Quint S . 299,
wo gesagt ist , daß Spamer (PBB 34 S . 367) die Identifizierung der Textexzerpte mit dem
Text von O nach dem Sieversschen Abdruck in ZfdA 15 , S. 377 ff. bereits vorgenommen hat.
f. 978 — 99r = Jostęs Anhang I Nr. 4 S. 107 – 1121.
O f. 10r — 13v = Strauch Par. an. Nr. 4 S. 1418 .
Filiation der Hss. (sieh Quint S. 299f.): Wie oben schon gesagt wurde, überliefert E , nur ein Frag
ment der Predigt, und auch dieses nur lückenhaft. E , zeigt auch in den übrigen Texten , die es bietet,
Lücken ; es läßt mit Vorliebe die Subjektivismen , insbesondere die Rückverweise der Predigten , aus,
vgl. etwa DW 1 S . 371 unter „ Filiation der Hss." . Es handelt sich also gewiß nicht um eine eigene
„ Fassung“ der Predigt in E ,, dessen Text vielmehr im ganzen zu dem der Volltexte OH ,N , stimmt.
Im einzelnen weicht E , allerdings sehr häufig von diesen ab . Anderseits läßt insbesondere der Ein
gang der Predigt eine engere Zusammengehörigkeit von E , und OH , erkennen : S. 227,4 In - 5 libe.
E ,OH ,] fehlt Ng. — Der, wie immer, bearbeitete Text von Mez steht im ganzen näher bei N , als bei
Ej, wie folgende Stellen erkennen lassen : 14 ,24 der vüllede der zît ] der czit der fullede (völl da Mez)
N2Mez; 235 , 3 ie — suln ) haben N Mez; 7 An] in N Mez; 236 ,1f. ein herre der here OH ,) eyn got des hers
Ngdes hers gotMez; 242,4 ich - 5 hân , ] ich iczuntvon sprach N Meg. – O und H , stehen auch hier wieder
in dem Verhältnis zueinander, wie ich es DW 1 S. 116 und S. 340f. charakterisiert habe.
Textkonstituierung ( sieh Quint S . 300): Da die Volltexte OH , und N , weitgehend übereinstimmen ,
ist es gleichgültig, ob man OH , oder N , als Grundlage für die Textkonstituierung wählt . Ich bin
im ganzen OH , gefolgt und habe N , mit E , und Me, als Korrektiv herangezogen . Wo OH , und N ,
alleinstehend voneinander abweichende Varianten boten , mußte auf Grund innerer Kriterien ent
schieden werden . Das gilt insbesondere für die Stelle S. 238,5, an der ich das Textplusstück von N ,

1 Die Angabe von Jostes S. XIII: „ Die Predigt Nr. 4 des Anhanges I habe ich , da in dieser
Hs. der Text sehr schlecht ist, nach einer anderen gegeben “ , wonach die vorliegende Predigt also
auch in N , stehen soll, dürfte nicht stimmen . Ich habe die Predigt jedenfalls in N , nicht gefunden .
224
Predigt 38
als sekundär ansehe und nicht aufgenommen habe, und S. 235,5, wo ich das Textstück wan ,
hânt, das gleichfalls nur N , bietet, als ursprünglich ansehe und daher übernommen habe. Im ganzen
darf der Text der Predigt als gut und verläßlich überliefert angesehen werden .
Übersetzungen : Büttner I S. 1ff.; 1934 S. 37ff.
Echtheit : Hsl. Bezeugung für meistir eckart ( Echart H ,) durch OH , sieh im Eingang des Varianten
apparates. Die Predigt ist nicht nur durch die Thematik auf Grund desselben Schrifttextes Luk . 1,28
Ave, gratia plena , sondern auch durch eine Reihe von sehr charakteristischen textlichen Über
einstimmungen mit der echten Predigt 22, DW i S. 375ff. eng verbunden (sieh unten S . 229, 1 ff.
und Anm . 1; 238,1ff. und Anm . 1 ; 244,2 ff. und Anm . 3) und dadurch als von demselben Verfasser
stammend erwiesen . Weiterhin bezieht sich der Rückverweis DW 1 S. 179,12 in der echten Predigt 11
mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Stelle unten $. 230,4 (sieh dort Anm . 2). Zudem stimmt die
Predigt in einigen markanten Ausführungen mit lateinischen Texten überein , so insbesondere S . 228 , 3 ff.
mit In Gen . I n . 132, LW 1 S . 285 ,4 ff . (sieh S . 228 Anm . 2 ) und S . 240 ,7 mit In Eccli. n . 39, LW 2
S . 267,4 (sieh S . 240 Anm . 4 ), ohne daß man, wie ich meine, diese Übereinstimmungen als Zufall
ansehen könnte. Und das gleiche gilt für die vielen weiteren Ausführungen , in denen sich die vor
liegende Predigt mit Stellen aus echten deutschen und lateinischen Stücken in spezifischer Weise
berührt, so : S . 229 Anm . 2 (DW I S . 66 ,3ff.; 376,8ff.); S. 230 Anm . 3 (DW 1 S . 74 ,5 ff.; 422,5ff.);
S . 231 Anm . 2 (DW 1 S . 169,8ff.; 135,11ff.); Anm . 3 (DW 1 S. 143,7 ff.); $ . 232 Anm . 1 (DW 1
S . 171,3ff.); Anm . 2 (DW 5 S . 22, 1f.) ; S . 233 Anm . 1 (DW 5 S . 20, 2f.; DW 1 S . 349, 10 ff.; 128, 7) ;
Anm . 3 (DW I S . 220 ,7ff.; 183, 2 ff .) ; S . 234 Anm . 1 (DW 1 S . 65 ,8ff .); Anm . 2 (DW1 S . 173, 1 ff.) ;
S. 235 Anm . 1 (DW I S . 163 Anm . 4); S. 237 Anm . 2 (DW 1 S. 43,7ff.; 282,2 ff.; 53, 1 ff.; 287,1f.);
S. 238 Anm . 1 (DW I S. 379,6 ff.); Anm . 2 (DW1 S . 79, 11 ff.); $ . 239 Anm . 2 (DW 1 S. 119,4ff.;
172,3f.; DW 5 S . 269,3ff.); S . 241 Anm . 5 (DW 5 S. 232,5 ff.); S. 242 Anm . 2 (DW 1 S. 177,6 f.);
S . 244 Anm . 3 (DWI S . 379, 11 ff.; DW 5 S . 31,7 ff.; 33, 11 ff.) ; Anm . 5 (DW1 S . 367, 1 ff.). — S . 229
Anm . 2 (LW 2 S . 298, 13 ff.; LW 1 S . 514 ,4f.; In Ioh . n . 486 ); S . 230 Anm . 3 (LW 3 S . 245 ,7 ff. ;
LW 4 S . 200 , 10f.) ; S . 233 Anm . 1 (LW 2 S . 469,6 ff.) ; S . 234 Anm . 1 (LW 4 S . 366 , 10f.; LW 2
S. 448 ,6 ff. ; LW 4 S . 112,3 ff.) ; Anm . 2 (LW 2 S . 360,1 ff.) ; S . 237 Anm . 2 (LW 4 S . 458 , 9 ff.; In Ioh .
n . 528 ) ; S . 238 Anm . 1 (LW 2 S. 376 , 1 ; LW4 S . 344,4 ff .); Anm . 2 (LW 4 S . 462, 12 ff. ; LW2 S . 355 , 1f.;
LW 3 S . 40 ,4 ); S . 240 Anm . 4 (LW 2 S . 267,4 ) ; S . 241 Anm . 5 (LW 4 S. 16 , 10f.) ; S . 242 Anm . 3 (In
Ioh . n . 521); S. 244 Anm . 3 (In Ioh . n . 521; LW 1 S. 307,5f.; 515,12ff.). – Was den Stil betrifft ,
so ist er ganz ausgeprägt Eckhartisch . Er ist beherrscht von hyperbolisch -paradoxalem Ausdruck ;
S . 231, 7 ff . ; 232,6f., 9f. ; 233, 1 ff.; 234, 1 ff. ; 235 , 2 ff. ; 236 ,8f. ; 239,5 ff . ; 240, 2 ff.; 241,5 , 5 ff., 8 ff. ; 242,2f.,
6ff.; 243,8ff.; 244,7 ff. Wiederholt begegnet antithetischer Parallelismus: S. 231,2 ff.; 232,4f.; 237,2f.;
Chiasmus: S . 227,8f. ; 228 ,2f. ; häufende Aufzählung : S . 227 ,6 ff.; rhetorische Frage: S . 245 ,2 ; Dialog :
S. 245,4ff. Überdies zeigt die Predigt eine Menge von Vergleichen Eckhartischer Prägung, so : S. 228,3f.;
229. 1 ff. : 235 , 2 ff., 7, 8f. ; 237 ,4 ff.; 238, 3 ff. ; 239, 8 ff.; 242,2 f.; 243,2 ff., 5 ff. Die Predigt ist ganz durch
zogen vom Eckhartischen Leitthema der Geburt des Wortes in der Seele .

Der Aufbau der Predigt befolgt das Prinzip der Homilie in ausgeprägter Form , d . h . Eckhart exe
gesiert die einzelnen Bestandteile des der Predigt zugrunde liegenden Schrifttextes Luk. 1, 26 + 28
nacheinander. Auf diese Weise ergeben sich folgende Predigtabschnitte : 1. 'In der zîť (229,1 — 233,4 ),
im Pfeifferschen Text dadurch verunklärt , daß Pfeiffer S . 104,34f. in der zît zum Voraufgehenden
gezogen und hinter zît einen Punkt gesetzt hat (sieh unten S. 229 Anm . 1). In diesem Abschnitt
wird das Thema der Gottesgeburt in der Seele, das Eckhart gleich im Anschluß an das Schriftwort
schon anschlägt (227,6 ff .), im Hinblick auf die Zeitlosigkeit dieser Geburt unter Hinzuziehung des
Schrifttextes Gal. 4,4 (230,4 ff.) fortgeführt . -- 2. 'Der engel wart gesanť (234,1 — 236 ,6) : Eckhart läßt
sich in diesem Abschnitt über die „ hohe“ Natur der Engel, die „ ohne Zahl“ , d . h . nicht zählbar,
und hoch über der Natur des Menschen sind, aus im Hinblick auf ihre dienende Funktion bei der
Gottesgeburt in der Seele, die Gott allein wirkt. — 3.'Gabriêl (236 ,7 — 240,6): Der Engel, der zu Maria
15 Edhart, D 2 225
In illo tempore missus est angelus.
gesandt wurde, hatte , wie alle Engel, keinen sein Wesen bezeichnenden Namen , wurde vielmehr
nur benannt nach seinem Werk , wie der Zimmermann nach seinem Werk benannt ist. So auch be
zeichnet der Name „ Seele“ nicht das Wesen der Seele — so wenig wie der Name „Gott“ das Wesen
Gottes bezeichnet — , sondern benennt sie nur hinsichtlich ihres Wirkens im Leibe. Alles Wirkende
aber sucht sich selbst gebärend hervorzubringen , so wie ein Vater zeugend sich selbst zu gebären strebt
und nur aus Mangel an zureichender Kraft einen ihm nur ähnlichen Sohn , gegebenenfalls aber auch ,
bei noch stärkerer Behinderung, nur eine Tochter zeugt. In der Gottesgeburt aber gebiert der Vater in
seiner vollen Kraft die Seele als sich selbst ganz gleich und als eins mit ihm , dafern die Seele alle ihre
Gebrechen abgelegt hat. Eckhart wiederholt, daß der Engel, der über die ganze Welt erhaben ist, zu
dieser Geburt nur dienend wirken kann . — 4 . 'Ave' (240 , 7 — 241, 7 ) : Eckhart deutet dieses ' Ave' pseudo
etymologisch als sine vae = âne wê, d . h . ohne das Weh der Kreaturen . Der Mensch , der alle Kreaturen
und alle Zeit aufgibt, der ist âne wê und genießt in der Gottesgeburt die Fülle aller Freude und
Wonne. — 5 . 'Gnaden voľ (241,8 – 244,9 ): In diesem Abschnitt läßt Eckhart sich über das Wesen der
Gnade aus, das, ebenso wie die Gottesgeburt, âne werk und gote . . . glich und . . . sippe ist (242,4 ).
Er unterscheidet den brunnen der gnade, die eben dort entspringt, wo der Vater seinen Sohn gebiert
(243,6 f.), von dem brunnen , in dem die Kreaturen aus Gott fließen (243,8f.), und betont, daß die
Gnade ebensowenig „ wirkt“ , wie das Feuer in seiner reinen Natur nicht brennt, daß die Gnade viel.
mehr im Einssein mit Gott besteht (244,8f.). -- 6 . 'Got mit dir (245, 1 – Schluß ) : In diesem 'Gott mit
dir geschieht die Geburt, und sie ist allen Menschen möglich , die Gottes Gnade in sich wirken lassen .
Verspüren sie sie nicht, so sollen sie doch danach begehren , daß sie ein Begehren nach dieser gnaden .
haften Gottesgeburt erlangen .

Die Seiten - und Zeilenangaben am Innenrand des folgenden Textes beziehen sich auf die Text
abdrucke von Strauch (Par. ), Jostes (kursive Zählung) und Pfeiffer.

226
Pf. 104,25 In illo tempore missus est angelus Gabriel a deo : ave gratia plena,
dominus tecum .

14,5 Disiu wort beschrîbet sant Lukas : 'in der zît wart gesant der engel Gabriel von
gote ' l. In welher zît ? ' In dem sehsten mânôte ', dô Johannes Baptistâ 2 was in sîner
muoter lîbe.
Der mich vrâgete : war umbe beten wir, war umbe vasten wir, war umbe tuon wir
alliu unseriu werk , war umbe sîn wir getoufet, war umbe ist got mensche worden , daz
Jo.107,30 daz hæhste was ? — ich spräche : dar umbe, daz got geborn werde in der sêle und diu

1f.; 3f.; 4 Vgl. Luc. 1,26 : In mense autem sexto, missus est angelus Gabriel a Deo . . . 28 : Ave
gratia plena : Dominus tecum : . . . , vgl. auch unten S. 229, 1; 234, 1; 236 ,7 ; 240,7 ; 241,8; 244,8; 245, 1.

Zuweisungen : < primae partis ) IIIJ In illo tempore missus est angelus Gabriel/ (lus Gabriel
fehlt H , Zeilenw . )) Jn disir predigade (predeg H ) bewisit / meistir eckart ( Echart H , der alde
mit / reden vnde mit glichnissen / daz got geboren wirt in der sele vnde di sele in got / geborin
wirt OH , ( Inhaltsverzeichnis: O f. Ira ( Par. an . S . 1] , H , f .1r)
Überschriften : Jtem ( fehlt H ,) sermo de aduentu domini ( im Text) IIIJ (auf d . Rand ) OH ,
auf d . unteren Rand v . and . Hd.: in kaffin in got O fehlt H , Von deme engel gabriel / wart
gesant czu marien ( im Text) dis mag / man lesen / auf vnß li/ben frawen tag / in der fasten (auf
d . Rand, umrandet u . unterstrichen ) N ,
1 In bis 2 tecum .] Missus est Gabriel angelus PfE , (v . and . Hd. auf. d unteren Rand f. 189vb)
fehlt N 2Meg 1 Ave maria gr. H2 3 Disiu bis 5 lîbe. fehlt Meg 3 Disiu bis Lukas: fehlt
PfE , N dera] ein OH , d . engel Gabriël gesant PfE 4 In2bis 5 lîbe. fehlt N , 4 in
den seis manden OH , Babtistâ ] babºt E , wabernde ( !) Pf 6 Der mich vr.: ] hie möcht
mich ettwer fragen Maister Meg mich nû frâgte : Pfe , beten bis umbe2 fehlt Mez(Hom .)
war?] oder w . Pfe , wir , fehlt E war3 bis 7 werk,] vnd tuen vil gueter werch Meg 6 war
umbe tuon ] oder würken PfE 7 che alunser n diz wOH 8 wasar?
ar bibiss 8ow
d.Me, dure7 mwar1,2]
esfehltistPfE 'cho OHoder sprêMeg
, sôwar biPfes 88wwas
( pueddazaz bis as ??fefehltunseriu
Men ] gute
hlt Meg gut8eNgdazl] warl
, was ?]
ist N , ich sp 'che OH , sô sprêche (spºch E ) ich : PfE , zw dem sprich ich Meg d ar umbe,]
got in unser (der Men) sêlen geb . werde. PfE ,Meg und bis
228,1 werde. fehlt PfE , (Hom .) 8 vnd daz dy N ,

1 Der Schrifttext steht nach dem alten Dominikaner-Missale im Evangelium der Messen des
Mittwochs nach dem 3. Advent, „ In commemoratione ( = Votivmessen ) beate marie virginis in adventu “
und des Festes Mariä Verkündigung (25. März ) . Zum letzten paßt die Randnotiz in N , dis mag man
lesen auf vnß liben frawen tag in der fasten (sieh oben unter „ Überschriften " ). Dazu stimmt aber auch
C104,27) hat die im gepredigt wurde (sieheobben s. 211,1 in Pa
der Rv. unten S . 230, 1 dâ ich nû von sprach , der sich auf oben S . 211, 1 in Pr. 37 bezieht, die am
Dienstag nach dem 3. Fastensonntag gepredigt wurde (sieh oben S. 210 Anm . 1).
2 Pfeiffer (104,27) hat die im Var.-App. angegebene ganz geläufige Abkürzung für Baptista
fälschlich durch wabernde wiedergegeben , offenbar in Erinnerung an die Schriftstelle Luk. 1,41: ex
sultavit infans in utero eius: . . . Zu Johannes Baptistâu vgl. unten Pr. 49 (Pf. S. 290, 16 ; 294,24 ) .

227
Predigt 38
sêle in gote geborn werde. Dar umbe ist alliu diu schrift geschriben , dar umbe hât got Par.14, 10
die werlt geschaffen und alle engelische natûre, daz got geborn werde in der sêle und
diu sêle in gote geborn werde ?. Alles kornes natûre meinet weizen , und alles schatzes
natûremeinet golt ,und alliu geberunge meinet menschen .Dar umbe sprichet ein meister :
5 man envindet kein tier, ez enhabe etwaz glîches dem menschen ?.

1 got Meg0H , geb . werde. fehlt Me, Dar bis schrift ] Es ist auch dar vmb alle
geschrifft Meg War umbe PfE d iu fehlt PfE d ar bis 2 geschaffen ] vnd dy welt
peschaffen Meg 1 dar) unde war PfE 2 die bis nat.,] engels nâtûre und alle welt ge
schaffen ? PfE die] alle dy Ng n atûre, ] creatur Men d az ] Dar umbe alleine, daz
PfE in d . sêlen (selpen E ) geb . w . PfE ,Meg und2 bis 3 werde. fehlt PfE (Hom .) 3 got
Me,OH , geborn bis 230,3 hilfet. fehlt Meg 3 und fehlt PfE 3f. alle schacz golt N ,
alles sch . n .] almetal OH , 4 meinet1 fehlt Pfe und fehlt PfE , meineta fehlt Ng
mensche. PfE , 4f. Als ein meister sprichet, daz enhein tier ist , PfE 4 sprach 0H ,
5 m . env.] so inv. m . OH dicke kein Ng g lîches] gemeine mit PfE 5 f. menschen
in der zît. PfE

1 Karrer ( M . E . S . 238 Anm . 340 zu S . 116 Pf. 104,31) verweist auf Augustinus In Ioh .
tr . 110 n .6 , PL 35, 1923: sed ante mundi constitutionem dilexit nos, ut cum eius unigenito etiam
nos filii eius essemus, priusquam omnino aliquid essemus. Pahncke ( Diss . S. 56 unter 3) verweist
auf Pf. S . 103,11ff .: Ich hân etwenne gesprochen unde sprich ez noch : allez daz unser herre ie getet,
daz tet er niender umbe, denne daz got mit uns sî und wir ein mit ime werden , und dar umbe ist
got mensche worden (sieh Quint S . 297 zu 103,13) . und bezieht den Rv . auf die vorliegende Stelle. —
Zu S . 227,8ff. vgl. etwa DWum1u S da
- an, . 166,8ff.:
gebirt deDâr ist
vategotes
r sînetac,
n eidângdiu nom stât in dem tage der êwicheit
ahorsêle
in einem wesenlîchen nû, und då gebirt der vater sînen eingebornen sun in einem gegenwertigen
nû und wirt diu sêle wider in got geborn ., 171,8ff .: Diu sêle , diu dâ stât in einem gegenwertigen
nû , dâ gebirt der vater in sie sînen eingebornen sun , und in der selben geburt wirt diu sêle wider in
got geborn .; vgl. auch In Ioh. n . 322, LW 3 S . 271,6f.: . . . sic qui nascitur filius dei et deus in ipso
nascitur filius . . .
2 Vgl. unten Pr. 51 (Pf. S. 333, 36ff.): Diß korn das meynet den rockenn ; das hat es in der
natur, das es weytzen werdenn mag ; darumb so růwet es nitt, es komme in die selbenn natur. Diß
weytzenn korn hat es in der natur, das es alle ding mag werdenn ; darumb giltet es vnd gibt sich
in den tod , vff das es alle ding werde. Vnd diß ertz daz ist kupffer ; das hat in seiner natur, das es
silber werden mag, vnnd das silber hat in seiner natur, das es gold werdenn mag ; darumb so gerůwet
es nymmer, es komme[n ] in die selben natur. — Die Bedeutung des meinet ( Z . 3 und 4 ) ist: „ strebt
an “, „ intendiert“ , „ zielt auf“ : „ Die Natur jedes Korns zielt auf Weizen , und jedes Metall zielt auf
Gold , und jede Geburt zielt auf den Menschen “ . Vgl. ferner In Gen . I n . 132, LW 1 S . 285,4ff.: Propter
quod secundo notandum quod , sicut omne granum est infirmitas sive aegritudo deficiens a forma
et perfectione tritici — propter quod in terris quibusdam pinguibus et fecundis » siligo seminata «
»in tertio anno« convalescit » in triticum « fugata et expurgata aegritudine siliginis ex terrae fecun
ditate — rursus omne metallum infirmitas ac aegritudo est auri — propter quod alchimistae glo
riantur purgata aegritudine cuiuslibet metalli ipsum converti in verum aurum — sic eodem modo
homo, utpote perfectius animal omnium , se habet ad alia animalia ita , ut omne animal sit imper .
fectum quoddam et aegritudo hominis. und dort Anm . 3 — 6 , wo verwiesen ist auf Albertus M . De
vegetab. V tr . 1 c. 7 n . 55 (ed. Meyer u . Iessen S . 312ff.) : Primus autem modus, qui est ex seminum
transmutatione, est sicut seminata siligo nobilitatur et in secundo vel tertio anno mutatur in tri
ticum . . . . Modus autem huius est paulativus, quia paulatim siligo nobilitatur. In primo anno fit
granum grossius et rubicundius, et in secundo anno quod surgit de grano iam mutato seminato fit
228
In illo tempore missus est angelus Gabriel
35 'In der zît' . In dem , dâ daz wort ze dem ersten enpfangen wirt in mîner vernunft ,
198,5 dâ ist ez sô lûter und sô kleinlich , daz ez ein wâr wort ist , ê ez gebildet wirt in mînem
gedanke. Ze dem dritten mâle wirt ez gesprochen ûzwendic mit dem munde, und also
enist ez niht dan ein offenbârunge des innern wortes 2. Also wirt daz êwige wort ge
sprochen inwendic in dem herzen der sêle, in dem innersten , in dem lûtersten , in dem 5

1 Sieh oben S. 227, 1, 3.

1 In2 bis êrsten ] Aller êrste dô daz wort PfE daz ] diz N0H , 2 ist ez ) ist ist Ng
sô kl. u . sô l., PfE , daz bis ist, ] da ist ez ein w . w . OH , daz iß ein w . w . Ng werde PfE ,
myner N , 3 dritten ) andern Pfe , mâle fehlt OH , ûzw . gespr. PfE 3f. und
ist niht mêr d . PfE 4 f. gesprochen fehlt Ng 5 inw . bis sêle , fehlt Pfe , innegisten
РfЕ , in3,4 ] und in PfE ,

iterum grossius et rubicundius, et ex illo seminato tertio anno fit triticum .; I tr. 2 c . 10 n . 191 ( a .a .O .
S . 94) ; Sermo LV , 2 n . 541, LW 4 S . 454 ,4f.: Frumenti, id est tritici, in quo significatur nobilitas animae
et sinceritas. Triticum est omnis frumenti puritas et intenta nobilitas.; Albertus M . Mineral.
III tr . 1 c. Y U . 9 ( ed . Borgnet 5, 68 a ; 70f.) ; In Gen . I . n . 183, LW 1 S. 326 ,6 ; n . 195, S . 341,8 ;
n . 196 , S. 342 , 11; In Gen . II n . 187, S . 657 ,11 ff.; In Sap. n . 13, LW 2 S . 333, 11 und Anm . 6 ; In
Ioh. n . 527; Maimonides Dux neutrorum III c . 14 (770 13 — 17) : Ostensum est autem quod , quod
perfectius est in entibus in hac materia , est homo, et quod ipse est finis et consummatio istarum
compositionum et est perfectior cunctis . Licet autem dicatur quod omnia entia , quae sunt sub
sphaera lunae, sunt propter ipsum , verum est secundum hunc modum , scilicet ut sit motus variationis
propter necessitatem generationis, ut inveniatur perfectum secundum quod possibile est esse. —
2 . 3 schaz = „ verarbeitetes Edelmetall“ .
1 Pfeiffer (104,35) setzt fälschlicherweise den Punkt nicht hinter 2 . 5 menschen , sondern
hinter oben Z . 1 zit . 'In der zît' gehört aber fraglos zum Folgenden .
? Zu Z . 1ff. vgl. DW 1 S . 66 ,3ff.: Ich sprach einest : swaz eigenlîche gewortet mac werden ,
daz muoz von innen her ûz komen und sich bewegen von innerer forme und niht von ûzen her în
komen , mêr: von inwendic sol ez her ûz komen . und die dort Anm . 3 verzeichneten Parallelstellen
Pf. S . 18,39ff.; 180,29f.; ferner DW 1 S . 376 ,8ff .: Ze glîcher wîs , als daz wort, daz ich nû spriche,
daz entspringet in mir , ze dem andern mâle sô ruowe ich ûf dem bilde, ze dem dritten mâle sô spriche
ich ez ûz, und ir enphahet ez alle ; nochdenne blîbet ez eigenlîche in mir . und die dort Anm . 4 auf
geführten Textparallelen , insbesondere In Ioh . n . 486 : . . . impossibile est aliquem loqui nisi prius
formata in ipso specie et imagine quae proles est et filius est expressivus sui ipsius totius, in quantum
loquens est.; n . 642 : . . . et in nobis dicere est generare prolem : verbum scilicet genitum nobis in
corde sive in anima illius cui loquimur.; In Eccli. n . 69, LW 2 S. 298, 13ff.: Sic etiam verbum omne
prius formatur intus in anima quam producatur et manifestetur per loquelam extra.; In Gen . II
n . 47, LW 1 S . 514 ,4f.: Secundo verbum est, quo loquitur et dicit, nuntiat sive manifestat se et ea
quae in ipso sunt., vgl. auch Pf. S . 335,22ff.: Daz wort , daz ir von mir hæret , daz ist niht ein vol
komen wort , ez ist ein bezeichenunge des Wortes, daz in mir ist.; oben S . 166 ,6ff.; 97,4 6 und dort
Anm . 4 . — In 2 , 3 haben PfE , andern statt dritten. Wie die oben aufgeführte Vergleichsstelle DW 1
S . 376,8ff. in der verwandten Pr. 22 zeigt , ist dritten sicher ursprünglich ; denn dem dortigen ze dem
andern mâle sô ruowe ich ûf dem bilde entspricht oben Z . 2 ê ez gebildet wirt in mînem gedanke,
das nur nicht ausdrücklich als zweites Moment angekündigt ist. Ähnlich DW 1 S . 269,2f., sieh dort
Anm . 2 .

229
Predigt 37
Swenne der 'man ' tôt ist, số stât ez übel1. Daz diu sêle von dem lîbe scheidet, daz tuot 109,30
gar wê ; aber daz sich got von der sêle scheidet, daz tuot unmâzen wê2. Als diu sêle dem
lîbe daz leben 3 gibet, als gibet 4 got der sêle leben . Als diu sêle sich giuzet in alliu glit 5,
als vliuzet got in alle die krefte der sêle und durchgiuzet sie alsô , daz sie ez vürbaz giezen
5 mit güete und mit minne ûf allez, daz bî in ist, daz ez sîn allez gewar werde 6. Als vliuzet 35

1 Wan 0H N , want B , Wan swenne B , 'man '] man , diu vernüftikeit, Pf ist,] ist
in der sêle, Pf u nmâzen übel. Pf Daz ] dz sich B , 2 gar fehlt OH , sich bis
sêlel] diu sêle von gote Pf u nmâzen wê.] verre wirser. Pf michil wirs OH , Als ] Won
also B , 2f. den liben B , 3 daz leben ] wesen Pf das leben vnd wesen B , wesen vnd
leben B , gibet?] ist Pfor Als ] Vnd also B , sich vor diu OH , N alliu diu lide,
Pf a . d . glider B , 4 und bis alsô, fehlt PfOH wasser DB , Iort
vürbasser VH2,
fort OH giezen ] ge
meinit B ,N B , 5 gut Ni d azl] daz daz OH , in ) ime Pf ir B , B ,N , daz? bis
werden.] daz si ez (ez fehlt N ,) alle (alles B, B ,N ,) gewar werdin OH ,B , B ,N ,

los dienstbar gewesen ; nun hast du einen Mann in deinem Alter, der aber gar nicht dein Mann ist,
f t e i teligdiut vernüftikeit
die Vernunft, denn ihm bist du nicht zu Willen , ihm folgst du nicht.“
Si.ch109,29 er sêle, was nur in Strı(Pf) über.
t ,. . . iinn dder
61 Ichon habe
S. 31 ist,
liefert o gegenüber
sol .'man
An hinter z v e r n ü
Pf. n
N d'abzw . hinter ist getilgt..EEss vversteht
ú erstehkeisich , daß mit 'man ' natürlich der man in der
ssêlemanundinin der
man Adamit.2.eben
nm sêle .1
die vernünfticheit gemeint ist. Vgl. DW 1 S . 304,7f.: Vernünfticheit daz ist der
19 der man tôt ist , dar umbe ist ouch der sun tôt. und dort Anm . 3; LW 4
Nû8.daz
2 Vgl. DW 1 S . 195, 15f.: Einen ougenblik von gote scheiden , daz ist êwiclîche von gote geschei
den , von gote scheiden ist hellischiu pîne. und dort Anm . 1.
3 Ich habe mich für die Lesart von N ,OH , daz leben gegen Str , ( Pf) wesen und B , das leben
vnd wesen , B , wesen vnd leben entschieden , weil ich die Parallele von dem lîbe daz leben und der sêle
leben für beabsichtigt halte. Vgl. In Ioh . n . 528 : Anima enim , ut dicit Avicenna circa principium
libri VI suorum Naturalium , non est nomen naturae, sed officii, in quantum scilicet animat corpus,
. . . ; Pf. S . 292,24f.: . . . alse verre nante Kristus sînen geschaffenen geist eine sêle, alse si dem
lîchamen leben gab . . .; 318 ,26f.: . . . wande si heizet dar umbe sêle , wand si dem lîbe leben gît
und ein forme des lîbes ist., anders DW 1 S . 54, 1 : Sie sprechent ir sêle , da si dem lîbe daz wesen
gibet. und dort Anm . 1. — Zur Stelle insgesamt vgl. noch Seppänen S. 144 Anm . 1 : „ Diese Wendung
geht wohl auf Augustin zurück , vgl. Conf. VI1, 1, 2 (CSEL ) : (Deus est ) vita vitaemeae, und l. c . X ,6 ,10:
iam tu melior es, tibi dico anima, quoniam tu vegetas molem corporis tui praebens ei vitam , quod
nullum corpus praestat corpori. Deus autem tuus etiam tibi vitae vita est . Vgl. noch Zuchhold 132 :
Sicut anima est vita corporis, ita deus est vita animae.“
4 Statt dieses gibet haben Stri (Pf) und OH , ist, das ich wiederum im Hinblick auf den , wie ich
meine, beabsichtigten Parallelismus der Aussage über die Seele und Gott für unursprünglich halte.
5 Vgl. insbesondere oben S . 177,1ff. und dort Anm . 1, dazu noch In Ioh. n . 395: omnes sancti
accipiunt dona sua, deiformitatem scilicet, ab ipso deo immediate sicut omnes potentiae animae
et membra corporis accipiunt esse ab ipsa anima immediate, . . . , Prol. op . prop. n . 14 , LW 1
S . 174 ,1 ff. und dort Anm . 3 .
6 In 2 . 5 bin ich mit daz ? — werde. jetzt doch Pfeiffer ( 109,35) gefolgt, von dessen Text ich
annehme, daß er aus Str , entnommen ist, während ich in Quint S. 314 auf Grund der ganzen erhal
tenen hsl. Überlieferung die Änderung daz sie es (es fehlt N ) alle (alles B , B N ) gewar werden .
214
Vir meus servus tuus mortuus est

er alle zît, daz ist über zît, in der êwicheit und in dem lebene, dâ alliu dinc inne lebent1.
Dar umbe sprach unser herre ze der vrouwen : ' ich gibe daz lebendige wazzer; swer des
trinket, den endürstet niemermê und lebet des êwigen ? lebens'.
Nû sprichet diu vrouwe : 'herre, mîn man , dîn kneht, ist tôt'. 'Kneht' sprichet als
110,5 vil als einer, der da enpfæhet und beheltet sînem herren. Behielte er im selben , sô wære 5

2f. Sieh oben S. 212,1. 4 Sieh oben S. 210,1 , 2ff.

I alle zît ] an zil N ist fehlt B , pobin OH , zît,? ] zit an zil N fehlt Pf i n
d. êw . fehlt OH , der ] die Pf l ebende B , alliu dinc) diu Pf 2 ze d. vr.: fehlt OH ,
lebende B ,B , wazzer;] wasser das die nature hait B, B , swer] der Pf des] daz Pf
dicz N . 3 den bis und ] der Pfor g etürstet B , nimmer N , und bis lebens'.
fehlt B , êwigen fehlt PfB N 4 sprach PfB , der ist OH , 'Kneht'] Servus Pf
5 einer, fehlt B ,B ,N , dâ fehlt PfB ,N enpfæhet bis herren.] enpfâhet und einen andern
enpfâhet, unde behaltet und einen andern behaltet. Pf behelt N , beheldit OH , im ] in
ime Pf selben ,] s. icht OH , wære) ist OH ,

B , B , N ,OH , vorgeschlagen habe. Die Übersetzung des ganzen Satzes lautet: „ So wie die Seele sich in
alle Glieder ergießt, so fließt Gott in alle Kräfte der Seele und durchströmt sie so, daß sie es (d .h. diesen
Strom = das, was sich in sie ergossen hat = Gott) in Güte und Liebe weitergießen auf alles, was sie
umgibt (was in ihrem Bereich ist), damit es alles seiner gewahr wird“ . Es ist 0 . w . verständlich , daß
ein Schreiber (der Vorlage von B , B , N ,OH ,) die Beziehung des ez auf das mittelbar voraufgehende
allez verkannte und es durch sie ersetzte, das er wie die in Z . 4 voraufgehenden sie auf die krefte der
sêle bezog. Ich selbst glaubte bei meinem Änderungsvorschlag, das sie von B , B , N ,OH , sowohl auf das
voraufgehende allez, ( Z . 5 ) wie auf die krefte der sêle beziehen zu können , was ich jedoch für gewagt
halte . 2 . 5 allez, daz bî in ist = „ alles, was bei ihnen ist“ , d . h . was bei den Kräften der Seele ist, was
ich jetzt mit „ was in ihrem Bereich ist“ wiedergeben möchte und womit wohl die membra corporis ge
meint sein dürften, von denen In Ioh. n. 395 (sieh die voraufgehende Anmerkung) die Rede ist. Ich
bin denn auch der Meinung, daß mit ez . . . allez eben diese membra corporis und die Kräfte der
Seele gemeint sind . Ich halte das in 2 . 5 nur durch OH , überlieferte in für ursprünglich , das Strauch
Par. an . S . 51, 15 durch Mißverständnis in ym abgeändert hat, während Lasson ( M . E . S . IX zu
109,35 ) die Korrektur bî ime > bî in schon vorgenommen hatte. Vgl. auch die ähnliche Stelle DW 1
S . 52, 12 ff .: Bekanntisse gât vor. Si ist ein vürstinne und suochet hêrschaft in dem hæhsten und in
dem lûtersten und teilet ez vort der sêle und diu sêle vort der natüre und diu natûre allen lîplîchen
sinnen .; Par. an . S. 97,29ff. Der hier zur Diskussion stehende Finalsatz (wie übrigens der ganze
Satz) steht auch in den Textexzerpten Do, (das sy sein gewar nem [sie sy bewarend Str,]), Ka, (dz
ez sú allez gewar werdent) und Greith (Also das sy es alles geware werdent) . Ich möchte glauben ,
daß das in Ka , überlieferte ez sų allez das in Pf. S . 109,35 stehende ez sîn alles und damit auch den
obigen Text bestätigt, der Schreiber aber durch das für sîn verlesene sú bestimmt wurde, das Verb in
den Plural zu setzen .
i Zu 2 . 1 alle zît, daz ist über zît , vgl. oben S . 163, 1f. und dort Anm . 2 sowie unten S . 219,6 . --
Zu 2 . 1 und — lebent. vgl. DW 1 S . 305 ,1f.: Daz êwige wort und daz lebende wort, in dem alliu dinc
lebent und daz alliu dinc ûfheltet, daz sprach daz leben in den töten , . . .
2 Lasson ( Zfd Ph 9 S . 18 zu 110, 2 ) hat dieses êwigen , das bei Pfeiffer fehlt, schon richtig
aus OH , entnommen .

215
Predigt 37
er ein diep 1. Vernünfticheit 2 ist eigenlîcher ‘kneht'3 dan wille oder minne. Wille und minne
vallent ûf got, als er guot ist, und enwäre er niht guot, sô enahteten sie sîn niht. Ver
nünfticheit dringet ûf in daz wesen , ê si bedenke güete oder gewalt oder wîsheit oder
swaz des ist, daz zuovellic ist. Daz gote zuogeleget ist, dar ane enkêret si sich niht; si 110,10
5 nimet in in im ; si versinket in daz wesen und nimet got, als er ist lûter wesen . Und enwäre
er niht wîse noch guot noch gereht, si name in doch , als er ist lûter wesen 4. Hie glîchet

1 ist eyn eygentlicher B , B , N , knecht geheizin OH , 2 vallent] nement got oder v .


B, sô enahten sie PfB, si in achtin OH , so enhette sie B , so enhaltent si N . 3 diu
dringet Pf tridit OH ,
oder fehlt OH ,(Hom .)
ê6)o dde Bsw,aB ,]N oder
] e dan
3f. oder rswazz]4
i t.,OHBNPfen, Zei
, zů lait bedenkit
oder swaz
daz **.
g uot PfB , N ,
4 des] daz PfH , B ,
gewalt
Daz
bis ist,] daz man gode zu legit OH , das got zů lait B , 5 nimet bis si fehlt OH , B ,B ,N (Hom .)
und bis 6 wesen . fehlt OH ,(Hom .) 5 lûter w . ist. Enwêre Pf e nwære] ein wer Ni
6 niht fehlt Pf w îse) wesen B , nêmen in (in fehlt Bg, Zeilenw .) PfB , lûter w . ist Pf

i Zur Textänderung S . 215 ,4f. gegenüber Pf. S . 110 ,4f. sieh Quint S . 314, wo ich folgende
Übersetzung geboten habe: „ wie einer, der für seinen Herren etwas empfängt und aufbewahrt. Behielte
er es für sich selbst . . . “ . Ich fügte hinzu : „ Lasson hat er ime schon richtig gebessert und dadurch ,
daß er 110 ,4 /5 einem andern statt einen andern einsetzte, dem Sinn nach bereits das Richtige getrof
fen .“ Vgl. oben S . 60,5 und dort Anm . 5.
2 Zu den Ausführungen über den höheren Rang der vernünfticheit gegenüber wille oder minne
vgl. insbesondere DW 1 S . 52, 8ff. und die dort Anm . 3 aufgeführten Vergleichsstellen; 314,6ff. und
dort Anm . 3.
3 Vgl. DW 1 S . 347,9ff.: Ich spriche von einem andern knehte , daz ist der engel. Noch sprechen
wir von einem knehte, von dem ich mê gesprochen hân , daz ist vernünfticheit in dem umbekreize
der sêle, dâ si rüeret engelische natûre und ist ein bilde gotes. In disem liehte hât diu sêle mit den
engeln gemeinschaft . . . (vgl. oben S . 211,1ff.). Wie ich dort S . 347 Anm . 6 gesagt habe, dürfte sich
der Rv. von dem ich mê gesprochen hân auf die obige Stelle der vorliegenden Predigt zurückbeziehen
(vgl. Pahncke Diss. S. 33). Sieh auch die folgende Anmerkung.
- Zu Z . 1ff. vgl. DW 1 S . 122,5ff.: Die besten meister sprechent, daz diu vernünfticheit
schele alzemâle abe und nimet got blôz, als er lûter wesen ist in im selben . Bekantnisse brichet
durch wärheit und güete und vellet ûf lûter wesen und nimet got blôz, als er âne namen ist. .. .
Minne nimet got selben , als er guot ist , und entviele got dem namen güete, minne enkünde nie .
mer vürbaz. Minne nimet got under einem velle , under einem kleide. Des entuot vernünfticheit
niht; vernünfticheit nimet got, als er in ir bekant ist ; dâ enkan si in niemer begrîfen in dem mer
sîner gruntlôsicheit. und dort Anm . 2 ; 315 Anm . 1; 399, 10ff.: Ich hân ouch mê gesprochen : minne
nimet got, als er guot ist ; enwäre er niht guot, si enminnete sîn niht und ennæme sîn niht ze gote .
Âne güete enminnet si niht. Aber diu vernunft der sêle nimet got, als er ein lûter wesen ist, ein
überswebendez wesen . und S . 400 Anm . 1. Wie ich oben S . 209 schon gesagt habe, wird sich der Rv.
S . 399, 10 u . a . wohl auf die vorliegende Predigtstelle beziehen . Sieh auch die voraufgehende Anmer .
kung. Vgl. ferner DW 1 S . 113,8ff. und dort S . 114 Anm . 1; 182,9ff.: Daz dritte meinet eine edele
kraft der sêle, diu ist sô hôch und sô edel, daz si got nimet in sînem blôzen eigenen wesene. und
S . 183 Anm . 1; Pf. S. 108,22ff.: Diu minne nimet got als er guot ist, aber verstentnüsse daz dringet
ûf unde nimet got als er wesen ist ( sieh Quint S . 308 zu 108,23)., DW 1 S . 314 ,5ff. und dort Anm . 3 ;
Pf. S . 197,30ff. Gegensätzlich Tauler S . 349, 1 ff.: Von diser minne hant die meister vil tisputacie ,
weder bekentnissin hoher si oder die minne. Das lossen wir nu ligen . Aber do enist kein zwivel an ,
die minne ensi vil verdienlicher und nutzer wan bekentnisse. Wan die minne die get do in do das
216
Vir meus servus tuus mortuus est

sich vernünfticheit der obersten hêrschaft der engel, die die drie keere in in hânt: Thrôni
15 die nement got in sich und behaltent got in in , und got ruowet in in ; Cherubîn die
bekennent got und blîbent dar ane ; Seraphîn daz ist der brant. Disen glîchet sich ver
nünfticheit und beheltet got in ir . Mit disen engeln nimet vernünfticheit got in sînem
kleithûse, blôz, als er ist ein âne underscheit1.

1 diel bis Thrôni] Der dritte chor sint troni OH , Thrôni] krom B , 2 und1 bis
in , fehlt OH (Hom .) vet in (an OH. Chibet.Na
und2 bis Ch .] Got ruowet in (an OH ,) Cherubîn , (cherichiñ B , ) PfoH , B ,
got r. in in ;] ruwent in yem B , N 3 bechennet got vnd beleibet N , bl. bis Ser.] blibit
an seraphin OH , Disen ] disen engeln B , sich fehlt Pf het bois , nimit OH,
4 behaltent B , nimit OH ,
in sich . PfoH B , B , N 4f. in s. kl.,] in sein cleid N fehlt OH , 5 ein fehlt N ,

bekentnisse můs husse bliben . Die minne die enbedarf keins grossen subtilen bekentnisse , denne
eines luteren lebenden globen in cristenlichen wisen . Vgl. ferner Sermo 11,2 n . 12, LW 4 S. 13,13ff.:
Hinc etiam dicimus intellectum praestantiorem voluntate, eo quod voluntas formaliter (respicit )
sive accipit bonum , intellectusautem rationem boni. und dort S . 14 Anm . 1 ; Sermo VI, 3 n .64, S .62,5ff.:
Habent se intellectus et voluntas, caritas et beatitudo sicut ancilla et libera, sicut forma substan
tialis et dispositio ad illam , sicut esse ad fieri, sicut moveri sursum ad quiescere sursum . . ., sicut
fames ad cibum , sitis ad potum , . .. und dort Anm . 5. Vgl. auch Pahncke Diss. S . 35 und S. 38. —
2 . 6 hat bereits Lasson (Zfd Ph 9 S . 18 zu 110, 12 ) die Textänderung nêmen > nême vorgeschlagen .
i Zu S . 216,6ff . und dem Vergleich der vernünfticheit mit den höchsten Engeln vgl. etwa DW 1
S . 365 , 1 ff. : Aber verstantnisse und vernünfticheit die schelnt alzemâle abe und nement, dâ noch
hie noch nû enist; in dér wîte rüeret si (scil. vernünfticheit) engelische natûre, und dort Anm . 3,
wo hingewiesen ist auf Thomas S . theol . I q. 54 a . 5 : Quaedam vero vires animae nostrae sunt,
quarum operationes per organa corporea non exercentur, ut intellectus et voluntas : et huiusmodi
non sunt actus aliquarum partium corporis. — Angeli autem non habent corpora sibi naturaliter
unita , . . . Unde de viribus animae non possunt eis competere nisi intellectus et voluntas.; Pf.
S . 253,32ff.: Vernünftekeit ist daz oberste teil der sêle , dâ si hât ein mitesîn . .. mit den engeln
in engelischer nâtûre ( sieh Quint S . 698 zu 253,33) .; 315,24ff.: Daz dritte (bekentnüsse ) ist inwen
dic in dem geiste, daz bekennet âne bilde unde gelîchnüsse , unde diz bekentnisse gelîchet sich den
engeln .; DW 1 S. 317,4ff.: In der stille und in der ruowe — als ich nû sprach von den engeln , die
dâ sitzent bî gote in dem kôre der wîsheit und des brandes — dân sprichet got in die sêle und sprichet
alzemâle in die sêle . und dort Anm . 2 , wo gesagt ist, daß sich der Rv. „ vielleicht“ — ich möchte jetzt
sagen „ ziemlich sicher " -- auf die obigen Ausführungen der vorliegenden Predigt bezieht; denn diese
Predigt dürfte am Dienstag nach dem dritten Fastensonntag ( sieh oben S . 210 Anm . 1) , Pr. 19 am
Donnerstag derselben Woche ( sieh DW 1 S. 311) gehalten worden sein . — Zur Unterscheidung der
Thrôni, Cherubîn und Seraphîn vgl. etwa Isidorus Hispalensis Etymologiae VII c. 5 n . 21ff.
( ed . Lindsay I) : Throni sunt agmina angelorum , qui Latino eloquio sedes dicuntur ; et vocati
Throni quia illis conditor praesidet, et per eos iudicia sua disponit. Cherubin autem . .. qui ex
Hebraeo in linguam nostram interpretantur scientiae multitudo. . . . qui pro eo, quod vicinius po .
siti divina scientia ceteris amplius pleni sunt, Cherubin , id est plenitudo scientiae, appellantur.
. . . Seraphin quoque similiter multitudo est angelorum , qui ex Hebraeo in Latinum ardentes vel
incendentes interpretantur.; Petrus Lombardus Sent II d . 9 c. 1 n . 599.; Thomas S . theol. I
q. 108 a . 5 ad 6 : Ad sextum dicendum quod ordo Thronorum habet excellentiam prae inferio
ribus ordinibus in hoc, quod immediate in deo rationes divinorum operum cognoscere possunt.
Sed Cherubim habent excellentiam scientiae ; Seraphim vero excellentiam ardoris . . . . Exponit
autem Dionysius nomen Thronorum , per convenientiam ad materiales sedes. In quibus est qua
tuor considerare. .. . Secundo in materialibus sedibus consideratur firmitas: quia in ipsis aliquis
217
Predigt 37
Nû sprichet diu vrouwe : 'herre , mîn man, dîn kneht, ist tôt. Sie koment, den wir 110,20
schuldic sîn , und nement mîne zwêne süne’. Waz sint die 'zwêne süne' der sêle ? Sant
Augustînus ? sprichet – und mit im ein ander , heidenischer meister – von zwein
antlützen der sêle . Daz ein ist gekêret in dise werlt und ze dem lîbe ; in dem würket si

1f. Sieh oben S . 210,1, 2ff.

I sprach Pf 'herre, bis tôt. fehlt OH , der ist B ,N 2 'zwêne fehlt B , B , N ,


Sant fehlt OH , 3 und bis meister fehlt OH , ander, fehlt PfB , 4 der sêle. fehlt B ,
gek .] cheret N , gebort 0 ina] vnde in OH , si ] ez OH ,

firmiter sedet. Hic autem est e converso : nam ipsi angeli firmantur per deum . Thomas fußt, wie
seine Quellenangabe erkennen läßt, auf Dionysius Areopagita De cael . hier. c. 7 § 1 ( Diony .
siaca II S . 835ff.). Vgl. ferner Albertus M . S . de creaturis IV q. 39 a . 1 (ed . Borgnet 34, 557a :
Dicimus cum beato Bernardo in libro V de Consideratione ad Eugenium Papam , quod „ Throni di
cuntur ex eo quod sedent, et ex eo sedent, quod deus sedet in eis. Neque enim sedere in eis qui
non sederent, posset. Quaeris , quid per illam sentiam sessionem ? Respondeo : summam tranquil
litatem , . .. Talis est qui sedet in Thronis dominus Sabaoth . . . Et tales sibi constituit Thronos
simillimos sibi.« Et tria quae tangit, omnem important quietem , vel tranquillitatem . Vgl. auch
Tauler S . 375 ,24ff.: Der erste kor von den das sint die throni und der ander die cherubin und die
dritten die seraphin . Dise throni die wurkent in dem innersten grunt, das der mensche wirt recht
als ein kůniglich thron , do Got in gelust ze wonende und ze richsende, und urteilet und lonet und
wúrket alle sine werk in in und usser in . - Der Pfeiffersche Text zu Z . 2 : . . . behaltent got in
sich . Got ruowet in Cherubîn , die bekennent . . . , der sich auf Strı(OH , B ,) stützt , ist offenbar un
ursprünglich , wie ich in Quint S. 315 zu 110,15 bereits festgestellt habe. Es ist deutlich , daß und
got ruowet in in sich auf die Thrôni bezieht, in denen Gott ruht, und daß auf keinen Fall Gott in den
Cherubîn ruht. — Zu Z . 4f. vgl. DW 1 S . 183, 4: Disiu kraft nimet got in sînem kleithûse. und
dort Anm . 1 ; Pf. S . 197, 30ff.; DW 5 S . 90 Anm . 139 zu 41,5f. (BgT) ; Sermo XXIV,2 n . 247, LW 4
S . 226 ,6f. und Anm . 5 ; Lüers S . 206 .
1 Vgl. In Gen . II n . 138, LW 1 S. 605,6ff.: Rursus autem , sicut in corporalibus in genera
tione sub eadem specie est invenire duo , scilicet formam et materiam , activum et passivum , sic
intellectuale in nobis distinguitur in superius et inferius, quae Avicenna vocat duas facies ani
mae. Augustinus vero vocat ista rationem superiorem et rationem inferiorem . und dort Anm . 6
mit dem Verweis für Avicenna auf De an . I c . 5 (5va 37 – 51) und In Exod., LW 2 S . 18 Anm . 3 ,
dort Anm . 7 für Augustinus auf In Gen . II n . 129, S . 593,11 – 594, 9, wo es heißt: Nam , sicut Au
gustinus docet XII De trinitate diffuse et pulchre, specialiter c. 7, per costam Adae figuratur
ratio superior animae, per mulierem vero inde formatam significatur ratio inferior. . . . und die
dortigen Anmerkungen ; Sermo XXI n . 205, LW 4 S. 189,1f.: Secundo nota quomodo ratio superior
et inferior sunt vir et mulier, Ioh . 4 : 'voca virum tuum '. ; Pf. S . 250, 31ff.: Sant Augustínus spri
chet : dô er (scil. Gott ) daz bilde suochen wolte in der sêle , . . . Dô suochte er ez in dem innern
menschen , . . . Dô vant er zwei antlit . Daz ein wirket niderwart, daz ander wirket ûfwart. Mit
dem nidersten antlite verstet si sich selber unde alliu ûzwendigiu dinc. Daz oberste antlit hật zwei
werc ; mit dem einen verstet si got und sîne güete unde sîne ûzvlüzze; . . . Über die beiden Antlitze
der Seele vgl. insbesondere oben S . 30 ,1 und dort Anm . 1 und 2, ferner DW 1 S . 165,4 ff., wo Eckhart
gleiche Ausführungen über zwei ougen der Seele bringt: Diu sêle hât zwei ougen , einz inwendic und
einz ûzwendic. . .., sieh dort Anm . 3; Pf. S. 133,5ff.; In Exod . n . 13, LW 2 S. 18,8ff. Vgl. auch
Bardenhewer Liber de causis S. 297f. Anm . 4 (vgl. Par . an . $ . XXXIII zu 51,31) .
218
Vir meus servus tuus mortuus est

tugent und kunst und heilic leben 1. Daz ander antlütze ist gekêret die rihte in gota; in
25 dem ist âne underlâz götlich lieht und würket dar inne, aleine daz si ez niht enweiz , dar
umbe,wan si dâ heime niht enist 3. Daz vünkelîn der vernünfticheit , blôz in gote genomen ,
dâ lebet der 'man '4. Dâ geschihet diu geburt, dâ wirt der sun geborn . Diu geburt enge
geschihet niht eines in dem jâre noch eines in dem mânôte noch eines in dem tage, mêr : 5
30 alle zît , daz ist obe zît in der wîte, dâ noch hie noch nû enist, noch natûre noch gedanke5.
Dar umbe sprechen wir ' sun ' und niht ' tohter' 6.
Nû sprechen wir von den 'zwein sünen ' in einem andern sinne, daz ist: verstantnisse
und wille. Verstantnisse brichet ze dem êrsten ûz vernünfticheit, und wille gât dar nâch
ûz in beiden . Dâ von nihtmê!? — 10

1 undi bis leben . fehlt OH , of


und h . 1. fehlt Pf antlütze
ant fehlt OH , geberit o
die rihte ) gerihte Pf di-/recht B , di rehte N 2 ist bis lieht) ist si áne vnderlaß in gåtlichem
liechte B , daz fehlt OH , enwent B , 2f. dar umbe, fehlt OH , B , 3 fornuft OH ,
4 da werdent die sune geburn (geborn B ,N ) B , B ,N fehlt Pf geburta] g. die H , fehlt Pf
5 jâre bis demº fehlt OH (Hom .) man N , eines3] ain B , ing] an OH , mêr : ) sunder
B, 6 daz] da N . boben B ,OH , loben B , vber N zîta] zit vnde alle zit OH , wîte ,]
weil N , nochủ] weder OH , 7 süne Pf sone B , sýn N , töhter. Pf 8 in eime an
derin sinne fon den zvein sunen OH , daz bis 9 wille.] daz eine ist forstentnisse daz andere
wille OH , 9 Verstantnisse bis wille2 fehlt N (Hom .) vernünfticheit, bis 10 beiden .] abir
wille vnde minne geint dar noch (nach H , OH , 10 vßer B , N Dâ bis mê] fehlt OH ,

1 Vgl. DW 5 S . 113,25ff. ( VeM ): Sant Augustinus sprichet: sô des menschen sêle sich ze
mâle ûfkêret in die êwicheit in got aleine, sô schỉnet und liuhtet daz bilde gotes; swenne aber diu
sêle sich kêret ûzwert , joch in die tugende ûzerlîcher üebunge, sổ wirt alzemâle diz bilde bedecket .
2 Vgl. DW 1 S . 351,1f.: Swenne diu sêle die rihte ist ûfgekêret in got . . .
3 Vgl. oben S . 163,5ff. und dort S . 164 Anm . 1; DW 1 S . 15 ,6 und dort Anm . 2 ; 66,7f.
4 Sieh oben S . 211,1ff. und dort Anm . 2 . Der Satz besagt: Wenn das Fünklein der Seele , d . h .
der Mann der Seele, rein , wie es in Gott ist, genommen wird , 80 lebt da der Mann , im Gegensatz zu
der Aussage der vrouwe S . 218, 1. — Zu 'man ' vgl. noch Lüers S . 226f.
5 Zur Sohnsgeburt alle zît , daz ist obe zît vgl. insbesondere DW 1 S . 30,5ff.: Dise vruht und
dise geburt machet disiu juncvrouwe, diu ein wîp ist, geborn und bringet alle tage hundert mâl
oder tûsentmâl vruht joch âne zal gebernde und vruhtbære werdende ... – Zu Z . 6 alle zît, daz
ist obe zît vgl. oben S. 215 Anm . 1 ; DW 1 S. 316 ,4f. und dort Anm . 2 . Entgegen der dort geäußerten
Vermutung, daß sich der Rv. dort Z . 5 als ich nû sprach auf dort Z . 2f. beziehen könnte , möchte ich
glauben, daß er sich vielmehr auf oben Z . 5f. bezieht. — Zu Z . 6 in der wîte vgl. oben S . 165, 2 und dort
Anm . 1.
6 Über den Unterschied der Sohns- und Tochtergeburt vgl. oben S . 64,1ff. und die dort Anm . 1
verzeichneten Vergleichsstellen , insbesondere Pf. S . 150,40ff.: . . . möhte der vater, er mahte sich
selber. Want des niht enmac sîn , sô würket er sîn gelîch. Daz kint ist natiurlich glîch dem vater,
unde mê der sun denne diu tohter. Dar umbe wolte diu nâtûre alle zît würken einen sun, enhete si
niht hindernüsse. Ez kumet von ungelüke, sô ez ein tohter wirt ; ez sî der nâtûre liep oder leit, si
wil allewege würken einen sun . — Pf. S . 110,31 bietet süne und töhter, wahrscheinlich im Hinblick
auf den Schrifttext und S . 218,2 , wo von zwêne süne die Rede ist. Ich glaube indessen nicht, daß Eck
hart in Z . 7 diese zwêne süne im Auge hat, sondern ganz allgemein die (mystische) Sohnsgeburt.
? In Z . 8ff. werden verstantnisse und wille als die zwêne süne des man der sêle, d . h . der ver
219
Predigt 37
Nû sprechen wir in einem andern sinne von den ‘zwein sünen ' der vernünfticheit. 110,35
Der ein ist diu mügelicheit, der ander ist diu würklicheit1. Nû sprichet ein heidenischer
meister ? : »diu sêle hât in dirre kraft mügelicheit , alliu dinc ze werdenne geistlîche«. In

1 den fehlt B , zvein anderin s. OH , vnuernufftigkeydt B , 2 Der] Diu Pf Daz


OH , der] diu Pf daz OH , wºcheit N , warkelihait B , Nû bis 3 meister :) ph 'c OH ,
3 dirre ) dir N , mügelicheit, fehlt PfB , B ,N , werdenne) wirckende B , B , wchen N ,

nünfticheit, nur kurz benannt, ohne daß Eckhart sich darüber näher auslassen will, wie die Bemer.
kung Dâ von niht mê! besagt. Deutlich ist an der vorliegenden Stelle verstantnisse gegenüber vernünf
ticheit abgesetzt als das diskursive Erkenntnisvermögen gegenüber dem vünkelîn der vernünfticheit
als dem houbet in der sêle , wie es oben S . 211, 1ff. und S . 216 ,1ff . näherhin charakterisiert ist . Der
Wille wird hier als Ausfluß aus beiden Erkenntnisvermögen bezeichnet. Vgl. auch oben S . 216 Anm . 2
und 4; 31,1 ff. und dort Anm . 1; Pf. S. 255,6ff.: Der erste ûzbruch von der sêle ist vernünftekeit,
dar nâch wille, dar nâch alle die andern krefte .; David v. Augsburg Pf. I S . 276 ,2f.: Wer sint
dise zwêne süne ? Daz ist der wille und vernunft, die werdent denne gevangen wenne der mensche
in sünde gevellet . – Die falsche Interpunktion Pfeiffers, der das Komma hinter Z . 9 ûz statt
hinter vernünfticheit setzt, hat Lasson ( M .E . S . IX zu 110 ,33) schon korrigiert; vgl. auch Quint
S . 315 zu 110, 33f. – Zu Z . 10 Dâ von niht mê! vgl. oben S . 166, 3f. und dort Anm . 2 .
i Zur Unterscheidung von mügelicheit = mügelîchiu vernunft und würklicheit = würkendiu
vernunft ( = Unterscheidung des Aristoteles von voûç Trointixós und voūs taIntixós, vgl. De an . III
t. 18 ( T c. 5 430 a 13), lat. intellectus possibilis und intellectus agens) vgl. Sermo X n . 109, LW 4
S . 102,12f.: . .. sicut res sensibiles in lumine intellectus agentis aptantur, ut dignae sint intellectu
possibili recipi. und dort Anm . 5, wo hingewiesen ist auf: Thomas S. theol. I q . 88 a. 1: Uterque
ergo intellectus se extendit secundum statum praesentis vitae ad materialia sola ; quae intellectus
agens facit intelligibilia actu , ut recipiuntur in intellectu possibili.; Pf. S . 19,22 ff.: Diu wirkende
vernunft diu houwet diu bilde abe von den ûzern dingen und enkleidet sie von materien unde von
zuovalle unde setzet sie in die lîdende vernunft, unde diu gebirt ir geistlich bilde in sie. Unde sô
diu lîdende vernunft von der würkenden swanger worden ist, sô behebet unde bekennet si diu dinc
mit helfe der würkender vernunft . Nochdenne enmac diu lîdende vernunft diu dinc nicht behalten
in bekantnüsse, diu würkende müeze si anderwerbe erliuhten (sieh Quint S . 57 zu 19,25f.).; Preger
Der altdeutsche Traktat von der wirkenden und möglichen Vernunft, MSB, 1871, S . 160 — 189; Preger
II S . 146 – 149; vgl. auch Langenberg S . 190,33ff .: dat werck der verstentenis is ouermids materie .
Dat is een mogelike cracht der zielen , die mach ontfaen waerheit von allen dingen . Nu syn die ly .
feliken beelde , die in der fantasien liggen , daer in , dat sy comen syn ouermids die lyfelike sinne. — Nu
en mach dit verstentenisse van hem seluen desse beelden niet verstaen sonder hulpe. Nu is een
ander licht inder zielen , dat dient den verstentenis ende heit intellectus agens, in duytschen een
werkende verstentenisse . . . . Wanneer nu die ziele verstaen sal, soe vergueset sich dat werkende
verstentenisse inder zielen op die lyfelike beelden in der fantesien ende openbaert die beelden ; dan
comt dat verstentenisse ende verscheit in den beelden wat et wil. Vgl. auch v . Bracken S. 260ff.
und Ebeling S. 297ff.
(Met.IX c.7 [1000lkomenheit ist,d. .288 An
? Der Meister ist Avicenna (Met. IX c. 1 ( 107ra 21; 27 – 29 ] ) , vgl . DW 1 S. 288,7ff.: Ein
meister sprichet : der sêle natûre und natiurlîche volkomenheit ist, daz si in ir werde ein ver
nünftigiu werlt, dâ got in sie gebildet hât aller dinge bilde. und die dort S . 288 Anm . 4 aufgeführten
lateinischen und deutschen Vergleichsstellen : In Gen . I n . 115, LW 1 S. 270,13ff.: Unde Avicenna IX
Metaphysicae c. 7 sic ait : » sua perfectio animae rationalis est , ut fiat saeculum intellectuale et de
scribatur in ea forma totius«, »quousque perficiatur in ea dispositio esse universitatis et sic transeat
220
Vir meus servus tuus mortuus est
der würkenden kraft glîchet si sich dem vater und würket alliu dinc in ein niuwez wesen 1.
40 Got wolte in sie gedrücket haben natûre aller créatûren ; dô enwas si niht vor der werlt .
Got hât alle dise werlt geistlîche gemachet in einem ieglîchen engel, ê disiu werlt gemachet
würde in ir selben ?. Der engel hật zwei verstantnisse. Daz ein ist ein morgenlieht, daz

I vater] vadem N alliu d . fehlt B , in eime nuwin wesine OH , niuwe Pf


2 Got bis werlt. fehlt 0Hz(Hom .) sie ] sich si B , dô ] das B , 3 gemachet?] irbildit
hinter engel, OH , eigenlichen N 3f. e di werlint an ir selbir gemachit worde OH ,
4 in im Pf Der bis verst. fehlt N hât] der h . H , zwÔ Pf Daz ] Diu Pf eina fehlt Pf
daz ] diu Pf

in saeculum intellectum , instar esse totius mundi«.; Sermo X1, 1 n . 112, LW 4 S. 106,1f.; Sermo
LV,4 n . 550, S . 460,9ff. und dort Anm . 7. Vgl. ferner DW 1 S. 291,1f.: Ein meister sprichet : diu
sêle hât eine mügelicheit in ir , daz aller dinge bilde in sie gedrücket wirt. und dort Anm . 2, wo auf
Aristoteles De an . III t. 18 ( T c. 5 430a 14 ) : . . . intellectus potentia quidem sit quodammodo
intelligibilia ipsa ... Atque quidam intellectus talis est qualis est eo quod omnia fit, quidam vero
eo quod omnia facit . . . verwiesen ist; DW 1 S . 49,4f.: Ez sprechent etlîche meister , diu sêle sî
gemachet von allen dingen , wan si eine mügelicheit hât alliu dinc ze verstânne. und dort S. 50 Anm . 1 .
Diese letzte Stelle zeigt, daß oben Z . 2 mügelicheit zu Unrecht in PfB , B N1 fehlt. Das Avicenna - Zitat
besagt, daß die Seele in der Kraft der mügelîchen vernunft (des intellectus possibilis ) die potentielle
Möglichkeit besitzt, geistig alle Dinge, d . h . ein mundus intelligibilis , ein saeculum intellectuale zu
werden . Es wird deutlich , daß die Lesart wirckende B , B , N , statt werdenne hier ebenso verderbt ist wie
DW 1 S . 289,1 würke PfBa Str , statt werde. Vgl. auch noch DW 1 S . 249,10 ff.
1 Zu S. 220,3f. vgl. Pf. S . 17, 1ff.: Diu wirkende vernunft diu stêt alle wege gegenwertic, iemer
etwaz ze wirkende, ez sî in gote oder in der créatûre, wan si sich vernünfteclîchen üebet in den
créatûren als in einer ordenunge und widertragunge der creatûre wider in iren ursprunc oder sich
selber ûftragende ze götlîcher êre unde ze götlîchem lobe (sieh Quint S . 56 zu 17, 3) . Es ist die
Aufgabe der würkenden kraft, die in der mügelîchen kraft liegende mügelicheit , eine geistige Welt
zu werden , dadurch zu aktualusieren , daß sie, wie Gott- Vater , alle Dinge in ein neues, ideales Sein über
führt, auf daß sie als solches von der mügelîchen vernunft aufgenommen werden . Vgl. die oben S. 220
Anm . 1 aufgeführten Stellen Sermo X n . 109, LW 4 S . 102, 12f. und Thomas S. theol. I q . 88 a . 1
sowie Schmoldt S. 86ff .
2 Der Sinn des Satzes Z . 2 Got- werlt . ist , daß Gott in die vernünfticheit gern die Natur aller
Kreaturen eingeprägt hätte; jedoch existierte sie vor der Welt noch nicht, wie es indessen die Engel wohl
taten . — Zu Z . 3f. vgl. Sermo X n . 109, LW 4 S. 102,7ff.: Ubi nota duo : primo, quod angeli qui.
dem de toto universo nec gaudium accipiunt. Concipiunt quidem et praeconcipiunt gaudium de
universo , sed ab universo non accipiunt. Nam e contrario universum ab ipsis exemplatur, nihil in
ipsis ab universo . und die dort Anm . 4 verzeichneten Parallelen : Pf. S . 316 , 17f.: Waz des engels
nâtûre enpfâhen mac, daz hât er allez alzemâle in im . Waz got geschepfen mac, daz treit der engel
in sich , dar umbe daz sie niht beroubet sint der vollekomenheit, die ander creatûre habent.; Par.
an . S . 120 ,28ff.: Augustinus sprichit fon zweigerhande werlint und heizit di sele eine werlint, und
in eime iclichin engle ist ein werlint geistliche, wan alliz daz Got geschaffin hait, daz ist in eime
iclichin engile erbildit vil edilre wan ez si an ume selbin , wan ez ist in un one materien .; 38,1ff .: . . .
mit den engilen di in un habint bilde allir dinge. Dyonisius : 'du Got di engle geschuf, du gab he
un bilde allir dinge, . . .'.; Pf. S . 236 ,1ff.: Etlîche meister wellent villîhte sprechen , daz daz götlich
lieht, daz in die engel gegozzen ist, unde daz bilde aller crêatüren , daz got in die engel gebildet hât,
ê ez gebildet würde an die créaturen , daz daz götlîche lieht unde daz bilde in den engeln solte schöp
fen die sêle (sieh Quint S. 657 zu 236,1f., 4 ).; Sermo LV, 4 n .550, LW 4 S. 460,3ff:. Dic quomodo
221
Predigt 37
ander ist ein abentlieht. Daz morgenlieht ist, daz er alliu dinc sihet in gote. Daz âbentlieht 111,5
ist, daz er alliu dinc sihet in sînem natiurlîchen liehte . Gienge er ûz in diu dinc, sô würde
ez naht. Nû blîbet er inne, dar umbe heizet ez ein âbentlieht ?. Wir sprechen , daz die
engel sich vröuwent, sô der mensche ein guot werk tuota. Unser meister3 vrâgent, ob

1 ist, daz] da N , 2 alliu ) diu Pfoh , 3 ez? ] er N inne,] in im N . dauon


B, ez ] er B , N . 3f. sich di engle OH , 4 sô bis tuot.) sô ein mensche guot wirt. Pf
Unser besten m . Pf Di m . OH , fraget B ,

in quolibet angelo stant omnes res huius mundi corporalis incorporaliter, . . . und dort Anm . 3 ;
Sermo XLVIII, 1 n . 502, S . 417,1f.: Nota quomodo quilibet intellectus angelicus est caelum et
mundus verissimus, spatiosissimus, purissimus, . . . . – Zur Textkorrektur in Z . 4 gegenüber Pf.
S . 111,2 in im > in ir und zur Tilgung des Kommas hinter würde sieh Quint S . 315.
Zu Z . 221,4 ff. vgl. DW 1 S . 133,1ff.: Der engel, dâ er sich kêrte ze der crêatûren bekennen
ne, dâu würde ez naht. Sant Augustinus sprichet: swenne die engel die creatûren âne got beken
nent, daz ist ein abentlieht ; aber swenne sie die créatûren in gote bekennent, daz ist ein morgen
lieht. Daz sie got bekennent, als er aleine in im selben wesen ist, daz ist der liehte mittac. und die
dort Anm . 1 verzeichneten Vergleichsstellen : Augustinus De Gen . ad litt. IV c . 23, CSEL XXVIII,1
122, 26ff .: Multum quippe interest inter cognitionem rei cuiusque in verbo dei et cognitionem eius
in natura eius, ut illud merito ad diem pertineat, hoc ad vesperam , . . . ; c. 24, 123,19ff.; Thomas
S . theol. I q. 58 a . 6 ad 2 : Ad secundum dicendum quod matutina et vespertina cognitio ad diem
pertinet, idest ad angelos illuminatos, qui sunt distincti a tenebris, idest a malis angelis. Angeli autem
boni, cognoscentes creaturam , non in ea figuntur, quod esset tenebrescere et noctem fieri; . . . Et
ideo post vesperam non ponitur nox , sed mane : . . . An der folgenden Stelle findet sich die Unter
scheidung von Morgen - und Abenderkenntnis in bezug auf das Erkennen des Menschen : DW 5 S . 116, 12ff.
( VeM ) : Nû sprechent die meister , daz, sô man bekennet die créatûre in ir selber, daz heizet ein
âbentbekantnisse, und dâ sihet man die créatûre in bilden etlîcher underscheide ; sô man aber die
creatûre in gote bekennet, daz heizet und ist ein morgenbekantnisse , und alsô schouwet man die
crêatûre âne alle underscheide und aller bilde entbildet und aller glîcheit entglîchet in dem einen ,
daz got selber ist, und dort S. 130f. Anm . 46. Vgl. auch Lüers S . 133.
2 Zur Textänderung gegenüber Pf. S . 111,8 sô ein mensche guot wirt . sieh Quint S . 315. —
Zu Z . 3f. vgl. DW 1 S . 101,1ff.: Man sol geben den engeln und den heiligen vröude. Eyâ, wunder
über alliu wunder! Mac ein mensche in disem lebene vroude geben den , die in dem êwigen lebene
sint ? Jâ wærlîche ! ein ieglich heilige hât sô grôzen lust und so unsprechelîche vroude, von einem
ieglîchen guoten werke, von einem guoten willen oder einer begerunge hânt sie sô grôze vroude,
daz ez kein munt ûzsprechen kan , noch kein herze kan ez erdenken , wie grôze vroude sie dâ von
hânt. und die dort Anm . 1 aufgewiesenen Parallelen : Pf. S. 41,35ff.; 299,22ff.; ferner noch Par. an .
S. 15, 34ff .
3 Vgl. Thomas S . theol. Suppl. q . 87 a . 1 ad 3 : Ad tertium dicendum quod , quamvis, caritas
sit nunc causa dolendi de peccato , tamen sancti in patria erunt ita perfusi gaudio quod dolor in
eis locum habere non poterit. Et ideo de peccatis non dolebunt: sed potius gaudebunt de divina
71 a.5 adella, in peccato ruant illit etiam nunc ar
misericordia , qua eis peccata sunt relaxata ; sicut etiam nunc angeli gaudent de divina iustitia,
qua fit ut, deserti a gratia , in peccato ruant illi quos custodiunt, quorum tamen saluti sollicite
invigilant., q . 71 a . 5 ad 4 . Dagegen : Langenberg S . 197,5ff.: Nu en spreken wi niet alleen van
gade, mer ic spreke, dat die mynste heilich of die mynste engel, dat hi doecht vander ondoecht,
die een mensche doet inder tyt, . . . Alsoe spreke ic , dat bedroeffenisse is under die engelen ende
in gade, als een mensche onrecht doet.
222
Vir meus servus tuus mortuus est

10 die engel betrüebet werden , sô der mensche sünde tuot. Wir sprechen : nein ! wan sie
sehent in die gerehticheit gotes und nement dar innel alliu dinc in im , als sie sint in gote .
Dar umbe enmügen sie sich niht betrüeben . Nû glîchet sich vernünfticheit in der müge
lîchen kraft dem natiurlîchen liehte der engel, daz dâ ist daz âbentlieht. Mit der würkenden
15 kraft số treget si alliu dinc ûf in got und ist alliu dinc in dem morgenliebte 2.
Nû sprichet diu vrouwe: 'sie koment, den wir schuldic sîn , und nement mîne zwêne
süne in irn dienst'. Nû sprichet der wîssage : 'entlêhen ledigiu vaz umbe dîne nâchgebûren !'
Dise 'nâchgebûren ' sint alle créatûren und die vünf sinne und alle die krefte der sêle
20 — diu sêle hât vil krefte in ir, die gar heimlîche würkent - und ouch die engel3. Von allen
disen 'nâchgebûren ’ solt dû 'entlêhen ledigiu vaz'4. 10
Daz wir vil 'îteler vaz entlêhen ' und daz diu alliu gevüllet werden mit götlîcher
wisheit, daz wir dâ von unser 'schulde vergelten ' müezen und êwiclîche dâ von leben ,
daz dâ über ist', des helfe uns got. Âmen .

6 f. Sieh oben S . 210, 1 , 2ff.

I si sprechin OH , 2 dar inne fehlt Pfor , in im , ] minne B , fehlt OH , sint]


sin OH , 3 sie nyt bedrubet werden B , B , N gelich B , der ] die B , 4 daza) ain
B , fehlt Pf Mit] In OH , der ? ] dez B , 5 sô fehlt OH , alliu ' ] aller B , ûf bis
dinca fehlt OB, (Hom .) gote Pf i st] sint doch Pf 6 ‘sie bis 7 wîssage :] Herre man
wil mir mine sune nemen Nu antwurtit der prophete OH , 7 ain ledig vaß B , vile ledigir vaz
OH , umbe d.] von dein N , wider dine 0H 8 Dise] Die B , daz sint OH , alle2
fehlt OH , 9 diu bis würkent fehlt OH , diu bis ir,) und inre krefte , Pf ouch ) sint Pfor ,
die fehlt OH . Von bis 13 Âmen .] weder dýse nachgebůre sal d ' mensche (mensche fehlt 0 )
nemen ledege vaz Bede wir etc. H2O 10 ain ledig v . B , 11 Daz bis 13 Âmen .] Bitten wir
Únsern herren et etc . B , 11 vil fehlt Pf i deler zu edeler B , daz diu fehlt Pf 12
müezen fehlt Pf 13 ‘daz bis ist', fehlt B , uns got. Amen . fehlt N .

1 Dieses dar inne fehlt Pforz. Ich habe es aus B , B , N , übernommen und halte es für ursprüng
lich : dar inne bezieht sich auf die voraufgehende gerehticheit gotes, in der die Engel in Gott alle Dinge
80 nehmen , wie sie in Gott sind .
2 Der Sinn von Z . 3ff. ist, daß die vernünfticheit in der mügelîchen kraft, in der sie die müge
licheit besitzt, alliu dinc ze werdenne geistliche (sieh oben S . 220, 3 ), der Abenderkenntnis des Engels
als seinem natiurlîchen liehte ( oben S. 222, 2 ) gleicht und daß sie mit der würkenden kraft . . . alliu
dinc zu Gott hinaufträgt (und damit gleich dem „ Vater “ würket alliu dinc in ein niuwez wesen, oben
S . 221, 1) und dann alliu dinc in dem morgenliehte ist, was ze werdenne geistlîche sie in der
mügelîchen kraft die mügelicheit hat. Pfeiffers Lesart . 111, 14 sint doch statt Z . 5 ist und Las
8ons Konjektur (Zfd Ph 9 S . 18 zu 111,14) sint dâ sind verfehlt.
3 Z . 9 diu — würkent (fehlt OH ,) ist Parenthese, die besagt, daß mit alle die krefte der sêle ( Z . 8 )
auch alle die vielen inneren Kräfte gemeint sind , die gar heimlîche in ihr wirken . Sieh auch Quint
S . 315 zu 111,194. – Z . 9 und ouch die engel. gehört noch zu Z . 8 Dise 'nâchgebûren ' sint . ..
4 Strauchs Konjektur Par. an . S. 52,25 salt du statt sal der mensche (mensche fehlt O )0H ,
traf das Richtige. --- Zur Metapher vaz vgl. Lüers S. 285f.
223
PREDIGT 38 (Strauch Par. an . Nr. 4 S . 14 - 18 , Pf. Nr. XXIX S . 104 - 105)

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S . 298f., Spamer PBB 34 S . 338f., Strauch a .a.O .
S . XXI zu Nr. 4):
f. 189vb190va , danach von Pfeiffer gedruckt. Der Text ist eindeutig Fragment ; er reicht
nur bis unten S. 236 ,6 werk . Er zeigt aber auch weitere Lücken , insbesondere unten S . 232, 1
Ich - 9 sprechenne. Es ist o . w . ersichtlich , wie ich in Quint S. 299 unter Zitierung von
Büttner I S . 210 gesagt habe, daß E , die Predigt nur zu etwa einem Drittel überliefert und
infolgedessen die Ausführungen über die Bestandteile des Schriftzitats 'Gabriel', 'Âvé', 'Gnaden
vol', 'Got mit dir ', die Eckhart nacheinander exegesiert, fehlen .
H, f. 13v — 18v .
Me, f. 315va - 316ra, Textstücke in einem Konglomerat = unten S .227,6 Der — 228,3 gote + 230,4 Sant
Paulus - 231,5 werden . + 232 , 4 Diu - 233, 4 wartende. + 235 , 2 Glicher — 236 ,5 zuo . + 238 ,7 Aber
- 9 sêle . + 239,5 Ez — 6 wirt, + 240,4 dise6 werk . + 241,2 Dâ -- 3 ist. + 241,8 Daz — 242,4
glich + 242,6 Daz — 243,1 möhten . + 6 Ein — 7 sun ; + 8 Ein — 244,2 erden .; sieh Quint S . 299,
wo gesagt ist, daß Spamer (PBB 34 S. 367) die Identifizierung der Textexzerpte mit dem
Text von O nach dem Sieversschen Abdruck in ZdA 15 , S . 377ff . bereits vorgenommen hat.
N, f. 971– 99r = Jostęs Anhang I Nr. 4 S. 107 – 1121.
O f. 10r — 13v = Strauch Par. an . Nr. 4 S. 1418 .

Filiation der Hss. (sieh Quint S. 299f.): Wie oben schon gesagt wurde, überliefert E , nur ein Frag
ment der Predigt, und auch dieses nur lückenhaft . E , zeigt auch in den übrigen Texten , die es bietet,
Lücken ; es läßt mit Vorliebe die Subjektivismen , insbesondere die Rückverweise der Predigten , aus,
vgl. etwa DW1S. 371 unter „ Filiation der Hss.“ . Es handelt sich also gewiß nicht um eine eigene
„ Fassung“ der Predigt in E ,, dessen Text vielmehr im ganzen zu dem der Volltexte OH N , stimmt.
Im einzelnen weicht E , allerdings sehr häufig von diesen ab. Anderseits läßt insbesondere der Ein
gang der Predigt eine engere Zusammengehörigkeit von E , und OH , erkennen : S. 227,4 Inl_ 5 libe.
E ,OH ,] fehlt Ng. — Der, wie immer , bearbeitete Text von Me, steht im ganzen näher bei N , als bei
Ej, wie folgende Stellen erkennen lassen : 14,24 der vüllede der zit ] der czit der fullede (völl da Mez)
NgMeg; 235 ,3 ie — suln ] haben N Meg; 7 An ] in NgMeg; 236,1f. ein herre der here OH ,] eyn got des hers
Ngdes hers got Mez; 242,4 ich – 5 hân ,] ich iczunt von sprach N Meg. — O und H , stehen auch hier wieder
in dem Verhältnis zueinander, wie ich es DW 1 S . 116 und S. 340f. charakterisiert habe.

Textkonstituierung (sieh Quint S . 300 ) : Da die Volltexte OH, und N , weitgehend übereinstimmen ,
ist es gleichgültig, ob man OH , oder N , als Grundlage für die Textkonstituierung wählt. Ich bin
im ganzen OH , gefolgt und habe N , mit Ei und Me, als Korrektiv herangezogen . Wo OH , und N ,
alleinstehend voneinander abweichende Varianten boten, mußte auf Grund innerer Kriterien ent
schieden werden . Das gilt insbesondere für die Stelle S . 238 ,5, an der ich das Textplusstück von Ng

1 Die Angabe von Jostes S . XIII: „ Die Predigt Nr. 4 des Anhanges I habe ich , da in dieser
Hs. der Text sehr schlecht ist, nach einer anderen gegeben “ , wonach die vorliegende Predigt also
auch in N , stehen soll, dürfte nicht stimmen . Ich habe die Predigt jedenfalls in N , nicht gefunden .
224
Predigt 38
als sekundär ansehe und nicht aufgenommen habe, und S. 235,5, wo ich das Textstück wan
hânt, das gleichfalls nur Nz bietet, als ursprünglich ansehe und daher übernommen habe. Im ganzen
darf der Text der Predigt als gut und verläßlich überliefert angesehen werden .
Übersetzungen : Büttner I S. 1ff.; 1934 S. 37ff.
Echtheit : Hsl. Bezeugung für meistir eckart (Echart H2) durch OH , sieh im Eingang des Varianten
apparates. Die Predigt ist nicht nur durch die Thematik auf Grund desselben Schrifttextes Luk. 1,28
Ave, gratia plena, sondern auch durch eine Reihe von sehr charakteristischen textlichen Über
einstimmungen mit der echten Predigt 22, DW 1 S. 375ff. eng verbunden (sieh unten S. 229,1ff.
und Anm . 1 ; 238 ,1 ff. und Anm . 1; 244, 2 ff. und Anm . 3) und dadurch als von demselben Verfasser
stammend erwiesen . Weiterhin bezieht sich der Rückverweis DW 1 S . 179,12 in der echten Predigt 11
mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Stelle unten S . 230,4 (sieh dort Anm . 2). Zudem stimmt die
Predigt in einigen markanten Ausführungen mit lateinischen Texten überein , so insbesondere S . 228,3ff.
mit In Gen . I n. 132, LW 1 S. 285,4ff. (sieh S . 228 Anm . 2) und S. 240,7 mit In Eccli. n . 39, LW 2
S . 267, 4 (sieh S . 240 Anm . 4 ), ohne daß man , wie ich meine, diese Übereinstimmungen als Zufall
ansehen könnte. Und das gleiche gilt für die vielen weiteren Ausführungen , in denen sich die vor .
liegende Predigt mit Stellen aus echten deutschen und lateinischen Stücken in spezifischer Weise
berührt, so : S . 229 Anm . 2 (DW I S . 66 ,3ff.; 376 ,8 ff.) ; S . 230 Anm . 3 (DW 1 S . 74 ,5 ff.; 422,5ff.) ;
S . 231 Anm . 2 (DW1 S . 169 ,8ff. ; 135 , 11 ff.) ; Anm . 3 (DW1 S . 143,7 ff .); S . 232 Anm . 1 (DW 1
S . 171,3ff.); Anm . 2 (DW 5 S . 22,1f.); S . 233 Anm . 1 (DW 5 S. 20,2f.; DW 1 S. 349, 10ff.; 128,7) ;
Anm . 3 (DW I S . 220,7ff.; 183,2 ff.); S . 234 Anm . 1 (DW 1 S . 65 ,8ff.); Anm . 2 (DW 1 S. 173,1 ff.);
S. 235 Anm . 1 (DW 1 S. 163 Anm . 4 ); S. 237 Anm . 2 (DW 1 S. 43,7ff.; 282, 2ff.; 53,1 ff.; 287,1f.);
S. 238 Anm . 1 (DW 1 S. 379,6ff.); Anm . 2 (DW 1 S . 79,11ff.); S. 239 Anm . 2 (DW 1 S . 119,4ff.;
172,3f. ; DW 5 S . 269, 3 ff.) ; S . 241 Anm . 5 (DW 5 S . 232,5 ff.) ; S . 242 Anm . 2 (DW1 S . 177,6f.) ;
S. 244 Anm . 3 (DW1 S . 379 ,11 ff. ; DW 5 S . 31,7 ff.; 33, 11 ff.) ; Anm . 5 (DW 1 S. 367 , 1 ff.). - S . 229
Anm . 2 (LW 2 S . 298,13ff.; LW 1 S . 514,4f.; In Ioh . n . 486) ; S. 230 Anm . 3 (LW 3 S . 245,7 ff.;
LW 4 S . 200 , 10f.); S . 233 Anm . 1 (LW 2 S . 469,6 ff.) ; S . 234 Anm . 1 (LW 4 S . 366 , 10f. ; LW 2
S. 448,6ff.; LW 4 S. 112,3ff.); Anm . 2 (LW 2 S. 360,1 ff.); S. 237 Anm . 2 (LW 4 S. 458,9ff.; In Ioh .
n . 528 ) ; S . 238 Anm . 1 (LW2 S . 376 , 1 ; LW 4 S . 344 , 4 ff.) ; Anm . 2 (LW 4 S . 462 ,12 ff .; LW2 S . 355 ,1f.;
LW 3 S . 40 , 4 ) ; S . 240 Anm . 4 (LW 2 S . 267, 4 ) ; S . 241 Anm . 5 (LW4 S . 16 , 10f.) ; S . 242 Anm . 3 ( In
Ioh . n . 521) ; S . 244 Anm . 3 (In Ioh . n . 521 ; LWI S . 307,5f. ; 515 , 12ff.). - Was den Stil betrifft,
so ist er ganz ausgeprägt Eckhartisch . Er ist beherrscht von hyperbolisch -paradoxalem Ausdruck ;
S . 231,7 ff.; 232,6f., 9f.; 233, 1ff.; 234,1 ff.; 235,2ff.; 236,8f. ; 239,5 ff.; 240,2 ff.; 241,5, 5ff., 8ff.; 242,2f.,
6ff.; 243,8 ff.; 244,7 ff. Wiederholt begegnet antithetischer Parallelismus: S. 231,2ff.; 232,4f.; 237,2f.;
Chiasmus: S . 227,8f.; 228,2f.; häufende Aufzählung : S. 227,6 ff.; rhetorische Frage: S. 245, 2; Dialog :
S . 245 ,4 ff . Überdies zeigt die Predigt eineMenge von Vergleichen Eckhartischer Prägung, so : S . 228 ,3f.;
229,1 ff.; 235,2ff., 7, 8f.; 237,4 ff. ; 238,3ff.; 239,8ff.; 242,2f.; 243,2 ff., 5ff. Die Predigt ist ganz durch
zogen vom Eckhartischen Leitthema der Geburt des Wortes in der Seele .

Der Aufbau der Predigt befolgt das Prinzip der Homilie in ausgeprägter Form , d .h . Eckhart exe
gesiert die einzelnen Bestandteile des der Predigt zugrunde liegenden Schrifttextes Luk . 1,26 + 28
nacheinander. Auf diese Weise ergeben sich folgende Predigtabschnitte: 1 . 'In der zit (229, 1 — 233,4 ),
im Pfeifferschen Text dadurch verunklärt, daß Pfeiffer S. 104,34f. in der zit zum Voraufgehenden
gezogen und hinter zît einen Punkt gesetzt hat (sieh unten S . 229 Anm . 1). In diesem Abschnitt
wird das Thema der Gottesgeburt in der Seele , das Eckhart gleich im Anschluß an das Schriftwort
schon anschlägt (227,6 ff.), im Hinblick auf die Zeitlosigkeit dieser Geburt unter Hinzuziehung des
Schrifttextes Gal. 4 ,4 (230,4 ff.) fortgeführt . — 2 . 'Der engel wart gesant' (234,1 — 236,6): Eckhart läßt
sich in diesem Abschnitt über die „ hohe“ Natur der Engel, die „ ohne Zahl“ , d. h. nicht zählbar,
und hoch über der Natur des Menschen sind, aus im Hinblick auf ihre dienende Funktion bei der
Gottesgeburt in der Seele, die Gott allein wirkt. — 3. ‘Gabriel (236,7 — 240,6 ): Der Engel, der zu Maria
15 Edhart, D 2 225
In illo tempore missus est angelus.
gesandt wurde, hatte, wie alle Engel, keinen sein Wesen bezeichnenden Namen , wurde vielmehr
nur benannt nach seinem Werk , wie der Zimmermann nach seinem Werk benannt ist. So auch be
zeichnet der Name „ Seele " nicht das Wesen der Seele — so wenig wie der Name „ Gott“ das Wesen
Gottes bezeichnet – , sondern benennt sie nur hinsichtlich ihres Wirkens im Leibe. Alles Wirkende
aber sucht sich selbst gebärend hervorzubringen , so wie ein Vater zeugend sich selbst zu gebären strebt
und nur ausMangel an zureichender Kraft einen ihm nur ähnlichen Sohn , gegebenenfalls aber auch ,
bei noch stärkerer Behinderung , nur eine Tochter zeugt. In der Gottesgeburt aber gebiert der Vater in
seiner vollen Kraft die Seele als sich selbst ganz gleich und als eins mit ihm , dafern die Seele alle ihre
Gebrechen abgelegt hat. Eckhart wiederholt , daß der Engel, der über die ganze Welt erhaben ist, zu
dieser Geburt nur dienend wirken kann . - 4 . 'Ave' ( 240, 7 – 241, 7) : Eckhart deutet dieses ' Ave' pseudo
etymologisch als sine vae = âne wê, d . h . ohne das Weh der Kreaturen . Der Mensch , der alle Kreaturen
und alle Zeit aufgibt, der ist âne wê und genießt in der Gottesgeburt die Fülle aller Freude und
Wonne. — 5 . 'Gnaden vol (241,8 — 244,9): In diesem Abschnitt läßt Eckhart sich über das Wesen der
Gnade aus, das, ebenso wie die Gottesgeburt, âne werk und gote .. . glich und . . . sippe ist (242,4).
Er unterscheidet den brunnen der gnade, die eben dort entspringt, wo der Vater seinen Sohn gebiert
(243,6f.), von dem brunnen , in dem die Kreaturen aus Gott fließen (243,8f.), und betont, daß die
Gnade ebensowenig „ wirkt“ , wie das Feuer in seiner reinen Natur nicht brennt, daß die Gnade viel.
mehr im Einssein mit Gott besteht (244,8f.). — 6 . 'Got mit dir ' (245, 1 – Schluß): In diesem 'Gott mit
dir' geschieht die Geburt, und sie ist allen Menschen möglich , die Gottes Gnade in sich wirken lassen .
Verspüren sie sie nicht, so sollen sie doch danach begehren , daß sie ein Begehren nach dieser gnaden .
haften Gottesgeburt erlangen .

Die Seiten - und Zeilenangaben am Innenrand des folgenden Textes beziehen sich auf die Text
abdrucke von Strauch (Par. ), Jostes (kursive Zählung) und Pfeiffer.

226
PE.104,25 In illo tempore missus est angelus Gabriel a deo : ave gratia plena,
dominus tecum .

.14 ,5 Disiu wort beschrîbet sant Lukas : 'in der zît wart gesant der engelGabriel von
gote ' i. In welher zît ? ' In dem sehsten mânôte ', dô Johannes Baptista 2 was in sîner
muoter lîbe.
Der mich vrâgete: war umbe beten wir, war umbe vasten wir, war umbe tuon wir
alliu unseriu werk, war umbe sîn wir getoufet , war umbe ist got mensche worden, daz
Je.107,30 daz hohste was ? — ich spräche: dar umbe, daz got geborn werde in der sêle und diu

lf.; 3f. ; 4 Vgl. Luc. 1,26 : In mense autem sexto ,missus est angelus Gabriel a Deo . . . 28 : Ave
gratia plena : Dominus tecum : . . . ; vgl. auch unten S . 229,1 ; 234, 1 ; 236,7 ; 240,7 ; 241,8 ; 244,8 ; 245, 1.

Zuweisungen : <primae partis ) IIIJ In illo tempore missus est angelus Gabriel/(lus Gabriel
fehlt H ./Zeilenw . )) Jn disir predigade (predeg H2) bewisit /meistir eckart (Echart HJ der alde
mit / reden vnde mit glichnissen / daz got geboren wirt in der sele vnde di sele in got / geborin
wirt OH , (Inhaltsverzeichnis: 0 f. Ira [Par. an . S. 1 ], H , f. 1r )
Überschriften : Jtem (fehlt H2) sermo de aduentu domini ( im Text) IIIJ (auf d . Rand ) OH ,
auf d . unteren Rand v . and . Hd .: in kaffin in got O fehlt H , Von deme engel gabriel / wart
gesant czu marien (im Text) dis mag / man lesen / auf vnß li/ben frawen tag / in der fasten (auf
d. Rand, umrandet u . unterstrichen ) Ng
1 In bis 2 tecum .] Missus est Gabriel angelus PfE , ( v . and . Hd. auf. d unteren Rand f .189vb)
fehlt N2Me, 1 Ave maria gr. H , 3 Disiu bis 5 lîbe. fehlt Me 3 Disiu bis Lukas : fehlt
PfEN , der? ] ein OH , d . engel Gabriel gesant PfE 4 Inë bis 5 lîbe. fehlt N , 4 in
den seis manden OH , Babtistâ ] babºt E , wabernde ( !) Pf 6 Der mich vr. :] hie möcht
mich ettwer fragen Maister Me, mich nû frâgte : PfE b eten bis umbe fehlt Meg(Hom .)
wara] oder w . PfE w ir , fehlt E , war3 bis 7 werk,] vnd tuen vil gueter werch Me, 6 war
umbe tuon ] oder würken PfE , 7 al unser Pfe , unseriu ] gute Ng war bis 8 was ?
fehlt PfE 7 war1,2] oder war Meg daz bis 8 was ? fehlt Me, 8 dazl] diz OH , was ? ]
ist N , ich sp 'che OH , sô sprêche (sp 'ch Ej) ich : PfE , zw dem sprich ich Mey d ar umbe,]
es ist d. Meg durch daz PfE , got in unser (der Men) sêlen geb . werde. PfE ,Meg und bis
228, 1 werde. fehlt PfE , ( Hom .) 8 vnd daz dy Ng

1 Der Schrifttext steht nach dem alten Dominikaner-Missale im Evangelium der Messen des
Mittwochs nach dem 3. Advent, „ In commemoratione ( = Votivmessen ) beate marie virginis in adventu “
und des Festes Mariä Verkündigung (25. März ) . Zum letzten paßt die Randnotiz in N , dis mag man
lesen auf vnß liben frawen tag in der fasten (sieh oben unter „ Uberschriften “ ) . Dazu stimmtaber auch
der Rv. unten S . 230, 1 dâ ich nû von sprach , der sich auf oben S . 211, 1 in Pr. 37 bezieht, die am
Dienstag nach dem 3. Fastensonntag gepredigt wurde (sieh oben S. 210 Anm . 1).
2 Pfeiffer ( 104,27) hat die im Var.-App. angegebene ganz geläufige Abkürzung für Baptista
fälschlich durch wabernde wiedergegeben , offenbar in Erinnerung an die Schriftstelle Luk . 1,41: ex
sultavit infans in utero eius : . . . Zu Johannes Baptistâu vgl. unten Pr. 49 ( Pf. S . 290, 16 ; 294,24) .
227
Predigt 38
sele in gote geborn werde. Dar umbe ist alliu diu schrift geschriben , dar umbe hât got Par.14,10
die werlt geschaffen und alle engelische natûre, daz got geborn werde in der sêle und
diu sêle in gote geborn werde1. Alles kornes natûre meinet weizen , und alles schatzes
natûre meinet golt , und alliu geberungemeinet menschen. Dar umbe sprichet ein meister :
5 man envindet kein tier, ez enhabe etwaz glîches dem menschen .

1 got Me,OH , e enwgar pfehlt


udny.dwerde.
die darIl,geb autifenhl,t P2fedi,e DDar
re mdiMeg asrnbis
bi a sacrhrbiisft]2Es
bitsdschrift] ffen dar
Egsesiscisthaauch mb alle
dar vvmb alle
geschrifft Me, War umbe PfE diu fehlt Pfe , dar bis 2 geschaffen ] vnd dy welt
peschaffen Men 1 dar ) unde war Pfe , 2 die bis nat.,] engels nâtûre und alle welt ge
schaffen ? PfE , die ] alle dy Ng n atûre ,] creatur Me d az] Dar umbe alleine, daz
PfE in d. sêlen (selpen E ) geb . w . PfE ,Me, unda bis 3 werde. fehlt PfE (Hom .) 3 got
Me,OH , geborn bis 230,3 hilfet. fehlt Meg 3 und fehlt PfE 3f. alle schacz golt N ,
alles sch . n .] almetal OH , 4 meinet fehlt Pfe und fehlt Pfe , meinet2 fehlt Ng
mensche. PfE 4f. Als ein meister sprichet, daz enhein tier ist, PfE , 4 sprach OH ,
5 m . env.] so inv. m . Oh , dicke kein N , glîches] gemeine mit PfE , 5f. menschen
in der zît. PfE

1 Karrer ( M . E . S . 238 Anm . 340 zu S . 116 Pf. 104,31) verweist auf Augustinus In Ioh .
tr. 110 n .6 , PL 35, 1923: sed ante mundi constitutionem dilexit nos, ut cum eius unigenito etiam
nos filii eius essemus, priusquam omnino aliquid essemus. Pahncke ( Diss . S. 56 unter 3) verweist
auf Pf. S . 103, 11ff.: Ich hân etwenne gesprochen unde sprich ez noch : allez daz unser herre ie getet,
daz tet er niender umbe, denne daz got mit uns sî und wir ein mit ime werden , und dar umbe ist
got mensche worden ( sieh Quint S . 297 zu 103, 13) . und bezieht den Rv. auf die vorliegende Stelle. —
Zu S . 227,8ff. vgl. etwa DW 1 S . 166,8ff.: Dâ ist gotes tac, dâ diu sêle stât in dem tage der êwicheit
in einem wesenlîchen nû, und dâ gebirt der vater sînen eingebornen sun in einem gegenwertigen
nû und wirt diu sêle wider in got geborn . ; 171, 8ff .: Diu sêle, diu dâ stât in einem gegenwertigen
nû, dâ gebirt der vater in sie sînen eingebornen sun , und in der selben geburt wirt diu sêle wider in
got geborn .; vgl. auch In Ioh . n . 322, LW 3 S . 271,6f.: . . . sic qui nascitur filius dei et deus in ipso
nascitur filius . . .
2 Vgl. unten Pr. 51 (Pf. S. 333, 36ff. ): Diß korn das meynet den rockenn ; das hat es in der
natur , das es weytzen werdenn mag ; darumb so růwet es nitt, es komme in die selbenn natur. Diß
weytzenn korn hat es in der natur, das es alle ding mag werdenn ; darumb giltet es vnd gibt sich
in den tod , vff das es alle ding werde. Vnd diß ertz daz ist kupffer ; das hat in seiner natur, das es
silber werden mag, vnnd das silber hat in seiner natur, das es gold werdenn mag ; darumb so gerůwet
es nymmer , es komme[n ] in die selben natur. — Die Bedeutung des meinet ( Z . 3 und 4) ist: „ strebt
an " , „ intendiert“ , „ zielt auf“ : „ Die Natur jedes Korns zielt auf Weizen , und jedes Metall zielt auf
Gold , und jede Geburt zielt auf den Menschen “ . Vgl. ferner In Gen . I n . 132, LW 1 S . 285 ,4ff.: Propter
quod secundo notandum quod, sicut omne granum est infirmitas sive aegritudo deficiens a forma
et perfectione tritici — propter quod in terris quibusdam pinguibus et fecundis »siligo seminata «
» in tertio anno« convalescit sin triticum « fugata et expurgata aegritudine siliginis ex terrae fecun
ditate — rursus omne metallum infirmitas ac aegritudo est auri — propter quod alchimistae glo
riantur purgata aegritudine cuiuslibet metalli ipsum converti in verum aurum — sic eodem modo
homo, utpote perfectius animal omnium , se habet ad alia animalia ita , ut omne animal sit imper
fectum quoddam et aegritudo hominis . und dort Anm . 3 — 6, wo verwiesen ist auf Albertus M . De
vegetab . V tr . 1 c . 7 n . 55 (ed . Meyer u . Iessen S . 312ff.): Primus autem modus, qui est ex seminum
transmutatione, est sicut seminata siligo nobilitatur et in secundo vel tertio anno mutatur in tri
ticum . . . . Modus autem huius est paulativus, quia paulatim siligo nobilitatur. In primo anno fit
granum grossius et rubicundius, et in secundo anno quod surgit de grano iam mutato seminato fit

228
In illo tempore missus est angelus Gabriel

35 'In der zît'l. In dem , dâ daz wort ze dem ersten enpfangen wirt in mîner vernunft,
105,5 dâ ist ez sô lûter und sô kleinlich , daz ez ein wâr wort ist, ê ez gebildet wirt in mînem
gedanke. Ze dem dritten mâle wirt ez gesprochen ûzwendic mit dem munde, und also
enist ez niht dan ein offenbârunge des innern wortes . Alsô wirt daz êwige wort ge
sprochen inwendic in dem herzen der sêle, in dem innersten, in dem lûtersten, in dem 5

1 Sieh oben S . 227,1 , 3 .

1 In² bis êrsten ] Aller êrste dô daz wort PfE daz ] diz N20H , 2 ist ez] ist ist N ,
8ô kl. u . số l., PfE d az bis ist ,] da ist ez ein w . w . OH , daz iß ein w . w . Ng werde PfE
myner N , 3 dritten ) andern PfE mâle fehlt OH , 3f. und
ist niht mêr d . PfE 4 f. gesprochen fehlt N , 5 inw . bis sêle , fehlt PfE innegisten
PfE in3,4] und in PfE ,

iterum grossius et rubicundius, et ex illo seminato tertio anno fit triticum .; I tr .2 c . 10 n . 191 (a .a .O .
S . 94 ) ; Sermo LV,2 n . 541, LW 4 S . 454,4f.: Frumenti, id est tritici, in quo significatur nobilitas animae
et sinceritas. Triticum est omnis frumenti puritas et intenta nobilitas.; Albertus M . Mineral.
III tr. 1 c. 7 u . 9 ( ed . Borgnet 5, 68a; 70f.) ; In Gen . I. n . 183, LW 1 S. 326,6 ; n . 195, S. 341,8 ;
n . 196 , S . 342, 11; In Gen . II n . 187, S . 657 ,11ff .; In Sap . n . 13, LW 2 S . 333,11 und Anm . 6 ; In
Ioh . n . 527; Maimonides Dux neutrorum III c. 14 (770 13 — 17): Ostensum est autem quod , quod
perfectius est in entibus in hac materia , est homo, et quod ipse est finis et consummatio istarum
compositionum et est perfectior cunctis. Licet autem dicatur quod omnia entia , quae sunt sub
sphaera lunae, sunt propter ipsum , verum est secundum hunc modum ,scilicet ut sit motus variationis
propter necessitatem generationis , ut inveniatur perfectum secundum quod possibile est esse.
2 . 3 schaz = „ verarbeitetes Edelmetall“ .
1 Pfeiffer ( 104,35 ) setzt fälschlicherweise den Punkt nicht hinter 2 . 5 menschen , sondern
hinter oben Z . 1 zît. 'In der zît gehört aber fraglos zum Folgenden .
2 Zu Z . Iff. vgl. DW 1 S . 66,3ff.: Ich sprach einest : swaz eigenlîche gewortet mac werden ,
daz muoz von innen her ûz komen und sich bewegen von innerer forme und niht von ûzen her în
komen , mêr : von inwendic sol ez her ûz komen . und die dort Anm . 3 verzeichneten Parallelstellen
Pf. S . 18, 39ff.; 180 ,29f.; ferner DW 1 S . 376 ,8ff.: Ze glîcher wîs , als daz wort, daz ich nû spriche,
daz entspringet in mir, ze dem andern mâle sô ruowe ich ûf dem bilde, ze dem dritten mâle sô spriche
ich ez ûz , und ir enphâhet ez alle ; nochdenne blîbet ez eigenlîche in mir, und die dort Anm . 4 auf.
geführten Textparallelen , insbesondere In Ioh . n . 486 : . . . impossibile est aliquem loqui nisi prius
formata in ipso specie et imagine quae proles est et filius est expressivus sui ipsius totius, in quantum
loquens est.; n . 642: . . . et in nobis dicere est generare prolem : verbum scilicet genitum nobis in
corde sive in anima illius cui loquimur.; In Eccli. n . 69, LW 2 S . 298,13ff.: Sic etiam verbum omne
prius formatur intus in anima quam producatur et manifestetur per loquelam extra.; In Gen . II
n . 47, LW 1 S . 514,4f.: Secundo verbum est , quo loquitur et dicit, nuntiat sive manifestat se et ea
quae in ipso sunt.; vgl . auch Pf. S . 335 ,22ff .: Daz wort, daz ir von mir hæret, daz ist niht ein vol.
komen wort, ez ist ein bezeichenunge des Wortes, daz in mir ist.; oben S . 166 , 6 ff.; 97 , 4 - 6 und dort
Anm . 4 . - In Z . 3 haben PfE , andern statt dritten . Wie die oben aufgeführte Vergleichsstelle DW 1
S . 376 ,8ff. in der verwandten Pr. 22 zeigt, ist dritten sicher ursprünglich ; denn dem dortigen ze dem
andern mâle sô ruowe ich ûf dem bilde entspricht oben Z . 2 ê ez gebildet wirt in mînem gedanke,
das nur nicht ausdrücklich als zweites Moment angekündigt ist. Ähnlich DW 1 S . 269,2f., sieh dort
Anm . 2 .

229
Predigt 38
houbete der sêle, dâ ich nû von sprach , in vernünfticheit: dâ geschihet diu geburt inne1. Jo. 108,10
Der niht dan einen ganzen wân und eine hoffenunge hie zuo hæte, der möhte gerne wizzen ,
wie disiu geburt geschihet und waz hie zuo hilfet.
Sant Paulus sprichet:' in der vüllede der zît sante got sînen sun '%. Sant Augustínus Par.14 ,25
5 sprichet, waz dâ sî 'vüllede der zît ': » â niemer zît enist, dâ ist 'vüllede der zît'«. Danne 15

ist der tac vol, als des tages niemer enist 3. Daz ist ein nôtwârheit : alliu zît muoz da abe
sîn , dâ sich disiu geburt hebet, wan niht enist , daz dise geburt alsô sêre hinder als zît

4; 5 Gal. 4,4 : At ubi venit plenitudo temporis, misit Deus Filium suum ...; vgl. auch unten
S . 231, 7 , 9f.

1 houbete ] hohsten PfE , dâ bis sprach , fehlt PfE0H , in ] daz ist in OH , fehlt
Pfe , dâ2 bis inne.] unde dâ g . disiu geburt PfE 2 Der ] di Ng und bis zuo ] oder
eine zuoversiht har zuo PfE 3 wie daz disiu geb . geschehe PfE da czu N , hülfe .
PfE 4 Dar vmb spricht sand pauls Me, der czit der fullede (völl da Meg ) NgMe volli
PfE 4f. S . Aug. spr.,] Awff das spricht sand Augenstin Meg 5 spr., ] wart gevrâget, PfE ,
waz bis zît ':] da ist dy tzeit der völl Meg dâ ] daz PfE s î 'v .] fullede si N2H , sî diu volli
PfE dâ3 bis 231, 1 creatûre.] da ist des tags völl da nymer tag ist wann so sich dy purd an hebt
so ist nat das alle tzeit ab sey dy von ir vnd der creatur vasst gehindert wirt Me, 5 » dâ bis
7 hebet, ] Volli der zît ist, dô des tages niht mê ist : danne ist der tac vol. Ez ist ein gewissiu wârheit ,
swâ disiu geburt geschehen sol, dô muoz al zît abe sîn : PfE , 5 dâ3] daz N , 6 alse iß
des N , 7 alsô ] sô PfE ,N ,

houbet1 Zuin deS .r229,4ff.


sêle,da icvgl.h ninsbesondere oben S . 211,1 : Daz vünkelîn der vernünfticheit, daz ist daz
û von sprach auf Pf.S. 108,13f. = unten . Lüers s. 196.
houbet in der sêle , . .. und dort Anm . 1. Wie ich oben S . 227 Anm . 1 bereits gesagt habe, dürfte sich
der Rv. oben Z . 1 dâ ich nû von sprach auf oben S . 211, 1 der voraufgehenden Predigt beziehen (vgl.
Pahncke Diss. S . 56 unter 3, wo auch auf Pf. S . 108, 13f. = unten Pr. 45 : Vernünfticheit daz ist
daz houbet der sêle. verwiesen ist) , - Zu S . 229,5 herzen der sêle vgl. Lüers S . 196 . — Zu S . 229, 5
Zu und dort
in dem innersten , in dem lûtersten , vgl. oben S . 95 ,3ff. und dort Anm . 2 ; 162,3 ; 164,2f. und dort
Anm . 1; unten S. 259, 7 und dort Anm . 4; DW 1 S. 302,5ff. und dort Anm . 2 ; 287,2f. und dort Anm . 2 ;
173, 10f.: Daz ist inne, daz då wonet in dem grunde der sêle, im innersten der sêle, in vernünfticheit . . .
und dort Anm . 3; unten Pr. 43 ( Pf. S . 255, 17 ff .) und die dortige Anm ., Thomas S. theol. III
q . 6 a . 2 : . . . ut Damascenus dicit , . . . intellectus enim est quod est animae purissimum ; . . .
2 Eckhart zitiert Gal. 4 , 4 öfters, so DW 1 S . 179, 12f.: Ich sprach einest : dô diu zît vol was, dô
sante got sînen sun . Wie ich a .a . 0 . S . 180 Anm . 1 gesagt habe, dürfte sich der Rv. auf die obige Stelle
der vorliegenden Predigt beziehen .
3 Zu 2 . 4 — 6 vgl. Augustinus En. in P8.72 n . 16 , PL 36 , 922: . . . redit ad deum , et incipit
quaerere et disputare. Sed quando ? Cum dies pleni invenientur in eis. Quid est , dies pleni ? Cum
autem venit plenitudo temporis , misit deus filium suum (Gal. IV ,4 ) . Ipsa est plenitudo temporis, quando
venit ille temporalia docere contemni, non habere magnum quidquid mali homines cupiunt; . . .
( Der Hinweis Bihlmeyers Par. an . S . XXX zu 14 ,25 auf Confess. X1,23, PL 32, 820f. Quid sit
tempus dürfte abwegig sein .) ; DW 1 S . 74 ,5ff .: 'Got unser herre sante sînen sun in die werlt . Ich
sprach einest alhie : got sante sînen sun in der vülle der zît der sêle, sô si alle zît vürgangen hât.;
In Ioh. n . 293, LW 3 S . 245,7ff.: Gal. 4 dicitur : 'ubi', id est quando, 'venit plenitudo temporis,
misit deus filium suum '. Plenitudo temporis est, ubi nullum tempus est; sic enim plena dies dicitur,
quando finis est diei et iam nihil illius diei est . und dort Anm . 2 ; DW 1 S . 422,5ff. und S . 423 Anm . 1,
insbesondere Sermo XXII n . 214 , LW 4 S . 200, 10f. und dort Anm . 6 .
230
In illo tempore missus est angelus Gabriel
und creatûrel. Daz ist ein gewissiu warheit , daz zît got noch die sêle von natûre niht
2015 berüeren enmac. Möhte diu sêle von zît berüeret werden , si enwäre niht sêle, und möhte
got von zît berüeret werden , er enwäre niht got. Wære aber , daz zît die sêle berüeren
möhte , sô enmöhte got niemer in ir geborn werden , und si enmöhte niemer in gote geborn
werden . Dâ got geborn sol werden in der sêle , dâ muoz alliu zît abegevallen sîn , oder si 5
25 muoz der zît entvallen sîn mit willen oder mit abegerunge.
gesc 2 u wa vris
20 der dieltekunst
it': der
Ein ander sin von 'vüllede der zît': n hæte
h
i , ddie
ach. nund nd dazchere udie
az maht,
zît und allez, daz in der zît in sehs tûsent jâren ie geschach und daz noch geschehen sol
biz an daz ende, her wider geziehen künde in ein gegenwertic nû, daz wäre 'vüllede der
30 25 zît'. Daz ist daz nû der êwicheits, dâ diu sêle in gote alliu dinc niuwe und vrisch 4 und 10
7; 9f. Sieh oben S. 230,4.
1 Ez ist ein nôtwârheit, PfE , diu z . PfE ,Me, got hinter sêle Meg v on natûre
fehlt Pfe , 2 wann möcht Me, | Möhte zit die sale berjeren, SỐ enwore si PfE , von
der tzeit Meg so wår sy chain sel Me, und ] Also Me, fehlt Pfe , 3 von der tzeit Me,
sô enwêre er PfE Wære bis 4 möhte, ] Möhte aber (vnd möcht dy Meg) zît die sêle be
rüeren , PfE ,Meg 3 wer iß aber N , zît ] di zito 4 got in ir niht (nit ni ir E ) g .
PfE Me, niemerl] nimmer mer N , und bis 5 werden . fehlt PfE ,OH (Hom .) 4 enmöhte ?
bis geborn®] möcht auch in got nicht parn Meg 5 Dâ bis sêle, ] Diu sêle, in der got geborn sol
(sol parn Meg) werden , PfE ,Me, dân bis 6 sîn ] diu muoz der zît enpfallen , unde diu zît
muoz ouch ir enpfallen , jâ zuo dem minnesten ein PfE , der mues dy tzeit enphallen Meg 5 sîn ,
bis 232,5 entvallen fehlt Mez (Hom .) 6 oder ] vnd Ng7 ander völli Pf andern fülle E von ]
von der N , Swer d . kunst u . d . maht hôte, PfE d ies fehlt PfE 8 der zît in fehlt
PfE , (Hom .) und daz ] oder PfE 9 ende, her] ende der welte : swer daz har PfE kunde
gez. Pfe , geziehen ) gegißen N , völli PfE 10 Daz ] Diz Pfe , in bis 232,1 bekennet]
alliu dinc in gote bekennet alse niuwe und also frisch Pfe ,

1 Vgl. DW 1 S . 179,9ff.: Sant Augustínus sprichet: herre, als ich mich neige ûf dich , sô
wirt mir benomen alliu swære, leit und arbeit . Als wir zît und zîtlich dinc hân übertreten , sô sîn wir
vrî und alle zît vrô, und denne ist vüllede der zît , und denne sô wirt der sun gotes geborn in dir.;
Sermo XL,3 n . 404, LW 4 S. 344,7f.: Vide igitur, quanta similitudo et filiatio sit animae ad deum ,
si se ipsam supra tempus extulerit . und dort Anm . 10 .
? Zu 2 . 1ff. vgl. DW 1 S . 169,8ff.: wan allez, daz zîtlich ist, daz ist gote verre und vremde.
. . . Die wile der mensche zît und stat hât und zal und menige und schar, sô ist im gar unreht und
ist im got verre und vremde. und dort Anm . 4 ; oben S . 165, 4 f.; Pf. S. 133, 31 ff .; DW 1 S . 135,11f.:
Waz uns des hindert, daz wir hier inne niht state sîn , daz bewîset ein meister und sprichet : ez kumet
dâ von, daz wir zît rüeren . Waz zît rüeret, daz ist tætlich . und die dort Anm . 3 verzeichneten Stellen
( Pf. S . 95 ,24ff. = ) unten Pr. 47; Pf. S . 143,8ff.; (308,5ff. = ) unten Pr. 50: . . . vnd meinet zit, das
vns hindert an dem liechte, want gotte dem ist enkein ding so vaste wider als dů zit ; Nicht alleine
dý zit, er meinet och ein anehaften der zit ; er enmeinet och niht alleine ein anehaften der zit , er
meinet och ein ein rüren der zit ; Nicht alleine ein rýren der zit, Mer : och einen roch vnd einen smak
der zit, . . . - Zu Z . 5f. vgl. unten S . 232,4f. und S . 241,4f.
3 Zu S. 231,7ff. vgl. DW 1 S. 143,7ff.: Nime ich ein stücke von der zît, sô enist ez weder der
tac hiute noch der tac gester. Nime ich aber nû , daz begrîfet in im alle zît. Daz nû, dâ got die werlt
inne machete , daz ist als nahe dirre zît als daz nû, da ich iezuo inne spriche, und der jüngeste tac ist als
nahe disem nû als der tac, der gester was. und dort S . 144 Anm . 1. Zu dem nû der êwicheit vgl. etwa
noch Sermo VIII n . 85, LW 4 S. 81,6ff. und dort Anm . 6 ; unten S . 261,3 ff.; oben S. 24 ,4 und dort
Anm . 2 ; 94 ,8f. und dort Anm . 4 ; 86 ,6ff. und dort S. 87 Anm . 1.
4 Zu niuwe und vrisch vgl. oben S. 117, 1 und dort Anm . 1. — Der Satz Z . 104. besagt : „ Diese
231
Predigt 38
gegenwertic bekennet und in der lust, als diu ich iezuo gegenwertic hân. Ich las niu
welîche in einem buoche - der ez gegründen künde! — , daz got die werlt iezuo machet
als an dem ersten tage, dô er die werlt geschuof1. Hie ist got rîche, und daz ist gotes
rîche2. Diu sêle, in der got sol geborn werden , der muoz diu zît entvallen , und si muoz Par. 15,5
5 der zît entvallen und sol sich ûftragen und sol stân in einem înkaffenne in disen rîchtuom
gotes 3: dâ ist wîte âne wîte und breite âne breite ; dâ bekennet diu sêle alliu dinc und
bekennet sie dâ volkomen .
Die meister, die dâ beschrîbent, wie wît der himel sî, daz wære unglouplich ze
sprechenne : diu minste kraft, diu in mîner sêle ist, diu ist wîter dan der wîte himel ; ich 10

1 der selben 1., PfE als bis hân .) als ich sî ieze hân gegenwertic. PfE als fehlt H ,
Ich bis 9 sprechenne : fehlt PfE 1f. niuwelîche fehlt OH , 2 buchiline bůchillichine H ,
grunden H , gronde o 3 daz ) diß N , 4 und bis 5 disen ] vnd mues awff sehen zw dem Meg
5 dysem H , 6 ist hinter wîte? Me, dâ bis 7 volkomen. ] vnd da dy sel alle ding vol.
chömenleich erchennt Me, 8 Die bis 9 sprechenne : fehlt Mez ( Entsprechung hinter 9 himel ;)
8 beschriben ON , schribent H2 sî, daz] ist da N , daz bis 9 sprechenne: fehlt OH , 9 diu ?
bis diu®) in mîner sêle PfE w îter) weder Ng wîte fehlt Me, himel;] h . von des weit
dy maister schreiben das vnglaubleich ze sagen wår Me

' Fülle der Zeit ist das Nun der Ewigkeit, in dem die Seele alle Dinge in Gott neu und frisch und gegen
wärtig erkennt und in der gleichen Lust, wie ( ich diejenigen Dinge erkenne,) die ich im Augenblick jetzt
gegenwärtig vor mir habe“ .
1 Vgl. DW 1 S . 171,3ff.: Ich sprach einest, daz got die werlt nû schepfet, und alliu dinc sint
glîch edel in disem tage. Spræchen wir, daz got die werlt schepfete gester oder morne, sô giengen
wir mit einer tôrheit umbe . Got schepfet die werlt und alliu dinc in einem gegenwertigen nû ; und diu
zît, diu dâ vergangen ist vor tûsent jâren , diu ist gote iezuo als gegenwertic und als nâhe als diu
zît, diu iezuo ist. und dort Anm . 3 . Vielleicht hat Eckhart mit dem buoche, von dem er in Z . 2 spricht,
die Confessiones des Augustinus im Sinn , vgl. etwa Confess. XI C. 13 n . 15f. (ed Skutella
S. 274, 12ff.) :cum ergo sis operator omnium temporum , si fuit aliquod tempus, antequam faceres caelum
et terram , cur dicitur, quod ab opere cessabas ? id ipsum enim tempus tu feceras , nec praeterire
potuerunt tempora , antequam faceres tempora . . . . anni tui dies unus, et dies tuus non cotidie ,
sed hodie, quia hodiernus tuus non cedit crastino ; neque enim succedit hesterno. hodiernus tuus
aeternitas : . . .
2 Über das rîche gotes vgl. Jostes Nr. 82 S . 84ff., insbesondere S . 85,1f.: Nu verstet mit ernst:
gotes reich ist er selber und sein volkůmens wesen . Zu dem andern mal so verstet man gotes reich
in der sele ., Pf. S . 313,32ff.: Alsô ist got ouch rîch in ime selber und in allen dingen . Nû merket:
diu rîcheit gotes, diu lît an fünfdingen (sieh Quint S . 860 zu 313,33) ; oben S . 151,2f.; Pf. S . 221, 22ff .:
wan gotes rîche daz ist got selbe mit allem sînem rîchtuome. Gotes rîche ist kein kleine dinc: der
alle welten bedêhte, die got machen möhte , daz ist gotes rîche niht. In welher sêle gotes rîche er .
schỉnet unde diu gotes rîche erkennet, der darf man niht predien noch lêren : . . . ; 223, 5 . ff.: Unde
ein solhiu sêle bekennet got unde weiz ( sieh Pf. S . 687), wie nâhe gotes rîche ist, daz ist got mit allem
sîme rîchtuome.; DW 5 S . 22, 1f. ( BgT) : 'zuokome dîn rîche', daz ich nihtes niht enhabe, daz ich
rîche ahte und wizze dan dich rîche.
3 Zu 2 . 4ff. vgl. oben S . 231,5f. -- Zu rîchtuom gotes vgl. die vorhergehende Anm . und DW 1
S. 368,10f.: Gotes rîchtuom und wîsheit und warheit ist alzemâle ein in gote; . .. — Zu sich ûf
tragen vgl. etwa oben S . 115 , 3 : Dar umbe sol sich diu sêle ûftragen mit aller ir kraft . . .
232
In illo tempore missus est angelus Gabriel
geswîge der vernünfticheit : diu ist wît âne wîtel. In dem houbete der sêle, in vernünftic
heit , in der bin ich als nâhe der stat über tûsent mîle jensît des mers als der stat, dâ
ich iezuo inne stân 3. In dirre wîte und in disem rîchtuome gotes dâ bekennet diu sêle ,
109,5 aldâ entvellet ir niht, und dâ enist si nihtes wartende4.

1 vern . :) vernunft, PfE ,N2Me d iu ) in der PfE , weit a . weit ist Me, wît ] wîte
Pfe , wyds H , In bis 1f. vernünfticheit. fehlt Pfei l f. in vern ., fehlt Me, 2 bin
bis mers] ich als nahent über tawsent meil pin Meg der stat? fehlt Ng über bis mers] diu
über t. m . ist, Pfe , des fehlt OH , 2f. dar an ich yetzund stee Me, 3 In bis 235, 1
gesant'. fehlt PfE 3 In bis 4 nihtes] In der weit vnd in dem reichtumb gots erchennt dy
sel alle ding vnd ir enphellt da nichts vnd sy ist auch da nichts Meg

i Zu S . 232,8ff. vgl. DW 5 S . 20,2f. ( BgT) : Nû sprichet ein geschrift, daz daz niderste der
sêle ist edeler dan des himels hohstez, und die dort S . 73 Anm . 46 verzeichneten Vergleichsstellen In
Sap. n . 131, LW 2 S . 469,6ff.: Praedictis consonat quod mathematicus concedit qualibet magni
tudine maiorum accipere in infinitum . Rursus etiam imaginatio , quae circa magnitudinem versatur,
potest imaginari quolibet magno maius, etiam caelo . Unde per hoc Augustinus libro De quanti
tate animae probat animam esse maiorem toto mundo (dort Anm . 5 : De quant. an . c. 5 n . 9 , PL 32,
1040 ) . und dort Anm . 3 — 5 ; Pf. S . 173, 16 ff.: Hie von sprichet sant Augustînus in einem buoche,
dâ er sprichet von der sêle , daz si edeler ist unde sterker unde groezer dan alle creatûre, . . . ( = Pf.
S . 395, 12f.) ; 229,8ff.: Diz lieht ( = vernünfticheit ) ist ouch sô wît, daz ez der wîte entwahset. Ez
ist wîter dan diu wîte , ez entwahset der wîsheit unde der güete , alse got entwahset der wîsheit unde
der güete , . . . (sieh Quint s . 643 zu 229, 10 ) ; 100 ,24 : Die meister sprechent unde ist ouch war, daz
diu sêle sî wîter denne der himel (sieh Quint S. 284 zu 100,24 ).; 413,25ff.; DW 1 S . 349, 10ff .: Nû
sprichet ein meister , daz ein kraft der sêle liget über dem ougen , diu ist wîter dan alliu diu werlt
und wîter dan der himel. und dort Anm . 4 ; unten Pr. 42 ( Pf. S . 256 , 30ff.) : Nû wizzet: ez ist ein kraft
in der sêle , diu ist wîter dan der himel, der dâ unglouplîche wît ist, und also wît , daz man ez niht
wol gesprechen enmac — und disiu selbe kraft diu ist noch vil wîter.; DW 1 S. 128,7 : .. . diu sêle ist
doch an irm snædesten bezzer dan der himel und alle crêatüren ? und dort Anm . 5 ; Pf. S . 76 ,1f.:
Nû sint die nideristen krefte der sêle edelre denne daz obriste teil des himels, . . . - Zu S . 232, 8
unglouplich vgl. unten S . 239, 1 ; Pr. 42 ( Pf. S . 257, 16 ) : . . . dâ sprach ich ein wort, daz lûtet gar
unglouplîche ; . ..
2 Vgl. oben S. 229,5f. und dort S . 230 Anm . 1.
3 Vgl. DW 1 S . 220,7ff.: . . . vernünfticheit : dirre kraft enist niht verre noch ûzer. Daz enent
des mers ist oder über tûsent mîle , daz ist ir als eigentliche kunt und gegenwertic als disiu stat, dâ
ich inne stân, und die dort Anm . 2 (S . 221 unten zu 280,8f.) verzeichneten Textparallelen , insbeson
dere DW 1 S . 183,2ff .; ( Pf. S . 257 ,15ff . = ) unten S . 305, 1ff . und dort Anm . 1; ferner oben S . 86 ,7ff.
und dort S . 87 Anm . 1 . Vgl. auch Mahnke S . 154f. und S . 155 Anm . 1 sowie Zeller ZKG 57 S . 339,
wo aus Weigels Schrift „ Vom Ort der Welt“ (Halle, 1614, S . 40 ) eine Stelle mitgeteilt ist, die von
Mahnke und Zeller als Zitat der vorliegenden Predigtstelle angesehen wird : „ Nahe vnd weit gilt jhm
gleich / ist jhm eben eins / wie denn Mercurius vnd Eccardus bezeugen / daß meiner Seelen
ein Ding vber Meer bey 2000 Meilen eben so nahe sey als der Leib , darinne sie wohnet.“
4 Der Satz besagt, daß der Seele „ in dieser Weite " , d . h . in der Weite der vernünfticheit , die wît
âne wîte ( Z . 1) ist, nichts entfällt, d . h . nichts entgeht oder verlorengeht, und daß sie in disem rîchtuome
gotes ( Z . 3 ), im nû der êwicheit nämlich, alliu dinc niuwe und vrisch und gegenwertic bekennet
(oben S. 231, 10f.) und nach nichts mehr Ausschau zu halten braucht.
233
Predigt 38
Der engel wart gesant . Die meisteri sprechent, daz der engel menige ist zal Par. 15 , 15
boben zal. Ir menige ist sô grôz, daz sie kein zal begrîfen enmac; ir zal enmac joch niht Pf.1
bedâht werden . Der underscheit künde genemen âne zal und âne menige, dem wären
hundert als ein. Wären joch hundert persônen in der gotheit, der underscheit künde Jo. 109,1
5 genemen âne zal und âne menige, der enbekente doch niht dan einen got. Es wundernt 20
sich unglöubige liute und etlîche ungelérte kristene liute, und joch etlîche pfaffen wizzen
dâ von als wênic als ein stein : die nement drîe als drîe küeje oder drîe steine. Aber, der
underscheit kan genemen in gote âne zal und âne menige, der bekennet, daz drîe persônen
sîn ein got

1 Sieh oben S . 227,1 , 3.

1 'Der bis 235, 2 natûre. fehlt Meg 1 ist bis 3 werden .] sî âne zal, ir zal enmac niht begriffen
werden . PfE , 3 Der] Swer aber Pfe â ne fehlt N , (Zeilenw .) wêre PfE 4 einz.
Pfe , joch fehlt OH , Wæren bis 5 der] dy hundert personen in der gotheit nach deme
vnderscheide neme als ein sin sone were da nach menye noch zal vnd dy N , 4 der2 bis 5
menige, fehlt PfE 5 der bis got.] sô bekante er doch , daz niht enist dan ein got. PfE , einen
got. ] ein OH , Es bis 236 ,2 here'. fehlt Pfe e tl.] manige N , 7 dâ bis wênic ] daz alzo
vil ymme Ng die ] dy dry personen sin eyn got dy Ng

1 Vgl. Thomas S. theol. I q. 50 a. 3 ad 1: Ad primum ergo dicendum quod in angelis non est
numerus qui est quantitas discreta , causatus ex divisione continui: sed causatus ex distinctione
formarum , prout multitudo est de transcendentibus, ut supra dictum est., De ente et essentia c . 5
( ed . Baur? S . 45,7ff.); c. 6 ( a .a .O . S . 53,19ff.) ; oben S . 16 Anm . 5 , wo auf folgende Stellen verwiesen
ist: Sermo XLIV n . 436, LW 4 S. 366, 10f.: Ubi nota de perfectione angelorum et numero sine
numero .; DW 1 S . 65,8ff. und S. 66 Anm . 1; 163,12f.: Verstüende si tûsent engel, daz wære als vil
als zwêne engel, und si enverstüende doch niht dan einen . und die Ausführungen dort Anm . 4 ; ( Pf. S .
198,3f. = ) unten s . 272,8f. und dort Anm . 3; Jundt s . 257, 1f. : Der englen der ist an zal; ir zal
chan nymant gedencken ,. . .; 259,20f.: Nuo merckent: wie edel ain engel ist in seiner natur, der
och so vil ist das sy chain zale hand, .. .; In Sap . n . 112, LW 2 S . 448,6ff.: Cuius signum quod
numerus, »nutus memeris , id est divisionis«, proprie est in corporalibus, multitudo vero, non autem
numerus, est in spiritualibus, creatis tamen , in quibus iam non cadit privatio sed negatio , utpote
formalis distinctio . und dort S . 449 Anm . 1; vgl. ferner Sermo XI, 2 n . 118, LW 4 S. 112,3ff.: Anima
vero separata numero quidem subicitur, sed ille non est quantitas, sed entis prima differentia ,
quomodo et in angelis numerus invenitur. und dort Anm . 4 ; oben s . 75 ,5ff. und dort S . 76 Anm . 1 ;
DW 1 S . 284, 1 und dort Anm . 1.
2 Zu Z . 3ff . vgl. unten S . 272,8ff.: Der engel ist vil âne zal, wan sie machent niht ,sunder-zal',
wan sie sint âne zal; daz ist von ir grôzen einvalticheit. Die drîe personen in gote der ist drie âne zal,
aber ir ist menige. und dort Anm . 4 ; DW 1 S . 173, 1 ff.: Ich predigete einest in latîne, und daz was
an dem tage der drîvalticheit, dô sprach ich : der underscheit kumet von der einicheit, der under
scheit in der drîvalticheit. Diu einicheit ist der underscheit, und der underscheit ist diu einicheit .
Ie der underscheit mêr ist, ie diu einicheit mêr ist, wan daz ist underscheit âne underscheit . Wæren
dâ tûsent persônen , sô enwäre doch dâ niht dan einicheit. und die dort Anm . 1 verzeichneten Ver
gleichsstellen , insbesondere In Sap . n . 38 , LW 2 S . 360,1ff.: Hinc est quod tres personae in divinis ,
quamvis sint plures, non tamen multa , sed unum , etiam si essent personae mille , . . . und die dort Anm . 2
verzeichneten Parallelen In Exod . n . 60 S .65, 11 – 66 , 3 ; In Ioh . n . 342 S . 291,8 – 9; vgl. ferner Thomas
234
In illo tempore missus estangelus Gabriel
Der engel ist ouch sô hôch : die besten meister sprechent, daz ieglich engel habe
eine ganze natûre. Glîcher wîs, als ob ein mensche wäre, der allez daz hæte, daz alle
menschen ie gehâten und nû hânt und iemermê gehaben suln an gewalt und an wîsheit
20 und an allen dingen , daz wäre ein wunder , und sô enwære er doch niht dan ein mensche;
wan der mensche hæte allez daz, daz alle menschen hânt, und wäre dannoch verre den 5
engeln . Alsô hât ein ieglich engel eine ganze natûre und ist gesundert von dem andern
als ein tier von dem andern , daz einer andern natûre ist 1. An dirre menige der engel ist
got rîche, und der daz bekennet , der bekennet gotes rîche 2. Si bewîset gotes rîche, als ein
1 die ] vnse N , 2 Glîcher bis wære,] were (Hiet Me ) eyn mensche NzMeg der bis
hæte, fehlt Meg der] daz OH , 3 ie bis suln ) haben NgMe, anº bis 6 andern ) an guet an gwalt
vnd an weisheit so wår er doch når ein mensch vnd wår verre von den engeln der yeder gantze natur
hat vnd sind von ein ander gesundert Meg 3 und an fehlt OH , 4 er fehlt Ng 5 wan
bis hânt, fehlt OH , und bis verre) daz doch dannoch verre were N , 6 ein fehlt OH , eine
fehlt N , dem ] den N , 7 dem ] eỹ Ng daz bis ist. fehlt Meg daz ] daz he Ng An ]
in N Meg 7 dirre bis 8 Si] ds menig ist das reich gots vnd wer dy menig der engel erchennt
der erchennt das reich gots wann sy Me, 8 bewisen N Meg das reich gots Me, gotesa]
got OH ,

S . theol. I q . 30 a . 3 ad 2 : Ad secundum dicendum quod multitudo quae ponit aliquid in rebus creatis ,
est species quantitatis ; quæ non transumitur in divinam praedicationem ; sed tantum multitudo
transcendens, quae non addit supra ea de quibus dicitur, nisi indivisionem circa singula . Et talis
multitudo dicitur de deo.; In Sap . n . 112, LW 2 S. 449,1ff .; oben S . 31,5f. – Zu 2 . 5 ff. vgl. oben
S . 102,8f.; 108, 5.
1 Zu Z . 1ff. vgl. Pf. S. 276,35ff .: Die meister sprechent (die wol sprechen wellent), daz ein
ieglich engel habe eine sundere nâtûre und enpfâhe sunderlich alle die nâtûre in sich . Ze glîcher wise,
wêre ich ein mensche und hête aller menschen nâtûre in mir , sterke, wîsheit, schone und allez daz ,
daz alle menschen hânt, sô wêre ich gar ein schen mensche, unde wêren niht mê menschen dan ich ,
sô enpfienge ich daz alle menschen enpfâhent. Ein ieglich engel hât sîn sunder nâtûre : . . . ; ähnlich
oben S . 63,3ff. und dort Anm . 3; In Sap. n . 114, LW 2 S . 451,3f. und dort Anm . 4 , wo auf Thomas
S . theol. I q. 11 a . 3: Si ergo Socrates per id esset homo per quod est hic homo, sicut non possunt
esse plures Socrates, ita non possent esse plures homines. verwiesen ist. — Zu Z . 1f. vgl. DW IS. 163
Anm . 4 ,wo gesagt ist, daß „ jeder einzelne Engel eine Species für sich darstellt und daher die Engel keine
addier- und zählbaren Größen sind“ , sowie die Hinweise Par. an . S. XXX zu S. 15,25f., insbesondere
Thomas S . theol. I q . 50 a . 4 ad 4 : Unde perfectio naturae angelicae requirit multiplicationem
specierum , non autem multiplicationem individuorum in una specie .; Albertus M . De cael. hier .
c. 4 § 7 (ed . Borgnet 14, 123a ). Vgl. auch In Sap . n . 111, LW 2 S. 447, 10ff. und dort Anm . 7 und 8. –
Der hypothetisch formulierte Vergleich 2 . 2 – 6 besagt, daß , wenn es möglich wäre, daß ein Mensch die
Summe aller Menschen , d. h . also die Species Mensch repräsentieren könnte, wie jeder Engel nicht ein
Individuum , sondern eine Species darstellt und ist, dann wäre dieser Species-Mensch immer noch weit
entfernt von den Engeln . — Der Satz 2 . 5 wan – hânt, steht nur in N , und wäre entbehrlich . Ich
halte ihn aber doch nicht für einen sekundären Einschub . Der Ton liegt in diesem Zwischensatz auf alle
menschen : „ .. . denn ein solcher Mensch besäßedamit zwar alles, was alle Menschen haben ,wäre aber
damit immer noch weit entfernt von den Engeln “ . Die Entsprechung von Z . 5 und — 6 engeln . in Ng
daz doch dannoch verre were den engelen besagt inhaltlich dasselbe wie der Text von OH ,, den ich
aufgenommen habe.
2 Vgl. oben S. 232,3f. An der vorliegenden Stelle wird der Reichtum und das Reich Gottes in der
Fülle der Engel gesehen , während beide oben S . 232,3f. in der 'vüllede der zît' ( oben S . 231,9f.) gesehen
werden , in der Gott die Welt im nû der êwicheit ebenso niuwe und vrisch erschafft wie am ersten Tage.
235
Predigt 38
herre bewîset wirt von der menige sîner ritter. Dar umbe heizet er 'ein herre got der
here'l. Alliu disiu menige der engel, swie hoch sie sint, die hânt ein mitewürken und Par. 15,35 F
helfen dar zuo, dâ got geborn wirt in der sêle, daz ist: sie hânt lust und vröude und wunne
in der geburt; sie enwürkent niht. Dâ enist kein werk der creatûren , wan got der würket Jo. 109,
5 die geburt aleine, mêr : die engel hânt ein diensthaft werk hie zuo . Allez, daz dar zuo
würket, daz ist ein diensthaft werk ?
Der engel was genant 'Gabriêl'. Er tete ouch , waz: er hiez. Er hiez als wênic Gabriel
als Kuonrât. Nieman enkan wizzen des engels namen . Dâ der engel genant ist, dâ enkam

lf. Sieh unten Anm . 1. 7 Sieh oben S. 227,1, 3.

1 vnd vmb das Meg er] he in vns OH , 'ein bis 2 here'.] eyn got des heris N , des
hers got Meg 1 got fehlt OH , 2 Alliu bis engel,] Von den engelen . Die engele, PfE , All
engel Me, Alliu ] vnd a . N , engele vnd herschaft N , die bis 3 zuo,] sie hânt helfe
und ein mittewürken , PfE 2 und bis 3 dâ ] zw dem das Meg 3 geborn bis sêle ,] in der
sêle geborn sol werden , (parn wirt Men ) PfE ,Meg lust frewd Me, fröude, lust PfE 4 ge
burt; bis 5 zuo.] gepurd dy got allain würcht Aber das werch der engel sind ir dienst dy sy nach dem
willen gots volpringen Meg 4 sie ] Die engele Pfe i n werken Ng Dâ bis crêatûren ,
fehlt Pfe der crêatûren , fehlt OH , wan ] mêr: Pfe , der fehlt PfE , N , 5 dise
geb . Pfe , mêr: bis zuo. fehlt Pfe , dinsthaftig Ng Allez , bis 238,7 menschen . fehlt Mez
5 Allez bis 6 werk .] und allez daz ist ein diensthaft werc, daz hie zuo hilfet. PfE1 6 würket,]
w . der engel vnd dy creaturen N , dinsthaftic N , 7 Der bis 245,10 begern, fehlt PfE ,
7 waz bis hieza] swar he teit ouch swar he hiez (heis H ) OH , war her hiz N ,

1 Übersetzung S. 235,8ff.: „ Sie (d . h . die menige der engel, S. 235, 7) weist Gottes Reich aus, ebenso
wie ein Herr als solcher durch die Menge seiner Ritter ausgewiesen wird . Deshalb heißt er ( d . h . Gott )
‘ein Herr -Gott der Heere " . Diese Bezeichnung „ ein Herr -Gott der Heere “ = Dominus Deus exercituum
ist im A . T . ganz geläufig, z. B . 18. 1,24. Ich habe im Anschluß an die vielen Schriftstellen got aus
NgMe, übernommen , in denen herre fehlt, während in OH , got ausgelassen ist. An vielen Schriftstellen
des A . T . s steht allerdings nur Dominus exercituum .
? Zum mitewürken der Engel mit Gott ( Z . 2ff.) vgl. Tauler S . 372,26ff .: Und si ( d. h . die Engel)
hant ein sunderlich underscheidenlich wurken in uns. Mer Got der wurket ane underlos in uns vil
eigenlicher und adellicher, und si habent ein mitwúrken mit Gotte in uns ze glicher wise als die
lipliche sunne hat ein stetes unzellich wurken und influs in das ertrich , und hie mit hant die sternen
ein stet mitwúrken mit der sunnen , und das ertrich und ein ieklich creature des ertriches.; sieh auch
unten S . 240 ,59. — Zum Gedanken , daß die Engel sich über Gutes, das vom oder am Menschen geschieht,
freuen vgl. oben S . 222, 3ff. und dort Anm . 2 und 3.
3 2 . 7 Erl_ hiezº ist in der hsl. Überlieferung (sieh den Var.- App.) mehr oder weniger verderbt.
Den Text Strauchs S . 16 , 1 : he teit ouch swar, he hiz und die dazugehörige Note im Apparat: „ he
teit ouch swaz he toit ouch swar H8., her tet auch war Jostes 109,34 ; lies zwâre ? he entet ouch
zw . 'in Wirklichkeit hiess er nicht so ' ? R (oethe) ." halte ich für verfehlt. Ich bin Sievers ( ZfdA 15
S. 379,85f.: he teit ouch swaz he hiz , he hiz ) gefolgt, der m . E . die Stelle richtig verstanden und kon
jiziert hat, wie aus den anschließenden Ausführungen Eckharts deutlich wird. Danach hatte der Engel
keinen Namen , denn Gabriel war ebensowenig sein Name wie Konrad , sondern seine Bezeichnung
nach seinem Tun als Bote ( = angelus) der Kraft Gottes, die er Maria verkündete ( Luk . 1,35 ) : et
236
In illo tempore missus est angelusGabriel
nie meister noch sin zuo ?; vil lîhte ist er namelôs. Diu sêle enhât ouch keinen namen ;
als wênic als man gote eigenen namen vinden mac, als wênic mac man der sêle eigenen
namen vinden , aleine dà grôziu buoch von geschriben sîn . Aber dâ si ein ûzluogen hât
40 ze den werken , dâ von gibet man ir namen . Ein zimberman daz enist sîn name niht,
mêr : den namen nimet er von dem werke, des er ein meister ist 2. Den namen 'Gabriêl' 5
den nam er von dem werke, des er ein bote was, wan 'Gabriêl sprichet 'kraft'3. In dirre

6 Vgl. Luc. 1,35 :. ..(et ) virtus (Altissimiomumbrabit tibi.)

1 namelôs.] nennelich OH , 2 eigenen fehlt N , 3 dâ1 fehlt Ng hi von N ,


sint N ,H , 5 mêr:) wer N , des bis ist. fehlt N , 6 den fehlt N , wan fehlt Ng

virtus Altissimi obumbrabit tibi. Nach dem Werke dieser Verkündigung der Kraft des Höchsten
ward er Gabriel geheißen , wie der Zimmermann nach seinem Tun oder Werk des Zimmerns genannt
wird ; denn die etymologische Bedeutung von Gabriel war die von fortitudo oder virtus dei ( sieh
unten S. 237,5f. und dort Anm . 3 ).
Der Satz S. 236, 8 Dâ - oben Z . 1 zuo ; besagt: „ Hinter das,was den Engel (seinem wahren Sein
und Wesen nach ) benennt, ist noch nie ein Meister oder ein Verstand gekommen " . Ähnlich Thomas
S . c . gent. I c. 3: Intellectus autem angeli plus excedit intellectum humanum quam intellectus optimi
philosophi intellectum rudissimi idiotae : . . . .
2 Zur Namenlosigkeit Gottes vgl. oben S. 31,3ff. und die dort S . 32 Anm . 1 verzeichneten Ver .
gleichsstellen DW 1 S. 43,7ff. und dort Anm . 1; 253 Anm . 2 ; LW 4 S. 31 Anm . 4; 112 Anm . 6 ; 114
Anm . 2 . — Zur Namenlosigkeit der Seele vgl. insbesondere DW 1 S. 282,2ff .: Swer nach der ein
valticheit und lûterkeit und blôzheit die sêle , als si in ir selber ist, nennen sol, der enkan ir enkeinen
namen vinden . Sie sprechent ir sêle : daz ist, als der einen zimberman nennet, der ennennet in niht
einen menschen noch Heinrich noch niht nâch sînem wesene eigenliche, mêr : man nennet in nâch
sînem werke. und die dort Anm . 2 verzeichneten Parallelstellen Sermo LV ,4 n . 547, LW 4 S. 458,9ff.:
Unde nec nomen spiritus nec aliquod nomen facile est invenire , quod ipsam essentiam ( scil. animae)
dicat, per hoc similis effecta deo, qui est innominabilis. . . . n . 548, S. 459,1ff.: Secundo, quia nomen
(animae ) dicit respectum et conexionem ad 'corpus, quod aggravat animam ', Sap. 9 — exemplum
Avicennae de opifice, quod est nomen non hominis, sed in respectu ad opus — . . . ; In Ioh . n . 528:
Anima enim , ut dicit Avicenna circa principium libri VI suorum Naturalium , non est nomen naturae,
sed officii, in quantum scilicet animat corpus, puta si quis dicatur artifex esse , aedificator scilicet,
pictor et huiusmodi.; DW 1 S. 53,1ff.: Diu sêle ist als edel an irme hæhsten und lûtersten , daz ir die
meister keinen namen enkünnen vinden . Sie sprechent ir sêle, dâ si dem lîbe daz wesen gibet.; vgl.
ferner Par . an . S . 120, 18f.: daz wort sele daz inhorit nicht zu der nature der sele : der naturin der
sele mac man alse wênic namen vinden alse Gode. — Mit Z . 3 grôziu buoch sind Aristoteles De
anima und die Kommentare dazu gemeint, u . a . Avicenna De an ., wo es I c. 1 ( 1 rb 20 – 22 ) heißt:
imponimus ei hoc nomen anima, et hoc nomen est nomen huius rei non ex eius essentia nec ex prae
dicamento , in quo continetur postea (zitiert LW 4 S . 458 Anm . 3 ). — Zu Z . 3f. då si ein ûzluogen
hât ze den werken vgl. DW 1 S. 287,1f.: Swaz der sêle in dirre werlt ist oder in dise werlt luoget und
swâ ir iht begriffen ist und ûzluoget, . . . ; Par. an . S. 120, 19f.: mer da si ein uzlugin hait zu deme
libe . . .
3 Isidorus Hispalensis Etymologiae VII c . 5 n. 10 (ed . Lindsay I) : Gabriel Hebraice in
linguam nostram vertitur fortitudo dei.; Hieronymus Liber interpret. Hebr. nom . (ed . de Lagarde
S .64,24 ): Gabrihel confortavit me deus aut fortitudo dei vel virtus mea deus.
237
Predigt 38
geburt würket got krefticlîche oder würket kraft. Waz meinet alliu diu kraft der natûre ? —
daz si sich selben würken wil. Waz meinet alliu diu natûre , diu dâ würket gebern ? Jo.
si sich selben würken wil. Diu natûre mînes vaters wolte würken in sîner natûre
einen vater. Dô des niht gesîn enmohte, dô wolte si ein würken , daz im alles dinges glîch
5 wäre. Dô der kraft gebrach, dô worhte si ein , so si glîchest mohte: daz was ein sun . Dâ Par. 16,5
aber der kraft noch mê gebrichet oder ein ander ungevelle geschihet, dâ würket si noch
einen unglîchern menschen ?. Aber in gote ist volliu kraft ; dar umbe würket er sîn glîch
in sîner geburt . Allez, daz got ist an gewalt und an wârheit und an wîsheit , daz gebirt
er alzemâle in die sêle .
10 Sant Augustînusa sprichet: »swaz diu sêle minnet , dem wirt si glîch . Minnet si 20
irdischiu dinc, sô wirt si irdisch . Minnet si got«, sô möhte man vrâgen , »wirt si danne

1 würketl] worchte N3 WINSgot] craft godis H , creftliche OH , würketa] werket N ,


2 selben fehlt Ng diul fehlt N , 3 wolte)g e w
desgewissedie
i w .
sinddazH , 4 en mochte Mer in Nmir
ges.
her ein an Cehitvater , geschin 0
allir dinge N , 5 sun . Dâ ] son Jch bin des e is dyin naturemines geworcht hat
ime so si gelicheste mochte ich bin des gewis vnd vinde iß in myner vnvornunft von gelicheit daz ich
bin sone des sun ich heiße Da N , 6 oder ein ander aber ein ander H , ander fehlt N ,
nochº] nachH 7 einen ) eimeOH , vngelichen N . Aber fehlt Meg a volchömne was 10 Meg
dar umbe bis 8 wîsheit,] vnd würcht in seim pern seiñ gleich vnd als das er an gwaltlt anan warheit svnd
an weisheit ist Meg werket Ng 8 und fehlt N , 9 alzemâle ) gantz Mez 10 Sant
bis 239,5 wol! fehlt Meg

1 Zu 2 . 1 ff. vgl. die weitgehend übereinstimmende Stelle oben S . 63,9ff.: Diu natûre worhte in
mînem vater daz werk der natûre. Der natûre meinunge was diu , daz ich vater wære, als er vater
was. . . . Wan dâ diu natûre wirt gewendet oder gehindert , daz si niht volle maht enhât in irm werke,
dâ wirt ein vrouwe, .. . Es wird deutlich , daß mit Z . 6f. noch einen unglîchern menschen eine Tochter
gemeint ist. Vgl. die oben S . 64 Anm . 1 verzeichneten Stellen DW 1 S . 379,6 ff. und dort Anm . 2 ; Pf.
S . 100 ,37 ff.; 94 , 16ff.; 150,40ff.; In Sap. n . 49, LW 2 S . 376,1; Sermo XL, 3 n . 404, LW 4 S. 344,4ff. —
Das in N , hinter 2 . 5 sun stehende Textplusstück (sieh den Var.-App .) halte ich für einen Einschub
eines, wie mir scheint, humorvollen Schreibers, der über seine Ähnlichkeit mit seinem Vater scherzt.
2 Zu Z . 10 — S . 239, 3 sieh Augustinus In ep. Ioh. ad Parthos tr. 2 n . 14, PL 35, 1997: . . . quia
talis est quisque, qualis eius dilectio est. Terram diligis ? terra eris. Deum diligis ? quid dicam ? deus
eris ? Non audeo dicere ex me, scripturas audiamus : ego dixi,dii estis , et filii altissimiomnes ( P8. 81,6 ).
(Nachweis von Bihlmeyer Par. an . S . XXX zu S . 16 , 20ff.); DW 1 S . 79,11ff.: . . . als S . Augustínus
spricht : waz der mensch liebhat, daz wirt er in der liebe. sollend wir nun sprechen : hatt der mensch
gott lieb , daz er dann got werde ? daz hilt , als ob es ungloub syg. die liebe, die ein mensch gibt, do
ensind nit zwey, me eyn und eynung, und in der liebe bin ich me got, dann ich mir selber bin . Der
prophet spricht: 'Ich hab gesprochen , ir sind gött und kinder des aller höchsten '. daz hellt wunder
lich , daz der mensch also mag got werden in der liebe ; . . . und die dort S . 79 Anm . 3 verzeichneten
Nachweise ( Pf. S . 86,28ff. = ) unten Pr. 44: Augustînus sprichet : »rehte als dû minnest, alsô bist
dû: minnest dû erde, sô wirdest dû irdisch , minnest dû got, sô wirdest dû götlich . Minne ich denne
got, wirde ich danne got ? Des enspriche ich niht, ich wîse iuch die heiligen geschrift. Got hât in dem
wîssagen gesprochen : 'ir sît göte und sît kint des obersten '«.; ( Pf. S . 199,3ff. = ) unten S . 278, 15ff.:
Und alsô ist daz wort Augustînî ze verstânne, daz er sprichet: »swaz der mensche minnet, daz ist
der mensche. Minnet er einen stein , er ist ein stein , minnet er einen menschen , er ist ein mensche,
minnet er got — nû engetar ich niht vürbaz gesprechen ; wan sprache ich , daz er got danne wäre,
238
In illo tempore missus est angelus Gabriel

got ?« Spræche ich daz, daz lûtte unglouplich den , die ze kranken sin hânt und ez niht
vernement. Mêr : sant Augustinus sprichet : » ich enspriche ez niht, mêr : ich wîse iuch
an die schrift, diu dâ sprichet: 'ich hân gesprochen , daz ir gote sît'«. Der etwaz hæte des
rîchtuomes, dâ ich vor von gesprochen hân ?, einen blik oder joch eine hoffenunge oder
eine zuoversiht, der vernæme diz wol! Ez enwart nie geburt sô sippe noch sô glîch noch 5
25
sô ein , als diu sêle gote wirt in dirre geburta. Ist ez, daz ez an ihte gehindert wirt, daz
si niht alles dinges glîch enwirt, daz enist gotes schult niht; als verre als ir gebrechen
entvallent, als verre würket er sie im glîch . Daz der zimberman niht ein schoene hûs

3 Vgl. Ps. 81,6 : Ego dixi: Dii estis, . . .

1 daz vngeleupliche lut N , 2 Mêr :] wer NzMeg e z fehlt N , 3 an die ] czů der N ,
4 blich N , H , oder ?,2 ] ober H , 5 Ez bis 6 wirt,] Dar vmb ward nye nichts got als gleich
geparn als dy sel in der purd wirt als vil er von irn prechen nicht gehintert wirt Me, 6 sô
fehlt N , als] so N , H
dirre) dye e z, fehlt Ng daza bis 240,4 Mêr: fehlt Meg
7 allir dinge Ng gl. in werdent H , 8 werket Ng niht hinter hûs Ng

ir möhtetmich versteinen . Aber ich wîse iuch ûf die geschrift «.; Sermo LV n . 552, LW 4 S . 462, 12ff.:
anima in mundo isto solum est amore . Nam ubi amat, ibi est. Qualia amat, » talis est« , Augustinus
super canonicam Iohannis Homilia 2 . » Terram amas ? terra es. Deum amas ? quid dicam ? deus
eris ? Non audeo dicere ex me, scripturas audiamus: ' ego dixi: dii estis '« etc.; In Sap. n . 34, LW 2
S . 355,1f.: Augustinus : qualia amas, talis es. Amas nihil. Nihil es., wo in Anm . 2 noch auf In
Exod . n . 207, LW 2 S . 174 ,6 : Augustinus : qualia amas, talis es ; si mala , malus es, si bona, bonus
es . verwiesen ist; ferner In Ioh . n . 48, LW 3 S . 40,4 : Augustinus: »qualia amas, talis esi. und dort
Anm . 1 .
1 Sieh oben S . 232,5f.; 233, 3 ; 235 , 8 .
2 Über das Mit-Gott-glîch -und -ein -Werden der Seele vgl. etwa DW 1 S . 119,4ff.: Alsô hât diu
spise, die ich izze, ein wesen mit mîner natûre, niht vereinet an einem werke, und meinet die grôzen
einunge, die wir mit gote suln hân an einem wesene, niht an einem werke. und die dort Anm . 2 ver
zeichneten Vergleichsstellen ; DW 1 S . 172,3f.: Dar nâch sprichet man , daz kein einunge groezer sî
dan got und diu sêle.; DW 5 S . 269,3ff. (RdU ) : Nie enwart sô nâhiu einunge, wan diu sêle ist vil
næher mit gote vereinet dan lip und sêle, die einen menschen machent. Disiu einunge ist vil næher,
dan der einen tropfen wazzers güzze in ein vaz wînes: dâ wäre wazzer und wîn , und daz wirt alsô
in ein gewandelt, daz alle crêatûren niht enkünden den underscheit vinden , und dort S . 354 Anm . 332;
Sermo X1,2 n . 117, LW 4 S . 111,3f.: Exemplum in unione corporis et animae. Quod pertracta, et
quomodo fit unum esse indivisum dei et animae, secundum illud : 'vivo ego , iam non ego ' etc. und
dort Anm . 5; DW 1 S . 331,6 ff: Swenne got würket in der sêle, in dem brande der hitze, sô wirt
geliutert und ûzgeworfen , waz dân unglîches ist an der sêle . Bî lûterer warheit ! Diu sêle tritet me in
got dan kein spise in uns,mêr: ez wandelt die sêle in got. . . . Noch einer wirt mîn sêle mit gote dan
diu spise mit mînem libe. und dort Anm . 5 . — Über das Verhältnis von glichsîn und einsîn vgl. DW 1
S . 216 , 1 ff. und dort Anm . 1; 113,6f.: Sumlîche einveltige liute wænent, sie süln got sehen , als er då
stande und sie hie . Des enist niht. Got und ich wir sîn ein . — Zu dem Dativ gote ( Z . 6 ) ist aus dem
Voraufgehenden glîch und ein hinzuzudenken : „ wie die Seele Gott (gleich und mit ihm eins) wird in
dieser Geburt" .
3 Vgl. oben S . 238,5ff.
239
Predigt 38
gewürken enkan ûz wurmihtem holze ,daz enist sîn schult niht; ez gebrichet an dem holze1.
Alsô ist ez an götlîchem würkenne in der sêle . Möhte sich der minste engel erbilden oder Jo.110,31
geborn werden in der sêle , dâ engegen wäre alliu disiu werlt niht; wan in einem einigen Par. 16,35
vünkelîne des engels grüenet, loubet und liuhtet allez, daz in der werlt ist2. Mêr: dise
5 geburt würket got selber; der engel enmac dâ kein werk gewürken wan ein diensthaft
werk 3.
'Âvê', daz ist ,âne wê' 4. Swer dâ ist âne crêatûre , der ist ,âne wê' und âne helle, und
der allerminnest créatûre ist und hật, der hât allerminnest wê. Ich sprach etwenne ein

7 Sieh oben S . 227,1.

1 gewerken N , worrichechtime O worrich -/ cechtime H , worrechtin N , daz bis


holze.] des in gebrichit an siner kunst nicht sunder an deme holcze N , 2 Alsô bis sich ] von
gotemochte si N , di sele OH , 4 laubit allis daz vñ lůchtit daz H , allez, bis ist .]
alle dyse werlt Ng dise bis werk .]Got würcht dy gepurd selber vnd des engels werch sind sein
dienst Me 5 dinsthaftic N 7 'Âve' bis 241,2 ist ? fehlt Meg 7 'Âvê', ] Ane O abir N ,
Swer ] dy Ng 8 der fehlt N , derº] vnd d . N , spreche OH ,

1 Vgl. Strauch PBB 49 s . 385,27ff.; In Exod . n . 157, LW 2 S . 139,12ff.: Exempli gratia :


domificatori non sufficit sua essentia ad opus artis, sed requiruntur propter hoc et praeter hoc poten
tiae habituales, habitus artis, instrumenta et cetera huiusmodi. und die dort Anm . 6 verzeichnete
Parallele In Ioh . n . 30, LW 3 S. 23,14ff.; ähnlich In Sap . n . 84, LW 2 S. 417,3ff.: Vult enim Philo
sophus De animalibus quod semen patris non transit materialiter in substantiam prolis, sed se habet
ad sanguinem matris de quo formatur sicut carpentarius sive ars carpentandi ad ligna , de quibus
formatur domus.
? Zu Z . 2ff . vgl. Pf. S. 165,33ff.: . . . biz an den nideristen engel; nochdanne swie verre der
sî von dem ersten ûzbruche des êwigen wortes wider den obresten engel, nochdanne ist der sô hôch ,
daz in kein lîplich dinc gerüeren enmac. Noch mê! Nû sprechent die meister, daz von sînen abval
lenden spênen , daz ist von sîner minsten kraft , dân mit er den himel rüeret, von dem rüerenne sô
lebent unde wahsent unde grüenent alliu dinc in dirre werlte . . . ( sieh Quint S . 488 zu 165, 36 ff.) ;
unten Pr. 42 ( Pf. S . 257,3f.) : . . . und nochdenne ein vünkelîn des engels , dar inne lebet allez daz, daz
in ertrîche ist., Pf. S . 32,3ff.: Ich nême den nidresten engel in blôzer natiure : daz aller minneste
spênlîn oder daz minneste fünkelîn , daz ie von ime geviel, daz hête alle dise welt erliuhtet mit wünne
unde mit fröiden (sieh Quint S . 83 zu 32,4).; Jundt S. 257,31f.: und der niderste engel, enphiel
dem ain spaenli, als der ain spaenli snitte von aim holtz, und das vieli haer in dis zit auf ertrich in
der edelkait als es ist in seiner nature, alle ding auf ertrich die müssent blúen und fruchtbaer werden . ;
259,18ff .: Der engel ist als edel in seiner natur ; waere ain spaenlin oder ain clain genastlin von im
gevallen , es hetti erfüllet alle dise welt mit wunne und mit saelichait .
3 Vgl. oben S . 236,5f. und dort Anm . 2 .
4 Dieselbe Pseudo-Etymologie findet sich In Eccli. n . 39, LW 2 S . 267,4 : 'Ave', sine vae . . .; sieh
dort Anm . 1 zur Übersetzung sowie Anm . 4 zum Text,wo verwiesen ist auf Par. an . S. 20,25 ( Thomas
v . Apolda ): 'ave', daz ist 'one we'. und In Ioh . n . 272, LW 3 S . 229,5f.: Posset tamen , ut videtur,
iuxta sonum vocabuli dici quod li amen Graecum est , dictum ab ' a ', quod est sine, et 'mene', quod
est defectus, quasi 'sine defectu'.; vgl. auch Par. an . S . 116 ,7ff. (Helwic v. Germar) : du unse
vrowe unsin herrin inphinc, du sprach der engil zu ir : ‘ône wê vol gnâdin !' also sal di sele di daz
240
In illo tempore missus est angelusGabriel
wort: der der werlt allerminnest hât, der hât ir allermeist1. Niemannes enist diu werlt also
eigen , als der alle die werlt gelâzen hât. Wizzet ir , wâ von got got ist ? Dâ von ist got got,
daz er âne créatûre ist 2. Er ennante sich niht in der zît. In der zît ist creatûre und sünde
und tôt. Disiu hânt ein sippesîn in einem sinne3, und wan diu sêle dâ der zît entvallen
111,5 ist, dar umbe enist dâ noch wê noch pîne; joch ungemach wirt ir dâ ein vröude. Allez, 5
daz ie bedâhtmöhte werden von luste und von vroude, von wunne und von minnelicheit,
hebet man diu gegen der wunne, diu dâ ist in dirre geburt, daz enist niht vroude 4.
'Gnâden vol . Daz minste werk der gnade ist hoeher dan alle engel in der natûre.
10 Sant Augustinuss sprichet , daz ein gnâdenwerk , daz got würket, als daz er einen

8 Sieh oben S. 227,1.

2 got got ist ?] got ist got ist ( !) N , Dâ bis 3 ist .] wan got ist dar vmb got das an im
zw hilff chain creatur hangt Meg 3 Er bis 8 voľ . fehlt Me, 3 sich ) si N , 4 sipbe Ng
5 ir fehlt NZ 5f. vnd alliz daz bed . N , 6 und fehlt OH , vnd v . w . OH , myn
nicheit N , 7 hebet man diu ] daz in ist nichtis nicht N , daz bis vroude.] vnd der freude di
da ist N , 8 Daz bis hæher] Dar vmb ist das mynnist werch der gnaden völl höher Meg
9 von dem spricht sand Augenstin Meg e in ) ist eyn N2Me, gnadenw ., bis 242,2 gote ,]
werch der gnaden da got einen sünter zw puezz chert vnd grösser dann ob er ein newe welt peschüeff
wann der gnad ist als leicht Me,

êwige wort inphahin sal, — di saluzgetribin habin alle we . . .; Pf. Pr. CVI auf den Schrifttext Luk . 1,26
und 28, in der S. 346,9ff. eine ganze Reihe von Deutungen des âvê geboten werden , u . a. S. 346,21f.:
Ouch bediutet avê wê in eime zuonemenden menschen , den lustet in dem im lîden niht lîden ist, . . . ;
sieh auch B . Weiß S . 97 und dort Anm . 9 .
1 Auf welche Stelle Eckhart sich mit dem Rv. bezieht, weiß ich nicht; vgl. etwa DW 1 S. 202,2ff .:
Wäre ein mensche, des alliu disiu werlt wære, und er sie lieze als blôz durch got, als er sie empfienc,
dem wölte unser herre wider geben alle dise werlt und ouch daz êwige leben . und die dort S . 203
Anm . 1 verzeichneten Parallelen , insbesondere Pf. S . 279,21f.: . . . der allermeiste lât, der minnet (lies :
nimet ) ouch allermeist.; ähnlich In Ioh . n . 397: Habens enim non habet et non habens habet, . . . ;
DW 5 S . 294,4 — 295,2 (RdU ) . — Das S. 240,8 statt der1,2 überlieferte di, das Roethe für unursprüng
lich hielt und in di di abändern zu sollen glaubte , ist nichts anderes als die md. Form des der , wie auch
Par. an. S. 15,19 .
2 Nur scheinbar widersprüchlich ist die Stelle unten Pr. 52 ( Pf. S. 281,26ff.): wan ê die crêa
tûren wâren , dô enwas got niht ,goté, mêr: er was, daz er was. Aber dô die crêatûren gewurden und
sie enpfiengen ir geschaffen wesen , dô enwas got niht got in im selben , mêr: er was got in den crêa
tûren . An dieser Stelle ist deutlich der Schöpfer -Gott gemeint, während an der vorliegenden Predigt
stelle Gott in seiner Absolutheit, d . h . ohne Bezug auf die Kreaturen gemeint ist.
3 „ Diese ( = zît, crêatûre, sünde und tôt) sind in gewissem Sinne miteinander verwandt“ . Vgl.
Sermo XVII,3 n . 170, LW 4 S . 162,11f.: Iuxta hoc rursus nota quod ipsum peccatum secundum
se mors est proprie, utpote casus sive recessus a deo , a vita , ab esse , und die dort Anm . 1 verzeichneten
Vergleichsstellen .
4 Zu Z . 4 wan – 5 ist , vgl. oben S . 231,56. - 2 . 7 hebet — vröude. könnte der Text von N , daz in
ist nichtis nicht gegen der wunne di da ist in dirre geburt vnd der freude di da ist ursprünglich sein .
Ich habe mich für OH , entschieden, weil ich diesen Text als die lectio difficilior gegenüber dem von Ng
ansehe .
5 Vgl. Sermo 11,2 n. 15 , LW 4 S. 16 , 10f.: ' Iustificati': Augustinus : maius est iustificare
impium quam creare caelum et terram . und dort Anm . 4 , wo verwiesen ist auf Augustinus In Ioh .

16 Edhart, D2 241
Predigt 38
sünder bekêret und ze einem guoten menschen machet, daz ist grozer , dan daz got eine Par.17,15
niuwe werlt geschüefe . Als lîht ist gote, himel und erde umbe ze kêrenne, als mir ist,
einen apfel umbe ze kêrenne in mîner hant. Dâ gnâde inne ist in der sêle, daz ist sô lûter
und ist gote sô glîch und sô sippe, und gnâde ist âne werk, als in der geburt, dâ ich vor 10,111, 1
5 von gesprochen hân ?, kein werk enist. Gnade enwürket kein werk2. Sant ‘Johannes
engetete nie kein zeichen ’3. Daz werk, daz der engel in gote hât, daz ist sô hộch, daz 20

5f. Ioh . 10,41: ...Quia Ioannes quidem signum fecit nullum .

2 als bis 4 glîch ] als mir ein apphel in meiner hant ist vmb zechern Jn der sel in der dy gnad
ist dy ist von irr rainen lawtirchait got am gleichisten Me, 3 in myner sele di ist N , 4 und ?
bis 6 zeichen ’. fehlt Me, 4f. ich iczunt von sprach N , 5 ni kein 0 nye kein H , ny keyn N ,
daza fehlt N2Me,

tr . 72 n . 3, PL 35, 1823: Et maiora horum faciet. Quorum , obsecro ? Numquidnam omnium operum
Christi maiora facit, qui cum timore et tremore suam ipsius salutem operatur (Philipp. II ,12) ?
Quod utique in illo, sed non sine illo Christus operatur. Prorsus maius hoc esse dixerim , quam est
caelum et terra, et quaecumque cernuntur in caelo et in terra. und Thomas S. theol. I II q. 113
a . 9 : Sed contra . . . Et Augustinus dicit exponens illud Ioan . XIV , Maiora horum faciet, quod maius
opus est ut ex impio iustus fiat, quam creare caelum et terram . .. . (corp.) Et secundum hoc, maius
opus est iustificatio impii, quae terminatur ad bonum aeternum divinae participationis , quam creatio
caeli et terrae, quae terminatur ad bonum naturae mutabilis . Et ideo Augustinus, cum dixisset quod
maius est quod ex impio fiat iustus, quam creare caelum et terram , subiungit : Caelum enim et terra
transibit: praedestinatorum autem salus et iustificatio permanebit.; vgl. ferner In Ioh . n . 593: Ex quibus
communiter assumiter quod maius est impium iustificare quam caelum et terram creare, . . . ; DW 5
S . 232,5ff. (RdU ) : Der mit gote wol künde, der sölte alwege anesehen , daz der getriuwe minnende
got den menschen hât brâht ûz einem sündigen lebene in ein götlich leben , ûz einem sînem vîende
hât gemachet einen sînen vriunt, daz mêr ist dan ein niuwez ertrîche machen . und dort S. 338 Anm . 184 ,
wo noch verwiesen ist auf Pf. S . 216 ,20ff.: Nû ziuhet uns der vater von dem besen der sünde in daz
bezzer der gnade mit der kraft sîner unmêzigen mehtikeit, wan er bedarf aller sîner krefte, daz er
den sünder bekêre, mêr denne er tûsent himel und erde solte machen , wan die machet er âne aller
créatûre helfe mit sîner eigenen kraft. Als er aber sol bekêren den sünder , sô bedarf er, daz ime der
sünder helfe , wan er bekêret dich niht âne dîne helfe, als sant Augustinus sprichet :. . . ; Par. an .
S . 124 ,16f.:. . . wan ein werc daz Got in einir ledigin sele wirkit , daz ist bezzir dan himmelriche und
ertriche.
i Sieh oben S .239,5f.
2 Vgl. DW 1 S . 177,6f.: Gnade enwürket niht; ir werk ist ir gewerden . und die dort Anm . 3
verzeichneten Parallelstellen ; sieh auch unten S . 244,2 und S . 244,7f.; Schmoldt S . 91.
3 Vgl. Isidorus Hispalensis Etymologiae VII c. 9 n . 5 (ed . Lindsay I): Iohanna autem
interpretatur domini gratia .; Sermo XVII,6 n . 179, LW 4 S . 167,13ff.: In cuius figura Iohannes,
' gratia ', id quod est, 'signum nullum fecit', Ioh . 10. und dort S . 168 Anm . 1, wo noch verwiesen ist
auf Hieronymus Liber interpret. Hebr. nom . 69, 16 ; In Ioh. n . 521: Adhuc autem tertio potest dici:
quod Iohannes fecit signum nullum significat quod gratia , cum sit in essentia animae, non in potentia
--- secundum doctores meliores — , non operatur proprie nec immediate per se miracula vel opera
exteriora, sed per se dat esse divinum , secundum illud Cor.: 'gratia dei sum id quod sum ' . . . Iohannes
autem sonat 'in quo est gratia '. Gratia autem , ut dictum est, signum non facit, cum sit in essentia ,
non in potentia animae.; Jostes S . 5 , 10 ; Par. an . S . 106 , 36f.: Johannes tudit sich also vil alse
242
In illo tempore missus est angelus Gabriel
nie kein meister noch sin dar zuo enmöhte komen , daz sie daz werk begrîfen möhten 1.
Aber von dem werke vellet ein spân - als dâ ein spân abevellet von einem balken , den
20
man houwet — , ein blîchen , daz ist , dâ der engel mit sînem nidersten den himelberüeret:
dâ von grüenet und blüejet und lebet allez, daz in dirre werlt ist 2.
Ich spriche etwenne von zwein brunnen. Aleine ez wunderlîche lûte , wir müezen 5
sprechen nâch unserm sinne. Ein brunne, dâ diu gnâde ûz entspringet, ist, dâ der
25 vater ûzgebirt sînen eingebornen sun ; in dem selben entspringet diu gnâde, und aldâ
gât diu gnâde ûz dem selben brunnen . Ein ander brunne ist, dâ die creatûren ûz

1 nie ) in H , es Me, sin bis möhten .] syn pegreiffen mag Me 2 Aber bis 6 sinne.
fehlt Meg 2 dâ bis abevellet fehlt N , balken ,] huis OH , 3 abehauwit OH , blichin
OH , blichen N , 5 zwein fehlt N , 6 Ein bis 8 ist,] wann da dy gnad enspringt da ist ein
prunn da der vater seiñ ainparn sun aws pert Es ist auch ein anderer prunn Me, 6 ist , fehlt
OH , 7 einborin H2 fehlt Ng

' in deme di gnade ist'.; Pf. S. 584,37.: . . .wan Johannes ist als vil als genade gotes.; vgl. auch
Thomas E .cpos. cont. 8. Luc. 1 ,63 ( Ed . Vivès 17 S . 26a ): Quia etiam hoc nomen Ioannes gratia dei
interpretatur.
1 Vgl. oben S . 236 ,8f. und S . 237 Anm . 1. — Zu S . 242,6 hôch vgl. oben S . 236 ,2 .
3 Zu Z . 2ff. vgl. oben S . 240,2ff. und dort Anm . 2. — Z . 3 blîchen hat die Bedeutung von „ glän
zen " , „ aufblitzen “ . Der ganze Satz besagt in interpretierender Übersetzung: „ Aber von diesem Werk
( d . h . von dem diensthaft werk ( sieh oben S . 236 ,5f. ), das der Engel in Gott hat ( 2 . 6 )) fällt ein Span
ab — 80 wie ein Span von einem Balken abfällt, den man behaut — , ein Aufblitzen , und zwar dort, wo
der Engel mit seiner untersten Seinssphäre den Himmel berührt: davon grünt und blüht und lebt alles,
was in dieser Welt ist“ . Büttners Übersetzung ( I S . 7 ) : „ ein Blick , womit der Engel — als seine
geringfügigste Verrichtung – den Himmel in Bewegung setzt, davon . . .“ ( Sperrung von B .) ist un
zutreffend . Der Stelle entspricht am genauesten der oben S . 240 Anm . 2 aufgeführte Text Pf. S . 32,3ff.:
Ich nême den nidresten engel in blôzer nâtiure : daz aller minneste spênlîn oder daz minneste fünkelîn ,
daz ie von ime geviel, daz hête alle dise welt erliuhtet mit wünne unde mit fröiden ( sieh Quint S. 83
zu 32,4 ) . Es wird deutlich , daß ein blîchen ( Z . 3 ) dem fünkelîn der Vergleichsstelle entspricht und daß
beide mit dem spân bzw . spênlîn als das bezeichnet werden , dâ von grüenet . . . allez, daz in dirre werlt
ist. Es wäre möglich , daß anstelle des hsl. überlieferten blîchen ursprünglich blicken (hochalem . blichen )
in derselben Bedeutung von „ glänzen “ , „ aufblitzen “ gestanden hätte (vgl. auch den Var.-App . zu 217 ,94
blik ). Zu diesem blicken vgl. etwa DW 1 S . 12 ,10 und 336 ,6 .
32. 5f. besagt in interpretierender Übersetzung: „ Ich spreche gelegentlich von zwei Quellen ( = brun
nen ). Wenngleich dies seltsam klingt, 80 müssen wir uns doch nach unserm Verständnis ausdrücken “ .
In ähnlicher Weise ist von zwein brunnen die Rede In Ioh . n . 564, ohne daß bei dem ersten die Gnade
ausdrücklich genannt wird : Secundo patet ex dictis quod unum fons est primo primae emanationis ,
filii scilicet et spiritus sancti a patre aeterna processione; bonum autem fons est secundae, ut sic
dicamus, temporalis productionis creaturae . . . Ferner wird von einem „ Brunnen der Gnade" gespro
chen Sermo XLII,2 n . 423, LW 4 S . 356 ,9ff.: . . . sic per omnia filiatio dei sive quod quis sit dei
filius Iesus Christus est principium et radix , fundamentum et nexus et finis remissionis peccatorum
et salutis, omnis gratiae et ‘fons vitae'.; Pf. S . 214,35ff.: Also ist er ouch in disem lebenne in der sêle
als ein beweger der ( vgl. S . 397 ,11 ) vrîheit unsers willen zuo im selber unde zuo allen guoten werken ,
und ist ein brunne der gnâde, diu von sînem götlîchem herzen vliuzet in die sêle .; 362,37 ff.: Wan dô
Marîâ Magdalênâ zuo Kristo grôze minne hete, dô schepfete si ouch von dem brunnen sîner gnade
die riuwe über ir sünde mit flüzzigen zehern , .. . ; 480,33ff.: Diu verborgenheit des gemüetes ist als
243
Predigt 38
gote vliezent : der ist sô verre von dem brunnen , dâ diu gnade ûz entspringet, als der
himel ist von der erden ?. Gnade enwürket nihta. Dâ daz viur ist in sîner natûre, dâ
enschadet ez noch enbrennet niht. Diu hitze des viures diu brennet hie nidene. Joch dâ
diu hitze ist in der natûre des viures, dâ enbrennet si niht und ist unschedelich. Joch dâ Jo.111,30
5 diu hitze ist in dem viure, dâ ist si der rehten natûre des viures als verre, als der himel Par.17,35
ist von der erden 3. Gnâde enwürket kein werk , si ist ze zart dar zuo ; werk ist ir als verre,
als der himel ist von der erden . Ein innesin und ein anehaften und ein einen mit gote,
daz ist gnâde, und da ist 'got mite ', wan daz volget zehant dar nâch 5:

8 Vgl. oben S . 227, 2.

1 vliezent: der ist ] Aißende ist Ng sô ] aber so Me, dar aws dy gnad enspringt Meg
2 von der erden ist Meg ( Schluß des Meg- Textes) daz ] diz 0H , 2f. da enborntis noch en
schadet nicht N , 3 hie nidene. fehlt OH , 4 dâa fehlt Ng 5 si fehlt N , 6 ny kein N ,
7 ist fehlt Ng in sin 0H N , einen ) ein H , fehlt 0 8 zehant fehlt OH ,

ein samenunge alles götlîches guotes und aller götlîcher gâben in dem innersten wesen der sêle, daz
ist als ein gruntloser brunne alles götlîchen guotes.; 500,1ff .: Reht alse ein brunne, . .. . alsô gît sich
diu gotheit in die krefte der sêle , daz si wehset in glîchnisse gotes.; 511,7 : . . . unde solde sich senken
in die blôzheit des grundelôsen brunnen gotlîcher nâtûren . .. ; 530,12: Der vater ist ein begin der
gotheit und ist ein brunne in der gotheit , der an allen dingen ûz fliuzet in der êwikeit und in der zît.;
oben S . 152, 5; vgl. auch Lüers S . 140ff. und die ähnlichen Ausführungen über das „ Entspringen "
der Gnade oben S . 212 ,2f. und dort Anm . 2.
1 Derselbe Vergleich findet sich unten S . 244,6f., 8; DW 1 S . 39,5f.
? Sieh oben S . 242,5 und dort Anm . 2 .
3 Zu Z . 2ff . vgl. etwa In Ioh. n . 521: Sic enim forma ignis per se non calefacit immediate nisi
mediante calore ab ipsa fluente , sicut potentia ab anima, virtus a gratia. Undeapostolus, cum dixisset :
‘gratia dei sum id quod sum ', adiecit : 'gratia eius in me vacua non fuit'.; DW 1 S . 379,11ff.: Viur
als viur enbrennet niht: ez ist als lûter und als kleinvüege, daz ez niht enbrennet ; mêr : diu natûre
des viures diu brennet und giuzet in daz dürre holz sîne natûre und sine klârheit nach sîner aller
hæhsten volkomenheit . und die dort S . 380 Anm . 1 verzeichneten Parallelstellen (BgT . 19,21 = )
DW 5 S . 31,7ff.; (20,30 ff. = ) 33, 11ff ; In Gen . I n . 159, LW 1 S. 307,5f.: Sicut ergo causa omnis
ignis nunquam est ignis, sed aliquid non ignis,.. .. und dort Anm . 3; In Gen . II n. 47, S. 515 ,12ff.:
Nam ignis in causa sua non est ignis, nec nomen ipsi competit nec diffinitio nec ignire nec calefacere.
Die Bedeutung des enbrennet ist: „ etzt in Brand“ , „ entzündet“ , „ verbrennt“ im Sinne des ignire
der zuletzt aufgeführten lat. Textstelle.
4 Sieh oben S . 242,5 und dort Anm . 2 .
5 Vgl. DW 1 S . 367,1ff.: Ich hân ez ouch mê gesprochen : gnâde enwürket kein werk , . .. Ich
spriche : gnâde eneiniget niht die sêle mit gote, si ist ein volbringen ; daz ist ir werk , daz si die sêle
wider ze gote bringet. und die dort Anm . 2 aufgeführten Vergleichsstellen , insbesondere ( Pf.
S . 255,20ff. = ) unten Pr. 43: Gnâde engeworhte nie dehein guot werk, daz ist : si engeworhte nie
dehein werk ; .. . Gnade eneiniget niht an deheinem werke. Gnade ist ein înwonen und ein mitewonen
der sêle in gote. — Der Sinn von Z . 8 und — nâch ist: „ und da (d . h . bei dieser Einigung mit Gott, die
die Gnade ist) liegt das 'Gott mit (dir ) ' ( = 'Dominus (te- ) cum ') vor, denn dies folgt ja doch ( im Eng.
244
In illo tempore missus est angelus Gabriel
'Got mit dir' — dâ geschihet diu geburt . Ez endarf nieman unmügelich dünken ,
hie zuo ze komenne.Waz schadet mir daz, swie swære ez ist, sît er ez würket ? Alliu sîniu
gebot sint mir lîhte ze haltenne. Er heize mich joch allez , daz er welle, des enahte ich
18,5 40 nihtes niht, daz ist mir allez kleine, ob er mir sîne gnâde dar zuo gibet ?. Ez sprechent
etlîche, sie enhaben ez niht; sô spriche ich : ,daz ist mir leita. Begerst dû es aber ?' — 5
Nein !' — ,Daz ist mir noch leider'. Enmac man ez niht gehaben , so habe man doch eine
begerunge dar zuo. Enmac man der begerunge niht gehaben, sô beger man doch einer
112,5 begerunge3. Dâvît sprichet: ‘ich hân begert einer begerunge, herre, ze dîner gerehtic
heit '.
PT.105,88 Daz wir gotes alsô begern , daz er in uns geborn werden welle, des helfe uns got. 10
Âmen.

1 Vgl. oben S. 227,2. 8 . Ps. 118,20: Concupivit anima mea desiderare iustificationes
tuas, (in omni tempore).

1 unmügelich ) wünderlich N , ze fehle No . if mir igen mac man]mogot ir. Dar vmme
2 ze fehlt N , iß mir ist N , sît ] sin N , 3 mich
fehlt Ng wil N , 5 ist fehlt H , 6 Nein !“) nicht N , Enmac man ]moget ir N , habe
man ] habet Ng Enmac bis 8 begerunge. fehlt OH , (Hom .) 8 Dâvît spr.:] Dar vmme
sprichet der prophete N herre , fehlt OH , 10 daz bis Âmen.] etc . H , 10 daz er ] Daz
got PfE werden welle,) werde, PfE , N , 10f. got. Amen .] etc . O

lischen Gruß ) unmittelbar (hinter dem 'Ave (gratia plena' )“ ,wie denn Eckhart dieses 'Gott mit dir und
seine Deutung unmittelbar folgen läßt. Karrer (M . E . S. 115: Jostes 111, 33) übersetzt Z . 8 dar nâch
fälschlich mit „ daraus“ .
i Ähnlich DW 1 S . 37,6ff.: Der mir einen zentener leite ûfmînen hals und in denne ein ander
trüege ûf mînem halse , als liep leite ich hundert ûf als einen , wan ez enwäre mir niht swære noch
entæte mir ouch niht wê. und die dort Anm . 2 (auf S. 38) verzeichneten Parallelen ( Pf. S. 258,13ff. = )
unten Pr. 42; Nikolaus v. Straßburg Pr. III, Pf. I S. 269,36ff.: Jâ , er ( = unser herre ) kumet
inen ze helfe und tuot rehte als diu muoter, diu leit dem kinde eine grôze bürdi ûf ze tragende, und
gât daz kint alles under der bürdi und lachet und ist gar frô und wênet, ez trage die bürdi, sô treit
ez diu muoter.; vgl. auch Kaeppeli Praedicator Monoculus, Arch . Frat. Praed . 27, 1957, S . 149
unter 10, sieh DW 5 S . 336 Anm . 165; Seuse S . 368,24f.; In Ioh. n . 243, LW 3 S . 203, 12 ff .: Certe
sic leve esset homini ferre mille centenarios ferri vel plumbi sicut et unum , si quis alius praepotens
viribus onus et sarcinam ipsam portaret.
2 Ähnlich oben S . 80,4f.: Nû sprechent etliche liute : ir saget uns schone rede, und wir enwerden
des niht gewar. Daz selbe klage ouch ich.; DW 5 S. 266,99. ( RdU ): Nû möhtest dû sprechen : eyâ,
herre , ich enwirde niht grôzer dinge in mir gewar dan armuot.; 218 ,13f. (RdU ) : wie möhte ich dise
minne gehaben , die wîle ich ir niht enpfinde noch gewar enwirde, als ich sihe an vil liuten , die bewîsent
grôziu werk, und vinde an in grôze andâht und wunder , der ich niht enhân ?; 269,8f. ( RdU ): Nû
möhtest dû sprechen : wie mac diz gesîn ? Nû enpfinde ich nihtes niht !
3 Daß Z . ✓ Enmac- 8 begerunge, in OH , infolge von Homöoteleuton ausgefallen ist, geht aus
dem folgenden David -Zitat hervor.
245
PREDIGT 39 (Pf. Nr. LIX S. 189— 192)

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S. 557, Quint Übers. S. 493 zu Pr. 25, Spamer PBB 34
S . 328f.):
B, f. 66r, Fragment = unten S . 265,1 Sumliche— 266, 3 warumbe. + Plussatz: N ( Initiale)v fråg
ich wa der gaist me nem sin | sålikait Dz merke semlich lerer | wellent das der gaist neme sin
sålikait / in der minne ettlich wellent dz er sy | neme in dem ansehenne Aber ich sprich / er nimet
si weder in minne noch in / bekantnusse noch an ansehenne Noch / mochte man sprechen enhat
der gaist / enhain ansehen ane got in dem ewigen / leben ia vnd nain da er geborn ist da , het er
enkain ansehen an gotte Aber / da er geborn wirt do het er an ( ! ) ansehen / gottes Darumbe ist des
gaistes sålikait / da er geborn ist vnd nit da er geborn | wirt won er lebet da der vatter lebet / das
ist in ainvaltikait vnd in blóshait / des wesens Dar vmb ker dich von / allen dingen vnd nim dich
bloß in wesende / Wan was vsswendig wesendes ist das / ist zůval vnd aller zůvalmachot war / vmb;
identifiziert von Quint ; im Var.-App . nicht berücksichtigt.
Braz f. 850 —- 89r , vgl. Strauch ZfdPh 54 S. 292 zu 25 .
BT f. 244va — 246ra. Spamer bemerkt PBB 34 S. 328 Anm . 1 fälschlich : „ Der Taulerdruck , den
Pf. angibt, enthält die Predigt nicht.“
Do, p . 144a - b , Fragment (in „ Spiegel der Seele“ ) ~ unten S. 265,1 Sumliche — 266 ,3 warumbe.
+ Plussatz. Ich führe den Text im folgenden auf und füge die Abweichungen der Hs. Str,
in Klammern bei: Spiritum solicitatis (fehlt Stro) questio / (Nun frag ich wa der geist / nem sein
selikait) Etliche / wellent der geist nem sein / sålikait ( Etlich -- sålikait fehlt Str , (Hom .] jn
der mynn ( lieb Stry) Etſlich ( Etlich mainend Str,) er nem sy an dem ansehen Etlich in bekennen
Aber / ich sprich er nem sy weder | in mynn noch in (in fehlt Str,) bekantnus / noch in ansehen
Nun mocht / man fragen hat der gaist , ain ansehen an got in dem / ewigen leben Responsio ( Res.
ponsio fehlt Str ,) Da / er geporn ist da hat er kain / ansehen an got. Aber da / er geporen wirt
da hat er / ain ansehen gotes Darumb / ist des gaistes sålikait da | er geporn wirt wann er | lebt
da der vater lebt Das / ist in (in ) ain Stry) ainuåltikait vnd in / ploshait (poßhait Str, ) des wesens
Dar/vmb ker dich von allen vs/wendigen dingen vnd nim | dich plos inwendig wann | v8wēndig
wesen hat zůſfall vnd aller zúfal machet / warumb (wann alle ding / habent warumb denn got |
allain hat sein nicht); identifiziert von Quint, Handschriftenfunde Nr. 10 S. 20 ; im Var..
App . nicht berücksichtigt; vgl. auch unten Strg.
f. 202vb - 204rb , mit einem Plusstück hinter unten S . 263,6 geberne. = Pf. S . 191,9 Nů — 20
niht.
f. 223r —- 224v ; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S . 52.
f. 661 – 67r, Fragment = Plusstück wie in E , hinter unten S . 263,6 geberne.: Wildy we-/ten wanneer
Godt in v gebooren /wert als alle die crachten uwer / sielen in v vry ende ledich staen / die te vooren
gebonden ende geuan - gen waeren ende becommert met / veele dingen soo gebaert den Va- der in v syn
woort ende in v wort /een stille swygen Endeals alle /menichuuldicheyt in v geswicht /wert ende v uwe
conciencie niet / meer en berispt 800 suldy v bloot / ende ledich houden alder beelden ende / formen
(67r) formen gelyckerwys als Godt ledich / ende bloot is in hem seluen Soo wan - /neer hy synen
soone in v gebaert / soo bekendy den Vader met den / soone ende den heyligen geestmet | hen beyden
daer bekendy den spie- gel der drē dryuuldicheyt ende gy / bekent in hem alle dinck want sy / een
luter licht in Godt syn want | alle dinck syn in Gode; identifiziert von Quint, Handschriften
246
Predigt 39
funde S . 261. Zur Unursprünglichkeit dieses Textstücks sieh unten S. 247 und S . 263 Anm . 3.
Im Var.-App. nicht berücksichtigt.
Ha, f. 1510 — 155r, alte Zhlg .: f. 149r — 153r = Übertragung des BT- Textes ins Mittelniederlän
dische, vgl. Quint PBB 82 S. 382; im Var.- App. nicht berücksichtigt.
M , f. 189v — 191r, alte Zhlg .: f. 204v — 206r.
Mai, f. 198— 22v ; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S. 86 .
N , f. 28ra — vb = Jostes Nr. 22 S. 18 (Text ungedruckt); Textabdruck unten S. 531; im Var.
App. nicht berücksichtigt.
s, f. 235v, Fragmente = unten S . 251,2 sprichet- 3 éwicheit . + 252,2 daz - 3 ist. + 4 von – 5 er .
vröuwet. + 253, 1 daz — wirt, + 4 Der — werken ; + 254 ,1 und2_ 255 , 1 unda + 2 du2— 4 haben .
+ wilt dû — 256,1 sîn . + 3 Und — 4 werk, + sint — lebendic . + 259,4 In — 6 anerüere + 6
Und — 7 sêle, + 260,1 dünket — 2 ander + 8ô —- 3 ist, + 262,4 der mensche - 5 hât.
+ 264,1 Etwenne — 3 geistes. + 266 ,2 Dar umbe — 3 warumbe.: Salomon spricht der gerehte
lebet in die ewikeit das ist ein gereht mensche der ingebildet ond vberbildet ist / in die gerehtikeit
von einer ieglichen tugend des gerehten wurt got geborn vnd / erfröwet die in der gerehtikeit gewurket
ist der gerehte süchet not in sinen werken / vnd bildet kein war vmb in sich weder in zit noch in
ewikeit weder lon noch / selikeit noch dis noch dz wen alle dise werk sint tot ia vnd bildestu got
in dich wz du werk dar vmb wurkest die sint alle tot vnd du verderbest also gute werke / vnd du
tůst ioch súnde wenn du tůst glich als ein gartner der ein garten pflanczen sol / vnd denn die fruht
v88 rütet vnd denn dar vmb lon wolte han wiltu leben vnd / din werke so můstu allen dingen tot
sin vnd zů nihte worden sin vnd dar vmb gang / in dinen eigen grund vnd da wurke vnd dise werk
sind alle lebend in dem ge- rehten sol kein ding wurken denn allein got wann ist dz dich kein ding
vsswendig an rúrt ze wurken werlich die werk sint tot vnd wer es ioch got selber aber die | werke
súllent sú leben so můss dich got an rúren innwendig in dem innigesten der / sele och dunket dich
ein tugend grosser denn die ander 80 minnestu sú nit als sů / in der gerehtikeit ist Der mensche
der ober zit erhaben ist in ewikeit der wurketmit got / wz got vor tusent iaren gewurket hat Ettwenn
wurt ein lieht offen in der sele / vnd die sele wenet es sy der sun vnd es ist doch nit denn ein lieht
wenn wo der | sun offenbar wurt in der sele da wurt och offenbar die minne des heiligen geistes /
in der sele zemal dar vmb kere dich von allen dingen vnd nymm dich bloss in im wesend wann
wz vsswendig wesen ist dz ist zúfal und aller zúfal machet war vmb; identifiziert von Quint,
Handschriftenfunde S. 195 ; im Var.-App. nicht berücksichtigt.
Str , f. 201 — 24r, alte Zhlg.: f. 191 — 23r, vgl. Spamer PBB 34 S. 347 unter VII.
Str , f. 36r V, Fragment (in „ Spiegel der Seele“ ) = unten S. 265,1 Sumliche — 266 ,3 war umbe.
+ Plussatz ; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde Nr. 72 S . 217f. ; im Var.-App.
nicht berücksichtigt; sieh oben Do,
Greiths Traktat enthält das folgende Textstück , das ich im Wortlaut der Hss. aufführe:
Greith S . 169,31– 170, 7 = unten S . 261, 1 E2 — 262,6 gloubenne.: Es sait ain geschrifft vor der
ge / macheter wellte (gemacht der welt M ,) bin ich ( ich fehlt M ,) vnd das / ist da (das M ,) der
mensch erhaben wirt , óber zyt in ewigkait vnd da würcket / der mensch ain wercke (werkt M ,)
mit gotte (235r) Etlich (vnd etlich Za) die ( fehlt M ,) fragent wie der mensch / würcke (wurckin
M ,) die werck die got vor tusent , iaren vnd nach tusent iaren gewürcket / hat vnd (vnd fehlt M ,)
verstant es nit Jn ewigkait / ist weder vor noch nach vnd dar / vmb ist das (das ) es M ,) vor tusend
iaren vnd / nach tusent iaren vnd das got nun / würcket das ist nit wann ains in (ain sin M ,) /
der ewigkait Vnd darumbe was / got vor (vor fehlt M , ) tusent iaren vnd nach tusent , iaren getan
vnd ( g. hat vnd M ,) geschaffen hat / vnd das er nun tůt das ist nit wann / ain wercke Vnd darumb
der / mensch der über zyt (zyt] ist Zg) erhaben ist / in ewigkait der wurcket (wurck M ,) mit got |
das got vor tusent iaren vnd nach / tusent iaren gewúrcket hat / Vnd diß ist wisen luten ze wyssent |
vnd groben lùtten ze gelobent G ,(p . 234f.) M ,(f. 776 — 78r) Z ,(f. 90v - 91v) ; vgl. Seitz S . 58
zu XVIII 36 ; im Var.-App. nicht berücksichtigt.
247
Iustus in perpetuum vivet
Filiation der Hss . (sieh Quint S. 558 — 566 ): Wie ich a.a. O . S. 558 gesagt habe, ist die ursprüng
liche Textordnung der Predigt in N , gänzlich zerstört , wie aus der verworrenen Gedankenentwick
lung ersichtlich ist. Zudem ist der Wortlaut durch massenhafte Verderbnisse aller Art stellenweise
bis zur Unkenntlichkeit zerrüttet, u . zw . so weit, daß sich die Entsprechungen des N - Textes mit
dem Text der übrigen hsl. Überlieferung im einzelnen oft gar nicht genauerhin angeben lassen . In
dessen handelt es sich bei dem N -Text nicht um eine andere Predigtfassung, sondern um einen gröb
lich entstellten Text derselben Predigt. Ich biete den N - Text im Anhang unten S . 267 ff . Es ist o. w .
verständlich , daß die verwandtschaftliche Beziehung von N , zu den anderen Textzeugen kaum
genauerhin bestimmt werden kann . – Was die übrigen Volltexte anbelangt, so hebt sich E , von
allen anderen Texten dadurch ab , daß es allein unten S . 263, 6 hinter geberenne. ein Textstück bietet,
das Pfeiffer S. 191,9 Nú — 20 niht. aus E , übernommen hat, das aber fraglos ein Fremdkörper in
der vorliegenden Predigt ist und nicht zu ihrem ursprünglichen Textbestand gehört (sieh unten
S . 263 Anm . 3). — Neben der durchgehend engsten Bindung zwischen Str , und Mai, wird die
enge Verwandtschaft deutlich , die zwischen M , und Bra , besteht und die für alle Texte gilt , die diese
beiden Hss. in der gleichen Reihenfolge bieten (sieh Quint S. 937), vgl. DW 1 S . 83; 97 ; 261. Ich
habe in Quint S . 561f. eine Reihe von Stellen aufgeführt, an denen sich M ,Brag von der übrigen
Überlieferung abheben ; ich verweise insbesondere auf die folgenden Varianten der beiden Hss.:
S. 256,1 von ichte machent icht (m . ain icht Braz); 5 würket] lebet; 257,2 selbe] selik ; 260,1 sie] deine
werk ; 261,4f. und — niht. ] vnd ieczent wurkt daz ist ains (ist ains) ain M ,) BrazM2; 262, 1 nâch2 — 2 und
fehlt ; 5 got fehlt ; geworht hât.] geschicht; 263, 1 niemer — wir2 fehlt ; 4f. beweget in ] wirt bewegt ;
5 grunde] grundeder gothait; 264,7 und — 8 aleine. fehlt ; 265 ,5 an got. fehlt ; 6 gotes. fehlt. An allen diesen
Stellen stimmtGg zu Str ,Maiz. Für eine engere Bindung von G , an Str ,Mai, sprechen insbesondere
noch folgende Übereinstimmungen : 253,1 von dem gerehten fehlt; 2 jâ durchvröuwet; fehlt ; 254,3
disiu ] alle dise; 255 ,3 böume] fruht; 5 wilt, daz fehlt ; 256,1 aber — 2 mache; fehlt ; 258,4 werk, fehlt . Zumal
die gemeinsame Variante S. 255,3 fruht spricht für die enge Bindung zwischen Gg und Str Maiz.
An den folgenden Stellen gesellt sich E , zur Gruppe G Str ,Mai, hinzu : S. 258,6 alle zît fehlt ;
260,2 dan die ander fehlt ; 3 got fehlt ; 4 oder minnet fehlt; 261,3 müge gewürken ] wurke; 265,5
noch kein anesehen fehlt. An allen diesen Stellen steht BT auf der Seite von M ,Braz wie in DW 1
Pr. 16 b (sieh dort S. 261). Ansonsten ist der BT-Text von sehr vielen Texterweiterungen durchzogen ,
die sein Filiationsverhältnis zu den übrigen Texten verunklären . Daß indessen auch E , verwandt
schaftliche Beziehung zur Gruppe M , Braz hat, beweisen m . E . die Stellen S. 254,2 warumbe] ding
E ,M ,Braz und 252,4 wan ] vnd dar vmbe E , M ,Brag, an denen die Übereinstimmung zwischen den
drei Hss. schwerlich auf Zufall beruhen dürfte. Sieh unten S . 254 Anm . 2 (auf S . 255) und S . 253
Anm . 1.
Was die Textexzerpte betrifft, so verrät S, zumal durch seine Variante fruht zu S. 255,3 böume
seine enge Verwandtschaft mit der Gruppe G StrzMaij. – Das gleiche gilt für das Textexzerpt in
Greiths Traktat, wie deutlich aus der Übereinstimmung mit der Gruppe G StrzMai, S . 261,3 wurke
und 262, 1 jâren _ 2 geschihet, ] iaren vnd nach tusent iaren vnd das got nun wurket (sieh den Var.-App .
zu den Stellen ) hervorgeht, da die aufgeführte Stelle sicher verderbt ist. -- Das Exzerpt im „ Spiegel
der Seele “ läßt vielleicht durch seine Variante zu S . 266 , 3 alle zuovelle machent] aller zúfal machet
seine Zugehörigkeit zur Gruppe BrazBT(M2) erkennen (sieh den Var.-App. zur Stelle).
Neben BT (und N ,) weisen auch die übrigen Volltexte im einzelnen verhältnismäßig viele Sonder
varianten auf, wie aus den Varianten -Listen in Quint S. 559ff. hervorgeht. Gleichviel darf der Text
der Predigt im ganzen als relativ gut überliefert angesehen werden .
Textkonstituierung (sieh Quint S. 566f.): Pfeiffer hat seinen Text im wesentlichen auf E , gegründet,
vielfach aber M , und BT zur Korrektur des E - Textes herangezogen . Sicher hat er zu Unrecht sein
Textstück Pf. S . 191,9 N4 — 20 niht. aus E , übernommen ,wie ich oben S. 247f. schon gesagt habe. Wenn
Büttner (II S . 228) in bezug auf den BT- Text sagt : „ Der vollere Wortlaut dieser Quelle steht der
Sprechweise Eckeh .'s weit näher als die stark kürzende Fassung,welche Pfeiffer bietet“ und er, wie Leh
mann, seiner Übersetzung den BT- Text zugrunde legt, so zeugt die gesamte handschriftliche
248
Predigt 39
Überlieferung dagegen . Fraglos und deutlich spürbar ist der BT-Text stark interpoliert, wie ja doch
der Basler Druck durchgängig mehr oder weniger zu Ausdruckserweiterungen neigt. Als Leittext
für diese Ausgabe kam BT demnach nicht in Frage. Ich habe vielmehr den , wie mir scheint, relativ
verläßlichsten Text von Gg als Grundlage gewählt und die übrige Überlieferung als Korrektiv heran
gezogen .

Übersetzungen : Quint S. 267ff.; Büttner II S. 170ff.; 1934 S . 281ff.; Lehmann S . 243ff.;


Schulze -Maizier ?, Auszug : $ . 388f. = unten S . 252,3 — 253,3.

Echtheit : Wiewohl sich für die Predigt nur die allgemeine Zuweisung in BT f. 242va findet und sie
in keiner Hs. Eckhart zugeschrieben ist, kann ihre Echtheit nicht bezweifelt werden und ist sie nie
bezweifelt worden . Der Rückverweis unten S . 252,1 bezieht sich mit ziemlicher Sicherheit auf DWI
S . 99,5ff. in der echten Predigt 6 (sieh S . 252 Anm . 1), der nicht nur derselbe Schrifttext wie der
vorliegenden Predigt zugrunde liegt, sondern die auch in einer Reihe von charakteristischen Aus.
führungen mit dieser übereinstimmt. Das zentrale Thema der Predigt ist das von der Sohnsgeburt
des Gerechten aus der Gerechtigkeit, das Thema, das Eckhart insbesondere im Eingangsteil seines
„ Trostbuches“ ausführt. Charakteristisch ist auch die Hervorhebung des Handelns âne warumbe
S . 253,4ff. Im Schlußabschnitt unten S . 265,1 ff. trägt der Prediger Gedanken zu der von ihm oft
behandelten Frage nach dem Vorrang des Willens oder des Erkennens im Akt der Beseligung vor,
die sich mit dem allerdings etwas anders gearteten Thema der Schlußausführungen der Predigt
Vom edeln menschen berühren . Die Predigt zeigt darüber hinaus viele Übereinstimmungen mit echten
deutschen und lateinischen Texten Eckharts , so unten S. 252 Anm . 3 (DW 1 S . 272,11ff ; DW 5
S . 11,14ff.); S . 253 Anm . 1 (DW 1 S. 101,3ff.); Anm . 3 (DW I S. 90 ,11 ff.; 113,3ff.; 274 ,1 ff.;
DW 5 S . 43 ,22 ff. ); S . 254 Anm . 2 (DW 1 S . 80 , 18 ff.) ; S . 256 Anm . 1 (DW1 S . 201, 9ff. ; 128, 1 f. ;
DW 5 S . 74 Anm . 54); S . 257 Anm . 2 (DW1 S . 106 ,4 ff.) ; Anm . 3 (DW 5 S . 361f. Anm . 369) ;
S . 258 Anm . 1 (DW 5 S. 12,8f.); Anm . 4 (DW 1 S . 194,1 ff.); S. 259 Anm . 2 (DW 1 S. 214,10f.; DW 5
S. 33,5ff.); S. 260 Anm . 1 (DW 1 S . 80 ,19ff.); Anm . 2 (DW1 S . 276,3ff.); S. 262 Anm . 1 (DW 1
S . 34 , 3 ff.) ; S . 263 Anm . 2 (DW I S . 312 , 3 ff . ; 317, 6 ff .) ; S . 265 Anm . 1 (DW1 S . 113 , 8 ff. ; 152,9ff .;
122 , 5 ff. ; DW 5 S . 116 ,23ff .) ; S . 266 Anm . 1 (DW I S . 381,5 ff.) ; Anm . 2 (DWI S . 263, 9 ff. ; 56 , 5 ff .) . —
S. 252 Anm.5 (LW 32092271,8£.); $.253.8.275
S . 252 Anm . 5 (LW 3 S . 271.6f.) : S . 253 Anm . 1 (LW 2 S . 199,9f. ; LW 1 S. 367,8ff.) ; Anm . 3
(LW 1 S. 641, 1ff.; 320,10f.; LW 3 S . 198,4ff.); S . 254 Anm . 1 (LW 4 S . 285,10ff.); Anm . 2
(LW 3 S. 51,7 ff.; 57,1 f.; In Sap . n . 184); S . 256 Anm . 1 (LW 4 S. 455,4ff.); Anm . 2 (LW 4 S. 283,12f.);
S . 257 Anm . 2 (LW 2 S. 398,4 ff.; LW 1 S . 641,2 ff.); Anm . 4 (LW 3 S. 7,2 ff.); S. 258 Anm . 1
(LW 2 S. 392,5f.) ; Anm . 3 (LW 2 S . 395,1ff.); S. 259 Anm . 2 (LW 4 S. 418,9f.); S . 260 Anm . 2
(LW 2 S. 395,12 ff.); S . 261 Anm . 1 (LW 5 S . 41,11ff.; LW 3 S. 44,10 ff.; 290, 12f.; LW 4 S. 320,8f. ;
LW 2 S. 340,4ff.); S . 265 Anm . 1 (LW 3 S. 93,4 ff.; LW 4 S . 110,2 ff.; LW 1 S . 542,3ff.). – Die Predigt
verrät aber überdies unverkennbar Eckharts Stil : Antithese S. 252,1f., 3f.; 256 ,1f.; 265,4 ff.; Chiasmus
S . 258,2f. ; Steigerung S . 252,4ff.;hyperbolischen Ausdruck S. 254,3ff.; 263,3ff.; paradoxalen Ausdruck
S . 261,3ff. ; 262,4 f. Der Vergleich S. 255 ,2 ff. paßt in die Kategorie der übrigen Eckhart-Vergleiche,
ebenso wie die beiden Bemerkungen S. 253,3 und 262,5f. zu sonstigen ähnlichen Subjektivismen
stimmen .

Der Aufbau der Predigt erfolgt, wenn auch nicht sehr deutlich , im Anschluß an den zugrunde
liegenden Schrifttext. 1. Abschnitt (251,2 — 256 ,5 ):vivet. DerGerechte, der in dieGerechtigkeit ingebildet
und übergebildet ist, lebt in Gott, der durch jedeskleinste Werk der Tugend des Gerechten geboren und
durchvrouwet wird . Die Werke des Gerechten leben , weil sie âne warumbe geschehen ; jedes „ Um
willen “, und wäre es selbst ein Um -Gottes-willen , verdirbt und tötet die Werke. Es folgt der Ver
gleich mit einem Gärtner, der Bäume pflanzt und dann ausrodet und dafür bezahlt sein will (255,2ff.).
Vielmehr muß sich der Mensch selbst vernichten und in seinen tiefsten Grund sinken, damit Gott
mit dem Gerechten aus dem Nichts lebendige Werke wirken könne. — 2. Abschnitt (257,1 – 6):
'merces eius apud dominum '. Ganz kurz tut Eckhart diesen Teil des Schrifttextes ab mit dem Be
249
Iustus in perpetuum vivet
merken , daß des Gerechten Lohn „ bei“ dem Herrn sei, weil der Gerechte glich gote und Gott die
Gerechtigkeit sei. — 3. Abschnitt (258 ,1 – 260,6 ) ‘ iustus'. In diesem Teil entwickelt Eckhart sein Haupt
thema von der Sohnsgeburt in der Seele, das er im Eingang der Predigt schon hat anklingen lassen .
Den vater jagt und treibt es beständig dazu , den Gerechten als seinen Sohn zu zeugen . Eckhart
betont noch einmal, daß dabei nichts von außen her den Gerechten zum Wirken antreiben ,
daß vielmehr nur Gott in ihm wirken darf, wenn die Werke nicht alle tot sein sollen , und er betont
wiederum , daß in der Gerechtigkeit des Gerechten alle Tugenden gleichwertig sind. — 4. Abschnitt
(261, 1 - Schluß):' in perpetuum '. Wiewohl Eckhart zu Beginn dieses Teils den Bestandteil des Schrift
textes, dem er sich nun zuwendet, das in perpetuum ' nicht ausdrücklich aufführt, dürfte es sicher
sein , daß er im folgenden eben diesen Bestandteil exegesiert unter Anschluß an zwei weitere Schrift
texte : 'vor der gemacheten werlt bin ich' (Eccli. 24 ,14, S. 261,1) und 'wir sîn êwiclîche erwelt in dem
sune' (Eph . 1,4, S . 262,7). Eckhart führt aus, daß , wenn der Mensch über die Zeit in die Ewigkeit
erhoben ist, er mit Gott in der Zeitlosigkeit die Werke wirkt, die Gott vor tausend Jahren gewirkt
hat und nach tausend Jahren wirken wird . Da wir von Ewigkeit her im Sohn erwählt sind , sollen
wir nicht ruhen , bis wir das werden , was wir ewig im Sohn gewesen sind , so wie der vater nicht ruht
und danach jaget, daß wir im Sohne geboren werden und derselbe Sohn werden . Daß der Sohn im
Gerechten geboren wird, ist erst daran zu erkennen , daß zugleich die Liebe des Hl. Geistes in ihm offen
bar und er völlig in dieser Liebe verbrannt wird . Am Schluß dieses Teils über das ' in perpetuum '
(265, 1 ff.) betont Eckhart, daß die ewige Seligkeit weder in der Liebe noch im Erkennen noch auch
im Anschauen bestehe, daß sie nicht darin liege, daß der geist als Sohn geboren wird, sondern darin ,
daß er geboren ist , weil erst in der in der Ewigkeit für immer vollzogenen Sohnsgeburt, in der unio
mystica , die völlige Einswerdung mit Gott im reinen göttlichen Sein vollzogen ist, in der es kein
ufsehen und kein anesehen an got, d . h . keinen Gott als Gegenüber des erkennenden Geistes mehr
gibt.

250
Iustus in perpetuum vivet et apud dominum est merces eius etc .

Ein wörtelîn liset man hiute in der epistel, und ez sprichet der wîse man : 'der
gerehte lebet in die êwicheit' 1.

1 ; 2f. Sap. 5 , 16 : Iusti autem in perpetuum vivent, et apud Dominum est merces eorum , . . . ;vgl.
auch unten S . 256 ,4 ; 257, 1 ; 258,1f.

Zuweisungen : maister b <er)nhart Braz f. 85v; unsichere allgemeine Bezeugung in BT f. 242va


und in M , (sieh oben S . 93)
Überschriften : von den hailigen marteren j bredig (v . and . Hd. auf. d . unteren Rand ) Str ,
am taller blat ccxlv ( v. and . Hd.) Mai, De vno martire siue de pluribus, im Inhaltsverzeichnis
f . 260v: De vno martire siue de pluribus, v . and . Hd.: Von ainem martirer oder von villen martiren Gg
Vff sant Sebastiani tag BT
1 Iustus bis etc. ] Vff sant Sebastiani tag / Was ein gerecht mensch sey / vnd woran ware ge
rechtigkeit leig . Jtem wie der mensch ingebildet vnnd übergebildet werd in die gerechtigkeit. Wie
auch in dē gerechten sol kein ding würcken / dann allein gott / auch sol jn nicht außwendigs bewegen
noch anrüren zů würcken / sonder er sol allein würcken von innerlicher bewegd / das ist er sol nemen /
lieben / vnd würcken alle tugend in der gerechtigkeit / als sy die gerechtikeit selber seind / vff dz
seine werck warlich lebent. Jtem ob der geist sein selikeit nemm in der liebe / oder in bekantniß
oder im anschauwen gottes / alles subtil vnd hochuerstendig. Gesetzt vff die wort deß bůchs der
weißheit . Sapientie .v . Justi imperpetuum viuent , et apud dominum est misericordia eorum . BT
fehlt Str ,Mai, M , Bra, viuit GG eius] eorum G etc. fehlt Pf 2 Ein bis 3 êwicheit'.] I( Ini
tiale)ch han ein wörtlin gesprochen in dem latein / das steet geschriben in der epistel vnd es ist ge
nommen von der weißheit bůch vnd heißt in teütsch also / Die gerechten werdent leben in ewigkeit .
BT 2 wörtel Str,Mai; hiute fehlt Str Mai,M , derl] ainer M , ep .,] letzen BrazBT
und ez] daz PfE , 3 die ] der PfE ,Mai, Brag

1 Der Text steht im Missale in der Lectio des Commune plurimorum martyrum . Nach dem alten
Dominikaner -Missale galt diese Lectio für die Feste der hll. Tiburtius, Valerianus und Maximus ( 14.4 .),
Nereus, Achilleus und Pankratius ( 12. 5.) , der hll. sieben Brüder ( 10.7 .) und der hll. Abdon und Sennen
( 30. 7 .). BT verweist die Predigt Vff sant Sebastiani (sieh d . Eingang des Var.-App.s ). Die Epistel
des Sebastiantages (20. 1.) ist jedoch Hebr. 11,33 Sancti per fidem etc . – Z . 3 habe ich aus
G .StrzM2S, in die êw . übernommen , während Pfeiffer S . 189, 4 mit E , in der êw . bietet. Jedenfalls
ist die die lectio difficilior , und sie stellt die genaue Übersetzung von in perpetuum dar. — Derselbe
Schrifttext ist DW 1 Pr. 6 S . 99 — 115 und In Sap. n . 59ff., LW 2 S . 386 – 399 behandelt.
251
Predigt 39
Etwenne hân ich gesprochen !, waz ein gereht mensche sî; aber nû spriche ich in 189,5
einem andern sinne anders 2: daz ist ein gereht mensche , der in die gerehticheit îngebildet
und übergebildet ist 3. Der gerehte lebet in gote und got in im “, wan got wirt geborn in
dem gerehten und der gerehte in gote5; wan von einer ieglîchen tugent des gerehten wirt
10
5 got geborn und wirt ervröuwet von einer ieglîchen tugent des gerehten , und niht aleine
von einer ieglîchen tugent, mêr : von einem ieglîchen werke des gerehten , swie kleine ez

1 Etwennebis 2 mensche,] Nýmerkent der mensch ist gereht E , 1 geseit PfM , Braz
waz]man M , nû spr. ich ] ich sprich nun Brag nun wil ich es beweisen BT 4f. in einem ]
ainē Gg 2 anders :) anders / vnd ich sprich also BT fehlt PfM , in die ger. hinter 3 ist.
G Str,Mai,BT 2 der bis îngeb .) jn den gerechtikait in gebildet ist Brag der] dz Gg die ]
der Mai îngeb . bis 3 ist. ] gepildet ist M , 3 îng . ist BT lebet] der 1 . BT in gote
fehlt Mai vnd g . lebet BT 4 gerehte ) recht Str , recht, davor v. and . Hd. ge Mai, g . wirdt
geborn BT wan ) unt dar umbe PfE ,M , Brag wirt] so w . BT w .nút Mai, 5 und bis
ger .,] vnd von ainer yegleichen tugent des gerechten so wirt got erfrewet M , wirt] got der wirt
erfröwet (er aus ge v . and . Hd .) Str , gefröwet Maii von bis gerehten , fehlt
PfE , Braz des bis 6 tugent, fehlt Gg (Hom .) 5 des gerehten , ] zeitlichen Mai, fehlt Str ,
und bis 6 tugent,] vnd er wirt nit allein erfreuwet von einer yeglichen tugent deß gerechten BT
6 einer fehlt PfE tugent, fehlt Str ,Mai, mêr: (sonder BT ) ouch v. PfE ,BT des
gerehten , fehlt BT ez ] das BT

1 Der Rv. bezieht sich mit ziemlicher Sicherheit auf DW 1 S. 99,5: 'Die gerehten suln leben '.
Welhez sint die gerehten ?; sieh dort Anm . 1 ,wo auf Pahncke Diss. S . 43 verwiesen ist. Die vorliegende
Predigt berührt sich in manchen charakteristischen Ausführungen mit DW 1 Pr. 6 .
2 Tatsächlich interpretiert Eckhart im folgenden den gerechten Menschen nicht im Sinne der drei
Bestimmungen , die er Pr. 6 , DW 1 S. 99,6ff., vorträgt.
3 Vgl. DW 1 S . 272,11ff.: Her umbe ist daz aleine ein gereht mensche, der . . . in daz êwige
wort gerihtet stât und dar în gebildet und widerbildet in der gerehticheit. und dort S . 273 Anm . 1;
vgl. auch unten S . 254, 1; DW 5 S . 11,14ff . ( BgT ) : Wan alles des bin ich sun , daz mich nâch im und
in sich glîche bildet und gebirt . Ein sôgetân mensche, gotes sun , guot der güete sun , gereht sun der
gerehticheit , alsó verre als er aleine ir sun ist , sô ist si ungeborn -gebernde, und ir geborn sun hât
daz selbe eine wesen , daz diu gerehticheit hât und ist, und tritet in alle die eigenschaft der gerehticheit
und der warheit .; Sermo XXXV n . 361, LW 4 S. 311,5f.: Iustus enim id quod est se toto ab ipsa ,
per ipsam et in ipsa iustitia est.; Sermo XLIX ,2 n . 510 , S . 425,3f.: Rursus, iustus dependet a
iustitia formali dependentia , non quasi ab extraneo sive ab alio extra se , alio a se, alieno sibi.
4 Vgl. DW 1 S . 106,1ff.: Gotes wesen ist mîn leben . Ist mîn leben gotes wesen , sô muoz daz
gotes sîn mîn sîn und gotes isticheit mîn isticheit , noch minner noch mêr. und dort Anm . 2 ; vgl. auch
oben S . 49,5ff. und dort S. 50 Anm . 1; In Ioh . n . 245, LW 3 S . 204,14ff.; In Gen . II n . 149, LW 1
S . 618, 13 ff.; In Sap . n . 44 , LW 2 S . 366,4 ff.
5 Vgl. DW 1 S . 109,8ff .: Ich spriche mêr : er gebirt mich niht aleine sînen sun , mêr : er gebirt
mich sich und sich mich und mich sîn wesen und sîn natûre. und die dort S. 110 Anm . 1 aufgeführten
His des Baluno dei
Vergleichsstellen , insbesondere In Ioh. n . 322, LW 3 S . 271,6 .: . . . sic qui nascitur filius dei et deus
in ipso nascitur filius .. .; vgl. noch etwa unten S. 293 Anm . 1.
252
Iustus in perpetuum vivet

sî, daz von dem gerehten in der gerehticheit geworht wirt, von dem wirt got ervröuwet,
jâ durchvrouwet ; wan ez enblîbet niht in sînem grunde, ez enwerde durchkützelt von
15 vroude . Und diz ist groben liuten ze gloubenne und erliuhten ze wizzenne .
Der gerehte ensuochet niht in sînen werken ; wan die iht suochent in irn werken , die
sint knehte und mietlinge, oder die umbe einic warumbe würkent3. Dar umbe, wilt dû 5

I sî,] ist G Str,Mai, M , Brag von bis wirt ,] do vallet von der tugent das da gewürckt wirt
in der g. BT von d . ger.] von tugende des gerehten und Pfe , fehlt G StrzMai, gerehten ]
g . gewůrkt wirt vnd Brag i n d. ger. fehlt M , wirt,] weht E , ist Mai, wirt ] so w .
M . BragBT got] er Braz fehlt M , 1f. ervr., jâ fehlt E . (Hom .) l ervr.,] gefrůwt Braz
2 jâ durchvr.;] vnd d . M , Bra, fehlt G StrzMaii (Hom .) wan bis enw .] vnd E n ichtz nit
M ,BT enw . durchk.) werd durcherfreüwet / vnd sein gotheit vnd all sein natur vnd nicht
bleibet in im es werde alles durchgangen von freüden / ia durchkützelt BT enw .] wirt Str ,Maii
werd dauon M , Brag vroude. ] frøde in sime grunde E d iz ] das M , Braz i st bis erl.]
müssen grob leüt glauben / vnd aber erleuchten menschen BT groben ] den gr. M , Brag und]
aber PfM ,Brag e rliuhten ) den e. Pf den erlúhtende E , erl. menschen (menschen v. and. Hd.
über d . Zeile ) Str , den weisen leüten (leüten fehlt Braz) M Brag ze) ist ez ze PfM ,BT 4 Der]
wan der Braz der ens. BT diel] d . da BT iht s .) ihūs sůcht Braz die ] das Stro
Mai,BT 5 sint] s. alles BT und fehlt M , mietl.,] meitele E , die ] der E ,
einic ) einige StrzMai M , ein Pfe , kaine Bra , kein BT wirckent jn jren wercken Mai Dar
umbe,) vnd darumb M , Brag es sey vmb seligkeit / oder vmb ewigs leben oder vmb himelreich / oder
was es sey in zeit oder in ewigkeit / die seind alle nit gerecht. Wann gerechtigkeit leigt (lygt BT )
daran / dasman on alles / warumb / würcke. Vnd darumb BT

i Zu S. 252,4ff. vgl. DW 1 S. 101,3ff.: ein ieglich heilige hât số grôzen lust und sô unspreche
liche vroude von einem ieglichen guoten werke, von einem guoten willen oder einer begerunge hânt
sie sô grôze vroude, daz ez kein munt ûzsprechen kan, noch kein herze kan ez erdenken , wie grôze
vröude sie dâ von hänt. ... Niht aleine die heiligen noch die engel,mêr : got selber hật sô grôzen
lust dar abe, rehte als ob ez sîn sælicheit sî, und sîn wesen swebet dar an und sîn genüegede und sîn
wollust. und dort Anm . 2 ; unten S . 293,5ff.: (Origines) » . . . Ich spriche – und ez ist wâr — ; in
einem ieglîchen guoten gedanke oder guoter meinunge oder guoten werke werden wir alle zît niuwe
geborn in gote«. Dar umbe, als ich hân nû niuwelîche gesprochen : der vater enhât niht dan einen
einigen sun , und als vil als wir minner hân meinunge oder ahtunge ûf ihtes iht anders dan ûf got
und als vil als wir an nihte ûzluogen , als vil werden wir überbildet in dem sune, und als vil wirt der
sun in uns geborn , und wir werden geborn in dem sune und werden ein sun . und dort Anm . 2 , wo
auf In Eccli. n . 65, LW 2 S . 295,4ff.; In Sap . n . 55, LW 2 9. 382,14ff .; n . 67 , S . 395,5ff. und In Gen . II
n . 191, LW 1 S . 663,2f. verwiesen ist . Vgl. ferner In Exod . n . 244 , LW 2 S . 199,9f.: Secundo ait
mihi, quia tantum gaudet, tantum delectatur deus in opere quolibet nostro, quantum nos ipsi, et
longe amplius. Sic enim certum est quod opus iustum plus complacet ipsi iustitiae quam iusto . Non
enim complacet iusto ipsum opus iustum nisi per iustitiam ipsam , quae in se est.; In Gen . I n . 224,
LW 1 S . 367, 8 ff .: . . . deus . . . summe gaudet super omni opere bono et recto et iusto , . . . – S . 252,4
habe ich anstelle von Pf. S . 189,9 unt dar umbe ( E , M , Braz) mit G Str,Mai,BT wan in den Text
gesetzt, da es sich in dem folgenden Satz um die Begründung und nicht um die Folge dessen handelt, was
im voraufgehenden wan - Satz (252 , 3 ) gesagt ist. - S . 252,6 habe ich , wie schon in meiner Übersetzung
( S . 493 zu 267, 12 ), die von mir in Quint S . 567 zu 189, 11f. vorgeschlagene Interpunktionsänderung
zurückgenommen , indem ich – wie schon Pfeiffer – den Einräumungssatz swie kleine ez sî, als zum
Voraufgehenden , nicht zum Folgenden gehörig ansah.
2 Vgl. unten S . 262,5f.
3 Zu 2 . 4ff. und zum Wirken âne warumbe vgl. oben S . 59,6ff. und dort Anm . 3 ; oben S . 80,1ff.:
253
Predigt 39
în - und übergebildet werden in die gerehticheit1, sô enmeine niht in dînen werken und
enbildekein warumbe in dich , noch in zît noch in êwicheit, noch lôn noch sælicheit , noch 189,20
diz noch daz ; wan disiu werk sint alliu wærlîche tôt . Jâ, und bildest dû got in dich ,

1 yngebildet sein vnd übergebildet in BT und '] oder M , überg.] ýber jn gebildet
Braz meinen (2 . n getilgt Strz) StrzMaii niht] nichtes nicht BT fehlt Bra , 2 enbilde ]
jnpilde M , jn bilde Brag kein ) auch k . BT warumbe ] ding PfE , M , Brag nochủ] weder
BT fehlt Pfe , noch fehlt Main noch 3,5] weder BT 3 wan bis dich,] Wan alle die
werck / die du von der bewegung der inbildung würckest / vnd auß der inbildung würckest /warlich
die werck seind alle tod / Ja dörfft ich es sprechen (ich wil (wils BT)] dannoch sprechen ) vnd ist das
du ioch got in dich bildest (Klammer in BT) BT disiu bis tôt.] alle dise werk (w . fehlt Str ,Maij
sint tot GzStr Mai, alliu fehlt M , wårlichen ålli Brag Jâ,] Jâ ich spriche PfM , Ja
sprach ich Brag und fehlt Str ,Mai,

Der mensche, der sich selben und alliu dinc gelâzen hat, der des sînen niht ensuochet an deheinen
dingen und würket alliu sîniu werk âne warumbe und von minne, der mensche ist tôt aller der werlt
und lebet in gote und got in im . und dort Anm . 1; 26 ,8ff. und dort S. 27 Anm . 1; unten S. 289,1ff.
und dort Anm . 2 sowie S . 291,8 ff. und dort S . 292 Anm . 1; DW 1 S . 69, 1 ff. und dort Anm . 1; 90,11 ff .:
Üzer disem innersten grunde solt dû würken alliu dîniu werk sunder warumbe. Ich spriche wärlîche:
al die wîle dû dîniu werk würkest umbe himelrîche oder umbe got oder umbe dîn êwige sælicheit
von ûzen zuo, sô ist dir wærliche unreht.; 113,3ff .: noch man ensol dienen noch würken umbe kein
warumbe, noch umbe got noch umbe sîn êre noch umbe nihtes niht, daz ûzer im sî, . . . ; 274 ,1ff.;
80, 18 ff. und dort Anm . 7 ; DW 5 S . 43,22 ff . ( BGT ) und S . 92 Anm . 152 . — Zu Z . 5 knehte und
mietlinge vgl. In Gen . II n .171, LW 1 S . 641,1ff.: Imperfecti enim quique tristantur, nisi respiciantur
et remunerentur labores ipsorum ; servienim sunt,mercennarii sunt. Perfectorum vero ‘apud dominum
est merces eorum ’, Sap. 5 , et ipse est merces eorum , Gen . 15 : 'ego' 'merces tua'. und dort Anm . 1
und 2; In Ioh . n . 236 , LW 3 S . 198, 4 ff .: . . . quia non sequimur deum solum , sed alia vel alia cum
ipso et ipsum propter nos et nostra : 'adulteramur verbum dei', Cor. 2, mercennarii sumus, merca
tores sumus., n . 311, S . 258, 13ff., In Exod. n . 246 , LW 2 S . 200, 11ff .: Altare , inquit, facietis mihi,
non vobis , ut vestrum commodum aut aliquid vestri intendatis. Tales enim sunt mercennarii, non
serviunt deo, sed vendunt deum pro alio aliquo consequendo sive adipiscendo.; In Sap. n. 70, LW 2
S . 398 , 9.ff.: Secus de servo , de mercennario, cuius merces non est apud dominum , quia talis sibimet
ponit finem aliquid citra deum et sub deo, non ipsum deum nec ‘apud deum '.; DW 1 S . 7 ,1ff.; In
Gen . I n . 176 , LW 1 S. 320, 10.: Quod enim pro alio extra fit, servile est, mercennarium est.
1 Vgl. oben S . 252,29., Sermo XXXI n . 326 , LW 4 S . 285,10ff.: omnes iusti in eandem imaginem
iustitiae tranformantur, non solum formantur, quia formis suis , quibus sunt id quod sunt proprium ,
exuuntur abnegantes semet ipsos .
2 Vgl. Pf. S. 607,18ff.: Mêr: alliu diu werc, diu dân beschehent von einer ûzwendigen sache
unde niht von dem inwendigen wesen, diu sint tôt unde sint niht götlîchiu werc . .., und alliu diu
werc, diu dâ beschehent von ûzerr bewegunge, diu sint unwillic unde sint knehte, wan und wêre daz
dinc niht, daz ûzerlich beweget , sô beschêhe daz werc niht, und her umbe so ist ez unwillic unde
kneht unde bitter.; unten Pr. 46 ( Pf. S . 158 ,39f. ) : . . . Swaz werke dû niht ennimest in dînem eigene ,
diu werk sint alliu tôt vor gote. Daz sint diu werk , dar zuo dû ûzer dir beweget bist von vremden sachen ,
wan sie engânt von lebene niht: dar umbe sint sie tôt ; wan daz dinc lebet, daz bewegunge nimet von
sînem eigene. und die dorttige Anm . 13; DW 1 S. 80, 18ff. und die dort Anm . 8 verzeichneten Vergleichs
254
Iustus in perpetuum vivet
swaz dû werke dar umbe würkest, diu sint alliu tôt, und dû verderbest guotiu werk ; und
niht aleine verderbest dû guotiu werk ?, mêr : dû tuost ouch sünde, wan dû tuost rehte
25 als ein gartenære , der einen garten pflanzen sölte und danne die böume ûzriutete und
wölte danne lôn haben . Alsô verderbest dû guotiu werk . Und dar umbe, wilt dû leben
und wilt , daz dîniu werk leben , sô muost dû allen dingen tôt sîn und ze nihte worden 5

1 werke) würckest StrzMai, fehlt BT würckest , getilgt Str , diu ] si E , Ich sprich
mMêari:"J u n d b i s 2 d ú l y e g u o t i
veu
n nicht nit / sonder du erbest auc morn
tôt, bi
rd s
bis 2w
2 e r z u
guotiu c h )d
u a
todm i t
/ g u
vnd t e Y
sy s e i
seind n d ebrost / sy seind
ggebreste
nicht vnd sy seind allein nicht nit / sonder du verderbest auchu damit agute werck . Du verderbest nit
allein gute BT 1 dû fehlt Brag guotiu bis 2 werk ,] nit allain gůtů werk G5 l und bis
2 werk , fehlt PfE l und bis 2 dû ^ ] du verderbist nit allain Braz 2 verd . dû fehlt Str ,Mai
cbhleeMM,e". mêr:dál sor,Main
2 dll ' fehlt M , mêr : dû ] sonder du BT Ja du Brag vndE m êr : fehlt G StrzMaii ioch
G . Braz
PfE ,BT
wan ] vnd E , G Str ,Mai,
3 ains garten pflegen s. StrzMai
dù® fehlt er. Solte)planzeti rehte ) auch r. Str, Mai,danne
dû fehlt E StrzMai
pfl. sölte) planzeti sol E sol Go
fehlt
]
der G , er BT fehlt Braz böume] fruht G Mai, frücht ( Punkte v. and . Hd.) Strz v z růtet
E , G , M ,Braz vsrüt3 Str, auß früczt Mai 4 lôn haben .] das man im lon gebe / ia man solt im
ein bast geben BT haben. ] da von h . Brag vnd also BT Alsô bis werk . fehlt M , Brag
gůt w . StrzMai, ein guot w . PfE Und bis 5 daz ) wildu (Sich w . Braz) daz M , Brag 4 Und
fehlt PfE 5 wilt , daz fehlt G StrzMai, wilt, fehlt BT leben ,] lebent Str,Mai, fehlt Gg
sîn fehlt E 5f. w . sîn. ] werden BT

stellen , insbesondere In Sap . n . 184 : omnis actio ab intra procedens delectabilis est et suavis et vita est
sive vivere: . . . Vita vero sive vivere est talis operatio ,utpote non ab extra sed ab intus et intimis pro
cedens. . . . ; secus de non vivo aut mortuo. . . . Hinc est quod illa opera omnia et sola , quae deus
in nobis operatur et nos in illo et propter illum , utpote intimum , viva sunt. Omnia vero opera , quae
operamur propter quid aliud extra ipsum , qui solus vere intimus est nobis et essentiae illabitur,
utpote esse , mortua sunt, eo quod in ipsis talibus operibus nos (non ) movet, sed movemur ab aliquo
extra sicut mortuum et iam non vivum .; In Ioh . n . 62, LW 3 S. 51,7ff.: . . . quod vivum dicitur
sive vivens omne, quod ex se ipso vel a principio intra et in ipso movetur. Quod autem non movetur
nisi ab aliquo extra, vivum non est nec dicitur.; n . 68, S . 57,1f.: . . . vis scire , si opus tuum factum
sit in deo : vide si opus tuum sit vivum . . . . Vivum autem opus est, quod extra deum et praeter deum
non habetmovens nec finem . und dort Anm . 1; n . 311, S. 259,7ff.: Vivum enim est quod habetmotum
sive quod movetur ab intra ex se ipso ; mortuum autem dicitur unumquodque, quando non movetur
ex se ipso sive ab intra , sed tantum ab aliquo extra . Sic opus est mortuum , quando ad ipsum movet
quid extra ut principium vel ut finis. und dort Anm . 3 ; n . 340, S . 288,8ff.; In Gen . I n . 176, LW 1
S . 320,10ff.; Sermo XXXIV, 1 n . 339, LW 4 S . 295, 11ff.: Quod enim non fit in ipso, sed extra ipsum ,
mortuum opus est. Quod fit praeter ipsum aut extra , mortuum est, grave est , violentum est. und
dort Anm . 5 . – Zur Textänderung in Z . 2 kein warumbe gegenüber Pf. S . 189,19f. kein ding sieh
Quint S. 568 zu 189,19f. In der dort S. 568f. gebotenen Begründung der Änderung ist auf eine mir
nicht verständliche Weise unsinnige Verwirrung entstanden . Die Lesart warumbe ist natürlich die lectio
difficilior gegenüber dinc, und sie wird durch S . 253, 5 umbe einic warumbe gestützt, und sie, nicht
dagegen dinc, kann mit lôn noch sælicheit und 2 . 3 got in eine Linie gestellt werden . Übrigens hat schon
Büttner II S . 171 die Besserung vorgenommen : „ bilde dir keinerlei Warum vor" .
i Zur Textergänzung in 2 . 1f. gegenüber Pf. S. 189,23 sieh Quint S . 567.
2 Die Lesart fruht in G StrzMai, S , weist auf eine gemeinsame bereits verderbte Vorlage zurück,
die sich besser verstehen ließe, wenn Eckhart ursprünglich nicht böume, sondern vruhtböume = „ Obst
bäume“ gesagt hätte.
255
Predigt 39
sîn 1. Der crêatûre eigen ist , daz si von ihte ihtmache ; aber gotes eigen ist , daz er von nihte
iht mache ?; und dar umbe, sol got iht in dir oder mit dir machen, sô muost dû vor ze 189,30
nihte worden sîn . Und dar umbe ganc in dînen eigenen grunt3, und dâ würke, und diu
werk , diu dû dâ würkest, diu sint alliu lebendic 4. Und dar umbe sprichet er : 'der gerehte
5 lebet ', wan dar umbe daz er gereht ist, dar umbe würket er , und sîniu werk diu lebent.

4f. Sieh oben S . 251, 1, 2f.

I creaturen E , BrazBT eigen fehlt Gg ist,1 bis mache;] ist das sy von üt nüt (nv.
ichte machenle GoStrọMaret M BragBTi ) Str,Main
and. Hd.) machet Str , sein natur natur machet Mai, dazl] das daß BT
G
ichte machent icht (m . ain icht Braz) M Braz itte itt mache
von ? bismache ;] von
i ht] etwas BT aber bis
2 mache ; fehlt G StrzMai; (Hom .) l aber das ist gottes eygen BT daza] der Braz nihte
fehlt Braz 2 machet M , BrazBT iht bis machen ,] ichtmit dir in dir m . BT dir oder mit
dir üt machen (dir natur machet Mai ) StrzMai vor] ee M Braz fehlt BT 2f. ze nihte ]
zenüt (n v. and. Hd. über d . Zeile ) Str , ze üt Mai 3 Und fehlt Go ganc] gāt E , so g.
M ,BragBT und dâ w .,] u . w . dâ PfE , fehlt BT unda]wan alle BT 3 f. diu werk,
fehlt M , 4 werk, bis diu fehlt StrzMai (abgegl.) diu ' bis diu ? fehlt G diu2 bis lebendic .]
die lebent BT
1. in ewigkeit BT
su fehlt Gossible AsStr Mai, Str.Bra
leb . alle M , lebent G Str ,Bra
daz fehlt E , G StrzMai Braz
so spr. BT sprach StrzMaii
dar umbe?] vnd d . Brag d . so BT
5 lebet',]
würket]
lebet M , Braz diu fehlt G StrzMai M ,

1 Vgl. DW 1 S. 201,9ff.: Der mensche, der alsô stât in gotes minne, der sol sîn selbes tôt sîn
und allen geschaffenen dingen , . . . und die dort S . 202 Anm . 1 verzeichneten Vergleichsstellen , ins
besondere ( Pf. S . 106 , 37ff. = ) unten Pr. 45; Jostes S . 92, 39ff.; DW 1 S . 128,1f. und dort
Anm . 1; oben S . 80, 3 und dort Anm . 1; 84 ,2f.; 89,4f.; DW 5 S . 74 Anm . 54 ; Sermo LV ,2 n . 543, LW 4
S . 455,4ff .: homo debet se habere ad omnia mundi huius, ac si esset mortuus, tamquam non audiat
nec videat, et universaliter ac si non sentiat. und dort Anm . 3; Sermo XLVII, 1 n . 486, S . 401, 7 :
Qui enim perfecte ad divina ( vult ) suspendi, debet huic saeculo mori, . . . — Zu S. 255 ,5 ze nihte
werden vgl. oben S . 66, 7 und dort Anm . 1 (auf S . 67) .
2 Vgl. Sermo XXXI n . 324 , LW 4 S . 283,12f.: . . . ut ex ipsa et in ipsa operetur deus, cui pro
prium est ex nihilo agere et salvare, . . . ; Sermo XLIX , 3 n . 511, S. 426 ,9ff.: Secundus gradus (scil.
productionis ) est' . . . quo modo producit quid a se ipso, sed non de se ipso . Aut ergo de alio quolibet,
et dicatur factio ; aut de nihilo, et est tertius gradus productionis , qui dicitur creatio .; Sermo XXIII
n . 223, S . 208,9ff.: Non ergo deus creando mundum proicit sive effundit esse rerum in nihilum , sed
e converso creando vocat cuncta ex nihilo et a nihilo ad esse, . . . und dort Anm . 6 ; In Gen . II n . 64,
LW 1 S. 531,12f.: Formatio enim et factio non sunt proprie nisi ex ente aliquo ; creatio vero proprie
ex non ente est.; In Sap . n . 69, LW 2 S. 397, 10f.: Sic deus iustificat et beatificat fideles quosque
se ipso immediate , non habens cooperans., Pf. S . 539,27f.: Diu crêatûre hât einen înganc in got, dâ
ir wesen an stêt, unde würket in der kraft , diu sî beweget, ze komen von nihte ze ihte.
3 Vgl. Tauler S . 144, 1f.: Das ist das der mensche in gange in sinen eiginen grunt, in das
innerste,. .. (vgl. auch die in Quint Textbuch S . 110 Anm . 5 verzeichneten Parallelstellen Pf. S . 195, 11;
11,23ff.; 16 , 20; 225,35ff. = unten Pr. 54a ) .
4 Vgl. oben S. 254 Anm . 2 ; DW 1 S. 92,3ff.: Swer nû vrâgete einen warhaften menschen , der
dâ würket ûz eigenem grunde : war umbe würkest dû dîniu werk ? solte er rehte antwürten , er spræche
niht anders dan : ich würke dar umbe, daz ich würke.
256
765
. E 3
1936
Iustus in perpetuum vivet V.
85 Nû sprichet er : 'sîn lôn ist bî dem herren’. Von disem ein wênic ?. Daz er sprichet pt .5 .
'bi', daz ist , daz des gerehten lôn ist, dâ got selber ist 2 ; wan des gerehten sælicheit und
gotes sælicheit ist ein sælicheit, wan dâ ist der gerehte sælic, dâ got sælic ist 3. Ez sprichet
sant Johannes : 'daz wort was bî gote'. Er sprichet 'bî , und dar umbe ist der gerehte
glîch gote 4, wan got ist diu gerehticheit. Und dar umbe: swer in der gerehticheit ist, der 5
ist in gote und ist got 5.

1; 2 Sieh oben S . 251,1. 4 Ioh . 1,1

1 Nû bis ‘sîn ] Das ander wortlin der Epistel das spricht also / Vnd ir BT spr."] sprach
Strg Von bis wênic.]Nůmerke E Von ] Nûmerke von Pf s pr.2] sprach Str,Mai,
2 'bi', daz ist, fehlt Str ,Mai, 'bî',] wie ( w durchstrichen ) Braz fehlt Gg selber ) selik M , Brag
des? ] die Maiz s ælicheit fehlt PfE 3 éin bis gerehte fehlt M , (abgegl.) wan bis sælic ,
v . and . Hd. auf. d . Rand Mai, 3f. Sand Johannes spricht M , Braz 3 sprach BT seit
E StrzMai 4 sant fehlt E ,G StrzMai und fehlt StrzMai der ] er Maii 5 gelichet
Brag gerehticheit.] g . selber Braz Und fehlt M , 6 ist got.] er ist selber g . BT i. g .
in jm G

1 Vgl. oben S. 123,5 und dort Anm . 4 ; DW1S. 106 Anm . 3.


2 Vgl. In Sap. n . 70, LW 2 S. 398,4 ff.: Et hoc est quod hic dicitur: apud dominum est merces
eorum . . . .Secus de servo , de mercennario , cuius merces non est apud dominum , quia talis sibimet
ponit finem aliquid citra deum et sub deo , non ipsum deum nec 'apud deum '. und dort Anm . 4 und 6 ;
Sermo XXVII, 2 n . 274 , LW 4 S . 249,9f.: Tertio quod sit eius praemium , scilicet esse ubi ille est,
Ioh . 12: ‘ubi sum ego, illic et minister meus erit .; DW 1 S . 106 ,4ff.: Sie lebent êwiclîche 'bî gote',
rehte glîch bî gote, noch unden noch oben . Sie würkent alliu iriu werk bî gote und got bî in . Sant
Johannes sprichet: 'daz wort was bî gote'. Ez was alzemâle glîch und was bî neben, noch undenân
noch obenân, sunder glîch ., 158,4 ff.; In Gen . II n . 171, LW 1 S . 641,2ff. und dort Anm . 2 ; DW 5
S .68f. Anm . 21. — Die Lesart von M Braz selik statt selber in Z . 2 ist wohl durch die folgenden Aus
führungen über des gerehten sælicheit und gotes sælicheit hervorgerufen worden , kann aber nicht
ursprünglich sein .
3 Vgl. DW 5 S. 361f. Anm . 369 und die dort verzeichneten Parallelen ( Pf. S. 198 ,7ff. = ) unten
S . 274 ,12 ff.: Daz ander ist, daz er sîne sælicheit dá nemende ist in der lûterkeit , dâ sie got selber
nemende ist . . . ; Jostes S . 89,13ff.: Daz die sele in got ist, da von en ist si niht selik , aber daz got
ist in der sele, da von ist di sele selik . Dez seit sicher : Got ist selber selik in der sele , . . . ; 96 ,7ff.: Hie
bekennet di sele . . ., wie si und got ist ein selikeit und ein reich ,. . .; Preger I S . 487,20ff.: Gott
ist selig in im selben , und alle creaturen , die got selig machet (Hdschr . : machen muss ), die müssen
selig sein in der selben seligkeit da got selig ist, und in der selben weiss als got selig ist .; unten S . 329,7ff.
4 Vgl. oben Anm . 2 ; In Ioh . n . 5 , LW 3 S . 7 ,2ff.: Et hoc est quod sequitur : verbum erat apud
deum . Non ait : sub deo , nec ait : descendit a deo , sed ait : verbum erat apud deum . Li enim apud deum
sonat in quandam aequalitatem ., n . 17, S . 15,3 : Li apud enim aequalitatem significat, ut dictum
est prius.
5 Vgl. DW 5 S . 12 ,21ff. ( BgT) : Her umbe sol der mensche gar vlîzic sîn , daz er sich entbilde
sîn selbes und aller creatûren , .. . und allez sîn wesen , leben , bekennen , wizzen und minnen ist ûz
gote und in gote und got. = RS § II 1 art. 5 ( Théry S. 161) Proc . Col. I n . 10 ( sieh a.a .0. S. 68
Anm . 21) . — Der Go- Text bietet statt ist got.] i. g . in jm , wie mir scheint, nach dem Vorbild von oben
S . 252,3f.: Der gerehte lebet in gote und got in im und wohl, weil dem Schreiber ist got anstößig , weil
pantheistisch , klang, so wie der oben zitierte Text aus DW 5 S. 12,21ff . den Kölner Inquisitoren anstößig
gewesen ist. Vgl. auch unten S . 385, 3ff. und dort Anm . 1.
17 Edhart, D 2 257
Predigt 39
Nû sprechen vürbaz von dem worte 'gereht'. Er ensprichet niht ,der gerehte mensche' 190,5
noch ,der gerehte engel', er sprichet aleine : 'der gerehte'l. Der vater gebirt sînen sun den
gerehten und den gerehten sînen sun ?; wan alliu diu tugent des gerehten und ein ieglich
werk, daz von tugent des gerehten geworht wirt, enist niht anders, dan daz der sun von 10
5 dem vater geborn wirt 3. Und dar umbe engeruowet der vater niemer, er enjage und entrîbe
alle zît dar zuo, daz sîn sun in mir geborn werde“, als ein geschrift sprichet: 'noch durch
Syon enswîge ich niht noch durch Jérusalem enrụowe ich niht, biz daz der gerehte offen

if. Sieh oben S . 251,1, 2f. 6ff. Is. 62,1: Propter Sion non tacebo, et propter Ierusalem
non quiescam , donec egrediatur ut splendor iustus eius,.. .

1 Nû bis ' gereht'.] Nýmerke E sprechen ] sprechent Mai, sprechen wir Braz spriche ich
PfM , sagent GE sollen wir fürbaß sagen BT fübasser Brag Er] Es M , ensprichet]
seit E G StrzMain die gerechten menschen BT 2 die gerechten engel BT er sprichet]
sonder er spr. BT mêr: PfE der ger.'.] die gerechten BT den ] dem GzBT dem (aus
den v . and . Hd.) Strz dē Ei 3 den ] dem ( m zu r v . and . Hd . korr . Str3) StrzMai gerehten ” ]
gerechten (en getilgt) Strz g . gebirt er BT sînen ) sinem G BT all Bra , gerehten unda] g .
gewúrkt wirt vnd Braz ge = /chten (Zeilenw ., ge/rechten BT) ) / vnd nit allein die tugende / sonder BT
SorgMain Bzenli BT.) ist yaz?fehlt Scrochten /das ist Mai;
3f. ieglich werk ,] yeglichs w . BT jegkliches G5 yeglichs Str Maii
bis anders,] von der tugent kommet deß gerechten / das ist anders nicht BT
4 daz? fehlt Braz von
tugent] der t.
M ,Bra, tugenten Maii daz2 fehlt Str,Mai, 5 wirt. ] wirt. Wan deß gerechten würcken
das ein (ein fehlt BTh) ist nicht anders / wann das geberen deß vatters. BT Und
fehlt StrzMai,BT umbe) u . so M , BrazBT jaget unde tribet ( trabet Braz) PfE , M , BrazBT
6 alle zît fehlt E , G StrzMai alle fehlt M , daz] wie dz BT als bis 259,3 niemer, fehlt
M ,Braz 6 als bis spr.: ] Wann es spricht ein geschrifft BT schrift PfE 'noch bis 7
niht,] Vmb syon willen würd ich nit schweigen / vnd vmb Hierusalem wird ich nit růwen BT
7 engeswig Strz enpfieng Mai, durch ] dir StrzMaii engerůwe Strz

i Zu Z . 19. vgl. DW 5 S . 12,8f. ( BgT ) : Er ensprichet niht 'den gerehten menschen ’ noch 'den
gerehten engel' noch diz noch daz. Er sprichet 'den gerehten '. und dort S .68 Anm . 18; In Sap . n . 64,
LW 2 S . 392,5f.: Notandum autem quod ait iusti sine additamento quolibet aut subiecto , homine
scilicet aut huiusmodi, sed formaliter iusti.
2 Vgl. oben S . 252,3f. und dort Anm . 5 ; DW 1 S . 32 ,6ff.; unten S . 293,1f. und dort Anm . 1.
3 Zu Z . 3ff. vgl. In Sap. n . 67, LW 2 S. 395 ,1ff.: Patet ergo quod in omni actu sive opere
iustitiae, non solum in ipsa iustificatione impii, relucet pater generans, filius genitus et procedens
spiritus sanctus, vel potius pater generat, filius generatur et procedit amor spiritus sanctus, et » indivisa
sunt opera trinitatis«. Et hoc est quod manifeste dicit Origenes in glossa super Ier. 11: »felix « »qui
semper a deo nascitur; non enim dicam semel iustum ex deo natum , sed per singula virtutis opera
semper ex deo nascitur«. und dort Anm . 2 , 3 und 4 ; vgl. auch oben S . 252,4 – 253, 3 und dort S . 253
Anm . 1 .
4 Vgl. DW 1 S . 194, 1 ff.: Got würket alliu sîniu werk dar umbe, daz wir der eingeborne sun
sîn . Swenne got sihet, daz wir sîn der eingeborne sun , so ist gote sô gâch nâch uns und îlet sô sêre
und tuot rehte, als ob im sîn götlich wesen welle zerbrechen und ze nihte werden an im selben , daz er
uns offenbâre allen den abgrunt sîner gotheit und die vüllede sînes wesens und sîner natûre ; dâ îlet
got zuo, daz ez unser eigen sî alsó, als ez sîn eigen ist . und dort Anm . 2; vgl. auch unten S. 263,1ff.;
oben S . 96,7ff. und dort Anm . 2 .
258
¿ dos
Iustus in perpetuum vivet

15 bære werde und schîne als ein blitze'i. Syon ist höcheit von lebene, und Jérusalem ist
höcheit von vride 2. Jâ, weder durch hôcheit von lebene noch durch hocheit von vride
sô engeruowet got niemer, er enjage und entrîbe alle zît dar zuo, ez werde offenbâr der
gerehte. In dem gerehten ensol kein dinc würken dan aleine got 3. Wan ist, daz dich de
hein dinc ûzwendic anerüeret ze würkenne, wærlîche diu werk sint alliu tôt; und ist, 5
20 daz dich got ûzwendic anerüere ze würkenne, wärlîche , diu werk sint alliu tôt. Und suln
dîniu werk leben, sô muoz dich got inwendic anerüeren in dem innigesten der sêle, suln

1 ein ] der BT blickze Str , plick zů Mai Syon bis lebene,] Sion bedeütet als vil
als ein höhe von leben / das ist schauwend leben BT lebene,] leben, daz ist schouwende leben , Pf
unda bis 2 lebene fehlt E , (Hom .) 1 unda fehlt Str ,Mai, ista bis 2 vriden.] bedeutet höhe
deß frids BT 2 von '] des Pf Ja (spricht er) weder (Klammer in BT) BT weder]
noch Str,Mai hộcheit 2,3] hohe BT lebene noch ) leben / das ist weder durch schauwung
| noch auch BT vriden ) friden / das ist / noch durch iren friden BT 3 sô fehlt Go
StrzMai er bis zuo , fehlt Pfe , jaget vnd treibt ( trabt Braz) M , Brag a lle zît fehlt
G Str Mai; ez bis 4 gerehte.] wie dz der gerecht geoffenbar werd / vnd scheine als der blitz BT
3 ez ] ezn Pf er G , ern E , 4 dem ] dē E , den BT ensol) Es sol (ensol Braz) M Brag
dinc ) mensch (fehlt M ,) kain ding nit BragM , Wan bis 5 würk ., ] noch dich sol außwendig nichts
nit bewegen noch anrůren zů würckende Wann alle die werck die du würckest von außwendiger
anrůrung oder bewegung BT 4 daz ] das das M , Braz dich ) ich StrzMai M , 5 ûz
wendic fehlt Maii anrüre StrzMai würkenne,) werk G werk fehlt BT alliu fehlt
E , G - Str,Mai, tốt ;] tod / darzů du außwendig bewegt bist BT und bis 6 tôt.] in Main
v . and . Hd. auf d . Rand , fehlt PfE ,G3M , Braz (Hom .) 5 und ist, ] Wann wer das noch denn BT
6 dich ) ich StrzMai anråret zů keinem werck / oder dich vßwendig bewegt zů würcken warlich
BT sint] weren auch BT alliu fehlt StrzMai tôt. ] tod / wann sy trügent ewige selig
keit nit yñ BT Und bis 7 leben ,] Vnd darumb / ist das / daß deine werck leben sollen BT
6 Und] Wan PfM ,Braz solten Str ,Mai 7 got fehlt E , anerüeren ] a . zewurcken
StrzMaii dem ] deinem M , allerinnigisten BT inwendigosten Str Mai indersten diner
8 . Brag suln bis 260, 1 aleine.] ia inwendig in deinem grund / wann das ist allein leben . Vnd darumb
alle die werck die du von bewegung vsser deinem grund würckest / die leben allein / wann da ist allein
leben . Vnd also ist es vmb ein todten menschen / wenn er bewegt sol werden / so můß man etwas
außwendigs anrüren / von dem er beweget werde / wann er hat eygner beweglicheit nit / daran offen
baret er das er tod ist. Vnd also beweiset auch der mensch , der allein von außwendigen sachen bewegt
wirt zů wirckend / das er tod ist / vnd nit eigner bewegung hat / Darumb sol er bewegt werden /
so můß er von not von fremden sachen bewegt werden / Vnd also ist es auch vmb den menschen / der

1 Dieselbe Isaias-Stelle zitiert Eckhart DW 5 S . 33,5ff. ( BGT) und In Eccli. n . 41, LW 2


S . 270 ,4ff., sieh dort Anm . 3.
2 Vgl. DW 1 S . 214 , 10f.: Syon sprichet als vil als schouwen ; Jerusalem sprichet als vil als
vride. und die dort Anm . 5 verzeichneten Parallelstellen Pf. S . 196, 17f.; 350,7f.; ( 88,22f. = ) unten
S . 351, 1f. und dort Anm . 1; Jostes S . 61,21; 39,11; 92,27; ( Par.an . S . 128,29f. = ) unten S . 595,3f.,
vgl. ferner Pf. S . 342,6f.; Sermo XLVIII,2 n . 503, LW 4 S . 418 ,9f.: ' In Sion ', in eminentia . und dort
Anm . 5 ; DW 5 S . 33,5ff. (BgT ) und dort S . 83 Anm . 112 ; Isidorus Hispalensis Etymologiae XV
c. 1 n . 5 (ed . Lindsay II) : . . . Sion , quae Hebraice interpretatur speculatio , eo quod in sublimi
constructa sit , et de longe venientia contempletur. Hierusalem [autem ] pacifica in nostro sermone
transfertur.; VIII c. 1 n . 6 (ed . Lindsay I) : . . . Sion , id est speculatio , . . . Hierusalem pacis visio
interpretatur. — Zur Textänderung in Z . 3 gegenüber Pf. S. 190, 16 sieh Quint S. 568.
3 Vgl. etwa oben S. 125,2: Kein crêatûre enwürket niht dan der vater, der würket aleine.
259
Predigt 39
sie leben ; wan dâ ist dîn leben , und dâ lebest dû aleine1. Und ich spriche: dünket dich
ein tugent groezer dan diu ander und ahtest dû sie mê dan die ander, sô enminnest dû
sie niht, als si in der gerehticheit ist, und got enwürket noch in dir niht. Wan als lange
der mensche eine tugent mê ahtet oder minnet, sô enminnet noch ennimet er sie niht, 190,25
5 als sie in der gerehticheit sint, noch er enist gereht; wan der gerehte nimet und würket
alle tugende in der gerehticheit, als sie diu gerehticheit selbe sinta.

von eussern sachen beweget wirt / der beweiset das er todt ist / vnnd auch das seine werck tod seind .
Wann davon lebt er allein das er wircke von innerlicher bewegde / wann die sein eigen bewegde /
vnd die werck lebent allein . Vnd also ist es auch vmb die tugend BT
1 sie ) deine werk M , Brag wan bis und fehlt E wan ) und PfM , Braz und fehlt G StrzMaii
aleine. fehlt M , Brag Und ich spr. :] Jch sprich aber Bra , Wovon BT, Da von BT sage (dar
über v . and. Hd. dir Strz) G StrzMai dünket bis 2 sô ] ist das dich dein tugent grosser dunket
vndmer achtest dann ain ander oder mer minnest dann dy andern so M , ist daz daz dich ainer dunckt
grosser vnd merer achtet denn die andern vnd mer minnest denn die andern so Brag 2 dû " fehlt
GgStr ,Mai,BT sie mê] auch eine grosser BT dan die ander, fehlt E ,G StrzMai sô bis
3 Wan ] vnd würckest sy darumb / vnd also wirst du beweget zů wircken die tugend von achtung der
tugend / vnd also würckest du die tugend nit als in der gerechtigkeit / noch liebest sy nit als sy auß
der gerechtigkeit vallent / Wann alles das vßser achtung gewürckt wirt / das ein (ein fehlt BT) ) ist
nit gerecht / noch ist kein tugent in der warheit / noch die tugend würcket sich nie vsser dir / Wann
BT 2 nimest du GgM , 3 alz sy (sy fehlt Braz) sein ( sint Braz) in d . g . M , Bra, got fehlt
E , G StrzMai, lange ] 1. alz M ,BrazBT 4 der bis 5 gereht; ] du (du aus die v . and . Hd. Str , die
Maij) ain tugentme (me über d . Zeile G5) ahtest (achtest denn die andern (ander Mai,] StrzMai ) so
nimest (mynnest Str,Mai, du si ( si) sin Str , sein Mai ) nit noch enminnest (dahinter si v . and . Hd.
über d . Zeile Strz) alz (also als Str,Mai,) si in der gerehtikeit sint noch du (du fehlt StrzMaij) enbist nit
(nit fehlt StrzMai ) gereht G . StrzMai als du ein tugend me achtest oder liebest / also lang so nimpstu
sy nit als sy gerecht ist / noch alslang bistu nit gerecht BT 4 eine bis niht,] ainige dunkt mer
achtost oder mer minnost so minnost du si nit Braz oder minnet, fehlt E , enminnet bis
niht,] minet (n korrigiert ?) er noch ennimet sy (sy über d . Zeile ) nicht M , minet noch mi= /net
E 5 sint, vor in M ,Braz nit gerecht M , Brag gerehte) g . mensche Pf mensch E ,
würket vnd minnet M ,Braz nimet]minnet PfStr,Mai, nimpt oder liebet BT 6 als ] geleich
alz M , sie diu ] da der Mai, diu fehlt M , seit E ,G Str,Mai,

i Zu S . 259,4ff. vgl. DW 1 S . 80, 19ff.: waz ist min leben ? daz von innen bewegt wirt von im
selber. daz enlept nit, daz von ussen wirt bewegt. lebend wir denn mit im , so můssend wir ouch
mittwurken von innen in im , also daz wir von ussnen nit enwúrkent ; sunder wir söllend dannen ussz
bewegt werden , dannen ussz wir leben , daz ist: durch in . Wir mugen und müssen uss unserm aigen
wurken uon innan . Süllen wir denn leben in im oder durch in , so sol er unser aigen sin und süllen wir
uss unserm aigen wurken ; also als got alle ding wúrkt uss sinem aigen und durch sich selber, also
súllen wir uss demm aygen wurken , das er ist in uns.; vgl. auch oben S . 253,5ff. und die dort S . 254
Anm . 2 verzeichneten Parallelstellen , ferner Sermo VI,2 n . 59, LW 4 S. 58,6f.: Ubi nota quod vivere
est ab intra , ex nobis, ex nostro. Item hoc solum vivum est, non mortuum . und dort Anm . 3. — Zur
Ergänzung des Textstückes S . 259, 5 und — 6 tôt. sieh Quint S . 568 zu 190, 19. Der Satz ist in (Pf)
E ,G , M , Braz infolge von Homöoteleuton verlorengegangen . Er entspricht deutlich dem Satz oben S. 254 ,3
Jâ, 255 ,1 tôt,. — Zu S . 259,7 innigesten der sêle vgl. oben S . 118,5ff.; 95,2ff. und dort Anm . 1 und
2 ; 229,5 und dort S . 230 Anm . 1.
? Zu 2 . 1ff. vgl. oben S. 175,1ff.: Ein meister sprichet, daz von nôt alle tugende zesamen
haftent. Swie daz sî, daz doch ein mensche ûf eine tugentmêsî geneiget dan ûf die andern mit üebenne,
260
Iustus in perpetuum vivet
Ez sprichet ein geschrift : 'vor der gemacheten Werlt bin ich'. Er sprichet: 'vor'
30 'bin ich '', daz ist: dâ der mensche erhaben ist über zît in êwicheit, dâ würket der mensche
ein werk mit gote 2. Etlîche vrâgent, wie der mensche müge gewürken diu werk , diu got
vor tûsent jâren und nâch tûsent jâren geworht hât, und enverstânt ez niht. In êwicheit

1; 1f. Eccli. 24,14 : Ab initio, et ante saecula creata sum .

1 schrift : PfE ‘vor] von Mai, werlt ] w . so BT werk Braz ich'. fehlt E Er]
es Str Maii sprach BT seit E , G StrzMai 2 dâl bis êwicheit, fehlt BT(Hom .) ýber
dy zeit in der e . M , Brag dâ2 bis 3 vrâgent,] daß der mensch ein werck mit got ist. Es fragent
ettliche leüt BT 3 Etlîche ] E . menschen PfE m . gewürken ] wurke E , G StrzMaii diu
bis 4 vor] ain werck das got vor Mai, ein werck mit got / die werck die er vor BT 4 und1 bis
hât, ] gewürcket hat / vnd die er nach tausent iaren würckend ist BT unde nå tûsent jâren würckende
ist Pf sy versteen BT unda bis 262,1 enist ] vnd ieczent wúrkt daz ist ains (ist ains) ain M2)
in ewikait Es enist BrazM , 4f. Es ist in ewigkeit BT

doch sô haftent sie von nôt alle mit ein . und dort Anm . 1; DW 1 S. 276 ,3ff.: Dù solt alle tugende
durchgân und übergân und solt aleine die tugent nemen in dem grunde, dâ si ein ist mit götlîcher
natûre.; Pf. S . 610 , 15ff.: Meister Eckehart und ouch ander meister sprechent: wer eine tugent
suochen wil, der sol sî suochen in irm urspringe, daz ist in gote, unde då vindet man alle tugende
in einer tugent. . . . unde swenne ein mensche kumt in die einekeit , dâ alle tugende sint ein tugent,
dân schouwet got die sêle unde diu sêle schouwet got . . . – Zu 2 . 5 der gerehto — 6 sint. vgl. In Sap .
n . 68, LW 2 S . 395, 12ff.: . . . iustus se toto primo et per se directo aspectu iustitiam ipsam et in se
ipsa immediate respicit , iustum autem sive iustos quoslibet aut iusta quaelibet nullo modo respicit
nec videt nec amat, sed nec se ipsum nisi consequenter et quasi per accidens et secundario , prout
scilicet relucent et sunt in ipsa iustitia.; In Ioh . n . 68, LW 3 S. 56 ,7f. und dort Anm . 5; In Gen . I
n . 20, LW 1 S . 201,6ff. und dort Anm . 6 ; Seuse S . 355, 16ff.: Der selbe meister ( = Eckhart) sprichet
an einer stat also : der gerehte der wurket alles, daz dú gerehtikeit wurket ; und daz ist war, sprichet
er, da der gereht eingeborn ist von der gerehtikeit, . . .
1 Vgl. Quaestio Utrum in deo sit idem esse et intelligere n . 4 , LW 5 S . 41, 11ff.: Et si dicatur quod
immo, quia Eccli. 24 : 'ab initio et ante saecula creata sum ', potest exponi 'creata ', id est genita .
Sed aliter dico sic : 'ab initio et ante saecula creata ' ' sum '. und dort Anm . 7 , wo gesagt ist, daß Eckhart
creata zu saecula zieht. Die Übersetzung a .a .O . lautet daher in genauer Übereinstimmung mit dem mhd .
Text oben Z . 1: „ im Anfang und vor der geschaffenen Welt bin ich “ ; In Ioh . n . 342, LW 3 S . 290, 12f.:
Secundum hoc exponi potest illud Eccli. 24 : 'ab initio et ante saecula creata sum ', id est antequam
saecula crearentur, . . . ; ähnliche bewußt willkürliche Übersetzung : In Ioh . n . 53, S . 44 ,10 ff.: . . . omnia
tamen et singula , sive a natura sive ab arte producta, immediate ab ipso deo solo habent esse sive
quod sunt, ut sit ordo talis litterae : omnia facta per ipsum sunt.; Sermo XXXVII n. 375, LW 4
S . 320,8f.: Et notatur etiam in hoc creaturae nihileitas, Ioh . 1 : ' sine ipso factum est nihil'. und die
Übersetzung: „ Hierin wird auch die Nichtigkeit des Geschöpfes betont: ,ohne ihn ist das Gewordene
nichts'.“ ; In Sap . n . 19, LW 2 S . 340,4ff.; vgl. auch die willkürliche Übersetzung von fiat voluntas
tua oben S . 99,1ff. und dort Anm . 1.
2 Zu Z . 2f. vgl. etwa Sermo XXII n . 208 , LW 4 S. 193,8ff.: Tertio nota quod interior homo
nullo modo est in tempore aut loco , sed prorsus in aeternitate. Ibi oritur deus, ibi auditur, ibi est,
ibi loquitur deus et solus .

261
Predigt 39
enist weder vor noch nâch . Und dar umbe, daz vor tûsent jâren und nach tûsent jâren 190,35
und nû geschihet, daz enist niht dan einez in der êwicheit . Und dar umbe, swaz got vor
tûsent jâren und nach tûsent jâren getân und geschaffen hât und daz er nû tuot, daz
enist niht dan éin werk . Dar umbe : der mensche, der über zît erhaben ist in êwicheit ,
5 der würket mit gote, daz got vor tûsent und nâch tûsent jâren geworht hât1. Und diz
ist wîsen liuten ze wizzenne und groben ze gloubenne ?.
Sant Paulus sprichet: 'wir sîn êwiclîche erwelt in dem sune'. Dar umbe suln

7 Vgl. Eph. 1,4 : sicut elegit nos in ipso ante mundi constitutionem ,. . .

1 weder ] noch Str , Mai, M , Braz Und fehlt PfE ,G3StrgMai daz bis jâren ] alles das /
on vnd nochHd.vnd mischlich info Sers zu 1,Bras (Honaz ist ein BT
daß got vor tausent iaren ye gewürckt / vnd das er nach tausent iaren würckend ist BT
iarn vnd noch týsent E jâren bis 2 gesch .,] jaren , dahinter Auslassungszeichen , auf d . unteren
jâren ']
Rand v. and . Hd. vnd nah tußent jaren gewvrket vnd geshaffen hat vnd daz er në tôt daz ist (daz ist
also doppelt !) Mai, (fälschlich infolge Hom . Entsprechung zu 3 und1 bis 4 enist ; auf beigeklebtem Blatt
stück v . derselben Hd . Text wie in Strz zu 1 und bis 3 tuot,) 1 jâren und ] jarñ geschechen ist
vnd M ,Braz nâch² bis 2 und fehlt M , Braz (Hom .) 2 und nû gesch.,] vnd dz got ( er BT)
nu wúrket G Str ,Mai,BT das nu M , Braz daz ist ein (eins E ) Pfe e nist ] ein ist BT.
ist BT niht dan ) nur M , denn ain werck Str ,Mai, BT wan Gg Und bis 4 werk .
fehlt BT 2 Und fehlt PfE ,G , vor bis 4 werk . fehlt Maii ( Seitenw . u . Hom .; zu 3 und bis
4 enist sieh oben zu Z . 1f.) 3 jâren fehlt Pfe , gesch . hat vnd getan M , gesch. vnd get.
h . Brag getân ) gewürcket Str Maii dazl] was M , daz2 bis 4 werk . fehlt Maii 4 dann
nu ain M , wan G werk.) werk in der ewikait Braz Dar umbe:] vnd d. Mai, Vnd als
auch BT der fehlt Brag über bis êw .,] der vor der zeyt in der ewigkeit ist BT erhaben
ist vber zeit M , Bra, 5 gote, daz got] got alle werck die gott BT got fehlt M , Bra , v . t.
iarn Str ,Mai, M , und bis jâren fehlt Mai (Hom .) gew . hât.] noch ye gewürckt BT ge
schicht M , Braz mbe,sBroopeitdEeystpemuiBSrtra,,MBaTtidaasrsvlauben B] -Brait
schieht weito leit odioDn)ardeun8.
Und fehlt E , G StrzMaii diz ] daz PfE , M ,Brag
sollen weise leüt wissen / vnd grob leüt die müssent es glauben BT
6 ist bis gloubenne. )
ist fehlt Braz liuten
fehlt E groben ] den g . Braz g . laüten StrzMaii 7 Es spricht sant Paulus BT Sant]
Aber scūs Braz fehlt E , G , seit E Strg 'w . 8 . êw .] ewigkleichen sey (sint Braz) wir M Braz
vsserwelt Braz D ar umbe] vnd d . M , BrazBT dar vñ (vñ über d . Zeile ) Strz s olt Str ,Mai,

1 Zu S. 261,3ff. vgl. oben S. 94,7ff. und die dort Anm . 4 verzeichneten Vergleichsstellen ; 96 ,2ff.
und dort Anm . 1 ; 231,7ff . und dort Anm . 3; DW 1 S . 34,3ff.: wan daz nû, dâ got den êrsten menschen
inne machete, und daz nû , da der leste mensche inne sol vergân, und daz nû , dâ ich inne spriche, diu
sint glîch in gote und enist niht dan éin nû . und dort Anm . 2. — Zu S. 261,4 f. vgl. Sermo XLV n . 458,
LW 4 S . 380, 8 : . . . quia nec ante nec prius erat, quando mundus non erat. — Zur Tempusverwendung
vgl. auch Winkler S . 88 Anm . 5, wo auf Sermo X11, 2 n . 128, LW 4 S. 121,13 — 15 : Sed notandum
quod, sicut scriptura saepe ponit praeteritum pro praesenti aut futuro propter eventus infallibilitatem ,
sic e contrario futurum pro praesenti propter sempiternitatem . verwiesen ist. Vgl. dazu noch In Exod .
n . 79, LW 2 S . 82, 10 ff.; In Eccli. n . 21, LW 2 S . 248,13f.; n . 23, S . 249, 10f. — Die von mir für S . 261,4
in Quint S . 568 zu 190 ,32f. vorgeschlagene, von allen H88. abweichende Textänderung nach BT, von der
ich damals gesagt habe, daß sie „ nicht notwendig “ sei, doch „ einen glatteren Sinn “ ergebe, habe ich nun
doch nicht gegen die gesamte hel. Überlieferung aufnehmen zu sollen geglaubt.
2 Vgl. oben S. 253,3 .
262
Iustus in perpetuum vivet

wir niemer geruowen , biz wir daz werden , daz wir in im êwiclîche gewesen sîn ,wan der vater
trîbet und jaget dar zuo, daz wir in dem sune geborn werden und daz selbe werden , daz
191,5 der sun ist 1. Der vater gebirt sînen sun , und in dem geberne sô nimet der vater sô grôze
ruowe und lust , daz er alle sîne natûre dar inne verzert 2. Wan swaz in gote ist, daz beweget
in ze geberne; jâ , von sînem grunde und von sîner wesunge und von sînem wesene 5
wirt der vater beweget ze geberne3.

I niemer bis wir fehlt M , Brag (Hom .) wir daz ] wir dar zů kommen das BT ewik
leichen jn im M ,Bra BT vater fehlt M , 2 iaget vnd tribt vns (úns fehlt StrzMai ) dar
zů BrazStrzMai, der iaget vnd treibet allzeyt d . BT dazl] wie d . M , Brag werden geb . BT
das wir daſ selb BT 3 ist . v. and. Hd. über d. Zeile Str,Mai sînen ] den E , und fehlt
StrzMai,M , in ] von M , geboren Mai, sô? fehlt PfE StrzMaii der vater]
er Strz der Mai 4 ruowe] freüd M vsze- E/it v erzere darinn BT dar inne
fehlt G5 ( Zeilenw .) swaz] das Str,Mai, alles das (a . daz daz BragBT) M , BrazBT 4f. be
weget in ) wirt bewegt M , Bra, 5 geberne ;] zeberen (über ze v. and . Hd. ge Strz) Str,Mai,
gebetten Braz würcken die geburt BT jâ , bis 6 geberne.] ioch von aller seiner wesung vnd von
allem seinem wesende / vnd von aller seiner natur / Wann nüt bleibet in gottes gotheit / es werde
von im bewegt zů geberende BT 5 jâ , von ) gote von M , Ja got von Brag ia waſ von StrzMai,
gr . der gothait M , Braz und fehlt Pfe , sîner bis von fehlt Str Mai, (Hom .) sîner ]
sime E , der Braz fehlt M , sînem ] dem Braz fehlt M , 6 geberne.] zeberen (über ze v. and .
Hd . ge Strz) StrzMai, geberende. Nû merke: danne wirt got in uns geborn, sô alle unser sêlen krefte ,
die ê gebunden waren unde gevangen waren , lidic unde frî werdent und in uns ein stilleswigen wirt
aller meine und unser gewizzede uns niht mêr strâfet, sô birt der vater in uns sînen sun . Dan sulen
wir uns halten aller bilde unde formen blôz unde lidic alse got unde sülen uns blôz nemen âne glîch
nisse als got in ime selben blôz unde lidic ist. Swenne der vater in uns gebirt sînen sun , sô kenne wir
den vater mit dem sune und dem heiligen geiste in in beiden unde den spiegel der heiligen drîval.
tikeit und in ime alliu dinc, wie sie ein lûter niht sint in gote. (gote.] gote wan alle ding sint in gote
got E ) Dâ gât abe (abe auf d . Rand nachgetr. E ) zal unde menige. Gotlich wesen enlîdet noch en
würket niht, aber diu nâtûre würket, aber si enlîdet niht. PfE , ( vgl. Gen, oben S . 246 )

1 Zu 2 . 1 wan — 3 ist . vgl. oben S. 258,5f. und dort Anm . 4.


2 Vgl. DW 1 S. 312 ,3ff.: Der himelische vater sprichet ein wort und sprichet daz êwiclîche, und
in dem worte verzert er alle sîne maht und sprichet sîne götlîche natûre alzemâle in dem worte und
alle créatûren. und die dort Anm . 1 verzeichneten Textparallelen Pf. S. 167,28:.. . want er verzert
alle sîne kraft in sînem sune.; (254, 12ff. = ) unten S. 320,1ff.: In der geburt sint alliu dinc her ûz
komen , und er hật sô grôzen lust in dirre geburt, daz er alle sîne maht in ir verzert., vgl. ferner DW 1
S. 317 ,6ff.: Dâ gebirt der vater sînen sun und hật sô grôzen lust in dem worte und im ist sô gar liep
dar zuo, daz er niemer ûfgehæret, er enspreche alle zît daz wort, daz ist über zît .
3 Wie ich oben S. 248 unter „ Filiation “ und schon in Quint S. 569 gesagt habe, ist das Text
plusstück hinter 2 . 6 geberne., das Pfeiffer ( 191,9 — 20) aus E , übernommen hat und das auch in
Ge, überliefert ist, als Interpolation anzusehen . Es fehlt in allen überlieferten Texten der Predigt. Ich
habe es daher eliminiert.

263
Predigt 39
Etwenne wirt ein lieht offen in der sêle , und der mensche wænet, ez sî der sun , und 191,21
ez ist niuwan ein lieht . Wan swâ der sun offenbære wirt in der sêle, dâ wirt ouch offenbære
diu minne des heiligen geistes. Dar umbe spriche ich : des vaters wesen ist, daz er den
sun geber, und des sunes wesen ist , daz ich in im und nâch im geborn werde; des heiligen 25
5 geistes wesen ist , daz ich in im verbrant werde und in im zemâle versmolzen werde und
zêmale minne werde2. Der alsô in der minne ist und zemâle minne ist, der wænet, daz
got nieman minne dan in aleine, und er enweiz nieman minnen noch von niemanne dan 30
von im aleine 3.

1 Etwenne bis offen ] Es geschicht wol etwan das sich ein liecht offenbaret BT offenbar
PfM , Brag der sêle,] dem menschen M ,BragBT und1 bis 2 sêle , fehlt Gg (Hom .) 1 der
mensche] er M , der Braz si Pfe , ez ] er M , unda] wann BT 2 ez fehlt Brag niuwan ]
nit wann M ,BT nit denn (den v . and . Hd, auf d . Rand Maij) StrzMai Bra , liecht ber natúr.
lich Brag swâ ] wo das BT wär zu wäñ geändert Strzwår Maii fehlt M , wirt1] wir Mai;
in d. s.,] vnd geporen M , Brag 3 diu bis geistes.] der heilig geist / der die lieb ist / vnnd also
wirt auch offenbar die lieb . Wann der sun wirt nit ee geborn in dem menschen / ee das die lieb deß
heiligen geists gegeben werde / wann es geschicht in einem puncten BT Dar umbe) vnd d . M ,
Brag Vnd also BT sag ich G Str ,Mai, fehlt El desa] daz des PfM , BT daz daz des Braz
daz bis 4 ist, fehlt Brag (Hom .) 4 vnd also ist es deß suns wesen / dz er geborn wirt / vnd das
ich BT des v . and . Hd. auf d . Rand Strz fehlt Mai und nach ] vnd an im vnd nach Str Mai;
fehlt BT ima fehlt M ,BT des bis 5 ist,] vnd also ist auch deß heiligen geists wesen BT
4 desa] vnd d . M , Brag 5 ich v . and. Hd . über d . Zeile Strz fehlt Maii verbrant bis zemâle )
verbrent vnd Braz in ima fehlt M , zemâle versm .] gancz zersmolczen M , versm . bis
6 werde.] minne vnd versmelzen werde E 5 verslossen Str ,Mai, unda bis 6 werde. auf d .
Rand v . and . Hd. Maii 6 allzů mal liebe werd in im BT minnel] jn minnen Brag werde.
bis minne: zweimal hintereinander, da von Z . 6 minne: aufminnel zurückgegl. Mai, Der bis
ist, ] Vnd wer also in der lieb / vnd die lieb zůmal worden ist BT Der] vnd d . M , Braz und
bis ist, fehlt Braz (Hom .) der1 bis 8 aleine. ] der mynnet alles das das er mynnet durch got vnd
in gotte (in bis 265, 1 sîne v. and . Hd. auf d . Rand nachgetr . Mai ) Str,Mai 6f. wenet nit dz
got ieman Gg 7 aleine, bis 8 aleine. ] allein / Jch sprich recht / Er wenet es nit / wann er weißt
es wol / Wann er weiß nit ob got yemant liebe BT 7 und bis 8 aleine.] noch er enwaiß von
niemañ minnen G5 fehlt M , Brag

1 Ich möchte meinen, daß Eckhart hier dasselbe lieht im Auge hat wie an der Stelle oben S. 74,2ff.
( sieh dort Anm . 2 ), d . h . das Licht der „ obersten Vernunft“ , das Fünklein ; vgl. In Ioh . n . 141, LW 3
S . 118 , 12: . . . est quidem intellectus hominum lux, non tamen 'lux vera', sed illam participans,
remanens et stans post, . . .
? Zu 2 . 2ff. vgl. DW 1 S . 218,5f.: der himelische vater der gebirt in mich sîn glîch, und von
der glîcheit sô kumet ûz ein minne, daz ist der heilige geist. und dort Anm . 3; Sermo XLIX, 3 n . 512,
LW 4 S . 427, 8; Pf. S . 274,27ff.: Dâ werden wir geminnet in dem sune von dem vater mit der minne,
die der heilig geist ist, . . .; 304 ,1ff.; oben S . 85,4f.: Also ist dem menschen , der da ist der eingeborne
sun : dem blîbet der heilige geist wesenlîche.; unten S . 456,7ff. und dort Anm . 4. – Zu Z . 5f. vgl.
etwa DW 1 S . 168,7f.: Ez ist ein hitze und ein ûzblüejen des heiligen geistes, dar inne diu sêle got
minnet. – Zu Z . 5 verbrant vgl. Lüers S. 151.
3 Übersetzung von 2 . 7 und — 8 aleine.: „ und er weiß von niemand , der sonst noch liebte oder von
sonst wem geliebt würde als einzig von ihm “ . Ähnlich DW1 S . 327,7ff.: Nû sprichet ein heilige von
einer gotminnender sêle, daz si got twinget alles, des si wil, und vertoret in alzemâle , daz er ir niht
versagen enmac allez, daz er ist.; 369,7f.: Got tuot, als er dar umbe ein sî, daz er der sêle behage
und wie er sich gesmücke dar zuo, daz er die sêle vertere aleine an im .

264
Iustus in perpetuum vivet
Sumlîche lêrære wellent, daz der geist neme sîne sælicheit in der minne ; etlîche
wellent, daz er sie neme in dem anesehenne gotes. Aber ich spriche: er ennimet sie noch
in minne noch in bekennenne noch in anesehennel. Nû möhte man sprechen : enhât der
35 geist kein anesehen in dem ewigen lebene an got ? Jâ und nein . Dâ er geborn ist, da
enhât er kein ûfsehen noch kein anesehen an got. Aber da er geborn wirt, dâ hât er 5
anesehen gotes. Dar umbe ist des geistes sælicheit, dâ er geborn ist, und niht, dâ er
1 Es wellent etliche lerer BT Sunlich (der v . and . Hd. über n ) Str , Maiq Ettleich M , Brag
wellent, ] die w . Gg der über d . Zeile v. and. Hd. Str , fehlt Maii sîne s. nemme BT in ]
an BT: etlîche bis 2 neme) Aber etlich sprechent der gaist nem sin sålikait Brag 1f. Aber
ettlich ander meister die wollen BT 2 wellent, bis neme fehlt M , sie ] seyn Mai, dem ]
dē er E sehen Go Aber bis 3 anesehenne. ] Aber ich sprich anders / vnnd sprich / das er sy
nit nympt weder in bekantnüß noch in liebe / noch in ansehung gottes BT 2 sie ] sich Braz es
M ennimet] mynne Mai noch ) weder Str,Mai, fehlt G 3 in fehlt Brag minne ]
der m . M , minnen G . Brag nochè bis anesehenne.] noch ansechen noch inbechenne Strz noch jn
ansechen noch jn beschawē kumen Mai, noch in anes. ] noch an sechen in jn Brag Man
moht fragen E , Vnnd also mocht man denn fragen BT sprechen :) frâgen : Pf e nhât] Es
enhat Brag vnd hat denn BT 4 Jâ ] Jch sprich Ja BT Dâ ] das Str ,Mai e r) der
geist BT 5 kein ansehen / noch kein vffsehen BT noch kein a . fehlt E , G StrzMai (Hom . )
an got. fehlt M , Braz 6 anesehen gotes.] ain ansechen M , kain sechen Braz ein anesehen / vnd
ein vff sehen an got BT Dar umbe ] vnd d . BT dâ1 bis 266 ,1 wirt,] do er geboren wirt nicht
so ist do er geboren ist M , nit da da er geboren ist Brag 6 dâ ?] da da BT ist, getilgt, auf d .
Rand v . and . Hd. wirt Strg

1 Zu der Streitfrage, ob Vernunft oder Wille das höhere, beseligende Prinzip sei, vgl. insbesondere
DW 1 S . 113,8ff.: Etliche sprechent, daz sælicheit niht lige an bekantnisse, sunder aleine an willen .
Die hänt unreht; wan læge ez aleine an willen , sô enwäre ez niht ein . und die dort S. 114 Anm . 1 ver .
zeichneten Vergleichsstellen ( Pf. S. 106,29ff. = ) unten S . 363,8ff.: Nû vrâgent die meister, ob der
kerne des êwigen lebens mê lige an der verstantnisse oder an dem willen . . . . Verstantnisse, der werk
ist einvaltic ; dar umbe ist si bezzer ; ir werk ist bekennen und engeruowet niemer, si enrüere blôz ,
daz si bekennet. Und alsô gât si dem willen vor und kündet im , daz er minnet.; Pf. S . 126 , 18 ff.: Ez
ist ein vrâge under den meistern , welez fürloufe : weder verstantnisse oder minne ? Ein teil sprichet
verstantnisse , ein teil minne. Hie under ist ein grôz strît.; ( 130, 37 ff . = ) oben S . 191,6 ff. und dort
Anm . 5 ; Pf. S. 138,15ff.: Der kerne des êrsten begriffes unde der êwiger sêlikeit lît an bekentnüsse .
Ein meister sprach ze Parîs unde ruofte unde donde unde wolte wîsen , daz des niht enwêre .; DW 5
S . 116,23ff. (VeM ); Jostes S . 6 ,32ff.; In Ioh . n . 108, LW 3 S . 93,4ff.; n . 673: Beatitudo utrum
consistat in actu intellectus vel voluntatis antiqua quaestio est. Videtur autem ex praemissis verbis
quod consistat in cognitioneet intellectu substantialiter.; n . 677: Patet ergo quod beatitudo, praemium
scilicet, per se respicit intellectum proprie.; Sermo X1,2 n . 117, LW 4 S . 110 ,2ff.: Iuxta quod dic
quod hinc patet beatitudinem esse substantialiter et originaliter in intellectu , cuius est pati et recipere,
non in voluntate , cuius est agere. . . . Secundo dic quomodo aliqui probant beatitudinem non esse
in pati, sed in agere, eo quod in actu beatifico maxime anima assimilatur deo . Deus autem nihil
recipit , sed se toto actus est. Sed deficit haec ratio . Nam beatitudo non tam est similitudo, sed unio ,
quae est terminus similitudinis . und dort S . 110 Anm . 2 ; In Gen II n . 80 , LW 1 S. 542,3ff.; vgl. ferner
oben S . 31, 1 ff . und dort Anm . 2 , insbesondere DW 1 S . 152,9ff .: Ich sprach in der schuole, daz ver
nünfticheit edeler wäre dan wille , und gehærent doch beidiu in diz lieht. Dô sprach ein meister in
einer andern schuole, wille wære edeler dan vernünfticheit, wan wille nimet diu dinc, als sie in in
selben sint, und vernünfticheit nimet diu dinc, als sie in ir sint. . . . Ich spriche aber, daz ver
nünfticheit edeler ist dan wille .; 122,5ff.; LW 4 S . 62 Anm . 4 und 5 ; sieh auch unten S . 495,7ff.
und S .512 Anm . 30 .
265
Predigt 39
geborn wirt, wan er lebet, da der vater lebet, daz ist : in einvalticheit und in blözheit
191,40 des wesens . Dar umbe kêre dich von allen dingen und nim dich blóz in wesene; wan
swaz ûzwendic wesene ist, daz ist zuoval, und alle zuovelle machent warumbe2.
Daz wir ‘in êwicheit leben', des helfe uns got. Âmen .

1 wirt, getilgt, auf Rasur v . and . Hd. ist Strz wan er lebet,] wann ( vnd Braz) darumb so
lebet er M , Braz lebet,2 bis 2 wesens.) lebet / vnd da nimpt er sein seligkeit vnd lebet / das ist
in der einfaltigkeit vnd in der bloßheit götlichs wesens. BT l daz ist : fehlt M , 2 Dar umbe]
Vnd d . BT und bis wan fehlt Braz (nachgetr . unten Z . 4 ) nim bis wesene; ] liebe dich
blossen in dem göttlichen wesen BT nim ) inn Str, ich Maii dich ] dem M , Wann
alles das daß vßwendig dem wesen ist / das ist alles zůual BT 3 ist wesen StrzMai Zuoval,]
zu mal M , zůual wann was außwendig ist Mai, (zurückgegl.) vnd aller zů vall der macht warvmb
Braz BT vnd all ze mal warumb gemacht M , und a . z . fehlt Str , Mai, (Hom .) machent] die
m . PfE ,machet StrzMai 4 Daz) dar vmb so nim dich blos in dē wesen daz Braz Daz
v . and . Hd. auf d . Rand Str , fehlt Maii 'in êw . leben ', ] also ewiglich leben müssen / vnd in
einfaltigkeit deß wesens BT êwicheit ] rainikait G , ainichait StrzMai lebend Str , lobend
Maii des ] daz Bra, Âmen .] etc. etc . etc. Mai;

1 Übersetzung von S . 265,3ff.: „ Hat denn der Geist im ewigen Leben kein Hinschauen auf Gott ?
Ja und nein ! Sofern er geboren ist, hat er kein Aufschauen und kein Hinschauen (mehr) auf Gott.
Insofern er aber (noch ) geboren wird , hat er ein Hinschauen auf Gott. Darum liegt des Geistes Seligkeit
da, wo er geboren ist, und nicht, wo er (noch ) geboren wird , denn er lebt, wo der Vater lebt, das heißt:
in der Einfaltigkeit und in der Bloßheit des Seins“ . Eckharts Gedanke ist, daß im ewigen Leben , insofern
a n n d o r c hauens sich ge Menschen
als dort die unio mystica als Geburt des Sohnes im Geist des Menschen sich im Vollzug befindet, der Geist
Gott noch als Gegenstand des Hin - und Anschauens sich gegenüber hat, nicht mehr dagegen , sofern diese
Geburt vollzogen ist, der Geist also dann dort lebt, wo der Vater lebt, d . h . im Einssein und in der unter
schiedslosen Reinheit des göttlichen Seins, in der Gott nichtmehr Anschauungsgegenstand des Geistes ist.
Die hier gestellte und beantwortete Frage ist ähnlich der am Schluß der Predigt ,Vom edeln menschen “,
DW 5 S . 116 ,23ff. behandelten Frage, ob die Seligkeit in der Reflexion über die Anschauung Gottes
beruhe oder nicht, die Eckhart, ähnlich wie im vorliegenden Falle, verneint, sieh a .a .0 . S . 131f. Anm . 47.
Vgl. auch die ähnlichen Gedanken und Formulierungen DW 1 S . 381,5ff.: .. . und vrâget ir mich , wan
ich ein einiger sun bin , den der himelische vater êwiclîche geborn hât, ob ich dan êwiclîche in gote
sun sî gewesen , sô spriche ich : jâ und nein ; jâ , ein sun nâch dem , daz der vater mich ewiclîche geborn
hât, und niht sun nâch der ungebornheit (sieh dort S. 382 Anm . 2).; 112,1f.: Dâ der sun geborn ist,
dâ ennimet er niht von dem vater, wan er hât ez allez ; aber dâ er geborn wirt, dâ nimet er von dem
vater.; In Exod . n . 139, LW 2 S . 126 ,11ff . – S . 265,5 noch kein anesehen fehlt E ,G Str Maiſ wahr.
scheinlich infolge von Homöoteleuton . Im Hinblick auf S . 265,5 dâ26 gotes. muß das Textstück echt
sein . — Interessant ist S. 265,6f. die Änderung von anderer Hand in Strz, bei der ist, > wirt und wirt,
> ist abgeändert wurde, weil der Korrektor den Sinn der Eckhartischen Äußerung nicht verstanden hat.
? Zu Z . 2f. vgl. DW 1 S . 420,7ff.; 263,9ff.: Und diz mac man wærlîche sprechen von einer
ieglîchen guoten , heiligen sêle , diu dâ hât gelâzen alliu dinc und nimet sie dâ, dâ sie êwic sint. Swer
diu dinc læzet, als sie zuoval sint, der besitzet sie , dâ sie ein lûter wesen sint und êwic sint. und dort
S . 264 Anm . 1 ; 56 ,5ff .: Er ( = Gott ) ist ein înhangen in sîn selbes lûter weselicheit, dâ niht zuohangendes
enist. Swaz zuoval hât, daz muoz abe. Er ist ein lûter înstân in im selber, dâ noch diz noch daz enist;
wan swaz in gote ist, daz ist got.; unten S. 381,4 ff . und dort Anm . 3. Vgl. auch Schmoldt s . 116 .
266
Iustus in perpetuum vivet

Anhang

Text der Predigt nach N f. 28ra — ub

Ich gebe im folgenden den N - Text genau nach der Handschrift wieder und versehe ihn mit einer
modernen Interpunktion , muß allerdings dazu bemerken, daß die starke Verderbtheit des Textes ge
legentlich eine einsichtige Interpunktion kaum zuläßt. Soweit wiederum bei der Zerstörung der ursprüng
lichen Textfolge und der Verderbnis des ursprünglichen Wortlautes eine Parallelisierung der beiden
Texte überhaupt möglich ist, ergibt sich folgende Entsprechung:
~ S. 251,1 Iustus — 252,4 gote ; ( = unten 2 . 146) + 253, 3 diz – wizzenne. ( = unten
Z . 6 ) + 258,3 alliu — 5 wirt, ( = unten 2 . 7f.) + Plusstück ( = unten Z . 7f.) + 252,5 niht — 253, 5
würkent. ( = unten Z . 8 — 13) + 259,4 Wan --- 260, 1 leben ; ( = unten Z . 13— 16 ) + 254, 1 số —
255,4 werk. ( = unten Z . 16 — 20) + Plussatz ( = unten Z . 204.) + 260, 1 dünket — 3 ist, ( = unten
2 . 21f.) + 5 wan — 6 gerehticheit , ( = unten Z . 224.) + 253,5 Dar umbe — 254, 3 daz ; ( = unten
Z . 23f.) + 257,3 EZ — 4 gote '. ( = unten Z . 24) + 257, 1 Daz — 3 sælicheit, ( = unten Z . 25 — 27)
+ 258,5 dar umbo — 6 werde, ( = unten Z . 27f.) + 261, 3 Etlîche — 4 êwicheit ( = unten Z . 28 – 30 )
+ 253, 3 Und — wizzenne. ( = unten Z . 30f.) + 262, 1 daz — 2 êwicheit. ( = unten Z . 319.) +
261,2 dâ — 3 gote. ( ? ) ( = unten Z . 33f.) + 264, 1 und — 2 lieht. ( = unten Z . 34 ) + 258,2 Der
— 3 sun ; ( = unten 2 . 34f.) + 264, 1 Etwenne — sun ( = unten Z . 359.) + 2 Wan — 3 minne ( =
unten Z . 36) + 264,1 und ? — 2 lieht. ( = unten Z . 36 ) + 263,4 swaz -- 5 geberne ; (?) ( = unten
Z . 37) + 3 und — 4 verzert. ( = unten Z . 37f.) + 258,6 als — 259,2 vriden . ( = unten Z . 38
41) + 3 sô — niemer ( = unten Z . 41) + ez — 4 gerehte . ( = unten Z . 41) + Plusstück ( = unten
Z . 42 ) + 264 ,3 des? — 7 aleine, ( = unten Z . 42 — 45 ) + 265 , 1 Sumlîche — minne ( = unten Z . 45f.)
+ 2 Aber — 6 sælicheit, ( = unten Z . 46 —— 49) + 266 ,1 er — lebet,? ( = unten Z . 49f.) + 262, 7 Sant
- 263, 1 sîn ( = unten Z . 50 — 52 ) + 261, 1 'vor — ich '. ( = unten Z . 52f.) + 2 dâ1 — êwicheit , ( =
unten Z . 53f.) + 4 In — 262,1 nâch . ( = unten Z . 53) + Plusstück ( = unten Z . 53f.) + 266, 2 Dar
umbe — 4 uns ( = unten Z . 54f.)

Iusti in perpetuum viuent.

Ein wort ist in dem ewangelio , Daz spricht alzo , Daz 'der gereht | mensch lebt
in der ewicheit . Et- wen han ich gesprochen, waz ein ge- rehtes mensch sei; aber nu
sprich | ich in einem andern sin : Daz ist ein gerehts mensch , der in gepildet | ist in di
gerehticheit, Wan der | gereht mensch lebt in got ynd got in im ; Got wirt geborn in 5
im vnd er in got. Daz ist ge- born leůhten ze glauben , Di erlau -ſten schullen ez wizzen .
alle di tugent der gerehten ist anders niht, dan daz der vater sein syn gebirt in dem
gerehten vnd den gerehten sein syn . niht alein di tugent der gerehten hat alle di
werch, | di in der gerehticheit geworht werden , wie clein si sint, da von wirt | got er
frewet in seim tieffe vnd | in sein weit. niht ist in got, ez werd alles vol freůden. Daz 10
ist gro- ben leuten ze glauben , di erleuhten schullen ez wizzen . Vnd der ge - reht
suchet niht in seinen werchen ; wan di sint chneht vnd mietlin -Iger, di vm ich oder
vmb chein | warumme wurchent. Ja , vnd růrt dich chein dinge an vz wendich zu
wurchen , dise werch sint alle tot. Ja, vnd růrt dich got auzwendich ze wurchen, dise
267
Predigt 39
15 werch sint alle tod . (28rb ) Ja, er muz dich ruren in dem innesten deiner sel, Solt du
vnd deine werch leben . ia, vnd bildestu chine werch in dich , so sint dein werch alle
tod . Ja, vn bildest tu got in dich , dine werch sint alle tod , vnd verderbest gute werch .
alein verder-|best du si niht, du tust synd Vnd tust alz ein gartner , der ein garten
pflanzen sol vnd in auz reuhtet vnd dar vm lon haben ; vnd alzo verderbest du got
20 ein gut werch . Ja, vnd heltest tu ein dinch edler vnd werder dan daz ander, du min
nest es niht, alz in dir ist . Ja , vnd haltest du ein tugent werder vnd edler dan di an
dern vnd liber, du minnest si niht, alz es in dir | ist . Vnd der gereht minnet alle ding
gotlich in der gerehticheit. Vnd dar vm , wild du nach ir vnd vber gepildet werden ,
so bild niht in dich weder lon noch seliсheit noch heilicheit noch zeit noch ewicheit.
25 S Joh's spricht : 'Daz wort ist pei got'. Daz er spricht 'pei', daz ist, daz 'dez ge- rehten
lon ist pei dem herren '. da got selich ist, da der gereht selich , Wan gotes seliсheit vnd
des gerehten seliсheit ist gotez seliсheit. Dar vm gerut der vater nimmer, er treib vnd
iag alle zeit dar | zv , daz sein syn in vns ge born | werde vnd wir in im . Etlich leůt |
fragent vnd wundert sich , wie der mensch ein werch mit got gewurchen můg vnd
30 verstent sein niht in ewicheit, und es ist gro- ben leůhten ze glauben , erleuhten |
schullen es wizsen . allez, daz vor tausent iarn ie geschach vnd nach tausent iaren
geschiet vnd ie geschah oder immer mer geschit , daz ist alles eins in der ewicheit.
(28va ) alzo sint alle di werch , di in der gerehticheit geworcht werden , ein werch mit
got; Wan ez ist neuwer ein liht, daz der vater ge-lbirt sein svn dem gerehten vnd der
35 gerehtē sein svn . Etwen wirt ein liht offenbar in dem menschen , daz er went, ez sei
der synne. | vnd wa der syn geborn wirt, da ist offenwar di minne. Wan es ist newer
ein liht. daz der vater wirt beweget ze gebern sein syn, vnd dar inn nimt er so gro
zen wollust, daz er alle sein natur | vergeuzet. So spricht got durch den propheten :
‘noch durch sion noch durch Jerusalem gesweig nimmer , biz daz gereht wirt offenbar
40 in dem ge- rehten vnd scheint alz di plicz’. | Syon ist hoheit von leben , Jerusalem
ist hoheit von frid. so gerut got nimmer, biz daz gereht wirt offenbar in dem gerehten
vnd ist alles gereht. Des vater wesen ist, daz er den svn gebirt, des syns wesen , daz
er ge born wirt von dem vater vnd ich in im , vnd des geistes werch ist, daz ich in |
im verbrant werd vnd versmletzt werd vnd ze mal minne werde. Der alzo in der min
45 ne ist , der minnet | war, vnd got minnet , vnd got der weis sich alein . Etlich lerer |
wollent, daz der geist nem sein seliсheit in minne. So sprich ich : Er nimt si noch in
minne noch in an sehen . Nu moht man fra-Igen : hat der geist chein aufsehen in dē
ewigē ? So sprich ich : ia vnd niht. Da der geist geborn wirt, da hat er ein auf sehen ,
awer da er ge born ist, da hat chein auf- sehen , vnd da ist er selich ; vnd dar vm
50 nimt er vnd lebet, da der vater lebet. scs paulus spricht: 'Ewiclich sei wir erwelt in
got', ynd ( 28vb) dar vmb schůl wir nimmer geru - wen noch getrasten , biz daz wir
daz werden , daz wir ewiclichen in im | gewesen sein . 'vor der gemachten werlt waz
ich '. da mensch erhaben ist vber di zit in ewicheit, da ist weder vor noch nach vnd
ist weder hie noch da vnd sint alle dink | vergangen . Dar vm scheid ab alle ze val,
55 Wan aller ze val macht ein chrūme. daz wir in ewicheit leben , Dicz helf vns.

268
PREDIGT 40 (Pf. Nr. LXIII S. 197 — 199)

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S . 581, Spamer PBB 34 S . 329):


M , f. 1611 – 163r.
N , f. 39vb40vb = Jostes Nr. 33 S. 28 (Text ungedruckt).
f. 238r, Fragmente = unten S . 272, 1 Ez — Kristus + 'blibet in mir !' + 5 derl_ 6 dinge
+ 273, 1 Daz ander + 2 er2_ 3 ist; + 5 noch dinc, + 274,1 Daz ~ 3 ist.: Cristus sprichet
blibent in mir Wer in got sol / wonen der můss han dru ding Das erst du er sy abgescheiden sin
selbes vnd aller ding Das ander er sol allein minnen das gůt das got ist vmb dz gůt das | er ist nit
vmb himelrich noch kein ander ding Das dritt er sol got nit nemmen , als er gut und gereht ist er
sol in allein nemmen in der lutern blossen substanczie / da er sich selber bloss nymet; identifiziert
von Quint, Handschriftenfunde S . 199 .

Filiation der Hss . (sieh Quint S. 581ff.): Wie ich a .a .O . bereits gesagt habe, bieten die beiden Hss.
M , und N , einen im ganzen weitgehend übereinstimmenden Text. An einigen Stellen stimmen sie
in fehlerhaften Varianten überein , die den Schluß auf eine gemeinsame, an diesen Stellen bereits
verderbte Vorlage nahelegen , so unten S . 272, 3, wo beide Hss. ein unmögliches wan (sieh den Var..
App .), 274,11, wo beide aleine nit st. niht aleine niht bieten , S . 279,3,wo beide sicher unursprünglicher
weise und darumb statt dar umbe , und S . 279,4 , wo sie fälschlich nye (nie ) statt mê überliefern . Daß
beide Hss . nicht voneinander abgeleitet werden können , zeigen ihre Sonderfehllesarten an Stellen ,
an denen jeweils die eine den ursprünglicheren Text bewahrt hat. Ich habe a .a . O . S . 5814583 zwei
Listen solcher Sondervarianten der beiden Hss . geboten . Im ganzen dürfte N , den schlechteren Text
bieten , wie die Hs. auch sonst von Fehlern durchsetzte Texte enthält . Ich verweise nur auf einige
Stellen , an denen N , infolge von Abgleiten oder Homöoteleuton Lücken zeigt : unten S . 274,8f.;
276 ,7 ; 278, 11 ; 280 ,4 . – Aber auch M , ist nicht frei von Fehlern . Ich habe in Quint S . 583 solche
Fehllesarten verzeichnet und verweise noch etwa auf die Variante von M , unten $ . 272,7 diu — sin ,
(und dort Anm . 3 ); 273 ,2 daz3 - 3 ist; (und dort Anm . 1 ) ; 274,3 blozen (und dort Anm . 2 ) ; 275 , 2 undi
- 3 ist, (und dort Anm . 2); 276,5 der vater (und dort Anm . 2); 277,1 sich — 2 sô2 (und dort Anm . 2);
8 got si, (und dort Anm . 4 ); 15 im ; 279,3 man ,
Die S ,-Exzerpte der Predigt sind zu kurz, als daß sie ihr genaueres verwandtschaftliches Verhältnis
zu den beiden Volltexten erkennen ließen .
Textkonstituierung (sieh Quint S. 583) : Wie schon bemerkt wurde, bieten die beiden Hss. M , und
N , einen im ganzen weitgehend übereinstimmenden Text, da sie, wie sich gezeigt hat, eng miteinander
verwandt sind . Da M , den im ganzen verläßlicheren Text überliefert, habe ich diesen M -Text als
Leittext gewählt, den ich allerdings an manchen Stellen auf Grund innerer Kriterien mit Hilfe von
N , gebessert habe.
Echtheit: Keine hsl.Bezeugung.Wenngleich sich der Rückverweis unten S. 279,4 nicht eindeutig auf eine
bestimmte Textstelle einer voraufgehenden Predigt zurückbezieht, dürfte Eckhart wohl doch u. a.
die Stellen DW 1 S . 337,11ff. ; 184,7f. und 304,5ff. in den echten Predigten 20a, 11 und 18 im Auge
gehabt haben, sieh unten S. 279 Anm . 2. Die Echtheit der Predigt wird aber weiterhin durch die Tat
sache gesichert, daß der lateinische Sermo LV, LW 4 S. 450 — 452 nicht nur denselben Schrifttext
269
Predigt 40
Eccli. 14 ,22 wie der zweite Teil der vorliegenden Predigt exegesiert , sondern zudem charakteristische
inhaltliche Übereinstimmungen mit diesem zeigt, so gleich im Eingangssatz S. 450,6 : Vir superior
ratio , secundum Augustinum . Ibi cadit beatitudo, verglichen mit unten S . 280, 1 f. (sieh dort S . 279
Anm . 2) und 281,1f. (sieh dort Anm . 2 ). Sie ist fernerhin durch bezeichnende Übereinstimmungen
mit schon als echt erwiesenen deutschen und lateinischen Texten verbunden , vgl. unten S . 273 Anm . 1
(DW 5 S . 9,12 ff.) ; Anm . 3 (DW I S . 69 ,1 ff.); S . 274 Anm . 1 (DW1 S . 274 , 1 ff.) ; Anm . 2 (oben
S . 216 ,1ff.; DWI S. 123,1); Anm . 3 (oben S. 234,1ff.) ; Anm . 4 (oben S . 234,4ff.) ; S. 275 Anm . 1
(oben S. 257,2f.; DW 5 S. 279,4f.); Anm . 3 (DW 1 S. 268,3ff.); S. 278 Anm . 3 (DW 5 S. 429,8ff.);
S . 280 Anm . 3 (DW 1 S . 148 ,1f.; 199,1 ff.); S . 281 Anm . 1 (oben S. 35 ,3ff.; DW I S. 77,17ff.). —
S . 274 Anm . 2 (LW 4 S. 226 ,6f.); S. 279 Anm . 1 (LW 2 S. 458,2 ff.; LW 4 S. 296 ,12 ff.); Anm . 2
(LW 4 S. 89,1f.; 189,1 ; LW 3 S. 72,3ff.); S. 280 Anm . 3 (LW 2 S. 434,3f.); S. 281 Anm . 1 (LW 4
S . 377 , 14 ). - Die Predigt zeigt überdies von Eckhart bevorzugte Stilelemente, so : Steigerung S . 272,6 ff.;
273,4ff. ; Reihung S. 275, 1ff.; 278,10f. ; Parallelismus S. 273,4 ff.; 276 ,3f.; 277,1ff.; Antithetik S. 274,7f.;
277,8ff., 13ff.; 278,11ff.; 280,3f.; Hyperbolik S. 278,8f.; 280,8ff. Die Predigt behandelt zudem
S. 275 ,3ff. das Zentralmotiv Eckharts von der Gottesgeburt in der Seele und S . 275,4ff. seine da
mit eng zusammenhängende Bild -Spekulation . Sie bringt überdies S. 278,1ff. ein von ihm mit Vor
liebe zitiertes Augustinus-Wort.

Der Aufbau der Predigt erfolgt im Anschluß an die beiden gewählten Schrifttexte Joh . 15,4 und
Eccli. 14 ,22, die , wie Eckhart im Eingang der Predigt sagt, tragent über ein (272,3). Im ersten Teil
(272,5 — 278, 9) exegesiert der Prediger Joh . 15 ,4 'blibet in mir !'. Wer ' in mir', d . h . in Gott bleiben
will, muß 1. sich seiner selbst und aller Kreaturen entäußern (272,6 — 273,1), darf 2. die Dinge nur
insoweit als sie Gott in sich bergen , und Gott nur um seiner selbst willen lieben (273 , 1 - 274, 1) und 3.
Gott nicht nach den ,,Kleidern“ seiner Attribute Güte und Gerechtigkeit ,sondern in der „ Kleiderkam
mer“ seiner reinen Substanz erfassen (274,1 – 6 ). — Wer so in im blibet, der hat fünf Kennzeichen :
1. daß er mit Gott unterschiedslos so eins ist, daß es in dieser Einheit weder Zahl noch Menge gibt
(274 ,7 – 12); 2. daß er seine Seligkeit in demselben reinen Sein (lüterkeit) empfängt, in dem Gott selbst
sie empfängt (274 , 12 — 275 , 1) ; 3. daß ermit Gott dasselbe Wissen ,Wirken und Erkennen teilt (275 , 1 - 3) ;
4 . daß Gott allzeit in diesem Menschen durch „ Entblößung“ und „ Aufdeckung" des göttlichen
„ Bildes" , das Gott in im natiurlich geschaffen hat, geboren wird , wobei sich gotes bilde in ihm offen .
bart , so wie der göttliche Vater bei der Zeugung des Sohnes diesem sein Geheimnis offenbart (275,3
- 276 ,6 ); 5. daß umgekehrt der Mensch allzeit in Gott geboren wird , indem er durch die fortschreitende
enblæzunge des bildes im Menschen sich Gott immer mehr angleicht und auf solche Weise immer
mehr mit Gott eins wird , wobei er mit sinem bilde liuhtende ist in gotes bilde und der Mensch gote glich
ist nach dem bilde. Wenn man daher sagt, der Mensch sei mit Gott eins und sei in dieser Einheit Gott,
dann faßt man ihn nach dem teile des bildes, an dem er gote glich ist, nicht aber nach seiner Kreatürlich
keit . Und wenn man ihn als Gott faßt (nimmt), so leugnet man nicht seine Kreatürlichkeit, sondern
spricht sie in der Einheit von Mensch und Gott) nur Gott ab , so , wie man Christus, wenn man ihn
nach seiner Menschheit faßt, nicht die Gottheit abspricht. Eckhart führt dann das einzige Autoren
zitat der Predigt an , indem er auf das Wort des Augustinus „ Was der Mensch liebt, das ist der
Mensch “ hinweist, wonach , wenn er Gott liebt, er auch Gott ist. Wenn der Mensch also Gott liebt,
wird er in der göttlichen Gleichförmigkeit mit Gott eins. Dies alles aber besitzt der Mensch durch
sein „ Innebleiben “ als Sinn des 'blibet in mir !' (276,6 — 278,7). Soweit der Mensch derart mit
Gott eins ist, bringt er hervor und beseligt er mit Gott alle Kreaturen (278,7 — 9). — Der zweite
Teil der Predigt behandelt dann Eccli. 14 ,22: ' sælic ist der man , der då wonet in der wisheit (278, 10
- Schluß ). Wenn Eckhart im Eingang der Predigt sagt, die beiden Schrifttexte tragent über ein ,
so meint er damit, daß 'blibet in mir ' und 'wonet in der wisheit deshalb zusammenstimmen , weil
Christus als Sohn in seiner Geborenheit aus dem Vater diu êwic geborne wisheit ist, in der alliu dinc
mit underscheide stânt (279, 2 f.). Der „ Mann“ aber, von dem der Schrifttext spricht, ist diu oberste
kraft der sêle, in der got blóz liuhtet (280,1f.), d . h . die oberste Vernunft , das Fünklein , das allzeit in
Gott als in der Weisheit wohnt und das in dieser Weisheit alle Dinge nicht in ihrer verschiedenen ir.
270
'blîbet in mir !
dischen Dinglichkeit faßt, sondern so, wie sie in ihrem Idee-Sein in Gott gleich sind. Der Mensch
also , der in seiner obersten kraft alle Dinge des Grob -Dinglichen entkleidete, nähme sie so, wie sie in
Gott gleich und begehrenswert sind, und Gott vermöchte dank seiner Natur einem solchen Menschen
nichts von seiner Schöpfung und nicht sich selbst vorzuenthalten . Daher ist der Mensch , der allzeit
in dieser Kraft wohnt, selig, weil er allzeit in Gott wohnt.

271
Ez sprichet unser herre Jêsus Kristus in dem êwangelio : 'blîbet in mir !', und ein
ander wort sprichet in der epistel: 'sælic ist der man , der dâ wonet in der wîsheit'l. 197,15
Und diu zwei wort tragent über ein : daz wort Kristî 'blîbet in mir !' und daz wort der
episteln 'sælic ist der man , der dâ wonet in der wîsheit'2.
5 Nû merket, waz der mensche haben sol, der dâ wonen sol in im , daz ist in gote.
Der sol driu dinc haben . Daz êrste, daz er habe verlougent sîn selbes und aller dinge
noch niht anehangende sî an deheinen dingen , diu inwendic die sinne begrîfende sîns, noch 20

1; 3 Ioh. 15,4:Manete in me: . .. 2 ; 4 Eccli. 14 ,22 : Beatus vir, qui in sapientia mora
bitur, . . .; vgl. auch unten S . 278, 10f., 11; 279,3, 4 , 5f.

Zuweisungen : allgemeine Bezeugung in M , (sieh oben S. 93)


Überschriften : keine
1 Ez] Manete in me; beatus vir , qui in sapientia morabitur. Ez Pf 2 spr. er in N .
3 dazl] wan d . M N ***B18 + wißheit. Jema "Thom3 .. SeKristî
daz? bis 4 wîsheit'. fehlt Pf itenw.)**
fehlt M , 4 'sælic bis wîsheit '.
fehlt Ni 5 wan waz N . im , bis in fehlt N . (Hom ., Seitenw .) 66 erst
er isistt sîndaz
daz,] ivNdi.a vnderhabe
verl.] ab gangen sei N alliu dinc Pf 7 aneh . sî) anhaft N diustbis der
svn begriffen sein N , diu ] daz14 PfM
JM ,, dy synn My begriffen sîn Pf begreiffen sey M ,

1 Wie J . Koch (Die Liturgie bei Meister Eckhart S . 92) bereits festgestellt hat, sind die beiden
Schrifttexte Joh . 15,4 (bei Koch fälschlich 1, 4) und Eccli. 14 ,22 im alten Dominikaner-Missale nur in
der Messe zu Ehren des Märtyrers Vitalis (28. 4.) als Evangelium und Lectio miteinander verbunden .
Nach Koch ist es demnach „ klar, daß die Predigt am Vitalis- Tage gehalten ist“ .
? 2 . 3 daz — 4 wisheit'. fehlt Pf. S . 197, 16 . Ich habe die Ergänzung des Textstücks in Quint
S . 583 schon vorgeschlagen , allerdings mit dem in M , und N , übereinstimmend in Z . 3 vor daz stehenden
wan . Dieses wan kann nur das begründende mhd . wan = „ denn “ sein . Dann aber fehlt dem mit wan ein
geleiteten Nebensatz das Prädikat. Dies ist wohl der Grund , weshalb Pfeiffer das Textstück , mit dem
er nichts anzufangen wußte, weggelassen hat. Ich selbst halte dieses wan für nicht ursprünglich und habe
es deshalb getilgt. Wahrscheinlich hat der Schreiber der gemeinsamen Vorlage von M2N , das wan ein
geschoben , weil er im folgenden die Begründung für die voraufgehende Behauptung Und diu zwei wort
tragent über ein erwartete , ohne daß er dann bemerkte , daß der Satz prädikatlos blieb . Ich halte Z . 3f.
nicht für eine pleonastische Wiederholung der beiden 2 . 1f. bereits aufgeführten Schrifttexte, sondern
für eine beabsichtigte Hervorhebung und würde übersetzen : „ Und die beiden Worte stimmen überein ,
nämlich das Wort Christi: ' Bleibet in mir !' und das Wort der Epistel: ' Selig ist der Mann , der da wohnt
in der Weisheit " .
3 In Z . 7 habe ich mich in Quint S . 583 zu 197,19f. für die Lesart von N , di vnder der svn be
griffen sein entschieden ,was gewiß einen im Zusammenhang verständlichen Sinn ergibt : Der Mensch soll
272
'blîbet in mir !

niht wonende sî in deheinen crêatûren, die dâ sint in zît noch in êwicheit . — Daz ander
ist, daz er niht enminne diz guot oder daz guot, sunder er minne daz guot, von dem allez
guot vliezende ist?; wan kein dinc enist niht mê lustlich noch begirlich, dan als vil got
25 in im ist. Dar umbe ensolman daz guot2nihtmêminnen , dan als vilman got in im minnet,
und alsô ensolman got niht minnen noch umbe sîn himelrîche noch umbe dehein dinc, 5
sunder man sol in minnen umbe die güeticheit, diu er in im selben ist 3.Wan swer in minnet
umbe anders iht, der enwonet niht in im , sunder er wonet in dem , umbe daz er in minnet.

I wonende sî] en wo N , 2 ist, fehlt Pf e nm . bis guot, '] minne weder dicz noch daz N .
sunder ] mêr Pf d az: bis 3 ist ; ] die güete umbe die güetikeit, PfM , 3 vil bis 4 Dar umbe]
uil ez got in im hat vnd d. N 4 guot] dinc PfM , 5 noch fehlt N , 6 güet.,] gotheit N .
7 anders fehlt PfM , im ,] got N . umbea bis minnet.] daz er da m . N .

„ keinen Dingen anhangen , die von ( = unter ) der Sonne umgriffen (begriffen , umfaßt) sind “ . Vgl. auch
unten S . 350,5 : Swaz diu sunne überschînet, . . . Fraglos ist die Lesart von N , gegenüber derjenigen
von M , die lectio facilior , und sie besagt eigentlich nicht viel oder drückt doch nur einen fast banalen
Gedanken aus. Ich habe mich jetzt für die Lassonsche Konjektur ( Zfd Ph 9 S . 21 zu 197,19) mit M ,
diu inwendig die sinne begrîfende sîn als die lectio difficilior entschieden . Die Aussage: Der Mensch
soll keinen Dingen anhangen , „ die innen die Sinne ergreifen (befassen ) “ will mir allerdings auch nicht
sehr überzeugend erscheinen , ob man nun Sinne als Subjekt oder als Objekt verstehen mag. Der Anstoß
liegt in dem inwendic, das vielleicht für ûzwendic steht oder aus etwas anderem verderbt oder auch sekun
där hinzugefügt ist. Die Sinne sind ja doch eben nicht nach innen , sondern nach außen gerichtet; sie
sind die „ Stege“ , auf denen die Seele nach außen geht (vgl. oben S . 138,1f. und dort Anm . 1 ), werden
also auch nicht im eigentlichen Sinne inwendic begriffen .
i 2 . 2f. habe ich bereits in Quint S . 583 zu 197,22 den Text Pfeiffers er minne die güete umbe
die güetikeit nach N , abgeändert zu er minne daz guot, von dem allez guot vliezende ist, da nur dieser
Wortlaut zu den anschließenden Ausführungen Eckharts paßt. Interpretierende Übersetzung : „ Das
zweite ( dasder Mensch haben muß , der in Gottwohnen soll) ist dies, daß er nicht dieses oder jenes (konkret
vereinzelte ) Gut, sondern das Gut lieben soll, von dem alles Gutausfließt; denn kein Ding ist lusterregender
oder begehrenswerter, als soweit Gott (d . h . dasGut, aus dem alles Gut fließt) in ihm ist“ . Demgegenüber ist
der Text von M2, den einzig Pfeiffer kannte ,nichtssagend und sicher unursprünglich . Ich wäre allerdings
geneigt, aus M , die güete statt daz guot einzusetzen , wobei es dann natürlich von der statt von dem
heißen müßte . Vgl. dazu etwa unten S . 286,9ff. und dort Anm . 5 ; Pf. S . 188,1ff.:Waz ist nû des herren
guot ? Daz ist güete , als verre als si gespreitet ist unde geteilt in allen dingen ald in allen crêatûren ,
die dâ guot sint von sîner güete in himelrîche ald in ertrîche: daz ist des herren guot. Wan nieman
enist guot noch enhât guot noch güete dan von im alleine.; 184 ,31ff,; vgl. auch die Ausführungen
über das Verhältnis von guot und guete zu Beginn des ersten Teils des BgT, DW 5 S . 9,12ff.: Guot
und güete ensint niht wan éin güete al ein in allem sunder gebern und geborn -werden ; . . . Allez,
daz des guoten ist , daz nimet er beidiu von der giete und in der güete . und dort S .63 Anm . 3, 4 , 5 .
In jedem Falle hat minne daz guot ( Z . 2 ) die Bedeutung von minne die güete, d . h . von „ liebe die
göttliche Gutheit“ . Vgl. auch Sermo XXXIII n . 333, LW 4 S . 291,6f.: Item : 'qui manet in caritate',
id est dilectione boni simpliciter, non descendens ad hoc aut illud bonum , . . .und dort Anm . 4 ; unten
S . 288,7f.
2 Anstelle dieses guot hat Pfeiffer S . 197,24 aus M , dinc übernommen . Fraglos aber ist guot
( N ) im Zusammenhang der voraufgehenden Ausführungen über daz guot ursprünglich .
3 Zu 2 . 5f. vgl. etwa DW1 S. 69,1ff. und dort Anm . 1; 100,1 ff. und dort Anm . 2; unten S. 286 ,6ff.
und dort Anm . 5.
18 Edhart, D 2 273
Predigt 40
Dar umbe: wellet ir in im blíben, sô minnet in umbe niht sunder umbe in selben 1. — Daz 197,80
dritte ist, daz er got niht nemen ensol, als er guot oder gereht ist, sunder er sol in nemen
in der lûtern , blôzen substancie, dâ er sich selben blôz nemende ist . Wan güete und gereh
ticheit ist ein kleit gotes, wan ez bekleidet in . Dar umbe sô scheidet gote allez daz abe,
5 daz in kleidende ist, und nemet in blôz in dem kleithûse, dâ er entdecket und blôz in im 35
ist 2. Alsô sît ir blîbende in im .
Der alsô in im blîbet, der hật vünf dinc. Daz êrste , daz zwischen im und gote kein
underscheit enist, sunder sie sint ein . Der engel ist vil âne zal, wan sie enmachent niht
„sunder-zal', wan sie sint âne zal; daz ist von ir grôzen einvalticheit . Die drîe persônen 198,5
10 in gote der ist drîe âne zal, aber ir ist menige. Aber zwischen dem menschen und gote
enist (niht) aleine niht underscheit, sunder dâ enist ouch kein menige ; dâ enist niht
wan ein 4. — Daz ander ist, daz er sîne sælicheit dâ nemende ist in der lûterkeit, dâ sie got

umbea fehlt
N 3 blozen ) grôzen PfM , gut N , 4 wan )
vnd N sô fehlt Ni 4f. got abe allez, daz kleidende PfM , 5 und '] Nu N nemet]
nimet Pf fehlt M , unda fehlt PfM 6 blîbende bis 7 hât] in im beleibent di alzo in im
beleibent di habent N 7 im ] in N 8 sie sint ein .] er vnd got sein ein einung Ni âne
bis 9 zal; fehlt N , 8 âne) an , darüber v. and . Hd. sunder M , sunder Pf 9 ,sunder-zal',]
sunder zal PfM , ist fehlt M , 10 âne) an PfN ir fehlt Ni m anigev N , 11 niht1
fehlt PfM N sunder] mêr Pf ouch fehlt N . menige ;] maniuelt N 12 wan ein .]
wan einung N

i zu S. 273,6ff. vgl. etwa DW 1 S. 274,1 ff.: Aber etlîche liute wellent got mit den ougen ane
sehen , als sie eine kuo anesehent, und wellent got alsô minnen , als sie eine kuo minnent. Die minnest
dû umbe die milch und umbe die kæse und umbe dînen eigenen nutz. und die dort Anm . 1 verzeichneten
Parallelen ; unten S . 294,3f. und dort Anm . 3 .
? Zu 2 . 1ff. vgl. oben S . 216 ,1ff.: Wille und minne vallent ûf got, als er guot ist, und enwäre
er niht guot, sô enahteten sie sin niht. Vernünfticheit dringet ûf in daz wesen , ê si bedenke güete
oder gewalt oder wîsheit oder swaz des ist, daz zuovellic ist. Daz gote zuogeleget ist, dar ane enkêret
si sich niht; si nimet in in im ; si versinket in daz wesen und nimet got, als er ist lûter wesen . Und
enwäre er niht wîse noch guot noch gereht, si name in doch , als er ist lûter wesen . und die dort Anm . 4
verzeichneten Parallelstellen ; unten S . 418, 1 ff . und dort Anm . 1 ; 635 , 4 ff. und S .636 Anm . 1; Sermo IX
n . 99 , LW 4 S . 94 Anm . 5 . - Zu Z . 4f. kleit . . . bekleidet . . . kleidende . . . kleithûse vgl. DW 1
S. 123, 1 und die dort Anm . 1 verzeichneten Vergleichsstellen ; Sermo XXIV , 2 n . 247, LW 4 S. 226 ,6f.:
Praeterea intellectus accipit deum sub veste veritatis , et ideo oportet ascendere. und dort Anm . 5 ;
oben S. 217,5 und dort Anm . 1 (auf S . 218 ). – Z . 3 hat Pfeiffer ( 197,31) aus M , grôzen (sub
stancie ) übernommen . Fraglos bietet N (und Sì, sieh oben S . 269) mit blôzen das Ursprüngliche,
das Lasson ( M . E . S. X ) schon konjiziert hat. Vgl. 2 . 5 blôz. – Zur Textänderung in 2 . 4f.
sieh Quint S . 584 zu 197,33f.
3 Zu Z . 8f. vgl. oben S. 234,1ff.: Die meister sprechent, daz der engel menige ist zal boben
zal. Ir menige ist sô grôz, daz sie kein zal begrîfen enmac; ir zal enmac joch niht bedâhtwerden . und
dort Anm . 1 ; DW 1 S . 66 Anm . 1; oben S . 16 ,9ff. und dort Anm . 5.
4 Vgl. oben S. 234,4 ff. und die dort Anm . 2 verzeichneten Vergleichsstellen , insbesondere Thomas
S . theol. I q . 30 a . 3 ad 2 : Ad secundum dicendum quod multitudo quae ponit aliquid in rebus creatis,
est species quantitatis ; quae non transumitur in divinam praedicationem ; sed tantum multitudo
transcendens, quae non addit supra ea de quibus dicitur, nisi indivisionem circa singula . Et talis
multitudo dicitur de deo.; ferner Sermo XI,2 n . 118 , LW 4 S . 112,5ff. und dort Anm . 5 ; oben
274
'blîbet in mir !

10 selber nemende ist und sich enthaltende ist1. — Daz dritte ist, daz er ein wizzen hât mit
gotes wizzenne und ein würken hât mit gotes würkenne und ein bekennen mit gotes
bekennenne. — Daz vierde ist , daz got alle zît in dem menschen geborn wirt. Wie wirt
got alle zît in dem menschen geborn ? Daz merket! Swenne3 der mensche entblozet und
15 entdecket daz götlîche bilde, daz got in im natiurlich geschaffen hât, so wirt gotes bilde 5

1 nemende ] in n . N ein ] en N , 2 und bis 3 ist,] unde daz selbe wizzen ist ein würken
undebekennen mit gotes würken und bekennen , und ist daz selbe würken und bekennen , daz würkende
ist , PfM , 3 geb . wirt i. d . menschen N 4 geb . i. d . menschen N . mensche fehlt M ,
4f. entbl. u . entd. fehlt N ( Zeilenw .) 5 im ] in Pf w irt] wir M ,

ählbaren Ihdinuf sie der Begriff deron 7,815.(sieh Quint


S . 75,5ff. und dort S . 76 Anm . 1. Interpretierende Übersetzung von Z . 8ff. ( sieh Quint S . 584 zu 198,5 ) :
„ Der Engel gibt es viele, doch ohne daß auf sie der Begriff der Zahl anwendbar wäre , denn sie machen
keine Vielzahl aus einzeln zählbaren Individuen ( = „sunder -zal ) aus, weil sie wegen ihrer großen Ein
heit ,zahlenlos', nicht zählbar sind. Auch die drei Personen in Gott sind zwar ihrer drei, aber ebenfalls
ohne die Scheidung zählbarer Einzelwesen ( = yâne zâl') , doch sind sie gleichviel eine Vielheit, eine Menge.
Aber zwischen dem Menschen und Gott ist nicht allein kein Unterschied , nichts Trennendes , sondern
da ist auch keine Vielheit, keine Menge mehr, da ist nichts als eing“ , – Zu den Textbesserungen Z . 10
âne gegenüber Pf. S . 198, 5 an und Z . 11 enist - menige gegenüber Pf. s. 198, 6 sieh Quint s . 584.
i Zu . 274, 12f. vgl. oben S . 257, 2f.: wan des gerehten sælicheit und gotes sælicheit ist ein
sælicheit , wan da ist der gerehte sælic, dâ got sælic ist, und die dort Anm . 3 aufgeführten Vergleichs
stellen ; DW 5 S . 279,4f. ( RdU ) und dort S . 361 Anm . 369. — Zu sich enthaltende vgl.unten S . 342, 13ff.
und S . 343 Anm . 1.
? Zur Textänderung 2 . 2 und 3 ist , gegenüber Pf. S . 198, 10 - 12 sieh Quint S . 584 zu 198,10ff.,
wo ich gesagt habe: „ Ganz offenbar ist der Text von M , verderbt und die glatte Formulierung von Ni
ursprünglich. 198, 12 daz würkende ist hätte Pfeiffer als Lesefehler für oben Z . 3 Daz vierde ist
erkennen müssen , da zwar der erste , zweite, dritte und fünfte der darzulegenden Punkte zahlenmäßig
eingeführt sind , nicht aber der vierte, und da ferner daz got alle zît in dem menschen geborn wirt inhalt
lich gar nicht mit dem voraufgehenden Satz in Zusammenhang steht. Der Absatz bei Pf. S. 198,13 ( = oben
Z . 3 hinter wirt.) ist natürlich unberechtigt. Lasson hat die Besserung: Daz vierde ist, die auf der
Hand lag, schon vorgenommen .“
3 Zu 2 . 4 - S . 276 ,6 vgl. DW 1 S . 268,3ff.: Ir sult wizzen , daz daz einvaltic götlîche bilde, daz in
die sêle gedrücket ist in dem innigesten der natûre, âne mittel sich nemende ist ; . . . Hie ist got âne
mittel in dem bilde, und daz bilde istânemittel in gote. Doch ist got vil edellîcher in dem bilde, dan daz
bilde sî in gote . Hie ennimet daz bilde niht got, als er ein schepfer ist, sunder ez nimet in , als er ein
vernünftic wesen ist, und daz edelste der natûre erbildet sich aller eigenlîchest in daz bilde. Diz
ist ein natiurlich bilde gotes, daz got in alle sêlen natiurlîche gedrücket hât.; vgl. auch die dort Anm . 2
gebotene Interpretation der zitierten Stelle : „ Im Testabschnitt 2 . 3 — 12 ist das Bild der Seele analog
dem Bild ' des Vaters, dem Sohn ,wie es im voraufgehenden Textabschnitt S . 266 ,5 — oben Z . 2 bestimmt
wurde, definiert. Im Zusammenhang der Wesensbestimmung des Bildes', die bei 265,9 beginnt und bis
270,6 reicht, dienen die Ausführungen über das Bild ' in der Trinität lediglich dazu , den Charakter des
, Bildes“ der Seele zu verdeutlichen . . . . Die gleichen Wendungen , mit denen oben der Sohn als das Bild
des Vaters bestimmtwurde, kehren bei der Bestimmung des Bildes' der Seele wieder, . . . “ sowie die dort
aufgeführten Parallelen zu dem ,bilder in der Seele. — Zu Z . 4f. entbl. u . entd . vgl. unten S . 288, 1f.,
zum Ausdruck entdecken etwa DW 1 S . 185,3ff. — Zu 2 . 5 vgl. DW 1 S . 332, 3 : . . . daz vünkelîn der
sêle, daz da ist geschaffen . . . und dort Anm . 5 (auf S. 333) über die „ Geschaffenheit“ bzw . „ Unge
schaffenheit“ des „ Etwas in der Seele“ .
275
Predigt 40
in im offenbære . Wan bî geberunge da ist bî ze merkenne diu offenbârunge gotes;wan ,
daz der sun heizet geborn von dem vater , daz ist dâ von , daz im der vater veterlîche
offenbarende ist sîne tougenel. Und dar umbe, sô der mensche ie mê und ie klærlîcher
gotes bilde in im entbloezende ist , sô got ie klærlicher in im geborn wirt. Und also ist diu 198,20
5 geberunge gotes alle zît ze nemenne nâch dem , daz der vater daz bilde blôz entdecket
und in im liuhtende ist . — Daz vünfte ist, daz der mensche alle zît in gote geborn wirt.
Wie wirt der mensche alle zît in gote geborn ? Daz merket ! Von : der entblozunge des
bildes in dem menschen sô ist sich der mensche gote glîchende, wan mit dem bilde ist 25

I offenbarn M , geoffenbâret PJ Wan bis diu ] Wan geberunge ist ze nemen nâch der PfM ,
gotes; fehlt PfM 2 daz? fehlt N daz3 bis 3 tougene. ] daz er den vater veterlîchen offen
bârende ist. PfM , 3 ie fehlt PfM2 5 nemenne) merkē N der vater fehlt PfM ,
6 und in im ] in disem PfM2 7 Wie bis geborn ? fehlt N merke PfM , 8 wan bis 277, 1
menschel] wan daz bilde des menschen ist Pf wann das bilde ist der mensch M , 8 dem fehlt N .

1 In Z . 2f. bietet Pf. S . 198,17f. statt daz: — 3 tougene, mit M , daz er den vater veterlichen
offenbarende ist., was 0. w . als unursprünglich erkennbar ist; denn nicht der Sohn offenbart als vom
Vater geboren den Vater auf Vaterweise, sondern der Vater offenbart auf Vaterweise dem Sohn , der
von ihm geboren wird , sein „ Geheimnis“ . Karrer ( M . E . S . 213 Anm . 51) verweist auf Thomas S . theol. I
q . 42 a . 3, meint aber wohl a. 4 ad 2 : Paternitas igitur est dignitas patris, sicut et essentia patris :
nam dignitas absolutum est, et ad essentiam pertinet. Sicut igitur eadem essentia quae in patre est
paternitas, in filio est filiatio ; ita eadem dignitas quae in patre est paternitas, in filio est filiatio . Vere
ergo dicitur quod quidquid dignitatis habet pater, habet filius. Nec sequitur: paternitatem habet pater,
ergo paternitatem habet filius . Mutatur enim quid in ad aliquid : eadem enim est essentia et dignitas
patris et filii, sed in patre est secundum relationem dantis , in filio secundum relationem accipientis . —
Die Übersetzung des Pfeifferschen Textes ( M .) durch Karrer $ . 67: „ Erst indem der Sohn vom Vater
gezeugt wird , offenbart Er den Vater als Vater ( Sperrung von mir) “ ist unzutreffend . Vgl. Strauch
PBB 49 S . 384,8f.: alles das der vatter hait , das gemeynet er dem sone ane das alleyn das vatter
heißet und das er ingoße und der sone ingußen ist.
2 Daß Pfeiffers Text ( 198,21f.) zu 2 . 5 dazl_ 6 ist. ] daz daz bilde blôz endecket in disem
liuhtende ist. gegenüber dem von mir aufgenommenen N - Text verderbt sein muß , habe ich in Quint
S . 585 bereits gesagt und darauf hingewiesen , daß Lasson (Zfd Ph 9 S . 21 zu 198,22) statt in disem
schon in ime konjiziert hat. Vgl. unten S . 277,4f. und S . 280,1f.; DW 5 S . 113,26ff. ( VeM ) und dort
S . 126 Anm . 31.
3 Zu 2 . 7 — S. 277,7 vgl. DW 1 S. 265,1 ff.: Gotes natüre ist daz, daz er sich gibet einer ieglîchen
guoten sêle, und der sêle natûre ist daz, daz si got enphæhet; und diz mac man sprechen von dem
edelsten , daz diu sêle geleisten mac. Dâ treget diu sêle daz götlîche bilde und ist gote glîch . Bilde
enmac niht gesîn âne glîcheit, aber glîcheit mac wol gesîn âne bilde. .. . wan daz des andern bilde
sol sîn , daz muoz von sîner natûre komen sîn und muoz von im geborn sîn und muoz im glîch sîn .
und dort Anm . 2 ; unten S . 341,1ff .: Swenne diu sêle tritet in daz bilde, dâ niht vremdes enist dan daz
bilde, mit dem ez ein bilde ist , daz ist ein guot lêre . Swenne man gesetzet ist in daz bilde , da man
gote glîch ist , dâ nimet man got, dâ vindet man got. . . . Als verre si ( d . h . die Seele ) dar inne ist,
als verre ist si mit gote ein ; er meinet : als verre man dar în geslozzen ist, dâ diu sêle gotes bilde ist.
Als verre er dar inne ist, als verre ist er götlich ; als verre dar inne, als verre in gote, niht îngeslozzen ,
niht vereiniget, mêr : ez ist ein , und dort Anm . 1 .
276
'blíbet in mir !

der mensche gotes bilde glîch , daz got blóz nâch der wesunge ist 1. Und sô sich der mensche
ie mê entbloezende ist, sô er gote ie glîcher ist, und sô er gote ie glîcher wirt , sô er ie mê
mit im vereinet wirt . Und alsô ist diu geberunge des menschen alle zît in gote ze nemenne
nâch dem , daz der mensche mit sînem bilde liuhtende ist in gotes bilde, daz got blóz
30 nâch der wesunge ist,mit dem der mensche ein ist 3. Und also ist diu einicheit des menschen 5
und gotes ze nemenne nâch glîcheit des bildes ; wan der mensche ist gote glîch nach dem
bilde. Und dar umbe: als man sprichet, daz der mensche mit gote ein sî und nach der
35 einicheit got sî, sô nimet man in nâch dem teile des bildes , an dem er gote glîch ist, und
niht nâch dem , und er geschaffen ist. Wan dâ man in got nemende ist , dâ ennimet man
in niht nâch der creatiurlicheit ; wan als man in got nimet, sô enlougent man der creatiur- 10
licheit niht, daz diu lougenunge ze nemenne sî nâch dem , daz diu creatiurlicheit ze nihte
40 werde, sunder si ist ze nemenne nâch der verjehunge gotes in dem , daz man sie gote
nemende ist .Wan Kristus, der got und mensche ist, als man den nimet nâch der menscheit ,
sô verlougent man sîn nach der gotheit in dem nemenne, niht daz man im der gotheit
verlougent, sunder man verlougent im ir nach dem nemenne 4. Und also ist daz wort 15

1 sich bis 2 sô2 fehlt PfM , (Hom .) 2 ie3 bis 3 wirt.] ie mêr (mêr fehlt M2) gelîchet , sô er
ie mê ein ist. PfM , 3 diu ] der M , 4 mit] nâch PfM , got fehlt N blôz fehlt PfM ,
5 dem daz der N , einz PfM , 8 got sî,) gotes PfM , an dem ) als Pf 9 und fehlt N ,
10 nemet N 11 diu cr.] si creaturlich N , 12 wirdet N nâch d . verj.] nach daz si
verhegung N , 13 xpm M , 14 laugent N der fehlt N daz] da M , 15 verl.1,2]
laugent N im fehlt PfM ,

1 S. 276,8f. ist Pfeiffers Text (198,25) wan daz bilde des menschen ist gotes bilde gelîch ,
der im Anschluß an M , konjiziert wurde, unursprünglich gegenüber dem einwandfreien N - Text, den
ich in Quint S . 585 bereits als solchen anerkannt habe. Übersetzung von S . 276 ,7ff.: „ Durch die Ent
blößung des Bildes ' im Menschen gleicht sich der Mensch Gott an , denn mit diesem Bild ' gleicht der
Mensch dem Bilde' Gottes , das Gott seiner Wesenheit nach ist“ .
2 In Z . 1f. hat M ,, das Pfeiffer ( 198, 26f.) einzig kannte , offenbar infolge von Homöoteleuton
Texteinbuße erlitten , sieh Quint S . 585 zu S. 198,26f.
3 Zu Z . 3ff . vgl. oben S . 276 , 3 — 6 .
4 In 2 . 8 bietet Pfeiffer ( 198,33) statt des sicher echten got sî die sicher verderbte Mg-Lesart
gotes. — Übersetzung von Z . 7ff.: „ Und darum : wenn man sagt, der Mensch sei mit Gott eins und sei
nach dieser Einheit Gott, 80 faßt man den Menschen im Hinblick auf den Teil (die Seite ) seines Bildes',
nach dem er Gott gleich ist, und nicht im Hinblick darauf, daß er geschaffen ist. Denn sofern man ihn
als Gott faßt, faßt man ihn nicht nach der Geschöpflichkeit; sondern sofern man ihn als Gott faßt, leugnet
man seine Geschöpflichkeit nicht in dem Sinne, daß diese Leugnung 80 zu fassen wäre, daß die Geschaffen
heit ( für den Menschen ) völlig aufgehoben würde; die Leugnung ist vielmehr zu verstehen als eine auf
Gott bezügliche Aussage , mit der man sie (d . h . die Geschaffenheit) für Gott leugnet (wörtlich : sie
Gott wegnimmt, abspricht) “ . Wie ich in Quint S . 585 zu 198,35 — 40 bereits gesagt habe, ist die Inter
punktion des Satzgefüges bei Pfeiffer falsch und das Verständnis des Sinnes erschwerend . Die anschlie
Benden Ausführungen Eckharts über Christus können zum richtigen Verständnis der von mir vorauf
gehend übersetzten Textstelle dienen . — Zu Z . 7ff. vgl. Pf. S .184, 36ff.: Als verre als der mensche sîn
selbes verlougenet dur got unde wirt vereinet mit gote, als verre ist er mê got dan crêatûre. — Zu
Z . 13ff. vgl. unten S. 293,10ff.; 428,8ff. und S. 429 Anm . 1.
277
Predigt 40
Augustînîl ze verstânne, daz er sprichet:»swaz dermensche minnet, daz ist der mensche. 199,5
Minnet er einen stein , er ist ein stein , minnet er einen menschen , er ist ein mensche ,
minnet er got — nû engetar ich niht vürbaz gesprechen ; wan spræche ich , daz er got
dannewäre, ir möhtet mich versteinen . Aber ich wîse iuch ûfdie geschrift«. Und dar umbe,
5 als sich der mensche mit minne? ze gote blôz vüegende ist , sô wirt er entbildet und 10
îngebildet und überbildet in der götlîchen einförmicheit, in der er mit gote ein ist 3. Diz
hât allez der mensche in dem inneblîbenne 4. Nû merket die vruht, die der mensche dâ
bringet. Daz ist : swenne er mit gote ein ist , so ist er mit gote vürbringende alle creatûren ,
und er ist sælicheit allen creatûren bringende nâch dem , und er mit im ein ist .
10 Nû 5 sprichet daz ander wort der epistel also : 'sælic ist der man , der dâ wonet in 15
der wîsheit'. Daz er sprach 'in der wîsheit’: wîsheit ist ein müeterlich name, wan müeter
lich name ist eigenschaft eines lîdennes,wan in gote ist würken und lîden ze setzenne; wan

10f.; 11 Sieh oben S. 272,2 , 4 .

2 einen menschen ,]menschN e in fehlt N 3 vürbaz] nie N , sp’ch N , 4 danne


fehlt N ûf die ] ze der N . 5 mit minnē N fehlt PfM , er fehlt N 6 înbildet PfM ,
ein ist mit got N 7 hat der m . alz
N i nnebl.] înbilden PfM , frühte Pf 8 erl]
der N 9 sælicheit ] selich N . 10 daz] dicz N also : fehlt N 11 Daz bis wîsheit :
fehlt N . (Hom .) 11f. müeterlich ?] ein m . N 12 ein eigenschaft N leidens N , lides M ,
ze setzenne ; wan fehlt N ,

1 Augustinus In ep. Ioh. ad Parthos tr. 2 n . 14 , PL 35, 1997, sieh oben S . 238, 10 – 239,3 und
dort S . 238 Anm . 2 mit den übrigen Stellen , an denen Eckhart die Augustinus-Stelle zitiert und erläutert.
2 In M , und Pf. S . 199,9 fehlt mit minne, das aber, wie ich in Quint S . 585 gesagt habe, im
Hinblick auf das im voraufgehenden Augustinus-Zitat wiederholt auftretende minnen sicher ursprünglich
ist.
3 Zu Z . 4ff. vgl. DW 5 S . 429,8ff. (VA ) : Nû enmac kein mensche sich enpfenclich gemachen
des götlîchen învluzzes dan mit einförmicheit mit gote, . . .Nû kumet einförmicheit dâ von , daz
sich der mensche wirfet under got; . . . und die dort S . 457 Anm . 99 gebotenen Ausführungen über
Vorkommen und Bedeutung von einförmicheit bei Eckhart, wonach das Wort „ Gleichförmigkeit“ bedeutet.
Der Satz wäre demnach zu übersetzen mit: „ Und deshalb wird der Mensch , wenn er sich durch Liebe völlig
Gott verbindet (zu Gott fügt ), in der Gleichförmigkeit mit Gott, in der er mit Gott eins ist, entbildet und
eingebildet und überbildet“ , – Zu entbildet und überbildet vgl. etwa DW 5 S. 112,194. ( VeM ): . . . SÔ
der mensche ist entbildet und überbildet von gotes êwicheit . . . ; 21,7f. ( BgT) : . . . ein rehte volkomen
mensche sol sich selben sô tôt gewenet sîn , sîn selbes entbildet in gote und in gotes willen sô über.
bildet, . . . — Zu îngebildet vgl. DW 1 S. 399,2f.: Dâ der sun îngebildet ist, då sol ouch diu sêle în
gebildet werden .
4 Anstelle dieses inneblîbenne bietet Pfeiffer ( 199,11) mit M , înbilden , das offenbar unter dem
Einfluß des in Z . 6 stehenden îngebildet anstelle des einzig richtigen inneblîbenne eingesetzt wurde.
Der Satz Diz - inneblîbenne . zieht die Summe aus den im Voraufgehenden behandelten vünf dinc, die
oben S. 274,7 angekündigt wurden : Der alsô in im blibet, der hật vünf dinc. Lasson (M . E . S . X zu
199, 11) hat die Besserung schon vorgeschlagen . — Zu inneblîben vgl. die DW 1 S . 564 und DW 5 S. 584
verzeichneten Stellen .
5 Hier beginnt der zweite Teil der Predigt, der das im Eingang angekündigte Epistelwort Eccli.
14,22 behandelt, das, wie der Prediger oben S . 272, 3 gesagt hat, mit dem im voraufgehenden behandelten
Evangelienwort Joh. 15 ,4 zusammenstimmt. Derselbe Schrifttext Eccli. 14,22 liegt dem Sermo LV, 1,
LW 4 S. 450 — 452, zugrunde.
278
'blîbet in mir !
20 der vater ist würkende und der sun ist lîdende; und daz ist von der eigenschaft der geborn
heit. Wan denne der sun diu êwic geborne wîsheit ist, in der alliu dinc mit underscheide
stânt, dar umbe sprichet er: 'sælic ist der man , der dâ wonet in der wîsheit'i.
Nû sprichet er : 'sælic ist der man '. Ich hân ez mê gesprochen , daz zwô krefte in
25 der sêle sint: einiu ist der man und einiu ist diu vrouwe. Nû sprichet er : 'sælic ist der 5

3; 4 ; 5f. Sieh oben S. 272,2 , 4 .

1 ist fehlt PfM , 3 vnd darumb M N . 'sælic bis man ,] Er ist selik N , man ,

fehlt M , 4 mê] nye M , nie Ni

i Zum Verständnis der Ausführungen S . 278,11ff. über die wisheit als ein müeterlich name vgl.
In Sap. n . 121, LW 2 S . 458,2ff., wo es um die Interpretation von Sap . 7,12 horum ( = bonorum )
omnium mater est . geht und heißt: Notandum ergo quod ait : bonorum omnium mater ; non ait pater,
quamvis et hoc verum esset, sed praeelegit dicere mater . Proles enim quamvis sit a patre active , est
tamen in matre receptive, contentive et conservative usque in decimum mensem , . . . ; vgl. auch
Sermo XXXIV , 1 n . 340, LW 4 S. 296 ,12ff.: Sap . 7 :. .. 'omnium bonorum mater est'. Expone li
'pariter et li 'mater'. Der göttliche Vater ist bei der trinitarischen Geburt in der Zeugung wirkend , der
Sohn aber als die ewig geborene Weisheit, die ein müeterlich name ist, leidend in der gebornheit. Vgl.
etwa noch Pf. S. 175,33ff.: .. . sô ist des vater eigenschaft, daz er von niemande sî, mêre: von ime
selber. Sô ist des sunes eigenschaft , daz er von ime selber niht ensî, mêr: von dem vater gêt er in
gebürte wise.; vgl. auch die ähnliche Stelle Pf. S . 336 ,23ff.: Diu dritte vrage ist: wâ diu vaterlicheit
hât muoterlîchen namen unde wa si würke muoterlich werc ? . . . Dâ daz êwic wort entspringet in
dem wesenlîchen gehügenisse , da hât diu muoterlicheit vaterlîchen namen unde wirket veterlich
werc (sieh Quint S . 904 zu 336 ,23f. und 336 ,27 f.) ., RS S III 4 art. 1 B ( Théry S . 198) Proc. Col. I
n . 129: Pater enim non est pater nisi generans et ingenitus, nec filius est filius nisi genitus, et ipse
unicus, utpote deus. – Zu Z . 2 vgl. etwa unten S . 286 , 3f.: Die meister koment des alle über ein ,
daz gotes wîsheit ist sîn eingeborner sun . und dort Anm . 3 . - Zu Z . 2 in — 3 stânt, vgl. Sermo IV , 1 n .28 ,
LW 4 S. 27,10ff.: (Ubi notandum quod cum dicimus omnia esse in deo, sicut ipse est indistinctus
in sui natura et tamen distinctissimus ab omnibus,) sic in ipso sunt omnia distinctissime (simul et
indistincta ). – In 2 . 3 bieten beide H88. M , und N 1, wie der Variantenapparat zeigt, vnd darumb
statt dar umbe. Schon Pfeiffer hat das und als sicher sekundär gestrichen . Ich halte es für durchaus
möglich , daß die Schreiber beider H88. das fehlerhafte und unabhängig voneinander eingeschoben haben ,
vielleicht, weil sie in den vielen Begründungssätzen mit wan (Wan ) verkamen und den Wan - Satz Z . 2f.
als Begründung des voraufgehenden , durch und eingeleiteten Satzes (Z . 1) statt des durch dar umbe
eingeleiteten folgenden verstanden .
2 Der Rv. dürfte sich auf Stellen beziehen wie DW 1 S. 337, 11ff.: Der dritte sprach : 'ich hân
eine vrouwen genomen , ich enmac niht komen '. Diu sêle ist alzemâle man , da si ze gote gekêret ist.
Dâ diu sêle her nider sleht, dâ heizet si vrouwe; aber dâ man got in im selber bekennet und got dân
heime suochet, dâ ist si der man .; oben S. 211,1f. und dort Anm . 1; 213, 1 ff. und dort Anm . 1; DW 1
S . 304,5ff.: Der man was tôt, dar umbe was ouch der sun tôt. Der einige sun der sêle daz ist der wille
und sint alle die krefte der sêlo ; sie sint alle ein in dem innersten der vernünfticheit. Vernünfticheit
daz ist der man in der sêle . und dort Anm . 3 ; Pf. S . 100,32ff.: Diu obriste kraft der sêle, diu allezan
kriegende ist ûf in got, daz ist der man . Diu nideriste kraft , der dâ lîdelich (sieh Pf. S . 687) ist ze
wandelen in lîplîchen dingen , daz ist diu vrouwe.; DW 1 S . 184,7f.: Die vrouwen daz sint die nidersten
krefte , die suln bedecket sîn . Der man ist disiu kraft (d . h . die „ oberste Vernunft“ ) , diu sol blôz und
unbedecket sîn , und die dort Anm . 3 verzeichneten Vergleichsstellen . Vgl. auch Sermo VIII n . 93,
279
Predigt 40
man '. Diu kraft, diu in der sêle ist , diu der man heizet, daz ist diu oberste kraft der sêle,
in der got blôz liuhtet 1; wan in die kraft enkumet niht anders wan got, und diu kraft
ist alle zît in gote ?. Und alsô : sölte der mensche alliu dinc nemen in der kraft, sô næme
er sie niht, daz sie dinc sint, sunder er nimet sie nâch dem , daz sie in gote sint. Und dar 199,30
5 umbe sölte der mensche alle zît wonen in der kraft , wan alliu dinc in der kraft glîch sint.
Und also wonete der mensche in allen dingen glîch und næme sie nâch dem , daz sie alliu
in gote glîch sint', und alliu dinc hæte der mensche dâ ; der mensche name abe von allen
dingen daz gröbeste und næme sie nâch dem , und sie lustlich und begirlich sint. Nâch 35
dem hât er sie dâ , wan got der envermac nâch sîner eigener natûre niht, er enmüeze

1 diu ?) unde (vnd v . and . Hd. m . Verweisungszeichen auf d. Rand M ) diu PfM , 2 blóz
1.] lautet bloz N die ] der N , anders niht Pf w ana] dan N . 3 sölte ) sol N .
4 niht, bis sie fehlt N . (Hom .) sint,] ist M , dem ,] den M , 6 wonet (e aus t) M , wont N .
nemē sich nach M , nimt N 7 hæte) hiet , darüber v . and . Hd. het M , het N 8 grö
beste ) grob ist N und bis sint. fehlt N lustic unde begiric PfM , 9 nâch bis natûre)
noch eigē n . N er muz N ,

LW 4 S . 89,1f.: Uxorem ducens significat viventem iuxta rationem inferiorem . Ubi dic de viro et
muliere in anima, et quomodo caput non velat. und die dort Anm . 3 verzeichneten Parallelen , insbesondere
Sermo XXI n . 205 , LW 4 S . 189,1 : Secundo nota quomodo ratio superior et inferior sunt vir et
mulier, . . . und dort Anm . 1 sowie In Ioh . n . 84, LW 3 S . 72,3ff.: Posset etiam satis convenienter dici
quod lux hominum accipitur pro ratione inferiori, quae per mulierem caput habentem velatum in
telligitur, Cor. 11. Vir autem non habens caput velatum , et est imago dei, ratio superior, accipitur
per tenebras, cum dicitur : lux in tenebris lucet, und dort Anm . 2. Wie aus den aufgeführten Vergleichs
stellen deutlich wird , ist mit Z . 5 und einiu ist diu vrouwe die ratio inferior, die „ niederste Vernunft“
in ihrer Verquickung mit den Sinnenkräften gemeint im Gegensatz zur obersten kraft, dem Mann der
Seele. — Zu Z . 5f. vgl. Sermo LV,1 n . 535, LW 4 S . 450,6 : Vir superior ratio , . . . Ibi cadit beati.
tudo, . . . Vgl. auch Schmoldt S . 81; Lüers S . 226f. Zu dieser obersten kraft der sêle vgl. etwa noch
DW 1 S . 220,4ff. und dort Anm . 2.
1 Vgl. oben S . 276 ,5f.
2 Vgl. Pf. S . 221,7ff.: Ich habe eine kraft in mîner sêle , diu gotes alzemâle enpfenclich ist .
Ich bin des so gewis als ich lebe, daz mir kein dinc alsô nâhe ist als got.
3 Zu Z . 3ff. vgl. etwa DW 1 S. 148,1f.: In gote sint aller dinge bilde glîch ; aber sie sint unglîcher
dinge bilde. und die dort Anm . 2 aufgeführten Vergleichsstellen , insbesondere ( Pf. S . 311,13ff. = )
DW 1 S . 199,1ff.:Got gibet allen dingen glîch, und als sie von gote vliezent, alsô sint sie glîch ; . . . Der
nû diu dinc name in irm êrsten ûzvluzze , der næme alliu dinc glîch . Sint sie alsô glich in der zît, so
sint sie in gote in der êwicheit vil glîcher.; In Sap . n . 99, LW 2 S . 434,3f.: In deo enim imparia sunt
paria, inaequalia sunt aequalia . Propter quod doctores dicunt quod in deo rerum inaequalium
aequales sunt ideae, . . . und dort Anm . 2 ; vgl. auch DW 1 S. 152,11f.: . . . wan wille nimet diu dinc,
als sie in in selben sint, und vernünfticheit nimet diu dinc, als sie in ir sint. — Eckhart sagt hier wie
an vielen anderen Stellen , daß die oberste kraft, d . h . die „ oberste Vernunft“ ( = der Seelenfunke) die
Dinge nicht in ihrer materiellen Dinglichkeit, sondern in ihrem ideellen göttlichen Sein nimmt, wo sie
lustlich und begirlich sint ( 2 . 8) . – Das in 2 . 4 übereinstimmend überlieferte daz ist hart,wenngleich
nicht unmöglich . Die Übersetzung müßte lauten : „, . . . 80 nähme er sie nicht ( im Hinblick darauf), daß sie
Dinge sind . . . “ Die Härte würde abgemildert, wenn daz durch dâ ersetzt würde; sie würde beseitigt,
wenn man vor daz entsprechend dem folgenden , korrespondierenden dazº nâch dem ergänzen würde.
280
'blîbet in mir !
dir dâ geben allez , daz er ie geschuof, und sich selben 1. Und dar umbe ist der mensche
sælic, der alle zît wonet in der kraft, wan er wonet alle zît in gote 2.
40 Daz wir alle zît in gote wonen müezen , des helfe uns unser lieber herre Jêsus Kristus.
Âmen .

2 er] der N 3 Daz bis 4 Âmen . fehlt N ,

i Über das allumfassende Geben und Sich -Geben Gottes ugl. oben S. 35,3ff. und die dort Anm . 3
aufgeführten Parallelstellen , insbesondere DW1 8 . 77, 17ff. und dort 8 . 78 Anm . 1 ; weiterhin Sermo XLV
n . 455, LW 4 S. 377,14 : deus se omni, se toto dat et se totum dat. und dort Anm . 1; unten S . 296 ,13ff.
und S . 297 Anm . 1 .
2 Sieh oben S. 279 Anm . 2 zu 2 . 5f. (auf S. 280).

281
PREDIGT 41 (Pf. Nr. XLIII S. 145 – 149)

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S . 436 , Quint Übersetzung S .513 zu Predigt 46, Spa
mer PBB 34 S . 330):
BT f. 308rb — 309va ; unten S. 285, 3 Ich — 288,2 wil. fehlt.
E, p. 171a — 176b .
Ge f. 588- 59v , Fragment = unten S. 290,4 die — 293,1 warumbe + 5 Ich — 6 gote«. + 10 Unser
- 294,6 behalten .: identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S . 258.
Wo, f. 43v, alte Zhlg .: f. 32v, Fragment = unten S. 295 , 1 Got- 2 werde; + 293,5 in - 6 gotex. :
Einen spruch meister eckart (Überschrift zu Beginn einer Fragmentenfolge) Meister Eckhart
spricht Got smucket (darüber v. and . Hd. gibt) sich / in die sel und fleißet sich mit aller seiner /
gothait wie er der sel wol geualle Er / sprach mer in einem iglichen guten gedanken | oder werck
oder meinung werden wir / allzeit newgeporn in got.; identifiziert von Quint, Handschriften
funde S . 231, wo ich den ersten Satz des Exzerptes fälschlich mit Pf. S . 323 ,31f. ( = DW 1
$ . 369,7 Got _ 8 zuo) identifiziert habe ; im Var.-App. nicht berücksichtigt.

Filiation der Hss. (sieh Quint S. 436 ff.): Wenn man von der großen Textlücke des Anfangsteils
der Predigt in BT absieht, ist der Text im ganzen in E , und BT recht einheitlich überliefert. Ich
habe a .a . O . S. 436 - 439 eine Liste der Abweichungen des BT- Textes von E , geboten und anschlie
Bend die Stellen bezeichnet, an denen BT verderbt ist, zudem auf die wenigen Stellen verwiesen ,
an denen der Text von E , unursprünglich ist; sieh den Variantenapparat zu unten S . 288,4 als—
hân fehlt; 292,6 der - suochet, fehlt ; 293,4 âne mittel] mittels ; 10 und ?_ _ sun . fehlt ; 294 ,12f. der
gúti genügde; 295,1 smeket ; 2 fliessen ; 296,7 sîn . fehlt . Abgesehen von den Verderbnissen in BT
und Eg, handelt es sich bei den Verschiedenheiten der beiden Texte mehr um Varianten des Aus
drucks als um inhaltliche Abweichungen .
Was den fragmentarischen Text von Ge, betrifft, so steht er näher bei BT als bei Eg, wie die Über
einstimmungen mit BT etwa an folgenden Stellen zeigen : S. 290,9 wölte ] thet ; 11 kleit. fehlt ; 291,1
oder - ist, fehlt ; 6 und ) wan Eg; 7 man tuot in den (ende dien Ge ) thůtman ; gewalt und fehlt ; 8 rehte
fehlt ; 292,4 ware) weren ; got2 — wore, (sieh d. Var.-App .); 5 gebůre] grober paur BT grof menscheGez;
294 ,2 ein - wesene,] eyn sun vnnd eyn wesen ; 3 in ) eins BT een Gez. An vielen Stellen weicht der Get
Text von BT und E , ab und ist er eindeutig sekundär bzw . verderbt, so insbesondere etwa unten S .
291,3 und — 4 sîn . (sieh d . Var.-App.); 292,5 gote. — 6 suochet.]Gode Maer alleene Godt Ged; 293, 1 und — 5
sune. fehlt ; 6 oder guoten werke fehlt ; werden — gotea . (sieh d . Var.-App .); Darumbe, - 10 sun . fehlt;
294,2 Als6 — 3 meinen . (sieh d . Var.-App.) — Das Wog-Exzerpt scheint sich , soweit dies seine Kürze
erkennen läßt, auf die Seite von BT zu stellen : 295,1 und erb. fehlt; eng. der] in die; 2 gefellig
wurde BT wol geualle Woz; 293,6 guoten fehlt.
Textkonstituierung (sieh Quint S. 440) : Die Frage, ob der in BT fehlende Eingangsteil der Predigt
ursprünglich ist oder nicht, ist sicher im positiven Sinne zu beantworten . Wiewohl BT den Ein
leitungssatz, in dem Eckhart die Behandlung zweier Schrifttexte ankündigt, wegläßt, bietet es zu
Beginn seines Textes doch das Schriftwort Prov. 15 ,9 und von der Exegese dieses Wortes den
Schluß unten S. 288,2 — 289,6 , wenn auch der überwiegende Teil des BT-Textes ab S. 289,7
282
Qui sequitur iustitiam
- Schluß das zweite Schriftwort Matth . 5 ,6 behandelt. Wenngleich BT demnach am Anfang noch
ein Stück der Exegese von Prov. 15 ,9 bietet, dreht sich der BT- Text zwar nicht „ einzig " , wie ich
in Quint S . 439 fälschlich gesagt habe, aber doch fast ganz um das Matthäuswort. Dementsprechend
sind denn auch im unten zu Beginn des Variantenapparates gebotenen Vorwort des BT- Textes
richtig beide Schrifttexte aufgeführt; aber im Gegensatz zur ursprünglichen Reihenfolge im Eingang
des Eg- Textes und der Exegese in der Predigt ist das Matthäuswort vor Prov. 15 ,9 aufgeführt, wobei
das letztere Schriftwort, das in BT zu Beginn ja nur mehr ganz kurz und fragmentarisch exegesiert
wird , quasi unverbindlich durch oder an Matth . 5 ,6 angefügt ist. Ich habe denn auch , wie schon
Pfeiffer , den ganzen Umfang der Predigt in E , als ursprünglich angesehen und E , als einzig erhal.
tenen Volltext für die Textkonstituierung zugrundegelegt. Daß Pfeiffer tatsächlich E , als Leittext
gewählt hat, geht aus der Beibehaltung einiger Dialektizismen von E , hervor, so Pf. S . 146 ,20 tüeje ;
146 , 35 möhtin ; 149 ,5 möhtint. Zur Korrektur der wenigen sicheren Verderbnisse in E , hat Pfeiffer
bereits BT herangezogen . Da die beiden Texte BT und Eą, wie oben ausgeführt wurde, im wesent
lichen inhaltlich übereinstimmen und lediglich im Wortlaut schwach variieren , war die Entscheidung
zwischen den von ihnen gebotenen Varianten kaum mit Sicherheit und jeweils nur auf Grund innerer
Kriterien zu treffen . Dabei konnte der Geg- Text mit ins Gewicht fallen .

Übersetzungen : Quint S . 370ff.: Schulze -Maizier , Auszüge : $. 372f. = unten S . 288,7 — 289,6 ;
S . 377f. = unten S. 294,5 295 ,4.

Echtheit: Bezeugung für Eckhart sieh im Eingang des Variantenapparates. Der Rückverweis unten
S . 288,4 bezieht sich , wie dort Anm . 2 gesagt ist, wohlmit Sicherheit auf die Stelle DW 1 S. 103, 1 ff.
in der echten Predigt 6 , der Rv. unten S . 293,6f. (sieh dort Anm . 3) ebenso gewiß auf die Stelle
DW 1 S . 272,8ff. in der echten Predigt 16b . Vielleicht bezieht sich der Rv . unten S . 292,6 (sieh
dort Anm . 4 ) auf die als echt erwiesene Predigt 26 (sieh oben S . 26 ,3f. und dort Anm . 2). Für die
insbesondere auton 5. 293,2ff.(sieh d955, LW 2S.382,
Echtheit der Predigt spricht aber insbesondere auch die Übereinstimmung in charakteristischen
Autorenzitaten mit den lateinischen Werken , so unten S. 293,2ff. (sieh dort Anm . 2) in einem sel
tenen Origenes -Zitatmit In Eccli. n . 65, LW 2 S. 295 ,4ff. und In Sap . n . 55, LW 2 S . 382,14ff. sowie
unten S . 295 ,9ff. in einer charakteristischen Kombination einer Psalm - und einer Augustinus- Stelle
mit In Ioh . n . 240, LW 3 S . 201,2ff. (sieh unten S. 295 Anm . 3). Darüber hinaus aber weisen die
Anmerkungen auf eine Reihe von weiteren Parallelen mit Stellen in echten deutschen und latei.
nischen Werken hin , so : unten S . 285 Anm . 2 (DW I S . 67,9 ); S . 288 Anm . 1 (DW I S . 381,3ff.) ;
S. 289 Anm . 2 (DW 1 S. 80,18ff.; DW 5 S. 43,15ff.); S. 290 Anm . 1 (DW 1 S. 244,14 ff.); Anm . 3
(DW 1 S. 102, 1 ff.); Anm . 5 (DW I S. 63,5ff.) ; S . 291 Anm . 1 (DW 1 S . 61,7ff .; 70 ,3f.) ; S . 292
Anm . 1 (DW1 S . 7,1 ff.; 69,2 ff. ; 274 ,1 ff.) ; S. 293 Anm . 1 (DW 1 S . 383,6 ff .); Anm . 3 (DW 1
S . 272,8 ff.); S . 294 Anm . 4 (DW 5 S. 36 , 12 ff.; DW 1 S . 417 ,2f.) ; S . 295 Anm . 1 (DW 1 S . 369,7 ff. );
Anm . 2 (DW 1 S. 246,7 ; DW 5 S . 254,9f.); S . 296 Anm . 2 (DW 1 S. 276,3ff.); Anm . 3 (DW 1
S . 203,2ff.); S. 297 Anm . 1 (DW 1 S . 77, 17ff. ; DW 5 S. 280,10ff.; 299,2ff.) ; Anm . 2 (DW 1 S . 65 ,3ff.);
- S . 286 Anm . 1 (LW 4 S . 451,3f.) ; S . 287 Anm . 4 (LW 4 S . 53, 2 ff.) ; S . 288 Anm . 2 (LW 4 S .
298, 9 ff.) ; S . 289 Anm . 2 (LW 4 S . 282, 9 ff .; 58,6 ff.; LW 3 S . 41,11f.) ; Anm . 4 (LW 2 S . 283,5 ff .;
In Sap . n . 185 ); S . 293 Anm . 1 (LW 4 S. 22 ,11f.; LW 2 S . 201,7ff. ); S . 294 Anm . 2 (LW 4 S . 367,9f.) ;
Anm . 4 (LW 2 S. 274,14 ff.; LW 3 S . 58,11 ff.; LW 1 S . 587,6 ff.); S. 297 Anm . 1 (LW 4 S . 56 ,1 ff.).
- Die Predigt verrät überdies den Eckhartischen Stil, so etwa in den Stilmitteln der Antithese :
S . 286 ,6 ff.; 294 ,5ff.; des Parallelismus : S . 289,4 ff.; 290,2 ff.; 293,7ff.; 297,2, 7f.; der Häufung :
S . 287, 1 ff. (minne); des Hyperbolismus : S . 286 , 8 ; 287,3, 5 ff. ; 288 , 3 ff.; 289 , 1 ff.; 290 ,4 ff. ; 292,3ff. ;
296 ,13ff.; der Vergleiche : S . 290,7 ff.; 294,6 ff. Eckhartisch aber ist zudem die breit ausgeführte
Thematik der Sohnsgeburt in der Seele S . 293,1 ff. und des Wirkens sunder warumbe S. 289,3ff. und
293, 1.

Der Aufbau der Predigt erfolgt unter Anschluß an die beiden der Predigt zugrunde gelegten
Schrifttexte, von denen Eckhart im ersten Teil (285 ,8 — 289,6 ) den Text Prov. 15, 9 behandelt , während
283
PREDIGT 41 (Pf. Nr. XLIII S. 145 — 149)

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S . 436, Quint Übersetzung S .513 zu Predigt 46, Spa
mer PBB 34 S . 330) :
BT f. 308rb — 309va ; unten S . 285, 3 Ich – 288,2 wil. fehlt.
E , p . 1712 – 176b .
Ge f. 588 - 59v , Fragment = unten S. 290,4 die — 293,1 warumbe + 5 Ich — 6 gote «. + 10 Unser
— 294,6 behalten.: identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S. 258.
Wog f. 43v, alte Zhlg .: f. 32v, Fragment = unten S . 295, 1 Got - 2 werde; + 293,5 in — 6 gote . :
Einen spruch meister eckart (Überschrift zu Beginn einer Fragmentenfolge) Meister Eckhart
spricht Got smucket (darüber v . and. Hd. gibt) sich / in die sel und fleißet sich mit aller seiner /
gothait wie er der sel wol geualle Er / sprach mer in einem iglichen guten gedanken | oder werck
oder meinung werden wir | allzeit newgeporn in got.; identifiziert von Quint , Handschriften
funde S . 231, wo ich den ersten Satz des Exzerptes fälschlich mit Pf. S. 323,31f. ( = DW I
S . 369, 7 Got — 8 zuo) identifiziert habe; im Var.-App. nicht berücksichtigt.

Filiation der Hss. (sieh Quint S . 436 ff.): Wenn man von der großen Textlücke des Anfangsteils
der Predigt in BT absieht, ist der Text im ganzen in E , und BT recht einheitlich überliefert. Ich
habe a . a. O . S. 436 - 439 eine Liste der Abweichungen des BT- Textes von E , geboten und anschlie
Bend die Stellen bezeichnet , an denen BT verderbt ist , zudem auf die wenigen Stellen verwiesen ,
an denen der Text von E , unursprünglich ist ; sieh den Variantenapparat zu unten S . 288,4 als—
hân fehlt; 292,6 der — suochet. fehlt ; 293,4 âne mittel] mittels; 10 und sun. fehlt; 294, 12f, der
góti genügde; 295,1 smeket ; 2 fliessen ; 296 , 7 sîn . fehlt. Abgesehen von den Verderbnissen in BT
und E2, handelt es sich bei den Verschiedenheiten der beiden Texte mehr um Varianten des Aus
drucks als um inhaltliche Abweichungen .
Was den fragmentarischen Text von Ge, betrifft, so steht er näher bei BT als bei Eg, wie die Über
einstimmungen mit BT etwa an folgenden Stellen zeigen : S . 290, 9 wölte ) thet; 11 kleit. fehlt ; 291, 1
oder — ist, fehlt ; 6 und ] wan Ez; 7 man tuot in ] den (ende dien Ge ) thůt man ; gewalt und fehlt ; 8 rehte
fehlt; 292,4 wore) weren ; got — wore, (sieh d . Var.- App.); 5 gebůre] grober paur BT grof mensche Ges ;
294,2 ein - wesene, ] eyn sun vnnd eyn wesen ; 3 in ) eins BT een Geg. An vielen Stellen weicht der Ger
Text von BT und E , ab und ist er eindeutig sekundär bzw . verderbt, so insbesondere etwa unten S .
291,3 und — 4 sîn . (sieh d. Var.-App .); 292, 5 gote.— 6 suochet.] Gode Maer alleeneGodtGen; 293,1 und — 5
sune. fehlt ; 6 oder guoten werke fehlt ; werden — gote«. (sieh d . Var.-App .); Darumbe, – 10 sun . fehlt ;
294,2 Als6 — 3 meinen . (sieh d. Var.-App.) — Das W03-Excerpt scheint sich , soweit dies seine Kürze
erkennen läßt, auf die Seite von BT zu stellen : 295,1 und erb. fehlt ; eng. der ] in die ; 2 gefellig
wurde BT wol geualle Woz; 293,6 guoten fehlt.

Textkonstituierung (sieh Quint S . 440 ): Die Frage, ob der in BT fehlende Eingangsteil der Predigt
ursprünglich ist oder nicht, ist sicher im positiven Sinne zu beantworten . Wiewohl BT den Ein
leitungssatz, in dem Eckhart die Behandlung zweier Schrifttexte ankündigt, wegläßt, bietet es zu
Beginn seines Textes doch das Schriftwort Prov. 15 ,9 und von der Exegese dieses Wortes den
Schluß unten S . 288, 2 — 289,6 , wenn auch der überwiegende Teil des BT- Textes ab S . 289, 7
282
Qui sequitur iustitiam
- Schluß das zweite Schriftwort Matth . 5 ,6 behandelt . Wenngleich BT demnach am Anfang noch
ein Stück der Exegese von Prov . 15 ,9 bietet , dreht sich der BT-Text zwar nicht „ einzig“ , wie ich
in Quint S. 439 fälschlich gesagt habe, aber doch fast ganz um das Matthäuswort. Dementsprechend
sind denn auch im unten zu Beginn des Variantenapparates gebotenen Vorwort des BT - Textes
richtig beide Schrifttexte aufgeführt; aber im Gegensatz zur ursprünglichen Reihenfolge im Eingang
des E2- Textes und der Exegese in der Predigt ist das Matthäuswort vor Prov. 15 ,9 aufgeführt, wobei
das letztere Schriftwort, das in BT zu Beginn ja nur mehr ganz kurz und fragmentarisch exegesiert
wird , quasi unverbindlich durch oder an Matth . 5 ,6 angefügt ist. Ich habe denn auch , wie schon
Pfeiffer, den ganzen Umfang der Predigt in E , als ursprünglich angesehen und E , als einzig erhal.
tenen Volltext für die Textkonstituierung zugrundegelegt. Daß Pfeiffer tatsächlich E , als Leittext
gewählt hat, geht aus der Beibehaltung einiger Dialektizismen von E , hervor, so Pf. S. 146,20 tüeje ;
146 ,35 möhtin ; 149 ,5 möhtint. Zur Korrektur der wenigen sicheren Verderbnisse in E , hat Pfeiffer
bereits BT herangezogen . Da die beiden Texte BT und E ,, wie oben ausgeführt wurde, im wesent
lichen inhaltlich übereinstimmen und lediglich im Wortlaut schwach variieren , war die Entscheidung
zwischen den von ihnen gebotenen Varianten kaum mit Sicherheit und jeweils nur auf Grund innerer
Kriterien zu treffen . Dabei konnte der Ge,-Text mit ins Gewicht fallen .

Übersetzungen: Quint S. 370ff.: Schulze -Maizier?, Auszüge: S. 372f. = unten S. 288,7 — 289,6 ;
S . 377f. = unten S . 294, 5 — 295,4 .

Echtheit: Bezeugung für Eckhart sieh im Eingang des Variantenapparates. Der Rückverweis unten
S. 288,4 bezieht sich , wie dort Anm . 2 gesagt ist, wohl mit Sicherheit auf die Stelle DW 1 S. 103,1ff.
in der echten Predigt 6 , der Rv. unten S. 293,6f. (sieh dort Anm . 3) ebenso gewiß auf die Stelle
DW 1 S . 272,8ff. in der echten Predigt 16b . Vielleicht bezieht sich der Rv. unten S . 292,6 (sieh
dort Anm . 4 ) auf die als echt erwiesene Predigt 26 (sieh oben S . 26 ,3f. und dort Anm . 2 ). Für die
Echtheit der Predigt spricht aber insbesondere auch die Übereinstimmung in charakteristischen
Autorenzitaten mit den lateinischen Werken , so unten S . 293, 2 ff. (sieh dort Anm . 2 ) in einem sel.
tenen Origenes -Zitat mit In Eccli.n .65, LW 2 S. 295,4ff. und In Sap. n. 55, LW 2 S. 382, 14ff. sowie
unten S . 295,9ff. in einer charakteristischen Kombination einer Psalm - und einer Augustinus-Stelle
mit In Ioh . n . 240, LW 3 S. 201,2ff. (sieh unten S. 295 Anm . 3). Darüber hinaus aber weisen die
Anmerkungen auf eine Reihe von weiteren Parallelen mit Stellen in echten deutschen und latei
nischen Werken hin , so : unten S . 285 Anm . 2 (DW 1 S . 67, 9) ; S . 288 Anm . 1 (DWI S . 381,3ff.);
S. 289 Anm . 2 (DW 1 S. 80, 18 ff.; DW 5 S. 43,15ff.); S. 290 Anm . 1 (DW 1 S. 244, 14ff.); Anm . 3
(DW 1 S . 102, 1 ff.) ; Anm . 5 (DW I S. 63,5 ff.) ; S . 291 Anm . 1 (DW I S . 61,7ff. ; 70,3f.); S . 292
Anm . 1 (DW1 S . 7 , 1 ff. ; 69, 2 ff.; 274 , 1 ff.) ; S . 293 Anm . 1 (DW 1 S . 383 ,6 ff.) ; Anm . 3 (DW 1
S . 272,8ff .); S . 294 Anm . 4 (DW 5 S . 36 , 12 ff.; DWI S . 417, 2 f.) ; S . 295 Anm . 1 (DW I S . 369,7ff.) ;
Anm . 2 (DW 1 S. 246,7; DW 5 S. 254,9f.); S. 296 Anm . 2 (DW 1 S. 276 ,3ff.); Anm . 3 (DW 1
S. 203, 2 ff.); S . 297 Anm . 1 (DW 1 S . 77, 17ff. ; DW 5 S . 280 , 10 ff. ; 299, 2 ff.) ; Anm . 2 (DW1S. 65 , 3ff .);
- S . 286 Anm . 1 (LW 4 S . 451,3f. ) ; S . 287 Anm . 4 (LW 4 S . 53, 2 ff . ) ; S . 288 Anm . 2 (LW 4 S .
298,9ff.); S. 289 Anm . 2 (LW 4 S. 282,9ff.; 58,6 ff.; LW 3 S. 41,11f.); Anm . 4 (LW 2 S. 283,5ff.;
In Sap . n . 185 ) ; S . 293 Anm . 1 (LW 4 S . 22,11f. ; LW 2 S . 201,7 ff.); S . 294 Anm . 2 (LW 4 S . 367,9f.) ;

a t i t d e r V e r g l eicheHyperbolismus.: S. 289,441.,til,so etwa in


Anm . 4 (LW 2 S . 274 , 14 ff. ; LW 3 S . 58 , 11 ff .; LW 1 S . 587,6 ff.) ; S . 297 Anm . 1 (LW4
- Die Predigt verrät überdies den Eckhartischen Stil, so etwa in den Stilmitteln der Antithese :
S . 56 , 1 ff.).

S . 286 ,6 ff .; 294 ,5 ff. ; des Parallelismus : S . 289, 4 ff.; 290, 2 ff. ; 293 , 7 ff.; 297 ,2 , 7f.; der Häufung :
S . 287, 1 ff . (minne); des Hyperbolismus : S . 286 , 8 ; 287,3 , 5ff. ; 288 ,3ff.; 289 , 1 ff.; 290 ,4 ff. ; 292,3ff . ;
296,13ff.; der Vergleiche : S. 290,7ff.; 294,6ff. Eckhartisch aber ist zudem die breit ausgeführte
Thematik der Sohnsgeburt in der Seele S . 293, 1 ff. und des Wirkens sunder warumbe S . 289,3ff. und
293, 1 .

Der Aufbau der Predigt erfolgt unter Anschluß an die beiden der Predigt zugrunde gelegten
Schrifttexte , von denen Eckhart im ersten Teil (285, 8 — 289,6 ) den Text Prov. 15 , 9 behandelt,während
283
Predigt 41
er im zweiten , längeren Teil (289,7 — 297,9) den SchrifttextMatth . 5 ,6 exegesiert. Im ersten Teil über
den Epistel- Text 'die der gerehticheit nachvolgent, die minnet goť behandelt Eckhart zunächst (285 ,8
287,8) den Schluß des Prov.-Zitats 'minnet goť , indem er ausführt, daß Gott nur sich selbst und uns
nur, soweit er uns in sich findet, liebt, d. h. soweit wir in der Weisheit und damit in seinem Sohn sind
und der Gerechtigkeit nachfolgen (285 , 10 _ 286 , 11) . Gottes Liebe aber ist seine Natur und sein
Wesen , und so kann Gott mich nur mit derselben Liebe lieben , mit der der Vater sich selbst im Sohn
liebt (287, 1 - 8 ). — Den zweiten Teil des Epistel- Textes, 'die nachvolgent der gerehticheiť , interpretiert
Eckhart dann (288, 1 — 289,6 ), indem er dartut, daß der Gerechte sunder warumbe (289,3), d. h . ohne
jede Nebenabsicht und Zweckhaftigkeit, Gott als der Gerechtigkeit anhängt. — Im zweiten Haupt
teil der Predigt (289,7 — 297,9), legt Eckhart Matth. 5,6 ' sie hungert und dürstet nach der gereh
ticheit aus, indem er zunächst ausführt, daß dieser Durst und Hunger im Gegensatz zum Hunger
und Durst nach irdischen Genüssen durch Stillung immer größer wird und daß der Hunger und
Durst nach der Gerechtigkeit einzig auf die Erfüllung des Willens Gottes zielt, was immer dieser
Wille auch über den Gerechten verhängen möge (289,7 — 291,2). Es gibt nichts , was außerhalb des
Willens Gottes fiele , und so soll der Mensch nichts außerhalb dieses göttlichen Willens und nichts
zu Gott hinzu suchen und erstreben (291, 3 — 292,6 ). In solcher Übereinstimmung des menschlichen
mit dem göttlichen Willen wird der Sohn in uns und werden wir in jedem guten Gedanken , in jeder
guten Absicht und in jedem guten Werke allzeit neu in dem Sohne wiedergeboren und werden wir
ein Sohn mit dem Sohn ; denn der Vater hat nur einen einzigen Sohn , Jesus Christus, den Menschen
sohn , mit dem wir eins werden , wenn wir nur ihn im Auge haben (293, 1 — 294, 4). Gott hat zwar
Genügen und Lust in die Kreaturen gegossen , aber die Wurzel alles Genügens und aller Lust hat
er sich selbst behalten, und er ist beflissen, der Seele zu gefallen , und will, daß sie nur ihn allein
begehrt (294,5 — 295,4 ). Der Mensch darf dabei keine großen Dinge in Erwartung eines Lohnes im
Blick auf das eigene Ich unternehmen . Das tugendhafte Tun kann nur in Gott gründen und aus
Gott kommen , und daher muß der Mensch sich seiner selbst und aller Dinge entäußern in Armut,
auf daß er reich werde durch Gott, der seiner Natur nach gedrängt wird , uns große Gaben zu geben ,
wenn wir in der Gerechtigkeit alliu dinc gelåzen (295,5 — 297,9 ).

284
Qui sequitur iustitiam , diligetur a domino.
Beati, qui esuriunt, et sitiunt iustitiam : quoniam ipsi saturabuntur.

145,10 Ich hän


Ich hân ein
ein wörtelîn genomen von der epistel, die man hiute liset von zwein heiligen ,
und ein ander wort von dem êwangeliô . Künic Salomôn sprichet hiute in der epistel:
'die der gerehticheit nachvolgent, die minnet got'. Ein ander wörtelîn sprichet mîn herre 5
sant Matthêus: ' sælic sint die armen und die dâ hungert und dürstet nâch der ge
15 rehticheit ' und 'der nâchvolgent' i
Merket diz wort: 'got minnet', und ist mir gar ein grôz lôn und alze grôz, ob wir
des begern sölten , als ich mê gesprochen hân, daz mich got minnet ? Waz minnet got ?
Got minnet niht wan sich selben und als vil er sîn glîch vindet in mir und mich in im 3. 10
1 ; 5 Prov. 15 , 9 : . . . qui sequitur iustitiam , diligitur ab eo .; vgl. auch unten Z . 7 ; 8 ; S . 286, 3, 4f.;
287,2 ; 288, 2 ; 297,10. 2 ; 6 . Matth . 5,6 ; vgl. auch unten S . 289,7f.; 297,10f. 7 Sieh
oben Z . 1 ; 5.

Zuweisungen : Meister Eckhart W03 f. 43v, alte Zhlg.: f. 32v ( sieh oben S . 282) ; unsichere, all
gemeine Bezeugung in BT f. 242va
Überschriften : Vff aller heyligen tag BT Vande edelheyt des ouergeuens / eñ vreden
inden liefsten wille / Godts Gea
1 Qui bis 2 saturabuntur.] An aller heyligen tag die dritt predig. Von warem hunger vnd
durst der gerechtigkeyt / über die wort Christi. Beati qui esuriunt et sitiunt iusticiam , quoniam
ipsi saturabuntur / Matthei .v . Selig seind die da hungert vnd dürstet nach der gerechtigkeit /
wann sy werdent ersettiget / oder über die wort des weisen mans im bůch der sprüch am xv. ca.
E
Qui sequitur iusticiam diligetur a dominno. BT fehlt l Qui bis domino. hinter 2 iustitiam
etc. Pf quoniam ipsi saturabuntur.] etc . Pf 3 Ich bis 290 ,4 ezze . fehlt Gen 3 Ich bis
288,2 wil. fehlt BT 7 nach volgende E ,

1 Die beiden Heiligen , von denen in Z . 3 die Rede ist, sind Cosmas und Damian , denn nach dem
alten Dominikaner-Missale steht Prov. 15 , 9 in der Lectio und Matth . 5 ,6 im Evangelientext des Festes
der beiden genannten Märtyrer. Danach wäre die Predigt am 27. September gehalten . In BT wird die
Predigt dem Allerheiligenfest zugewiesen , wozu bestimmt haben mag, daß die im Vorwort des BT- Textes
auch an erster Stelle erwähnte Evangelienperikope mit der des Allerheiligenfestes übereinstimmt und
gleichzeitig die Exegese von Prov. 15,9 in BT weitgehend fehlt (sieh oben S . 282f. unter „ Überlieferung“
und , Textkonstituierung" ) . — In Z . 1 bietet BT wie das alte Dominikaner-Missale diligetur a domino
erken , so isten, daß Gottes utigen Vu
Parall?elZum
anstelle des diligitur ab eo des heutigen Vulgata - Textes.
Gedanken , daß Gottes Liebe gar ein
grôz lôn ist (Z . 8), vgl. DW 1 S. 67,9: Wellet irz
eben merken , so ist minne mê lônes wert dan ein gebot. und die dort S. 68 Anm . 1 verzeichneten
Parallelen . Der Rv. in Z . 9 wird sich auf eine oder mehrere der vermerkten Stellen beziehen .
3 Zu Z . 9f. vgl. Sermo V1, 1 n . 56, LW 4 S . 55,8ff.: Tertio , quod sit intima deo anima et deus
animae, quam sic amat, qui nihil extra se amat nec dissimile aut alienum amat. und dort Anm . 7 ;
Pf. S . 379,32: Got bekennet unde minnet sich selber in allen dingen .
285
Predigt 41
In dem buoche der wîsheit stât geschriben : ‘got der enminnet nieman , wan der dâ 145, 20
wonet in der wîsheiti. Ein ander wort stât ouch in der geschrift, daz ist noch bezzer:
'got minnet, die nâchvolgent der gerehticheit' 'in 2 der wîsheit'. Die meister koment
des alle über ein , daz gotes wîsheit ist sín eingeborner sun 3. Diz wort sprichet: 'die nâch
5 volgent der gerehticheit' 'in der wîsheit', und dar umbe: die im nâchvolgent, die minnet 25
er, wan er niht in uns minnet wan als vil, als er uns in im vindet4. Ez ist verre einander
gotes minne und daz wir minnen . Wir enminnen niht mê dan als vil, als wir got vinden
in dem , daz wir minnen . Und hæte ich ez gesworn, ich enkünde niht geminnen wan güete .
Aber got minnet als vil, als ér guot ist , — niht daz er iht vinde in dem menschen , daz 30
10 er minne, wan sîne eigene güete — und als vil, als wir in im sîn und in sîner minne5.
Daz ist geben 6; daz gibet uns sîne minne, daz wir in im sîn und 'wonen in der wîsheit'.
1f. Sap. 7 ,28 : Neminem enim diligit Deus, nisi eum , qui cum sapientia inhabitat.; vgl. auch
unten 2 . 3 ; 5 ; S. 288,2; 297,10. 3 ; 4f. Sieh oben S . 285,1 , 5 . 5 ; 11f. Sieh oben Z . 2 .

3 in ) unde PfE , 4 einborner PfE , 5 in ) unde PfE , 6 wana] dan PfE , verre

von einander Pf 8 wan ) dan PfE , 10 wan ) dan PfE ,

i Sap . 7,28 interpretiert Eckhart im Sermo LV n . 536 , LW 4 S . 451,3ff .


2 Eg, das an dieser Stelle allein den Text überliefert, bietet hier wie in 2 . 5 vnd statt in , während
es unten S . 288, 2 und 297, 10 , an letzterer Stelle in Übereinstimmung mit BT, in entsprechendem Zu
sammenhang in aufweist. Die Lesart in ist zweifellos die lectio difficilior und dürfte auf Z . 2 in der
wîsheit Bezug nehmen .
3 Vgl. oben S . 279,2 : Wan denne der sun diu êwic geborne wîsheit ist, . . . und dort Anm . 1 ;
119,7ff. und dort S. 120 Anm . 1; DW 1 S . 268,1f.: Her umbe heizet der sun in der gotheit diu wîs
heit des vaters.
4 Z . 59. besagt, daß Gott nichts in uns liebt, als soweit er uns in sich findet, d . h . soweit wir ihm
als der Gerechtigkeit und Weisheit nachfolgen . Vgl. unten Z . 9ff.
5 Zu 2 . 6ff. vgl. oben S. 273,4ff.: Dar umbe ensol man daz guot niht mô minnen , dan als vil
man got in im minnet, und alsô ensol man got niht minnen noch umbe sîn himelrîche noch umbe
dehein dinc, sunder man sol in minnen umbe die güeticheit , diu er in im selben ist, und dort Anm . 2
und 3; 43,1f.: Die meister sprechent, daz daz ende der minne, ûf daz minne alliu ir werk würket,
ist güete, und diu güete ist got. und dort Anm . 2; 45, 1ff.: .. .als wênic sich got mac gekêren von
sîner gotheit, als lützel mac sich der mensche gekêren mit sîner minne von güete und von gote ;
jâ , und im ist lihter, daz er sich verzîhe sîn selbes und aller sîner sælicheit und blîbe mit sîner minne
an güete und an gote. – Zu Z . 9 Aber — ist , vgl. In Sap. n . 185: Deus enim in quantum bonus
agit et producit res. Aus diesen Vergleichsstellen wird deutlich , daß got und güete promiscue für
einander stehen können . Ich habe es deshalb nicht, wie in meiner Übersetzung S . 513 zu 370,23, für
nötig angesehen , in 2 . 7 das durch E , überlieferte got durch güete zu ersetzen . 2 . 6 – 11 würde ich
jetzt wie folgt übersetzen : „ Es besteht ein großer Unterschied zwischen Gottes Liebe und unserm Lieben .
Wir lieben nur, soweit wir Gott in dem finden , was wir lieben . Selbst wenn ich es anders geschworen
hätte, ich könnte doch nichts anderes lieben als Gutheit ( = göttliche Gutheit = Gott) . Gott aber liebt
nur, soweit ér gut ist, — nicht also so, daß er irgend etwas im Menschen finden könnte , das er liebte ,
außer seine eigene Gutheit — und uns soweit, wie wir in ihm und in seiner Liebe sind “ . Der Unter.
schied zwischen Gottes und unserer Liebe liegt nach Eckharts Erklärung darin, daß wir nur Gott lieben ,
Gott aber nur sich selbst bzw . uns, soweit wir in ihm sind , liebt. Versehentlich steht in meiner Über.
setzung S. 370,28 „ Weisheit“ statt „ Liebe“ ( = oben Z. 10 minne.).
Der Sinn von daz ist geben kann m . E . nur dem des S. 285,8 stehenden ist . . . ein grôz lôn
286
Qui sequitur iustitiam
35 Sant Paulus sprichet: 'wir werden überworfen in < sînen sun ) der minne'i. Merket
diz wort : ‘got minnet'?. Ein wunder! Waz ist gotes minne ? Sîn natûre und sîn wesen :
daz ist sîn minne. Der gote daz benæme, daz er unsminnet , der benæme im sîn wesen
und sîne gotheit , wan sîn wesen swebet dar ane, daz er mich minnet 3. Und in dirre wise
sô gât ûz der heilige geist. Got segen ! waz wunders ist diz ! Minnetmich got mit aller sîner 5
146,5 natûre — wan diu hanget hie ane — , sô minnet mich got rehte, als sîn gewerden und sîn
wesen dar ane hange. Got enhât niht wan éine minne : mit der selben minne, da der vater
sînen eingebornen sun mite minnet, dâ mite minnet er mich 4 .

1 Vgl. Col. 1,13 : (qui eripuit nos de potestate tenebrarum ,) et transtulit in regnum filii di
lectionis suae, . . .

1 sînen sun fehlt PfE ,BT 8 einbornen PfE ,

entsprechen. Danach lautet Z . 11 in interpretierender Übersetzung: „ Dies (d . h ., daß 'got [den men
schen ] minnet', oben S . 285,8 und 286,9 ) heißt (oder ist) ein Schenken ( 285, 8 ein grôz lôn ); dies
schenkt uns seine Liebe (dies, d . h. seine Liebe, wird uns dadurch gegeben ), daß wir in ihm sind und
in der Weisheit wohnen “ . Lassons Vorschlag (Zfd Ph 9 S . 19 zu 145,32) daz ist sîn güete war, wie
mir scheint, ebenso irrig wie seine frühere Konjektur ( M . E . S . IX ) daz ist uns gegeben . Aber auch
meine Übersetzung ( 370,28f.) : „ Was (uns) gegeben ist, das gibt uns seine Liebe, auf daß wir . . . “
halte ich jetzt für verfehlt. Vgl. Sermo LV , 1 n . 536 , LW 4 S . 451,3f.: Qui in sapientia morabitur. 'Ne
minem diligit deus, nisi qui cum sapientia inhabitat', id est in filio ; vel 'cum sapientia ' filio patrem
'inhabitat' ; vel ' cum sapientia ' creata deum 'inhabitat', qui est sapientia increata . und dort Anm . 3.
i Zur Stelle Col. 1,13 vgl . etwa noch Langenberg S . 199,23f.; Sermo 11, 1 n . 5 , LW 4 S . 7 ,7f.
und dort Anm . 5 ; XL,2 n . 393, S . 338, 13; In Ioh . n . 165 , LW 3 S . 136 ,98. — Oben Z . 1 sînen sun
habe ich in Entsprechung zu Pf. S . 621,22f., 18 und Langenberg S . 199,23f. konjiziert.
2 Vgl. oben S . 285, 8 .
3 Vgl. oben S . 59,4ff.: Alliu gotes gebot diu sint von minne und von der güete sîner natûre ;
wan enwären sie niht von minne, sô enmöhten sie niht gotes gebot sîn ; wan gotes gebot ist diu
güete sîner natûre, und sîn natûre ist sîn güete in sinem gebote. und dort Anm . 2 , insbesondere Pf.
S . 31,15ff.: Merke ! số sêre minnet got mîne sêle, daz sîn wesen unde sîn leben dar an liget, daz
er mich minnen muoz , ez sî ime joch liep oder leit. Der gote daz benême, daz er mine sêle niht en
minnete , der benême ime sîne gotheit : wan got ist als gewêrlich diu minne, als er diu warheit ist ;
und als er ist diu güete, alse wêrlich ist got diu minne (sieh Quint S . 82 zu 31,18). — Zu Z . 3f. vgl.
etwa noch Pf. S . 141,33ff.: Nû wizzent, daz got die sêle alsô krefteklîchen minnet, der daz gote
benême, daz er die sêle niht minnete , der benême im sîn leben unde sîn wesen und er tôte got, ob
man daz sprechen solte ; wan diu selbe minne, mit der got die sêle minnet, daz ist sîn leben , unde
in der selben minne blüeget ûz der heilige geist unde diu selbe minne ist der heilige geist (sieh Quint
S . 434 zu 141, 36 )., 151,25ff.: Der daz got benême, daz er enruowete in der sêle , der benême gote
sîne gotheit. Der ime ez joch mit gedanken benême, der beroubete got sîner gotheit, . . . ; 231,99. —
Zu Z . 4 sîn wesen swebet dar ane vgl. DW 1 S. 101,10 und dort Anm . 2 ; Lüers S . 251f.
4 Zu Z . 4ff. vgl. oben S . 41,4 ff.: minne diu ist alsô lûter , alsô blóz, alsô abegescheiden in ir
selber, daz die besten meister sprechent, daz diu minne, mit der wir minnen , ist der heilige geist.
Etliche wâren , die wolten ez widersprechen . Daz ist iemer wâr : alle die bewegede, da wir beweget
werden ze minne, dâ beweget uns niht anders wan der heilige geist. und die dort S . 41 Anm . 4 ver .
zeichneten Vergleichsstellen , insbesondere DW 1 S. 168,3ff.: Ez sprichet ein meister, daz diu sêle
berüeret wirt âne mittel von dem heiligen geiste , wan in der minne, dâ sich got selben inne minnet,
in der minne minnet er mich , und diu sêle minnet got in der selben minne, dâ er sich selben inne
287
Predigt 41
Nû ein ander sin . Merket gar ebene: der geschrift ist gar rehte, der sie entdecket
und sie entblozen ? wil. Er sprichet: ‘die nâchvolgent der gerehticheit' 'in der wîsheit . 146,10
Dem gerehten menschen ist sô nột ze der gerehticheit, daz er niht anders enkan geminnen
dan gerehticheit. Enwäre got niht gereht — als ich mê gesprochen hân — , er enahtete
5 niht ûf got. Wisheit und gerehticheit ist ein in gote , und der dâ minnet die wîsheit, der
minnet ouch die gerehticheit ; und wäre der tiuvel gereht, er minnete in als vil, als er 15
gereht wäre, und niht eines hâres mê2. Der gerehte mensche der enminnet niht an gote

2 Sieh oben S. 285 , 1, 5 ; oben S . 286 ,2.

2 Er bis nachv.] S ( Initiale )Alomon spricht in dem bůch der sprüchen . Der da nachfolget
BT in d . wîsh .') der wirt von got liebgehept. BT 4 dann die gerechte BT vnd
were BT als bis hân - , fehlt E , 5 wîsheit,) weißheit (der man wol fyndet) (Klammer in
BT) BT warheit , Pf 6 und fehlt BT tiuvel] boß geyst BT minnete bis er? ] het jn
als lieb als vil er BT in auf d. Rand v. and. Hd, nachgetr . Eg a l vil Pf 7 vnd ein
har nit mer E , nihta fehlt BT

minnet, und enwäre disiu minne niht, dar inne got die sêle minnet, der heilige geist enwäre niht.
Ez ist ein hitze und ein ûzblüejen des heiligen geistes, dar inne diu sêle got minnet. und dort Anm . 1;
ferner Sermo VI, 1 n . 55, LW 4 S . 53, 2 ff.: Tertio deus caritas est, quia se toto amat. Ubi circa amo.
rem dei ad nos nota primo, quantum nos amat, qui se toto et toto sui nos amat. Secundo, qui eodem
et pari amore, quo se ipsum , filium suum coaeternum et spiritum sanctum diligit sive amat, nos
amat. . . . Quarto, quia amor, quo nos diligit, est ipse spiritus sanctus. und dort Anm . 1 – 5; unten
S . 306,8ff. und dort Anm . 5 .
i zu entdecken und entblæzen vgl. oben S. 274,4f. – Zu Z . 1f. vgl. etwa DW 1 S . 381,3ff.
und dort Anm . 3, insbesondere ( Pf. S . 331, 26ff. = ) unten S. 466 ,3ff.: Mich wundert, daz die heilig
geschrifft so voll ist , vnnd die meyster sprechent, das man sey nit bedeütten mog also bloß , als
sy ist , Vnnd sprechent, ob icht grobes darinne sey, das soll man auff thủn ; . . .
? Zu Z . 3ff. vgl. insbesondere DW 1 S . 103, 1 ff.: Den gerehten menschen den ist alsô ernst
ze der gerehticheit, wäre, daz got niht gereht wäre, sie enahteten eine bône niht ûf got und stânt
alsô vaste in der gerehticheit und sint ir selbes alsô gar ûzgegegangen , daz sie niht enahtent pîne
der helle noch vröude des himelrîches noch keines dinges. Jâ , wære alliu diu pîne, die die hânt, die
in der helle sint, menschen oder vîende, oder alliu diu pîne, diu in ertrîche ie geliten wart oder iemer
sol werden geliten , wære diu gesast bî der gerehticheit, sie enahteten sîn niht einen bast; sô vaste
stânt sie an gote und an der gerehticheit . Dem gerehten menschen enist niht pînlîcher noch swærer,
dan daz der gerehticheit wider ist, daz er in allen dingen niht glîch ist. und die dort S . 103 Anm . 1
verzeichneten Vergleichsstellen , insbesondere Sermo XXXIV , 2 n . 343, LW 4 S . 298,9ff.: iustus iusti
tiae serviens plus eam amat quam se ipsum , ut si iustum portaret in se infernum vel diabolum ,
ipsum amaret, ipsi saperet, ipsum delectaret; et e converso : si iniustum portaret secum paradisum ,
deum ipsum , ipsi non saperet. Der Rv. in Z . 4 bezieht sich wohl mit Sicherheit auf die zitierte Stelle
der echten Predigt 6, wie ich in der vermerkten Anmerkung schon angedeutet habe, vgl. auch Pahncke
Diss. S. 42f. Er fehlt in Eą; Pfeiffer hat ihn mit Recht aus BT übernommen . – In Z . 5 bietet
Pfeiffer (146,14) statt wîsheit gegen E , und BT warheit, sicher zu Unrecht, denn wie ich in Quint
S . 440 zu 146 ,14 schon gesagt habe, tritt auch im sonstigen Predigttext neben gerehticheit nur wisheit ,
nicht wârheit auf, vgl. oben S. 286,3 , 5 ; oben 2 . 2, 2 . 5 , wo Lasson ( M . E . S .IX zu 146 ,13) fälschlich
Wärheit statt Wisheit einsetzen wollte , und unten S . 297, 10 . — Zu Z . 6f. vgl. noch unten S. 385,5ff.:
Jâ , und stüende diu helle an dem wege der gerehticheit, ir würhtet die gerehticheit , und si enwäre
iu kein pîne, si wære iu ein vröude, wan ir wæret selber diu gerehticheit ; und dar umbe sô müezet
ir gerehticheit würken . und dort Anm . 2 .
288
. Qbuui sequitur iustitiam
weder diz noch daz ? ; und gäbe im got alle sîne wîsheit und allez, daz er geleisten mac
ûzer im , er enahtete sîn niht und ensmackete im niht, wan er enwil niht noch ensuochet
20 niht; wan er enhât kein warumbe, dar umbe er iht tuo, alsô als got würket sunder warumbe
und kein warumbe enhât. In der wîse ,als got würket,also würket ouch der gerehte sunder
warumbe; und alsô als daz leben lebet umbe sich selben und ensuochet kein warumbe, 5
dar umbe ez lebe, alsô enhât ouch der gerehte kein warumbe, dar umbe er iht tuo .
25 Nû3 merket diz wörtelîn , daz er sprichet : ‘sie hungert und dürstet nach der ge
rehticheit . Unser herre sprichet : ‘die mich ezzent, die sol noch mê hungern ; die mich
trinkent, die sol noch mê dürstende werden '. Wie sol man diz verstân ? Wan des enist
an lîplîchen dingen niht ; sô man der ie me izzet, sô man ir ie seter wirt. Aber an geist - 10
30 lîchen dingen enist kein sete ; wan ie mê man ir hât, ie mê man ir gelüstet 4. Dar umbe
sprichet diz wort : ‘sie sol noch mê dürstende werden , die mich trinkent, und hungernde,
die mich ezzent . Dise die hungert sô sêre nach dem willen gotes und smacket in der sô
7f. Sieh oben S. 285 ,2 , 68. 8 . Eccli. 24,29 : Qui edunt me, adhuc esurient: et qui bibunt
me, adhuc sitient. 12f. Sieh oben Z . 88.

1 und fehlt BT 2 ennachtte E , niht ) nichts BT und ] noch BT en


smacket E , im auch n . BT niht fehlt E , 2f. sůcht auch n . BT 3 iht] es BT
sunder] on BT 4 derl] diser BT sunder) on BT 6 ouch fehlt BT rechte E ,
(davor Zeilenw .) dar2 bis tuo . fehlt BT 7 Nû bis ‘sie ] Nun spricht Christus / Selig sind die
da BT merket fehlt E2 8 Unser h . spr.: ] Ouch spricht di ewige weißeit (die Christus ist)
(Klammer in BT) BT sol] werden BT noch mê fehlt Pfe , hvngerende (de getilgt)
E, die' ] vnd die BT 9 die wirt noch mer dürsten . BT Wan bis 10 niht;] Leiplicher
dingen eygen ist BT 10 der] ir BT izzet ,] hat BT ir ] der Pf i ea] ye mer BT
Aber bis 11 ie? ] aber iro (das ist der weißheit vnd der gerechtigkeit) ist kein settigung / ye mer man
hat geystlicher dingen / ye (Klammern in BT) BT 12 ‘sie sol noch ) Sy werden BT dür.
stende bis und fehlt BT trinkent,] trenkent E , hungern BT 13 ezzent'.] niessent BT
dio2 fehlt BT der] das BT

1 Zu diz noch daz vgl. etwa oben S . 273,2 .


2 Zum Wirken sunder warumbe vgl. oben S . 26 , 8 ff. und dort S. 27 Anm . 1, insbesondere DW 1
S . 90, 12; 91,10ff. sowie S . 80, 18ff.; oben S . 59,6f. und dort Anm . 3 und 4, insbesondere DW 5
S . 282,8f. ( RdU ) ; (Pf. S . 189, 17 . = ) oben S . 253, 4 und dort Anm . 3 mit u .a . dem Verweis
auf DW 5 S . 43, 15 — 27 ( BgT ) und dort S . 92f. Anm . 152; oben S . 77,2ff. und dort Anm . 2 (auf
S . 78 ); DW 1 S. 113, 1ff. und dort Anm . 1; ferner oben S . 273,5f. und dort Anm . 3 ; Sermo XXXI
n . 322, LW 4 S . 282,9ff. und dort Anm . 4 ; VI, 2 n . 59, S . 58,6ff.: Ubi nota quod vivere est ab intra ,
ex nobis , ex nostro . Item hoc solum vivum est, non mortuum , . . . hoc solum non habet quare sicut
nec vivere, sed propter se ipsum , sui gratia , liberum . und dort Anm . 3; In Ioh. n . 50, LW 3 S. 41,11f.
und dort Anm . 3 .
3 Hier beginnt die Exegese des Evangelientextes Matth . 5 ,6 (sieh oben S . 285,2 , 6f. ) .
4 Zu Z . 9ff. vgl. In Eccli. n . 55, LW 2 S . 283,5ff.: . . . notandum quod edere nunquam sapit
apud nos sine esurie nec bibere sine siti. Unde quantum decrescit fami et siti, tantum per omnia
decrescit sapori seu dilectationi quae est in edendo et bibendo. .. . Sic quidem in corporalibus se
habet, in divinis autem et spiritualibus secus agitur.; In Sap. n . 185 : Sitis autem quanto maior est,
tanto potus dulcior est et suavior, . . .; vgl. auch den Durstvergleich DW 5 S . 206 , 1ff. ( RdU ) ; oben
S . 44,6f. und dort Anm . 4 . — Über den Gegensatz von lîplîchen und geistlîchen dingen vgl. noch etwa
Pf. S . 31,29ff.
19 Edhart D 2 289
Predigt 41
wol, daz allez daz, daz got über sie verhenget, daz ist in sô genüegelich und behaget in 146,85
sô wol, daz sie niht anders enmöhten gewellen noch begern ? Die wîle den menschen
hungert, die wîle smacket im diu spîse ; und ie daz der hunger grozer ist, ie genübtic
lîcher im ist, daz er ezze 2. Alsô ist den , die då hungert nach dem willen gotes : den
5 smacket sô wol sîn wille, und allez daz, daz got wil und daz er über sie verhenget, 40
daz behaget in sô wol, und wölte sie joch got es erlâzen , sie enwölten sîn niht erlâzen
sîn ; alsô wol gevellet in der erste wille gotes 3. Wölte ich mich einem menschen
lieben und wölte dem aleine behagen , allez, daz dem menschen behegelich wäre
und dâ von ich 4 im wol geviele, daz wölte ich lieber dan dehein dinc. Und wäre,
10 daz ich im baz geviele in einem besen kleide dan in einem samîte , des enist kein zwîfel, 147,5
ich entrüege daz boese kleit lieber dan dehein ander kleit5. Also ist dem , dem gotes wille

1 allez bis 2 daz fehlt BT (Hom .) 3 daz fehlt BT 3f. genüglicher BT 4 Also
bis gotes :) Also schmackt dem / den da hungert nach gottes willen BT 44 hungert
nuº nâch ge
rehtekeit und nâch dem w . g. Pfe , die ] W ( Initiale ) ie Gea den liefsten wille Ger
den bis 5 wille , fehlt BT (Hom .) 5 und fehlt BT daz, fehlt BTGe siel] jn BT hem
Gen 6 beh. ] gefellet BT smaeckt Ger i n ) im BTGen alsoo Gen und bis 7 gotes.]
wolte jn gott des erlassen / er enwolt es nit / so wol gefiel im der will gottes. BT al woude Godt
hem des lydens ontslaen hy en woudes niet quyt syn soo wel beualt hem den liefsten wille Godts
Gen 7 sîn ; auf d . Rand v. and . Hd. nachgetr. E , Wölte bis 8 behagen ,] Siet woude ic eenen
mensche wel behagen ende woude ic dien alleene genoegen Ger 8 behagen ,) gefallen BT
gefellig BT 9 dâ bis wölte] daer ic hem in beuallen mochte dat dede Gea dâ von ich
fehlt Pfe , wölte) thet BT d ehein dinc. ] eenich dinck anders Ger Und fehlt BTGea
waert Gen 10 im fehlt Gea behaechde Ges bæsen ) snooden Ger sameten BT pur
puren Get 11 bese] snoode Gea fehlt Pfe , dehein ) dat Ged ander kleit .] anders
BT ander Gey dem , dem ] hem die Ger

1 Zu S. 289,13ff. vgl. DW 1 S. 244,14ff.: vnd geb mir got dehain ding uswendig sines willen ,
ich achtete sin nit ; wån das minst , das mir got in sinem willen git , das macht mich sålig . und die
dort S . 245 Anm . 1 verzeichneten Vergleichsstellen ; unten S . 446,3ff. und dort Anm . 1.
2 Zu 2 . 2ff. vgl. oben S . 289 Anm . 4 .
3 In Z . 4 habe ich mit BTGe, hinter hungert das von Pf. S . 146,38 mit E , gebotene nâch gereh
tekeit unde getilgt , wiewohl es durch Homöoteleuton in BTGe, ausgefallen sein könnte. Ich möchte aber
eher annehmen , daß das Plusstück in E , unter dem Einfluß der Ausführungen über die gerehticheit
oben S . 288,3ff. sekundär eingefügt wurde. An der vorliegenden Stelle ist nur vom willen gotes die Rede
und daher die gerehticheit fehlam Platze . — Zu 2 . 5ff. vgl. etwa DW 1 S . 102, 1 — 14 und dort Anm . 3 ;
oben S. 78,1ff. und dort Anm . 2. - In Z . 7 habe ich entgegen meiner Übersetzung ( 372,10 und S. 514
die Anm . dazu ), wo ich mich für die Lesart liebeste (Gen) entschieden habe, jetzt êrste aus Pf( E ) über .
nommen. Der erste wille ist das, was Gott nach Z . 5 wil und daz er über sie verhenget, gegenüber
dem (zweiten ) möglichen Willen , das Leid zu erlassen .
4 Z . 9 habe ich schon in Quint S . 440 zu 147, 4 aus BT då von ich , das Pf. S . 147,4 und in
E2 fehlt, aufgenommen . Die Richtigkeit dieser Ergänzung wird durch Gen bestätigt.
5 Zu Z . 7ff. vgl. DW 1 S. 63,5ff.: Wäre ein mensche, dem ich mit allem vlîze wolte gevallen ,
wiste ich denne vür wâr, daz ich dem menschen baz geviele in einem grâwen kleide dan in keinem
andern , swie guot ez joch wäre, des ist kein zwîvel, mir enwäre daz kleit lüstlîcher und lieber dan
kein anderz, swie guot ez joch wäre. Wære denne, daz ich einem ieglîchen wölte gevallen , swaz ich
denne wiste, daz er gerne hæte, ez wäre an worten oder an werken , daz täte ich und niht ein anderz.
290
Qui sequitur iustitiam
behaget: allez daz, daz im got gibet, ez sî siechtage oder armuot oder swaz ez ist, daz
10 hât er lieber dan iht anders. Wan ez got wil, dar umbe smacket ez im baz dan iht anders.
Nû sprechet ir gerne: ,waz weiz ich, ob ez gotes wille ist ?' Ich spriche: und enwære
ez gotes wille niht einen ougenblik , sô enwäre ez niht ; ez muoz iemer sîn wille sîn1.
15 Smackete dir nû der wille gotes , sô wärest dû rehte als in einem himelrîche, swaz dir ge- 5
schæhe oder niht engeschæhe ; und den geschihet gar rehte , die iht anders gernt dan gotes
willen , wan sie sint alwege in jâmer und in unsælden ;man tuot in dicke gewalt und unreht,
und sie hânt alwege leit. Und ez sol ouch von rehte alsô sîn , wan sie tuont rehte , als sie
20 got verkoufen , als in Jûdas verkoufte. Sie minnent got umbe iht anders , daz got niht
enist . Und eht in wirt, daz sie dâ minnent, sô enruochent sie umbe got niht. Ez sî andâht 10

1 beh . ] gefellig ist BT genoecht Ger d az, fehlt BTG im got] gott dem BT Godt
in dien mensche Geg sieckte Gen oder bis ist, fehlt BTGem 2 hât] neemt Gen gerner
BT ihtl] ein Pfe , Wan ez] want om dat Gem dar bis anders.? ] soo smaeket hem
bouen alle dinck Gey i m bis anders. ] im auch baß. BT 3 Nû bis gerne: ] Nu mochty
spreeken Gen gerne :) offt BT ez fehlt Gen ist ?' ] sey ? BT Ich spr.: fehlt E ,
und bis 4 sîn . ] ic en weet den wille Godts niet eenen ogenblicke En weet ghys niet ? Daerom moet
emnermoeden dan den Gen 6 und) wanPretoria
emmermeer den wille Godts syn Gen 3 und fehlt BT 4 niht, in eime ougenblicke PfE ,
5 dir nû der] v dan den Gen sô bis einem ] wel soo waerdy dan als in eenderhande Gea
swaz dir ] wat dat v Gen
telyck Get iht fehlt Gen
die BTCe seront BT willen ar r.,)fast 1.9
6 und ) wan PfE , gar r.,] fast r. BT nummermeer wel oprech
gernt] begerent BT willen Gen 6f. den willen g . BTG 7 wan ]
ende Ge, fehlt BT sie ] die BTGen und fehlt Gem in fehlt BT onsalicheden
Ge, vnfrid BT m an tuot in ] den (ende dien Ged ) thůt man BTGea man ] wan Pfe , dick .
wils Gen gewalt und fehlt BTGeg 8 vnd hand auch a . BT alw . 1.] allende leet ende
pyn Gen Und fehlt BT ez sol] dat moet Gen ouch fehlt BTGen von r .] billich BT
wan fehlt Pfe r ehte, fehlt BTGen als bis 9 Sie ) als iudas dede die Godt vercochte om
profyt want sy Gee 9 als Judas in verkoufte. Pf fehlt BT (Hom .) meinent BT anders
iht PfBT 10 eht] so BT als Gey in ) hen dan Gem dâ fehlt BTGe minnen ende
begeeren Geg meinent BT sô bis niht.] soo en passen sy Godts niet Gea enrůcht E ,
nichts BT Ez bis 292, 1 ist .] het sy rycheyt oft lust oft iet dat v in deser tyt wel bequame dat
gy begeerde oft eenich dinck dat geschapen is dit en is al Godt niet Gea

i Zu S . 290,11ff. vgl. DW 1 S. 61,7ff.: Ez sî siechtage oder armuot oder hunger oder durst
oder swaz ez sî, waz got über dich verhenget oder niht verhenget, oder swaz dir got gibet oder niht
engibet, daz ist dir allez daz beste ; . . . Nû möhtest dû vil lîhte sprechen : waz weiz ich , ob ez sî
der wille gotes oder niht ? Daz wizzet : enwäre ez gotes wille niht, sô enwäre ez ouch niht. Dû en
hâst noch siechtagen noch nihtes niht, got enwelle ez. Und wan dû denne weist, daz ez gotes wille
ist, sô söltest dû als vil wollust dar inne hân und genüegede, daz dû keiner pîne ahtest als pîne ;
nochdenne kæme ez ûf daz aller hæhste der pîne, enpfündest dû dekeiner pîne oder lîdens, dan
noch so ist im unreht alzemâle; wan dû solt ez nemen von gote in dem aller besten , wan ez muoz
von nôt dîn aller bestez sîn . und dort S. 62 Anm . 3 . — Die Interpunktionsänderung oben 2 . 2 gegen
über Pf. S . 147,9 hat Larson (Zfd Ph 9 S . 19) bereits vorgeschlagen . — Zu oben Z . 3f. vgl. DW 1 S .
70 , 3f. : Kêrte sich got ab allen crêatûren einen ougenblik , sô würden sie ze nihte . und die dort Anm . 1
verzeichneten Vergleichsstellen . Die aufgeführte Stelle zeigt, daß Pfeiffers Interpunktion ( 147,12 ) ,
nach der das Komma hinter niht1 steht, irreführend ist. Ich habe mich auch im Wortlaut für BT gegen
Pfe , entschieden . Die Übersetzung lautet: „ wenn es Gottes Wille auch nur für einen Augenblick nicht
wäre , dann wäre es auch nicht“ . Ähnlich Augustinus De Gen . ad . litt. IV c. 12 , CSEL XXVIII, 1
S . 108,19 – 22: neque enim , . . . ita mundus vel ictu oculi stare poterit, si ei deus regimen sui sub
traxerit . ( zitiert oben S . 101 Anm . 2 ).
291
Predigt 41
oder lust oder swaz dir wol kæme: ez enist allez got niht, swaz dâ geschaffen ist . Ein
geschrift sprichet: 'diu werlt ist gemachet durch in , und daz dâ gemachet ist, daz
enbekante sîn niht'?. Swer des wânde, daz tûsent werlte mit gote genomen ihtmêgenomen 147,25
wäre dan got aleine, der enbekante got nihtnoch enweste ein hâr niht, waz got wäre, und
5 wäre ein gebûre 3. Dar umbe ensol der mensche nihtes niht ahten mit gote. Swer noch
iht suochet an gote , als ich mê gesprochen hân , der enweiz niht, waz er suochet4.
2f. Vgl. Ioh. 1,10 : .. . et mundus per ipsum factus est , et mundus eum non cognovit.
1 swaz dir ] das dirs BT niht, fehlt BT swaz?] das BT 1f. Die gschrifft BT
Ein schrift Pf S. Jan Gen 2 door hem gemaeckt Gen daza fehlt Gen 3 sîn ] sy BT
hem Ger niht'. bis wânde,] niet Waerom ? want het is geschapen daerom en bekennet Godt
niet want hy is ongeschapen Wantwie datmeynde Grey wenet BT) dusentich Gen genomen ']
genemen E , fehlt BTGen genomenº] gemoemt Gen 4 wære ) weren BT waeren Gem der ]
hy Gee kante BT gota bis wære,] noch hy en wiste een haer van Godt niet Gernoch
bis wære,] vnnd wyßte nit eyn har von gott BT 5 wære] hy w . Gen grober paur BT grof
mensche Gem der bis niht] den mensche geen dinck iets iet Gea niht fehlt BT gote.
bis 6 suochet.] Gode Maer alleene Godt Gen 5 noch fehlt BT 6 der bis suochet. fehlt E ,
(Zeilenw .)
1 S. 291,7 habe ich die Änderung in meiner Übersetzung ( 372,27 und S. 514 die Anm . dazu ),
nach der ich das wan mit Ge, durch „ und “ ersetzte , jetzt zurückgenommen in der Einsicht, daß der wan
Satz die Begründung für den voraufgehenden und-Satz bietet. — Zu S . 291,8 ff. vgl. etwa DW 1 S. 7 ,1 ff.:
Sehet, diz sint allez koufliute, die . . . tuont ir guoten werk gote ze êren , . . . und tuont sie doch dar
umbe, daz in unser herre etwaz dar umbe gebe, oder daz in got iht dar umbe tuo, daz in liep sî: diz
sint allez koufliute. und die dort Anm . 1 verzeichneten Vergleichsstellen ; 69,2 ff.: Dû suochest etwaz
mit gote und tuost rehte , als dû von gote eine kerzen machtest, daz man etwaz dâ mite suoche ;
und sô man diu dinc vindet, diu man suochet, sô wirfet man die kerzen enwec. Alsô tuost dû : swaz
dû mit gote suochest, daz ist niht, swaz ez joch sî, ez sî nutz oder løn oder innerkeit oder swaz ez
joch sî; dû suochest niht, dar umbe vindest dû ouch niht. und dort Anm . 1 ; 274 , 1 ff.: Aber etliche
liute wellent got mit den ougen anesehen , als sie eine kuo anesehent, und wellent got alsô minnen ,
als sie eine kuo minnent. Die minnest dû umbe die milch und umbe die kæse und umbe dînen eigenen
nutz . und die dort Anm . 1 aufgeführten Parallelen ; oben S. 253,4ff. und dort Anm . 3; In Exod . n . 246 ,
LW 2 S . 200, 11ff.: Altare, inquit, facietis mihi, non vobis , ut vestrum commodum aut aliquid vestri
intendatis. Tales enim sunt mercennarii, non serviunt deo, sed vendunt deum pro alio aliquo conse
quendo sive adipiscendo . Illud faciunt finem suum , deum autem ordinant in finem alium altiorem ,
priorem et sibimet gratiorem quam sit deus, et sic illud faciunt deum .; Sermo XLVI n .471, LW 4
S . 389, 15f. ; vgl. auch unten S. 362,1ff.
? Das Textplusstück in Ge, hinter 2 . 3 niht'. (sieh den Var.-App .) dürfte kaum ursprünglich ,
sondern ein Zusatz des Schreibers sein , der glaubte, daß das voraufgehende Schriftzitat einer Erläute
rung bedürfe. In Wahrheit aber gibt dieses Zitat die Bestätigung für den ihm vorangehenden Satz
S. 291, 10f. Ich habe in meiner Übersetzung S. 373,1ff. ( sieh die dazugehörige Anmerkung S . 514 ) in
Verkennung dieser Tatsache das Plusstück aus Gen übernommen .
3 Zu Z . 3ff. vgl. DW 1 S. 70,4ff.: Ich sprach etwenne und ist ouch wâr : der alle die werlt
næme mit gote, der enhæte niht mê, dan ob er got aleine hæte. und die dort Anm . 1 verzeichneten
Vergleichsstellen ; oben S. 16 ,8f.: Ich hân etwenne gesprochen : swer got hât und alliu dinc mit gote,
der enhât niht mê, dan der got aleine hât. und dort Anm . 4 , wo der Rv. DW 1 S. 70,4 auf oben Z . 3ff.
bezogen ist; oben S . 101,2ff.
4 Zu 2. 5f. vgl. oben S. 26 ,3f.: Ich hân etwenne gesprochen : swer got suochet und iht mit
gote suochet, der envindet got niht; ... und dort Anm . 2. — Zum Rv. vgl. Pahncke Diss. S. 46
unter 10 .

292
Qui sequitur iustitiam
30 Alsus so wirt der sun in uns geborn : daz wir sîn sunder warumbe und werden wider
îngeborn in dem sunel, Origenes ? der schrîbet gar ein edel wort, und spräche ich ez ,
ez diuhte iuch unglouplich : »niht aleine werden wir îngeborn in dem sune ; wir werden
35 ûzgeborn und wider îngeborn und werden niuwe geborn und âne mittel geborn in dem
sune. Ich spriche — und ez ist wâr — : in einem ieglîchen guoten gedanke oder guoter 5
meinunge oder guoten werke werden wir alle zît niuwe geborn in gote«. Dar umbe, als
ich hân nû niuwelîche gesprochen : der vater enhât niht dan einen einigen sun , und als
40 vil als wir minner hân meinunge oder ahtunge ûf ihtes iht anders dan ûf got und als vil
als wir an nihte ûzluogen , als vil werden wir überbildet in dem sune, und als vil wirt der
sun in uns geborn, und wir werden geborn in dem sune und werden éin sun 3. Unser herre 10
1 Alsus sô ] Vnnd also BT Aldus Gey sîn sunder war.] hem sonder waerommeminnen Ger
sunder) on BT und bis 5 sune. fehlt Gea (Hom .) 1 und bis 2 sune.] vnd wir wider in den
sun BT E
1 und fehlt 2 Orienes Pf Oreines E , der schrîbet] spricht BT und
fehlt BT ez,] das BT 3 vngelobe E , 4 werden fehlt BT âne m .) mittels E ,
5 und fehlt Ge e z fehlt BT gedanke) gepeyse Gea 6 oder g. w . fehlt Gey guoten
fehlt BT werden bis gote «.] wert die soene in ons gebooren Gen niuwe) wider noüw BT
Dar umbe, bis 10 sun. fehlt Gen 6f. Darumb ich neüwlich sprach BT 7 nû fehlt Pf
8 minner bis 9 ûzluogen ,] lieb haben / oder meynung oder achte (andahte BTb) / oder icht anders
dann gottes / vnnd nit auß im lügen BT 9 übergebildet BT 10 und bis sun . fehlt E ,
(Hom .) lieuen heere Gen
1 Über das gebern und wider îngebern vgl. DW 1 S. 383,6ff.: Alsô tuot got: er gebirt sînen
eingebornen sun in daz hohste teil der sêle. In dem selben , daz er gebirt sînen eingebornen sun in
mich , sô gebir ich in wider in den vater. und die dort Anm . 4 verzeichneten Vergleichsstellen ; 32,6ff.
und dort Anm . 2 ; oben S . 252, 3ff . und dort Anm . 5 ; 258,2f. und dort Anm . 2 . — Zu Z . 1 sunder war
umbe sieh oben S . 289,3ff. und dort Anm . 2; Sermo IV ,1 n . 21, LW 4 S. 22,11ff.: primo, quia deus,
et per consequens homo divinus, non agit propter cur aut quare . und dort Anm . 5 , insbesondere In
E .cod . n . 247, LW 2 S . 201,7ff.
2 Vgl. In Eccli. n . 65, LW 2 S . 295,4ff.: . .. et hoc est quod Origenes super illo 'inventa
est coniuratio'. Ier. 11, inducens illud 1 Ioh . 3: 'qui facit peccatum , ex diabolo est', sic dicit : »to
tiens ex diabolo nascimur, quotiens peccamus. Infelix ille qui semper a diabolo generatur. Ille vero
felix est qui semper a deo nascitur; non enim dicam semel iustum ex deo natum , sed per singula
virtutis opera semper ex deo nascitur«.; dort in Anm . 2 ist auf In Ier . hom . 6 (Hieronymo inter
prete ), PL 25 , 637 verwiesen , wo es heißt: Rursumque multum beatus qui semper ex deo nascitur.
Neque enim semel dicam iustum ex deo natum , sed per singula virtutis opera semper iustus nascitur
ex deo . ... semper generaris a deo ... per singula opera , et efficeris filius dei ... Eckhart zitiert
dieselbe Origenes -Stelle In Sap . n . 55, LW 2 S . 382 , 14 ff. (sieh dort S . 383 Anm . 1); n . 67, S . 395,5ff.
und dort Anm . 2 und 3; In Gen . II n . 191, LW 1 S . 663,2f.; In Ioh . n . 341, LW 3 S . 290,4ff .; vgl.
auch oben S. 252,4ff. und S. 253 Anm . 1 .
3 Zu Z . 6ff . vgl . DW 1 S . 272 ,8ff .: Ich spriche wærlîche : alle die wîle daz sich kein dinc in dir
erbildet, daz daz êwige wort niht enist oder ein ûzluogen hât ûz dem êwigen worte, daz enkan nie
mer sô guot gesîn , im ensî wærliche unreht. Her umbe ist daz aleine ein gereht mensche, der alliu
geschaffeniu dinc vernihtet hat und an einer glîchen linien âne allez ûzluogen in daz ewige wort
gerihtet stât und dar în gebildet und widerbildet in der gerehticheit . Der mensche nimet, dâ der
sun nimet und ist der sun selber. und dort S . 272 Anm . 4 sowie S . 273 Anm . 1; unten S . 378,9ff.
und S . 379 Anm . 1 und 2 ; 381,6ff. und . 382 Anm . 1. — Zu 2 . 9 überbildet vgl. unten S . 381, 1 und
dort Anm . 2. — Der Rv. in Z .6f. dürfte sich auf die angegebene Stelle der echten Predigt 16b beziehen ,
wie Pahncke Diss . S . 43 unter 6 schon annahm . Dazu würde gut passen , daß die vorliegende Predigt
am 27. 9. und Pr. 16b am 28. 8. (Augustinus- Tag) gehalten worden ist.
293
Predigt 41
Jêsus Kristus der ist ein einic sun des vaters , und er aleine ist mensche und got ?. Sô
enist dâ niht dan éin sun in einem wesene, und daz ist götlich wesen . Also werden wir 148,5
ein in im , ob wir niht dan in meinen 2. Got der wil iemer aleine sîn ; daz ist ein nôtwâr
heit, und ez enmac niht anders gesîn , dan daz man iemer got aleine meinen muoz .
5 Got der hât wol genüegede und lust gegozzen in die creatûren ; aber die wurzel aller 10
genüegede und daz wesen aller lust daz hật got aleine in im selben behalten . Ein glîch
nisse : daz viur daz wirfet wol sîne wurzel ûz in daz wazzer mit der hitze, wan als man
daz viur abetuot, sô blîbet dâ wol eine wîle diu werme in dem wazzer und ouch in dem
holze; nâch gegenwerticheit des viures sô blîbet dâ als lange diu hitze, als kreftic daz 15

10 viur gewesen ist. Aber diu sunne erliuhtet wol den luft und durchliuhtet in ; si wirfet
aber ir wurzel niht dar în ; wan swenne diu sunne niht mê gegenwertic enist, sô enhân
wir ouch niht mê liehtes. Alsô tuot got mit den crêatûren : er wirfet sînen schîn der
genüegede in die créatûren ; aber die wurzel aller genüegede die hât er aleine in im
selben behalten dar umbe, daz er uns aleine ze im haben wil und ze niemanne anders 4.

1 der fehlt Gen 3 nichtsoo worditt ddaannnn 6ey0tnt vsanom ***


und bis ist? ] ende alleene is hy Gea gott vnnd mensch BTGe Sô
bis 2 wesene,] so ist er doch ( ende daerom en is Ged) nitt dann eyn sun vnnd eyn wesen BTGer
2 und fehlt Gen Alsô bibiss 3me
Alsô inen .).] enendede alalsoo
3 meinen enn worden wy van genaede een met hem ist alsoo
murdan
dat wy niet n
e een en minnen Gen 3 nichts BT in meinen .] eins m . BT der fehlt
BTGe,
gott ymmer BT
aleine) ein BT
minnen Gen
33f.8.5 einder nôtw . ] van noode de waerheyt Gen
fehlt BTGen genochte Gen
4 ez fehlt BT
gelust BT cē EZ
aber ) maer Get 6 daz '] diß BT genoechten Gen gelüste BT daza fehlt BTGen
aleine bis beh . ] in im behaltenn alleyn BT hem alleen gehouden Gea ( Schluß des Gey -Fragments )
7 daz fehlt BT wol bis ûz] auß seyn wurtzel wol BT û z fehlt E , wan ) und PfE ,
8 in dem wazzer fehlt BT 9 gegenw .] der entgegenwürte BT da wol hitz BT als bis
ist.) ist dz feüer krefftig gewesen . BT 10 die erl. BT 11 ir w .] die wurtzeln BT mê
fehlt BT 12 mit ] in BT sînen fehlt PfE , 12f. der gyti genøgde Eg
genůchte BT, aller gen . fehlt BT 13f. er im alleyn b . BT

i zu S . 293, 10f. vgl. oben S . 277, 13; unten S . 428,8ff. und S . 429 Anm . 1.
Zu Z. 19. vgl. Se non enim quisqu. 240,49.: Nota quor aliud
2 Zu Z . 1ff. vgl. Sermo XLIV , 1 n . 437, LW 4 S. 367,9f.: qui unum est cum deo , ‘unus' cum
deo 'spiritus', idem esse . Non enim quisquam est filius nisi per esse filii. In uno enim non est simili.
tudo. und dort Anm . 5 ; XXV,2 n . 264, S. 240,4f.: Nota quomodo verbum assumpsit naturam , quae
est aequaliter ad omnem hominem . In Christo autem non est aliud esse quam esse divinum . und dort
Anm . 7, insbesondere Thomas S. theol. III q. 17 a . 2 ad 2; ferner oben S. 96 ,8f. und dort Anm . 2 ;
unten S. 306 ,8ff. und dort Anm . 5 . — Anstelle von Z . 3 in meinen habe ich meiner Übersetzung ( 373,25
und S . 514 die Anm . dazu ) fälschlich mit BT und Ge, eins (een ) ( = das Eine) meinen zugrunde gelegt.
3 Zu Z . 3f. vgl. oben S. 274, 1. - Zu Z . 3f. notwårheit vgl. oben S . 8, 9 und dort Anm . 3 .
4 Zu Z . 5ff. vgl. DW 5 S . 36 ,12 ff. ( BgT) : Er sol gedenken , daz der mensche nâch natiurlîcher
wârheit niht von im selben enhât dan bôsheit und gebresten . Allez , daz guot ist und güete, daz hât
im got gelihen und niht gegeben . Wan , swer bekennet wârheit, der weiz , daz got, der himelsche
vater, dem sune und dem heiligen geiste gibet allez, daz guot ist ; aber der crêatûre engibet er kein
guot, sunder er verlîhet ez ir ze borge. Diu sunne gibet dem lufte hitze, aber lieht gibet si im ze
borge ; und dar umbe, alzehant sô diu sunne undergât, sô verliuset der luft daz lieht, aber diu hitze
blibet im , wan diu ist dem lufte gegeben alsam ze eigene. und die dort S . 85 Anm . 119 verzeichneten
Vergleichsstellen In Eccli. n . 46 , LW 2 S . 274 , 14 ff.; In Ioh . n . 70 , LW 3 S . 58, 11 ff.: Nunc autem
advertendum est quod lux medium quidem illuminat, sed radices non mittit . und dort Anm . 6 ;
DW 5 S . 59 Anm . 2 und 3; Thomas S . theol. I q . 104 a . 1 ; ferner DW 1 S . 417,2f.: Diu sêle en .
294
Qui sequitur iustitiam
Got der smücket und erbiutet sich alsô engegen der sêle und hật sich mit aller sîner
gotheit des gevlizzen , daz er der sêle behegelich werde ; wan got der wil aleine der sêle
25 behagen, und er enwil keinen glîchen haben 1. Got der enlîdet kein gedrenge; er enwil
ouch niht, daz man iht anders ûzer im meine oder beger .
Nû wænent etlîche liute , daz sie gar heilic sîn und gar volkomen , und nement sich 5
an grôzer dinge und grôzer worte und meinent und begernt doch sô vil, und wellent ouch
sie vil haben und hânt sô vil sehennes ûf sich und ûf diz und ûf daz, und sie meinent,
30 sie wellen andâhthaben , und sie enkünnen nihtein wort vertragen. Sît des gewiswærlîche,
daz sie gote verre sint und ûzer diser einunge . Der prophête 3 sprichet: 'ich hân mîne
9f. Ps. 41,5 : .. . et effudi in me animam meam : .. .
1 der fehlt BT smeket E , und erb. fehlt BT eng. der] in die BT sich
hinter 2 gotheit BT 2 fliessen ( erstes e getilgt, vor f Auslassungszeichen , ohne Nachtrag) E ,
gefellig wurde BT wan bis wil] vnnd will BT 3 wolgefallen BT er fehlt BT kein
gleich BT der fehlt BT 4 meine ] nem BT 5 gar fehlt BT 6 grôzerº fehlt BT
doch sô ] ouch Pfe , wellent bis 7 und fehlt BT ( Hom .) 7 sich ] s . selber BT und ûf
daz,] oder das BT sie fehlt BT 8 sie’ fehlt BT könnent doch ein wort nit BT
9 als ferr BT vs E ,BT, einunge.] eynung / dz es eyn iamer dauon zů reden were. BT

pfæhet von gote niht als ein vremdez , als der luft lieht enpfæhet von der sunnen : der enpfæhet nâch
einer vremdicheit. und dort Anm . 2 ; In Gen . II n . 122, LW 1 S . 587,6ff.; ähnlich oben S . 85,2ff.;
vgl. auch Lüers S. 262.
1 Zu Z . 1ff. vgl. DW 1 S. 369,7ff.: Got tuot, als er dar umbe ein sî, daz er der sêle behage
und wie er sich gesmücke dar zuo , daz er die sêle vertoere aleine an im . und die dort Anm . 5 ver
zeichneten Vergleichsstellen , insbesondere ( Pf. S . 94,37ff. = ) unten S . 399,5f.: Ich hân ez ouch mê
gesprochen, daz sich got êwiclîche gehalten hât rehte , als er sich des vlîze , wie er der sêle behegelich
werde., Pf. S . 303,33ff.
WC,...und dort S. sin kloinez smaholic 254,99. (RdU ):17,ugl.DW 1
? Zu Z . 5ff. vgl. etwa oben S.61,5ff. und dort Anm . 1. — Zu Z . 5f. nement sich an vgl. DW 1
S. 246 ,7 und dort Anm . 4. — Zu Z . 8 und — vertragen. vgl. DW 5 S. 254,9f. ( RdU ): Und alsô ist
einem menschen etwenne swærer ze vertragenne ein kleinez smæhelîchez wort, då niht ane enist,
dan im lîhte wäre ein grôzer slac, . . . und dort S . 348 Anm . 283. — Zu Z . 9 diser einunge vgl. oben
S. 294,1f.
8 Zu Z . 9 — S. 296 ,4 vgl. die genau entsprechende Verbindung der Psalm - mit der Augustinus
Stelle In Ioh . n . 240, LW 3 S. 201,2ff.: Unde in Psalmo alio dicitur: 'effudi super me animam meam ',
secundum litteram Augustini. Et Augustinus hoc exponens ibidem ait: » quaerens deum meum
in rebus visibilibus et non inveniens, quaerens eius substantiam in me ipso neque hic inveniens,
supra animam meam esse sentio deum meum . Ergo ut deum tangerem , 'effudi super me animam
meam '. Quando anima mea contingeret quod super animam meam quaeritur, nisi anima mea super
se ipsam effunderetur ? Si enim in se ipsa remaneret, nihil aliud quam se videret, et cum se videret,
non utique deum videret «. und dort Anm . 3, wo auf En . in P8. 41 n . 8 , PL 36, 469 verwiesen ist. Wie
man sieht, zitiert Eckhart in der Predigt den Psalm - Text in Z . 9f. im Wortlaut der Vulgata in mir
= in me, während er ihn an der angeführten Stelle des Johanneskommentars ( 201,3) secundum litteram
Augustinimit super me angibt, wie er ihn denn auch im Predigt- Text unten S . 296 ,2 nach Augustinus
mit über mich wiedergibt, um ihn 80 als ein bezzer wort (296 ,1) für seine Zwecke verwenden zu kön
nen . — Gegenüber S . 296, 2 hat Pfeiffer ( 148,36 ) mit E , mich statt des einzig richtigen sich (BT) in den
Text gesetzt. Ich habe in Quint S. 440 zu 148,35f. bereits gesagt: „ Die Seele muß über sich selbst hin
auskommen , wenn sie mit dem Sohne eins werden soll. Die Richtigkeit der Besserung geht aus 148,37
( = unten S. 296 ,3) alse si (d. h. die Seele) ir selbes ûz gêt hervor. Lasson (M . E . S. IX ) hat schon
sich eingesetzt.“
295
Predigt 41
sêle ûzgegozzen in mir ’, und sprichet sant Augustínus ein bezzer wort; er sprichet :
ich hân mîne sêle ûzgegozzen über mich . Daz muoz von nôt sîn, daz si über sich komen 148,35
muoz, sol si ein werden in dem sune; und als vil mê, als si ir selbes ûzgât, als vil wirt
si ein mit dem sune. Sant Paulus sprichet : 'wir suln überformieret werden in daz selbe
5 bilde, daz er ist ?'.
Ein geschrifta sprichet: diu tugent enist niemer ein tugent, sienkomedenne von gote 40
oder durch got oder in gote; der drîer muoz iemer einez sîn . Ob si joch wol anders wäre,
sô enwäre ez doch niht ein tugent; wan swaz man meinet âne got, daz ist ze kleine.
Diu tugent ist got oder âne mittel in gote. Welhez aber daz beste sî, des enwil ich iu 149,5
10 nû niht sagen . Nû möhtet ir sprechen : „saget, herre, waz ist diz ? Wie möhten wir âne
mittel gesîn in gote, daz wir niht anders enmeinen noch ensuochen dan got, und wie
sölten wir alsus arm gesîn und alliu dinc alsus lâzen ? Daz ist gar ein swariu rede,
daz wir niht lônes begern sölten !'3 – Sît des gewis, daz got des niht enlæzet, er 10

engebe uns al; und hæte er sîn gesworn , er enkünde sîn doch niht gelâzen , er enmüeze

4f. Vgl. 2 Cor. 3,18: Nos vero omnes, (revelata facie gloriam Domini speculantes,) in eamdem
imaginem transformamur . . .

1 ein bis spr.:] noch ein bessers BT 2 sich ] mich PfE , 2f. můsse kommen BT
3 eyns BT als3 bis 4 sune. fehlt BT 4 Es spricht Paulus BT Sant johans spr. E süln ]
werdent BT transformieret (davor v. and . Hd. Auslassungszeichen , auf d. Rand vber ) E ,
5 daz er ist. fehlt BT 6 niemer] nit BT 7 sîn . fehlt E , joch wol] icht BT wäre,]
werin E , 8 doch fehlt BT wan fehlt BT daz ist] so wer es BT 9 des ] daz BT
9f. iu nû fehlt BT 10 möhtet] mogē BT saget, herre, fehlt BT möhten ] mogen BT
11 daz ] des BT dan got, und fehlt BT 12 sollen BT ein auf d . Rand v. and . Hd. E ,
13 sollen BT desa fehlt BT 14 gibt vns alles BT sîn '] es auch BT sîn doch ]
es BT můste BT

1 Vgl. Sermo XXXI n . 326, LW 4 S . 285,8f.


2 Vgl. Thomas S. theol. I II q. 61 a . 5 obi. 1: Ut enim Macrobius dicit, in I super Somnium
Scipionis, virtutes exemplares sunt quae in ipsa divina mente consistunt. . . . Respondeo dicendum
quod , sicut Augustinus dicit in libro De moribus Eccles., oportet quod anima aliquid sequatur, ad hoc
quod ei possit virtus innasci: et hoc deus est, quem si sequimur, bene vivimus. Oportet igitur quod
exemplar humanae virtutis in deo praeexistat, sicut et in eo praeexistunt omnium rerum rationes.
Sic igitur virtus potest considerari vel prout est exemplariter in deo : . . . ; I II q . 55 a . 2 ; vgl. auch
Augustinus Contra Julianum IV c . 3 n . 21, PL 44, 749: Verae quippe virtutes deo serviunt in
hominibus, a quo donantur hominibus: . . . ; DW 1 S . 276 ,3ff.: Dû solt alle tugende durchgân und
übergân und solt aleine die tugent nemen in dem grunde, dân si ein ist mit götlîcher natûre. und
dort Anm . 2 ; oben S . 44,2ff. — Zu Z . 6f. vgl. Rom . 11, 36 ; Prol. op . prop. n . 22, LW 1 S . 178, 17ff.:
Igitur si quid aliud extra deum daret esse, deus non daret esse omnibus nec influeret quippiam ,
aut quod daret et influeret, esset nihil, contra illud Iac. 1 : 'dat omnibus affluenter '; Rom . 11: 'ex
ipso et per ipsum et in ipso sunt omnia ' et similia .
3 Zum absichtslosen „ Lassen “ vgl. etwa DW 1 S . 203,2ff.: Der mensche, der gelêzen hât und
gelâzen ist und der niemermê gesihet einen ougenblik ûf daz, daz er gelâzen hât, und blîbet stæte,
unbeweget in im selber und unwandellîche, der mensche ist aleine gelâzen . und die dort Anm . 1 ver.
zeichneten Vergleichsstellen ; DW 5 S. 193,3ff. (RdU ) und dort S. 317 Anm . 24.
296
Qui sequitur iustitiam
uns geben. Im ist vil næter, daz er uns gebe, dan uns ze nemenne ; aber wir suln ez niht
meinen ; wan ie minner wir ez meinen oder gern , ie mê got gibet. Dâ mite meinet
15 got niht anders, dan daz wir deste rîcher werden und deste mê enpfâhen mügen ?
Ich pflige etwenne ein wörtelîn ze sprechenne, als ich beten sol, sô spriche ich : ,herre ,
diz ist sô kleine, des wir dich biten ! der mich sîn bæte, ich täte ez im , und vüeget dir 5
hundertwarbe baz dan mir, und dû tætest ez ouch gerner . Und wäre daz, daz wir dich
20 iht greezers bæten , ez vüegete dir wol ze gebenne; und sô ez ie greezer ist, sô dû ez ie
gerner gibest'. Wan got der ist bereit grôziu dinc ze gebenne, und künden wir alliu dino
gelâzen in der gerehticheita.
Daz wir alsus 'nâchvolgen der gerehticheit 'in der wîsheit und nach ir 'hungern und 10
25 dürsten ', daz wir ‘gesetet werden' s, des helfe uns got. Âmen .

10 Sieh oben S . 285, 1, 5 ; 286, 2 . 10f. Sieh oben S . 285,2 , 6 . 11 Sieh oben S . 285,2 .

1 ze auf d. Rand v. and . Hd. E , soy zů BT es] diß BT 2 meinen ;] ansehen noch
meynen BT wan fehlt BT meinen oder fehlt BT begeren BT mer vns gott BT
3 mer empfahen mogen vnnd dester reicher werdent BT 4 wort BT sô spr. ich : fehlt BT
5 diz ] das BT des ] daz Pfe , sîn ] also BT und ] es BT 6 hundertmal BT und
bis daza] thetestu es auch gern / Das BT 7 grosses BT und fehlt BT 8 gibost '. ]
thetest BT Wan bis gebenne,] Gott ist grosse ding bereitet zů geben BT und fehlt BT
10 wir fehlt ( Auslassungszeichen im Text ohne Nachtrag) E , nâchv. bis wish .] der gerechtigkeyt
nachfolgen BT und1bis 11 werden ', fehlt E , 11 gesettiget BT

1 Zum Geben -Müssen Gottes vgl. oben S. 35 ,3ff.: Ich spriche, daz ich got niht biten enwil, daz
er mir gebe, ich enwil in ouch niht loben , umbe daz er mir gegeben hât, sunder ich wil in biten ,
daz er mich wirdic mache ze enpfâhenne, und wil in loben , daz er der natûre ist und des wesens,
daz er geben muoz. Der daz got benemen wölte, der benæme im sîn eigen wesen und sîn eigen leben .
und die dort Anm . 3 verzeichneten Vergleichsstellen Sermo V1, 1 n . 56 , LW 4 S . 56,1ff. sowie dort
Anm . 1 und 2; Jundt S. 257,14ff.; DW 1 S. 77, 17 ff. und dort s. 78 Anm . 1; (Pf. S. 199, 36ff. = )
oben S . 280,8ff . und S. 281 Anm . 1; (Pf. S . 334,29f. = ) unten S . 476 ,5f. — Zu Z . 1f. vgl.
Pf. S. 178,33ff.: Als verre got ist über den menschen, als verre ist got gereiter ze gebenne denne
der mensche sî ze nemenne ( sieh Quint S . 527 zu 178,33).; 300,27f.: . . . und ime ( = Gott) ist alse
nôt, daz er dir gebe, daz er niht erbeiten mac, biz daz er gebe sich selber dir von êrste .; DW 1 S. 73,12ff.
und dort Anm . 3; DW 5 S . 280, 10ff. (RdU ) : Daz ist diu sache, daz uns got niht gegeben enmac alle
zît , als wir ez biten. Ez gebrichet an im niht, wan im ist tûsentstunt gæher ze gebenne wan uns ze
nemenne. — Zu 2 . 1 aber — 2 gibet. vgl. etwa DW 5 S . 299,2ff. ( RdU ) und die dort S . 372 Anm . 437
verzeichneten Parallelen Pf. S . 177, 3f.; 278, 37ff.: Meinest aber dû , daz daz dir werden sol, unde hâst
ein sehen dar ûf, so wirt dir niht.; 279,22f.; (334 ,37 = ) unten S . 476, 12.
2 Zu 2. 4ff. vgl. DW 1 S. 65,3ff.: Got engibet niht sô gerne số grôze gâbe. . .. Und also ist
ez umbe die gnâde und gabe und tugent: sô sie ie grozer sint, sô er sie ie gerner gibet; wan sîn
natûre swebet dar an , daz er grôziu dinc gebe. und dort Anm . 3. — In Z . 5 hat Lasson ( M . E . S . IX )
die Änderung von Pf. S . 149,17 daz > des ( L . versehentlich dez) schon vorgenommen .
3 Pfeiffer übernimmt mit Recht aus BT gegenüber E2, wo dieses Textstück fehlt, Z . 10 und1
- 11 werden', da Eckhart in der Schlußwendung gewiß die beiden Schrifttexte, die er der Predigt zu
grunde gelegt hat, noch einmal erwähnt haben wird .
297
PREDIGT 42 (Pf. Nr. LXXX S . 256 - 258)

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S . 701, Quint Übers. S . 505 zu Pr. 39, Spamer PBB 34
S. 331):
Ba f. 337v4338r, Fragment = unten S. 305,1 >hote - junger«.: hett ein alter men (338r)sche eins
iungen menschen ogen / er seche als wol da mitte als der junge; identifiziert von Helmut Meyer;
im Var.-App. nicht berücksichtigt; vgl. Lo, und Zj.
BT f. 267vb268va .
Er f. 133vb _ 134va ; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S. 22.
Lo, f. 72r, Fragment = unten S . 305, 1 »hote — junger«. : hette eyn alder mensche eynes jungen /
menschen augen Er sege als wol da my/de als der junge; identifiziert von Helmut Meyer; im
Var.-App. nicht berücksichtigt ; vgl. auch Ba , und Zı.
f. 119r, Fragment = unten S. 303,7 Diu — 304,2 got. + 305,8 Dium11 niht; + 306,1 etliche
- 3 dinc,: die begerung / ist wit one masse und alles das die verstantniss begriffen mag vnd
öch das die / begeren mag das enist got nit wann da die verstantniss und die begerung endet da /
ist es vinster und da lühtet got Die sele hat zwo krefft der enkeine mit dem libe , nihtes nit ze tůnd
hat und das ist vernunfft vnd will die wurkent ob der zit vnd / wer der sele öge also geton das sú
das verstentniss klárlich an schöwen mohte die / warheit dem menschen werent alle ding liht ze
lassen als ein erweise oder gar nihtes ettliche / lüt lassent die ding von minnen vnd ahten gar gross
die ding die sů gelassen hant , aber diser mensch der es bekennet in der warheit dz er sich selber
lasset vnd alle ding 1 (in der warheit von rehte und öch billich amen )
f. 112r , Fragment = unten S . 304, 3 sol— 5 zit.: sol ein mensch dz gesprech gottes in im selb ver
nemmen 80 muss es als gar entfróm /det sin allem das sin ist als im das frómd ist dz iensit dem mer
ist vnd sunderlich / in der zit
f. 118v, Fragment = unten S . 309, 3 alliu — 5 ist. + 304,3 sok- 5 zit.: Alle unser volkomenheit
vnd selikeit / lit dar an das der mensch durch gang und über gang alle geschaffenheit und | alle
zitlicheit vnd alle wesen und gang in de grunde der grundlos ist sol / ein mensch das gesprech
gottes in im selb vernemmen so můss es als gar | entfromdet sin allem dem das sin ist als im das
frömd ist dz iensit mers / ist vnd sunderlichen in der zit
Identifiziert von Quint , Handschriftenfunde S. 174,175 ,176 ; im Var.-App. nicht berücksichtigt.
p . 218 = unten S . 305, 1 »hoete – jungere.: hette ein alter mensch ains / iungen menschen ougen
er gesåche da mit / als wol als der iunge; identifiziert von Helmut Meyer ; im Var.-App. nicht
berücksichtigt; vgl. auch Ba, und Log.
Pfeiffer Spr. 54 (Pf. $ . 619,25 — 28) überliefert nach B , f. 17v das Textstück unten S . 309, 3 Nú
- 5 ist. (sieh unten S . 309 Anm . 2) : Ir sunt wizzen , daz alle unser vollekomenheit und alle unser
sêlikeit lît dar an , daz der mensche durchgange und übergange alle geschaffenheit und alle zit
licheit und alle wesen und gange in den grunt, der gruntlôs ist.
Filiation der Hss.: Wie der dünne Variantenapparat zeigt, stimmen die beiden Volltexte BT und
Erweitgehend überein . Durchgehends fehlen in Er die vielen eyâ -Ausrufe und die subjektiven Adressen
an die Hörer in Form der Imperative merket !, wizzet !, wie sich auch sonst solche planmäßigen Til.
gungen von Subjektivismen in der handschriftlichen Überlieferung der deutschen Predigten Eckharts
298
Adolescens, tibi dico : surge
beobachten lassen , beispielsweise in der Handschrift E . (sieh DW 1 S . 175 ; 371; oben S. 224 unter
„ Filiation “ sowie in 0 und H , bzw . der gemeinsamen Vorlage (sieh unter DW 1 S . 341 „ Filiation " .
Soweit die Kürze der SZ-Exzerpte ein Urteil zuläßt, steht S , näher bei Er als bei BT, wie die Uber
einstimmung mit Er an folgenden Stellen des Variantenapparates zeigt: S . 303,7 wit2 fehlt ; Allez ]
vnd a . ErS ,; 7f. vnd daz ErS,; 304,2 endet ] endent BT2 ; 5 rehte fehlt; 305,9 Eyâ, wan ] vnd Ers ,;
10 klårlich ; Wizzet: fehlt ; als1 fehlt; 11 oder als niht E , oder gar nihtes S ,] fehlt BT; jâ , 306 ,1 sint
fehlt ; 306,3 joch fehlt ; 309,5 allez] alle .
Textkonstituierung: Da die beiden Volltexte einen im ganzen übereinstimmenden Text bieten , war die
textkritische Bearbeitung der Predigt im einzelnen nur auf Grund innerer Kriterien möglich . Ich
halte den Eingang der Predigt in Er deshalb nicht für ursprünglich , weil der lateinische Wortlaut
des Schrifttextes in die Predigt hineingenommen ist, was sonst bei Eckhart, soviel ich sehe, nicht
vorkommt. Die eyâ -Ausrufe und die Anrufe an die Hörer merket !, wizzet !, die BT bietet, sind auch
sonst in Eckhart-Predigten durchaus geläufig und dürften in Er planmäßig weggelassen worden sein .

Übersetzungen : Quint S. 340 ff.; Schulze -Maizier2 S. 198 ff.


Echtheit : Wiewohldie Prodigt nur durch die allgemeine und vage Bezeugung in BT (f. 242va) Eckhart
zugewiesen ist, dürfte ihre Echtheit, die bisher von niemand bezweifelt wurde, gesichert sein . Für
die Echtheit zeugt zumal die Übereinstimmung des charakteristischen Vergleichs unten S. 307,7 ff.
mit LW 3 S . 203,10ff. und DW I S. 37,3ff. (sieh unten S . 307 Anm . 3), zeugt aber auch der Rück
verweis DW 1 S . 220,4 , der sich u . a . auf unten S . 308 ,2ff.beziehen dürfte (sieh unten S . 308 Anm . 3),
wie der Rückverweis unten S . 305 , 1 f. sich auf eine Stelle beziehen muß, die inhaltlich mit DW 1
S . 220 ,7ff . übereinstimmt (sieh unten S . 305 Anm . 1). - Im einzelnen aber finden sich in der vor
liegenden Predigt wiederum eine Reihe von weiteren charakteristischen Übereinstimmungen mit
Stellen aus echten deutschen und lateinischen Texten , vgl. unten S . 302 Anm . 1 (DWI S . 417, 8 ff. ;
39, 1ff.; 197,8ff.; 220 ,4 ff.; 73,12 ff.); $ . 303 Anm . 4 (DW 5 S. 20,2f.; DW I S. 128 ,7); S. 304
Anm . 2 (DW 1 S. 87,9ff.); S. 305 Anm . 4 (DW 5 S . 11,5 ff.); S . 306 Anm . 1 (DW 1 S. 203,2 ff.);
S. 307 Anm . 1 (DW 1 S. 312,5ff.; 250,6 f.); Anm . 2 (DW 1 S. 289,2ff.); Anm . 3 (DW 1 S. 37,3ff.);
S . 308 Anm . 2 (DW 1 S. 95,4ff.) ; Anm . 3 (DW 1 S. 42,6 ff.; 182,9ff.; DW 5 S . 29,2 ff.) ; S . 309 Anm . 2
(DW 1 S . 164,16 ff.). — S . 302 Anm . 1 (LW 2 S. 364 ,8ff.); S . 304 Anm . 4 (LW 2 S. 404,11ff.); S . 306
Anm . 5 (LW 4 S . 53,2 ff.); S. 307 Anm . 1 (LW 4 S . 228,5f.); S. 308 Anm . 3 (LW 4 S . 94 ,4 ff.); S. 309
Anm . 2 (LW 3 S. 244,13). — Auch der Stil verrät Eckhartische Charakteristika wie Antithese :
S . 301,5f., 6ff.; steigernde Häufung : S. 308,2 ff.; 309,3ff.; hyperbolischen Ausdruck : S . 302,2 ff.;
303,4f.; 304, 3 ff .; 305 , 1 ff., 10f.; paradoxalen Ausdruck : S . 304 , 2, 6f.; 305 ,6f. -- Was die Thematik
betrifft , so behandelt die Predigt die für Eckhart typische Sohnsgeburt in der Seele S. 303,1 ff. ;
306 ,8ff. und die ebenso charakteristische Frage nach dem etwaz in der séle S . 301,5ff.; 306 ,6 ff .;
308, 2ff.

Der Aufbau der Predigt erfolgt auch diesmal wieder im Anschluß an den zugrunde gelegten
Schrifttext. Im ersten Abschnitt , der von S. 301,5 — 302,4 reicht, interpretiert Eckhart das Text
stück S. 301,2f. von einem jüngelinge, der was tôt , indem er erklärt, daß , wenn die Seele sich aus
dem etwaz in der sêle (301,5 ), in dem Gott in der Seele und die Seele in Gott lebt und beide sich in
großer einunge (303,2) miteinander befinden , nach außen den Kreaturen zuwendet, Gott für die
Seele stirbt (301,7). — Der Hauptteil der Predigt gilt dann der Deutung des Textes jünge
linc, ich sage dir und heize dich , stant uf !'. Diese Auslegung setzt ein mit S. 303,1, indem Eck
hart zunächst (303,1 — 304, 2) mit Bezug auf 'stant úf !' erklärt, der himmlische Vater spreche zu
dem in jenem etwaz in der sêle gestorbenen jüngelinc als zu seinem eingeborenen Sohne (303,1f.):
jüngelinc , stant af ! Dieses Wort zu vernehmen und die belebende Wiedervereinigung zwischen
Gott und Seele zu ermöglichen , langen die (niederen ) Seelenkräfte verstantnisse und begerunge nicht
hin , wiewohl zumal die begerunge ein sehr weit reichendes Vermögen ist (303,3ff.). — Indem er sich
299
Predigt 42
sodann der Exegese von jüngelinc' zuwendet (304, 3 — 307,5 ), die den Hauptteil der Predigt bildet,
fragt Eckhart zunächst danach, wie die Seele denn und in welcher Seelenregion sie dazu gelangen
könne, das Sprechen Gottes zu vernehmen , und erklärt, dazu müsse der Mensch sich selbst völlig
„ entfremdet“ und die Seele müsse jüngelinc, d. h . so jung sein, wie sie war, als sie geschaffen wurde.
Die Seele altere nicht an sich , sondern nur in ihrer Bindung an die und in der Hinwendung zu den
Dingen durch die Sinne. Der Seele als jüngelinc aber, die die Bindung an Ort und Zeit der dinglichen
Welt überwunden habe, sei das, was über tausend Meilen weiter als Jerusalem liege, genauso nahe
wie der eigene Körper (305 ,1 ff.). In den beiden oberen Kräften vernünfticheit und wille nun besitzt
die Seele zwei Vermögen , die würkent ob zît, weil sie nicht an den Leib gebunden sind (305,8ff.).
Wenn der sêle ougen afgetan wären , so daß sie die Wahrheit anzuschauen vermöchte, dann würde
sie erkennen , daß sie sich durch die ob zît wirkenden Kräfte vernünfticheit und wille leicht von allen
Dingen lösen und gerade dadurch alle Dinge besitzen könnte, vorausgesetzt, daß sie sich auf diese
Entäußerung nicht groß etwas einbilde (306 , 1 ff.). Mit S . 306 ,6 wendet sich Eckhart nun der Kraft
der Seele zu , in der die Wiedergeburt des toten jüngelings ---- und das heißt des eingeborenen Sohnes —
durch den Vater jenseits von Ort und Zeit erfolgen kann. Es ist das eingangs der Predigt genannte
etwaz in der sêle, mit dem eben dieser jüngelinc durch Hinwendung der Seele zu den kreatürlichen
Dingen in der Zeit gestorben war. Er nennt dieses etwaz, wie schon $ . 302,4 und 303,1 , eine kraft,
in der daz allerboeseste und daz allerbeste völlig glich sind und die alliu dinc über ,hie und ,nûr nimmt
(306 ,6f.). S . 306 , 13ff. zieht er dann Joh. 1, 1 heran , wobei er dasGebären des Vaters als das Sprechen
Gottes versteht, das nur der Mensch aufnehmen könne, der völlig still und von allen bilden und formen
abgeschieden ist, auf daß er in dieser „ Abgeschiedenheit“ alle Dinge so nehmen kann , wie sie in Gott
sind . — Im letzten Teil der Predigt ( 307,6 ff.) folgt sodann in Kürze die Exegese des 'ich (307,6 %
308,7 ) und des 'spriche' (309, 1 – 5 ). Eckhart führt hierbei aus, daß Gott dieses Werk des wieder
belebenden Sprechens zum toten jüngelinc in der Seele selbst wirken will und daß der Mensch dazu
nichts beizutragen habe als zu folgen und nicht zu widerstehen . Die „ Kraft“ aber, in der die Wieder
geburt geschieht, definiert er nun als das nicht durch Kraft oder Wesen zu bezeichnende und zu
erfassende etwaz in der sêle des Predigteingangs, in das keine Kreatur und selbst Gott nicht einzu .
gehen vermag, sofern er nâch wise ist, sondern nur mit sîner blózer götlicher natûre (308, 2 ff.). — Das
Wirken Gottes in dieser Kraft aber ist sein Sprechen (309, 1 ff.). Damit Gott dieses Sprechen als sein
Werk vollziehen kann , muß der Mensch alle Geschaffenheit, alle Zeitlichkeit, alles Sein durch
schreiten und in den grunt, der gruntlôs ist, gelangen .

300
Adolescens, tibi dico : surge.

M an liset in dem êwangeliô , daz mîn herre sant Lukas schrîbet, von einem 'jünge
256,20 linge, der was tôt. Dô kam unser herre über in und trat hin zuo und erbarmete sich
über in und ruorte in und sprach : ,jüngelinc, ich sage dir und heize dich , stant ûf!“ 1
Nû wizzet: in allen guoten liuten ist got alzemâle, und ez ist ein etwaz in der sêle, 5
25 dâ got inne lebet, und ist ein etwaz in der sêle, dâ diu sêle lebet in gote. Und swenne
sich diu sêle her ûz kêret ûf ûzerlîchiu dinc, sô stirbet si, und got der stirbet ouch der
sêle ; und dar umbe sô enstirbet er an im selben nihtes niht, und er lebet an im selben .
1; 2ff. Vgl. Luc. 7, 12 : . . . ecce defunctus efferebatur filius unicus matris suae : et haec vidua
erat : . . . 13 : Quam cum vidisset Dominus, misericordia motus super eam , .. . 14 : Et accessit , et
tetigit loculum . . . . Et ait: Adolescens, tibi dico, surge.; vgl. auch unten S . 303,2; 304, 3; 307,6 ; 309,1 .
Zuweisungen : keine außer der unsicheren allgemeinen Bezeugung in BT f. 242va
Überschriften : Am XVI. Sontag nach der Dreyfaltikeit BT
1 Adolescens, bis surge.] hinter 2 . 4 sprach : Er Am XVI Sontag nach der heligen Treyualtig .
keit , die erst predig . Wie etwas sey in der seel da got inn lebt vnd da die sel lebt in got /da so grosse
eynung ist ir beyder das es vnglaublich ist / Vnd wie die seel so gar entfrembdt sein můß von allem
dem dz ir ist / wil sy götlichs insprechens gewar werden vnd empfinden . Item von zweien krefften
der sel die mit dem leyb nichts zůschaffen haben , das ist vernünfftikeit vnd will die würckent ob
zeit / vnd sonderlich von einer krafft / die ist so lauter vnd so hoch vnd so edel in ir selber das darinn
kein creatur kommen mag / sonder got wonet allein darinn mit seiner blossen gåtlichen natur mit
einem schonen beschluß der gantzen predig woran all vnser volkommenheit vnd seligkeit lige. An
fengklich vnd durchauß / mit sinnreicher fürwendung der wort Christi / auß dem heutigen euangelio
Luce .vij. Adolescens tibi dico surge. BT daz bis schrîbet fehlt Er 2f. iungelinge Es waz
ein einig svn der Er 3 trat bis unda fehlt Er (Hom .) vnd er tratt BT 4 vnd er růrte BT
ruorte in und fehlt Er (Hom .) sprach Adolescens tibi dico surge Er ( sieh oben Z . 1) sage
dir ] sprich zů dir Er 5 Nû wizzet : fehlt Er a lzemâle, und fehlt Er 6 Und fehlt Er
7f. ouch der sêle .) ir Er 8 und bis niht, fehlt Er (Hom .)
1 Derselbe Schrifttext Luk. 7 , 14 liegt auch Pr. 18 , DW 1 S. 296ff., Pr. 43, unten $ . 316ff. und
Pf. Pr. XXXVII S . 126ff. zugrunde (sieh auch DW 1 S . 295 am Schluß ) und wird gleichfalls inner
halb des Sermo XXXVI, 1, LW 4 S. 316 , 1ff. behandelt. Im heutigen Missale Romanum steht er in der
Evangelienperikope des Donnerstags nach dem 4 . Fastensonntag, des 15. Sonntags nach Pfingsten und
des Festes der hl. Monika (4 . 5.) , im alten Dominikaner-Missale in der Evangelienperikope des
Donnerstags nach dem 4 . Fastensonntag und des 16 . Sonntags nach Trinitatis. – Die Interpunktion
Pfeiffers (256 , 19) , nach der hinter schrîbet kein Komma steht, ist irreführend und hat Schulze .
Maizier ( S . 198 ) und mich in meiner Übersetzung ( 340 , 3 ) zu der falschen Übersetzung verleitet :
„ Man liest im Evangelium , daß Herr Sankt Lukas von einem Jüngling schreibt, der tot war" . In
Wahrheit ist der daz -Satz ein Relativsatz , und die richtige Übersetzung lautet: „Man liest in dem
Evangelium , das Herr Sankt Lukas schreibt, von einem Jüngling, der totwar" . Vgl. etwa Pf. S . 272,18f.:
In dem heiligen êwangeliô , daz uns Johannes schrîbet, liset man , daz . . .
301
Predigt 42
sodann der Exegese von ' jüngelinc' zuwendet (304, 3 — 307,5 ), die den Hauptteil der Predigt bildet,
fragt Eckhart zunächst danach , wie die Seele denn und in welcher Seelenregion sie dazu gelangen
könne, das Sprechen Gottes zu vernehmen , und erklärt , dazu müsse der Mensch sich selbst völlig
„ entfremdet “ und die Seele müsse jüngelinc, d . h . so jung sein , wie sie war, als sie geschaffen wurde.
Die Seele altere nicht an sich , sondern nur in ihrer Bindung an die und in der Hinwendung zu den
Dingen durch die Sinne. Der Seele als jüngelinc aber , die die Bindung an Ort und Zeit der dinglichen
Welt überwunden habe, sei das, was über tausend Meilen weiter als Jerusalem liege, genauso nahe
wie der eigene Körper (305 , 1 ff.). In den beiden oberen Kräften vernünfticheit und wille nun besitzt
die Seele zwei Vermögen , die würkent ob zît, weil sie nicht an den Leib gebunden sind (305 ,8ff.).
Wenn der sêle ougen ufgetân wären, so daß sie die Wahrheit anzuschauen vermöchte, dann würde
sie erkennen , daß sie sich durch die ob zit wirkenden Kräfte vernünfticheit und wille leicht von allen
Dingen lösen und gerade dadurch alle Dinge besitzen könnte, vorausgesetzt, daß sie sich auf diese
Entäußerung nicht groß etwas einbilde (306, 1 ff.). Mit S . 306 ,6 wendet sich Eckhart nun der Kraft
der Seele zu, in der die Wiedergeburt des toten jüngelings — und das heißt des eingeborenen Sohnes —
durch den Vater jenseits von Ort und Zeit erfolgen kann . Es ist das eingangs der Predigt genannte
etwaz in der sêle, mit dem eben dieser jüngelinc durch Hinwendung der Seele zu den kreatürlichen
Dingen in der Zeit gestorben war. Er nennt dieses etwaz, wie schon S . 302,4 und 303,1 , eine kraft,
in der daz allerboeseste und daz allerbeste völlig glich sind und die alliu dinc über ,hie und ,nứ' nimmt
(306,6f.). S . 306 , 13ff. zieht er dann Joh . 1, 1 heran , wobei er dasGebären des Vaters als das Sprechen
Gottes versteht, das nur der Mensch aufnehmen könne, der völlig still und von allen bilden und formen
abgeschieden ist, auf daß er in dieser „ Abgeschiedenheit“ alle Dinge so nehmen kann, wie sie in Gott
sind. — Im letzten Teil der Predigt (307,6 ff.) folgt sodann in Kürze die Exegese des ‘ich (307,6 —
308 ,7 ) und des 'spriche' (309,1 – 5 ). Eckhart führt hierbei aus, daß Gott dieses Werk des wieder
belebenden Sprechens zum toten jüngelinc in der Seele selbst wirken will und daß der Mensch dazu
nichts beizutragen habe als zu folgen und nicht zu widerstehen . Die „ Kraft“ aber, in der die Wieder
geburt geschieht, definiert er nun als das nicht durch Kraft oder Wesen zu bezeichnende und zu
erfassende etwaz in der sêle des Predigteingangs, in das keine Kreatur und selbst Gott nicht einzu
gehen vermag, sofern er nach wise ist, sondern nur mit siner blózer götlicher natûre (308 , 2 ff.). — Das
Wirken Gottes in dieser Kraft aber ist sein Sprechen (309, 1 ff.). Damit Gott dieses Sprechen als sein
Werk vollziehen kann , muß der Mensch alle Geschaffenheit, alle Zeitlichkeit, alles Sein durch
schreiten und in den grunt, der gruntlôs ist, gelangen .

300
Adolescens, tibi dico : surge.

Man liset in dem êwangeliô , daz mîn herre sant Lukas schrîbet, von einem 'jünge
256,20 linge, der was tôt. Dô kam unser herre über in und trat hin zuo und erbarmete sich
über in und ruorte in und sprach : jüngelinc, ich sage dir und heize dich , stant ûf!“ 1
Nû wizzet: in allen guoten liuten ist got alzemâle , und ez ist ein etwaz in der sêle , 5
25 dâ got inne lebet, und ist ein etwaz in der sêle, dâ diu sêle lebet in gote . Und swenne
sich diu sêle her ûz kêret ûf ûzerlîchiu dinc, sô stirbet si, und got der stirbet ouch der
sêle ; und dar umbe sê enstirbet er an im selben nihtes niht, und er lebet an im selben .
1 ; 2ff. Vgl. Luc. 7, 12 : . . . ecce defunctus efferebatur filius unicus matris suae : et haec vidua
erat: .. . 13 : Quam cum vidisset Dominus, misericordia motus super eam , . . . 14 : Et accessit, et
tetigit loculum . . .. Et ait: Adolescens, tibi dico, surge.; vgl. auch unten S . 303,2; 304, 3; 307,6; 309,1 .
Zuweisungen : keine außer der unsicheren allgemeinen Bezeugung in BT f. 242va
Überschriften : Am XVI. Sontag nach der Dreyfaltikeit BT
1 Adolescens, bis surge.] hinter 2 . 4 sprach : Er Am XVI Sontag nach der heligen Treyualtig
keit , die erst predig . Wie etwas sey in der seel da got inn lebt vnd da die sel lebt in got / da so grosse
eynung ist ir beyder das es vnglaublich ist / Vnd wie die seel so gar entfrembdt sein muß von allem
dem dz ir ist / wil sy gåtlichs insprechens gewar werden vnd empfinden . Item von zweien krefften
der sel die mit dem leyb nichts zůschaffen haben , das ist vernünfftikeit vnd will die würckent ob
zeit / vnd sonderlich von einer krafft / die ist so lauter vnd so hoch vnd so edel in ir selber das darinn
kein creatur kommen mag / sonder got wonet allein darinn mit seiner blossen gåtlichen natur mit
einem schonen beschluß der gantzen predig woran all vnser volkommenheit vnd seligkeit lige. An
fengklich vnd durchauß / mit sinnreicher fürwendung der wort Christi / auß dem heutigen euangelio
Luce .vij. Adolescens tibi dico surge. BT daz bis schrîbet fehlt Er 2f. iungelinge Es waz
ein einig svn der Er 3 trat bis und fehlt Er (Hom .) vnd er tratt BT 4 vnd er růrte BT
ruorte in und fehlt Er (Hom .) sprach Adolescens tibi dico surge Er (sieh oben 2 . 1) sage
dir ] sprich zů dir Er 5 Nû wizzet: fehlt Er a lzemâle , und fehlt Er 6 Und fehlt Er
7f. ouch der sêle .) ir Er 8 und bis niht, fehlt Er (Hom . )
1 Derselbe Schrifttext Luk. 7 , 14 liegt auch Pr. 18, DW 1 S. 296ff., Pr. 43, unten S. 316ff. und
Pf. Pr. XXXVII S . 126ff. zugrunde ( sieh auch DW 1 S . 295 am Schluß ) und wird gleichfalls inner
halb des Sermo XXXVI, 1, LW 4 S . 316 ,1ff. behandelt. Im heutigen Missale Romanum steht er in der
Evangelienperikope des Donnerstags nach dem 4 . Fastensonntag, des 15 . Sonntags nach Pfingsten und
des Festes der hl. Monika (4 .5 .) , im alten Dominikaner -Missale in der Evangelien perikope des
Donnerstags nach dem 4 . Fastensonntag und des 16 . Sonntags nach Trinitatis . – Die Interpunktion
Pfeiffers (256 ,19) , nach der hinter schrîbet kein Komma steht, ist irreführend und hat Schulze
Maizier (S. 198) und mich in meiner Übersetzung (340,3) zu der falschen Übersetzung verleitet:
„ Man liest im Evangelium , daß Herr Sankt Lukas von einem Jüngling schreibt, der tot war" . In
Wahrheit ist der daz- Satz ein Relativsatz , und die richtige Übersetzung lautet: „ Man liest in dem
Evangelium , das Herr Sankt Lukas schreibt, von einem Jüngling, der tot war“ . Vgl.etwa Pf. S . 272,18f.:
In dem heiligen éwangeliô , daz uns Johannes schrîbet, liset man, daz . . .
301
Predigt 42
Als diu sêle von dem lîbe scheidet, so ist der lîp tôt, und diu sêle lebet an ir selben ; also
ist ouch got der sêle tôt, und er lebet an im selben 1. Nû wizzet: ez ist ein kraft in der sêle, 256,30
diu ist wîter dan der himel, der då unglouplîche wît ist, und alsô wît, daz man ez niht
wol gesprechen enmac – und disiu selbe kraft diu ist noch vil wîter

i lip ]mensch Er 2 ouch fehlt Er Nû wizzet : fehlt Er 3 der wîte h. PfBT


4 sprechen Er selbe fehlt Er diu fehlt Er vil fehlt Er

i Über das etwaz in der sêle (301,5f.) , womit Eckhart das „ Fünklein der obersten Vernunft“ meint,
vgl. insbesondere DW 1 S . 417,8ff.: Einez ist in der sêle, in dem got blôz ist , und die meister
sprechent, ez sî namelôs, und ez enhabe keinen eigenen namen . Ez ist und hật doch kein eigen
wesen , wan ez ist noch diz noch daz noch hie noch dâ ; wan ez ist, daz ez ist, in einem andern und
jenez in disem ; wan , daz ez ist, daz ist ez in jenem und jenez in disem ; wan jenez vliuzet in diz
und diz in jenez, und då , meinet er , vüeget iuch in got, in sælicheit ! wan hie inne nimet diu sêle
allez ir leben und wesen , und hie ûz sûget si ir leben und wesen ; wan diz ist zemâle in gote und
daz ander hie ûzen , und dar umbe ist diu sêle alle zît in gote nâch disem , ez sî denne, daz si diz
ûztrage oder in ir verlesche, und dort S . 417 Anm . 4 und 5 sowie S. 418 Anm . 1, 2 , 4 und 5 ; 39,1 ff.:
Ich hân underwîlen gesprochen , ez sî ein kraft in dem geiste, diu sî aleine vrî. Underwîlen hân ich
gesprochen , ez sî ein huote des geistes ; underwîlen hân ich gesprochen , ez sî ein lieht des geistes ;
underwîlen hân ich gesprochen , ez sî ein vünkelîn . Ich spriche aber nû : ez enist weder diz noch
daz ; nochdenne ist ez ein waz, daz ist hæher boben diz und daz dan der himel ob der erde. und dort
S . 40 Anm . 1; 197, 8ff.: als ich mêr gesprochen hân , daz etwaz in der sêle ist, daz gote alsô sippe ist ,
daz ez ein ist und niht vereinet. Ez ist ein , ez enhât mit nihte niht gemeine noch enist dem nihtes
niht allez daz gemeine, daz geschaffen ist . Allez daz geschaffen ist, daz ist niht. Nú ist diz aller ge
schaffenheit verre und vremde. Wære der mensche aller alsô , er wäre alzemâle ungeschaffen und
ungeschepfelich ; . . . Vünde ich mich einen ougenblick in disem wesene, ich ahtete als wênic ûf mich
selben als eines mistwürmelîns. und dort S . 198 Anm . 1; 220,4ff.: Ein kraft ist in der sêle , von der
ich mêr gesprochen hân , — und wäre diu sêle alliu alsó , sô wære si ungeschaffen und ungeschepf.
lich . Nû enist des niht. An dem andern teile sô hât si ein zuosehen und ein zuohangen ze der zît,
und dâ rüeret si geschaffenheit und ist geschaffen – vernünfticheit: dirre kraft enist niht verre noch
ûzer. Daz enent des mers ist oder über tûsent mîle, daz ist ir als eigenlîche kunt und gegenwertic
als disiu stat, dâ ich inne stân . und dort Anm . 2 mit den S . 221 gegen Schluß aufgeführten Vergleichs
stellen. Sieh auch unten S . 308,2ff. und dort Anm . 3. – Zum „ Sterben “ Gottes (301,7f.) vgl. etwa
DW 1 S . 73,12ff.: Gotes natûre ist , daz er gebe, und sîn wesen swebet dar an , daz er uns gebe, ob
wir unden sîn . Sîn wirs niht noch enpfâhen wir niht, sô tuon wir im gewalt und toeten in .; Pf.
S . 141,33ff.: . . . der daz gote benême, daz er die sêle niht minnete, der benême im sîn leben unde
sîn wesen und er tôte got, ob man daz sprechen solte ; . . . - Zu oben Z . 1f. vgl. In Sap . n . 42,
LW 2 S. 364,8ff.: Adhuc autem exemplum manifestum est in corpore et anima. Dicimus enim
usualiter animam esse in corpore, cum tamen secundum veritatem potius corpus sit in anima et
ipsa det esse corpori. Propter quod corrupto ipso corpore hominis non corrumpitur anima, prout
non est immersa materiae. Ähnlich oben S . 214 ,1ff .
Übersetzungze(iSg.t,505daszuBege340,hrei14ff.)
iner Übersetzung
2 Wie ich in meiner s alle Hin habe, istmit der Kraft in Z . 2,
ter alausgeführt
wie das Folgende (unten S . 303,4ff.) zeigt, das Begehren gemeint, das „ weiter reicht als alles das, was
man mit dem Verstand zu begreifen vermag“ und „ weiter als alle Himmel , ja , als alle Engel“ . – Zu
Z . 3 wîter dan der himel vgl. unten S. 303,5 und dort Anm . 4 . — Mit disiu selbe kraft in Z . 4, von
der gesagt wird, daß sie noch vil wîter ist, ist das S . 301,5 genannte „ Etwas in der Seele" gemeint,
302
Adolescens, tibi dico : surge
35 Eyâ , nû merket mit vlîze ! Nû sprichet der himelische vater in diser edeln kraft
ze sînem eingebornen sune: \jüngelinc, stant ûf ! Ez ist sô grôziu einunge gotes mit der
sêle1, daz ez unglouplich ist, und got der ist sô hôch in im selben , daz dar zuo niht
gelangen enmac kein verstantnisse noch begerunge. Diu begerunge langet vürbazzer dan
allez daz, daz man begrîfen mac mit der verstantnisse 3. Si ist wîter dan alle himel, jâ , dan 5
alle engel4, und nochdenne ein vünkelîn des engels, dar inne lebet allez daz, daz in ertrîche
257,5 ist5. Diu begerunge ist wît, ânemâze wît. Allez daz, daz diu verstantnisse begrîfen mac und

2 Sieh oben S. 301, 1, 4 .

1 Eyâ, bis vlîze ! fehlt Er himelische fehlt PfBT edeln fehlt Er 2 ist] ist unde hât
PfBT got PfBT 3 und fehlt Er in fehlt PfBT nihtes niht PfBT 4 kein bis
5 mac fehlt PfBT (Hom .) 5 Si] Ez PfBT alle ) di Er jâ , dan ] vnd Er 6 und
nochdenne fehlt Er dar inne ) dar umbe PfBT) der im BT. daz , fehlt BT in ) en Pf
7 unmâzen Pf w ît. fehlt Er Allez ] und alles Er daz, fehlt PfBT 7f. und allez ,
daz PfBT

das nur ganz inadäquat als „ Kraft“ oder irgendwie sonst, etwa als „ oberste Vernunft“ , als „ Fünk .
lein “ , „ Burg“ , „ Licht“ usf. bezeichnet werden kann . Vgl. dazu auch unten S . 303,5f. und dort Anm . 4 ;
308,2ff.; oben S . 141 Anm . 3. — Zur „ Weite “ der Seele vgl . Lüers S. 169.
1 Meine konjekturale Änderung des Pfeiffer schen Textes ( BT ) Ez ist unde hât . . . got > Ez
ist . . . gotes (Er) entspricht inhaltlich meinem Änderungsvorschlag in Quint S . 701 zu 256 ,35. Vgl.
dazu unten S. 325, 13f.: Dâ geschihet diu rehte einunge zwischen gote und der sêle .
? Meine konjekturale Änderung ime ( Pf) > in im wurde wiederum durch Er bestätigt ( sieh Quint
S. 702 zu 257,1). Lasson (M . E . S. XI) hatte schon an ime vorgeschlagen.
3 In meiner Übersetzung S . 340,20f. (sieh auch dort S. 505 Anm . zu 340,20f.) habe ich bereits
Z . 4 kein — 5 mac aus Er ergänzt. Das Textstück ist in BT und daher auch im Text Pfeiffers in
folge von Homöoteleuton ausgefallen . Daß dem so ist, läßt schon die Übersetzung dieses Textes durch
Schulze -Maizier ( S . 198) erkennen , der sich gezwungen sah, das in Z . 3 stehende niht durch „ nie
mand “ wiederzugeben , weil niht im Zusammenhang unmöglich ist. Die Übersetzung des Satzes Z . 3f.
lautet nunmehr: „ . . . Gott ist in sich selbst so hoch , daß kein Erkennen noch Begehren dahin zu ge
langen vermag. Das Begehren reicht (allerdings) weiter als alles, was man mit der Erkenntnis zu be
greifen vermag“ .
4 Vgl. oben S. 302,2ff. und dort Anm . 2; 232,8ff.: Die meister, die då beschrîbent, wie
wît der himel sî, daz wære unglouplich ze sprechenne (vgl. oben S. 302,3) : diu minste kraft, diu
in mîner sêle ist, diu ist wîter dan der wîte himel; ich geswîge der vernünfticheit : diu ist wît âne
wîte, und die dort S . 233 Anm . 1 verzeichneten Vergleichsstellen , insbesondere DW 5 S . 20,2f. ( BgT ) ;
Pf. S . 229,8ff.; 100,24; DW 1 S . 349,10ff.: Nû sprichet ein meister, daz ein kraft der sêle liget über
dem ougen , diu ist wîter dan alliu diu werlt und wîter dan der himel. und dort Anm . 4 ; DW 1 S . 128,7 .
An der vorliegenden Stelle ist von der begerunge als einer der niederen Seelenkräfte gesagt: „ Sie ist
weiter als alle Himmel, ja , als alle Engel , und dabei lebt doch ( = empfängt Leben ) in einem (bloßen )
Fünklein des Engels alles, was auf Erden ist“ . Vgl. dazu noch DW 1 S . 303,7f.: Diu sêle muoz mit
heizer begerunge ûfgân und übergân vil wirdicheit der engel in den grôzen tugenden .; unten S . 624,7
und dort Anm . 4 . — Zur begerunge vgl. noch etwa Pf. S . 319,33ff. - Eckhart führt im weiteren Ver.
lauf der Predigt aus, daß, wiewohl das Begehren und der Verstand (als diskursives Erkenntnisver
mögen ) sehr weit reichen , beide doch nicht bis zu Gott hin zu gelangen vermögen .
5 Zu 2 . 69. vgl. oben S . 240,3f.: . . . wan in einem einigen vünkelîne des engels grüenet, lou
bet und liuhtet allez , daz in der Werlt ist . und die dort Anm . 2 verzeichneten Vergleichsstellen Pf.
S. 165,33ff.; 32,3ff.; Jundt S. 257,3ff.; 259,18ff.; ferner oben S. 243,3f.
303
Predigt 42
daz diu begerunge begern mac, daz enist got niht. Dâ diu verstantnisse und diu
begerunge endet, dâ ist ez vinster, dâ liuhtet got ?.
Nû sprichet unser herre: 'jüngelinc, ich spriche ze dir , stant ûf!' Eyâ, sol ich nû
daz sprechen gotes in mir vernemen , sô muoz ich als gar entvremdet sîn allem dem , 257,10
5 daz mîn ist, rehte als mir daz vremde ist , daz jenent desmers ist, sunderlîche in der zît2.
Diu sêle ist als junc als dô, dô si geschaffen wart in ir selben , und daz alter, daz ir zuovellet,
daz ist von des lîchamen wegen, dâ si sich üebet an den sinnen 3. Ez sprichet ein meister4 :
3 Sieh oben S. 301, 1, 4.

2 endent BT. 3 ze fehlt Er Eyâ, fehlt Er n û fehlt Er 4 von allem PfBT


5 minis Er rehte fehlt Er e nnet ( ienet BT) dem mer PfBT ber mer Er 6 do,
dô] do BT sô Pf u nd fehlt Er ir ein vellet Er 7 an ] in Er

1 Zu Z . 19. vgl. die ähnliche Stelle DW 5 S . 428,7ff. (VAB) : Und sô diu abegescheidenheit ku
met ûf daz hohste, so wirt si von bekennenne kennelôs und von minne minnelôs und von liehte
vinster.; unten S . 369, 1 ff.
2 Zu Z . 3f. vgl. Brethauer ZfdA 69 S . 264,60f.: vnd da ich mich uf ( Breth .: us) mich selber
neige, da bin ich mir selber vremde ( r ) (Konjektur von mir ) , dan dem , der uber mer ist .; 263,32: her
weiz su also wenig , alse ig weis den soldan uber mer.; DW 1 S . 87,9ff.:swer in der blözheit dirre natûre
âne mittel sol bestân , der muoz aller persônen ûzgegangen sîn , alsô daz er dem menschen , der jensît
an.Leimlich vriuntist. Aldie wile dû dîner personen mui guverne
mers ist, den er mit ougen nie gesach , daz er dem alsô wol guotes günne als dem menschen , der bî
im ist und sîn heimlich vriunt ist. Al die wile dû dîner persônen mêr guotes ganst dan dem menschen ,
den dû nie gesæhe, sô ist dir wärlîche unreht . . . — Zu Z . 4 entvremdet vgl. DW 5 S . 361 Anm . 365 .
3 Zu Z . 6ff. vgl. DW 5 S . 11,1ff. ( BgT ) : Bî des vleisches willen meinet er allez, daz in dem
menschen sînem willen undertænic ist, doch mit einem widerkriege und mit einem widerstrîte und
neiget nâch des vleisches begerunge und ist gemeine der sêle und dem lîbe und enist niht eigenlîche
in der sêle aleine; und dâ von werdent die krefte müede, krank und alt. und dort S . 66 Anm . 11;
unten S . 323,5ff.: Alle die krefte , die ze der sêle hærent, die enaltent niht. Die krefte die ze dem
libe hærent, die slîzent und nement abe. und dort Anm . 4 ; vgl. auch unten S . 305 ,6f.; 324 , 1 ff .: Die
meister sprechent : daz ist junc, daz sînem beginne nâhe ist. Vernünfticheit , in der ist man alze
mâle junc : ie man mê würkende ist in dér kraft, ie näher man sîner geburt ist. Daz ist junc, daz
sîner geburt nâhe ist. und dort Anm . 3 ; 600 ,3f. und dort Anm . 3; ähnlich Sermo XV, 2 n . 156 , LW 4
S . 148, 12 ff. und dort S . 149 Anm . 1 und 4 .
4 Aristoteles De an . I t. 65 ( A c. 4 408 6 21), vgl. In Sap. n . 74, LW 2 S . 404,11ff.: Propter
hoc huiusmodi perfectiones non permiscentur suis subiectis nec per consequens corrumpuntur nec
senescunt nec mutantur corruptis aut senescentibus subiectis suis, secundum illud philosophi
De anima: »si acciperet senex oculum iuvenis, videret ut iuvenis «. und dort S . 404 Anm . 3, wo noch
verwiesen ist auf Thomas i. h .l. lect. 10 (Ed . Marietti n . 163 S . 42a ) : Unde videtur quod intel.
lectus et omnis anima sit incorruptibilis , et quod debilitatio in eius operationibus non sit ex eo
quod ipsa corrumpatur, sed ex eo quod debilitantur organa.; n . 164: Si enim corrumperetur anima,
maxime corrumperetur a debilitate quae est in senectute, sicut accidit in organis sensitivis, quae
debilitantur ex senectute : tamen anima non debilitatur ex hoc ; quia si senex accipiat oculum iu
venis, videbit ut iuvenis. Quare senectus debilitat, non quidem quod ipsa anima patiatur seu virtus
sensitiva, sed id in quo est.; vgl. auch S. theol. I q. 77 a. 8 obi. 3; Albertus M . Met. II tr. 2 c. 16
( Ed . Colon . 16 , 2 , S . 503,62ff.) : Nec est hoc mirum in corpore perpetuo , quia etiam in corpore cor
ruptibili sic esset , si semper maneret habilitas eadem , et ideo dictum est in libro de anima, quod
si senex accipiat oculum iuvenis , videbit utique sicut iuvenis, . . .; De an . I tr. 2 c. 9 ( ed . Borgnet
5 , 165b) . – S . 305, 1 habe ich mit Er ez ( PfBT) zu er und jungez ( PfBT) zu junger abgeändert.
304
Adolescens, tibi dico : surge
15 »hæte ein alt mensche eines jungen menschen ougen , er sæhe als wol als ein junger «. Ich saz
gester an einer stat, dâ sprach ich ein wort, daz lûtet gar unglouplîche — dâ sprach ich , daz
Jérusalem ist mîner sêle als nâhe als diu stat, dâ ich nû stân . Jâ, bî guoter wârheit: daz
über tûsent mîle ist wîter dan Jerusalem , daz ist mîner sêle als nâhe als mîn eigener
20 lîchamel, und des bin ich als gewis, als daz ich ein mensche bin , und ez ist gelêrten pfaffen 5
lîhte ze verstânne 2. Wizzet : mîn sêle ist als junc, als dô si geschaffen wart, jâ, und noch
vil jünger ! Und wizzet : mir versmâhte daz, daz si niht enwære morgen jünger dan hiute !3
25 Diu sêle hât zwô krefte , die enhânt mit dem lîbe nihtes niht ze tuonne, und daz ist
vernünfticheit und wille : die würkent obe zît4. Eyâ, wan wären der sêle ougen ûfgetân ,
daz diu verstantnisse klærlîche 5 aneschouwete die wârheit ! Wizzet: dem menschen 10
waren alliu dinc als lîhte ze lâzenne als ein erweiz oder ein linse oder als niht; jâ, bî

1 menschen fehlt Er ez PPfBT


eerr)] ez angez PfBehole B
Jb ist hintjungez wir gewis Er 2 liutet Pf lutte Er
er sêle PfBT gar
fehlt Er dân sprach ich : fehlt Er 3 ist hinter sêle wiederholt Er Jâ, bis wârh. :] vnd Er
4 wîter dan ) jen sit Er 5 und fehlt Er allso sicher gewis Er Ja, hier te
eD inB fehlt Er und?
under
fehlt Er gelêrten ) den guten Er 6 Wizzet : fehlt Er s i] ich PfBTA jâjâ ,, fehlt Er
7 vil fehlt Er Und wizzet: fehlt Er daz, fehlt PfBT 8 und fehlt Er 9 Eyâ, wan ]
vnd Er 10 daz] daz das Er k lærlîche fehlt PfBT Wizzet: fehlt Er 11 alsz fehlt Er
oder als niht; fehlt PfBT jâ , bis 306,1 sint fehlt Er

Die von Eckhart herangezogene Aristoteles- Stelle läßt eindeutig erkennen , daß nicht das Auge, son
dern der alte Mensch gemeint ist, der sæhe als wol als ein junger. Ich möchte annehmen , daß Pfeiffer
ez und jungez kaum auf das Auge bezogen , daß er vielmehr mensche im BT - Text richtig als neutral
verstanden hat.
i Zu Z . 1ff. vgl. DW 1 S . 220,7ff.: . . . vernünfticheit : dirre kraft enist niht verre noch ûzer.
Daz enent des mers ist oder über tûsent mîle, daz ist ir als eigenlîche kunt und gegenwertic als
dise stat, da ich inne stân .; oben S . 233,1ff.: In dem houbete der sêle , in vernünfticheit, in der
bin ich alsô nâhe der stat über tûsent mîle jensît des mers als der stat, dâ ich iezuo inne stân .
und die dort Anm . 3 verzeichneten Vergleichsstellen DW 1 S . 183,2ff. und oben S . 86 ,7ff. Der Rv. in
Z . 1f. bezieht sich wohl auf eine der bezeichneten Stellen . Die genaue Angabe gester paßt allerdings
auf keine der angegebenen Parallelstellen , wenn man die zugehörigen Predigten nach den zugrunde ge
legten Schrifttexten im Kirchenjahr fixiert.
2 Die gleiche Wendung wie in 2 . 5 unten S . 628,6 : . . . des bin ich alsô gewis, als daz ich
mensche bin . — Gegensätzliche Bemerkung über die gelêrten pfaffen etwa oben S. 83,4f. und dort
Anm . 2 ; 236,8f. und S . 237 Anm . 1; 242,6f.
3 Vgl. oben S . 304,6ff. und dort Anm . 3. — 2 . 6 habe ich bereits in meiner Übersetzung S. 341,10
(sieh auch dort S . 505) ich (PfBT) mit Er durch si ersetzt und übersetzt: „meine Seele ist so jung,
wie da sie geschaffen ward“ , was eindeutig ursprünglich ist gegenüber dem Pfeifferschen Text, den
Schulze-Maizier (S. 199) übersetzt durch : „ meine Seele ist so jung wie mein Ursprung“ .
1973 daz ze zit und staunt in der sêle lunft und Wille , om willen dos
4 Zu Z . 8 vgl. etwa DW 5 S . 11,5ff. (BgT) : Bî dem willen des mannes meinet sant Johannes
die hæhsten krefte der sêle ( = Vernunft und Wille ), der natüre und ir werk ist unvermischet mit
dem vleische, und stânt in der sêle lûterkeit , abegescheiden von zît und von stat und von allem
dem , daz ze zît und stat kein zuoversiht hât . . . Über vernünfticheit und wille vgl. noch oben S . 216 , 1ff.;
219,8ff.; 265,1 ff. und dort Anm . 1; unten S . 322,7ff.; 325 ,7ff.
5 Die Ergänzung in Z . 10 klærlîche mit Er habe ich bereits in meiner Übersetzung S . 341, 16
(sieh auch dort S . 506 ) vorgenommen .
20 Edhart , D 2 305
Predigt 42
mîner sêle , alliu dinc waren disem menschen als ein niht !1 Nû sint etlîche liute , die lâzent 257,30
diu dinc von minne, und ahtent sie gar grôz diu dinc, diu sie gelâzen hânt ?. Aber dirre
mensche, der ez bekennet in der warheit, daz er joch sich selben læzet und alliu dinc,
daz daz dannoch nihtes niht enist — eyâ, der mensche, der alsô lebet , des eigen sint
5 alliu dinc in der warheit 3.
Ein kraft ist in der sêle, der sint alliu dinc glîche süeze ; jâ, daz allerboseste und daz 35
allerbeste daz ist allez glîch an dirre kraft ; si nimet alliu dinc über ,hie und ,nû'. ,Nû' —
daz ist zît , und ,hie ' — daz ist stat, diu stat, dâ ich nû inne stân “. Und wäre ich danne
mîn selbes ûzgegangen und zemâle ledic worden , eyâ, sô gebære der vater sînen ein 40
10 gebornen sun in mînem geiste als lûterlîche, daz in der geist widergebære. Jâ , bî
guoter wârheit : wære mîn sêle als bereit als diu sêle unsers herren Jêsû Kristî, sô würhte
der vater in mir als lûterlîche als in sînem eingebornen sune und niht minner; wan er
minnet mich mit der selben minne, dâ er sich selben mite minnet 5. Sant Johannes 258,5
2 vnd si achtent si Er 3 daz) unt daz PfBT joch fehlt Er 4 dazı bis enist ] daz
ist dannoch nihtes niht, PfBT dannoch nihtes fehlt Er eyân, fehlt Er 6 jâ , fehlt Er
7 allez fehlt Er und über nů . Pf 7 f. Nun ist das zeit BT 8 und fehlt Er stat,']
die statt BT danne fehlt Er 9 worden, eyâ, fehlt Er vater von himelrîche PfBT
9f. eingeb . fehlt Er 10 daz in ] das es Er widerberet Er Jâ, bis 11 warheit : ) vnd mer Er
sêle ) geist PfBT sô bis 12 mir] was er worchte in mich Er 12 ina] an Er m inner ;]
m . vnd zu dem selben grund Er 13 minnet.] minte Er

Zu S . 305, 10f. vgl. unten S . 628,6f.: Dem menschen sint alliu dinc als lihte ze lâzenne
als ein linse ; und ie mê gelâzen , ie lieber. und dort Anm . 3; oben S. 106 ,5ff .: Ein mensche, daz
got minnet, dem wäre als lîhte , alle dise werlt ze begebenne als ein ei. Ie mê er begibet, ie lîhter ist
im ze begebenne, . . . und dort Anm . 2 mit dem Hinweis auf DW 1 S . 203,2ff.: Der mensche, der ge
lâzen hât und gelêzen ist und der niemermê gesihet einen ougenblik ûf daz, daz er gelâzen hât, und
blîbet state, unbeweget in im selber und unwandellîche, der mensche ist aleine gelâzen . und die dort
Anm . 1 verzeichneten Vergleichsstellen ; vgl. auch unten S. 319,1ff. und dort Anm . 1 ; DW 5 S. 317
Anm . 24 . — Zu linse vgl. auch Pf. S. 299,27 .
2 Zu 2 . 1f. vgl. oben S. 61,5ff.: Ez kam einest ein mensche ze mir . .. und sprach , er hæte
grôziu dinc gelâzen . . . Dô gedâhte ich : eyâ, wie wênic und kleine hârst dû gelêzen ! Ez ist ein blint
heit und ein törheit , die wîle dû ihtes ahtest, daz dû gelêzen hast . und dort Anm . 1; oben S. 295,5ff.
enn er sich ganze Satz lamich schon
3 Die Textänderung in 2 . 4 mit Er (und S ,) gegen Pf. S . 257,32f. habe ich schon in meiner
Übersetzung S. 341,21f. ( sieh auch dort S . 506 ) vorgenommen . Der ganze Satz lautet übersetzt: „ Jener
Mensch aber , der in Wahrheit erkennt, daß, ( selbst) wenn er sich selbst und alle Dinge aufgibt, dies
immer noch nichts ist — ja , der Mensch, der 80 lebt, der besitzt in Wahrheit alle Dinge“ .
4 Die Kraft, von der Z . 6ff . die Rede ist, ist die vernünfticheit, die alliu dinc über ,hier und
,nû' nimmt; vgl. oben S . 305,9 ; DW 1 S . 220,4ff. und die dort Anm . 2 verzeichneten Parallelen (sieh
oben S . 305 Anm . 1) ; Pf. S . 142, 38ff.: Ein kraft ist in der sêle : vernünftekeit , . . . Daz êrste ist, daz
si abe scheidet von hie unde von nû . . . . Hie unde nû daz sprichet als vil als zît unde stat. — Die
falsche Interpunktion Pfeiffers, nach der hinter oben Z . 8 statt ein Punkt und hinter stân ein Komma
steht, habe ich in meiner Übersetzung S . 341,27 (sieh auch dort S . 506 ) berichtigt unter Hinweis auf
den unsinnigen Text der Übersetzung Schulze-Maiziers ( S . 200 ): „ Wäre ich, 80 wie ich jetzt hier
stehe, aus mir selbst herausgegangen . . .“ .
5 Zu Z . 8ff. vgl. oben . 293, 1 ff.: Alsus só wirt der sun in uns geborn : daz wir sîn sunder
warumbe und werden wider îngeborn in dem sune. . . . Dar umbe, als ich hân nû niuwelîche ge
sprochen : der vater enhât niht dan einen einigen sun , und als vil als wir minner hân meinunge oder
ahtunge ûf ihtes iht anders dan ûf got und als vil als wir an nihte ûzluogen , als vil werden wir über
306
Adolescens, tibo dico : surge
sprichet: 'in dem anbeginne was daz wort, und daz wort daz was bî gote, und got was daz
wort'. Eyâ , der nû diz wort hæren sol in dem vater -- dâ ist ez gar stille – , dermensche, der
muoz gar stille sîn und gescheiden sîn von allen bilden , jâ , und von allen formen1. Eyâ,
10 der mensche sölte sich alsô getriuwelîche ze gote halten , daz in alliu dinc nihtes niht
enmöhten ervrouwen noch betrüeben . Er sol alliu dinc nemen in gote, als sie dâ sint . 5
Nû sprichet er : 'jüngelinc, ich spriche ze dir , stant ûf!' Er wil daz werk selber würken .
Der mich nû hieze einen stein tragen, als mêhieze er mich tûsent steine tragen als einen,
15 ob er sie selber tragen wölte. Oder hieze einer einen zentener tragen , als mê hieze er in tûsent
tragen sô einen , der ez selber tuon wölte 3. Eyâ , got wil diz werk selber würken ,der mensche
1f. Ioh .1 1, 6 Sieh oben S. 301,1, 4.
1 sprach PfBT anvange PfBT daz3 fehlt Er was'] ist Er 2 Eyâ , bis diz ]
Der daz Er d â fehlt Er 3 muoz ] der m . Er g ar) owch gar Er sînº fehlt Er
allen1,2 fehlt Er jâ , fehlt Er Eyâ , fehlt Er 4 sol Er alsô getr. fehlt Er h alten
zů got Er nihtes fehlt Er 5 můgen Er 7 nû fehlt Er als einen , fehlt PfBT 8 sô
er ez selbe wolte tuon . PfBT allso mer hieze er mer t. Er 8f. hieze er in tûsent zen .
tener tragen , sô er sie selber tragen wolte PfBT 9 Eyâ , fehlt Er g ot der wil BT diz ]
das Er

bildet in dem sune, und als vil wirt der sun in uns geborn , und wir werden geborn in dem sune
und werden ein sun . Unser herre Jêsus Kristus der ist ein einic sun des vaters , und er aleine ist
mensche und got. Sô enist dâ niht dan éin sun in einem wesene, und daz ist götlich wesen . Alsô
werden wir ein in im , ob wir niht dan in meinen , sowie die dort Anm . 3 und 5 — aufgeführten Ver .
gleichsstellen . — Zu Z . 12f. vgl. oben S . 287,7f.: Got enhât niht wan éine minne: mit der selben
minne, da der vater sînen eingebornen sun mite minnet, dâ mite minnet er mich , und dort Anm . 4 ,
insbesondere Sermo V1,1 n . 55, LW 4 S . 53,2ff.: Tertio deus caritas est, quia se toto amat. . . . qui
eodem et pari amore , quo se ipsum , filium suum coaeternum et spiritum sanctum diligit sive amat,
nos amat.
Zu 2 . 2f. vgl. DW 1 S. 312,5ff.: Daz wort liget in der sêle verborgenlîche, daz man ez niht
enweiz noch niht enhæret, im enwerde denne gerûmet in dem grunde des horennes, ê enwirt ez
niht gehæret ; mêr, alle stimme und alle lûte die müezen abe und muoz ein lûter stilnisse dâ sîn , ein
stilleswigen . und die dort Anm . 2 verzeichneten Vergleichsstellen Pf. S . 14 ,35f.: Ez muoz sîn in einer
stille und in eime swîgenne, dâ diz wort sol gehæret werden .; 7,28ff.; 230,21 ff.; Sermo XXIV ,2
n . 249, LW 4 S . 228,5f.: Secundo, quia ibi est quies et silentium , ubi pater loquitur verbum »sine
strepitu«. und dort Anm . 4. – Zu Z . 3 gescheiden — formen . vgl. DW 1 S. 250,6f.: Ein vernünftiger
mentsch ist, der sich selber vernünfteklichen verståt vnd in im selber abgeschaiden ist von allen
materien vnd formen . . . . wie mag das gesin , das abgeschaidenhait des verstentniss sunder form
vnd bild in im selber állú ding verstát . .. ?
2 Zu Z . 5 vgl. DW 1 S . 289,2ff.: Swer dâ sprichet, daz er ze sîner natûre komen sî, der sol
alliu dinc in im gebildet vinden in der lûterkeit, als sie in gote sint, niht als sie sint in ir natûre , mêr :
als sie sint in gote.; unten S .600 ,13f. und dort Anm . 4 ; oben S. 189, 3 .
3 Zu Z . 7ff. vgl. DW 1 S. 37,3ff.: Wäre ein mensche, der lîden wolte durch got und lûter
lîche got aleine, und viele allez daz lîden ûf in zemâle , daz alle menschen ie geliten und daz al diu
werlt hât gemeinlich , daz entäte im niht wê noch enwære im ouch niht swære, wan got der trüege
den last. Der mir einen zentener leite ûf mînen hals und in denne ein ander trüege ûf mînem halse ,
als liep leite ich hundert ûf als einen , wan ez enwäre mir niht swære noch entäte mir ouch niht wê.
und dort S . 37 Anm . 2; In Ioh . n . 243, LW 3 S . 203, 10ff.: Et notandum quod hic tanguntur duae
causae, propter quas omne opus bonum fit leve operanti illud : tum quia deus operatur illud, tum
307
Predigt 42
volge eht und enwiderstâ nihti. Ach , und wonete diu sêle inne, sô hæte si gegen
wertic alliu dinca. Ez ist ein kraft in der sêle, und niht aleine ein kraft, mêr : wesen , und
niht aleine wesen, mêr: ez læset wesen — daz ist sô lûter und sô hôch und sô edel in im 258,20
selben , daz dar în niht enmac kein creatûre, sunder got aleine der wonet dar inne. Jâ ,
5 bî guoter warheit : und got selber der enmac dar în niht, als er nâch wîse ist, (noch ) als
er wise ist noch als er guot ist noch als er rîche ist. Jâ, got der enmac dar în niht mit
keiner wîse; got der mac aleine dar în mit sîner blôzer götlîcher natûre 3. 25

1 eht] niur PfBT mit nihte. PfBT Ach , und fehlt Er 2 aleine fehlt Er 3 daz]
unt diu PfBT und sô edel fehlt Er i m ) ir PfBT 4 sunder] denne Er Jâ, bis
5 warheit : fehlt Er 5 nâch bis 6 era fehlt Er (Hom .) 5 noch bis 6 ist . fehlt PfBT (Hom .)
6 Jâ , fehlt Er 7 götlîcher] gotheit Er

quia nobis operatur. Certe sic leve esset homini ferre mille centenarios ferri vel plumbi sicut et
unum , si quis alius praepotens viribus onus et sarcinam ipsam portaret. Vgl. auch Kaeppeli Prae
dicator Monoculus, Arch . Frat. Praed . 27, 1957, S . 149 unter 10 : » De bonis facit nunc spiritus sanctus
sicut parentes de parvulo delicato, cui aliquando imponunt pondus aliquod , et ipsi illud portant ;
unde puer letatur et videtur portare« (n . 58 , f. 47r). — »Nunc autem Christus facit sicut pater bonus
filio, qui imponit lapidem humero parvuli, ut portare videatur, ipse autem supportat« (n . 113, f. 85v).;
oben S . 245,2 : Waz schadet mir daz , swie swære ez ist, sît er ez würket ? und dort Anm . 1 .
i Zu S . 307 ,9f. vgl. Pf. S. 25,14f.: Sol diz werk vollekomen sîn , sô muoz ez got alleine würken
unde dû solt ez alleine lîden .; 231, 16 ff.: Daz wir uns selber benomen werden unde in gote gesetzet
werden , diz ist niht swære , wan got der muoz ez selber würken in uns, wan ez ist götlich werc , der
mensche volge unde widerstê niht, er lîde undelâze got würken ( sieh Quint S. 644 zu 231,16 , 18, 19);
oben S. 236,4f.; 240,4f.; unten S . 342,8ff.
2 Vgl. DW 1 S. 95,4 ff.: Die liute sprechent dicke ze mir: bitet vürmich . Sô gedenke ich : war
umbe gât ir ûz ? war umbe blîbet ir niht in iu selben und grîfet in iuwer eigen guot ? ir traget doch
alle warheit wesenlich in iu . und dort Anm . 2 .
3 Die Kraft, von der 2 . 2ff. die Rede ist und von der gesagt wird, daß sie nicht allein Kraft,
sondern Sein und darüber hinaus etwas ist, was vom Sein löst, ist wiederum das Fünklein der obersten
Vernunft, von dem als dem „ Bürglein der Seele“ übereinstimmend mit der vorliegenden Stelle DW 1
S . 42,6ff. gesagt wird : sô reht ein und einvaltic ist diz bürgelîn , und sô enboben alle wîse und alle
krefte ist diz einic ein , daz im niemer kraft noch wîse zuo geluogen mac noch got selber. Mit guoter
warheit und also wærliche, als daz got lebet ! Got selber luoget dâ niemer in einen ougenblik und
geluogete noch nie dar în , als verre als er sich habende ist nach wîse und ûf eigenschaft sîner per
sônen . Diz ist guot ze merkenne, wan diz einic ein ist sunder wîse und sunder eigenschaft. Und dar
umbe: sol got iemer dar în geluogen , ez muoz in kosten alle sîne götlîche namen und sîne person
lîche eigenschaft ; daz muoz er alzemâle hie vor lâzen , sol er iemer mê dar în geluogen . Sunder als
er ist einvaltic ein , âne alle wîse und eigenschaft : dâ enist er vater noch sun noch heiliger geist in
disem sinne und ist doch ein waz, daz enist noch diz noch daz.; unten S. 382,8ff. und dort Anm . 3,
insbesondere DW 1 S. 182,9ff.: Daz dritte meinet eine edele kraft der sêle , diu ist sô hôch und sô
edel, daz si got nimet in sînem blôzen eigenen wesene. . . . Disiu kraft nimet got in sinem kleithûse .;
DW 5 S . 29,2ff . ( BgT) : . . . alsô verre, daz diu oberste kraft der sêle , diu aller dinge blôz ist und
mit nihte niht gemeine enhât, ennimet niht minner dan got selben in der wîte und vülle des wesens.
und dort S. 80 Anm . 92; vgl. auch oben S. 301,5 und S. 302 Anm . 1; 52,12f. und S . 52 Anm . 5.
Der Rv. DW 1 S . 220,4 wird sich u .a . auch auf oben Z. 2ff. beziehen . — Zu Z . 5ff. vgl. noch Pf.
S . 84, 36f.: Man muoz got nemen wîse âne wîse unde wesen âne wesen , want er hat keine wise .;
Sermo IX n . 99, LW 4 S . 94 ,4ff.: . . . ubi nulla creatura unquam ingreditur. Unde nihil inquinatum
intrat in illam .. . Sed nec deus animae illabitur nisi nudus ab omni addito, etiam cogitatu. und
308
Adolescens, tibi dico : surge

Eyâ, nû merket, daz er sprichet : 'jüngelinc, ich spriche dir'. Und waz ist daz ,sprechen '
gotes ? Daz ist daz werk gotes, und daz werk ist als edel und als hôch , daz ez got aleine
würket 1. Nû wizzet: alliu unser volkomenheit und alliu unser sælicheit liget dar ane,
30 daz der mensche durchgange und übergange alle geschaffenheit und alle zîtlicheit und
allez wesen und gange in den grunt, der gruntlôs ist ?
Wir biten des unsern lieben herren got, daz wir ein werden und innewonen , und
ze dem selben grunde helfe uns got. Âmen 3.
1 Sieh oben S . 301, 1, 4.

1 Eyâ, fehlt Er Und ] Nû Pf 2 und fehlt Er 3 Nû wizzet:) vnd Er dar] her


Er 5 alle Er 6 lieben h . g.,] herren Er innew ., bis 7 grunde] inwonende Des Pf in
wonent Das BT 7 got. Amen .] der vater vnd der Amen Er
die dort Anm . 5 verzeichneten Vergleichsstellen . — In dem Satz Z . 4ff. fehlt in Er 2 . 5 nâch — 6 er ?, in
BT 2 . 5 noch — 6 ist. infolge von Homöoteleuton . -- Zu 2 . 5f. vgl. DW 1 S . 147, 1f.; 219, 4 ; 368, 10f.
1 Zu 2 . 2f. vgl. oben S . 307,6ff. und dort Anm . 3 ; vgl. auch In Gen . II n . 47, LW 1 S. 514,8f.:
Psalmus: 'dixit et facta sunt', quia dicere est facere , et ipsum facere , ipsum producere est dicere ,
non aliud.
? Zu 2 . 3ff. vgl. DW 1 S . 164,16ff.: War umbe enwerden wir denne niht wîs ? Dâ gehæret vil
dar zuo . Diu meiste sache ist, daz der mensche muoz durchgân und übergân alliu dinc und aller
dinge ursache, und dis beginnet den menschen verdriezen . und die dort Anm . n verzeichneten Ver .
gleichsstellen Pf. S . 168,19ff.; In Ioh. n . 292, LW 3 S . 244,13: Debet enim homo transire omne mu
tabile et creatum contemnendo , . . . und dort Anm . 5 ; vgl. auch oben S . 76 ,2 ff.; Pf. S . 141, 27 ff. -
Das Textstück Z . 3 Nû – 5 ist, ist auch als Pf. Spr. 54 S .619,25— 28 überliefert. — Zu 2 . 3 sælicheit
vgl. unten S . 329,7 ff. und s . 330 Anm . 1.
3 Zu Z . 6 Wir— werden vgl. unten S . 330,4 und dort Anm . 2. — Zu 6 und 7 Âmen . vgl. den
ähnlichen Schluß DW 1 S. 409,2f.: . . . und ze disem ursprunge helfe uns êwiclîchen got. Amen .

309
PREDIGT 43 (Pf. Nr. LXXIX S. 253 – 256)

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S . 692, Spamer PBB 34 S . 337, Strauch Par. an .
S . XXIII Nr. 22):
BT f. 268va — 269va .
Do, p . 121a - b , Fragment (in „ Spiegel der Seele“ ) = unten S . 328,6 , diu — 8 ist. + 329,2 ein _ 4f.
gescheiden . + 330,2 Dâ — 3 got.: Anima quomodo , vna primo generat aliam / Schreibt die sel
gepürt / sich selber in sich selber vnd / gepürt sich vs sich vnd ge/pürt sich wider in sich Si / vermag
wunder in irem liecht | naturlich si ist 80 kreftig (121b ) vnd so edel si schaidet das / ain ist ain pild
als es ain / pild ist des es ain pild ist / des enkan nyemant gesundern / Wenn die sel dar inn lebt /
das sy gotz pild ist so hat / sy gepurd in der leit rechte / ainigung die kan alle creatur , nicht geschai
den vnd selikait / got (Anima- got fehlt Stry) ze minnen als got ist / vnd da ist sel sel genad ge/nad
selikait selikait got / got; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde Nr. 10 S . 20 ; im Var..
App. nicht berücksichtigt; vgl. auch unten Strg.
G . f. 1988 199v ; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S . 48.
H , f. 61r — 63v .
Kα, Kaja f. 23va, Fragment = unten S . 325,4 Tôrehte - 5 base. + Plussatz + 5 Aber — 6 werlt.:
Torehe te lute nement daz bose für / gůt vnd daz gůt für bose Si , nement dz vzer für dz bessere /
vnd daz inre für dz minre Aber , der is rehte verstet so ist ein ei/nic werc dz got wirket in der selle
Besser vnd edelere vnd hoher / dan alle dö welt
Kajd f. 91ra - rb, Fragment = unten S . 326, 1 Gnade - 6 suochent, : Nu sprichet ein meister /
gnade geworhte nie den hein / gůt werc So in weiz von werke , niht Sv flüset wol uz an Übunge
einer døgende Gnade en ei/niget niht in keinem werke Gna /de ist ein inwonen und ein mittel /
wonen der sele mit gote allez dz / ie werc gehiez vzwendic daz (91rb ) ist zů snode dar zů alle creature
suc/hent etwaz gotte glich so sů ie / snoder sint 80 8v vzwendiger | sůchent
Kac f. 23ra — rb, Fragment = unten S . 326 , 1 Gnade— 6 suochent,: N ( Initiale )u mirkent waz
ein meister / sprichet Gnade geworte nie den / hein gût werc Sú weiz von | werke niht su flúzet wol
vz an | Übunge einer tügende Gnade / en einiget niht an keinen / werkeGnade ist ein in wonen / vnd
ein mit wonen der sele in / gotte Allez dz ie werc gehies | vzwendic dz ist zů snode dar zů (23rb ) alle
creature suchet etwaz gotte glich / So su ie snoeder sin So sú ie vz / werter suchen
Kaja f. 23rb, Fragment = unten S. 325 ,2 Ein - 4 créatúren . : Ein einig werc dz got wirket , in
den einvaltigen lihte der / sele dz iz schoner vnd got lůst- / licher ist dan alle dø werc die , er ie ge
worte in allen creaturen
Vgl. Spamer Diss. S . 284 ; im Var.-App. nicht berücksichtigt.
Kla f. 151r - 152r, Fragment = Jostes Nr. 9 S . 5 ,27 Der — 6 ,3 vinde. ~ unten S . 319,2 Der — 3 ist .
+ Plusstück + 320,1 er2_ 2 verzert. + Plusstück + 328,6 diu — 7 sich. + Plusstück + 329,3
inne4 einunge; + 5 Trut2 — 6 ist ! : Der prophet sprichet / frawe dich du der der nit / gebrist
deiner frücht ist vil | der ist wol stausent (!) stund wann / der die frucht geberet in der ( 15lv ) welt
der ist aun zal vil Die sel hat ain natürliches liecht / jn ir jn dem natürlichen liecht , hat gotmer
lustes vnd mer bejnúgde den in allen creaturen die er ye geschůff Erverzert alle / sein kraft in
dem natürlichen / liechte dem (!) man ain swarczen / kolen als vngeleich als der / wer wider dem
hymel | Alzo sint alle creatur wyder | dem natürlichen liecht das / die sele jn ir trett wann sie /
ein getragen wirt jn das liecht / 80 gebirt sie sich selber auß ir / selber jn ir selber vnd gebirt / sich
310
Adolescens, tibi dico : surge
wider in sich selber Sie / verleuset auch alle die geburt (152r) alls gar vnd würt als gar über / sich
erhaben vnd wirt als gar / geeiniget ain jn ain Si kumpt / als gar dar zů das sy got gebirt / vnd da
geschicht rechte ainige / grúß aller creatur trost aller / engel das sy da kainen vnder / schayd vindent;
identifiziert von Quint, Fundbericht S . 28 ; im Var.-App. nicht berücksichtigt. Vgl. unten
unter N , f. 14rb - vb.
Mai, f. 238r — 240v ; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S. 100 ; sieh unten Strz.
Maiz f. 229r - V, Fragment = unten S. 319,2 Der — 4 gebirt: + 5 Dium berhaft. + 320,4 got — 5 gebirt.
+ 321,1 Got— 2 sune. + 328,6 diu — 329,1 gotes.: Der wis sag spricht die frow / die vnberhaft
ist der kind ist / vil me den der berhaft ist also / ist die sel die gaistlichen geb /årt die sel die got
hät die ist / alle zit berhaft got gebirt | sich selber vnd geburt sich wider / jn sich je volkomer die
geb /urt ist ie me sy geburt got / gebürt sich jn sinē sun got / spricht alle ding in sinē sun / ain
maister spricht die sel geb /urt sich selber jn sich selber vnd / gebürt sich vsser sich vnd ge/burt
wider jn sich sy vermag / wunder jn jrem natürlichen / liecht sye ist 80 kreftig sye / schaidet daz
ain ist fiwr vnd / hicz ist ain velet es in ver(229v )nunft sye schaidt es wisshait / vnd vernunft und
gutte ist an / got ain wißhait vnd vernunft | sy gedencket des andren nim /er sy geburt all zit got
vnd / got jn got sye geburt jn recht / vsser jr dz tůt sy in dem dz sye | v8ser got gebürt in dem 80
sy / got vor ist do ist sy ain bild I gotes ; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S . 118 ; im
Var.- App. nicht berücksichtigt.
N f. 30ra — 31rb = Jostes Nr. 25 S.19 (Text ungedruckt).
f. 14rb - vb , Exzerpte in Jostes Nr. 9 S .5, 26 — 6 ,12 ~ unten S. 319,2 Der — 3 ist . + Plusstück
+ 320 ,1 er2_ 2 verzert. + Plusstück + 328,6 diu — 7 sich . + Plusstück + 329,4 in - einunge;
+ 5 Trutz — 6 gescheiden , + 7 Etliche — 330, 1 sclicheit, + 326,7 der — 327,1 stille. (mit Plusstück )
+ 328, 4 Tuot- 5 himel. + 330,3 Dâ — got.: Dicz spricht / meister Ekkart Der prophet spricht
frawe / sich auf der der niht gebirt diner / frucht der ist vil der ist wol tausent / stund mer dan di
fruht gebernd / ist (ist getilgt) (sind in der werlt der ist an zal / vil Die sel hat ein naturlich lieht /
in ir ) in dem naturlichen liht hat got mer lustes vnd me genug , dan in allen creaturen die er ie
ge- schuff Er verzirt alle sin craft / in dem naturlichen liht (Nem man / ein swarzen kolen alz
vnglich | der wer wider himel alzo sint alle / creatur wider dem naturlichen licht daz (14va ) si sel
in ir treit Wann si ingetra /gen wirt in daz liht) 80 gebirt si / sich selben vnd ir selber in ir selber /
vnd gebirt sich wider selber in sich (si verleust alz gar alle di geburt / vnd wirt alz gar vber sich der
haben / vnd wirt alz gar geneiget ein in / ein Si chúmt dar zu daz si got / gebirt alz sich got selbe
gebirt) / vnd da geschiecht rehte einung / Trucz allen creaturen trucz den engeln / trucz got selbe
daz er da einik / vnderscheid vinde Súmlich meister / di suchen seliсheit an bechantnuze / oder an
willen Jch sprich daz sellicheit / weder an wekantnuzze noch an / willen enliet daz ist seliсheit / daz
si leit alle selicheit daz ist | alle ir selbesheit Der himel / wurchet alle sine werch dar ým daz / er
sich got gelichen wil Niht daz / er sich gelichen wol an den werchen / mer er súcht reuwe (alzo alz
daz / wesen ist an werch daz selbe sucht / der himel) daz er chein .e. (!) in ein / stille stan Sucht
dicz der himel / und ander creatur di snoder ist waz sol-/ten wir danne tun Da belibet / got got
da belibet seliсheit seli/cheit vnd gnad gnad vnd sel sel ; identifiziert von Pahncke, E . St. S . 34 ;
vgl. Quint S. 692f.; im Var.-App. nicht berücksichtigt. Vgl. oben unter Kla .
N . f. 371 – 39r; hinter f. 37v ist ein Blatt herausgeschnitten , weshalb das Textstück unten S . 320,4
(volko-)mener — 325 ,2 einic fehlt. Identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S. 163f.
f. 42r — 44r = Strauch Par. an . Nr. 22 S. 52 – 54.
f. 236r, Fragment = unten S . 317,6 'daz— 7 vernünfticheit. + 8 dâ — 318,1 vernünfticheit, + 2
Swenne- stirbet + 319,3f. der sêle - 5 berhaft. + 320, 1 In - komen , + 4 got- selben2 + 322,7
Diu — 323, 1 vernünfticheit. + 324,1, daz — 2 ist. + 4 Der --5 krefte. + 325,7 gnade; - 8f. komen .
+ 12 Dar - 326,1 sêle. + Plussatz: D (Initiale )as lebend wasser dz ist der heilig geist würt allein
geschenket den die da lebend in / vernünffticheit wonn sú hand ein mit sin by den engeln engelsch
natur enråret / kein zit also tůt och vernunfftikeit und wenn man dar inne nit lebet so stirbet die /
sele die da geistlich gebirt der geburt ist manigfaltig in eyme ogenblike gebirt så ire / geburt zů fruht
311
Predigt 43
Die sele die got hat die ist alle zit berhafft in der geburt sint / alle ding her vs8 geflossen got gebirt
sich vss im selber in sich selber Die sel hat | not da got in gesprechen mug denn vernünfftikeit dz
ist iung dz syme beginne nahe / ist vernünfftikeit in der ist man all zemal iung yememan in der
würket | ye näher man der geburt ist Der erste vssbruch von der sele ist vernünfftikeit / dar nach
will dar nach alle andern krefft Gnade komet niemer in vernünfftikeit / noch in willen aber sol
sú dar in komen 80 můss vernunfft vnd will über sich selb / bracht werden da von spricht ein meister
es ist neisswz gar heimlich das dar über / ist vnd da meynt er das funkli der sele das da allein enp
fenklich ist gottes / da geschiht die rehte einung zwischent got vnd der sele in dem kleinen gneister /
das der sele geiste heisset; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S . 196 ; im Var.-App.
nicht berücksichtigt.
Str, f. 2941 — 299v, alte Zhlg . f. 2901 — 295v ; vgl. Spamer PBB 34 S . 353 unter LXXXII. Vgl.
oben
ob en Maij.
Str, f. 20v, Fragment (in „ Spiegel der Seele “ ) = unten S . 330,2 nimet, -— 3 got. ; identifiziert von
Quint, Handschriftenfunde Nr.72 S . 217f.; im Var.-App. nicht berücksichtigt; sieh oben Do ,
Nikolaus von Landau (NvL) hat folgende Textstücke in seine Predigt Quis reuoluit nobis lapidem
eingebaut: unten S . 317,7 Vernünfticheit- sêle, + 8 da - nature. + 5 wan — 6 ist;:
Kjo f.70va — b, alte Zhlg . f. 216va – b.
Ste f. 127 — 128v .
Ich biete den Text im Wortlaut von Kjo mit den Varianten von Sto: Dar ümme ist / die vir .
nünftekeit (uernüfft Sto ) daz obirste der selen .. . da die / sele hat ein (ein fehlt Sto) mide sin vnde
eine / in geslozzenheit mit den engeln / in engelscher nature. . . (70vb). . . alle die wile daz die
vrau / we (ire sinne zů gode nit hade ge , keret vnde) virnünfteclichen gode nit / dienete do en mohte
ir nit werden (71ra )daz lebendege waßer daz istder heylege / geyst; identifiziert von Helmut Meyer ;
im Var.-App. nichtberücksichtigt.
Greiths Traktat enthält das folgende Textstück , das ich im Wortlaut von G , mit den Varianten
von M , und Z4 aufführe :
Greith S . 188 ,3 — 4 = unten S . 324 ,4 Der - vernünfticheit,: Der erst uß bruche von , der sele das
ist vernünfftigkait G ,(p . 292) M ,(f. 104r) Z (f. 37r); vgl. Seitz S. 54 II 9 ; vgl. auch oben S. 207;
im Var.-App, nicht berücksichtigt.
Filiation der Hss. (sieh Quint S. 693 — 697): Strz und Mai, sowie O und H , stehen jeweils in der be
kannten engsten Bindung untereinander. — Für Str,Mai, verweise ich auf die Übereinstimmungen etwa
S . 316 ,4 widersatzt ; 317,5 Er ] das; 319,1 verl.? gelassen ; 6f. geboren ; 320 ,2 solichen ; 321, 1 got— 2 sune.
fehlt ; 322,1 wan in ; 324,1 'jüngelinc'fehlt ; junc, fehlt ; 2 beginne]begegen ;wille ,darnâch fehlt ; 325,3 aller
der welt werk ; 4 böste; 6 das ist b.; 326 ,3 mit wonunge; 5 gote fehlt ; 328,1 den werken ; 4 schönden ; 10 irl
fehlt; 329,2 ein bilde, fehlt ; 7 sprechent sůchent. — Daß G , mit Str,Mai, verwandt ist (wie in Pr. 39,
sieh oben S . 248 ) , geht aus charakteristischen Übereinstimmungen der drei Texte hervor, etwa S . 318 , 4 in
ir ; darumbe]dar inne; 320 ,2 in ir ]dar inne ; 322,2 gebirt ]geit; 323,3 nimet; 324,1 sprechentdie maister ; 2 ie
dar nach ; 327,1 in ) an PfBTN ,N ,OH ,; 328,6 , 7, 10 birt; 330,3 Dâ — got.] fehlt PfBTN ,N ,OH ,. — Die
engste Verwandtschaft zwischen 0 und H , verrät sich , wie durchgängig, auch für die vorliegende Predigt
in ihren Sondervarianten , zumal wieder in ihren Textlücken , so : S. 318,3 E2 - 6 vruht. fehlt ; 319,1 in
eimeanderin sinne; 3 diu b. isť'.] dida hait den man ;5f. alliu sîniu werk ] in allin sinen werkin ; 6 sînen
- 320, 1 den ] geberin vnd sinen son ; 320,5 Ich — 321,2 ûf !' fehlt ; 322,2 Got— 4 sêle. fehlt ; 5 daz— zeichen
fehlt ; 324 ,1 baz er b .) me he bekennen mag vnd io baz he bekennit ; Ein meister sprichit; 2 alzemâle junc :]
me wirkinde; 4 vz val; von fehlt ; 5 alle fehlt ; 325 ,1 Waz — ûf’3 fehlt ; 6 und hoher fehlt ; 9 vollinbracht;
12 Dar — 326 ,1 sêle . fehlt; 326 ,3 inwonen ) wonen ; 4 Allez,45 zuo. fehlt ; 7 her ûz] her fore; 328,6 Ein ] Di
sele Ein ; 10 úz — daz] vnd daz; 329,2 Ich - gesprochen : fehlt ; des — ist, fehlt; 4 864 -einunge; fehlt ;
4f. inkan niman g.; 7 Ich spriche: fehlt. (sieh Quint S . 696 ). — N , stellt sich eindeutig zu dem Ni
Volltext, wie folgende Übereinstimmungen zeigen : S. 316 ,3 dir, fehlt ; 317,7 Vern .] Wan v. ; 318,4
guotes - ouch fehlt ; 320,3 sô — Wan , sieh den Var.-App.; 325, 3 alle di werch ; 4 Tôrehte - 5 boese. fehlt ;
312
Adolescens, tibi dico : surge
6 werlt] werch; 13 neizwaz— sêle.] noch gar heimlichen (heimlich N ,) etwaz dar ob daz da ist daz (ain N ,)
haubt der selen (selben N .); 13 Dâ] daz ; 327,1 Daz ander ] dar ob N , dar ab N ,; 328,3 den werchen ; 329,1
dâ'] daz; 4 geburt;] geborn ; lieht .C . einunge N , liht einung Nį. N , und N , gehen nach diesen Überein
stimmungen , insbesondere in den aufgeführten sicher fehlerhaften Varianten zu S . 318,4 ; 320, 3 ; 325,3 ;
327,1 ; 329,4 auf eine gemeinsame Vorlage zurück . Dieser Prototyp von N ,N , aber war seinerseits
enger an die Vorlage von OH , gebunden als an die von Str,Mai,G5,wie die folgenden Übereinstim
mungen von OH , und N ,N , deutlich werden lassen : S. 319,1 verlazenhait het N ,N ,; 5 Von nôt]wenne Ng
wan N0Hz; 6 in einer e.; 322,4 geburt enhote ] gebirt N ,OH ,; 5 enwore] inwirkit ; 7 inne N ,OH ; 323,5
Die] mer di N ,OH ,; 325,5 verstât] weste ; 9 Des — 12 wärheit.; 328,2 daz ist ] da ist er ; 330,1 dâ] an da ;
diu fehlt PfBTStr,Mai,Gz. Von diesen Varianten sind wiederum diejenigen zu S. 319,1, 5 ; 322,5 ; 328,2
sicher verderbt und weisen demnach auf einen gemeinsamen Prototyp von N N , und OH , zurück ,
den N ,N ,, was die Vollständigkeit des Predigttextes betrifft, im ganzen zuverlässiger überliefern als
OH , und von denen wiederum N , im ganzen den besseren Text gegenüber N , bietet, das, wie durch
gängig , auch im vorliegenden Falle einige sinnlose Varianten aufweist, so : S. 316 ,3 jüngelinc,] inniclich
vnd ; 317,6f. aleine geschenket,] allen den gesent; 8 mitesîn ] mit di sein ; 318 ,2 man dar] der main der ;
319, 3 kint] chinder oder der man ; 5 got hât, ] gotheit ; 321,6 daz ] da ; 323, 3 an ] vz ; 5 enaltent] enladent;
6 ze dem libe ) ze der sel ; 324 , 1 sprach ein meister ; 2 in - junc: fehlt ; 326 ,3 und ein mitewonen fehlt ;
328 ,8 vellet ez ] euolletes ; 10 si— ir ; fehlt ; 329,1 gotvar] got vater vereint; 8 ani fehlt; sieh auch Quint
S . 696 . — Der Text von BT weist sowohl Lücken wie Interpolationen auf, die im Vergleich zu den
handschriftlichen Texten als sekundär erkennbar sind und mit deren Hilfe korrigiert werden können
(sieh Quint, S . 693 — 695 und 697) .
Was die Fragmente betrifft , so lassen sie sich filiationsmäßig wie folgt einordnen : Do Str, (in
Str, fehlt das Exzerpt bis auf den Schlußsatz) stellen sich zur Strg-Gruppe, wie zumal der Schluß zeigt,
der für unten S . 330 ,3 Dâ — got. mit Str,Mai,G , übereinstimmt. S . 329,2 des — ist,2 hat Do , allein mit
Gg den ursprünglichen Wortlaut erhalten . Weiterhin stimmt Do, zur Strz-Gruppe mit 329,3 dâ ] daz;
4 gepurt. — Auch die Exzerpte Kaja und Kaze dürften zur Strz-Gruppe gehören ,wie die Übereinstim
mung mit dieser Gruppe unten S. 325 ,5 verstet und 326,5 ûzwendiger ] vzwerter (f. 23rb ) gegen vzwendiger
(f. 91rb ) zeigt. — Dasselbe wird für Mai, gelten , wie unten S. 320,4 und — sich . (steht auch in Mais) ;
329,1 gotvar Str,G 0H , got vor Mai,N , zeigen. – Die N -Exzerpte in Jostes Nr. 9 sowie die Kla
Exzerpte (sieh oben S . 310f.) bieten einen sehr interpolierten und auch sonst im Wortlaut isolierten
Text, scheinen aber doch eine Vorlage gehabt zu haben , die wiederum der Strz-Gruppe nahestand , wie
zumal die Übereinstimmung mit dieser Gruppe im Schlußsatz unten S . 330,3 Dâ — got.] Da belibet got
got da belibet seliсheit seliсheit vnd gnad gnad vnd sel sel zeigt. — Hingegen stehtdas S ,-Exzerpt eindeutig
auf der Seite von BT, wie die folgenden Übereinstimmungen allein mit dem Taulerdruck erkennen
lassen : unten S . 317,6 f. geschenket den die da lebend ; 319,4 vil mé; ] manigfaltig ; ieglichen fehlt ; 5 si.]
si ir fruht. PfBT sů ire geburt zů fruht; 320,1 geflossen ; 4 und — sich. fehlt ; 324,2f. ie – 5 kraft,] ye me
man in der wurket ; 325,7 diu ] Gnade; 8f, komen .) bracht werden ; 12 Dar umbe] da von ; 13 daz2_ sele.)
vnd da meynt er das fúnkli der sele das da allein enpfenklich ist gottes ; 326 ,1 sêle.] sele in dem kleinen
gneister das der sele geiste heisset.

Textkonstituierung (sieh Quint S . 697) : Wie ich a. a . O . bereits gesagt habe, stützt Pfeiffers Text
sich ausschließlich auf BT, die einzige Quelle, die er kannte. Ich habe aber auch bereits a .a . O . und oben
auf dieser Seite ausgeführt, daß BT nicht nur sehr viele und markante Sondervarianten , sondern ins
besondere eine beachtliche Zahl von Textlücken und Interpolationen aufweist. Ich fügte in Quint
S. 697 hinzu , daß ,,BT die Disposition der Predigt nichtmehr klar erkennen “ lasse. Von den beiden Grup
pen Str ,Mai,G und N ,N ,OH , dürfte die Strz- gegenüber der N ,O -Gruppe den im ganzen verläßlicheren
Text bieten . Ich habe denn auch meinem in Quint S . 697 gemachten Vorschlag entsprechend zur
Konstituierung meines Textes Strz, das die relativ wenigsten Sondervarianten und damit zugleich
den relativ besten Text bietet, als Leittext für meine Neuausgabe gewählt , für die ich indessen die
gesamte handschriftliche Überlieferung herangezogen und ausgewertet habe . Hier wie immer waren
mir innere Kriterien für die Textkritik im einzelnen bedeutsamer als äußere. So habe ich denn auch
313
Predigt 43
unten S. 326 ,8 das zweite mêr in den Text einfügen zu müssen geglaubt, wiewohl es in keinem über.
lieferten Text steht.
Übersetzungen : Quint S. 396 ff.; Schulze -Maizier ?, Auszug: S . 390f. = unten $. 329,3 — 7.

zerpte in N,f.1416 meine Zuweisung in Bharates. Danach ist d


Echtheit: Hsl. Bezeugung sieh im Eingang des Variantenapparates. Danach ist die Predigt für Eckhart
bezeugt durch OH ,, durch die allgemeine Zuweisung in BT f. 242va sowie durch die namentliche Zu
weisung der Exzerpte in N , f. 14rb ( = Jostes S . 5,26). Der Rückverweis unten S. 329,2 dürfte sich
u .a. auf DW 1 S. 270,2 ff. der echten Predigt 16b beziehen (sieh unten $. 329 Anm . 2). Für die Echtheit
sprechen überdies beachtenswerte textliche Übereinstimmungen mit echten deutschen und latei.
nischen Texten , insbesondere, wie mir scheint, unten S . 328 , 7 ff. mit der Pariser Quaestio Utrum in
deo sit idem esse et intelligere in den Ausführungen über die Kraft der Vernunft (LW 5 S . 44,6 ff .,
sieh unten S . 328 Anm . 6 ). Vgl. weiterhin S . 317 Anm . 4 (DW1S . 383, 7) ; S. 318 Anm . 1 (DW1S . 348 , 1 ff.);
S . 319 Anm . 1 (DW 1 S . 203,2 ff.) ; Anm . 2 (DW 1 S . 166 , 12f.); S . 320 Anm . 1 (DW 1 S . 312, 3ff .); S. 321
Anm . 1 (DW I S. 314 ,1 ff.; 302,1f.); Anm . 2 (DW 1 $ . 16 ,3ff.; 312,3ff.); Anm . 6 (DW1 S. 305, 1ff.);
S . 323 Anm . 1 (DW 1 S . 220,7ff.); S. 324 Anm . 4 (oben S . 219,9f.); S . 326 Anm . 1 (DW I S . 123,6 ff.);
Anm . 2 (DW 1 S . 177,6 ff.; oben S. 244,6 ff.); S. 328 Anm . 4 (DW 1 S .128,7 ; DW 5 S. 20,2f.); S. 329
Anm . 2 (DW 1 S . 270,2 ff.; 265,9ff.; 269,1 ff.); S. 330 Anm . 1 (DW 5 S . 116,23ff.; DW1 S. 153,11f.) —
S . 319 Anm . 2 (LW I S . 663,3ff .) ; S . 324 Anm . 3 (LW 2 S . 497 ,4 ff.; LW 4 S . 146 ,4f.; 147 , 10 ) ; S . 325
Anm . 4 (LW 4 S . 239,5ff .); S. 327 Anm . 1 (LW 4 S . 229, 1 ff.) ; S . 328 Anm . 6 (LW 5 S . 44 ,6 ff.) ; S . 330
Anm . l (LW 4 S . 62,5 ). - Der Stil der Predigt verrät Eckhartische Charakteristika wie die Hyperbel
S . 320,2 ; 321,3f., 6f.; 325,2ff., 5f.; 329,5f.; die Antithese S . 321,4 angestlich .. . 7f. tröstlich . . .;
323,5f. ; den antithetischen Chiasmus S . 325 ,4f.; den Parallelismus S . 317 ,8ff. ; 320 ,2f., 4f.; 322,3f. ;
323,6f.; 324,2f.; 326 ,5f.; die Häufung S . 328,6f., 10f.; 330,3. Kennzeichnend für Eckhart sind ferner
die Vernunft-Wille -Thematik S . 322,7ff.; 325,7ff.; die Gnade-Spekulation S . 325,7 ff.; 326 ,1 ff. und
insbesondere die Thematik der Sohnsgeburt in Gott und in der Seele, die auch in der vorliegenden
Predigt wieder den Kern der Exegese ausmacht: S. 319,6ff.; 325,10ff.; 328,2ff., 10f.
Der Aufbau der Predigt ist nicht o. w . deutlich erkennbar,und die Gedankenfolge scheint sprung
haft.Gleichviel wird deutlich , daß Eckhart die Gliederung seiner Ausführungen dem gewählten Schrift
text entnimmt. Im ersten Teil der Predigt (317, 1 - 322,6 ) interpretiert er die „ Witwe“ des Evange
lienberichtes, u . zw . zunächst in einem ersten Unterabschnitt (317, 1 – 318 , 6 ) in einer negativen Bestim
mung der 'witewe' als der Seele, die deshalb tot, d. h . gebärunfähig war, weil sie nicht in der vernünf
ticheit lebte , die der Mann der Seele ist, mit dessen Tod zugleich die Gebärunfähigkeit der 'witewe',
d . h . der Tod des Sohnes gegeben ist. Eckhart zieht (317 ,4 ff .) den Schrifttext Joh . 4, 16 für seine Deu .
tung mit heran . — Im zweiten Unterabschnitt (319,1 — 322,6 ) folgt dann unter Heranziehung der
Schriftstelle Is. 54,1 (bzw . Gal. 4 ,24 ) eine positive, etymologisierende Deutung der 'witewe' als der
Seele, die verlâzen ist und verlâzen hât (319,1f.), d.h . die bei völliger gelâzenheit und Loslösung von
aller Kreatur nicht leiblich , sondern nur mehr geistig gebiert , u . zw . in jedem Augenblick , weil Gott
in ihr alle seine Kraft darin verzehrt, seinen Sohn in ihr zu gebären und sie dadurch wieder lebendic
und gebärfähig zu machen . Im gleichen Spruch , in dem Gott sich in seinem Sohn ausspricht, spricht
er auch in die Seele . - Im zweiten Teil der Predigt (322, 7 – 324 ,5 ) spricht Eckhart über den jünge
linc' des Schrifttextes, den Christus durch seinen Spruch wieder zum Leben zurückruft . Für solches
Einsprechen in die Seele aber taugt nur die vernünfticheit, nicht aber der Wille , weil er im Gegensatz
zur vernünfticheit nach außen gewendet ist. Die vernünfticheit aber ist deshalb 'jüngelinc' und damit
junc, weildie Seele in ihr ihrem Beginn, ihrer Geburt am nächsten ist. — Im dritten Teil (325 ,1 - Schluß)
behandelt Eckhart das 'stant af !' des Schrifttextes, u . zw . zunächst wieder im negativen Sinne als
stant uf von dem werke, d. h . laß ab von allem Werk , weil kein Werk der Welt und Gottes sich dem
Werk vergleichen kann , das Gott in der Seele wirkt: der einunge zwischen gote und der sêle (326 , 1 ).
Die aber kann nur in der Gnade geschehen , die nichts von einem Werk weiß , die nicht in die vernünf.
ticheit und in den willen , sondern nur in das darüber hinausliegende houbet der séle zu kommen vermag,
314
Adolescens, tibi dico : surge
wo die einunge zwischen gote und der sêle nicht in irgendeinem Werk , sondern einzig in einem inwonen
und . . . mitewonen der sêle in gote geschieht (326 ,3f.). Zwar streben alle Kreaturen und insbesondere
der Himmel zur Angleichung an Gott, an das Werk , das er in sich selbst wirkt, d .h . an seine Sohns
geburt (326,5 ff.). Aber für dieses Werk ist nur die Seele empfänglich. — Im Schlußabschnitt (328,6 —
330 , 3 ) deutet Eckhart nun das 'stant uf !' positiv im Sinne von 'stant uf ' die séle in ir selben ! (325 , 2 ) .
In ihrem natiurlichen liehte (328,7), d. h . in ihrer vernünfticheit besitzt die Seele zwar eine Scheidekraft ,
die Wunder vollbringt, die Feuer und Hitze,Weisheit und Gutheit zu trennen vermag . Wenn die Seele
aber darin lebt, wo sie gotvar, wo sie ein bilde gotes ist, im houbete der sêle, so geschieht dort die rehte
einunge von Seele und Gott, die keine Kreatur, kein Engel und Gott selbst nicht zu trennen vermag ,
und in dieser einunge liegt die rechte Seligkeit und nicht in der vernünfticheit noch im willen , wie
etliche Meister meinen (329,7) .

315
Adolescens , tibi dico : surge.

M an liset in dem êwangeliô ‘von einer witewen, diu hâte einen einigen sun , der was
tôt. Dô kam unser herre ze im und sprach : ich spriche dir, jüngelinc, stant ûf!', und der
jüngelinc wider saz’l. 253,25

1 ; 2ff. Vgl. Luc. 7 , 12: . . . ecce defunctus efferebatur filius unicus matris suae: et haec vidua
erat . . . 13 : . . . Dominus . . . 14 : . . . accessit . . . Et ait : Adolescens, tibi dico , surge. 15 : Et resedit
( qui erat mortuus), . . . ; vgl. auch unten S . 317,1f., 4 ; 318,2f.; 321,2 ; 322,7 ; 323,5 ; 324, 1; 325,1f.

Zuweisungen : (prima pars) XXI (XXII H2) Adolescens tibi dico surge Meister eckard ( Eckart
0 ) bewisit hi / by der vrowin di daz / waz widewe di sele vnde / bi dem sone nimit he / vf di for
nuftikeit vnde be/wisit wi der iungelinc stir /bit vnde wi got alle sine / macht dazu dut daz der /
iungelinc widir lebindic / werde OH , ( Inhaltsverzeichnis: f. 2ra ( Par. an . S . 28.) , H , f. 2v ); unsichere
allgemeine Bezeugung in BT 242va
Überschriften : die ij bredig vff den sont ( v. and. Hd.) Strz stat am taller blat cclxix (v. and .
Hd.) Mai , Sermo (fehlt H .) de tempore ( im Text) XXII (auf d . Rand ) OH , Dominica
xvi post octavam / pentecostes G Am .XVI. Sontag nach Trinitatis BT
1 Adolescens bis surge.] Vff den obgemelten .xvj. Sontag die ander predig Ein sinnreiche be
deutung dreyer personen die das heutig ewangelium fürwendet / das ist wie bey der Witwen die sel
verstanden werd / dero der man vnnd (deßhalb auch ) der sun (bey der vernünfftigkeit verstanden
wirt) gestorben was / vff die meynung das die sel die der vernünfftikeit beraubt ist billich ein witwe
genant wirt / vnd das sy schnel eilen sol / das sy wider zů gott komm / damit ir sun widerumb lebend
werd durch das götlich in sprechen / das allein in die vernünfftigkeit geschicht. Jtem warumb dise
edel krafft dem Jüngling vergleicht werd . Auch waß die gnad zů disen dingen diene / vnd von dem
waren füncklin der seel das allein gottes empfenglich ist / vnd von grossem wunder das die sel ver
mag in irem natürlichen liecht. Darzwischen vil seltzamer hoher sprüchen herzů dienend . Vff die
wort Christi Luce .vij. Adolescens tibi dico / surge. (Klammern in BT) BT fehlt N , N , G , 2 Man
bis 4 saz'. fehlt OH , 2 Hiute liset man in PfBT w itewen , bis 3 tôt.] bitewen svn Ni
2 diu bis 3 tôt.] der was ir sun tot N , 2 einigen ) aignen Gg fehlt PfBT 3 ze im fehlt Gg
im fehlt N ich spr. dir, fehlt PfBT dir, fehlt N , N , jüngelinc,] inniclich vnd Ni
und? bis 4 saz’. ] und er stuont ûf. PfBT 4 wider saz’. ] widersatzt Strz wider / saczt Mai, riht
(aus reht korr.) sich auf vnd saz N , der saß vff enbor Gg

1 Derselbe Schrifttext liegt Pr. 18 , DW 1 S . 296ff., Pr. 42, oben S . 301ff., Pf. Pr. XXXVII,
S . 126ff. zugrunde und wird gleichfalls innerhalb des Sermo XXXVI,1 , LW 4 S . 316ff. behandelt. Er
steht, wie oben S. 301 Anm . 1 angegeben , im heutigen Missale Romanum in der Evangelienperikope des
Donnerstags nach dem 4. Fastensonntag , des 15 . Sonntags nach Pfingsten und des Festes der hl. Monika
( 4 . 5. ), im alten Dominikaner-Missale in der Evangelienperikope des Donnerstags nach dem 4. Fasten
sonntag und des 16 . Sonntags nach Trinitatis , dem BT die Predigt zuordnet. — 2 . 4 wider saz ist wört
liche Übertragung des schrifttextlichen resedit , das DW1 S . 296 ,6, wie in der vorliegenden Predigt in
Ni ( sieh d . Var.- App.), durch rihte sich ûfwiedergegeben ist. Zur Bedeutung von residere, widersitzen =
„wieder lebendig werden “ sieh Diefenbach Glossarium latino-germanicum mediae et infimae aetatis ,
1857.

316
Adolescens, tibi dico : surge

Bî dirre 'witewen ' nemen wir die sêle. Wan der 'man' tôt was, dar umbe was ouch
der ‘sun' tôt. Bîdem 'sune' nemen wir vernünfticheit, daz der 'man' ist in der sêle. Wan
si niht enlebete in vernünfticheit , dar umbe was der 'man ' tôt, und dar umbe was si
'witewe'l. ‘Unser herre sprach ze der vrouwen ob dem brunnen : ,ganc heim , brinc mir
30 dînen man !" 2 Er meinte: wan si niht enlebete in vernünfticheit , daz der 'man ' ist, dar 5
umbe enwart ir niht 'daz lebende wazzer', daz der heilige geist ist ; der wirt aleine ge
schenket, dâ man lebet in vernünfticheit 3. Vernünfticheit ist daz oberste teil der sêle 4,
dâ si hât ein mitesîn und ein îngeslozzenheit mit den engeln in engelischer natûre. Diu

1f.; 4 Sieh oben S. 316 ,2f. 1 ; 4f. Vgl. Ioh . 4 , 16 : Dicit ei Iesus : Vade, voca virum tuum , . . . ;
vgl. auch unten S . 318, 1; 323,3 . 6 Vgl. Ioh . 4,10 : ( .. . et dedisset tibi) aquam vivam .

1 dirre) der PfBT d'G ; die Mai, dies H , nemen ]main N , Mein N , der]din Gg tôt]
da t. Mai dar umbewas fehlt O (Hom .) 2 derl] din Gg nemen ]main N , mein N vern .,]
die v . PfOH , och v . G daz bis 4 'witewe'.fehlt PfBT 3 en lebet N , N , lebt Str,Mai,G . vern .,]
vernuftikait dz der man ist jn der sele wan si nit lebt jn vernůftikait Maii (zurückgegl.) der bis
wasa fehlt Str ,Mai,G5N , N , ( Hom .) 4 sprach bis brunnen :) saz bî dem brunnen unde sprach zuo
der frouwen PfBT der] vñser (ser verschmiert) Mai, ob ] auf N , N , bi OH , heim ,
fehlt OH brinc] unde br. PfBTStrzMai, brenge OH , 5 Er] er, hinter maint über d . Zeile
nachgetr. Gg das Str,Mai maint Str,Mai,G , N , BT meinit OH N , wan ) daz PfBTStr,
Mai enlebet niht N , daz] diu PfBT ist in der sêle . Dar PfBT 6 enwart ] enwirt
PfBTN , hetN i r) er N , si N lebendig N N0H , der?] daz OH , wan daz PfBT
die in uernünfticheit lebent N ,
den (alleine sden gg.. OHOHmone Str,7 MVern
den geden ai,. ] Wan v . N , N ,
6f. alleine (allen N ) geschenket den (den gesent N ,), die dâ lebent in PfBTN , allen den geschenchet
daz o. t.]
ein diu oberst chraft N , 8 dân si] Daz PfBTG , si fehlt StrzMaij hât fehlt N , mitesîn ]
mit di sein N , dem (dē G3) engel N .G . englisch Str,Mai, engelsche Gg Diu fehlt PfBTG ,

1 Zu Z . 1ff . vgl. insbesondere DW 1 S . 304,5ff.: Er was ein sun einer witewen . Der man was tôt,
dar umbe was ouch der sun tôt. Der einige sun der sêle daz ist der wille und sint alle die krefte der
sêle ; sie sint alle ein in dem innersten der vernünfticheit . Vernünfticheit daz ist der man in der sêle .
Nû daz der man tôt ist , dar umbe ist ouch der sun tôt. und dort Anm . 3. — Zu Z . 2ff. sieh Quint
Übersetzung S . 519 zu S. 396 ,6ff.: „ Der Satz besagt, daß wir implicite mit dem Sohn , der als solcher
natürlich einen Vater haben muß , eben diesen Vater erfassen als den Mann der Seele = die Vernunft.
Der Sohn ist, wie die Vergleichsstelle S . 235,11f. ( = DW 1 S. 304,6f.) ausdrücklich sagt, der Wille
und sind alle die Kräfte der Seele ; sie sind alle eins im Innersten der Vernunft.,und Da nun derMann
tot ist, darum ist auch der Sohn tot und ist die Seele Witwe.“ Vgl. auch oben S . 211, 1f.: Daz vünke
lîn der vernünfticheit, daz ist daz houbet in der sêle , daz heizet der 'man ' der sêle .. . und die dort
Anm . 1 aufgeführten Parallelen ; Schmoldt 8 .799. — 2 . 3 der — wasî habe ich aus OH , übernommen ;
es ist in allen übrigen Texten wohl infolge von Homöoteleuton ausgefallen . Wie ich in Quint S . 697 zu
253,27f. schon vermerkt habe, bringt Eckhart im folgenden (Z . 4f.) das Zitat über Christus und die Sama
riterin ersichtlich nur, um den im Bericht von der Erweckung des Jünglings von Naim fehlenden Mann
einzuführen , von dem vorher schon die Rede gewesen sein muß .
2 Zum gleichen Schrifttext vgl. DW 1 S . 337,8 und dort Anm . 3 ; Pf. S . 186,24; oben S . 213,1ff. und
dort Anm . 1 .
3 Zu 2 . 5ff. vgl. oben S . 211,4ff. und dort S . 212 Anm . 1. — Zu 2 . 5 in - ist, vgl. oben Z . 2f., unten
S. 318,1f. und oben S. 279,4ff. und dort Anm . 2 .
4 Zu vernünfticheit als daz oberste teil der sêle vgl. etwa oben S . 24,3ff. und dort Anm . 2 ; DW 1
S . 383, 7 und dort Anm . 4 ; Schmoldt 9 . 79; 93f.

317
Predigt 43
engelische natûre enrüeret keine zît ; alsô entuot vernünfticheit , diu der 'man ' ist in 253,35
der sêle : diu enrüeret keine zît1. Swenne man dar inne niht enlebet, sô stirbet der 'sun '.
Dar umbe was si 'witewe'. War umbe ein 'witewe' ? — Ez enist kein creatûre, si enhabe
etwaz guotes an ir und ouch etwaz gebrestenlîches, dar umbe man got læzeta. Diu 'wi
5 tewe' was dar umbe gebrestenlich , wan diu geburt tôt was; dar umbe verdarp ouch diu
vruhts.

1 Sieh oben S . 317,5 . 2f. Sieh oben S . 316 ,2f.

skoin PfBTN ,incheidi v.n, ^ <difehlt Go (Hom .) keine) koin PfB


1 enrüeret] die (diu N .) rüeret PfBTN , fehlt Go keine] kein PfBT kin N , enchain
Str,Mai, G , niht in chein N , alsô bis 2 zît . fehlt Gg ( Hom .) l entuot] tuot PfBTN , inbe
rurit O berüret H vern .,] di v . N . diu bis 2 sêle : fehlt PfBT 2 diu bis zît.] nicht z .
OH , kein PfBTN , in chein N StrzMai man dar] der m . dar StrzMai N , der main der
N
N, 3 'witewe'.] ein w . PfBT witib N War bis 'witewe' ? ] war vm waz si witib N fehlt
PfBTN ,OH ,Mai Ez bis 6 vruht. fehlt OH , (Hom .) 4 guotes bis ouch fehlt N , N ,
(Hom .) an bis ouch ) und PfBT in ir Str ,Mai,Gg ouch fehlt G5 gebrestliches Strz
gebresteliсheit Pf gebrechligkeit BT dar bis 5 geburt] Dâ von was si witewe; wan vernünfte
keit an ir PfBT 4 dar umbe ] dar inne StrzMai,Go m an ) si N . liset Str ,Mai,G : Diu
fehlt N , N ,GE 5 was' ] die w . Mai, fehlt N , lich , getilgt Gg dar umbe gebr., wan ) dar an
gebreste / leit daz N . 6 vruht. ] fruht, der sun . PfBT

1 Zur Beziehung der vernünfticheit zu den Engeln vgl. insbesondere oben S . 216 ,6 — 217,5 und dort
S . 217 Anm . 1; Pf. S . 127,28ff.: Der man der sêle der stêt enboben engelschem wesen unde rihtet sich
nach der vernunft unde dringet in den ursprunc, dannen diu sêle geflozzen ist.; DW1 S . 348, 1 ff.:
. . . vernünfticheit in dem umbekreize der sêle , dâ si rüeret engelische natûre und ist ein bilde gotes.
In disem liehte hât diu sêle mit den engeln gemeinschaft . . . (vgl. oben S . 317, 8 ein mitesîn ) . . . und
die dort Anm . 1 aufgeführte Parallele Thomas De ver. q. 16 a . 1 ( Ed .MariettiQuaest. disp. I S . 3236 f.) :
Unde anima humana , quantum ad id quod in ipsa supremum est, aliquid attingit de eo quod proprium
est naturae angelicae; . . . Unde et in natura humana, in quantum attingit angelicam , oportet esse
cognitionem veritatis sine inquisitione . . .; Par.an. S . 26 , 36f.: engelische nature, di si (d . h. die
Seele ) gemeine hait mit den engilin , . . . ; unten S . 597,6ff. – S . 317 ,8 mitesîn habe ich sonst
in Eckhartischen Texten nicht mehr, îngeslozzenheit nur noch Pf. S . 391, 17, 31, 33, 38 nachweisen
können . Im Lateinischen dürfte dem îngeslozzenheit inclusio entsprechen , das, soviel ich sehe, nur In
Ioh . n . 254, LW 3 S. 211,6 begegnet: (211, 1ff.) . . . iustitia . . . Non enim respicit nec concernit aliquos
terminos, . .. sed in se nuda est et praesens omni tempori et enti, non tamen per modum exclusio
nis , . . . sed potius per inclusionem et continentiam omnium quae sunt et esse participant, . . . -
Zu oben Z . 1f. vgl. etwa oben S . 24 ,3ff .: Ez ist ein daz oberste teil der sêle ,daz stâtoben zît und enweiz
niht von der zît noch von dem lîbe. und dort Anm . 2 ; Schmoldt . 79. — Zu den Textänderungen in
S . 317,7f.und oben Z . 1f. gegenüber Pf. S . 253,33 und 35 sieh Quint S .698. - ZuZ. 2 vgl.oben S . 317 ,1f.
2 Zur Textergänzung gegenüber Pf. S . 254,19. sieh Quint S . 698 und die dort gebotene erläuternde
Übersetzung: „ Es gibt keine Kreatur, die nicht neben Gutem irgendeinen Mangel hätte, um dessentwillen
man Gott fahren läßt (will sagen : durch den man Gott, wenn man an der betreffenden Kreatur haftet ,
verliert). Der Mangel der Witwe nun bestand darin , daß die Gebärfähigkeit in ihr als Witwe erstorben
war und damit auch die Frucht zuschanden wurde.“ Im Gegensatz zu meiner einschränkenden Bemerkung
a . a . O . halte ich die Änderung und Deutung der Stelle jetzt für „ sicher richtig“ . Ähnlich DW 1 S . 27,1f.:
Daz nû der mensche iemer mê juncvrouwe wære, sô enkæme keiniu vruht von im .
3 Nur in BT( Pf) steht hinter vruht, durch Komma getrennt, als Apposition der sun , das ich schon
in meiner Übersetzung ( S . 519 zu S . 396 ,23) als überflüssig getilgt habe.
318
Adolescens, tibi dico : surge
254, 5 'Witewe' sprichet in einer andern wîse als vil als : der 'verlâzen ist und verlâzen
hât. Alsô müezen wir alle créatûren lâzen und abescheiden ? Der wîssage sprichet :
'diu vrouwe, diu unberhaft ist, der kint ist vil mê dan der , diu berhaft ist'. Alsô ist der
sêle, diu geistlîche gebirt : dér geburt ist vil mê; in einem ieglîchen ougenblicke sô ge
10 birt si. Diu sêle, diu got hât, diu ist alle zît berhaft2. Von nôt muoz got würken alliu 5
sîniu werk . Got ist alle zît würkende in einem nû in êwicheit, und sîn würken ist: sînen

1 Vgl. 1 Tim . 5 ,5 : Quae autem vere vidua est, et desolata, . . . 3 Vgl. Is. 54,1 (und Gal.
4 ,24 ) : quoniam ( quia ) multi filii desertae magis quam eius, quae habet virum , . . .

1 die witwe N , sprichet bis wîse] sprichit auch in eime anderin sinne OH , sprichet ]
spriche Mai, sprach
N d er] daz OH , 1f. und v. hât.] oder verlâzenheit. PfBT vnd (oder
N ) verlazenhait het N , N , 1 verl.* ] gelassen Str,Mai, 2 wir fehlt Ni (Zeilenw .) lâzen )
verlassen Gg spr.:] der spr. OH , 3 unberhaftic PfBTN , N ,OH , kint ist ] chinder oder
der man der ist N ,
da hait den man 0H ,
dan haftig N, bederojdiu Pfl fehlt PfBa3nd,1der,gofehlt
dan bis 4 mê; fehlt Gg (Hom .)
berhaftig N , bern haftig N , behaft Mai
theit NFa,OH
n OH, , fediu
ist'.]sind N Str, ist getilgt, da
ll Gob . ist ’. ] di
hinter sind Mai also dc ist N . der3] diu PfBTN Str Mai 4 dida g .OH , vilmê;]
manicvaltic, PfBT einem fehlt G , von mot hát, gothoiten ,PBTN,N G,
ieglîchen fehlt PfBT sô fehlt PfBTN , N ,G 5 si.]
si ir fruht. PfBT fehlt N diu g.] di da g. OH , got hât,) gotheit Ni behaft O berhaftig
NN, Von bis got?] wan got der muzrdN e. n Von nôt ] wenne N , wan OH , 5f. got muiz
wirkin in allin sinen werkinnOH om 5w
5 u
wurchen in einem nu elliu N , alliu s . w . fehlt G 6 isti
fehlt G ner o.N
in einer e. N i, N ,OH , und bis 320,1 gebern ;] vnd ist sin wurken ist sinem syn gebñ cebi
N 6 sînen bis 320, 1 den ) geberin vnd sinen son OH , 6f. seinā sun geboren , über getilgtem
o v . and . Hd. e Str, seinem sun geborn Mai;

1 Vgl. etwa Pf. S. 302,28f.: .. . diu üzerlîche verlâzenheit daz enist niht mê denne diu rihtunge
von allen crêatûren (sieh Quint S . 831 zu 302,27f.); DW 1 S . 203,2ff.: Der mensche, der gelâzen
hât und gelêzen ist und der niemermê gesihet einen ougenblik ûf daz, daz er gelâzen hât, und blîbet
stæte, unbeweget in im selber und unwandellîche, der mensche ist aleine gelâzen . und die dort S . 306
Anm . 1 aufgeführten Parallelen über „ das völlige Gelassensein " ; vgl. noch oben S . 305,10ff. und S . 306
Anm . 1; unten 9.415 ,5 und dort Anm . 1. - Zur etymologischen Deutung von 'witewe' als der 'ver
lâzen ist' vgl. Isidorus Hispalensis Etymologiae IX c . 7 n . 16 (ed. Lindsay I ) : Vidua vocata, quod
cum viro duo non fuerit , nec circa consortium alterius viri post mortem coniugis primiadhaeserit .. .
Item vidua dicta , quod sola sit , . . . Wenn Völker S . 90 Anm . 1 meint: „ Diese Etymologie' scheint
Eckharts eigene Erfindung zu sein ; Isidor : Etymologie gibt keinen Anhaltspunkt für ,lazen ":“ 80 dürfte
wohl doch in Isidors 'sola ' das Vorbild für Eckharts 'verlâzen ist gegeben sein . Deutsch „ Witwe“ ent
spricht ja doch lat. vidua und bedeutet die Alleinseiende“ , „ die Verlassene“ , „ die Ledige“ . Wenn ich in
meiner Übersetzung (S . 396 ,24f.), wie Völker a .a . O . feststellt, verlâzen ist und verlâzen hât durch
„ gelassen ist und gelassen hat“ wiedergegeben habe, so deshalb ,weil ich beide verlâzen durch denselben
Ausdruck wiedergeben wollte , wobei ich allerdings voraussetzte, daß der Leser das erste „ gelassen “ im Sinne
von „ verlassen “ von selbst richtig verstände. Leider erklärt Eckhart das Wort vidua in den lateinischen
Werken an keiner Stelle. Daß verlâzen die Bedeutung von „ lassen " , „ ablassen von etwas“ haben kann ,
hat Völker ( S . 80f.) an vielen ahd. und mhd . Belegen erwiesen .
2 Zu Z . 2ff. vgl. In Gen . II n. 191, LW 1 S. 663,3ff.: Patet ergo fecunditas animae coniunctae
deo. Et hoc est quod Gal. 4 dicitur: 'laetare sterilis', 'quia multi filii desertae, magis quam eius, quae
habet virum '. und dort Anm . 3 ; DW 1 S . 166, 12f.: Dar umbe ist der süne vil mêr, die die juncvrouwen
gebernt dan der, die die vrouwen gebernt, wan sie gebernt über zît in ewicheit. und dort S . 167 Anm . 1 ;
319
Predigt 43
sun gebern ; den gebirt er alle zît. In der geburt sint alliu dinc her ûz komen, und er
hật sô grôzen lust in dirre geburt, daz er alle sîne maht in ir verzert? Sô man mê al
bekennet, sô daz bekantnisse ie volkomener ist; sô gelæzet ez, als ez nint ensî?. Wan
got gebirt sich ûz im selben in sich selben und gebirt sich wider in sich 3. le volkomener
5 diu geburt ist, ie mê si gebirt4. Ich spriche : got ist alzemâle ein ; er enbekennet niht 254,15

1 allzeyt BT der] disir OH , komen , ] her cumen OH , geflozzen PfBT er?] got
G. 2 hat solichen gelust StrzMai, grôzen ] vil G . daz bis verzert.] daz er nimmer auf
gehört N in ir ] dar inne StrzMai,G5 ir ] vr 0 vz H , der N , Sô bis 3 Wan fehlt
PfBT 2 man mê] in N mê] ie me N , al fehlt N ,OH , 3 daz] die StrzMai,G , ie
fehlt OH , sô2bis Wan ] so lauchet (luhtet No) alz icht niht (nihtz niht N ,) en si Wan N , N , fehlt
StrzMai G7 gelesit O geleisit H , 4 got] wan g . N ,OH , wanne g . N , sich ] sich selben
G5 fehlt N , N ,OH , ûz im ] auzzer sich N , N , und bis sich . fehlt PfBTOH ,
NN, -mener bis 325,2 einic fehlt N , (hinter 37v Blattverlust) 5 simeOH ,N . Ich bis
321,2 ûf!' fehlt OH , 5 er ] got Gg

30,5ff.: Dise vruht und dise geburt machet disiu juncvrouwe, diu ein wîp ist, geborn und bringet alle
tage hundertmâl oder tûsentmâl vruht joch âne zal gebernde und vruhtbære werdende .. . - Hinter
Z . 5 si habe ich schon in meiner Übersetzung ( S . 396 ,29 ; sieh auch dort S . 519 ) das nur in BT ( Pf) über
lieferte ir fruht als überflüssig getilgt.
1 Zu S . 319,6ff. vgl. oben S . 116 ,8ff.: . . . dermich vrâgete, waz got in dem himel tæte, ich spräche:
er gebirt sînen sun und gebirt in alzemâle niuwe und vrisch und hật sô grôzen lust in dem werke, daz
er anders niht entuot, dan daz er daz werk würket. und dort S . 117 Anm . 1 ; unten S . 535, 1 und dort
Anm . 1; 536 ,8f. und S. 537 Anm . 1; DW18. 312,3ff.: Der himelische vater sprichet ein wort und sprichet
daz êwiclîche, und in dem worte verzert er alle sîne maht und sprichet sîne götlîche natûre alzemâle
in dem worte und alle créatûren . und dort Anm . 1 ; 317 ,6ff . und 318 Anm . 1 ; oben S. 263,3f. und dort
Anm . 2. — Zu S . 319,6 in einem nû in êwicheit vgl. etwa Sermo VIII n . 85, LW 4 S . 81,7f.: . . . simplex
unicum nunc manens aeternitatis ? und dort Anm . 6 .
2 2 . 2 Sô — 3 ensî. fehlt PfBT. Ich habe in meiner Übersetzung ( S. 397,1f.) bereits 2 Sô — 3 ist;
mit StrzMai,G 0H , N , N , ergänzt ( sieh dort S . 520 zu S. 397, 1 — 3) . Aus OH , N , N , habe ich jetzt auch
noch 3 sô2— ensî. aufgenommen . Die Übersetzung des Ganzen würde lauten : „ Je mehr man alles erkennt,
um so vollkommener ist die Erkenntnis ; es nimmt sich (aber ) dann so aus (es erscheint so ), als ob es
( = das alles, wasman erkennt, ) nichts sei“ . Vgl. dazu etwa unten S . 467, 9 ff.: Wann alles das, daß wir
hie versteend,das ist alles als vngleich dem , als es in im selber ist, vnd dem , das es in gott ist, als ob es
nitt sey. Wiewohl der gedankliche Zusammenhang der Textergänzung gegenüber BT( Pf) mit den vorauf.
gehenden und den folgenden Ausführungen , wie mir scheint, sehr locker oder doch nicht 0. w . einsichtig
ist, halte ich das ganze Textstück dennoch nicht für eine sekundäre Einfügung, sondern für ursprünglich.
Vgl. auch unten Anm . 4 . -- Zu Z . 2f. vgl. unten S . 323,6f.
3 Z . 4 und sich . habe ich schon in meiner Übersetzung (S . 397,3 ) gegenüber Pf (254,14 ) BTOH ,
aus StrzMai,GEN N , ergänzt; vgl. unten S. 328,6f., wo die gleiche Äußerung über die Seele wie an der
vorliegenden Stelle über Gott zu finden ist .
4 Der Satz Z . 4 10 — 5 gebirt. dürfte eine allgemeine Feststellung enthalten , die sich zwar insbeson
dere auf die im voraufgehenden behandelte Geburt Gottes, aber auch auf jede andere, insbesondere auf
die unten S . 328,6ff . charakterisierte Geburt der Seele bezieht. So scheinen mir denn auch die allgemein
gehaltene Äußerung Z . 2 Sô — 3 ist; und der Satz Z . 4 Ie — 5 gebirt. einander zu entsprechen und auf
einander bezogen werden zu müssen . In Ioh . n . 193, LW 3 S . 161 Anm . 7 scheint mir zu Unrecht auf die
vorliegende Stelle verwiesen zu sein .

320
Adolescens, tibi dico : surge

wan sich aleine1. Got gebirt sich alzemâle in sînem sune; got sprichet alliu dinc in sînem
sunea. Dar umbe sprichet er : ‘ jüngelinc, ich spriche, stant ûf!
20 Got würket alle sînemaht in sîner geburt, und daz hæret dar zuo, daz diu sêle wider
ze gote kome3. Und daz ist eine wîs angestlich “, daz diu sêle sô dicke dâ von vellet, dâ
got alle sîne maht inne würket5; und daz hoeret dar zuo, daz diu sêle wider lebende 5
werde. Got machet alle creatûren in einem spruche ; aber daz diu sêle lebende werde,
dar zuo sprichet got alle sîne maht in sîner geburt6. In einer andern wîse ist ez troest

2 Sieh oben S. 316 ,1, 3.

1 sich aleine. ] denn alles sament ein / er bekennet nicht / denn (alles bis denn fehlt Pf, Hom .)
sich allein . Gott kónde sich nyemmer bekennen / er bekannte dann alle creaturen . BTPf sich ain
Gg Got] Er Gg sînem ") seinā BTN , seinen StrzMai got bis 2 sune. fehlt Str ,Mai,
(Hom .) 1 got ] er PfBT 1f. sînem sune.) seinā svn N , im . PfBT 2 sprichet] sprach
N, er :) got G , der Maii ich spriche, fehlt PfBTN 3 sîner geburt,] sînem sune
PfBT daz bis 4 kome.) daz ist der sêle ze tuonde, daz si île , daz si wider kome ze gote.
PfBT 3 daz" fehlt OH , gehortN s el so dik wider Go 4 cumezu gode OH , ein
anschleich weise N , eine) in ain StrzMai, šne Gg angestlich,] gar engislich OH , eigenlîche
PfBT 4f. wellet dz got Maii 5 inne fehlt Pf d az daz h. O gehört N , chert Mai,
lebendic PfBTN ,G5 6 werdet
H m achte Str , möchte Mai, mach N spéche
H, daz ] da N lebendic PfBT Str,Mai,OH N , wider lebende G . 7 dar zuo ) zů der
Maii sprichet ] sprach OH N , verzeret PfBT got] er PfBT fehlt G5 (Zeilenw .) maht]
kraft PfBT sîner g .] sînem sune. PfBTN0H , In bis 7f. troestlich , fehlt PfBT 7 ist
ez fehlt G , ez fehlt Str Mai; 7f. træstl.] crefticlich N ,

i Über die „ Einheit“ Gottes vgl. etwa DW 1 S . 314 ,1ff.: Daz hûs gotes ist diu einicheit sînes wesens!
Daz ein ist, daz heltet sich aller beste al ein . Dar umbe diu einicheit stât bîgote und heltet got zesamen
und enleget niht zuo.; 302, 1f.; unten S . 559,2ff. und S . 560 Anm . 2 ; Thomas S . c . gent. IV c. 13: Et
cum intelligere seipsum in deo sit unum et simplex , oportet et potentiam intelligendi seipsum , quae
non est aliud quam suus actus, esso unam tantum . — Zur Tilgung des von Pfeiffer aus BT entnom
menen Plussatzes hinter oben 2 . 1 aleine, sieh Quint S . 698 zu 254 , 16 .
2 Zu Z . 1f. vgl. etwa DW 1 S . 16 ,3ff. und dort Anm . 1; 312,3ff .: Der himelische vater sprichet
ein wort . . . , und in dem worte verzert er alle sîne maht und sprichet sîne götlîche natûre alzemâle
in dem worte und alle crêatûren . und dort Anm . 1; In Eccli. n . 40, LW 2 S . 268,10f.: Et notandum
quod convenienter valde, sicut pater dicendo verbum producit et creaturas, . . . und die dort Anm . 4
verzeichneten Parallelen , insbesondere Thomas Sent. I d . 27 q . 2 a . 3 ad 3 und De ver. q. 4 a . 5 ; oben
S . 320 , 1; S . 98 , 1 ff . und dort Anm . 1.
3 Zu Z . 3 vgl. oben S . 320,1f, und dort Anm . 1. — Zur Textänderung gegenüber Pf. S. 254, 19ff.
sieh Quint S . 698f. Der Satz Z . 3 daz2– 4 kome. ist kein Subjekt-, sondern ein Finalsatz. Der ganze
Satz lautet daher übersetzt: „ Gott wirkt seine ganze Macht in seiner Geburt aus, und dies gehört dazu
(ist dazu erforderlich ), damit die Seele wieder zu Gott komme" . Vgl. unten 2 . 5ff .
4 Übersetzung: „ Und das ist in einer Weise beängstigend . . .“ im Gegensatz zu 2 . 7f.: „ In an
derer Weise ist es tröstlich , .. .“
5 Das, wovon die Seele so oft abfällt und worin Gott seine ganze Macht verzehrt, ist die Geburt des
Sohnes in der Seele , die zuschanden wird, wenn die Seele nicht in der vernünfticheit lebt und damit der
„ Mann“ der Seele stirbt; vgl. oben S. 317,1ff. und 318,4ff .
6 Zu Z . 6f. vgl. DW 1 S. 305,1ff.: Daz ewige wort und daz lebende wort, in dem alliu dinc lebent
21 Edhart, D 2 321
Predigt 43

sun gebern ; den gebirt er alle zît. In der geburt sint alliu dinc her ûz komen , und er
hật sô grôzen lust in dirre geburt , daz er alle sîne maht in ir verzert1. Sô man mê al
bekennet, sô daz bekantnisse ie volkomener ist ; sô gelæzet ez, als ez niht ensî?. Wan
got gebirt sich ûz im selben in sich selben und gebirt sich wider in sich 3. le volkomener
5 diu geburt ist, ie mê si gebirt 4. Ich spriche: got ist alzemâle ein ; er enbekennet niht 254,15

1 allzeyt BT der ] disir OH , komen ,] her cumen OH , geflozzen PfBT er® ] got
G. 2 hat solichen gelust StrzMai g rôzen ) vil G daz bis verzert .] daz er nimmer auf
gehört N in ir ] dar inne StrzMai
G i r ) vr 0 vz H , der N , Sô bis 3 Wan fehlt
PfBT 2 man mê] in Nı m ê] ie me N , alfehlt N ,OH , 3 daz ] die Str,Mai,G , ie
fehlt OH , sô2 bis Wan ] so lauchet (luhtet N ,) alz icht niht (nihtz niht No) en si Wan N ,N , fehlt
Str,Mai, G ; gelesit O geleisit H , 4 got] wan g . N0H , wanne g . N , sich '] sich selben
G5 fehlt N , N ,OH , ûz im ] auzzer sich N , N , und bis sich . fehlt PfBTOH , sich .fehlt
N N, -mener bis 325 ,2 einic fehlt N , (hinter 37v Blattverlust) 5 si me OH N , Ich bis
321,2 ûf!' fehlt OH , 5 er] got Go

30,5ff.: Dise vruht und dise geburt machet disiu juncvrouwe, diu ein wîp ist , geborn und bringet alle
tage hundert mâl oder tûsent mâl vruht joch âne zal gebernde und vruhtbære werdende . . . — Hinter
2 . 5 si habe ich schon in meiner Übersetzung ( S. 396 ,29; sieh auch dort S. 519) das nur in BT (Pf) über
lieferte ir fruht als überflüssig getilgt.
1 Zu S . 319,6ff. vgl.oben S . 116 ,8ff.: . . . der mich vrâgete,waz got in dem himel tæte, ich spräche :
er gebirt sînen sun und gebirt in alzemâle niuwe und vrisch und hật sô grôzen lust in dem werke, daz
er anders niht entuot, dan daz er daz werk würket. und dort s . 117 Anm . 1; unten S . 535 , 1 und dort
Anm . 1 ;536 ,8f. und S . 537 Anm . 1 ; DW1S. 312, 3ff. : Der himelische vater sprichet ein wort und sprichet
daz êwiclîche, und in dem worte verzert er alle sîne maht und sprichet sîne götlîche natûre alzemâle
in dem worte und alle créatûren . und dort Anm . 1 ; 317 ,6ff . und 318 Anm . 1 ; oben S. 263,3f. und dort
Anm . 2 . — Zu S . 319,6 in einem nû in êwicheit vgl. etwa Sermo VIII n . 85, LW 4 S . 81,7f.: . . . simplex
unicum nunc manens aeternitatis ? und dort Anm . 6 .
2 2 . 2 Sô — 3 ensî. fehlt PfBT. Ich habe in meiner Übersetzung ( S . 397, 1f.) bereits 2 Sô — 3 ist ;
mit StrzMai,G 0H ,N ,N , ergänzt (sieh dort S . 520 zu S. 397,1 - 3) . Aus OH , N , N , habe ich jetzt auch
noch 3 sô2— ensî. aufgenommen . Die Übersetzung des Ganzen würde lauten : „ Je mehr man alles erkennt,
um so vollkommener ist die Erkenntnis; es nimmt sich (aber ) dann so aus (es erscheint 80 ), als ob es
( = das alles, was man erkennt,) nichts sei“ . Vgl. dazu etwa unten S . 467,9ff.: Wann alles das, daß wir
hie versteend , das ist alles als vngleich dem , als es in im selber ist, vnd dem , das es in gott ist , als ob es
nitt sey. Wiewohl der gedankliche Zusammenhang der Textergänzung gegenüber BT (Pf) mit den vorauf
gehenden und den folgenden Ausführungen , wie mir scheint, sehr locker oder doch nicht o. w . einsichtig
ist, halte ich das ganze Textstück dennoch nicht für eine sekundäre Einfügung, sondern für ursprünglich .
Vgl. auch unten Anm . 4 . — Zu 2 . 2f. vgl. unten S . 323,6f.
3 2 . 4 und — sich , habe ich schon in meiner Übersetzung ( S. 397,3 ) gegenüber Pf (254, 14 ) BTOH ,
aus Str,Mai,G5N , N , ergänzt; vgl. unten S . 328,6f., wo die gleiche Äußerung über die Seele wie an der
vorliegenden Stelle über Gott zu finden ist.
4 Der Satz Z . 4 Ie — 5 gebirt. dürfte eine allgemeine Feststellung enthalten , die sich zwar insbeson
dere auf die im voraufgehenden behandelte Geburt Gottes, aber auch auf jede andere , insbesondere auf
die unten S . 328,6ff. charakterisierte Geburt der Seele bezieht. So scheinen mir denn auch die allgemein
gehaltene Äußerung Z . 2 Sô — 3 ist; und der Satz 2 . 4 Ie — 5 gebirt. einander zu entsprechen und auf
einander bezogen werden zu müssen . In Ioh . n . 193, LW 3 8 . 161 Anm . 7 scheint mir zu Unrecht auf die
vorliegende Stelle verwiesen zu sein .

320
Adolescens, tibi dico : surge
wan sich aleine1. Got gebirt sich alzemâle in sînem sune; got sprichet alliu dinc in sînem
sune ? Dar umbe sprichet er: 'jüngelinc, ich spriche, stant ûf!
20 Got würket alle sîne maht in sîner geburt, und daz hæret dar zuo, daz diu sêle wider
ze gote kome3. Und daz ist eine wîs angestlich “, daz diu sêle sô dicke dâ von vellet, dâ
got alle sîne maht inne würket5; und daz hæret dar zuo, daz diu sêle wider lebende 5
werde. Got machet alle creatûren in einem spruche; aber daz diu sêle lebende werde,
dar zuo sprichet got alle sîne maht in sîner geburt 6. In einer andern wîse ist ez troest

2 Sieh oben S . 316 ,1, 3 .

1 sich aleine.] denn alles sament ein / er bekennet nicht / denn (alles bis denna fehlt Pf, Hom . )
sich allein . Gott kồnde sich nyemmer bekennen / er bekannte dann alle creaturen . BTPf sich ain
Gg Got] Er Gg sînem ) seinē BTN , seinen Str ,Mai got bis 2 sune. fehlt StrzMai
(Hom .) 1 got] er PfBT 1f. sînem sune.] seinē svn N , im . PfBT 2 sprichet] sprach
N ,G , er :) got Gg der Maii ich spriche, fehlt PfBTN 3 sîner geburt,] sînem sune
PfBT daz2 bis 4 kome.] daz ist der sêle ze tuonde, daz si ile , daz si wider kome ze gote.
PfBT 3 daz? fehlt OH , gehort
N s el so dik wider Gg 4 cume zu gode OH , ein
anschleich weise N , eine) in ain Str,Mai, ăne G a ngestlich ,] gar engislich OH , eigenlîche
PfBT 4f. wellet dz got Mai 5 inne fehlt Pf d az daz h . O gehört N , chert Mai;
lebendic PfBTNG H
6 werdet m achte Strz mochte Maiq mach N spéche
H, daz ] da N lebendic PfBT'Str,Mai,OH N , wider lebende G . 7 dar zuo ] zů der
Mai; sprichet) sprach OH N , verzeret PfBT got] er PfBT fehlt G5 (Zeilenw .) maht]
kraft PfBT sîner g .] sînem sune. PfBTN0H In bis 7f. trestlich , fehlt PfBT 7 ist
ez fehltGg ez fehlt Str,Mai, 7f. træstl.] crefticlich N ,

i Über die „ Einheit“ Gottes vgl. etwa DW 1 S. 314,1ff.: Daz hûs gotes ist diu einicheit sînes wesens!
Daz ein ist, daz heltet sich aller beste al ein . Dar umbe diu einicheit stât bîgote und heltet got zesamen
und enleget niht zuo.; 302,1f.; unten S . 559,2ff. und S. 560 Anm . 2; Thomas S . c . gent. IV c. 13: Et
cum intelligere seipsum in deo sit unum et simplex, oportet et potentiam intelligendi seipsum , quae
non est aliud quam suus actus, esse unam tantum . — Zur Tilgung des von Pfeiffer aus BT entnom
menen Plussatzes hinter oben 2 . 1 aleine. sieh Quint S . 698 zu 254, 16 .
2 Zu 2 .19. vgl. etwa DW 1 8 . 16 ,3ff. und dort Anm . 1; 312,3ff.: Der himelische vater sprichet
ein wort . . ., und in dem worte verzert er alle sîne maht und sprichet sîne götlîche natûre alzemâle
in dem worte und alle créatûren . und dort Anm . 1 ; In Eccli . n . 40 , LW 2 S . 268, 10f.: Et notandum
quod convenienter valde, sicut pater dicendo verbum producit et creaturas, . . . und die dort Anm . 4
verzeichneten Parallelen , insbesondere Thomas Sent. I d . 27 q . 2 a . 3 ad 3 und De ver . q . 4 a . 5 ; oben
S. 320 , 1; S . 98 , 1 ff . und dort Anm . 1 .
3 Zu Z . 3 vgl. oben S. 320,1f. und dort Anm . 1. — Zur Textänderung gegenüber Pf. S . 254 ,19ff .
sieh Quint S .698f. Der Satz 2 . 3 daz 4 kome. ist kein Subjekt-, sondern ein Finalsatz . Der ganze
Satz lautet daher übersetzt: „ Gott wirkt seine ganze Macht in seiner Geburt aus, und dies gehört dazu
( ist dazu erforderlich) , damit die Seele wieder zu Gott komme“ . Vgl. unten Z . 5ff.
4 Übersetzung: „ Und das ist in einer Weise beängstigend . . .“ im Gegensatz zu 2 . 7f.: „ In an .
derer Weise ist es tröstlich , . ..“
5 Das, wovon die Seele so oft abfällt und worin Gott seine ganze Macht verzehrt, ist die Geburt des
Sohnes in der Seele, die zuschanden wird, wenn die Seele nicht in der vernünfticheit lebt und damit der
„Mann" der Seele stirbt; vgl. oben S. 317, 1ff . und 318,4ff .
Zu Z . 6f. vgl. DW 1 S . 305,1ff.: Daz êwige wort und daz lebende wort, in dem alliu dinc lebent
21 Edhart, D 2 321
Predigt 43
lich , daz diu sêle dar inne wirt widerbrâht?. In der geburt wirt si lebende, und got 254,25
gebirt sînen sun in die sêle , daz si lebende werde. Got sprichet sich selben in sînem sune.
In dem spruche, dâ er sich sprichet in sînem sune, in dem spruche sprichet er in die
sêle 3. Alle crêatûren hânt, daz sie gebernt. Swelchiu crêatûre niht geburt enhæte, diu 30
5 enwäre 4 ouch niht. Dar umbe sprichet ein meister: daz ist ein zeichen , daz alle crêa
tûren her ûz getragen sint von götlîcher geburt 5.
War umbe sprach er : 'jüngelinc' ? Diu sêle enhât niht, dâ got în gesprechen müge,

7 Sieh oben S. 316 ,1, 3.

1 sel dar vnd wider / bracht werde N wider bracht werde OH , wirtl] werde Pfoh ,
N In ] wan in Str,Maiz lebendic PfBTOH Str,Mai, 2 gebirt] geit Str Mai N , git
G seinem N lebendic PfBTOH StrzMai, Got bis 4 sêle . fehlt OH , 2 got der
spr. Str Maii sprach N seinē svn N , sinen syn Go 3 dân bis spruche fehltGo (Hom .) dâ ]
daz N sich bis spricheta] sich selber sprichet in sich selber , in dem selben sprichet (selben spruch
8 . BT) PfBT seinē svn N spricheta bis 4 sêle. ] sprichet in die sele got Go 3 er sich
in PfBT 4 sie fehlt Go geburt enhæte,] gebirtN0H , enhat Mai 5 enwære]
inwirkit OH , wurchet N , Dar umbe ] Her ûf PfBT daz bis zeichen , fehlt OH ,
(Hom .) 5f. zeichen götlîcher geburt, daz alle crêatûre her ûz getragen sint. Pf 6 dar auz
N tragen Mai, 7 War ] Dar PfBTN , er: ] got G7 ‘ jungelinc, stant ûf!' PfBT
N în ] inne N0H , mügen Str Mai,

und daz alliu dinc ûfheltet, daz sprach daz leben in den töten , . . . Swenne daz wort sprichet in die
sêle und diu sêle widersprichet in dem lebenden worte, då wirt der sun lebende in der sêle. und dort
Anm . 1 . — Zu 2 . 7 vgl. oben S. 320 , 2 und S . 321, 3 .
1 Die Bedeutung von werde widerbrâht ist die gleiche wie die von S . 321,5f. wider lebende werde
(vgl. auch oben Z . 1). — dar inne = in sîner geburt (S . 321, 7) .
? In meiner Übersetzung ( S . 397, 16 ; sieh auch dort S . 520 zur Stelle ) habe ich gebirtmit Str ,Mai,
GEN , zu gibet abgeändert. Wiewohl ich dieses gibet gegenüber gebirt als die lectio difficilior ansehe, halte
ich es doch jetzt im Zusammenhang kaum für passend und für verderbt.
8 Zu Z . 3f. vgl. Pf. S . 215 ,31ff.: Er kan niht sprechen denne éin wort unde daz wort ist êwic,
wan ez ist sîn eingeborn sun. Daz wort sprichet er in die sêle, sô er sînen sun gebirt in sî, . .. — In
2 . 3 hinter er habe ich bereits in meiner Übersetzung (sieh dort S. 520 zu 397,19) sich , das nur in
BT (Pf) steht, getilgt.
4 Die Lesart inwirkit OH , wurchet N , ist offenbar aus enware verderbt und als solche unsinnig .
Der Sinn des Satzes ist: „ Eine Kreatur, die nicht gebären würde, die würde ( eben deshalb ) auch nicht
existieren “ , denn wie sollte sie dies, wenn nicht durch Geburt ? Vgl. unten S. 341, 10ff.; In Ioh . n . 574 :
Videmus enim in naturalibus sensibiliter quod passivum nunquam sufficit nec quiescit , quousque
pater generans, activum scilicet, formam suam , principium scilicet generationis , conferat et ostendat
conferendo ipsi passivo .
5 DasMeister -Zitat knüpft an die voraufgehende Äußerung des Predigers an ,wonach allen Kreaturen
eigen ist, daß sie gebären , und besagt, daß dieseGebärfähigkeit und Gebärnotwendigkeit ein Zeichen dafür,
ein Hinweis darauf sei , daß alle Kreaturen durch göttliche Geburt „ ausgetragen “ oder, wie Eckhart an
früherer Stelle (oben S . 320, 1) sagte , her ûz komen sind . Vgl. die ähnliche Stelle unten S . 395,6f. Die
von Grabmann und Bihlmeyer Par. an . S . XXXIII zu S . 53,23f. ( = vorliegende Stelle ) gegebenen
Hinweise im Hinblick auf die Identifizierung des Meister-Zitats sind abwegig . - Zur Text- und Absatz
änderung in 2 .7 gegenüber Pf. S. 254,32 sieh Quint S. 699 zu 254, 30f.
322
Adolescens, tibi dico : surge
dan vernünfticheit?. Etlîche krefte sint sô snæde, daz er niht dar în gesprechen enmac.
35 Er sprichet wol?, sie enhærent sîn aber niht. Wille enpfæhet niht, als er wille ist , de
heine wîs niht. 'Man ' enmeinet keine kraft dan vernünfticheit. Wille ist aleine an einem
ûztragenne3.
‘Jüngelinc'. Alle die krefte , die ze der sêle hærent, die enaltent niht. Die krefte , 5
40 die ze dem lîbe hærent, die slîzent und nement abe4. Ie mê der mensche bekennet, ie

3 Sieh oben S . 317,4f. 5 Sieh oben S . 316, 1, 3 .

1 vern .] in v . Str,Mai N er ] got PfBTG d . inne nicht OH , niht in sie PfBT 2 Er]
got G . wol in sie, sie PfBT enh. sîn ] inhorins O in horen iz H , håret G . 3 niht.
fehlt G5N , 'Man ' bis vernünfticheit . fehlt PfBT enmeinet] nimet StrzMai,G ; innennt H ,
nennet N , vern .] v .alleine OH , aleine fehlt PfBT al ain Str, an ) in OH , vz N 4 ûf
tragen PfBT 5 ‘Jüngelinc'. bis die ? ] Dar umbe sprichet er 'jungelinc, stant ûf!' Man wil, die
krefte , die der sêle zuo gehærent, die PfBT gehörent N enladent N . Die bis 6 diea]
Daz vermügent die lîplîchen krefte niht: sie PfBT . 5 Die ] mer di N0H , 6 ze dem lîbe
h .,] ze der sel gehorent N e lissent Gg slisent N , slißent H , slifint (oder slifint?) O sliessent Str ,
vliesent Pf fliessen BT fliessent Mai,

1 Vgl. oben S. 317 ,2 – 318 ,2; Pf. S.126, 15f.: Ich spriche, daz niht enpfâhen mac gotlich lieht
danne vernunft (sieh Quint S . 376 zu 126 ,15 ) .; DW 1 S . 220,7ff.: . . . vernünfticheit : . . . Disiu kraft
nimet got blóz zemâle in sînem istigen wesene; und dort S . 222 Anm . 1.
2 Hinter wol habe ich schon in meiner Übersetzung (sieh dort S . 520 zu 397,26 ) in sie , das nur
in BT ( Pf) überliefert ist, getilgt. - Ähnlich wie z . 2 Er — niht. Sermo XX n . 198 ,LW 48. 183, 5: Omnibus
loquitur ( scil. deus) et in omnibus, sed non omnes idem audiunt, . . .
8 Die Textänderung in meiner Übersetzung ( S . 397,28f.): „ Man nimmt mit keiner Kraft auf außer
mit der Vernunft.“ ( gegenüber Pf. S . 254,36) , die ich unter Hinweis auf Quint S . 694 zu 254, 36 (sieh
Übers. S . 520 ) konjizierend vorgenommen habe,war im Wortlautverfehlt. Die neue Fassung im Anschluß
an die hsl. Überlieferung besagt in kommentierender Übersetzung: „Mit 'Mann ' (der Seele , von dem in der
Predigt immer wieder die Rede ist) , ist keine andere Kraft gemeint als die vernünfticheit , ( in die allein
Gott hineinzusprechen vermag, während die zweite der obersten Kräfte , der Wille, nichts von außen in sich
aufnehmen kann, sondern einzig und allein nach außen austrägt, d . h . seine Willensimpulse nach außen

Anm . 1 und 3; Seppänen ( S . 153 Anm . 2) verweist auf Thomas S . theol. I q . 27 a , 4 : voluntas autem
fit in actu , non per hoc quod aliqua similitudo voliti sit in voluntate, sed ex hoc quod voluntas habet
quandam inclinationem in rem volitam . — Zur Besserung von Pf. S. 254, 36 ûftragen (BT) zu ûz .
tragenne sieh Quint S .699. Vgl. die ähnliche Stelle DW 1 S . 113,7f.: Mit bekennene nime ich got in
mich ,mit minnenne gân ich in got. und dort Anm . 3.
4 Zur Textänderung in Z . 5 gegenüber Pf. S . 254,37 (BT) Dar umbe sprichet er 'jungelinc, stant
ûf!' Man wil, die krefte .. . sieh Quint S. 699, wo gesagt ist : „ Die Lesart von BT (Pf.) muß deshalb
falsch sein , weil Dar umbo sprichet er 'jungelinc, stant ûf! — nicht zum vorhergehenden paßt; denn es
wäre unsinnig , wenn Eckehart sagen wollte : deshalb , weil der Wille austrägt, sprach er „Jüngling, steh '
auf ! Eckehart wiederholt vielmehr nur noch einmal das den beiden Abschnitten zugrunde gelegte Wort
jungelinc im Hinblick auf die darauf unmittelbar folgende Ausführung, daß die Kräfte der Seele nicht
altern , also ewig jung bleiben ,während diejenigen des Körpers abnehmen und schwinden.“ Vgl. noch etwa
Par. an . S . 120, 19f.: di sele inaldit auch nicht ; mer da si ein uzlugin hait zu deme lîbe und ein
323
Predigt 43
baz er bekenneti. Dar umbe: jüngelinc'2. Die meister sprechent: daz ist junc,
daz sînem beginne nâhe ist. Vernünfticheit, in der ist man alzemâle junc: ie man mê
würkende ist in dér kraft , ie næher man sîner geburt ist. Daz ist junc, daz sîner geburt 255,5
nâhe ist 3. Der erste ûzbruch von der sêle ist vernünfticheit, dar nâch wille , dar nâch
5 alle die andern krefte 4.

1 Sieh oben S. 316 ,1, 3.

1 baz er b .) me he bekennen mag vnd io baz he bekennit OH , bekennet. ]kennet StrzMaiq


bekennet, unde daz edelt die sêle . Aber die lîplîchen krefte enmügent des niht erziugen , PfBT Dar
umbe : ' jüngelinc'.] dar umbe sprichet er ' jungelinc, stant ûf!' unde meinet die edeln krefte der sêle .
PfBT 'jüngelinc'. fehlt StrzMai Die m . spr. :) sprechent die maister Str ,Mai,G , sprach
ein meister N , Ein meister sprichit OH , junc, fehlt Str,Mai, 2 daz s. beg. ] dz si irm ºr
sprung G beginne] begegen Str Mai, anevange PfBT nâhe]mache Maii i n bis junc :
fehlt N G
in der fehlt a lzemâle junc :) me wirkinde OH , ie bis 3 kraft,] ie mêr man in
der würkende ist, PfBT 2 ie ] vnd ie OH , ie dar nach StrzMai,Gg 3 wirkit in OH , dér ]
dirre Go n ehenner N sînerl] der PfBT Daz bis 4 ist. steht in Mai, zweimal; das erste
Mal fehlt Z . 4 nâhe 3 Daz ist] unt daz heizet PfBT 4 auzfluz N , spruch G5 vz val
OH , von fehlt OH , s. daz ist N wille, dar nâch fehlt StrzMai (Hom .) wille ,
ist w . OH , 5 alle fehlt OH , die fehlt Go

insehin , daz sal man hazzin , . . .; DW 1 S. 34,2f.: Wære der geist alle zît mit gote vereinet in dirre
kraft, der mensche enmöhte niht alten . – Zu Z . 5ff. vgl. oben S . 304 Anm . 4 ; 305,6f. und die dort
Anm . 3 verzeichneten Vergleichsstellen .
1 Vgl. oben S . 320,2f.
2 Zu den beiden Texttilgungen gegenüber Pf. S . 254,40 und 255,2 sieh meine Übersetzung S . 520
zu $ . 397,32f. und 33.
3 Zu Z . 1ff .vgl. Albertus M . In Matth . c . 6 , 9 ( ed . Borgnet 20,2606) : Novum enim est , quod prin
cipio est coniunctum et vicinat ipsi; In Sap. n . 161, LW 2 S. 497,4ff.: . . ., quia novum et recens est
quod praesens et coniunctum est principio , non longe factum a suo principio ; vetus autem est omne
quod distat seiunctum et longe factum a principio . Patet ergo quod novitas est propria principio ,
vetustas autem omnis est separatio et distantia ab eodem . Veterascit ergo omne recedens et elongatum
a principio , renovatur autem et innovatur accedendo et redeundo ad principium .; In Eccli . n . 21,
LW 2 S . 248,14 : 'in principio ' : flos est et novum ; Sermo XV ,2 n . 153, LW 4 S. 146 ,4f.: Quinto novum ,
quia semper in ipso principio , . . . und dort Anm . 5 ; n . 155, S . 147, 10: . . . tertio , quia novum est propin
quum principio , . . . und dort S . 149 Anm . 1; oben S . 304,6 ff. und dort Anm . 3, dazu noch unten S .600,3f.:
'Niuwe' heizet daz, daz ungeüebet ist oder daz sînem anvange nâhe ist., Jostes S . 4 ,35ff.: Der sun ist
ewiclichen gewesen in dem vater, und er gebirt sinen sun an underlaz, und di geburt ist alle zeit newe.
Waz bei sinem angang ist, daz ist newe. Ein hauz, daz gestern gemacht ward , daz ist heut newe,
wan ez ist nahen bei sinem angange.; Pf. S . 127 , 17 ff .: swaz sîner geburt nâhe ist, daz ist junc. Alsus
geschiht der vernunft , dâ si stât vor dem ursprunc, dâ ist ir vergezzen aller der hilfe , diu ir ie geschach
zuo irem ûfgange, wan si wênet êwiclîche dâ sîn gewesen und êwiclîche dâ belîben .
4 Zu Z . 4f. vgl. die ähnliche Stelle oben S . 219,9f.: Verstantnisse brichet ze dem ersten ûz ver .
nünfticheit, und wille gât dar nâch ûz in beiden. und dort Anm .7; 31,1f. — Zu 2 . 4 Der erste ûzbruch
vgl. unten S . 326 Anm . 1 .
324
Adolescens, tibi dico : surge
Nû sprichet er: 'jüngelinc, stant ûf!' Waz meinet: 'stant ûf!' ? — 'Stant ûfº von dem
werke, und 'stant ûf' die sêle in ir selben ! Ein einic werk , daz got würket in dem ein
10 valtigen liehte der sêle , daz ist schoner dan alliu diu werlt und ist gote lustlîcher dan
allez, daz er ie geworhte an allen créatûren ? Tôrehte liute ? nement daz bæse vür guot
und daz guote vür bæse. Aber der ez rehte verstât, so ist ein einic werk , daz got würket 5
in der sêle, bezzer und edeler und hoher dan alliu diu werlt 3.
15 Ob dem liehte ist gnâde ; diu enkumet niemer in vernünfticheit noch in willen. Sol
gnâde in vernünfticheit komen , sô muoz vernünfticheit und wille über sich selben ko
men “. Des enmac niht gesîn , wan der wille ist so edel an im selben, daz er niht ervüllet
mac werden wan mit götlîcher minne. Götlîchiu minne würket gar grôziu werk . Noch 10
ist ein teil dar obe, daz ist vernünfticheit : diu ist als edel an ir selben , daz si niht vol
brâht enmac werden wan mit götlîcher warheit5. Dar umbe sprichet ein meister : ez
ist neizwaz gar heimlîches, daz dar über ist, daz ist daz houbet der sêle . Dâ geschihet
lf. Sieh oben S. 316 ,1, 3.

1 sprach got G . Waz bis 2 ûf' fehlt PfBT (Hom .) i Waz bis von ] awer waz meint er
awer stand vf von N . Waz bis ûf’ fehlt OH , (Hom . ) 2 selber ist ein Pf e inic ] einvaltic
PfBTOH , -clich N , (Wiederbeginn des N ,-Textes) daz got got Ni 3 schöner bis 4 dazl]
schoner unde lustlîcher denne alliu diu werc, diu PfBT 3 alliu d . werlt ] aller der welt werk
StrzMai, alle di werch N , N , lustiger N , lusticlicher N , 4 er bis an ] got ie geschůff ald
geworkt an Gg g eworht ie an N , ie fehlt Pf Aber törehte PfBT Tôrehte bis 5 bose.
fehlt N N , 4 1. die n . PfBT daza fehlt PfBT base] böste StrzMai 5 daz? fehlt
PfBT verstât,] weste N , N ,OH , ein ) ez N , 6 der fehlt N , bezzer] das ist b . Strz
Μαι, und hoher fehlt OH , ( Hom .) diu fehlt N werlt.) werch N , N , 7 Ob ] Bobin
OH , dem fehlt N , diu ] Gnade PfBT 8 vern .'] vern . unde (oder BT ) in willen
PfBT 8f. komen .] brâht werden PfBT 9 Des bis 12 wêrheit. fehlt PfBT Str Mai
GE 9 Des] daz N , sô ] alse OH ervüllet] vollinbracht OH , 11 da in pobin
OH , 12 Dar bis 326 , 1 sêle. fehlt OH , 12 Dar umbe] Dâ von PfBT Ez N , N , 13 neizwaz
bis sêle .] noch gar heimlichen (heimlich N ,) etwaz dar ob daz da ist daz (ain N ,) haubt der selen
(selben N ,) N N , neizwaz ) ain was Str Mai (über was v . and . Hd. et) hailges Gg dar
über ] da enoben Str,Mai, gar obnen Gg daz2 bis sêle.) unt dâ meinet er daz fünkelî der sêle, daz
dâ alleine enpfenclich ist gotes. PfBT Dâ] daz N N , gescheit N , scheid N ,

1 Zu den Textänderungen 2 . 1 – 4 sieh Quint S . 699 zu 255,7f. — Zu 2 . 2f. vgl. unten 2 . 59. —
Mit dem einvaltigen liehte der sêle (Z . 2f.) ist das gemeint,was Eckhart sonst die oberste vernünfticheit ,
das aliquid in anima oder das etwaz in der sêle , den grunt der sêle nennt oder mit andern Metaphern
bezeichnet, vgl. etwa DW 1 S. 39,2ff. und dort Anm . 2.
2 Vgl. oben S . 25,6 und die dort Anm . 2 verzeichneten Parallelstellen .
3 Vgl. oben Z . 2ff .
4 Vgl. Sermo XXV,1 , LW 4 S . 239,5 ff.: Gratia longe super caritatem : primo sicut anima super
potentiam , secundo sicut esse super opus, tertio sicut principium et causa super causatum , et sic extra
genus, sicut scis, et consequenter est super intellectum .; unten S. 346,5ff. und dort Anm . 3; Pf.
S . 229,21ff.
5 Das Textstück 2 . 9 Des — 12 warheit . fehlt Pf. S. 255,16 und BT Str,Mai,Gg. Ich habe es schon
in meiner Übersetzung ( S . 398,15 — 20) nach N N0H , ergänzt. Ich halte dafür, daß dieses Plusstück
schwerlich sekundärer Einschub, sondern ursprünglicher Bestandteil des Textes ist.
325
Predigt 43
diu rehte einunge zwischen gote und der sêle ?. Gnâde engeworhte nie dehein guot 255,20
werk , daz ist : si engeworhte nie dehein werk ; si vliuzet wol ûz an üebunge einer tugent.
Gnâde eneiniget niht an deheinem werke. Gnâde ist ein înwonen und ein mitewonen der
sêle in gote. Allez , daz ie werk gehiez, ûzwendic und inwendic, daz ist ze snoede dar
5 zuo . Alle creatûren suochent etwaz gote glîch ; sô sie ie snoeder sint, sô sie ie ûzwerter 25
suochent, als luft und wazzer : diu zervliezent. Aber der himel, der edeler ist, der suochet
nâher gote glîch ; der himel loufet stæticlîche, und in sînem loufe bringet er her ûz
alle creatûren : dar ane glîchet er sich gote, mêr : er enmeinet des niht, (mêr) : etwaz dar

1 sêle. ) sêle in dem kleinen ganster, daz der sêle geist heizet. PfBT guot bis 2 dehein fehlt
OH , (Hom .) 1 guot] volchomen N 2 werk, ] w . als si creatur Nist d az bis werk ;
fehlt N , (Hom .) vß ainer übung ainer tugent
G a uzsen N , einer tugende üeb .
PfBT einiger H , 3 einit OH , an deh . w . ] chein werchN c heinē wercho N , în
wonen ] inwonunge N Str ,Mai, wonen OH , und ein mitewonen fehlt N . (Hom .) und ] in
4
N, mit wonunge StrzMai 4 Allez , bis 5 zuo. fehlt OH , (H
PfBT 5 allen creaturen N , creatur suchet N ,G gode etwaz glich OH . N gote
glîch ;] gotlich N , gote fehlt Str Maiz s iel hinter snæder
N i el] etwas Mai, fehlt Str ,
OH , sint,] sin OH , ist Gg sô2 bis 6 suochent,) ie witer si sůchet Go 5 ie fehlt OH , ie
mer (iemer N ,) auzwendich N , N , ûzwendiger PfBT 6 suchet N Als der 1. u . daz w .
zerfi. PfBT zu flizin OH , der bis 7 himel fehlt PfBTN , N ,OH , ( Hom .) 7 stetlichen
N ,OH , st. umbe, und PfBT sînem ] dem N , N ,OH , her fore OH , her vns N 8 crea
tur N mêr: 1 bis 327, 1 obe.] alse verre, als ez an im ist. PfBT fehlt Str ,Mai 8 mêr: fehlt
PfBT und in allen H88. etwaz] ez swaz N ,

1 Zu S . 325,12f. vgl. Sermo XLVII,1 n . 482, LW 4 S . 397,12ff.: Nota quomodo secundum Au .


gustinum aliquid intimum nobis , scilicet animae, est, ubi nihil intrat corporale aut figuram habens
corporis, quod soli deo dicatum est. und dort S . 397 Anm . 4 , wo auf De trin . XIV c . 8 n . 11, PL 42, 1044
verwiesen ist; DW 1 S . 123,6ff.: Ein meister sprichet ein schæne wort , daz neizwaz gar heimliches
und verborgens und verre dar enboben ist in der sêle, dâ ûzbrechent die krefte vernünfticheit und
wille. Sant Augustinus sprichet : als daz unsprechelich ist, då der sun ûzbrichet von dem vater in
dem êrsten ûzbruche, alsô ist neizwaz gar heimlîches dar enboben dem ersten ûzbruche, dâ ûzbrechent
vernünfticheit und wille. und dort Anm . 4 und 5 ; unten S . 418, 1 ff. und dort Anm . 1 . – Zu S . 325, 13
daz houbet der sêle vgl. oben S . 229,5f. und dort S . 230 Anm . 1 . — Zu S . 325, 13 Dâoben 2 . 1 sêle .
vgl. unten S. 329,3f. und oben S . 303,2f. — Zur Tilgung von Pf. S . 255,20 in - heizet (hinter oben Z . 1
sêle, sieh d . Var.- App .) , was nur in BT überliefert ist und ich als interpoliert ansehe, vgl. Quint S .700
zu 255, 19f.
2 Zu Z . 1 ff. über die Gnade vgl. insbesondere DW 1 S . 177,6ff .: Gnade enwürket niht ; ir werk ist
ir gewerden . Si vliuzet ûz dem wesene gotes und vliuzet in daz wesen der sêle und niht in die krefte.
und die dort Anm . 3 verzeichneten Parallelen ; 367,1ff.: gnade enwürket kein werk , wan alle gezierde
giuzet si zemâle in die sêle ; daz ist ein vüllede in dem rîche der sêle. Ich spriche : gnâde eneiniget niht
die sêle mit gote, si ist ein volbringen ; daz ist ir werk , daz si die sêle wider ze gote bringet. und die
dort Anm . 2 und 3 verzeichneten Parallelen , insbesondere Pf. S . 304,36ff.; Gnâde enwirket niht har ûz ,
mêr : si wirket wol ûz in die krefte an üebunge der tugende, aber in dem grunde der sêle , dâ ist gnade
unde sêlikeit unde gotes grunt ein und ist daz selbe leben , dâ got inne lebet.; oben S . 244,648 und
dort Anm . 4 und 5 .
3 Zu Z . 5ff. vgl. Pf. S . 143,19ff.: Wizzent, alle créatûren die jagent unde wirkent nâtûrlich dar
umbe, daz sie gote gelîch werden . Der himel lüffe niemer, enjagete oder ensuohte er niht got oder ein
gelîchnisse gotes. — 2 . 6 der2_ 7 himel habe ich aus StrzMai,G ; ergänzt; das Textstück scheint mir
in den übrigen überlieferten Texten infolge von Homöoteleuton verlorengegangen zu sein .
326
Adolescens, tibi dico : surge
30 obe. Daz ander : in sînem loufe suochet er eine stille 1. Niemer engevellet der himel an

I obe.] in pobin OH , Daz ander:] dar ob N , dar ab N . in ] an PfBTN ,N ,OH ,


er fehlt N , sîne stille PfBT engevellet] gestillet N .

i Zu S . 326,7ff. vgl. DW 1 S . 118,8f.: Der himel loufet stæticlîche umbe und in dem loufe suochet
er vride.; Quaestio Utrum aliquem motum esse sine termino implicet contradictionem n . 6 , LW 5 8. 75,4f.:
Terminus autem ad quem motus caeli quidem antiquitus dicebatur (quod] generatio et corruptio
istorum inferiorum . und dort Anm . 2,wo u.a .auf Aristoteles De gen. et corr . II t. 56 – 58 ( B c. 10 336 a
23 — 5 26 ) verwiesen ist; n .7 , 5 .76 ,3f.: Igitur et terminus quem quaerit caelum in motu , est esse uni.
versi vel conservare universum , und dort Anm . 3; vgl. auch oben S.75,2f.und dort Anm . 1 (auf S .76 zu
Z . 2f.); Sermo XXIV ,2 n . 250, LW 4 S . 229,1ff.: Tertio nota quomodo intellectus magis capit deum ,
verius et nobilius quam totus mundus corporeus, et tamen capiendo aliquid eius vivit et subsistit
omnis creatura , quin immo ipsi assimilari quaerit omnis creatura. Sed expone specialiter de caelo.
und dort Anm . 1 und 2 sowie Anm . 1 zur Übersetzung; Thomas Sent. I d . 37 4 .4 a. 1 ad 2 : .. . sicut
etiam est motu caeli, cuius finis ultimus non est generatio inferiorum corporum secundum philosophos,
cum nihil sit propter vilius se ; sed ultimum intentum est assimilatio ad deum , cuius similitudinem con
sequitur in hoc quod suo modo causa inferiorum efficitur; IV d .48 q . 2 a . 2: sed contra . .. 4. Praeterea,
omnis motus est propter aliquem finem ,ut dicitur in II Metaphysic., text. 3 < = Aristoteles Met. A
c. 2 994 6 13ff.) . Sed omnis motus qui est propter finem ,habito fine quiescet. Ergo velmotus coeli nun
quam consequetur finem suum , et sic esset frustra ; velaliquando quiescet.5 . Praeterea, quies estnobilior
quam motus; quia secundum hoc quod res sunt immobiles, deo assimilantur, in quo est summa immo
bilitas. Sed corporum inferiorum motus terminatur naturaliter ad quietem . Ergo cum corpora coelestia
sintmulto nobiliora ,eorum motus naturaliter ad quietem terminabitur. Solutio . -- Respondeo dicendum ,
quod circa istam quaestionem est triplex positio . Prima est philosophorum , qui dicunt, quod motus
coeli semper durabit . Sed hoc non est consonum fidei nostrae , . . . Alii vero dicunt, quod motus coeli
cessabit secundum naturam . Sed hoc etiam est falsum ; . . . Unde dicendum est, secundum alios , quod
motus coeli cessabit in illa mundi innovatione, non quidem ex aliqua naturali causa , sed divina volun
tate faciente . Corpus enim illud sicut et alia , in ministerium hominis dupliciter facta sunt, . . . Altero
autem horum ministeriorum homo post statum gloriae non indigebit, scilicet secundum quod corpora
ei deserviunt ad sustentationem corporalis vitae ; hoc autem modo corpus coeleste servit ei per motum ,
inquantum per motum coeli multiplicatur genus humanum , et generantur plantae , et [Parm . addit. :
« alia »] animalia , quae usui hominum sunt necessaria ; . . . Ad quartum dicendum , quod motus coeli
non est de perfectione corporis coelestis nisi inquantum per hoc est causa generationis in istis inferiori
bus; et secundum hoc etiam motus ille facit corpus coeleste participare divinam bonitatem per quam .
dam similitudinem causalitatis ; non autem motus est de perfectione substantiae coeli, quae remanebit ;
et ideo non sequitur quod motu cessante, aliquid de perfectione coeli tollatur,secundum quod remane
bit.; S. c. gent. III c . 22 : Similiter autem corpora caelestia, licet sint digniora inferioribus corporibus,
tamen intendunt generationem eorum , et formas generatorum in actum educere per suos motus, non
quasi ultimum finem : sed per hoc ad divinam similitudinem intendentes quasi ad ultimum finem ,
in hoc quod causae aliorum existant. Diese Vergleichsstellen aus Thomas lassen den Sinn der Ausfüh
rungen S. 326 ,7 - oben Z . 1 über den Lauf des Himmels erkennen ,wonach dieser zwar bringet . . . her ûz
alle créatûren ( = corpora caelestia . . . intendunt generationem eorum , et formas generatorum in
actum educere per suos motus, sieh oben !), daß dies aber nicht sein eigentliches und letztes Ziel ist,
sondern etwas Höheres (mêr : er enmeinet des niht, (mêr) : etwaz dar obe), d .h . die Angleichung an
Gott als letztes Ziel in hoc quod causae aliorum existant (sieh oben ). Zum zweiten aber sucht der Himmel
in seinem Umlauf die Ruhe und durch sie eine noch höhere Angleichung an Gott zu erreichen (unten
S . 328,1f.). – Die Ergänzung S. 326,8 môr :1 — oben 2 . 1 obe. habe ich bereits in meiner Übersetzung
(S . 398,33) vorgenommen (sieh die Anm . dort S. 520), dabei allerdings fälschlicherweise den nur in
BT( Pf) hinter gote gebotenen Nebensatz alse verre , als ez an im ist mitübernommen.
327
Predigt 43
dehein werk, dâ mite er deheiner creatûre dienet, diu under im ist1. Dâ mite glîchet
er sich näher gote2. Dâ got sich gebirt in sînen eingebornen sun , daz ist unenpfenclich
allen crêatûren. Nochdenne krieget der himel nach dem werke, daz got in im selben
würket 3. Tuot daz der himel und ander créatûren , die snæder sint: diu sêle ist edeler 255,35
5 dan der himel4.
Ein meister sprichet : diu sêle gebirt sich selben in sich selben und gebirt sich ûz
ir und gebirt sich wider in sich 5. Si vermac wunder in irm natiurlîchen liehte; si ist sô 40
kreftic, si scheidet, daz ein ist . Viur und hitze ist ein ; vellet ez in vernunft, si scheidet
ez8. Wîsheit und güete ist an gote ein ; vellet wîsheit in vernunft, si engedenket des
10 andern niemer. Diu sêle gebirt ûzer ir got ûz got in got ; si gebirt in rehte ûzer ir ; daz

1 den werken StrzMai dehein ) kein Pfkeinem BT dem N ,OH ,G , sein ' N deheiner]
chen
ok it. PIDIT") unde hit olie, des habet gerige Sunoch Pybrindoneli ningab.)ain Core
d’keinir OH , der PfBT
nåche'Mai; aber da
N
ist.] sind StrzMai 2 näher] noch n . OH , nach N , fehlt N ,
s ich selber g. PfBT sîme Pfn ,
gote
eingeb.) ain bornen Str ,
N ,OH , fehlt PfBT daz ist] da ist er N , N ,01 , vndenpfanclichen N , vnenpfachlich Gg en
phenclich OH 3 allir creature OH , Dannoch PfBT noch dem N , den werchen N ,
N, 3f. selb in sich w . NiN , 4 tůt getilgt Strz daz ] diz PfBT snæder bis 5 himel. ]
verre snæder sint denne diu sêle , des habe si undanc unde scheme sich , daz si sô seltsêne strebende
(selten streben BT) unde kriegende ist nach den werken , diu sich glîchent den werken , diu got würket
in êwekeit. PfBT 4 schönden (getilgt, auf d . Rand v . and . Hd . schnöder Strz) Str Mai, snod
N e deler] doch e. OH , 6 Die meister sprechent: PfBT Ein ] Di sele Ein OH , sprach
NN, gebirt s. s. ]mac sich gebern PfBT gebirt ] birt StrzMai, G sich fehlt N , 7 ir ]
ir selber PfBT und gebirt sich fehlt PfBT gebirt] birt StrzMai G7 sich fehlt
OH , sich .] s . selber PfBT 8 vellet ez ] vnd velet (zweites 1 über d .Zeile v . and. Hd.) Str , vnd
wellet Mai, euollettes N fornuftikeit OH , 9 ez . fehlt N güete bis ein ;] gut ist ain gut
N, gut
N o n gott BTa ein ; fehlt PfBTG vellet ] vnd v .Go fornuftikeit
OH , 9f. des andern niemer .] niemer der güete.Waz meinet daz ? Dâ treit wîsheit nêher in got.
PfBT 10 ûzerl] vz N , OH , ir fehlt StrzMai, ûz bis daz ] vnd daz OH , ûz got fehlt
Gg si bis ir ; fehlt N , birt StrzG6 in rehte fehlt n , in fehlt PfBTG ü zer ] vB G5

1 Der Sinn des Satzes ist: „ Niemals verfällt der Himmel auf ein Werk , mit demi er irgendeiner
Kreatur, die unter ihm ist, dient.“ Vielmehr dient der Himmel mit seinem Lauf nur dem Menschen ,
wie die oben aufgeführte Thomasstelle Sent. IV d . 48 q. 2 a . 2 sagt : Corpus enim illud sicut et alia , in
ministerium hominis dupliciter facta sunt, . . . – S . 327, 1 bietet nur der von vielen Fehlern durchzogene
N - Text gestillet statt des von allen anderen H88. überlieferten gevellet. Wahrscheinlich hat sich der
Schreiber von N , durch das voraufgehende stille zu seiner Fehllesart bestimmen lassen .
2 Vgl. oben S . 326 ,8 .
3 Übersetzung von Z . 2ff.: „ Wenn Gott sich in seinen eingeborenen Sohn gebiert , so sind dessen
alle Kreaturen unempfänglich ( = das kann keinen Kreaturen zuteil werden ) . Gleichviel strebt der Himmel
( in seinem Bestreben nach Angleichung an Gott) nach dem Werke, das Gott in sich selber wirkt (d . h .
nach der Sohngeburt) “ .
4 Vgl. DW 1 S . 128,7 : diu sêle ist doch an irm snædesten bezzer dan der himelund alle créatûren ?
und dort Anm . 5 ; DW 5 S . 20 ,2f. ( BgT ) und S . 73 Anm . 46 .
5 Zu 2 . 6f. vgl. oben S . 320 ,4 und dort Anm . 3.
o Zu Z .7ff. vgl. Quaestio Utrum in deo sit idem esse et intelligere n . 7 , LW 5 S . 44,6ff.: Quae ergo
ad intellectum pertinent, in quantum huiusmodi, sunt non -entia . Intelligimus enim , quod deus non
posset facere, ut intelligens ignem non intelligendo eius calorem ; deus tamen non posset facere quod
328
Adolescens, tibi dico : surge
256,5 tuot si in dem , daz si ûzer ir got gebirt in dem , dâ si gotvar ist : dâ ist si ein bilde gotes1.
Ich hân ez ouch mê gesprochen : ein bilde, als ez ein bilde ist, des ez ein bilde ist,
daz enkan nieman gesundern ?. Swenne diu sêle dar inne lebet, dâ si gotes bilde ist,
sô hât si geburt 3; in dem liget rehtiu einunge ; daz enkunnen alle créatûren niht ge
10 scheiden . Trutz gote selben , trutz den engeln , trutz den sêlen und allen creatûren , daz 5
sie daz mügen gescheiden , dâ diu sêle ein bilde gotes ist! Daz ist rehtiu einunge, da liget
rehtiu sælicheit. Etlîche meister suochent sælicheit in vernünfticheit. Ich spriche : sæ
licheit enliget noch an vernünfticheit noch an willen , mêr : dar obe, dâ liget sælicheit,

1 sil] siů reht NN, fehlt 0 ûzer bis si fehlt PfBTOH ,65 (Hom .) üzer ] ús StrzMai, fehlt
N dâ '] daz N ,iNN,o da sinan gotvar)
ezse got war Mai, got vor N , gote nâhe PfBT got vater vereint
N i st:) ir G , da si (da ist sie H .) ein bilde ist godis OH , si* fehlt N 2 Ich bis
gesprochen : fehlt OH , hân ez fehlt N , ez fehlt N mer auch N , ouch fehlt Pf
BT ein bilde, fehlt StrzMai des bis ist ,] daz ist ein bilde, PfBTN , N , das ist ain weil de
(de getilgt, v . and. Hd. weil durchgestr. und auf dem Rand will Strz de) die Maii) StrzMai, fehlt OH ,
(Hom .) des] d3 Go 3 daz bis gesundern .) alsô enkan ez nieman gesunderen . PfBT nienen
( 2 . n getilgt, darüber v . and . Hd . m Strz) StrzMaie gescheiden N ,OH , dâ ] daz N , N ,Str,
4 sô bis einunge; fehlt OH , sô bis liget ] dâ hât si PfBT sô ] Si N , geburt ; ]
geborn N , N , liget r .ein . ;] lieht . C . einunge N , liht einung N 4f. inkan niman g . OH , 4 en
kunnen ) enchunden Mai, enkan Gg alle bis 4f. gesch .] alle creatur n. g . G . Hinter 4f. ge
scheiden Wiederholung von 3 Swenne bis 4f. gescheiden in der H .- Lesart H 5 gote bis und fehlt
N0H , den sêlen und fehlt PfBT 6 schaiden Str,Mai dâ?] daz N , ein fehlt
N, isti über d . Zeile nachgetr . Str , ista fehlt N , einunge,] ainunge da leit reht einung
N N dâ? ] unt dâ PfBT liget] leit an StrzMai 7 meister] lút Gg suochent] suchtin
OH , sprechent suchent Str,Mai, in vern . fehlt PfBT Ich spriche : fehlt OH , 8 noch ]
weder PfBTG a n " fehlt N dar obe,] obe den zweien PfBT dâ fehlt PfBTN ,

esset ignis et quod non calefaceret. und dort Anm . 4 ; Pf. S . 144,20f.: Man verstât wol daz fiur âne die
hitze unde die hitze âne daz fiur., 317,19f.; unten S. 631, 119. — Zu 2 . 7 in irm natiurlîchen liehte
vgl. DW 1 S.166,7 und dort Anm . 4; 293,1 und dort Anm .1; oben S. 121,4.
Die Textänderung S . 328, 10f. gegenüber Pf. S . 256 ,4f. habe ich schon in meiner Übersetzung
( S . 399, 14f.) vorgenommen : „ sie gebiert ihn rechtaus sich . Das tut sie damit, daß sie Gott darin , wo
sie gottförmig , wo sie ein Bild Gottes ist, aus sich gebiert.“ — Zu oben Z . 1 gotvar als Besserung von Pf.
S . 256 , 5 gote nâhe vgl. oben S . 124.7 .
* Zu Z . 2f. vgl. DW 1 S. 270,2ff.: Bilde enist sîn selbes niht, noch enist im selber niht; ez ist
aleine des, des bilde ez ist, und ist alzemâle allez, daz ez ist. Daz dem vremde ist, des bilde ez ist, dem
enist ez niht, noch enist sîn niht. Bilde nimet aleine sîn wesen âne mittel an dem , des bilde ez ist,
und hât éin wesen mit im und ist daz selbe wesen . und die dort Anm . 2 verzeichneten Parallelen , ins.
besondere DW 1 S . 265,9ff. und dort Anm . 3 und S. 266 Anm . 1; 269,1ff.; unten S . 340,5ff. – Der Rv.
oben Z . 2 wird sich auf die angeführten Stellen beziehen ; sieh auch Pahncke Diss. S . 21.
3 Z . 4 sô - geburt ; habe ich schon in meiner Übersetzung ( S . 399,18) mit Str,Mai, G , ergänzt. Der
ganze Satz besagt in interpretierender Übersetzung: „ Wenn die Seele darin lebt, worin sie Gottes Bild ist
( d . h . in der obersten vernünfticheit , in der die Witwenicht lebte , weshalb der Mann ' tot war und damit
auch die Geburt bzw . Gebärfähigkeit erstarb , sieh oben S . 317,1ff.; 318,2ff.; 322, 1ff.), dann gebiert sie,
und darin liegt rechte Einigung (von Gott und Seele )“ . Vgl. oben S. 325,13f. und unten 2 . 6f.; unten
S . 341,28., 10 .
329
Predigt 43
dâ sælicheit liget als sælicheit, niht als vernünfticheit, und got liget als got und diu
sêle liget, als si gotes bilde ist. Da ist sælicheit , dâ diu sêle got nimet, als er got ist. 256,15
Dâ ist sêle sêle und gnâde gnâde und sælicheit sælicheit und got got ?.
Wir biten des unsern herren , daz er uns gebe, daz wir alsô mit im vereinet werden .
5 Des helfe uns got. Âmena.

1 dâ ] an da N , N ,OH , dâ bis als ] unde si lît da als PfBT als1,2 ] as Str , vñ


Maii niht] unde n . PfBT liget? fehlt N diu fehlt PfBTStrzMai Gg 2 liget, fehlt
N alsl] da N Dâ ] Daz N , N , diu sêle got] got selGg diu ) die v . and . Hd. über d .
Zeile Str : fehlt Maiz nimit got OH , nimet,] minnet Pf e r fehlt GG 3 Dâ bis got.
fehlt PfBTN ,N ,0H , und fehlt Gg got.) gote StrzMaiz 4 Wir bis 5 Âmen.] Bide wir
etc. (etc. fehlt O ) OH , 4 Wir bis gebe, fehlt PfBT Wir b . des ] bit wir N ,N , lieben h .
Go dazl bis 5 Âmen . fehlt N 4 er bis daza fehlt N , (Hom .) daz? bis werden . ] Daz er
uns mit im alsó vereine PfBT verainet sein (verainiget werden sein Maij mit ime Strz
Maii 5 Des bis got. fehlt StrzMai G . Des] daß BTN , helfe bis Âmen .) etc. N ,

1 Zu S. 329,7ff. und der Frage, ob die Seligkeit im Erkennen oder im Willen liege, vgl. DW 5
$. 116 ,23ff. ( VeM ): Nû hât gedunket etlîche liute und schỉnet gar gelouplich , daz bluome und kerne
der sælicheit lige in bekantnisse, da der geist bekennet, daz er got bekennet; . . . Doch enspriche ich
sicherlîche des niht. Aleine ist daz wâr, daz diu sêle âne daz doch niht sælic wære, doch enliget diu
sælicheit dar ane niht; wan daz êrste, dâ sælicheit ane geliget, daz ist, sô diu sêle schouwet got blóz ;
unten S . 363,8ff. und S . 364 Anm . 1; 495,7ff. und .511f. Anm . 30 ; oben S. 265, 1ff. und dort Anm . 1 ;
DW 1 S . 153,11f.: Dâ von bin ich aleine sælic , daz got vernünftic ist und ich daz bekenne. und dort
Anm . 3; dazu etwa noch s. 114 Anm . 1; 122 Anm . 2 und 3 ; Sermo X1, 2 n . 117 , LW 4 S . 110 ,2 ff.: Iuxta
quod dic quod hinc patet beatitudinem esse substantialiter et originaliter in intellectu , cuius est pati
et recipere , non in voluntate, cuius est agere. und die dort Anm . 2 verzeichneten Vergleichsstellen, ins
besondere Thomas S . theol. I II q . 3 a . 4 : Sic igitur essentia beatitudinis in actu intellectus consistit :
sed ad voluntatem pertinet delectatio beatitudinem consequens; Sermo V1,3 n . 64, LW 4 S . 62,5 :
. . . intellectu autem nudo et supernudo non boni, sed beati sumus. und dort Anm . 4 und 5 ; vgl. auch
oben S . 309,3ff .; DW 1 S . 369,4f.: Got hât alle vüllede als ein , und gotes natûre hanget daran und
ist der sêle sælicheit ,daz got ein ist. — Zur Textänderung S . 329,7 gegenüber Pf. S. 256,12 sieh Quint
S . 700 . — Vgl. auch B . Weiß S. 166f. und 167 Anm . 1 .
2 Vgl. Völker S . 51 Anm . 2 . — Zur Schlußwendung vgl. DW 1 S . 137,3; 321,5; oben S. 309,6f.;
unten S. 351,5f.

330
PREDIGT 44 (Pf. Nr. XX S. 85 – 88 )

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S . 243, Spamer PBB 34 S . 336 )


B , f. 141 — 16v .
Ba , f. 251– 36r.
Ba, f. 255vb _ 256ra, Fragment = unten $ . 337,8 Swaz _ 338,2 si. + einunge- glichnisse. + 3 Swaz
- 339,2 zesamen . + 3 zwischen — 4 von + 5 glîcheit - 340, 1 sin ; + 341,2 Swenne - 3 got.:
D (Initiale)er meister sprichet / wc alcemale cesamen / gebunden ist vnt ingeslossen dc / meinet
einunge Hie meine ich | dc der mensche cesamen gebunden vnt inbeslossen vnt geeiniget zů got / sie
wann einunge wil haben / gelichnus wc cesamen gebunden vnt ingeslossen ist dc ma/chet einunge
dc enmachet nit / gelichnusdcmir na ist als ich / bi ime sitze oder in einer stat /were do von sprichet
s' augustinus / O (Initiale) herre do ich mich verre von dir | vant dc kam nit von der / verri der stat
mer es kam von der vngelicheit do ich mich inne vant | ein meister sprichet wes wesen vnt / werc
alcemale ist in ewikeit vnt / des werc ouch alcemale ist in der cite die tragent niemer überein / si
koment niemer cesamen vnt / zwischent den muos von not / ein mittele sin vnt wo ein / insliessen
vnt ein cesamen /binden gancz ist dc muo8 (256ra) von gelicheit komen wo nit ist / vngelicheit dc
muos von not ein sin / wenn man gesetzet ist in dc bil/de do man got gelich ist da nimet man got
in gelicheit vinde man / got /; im Var.-App. nicht berücksichtigt.
BT f. 246rb — 247va.
Do, p . 948 — 95a, Fragment (in „ Spiegel der Seele " ) ~ unten S. 341,2 Swenne- 8 götlich; + 10
diu - 11 werden. + 12 daz — 342, 3 werde? + 4 Diu — 6 werde; + 8 Got— 10 got. + 343, 3 dâ —
niemer. + 342,12 Götlich — 343, 3 ist, + »rehte — 4 dů: + minnest3— 5 got? + 4 minnest2
irdisch, : Anima wann die sel / gossen wirt in die bild vnd / form da man got geleich / ist da liebet
man got da vin - /det man got nicht (nicht abgegl., getilgt, fehlt Stro) wa aber (94b) anders icht
bey wonet da / vindtman got nichtwenn / die sel kumpt in das pild / vnd sich vindet in dem pild /
allain in dem vindet sy got / vnd in dem das sy sich vin -/det (vindet in dem pild / allain vindet
sy got vnd in dem das sy / sich vindet Stry, zurückgegl.) vnd got vindet das ist / allain werck on
czeit da / vindet si got als verr sy da / inn ist als verr ist sy mit got / Jch main als verr man got /
in geschlossen istda die sel / gotz pild ist (ist fehlt Stry) als verr ist / es got Die natur vindet / sich
nymmer geleich Esmüs / geporn werden als das feür / geprunn (gebrunnen Stry) nymmer het es
nicht / ain gepurd wie dirr (dürr Stry) das / holcz ist es mocht sein ge-/leichnus nicht emphahen /
vnd darumb begert das fuir / geporn werden in dem holcz / vnd das es werd ain feür / vnd enthalten
werd Also / die natur der sel begert ge-/leich das got in ir geporn | werd das werck wircket got /
vnd die sel hat das vermügen / das got geborn wirt in ir / vnd sy in got in ainigung (95a ) da bleibt
sy anders sy wurd | sy (sy fehlt Stry) nimmer gótlich die natur / geweset sich in die liecht der / sel
vnd wirt all zemal en - ſthalten dar inn das maint / got das er in ir geporen werd / vnd enthalten
Wie doch / er allain sein selbers enthal-/tung ist aber wenn er sich / in die sel guisset so vindet / sy
das got sein selbs enthal-/ter ist Diligere Als du lieb -/est (mynnest Stre) also pistu geliebet (ge
mynnet Stry) lieb -/stu (mynnest du Str,) got 80 wirstu gotlich / lieb (Minn Stry) ich got 80 wird
ich got / liebstu (mynnest du Str,) erd so wirstu yrdisch / du wirst vergót vnd nicht / got; identifiziert
von Quint, Handschriftenfunde Nr. 10 S. 20 ; im Var.-App . nicht berücksichtigt; vgl. auch
unten Strg.
Ка, enthält mehrere Fragmente :
f. 33vb = unten S . 339,5 Swa — 340,1 komen . + 338 , 2 Einunge— 3 glichnisse. + Plussatz + 5
Da — 7 vant.: wo / got und die sele vereinget súllent werden daz můz von geli/cheit komen einvnge
331
Predigt 44
mac , niht gesin sú en habe gelich /nisse Also vil hastu got funden / alz vil du dich von aller geliſcheit
me kerest hute dan gestern Do von sprichet 8. augustinus herre do ich /mich verre von dir vant
dz kom , niht von dir verre der stat mer ez / kom von der ungelicheit do / ich mich inne vant
f. 16va = unten S. 338,7 Ein - 339,2 zesamen . + 3 zwischen – 4 sîn .: wan do van sprichet
ein mei/ster wz wesen vnd werc al/zů male ist in ewikeit vnd / daz wesen und werc ist al / ze male
in dir zit die getragent / niemer vber ein So kument niemer (niemer v . and . Hd. auf d. Rand nach
getr.) zů / samen zwschen (!) den zwen / můz von not ein mittel sin
f. 35ra = unten S. 339,5 Swâ — 340,1 komen .: Sol got vnd do ! sele vereinetwerden daz můz von /
gelicheit komen
f. 8rb - va = unten S. 343, 3 Augustinus— 7 obersten '.«: Nu sprichet S . augustinus Rehte / alse
dv minnest also bistu | Minnestu erde so bistu irdensch / Minnestu got so wirstu gottelich (8va)
minne ich dan got wirde ich dan / got Dz spriche ich niht Jch wise , dich in heilge schriftGot hat / in
den wissagen gesprochen Jr sint / gotte vnd kinder dez obersten
Vgl. Spamer, Diss. S. 279f.; im Var.-App. nicht berücksichtigt.
Maig f. 227 – 228v, Fragment = unten S . 341,11 E2 — 342,3 werde? + 4 Diu — 343,3 niemer . + 7 dâu
- 344,3 haben ,: E (Initiale)s sprechent vnsser maister dz / fir wär wie kreftig es ist es / gebrante
nuimer offen es ist nit | ainer natur wie dur ioch dz hollcz wäre dz man dar jn leget en / mocht es
sin glichnuß nit enplfachen es brante dz es begere dz / für dz es geborn werd in dz holcz / vnd dz es
werd allain für vnd dz es | enthalten werd die natur der / sel truge númer glich sy begerſet dz got
jn jr geborn werd vnd nimer köm sy in jr natur nimer | begert sy dar jn zů kumen vnd / wartet der
geburt vnd dz wirck et got vnd dar vmb wircket eß (228r) got du er wil dz die sel geborn | werd jn jn
es wircket got / vnd begert die sel got hat das / werck vnd die sel dz begeren / vnd die sel hatt dz ver
mugen / dz got in sy geborn werd und so / got in die selwircket so wirt sy / im gelichet und von not
müs /dz sin dz sy wartet dz got in jr / geborn werd vnd got jr ent/halt werde vnd begert ainer / ainunge
dz sy jn götlich natur / gußet sich in dz liecht der sel / vnd sye wirt enthalten dar jne / hie maint
got du er jn jr geborn / werde und in jr geainget werde / vnd in jr enthalten werde wie / mag dz sin
wir sprechen doch / dz got sy (korrigiert aus sin ) selbs enthaltet wenn (228v) er die sel dar jn gusset
80 vindet sie dz dz got sin selbs enthalt ist vnd da blibet sy anderst sy blibe , nimer vnd da git got
die gebu /rt vnd verseche sich dz die sel nit / sye begerte númer dar jn zů | komen sy wil jn jm ent
halten werden jr liben (!) stat an im gott hat ain enthalten ain bliben jn / jm wellen und da von
ist kain / rat wann sy schaidet vnd schellet , ab alles dz der sel ist leben kreft / vnd natur esmůß
alles hin vnd sy / stänt jn luterm liecht dz sy mit / got ain bild ist do vindet sye got / vnd dz wellen
ist gotes aigensch /aft dz nit frömdes jn fellet vnd / vff tragen nit zů gelegt dar / vmb soldie sel kainen
in druck / haben ; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S . 118 ; im Var.-App .nicht berück
sichtigt.
s, f. 236r, Fragment = unten S . 338,5 Augustinus:47 vant. + 341,10 Ein - 342,4 viur; + Diu
- 8 in . + Got-- 10 got. + 12 Götlich - 13 enthalten + 343, 2 Swenne- 3 niemer. + 344,2 Dar - 3
haben , + 346,4 derl_ 347,1 ist1: Augustinus Herre da ich mich ferre von dir vant dz kamm / nit
durch die verre der stat aber es kamm von der vnglicheit da ich mich / inne fant Ein meister spricht
alle glicheit meynet ein geburt wenn die natur / envindet sich niemer glich es muss ein geburt geschehen
Das füre wie / krefftig es sye es enbrante niemer offente es nit ein geburt wie dürr / das holcz were
dz man dar in leite enmóhte es sin glichniss nit enpfohen / es brante niemer Dz begert dz für dz es
geborn werd in dem holcz vnd dz / es werde all ein für vnd das es enthalten werde vnd blibe verlesch
es 80 / wer es nit me ein für Die natur der sel getrüge niemer glich were dz sů nit / begert dz got in
ir geborn wurd niemer begert sů zekomen in ir natur / wenn dz sú wartet der geburt vnd dz wurket
got dar vmb dz die sel in in ge-/born werd got hat die werke vnd die sele dz begeren und dz vermugen
dz got in / sú geborn werd vnd sů in in Götlich natur gusset sich in dz lieht der sel vnd sů / würt
enthalten dar inn hie meynet got das er in ir geborn werd vnd geeini-/get vnd enthalten wann er
die sele dar in gusset so vindet sů dz got sin selbes / enthalt ist und da blibet sů anders sú blibe niemer
dar vmb sol die sel kein / frómden indruk haben Der demütig mensche der enpfahet zehant den
influss der gnaden / vnd in dem influss der gnaden klymet er vff alzehant vff dz lieht der vernünff-/
332
Postquam completi erant dies
tikeit da glenczet got in eyme vnbedakten liehte Der alsus krefftiklichen vmb-/griffen were in disem
lieht der wer als vil edeler gegen einem andern menschen als ein / lebender mensche gegen eyme
gemoleten menschen ; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S . 196 ; im Var.-App. nicht
berücksichtigt.
f. 352 353v , Fragment (in einem Konglomerat) = unten S . 338 , 1 Hie - 2 glichnissel.
+ 3 Swaz — 4 einunge. + 5 Augustinus :— 7 vant. + 339, 5 Swâ — 340,2 glich . + 339,4 Swâ ~ 5 sin .
+ 341, 10 glîcheit — 342,2 holze + 4 Diu — 13 inne. + 343, 8 Si— 10 wesene; + 1 got- 2
enthalt ? + 10 und ) — 344,3 zuogeleget.: Kind meins du solt sein zesamen gepunden jn geschlossen /
vnd geainigt zu got Ainung wil haben gleichnuss / was zesamen gepunden und in geschlossen ist
das / machet ainung Augustinus herr do ich mich verr von dir fand das kam nicht von der verr
der stat mer (353r ) es kam von der ungeleichhait der stat da ich mich | jnne fand wa got vnd sel
verainigt sullen wer- den da můs von gleichait komen wa kain vngeleichſait ist da můs von nott
ain sein nicht allain jn ainer / jn schliessung wirt es verainet mer es wirt ain vnd mer / gleich den
gleichnuß wa ain jn schliessung und ze/ samen pinden gancz ist da mús von not gleichnus / sein
Gleichnus wil vnd maint ein gepurd die , natur findt sich nymmer geleich sy werd denn geporen /
Das fewr wie krefftig es ist doch prennet es nicht / noch enzündet hoffet es nicht ainer gepurt wie
dúrr / das holcz war das man dar ein legtmocht es sein geleich (!) nüss nit enpfachen es geprennet
nymmet (!) Es begert das / fewr das es geporen werde jm holcz Die natur der / sel trug nymmer
geleich war das sy nicht begert das / got jn ir geporen wurde nymmer kám sy jn ir natur | Auch
nymmer begert sy dar ein ze komen wann das / sy wartet der gepurt vnd des wurcken gottes Auch /
wurckt got nicht denn das er wil das die sel jn jm / geporen werde Es wurckt got vnd die sel begert
Got / hat das werck vnd die sel das begeren vnd die sel das / begeren (zurückgegl.) vnd die sel hat das
vermugen das got in sy ge/poren werde vnd sy in yn das wurckt got in der sel / das sy jm geleich
werde Von nott můs das sein das / sy wart das got in jr geporen werde vnd das ir ent-(353v )haltnus
werde jn got vnd begertainer ainung das sy jn / got enthalten werd Gótlich natur geußt sich in das /
liecht der sele vnd sy wirt enthalten dar jnne als sy / auch begert wann ir leben stet an jm Got hat
ain enthalt ain pleiben in seinem wesen und ist sein selbs ent-/halt genczlich vnd dar vmb můs
man abschellen und sch /aiden alles das der sel ist jr leben krefft vnd natur es | můs alles hin vnd
das sy ste jn dem lautteren liecht da sy / mit got ain pild ist da findt sy gotGottes aigenschafft / ist
das nicht fromdes jn jn fellet nichcz auff getragen / nicht zu gelegt dar vmb sol die selkainen frómden
jn / druck haben nichtauff getragen nicht zů gelegt etc.; identifiziert von Quint, Fundbericht S . 57,
und Dieter Richter; im Var.-App. nicht berücksichtigt.
Sz = Salzburg, Stiftsbibliothek St. Peter b VI 15
Str , f. 651 — 67v, Fragment = unten S . 337,3 Sant— 344,3 zuogeleget. + 347,8 In — 348, 4 'erat'.;
vgl. Pahncke Kl. B . S . 6.
Str , f. 41 – 5r, Fragment (in ,,Spiegel der Seele“ ) = unten S . 341,2 Swenne— 8 götlich ; + 10 diu – 11
werden + 12 daz - 342, 3 werdea + 4 Diu - 6 werde; + 8 Got- 10 got. + 343, 3 dâ - niemer.
+ 342,12 Götlich — 343,3 ist, + » rehte — 4 dů : + minnest3 — 5 got? + 4 minnest2 _ irdisch,;
identifiziert von Quint, Handschriftenfunde Nr.72 S . 217f.; sieh oben Do
Greiths Traktat enthält die folgenden Textstücke, die ich im Wortlaut von G , mit den Varianten
von M , und Z , aufführe :
Greith S . 134,24 — 26 = unten S . 343,3 Augustinu8— 5 götlich : Es (Nun M , Z ) spricht Sand
augustinus recht / als du mynnest also bistu wann (wann fehlt M ,) / mynnest du die erden 80
wirstu / yrdisch vnd (und fehlt M ,) mynnest du got so wirstu / gotlich G9(p . 121– 122) M ,(f. 41v)
Z _ (f. 197r); vgl. Seitz S . 67 XLV 132; Pahncke ZfdPh 61 S . 289.
Greith S. 169,28f. = unten S. 347,3 Ich — 4 wesen.: Nun spricht maister eckhart vnd | enwere
zyt noch stat 80 were all / ain (wårer ain M ,) wesen G ,(p . 234) M ,(f.77v ) Z4(f. 90v) ; vgl. Seitz
S . 58 XVIII 36 .
Greith S .127,16 — 24 = unten S . 347,7 Daz — 348,4 ferat : Vnd hierumbe das wort erat das / ge
höret got aller aigenlichest zů / Wann in (ain M ,) lateinscher (laitinscher Z _) zungen 80 / enist kain
333
Predigt 44
wort das gotte als aigen / syge als erat vnd darumb / 80 (80 fehlt M ,) spricht johannes (sant j. M , Z )
in synem ewan - gelium als dick erat es was vnd | maynet ain bloswesen wann (wann fehlt M ,) /
alle ding die (die fehlt M ,) legent zů Es enleit (enlit M ,) / nit zů denen in aym gedancke / vnd nit in
aim zů legenden gedancke / mere in aim abnemenden (ablegenden Za) gedancke / Gutti vnd warhait
lait zů zů dem / mynsten in aym gedancke Mer / das blos wesen gottes dem nit zů / gelaid (legint M ,)
en ist das maynnet erat G ,(p . 98) M ,(f. 33r — v ) Z (f. 607 – 61r ) ; vgl. Seitz S . 55 VII 18.
Greith S . 168,30 — 32 = unten S . 349,6 Ein350,2 ist. : Wann ain maister / spricht was da ist
das machet / enkain zyt allt da ist ain selig leben / jn aym ymermer (Iemer me Ze) da kain valt
(Greith S. 168,31 fälschlich „ Zufall“ ) / en ist da nit bedacht en ist Da / ain luter wesen ist G ,
(p . 231) Z (f. 89r) fehlt M , ; vgl. Seitz S . 58 XVIII 36.
Greith S.168,23 — 27 = unten 8 .350,2 Salomon sprichet: + 3 Allez,- 5 abenemen .: ( Jun spricht
Salomon Alles das / vnder der sunnen ist das altet / vnd nymet ab Aber dort in ewigkait / da en
ist nit wann (denne Zd) ain nuwe (nun M ,) , was die sunne Überschint das ist / in der zyt Nun
gibet zyt (dz zit Ze sy M ,) zway / ding das ist allter und abnemen / G ,(p . 231) M ,(f.76v ) Z (f. 88v);
vgl. Seitz S . 58 XVIII 36 ; Pahncke ZfdPh 61 S . 290
Greith S . 169, 25 — 27 = unten S . 350,5 Alle — 7 mê.: Alle creaturen sint (die sind M ,) nun und
sint / von gotte Aber dort da sy in gotte / sint da sint sy als vngelich dem / als sy hie sint Als die
sunne wider / den monen vnd verre mer / G ,(p . 234 ) M ,(f.77v) Z (f. 90v ); vgl. Seitz S . 58 XVIII
36 ; Pahncke a . a . O .

Filiation der Hss. (sieh Quint S . 243 — 246) : Wie ich a . a . 0 . gesagt habe, stimmen die Volltexte Bj,
Bay, BT und Str , weitgehend überein , wobei B , sich durch eine große Zahl von eindeutigen Fehlern ,
von denen ich den größten Teil in Quint S . 243f. verzeichnet habe, als der schlechteste der vier Texte
erweist. Eine engere Verwandtschaft zwischen Ba , und Str,, wie sie sich schon für die Pr. 17, DW I
S . 279 (unter „ Filiation “ ) erwiesen hat, verrät sich in einigen gemeinsamen Fehllesarten, die ich in
Quint S . 245 zusammengestellt habe, wo auch auf die enge Zusammengehörigkeit der beiden Hss .
für Pf. Predigt XXI und XXIII hingewiesen ist, sieh den Var.-App. etwa zu unten S . 337,7 'et - latine ;
339,4 daz fehlt ; 342,9 daz begern (begst Bay) vnd dů sele hat daz v .; 343,6 die ] in d. Wahrscheinlich
läßt sich aus der Übereinstimmung von BT und Str, in der, wie mir scheint, fehlerhaften Lesart 347, 9
erat. Erat BT erat erat Str, nicht auf eine verwandtschaftliche Bindung zwischen den beiden Texten
schließen , da die Übereinstimmung auf Zufall beruhen kann ; vgl. unten S. 348 Anm . 1 zur Stelle.
Dagegen läßt der gemeinsame Fehler von Bay und BT S. 339, 1 des] das deß , zu dem sich 349, 1
dem , daz] dem der das und 2 komen (fehlt ) gesellen (die beiden zuletzt aufgeführten Stellen fallen in
die Lücke von Stra),auf eine gemeinsame, an diesen Stellen bereits fehlerhafte Quelle schließen.Wenn
nun alle drei Texte Bay, Str , und BT unten S . 343,2 übereinstimmend die sicher fehlerhafte Variante
geziuhet] giuzet bieten , so ist wohl der Schluß auf einen für BT und Ba Str, gemeinsamen Prototyp
nahegelegt, dessen fehlerhafter Text 343, 2 durch Baj, 339,1 durch Str , gebessert wurde .
Was die Fragment- Texte betrifft , so bieten auch Maiz und S , zu S . 343, 2, geziuhet die fehlerhafte
Variante giuzet und legen damit ihre Herleitung aus der Ba, -Str -BT -Vorlage nahe. Insbesondere die
längeren Texte von S , und S , stimmen weitgehend mit dem von mir gebotenen , im ganzen auf Ba ,
und BT gründenden Text überein und gehen , wie dies für S , schon bemerkt wurde, auf den Prototyp
der genannten Texte zurück . Ob die gemeinsame Variante zu S . 342,5 enwoere, daz si begerte, ] were
das sů nit begert auf eine gemeinsame Zwischenquelle für S , und S , schließen läßt, steht dahin . S , hätte
im bejahenden Falle diese Quelle verläßlicher wiedergegeben als Sj,wie etwa die folgende Stelle zeigt :
S . 342,6 niemerl_ komenne, Sz] niemer begert sú zekomen in ir natur Sz: - Der Text von Maig hat an
der zuletzt genannten Stelle mit S , das Ursprüngliche,wie denn dieser Text im ganzen wiederum sehr
verläßlich ist und mit dem von Bay, Str, und BT übereinstimmt,wie insbesondere der oben schon ver .
merkte gemeinsame Fehler S . 343, 2 giuzet statt geziuhet zeigt. — Auch Bagund Ka, bieten in ihren Frag
menten im ganzen verläßliche Texte, fürdie ,wie es scheint, die folgende Übereinstimmung wiederum eine
gemeinsame Vorlage nahelegt : S . 339, 2 E2 — 3 zît, fehlt Ba,Kaj. — Das Textfragment im „ Spiegel
der Seele“ enthält in den beiden Hss. Do, und Stry, wie alle Eckhart-Exzerpte des „ Traktats “ , einen
334
Postquam completi erant dies
mehr oder weniger bearbeiteten Text, der gleichfalls zu S . 343,2 den Fehler giuzet statt geziuhet bietet,
ihn aber dadurch gewissermaßen korrigiert, daß er den ganzen Nebensatz S . 343,2 Swenne- geziuhet
nach dem Vorbild von S . 342, 12 Götlich — séle umbildet zu : wenn er sich in die sel guisset (sieh oben
S . 331). — Die vier Predigtexzerpte in Greiths Traktat endlich sind textlich einwandfrei, wie denn
die Hss. unten S . 347,9 gegen Str,BT mit Ba B , den ursprünglichen Text 'erať , ' ez was' bieten . Ob
sie mit der Variante zu S .348,3 wesen ,] w . gotes mit B ,Str, eine engere Verwandtschaft mit diesen Hss.
anzeigen und das Echte bieten oder aber unabhängig zu derselben leicht sich einstellenden Ergänzung
gekommen sind ,möchte ich eher im letzteren Sinne entscheiden (sieh unten S . 348 Anm . 3).

Textkonstituierung (sieh Quint S. 246 ): A .a . O . habe ich festgestellt, daß Pfeiffer seinen Text im
wesentlichen auf Ba, gründete,wie dialektische Formen verraten ,die Pf. der Hs. entnahm : Pf. S. 86 ,15
engerti; 16 ongeworhti; 87,40 Güeti ; 88,16 dört. Auch ich habe Ba, als Leittext gewählt und zumal
BT, das einen im ganzen sehr verläßlichen Text bietet, und Strą, aber auch den von sehr vielen Fehlern
durchsetzten B -Text sowie die diversen Fragmente als Korrektiv herangezogen . Aufs Ganze gesehen ,
darf der Text der Predigt in der gesamten hsl. Überlieferung als sehr gut erhalten angesehen werden .

Echtheit: Hsl. Bezeugung sieh im Eingang des Variantenapparates. Danach ist die Predigt in Ba, für
Brüder Eghart und im Greith - Traktat S . 169,28 in G , für maister eckhart bezeugt. Die beiden Rück
verweise S. 347,3 und 349,3f. lassen sich zwar, soviel ich sehe, nichtmit Sicherheit aufbestimmte Stellen
in DW i beziehen ; jedoch habe ich S. 347 Anm . 3 aufzwei Stellen in DW 1 hingewiesen , die denselben
Gedanken zum Ausdruck bringen wie die Ausführungen der vorliegenden Predigt an der bezeichneten
Stelle .Zum Rückverweis S. 349,3f. wiederum habe ich dort in Anm . 3 aufeine inhaltlich sehr verwandte
Sermo-Stelle verwiesen , die zusammen mit der Stelle S. 347,3ff. fürdie Echtheit der vorliegenden Predigt
sprechen dürfte . Der Zeugniswert der bezeichneten Sermo-Stelle ist m . E . um so größer, als sie, wie ich
S . 350 Anm . 1 betont habe, in den Ausdrücken flectitur, curvatur die, sovielich sehe, einzigen lateinischen
Entsprechungen zu dem Tag asyouevoy valt ( 350,1) in analoger Bedeutung bietet. Für die Echtheit
unserer Predigt aber spricht m . E . weiterhin die Übereinstimmung S . 349,6 ff. in der Koppelung des
selben Aristoteles - und desselben Salomon -Zitates mit den S. 350 Anm . 1 angegebenen Stellen
in den Sermones VII und XV , 2 sowie In Ioh . n .542. Überdies aber stimmtunsere Predigt in charakte
ristischen Ausführungen und Formulierungen mit weiteren Stellen echter deutscher und lateinischer
Werke überein , so : S . 338 Anm . 2 (DW 1 S. 26,7f.); S . 339 Anm . 1 (DW i S. 148,1f.); S. 340 Anm . 1
(DW 1 S. 216,3ff.; 368,8ff.; DW 5 S . 35,5ff.); Anm . 2 (DW 1 S. 268,3ff.; 265,4f.; 154 ,1 ff.); S. 341
Anm . 1 (DW1 S . 132, 2 ff.; 401,5f.; 197 ,8 ff.); Anm . 2 (DW I S. 379 ,6 ff.); Anm . 3 (DW 5 S . 33, 11 ff.;
DW I S . 180, 8 ff .; 114 ,5 ff .) ; S . 342 Anm . l (DW I S . 113,6 ff.; 109, 7 ff.) ; Anm . 2 (DW1 S . 385 , 7 ff. ;
200,1ff.; DW 5 S. 9, 10 ); S. 343 Anm . 1 (DW 1 S . 233,8 ; DW 5 S. 262,1; 260,5f.; DW 1 S . 14 ,5 ff.); S . 344
Anm . 2 (DW 1 S . 56 ,11ff.) ; S . 345 Anm . 4 (DW 5 S . 115 ,20 ff.); S . 346 Anm . 1 (DW1S . 233,5 ff. ; 386 ,3ff.) ;
S . 347 Anm . 3 (DW I S . 170 , 11 ff. ; 199, 3f.); S . 348 Anm . 3 (DWI S . 361,6 ff. ; 219,4f.) ; S. 349 Anm . 2
(DW1S . 272 ,11ff.; 55 ,2 ff .); S . 350 Anm . 2 (DW1S . 148,1f. ;52, 1 ff.) ; S . 351 Anm . 1 (DW1S. 214 , 10f.). —
S . 338 Anm . 2 (LW 4 S . 264,6f.); S . 339 Anm . 1 (LW1S. 305 , 2f.; LW 2 S . 434 ,4 ); S . 340 Anm . 2 (LW 4
S . 424 ,8 ff.; LW 3 S . 20 , 1f.) ; S . 341 Anm . 3 (LW 3 S . 111, 12 ff.) ; S . 342 Anm . 1 (LW 4 S . 465 ,7 ff.) ; S . 344
Anm . 1 (LW1 S . 437,4 ; 666 , 10 ff .) ; Anm . 3 (LW 4 S . 432 ,5f.; In Sap . n . 236 ) ; S . 345 Anm . 4 (LW 3
S . 265 ,4ff.); $ . 346 Anm . 1 (LW 4 S . 327,11 ff.; 308 ,5ff.; 199,3ff.; 454 ,11ff.; LW 2 S. 198,11 ff.; 197,8 ;
In Ioh , n . 527) ; S . 347 Anm . 3 (LW 4 S . 344,7f.) ; Anm . 6 (LW 3 S . 9,4 ff.; LW 4 S . 174 , 1 f.); S . 348
Anm . 3 (LW 4 S .113,5); S. 349 Anm . 2 (In Ioh . n . 575 ); Anm . 3 (LW 4 S. 148 ,13ff.). – Die Predigt weist
auch die Eckhart geläufigen und für seine Diktion kennzeichnenden Stilelemente auf, so den häufend
mehrgliedrigen Ausdruck S . 337,7f.; 338 , 1f., 7f.; 339, 1f. ; 340, 2 — 341,4 (Häufung von glich , glich
nisse, glicheit, unglicheit) ; 342 ,11 - 343,3 (Häufung von enthalt, enthaltnisse, enthalten ) ; 342, 13f.;
343, 10ff.; 344,6f.; 349,3; den Parallelismus S. 338,2f.; 341,3, 6ff.; die Antithese S. 340,2 – 4 ; 342,8ff.;
348,1f.; 350,3f.; den hyperbolischen Ausdruck S. 340, 1 ff.; 341,9,12 ff.; 343, 10 ff.; 347,1 ff.; die Eck
hartischen Vergleiche S. 338,4f.; 342,1ff. (beliebter Feuer-Vergleich, hier im Anschluß an ein Meister
Zitat); 345 ,8ff. (Erde-Himmel-Vergleich ); 346,7f.; 348,5ff. (grammatischer Vergleich ); 349,5f. (Siegel
335
Predigt 44
Vergleich ); 350,7 (Sonne-Mond-Vergleich ). Das Eckhartische Hauptthema der Gottesgeburt wird
S . 342,4 ff. (eingeleitet schon S. 341,10ff.) und S . 343,7 f. ausgeführt. Charakteristisch für Eckhart ist
überdies die bilde-Spekulation S. 341,1 ff. (sieh S . 340 Anm . 2 ).
Der Aufbau der Predigt erfolgt wiederum sehr deutlich im Anschluß an den Schrifttext, dessen
einzelne Bestandteile Eckhart unter Weglassung des Eingangssatzes nacheinander wie folgt exegesiert:
1. 'eť = 'Und (337,7 — 344,3) bedeutet „ Einigung“ , die nur zwischen Gleichen möglich ist und dann zu
deren Einheit führt, wie sie zwischen dem göttlichen Sohn und dem Vater besteht (340,2f.). — Solche
Einheit mit Gott findet die Seele , wenn sie tritet in daz bilde, dâ niht vremdes enist dan daz bilde, von
dem ez ein bilde ist, d . h ., wenn sie in das ihr innewohnende bilde versetzt wird , das mit dem göttlichen
bilde und demnach mit Gott eins ist (340,5ff.). Gleichheit drängt überall in der Natur auf Geburt
(Feuer -Holz-Vergleich 342,1 ff.). So auch drängt die Natur der Seele auf Grund der Gleichheit ihres
bildes mit dem göttlichen bilde auf die Gottesgeburt, wobei das Begehren nach dieser Geburt ihre und
das Bewirken Gottes Sache ist. Die Seele harrt darauf, daß Gott in ihr geboren und sie in der Einigung
in Gott aufbehalten werde, bei welcher Einigung Gott nicht nur der Erhalter der Seele, sondern auch
seiner selbst ist (342,4 ff.). — 2. 'ecce' = 'nemet war' (344,4 345 ,3 ) ist ein undeklinierbares Wort und
bezeichnet als solches das „ Wort“ , d .h . den Sohn Gottes, auf den unser ganzes Begehren gerichtet
sein soll. — 3. 'Homo' = 'ein mensche' (345 4, 347,5 ) bedeutet (nach den im Mittelalter geläufigen
Etymologien ) einerseits, abgeleitet von humus, soviel wie Erde,und da die Erde das niederste Element
ist, soviel wie Demut und anderseits, abgeleitet von humor, soviel wie Feuchtigkeit . Der demütige
Mensch empfängt den Ein -Fluß (die viuhticheit 347,3) der Gnade, die sein Licht der Vernunft in das
unverdeckte Licht, in dem Gott glänzt, emporklimmen läßt. — 4. 'erat' = 'der was' (347,6 – 350,7 ) ist
das Wort, das Gott am eigentlichsten zukommt, wie Johannes es denn in seinem Evangelium sehr
häufig verwendet, weil es ein blóz wesen (348 , 1), d .h . eine reine Substanz bezeichnet und eine nie voll
endete ,sondern beständig werdende Geburt (ein Imperfectum : semper nascitur,nichtnatus est) bezeich
net, ein ewig neues Sein , das nie altert und nie abnimmt, in dem wir geborn und widerschaffen und
widerbildet in daz êrste bilde werden (349, 3 ). – 5 . '(et Spiritus sanctus) erat in eo' = 'der heilige geist
was in im ' (350,7 — 9) tut Eckhart mit einem einzigen Satz ab , indem er das ' in eo' mit dâ daz wesen
ist und då ein gewerden ist interpretiert. — 6. 'In Ierusalem ' (351,1 – 4 ) bedeutet (nach dermittelalter
lichen Etymologie) in einem gesihte des vrides: der Mensch muß in den Frieden versetzt werden , der
då überwindet alle sinne (351,3f.).

336
Postquam completi erant dies, puer Iesus portabatur in templum .
Et ecce , homo erat in Ierusalem .

Sant Lukas schrîbet in dem ewangelio : 'dô die tage volbrâht wurden , dô wart
85,5 Kristus getragen in den tempel. Und nemet war, dô was ein mensche, hiez Simeôn , in
Jérusalem , der was gereht und gotvorhtic ; der beite des trôstes des volkes von Israêl, 5
und der heilige geist was in im ’1.
'Und nemet war': diz wörtelîn ' et' bediutet in latîne eine einunge und ein zuo
binden und ein însliezen. Swaz alzemâle zesamengebunden und îngeslozzen ist, daz

1f. ; 3ff. Vgl. Luc. 2 ,22 : Et postquam impleti sunt dies purgationis eius secundum legem Moysi,
tulerunt illum in Ierusalem , . . . 25 : Et ecce homo erat in Ierusalem , cui nomen Simeon , et homo iste
iustus, et timoratus, exspectans consolationem Israel, et Spiritus sanctus erat in eo ., vgl. auch unten
2 . 7 ; S . 344,4 ; 345,4 6 , 7 ; 347,6 , 7 , 8 , 9 ; 348,4 ; 350, 8 ; 351,1 . 7 Sieh oben 2 . 2 ; 4 .

Zuweisungen : Brüd ( er ) Eghart Ba , f. 25r; maister eckhart G , p . 234, Greith S . 169,28 (sieh
oben S. 333) ; unsichere allgemeine Bezeugung in BT f. 242va
Überschriften : Von der einvnge in Gotte Stra Vff vnser lieben Frowen Liechtmeß BT
Sermo Bonus (hinter dem lat. Schrifttext) B .
1 Postquam bis 2 Ierusalem .] Vff vnser lieben Frowen Liechtmeß / Ein wunder seltzam subtil
vnd gnawe außlegung etlicher wort deß heutigen Euangeliums / in sonderheit vff die diß predig gestellt
vor warein gebruig wentals klårben
ist | also / Et ecce homo erat in Hierusalem . Luce .ij. das ist / Vnd nemment war es was ein mensch
in Hierusalem . Da gesagt wirt / von warer zůsamenbindung ynschliessung vnd vereingung der selen /
mit got. Jtem wie alle gleicheit meint ein geburt / mit schönen beweisungen / gezogen vff die mei
nung / das die natur der selnymmer gleich getrůg / wenn sy nit begerte / das got in ir geboren würd /
wan allein in dē gleichē gibt got dise geburt ( 246rb) als klårlich hernach angezeigt wirt . BT fehlt
Ba Stra 1 Postquam bis templum . fehlt Pf impleti B , 2 Et bis Ierusalem .] et cedera
B Jerusalem , cui nomen Simeon etc. Pf 3 Sant] S ( Initiale) cē B . schr.] schr. vnz B
spricht BT sinem ew . B . wurden , ] w . der reinigung Marie BT 4 Kr.] vnser herre
Bi den ) daz Str B . Und n . w ., fehlt Ba Str . B , was) wartet B , 4f. mensch in Hie
rusalem der hieß Symeon / diser was BT 5 dera] vnd B . b .] beites B . von fehlt
BT 7 'Und ] Nu Ba Stra war spricht er / diß BT diz ] Dc B , 'et' bis latîne] Et /
nach dem latein in das teütsch verwandelt / heißt / vnd. Vnd bey disem / nach seiner krafft verstand
wir BT luter ane latine nemen wir ez Ba Str, 'et'] nement war B ein fehlt BT 78. zº .
bindunge B , 8 zesamengeb .] an im geb . BT und ) ist vnd Ba, vnd in gebunden vnd B

1 Der Schrifttext ist der Evangelien perikope des Festes Mariä Lichtmeß ( 2 . Februar) entnommen . —
In Z . 4 fehlt ‘Und nemet war' in allen H88.; es steht nur in BT, ist aber fraglos ursprünglich , da Eckhart
im ersten Teil seiner Predigt, beginnend bei 2 . 7 , dieses ‘Und nemet war' zum Gegenstand seiner Aus
führungen macht.
2 Dieses 'et' fehlt in allen H88. Pfeiffer hat es, wie o . w . einleuchtet,mit Recht aus dem an dieser
Stelle erweiterten Text von BT entnommen , denn eben auf dieses 'et' ('Und ') beziehen sich die folgenden
22 Edhart, D 2 337
Predigt 44
meinet einunge. Hie meine ich , daz der mensche zesamengebunden und îngeslozzen und 85,10
geeiniget ze gote sîl. Daz sprechent unsermeister: einunge wil haben glîchnisse. Einunge
enmac niht gesîn , si enhabe glîchnisse . Swaz zesamengebunden und îngeslozzen ist, daz
machet einunge. Daz enmachet niht glîchnisse, daz mir nâhe bî ist , als ich bî im sitze 15
5 oder in einer stat wære. Dâ von sprichet Augustínus3: herre, dô ich mich verre von
dir vant, daz enkam niht von der verre der stat, mêr : ez kam von der unglîcheit, dâ
ich mich inne vant. Ein meister4 sprichet: swes wesen und werk alzemâle ist in êwi

1 meinet) eneint ( ?) B . Hie m . i.,] vnd ein zůbindunge vnd ein in slezöge vnd meint B ,
(zurückgegl.) in slozen B , 2 sî. hinter 1 zesamengeb . Bi fehlt Str. 2 vnser m . sprechent
B wil] vil B . Einunge bis 3 glîchnisse. fehlt Stra (Hom .) 2 hab dann gl. BT 3 zesamen
gebunden ist vnd ingeslozen vnde nit vz ein ist dc B 4 enm .] envachet Ba g elichunge
B dz nahe bey mir ist BT als ob ich B 4f. sitze oder ] seze oder bi ime B , 5 in
éiner ) meiner Stra S . avgustinus sprichet B , 5f. vant verre von dir B , 6 verre der fehlt
B . (Hom .) mêr: fehlt B , 7 mich )mit Ba w antB w esen bis êw .) welen vnde
nature vnde werk alzemale in der ewikeit sint B , 7f. êwicheit bis 339,1 in fehlt Pf (Hom .)

Ausführungen Eckharts. Leider finden sich, soweit ich sehe, sonst keine Stellen in den deutschen wie latei
nischen Werken, die das 'et' interpretieren . Auch die alten Grammatiken von Donatus und Priscianus
bieten keine für die vorliegende Stelle brauchbare Charakterisierung der Konjunktion . Vgl. aber Petrus
Abaelardus Dialectica , first complete edition of the Parisian manuscript by L . M . de Rijk , 1956 , Trac
tatus primus, Volumen III, Liber II S . 118, 14f.: Nam 'eť vel 'de' (per ) se prolata ad omnia aeque se
habent ac suspensum tenent animum auditoris, ut aliud exspectet cui illa coniungantur; quae non
tam pro sua demonstratione inventae sunt quam pro appositione vel coniunctione ad alia .
i Ähnlich DW 1 S. 132,3f.: Als verre unser leben îngeslozzen ist in wesene, als verre ist ez gote
sippe.; 399, 5 : die wîle sîn gedank einvalticlîche underslozzen und îngeslozzen in gote was, . . .; vgl.
auch unten S . 341,6ff .; 344,6f.; zu S . 337,7 einunge vgl. unten S. 340,3f.; ferner S. 614,4f. und dort
Anm . 3.
2 Vgl. Sermo XXIX n . 297, LW 4 S . 264,6f.: Similitudo autem est quaedam unitas sive quorun
dam unitas. und dort Anm . 4, wo verwiesen ist auf: Aristoteles Met. V t. 20 ( 4 c. 15 1021 a 11) :
similia vero (dicuntur) quorum qualitas est una., Thomas S . theol. I q . 93 a. 9 : similitudo quaedam
unitas est: unum enim in qualitate similitudinem causat, ut dicitur in V Metaphys.; vgl. ferner
In Ioh. n . 556 : . . . sic ipsa aequalitas ab unitate nascitur.; DW 1 S . 26 ,7f.: Als die meister sprechent,
daz glîch und glîch aleine ein sache ist der einunge, .. . und dort Anm . 3; DW 5 S. 34,11ff. ( BgT ) :
Und dar umbe hân ich gesprochen , daz diu sêle in glîchnisse hazzet und enminnet niht glîchnisse
als in ir und durch sie, sunder si minnet sie durch daz ein , daz in ir verborgen ist und wâr 'vater'
ist , . . . und dort S . 84 Anm . 115 sowie DW 1 S . 107,5ff . und dort Anm . 2 mit den darin vorgetragenen
Ausführungen über das Verhältnis von einicheit und glîcheit; sieh auch Schmoldt S . 47ff .
3 Vgl. In Sap . n . 166 , LW 2 S . 500, 10f.: Et Augustinus invenit se longe esse a deo. Quid enim
tam longe quam esse et nihil, simile et dissimile ? und dort Anm . 2, wo auf Confess. VII c . 10 n . 16 ,
CSEL XXXIII 157,21: invenime longe esse a te in regione dissimilitudinis . verwiesen ist, zudem
auf In Ioh . n . 48, LW 3 S. 39,10 und dort Anm . 6 sowie auf Sermo die b . Augustini Parisius habitus
n . 5 , LW 5 S . 94, 4 — 10 , wo in Anm . 2 bereits auf Par. an. S . 7 ,23ff.: sente Augustinus sprichit fon
yme selbir , du her noch unbekart was, daz her sich verre vant von Gode in eime fremedin lande der
unglichheit., auf Pf. S . 85,29ff. = unten S . 340,5ff . und auf die vorliegende Stelle verwiesen wurde.
4 Zu Z . 7ff. vgl. Thomas S. theol . I II q . 5 a . 5 ad 3: Imperfecta autem operatio , quae subiacet
naturali hominis potestati, non est eiusdem speciei cum operatione illa perfecta quae est hominis
338
Postquam completi erant dies
cheit und des wesen und werk alzemâle ist in der zît , die entragent niemer über ein ; sie
20 enkoment niemer zesamen . Ez sprechent unser meisteri: diu dinc, der wesen und werk
ist in der êwicheit, und diu dinc, der wesen und werk ist in der zît , zwischen den muoz
von nôt ein mittel sîn . Swâ ein însliezunge und zesamenbindunge ganz ist , daz muoz
von nột glîch sîn . Swâ got und diu sêle vereinet suln werden , daz muoz von glîcheit 5

1 des] dz des Ba ,BT und ?] vnde nature vnde


B a lzem . bis überein ;] alze (26v) male
ist in ewikeit Vnd dz des wesen vnd werch alzemale ist in der vberein ( !) Ba , (Wiederhlg. u . abge
gl.) alzemâle fehlt B , die bis 3 zît, fehlt Stra (Hom .) 2 vnser m . spr. B , diu dinc,]
zwischen den dingen B , 3 diu dinc,] zwischen den dingen B, zwischen den fehlt B , 4 ze
menbinden Ba , zesemenbinden Str, ein zamen bindvnge B . ganz fehlt Pf daz] da BT fehlt
Ba, Stra 5 Swâ] also vil hast du got funden also vil dv dich von aller vnglicheit mekerst hvte
denne gester swa Str . vereinēt B , vereiniget Str BT sulle Stre

beatitudo : cum operationis species dependeat ex obiecto. — Zur Textbesserung in 2 .7f. gegenüber
Pfeiffer ( Textlücke infolge von Homöoteleuton ) sieh Quint S . 247 zu 85, 18ff.
1 Zu Z . 2ff. vgl. die genau übereinstimmende Stelle Pf. S . 132,35ff.: Zwischen den dingen , der
wesen unde werc ist in der êwikeit , unde zwischen den dingen , der wesen unde werc ist in der zît,
muoz von nôt ein mitel sîn . Er wil sprechen : diu dinc, diu in gote sint, der wesen unde werc ist gâbe,
unde wesen unde werc der gâbe ist in der êwikeit . Aber wesen unde werc der gift ist in der zît ( sieh
Quint S . 386 zu 132, 38 ). Der Text des Zitats stimmtmit dem des S . 338,7 ff. angeführten inhaltlich
völlig überein . Es fehlt denn auch in Ba, und Kaz. Die Aussage ist hier nur vom Menschen auf diu dinc
übertragen . — 2 . 3f. zwischen den muoz von nôt ein mittel sîn ist nicht gegensätzlich — oder braucht
es doch nicht zu sein - zu Z . 1 die entragent niemer überein , sondern stimmt damit dem Sinne nach
insofern überein , als sie besagt - - bzw . besagen kann - : ,,. . . zwischen denen muß notwendig ein (tren
nendes) Mittel (will sagen : Zwischenglied , das allerdings natürlich auch verbindendes Mittel sein kann )
sein " . Vgl. dazu etwa Pf. S . 142,6 ff .: Wêre enkein mitel zwischent gote unde der sêle , alzehant sêhe
si got,wan got hât dekein mitel niht, er enmac ouch kein mitel liden . Wêre diu sêle alzemâle enplezet
oder enteket von allem mitel, sê wêre ir got enplæzet oder enteket, und gêbe ir sich got alzemâle . Alle
die wîle sô diu sêle niht enteket noch enplazet ist von allem mitel, wie kleine daz ist, sô siht si got
niht. Wêre iht mitels zwischent lîbe und sêle alse grôz als ein hâr breit ist, dâ wêre niemer rehtiu
einunge. Sît daz ist an lîplîchen dingen ,michels mê ist ez an geistlîchen dingen ; 50,5ff.: Ein brinnender
geist, der dâ stât ob allen dingen und under got an dem umberinge der êwikeit, der ist zwei, wan er
âne mitel got niht ensiht.; 50, 30ff .: hête sant Pêter got âne mitel gesehen in nâtûre, als er dar nâch
tête und als Paulus, dô er in den dritten himel gezuket wart, im wêre des obresten engels gesprêche
alse grob gewesen (sieh Quint S . 176 zu 50,32) ., 83 , 24.ff .: Ein meister sprichet, der engel bekenne
sich selber unde got sunder mittel. Swaz er anders bekennet, dâ vellet etwaz fremedes în , dâ ist noch
ein îndruk , swie kleine ez joch sî. Sülle wir got bekennen , daz muoz geschehen sunder mittel, då enkan
niht fremedes în gevallen . Bekennen wir got in disem liehte, daz muoz eigen sîn und îngezogen âne
allez înrîsen dekeiner geschaffener dinge. Denne bekennen wir êwic leben sunder allez mittel (sieh
Quint S. 241 zu 83,26 ).; Tauler S. 73,31f.: setzet er sine wise für und kert sich daran nút einen
troppfen . — Mit 2 . 2 und 3 diu dinc dürfte Eckhart einerseits die ewigen Ideen der Dinge in Gott und
anderseits die irdisch -kreatürlichen Dinge in der Zeit einander gegenüberstellen und ihre Ungleichheit
betonen , die ein Übereinkommen , eine einunge durch die sie trennende Zwischenschicht, daz mittel, ver
hindert. Vgl. zur Ungleichheit der beiderseitigen Dinge etwa DW 1 S . 148, 1f.: In gote sint aller dinge
bilde glîch ; aber sie sint unglîcher dinge bilde. und dort Anm . 2, wo verwiesen ist insbesondere auf In
Gen . I n . 155, LW 1 S. 305,2f.: Propter quod doctores dicunt quod rerum inaequalium aequales sunt
ideae in deo ; In Sap . n . 99, LW 2 S. 434,4; Thomas De ver. q . 3 a . 2 obi. 5. – Die beiden Meister
339
Predigt 44
komen . Swâ niht enist unglîcheit, daz muoz von nôt ein sîn ; niht aleine in einer în - 85,25
sliezunge wirt ez vereinet, mêr : ez wirt ein ; niht aleine glîchnisse, mêr : glîch . Dar umbe
sprechen wir, daz der sun dem vater niht glîch ensî, mêr : er ist diu glîchnisse, er ist ein
mit dem vater1
5 Ez sprechent unser besten meister2: ein bilde, daz in einem steine ist oder an 30
einer want, enwäre dar under niht zuogeleget, der ez næme, als ez ein bilde ist, daz

1 enist] in ist BT daz] da PfBa, fehlt B , einer) einiger BT 2 ez? fehlt B , mêr :1
bis glîch .] niht allein vereinet mer ez wirt ein mit gelichnisse gelich B , wirt ] wir Ba , 3 der
fehlt Ba mêr: fehlt
B e rl fehlt BT diu ]daz Str , dez
B e r2 bis 4 vater. ]dem vater
mer (mer getilgt ) er ist ein mit (Zeilenende) Str . 4 vater. ) v . ein wesen B , 5 Die meister
spr.
B e inē stein ist gehỏwen oder B 6 einer w .,] ein w . gemachet B , dar under ] do
Str. niht] nit were da nit B , zů güleit Bay ez fehlt Ba Stra ist,] iz Stra

Zitate bieten Beispiele für die unglîcheit, von der im voraufgehenden Augustinus- Zitat (338,5) die
Rede war. Z . 4ff. gehen dann die Ausführungen über das glîch -sîn (Z . 5 ), das 'et' bedeutet, weiter unter
teilweise wörtlicher Wiederholung dessen ,was S . 337, 7 - 338,4 schon gesagt worden ist.
i Zu S. 339,4f. sieh oben S . 337,7 ff. und Quint S . 247. – Über das Verhältnis von glîchnisse
(glîcheit , glîch ) und ein -sîn vgl. insbesondere DW 1 S . 216,3ff.: got enmac als wônic glîch lîden , als
wênic er niht gelîden enmac, daz er got niht ensi. Glîchnisse ist , daz niht an gote enist; ez ist einsîn
in der gotheit und in der êwicheit ; mêr, glîcheit daz enist niht ein .Wäre ich ein , sô enwäre ich niht
glîch . [Glîcheit ] Dâ enist niht vremdes in der einicheit ; ez gibet mir einsîn in der êwicheit, niht glîchsîn .
und die Ausführungen dort Anm . 1 sowie S. 107,3ff. und dort Anm . 2. — Zu oben Z . 1ff . vgl. noch etwa
DW 1 S . 368,8ff. : . . . einicheit hât got aleine. Gotes eigenschaft ist einicheit ; . . . Gotes rîchtuom und
wisheit und warheit ist alzemâle ein in gote ; ez enist niht ein , ez ist einicheit. Got hât allez , daz er hât ,
in einem ; ez ist ein in im . und dort S . 369 Anm . 1 . — Zu 2 . 2 – 4 vgl. Sermo XLIX , 3 n . 512, LW 4
S. 427,7f.: Adhuc autem sexto patet quod filius, utpote similitudo perfecta , . . . und dort Anm . 3, wo
auf Thomas Sent. I d . 28 q. 2 a .1 ad 3 ; S. theol. I q. 35 a . 2 ad 3 ; q . 93 a . 1 ad 2 verwiesen ist; DW 5
S . 35 ,5ff. ( BgT) : wan vater meinet geburt und niht glîchnisse und meinet daz eín , in dem geswîget
glîchnisse . . . und dort S . 84 Anm . 116 .
? Zu Z . 5 — unten S . 341, 1 vgl. Sermo XLIX ,2 n . 509, LW 4 S . 424,8ff.: Hinc tertio secundum
Augustinum (Anm . 5 ist auf De trin . VI c . 10 n . 11, PL 42,931; De divers. quaest. LXXXIII q .74 ,
PL 40, 86 ; Thomas S . theol. I q . 93 a . 1 verwiesen .) aequalitas est de perfectione imaginis. Quarto,
quod sit expressa et effluxa ab ipso cuius est (sieh dort Anm . 6 ) . Quinto , quod omne alienum sive
aliud est extra rationem imaginis, puta lapis ( Sperrung von mir ), color et omnia huiusmodi. und
dort Anm . 7; In Ioh . n . 24, LW 3 S . 20, 1f.: Adhuc autem sexto sequitur quod imago cuius est imago,
in quantum huiusmodi, unum sunt, .. . — Zu Z . 59. vgl. unten S . 458,6ff. (ähnlich ): vnd sprachen
etliche meister,Got hette das bilde gedrvket in die sele, als der ein bilde malet an der want vnd das
vergat. das wart wider sprochen . Ander Meister sprachen bas vnd sprachen , got hette das bilde ge
drvket in die sele in eime blibende, als ein in ire blibender gedanch - . . . Mit Z . 6 enwäre dar under
niht zuogeleget ( = „ wäre unter das Bild nichts ( ihm Fremdes] hinzugefügt“ , mit dem das Bild als
solches verbunden ist) entspricht dem oben aufgeführten Text: omne alienum sive aliud est extra rationem
imaginis, puta lapis , color et omnia huiusmodi. Ähnlich Pf. S . 31,2f.: Diu varwe, diu an der want ist ,
diu wirt enthalten von der wende: . . . — Zu den Ausführungen über bilde Z . 5 - unten S . 341, 9 vgl.
noch insbesondere DW 1 S. 268,3ff.: Ir sult wizzen , daz daz einvaltic götlîche bilde, daz in die sêle
gedrücket ist in dem innigesten der natûre, âne mittel sich nemende ist; und daz innigeste und daz
edelste, daz in der natüre ist, daz erbildet sich aller eigenlîchest in daz bilde der sêle, . . . Hie ist got
âne mittel in dem bilde und daz bilde ist âne mittel in gote. . . . Diz ist ein natiurlich bilde gotes,
daz got in alle sêlen natiurlîche gedrücket hât.und dort Anm . 2 ; 265,4f.: Dâ treget diu sêle daz götlîche
340
Postquam completi erant dies
bilde wære al ein mit dem , des bilde ez ist. Swenne diu sêle tritet in daz bilde, dâ niht
vremdes enist dan daz bilde, mit dem ez ein bilde ist, daz ist ein guot lêre. Swenne man
35 gesetzet ist in daz bilde, dâ man gote glîch ist, dâ nimet man got, dâ vindet man got.
Swâ iht ûzzerteilet ist, dâ envindet man got niht. Swenne diu sêle kumet in daz bilde
und sich vindet in dem bilde aleine, in dem bilde vindet si got ; und in dem , daz si sich 5
vindet und got, daz ist al éin werk , daz ist âne zît : dâ vindet si got. Als verre si dar
inne ist, als verre ist si mit gote ein ; er meinet: als verre man dar în geslozzen ist, dâ diu
sêle gotes bilde ist. Als verre er dar inne ist , als verre ist er götlich ; als verre dar inne,
als verre in gote, niht îngeslozzen , niht vereiniget, mêr: ez ist ein ?
86 , 5 Ein meister sprichet : alliu glîcheit meinet eine geburt. Er sprichet mê: diu 10
natûre envindet sich niemer glîch, ez enmüeze geborn werden. Ez sprechent unser mei
ster3: daz viur, swie kreftic ez sî, ez engebrante niemer, enhoffete ez niht einer geburt .
1 al ein ] alleine PfBa Str BTB , de ez ein bilde ist B, niht] nützit BT 2 enist]
in ist PfBT ein ist Ba, dem ] dē dc B , daza) vnde B , 3 dâ1] das Ba BT. 4 vs
zersteilet Ba , bi siten Bvz 5 in2 bis vindeta] da vinde B , bilde fehlt Stra si fehlt
StrA 6 got, ] got vindetB a l éin ) allein Ba ,Str B . wert Stra verre als si Stra si?
bis 7 verrel fehlt Ba , (Hom .) 7 man dar în ) man dar man darin Str , man dar inne Ba 8 dar
innel] denne PfBa, den BT den Str, dē Bi g ot gleich BT got B . dar inne ,] in dē
B, 9 vereinet
B e z ] er Str . 10 gelich B , meine Str,BT 11 gevindet
B, můz B , mů etwas BTh die m . spr. B . Ez] dez Stra 1 2 hoffente BT enhaffete
Ba, gedinget B

bilde und ist gote glîch . Bilde enmac niht gesîn âne glîcheit , aber glîcheit mac wol gesîn âne mittel.
und dort Anm . 2 ; 154,1ff. und dort Anm . 1; oben S . 277,7ff. und dort Anm . 3. — Zur Textbesserung
S . 341,2 enist gegenüber Pf. S . 85,32 in ist sieh Quint S . 247 zu 85 ,32.
1 Zu 2 . 4ff. vgl. etwa DW 1 S . 132,2 ff.: Als verre unser leben ein wesen ist, als verre ist ez in
gote . Als verre unser leben îngeslozzen ist in wesene, als verre ist ez gote sippe. Zu Text und Inter
pretation der Stelle sieh Bange S . 181ff. – Statt Z . 8 götlich hat BT got gleich und B , got. Beides
wäre möglich ,wenn man oben Z . 3 und oben S . 277,6 und 8 vergleicht. Doch halte ich an der vorliegenden
Stelle götlich ( Ba,Stra) für ursprünglich . — Zu Z . 9 vgl. DW 1 S . 401,5f.: Nû nement sie in , als er ein
ist, wan ein daz ist eigenlicher ein , dan daz dâ geeinet ist, und die dort Anm . 4 ( S . 402 zu Z . 6 ) auf.
geführten Parallelstellen , insbesondere Jundt S . 258,3ff.: Die geschrift sprichet: Die sele die wirt ain
mit gotte und nit veraint . . . ( 89.) Also ist es umb die sele nit ; die wirt ain mit gotte und nit veraint;
won wa got ist da ist die sele , und wa die sel ist da ist got.; vgl. ferner DW 1 S . 197,8ff .: als ich mêr
gesprochen hân , daz etwaz in der sêle ist, daz gote alsô sippe ist, daz ez ein ist und niht vereinet. und
dort S . 198 Anm . 1; 251 Anm . 5 ( S . 252 zu S . 251, 15 ) .
2 Vgl. In Ioh. n . 67, LW 3 S . 55, 9f.: Et omne agens agit simile sibi, quantum potest , et agit
se ipsum alterum , id est alterum ex altero factum se ipsum . und dort Anm . 7, wo auf Aristoteles
Dean . II t. 34 ( B c . 4 415 a 26 - 29) : Naturalissimum enim operum viventibus est, quaecumque per
fecta et non orbata , aut generationem spontaneam habent, facere alterum quale ipsum . verwiesen ist.;
vgl. auch oben S . 322,4 ff.; DW 1 S . 379 ,6 ff.: Die meister sprechent : alle creatûren würkent dar nâch ,
daz sie wellent gebern und wellent sich dem vater glîchen . und die dort Anm . 2 verzeichneten Vergleichs
stellen , insbesondere Thomas S. c. gent. III c. 21: Tendit enim in divinam similitudinem res creata
per suam operationem .
3 Zu Z .12 — unten S . 342,4 vgl. DW 5 S . 33,11ff. ( BgT) : swenne daz viur würket und enzündet
und enbrennet daz holz , sô machet daz viur alsô kleine daz holz und im selben unglîch und benimet
im gropheit , kelte , swerheit und wezzericheit und machet daz holz im selben , dem viure, glîch mê
und mê; doch gestillet noch geswîget noch genüeget niemer weder viure noch holze an keiner wermde
341
Predigt 44
Swie dürre daz holz wäre, daz man dar în legete , enmöhte ez sîn glîchnisse niht en
pfâhen , ez engebrante niemer. Des begert daz viur, daz ez geborn werde in dem holze und 86,10
daz ez werde al ein viur und daz ez enthalten werde und blîbe. Erlæsche ez und ver
gienge, sô enwære ez niht mê viur; dar umbe begert ez, daz ez enthalten werde. Diu
5 natûre der sêle engetrüege niemer glîch , enwäre, daz si begerte, daz got in ir geborn
werde ; niemer enkæme si in ir natûre, niemer engerte si dar în ze komenne, wan daz 15
si wartet der geburt, und daz würket got ; und niemer engewürhte ez got, wan daz er
wil, daz diu sêle geborn werde in in . Ez würket got und begert diu sêle . Got hât daz
werk und diu sêle daz begern und daz vermügen , daz got in sie geborn werde und si
10 in got. Daz würket got, daz diu sêle im glîch werde. Von nôt muoz daz sîn , daz si warte, 20
daz got in ir geborn werde und daz ir enthaltnisse werde in gote , und beger einer einunge ,
daz si in gote enthalten werde1, Götlich natüre giuzet sich in daz lieht der sêle , und
si wirt enthalten dar inne. Hie meinet got, daz er in ir geborn werde und ir geeiniget 25

1 în ] an Stra
y
2 niemer.) in einer Stra
B a i t e r e i t g e s t r e k tes3 eal]n lüber
i
als Str , allein B .
b e r d.Z e i l ee).
vnthalten
7 WerdeesinBTir Perleste
Str
Berleschte werde? fehlt Stra Er
ti Pbzerginge
egst BaBj, HdB die,nS3f.
löche
ehli BicanB ? si da o w5 ürselede Bdieagegervege
an BB,e BTbegert B ,Ba, nit begerte BT
Ba, vrlesche (letztes d . Zeile)g
rve nniemerStr,
ie B . Pf wann
Erleschte
en
wäre,] wan B 6 würde BT were Stre enk . ] enkeine
Ba b egerte BTB nd2 bybekomēne B , 7 si da w . Bi si fehlt Ba d az1 bis unda
fehlt PfBay (Hom .) und² bis 8 wil, fehlt Bi (abgegl.) 8 wirt in got Bi in .) im BT diu ] /
dv getilgt, darüber von ders. Hd. die Stra 9 sêle hât d . PfBT d . vermügen / u. d . begeren
BT daz begern (begst Ba ,) vnd dů sele hat daz v . Str Ba b egern und daz fehlt B . (Hom .) got
geb .werde in ir vnd B , si bis 10 Von fehlt Str. (Hom . ?) 10 got. ) gotte B , in Ba, im
BT 11 daz2 fehlt B , begert PfBa StrB 1 2 werde.] werde da belibet si anders si
belib neimerB u nd bis 13 inne. fehlt B 13 Hie m .] da manet B , daz fehlt Ba , ir
g.) ir geinniget Ba, ir in inget Str, in ir gereinget Bi

noch hitze noch glîchnisse, biz daz viur gebirt sich selben in daz holz und gibet im sîne eigen natûre
und ouch ein wesen sîn selbes, alsô daz allez ein viur glîche eigen ist , ungescheiden , weder minner
noch mê. und dort S . 84 Anm . 114 , wo noch auf DW 1 S . 180 , 8 ff.; 114 ,5ff. und dort Anm . 1 verwiesen
ist ; vgl. ferner unten S . 474 ,12ff. und dort Anm . 4; In Ioh . n . 129, LW 3 S . 111, 12ff.
i Zu Z .4ff. vgl. DW 1 S. 113,6ff .: Sumlîche einveltige liute wænent, sie süln got sehen , als er
dâ stande und sie hie . Des enist niht. Got und ich wir sîn ein . . . . ( 114, 4.ff.) Got und ich wir sîn ein in
disem gewürke ; er würket, und ich gewirde. Daz viur verwandelt in sich , swaz im zuogevüeget wirt
und wirt sîn natûre . . . ( 115 , 1f.) Also werden wir in got verwandelt, daz wir in bekennen suln , als
er ist . und die dort S . 115 Anm . 1 verzeichnete Stelle Sermo LV ,4 n . 556, LW 4 S . 465,7ff.: 'vivit in me
Christus', Gal. 2 , transformatur siquidem in illud esse divinum , quo utique esse divino deus est et
vivit . Sic enim dicimus animal cibo vivere et ignem suo modo vivere lignis transformatis in esse ignis .
Zu Z . 9ff. vgl. DW 1 S . 109,7ff.: Der vater gebirt sînen sun âne underlâz, und ich spriche mêr: er
gebirt mich sînen sun und den selben sun . Ich spriche mêr : er gebirt mich niht aleine sînen sun , mêr :
er gebirt mich sich und sich mich und mich sîn wesen und sîne natûre . . . Allez , waz got würket,
daz ist ein : dar umbe gebirt er mich sînen sun âne allen underscheit . . . Wan der vater éin werk
würket, dar umbe würket ermich sînen eingebornen sun âne allen underscheit. und dort S . 110 Anm . 1 .
? Zu giuzet sich vgl. etwa DW 1 S. 385,7ff .: Swenne sich der mensche dêmüetiget, sô enmac sich
got niht enthalten von sîner eigenen güete, er enmüeze sich senken und giezen in den dêmüetigen
menschen , .. .; DW 5 S. 9,10 (BgT); DW1 S . 200 ,1ff.: Also ist gote lustlich und genuoclich , dân er
glîcheit vindet. Ez ist im lustlich , daz er sîne natûre und sîn wesen alzemâle dâ giezende ist in die
glîcheit ,wan er diu glîcheit selber ist. — Zu lieht der sêle vgl. DW 1 S . 39, 3 und die dort Anm . 2 ver
342
Postquam completi erant dies
werde und in ir enthalten werde. Wie mac daz sîn ? Wir sprechen doch , daz got sî sîn
selbes enthalt ? Swenne er die sêle dar în geziuhet, sô vindet si, daz got sîn selbes ent
halt ist, und dâ blîbet si, anders si enblibe niemer1. Augustínusa sprichet : »rehte
30 als dû minnest, alsô bist dû : minnest dû erde, sô wirdest dû irdisch ; minnest dû got,
SÔ wirdest dû götlich . Minne ich denne got, wirde ich danne got ? Des enspriche ich 5
niht, ich wîse iuch die heiligen geschrift. Got hât in dem wîssagen gesprochen : ‘ir sît
gote und sît kint des obersten'«. Und dâ von spriche ich : in dem glîche da gibet got die
85 geburt. Enversæhe sich des diu sêle niht, si enbegerte niemer dar în ze komenne 3. Si
wil in im enthalten werden ; ir leben stât an ima. Got hât einen enthalt , ein blîben in
sînem wesene 5; und dâ von enist kein rât, man enschel und enscheide abe allez, daz 10
der sêle ist: ir leben , krefte und natûre , ez muoz allez hine, und si stâ in dem lûtern
6f. Ps. 81,6 : Dii estis, et filii excelsi omnes.
Sil
1 daz got sî] er ist allein B , daz got fehlt Stre
swē B , giuzet PfBa Str,BT got] er BT 3 und bis niemer. fehlt B S . avg.
B. 4 als ] also als B minnest ,]minnet B , wirdest ] bist PfBa, BT 5 wirdest ] bist
BT ob ich denne got minnen B Des bis 6 niht, ] Ich getar nit sprechen B . 5 Des]
Das BT 6 iuch ] iu Pf dich B , die ) in d . Ba Stra heiligen ] heilingen Str , fehlt
B schrift Ba ,Str dem ] den BT 7 kint] alle k . Bi Und bis 8 geb .) Ich sprach in
dē gelich gibet sich got der g . B 8 wssehe B , des] dc B , ze bekomende B , 9 leben ]
selben Bay a n ) in B , 10 und dâu von ] Ez B , kein ) meyn BT schel abe vnde schade
ab alses ( !) dc B , schede Ba allez,] alses Bi l 1 ir fehlt B kraftB h ine, ]
ab B si stâ ] das sy stand BTB, daz ist stân (sta Baj) PfBay
zeichneten Parallelstellen . Gemeint ist das vünkelîn der Seele.; vgl. auch oben S.127 (Handschriftliche
Überlieferung ) unter Sg.
1 Zu enthaltnisse ( 342,11) , enthalten (342,12, 13, oben Z . 1 ) ,enthalt (Z . 2) mit den Bedeutungen
„ Halt“ , „,fester Halt“ , „ Stütze“ , „ aufrecht erhalten “ , „ aufbehalten “ vgl. etwa DW 1 S . 233,8 : wat were
dan ire inthalt ?; DW 5 S. 262, 1 ( RdU ) : und er sol ir enthalt und trôst sîn , . . . ; 260,5f.: . . . ûf daz
in aller enthalt abega, dâ sie sich . . . enthalten möhten , und dort S . 350 Anm . 300; Pf. S. 30,36ff.:
Got ist diu minne . . . , der mit sîner minne allen crêatûren ir wesen und ir leben gît unde sie enthaltet
mit sîner minne. Diu varwe, diu an der want ist , diu wirt enthalten von der wende: alsô werdent
alle créatûren enthalten in ir wesenne von der minne, diu got ist.; oben S . 275,1 ; DW 1 S . 14,5ff.:
Und got der understât mit sîner ungeschaffenheit ir nihtes niht und entheltet die sêle in sînem ihtes
ihte . Diu sêle hât gewâget ze nihte ze werdenne und enkan ouch von ir selber ze ir selber niht gelan
gen , sô verre ist si sich entgangen , und ê daz sie got hât understanden .; - enthaltnisse in dem hier
geforderten Sinne von supportatio, conservatio habe ich allerdings an keiner anderen Stelle bei Eckhart
nachweisen können ; vgl. jedoch Sermo LV , 1 n . 539, LW 4 S . 452, 13f.: . . . quod sapientia supportat,
perficit et format animam . – S . 342,13 si = götlich natûre ( 342,12 ) . — Zu oben Z . 2ff. vgl. Strauch
PBB 49 S. 385 ,23ff. : Also ist es umbe die furige frihe nature unsers herren , die die sele zu sich zuhet
und in sich verwandelt und wurdt also geboren geistlich an yrmebekentnisse .; unten S. 408, 3f. und
dort Anm . 2. — Zur Textbesserung in Z . 2 geziuhet gegenüber Pf. S. 86 ,27 giuzet sieh Quint S. 247
und die voraufgehend zitierte Textstelle; ferner Sermo LV,1 n . 536 , LW 4 S . 451,7f.: Et propter hoc
ratione similitudinis trahitur ( scil. sapientia ) et secum trahit animam .; oben S. 145,2f.
2 Augustinus In ep. Ioh . ad Parthos tr. 2 n . 14, PL 35, 1997; vgl. oben S . 238,10ff. und dort
Anm . 2 ; Tauler S . 232,4 .
3 Zu 2 .7ff. vgl. oben S . 341,10 und S . 342,4ff .
4 Zu Z . 8f. vgl. oben S . 342,11ff. und oben Z . 24
5 Vgl. oben 2 . 2f.
343
Predigt 44
liehte, da si mit gote ein bilde ist: dâ vindet si got1. Daz ist gotes eigenschaft , daz niht 86,40
vremdes in in envellet, niht ûfgetragen, niht zuogeleget . Dar umbe ensol diu sêle keinen
vremden îndruk haben, niht ûfgetragen , niht zuogeleget . Daz ist von dem ersten .
'Und nemet war': 'ecce'. 'Ecce': daz wörtelîn hât in im beslozzen allez, daz ze dem 87,5
5 worte gehæret ; man enkan im niht mê gegeben. Wort, daz ist got, got ist ein wort,
gotes sun ist ein wort3. Er4 meinet, daz allez unser leben , alliu unser gerunge alzemâle

4 Sieh oben S. 337,2, 4.

1 éin b . ] enbilde Ba , daz] da BT 2 in in env.,] infellet BT wellet B keinen ]


in k . Stra 3 indruch Ba , in durch Str , inbruch B vf tragen Ba, getrahen ( r v . and. Hd.
über d . Zeile) Bi niht”] noch B . Daz bis 347, 8 zuo . fehlt Str. 4 'Ecce': fehlt B , 4f. do
wortez Ba 5 håret B , man ) wan B , 6 Er] Et Pf a lliu fehlt BT begerung
Вт

1 Zu S . 343, 10 enschel und enscheide abe vgl. DW 1 S . 120,2ff.: Etlîche krefte sint sô hôch . . .,
daz sie alzemâle abeschelent und scheident. und dort Anm . 2 ; unten S . 561,2ff.: . . . daz diu sêle abe
scheide und abeschel allez , daz man gote zuoleget in gedenkenne oder in verstânne, und neme in
blôz, als er ist lûter wesen : . - S . 343,10f. daz der sêle ist entspricht oben S. 341,4 : Swâ iht ûzzerteilet
ist und meint: alles, was nicht das reine Sein der Seele , sondern Akzidens ist. — S . 343,11f. istmit dem
lûtern liehte das oben S. 342, 12 genannte lieht der sêle (das vünkelîn ) gemeint. — Zur Textbesserung
S . 343, 11 und si stâ anstelle von Pf. S . 86 , 38f.: Unde daz ist stân sieh Quint S . 247. —- Zu 2 . 1
dâ — got. vgl. oben S . 341,143und 4f. — Zu Z . 1 dâ — ist : vgl. In Gen . I n . 301, LW 1 S . 437,4 und dort
Anm . 2; In Gen II n . 194 , S . 666 ,10ff .: Imago enim proprie est quod in anima a deo est concreatum ,
non superinductum ab extra sive superscriptum et quasi affixum de foris et ab alio . und dort Anm . 2
und 3.
2 Zu Z .1ff. vgl. DW 1 S. 56 ,11ff.: wan in got mac niht vremdes gevallen . Des habet ein bewî.
sunge an dem himel : dermac niht enpfâhen enkeinen vremden îndruk in vremder wîse., Pf. S . 83,27f.:
Sülle wir got bekennen , daz muoz geschehen sunder mittel, dâ enkan niht fremedes în gevallen .; zu
2 . 3 vremden vgl. unten S . 549,5. — Zu Z . 2 und 3 ûfgetragen vgl. etwa DW 5 S. 117,5f. (VeM ): . .. der
sich bekennet wîzen , der bûwet und ist ûftragende ûf wîz -wesenne, . . .; ûftragen in der hier geforder
ten Bedeutung von „ etwasauf etwas auftragen " , „ auflegen “ habe ich sonstnirgendsbei Eckhart, Tauler ,
Seuse oder im Par. an . nachweisen können . — Zu Z . 2f. vgl. DW 1 S . 25,1 (ähnlich ) : .. . als ein
mensche, der von allen vremden bilden ledic ist , . . . — Zu Z . 3 zuogeleget vgl. oben S . 340,6 .
3 Zu Z . 4f. vgl. Sermo LI n . 517, LW 4 S . 432,5f.: Ecce indeclinabile adverbium se toto a se toto,
per consequens ab omni (alio ) toto se toto . Iste est respectus, quo anima recipit suum esse quod sit,
quod anima sit, quod immortalis. Rursus illa est relatio , quae constituit filium . und dort Anm . 2 ; In
Sap . n . 236 : . . . sic ergo iustus quis necesse est, ut iudicet iuste . Iustus enim declinabile, iuste in
declinabile. Vgl. auch oben S . 116 ,1ff. und dort Anm . 1. — 2 . 5 man - gegeben . = „man kann ihm ( scil.
dem ecce ) nichts hinzufügen " , d .h . man kann es nicht deklinieren . — Zu 2 . 6 vgl. DW 1 S. 154,9f.:
Daz aller eigenlîcheste, daz man von gote gesprechen mac, daz ist wort und warheit . Got nante sich
selber ein wort.und dort S. 155 Anm . 1; vgl. unten S . 529,2 und dort Anm . 3.
4 Zur Textänderung Er gegenüber Pf. S. 87 ,6 Et sieh Quint S. 247, wo gesagt ist: „ Die Erläuterung
des 'Et der Schriftstelle ist mit Pf. S . 87,2f. abgeschlossen .“ Mit Er ist der Evangelist Lukas gemeint.
Der Sinn des Satzes, „ daß unser ganzes Leben , unser ganzes Begehren völlig eingeschlossen , aufgehängt
und Gott zugeneigt sei“ , ist der gleichewie der des damit interpretierten ecce,das in sich eins und geschlossen
ist und dem nichts Fremdes ûfgetragen und zuogeleget werden kann . Er besagt also auch nichts anderes
als der an früherer Stelle stehende Satz ( S . 338, 1 ) : Hie meine ich , daz der mensche zesamengebunden
344
Postquam completi erant dies
sî îngeslozzen und ûfgehangen und ûf got geneiget . Dar umbe sprichet Paulus: fich
10 bin , daz ich bin , von der gnâde gotes'', und sprichet mê: 'ich lebe, niht ich , mêr: got
lebet in mir alzemâle' Waz mê ?
'Homo erat'. Er sprichet: 'nemet war, ein mensche'. Daz wort 'homo' nemen wir
von vrouwen und von mannen , aber die Walhe wellent ez niht den vrouwen lâzen durch 5
ir krankheit 3. 'Homo' diutet als vil als ,daz volkomen ist und dem nihtes engebristet'.
15 'Homo', 'der mensche', meinet als vil als der von der erde ist' und meinet ,dêmüeti
cheit'4. Diu erde ist daz niderste element und liget enmitten und ist alzemâle umbe

1f. 1 Cor. 15, 10 : Gratia autem Dei sum id , quod sum , . . . 2f. Gal. 2,20 : Vivo autem , iam
non ego : vivit vero in me Christus. 4 ; 6 ; 7 Sieh oben S . 337,2 , 4 .

1 sî hinter geneiget BT fehlt Bai vf gehaben B1 und fehlt Bai gote Pf


sprach . S. P. Bi 2 von der ] dů Bai die Bi s prach Bi ‘ich bis 3 alzemâle '.] Ich
leb aber yetz nit ich / sunder Christus lebt in mir. BT 2 ich fehlt PfBa mêr: fehlt Bi 3 mir]
mich Bai Wazmê ? fehlt BT 4 Daz] Diß BT 5 aber bis 6 ir ] ein mensche homo dc wort wellen
die walhen nit den frówen geben durch die B1 5 ez bis 6 ir ] nit das es sey von den frauwen /
von wegen ir BT 5 nit von den Bai 6 bedeüttet BT lutet Bai als2 fehlt
Bi 8 nidse Bai lit och enm . Bu 8f. ale begriffen Bi

und îngeslozzen und geeiniget ze gote sî. als Deutung des 'et'. — Zu S . 345, 1 ûfgehangen vgl. Pf.
S . 132, 10f.: . . . daz diu sêle in got lebet unde von gote in eime liehte und in eime gesmacke blîbet
înhangende und ûfhangende in einer lûterkeit des liehtes unbewegelich . — Zu S . 345, 1 geneiget vgl.
Sermo LV,1 n . 539, LW 4 S . 452,9f.: . . . sapientia immediate et directe ipsum sapit et in ipsum
inclinat et trahit . . .
i Über 1 Cor. 15, 10 handelt Eckhart in Sermo XXV, LW 4 S. 230 — 244; 11, 2 n . 16 , S . 17,8 u .ö.
in den lat. Werken , in den deutschen dagegen nur an der vorliegenden Stelle .
2 Gal. 2 , 20 zitiert Eckhart in deutschen Werken nur noch Par. an . S. 85 ,5 , in den lateinischen
dagegen öfters, sieh Sermo X1, 2 n . 117 , LW 4 S. 111, 5 und dort Anm . 5 ; XXII n . 213, S . 199, 1 und dort
Anm . 2.
3 Der Satz besagt,daß wir im Deutschen mit „ Mensch“ sowohl Frauen als auch Männer ,die „ Wel
schen “ , d . h . die Romanen , aber mit ihren vom lat. homo abgeleiteten Wörtern wie frz . homme, ital. uomo
usw . immer nur Männer bezeichnen , u . zw . wegen der „ Schwäche“ der Frau , die schon bei Aristoteles
als mas occasionatus gegenüber dem Mann abgewertet wird , vgl. oben S. 64,1ff. und dort Anm .1. — Zu
2 . 4 und 6f. homo vgl. etwa DW 1 S . 249,3 ; 250,4 ; vgl. auch In Gen . II n . 132, LW 1 S . 597,4ff .:
Ad litteram enim , quantum ad ipsum nomen etiam , virago descendit et sumitur a viro. Et opus bonum
per hoc cognoscitur, si de viro, id est a ratione secundum rationem , fiat. In Hebraeo etiam 'isa ', quod
est femina , sumitur et derivatur ab 'is ', quod est vir .
4 Zu den beiden Deutungen von homo Z . 6ff . vgl. insbesondere DW 5 S . 115 ,20ff. ( VeM ) :Mensche
in der eigenschaft sînes namen in dem latîne meinet in einer wîse den , der sich alzemâle under got
neiget und vüeget, allez , daz er ist und daz sîn ist . . . Daz ist volliu und eigeniu dêmüeticheit ; den
namen hât er von der erden . . . . Ouch meinet daz wort, sô man sprichet mensche, etwaz, daz über
natûre ist, über zît ist und über allez daz, daz ze der zît ( ist ) geneiget oder nach zît smacket, . . .
( 116 ,1 ff.). Noch vürbaz enhât der mensche in einer wise mit nihte niht gemeine . . . und daz im daz
niht alsô gar benomen sî, daz man dâ aleine vinde blôz leben , wesen , wârheit und güete. Wer also
getân ist , der ist ‘ein edelmensche', jâ minner noch mê. und die dort S .129f. Anm . 43 verzeichneten
Vergleichsstellen , insbesondere In Ioh . n . 318, LW 3 S . 265,4 ff.: Homo. Nota : homo ab humo dicitur
345
Predigt 44
griffen mit dem himel und enpfæhet ganz des himels învluz. Allez, daz der himel würket
und ûzgiuzet, daz wirt enpfangen enmitten in dem grunde der erdel. 'Homo' sprichet
in einer andern wîse als vil als ,viuhticheit und meinet als vil als der begozzen ist mit 87,20
gnâden ' und meinet, der dêmüetige mensche der enpfâhe zehant den învluz der gnaden ?.
5 In dem învluzze der gnâden klimmet ûfalzehant daz lieht der vernünfticheit ; dâ glenzet
got in ein unbedecklîchez lieht3. Der alsus krefticlîchen begriffen wäre in disem liehte,
der wäre als vil edeler wider einem andern menschen als ein lebender mensche wider 25

1 genzelichB 2 enmitten bis erde.) in der erde B , sprach B , 3 fürtikeit Ba ,


süssigkeit BT der] dc Bi gossen Ba | 4 der1 bis dera] dc der demởtig ist B , die
mütigit Ba , empfahet BTB, 5 învl. ] fluz Bi k lemet B , kumet Bai 6 vnbedeket
B, begr. bis 7 wäre ] in disem lieht werket der wirt B , 7 widerl] gegen BT wider?]
st w . Ba, gegen BT

et ab humo humilitas. Debet ergo humilis esse qui ad deum vult venire. . . . vera autem humilitas
est qua quis se toto subicitur soli deo. Secundo : homo ab intellectu et ratione homo est. Intellectus
autem abstrahit ab hic et nunc et secundum genus suum nulli habet commune, impermixtus est,
separatus est, ex III Deanima.; vgl. ferner Sermo II,2 n. 17, LW 4 S. 18,15f.: 'Omnibus hominibus'.
( Hominibus') ab humo. und dort S . 19 Anm . 1.
i Zu S. 345,8ff. vgl. DW 1 S. 233,5ff.: De erde is dat alre verste van dem hemele inde hait sych
gecrumpene en eynen wynkele inde schampt sych inde solde gerne deme schonen hemel intflyn van
eynem wynkel zo deme anderen . wat were dan ire inthalt ? Vloet sy nederwert, sy komet zo deme
hemele ; vloet sy vpwartz, sy in mach emedoch neyt intflyn . hey jaget sy in eynen wynkel inde drocket
syne craft in sy inde macht sy vrochtber, . . . und die dort Anm . 3 verzeichneten Vergleichsstellen ( Pf.
S . 192,7ff. = ) unten S . 413,3ff. und S. 414 Anm . 2; ( Pf. S . 155, 11ff. = ) unten S. 565,6ff. und dort
Anm . 3; ( Pf. S . 119,26ff. = ) unten S . 581,4ff. und dort Anm . 2 ; vgl . ferner DW 1 S . 386 ,3ff. und dort
Anm . 4 ; Sermo XXXVIII n . 382, LW 4 S . 327, 11ff.und dort S . 328 Anm . 3; XXXV n . 356 , S . 308,5ff .
und dort Anm . 2 ; XXII n . 214 , S . 199,3ff.; LV, 2 n . 542, S . 454 ,11ff.; In Exod . n . 242, LW 2 S. 198,11ff.;
n . 239, S . 197, 8; In Ioh . n . 527. Vgl. noch etwa Tauler S . 252,7 ff.: Nu enwúrkt der himel niergent als
fruchtberlichen als er tůt in der niderheit der erden . Und also enwurket die hocheit Gotz niergen
als fruchtberlichen noch als gòtlichen als in der tiefster niderheit des menschen ; und als die sunne
uf zúhet die füchtikeit us der niderre erden , also zúhet der hoch Got den geist uf in sich , das er recht
bevindet und wenet und dunkt sich als ze mole Got sin , und denne in im selber sinkt er rechte nider
und meinet minre denne ein mensche ze sinde .
? Zu 2 . 2ff . vgl. Sermo XXII n . 206 , LW 4 S . 191, 10f.: Dic quod humilitas propriissima est
dispositio omnis gratiae. und dort Anm . 6 ; XXXII n . 328, S. 286,8ff.: Nota quod gratia in creatura
radicem non habet. Primo, quia creatura omnis arta est, ut in ipsa latitudo gratiae non inveniat locum .
Secundo , quia non habet humorem nec puritatem , quam attrahat sive sugat radix gratiae.; XLI, 1
n . 411, S. 349,8f.: 'Cutis mea aruit – ab humore gratiae .. . ; unten S . 450,5ff.: Daz ist rehtiu
dêmüeticheit, daz ein mensche alles, daz er natiurlîche ist geschaffen iht von nihte, daz er sich des
selben nihtes niht aneneme, ihtes iht mê ze tuonne oder ze lâzenne, er enbeite im eines liehtes von
gnaden .; vgl. auch unten S . 347,4 ff.; Sermo 11,2 n . 17, LW 4 S . 18,6f.: . .. videamus quo gratia datur.
Datur autem primo humilibus , . . .
3 Zu Z .5ff . vgl. oben S. 325,7f.: Sol gnâde in vernünfticheit komen , sô muoz vernünfticheit und
wille über sich selben komen , und dort Anm . 4 ; Pf. S. 139,40ff.: Gnade hêt die sêle niht under geworfen ,
si sol ûf gên in der gnade, unz si vollebrâht werde und kumet oben gnade ; dâu bekennet si got.; DW 1
S . 342,8ff .: Daz götlîche lieht ( = die Gnade) gât ûf in der sêle und machet einen morgen , und diu
sêle klimmet ûf in dem liehte in eine wîte und in eine hohe in den mittentac. – Z . 6 unbedecklichez =

346
Postquam completi erant dies
einem , der gemâlet ist an der want1. Daz lieht ist sô kreftic, daz ez niht aleine in im
beroubet ist zît und stat, mêr : swâ ez sich ûf giuzet, daz beroubet ez zît und stat und
87,30 aller lîphafter bilde und alles des, daz vremde ist . Ich hân ez mê gesprochen : enware
zît noch stat noch anders niht, sô wære al( lez ) éin wesen 3. Der alsus ein wäre und sich
verwürfe in den grunt der dêmüeticheit , der würde dâ begozzen mit gnâden 4. 5
Ze dem dritten mâle : daz lieht benimet zît und stat 5. 'Ein mensche der was'. Wer
35 gap im daz lieht ? — Diu lûterkeit . Daz wort 'erato gehæret gote allereigenlîchest
zuo. In latînischer zungen sô enist kein wort, daz gote als eigen sî als ' erat'. Dar umbe
kumet Johannes in sînem êwangeliô und sprichet als dicke ‘erat', ' ez was', und meinet

6 ; 7 ; 8 ; 9 Sieh oben S . 337,2 , 4 .

1 einem , ] dem BT einē anderen menschen B , ist? ] wer


BT Daz ] Diß BT eine andere menschen bei1,07 beriber sin.w .gemalist
2 ist ber. Bi b er.1,2 ] berůbet Bai ist fehlt BT mêr: fehlt
Bi swa] so BT ûf] vß BT daz] da BT 3 liphaftiger B . des, daz] des dân
PfBa, dc da B formedez B , ez] och B, enw.] Eüwere BT Es were BTH 4 sô
bis wesen .] denne allein Bw . a llez ein ] al ein PfBT, es als ein BTh allein Ba B , einº]
ein mensche B 5 der würde dâ beg.] vnd dar nach begossen (begossen würde B ) Bay
B. gn . / als vorgesagt ist . BT 6 Ze bis stat.] Er (Es BTb) spricht weitter. BT dz dz l.
Ba B , der fehlt BT 7 lieht ? — Diu 1.) liecht der 1. Ba, BT erat dc wort B Daz ]
Diß BT dz hôret Ba eigenlicher Ba B , 8 latiner Bai zungen ) spreche B . kein )
keit B eigenlich zů gehöre alz B , 9 .S . J . B . sprach B . erat erat Str , erat. Erat BT

„ unverdeckbares“ (Licht) kommt, soviel ich sehe, sonst bei Eckhart nicht vor. Mit unbedecklîchez lieht
ist das vorher genannte , durch den Einfluß der Gnade emporgestiegene lieht der vernünfticheit gemeint.
i Ähnlich DW 18. 153, 1ff.: . . . und vernünfticheit nimet diu dinc, als sie in ir sint. . . . Ein ouge
ist edeler in im selber dan ein ouge, daz an eine want gemâlet ist.
2 Zu Z . 3 des — ist. sieh Quint S . 247 zu 87,29.
3 Worauf sich der Rv. 2 . 3 bezieht, wird sich kaum mit Gewißheit sagen lassen , vgl. etwa DW 1
S . 170,11ff.: Dâ diu sêle in irm natiurlîchen tage ist, dâ bekennet si alliu dinc obe zît und stat; ir
enist kein dinc weder verre noch nâhe. Dar umbe hân ich gesprochen , daz alliu dinc glich edel sîn
in disem tage .; 199,3f.: Der nû diu dinc name in irm ersten ûzvluzze , der næme alliu dinc glîch .;
Sievers ZfdA 15 S . 433,108f.: ein heindensch meinster ( !) spricht, Aristotiles ‘enwêrkein hûs noch staid
noch materien , sô wêr ez alz ein wesen .; Strauch PBB 49 S . 384,31ff.: Hie von sprichet eyn kriechsch
meystere, der von dem glauben nit enwiste : enwere zit nach stat nach materie, so were vatter und
kindt von naturen eyn in got. Da enist zit nach stat nach materie.; Pf. S . 39,20 ff.: . . . und diz beken
nen ist âne zît, âne stat und âne hie und âne nû . In disem leben sint elliu dinc ein und elliu dinc ge
mein , alliu dinc al in al und al geeiniget.; Sermo XL,3 n . 404 , LW 4 S. 344 ,7f. und dort Anm . 10.
4 Vgl. oben S . 346 ,3f. und dort Anm . 2 .
5 Vgl. oben Z . 1ff .
6 Zu 2 . 7 — unten S . 349, 3 vgl. In Ioh. n . 8, LW 3 S . 9,4ff.: Li erat enim tria dicit : substantiam ,
cum sit verbum substantivum , item praeteritum , item imperfectum . Et quia substantivum , verbum
est ipsa principii substantia ; quia praeteritum , semper natum est ; quia imperfectum , semper nascitur.
Hinc est quod in qualibet clausularum primarum quattuor, ubi Iohannes loquitur de verbo, semper
utitur hoc verbo erat substantivo , praeterito et imperfecto . und dort Anm . 2, 3 und insbesondere die
in Anm . 4 aufgeführte Stelle aus Iordanus de Quedlinburg; n . 317, S . 264,6 ff.; Sermo XIX n . 184,
LW 4 S . 174,1f.: Filius enim dei semper nascitur, secundum illud : 'in principio erat verbum , et verbum
erat'. 'Erat , ait, non 'fuit'. und dort Anm . 3.
347
Predigt 44
ein blôz wesenl. Alliu dinc legent zuo, ez ? enleget niht zuo dan in einem gedanke;
niht mit einem zuolegenden gedanke, mêr : in einem abenemenden gedanke. 87 .40

wârheit leget zuo, ze dem minsten in einem gedanke; mêr : daz blôze wesen , dem niht
zuogeleget enist, dáz meinet ‘erat'3. Ze dem andern mâle : ‘erat' meinet eine geburt,
5 ein volkomen gewerden 4. Ich bin nû komen , ich was hiute komende, und wäre diu zît
4 Sieh oben S. 337,2 , 4 .

1 ez bis zuo ?] ein leget nit zů ein leit nit zů B, zů nicht denn BT in ) im Ba, 2 mit ]
in B , 3 ze fehlt Ba d em fehlt Str B , B
mêr : fehlt w esen gotes Str B . 4 mei
net!) eneinet B . Ze bis Schluß fehlt Stra 5 vol kõnen BT, gew .) werden BT
geburt B , komende,] .e. k . B , komen Pf kommē BT und fehlt B ,

1 Wie aus dem Var.- App . zu ersehen ist, wiederholen BT und Str, S. 347,9 das erat, indem BT
hinter das erste einen Punkt setzt. Eswäre an sich möglich, daß in B , und Ba , (und in Greiths Traktat)
das zweite erat infolge von Homöoteleuton verlorengegangen wäre. Dieses zweite erat wäre dann Subjekt
zum folgenden meinet. Man wird aber o. w . einsehen , daß dann das und vor meinet, das übereinstimmend
in allen hsl. Texten überliefert ist, nicht nur störend , sondern syntaktisch unmöglich ist, denn ez was
kann in jedem Falle, d .h . bei einfachem wie bei doppeltem erat, nichts anderes als die parenthetisch ein .
geschaltete Übersetzung von erat sein und nicht durch und mit dem folgenden meinet verbunden werden .
Es wird vielmehr anzunehmen sein , daß der Schreiber der Vorlage von BT und Str, Johannes S. 347, 9
als Subjekt des meinet (Z . 9 ) verkannt und daher ein zweites erat als das vermeintlich fehlende Subjekt
eingeschoben hat. Daß Johannes das von Eckhart gemeinte Subjekt zu meinet ist, kann m . E . gar nicht
zweifelhaft sein und wird auch durch den Textder zu Beginn dieser Anmerkung zitierten Stelle des Johan
neskommentars bestätigt. Das schließt natürlich nicht aus, daß erat, auch abgesehen davon , daß Johannes
es in seinem Evangelium 80 häufig verwendet, meinet ein blóz wesen , wie dies Z . 3f. tatsächlich aus
drücklich ausgesagt wird . Es soll auch nicht bestritten werden , daß nach mhd . Syntax auch bei einfachem
erat dies Subjekt zu meinet sein könnte , wiewohl es nicht Subjekt des voraufgehenden Satzes ist. Aber,
wie gesagt: Johannes ist das von Eckhart eindeutig gemeinte Subjekt zu meinet. Z . 1 ein blóz wesen ent
spricht dem lat. substantiam der Johanneskommentar-Stelle in der voraufgehenden Anmerkung .
? Mit diesem ez ist das vorausgehend genannte ‘erat gemeint, das ein blôz wesen besagt; vgl. den
entsprechenden Text des Greith - Traktats oben S . 334 . Wenn Lasson Zfd Ph 9 S . 18 zu 87,38 ez durch
erat ersetzen wollte, 80 war diese Konjektur zwar sachlich nicht verfehlt, da ez in seinem Bezug auf ein
blôz wesen zugleich erat meint. Daß ez sich jedoch auf das blóz wesen bezieht, geht auch aus Z . 4 dáz
‘erat'.,womit S. 347,9f. wiederholt wird , hervor.
3 Zu zuolegen und abenemen vgl. etwa DW 1 S . 361,6 ff.: Ein ist etwaz lûterz dan güete und
warheit . Güete und warheit enlegent niht zuo , sie legent zuo in einem gedanke; dâ ez bedâht wirt,
dâ leget ez zuo. und die dort Anm . 3 verzeichneten Parallelstellen , insbesondere DW 1 S . 219,4f.:Wisheit
und güete und warheit leget etwaz zuo ; ein enleget niht zuo dan den grunt des wesens. und dort Anm . 2 ;
( Pf. S . 225 ,7f. = ) unten S . 561,2ff.: . . . und meinet, daz diu sêle abescheide und abeschel allez, daz man
gote zuoleget in gedenkenne oder in verstânne, und neme in blộz, als er ist lûter wesen : . . . ; Sermo
X1, 2 n .119, LW 4 S . 113,5 : Nota : nihil apponendo , sed subtrahendo in anima invenitur deus, Pf.
S .82,89. - Wie der Var.-App. ausweist, fügen Str, und B , ebenso wie der Text des Greith - Traktats ( S .
127,24 , sieh oben S . 334 ) gotes hinter Z . 3 wesen zu . Das ist leicht verständlich , weil tatsächlich im Be
ginn des Johannesevangeliums‘erat' aufdas 'Verbum ' als auf den Sohn und damit zugleich auf das bloze
wesen gotes bezogen ist. Im vorliegenden Falle aber handelt es sich lediglich darum , daß 'erat', im Ge
gensatz zu güete und wärheit als Akzidenzien , immer und in jedem Falle nur die reine Substanz, daz
blóze wesen , bezeichnet. Ich halte daher gotes für eine sekundäre Hinzufügung, die unabhängig von
mehreren Schreibern vorgenommen worden sein kann .
4 Vgl. In Ioh . n . 8, LW 3 S. 9,3f.: Hinc est quod filius in divinis , verbum in principio, semper
348
Postquam completi erant dies
88,5 abe in dem , daz ich kam und komen bin , sô wäre daz komende und komen -bin in ein
geslozzen und wäre ein 1. Dâ sich daz komende und komen -ist in ein sliuzet, in dem
werden wir geborn und widerschaffen und widerbildet in daz êrste bilde 2. Ich hân ez
ouch mê gesprochen : al die wîle des dinges iht ist an sînem wesene, sô enwirt ez niht
10 widerschaffen ; ez wirt wol gemâlet oder erniuwet als ein ingesigel, daz alt ist; daz 5
drücket man wider în und erniuwet ez3. Ein heidenischer meister sprichet: swaz dâ

dem der
1i dem l 2Bako,BT,
der das nisPkomen
men-ist] ( gaz)sôsốsîbis
b foBrab,zB-bin
k isT t, Ba,fefehlthlBtT,BT
Baydi(Hom
ngə ic.)hinisteinBasl.,] Ban. ] komen Pf
d komende
kom Ba, 2 komen -ist ] dc komen ist B , ist Ba,BT slůzet mit einander
B, 3 wir ] wirt BT daz) sîn PfBa ,BT 4 dingē ich ist B wesende PfBay
BT 5 wol] vol B , insigel PfB ,BT daz? fehlt Ba 6 vernuwet Ba heydescher
BT sprichet: fehlt Ba, (Zeilenw .)
nascitur, semper natus est . Et hoc est quod sequitur erat: in principio erat verbum .; vgl. auch die oben
S . 347 Anm . 6 aufgeführte Stelle LW 4 S . 174,1f.
i Zu meiner Änderung S . 348, 5 komende gegenüber Pf. S . 88 , 3 komen (BT) sieh Quint S. 247 ,
wo ich gesagt habe: „ Der Sinn des Satzes ist: Ich bin nun gekommen ( scil. ich bin jetzt da : Zustand ) ,
und ich war heute kommend (< imperfektive) Bewegung (erat = ein volkomen gewerden S . 348,5 , sieh
oben S . 348 Anm . 4 : semper nascitur, semper natus est>) sind zwei Aussagen , deren Unterscheidung
rein im Zeitlichen liegt.“ Ähnliche Äußerung über die Sohnsgeburt Strauch PBB 49 S . 384,9ff.: also
als er ewigliche geboren ist und nun geboren wurdt, also sol er ewiglich geboren werden . Ich gieng
herinne, und enwere zit nach stat nach ( statt nach lies : noch )materie , so het ich on underlaiß gegangen
oder ich hette on underlaiß ) gestanden (vgl. Quint Zfd Ph 80, 1961, S. 280 ).
2 Zu 2 . 2ff. vgl. DW 1 S . 272, 11ff.: Her umbe ist daz aleine ein gereht mensche, der alliu
geschaffeniu dinc vernihtet hat und an einer glîchen linien âne allez ûzluogen in daz êwige wort gerihtet
stât und dar în gebildet und widerbildet in der gerehticheit . und die dort S . 273 Anm . 1 verzeichneten
Stellen zu widerbildet, insbesondere Pf. S. 140,27ff.: Des vater bilde ist sîn eingeborner sun . . .. in
dem bilde werden wir widergebildet in dem sune unde widerbildet durch den sun wider in den vater,
in daz bilde al ein, dâ niht ist diz noch daz, . . . ; In Ioh. n . 575: Imago ad naturam pertinet in qua
'pertransit homo' , etiam peccando, similitudo ad gratiam per quam reformatur imago , ut appareat.
Mit daz êrste bilde ist das in der Seele liegende bilde gemeint, das in das ewige wort als daz götlîche
bilde (vgl. unten S. 381, 2 ) widerschaffen , widerbildet wird (reformatur); vgl. oben S . 341,2ff., 4f.;
DW 1 S. 55,2ff.: Wan denne diu sêle hât eine mügelicheit alliu dinc ze bekennenne, dâ von geruowet
si niemer, si enkome in daz êrste bilde, dâ alliu dinc ein sint, und dâ geruowet si, daz ist in gote . -
Zu widerschaffen vgl. auch Z . 5 ; der Ausdruck kommt, soviel ich sehe, sonst nur noch Sievers ZfdA 15
S . 421, 116ff. vor : dermensch ist allein wêrlîchen edel der dân widder geschaffen wirt , zů dem hette ich
godlîcher liebe, und wirt von eim unrechten menschen gerecht gemacht an heiligen geist und wirt
gode geboren an rechter rûwe. — Zur Korrektur in 2 . 3 von Pf. S. 88,7 sîn > daz sieh Quint S. 247
wo gesagt ist, daß Lasson (Zfd Ph 9 8 . 18) konjizierte : in unser ê . b .
3 Zu 2 . 3ff. vgl. Sermo XV,2 n. 156, LW 4 S. 148,13ff.: primo, quia dum res est et stat in suo
esse, stat in suo principio nec est longe nec distans a suo principio ; non ergo est vetus, sed novum .
. . . Esse ergo non flectitur,non curvatur,non veterascit,non mutatur, sed < qui) ab ipso est elongatus,
veterascit, et quo plus aut pluribus modis ab ipso elongatur, plus et plus antiquatur. Accedens autem
ad ipsum esse innovatur, renovatur, et quo plus, et plus. Der Sinn des Satzes 2 . 4 – 6 ist in interpretie
render Übersetzung : „ Solange etwas von einem Ding sich in dessen Wesen ( Sein ) befindet, solange wird
es nicht neu geschaffen (wiedererschaffen ); es wird wohl übermalt (restauriert ) oder erneuert wie ein
Siegel, das alt ist: das drückt man auf (ein ?) und erneuert es“ . Der Änderungsvorschlag Lassons (Zfd Ph 9
S . 18 zu 88,8 = oben Z . 4 ) sînem werdende, sô , der offenbar im Anschluß an oben S . 348,5 ein volkomen
gewerden erfolgt ist, beruht auf einem Mißverständnis. Zum Vergleich sieh unten S . 458,6ff . — Zu dem
ingesigel- Vergleich vgl. oben S. 136 ,2 ff. und dort Anm . 2; ähnlich In Gen . II n . 193, LW 1 S. 665,11f.:
349
Predigt 44
ist , daz enmachet kein zît alt; dâ ist ein sælic leben in einem iemermê, dâ kein valt
enist , dâ niht bedaht enist, dâ ein lûter wesen ist. Salomon sprichet : ‘niht enist under
der sunnen , daz niuwe sî'. Daz wirt selten verstanden nâch sînem sinne. Allez, daz under 88,15
der sunnen ist, daz altet und nimet abe; aber dort, da ist niuwan ein niuwe. Zît gibet
5 zwei dinc: alter und abenemen . Swaz diu sunne überschînet, daz ist in der zît1. Alle
creatûren die sint nû und sint von gote ; aber dort , dâ sie in gote sint, dâ sint sie als
unglîch dem , als sie hie sint, als diu sunne wider dem mânen und verre mê2. Dar umbe 20
sprichet er 'erat in eo', 'der heilige geist was in im ', dâ daz wesen ist und dâ ein gewerden
ist 3.

2f. Eccl. 1,10 : Nihil sub sole novum ,... 8 Sieh oben S. 337,6.
1 machet ein kein Ba d â1] dz Ba i emer me iemer me B . 2 ist. ] ist Ein volle
bringen ist B enist: fehlt B under ] vñ Ba, 3 daz? fehlt BTA sî'. fehlt B , Daz ]
Diz wortelin B , Als Ba 4 dâ ] dc B . fehlt BT niuwan ] nýwe B , nommen BT ein ]
vnd B . 5 dinc : fehlt B . (Zeilenw .) alt B . 6 die fehlt B , nû] new BT dâ bis
sint,] da sint si in got Bi a ls ] all Ba , fehlt Pf 7 sie ] die B . als2 bismê. fehlt B ,
wider] gegen BT 8 sprach B . ein ] dc B .

> Filius dei pictor est huius imaginis. Et quia talis ac tantus est pictor, imago eius obscurari per incuriam
potest,deleriper malitiam non potest . . . Istam picturam tu tibi ipse depingis «. Verba sunt Origenis.
Et subiungit post pauca : » per singulas quasque malitiae species velut diversis coloribus hanc. 'ima
ginem terreni'« » tu tibi ipse depingis «. » Deprecandus est « deus. Qui » cum deleverit omnes istos in te
colores «, » tunc resplendet in te imago illa , quae a deo creata est «. — Worauf Eckhart sich mit dem
Rv. in Z . 3f. bezieht, vermag ich nicht zu sagen .
1 Zu Z . 349,6ff. vgl. Sermo VII n . 80, LW 4 S .78,3ff.: 'Nihil enim novum sub sole', puta : virtutes
intellectuales non senescunt. Item : quod supra caelum est,non »facit tempus vetus «. und dort Anm . 3,
wo verwiesen ist auf Aristoteles Phys. IV 1. 117 ( 4 c. 12 221a 31) ; Thomas i. h . l. lect. 20 n . 6 ad 2 ,
II 214a: ea , quae sunt semper, non sunt in tempore, quasi non existentia in tempore. Non enim tabes
cunt, neque senescunt, sicut dictum est de illis, quae sunt in tempore.; In Sap. n . 162, LW 2 S. 498,4f.:
Secundo, quia ipse est esse. Esse autem non novit praeteritum nec futurum , sed tantum praesens,
praesto et actu ens. Non ergo in tempore, sed extra tempus est . Tempus autem facit vetus, ut ait
philosophus. und dort Anm . 1 ; vgl. auch Sermo XV, 2 n . 155 , LW 4 S. 147,8ff.: Rursus 'nihil sub sole
novum ': primo . . . secundo, quia omnia 'sub sole' cadunt sub tempore , » tempus autem facit vetus « ;
und dort Anm . 6 ; In Ioh . n . 542: Dicitur autem Eccl. 1 : 'nihil sub sole novum ', et secundum philo
sophum » tempus vetus facit «; DW 1 S . 135,11ff.: Waz uns des hindert, daz wir hier inne niht state
sîn , daz bewîset ein meister und sprichet : ez kumet dâ von , daz wir zît rüeren . Waz zît rüeret, daz
ist tætlich . und dort Anm . 3 . - Z . 1 iemermê ist substantiviertes Adverb = „ in einem Immerzu " . -
Das in 2 . 1 stehende valt, das ich sonst bei Eckhartnicht habe nachweisen können , hat die Bedeutung von
„ Knick“ , „ Krümmung“ , „ Beugung“ und besagt, daß swaz då ist ( 349,6f.) = daz blóze wesen (348, 3)
oder lûter wesen (oben Z . 2 ) keine Biegung und keine Krümmung hat und unverdeckt ist (2 . 2 : niht
bedaht enist) , was dem oben S . 349 in Anm . 3 aus Sermo XV, 2 zitierten Text Esse ergo non flectitur,
non curvatur, . . . entspricht. Greith ( 168,31) hat das in seiner Handschrift richtig überlieferte valt
nicht verstanden und durch Zufall“ wiedergegeben . — Zu 2 . 2 dalist. vgl. unten S . 363,5f.
? Zu Z .5ff. vgl. etwa DW 1 S . 148,1f.: In gote sint aller dinge bilde glîch ; aber sie sint unglîcher
dinge bilde.; 52,1ff.: diu dinc, diu man hie siht wandelhaftic, diu bekennet man dort unwandelbære,
und man nimet sie dâ, als sie sint zemâle ungeteilet und nahe bî ein ; wan daz hie verre ist, daz ist dâ
nâhe, wan alliu dinc sint dâ gegenwertic .
3 Der Nebensatz dâ — ist . gibt, soviel ich sehe, noch einmal eine zusammenfassende, kurze Bestim
350
Postquam completi erant dies
Ein mensche der was'. Wâ was er ? 'In Jérusalem '. 'Jérusalem ' meinet ,ein gesiht
des vrides'l; kürzlîche, ez meinet, daz der mensche vridesam sî und wol gesetzeta.
88,25 Ez meinet vil lîhte mê. Paulus sprichet: 'ich wünsche iu des vrides , der dâ überwindet3
alle sinne. Der behüete iuwer herzen und iuwer vernunft'.
Biten des unsern herren , daz wir alsus 5 'ein mensche' sîn und in disen vride ge- 5
setzet werden , der er selber ist. Des helfe uns got. Âmen .

1 Sieh oben S . 337,2 , 4f. 3f. Vgl. Phil. 4 ,7 : Et pax Dei, quae exsuperat omnem sensum ,
custodiat corda vestra , et intelligentias vestras in Christo Iesu .

1 der] daz PfBa ,BT was er ? fehlt B , er ? ] es BT gesihte PfBa B 2 wol]


vol B , 3 noch me BT .S. Paulus sprach B iu ] och B , den friyden der übertrifft
BT 4 herze B vern .'] v . vnd ower insehen B , 5 lieben herren B 5f. gesetzē Ba ,

mung des 'erat' als daz (bloze) wesen und als ein (volkomen ) gewerden ,wie sie oben S. 348,4f. geboten
wurde.
1 Vgl. DW 1 S. 214,10f.: Jérusalem sprichet als vil als vride. und dort Anm . 5 ; oben S. 259,1f.
und dort Anm . 2.
2 Vgl. DW 1 S . 117 ,8ff.: Got wil sprechen , man sol gesast sîn in vride und gestôzen sîn in vride
und sol enden in dem vride. und dort S. 118 Anm . 1.
3 Z . 3 überwindet hat die Bedeutung von „ übertrifft“ = Übersetzung von lat. exsuperatdes Schrift
textes Phil. 4 ,7 . Vgl. etwa Pf. S . 252,18: der oberste lust, der allen lust überwindet , . . .
4 Zu dieser Schlußwendung vgl. oben S . 330,4f. und dort Anm . 2 .
5 Dieses alsusbezieht sich aufdie beiden Deutungen des 'homo', die oben S . 345,6ff. gegeben wurden .

351
PREDIGT 45 ( Pf. Nr. XXX S . 106 - 109 )

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S. 300, Spamer PBB 34 S . 333, Lotze S . 23f., Quint
Mystikertexte S. 54):
B& f. 451– 46r, Fragment = unten S . 360,2 Unser — bist; + 6 Alle — 363, 2 verdienet. + 366 ,3 Ein
- 367, 3 blóz. + 371,9 ‘Simôn — 372, 2 ist'. + 3 Wan — 373,8 des ; vgl. Pahncke E . St. S . 5
unter XVI.
f. 152v — 159r; vgl. Strauch PBB 49 S. 361 und 50 S . 222.
f. 33 – 37v ; vgl. Skutella ZfdA 71 S. 66 Anm . 2.
f.73r — v , Fragment = unten S . 360,6 Nů — 362,4 ist. (von Skutella a . a. O . nicht erkannt):
Non spricht | ain Maister alle låt begerent gelobt ze / sinne Nv spricht sant augustinus Ain gůt /
mensch enbegeret enhaines lobens / Es begeret wol dz es lobes wert sy | Die maister sprechent Dů
tugend ist / also luter vnd also Claur abgezogen von | allen dingen dů liplich sint in ireme / grunde
vnd in ir aigenschaft dz in ( !) | hercz niht in si geuallen mag es / bedenk die tugend vnd würk ain vn - /
tugend Won ain ainiger gedank oder | icht aigens nutzes gesůchet so ist nit / ain ware tugendemer
es wirt ain / vntugende vnd dz ist dů tugent von | natur Ain haidenscher maister (73v) spricht
Wer die tugende wurket | vmb anders icht denn vmb die tugende / So enwart sy nie ain tugende
sůchet / er lob oder it anders 80 verkoffet er / die tugend Wan sol ain natürlich | tugend nit geben
vmb alles dz vff / ertrich ist ; im Var.-App , nicht berücksichtigt.
Ва , f. 257rb — 258ra , Fragment = unten S. 361, 1 Nů— 6 untugent. + 362,1 Nú — 4 ist. + 363, 1
Einem — 2 verdienet. + 364,5 Wie — 366,1 wil. + 367,7 Der — 368,3 liehtes. + 370,1 Dar — 8
sælicheit. (Spamers Angaben PBB 34 S. 321 sind ungenau.) : S(Initiale )ant augustinus sprichet
ein guot mensche / begeret keines lobes es begeret wol lobes wert cesinne / die meister sprechent
das / tugende also luter als gar / abegescheiden von allen lipli/chen dingen in irme grunde / in ir
eigenschaft dc nichtes / nit geuallen mag es beflec /ke die tugent ein vntugent / ein einiger gedake
oder icht / eigens nützes suochet so ist / esnit ein warů tugentmer / eswirt ein untugent / E (Initiale ) in
hiedenscher meister sprichet , wer die tugent wurket | vmb anders icht denn vmb die / tugent so
enwart es nie ein / tugent vnt suochet er lop oder (257va) icht anders 80 uerkouffet / er die tugent
man sol ein / tugent nit uppeclichen geben / vmb alles dc in ertriche ist , einem menschen sol nit
leit das / man mit im zürnet im sol / leit sin dc es den zoren verdienet / W (Initiale) ie sol der
mensche sin der got schouwen / sol Er sol tot tot (!) sin vnser herre | sprichet nieman mag mich
schou /wen vnt leben nu sprichet sant gregorius / der ist tot der der welt ist nv , merkent selbe wie
ein tot / si vntwie wenig in rúret all/es dc dc in der welt ist stirbet man dirre welt man stirbet / gotte
nit / S (Initiale )ant augustinus bettote vil | manger hant gebette | Er sprichet herre gip mir dc ich
er /kenne dich vnt mich o herre erbarme / dich übermich vnt zoge (!) mir din / antlüte unt gip mir
dc ich ster /be vnt gip mir dc ich nit en /sterbe vnt dc ich dich eweclichen / schouwe dc ist dc erste
stuk | dc man tot si ob man gotte / schouuuen uuil der gotte (257vb ) hoeren sol der sol gescheiden /
sin verre von den lüten vnt , in ime sol geswigen alles / vsserliches getoenedarum / sprichet david
ich wil swigen vnt horen / wc got in mir rede er sprichet frid / in sim wort ob sinen heiligen / über
sin volc zuo allen den / die do sint gekeret wider zuo / irem herren (!) selig ist der mensche der / do
flissechen hoeret wcgot in / imespreche vnt sol sin vnder boe/gig dem goetlichen liechte / D (Initiale)er
meister sprichet das das / natürliche bekentnus , niemer so edele mag gesin dc , si got berúre vnt
begriffe ane /mittele dů sele habe dů vi / stucke e an ir dc ein dc man tot ) si aller vngelichi dc

352
Beatus es, Simon Bar Iona
ander dc man / wol gelutert si in der genade / dc tritte dc man si an mittele / dc IIII. dcman gehoerig
si ze / vernemene gottes wort dc . 0 . / dc man undertenig si goetlich/em liechte dc vi. von dem ein /
heidenscher meister sprichet / dc ist seligkeit dc man lebe na / der obrosten crafte der sele dc (258ra)
sol alles sin uf tragende vnt / in got nemende ir seligkeit / dc man lebe na gottes willen ; im Var.-App.
nicht berücksichtigt.
Brag f. 44r, Fragment = unten $. 361, 1 Nu- 2 sinne.: Augustinus spricht ain güt mensch begert | nit
lobs es begert wol dz es lobes wert sy ; identifiziert von Quint, ZfdPh 54 S . 291 unter 8 ; im Var.
App. nicht berücksichtigt.
Do, p . 1478 – 148a , Fragment (in „ Spiegel der Seele " ) = unten S . 369, 3 götlich lieht — 370, 2 ir, + 3
Daz — 6 sehste + 7 daz — 8 uzbruche, + 371,7 Diu — 9 ist. + 372,5 allez — 8 gesant'” (unter
Hinzufügung der Stry- Varianten ): Lux diuina | Es spricht aber sant augu /stin gótlich liecht ist
80 lutter / vnd so überschwebent vnd / hoch das alle liecht sind | ain vinsternus vnd ain nicht /wann
dise liecht der creatur / in dem das sy sind so sind / sy alle als ain (ain fehlt Stry) nicht wann / sy
über schynen werdent / mit dem liecht in dem sy ir / wesen nement da sind sy nicht (147b ) vnd
darumb so mag natür- ſlich bekantnus (erkantnus Str,) nymmer so edel / gesein (sein Stry) das sy
got berúr noch / begreiff on mittel denn es / hab die sel sechs übung / an ir Die erst das man tod /
sey aller vngeleichait Die / ander das man wol geleütſtert sey in dem liecht vnd / in der genad (tugend
Strg) Das tritt / das man sey sunder mittel / Das vierd das man gehörig (gehug Str,) / sey das gotz
wort in dem / jndristen Das fünft das / man vnderpogig sey vnd / vndertånig gótlichem liecht | Das
sechst das man leb nach / der obrosten kraft der sel / Das ist das sy alles das (das fehlt Stry) vff
trag in got vnd nemm / da ir selikait da der sun / liebet in dem ersten aus- /pruch vnd geleich Amor /
nomen dei Die mynn die / liebet got als er süß ist (148a) aber verstantnus vnd vernuft / die dringet
of vnd liebet , got als er wesen ist wann / alles abgeschaiden (abschaiden Str,) abge-/czogen ab
geschelet vnd / das da nit beleibet denn / ain ainiges ist das ist (ist fehlt Str,) die aigenschaft seins
namen | wann er sprach zü moy / sy der da ist der hat / mich gesant aus monoloy /on (menolaon
Stro); identifiziert von Quint, Handschriftenfunde Nr. 10 S . 20 ; im Var.-App . nicht berück
sichtigt; vgl.auch unten Strg.
FI f. 2r - 3v, Fragment = unten S. 360, 2 Unser - 369,5 liehte.; identifiziert von Ruh , Kl. dt.
Prosadenkmäler d . Ma.s 1 S . 17.
He, f. 92vb - 93rb, Fragment = unten S . 361, 1 Nů sprichet — 5 untugent. + 7 Und — 362,4 ist. +
Plusstück + 4 Dar - 363, 1 sinne.: ( )ant | Augustinus sprichet | Ein gut mensche begert /
keynes lobes Es begert | wol das es lobes wert | sy Dar vff sprechent / etliche meyster Die / tugent
ist als luter vnd / abe gezogen vnd bege-/scheiden von allen lyp -/lichen dingen in yren / vßsprungen
vnd jn / yre eygentschafft das / nichtes in sie gefallen / mag es beflecket (t getilgt) die | tugent vnd
wirt vn - /tugent Vnd das die / tugent von natuer (93ra ) nit enist vff das selbe / sprichet ein heyde
nischer | meyster wer ein tugen -/de wircket vnd nit an -/ders dan vmb die tugent / vnd ein vntugent
nit / anders mydet dan vmb / yr boßheyt vnd vmb ge- /brechlichkeyt so wart es | nye ein tugent
Suchet / ein mensche lob oder yt / anders nutzes des glich / 80 verkeufft er die tug-lent wan wo
ein tugende / ist von natuer die solt | man nit geben vmb dz , vff ertriche ist Das / bewert wol ein
tugent-/haffter heydenscher / meyster Seneca Der / sprach wie wole es / alle die gotte an mir | nit
rechen wolten vnd / auch alle menschen / ensolten doch 80 wolte / jch keine untugent vol-/lenbringen
durch yre / selbs vntugenlichen / gebresten willen (vgl. St.Georgener Prediger S . 49,17ff.) Hie /von
80 sprich ich das / ein recht tugenthafft / mensche keines lobes (93rb ) begert sonder es begert / wol
lobes wert sin etc ; identifiziert von Quint , Handschriftenfunde S . 62f. ; im Var.-App. nicht
berücksichtigt. Vgl. unten Kng
Ka enthält mehrere Fragmente (vgl. Spamer Diss . S . 280f.) :
f. 3ra = unten S . 361,2 Nů- 362,4 ist. + Schlußsatz : Nv sprechent unzer / meister Du tugent
ist also luter / vnd also gar abe gezogen vnd | abe gescheyden von allen lipſlichen dingen Jn irme
grunde / vnd ire eiginschaft Dz nihtez / niht in sv geuallen mag ez in /beflecke do tugentvnd wirke /
ein vntègent eyn einic gedanc iht eygeiñ núzzze / sůchet so ist iz nút ein wor tugentmer / ez wirt
ein vntuget ( eyn einic bis untuget mit Verweiszeichen in der Zeile auf dem unteren Rand ) vnd
23 Edhart D 2 353
Predigt 45
dz ist die / togentvon nature Nu sprichet ein / heidenscher meister wer die tégent / wirket über anderz
iht dan vber die | tvgent 80 en wart ez nie en tvgent süchet / er lop oder iht anders so verkofet , er die
tègent (80 enwart bis die togent mit Verweiszeichen in der Zeile auf dem oberen Rand ) Man
sol ein tögent natur|liche nicht geben vber allz daz in / ertriche ist Nu bitten wir dz / vnsern herren
dz er vnz alle tügen /de also andehtecliche gebe dz / iz sin ewig lop an vnz si amen /
f. 66ra = unten S. 361,2 N - 5 tugent + 362,1 Na- 3 tugent.: Nu / sprechent vnzer meister
dý dügent ist , also luter vnd alzo gar abe ge-/zogen vnd abe gescheiden von / allen liplichen dingen
in irme / grunde vnd ir eiginschaft dz , nihtez niht in su geuallen mac / ez enbeflecke die dügent / Nu
sprichet ein heidenischermeister / wer du døgent würket vber iht / anderz dan vmb die dvgent So / en
wart ez nie ein dugent / Suchet er lop oder iht anderz 80 / verkoufet er do dúget /
f . 21ra - rb = unten S . 364,6 N0- 365, 2 ist. + Plusstück + Stirbet — niht. : Nu sprichet 8. gre
gorius der ist dot der der | welte dot ist nú prüfent sel/be wie ein dot si wie wenig / in rüret allez
daz in der welte , ist den toten menschen der an / den libe dot ist also wenig / sol ez ouch rúren den
wslichen / toten menschen der in gotte tot ist / wan ein mensche dar zů kůmet dz / in kein dinc rúren
mag alrest (21rb ) ruret ez got stirbet man dirre | welte man stirbet gotte niht /
f. 42rb = unten S . 367, 8 Dar — 368, 1 rede. + Plusstück + 367, 7 Der - 8 liuten . : alse dauid
do sprichet / Jch wil swigen vnd wil hören / wz got in mir redet Selic is der / mensche der flizecliche
horet waz got in (in auf d . Rand v . and . Hd.) ime spreche Aber waz got kose , mit der sele dz ist
vil súzer zů / horende dan do von zů sprech /ende aber der got horen solder / solniht alleine gescheiden
sin / von den lüten er sol ouch verre / gescheiden sin von den lüten (lüten getilgt) / libe
Die Ka -Fragmente wurden im Var.-App . nicht berücksichtigt.
Kng f. 23v, Fragment = unten S . 361,1 Nů – 363,1 sinne.: S (Initiale )Ant Augustinus sprichet eyn
gut mensche begert key /nes lobes es begert wol das es lobes wert sy Dar / uff sprechent etlichemeyster
die tugent ist also luter / vnd also abeczogen und abegescheyden von allen liplichen / dingen in irme
grunde und in yrme orsprunge vnd in ir / eygenschafft das nichtis nit in sie gefallen enmag es en /
blecke die tügent vnd wirt eyn vntügent und das die tu /gent von naturen vff das selbe sprichet eyn
heydenscher / meyster wer eyn tugent wircket vmb icht anders dan / vmb die tügent ader eyn vn
tugent vmb icht anders mydet / dan vmb ir boßheyt vnd vmb ir gebrechlichkeyt 80 enwart / is nye
eyn tugent Süchet der mensche lop adir icht an /ders nutzes der gelich so verkauffet er die tugend
wan / wo eyn tugend ist von natüren die en sol man nit geben vmb , alles das uff erterich ist Diß
beweret wol eyn tugenthaff /tig heydensche meyster Seneca der sprach wie wol es alle / die godde
an mir nit rechen enwolden vnd auch alle menschen ensolden doch so enwolte ich keyne vntugend
follen | brengen durch irs selbes vntugentlichen gebresten willen | Hie von 80 sprechen ich das eyn
recht tugenthafft güte / mensche keyns lobensbegerte sunder es begert wol lo /bes wert czu sin ; identi
fiziert von Quint, Handschriftenfunde S.77 ; im Var.-App . nicht berücksichtigt. Vgl. auch
oben Hez.
f. 73ra — 74va, alte Zhlg . : f. 83ra — 84va = Jostes Nr.70 S . 72 ( Text ungedruckt).
f. 237r, Fragment = unten S . 361, 1 Nů — 2 sinne. + 362, 1 Nů – 3 tugent. + 363,1 Einem
- 2 verdienet. + 364 ,5 Wie — 365 ,4 mich. + gip — 5 ensterbe, + 369, 1 Alsô — 3 liehtes, + 368,4 Diu
sêle , + diu2_ 5 in . + 370 ,1 Dar — 2 ir, + 3 Daz — 6 sehste + 7 daz — 8 sælicheit. + 371,4 verstant
nisse - 5 minnet; + 7 Diu - 9 ist.: Augustinus spricht ein gůt mensche begert / keins lobes aber
es begert wol lobes wert zesin Ein meister spricht wer die | tugend würket vmb anders 't denn vmb
die tugend so ward es nie ein tu -/ gend sůchet er lob oder iht anders so verkofft er die tugend Eyme
menschen sol , nit leit sin dz man mit im zúrnet im sol aber leit sin dz es den zorn verdienet | wie
sol der mensch sin der got schowen sol er sol tot tot ( !) sin xps spricht niemant , mag mich schowen
vnd leben der ist tot der der welt gestorben ist Nun / merckent eben wie ein tot sye vnd wie wenig
er alles das rúret dz in / der welt ist stirbet man dirre weltman stirbet got nit Augustinus herre gib /
mir dz ich erkenne dich vnd mich gib mir dz ich sterb vnd nit sterbe / die obrest Icrafft der sel solt
glich erhaben sin vnder den zein gótlichs liehtes / da wurdedie sel inhiczig in für in gótlicher minn
gotlich lieht schinet de / rihte oben in die sele Die natürlich bekantniss mag niemer so edel gesin /
dz su got berüre on mittel die sele hab denn dise sechs stůk an ir Dz erst / dz man tot sy aller vngliche
354
Beatus es, Simon Bar Iona
Das ander dz man wol gelutert sy in dem lieht / vnd in der gnade Das drit dz man sy on mittel
Das vierd dz man sy / gehörig gottes wort Das fünfft dz man underbógig sy gótlichem lieht | Das
sechste dz man lebe nach der obersten krafft der sele dz sol alles sin vff-/tragend in got nemmend ir
selikeit verstantniss vnd vernünfftikeit gon derihte / vff gegen got aber minn keret vff dz dz sú minnet
vnd nymet gotals er / süss ist aber verstantniss tringet vff vnd nymmet got als er wesen ist / ; identi
fiziert von Quint, Handschriftenfunde S . 198 ; im Var.-App . nicht berücksichtigt.
Stri f. 451 – 48v = W , f.13v - 18r.
Str, f. 271 — 31v .
Str, f. 38rv , Fragment (in „ Spiegel der Seele “ ) = unten S . 369,3 götlich lieht- 370,2 ir , + 3 Daz
6 sehste + 7 daz — 8 uzbruche, + 371,7 Diu - 9 ist. + 372,5 allez — 8 gesant' !" ; identifiziert von
Quint, Handschriftenfunde Nr.72 S . 218; im Var.- App . nicht berücksichtigt; sieh oben Doz.
W sieh Str :
Woz f. 43v, alte Zhlg . : f.32v, Fragment = unten S .361, 1 Nů — 2 sinne.: Sant augustin spricht / wir
süllen | nit lobez begeren sunder wir süllen | begeren daz wir lobez wirdig werden / ; identifiziert
von Quint, Handschriftenfunde S . 231; im Var.-App . nicht berücksichtigt.
z f. 53r, Fragment = unten S . 364,6 N0 — 365,2 niht.: SanctusGregorius sprichet / Der ist tot der der
welt tot ist Nv prüfent selb wie ein tot siwie / wenig es in alles ruret dc inder welt ist stirbet er dirre
welt / 80 enstirbet er got nit; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S . 234f.; im Var.-App.
nicht berücksichtigt.
Nikolaus von Landau (NvL ) hat folgende Textstücke in seine Predigt Sic currite, ut comprehendatis
eingebaut: unten S . 367,7 Der — 370,2 begrîfe + 3 daz man2- 4 gnade. + 3 daz2_ ungliche.
+ 5 daz? — worte + daz2_ 6 liehte. + 7 diu — 8 solicheit.:
Kja f.118vb - 119rb : Der I nů got horen sal sprichet ein lerere , der sal verre von deme libe sin / daz
ist von liblicher wollüste / gescheiden sin alse der propheta Da -/uid der da sprach Audiam quid /
loquatur in me dominus deus etc. / Jch wil swigen vnde wil horen / waz got in mir rede er sprichet /
in sin volk vnde vbir sine heyle- gen vnde zů allen den die da / sint gekeret wieder zů deme / be
kentnusse ires hertzen zů vrie -/den vnde zů gnaden vnde zů ewe- Iger selekeit Dar ümme ist der /
mensche seleg der vließcliche merket (119ra ) waz got in ime sprichet Wanne , er ist sinen worten
gehorsam 80 / wirt sine sele gezogen in den / schin gotliches liehtes Do von / sprichet ein Meyster
daz die / sele die da gekeret istmit aller / craft in daz lieht godes die wirt / inhitzeg vnde infüreg in
gotlic -lher minnen Wanne daz gotliche / lieht daz schinet die riehte obene , nieder öffe die sele
die so lůtir | ist daz sie daz lieht emphahen / mag Ez sprichet ein lerere in der , heilegen schrief
were ez daz die / sunne schiene die riehte inser hev - /bet so en mohte weneg ieman le - ben von hitzen
alse sub zodiaco / Nů ist gotdie obirste sünne / vnde ist ein lieht der selen Dar / ümme sal die obirste
craft der / selen die daz heubet ist glich irha - /ben sin under den scheden gotlicher / gnaden vnde
vnder den schin got- ſliches liehtes 80 wirt die sele in /hitzec in gotlicher minne vnde wirt / lúther
in deme liehte daz got ist / der ist so låter vnde so clar vnde so , vbirswebende unde so hoch daz /
alle lieht ein vinsternůsse sint vnde / ein nit wieder disme liehte Dar | vmme sprichet ein Meyster
daz / alle creaturen an in selber nit / sint gein gode abir in demeliehte / in deme sie ir wesen nement
da (119rb ) sint sie etwaz dar ümme en mag / die sele mit irme verstentnůsse nit / ein lieht gesin
noch in gotlicher / minnen entzündet werden noch / got begriffen noch berüren sie / en si danne e
gelåtert in deme / liehte vnde in der gnaden godes , vnde si dot aller ünglichei- /de vnd si gehoreg
godes lere vnde si gode vndirdeneg so wirt / sie irhaben zů gode in deme sie / niemet lieht vnde ere
vnde wesin / vnde vreude vnde hymmelsche selekeit ; gedruckt von Zuchhold S. 9f. Die Predigt
fehlt in Sto, vgl. Quint, Handschriftenfunde S . 219. Im Var.-App . nichtberücksichtigt.
Greiths Traktat enthält die folgenden Textstücke, die ich im Wortlaut von G , mit den Varianten
von M , und Z4 wiedergebe :
Greith S . 117,11 - 15 = unten S . 363,10 Wille - 364,2 minnet. : Der wille hat zway wercke Begern
(begerunge M , vnd dz ist begeren Za) / vnd mynne (minnen Z_ ) Aber verstantnuß des / wercke ist
355
Predigt 45
(werck des ist M ,) ainualtig vnd (und fehlt M ,) darumb 80 (80 fehlt Za) | ist es ( sy M , Z .) besser
Ir wercke ist (ist fehlt M ,) beckennen / vnd sy gerůwet (gerůbet M ,) nymer Si rüwe (růbi M , rúre
Zd) denn / blos das sy beckennet vnd also gat / sy (in M ,) dem willen vor und Icündet im (in M , ) /
do er mynnet G ,(p. 68) M ,(f. 23r) Z (f. 51r); vgl. Seitz S. 55 III 13 .
Greith S. 117,18 – 22 = unten S. 371,5 da — 9 ist.: Da (und da Zd) mynnent (niement Zd) sy das
das (dasl fehlt Za) / do gut ist Aber verstantnisse (bekantnusse Za) die / mynnet (niemet Z _) das
da von es gut ist | Die mynne mynnet (m . die niemet Z _) got als er süß ist | Aber die verståntnuß
die tringt uf / vnd mynnet (nimet M ,) got als er wesen ist G , (p .68 ) M ,(f. 23r) Z (f. 51v ) ; vgl. Seitz
S . 55 III 13.
Greith S. 156 , 16 – 19 = unten S . 371,7 Diu — 8 ist; + 6 Aber - ist. + 8 aber— 9 ist. + 364, 1
und — 2 bekennet. + 363,10 dar - 364,1 bezzer; : Die (wan die Za) mynne belybet (die belibet M ,)
an / gotte als er gůt (gůte Ze) ist Aber bekant- nusse dy trittet naher vnd sůchet / das da von er
gůt ist Vnd (Vnd fehlt Z ) sy / tringet vff in das wesen und myn -/net (niemet Zy) in als er wesen
ist Vnd sy ( sy geruwet M ,2 .) (p. 190) nymer sy růre blos das sy bekennet / Vnd darumb ist die
bekantnusse / pesser (Vnd - pesser fehlt Za) G (p . 189f.) M ,(f. 63r _ v ) Z (f. 54r — V ); vgl. Seitz
S . 55 IV 14 .
Im Var.-App. nicht berücksichtigt.
Filiation der Hss . (sieh Quint S . 300 _ 306 , Lotze S. 23f.): Wie ich a.a. O . S . 300 f. schon gesagt
habe, konnte Lotze für seine Untersuchung nur Be, N , und NvL heranziehen , wobei er feststellte,
daß der Text der Predigt in dieser handschriftlichen Überlieferung im ganzen einheitlich geboten wird .
Das gilt auch ,nachdem noch eine Reihe von Volltexten und Fragmenten hinzugekommen sind. A . a . O .
S. 301 habe ich bereits bemerkt, daß Str,Str , einerseits und (B .)B , N , (und NvL ) anderseits je eine
Filiationsgruppe bilden . Ich kann jetzt hinzufügen , daß das umfangreiche Textfragment von Fl sich
ebenso deutlich zu Str, Str, wie B , zur Gruppe ( B ) B ,N , (wie schon in Pr. 36b , sieh oben S . 195 , und
Pr. 37, oben S. 207) stellt. Das gilt für alle a.a .O . aufgeführten Belegstellen (für Fl nur, soweit das
Fragment reicht), insbesondere für unten S. 361,5 wirt B ,N , B ,] würke (Pf)Str Str, wirchet Fl, wo ich
die Lesart von Str,Str, Fl als verderbt und einen gemeinsamen Prototyp der drei Texte bezeugend
ansehe ; sieh ferner den Var.-App. etwa noch zu folgenden Stellen , an denen sich die Gruppe B , N , B ,,
die ich mit der Sigle a bezeichne, gegenüber der Str -Gruppe absetzt: $ . 360 ,2 , 6 bistu a ; 361,2 , 362,4f.
lobes wert ze sinne.] daz es lobes werdt were (sij) a ; 361,4 ina] an Q ; 6 gesuochet,] ges. wirt 80 a ; 363,3
bistu & ; 366,7 alsô đ ] fehlt Str,Str,F1; 367,8 den liuten ] dem libe & (Ka NvL ); 368,1 sîn volk und über
sîne heiligen und ze « ] sînem wort , ob sînen heiligen , über sîn volc (obvolc] ob seinem heiligen volk Fl)zuo
(Pf)Str, Str,Fl; 368 , 2 horet,] mercket vnd h . Q ; 369,2 zein ) zoum a ; 370 , 8 ir ] ere vnd « ; 371,5f. dâ
nimet si Str , (fehlt Strz) ] Die mynne nymmet « ; 7 gemachen mac & ] machet (Pf)Str,Strz ; 8 als er guot
ist, a ) als süeze er (er fehlt Strı ) ist, (Pf)Str, Str, (Ba,Do,Str ,Greith ). Wie die Variante würke zu S. 361,5
sehe ich auch die Varianten der Str -Gruppe zu S. 368 ,1 und 371,8 und die a -Variante zu S. 361,6 und
zu S. 367,8 als verderbt an . Diese Fehllesarten weisen auf einen an den genannten Stellen bereits ver
derbten Prototyp der einen wie der andern Handschriftengruppe. — Innerhalb der Str -Gruppe verrät
sich die engere Zusammengehörigkeit von Str, und Str, etwa in folgenden gemeinsamen Varianten
der beiden Hss.: 360,3 mîn ] der ; 363,8 daz ist ] daz spricht Fl fehlt Str ,Strz; 365,1 rüeret; 366,4 enw .]
und w . Die Übereinstimmung von Flmit Str, in der Fehllesart zu S . 363, 10 dez werches beruht m . E .
auf Zufall. — Innerhalb der a -Gruppe steht B , wieder, wie für Pr. 36 b ( sieh oben S . 195 ) und für Pr. 37
(die in der Hs. unmittelbar auf die vorliegende folgt ),zwischen N , und B , (sieh oben S . 207), doch so,
daß es am engsten mit N , verbunden ist, wie in Pr. 36 b , sieh die Sondervarianten von B , N , etwa an
folgenden Stellen (sieh auch Quint S. 301f.): S . 363,5 daz zumale in ; 367,3 80 sehe sie ; 369,5 daz]
da ; 370,5f. vnderbeuget; 371,3 wißent B , weisē N , merkent B ,; 8 wesen ] luter w .; 372,2 den hymmeln ;
6 'ist'] is B , iet ( ?) N , fehlt Bg. Für diese engste Bindung zwischen B , und N , scheint mir besonders die
Tatsache zu sprechen , auf die ich in Quint S . 302 bereits hingewiesen habe, daß in beiden Hss. unten
S . 371,5 in über der Zeile nachgetragen worden ist. Ich möchte im Gegensatz zu früher kaum die
Möglichkeit einräumen , daß in bereits in der gemeinsamen Vorlage von B , und N , über der Zeile stand,
sondern annehmen , daß es, wie ich damals auch schon als möglich ansah , dort fehlte und in B , und
356
Beatus es, Simon Bar Iona
N , ergänzt wurde. - Der Text von Be, der wie alle Texte der Hs. infolge der Übertragung ins Nieder
deutsche viele Sondervarianten und Fehler aufweist, steht zwischen der Str - und der a-Gruppe, doch
wohl im ganzen näher bei a . Er zeigt viele Lücken , zumal infolge von Homöoteleuton. Wenn Lotze
(S . 23) jedoch glaubte feststellen zu können , daß „ A ( = Bo) es vermeidet, die vier Tugenden unter
den vier Namen des Petrus zu betrachten ; alles, was hierauf Bezug hat, ist weggelassen . Ob diese
Tendenz , wodurch die Predigt stark gekürzt worden ist, schon in der Vorlage wirksam gewesen ist
oder ob erst der niederdeutsche Übersetzer die Kürzungen vornahm ,muß dahingestellt bleiben . Ich
möchte eher das letztere annehmen .“ , so habe ich diese Annahme schon in Quint S. 303 als, wie mir
scheint, unbegründet und nicht überzeugend abgewiesen und die durchgehende Kürzungstendenz des
Schreibers als Erklärungsgrund für seine vielen Lücken angenommen .
Was die längeren oder kürzeren übrigen Fragmenttexte betrifft, so verraten Bay und S , ihre
engste Verwandtschaft insbesondere durch ihre Übereinstimmung in der sinnlosen Verdoppelung
S . 364,5 tốt] tot tot BazSı, die m . E . nicht auf Zufall beruhen kann , sondern eine gemeinsame Vorlage
erschließen läßt. Diese Vorlage aber war mit dem Prototyp der Stry-Gruppe eng verwandt, wie die
folgenden Übereinstimmungen erkennen lassen : 370,3 ungelîche (Pf)Str,Str ,Ba Sz; 7 diu ] daz (Pf)
Str,Str Ba Sz. 371,8 guot] süeze (Pf)Str,Str Ba S (Greith ). Die Lesart zu 371,8 ist eindeutig verderbt
und verweist auf eine gemeinsame, an dieser Stelle schon verderbte Vorlage. Die Übereinstimmung
von Bay und S, mit Str, in der sicher unursprünglichen Lesart zu S . 365 ,1 ez in a ) er alles daz Str,
Ba S, könnte auf eine engste Verwandtschaft zwischen den drei Texten hinweisen , wenn sie nicht,
was ich für möglich halte, auf Zufall beruht. — Zur Str -Gruppe stellen sich auch Do Str , und der
Greith -Tr. mit der Variante süeze zu S. 371,8 guot (sieh oben ). Auch Ka, steht auf der Seite der Stri
Gruppe, wie insbesondere die Fehllesart zu 361,5 wirt ]wirke (f. 3ra) erkennen läßt (sieh oben ). Dahin
weist auch die Lesart zu S. 362,3 von nature] naturliche, die Ka, mit Str,Str, teilt. Merkwürdigerweise
aber verrät Ka, auch eine Beziehung zur Q -Gruppe in der Tatsache, daß derselbe Schreiber unten
S . 367,8 zunächst in Übereinstimmung mit der Str ,-Gruppe luten schrieb (Zeilenende), dies aber tilgte
und am Beginn der nächsten Zeile mit libe fortfuhr, d .h . mit der fehlerhaften a -Variante, die auch
NvL bietet. Ich habe unten S. 367 Anm . 4 eine Erklärung für den Ka -Befund zu geben versucht. —
NvL hat für sein Textexzerpt aus unserer Predigt eine a -Vorlage benutzt, wie sein libe an der eben
besprochenen Stelle (S . 367,8) zeigt. Dasbeweist auch die Übereinstimmung in der Fehllesart S. 370,8
ir ] ere vnd NvL (sieh oben S. 355 am Schluß des Textes) «. Die Übereinstimmung des, wie immer,
sehr frei bearbeiteten NvL - Textes mit Str, in den m . E . unursprünglichen Lesarten zu S. 368,3 zein )
schin und 370,5f. vndirdeneg halte ich für zufällig . - Die beiden Fragmente Kng und He, verraten
darin ihre engste Verwandtschaft, daß sie hinter S . 362,4 ist. dasselbe Textplusstück mit einem Seneca
Zitat bieten (sieh unten S . 362 Anm . 3). Die gemeinsame Vorlage der beiden Hss. gehörte zur « -Gruppe,
wie die Übereinstimmung mit ihr an den Textstellen unten S . 361, 2 lobes - sinne.) das es lobes wert sy
He Kng a und 5 wirt He,Knga ] würke PfStr Str,Ka, wirket Flzeigen .
Als Gruppensiglo wurde benutzt : a = B , N , B ,

Textkonstituierung (sieh Quint S . 305f.) : Wie ich a .a . O . bereits ausgeführt habe, hat Pfeiffer seinem
Text Str, zugrunde gelegt, was u .a. aus dem Pf. S. 106 ,19 aus der Hs. übernommenen en (ertrich ) her
vorgeht, und Str, sowie das Fragment aus Ba, zur Korrektur herangezogen . Oben S . 356 wurde bereits
vermerkt, daß der Text der Predigt im ganzen sehr einheitlich in der hsl. Überlieferung dargeboten
ist . Ich habe dort auch schon gezeigt, daß der Prototyp sowohlder Str - als auch derjenige der a-Gruppe
nicht ohne Fehler waren . Die besten Vertreter der beiden Gruppen sind B , einerseits (vgl. auch Pr. 31,
oben S . 112 und Pr. 36b, oben S . 196 unter Textkonstituierung ) und Str, anderseits,die schlechtesten Strg
in der Stry -Gruppe und N , in d . Auch Fl ist unverläßlicher als Str, (und zudem fragmentarisch ) und
B , schlechter als B ,. Ich bin zwar,wie in meinen ,,Mystikertexten “ und wie schon Pfeiffer , im ganzen
Str , als Leittext gefolgt, habe aber aufGrund innerer Kriterien hier und da auch a bzw . die gesamte
übrige hsl. Überlieferung als Korrektiv verwertet und dabei die Änderungsvorschläge Lotzes gegen
über dem Pfeifferschen Text berücksichtigt .
Textneuausgabe: Quint Mystikertexte S. 54 – 57.
357
Predigt 45
Echtheit: Hsl. Bezeugung sieh im Eingang des Variantenapparats. Danach ist die Predigt Meister
Eckhart in Str,(W ) zugeschrieben durch die Überschrift Sermomagistri Eghardi. Wenn Eckhart zu
Beginn des Sermo LV,1 n. 535, LW 4 S. 450,6f. sagt: Matth. 16 : 'beatus es, Simon Bar Iona'. Vide in
eodem Sermone., ein Sermo auf das zitierte Schriftwort aber fehlt , so darf mit ziemlicher Sicherheit
angenommen werden , daß er sich auf die vorliegende Predigt beruft ,zumal da diese Predigt, wie die
Anmerkungen deutlich machen , einige Berührungen mit Sermo LV ,1 zeigt . Die Echtheit der Predigt
wird weiterhin bezeugt durch die Übereinstimmung von unten S. 364,6 ff. mit Sermo XLVII,1 n . 486 ,
LW 4 S. 401,7ff. in derselben Verbindung von Exod. 33,20 mit einem Gregorius- und Augustinus.
Zitat (sieh unten S. 365 Anm . 1 und 3). Der Rückverweis unten S. 369,3 dürfte sich u .a . auf die Stelle
DW 1 S. 313,3ff. der echten Pr. 19 (sieh S. 369 Anm . 2) und aufoben $ . 211,1 ff.der als echt erwiesenen
Pr. 37 beziehen . Überdies wird die Echtheit der Predigt durch eine Reihe von charakteristischen Über
einstimmungen mit Stellen aus echten deutschen und lateinischen Werken erwiesen , sieh S . 363 Anm . 3
(DW 1 S. 123,8ff.; 121,5 ; 171,12 ; 317,1); S. 364 Anm . 1 (DW 1 S.113,8ff.; 152,9ff.; 314 ,5ff.; 52,9ff.);
S . 365 Anm . 1 (DW1 S . 128, 11f.; 135 ,2 ff.); Anm . 2 (DW 1 S . 134 ,10 ff.; 128, 1 f .; 135 ,4f.) ; S . 366
Anm . 2 (DW 1 S . 151,5ff.) ; S . 367 Anm . 2 (DW I S . 367,3ff.) ; S. 368 Anm . 1 (DW 5 S . 409,3f.) ; S. 369
Anm . 2 (oben S . 211,1 ff.; DW1 S . 313,3 ff. ; 319, 12 ff. ; oben S. 199, 1 ff .); Anm . 3 (DW1 S. 80 ,12 ;
170, 3 ; 185 ,5 f.); S . 371 Anm . 2 (oben S . 363,8 ff. und S . 364 Anm . l) ; Anm . 3 (DWI S . 122,5 ff.) ;
S. 372 Anm . 2 (DW 1 S. 132,1ff.; DW 5 S .418 ,8ff.). – S. 360 Anm . 2 (LW 4 S. 142,6 ff.); Anm . 3
(LW 4 S. 450,6 ; 359,4 f.); S. 361 Anm . 1 (LW 4 S. 325 ,5ff.); Anm . 3 (LW 3 S. 56 ,7ff.; LW 4
S . 467,8f.); S . 362 Anm . 1 (LW 3 S . 287,9f.; LW 1 S.596 , 11ff.; LW 4 S. 228,4 ; LW 2 S .452,1 ff.; 453,7ff.;
n . 184 ) ; S . 363 Anm . 3 (LW 4 S . 450,6f.) ; Anm . 4 (LW4 S . 142, 7 ; LW1 S .384, 9 ; In Ioh . n . 698 ) ;
S . 364 Anm . 1 (LW 4 S . 114 ,3 ff.; LW 1 S . 545,4f. ; 561,6 ff . ; In Ioh . n . 673) ; S . 365 Anm . I (LW 4 S . 401,
7ff.; 455 ,4 ff. ; 199, 1) ; Anm . 2 (LW1 S . 292,6f.); Anm . 3 (LW 4 S . 401,9f.); S . 366 Anm . 1 (In Sap .
n . 285 ) ; S . 367 Anm . 2 (LW 4 S . 142, 7 ); Anm . 3 (LW 4 S . 142,6f.;) S . 368 Anm . 4 (LW4 S . 374 ,5f.) ;
S . 369 Anm . 2 (LW 4 S . 374 ,9f.) ; S. 371 Anm . 2 (oben S . 363,8 ff . und S . 364 Anm . 1) ; Anm . 3 (LW 4
S . 13,13ff.; LW 2 S. 260,7 ff.); S. 372 Anm . 2 (LW 1 S. 168,6ff.; LW 2 S. 30,7f.; LW 4 S. 24,15ff.). —
Auch der Stil der Predigt zeigt Eckhartische Prägung durch die Stilmittel der Häufung S. 361,3 ;
367,5 ; 372,5f.; der Antithese S . 361,6 ; 362,4f.; 364,2f.; 365 ,2 ; 369,5 ff.; der Hyperbolik S. 362,3f.;
363,3ff.; 369,4 ; 372,5ff.; der Vergleiche S. 365, 1 ff.; 366,5ff.; 368,5f.; 371,6f.; 372,3ff. Die Predigt
behandelt auch Lieblingsthemen Eckharts wie das des Verhältnisses von Vernunft und Willen
in ihrer Bedeutung für die Beseligung S. 363,8ff.; 370 ,11 ff.; das des „ Sohn-Seins“ S. 370,8 ff.;
373,3ff.; das des gerechten Menschen S. 371,9ff.; und schließlich verrät sie in der Bemerkung über die
besten meister S . 371,4 : der enist niht vil die humoristische oder auch ironische Ader des Meisters.
Der Aufbau der Predigt ist wieder der einer Homilie , d .h . er lehnt sich an das zugrundegelegte
Schriftwort an , dessen einzelne Bestandteile Eckhart nacheinander exegesiert,wobei er sich allerdings
im wesentlichen auf die Deutung der im Schrifttext angesprochenen vier Namen des Simon Petrus
und seine Seligpreisung 'scelic dù bist !' konzentriert, über 'daz enhât dir niht geoffent vleisch noch bluoť
überhaupt nicht spricht und 'sunder min vater, der in dem himel ist !' unten S . 372,2ff. ziemlich kurz
abhandelt . Im ersten Teil der Predigt (360 ,6 — 363,7) exegesiert Eckhart 'scelic dù bist , indem er voran
schickt, daß alle Menschen nach Seligkeit verlangen , dann aber dieses Verlangen auf das Begehren
nach Lob spezifiziert und unter Anschluß an ein Augustinus-Zitat feststellt , daß nur das Begehren
nach Lobwürdigkeit den guten Menschen kennzeichne und daß reine Tugend kein Streben nach
1 In diesem Zusammenhang darf darauf hingewiesen werden, daß sich nicht nur „ Parallel“ .
Sermones zu deutschen Predigten finden (sieh DW 1 S . 277ff.), daß man sich vielmehr berechtigt
glaubte, in den lateinischen Sermones Skizzen oder Entwürfe zu deutschen Predigten zu sehen (vgl.
Benz, „Mystik als Seinserfüllung bei Meister Eckhart“ in : „ Sinn und Sein “ , hrsg. v. R .Wisser,
1960, S . 401), was J.Koch (LW 4 S . XXIX ) allerdings in solch genereller Formulierung wohl mit
Recht als unzutreffend bezeichnet hat. Daß Eckhart in seinen deutschen Predigten gelegentlich einen
Hinweis auf einen lateinischen Sermo gegeben haben dürfte, mag man aus DW 1 S . 173, 1f. und dort
Anm . 1 sowie LW 4 S . 32 Anm . 1 ersehen .
358
Beatus es, Simon Bar Iona

Nutzen oder irgend etwas, was außerhalb der Tugend liege, kenne. Dann führt er vier Kennzeichen der
wahren Seligkeit auf, die nur dort zu finden sei, wo Gott selbst sie nimmt. — Im zweiten Teil (363,8 —
372, 2) läßt Eckhart sich dann über die vier Namen des Petrus aus u . zw .: 1. (363 ,8 – 367, 3 ) über den
Namen Petrus, den er im Anschluß an Hieronymus als „der got schouwet- etymologisiert .An diese Deu
tung schließt er eines seiner Lieblingsthemen an : ob der Kern des ewigen Lebens mehr im Erkennen
oder im Wollen liege und entscheidet diese Frage — wie meist - im Sinne des Vorrangs des Erkennens.
Wer aber Gott erkennend schauen will, muß, wie Gregorius sagt, dieser Welt abgestorben , tot sein .
Seine Seele muß , ebenso wie die Farbe an der Wand durch das Licht der Luft entmaterialisiert oder ver
geistigt werden muß, damit das Auge sie wahrnehmen kann , durch das Gnadenlicht verfeinert werden ,
wenn sie Gott schauen soll. Zur Verdeutlichung verweist Eckhart in diesem Zusammenhang auf Aus
sprüche von Aristoteles und Demokrit (366,3ff., 8 ff.). — 2. (367,445) über den Namen Bar Iona , den er,
abweichend von Hieronymus, durch sun der gnade etymologisiert .Die Gnade aber läutert und führt die
Seele hinauf zu göttlicher Schau . — 3. ( 367,6 — 370,10) über den Namen Simon , den Eckhart wieder
mit Hieronymus als einez , daz gehæric ist, und einez , daz underböugic ist, etymologisiert. Der Mensch
aber ist nur dann gehoric, wenn die oberste kraft der sêle, diu daz houbet ist (369,2), unter den Strahl des
göttlichen Lichtes erhoben ist, durch das alle Kreaturen , die an sich ein Nichts sind , ihr Wesen erhalten .
Die Seligkeit liegt also darin , daß der Mensch in der obersten kraft der sêle lebe und mit ihr ihre Seligkeit
in Gott empfange, in gotes obersten ,woauch der Sohn nimet,in dem ersten úzbruche. — 4. (370,11 — 372,2)
über den Namen Cephas,den Eckhart übersetztmit houbet. Als houbet der sêle aber bezeichnet er wieder
um die vernünfticheit bzw . verstantnisse und unter Wiederaufnahme der schon behandelten Frage
nach dem Vorrang von Vernunft oder Willen stellt er die Vernunft wieder über den Willen ,weil sie zum
Wesen Gottes vordringt,während derWille Gott nur erfaßt,soweit er gut ist .Deshalb (weil eben Petrus
,der got schouwet bedeutet) sprach Christus : 'Simón Pétre, sælic dù bisť . — Im dritten Teil der Predigt
(372,2 — Schluß) behandelt Eckhart dann noch kurz 'mîn vater, der in dem himel ist , indem er unter
Anschluß an Johannes Damascenus und unter Verwertung von Exod. 3,14 'qui est, misit me' den Na
men ( der då ist') als den einzigen und eigentlichen Namen Gottes bezeichnet, zu dem der Mensch
durch „ Abscheiden “ , „ Abziehen “ und „ Abschälen “ von allen Akzidenzien durchdringen muß, um
dann selig zu werden , indem er seine Seligkeit dort nimmt, wo sie der Sohn selbst nimmt.

359
Beatus es, Simon Bar Iona, quia caro et sanguis etc .

Unser herre sprichet : 'Simôn Pêtre, sælic dû bist; daz enhât dir niht geoffent
nse

vleisch noch bluot, sunder mîn vater, der in dem himel ist !’1 106, 5

Sant Pêtrus hật vier namen : er heizet ‘Petrus' und heizet ‘Bar Iôna' und heizet
5 'Simôn ' und heizet 'Cephas’2.
Nû sprichet unser herre: 'sælic dû bist!' Alle liute begernt sælicheit 3. Nû sprichet

1 ; 2f.; 4f.; 6 Matth . 16,17 : Beatus es Simon Bar Iona : quia caro et sanguis non revelavit tibi,
sed Pater meus, qui in caelis est.; vgl, auch unten S. 363, 3, 8; 366, 2 ; 367, 4 , 6 ; 371, 9 ; 372,2 .
4 (Pétrus) Matth . 16 ,16 , 18 ; vgl. auch unten S . 363, 8; 366, 2. 5 (Cephas) Ioh . 1,42; vgl. auch
unten S . 370,11.

Zuweisungen : S ( er )mo m (a )g ( istri Eghardi (hinter dem lateinischen Schrifttext) Str, ( W )


Überschriften : Sermo x ) Str, Von sand Peter vier namen Fl
1 Beatus bis etc. fehlt FlaBo Bar Tona peletes vier namen Fl .
Bar Iona ) petre Str quia bis etc. fehlt Str , etc.)
non revelavit tibi, sed pater meus, qui in caelis est. Pf 2 sprach FIB , Pêtrus, PfStr Stry
Fl peter B petri B , du pist s . Str , bistu aB daz bis 6 bist !' fehlt B . (Hom .) 2 dir
fehlt Str, niht fehlt PfStr, Str,Fi 2 f. fleisch noch blåt niht g . N , fleisch geoffenwart nach
plåt Fi g . weder fl. Str, 3 noch ) vnd B , mîn ] der PfStr , Str, den hymmeln
B, 4 Sand peter Str FiN het Str , hatte B , und bis 5 'Cephas'.] Petrus Bariona
Symon Cephas Strz petrus bariona vnd haizzt Symon vnd Cephas Fl 4 ‘Bar Iôna ' u. h . fehlt
Pf(Hom .) 5 heizet fehlt PfStr 6 spr.1) sprach B , bistu a beg. der 8. FI sæ .
licheit .] gelobt zv werden N NÛ2] Ez Fl spricheta fehlt B ,

1 Der Schrifttext ist dem Evangelium des Festes Petri Stuhlfeier (22. Februar), Petri Kettenfeier
( 1 .August) oder der Apostel Petrus und Paulus (29. Juni) entnommen . Im heutigen Missale Romanum
steht er ferner als Evangelium zum Feste eines oder mehrerer heiliger Päpste. — Mit Recht hat Pfeiffer
im lat. Schrifttext (Z . 1) das in seinem Leittext Str , überlieferte petre durch Bariona ersetzt, das Str, in
Übereinstimmung mit dem Evangelien - und dem Missale - Text bietet. — Wie ich oben S . 358 bereits ge
sagt habe, ist es sehr wahrscheinlich , daß Eckhart mit dem Hinweis : Vide in eodem Sermone. im Ein
gang von Sermo LV n . 535 , LW 4 S . 450,7 im Anschluß an das Zitat aus Matth . 16 ,17 'beatus es, Simon
Bar Iona' die vorliegende deutsche Predigt gemeint hat. – Das versehentliche Fragezeichen hinter 2 . 3
ist (Pf S . 106,5) hat Lasson ( M . E . S . IX zu 106 ,5 ) bereits durch einen Punkt ersetzt.
Zu den hier aufgeführten vier Namen des Petrus vgl. Sermo XIV , 1 n . 151, LW 4 S. 142,6ff.:
. . . et haec sunt Simonis ‘oboedientis ', Petri 'agnoscentis', Petri 'petrae stabilis ', Bar Ionas 'filii
gratiae', 'filii columbae'.; Pfeiffer ( S . 106 , 6 ) hat in Z . 4 wohl nur versehentlich und heizet Bar Iôna
ausgelassen ( sieh Quint S . 306 ).
3 Vgl. Sermo LV n . 535, LW 4 S . 450,6 : Ibi cadit beatitudo, woran unmittelbar das oben Anm . 1
aufgeführte Matthäus-Zitat 16 ,17 mit dem Hinweis Vide in eodem Sermone anschließt. Daß mit diesem
Hinweis, wie schon gesagt, die vorliegende Predigt gemeint ist, wird m . E . bestätigt durch die Tatsache,
360
Beatus es, Simon Bar Iona
ein meisterl: alle liute begernt gelobet ze sînne. Nû sprichet sant Augustinus2:
10 ein guot mensche begert keines lobes, ez begert wol, lobes wert ze sînne. Nû sprechent
unser meister: diu tugent ist alsô lûter und alsô gar abegezogen und abegescheiden
von allen lîplîchen dingen in irm grunde und in ir eigenschaft, daz nihtes niht in sie
gevallen enmac, ez enbevlecke die tugent und wirt ein untugent. Ein einic gedank oder 5
15 iht eigens nutzes gesuochet, sô enist ez niht ein wâriu tugent, mêr : ez wirt ein untugent.
Und daz ist diu tugent von natûre 3.

1 gelobet] saeleich Fl fehlt Pf ze fehlt Str, B , werden a S . aug. spr. FiDa wider
sprach s. aug. B , sprach PfStr, 2 m . der b . Str , ez ] hi B b . nit enkaines B , daz es
lobes werdt were (sei N , werde oder sie B ,) a w . ze s.] zewůrchen Str, werdich B ze
fehlt F1 spricht BB , 3 unser ) di Fi daz di t. FIB . puer Bo gar] te mael
Be abegezogen und fehlt B , 4 in2 fehlt Str , ir ) irme Str B , nihtes fehlt B in
bis 5 ez fehlt FI 4 in ) an a 5 ez ensei befleket die N , er bedechke di Str , en
beulect Be wirt] würke PfStr, Str , wirchet Fl u nt.) tågent Fi Ein bis 6 gesuochet,]
Niet also veel als een enich gepense of dat een sijn vordel sueket B 5 Ein einic ged . fehlt
Str , 5f. einen gedanchen oder iczicht eigens nůcz sůcht so FI 6 iht] niht N , nutzes]
můs es getilgt B , ges. wirt so a gesůchent Str , ez niht) iz einiges gedanch nicht
Str ez fehlt Str FIN , B . wâriu ] gewaer Befehlt PfStr, mêr : bis untugent. fehlt Str ,
(Hom .) sunder B , w . wael een B unt.] tugent Fl 7 ist] ez Stra diu fehlt B ,

daß unsere Predigt nicht nur mit der kurzen Bemerkung über die sælicheit (2 . 6) beginnt, sondern unten
S. 363,8ff. und 370, 11ff. breitere Ausführungen über die sælicheit bzw . den kerne des êwigen lebens
bringt; Sermo XLIII,1 n . 425, LW 4 S. 359,4f.: Nunc autem omnes volunt beati esse , secundum
Augustinum De trinitate et X Confessionum .,wo in Anm . 2 auf De trin . XIII c. 3 n . 6 . 7 ; c. 8 n . 11;
c. 20 n . 25, PL 42 ,1018. 1022 . 1034 und in Anm . 3 auf Confess . X c . 23 n . 33, CSEL XXXIII 252, 16
verwiesen ist; vgl. auch Confess. X c . 21 n . 31 S . 251,2f. ( ed . Skutella S . 233, 10ff.) : nec ego tantum
aut cum paucis, sed beati prorsus omnes esse volumus., vgl. noch In Eccli. n . 32, LW 2 S . 262, 2f. und
dort Anm . 1. Wie man sieht, hat Eckhart wohl schon in 2 . 6 , wie bei dem anschließenden meister -Zitat,
an Augustinus gedacht.
1 Vgl. Sermo XXXVIII n. 379, LW 4 S. 325,5ff.: Nota : tantum bonum est honor apud homines ,
ut, sicut narrat Augustinus, Ennius , inter antiquos famosus, hoc solum esse ( dixerit ) quod omnes
volunt., wo in Anm . 2 verwiesen ist auf De trin . XIII c. 3 n . 6, PL 42,1018 : Illud etiam quod vetus
poeta dixit Ennius : » omnes mortales sese laudarier optant«, profecto et de se ipso et de iis , quos ex
pertus fuerat, coniecit in aliis, et videtur pronuntiasse hominum omnium voluntates. — 2 . 1 gelobet
hat Pfeiffer ( S. 106 ,8 ) wohl wieder nur aus Versehen ausgelassen (sieh Quint S. 306 ).
2 Vgl. Augustinus Confess. X c. 37 n . 61 (ed . Skutella S . 256 ,12ff.) : Quid igitur tibi in hoc
genere temptationis , domine, confiteor ? quid , nisi delectari me laudibus ? sed amplius ipsa veritate
quam laudibus. nam simihi proponatur, utrum malim furens aut in omnibus rebus errans ab omnibus
hominibus laudari an constans et in veritate certissimus ab omnibus vituperari, video quid eligam .
3 Zu Z . 2ff. vgl. etwa oben 8 .79,11ff.: Wan nieman enminnet die tugent, dan der diu tugent
selber ist. Der mensche, der sich selben und alliu dinc gelâzen hât, der des sînen niht ensuochet an
deheinen dingen und würket alliu sîniu werk âne warumbe und von minne, der mensche ist tôt aller
der werlt und lebet in gote und got in im . und die dort S. 80 Anm . 1 verzeichneten Parallelen , insbesondere
In Ioh . n . 68, LW 3 S . 56 ,7 ff.: Moraliter notandum quod opus virtutis semper est et fit in virtute.
. . . Sic opus divinum et bonum nullus operatur nisi in deo , . . . Vis ergo scire, si opus tuum sit opus
virtutis, sit opus divinum : vide si factum sit in deo . .. . vide si opus tuum sit vivum . . . . Vivum
autem opus est, quod extra deum et praeter deum non habet movens nec finem .; vgl. noch Sermo
LVI n . 558, LW 4 S . 467,8f.: Dic quod, si virtus aliquid extra respiciat, iam virtus non est . und dort
361
Predigt 45
Nû sprichet ein heidenischer meister : swer die tugent würket umbe anders iht
dan umbe die tugent, sô enwart ez nie ein tugent. Suochet er lop oder iht anders, sô
verkoufet er die tugent . Man ensol ein tugent von natûre : niht geben umbe allez, daz
in ertrîche ist. Dar umbe enbegert ein guot mensche keines lobes; ez begert wol, lobes 106,20

1 Wan iz spricht Fl umbe ] vnd N iht anders PfStr , B6 2 ez in ein vntugent


Tugent sůchet Ni ez nie ein ] dat werck nye B ein fehlt Fi Suochet] Want s. Be lop ]
lof of roem B anders icht Str , 3 solde Fi ein bis natûre] ein naturleich t . Str , von
n .] natürlich PfStr , fehlt FIB d az] daz daz FIB , dat goet dat B 4 in ) en PfStrı ez ]
er Str , lobesa bis 363,1 sînne. ] lones wert sein Fl das es lobs werdt sij a

Anm .7; In Ioh . n . 339f., LW 3 S. 287f. (sieh folgende Anm .); Jostes S. 92,23ff.: ... als lang als der
mensch sich mit eigenschaft sein selbs beheltet in der tugent, so en sol er nimmer mer gesmaken
noch besitzen di früht der tugent, . . . man sol tugent uben , niht besitzen ! Daz ist volkůmenheit der
tågent, daz der mensch ledik ste der tugent.; Tauler S . 350,5ff.: Sant Augustinus ( Sperrung von
mir ) sprichet : 'enkein gůt werk enmachet nút eigenlich ein tugent, es ensi das es ein formlich habit
gewinne und einem menschen als gewonlich und als licht und lustlich si als ob es sine nature si wor
den '.; Thomas S. theol. II II q. 153 a. 2 ad 1: Ad primum ergo dicendum quod aliquid potest impedire
virtutem dupliciter. .. . Alio modo, quantum ad perfectum virtutis statum : et sic potest impediri
virtus per aliquid quod non est peccatum , sed est minus bonum . — Zur Textbesserung gegenüber Pf.
S . 106, 13 würke > wirt sieh Quint S . 306 ,wo auf Z . 6 wirt ein untugent verwiesen ist. — Zu Z . 5 Ein
einic gedank vgl. etwa DW 1 S. 315 ,5 : Einen einigen gedank enleget diu bekantnisse niht zuo , ... -
Die Hinzufügung von wirt hinter Z . 6 gesuochet in a beruht auf dem Mißverständnis der Syntax des
Satzes, die einem lat. ablativus absolutus entspricht.
i Zu Z . 1ff. vgl. In Ioh . n . 399, LW 3 S. 287, 9f.: Secundo consonat praedictis quod Seneca
dicit : nullum dignum pretium virtutis extra virtutem est. und dort Anm . 5 , wo verwiesen ist auf: De
clementia I c . 1 n . 1; nec ullum virtutum pretium dignum illis extra ipsas. und In Gen . II n . 131, LW 1
S . 596 ,11ff.: Adhuc autem quarto docemur quod intentio nostra semper debet esse pura et sine velo
omnis mercedis exterioris . .. . Et Seneca in Epistula dicit : » recte factorum verus fructus « in ipsis
est , » nec ullum virtutum pretium dignum illis extra ipsas « est. und dort Anm . 6 , wo noch auf Sermo
XXIV ,2 n .249, S. 228,4 und Anm . 3 sowie auf In Sap. n . 115 , LW 2 S. 452,1ff.; n . 117 , S. 453,7ff.
und n . 184 verwiesen ist. Vgl. ferner Sermo LVI n . 558, LW 4 S . 467,8f.: Dic quod, si virtus aliquid
extra respiciat, iam virtus non est.; sieh auch Karrer M . E . S . 254 Anm . 501 zur vorliegenden Stelle :
„ Der heidnische Meister könnte sowohl Plato als Aristoteles oder Seneca oder Cicero sein . “ Wie
man aus den oben aufgeführten lateinischen Vergleichsstellen ersieht, ist Seneca gemeint. Sieh auch unten
2 . 3 Anm . 3. Vgl. auch das Seneca - Zitat im Knz-Hey- Fragment oben S. 354, 353 und dazu St.Geor .
gener Prediger S. 49,17 ff.: 'hồre ain gůt wort', spricht ain haiden , hiesse Seneca, 'wåre joch daz
dazmir die götte min súnde vergåbint und sidie lute ôch niemer befundent, so wolt ich doch die súnde
iemer miden , won si so unrain ist'.
2 Zu Z . 3 verkoufet er die tugent vgl. etwa oben S . 291,8ff.: . .. wan sie tuont rehte, als sie got
verkoufen , als in Jûdas verkoufte. Sie minnent got umbe iht anders, daz got niht enist. und dort S . 292
Anm . 1 .
3 Zur Änderung ein tugent von natûre gegenüber Pf. S. 106 ,18f. ein tugent natürlich sieh Quint
S. 306, wo auf oben S . 361,7 verwiesen und gesagt ist, daß „ die Tugend ihrem reinen Wesen , ihrer Natur
nach " gemeint ist. Denselben Sinn hat die Str - Lesart: ein naturleich t. = eine naturgegebene Tugend ,
die Lasson ( M . E . S. IX zu 106,18) vorschlug. — Das Textplusstück, das Kng und He, hinter oben
Z . 4 ist bieten , enthältwiederum ein Seneca -Zitat ( sieh oben Anm . 1), das zwar,wie mir scheint, inhaltlich
nicht schlecht in den Zusammenhang paßt, das ich aber für einen sekundären Zusatz halte, nicht nur,
362
Beatus es, Simon Bar Iona
wert ze sînnel. Einem menschen ensol niht leit sîn , daz man mit im zürnet; im sol leit
sîn , daz ez den zorn verdienet2.
Nû sprichet unser herre: 'sælic dû bist!' Sælicheit liget an vier stücken : daz man
25 habe allez, daz wesen hât und lustlich ist ze begerne und smak bringet, und habe daz
zemâle ungeteilet mit einer ganzen sêle und daz in gote genomen in dem lûtersten und 5
in dem hohsten, blóz, unbedecket in dem ersten ûzbruche und in dem grunde des we
sens, und alles dâ genomen , dâ got selber nimet: daz ist sælicheits.
30 Nû sprichet er 'Pêtre ', daz ist als vil als der got schouwet'4. Nû vrâgent die mei
ster, ob der kerne des êwigen lebens mê lige an der verstantnisse oder an dem willen .
Wille hât zwei werk : begerunge und minne. Verstantnisse, der werk ist einvaltic ; dar 10

3 Sieh oben S. 360,1, 2, 6. 8 Sieh oben S. 360,2, 4.

I w . ze s.] werch zewürchen Str , Een mensche Be mit fehlt Pf zürne, PfStr, sol
das l. a 2 den ] ein N verd .heft BE 3 Nû bis 366,2 'Petrus’. fehlt Bo 3 sprach
B, bistu a st .) dingen Strą daz ] Das erst dz B , 4 lustig Str N . 5 zemale)
mit ein ander Strą daz zumale in B , N mit ] in Pf gotes genůmen in N unda bis
7 sælicheit. fehlt FI 6 blóz, fehlt PfStr, Str vnd bedeket N Str , 6f. wessendes Str, B ,
N 7 nimet ] niemā N , daz ] da B , 8 Nû bis ' Pêtre ',] Merk er spricht Petros Fi e r]
der nam PfStrı fehlt Str , Pétrus PfStr,Str , peterN B , d az ist ] daz spricht Fl fehlt
PfStr Str , der] dir Fl einer der N , beschawet Str, Nûa] Es Fl 9 der verst. ] dem
( fehlt N ) bekentenisse NB , 1 0 W .] Der w . Str ,Fi d es werch Str, B , N , dez werches Str Fldes
werke B , w . daz ist N ainvaltichait Str , 10f. dar umbe ] daz Fl

weil es in allen anderen hsl. Texten fehlt, sondern auch, weil kaum anzunehmen ist, daß Eckhart direkt
hinter einem unbenannten Seneca-Zitat ein benanntes gebracht hat.
1 Vgl. oben S . 361,1f. und dort Anm . 2 .
2 Ähnlich DW 5 S . 19,14ff. ( BgT) : Ein guotmensche ensol niemer schaden geklagen noch leit ;
er sol daz aleine klagen , daz er klage und daz er klagennes und leides in im gewar wirt. und 3 . 72f.
Anm . 44 .
3 Die Ausführungen über die sælicheit als Erläuterung von Z . 3 ' sælic dû bist !' sind an entsprechen
der Stelle in Sermo LV , 1 n .535, LW 4 S . 450,6f. nur kurz angedeutet durch : Ibi cadit beatitudo, Matth . 16 :
'beatus es, Simon Bar Iona '. - Zu Z . 5f. lûtersten und in dem hæhsten vgl. oben $ . 168,2 und dort
Anm . 2 . — Zu Z . 6 blóz, unbedecket — wesens, vgl. oben S . 350,1f.: dân ist ein sælic leben in einem
iemermê, dâ kein valt enist, dâ nihtbedaht enist , dâ ein lûter wesen ist. — Zu Z . 6 in dem êrsten ûz
bruche (womit der ûzbruch des Sohnes aus dem Vater gemeint ist, vgl. insbesondere DW 1 S . 54,1ff. :
Nû sprechent diemeister, daz nach dem êrsten ûzbruche der gotheit, dân der sun ûzbrichet von dem
vater, . . . ; 267, 3: . . . wan der sun hât den êrsten ûzbruch ûz der natûre; 300,3f.: . . . daz der oberste
engel der geisto sô nâhe sî dem êrsten ûzbruche .. . und die dort Anm . 3 aufgeführte Vergleichsstelle
Pf. S . 165, 26f.: Der ander ûzbruch daz ist der erste engel, der ist aller nahest dem êrsten ûzbruche.;
DW 1 S . 123,8ff .: Sant Augustinus sprichet : als daz unsprechelich ist, dân der sun ûzbrichet von dem
vater in dem ersten ûzbruche, also ist neizwaz gar heimlîches dar enboben dem ersten ûzbruche, dâ
ûzbrechent vernünfticheit und wille .; 121,5 : Swaz got würket, der êrste ûzbruch ist barmherzicheit,
. . . ; 171, 12 ; 317,1 ; oben S. 180,5ff. und dort Anm . 6 ; 181,5f.; unten S .557 ,12ff.; Par.an . S . 121,8f. —
Zum Ausdruck ûzbruch ( = processio , processus) vgl. auch Schmoldt 8 .72ff .
4 Vgl. Sermo XIV ,1 n . 151, LW 4 S. 142,7 : . .. Petri ‘agnoscentis ', . . . und dort Anm . 2, wo auf
Hieronymus Liber interpret. hebr. nom . 65,18 ; 70, 16 verwiesen ist; In Gen . I n . 240, LW 1 S. 384 ,9 :
363
Predigt 45
umbe ist si bezzer ; ir werk ist bekennen und engeruowet niemer, si enrüere blôz, daz si
bekennet. Und alsô gât si dem willen vor und kündet im , daz er minnet. Die wîle man der 106,35
dinge begert, sô enhât man ir niht. Sô man sie hât, sô minnet man sie ; sô vellet be
gerunge abel.
5 Wie sol der mensche sîn , der got schouwen sol ? Er sol tôt sîn . Unser herre sprichet:
‘nieman enmac mich gesehen und leben'. Nû sprichet sant Grêgôrius : der ist tôt,

6 Exod . 33,20 : Rursumque ait : non enim videbit me homo, et vivet.

1 ist ") iz B , fehlt N sil )ez Fi ir bis und] wenn bechentnusse Fi ir ] vnd ir N . vnd
si enger . a enrüere] enrve Str , enwůr oder begreifft Fi 2 si dan dē Fl i m ) in Fl nie
B, daz] was B , minne N , nimmet Fl wîle daz m . N . 3 hât, ]hết PfStr , hiet
Strz man eingeklammert W wellent Str , 5 Wie ] Ein vrag ist wi Fi s în ,] tuon
N1 sprach N 6 sant fehlt Stri

... » Petrum «,id est »agnoscentem «, . .. und dort Anm . 5, wo noch hingewiesen ist auf: In Ioh. n . 698:
. .. per Petrum qui interpretatur agnoscens, . ..; Sermo Paschalis ( 1294) n . 13: Petrus interpretatur
ragnoscens «.; DW 1 S . 48,7 : Pétrus sprichet als vil als bekantnisse.; 52,8f.
i Zu S. 363,8ff. und zur Frage ob Vernunft oder Wille das höhere, beseligende Prinzip im ewigen
Leben sei, vgl. oben S . 265,1ff. und dort Anm . 1; unten S . 370,11ff.; DW 1 S . 113,8ff.: Etlîche sprechent,
daz sælicheit niht lige an bekantnisse , sunder aleine an willen . Die hânt unreht; wan læge ez aleine
an willen , sô enwäre ez niht ein , und die dort S . 114 Anm . 1 aufgeführten deutschen und lateinischen
Parallelstellen , insbesondere In Ioh . n . 673: Beatitudo utrum consistat in actu intellectus vel voluntatis
antiqua quaestio est. Videtur autem ex praemissis verbis quod consistat in cognitione et intellectu
substantialiter; n . 677: Patet ergo quod beatitudo, praemium scilicet, per se respicit intellectum
proprie .; Sermo XI,2 n . 120, LW 4 S . 114,3ff.; DW 1 S . 152,9ff.: Ich sprach in der schuole, daz ver
nünfticheit edeler wäre dan wille , . . . Dô sprach ein meister in einer andern schuole , wille wære
edeler dan vernünfticheit, wan wille nimet diu dinc, als sie in in selben sint, und vernünfticheit nimet
diu dinc, als sie in ir sint. . . . Ich spriche aber, daz vernünfticheit edeler ist dan wille . . . . Vernünf.
ticheit nimet got blôz, . . . Då von bin ich aleine sælic , daz got vernünftic ist und ich daz bekenne.
und die dort S . 153 Anm . 3 verzeichneten Vergleichsstellen , zumal In Gen . II n . 83, LW 1 S . 545,4f.:
Hinc etiam patet quod beatitudo, cum sit vita aeterna, proprie consistit in intellectu sive in cognitione
dei per essentiam , . . . und dort Anm . 4; vgl. ferner DW 1 S . 314 ,5ff.: . . . als ich nû sprach von bekant
nisse und minne. Diu bekantnisse diu læset abe, wan diu bekantnisse ist bezzer dan diu minne. und
dort Anm . 3; oben S . 329,7ff. und dort S . 330 Anm . 1; Thomas S . theol. I q . 82 a. 3. Zur bezeichneten
Frage vgl. auch die ganze Predigt Par. an . Nr. 41, S . 90 – 92 des Giselher von Slatheim ,der sich ein .
gehend mit der Kontroverse der Franziskaner und Dominikaner im Hinblick auf das fragliche Problem aus.
einandersetzt und sich, wie Eckhart, für den Vorrang der Vernunft vor dem Willen entscheidet. Sieh auch
B . Weiß 8 . 166ff. — Zu S . 363, 10 ff. vgl. noch DW 1 S . 52,9ff.: . . . wan bekantnisse . . . dringet und
brichet durch und vindet got blôz und saget denne ir gespiln , dem willen , waz sibesezzen habe, . . . Be
kantnisse gât vor.; Par. an . S . 92,29ff. (Giselher von Slatheim ) : hirummewil disir meister sprechin
daz di einunge grozir si der minne dan di einunge der fornuft, wan daz bekentnisse foregeit und minne
noch ; unten S . 378,7ff. und dort Anm . 3 ; In Gen . II n . 95, LW 1 S . 561,6ff.: Adhuc autem secundo
bonum retro est, quia obiectum voluntatis est, voluntas autem deorsum est respectu intellectus,
. . . etiam tertio quia non amat nec amare potest incognitum . — Wie der Var.-App. zu S. 363,9 sowie
zu unten S . 370, 1 und S . 371,3 zeigt, schwankt die hsl. Überlieferung der Predigt in der Bezeichnung der
Gegenkraft der minne zwischen verstantnisse und bekantnisse , die beide mit vernünfticheit (sieh unten
S . 371,5 ) synonym verwendet werden , ähnlich wie in der oben aufgeführten Stelle In Ioh . n . 673 cognitio
( = verstantnisse, bekantnisse) und intellectus ( = vernünfticheit ). Jedenfalls gilt dies für die vor.
364
Beatus es, Simon Bar Iona
der der werlt tôt ist ?. Nû prüevet selbe, wie ein tộte sî und wie wênic ez in allez berüeret,
daz in der Werlt ist. Stirbet man dirre werlt, man enstirbet gote nihta. Sant Augustî
107,5 nus : betete maniger hande gebet . Er sprach : herre, gip mir , daz ich erkenne dich und
mich. »Herre, erbarme dich über mich und zeige mir dîn antlütze und gip mir, daz ich
sterbe, und gip mir , daz ich niht ensterbe, umbe daz ich dich êwiclîche schouwe«. Diz 5
1 der werlt ] in der werlt werlt Str, merket a ez in a .] er alles daz Strz in fehlt
PfStr a ller getilgt
B r üeret, PfStr ,Str , 2 der] diser Strą dirre) der B ,N , B ,Fl
st. doch g. Fl 3 betete ] betet Str, pat Str , tet FI månighande B ,manigerlai Str, sprichet
Str, B ,N ich bis 4 mich .] ich dich erkenne vnd N 3 f. dich u . m .)mich (davor Radierung )
vnd mich (mich auf d . Rand nachgetr.) Fl 4 anplich Fl 5 sterbe, bis ich ' fehlt PfB,
(Hom .) ensterbe,] ê st . PfStr, ersterbe Str B , umbe) unz PfStr , vnd Str F1B ,N , daz?]
dz das B , beschawe Str , Diz ] Daz StrzF1

liegende Predigt; vgl. auch Pf. S . 126,18 ff.; zur schwierigen Frage der Abgrenzung der drei Termini
gegeneinander vgl. etwa DW 1 S. 528. Anm . 3 und Schmoldt . 15ff. — Zu Z . 3f. begerunge vgl. oben
S . 303,4 , 7 ; 304, 1f. und dort S . 304 Anm . 3. — Zu Z . 2ff. vgl. oben S . 303,7ff.
1 Vgl. DW 1 S . 128,11f.: Sant Grêgôrius sprichet, daz gotes nieman enmüge vil hân , wan der
grunttôt ist dirre werlt. und die dort Anm . 7 aufgeführten Parallelen , insbesondere Sermo XLVII, 1
n . 486 , LW 4 $. 401,7ff.: Qui enim perfecte ad divina (vult ) suspendi,debet huic saeculo mori,Exodi 33 :
'non videbit me homo et vivet'. Quod exponens Gregorius ait in Glossa : huic saeculo moritur qui
eius amore non retinetur. und dort Anm . 4, wo verwiesen ist auf Glo88a ord. i. h . l.: qui sapientiam
quae deus est videt, huic vitae funditus moritur, ne eius amore teneatur. und auf Gregorius M .
Moral. XVIII c . 54 n . 89, PL 76 , 93 . – Vgl. auch unten S . 429, 3 ff. und dort Anm . 2 ; oben S . 254, 3
und dort Anm . 2 ; 255 , 4. ff . und 256 Anm . 1 ; 80, 3 und dort Anm . 1 ; DW1 S. 128,1f. und dort Anm . 1 ;
135,2ff. — Zum Exodusvers S. 364 ,6 vgl. noch Sermo XXII n . 213, LW 4 S . 199, 1 und dort Anm . 1
und 3 ; LV , 2 n . 543, S . 455,4ff. und dort Anm . 3; vgl. auch Ampe OGE 40 , 1966 , S . 156 .
Zu 2 . 1f. vgl. DW 1 S . 134,10ff.: Ez muoz gar ein kreftic leben sîn , in dem totiu dinc lebende
werdent, in dem joch der tôt ein leben wirt. Gote dem enstirbet niht : alliu dinc lebent in im . und
die dort S . 135 Anm . 1 aufgeführte Stelle In Gen . I n . 139, LW 1 S . 292,6f.: Deo enim nihil praeterit,
nihil moritur nec quidquam in nihilum redigitur. Quod semel est aliquid , hoc nunquam est nihil.
'Omnia enim illi vivunt', . . . , Augustinus Confess . I c. 6 n . 9 ( ed . Skutella S . 6 ,25f.): tu autem ,
domine, qui et semper vivis et nihil moritur in te, . . . ; DW 1 S . 128,1f.: Daz dritte,daz wir uns halten ,
als ob wir tôt sîn , daz uns niht berüere weder liep noch leit.; 135,4f.: Man sol grunttôt sîn , daz uns
berüere weder liep noch leit .; Pf. S . 480, 13ff.; Seuse S . 105, 17f.: Du solt unbeweglich in lieb und in
leid stan , als der toten bein tůt. — 2 . 1 prüevet habe ich als lectio difficilior der Q -Lesart merket vor
gezogen , wiewohl diese von S , und Ba , gestützt wird .
3 Zu Z . 2ff. vgl. Augustinus Soliloq. II c. 1 n . 1 , PL 32,885: Deus semper idem , noverim me,
noverim te. — Zu Z . 4f. vgl. Augustinus Confess. X c . 4 n . 5 ( ed . Skutella S . 212,25f. ): . . . miserere
mei secundum magnam misericordiam tuam .. . und IV c . 10 n . 15 ( S. 64,30f.) : Deus virtu
tum , converte nos et ostende faciem tuam , et salvi erimus. ( = P8. 79, 4 , auch zitiert In Ioh .
n . 204 , LW 3 S. 171,11f.) und I c. 5 n . 5 ( S . 4 ,22f.): noli abscondere a me faciem tuam : moriar, ne
moriar, ut eam videam ., auch zitiert Sermo XLVII, 1 n . 486, LW 4 S . 401,9f. ( in direktem Anschluß
an die oben Anm . 1 zitierte Stelle desselben Sermo) : Hanc mortem Augustinus I Confessionum deside
rabat, ut illic visionem acciperet, dicens : »moriar, ne moriar, ut eam videam «, faciem scilicet tuam .
mit der Übersetzung: „ Diesen Tod begehrte Augustin , um dort zur Anschauung (Gottes ) zu gelangen, als
er im 1. Buch der Bekenntnisse schrieb : „sterben will ich, damit ich nicht sterbe, sondern es schaue', nämlich
dein Angesicht.“ Wie der Var.- App. erkennen läßt, haben Pf( str ) und B , das Textstück in 2 . 5 sterbe,
ich ' und damit die Entsprechung von moriar infolge von Homöoteleuton verloren . Das in Z . 5 stehende umbe
daz, das ich einzig aus B , entnommen habe und das dem lat. ut genau entspricht, ist in PfStr , zu unz daz
365
Predigt 45
ist daz êrste stücke: daz man tột sî, ob man got schouwen wil. Diz ist der êrste name:
'Pêtrus'.
Ein meister sprichet: enwäre kein mittel, man sæhe eine âmeizen an dem himel. 107,10
Nû sprichet ein ander meister: enwäre kein mittel, man ensæhe niht. Sie hânt beide
5 wârl. Diu varwe, diu an der want ist , sol diu getragen werden in mîn ouge, sô muoz
si gebiutelt werden und kleinlich gemachet werden in dem lufte und in dem liehte und
alsô geistlîche getragen werden in mîn ouges. Alsô muoz diu sêle gebiutelt werden in 15
dem liehte und in der gnâde, diu got schouwen soll. Dar umbe hât der meister reht,

2 Sieh oben S . 360, 2,4 .


1 Diz ist] So ist daz Str Strn ist. nitto Strana . PfStr,Stroon B
ist ? fehlt B , 2 peter B ,N , petre B, 3 enw .] vnd w .
Strą dhain Str , myttelde B , mitte Str , secht Fl a meizen ) ainer getilgt B , erte
B dem ] den FI 4 Nû] so Fi enw .) und w . PfStr, Str, dhain mitte Str, mit
telde B , Sie hânt] ende si seggen Be 5 frawN i n ] an B min ógen a meinev
augen Strą 6 gebiutelt bis lufte] chlainleich gemachet werden vnd gelauttert werden in den
lüften Str, bebuldet N werden ] w . in B , kl. bis lufte] chlaine werden oder cleinleich
gemacht werden in den lüften Fi c leyn B6 werden fehlt B B , i na bis und fehlt Fl
(Hom .) 7 alsô fehlt PfStr, Str Fi g enzlich PfStr , geleich Str, werden in ' fehlt B6 min
ogen aFl meinev augen Strz gebuldet N1 geleutert Fi 8 gracien B het Str, rehter
PfStr, waer B
und in den übrigen hsl. Texten zu vnd daz verderbt. Überdies dürfte in 2 . 5 Pf ( Str,) e sterbe für ensterbe
mißverstanden sein . Vgl. auch Tauler S . 427,7f.: Sprach sant Augustinus : 'wir súllent sterben und nút
sterben , (wir súllent unser nature mit gewalte undertrucken und unser sinne) .
1 Der ander meister in Z . 4 ist Aristoteles ( De an . II t.7 , B c. 7 419 a 15ff.) , der meister in
Z . 3 Demokritos; vgl. In Sap. n . 285 : Hinc est quod philosophus II De anima dicit : si non esset
medium , nihil videremus . Democritus vero ibidem dicit : si non esset medium , videremus formicam
in caelo.; Par. an . . 63,21f.: ein meister sprichit:'en were kein mittil,man insehe nicht. ( Der Verweis
in der Anmerkung auf „ S . Bernhart“ ist irreführend .) ; Pf. S . 141,40ff.: Ein meister sprichet in dem
buoche von der sêle: wêre dekein mitel, daz ouge sêhe ein âmeiz oder eine müggen an dem himel.
Und er sprach war, unde meinet daz fiur unde den luft unde vil dinges, daz zwischent dem himele
unde dem ougen ist . Der ander meister sprichet : enwêre enkein mitel, daz ouge sêhe niht. Sie meinent
bêde wâr. Der erste sprichet : wêre enkein mitel, daz ouge sêhe ein âmeiz an dem himele . Und ermeinet
wâr. Wêre enkein mitel zwischent gote unde der sêle, alzehant sêhe si got, wan got hât dekein mitel
niht, er enmac ouch kein mitel lîden ( sieh Quint S . 434 zu 142,3f.) . . . . ( 142,20ff.) Der ander meister
sprichet: wêre enkein mitel, mîn ouge gesêhe niht. Lege ich mîne hant ûfmîn ouge, sô ensihe ich der
hant niht. Hân ich sî für mich , alzehant sihe ich sî. Daz kumt von gropheit, die an der hende ist, und
dâ von muoz ez geliutert undekleinfüege werden in der luft und in dem liehte und als ein bilde getragen
in mîn ouge.
2 Zu 2 . 5ff. vgl. Par. an . S. 63,22ff. (unmittelbar anschließend an den Text des in der vorauf
gehenden Anmerkung zitierten Aristoteles - Zitats) : sal ich sehin di varwe an der want, so muz si allir
erst cleinlich gemachit werdin in deme lichte und in der luft und also ur glichnisse getragin werdin
in min auge.; DW 1 S . 151,5ff.: .. . dâ von ist daz ouge sô kleinlich und sô verwenet, daz ez diu dinc
niht ennimet in der gropheit, als sie an in selber sint ; sie müezent é gebiutelt werden und klein gemachet
in dem lufte und in dem liehte; und die dort Anm . 5 verzeichneten Parallelstellen, insbesondere Pf.
S . 139,14ff.: Solmîn ouge daz bilde bekennen , daz an der want gemâlet ist, daz muoz kleinlich in dem
lufte gebiutelt werden , noch kleinlicher muoz ez getragen werden in mîn bilderîn ; in mîme bekent
nisse wirt ez ein .
3 Vgl. oben S . 135 ,3ff.: Also ist daz götlîche lieht alsô überkreftic und klâr, daz ez der sêle ouge
366
Beatus es, Simon Bar Iona
der dâ sprach : enwäre kein mittel, man ensæhe niht. Der ander meister hât ouch reht,
der dâ sprach : enwäre kein mittel, man sæhe die âmeizen an dem himel. Enwäre kein
mittel an der sêle, si sæhe got blôz .
20 Der ander name, 'Bar Iôna', daz sprichet als vil als ,ein sun der gnâde', in der diu
sêle geliutert wirt und ûfgetragen und bereitet ze götlîcher schouwunge .
Der dritte name heizet ‘Simôn ’; daz bediutet als vil als „einez, daz gehæric ist',
25 und einez, daz underböugic ist“3. Der got horen sol, der sol gescheiden sîn verre von
den liuten 4. Dar umbe sprichet Dâvît : 'ich wil swîgen und wil hæren , waz got in mir

4 Sieh oben S. 360,1 , 4 . 6 Sieh oben S. 360,1 , 2, 5 . 8ff. Ps. 84,9 : Audiam quid loquatur
in me Dominus Deus: quoniam loquetur pacem in plebem suam . Et super sanctos suos: et in eos,
qui convertuntur ad cor.

1 dâ fehlt B sprichet & seecht Be dhain mitte Str, dekein Fi man bis 2 mittel,
fehlt Stra (Hom .) 1 man möhte niht gesehen . PfStr, F1 Der bis 2 himel. ] Die vander erten te
siē anden hemel seecht oec waer B . 1 hât] der h . N , het F1 2 sprichet B , N dhain
mitte Str , mittelde B , die âm . ] anmaizzen Str, die ainen (en getilgt) B , Enw. ) vnd
w . Fl want en waer B 2f. dhain mitte Str, 3 so sehe sie B , N 4 Der bis 371, 9 got :
fehlt B 4 n . heizzet b . N name, fehlt Fi banona Str, daz] der Str, fehltF a lsa]
samei/ (ei vorweggenommenes ein ?) Fi s under genade PfStr, B , in der diu ] in dem die N .
di in der Str , der ] dē N 4f. di seln werdent geleuttert F1 5 wurdt gel. B , wirt gel.
N ,B bereydt B , N , beraittent B , beschawung Str , 6 name fehlt B , daz'] da
Str, einez, bis 7 ist'.] der gehårich oder gehorsam ist FI 6 gehort N ist', fehlt Pf
Str , 7 vnder baŭgit N , vnderbeucht B , vndertånig Str , Der] den B , 7f. verre v. d . l. g .
sein Str , 7f.von dem libe a 8 her Dauit Str, wil2 auf d . Rand nachgetr. F1 mir) im Stra

niht gelîden enmöhte, ez enwerde gestätiget und ûfgetragen bîmaterie und bî glîchnisse und enwerde
alsô geleitet und gewenet in daz götlîche lieht. und dort Anm . 1 ; Pf. S . 140,22ff.; unten S . 549,3ff.
1 Zu S . 366 ,8ff. sieh oben S. 366 ,3ff. und Anm . 1.
2 Vgl. Sermo XIV , 1 n . 151, LW 4 S . 142,7 : . . . Bar Ionas 'filii gratiae', . . . und die dort Anm . 3
aufgeführte Stelle Hieronymus In Matth . III c. 16 , PL 26, 121: Siquidem 'Bariona' in nostra lingua
sonat 'filius columbae'. Alii simpliciter accipiunt quod Simon , id est Petrus, sit filius Ioannis , iuxta
alterius loci interrogationem : 'Simon Ioannis diligis me?' . . . Et volunt scriptorum vitio depravatum ,
ut pro ‘Bar Ioanna', hoc est 'filius Ioannis ', 'Bar Iona' scriptum sit, una detracta syllaba . 'Ioanna'
autem interpretatur 'domini gratia '. Diese Stelle wird zitiert bei Isidorus Hispalensis Etymologiae
VII c. 9 n . 4 (ed . Lindsay I ) und Thomas Expos. cont. 8. Matth . c. 16 ,17, (Ed. Vivès 16 S . 294a ); sieh
auch DW 1 9 . 303 Anm . 3. — Zur Textbesserung sun der gnade gegenüber Pf. S . 107,20 sunder gnade, die
La88on ( M . E . S .IX )bereits vorgeschlagen hatte,sieh Quint S . 307,wo gegen die Annahme Lotzes ( S . 24) ,
es handele sich bei Pfeiffer um einen Druckfehler, darauf hingewiesen wird , daß Str , und Str , die fehler
hafte Lesart tatsächlich überliefern. — Zu 2 . 4f. vgl. etwa DW 1 S . 367,3ff.: Ich spriche : gnâde eneiniget
niht die sêle mit gote, si ist ein volbringen ; daz ist ir werk , daz si die sêle wider ze gote bringet . und
dort Anm . 3 ; 345,1ff. — Zu Z . 5 schouwunge, das Eckhart sehr selten verwendet, vgl. etwa Pf. S . 241,22f.:
. . . unde die wile wir an der schowunge sîn , sô sîn wir niht ein in deme, den wir schowen .
3 Vgl. Sermo XIV , 1 n . 151, LW 4 S . 142,6f.: . . . Simonis ‘oboedientis', . . . und dort Anm . 1 mit
dem Hinweis auf Hieronymus Liber interpret. Hebr. nom . ( ed . de Lagarde 8. 71,4 ) . — 2 . 7 under
böugic begegnet, soviel ich sehe, nur noch unten S . 368, 3 und 370,5f.
4 Die « - Variante dem libe statt den liuten ist offenbar unursprünglich . Lotze ( S . 24 ) hielt sie
für ursprünglich . Die Tatsache aber , daß NvL sich offenbar genötigt sah, die zum mindesten überraschende,
367
Predigt 45
rede. Er sprichet vride in sîn volk und über sîne heiligen und ze allen den , die dâ sint
gekêret wider ze irm herzen ' l. Sælic ist der mensche, der dâ vlîziclîche høret, waz got
in im spreche, und sol sîn underböugic die rihte under den zein 3 götlîches liehtes. 107,80
Diu sêle , diu dâ ist gekêret mit aller kraft under daz lieht gotes, diu wirt inhizzic und
5 inviuric in götlîcher minne4. Götlich lieht schînet die rihte oben în . Wære , daz diu

1 sprach FIB , sîn bis ze ] sînem wort , ob sînen heiligen , über sîn volc (ob bis volc ] ob sei.
nem heiligen volk Fl) zuo PfStr ,Str ,Fi sîn ] seinē
N v olcke B , allem N den , fehlt
PfStr Str N . 2 gekerēt N , geborn B , wider fehlt PfStrą irm ) irē B , N , rů ( ?) Fi her.
ren B , ist ] sei Fi hæret,] mercket vnd horet a 3 sprichet Str, sîn u . ] sich vnder
werfen Fi vnder badget N , vnderbeucht B , vndertånig Str, ze rihte PfStr, Str , zů richait
B , zu recht B , N , gerichte Fi under bis liehtes.] dē gotleichem liecht Fl under d . zein ) vñ
dēm (m unterpunktiert und unterstrichen W zem Str , vnder dem schein Str , zein ) zom B , zaum
B , zaůn (n aus m durch Rasur ?) N 4 gek . ist Pf gechret Fi k raft under ] chunst
wider in Fle under ] vnd Nu vũ Str, in B, 4f. infewrig vnd inhiezig Stra 4 inhissig
B, 5 inv.] würricht (t über d . Zeile nachgetr. ) Fi Götl. ] Sulch N , 1. das sch . a ge
richte Fl die rechte B , di reht N oben bis 369, 1 schine) do daz gåtleich liecht ob in wäre Di
svnne scheint Strą 5 Wære,] und wêre, PfStr, wäre es B , N , weres B ,

wenn nicht unsinnige Lesart von dem libe durch den Zusatz daz ist von liblicher wollúste (sieh oben
S . 355) verständlich zu machen , spricht m . E . für die Unursprünglichkeit der Lesart. Ka, (f. 42rb ) hat
lúten getilgt und danach libe geschrieben ( sieh oben S . 354 ). Mir scheint, daß dies kaum anders zu erklären
ist als durch die Annahme, daß der Schreiber zwei Vorlagen benutzte , von denen die eine der Str,-Gruppe
und die andere der a-Gruppe zugehörte. Dabei muß ich allerdings darauf hinweisen , daß Ka, statt S. 367, 7
der- 8 liuten . schreibt: der solniht alleine gescheiden sin / von den låten er sol ouch verre / gescheiden
sin von den lúten ( lúten getilgt ) / libe. Man könnte auf den Gedanken kommen , daß die ganze übrige
hsl. Überlieferung der — lüten infolge von Homöoteleuton verloren , daß Ka, das zweite lúten wiederum
infolge von Homöoteleuton durch Zurückgleiten fälschlich geschrieben , den Fehler sogleich bemerkt und,
ohne den in dem abzuändern , libe aus der Vorlage entnommen hätte . Ich würde allerdings eine solche
Annahme als sehr künstlich und gezwungen ansehen und im übrigen kaum für wahrscheinlich halten ,
daß Eckhart gesagt haben sollte: „ Wer Gott hören will,muß weit von dem Leibe entfernt sein .“ Eher noch
hielte ich es für möglich, daß der Kaj-Schreiber nach einem Zurückgleiten das zweite lúten tilgte und
durch libe — das dann zufällig mit der Variante der a-Gruppe übereinstimmte — ersetzte , weil er es als
lästige Wiederholung des ersten lúten empfand . Die Stelle DW 1 S. 287,4f. Etwenne hât si (d.h. die
Seele ) eine natiurlîche minne, die si ze dem lîbe hât. spricht m . E . nicht gegen meine textkritische Ent
scheidung.
1 Dieselbe Psalmstelle (84,9 ) zitiert Eckhart DW 5 S. 409,3f. (VAb ) ; sieh auch dort S . 444
Anm . 32. — Zur Textbesserung gegenüber Pf. S . 107, 26f. sieh Quint S . 307. Der Text von Str ,Str2( Fl),
dem Pfeiffer folgte, ist offenbar verderbt. Die Konjektur Larsons ( M . E . S . IX zu 107,28 ) zuo got
in irme herzen gegen den Wortlaut der Psalmstelle ist verfehlt.
2 Die Varianten zu die rihte, die der Variantenapparat verzeichnet, sind m . E . alle unursprünglich .
Ich habe die rihte entsprechend unten Z . 5 , S. 369, 1 und 371,5 eingesetzt.
3 Meine Änderung in Quint S. 307 zu 107,30 zein > zoum und die dazu vorgetragene Begründung
nehme ich hiermit als verfehlt zurück . Ich übersah , daß zein nicht nur die Bedeutung von „ Stäbchen "
hat,die an den verzeichneten und der vorliegenden Stelle keinen rechten Sinn ergäbe, sondern auch die von
„ Strahl“ , „ Strahlenschein “ haben kann , die hier ebenso wie in 369,2 und oben S . 211,2 ( sieh dort Anm . 1)
jedenfalls besser als die von zoum , gegen die ich a . a . O . schon Bedenken geäußert habe, passt. Gegenüber
zein sind zoum ( B , B ,[ N ]) und schein (Str ,) gewiß die lectio facilior. Vgl. Lüers S . 307.
4 Zu 2 . 4f. vgl. Sermo XLV n . 448, LW 4 S . 374,5f.: Nota : tractantibus verbum dei necessaria
368
Beatus es, Simon Bar Iona
sunne schine die rihte ûf unser houbet, ez enmöhte wênic ieman leben 1. Alsô sölte diu
35 oberste kraft der sêle, diu daz houbet ist, glîch erhaben sîn under den zein götlîches
liehtes, daz daz götlich lieht dar în geschînen möhte, von dem ich mê gesprochen hân 2:
daz ist sô lûter und sô überswebende und sô hôch, daz alliu lieht ein vinsternisse sint
und ein niht wider disem liehte. Alle créatûren , in dem daz sie sint, dâ sint sie als ein 5
40 niht; swenne sie überschinen werdent mit dem liehte, in dem sie ir wesen nement, dâ
sint sie iht3.

1 gericht Fl die rehte B , die reht Ni ez ] so Fi s ölte) so (über d . Zeile ) Str, 2 obristē
Fi der sêle , fehlt Fi den ] dem Str N . zoim B , zóm B , zaůn N , schein StrzF1 2f. göt
lîches l.,] gotlich lieht Str, 3 daz g. 1.] er Strz darinn B , da in Strz müge, PfStr Str, von
bis hân : fehlt Strą dem fehlt N mê]mir Fl nit B , 4 ist hinter hôch , PfStr, Str, sô1
fehlt B , alliu ) als Fl vinster Strg (Zeilenw .) dústnússe B , 5 ein n .] enniht Str n iht
fehlt Fl diseu liecht Strą ditz Fl dem B , Alle bis Schluß fehlt Fi d az] da B , N ,
fehlt PfStr Str, dâ ] sô PfStr Str . 6 übersch. w .] ýber scheinet daz werdent Stra aber
schynen B , wesen inne n . B , 6f. dâ s. s.] do si sint si Strz

est scientia illuminans intellectum et gratia sive caritas inflammans affectum . — Zu 2 . 4 inhizzic
bis 5 minne. vgl. oben S. 198,8 .
1 Zu S . 368,5f. vgl. oben S . 135,1ff.: Als der sunnen schîn , der sich niht enwirfet ûf daz ertrîche ,
er enwerde bewunden in dem lufte und gebreitet ûf anderiu dinc, sô enmöhte ez des menschen ouge
niht gelîden , und die dort Anm . 1 verzeichnete Parallelstelle Par, an . S . 113, 11ff.
2 Zu 2 . 1 ff. vgl. oben S . 211, 1 ff .: Daz vünkelîn der vernünfticheit , daz ist daz houbet in der sêle .
.. . ein götlich lieht, ein zein und ein îngedrücket bilde götlîcher natûre. und dort Anm .1. Der Ver
gleich mit der vorliegenden Stelle zeigt, daß mit Z . 1f. diu oberste kraft das vünkelîn der vernünfticheit
gemeint ist. Vgl. noch unten S . 370, 11f.; Sermo XLV n . 448, LW 4 S. 374,9f.: Caput vocat intellec
tivum sive mentem vel etiam ipsam substantiam animae , de qua omnes fluunt potentiae.; unten
8 .602,8ff. und S .603 Anm . 1; DW 1 S. 313,3ff.: Alle créatûren die engevallent gote niht, daz natiur.
lîche lieht der sêle überschîne sie, in dem sie ir wesen nement, und des engels lieht überschîne daz lieht
der sêle und bereite und vüege sie, daz daz götlîche lieht dar inne gewürken müge ; wan got enwürket
niht in lîplîchen dingen , er würket in êwicheit . Dar umbe muoz diu sêle gesament sîn und ûfgezogen
und muoz ein geist sîn . Der Rv. in Z . 3, der sich auf die voraufgehenden Ausführungen über daz götlîche
lieht bezieht, unter das diu oberste kraft der sêle ( = daz natiurlîche lieht d . s.) erhoben sein muß , dürfte
- zumal, wenn man die in Z . 4 folgenden Aussagen mitberücksichtigt, — u .a . auf die oben angeführten
deutschen Parallelstellen , vielleicht auch auf die folgende Stelle abzielen : DW1 S . 319,12ff.: Nû sprichet
sant Augustinus : swenne daz lieht der sêle überschînet die créatüren , dar inne sie ir wesen nement,
daz heizet er einen morgen . . . . Mêr: als daz götlîche lieht überschînet des engels lieht und daz lieht
der sêle und des engels lieht sich sliezent in daz götlîche lieht, daz heizet er den mittentac. und dort
Anm . 4 ( S . 320) mit dem Nachweis der Augustinus- Stelle; oben S. 199,1ff. und dort Anm . 2 . Es ist in
diesem Zusammenhang beachtenswert , daß Z . 4ff. im „ Spiegel der Seele " (sieh oben S. 353 unter Dow)
eingeleitet wird durch Lux diuina / Es spricht aber sant augustin götlich liecht ist so lutter . . .
3 Zu Z . 4 – 5 vgl. etwa oben S . 304,1f. und dort Anm . 1. - ZuZ. 4 überswebende vgl. DW 1 S . 347,7
und dort Anm . 3; oben S . 161, 7; Lüers S . 251f. – Zu 2 . 5 .ff. vgl. Pf. S . 225,17ff.: Daz dem liehte
nahen kumtdaz verzert daz lieht unde wandelt ez in götlîche nâtûre, als ich nû sprach von götlîchem
wesen : swaz in daz wesen getragen wirt daz wirt wesen .; DW 1 S. 80, 12 : alle creaturen sind ein luter
nicht ; und die dort Anm . 5 verzeichneten Parallelen , insbesondere Pf. S . 222 , 34 ff . : Alse man eine crêatûre
setzet gegen die andern , so schînet si schône unt ist etwaz : aber als man sî setzet gegen got, so ist si
niht.; vgl. ferner DW 1 S. 170,3: Alle créatûren in in selber sint niht. und dort Anm . 1; 185,5f.: Alle
24 Edhart, D 2 369
Predigt 45
Dar umbe enmac diu natiurlîche verstantnisse niemer sô edel gesîn , daz si got be
rüere oder begrîfe âne mittel, diu sêle enhabe disiu sehs stücke an ir , dâ ich von ge
sprochen hân : daz êrste, daz man tôt sî aller unglîchel. Daz ander, daz man wol ge- 108,5
liutert sî in dem liehte und in der gnâde2. Daz dritte, daz man sî âne mittel 3. Daz
5 vierde, daz man gehoric sî gotes worte in dem innigesten 4. Daz vünfte, daz man under
böugic sî götlichem liehte. Daz sehste ist, daz ein heidenischer meister sprichet: daz
ist sælicheit , daz man lebe nach der obersten kraft der sêle ; diu sol allez sîn ûftragende
und in gote nemen ir sælicheit 5. Dâ der sun selber nimet, in dem ersten ûzbruche, dâ 10
suln wir ouch nemen in gotes oberstem ; sô müezen ouch wir unser oberstez glîch halten
10 dâ engegen 6.
'Cephas', daz sprichet als vil als „ein houbet'. Vernünfticheit daz ist daz houbet

11 Sieh oben S. 360,5.

I enmac] ennút B , bekentnüsse PfStr, Str , daz] da B , 1f. gerure Str, 2 mitte
Str , sêle fehlt
B e nhabe ] schol haben Str, disiu ) die PfStr, ditz B , fehlt Strą dâ
bis 3 hân : fehlt Strą 3 êrste, fehlt N , vnglicheyt a 4 sî? bis 5 man fehlt B , (Hom .) 4 sî?
fehlt N mitte Str . 5 worten Str, in dem fehlt B , inneristen Str, vünfte] vierde
B, 5f. vnderbeuget B , N , vndertånig Str , 6 liehte. Daz] 1. Das fünfte dz man vnder dem
sturme gåtliches liechtes vff gekeret sie mit ainer gantzer sele Dz B , ist das das eyn B , ist,
fehlt B , 7 der?] die B , diu ] daz PfStr, Stra u ffdragende (vfftrengende B , vf tugent
Ny sin a auf getragen Str, 8 nemen ) neme N , nemende B , ir] ere (er NV vnd a ni.
met ,] in einetN u rbruch B , aus sprung Strz 9 sollen auch wir B N oberstem ; ] oberste
B , N , obere
B o uch wir] wir auch Str Str2N vnsern obristen Stra oberste PfStr,
9f. dar engegen halten B , N , dar in haben gegen B , 9 behalten Str, 11 daz? fehlt a
houbet'. ] hoch B , dazs fehlt W

créatûren sint ein lûter niht. und dort Anm . 1 ; 197, 11; Pf. S. 314 ,5f.: Dâ sint die créatûre ein in einem
unde got in gote. An in selben ensint sie niht.; In Gen . I n . 33, LW 1 S . 211,8f. — In Z . 5 habe ich daz
aus B , und dân aus a übernommen , wobei daz durch Do, Str , gestützt wird . Der Sinn des Relativsatzes
scheint mir so besser herauszukommen als im Pfeifferschen Text und in B , N , ( sieh den Var.-App .) .
1 Sieh oben S. 364,5ff. – Das von Pfeiffer aus Str , übernommene Adjektivabstraktum unglîche,
das auch Str2, Baz und S, bieten , kommt, soviel ich sehe, sonst bei Eckhart nirgends vor.
2 Sieh oben S . 367,4f.
3 Sieh oben S . 368,2f.
4 Sieh oben S. 367,6ff.; 368,28. — Zu innigesten vgl. oben S . 118 , 5 und dort Anm . 4.
5 Sieh oben S. 369,1ff., wo allerdings kein heidenischer meister zitiert wird. Vgl. Aristoteles
Eth . Nic . X c. 7 ( K c. 7 1177 a 12 ff.) : Si autem felicitas est secundum virtutem operatio , rationabile
secundum optimam : haec autem utique erit optimi. Sive igitur intellectus hoc, sive aliud quid , quod
utique secundum naturam videtur principari et dominari et intelligentiam habere de bonis et divinis :
sive divinum ens et ipsum , sive eorum , quae in nobis divinissimum ; huius operatio secundum propriam
virtutem erit utique perfecta felicitas.; vgl. auch Sermo X1,2 n . 120, LW 4 S. 114,8f.: Ex quo patet
eminentia intellectus et per consequens quod in eius actu ponitur beatitudo. und dort S . 115 Anm . l ,
wo auf die vorliegende Predigtstelle verwiesen ist, wenngleich die Sermo- Stelle sich nicht als Zitat gibt.
6 Zu Z . 8ff. vgl. oben S . 363,6f. und dort Anm . 3.
370
Beatus es, Simon Bar Iona

15 der sêle 1. Die die gröbesten rede haltent, die sprechent, daz diu minne vorgâ ; aber die
die næhsten rede haltent, die sprechent eigenlîche — und ist ouch wâr – , daz der kerne
des êwigen lebens mê lige an verstantnisse dan an minne 2. Und wizzet daz, war umbe.
Ez sprechent unser besten meister – der enist niht vil — , daz diu verstantnisse und
20 diu vernünfticheit gât die rihte ûf in got. Aber diu minne kêret ûf daz si minnet ; dâ 5
nimet si, daz da guot ist . Aber verstantnisse diu nimet daz, dâ von ez guot ist. Honic
daz ist in im selben süezer dan dehein dinc, daz man dâ von gemachen mac. Diu minne
nimet got, als er guot ist ; aber verstantnisse diu dringet ûf und nimet got, als er wesen
25 ist 3. Dar umbe sprichet got: 'Simôn Pêtre, sælic dû bist! Got gibet dem gerehten men

9 Sieh oben S . 360, 1, 2 .

1 reden B , irde B , halde Str , diu fehlt B , vorgâ ;] gewir vernünftikait B , 2 diel
fehlt N n . ] vestē B , 3 lige mê PfStr, mê] nit B , bekentenisse a wißent B ,
eenntt BBoeess nnihetlvBileo ser, aireanering
weisē N , merkent B , daz, fehlt B , 4 Ez fehlt PfStr, Strz
einez niht wil, Pf eines niht vile Str, ainez wil nicht Str ,
bester Pf e nist n .v . ]
daz diu ] dast (daz Str,) daz PfStri
daz Str B ,
gerecht B ,
5 diu ' fehlt B ,
weer.B.daz strie strgreatuito
vernunfft a
in über d . Zeile nachgetr. B , N .
gât] daz gêt PfStr, Str N , dez git B ,
aber nimm
Aber bis ûfa] aber nimmet die kraft vff B ,
die r.]
diu ?
fehlt a m . die kerdt B , N auf si daz Str, 5f. då nimet (nimet aus minnet gebessert Str )
si, PfStr ,] die mynne nymmet (minnet B ,) a fehlt Str . 6 dân fehlt B , Aberbis ist . fehlt Stra
(Hom .) Aber fehlt PfStri d iu fehlt B , N
von bis ist.] von ist gůt g uotº] gůtis
Str 7 in fehlt N , gemachen m .] machet. PfStr Str. 8 di nimet Str a ls1 bis ist ; ]
als süeze er (er fehlt Str,) ist , PfStr, Str, a
aber] vnd d iu ) daz PfStr, B . N fehlt B , dringn
( r über d . Zeile ) N nimeta] minnet Strz wesen ] wesent Str, luter w . N B , 9 Herumbe
a got :) unser herre PfStri Petrus PfStr , Pe. Str , petri B , peter B du bist s . O pist
du Str , dem ) den B , B rechten Str N , gerechtigen B .

1 Vgl. oben S. 369,1f. und dort Anm . 2 ; oben S. 229,4ff. und dort S . 230 Anm . 1. — Zu S. 370, 11
'Cephas' vgl. oben S . 360,5; Isidorus Hispalensis Etymologiae VII c . 9 n . 3 (ed . Lindsay I) :
Cephas dictus eo quod in capite sit constitutus Apostolorum ; xeparý enim Graece caput dicitur,
et ipsud nomen in Petro Syrum est.; Albertus M . In Ioh. c . 1, 43 (ed . Borgnet 24, 78bf.: » Tu voca
beris Cephas « Graece interpretatur caput. Sed Beda dicit sic » Sciendum quod syriaca lingua Cephas
rupes vel gratia , et latina petrus dicitur , et utraque lingua a petra derivatum est Petrus«.
2 Zur hier wieder aufgenommenen Frage nach dem Vorrang von Vernunft oder Willen im Hinblick
auf den kerne des êwigen lebens sieh oben S . 363,8ff. und die S. 364 Anm . 1 aufgewiesenen Parallel.
stellen .
3 Zu Z . 4ff. vgl. oben S . 216 ,1ff. und dort Anm . 4 ; DW 1 S . 122,5ff.: Die besten meister sprechent,
daz diu vernünfticheit schele alzemâle abe und nimet got blôz, als er lûter wesen ist in im selben .
Bekanntnisse brichet durch wärheit und güete und vellet ûf lûter wesen und nimet got blôz, als er
âne namen ist. .. . Minne nimet got selben , als er guot ist, und entviele got dem namen güete,minne
enkünde niemer vürbaz. und dort S . 123 Anm . 1; Sermo 11,2 n . 12, LW 4 S . 13,13ff.: Hinc etiam dicimus
intellectum praestantiorem voluntate , eo quod voluntas formaliter ( respicit ) sive accipit bonum , in
tellectus autem rationem boni. und dort S . 14 Anm . 1. — Zur Text- und Interpunktionsänderung in
Z . 4 gegenüber dem unsinnigen , aus Str. (Str ,) entnommenen Text Pfeiffers S . 108,17 ff. sieh Quint
S . 307f. Es wäre möglich, daß Eckhart in 2 . 3 mit daz den Artikel zu einem substantivierten warumbe
gemeint hätte und zu übersetzen wäre: „ Und wisset das Warum (den Grund )“ . Ich halte dies jedoch für
nicht wahrscheinlich , wenngleich Lotze ( S . 24), der die von mir vorgenommene Besserung der ganzen
371
Predigt 45
schen ein götlich wesen und nennet in mit dem selben namen , der sînem wesene eigen
ist. Dar umbe sprichet er dar nâch : 'mîn vater , der in dem himel ist 1.
Under allen namen enist kein eigener dan 'der dâ ist'. Wan swer ein dinc wîsen wil,
sprichet er : ,ez ist', daz schine ein törheit ; spræche er : ,ez ist ein holz oder ein stein ' 108,30
5 sô wiste man , waz er meinet. Dar umbe sprechen wir : allez abegescheiden und abege
zogen und abegeschelt , daz dâ nihtes niht enblîbet dan ein einic ,ist ': daz ist diu eigen
schaft sînes namen. Dar umbe sprach got ze Moysese : 'sprich : ,der dâ ist, der hâtmich
gesant'!'? Dar umbe nennet unser herre die sînen mit sînem eigenen namens. Unser 35

2 Sieh oben S . 360, 3 3 Sieh unten 2 . 7 . 7f. Exod. 3,14 : Sic dices filiis Israel: Qui
est, misit me ad vos.

leyn wesen das gotlich ist B , ein fehlt Bo in fehlt Bo dem ] den Str, B ,B , dē
Ni wesene ) wesende B , fehlt N , 2 Dar bis 3 ist'. fehlt B .(Hom .) 2 sprach B , dar
nâch : ) daz / vm Ni fehlt B 'mîn v .,] nim war B , den hymmeln B , N 3 Under] vñ
Str e nist ] so ist Strą keiner B , aigen B , 'der dâ fehlt N , dâ fehlt B , B , Wan
swer] Wan der Pf wen den Str, want were B , wann er N , wer Str , Soe wie B wizzen PfStr ,
Str, B , 4 daz schine) dez sch . . . (Lücke) Str , et schijnt Bo so schinet (schimk NV es a
spræche] sprichet Strza er :- ] er aber a ez fehlt Str, een steen of een holt B ein3
fehlt N 5 wiste ) veste Str, weyß a meyndenB u nd ] al B8 5f. af getrect Bo 6 u .
abegeschelt , fehlt B , und) al Bo nihtes] in hertz B , fehlt Bo einic ) aigenz B , fehlt
Bp 'ist': ] is B , iet ( ? ) Ni fehlt B , 7 Dar umbe) Is Str , moyses Str, B , N , B , moysi
Str. Moysen B , 'sprich :] sprect B . Sich B , fehlt Str , der fehlt Bo mich ] dich a
8 nennet bis namen .] nemen vnsern herren di sint nicht sein aigen namen Str,

Stelle unter Anführung des N -Textes schon vorgeschlagen hatte , warumbe substantivisch verstanden zu
haben scheint. — Zu Z . 4 vgl. die ähnliche Äußerung Spamer Texte S . 85,4f.: Wann rechter priester ,
ir ist nit vil czwyschen pasel vnd mencz vnd köln : also wann ich wolt, ich wolt sy tragen ufmeiner
hand. — Zu 2 .6f.vgl. etwa In Eccli.n .41,LW 2 S.269,11f.: ... super mel et favum , ut permel et favum
intelligatur res sive ens et eius ratio , quae duo respiciunt: intellectum ratio , voluntatem ens extra .
und dort S . 270 Anm . 1; n . 32, S . 260,7ff.: Certe iam pridem quidam ex veteranis veteris legis quaestio
nem proposuit quid esset dulciusmelle, Iud. 14 : 'quid dulcius melle ?'; n . 36f., S . 264,7ff. — Zur Text
änderung in 2 . 8 guot gegenüber Pf. S . 108,23 süeze sieh Quint S . 308. Die Variante süeze, die Stry,
Strz, Do , Stry, S , und Greith S . 117,20 bieten , ist aus Versehen aus dem voraufgehenden Vergleich ein .
geschwärzt worden .
1 Zu S. 371,9ff. vgl. unten 2. 8.
2 Zu Z . 3ff. vgl. Prol. op . prop. n . 5 , LW 1 S. 168,6ff.: Primum inter quattuor, scilicet quod solus
Item Damascenus (Anm . 4 verweist auf De fide orthodoxa I c . 9, PG 94,836 ) primum nomen dei
dicit » esse quod est «. und dort Anm . 2 und 3, wo unter Hinweis auf In Sap . n . 255 und In Ioh . n . 602
gesagt ist, daß Eckhart die beiden Schriftstellen aus Exodus und Job zu verbinden pflegt; Prol. gener. n . 13,
LW 1 8. 159,5f.; 434,9ff., Seuse S. 176,8f.: Essprichet ein lerer ,daz der nam wesen der erst nam sie gotes
(Bihlmeyer verweist in der Anmerkung aufdie oben zitierte Damascenu s - Stelle sowie auf Bonaventura
Itin . 5 , 2 ; Pf. S. 108,28 [ = die vorliegende Stelle ) ; 162,38; DW 1 S . 130,5ff.; 132,1ff.) ; vgl. auch Karrer
M . E . S . 211f. Anm . 35; In Exod . n . 24, LW 2 S . 30,7f.: Praemissis alludit quod Damascenus l. I
c. 12 ait : » principalius eorum , quae in deo dicuntur nominibus, est esse, quod est «, secundum illud :
qui est,misit me. und dort Anm . 3. — Lasson ( M . E . S . IX zu 108,28 ) möchte gotes hinter Z . 3 namen
372
Beatus es , Simon Bar Iona
herre sprach ze sînen jüngern : 'die mîne nâchvolgære sint, die suln sitzen ze mînem tische
in mînes vaters rîche und ezzen mîne spise und trinken mînen trank , den mir mîn vater
hật bereit ; alsô hân ich in ouch iu bereit’ i. Sælic ist der mensche, der hie zuo komen
40 ist, daz er sol nemen mit dem sune in dem selben , dâ der sun nimet. Rehte dâ suln wir
ouch nemen unser sælicheit, und dâ sîn sælicheit ane stât, dâ er sîn wesen inne hât, in 5
dem selben grunde, dâ suln alle sîne vriunde ir sælicheit inne nemen und ûz schepfen .
Daz ist der 'tisch in gotes rîche'.
Daz wir ze disem tische komen , des helfe uns got. Âmen .

1ff. Vgl. Matth . 19,28 : (Amen dico vobis ), quod vos, qui secuti estis me, . . . cum sederit filius
hominis in sede maiestatis suae, sedebitis et vos (super sedes duodecim , iudicantes duodecim tribus
Israel). Luc. 22,29 : Et ego dispono vobis sicut disposuit mihi Pater meus regnum , 30 : ut edatis, et
bibatis super mensam meam in regno meo : et sedeatis (super thronos iudicantes duodecim tribus
Israel); vgl auch unten 2 . 7. 7 Sieh oben Z . 1f.

1 sprichet aBe m în n .s.]mina volget Bo sint,] sein Str, sitzen hinter tische
a 2 vnd sollent essen « B6 mir fehlt B , 3 alsô bis bereit . fehlt PfStr Str B6( Hom .) in
ouch fehlt B , in ) im N iu fehltN h ie] dar Str , her « hier Bo 4 er fehlt Str nemen
sal B6 in )mit Ni dâl] daert Bo Rehte fehlt B 5 und bis stât,] inder stat B sîn
fehlt B , N 6 grunde der seligkeit da B , sæl.] wesen B , B inne ) in Str ,Str , 7 Daz]
da Str. in fehlt B , 8 Daz bis Âmen. ) Da helf vns hin etc . Str, disem ] dem PfStrı
des bis Âmen.] Dez helf etc. N , des etc. Bo g ot.] got vnser herre B , vnser herre got
B Âmen . fehlt Str ,

ergänzen . Ich halte diese Ergänzung für überflüssig, da 'der dâ ist' als „ Name“ natürlich nur auf Gott
bezogen werden kann , während dieser Name, auf eine Kreatur bezogen und angewendet, eine unsinnige
Bezeichnung wäre, wie der folgende Satz (Z . 3f.) sagt. Vgl. noch etwa Pf. S. 300,6ff.: Nû merkent daz
wörtelîn , daz er sprichet ' ich bin ein lieht der welte '. 'Ich bin ' då rüeret er daz wesen . Die meister
sprechent: alle créatûre mügent wol sprechen fich', unde daz wort ist gemeine; alleine daz wort ' sum ,
bin ', daz mac nieman eigenlîche sprechen wan got alleine. ' Sum ' ist als vil gesprochen als ein dinc,
daz allez guot in ime treit , unde daz ist allen crêatûren verseit, daz dekeiniu allez daz habe, daz den
menschen ganzelîche getroesten müge (sieh Quint S. 826 zu 300,10).; Sermo IV ,1 n .23,LW 4 S. 24,15ff.:
Esse autem a solo deo est, et ipse solus est esse : 'ego sum qui sum ' et 'qui est, misit me'. Si autem
extra ipsum aut non in ipso esset aliquid , ipse non esset esse nec deus per consequens.; DW 5 S . 418 ,8ff.
(VAb ) und dort S . 451 Anm . 63. — Zu Z . 5f. abegescheiden und abegezogen vgl. oben S . 361,3 .
3 Vgl. oben Z . 1.

1 Das von Eckhart aus Matth .19,28 + Luk . 22,29f. kombinierte Schriftzitat kommt, soviel ich sehe,
sonst in den deutschen und lateinischen Werken nicht vor. — 2 . 3 habe ich alsô — bereit'. aus a ergänzt.
In Str Str, B und demnach auch Pfeiffer S . 108,38 fehlt das Textstück wohl infolge von Homöoteleuton .
Auch Lotze ( S . 24) schlug die Ergänzung vor, allerdings im verderbten Wortlaut von Nı.
? Zu 2 . 3 — 6 vgl. oben S. 370,6ff. und 363,5ff.; vgl. auch unten S . 557,11ff. und S . 558 Anm . 1.

373
PREDIGT 46 (Pf. Nr. XLVII S. 157 — 159)

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S. 464 , Spamer PBB 34 S. 338 ) :


G2 f. 164rb - 165vb.
KT f. 16ra — va bietet den Text der vorliegenden Predigt als Bestandteil einer angeblichen Tauler
Predigt auf den Schrifttext Ecce rex tuus venit tibi iustus et saluator. Zachariae nono , die f. 15va
beginnt. Näheres sieh unten . Identifiziert von Quint; im Var.-App. nicht berücksichtigt.
M , f. 16
160r
01 — 161r.
N f. 39rb - vb = Jostes Nr. 32 S . 28 (Text ungedruckt).
Die in KT a .a . O . stehende Predigt ist die zweite Predigt der von Canisius besorgten und 1543 in
Köln erschienenen Tauler-Ausgabe und ist dort als Die ander Predig vff den eirsten Sunntag im
Aduent bezeichnet . Sie steht in keinem der voraufliegenden Taulerdrucke, ebenso wie die erste Predigt
in KT, und gehört wohl zu jenen Predigten , von denen der Herausgeber auf f. 14ra in einer kurzen
Vorrede sagt: Hier volgen Die Geystliche Predigenn Des erleuchten Lerårs D . Johannis Thauleri / an
zeigende den rechten grůnt eyns waren Christlichen Lebens / Welcher ein teil neúwe fünden / Vnd die andere
vor getrůckte (die suß lang durch ab und zusatz jámerlich verandert und verdünckelt waren ) jetz fleißich
nach alten geschryben büecheren / treuwelich gebessert seind , d . h . also zu den Predigten ,die neüwefünden
wurden . Wo die vorliegende Predigt neüwe funden wurde, habe ich bisher nicht feststellen können ?
Sie steht in der Handschrift germ . 2° 242 — 243 der Staatsbibliothek der Stiftung Preussischer Kultur
besitz, die nach der Angabe des Handschriften -Verzeichnisses von H . Degering, Bd . 1 , 1925, S . 35
im Jahre 1550 als Abschrift des Kölner Taulerdrucks von 1543 angefertigt wurde, f. 17va - 18va .
Incipit und Explicit der Hs. stimmen genau mit dem KT-Text überein .
Es ist, soviel ich sehe, bisher nicht bemerkt worden , daß der ganze zweite Teil der KT- Predigt
identisch ist mit der vorliegenden Eckhart -Predigt?. Der erste Teil, der vom Beginn bis f.16ra (sieh
unten Anhang S . 386f. 2 . 1 – 45) reicht, hat zwar einen andern Schrifttext zur Grundlage als die Eck
hart-Predigt, nämlich Ecce rex tuus venit tibi iustus et saluator = Zacharias 9 ,9 , und die Eckhart
Predigt setzt f.16ra mit Aufführung des deutschen Wortlautes des eigenen Schrifttextes Joh . 17,3 ,
u . zw . ohne Absatz, ein . Die beiden Schrifttexte sind aber inhaltlich leicht aufeinander beziehbar,
und tatsächlich haben sie das Thema der Menschwerdung Christi und der dadurch ermöglichten Ver

1 Petrus Canisius selbst gibt in der Widmungs-Vorrede (f. A ij ra) an , daß er aufgrund der tat
sächlichen oder vermeintlichen Verderbnisse in BT mit fleiß nach den ware geschreyben exemplaren
zů überkomen / vmbgefragt / vnd zůlest anno M . D . Xlij zů S .Gertruden inn Collen ( da der gedachte
irqouueess eettorten rsaetr,z sjeelremnonmwas)
m zAufverschlissenn
nonrodridgarcnimne.5nach
doctor zů wonen und das wort gots zů predigen plach vnd auch an anderen Orten / geschreiben bücher
scrBiobmallanawsatetlichen
T(r80adalt.Midastda sediedineerschrift gedefun habe.
woans )17gefunden
? Jean Orcibal war offenbar in seinem Aufsatz „ Le rôle de l'intellect possible chez Jean de la
Croix . Ses sources scolastiques et nordiques“ (in : „ La mystique Rhénane“ , 1963) auf der richtigen
Spur mit seiner Bemerkung S . 258 Anm . 5 zur vorliegenden KT- Predigt: „ Ed. de 1548, p. 3– 5 .
Trad. Noël, t . IV , p . 359 — 364. Cf. aussi Pfeiffer, sermon 47, p . 157 sq. Cette seconde partie du
sermon Rex tuus venit (à partir du n° 6 ) est identique au sermon 77 de Pfeiffer (p . 249 – 251), Facia
mus hominem .“ , hat aber dann doch , wie man sieht (bloß versehentlich ?), Verwirrung gestiftet, in
dem er den zweiten Teil der KT- Predigt mit Pr. Pf. Nr.77, deren Seitenzahlund Schrifttext er richtig
angibt, identifizierte .
374
Haec est vita aeterna
einigung des Menschen mit Christus gemein , so daß der Übergang des ersten Teils zur Eckhart-Predigt
fließend ist . Trotzdem ist der Stil des ersten Teils spürbar verschieden gegenüber dem Eckhar
tischen zweiten Teil. Ich habe allerdings durch Prüfung einer ganzen Reihe von Stichwörtern
des ersten Teils keine Beziehung zu einem der mir bekannten Tauler - Texte feststellen können
und möchte daher kaum annehmen , daß dieser Teil wirklich von Tauler stammt. In keinem Falle
aber dürfte das Ganze von Tauler herrühren , denn , daß dieser Prediger eine vollständige Eckhart
Predigt als zweiten Teil einer eigenen Predigt angehängt haben sollte, scheint mir so gut wie aus
geschlossen .Markante Stichwörter des ersten Teils wie erdtwürmlein , ersmeltz , menschwerdung, geper
80ent, mitglidder , nůtzbarkeit habe ich vergeblich in den einschlägigen Wörterverzeichnissen des „ Para
disus anime intelligentis “ , der Vetterschen Tauler., der Bihlmeyerschen Seuse -Ausgabe, der Rieder
schen Ausgabe des sog. St.Georgener Predigers u .a . gesucht. Ich muß es daher vorderhand dahin .
gestellt sein lassen , von wem der erste Teil der KT- Predigt, die Ergänzung durch die Eckhart-Predigt
als zweiter Teil und der von der vorliegenden Eckhart -Predigt abweichende Schluß des Ganzen (unten
Anhang S . 388 Z . 95ff.), der zum letzten Satz der Überleitung vom ersten zum zweiten Teil der KT.
Predigt (unten Anhang S . 387 Z . 44f.) zurücklenkt, stammen . In der von Surius, dem Freunde des
Canisius, 1548 angefertigten lateinischen Übersetzung des KT ( D . Ioannis Thavleri . .. tam de tem
pore qvam de Sanctis Conciones plane pijssimae , caeteraque .. . opera omnia . . . nunc primum ex
Germanico idiomate in Latinum transfusa sermonem . . . interprete Lavrentio Svrio Lybecensi . . .
Köln (Joh . Quentel] 1548 ) ist die Predigt auf p . 3a durch die Randnotiz Author / D . Eccardus iu -/nior
dem Eckhart- Schüler Eckhart d . Jüngere zugeschrieben ,wohldanach auch durch Preger (II S . 145).
Ein Parallelfall zur vorliegenden KT- Predigt liegt in DW 1 Pr. 4 (S. 60 — 74 ) insofern vor, als diese
Predigt in KT ebenfalls einen längeren Eingangsteil auf einen eigenen Schrifttext zu einer echten
Eckhartpredigt aufweist (sieh a. a.O . S. 58 unter KT und S. 60 im Var.-App. zu Z . 1 Omne - 61, 1 die
menschen ,).
Da der KT- Text, wenngleich nicht dem Sinne, sondern meist nur der Formulierung nach, im
Wortlaut im einzelnen sehr stark von dem der Handschriften abweicht und zur Textkonstituierung
- abgesehen von der Tatsache, daß er allein unten S . 380,3 die richtige Lesart annemunge bietet (sieh
dort Anm . l) - , keinen so oder so erheblichen Beitrag leistet, habe ich den Variantenapparat nicht
durch Aufnahme der vielen KT-Abweichungen von meinem Text überlasten wollen . Ich biete statt
dessen im Anhang unten S . 386 ff. den vollen Text der ganzen KT- Predigt incl. des ersten Teils ,
damit der Leser sich ein Bild vom Ganzen machen und ein eigenes Urteil über dieses Gebilde fällen
kann .

Filiation der Hss. (sieh Quint S. 464 - 466): Ich habe a .a .O . bereits festgestellt, daß die drei Texte
G2,M2, N , im ganzen weitgehend übereinstimmen , daß aber M , und N , gleichviel gegenüber G , als
enger aneinander gebunden erscheinen . Die bedeutsamsten der für die engere Verwandtschaft zwischen
M , und N , zeugenden Übereinstimmungen habe ich a.a . O . S . 464 verzeichnet. Darunter wiederum
scheinen mir am beweiskräftigsten der übereinstimmend von G , abweichende Einleitungssatz der
Predigt in M ,N , (sieh den Var.-App.) sowie die folgenden gemeinsamen Fehllesarten der beiden Hss.
gegenüber der sicher ursprünglichen Lesart von Gg: S . 379,1 ewigen geburt) ainigen g. M , N ,; 3 sun
fehlt M ,N ,; 384,5f. üf dir oder an dir , fehlt M ,N , (sieh S. 385 Anm . l). An diesen und an weiteren
Stellen stimmt der KT- Text mit G , in der richtigen Lesart überein . Einen eindeutigen gemeinsamen
Fehler aber weisen M , und N , auch noch an der folgenden bedeutsamen Stelle auf: S. 380,3 anne
munge KT anvechtung (vechtung getilgt, auf d . Rand v . and . Hd. nemen ) G .] einung N , aynigung Mg.
An der entsprechenden Stelle S . 382,1 bieten G , und KT wiederum die richtige Lesart annemunge
und zeigt M , wieder dieselbe Verderbnis ainung; N , aber wird an dieser Stelle mit an nēuğ wohl ur
sprüngliches annemunge gemeint haben . Für die Zugehörigkeit des KT-Textes zu G , sprechen , wie
mir scheint, auch die folgenden Stellen : S. 379,1 in KT Gg] nach PfM ,N ,; 382, 3 dirre] dise (der Gz)
mensch KTGg; 385,3 nach — 4 als6 ] also als sy ist 80 G , als sy ist in sich selbst Wannt 80 KT. Ansonsten
weist der KT- Text, wie oben schon gesagt wurde, eine große Anzahl von Sondervarianten auf, die
deutlich auf die „ bearbeitende“ Behandlung der Predigttexte in den Taulerdrucken zurückgehen .
So ist das sichernde von genadenn ( gnaden ) hinter S . 381,1 ist. und hinter S. 383,7 dir, (sieh unten
375
Predigt 46
S . 387 Z . 60 und 388 Z . 82) fraglos von Canisius hinzugefügt. Auch die Texte von G2, M , N , enthalten ,
jeder für sich , eine Reihe von sicher unursprünglichen Lesarten ,wie ich sie für G , und für N , in Quint
S . 465 und 466 aufgewiesen habe und wie sie für M , leicht aus dem Var.-App . erkannt werden können .

Textkonstituierung (sieh Quint S . 466f.): Da man im ganzen wohl G , als den relativ verläßlichsten
Text ansehen darf, so habe ich diesen Text als Leittext gewählt, seine Fehler durch Heranziehung
der übrigen erhaltenen Texte gebessert und hie und da , wo mir aufgrund innerer Kriterien M , und N ,
eine ansprechendere Variante zu bieten schienen , diesen Texten den Vorzug vor G , gegeben .

Übersetzungen : Schulze -Maizier?, Auszug : S. 382 = unten S. 380,5 + 383,1 - -384,4.

Echtheit: Hsl. Bezeugung sieh im Eingang des Variantenapparates , wonach die Predigt in M , im
Inhaltsverzeichnis für bruder Ekhard bezeugt ist. Die Echtheit der Predigt scheint mir insbesondere
dadurch gesichert zu sein , daß Eckhart in ihr, wie an anderen Stellen in seinen lateinischen Werken ,
im Anschluß an das Schriftwort Matth . 11,27 die beiden Beispielverhältnisse zwischen dem himm
lischen Vater und Sohn und zwischen dem Gerechten und der Gerechtigkeit erörtert hat. Da die The.
matik der vorliegenden Predigt im wesentlichen durch Auslegung eben des Textes Matth . 11,27 be
stritten wird ,halte ich es fürmöglich, daß sich die Bemerkung Eckharts In Sap . n . 6, LW 2 S . 327,8f.:
Notavi de hoc diffuse super illo : 'nemo novit filium nisi pater', Matth . 11 auf die vorliegende deutsche
Predigt bezieht, da bisher kein lateinischer Sermo oder eine andere Stelle innerhalb des lateinischen
Opus tripartitum ausfindig gemacht werden konnte, die über den genannten Schrifttext handelt
(sieh unten S .378 Anm . 2). Die Echtheit scheint mir weiterhin durch einige besonders charakteristische
Übereinstimmungen mit sicher echten Eckhart- Texten gesichert zu sein , so durch die Ausführungen
über die oberste) kraft unten S . 382 ,8 ff., wo ich in Anm . 3 auf die bezeichnenden Parallelen und
daraufhingewiesen habe, daß der Rv. DW1S . 197, 8 als ich mê gesprochen hân in einer sicher echten
Predigt Eckharts, sich u . a . auch auf die Auslassung Eckharts in der vorliegenden Predigt beziehen
kann und wird . In jedem Falle aber verrät diese Auslassung den Stempel Eckhartischen Geistes. Das
gleiche gilt für die echt Eckhartisch pointierten Ausführungen über die Gerechtigkeit unten S . 384 ,5ff.,
wie die aus echten Werken entnommenen Parallelstellen S . 385 Anm . 1 und 2 erkennen lassen . Es gilt
aber auch und nicht minder für die wiederum sehr extremen Formulierungen über die Einheit bzw .
Einswerdung des gerechten Menschen durch seine Sohnsgeburt mit dem einen und ewigen Sohn
des himmlischen Vaters, mit Christus , ermöglicht dadurch , daß dieser nicht einen personalen Einzel
menschen , sondern die vrie, ungeteilte menschliche natûre (380, 1 ; 381, 5 ; 382,4 ) angenommen hat. Diese
im ganzen sehr kühnen und z. T. überspitzten Aussagen Eckharts über sein zentrales Anliegen , die
Sohnsgeburt in der „ obersten Kraft“ , im vünkelin der Seele, die sich über die ganze Predigt erstrecken ,
sind m . E . ein sehr überzeugendes Echtheitskriterium , wie die Hinweise auf gesichert echte Stellen
in lateinischen und deutschen Werken des Predigers deutlich machen . Ich verweise etwa noch auf:
$ . 379 Anm . 1 (DW 1 S . 73,3ff.; 32,6 ff.; 167,1 f.) ; Anm . 2 (DW 1 S . 420,3ff.; 86,8f.; DW 5 S . 430,5ff.) ;
S . 381 Anm . 2 (DW1 S . 420 , 1 ff.); Anm . 3 (DW 5 S. 411, 1 ff.; DWI S . 419,6 ff.) ; S . 382 Anm . 1
(DW 1 S . 273,4f.) ; Anm . 2 (DW 1 S . 88 ,9 ff.) ; Anm . 3 (DW 1 S . 182 ,9ff. ; 39, 1 ff. ; 182 , 10 ; 43,7f.) ;
S . 384 Anm . 1 (DW 1 S. 80, 18ff.; 112,1ff.; 187,4ff.; 86 ,11ff.; 113,2f.; 235,9ff.; 71,7f.); S. 385 Anm . 1
(DW 5 S . 197,8 ) ; Anm . 2 (DW I S . 103, 1 ff.). - S . 378 Anm . 2 (LW 2 S . 327 ,8f.) ; S . 379 Anm . 1 (LW 4
S . 355 , 13ff. ; 369 ,12f.) ; Anm . 2 (LW 3 S . 241,7f.) ; S . 381 Anm . 3 (LW 3 S . 242 ,4ff.); S . 382 Anm . 3
(LW 3 S . 265,12ff.); S. 384 Anm . 1 (LW 3 S . 259,6 ff.); S. 385 Anm .1 (LW 2 S. 366,1ff.); Anm . 2
(LW 4 S. 298,9ff.); S. 386 Anm . 1 (LW 4 S. 52,3ff.). Von den lateinischen Parallelen scheintmir ins
besondere die an vorletzter Stelle aufgeführte, LW 4 S . 298,9ff., für die Echtheit der vorliegenden
Predigt zu zeugen . — Aber auch die stilistischen Merkmale der Eckhartischen Diktion finden sich
in der Predigt, so die Antithese S. 378,9f.; 379,6f. ; 382,3f.; 383, 2ff., 10ff.; 384,5ff.; 385,6 ; der
Parallelismus und Chiasmus S. 380,5ff.; 381,6 ff.; 383,6 ff.; 385,4f.; die Hyperbolik S. 382,8ff.;
383,6ff. ; 385,5ff.; der paradoxale Ausdruck S. 382,5ff.
376
Haec est vita aeterna
Der Aufbau der Predigt (auch von Orcibala.a .O . S . 258f. und Proger a .a. 0 . S. 145f. skizziert)
erfolgt diesmal nicht durch ein mehr oder weniger deutlich abgrenzendes Nacheinander-Interpretieren
der einzelnen Bestandteile des zugrunde liegenden Schrifttextes, wenngleich bei schärferem Zusehen
doch die Beziehung der Ausführungen des Predigers eben zu jenen einzelnen Bestandteilen mehr
oder weniger versteckt zu erkennen ist. Eine Großgliederung jedoch wird nicht deutlich ; die Predigt
ist vielmehr von dem Grundgedanken durchzogen , daß wir mit Christus ein einiger sun sin . .. des
vaters (378,8f.), weil im Erkennen des einzigen , wahren Gottes das ewige Leben besteht,wie der von
Eckhart gleich zu Beginn der Predigt hinzugezogene Schrifttext Matth . 11,27 (378,6 ) sagt, niemand
aber den ewigen Vater erkennt als der Sohn . Die Erläuterung dieses Grundgedankens geschieht, wie
folgt, in mehreren Abschnitten : 1. (378, 5 — 379,4 ) : Die ewige Seligkeit beruht im Gott- Erkennen
(Haec est vita aeterna ut cognoscant te ); daher muß der Mensch mit Kristo ein einiger sun sin des vaters,
da nach Matth . 11,27 niemand den Vater erkennt als der Sohn. - 2. (379,5 — 382,10 ): Der Mensch
aber kann nur dadurch eins mit diesem einigen Sohn werden , daß er alles Persönlich - Individuelle
durch „ Abgeschiedenheit“ ablegt und sich rein nur nach seiner vrien , ungeteilten menschlichen natüre
nimmt, wie Christus sie angenommen und dadurch mit seiner göttlichen Natur verbunden hat, wo
durch er als bilde des vaters zugleich bilde der menschlichen natüre wurde (380,2 ff.). Dazu muß der
Mensch sich insbesondere von allem „ Nicht“ scheiden , das den personalen Unterschied zwischen den
einzelnen Menschen setzt (382,5 ff.). Der Mensch besitzt in seiner Seele eine solche Kraft, die vom
„ Nicht“ geschieden ist, weil sie „ mit nichts etwas gemein hat“ und in dieser Kraft nur Gott in seinem
bloßen , unterschiedslosen Sein (te solum deum ) leuchtet. — 3. (383,1 — 384,4 ): DerMensch , der auf diese
Weise eins geworden ist mit dem einigen Sohn des Vaters, der besitzt mit Christus dessen wesen und
natúre (383,6f.) zu eigen und damit auch alles, was der Vater hat (383,7f.), und er wirkt alle seine
Werke nicht aus äußerem Antrieb , sondern aus eigener, innerer bewegunge, und daher leben ('vita ')
seine Werke, während die von außen angetriebenen Werke tot sind (383,9 ff.) . — 4 . (384,5 — Schluß ) :
Wer die Gerechtigkeit als Selbstgerechtigkeit, d .h . als an seine personale gerechte Individualität
gebunden , nimmt, der nimmt sie und damit auch Gott, der die Gerechtigkeit ist, nicht, wie sie in sich
selbst , d .h . wie sie Gott selbst ist. Wer sie aber als die Gerechtigkeit und damit als Gott selbst nimmt,
der wirkt in dieser einfaltigen Gerechtigkeit allzeit gerecht und wird selbst um so einfaltiger, je mehr
er mit der Einfaltigkeit der umfassenden Allgemeinheit der Gerechtigkeit eins ist.

377
Predigt 46
S. 387 Z . 60 und 388 Z . 82) fraglos von Canisius hinzugefügt. Auch die Texte von G2, M2, N , enthalten ,
jeder für sich , eine Reihe von sicher unursprünglichen Lesarten , wie ich sie für G , und für N , in Quint
S . 465 und 466 aufgewiesen habe und wie sie für M , leicht aus dem Var.-App. erkannt werden können .

Textkonstituierung (sieh Quint S. 466f.) : Da man im ganzen wohl G , als den relativ verläßlichsten
Text ansehen darf, so habe ich diesen Text als Leittext gewählt , seine Fehler durch Heranziehung
der übrigen erhaltenen Texte gebessert und hie und da, wo mir aufgrund innerer Kriterien M , und N ,
eine ansprechendere Variante zu bieten schienen , diesen Texten den Vorzug vor G , gegeben .

Übersetzungen : Schulze -Maizier ?, Auszug : S. 382 = unten S . 380,5 + 383,1- -384 ,4 .

Echtheit: Hål. Bezeugung sieh im Eingang des Variantenapparates, wonach die Predigt in M , im
Inhaltsverzeichnis für bruder Ekhard bezeugt ist. Die Echtheit der Predigt scheint mir insbesondere
dadurch gesichert zu sein , daß Eckhart in ihr, wie an anderen Stellen in seinen lateinischen Werken ,
im Anschluß an das Schriftwort Matth . 11,27 die beiden Beispielverhältnisse zwischen dem himm
lischen Vater und Sohn und zwischen dem Gerechten und der Gerechtigkeit erörtert hat. Da die The
matik der vorliegenden Predigt im wesentlichen durch Auslegung eben des Textes Matth . 11,27 be .
stritten wird , halte ich es fürmöglich , daß sich die Bemerkung Eckharts In Sap . n . 6 , LW 2 S . 327 ,8f.:
Notavi de hoc diffuse super illo: 'nemo novit filium nisi pater', Matth . 11 auf die vorliegende deutsche
Predigt bezieht, da bisher kein lateinischer Sermo oder eine andere Stelle innerhalb des lateinischen
Opus tripartitum ausfindig gemacht werden konnte , die über den genannten Schrifttext handelt
(sieh unten S. 378 Anm . 2). Die Echtheit scheintmir weiterhin durch einige besonders charakteristische
Übereinstimmungen mit sicher echten Eckhart -Texten gesichert zu sein , so durch die Ausführungen
über die (oberste) kraft unten S . 382,8ff., wo ich in Anm . 3 auf die bezeichnenden Parallelen und
darauf hingewiesen habe, daß der Rv. DWI S . 197,8 als ich mê gesprochen hân in einer sicher echten
Predigt Eckharts, sich u .a . auch auf die Auslassung Eckharts in der vorliegenden Predigt beziehen
kann und wird . In jedem Falle aber verrät diese Auslassung den Stempel Eckhartischen Geistes. Das
gleiche gilt für die echt Eckhartisch pointierten Ausführungen über die Gerechtigkeit unten S. 384,5 ff .,
wie die aus echten Werken entnommenen Parallelstellen S . 385 Anm . 1 und 2 erkennen lassen . Es gilt
aber auch und nicht minder für die wiederum sehr extremen Formulierungen über die Einheit bzw .
Einswerdung des gerechten Menschen durch seine Sohnsgeburt mit dem einen und ewigen Sohn
des himmlischen Vaters, mit Christus, ermöglicht dadurch , daß dieser nicht einen personalen Einzel
menschen , sondern die vrie , ungeteilte menschliche natûre (380,1 ; 381,5 ; 382,4 ) angenommen hat. Diese
im ganzen sehr kühnen und z . T . überspitzten Aussagen Eckharts über sein zentrales Anliegen , die
Sohnsgeburt in der „ obersten Kraft “ , im vünkelin der Seele , die sich über die ganze Predigt erstrecken ,
sind m . E . ein sehr überzeugendes Echtheitskriterium , wie die Hinweise auf gesichert echte Stellen
in lateinischen und deutschen Werken des Predigers deutlich machen . Ich verweise etwa noch auf:
S . 379 Anm . 1 (DW1 S . 73,3ff.; 32 ,6 ff.; 167, 1f.) ; Anm . 2 (DW1S . 420,3ff.; 86 ,8f. ; DW 5 S . 430 ,5ff.) ;
S . 381 Anm . 2 (DW 1 S . 420 , 1 ff.) ; Anm . 3 (DW 5 S . 411, 1 ff .; DW I S . 419,6 ff.) ; S . 382 Anm . I
(DW 1 S. 273,4f.); Anm . 2 (DW 1 S. 88,9ff.); Anm . 3 (DW I S. 182,9ff.; 39,1 ff.; 182,10; 43,7f.);
S. 384 Anm . 1 (DW 1 S. 80,18ff.; 112,1 ff.; 187,4ff.; 86 ,11ff.; 113,2f.; 235,9ff.; 71,7f.); S. 385 Anm . 1
(DW 5 S. 197,8); Anm . 2 (DW 1 S . 103, 1 ff.). - S. 378 Anm . 2 (LW 2 S. 327,8f.); S . 379 Anm . 1 (LW 4
S . 355 ,13 ff .; 369, 12f.) ; Anm . 2 (LW 3 S . 241,7f.) ; S . 381 Anm . 3 (LW 3 S . 242,4ff.) ; S . 382 Anm . 3
(LW 3 S . 265 , 12 ff.) ; S . 384 Anm . 1 (LW 3 S . 259,6 ff. ); S . 385 Anm . l (LW 2 S . 366, 1 ff.) ; Anm . 2
(LW 4 S . 298,9 ff.); S . 386 Anm . 1 (LW 4 S. 52,3ff.). Von den lateinischen Parallelen scheintmir ins
besondere die an vorletzter Stelle aufgeführte, LW 4 S. 298 ,9ff., für die Echtheit der vorliegenden
Predigt zu zeugen . — Aber auch die stilistischen Merkmale der Eckhartischen Diktion finden sich
in der Predigt, so die Antithese S. 378 ,9f.; 379,6f.; 382,3f.; 383,2 ff., 10ff.; 384,5ff.; 385,6; der
Parallelismus und Chiasmus S . 380,5ff.; 381,6ff.; 383,6 ff. ; 385,4f.; die Hyperbolik S . 382,8ff.;
383,6 ff.; 385,5 ff.; der paradoxale Ausdruck S. 382,5ff.
376
Haec est vita aeterna
Der Aufbau der Predigt (auch von Orcibala.a .O . S. 258f. und Proger a .a. O . S. 145f. skizziert)
erfolgt diesmalnicht durch ein mehr oderweniger deutlich abgrenzendes Nacheinander -Interpretieren
der einzelnen Bestandteile des zugrunde liegenden Schrifttextes, wenngleich bei schärferem Zusehen
doch die Beziehung der Ausführungen des Predigers eben zu jenen einzelnen Bestandteilen mehr
oder weniger versteckt zu erkennen ist. Eine Großgliederung jedoch wird nicht deutlich ; die Predigt
ist vielmehr von dem Grundgedanken durchzogen , daß wir mit Christus ein einiger sun sîn . . . des
vaters (378,8f.), weil im Erkennen des einzigen , wahren Gottes das ewige Leben besteht, wie der von
Eckhart gleich zu Beginn der Predigt hinzugezogene Schrifttext Matth . 11,27 (378,6 ) sagt, niemand
aber den ewigen Vater erkennt als der Sohn . Die Erläuterung dieses Grundgedankens geschieht, wie
folgt, in mehreren Abschnitten : 1. (378,5 — 379,4): Die ewige Seligkeit beruht im Gott-Erkennen
(Haec est vita aeterna ut cognoscant te ) ; daher muß der Mensch mit Kristô ein einiger sun sîn des vaters,
da nach Matth . 11,27 niemand den Vater erkennt als der Sohn . — 2. (379,5 — 382, 10): Der Mensch
aber kann nur dadurch eins mit diesem einigen Sohn werden , daß er alles Persönlich -Individuelle
durch ,,Abgeschiedenheit“ ablegt und sich rein nur nach seiner vrien , ungeteilten menschlichen natüre
nimmt, wie Christus sie angenommen und dadurch mit seiner göttlichen Natur verbunden hat, wo
durch er als bilde des vaters zugleich bilde der menschlichen natúre wurde ( 380, 2 ff.). Dazu muß der
Mensch sich insbesondere von allem „ Nicht“ scheiden , das den personalen Unterschied zwischen den
einzelnen Menschen setzt (382,5ff.). Der Mensch besitzt in seiner Seele eine solche Kraft, die vom
„ Nicht“ geschieden ist, weil sie „ mit nichts etwas gemein hat“ und in dieser Kraft nur Gott in seinem
bloßen , unterschiedslosen Sein (te solum deum ) leuchtet. — 3. (383,1 — 384,4) : Der Mensch ,der auf diese
Weise eins geworden ist mit dem einigen Sohn des Vaters, der besitzt mit Christus dessen wesen und
natûre (383,6f.) zu eigen und damit auch alles, was der Vater hat (383,7f.), und er wirkt alle seine
Werke nicht aus äußerem Antrieb , sondern aus eigener, innerer bewegunge, und daher leben ('vita ')
seine Werke, während die von außen angetriebenen Werke tot sind (383,9ff.). — 4. (384,5 — Schluß ):
Wer die Gerechtigkeit als Selbstgerechtigkeit, d.h . als an seine personale gerechte Individualität
gebunden , nimmt, der nimmt sie und damit auch Gott, der die Gerechtigkeit ist, nicht, wie sie in sich
selbst, d .h . wie sie Gott selbst ist.Wer sie aber als dieGerechtigkeit und damit als Gott selbst nimmt,
der wirkt in dieser einfaltigen Gerechtigkeit allzeit gerecht und wird selbst um so einfaltiger, je mehr
er mit der Einfaltigkeit der umfassenden Allgemeinheit der Gerechtigkeit eins ist.

377
Haec est vita aeterna .

Disiu wort stânt geschriben in dem heiligen êwangeliô , und sprichet unser herre
Jêsus Kristus: ‘diz ist daz êwige leben , daz man dich aleine bekenne einen wâren got
und dînen sun , den dû gesant hâst, Jêsum Kristum '1.
5 Nû merket ! Nieman enmac den vater bekennen wan sîn einiger sun , wan er sprichet 157,25
selber, daz ‘nieman den vater bekenne wan sîn sun , noch nieman den sun wan sîn vater'2.
Und dar umbe: sol der mensche got bekennen, in dem sîn êwigiu sælicheit bestât 3, số
muoz er ein einiger sun sîn mit Kristô des vaters ; und dar umbe: wellet ir sælic sîn , sô
müezet ir éin sun sîn , niht vil süne, mêr : éin sun. Ir sult wol underscheiden sîn nâch lîp - 30
1 ; 3f. Vgl. Ioh . 17, 3 : Haec est autem vita aeterna : Ut cognoscant te, solum Deum verum , et
quem misisti Iesum Christum . 6 Vgl. Matth . 11,27: .. . Et nemo novit Filium , nisi Pater:
neque Patrem quis novit, nisi Filius, . . .
Zuweisungen : bruder Ekhard , dahinter v. and . Hd. s predig M , f. 160r; allgemeine Bezeugung
in Mz, sieh oben S . 93.
Überschriften : dis ist ain predig am balm /abend G , Ihs maria M ,
1 Haec bis aeterna . fehlt M G , aeterna ut cognoscant to solum deum verum etc.
Pf 2 Disiu bis 3 Kristus :] Hie hebet sich an (beginnet sich N ) ein predie ûf daz wort des
êwangelii, daz Kristus sprach PfM2N 3 'diz ] daz PfM2N daz? fehlt Pf a leine fehlt
N einen w . g. erkenne (bechenne N ) PfM , N , 4 Jêsum Kristum fehlt PfM N 5 Nie
man bis bek .] wie man den vater mag bechennen N erkennen PfM , denn sin aigner sun
G, 5f. er selbe sprichet PfM , N 5 sprach N 6 bekennet M , wan ] dan N den
sun ) chennet
N w anº] denn G , sînº] der PfM N 7 got fehlt N erkennen
G2 8 ein ] sîn PfM , 9 ein sun '] ein einiger sun PfM , mer ein syn wiederholt N sîn
underscheiden PfN , sein vnderscheider M ,
1 Der Schrifttext Ioh. 17,3 steht im alten Dominikaner -Missale sowohl in der Evangelien- Perikope
des Samstags nach dem ersten Passionssonntag wie in derjenigen der Vigil von Christi Himmelfahrt.
Er liegt auch den Predigten 54a, unten S. 548ff. (sieh auch S . 548 Anm . 1 ), und 54b, unten S. 564ff.,
zugrunde, wird In Ioh . n . 673 — 681 ausgelegt und überdies oft zitiert, so etwa DW 5 S . 21, 13f. (BgT) und
117,22f. ( VeM ) ; unten S . 585, 1f.; Pf. S . 138,20f.; 141,9f.; In Ioh. n . 107, LW 3 S . 92,7f.; In Gen . I n .
297, LW 1 S . 433,6 , desgleichen der folgende Schrifttext Matth . 11,27, 80 etwa DW 1 S. 50,6 und dort
Anm . 4 ; oben S . 32,4f. (sieh auch dort Anm . 2 ).
? Matth . 11,27 wird In Sap . n . 6 , LW 2 S . 327,8f. zitiert unter Vorausschickung der Bemerkung:
Notavi de hoc diffuse super illo : 'nemo etc. S . 328 Anm . 1 ist vermerkt: „ Expositio huius versus adhuc
ignota est. Cur autem Echardus hoc loco ad illum nos revocet, satis ex alibi dictis patet. Duobus enim
exemplis praecipuis ad illustrandum principium simile simili cognoscendi utitur, scilicet iustitiae et
iusti atque patris et filii in divinis.“ Es wird dort im weiteren auf lateinische und deutsche Parallel
stellen verwiesen , u .a . auf DW 1 S . 273,446 und Anm . 2 sowie auf die ganze vorliegende Predigt, in
der tatsächlich die beiden genannten Beispielverhältnisse zwischen „ Vater" und „ Sohn “ und zwischen
„ dem Gerechten “ und „ der Gerechtigkeit“ breit abgehandelt werden ( sieh unten 2 . 7ff . und S . 384,5ff.) .
3 Zur These , daß die ewige Seligkeit in der Erkenntnis Gottes besteht, vgl. oben S . 363,8ff. und
S . 364 Anm . 1; 371,1ff.; In Ioh . n .673ff.: Beatitudo utrum consistat in actu intellectus vel volun
tatis antiqua quaestio est. Videtur autem ex praemissis verbis quod consistat in cognitione et intel
lectu substantialiter.
378
Haec est vita aeterna
lîcher geburt, aber in der êwigen geburt sult ir ein sîn , wan in gote enist niht wan éin
natiurlîcher ursprunc; und dar umbe so enist dâ niht wan éin natiurlîcher ûzvluz des
35 sunes, niht zwêne, mêr: einer. Und dar umbe: sult ir éin sun sîn mit Kristô, sô müezet
ir ein einiger ûzvluz sîn mit dem êwigen wortel.
Wie sol der mensche hie zuo komen , daz er ein einiger sun sî des vaters ? Daz 5
merket !? Daz êwige wort ennam niht an sich dísen menschen noch dén menschen , sunder

1 in ) an N , nâch PfM , Ôw .]ainigen M ,N , sult] so s.G , wana]dañ M ,N , 2 dâ ]


denne Pf dan M , 3 sun fehlt PfM N . 4 ainigen w . M , 5 ein fehlt N des êwigen
v . PfM , 6 menschen fehlt PfM , den menschen , d’ N ,

i Zu S. 378,7ff. vgl. Sermo XLII n . 422, LW 4 S. 355,13ff.: . .. dico quod omnis iustus, filius dei,
hoc habet per Christum , cum Christo et in Christo , ut ipsa filiatio peccatum dimittat, praesertim
cum per idem unicum sit Christus filius quo et nos filii sumus.und dort Anm . 4; Sermo XLIV ,1 n . 441,
S. 369, 12f.: . .. omnes tamen 'in eandem imaginem ' transformantur et in ipso filio deo unum sunt.
und dort Anm . 8 ; DW 1 S .73,3ff.: Der die wârheit bekennet, der weiz wol, daz daz wort ‘vater' treit
in im ein lûter gebern und süne ze habenne. Dar umbe sîn wir hie in disem sun und sîn der selbe sun.;
32,6ff.: Wan der êwige vater gebirt sînen êwigen sun in dirre kraft âne underlânz , alsô daz disiu kraft
mitgebernde ist den sun des vaters und sich selber den selben sun in der einiger kraft des vaters.
und die dort Anm . 2 verzeichneten Vergleichsstellen . — Zu S. 378, 9 vgl. etwa DW 1 S. 167,1f.: Wie vil
der süne ist, die diu sêle gebirt in êwicheit , sô ist ir doch niht mêr dan ein sun , . . . ; Pf S . 167,7ff.:
. .. der vater gêt in den sun mit aller sîner gotheit, want er ist alzemâle vernüftic . Dar umbe vellet
er alzemâle in sînen sun . Hête er ouch mê süne, die enhêten niht; er enmac nümmê haben denne
einen sun , wan er nûwen ein verstantnüsse ist . Hête er tûsent süne, die müesten von nôt alle éin sun sîn . ;
vgl. auch oben S . 84 ,9f.: Allez, daz der sun hât, daz hât er von sînem vater, wesen und natûre, daz
wir der selbe eingeborne sun sîn . und dort Anm . 4 ; unten S .557 , 11 ff .:, . . . ich gibe in 'dáz êwige leben " ,
daz ist daz selbe, daz der sun hât in dem êrsten ûzbruche und in dem selben grunde und in der selben
lûterkeit und in dem smacke, dâ er sîne eigene sælicheit inne hât und dâ er sîn eigen wesen inne be
sitzet : ‘dáz ewige leben gibe ich in ' und anders keinez . . . . Dar nâch sprichet er : 'daz ist daz êwige
leben , daz sie dich erkennen aleine einen waren got'.; oben S. 293, 7 ff .: der vater enhât niht dan einen
einigen sun , . . . und als vil als wir an nihte ûzluogen , als vil werden wir überbildet in dem sune,
und als vil wirt der sun in uns geborn , und wir werden geborn in dem sune und werden éin sun . Unser
herre Jêsus Kristus der ist ein einic sun des vaters , und er aleine ist mensche und got. Sô enist dâ
niht dan éin sun in einem wesene, und daz ist götlich wesen . Also werden wir ein in im , ob wir niht
dan in meinen . und dort S . 293 Anm . 3, S. 294 Anm . 1 und 2. — Zu Z . 2 und 4 üzvluz ( = emanatio )
vgl. etwa DW 5 S . 42, 10 und 41,11 ( BGT), wo ûzvluz synonym neben ursprunc steht, während etwa
DW 1 S . 267,3: . . . wan der sun hât den ersten ûzbruch dieser êrste ûzbruch synonym mit oben Z . 2f.
natiurlîcher ûzvluz des sunes verwendet ist. Vgl. Schmoldt 9 . 72ff. — Die Ergänzung von sun in Z . 3
(sieh Quint S . 467) gegenüber Pf. S . 157, 34 wird nun auch durch KT (sieh unten 8. 387) bestätigt;
vgl. auch oben S . 378,9.
? Zu den Ausführungen Eckharts oben Z .5ff., daß der Mensch ein einiger sun ... des vaters wer
den kann und muß, vgl. insbesondere DW 1 S. 420,3ff.: Und dar umbe nam got menschlîche natûre
an sich und einigete sie sîner persône. Dâ wart menschlich natûre got, wan er menschliche natûre
blóz und keinen menschen an sich nam . Dar umbe, wilt dû der selbe Krist sîn und got sîn , sô ganc
alles des abe, daz daz êwige wort an sich niht ennam . Daz êwige wort nam keinen menschen an sich ;
dar umbe ganc abe, swaz menschen an dir sî und swaz dû sîst, und nim dich nâch menschlîcher natûre
blóz (vgl. unten S . 381,2ff.,6ff.), sô bist dû daz selbe an dem êwigen worte, daz menschlich natûre
an im ist. Wan dîn menschliche nature und diu sîne enhật keinen underscheit : si ist ein , wan , swaz
si ist in Kristo, daz ist si in dir . und die dort Anm . 2 verzeichneten Vergleichsstellen , insbesondere DW 1
379
Predigt 46

ez nam an sich eine vrîe, ungeteilte menschlîche natûre , diu dâ blóz was sunder bilde ;
wan diu einvaltige forme der menscheit diu ist sunder bilde. Und dar umbe, (wan ) 158,5
in der annemunge diu menschlîche natûre von dem ewigen worte einvalticlîche sunder
bilde angenomen wart, sê wart daz bilde des vaters, daz der êwige sun ist, bilde der
6 menschlîchen natûrel. Wan als daz wâr ist, daz got mensche worden ist, als wâr ist

1 ez] er PfM ,N , ungeteilte nâtûre , ein (an M ,) menschlîche nâtûre, PfM , vñ getalten
m . n . Gą 2 einv.] einualticheit N diu fehlt PfM , wan fehlt M , N ,G , 3 annemungh
KT) einunge PfN , aynigung M , anvechtung, vechtung getilgt, auf d . Rand v . and . Hd. nemen G , diu
bis sunder ) menschlicher natur von dem Ewigen wort (wort v . and. Hd. auf d . Rand) da sy anfaltigk
lichen sunder G , der menschleichen nature von dem ewigen ainfaltigen wort wann sunder M , mensc
lich der natur von dem ewigen wort wan sein einualtig wort synder N diu ] die Pf e in
valticlîche fehlt Pf 4 angen . bis bildes fehlt N (Hom .) 4 sô wart fehlt G , (Hom .) 4f. ain
(ain v . and. Hd. über d . Zeile ) bild menschlicher n . G , 5 als1 bis ist ,') also dz war vnd / vn allen
won ist G , wâr daz ist, PfM2N ,

S . 86 ,8f. und dort Anm . 1 und oben S . 13, 11ff. und die dort S . 14 Anm . 1 verzeichneten vielen lateinischen
und deutschen Parallelen , insbesondere DW 5 S . 430,5ff. ( V Ab .) und dort S . 458 Anm . 103; In Ioh .
n . 289, LW 3 S . 241,7f. und dort Anm . 2 ; ferner oben S . 293,7 ff. und dort Anm . 3 ; unten S . 428,8f.
und S . 429 Anm . 1 ; Sermo VI,2 n . 57, LW 4 S . 56 ,9ff. und dort S . 57 Anm . 1 .
1 In Z . 1 habe ich Pf. S. 158,2 er (MZN ) durch ez (= daz êwige wort )mit G , ersetzt (sieh Quint
S . 467) , wenngleich er in ungezwungener Predigtrede nicht unmöglich wäre. Das in KT stehende ehr
erklärt sich aus dem abgeänderten , erweiterten Wortlaut der Stelle, sieh unten S. 387,56 . — Zu 2 . 1 vrîe,
ungeteilte menschlîche natûre vgl. unten S. 381,5 . Die Bedeutung dieses Ausdrucks wird aus dem Zu
sammenhang klar durch die Bestimmung 2 . 1 diu dâ blóz was sunder bilde und unten S . 381,3f. sô müezet
ir abescheiden und abegân alles des , daz underscheit an iu machende ist und besagt, daß blóz was sunder
bilde (Z . 1) die einvaltige forme der menscheit ( 2 . 2 ) bestimmt, in der alles abgelegt ist, was under
scheit macht ( S . 381, 3 ), d .h . alle Unterschiede der menschlichen Individuen , etwa eines Burchart gegen
über einem Heinrich (vgl. oben S . 15 , 1 ) . Richtig sagt von Bracken S .73: „ Eine deutsche Predigt prägt
den Ausdruck: 'diu einvaldige forme der menscheit sunder bilde', wobei 'bilde' die das hic et hoc der
Individuen repräsentierenden Einzelvorstellungen bedeutet,während Eckhart an zahllosen anderen Stellen
die ratio = Idee mit 'bilde' übersetzt." — Zu 2 . 1 blóz vgl. etwa DW 1 S . 420,5 : . . . menschliche natûre
blóz . .. – Der Text S. 379,6 — 380,5 besagt in interpretierender Übersetzung: „ Das ewige Wort nahm
nicht diesen oder jenen ( individuell-persönlichen ) Menschen an , sondern eine freie, ungeteilte ( = âne
underscheit der lîplîchen geburt vgl. oben S . 378,9f.) menschliche Natur, die da entblößt war von jeg.
lichem Individualzug, denn die einfaltige Form der Menscheit ist ohne (solche persönlichen ) Züge. Und
daher ward , da bei dieser Annahme (der menschlichen Natur durch Christus) die menschliche Natur vom
ewigen Wort einfaltig (einfach d .h .) ohne Individualzüge angenommen wurde, das ‘Bild des Vaters, das
der ewige Sohn ist (zugleich ) ' Bild ' der menschlichen Natur.“ Der Satz Z . 2ff. ist in der hsl. Überlieferung
80 oder 80 verderbt, U . zw . offenbar infolge Mißverstehens seiner Syntax mit dem hinter 2 . 2 dar umbe
eingeschachtelten Begründungs-Nebensatz. Infolgedessen fehlt in allen hsl. Texten in 2 . 2 wan , das also
wohl schon im Prototyp der erhaltenen hel. Überlieferung gefehlt haben wird und das Pfeiffer mit Recht
konjizierend ergänzt hat. Dagegen hat er das verderbte einunge ( N .) , von ihm wohl aus aynigung in seiner
hsl. Grundlage M , erschlossen , nicht durch das allein mögliche annemunge ersetzt, das unverderbt aller
dings nur in KT erhalten blieb, das Pfeiffer aber leicht hätte konjizieren können . Aber vielleicht hat er den
Kausalsatz trotz der richtigen Ergänzung von wan doch nicht ganz richtig verstanden ; denn sonst hätte er
in Z . 3 nicht die statt des allein richtigen diu schreiben können, da das Subjekt dieses Satzes eindeutig diu
menschlîche natûre ist. Daß der Text 2. 2ff. von mir richtig konstituiert und interpretiert wurde, ist aus
S . 381,6 Und wan (welches wan vielleicht Pfeiffer den Anstoß gegeben hat zu seiner Ergänzung in Z . 2 ) —
380
Haec est vita aeterna

daz, daz der mensche got worden ist1. Und also ist diu menschlîche natûre überbildet
10 in dem , daz si worden ist daz götlîche bilde, daz dâ bilde ist des vaters . Und alsó , sult
ir éin sun sîn , sô müezet ir abescheiden und abegân alles des, daz underscheit an iu
machende ist. Wan der mensche ist ein zuoval der natûre, und dar umbe gât abe alles
des, daz zuoval an iu ist, und nemet iuch nâch der vrîen , ungeteilten menschlîchen na - 5
15 tûre 3. Und wan denne diu selbe natûre , nâch der ir iuch nemende sît, sun des êwigen

1 daz, daz] daz dan N fehlt PfM , ist . fehlt PfM , N , des menschen (der mensch M ,)
nâtûre PfM , vber gebildet M , N ,G , 2 si] ime PfM , dâ ] da ain ( ain v . and . Hd. über d .
Zeile ) G , daz PfM , alsô fehlt N , 3 irl] Giv a begân ] abe legen PfM N alles des]
allez daz PfM , des fehlt N 4 so gat G . 5 des,] daz PfM , dz G , fehlt
N i st an euch
M , an iu ] an vns N1 fehlt Pf 5 f. nach freier vngeteilter nature N . 5 vrîen ,] vier M ,
frîheit der Pf vñ getailten G , 6 Und fehlt N in der vnd nach der Gą nemtseid N

382,3 ist. zu erkennen , wo derselbe Gedanke in teilweise gleicher Formulierung wiederkehrt. Vgl. auch
unten S . 428,8ff.; Seuse S. 339,4ff .: Disů glichnúst , die du hast gesehen , betútet den einbornen sun
gottes nah der wise,als ermenschlich nature hat an sich genomen. Und daz du nůwan ein bild sehe und
daz selb doch unzallich manigvaltig waz, daz betútet ellú dů menschen , dú sinů gelider sint, die och
súne oder sun worden sint dur in und in ime, als dů zale vil liplicher gelider an eime libe (vgl. oben
S . 378,9f.) . Aber daz daz hòpt úbertreffelich schein , daz meinde, daz er der erste und eingeborne sun
ist nach der übertreffenden annemunge in die selbsheit der gåtlichen persone, und aber die andern in
die innemunge überförmiger einikeit des selben bildes . — S . 380, 3 habe ich aus G , das sicher ursprüng
liche einvalticlîche, das Pf. S . 158,6 fehlt und das dem in 2 . 2 stehenden einvaltige entspricht, über
nommen . Essteht,wenn auch an falscher Stelle, vor Z . 3 worte auch in M , und N , während es im wiederum
verderbten KT- Text an falscher Stelle zu eyniglich entstellt wurde ( sieh den Var.-App. zu S . 380, 3 diu
sunder und unten S. 387,57f.).
i Das nur in G , hinter S . 280,5 wâr stehende kleine Textplusstück vnd vn allen wan, das an sich
ursprünglich sein könnte , habe ich gleichviel nicht in den Text aufgenommen , da es auch in KT, aller
dings im abgeänderten , sekundären Text nicht steht.
2 Zur Besserung von Pf. S . 158,9 ime > si sieh Quint S. 467. Pfeiffer hat den Sinn des Satzes
mit M , mißverstanden . Der Satz besagt, daß dadurch , daß die menschliche Natur von dem ewigen Worte
einfaltig ohne personale Züge angenommen ward , das „ Bild “ des Vaters, das der Sohn ist, (zugleich )
„ Bild “ der menschlichen Natur wurde. Vgl. die oben S . 379 Anm . 2 aufgeführte Stelle DW1 S. 420,3ff .,
insbesondere 420,4f.: Dâ wart menschlich natûre got, wan er menschliche natûre blôz und keinen
menschen an sich nam .; vgl. noch unten Z . off. und oben S . 293,6ff. – Zu . 1 überbildet sich oben
S . 293, 9 und DW 5 S .11,12; 21,9 ; 32,12 ( BgT ): . . . als in einem bilde überbildet, . . . ; 41,13f.: (. . . die
gotes süne sint, . ..) nâch gote und in gote überbildet . . .; 112,19 (VeM ) .
3 Zu Z . 2ff. sieh oben S. 379 Anm . 2 . — Zu Z . 4 zuoval vgl. etwa oben S . 266,2f.: Dar umbe kêre
dich von allen dingen und nim dich blôz in wesene ; wan swaz ûzwendic wesene ist, daz ist zuoval,
und alle zuovelle machent warumbe. und dort Anm . 2 ; unten S . 549,5 ff .: Ich hân ez mê gesprochen :
diu sêle muoz als gar enblazet werden alles des, daz zuogevallen ist, und als lûter ûfgetragen werden
und wider învliezen in dem sune, als si ûzgevlozzen ist in im . und dort S . 550 Anm . 1. Ich halte es für
möglich , daß sich der Rv. zu Beginn dieser Stelle u .a. auf die vorliegende Stelle bezieht. Vgl. noch Seuse
8 . 335,2ff.: . . . daz im ( scil.dem Menschen ) eigenlich zů gehört,daz ist sin personlicher mensch,beidú nach
demeadelund och nach dem zůval .. . da dermensch den usker nimet von gotte ufsich selb ,da er wider
in solte keren , und im selb nach dem zůvalein eigen sich stiftet, .. .; DW 5 S. 411,1ff. (VAb) : swenne
der vrîe geist stât in rehter abegescheidenheit, sô twinget er got ze sînem wesene ; undmöhte er gestân
formelôsiclich und âne alle zuovelle, so næme er gotes eigenschaft an sich . und dort S. 445 Anm . 39 ;
In Ioh . n . 290, LW 3 S . 242,4ff .: . .. volens filius dei fieri, . . . debet .. . abnegare personale, abnegare
381
Predigt 46
vaters worden ist von der annemunge des êwigen wortes, also werdet ir sun des êwigen
vaters mit Kristô von dem , daz ir iuch nach der selben natûre nemende sît, diu dâ got
worden ist 1. Dar umbe hüetet iuch , daz ir iuch iht nemet nâch dem , daz ir dirre mensche
noch der iht sît, sunder nemet iuch nâch der vrîen, ungeteilten menschlîchen natûre. 158,20
5 Dar umbe : wellet ir éin sun sîn , so scheidet iuch von allem nihte, wan niht machet
underscheit. Wie ? Daz merket! Daz dû niht enbist der mensche, daz niht machet under
scheit zwischen dir und dem menschen . Und also : wellet ir sîn sunder underscheit, sô
scheidet iuch von nihte ?. Wan ein kraft ist in der sêle, diu ist gescheiden von nihte , 25
wan si enhât niht gemeine mit deheinen dingen ; wan niht enist in der kraft wan got
10 aleine : der liuhtet blôz in die kraft 3.

1 der annemunge G ,KT] einunge PfM , an nõuſ N werdent sy G2 lf. ewigen


wortes vaters N 2 nâch bis sît ,] nement seit (getilgt) nach der selben nature vereint seit
N, 3 darumb so h . G iuch , fehlt PfM , daz ir iuch fehlt G , (Hom .) iuch² bis ir ?
fehlt N . (Hom .) nemet] nennet, darüber (v . and . Hd.? ) nemet M , 3 dirre bis 4 iht] nicht
dir noch der ein N , der mensch noch der menschait (ait radiert) icht G , 3 mensche fehlt
PfM , 4 n . der ( n . der] dir N ) friheit der ung. PfM2N 5 sein ein svn N sun fehlt
PfM , von allen dingen N . nihte ,] icht N 5f. machet u .) suochet unde scheidet.
PfM , 6 vnderschaid an vch wie dz sy dz m .G2 Dazl] da N merke ! Pf der mensch
noch der daz machet N d az ] des, a über e M , 6f. dz machet dz vnderschaid G 7 den
m . N. Und alsô :] Hie von N sunder] âne PfM , underscheit,] vnderscheid zwizzen
ev vnd got N . 8 iuch fehlt PfM , von nihte .] von allen dingen N Wan fehlt N nihte ,]
allen geschaffen dingen N 9 si bis wan fehlt N (Hom .) dekeinem dinge Pfm , niht? ]
nūtz G , kraft] sel N , 9f. wan alleine got liuhtet PfM , 9 wanº] dan N . 10 der l.]
vnd got der leuht al ein N . kr.] craft mit seinem gôtlichen wesen N .

proprium . und dort Anm . 3 und 4 . – In 2 . 3 habe ich im Hinblick auf Z . 4 gât abe alles des aus G2
abegân alles des übernommen , während Pfeiffer mit M , (und N ,) abe legen allez daz bot und Lasson
( M . E . S. IXf.) legt abe konjizieren wollte; vgl. etwa DW 1 S. 419,6ff.: ganc abe dîn selbes und aller
dinge und alles, daz dû an dir selber bist , und nim dich nach dem , daz dû in gote bist . und dort Anm . 3.;
420 ,5ff .
i Zu S. 381,6ff. und zu oben Z .1 annemunge vgl. oben S. 379,6ff. und S. 380 Anm .1, dazu noch
etwa DW 1 S . 273,4f.: 'nieman bekennet den vater dan der sun ', und dâ von , wellet ir got bekennen ,
sô sult ir niht aleine glîch sîn dem sune, sunder ir sult der sun selber sîn . und dort Anm . 2 ; oben S . 293,6ff.
? Zu Z . 3ff . vgl. oben S . 96 ,9ff.: Sol ich ein mensche sîn , . . . ich muoz in eines menschen wesene
ein mensche sîn . Sol ich aber dirre mensche sîn , sô muoz ich in disem wesene dirre mensche sîn . und
dort S . 97 Anm . 1. — Zu Z . 4 ungeteilten menschlîchen natûre vgl. oben S . 380, 1 und 381,58. — Zu 2 . 5ff.
vgl. oben . 381,2ff. – Zu Z . 5f. vgl. oben S. 48,4ff.: Einez enist daz ander niht, wan daz niht, daz
dâ machet underscheit , daz enist niht anders wan bitterkeit, . . . und die dort Anm . 3 verzeichneten
Parallelen , insbesondere DW 1 S. 88,9ff. — Zur Ergänzung von sun in 2 . 5 gegenüber Pf. . 158 ,21
sieh Quint S . 467 sowie oben S. 379, 3 und dort Anm . 1. - In Z . 6 hat Pfeiffer ( 158 ,22 ) hinter mensche
einen Punkt gesetzt. Ich meinerseits habe in Quint S. 467 hinter merket ein Komma gesetzt und den
daz-Satz als Objektsatz wie folgt übersetzt: „ Merket darauf,daß du nichtder Mensch ( sondern ein indivi
dueller Mensch mit individuellen Zügen , mit dem 'Nichts ' eben ) bist." Beide haben wir den Satz miß .
verstanden , der nicht ein Objekt-, sondern ein Subjektsatz ist und keine Aufforderung (wie nach meiner
Übersetzung) , sondern eine Feststellung enthält und besagt : „ Daß du nicht jener Mensch bist, dieses
'nicht stiftet Unterschied zwischen dir und jenem Menschen “ , dh, verhindert, daß du dich nach der
vrîen ,ungeteilten menschlichen natûre nimmst.
3 Zu 2 . 8ff . vgl. insbesondere DW 1 S . 182, 9ff .: Daz dritte meinet eine edele kraft der sêle , diu
382
Haec est vita aeterna

Sehet, der mensche, der alsô éin sun ist , der nimet bewegunge und würkunge und
30 allez, daz er nimet, — daz nimet er allez in sînem eigene. Wan , daz der sun des vaters
nâch der êwicheit ist sun , daz ist er von dem vater. Waz er aber hât, daz hât er in im ,
wan er ein mit dem vater ist nach wesene und nach natûre. Dar umbe hât er wesen und
wesunge allez in im , und alsô sprichet er: 'vater, als ich und dû ein sîn , also wil ich , 5
35 daz sie ein sîn ’. Und alsô als der sun ein ist mit dem vater nâch wesene und nâch natûre,
alsô bist dû ein mit im nâch wesene und nâch natüre und hâst ez allez in dir , als ez der
vater hât in im ; dû enhâst ez von gote ze lêhene niht, wan got ist dîn eigen . Und alsô :
allez, daz dû nimest , daz nimest dû in dînem eigene; und swaz werke dû niht ennimest
40 in dînem eigene, diu werk sint alliu tôt vor gote . Daz sint diu werk , dar zuo dû ûzer dir 10

5f. Vgl. Ioh . 17, 11 : Pater (sancte, serva eos in nomine tuo, quos dedisti mihi:) ut sint unum ,
sicut et nos . . . 21 : ut omnes unum sint, sicut tu Pater in me, et ego in te, ut et ipsi in nobis unum
sint: . . .

2 alles dz dz G, er nemende ist Pfm , daza) vnd dz G, in s. eig.] von sinen wegen
G2 in ) mit Ni Wan , fehlt G , dazs fehlt PfM , 3 einicheit ist er sun
N i st?
hinter vater PfM , Waz ] vnd wz G , 4 einez PfM G2 hât] so h . G2 4f. und wesunge
G
fehlt 5 wisunge PfM , allez ] alz N . und als er sprichet PfM N ein ) ains
Gg 6 ein '] ains G , ein mit vns
N e in ] ains G nâch ? bis nat., fehlt N n . dem
wesen , PfM , n .wesung G , und n . nat., fehlt PfM , 7 alsô bis natûre fehlt G2( Hom .) mit
im ein PfM , wesung G , hâst bis 8 im ;] alz er in dir ist alzo ez der uater in im hat
N 7 allez] als G , 8 gote) imN 8 f. vnd alz alles du nimst N , vnd also als du nimpst
(als du v . and . Hd. getilgt, m . Verweisungszeichen auf d . Rand alles dz du ) G , 9 swaz dû werke
PfM , niht fehlt N . (Zeilenw .) 10 Daz ) vnd dz G , d .werk, ] diu PfM , si N , dar
zuo dû ] dar vm daz du N û z dir PfM ,

ist sô hôch und sô edel, daz si got nimet in sînem blôzen eigenen wesene. Disiu kraft enhât mit nihte
niht gemeine ; . . . Disiu kraft nimet got in sînem kleithûse . und die dort S . 183 Anm . 1 verzeichneten
Vergleichsstellen , insbesondere ( BgT S .18,10ff. = ) DW 5 S . 29, 2 ff. ( BgT) : . . . alsô verre, daz diu
oberste kraft der sêle, diu aller dinge blôz ist und mit nihte niht gemeine enhật, ennimet niht minner
dan got selben in der wîte und vülle des wesens. und dort S . 80 Anm . 92 ; ( Pf. S . 258, 18ff. = ) oben
S . 308,2ff. und die dort Anm . 3 aufgeführten Parallelstellen ; In Ioh . n . 318, LW 3 S. 265, 12 ff.: Intel
lectus autem abstrahit ab hic et nunc, et secundum genus suum nulli nihil habet commune, . . . und
dort Anm . 7 sowie S . 266 Anm . 1 . Es ist deutlich , daß Eckhart mit der kraft an der vorliegenden Stelle
wie an den Vergleichsstellen das meint, was er sonst auch die oberste vernunft, das vünkelîn oder das
etwaz in der sêle nennt und wovon er wiederholt sagt, daß es nicht eine Kraft der Seele sei, sondern
ein Unnennbares , vgl. etwa DW 1 S . 39, 1ff . und dort Anm . 3 ; 197,8ff .: als ich mêr gesprochen hân,
daz etwaz in der sêle ist, daz gote alsô sippe ist, daz ez ein ist und niht vereinet. Ez ist ein , ez enhât
mit nihte niht gemeine noch enist dem nihtes niht allez daz gemeine, daz geschaffen ist. und dort
8 . 198 Anm . 1 ( Der Rv. dieser Stelle dürfte sich auch auf die vorliegende Predigtstelle beziehen .); 332,2ff.
und dort Anm . 4; oben S . 66 ,2ff. und dort Anm .1. — Die Bedeutung von blôz in 2 . 10 ist die gleiche
wie oben S . 308,7 : got der mac aleine dar în mit sîner blôzer götlîcher natûre.; DW 1 S. 182,10 :
. . . daz si got nimet in sînem blôzen eigenen wesene., 43,7f.: sol got iemer dar în geluogen , ez muoz
in kosten alle sîne götlîche namen und sîne personlîche eigenschaft ; . . . — Text und Interpunktion
Pfeiffers ( M ,) in Z . 9f.: wan niht ist in der kraft, wan alleine got liuhtet blóz in die kraft. sind offenbar
verderbt bzw . irreführend . KT bestätigt die Richtigkeit der von mir nach G , (und N ,) vorgenommenen
Änderung (sieh unten S. 388,76 ).
383
Predigt 46
beweget bist von vremden sachen , wan sie engânt von lebene niht : dar umbe sint sie
tôt; wan daz dinc lebet, daz bewegunge nimet von sînem eigene. Und also : suln des
menschen werk leben , sô müezen sie genomen werden von sînem eigene, niht von vremden
dingen noch ûzer im , sunder in im ?.
6 Nû merket! Minnet ir die gerehticheit nâch dem , daz dâ gerehticheit ist ûf dir oder 159,5
an dir , sô enminnet ir niht die gerehticheit nach dem , daz si diu gerehticheit ist; und alsô

1 sint] so s.G2 2 dinch daz lebet N ,G nimtbewegung N aignen G , alsô :]


dar vmb N , 3 vnd nicht N von fehlt G , 4 ll . im ] vzzer halb sein N . im , fehlt
5 daz bis 6 dir,] daz si ist gerehtikeit, ûf daz PfM , daz si ist Ni 6 niht d . g .) si niht
N die fehlt G , diu fehlt Pfn , alsó fehlt N ,

1 Zu S . 383,1ff. vgl. insbesondere DW 1 S . 80, 18ff.: Nun : 'wir leben in im ' mit im . Es ist nút,
daz man als vast beger als des lebens. was ist min leben ? daz von innen bewegt wirt von im selber.
daz enlept nit, daz von ussen wirt bewegt. lebend wir denn mit im , so můssend wir ouch mittwurken
von innen in im , also daz wir von ussnen nit enwúrkent; sunder wir söllend dannen ussz bewegt wer.
den , dannen ussz wir leben , daz ist : durch in . Wir mugen und müssen uss unserm aigen wurken uon
innan. Súllen wir denn leben in im oder durch in , so sol er unser aigen sin und sůllen wir uss unserm
aigen wurken ; also als got alle ding wúrkt uss sinem aigen und durch sich selber, also súllen wir uss
demm aygen wurken , das er ist in uns. Er ist all zumaul unser aygen , und alle ding sind unser aigen
in im . und dort S . 81 Anm . 1; 106 ,1 ff.; 187,4ff .; oben S . 107 ,4ff. und dort S. 108 Anm . 1. - Zu S. 383,2f.
vgl. insbesondere DW 1 8 . 112, 1ff.: Der vater gebirt sînen sun âne underlâz. Då der sun geborn ist,
dâ ennimet er niht von dem vater , wan er hât ez allez ; aber dâ er geborn wirt , dâ nimet er von dem
vater. Der Sinn der beiden Stellen ist, daß der Sohn als vom Vater âne underlâz geboren , sein ewiges
Sohn - Sein vom Vater hat, daß er aber sein Eigen - Sein in sich selbst hat als mit dem Vater eins nach
wesen und nach natûre. - S . 383, 3 und 5 in im = „ in sich “ , d . h . also : der Sohn hat alles, was er hat,
in sich ,nicht im Vater oder vom Vater. - S . 383, 4 f. wesen und wesunge = esse und essentia . Wenn und
wesunge in G , fehlt, 80 wohl infolge von Homöoteleuton . Jedenfalls bestätigt KT (sieh unten S . 388,80 )
die Ursprünglichkeit dieses in N , überlieferten und wesunge ( in Pf[ M ] verderbt zu u . wîsunge), wobei
wesunge dem Sinne nach identisch ist mit natûre, das S . 383,4,6 und 7 ebenso mit wesen gepaart ist
wie in 2 .4f. wesunge. Daß s . 383,6 und nach natûre ursprünglich ist und in M2N , verlorengegangen
ist, scheint mir daraus hervorzugehen , daß in G , 383,7 alsó — natûre infolge von Homöoteleuton aus
gefallen ist. Die Übereinstimmung zwischen N , und KT darin , daß in beiden Texten 383,6 nâch - natûre,
fehlt, dürfte auf Zufall beruhen . — Zu S . 383,6f. vgl. noch DW 1 S . 86,11ff.: allez daz guot, daz alle
heiligen besezzen hânt . . . und Kristus nâch sîner menscheit, daz ist mîn eigen in dirre natûre. -
zu S . 383,8ff. vgl. noch DW 1 S . 113,2f.: Man ensol got niht nemen noch ahten ûzer im sunder als
mîn eigen und daz in im ist ; und dort Anm . 1; 235,9ff. ( = 246, 16ff.) : Der oitmodege mynsche inde
got dat is eyn ; . . . wat got wircket, dat wirket der oitmoedege mynsche, inde dat got is, dat is hey :
eyn leuen inde oyn wessen ; und dort Anm . 3 ; 71,7f.: Got muoz mir sich selber geben als eigen , als er
sîn selbes ist, . .. und 3. 72 Anm . 1 ; oben S . 108 ,2ff . und dort Anm . 2 ; DW 5 S. 298, 1ff. ( RdU ) und
S . 371 Anm . 432. — Zu S . 383,9ff. vgl. noch oben S . 253,5ff. und dort S . 254 Anm . 2 ; 256,3ff.: Und
dar umbe ganc in dînen eigenen grunt, und dâu würke, und diu werk , diu dû dân würkest, diu sint alliu
lebendic . und dort Anm . 4 . — Zur Textbesserung S . 383, 10 ûzer dir gegenüber Pf.( M ) S .158,40 ûz dir
sieh Quint S . 468, wo gesagt ist, daß Eckhart natürlich (nicht „ aus dir heraus“ , sondern ) „ außerhalb
deiner“ , „ von außen her“ meint. Vgl. noch In Ioh . n . 310, LW 3 S . 259,6ff.: Adhuc autem opus tale
mortuum est nec fit in deo ; . . . Vivum enim est quod habetmotum sive quod movetur ab intra ex se
ipso ;mortuum autem dicitur unumquodque, quando non movetur ex se ipso sive ab intra , sed tantum
ab aliquo extra. Sic opus est mortuum , quando ad ipsum movet quid extra ut principium vel ut finis.
384
Haec est vita aeterna
ennemet ir sie niht noch enminnet sie niht alsó , als si einvaltic ist, sunder ir nemet sie
geteilet. Wan denne got diu gerehticheit ist, sô ennemet ir in niht noch enminnet in
10 niht nâch dem , daz er einvaltic ist. Und dar umbe só nemet die gerehticheit nâch dem ,
und si gerehticheit ist, wan alsô nemet ir sie nach dem , und sie got ist. Und alsô : swâ
diu gerehticheit würket, dâ würket ir, wan ir würket danne alle zît gerehticheit1. Jâ , 5
und stüende diu helle an dem wege der gerehticheit, ir würhtet die gerehticheit, und si
15 enwære iu kein pîne, si wære iu ein vröude, wan ir wæret selber diu gerehticheit ; und
dar umbe sô müezet ir gerehticheit würken ?. Wan , als verre als sich ein dinc in einer

1 nemet (en nembt M ,) ir noch ennemet (enminnet N ) PfM ,N , alsó, fehlt PfM N
(Hom .) 2 beteilet Ni denne fehlt PfM N diu fehlt N enminēt ir in nit noch
ennement in G , nemet ir noch ennemet (en minnet N ) in PfM , N 3 sô] si N nâcha bis
4 alsô ?] also als sy ist so G , 4 und!] daz N ist, fehlt N nemet ir sie ] nemen wirs
N 5 dâ ] die G , 6 der g . fehlt N . ir w .] sy würckti G , die ] doch N unda]
wan PfM N 7 iu kein ) ir kein Pf e, getilgt, dahinter ir (korr. zu iv ?) kain M , en kein N pîne
niht, sunder si (di N ) PfM N iuº) ir PfM ir wæret] sy wer G , ward N . 8 sô
fehlt PfM , müezet] mugent G2 Wan fehlt PfM , alsº fehlt Pf i n ) an N .

und dort Anm . 3, wo auf Aristoteles De an . II t. 3 ( B c. 1 412a 14 ) und auf Thomas i.h .l. lect.1,
XXIV 576 verwiesen ist.
i Zu S . 384,5ff. vgl. insbesondere In Sap. n . 44, LW 2 S . 366 ,1ff.: . .. non est imaginandum ,
sicut plerique tardiores aestimant, quasi iustitia sit alia in pluribus iustis, divisa et numerata, fixa
et radicem habens in ipsis iustis, sicut se habet — et iam dictum est — de accidentibus corporalibus.
Sed potius omnes iusti iusti sunt ab una numero iustitia , numero tamen sine numero et una sine
unitate vel proprius loquendo una super unitatem . Quapropter omnes iusti, in quantum iusti, unum
sunt, . . . Et hoc est quod dicit Augustinus III Confessionum : iustitia »ubique et semper « est,
onon alibi alia nec alias aliter, secundum quam iusti« sunt omnes «. Et infra : »numquid iustitia varia
est etmutabilis ? Sed tempora quibus praesidet non pariter eunt: tempora enim sunt« .und dort Anm . 1
– 5 ; DW 5 S . 9,4ff. (BgT) und dort S. 62 Anm . 2. — Zur Textänderung mit G , S. 384,5f. gegenüber
dem unsinnigen Text von Pf. S . 159,5f. (M2N ) sieh Quint S .468. Der KT- Text ( sieh unten S . 388,90f.)
bestätigt die Richtigkeit meiner Änderung und die Verfehltheit der Konjektur Lassons M . E . S. X . Die
Änderung von Pf. 8 . 159,9 ennemet > enminnet ( oben Z . 2) hatbereits Lasson a.a.O . vorgenommen. —
Zu Z . 3 vgl. S. 384,6f. — Zu Z . 4 vgl. oben S. 257,5 : .. . wan got ist diu gerehticheit. -- Zu Z . 4f. vgl.
oben S . 256 ,4f.: 'der gerehte lebet', wan dar umbe daz er gereht ist, dar umbe würket er, und sîniu
werk diu lebent.; DW 5 S. 197,8 ( RdU ) : Bist dû gereht, sô sint ouch dîniu werk gereht.
2 Zu Z . 5ff . vgl. insbesondere DW1 S . 103, 1ff.: Den gerehten menschen den ist also ernst ze der
gerehticheit,wäre, daz got niht gereht wære, sie enahteten eine bône niht ûf got und stânt alsô vaste
in der gerehticheit . . ., daz sie niht enahtent pîne der helle noch vroude des himelrîches noch keines
dinges. Jâ, wäre alliu diu pîne, die die hânt, die in der helle sint, menschen oder vîende, oder alliu diu
pîne, diu in ertrîche ie geliten wart oder iemer solwerden geliten, wäre diu gesast bî der gerehticheit,
sie enahteten sîn niht einen bast; sô vaste stânt sie an gote und an der gerehticheit. und die dort Anm . 1
verzeichneten Vergleichsstellen , insbesondere ( Pf. S. 146, 10ff. = ) oben S . 289,3ff. und dort Anm . 2 , sowie
Sermo XXXIV n . 343, LW 4 S. 298,9ff.: iustus iustitiae serviens plus eam amat quam se ipsum , ut
si iustum portaret in se infernum vel diabolum , ipsum amaret, ipsi saperet, ipsum delectaret; et e
converso : si iniustum portaret secum paradisum , deum ipsum , ipsi non saperet. (Die Stelle wurde von
Nicolaus Cusanus in seinem Sermo Querite ergo primum regnum dei übernommen , sieh Koch Cusa
nus - Texte I S . 41.) Ähnlich oben S . 24, 10ff . und dort S . 25 Anm . 1 ; 79,10ff. und dort Anm . 4 .

25 Edhart, D 2 385
Predigt 46

gemeinheit ûftragende ist, als verre ez mit der einvalticheit der gemeinheit ein ist und
ie einvaltiger ist 1.
Ze der einvalticheit der warheit helfe uns got! Âmen .

1 oz bis ist ?] ist es ein mit d . einv. d . gem . ez ein ist N einz PfM , und fehlt Pf
M , 2 ist .] ez ist. Pf 3 ewigen worheit Dez helf N , der almechtig got G got ! Âmen .
fehlt N , Âmen . fehlt M ,

1 Zu S . 385,8ff. vgl. Sermo V1, 1 n . 53, LW 4 S . 52, 3ff.: Secundo nota quod omne commune, in
quantum commune , deus, et omne non commune, in quantum non commune, deus non est, sed creatum
est . und dort Anm . 3. — 2 . 1 gemeinheit ( 2 ) kommt, soviel ich sehe, sonst bei Eckhart nicht vor ; die
lat. Entsprechung communitas begegnet nur Sermo V1,1 n . 53, LW 4 S . 51,7 .

Anhang
Text der Predigtnach KT f. 15va — 16va

Vff den eirsten Suntag im Aduent

Am obgemelten Sunntag Die ander Predig / Was grosser werdichkeit vnd selichkeit
Got vns geben hat durch seyn heilge menschwerdung / vnd wie wyr eyn mit im werden .
E ( illustrierte Initiale )Cce rex tuus venit tibi iustus et saluator. Zachariae nono.
5 Seht deynn Koning kompt dyr rechtuerdig / vnd eyn behålter. Diß ist eyn stim der frå
lichkeit vnd selichkeit in den håusern der sünder. Erfreuwent euch alle berg vnd holtzer
der wälde vor dem angesicht des heerrn / dann er ist kommen . Ach wie danckbar soln
wyr menschenn seyn / das der herr sich so großlich erbarmet hat über vns arme erdt
wůrmlein vnd sundige creatüren . Wer mocht so steinigen hertz habenn / das seyn seel
10 nit ersmeltz vnd zerfliesse vonn liebe / als er hørt oder gedenckt , das der höchste got
hat vnser sterbliche natür angenomen in dem heiligen leichnam seiner werdiger måtter /
Das vnser herr ist worden vnser knecht , der sunn Gots vnser breutigam / vñ der oberste
rychter vnser bråder. Er hat sich selb vns gegebenn /mit all seiner reichtum vnd gnaden
Want Jesus behålter der welt kompt nit on heil / noch Christus onn geistliche salb /
15 noch der sun Gots on glorie. Nun sålt jr wissenn das alle die reichthůmmenn die vns
der herr durch seine heilge menschwerdung gebenn hat keinn verstant der engel noch
menschenn begreiffenn kan | Darumb wil ich nur wenig / vnnd nit vill daruon reden .
Vnser lieber herr hat vns durch vereynunge seyns heilgen leibs vnd seelen mit seiner
gotlichen natürenn gegeben das seinn leichnam eyn speise ist vnsers geistes | welchen

386
Haec est vita aeterna

keine creatür speisenn kann / geistlich oder leiblich / dann Got alleinn . / Die creatür mag 20
wol trosten | Aber nit speisen . Hier von sprach er selb /Meyn fleysch ist wårlich ein speise.
Ouch das die seel vnd leib (15vb ) vnsers herren auffgehalten werden / dz sy nit werden
gepersoent mit eyniger sonderlinger menschlicher personenn (als ander menschen , dar
von eyn jeder mensch gesondert wirt von dē anderen ) dan die persone des sunns vnder
stoent vnd persoent leib vnd seel vnsers herren / Want die an allen endenn / vnd in all 25
syn mag. Dar von haben wyr den nůtz / das keyn dyng ist das vns also eygen mog seynn /
als Gott. Want Got in vns ist , so ist nit in jm wyr mogen des entpfencklich vnd theil
hafftig werden / Vnd want da auch nit allein was eyn wesenliche vereynunge / sonder
auch eyn wirckliche / also das die oberste kråfft vnd die vernūft anschouwet / vnnd
der wille gebraucht das gôtliche wesenn , dar alle selichkeit an gelegen ist. Hier von 30
haben wyr das wyr der seligkeit entfencklich seind / in der selben weisen der er selig
ist / Vnnd das wyr auch hier entfangenn eynenn vorschmack desselben / des wyr ewigk
lich selig sollen sein . Auch want alle die nederste kråfft vnd leibliche sinñ vnsers herren
Jesu Christi / also geeinicht worden mit der gotheit / das man sprechē mag /Got sahe /
Got horte / Got leyt. Daruo habē wyr dē nůtz / das võ seiner eynunge alle vnsere werck 35
vergottet vnd gåtlich mogen werden . Auch wāt menschliche natür vereinicht ist mit
der gåtlicher personen / vnd nit des engels / Dar von haben alle menschen gemeinschafft
mit jm / mer dan eynige creatür / want sy seine mit glidder seind / vnnd eynñ in fluß
haben von jm / als von jrem håupt / dz er ist / Vnd hier von haben wyr die nützbarkeit /
das wyr alle die sein mitglyder seind / darab solche gemeinschafft haben vnder eynander / 40
das alles gůt das vnse liebe frauwe vnd alle heilgen haben /mein also eygen ist / als jnen /
vñ das vff ghen seid des meres geschigt / ist meyn / vñ das meyn ist jnē also eygē als
mein durch dise liebliche vereinunge in Christo . Des wyr jm billich auß allen vnseren
kråfften vnd vermogen / danckenn / loben vñ lieben sollen / zů allen zeiten vñ in ewicheit .
¢ Auß diser lieblicher ver ( 16ra ) einunge ist vns auch gegeben das wyr durch vnd mit dem 45
378,2 sun den vatter sehē vnd erkennen mogē. Want als der sun spricht | Diß ist das ewige
leben , das sie dich erkennen waren Gott / vnd den du gesant hast Jesum Christū . Vñ |
5 Niemant erkennet den vatter dan der sun . Darumb , soll der mensch Gott erkennē (dar
seyne ewige selichkeit inn gelegē ist) so můß er mit Christo eynn eynig sunn des vatte( r )s
seyn . Wilt du selig werden , soe můß du eynn sunn seynn mitt Christo Jesu vereyniget. 50
379, 1 Nit vill süne. Du machst woll vnnd salst vnderscheiden seinn nach der leiblicher
gbürt | Aber in der ewiger gebürt müß nit meer dann ein sun sein / Want in gott ist nit
dann einn natürlicher vrsprung / dar auch nit dan ein natürlich ausflüß des suns ist /
Nit tzwey / dā ein . Darüb salstu eyn sun sein mit Christo / so můstu ein ewig ausfliessen
seinn mit dem ewigen wortte. ¢ Wie sall nun der mensch dar zů kommenn / das ehr ein 55
einig sun sei des vatters ? Das mircke hie bei | Als das ewige wort vnser herr gott ahnn
380 , 1 nam menschliche natür / ehr nam nit diessen nach den menschen / Aber ehr nam ahn
sich ein freihe vngedeilte menschliche natür / die dar war sunder bilde / Vnnd vmb die
annemungh menschlicher natüren vonn dem wörtte / so ist sie eyniglich einn bildt des
vatters / Dann der ewige sun ist ein bildt der menschlicher natürenn . Want so war als 60
381,1 gott mensch wordenn ist / so war ist der mensche gott worden von genadenn / Vnnd
also ist die menschliche natür überbildt in dem das sie worden ist , in das gottliche

387
Predigt 46

bildt / das dar ist einn bildt des vatters . ¢ Wilstu nun ein sun sein / so můst du von dyr
abscheiden / verlassen / vnd abthủnn alles / das vnderscheidt in dyr macht / Want der
65 mensch ist ein zůuall der natüren . Darumb gee ab / vnd verliere alles das dyr zů fall 5
anbringet / vñ neme dich nach der freyer vngeteilter menschlicher naturen / Vnd want 382,1
dann die selbige natür (nach der du dich nemende bist) sunn des ewigen vatters ist
( 16rb ) worden durch annemung des ewigenn Worts / darumb wirts du auch eynn sun
des ewigen vatters mit Christo / võ dem dastu dich in der selbigen natüren nemende
70 bist die Gott worden ist. Darumb hut dich dastu dich nit nemes das du dise mensch oder
der bist | Dan neme dich nach der freiheit vngeteilter menschlicher natüren . ¢ Auch wilt 5
du eynn sun sein , so scheide dich von allem Nit / Want (Nit) machet vnderscheidt.
Mercket als wie / Das du nit bist noch heisches der vnd der mensch / das (Nit)
machet vnderscheit tzwischen dyr vnd dem menschen . Darumb wilttu sonder vnder
75 scheit sein , so scheide dich võ Nit / Want eyn krafft ist in der seel / die ist gescheiden
von Nit / vnd hat nicht gemeine mit eynigen dyngen / Want in diser krafft ist nit dan
Gott alleyn / der leuchtet blois in diser krafft. Der mensch der also eyn sun ist / nemet 383,1
bewegunge vnnd würckūge / vnd alle dyng die er nemet / vff jre eygenste vnd edelste /
Want war der sun des vatters nach der ewichkeitt sunn ist das ist er von dem vatter /
80 vnd was er hat / das hat er inn jm / Want er eyn istmit dem vatter nach wesen vnd nach
natüren / Darumb hat er wesenn vnd wesunge alles in sich . ¢ Vnd als er sprach / Vatter /
als du vnd ich eynn seind | also wil ich das sy eyn seind / Vnd als der sun eyn ist mit
dem vatter | also bistu eyn mit jm / vnd hast das alles in dyr von gnaden / das der vatter
hat in jm / das hastu von Got / daran zweifele nit . Got ist dyn eigen / vnd alles was
85 du also nemest / das ist dein eigen / Vnd alle deine werck die du nit nemest in disem
sem 10
gåtlichen eigenn / die seind alle ydell vor Gott. Das seind die werck dar zů du bewegt 384,1
wirts von frembden sachen / dar Gott nitt låuterlich inn gemeint wirt /Want sy kommen
vß dem lebē nit / darumb seind sy tod / Want die dyngenn leben die bewegung nemen
vonn jrem vrsprung. Darumb / ist es sach das dyne werck leben sollen / so můssen sy
90 geschehē auß jrem eygē gründt / in vn durch got / Nit von frembden dyngen aussen got.
( 16va ) Nun mercke. Liebest du die gerechtigkeit / nach dem sy gerechtigkeit ist in dyr
oder über dich / so (l) iebest du die gerechtig < k ) eitt nicht als sy ann jr selber ist / vnnd
als sy eynfeltig ist | Aber du nemmest sy geteiltt. Wannt dann Gott die gerechtigkeit 385,1
selb ist | soe en nemmes noch liebes du Gott nicht / dar mitt er eynfeltig ist. Darumb
95 sollt du die gerechtigkeitt nemmenn als sy ist in sich selbst | Wannt so nemmest du
sy nach (dem ) das sy Got ist / Vnd also wirckest du alle zeitt gerechtigkeitt / vnnd sy 5
würcket durch dich . Also soltt du auch gůtheit / weißheit / liebe / vnd was man Got zů
schrybenn mag / vff sich selbs vnnd vmb sich selbs / sonder eynige ander meynung /
nemenn vnnd liebenn . Dar mit k8mpstu zů warer eynigkeit / mit dem sunn denn vatter
100 zů bekennen . Zů diser eynfeltigkeit helff vns Gott. Amen .

388
PREDIGT 47 (Pf.Nr. XXIII S. 93 — 96)

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S . 259, Spamer PBB 34 S. 336 ) :


Ba, f. 1188 — 126r.
BT f. 264ra — 265ra .
p . 200 — 201, Fragment = unten S . 408,3 Ez — 409,2 gotes.: Es ist ain frag wie die sel erlide / dz
si nit stirbet da si got in sich / druket SechtdzmerkentGeb / gotder sele iht vswendig sin / dz versmaht
si vnd da von won er (201) ir gibet in im selber darumb mag / si enphan vnd liden in dem sime , niht
in dem irme wan dz sin dz | ist ir wán er si uss dem irm braht , hat so můss dz sin dz ir sin vnd
dz / ir dz ist aigenlich dz sin Also ver-/mag si ze lidene in der ainung gottes /; vgl. Spamer PBB 34
S.412 unter L ; im Var.-App. nicht berücksichtigt; vgl. auch Ka, f. 3ra — rb .
Kai enthält fünf Fragmente :
f. 33rb = unten S. 399,2 Ein – 5 er. + Plussatz + 5 Ich — 400,1 werde.: Ein meister / spri
chet dz got sich selbe veile trage / allen creaturen ein iegeliche gefahe / wie vil sŮ welle Ich spriche dz
sich / got mir erbútet alz den hohesten / engel vnd wer ich also bereit alz er | ich enphienge alz er
wan dv / sele nimet dû gotteit alz in ir / geluts ist Ich habe ez me gesprochen dz sich got ewecliche /
gehalten hat rehte alz er sich / flize wie er der selen behege-/lich werde
f. 90vb = unten S. 399,2 Ein – 5 er . + Plussatz + 5 Ich — 400,1 werde.: vnd do von / spri
chet ein meister dz got sich selbe / veile drage allen creaturen ein iege-/liche gevahe wie vil si wille /
Ich spriche dz sich gotmir erbutet | alz den höhestē engel vnd wer / ich also bereit alz er ich enphēge
alz er wan dů sele minnet dø / gotteheit alz in ir gelutert ist / Ich habe ez och me gesprochen / daz
sich got eweliche gehalten hat alz ob er sich dez geflissen / haben wie er der selen behegenſliche
werde ( = das gleiche Fragment wie f. 33rb )
f. 77vb = unten S . 403,6 Ein - 404 ,2 ist, + dan - 3 dinc, (Lücke infolge von Hom .): Ein
mei/ ster sprichet wo endent die nidern lip - ſlichen dinc Do ane gegent die obersten geistlichen dinc
Dz / ist allez do von gesprochen wan / got ein geist ist Danne dz 0-/berste dz liplich ist do von ist /
dů sele edelre dan alle lipliche / dinc
f. 6va = unten S. 407, 1 Sehet,-— 408,1 vereinet.: Sehent ich gedar / dz sprechen und ist och wor /
durch die grose einvnge die / do sele zů dem libe hat So ist / die sele in den minnesten geley/de alse
volkomen alse in dem , libe alzůmale Her vf sprach S. | Augustinus ist dů einvnge alse groz / die
sele vnd lip mittenander | hant So ist die einvnge vil / groz do sich geist mit geist verſenet
f. 3ra - rb = unten S . 408, 3 EZ - 409,2 gotes.: E (Initiale )s ist eyne frage / vnd swer zů berih
tende wie die sele erlide dz sû niht enstir -/bet do si got in sich drůket Se-/hentdu merkentGebe got der
se-lle iht vzwendig sin dz versma-lhete sú vnd do von wan er ir / gibet in ime selber DS ObS mag / 80
enphahen vnd liden in dem si-ſme vnd niht in dem irmewan (3rb ) dz sine dz ist ir wan er si vz /
dem irme bracht hat So můz / dz sine dz ire sin vnd dz ire / ist eigenliche dz sine al so ver-/mag
si zelidende in der ewige(!) / gottez . Vgl. Spamer Diss . S . 280 und oben Gj; im Var.-App. nicht
berücksichtigt.
Mai, f. 221 – 223v ; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S. 98 .
s enthält drei Fragmente:
f. 236r = unten S. 399,2 Ein - 3 welle . + 400 ,4 Da- 5 niht . + 403,3 Ein - 4 ander. +
6 ie - sîn . + 405,4 derl— 5 libe.: Ein mei -/ster spricht dz got sich selber veil trage allen creaturen
ein jegliche gefahe so vil als sů / welle dauid spricht myn got bistu wann mynes gůtes endarfft du
389
Predigt 47
nit Ein meister / spricht got ist ein mosse aller dinge vnd als vil der mensche me gottes in im hat
denn der / ander als vil ist er wiser edeler vnd besser denn der ander mensche yeme siner glichniss /
in vns ist ie geistlicher wir sint der geist ist ein slitte der dz leben in alle glider / furet durch die
grossen einung die die sele hat mit dem lib /
f. 105r = unten S. 403,3 Eindinge, + 1 götliche- 2 gibet. + 3 als— 404,3 dinc, + 405,1
Mit — 4 engeln . : E (Initiale ) in meister sprichet / got ist ein masse aller dingen gotlich gaben die
müssent gemessen werden nach dem / der sú enpfahen sol nit nach dem der sú git als vil ein mensche
me gottes hat in sich / enpfangen denn der ander als vil ist er edeler wiser und besser denn der ander
me gottes / haben ist nit anders denn me gótliches wesens haben ye me gottes glichniss in uns ist / ye
glicher wir eins sint vnd wa da endent die nidersten liplichen ding da an vohent / die obersten geist .
lichen ding vnd dis ist alles da von gesprochen wenn got ein geist ist / vnd da von ist edeler dz mynste
das geiste ist denn dz oberste dz liplich ist da von ist / ein sele edeler denn alle liplichen ding die
sele rúret mit den obersten krefften / die ewikeit vnd mit den nidern die zit vnd also wurket sú in
der zit nit nach der zit ,me mit den engeln mit den sů gemeyn het
f. 168r = unten S . 408 ,3 wie — 4 drücket. + 5 goebe— 409,1 sine. : M (Initiale )eyster ekhart spricht
wie die sel erlidet das sů nit enstirbet so sich got in sů truket / das merkentGeb got der sel Üt v88
wendig sin dz versmohte sú da von wenn er ir git , in im selber dar vmb mag sú in enpfahen und
liden in dem syme vnd nit in dem irme / wann dz sin dz ist ir wenn er sú v88 dem irme hett broht
80 můss das sin ir sin vnd dz sin ist / eigenlichen sin
Identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S . 196 ; 173; 181; im Var.-App .nicht berücksichtigt.
S, f. 3550 — 356r, Fragment = unten S . 399, 3 daz — 5 er . + 401, 1 Daz — 6 wesene. + 7 Daz
403,4 ander. + 5 ie — 6 sîn . + 404,3 Diu — 405 ,2 êwicheit, + 407, 1 durch - 3 alzemâle . +
408,1 86 — vereinet.: Got tregt sich / selbs fail allen creaturen vnd ain jeglich nympt als vil / sy
wil Got erpeut sich mir als dem hochsten engel / vnd war ich als berait als er ich enpfieng als er /
Das edelst das got wurckt an allen creaturen das / ist wesen mein vatter gib (!) mir mein natur
Aber nichtmein wesen wann das wurckt got lautterlich / Dar vmb habent alle ding die da sind
vernufftigen lust , an jrem wesen Das wesen der sel ist empfängk /lich des jnfluss götlichs liechtes
aber nicht als lautter / vnd als klar als es got geben mag Man sicht das / liecht der sunnen wol da
sy sich geußt auff ain / ding aber jn ir selbs kan noch mag man sy nit begreiffen Also ist es vmb
gotlich gab sy müssen gemessen werden nach dem der sy enpfachen sol nit / nach dem der sy gibt
Got ist ain maß aller ding vnd (356r) als vil ain mensch gottes geleichait jn jm hat als / vil ist er
edler weiser vnd pesser denn ain | ander je mer gottes geleichnüs in dir ist je gaistlei- /cher pist du
die sel ist beschaffen als jn ainem ort / zwischen zeit vnd ewigkait die sy paid an rúrent / ist mit
dem ( !) obresten krefften rúrt sy ewigkait Es / hat die sel also gros ainung zum leib das sy in dem
mynnsten gelid also volkomenleich ist als jn / dem ganczen leib Noch so istdie ainung vil grosser /
da sich gaist mit gaist verainet; identifiziert von Quint; im Var.-App . nicht berücksichtigt.
Sg = Salzburg, St. Peter b VI 15 .
Str , f. 3081 — 313r, alte Zhlg .: f. 3041 — 309r.
Str . f. 711 — 72v , Fragment = unten S. 394,2 'Der — ertriches'. + 398,1 War - Schluß ; vgl. Pahncke
Kl. B . S .6 unter 4 .
Zum Textstück Greith S. 110,25 — 29, das Josy Seitz (Diss. S . 54 III 11, vgl. auch Quint S. 259)
mit Pf. S. 95,24 — 27 = unten S . 404, 3 Diu405,2 zît, identifizierte, sieh DW 1 S . 390f.

Filiation der Hss. (sieh Quint S . 259– 267): Wie ich a .a. O . sowie oben S . 334 (und DW I S . 279)
bereits ausgeführt habe, stehen auch diesmal die Texte von Bay, Str , und BT zusammen gegen den
Text von StrzMaij. Ich habe in Quint S. 259- 261 eine Liste von Stellen zusammengestellt , an denen
der Gegensatz zwischen Ba,Str,BT und Str ,Mai, deutlich zutage tritt . Er verrät sich insbesondere
in einer Reihe von Textplusstücken in StrzMaiį, die m . E . zum ursprünglichen Bestand der Predigt
gehören und die ich dementsprechend in meinen Text aufgenommen habe, während sie im Pfeiffer
schen Text, der sich auch diesmal wieder auf Ba , (und BT) stützt, fehlen , so insbesondere unten
390
Spiritus domini replevit orbem terrarum
S . 398,4 Ich — 6 engel. ; 401,3 Sehet,— 7 niht.; 406,4 Da — 7 halben .; 408,4 allez,45 eine:; 409,4 War
umbe — 7 herren '., sieh d. Var.-App . In diesen — und gelegentlich auch in anderen Fällen — ist m . E .
der Str,Mai,-Text ursprünglicher als der der Gegengruppe. Gleichviel weisen auch Str Mai, eine Reihe
von eindeutigen Fehllesarten auf, die ich a. a . O . S. 261 aufgeführt habe, so etwa unten S . 394,3 ur
künde] wirkende; 5 Diu - 395, 1 wurzel, sieh d . Var.-App. ; 395,4 ingiessunge Str , eingessunge Maiz; 5 daz
geist, fehlt ; 397,3f. er ez wölte ,) als er ist wol; 5 daz gebern und daz gâhes geborne.] das berende und ienes
gebornhait;399, 3 Ich — 4 wcere ]got erb.sich mir als mitden höchsten engeln wäre; 400,5 guotes fehlt ; 401,2
lüterliche] lustelichen ; 7 der sêle fehlt ; 403,6 geiste, ] geliste Str, geluste Main; 404, 2 dâ - ist,? ] da von ist
das edler das minste das ain gaist ist Str, fehlt Mai, (Hom ., nachgetr.) ; 409, 1 A180 — 2 gotes., sieh d .
Var.-App. Wie in Pr. 44 (sieh oben S . 334 ) dürfte auch in der vorliegenden Predigt eine engere Ver
wandtschaft zwischen Bay und Str, bestehen ,wie die gemeinsamen Varianten zu unten S. 400, 2 wider
warte;] wider worte Ba , wider vorhte Stra ; 5 ista ] der ist; 403,5 anders) bezzer wohl erkennen lassen .
Str, bietet, wie in Pr. 44, den schlechteren Text gegenüber dem von Baj, wie die von mir in Quint
S . 262 verzeichneten Sondervarianten von Str, zeigen , vgl. die Str -Varianten zumal unten S . 398,3
daz, daz allez] daz er ; 400, 2 iht,] ist; 402, 1 in einer ] meiner ; 403,6 swa - geiste ,] swa endet die dinc
nidersten lipliche ; 408, 3 vrâge] vmge; 409,2 des herren ', fehlt. Zudem weist Str , gegenüber Ba_BT
(und StrgMai ) ein gewiß unursprüngliches Textplusstück auf S. 400,1 werde.] w . wande ez ist des
guoten dinges reht daz es sich gemeine. — An den vorgeführten Stellen bewahren Bay und BT gegenüber
Str, den richtigen Text. Eine engere Bindung zwischen diesen beiden Texten beweist u.a . auch die
Übereinstimmung in fehlerhaftem Text: unten S . 395,4 in – 5 isti fehlt Ba BT (Hom .), ist aber in
beiden Texten hinter S . 396 ,4 allerhæhste teilweise nachgetragen , sieh den Var.-App. Daß Strą, wenn
das Textstück nicht in die große Lücke des Eingangsteiles der Predigt in dieser Hs. fiele , das in Bay
und BT S . 395,4f. fehlende Textstück geboten hätte, ist in Anbetracht der engen Verwandtschaft
zwischen allen drei Texten jedoch kaum anzunehmen .
Was die Fragmente betrifft, so verrät G , (anders als in Pr. 17, DW 1 S . 279) eine Bindung an
Ba Str ,BT in der Übereinstimmungmit diesen Hss . S . 408,4 Ich spr.:) Secht dz merkent; allez, — 5 eine:
fehlt ; 5f. Daz ander:) vnd da von ; 6 enphan vnd liden ; 7 braht hat; 409,1 vnd dz ir dz ist. — Auch die
S ,-Exzerpte stellen sich auf die Seite von Ba,Str BT: 399, 3 allen creaturen ; ein ; gefahe; 400,5 gutes ;
403,3 Ein meister sprichet got ist ein ; 6f. wa da endent die nidersten liplichen ding da an vohent die
obersten geistlichen ding (vgl. Str , im Var.-App, zur Stelle ) ; 404,1 gesprochen wenn ; 3 swie — sîn . fehlt ;
405 ,2 den n . kr.) den nidern ; 408, 4 sich got in sů (PfBT, sieh unten S . 408 Anm . 2) ; das merkent;
5f. da von ; 6 enpfahen und liden . — Dieselbe Bindung verraten die Ka Fragmente : S . 399, 3 allen crea
turen ein ; gefahe; 400, 1 rehte, --werde. ; 404, 1 gesprochen wan ; 407, 1 die — 2 hât, ; 2 ist — 3 alzemåle.;
3 Her -- Augustinus: ; 3f. die sele und lip mitteinander hant; 408, 1 ist - groezer, ; 4 Ich spr.:] Sehent dz
merkent; allez, — 5 eine: fehlt ; 5 vzwendig sin ;5f. vnd dovon ; 6 enphahen und liden ; 7 brachthat; 409, 1
Alsó — 2 gotes . Sie stehen am nächsten bei Stre: 403,6f. wo endentdie nidern liplichen dinc Do anegegent
die obersten geistlichen dinc ; 408 ,4f. got der sele. - Und wiederum ist auch das Textexzerpt von S ,
gegenüber Str,Mai, zur Ba,Str BT-Gruppe gehörig , wie etwa folgende Übereinstimmungen mit der
genannten Gruppe deutlich werden lassen : unten S. 402, 3 ez ?] sy ; 403,6 gaistleicher; 405, 1 die sy
paid an rúrent ist .

Textkonstituierung (sieh Quint S . 263): Keine der beiden Gruppen Ba, Str BT und Str ,Mai, bietet
einen intakten Text der Predigt, wenngleich der Wortlaut im ganzen in beiden weitgehend überein
stimmt und verläßlich ist. Beider Prototyp wies bereits Fehler auf, die auf Grund innerer Kriterien
erkannt und emendiert werden können . Insbesondere müssen die nicht ganz wenigen Textlücken der
Ba -Gruppe aus Str ,Mai, ergänztwerden ,wie ich untermeinen Textbesserungen in Quint S . 263— 265
schon gezeigt habe. Dementsprechend habe ich bei der Textkonstituierung zwar im ganzen , wie schon
Pfeiffer , den Ba _Str BT- Text als Leittext zugrundegelegt, Str,Mai, aber weitgehend als Korrektiv
herangezogen , desgleichen die Textexzerpte der Hss. Gį, S ,, Ka, und Sz. Übereinstimmung von Str,
(Main) mit einem Vertreter der Ba,-Gruppe durfte, wenn nicht innere Gründe dagegen sprachen , als
Echtheitskriterium gelten .
391
Predigt 47
Echtheit: Hsl. Bezeugung durch Bay, S , und BT sieh im Eingang des Variantenapparats. Der Rück
verweis unten S. 399,5 wird sich auf die Stellen DW 1 S. 369,7ff. und oben S . 295,1ff. der schon als
echt erwiesenen Predigten 21 und 41 beziehen (sieh unten S. 400 Anm . l). Von besonderer Bedeutung
für den Echtheitserweis der vorliegenden Predigt scheint mir die Übereinstimmung in den beiden
Vergleichen der innigen Vereinigung von Seele (Geist ) und Körper sowie von Licht und Luft zur Illu
stration der innigsten Vereinigung und gegenseitigen Durchdringung von Gottes -Geist und Menschen
Geist in der unio mystica in den Ausführungen unten S. 405,4406,7 (sieh S .405 Anm . 2 ) mit Sermo
LV , 1 n . 538, LW 4 S. 452 ,3ff . zu sein . Es kommen aber weitere charakteristische Übereinstimmungen
mit Stellen aus bereits als echt erwiesenen deutschen und lateinischen Werken hinzu , sieh unten
S . 394 Anm . 2 (DW 1 S . 156 , 9 ; 215 , 10 ) ; S. 396 Anm . 3 (oben S . 238 , 1 ff.; DW I S . 379,6 ff.); S . 397
Anm . 2 (DW1 S.114 ,3ff.); S . 399 Anm . 1 (oben S . 235 ,7ff.; 35 ,3ff.; 296 ,13ff.; DW 1 $ . 77,17ff.);
S . 400 Anm . 2 (DW 5 S . 299,2 ff.); S. 401 Anm . 1 (DW 1 $ . 131,2 ff.); Anm . 3 (DW 1 S. 105 ,4 ff.;
oben S.63,3ff.); S. 402 Anm . 1 (oben S . 134,6 ff.); S. 403 Anm . 1 (DW1 S. 149,10ff.); S. 404 Anm . 1
(DW1 S . 211,7ff.); Anm . 2 (DW1 S. 128, 7) ; S . 405 Anm . 1 (oben S . 133, 1 ff.; DWI S . 404 ,5 ff.;
275 ,7ff. ; oben S . 30, 1 ff.) ; Anm . 2 (oben S . 214 , 2 f.; DWI S . 225 , 13f.) ; S . 407 Anm . 1 (oben S . 177, 1 ff.;
DW 1 S. 338,5ff .); Anm . 2 (DW 1 $ . 161,8ff.); S. 408 Anm . 2 (oben S. 343,2 ff.). -- S . 394 Anm . 2
( In Ioh , n . 361; LW 4 S . 183,3f.) ; S . 395 Anm . 1 (LW 4 S . 7 ,8f.) ; S . 397 Anm . 2 (LWI S . 514 , 10 ff.;
LW 3 S . 23, 14 ff. ; LW 2 S . 139, 12 ff .) ; S . 399 Anm . 1 (LW 2 S . 78 ,3ff.) ; Anm . 2 (LWI S .621,5 ff.) ; S . 400
Anm . 1 (LW 4 S. 53, 9 f.) ; S . 401 Anm . 1 (LW 4 S . 24, 13ff.) ; Anm . 2 (LW 4 S . 257,8 ff.; LW 2 S . 340, 1 ff.) ;
Anm . 3 (LW 4 S . 165, 11); S. 403 Anm . 2 (LW 3 S . 168,12f.); S. 405 Anm . 2 ( In Ioh . n . 395 ); S . 406
Anm . 2 (LW 4 S . 452,3ff.); S. 407 Anm . 2 (LW 4 S. 376,7f.; 55 ,8f.). – Die Diktion der Predigt weist
die charakteristischen Eckhartischen Stilelemente auf, so den antithetischen Ausdruck : S . 403,1f.,
6 ff.; 404,2 ; 405 ,1 ff., 5 ff.; 408 ,4ff.; den Parallelismus : S .403,3ff., 5ff.; S . 409,5ff.; den hyperbolischen
Ausdruck : S . 396 , 3 ff. ; 398 ,3ff. ; 399, 3 ff. ; 401,3ff . (paradoxal); S . 407, 1 ff. ; den dynamischen Aus
druck : S. 394,4ff. sowie die Vergleiche : S . 394,5f.; 397,2ff.; 401,1f., 4f.; 402,2f.; 405,4f.; 406 ,4 ff.
Die Predigt weist aber auch die für Eckhart so charakteristische Seinsspekulation auf: S. 401,1 ff.,
sowie seine Einheitsspekulation : S. 397,2 ff. und die Ausführungen über die Sohnsgeburt : $ . 395 ,3ff.
Der Aufbau der Predigt schließt sich , wenn auch nicht o. w . durchgehends erkennbar, an den
Schrifttext an : 1. (394,3 – 397,7) In diesem Teil behandelt Eckhart,ohne dies ausdrücklich anzukündi
gen oder deutlich zu machen , das 'replevit des Schrifttextes, indem er ausführt, daß alle Kreaturen
eine Spur (ein Kennzeichen ) der göttlichen Natur in sich tragen , die erkennen läßt, daß sie sich aus
der göttlichen Natur in Analogie zum Ausfluß des göttlichen Sohnes aus dem Vater in einer geburt
wise und zum Ausfluß des Hl. Geistes aus Vater und Sohn in einer gemeinender wise, d .h . in Liebe,
entgießen , wobei die (geschöpfliche) Natur danach strebt,die höchste Angleichung an den (göttlichen )
Vater zu erreichen dergestalt, daß, wenn sie nicht in der Zeit wirken würde, sie nicht (nur) den Sohn,
sondern den Vater hervorbringen würde und dann kein Unterschied mehr bestände als der zwischen
Gebären und Geborensein und zwischen entgiezunge und entgozzenheit (397,7). Eckhart illustriert das
am Beispiel des Zimmermanns — für das er eine Vorliebe hat - , der ein Haus nach der Idee baut,
die er in seinem Geiste hat, und ohne Behinderung durch den Widerstand des Holzes und der Materie
im Nu seine Vorstellung vom Haus in die konkrete Wirklichkeit umsetzen würde, so daß Vorstellung
und Verwirklichung eins wären . — 2. (398,1 – 409,3 ) Fast den ganzen Rest der Predigt verwendet
Eckhart auf die Deutung des ersten Bestandteils des Schrifttextes,auf'Spiritusdomini', 'Der geist des
herren '. Erinterpretiertdarin nacheinander, allerdings ohne scharfe Abgrenzung, zunächst 'herre', dann
'geist .Zur Deutung von 'herre' (398,2 — 400,6) definiert Eckhart die 'Hêrschaft (398,2) Gottes durch drei
Kennzeichen : a ) durch Reichtum , der sich im Vollbesitz aller Dinge äußert, b ) durch seine aus diesem
Reichtum fließende umfassende Gebefreudigkeit, c) durch die Tatsache, daß Gott bei seinen Gaben
nie auf Gegengabe (widerwarte 400,2) zielt. (401,1 — 403,2 ) Das Edelste nun , das Gott zu vergeben , zu
wirken , vermag , ist das Sein , das nur er als solches vermitteln kann , weshalb alle Kreaturen ihr jewei
liges Sein – selbst Judas, wenn er im Himmel wäre, sein Judas-Sein — , lieben und nicht verlieren
wollen . Das Sein der Seele nun ist des Einflusses des göttlichen Lichtes fähig, wenn auch nur in einer
umbewilunge (402,2 = „ Umhüllung “ ). So müssen alle göttlichen Gaben nach dem Maß des Empfän .
392
Spiritus domini replevit orbem terrarum
gers, nicht nach dem des Spenders ( = Gottes) empfangen werden . Anschließend interpretiert Eckhart
dann (403,3 — 408,2) Gott als 'geist , wie auch wir Geist sind , weshalb unsere Seligkeit in der Vereini
gung von 'Geist und Geist, von Gott und Mensch besteht. Er stellt fest, daß Gott das „ Maß “ aller
Dinge ist, die um so geistlicher sind, je mehr sie gotes glichnisses besitzen (403,5f.),weshalb das Geringste,
das Geist besitzt, edler ist als das Höchste , das nur körperlich ist . Der Geist des Menschen nun , der
eine Einheit aus Leib und Seele (oder Geist ) darstellt , vermittelt in seiner engen Vereinigung mit dem
Leibe das Leben an alle Glieder des Leibes. Als Geist (oder Seele ) ist er zwischen Zeit und Ewigkeit
gestellt (404 ,3ff.) und hat er die Möglichkeit , enger mit dem „ Geist Gottes" denn mit dem Körper
vereinigt zu werden und darin seine Beseligung zu erfahren (407,3ff.). — Anschließend (408,3 — 409,3)
beantwortet Eckhart die , wie er sagt, schwer zu lösende Frage, wieso die Seele den Druck , mit dem
Gott sie in sich drückt, auszuhalten vermag, ohne zu sterben ,mit der Erklärung, daß die Vereinigung
der Seelemit dem „ Geist Gottes“ in Gott, nicht in der Seele geschieht, daß die Seele also die Empfäng
nis Gottes und seinen „ Druck “ in dem Seinen , nicht in dem Ihrigen aushält. — 3. (409, 4 — 7 ) In diesem
Schlußabschnitt (der bekanntlich nur in StrgMai, überliefert ist) tut Eckhart dann, wie auch sonst
öfters, den Rest des Schrifttextes 'replevit orbem terrarum ' ganz kurz ab mit dem Bemerken , daß ,
da Gott ein 'Geist ' ist, wir eine geistlich 'erde und ein 'umbekreiz' sein sollen , der vom 'Geist des Herrn
erfüllt werden soll .

393
Spiritus domini replevit orbem terrarum etc .

Der geist des herren der hât ervüllet den umbezirkel des ertrîches’1. 93, 35
Ein meister sprichet: alle créatûren tragent an in ein urkünde götlîcher natûre,
von der sie sich entgiezent alsô, daz sie wölten würken nâch götlîcher natûre, von der
5 sie gevlozzen sint?. Zweierleie wîs entgiezent sich die créatûren . Diu êrste wîse der ent

1; 2 Sap. 1,7 ; vgl. auch unten S. 398,1, 2; 400,5, 6; 408,2; 409,28., 4, 6f., 8f.

Zuweisungen : Brüder Eghart Ba, f. 118r; M ( Initiale )eyster ekhart spricht S , f. 168r ( sieh oben
S . 390) ; unsichere allgemeine Bezeugung in BT f. 242va
Überschriften : Von dem geiste Str. Am pfing/stag (v.and .Hd.auf d. Rand ) Strz Vff
den heiligen Pfinstag BT
1 Spiritus bis etc.] Vff den heyligen Pfingstag. Von zweierley entgiessung gottes / deren eine
geschicht in geburts weise . Die ander in gemeinender weiß . Item woran die herschafft gottes eygent
lich gespürt werde. Vnd das vnser selikeit am höchsten daran leit das got / geist ist / dz er vns mit
im vereine / wann ye gottes gleichnuß me in vns ist / ye geistlicher wir seind vnd ye seliger / so sich
vnser geyst mitt gottes geist vereinet. Item wie die sel den intruck gottes in sich / erleiden mog / das
sy nit stirbt noch verget. Vff die wort Sapientie primo. Spiritus domini repleuit orbem terrarum BT
fehlt Ba Str . 2 herren d . h . ] herczen der da Ba , der fehlt Str,Mai, vmb inkel (inkel
getilgt, v . and . Hd . darüber in Mai, auf d . Rand kraiß) StrzMai, vmbkreiß BT der erden
BT 3 Ein bis 398, 1 herren '. fehlt Stra 3 urkünde) wirkende Str,Mai, götliche
Str . 4 von fehlt StrzMai ingiessent BTA alsó, bis wölten ) als (also Mai, hinter als
nach Zeilenw . so getilgt Strz) wolten si alle StrzMai wölten ) wolten Pf gern w . BT 5 ge
schaffen BT Nun ist zweierley weiß da sich die creaturen entgiessent BT zweier hande w .
Str,Mai, die ) alle StrzMain Diu bis 395, 1 wurzel,] die ain ist an der vrsprunglichait oder in
(ein Mai ) speisunge ir wurtzen ( ir w . fehlt Mai ) StrzMai 5f. entgiezunde Bay

1 Der Schrifttext ( Sap. 1,7 ) ist dem Introitus des Pfingstfestes entnommen . Eckhart interpretiert
den ganzen Vers des Buches der Weisheit in seinem Kommentar In Sap. n . 11 – 13, LW 2 S . 331 – 334.
Die Ausführungen der vorliegenden Predigt haben , soviel ich sehe, keine Berührungen mit denen des
Kommentars .
? Zu Z . 3ff. vgl. In Ioh . n . 361: Boethius in quaestione de trinitate personarum in una essentia
sic ait : » diligentius intuere « » et fidem si poteris rationemque coniunge «. Sicut enim praesumptionis
est et temeritatis nolle credere , nisi intellexeris, sic ignaviae est et desidiosum quod fide credis, rationi
bus naturalibus et similitudinibus non investigare, praesertim cum omnis creatura ad minus sit vesti
gium creatoris et effectus universaliter suae causae .; Thomas S . theol. I 9 . 45 a . 7 : Utrum in crea
turis sit necesse inveniri vestigium trinitatis ; I q . 93 a . 2 ; Sermo XX n . 198, LW 4 S . 183,3f.: 'deus
erat verbum ' . . . Omnis creatura verbum eius est. und dort Anm . 3; DW 1 S . 156,9 : . . . ein ieglichiu
créatûre ist vol gotes und ist ein buoch .und dort Anm . 3 , insbesondere Pf. S . 11,7f.: . .. alle créatûre
sint ein fuozstapfe gotes, . . .; vgl. ferner DW 1 S. 215, 10: Ein heidenischer meister glîchet die crêa
türen gote . --- Zu 2 . 3f. vgl. oben S . 319,6ff.:Got ist alle zît würkende in einem nû in êwicheit, und sîn
würken ist : sînen sun gebern ; den gebirt er alle zît . In der geburt sint alliu dinc her ûz komen , .. .
394
Spiritus domini replevit orbem terrarum
94,5 giezunge ist an ir wurzel, als die wurzeln den boum entgiezent. Diu ander wîse der ent
giezunge ist an einer gemeinender wîse. Sehet, also ist diu entgiezunge götlîcher natûre
in zweierleie wîse. Diu ein entgiezunge ist des sunes von dem vater ; diu geschihet in einer
geburt wîse. Diu ander entgiezunge ist in einer gemeinender wîse den heiligen geist ;
diu entgiezunge ist von liebe des vaters und des sunes: daz ist der heilige geist, wan 5
10 sie sich beide an im minnenti. Sehet, diz bewîsent alle créatûren , daz sie ûzgevlozzen

1 als bis entgiezent.] als die wurtze den baum engüsset vnd der bom die wurtzen Str, bom die
wrcze die ander wie der jngiessunge ir wrczen alz die wrcze den båm engiesset Mai als sich d .
PfBT dem Pf dē BT Diu bis 2 ist1] vnd der ist Mai, 1f. der entg.] der ingiessunge
Str, fehlt BT 2 an bis wîse. ] an ir gemainunge (gemanunge Mai ) StrgMain gemeineter
Pf gemeiner Bay eingiessunge Mai 3 zweierleie ) zwo Str Main Diu bis ist] die eine
weis ist die aingiessunge StrzMai von bis geschihet fehlt Str,Mai, gesichit (erstes i unter
punktiert) Ba 4 wise. fehlt StrzMai e ntgiessunge, t getilgt, i v . and . Hd . über n Str , ein
gessunge Mai in bis 5 ist1 fehlt PfBa,BT (Hom .), hinter S . 396,4 allerhohste teilweise nach
getragen 4 einer fehlt Str,Mai, gemeinter (t radiert Strz) StrzMai, den h . g . ; fehlt Ba,BT
(doch sieh unten zu S . 396,4) 5 ingiessunge Str , eingessunge Main daz bis geist, fehlt Str ,
Mai 6 sie fehlt PfBa , liebent an im BT mynet Str ,Mai Seit dis beweiset alle
creatur Str ,Mai 6f. ûzg. s. und fehlt StrzMaii (Hom .)

und S. 320 Anm . 1; 322,4ff.: Alle créatûren hânt, daz sie gebernt. Swelchiu créatûre niht geburt enhæte,
diu enwære ouch niht. Dar umbe sprichet ein meister : daz ist ein zeichen , daz alle creatûren her ûz
getragen sint von götlîcher geburt. und dort Anm . 5 . Vgl. auch die fast wörtliche Wiederholung von
Z . 3 — 5 unten S . 395,64396,2 .
1 S . 394,5ff. besagt, daß die Kreaturen sich analog der Ergießung der göttlichen Personen aus der
göttlichen Natur ( S. 394,3ff.) auf zweierlei Weise ergießen (ausgießen ): die erste Weise dieser Ergießung
geschiehtaus ihrer Wurzel, d. h . — wie im folgenden deutlich wird —— wie die Wurzeln den Baum ausgießen ,
d .h . analog der entgiezunge des göttlichen Sohnes ausdem Vater in einer geburt wise (oben Z . 3f.); vgl. etwa
unten S . 435,5f.: wan ez (d .h . daz wort = d . Sohn ) ist mit dem vater als ein wurzel in aller der natûre
des vaters natiurlîche, als der vater selber ist., Bonaventura In Hexaemeron coll. 11 n . 18 (IV 383a ) :
Tertia generatio est per modum propagationis . . . ut arboris a radice. Die zweite Weise der Ergießung
geschieht analog derjenigen des Hl. Geistes aus Vater und Sohn in einer gemeinender wîse, d .h . in einer
( in Liebe) vergemeinsamenden (vereinigenden ) Weise . — Zu entgiezunge götlîcher natûre in zweierleie
wîse vgl. insbesondere unten S. 456 ,7ff. : Ich han es me gesprochen : von dem werke in gotte vnd
von der gebvrt, da der vater gebirt sinen eingebornen svn , vnd von dem vs fluzzo entbløget der hei.
liger (geist), das der geist von in beiden (vs flýsset), vnd in dem vs flvsse entspringet dů sele vs ge
vlossen ; vnd das bilde der gotheit ist gedruket in die sele, vnd in dem vs vliessende vnd in dem
wider vlissende der drier personen wirt dů sele wider in gevlossen vnd wirt wider in gebildet in ir
erste bilde synder bilde. ( Ich hielte es für möglich , daß der Rückverweis zu Beginn dieser Stelle sich
auf die vorliegende Stelle zurückbezieht.); Pfeiffer ZfdA 8 S . 248, 36ff . ( Bruoder Franke von Kölne) :
an dem zîtlîchen ûzvluzze vluzzen alliu dinc ûz mit mâze. aber in disem êwigen vluzze sint si sunder
mâze bliben . . . . der vater ist ein ursprunc sins suns sunes ( !), daz ist an sîner ewigen geberunge.
der vater unde der sun die ursprungent iren geist , daz ist an einer êwiger entgiezunge. — In 2 . 2 hat
Pfeiffer (94,5 ) aus Bay gemeineter übernommen , was augenscheinlich unursprünglich ist, wie meine
obige Übersetzung deutlich machen dürfte. — Die Konjektur Lassons (Zfd Ph 9 zu 94,4 ) an ir wurzel >
âne willen beruht offenbar auf einem Mißverständnis der Stelle . Vgl. dazu und zu meiner Textbesserung
gegenüber Pf. S . 94,4 ( = BT) und 94,8 meine Ausführungen in Quint S . 263 zu 94,4 und 8 ( = oben
Z . 4f.) , die allerdings die von mir vorgenommene Textbesserung in 2 . 4 gemeineter > gemeinender
noch nicht berücksichtigten . — Zu Z . 4 – 6 vgl. noch Sermo 11, 1 n . 5 , LW 4 S . 7 ,8f.: Dilectio enim , qua
395
Predigt 47
sint und gevlozzen sint von götlîcher natûre, und des tragent sie ein urkünde an irn
werken ?. Hie von sprichet ein kriechischer meister , daz got alle creatûren halte als
in einem zoume ze würkenne nâch sînem glîchnisse 2. Her umbe würket diu natûre alle
zît ûf daz allerhchste, daz si gewürken mac. Diu natûre enwölte niht aleine würken 94,15
5 den sun, und möhte si, si wölte den vater würken . Und dar umbe, würhte diu natûre
âne zît , sô enhæte si niht anvellige gebresten 3. Hie von sprichet ein kriechischer mei

1 vnd tr . des ain StrzMai unda] wande PfBa 2 sprach StrzMai, hab
BT als bis 3 zoume fehlt StrzMai 3 sein Str, seins Mai 4 allerh ., ] höchste Strz
Mai daza bis mac.) Diu ander entgiezunge ( ingiessunge BT) diu ist ( ist dů Baj) in einer ge
meinter (gemeinender BT ) wîse den heiligen geist, die si würken mac. PfBa _BT ( Nachtrag, sieh
oben zu 395, 4 bis 5 ) Pf Ba Strnar umbe potte BT.)P.
wolte PfBa, StrzMaii 5 und fehlt StrgMai si² bis dar umbe,]
si würhte vaters werk (wúrken Ba ) unde har umbe PfBa ,BT Und fehlt Str,Mai 6 âne
bis enhæte ] alle zît süne, enhête (vnd hetto Ba,BT, hette BT5) PfBa BT ainuelligen Stro
Mai gebrechen BT Hie bis meister : fehlt PfBa,BT

se diligunt pater et filius, est ipse spiritus sanctus. Diligunt enim spiritu sancto, sicut arbor floret
floritione, floret flore , Is . 11 : 'flos de radice eius ascendet, et requiescet super eum spiritus domini'
etc . . . . und die dort Anm . 6 und 7 verzeichneten Vergleichsstellen Pf. S . 175 ,36ff.: Des heiligen geistes
eigenschaft ist, daz er niht ûz gêt von dem vater in gebürte wîse , mêre: sîn ûzgang ist von in zwein
gemeine ( Sperrung von mir) vater und sun , und enist niht als gebürte, mêr : als minne (sieh Quint
S . 514 zu 175, 37). ; 274 ,27 ff.: Dâ werden wir geminnet in dem sune von dem vater mit der minne,
die der heilig geist ist, diu dâ êweclîche entsprungen ist und ûz geblüeget ist zuo sîner ewiger geburt
(daz ist diu dritte persône) und ûz blüegende ist von dem sune zuo dem vater als ir beider minne.;
ferner unten S .597,2ff.: . . . wie der vater sich ergiuzet mit aller volkomenheit in der geburt als in
den sun und sich ergiuzet in den heiligen geist mit einer güete als in einer minne. und dort Anm . 1. –
Z . 4 in - 5 ist1 fehlt Ba ,BT, nachgeholt hinter 396,4 allerhæhste , ( sieh Var.-App.) .
1 Zu S . 395,6ff. vgl. oben S. 394,3 — 5, dazu noch oben S . 322,5f. und dort Anm . 5. — Zu S . 395,6
ûzgevlozzen vgl. etwa noch Seuse S. 206 , 10 ff. ( BdeW ) : Doch so wissest daz, daz in der ordnunge nu
dů usgefloznů wesen sind, daz enkein behåglicher wise enmoht werden . Der herr der natur nimet
nit war, waz er vermag in der natur, er nimt war, was einer ieklicher kreatur aller gezemest ist, und
dar nah so wúrket er. — Zur Verstellung des Textstücks S . 395,4 in 5 ist in Ba , BT sieh Quint
S . 263 zu 94,8 . — Der Korrekturvorschlag Lassons (Zfd Ph 9 8 . 18 zu Pf. S . 94,8 — 16 ) war verfehlt
und beruhte auf einem Mißverständnis des Textes.
2 Die Aussage des gr. Meisters besagt, daß Gott alle Kreaturen wie an einem Zügel in ihrer Ord .
nung des Unteren unter das Regimentdes Oberen halte, aufdaß sie nach sînem glîchnisse wirken . Ähnlich :
In Gen . I n .120, LW 1 S.275 ,11ff.: .. . secundum illud Themistii : tota natura agit tamquam reme
morata a causis altioribus, sicut sagitta dirigitur a sagittante. und dort S . 275 Anm . 5 , wo auf Averroes
Met. XII com . 18 ( in 1 c. 3 1070 a 27 - 29) verwiesen ist; 277, 13ff.: Quia igitur homo praeest et
praecellit in ordine rerum creatarum corporalium , consequenter ipsi debetur dominium super illa . . . .
Parvulus etiam si imponatur dextrario permaximo, regulat ipsum et freno deducit .
3 Zu Z . 4ff . vgl. oben S . 238,1ff.: Waz meinet alliu diu kraft der natûre ? — daz si sich selben
würken wil. Waz meinet alliu diu natûre, diu dân würket gebern ? — daz si sich selben würken wil.
Diu natûre mînes vaters wolte würken in sîner natûre einen vater. Dô des niht gesîn enmohte, dô
wolte si ein würken , daz im alles dinges glîch wäre. Dô der kraft gebrach (vgl. oben Z . 6 ) , dô worhte
si ein , sô si glîchest mohte: daz was ein sun .und die dort Anm . 1 verzeichneten deutschen und lateinischen
Parallelen . — Eswird o . w . deutlich , daß Lasson ( M . E . S . VIII) mit seinem Korrekturvorschlag zu
Pf. S . 94, 16 niht würken denne alleine den sun sich arg vergriff , indem er das genau Entgegengesetzte
von dem zum Ausdruck brachte, was Eckhart meint. Vgl. noch DW 1 S . 379,6ff.: Die meister spre
chent: alle créatûren würkent dar nâch, daz sie wellent gebern und wellent sich dem vater glîchen .
396
Spiritus domini replevit orbem terrarum
rarum

20 ster : dar umbe wan diu natûre in zît und in stat würket, dâ von ist sun und vater
underscheiden ?. Ein meister sprichet : ein zimberman , der ein hûs machet, der hât
ez ê in im gebildet; und wäre daz holz genuoc undertanic sînem willen , als snelle er ez
wölte, als snelle wære ez ; und wäre der materie abe, sô enwäre dâ niht mê under
25 scheides dan daz gebern und daz gâhes geborne. Sehet, alsô enist ez in gote niht, wan 5
kein zît noch stat in im enist ; dar umbe sint sie ein in gote und enist niht underscheides
dan entgiezunge und entgozzenheita.

1 dâ von ] darvmb Str Mai, der sun vnd der v . (der1,2 v . and . Hd. nachgetr.) Str , 2 Es
spr. ein m . StrzMai sprichet fehlt BT 3 in ime e StrzMaii und fehlt Str,Mai, holz )
hûs PfBa _BT 3f. er ez w .,] als er ist wol Str ,Mai, 3 ez fehlt BT 4 dâ fehlt Stro
Μαι, 5 das berende vnd ienes gebornhait StrgMai, des geberende (geberendes BT) ) vnd des
gåhen gebornes BT gebernde PfBa 6 ein in g.] ein got PfBa _BT 7 denn in (ein
Mai ) giessunge vnd in gegossenheit Str,Mai

und dort Anm . 2; 386 ,3ff. – Zur Textänderung ( 2 .6 ) des sinnentstellenden Wortlautes von Pf.
S. 94 ,17 ff. sieh Quint S. 264 und die oben verzeichneten Vergleichsstellen , die eindeutig erkennen lassen ,
daß Pfeiffer den Sinnzusammenhang der Ausführungen Eckharts mißverstanden hat. Es ist wohl auch so ,
daß Pfeiffer allein schon durch das Schriftbild âne zît sô enhæte zur Falschlesung alle zît süne, enhête
verleitet wurde. — Zu 2 . 5f. würhte diu natûre âne zît vgl. etwa In Ioh . n . 8, LW 3 S . 8,11f.: . . . in
generatione , quae non est cum motu nec in tempore . . . und dort Anm . 3 .
Dasselbe Zitat findet sich Strauch PBB 49 S. 384 ,31ff .: Hie von sprichet eyn kriechsch mey .
stere, der von dem glauben nit enwiste : enwere zit nach stat nach materie , so were vatter und kindt
von naturen eyn in got.; vgl. auch Pf. S. 150,37ff.: Ein meister sprichet: daz da gebirt unde daz geborn
wirt , daz wêre ein und enwêre zît noch stat noch materie., 167,28ff.: Wêre noch zît noch stat noch
materie, sê wêre nümmê,want daz geborn wêre daz selbe daz dâ gebirt. (doch vgl. dazu Quint S. 490f.);
Sermo XL,3 n . 404, LW 4 S. 344,5ff.: Et si materia , tempus et locus non essent, idem esset agens
et actum , gignens et genitum . und dort Anm . 9; In Ioh . n . 30, LW 3 S . 23,5ff .: His praemissis scien
dum quod omne agens, sive in natura sive in arte, agit sibi simile , et propter hoc semper habet in se
ipso id cui assimilat suum effectum . und dort Anm . 2, wo auf Aristoteles Ars rhet. I c. 4 ( 1360 a 5) ;
De gen . et corr. I t. 51 (Ac. 324 a 9 - 11) verwiesen ist; n . 67, S . 55,7 ff. und dort Anm . 4 und 5 .
2 Zu Z . 2 — 7 vgl. In Gen . I n . 8, LW 1 S.191,16ff.: Unde notandum quod, si materia domus se
tota esset ab artifice et ei se tota oboediret ad nutum , artifex utique cogitando domum practice omnes
partes domus et ipsam domum simul produceret in esse.; In Gen . II n . 47, S . 514,10ff.: Exemplum
Avicennae est in domificatore , cuius dicere sive concipere practice domum non est producere domum
ex imperfectione, qua partes domus et materia sunt extra artificem et habent esse ab alio . Deus autem ,
utpote prima causa et omnium — extra ipsum nihil est, 'et sine ipso factum est nihil' -- in ipso neces
sario dicere sive concipere quippiam est illud producere sive facere . (dort S .514 Anm . 6 ist auf Avi
cenna De an. V c. 1 ( 22va 43 — 48 ) verwiesen ) ; n . 51, S .519,6 ff .: Quod si domificator per substantiam
suam , se ipso , nullo addito domificaret, id ipsum esset ipsi domificare quod esse, et consequenter
id ipsum et unum esset domui esse et domificari. und die dort Anm . 4 aufgeführten Parallelen , insbe
sondere In Ioh . n . 30, LW 3 S. 23, 14ff . (und S. 24 Anm . 1); vgl. ferner In Ioh. n . 363: domus enim
in mente artificis genita quidem est a domo, quam artifex extra vidit, et ab ipsa artem concepit,
sed ut sic non est principium nec parit domum , sed est parta sive genita a domo extra . Respectu
autem domus extra , quam ex arte facit et producit extra in materia , principium est sine principio
et parens sive pater domus et ipsam pariens, et ut sic non est facta nec genita nec procedens.; vgl.
auch n . 6, S . 8, 1f. und dort Anm . 1 ; n . 9, S . 10 ,5f. und dort Anm . 2; n . 36 , S . 31, 1 ff .; In Gen . II n . 56 ,
LW 1 S . 524 , 10f.: et idem esset balneum in anima et balneum extra , si non esset materia , ut ait
commentator, und dort Anm . 7: Averroes Met. XII com . 36 ( in 1 c. 7 1072 a 26 — 29). In Exod .
397
Predigt 47
‘Der geist des herren’.War umbe heizet er 'herre'?1 — Dar umbe, daz er uns ervülle.
War umbe heizet er 'geist' ?? - Dar umbe, daz er unsmit im vereine. Hêrschaft prüevet 94,30
man an drin dingen . Daz eine, daz er rîche ist. Rîche ist daz, daz allez hât sunder de
heinen gebresten . Ich bin ein mensche und bin rîche, sô enbin ich doch niht ein ander
5 mensche. Wäre ich alle menschen , so enwäre ich doch niht ein engel. Wäre ich aber
engel únd mensche, sô enwäre ich doch niht álle engel . Dar umbe enist eigenlîche
1; 2 Sieh oben S . 394,1 , 2 .

1 'Der bis herren'.] Nû sprichet diu schrift (geschrifft BT) 'der geist des herren hât erfüllet den
umbezirkel (vmbkreiſ BT) der erde'. PfBT heizet er ] fehlt Str,Mai, 'herre' ? fehlt
Mai, Dar umbe,)war vmbe gaist herre dar vmbe (war vmbe Maii) Str Mai e rvülle.]
fülle vnd zůmal reich mache BT 2 War bis er fehlt Str Mai; War umbe] vnnd darumb
BT Dar umbe, fehlt BT v erainet StrzMai 3 drin ] drey BTMai, fehlt Stre dingen .]
puncten . Pf gewichten oder pfunden BT er fehlt Str ,Mai, Riche bis 3f. deheinen ) das ist
reich das al hat on Str ,Mai 3 daz, daz allez ] daz er Str . daz, fehlt BT allez] alle ding
BT allem Bai sunder) on BT 4 Ich bis 6 engel. fehlt PfBa,BT Str. 5 allen m .
Maii 6 enist] so e. Str. eigenl.] engelich Ba, (eigentlich zů reden ) BT (Klammern in BT)

n .157, LW 2 S. 139,12ff.; DW 1 8. 114 ,3ff. (ähnlich ) und die dort Anm . 2 verzeichneten Vergleichsstellen ;
Koch Cusanus - Texte I S .74,6f.: „ Archa enim in mente non est archa , sed vita et intelligere artificis “
et „ ipsius conceptio actualis“ .; unten S . 459, 3ff.: want wer der zimberman vollenkomen an sime
werche, er bedorfte der materien nicht; want, als schier, als er sin gedechte , so were daz hus volle
bracht. Also sint dů werch in gotte : als schier, als er sin gedenket , so sint dự werch vollenbracht in
eime gegenwertigen nv.; Pf. S. 611,1ff.; Strauch PBB 49 S. 384 , 17ff.: Der zymmerman der eyn
huß buwen wil, das huß ist geystlich in syner selen . wanne das huß geystlich vollenkomen ist in syner
selen , so mag er baß sprechen : dieß ist myne sele dan diß ist eyn huyß . — Zu Z . 4 sô — 5 geborne.
vgl. etwa oben S . 348 , 5. ff. : . . . und wære diu zît abe in dem , daz ich kam und komen bin , sô wære
daz komende und komen -bin in ein geslozzen und wäre ein . und dort S . 349 Anm . 1; Pf. S . 167,28ff. :
Wêre noch zît noch stat noch materie , sê wêre nümmê, want daz geborn wêre daz selbe daz då gebirt
(doch vgl. Quint S . 490 zu 167,12 — 33); DW 5 S . 9, 12ff. ( BgT ) (ähnlich ) : Guot und güete ensint
niht wan éin güete alein in allem sunder gebern und geborn -werden ; doch daz gebern der güete und
geborn -werden in dem guoten ist al ein wesen , ein leben . - 2 . 6 sie bezieht sich auf die Kreaturen ,
von denen vom Beginn der Predigt an die Rede ist, zumal S . 394,3ff. und 395,6ff.
1 Zu 2 . 1ff. vgl. insbesondere oben S. 161,4ff. und dort Anm . 2 .
? Zu 2 . 2 vgl. unten S . 400,6 ; oben S . 190, 3 und dort Anm . 2 . Über den göttlichen spiritus läßt
Eckhart sich In Eccli. n . 34, LW 2 S. 262,12ff. breit aus, wenngleich er die Deutung der vorliegenden
Predigt in diesem Zusammenhang nicht bringt. Vgl. auch die knappe Erwähnung Sermo XXXIV n . 364,
LW 4 S . 313,12: Pertracta 'spiritu ' . . .
3 Das Textstück Z . 4 Ich — 6 engel. fehlt PfBa,BTStr . Wie die übrigen Textplusstücke von Strs
Mai, halte ich auch das vorliegende für echt und verweise auf oben S . 235 ,2ff.: Glîcher wîs, als ob ein
mensche wære, der allez daz hæte, daz alle menschen ie gehâten und nû hânt und iemermê gehaben
suln an gewalt und an wîsheit und an allen dingen , daz wäre ein wunder, und sô enwäre er doch
niht dan ein mensche, wan der mensche hæte allez daz , daz alle menschen hånt , und wære dannoch
verre den engeln . . . . An dirre menige engel ist got rîche, und der daz bekennet , der bekennet gotes
rîche. und dort Anm . 2 und S. 236 Anm . 1. Wie man sieht, geht es in beiden Fällen um die Bestimmung
des Reichseins Gottes, und in beiden Fällen stellt Eckhart die gleiche Argumentierung an . Ich halte es
für ausgeschlossen , daß die Ausführungen des Plusstücks von StrzMai, nachträglich von einem Schreiber
eingeführt wurden und zudem auch noch zufällig mit der Paralleläußerung in Pr. 38 übereinstimmen .
398
Spiritus domini replevit orbem terrarum
niht rîche wan got aleine, der einvalticlîche alliu dinc in im beslozzen hat. Dar umbe
mac er alzemâle geben : daz ist der ander punct der rîcheitt. Ein meister sprichet,
35 daz got sich selben veile trage allen crêatûren , ein ieglîchiu gevâhe, sô vil si welle. Ich
spriche, daz sich got mir erbiutet als dem hohsten engel, und wäre ich als bereit als
er, ich enpfienge als er ? Ich hân ez ouch mê gesprochen , daz sich got êwiclîche gehalten 5
1 niht] nit getilgt, darunter v .and . Hd. niemant Strz doch nit Mai, der einv .] der ein / der
einv . Stra alliu d.] al StrzMai, 2 daz] dis StrzMai, vnnd das BT der a . p .] das ander
punct Str, das erste phunt Str, das ander gewicht oder pfundt BT Sprichet ain maister Strg
Mai 3 allen cr.,] an allen dingen die da sind StrzMai ein fehlt Str Mai, ieglich PfBay
iecliches Str Maii empfahe BT Str Mai sô ] sein so BT als Str,Mai, si w .) es müge
StrzMai Ich bis 4 ware) got erbütet sich mir als mit den höchsten engeln wäre Str ,
Mai, 4 hostelen e. Stra als3 bis 5 enpfienge ] ze empfachende Str Mai 5 sich bis 400, 1
hât] got von ewichait sich haltet StrzMaii

i Zum Reichtum Gottes vgl. insbesondere oben S. 235,7ff. und dort Anm . 2 und auf S . 236 Anm . 1;
weiterhin In Exod . n .74, LW 2 9.78,3ff.: Propter quod etiam nulli se negare potest, secundum illud :
> primum dives est per se «. Iterum etiam nihil negare potest . . . sic et ipsum esse nulli se negat — 'se
ipsum negare non potest' — et nihil negat. und dort Anm .4 mit dem Hinweis aufden Liber de causis
prop . 21 ( $ 20; 182,16 ); vgl. auch oben S. 35,3ff. und dort Anm . 3; 296,13 — 297,3 und dort S. 297
Anm . 1; DW 1 . 77, 17 ff. und dort 8 . 78 Anm . 1 .
2 Vgl. Strauch PBB 49 S. 387,9ff.: Die meystere sprechent, got sij eyn ußfliessende wesen ,
das nummer uff engeheldet und budet sich voyl allen selen mit aller syner gotlichen crafft und in der
ergiessungen , da der vatter den sone ewiglich inne ergoßen hait und sunder underlaiß ergusset und
ewiglichen ergiessen sal an die volkomenheyt und die ewigkeyt und die gotheyt, die der vatter dem
sone hait gegeben in der ergiessungen und dem heyligen geyst , die budet er veil allen selen sunder
underscheydt, .. . ; Alcher v . Clairvaux De spiritu et anima c. 6 , PL 40,783: Et sicut deus est
ab omnibus capabilis et participabilis, sic anima omnium est capax . Capabilis et participabilis omnibus
est deus.; unten S.611,7 ff.: Sant Dionysius sprichet, daz got sîn himelrîche biutet veile ; und kein
dinc enist so snæde als daz himelrîche, sô ez veile ist, und niht enist so edel und sô sælic ze habenne,
sô ez vergolten ist. Dar umbe heizet ez snæde, wan ez einem ieglîchen veile ist umbe als vil, als er
geleisten mac. und dort Anm . 4; In Gen . II n . 151, LW 1 S . 621,5ff.: . . . sic eodem modo per
omnia deus loquitur omnibus quae sunt. Loquitur, inquam , omnibus et omnia . Sed alia ipsum audiunt,
ipsi respondent sub proprietate esse, qua scilicet deus est esse et ab ipso esse omnium . Alia vero ipsum
audiunt et suscipiunt verbum dei, ut est vita prima et vera ; et ista sunt viventia omnia . Suprema
vero in entibus ipsum audiunt deum non solum per esse et in esse , aut per vivere et in vivere, sed per
intelligere et in ipso intelligere.; dort Anm . 4 ist verwiesen auf Dionysius Areopagita De div . nom .
c. 5 $ 2, PG 3,833; Dionysiaca 325,3 – 326 ,1 im Hinblick aufdas dreigestufte Empfangen der Kreaturen
als esse, vivere, intelligere .; vgl. ferner Pf. S. 221,9ff.: Got ist mir nêher denn ich mir selber bin ,mîn
wesen hanget dar an , daz mir got nâhe unde gegenwertic sî. Alsô ist er ouch eime steine und eime
holze, aber sie enwizzens niht.Wiste daz holz got und erkennete , wie nahe er im ist, als daz der hæhste
engel erkennet, daz holz wêre also sêlic als der hæhste engel. (ähnlich ); 479,36ff.: Als ein ieglîchiu
guotiu sache gemeinsamet sich allen den , die sîn enpfenclich sint, dar umbe sê wêre ez wider gotes
güeti, daz er sich uns vorhielte , sô wir sîn enpfenclich wêren .; 614 ,2ff.: Wan gotes reht eigen ist geben .
Nû mac got niht geben , er enhabe denne etwaz, daz enpfenclich sî sîner gâbe.; 616,39ff.: Enkein
créatûre ist gotes enpfenclich , wan diu nâch gotes bilde geschaffen ist, alse der engel unde des men
schen sêle : die sint gotes enpfenclich , daz er sî in in unde sie in ime.; 273, 10ff.: Swenne man von
dem menschen redet, sô redet man von allen creatûren , . . . wan alle créatûre sint gesamenet an
dem menschen . Aber got der giuzet sich doch weselich in alle créatüren , in ieglîche als vil si enphâhen
mac .

399
Predigt 47
hật rehte , als er sich des vlîze, wie er der sêle behegelich werde1. Der dritte punct der
rîcheit ist, daz man gebe âne widerwarte ; wan swer iht gibet umbe iht, der enist niht 94,40
vollen rîche. Dar umbe ist diu rîcheit gotes hier ane bewîset, daz er alle sîne gâben gibet
vergebensa. Dâ von sprichet der prophête :'ich sprach ze mînem herren : mîn got
5 bist dû , wan mînes guotes endarft dû niht'. Dirre ist aleine ein 'herre ' und ist 'geist'.
Ich spriche, daz er 'geist' ist : dar ane liget unser sælicheit , daz er uns mit im vereinet 3. 95,5

4f. Ps. 15 ,2 : Dixi Domino : Deusmeus es tu , quoniam bonorum meorum non eges. 5 ; 6 Sieh
oben S . 394, 1, 2 .

1 hast Stra rehte, bis werde.] also aber (aber getilgt, auf d . Rand v . and . Hd . ob er Strz)
dar zü gedrenget sei wie er der (die Mai ) sele benüge vnd ir behägelich sei StrzMai flissē
Ba, wolgefellig würde BT werde.] w . wande ez ist des guoten dinges reht daz es sich
gemeine Stra d as iij (iij fehlt Maij) punct (punt Mai ) Str,Mai, Das drit pfundt BT daz ander
phunt Stra 2 âne) sun der ( !) Str,Mai, ( in Strz getilgt, v. and . Hd. über d . Zeile on ) wider wartes
ichtes anders (anders v . and . Hd. auf d . Rand ) Strz wider vaters ichtes Mai, wider worte Bay wider- /
vorhte Str , widergab BT gibet] gäbe Strz gebe Maii iht,] ist Stre e nist] enwere Str ,
Mai 3 ist ] so ist BT h . ane) hierinn BT gabe Str,Mai, 4 vergeben . PfBa , dar
uf spr. StrzMai 4f. Ich hab gesprochen zů dem herren . Du bist mein got BT 4 'ich bis
herren : fehlt PfBa,Str. 5 dû , dahinter v. and . Hd. mir geben Mai, guotes fehlt Str ,
Mai endarft] bedarffst BT Str ,Mai, dez vndarft Stra Dirre] Dir Ba , das StrzMai istº]
der ist Ba Str , herre ist StrzMai und ein geist PfBT 6 dar bis daza] wann dar an liget al
zemale vnser säliсheit ist das das StrzMai; vereine BT

1 Zu S . 399,5ff. vgl. oben S . 295,1ff.: Got der smücket und erbiutet sich also engegen der sêle und
hât sich mit aller sîner gotheit des gevlizzen, daz er der sêle behegelich werde; wan got der wil aleine
der sêle behagen , und er enwil keinen glîchen haben . und die dort Anm . 1 verzeichneten Parallelen
DW 1 S . 369,7ff . und Pf. 8. 303, 33ff. Der Rv, wird sich auf die bezeichneten Stellen der beiden bereits
als echt erwiesenen Predigten beziehen (vgl. Pahncke Diss. S. 21 unter I 6 und S . 58 unter 6 ). Vgl.
noch Sermo V1, 1 n . 55, LW 4 S. 53,9f.: Sexto, quia sic amat, quasi sua sit beatitudo nos amare. und
die zu diesem Text dort S . 54 Anm . 1 verzeichneten Vergleichsstellen , darunter Tauler S . 240, 18f.: In
der worheit : Got ist so not nach uns als ob alle sine selikeit an uns gelige .
? Zu Z . 1ff. vgl. DW 5 S . 299,2ff. (RdU ): Und daz selbe widergelt ensol niht gemeinet werden
noch niemer anegesehen werden , und daz ouge ensol sich niemer eines dar ûf gekêren , ob man iemer
iht gewinnen sül oder enpfâhen sülwan aleine durch minne der tugent. und die dort S. 372 Anm . 437
gebotenen Vergleichsstellen Pf. S . 177,3f.; 278,37ff.: Meinest aber dû, daz daz dir werden sol, unde hârst
ein sehen dar ûf, sô wirt dir niht.; 279,22f.; unten S . 476,12; vgl. ferner unten S . 430 ,3ff. — 2 . 2 wider
warte ( sieh die Entstellungen im Var.- App .) hat die Bedeutung von „ Erwartung eines Entgelts“ , einer
„ Gegenleistung“ .
3 Zu Z . 5f. vgl. oben S . 398, 2 und dort Anm . 2 . An beiden Stellen liegt derselbe Gedanke zugrunde
wie DW 1 S . 153, 11f.: Dâ von bin ich aleine sælic , daz got vernünftic ist und ich daz bekenne ( sieh
auch dort Anm . 3) ., d . h . unsere Seligkeit liegt in der Erkenntnis, daß Gott reiner Geist, reines intelligere
ist und damit die Möglichkeit gegeben ist, daß wir als Geist -Wesen uns mit ihm vereinigen . Vgl. unten
S. 408,1f.; In Gen . II n . 83, LW 1 S. 545,4f.: Hinc etiam patet quod beatitudo, cum sit vita aeterna,
proprie consistit in intellectu sive in cognitione dei per essentiam , .. . und dort Anm . 4 ; Sermo I n . 2 ,
LW 4 S. 4,5: Oportet ergo quod sis spiritus, quia 'spiritus est deus'. und die dort Anm . 4 verzeich
neten Vergleichsstellen , insbesondere In Sap. n . 225 : amas animas. Primo quidem , quia anima spiritus,
400
Spiritus domini replevit orbem terrarum
Daz edelste , daz got würket in allen crêatûren, daz ist wesen. Mîn vater gibet mir wol
mîne natûre, er engibet aber mir niht mîn wesen ?; daz würket got lûterlîche2. Her
umbe hânt alliu dinc, diu dâ sint, vernünftigen lust an irm wesene. Sehet dar umbe ,
als ich ouch etwenne mê gesprochen hân und niht wol verstanden wart, daz Jûdas in
der helle niht enwölte ein ander sîn in dem himelrîche. War umbe ? Und sölte er ein ander 5
werden , sô müeste er ze nihte werden an dem , sô er ist an wesene. Des enmac niht gesîn ,
10 wan wesen enlouget sîn selbes niht3. Daz wesen der sêle ist enpfenclich des învluzzes

1 daz'] das ( getilgt Stro) das Str Mai; in a . cr. fehlt StrzMai, Mîn ] wann m . Strz
Mai 2 natûre,] n . das ich da bin mer Str Maii mir aber BT aber fehlt StrgMaii got]
allein g . BT lustelichen StrgMai 3 sint,] wesen hant StrzMaii Sehet, bis 7 niht. fehlt
PfBa, Str BT 4 ouch fehlt Mai niht]mir Mai 7 der sêle fehlt StrzMai in gusses
Str ,Mai,

deus autem spiritus est'.; In Ioh. n . 376 : spiritus quinque modis accipitur. Est enim spiritus deus,
. . . item est spiritus in homine . . . Tertio dicitur spiritus anima hominis.; oben S. 181,3ff. und dort
Anm . 3.
i Zu 2 . 1 vgl. Liber de causis prop . 4 § 4 ( ed . Bardenhewer S . 166 ,19): Prima rerum creatarum
est esse, . . .; DW 1 S. 131,2ff.: . .. wesen ist sô hôch und sô lûter und gote sô sippe, daz nieman wesen
geben enmac wan got aleine in im selber. Gotes eigenschaft ist wesen . Ein meister sprichet : ein
créatûre mac wol der andern leben geben . Dar umbe aleine in wesene liget allez, daz iht ist. Wesen
ist ein erster name. und die dort s . 132 Anm . 1 aufgewiesenen Parallelen sowie etwa noch Sermo IV , 1
n . 23, LW 4 S. 24 , 13ff.: . . . sic quod non est in esse, sed praeter aut extra esse, nihil est. Quomodo
enim aut esset aut aliquid esset praeter esse vel sine esse autnon in esse ? Esse autem a solo deo est,
et ipse solus est esse : 'ego sum qui sum ' et 'qui est, misit me'.
2 Zu Z . 1f. vgl. unten S.435 ,15ff .: Der vater in dísem lebene, der lîplîche vater, der teilet sînem
kinde mite sîne natûre und engibet im niht sîn selbes leben noch sin selbes wesen , wan daz kint hât
ein ander leben und ein ander wesen , dan der vater habe. .. . : der vater mac sterben, und daz kint
mac leben ; oder daz kint mac sterben und der vater leben . Hæten sie beide éin leben und ein wesen ,
sô müeste daz von nôt sîn , daz sie beidemit einander müesten sterben oder leben , wan ir beider leben
und wesen daz wäre ein .; 468, 9f.: Zů dem anderen mal so 'soltu eren deynen vatter ', das ist
deynen hýmelschen vatter, von dem das du deyn wesen hast.; Sermo XXVIII, 2 n . 286 , LW 4
S . 257,8ff.: Ubi notandum quod omnis causa est causa totius causati secundum modum suae causali
tatis. Unde pater generans filium in humanis est causa etiam animae intellectualis non minus quam
corporis, dispositive tamen et quantum ad fieri secundum modum causalitatis . Aliter enim nec gene
raret hominem . und dort Anm . 7, insbesondere In Sap. n . 19, LW 2 S. 340,1ff .: . . . rerum fieri est
quidem a causis secundariis, esse autem rerum omnium , sive naturalium sive artificialium , ab ipso
deo solo est immediate, utpote primum et perfectum .und dort Anm . 1.
3 Zu Z . 2ff. vgl. DW 1 8. 105,4ff.: Ez enist kein dinc sô liep noch số begirlich als leben under
allen dingen . .. . Sô begirlich ist daz leben in im selber, daz man ez umbe sich selber begert. Die
in der helle sint in êwiger pîne, die enwölten niht ir leben verliesen , noch vîende noch selen , wan ir
leben ist so edel, daz ez sunder allez mittel vliuzet von gote in die sêle. Dar umbe wan ez von goto
alsô vliuzet sunder mittel, dar umbe wellent sie leben . und die dort S . 106 Anm . 1 verzeichneten Ver
gleichsstellen , insbesondere In Gen . I n . 243, LW 1 S . 387 ,7f.: Iterum tantum bonum est esse quod
tam beati quam miseri volunt esse, ut ait Augustinus et declarat De libero arbitrio l. III. und dort
Anm . 5, wo verwiesen ist auf c. n . 20, CSEL LXXIV 107,4 – 6 : Considera igitur, quantum potes,
quam magnum bonum sit ipsum esse, quod et beati et miseri volunt.; vgl. ferner Prol. gener.
n . 8, LW 1 8 . 153,8ff.: Propter quod Avicenna VIII Metaphysicae 6 c. ait: » id quod desiderat
26 Edhart, D 2 401
Predigt 47
götlîches liehtes, aber niht als lûter noch als klâr, als ez got geben mac, mêr: in einer
umbewîlunge. Man sihet daz lieht der sunnen wol, dâ si sich giuzet ûf einen boum oder
ûf ein ander dinc; mêr: in ir selben enkan man ez niht begrîfen 1. Sehet, alsô ist ez

1 aber fehlt StrzMai lûter noch als fehlt Str Maij noch ] vnd BT in einer) meiner
Str. in ] mit StrgMai 2 vmbebilunge, hinter 1 v. and . Hd. d über d. Zeile Str , vmbe bilunge
Maiſ umbewellunge PfBa,BTStre s ihet] sich Maig dâ] das BTStr,Mai, 3 enkan ]
mag BT ez ] sî PfBa Str ,BT begr.] wol erkennen Str ,Mai,

omnis res, est esse et perfectio esse, inquantum est esse « ; et subdit : » id ergo quod vere desideratur,
est esse «. und dort Anm .7 ; Sermo XVII,4 n . 175, LW 4 S. 165,6f.: nam secundum Avicennam nihil
appetibilius quam ipsum esse, und dort Anm . 5; In Gen. I n. 121, LW 1 S .277,9ff.: Unde omne quod
est nititur conservare suam unitatem sicut suum esse, ut dicit Boethius III De consolatione ( Anm . 5
verweist auf Phil. consol. III pr. 11, CSEL LXVII 69,31 — 33; 70,8 — 10). Et omne quod est ordinem
servare naturaliter conatur. » Est enim quod ordinem retinet servatque naturam ; quod vero ab hac
deficit, esse, quod in sua natura situm est, derelinquit«,ut ait Boethius IV De consolatione (Anm . 6
verweist auf pr. 2, 84, 1 — 3) .; In Gen . II n . 163, LW 1 S .633,8f.: nihil autem corrumpit se ipsum
neque suum principium . und dort Anm . 5 ; Pf. S . 169,18ff.: . .. wan von nôt müezen alle crêatûre ir
wesen nemen in gote, nochdenne die verdüemeten in der helle die müezen belîben ûf etwaz sînes
wesennes.; Sermo XVII, 4 n . 176, LW 4 S . 165, 11: Hinc patet quod damnati non possunt velle non
esse. und dort Anm . 7 , ferner insbesondere In Ioh . n . 226 , LW 3 S . 189, 12 ff .: Hinc est etiam quod
damnati naturaliter appetunt esse , quod habent immediate a deo , et per consequens deum , . . . -
2 . 3 Sehet - 7 niht. steht nur in Str ,Maiz. Zur Ergänzung sieh Quint S. 264f. zu 95 ,9, wo ich gesagt
habe: „ Eskann sich hier schwerlich um eine Interpolation in Strz(Mai > handeln ,weil der Rückverweis zu
bestimmt ist, um nachträglich von einem Schreiber erfunden zu sein , und weil zudem auch das zur Illustra
tion gewählte Beispiel selbst zu charakteristisch und treffend ist. Hingegen läßt sich gerade aus der Kühnheit
des Beispiels verstehen , daß es aus Vorsicht von einem Schreiber weggelassen wurde, sagt ja doch Eckhart
selbst, daß man ihn bei der erstmaligen Vorführung des Judasbeispiels mißverstanden habe.“ Ich habe
allerdings in den deutschen und lateinischen Werken keine Stelle nachweisen können , auf die sich der
einmalig formulierte Rückverweis beziehen ließe. Der Sinn der Ausführungen über Judas ist der, daß
Judas, ob in der Hölle oder im Himmel, auf keinen Fall seine Personalität, sein ihm und nur ihm eigen
tümliches Judas- Sein verlieren wollte, weil,wenn er ein anderer als eben Judas würde, er als Judas zu
nichte würde. Vgl. dazu oben S . 96 ,9ff.: Sol ich ein mensche sîn , sô enmac ich in eines tieres wesene
niht ein mensche gesin, ich muoz in eines menschen wesene ein mensche sîn . Sol ich aber dirre mensche
sîn , sô muoz ich in disem wesene dirre mensche sîn . und dort auf S. 97 Anm . 1; 63,3ff . und dort Anm . 3
Ich hielte es übrigens für möglich , daß Eckhart eine der beiden aufgeführten Stellen im Auge gehabt hat,
wiewohl in ihnen von Judas nicht die Rede ist, ferner, daß Eckhart so mißverstanden worden ist, wie Bern .
hart die Stelle oben S. 96 ,9ff. mißverstanden hat (sieh meine Bemerkung dort S. 97 Anm . 1 ). — Zu 2 . 6
Des - 7 niht. vgl. In Exod . n . 74 , LW 2 9 . 78 ,2 : Esse non potest negare esse se ipsum esse : » nihil se
ipsum deserit «.und dort Anm . 2 , wo auf Augustinus De immort. animae c .7 n . 15, PL 32, 1028 ver
wiesen ist.
i Zum Sonnenvergleich vgl. oben S . 134 ,6ff.: Dar umbe ist diu werlt durch sie (d .h . die Seele )
geschaffen , daz der sêle ouge geüebet und gesterket werde, daz si daz götlîche lieht lîden mac. Als
der sunnen schîn , der sich niht enwirfet ûf daz ertrîche, er enwerde bewunden in dem lufte und gebrei.
tet ûf anderiu dinc, sô enmöhte ez des menschen ouge niht gelîden . Also ist daz götlîche lieht also
überkreftic und klar, daz ez der sêle ouge niht gelîden enmöhte, ez enwerde gestætiget und ûfgetragen
bîmaterie und bî glîchnisse und enwerde alsô geleitet und gewenet in daz götlîche lieht. und die S. 135
Anm . 1 verzeichneten Vergleichsstellen , insbesondere Par. an. 8 . 113,11ff.: trede God offinlich in di sele ,
si inmochtis nicht gelidin , si muiste fon libe und fon freudin alliz zuglidin und forwerdin . enzoge
402
Spiritus domini replevit orbem terrarum
95,15 umbe götlîche gâben : sie müezen gemezzen werden nâch dem , der sie enpfâhen sol,
und niht nach dem , der sie gibet 1.
Ein meister sprichet: got ist ein mâze aller dinge, und als vil ein mensche mê
gotes in im hât dan der ander, als vil ist er wîser, edeler und bezzer dan der ander. Mê
gotes haben enist niht anders dan mê gote glîch wesen ; ie gotes glîchnisses mê in uns 5
20 ist, ie geistlîcher wir sîn . Ein meister sprichet: swâ endent die nidersten geiste , dâ

Maii
1 gabe (gaubē Maij) si mus Str;Mai.
můs Str Maii . . sio?)sin Str, fehlt Mai
3 Es sprichet ain maister das got soiain StrzMai
ann Se2r, und
uundnd]w]...... und fefehlt
wann StrzMai
Str,
hlt StStr,Str:
rọeina]
der Str .StrzMai 4 in im fehlt StrzMai wirser Baqal, esed . u . b .] bøsser 8dler Mai
wirser Ba , und
fehlt Str. Mê] vnd me Str Mailai, 5 enist] das ist Str,Maii anders) besser
Ba Str , fehlt PfBT gote mê Pf g . glîch ] g . gelicher Str ,Mai, götlich Bay wesen ;]
gewest Str ,Mai, sîn : PfBT gleichnuß BT geleichnisse Str Mai in bis 6 sîn .) an vns gewest
ist ie gelicher wir got sein StrgMai 6 Ein m . spr.: fehlt BT swâ bis geiste,] swa endet die
dinc nidersten lipliche Stra swâ ] Do da BT n . geiste ,] indrosten geliste (geluste Maii) Strg
Μαι,

sich ir Got auch offinliche, des inmochte si auch nicht gelidin , si muiste for leidin alse mêr zuglidin
und sterbin , wan gotlich licht und wollust ist so ubercroftic daz di sele dise beide nicht gelidin in
mochte, si inworde widergeslagin , alse daz auge der sonnen licht nicht gelidin inmac, ez in werde
bewondin in der luft., Par. an . S . 130,24f. ( = unten S .602,8ff.) ; vgl. auch oben S . 116 ,4ff. : Götlich
lieht daz klebet alle zît in des engels liehte, .. . Got bewindet und bedecket sich in dem engelischen liehte
und ist allez wartende, wanne er ûzgekriechen müge, daz er sich der sêle gegeben müge. Vgl. ferner
Sievers ZfdA 15 S . 419,43ff.: quême de minneste wollust de an der crêatûren ist alsô (offen ) und blôz
und unbewunden , alsô sie in godlicher wollust stôt und geplanzet und ensprungen ist in godlichem
lîchte êwiglîche : quêm die wollust ân hinderniss als in die sêle , se irfullete sie alzumâl und machte
sie oberswenke und so unlîdelich als der sonnen schîn unlîdelîch wêre den ougen , he enwurde bewunden
in der loft. — Zu Z . 1f. vgl. oben S. 187, 10 : . . . swenne allez , daz diu sêle ist, ervüllet wirt mit göt
lîchem liehte . — In 2 . 2 habe ich ,gestützt aufvmbebilunge Str Mai = umbewîlunge = „ Umschleierung“ ,
„ Umhüllung“ konjiziert. Das von Pfeiffer aus Ba_BT entnommene umbewellunge, für das die mhd .
Wörterbücher nur die Bedeutung „ Umwälzung“ angeben , gibt, soviel ich sehe, im Zusammenhang keinen
plausiblen Sinn . Vgl. In Ioh . n . 74 , LW 3 S . 62,7f.: Et hoc est quod dicit Dionysius: impossibile
est nobis aliter lucere divinum radium nisi varietate velaminum circumvelatum . und dort Anm . 3,
wo verwiesen ist auf De cael. hier . c . 1 $ 2, PG 3 , 121; vgl. auch Anm . 4. — In Z . 3 habe ich Pfeiffers
sî ( Pf. S. 95 , 13), das sich auf Ba , Str , und BT stützt, mit Str ,Mai Str , durch ez ersetzt, das sich auf Z . 2
daz lieht der sunnen bezieht. Das Pfeiffersche sî ist durch Mißverständnis des Sinnes in falscher Bezie
hung auf die Sonne entstanden , die aber unmöglich Objekt von begrîfen (Z . 3) sein kann ; sieh Quint
S . 265 zu 95 , 13 .
1 Zu 2 . 1f. vgl. etwa DW 1 8 . 149, 10ff.: Er gibet sich got, als er ist in allen sînen gåben , als verre
als ez an im ist, der in enpfahen möhte .
? Zu Z . 3ff. vgl. In Eccli. n .64 , LW 2 S . 294,4f.: Deus autem , utpote esse primum et simpli
cissimum , mensura est et regula omnium quae sunt quocumque modo essendi, ex X Metaphysicae.
und dort Anm . 3, wo auf Averroes Met. X com . ( in I c. 2 1053 6 28 — 1054 a 13) verwiesen ist ; Tho
mas S . theol. I 9. 3 a . 5 ad 2: Dicitur (scil. deus) tamen mensura omnium , ex eo quod unumquodque
tantum habet de esse, quantum ei appropinquat.; oben S . 200,5ff. (ähnlich ): Got der enhât niht eigens
namen und ist ein stat und ist setzunge aller dinge und ist natiurlich stat aller créatûren . . . . (201,5ff.)
ieglich engel, der edeler ist, der ist des andern stat und setzunge und mâze, und der oberste engel
der ist stat und setzunge und mâze aller der andern engel, die under im sint, und er enhât selber niht
stat noch mâze. Got hat aber sîne mâze und ist sîn stat, und er ist lûter geist, und die dort S . 200
Anm . 4 verzeichnete Stelle In Ioh. n . 200, LW 3 S . 168,12f.: . . . notandum quod deus proprie locus
403
Predigt 47
anegânt diu obersten lîplîchen dinc. Diz ist allez dâ von gesprochen : wan got ein geist
ist, dâ von ist edeler daz minste, daz geist ist, dan daz oberste , daz lîplich ist 1. Dâ von
ist ein sêle edeler dan alliu lîplîchiu dinc, swie edel sie joch sîna. Diu sêle ist geschaffen

1 angengen Strz engangen Mai, anfahent BT, emphahent BT: diu bis dinc.] die edlosten
leiplichen ( leiplichen getilgt, auf d . Rand v . and. Hd . gaistlichen Str , leiplichosten Maij) dinge Strz
Main lîplîchen ) geistlichen Stra gespr. : wan ) zeuerstande das StrgMai 2 dâ bis ist,?]
da von ist das edler das minste das ain gaist ist Str, fehlt Maiz (Hom .), auf d . Rand v. and . Hd. nach
getr. 3 swie bis sîn . fehlt PfBa, Str BT sind StrzMai, ist rechte g. StrzMaii

et ubi est omnium . Es wird aus den aufgeführten Stellen deutlich , daß Z . 3 mâze gleichbedeutend mit
stat, setzunge, lat. locus und ubi ist. Zu der aufgeführten deutschen und lateinischen Stelle sind In Ioh .
n . 199, LW 3 S . 168 Anm . 3 eine Reihe von Quellen , insbesondere Aristoteles Phys. IV t. 30 ( 4 c. 4
210 6 34 — 211 a 6 ) und De caelo et mundo IV t. 22 ( 4 c . 3 310 a 20 – 23. 33f.) aufgeführt. Vgl. auch
Mahnke S .74 Anm . 2 (auf 8. 75) ; Liber de causis prop. 16 % 15 ( ed . Bardenhewer S . 178, 12f.) :
ens ergo primum est mensura entium primorum intelligibilium et entium secundorum sensibilium ,
scilicet quia ipsum est quod creauit entia et mensurauit ea mensura conuenienti omni enti. — 2 .4f.
besagt, daß , da Gott „ Geist“ ist (sieh oben S . 398, 2; 400,5f. und oben S . 201,8 ), wir, ie gotes glîchnisses
mê in uns ist, um so „ geistlicher“ sind .
i Zu S. 403,6f. vgl. Dionysius Areopagita De div. nom . c. 7 $ 3, PG 3, 872 B, Dionysiaca I
S . 407,1 — 408,1 ( Übers. des Johannes Sarracenus): Et quidem et ex omnibus (quod dixi) ipsa est
cognoscenda ; ipsa enim est , secundum eloquium , quae est omnium effectiva, et semper omnia con
cordans, .. . et semper fines priorum conjungens principiis secundorum , et unam omnis conspiratio
nem et harmoniam pulchre operans.; vgl. dazu Thomas lect. 4 (Ed . Vivès 29 5236): Deinde cum
dicit : » Et quidem ex omnibus, quod dixi, ipsa est cognoscenda «, manifestat quoddam quod dixerat,
scilicet quod deus ex omnibus cognoscatur, . . . quia ipsa divina sapientia est omnium causa effec
tiva, . .. et non solum rebus dat esse , sed etiam esse cum ordine in rebus, inquantum res invicem se
coadunant in ordinem ad ultimum finem ; . . . Modum autem huius ordinis subiungit, quia semper
fines primorum «, id est infima supremorum , coniungit » principiis secundorum « , id est supremis in
feriorum , ad modum quo supremum corporalis creaturae, scilicet corpus humanum , infimo intellec
tualis naturae (korrigiert mit Ed . Marietti $ . 275b statt intellectui vel naturae ), scilicet animae ratio
nali, unit, et simile est videre in aliis ; et sic operatur pulchritudinem universi per sunam omnium
conspirationem «, id est concordiam » et harmoniam «, id est debitum ordinem et proportionem .; In
Ioh . n . 139, LW 3 S . 118 ,2f. und dort Anm . 2, wo auf die beiden vorstehenden Stellen bereits hingewiesen
ist. Über das Ordnungsverhältnis des „ Oberen “ zum „ Niederen " vgl. etwa noch DW1 S . 211,7ff. und
dort 8. 212 Anm . 1; LW 1 S. 581 Anm . 2; 605,14; 682,6 und dort Anm . 4. - Die Umkehrung swa endet die
dinc nidersten lipliche da anegengent dv obersten geistlichen ding Str , gegenüber oben S . 403,6f., die sich
auch in Ka, und S, findet, ist gewiß unursprünglich ,wie auch der anschließende Satz oben Z . 1 Diz — 2 ist .,
der in allen Texten übereinstimmend überliefert ist, erkennen läßt. - ZuZ . 1wan - 2 ist,' vgl. oben S . 400,5f.
und Anm . 3; In Gen II n . 45, LW 1 S .513,1f.: Vivum autem omninon vivo et spiritus omni corpori
superior est. und dort Anm . 2; Par. an . S . 124,22ff.: geistliche dinc und lipliche dinc di inmugint nicht
foreinit sîn . sal gotliche vollincumenheit wirkin in der sele , so muiz di sele ein geist sin , alse Got ein
geist ist, . . .
2 Vgl .DW 13. 128,7 : diu sêle ist doch an irm snædesten bezzerdan der himel und alle créatûren ?
und die dort Anm . 5 verzeichneten Parallelstellen Pf. .76, 1ff.: Nû sint die nideristen krefte der sêle
edelre denne daz obriste teil des himels, . . .; ( 308 ,14ff . = ) unten S . 456 ,5ff .; ( Pf. S . 255,34f. = )
oben S. 328,4f.: Tuot daz der himel und ander creatûren , die snæder sint: diu sêle ist edeler dan der
himel. und dort Anm . 4 ; ferner Pf. S. 413,21f.: Wan si ( d .h . die Seele) ist ein bilde gotes und ist diu
edelste créatûre, die got ie gedâht hât. . . . Dar umbe swer die sêle mezzen welle , der mezze sî nâch
gote .; 173,16ff.: Hie von sprichet sant Augustînus in einem buoche, dân er sprichet von der sêle , daz
404
Spiritus domini replevit orbem terrarum
95,25 als in einem orte zwischen zît und êwicheit, die si beide rüerende ist. Mit den obersten
kreften rüeret si die ewicheit , aber mit den nidersten kreften rüeret si die zît. Sehet,
also würket si in der zît niht nach der zît , mêr : nâch der êwicheit. Diz hât si gemeine
mit den engeln ?. Ein meister sprichet: der geist ist ein slite , der daz leben vüeret
30 in al diu glit durch die grôzen einunge, die diu sêle hât ze dem lîbe 2. Swie doch der 5

1 in ) an (getilgt, darüber v . and . Hd. on Strz) StrzMai zwischen fehlt StrzMai die bis
ist. ] dise baide rüret si StrzMai, 2 aber ) vnd Str Mai d en n . kr.) den fünf sinne Stra
Mai zeitlichait Str Mai, 3 niht bis mêr : ) werck BT Diz bis 4 sprichet:] die si gemeine
mit den engelen hât (hant Bay). PfBa,Str BT 4 ist] sei Str Maiy a in slite ( slite getilgt,
hinter ain Verweisungszeichen, auf d . Rand v. and. Hd. faltig ) Strz slihte PfBa d az] da
Strz 5 diu ' fehlt StrzMai die bis 406, 1 ist] die der gaist mit dem leibe hat allain der gaist
sei StrzMaii 5 libre Bai Swie d .] Vnd wie wol d . BT

si edeler ist unde sterker unde groezer dan alle crêatûre, und ist gote an disen dingen aller gelîchest ,
. . . ( vgl. oben S . 403, 5 ).: . .. when 13 1f Ein alter mit diu sich alle zit aleine helteita mit der
Zu oben S . 404 ,3 ff. vgl. oben SS.. 133,3,1fff.:
.: Ein alter meister sprichet, daz diu sêle ist gemachet
enmitten zwischen einem und zwein . Daz ein ist diu êwicheit , diu sich alle zît aleine heltet und einvar
ist . Diu zwei daz ist diu zît, diu sich wandelt und manicvaltiget. Er wil sprechen , daz diu sêle mit den
obersten kreften rüeret die ewicheit , daz ist got, und mit den nidersten kreften rüeret si die zît , und
dâ von wirt si wandelhaftic und geneiget ûf lîphaftiu dinc, und dâ von wirt si entedelt.Möhte diu sêle
got genzlîche bekennen als die engel, si enwäre nie in den lîchamen komen . und die dort S . 133 Anm . 1
verzeichneten Vergleichsstellen , insbesondere: Alcher v . Clairvaux De spiritu et anima c. 47 , PL 40 ,
814 : Humanus animus quasi in medio collocatus quadam conditionis suae excellentia , et huic muta
bilitati quae deorsum est supereminet et ad illam quae est apud deum , veram immutabilitatem nec
dum pertingit.; DW 1 S . 404,5ff. und dort Anm . 1; ferner 275,7ff. und dort Anm . 2; vgl. auch oben
S. 30 , 1ff. und dort Anm . 1. — Zu oben Z . 3f. vgl. Gregorius M . Hom . in ev . II hom . 29 n . 2 , PL 76 ,
1214 B : Omnis autem creaturae aliquid habet homo. Habet namque commune . . . intelligere cum
angelis.; Thomas S . theol. I q .79 a . 1 obi. 3: Praeterea, secundum Gregorium , in Homilia Ascensionis,
homo intelligit cum angelis. — Zur Textänderung in Z . 3 Diz — 4 engeln . gegenüber Pf. S. 95,28: die
gemeine mit den engelen hât (hant Bay) ( Ba_BT Stra) sieh Quint S . 265, wo ich gesagt habe: „ Die Seele
hat nicht die Ewigkeit mit den Engeln gemein , sondern dies , daß sie in der Zeit nach der Ewigkeit wirkt.“
? Zu Z . 4f. vgl. oben S . 214,2f.: Als diu sêle dem lîbe daz leben gibet, als gibet got der sêle leben .
Als diu sêle sich giuzet in alliu glit , . . . und dort Anm . 5, insbesondere In Ioh. n . 395 : . . . sicut omnes
potentiae animae et membra corporis accipiunt esse ab ipsa anima immediate , . . . — In Z . 4 über
nahm Pfeiffer aus Ba, slihte in seinen Text. Wie das anschließende Relativum der zeigt, müßte slihte
ein Maskulinum sein , das es aber nach Ausweis der mhd . Lexika nicht gibt. Das feminine slihte mit
der Bedeutung „ glatte Fläche,Glätte, Ebene“ gäbe im Zusammenhang des Textes m . E . keinen möglichen
Sinn . Gemeint ist vielmehr der slite = „ der Schlitten “ , was die ganze hsl. Überlieferung (außer Bay)
bietet. Übersetzung: „ Der Geist ist ein Schlitten ,der das Leben in alle Glieder führt (oder verbringt, trägt) “ .
Den Meister, der dieses ebenso anschauliche wie kühne Bild verwendet, habe ich nicht nachweisen können .
Vgl. etwa Thomas S. theol. I 9 .75 a . 1: Manifestum est enim quod non quodcumque vitalis
operationis principium est anima: sic enim oculus esset anima, cum sit quoddam principium visionis ;
et idem esset dicendum de aliis animae instrumentis. Sed primum principium vitae dicimus esse ani
mam . . . Anima igitur, quae est primum principium vitae, non est corpus, sed corporis actus : . . .
Zu Z . 5 durch - lìbe. vgl. etwa noch DW 1 S . 225 , 13f.: Das kein creature so gros insiczen in sich selber
habe alse lip vnd sele, . . . und dort Anm . 7, wo auf Pf. S. 659,2f.: Grozer einunge enist niht denne
sêle und lîp, dar umbe ist ez aller pînlîchest ze scheiden . verwiesen ist. Vgl. noch Quint Textbuch
S . 88,106ff. ( Tauler- Predigt): Under wilen heisset der geist ein sele ; das ist als verre als si dem libe
leben in gusset, und also ist si in eime ieklichen gelide und git dem bewegunge und leben . Und et
405
Predigt 47
geist ist vernünftic und er daz werk zemâle würket, daz dâ geworht wirt in dem lîbe, sô
ensol man doch niht sprechen : mîn sêle bekennet oder tuot diz oder daz, mêr: man sol
sprechen : ich tuon oder ich bekenne diz oder daz, durch die grôzen einunge, die sie mit
einander hânt ; wan sie beide mit einander sint éin menschel Dâ ein stein enpfienge
5 daz viur in sich, der würhte nâch des viures kraft ; mêr: der luft, der då enpfæhet daz
lieht der sunnen in sich , dâ enschînet kein lieht dan der luft. Diz ist von der învüecsam
keit, die er ze dem liehte hât; doch ist in einer mîle mê luftes dan in einer halbena.

1 wurke Ba, wirke Str . daz2 bis lîbe, fehlt PfBa Str ,BT daz? ] was Str,Mai, 1f. SỐ
ens.man ] man en sol StrzMai, 2 bekennet oder fehlt PfBa, Str BT diz oder] daz unt Pf
Ba, Str BT mêr : bis 4 hânt ; fehlt PfBa, BT 2f. sol spr.: ) sprichet Str ,Mai, 3 ich
kennen vnn tuon daz vnn daz Stra durch bis 4 hânt; fehlt Str. 4 beide fehlt Str ,
Mai, sind in aim menschen (mensche Mai ) StrzMai Dâ bis 7 halben . fehlt PfBa, Str .
BT 6 kein ) nie ain Str,Maii 7 er ) si Str ,Mai,

S.405,517.vel, capit rerum intimigit corpus,movet ugustinus En.in dle mosso ;wan
wenne heisset si ein geist, und denne hat si als nahe sipschaft mit Gotte , das ist über alle mosse ; wan
Got ist ein geist und die sele ein geist, . . . (vgl. oben S . 404,1f.) ; Augustinus En. in Ps. CXLV n . 4 ,
PL 37, 1880: Invisibile quiddam est (anima), regit corpus, movet membra , dirigit sensus, praeparat
cogitationes, exserit actiones, capit rerum infinitarum imagines. — Zu Z . 4f. vgl. unten S. 407,1ff.
1 Zu oben S . 405,5ff. vgl. In Ioh . n . 126 , LW 3 S . 109,6ff.: Communicant enim sibi caro et anima
sua idiomata, id est proprietates et affatus et loquelam , ita ut non dicatur anima esse nec sentire nec
intelligere, sed totum compositum ex ipsa et carne dicitur esse, sentire et intelligere , ut dicitur I De
anima. und dort Anm . 3 ; Thomas S . theol. I 9 . 75 a . 2 obi. 2 : Praeterea , omne quod est subsistens,
potest dici operari. Sed anima non dicitur operari: quia , ut dicitur in I de Anima, dicere animam
sentire aut intelligere, simile est ac si dicat eam aliquis texere vel aedificare . (Aristoteles Dean. I t. 64
[ A c. 4 408 b 11 – 15 ]) . — Oben Z . 1 habe ich dazlîbe, mit Str ,Mai, gegenüber Pf( Ba ,BTStr und
in Z . 2 mêr :- 4 hânt; mit Str ,Mai und Stra gegenüber Pf( Ba,BT) ergänzend konstituiert, weil ich
den Pfeifferschen Text als verkürzt und den ursprünglichen Gedanken Eckharts nicht voll zum Aus
druck bringend ansehen muß. Eckhart will ja gerade die grôzen einunge von Seele oder Geist und Leib
im Hinblick auf die Lebensäußerungen und Handlungen des Menschen betonen , und das kann er nur,
wenn er als Träger dieser Betätigungen nicht einseitig nur die Seele, sondern das Ich des aus Seele und
Leib bestehenden bestimmten Menschen bezeichnet, was eben nur in der von mir hergestellten Textfassung
geschieht. Die Textergänzungen habe ich bereits in Quint S . 265 zu 95, 31 und 32f. vorgenommen .
2 Zu Z . 4f. vgl. In Ioh . n . 322, LW 3 S. 271,1ff.: Lapis enim vel ferrum non ardet nec comburit,
nisi habeat in se ignem manentem ; ignitum autem ferrum habens in se ignem iam urit et facit opera
ignis et quo magis, magis ; n . 354, S. 300,8f.: Constat enim exempli gratia quod lapis ignitus operatur
omnia opera ignis, in quantum ignitus est.; n . 128, S. 110,3f.: Sic enim sensibiliter videmus quod
ferrum bene et plene ignitum operatur opera ignis, quin immo et maiora . und dort Anm . 2 , wo u . a .
auf Strauch PBB 49 S . 388, 19f.: Der steyn mag so lange in dem fure ligen , er wircket dieselben
wercke die das fure wyrcket. hingewiesen ist. Das Textstück 2 . 4 Dâ — 7 halben. habe ich aus Str ,Mai,
gegenüber Pf. S . 95 ,33, wo es, wie in Ba, BTStr , fehlt, schon in Quint S . 265 ergänzt mit dem Bemerken :
„ Ich halte den Vergleich für zu charakteristisch und zu gut in den Zusammenhang passend , als daß ich
an eine Interpolation glauben könnte .“ Vgl. Sermo LV,1 n . 538, LW 4 S . 452,3ff.: Quarto ad significan
dum mutuam penetrationem et maximam unionem . Exempla de luce et aere , anima et corpore. Hic
autem non fit tertium ( Anm . 2 : „ sicut ex unione animae et corporis fit homo.“ , vgl. oben Z . 3f.) nec
alteratio ( Anm . 3 : „ 8icut aer alteratur, dum illuminatur" ) in unione sapientiae cum anima. Ich über.
setze das ergänzte Textstück wie folgt: „ Wenn ein Stein Feuer in sich aufnehmen könnte , so würde er nach
406
Spiritus domini replevit orbem terrarum
Sehet , ich getar daz wol sprechen und ist wâr: durch die grôzen einunge, die diu sêle
95,35 ze dem lîbe hât, so ist diu sêle in dem minsten glide als volkomenlîche als in dem lîbe
alzemâlel. Her ûf sprichet Augustínusa: ist diu einunge als gróz, die lîp und sêle mit

1 getar] dar Str Str Mai, die bis 2 hât,] die sel vnd leib mit ain ander hand Str,Mai,
die®] so BT 2f. ist die sele volchomen in dem minsten gelide (geliden Maij) als in allem dem leich
nam zemale StrzMaii 2 vollekomen Stra 3 Her bis Augustinus:] Sanctus aug. spr. Strz
Mai sant Augustin BT einigů Ba, die bis 408,1 hânt,] leibos vnd sele StrzMai

des Feuers Kraft wirken ( Stein und Feuer blieben in sich getrennt) ; wenn die Luft jedoch das Licht der
Sonne empfängt, so leuchtet nichts als die Luft. Das kommt von dem großen Vermögen , sich von dem
Licht durchdringen zu lassen ? (sich mit dem Licht zu vereinigen , sich in das Licht einzufügen ), wenn
gleich in einer Meile ( Raumes) mehr Luft enthalten ist als in einer halben .. .“ . Vgl. Pf. S . 38,15: Und
als der luft, der erliuhtet ist, niht anders ist wan daz er erliuhtet (sieh Quint S . 122) , was ich a . a .
0 . übersetzte mit: „ So wie die erleuchtete Luft nichts anderes ist als das, was sie erleuchtet ( scil. sich,
die Luft, selbst) , . . . “ Wenn man die angeführte Sermo- Stelle mit der deutschen der vorliegenden Predigt
vergleicht, wäre der Luft- Licht-Vergleich , der nach der Anmerkung der lateinischen Parallele eine alteratio
der illuminierten Luft besagt, keine adäquate Entsprechung für die grôzen einunge zwischen Seele und
Leib , die vielmehr, wiederum nach der Anmerkung zur lateinischen Stelle, ein tertium , den Menschen ,
ergibt. Ich glaube aber , daß ein solcher Unterschied für die vorliegende Predigtstelle und ihr richtiges
Verständnis unerheblich ist. Jedenfalls aber , so meine ich , beweist die lateinische Parallelstelle die Echt
heit des von mir aus Str ,Mai, übernommenen Textstückes mit den beiden Vergleichen . Das tut m . E .
auch die folgende weitestgehend mit oben Z . 4 - S . 409, 2 übereinstimmenden Textstelle Par.an. S. 124 ,22ff.:
geistliche dinc und lipliche dinc di inmugint nicht foreinit sîn . sal gotliche vollincumenheit wirkin
in der sele , so muiz di sele ein geist sin , alse Got ein geist ist, und gebe Got der sele in der sele , so
muiste he ir mit maze gebin . darumme zuhit he si in sich selber in ume selbin : also wirt si mit ume
foreinit. des ist ein glichnisse : alse daz fuir und der stein foreinen sich , doch wan si beide liplich sin ,
so blibit der stein dicke kalt fon binnen durch di gropheit des steines. und alse di luft und daz licht:
alliz daz du sihist in der luft , daz sihis du in der sonnen . mer doch wan si beide liplich sin , so ist in
einir mîle me lichtis dan in einir halbin ind in einir halbin me dan in eime huis. daz nehiste glich
nisse daz man vindin kan , daz ist lip und sele . di sint also foreinit daz der lip inmac nicht gewirkin
Ôn di sele und di sele nicht Ôn den lîp , und also sich di sele heldit zu dem libe, also heldit sich Got
zu der sele , . . .
1 Zu Z . 1ff. vgl. oben S . 405 ,4f. - Zu Z . 2 s0 — 3 alzemâle. vgl. insbesondere oben . 177, 1 ff .:
Mîn sêle ist ungeteilet und ist doch zemâle in einem ieglîchen glide. Då mîn ouge sihet, då enhæret
mîn ôre niht; dâ mîn ôre hæret , dân ensihet mîn ouge niht. und die dort Anm . 1 verzeichneten deutschen
und lateinischen Vergleichsstellen , insbesondere DW 1 S . 338,5ff. und dort Anm . 2 ; vgl. weiterhin Au
gustinus De trin . VI c. 6 n . 8, PL 42, 929: Creatura quoque spiritualis, sicut est anima, est quidem
in corporis comparatione simplicior: . .. Nam ideo simplicior est corpore, quia non mole diffunditur
per spatium loci, sed in unoquoque corpore, et in toto tota est, et in qualibet eius parte tota est; et
ideo cum fit aliquid in quavis exigua particula corporis quod sentiat anima, quamvis non fiat in toto
corpore, illa tamen tota sentit , quia totam non latet.
? Zu Z . 3ff. vgl. DW 1 S. 161,8ff.: Als sant Augustinus sprichet: got ist der sêle næher, dan
si ir selber sî. Diu nâheit gotes und der sêle diu enhật keinen underscheit in der wärheit. Daz selbe
bekantnisse , dân sich got selben inne bekennet, daz ist eines ieglîchen abegescheidenen geistes bekant
nisse und kein anderz . Diu sêle nimet ir wesen âne mittel von gote ; dar umbe ist got der sêle næher,

1 womit ich meine Übersetzung a.a. 0 . korrigiere.


407
Predigt 47
einander hânt, sô ist diu einunge vil græezer, dâ sich geist mit geiste vereinet. Sehet,
her umbe ist er 'herre ' und 'geist , daz er uns sælic mache an sîner einunge ?
Ez ist ein vrâge und ist swäre ze berihtenne, wie diu sêle erlîden müge, daz si niht 95,40
enstirbet, dâ sie got in sich drücket?. Ich spriche: allez , daz got ir gibet, daz gibet er
5 ir in im durch zwei dinc: daz eine : gæbe er ir iht ûzwendic sîn , daz versmâhte si. Daz
ander 3: wan er ir gibet in im selben , dar umbe mac si enpfâhen und lîden in dem sînen
und niht in dem irm ; wan daz sîne daz ist ir. Wan er sie ûz dem irm brâht hât, sô muoz 96,5

2 Sieh oben S . 394,1 , 2 .

1 ist bis grozer,] sol die ainunge vil grösser sein vnd säliger StrgMai einúgi Bai gros
Ba_Stra vereiniget . PfBa l f. Sehet , her umbe] darvmbe StrzMai 2 und ist g . Pf
Ba machē BT . 3 Ez] Nun BT ain grosse fr . Str,Mai, vrâge) vmge ( !) Str, ista
fehlt Stre e rl.müge,] erlîde PfBa, erliden Str. 4 enstirbet, ] ersterbe Str,Mai, stirbet oder
uergeet BT son internet pfBa,Sir, Busio fehle Blu
sie bis sich ] sich got in sî PfBT sie fehlt Ba Ich spr.:] Seht, daz merkent.
4f. er ir) got ir PfBT got der Ba , got
PfBa Str,BT allez , bis 5 eine : fehlt PfBa Str, BT
der sele Stre 5 ûzw . s .,) ussen im StrzMaii versmachet Ba | 5f. Daz ander:] unde dâ
von , PfBa,BTStra 6 er sich ir PfBT selben , fehlt Strz (Zeilenw .) Mai; leiden vnd
enpfachen Str Mai; vnd jn l. BT 7 und fehlt Str. daz? fehlt Pf hat bracht
StrgMai,

dan si ir selber sî ; dar umbe ist got in dem grunde der sêle mit aller sîner gotheit.; dort S. 162 Anm . 1
ist zum Augustinuszitat verwiesen auf Sermo XLV n . 452, LW 4 S . 376,7f.: Item ipse secundum
Augustinum illabitur animae et est intimior animae quam ipsa sibi., wo in Anm . 3 u . a . auf Au
gustinus De trin . VIII c. 7 n . 11, PL 42, 957 verwiesen ist, während von Théry RS. S . 263 Anm . 2
auf En. in Ps. LXXIV n . 9, PL 36, 952: ille corde tuo interior est. hingewiesen wurde. Vgl. noch Sermo
V1,1 n. 56, LW 4 S.55,8f.: Tertio, quod sit intima deo anima et deus animae, .. . und die dort Anm .7
verzeichneten Parallelen ; Augustinus En . in P8. CXLV n . 4 , PL 37, 1886 : Natura animae praestantior
est quam natura corporis, excellit multum ;res spiritualis est,res incorporea est, vicina est substantiae dei.
1 Zu Z . 1f. vgl. oben S . 400,6 .
2 Die Änderung des Pfeifferschen Textes ( 96 , 1 ) dâ sich got in sî drüket, der aus BT stammt,
habe ich bereits in Quint S. 265 vorgenommen und übersetzt mit: „ . . . wenn Gott sie in sich drückt“ .
Der Gedanke, den Eckhart in dem ganzen Satze äußert, ist der, daß es schwer auszumachen (zu erklären )
ist, wie die Seele es auszuhalten ( zu ertragen, zu erleiden ) vermöge, ohne daran zu sterben, wenn Gott sie
in sich drückt. Die folgenden erklärenden Ausführungen Z .6f. wan er ir gibet in im selben , dar umbe
mac si enpfâhen und lîden in dem sînen und niht in dem irm , zeigen , daß die Äußerung in 2 . 4
nur besagen kann , daß Gott die Seele in sich (in das Seine), nicht aber sich in die Seele (also in das
Ihre) drückt. Dies ist auch der Sinn der folgenden Vergleichsstellen : Par. an . S . 124,24ff.: .. . und
gebe Got der sele in der sele, so muiste he ir mit maze gebin . darumme zuhit he si in sich selber in
ume selbin : also wirt si mit ume foreinit.; Pf. S . 507 ,38f.: 'Unde mîn geist wart formelôs ': daz ist
diu îndrükunge des geistes in die ungeformete forme unde bilde, daz got ist., 76 ,13ff .: Unde gnade
ist ein antlüte gotes unde wirt âne mitel und âne underscheit gedruket in die sêle mit dem geiste
gotes unde bildet die sêle nâch gote.; 215,22f.: Dâ von wont der vater in der sêle , da er die sêle drücket
an sîn herze, . . . ; ähnlich oben S . 343,2ff.: Swenne er (d .h . Gott) die sêle dar în geziuhet, sô vindet
si, daz got sîn selbes enthalt ist, und dâ blîbet si, anders si enblibe niemer. und dort Anm . 1. — Zum
Ausdruck drücken vgl. noch DW 1 S. 268,12 und dort Anm . 2.
3 Die Texterweiterung Z . 4 Ich — 6 ander : mit StrzMai, gegenüber dem unursprünglichen , ver
kürzten Text von Pfeiffer ( 96 ,1f.), der 2. 4 allez — 5 eine : mit Ba,BTStr, ausläßt, habe ich schon in
408
Spiritus domini replevit orbem terrarum
daz sîne daz ir sîn , und daz ir daz ist eigenlîche daz sîne. Alsô vermac si ze lîdenne in
der einunge gotes. Diz ist der geist des herren', der dâ ‘hât ervüllet den umbezirkel des
erriches .
War umbe nû diu sêle heize ein ‘umbezirkel der erde' und welch diu sêle sol sîn ,
diu erwelt sol werden , daz enist niht gesaget ; mêr : als vil merket dâ von : als er ist 5
'herre' und 'geist', alsó suln wir ein geistlich ‘erde' sîn und fein umbezirkel', der dâ ‘er
vüllet' sol werden von dem "geiste des herren '.
Wir bitten des unsern lieben herren , daz wir alsô ervüllet werden mit disem 'geiste',
der da ist 'herre' und 'geist'. Âmen1.

2f.; 4 ; 6 f.; 8f. Sieh oben S. 394, 1, 2 .

1 und bis ist ] also ist das ire Str Mai, daz: fehlt BT engēlich Ba , Alsô bis 2 gotes.]
Dis ist aigenlich die sache das simüge leiden das seine in der ainvnge Str ,Mai, 1 libende
Ba 2 gotes. fehlt Str,Mai des herren ', fehlt Stre des ] d' Mai, der erfüllet hat
StrzMai hât fehlt BT umbekreiz PfBa ,BT 2f. der erden BT 4 War umbe bis
9 geist'.] alles gemeinlich . Pf alles gemēlich Ba , vnser herre jhesvs christus geleite vns genedecliche
vnn schiere zuo sinen ewigen vroden da wir iemermit imewonen sicherliche Strafehlt BT 4 vmb .
krais Str ,Mai, 6 umbezirkel',] krais StrzMai 8 lieben fehlt Main 9 Âmen . fehlt Ba ,
Str ,Mai,

Quint S . 265 vorgeschlagen . Übersetzung der ganzen Stelle : „ Alles, was Gott ihr gibt, das gibt er ihr in
sich wegen zweierlei: das eine ist, daß , wenn er ihr irgendwas außerhalb seiner gäbe, es ihr unerträglich
('unleidlich') wäre. Das andere ist dies, daß , weil er ihr in sich selbst gibt, sie deshalb in dem Seinen
und nicht in dem Ihrigen empfangen und aushalten (ertragen ) kann , denn das Seine gehört ihr.
Weil er sie aus dem Ihrigen gebracht hat, muß das Seine das Ihrige sein , und das Ihrige ist im
eigentlichen Sinne das Seine. Auf diese Weise vermag sie in der Einigung Gottes auszuhalten (die Eini
gung mit Gott zu ertragen , ohne daran zu sterben , daß Gott sie in sich drückt)“ .
Der Schlußtext Z .449 geist '. steht wiederum nur in Str,Maiz; er fehlt PfBa,BT. Str, bietet
hinter 2 . 3 ertrîches'. eine nichtssagende, jedenfalls zu den voraufgehenden Ausführungen der Predigt
und ihrer Thematik in keiner sichtbaren inneren Beziehung stehende formelhafte Schlußwendung. Dem
gegenüber hat der Schlußtext in Str ,Mai, durchaus einen klaren Bezug zur voraufgehenden Predigt und
ihrem Schrifttext, den Eckhart nicht nur noch einmal vorführt, sondern dessen bisher nicht behandelten
Bestandteil orbem terrarum in seiner Ausdeutung auf die Seele er bisher, wie er selbst feststellt — Z . 5
daz enist niht gesaget — , noch nicht behandelt hat. Wie auch sonst gelegentlich, tut er diesen Schlußteil
seiner Predigt mit wenigen Worten ab, vgl. dazu etwa oben S . 55, 1ff . und 123,5 : Diu andern stücke
diu bliben . Von dem lesten ein wênic . und die dort Anm . 4 verzeichneten weiteren Stellen , an denen
Eckhart sich ähnlich über die vorsätzliche Abkürzung seiner Predigt-Ausführungen ausläßt, z . B . unten
S . 433,5f. und dort Anm . 1. Vgl. noch unten S. 460,4ff.: von vier dingen wolt ich han gesprochen :
von der kleincheit gottes vnd von der kleincheit der sele vnd von dem werke in gotte vnd von dem
werche der sele . das lasse ich ný beliben . und dort Anm . 2 . — Zu 2 . 4 ff. vgl. In Sap . n . 13, LW 2
S . 333,11f.: Secundo li (quod > continet omnia est homo. Nam secundum Gregorium omnis creatura
est quodammodo homo, . . . und dort Anm . 6 , wo auf Hom . in evang. II hom . 29 n . 2 , PL 76 , 1214
verwiesen ist.

409
PREDIGT 48 (Pf. Nr. LX S . 192 — 194)

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S. 569, Quint Übers. S. 501, Spamer PBB 34 S. 340):
BT f. 300va — 301rb .
E f. 208v6 — 209vb .
Mz, f. 193r — 196r; vgl.Quint Handschriftenfunde S. 136 .
Filiation der Hss. (sieh Quint S .569ff.): A . a. O . habe ich festgestellt, daß die mir damals bekannten
Texte von E , und BT im ganzen nur unbedeutende Abweichungen voneinander zeigen . Das gleiche
gilt nun auch von Mz, im Vergleich mit E , und BT, so daß die Gesamtüberlieferung der Predigt im
ganzen recht einheitlich ist . Ja, die allen drei Texten gemeinsame, sicher verderbte Lesart zu S. 420, 10
inme (E , im BT jmeMzg) statt des von mir konjizierten ursprünglichen jenem ist wohl nur durch die
Annahme eines gemeinsamen , bereits verderbten Prototyps der überlieferten drei Texte zu erklären
(vgl. unten S . 420 Anm . 3 ). Mz, steht vermittelnd zwischen BT und Ej, scheint jedoch näher bei BT
als bei E , zu stehen , denn an den meisten der von mir in Quint S . 569 – 571 aufgeführten Textstellen
steht Mz, auf der Seite von BT gegen E ,, vgl. den Var.-App. etwa zu S . 414 , 5 er sich ; 415, 2 undi;
4 bil_ 5 daz; 416 ,2 Dô ged . ich ; 9 in d . warheit: ; 10 ez ; 11 wore,; 417, 3 mîn ouge ; einicheit; 418, 2
Diz ; pflige - 3 lieht; 3 nimet; unde_ unds; 5 ez habe ein .; 8 oder hitze ; 420 ,2 noch an "; 3f. disem l.;
5 daz - ez ; 6 undi_ wârheit,; 421, 3 werdent; 4 diu - 5 hân . Die Übereinstimmung von BT und Mz,
in der offenbaren Fehllesart zu S. 418 ,3 nimet ] mynnet Mz, liebet BT kann auf Zufall beruhen , wobei
das Schriftbild nimet mit dem von miñet — wie auch sonst oft — verwechselt wurde. Dagegen möchte
ich annehmen , daß die Übereinstimmung von BT und Mz, S. 416, 9 angesichtes Mz,BT) ansehens PfE ,
wohl doch auf eine gemeinsame Vorlage der beiden Texte hindeutet, wenngleich S. 416,8 BT und E ,
in der Variante eime ansehenne gegen Mz, einer angesicht zusammenstehen . Eine direkte Abhängigkeit
des Drucks BT von Mz, wird allein schon durch die Lücke S. 417,1 vil - dingen ., das in Mz, infolge
von Homöoteleuton fehlt , ausgeschlossen .

Textkonstituierung (sieh Quint S. 571): Dem Umstand entsprechend , daß der Text der Predigt weit
gehend übereinstimmend überliefert ist,kann der von Pfeiffer auf der Grundlage von E , konstituierte
Text, für den er BT als Korrektiv heranzog, im ganzen als zuverlässig angesehen werden . Ich habe
es für richtig gehalten , den relativ wohl verläßlichsten Text von Mz, als Leittext zu wählen und seine
von mir als sekundär angesehenen Sondervarianten mit Hilfe der beiden anderen Texte zu korrigieren
bzw . zu ersetzen .

Übersetzungen : Quint S. 314 ff.; Büttner I S. 149ff.; 1934 S .135ff.; Lehmann S . 258ff.; Schulze.
Maizier ?, Auszug: S . 389f. = unten S .418 ,1 – 421,5 .

Echtheit: Alle drei überlieferten Texte sind in den Hss . bzw . in BT Eckhart zugeschrieben : der Mzz
Text durch die Überschrift Meyster Eckarts bredig ein , der EZ-Textdurch den Eingang M (Initiale )Eister
eckhart spricht, der BT- Text durch die Vorbemerkung zur Predigt (sieh den Eingang des Var.-App .s)
und durch die allgemeine Zuweisung f. 242va. Die Echtheit der Predigt wird aber insbesondere durch
die Übereinstimmung der Ausführungen unten S .418,1 ff. über das lieht bzw . den vunken in der sêle
410
Ein meister sprichet : alliu glîchiu dinc minnent sich under einander
(419,3ff.) mit inhaltlich gleichlautenden Äußerungen Eckharts in echten deutschen Predigten und
ihren Entsprechungen in der RS., dem „Gutachten “ und der Bulle sowie der öffentlichen Erklärung
Eckharts vom 13.Februar 1327 in der Predigerkirche zu Köln über das etwaz in der sêle (aliquid in
anima ), das der Prediger mit mannigfachen , z . T . metaphorischen Bezeichnungen benennt (vgl. unten
S . 419 Anm . 2 und 3 ), gesichert. Der Rv, unten S . 418, 1 bezieht sich auf die dort in Anm . l angegebenen
Anmerkungen aufgeführten Stellen echter deutscher Predigten . Für die Echtheit der Predigt sprechen
aber weitere mehr oder weniger charakteristische Übereinstimmungen mit Stellen in echten deutschen
und lateinischen Werken , sieh unten S .413 Anm . 1 (DW 5 S . 18, 12f.; DWI S . 174 ,4f. ; 218 ,3ff.) ; S .414
Anm . 2 (DWI S . 233,5 ff. ; 386 , 4 ff.) ; S .415 Anm . 1 (DW I S . 234, 11 ff.; DW 5 S . 292,6 ff.; oben S . 66 , 7 ;
DW 5 S . 441 Anm . 8 ); S . 416 Anm . 1 (DW1 S . 271,4 ; 385 ,4 ; 384 , 1) ; Anm . 3 (DW1 S . 201,3ff.) ; S .417
Anm . 1 (oben S. 404,2); Anm . 2 (oben $ . 177, 1 ff.; DW1 S. 338,5ff.); S.418 Anm . 1 (DW1 S. 197,8ff.;
220 ,4ff.; oben S. 66 ,1 ff.; 88,4ff.; 325 ,12ff.; 301,5ff.; DW 1 S. 123,6ff.; 154,7ff.; 39,1 ff.; 182,9ff.; oben
S . 274 ,4 ff .; DW I S . 187,5 ff.; 173, 11 ff .) ; S . 419 Anm . 2 (DW 1 S . 332,2f. ; oben S . 211, 1 ff. ; DW 1
S . 39, 1 ff.); S . 420 Anm . 2 (DW1 S .42,6 ff.; oben S. 31,1ff .; DWI S . 171, 12ff.; 267,8 ); S . 421 Anm . 1
(DW1S . 218 ,8 ff.). - 8 . 413 Anm . 1 (LW1 S . 364,5 ff .; LW 4 S . 137,6f.; In Sap . n . 254 ; LW 4 S . 433,5 ) ;
S . 414 Anm . l (LWI S . 186 ,8f. ; LW 4 S . 308 ,6f.) ; Anm . 2 (LW 4 S . 327, 11 ff.; LW 2 S . 198,11 ff.) ;
S . 416 Anm . 3 (LW1 S .500 ,10 ff.; LW2 S . 253, 1 ff . ; LW 3 S . 91,8 ff. ; In Sap. n . 266) ; $ .417 Anm . 1
(LWI S .513 ,2) ; Anm . 2 (LW 3 S. 80 ,4ff.; LWI S . 621, 12 ff .). — Der Stil der Predigt weist die für
Eckhart kennzeichnenden Merkmale auf: Antithese S .413,1 ff.; 421, 1f.; Parallelismus419,2f.; Häufung
415 .4f.: 420,5f. ; Klimax 419,3ff .; hyperbolischen Ausdruck 414, 6 ; 415 , 1 ff. ; paradoxalen Ausdruck
416,8ff.; Vergleiche 413,3ff.; 416,4ff.
Es fällt auf, daß die Predigt nicht nur keinen Schrifttext behandelt , sondern auch an keiner
Stelle einen Schrifttext aufführt.
Aufbau der Predigt :Wie schon gesagt, liegt der Predigt kein Schrifttext zugrunde, den der Pre
diger zum Gegenstand seiner Interpretation gemacht hätte. Infolgedessen fehlt denn auch die sonst
meist aus der Exegese der einzelnen Bestandteile des am Kopf zitierten Schrifttextes sich ergebende
Disposition der Predigt. Statt dessen stellt Eckhart diesmal ein Meisterzitat in Gestalt einer allge
meinen Sentenz an die Spitze : „ Alle gleichen Dinge lieben und vereinigen sich miteinander, alle un
gleichen fliehen und hassen einander“ . Dieser Satz beherrscht den ganzen Inhalt der Predigt, wenn
gleich der erste Teil (413,3 — 415,9) scheinbar widerspricht. Dieser Teil demonstriert nämlich am Bei.
spiel der beiden ungleichesten Dinge, des Himmels und der Erde, daß die Erde (als das niederste der
vier Elemente Feuer, Luft, Wasser, Erde) den Himmel zwar bis in die niederste Stätte geflohen hat, daß
aber gerade diese niederste (demütigste) Stätte den Himmel dazu bewegt, sich in befruchtender Weise
ganz und gar in die Erde zu ergießen , weshalb die Erde unter allen zeitgebundenen Dingen als die
fruchtbarste Kreatur bezeichnet wird. So auch muß sich Gott befruchtend in den Menschen ergießen ,
der sich selbst „ gelassen “ und die niedrigste Stätte (der Demut) eingenommen hat. — Im zweiten Teil
(416,1 – 421,3) führt Eckhart dann aus, daß die Einheit und Vereinigung sowohl im Bereich der
körperlichen wie in dem der geistigen Dinge mehr in ihrem Wirken als in ihrem Sein liegt, daß ihr
höherer Adel daher auf ihren Werken , nicht auf ihrem Sein beruht. Als erstes Beispiel bringt er das
Einswerden von Auge und Holz im Akt des Anschauens des Holzes, das dann vollkommen wäre,
wenn das Holz ganz immateriell sein könnte. Als zweites Beispiel führt er das Menschen - und das
Schafsauge an , die mehr Einheit miteinander verbindet als mit den übrigen Sinnesorganen ,mit denen
beide doch im Sein eins sind . So auch steht es mit dem von Eckhart, wie er sagt, wiederholt behan
delten Licht der Seele, das ungeschaffen und unerschaffbar ist (418,1 f.),mit dem Funken in der Seele
(419,3), der zwar im Sein der Seele nicht edler ist als die niederste Kraft, die von Hunger, Durst
Frost oder Hitze befallen wird , in seinem Wirken aber höhere Einheit mit Gott als mit irgendeiner
Seelenkraft hat (416 ,1 – 418,11). Jemehr sich daher der Mensch von sich selbst und von allen geschaf.
fenen Dingen abkehrt, um so mehr wird er (mit Gott) vereint und beseligt im Funken , den weder
Zeit noch Statt berührt. Denn diesem Funken genügt es nichtam dreieinigen Gott und nicht an der
den drei göttlichen Personen zugrunde liegenden göttlichen Natur, sondern einzig am Innersten , an
der stillen Wüste des göttlichen Seins, wo niemand wohnt und eine unbewegliche Stille herrscht, die
411
Predigt 48
alles bewegt und von der alles vernunftbegabte Lebendige, das vernunftgemäß in sich selbst lebt,
das Leben empfängt (419,1 – 421,3).
Die Predigt hat enge Berührung im einzelnen mit DW i Pr. 13, 14 , 15 und 22, vgl. zur Berührung
mit Pr. 13 unten S . 418, 1 ff. und Anm . 1 (Hinweis auf DW 1 S. 220 ,4 ff.) ; 418 ,3f. und Anm . 1 (Hinweis
auf DWI S . 221, 1f.); 421, 1 ff. und Anm . 1 (Hinweis auf DWIS . 218 ,8 ff.); mit Pr. 14 unten S . 413 ,3ff.
und S . 414 Anm . 2 (Hinweis auf DWI S . 233,5 ff.) ; 416 , 1 f. und Anm . 1 (Hinweis auf DWI S . 237 , 3 ) ;
mit Pr. 15 unten S . 415 , 1 ff. und Anm . 1 (Hinweis auf DWI S . 246 ,9 ff.) ; 419,3 ff. und S .420 Anm . 2
(Hinweis auf DW I S . 251,13 ff .) ; mit Pr. 22 unten S . 413 ,3ff . und S . 414 Anm . 2 (Hinweis auf DWI
S . 386,4ff.); 418, 1 ff. und Anm . 1 (Hinweis auf DWI S. 380,5ff.) ; 416 , 1 und Anm . 1 (Hinweis auf DW 1
S . 385,4 ); 415 ,1 ff. und Anm . 1 (Hinweis auf DWI S. 385,7ff.). Diese inhaltlichen Übereinstimmungen
könnten m . E . die Annahme rechtfertigen , daß die vorliegende Predigt ihrer zeitlichen und örtlichen
Entstehung nach in die Nähe der genannten Predigten zu stellen sei. Das aber hieße, daß die Predigt
in Köln gehalten worden und demnach in die letzten Lebensjahre Eckharts zu datieren wäre. Sieh
dazu die Ausführungen in DWI S . 373f.

412
192,5 Ein meister sprichet : alliu glîchiu dinc minnent sich under einander und ver
einent sich mit einander, und alliu unglîchiu dinc vliehent sich und hazzent sich under
einander1. Nû sprichet ein meister, daz niht enist sô unglîch einander als himel und

Zuweisungen : M ( Initiale ) Eister eckhart sprichet (sieh Eingang d . Var.- App .8) E .; Meyster
Eckarts bredig ein (als Überschrift) Mzg; unsichere allgemeine Zuweisung in BT f. 242va ; sieh auch
die Überschrift in BT und unten S. 416 Anm . 2
Überschriften : Ein fast kurtz vnd gute leer gesetzt vff ein gleichnuß / dur. (Zeilenw ., durch
BTb) die man eigentlich versteen mag den synn vnnd grundt aller predigen meyster Eckarts / nach
dē er gewonlich gepflegen hat zů predigen BT Meyster Eckarts bredig ein Mz,
1 Ein meister spr. BT] Meister Eckehart spr. Pf M ( Initiale)Eister eckhart spr. E , fehlt
Mz, under einander fehlt Mz, 1f. vereynigent BT 2 mit] under Mz2 d . die A .
BT 3 enist] sî hinter einander Pfe , under einander Pf einander fehlt Mzg

1 Zu Z . 1ff. vgl. insbesondere In Gen . I n . 221, LW 1 S. 364,5ff.: Quinto igitur notandum quod
ira sive paenitentia et cetera huiusmodi formaliter et realiter non est aliud nisi dissimilitudo sive
dissonantia naturarum et suarum proprietatum aliquarum ad invicem , quae dissimilitudo causat
quandam repugnantiam ipsorum et facit dissilire et quasi fugere unum ab altero et ipsum detestari
et displicere, sicut manifeste videtur in natura de contrariis et dissimilibus in natura et eius pro
prietatibus, sicut e converso amor naturalis , complacentia et gaudium consequitur similitudinem
et convenientiam aliquorum in natura . und dort S . 364 Anm . 5 , wo verwiesen ist auf Thomas S . theol. I
II q . 29 a .1: In appetitu autem naturali hoc manifeste apparet quod , sicut unumquodque habet
naturalem consonantiam vel aptitudinem ad id , quod sibi convenit, quae est amor naturalis ; ita
ad id , quod est ei repugnans et corruptivum , habet dissonantiam naturalem , quae est odium naturale .
Sic igitur et in appetitu animali seu in intellectivo , amor est consonantia quaedam appetitus ad id
quod apprehenditur ut conveniens: odium vero est dissonantia quaedam appetitus ad id quod appre
henditur ut repugnans et nocivum .; Albertus M . Met. III tr. 2 c. 10 (Ed. Colon . 16 ,1 S. 128,28ff.):
Simul autem cum his quae dicta sunt, reprehensibilis est Empedocles, quod transmutationis, quae
fit in entibus, nullam sufficientem dicit causam , praecipue quare hoc transmutetur ad hanc formam
et illud ad aliam . Non enim dicit,nisi quia sic aptum natum est exmateria , quod amantia se et habentia
symbolum et germanitatem conveniunt et diversa ab his separantur. Sed quando magnum odium ex
multa elementorum componentium contrarietate in membris eius quod compositum est, nutritum est
et amicitiae colla dissoluta est, ad honorem intendebat, ut separatum esset et vinceret perfecto tempore
periodi.: Sermo XIII n . 146 , LW 4 S . 137,6f. : Nota : amoris sive dilectionis radix et causa est simili .
tudo, Eccli . 13 : 'omne animal diligit sibi simile'. E converso vero dissimilitudo est causa odii. und
dort Anm . 1 und 2 ; In Sap. n . 254 : Notandum quod (sicut) universaliter in omnibus unumquodque
odit suum contrarium et oppositum sive alienum omne et dissimile nec quidquam aliud odit, sic o
converso et de amore et amante : omnis siquidem amans amat simile.; Sermo LI n .518 , LW 4 S . 433,5:
. . . quia similitudo radix cognitionis et amoris, . .. und dort Anm . 5; DW 5 S. 18, 12f. ( BGT): Alliu
neigunge, lust und minne kumet von dem , daz im glîch ist, wan alliu dinc neigent und minnent ir
selbes glîch . und die dort 8 . 72 Anm . 40 aufgeführten lateinischen und deutschen Parallelstellen , ins
413
Predigt 48
erde1. Daz hât daz ertrîche bevunden in sîner natûre, daz ez dem himel verre ist und 192,10
unglîch . Her umbe hât ez in gevlohen ûf die niderste stat, und dar umbe ist daz ert
rîche unbewegelich , daz ez dem himel iht genâhe. Des ist der himel gewar worden in
sîner natûre, daz in daz ertrîche gevlohen hât und die niderste stat besezzen hât. Dar
5 umbe ergiuzet er sich alzemâle in vruhtbærlîcher art in daz ertrîche, und wellent daz 15
die meister , daz der breite, wîte himel niht enbehalte als breit als einer nâdel spitze,
er engebe ez alzemâle in vruhtbærlîcher art in daz ertrîche. Dar umbe heizet daz ertrîche
diu vruhtbærlîcheste creatûre under allen zîtlîchen dingen ?.

1 ist hinter 2 ungl. Mzą 2 Her] dar Mzą hât] so h. BT in ] den himel Pfe , und
fehlt Mz, Mzz an 3 5 erersich
ist] so ist BT heisset Mzg 3 beweglich durch das
hinadelsPfepi,tz BT vruhtb . des
es
sich derder himel
sich ]]sich
BT Des] unde
PfE 4 vnd hat die oberste statt bes. BT
in fehlt Mz2 (Hom .) 6 halt BT
6
breit als fehlt Mzz (Hom .) nadelspitz BT fe 7 B
art
ern
( er BT) gebere sich a . PfE ,BT heizet) ist BT 8 fruchtperst Mzą hlt BTT
zîtlîchen fehlt

besondere DW 1 S . 174,4f. und dort Anm . 3; 218,3ff. und dort Anm . 2 ; vgl. auch unten S .600,15ff. und
dort S .602 Anm . 1. - Wenn Pfeiffer (192,5 ) die Predigtnach E , beginntmit:Meister Eckehart sprichet,
80 versteht es sich von selbst, daß Eckhart 80 seine Predigt nicht eröffnet hat. ( Vgl. unten Pr. 49 S . 427
Anm . 1 ). Ich halte dafür, daß er sie vielmehr mit einem Meister-Zitat begonnen hat, und habe daher aus
BT Ein meister sprichet übernommen , wiewohl Eckhart den inhaltlich weitgehend übereinstimmenden ,
oben zitierten Eröffnungssatz des Sermo XIII und die eingangs dieser Anmerkung vorgeführte Stelle
In Gen . I n . 221 nicht als Zitat gekennzeichnet hat. Ich halte es für möglich oder gar für wahrscheinlich ,
daß der Prediger die oben aufgeführte Thomas- Stelle im Auge gehabt hat.
1 Vgl. In Gen . I n . 2, LW 1 S . 186,8f.: . . . quomodo deus, unus simplex, . . . creaverit in prin .
cipio caelum et terram , tam diversa , . . . ; Maimonides Dux neutrorum II c. 27 (56 r 41f.): . . . quia
fecit scire quod materia coelorum non est materia terrae: et quod sunt duae materiae inter quas est
magna differentia : . . . ; Aristoteles De caelo et mundo, passim ; Pf. S . 180,15ff.: got unde gotheit
hât underscheit als verre als himel und erde. Ich spriche mê: der inner und ûzer mensche die hânt
alse verre underscheit als himel und erde.; Sermo XXXV n . 356 , LW 4 S . 308,6f.: . . . quanto
humilior, tanto capacior. Exemplum in terra, quamvis dissimillima et distantissima caelo primo.
2 Zu oben 2 . 1ff. vgl. oben S . 345, 8ff. und S . 346 Anm . 1, insbesondere DW 1 S . 233,5ff.: De erde
is dat alre verste van dem hemele inde hait sych gecrumpene in eynen wynkele inde schampt sych
inde solde gerne deme schonen hemel intflyn van eynem wynkel zo deme anderen . wat were dan ire
inthalt ? Vloet sy nederwert , sy komet zo deme hemele ; vloet sy vpwartz, sy in mach eme doch neyt
intflyn . hey jaget sy in eynen wynkel inde drocket syne craft in sy inde macht sy vrochtber, . . . und
die dort Anm . 3 verzeichneten Vergleichsstellen , insbesondere Sermo XXXVIII n . 382, LW 4 S . 327, 11 ff .:
Necessitatem autem et stabilitatem et utilitatem humilitatis in ascensu spirituali docet natura ,mathe.
matica et scriptura . Natura , quia licet terra maxime distet inter omnia corporalia a caelo tam in
natura quam in situ et quasi sibi invicem adversentur ut inimica, tamen , quia terra se humiliat et
quasi substernit se totam ipsi caelo, intimum caelum , ut sic dicam , reconciliat, ut se toto et omnibus
stellis et planetis infundat terrae , sicut ostendit rerum diversitas multiplex , quae in terra et super
terram generantur et vivunt, . .. und dort Anm . 1; In Exod . n . 242, LW 2 S . 198, 11ff. und dort Anm . 3 ;
unten S . 565 ,6 ff.; 581,3ff. und dort Anm . 2 ; vgl. ferner DW 1 S. 386, 4 ff . ( fast derselbe Wortlaut
wie DW 1 S . 233,5ff.) und dort Anm . 4 ; Quint Textbuch S . 76,217 ff. ( = Tauler - Predigt 1, Vetter
S . 200,28ff.) : Das ertrich das ist das aller niderste von allen den elementen und hat den himel von
siner niderheit aller meist geflohen , und dannan ab so jaget im der grosse himel mit aller siner kraft
aller meist nach und sunne und mone und alle die sternen , und wurkent die aller groste frucht in der
erden vor allen den hohen obersten elementen , und dort S . 105 Anm . 19. — Zu oben Z . 2f. vgl. etwa
Thomas S . theol. III Suppl. q . 91 a . 2 ad secundam rationem : Et ratione hac terra , quae est infimum

414
Ein meister sprichet: alliu glîchiu dinc minnent sich under einander
20 Ze glîcher wîs alsô spriche ich von dem menschen , der sich selben vernihtet hât
in im selben und in gote und in allen crêatûren : der mensche hât die niderste stat be
sezzen , und in den menschen muoz sich got alzemâle ergiezen , oder er enist niht got.
Ich spriche ez bî guoter warheit und bî der êwigen wârheit und bî iemerwernder wâr
25 heit, daz sich got in einen ieglîchen menschen , der sich ze grunde gelâzen hât, muoz 5
alzemâle ergiezen nâch aller sîner vermügenheit alsô ganz und gar, daz er in allem
sînem lebene noch in allem sînem wesene noch in sîner natûre noch in aller sîner gotheit
niht enbeheltet, er enmüeze ez alzemâle ergiezen in vruhtbærlîcher art in den menschen ,
der sich gote gelâzen hât und die niderste stat besezzen hât ?.

1 alsô fehlt PfE selben ] selber Mzzfehlt PfE ,BT vernichtiget BT 2 und fehlt
PfE niderste] erste BTA 3 in fehlt Mzą dem BT 4 ez fehlt PfE ,BT bîr
bis 5 daz ] bî gotes êwiger warheit, daz PfE 4 guoter bis bîa fehlt Mz2 (Hom .) bey ewiger
warheyt BT 5 eime E , eim BTMzg 5 f. muß sich a . Mzq 6 sîner fehlt BT vnd
also gar Mzg allem fehlt PfE ,BT 7 noch1,2 fehlt Pfe , allem fehlt PfE ,BT 8 nichts
BT muoz Pf u . alle H88. alles zůmal BT vergiessen Mzą fruchtbarer BT dem
Вт 9 hât? fehlt PfE ,

corporum , est sine motu : . .. - Übersetzung von Z . 5ff.: „ . . . und die Meister halten dafür, daß der
breite , weite Himmel nicht die Breite einer Nadelspitze zurückbehalte, sich vielmehr völlig in befruchtender
Weise in das Erdreich hineingebe“ . Ich habe jetzt Pf. 8 . 192, 16f. ern gebere sich (EBT) mit Mz, zu
er engebe ez abgeändert, weil ich glaube, daß Eckhart hat sagen wollen , daß der Himmel sich befruchtend
ganz in die Erde ergießt (7 . 5 ) und rückhaltlos seine ganze Kraft befruchtend an das Erdreich hin
gibt, nicht aber , daß er sich völlig in die Erde gebiert. Der Gegensatz ist also niht enbehalte ( Z . 6 )
- engebe ez und nicht niht enbehalte - engeber sich ; vgl. oben S . 346 , 1f. : Allez, daz der himel würket
und ûzgiuzet, daz wirt enpfangen enmitten in dem grunde der erde. und dort Anm . 1. — Zu
Z . 6 nâdel spitze vgl. etwa DW 1 S. 328, 10 ; 404 ,4 ; 405 , 4 ; Pf. S. 229,23; unten s . 626 , 7 und dort
Anm . 5 .
1 Zu oben 2 . 1ff. vgl. insbesondere DW 1 S . 234,11ff.: also is it vmb den rechten oitmoedegen myn
schen , der onder sych geworpen hait alle creatoren inde sych onder got drocket; dat in leist got neyt
dorch synne goitheit , hey in gusset sych altzomaile in den mynschen ; hey wirt getwongen dar zo ,
dat hey it van noit doynemois. und dort Anm . 3; 246,9ff., RS. II art. 14 ( Théry S. 218 ) Proc. Col. II
n . 29 : . . . Caveat deus ne obmittat se infundere in hominem recte humilem . . . - Zu 2 . 1f. sich
s. vernihtet hât in im selben vgl. DW 5 S. 292,6ff. ( RdU ) : éin werk blîbet im billîchen und eigen
lîchen doch , daz ist : ein vernihten sîn selbes . . . 12f.: wie sol got den menschen ouch mit im selber
vernihten ? Ez schînet, als daz vernihten des menschen wære gotes erhohen , . . . und dort S . 369
Anm . 412; oben S . 66 ,7 : Kündest dû dich selben vernihten einen ougenblik , . . . (dazu Völker s . 169,
dessen Unterscheidung verschiedener Bedeutungsnuancen von sich vernihten mir jedoch überspitzt scheint);
DW 1 S . 385,7ff.: Swenne sich der mensche dêmüetiget , sô enmac sich got niht enthalten von sîner
eigenen güete, er enmüeze sich senken und giezen in den dêmüetigen menschen , und dem allerminsten
dem gibet er sich in dem allermeisten und gibet sich im alzemâle . und dort Anm . 2; DW 5 S. 441
Anm . 8. — 2 . 4 bî _ wârheits mit der dreifachen Wahrheitsbeteuerung (ebenso wie unten S . 420,5f.) bin
ich BT ( und Mza) gefolgt gegenüber Pf. S . 192,23f. bî gotes ewiger warheit , was ich für unursprünglich
und wohl durch Kontamination von bî guoter wârheit und bî êwiger w . entstanden ansehe. Die Ergänzung
habe ich in meiner Übersetzung 8 . 314 ,20 ( sieh auch dort 8 .501 zu S . 314 ,20) nach Mz2 schon vorgenom
men . Zu Z . 4 bî guoter warheit vgl. etwa DW 1 S . 43, 3: Mit guoter wârheit. Ich halte jetzt nicht mehr
dafür -- wie in Quint S . 571 — , daß es sich in der dreifachen Wahrheitsbeteuerung in BT um eine „ Aus
druckserweiterung“ handelt . — Zu Z . 5 über das Sich -selbst-Lassen und die völlige „ Gelassenheit“ vgl.
415
Predigt 48
Dô ich hiute her gienc, dô gedâhte ich , wie ich iu alsô vernünfticlîche gepredigete , 192,30
daz ir mich wol verstüendet 1. Dô gedâhte ich ein glîchnisse , und kündet ir daz wol ver
stân, số verstüendet ir mînen sin und den grunt aller mîner meinunge, den ich ie ge
predigete ?, und was daz glîchnisse von mînem ougen und von dem holze : wirt mîn
5 ouge ûfgetân , so ist ez ein ouge ; ist ez zuo , sô ist ez daz selbe ouge, und durch der gesiht 35
willen sô engât dem holze weder abe noch zuo . Nû merket mich vil rehte ! Geschihet aber
daz, daz mîn ouge ein und einvaltic ist in im selben und ûfgetân wirt und ûf daz holz
geworfen wirt mit einer angesiht, sô blîbet ein ieglîchez, daz ez ist, und werdent doch
in der würklicheit der angesiht als ein , daz man mac gesprechen in der wârheit : ouge
10 holz , und daz holz ist mîn ouge. Wære aber daz holz âne materie und ez zemâle geistlich 193,5
wære als diu gesiht mînes ougen , sô möhte man sprechen in der wârheit, daz in der
würklicheit der gesiht daz holz und mîn ouge bestüenden in einem wesene 3. Ist diz wâr

fehlt M22
1 alsóo fehlt s nen ovffugedaz
Mzda fehlt1f.PfEbredigg n PfMzą
E 2 Dô ged . ich ) unde gedâhte PfE ich
an ein Mz, und fehlt PfE daza] die BT 3f. geprediget hab BT 4 was) wer
Mz2 daz) die BT mînen ougen PfBT minē ðugē E , mynē auge Mz, vonº] do von
E 4f. mîn ouge) minē ögenE 5 selbig BT des gesihtes PfE ,BT 6 nach zu
noch abe Mzg vil fehlt BT 7 in ) an PfE ,BT 8 eime ansehenne PfE , BT ieclich
PfE 9 des angesichtes BTM2, des ansehens PfE also ein BT in der warheit :
fehlt PfE 10 âne) sunder Mz, ez fehlt PfE , 11 wære fehlt Pfe , daz gesihte
PfE ,BT 12 der ges.] des gesichtes BT mîns gesihtes Pfe , daz ] daz das M2, bestunde
Mzg diz ] nun d . BT das Mz

insbesondere oben S . 319 Anm . 1 mit den dort gegebenen weiteren Verweisen , insbesondere auf DW 1
S. 203,2ff. und dort Anm . 1 sowie oben S. 305,10ff. und dort S. 306 Anm . 1; vgl. auch Völker S . 88f.,
wo u . a . die vorliegende Stelle aufgeführt und auf die Sinnverbindung von sich ze grunde gelâzen hât
( 2 . 5 ) und sich gote gelâzen hât ( = „ sich Gott hingegeben , überlassen hat“ ) hingewiesen ist. — In
2 . 5 habe ich einen mit Pfeiffer gegen alle H88. konjiziert. — Zu Z . 8 er - menschen , vgl. die parallele
Formulierung oben S . 414,7 .
i Zu 2 . 1 vgl. DW 1 S . 271, 4 : Dô ich gester her in diz kloster kam , . . . und dort Anm . 1 ; 385,4 :
Ich gedâhte underwîlen , dô ich her gienc, .. . ; vgl. auch dort S. 237,3 und die in Anm . 2 gegebenen
Hinweise auf ähnliche Wendungen wie Pf. S. 163,40 : Aber ich gedâhte eines ûf dem wege, . . . ; DW 1
S . 384, 1: Ich gedâhte - - ez ist etwie manic jâr - , . . . und dort Anm . 1. - Der Text von Mz,, der in
2 . 1 alsô ausläßt und statt dazl in Z . 2 vff daz bietet, ist gewiß unursprünglich, denn Eckhart wird kaum
gesagt haben : „ . . . da überlegte ich, wie ich euch verständlich predigen sollte, damit ihr mich recht
verständet" , sondern : „,. . ., wie ich euch so verständlich pr. 8 ., daß ihr mich r. v.“ .
2 Die Bemerkung Eckharts oben Z . 1ff. wird BT zu der oben S. 413 im Var.-App .verzeichneten Vor .
bemerkung Ein fast kurtz vnd gůte leer gesetzt vff ein gleichnuß / durch die man eigentlich versteen mag
den synn vnnd grundt aller predigen meyster Eckarts / nach dē er gewonlich gepflegen hat zů predigen
veranlaßt haben . Vgl. auch Fahrner S. 21, der auf die ähnliche Äußerung der BT-Vorrede zu DW 1
Pr. 2 S. 24, Var.-App. zu 2 . 19. .. . Vnnd ist ein kostliche predig ynhaltend nach den gantzen grund
aller predig / des hochgelerten Doctor Eckarts / . . . verweist; Spamer PBB 34 S . 420 unter Pf. LX .
3 Zu 2 . 4ff. vgl. DW 1 S . 201,3ff.: Sihe ich blâwe oder wîze varwe, diu gesiht mînes ougen ,
daz dâ sihet die varwe, daz selbe, daz dâ sihet, daz ist daz selbe, daz dâ gesehen wirt mit dem ougen .
und die dort Anm . 4 verzeichneten Vergleichsstellen In Gen . II n . 31, LW 1 S . 500,10ff.: Propter quod
etiam philosophus dicit quod visum oportet esse nudum a colore, et post, quasi ex hoc consequenter,
visum et visibile actu dicit esse unum .und dort Anm . 5, wo auf Aristoteles De an . II t.71 ( Bc. 7 4186
26 ) : Est autem coloris susceptivum quod sine colore, verwiesen ist; In Eccli. n . 25, LW 2 S . 253,1ff .: Et
416
Ein meister sprichet: alliu glîchiu dinc minnent sich under einander
10 von lîplîchen dingen , vil mê ist ez wâr von geistlîchen dingen !. Ir sult daz wizzen , daz
mîn ouge vil mê einicheit hât mit eines schâfes ougen , daz jensît mers ist und daz ich
nie gesach , dan mîn ouge habe einicheit mit mînen ôren, mit den ez doch ein ist in dem
wesene; und daz ist dâ von , wan des schâfes ouge hât die selben würklicheit, die ouch
15 mîn ouge hât; und dâ von gibe ich in mê einicheit in dem werke dan ich tuon mînen 5
ougen und mînen Ôren , wan diu sint gesundert an den werken .

1 vil bis dingen . fehlt Mzz (Hom .) daz? fehlt PfE , 2 genset mers Mz, ihensyt dem
mór BT und fehlt Pfe , 3 mîn ouge ) ez Pfe e inicheit fehlt PfE 4 wan)
das Mzą würdigkeyt BT 5 in '] ime PfE ,BTMz d an ]wan Mzg 6 vnd auch mei
non BTS mînen fehlt Pfe diu ] sie Mzg dem werck Mzz fehlt PfE ,BT

hoc est aperte quod Augustinus dicit XI De trinitate c. 2 , quod species visibilis in visu vel oculo
proles concepta a visibili est ipsa visio . und dort Anm . 1; In Ioh . n . 107, LW 3 S . 91,8ff.: Et hoc est
quod dicit philosophus: non solum in separatis a materia , sed etiam in corporalibus sensum et
sensibile in actu esse idem . Licet enim sensibile non det esse oculo secundum id quod oculus est sive
ens est, nec etiam oculus dat sensibili esse secundum id quod ens est — nam secundum hoc duo sunt
sensus et sensibile , tamen ut actu sunt, hoc videns, illud visum , sic unum sunt, uno sunt et eodem
actu sunt hoc videns, illud visum . .. . Tolle ergo videre oculo , tollis videri obiecto. Et e converso :
tolle videri obiecto , tollis videre oculo . Videre et videri unum sunt, idem , id est : simul incipiumt,
stant, cadunt et resurgunt, simul oriuntur et moriuntur. Nec natura nec intellectus nec deus ista
separare potest. und dort S. 91 Anm . 5, wo auf Aristoteles De an . II t. 138 ( I' c. 2 425 6 26 ) verwiesen
ist; In Sap. n . 266 ; Seuse S . 345,14ff. ( BdW ): Das öge verlůret sich in sinem gegenwürtigen sehenne,
wan es wirt eins an dem werke der gesihte mit sinem gegenwurfe, und blibet doch ietweders , daz es
ist ( Bihlmeyer verweist in der Anm . auf die im voraufgehenden angegebene Aristoteles- Stelle ).; v .
Bracken S . 255ff.; Quint Übersetzung 8. 501 zu S . 314,31ff. – S .416 ,9 und 11f. in der würklicheit
der (an )gesiht = „ im Vollzug des Anschauens“ .
1 Vgl. oben S. 404,2: . .. dâ von ist edeler daz minste, daz geist ist, dan daz oberste, daz lîplich
ist. und dort Anm . 1: In Gen . II n . 45 , LW 1 S . 513, 2 : . . . et spiritus omni corpori superior est.;
vgl. auch unten S . 610,9ff. und S.611 Anm . 1.
2 Zu 2 . 1 ff. vgl. Pf. S. 39,23ff.: In dem lîbe sint alle die teil des lîbes geeiniget alsô , daz daz
ouge ist des fuozes unde der fuoz des ouges. Möhte der fuoz sprechen , er sprêche, daz daz ouge mêr
sîn wêre daz in dem houbete stêt, als ob ez in dem fuoze stüende, unde daz selbe sprêche daz ouge
hin wider. In dieser Stelle ist, wie oben 2 . 3f., die Einheit der Teile des Leibes im Wesen betont, wäh
rend an der folgenden Stelle ihre Verschiedenheit an den werken , wie oben 2 . 5f., ausgesagt wird :
oben S . 177, 1ff.: Mîn sêle ist ungeteilet und ist doch zemâle in einem ieglîchen glide. Dâ mîn ouge
sihet, dân enhæret mîn ôre niht; dân mîn ôre hæret, dân ensihet mîn ouge niht. und die dort Anm . 1 ver
zeichneten lateinischen und deutschen Vergleichsstellen , insbesondere DW 1 S. 338,5ff.: Diu kraft, dân
mite ich sihe, dâ mite enhöre ich niht, noch då mite ich hære, dâ mite ensihe ich niht . . . Nochdenne
ist diu sêle ganz in einem ieglîchen glide ; 143,5ff. und dort Anm . 2 ; vgl. noch unten S. 611,3f. und dort
Anm . 2; In Ioh. n . 93, LW 3 S. 80,4ff.: Exemplum et ratio dicti patet in anima, quae ut forma sub
stantialis corporis immediate adest singulismembris se tota, et propter hoc dat esse et vivere omnibus
membris . Secus autem de aliis perfectionibus quas non communicat singulis membris, puta videre,
audire , loqui et similia . und dort Anm . 4; In Gen . II n . 152, LW 1 S.621,12ff.: Sic exempli causa
corpus aliquod sensibile omne id quod est ( loquitur) omnibus sensitivis ; sed ipsum sub ratione colo
rati sive coloris percipit solum oculus et videndo respondet et colloquitur corpori visibili. — In 2 . 5
habe ich gegen die hsl. Überlieferung in statt ime ( Pf. S . 193,14 ) konjiziert, da Eckhart nur das Auge des
Menschen und das Auge des Schafes jenseits des Meeres (Z . 2) und nicht nur das Menschenauge gemeint
haben kann . Die Besserung habe ich schon in Quint S. 315, 16 (vgl. dazu S . 501) vorgenommen .
27 Edhart, D 2 417
Predigt 48
Ich hân etwenne gesprochen von einem liehte , daz ist in der sêle, daz ist unge
schaffen und ungeschepfelich . Diz liebt pflige ich alwege ze rüerenne in mînen predigen ,
und diz selbe lieht nimet got sunder mittel und sunder decke und blóz, als er in im selben
ist; daz ist ze nemenne in der würklicheit der îngeberunge. Dâ mac ich wærlîche sprechen , 193,20
5 daz diz lieht habe mê einicheit mit gote, dan ez habe einicheit mit deheiner kraft , mit
der ez doch ein ist in dem wesene. Wan ir sult wizzen , daz diz lieht niht edeler enist
in dem wesene mîner sêle dan diu niderste kraft oder diu allergröbeste, als gehærde
oder gesiht oder ein ander kraft, an die hunger oder durst, vrost oder hitze gevallen 25
mac ; und daz ist des schult , daz daz wesen einvaltic ist. Dâ von , als man die krefte
10 nimet in dem wesene, sô sint sie alle ein und glîche edel; aber da man die krefte nimet
in irn werken , so ist einiu vil edeler und vil hoeher dan diu ander1.

1 daz 2 unschepfelich PfE ,BT Diz ] Diz selbe Pf Dis ist selbe E , pflige bis
3 lieht fehlt E (Hom .) 2 mîner predie Pfmeiner predigē BT 3 diz ] daz PfBT selbig
BT nimet] mynnet Mzą liebet BT s underl] âne PfE ,BT unda bis und ” ] unbedecket
Pfe , sunderº ) alle BT
lîche] sicher M2,
heit fenolie er genomE. nd fehl
decken Mzą
5 ez habe einicheit fehlt PfE
in ) an PfE , BT
6
4 daz ) unt. d . Pfe ,
Wan ir sult ] Ir s. das Mzą
wær.
niht bis
8 gesiht) ist nit edeler dan alle die gesiecht oder gehorde Mzą 8 oder3] vnd Mz2 fehlt E , oder
frost
E v rost o . h . fehlt Mzą E
oder h . fehlt 9 ist daz des PfE ,BT vnd da v .
Mzg E
10 nimetl] minet d em ) irm Mzą ein und fehlt Mzg die fehlt Mzq 11 irem
werck BT vil fehlt PfE , BT

1 Mit den Ausführungen Z . 1 ff. über das „ Licht“ , daz ist in der sêle , daz ist ungeschaffen und
ungeschepfelich , sind insbesondere folgende Stellen zu vergleichen : DW 1 S. 197,8ff.: als ich mêr gespro
chen hân , daz etwaz in der sêle ist , daz gote alsô sippe ist , daz ez ein ist und niht vereinet. Ez ist ein ,
ez enhât mit nihte niht gemeine noch enist dem nihtes niht allez daz gemeine,daz geschaffen ist. Allez
daz geschaffen ist, daz ist niht. Nû ist diz aller geschaffenheit verre und vremde. Wære der mensche
aller alsô , er wære alzemâle ungeschaffen und ungeschepfelich ; wære allez daz alsó , daz lîphaftic
und gebresthaftic ist ,wäre daz verstanden in der einicheit, ez enwäre niht anders , dan daz diu einicheit
selber ist . und die dort S . 198 Anm . 1 verzeichneten entsprechenden Stellen der RS., des „ Gutachtens" ,
der Bulle und der öffentlichen Erklärung Eckharts vom 13. Februar 1327 in der Predigerkirche zu Köln
( Arch. II S .631f.) sowie die angegebenen Vergleichsstellen über das „ Etwas“ in der Seele; DW 1
S . 220,4ff.: Ein kraft ist in der sêle , von der ich mêr gesprochen hân , — und wäre diu sêle alliu also ,
SÔ wære si ungeschaffen und ungeschepfelich . Nû enist des niht. An dem andern teile sô hât si ein zuo .
sehen und zuohangen ze der zît, und dâ rüeret si geschaffenheit und ist geschaffen – vernünfticheit :
dirre kraft enist niht verre noch ûzer. Daz enent des mers ist oder über tûsentmîle, daz ist ir als eigen
lîche kunt und gegenwertic als disiu stat, dân ich inne stân . und die dort Anm . 2 aufgeführten Stellen der
RS., des „ Gutachtens“ , der Bulle und der oben genannten öffentlichen Erklärung Eckharts sowie die
S. 221 unten verzeichneten Parallelstellen ; DW 1 S . 380,5ff. und dort S . 381 Anm . 1; oben S . 66 ,1ff.:
Allez daz, daz dâ geschaffen ist — als ich mêgesprochen hân - , dâ enist kein wärheit inne. Ez ist etwaz,
daz über daz geschaffen wesen der sêle ist , daz kein geschaffenheit enrüeret , daz niht ist; . . . Ez ist ein
sippeschaft götlicher art, ez ist in im selben ein , ez enhât mit nihte niht gemeine. und dort Anm . 1 ;
88,4ff.: Ich spriche, als ich mê gesprochen hân : dâ diu sêle ir natiurlich geschaffen wesen hat, dâ
enist kein wärheit . Ich spriche, daz etwaz obe der sêle geschaffener natûre ist. . . . Allez, daz geschaffen
und geschepfelich ist, daz ist niht, und disem ist verre und vremde alliu geschaffenheit und alliu
schepfelicheit .und dort Anm . 2 ; 325, 12ff.: Dar umbe sprichet ein meister : ez ist neizwaz gar heimlîches,
daz dar über ist, daz ist daz houbet der sêle . Då geschihet diu rehte einunge zwischen gote und der
sêle . und dort S . 326 Anm . 1; 301,5ff.: in allen guoten liuten ist got alzemâle, und ez ist ein etwaz in der
sêle , dân got inne lebet, und ist ein etwaz in der sêle , dâ diu sêle lebet in gote, und dort S . 302 Anm . 1;
418
Ein meister sprichet: alliu glîchiu dinc minnent sich under einander
30 Dar umbe sô spriche ich : swenne sich der mensche bekêret1 von im selben und von
allen geschaffenen dingen , — als vil als dû daz tuost, als vil wirst dû geeiniget und ge
sæliget in dem vunken in der sêle , der zît noch stat nie enberuortes. Dirre vunke

1 Dar bis 2 dingen ,] Also sprich ich von dem menschen der sich keren wil von allen creaturen
Mzq 1 sô fehlt BT spuchE 2 vil als fehlt E , (Hom .) als vila] so Mzg 2f. ge
siegelt Mzg 3 den Mzq vunken ) fünkelîn PfE in fehlt Pf derº] daz PfE weder
statt noch zeit BT

DW 1 S . 123,6ff.: Ein meister sprichet ein schone wort , daz neizwaz gar heimlîches und verborgens
und verre dar enboben ist in der sêle , dâ ûzbrechent die krefte vernünfticheit und wille . und dort
Anm . 4 und 5. Zur Interpretation der vorliegenden (und der Vergleichsstellen ) vgl. u .a. Karrer M . E .
S . 322ff. (dazu : Quint „ Die gegenwärtige Problemstellung der Eckehart-Forschung“ , Zfd Ph 52, 1927,
S . 274) ; Ebeling S. 321ff.; Bange S . 195f.; Hof S. 183ff.; Schmoldt S. 84ff.; Büttner I S. 225 zu
S . 151 Z . 9 ; Piesch Ethik S. 165 Anm . 45 ; Schulze-Maiziera S . 440f, — Der Rv. in 2 . 1 verbindet
die vorliegende Textstelle gewiß mit den im voraufgehenden verzeichneten Parallelstellen , wenngleich er
sich wohl, ebenso wie der Rv. oben S. 88,4 (sieh dort Anm . 2 ), nicht auf eine bestimmte dieser Stellen
beziehen läßt. — Zu Z . 2 vgl. DW 1 8. 154,7ff.: Ich meine daz wörtelîn 'quasi', . .. Diz ist , daz ich in
allen mînen predigen meine. und dort Anm . 3. Das lieht, von dem hier und im folgenden die Rede ist
und das Eckhart in allen seinen Predigten ze rüerenne pflegt, ist, wie aus S . 419,3 und 420,3ff. deutlich
zu erkennen ist, der vunke (oder daz vünkelîn ) in der sêle , das Eckhart auch gleichbedeutend daz etwaz
in der sêle , die oberste vernunft , daz bürgelîn (DW 1 S. 42, 1), ein huote des geistes nennt und mit
weiteren Metaphern bezeichnet, vgl. etwa DW 1 S. 39, 1 ff. und dort Anm . 1, 2, 3; Ebeling S. 137. — Zu
2 . 3f. vgl. etwa DW 1 S . 221, 1f. : Disiu kraft nimet got blộz zemâle in sînem istigen wesene; 182,9ff.:
Daz dritte meinet eine edele kraft der sêle, diu ist sô hôch und sô edel, daz si got nimet in sînem blozen
eigenen weseno . . . Disiu kraft nimet got in sinem kleithûse. und dort 9. 183 Anm . 1; oben S . 274,4ff .:
Dar umbe sô scheidet gote allez daz abe, daz in kleidende ist, und nemet in blôz in dem kleithûse,
dâ er entdecket und blôz in im ist. und dort Anm . 2 ; DW 1 8 . 187,5ff.: . . . dem entdecket got und gibet
im allez, daz er verborgen hât in sînem götlîchen herzen , . .. ob er in aleine meinet âne mittel, und
dort Anm . 2 ; vgl. auch unten S. 420,1. – Übersetzung von Z . 4 daz - îngeberunge.: „ .. . dies (d. h.,
daß diz selbe lieht nimet got âne mittel etc .) ist zu nehmen (bedeutet ein Nehmen ) im Vollzuge der
Eingebärung“ , – Zu Z . 5f. vgl. oben S .417 ,1ff . - Zu 2 .6ff. vgl. etwa DW 1 S. 173,11ff.: . .. im inner
sten der sêle , in vernünfticheit . . . Då sint alle krefte der sêle glîch edel; vgl. dazu Schmoldt S . 85
und S. 67; Seppänen S.63 mit dem Hinweis auf Par. an . S. 103,1ff. (Eckhart Rube): alleine di
crefte underscheit habin da si uzgeflozzin und uzgetragin sin und fon der nature undirscheidin sin ,
. . . doch da si sint in deme wesine, da sint si ein mit deme wesine der sele . . . ; Ebeling S . 142. —
12. 1 bekêret hat die Bedeutung von „ abkehrt“ , vgl. etwa Sievers ZfdA 15 S. 420,54f.: daz ist
orsach aller sunde, daz sich der mensch bekêre mit bekentniss von gode ûf die créatûre . . .
2 Zu vunken in der sêle vgl. DW 1 S . 332,2f.: . . . 8ô ist, als mich bedünket, dirre kneht daz
vünkelîn der sêle, daz dân ist geschaffen von gote und ist ein lieht, . . . und dort Anm . 4, 5 und 6 ; oben
S . 211,1ff.: Daz vünkelîn der vernünfticheit, daz ist daz houbet in der sêle , daz heizet der 'man '
der sêle und ist als vil als ein vünkelîn götlîcher natûre, ein götlich lieht, ein zein und ein îngedrücket
bilde götlîcher natûre, und dort Anm . 1; DW 1 S. 39, 1ff.: Ich hân underwîlen gesprochen , ez sî ein
kraft in dem geiste, diu sîaleine vrî. Underwîlen hân ich gesprochen, ez sî ein huote des geistes ; under
wilen hân ich gesprochen , ez sî ein lieht des geistes ; underwîlen hân ich gesprochen , ez sî ein vünkelîn .
und dort Anm . 2 und 3 ; 283,4ff. und dort Anm . 3 .
3 Zu zît und stat vgl. etwa DW 1 S . 275 ,5 : Die obersten krefte sint über zît und über stat . . . ;
DW 5 S. 11,6ff. ( BgT): . .. die hæhsten krefte der sêle, .. . und stânt in der sêle lûterkeit, abege
scheiden von zît und von stat und von allem dem , daz ze zît und stat kein zuoversiht hât oder smak, . . .
419
Predigt 48
widersaget allen crêatûren und enwil niht dan got blóz, als er in im selben ist . Im
engenüeget noch an vater noch an sune noch an heiligem geiste noch an den drin per- 193,35
sônen, als verre als ein ieglîchiu bestât in ir eigenschaft. Ich spriche wärliche, daz disem
liehte niht engenüeget an der einbærkeit der vruhtbærlîchen art götlîcher natûre. Ich
5 wil noch mê sprechen , daz noch wunderlîcher hillet : ich spriche ez bî guoter wârheit
und bî der êwigen warheit und bî iemerwernder wârheit, daz disem selben liehte niht 40
engenüeget an dem einvaltigen stillestânden götlîchen wesene, daz weder gibet noch
nimet, mêr : ez wil wizzen , von wannen diz wesen her kome; ez wil in den einvaltigen
grunt, in die stillen wüeste, dâ nie underscheit îngeluogete weder vater noch sun noch
10 heiliger geist 2; in dem innigesten, dâ nieman heime enist, dâ genüeget ez jenem 3 liehte ,

1 Im ] In BTMz, 2 noch ) weder BT fehlt PfE noch an“ fehlt E , 3 verre als
ein ) ir E ein fehlt Pf spr. es w . BT gewerlich E, 3f. d . selben l. PfE , 4 begnüeget
Pilon .)
PfE ,BT
(Hom .)
enberkeit Mz, einikeit BT
dazunda bis warlben fehlt Pif Ba 22
daz ) vnd d. Mzą lûtet PfE , BT
5 sprech vnd das Mz2
ez fehlt PfE
daz bis ez fehlt Ei
g uoter bis 6 bîl fehlt Mzg
(Hom .) 6 und1 bis wârheit,] vnnd bey yemmerwerender warheit / vnd bey ewiger warheit BT
fehlt PfE , (Hom .) selben fehlt PfE ,BT 7 benůget BT d az bis 8 wizzen , fehlt
BT
gelête E,
8 mêr: fehlt Mz, will fehlt Mzg
10 heiligeist Pfe , innegen PfE ,ingsten
s M
von ten Mz,einichen
za
von fehlt PfE komē E
BT
9 ingelåget BT
daheim BT be
nüeget PfE ,BT jenem ] inme PfE , im BT jme M2,
1 Vgl. oben S . 418 ,3f.
? Zu S . 419,3ff. vgl. DW 1 S . 42,6ff.: sô rehte ein und einvaltic ist diz bürgelîn , . . . daz im
niemer kraft noch wîse zuo geluogen mac noch got selber. Mit guoter wârheit und alsô wærlîche,
als daz got lebet ! Got selber luoget dâ niemer în einen ougenblik und geluogete noch nie dar în , als
verre als er sich habende ist nach wîse und ûf eigenschaft sîner personen . .. . sol got iemer dar în
geluogen , ez muoz in kosten alle sîne götlîche namen und sîne persönliche eigenschaft ; daz muoz
er alzemâle hie vor lâzen , sol er iemer mê dar în geluogen . Sunder als er ist einvaltic ein , âne alle wîse
und eigenschaft: dâ enist er vater noch sun noch heiliger geist in disem sinne und ist doch ein waz,
daz enist noch diz noch daz .; oben S . 31, 1 ff. : Die meister sprechent, daz ûz dem obersten teile der
sêle vliezent zwô krefte. Diu eine heizet wille, diu ander vernünfticheit , und der krefte volkomenheit
liget an der obersten kraft, diu dâ heizet vernünfticheit , diu enkan niemer geruowen . Si enwil niht
got, als er der heilige geist ist und als er der sun ist, und vliuhet den sun . Si enwil ouch niht got, als
er got ist. War umbe ? Dâ hât er namen, und wæren tûsent göte, si brichet iemermê durch , si wil in
dâ , dâ er niht namen enhật : si wil etwaz edelers, etwaz bezzers dan got, als er namen hât. Waz wil
si denne ? Si enweiz : si wil in , als er vater ist. . . . 32,1ff.: si wil in , als er ein kerne ist, von dem ûz
vliuzet güete; siwil in , als er ein wurzel ist , ein âder, in der urspringet guete, und dân ist er aleine vater.
und die dort S. 32 Anm . 1 verzeichneten Stellen , zumal Pf. S . 144,35ff.; vgl. ferner DW 1 S . 171, 12ff.:
Ich hân gesprochen von einer kraft in der sêle ; an irm ersten ûzbruche sô ennimet si got niht, als er
guot ist, si ennimet niht got, als er diu warheit ist : si gründet und suochet vort und nimet got in
sîner einunge und in sîner einode ; si nimet got in sîner wüestunge und in sînem eigenen grunde.
Dar umbe enlât si ir niht genüegen, si suochet vürbaz, waz daz sî, daz got in sîner gotheit ist und in
sînem eigentuome sîner eigenen natûre. und dort S . 172 Anm . 1, wo auch weitere Stellen zur Metapher
wüestunge (oben Z . 9 stillen wüeste ) angegeben sind . Ähnlich DW 13. 251, 13ff., Seppänen S .54 und dort
Anm . 1. – Zu Z . 4 einbærkeit = „ Einheit“ , „ Einheitlichkeit“ und dem Mißverständnis, wonach alle
Übersetzer das Wort als „ Eingebärung“ verstanden haben , sieh Quint S. 571 zu 193,37. – Zu 2 . 4
der vruhtb . art g . natûre vgl. DW 1 S . 267,8 : . .. wan daz götlîche bilde brichet ûz der vruhtbær
keit der natûre âne mittel. — Zu 2 . 5 bî - 6 wârheit, vgl. oben S . 415,4f. und dort Anm . 1.
3 In Quint S . 571 zu Pf. S . 194,4 hatte ich mit Lasson statt des in allen überlieferten Texten
420
Ein meister sprichet: alliu glîchiu dinc minnent sich under einander
194,5 und dâ ist ez inniger, dan ez in im selben sî; wan dirre grunt ist ein einvaltic stille , diu
in ir selben unbewegelich ist, und von dirre unbewegelicheit werdent beweget alliu dinc
und werdent enpfangen alliu leben , diu vernünfticlîche lebende in in selben sint1.
Daz wir alsus vernünfticlîche leben , des helfe uns diu iemerwernde wârheit, von
der ich gesprochen hân. Âmen .

1 inniger ,] einiger PfE , einicher BT eza fehlt Pfe , sî vor in BT fehlt PfE 2 von ]
do v. Ei werdent fehlt BT. 3 werdent fehlt PfE lebent und in (über BT ) sich
selber gezogen sint. PfBT in in ) vnd sich BT, in sich PfE ,M2, 4 Daz bis leben , fehlt
BT des] daz Mzą diu bis 5 hân .) got. PfE ,

verderbten inme (E , im BT jme Mzz) in Analogie zu oben 2 . 3 und 6 disem konjiziert. Ich möchte jetzt
unter Berücksichtigung des Schriftbildes der überlieferten Fehllesart, die , wie ich oben S . 410 bereits
gesagt habe, wahrscheinlich schon im gemeinsamen Prototyp der erhaltenen Überlieferung gestanden haben
dürfte, eher annehmen , daß jenem die ursprüngliche Lesart war, aus der die Fehllesarten entstanden sind .
1 Zu Z . 1ff. vgl. DW 1 S . 218,8ff.: Boethius sprichet: got ist ein guot stille stânde, der alliu
dinc beweget. Daz got state ist , daz machet alliu dinc loufende. Etwaz ist sô lustlich , daz beweget
und jaget und machet alliu dinc ze loufenne, daz sie komen wider, dannen sie gevlozzen sint, und
... Der grunt ja s. 502) mit Mz, innigerdab jenes Licht,vor
blîbet ez unbewegelich in im selber . .. Der grunt jaget sie alliu . und S . 217 Anm . 1. In 2 . 1 habe ich ,
wie schon in meiner Übersetzung ( S . 316 , 16 , vgl. dazu S . 502 ) mit Mz, inniger anstelle von Pf. S . 194, 5
einiger ( E , einicher BT) gesetzt. Ich glaube, daß Eckhart hat sagen wollen , daß jenes Licht, von dem
er im vorliegenden Zusammenhang spricht, im „ Innigsten “ des göttlichen Grundes „ inniger “ innewohnt
als in sich selbst und daß das aus inniger verlesene einiger ( einicher BT ) keinen plausiblen Sinn ergibt.
Wie ich in Quint S . 572 zu 194 ,7% bereits gesagt habe, ist der Satz 2 . 2 und — 3 sint. von den Übersetzern
mißverstanden und falsch übersetzt worden . Die richtige Übersetzung lautet: „ . . . und durch dieses Un
bewegliche (oder diese Unbeweglichkeit) werden alle Dinge bewegt und werden alle diejenigen Leben
( = Plural von das Leben ) empfangen ,die vernunftbegabt in sich selbst leben .“ — Zu Z . 4 vgl. etwa noch
DW 1 S . 250,6f.: Ein vernúnftiger mentsch ist , der sich selber vernünfteklichen verstat vnd in im
selber abgeschaiden ist von allen materien vnd formen .

421
PREDIGT 49 (Pf. Nr. LXXXIX S. 288 – 295)

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S. 803, Spamer PBB 34 S. 339):


Ba, f. 211rb — va, Fragment = unten S . 429, 3 Sant — 430, 3 gebe.: S (Initiale )ant gregorius sprichet unt
lert / vnsvier stucke die der , mensche an ime haben soll der de worte gottes hoeret / der es behalten
sol der erste / stucke ist dc er sich getoetet ha - /ben sol an aller fleischlicher / wollüste unt in allen
cergang/clichen dingen sich selben ge- ſtoetet habe vntouch selber / tot si de ander ist dc er genz /clichen
vnt uf genomen si / in got vnt gefriet von allem (21lva ) dc tritte ist dc er nieman kein / leide noch
kein vngemach / noch betrúpnus nit entúe / vnt as ime leide were dc man / ime tete dc er dc nieman
tú / vnt so hat er ouch fridemit | allen menschen das vierde / ist dc er milte si von lipli- chen dingen
vnt von geist/lichem guote dc er dc alles /milteclichen geben muge
BT f. 288va — 291vb .
Bra , f.178r — 183v ; vgl. Strauch ZfdPh 54 S. 285 unter 34 .
Do, p . 128a , Fragment (in „ Spiegel der Seele" ) = unten S. 428, 1 Kristus- 2 truoc, + 8 waz — 429, 1
Kristus: + 3 der2 _ 5 dinc + 6 daz 7 got + 435 , 13 Swenne - 14 alzemâle. Ich füge im folgen
den die Varianten von Str , in Klammern bei: Verbum dei die warhait / spricht (sprich Stre)
selig ist der mensch / der das goteswort hört vnd / es behellt Er ist als selig / als maria die ihăn trug /
leiplichen wer hørt den / menschen er hórtwpm / gepern von dem vater / mit voller geleichait des /
vaters geainyget war / got und war mensch vnd / ain Cristus vnd wer das / wort höret der sol sich
vor / getót haben an aller zer- /gencklichait Er sol gencz|lich vf erhaben sein in got / hörstu gotes
wort in dem / wort sich got selber offen /part sein wesen leben vnd / bekennen in dem horen (herren
Stro) geit / dir (dir got Stry) das wort wesen leben / vnd sein (sein fehlt Str ,) gothait all cze/mal;
identifiziert von Quint, Handschriftenfunde Nr. 10 S . 20 ; im Var.-App. nicht berücksichtigt ;
vgl. auch unten Strg.
E f. 191vb — 195vb.
Ka, f. 26rb — va, Fragment = unten S .448,7 Dar - 8 herzen '. (vgl. S . 448, 5 — 6 ): Do sprach vnzer herre
lernent von / mir wan ich bin senfte und ( 26va ) demutiges herzen ; vgl. Spamer Diss. S . 284 ;
im Var.- App . nicht berücksichtigt.
Mai, f. 140r — 144v + 193r; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S . 91, wo gesagt ist : „ Auf
f. 144v unten steht von anderer Hand der Vermerk : nón súhent die pretig bey dem fleklein . In
der Hs. liegt ein alter Leinenstreifen , der wohl ursprünglich vor f. 193 gelegen hat und dort
als das bezeichnete fleklein die Fortsetzung von f. 144v anzeigen sollte.
Maig f. 108r— 125v, Fragment = unten S . 438, 3 unser — 451, 1 enwas. ; identifiziert von Quint,
Handschriftenfunde S. 117.
Str, f.176r — 186v, alte Zhlg .: f.174r— 183v1.
Str, f. 25v, Fragment (in „ Spiegel der Seele “ ) = unten S. 428,1 Kristus — 2 truoc, + 8 waz — 429, 1
Kristus + 3 der2_ 5 dinc + 6 daz2_ 7 got + 435,13 Swenne - 14 alzemåle ; identifiziert von
Quint, Handschriftenfunde Nr.72 S. 217 ; im Var.-App. nicht berücksichtigt ; sieh oben Doz.
Filiation der Hss. (sieh Quint S. 803— 809): Wenn man von den Textfragmenten absieht, ist die
Predigt,wie ich a . a. O . schon gesagt habe, als Volltext in denselben Hss. E ,BTStr ,Mai, Brag überliefert,
1 f. 177 ist in der alten Zhlg. doppelt gezählt .
422
Beatus venter, qui te portavit .
die auch die Predigt 22, DW 1 S. 375ff., enthalten . Die Filiationsverhältnisse liegen denn auch ähnlich
wie dort, d .h . BT vermittelt zwischen E , und der Gruppe Str,Mai,Brag ( = 2 ). Während aber für Pre
digt 22, wie ich DW 1 S. 371 unter „ Filiation “ dargetan habe, BT näher bei E , als bei a stand , ist es
im vorliegenden Falle enger mit a als mit E , verwandt, wie insbesondere die beiden , wie mir scheint,
eindeutigen Fehllesarten unten S. 443, 10 noch umbe] ob im BT.Maiz und 435 ,16 und - niht steht
fälschlich hinter wesen BT « erkennen lassen, die auf einen BT und a gemeinsamen , an diesen Stellen
bereits verderbten Prototyp schließen lassen . Demgegenüber habe ich keine Textstelle bemerkt, an
der BT mit E , in einer eindeutigen Fehllesart übereinstimmt, die nicht auf Zufall beruhen könnte,
wie dies m . E . für die beiden Stellen unten S. 444, 10 si] er E ,BT und 440 ,2 vruhtb. - heize] frucht
baren edlen sel / die heiß BT fruhtbêrikeit sîner edelen séle . Die heize (Pf)E , der Fall ist. — Die engste
Verwandtschaft zwischen Str , und Mai, braucht nicht mehr erwiesen zu werden . Daß Bra , wie
für Predigt 22 und alle in den drei Hss. überlieferten Texte — auch diesmal wieder eng mit Str,Mai,
verwandt ist, habe ich in Quint S. 805f. durch eine Liste von gemeinsamen Fehllesarten erwiesen ,
unter denen ich hier nur auf die Varianten zu unten S . 430, 10 ersclicheit steht in a fälschlicher .
weise hinter 11 tôt. ; 433,9 er2 _ 434, 1 wort. fehlt a verweise.
Daß auch das große Mais-Fragment mit a auf eine gemeinsame Vorlage zurückgeht, beweisen
eindeutige Verderbnisse, die es mit a teilt, so unten S. 441,1f. nante unser herre] natur vnsers herren a
Mais ; 443,9 abegewante ) abgewankte « Mais ; 445,7 dem ] allem a Mais ; 447,3 gebr .,] gebens a Mais;
7 Eyâ , — 448,1 himelrîche'. fehlt a Maig. — Daß das Bag-Exzerpt genauerhin zu BT gehört, ist ins.
besondere aus der Übereinstimmung der beiden Texte an der folgenden Stelle zu erkennen :
unten S. 430,2 von lîplîchen dingen und von geistlichem guote, BTBag] von leipplichem gůtvnd von gaist
lichen tugenden a an liplichen und an geistlichen dingen Ez: - Das Textstück im „ Spiegel der Seele " steht,
soweit seine Kürze und Bearbeitung ein Urteil zuläßt, auf Seiten von a , vgl. die Varianten zu unten
S. 428,8 geborn ] geberen u gepern Do Strg ; 9 in )mit « Do, Stry.
Als Gruppensigle wurde wieder benutzt : a = Str Mai,Brag
Textkonstituierung (sieh Quint S. 809): Die Predigt ist in den Volltexten E ,BT«(Maiz) inhaltlich im
ganzen weitgehend übereinstimmend überliefert, was nicht hindert, daß die Hss. im einzelnen im Wort .
laut mancherlei Abweichungen voneinander aufweisen . Ej, die Grundlage des Pfeifferschen Textes,
zu deren Korrektur Pfeiffer allerdings hie und da BT herangezogen hat, bietet wie immer einen Text,
der nicht nur mancherlei Fehler , sondern auch Lücken enthält, die , wenigstens teilweise, wie auch in
anderen Fällen , auf bewußter Streichung von Subjektivismen beruhen . Der BT-Text anderseits weist
auch diesmal Texterweiterungen auf, so insbesondere Hinweise auf Maria am Anfang und am Schluß
der Predigt, sieh den Var.-App . zu S.427,2 und zu S . 451,1f. Eckhart hat in der Predigt allerdings
schon von sich aus unten S. 432, 2 ff . einen ausdrücklichen Bezug auf Maria gegeben , wie denn der
Hauptschrifttext Luk . 11, 27f., der in der Predigt exegesiert wird , im Evangelium der Vigil zu Mariä
Himmelfahrt und anderer Marienfeste steht, vgl. unten S. 427 Anm . 1. Die Predigt ist in BT in vier
Teile zerlegt, die jeweils durch besondere Vorreden gegeneinander abgesetzt sind. Die Gesamtvorrede
eröffnet mit der Bemerkung : Vff vnser lieben frauwen hymmelfart abent. Zů wissen , das diß nachgende
predig / von wegen der materien geteilt ist in vier teyl underscheidenlich nach viererley sprüchen oder
themata auff irer yegklich zů geeygeten begriffe (die sich doch all auff ein grundtziehent) gesetzt / deren
yegklicher teyle genug were für ein predig . Der erste Teil, von Eckhart selbst an seinem Ende unten
S. 432,8 als vorrede bezeichnet und abgesetzt, reicht von S. 428, 1 - 432,10 ; der zweite umfaßt
S . 433,7 (BT- Vorrede sieh Var.-App. zu S.433,7 Und — beheltet,) — 438,2, der dritte (BT-Vorrede sieh
Var.-App . zu S . 438, 3 daz — 4 88) S. 438,3 — 447,4 , der vierte (BT- Vorrede sieh Var.-App. zu S . 447,5
Daz - sprach :) S.447,5 — Schluß. Wie ich in Quint S.808 bereits gesagt habe, ist die Aufteilung der
Predigt in vier ,,Einzelpredigten“ durch BTnicht gewaltsam durchgeführt, sondern entsprichtdervom
Prediger selbst getroffenen Disposition seiner Ausführungen ; denn deutlich ist der erste Teil der Predigt
bis 290,9 < = unten S. 432,10> als Einleitung gemeint, .. . In einer kurzen Überleitung 290, 10 — 17 < =
unten S.432, 11 – 433,6 ) sind dann die drei Themata gestellt, über die der Prediger im folgenden han
deln will. Die oben bezeichneten Anfänge der drei auf die Vorrede folgenden Teilpredigten in BT
fallen tatsächlich mit der Einführung eines neuen Themas durch den Prediger zusammen.“ Die drei
423
Predigt 49
Schrifttexte Luk . 11,27, Joh . 12,24f. und Matth. 11,11, die Eckhart nacheinander interpretiert, sind
nicht willkürlich gewählt , sondern werden von Eckhart in seiner Weise feinsinnig und sinnvoll unter
einander zur Einheit einer bestimmten, durch den ersten Schrifttext angeschlagenen Thematik ver.
knüpft .Was die Verläßlichkeit der Volltexte betrifft, so habe ich in Quint S. 808 bereits erklärt, daß
„ ein großer Teil der Eigenvarianten von BT in Ausdruckserweiterungen und -variierungen , die für
den Sinn belanglos sind“ , besteht und daß ,,die offenbaren Fehllesarten geringer an Zahl als diejenigen
von “ a (Maig) und auch von E , sind. Ich habe dementsprechend , wo nicht innere Gründe dagegen
sprachen , die Übereinstimmung von BT oder « (Maig) mit E , als ausschlaggebend für die Textkritik
angesehen .

Echtheit : In Str ,Mai, beginnt die Predigt mit Maister egghart sprichet, während Bra , A (Initiale ) Ain
maister spricht bietet. Spamer PBB 34 S. 339 sagt mit Bezug auf Strg: „ es ist dies der einzige derartige
fall in dieser hs., die sonst ausser dem binnenverweis in Pf. LVI nie einen autor nennt“ . Wie ich unten
S . 427 Anm . 1 gesagt habe, versteht es sich von selbst, daß die Namensnennung in StrzMai, sekundär
ist; nach dem Zeugnis von Bra, hat sie in der Vorlage von « mit ziemlicher Sicherheit noch nicht
gestanden . In der voraufgehenden Pr. 48 liegt ein parallel gelagerter Fall vor, insofern als dort E
die Predigt mit M (Initiale )Eister eckhart spr. und BT mit Ein meister spr. eröffnet. Die Bezeugung
für Eckhart durch Str Maij, zu der die allgemeine Zuweisung in BT f. 242va hinzukommt, ist natürlich
nichts beweisend, aber doch auch wiederum unter Berücksichtigung der oben mitgeteilten Bemerkung
Spamers nicht ganz bedeutungslos. Die Echtheit der Predigt scheint mir indessen nicht nur durch
die bedeutsame spekulative Durchführung der Thematik der Predigt und die tiefsinnige Inbezug
setzung der drei interpretierten Schrifttexte, sondern auch durch eine Reihe von Übereinstimmungen
im einzelnen mit deutschen und lateinischen Texten Eckharts gewährleistet zu sein . Dahin gehören
in erster Linie die charakteristischen Ausführungen über das „ Wort“ , das der „ Vater“ spricht, unten
S . 435 ,8 ff. mit dem Rv, in Z . 10 , der sich , wie ich S . 435 Anm . 3 gesagt habe, wohl mit Sicherheit auf
DW 1 S . 15 ,9ff. in der echten Pr. 1 bezieht; vgl. dazu auch S . 436 ,7 ff. und dort Anm . 2 ; 437,6 ff. und
S . 438 Anm . 1 . Dahin gehören aber weiterhin auch die ebenso charakteristische Übereinstimmung von
unten S . 440,4 ff. in den Ausführungen über ChristiWort: 'min sêle ist betrüebet unz in den tôť mit DW 5
S . 270,11ff. in den RdU (vgl. unten S . 441 Anm . 1) sowie unten S . 443,12 mit DW i . 11,9f. in der
echten Pr. 1 (vgl. unten S . 444 Anm . l zu S . 443, 11 80 — 12 âne underlâz.). Es kommen aber weitere
bedeutsame Übereinstimmungen mit Stellen in echten deutschen und lateinischen Texten hinzu , sieh
unten S . 428 Anm . 1 (DW 1 S . 375 , 10 ff.) ; S . 429 Anm . 1 (oben S . 293 , 10f.; 277, 13 ; 13, 13ff.;
379,6 ff.) ; Anm . 2 (oben S. 364 ,6f.; DW 1 S . 128 , 11f.) ; S . 430 Anm . 2 (oben S. 400, 1 ff .; DW 5 S.
299,2 ff.); Anm . 3 (oben S . 8 ,3ff.); S. 431 Anm . 1 (DW I 8 . 7,1 ff.); S. 432 Anm . 1 (DW 1 S. 375,10ff.) ;
S . 434 Anm . 1 (DW 1 S. 15 ,9ff.; 312,3ff.; oben S . 98, 1 ff.); S . 436 Anm . 1 (oben S . 401,1f.); Anm . 2
(DW I S . 193,6 ff.; oben S . 84 ,5ff.); S . 437 Anm . 1 (DW1 S . 166 ,5 , 9f.) ; S . 441 Anm . 1 (DW1S . 53, 1 ff.);
S . 444 Anm . 1 (DW1 S. 17,6) ; S .446 Anm . 1 (DW1 S . 200,14ff.; 62,7ff.; oben S . 289,13ff.; DWI
S . 14 , 2 ff.); S. 448 Anm . 2 (DW 5 S. 293,5ff.; 433,6ff.; DW 1 S . 235,9ff.). – S. 429 Anm . 2 (LW 4
S . 401,7ff.; 198 , 13f.) ; S .434 Anm . 1 (LW 4 S . 19 ,6f.; LW1S .577,9 ff.) ; S . 436 Anm . 1 (LW4 S . 257,8 ff.;
LW 2 S . 340, 1 ff .); S . 437 Anm . 1 (LW 4 S . 81,6 ff.); S . 439 Anm . 1 (LW 2 S . 174,7ff .); S . 445 Anm . 3
(LW 4 S . 383,5f.) ; S . 446 Anm . 1 (LW4 S . 65 ,6 ff.) ; Anm . 2 (LW 4 S . 95 , 3f.) ; S . 448 Anm . 2 (LW 4
S .454,8f.); S. 450 Anm . 2 (LW 4 S. 191,10f.). — Echt Eckhartisch sind insbesondere, wie oben schon
vermerkt wurde, die Ausführungen über die Geburt des „Wortes" , insbesondere unten S .435 ,8ff.
und 436,7ff. Echt Eckhartisch aber ist schließlich auch der Stil der Predigt mit den charakteristischen
Merkmalen des häufenden Parallelismus S. 433,8ff.; der Aufzählung S. 430,11ff.; 431,5ff.; 443, 15f.;
445 ,2f.; der Antithese S . 435 , 13ff., 18f. ; 436 ,4 ff.; 445 , 1 ff.; 448,3f.; 450,4f., 8 ff. ; des Hyper
bolismus S . 432,2ff.; 437,6 ff.; 438 ,5f.; 439,1 ff.; 445,7f.; 446,3ff., 7ff.; 448,11ff.; 449, 1f., 8ff.; 450, 1 ff.;
des paradoxalen Ausdrucks S . 435,9ff., 13ff. ; 437,3ff., 5ff.; der Vergleiche bzw . Beispiele S. 430,3ff.;
435,1 ff., 15ff.; 436 ,4ff .
Aufbau der Predigt :Wie schon gesagt wurde, entspricht die Aufteilung der ungewöhnlich langen
Predigt in vier Teile, in eine „ Vorrede“ und drei Hauptteile underscheidenlich nach viererley sprüchen
424
Beatus venter, qui te portavit
oder themata auff irer yegklich zů geeygeten begriffe (die sich doch all auff ein grundt ziehent) gesetzt /
deren yegklicher teyle genug were für ein predig (sieh Var.-App . zu S. 427,2 ), der tatsächlichen Gliederung
durch Eckhart in vier Dispositionsstücke. „ Vorrede“ und erster Hauptteil haben den Schrifttext
Luk. 11,28 'sceliger ist der mensche, der min wort hoeret und ez beheltet zum Gegenstand. 1. Die ,,Vorrede“
(428 ,1 – 432,10 ):Maria war seliger dadurch ,daß sie Christus, das Wort des Vaters“ , geistig geboren hat,
als dadurch, daß sie ihn leiblich gebar. Wer das „ Wort Gottes hört“ , hört Christus als Gott -Menschen .
Sich dazu zu befähigen, muß der Mensch nach Gregorius vier Qualitäten besitzen : sich selbst und aller
Welt abgestorben sein , ganz zu Gott erhoben sein , niemand etwas antun , von dem er nicht wünscht,
daß man 's ihm selbst antut,und freigiebig materielles und geistiges Gut hinschenken . Eckhart charak
terisiert dann alle Leute, die aufGegengabe spekulieren , als Heischer eher denn als Schenker. Christus
dagegen hat in allen seinen Gaben nichts für sich , sondern nur das Lob des Vaters gesucht (430,8ff.).
Die ersten drei genannten Voraussetzungen Gregors fürdas Hören des Gotteswortes bespricht Eckhart
nicht. Er wiederholt vielmehr S . 432,1 ff.,daß derMensch ,derGottes Wort hört und es behält, vielmehr
Lob und Ehre verdient als Maria dafür, daß sie Christus leiblich gebar. — 2.Erster Hauptteil (433,7 —
438 ,2): In einem kurzen Überleitungsstück (432,114433,6 ) sagt Eckhart, daß er dem Evangelium
als Gegenstand seiner weiteren Ausführungen drei ,,Stücke " entnehmen wolle , u . zw . die Texte Luk .
11,28, Joh . 12,24f. und Matth . 11,11. In den anschließenden Ausführungen des ersten Hauptteils
(433,7ff.) predigt er in Fortsetzung des Themas der „ Vorrede“ lediglich über Luk. 11,28 'der daz
wort gotes hæret und ez beheltet, der ist solic'. In stark spekulativ gehaltenen Ausführungen sucht er
Art und Inhalt des Sprechens des Vaters verständlich zu machen als eines Sprechens, in dem der
Vater in vruhtbarkeit sine eigene natûre in sinem ewigen worte , d .h . im Sohne, willicliche und niht
von willen ausspricht (435 ,1 ff., 7) und mit und in ihm zugleich alles Existierende, also auch den Geist
eines jeglichen Menschen , so daß du und ich ein natürlicher Sohn des Vaters sind wie das „ Wort“
(435 ,9f.). Im Gegensatz zum irdischen Vater, der seinem Kinde nur seine (Menschen -)Natur , nicht
aber sein Leben und Wesen gibt, gibt der himmlische Vater dir, wie dem „ Wort“ , seine eigene Kraft ,
mit ihm selbst dich und alle Dinge zu gebären , seine eigene Kraft als dem selben „ Worte“ gleich
(437,3f.). Der Vater, du selbst und alle Dinge und das „ Wort“ sind eins in dem liehte ( = im Funken
der Seele) (438,1f.). — 3. Zweiter Hauptteil (438,3 — 447,4 ): Es ist der breitest ausgeführte Teil der
Predigt und hat den Schrifttext Joh . 12,24f. 'daz weizenkorn envalle in die erdeund ez enverderbe darinne
etc. zum Gegenstand. Eckhart untergliedert diesen Teil in die Bestimmung des „ Weizenkorns“ , der
„ Erde “ , in die es fällt, und der „ hundertfältigen Frucht“ , die es bringt, wenn es in der Erde verdirbt.
Zunächst deutet er den Schrifttext auf Christus hin (438 ,6 —— 444,6 ) und anschließend aufden einzelnen
Menschen (444,74447,4 ). Das „ Weizenkorn “ ist also zunächst die Seele Christi, die in die Erde oder
den Acker der Menschheit, des menschlichen Leibes Christi, geworfen wurde und darin „ verdarb “
und „ hundertfältige Frucht“ brachte. Als Frucht bezeichnet er Christi Seele im Hinblick darauf, daß
sie nach Schöpfung des Leibes Christi im Mutterleib Mariens durch den dreifaltigen Gott als leib
seelischer Mensch mit dem ewigen Wort zum Gott-Menschen vereinigt wurde (439,3ff .). Als wise siner
vruhtbarkeit (440,2 ) deutet er zunächst die Tatsache, daß Christi Seele in ihren obersten Kräften in
aller Betrübnis, allem Leiden und im Tode dauernd in der Anschauung des ewigen Vaters verblieb
und nur insofern „ verdarb “ ,als sie in der Bindung an den Leib mit den niederen Kräften diesem das
Leben vermittelte und mit ihm lebte. Aber ihr Leben war zwar mit dem Leibe, aber oberhalb des
Leibes (442 ,6 ). Anderseits aber „ verdarb “ die Seele Christi doch in der Erde des menschlichen Leibes,
insofern sie eben durch die Bindung an diesen Leib mit ihm alle Betrübnis , allo Leiden und den Tod
mitlitt und nie zur Rast und Ruhe kam (443,1ff.). Die „ hundertfältige Frucht“ des „ Weizenkorns"
als der Seele Christi lag darin , daß Christus dem Vater und der ganzen göttlichen Natur dadurch
Lob und Ehre spendete, daß er in seinen obersten Kräften trotz aller Befaßtheit ihrer niederen Kräfte
mit sinnenhafter Betätigung und Leiden keinen Augenblick sich von der ewigen Anschauung der Gott
heit abwandte (443,8ff.), sondern die veterliche hêrschaft in zurückgebärendem Lob pries. Die zweite
Weise der Fruchtbarkeit des „ Weizenkorns“ der Seele Christi, das in seiner Menschheit „ verdarb “ ,
lag darin, daß sie alles Leiden und den bittern Tod , den sie mit und in der Menschheit Christi erlitt,
dem himmlischen Vater zur Ehre aufopferte (443,13ff.). — Anschließend deutet Eckhart dann das in
der Erde verderbende „ Weizenkorn “ auf den Menschen , der seine Seele , eben das „ Weizenkorn " , in
425
Predigt 49
den Acker der Menschheit Christi wirft, um in ihr ebenfalls auf zweifache Weise zu verderben und
fruchtbar zu werden (444,7ff.), u .zw . auf leibliche und auf geistige Weise: leiblich , indem der Mensch
alles Leiden willig annimmt unter völliger Selbsthingabe (445 ,2 — 12), geistig , indem er auch allen
geistigen Hunger und geistige Bitterkeit willig hinnimmt, selbst die völlige Vernichtung und den Sturz
in die Hölle ohne den Wunsch nach Rettung und Erhaltung durch Gott in völliger Hingabe an den
Willen Gottes, und daß der Mensch sich selbst von allem inneren Gnadenreichtum , mit dem ihn Gott
beschenken möchte, nichts zueigne und Gott allein dafür die Ehre gebe (445,13— 447,4). — 4 . Dritter
Hauptteil (447,5 — Schluß ): Er hat den Schrifttext ' Johannes Baptista ist gróz; er ist der meiste, der
ie ufgestuont under allen sünen der wibe. Wore aber ieman minner dan Johannes, der ware groezer dan
er in dem himelriche' zum Gegenstand . Wenn Christus Johannes als den Größten pries, so nur deshalb ,
weil er in rechter Demut klein war. Die Demut des Johannes aber hatte gleichviel ein bestimmtes
Maß . Wäre aber jemand auch nur um ein Haar demütiger als Johannes, so wäre er im Himmel
größer als er, denn weder Johannes noch irgendein anderer Heiliger im Himmel ist uns als Grenze und
Maß gesetzt, über daswir nichthinauszugelangen vermöchten . Nur Christus ist dasletzte und äußerste
Ziel und Maß , unter dem wir zurückbleiben müssen . Die rechte Demut der Natur aber besteht darin ,
daß der Mensch als aus Nichts zu einem Etwas naturhaft geschaffenes Wesen nichts ohne dasGnaden
licht unternimmt. Rechte Demut des Geistes aber ist dies, daß sich der Mensch nichts von dem Guten
zueigne, das Gott ihm erweist.

426
Beatus venter , qui te portavit , et ubera , quae suxisti.

288,35 lan liset hiute in dem ewangeliô , daz ‘ein vrouwe, ein wîp, sprach ze unserm
herren : ,sælic ist der lîp, der dich truoc, und sælic sint die brüste, die dû gesogen hâstó .
Dô sprach unser herre : ,dû sprichest wâr. Sælic ist der lîp , der mich truoc, und sælic
sint die brüste, die ich gesogen hân . Aber noch sæliger ist der mensche, der mîn wort 5
horet und ez beheltet“ 1.

1 ; 2ff. Luc. 11,27 : Factum est autem , cum haec diceret : extollens vocem quaedam mulier de
turba dixit illi : Beatus venter, qui te portavit , et ubera , quae suxisti. 28 : At ille dixit : Quinimmo
beati, qui audiunt verbum Dei, et custodiunt illud.; vgl. auch unten S . 428,1ff.; 429,4 ; 433,1 , 7.

Zuweisungen : Maister egghart Str,Maij; unsichere allgemeine Bezeugung in BT f .242va


Überschriften : An vnſer / lieben frowen himelfart aubend Str, stat am taller blat
cclxxxix (auf d . oberen Rand) Maii Vff vnser lieben Frowen himelfart abent BT vo
waisen kerenlin iohanes / 1464 Maig
1 Beatus bis suxisti. fehlt BTa portavit ,] por. E E
ubera,] u '/ba 2 Man 1. h .]
Vff vnser lieben frauwen hymmelfart abent. Zů wissen / das diß nachgende predig / von wegen der
materien geteilt ist in vier teyl vnderscheidenlich nach viererley sprüchen oder themata auff irer
yegklich zů geeygeten begriffe (die sich doch all auff ein grundt ziehent) (Klammern in BT) gesetzt /
deren yegklicher teyle genug were für ein predig . Das erst teyl ist als / die vorrede oder ynleittung
in das heutig euangelium / vonn dem wort gottes / vnnd saget. Was der mensch håre / so er håret
das gots wort / nach geistlichē syn / (288va ) Item von vier stücken die der mensch an im haben sol /
so er das gots wort horen vnd das selbig behalten wil. Item wie er ein meinung haben soll / so er etwas
vmb gots wilen geben wil. Ouch das man einen solchen menschen der das wort gottes gehört vnd es
behalten hette / billich hochwürdige zucht vnd ere beweysen solte . Ist anfengklich gesetzt vff die wort
Luce .xj. Extollens vocem quedam mulier de turba etc. Vnd wirt beschlossen mit disen worten daselbst /
Beati qui audiunt verbum dei etc. Vnd man mag dise vorred / für eyn predig setzen auch vff den
nechsten sontag vor mitfasten / den man nent Oculi. H ( Initiale ) Eüt lißt man BT Maister egghart
( A [ Initiale )Ain maister Brag) sprichet man liset a d . hailigen ew . a êw ., daz ] euangelio
zů lob vnd ere der hochwürdigen hymel künigin Marie (die vns Christum gebar / vnd den sy mit ir
megdlichen brüste gesduget hat / vnd zů dem sy mit hochwirdigem proyß / vnnd vnsprechlichen
eren von disem iamertal auffgenommen ist) (Klammern in BT) wie dz BT 'ein vrouwe, fehlt
Bra , fräwelin StrgMai 3 herren :) h . sprach (spr. also doppelt)E g etrůg BT die
dich sougten (sů /tēt EJ. PfE , 4 Dô bis herre:] vnser herre spr. a dû ] 'wîp , dû PfE ,
Brag sagst BT Sælic bis 5 hân . fehlt PfE , Brag 4 wâr.] vor Mai getrůg BT 5 Aber
fehlt a n . vil 8 . Pfe , mîniu wort Pfe , das wort gotes a 6 ez] dz Braz dez Maiſ diu Pfe ,

1 Der Schrifttext steht im Evangelium des 3. Fastensonntags, der Vigil zu Mariä Himmelfahrt
und (nach dem alten Dominikaner-Missale ) der Marienfeste zwischen Weihnachten und „ Mariä Licht
meß“ . Die vorrede in BT verweist die Predigt Vff vnser lieben frauwen hymmelfart abent, erklärt aber
427
Predigt 49

Nû merket mit vlîze diz wort, daz Kristus sprach : 'sæliger ist der mensche, der
mîn wort hæret und ez beheltet, dan der lîp, der mich truoc, und die brüste, die ich 289,5
gesogen hân'. Hæte ích diz gesprochen und wäre ez mîn eigen wort, daz der mensche
sæliger wäre, der daz wort gotes hæret und ez beheltet, dan Marîâ sî von der geburt,
5 daz si Kristî muoter lîplîche ist, — ich spriche aber: und hæte ich diz gesprochen , die
liute möhte ez wundern ?. Nû hât ez Kristus selber gesprochen . Dar umbe muoz man ez
im glouben als der warheit , wan Kristus ist diu warheita.
Nû merket, waz er hæret, der daz wort gotes hæret . Er hæret Kristum geborn von
dem vater in voller glîcheit des vaters mit angenomenheit unserer menscheit, geeiniget 10

1ff. Sieh oben S.427,4ff.

1 diz w .,] disen sin a Kristus] er BT vnser herre a sprichet a gesprochen hat :
Pfe , 'sæliger] vil s. PfE , sålig Bra,BT 2 mîniu wort PfE , dz wort gottes Brag ez]
sie Pfe , beheltet,] behaltet / als ob er sagte / Noch vil seliger ist der selbig mensch / BT ge
trůg BT 2f. mich sougten (sütent E ) PfE , mich gesögent (geseget Mai ) hant StrzMai 3 diz ]
diz wort PfE , das BT und bis 5 gesprochen, fehlt PfE , (Hom .) 3 werent esmeine wort
BT daz ] dz das Brag 4 wäre, ] ist a burt Str,Mai, 5f. sy leiplich Christum trůg /
vnd gebar (ia sprich ich ) wer es mein wort / die lüt BT ( Klammern in BT) 5 xöus a sprach
Brag und fehlt Mai 6 mohten E , möchten Strg verwundern BT sprichet ez Kr. s .
PfE , Dar) vnd d . 7 im fehlt BTa geloben Mai Bra , a
der ] die 8 hæret,]
höre Str,Mai, der dz gots w . h . BT der gotes w . h . PfE horet.] h . vnd es behaltet a
geberen a 9 in ) mit a vnserme E ,

am Schluß: Vnd man mag dise vorred / für eyn predig setzen auch vff den nechsten sontag vor mit
fasten / den man nent Oculi; sieh den Var.-App. zu 427,2 . BT nimmt an mehreren Stellen innerhalb
der Predigt Bezug aufMaria , sieh den Var.-App . zu unten S . 432, 3f.; 451, 1f. - Der Eingang der Predigt
in StrzMai, Maister egghart sprichet ist, wie sich von selbst versteht, unursprünglich ; vgl. den Beginn
der voraufgehenden Pr. 48 in PfEj, oben S .413, 1 und dort Anm . 1 (auf S .414 ).
Zu 1ff. vgl.DW 1 S . 375,10ff.: Ich spriche : und hæte Mariâ niht von êrste got geistlîche geborn ,
er enwære nie lîplîche von ir geborn worden . Ein vrouwe sprach ze unserm herren : 'sælic ist der lîp ,
der dich truoc'. Dô sprach unser herre: niht enist der lîp aleine sælic , der mich getragen hât; 'sælic
sint, die daz wort gotes hærent und daz behaltent'. Daz ist gote werder, daz er geistlîche geborn
werde von einer ieglîchen juncvrouwen oder von einer ieglîchen guoten sêle , dan daz er von Mariâ
lîplîche geborn wart. und die dort S . 375 Anm . 1 aufgeführten Vergleichsstellen Pf. S . 103, 14. ff .; 150,4ff .;
345 ,24 ff.; Tauler s . 11,4 ff.; Leo M . Sermo 1 In nativitate Domini, PL 54 , 191; Augustinus Sermo
215 n . 4 , PL 38, 1074 ; De sancta virginitate c. 3 n . 3 , CSEL XXXXI 237,17 — 19 . — Zu Z . 3ff. vgl.
die ähnliche Äußerung oben S . 239,1f.: Sprüche ich daz, daz lûtte unglouplich den , die ze kranken
sin hânt und ez niht vernement. — Zu Z . 5f. vgl. etwa Sievers ZfdA 15 S . 435,62ff.: daz ich nû spre
chen wil, daz ist wêrlich ware und ist ein wunderlich wort, und enweiz nicht vele lûde, . . .
2 Vgl. oben S . 166 ,4ff.: Waz ist wärheit ? Der sun ist aleine diu wârheit . . . Diu offenbarunge
daz ist wârheit. Alsô ist der sun aleine diu wârheit.; DW 1 S . 8 ,8f. und dort Anm . 2 ; DW 5 S . 315
Anm . 10 ; vgl. auch Joh . 14 ,6 : Ego sum via , et veritas, et vita . — Übersetzung von Z .6f.: „ Darum muß
man es ihm ( = Christus) als der Wahrheit glauben , denn Christus ist die Wahrheit“ . Wenn in Z . 7 im
in BT fehlt und « die statt der bietet, kann ich beides nur als allerdings leicht verständliche Verderbnis
und als lectio facilior ansehen .
428
Beatus venter, qui te portavit

an sîner persône, wârer got und wârer mensche, ein Kristus1: daz ist daz wort, daz er
hæret alzemâle , der daz wort gotes hæret und ez beheltet in ganzer volkomenheit.
15 Sant Grêgôrius schrîbet uns vier stücke, diu der mensche an im haben sol, der
‘daz wort gotes hæret und ez behalten ' sol. Daz êrste ist, daz er sich selben getoetet
haben sol an aller vleischlîcher bevindunge und alliu zergenclîchiu dinc in im getoetet 5
haben sol und er ouch selbe tôt sî an allem dem , daz zergenclich ist. Daz ander ist , daz
er genzliche und alzemâle ûferhaben sî in got mit bekantnisse und mit minne und mit

4 Sieh oben S .427,5f.

vnd ein BT. wort ,] w . gottes Maii r B7 "nwand daerz hBraære, tfehltder Eme, nsch eieinn ]
&wort, brez håret ewårerl]
1 sein BTMai, sin Bra, seiner (er v. and . Hd.) Str,
1 daz1 bis 2 hæretl] und daz hæret der mensche Pf
vnd dc ist der mensch E 1 dazl] diß BT 1f. dz håret er BT Brajzo , fehlt
2 alzemâle a der
bis hæret2 fehlt Maiz (Hom .) daz gotes wort, PfE ,BT 3 gregoriori Bray t Pa lla unng im fehlt
PfE 4 hören a und ez beh .' fehlt a ez] daz Pfe beh .' s.] behaltet PfBT Daz
êrste) Das ein stuck BT selber vor g . Bra, 5 bevindunge] begirde BT gefüllung Str Braz
gesellung Mai und alliu ] vnd das er och alle a aller zergengklicher ding BT bo
inin bis
6 sol fehlt BT 5 in im ] ime E 6 haben s. ] habe Pfe , vnd das er a selbe fehlt
a an ] in a zergenclich ) z (v. and. Hd. nachgetr.Jer gäncklich Str , er genczlich Mai, vergengk
lich BT ist,] stuck a fehlt BT 7 alzemâle ) aller ( getilgt, auf d . Rand v. and. Hd . gantz
Strz) a bekantnisse] liebe tůn Bra , liebtum (tum getilgt, darüber e v. and Hd.) Str, liebdum
Maii unda fehlt Pfei mita fehlt BT und fehlt a

i zu S. 428,8ff. vgl. oben S. 293, 10f.: Unser herre Jêsus Kristus der ist ein einic sun des vaters,
und er aleine ist mensche und got. und dort S. 294 Anm . 1; 277,13: Wan Kristus, der got und
mensche ist, . . .; 13, 13ff.: Diu groeste einunge, die Kristus besezzen hât mit dem vater, diu ist mir
mügelich ze gewinnenne, ob ich künde abegelegen , daz da ist von disem oder von dem , und künde
mich genemen menscheit . und die dort S . 14 Anm . 1 verzeichneten Vergleichsstellen ; 379,6ff .und dort S . 380
Anm . 1. — Übersetzung von S . 428,8ff.: „ Er hört Christus als vom Vater in voller Gleichheit mit dem
Vater geboren mit dem Angenommenhaben unserer Menschheit, (beides) vereinigt in seiner Person , die
wahrer Gott und wahrer Mensch (zugleich ) und ein Christus ist“ . Vgl. unten S. 439,9f.
2 Vgl. Gregorius M . Hom . in ev . I hom . 18 n . 1 , PL 76 , 1150 B : Si enim ipse verba dei audit
qui ex deo est, et audire verba eius non potest quisquis ex illo non est, interroget se unusquisque si
verba dei in aure cordis percipit, et intelliget unde sit. Coelestem patriam desiderare Veritas iubet ,
carnis desideria conteri, mundi gloriam declinare, aliena non appetere , propria largiri. Eckhart zitiert
dieselbe Gregorius- Stelle In Ioh . n . 489: Sed notandum quod verbum dei iubet secundum beatum
Gregorium caelestem patriam desiderare , carnis desideria conteri, mundi gloriam declinare , aliena
non appetere , propria largiri (Hinweis von Dr. Fischer). — Zu 2 . 4ff .vgl. oben 8 . 364,6f.: Nû sprichet
santGrêgôrius: der ist tôt,der der werlt tôt ist .und die dort S. 365 Anm . 1 verzeichneten Vergleichsstellen
DW 1 S . 128, 11f. und dort Anm .7 ; Sermo XLVII, 1 n . 486 , LW 4 S . 401,7ff.: Qui enim perfecte ad
divina (vult ) suspendi, debet huic saeculo mori, Exodi 33 : 'non videbit me homo et vivet'. Quod
exponens Gregorius ait in Glossa : huic saeculo moritur qui eius amore non retinetur. und dort
Anm . 4, wo verwiesen ist auf Glossa ord . i. h . l. und Gregorius M . Moral. XVIII c .54 n . 89, PL 76 ,
93 A : quoniam quisquis sapientiam , quae deus est, videt, huic vitae funditus moritur, ne iam eius
amore teneatur. Nullus quippe eam vidit, qui adhuc carnaliter vivit .. . Qui enim deum videt, eo
ipso moritur, quo vel intentione cordis, vel effectu operis ab huius vitae delectationibus tota mente
separatur.; vgl. weiterhin Sermo XXII n . 213, LW 4 S . 198, 13f.: Tertio li 'ego' non exprimitur, quia
debemus morimundo, nobis, abnegare nos ipsos: . . . und die dort S . 199 Anm . 1 aufgeführten Vergleichs
429
Predigt 49
wârer, ganzer innicheit. Daz dritte stücke ist, daz er niemanne tuo, daz im leit wäre, 289,20
daz man im ez täte. Daz vierde stücke ist, daz er milte sî von lîplîchen dingen und von
geistlîchem guote ?, daz er daz allez milticlîche gebe. Manic mensche schînet geben und
gibet doch in der warheit niht. Daz sint die liute, die ir gâbe gebent den , dâ des guotes 25
5 mê ist, daz sie gebent, dan sie es selber hânt, dâ man sîn vil lîhte niht enbegert oder dâ
man in etwaz diene umbe ir gâbe oder daz man in etwaz wider gebe oder daz sie ge
êret wellen sîn . Dirre liute gâbe mac eigenlîcher heizen ein eischen dan ein geben, wan
sie engebent in der warheit nihta. Unser herre Jêsus Kristus was ledic und arm in allen
sînen gâben , die er uns milticlîche gegeben hât: in allen sînen gâben ensuochte er des 30
10 sînen nihtes niht, mêr : er begerte aleine lop und êre des vaters und unser sælicheit und
was lîdende und gebende sich selben von rehter minne in den tôt8. Swelch mensche nû

1 wârer, ] warten Bra, inerkait Brag s tücke ist , fehlt BT ist , fehlt a niemanne)
nyemants BT n . laid a daz ] diz Pf 2 dazl] ob PfE m an ims t. BT manz ime t. PfE ,
ez ] das a stücke ist, fehlt BT stücke fehlt Brag von1, 2] an PfE , lîplîchen bis
3 guote,) leipplichem gut vnd von gaistlichen tugenden a 2 dingen fehlt PfE 3 geistl. g .,]
geistlîchen dingen Pfe , gebe / durch got. M . BT geben sol (g . s . durch got. Pf) Pfe , geben
bis 4 niht. ] er gebe vnd doch in der warhait geit er nit a 4 Daz ] Diß BT liute , fehlt
Brag gâbe ] gaben Str ,Mai, gůtes mer Bran d en , ] dem BT dar a des g. ] das getes
(o über e v . and . Hd.) Mai 5 daz s. g.,] den sis gebent E fehlta e s] sin Braz hânt,
fehlt Braz ( Zeilenende) dâl] oder dar da a mans v. BT sîn hinter lîhte Str,Mai, gert
PfE , dâ2] das a 6 etwazº bis gabe] etwz darvmb diene Bra , dienet PfE oder ir
( in E ) wider etwaz g. PfE inº] im BT 7 Dirre l.] disser lútte Diser lutte Mai, gabā
Brag mag man aigenlich a heizen ) erhaissen Bra , (er offenbar vom voraufgehenden eigen
lîcher abgetrennt) einl] me ( v. and . Hd . auf d . Rand ) ain Str , heischen PfE ,BT geben ,]
gab Bra , 8 Unser herre fehlt Pfe , was] der w . PfE 8 f. in aller sîner gâbe (gabē E )
PfE ,BT 9 uns] so a minneclichen Braz vnnd in aller seiner gabe BT allen s. g .]
den PfE s ůht E , BT 10 nihtes fehlt a mêr : bis 11 tôt.] Er begert allein das lob vnd
ere seins hymelschen vatters / vnd vnser aller seligkeyt / vnd sůchte des seinen nichtes nit / sunder
allein das leiden vnd vil widerwertikeit vnd sich selber von grosser lieb zů geben in den tod BT er
was allain leident vnd sich selber gebent ( gebent fehlt Brag) von rechter mynne in den tod Er begerte
allain lobe (liebe Bra ,) vnd ere (vnder mit Trennungsstrich Braz) des vaters vnd vnser sälichait
a 10 mêr : fehlt BT 11 Swelch m .] Also welcher m . BT wer a nû ] etwas BT

stellen . — 2 . 5 bevindunge habe ich nur noch Pf. S. 464,24 , 31; 465,15 und 648,14 vorgefunden . An der
vorliegenden Stelle muß es die Bedeutung von ( fleischliche) Empfindung, Regung, Begierde haben . Vgl.
carnis desideria conteri in der oben verzeichneten Gregoriusstelle .
i Zur Textänderung gegenüber Pf. S . 289,22 an lîplîchen und an geistlîchen dingen ( E ) sieh
Quint S . 810 und den Hinweis auf Pf. S . 289,36 ( = unten S . 431,4 ) , wo geistlich guot wiederkehrt.
Eckhart, bzw . Gregorius, unterscheidet zwischen materiellen Dingen und geistigem Gut. — Von den im
Voraufgehenden aufgeführten vier Stücken , die Eckhart mit Gregorius unterscheidet, behandelt er im
folgenden nur das vierte : vom Geben .
2 Zu Z . 3ff. vgl. oben S . 400 ,1ff.: Der dritte punct der rîcheit ist, daz man gebe âne widerwarte ;
wan swer iht gibet umbe iht, der enist niht vollen rîche.Dar umbe ist diu rîcheit gotes hier ane bewîset ,
daz er alle sîne gâben gibet vergebens. und die dort Anm . 2 verzeichneten Parallelstellen DW 5 S. 299,2ff.
( RdU ) und dort S. 372 Anm .437; Pf. S . 177,3f.; 278,37.ff .; 279,22f.; 334,37 ( = unten S. 476 ,12) ;
vgl. auch die ähnliche Stelle DW 1 S . 274,1 ff. und dort Anm . 1.
3 Die Interpunktion Pfeiffers , der hinter 2 . 8 ( Pf. S. 287,29) arm einen Doppelpunkt setzt, ist
430
Beatus venter , qui te portavit
geben wil durch die liebe gotes, der sol alsô geben lîplich guot lûterlîche durch got, daz
35 er niht enmeine dienst noch widergâbe noch zergenclîche êre noch des sînen nihtes niht
ensuoche dan aleine gotes lop und êre und sînes næhsten helfe durch got, dem ihtes ge
bristet an sîner nôtdurft. Und alsô sol er ouch geben geistlich guot, swâ er bekennet,
daz ez sîn ebenkristen gerne nimet, sîn leben dar ane ze bezzerne durch got, und sol noch 5
dankes noch lônes begern von dem menschen noch keines vorteiles noch ensol ouch
keines lônes von gote begern durch des dienstes willen , mêr : aleine, daz got gelobet
werde. Alsô sol er ledic in der gâbe stân, als Kristus ledic und arm stuont in allen sînen
40 gaben , die er uns gegeben hât. Der alsô gibet, daz ist wærlîche gegeben ?. Swer disiu
vier stücke an im hât, der mac in der warheit getrûwen, daz er daz wort gotes gehoret 10
und ouch behalten habe .

1 die liebe g .,] got PfE alsô bis lûterl.] lûterlîche geben PfE 1f. daz er) und ensol
PfE 2 meinen PfE d ienst (weder d . BT) noch fehlt Pfe wider geben Brag noch
zerg. êre fehlt « vergenklich BT des sînen hinter niht BT Bra , fehlt Str ,Mai 3 en
suoche] suochen PfE , fehlt seinen ebem cristen zehelfen a helfe bis 4 nôtdurft.] hilff vnd
trost / dem etwas gebristet an seiner notturfft / alles allein durch got lauterlich / sunst überal nichts
ansehen (angesehen BTH) BT 3 got,] gottes Brag dem bis 4 nôtdurft . fehlt PfE 3 ichtes
it Bra , 4 geben hinter guot, Pfe geistl. g .,] das geistlich BT s wa bis 5 got, fehlt Pfe ,
(Hom .) 4 bek.,] bekennt vnd weißt BT 5 nehsterobeBT
srin er Egerne]
benbegerte
szebesserung Braz
PfEs nimet,]
für gut n . BT hieran BT Zebesserunt Str , zebesrindadBraz BT en Mai, g Also)nochvon]t
weder BT 6 noch bis menschen fehlt Mai, noch '] weder
E b eg. ]hiervon b . BT fehlt
PfE von bis vorteiles ] noch keins vorteils von dem selbigen menschen BT den Pf kei
nes bis 7 lônes fehlt PfE 6 keines fehlt a noch®] vnd BT 7 geren Pfe , durch ]
vmb BT des fehlt Bray mêr:) sunder BTą got hievon g . BT goteE 8 Alsô ] vnd
a. a ledici bis stân, ] 1. sein in d . a g . v nser herr Jesus Christus BT ledic bis stuont
fehlt Pfe , und arm stuont fehlt BT 8f. in den g . 9 gâben, bis hât.] gaben ist die er
gibt. BT g . ist . Pfe . Der ) wer a Swer d . ] Wer also d . BT 10 er das gotes w . Str Mai,
er gotes w . PfE 10f. geh . hab vnd es b . a 11 und ouch b . fehlt BT

irreführend . Eckhart sagt zunächst, daß Christus in allen seinen Gaben , die er uns freigiebig gegeben hat,
ledic und arm war, und dann gibt er die Erklärung dieses ledic -und -arm -Seins in seinem Geben , indem
er sagt : ,,. . . in allen seinen Gaben suchte er für sich nichts“ . Vgl. auch unten S . 431,8f.; oben S . 8 ,3ff.:
Nû möhtet ir sprechen : war umbe zürnet got ? — Umbe niht anders dan umbe die verlust unser eige
nen sælicheit , und er ensuochet des sînen niht; also leit ist gote , daz wir tuon wider unser sælicheit .
Gote enkunde niht leider geschehen dan an der marter und an dem tôde unsers herren Jêsû Kristi,
sînes eingebornen sunes, den er leit umbe unser sælicheit . Vgl. auch unten S. 445 ,6 und dort Anm . 3 .
i Zu S . 430,11ff. vgl. DW 1 9 . 7 ,1ff.: Sehet, diz sint allez koufliute, die sich hüetent vor groben
sünden und waren gerne guote liute und tuont ir guoten werk gote ze êren , . . . und tuont sie doch
dar umbe, daz in unser herre etwaz dar umbe gebe, oder daz in got iht dar umbe tuo, daz in liep sî:
diz sint allez koufliute . Daz ist grop ze verstânne, wan sie wellent daz eine umbe daz ander geben
und wellent alsó koufen mit unserm herren . An disem koufe sint sie betrogen . — Zu oben Z . 4 geistl.
guot vgl. oben S . 430, 3 und dort Anm . 1. Daß dieses geistl. guot „ geistiges Gut“ , d . h . geistige Gabe,
Tugend ,bedeutet,gehtdaraus hervor,daß der Mitchrist dadurch sein Leben bessern könne,wie z . 5 besagt. —
Zu Z . 8 ledic in der gâbe stân vgl. oben S . 430,8f. und dort Anm . 3 .
2 Vgl. oben S. 429,3 und S. 430 Anm . 1.
431
Predigt 49

Alliu diu heilige kristenheit biutet unserer vrouwen grôze êre und wirdicheit dar umbe,
daz si lîplîche ist diu muoter Kristîl, und daz ist billich . Diu heilige kristenheit bitet
sie umbe gnâde, und die mac si erwerben , und daz ist billich . Und ob diu heilige kristen
heit ir als grôze êre biutet, als wol billich ist , nochdanne vil mê lobes und êre mac diu 290,5
5 heilige kristenheit dem menschen erbieten , der daz wort gotes gehæret und ez behalten
hât, wan er noch sæliger ist, dan unser vrouwe dâ von ist, daz si lîplîche Kristî muoter
ist, als Kristus selbe gesprochen hât. Alsus getâne êre und âne zal mê enpfæhet der
mensche, der daz wort gotes hæret und ez beheltet. Dise vorrede hân ich iu dar ûf ge
saget, daz ir die wîle gesament würdet. Vergebet mir ez , daz ich iuch alsô dâ mite ûf
10 gehalten habe. Ich hân nû willen ze predigenne3.
Driu stücke nemen wir ûz dem ewangelio ; von den wil ich iu predigen . Daz êrste 10

1 Alliu fehlt PfE heilige fehlt a biutet] die erbütet (er v. and . Hd .) Str, die b . Mai,
thůt BT vnser lieben Frouwen BT êre) lob PfE w irdicheit] zucht BT l f. dar
umbe, daz] durch die sälichait die si da von hat das a l dar fehlt BT 2 1. worden ist ein
muoter (můter v. and. Hd. auf d . Rand E ) Pfe , xpus m . ist a vnsers herren Jesu christi
BT Diu bis 4 ist, fehlt PfE , (Hom .) 3 und ’ bis erwerben ,] vnd simag si geben a und
fehlt BT Und bis 4 ist ,] durch die seligkeit / die sy davon hatt das sy leyplich ein måtter Christi
ist / Hierumb auch ir also grosses lob vnd ere von yederman erbotten wirt / als sich wol gezimpt
BT 4 erbutte Brag nochdanne ] Aber noch BT Noch Pfe , lop und êre PfE , 5 hei
lige fehlt BT erb. d. m . BT bieten Pfe , das gotſ wort BT höreta ez fehlt Pf
E behaltet a 6 er] der mensch a ein solicher mensch BT noch bis 7 hât. ] hierinn
vil seliger zů achten ist denn vnser liebe frow / Deßhalb / das sy ein leipliche måter gotts allein wer.
Als vnser lieber herr Jesus christus selber gesprochen hat BT 6 säliger ( er v . a . Hd .) Str, sållig
Maig dâ ] dannan a ist, fehlt PfE 6f. si xps můter leipplich ist a 7 xpus diß (die
Maii) red selber a sprach Pfe , Alsus bis 8 beheltet. fehlt a 7 Alsus getâne) vnd
hierumb soliche BT mô] noch vil m . BT 8 das (das fehlt BT!) gotßwort BT Dise
bis 10 predigenne. fehlt PfE 8 rede a dar bis 9 gesament] gesagt / vff die weil / dz ir ge
samlet BT 9 wîle ) welt (zu wil korr. Strz) Str Maij w erdent a damit also BTO also
fehlt a 10 gehalten a 11 st. die n . BT sulen wir nemen ûzer PfE nemen ) nieman Str ,
neman Mai d . heiligen ewangelio (doch nit an eim ortt oder capitel) (Klammern in BT) von den
(dem BT ) ich yetz wil sagen BT dem ] disem StrzMai von bis predigen . fehlt a êrste]
ein PfE

1 Zu 2 . 1f. vgl. insbesondere DW 1 S . 375,10ff. und oben S . 428,4f. und dort Anm . 1.
2 Zur Textergänzung in Z . 3f. gegenüber Pf. S . 290, 5 vgl. Quint S . 810 zu 290,5 . E , dem Pfeiffer
folgte , hat das ergänzte Textstück offenbar infolge von Homöoteleuton verloren . Der BT- Text ist hier
wie an anderen Stellen leicht erweitert und, wie mir scheint, syntaktisch -logisch nicht so überzeugend wie
der von mir aus & entnommene Text,der den Satz in 2 . 3f. im Gegensatz zum Hauptsatz in BT (Hierumb
auch ir etc.) als Konzessivsatz zum in Z . 4 folgenden Hauptsatz bietet: „ Und wenn die hl. Christenheit
ihr (d .h . Maria ) 80 große Ehre bietet, wie wohl geziemend ist, 80 kann die hl. Christenheit gleichviel dem
Menschen noch viel mehr Lob und Ehre erbieten , der das Wort Gottes gehört und behalten hat, . . . " . —
In Z . 3 ist die a -Lesart geben statt erwerben unursprünglich, denn Maria vermag nicht die Gnade selbst
zu spenden , sondern nur (durch ihre Fürsprache) zu vermitteln , zu beschaffen .
3 Zu meiner Ergänzung der Bemerkung des Predigers 2 . 8 — 10 und ihrer Auslassung in E ,( Pf)
sieh Quint S .810 zu 290 ,9f. und oben S . 423 unter „ Textkonstituierung“ .
432
Beatus venter, qui te portavit

ist : 'der daz wort gotes hæret und daz beheltet, der ist sælic'. Daz ander ist: ‘daz weizen
korn envalle in die erde und enverwerde dar inne, sô blîbet ez aleine. Vellet ez aber in
die erde und verwirdet dar inne, sô bringet ez hundertveltige vruht'. Daz dritte : daz
15 Kristus sprach : 'nieman under den sünen , die von wîbes lîbe ûfgestanden sint, enist
groezer dan Johannes Baptistâ ’. Nû lâze ich die lesten zwei und rede von dem ersten 5
stücke1.
Und Kristus sprach : 'der daz wort gotes hæret und ez beheltet, der ist sælic'. Nû
20 merket mit vlîze disen sin ! Der vater selber der enhæret niht dan diz selbe wort, er en
kennet niht dan diz selbe wort, er ensprichet niht dan diz selbe wort, er engebirt niht

1ff. Ioh . 12,24 : . . . nisi granum frumenti cadens in terram ,


1; 7 Sverit,25: ipsum solum,m Matth.11,11: ... non s
mortuum fuerit, 25 : ipsum solum manet ; si autem mortuum fuerit, multum fructum affert.; vgl. auch
unten S . 438,311., 5f. 4f. Vgl. Matth . 11,11 : . . . non surrexit inter natos mulierum maior Ioanne
Baptista : qui autem minor est in regno caelorum ,maior est illo., vgl.auch unten S . 447,5ff.; 448,1 , 10f.

1 ist: bis beheltet,] ist von dem dz der herr sprach / Selig seind die da hörent das wort gottes
vnd behaltent das selbig . BT der gotes w . PfE daza) es Brag der ist sælic'. fehlt Pf
E ist : 'daz] stuck das & von dem / das er sprach / Es sey dann / das daß BT 2 valle denn
in a enverw .] sterb oder verw . BT verderba dar inne ze nihte, anders sê Pfe , sô bis
3 inne, fehlt StrzMaiz (Hom .) 3 und bis inne, fehlt Pfe , verdirbet Braz dar inne, fehlt
BT hundertuältigen lon vnd frucht & hundertveltige) vil BT frühte Pf früht
E , frücht BT dritt stuck das a 4 Kristus] er BT vnser herre a sprach von seinem
vorlåuffer / Niemant BT der sunnen PfE sind uf gest. a 5 Baptistâ '. ] der tåuffer
BT Nû bis 6 stücke. fehlt a 5 von d .] vo
E 6 stücke.] stück als vnser herr sprach /
Selig seind die / da hörent das wort gottes etc. BT 7 Und bis beheltet,] Dasander teyl vnd ( = fette
Überschrift) der recht anfang diser predig / sagt wie der hymmelsch vatter sein eingeboren wort sprech /
vnd daßselbig håre vnd bekenn / Vnd das er vns daß selbig gibt / vnd darinn auch sein selbs wesen
vnd leben / vnd sein gotheit überal / vnd über diß alles gibt er auch dem menschen gewalt mit im
selber / zů geberende sich selber vnd alle ding in eym gegenwertigen nun etc . Vff den spruch Christi.
Beati qui audiunt verbum dei / et custodiunt illud . Luce .xj. S ( Zierinitiale) Elig seind die da hèrent
das wort Gottes / vnd behaltent es. BT Und K . spr.:] Das erste sprach :) sp. E hæret
bis sælic'.] hæret , der ist sêlig , ob er ez behaltet.' PfE 8
gebirt] enhæret niht unde kennet niht noch ensprichet noch gebirt PfEsbift PE fehlt Bragehill Sur3B
der fehlt Pfe , enhæret bis 9 en
8 niht) nit anders Stra
Mai; diz 8 . w .,] diß w . selb Str Mai, 8f. enkennet bis 9 wort, fehlt Braz (Hom .) 9 dan ?
fehlt Mai e rl bis 434, 1 wort. fehlt Maii (Hom .) 9 er2 bis 434, 1 wort. fehlt Str Braz (Hom .)

1 Die drei stücke, von denen Eckhart S .432,11 spricht, sind natürlich nicht alle drei dem Schrift
tevie BT in der ches. zu 20m vorliegendench der Exegese di
text Luk . 11,27 f. „ entnommen " ; das gilt vielmehr nur für das erste . Die beiden anderen aber stehen doch ,
wie BT in der Gesamtvorrede zur Predigt sagt ( sieh den Eingang des Var.- App .8 ) , in innerem Bezug
zum ersten stücke. – Zu 2 . 5f. vgl. oben S . 123, 5 und dort Anm . 4 ; 409,4f. und dort Anm . 1; unten
S .557 ,10 und dort Anm . 3. Im vorliegenden Falle läßt der Prediger die beiden letzten stücke nun aber
deineswegendeacortbehandelt sievornehendench der
keineswegs aus; er behandelt sie vielmehr nach der Exegese des ersten ebenso ausführlich unten S . 438,3ff.
und S . 447,5ff. Sieh auch oben S. 425f. Wenn Pfeiffer S . 288, 15 mit E , der sunnen statt oben 2 . 4
den sünen, was dem Matthäustext entspricht, aufnahm , 80 war das natürlich ein unverständlicher Miß
griff, da ihm BT zur Verfügung stand .
28 Edhart, D 2 433
Predigt 49
dan diz selbe wort. In disem selben worte hæret der vater und bekennet der vater und
gebirt der vater sich selben und ouch diz selbe wort und alliu dinc und sîne gotheit al
ze grunde, sich selben nach der natûre und diz wort mit der selben natûre in einer andern
persône1. Eyâ ?, nû merket die wîse dises sprechennes ! Der vater sprichet vernünftic - 290,25

1 In ) und in Pfe selben fehlt a der vater1,2 fehlt PfE , 2 ouch fehlt a al]
alle a fehlt Pfe 3 sich ) unde s . PfE nâch der n . fehlt a und diz ] vnd nach der person
das BT mit bis natûre% fehlt a 4 Eyâ, bis 435 ,13 warheit. fehlt a

1 Zu S . 433,8ff . vgl. insbesondere DW18 . 15 ,9ff.: Waz spricht her Jêsus ? Er sprichet, daz er ist.
Waz ist er denne ? Er ist ein wort des vaters . In dem selben worte sprichet der vater sich selber und
alle götlîche natûre und allez, daz got ist, alsô als er ez bekennet, und er bekennet ez, als ez ist. Und
wan er ist volkomen in sînem bekantnisse und in sîner vermügenheit , her umbe sô ist er ouch vol.
komen in sînem sprechenne. Dâ er sprichet daz wort, dâ sprichet er sich und alliu dinc in einer
andern persône und gibet im die selbe natûre, die er selber hât, und sprichet alle vernünftige geiste
in dem selben worte glich dem selben worte nach dem bilde, als ez inneblîbende ist, nach dem , sô ez
ûzliuhtende ist, als ein ieglich bî im selber ist, niht glîch in aller wîse dem selben worte,mê: sie hänt
mügelicheit enpfangen glîcheit ze enpfâhenne von gnaden des selben wortes ; und daz selbe wort,
als ez in im selber ist, diz hât der vater allez gesprochen , daz wort und allez, daz in dem worte ist.
und dort Anm . 1 ; 312,3ff.: Der himelische vater sprichet ein wort und sprichet daz êwiclîche, und
in dem worte verzert er alle sînemaht und sprichet sine götlîche natûre alzemâle in dem worte und alle
créatûren , . . .; In Eccli. n . 40, LW 2 S . 268 Anm . 4 ; oben S. 98, 1ff.: got ensprach nie dan einez. Sîn
spruch enist niht dan einez . In dem einen spruche sprichet er sînen sun und den heiligen geist mite
und alle crêatüren und enist niht dan éin spruch in gote. und die dort Anm . 1 verzeichneten Parallel
stellen ; Sermo 11,2 n . 17, LW 4 S. 19,6f.und dort Anm . 5 ; vgl. auch DW 1 S . 591f. zu S. 161; In Gen . II
n . 112, LW 1 S. 577,9ff.; unten S . 435 ,10ff.; Pf. S . 540,21ff.; Tauler S . 8,28ff.
2 Z . 4 Eyâ, - 435,13 warheit . fehlt a. Das Textstück ist aber sicher ursprünglich, da es inhaltlich
ebenso bedeutsam ist, wie es mit sicher echten Äußerungen Eckharts an anderer Stelle (zumal DW 1
S. 15 ,9ff., sieh oben Anm . 1) übereinstimmt. – S. 435, 1f. habe ich gegenüber Pf. S . 290,26f. die Inter
punktion und teilweise auch den Text geändert . Die Übersetzung von oben Z . 4 ff. lautet: „ Wohlan , nun be
achtet die Weise dieses Sprechens ! Der Vater spricht auf dem Wege der Erkenntnis in Fruchtbarkeit seine
eigene Natur völlig in seinem ewigen Worte aus. Nicht willentlich spricht er das Wort als einen Akt des
Willens, wie wenn etwas aus der Macht (dem Antrieb ) des Willens gesprochen oder getan wird und man
es in eben dieser Macht auch unterlassen kann ,wenn man will. So steht es nicht mit dem Vater und seinem
ewigen Wort; sondern , ob er wolle oder nicht wolle, er muß dieses Wort sprechen und ohne Unterlaß
gebären ; denn es ist mit dem Vater auf naturhafte Weise wie eine Wurzel (der Trinität) in der ganzen
Natur des Vaters , 80 wie es der Vater selbst ist. Seht, darum spricht der Vater dieses Wortwillig , aber nicht
willentlich (ausWillensantrieb ), und naturgemäß , aber nicht naturhaft (aus seiner Natur heraus)“ , –
Zur Unterscheidung von williclîche und niht von willen (435,7 ) vgl. Thomas S . theol. I q. 41 a . 2 :
Respondeo dicendum quod , cum dicitur aliquid esse vel fieri voluntate, dupliciter potest intelligi.
Uno modo, ut ablativus designet concomitantiam tantum : sicut possum dicere quod ego sum homo
mea voluntate, quia scilicet volo me esse hominem . Et hoc modo potest dici quod pater genuit filium
voluntate ( = williclîche), sicut et est voluntate deus: quia vult se esse deum , et vult se generare
filium . — Alio modo sic , quod ablativus importet habitudinem principii: sicut dicitur quod artifex
operatur voluntate, quia voluntas est principium operis. Et secundum hunc modum , dicendum est
quod deus pater non genuit filium voluntate ( = Niht von willen . .. als ein getât des willen unten
S . 435, 1 und 7) ; sed voluntate produxit creaturam . . .. Ad primum ergo dicendum quod auctoritas
illa ( = Hilarius) inducitur contra illos qui a generatione filii etiam concomitantiam paternae volun
434
Beatus venter, qui te portavit
lîche in vruhtbarkeit sîne eigene natûre alzemâle in sînem ewigen worte. Niht von
willen sprichet er daz wort als ein getât des willen , als só swaz da wirt gesprochen oder
getân von gewalt des willen , in der selben gewalt mac er ez ouch wol lâzen , ob er wil.
80 Alsô enist ez niht umbe den vater und umbe sîn êwic wort ; mêr : er welle oder enwelle,
er muoz diz wort sprechen und gebern âne underlâz; wan ez ist mit dem vater als ein 5
wurzel1 in aller der natûre des vaters natiurlîche, als der vater selber ist . Sehet, her
umbe sprichet der vater diz wort williclîche und niht von willen , und natiurlîche und niht
35 von natûre. In disem worte ? sprichet der vater mînen geist und dînen geist und eines
ieglîchen menschen geist glîch dem selben worte . In dem selben sprechenne bist dû und
ich ein natiurlich sun gotes als daz selbe wort. Wan , als ich ê sprach : der vater en - 10
bekennet niht dan diz selbe wort und sich selben und alle götlîche natûre und alliu dinc
40 in disem selben worte , und allez, daz er dar inne bekennet, daz ist glîch dem worte und
ist daz selbe wort natiurlîche in der warheit 3. Swenne dir der vater diz bekantnisse
gibet und offenbâret, sô gibet er dir sîn leben und sîn wesen und sîne gotheit alzemâle
wärlîche in der warheit. Der vater in dísem lebene, der lîplîche vater, der teilet sînem 15
kinde mite sîne natûre und engibet im niht sîn selbes leben noch sîn selbes wesen , wan
291,5 daz kint hât ein ander leben und ein ander wesen, dan der vater habe. Daz bewîsent
sie dar ane: der vater mac sterben , und daz kint mac leben ; oder daz kint mac sterben

2 sprichet er d . w . fehlt PfE t hat BT als só fehlt Pf a lsa fehlt E swaz]


etwas BT gespwā Ei 3 von ] vß einer BT 4 mêr : fehlt BT oder er w8ll nit
bel]wurzelich hom. abgegl.
BT 5 wort fehlt BT
zel) wurzelich E
wan ] vnd BT 5f. also ein würtzel mit dem vatter BT 6 wur
natiurlîche, bis 7 vater auf d . unteren Rand mit Verweisungszeichen nachgetr.,
im Text durch Hom . abgegl. E 6n alsbibeis9nighoisbtefkebernet dan Pund sein leb10en,Wan
6 als bis 7 natiurlîche fehlt BT (Hom .)
u
Hom ,.)hinter sprach :
8 disen worten
Pfe
BT
g eist1,2 fehlt Pfe
ô] vor BT
d r t e
u nd bis 9 geist fehlt BT (Hom .)
10f. daz der vater niht bekennet dan PfE , 12 er dinne kennet Pf
E 13 Swenne dir ] wann da (wa Braz) a 14 sein wesen vnd sein leben vnd so gibt
er dir sein wesen BT 15 wärh .) rechten w . a vater bis der fehlt PfE (Hom .) disem ]
dem Maiz lebene,] lieben BT, der fehlt PfE 15f, sinen kinden BragMaii 16 mite]
nit BT sinr Brag und bis niht fehlt BT « (sieh hinter wesen ,) engibet im fehlt Pf
E selbes1,2 fehlt Pfei noch ) vnd a wesen , wan ) wesen / vnd gibt im nit / Wann BT w .
vnd geit (geit fehlt Maij) im nit das chind wann a 17 ein ander fehlt PfE vater selber h .
Pfe , habe.] hat a 17f. beweist man BT 17 beweiset Str Brag 18 und fehlt BT mac?
fehlt Pfe oder] aber a sterben ] leben E ,

tatis removebant, dicentes sic eum natura genuisse filium ,ut inde voluntasgenerandieinon adesset;... -
Die Unterscheidung von mhd . williclîche und von willen ist nhd. schwer wiederzugeben .
1 Zu wurzel vgl. oben S . 395,1 und dort Anm . 1.
2 Pfeiffer übernahm aus E , die unsinnige Lesart In disen worten, sieh Quint S . 811. Lasson
( M . E . S . XII) hat die Korrektur bereits vorgeschlagen .
Zu 2 . 8ff. vgl . insbesondere die oben S . 434 Anm . 1 aufgeführte Parallele DW1 S. 15 ,9ff., auf
die sich der Rv. in 2 . 10 , wie ich in Quint S. 811 zu 290,34 etwas zu unbedingt gesagt habe, „ fraglos“
bezieht. Er wird sich wohl auch auf oben S . 433,8ff. beziehen . Vgl. noch etwa Par. an . S . 127, 22ff.: der
vader sprach ein wort, daz was sin son . an deme einigin worte sprach he alle dinc. daz wort des vadir
inist nicht anderis dan sin selbis forstentnisse .
435
Predigt 49

und der vater leben . Hæten sie beide éin leben und ein wesen , sô müeste daz von nôt
sîn , daz sie beide mit einander müesten sterben oder leben , wan ir beider leben und
wesen daz wäre ein . Und alsô enist ez niht. Und her umbe so ist ir ieglîchez dem andern 291,10
vremde und sint geteilet von einander an lebene und an wesene. Nime ich viur von
5 einer stat und lege ez an ein ander, sô ist ez doch geteilet, al ez viur ist: diz mac brinnen
und daz mac leschen , oder diz mac leschen und daz mac brinnen ; und her umbe enist 15
ez weder ein noch êwic ?. Aber, als ich ê sprach : der vater von hímelrîche, der gibet
dir sîn êwic wort, und in dem selben worte gibet er dir sîn selbes leben und sîn selbes
wesen und sîne gotheit alzemâle ; wan der vater und daz wort sint zwo persônen und ein
10 leben und ein wesen ungeteilet 2. Als dich der vater nimet in diz selbe lieht, vernünftic- 20

1 leben .] sterben E Hæten sie ) hetti si ( si v . and . Hd. über d . Zeile ) Str , hetti Mai, H .
aber sie Pfe ein wesen vnd ein leben BT 2 sterben müßten BT leben oder sterben ,
PfE 2f. wesen vnd leben BTMai 3 daz fehlt BTBra , ains Bra, niht.] niht umbe
den himelschen vater und umbe sînen sun Pfe , Unda fehlt PfE , her umbe] dar vmb
Mai, hie Braz s ô fehlt PfE ieclîcher PfE StrzMai 4 von einander fehlt BT von ' ]
vnd Str , vñ Mai Brag (statt under ? ) von %] an a 5 ander stat PfE ,Bra , doch fehlt
Bra, al bis ist:) all ist es füer. BT al] als Pfeja diz ] dez Mai, wan d . Pfe , bren
nen PfE , BT 6 daz?] diß Mai, jenz PfE mach fehlt PfE l eschen , ] erloschen BT Strz
Mai diz bis brinnen ;] dasmag brennen vnd diß erlöschen . BT diz ] dz Bra , leschen ]
erleschen und ] oder Maii daz maca) jenz Pfe , brennen Pfe , und fehlt Pf
E her ] dar Main 7 ez fehlt a weder) wederthalb Str Brag iedwederthalb Mai, êwic .
bis sprach :] ewig / als ich vorsprach . (dahinter Paragraphenzeichen !) BT von himel gît Pf
E 8 sînº] dein Main leben bis 9 wesen ] wesen vnd sein selbs leben BT Str,Mai, leben , wesen
PfE 8 und sîn selbes fehlt PfE , 10 Als ] Swenne Pfe , nimet ] minnet Pfe , mynnet
(getilgt, darüber v. and . Hd. nimpt Strz) StrzMai, liebhat BT diz ] das Bra , 10f. vnuernüftic
lich (vn radiert Strz) Str ,Mai,

i Zu S . 435, 15ff. vgl. oben S . 401, 1f .: Mîn vater gibet mir wol mîne natûre, er engibet mir aber
nihtmîn wesen ; daz würket got lûterlîche.und die dort Anm . 2 verzeichneten Parallelen SermoXXVIII,2
n . 286 , LW 4 S . 257,8ff . und dort Anm . 7 ; In Sap. n . 19, LW 2 S. 340, 1ff . und dort Anm . 1; vgl. auch
DW 1 S . 225 , 7. — Zu S . 435 , 18 ff . vgl. Pf. S . 144, 25f.: Sô mîn vater stirbet, dar umbe stirbe ich niht.
Zu meiner Korrektur (oben 2 . 3) des unsinnigen Textes Pfeiffers (291, 10 ) alsô enist ez nihtumbe den
himelschen vater und umbe sînen sun . ( E ) sieh Quint S. 811 und meine dortigen Ausführungen :
„ Eckehart hat vorher gesagt, daß der irdische Vater nicht ein und dasselbe Wesen und Leben wie sein
Kind habe, daß Eins von beiden sterben könne, während das Andere lebe. Hätten jedoch beide ein Leben
und ein Wesen , so müßten beide miteinander entweder leben oder sterben . Und nun fährt der Prediger fort:
' Dies aber (scil. daß beide ein Leben und ein Wesen hätten ) ist nicht der Fall, und deshalb sind sie ein
ander fremdund dem Leben und Wesen nach getrennt, so wie ein an einem Feuer entfachtes zweites Feuer
von jenem getrennt ist, da dieses fortbrennen kann , während jenes erlischt und umgekehrt . Und nun erst
kommt der Gegensatz , der bei Pf.( E ) mit seiner obigen Lesart zu früh erscheint,weil er die Ausführungen
über den irdischen Vater und sein Kind ungeschickt unterbricht: 'Aber, wie ich früher sagte: der himm
lische Vater , der gibt dir . . . sein eigenes Leben , Wesen und seine ganze Gottheit.”“ - Zu Z . 4ff. vgl.
die ähnliche Aussage DW 1S. 336 ,7f.: Man sprichet,daz ein viur enbrenne daz ander. Daz widerspriche
ich . Ein viur enbrennet wol sich selber. und die dort Anm . 3 verzeichneten Vergleichsstellen , etwa In
Gen . I n. 159, LW 1 S. 307,5f.: Sicut ergo causa omnis ignis nunquam est ignis, sed aliquid non ignis,
. . . und dort Anm . 3; ferner In Gen . I n . 89, LW 1 S . 248 , 16f. - Z . 5 al ez viur ist = „ wenngleich
es Feuer ist' , vgl. Paul- Schmitt Mhd . Gramm .16, 1953, S . 215 $ 335 Anm . 1.
2 Zu 2 . 7ff. vgl. oben S . 435, 13ff . Der Rv. in 2 .7 bezieht sich offenbar auf die bezeichnete Stelle,
436
Beatus venter, qui te portavit

lîche ane ze schouwenne diz lieht in disem liehte nâch der selben properheit, als er sich
und alliu dinc nâch veterlîcher gewalt in disem worte bekennet , daz selbe wort nâch
rede und nach warheit , als ich gesprochen hân , sô gibet er dir gewalt, mit im selben
ze geberne dich selben und alliu dinc, und sîn selbes kraft glîch disem selben worte.
25 Alsô bist dû mit dem vater gebernde âne underlâz in des vaters kraft dich selben und 5
alliu dinc in einem gegenwertigen nû1. In disem liehte, als ich gesprochen hân , dâ en
bekennet der vater keinen underscheit zwischen dir und im noch kein vorteil, niht mê

1 anschouwende, diz selbe 1. PfE , in ] vnd in StrzMai proprietet oder eigenschafft /


als BT 2 nach der v . StrzMai gewalt] gewaltigkeit BT herrschaft vnd gewaltichait
a worte ) leben Str Mai 3 reden Brag als bis hân, fehlt PfE 4 sîn selbes] seines
a ding in eim / vnd BT diz selbe wort. PfE ,BT disem ] dem a 5 du mit (mit
fehlt BT) geboren ( = mitgebernde) mit dem (der Bra,) vater sunder (on BT) BT 7 dir ] ir
Str ,Mai, fúrteil E , fürtaile a

während BT ihn , wie seine Interpunktion zeigt, unsinnigerweise auf das unmittelbar Voraufgehende
bezieht (sieh den Var.-App . zu Z . 7). Vgl. etwa noch DW 1 S. 193,6ff.: Wan der gotes wort hæren
sol, der muoz gar gelâzen sîn . Daz selbe, daz dâ hæret, daz ist daz selbe, daz dâ gehæret wirt in dem
êwigen worte. Allez daz, daz der êwige vater lêret, daz ist sîn wesen und sîn natûre und alliu sîn got
heit, daz offenbåret er uns alzemâle in sînem eingebornen sune und lêret uns, daz wir der selbe sun
sîn . und dort Anm . 4 ; oben S . 84,5ff.: Der vater enkan niht dan gebern , der sun enkan niht dan geborn
werden . Allez , daz der Vater hat und daz er ist, die abgründicheit götlîches wesens und götlicher
natûre, daz gebirt er zemâle in sînem eingebornen sune. Daz hæret der sun von dem vater, daz hât er
uns geoffenbâret, daz wir der selbe sun sîn . Allez , daz der sun hât, daz hât er von sînem vater, wesen
und natûre, daz wir der selbe eingeborne sun sîn . und dort Anm . 4 .
1 Zu S . 436, 10ff. sieh Quint S . 811 zu 291,19 und 20, wo ich zu Pfeiffers falscher Interpunktion
S . 291,20 (Komma hinter anschouwende,vgl.oben Z . 1 ) gesagt habe, daß Pfeifferden Satz nicht verstanden
hat, wie seine falsche Interpunktion an der vorliegenden Stelle beweist. Übersetzung ( jetzt mit Änderung
von anschouwende > ane ze schouwenne ): „ Wenn dich der Vater in dies selbe Licht erhebt (hineinnimmt) ,
auf daß du dies Licht in diesem Lichte erkennst genau 80 ,wie er sich und alle Dinge in seiner väterlichen
Gewalt in diesem Worte ( = in dem Lichte ) erkennt — (wie er erkennt) dasselbe Wort nach , Rede' ( Ver .
nunft) und Wahrheit ( lat. etwa: secundum rationem et veritatem ), wie ich gesagt habe — , 80 gibt er dir
die Gewalt, mit ihm selbst dich selbst und alle Dinge zu gebären , U . zw . (gibt er dir ) seine eigene Kraft,
gleich demselben Worte“ . Vgl. auch die voraufgehende Anm . Die Konjektur Lassons M . E . S . XII zu
291,19 ( = oben S . 436 , 10 ) der vater vindet warverfehlt, wie der gedankliche Zusammenhang o . w . erkennen
läßt. Die Fehllesarten von Strz, Mai¡ und BT (sieh den Var.- App .) beruhen natürlich auf Verlesen von
nimet als minnet. — Oben Z . 1 properheit = proprietas, „ Eigenart" (BT: proprietet oder eigenschafft,
sieh den Var.-App.) . Soviel ich sehe, verwendet Eckhart das Lehnwort nur an der vorliegenden Stelle. —
Zu Z . 3ff. vgl. unten S . 502,6ff.: Her umbe so bite ich got, daz er mich ledic mache gotes, wan mîn
wesenlich wesen ist obe gote, alsô als wir got nemen begin der crêatûren ; wan in dem selben wesene
gotes, dân got ist obe wesene und ob underscheide, dâu was ich selbe, dâ wolte ich mich selben und be
kante mich selben ze machenne disen menschen . Her umbe sô bin ich mîn selbes sache nâch mînem
wesene, daz êwic ist, . . . In mîner geburt, dân wurden alliu dinc geborn , und ich was sachemîn selbes
und aller dinge ; und hæte ich gewolt , ich enwære niht, noch alliu dinc enwären niht; und enwäre ich
niht, sô enwære ouch ,got niht. Daz got ,got ist , des bin ich ein sache ; enwäre ich niht, sô enwære
got niht ,got'. -- Der Rv. in 2 . 3 dürfte sich wohl auf oben S .434,1 ff. beziehen ; er fehlt, wie die meisten
Rückverweise , in E . — Zu 2 . 6 in einem gegenw . nû vgl. etwa DW 1 S . 166,5 , 9f.: . . . und dâ gebirt
der vater sînen eingebornen sun in einem gegenwertigen nû und wirt diu sêle wider in got geborn . ;
171,6 , 8f.; 183,2 ; 246,4 ; Sermo VIII n . 85, LW 4 S . 81,6ff. und dort Anm . 6 .
437
Predigt 49
noch minner dan zwischen im und sîn selbes worte.Wan der vater und dû selber und alliu
dinc und daz selbe wort ist ein in dem liehte1. 291,30
Nû nime ich den andern sin , daz unser herre sprach : ‘daz weizenkorn envalle in die
erde und ez enverderbe dar inne, sô blîbet ez aleine und enbringet niht vruht. Vellet
5 ez aber in die erde und verdirbet dar inne, sô bringet ez hundertveltige vruht'. 'Hun
dertveltic' daz ist als vil gesprochen nâch geistlîchem sinne als vruht âne zal. Waz ist 35
aber daz weizenkorn , daz dâ vellet in die erde, und waz ist diu erde, dar în ez vallen
sol ? Als ich ez ze disem mâle bewîsen wil, so ist ez der geist, diz weizenkorn , den man
dâ nennet oder heizet eine menschliche sêle , und diu erde, dar în ez vallen sol, daz ist

3ff.;5f. Sieh oben S. 433,1ff.

1 minner ] nit m . Maii dû selber ] diu sêle Pf die sel (verschmiert) E 2 ist ] sint
PfE 3 Nû bis sprach : ) V ( Initiale )nser here spricht Mais sin , daz ] sinn / oder das ander
wort für mich / dz BT daz bis 4 sô ] Nisi granum etc. (dahinter Absatz) Das dritt teil diser
( = fette Überschrift) predig Von zweyerley weisen deß ver-( 290ra )derbens der edlen sel Christi / in
gleychniß desweitzenkorns /deren eine ist leiplich /die ander geistlich /deßgleichen von zweyerley frucht
barkeit die auß disem edlen weitzenkorn gewachsen vnd entsprungen ist / Wie auch ein yeglich Christen
mensch in solicher gestalt Christo nachuolgen sol / vnd sein seelwerffen in den acker seiner menscheit /
das er darinn verderb vnd widerumb fruchtbar werde. Vff den spruch den er sagt zu den scharen
der iuden . Nisi granum frumenti cadens in terram mortuum fuerit etc. Johannis .xij. Man mag dise
predig auch thản vff Laurentij. ( Absatz ) E (Zierinitiale ) S sey dann das dz weitzenkorn vallend in
das erttrich darinn sterb vnd verwerde so BT es sy den dz des waisen kerenlin valle in die erd vnd
sterb So Maiz 3 valle denn in a 4 ez? ] er Mai, fehlt Bra, unda bis vruht. fehlt Mais niht]
kein BT frühte PfE Vellet bis 5 inne,] stirbt es aber Maig 5 vergêt Pfe dar
inne, fehlt Brag h undertveltige bis 6 alsa fehlt BT (abgegl.) 5 hundertveltige bis 6 ist ?]
vil frucht dz ist Mai, 5 frühte.' PfE 5f. 'Hundertveltic '] hundertfaltige frucht Str, fehlt Mai,
Bra , 6 daz fehlt Pfe , gaistlichen sinnen a frühte PfE ,Str , 7 aber) nun BT wai
sen kerenlin Maiz daz bis erde, fehlt Pfe , dâ ] das Mai und bis erde, fehlt Mai
(Hom .) und fehlt Mais 8 es yetz beweysen wil zů disem mal BT ze disem m .] nû
PfE eza bis 9 sêle ,] ez des menschen sêle , PfE , 8 ez ? fehlt BT die waisen keren
Mais 9 dâ fehlt BT nennet oder)maint Maig oder heizet fehlt Brag

1 Zu S . 437,6ff. vgl. DW 1 S . 18,8ff.: Dâ wirt got mit gote bekant in der sêle ; sô bekennet simit
dirre wisheit sich selber und alliu dinc, und die selbe wisheit bekennet si mit im selben , und mit der
selben wîsheit bekennet si die veterlîche hêrschaft in vruhtbærer berhafticheit und die weselîche
isticheit nach einvaltiger einicheit âne einigen underscheit., 111,6ff.: Also wirde ich gewandelt in
in , daz er würket mich sîn wesen ein , unglich ; bî dem lebenden gote, so ist daz wâr, daz kein under .
scheit enist.; 162,1ff.: Diu nâheit gotes und der sêle diu enhật keinen underscheit in der warheit .
Daz selbe bekantnisse, dân sich got selben inne bekennet, daz ist eines ieglîchen abegescheidenen geistes
bekantnisse und kein anderz . Der Rv. S . 437,6 dürfte sich wohl auf oben S. 434, 1 ff. und 435, 8ff.,
vielleicht aber auch auf eine der oben aufgeführten Stellen in DW 1 beziehen . — Zur Textbesserung oben
2 . 1 und dû selber gegenüber Pf. S . 291,29 unde diu sêle ( E ) sieh Quint S . 812.
2 Gemeint ist daz ander stücke (vgl. oben S . 433, 1) , d.h . das zweite Schriftzitat Joh . 12,24, das
im Traktat Dasbuoch von dem grunde aller bôsheit (ZfdA 8 S . 452 — 464) , in Par.an . Pr. 55, S . 120f.,
Jostes 5 .75,10 ff., Sievers ZfdA 15 S . 423,33ff., In Ioh . n . 526f. interpretiert wird .
438
Beatus venter, qui te portavit

diu hôchgelobete menscheit Jêsû Kristî; wan daz ist der edelste acker , der von erde ie
40 geschaffen wart oder bereitet ze deheiner vruhtbarkeit. Disen acker hât bereitet der
vater selber und diz selbe wort und der heilige geist. Eyâ,waz was diu vruht dises werden
ackers der menscheit Jêsû Kristî ? Daz was sîn edeliu sêle von dem puncte, daz daz
geschach , daz von gotes willen und von kraft des heiligen geistes gemachet wart diu edel 5
292, 5 menscheit und der edel lîchame ze menschlîcher gedîhe in unser vrouwen lîbe und diu
edel sêle geschaffen wart, daz lîp und sêle in einem puncte der zît mit dem ewigen
worte geeiniget wart1. Als snel und als wâr geschach diu einunge: als balde sich lîp
und sêle verstuont, daz er ist , in dem selben puncte verstuont er sich geeiniget mensch

* Stra)& ** BP oder ber.fehlea Maz) dib BT der PfE ,


1 menscheit vnsers lieben herren Jesu christi BT daz ) diß BT der Pfe i e ] nie Strz
Mai 2 wart hinter bereitet1 BT
BT chainer (ch radiert Str ) a
melisch vatter
2f. d . hymelisch va
-1.a.hy tter BT
oder ber. fehlt a Mais deheiner ) einer PfE , einicher
BT 33 didizzl] dedasm aMais was]
waß nun BT ist v . and . Hd, über d . Zeile Str, fehlt Main früht E , dises] des a
Maiz 4 menscheit vnsers lieben herren ? BT iħs xps Mais sêle bis 5 von '] sêle , diu
als in eime punten des zîtes von Pfe , 4 puncte, bis 5 von '] puncten an do sy geschaffen was
von BT 4f. daz daz g.,] des geschach Brag dez gesach Maig 5 daz fehlt Maig und fehlt
Mais gem .) geschaffen Pfe , 6 menschlîchem heile Pfe , menschlicher]menschlichait
(ait v. and. Hd . auf Radierung) Str , gedîhe] gedient a gedienent Maiz form BT diu bis
7 daz fehlt PfE 6 diu ] dis Bra , 7 geschattet (!) Mais daz lîp ] des libes Maig 8 ge
ainet Maig geaignet Maii wâr geschach ) wart (t v . and . Hd.) geschaffē ( ffo von and . Hd.)
Mai diu ] dise BT 9 daz ] dz über d . Zeile nachgetr . Mais er es ist Main selbigen
BT 9f.menschlicher n . vnd götlicher n . aMais

Seele Chrish oben 2.3.


i Mit S . 438, 9 eine menschliche sêle ist die Seele Christi gemeint, die als „ Weizenkorn “ in die
Erde der Menschheit Christi geworfen wird. — Übersetzung von oben Z . 3ff .: „ Nun denn : was war die
edle Seele,
Frucht dieses kostbaren Ackers der Menschheit Jesu Christi ? Das war seine edle Seele, U . zw . von dem
Zeitpunkt an , da es geschah, daß durch den Willen Gottes und durch die Kraft des Hl. Geistes die edle
Menschheit (scil. menschliche Natur) und der edle Leib zu menschlichem Heile in Unserer Frau Leibe
gebildet und die edle Seele geschaffen wurde, 80 daß Leib und Seele im selben Zeitpunkte mit dem ewigen
Worte vereinigt wurden “ . Denn in diesem Augenblick begann die Fruchtbarkeit der Seele Christi nâch
dem teile, als der edel geist redelîche was geeiniget zo den sinnen und ze dem lebenne des heiligen
lîchamen (unten S. 440, 11f.). Sieh Quint S . 812 zu 292,2ff. Während ich mich dort hinsichtlich oben
Z . 6 mit BT für formeentschied , habe ich jetzt aus der verderbten Lesart von « gedient und Maiz gedienent
unter Berücksichtigung der E - Variante heile , die Pf. übernahm , das feminine gedîhe = „ Gedeihen “ ,
„ Wohl“ konjiziert, weil das in BT gebotene forme, das nur die Bedeutung von „ Gestalt“ haben könnte,
im gedanklichen Zusammenhang der Textstelle wohl doch kaum gemeint sein kann , ebensowenig wie die
Bedeutung des aristotelischen forma im Gegensatz zu materia . Zu dieser Konjektur (ze menschlîcher)
gedihe vgl. unten S . 444,5f. nâch sælicheit menschlîcher natûre. — Zur Bedeutung des in einem puncte
der zît (2 .7) = „ im selben Zeitpunkte" vgl. In Exod . n . 207, LW 2 S. 174 ,7ff.: Hinc est quod Christus,
caput bonorum et primogenitus, in figura huius spiritualis vitae etiam corporaliter et spiritualiter
simul eodem instanti fuit perfecte natus in utero quo conceptus, utpote de spiritu sancto : . . . und
dort Anm . 3, wo auf Petrus Lombardus Sent. III d. 2 c. 3 n . 9 ; d . 3 c. 1 n . 11; Thomas Sent. III
d . 3 q .5 a .2 ; S . theol. III q. 33 a . 1 - 3; S . c. gent. IV c. 44 verwiesen ist. Vgl. auch B . Weiß S . 47
und Anm . 28 .
2 Übersetzung von Z . 8ff.: „ So schnell und so wahrhaft geschah diese Vereinigung : sobald Leib und
Seele innewurden ,daß er ( = Christus) da war, im selben Zeitpunkt verstand er sich als vereinigtemensch
439
Predigt 49
lich natüre und götlich natûre, wârer got und wârer mensche, ein Kristus, der got ist. 292,10
Nû merket die wîse sîner vruhtbarkeit ! Sîne edele sêle heize ich nû ze disem mâle
ein weizenkorn , daz verdarp in der erde sîner edeln menscheit an lîdenne und an tuonne,
an betrüepnisse und an sterbenne, als er selber sprach , dô er lîden solte, disiu wort: 'mîn
5 sêle ist betrüebet unz in den tôt'?. Dô enmeinte er niht sîne edele sêle nâch der wîse, 15
als si vernünfticlîche aneschouwende ist daz oberste guot, dâ er mite geeiniget ist an
der persöne und selber ist nach der einunge und nâch der persône : daz was er in sînem
allerhohsten lîdenne aneschouwende in sîner obersten kraft âne underlâz , glîche nâhe
und über al, als er nû tuot ; dâ enmohte kein betrüepnisse învallen noch pîne noch tôt. 20
10 Daz ist in der warheit ; wan dô der lîchame von pîne an dem kriuze starp , dô lebete sîn
edel geist in dirre gegenwerticheit. Aber nâch dem teile , als der edel geist redelîche was

4f. Matth. 26 ,38 (Marc.14 ,34): Tristis est anima mea usque ad mortem : ...; vgl. auch unten
S . 441,3f.; 443, 3.

1 wârerl] wâr PfE , wan er Bra ein Kr.,] xpm Mais der fehlt E , MaizBT. 2 wîse
mit Auslassungszeichen im Text auf d . Rand nachgetr . E . vruhtb . bis heize] fruchtbaren edlen
sel / die heiß BT fruhtbêrikeit sîner edelen sêle. Die h . Pfe , hiess a nû fehlt «Maig 3 daz]
der Mai und fehlt Pfe , an tuonne, fehlt BT tuonne,] tớigene E , tod Maiz 4 an ? ]
vnd an BTMai, vnd Maig sterbyng Brag sterckin Maiz er auch s . BT sprach cristus
(χρί Μας) do αΜαις disiu w .: ] do sprach er dis (dz Mai ) w . aMais disiu w .: fehlt
BT 5 unz] biz PfE , BTMais sîne bis nâch ] sin sel sin edel sine was nach ( !) Maiz 6 ver
nünfticlîche fehlt PfE , BT an schowet dz Maig schauwend BT dân er m .) mit dem er
PfE v ereyniget was BT 7 der p .) die p . «Maiz aingung Maiz 8 höchsten BT
aller gråsten Bra , gråsten MaiMaig aller gröbsten Strg i n ) an Mai sunder «Maiz un
derl., ] vnder (dahinter Lücke ) Maig nach , getilgt Maig 9 über fehlt E , Maig al, fehlt
Bra,Maig als er ] alsô als er PfE v nd da BT trübnüß «Maig înv . noch
pîne] noch (in noch E ) lîden în v . Pfe , tôt. ] sterben BT not «Maig 10 warheit ; ] w . also /
BT von pîne fehlt BT starp, hinter lîchameaMaizBT 11 edel fehlt PfE , BT d.
gegenw .) seiner edlen g . Mai a ls ] das aMais redel.] todlich Maig

liche und göttliche Natur, als wahren Gott und wahren Menschen , als einen Christus, der Gott ist“ . Vgl.
oben S. 428,9ff. – Das Pfeiffer S . 292, 10 und unten S. 440,1 allein aus BT übernommene relativische
der könnte fehlen , vgl. Paul- Schmitt Mhd . Gramm .16, 1953, S. 220 343c, 2.
1 Zur Textänderung in 2 . 2 mit aMaiz gegenüber Pf. S. 292, 11 sîner fruhtbêrikeit sîner edelen
sêle . Die heize ich ( E ) sieh Quint S . 812.
2 Zu Z . 2ff. vgl. oben S . 439,3ff ., wo zunächst Jesu Christi edeliu sêle als die vruht des werden
ackers der menschheit Jêsû Kristî bezeichnet wird, insofern diese Seele Christi mit dem Leibe bei der
Empfängnis Mariens zur Einheit mit dem ewigen Wort vereinigt wurde. Und nun deutet Eckhart die
Fruchtbarkeit des „ Weizenkorns“ als eben diese mit dem Leibe verbundene edle Seele Christi in ihrem
„ Verderben “ oder „ Verwerden “ im „ Acker seiner edlen Menschheit“ im Leiden und Wirken , in der
Betrübnis und im Sterben Christi, ohne daß sie indessen als das ewige Wort durch all dies in der ewigen
Anschauung des Vaters gehindert oder beeinträchtigt worden wäre, vielmehr die Frucht des Lobpreises des
Vaters brachte , wie die oben folgenden Ausführungen zu verdeutlichen suchen . S .439, 3 vruht und oben
Z . 2 vruhtbarkeit sind demnach im Grunde identisch .
440
Beatus venter, qui te portavit
geeiniget ze den sinnen und ze dem lebenne des heiligen lîchamen , als verre nante unser
25 herre sînen geschaffenen geist eine sêle, als si dem lîchamen leben gap und mit den sinnen
was vereinet und mit der redelicheit. Nâch dirre wîse, als verre was sîn sêle 'betrüebet
unz in den tôt mit dem lîbe, wan der lîp muoste sterben ?.

3f. Sieh oben S. 440,4f.

1 geeiniget / vnd geneigt zů BT verainiget « Mais sinnen ) sinen Maiz seinen , korr . zu siñen
step iste Pe Biainen MOE BTM
Str , seinen Main
Kristus PfE ,
leben BTQ
2 sînen fehlt Brag
lf. nante u . h . ] natur vnsers herren aMais
eine s.,] ain Maij als ] was als aMais
unser h .)
leben ] geben
Main sinen Maiz E
3 was? fehlt r edel.] r. oder vernunfft BT als verre fehlt Pf
E 4 unz] biz PfE ,BTMais dem ] disem aMais

1 Zu $ . 440,4 ff. vgl. insbesondere DW 5 S . 270,11ff. ( RdU ) : Sich, dâ solt dû zweidinomerken an


dir , diu ouch unser herre an im hâte. Er hâte die obersten und die nidersten krefte ; die hâten ouch
zwei werk : sîne obersten krefte die hâten eine besitzunge und eine gebrûchunge ewiger sælicheit.
Aber die nidersten krefte waren in den selben stunden in dem meisten lîdenne und strîtenne ûf der
erde, und der werke keinez enhinderte daz ander an sînem vürwurfe .und die dort S . 355 Anm . 336 – 338
aufgeführten Vergleichsstellen ; 419,5ff.: hâte Kristus ouch unbewegelîche abegescheidenheit, dô er
sprach : 'mîn sêle ist betrüebet biz in den tốt' und Marîâ , dô si stuont under dem kriuze, und saget
man doch vil von ir klage, — wie mac diz allez bestân mit unbewegelîcher abegescheidenheit ? Hie
solt dû wizzen , daz die meister sprechent, daz an einem ieglîchen menschen zweierhandemenschen
sint: der eine heizet der ûzer mensche, daz ist diu sinnelicheit ; dém menschen dienent die fünf sinne
und würket doch der ûzer mensche von kraft der sêle. Der ander mensche heizet der inner mensche,
daz ist des menschen innerkeit . . . 421,6ff.: Nû solt dû wizzen , daz der ûzer mensche mac in üebunge
sîn , daz doch der inner mensche des genzlîche ledic stât und unbewegelich . Nû was in Kristô ouch
ein ûzwendiger mensche und ein inwendiger mensche, und ouch in unser vrouwen ; und swaz Kristus
und unser vrouwe ie geredeten von üzern sachen , daz tâten sie nach dem ûzern menschen und stuont
der inner mensche in einer unbewegelichen abegescheidenheit. Und alsô redete Kristus, dô er sprach :
'mîn sêle ist betrüebet biz in den tôt', . .. und dort S. 453 Anm .72, dazu noch etwa Pf. S. 242,15ff .:
wan er sprach selber 'mîn sêle diu ist betrüebet unz in den tôt.' Dâ meinde er niht sine edelen sêle , er
meinde sîn lîplich leben . Daz was betrüebet biz in den tôt, biz allez daz vollenbrâht wart, daz ze un
seren selden hörte, biz getötet wart unser tôt. Biz in den tôt muoz unser sêle ouch betrüebet sîn ,
biz an uns getotet wirt allez , daz dô lebet eigenes willen und eigenes nutzes und aller wollüste (sieh
Quint S .676 zu 242,16f. und 242,21); Jostes S . 20,39ff.: Do Cristus stund an dem creutz, do sach
sein sel got an , alz si hent ( statt: heut) dises tages tut (vgl. oben S . 440,9 ), awer di glorimocht nicht
uzfluz haben in den leip , er wer anders untôtlich gewesen . Wan er choin helf het von der sel, so waz
sein pein grozzer den ie cheines menschen .; Tauler S . 157, 13ff.: Die edele minnekliche sele , unser
herre Jhesus Christus, die was nach iren obersten kreften ane alle underlos gekert fürwürflichen in
die gotheit, und was in irem ersten beginne das si geschaffen wart, in den fürwurf gekert und was
denne aber als selig und gebruchlich als si ietzunt ist. Und nach sinen nidersten kreften so was er wirk
lich , bewegelich , lidelich unde hatte gebruchen und wurken und liden mit einander . Do er leit an
dem krúce und starb , do was er nach sinen obersten kreften in dem selben gebruchen do er ietzunt
inne ist.; Seuse S . 272, 13ff. ( BdeW ) : Swie daz min sele nach ir obresten kreften do were in einem
schówenne und niessenne der blozen gotheit als adellich , als si nu ist, sich , do waren doch die nideren
krefte des inren und des usseren menschen als gar in selber gelazen uf daz jungste puntli grundloser
bitterkeit in ganzem trostlosem liden , daz der marter nie gelich wart . . . Und doch so waz min wille
mit sinem willen in ewiger ordnunge vereinet. — Zur Ergänzung von vernünfticlîche oben S . 440,6
441
Predigt 49
Alsô spriche ich nû von dem verderbenne, daz daz weizenkorn , sîn edeliu sêle, ver- 292,30
darp in dem lîbe in zweier hande wîse. In einer wîse, als ich é sprach , daz diu edel sêle
ein vernünftic aneschouwen hâte mit dem êwigen worte alle götlîche natûre. Von dem
êrsten puncte , daz er geschaffen und geeiniget wart, sô verdarp si alsô in der erde, in
5 dem lîbe, daz si in dirre wîse niht mê mit im ze schaffenne hâte , dan daz si mit im ge 35
einiget was und lebete . Aber ir leben was mit dem lîbe bóben dem lîbe sunder mittel
in gote âne alle hindernisse . Alsô verdarp si in der erde, in dem lîbe, daz si mit im niht
mê ze tuonne hâte , dan daz si mit im geeiniget was .

I daz? fehlt BT edeliu fehlt aMaig 2 zwaier lai w . Maiz zwaier lay hand w . Maii in
einer wis v . and . Hd. auf d. Rand mit Verweisungszeichen im TextE a iner hand w . Bra, ê
fehlt Maig 3 hật PfE , BT het a hett Maig 4 alsó fehlt Maiz e rde und in PfE ,
BT 5 dem ] disema hat BT imºv . and. Hd. über d . Zeile Str , fehlt Mai, . 6 ir ]
in Str,Maii w asa] was si ( si v . and . Hd. eingefügt) Strg mit fehlt Brag (Zeilenw .) boben
dem libe) auf dem Rand nachgetr .mit Verweisungszeichen im Text E , ob dem leib oder über den leib
BT an (ane Brag ăn Maiz) den leib aMaig fehlt Pf 7 erde und in PfE , BTQ mit fehlt
Bra , 8 zeschaffen h . Mais geain ( 113v)gott Maig

mit a Maiz gegenüber Pf. S . 292, 16 vgl. oben S. 436 ,10f. - Die Ergänzung von daz er vor selber oben
S. 440,7 ,wie sie Larson M . E . S . XII zu 292,17 vorgeschlagen hat,istmhd . syntaktisch nicht erforderlich .
Die Übersetzung lautet natürlich : „ . . . wie er vernunftmäßig das oberste Gut anschaut, mit dem er in
seiner Person vereinigt und das er nach der Vereinigung und nach der Person selbst ist: . . . “ . — Zu S .
440,11ff. vgl. DW 1 S . 53,1ff.: Diu sêle ist als edel an irme hæhsten und lûtersten , daz ir die meister
keinen namen enkünnen vinden . Sie sprechent ir sêle , dân si dem lîbe daz wesen gibet. und dort Anm . 1 ,
dazu noch Tauler S . 261, 31 ff.: Under wilen heisset der geist ein sele ; das ist als verre als si dem
libe leben in gůsset ; .. . Und etwenne heisset si ein geist, und denne hat si als nahe sipschaft mit Gotte ,
das ist über allemosse ; . . . (vgl.dazu Quint Testbuch S .122 Anm . 10 ) ;oben S . 214 ,2f.und dort Anm . 3.
Zu S. 440 ,11 vgl.unten S. 443, 10. Die Bedeutung von redelîche (440, 11) und redelicheit (443,10 ) ist die
von lat. rationaliter und ratio, Übersetzung des vorliegenden Satzes: „ Aber im Hinblick auf den Bereich,
in dem der edle Geist ( Christi) als Verstandesvermögen mit den Sinnen und dem Leben des heiligen Leibes
vereint (verbunden ) war, insoweit nannte unser Herr seinen geschaffenen Geist eine Seele, wie sie dem
Leibe Leben gab und mit den Sinnen und mit dem Verstandesvermögen vereint (verbunden ) war" , d .h .
also die Seele in ihrer den Körper belebenden und die Sinne ausrichtenden (dirigierenden ) Funktion .
Vgl. Thomas S . theol. III q. 46 a . 7 (Utrum Christus fuerit passus secundum totam animam ).
1 Die beiden Weisen des „ Verderbens“ des Weizenkorns als der edlen Seele Christi in seinem Leibe,
die Eckhart in Z . 1f. ankündigt, hat er im voraufgehenden S. 440,2 — 441,4 schon unterschieden . Oben
2 . 248 und unten 8. 443, 1 — 6 läßt er sich mit zweimaligem Rv. auf die vorausgegangenen Ausführungen
(oben Z . 2 und unten S . 443, 1) noch einmal näher darüber aus unter teilweise wörtlicher Wiederholungder
gemachten Aussagen . Der Rv. oben Z . 2 bezieht sich auf oben S . 440,5 — 11. — Zu 2 . 3ff. vgl. oben S .
439,4 ff. Übersetzung : „ Vom ersten Augenblicke ( Zeitpunkte ) an , da er ( d . h . der leib -seelische Christus)
erschaffen und (mit dem ewigen Wort bzw . seiner göttlichen Natur (sieh oben S . 439,7f. und 9f. )) ver.
einigt wurde, verdarb sie (d .h . Christi Seele) so in der Erde, d .h . in diesem Leibe, daß sie in dieser Weise
( ihres Verderbens) mit ihm (d .h . mit seinem Leibe) nicht mehr zu schaffen hatte , als daß sie mit ihm
vereinigt war und (mit ihm ) lebte. Ihr Leben jedoch war (zwar) mit dem Leibe (aber) über dem Leibe,
unvermittelt ohne jedes Hindernis, in Gott. Auf solche Weise verdarb sie in der Erde, in dem Leibe,
80 , daß sie mit ihm nichtmehrzu tun hatte, als daß sie mit ihm vereinigtwar“ . – In Z . 4 und 7 habe ich das
von Pfeiffer S . 292,33 und 37 aus E , und BT übernommene und hinter erde getilgt,weil im Textzusam
menhang erde und lîp identisch sind. -- Die Textbesserung in Z . 6 mit dem lîbe boben dem lîbe gegen
über Pf. S . 292, 36 habe ich bereits in Quint S . 812 vorgenommen . Der Pfeiffersche Text ist unsinnig .
442
Beatus venter, qui te portavit

40 Diu ander wîse irs verderbennes in der erde, in dem lîbe, daz was, als ich ê sprach ,
dô si dem lîbe leben gap und mit den sinnen vereinet was : dô was si mit dem lîbe vol
arbeit und pîne und ungemaches und betrüepnisses 'unz in den tôt', alsô daz si mit dem
lîbe noch der lîp mit ir – in dirre wîse ze sprechenne — nie rast noch gemach gewan
293,5 noch genüegede âne zergenclicheit, die wîle der lîp tætlich was. Und diz ist diu ander 5
wîse: daz daz weizenkorn, diu edel sêle , nâch dirre wîse verdarp an gemache und an rast1.
Nû merket die vruht hundertveltic und âne zal dises weizenkornes ! Diu êrste vruht
10 ist, daz er lop und êre hât gegeben dem vater und aller götlîcher natûre dâ mite , daz er
sich mit sînen obersten kreften nie abegewante einen ougenblik noch einen punct
nihtes niht umbe allez, daz diu redelicheit hâte ze berihtenne, noch umbe allez daz , 10
daz der lîchame hâte ze lîdenne: sô bleip er nochdanne alle zît die gotheit aneschou
15 wende mit wider îngebornem lobe die veterlîche hêrschaft âne underlâz2. Daz ist diu
eine wîse sîner vruhtbarkeit, des weizenkornes, ûz der erde sîner edeln menscheit. Diu
ander wîse ist daz : allez daz vruhtbærlîche lîden sîner heiligen menscheit, daz er geliten
hâte in disem lebene an hunger, an durste , an kelte, an hitze, an winde, an regene, an 15
3 Sieh oben S. 440,4f.
s s e s h n a m M ai,orde
1 erde und in PfE aMaiz erde das ist in BT daz] die BT ê ] vor BT fehlt Maig 2 dôl]
astnaMaiz
rdas ehic aMais
epni felleichnam gedenz
sinen Maiz Brag 3 arbeiten / pein / vngemaches BT und
Str Mai, somafehlt
betrüepnisses n genüe 'unz )b
c aaMais iß BBTT
] biß alsó fehlt aMaig 4 nie bis 5 zerg .,] ruowe noch
rast noch gemach an genüegede nie gewan noch an zerg. PfE 5 noch genůge Maiz nach gnüge
âne z .] an (nach Maij) z. aMais ye hat an einicherley z . BT zergankait
Brag wile ) wille Maig fehlt Eu E . Und senkores Mais an r.] rast vnd &
Und fehlt aMais diz ] daz PfE ist also d . BT 6 daz ' ]
in deren BT das war w . BT waisenkores Mais diu e. s.) sîn e. 8 . PfE , die e . sel christi
BT nâch d . w . fehlt BT der aMais und an r .] rast vnd gnůgde BT unde ruowe. Pf
E 7 die bis zal] die vilfaltige frucht die hierauß gewachsen vnd entsprungen ist . BT die
v . h .) die hvndertvaltigen frucht Bra früht E hundert velt Maig dises w . fehlt
PfE , BT 7f. vruht ist, fehlt BT 8 er hiedurch I. BT hâte Pf dem ] got d .
Μαι, aller fehlt StrzMai; 9 abgewankte aMaig noch fehlt aMaiz p. / überal n .
BT 10 umbel] vũ Mai noch umbe ] ob im BTaMaiz allezº) also Maiz hat
BT daz , fehlt E , Maiz 11 sô ] des 80 Q nochdanne ] dannoch BT doch aMaig 12 her
schaft vnd herhait sunder aMais Daz ] Diß BT 13 sînerl] der Pfe , des ] dis Maiz daz
Maii usser BraqMaiz úser Strs fehlt Mai; edeln ] heiliger PfE 1 4 wîse) frucht BT dazi
fehlt aMaiz fruchtbar Braz 15 hat BT an h . bis 444,1 allerleie ] an hunger / an turst /
kelte / hitz / wint / regen /hagel / schnee / vnd allerhant BT an (fehlt Maig) hvnger důrst hitz kelte
( frost Maiz) wind ( fehlt Mais) regen hagel an (an ) vnd Maig) schne an (an ) vnd Mais) allerlai Braz
Maiz 15 an (ain Maij) hicz an chelti Str Maii 15f. an hagel, an snê, fehlt Mai,
Der Rv. in 2. 1 und damit die Ausführungen über die ander wîse irs verderbennes in der erde
in 2 . 1 – 6 beziehen sich auf oben S . 440, 11 - 441,4 . — Zur Textbesserung in 2 . 5 âne z . gegenüber Pf.
S . 293,4 an z. sieh Quint S. 812. Übersetzung von Z . 1ff.: „ Die andere Weise ihres (d .h . der Seele )
Verderbens in der Erde, im Leibe, das war, wie ich früher gesagt habe, als sie dem Leibe das Leben gab
und mit den Sinnen vereint (verbunden ) war: da war sie zusammen mit dem Leibe voll Mühe und Pein
und Kümmernis und Betrübnis bis in den Tod , so daß sie mit dem Leibe und der Leib mit ihr — nach
Aussage dieser Weise — nie Rast noch Ruhe noch Befriedigung ohne Vergänglichkeit gewann , solange
der Leib sterblich war. Und dies ist die andere Weise: daß das Weizenkorn , die edle Seele (Christi), nach
dieser Weise im Hinblick auf Ruhe und Rast verdarb “ .
Zu wider îngebornem lobe vgl. DW 1 S . 27,7ff.: . . . und da ist der geist ein wîp in der wider
bernden dankbærkeit , dâ er goto widergebirt Jêsum in daz veterlîche herze.
443
Predigt 49
hagel, an snêwe, an allerleie pîne und dar zuo den bittern tôt, daz opferte er alzemâle dem 293,20
himelischen vater ze einer êre ; daz ist im selben ein lop und ein vruhtbærkeit allen
créatûren , die im nâchvolgen wellen mit lebenne von sînen gnaden und von aller ir kraft.
Sehet, daz ist diu ander vruhtbærkeit sîner heiligen menscheit und des weizenkornes
5 sîner edeln sêle , diu dar inne vruhtbære worden ist ze dem lobe sîn selbes und nach 25
sælicheit menschlicher natûre.
Nû hât ir gehæret, wie unsers herren Jêsâ Christî edeliu sêle vruhtbære worden ist
in sîner heiligen menscheit ?. Nû sult ir vürbaz merken , wie ouch der mensche her zuo
komen soll. Dirre mensche, der sîne sêle, daz weizenkorn , wil werfen in den acker der
10 menscheit Jêsû Kristî, daz si dar inne verderbe und vruhtbære werde, diu wise sînes 30

1 halgne E , hähel getilgt, auf d . Rand v. and . Hd. riff Str , allerhant BT pein gemeiner
natur / vnd BT o pferte ) opfer tet PfE , StrzMai alles zemål Maig 2 himelischen fehlt
PfE , Str,Mai, ein l. ] ze ainem lob aMaig ein® fehlt Maig aller E ,Bra , 3 nâchvolgen
w . ] n . volgent Mai, 1. bis gnaden ) liden siner g . Maig seiner gnad BT von fehlt Pf
E allen iren chreften «Maiz 4 daz ] diß BT 5 ist worden StrzMai 7 Nû ] sechent
nu aMaig hật bis 8 Nû fehlt BT (Hom .) 7 vnser herre iħs xpc Brag vnser her iħs sin
edel Maiz 8 Nû bis 9 sol. fehlt PfE & Maig 9 Dirre ] Der Str,Mai, daz ] das ist dz
BT 10 vnsers herren Jesu Christi / BT Kristî, fehlt Maig si] er PfE ,BT vruht.
bære w .,] frucht / bere Maig

1 Nachdem Eckhart oben S . 440,2 — 443,6 die Frucht des Verderbens des Weizenkorns der Seele
Christi in seinem Leibe negativ deutend bestimmt hat, bestimmt er sie nun S. 443,74444,6 positiv ,
indem er sich bei dieser Deutung wieder eng an den Wortlaut der voraufgehenden Ausführungen anlehnt.
Zu S . 443, 7 – 13 vgl. oben S . 440,5 — 11 und S . 441 Anm . 1 sowie S . 442,1 — 8 und dort Anm . 1. — Wenn
BTaMaiz S . 443, 10 ob im statt des 0 . w . verständlichen noch umbe bieten, so weiß ich mit diesem ob im
nichts anzufangen , ob man es nun zum Voraufgehenden oder zum Folgenden gehörig ansieht. Ich sehe aber
auch keine Möglichkeit, die Übereinstimmung der genannten Texte in der für mich sinnlosen Variante
als auf Zufall beruhend anzusehen ; sie fordert vielmehr m . E . die Annahme einer BT und Maiz gemein
samen , an dieser Stelle bereits verderbten Vorlage. Sieh auch oben S . 423. — Zu S . 443, 10 vgl. oben S .
440,11ff. und 441 Anm . 1 zu redelîche und redelicheit. — Zu S. 443,11 sô — 12 underlâz. vgl. die auf
fallende Parallele DW 1 S . 11,5ff.: In disen werken sint sie gehindert der aller besten wärheit, daz
sie solten vrî und ledic sîn , als unser herre Jêsus Kristus vrî und ledic ist und enpfæhet sich alle zit
niuwe âne underlâz und âne zît von sînem himelischen vater und ist sich in dem selben nû âne under .
lâz wider îngebernde volkomenlîche mit dankbærem lobe in die veterlîche hôcheit in einer glîcher
wirdicheit., vgl. auch DW 1 S. 27,10f.: Vil guoter gâben werdent enpfangen in der juncvrouweliсheit
und enwerdent niht wider îngeborn in der wîplîchen vruhtbærkeit mit dankbærem lobe in got. —
Zu oben S. 443,12 veterlîche hêrschaft vgl. DW 1 8 . 17,6 . — Zu S . 443,13 — oben Z . 6 vgl. oben S. 440,11
— 441,4 und S . 441 Anm . 1 sowie S. 443, 1 — 6 und dort Anm . 1.
2 2 . 8 Nû - 9 sol. stehtzwar nur in BT, ist aber mit Sicherheit in PfE , &Maiz ( infolge von Homöo.
teleuton ? ) ausgefallen , denn Z . 9 Dirre mensche ist ohne den Zwischensatz ohne Bezug. Nachdem Eck
hart oben S . 438,8 — oben Z . 6 das Weizenkorn des Schrifttextes als die Seele Christi gedeutet hat, die
in seinem Leibe, in seiner edeln menscheit verdarb (440 , 3 ) und Frucht brachte , deutet er dieses Weizen
korn nun als die Seele des Menschen , die in den acker der menscheit Jêsû Kristî geworfen werden soll,
auf daz si dar inne verderbe und vruhtbære werde ( Z . 10 ). Vgl. oben S . 438,8ff.
444
Beatus venter, qui te portavit
verderbennes muoz ouch sîn zweier handel. Diu eine wîse muoz sîn lîplich, diu ander
muoz sîn geistlich . Die lîplîche sol man alsô verstân : swaz er lîdet von hunger , von
durste , von kelte, von hitze ? und daz man in versmæhe und vil unverdientes lîdennes,
in swelcher hande wîs ez got verhenge, daz sol er williclîche enpfâhen und vroelîche,
35 rehte als ob in got niene zuo habe geschaffen dan ze lîdenne und ze ungemache und ze 5
arbeit, und ensol des sînen niht dar ane suochen noch begern in himel noch in erde ,
und alles sînes lidennes sol in dünken als kleine , rehte als ein tropfe wazzers gegen dem
wilden mer4. Als kleine solt dû ahten alles dînes lîdennes gegen dem grôzen lîdenne
40 Jêsû Kristî. Alsô wirt vruhtbære daz weizenkorn, dîn sêle , in dem edeln acker der men
scheit Jêsû Kristî und verdirbet alsô dar inne, daz ez sîn selbes genzlîche verzîhet 5. 10
Daz ist diu eine wîse der vruhtbærkeit des weizenkornes, daz dâ gevallen ist in den
acker und in die erde der menscheit Jêsû Kristî.
294 ,5
Nû merket die ander wîse der vruhtbarkeit des geistes , des weizenkornes! Daz
1 ouch ] nach Maiz sîn hinter hande. Mais hande.] h . wise Maiz w îse muoz sîn
fehlt PfE 1f. geistlich, diu ander lîplich . PfE ,BT 2 Die l.] Lîplich PfE , Diß BT lip
lichē Brag sol]můß BrazMaiz er] der mensche PfE , leide aMaig 2f. hunger / durst /
kelte / hitz etc. vnd BT 2 vonº] vnd Mai 3 von '] vnd Maig von hitze fehlt PfE ,Bra ,
Maig undibis versmæhe ] von versmêhte PfE 3f. leiden so vff jn vallt / in BT 4 welher
lay Maig verhenget BT Bra ,Mai Maiz enpfâhen ) haben Str,Maii 5 rehte fehlt Str ,
Maię ob fehlt PfE ,Maii n iener BT niena a nienen Maig gesch . hab BT und " fehlt
PfE zes fehlt BT 5f. und ze arb ., fehlt aMaig 6 sol auch deß seinen gar nichts nit
hiran BT dar inne nit s .aMais gern Pfe , in '] weder in BT himelrich vnd in
ertreich a inº] vff BT 7 seines leiden Str,Mai, sind liden MaigBT sins lebennes E rehte
fehlt Mais als1 bis tropfe) als ain klain tropf ( claines tröpflin Maiz) BragMais als ?] so
BT dem ] allem aMaiz 8 wilden fehlt Pfe . Als ]me als StrzMaii allez dîn lîden
PfE ,Maiz deins leydens alles BT dem fehlt E 9 vnsers herren Jesu christi. BT Kristî.
fehlt Maig E
wart w eizenk .,] edel weitzenkorn BT 9f. m . vnser herren Jesu christi
10 Jêsû fehlt Maiz alsó fehlt Maiz ez] der mensche PfE sîn ] sich s. a
Μαις selbes auf d . Rand v . and . Hd. nachgetr. Mai, selb Maig 11 Daz bis 12 Kristî. fehlt
Mais 11 Daz] Vnd diß BT der vr. fehlt BT da geworffen vnd geuallen BT 12 erde
der fehlt a m . vnsers lieben ( lieben fehlt Maij) herren Jesu christi. BTMai, 13 Nû m . fehlt
BT des waren w . BT des fehlt Braz (Zeilenw .) Maiz

1 Die Weise des verderbennes des Weizenkorns als der menschlichen Seele ist ebenso zweifach
wie die der Seele Christi, vgl. oben S . 442,1ff., und beiderseits ist sie lîplich und geistlich .
2 Vgl. oben S . 443, 15f.
3 Zu Z . 2ff. vgl. etwa Sermo XLV n . 463, LW 4 S . 383,5f.: Debet enim virtuosus gaudere patiendo
pro Christo .; DW 5 S . 51,13ff. ( BgT ): Und dar umbe, wäre uns reht, sô enwäre ouch uns lîden niht
lîden ; ez wäre uns wunne und trôst. — Zu Z . 6 vgl. oben S. 430,9f. sowie S . 8 ,5 und dort Anm . 2 mit
dem Hinweis auf DW 1 S . 9 ,3 (und 6 ) sowie dort Anm . 1;69, 1 und dort Anm . 1; 100,2 ; oben S . 59, 12f.
Zu Z . 5f. vgl. oben S . 443,2f.
4 Zum Vergleich Z . 7f. vgl. etwa Pf. S. 173,27f.: . . . und enmügent sîn doch niht mêr bewîsen
denne ein tropfe wazzers bewîsen möhte des mers.; 229,27f.: . . . als ein einiger tropfe wider dem
mer, . . .
5 Zu Z . 9ff . vgl. oben S. 438,8ff.; 444,7ff. - 2 . 10 daz – verzîhet bedeutet: „,80 daß es sich selbst
gänzlich aufgibt“ . Zur Textänderung gegenüber Pf. S . 294, 1 sieh Quint S .812 .
6 Lasson (Zfd A 9 S. 22 zu 294,4 ) möchte des geistes tilgen . Er übersieht dabei, daß Eckhart mit
445
Predigt 49
ist : aller der geistlîche hunger und bitterkeit, dâ in got învallen læzet, daz sol er allez
gedulticlîche lîden ; joch , sô er allez daz getuot, daz er vermac innerlîche und ûzerlîche,
sô sol er nihtes begern . Und wölte in got ze nihte lâzen werden oder werfen in die helle ,
sô ensol er wellen noch begern , daz in got enthalte in sînem ihte oder daz er in behuete 294,10
5 vor der helle, sunder er sol got lâzen mit im würken allez, daz er wil, oder als dû niht
ensîst: alsô gewaltic sol got sîn in allem dem , daz dû bist , als in sîner eigenen unge
schaffenen natûre ?. Noch ein stücke solt dû haben . Daz ist : ob dich got næme von
15
innerlîcher armuot und begâbete dich mit rîcheit innerliche und mit gnaden und dich
vereinete mit im selben als hôhe, als dîn sêle daz enpfâhen mac, daz dû dich der rîcheit
10 als ledic haltest und gebest gote die êre ? aleine, als sich dîn sêle ledic hielt, dô sie got

1 der aller g . h . E alles d . Maig lutterkait Bra , înv .) vallen BT daz bis
2 lîden ; ] das er diß alles gedultiglichen leid BT 1 allez] als Bra , 2 joch ,] Ja BT vnd a
Mais er allez ] er auch a . BT tºt Maig Bra BT 3 er dannoch nichts BT Und ]
Alsô, PfE , Oder BT gote Pf z enút lan werden vnd ze nichten lasen werden oder
Maiz 4 so enwelle noch ensol er nit b . Mai er nit w . BTMais geren, PfE entalte
E , entalt Maiz behalt BT nicht Brag daz er fehlt Maiz 5 g .mit im ( in Maiz) lan
würcken aMais würken ] werken Pfmachen vnd w . BT allez, daz] wasaMais dû ]
dir Maiz 6 got] er PfE ,BT dem , fehlt PfE , Bra , 8 dich beg.aMaig innerlichem
armüete PfE innerlich v . and . Hd. auf d . Rand nachgetr. E 8f. verainte dich (dich fehlt
Mais ) aMaiz vereingete dich BT 9 dîn s . daz ] es ain sel aMaig diß mocht empfahen
BT 9f. solicher reicheit zemal also BT 10 ledica fehlt «Maig hielt,] hielte Maig

Z . 13 die Deutung der zweiten Weise des verderbennes des Weizenkorns der menschlichen Seele, die
geistlich sein muß (oben Z . 1f.), beginnt, wie denn S . 446, 1 auch gleich der geistlîche hunger ge
nannt wird im Gegensatz zum hunger oben Z . 2 , mit dem der leibliche Hunger gemeint ist.
i Zu Z . 3f. vgl. DW 1 S . 200, 14ff.: Der mensche, der nû alsô stât in dem willen gotes, der enwil
niht anders, dan daz got ist und daz gotes wille ist. Wære er siech , er enwölte niht gesunt sîn . Alliu
pîne ist im ein vroude . . ., stât er rehte in dem willen gotes. Jâ , hienge hellischiu pîne dar ane, ez
wäre im ein vröude und ein sælicheit . und dort Anm . 1; 62,7 ff.: Und wan dû denne weist, daz ez gotes
wille ist, sô söltest dû als vil wollust dar inne hân und genüegede, daz dû keiner pîne ahtest als pîne ;
nochdenne kæme ez ûf daz aller hæhste der pîne, enpfündest dû deheiner pîne oder lîdens, dannoch
sô ist im unreht alzemâle ; 103, 1 ff.; 197,6ff.; oben S. 10 ,5ff.: und wäre, daz alliu pîne der helle und
alliu pîne des vegeviures und alliu pîne der werlt hienge dar ane, daz wölte er êwiclîche lîden iemer
in der pîne der helle mit gotes willen und wölte daz iemer haben vür sîne êwige sælicheit . . . und
wölte in ewiger pîne und bitterkeit iemermê sîn . . . ; jâ , er enmöhte einen gedank niht geleisten ,
daz er iht anders wölte . und dort 8 . 11 Anm . 1 ; 289,13ff. und dort S . 290 Anm . 1 ; Sermo VI,4 n . 67,
LW 4 S . 65,6ff.: Octavo , quia vere deum amans dulce habet, non poenale , omnia propter deum susti
nere, . . . und dort Anm . 2 . — Zu Z . 4 vgl. etwa DW 1 S . 14 ,2ff.: Swenne diu sêle kumet in daz un
gemischte lieht, sô sleht si in ir nihtes niht số verre von dem geschaffenen ihte in dem nihtes nihte ,
daz si mit nihte enmac wider komen von ir kraft in ir geschaffen iht. Und got der understât mit sîner
ungeschaffenheit ir nihtes nihtund entheltet die sêle in sînem ihtes ihte.; Pf. S . 398,28ff. - Die Kon
jektur Lassons Zfd Ph 9 S . 22 zu 294,11 wil,] als obe dû war zum mindesten überflüssig , denn 2 . 5
als bedeutet soviel wie „ als ob“ . Übersetzung von Z . 5f.: ,, .. . sondern er soll Gott mit sich alles tun lassen ,
was er will, oder (du sollst ihn mit dir machen lassen ), als ob du nicht seiest (existiertest) “ . Vgl. unten
Z . 10f.
? Zu gote die êre vgl. oben S . 7 ,7 und die dort Anm . 2 ( S . 8 ) angegebenen Vergleichsstellen . — Zu
446
Beatus venter, qui te portavit
machete von nihte ze ihte. Diz ist diu ander wîse der vruhtbærkeit, die daz weizenkorn ,
20 dîn sêle , enpfangen hât von der erde der menscheit Jêsû Kristî, diu ledic stuont in aller
der höcheit sînes gebrûchennes ?, als er selber sprach wider die phariseos: ' suochte ich
mîne êre, sô enwære mîn êre niht. Ich suoche die êre mînes vaters, der mich gesant hât'.
Daz dritte stücke von dirre predige daz ist, daz unser herre sprach : ‘Johannes Bap- 5
25 tistâ ist grôz ; er ist der meiste , der ie ûfgestuont under allen sünen der wîbe. Wære aber
ieman minner dan Johannes, der wære groezer dan er in dem himelrîche' . Eyâ , nû
merket, wie wunderlich und sunderlich sint diu wort Jêsû Kristî, daz er Johannes lobete
mit groeze, daz er der meiste sî, der von wîbes lîbe ie ûfgestuont, und sprach nochdenne :

3f. Vgl. Ioh. 8,54 : Si ego glorifico me ipsum , gloria mea nihil est : est pater meus, qui glorificat
me, . . . 50 : Ego autem non quaero gloriam meam : . . . 5ff. Sieh oben S. 433,4f.

1 von bis ihte. fehlt Mais Diz ] das BragMaig die d . w ., ] dz ist weitzenkorn BT+ was.
ser chorn Mai 2 dîn s., ] dů s. Bra , xpi Maig fehlt BT der erde fehlt « Mais dermsch
E Jêsû fehlt BTMaig die do 1. BT 3 gebr,] gebens «Maiz phariseer BT gleichsner
« Maig 4 nicht , aber ich sůch allein die BT sůcht Maig die ] sin E , hat ges. a
Maiz 5 Daz bis sprach : ] (neue Zeile) Fürbaß wil ich sagen von dem dritten stück dz ich eüwer
lieb fürgehalten hab / vnd das ist das Christus sprach / Inter natosmulierum etc . ( Absatz ) Das vierd
teyl diser ( = fette Überschrift) predig Von der grösse vnd wirdigkeit Johannes deß tåuffers . Das kein
heilig so groß noch so volkommen ist an heiligkeit oder an leben / der vns fürgesetzt sey als ein end /
dem wir also folgen müssen / das wir darüber nit kommen möchten / oder als ein bezwungen zil darun
der wir bleiben müßtent / sonder Christus allein ist vnser war ende / dem wir nachuolgen sollen / vnd
vnser zil / vnder dem wir bleiben / vnd mit dem wir vereyniget werden sollen . Item was sey ware
demütigkeit deß geistes / Vff den treffenlichen spruch Christi Matthei .xj. Amen dico vobis , non
surrexit inter natos mulierum maior Johanne baptista . Qui autem minor est in regno celorum maior
est in illo . (neue Zeile ) Vnd man mag auch dise predig thon vff sant Johanſ baptisten tag. ( Absatz )
V ( Zierinitiale )Nder den sünen der frauwen ist nye grosser prophet vffgestanden dann Johannes
der tåuffer , der aber minder ist denn er , der ist der grösser im reich der hymelen / Als ob er sagte /
BT daz" fehlt Maig unser h . ] Kristus PfE 5 f. Bapt.] der tåuffer BT 6 græezer,
Pfe e r ist] vnd auch BT a . den s . aMais sünen fehlt E , der w . fehlt BT 7 er ]
ere Mai; im reich der hymmeln BT h imele .' PfE , Eyâ, bis 448, 1 himelrîche'. fehlt
aMaiz (Hom .) 8 vnd wie s . BT die treffenliche wort BT J . Kr.,] vnsers Herren /
BT sant J. BT 9 mit so hochwirdiger gr . BT 9f. spricht doch Wer BT

2 . 7 - S . 447,1 vgl. etwa Sermo IX n . 100, LW 4 S . 95,3f.: Quae gloria sive beatitudo consistit in uno
eodem active in deo , passive in anima, . . . und dort Anm . 3 .
i Zi S . 446, 10 als2_ oben 2 . 1 ihte. vgl. unten 8 .451, 1. - Zu oben Z . 2 diu — 3 gebrûchennes, vgl.
oben S. 430,8f. Die Variante gebens aMaiz statt gebrûchennes, die man im Hinblick auf oben S. 430, 9
als echt ansehen könnte, halte ich gleichviel für unursprünglich; vgl. die oben S. 441 Anm . 1 aufge
führten Stellen DW 5 S . 270,13 und Tauler S . 157, 13ff. und das dort mehrfach im gleichen Zusammen
hang auftretende gebrûchunge, gebrûchen , gebrûchlich sowie unten S .492,5 .
2 Mit 2 . 5 beginnt das dritte stücke der Predigt , d .h . die Exegese von Matth . 11,11, des dritten
der oben S . 432,11ff. aufgeführten Schrifttexte .
447
Predigt 49
'wære ieman minner dan Johannes, der wære groezer dan er in dem himelrîche'l. Wie 294,30
suln wir daz verstân ? Daz wil ich iu bewîsen .
Unser herre ensprichet nihtwider sîn eigen wort. Daz er Johannes lobete, daz er groezer
sî, dô meinete er, daz er kleine was in rehter dêmüeticheit : daz was sîn greeze. Daz merken
5 wir dar ane, daz Kristus selber sprach : 'lernet von mir, daz ich sanftmüetic bin und
dêmüetic von herzen '. Allez daz, daz an uns tugende sint, daz ist in gote ein lûter wesen 35
und sîn eigen natûre. Dar umbe sprach Kristus : ‘lernet von mir , daz ich sanftmüetic
bin und dêmüetic von herzen '. Swie dêmüetic Johannes wäre, sô hâte diu tugent doch
mâze, und über die mâze enwas er niht dêmüetiger noch grozer noch bezzer , dan als er
10 was. Nû sprach unser herre: 'wære ieman minner dan Johannes, der wære greezer dan
er in dem himelrîche', als ob er sprechen wölte : wære ieman , der durchbrechen wölte
durch die dêmüeticheit, joch als grôz als umbe ein hâr oder als ihtes iht, und wäre als
vil dêmüetiger dan Johannes, der wære groezer êwiclîche in dem himelrîche2.

1 ; 10 Sieh oben S . 447,6f. 5f. ; 7f. Matth .11,29: . . . discite a me, quia mitis sum , et
humilis corde.

1 Johannes,] er BT in himele .' PfE Wie bis 2 verstân ?] Als wie ? PfE 3 Unser
bis wort.] das vnser herr im selber nit widersprach / BT sprach Brag Daz ]Wann d . BT
dô PfE io . E , Johannen PfBT sant johannesen ( johansen Mai, iohanes Bra, Maiz) «Maiz lobt
aMaig 4 minet Maig in ) an aMaiz daz?] vnd die BT groze. Daz] grosse / Johannes
nd über alle meel Mais
was demütig / vnd über alle maß (also zů reden ) demütig / aber Christus noch vil mer / Vnd das /
BT 5 Kristus] Vnser herre aMaig selber spr.: ) sprach von im selber BT daza] wann
BT se ligt über all
5 . Vnd von hertzen demütig / das ist über alle menschliche maß vnd weyse / wann alles
BT 6 daz, fehlt PfE ,Mai sint t . PfE , tugent ist | BT 7 sîn eigen ) ain aigne ( ainig
Maig ainge Brag) aMais Kristus:) vnser herre aMaiz er BT daz] wann BT 8 Swie ]
E
So wie d . doch j. aMais wære,] was BT« Maig doch d . t. BT 9 die selbe m .
BT niht) weder BT diemütig aMaig als er] es Maii 10 unser h . :] Kristus Pf
E herre fehlt Brag w . ouch gr. PfE Maig 11 erl fehlt Bra , himele', PfE , reych
der hymmeln BT durch dringen Maig 12 die ] dise BT joch ] ja aMaig als ain
nichtes it Maig iht,] ist Maii 13 ew . dann Johannes im (in BT} ) dem BT himele . PfE ,

1 Das Textstück S. 447,7 Eyâ ,- oben 2 . 1 himelrîche’. fehlt in aMaiz offenbar infolge von Homöo .
teleuton ,wenngleich es inhaltlich zum Verständnisdes gedanklichen Ablaufs nicht unbedingt erforderlich ist.
2 Eckhart interpretiert den Schrifttext Matth. 11, 11 zunächst dahingehend , daß Johannes' Größe
in seiner Demut bestanden habe, daß diese Demut aber doch ein bestimmtes Maß nicht überschritt , also
begrenzt war, und dieses Maß wiederum kein absolutes Maß für die Menschen bedeutete, über das sie nicht
gegebenenfalls hinausschreiten und damit dann auch die Größe des Johannes übersteigen könnten . Im
nächsten Abschnitt (unten S . 449,1ff.) sagt er dann überbietend , daß auch im Himmel kein Heiliger sei ,
dessen Tugend in seinem irdischen Leben und daher auch das Maß seiner Heiligkeit und Seligkeit nicht
durch einen Menschen überboten werden könnten . Einzig Christus ist das höchste Maß und letzte Ziel
unseres Tugendstrebens und unserer Demut, hinter und unter dem wir zurückbleiben müssen (unten
S . 449,3ff.). Vgl. DW 5 S . 293,5ff. ( RdU ) : . . . sunder diu hæhste hæhe der höcheit liget in dem tiefen
grunde der dêmüeticheit .Wan ie der grunt tiefer ist und niderr, ie ouch diu erhchunge und diu hohe
hoher und unmæziger ist .. . 294 ,1ff .: Dar umbe, swer sich mêr genidern kan , ie er hoher ist ; und
448
765
:E 3
1936
Beatus venter, qui te portavit
pt . % .
295 ,5 Nû merket rehte ! Johannes noch nieman enist uns vürgesetzet von allen den heiligen
als ein ende, dem wir volgen süln , oder als ein betwungen zil, dar under wir blîben süln .
Kristus, unser herre, der ist aleine unser ende, dem wir nachvolgen suln , und unser zil,
under dem wir blîben suln und mit dem wir vereinet werden suln glîch aller sîner êre,
10 als uns diu einunge zuogehöret 1. Kein heilige enist in dem himelrîche sô heilic noch sô 5
volkomen , sîn leben enwäre doch an tugenden nâch mâze, und nâch der mâze ist diu
groze sînes êwigen lebens, und alliu sîn volkomenheit liget alzemâle an der selben mâze.
Wærliche in der warheit : wäre ein einic mensche, der dâ durchbræche durch die mâze,
15 die der hæhste heilige hât, der in tugenden hât gelebet und sîne sælicheit dar ane en
pfangen hật — , wäre ein einic mensche, der dâ durchbræche durch die mâze der tugent 10
ihtes iht, der wäre in der wîse der tugent noch heiliger und noch sæliger dan dirre heilige

1 rehte!] vil r. «Maig fehlt Pfe , weder Johannes BT yemant Maiz von ] vnd
Str ,Mai, vnder BragMaig aller Maig den fehlt PfE 2 ein ") an ein Maig wir ']
w . den Mai oder] vnd aMaig fehlt Pfe , eime betwungenen zile, PfE z il,] zit
Braq süln . ] seyle ( !) Maiz 3 unser herre, der fehlt PfE , ende, dem ] end (v . and . Hd.
über d . Zeile ) vn dem Mais zil,] zit Braz 4 mit fehlt BT süllen w . aMaig al sin
ere Maig êren , PfEa himele PfE 8ôl] noch so «Maig heilic ) sälig Strg
Mai
leben Maig
6 volkomer Maig durch Fenie pyesin Braq und fehlt aMaio
6 ist auch die BT
tugende Pfe ,
diu ) sin Braz
und fehlt aMaiz
7 zemal « Maig
6 f. ist sin grosses ewiges
an ] in Pfe , 8 einic ]
einicher BT fehlt aMaig durch fehlt PfE ,BT 9 die bis 10 mâze fehlt Brag (Hom .) 9 gröst
Mai gel.hat / BT sîne fehlt StrgMai Maiz dar inne PfE , da von StrzMai Maiz 9f. hat
enpf. StrzMai Maig 10 Were (sprich ich ) ein eynicher m . BT einic fehlt StrgMai Maig 11 icht /
das ist / ein klein wenig / der BT und n . s . fehlt PfE , BT (Hom .) dirre ] der Str ,Mai, deir
Μαις

dar umbe sprach unser herre : 'wer der meiste wil sîn , der werde der minste under iu !' . . . Der der
minste wírt , der ist in der warheit der meiste ; aber der der minste worden ist, der ist iezunt der aller
meiste. und die dort S . 369 Anm . 415 zum Thema „ Höhe - Tiefe“ , „ Erhöhung - Erniedrigung“ aufgeführten
Vergleichsstellen DW 1 S . 237,3ff.; ( Schaefer S . 189,6ff. = ) DW 5 S. 433,6ff. (VA ) : Daz vesteste
fundament, dar ûf disiu volkomenheit gestân mac, daz ist dêmüeticheit, wan swelhes natûre hie
kriuchet in der tiefsten niderkeit , des geist vliuget ûf in daz hæhste der gotheit , . . . ; ferner insbesondere
DW 1 S . 235,9ff.: Der oitmodege mynsche inde got dat is eyn ; der oitmoedige mynsche der is godes
also geweldich as hey syns selues is, jnde allett, dat in allen engelen is, dat is deis oitmoedegen myn .
schen eygen . . . ; inde Dar ombe sprach onsse leue here : 'loirt van myr, dat ich byn sanftmoedich
inde van eynem oitmodegen hertzen '. und dort S . 235 Anm . 1 ; Sermo LV,2 n . 541, LW 4 S . 454,8f.:
Dic <quae dicit ) Augustinus super illo Matthaei: 'qui minor est in regno caelorum maior est illo ',
wo in Anm .6 auf zwei verschiedene Auslegungen dieses Schrifttextes : In Ioh. tr. 13 n . 2, PL 35, 1492f.:
'qui minor est, in regno caelorum maior est illo ' scilicet ipse Christus qui minor nativitate, maior po
testate ,maior divinitate ,maiestate , claritate . und Sermo 66 n . 2 , PL 38, 431f.: 'qui minor est in regno
caelorum ', scilicet inter angelos, ‘maior est illo '. Commendavit regnum quod desideremus, proposuit
civitatem , cuius cives esse cupiamus. sowie auf Thomas Expos. cont. 8. Matth . c . 11,11; XVI 214b ,
wo auf beide Interpretationen Augustins verwiesen wird , hingewiesen ist.
12. 3 — 4 ist zu Sermo XIII n . 149, LW 4 S . 140,5ff. Anm . 5 ,wie mir scheint, fälschlich als Ver
gleichsstelle herangezogen worden . Die beiden Stellen haben , soviel ich sehe, inhaltlich nichts miteinander
zu tun ; eher schon Augustinus De civ . dei XI c. 2 , CSEL XXXX 513,7ff.: In qua ut fidentius ambu
29 edhart, D 2 449
Predigt 49
ie wart1. Ich spriche bî gote — ez ist als wâr, als got lebet — ; ez enist kein heilige in
dem himel sô volkomen , dû enmaht die wîse sîner heilicheit durchbrechen mit heilicheit 295,20
und mit lebenne und enmaht über in komen in dem himel und êwielîche blîben . Her
umbe spriche ich : wære ieman dêmüetiger und minner dan Johannes, der sölte êwic
5 lîche grazer sîn dan er in dem himelrîche. Daz ist rehtiu dêmüeticheit, daz ein mensche
alles, daz er natiurlîche ist geschaffen iht von nihte, daz er sich des selben nihtes niht
aneneme, ihtes iht mê ze tuonne oder ze lâzenne, er enbeite im eines liehtes von gnaden .
Daz man wizze an tuonne und an lâzenne, daz ist rehtiu dêmüeticheit der natûre 3. 25
Dêmüeticheit des geistes4 ist daz, daz er alles des guotes, daz got im iemermê getuot,

der eewigen
bey der
i bî bis als?2)] bey em fehlediende fgott
ws 2 dwarheit Str:/Mvnd
ehlt ist en fals PfE
ehlt BT als? fehlt PfE als das
got a enist fehlt Bra, 2 dem fehlt Pfe , himmelreich BT dû bis durchbrechen fehlt
BT 3 und enm . ] du magst BT und fehlt Str Mai im ( in a ) hymelreich / BTa dem
fehlt Pfe , ew . also bl. BT Her bis 5 himelrîche. fehlt PfE 5 himel Maig dêmuot
PfE , 6 das / daß er BT Zeile,dahinter
erl]icht (v . and . Hd . auf Rasur, t über d . Zeile, dah auf d . Rand mit
Verweisungszeichen dz ) Strz gesch . ist BT iht] ich Bra sich selben des Str, sich selber
des BrazMaig sich selber des selben Mai nihtes) nichtes ( n radiert) Str, ich an neme (getilgt)
Maii 7 ihtes) nichtes Mais me v. and . Hd, zu nie korrigiert Mais im ] vorhin BT 8 dê.
müeticheit bis 9 alles] diemütichait Das ist rechte diemütichait der natur das er (daz er v. and . Hd.
auf unterm Rand mit Verweisungszeichen im Text nachgetr. Maij alles StrgMai 8 dêmuot Pf
E ,BT 9 Aber dem . BT D êm . bis daz, fehlt BragMaig Dêmuot Pfe , daz, fehlt
Pfe , got iemer (yemmerme BT) in ime g . PfBT g. iemer ime g . E im got aMais

laret ad veritatem , ipsa veritas, deus dei filius, homine adsumto , non deo consumto, eandem consti
tuit et fundavit fidem , ut ad hominis deum iter esset hominiper hominem deum . Hic est enim mediator
dei et hominum , homo Christus Iesus.; Tauler 8 .71,6ff.: Nu sprechent etliche lúte : 'bist du nút
noch darüber komen ?' Ich spriche : 'nein , über das bilde unsers herren Jhesu Christi enmag nieman
kummen’.; H . S . Denifle, Die deutschen Mystiker des 14 . Jhs., aus dem literar. Nachlaß hrsg . v . P . O .
Spiess, 1951, S . 113 Anm . 2 zu 129; vgl. unten S . 549,2f. und dort Anm . 2 .
i Zu S . 449 ,8 vgl. oben S . 448,11 ff.
? Zu 2 . 5ff. vgl. Sermo XXII n . 206, LW 4 S . 191, 10f.: Dic quod humilitas propriissima est
dispositio omnis gratiae.; oben S . 346 ,4f.: . . . und meinet, der dêmüetige mensche der enpfâhe zehant
den învluz der gnaden . und dort Anm . 2 ; Karrer M . E . S . 257 Anm . 529 verweist zu unserer Stelle
auf Thomas II II q . 161 a . 2 ad 3: Sed in refrenando praesumptionem spei, . . . ratio praecipua sumi
tur ex reverentia divina, ex qua contingit ut homo non plus sibi attribuat quam sibi competat secun
dum gradum quem est a Deo sortitus . Unde humilitas praecipue videtur importare subiectionem
hominis ad deum . — Die Konjektur Lassons M . E . S . XII zu 295, 22 ( = oben Z . 59.) daz ein mensche
wizze, daz ist unbegründet. Das Verb des Satzes steht in Z .6f. nihtes niht aneneme, und die Übersetzung
des ganzen Satzes lautet: „ Das ist rechte Demut, daß ein Mensch bei allem dem ,was er als naturhaft aus
dem Nichts geschaffenes Etwas (Wesen ) ist, sich nichts sonst im Tun und Lassen unterfange, als dessen ,
wobei er sich ein Gnadenlicht erharrt“ . Man sieht, daß auch Lassons Konjektur a .a . 0 . zu 295 ,23: nihte.
Daz er sich selber nihtes — ihtes iht selber ze tuonne verfehlt war.
3 Übersetzung des Satzes: „ Daß man im Tun und Lassen (das Richtige) wisse , das ist rechte Demut
der Natur " .
4 Zu Dêmüeticheit des geistes vgl. oben S. 445,13 vruhtbarkeit des geistes und dort Anm . 6 .
Dieses Dêmüeticheit des geistes steht in deutlichem Gegensatz zum voraufgehenden dêmüeticheit der
450
M400126
sol

Beatus venter, qui te portavit


sich als wênic aneneme oder zuoeigene, als er tete , dô er niht enwas?.
Daz wir als dêmüetic werden , des helfe uns got. Amen .

1 aigeni «Mais lf. enwas. Daz] waß. Als maria die můtter Gottes thett / die allein von
ir demůt wegen so hoch vnd überhoch gewirdiget vnd erhebt ist über all chor der engelen als man von
ir singt / Das BT 2 Daz bis got. fehlt Maig Daz] Dar ( !) Strz werden / das wir
ir glori vnd ere beschauwen mogen in ewigen freüden / Del BT got.] die hailg triualtikait Brag

natûre. Bei der Demut der Natur eignet der Mensch sich nicht selbst das zu, was er kraft seiner Natur
als geschaffenes Wesen nur mit dem Beistand des Gnadenlichtes zu tun und zu lassen vermag; bei der
Demut des Geistes wiederum eignet er alles das Gute, das Gott ihm je tut, sich selbst 80 wenig zu , wie er
es tat, als er noch nicht existierte .
i Zu 2 . 1 alsa- enwas. vgl. etwa unten S .499,2f.: . . . daz er alsô ledic sî beide sînes eigenen
willen und deswillen gotes, als er was, dô er niht enwas. und S.512 Anm .40; vgl. auch oben S. 446, 10f.
Hinter enwas bietet BT wieder eine auf Maria bezügliche, sicher unursprüngliche Erweiterung des Textes .

451
PREDIGT 50 (Pf. Nr. XCV S. 307 – 309)

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S. 838, Spamer PBB 34 S. 329):


E , p . 206 b — 208b.
Textkonstituierung (sieh Quint S. 838): Der einzige überlieferte Text der Predigt in der Hs. E , ist
sicher an einer Reihe von Stellen als unursprünglich bzw . verderbt zu erkennen , wie das so oder so
für alle uns überkommenen hsl. Texte der Predigten Eckharts gilt. Daß der Schreiber von Eg zu
Flüchtigkeiten und Mißverständnissen neigt, lassen mehr oder weniger alle in der Hs. überlieferten
Texte deutlich werden , vgl. Quint S. 202, 228, 234, 268, 270, 433, 525 , 541, 554, 830, 834 . Das hindert
indessen nicht, daß E , hie und da gegenüber der sonstigen hsl. Überlieferung einer Predigt den relativ
besten Text bietet, so etwa für Pr. Pf. Nr. XV (sieh Quint S . 223) oder für DW 2 Pr. 41 (vgl.
oben $. 282f.). Im vorliegenden Falle hat Pfeiffer , wie ich in Quint S. 838 schon festgestellt habe,
einige eindeutige Verderbnisse von E , durch Konjektur richtig gebessert. Darüber hinaus konnte ich
noch einige weitere konjekturale Änderungen vornehmen und , wie schon in Quint S . 838 , einige Fehl
konjekturen Pfeiffers auf den E , - Text zurückkorrigieren . Da kein zweiter Text als Korrektiv zur
Verfügung steht, bleibt es ungewiß , ob E , nicht Textlücken aufweist, vgl. unten S. 459,6 und dort
Anm . 3 sowie S . 460,6 und dort Anm . 2 über den eventuell gekürzten Schluß der Predigt.
Wie immer bei nur einfacher Überlieferung der Texte habe ich auch im vorliegenden Falle die
Orthographie des EZ- Textes beibehalten , ihn aber mit einer modernen Interpunktion versehen .
Echtheit : E , weist keine Zuweisung der Predigt an einen Autor auf. Trotzdem scheint mir die Echt .
heit der Predigt gesichert insbesondere durch die folgenden Rückverweise : unten S. 457,2f., der sich
mit ziemlicher Sicherheit auf DW 1 S.135 ,5ff. bezieht (sieh unten S . 458 Anm . 1), sowie unten S .456 ,7,
der sich auf DWI S . 180,3ff. beziehen wird (sieh unten S. 456 Anm .4 ). Darüber hinaus zeugen m . E .
Übereinstimmungen mit Stellen aus gesichert echten deutschen und lateinischen Texten für die
Echtheit der vorliegenden Predigt: sieh unten S.454 Anm . 2 (DW 1 S . 329,8 ff.; 146 ,3f.; 330,6 ff.; 328
Anm . 4 ; oben S .190,4f.; 204 ,1ff.; 189,6 ff.); S. 455 Anm . 2 (DW1 S. 169,8 ff.; 142,9f.); S. 456 Anm . 4
(DWI S . 168 ,3ff.; 268,3ff.; 333 ,1 ; oben S . 329 ,3 ; 211, 1 ff.; DW 5 S . 113 ,1f.; DWI S . 396 , 2 ff.) ; S . 458
Anm . 2 (DW1S . 166 ,8ff. ; 171,8 ff.) ; Anm . 3 (oben S . 340,5 ff.; 349,3ff .) ; S . 459 Anm . 2 (oben S . 397, 2 ff.) ;
Anm . 4 (DW I S . 335 , 3 ff.). – S . 454 Anm . 2 (LW 2 S . 292, 1f.) ; S . 455 Anm . 2 (LW 4 S . 300 , 10 ;
218,14f.; LW 3 S. 174 ,1 ; LW 2 S . 443,12 f.); S. 458 Anm . 1 (LW 3 S. 10,1 ff.; 16 ,3f.; 17,3f.; 158,11f.;
LW 1 S . 238 ,4f.; LW 4 S . 134 ,6 f.) ; S . 459 Anm . 2 (LW 1 S . 514 , 10 ff.). — Für Eckhart als Verfasser
der Predigt sprechen auch die folgenden Stilelemente : die Klimax unten S . 455 ,4 ff., der paradoxale
Ausdruck S . 456 , 12f.; 459,7f. und die Vergleiche S . 456 , 2f.; 458, 7 , 9ff.; 459, 3ff. Charakteristisch für
Eckhart ist auch die „ Bild " - Spekulation in Verbindungmit der ,,Sohnsgeburt“ S . 456,7 ff.; 458 ,3ff.,6ff.

Aufbau der Predigt : Eckhart folgt, wenn auch nicht sehr deutlich , im Aufbau seiner Predigt
wieder in Form der Homilie dem zugrundegelegten Schrifttext. Im ersten Teil (454,4 — 456, 13) behan
delt er den ersten Satz des am Anfang zitierten Schrifttextes 'Eratis enim aliquando tenebrae', indem er
darlegt, daß die Propheten nichts vom göttlichen Geheimnis zu geworten vermochten , weil sie beim
Antrieb , das Geschaute nach draußen zu übermitteln , verstummten im Bewußtsein , daß sie die er
schaute Wahrheit verfälschten , wenn sie sie in der groben Materie der niederen Dinge der Kreaturen
zu erkennen lehren wollten . Denn damit, daß sie 'aliquando' = ' etwenne', und das heißt zu irgend.
452
Eratis enim aliquando in tenebris
welcher Zeit , sich nach außen zu wenden bewogen fühlten , wären sie mit der Verkündigung in die
Zeit und damit in die niedere Region der materiellen Dinge geraten , in die ,,Finsternis“ , die das Licht
verhindert (455 ,3), in dem sie während ihrer Schau 'wandelten ' (454,4 ). Denn nichts ist Gott mehr zu
wider und fremder als die Zeit und sogar noch jeder bloße Geruch nach Zeit (456,2f. mit dem Apfel
vergleich ).Ebenso aber wie Gott hat auch die Seele nicht die leiseste Berührung mit der Zeit. Im Aus
fluß des Sohnes aus dem göttlichen Vater und im Ausfluß des Hl.Geistes aus ihnen beiden fließt auch
das von Gott in die Seele eingedrückte bilde aus, und im Rückfluß der drei göttlichen Personen in
ihren göttlichen Urgrund - den Eckhart später (459 ,8) die kleinlicheit in Gott nennt - fließt auch
die Seele mit ihrer kleinlicheit (460,1 = mit ihrem innersten Grunde, dem „ Fünklein " ) wieder hinein
in ihren Ursprung, in ir erste bilde sunder bilde (456,12f.). — Im zweiten Teil (457,1 – Schluß) inter
pretiert Eckhart dann das 'nunc autem lux in domino',wobei er den Nachdruck auf den Gegensatz des
‘aliquando' zum ‘nunc' legt, indem er sagt : Die Dinge wahrhaft und ihrem Wesen nach zu erkennen ,
heißt, sie nicht in der Zeit, sondern in ihrer Ursache zu erkennen , in ihrer ewigen Geburt in einem
gegenwärtigen Nun (458 , 2 f.). So ist die Seele in der ewigen Sohnsgeburt des Vaters (mit-)ausgeflossen
und das bilde der gotheit in sie eingedrückt. Eckhart erwähnt nun einen Streit in der schöle , bei dem
etliche „ Meister “ das von Gott in die Seele gedrückte bilde mit einem an eine Wand gemalten Bild
verglichen , das „ vergeht“ (458,6f.), andere dagegen mit einem dauernd gegenwärtigen Gedanken , der
bleibt,während der fünfteMeister es als ein unveränderliches Nun ('nunc'), „ ein Werden ohne Werden “ ,
„ eine Neuheit ohne Erneuerung“ am richtigsten und adäquatesten bezeichnete,deren Werden ein Sein
ist, ganz so wie in die kleinlicheit Gottes kein „ Erneuern “ zu fallen vermag . Zum Schluß erklärt Eck
hart, er habe sich über die kleinlicheitGottes und über die kleinlicheitder Seele, weiterhin über das Werk
in Gott und das Werk der Seele noch äußern wollen , aber das lasse er nun bleiben (460,4ff.).

453
Eratis enim aliquando tenebrae.

Sanctus Paulus spricht: ‘etwen (n )e warent ir (e) in finsternisse, aber nv ein liecht
in gotte'l.
Die propheten , die da wandelten in dem liechte , die bekantten vnd funden die 307,20
5 heinliche warheit In dem in flysse des heilgen geistes . Si wurden bi stvnden beweget,
das si sich har us solten keren vnd reden von den dingen , dý si bekanten ze vnserre
selikeit, das si vns lerten got bekennen . So ges< ch )ach in , das si verstvmeten , das si 25
nicht enkonden gesprechen , vnd das was drier dinge schýlt.
Das erste : das göt, das si bekanten vnd sahen in gotte, das was ( p. 207a ) so gros
10 vnd so verborgen , das es sich nicht erbilden mochte in irme verstantnisse ; want alles ,
das sich erbilden mochte , das was dem als vngelich , das si sahen in gotte, vnd was so 80
valsch wider der warheit, das si swigen vnd wolten nicht liegen . – Dý ander sache :
alles, das si in gotte sachen , das was so gelich gros vnd edele, das si weder bilde noch
forme mochte (n ) da von genemen ze redende. – Dý dritte sache, war ymbe si ver
15 stumeten , das was, das si sahen in die verborgenen warheit vnd fvnden die heimlicheit 35
in gotte, das si nicht geworten enkonden . Doch vnder ziten geschach , das si sich har vs
kerten vnd da sprachen ; vnd von der vngelicheit der warheit do vielen si in die groben
materie vnd wolten vns leren got bekennen mit den nideren dingen der creature .

1 ; 2f. Ephes. 5 ,8 : Eratis enim aliquando tenebrae, nunc autem lux in domino.; vgl. auch unten
S . 455,1 , 2 ; 456 ,13; 457,1.

Zuweisungen : keine
Überschriften : keine
I enim ) et E , tenebr.] tenebrae, nunc autem lux in domino. Pf i n tenebris E , 2 ein ']
in E , 5 ûzfluzze Pf 7 gesach E , 13 sachen ,) hâten Pf

1 Der Schrifttext ist der Epistel des dritten Fastensonntags (Oculi) entnommen . Pfeiffer hat den
lateinischen Wortlaut gegenüber E , nach Ephes. 5 ,8 umgebildet und ergänzt. Soviel ich sehe, zitiert bzw .
exegesiert Eckhart den Schrifttext sonst nirgends in den deutschen und lateinischen Werken . — Entspre
chend der Abweichung Z . 1 in tenebris gegenüber dem Vulgatatext tenebrae liest E , im deutschen Text
in Z. 2 in finsternisse. In beiden Fällen hat Pfeiffer wohlmit Recht E , korrigiert.
? Zu 2 . 4ff. vgl. etwa 2 Petr . 1,21: Non enim voluntate humana allata est aliquando prophetia :
sed Spiritu sancto inspirati, locuti sunt sancti dei homines., zitiert von Eckhart In Gen . II n . 2 , LW 1
S. 449,4f.; DW 5 S . 43,1f. (BgT ). Über die Unaussprechlichkeit Gottes vgl. etwa DW 1 S . 329,8ff.:
In dem diu sêle got ûzsprichet, daz entreget doch niht eigenlîcher warheit in im sînes wesens : ez
454
Eratis enim aliquando tenebrae
Nýspricht paulus: ( etwanne warent ir (e)in finsternisse ,) aber nú ein liecht in gotte'l.
308,5 ‘Aliquando': der das wort volgrvnden kan , so spricht es als vil als 'Zet)wanne' vnd
meinet zit, das vns hindert an dem liechte, want gotte dem ist enkein ding so vaste
wider als dý zita; Nicht (p. 2076) alleine dý zit, er meinet och ein anehaften der zit ;
1 ; 2 Sieh oben S. 454,1 , 2f.

1 'etwanne bis finsternisse , fehlt PfE , aber ný ] Ir sint E , 2 wol grvnden


E, 'et fehlt PfE ,

enkan von gote nieman reden eigenlîche daz, daz er ist. und die dort Anm . 4 gegebenen Hinweise auf
DW 1 8 . 146,3f. und dort Anm . 2 ; 330 ,6ff. und dort Anm . 5 ; 328 Anm . 4 ; weiterhin oben S . 190,4f.:
Sant Gregórius sprichet: wir enmügen von gote niht eigenlîche sprechen . Waz wir von im sprechen ,
daz müezen wir stameln . und dort S. 190 Anm . 4 ; In Eccli. n .63, LW 2 S. 292, 1f.: Minus enim dicimus
de divinis quam intendimus, secundum illud : 'oculus non vidit ' etc. Vgl. auch Winkler S. 37 und dort
Anm . 3 und 4 . – Die Änderung des hsl. in flvsse ( 2 . 5 ) durch Pfeiffer S . 307,21 zu ûzfluzze war eine
Schlimmbesserung, die ich schon in Quint S . 838 zurückkorrigiert habe. — Zu 2 . 9ff. vgl. etwa oben
S . 204, 1ff.: Daz sach ein grôz meister und bedûhte in des, swaz er gesprechen möhte mitworten von
gote, daz er nihteigenlîchemöhte gesprechen ,dâ enlæge inne iemer etwaz valsches. Dar umbe sweic er und
enwolte niemer dehein wort gesprechen . . . Dar umbe ist ez vil mê: swîgen von gote dan sprechen .;
189,6 ff. und dort Anm .6 . - In Z . 13hat Pfeiffer fälschlich (oderversehentlich ?) dasrichtige hsl. sachen in
hâten ( 307,32) verderbt; sieh Quint S . 838 . — Zu 2 . 13f. bilde noch forme vgl. etwa DW 1 S . 249,6f.:
also als alle creaturen mit bilden vnd formen in den engeln begriffen sind vernünfteklichen , .. .; DW 5
S . 218, 10 ( RdU ) . — Zu 2 .14 — 16 vgl. Sermo VIII n . 89, LW 4 S . 85,3f. und die dort Anm . 3 verzeich
neten Vergleichsstellen . — Zu 2 . 15 heimlicheit vgl. etwa DW 1 S . 186,5 . — Zu 2 . 16 geworten vgl. etwa
Pf. S . 77, 9ff.: . . . sulle wir verstân daz êwige wort , daz da wirt gesprochen in die blozen sêle von der
blozen gotheit ; daz ist unwortlich , wan diu sêle enkan sîn niht geworten .; DW 1 S . 66, 3 ; 296,6 ; vgl.
auch unten S .635, 5; 636 ,3f.und dort Anm . 1 .
1 Wie aus dem Var.- App. zu ersehen ist, fehlt 'etwanne - finsternisse, in PfEz. Da aber das in
derselben Zeile folgende 'Aliquando' und die anschließenden Ausführungen Eckharts sich eindeutig auf
den ersten Teil des Schrifttextes beziehen und erst mit 457,1 die Exegese des zweiten , 'aber ný ein liecht
in gotte ', einsetzt, ist die von mir vorgenommene Textänderung m . E . unumgänglich . Ich halte es für un
möglich , daß der Prediger den ersten Teil des Schriftzitats exegesierte, aber nur den zweiten zitierte und
diesen etwa 80 durch hervorhebende Betonung des aber nv pointierte, daß der Hörer in Gedanken den
ersten nicht nur selbständig ergänzte, sondern als Gegenstand der folgenden Ausführungen verstanden
haben könnte. Ich nehme vielmehr an , daß der ja auch sonst oberflächliche und wenig verständnisvolle
Schreiber das von mir ergänzte Textstück verloren hat.
2 Z . 2 'Ket)wanne' als Übersetzung des lat. 'aliquando ' hat dieselbe Bedeutung wie 'etwenne'
( S . 454,2 ) = . irgendwann" vnd meinet zit, d .h . „ und es hat die Bedeutung von ( irgendeiner ) Zeit" ,
und eben diese Zeit „ hindert uns an dem Lichte “ , d. h . an jenem 'liecht in gotte', von dem im Schrifttext
oben S . 454,2f. die Rede ist. Zur Zeitlosigkeit und Zeitfremdheit Gottes vgl. DW 1 S . 169,8ff.: Dâ man
zît nimet, und nimetman sie von dem minsten ,nû, daz ist zît und stât in im selber. Die wile der mensche
zît und stat hât . . . , sô ist im gar unreht und ist im got verre und vremde.; Pf. S. 133,31ff.; Sermo
XXXIV ,2 n . 345, LW 4 S. 300,10: Hinc est secundo quod deus non est in tempore, ... und die dort
Anm . 8 verzeichneten Vergleichsstellen , insbesondere Sermo XXIV, 1, LW 4 S . 218, 14f.: Non enim manet
deus in tempore et temporalium amatoribus.; In Ioh . n . 206 , LW 3 S. 174 , 1 : Dicamus ergo de primo
quod deus non est in tempore, . . . und die dort Anm . 1 aufgeführten Parallelstellen DW 1 S . 142,9f.:
Waz wesen hât,zît oder stat,daz enrüeretze gote niht,er ist dar über.; In Sap. n . 107, LW 2 S . 443, 12f.:
. .. nec deus est in tempore. — Zu $. 456 ,1 rýren der zit vgl. noch etwa DW 1 $. 135 ,11ff.: Waz uns des
455
Predigt 50
er enmeinet och nicht alleine ein anehaften der zit, er meinet och ein rýren der zit ;
Nicht alleine ein rýren der zit, Mer : óch einen roch vnd einen smak der zit, — als da 308 ,10
ein apfel ist gelegen , da belibet ein smak ; also nim es von der berürvnge der zit ?. vnser
besten meister ? sprechent, das der liphafte himel vnd dý svnne vnd och die sternen ,
5 Das die als wenung hant ze tønde mit der zit, nicht want das si echt rýrent die zit. Hie
meine ich alles, das dů sele verre ober dem himil geschaffen ist vnd das si an irme hosten 15
vnd lvtersten mit der zit nicht enhabe ze tºnde 3. Ich han es me gesprochen : von dem
werke in gotte vnd von der gebvrt, da der vater gebirt sinen eingebornen syn , vnd von
dem vs flvsse entbløget der heiliger (geist ), das der geist von in beiden (vs flýsset),
10 vnd in dem vs flysse entspringet dý sele vs gevlossen ; vnd das bilde der gotheit ist ge 20
druket in die sele, vnd in dem vs vlies( p. 208a ) sende vnd in dem wider vlissende der
drier personen wirt dv sele wider in gevlossen vnd wirt wider in gebildet in ir erste bilde
synder bilde4.

1 røren ] růwen E , 3 apfel, f über d . Zeile E , begerunge PfE , 7 dem ] d ' E , 9 în


blüeget Pf in bløget E , geist, fehlt
E v s Alvsset, fehlt E , 11 demº] die E ,

hindert, dazwir hier inne niht stæte sîn , daz bewîset ein meister und sprichet: ez kumet dâ von , dazwir
zît rüeren . Waz zît rüeret, daz ist toetlich .; oben S . 404 ,3ff.; 231, 1ff.: Daz ist ein gewissiu warheit , daz
zît got noch die sêle von nature niht berüeren enmac.Möhte diu sêle von zît berüeret werden , si enware
niht sêle, und möhte got von zît berüeret werden , er enwäre niht got. und die dort Anm . 2 aufgeführten
Parallelen .
1 Oben 2 . 1 hat Pfeiffer (308,9 ) das fehlerhafte røwen von E , bereits mit Hilfe des in der
nächsten Zeile folgenden røren gebessert; sieh Quint S. 838. - Ob oben Z . 2 róch oder mit Pfeiffer (308,10)
ruch zu lesen ist, wird sich kaum entscheiden lassen ; beide Wörter bedeuten „ Geruch “ , und diese Bedeu .
tung ist an der vorliegenden Stelle gemeint, synonym mit dem folgenden smak , wie der anschließende
Apfelvergleich zeigt, für den zu vergleichen wäre unten S . 579,3ff.: Als ob ich einen apfel hæte gehabet in
mîner hant eteswie lange ; swanne ich in dar ûz tæte, sô blibe sîn etwaz dar inne als vil als ein gesmak .
und dort Anm . 2 ; vgl. auch In Ioh. n . 305, LW 3 S .254,4 ff.: Et Horatius ait: »Quo semel est imbuta
recens servabit odorem / Testa diu «. und dort Anm . 4,wo auf Ep . I 2 ,69f. verwiesen ist. — Zu der für
Eckhart charakteristischen hier vorliegenden Stilfigur der Klimax vgl. etwa oben S .419,3ff. und dort
S . 420 Anm . 2 . - Die Besserung des unsinnigen begerunge, das Pfeiffer S . 308,11 aus E , übernommen
hat, in das richtige berørvnge ( Z . 3 ) hat Larson M . E . S . XII bereits vorgenommen ; sieh Quint S . 838.
3 Vgl. In Gen . I n .73, LW 1 S . 235,9ff.: Augustinus XII Confessionum respondet dicens quod
» caelum , quod in principio fecit deus, creatura est aliqua intellectualis «, »excedens omnem volubilem
vicissitudinem temporum . . . «. und dort Anm . 4 , wo auf c . 9 n . 9, CSEL XXXIII 316 ,3 — 13 verwiesen
ist.; oben S . 182,1ff .: Ein meister sprichet, daz der himel in sîner natûre ist als edel, daz er sich niht
enmac neigen dar zuo , daz er sî ein sache der zît. In sîner natûre enmac er niht sachen die zît ; in sînem
loufe ist er sache der zît - und ist er sunder zit – , daz ist in dem abevalle des himels . und die dort
Anm . 1 verzeichneten Vergleichsstellen .
3 Zu 2 . 5f. vgl. DW 1 S . 128,7 : diu sêle ist doch an irm snoedesten bezzer dan der himel und
alle crêatûren . und dort Anm . 5; oben S . 404 ,2f. und dort Anm . 2, insbesondere die dort angemerkte Stelle
Pf. S. 76 ,1ff .: Nû sint die nideristen krefte der sêle edelre denne daz obriste teil des himels, . . .
4 Zu 2 . 7ff. vgl. DW 1 8 . 180,3ff.: Enwære der sun niht, sô enwære ouch der heilige geist niht.
Der heilige geist kan niergen sîn üzvliezen hân noch sîn ûzblüejen dan aleine von dem sune. Då der
vater gebirt sînen sun , dâ gibet er im allez, daz er hât wesenlîche und natiurlîche. In dem gebenne
quillet ûz der heilige geist . Alsô ist gotesmeinunge, daz er sich uns alzemâle gebe. und die dort Anm . 3
verzeichneten Parallelstellen .; 168, 3ff.: Ez sprichet ein meister , daz diu sêle berüeret wirt âne mittel
456
Eratis enim aliquando tenebrae
25 Dis meinet paulus, Da er spricht: ‘aber ný ein liecht in gotte'. er sprichet
nút: ,ir sint ein lieht“, er spricht: ‘aber ný ein liecht’ . Er meinet, das ich och me

1; 2 Sieh oben S . 454,1 , 2f.

1 er bis 2 lieht', v. and . Hd . mit Verweisungszeichen auf d . Rand nachgetr. E ,

von dem heiligen geiste, wan in der minne, dâ sich got selben inne minnet, in der minne minnet er
mich , und diu sêle minnet got in der selben minne, dâ er sich selben inne minnet, und enwäre disiu
minne niht, dar inne got die sêle minnet, der heilige geist enwäre niht. Ez ist ein hitze und ein ûz
blüejen des heiligen geistes, dar inne diu sêle gotminnet. und dort Anm . 1; 218,5f.: der himelische vater
der gebirt in mich sîn glîch , und von der glîcheit sô kumet ûz ein minne, daz ist der heilige geist.
und dort Anm . 3; 267,1 ff. und dort Anm . 1; oben S. 395,2ff.: Sehet, also ist diu entgiezunge götlîcher
natûre in zweierleie wîse . Diu ein entgiezunge ist des sunes von dem vater ; diu geschihet in einer
geburt wîse . Diu ander entgiezunge ist in einer gemeinender wîse den heiligen geist ; diu entgiezunge
ist von liebe des vaters und des sunes: daz ist der heilige geist , wan sie sich beide an im minnent.
und dort Anm . 1; Pf. S. 195,1ff.; 274,27ff.; 175,34ff.; oben S. 264,2ff. und dort Anm . 2 . Der Rv. in
2 . 7 wird sich auf die oben aufgeführte Stelle DW1 S. 180 , 3ff. beziehen . Es handelt sich allerdings
um die allgemeine Trinitätslehre der Scholastik, die Eckhart hier wie an sehr vielen Stellen vorträgt. —
Das in Z . 9 in E , überlieferte in bløget dürfte wohl unursprünglich sein . Normalerweise benutzt
Eckhart in diesem Zusammenhang das Verb ûzblüejen , vgl. die oben verzeichneten Parallelstellen . — In
2 . 9 hat Pfeiffer das in E , fehlende vs flýsset schon richtig ergänzt, sieh Quint S . 838. — Zu Z . 10ff.
vgl. DW 1 S . 268,3ff.: Ir sult wizzen , daz daz einvaltic götlîche bilde, daz in die sêle gedrücket ist in
dem innigesten der natûre, âne mittel sich nemende ist; und daz innigeste und daz edelste, daz in der
natûre ist, daz erbildet sich aller eigenlîchest in daz bilde der sêle, . . . Hie ist got âne mittel in
dem bilde, und daz bilde ist âne mittel in gote. .. . Diz ist ein natiurlich bilde gotes, daz got in alle
sêlen natiurlîche gedrücket hât, und die dort Anm . 2 verzeichneten Vergleichsstellen ; 333, 1: . . . oben
îngedrücket und ist ein bilde götlîcher nature, . . .; oben S . 329, 3 und dort Anm . 2; 211,1ff .: Daz
vünkelîn der vernünfticheit . .. ist als vil als ein vünkelîn götlîcher natûre, .. . ein îngedrücket
bilde götlîcher natûre. und dort Anm . 1; DW 5 S . 113, 1f. (VeM ): Von disem innern edeln menschen ,
dâ gotes sâme und gotes bilde îngedrücket und îngesæjet ist , . ..; vgl. auch Lüers S. 201. – Zu
Z . 11ff. vgl. etwa DW 1 S. 396 ,2ff.: Diu sêle, diu alsô alliu dinc überkomen hât, die erhebet der
heilige geist und underhebet sie mit im in den grunt, dân er ûzgevlozzen ist. Jâ, er bringet sie in ir
êwic bilde, dân siûzgevlozzen ist, in daz bilde, nâch dem der vater alliu dinc gebildet hât, .. ., 380,8ff.:
. . . diz vünkelîn ist gote alsô sippe, daz ez ist ein einic ein ungescheiden und daz bilde in im treget
aller creatûren , bilde sunder bilde und bilde über bilde. — Zu Z . 12f. vgl. etwa unten S .549,6ff.: diu
sêle muoz als gar enblozet werden alles des , daz zuogevallen ist, und als lûter ûfgetragen werden und
wider învliezen in dem sune, als si ûzgevlozzen ist in im . und dort S. 550 Anm . 1; Pf. S .637,30ff .:
Unde sô hât si (d .h . die Seele ) eine bloze lidekeit ir selbes und aller dinge unde stât ûfeinem einvaltigen
wesenne ir blözheit , als si ûz geflozzen ist ûz ir ursprunge und in der selben blözheit si ouch wider în
fliezen sol.; DW1 S . 399, 1 ff.: Und mit dem bilde und mit dem heiligen geiste wirt si durchgevüeret
und îngevüeret in den grunt. Då der sun îngebildet ist, dâ sol ouch diu sêle îngebildet werden . Diu dâ
alsô îngevüeret ist und underslozzen und îngeslozzen in gote ist, . . . – Zu Z . 12f. vgl. etwa DW 1
S. 56,1: . .. daz diu sêle îngebildet wirt in die ersten lûterkeit, . . . - Zu bilde synder bilde vgl. DW 1
i Zur Erhellung dessen,was Eckhart mit seiner zunächstnicht 0.w . verständlichen Äußerung meint,
S . 381,2.
verweise ich auf DW 1 S. 357,6f.: In dem ersten , daz Paulus sprichet: ‘ein got und vater aller', dâ
geswiget er eines wörtelîns, daz treget in im ein anderunge . und dort Anm . 1, wo gesagt ist: „ Das wörte .
lîn , das hier verschwiegen wird und ein anderunge in sich trägt, d .h . den Begriff der Wandelbarkeit in
sich schließt,kann nur das Wort ' ist' sein ,das im lateinischen Episteltext wie in der deutschen Übersetzung
457
Predigt 50
gesprochen habe: der dų ding erkennen sol, Der sol si erkennen in irre sachel. Das
sprechent die meister: dý ding hangen in irre gebürt, das si da svn aller luterlichest vs
légen in wesen . want, da der vatter den syn gebirt, da ist ein gegenwertig ný. In der
ewiger geburt, da der vatter sinen syn gebirt, Da ist dů sele vs gevlossen in ir wesen vnd 308,30
5 ist das bilde der gotheit gedrýket in die (sele ) .
Es wart gesprochen in der schůle, vnd sprachen etliche meister, Got hette das
bilde gedrvket in die sele , als der ein bilde malet an der want vnd das vergat3. das wart
wider sprochen. Ander Meister sprachen bas vnd sprachen , got hette das bilde gedrýket 35
in die sele in eime blibende (p. 2086), als ein in ire blibender gedanch — Also : ich haben
4 sele fehlt E ,

nicht gesetzt ist. Eine genaue gedankliche wie textliche Parallele findet sich Pf. S. 229, 38ff.: Nû nemen
wir daz wort ûf einen andern sin , daz der wise man sprichet 'der geminnete von gote unde den men
schen ', und geswîget des Wortes 'ist', daz er niht sprichet : er ist geminnet von gote unde den men
schen , unde gedenket des niht umbe wandelbêrikeit unde bewegelicheit der zîtlicheit, då daz wesen
ist sô hôch über erhaben . Im vorliegenden Falle interpretiert Eckhart die Weglassung des estis = ir
sint hinter 'nunc' ('ný') im Schrifttext in Übereinstimmung mit den beiden aufgeführten Parallelstellen
als Ausdruck dafür, daß ( ir ) sint wie ist im Gegensatz zum ‘nunc' als dem ewigen Nun , das, wie im fol
genden ausgeführt wird , kein gewerden und kein vernýwen und also keine Berührung mit der Zeit kennt,
eben einen solchen Zeitbezug setzt und damit auch gewerden und vernýwen und wandelbêrikeit unde
bewegelicheit der zîtlicheit . Nur im ‘nunc', im ewigen Nun ihrer ewigen Geburt, kann man die Dinge
als in ihrer Ursache erkennen (458,1ff.).
1 Zu Z . 1f. vgl. DW 1 S . 135,5ff.: Waz man bekennen sol, daz muoz man bekennen in sîner
ursache. Niemer enmacman ein dinc in im selber bekennen , man enbekenne ez in sîner ursache. Niemer
enmac ez bekantnisse sîn , ez enbekenne denne in sîner berlîchen sache. und die dort Anm . 2 verzeich
neten Vergleichsstellen In Ioh . n . 9, LW 3 S. 10,1ff.: Decimo notandum quod proprium intellectus
est obiectum suum , intelligibile scilicet, accipere non in se, . . . sed accipere in suis principiis.; n . 18,
S . 16 ,3f.: Et hoc est proprium hominis et rationis cognoscere res in suis principiis .; n . 20, S . 17,3f.:
Omnis enim cognitio rerum est per sua principia et in suis principiis ; n . 189, S. 158,11f.: tertio quia
omnis res in suis principiis originalibus cognoscitur.; In Gen . I n . 77 LW 1 S . 238,4f.: scitur enim
res in suis causis. und dort Anm . 3; Sermo XII n . 142, LW 4 S. 134,6f. und dort Anm . 3. Vgl. auch
Schmoldt S . 22. — Der Rv. S. 457,2f. dürfte sich auf die oben verzeichnete Stelle DW 1 S. 135,5ff.
beziehen .
* Zu Z . 3ff. vgl. oben S. 456,7ff.; DW 1 S . 166,8ff.: Dâ ist gotes tac, dâ diu sêle stât in dem
tage der êwicheit in einem wesenlîchen nû , und dâ gebirt der vater sînen eingebornen sun in einem
gegenwertigen nû und wirt diu sêle wider in got geborn .; 171,8ff.: Diu sêle, diu dâ stât in einem
gegenwertigen nû, då gebirt der vater in sie sînen eingebornen sun , und in der selben geburt wirt
diu sêle wider in got geborn . Daz ist ein geburt, als dicke si widergeborn wirt in got, sô gebirt der
vater sînen eingebornen sun in sie. Zum nuncaeternitatis vgl. auch Sermo VIII, LW 4 S. 81f. Anm . 6 .
3 Vgl . die beiden ähnlichen Vergleiche oben S. 340 ,5ff .: Ez sprechent unser besten meister : ein
bilde, daz in einem steine ist oder an einer want, enwäre dar under niht zuogeleget, der ez næme,
als ez ein bilde ist, daz bilde wäre al ein mit dem , des bilde ez ist . und dort Anm . 2 sowie S . 349,3ff.:
Ich hân ez ouch mê gesprochen : al die wîle des dinges iht ist an sînem wesene, sô enwirt ez niht wider
schaffen ; ez wirt wol gemâlet oder erniuwet als ein ingesigel, daz alt ist; daz drücket man wider în
und erniuwet ez. und dort Anm . 3; In Gen . II n . 193, LW 1 S. 665, 11ff. — Zu in der schýle ( 2 . 6 ) vgl.
DW 1 S . 235,4 (und 247,5 ) : jch sprach zo paris in der schoelen , . . . , 381, 3 : Ein vrâge was gester in
der schuole under grôzen pfaffen ., 147, 3 : Kleine meister lesent in der schuole , . . . ; 152,9ff.: Ich
sprach in der schuole . . . Dô sprach ein meister in einer andern schuole, . . . ; 389,2 .
458
Eratis enim aliquando tenebrae
hýte einen willen vnd habe morne den selben gedanch vnd enthalte das bilde vf mit
mime gegenwertigen inflvssel – , vnd sprachent also, das gottes werch vollenkomen
40 sint. want wer der zimberman vollenkomen an sime werche, er bedorfte der materien
nicht; want, als schier, als er sin gedechte, so were das hus vollebracht. Also sint dý
werch in gotte : als schier, als er sin gedenket, so sint dự werch vollenbracht in eime 5
gegenwertigen nvs. Do kam der fynfte meister3 und sprach aller best vnd sprach :
309,5 Da enist enkein (gewerden ), mer: es ist ein ný, ein gewerden synder gewerden , ein nýwe
synder vernýwen, vnd das gewerden ist sin wesen 4. In gotte ist ein kleinlicheits, das dar

7 gewerden ,') werc Pf fehlt E , svnder ) svn der E , 8 klein liecht E ,

i Zu S . 458,8ff. vgl. Petrus Lombardus Sent. I d. 3 c. 2 n . 39: ut enim Augustinus, in XIV


libro De Trinitate (cap. VIII, col. 1044, t. VIII]: » licet humana mens non sit eius naturae cuius deus
est , imago tamen illius, quo nihil melius est, ibi quaerenda et invenienda est, quo natura nostra nihil
habetmelius, id est in mente. In ipsa enim mente, etiam antequam sit particeps dei, eius imago reperi.
tur: etsi enim amissa dei participatione, deformis sit, imago tamen dei permanet. . . . «; Thomas
Sent. II d. 39 q . 1 a. 1: Ad primum ergo dicendum , quod voluntas actus non est pars imaginis , . . . : quia
nullius voluntatis actus semper manet, cum tamen imago semper permaneat. — Die Bedeutung von mit
mime gegenwertigen inflysse ist: „ durch meinen vergegenwärtigenden Einfluß“ , will sagen , daß ich den
Gedanken durch dauernd vergegenwärtigende Beeinflussung, d .h . Bewußtmachung, zu einem bleibenden ,
nie „ vergehenden “ Gedanken mache.
3 Zum Zimmermann -Vergleich Z . 3ff. vgl. insbesondere oben S . 397,2ff. (als Meister -Zitat) : Ein
meister sprichet : ein zimberman , der ein hûs machet, der hât ez ê in im gebildet ; und wäre daz holz
genuoc undertænic sînem willen , als snelle er ez wölte, als snelle wäre ez ; und wäre der materie abe,
sô enwäre da niht mê underscheides dan daz gebern und daz gâhes geborne. Sehet, alsô enist ez in
gote niht;wan kein zît noch stat in im enist , dar umbe sint sie ein in gote und enist niht underscheides
dan entgiezunge und entgozzenheit. und dort Anm . 2, wo auf das In Gen . II n . 47, LW 1 S .514,10ff.
zitierte Exemplum Avicennae (De an . V c. 1, 22va 43 — 48) verwiesen ist.
3 Wieso hier vom „ fünften “ Meister die Rede sein kann , ist mir unerfindlich. Wie ich in Quint
S . 838 gesagt habe, „ ist Larsons ( M . E . S .XII) Konjektur 309,4 der fünfte meister > der dritte meister
wohl fälschlich aus 308,34 ( = oben S . 458,8 ) Ander meister geschlossen , wo Lasson wahrscheinlich ver
sehentlich Der ander meister gelesen hat“ . Ich halte es fürmöglich, daß Eckhart tatsächlich den fünften
der Meister im Auge hatte , die „ in der Schule“ bei der Diskussion der von ihm wiedergegebenen Streitfrage
sich äußerte , ohne daß er die übrigen Meister, die Stellung nahmen , in ihrer Reihenfolge und Anzahl be
stimmte .
4 Zu 2 .6ff. vgl. insbesondere DW 1 S . 335,3ff.: Swaz got gibet, daz ist iemermê geworden ; sîn
gewerden ist nû niuwe und vrisch und alzemâle in einem êwigen nû. und dort Anm . 2 ; 349,6ff.: Got
gibet sich der sêle alles niuwe in einem gewerdenne. Er ensprichet niht: 'ez ist geworden ' oder 'ez
gewirdet',mêr: ez ist alles niuwe und vrisch als in einem gewerdenne âne underlâz. und dort Anm . 3. —
2 .7 gewerden ? fehlt in Eg. Pfeiffer S. 309,5 konjizierte fälschlich werc, sieh Quint S. 838.
5 Dieses kleinlicheit hat Pfeiffer S. 309,7 schon richtig unter Hinzuziehung von S . 460,1 statt des
in E , verderbt überlieferten klein liecht konjiziert. Das Wort konnte ich sonst bei Eckhart, Tauler oder
Seuse nicht belegen . Es ist eine Ableitung vom Adjektivum kleinlich in dessen Bedeutung „ zart, subtil“
und entspricht lat. subtilitas. Im vorliegenden Zusammenhang bezeichnet es sowohl den innersten gött
lichen Grund wie den Seelengrund , das „ Fünklein“ der Seele, vgl. DW 1 S. 344,9ff.: Alsô eigenlîche
nimet diu kraft des heiligen geistes daz lûterste und daz kleineste und daz hæheste, daz vünkelîn
der sêle, . . ., wo OH , cleinlichiste statt kleineste bieten . Vgl . Tauler S. 121,21f.: jo , sů wurt so klein
lich das keine vernunft enkan vinden wie und wo die subtilkeit lige und wurke ; man mag es wol
gelouben, aber nů mit sinnen begriffen .
459
Predigt 50
in enkein vernýwen en mag. Also ist och in der sele ein kleinlicheit , dý ist so lvter vnd
so zart, das aber dar in enkein vernýwen en mag ; want alles, das in gotte ist, das ist 309,10
e(i)n gegen wertig ný synder vernuwen ?
von vier dingen wolt ich han gesprochen : von der klein < li> cheit gottes vnd von der
5 klein < li >cheit der sele vnd von dem werke in gotte vnd von dem werche der sele . das lasse
ich ný beliben .

2 vernýwen ) vermvgen, v . and. Hd , mý zu nw , u über nw , en über g , gen getilgt E , 3 ein ]


en E , 4 ; 5 kleincheit E ,

1 Daß Gottes innerstes Wesen und der Seelengrund in ihrer beiderseitigen kleinlicheit kein ver .
nýwen kennen , sagt Eckhart, soviel ich sehe, nur an der vorliegenden Stelle, während er den Ausdruck
verniuwen im positiven Sinne der Erneuerung,der renovatio , im Deutschen wie im Lateinischen durchaus
verwendet. Zur Verwendung im hier vorliegenden Sinne vgl. Par. an . S . 100,4f. (Eckhart Rube) : Got
ist alleine nuwe und inwirdit nicht fornuwit.
2 Zum Schlußsatz der Predigt, mit dem Eckhart erklärt, daß er seine ursprünglich geplanten Aus
führungen abkürzen bzw . auf sich beruhen lassen wolle, vgl. oben S. 409,4 ff. und die dort Anm . 1 gegebe
nen Hinweise auf weitere solche Schlußbemerkungen von Predigten . Vgl.insbesondere meine Ausführungen
DW 1 S . 223 unter „ Echtheit“ über den fragmentarischen Schluß der Pr. 13a, in dem S. 225, 16 ebenfalls,
wie im vorliegenden Falle, vier gůt lere angekündigt, aber nur zwei sehr kurz behandelt bzw . abgetan
werden . Ob auch bei der vorliegenden Predigt eine Kürzung eines ursprünglich ausführlicheren Schluß
teils vorliegt oder nicht, muß wohl dahingestellt bleiben . Der Schlußsatz macht allerdings, wie ich meine,
in seiner Formulierung nicht den Eindruck, als stamme er statt von Eckhart selbst von einem kürzenden
Schreiber.

460
PREDIGT51 (Pf. Nr. CII S. 331— 335)

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S . 894, ders . Übersetzung S .492,Spamer PBB 34 S . 331) :
BT f. 248vb — 250rb .
Textkonstituierung (sieh Quint S . 894f.): Der einzige, in BT überlieferte Text der Predigt ist sicher
an einer Reihe von Stellen verderbt. Pfeiffer hat, wie ich in Quint S . 894f. bereits vermerkt habe,
einige dieser Verderbnisse durch überzeugende Konjekturen korrigiert, andere hat Lasson gebessert.
Im einen oder andern Falle aber haben beide Schlimmbesserungen vorgenommen , die ich zurück
korrigieren zu müssen glaubte. Überdies habe ich noch einige weitere konjekturale Besserungen vor.
genommen und in den Anmerkungen zu begründen versucht. Wieweit der BT-Text im einzelnen ver
läßlich oder unursprünglich ist, wird sich kaum mit Sicherheit entscheiden lassen . Lehmann (S . 233
Anm . 2) meint im Hinblick auf den Eingangsabschnitt der Predigt (S . 464,2 - 10): „ wenn hiermit
eine Disposition gegeben sein soll, so ist sie nicht eingehalten worden . Auf einige der Schriftzitate
nimmt die Predigt gar keinen Bezug , wenn anders sie nicht unvollständig überliefert ist“ . Gegen die
Annahme Wackernagels, daß es sich bei dem BT-Text nur um einen „ Auszug“ handele wegen der
„ Incongruenz zwischen der vorausgeschickten Partition und ihrer Ausführung “ habe ich unten S .464
Anm . 1 ein Gegenargument aufgeführt. Jedenfalls braucht der BT- Text nicht fragmentarisch zu sein ,
weil er nicht alle im Eingang der Predigt aufgeführten Schrifttexte behandelt . Die Frage, ob das
Gregorius-Zitat S . 465 ,1ff. und seine Deutung 465 ,4 ff. in BT richtig im Eckhartischen Wortlaut
erhalten sind , habe ich in der Anmerkung zur Stelle diskutiert, desgleichen , ob das Zitat am Schluß
der Predigt S . 476, 13f. als Meister- oder als Selbstzitat zu verstehen , der BT- Text also verläßlich oder
zu berichtigen ist. Im einzelnen mag der BT- Text demnach den ursprünglichen Wortlaut unverläßlich
bzw . so oder so ,,bearbeitet“ wiedergeben , im ganzen jedoch dürfte er das Ursprüngliche bewahrt haben .
Der BT-Text wurde, dem für diese Ausgabe gültigen Prinzip entsprechend , in der Orthographie
des Drucks geboten , aber mit einer modernen Interpunktion versehen .

Übersetzungen : Quint S . 262ff.; Schulze -Maizier? S . 218ff.; Lehmann S. 233ff.; Bernhart


S . 26 .

Echtheit: Keine Bezeugung außer der allgemeinen und ungewissen in BT f. 242va . Die Echtheit der
Predigt scheint mir gesichert zu sein l . durch den Rückverweis unten S . 473 ,5 , der sich auf die echte
Predigt 13 , DW 1 S . 212,5f. bezieht (sieh unten S . 473 Anm . l) ; 2 . durch die Übereinstimmung von
unten S . 476 , 13f. mit der echten Pr. 22, DW I S . 389,7ff. ( sieh unten S . 477 Anm . l), auf die der
Prediger sich mit seiner Bemerkung 8. 476, 12f. bezieht; 3 . durch Übereinstimmungen mit Eckharts
Exodusauslegung ; vgl. dazu J. Koch , Sinn und Struktur der Schriftauslegungen , in : Meister Eckhart
der Prediger, S . 94 Anm .55 : „ In Pr. CII, S . 334,26 – 335 ,1 < = unten S. 476,3 — 477,2 > verbindet der
Meister ebenso wie in der Exodusauslegung beide Deutungen miteinander. -- Die ganze Pr. CII ist
übrigens ein anschauliches Beispiel für den engen Zusammenhang zwischen Predigt und Auslegung ;
die fünf Stücke, die Eckhart behandeln will (S . 331,4 15 < = unten S . 464 , 1 — 10 > ), entsprechen den
auctoritates VI, VII, VIII, X und XI ( = Stück 4 ) und IX . . . . Die Nachschrift der Predigt ist sehr
unvollkommen , so daß die Disposition in der Durchführung nur teilweise erkennbar ist. Vgl. Meister
Eckehart, Deutsche Predigten und Traktate, hrsg . u . übers. von J . Quint (München 1955) S. 492
461
Predigt 51
(Anm . zu der Übers. S . 262 ff.).“ ; 4 . durch eine Reihe von weiteren charakteristischen Übereinstim
mungen mit Stellen aus echten deutschen und lateinischen Eckhart -Texten ; sieh unten S . 466 Anm . 1
(DW1 S . 381,3ff.); S . 467 Anm . 3 (oben S . 320 , 2f.); S . 468 Anm . 4 (DW1 S . 178, 10 ff.); Anm . 5 (DW 1
S . 379,6 ff.; oben S. 238,2 ff.; DWI S. 237,3, 6 ; 384,1); S . 469 Anm . 1 (oben S.435, 15ff.; 436,7ff.);
Anm . 2 (DW1 8 . 72 ,12 ff.; 267, 1 f.) ; Anm . 3 (oben S .68, 1 ff.); S .470 Anm . 4 (DW1 S . 148 , 1 ff.; 55 ,4f.;
199,1 ff.; 384,5 und 7ff.; 369,7f.); S. 471 Anm . 1 (DW 1 S. 212,3ff.; 225 ,2 ff.); Anm . 2 (DW 1 S. 49,4 ;
50 , 1 ff.) ; S. 472 Anm . 1 (DW I S . 358,4 ff.); Anm . 2 (DW 5 S . 28,9ff.; DWI S. 201,2f.) ; S . 474 Anm . 3
(oben S . 228 ,3ff.; DWI S . 146 ,6 ff.) ; Anm . 4 (DWI S . 114 ,5 ff.) ; S . 476 Anm . 2 (DW 5 S . 230,5 ff .);
Anm . 3 (oben S . 35 ,3ff.); Anm . 4 (DW5 $ .59,14ff .) ; Anm . 6 (oben S . 297,1f.). — S . 466 Anm . 1 (LW4
S . 213,1f.; LWI S . 450,8ff.; In Ioh . n . 745 ; LW 1 S. 447,2 ff.); S. 467 Anm . 3 (LW 1 S. 448,17ff.);
S. 469 Anm . 1 (LW2 S. 159,10f.); Anm . 3 (LWI S .518 ,1ff.); S .470 Anm . 1 (LW 4 S . 264,4 ff.); S.472
Anm . 2 (LW 3 S . 86 , 10f.; In Ioh . n . 396 ) ; Anm . 5 (LW1 S . 199,11 ff. ; LW4 S . 44,12f.) ; S . 474 Anm . 3
(LW1 S . 285 , 4 ff.; LW 1 S . 652, 8 ff.) ; Anm . 4 (LW 4 S . 465 ,8f.) ; S .476 Anm . 2 (LW 2 S. 194 ,3 ff . ; LW 3
S . 62 ,3ff. ; 177, 1f.). - Für Eckhart als Verfasser der Predigt sprechen folgende Stilelemente : hyper
bolischer Ausdruck S . 467,9f. ; 470,6 ff.; 474 , 15 ff.; Häufung S . 469,3f.; 470 , 3f.; 471, 1 ff.; (antithetischer )
Parallelismus S . 468,5f.; 471,4 ff. ; 472,5ff. ; 475 , 10 ff. ; Steigerung S . 474 , 12 ff.; Antithese S . 468 ,6f., 10f.;
471,6f. Kennzeichnend für Eckhart ist überdies die Sohnsgeburt -Thematik S. 469,1 ff., 8ff.
Aufbau der Predigt :Wie ich unten S . 464 Anm .1 gesagt habe, führt Eckhart zu Beginn seiner
Predigt fünf Schrifttexte auf, die der Epistel und der Messe des Mittwochs nach dem dritten Fasten
sonntag entnommen sind , von denen er aber im wesentlichen nur das erste eingehend ausführt, das
dritte und das fünfte aber nur ganz kurz und das zweite und vierte gar nicht behandelt. Wie
in Pr. 49 schickt Eckhart der Exegese der genannten Schrifttexte einen allgemein gehaltenen
Eingangsteil voraus, eine „ Vorrede“ , die er allerdings diesmal nicht ausdrücklich als solche bezeichnet .
Diese Einleitung umfaßt unten S. 465,1 – 467, 10 . In ihr läßt er sich im Anschluß an ein Gregorius.
Zitat und unter zweimaliger Berufung auf Augustinus über die Unerschöpflichkeit und auch nicht
völlige Ausdeutbarkeit der Hl. Schrift aus. Das Gregorius-Zitat,dessen Interpretation den wesentlichen
Inhalt der „ Einleitung“ ausmacht, hat Eckhart schwer verständlich erweitert und umgedeutet (vgl.
S . 465 Anm . 1) . - - Der Hauptteil der Predigt reicht von 467 ,11 - 477,2 und umfaßt, wie gesagt, im
wesentlichen die Deutung von Matth . 15 ,4 bzw . Exod . 20 , 12 (unten S . 467, 11- 475 , 14 ) : Man soll zwar
Vater und Mutter und alle ehren , von denen man dies und das empfängt an äußerlichem und mannig .
faltigem Gut. Insbesondere aber und eigentlich gebührt allein dem „ himmlischen Vater“ Ehre, von
dem man alles hat und auf den alle „ Gleichnisse“ hinzielen (468,8f.). Den (himmlischen ) „ Vater"
aber ehrt niemand als der Sohn , denn der Sohn ist ein volkommens bild des vatters (469,6 ). Wenn der
„ Vater“ den Sohn gebiert , so gebiert er damit sein „ Bild “ als in seinem eigenen Urgrund innebleibend
(469,7ff.). Man kann zwar Gott nur mit Hilfe von „ Gleichnissen “ verdeutlichen (beweisenn 470,1f.),
doch immer nur ungenügend, weil der „ Vater“ sich immer in das Innerste seiner vetterlicheit einzieht,
wo er sich in seinem Sohn genießt und wo in seiner vatterschafft alles, was die Natur aufzubieten hat,
alle Grashalme, Holz , Stein und alle Dinge eins sind (470 ,6f.) und nichts suchen , als gottes gleichnusse
zu sein (471,3). Alle „Gleichnisse“ aber sind nur ein „ Vorwerk " , eine Vorstufe .Wiederum aber kann
Gleiches nur durch Gleiches erkannt werden , wie denn auch jedes Sinnesorgan jeweils nur das ihm
Gemäße oder Gleiche aufzunehmen vermag : das Auge die Farbe , das Ohr die Töne, die Zunge den
Geschmack (472,1 ff.). Gott aber hat alles unterschiedslos in sich , und dort, wo wir ,,Söhne“ sind, da
ist der Seele „ Bild“ und Gottes „ Bild “ ein Sein . Wer zu diesem innersten Wesen vordringen will,
muß die Schale aller „Gleichnisse“ durchbrechen , um zum einigen Einen zu gelangen (473,7ff.).
So wie das Fleisch , Brot und Kraut, das meine Eltern vor Jahren aßen , dahin drängte, in mir
zum Menschen zu werden , wie alles Korn Weizen und alles Metall Gold zu werden strebt, wie das
Holz sich verbrennen läßt, um Feuers Natur zu erhalten , und wie Holz , Stein , Knochen und alle
Grashalme in der erstekeit Eines gewesen sind, so drängt und läuft die ,,bloße“ Natur,die nichts außer
halb ihrer sucht, nur hin zur ersten lautterkeyt (des göttlichen Urgrundes) (474 ,2 ff.). So wie die Natur
aus einem Krautblatt einen Menschen zu machen vermag (475 ,10f.), so vermag Gott, auf dem Altar
Brot in den Leib des Herrn zu verwandeln , was viele böse Menschen nicht glauben (475,5ff.). Nur der
462
Hec dicit dominus: honora patrem tuum
also, der Gottes Ehre in allen Dingen im Auge hat, ehrt Gott (den „ Vater" ) wirklich (475,13f.). —
Anschließend tut Eckhart dann Exod . 20,18f. mit einem Satz ab , indem er sagt, daß die Juden Gott
nicht zu vernehmen vermochten , weil sie weit entfernt standen (475 , 15ff .). - Exod. 20 ,21 erläutert er
dann unter Heranziehung von 2 Makk . 7 ,22f. dahingehend, daß man das Licht nur in der Finsternis,
d .h . im Leiden und in der Mühsal, findet. Die verborgene Finsternis des unsichtbaren Lichtes der
ewigen Gottheit aber wird nie erkannt werden . Das Licht des ewigen „ Vaters“ hat zwar in diese
Finsternis von Ewigkeit an hineingeschienen , die Finsternis aber hat das Licht nicht begriffen .
Wenn Bernhart S. VIII über die vorliegende Predigt sagt: „ Die sichtlich aus dem Gefüge
gebrachten Gedanken sind durchaus eckhartisch .“ , so würde ich den Nachsatz unbedenklich , wie schon
oben unter „ Echtheit“ geschehen , bejahen , den Vordersatz aber als zu negativ im Urteil ansehen und
auf unten S. 464 Anm . 1 verweisen . Ich würde denn auch jetzt die Bemerkung in meiner Übersetzung
(S . 492) über die Predigt : „ Sie dürfte in BT kaum verläßlich überliefert sein , . ..“ wohl für gewisse
Einzelausführungen — sieh oben S. 461 unter „ Textkonstituierung“ — , nicht aber für die Predigt
als Ganzes gelten lassen .
Datierung und Lokalisierung der Predigt: zwischen 1322 und 1326 in Köln , sieh DWI S. 372ff.
und LW 4 S . XXIV Anm . 1.

463
Hec dicit dominus: honora patrem tuum etc.

DIB wort, das ich gesprochen han in dem latin, das steet geschriben in dem euan - 331,5
gelio , vnd vnser herr spricht es, vnd es spricht also in teütsch : 'Du solt eren vatter vnd
můter'. vnd ein ander gebott spricht gott, vnser herr : 'Du solt deines nechsten gåt nit
6 begeren, weder hauß noch hoff noch nichtes nitt des seinen '. Das dritt stücklein ist, das
daß volck gieng zů Moysen vnd sprach : 'Red du mit vns, wann wir können gottes nit 10
geh8ren '. Das vierd ist, das vnser herr got sprach : ‘Moyses, du solt mir machen einen
altar von der erden vnd in der erden , vnd alles, das daruff geopffert wirt, das soltu alles
verbrennen '. Das fünfft ist: 'Moyses gieng zů dem nebel' vnnd tratt ( hin ) in (vff ) den berg; 15
10 'da fand er got', vnnd in der fynsternuß so fand er daß war liechtel.
1 ; 3f.Matth. 15,4 : Honora patrem , et matrem . Vgl. Exod . 20, 12 : Honora patrem tuum etmatrem
tuam .; vgl. auch unten S . 467,11; 468,9f.; 473, 9; 475, 13. 4f. Vgl . Exod. 20,17 : Non concupisces
domum proximi tui: nec desiderabis uxorem eius, non servum , non ancillam , non bovem , non asinum ,
nec omnia quae illius sunt. 6f. Vgl. Exod . 20, 18 : steterunt procul, 19 : dicentes Moysi:
Loquere tu nobis , et audiemus: non loquatur nobis Dominus, ne forte moriamur.; vgl. auch unten
S . 475, 15f. 7ff. Vgl. Exod. 20,24 : Altare de terra facietis mihi, et offeretis super eo holo .
causta et pacifica vestra, oves vestras et boves . . . 9f. Vgl. Exod. 20,21: Moyses autem
accessit ad caliginem in qua erat Deus.; vgl. auch unten S . 476 ,3 .

Zuweisungen : keine außer der unsicheren allgemeinen in BT f. 242va


Überschriften : Vff mitwoch vor mitfasten BT
2 DIB ] Vff mitwoch vor mitfasten . Von wunderbarlicher eygentschafft der heyligen geschrifft /
80 sy an ir hat / der vnergrüntlicheit halben / vnd das sy doch yederman gemeß ist / dem einfeltigen
als dem vernünfftigen / eynem yeden nach seim begreiffen . Darnach wirt diß gebot gottes / Ere vater
vnd måter / auff zwen weg außgelegt / vnder denen der ander fast hoch vnd verborgen zu verstan
ist doch mitt güter handtweisung durch sichtbarlich anzeygung der natur. Fürbaß werdent etliche
stuck auß der heuttigen letzen gar kurtz vnd subtilich berürt zů fruchtbarem nutz geistlicher lere.
Alles gewendet vff die wort der egemelten letzen des heutigen fronampts. Genommen vrspringklich
auß dem bůch Exodi .xx . vnd auß dem Euangelio Matthei .xxv. Hec dicit dominus / honora patrem
tuum etc. D (verzierte Initiale )IB BT 9 trat in den berc, PfBT 10 daß ] diß BT

1 Die fünf Schriftzitate, die Eckhart zu Beginn seiner Predigt aufführt, sind der Epistel und dem
Evangelium der Messe am Mittwoch nach dem dritten Fastensonntag (Vff mitwoch vor mitfasten BT)
entnommen . Hauptgegenstand der Predigt ist das erste stücklein (vgl. Z . 3f.); daszweite ( 2 . 4f.) und vierte
( 2 . 7ff.) werden gar nicht, das dritte ( 2 . 6f.) und fünfte ( Z . 98.) nur ganz kurz unten S . 475, 15ff. am
Schluß der Predigt behandelt. Wenn in Wackernagel Altd . Pr. S. 406 gesagt ist: „ Ähnlich verraeth
sich in CII bei Pfeiffer der Auszug durch die Incongruenz zwischen der vorausgeschickten Partition und
ihrer Ausführung“ , so braucht diese „ Incongruenz“ nicht einen Auszugscharakter des überlieferten Textes
zu besagen oder gar zu beweisen , da Eckhart öfters die seinen Predigten zugrunde gelegten Texte nur teil
weise oder Bestandteile von ihnen nur ganz kurz oder gar nicht interpretiert, oft unter ausdrücklicher An
464
Hec dicit dominus: honora patrem tuum
Es spricht mein herre sant Gregorius1: »Was das lamb ergründet, da schwimmet
der ochß oder die ků, vnd da die ků schwimmet, da fürlaufft sy der helffant vnnd gat
im für sein haupt«. Diß ist gar ein schöner synn ; man mag wol gar vil daruß ziehen .
20 Es spricht mein herr sant Augustin ?, Das die geschrifft sey ein tieffes mor ; vnd ein
kleines lemblein bedeüttet einen demütigen, einfaltigen menschen, der die geschrifft mag 5
ergründen . Aber bey dem ochsen , der da schwimpt, da bey so versteen (wir ) grobe leüt:

1 Augustinus: PfBT) 4 mein herr fehlt BT) 6 wir fehlt BT

gabe, daß er diese Partien liegen lasse“ . Vgl. etwa oben S .41 Anm . zu S . 40; 55 Anm . 1 ; 123 Anm . 4 . -—
Zur Datierung (zwischen 1322 und 1326 ) und Lokalisierung ( in Köln ) vgl. oben S . 463. — In 2 . 9 hat
bereits La88on M . E . S . XIII anstelle von Pf (BT) S . 329, 14 in den b . konjiziert : hin în ûf d . b . (sieh
Quint S . 896 ), vgl. unten S . 476 ,3 . — Weshalb Pfeiffer (331,15) in 2 . 10 dunsternisse anstelle des
in BT überlieferten fynsternuß gesetzt hat, weiß ich nicht, zumal er unten S . 476 ,4 und 13 ( Pf. S . 334,27 , 36 )
fynsternuß aus BT übernahm und vinsternisse ein Eckhart ganz geläufiges Wort war, vgl. die Wörter
verzeichnisse in DW 1 und DW 5 . - Zu Z . 10 vgl.die gegensätzliche Äußerung Eckharts unten S . 476 ,13ff.;
dazu Mahnke S. 170 Anm . 3.
1 Vgl. Gregorius M . Moral. Ep. c. 4, PL 75, 515 : Divinus etenim sermo sicut mysteriis
prudentes exercet, sic plerumque superficie simplices refovet. Habet in publico unde parvulos nutriat,
servat in secreto unde mentes sublimium in admiratione suspendat. Quasi quidam quippe est fluvius,
ut ita dixerim , planus et altus, in quo et agnus ambulet, et elephas natet . Ut ergo uniuscuiusque
loci opportunitas postulat, ita se per studium expositionis ordo immutat; quatenus tanto verius
sensum divinae locutionis inveniat, quanto ut res quaeque exegerit, per causarum species alternat. Vgl.
auch Albertus M . S. theol. I tr . 1 q . 5 m . 1 ( ed . Borgnet 31, 22af.) : Et sic fit quod dicit Hieronymus
quod » in eadem scientia aliter doctus, aliter sentit indoctus : et tamen utrobique sentit ad aedificatio
nem . Unde Gregorius : » Sacra scriptura fluvius est, in quo agnus peditat, et elephas natat :« vocans
agnum pium et simplicem , qui quasi peditando de virtute in virtutem proficit in exemplari doctrina,
quae particulariter et sensibiliter proponitur, ex qua quasi paradigmate, rudium accipitur informatio .
Elephantem vero vocat sapientem et litteratum , qui ad profunda sapientiae quae colligitur in parti
cularibus, non attingit. Auf diese Stelle machte mich freundlicherweise Maria Bindschedler brieflich
aufmerksam . In meiner Übersetzung S . 492f. zu 262,15 habe ich schon hingewiesen auf Hugo v . Trim
berg Registrum Multorum Auctorum V . 25f. (hrsg. von K . Langosch , Germ . Studien H . 235, 1942,
S . 160) : Altis in gurgitibus simplex natat angnus, / Ubi forte mergitur elephas permagnus., wozu
Langosch in der Anmerkung S . 201 auf Konrad v . Hirschau (Dialogus super auctores sive didascali
con , Programm des alten Gymnasiums zu Würzburg, 1889, hrsg. von G . Schepß S .61 ( = ed . Huygens,
1955, S. 46, 1178 )) verweist: iuxta illud vulgare proverbium „ ubi agnus ambulat et elephans natat“ .
Ich habe a .a .O . bereits festgestellt, daß Pfeiffer statt des in BT, überlieferten Gregorius aus BT)
Augustinus übernahm , das denn auch Bernhart in seiner Übersetzung beibehielt, während Schulze
Maizier ( S . 218 ) Gregorius einsetzte. - Wie man sieht, hat Eckhart sowohl das Gregorius-Zitat wie
die z . 4ff. gebotene Deutung dadurch abgeändert, daß er statt von zwei Tieren und den durch sie symboli
sierten Menschen durch Zwischenschaltung von ochß oder die ků (Z . 2) von drei (bzw . vier) Tieren
und Typen spricht und außerdem andere Aussagen über die Tiere und damit auch über die Menschen .
typen macht. Während Gregorius, Albertus M . und das von Konrad v . Hirschau zitierte proverbium
übereinstimmend vom Lamm sagen , daß es ambulat (bzw . peditat) und vom Elefanten , daß er natat,
sagt Eckhart, daß das lamb ergründet ( 2 . 1) , der Ochs oder die Kuh schwimmet und der Elefant für
laufft sy . . . vnnd gat im für sein haupt, was ich in meiner Übersetzung ( S . 262, 17f.) durch „ und es
( = das Wasser) reicht ihm (nur) bis zum Kopf“ wiedergegeben habe (Bernhart S . 26 : „ . .. darin
versinkt der Elefant, und es geht ihm über sein Haupt“ ) . In der Deutung des Lamms und des Elefanten
scheint mir Eckhart mit Gregorius und Albertus M . darin übereinzustimmen , daß sie unter dem
30 edhart, D 2 465
Predigt 51
Ein yegklicher nympt daruß, das jn benůget. Aber bey dem helffant, der da fürlaufft,
da bey ist vns gegeben zů versteen die vernünfftigen leüt, die durch grabent die geschrifft 331,25
vnnd fürlauffent darinn . Mich wundert, daz die heilig geschrifft so voll ist, vnnd die
meyster sprechent, das man sey nit bedeütten møg also bloß , als sy ist, Vnnd sprechent,
5 ob icht grobes darinne sey , das soll man auff thủn ; aber man bedarff dar zů gleichnußi.

Lamm den demütigen , einfaltigen menschen ( 2 . 5 , Gregorius: simplices; Albertus M .: pium et


simplicem ), unter dem Elefanten aber die vernünfftigen leüt ( S . 466, 2, Gregorius: mentes sublimium ;
Albertus M .: sapientem et litteratum ) verstehen . Der Vergleich kann nur dann zutreffen , wenn die
Schrift nicht mit einem tiefen Meer verglichen wird, wie in dem zwischen Gregorius- Zitat und seiner
Deutung eingeschalteten Augustinus- Zitat, das ich nicht habe nachweisen können , sondern mit einem Fluß ,
an dessen seichten Stellen das Lamm „ laufen“ und an dessen tiefen Stellen der Elefant „ 8chwimmen"
kann . Das Lamm kann somit indoctus . . . peditando de virtute in virtutem . . . in exemplari doctrina
fortschreiten an den seichten Stellen der Hl. Schrift,während der Elefant,der als doctus die vernünfftigen
leüt repräsentiert, die die Schrift durch grabent und fürlauffent ( S . 466,2f.), sie aber doch nicht zu er .
gründen vermögen ( Albertus M .: ad profunda sapientiae . . . non attingit ). Wenn dem 80 ist, dann kann
m . E . in der Aussage in Z . 1 das lamb ergründet und in 2 . 5f. einen demütigen , einfaltigen menschen,
der die geschrifft mag ergründen ,das Verb ergründen nicht die Bedeutung haben , die wir im Nhd . damit
verbinden , sondern nur die eines oberflächlichen (Gregorius: superficie; Albertus M .: particulariter et
sensibiliter) Verständnisses der Schrift eben an ihren Untiefen , an ihren seichten Stellen meinen . Da das
Schwimmen aber von Eckhart, im Gegensatz zu Gregorius und Albertus M ., für den Ochsen und die Kuh ,
d .h . für grobe leüt ( 2 . 6 ) in Anspruch genommen wird , die sich jeweils aus der Schrift entnehmen , das
jn benůget ( S . 466, 1) , ist mit S . 465,2 da fürlaufft sy der helffant vnnd gat im für sein haupt gemeint,
daß der Elefant als sapiens und literatus Ochs und Kuh überläuft, indem er bis in größere Tiefe des
Flusses, d . h . der Hl. Schrift, vordringt, wobei ihm schließlich das Wasser des Flusses den Kopf über
spült und er darin völlig versinkt. Das aber bedeutet, daß der Elefant mit seinem gelehrten Verstande ad
profunda sapientiae quae colligitur in particularibus, non attingit. Der 80 verstandene Sinn des
Gregorius- Zitats in der erweiterten Fassung des Eckhartischen Wortlautes oben S . 465,1ff. steht somit in
Übereinstimmung mit dem ,was mit dem Satz unten 8.467,1f. ausgesagt wird : Dem ersten gieng es an
den knoden ( = dem Lamm , das im seichten Uferwasser peditat bzw . ergründet), Dem anderen gieng
es an die knüw , Dem dritten gieng es an seyn gürtel ( = dem Ochs und der Kuh , die in das Flußwasser
weiter vordringen ), Dem vierden gieng es über sein haupt vnd versanck allzůmal ( = dem Elefanten ,
der noch weiter im Flusse vordringt und schließlich darin versinkt, ohne die größte Tiefe des Wassers zu
erreichen ).
2 Vgl. Ambrosius Ep. 2 n . 3, PL 16 , 918 : Mare est scriptura divina, habens in se sensus pro
fundos, . . .; Gregorius M . Hom . in Ez. I hom . 6 n . 13, PL 76 , 834 C : Nec immerito mari similis
scriptura sacra dicitur, . . .
i Zu Z . 3ff. vgl. insbesondere DW 1 S . 381,3ff.: Ein vrâge was gester in der schuole under grôzen
pfaffen . „Mich wundert', sprach ich , daz diu geschrift alsô vol ist, daz nieman daz allerminste wort
ergründen enkan ', . . . und die dort Anm . 3 verzeichneten Parallelstellen Par. an. S . 26,24ff.: ein
meister sprichit daz di schrift ist an irme sinne alse ein vlizinde wazzir daz besitin uzbrichit und
machit tufe und tiche nuzliche und fluzit doch for sich . sente Augustinus sprichit: 'di schrift ist nuz .
liche virborgin an irme sinne daz man die ersten worheit zu hant nicht finden enkan '.; Sermo XXIV ,1
n . 227, LW 4 S . 213,1f.: Augustinus Super Genesim ad litteram l. II : »maior est scripturae huius
auctoritas quam omnis humani ingenii capacitas «. und dort Anm . 2 , wo auf c. 5, CSEL XXVIII,1
39, 16 verwiesen ist; In Gen . II n . 2, LW 1 S . 450,8.ff.: Propter quod , ut ait Augustinus, ipsam
scripturam sic fecundavit ,ut in ipsa sparserit et impressum sigillaverit omne quod intellectus omnium
elicere potest. und dort Anm . 5 , wo auf In Ioh. n . 745: Adhuc autem notandum quod talis modus
loquendi, excessive scilicet, proprie competit divinis scripturis. Omne enim divinum , in quantum
466
Hec dicit dominus : honora patrem tuum

30 Dem ersten gieng es an den knoden , Dem anderen gieng es an die knüw , Dem dritten
gieng es an seyn gürtel, Dem vierden gieng es über sein haupt vnd versanck allzůmala.
Nun , was meinet diß ? Es spricht sant Augustina: Die geschrifft an dem anfang
35 so lachet sy an iunge kinder vnd locket das kind (249rb ) an sich ; vnnd an dem end der
geschrifft , als man sy gründen will, so spottet sy weyser leütten ; vnnd es ist nyemant 5
so einfeltig von synnen , er fynde darinn, das im eben kompt ; vnd es ist auch niemant
so weyß , der sy gründen woll, er fynde sy tieffer vnnd fynde mer darinn . Alles, das wir
hie hören mogen , vnnd alles, das man vns gesagen mag, das hat alles eynen anderen ,
832, verborgenen synn darinn . Wann alles das, daß wir hie versteend, das ist alles als vn
gleich dem , als es in im selber ist, vnd dem , das es in gott ist, als ob es nitt seys. 10
Nun nemen wir diß wort wider : 'Du solt eren vatter vnnd måter'4. vnd in eynem
11 Sieh oben S. 464,1, 3f.

10 als1 bis ist, in Klammern BT in '] an PfBT)

huiusmodi, immensum est nec ad mensuram datur, .. . Divinorum etiam est excellentia nobis ea non
nude praeponi, sed sub figuris rerum sensibilium occultari, . . . verwiesen ist; oben S. 288, 1f.: Merket
gar ebene: der geschrift ist gar rehte , der sie entdecket und sie entbloezen wil. und dort Anm . 1; Tho .
mas S. theol. I q . 1 a . 10 ad 3: Ad tertium dicendum quod sensus parabolicus sub litterali continetur :
nam per voces significatur aliquid proprie, et aliquid figurative ; nec est litteralis sensus ipsa figura ,
sed id quod est figuratum . . . In quo patet quod sensui litterali sacrae scripturae nunquam potest
subesse falsum .; In Gen . II n . 1, LW 1 S . 447,2ff.: Expeditis in prima editione quae dicenda vide
bantur quantum ad sensum apertiorem libri Genesis intentio nostra est in hac editione parabolarum
transcurrendo aliqua loca tam huius libri quam aliorum sacri canonis alicere quaedam »sub cortice
litterae « parabolice contenta quantum ad sensum latentiorem , ut peritiores provocentur, ut tam in
his , quae pauca tango et breviter, quam in aliis pluribus, quae pertranseo, meliora et uberius inquirant
quantum ad divina , naturalia et moralia , latentia sub figura et superficie sensus litteralis. und dort
Anm . 4 .
i Zu Z . 1f. vgl. oben S . 465 Anm . 1 (auf S . 466 ).
2 Vgl. Augustinus Confess . XII c. 14 n . 17 (ed . Skutella S. 304,11f.): Mira profunditas
eloquiorum tuorum , quorum ecce ante nos superficies blandiens parvulis : . . .; Gregorius M . Moral.
XX c. 1 n . 1, PL 76 , 135 : . .. scriptura sacra . . . parvulis humili sermone blanditur, . . . ; In Gen . II
n . 1, LW 1 S. 448,2ff.: Et Augustinus l. VII Confessionum ( in Anm . 1 ist auf VI c . 5 n . 8 , CSEL
XXXIII 121,22 — 122,1 verwiesen ) sic ait : »00 mihi« sacrae scripturae » venerabilior et sacrosanctae
fidei dignior apparebat auctoritas, quo et omnibus ad legendum esset in promptu et secreti sui
dignitatem (in ) intellectu profundiori servaret«, » humillimo genere loquendi se cunctis praebens et
exercens intentionem eorum , qui non sunt leves corde « .
8 Zu 2 . 7ff. vgl. In Gen. II n . 1, LW 1 S . 448, 17ff.: Quando ergo ex his quae leguntur intellec
tum alicuius mysticae significationis possumus exsculpere, quasi de abstrusis favorum cellis mella
producimus vel Christi discipulos imitantes spicas manibus confricamus, ut ad latentia grana per
veniamus, ut ait Augustinus in homilia . und dort Anm . 1, 2, 3. Vgl. auch Winkler S . 38 Anm . 1. —
Zu 2 . 9f. vgl. etwa noch oben S . 320,2f.: Sô man mê al bekennet, sô daz bekantnisse io volkomener
ist; sô gelæzet ez, als ez niht ensî. und dort Anm . 2 . — Die Einleitung der Predigt ist in Z . 10 zu Ende.
Mit 2 . 11 beginnt die Exegese des oben S. 464,3f. aufgeführten ersten der für die Thematik der Predigt
angekündigten fünf Schriftzitate : Matth . 15 , 4 bzw . Exod . 20 ,12.
4 Dieselbe Schriftstelle interpretiert Eckhart In Exod. n . 185 — 187, LW 2 S . 159,1 — 161,9 . — Zu
2 . 11ff. vgl. In Exod . n . 185, LW 2 S . 159,2ff.: Contra videtur quod Tim . 1 dicitur : 'soli deo honor';
467
Predigt 51
gemeynen synn so meynet es vatter vnnd måter, das man die eren s8ll; vnnd alle, die
geystlichen gewalt hand, die soll man eren vnnd soll jn etwas fürderlicher bietten ', 332,10
vnd auch die , von den du hast alles vergengklich gåt. Hie inn so mag man watten , vnd
man mag hie inn gründen ; aber es ist gar klein , daz wir von jn habenna. Vnd es sprach
5 ein frauw : vnnd soll man die eren , von den man hat ausserlichs gåt, so sol man vil mer
die eren , von den man [diß ] alles 3 hat. Alles, das man hie ausserlichen hat an manig 15
faltigkeyt, das ist da alles innerlich vnnd eynº. Nun hôrent ir wol, daß sich dise gleich
nuß gleichet dem vater. Ich gedacht in diser nacht, wie daz alle gleychnussen darumb
seynd, das sy sich gleichenn dem vatter 5.
10 Zů dem anderen mal so ' soltu eren deynen vatter', das ist deynen hýmelschen

9f. Sieh oben S. 464, 1, 3f.

4 Vnd fehlt Pf 7 da fehlt Pf

sed non est contra. Is enim , a quo nobis omne quod foris possidemus, ipsum corpus nostrum et anima,
utique pater noster est, . . . Nulli enim prorsus debetur honor nisi patri, nec ipsi deo honor debetur
nisi sub ratione et proprietate patris, sicut nec scire nisi sub ratione intellectus.
1 Die Übersetzungen von Lehmann ( S . 234 ) : ,, . . . die sollman ehren und sie mit Zuvorkommenheit
behandeln “ und Schulze -Maizier ( S. 219): „ . . . auf daß man sie ehre und ihnen willfährig sei, . . .“
dürften den Sinn verfehlen . Ich habe die Stelle in meiner Übersetzung ( S . 263, 14f.) wiedergegeben durch :
„ . . . und man soll ihnen in etwas höherem Grade Ehre erweisen , . . . “ , „ ihnen “ = den Geistlichen . Lar.
son ( M . E . S .XIII zu Z . 2 ) schlug statt fürderlicher die Konjektur fürdernisse vor,mit der ich allerdings
nichts Rechtes anzufangen weiß .
? 2 . 3f. besagt in interpretierender Übersetzung: „ Hierin ( = in dem so verstandenen Sinne des
Schriftwortes) kann man ,waten ' und kann darin ,Grund fassen ' (die beiden Ausdrücke werden wohl bewußten
Bezug auf oben S . 465, 1 ergründet, 465 ,2 und 466,1 fürlaufft , 465,6 ergründen , 466 ,2 durch grabent
und 3 fürlauffent nehmen ) ; jedoch ist es recht wenig, was wir von ihnen ( = von den Genannten ) haben " .
3 Schon Lehmann ( S . 234 ) und Schulze -Maizier ( S .219 ) haben das von Pfeiffer ( S . 332,14
= oben 2 . 6 ) aus E , übernommene diß nichtmitübersetzt. In meiner Übersetzung ( S .493 Anm .zu S . 263,20 )
habe ich gesagt: „ vielleicht ist Lassons Konjektur: man innerlîchez berechtigt, siehe Quint, Uberl. S . 896
zu 332,14“ . Die Lassonsche Konjektur wurde offenbar durch den im Predigttext folgenden Satz, insbeson
dere durch Z . 6 ausserlichen nahegelegt. Ich möchte aber doch glauben , daß alles die ursprüngliche Lesart
ist und daß mit die eren , von den man alles hat, der hymelsche vatter, von dem das du deyn wesen hast
(unten S . 469,1 ) , gemeint ist. Vgl. auch B . Weiß S . 116 , dessen Bemerkung: „ Unser Meister stellt hier
die Geistlichen mit denen gleich, von denen man vergängliches Gut erhält.“ nicht ganzzutrifft. Ebenso fraglich
scheintmir Weiß' Anmerkung 44 a.a . O . zu sein : „ Die Frau , an die Eckhart hier denkt, ist wohl die Mutter
der makkabäischen Brüder (2 Makk . 7) . Dann aber stellt er — bewußt oder unbewußt - dem Tyrannen
Antiochus die geistlichen Würdenträger gleich ; von beiden ( ?) empfängt man nur äußeres Gut."
4 Zu Z . 6f. vgl. DW 1 S . 178, 10ff.: Wan als lange sô môr und mêr in dir ist , sô enkan got niemer
gewonen noch gewürken in dir . Disiu dinc müezen iemer ûz, sol got în , dû enhætest sie denne in einer
hæhern und bezzern wîse , daz menige ein sî worden in dir. Ie denne der manicvalticheit mêr ist in
dir, ie der einicheit mêr ist, wan daz eine ist gewandelt in daz ander. Vgl. auch DW 1 S . 385,1f. -
Mit 2 . 6 hie sind die im Voraufgehenden genannten irdischen „ Väter “ gemeint, die man ehren soll,
mit 2 . 7 da dagegen Gott, der „ himmlische Vater" , in dem alle äußere Mannigfaltigkeit innerlich vnnd
eyn ist. .
5 In meiner Übersetzung ( S . 263,22ff.) habe ich oben 2 . 7ff.wie folgt wiedergegeben : „ Nun hört ihr
468
Hec dicit dominus: honora patrem tuum
20 vatter, von dem das du deyn wesen hast 1. Wer eret den vatter ? Das thůt nyemant dann
der sun : der eret jn alleyn . Noch auch nyemant eret den sun denn der vatter alleyn .
Alles des vatters lust vnnd seyn kosen vnnd seyn anlachen das ist alleyn in dem sun .
VBwendig dem sun weyßt der vatter nichtes nitt. Er hat so grossen lust in dem sun ,
25 das er anders nüt bedarff denn geberenn (249va ) seinen sun , Wann er ist ein volkommen 5
gleichnuß vnnd ein volkommens bild des vatters ?
Es sprechent vnser meister : alles, das da bekant wirt oder geboren wirt, das ist
ein bild , Vnnd sprechent also : vnnd s8lle der vatter seinen eingebornen sun geberen ,
30 so můß er geberen sein bild bleibende in im selber in dem grund. das bilde, also als es
ewigklich ist gewesen in im (formeillius), daz ist sein form bleybend in im selber3. Es 10
1 das fehlt Pf 10 Klammern in BT

wohl (schon ) heraus, daß dies Gleichnis dem Vater angepaßt ist. Gestern abend kam mir der Gedanke,
wie doch alle Gleichnisse nur dazu da seien , Gleichnis für den Vater zu sein.“ Vgl. oben S . 63,9ff.; DW 1
S . 379,6ff.: Die meister sprechent : alle creatûren würkent dar nâch , daz sie wellent gebern und
wellent sich dem vater glîchen . und die dort Anm . 2 verzeichneten Vergleichsstellen sowie oben S . 238,2ff.
und dort Anm . 1, insbesondere Pf. S . 100,37ff.: Diu nâtûrehât daz an ir, daz si alle zît glîch würkende ist.
Alle zît wolte si dem vater glîch gebern , und würde diu nâtûre niht gehindert, alle zît würde ein sun
geborn unde niemer keiniu tohter ( sieh Quint S. 284f. zu 100 ,37f. u . 101, 1f.). Der Sinn der vorliegen .
den Stelle ist, daß jedes „ Gleichnis“ , jeder Vergleich , auf den „ himmlischen Vater “ hinzielt, der in der Ge
burt seines Sohnes sich ein volkomen gleichnuß vnnd ein volkommens bild des vatters ( S . 469,6 ) setzt. —
Zur Wendung Ich gedacht (in diser nacht) vgl. insbesondere unten S . 471,4 ; 475,5 ; DW 1 S . 237,3 , 6
und dort Anm . 2 ; 384 , 1 und die dort Anm . 1 verzeichneten Stellen . — Bernhart ( S . 28 Anm . 1) hat oben
Z .6 Alles - 9 vatter , als inkongruentfortgelassen " , ohne daß ich dafür irgendeinen Grund erkennen könnte .
Zu S .468,9f. vgl. insbesondere oben S .435,15ff.und 436 ,7ff., 401,1f.:Mîn vater gibetmirwolmîne
natûre, er engibet mir aber niht mîn wesen ; daz würket got lûterliche. und dort Anm . 2; In Exod .
n . 185, LW 2 S . 159, 10f.: Id autem , a quo quid habet esse, pater est et pater dicitur; sed ab ipso deo
et solo habet esse omne quod est et se toto . und dort Anm . 5 und 6 .
? Zu Z . 4ff. vgl. DW 1 $.72,12 ff.: er gebirt sînen sun, und daz werk ist im sô lüstlich und gevel.
let im sô wol, daz er niemer anders getuot dan gebern sînen sun , . . . und die dort Anm . 4 verzeich
neten Parallelen ; oben S . 116,8ff. und dort $. 117 Anm . 1. - Zu Z .6 vgl. etwa DW 1 S . 267,1f.:Wan die
meister enlegent niht daz bilde in den heiligen geist, mêr: sie legent ez in die mittelste persône, wan
der sun hât den êrsten ûzbruch ûz der natûre; dar umbo heizet er eigenlîche ein bilde des vaters, .. .
und dort Anm . 1 .
3 Zu 2 . 7ff. vgl. etwa Pf. S . 5 ,8ff.: Wan swenne die krefte der sêle rüerent die créatûre , sô nement
sie unde schöpfent bilde unde gelîchnisse von der crêatûre unde ziehent daz in sich . Von dem sô ken
nent sie die créatûre. Niht nêher mac diu creatûre komen in die sêle noch niemer genâhet diu sêle
keiner crêatûre, si hete denne des êrsten willeclîchen enpfangen in sich ein bilde.; oben S . 68,1ff.:
Her ûz drücket im got, der ewige vater, die vüllede und den abgrunt aller sîner gotheit. Daz gebirt
er hie in sinem eingebornen sune und daz wir der selbe sun sîn , und sîn gebern daz ist sîn inneblîben ,
und sîn inneblîben ist sîn ûzgebern . Ez blîbet allez daz eine, daz in im selben quellende ist, und dort
Anm . 2; DW 1 S. 376 Anm . 3 und 4 ; In Gen . II n . 50, LW 1 S. 518,1ff.: talis similitudo in prima
causa , qualis deus est, non potest esse genita nec expressa sive formata ab aliquo nisi a solo dicente
suo principio nec potest esse aliud per consequens a suo parente sive pariente. und dort Anm . 1. — Zur
Korrektur der falschen Interpunktion Pfeiffers ( S . 332,30 ) und zur falschen Übersetzungder Stelle durch
Lehmann ( S . 235) und Schulze-Maizier ( S . 220) sieh Quint S .896 . Meine Übersetzung lautet: „ Soll
der Vater seinen eingeborenen Sohn gebären , 80 muß er sein (eigenes ) Bild als in ihm selbst im Grunde
bleibend gebären . Das Bild ,wie es ewiglich in ihm gewesen ist, das ist seine in ihm selbst bleibende Form “ .
469
Predigt 51
ist ein lere an der natur, vnnd duncket mich gar [vn ]billich , das man gott mitt gleich
nuß můß beweisenn , mitt disem vnnd mit dem ?. dannocht ist er ? weder diß noch das,
vnd doran benůget den vater nit, er ziehe wider in die erstekeit , in das innerste [s], in 332,35
den grund vnnd in den kernen der vetterlicheit , da er ewigklich ist inne gewesen in im
5 selber in der vatterschafft vnnd da er gebraucht sein selbs in dem , der vatter als der
vatter sein selbs in dem einigen ein . Hie seind alle graß bletlein vnd holtz vnd stein
vnd alle ding ein . Diß ist das aller best, vnd ich han mich darinn vertoret 4. Darumb : 40
alles,das die natur geleisten mag,das sch [ljüsset sy darzů, daz stürtzet in die vatterschafft,
das sy ein sey vnd ein sun sey vnd entwachse allem dem andern vnd al ein sey in der
10 vaterschafft , vnd ob sy nit (ein ) moge gesein , das sy doch gleychnuß sey des einen .

2 er) ez PfBT 3f. in des innerstes in dem (dē BT ) grund vnnd in dem kernen
BT 9 allen den a. PfBT al ein ] alleine Pf allein BT 10 ein fehlt PfBT

1 Ich habe schon in meiner Übersetzung (S . 246, 3) dasvon Pfeiffer (S . 332,32) aus BT übernommene
unbillich , das auch die Übersetzer Lehmann und Schulze- Maizier beibehielten , als im Zusammen
hang unsinnig durch „ billig " ersetzt (sieh auch a. a . 0 , S . 493 zu 264,3 ) und den Satz wie folgt übersetzt:
„ Die Natur lehrt es , und es dünkt mich durchaus billig , daß man Gott mit Gleichnissen verdeutlichen
muß ,mit diesem oder jenem .“ Demgegenüber Lehmann S . 235: „ Es ist dies eine der Natur entnommene
Lehre , abermich dünkt es ganz verkehrt, daß man Gott mit Gleichnissen Ehre erweisen soll ( ! ) ,mit diesem
oder jenem ." , Schulze-Maizier S. 220 : „ Dies ist ein Vergleich aus der Natur; aber es dünkt mich doch
gar unangemessen , daß man Gott mit Gleichnissen beweisen muß , mit diesem oder jenem .“ Bernhart
S . 28 : „ Es ist eine Forderung der (menschlichen ) Natur und dünkt mich doch gar unbillig, daß man
Gott mit Gleichnissen beweisen muß, mit dem oder jenem .“ Vgl. Sermo XXIX n . 297, LW 4 S . 264,4ff.:
Notandum quod omnis creatura amat in deo unum , et ipsum amat propter unum et amat ipsum ,
quia unus est. Primo, quia omne quod est amat et quaerit dei similitudinem . Similitudo autem est
quaedam unitas sive quorundam unitas. und die dort Anm . 3 aufgeführte Stelle In Ioh . n . 549: Sed
omnis creatura citra hominem exit producta in esso sub ratione similitudinis et propter hoc repetit
deum et sufficit ipsi esse similem deo.
? Die Korrektur des von Pfeiffer S . 332,33 aus BT übernommenen falschen ez > er hat bereits
Lasson M . E . S . XIII vorgenommen , sieh auch Quint S . 896 zu 332,33.
3 Lehmann ( S . 235) und Schulze-Maizier ( S. 220 ) glaubten hinter 2 . 3 ziehe als Objekt ,,es“
einschieben zu müssen , das sie auf das voraufgehende diß noch das bezogen . Ich halte es zwar für möglich ,
daß BT (Pf) dieses ,,e8“ verloren hat, glaube aber nicht, daß es unbedingt ergänzt werden muß , und über.
setze: „ . . . und so läßt sich der Vater nicht daran genügen , vielmehr zieht er sich wieder in den Ursprung,
in das Innerste, in den Grund und in den Kern des Vaterseins,wo er ewiglich innen gewesen ist in sich
selbst in der Vaterschaft, und wo er sich selbst darin genießt, der Vater als Vater sich selbst im einigen
Einen “ . Die Interpunktion Pfeiffers, der hinter 2 . 5 selbs ein Komma setzt statt hinter dem , ist falsch
und hat zu den unsinnigen Übersetzungen Lehmanns ( S . 235) : „ . . . und wo er sich selbst genießt
als Vater seiner selbst in dem absoluten Einen" und Schulze -Maiziers ( S . 221) : ,,. . . wo er im Vater
mit sich selber Umgang hat als Vater seiner selbst ( !), — in dem Einzig - Einen “ geführt . — 2 . 5 in dem
bezieht sich auf 2 . 3 in 4 vetterlicheit. In meiner Übersetzung S. 264,9 (sieh auch die Anmerkung
dazu S . 493) glaubte ich in dem streichen zu sollen , während ich in Quint S . 896 angenommen hatte , daß
BT durch Abgleiten ein Textstück verloren habe. Beides war,wie ich jetzt überzeugt bin , verfehlt. — Zu
Z . 3 erstekeit vgl. unten S. 475, 1; Pf. S . 388,12; 389,34 ; 390,29, 35 ; 661, 16 ; Tauler S . 347,12 und
unten Anm . 4 zu 2 . 3 .
4 Zu Z . 3ff. vgl. unten S. 560,6f. und dort Anm . 2. — Zu 2 .6f. vgl. etwa DW 1 S . 148,1ff.: In
gote sint aller dinge bilde glîch ; aber sie sint unglîcher dinge bilde. Der hæhste engel und diu sêle
470
Hec dicit dominus: honora patrem tuum
333,5 Die natur, die von gott ist, die sůchet nit, das außwendig ir ist; ia , die natur, die da in
sich ist , die hat der farwe nit zů thủnd ; wann die natur, die von gott ist, die sůchet nüt
anders denne gottes gleichnusse 1.
Ich gedacht in diser nacht, das alle gleichnuß ist ein fürwerck . ich mag kein ding
10 gesehen , es sey mir denn gleich , noch ich mag kein ding bekennen , es sey mir denn 5
gleich 2. Gott hat alle ding verborgenlich in im selber, aber nit diß noch das nach vnder

und diu mückehänt ein glîch bilde in gote. und dort Anm . 2; 55,4f.: In gote ist enkein crêatûre edeler
dan diu ander.; 199,1ff.: Got gibet allen dingen glîch , und als sie von gote vliezent, alsô sint sie glîch ;
jå engel und menschen und alle crêatûren die vliezent von gote glîch in irm ersten üzvluzze. Der
nû diu dinc næme in irm êrsten ûzvluzze, der næme alliu dinc glîch . Sint sie alsô glîch in der zît, sô
sint sie in gote in der êwicheit vil glîcher. Der eine vliegen nimet in gote, diu ist edeler in gote dan der
hæhste engel an im selber sî. Nû sint alliu dinc glîch in gote und sint got selber. und dort Anm . 1. –
Zu Z . 6f. vgl. unten S . 474, 15f.; zu Z . 6 graß bletlein ( und 475 , 1 gråbly ) vgl. DW 1 S . 384 , 5 und 7ff .:
Dô sprach ich : ez ist wunderlicher, wie alle grasspier sô glîch sint, und sprach : wie alle engel ein engel
in der ersten lûterkeit sint al ein , alsô sint alle grasspier in der ersten lûterkeit ein , und alliu dinc
sint dâ ein . Es wird deutlich, daß 2 . 3 erstekeit dieselbe Bedeutung hat wie das in der eben aufgeführten
Stelle stehende êrste lûterkeit, womit der göttliche Urgrund gemeint ist. — Zu 2 .7 vertoret vgl. DW 1
S . 369,7f.: Got tuot, als er dar umbe ein sî, daz er der sêle behage und wie er sich gesmücke dar zuo ,
daz er die sêle vertoere aleine an im . und die dort Anm . 5 verzeichneten Stellen .
1 zu S .470,7ff. vgl. oben S. 31,5ff. - Zu S . 470, 7 - oben Z . 3 vgl. insbesondere DW 1 S. 212,3ff.:
Alle créatûren enrüerent got niht nach der geschaffenheit, und daz geschaffen ist, daz muoz gebrochen
sîn , sol daz guot her ûz komen . Diu schal muoz enzwei sîn , sol der kerne her ûz komen . Ez meinet
allez ein entwahsen, wan der engel üzerhalp dirre blôzen natûre enweiz niht mê dan diz holz ; jâ ,
der engel âne dise natûre enhât niht mê dan ein mücke hât âne got. und die dort S . 213 Anm . 1 vor.
getragenen Ausführungen über die Parallelität der beiden von mir in Beziehung gesetzten Textstellen ,
insbesondere im Hinblick auf den Ausdruck entwahsen (oben S. 470,9 ; unten S. 475,3 und dort Anm . 2;
L088ky S . 351 Anm . 57) und auf die natûre, von der an beiden Stellen die Rede ist. — Der Satz oben
S. 470,7ff. ist von Bernhart ( S . 29) falsch übersetzt worden . – S . 470,9 habe ich das m . E . ver .
derbte allen den andern ( PfBT) bereits in meiner Übersetzung S. 264,14 (wie schon Schulze -Maizier
S . 221, vgl. auch unten S . 475,3) zu allem andern abgeändert. Ich habe jetzt überdies in derselben Zeile Pf.
S . 333, 2 alleine (allein BT ) durch al ein ersetzt. — Die Ergänzung von ein in S . 470 , 10 hat Lasson M . E .
S . XIII zu 333, 3 bereits vorgenommen . — Zu oben Z . 1 ff. vgl. etwa DW 1 S . 225,2ff.: alle creaturen
sůchent vsser in selber ie eins an dem ander , des es nicht enhat ; das entůt got nút. Got sůchet nicht
vsser im selber .
? Zu Z . 4ff. vgl. insbesondere DW 1 S . 49,4 : Die meister sprechent, bekantnisse lige an glîch
nisse. und dort Anm . 2,wo auf den Aristotelischen Satz: simile simili cognoscitur (Aristoteles Dean . I
t. 27 A c. 2 404 b 17) und auf weitere Vergleichsstellen verwiesen ist; 50,1ff.: Die meister sprechent:
swaz ich bekennen sol, daz muoz mir zemâle gegenwertic sîn und glîch mîner bekantnisse. und dort
Anm . 2 . — Zu Z . 4 Ich — nacht vgl. unten S. 475,5 und DW 1 S . 237, 3, 6 und dort Anm . 2 am Schluß . —
Z . 4 fürwerck habe ich in meiner Übersetzung S . 264,22 in Übereinstimmung mit Bernhart S . 29 und
Schulze -Maizier S. 221mit „ Vorwerk “ wiedergegeben ,während Lehmann S. 235 es durch „ Korrelat“
übersetzte. Für das Wort wird in den mhd . Lexika unter vürwerc = vorwerc nur die konkrete Bedeutung
„ Landgut, besonders ein Landgut vor der Stadt oder dem Herrensitze“ (Müller - Zarncke Bd . 3 S . 590 ),
„ Vorstadt“ ,„ äußeres Befestigungswerk“ ,„ Bollwerk“ ( Lexer Bd . 3 Sp .617 ) angegeben . Ich möchte glauben ,
daß das Wort an der vorliegenden Stelle die Bedeutung von „ Vorform “ , „ Vorstufe“ hat, vergleichbar dem
vorbürge in DW 1 S . 150 , 1f.: Als wir got nemen in dem wesene, sô nemen wir in in sînem vorbürge ,
wan wesen ist sîn vorbürge, dân er inne wonet. Daß „ Vorstufe “ , „ Vorstadium " tatsächlich die hier ge
meinte Bedeutung ist,mag durch unten S. 473,7ff. und dort Anm . 1 bestätigt werden .
471
Predigt 51
scheide, sunder ein nach der einikeit1. Das oug hat keine farb in im , ( 249vb ) das oug
empfacht die farb vnnd das or nit. das or empfacht das gethồn vnd die zung den ge
schmacka. Diß hat es alles, mit dem es ein ist 3. Hie hat das bild der sele vnnd gottes 333,15
bilde ein wesen : da wir süne seind 4. Vnnd were, das ich weder ougen noch oren hette ,
5 noch dannocht hett ich wesen . Wer mir mein oug neme, der neme mir darumb meyn
wesenn nicht noch mein lebenn , wann das leben das leit in dem hertzen 5. Der mich

1 keine) ouch PfBT

i Zu S . 471,6f. vgl. oben S . 470,6f. und dort Anm . 4 ; DW 1 S . 358,4ff.: Got hât alliu dinc in im
in einer vüllede ; dar umbe ensuochet er niht ûzer im selben wan in der vüllede, als ez in gote ist, und
dort Anm . 3 .
? Zu 2 . 1ff. vgl. DW 5 S . 28,9ff. ( BgT) : Die meister sprechent: hæte daz ouge dekeine varwe
in im , dân ez bekennet, ez enbekente weder die varwe, die ez hæte, noch die , der ez niht enhæte ; wan
ez aber blôz ist aller varwen , dâ von bekennet ez alle varwe. und S. 80 Anm . 88, wo auf Aristoteles
De. an . II 0.71 ( B c. 7 418 6 26 ) : Est autem coloris susceptivum quod sine colore. und Anm . 89, wo
auf eine Reihe von Vergleichsstellen verwiesen ist,so auf DW 1 S . 201,2f.: Solmîn ouge sehen die varwe,
sô muoz ez ledic sîn aller varwe.; In Ioh . n . 100, LW 3 S . 86 ,10f.: Exempli gratia : oculus si haberet
aliquem colorem sive aliquid coloris , nec illum videret colorem nec aliquem .; In Ioh . n . 396 : paries
habet et videtur habere colorem , sed ipsum non cognoscit, non percipit nec delectatur, visus autem
sive oculus colorem non habet, sed nudus est nec videtur habere et ob hoc recipit et capax est omnis
coloris, sentit et cognoscit et delectatur in colore. Aus den angeführten Vergleichsstellen geht, wie mir
scheint, deutlich hervor, daß in 2 . 1 das in BT überlieferte und von Pfeiffer S . 333,12 ( ebenso von
Bernhart S . 29) übernommene auch farb verderbt sein muß , wie ich schon in meiner Übersetzung
S. 493 zu S. 264,10 gesagt habe. — Zu Z . 2f. vgl. etwa oben S. 43,2ff. und dort Anm . 3 ; 66 ,10f.; 49
Anm . 1 ; 177,2f.: Dâ min ouge sihet, då enhæret mîn ôre niht; dâ mîn ôre hæret, då ensihet mîn ouge
niht. und dort Anm . 1, wo allerdings, anders als im vorliegenden Falle , von der verschiedenen Funktion
der einen Seele in den verschiedenen Sinnesorganen die Rede ist; oben S. 417,5f. und die dort Anm . 2
verzeichneten Stellen ; unten S . 611,3f.: war umbe ensmackent den Ôren niht süeziu dinc als dem
munde ? - Dar umbe, daz ez dar zuo niht gevüeget enist. und dort Anm . 2.
3 2 . 3 Dib - ist . habe ich in meiner Übersetzung S . 264,28f. konjizierend abgeändert und übersetzt
mit: „ Alles,was es jeweils hat, damit ist es eins." , indem ich S . 493 erklärte , daß ich dem Pfeifferschen
Text (BT) „ keinen Sinn abgewinnen kann “ . Ich glaube vielmehr jetzt, daß der Text in Ordnung ist,
und würde übersetzen mit: „ Es alles (d . h. das Auge, das Ohr, die Zunge) hat ( jeweils oder ein jedes )
dieses (oder jenes) ,mit dem es eins ( d. h . ein und derselben Artung ) ist“ . Lehmann ( S . 235 ): „ . . . , jedes
das, mit dem es Eins ist.“ , Schulze -Maizier S . 221: „ - ein jedes eben das, mit dem es eins ist.“
4 Die Übersetzungen des Satzes von Bernhart S . 29: „ Das Urbild der Dinge hat in der Seele und
in Gott das gleiche Wesen : da wir Söhne sind .“ , Lehmann S. 235f.: „ Und so hatauch das Bild der Seele
und Gottes Bild Ein Wesen : indem wir Söhne sind .“ und Schulze -Maizier S . 221: „ Hierum hat
auch das Bild der Seele und Gottes Bild ein Wesen : da wir Söhne sind .“ ( Sperrungen , abgesehen von ein ,
von mir ) dürften den genauen Sinn nicht treffen . Meine Übersetzung ( S . 264,29f.) lautete : „ Und so hat
hier (auch ) das Bild der Seele und Gottes Bild ein Sein : da , wo wir Söhne sind " .
5 Zu 2 . 6 vgl. Pf. S . 81,14ff.: Diu sêle ist in eime ieklîchen gelide alzemâle. Ez ist wol wâr, ir
êrste werk ist in dem herzen . Daz herze ist enmitten , ez wil umbehuot sîn , als der himel niht fremedes
înfluzzes hât noch enpfâhens von nihte enhât. (sieh Quint S. 240 zu 81, 17) .; 196 ,2f.: als der sêle
wesen in dem herzen allermeist ist,sô ist ouch daz gespring ir werke in dem herzen allermeist.; 525,13ff.:
Daz herze wirket in dem menschen leben in alliu gelide unde gît werc in allen und ziuhet sie zuo ime.
Wan alliu gelide nement von ime, dân von heizet ez daz herze.; In Gen . I n . 17 , LW 1 S . 199,11ff.:
472
Hec dicit dominus: honora patrem tuum
20 in das oug wolte schlahenn , so würffe ich dann die hand für vnd empfienge die den schlag.
Der mich aber in das hertz wolte schlahen , ich bütte allen den leib darzů , das ich disen
leib behütte. Der mir daz haupt wolt abschlahen , ich würffe den arm allzůmal für durch
das, daß ich meyn lebenn vnnd mein wesenn behielte.
25 Ich han gesprochenn etwan me: die schal můz zerbrechen , vnnd můz das, daß 5
darinn ist, herauß kommenn ; Wann , wiltu den kernen haben , so můstu die schalen
brechen ?. Vnd also : wiltu die natur bloß finden , so müssent die gleychnuß alle zer
brechenn, vnnd ye das es me darin trittet, ye es dem wesen nåher ist2. So wenn das
30 sy daß ein findet , da es alles eyn ist, da bleibet sy ( in ) dem einigen (ein )3. Wer ‘eret

9 Sieh oben S. 464,1, 3f.

1 die?) denn BT 2 bitte BT. 9 in fehlt PfBT ein . fehlt PfBT

Nota duo ex RabbiMoyse circa verba praemissa. Primo » quod differentia est inter principium et
primum . Principium enim est res in eo vel cum eo cuius est principium , licet non praecesserit ipsum
tempore. Sic cor est principium animalium vitae «. und dort Anm . 5 ,wo auf Maimonides Dux neutro
rum II c. 31 (60r 1 — 9) verwiesen ist.; Sermo LI n . 517, LW 4 S . 433,3f.: 'Cor principium , intima.
und dort Anm . 3 ; XL, 3 n . 405 , S . 344 ,12f.: Cor est principium vitae temporalis , corporalis .
i Zu Z . 5ff. vgl. DW 1 S . 212,5f.: Diu schal muoz enzwei sîn , sol der kerne her ûz komen . und
die dort S . 213 Anm . 1 verzeichneten Textparallelen : Brethauer ZfdA 69 S . 264,70ff.; Sievers ZfdA 15
S . 435,79f.; Wackernagel Altd . Pred . S . 596, 15f. Wie ich a .a . O . schon gesagt habe, bezieht sich der
Rv. oben Z .5 auf DW 1 S. 212,5f.; vgl. auch Pahncke Diss. S . 59 unter 9. Vgl. noch Ka, f. 18ra – 6 :
wan / daz ist vnmvgelich dz ieman / den kernen vz der nýz gewin /nen mýge er nøze ( statt můze) E
die schal ( 18rb ) zør brechen wiltu dan komen , zů den kernen der gottelicher sy sekeit so můstu die
schalen / brechen sol dir der kerne werden ; Spamer Diss. S . 45 (und 285 ) mit dem Hinweis auf Ba ,
f. 366v: Dar nach můste die důr/ren schalen dur graben sol dir der kerne / werden der inren süssikeit ;
In Gen . II n. 1, LW 1 S. 447,3ff.: ... intentio nostra est in hac editione parabolarum transcurrendo
aliqua loca tam huius libri quam aliorum sacri canonis elicere quaedam » sub cortice litterae « parabolice
contenta quantum ad sensum latentiorem , . . . latentia sub figura et superficie sensus litteralis. und dort
Anm .1, wo auf Bonaventura Brevil., Prol. n .4 , V 206 a : sub cortice litterao apertae occultaturmystica
et profunda intelligentia . verwiesen ist. Vgl. auch H . Fischer Zur geistl. Lehre Meister Eckharts (Geist
und Leben 35, 1962, S . 40) , der hinweist auf: T . Maccius Plautus Curculio ( Scriptorum classicorum
bibliotheca Oxoniensis, Curculio I 1 55) : qui e nuce nuculeum esse uolt, frangit nucem , auf Macrobius
Saturnalia (III c. 18 n . 14, ed . F . Ey8senhardt, 1893, S . 217,7 ) und auf Hieronymus Ep. 58 n . 9,
CSEL LIV 538,14 - 17: totum quod legimus in divinis libris, nitet quidem et fulget etiam in cortice,
sed dulcius in medulla est. Qui esse ( Var. : edere ) vult nuculeum , frangit nucem .; J . Koch Sinn und
Struktur der Schriftauslegungen, in : Meister Eckhart der Prediger. Festschrift zum Eckhart-Gedenkjahr,
1960, . 79 und dort Anm . 25a .
2 Übersetzung: „ Willst du die Natur unverhüllt finden , 80 müssen die Gleichnisse alle zerbrechen ,
und je weiter man eindringt, um 80 näher ist man dem Sein “ .
3 In Z . 9 habe ich in meiner Übersetzung ( S . 265, 8 ) in Übereinstimmung mit Schulze -Maizier
( S . 222 ) bereits in gegenüber Pf. S . 333,29 (BT) ergänzt. Darüber hinaus glaubte ich jetzt, auch ein hinter
einigen konjizieren zu sollen im Hinblick auf Vergleichsstellen wie DW 1 S . 251,15: im begnůget nit
(dan ) an dem ainigen ain . und die dort Anm .5 (auf S. 252) zu an dem ainigen ain verzeichneten
vielen Parallelstellen .
473
Predigt 51
gott ? – Der gottes ere meynet in allen dingenn ?
Vor manichen jaren do was ich nitt ; darnach nit lang, do asb meyn vatter vnnd
meyn måter fleisch vnnd brott vnd kraut, das in dem garten wůchB , vnnd dauon bin
ich eyn mensch . das selb möchte meyn vatter noch meyn måter nit mitwürcken ,
5 sunder gott der machet meyn leychnam on mittel vnnd geschůff meyn sele nach dem 333,35
aller höchstenn . hie besaß ich meyn leben (possedi me). Diß korn das meynet den rockenn ;
das hat es in der natur, das es weytzen werdenn mag ; darumb so růwet es nitt, es komme
in die selbenn natur. Diß weytzenn korn (250ra ) hat es in der natur, das es alle ding
mag werdenn ; darumb giltet es vnd gibt sich in den tod , vff das es alle ding werde. 40
10 Vnd diß ertz das ist kupffer; das hat in seiner natur, das es silber werden mag, vnnd
das silber hat in seiner natur, das es gold werdenn mag ; darumb so gerůwet es nymmer ,
es komme[n ] in die selben natur3. Ia , diß holtz hat in seiner natur, das es ein stein
werden mag ; Ich sprich noch me: es mag wol alle ding werdenn ; es lasset sich in eyn 334,5
feür vnnd lat sich verbrennen , vmb das es werd verwandelt in des feüres natur, vnnd
15 es wirt ein (mit) dem eynen , vnnd es hat ewigklich ein wesen “. Ia, holtz vnnd stein

6 Klammern fehlen in BT 10 silber bis 11 es fehlt Pf(Hom .) 12 kome Pf 15 mit


fehlt PfBT

1 Vgl. oben S . 12 ,6f.: Alsus muoz ein guot mensche sîn , daz er in allen sînen werken des sînen
niht ensuoche, aleine gotes êre. und die dort 8 . 13 Anm . 1 verzeichneten Vergleichsstellen , insbesondere
Sermo X n . 110, LW 4 S . 103,6f. und die vielen dort Anm . 4 aufgeführten Parallelen ; oben S . 446, 10
und dort Anm . 2.
? Zu Z . 2ff. vgl. Pf. S . 356 ,8ff.: Weste ein krût, daz ez von sîner kranken nâtûre genomen
würde unde solte in ein sô gar nâtiurlich leben gekêret werden , als der mensche ist, ez begerte von
nâtûremit aller kraft , daz ez dem menschen ein spise würde.Wan alliu spise , die der mensche enpfêhet,
diu wandelt sich in sîn fleisch unde bluot unde wirt ein leben mit ime. Vgl. auch den Paralleltext von
K , in Quint S . 914 ,58 – 64; In Gen . I n . 132, LW 1 S . 286,2ff.
3 Zu 2.6ff. vgl. oben S.228,3f.: Alles kornes natûre meinet weizen , und alles schatzes natûre
meinet golt , und alliu geberunge meinet menschen . und die dort Anm . 2 verzeichneten lateinischen
Parallelen In Gen . I n . 132, LW 1 S . 285,4ff.: Propter quod secundo notandum quod, sicut omne gra
num est infirmitas sive aegritudo deficiens a forma et perfectione tritici . . . rursus omne metallum
infirmitas ac aegritudo est auri . . . ; Albertus M . De vegetab . V tr. 1 c . 7 n . 55 (ed . Meyer u . Jessen
S . 312 ff .) ; Sermo LV ,2 n . 541, LW 4 S . 454 ,4f. und dort Anm . 3 ; In Gen . I n . 183, LW 1 S . 326 ,6 ;
n . 195 S. 341,8 ; n . 196 S . 342 , 11; In Sap . n . 13, LW 2 S. 333, 11 und Anm . 6 ; In Ioh . n . 527 ; Maimonides
Dux neutrorum III c. 14 (770 13 — 17) ; dazu In Gen . II n . 182, LW 1 S . 652,8ff.: Simila enim , satum
frumenti, divinitatem significat. Tenet enim arcem in granis , sicut aurum in metallis , . . . und dort
Anm . 4; DW 1 S. 146,6ff.: Nime ich kupfer in dem golde, sô ist ez dân und ist dân in einer hohern wîse ,
dan ez ist an im selber. und dort S . 147 Anm . 1 ; unten S . 599 ,3ff .: . . . als man von kupfer niht golt ge
machen enmac, daz man zwirn oder drî stunt brenne, man entrîbe ez wider ûf sîne êrste natûre ; . . .
Man glîchet wol îsen silber und kupfer golde : ie man ez mê glîchet und niht enberoubet, ie ez velscher
ist. und dort Anm . 2 und 3. – 2 . 9 giltet es habe ich in meiner Übersetzung ( S. 265, 19f.) mit „ zahlt
es den Einsatz“ wiedergegeben; Schulze -Maizier ( S . 222) übersetzt es mit: „,8etzt es sich völlig dran“ ,
während Lehmann ( S . 236) giltet für verderbt hält und „ vergilbt“ konjiziert.
4 Zu 2 . 12ff. vgl. DW 1 8 . 114 ,5ff.: Daz viur verwandelt in sich , swaz im zuogevüeget wirt und
wirt sîn natûre. Daz holz daz verwandelt daz viur in sich niht, mêr : daz viur verwandelt daz holz
474
Hec dicit dominus : honora patrem tuum
vnnd beyn vnd alle gråbly die habenn alle samen da ein gewesen in der erstekeit?.
10 vnnd thůt diß natur das, was thůt dann die natur, die do so bloß ist in ir selber, die da
nitt sůcht weder diß noch das, sunder sy (ent )wachset allem dem anderen vnnd lauffet
allein zů der ersten lautterkeyta.
Ich gedacht zů diser nachts, das der himmelen gar vil seind . Nun seind etlich vn - 5
glaubige menschenn, die diß nit glauben , das diß brott auff disem altar gewandelt moge
werdenn, das es mog werden der werde leichnam vnsers herren “, das diß moge got ge
15 thản – die bösen menschen , das sy daß nit mögen glaubenn, das diß gott moge gethůn !
vnnd hat gott der natur das gegebenn , das sy alle ding mag werden , vil me so ist das
gott müglicher, das diß brot auff dem altar seyn leychnam werdenn möge ! vnd thůt 10
diß die krancke natur, das sy ausser einem bletlein machenn mag eynen menschenn ,
20 so ist es gott vil müglicher, das er auß eynem brott moge machenn seyn leychnam 5.
Wer ‘eret' Gott ? – Der gottes eere meynet in allenn dingenn 8. Diser synn ist noch
offenbarer, wie wol alleyn der erst? besser wer .
Der vierd synn ': 'sy (250rb) stůndent ferr vnd sprachent zů Moysi: Moyses, 15

13 Sieh oben S. 464,1,3f. 15f. Sieh oben S. 464,6f.


3 wachset allein den anderen BT dem fehlt Pf 7 werden bis moge fehlt Pf
(Hom .) 8 die ) sie Pf

in sich . und die dort . 115 Anm . 1 aufgeführten Parallelstellen , insbesondere Sermo LV n . 556 , LW 4
S . 465,8f.: Sic enim dicimus animal cibo vivere et ignem suo modo vivere lignis transformatis in
esse ignis.; oben S . 341,12ff. und dort Anm . 3; DW 1 S . 180,8ff. und dort Anm . 6 .
1 Zu 8. 474,15f. vgl. oben S .470,6f.und dort Anm .4 . — Zu oben Z . 1 erstekeit vgl. oben S. 470, 3
und dort Anm . 4 .
? Zu 2 . 2ff. vgl. oben S . 471, 1 — 3 und dort Anm . 1; vgl. noch DW 1 S . 57,2ff.: Ez wirt gesast
in götlîche natûre, wan götlich natûre ist sô kreftic, swaz dar în geboten wirt, daz wirt alzemâle dar
în gesast oder ez blîbet alzemâle ûzen . Nû merket wunder ! Sît got sô snædiu dinc in sich verendert,
waz wænet ir denne, daz er der sêle tuo, die er mit sîn selbes bilde gewirdiget hât ? — Zu Z . 3f. ent
wachset allem dem anderen vgl. oben S . 470,9 und S. 471 Anm . 1 . Vgl. auch L088ky S . 351 Anm . 57 :
„ L 'entwahsen par lequel on atteint le noyau (kern ) des créatures dans la Paternité est la prérogative
d 'une nature douée d 'intelligence , diu dâ niht suochet weder diz noch daz, . . . ( Pf. Pr. CII, p. 334 ,8 —
11)." — Zu Z . 4 ersten lautterkeyt vgl. DW 1 $ . 217 ,4 und dort Anm . 2 ; 379,10f. und dort Anm . 5 ;
385, 1, 2 ; 382,5 ; unten S .599,2 und dort Anm . 1.
* Vgl. oben S. 468,8 und dort Anm .5; 471,4.
4 Pfeiffer S. 334,14 hat das Textstück 2 .7 werden - møge infolge von Homöoteleuton verloren ;
sieh Quint 8 . 895 zu 334,14.
5 Zu Z . 5ff. ( Transsubstantiation ) vgl. insbesondere DW 1 8 . 111,1 ff.: Ze glîcher wise , als an dem
sacramente verwandelt wirt brôt in unsers herren lîchamen ; swie vil der brôte wære , sô wirt doch
éin lîchame. Ze glîcher wîse , wären alliu diu brôt verwandelt in mînen vinger , sê wäre doch niht
mêr dan éin vinger, und dort Anm . 1. Die Frage der Brotverwandlung ist an dieser Stelle allerdings
spezifiziert. - Zu Z . 10f. vgl. oben S . 474,2ff. und dort Anm . 2 .
6 Zu 2 . 13 vgl. oben S . 473,9f.
? Mit dem ersten „ Sinn " meint Eckhart wohl das, was er oben S . 467,11ff., insbesondere aber , wie
mir scheint, das, was er 468,9f. über das Ehren des „ himmlischen Vaterg“ ausführt.
8 Der hier genannte vierd synn , womit der Prediger Exod . 20,18f. meint, ist im Eingang der Predigt
oben S. 464,5f. als Das dritt stücklein bezeichnet.
475
Predigt 51
sprich du vns zů, wir können gottes nitt gehören“ . 'Sy stůndent ferr', vnnd das was die 334,25
schale ?, das sy gottes nitt kunden gehören .
'Moyses gieng in den nebel vnnd tratt hin in vff den berg', vnnd da sach er das
gåtlich liecht. Eigentlich fyndet man in der fynsternuß das liecht; Also, wenn man
5 leiden hat vnnd vngemach , so ist vns diß liecht aller nechsta. Gott der thů sein bestes
oder sein erges(tes) darzů : er můß vns sich geben , es sey in arbeit(ten ) oder in vngemach . 30
Es was ein heylige fraw “, die hatt vil sün, die wolt man verderben . do lachet sy vnnd
sprach : 'Ir sollen euch nit betrůben vnnd sollen frölich seyn vnnd gedenckent an eüweren
hymmelischen vatter, wann ir haben nichtes nitt von mir ', Recht als ob sy sprechenn
10 wolte : ,Ir habent eüwer wesen on mittel vonn gottó 5. Diß kompt vns wol herzů . Vnser 35
herr sprach : 'dein finsternuß' – das ist dein leiden — vnd das soll gewandelt werdenn
in klar liecht'. Aber ich soll es nitt meynenn noch begeren . Ich sprach an eyner anderen
statt : Die verborgen fynsternuß des vngesichtigen liechtes der ewigen gotheyt ist vn

1 Sieh oben S.464,6. 3 Sieh oben S. 464,9f. 7ff. Vgl. 2 Macc. 7,20ff. 11f. Vgl.
Is. 58,10: orietur in tenebris lux tua, et tenebrae tuae erunt sicut meridies.

2 schale ,] sache PfBT ) 3 hinin BT dem b . BT 6 argez PfBT arbeitten


BT 11 vnd das fehlt PfBT : 12 Ez sprach ein meister PfBT

1 Pfeiffer hat S. 334,25 wohlmit Unrecht aus BTh sach anstelle von schale, das BT, bietet und
das ich in Quint S. 895 als sinnvoll erklärte, übernommen .
3 Exod . 20,21 behandelt Eckhart In Exod . n . 235 — 238, LW 2 S . 194 — 197. – Zu 2 . 4ff. vgl.
In Exod . n . 235ff., LW 2 S . 194,3ff.: Potest etiam dici quod Moyses accessit ad deum in caligine, quia
homo in caligine, id est tribulatione , compellitur ad deum recurrere et eius auxilium invocare, . . .
Vel aliter quasi sub eodem docemur quod deus adest tribulatis , . . . n . 237, S . 195,7f.: Adhuc autem
quarto per caliginem potest intelligi immensitas et superexcellentia divini luminis, ... und dort
Anm . 4; In Ioh . n . 74, LW 3 S .62,3ff.; n . 209, S . 177,1f.: Quarto habitat deus in caligine sive in
nebula , Exodi 20 : 'Moyses accessit ad caliginem in qua erat deus'; DW 5 S . 230,5ff. ( RdU ) :
Daz lieht liuhtet in der vinsternisse, dâu wirt man sîn gewar. Waz sol den liuten diu lêre oder daz
lieht, dan daz sie es nützen ? Sô sie sint in der vinsternisse oder die in dem lîdene sint, sô solman daz
lieht sehen , und dort S . 336 Anm . 172.
3 Zum Gebenmüssen Gottes vgl. etwa oben S . 35,3ff.: Ich spriche, daz ich got niht biten enwil,
daz er mir gebe, ich enwil in ouch niht loben , umbe daz er mir gegeben hat, sunder ich wil in biten,
daz er mich wirdic mache ze enpfâhenne, und wil in loben , daz er der natûre ist und des wesens, daz
er geben muoz. Der daz gote benemen wölte , der benæme im sîn eigen wesen und sîn eigen leben.
und die dort Anm . 3 aufgeführten lateinischen und deutschen Parallelen, insbesondere DW 1 8.77,17.ff.
und dort Anm . 1 (auf S.78); ferner oben S.296 ,13ff.und S.297 Anm .1. - In 2 .6 hat Lehmann (S. 237)
schon „ Ärgstes “ statt des in BT überlieferten und von Pfeiffer S . 334,29 beibehaltenen arges konjiziert.
Vgl. dazu etwa DW 5 S . 303, 9 (RdU ) : . . . und alle crêatûre tuon ir bestez oder ir ergestez dar zuo, .. .
4 Dieselbe Schriftstelle 2 Makk . 7,22f. behandelt Eckhart DW 5 S . 59,14ff. (BgT ) .
5 Zu 2 . 10 ,Ir- gott'. vgl. oben S . 435, 15ff. und S . 436 Anm . 1; 468,10f.; 474,5f.; DW 1 S .225,7
und dort Anm . 5 .
Zu . 12 Aber - begeren . vgl. etwa oben S . 297,1f.: aber wir suln ez niht meinen ; wan ie minner
wir ez meinen oder gern, ie mê got gibet . und dort Anm .1 am Schluß .
476
Hec dicit dominus: honora patrem tuum
40 bekant vnnd wirt auch nymmer bekant. Vnnd 'das liecht des ewigenn vatters hat in
diß finsternuß ewigklich geschynnen, vnnd diß fynsternuß begreyffet des liechtes nicht’1.
Nun, daß wir zů disem ewigenn liecht kommen , des helff vns got. Amen .

lf. Vgl. Ioh . 1,5 : . . . et lux in tenebris lucet, et tenebrae eam non comprehenderunt.

i Zu S . 476,13 — oben Z . 2 vgl. DW 1 $ . 389,7ff.:Ez ist diu verborgen vinsternisse der ewigen gotheit
und ist unbekant und wart nie bekant und enwirt niemer bekant. Got blîbet då in im selber unbekant,
und daz lieht des êwigen vaters hật dâ êwiclîche îngeschinen , und diu vinsternisse enbegrîfet des lientes
niht. Wie man sieht, stimmt die Stelle der vorliegenden Predigt mit der verglichenen Stelle aus DW 1
Pr. 22, die, wie oben bereits aufgezeigt wurde, auch sonst eine Reihe von charakteristischen Berührungen
bietet, 80 weitgehend überein , daß beide vom gleichen Autor stammen werden . Dann aber dürfte der in
BT zu oben S . 476 ,12 überlieferte und von Pfeiffer S . 334,37f. übernommene Text Ez sprach ein meister
an eyner anderen statt unursprünglich sein ,wie ich in meiner Übersetzung S. 493zu S. 266 ,29ff.bereits ge
sagt habe. Ich habe denn auch jetzt den a .a . O . als „ sehr wahrscheinlich“ ursprünglich bezeichneten Wortlaut
Ich sprach an eyner anderen statt in den Text eingesetzt. Wenn meine konjekturale Änderung richtig
ist, bezieht Eckhart sich mit dem Rv., wie mir scheint, eindeutig auf die oben angegebene Stelle DW 1
S. 389,7ff. Eswäre gewiß nichtder einzige Fall, daß ein in der Ich -Form gehaltener Rv. in der hol. Über.
lieferung durch einen Schreiber, der den Bezug nicht mehr erkannte, zu einem unbestimmt gehaltenen
Hinweis auf einen meister umgebildet wurde. Ich kann allerdings auch nicht leugnen , daß Eckhart an
beiden Vergleichsstellen vielleicht einen mir unbekannten Meister zitiert, ohne DW 1 S . 389,7ff . die Aus.
sage als Meister- Zitat zu kennzeichnen .

477
PREDIGT52 (Pf. Nr. LXXXVII S. 280 — 284)

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S.753f., Quint Übers. S. 499, QuintMystikertexte S. 33,
Spamer PBB 34 $. 331, Pahncke Hermaea 31, 1932, S. 67f., Lotze S. 50):
B. f. 7v - llv.
f. 6r, Fragment = unten S. 502, 1 daze - 3 was.: D ( Initiale )at die gracie gads in paulo was des /
was noet want die gracie gads die / wrachte in hem dat die toeualicheit dat ver-/trege dat dat wesen
hadde Doe die grace eynde / ende hoer werc volbracht doe bleef paulus dat / hi was
Vgl. Pahncke E . St. S . 4 unter III und IV .
Bu f. 2147 — 220r; vgl. Pahncke Hermaea 31, 1932, S . 68.
Br& f. 14v _ 19v ; vgl. Dolch § 56 S. 39 und S . 40 Anm . 1. Dolch gibt a.a.O . S . 39 § 56 an : „ Der
Schreiber gibt an 2lv : Taulerus fol. 206 ; 22r : fol. 362. Dieser Umstand und die Jugend der Hs.
machen es sehr wahrscheinlich , daß wir es auch hier mit der Abschrift eines Druckes zu tun
haben .“ Die Anmerkung dazu (S. 40 Anm .1 ) sagt: „ Pf. II, 280,15 (nach Tl): die armen des
geistes oder von geiste'; ebenso in Br“ ( = Brg). Die Glosse 'oder von geiste' fehlt dagegen sämtlichen
Hss . .. . Brý dürfte demnach irgendwie auf TI ( = BT) zurückgehen .“ Tatsächlich stimmt der
Text von Br, weitestgehend mit dem von BT überein . Die Abweichungen vom Druck erklären
sich mit größter Wahrscheinlichkeit aus der Übertragung des hochdeutschen BT- Textes in den
nld . Text von Brg. Diese Hs. ist übrigens aufs engste verwandt mit Geç, deren Inhalt ich in
Handschriftenfunde 8. 257 — 264 im wesentlichen analysiert habe. Die beiden Hss . bieten die
ihnen gemeinsamen Texto in derselben Reihenfolge und in einem bis in die Orthographie über.
einstimmenden Wortlaut, so daß man auf den Gedanken kommen könnte, daß die wahrschein .
lich jüngere Hs. Brg die Hs. Go, als Vorlage benutzt habe. Der Text der vorliegenden Predigt
fehlt aber merkwürdigerweise in Gen, wie anderseits Brg Lücken gegenüber Ge, aufweist.
Der Text von Brg, der , wie oben gesagt,mit ziemlicher Sicherheit auf BT zurückgeht und daher
keinerlei beachtenswerte Varianten aufweist, wurde im Var.-App. nicht berücksichtigt.
Brag f. 350— 40v ; vgl. Strauch ZfdPh 54 S . 291 unter 7 .
BT f. 306va - 308rb .
f 3511 — 357r; vgl. Stammler ZfdA 59 S . 182 unter 2; Textabdruck a . a. O . S. 210 — 216 . Der
Text enthält hie und da kleine lateinische Einschübe.
Ga f. 253 — 259v ; vgl. Beuken S. 329, wo fälschlich Fol. 2554 _- 261A angegeben ist; Textabdruck
a . a . O . S . 333- 336 .
Gö, f. 2571 — 275v ; vgl. G .Müller ZDA 61 S. 242 — 244 : Varianten zum Eb-Text.
Ko p . 1420, alte Zhlg.: f.7v - 10v = lateinische Übersetzung der Predigt, hrsg . und kritisch
untersucht von v . d . Leyen , ZfdPh 38 S . 334 — 348. Textabdruck und Apparat mit den Fehl.
lesarten von Ko und v. d. Leyen (L ) sieh unten S .517 – 521; im Var.-App. zum Predigttext nicht
berücksichtigt.
f. 12 — 22v, innerhalb eines Traktats auf f. 6r - 22v. Dem Text der Predigt geht hinter einem
Paragraphenzeichen ein einleitender Text vorauf, den ich in Handschriftenfunde S. 138 auf.
geführt habe und hier wiederhole : Nu mercket er (d .h . Gott) wiset dich uff eyn gancz armut /
dynes selbes vnd alle ander zu velliger sachen / dye man ist oder die man hait oder emē (erstes e
getilgt) also / gerne (v. and . Hd. also getilgt , gerne zu begeren ) oder willen (e v. and. Hd. über i)
478
oder meynen mochte oder yn / willicher wise wan (wan getilgt, darüber v . and . Hd. men ) sich
besiczen oder gebruchen / oder enthalden mochte alse xoc sprach (Selig usw .); vgl. Quint Hand
schriftenfunde S. 137f.
Mai, f. 2016 — 204v + 1451 — 146r; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S. 92.
Str , f. 2016 — 209v, alte Zhlg .: f.1987 — 206v ; vgl. Spamer PBB 34 S. 352 unter LXIV .
Wü, f. 363v — 367v,alte Zhlg .:f. 350 — 354v ; vgl. Dolch S. 40 Anm .1, S. 60 § 101und § 102 Anm .2.
Ruusbroec , Jan van Leeuwen , Pelgrim Pullen und Valentin Weigel haben die vorliegende
Predigt gekannt und für ihre eigenen Werke benutzt bzw . exzerpiert, sieh unten S . 483 und die dort
verzeichneten Anmerkungen , sowie Quint S .754.
Filiation der Hss . (sieh Quint $ .754 — 773, Lotze S . 50ff., v . d . Leyen a. a . O . S. 341 - 348, Stamm .
ler a .a .0 . S. 182f., Günther Müller a.a .O . S. 241f., Beuken a.a. O . 8. 330f.): Wie ich a .a . 0 . fest
gestellt habe, ergab die von mir durchgeführte Filiationsuntersuchung eine Gliederung der damals be
kannten handschriftlichen Überlieferung in die beiden Gruppen BTBra B .Ko und Wü,Gö,EbStrg. Für
diese Gruppierung habe ich a.a .O . S. 757f. beweisende Textstellen aufgeführt, auf die ich hier ver
weisen kann . Die enge verwandtschaftliche Bindung von Strz(Mai,) an die Gruppe Wü,Gö, Eb geht
insbesondere aus den gemeinsamen eindeutigen Fehllesarten zum Text unten S.493,8 ledic ] quijt B B14
kind Wü,Gö,Str,Mai, kinder Eb; 496 ,3 in der sêle) in dem selben (suluighen Eb ) Wü,Gö,EbStr,Mai,
hervor, sieh Quint S.758. Die engere Zusammengehörigkeit wiederum der drei Texte Wü,Gö,Eb
erhellt aus ihren Sondervarianten , von denen ich eine Auswahl in Quint S.758ff. geboten habe, unter
denen wiederum insbesondere die gemeinsame Fehllesart zu unten S.497,1 daz — wise ] das selb ( sulfighe
Eb) wesen (wesent Eb) Wü,Gö,Eb für die Annahme eines bereits verderbten Prototyps der drei Hand.
schriften zeugt. Die engste Bindung aber zwischen Wü, und Gö, beweisen eine Reihe von Sonderlesarten
dieser beiden Texte, die ich in Quint S. 760f. verzeichnet habe und unter denen wiederum eindeutige
gemeinsame Fehler die engste Verwandtschaft von Wü, und Gö, bezeugen , sieh die Varianten zu
unten S. 492,8 min g.] mit geschaffem Wü,Göz; 504, 7 dâ ich ] das ist Wü,Göz; 505,5 daz] do Wü, da
Göz. Daß indessen keiner der beiden Texte vom andern abgeleitet werden kann, zeigen ihre Sonder
lesarten , die ich a .a. O . S. 761 - 763 verzeichnet habe. Ich habe dort auch darauf hingewiesen , daß der
Wü - Text, ebenso wie der Eb - Text, eine große Anzahl von kleineren Texterweiterungen gegenüber
den sonstigen Texten aufweist. Ich habe aber auch a .a . O . S . 761 Stellen aufgeführt, die erkennen lassen ,
daß der Eb -Text zwischen Wü, und Gö, vermittelt , ohne daß sich entscheiden ließe, soviel ich sehe,
ob Eb näher beiWü, oder beiGö, steht. Die Übereinstimmung von Gö, und Eb in dem Textplusstück
unten S.497,5 hinter dinge (sieh d . Var.-App .) braucht nicht für eine engere Bindung der beiden Texte
zu zeugen , da Wü, das Textstück infolge von Homöoteleuton verloren haben könnte. Str (Mai,) ver
mittelt bis zu gewissem Grade zwischen der Wüz- und der BT-Gruppe und bietet eine große Anzahl
von isoliert stehenden Varianten , unter denen sich sichere Fehler befinden ; ich habe a .a . O . S . 765f.
solche Stellen aufgeführt. Die filiationsmäßige Zusammengehörigkeit der Texte Wü,Gö,EbStr Mai,
geht nun aber aus einem weiteren Umstande hervor, den ich a. a. O . S.766 ff. wie folgt charakterisiert
habe : „ in den vier Hss. geht der Predigt ein Einleitungstext voraus, der unmittelbar in den Anfang
der Predigt einmündet. Dieser Einleitungstext ist von Stammler (a . a. O ., S . 182) bereits als identisch
mit dem Stück Pf. S. 417,38 bis 418,15 niht enist, aus dem „pseudo-Eckhartischen tractat' 'von dem
adel der sele' erkannt worden. Das Beziehungsverhältnis der vier Hss. ist für das genannte Textstück
genau das gleiche wie für die darauffolgende Predigt, d .h .: Eb und Gön, Wü, stehen gegenüber Strg
(Mai > enger zusammen , Eb verrät auch hier eine gewisse Bearbeitung des Textes. Im ganzen stimmtder
Text der vier Hss. mit dem [als Bestandteil von Pf. Tr. IV ] von Pfeiffer nach Str, (Spamer PBB 34 ,
S . 374) gebotenen Wortlaut überein . Nun ist der bezeichnete Einleitungstext aber auch in einer Hs.
der Gegengruppe, in Braz, vorhanden .Erist hier jedoch umfangreicher, indem er (in Übereinstimmung
mit Strz ] auch noch den folgenden Abschnitt des erwähnten Traktates, Pf.418,18 — 35, enthält . Der
Text weicht ziemlich stark von dem Pfeiffers und damit für den ersten Abschnitt auch von dem der
vier Hss . Eb , Gön, Wüj, Str , ab, das ganze ist in Dialogform gebracht. . .. Deutlich ist die übrigens
479
Predigt 52
gar nicht konsequent durchgeführte Dialogform durch den Eingang : Ein mensche wart gefrâget an .
geregt ; indessen ist sie sicher nicht ursprünglich , wie die ungeschickte Verteilung von er sprach , si
sprach verrät. Auch der eigentliche Text ist vielfach ,z. T. deutlich durch die inkonsequente Einführung
der Dialogform , entstellt und stimmt in dieser Verderbtheit durchaus zu der weiter unten zu charakteri.
sierenden Textform der eigentlichen Predigt in Brag. Es ist fraglos, daß der von Brag mitüberlieferte
zweite Textabschnitt Pf. 418,18 bis 35 die organische und notwendige Fortführung des voraufgehenden
ersten Abschnittes ist ,daß demnach Eb,Göj, Wüz, Strz, die nur den ersten Abschnitt bringen , fragmen
tarisch sein müssen . Die Übereinstimmung der vier genannten Hss. im fragmentarischen Charakter
ihrer Texte aber ist gerade ein bestärkendes Argument für ihre enge verwandtschaftliche Zusammen .
gehörigkeit. Daß Brag der Predigt die gleiche Einleitung vorausschickt, stellt die Hs. auf die Seite der
Gruppe Eb, Gö, Wü, Strg, doch kann das nicht im Sinne einer verwandtschaftlichen Beziehung des
Brag-Textes zu jener Gruppe gewertet werden . Denn erstens stimmt Brag, wie sich gezeigt hat, weder
im Umfang noch auch im Wortlaut mit den vier erwähnten Hss. überein , und zweitens stellt sich
Brag, wie oben erkannt werden konnte , mit Ba, Ko, BT gegen die Gruppe Eb , Gö, Wü, Strg.
Was aber hat es mit der Einleitung auf sich ? Gehört sie ursprünglich zur Predigt oder zum
Traktat ? Beides scheintmir unmöglich . Pahncke deutet sie in der Dialogform von Bragdahingehend ,
,daß in ihm [scil. : dem Dialog ) die Grundgedanken der Predigt einem weiblichen Wesen in den Mund
gelegt sind, das einem Fragenden religiösen Bescheid gibt. Eine Begine mag, von den kühnen Para
doxien mit ketzerischen Anklängen der Predigt Nr. 87 verführt, sie in dieser Weise poetisch nach
empfunden haben , der Laienfrömmigkeit ihres Geschlechtes zur Ehre.' (Strauch , ZfdPh 54, S. 291
Anm . 1).Richtig ist daran , daß der ,Dialogʻ tatsächlich Grundgedanken der folgenden Predigt vorweg
nimmt und also unmöglich ursprünglich zur Predigt gehört haben kann , die einen sehr klaren und
lückenlosen Aufbau auf Grund einer vom Prediger eindeutig festgelegten Disposition aufweist . Zu
dem Traktat aber, dessen Echtheit im ganzen bereits angezweifelt wurde (Spamer, PBB 34, S . 374),
kann das in Frage stehende Textstück ebensowenig ursprünglich gehören , denn auch der Traktat
behandelt deutlich drei bestimmte Fragen nach dem Programm , das im Eingangsabschnitt Pf. 416 ,6
bis 15 festgelegt ist und das für den Grundgedanken von der geistlichen Armut,der in den beiden letzten
Abschnitten des Traktates bei Pf. behandelt wird , keinen Raum gibt. Tatsächlich fehlen denn auch
die beiden letzten Abschnitte des Traktates in der von Priebsch nachgewiesenen Hs. Egerton 2188
des Brit.Mus. Der Traktat ist zwar in die Hs. erst nachträglich auf freigebliebenen Blättern (fol. 84v
85r) eingetragen . Fol. 85v ist jedoch unbeschrieben geblieben , was daraufschließen läßt,daß der Traktat
in der Vorlage tatsächlich nur bis Pf. 417,37 reichte, wo er in der genannten Hs. endet. Priebsch hat
denn auch bereits m . E .mit Recht vermutet : ,Was bei Pfeiffer 417,38ff. steht,scheint ein ursprünglich
selbständiges Stück zu sein .“ (Priebsch II, S . 80).Wohin dieses selbständige Stück jedoch ursprünglich
gehörte , vermag ich nicht mit Sicherheit zu entscheiden . Jedenfalls ist es kein ursprünglicher Dialog ,
wie Pahnckemeinte.Mit größterWahrscheinlichkeit ist es im Gefolge der Predigt Eckharts entstanden ,
mit der es z . T . wörtlich übereinstimmt. Von dem Meister selbst wird es schwerlich stammen , wiewohl
der Steinvergleich Pf. 418,7ff. sehr wohl von Eckhart herrühren könnte . Ich denke mir, daß es sich
um eine freie Wiedergabe einiger Hauptgedanken der Eckehartischen Predigt aus der Feder eines
Unbekannten handelt, die von den Schreibern der Predigt vorangestellt und ebenso einem Traktat
angehängt werden konnte. Brag kann und wird demnach unabhängig von der Gruppe Eb, Gö, Wü,
Str , das fragliche Plusstück erhalten haben.“ Ich würde jetzt sagen : nicht „mit größter Wahrschein .
lichkeit “ , sondern „ mit Sicherheit ist es im Gefolge der Predigt Eckharts entstanden “ , insbesondere
im Anschluß an die rekapitulierenden Ausführungen des Predigers unten S. 499, 1 ff.
Der Einleitungstext ist nun aber auch in einer Reihe jeweilsMEester eggaert zugeschriebener Text
stücke in Br, f. 148– 15r überliefert , die Dolch & 82 S. 48ff .abdruckte. Dieser Textweicht im einzelnen
von allen anderen , oben charakterisierten Texten ab , stimmtaber zu Brag und Stgdarin , daß er im Gegen
satz zu Wü,Gö, EbStr ,Mai, alle drei in der Predigt unterschiedenen und behandelten Armut-Varianten ,
insbesondere auch die dritte, aufführt und sie in Übereinstimmung mit der Predigt als næste armuot
bezeichnet (sieh unten S . 499,7). Fraglos handelt es sich im Brg- Text, der wie Brag (und Wü,Gö, Eb
Str,Mai,) in Dialogform , u . zw . diesmal in einen Dialog zwischen Meister Eckhart und einem männ
lichen Gesprächspartner, gefaßt ist , um denselben Einleitungstext, der in den genannten Hss. der vor.
480
Beati pauperes spiritu
liegenden Predigt vorangestellt ist. Bedeutsam ist dabei im besonderen , daß als Gesprächspartner ,wie
gesagt, MEester eggaert genannt ist.
Ich habe a . a . 0 . S .768 auch bereits festgestellt, daß der Brag- Text ersichtlich der schlechteste von
allen ist , daß er insbesondere, wie Eb , deutliche Interpolationen aufweist, und mehr noch Lücken ; ich
habe a . a . O . Beispiele aufgeführt und konnte anschließend sagen : „ Das Zeugnis von Brag ist also für
die Textkritik der vorliegenden Predigt ebenso wie für die früher behandelten in der Hs. überlieferten
Predigten im höchsten Grade unzuverlässig , es hat keine selbständige Beweiskraft.“
Wenn ich a . a . O . S . 769f. glaubte feststellen zu können, daß innerhalb der Gruppe BTB Bra Ko
eine engere Bindung zwischen Brag und Bg besteht und die lateinische Übersetzung in Ko sich diesen
beiden Hss. verwandtschaftlich zugesellt , so habe ich S .770f. für diese Beziehungen einige, wie ich
meine, kennzeichnende Übereinstimmungen der drei Texte aufgeführt .
Was nun die neu hinzugekommenen Texte von Ga, B1, und M , betrifft , so stellen sich die beiden
ersteren ebenso deutlich auf die Seite von Be (und Braz), wie sich M , eindeutig eng mit BT verwandt
zeigt. Für die enge Bindung zwischen Ga und B14 sowie zwischen diesen Texten und Bg sprechen
etwa folgende Textstellen : unten S . 487,6 80 __ 7 niht) anders en sult ghij se niet Ga so in soilt irs niet
B ; 488,2 Her- antw .] Hier op (op ] zo B1 ) wil ick nv spreken GaB 4 ; 489,3 etliche] sulke B & B ,Ga ;
492,9f. gewurden und sie fehlt B Ga; 493,3 daz got fehlt B14Ga; 3f.ein volmachet ende) die (die fehlt Ga)
volmachtheit B1Ga; 7 enm . - genuoc] in můchte he niet genoich B14 en mocht god niet genoech Ga;
9 und diu séle fehlt B14Ga ; 9f. in dem , dâ ] in dien beelde in dien (in den dat B14 ) GaB 14 ; 498, 1 daz der
mensche begernde si,] datter die mensche niet hem en bereide daer toe Be dat hem die mensche bereyde
daer toe Ga dat ds mensche eme neit bereyde dar zo B14 ; 6 wol fehlt B14Ga; 499,9 ez ofte] sulke stont
B . ByGa; 501,6 Ex — sprichet:) Et is een vraghe sunte pouwels sprict B & B Ga; 502,2 volbrâhte ) verkreych
B14 vercreech Ga vercrege B . ; 505 ,8 bliben ] dúren B14Ga.
Deutlicher noch als die Verwandtschaft zwischen Ga und B14 und ihre Beziehung zu B , kommt
die Bindung von M , an BT zum Ausdruck , vgl. etwa unten S . 489,4 daz - got,] daz die liute für grôz
geahtet sint, des (das BT) erbarme got! PfBT daz soliche lude vor groß gehalden sint das erbarme got
Mg; 490,6 der götlichen ] guoter PfBTM3; 491,4 daz sîn ] in im hat daz noch daz in sinem willen ist vnd
daz syn M , hát daz, daz in sinem willen ist unde daz sîn PfBT; 8 tete ,) was PfBTM , ; 493,5 sache, fehlt
PfBTM ,; 494, 1 sprechen wir fehlt PfBTM3; 2 8ô muoz er ] und PfBTMg; 9 daz _ 495, 1 ist.]
alse niht bekennennes (bekennen des BT) gotes in im lebende ist; PfBT als nit bekennende dez got in im
lebende ist Mg; 496, 1 bekennenne] bekantnüsse PfBTM3; 3 bekennen ] bekantnüsse PfBTM3; 497,2 daza ]
waz PfBTM2; 498,1 nôt,] niht PfBTM3; 499,4 hân wir gesprochen ,] sprechen wir PfBTM3; 500,3 aller
4 stât,) aller dinge ledic stât, aller créaturen unde sîn selbes unde gotes, PfBT alle ander dinge ledig stiet
noch aller creaturen vnd gotes vnd syn selbes Mg; 501, 2 vindet er] funde got PfBTM ; 5 iemer bliben ]
êwecliche leben PfBTM3; 8 wie - sin ? fehlt PfBTM3; 502,2 zuovellicheit) einvaltekeit PfBTM3; 3 wesen .
volbrähte ,] wesen , unde då hât diu gnade ir werc vollebrâht. Dô diu gnade ir werc vollebrâhte, PfBT wesen
hat die gnade in iren wercken folnbracht und da die gnade gotes ir wercke volnbrochet Mg; 503,1f. und niht
nâch minem gewerdenne, ] unde nâch (nâch fehlt BT) minem wesen, PfBTM3; 2f. ungebornen wise ]
gebürte wise , diu êwic ist, PfBTM3; 3 ungebornen wise] ewigen gebürte wise (wise fehlt M3) PfBTMg;
4 nach gebornheit,] nach der zit. PfBTM2; 504,1 hote — 3, got .] wolte ich , ich were noch niht alliu
dinc, wêre ich niht, sô enwoere niht got. PfBTMg; 4 und — 5 wâr. fehlt PfBTM ; 5 und diz enmac] Nun
diß mag mich BT, Nů mac mich diz PfBT5Mg. Was nun aber den Mg- Text von BT und allen anderen
Textzeugen abhebt, ist eine Anzahl von mehr oder weniger umfangreichen Plusstücken , die eindeutig
sekundär sind und ebenso eindeutig dazu dienen , die in dieser Predigt zahlreichen kühnen Formulie
rungen und sehr abstrakten spekulativen Gedanken abzumildern und zu entschärfen , sieh diese Mg
Interpolationen im Var.-App . zu S . 488,8 — 489, 1 ; 489, 3 — 4 , 6 – 490,1 ; 490 ,4 ; 491,9 ; 492,2 ; 493,3 , 7 , 8 ;
495,1 — 7 ; 496 ,4, 7 – 497,1; 497,2, 4; 498,6 — 499,1; 500,3 — 4,6 – 8 ; 502,6 ; 503,5; 505,1; 506,2 und die
Anmerkungen zu diesen Stellen . BT weist, ebenso wie mehr oder weniger alle Hss., eine ziemlich
beträchtliche Anzahl von alleinstehenden Lesarten auf, die, wiederum ebenso wie diejenigen der Hss.,
fast alle o . w . als nicht ursprünglich zu erkennen sind .
Textkonstituierung (sieh Quint S.774): Wie ich a.a.O . bereits gesagt habe, läßt der Filiationsbefund
31 Edhart, D 2 481
Predigt 52
keine Aufstellung eines festen Textkonstituierungsprinzips zu, denn keine der beiden Überlieferungs
gruppen Wü,Gö, EbStr,Mai, und BTM , Bra, B .B1GaKo verdient den unbedingten Vorzug vor der
andern , da die Prototypen beider, wie sich gezeigt hat, bereits Verderbnisse aufgewiesen haben . Die
textkritische Entscheidung über den Vorzug der einen oder der andern Textfassung muß jeweils auf
Grund innerer Kriterien erfolgen , wobei allerdings die Übereinstimmung zwischen Vertretern der einen
Gruppe mit solchen der andern im Einzelfalle jeweils für die Ursprünglichkeit der betreffenden Lesart
zeugen wird . Nach wie vormöchte ich glauben , daß der zwischen den beiden oben aufgeführten Grup
pen bis zu gewissem Grade vermittelnde Text von Strz(Main) das relativ größte Vertrauen verdient,
wenngleich dieser Text, wie oben S . 479 bereits gesagt wurde, viele Sondervarianten aufweist, die z . T .
0 . w . als fehlerhaft erkannt werden können . Wie ich a .a . O . schon gesagt habe, dürfte neben Str, wohl
B . der im ganzen zuverlässigste Vertreter der handschriftlichen Überlieferung sein . Wenn Pahncke
a .a. O . S. 70 – 80 bei seinem „ Versuch eines kritischen Textes“ (S. 68 ) Bg folgte und im wesentlichen
einen Abdruck dieses Textes bot, so tat er doch gut daran , an einer Reihe von Stellen die ihm damals
bekannte weitere Überlieferung in Wüj, Köj, Eb, Brag zur Ergänzung oder Korrektur von Be heran
zuziehen , wobei er meine Neu -Ausgabe der Predigt (Mystikertexte S. 33ff.) benutzte. Der Varianten .
apparat, oder jedenfalls das,was unter dem „ kritischen “ Text geboten wird , ist allerdings ein kurioses
Gebilde, das wenig Vertrautheit mit der Technik eines solchen Apparates verrät. Zudem ist der von
Pahncke konstituierte Text wegen zu enger Anlehnung an B , an manchen Stellen besserungsbedürftig ,
wie ich denn auch schon in Quint S.775 — 792 über die in Mystikertexte S . 33ff. am Pfeifferschen
Text vorgenommenen Textbesserungen hinaus eine Reihe von weiteren Änderungen vorgenommen
hatte , die ich im unten folgenden Text noch um eine Anzahl weiterer Besserungen vermehrt habe.
Die letzteren habe ich z. T . bereits in meiner Übersetzung S . 303 - 309 vorgenommen .
Im ganzen wird man die handschriftliche Überlieferung der Predigt als gut und verläßlich an
sehen dürfen .

Textneuausgaben : Quint Mystikertexte S. 33— 40 ; Pahncke Hermaea 31, 1932, S.70 – 80.
Übersetzungen : Quint S . 303 ff.; Büttner I S. 169ff.; 1934 S . 148ff.; Lehmann S . 178ff.; Schulze
Maizier2 S. 348ff.

Echtheit: Hsl. Bezeugung keine außerder allgemeinen Zuweisung in BT f. 242 va. Da der Einleitungstext
in Wü ,Gö EbStr,Mai,Brag, wie oben S .479f. vermerkt wurde, mit Sicherheit im Anschluß an die vor.
liegende Predigt entstanden ist und da dieser Text, allerdings isoliert von der Predigt, in Brg im Ein
gang MEester eggaert nennt, so darf man diese Namensnennung wohl als indirekte handschriftliche
Zuweisung unserer Predigt an Eckhart werten . Die beiden Rückverweise unten S. 494,4f. (sieh S .511
Anm . 27) und 499,9 (sieh S. 513 Anm . 44) konnte ich nicht mit Sicherheit auf Stellen der bisher als
echt erwiesenen Eckhart Texte beziehen , wenngleich sie inhaltlich mit dieser oder jener Stelle solcher
Texte verglichen werden konnten . Zwar sagt J. Koch in Mystique rhénane S. 150 : „ Es ist nach wie
vor eine umstrittene Frage, ob Ruusbroec von Eckhart beeinflußtist. Da er ihn gekannthat, wie sich
insbesondere aus seiner scharfen Auseinandersetzung mit der Predigt über die geistige Armut (P .
LXXXVII) ergibt (die Anm . 1 verweist auf M . A . Lücker S. 53), liegt die Annahme nah , daß gedank .
liche Übereinstimmungen , vor allem in der Gotteslehre, durch die Abhängigkeit des Flamen von dem
Deutschen zu erklären sind.“ Zwar spricht auch H . Piesch Ethik S. 81 von „ seiner ( = Eckharts) groß .
artigen «Armut »- Predigt“ , womit demnach beide Forscher sich sehr eindeutig für die Echtheit der
Predigt ausgesprochen haben . Trotzdem hat H . Piesch unter Berufung auf eine briefliche Mitteilung
von J .Koch (18. 11. 1936 ) in ihrem Aufsatz „ Meister Eckhart heute" in ZfdGeistesgesch . 3, 1937, S. 29f.
die Echtheit der Predigt bezweifelt unter Hinweis darauf, daß der Prediger sich unten S. 504,4 mit
Ein grózer meister sprichet auf die Stelle Pf. S . 181,13f. in der von ihr und Koch als sicher echt an
gesehenen Predigt Pf. Nr. LVI beziehe, daß also unten S .504,4 ff. ein Selbstzitat vorliege, das als solches
unmöglich sei, da Eckhart sich keinesfalls in einer Predigt als einen großen Meister habe bezeichnen
können . Auch die Bemerkung Hofs ( S. 204 ) : „ .. . Predigt Nr. LXXXVII bei Pfeiffer, deren Echtheit
482
Beati pauperes spiritu
nicht sichergestellt ist , . ..“ beruht lediglich auf Kochs Äußerung. Es liegt aber nun gar kein Selbst
zitat, sondern eines der vielen nicht benannten Autorenzitate vor , wie sie Eckhart in seine Predigten
m pinos die vielen nicht benannten Autorenzitate vor, wie sie Eckhart in seine Prodigt
einstreut. In der vorliegenden Predigt hat er dieses Autorenzitat als solches gekennzeichnet, in Pf.
Pr. LVI dagegen nicht; vgl. unten S. 515f. Anm . 55 und den analogen Fall oben S. 476 ,12. Die beiden
Predigten , die durch dasselbe Autorenzitatmiteinander verbunden sind, verraten ihre innere Verwandt
schaft übrigens auch durch ihre ähnlichen Schlußbemerkungen , die ebenso charakteristisch wie, soweit
ich sehe, vereinzelt sind . Aber auch die voraufgehenden Ausführungen Pf. S . 181, 1ff. stimmen in auf.
fälliger Weise mit unten S. 492,3ff. überein . Die Echtheit unserer Predigt wird aber nun weiterhin
bezeugt oder doch nahegelegt durch die von Dolch S . 58 ff. aufgewiesenen Zitate aus dieser Predigt
in Werken Ruusbroecs und des Kochs von Groenendael Jan v . Leeuwen , die ich in den Anmerkun
gen verzeichnet habe, sieh unten S . 507f. Anm . 10 ; 509 Anm . 19 ; Anm . 20 ; 509f. Anm . 22; 514f.
Anm . 54 ; 517 Anm . 63. Es darf als sicher gelten ,daß die beiden befreundeten niederländischen Autoren
aus Groenendael an den aufgewiesenen Stellen Eckhart als Verfasser der von ihnen zitierten Stellen
der vorliegenden Predigt angesehen haben (vgl. Dolch $ 98 S. 58 ). Wie Winfried Zeller, ZfKG 57,
1938, S . 309 — 355 (Eckhartiana V ) gezeigt hat, war Valentin Weigel (1533 - 1588) die vorliegende
Predigt, wahrscheinlich aus BT, bekannt. Er hat nicht nur im zweiten Traktat seiner 1570 verfaßten
Taulerkompilation : Zweene Tractat „ die Eckhartpredigt 87 (Pfeiffer S . 280 — 284 ) vollständig“
(a.a . O . S. 321) aufgenommen . Er hat vielmehr zudem im Anhang zu seiner Schrift „ Anleitung zur
Deutschen Theologie“ in der Überschrift ein Zitat aus der vorliegenden Predigt mit ausdrücklicher
Zuweisung an „ Eccardus“ versehen (a .a . O . S. 331 und 332 Anm . 63 ; sieh unten S .488,5f. und
8 .507f. Anm . 10). A . Ampe wiederum hat in seinem Aufsatz ,,Een XVII-eeuwsch Verzamelhandschrift
met mystieken inhoud “ in OGE 17, 1943, S . 197 — 243 den Nachweis geführt, daß Pelgrim Pullen
(1550 — 1608 ) in seinem Traktat ,,Van de Hacht Saelicheden “ eine ganze Reihe von Textstellen aus der
vorliegenden Predigt exzerpiert und in teilweise leicht abgewandeltem Text wiedergegeben hat, ohne
Eckhart zu nennen . Ich habe diese Stellen in den Anmerkungen aufgeführt, sieh unten S . 508 f. Anm . 17 ;
S . 509f. Anm . 22 ; 8.611 Anm . 29; S .512f.Anm . 37.
Es steht zu vermuten , daß Pullen , wie Weigel, die Predigt aus BT kannte . Ampe sagt a. a. O .
S . 231: ,,Zeggen we vooreerst dat Pullen zeker blijk geeft in zijn andere werken Eckehart te kennen ,
b . v. zijn leer over de afgescheidenheid , grond der ziel, geboorte van den Zoon in de ziel, .. ." Natürlich
sind die Zeugnisse von Weigel und Pullen keine vollwertigen Echtheitserweise für die vorliegende
Predigt, da sie sich wahrscheinlich auf BT stützen , das allein – und nur durch die allgemeine Zuwei.
sung f. 242 va, wie oben schon gesagt wurde, — die Predigt Eckhart zuschreibt. Indessen dürfte die
Echtheit der Predigt insbesondere gesichert sein durch die für Eckhart charakteristische und hier
auf die Spitze getriebene Kühnheit und in weitem Umfang paradoxale Formulierung seiner Gedanken .
Fahrner sagt S . 55 : „ Bei Predigt 87 dürfte es auch wieder angemessen sein , auf die ' innere' Art der
Rede hinzuweisen . Sie geht an Höhe und Kühnheit der Gedanken und Bilder , an leidenschaftlichem
Eifer und unbeirrter Wucht des Sagensnoch über Predigt 56 hinaus.Wie in Predigt 8 und in Predigt 56 ,
nur noch häufiger und kräftiger, wiederholen sich die Hinweise auf früher oder von anderen Gesagtes,
dem nun die höhere und höchste Aussageweise entgegengestellt wird “ (es folgt der Hinweis auf die
Stellen unten S. 488,3ff. ; 490, 1 ff.; 494 ,4ff.; 495 ,8ff. ; 497,3f. ; 498 ,4ff. ; 499,9ff.). S . 56 : „ Predigt
87 ist in hohem Grade für Eckehart gesichert.“ Auch H . Kunisch (in Meister Eckhart der Prediger
S . 133) spricht von der „ sicher echten Armutspredigt“ . Vielleicht darf man auch darauf hinweisen ,
daß Eckhart im Sermo VIII n . 95, LW 4 S . 90, 3 sagt : Pauperes. Matth . 5 : 'beati pauperes spiritu'.
Expone ! Er verrät demnach an dieser Stelle sein Interesse daran , das Thema des Schrifttextes zu
interpretieren . Soviel ich sehe, hat er es aber nicht zum Gegenstand eines lateinischen Sermo gemacht.
Die vorliegende deutsche Predigt indessen könnte die Ausführung des an der angegebenen Stelle des
Sermo VIII geäußerten Vorhabens sein . Für die Echtheit der Predigtsprechen nun überdies eine Reihe
von inhaltlichen Textparallelen zu echten deutschen und lateinischen Werken : unten S . 507 Anm . 2
(DW 1 S. 15 ,7ff.) ; Anm . 3 (DW I S . 69 ,23 ; 80 , 12f. ; 346 , 13f.) ; S .508 Anm . 12 (DW 5 S. 299,7 ff. ; 21,2 ff.;
22,2ff.); Anm . 13 (DW 1 S. 28,7ff.; DW 5 S . 244,5f.) ; S . 509 Anm . 22 (DW 5 S. 400,5ff.; DW 1
S . 25,1f.); S . 512 Anm . 30 (DW 1 8. 113,8ff.; 152,9ff.); Anm . 34 (DW1 S. 145,7ff.); S . 513 Anm . 38
(DW 5 S. 29,7f.); Anm . 44 (DW 5 S . 403,2ff.; DW 1 S. 80,8f.) ; S.514 Anm . 51 (DW I S . 367,1ff.);
483
Predigt 52
S . 516 Anm . 61 (DW 1 S . 218 ,8f. ; 250,16 f.; 357,9f.) . - S . 507 Anm . 2 (LW 1 S .618 ,4f. ; In Sap . n .
280 ; In Ioh . n . 487); S. 509 Anm . 22 (LW 1 S . 575,6 ff.); S.512 Anm . 30 (LW 4 S. 114,8ff.);
Anm . 35 (LW 4 S .51,7f.; LW 3 S . 88,12ff.). – Die Echtheit der Predigt wird insbesondere durch die
für Eckhart charakteristischen Stilelemente bezeugt, die die Diktion des Predigers im vorliegenden
Falle ganz besonders kennzeichnen . Man kann sagen , daß die ganze Predigt sozusagen von der Anti
these lebt, vgl. unten S. 486,8 und 487,3 ; 488,3 und 4f.; 489,5f.; 490,4ff. und 6ff.; 492,3ff. und 7f.,
8ff.; 494,4ff.; 495 ,8ff.; 497,3ff.; 498,4ff.; 499,9ff.; 502,9ff., 503,3ff.; 504,4 , 5ff.; chiastischeAntithese:
S . 492,6 ; 494 , 1. Es finden sich weiterhin hyperbolischer Ausdruck : S . 486 ,5f.; 491,4 ff., 7 ff. ; 493,4 ff .;
495 ,3f.; 497,1f.; 500,3ff.; 505 ,1 ff.; Häufung : S . 486 ,4 ; 494,5f., 8, 9; 497,4f., 7f.; 500,3ff.; 501,7f.;
504 ,7f.; Klimax : S . 499, 1 ff .; paradoxaler Ausdruck : S. 492,3ff. ; 494, 2f. ; 497,6 ff .; 500,7ff .;
502,6 ff., 8ff.; 503,6ff .; 504,8f.; 505 ,2ff.; drastischer Ausdruck : S. 489,6 ; 490,8 ; Parallelismus:
S .502,5f.; 506 , 1f.; Adresse an die Hörer : S. 487,5 ; 491,9 ; 499 ,9 ; 504 , 3 ; 506 ,1 ff. — Für Eckhart als
Verfasser der Predigt spricht aber weiterhin die Kühnheit und Hyperbolik der Ausführungen über die
„ geistige Armut“ im ganzen wie im einzelnen , insbesondere die übersteigerte Auswertung der Ideen
lehre in den Aussagen über die vorirdische Existenz der menschlichen Seele im göttlichen Urgrund
unten S . 492,3ff. und 502,4 ff. Ein Lieblingsthema Eckharts ist fernerhin die Erörterung der Frage,
ob die Seligkeit wesentlich im Erkennen oder im Lieben liege, die unten S. 495 ,6 ff . abgehandelt wird .
Der Aufbau der Predigt erfolgt diesmal nicht im Anschluß an den ihr vorangestellten Schrifttext,
wenigstens nicht im Sinne einer Homilie, indem die einzelnen Bestandteile des Schrifttextes nachein
ander exegesiert würden . Die ganze Predigt interpretiert vielmehr lediglich den Eingang dieses Textes
‘ Beati pauperes spiritu '. Im Eingang sagt Eckhart statt, wie er sonstmeist beginnt, Unser herre sprach
in metaphorisch verrätselnder Weise : Diu sclicheit tete af den munt der wisheit und sprach und schließt
dann in einer Art Vorwort einige kurze Bemerkungen über die gruntlose wisheit gotes (486 ,6 ) an , der
gegenüber die Weisheit der gesamten Schöpfung verstummen muß (486 ,447). - Der Hauptteil der
Predigt (486 ,8 — Schluß ) unterscheidet in einem Einleitungsteil (486 ,8 - 489, 1) eine äußere Armut,
die gutgeheißen ,wenn sie freiwillig aus Liebe zu Christus erduldet wird ; sie aber interessiert Eckhart
im Zusammenhang seines Anliegens nicht. Vielmehr will er nur von der inneren Armut sprechen und
betont, daß man sich um das Verständnis der von ihm vorzutragenden Wahrheit bemühen müsse,
weil nur der sie verstehe, der ihr gleiche. Bischof Albreht habe den Menschen als arm bezeichnet, der
an der ganzen Schöpfung Gottes kein Genüge finde. Er selbst, Eckhart , aber erkläre, daß nur der ein
armer Mensch sei, der nichts wolle , nichts wisse und nichts habe. Über diese drei ,,Punkte“
will er in seiner Predigt handeln und betont vorerst noch einmal, daß man nicht bekümmert sein
möge, wenn man ihn nicht verstehe, denn er werde eine Wahrheit vortragen , die nur wenige treffliche
Leute verstehen werden . — 1. Zum ersten erklärt er nun , was es besagt, daß der ein armer Mensch sei,
der nichts will (489, 2 — 494,3 ). Dies verstehen die nicht, die in selbstsüchtiger Askese und äußerer
Tugendübung verharren und meinen , Nichts -Wollen bedeute , den Willen Gottes erfüllen zu wollen .
Diese Menschen sind zwar bei denen , die's nicht besser verstehen , für groß geachtet, sind aber in Wahr
heit Esel. Der wahrhaft arme Mensch muß vielmehr von jedem (geschaffenen ) Willen so frei sein ,
wie er war, als er noch nicht war. Solange der Mensch noch den Willen hat, den Willen Gottes zu
erfüllen ,solange hat er noch einen Willen und ist nicht recht arm (489,2 — 492,2 ).Als ich in meiner ersten
Ursache (d. h. als Idee in Gott) stand, hatte ich keinen Gott und keinen (geschaffenen ) Willen . Ich war
vielmehr Ursache meiner selbst und wollte nichts als mich selbst, wollte, was ich war, und war, was
ich wollte, ledig Gottes und aller Dinge. Erst, als ich aus freiem Entschluß herausging (aus meiner
ersten Ursache = aus Gott) und mein geschaffenes Sein erhielt, da hatte ich einen „ Gott“ , der erst als
Schöpfer der Kreaturen „ Gott“ wurde in den Kreaturen (492,3— 493,2). Als dieser Schöpfer-Gott
aber vermöchte er nicht einmaleiner Fliege zu genügen , dafern sie mit Vernunft den ewigen Abgrund
göttlichen Seins, aus dem sie gekommen ist, zu erreichen suchte. Daher bitten wir darum , Gottes ledig
zu werden , um die Wahrheit dort zu erfassen und zu genießen , wo die obersten Engel, die Fliege und
die Seele eins sind, wo ich wollte, was ich war und war, was ich wollte (493 ,3 — 494 ,3). -- 2. Zweitens
ist der Mensch arm , der nichts weiß (494,4 — 498,3). Der recht arme Mensch darf gar nichts mehr
davon wissen , daß er für sich selbst, für die Wahrheit noch für Gott lebt. Er muß vielmehr alles Wis
484
Beati pauperes spiritu
sens und Erkennens, selbst dessen ,daß Gott in ihm lebt, ledig sein (494,4 495,1). Denn als der Mensch
in der ewigen art gotes stand, da lebte nichts in ihm als er selbst. Er lasse Gott wirken , was er wolle
(495, 1 – 5 ). Des Menschen eigenes Werk aber ist Lieben und Erkennen . Im folgenden diskutiert nun
Eckhart die in der Zeit umstrittene Frage, ob die (ewige) Seligkeit mehr im Erkennen oder in der
Liebe liege, und meint,die verdienten wohl den Vorzug, die sie in beidem liegen sähen . Er selbst aber
erklärt, sie liege weder im Erkennen noch in der Liebe, sondern in jenem Einen (Etwas) in der Seele ,
aus dem Erkennen und Lieben fließen und das nichts vom Wirken Gottes in der Seele wisse , das sich
vielmehr selbst nach der wise gotes genieße . So also solle derMensch nichts wissen noch erkennen davon ,
daß Gott in ihm wirke. Wenn die Meister sagen , Gott sei ein vernünftiges Sein , so erklärt Eckhart,
Gott sei weder Sein noch vernünftig noch erkenne er dies und das. Darum sei Gott ledig aller Dinge
und eben darum sei er alle Dinge. Deshalb muß der Mensch danach streben , nichts vom Wirken
Gottes zu wissen (495,6 — 498,3 ). — 3. Drittens ist der Mensch arm , der nichts hat (498,4505,9).
Viele nun sagen , der Mensch sei vollkommen , der nichts an irdischen Dingen hat. Dies stimmt zwar,
wenn diese Armut aus freiwilligem Entschluß stammt; aber es ist nicht der Sinn , den Eckhart meint.
Er bezeichnet die bisher besprochene Armut des Nichts -Wollens als die „ höchste Armut" , die des
Nichts -Wissens als die klarste Armut und die im folgenden zu bestimmende Armut des Nichts -Habens
als die äußerste Armut (498,4499,8 ). Er und große Meister hätten gesagt, daß der Mensch frei sein
müsse von allem innern und äußern Wirken , um eine eigene Stätte fürGottesWirken haben zu können .
Aber das sei falsch, denn Gott wolle selbst die Stätte sein , in der er wirken könne. Er ist die eigene
Stätte seiner Werke und ein „ Wirker in sich selbst“ . Nur mit solcher Armut erreicht der Mensch das
ewige Sein , das er gewesen ist und immerfort sein wird (499,8 501,5 ).Wenn nun Paulus sage : „ Alles,
was ich bin , das bin ich durch die Gnade" Gottes, so schienen doch die voraufgehenden Ausführungen
der Predigt über der Gnade, dem Sein , dem Erkennen und Willen zu schweben . Wie denn dann Pauli
Worte wahr sein könnten ? Nun , sie seien wahr,denn die Gnade war vonnöten ,um Pauli ,,Zufälligkeit“
zur Wesenhaftigkeit zu vollenden , wobei Paulus der blieb , der er war . So also müsse der Mensch ledig
sein aller Stätte, weil er sonst underscheit behielte (501,6 — 502,6). Ich bitte also Gott, daß er mich
„ Gottes“ ledig mache, weil mein wesentliches Sein oberhalb Gottes als des Schöpfers der Kreaturen
liegt. Denn dort, wo Gott oberhalb alles Seins und ob underscheide war, da war ich selbst, wollte mich
selbst und erkanntemich willens, mich selbst und alle Kreaturen zu erschaffen . Nach dieserWeise bin ich
ungeboren und kann ich nie sterben . Was ich aber nach meiner geschöpflichen Geborenheit bin , wird
sterben . Hätte ich gewollt, so wäre weder ich (als geschöpfliches Wesen ) noch alle Kreaturen , und dann
wäre auch Gott (als Schöpfer-Gott) nicht. Ich also bin Ursache dafür, daß Gott (als Schöpfer-Gott)
ist, was zu wissen allerdings nicht nötig ist (502,6 — 504,3). Ein großer Meister sagt : Mein Durch
brechen (bis in den göttlichen Urgrund) sei edler als mein Ausfließen . Das stimmt: Als ich (als Geschöpf)
aus Gott ausfloß , sprachen alle Dinge: Gott ist. Auf diese Weise bin ich Kreatur, und das kann mich
nicht „ selig " machen . Aber im Durchbrechen , wo ich frei werde von meinem eigenen Willen , vom
Willen Gottes und allen seinen Werken und von Gott selbst, bin ich über allen Kreaturen , bin weder
Gott noch Kreatur, sondern bin , was ich war und ewig bleiben werde . In diesem Durchbruch erreiche
ich ,daß ich undGott eins sind.Da bin ich eine unbewegliche Ursache,die alles bewegt. Da ,,findetGott“
keine Stätte im Menschen , weil derMensch mit dieser Armut erreicht, was er ewig gewesen ist und ewig
bleiben wird. Noch einmal wiederholt Eckhart, was er im Eingangsteil schon gesagt hat: daß man
sich nicht bekümmern solle , wenn man diese Predigt nicht verstehe. Denn solange man der in ihr
ausgesprochenen Wahrheit nicht gleiche, werde man sie nicht verstehen , denn sie sei eine unverhüllte
Wahrheit, die unmittelbar aus dem Herzen Gottes gekommen sei.
In Anbetracht des außergewöhnlichen Umfangs des Variantenapparats wurden die Anmer
kungen wie bei den Traktaten in Band 5 an den Schluß gesetzt.

485
Beati pauperes spiritu , quoniam ipsorum est regnum caelorum .

Diu sælicheit tete ûf den munt der wîsheit und sprach : ‘sælic sint die armen des
geistes, wan daz himelrîche ist ir 'i.
Alle engel und alle heiligen und allez, daz ie geborn wart , daz muoz swîgen , sô 280,5
5 diu wîsheit des vaters sprichet 2; wan alliu wîsheit der engel und aller crêatûren , daz ist
ein lûter tôrheits vor der gruntlosen wîsheit gotes. Disiu hật gesprochen, daz die armen
sælic sîn .
Nû ist zweier hande armuot: ein ûzwendigiu armuot, und diu ist guot und ist sêre 10
1, 2f. Matth . 5, 3; vgl. auch unten S . 487,4.

Zuweisungen : keine außer der unsicheren allgemeinen Bezeugung in BT f. 242va


Überschriften : stat am taller blat cccvjj ( v. and . Hd. auf d . unteren Rand ) Mai Von
der höchsten armut / Sermo lxxix (vor der Einleitung) Wün
1 Beatibis caelorum . ] Vff aller Heiligen tag die ander predig / Von warer armmůt deß geistes /
die der mensch denn eygenlich an im hat so er nicht wil / nicht weiß / vnd nicht hat / Vnd wie dise
drew ding recht verstanden sollen werden . Nach den worten Christi auß dem heutigen euangelio
Matthei .v . genommen so er spricht / Beati pauperes spiritu , quoniam ipsorum est regnum celorum .
BT fehlt M . B . B .Ga BragStrzMai,Gö, Eb Beati pauperes spiritu etc . Wün (über der Einltg . vor
d . Angabe Sermo lxxix ) quoniam ) quia Pf 2 Diu bis sprach :) alse xoc sprach Me (sieh oben
S .478f.) Diu s.) vff disem puncten kam dů sålikait vnd Braz D ( Initiale )Ie ewige waerheit Ga den )
irn PfBTWü, Eb sijnen Ga d er ] teds Eb wîsh .] wárhait BrazStr ,Mai, spr. also
porach Beatipauperes en wan perete haspidz ist
S ( Initiale )ålig Braz sprach Beati pauperes spiritu etc. Selig Wün syn M2B14GaWün die a .)de dar
syn arm Eb 2 f. des g .,] van geist BuGa 3 wan fehlt PfBTB BWü,Gö, das reich der
hymel Wü Eb h . das ist Mai 4 Alle ) Das armůte iħs xpi dz ist himelrich alle Brag wann
all Str Mai Alle bis 6 gesprochen ,] Nv mosßen swigen alle engele vnd helgen vnd alles daz ye
gewart wan der mont der warheit sprichet selbes Mg 4 Alle heiligen ende alle engelen B . Alle
e .) alle creatůren B alle fehltGaGö, unda bis daza fehlt B14 und fehlt Wü, allez ,
bis swîgen ,] alles himellisch hyrē daz ye geporn war die mussen sweygen Gö, alles hymelisch here vnd
alle creatur die müssen schweygen Wür alle hemmelsch her dat ye gheborn ward mot alle swighen
vnd stille syn Eb dazl] das das StrzMai wert Ga moissen Bu sô ] wenne Pf
BTB14 wan Bragwanneer Ga wanneer dat Bo 5 disiu êwige w . PfBT dez hemmelschen
vaders Eb gesprochen hát Braz aller engelwishait Brag alliu diu w . PfBTGa der
e .) aller engel vnd heyligen Wü, der welt StrzMai, aller cr.,) alle creatur Str ,Mai, der creatur
Gö, daz bis 6 tôrheit] is een puer sotheit B .Ga Daz ist ain klain schonhait Braz de syn alle
nichtz Eb daz fehlt Ga 6 lûter fehlt Str ,Mai,Gö, tôrheit ] niht PfBTStr,Mai,Wü,Gö,
Eb vor] gegen , darüber vor Wün tegen Ga die grondelose B1,Ga gruntl. w . g .]wisheit
gotes, diu gruntlôs ist . PfBT Disiu bis 7 sîn .] de dar heft gespraken dat de salicht synt de dar
syn enes armen gheystes Eb 6 Disiu bis gesprochen ,] die ditz gesprochen håt Bra , Disiu )
Ende d . Ga der Str ,Mai,Gö, Disiu wisheit PfBT Die ewige weysheit gottes Wün 7 sint MyB14
Braz.Str ,Mai,Gö, 8 Nû] Nu merke dar Eb zwaierlay Str,Mai,Wü,Gö,Eb e in ] Diu
ein ist ein PfBT ein ûzw . armuot, ) ein außwendige vnd ein jnwendige armut Wü, ain inwendige
vnd ain vsswendige armůt Braz fehlt GaMai (Hom .) und fehlt Str,Mai,Wü, diu ) dit Be
dese B 14 die armutt Gö, dů vsswendig armůt BragWü, die erst (erst v.and .Hd.auf d . Rand )Mai guot
und ist fehlt Brag (Hom .) guot] grois By Ga ist' ] dese is B1 fehlt B GaWü Eb sêre ]
wol Wü,Gö, ok wol Eb
486
Beati pauperes spiritu
ze prîsenne an dem menschen, der ez mit willen tuot durch die minne unsers herren
Jêsû Kristî, wan er sie 4 selbe hât gehabet 5 ûf ertrîche. Von dirre armuot enwil ich nû
niht mê sprechen. Mêr : ez ist noch ein ander armuot , ein inwendigiu armuot, von der ist
15 daz wort unsers herren zu verstânne, sô er sprichet : 'sælic sint die armen des geistes'.
Nû bite ich iuch, daz ir alsô sît, daz ir verstâte dise rede; wan ich sage iu in der 5
êwigen wârheit : ir ensît denne glîch dirre warheit , von der wir nû sprechen wellen , sô
enmuget ir mich niht verstân ?.

4 Sieh oben S . 486 , 1, 2f.

1 gepresen Ga ze lobenne PfBTM Braz an d. m .,] indē ghenen Ga in dem m . BrazStr ,


Mai, indē m . B .Eb in den ñ B14 fehlt M , der bis 4 'sælic ] de dē willichliken vnd gherne liden
dorch de loue vnsers leuen heren ihū xi Aldermest to den he sprikt Salicht Eb 1 der] die Braz
Ga tůnd BrazGa durch bis 2 Kristî, fehlt M , 1 durch ] vmb BrazB B1,Ga die lieb
Wü, ain minne Brag 2 Jêsû Kr., fehlt Bu,Ga wan bis ertr.] wan iß xo selbes an ym hatte vff
erden Mg sie ) es BT, B . B14GaBrazStr ,Mai,Gö gehebt hat BT het gehaben Str , hatt gesprochen
vnd gehabt Gö, hat gehabt vnd geubet Wün geüebet hât Pf heuet gedaen Ga gedain hait Bu getragen
håt Braz ûf] in B B14Str ,Mai, disem ertr . Wü, B14 Von bis 4 'sælic ) vnd dißer ar
moet ist auch wole (wole auf d . Rand ) seer noit daz da midde der ynner mensch gestuert werde vnd
der uſer mensche dar mit gewircket werde vnd da důrch eyn hellig vnd eyn mit formig Aber doch
ist daz nit die armoet da von wir nv willent sprechen wan eß ist eyn ynwendig armoet also ist diß
wart (o über a ) vnſers hern zu vorschahen ( !) wan er sprichet Selig M , 2 diser leiplichen vnd
zeitlichen a . Wü 2f. ich niet sprechen nů vp dese zijt B14 2 nû) yeczund Wün fehlt PfBT
B1, BragStr Mai,Gö, 3 mêfehlt BoGa sagen Wü,Gö, Mêr:)Aber Wü, fehlt Braz ez
bis inw .) een ander (een a.] het Ga ) is een ynwendich B Ga noch fehlt B14GaBrazStr Mai Wün
Gö, ander a ., ein fehlt GaWü Gör (Hom .) ander ] sunder Str ,Mai ein inw . a . fehlt
Str Maii (Hom .) eina] dz ist ain Bra B14 ende van Be 3f. von der (deren BT) diz
wort u . h . verstanden wirt ,PfBT 3 der] dier Ga dem Wü,Gö, dem so Bra, desen B B14 4 daz]
dit B u . h . ]goitz B14 sô ] dz Braz want B B14Ga wann StrzMai, zu den Wü,Gö, sprach
B14 die armen ) die geene die arm sint B14 sein Wün des g.'.] des geistes oder von
(vom BT, võ BT)) geiste.' PfBT van geist Bu Ga 5 Nû bis 7 verstân .] Nun begere ich von
got dem ymmer wesenden gut das er euch gebe zu versten vnd zu erfolgen dise rede die wir sprechen
wöllen wan ir diser rede nicht mügt versten ir seyt ir den geleich mit den wercken Wü, Nun beger ich
durch Das ye weſent gut euch also seyn das ir verstett dysse rede wan ir sunnst nit verstet dybe
red ir seyt dē den geleych von dem wir sprechen wöllen Gö, Nu beghere ik dorch dat yowesende ghud
juw alle weghe so to syn dat gi uorstan desse rede sunder gi sint mer dē ghelik van dē we spreken
willen Eb 5 Nû bis verstât] Nv verstaet of ghi moeget Bo úch frowen vnd man daz
Braz iuch, ] uß Mg sît,] syet erluchtet yn vwerm leben M . ir alsô verst. Pf verst.
d . r .;] dese reden verst. B14 wynt aen deser reden Ga rede;] redē Be warheit M , iu ) id
ůch Bu fehlt Strz (Seitenw .) Mai in ) bi B B1 Ga Bra , 6 êwigen ] ewangelien B14 fehlt M ,
Ga ir bis sprechen ] Gimoet gelick sijn der waerheit daer wij nv af spreken Ga ir bis
warheit , fehlt Braz (Hom .) ir bis glîch ) et en si dat gi gelijc sijt Be denne fehlt B14 dirre]
der B B14Str ,Mai von bis nû] daer wir nv af BoGa von der ] von deren BT dar af dat
B1 wir bis wellen ,] nu wir wellen sprechen Str ,Mai, wir nû spr. PfBT ich nyn spr. wil Braz
hye gesprochen wort M , sô bis 7 niht] ghi en sulles niet Bo anders en sult ghij se niet Ga so in
soilt irs niet mit allē B 14 7 enmuget) ensond Braz sond StrzMai mich ) sye Mg niht]
nit,çetilgte Stry
nit , getilgt Strz
Str ,Mai,
verstân.)v.cen culut
verstân . ) v . een culut ( ? ) Bo ain wort v . Braz als lüczel verstan als ain chind

487
Predigt 52
Etlîche liute hânt mich gevrâget, waz armuot sî in ir selben und waz ein arm mensche
sî8. Her zuo wellen wir antwürten . 280,20
Bischof Albreht' sprichet, daz diz sî ein arm mensche, der niht enhabe genüe
gede von allen den dingen , diu got ie geschuof, – und diz ist wol gesprochen . Aber wir
5 sprechen noch baz und nemen armuot in einer hohern wîse : daz ist ein arm mensche,
der niht enwil und niht enweiz und niht enhât 10. Von disen drin puncten wellen wir nû 25
sprechen , und ich bite iuch umbe die minne gotes , daz ir verstât dise wârheit, ob ir
künnet ; und enverstât ir sie niht, so enbekümbert iuch dâ mite niht, wan ich wil sprechen
1 Mi (Nů BW is sulke stonde g . B ,B4Mij is op een tijt g . Ga Ir hand mich g. BragStr Mai, Ir
fragt mich Wü,Gö, Nu vraghet mik Eb 1.] menschen M , mich ) wole M waz bis 2 sî.]
was ain arm mensch si vnd was dz armůte si in im selber Braz l wat doch a . Eb i n im selber
sey StrzMai sî ] waer Ga i n bis 2 sî. fehlt PfBTM , 1 in omeselues Eb ir ) eme Bit
GaBrag und fehlt Bo 1f. wat dat (dat fehlt BW si een a. m . B . B1 wat doch en Eb
2 is Ga Hier op (op ] zo Bw wil ick nv spreken Ga B14 Her] Dar Wü,Gö, Eb wellen bis
3 spr.,] sprichet bischoff albrecht Mg 2 wil ich Brag antworden alzo Eb 3 Der groß
Bischof albrecht spr. Wü, albertus der groß spr. Gö, Albertus magnus spr. Eb Bischop Aelbertus een
meister der godheit spr. Ga Een groetmeyster sprict die heit biscop albrecht Boeyn grois meyster heyst
bůschofailbret saget Bu s pr. also Braz daz diz sî) deiz Eb diz ] dat B B14Ga Brazfehlt
Str,Mai,Wü, Gö, sî hinter mensche Bo is Ga ein a . m .,] armoet M . 3f. der nit hat gemainseim
( !, gemainsam Maij) mit allen den (den fehlt Maii) dingen StrzMai, der da hat kein gemein mit allen
d . d . Wü,Gö, de dar nen menschop heft mid alle d . d . Eb die (die fehlt Bw) en gheen genoecht en heuet
van alle d . d . B B14Ga Da der mensche nit habe genůgde von allē deme My nút genügede nimpt
Brag 4 den fehlt PfBT Braz diu ] daz M , ie fehlt Wün beschuff Wü, schop Eb und
fehlt M 3Str ,Mai, diz ] dat Bu GaWü Gö,Eb aber wir wellen bas gesprechen Str ,Mai,
yn eynem synne wan hie von sal noch baß gesprochen werden M , 4 Aber ] Mer B By,GaBraz
Sunder Eb 5 und bis wise : fehlt B14 vnd armůt nemen wir StrzMai, Wü,Gö, vnd
we n . Eb i n ) noch na Eb einer h . w .:) ain hoch wiß Braz hoher weise StrzMai, eynen nehe .
ren synne oder ynn eynē hocher wise M h oeger Be hoghē Eb daz] wann das Strz
Mai, vnd sprechent dz Das Braz Merke nu euene de Eb D iß ist dan eyn war a . m . M . en
recht arm m . Eb 6 der] Alse de Eb das BT enwil) in willenB u nd ') der Wü,Gö,
EbGa ende die B B14 unda] vnd der Wü, B . B1, der Gö, de nicht iz vnd de Eb e nhat noch
begert M , Von ) ende van B disen dr. p .] dessen armude Eb d rin fehlt M 6f. wil
ich sprechen . PfBTWü,Gö, so wil ich spr. Brag sal hie nache gereddet werden M , 6 nû
fehlt PfB1Eb 7 und bis 489,1 verstân . fehlt PfBT B .Ga 7 und bis iuch ] vnd bitt
ůch Braz vnd beger Wü,Gö, vnd begheren ynnichliken Eb wir bitten üch (üch fehlt B1) StrzMai,
B u nd ] Aber M , lieb Wü,Gö, Eb daz bis 8 niht,%) die warheyt von einem yg .
lichen (von e . y . fehlt Göj) recht zu versten Wer sie aber nicht kund (kan Göj) versten der bekümer
sich da mit nicht Wü Gö, den armut vnd desse warheyt recht to uorstande We ouer de nicht konde
uorstan de darf sik dar mede nicht bekummeren Eb 7 f, ob ir künnet ; ] von der wir nu wellen
sprechen Str,Mai, 8 und bis 489, 1 verstân. ] Sunder vorstahent ir iß nit recht wole so vor.
swige des gegen vnvorstanden luden die in solichem nit erluchtet sint anders ir vorirret uch selbes
vnd die genemit uch biß daz ir haben mogen den diß bekant ist vnd daz uß sprechen haben mit vnder
scheide die mogen uch lichtlichen uff den weg helffen daz uch diß als nahe in foren ( ů v. and . Hd.
über getilgtem o ) sal vil licht meen dan ob ir sust hettent wonder von geschrifft berlesen die eyns nit
also eygentlichen in den grunt furent Dar vmb dragent eß in uch biß daz eß zů (zů auf d . Rand ) der
gotlichen geburt komen mag Als auch maria dede da sy ieren ( i über d . Zeile ) sone nit vorstůnt so
drug sie syn wort yn irem herczen biß eß ir bekant wart von got ierem sone Also sollen wir auch důen
vnd sullen eß nit henwerffen noch auch dar uff reden gegen vngenaden richen luden Vnd vnß auch
nit mit eygene synnen an nemen anders diß were al geirret an dem rechten wege wan ich werde hie
sprechen daz danneht (dannehtauf d . Rand nachgetr .) luczel guden lude vorstahen sollent Mg 8 sie )
488
Beati pauperes spiritu
von sô getâner warheit, die lützel guoter liute suln verstân 11.
Ze dem êrsten sprechen wir, daz der sî ein arm mensche, der niht enwil 12. Disen
sin enverstânt etlîche liute niht wol; daz sint die liute, die sich behaltent mit eigenschaft
30 in penitencie und ûzwendiger üebunge, daz die liute vür grôz ahtent 13. Des erbarme got,
daz die liute alsô kleine bekennent der götlîchen wârheit ! Dise menschen heizent heilic 5
von den ûzwendigen bilden ; aber von innen sint sie esel, wan sie enverstânt niht den
ir StraMagt ich von vchal ouchdz Bdar InitialB1e) StrgMai
raz,mede wan bis 489, 1 verstân . fehlt Wü Gör
Eb 8f. ich von also grosser warhait wil sprechen Braz 8 wir wellen Str,Mai,
a l
1I also s o B u
B14 s z u d e m
die ]erdzstenBraz
b i s r
s i]& ze d a
wenich lude Bu g üt Str ,Mai, verstain soelen B14
Braz 2 zu dem iersten / Z ( Initiale ) v dem iersten M . Ten iersten mael B B14Ga Ze
dem ] Nu tom Eb ê rsten bis sî] êrsten sô heizet daz PfBT 80e spr. Ga Brag seggen ic
dat dat een armemensche is B daz fehlt Str ,Mai d er1 bis enwil.] sijn arm minschen die
niet in willen Bu derl] dat B .Ga fehlt M , Brag sî ) ist BragGa de dar n . Eb nichtz

Mu do Eb)leüt (minschen Eb)die sich mit
w olle Wün enweiß M , Disen ] vnd d . M . Mer d . Bo 3 etlîche bis 4 üebunge,] nicht
dise (die Gö, de Eb) leüt (minschen Eb ) die sich mit eygenschafft bekümern in ( in fehlt Gö,Eb) aus
wendiger (auß in wendiger Gö, vth wendigher Eb) vbung WünGö, Eb 3 etlîche ] sinnlich Str Mai
semliche Braz sulke B B14Ga l iute '] menschen Ga Braz wol;] gar w . Str ,Mai, w . noch recht
M , fehlt Ga daz bis 4 üebunge,] Dye sich behalden (statt beh . auf d . Rand besiczent) mit eygen
schafft in penitencien oder sust in ander wisen oder (oder getilgt, auf d . Rand vnd ) wercken vnd vbunge
eß sy von ynnen oder von yßennan Diß würt alles gefellschet ob man icht dar von hoffet oder begert
ym als im von synes selbes nucze vnd vor uß dar ane zu haben Aber eyns ist noch heir ynne zu vor .
stahen daz ist daz wir aller gnaden vnd gaben vnd trost vnd hulffe vnd genogede begeren ( 2 . o über d .
Zeile ) mogen also vil wir dar důrch zu vnsem beginne baß vnd meer gerichtet werden daz wir dez
da baße vnd ordentlicher vnd eygentlicher mogen widder ynne komen vnsern rechten anfanck dar
vmb wir vnser geschaffenheit enphangen haben vnd got entphangen Aber nit daz man sich sunder
mit dem nucze suchen im selber Wie mochte got solichen eynen lieb haben oder eyn wolegevallen
an ym han yn dem so fortliche vntruwe ist M , 3 daz bis liute , fehlt Braz liute, ] gene B14
Ga menschen Befehlt Str ,Mai, die bis eig . ] die mit aigenschaft sich bechimerent StrgMai hal
den BeGa 4 in ) als mit Ga und) ende ( fehlt Braz) in B B14Braz ende mit Ga an Str ,
Mai vsswendigen werken Brag ü eb.,] oefeninge B B14Ga d az bis 5 wârheit !] Die
lút sint für groß geachtet vnd das erbarm got dz die lút als klain bekantnúss habind der göttlichen
wárhait Brag (daz die liute für grôz geahtet sint, des (das BT ] erbarme got!) (Klammern in PfBT)
unde sie bekennent doch sô wênic der götlîchen wärheit. PfBT daz soliche lude vor groß gehalden
sint das erbarme got vnd sy noch so vnglich sint der gotlichen warheit zu gefuget M , das die leut
als fur groß achten vnd als gar wenig bekennen der gotlichen warheit das muß got erparmen Wüz
fehlt Ga 4 lude doch uor grod dinck achten Eb liute fehlt Str ,Mai, Des] Dat B6B14
Str ,Mai, dz Gö, Dut ( !) Eb e rb .] ontferme B B145 liute) menschen Gö, Eb 80 B4
Str,Mai l uttel B erkennen Eb der g. w . ) de godliken w . Eb götlicher w . Str Mai
gotliche w . B14 Dise) vnd d . Braz die Gö,Eb menschen ] lude GaB14 werden genant
M , heiligen B &Str ,Mai, selig vnd heylig Wü, Gö, sålig Brazzalicht Eb 6 den ûzw . b .;] dem vss
wendigē bildes Brazden schynenden wercken dye sy an yn hant M , ir uswendigen bilde StrgMai den
fehlt Ga bilden ;] bilde Str,Mai, dinghen vnd bilden Eb aber bis 490, 1 Dise ] vnd sy sint
doch wole esele genant Von ynnen hant sy nit vnderscheit dorch die sye in got sint uff gerichtet vnd
(vnd getilgt, auf d . Rand als die ) ir selbes verczigentliche ( 1. i über e , t getilgt) vß gegangen waren
( waren getilgt, darüber v. and. Hd. sint) vnd ir selbes sunder eygenschafft waren (waren unterpunktiert)
vnd blibent (t v. and . Hd. über d . Zeile ) ane ulsuchunge daz ire Wan dißer falscher grunt wirt kume
von wenig menschen recht bekant ynwendig vnd ußwendig vnd duet daz daz diß also nahe suchet
daz wenich iemant sich selb (selb v. and . Hd. auf d . Rand ) so nahe griffen mag noch wil Sye duent
wol vele großer werck vnd der vele vnd vasten lange vnd alles daz sy erdencken vnd erfaren konnen
also doch daz sye ynnen in iren grunt behalden vnd keyne vorczyunge ires selbes dorffen duen Aber
489
Predigt 52
underscheit götlîcher wârheit 14. Dise menschen sprechent, daz sî ein arm mensche, der
niht enwil. Daz bewîsent sie alsô : daz der mensche alsô sül leben , daz er sînen willen 280,35
niemermê ervülle an deheinen dingen , mêr : daz er dar nâch stân sol, daz er ervülle den
allerliebesten willen gotes 15. Dise menschen sint wol dar ane, wan ir meinunge ist guot;
5 her umbe wellen wir sie loben . Got der sol in geben daz himelrîche von sîner barmher
zicheit 16. Aber ich spriche bî der götlîchen warheit , daz dise menschen niht ensint arme
menschen noch armen menschen glîch . Sie sint grôz geahtet in der liute ougen , die niht
bezzers enwizzen . Aber ich spriche, daz sie sint esel, die niht enverstânt götlîcher wâr- 281,5
nv wiße daz got kleyne vmb diße menschen vnd vmb ir werck ist Wan also vnglich eyn marck goldes
meer duet dan eyn gancz czintener koppers Also ist eyn pater noster gesprochen von eynem waren
verczegenen grunde der recht vß gegangen were synes selbes als vor gereddet ist got lieber vnd den
menschen nuczer dan dusent von den besessenen grunden die sich got nit laßent Diße M 6 Meer
BuGa Brag sunder Eb ende Be binnen B14Ga inern StrzMai, binnen wendicht Eb enphinden so
Braz sint] so sein Wür e sel,] rechte e. vnwetende Eb essel vnwyßēn Gö , vnwissend als
esel vnd ander vnuernuftige tyer Wün n it verstånd Braz denº] dat B .B14Ga fehlt Wü Gö,
1 götl.] der g . B .Eb vander g . Ga spr. oůch Bu daz ) das der Wü,Gö, dat dat B .Ga
oůch dat dat B14 dat se Eb daz diß Mg der Str Maii sî) is Ga fehlt B der bis 3 ervülle )
vnd diß meynen sye also daz der mensche nummer erfulle synen willen M , 2 Daz ) ende dat
B . Braz diß StrzMai, ende Ga bew . sie ] bewijsent Ga also vnd sprechent das StrzMai sal
also 1. B . Eb sül I.,] sî PfBT sül] sal B1.Ga fehlt Brag 2f. niemermê erfülle sînen willen
an PfBT Nůmmer me sijns selües wille in vervolle in B14 3 niemermê bis den ] nimer me für
welle denn den StrzMai n ymmer an keinen dingen erfüllen sol Wün nummer meer an enighen
dinghen er wllen ( !) schulle Eb an keinen dingen nymer mer erfüllen sollGö m ê fehlt Braz ( Zei
lenw .) ervüller] en veruulle B &Ga an ] in BoGa genen Bo enigen GaEb mêr :)
sunder MgEb vnd Wün fehlt Gö, dar bis er fehlt BrazWü Gö, Eb (Hom .) hi altoes d . Be
Ga st. sol,] stahe M ,Ga stellen PfBT daza] wie B14Ga hoe dat Be v olge dem
PfBT ervülle ] vervulle B1, B Ga 4 allerl. fehlt Ga aller - fehlt BTB B1,Brag Dise ]
Diße eygene vornemynge solde nit syn besundern vnser eygene vriheit solde bliben ane eygene ge
bruchunge vnd bloß ledick ane eygene anenemynge also eyn werck gezug Diße M , Vnd dise Braz wol]
niht übel PfBT
Eb
wan fehlt Mai
i st ) sijn B Liste dera Wimb ist zuhoften,so w. wü GörBerecelerim
m . die ist Str ,Mai, BrazGö, m . de (de über d . Zeile ) iz
guot ; bis 5 von ) etwas guet dar vmb ist zuhoffen got wil sye behalden in
Mg 5 her bis barmh. fehlt Ga Darvmb BragWü,Eb wellen ) so w . WünGö, B6 süllen
PfBT se ok 1. Eb Got] vnd g. BrazEb want g. B der bis barmh.] behalte sie unde sîn
b . PfBT der fehlt B .Wü EbB14 in himelrich geben BragStr ,Mai in ) om B daz
fehlt B B1 von s . b .] ob sie also verharren Wün von s.) vnd seyn Gö, Eb sîner fehlt Bo
B1 Str ,Mai, erbarmherczikait, kait über Rasur von ung Str Brag erbarmherczung Mai, ont
farmhertzicheit B1 ontfarmicheiden B 6 Aber] Mer B B14Ga Braz Sunder Eb wan Mg bey
(in Wü ) götlicher w . Str,Mai,Wü,Gö, bî guoter w . PfBTM , bi d . ewigen w . Braz niht
bis 7 menschen ) niet ensijn arm Ga nit arm sind Bra B14 6 sint nit Mg 6f. arme m . noch
fehlt Eb (Hom .) 6 arm Ga 7 menschen - fehlt Ga Brag noch armemenschen geheyssen
(geheyssen getilgt) geleich Wün glîch . bis geahtet] geleich seient si scheinent gros StrgMai glîch.
fehlt B14 (Zeilenw . ) Sie bis 8 enwizzen . fehlt Ga 7 Sie sint] vnd si sind Bra , al sijn si Be
B1 sint wol gr . EbWün gehalten Mg M
1.]menschen o ugen ,] mund vnd augen
Wü Gö Eb die bis 8 enwizzen .] die sich niht bezzers (besser BT) verstênt. PfBT 7 de dar
n . Eb 8 bet Bg bas B14 enw .] wissen noch (n .) vnd Gö, Eb) versten Wü,Gö,Eb vorstahent
M , bekennent Brag Doch spriche ich PfBT Aber] Mer M , B B14Ga Brag daz fehlt Str,
Maie sie bis 8f. warheit.] sie sein vnbekant (vnerkantt Göj) vnd (vnd fehlt Göj) vnwissend
der warheit (der rechten vullenkomen w . Eb) Wü,Gö,Eb 8 esel sint, PfBT Brag die bis
491, 1 himelrîche ; fehlt B1 8 die bis 8f. warheit .] die nit bekennend der göttlichen w . Brag in
vnbechantnüs der warhait Str Mai¡ mit onbekennisse d . w . Bo in bekennisse d . w . Ga
490
Beati pauperes spiritu
heit 17. Von ir guoter meinunge mügen sie haben daz himelrîche ; aber von dirre armuot,
von der wir nû wellen sprechen , dâ enwizzen sie nihtes von.
Der mich nû vrâgete, waz denne ein arm mensche sî, der niht enwil18, dar zuo ant
10 würte ich und spriche also : als lange als der mensche daz hât, daz daz sîn wille ist, daz
er wíl ervüllen den allerliebesten willen gotes, der mensche enhât niht armuot, von der 5
wir sprechen wellen ; wan dirre mensche hât einen willen, mit dem er genuoc wil sîn
dem willen gotes, und daz enist niht rehtiu armuot 19. Wan , sol der mensche armuot haben
15 gewærlîche, sô sol er sînes geschaffenen willen alsô ledic stân , als er tete , dô er niht en
was 20. Wan ich sage iu bî der êwigen wârheit : als lange als ir willen hât, ze ervüllenne

1 Von bis himelrîche ; ] Doch like wol moghen se dat hemmelrike hebben vmme erer ghuden
menighe willen Eb vmb (mer om Ga ) ir gude meynung M .Ga mit (vnd mit Braz) oere goeder
meyninge B Bra, Mit guoten meinungen PfBT mügen ) so m . Wü,Gö, solten Mg sullen B .Ga
Str,Mai, so sont Brag sie vil lîhte h . PfBT sie fehlt B h . d . h . ;] id hemelricke heb .
ben vander mildeicheit gods Ga hemelrijc hebben B daz fehlt BrazStr Mai aber
bis 2 von. fehlt Ga l aber]Mer BoBra , Sunder M , want B14 von bis 2 sprechen ,] von den
armen von den ich sprechen wil Brag i dirre] der Str Mai; 2 da wir nv von sprechen
willen M , daer wiaf spreken (sprechen willen B1) B B14 von der ich iezuo sagen wil, PfBT von
der ] dar uan Eb Do von Gö n û] dan Ga fehlt Wü, Gö, EbB reden willen Eb d â fehlt
EbB niet BB14Str Mai Wü,Gö, nichtes nicht Eb von .) afB 3 Der]Wer Braz nû ]
nu denne Eb dan GaWü Gö, denne Str Mai, vraget B M ,Wü Gö, denne) daz M2B, doch
der
en recht a . Eb sî, vor ein PfBTM , Bo were B1, BrazStr Mai
waer (vor ein ) Ga der n . enwil fehlt Brag der] daz PfBT Brag zuo fehlt Ga antw .
bis 4 alsô : ) antwoerden wij aldus Ga antworde ic aldus ende spreke B .Wü Gö, antwert man alsus
B14 wirt hye geantwordet Mgwil ich antwurten vnd sprich also Str ,Mai also : fehlt B . Brag als ]
so Str ,Mai, alsº] daz PfBTWü,Gö, fehlt M 3Str,Mai,Eb daz? bis 5 er fehlt B 14 4 dazı
bis ist,] wille heuet Ga daz1bis sîn ] hât daz, ( h . d.,] in im hat daz noch M3) daz in sînem willen
ist unde daz sîn PfBTM , daz? fehlt Wü,Gö, daza bis ist,] dat dat is sijn wil B Str,Mai,
vnd das sein wil ist Wü,Gö,Eb daz daz ] vnd dat EbWü,Gö daz3 bis daz" fehlt Brag
(Hom .) 5 er bis gotes,] er selbes mit vnderstant wil erfullen Also daz er selbes kyesen vnd wellen
wil godes willen zu fülnbrengen der eygenschaffet mit syner vriheit vnd herschet mit syner besiczinge
synes selbes verkyesinge Mg den liefsten wil gods veruullen wil Ga veruullen B für wellen
Str ,Mai, aller- fehlt BTB,B1, Brag -liefsten über d . Zeile Be der bis armuot,] dese
en heuet niet die armoede Ga so in hait he niet dat armoede B14 80 enist er nit der (ein Str,Mai )
arm mensch BrazStr ,Mai, der] diser Wün m . der h . Gö, 5f. da wir nv von willen
sprochen M , daer af dat wi willen spreken Bo da wir af sprochen B1,Ga von dem ich sprich Braz fehlt
StrzMai,Wü Gö, Eb 6 dirre bis sîn ] dise menschen habent enkain willen da mit si wellint gnůg
sin Braz dirre m .] er Str,Mai,Wü,Gö,EbGa heft noch enen Eb mit dem er) daer
mede dat hi B B14 daer hemedo Ga 6f. wel ghenochsam syn demealder louesten w . Eb 6 wil
sîn ] wesen wil Ga 7 dem liebsten w . Wü Gö, und bis armuot. ] vnd dißer mensche ist nit
recht arm M , vnd disem ist nit recht Str,Mai, fehlt Brag daz ] dit BoGa rehtiu a . ] reht.
PfBTB B14 Wan,) Sunder Eb fehlt Ga der ] een B 7f. gewarich armoede hebben
B B14 waraftighen armud hebben Eb gerechte armoede hebben Ga wêrlîche ( gewarlichen M2) arm
sîn , PfBTM , arm sin in der warhait Braz 8 warlich Wü,Gö, sol]můs Str Mai; synes
selbes gancz ledig stahen Mg sein an (über getilgtem on Str ) geschaffēm (geschaffen Mai ) w .
StrzMaii so gans leddich Eb s tân, ] sîn , PfBTStr Mai Eb e r tete, fehlt Brag tete ,]
was PfBTM , noch niht BTEb 8f. n . gheschapen was Eb 9 Wan ] Und PfBT vnd
laß got syner friheit zu eygen Vnd welle selbes noch kyese selbes nit in keynen wisen Wan M . fehlt
B ich bis 492,2 wan fehlt Ga (Hom .) 9 iu fehlt Bu bi] als pey Gö, in Str,Mai,
Wü, der êwigen ] der ewangelien B14 rechter Wün êw .fehlt Gö,Eb als2 fehlt PfBTM ,
491
Predigt 52
den willen gotes, und begerunge hât der êwicheit und gotes, als lange ensît ir niht arm ;
wan daz ist ein arm mensche, der niht enwil und niht enbegert 21 .
Dô ich stuont in mîner êrsten sache, dô enhâte ich keinen got, und do was ich sache 281,20
mîn selbes; dô enwolte ich niht,
er dinoch årheit ich Dôniht,
nez waenbegerte
s Wwârheit.
allgebrûchlîcher
5 ein bekenner mîn selbes nâch
wan ich was ein ledic sîn und
wolte ich mich selben und enwolte
kein ander dinc ; daz ich wolte, daz was ich, und daz ich was, daz wolte ich, und hie
stuont ich ledic gotes und aller dinge. Aber dô ich ûzgiens von mînem vrîen willen und 25
ich enpfienc mîn geschaffen wesen , dó hâte ich einen got; wan ê die creatûren wâren ,
dô enwas got niht ,got', mêr: er was, daz er was. Aber dô die créatûren gewurden und
Str ,Mai, Eb ir ] wir Wü,Gö,Eb willen bis ervüllenne) wellen haben für zowellent StrzMai,
yenighen willen to vervullen (erstes v über d . Zeile ) Eb wend erfülen Brag willen ) nit (korr. aus
mit ) w . M hât,] haben Wü,Gö, vervullen B1, B .
1 den liefsten w . B14 den ] dem Strg und1 bis gotes, fehlt B1 (Hom .) und bis
êwicheit ] oder beg. han d . ew . Str ,Mai, vnd ir habind begerung der warhait oder ewikait Brag und
iht (iht] gi Be) beg. PfBTM , B . haben Wü,Gö,EbStr ,Mai, der) terB ê wicheit ] ewi
ghen salicheyt Eb unda] vnd ok Eb oder Str Mai gottes vnd alles guttes Wü, als ] so
B1, Braz see also Eb lange fehlt B1, StrzMai, sein wir Wü,Gö,Eb en si di Bo ir fehlt
B14 niht] noch n . Eb arm ; ] rehte a . PfBT recht arm des gheistes Eb armemenschen
Bra, 2 wan bis enbegert.] wan man solde im nit begeren noch godes noch der ewicheit Sunder
sie solden begeren daz got synes eygen recht in im bekomen mochte ane vnderlaß vnd vmmer meen
( m getilgt ) Wan daz ist recht armůt an eynem volnbrachten der nit enwil vnd nit enweiß oder bekennet
vnd nit enhat oder begert M , wan ) mer B14 Sunder Eb fehlt Braz daz ] dit B14 en
recht a . Eb der] das Wü n ihti bis enbegert.] n . enw . noch (vnd StrzMaij) niht (nichtes
nicht Eb) bekennet noch (vnd StrzMaij) niht (nichtes nicht Eb) begert . ( beger BT b . hie in der tiid
vnd dar in ewicheyt Eb) PfBT'Str,Mai,Wü,Gö,Eb nit bekent vnd nit enwil vnd nit begert Brag ind
de niet B14 3 Dô ] Wan do M , als do Braz Nu merke do Eb ê rsten fehlt Str,Mai, ur
sache PfBT sakinghe Eb keinen ) nenen Eb und bis 4 selbes;] wan in mir waz nit der
gebreste der eygenschafft dar vmb waz in mir keyn haben vnd do waz ich nvwent selbes eynes yn eyne
voreyniget ane zufal vor vnd nahe nach worden zu sprechen M , 3 und fehlt StrzMai dô2
fehlt PfBT sache ] en s . Eb fehlt PfBT 4 dô bis 5 selbes] nicht to sprekende Eb 4 dô
bis niht,?] ich enwolte niht, ich (ich ) noch M2) engerte (begeret BT enbegerde M .) niht, PfBT
M , dô ] vnd do Braz n iht,'] nichts Gö, noch ) do StrzMai,Gö, vnd do Braz vnd
Wü,Ga ich? ] auch Wü, fehlt Ga niht,?] nichts Gö wan i. w .) vnd do was ich Braz waz
noch eyn ledig sin ane anhang oder zufal vnd waz oyn bekennerinne M ein bis 5 bekenner]
entlediget ( 2 . t über Rasur von s ? Strz en /tlediges Mai ) sinne ( über d . Zeile vor sinne v. and . Hd. der
Strz) vnd bekant Str,Mai, entledigt (seyn e. Göj) syn ( fehlt Göj vnd bekant Wü,Gö, 5 ein ]
ain ainiger Braz fehlt B14 (Zeilenw .) nâch ) nit n . StrzMai, gebürtlicher Braz götlîcher Pf
BTM , warheit.] w . nicht Wü,Gö, wise vnd warheit M , wijsheit B14Ga Dô] Daer B .Ga
vnd do Braz 5f. sulues nicht vnd ok neyn a . d . Eb 5 und enw .] do wolt ich Wü Gö fehlt
Brag enwolte fehlt Ga 6 kein a . d . ; daz] chain anders (anders dz v . and . Hd. auf Rasur )
Str, chains an das Mai, daz bis ich“ ) vnd waz ich was daz wolde ich vnd daz ( d aus w ) ich
wolde daz waz ich vnd begerde nit sunder zu sine oder zu habene M . dazl] vnd dz BrazEb und
bis ich fehlt Eb (Hom .) und fehlt Bo u nda] See Eb fehlt Braz 7 ledich alre dinge vnd
(vnd] ok Eb) godes B14Eb ledig vnd gottes Gö d inge.] d . noch eygener wise Mg Aber
bis 8 wesen ,) Wan do ich enphingmyn geschaffen wesen vnd ich mir enging von mynem vrihen willen
M 7 Aber] Mer B B14GaBrag entgienc mînem PfBT gieng Str,Mai,Wü,Gö,Eb 8 ichº]
do ich Wü,Gö, Eb fehlt PfBTB1.Ga mîn g. w .,] mit geschaffem w . Wü,Gö; mîn fehlt B 14
( Zeilenw .) Ga wan ) wan vor waz nit haben wan Mg ô ] e das Str,Mai,Wü,Gö, er wen Eb
ee das creatur Gö, creatur warē (hinter creatur v . and . Hd. über d . Zeile en ) Str , creatur wåre
Μαι, waren , bis 9 créatûren fehlt B (Hom .) 8 wâren, ] wurdint BrazM , 9 dôl) so B14
492

- - -
Beati pauperes spiritu
sie enpfiengen ir geschaffen wesen , dô enwas got niht ,got' in im selben , mêr: er was got'
in den crêatûren 22.
30 Nû sprechen wir, daz got nâch 23 dem , als er ,got' ist , sô enist er niht ein volmachet
ende der crêatûre ; alsô grôze rîcheit hât diu minste créatûre in gote. Und wäre daz
sache, daz ein vliege vernunft hæte und möhte vernünfticlîche suochen den êwigen ab - 5
grunt götlîches wesens, ûz dem si komen ist, sô spræchen wir , daz got mit allem dem ,
35 daz er got' ist, sô enmöhte er niht ervüllen noch genuoc tuon der vliegen 24. Her umbe
sô biten wir got, daz wir gotes ledic werden und daz wir nemen die wärheit und ge
brûchen der êwiclîche, da die obersten engel und diu vliege und diu sêle glîch sint in

der Eb niht ,got',] gheen god of niet god Ga nit got genant M , niht] mit BTA môr:]
sunder Eb fehlt PfBTM , was,] w . ind he is Bu d az] de Eb was.] w . ende dat hi is Ga
w . Sicut dixit dominus ad moysen Qui enim misit me ad te scilicet pharaonem Et iterum Ego sum
qui sum Eb Aber fehlt PfBTB4Ga BrazGö, Eb d ô2] Do nvn Brag creaturen (en v. and .
Hd. über d . Zeile ) Str , creatur Mai,Wü Gör 9 f. gew . und sie fehlt BinGa 9 wurden PfBT
M , BragWü,Gö,Eb und ] do Str,Mai,
1 sie fehlt PfWü,Gö,Eb enpfieng Mai, aneviengen PfBT) gefiengen BT. ir fehlt B 14
Ga gotói bis selben ,] g. niht in im selber (im s.) selbes Mg) got, PfBTM , g. im selber nit got
Braz got a fehlt B Str Mai, sunder PfBTWü,Eb wan Mg 1f. in den crêatûren was er
got. PfBTM , 1 got fehlt Str Mai, 2 der creatur Str,Mai, 3 Nû ] Wan daz wört got
ist nit eyn name noch synem istigen wesen Als er ist besunder (be radiert ?) nach syner wirkunge als
er eyn scheppher ist wan sust ist er eyn nameloß nachgriffunge aller creatuern Nv Mg daz got
fehlt B1GaEb n âch ) in Ga dem ,] disem PfBTGa dienB a ls ] daz PfBTM , B B14Ga
Brag sô bis niht] nit ist Str ,Mai er ] dit B14 3f. ein v. e.) die ( fehlt Ga) volmachtheit
BeGa 3 ein fehlt BE 3f. v . ende] volkomen e. Wü Gö,Eb volkomende (de getilgt, auf d .
Rand v. and . Hd. end Strz) Str ,Mai, fulkomen genochsin M , 4 der vernufftigen creaturen
Mg crêat. ] creatůren B14Ga BrazB alsô ] und a . PfBT wan a . M .Ga hât] sô dâu (dâ
fehlt B ) hât PfBTB alderminste Eb gote.) g . als die meyste weir dat sy künste bekennen
vernünftlichen des niet in is Bu g . als die meeste Ga g . Exemplum de musca Eb Und ] Wan M ,
B14 fehlt BoGa BragWünGö, Eb w aert 8. B .Ga daz] id Eb5 sache, daz fehlt M . sache,
fehlt PfBT ein ] eyn v . and. Hd. über getilgtem ich M , die Brag vliege bis suochen ] flúg ver
núfteklich kunde sůchen Braz vliege vernünfteliche soeken můchte B12 fluig Str , fleug aus fluig
korr . Maii vernuftlichen M , daz êwige abegründe PfBT daz abegrunde M den bis 6
wesens, ]götlich wesen abgrünt Str ,Mai, 5 den fehlt Wü,Gö, êwigen )enigen Ga fehlt B14 6 des
gotlichen M2B14GaEb dem ') wien Ga den dat Bo si] die Gö, geflossen Strz geschlossen
Mai; số bis 7 ist,] Gelijch eyne redeliche creatůre B1 6 sô spr.) Nv spreken B6 spr.
bis 7 sô fehlt Ga (Hom .) 6 sprechen StrzMai, sprech Wü,Gö, spreke Eb m it (aus nit ) allain
d . Brag mit] nach Str,Mai,Wü Gö,Eb 7 er fehlt PfBT'Str,Mai sô fehlt PfBTStrz
Mai in můchte (en mocht Ga) he (god Ga) niet genoich B .Ga enm . er n .] nit möcht
ervollen Str ,Mai, mag Wü,Gö,Eb er fehlt PfBT v erůůllen B tuon ] sin Mg vlie
gen .] vliegen na den (alle dien Ga ) dat he got is B4Ga flúgen als vil als er ain geberer ist vnd ain vs.
Dar viena no pieghen det er nogende grudoban ode
Aliesend gůt Braz fliegen wan die vornufftige geschaffenheit ist nit zu saden mit keynen gaben oder
wercken Dar vmb sal sye gesadet werden daz moß gescheen von dem vngemessende gude daz got
wesentlichen ist so ir dez eynes wares gebruchen wort. M , vleghen dat ghebrockes dat an er is
Eb fluigen Str , fleugen aus fluigen korr . Mai
bis daz '] pytt dz das Gö, y
anoledic ] quijt BB abB14Ga Ma te P I
got, fehlt PfBTEb BIDEO Dargotesvñ vnd
Mai 8 sô fehlt B B14GaEbbiten
vnser selbs vnd aller creaturen ledig
Braz chind Str ,Mai, kind Wü, kindt Gö, kinder Eb und ” ] Also daz wir
stahen ane gesuche dez vnsern an got vnd an waz er geben mag oder wil vnd M . daza fehlt Pf
BT Str ,Mai,Wü,Gö, Eb wir3 fehlt PfBT) wiüber d . Zeile B diewarhaitnemen StrzMai, 8f, ind
dat wir gebrúichen B14Ga vnd der gebr. Str,Mai, 9 der] die Ga die der Braz êwikeit, Pf
493
Predigt 52
dem , dâ ich stuont und wolte, daz ich was, und was, daz ich wolte 25. Alsô sprechen wir :
sol der mensche arm sîn von willen , sô muoz er als lützel wellen und begern , als er wolte 281,40
und begerte, dô er niht enwas 26 . Und in dirre wîse ist der mensche arm , der niht enwil.
Ze dem andern mâle ist daz ein arm mensche, der niht enweiz . Wir hân etwenne
5 gesprochen , daz der mensche alsô sölte leben , daz er niht enlebete weder im selben noch 282,5
der wärheit noch gote27. Aber nû sprechen wir anders und wellen mê sprechen , daz der
mensche, der diz armüete haben sol, der sol leben alsô , daz er niht enweiz , daz er niht
enlebe in keiner wîse weder im selben noch der warheit noch gote ; mêr : er sol alsô ledic
sîn alles wizzennes, daz er niht enwizze noch enbekenne noch enbevinde, daz got in im

BTM , B . By Ga Brag dâ ] Nu merke Do Eb der obrest engel Bra Str,Mai o b .) hogen


M , diu vl. u . fehlt PfBTM (Hom .) fluig Str , fleug aus fluig korr. Mai und d . s .fehlt
B14Ga die (die fehlt Mg, Zeilenw .) sêlen PfBTM , in bis 494 ,1 wolte ,] vnd dz ich dar
jnne stůnd in miner ersten sach vnd do wolt ich Braz 9f. in dem , dâ ] in dien beelde in dien (in
den dat BW BGa in die dat B 9 in ) an PfBT gelich M ,
1 dâ ] daz BTGö, Wü Str ,Mai, fehlt Eb s tunt ik Eb wolte , bis wolte .) was dz ich wolde
ind wolde dat ich was B1 und bis wolte .) vnd das ich was das wolt ich Braz wolte.] w .
Conclusio istius complexe questionis Eb Alsó ] hier vmb so StrzMai sprechen wir :) sprich
ich Bra , fehlt PfBTM , 2 sålt Brag armsWün v on willen, fehlt Brag 8 ô muoz er ]
und PfBTM , mod he vnd schal so Eb lützel bis 3 dô ] klainen willen hån vnd also klainen
begerung hån als do Braz 2 lützel)wenig Wü,Gö,EbM7 wellen und fehlt Wü, Gö,Eb und ]
oder M , ende also luttel (also l. mit Verweisungszeichen auf d . Rand nachgetr .) B . ind also wenich
B14 begern ,] b . sich oder daz sine uß zu sundernM e r? bis 3 begerte , fehlt Ga 3 begert
BT begeret Gö, he noch n . Eb Und fehlt M , Bra ,Gö, der w . M w . soe ist B B
Wü Gö, ist bis enwil.] so mag der mensch armer (arm Mai ) sein so er nit wil Str ,Mai, arm ,]
arms Wün recht a . Eb ain arm mensch Brag der also n . M . de dar n . Eb nichtz Gö en
wil. ) in willen B1 4 Ze] Der ander puncte ist / Z ( Initiale ) v Mg dem ] den M , mâle ]
puncte MgStr Mai,Wü,Gö Eb fehlt PfBTGa ist ] soe is BeStr,Mai, daz bis m .,] der mensch
arm ( recht a . Eb fehlt BW Bra, B .BEb daz ] diß M , der bis Wir ) de dar nicht wed edder
iz Nu merke we Eb 4 f. Ettwenn h. w . g. Bra , Sulke stont hebben wi gespr. B B1Ga Es ist mey
nich mal gespr. M . 4 etwenne ) vor Str,Mai, fehlt Wü,Gö,Eb 5 daz der ] Eyns Mg also solli
1. Str ,Mai, also l. solde ( sol Braz) B1, Bra, solde a . I. M B .Wü,Gö, also daz er nit im selbes in
(in über d . Zeile ) lebede noch M . daza] als PfBT enleb Brag weder] noch B B14 Ga
Str Maiſ nach (nach , o über a Göj) Wü,Gö, na Eb i m ) in im BT. selben fehlt B B14 noch
bis 6 gote.] vnd ok nicht na gode na der warheyt paulus dicit viuo iam non ego Eb 5 noch )
nach Wü,Gö Mai 6 noch ) nach Wün gote. ] g . Diß ist noch nit genoch gesprochen wan
also worde der ußfüße gedeilet von dem orsprunck M , Aber] Mer B . Bu Wan M2 fehlt GaStr,
Mai Wü,Gö,Ebnû ) iezuo PfBT sprich ich Braganders) ain a . Str,Mai, men M , und
bis sprechen ,) vnd wellen bas (b über d v . and. Hd. Maij) sprechen Str,Mai, vnd wil sprechen baß
Brag vnd willen naher hen zu redden M , ind sagen B14 mê] nu Eb d az fehlt Bra , 7 deri
bis sol,] de noch dessen armode schal leuen Eb fehlt Bu d iz fehlt Ga sol haben Str,Mai,Wü
Gö Eb s ol,] wil Ga der bis 8 enlebe ] also leđen sal (also l. s . fehlt Be) Dat all dat he weys
niet (dat dat niet Be) in leủe B B das der sol haben alles das er was vnd das er nit libb (blib Maij)
StrzMai, der sol haben allez, daz er was dô er niht enlebte ( lebt Wü, BT ) (dô bis enlebte] das er nit
leb Gö,) , PfBTM ,Wü Gö,Eb 7 der fehlt Gö, alsoe leuen Ga Braz daz bis 8 enlebe)
als dz er waist dz er dem nit enleb Brag 7 niht fehlt Ga 8 in k . w . ] in eniger w . Ga in ainer
gemainer weis Str,Mai,Wü Gö, Eb fehlt M .B14 weder) noch B14Ga selben fehlt PfBTM , B .
BWü,Gö, Eb mêr : bis 9 wizzennes,] dat iz Eb fehlt Wü,Gö, 8 mêr:)Wan M , alsô fehlt B14
BraStrMαι, ledic] quit unde 1. PfBT quijt B B1,Ga 9 sîn ] stan Str ,Mai, alle sijns w .
B1 alles] alle syns B14 fehlt Str,Mai d azl bis 495,1 ist.] also niht bekennennes (bekennen
494
Beati pauperes spiritu
10 lebe ; mêr: er sol ledic sîn alles des bekennennes, daz in im lebende ist 28. Wan , dô der
mensche stuont in der ewigen art gotes, dô enlebete in im niht ein anderz ; mêr : waz
dâ lebete, daz was er selber. Alsô sprechen wir, daz der mensche alsô ledic sol stân sînes
eigenen wizzennes, als er tete , dô er niht enwas, und lâze got würken , waz er welle, und
stâ der mensche ledic .
Allez , daz ie von gote gekam , daz ist gesast in ein lûter würken . Nû ist des menschen
15 eigen werk minnen und bekennen 29. Nû ist ein vrâge, war ane sælicheit allermeist lige.
Etlîche meister hânt gesprochen , daz si lige an bekennenne, etlîche sprechent, daz si

des BT) gotes in im lebende ist; PfBT als nit bekennende dez got in im lebende ist M , 9 nicht3
Eb e nw .bis enbev.,] nit bekenn noch wisse noch enfind Brag en wet noch en konne noch en geuoele
Bg in weys noch in gevoelet B1, en weet noch en voele Ga envinde Eb das das g . Str Mai,
1 leuet Eb m êr : bis 7 Nû ] Bisunderen er sal den geschaffennende zuval verliesen in der
ierster istickeit godes als es auch vor was Daz ist Er waz oyn weselicher vorworff in got wan do waz
nit anderheit ich vnd du Want da der mensch stunt in der ersten art gotes do enlebede nit in im eyn
anders waz do lebede daz waz er selbes wan er wiste do von keynē andern wan do waz nit meen dan
daz wesentliche sin der gotheit vnd vnser belde in im eyn ewige gegenworff Also soldes auch mit
vnserm geschaffen zu val noch sin innerlicher wise noch mogelicheit also reden wir vnd meynen daz
der mensche also solde ledig staen synes eygenen wissens als er dede da er nit in geschaffenheit waz da
sal nit sin din vnd myn bisundern eyn sin in dem widder in sincken wan dan sehen wir nit in vnsern
( 2 . n getilgt ) lichte wan in dem lichte der eren Alda werden wir bekant got in got dar nach sint wir
geschaffen vnd sulen ( e über d . Zeile ) bracht durch gnaden vnd dar von laßen wir werden waz er wil
vnd stahet der mensche also do er von got quam ane annemynge synes selbes vnd alle andere wan
er hat eſ gesaczt vber eyn luter wercken vber mynne vnd bekantniße N (Initiale ) v M . 1 mêr:
bis ist. fehlt B14 sunder Wü,Eb s ol bis ist.] sal alles des ledig sin bekennetz vnd alles des
lebendig in im ist Brag quijt BoGa sîn ] stan Str ,Mai des fehlt B &GaEb kē/nes Be
kennens Ga leben Wü, Wan , bis 3 selber . ) wann dirre mensch ståt in der ewigen wårhait
gottes vnd in jm enlebt nihtes nit Ain ander was dz leben vnd dz was er selb Brag 2 gotes,]
goit B14 ina bis anderz ;] nit ain ain anderez (-ez v .and . Hd. Strz andren Maij) er (or getilgt Strz)
in im Str Main i n ] hi in Bo niht ein ] geyn B1 ein fehlt Eb m êr: ] sunder Eb
fehlt PfBTB B14 waz] daz Str,Mai, Gö,Eb wat dat B14 3 lebt BT) Alsô ] hier (Dar
Mai ) vmb so Str ,Mai, Conclusio Also Eb l . sijns eygēs wetens sal staen Ga s ol st.) stand
Str ,Mai, sol sîn PfBTGö, Eb 3 f. sein eygen Wün 4 eigenen fehlt Bye wizzennes, ]kennes
ende wetens Be wesendes vnd wetendes Eb wesens StrzMai Wü, wesſens Gö, wesendes Eb t ete,]
was Wü,Gö, Eb laissen gode B 14 laten god Ga waz] al w . Ga das Str,Mai, B B14 wa Gö, wil
B GaWü Gö 5 stâ bis ledic. ] deminsche sta slicht leddicht vnd los Eb stain der wercken alle
ledich B 14 staen ledich Ga stund BT. menschen Mai 6 Allez, bis gekam , ] wann alles
lles (alle Eb) dobb fehlt Bras
das von got ie chom StrzMai, als dô er von gote kam . PfBT alles (alle Eb ) des (des fehlt Göj) das
von got ye gefloß (dat ie, ſie über d . Zeile ) werltde van gode floth Eb) Wü,Gö,Eb fehlt Braz
bis gekam ,] mit god ey quam Ga von ) wt B . B14 qùam B14 dazº] vnd dat Eb diaz?e
daz?
bis 7 bek . fehlt PfBT
Mai
6 daz ist] da er ist Brag ter doch die alde lieben war minschen den Stre
lûter fehlt Bu würken .] wesen Strg
des bis 7 werk ) eygen werc des m . B . B .Ga werck des m . Wü,Gö, darminschen wercken
Eb7 eigen fehlt Str ,Maiibekennen vnd mynnen StrzMai lieben Wü, leuen Eb vnd
och bek . Braz k ennen Ga war bis lige.] wor doch de alder groteste salicheyt ane ligghe
Eb die sälichait StrzMai B14 dat ( fehlt Wü Gö , die s. des (eins Wü ) menschen B .Wü,Gö, des
menschen s. Braz lig aller maist Braz meest Ga ( Zeilenw .) geligge B . leyt Ga gelegen
sey (is Bw Str,Mai, Bu 8 Etl.] sulke B B14Ga meister fehlt Wü,Gö,Eb h ânt g.,]
sprechen B Ga BrazWü,Gö,Eb dazl bis 496 , 1 lige fehlt B14Ga 8 daz s . 1.4] dz es l. Braz
Str,Mai, dat si legget B . fehlt Wü,Gö,Eb bekennenne, bis 496,1 an ' fehlt PfBTM B . Braz
Str,Mai, (Hom .) 8 sprechent, fehlt Gö,Eb 8f. daz si 1. fehlt Wü,Gö,Eb
495
Predigt 52
lige an minnenne; ander sprechent, si lige an bekennenne und an minnenne, und die
sprechent baz. Aber wir sprechen , daz si niht enlige an bekennenne noch an minnenne ;
mêr : einez ist in der sêle, von dem vliuzet bekennen und minnen ; daz enbekennet selber 282,20
niht noch enminnet niht alsô als die krefte der sêle . Der diz bekennet, der bekennet,
5 war ane sælicheit lige 30. Diz enhât weder vor noch nâch , und ez enist niht wartende
keines zuokomenden dinges, wan ez enmac weder gewinnen noch verliesen 31. Her umbe
sô ist ez beroubet, daz ez niht enweiz got 32 in im ze würkenne ; mêr : ez ist selbe daz
1 minnenne ;] der minne. (lieb BTEb) PfBTEb lieb Wün ander bis minnenne,] Sůlchen
meyster ( anderen Ga) sprechen aen mynnen jnde aen bekennen (kennen Ga ) B1,Ga d ie andern
die (die fehlt Mai,Eb) spr. Str,Mai, Eb ander die spr. Gö, vnd etlich spr. Wün si lige an ) daz sie
ligge ( leget Be) an M . B . es (das es Gö ) lig an BragStr,Mai,Wü, fehlt Eb a n mynen (lieb Wüj
vnd an bekennen Gö,Wün bekantnüsse PfBTM , und an m .,] vnd beleuen Eb an m .,
und fehlt Braz (Hom .) minne, PfM , lieb BT die bis 2 Aber fehlt M , 1 die fehlt PfBT
Gö, 2 für baz PfBT Aber]Mer B Ga Ouer Eb Inde B14 Mer es ist ain andre sålikait Mer
Bra, daz fehlt Mai, si bis minnenne;] id noch an bekennen noch in leue ligghe Eb si
bis an ') es ligi weder an Str,Mai,Wü,Gö, si] es BTBrag dat B14 en leget BoGa an ']
weder an Gö, mynne noch an bekantiniße M , an minnen Noch an bekenen (kennen Ga) Bu
Bra ,GaMai, bekantnüsse PfBT minne, Pf lieben Wü, liebe BT 3 mêr:) sunder PfBT
MgEb einez bis sêle,) es ist ains (ein Wü,Gö, fehlt Eb) in dem selben (suluighen Eb) Str ,Mai,
Wü,Gö,Eb es ist ain andre sålikait Brag einez ) een B, ein dinc PfBT oyn voncke B1 von
bis minnen ;] dar uan id flut ane bekennen vnd leuen Eb von dem ) von dem eß Wü,Gö, van dien
dat B , von der Brag van wilcher voncken B14 wt d .Ga mynnen ende kennen Ga bekant
nüsse PfBTM Brag und) noch Mai minnen ;] minne, PfM , liebe BTWünmynlick wil
Bo daz ]mer dat Ga vnd Wü,Gö, Eb vnd es Str,Mai, Inde sy B14 Dů sålikait Brag enbek .
bis 4 nihta) in mynt selüen neit noch in bekent neit B1, en mynt noch enkent niet selue Ga 4 noch
enm .] noch liebet Wü, vnd beleuet Eb e nm . selber nit BrazMai alsó fehlt Braz.Str Mai,Wün
Gö Eb als fehlt B14 als doen die ander crachten Ga alse doen crachten Bo sêle .) s. doen B14
Braz sêle. bis bekennet,*] selen dont wan diß gebruchet sich selbes nit bisundern eß gebruchet
sich gotes vnd er wercket sich selber nit sunder es wort von gode gewercket vnd eß weiß sich nit von
gode gesundert Aber eß vindet sich eyns in eyme dez wesentliche vorworff eß ist wan eß in im weset
vnd kam nye uß als die kreffte vnd also kam auch ny nit dar in daz creaturlich weremit ir in bildunge
wer sich hiervmb recht vorstahet der weiß vnd bekennet Mg 4f. die diß bechennent die bechen
nent wann an das die sålichait aller maist sei gelegen StrzMai, Die das bekent die bekent (bekantt
Gör) war an die seligkeyt gelegen sey Wü,Gö, De dat bekennen de bekennen wor van vnd wor ane
de salicheyt gheleghen sy Eb 4 bekennet,'] versteyt B14 he kendt Bu bekennet,"]
bekantt Gö, bek. wol Brag wet Bo 5 des menschen sålikait lit Brag sæl.] salicheidē Ga dat
s . B B14 lijt B14Ga geleget Bo Diz ] Waz diß M , das Wü,Gö, Eb weder ] noch B B1, nit
Braz fehlt Ga vor noch nâch ,] uor mach Eb nach ,] nahe M , und bis 6 keines ] noch et
en is wachtende en geens Bg noch enist nit wartendes kaines Brag 5 und ez fehlt Str ,Mai, ez]
dit Ga fehlt M ,Eb e nist n. w .) in waert B 5f.wachtende enichs toenemens d. Ga
ghes Eb zůkomen Brag zukunftigen Wü,Gö,Eb w an ] vnd Braz ez ] diz PfBT Braz we.
der ] noch Bo nit StrzMai,Wü,Gö,Eb fehlt B14Ga Braz gewinnen noch fehlt StrzMai Wü,Gö,
Eb winnen B B14Ga norwesen Eb Her] dar Mai,Wü, vnd dar Brag 7 sô fehlt M ,
GaWü Gö, Eb bedrouet Eb got bis würkenne ;] inne in gotes würcken Str,Mai, enkain hin
dernust gottes Brag in eme got wirckende Bu gods wercken Ga ires sin eyn sin noch weiß eynes sul.
chen wißens als wißen Mo g ot fehlt PfBT to wesen Eb mêr : bis 497,1 gotes. fehlt
StrzMai 7 mêr : ) wan M , Sunder Eb selbe bis 497, 1 gotes.] selberen in deme daz sines
selbes gebruchet wan diß ist die medeformickeit godes da von wir eyn nahe sibschafft von haben in
got dar důrch mir entphengliche mogen werden gotlich zu sin von gnaden daz got ist von naturen
Mg 7 selbe bis 497,1 gebrûchet ] sijns selůes gebrúichende B 14 sijns gebruyckende Ga
496
Beati pauperes spiritu
25 selbe, daz sîn selbes gebrûchet nach der wîse gotes33. Alsô sprechen wir , daz dermensche
sol quît und ledic stân , daz er niht enwizze noch enbekenne, daz got in im würke: also
mac der mensche armuot besitzen . Die meister sprechent, got der sî ein wesen und ein
30 vernünftic wesen und bekenne alliu dinc. Sô sprechen wir : got enist niht wesen noch
vernünftic noch enbekennet niht diz noch daz34. Her umbe ist got ledic aller dinge, und 5
her umbe ist er alliu dinc35. Der nû arm sol sîn des geistes, der muoz arm sîn alles sînes
eigenen wizzennes, daz er niht enwizze dehein dinc36, weder got noch creatûre noch sich

I daz bis wise ) sijns gebrukens na die wise Bo das selb (sulfighe Eb ) wesen (wesent Eb) Wü,Gö,
Eb selbes fehlt Brag Alsô bis 2 stân ,] in solicher wise reden vnd meynen wir daz dermensche sal
ledig stahen nach gotlicher wise alles wisen des Mg Alsô ] Conclusio Also Eb s priche ich
PfBT Bra , 2 sol bis stân ,] sal quijt (quit sal Ga) sijn ende ledich staen B . B . Ga also ledig sol sten
Wü,Gö Eb sol ledig sin Bragals ain sol sein Str,Mai, er ] es M , enweiß M2B , BrazB . Eb wisti
Str Μαι, enb.,) enbekennet M , in kendt B1 en kenne Bo nit bekenn Brag bechanti Str
Mai daz?] waz PfBTM wercket M2Eb wörchti Str Mai; alsô ] und a. PfBT aldus so Bo
Se alzo Eb Diß geschehet in der an genomenheit so alles daz in dem menschen vnd an im ist eß sy an
synnen vnd an krefften zumale entzogen wort Wie komet man zu dißer vorzuckunge daz geschehet von
(von getilgt, auf d. Rand dorch ) ab sterben dar zu ane vnderlaß zu gekeret bist ader dar ane hangest oder
gebruchest oder enthaldestalso M , 3 dessen armud Eb sprechent, fehlt Strz (Zeilenw .) got
der] die gotheit B14 der fehlt M B GaStrzMai,Eb sî ]ist Str,Mai,GaEb ein fehlt PfBT
Braz wesen und ein fehlt Ga (Hom .) eine fehlt B 14 4 vernünftic bis bek .] vernüftige
wese (wesen Maij) vnd wesen vnd bekennend (bechennā Maij) Str Maig und bis dinc. fehlt
M . bekent B B14 kent Ga Sunder wir sprechen M , wy spreken B . B1.Ga Aber ich spriche :
PfBT Braz die gotheit B14 enist ] ensi Bra , iz Eb niht) weder PfBTM , noch B1, en
Eb fehlt Ga 4f. noch v .] noch nicht v. Wü, Gö, Eb noch vernunft PfBT noch vernuftich wesen
BuGa noch vernunfftig wesen als wir wesen vnd vernuft vorstahen M , noch en is niet Bgnoch ensi
óch nit Brag 4 noch ) vnd Eb 5 ver. noch fehlt StrzMai (Hom .) noch enb . n .] Nů
he in kendt noch B14 noch er bekennet n . (n . fehlt Ga) M .Ga vnd kennet nicht Eb b ekenn
Brag niht) noch Bo weder BragWü, fehlt Str,Mai,Gö diz ] dat Eb Her ] Daz meynet in
zu belliger wise noch ist an im dißer keyns Wan er ist veer vber diß alles Hier M , Dar Eb vnd hier
Brag hier vmb so ist StrzMai B .Wü,Gö got] hi B ledic bis 6 dinc.] alle ding von dirre
ledikait Brag 5 dinge,] ding Da meintt er den (den ) dessen Eb ) syn den ein (den ein ] dat de
Eb) lerer spricht (spreken Eb ) das got nitt sey alles das man gesprechen (spreken Eb ) mag (mach
l' moghe Eb) Gö,Eb und bis 6 dinc. fehlt B 14 (Hom .) 5 und fehlt Mg 6 hier om soe
is B Str ,Mai,Gö, dar vmb so ( so fehlt BragEb) ist BragWü Eb e r] hee M8god GaBrag dinc
von dirre ledikait Die nvn arm sont sin Braz Der] Do de Eb a rmer Str Mai Wün sol]
wil M . des] alles seyns do des Göz (Hom .) sijns B14 die müssent also Arm Brag muoz ) sal
MgStr Mai,Wü Gö, Eb armº) armer Wün sîn alles fehlt Ga a lles) al Wün fehlt MgStrz
Mai 6f. sînes eigenen fehlt Bra , 7 eigenen ) eygens B14 fehlt Gö, wizzennes,] wesens
BT,Wü,Gö, wesens vnd wetens Eb fehlt B24 daz bis 498, 1 selben .] mer eß sal wißen eynes
gotlichen wissens als eyn liecht in dem claren dage daz wort also gar dorch luchtet daz eß im selbes
nit luchtet Also geschiet auch hye daz man sich nit enweiß noch keyn ander ding nach creaturlicher
wise Mg 7 daz bis enwizze) als (fehlt BTa) der dâ (dâ fehlt BT ) niht onweiz PfBT dz si nit
enwissent Brag e r bis dinc,] he geyn dinck in weys B1 enwizze) wisse noch bekenne Strz
Mai deh . d .,] ienich dinghe Eb fehlt Be deh .] noch k . PfBTGa weder] noch B B1,Ga
BragStrzMai,Gö, Eb 7f. gode noch den creature noch eme selůer B14 got noch hem seluen noch
en gheen creatur Bo 7 noch die creaturen Ga noch enkain creatn Braz noch an sich
Str ,Mai,
32 Edhart, D 2 497
Predigt 52

selben. Her umbe sô ist ez nôt, daz der mensche begernde sî, daz er niht enmüge wizzen 282,35
noch bekennen diu werk gotes37. In dirre wîse sô mac der mensche arm sîn sînes eigenen
wizzennes.
Ze dem dritten mâle ist daz ein arm mensche, der niht enhât38. Vil menschen hânt
5 gesprochen , daz daz sî volmehticheit, daz man der lîplîchen dinge von ertrîche niht
enhât, und diz ist wol wâr in einem sinne: der ez mit willen tuot. Aber diz enist niht 40
der sin , den ich meine .

1 Her] dar Mai,Wü, vnd dar Braz umbe sô fehlt Ga sô fehlt M . BrazEb ez ] des
Eb fehlt B14 Braz.Str Mai nôt,] niht PfBTM , datter die (dat ds Bw mensche niet hem
(eme neit Bw en bereide daer toe B B14 dat hem die mensche bereyde daer toe Ga b egernde
bis 2 mensche fehlt Braz (Hom .) i begernde bis niht fehlt M , begernde bis er fehlt Eb b e
gernde sî,] begerung habe Str Maii daza] daz das Wün niht) in eme B14 in hem B .Ga fehlt
PfBT moge B14Ga mag MgEb wizzen ) gewellen StrzMaiq wöllen Wü, Gö,Eb 2 noch ]
of BoGa bechennen múg Mai, diu werk ] die wegi Str,Mai,Wü,Gö, den wec PfBT In ]
ende in B . Eb vnd Str,Mai dirre) der M , 8ô fehlt PfBTM ,Eb arm bis 3 wizzennes.)
ledig sein sein aigen wesen Str,Mai, 2 armer Wün sîn ) si Bra , eigenen fehlt Braz 3 wiz
zennes.] wesens vnd wissens Wü,Gö, Eb wissendes so man sich laßet in daz gotliche wissen ane eygen
annemynge sines selbes sůchunge sicher zu sin dez sinen M , 4 Ze bis enhât. fehlt StrzMai drit
ten ] anderen Ga ist ] sô ist PfBTB enhât.] ent hat M , enhåt nvn merkend disen sin
Braz menschen ] m . van eertrijc Bo lůde B14 Ga maister (m . die Göj) StrgMai Wü,Gö,Eb hânt
bis 5 volmehticheit,] hebben gesproken dat dit si een volmaectheit B6 5 daz? bis 6 enhật,] vnd
halden (davor über d . Zeile v . and . Hd . be ) daz die volnkomenheit dar ane lige daz sie keynne zijtlich
gueder von erterich haben oder besiczen Mg das das sey ain armer mensch die leiplichü ding von dem
ertrich enhaben StrgMai 5 das dis sein v . Wün d azº] dit B .Wü, fehlt PfBT vol.
machtheit B1Ga een volmaectheit Bo volmåchtig Brag ein volkumenheitt Gö,Wü,Eb daz: bis
6 enhật,] die (alse Eb) der leiplichen ( liebsten Gö,) ding von ertriche (vf erden Eb ) nicht haben Wün
Gö,Eb de die lijfliche dingen van ertrijch (v. ertr . fehlt Ga ) niet in hait Bu,Ga die da fliehend die ding
dů von ertrich sind vnd ir nit enhabind Braz 5 von bis 6 enhât,] niet veel en hebbe noch en
acht in eertrijo B . 6 und fehlt MgStr Mai, dizl) daz MgStr ,Mai,Eb wol bis tuot.]
not dz si es tugind mit willen Braz wol fehlt B1,Ga in einem ] in deme Eb an aignem
Main sinne: fehlt Wü,Gö,Eb der1 bis 499,1 Ich ] daz were daz die ( ie über er) sinlicheit
worde vnderzogen Hie dorch waz sye hye mit ires selbes schaden machent oder machen mochten der
vnzallichen vele ist daz leider offentlichen genoch ist an vil geistlichen vnd werntlichen daz sich wenig
iemant hier in oder dar by vnd darmit bewaren kan oder mag es were ye also zerstochen vnd lücher
achtig daz die wesentliche warheit in gebruchlicher wise nit in im gewerken kan oder mag wan vnſem
valschen grunde mag gar licht hulff bliben daz er sich dar midde enthalde daz im nymant zu mag
weder wir selbes noch keyn mensche noch got selber er wolte dan dem menschen nit syñe vricheit
laßen vnd wolde mit gewalt mit im doen daz doch by nit zu geschehen ist Diß bekande xoc die ewige
wißheit wole dar vmb hat er vns eyn belde vor gedragen daz in im selbes vnbedrucklichen ist vnd auch
daz sicherste vor vnser schedeliche gesuche vnser geneygelichen naturen daz sye sich nit hier in
gebruche Aber kónde sye daz sie eß alleyn bruchede in maiß vnd wise als sie solde Aber daz gescheet
als von wenig menschen noch an zale der ander daz man iß nit sagen darre Auch von den die von got
dar zu geroffen sint Nochtant ist es nit die armoet von der hier in dißer matterien gezeyget wirt
oder gemeinet dem ist eſ dannach als (als m . Verweisungszeichen auf d . Rand ) vngelich als czwarcz
vnd wiß So auch dem iersten recht gescheet nach syme grade Aber eß dienet vßermaißen wol her czu
wan der grunt blibe ane anhang wan er hat ane daz vnertickeit vele zu vele die mit sich selbes irret
vnd daz man ym kumeyummer genoch zu hulff mag komen daz er synes selbes wol war moge nemen
als eß dan noit were Wan nv ist eſ nit der synne den ich hier meyne zu roren Ich M , 6 ez ]
dat GaEb tuot.] vermeydt Gö,Eb vermide Wü, Mer BoGa Bra , Sunder Eb vnd Bie diz ]
498
Beati pauperes spiritu
Ich hân hie vor gesprochen 39 , daz daz sî ein arm mensche, der niht enwil ervüllen
den willen gotes, mêr : daz der mensche alsô lebe, daz er alső ledic sî beidiu sînes eigenen
willen und des willen gotes, als er was, dô er niht enwas 40. Von dirre armuot sprechen
283,5 wir, daz ez sî diu hohste armuot. — Ze dem andern mâle hân wir gesprochen 41, daz daz
sî ein arm mensche, der niht enweiz in im diu werk gotes 42. Der số ledic stât ze wizzenne 5
und ze bekennenne, als got ledic stât aller dinge 43 , daz ist diu klârste armuot. — Aber
daz dritte , daz ist diu næhste armuot, von der wir nû wellen sprechen : daz ist, daz der
mensche niht enhât.
Nû merket hie mit vlîze und mit ernste ! Ich hân ez ofte gesprochen , und sprechent

dat GaGö Eb es Str,Mai, 7 der bis meine.) dz nichste Braz der fehlt Mai, ich da m .
Str,Mai,Wü,Gö, Ick heb te voerē Ga
1 hie ) die Mai, fehlt B B14 Bra , das diß (de Eb ) sey Wü,Gö Eb daza fehlt PfBTM ,
B , BrazStr,Mai, de dar n . Eb der Der n . Mai, veruullen B B1,Ga 2 d . liefsten w . Ga
Braz gotes,) godes Daz vorstahent also daz in im nit en sy eygen vnderstant mit besessenem
willen als so daz er nit enwil sin meister dez werckes bisundern gotes gezug zu dem werck M , mêr :
bis sî ]mer ich hab vor gesprochen der mensch sol ledig sin Brag sunder PfBTE6Mg der m .]
he BzGa alsô ) soe B . fehlt Ga lebe, bis alsô2 fehlt Str Maii (Hom .) daz er] inde
moedener bis
B14 Bt ha3itwillen lione eigenen
got co)doerensymisynes oder hiwillen e als stande
ndernißledig er Malina
and StStrzMaij
zele)AlsM o, daz go2 lsî)olstand beidiu
fehlt PfBT 3 des w . fehlt Eb d es] do B14 als ] Also daz got wellen vnd kyesen sy vnd
moge vor vnser vriheit ane irringe oder hinderniße als M , was, ] tet StrzMai Von d .
armuot) wat hait got cedoen mit onsen willen he wirct owich sonder wille al sonder onderlais van desen
armoeden B14 dirre a.]desen armen Bo disē Armēmenschen Brag 3 f. sprich ich Bra, 4 ez
sî] si ist PfBT dit is B . ez] daz M ,Ga fehlt Braz.Str,Mai diu h . a .] ain arm mensch mer
ain gross armůte Bra , armuot.) a . dye gesin mag M . Ze bis mâle ) zu dem andern / Z ( Ini
tiale ) v dem andern My hân w . g .,] hab ich g . Braz sprechen wir PfBTM , daza fehlt M ,
B14Str Mai Eb d azº) diß Wü,Gö 5 in bis gotes.] die werck godes in im vnd er nit begert zu
wissende von wissens willen oder vmb bevindes willen daz man haben mochte die genochte vnd den
luste vnd troste der hier in genomen mochte werden M , Sulke stont hebben wy gesproeken dat die
mensche also solde leuen dat hi niet en leuede noch hem noch der warheit noch gade Mer nv spreken
wy anders ende willen (Mer bis willen getilgt, zurückgegl., sieh oben S . 494 ,4 - 6 ) Ten anderen mael
hebben wy ghesproken dat dat si een arm mensche die niet en weet (Wiederholung von Z . 4f.) in hem
die werc gads B die werken gods in hem Ga i m ) in Str, im v . and. Hd. unter d . Zeile Mai,
ym selbs Wü, Gö,Eb d iu ) kain Braz Der bis wizzenne ) mer das der mensch also ledig stand
baide zewissend Str ,Mai, vnd ståt ledig ze w . Brag Die dus steet ledich BA SÔ ] alsus M .Gö,
Wün dus Ga ok also Eb ze bis 6 stât fehlt Göy (Hom .) 6 bek ., ] kennen B B14Ga beken
nende ane meyninge der gesuche M , als) also als B . daz ist ] dit is B . Brag von diser armůt
sprochen wir das si Str Mai, diu ] dat B . Braz.Str Mai; Aber bis 7 sprechen :) Aber diu
dritte armuot diu ist diu nôhste, von der ich wil sagen , PfBT 6 Aber ] Mer BoGa Bra , Sunder
Eb fehlt B14 7 de drudde Eb die dritte armoet Me daz ist'] vnd Wü,Gö,Eb daz?
fehlt BeGaBraz d iu n . a.,] das nächst armůt Str ,Mai, B , de rechteste armud Eb dz aller höchst
Brag diu ] dat B Str ,Mai, fehlt Gö von bis sprechen :) daer wi nv af spreken willen Bo dar
aff dat wir nů sprechen B14Ga von der] von dem Str Mai, dar von M BragEb das (dz das Gö,)
Wü,Gö, wir sprechen wend Braz ich wil sagen PfBT spr. willē B . wellen ) sollen
Mehem der nit enhetie Wü,göz
M daz bis 8 enhât. fehlt StrzMai 7 daz ] de Eb daz" bis 8 enhât.] der mensch der
nit enhat M , der nit enhåt Braz dat dar nicht h ’ l' heft Eb 8 nichtes Wü Gö 9 merck
Wü,Gö Eb mit fleyß hie Wü,Gö, hie ] dise red Bra , fehlt MgStr,Mai,Eb
hmid grotē ernste bike hir v lîze und mit
fehlt PfBTB B14 Bra ,GaStrzMai (Hom .) mid grotē ernste Eb Ich bis 500, 1 meister,] Ich sprich
vnd auch die grossen (auch grosß Gö,) meyster Wü,Gö, Ik spreke hir vnd ok andere grote lerdemeister
499
Predigt 52
ez ouch grôze meister , daz der mensche alsô ledic sol sîn aller dinge und aller werke ,
beidiu innerlîche und ûzerlîche, alsô daz er möhte sîn ein eigen stat gotes, dâ got inne
möhte würken 44. Nû sagen wir anders. Ist daz sache, daz der mensche aller crêatûren
und gotes und sîn selbes ledic stât, und ist noch daz in im alsô, daz got stat vinde in 283,15
5 im ze würkenne, sô sprechen wir : als lange daz ist in dem menschen , sô enist der mensche
niht arm in der næhsten armuot. Wan got enist daz niht meinende in sînen werken ,
daz der mensche habe eine stat in im , dâ got inne müge gewürken ; wan daz ist diu ar- 20
muot des geistes, daz er also ledic stâ gotes und aller sîner werke, welle got würken in

Eb 9 ez ofte) eß manch mal Mg sulke stont B&B ,Ga fehlt BragStr,Mai, und bis 500,1
meister,] vnd sprichet es óch (ende oec sprict BBW ain grosser maister Bra, B . B14 fehlt Ga
1 ouch fehlt M , daz ] wo dat Eb m . solde sijn also ledich B B14 alsô bis 2 alsô ]
so ledig stånd baidů inwendig vnd vsswendig sin selbs vnd gottes vnd aller creaturen also Braz l alsô]
80 M , scholle stan alles dinghes Eb s olde GaStr Mai, und a . w ., hinter 2 üzerl., Be fehlt
Ga 2 poder Gö, inwendich ende wtwendich GaEb alsó fehlt B &StrzMai er ] he ok
Eb fehlt BT. möhte )můg Brag ainige Brag stede Eb gotes, fehlt Bu da bis
5 menschen ,] vnd diß enhab ich nit gemaint das er gåter werk sůll ledig sin in luterkait Mer jch main
Das dz er sol sin ledig in der aigenschaft aller ding beidů jnwendig vnd vsswendig Aber Nvn sprich
ich noch baß Als lang als got ain stat in im vindet ze wurkind Braz 2 f. dar god mochte inne
Eb dar inne das got mochti StroMai 3 gewürcken Wü Gö, Nû bis 4 stât,] daz were so wir
vns nit annemen mit keyner eygenheit vnser vriheit zu gebruchen in keyner wise weder an vnser
personen noch an got noch an sinen gaben oder an keynen wercken oder wißen vnd auch in den hoesten
gestalt der togent noch an keyner an nemynge mynes synnes bysundern waz wio wo wan got wil so
sal vns keyne ander anslag bliben enthalden die alle gerne den abkier brengent Wan ich sage úch nu
vorbaß Ist daz der mensche alle ander dinge ledig stiet noch aller creaturen vnd gotes vnd syn selbes
Mg 3 we wide a . Eb Ist daz] al ist Be Ist des Eb der m . fehlt Eb a ller bis 4 stât,]
aller dinge ledic stât, aller crêatûren unde sîn selbes unde gotes, PfBT 3 aller creatur Str ,Mai,
Wü Gö, alle cr . Eb 4 ende sijn selues ende gode 1. Ga u nd sîn s. hinter stât, Gö, ende
oec sijns Be s tât,] stae B , ist Str Maig und fehlt B B14Gastr ,Mai,Wü,Gö ist bis
5 würkenne,] ist als vil noch in im zewürckend StrzMaiſ ist noch in ym als vil zu würcken Wü,Gö,
iz noch also uele in eme stede to wskende Eb 4 ist bis alsô,] ist daz noch in im alleyn Also M ,
Eest (Ist Bw noch also in hem B . B . Ga 4f. got noch die stat vindet in im da er sine werck sal
wircken My got vinde in eme stat Bu 4 got vindet stat B vindet Ga 5 als bis
6 arm ) dz he niet arm sy B14 5 daz ) als das StrzMai,Wü,Gö, als dit B .Ga das in dem m .
ist Str ,Mai 5f. enist er nit ain arm mensch vff dz aller höchst Brag 6 nihtl] nichtes (noch n .
Eb) niht Wü,Gö,Eb nit gancz Mg armsWün der] dem Str Eb den M2B6 Wan bis
8 gotes] wan also meyndes got nit daz dermensche im eygenheit habe an disser stat da got sin wercke
wircken wil wan so were got als eyn gast da er syne herberge nemen most in eynes andern besiczunge
also geczem des nit daz got vmb daz sine bidden oder flehen solde Wan also hette er synes herlichen
rechtes nit an vns sunder er were ir von vns in solcher wise vnd gestalt berobet deme ist nit recht
Wan ist eyn rechte armoet dez geistes Daz der mensche in im also ledich stahe got Me 6 got]
g . der PfBTBraz enist bis meinende) in eisschet niet B14 daz niht] des nit Brag des Be
dit niet Ga nit Str,Mai,Eb nichtz WüGö, meinende ) i enē ( !) Eb eyschende Ga in s. w .,
fehlt B 14 sijnē werke Bo seinem wurcken Wü, seynē werck Gö, sinē wsken Eb 7 dazl bis
gewürken ;] wann da der mensch stát in im behaltet da behaltet er vnderschaid Braz habe bis
inne ] stat behalde dar he in B14 stat behalt in im dar inne das got Str ,Mai eine fehlt B14Ga mo
ghe inne Eb wirken moge B4Ga wan ] Nyn merkent Braz d aza bis 8 geistes,] wann
die armůt des gaistes ist ( is dat Eb ) StrzMai Wü,Gö,Eb 7 diu ] ein PfBT fehlt B B14Ga Braz
500
Beati pauperes spiritu
der sêle, daz er selbe sî diu stat, dar inne er würken wil, — und diz tuot er gerne 45. Wan ,
vindet er den menschen alsô arm , sô ist got sîn selbes werk würkende, und der mensche
ist got alsus in im lîdende, und got ist ein eigen stat sîner werke mit dem , daz got ist
ein würker in im selben 46. Alhie, in dirre armuot sô ervolget der mensche daz êwic wesen ,
25 daz er ist gewesen und daz er nû ist und daz er iemer blîben sol47.
Ez ist sant Pauli wort, der sprichet 48: 'allez, daz ich bin , daz bin ich von der gnade
30 gotes'. Nû schînet 49 disiu rede obe gnâde und obe wesene und obe verstantnisse und
obe willen und ob aller begirde – wie mac denne sant Pauli wort wâr sîn ?50 Hie zuo

6f. 1 Cor. 15 ,10 : Gratia autem Dei sum id , quod sum , . . .

8 daz bis werke, fehlt Str,Mai, er] der mensche PfBTM Braz also ze mál 1.
Brag steyt Eb si B gotes bis werke, fehlt Wü,Gö,Eb a ller) alle B14 fehlt Brag welle
bis 501, 1 wil,] vnd des willen gottes ze bekennend Got sol selb sin die stat in der erwürk Brag 8 welle
bis 501, 1 sêle ,] wenn got alle (alle fehlt Wü,Gö,Eb) seine ( seyn Gö ) werck wil ( wil fehlt Eb ) würcken
in der sel (in der sele wsken Eb ) Str ,Mai, Wü Gö Eb 8 wil M . B .Ga
l er selbe ie diu stat sî, PfBT got sines selbes stat in im sy Mg sî fehlt Gö d iu ]
een B6 stede El d ar bis wil,] da er würket StrzMai dar inne er) in der er do (do fehlt
Gö ) WünGö, in der dar he EbGa daer hi in Bq da he selůe in B1 diz ] dat B1, BragWünGö,
Eb tête PfBTBrazMg er3] got Mai gerns Wün Wan , ] vnd Str ,Mai Wü Gö, Eb fehlt
Brag 2 v . er] funde er Braz funde got PfBTM , alsô ] dus Bo arm ,] armen Wü, ledig
Brag arm vnd ledig synes selbes uß gegegangen in allen vorbrochen syner eygener wise My BÔ
fehlt Ga ist] wår Brag ik Eb got] hi Ga s ines M . B . werk fehlt Eb würkende,
bis 3 im fehlt PfBTB B1,GaBragStr,Mai,Wü Gö,Eb 2 und bis 3 lîdende, fehlt B14 3 lî
dende,] lidich B1, leuē Eb und ] vñ v.and .Hd. über d.Zeile Str, got fehlt PfBTStr,Mai,Wün
Gö,EbB B1Ga Brag ista fehlt Mai ein fehlt Str,Mai, ainigů BragWü,Gö,Eb ainige (ige
getilgt, auf d . Rand v. and. Hd. aigne Strz) StrzMai stede Eb s ines werckes Eb m it
bis 4 selben . ] vnd der mensche ist eyn luter got lyder in synen wercken mit dem daz got ist in im
eyn werck der sache in im selber M . fehlt B14 3 mit bis ist*] soe is god Ga d em , ] hem
B daz bis 4 im fehlt Braz 4 ein fehlt Bo wercks Ga würken PfBTGö, werck Strz
Mai Alhie ervolget d . m . in d . a . PfBTM , Alhie,] als hie Str ,Mai, Hie Wün Also Eb Ende
al hier Ga fehlt Brag veruolget B B14 verurolht ( !) Ga erfüllet BragWü,Gö, Eb er wellet Strg er
uallet, 2. e zu g geändert Mai, wesen ,] leben Wün 5 ist gew .] hật (ist M3) geweset PfBTM ,
B B1.Ga hat gewesen StrzMai, nû ist ]muß werden Wün ist von genaden vnd My iemer
bl.] êweclîche leben PfBTM , vmmerme Bu,Ga 6 Ez bis 7 gotes '. fehlt Brag (sieh Var. zu
2 . 8) 6 Ez bis sprichet: ] Es ist sant paulus wort sant paulus sprichet StrzMai Es ist sant pauls
wort der spricht WünGö, Dat synt sancti pauli wort dar he sprikt Eb Et is een vraghe sunte pouwels
sprict B B14Ga Eyne frage / N ( Initiale) v ist eyn frage als sc') paulus sprichet Mg Ez ist ein frâge ûz
den worten (ûz d . w . fehlt BTa) sant Pauls (sancti Pauli BT ) PfBT 'alloz, bis 7 gotes'.] gracien
goits bin ich dz ich bin B14 6 'allez, fehlt Eb von ] vt Eb 7 schinen desse rede Eb schî
net] sweimet Pf schwimmet BT dů r . Brag gnâde] got Brag und fehlt B B1.Ga obe?
bis 8 willen ] boủen wille ind boủen verstentenisse B 14 7 wesene und obe fehlt PfBT (Hom .) we
sene) wise Brag wellen Str ,Mai, unda fehlt BoGa verstaen Ga bekantnůst Brag und
fehlt B GaWü Eb 8 ob fehlt PfBTBrag aller fehlt Mg begerung Str Mai B6 Inde
wie B14 wie bis sîn ? fehlt PfBTM , Wo mochte Eb d enne ] dat sijn dat B hinter wort
Gö, sant bis sîn ? ] dz wort wår sin dz sanctus Paulus sprach Das ich bin dz bin ich von der gnade
gottes Bra , paulus waerachtig sijn Ga sant fehlt Str,Mai, Pauls Pf paulus Str Maii
Wü,Gö, pouwels B& B 14
501
Predigt 52
antwürtet man alsô, daz sant Pauli wort wâr sîn : daz diu gnâde gotes in im was, des
was nôt; wan diu gnade gotes diu worhte in im , daz diu zuovellicheit volbrâhte daz
wesen . Dô diu gnâde endete und ir werk volbrâhte , dô bleip Paulus, daz er was51.
Alsô sagen wir , daz der mensche alsô arm sül sîn , daz er niht ensî noch enhabe 283,35
5 deheine stat, dâ got inne müge würken. Dâ der mensche stat beheltet, dâ beheltet er
underscheit 52. Her umbe sô bite ich got, daz er mich ledic mache gotes, wan mîn wesen
lich wesen ist obe gote, alsô als wir got nemen begin der crêatûren ; wan in dem selben
wesene gotes, dâ got ist obe wesene und ob underscheide, dâ was ich selbe 53, dâ wolte
ich mich selben und bekante mich selben ze machenne disen menschen . Her umbe 40
1 antworde ic B, antwurtent wir Bra, man ) he Eb a lsô , bis daza) aldus en spreke dat
sunte pouwels waer seecht dat B , aldus Dat stē pauwel waer sprack dat Ga also vnd sprichet das
(das fehlt Wü Göj) do StrzMai,Wü Gö, vnd sprikt also Do Eb sant bis daza fehlt B14(Hom .) pauels
( a über d . Zeile ) M . Paulus Brag sîn :) si Bra , sint vnd auch diße rede M . diu fehlt
B. gracie B B Ga gotes fehlt PfBT B .Eb waer B des bis 3 D8] vnd dz wort das
es die zů vellekait verdrung das dz wesen jnn hát Da Brag 1 des bis 2 gotes fehlt Eb I des
bis 2 wan ) do was da nit anders denn Str ,Mai,Wü,Gö, nit anders wan Mo I des ] daz PfBT
Bu 2 nôt; ] niht; PfBT gracie B B14Ga diu bis im ,] do werkede se in ome Eb diu ? ]
die dy Gö, fehlt PfBTM , B1Ga würckt BTWü,Gö, werckede Mgworde Bu daz1bis 3 wesen .
fehlt StrzMai Wü,Gö,Eb 2 d . zuov , volbr.] der zo val verkreych B , diu einvaltekeit v. (bracht
BT M2) PfBTM , 2f. volbr. d . w .) vercreech d . w .Ga dat vercrege dat dat wesen had BO 3 Dô]
unde dân hật diu gnade ir werc vollebrâht. Dô PfBT hat die gnade in iren werckē folnbracht vnd da
M , ende doe GaEb D o sich die Wü,Gö gnade gotes My gracie B B1,Ga endete
und) enen ende nam Eb eynde ende B . fehlt PfBTM B Ga und bis volbrâhte, fehlt Eb volbr.
hoer w . Ga Brag ir wercke M , ire werck Str Mai,Wü,Gö, volbracht hadde B sant
paulus Wü daz] als PfBTEb der M ,Gö, 4 sagen bis alső fehlt Main(Hom .) sprich ich
Braz spreken B B14GaStr , daz d . mensche fehlt Eb alsó fehlt PfBTM Brag soll
arm Gö, sölt a. Str ,Mai, arms Wün sal sin Braz sülle ( sal M .Ga) stên , PfBTM .Ga staen sal
B BWün daz ] also d . BrazGa 4f. en heb noch en sy stat Ga 4 ensînoch ) sy nichtwille
nicht Eb fehlt B14 BragStr ,Maiz (Hom .) enhabe ] hetti Str,Mai, nicht hab Wü,Gö, 5 deheine)
ienighe Eb fehlt B 14 Str Mai s tat,] stede Eb stat in im Str ,Mai, dar god moghe inne wscken
Eb da g . w . m . (wercken moge oder sal M ,) BrazM , dar inne g . m . w . PfBT daer in dat g . moege
(möchti Str Mai ) w . B Str ,Mai, dar in dz got w . m . B 14 Dâ ] wan da M , B1, BrazStrzMai, wan
wo Wü, Vornym dar Eb mensche) mynste B1 beholt stat Gastata) stede Eb behel
tot1, ] behoeuet B6 beheltet?] hat (v. and . Hd. auf d . Rand ) Str , fehlt Mai e r) er auch Wün
El die mensche B Gö, 6 Her umbe ) daz doch alzu große eygenschafft were Wan dan moste got
widder gan betelen in syne elende herberge vnd daz syn da wercken vnd daz syn da geberen vnd
fulnbrengen vnd also mochte er nit syn in synem eygen vnd moste nach der wise vnser gnaden leben
vad so felie verginesera maidist
als wir wolten daz doch gar vnbillich were vnd im auch billichen vor smahet daz er vnß ließ yn vnsen
gebresten Hier vmb M , dar vmbe BrazEb s ô fehlt M ,GaEb b idden wir M Brag er bis
gotes ,] mi god leddich makede g. Eb wir gottes ledig werdint (werden in solcher wise M ) Brag
Mg ledic ] quit PfBTB B14Ga fehlt Str Mai
in mwesen
bis 8 underscheide,] wan unwesenlich r pmache]
ir Bra( wz.ovber
tů Str,Mai,
vnd vber cwo.moMg)
otwesentliche b
gotes,) got Gö, wan
er gistot v(daz rw.oober
nd üistbeMg) ber ggot
ot
und ober underscheit ; PfBTM , vnd vnweslich wesen da da got ist über got vnd über vnderschaid
Str ,Mai, wan vber wesenlich wesen das da ist vber got vnd vber (vnd ok bauen Eb vber fehlt Göj)
vntterscheide Wü,Gö,Eb 6 min ) mir Braz 7 ist ] daz ist MgGa Braz gote, fehlt Bo (Zei.
g
lenw .)
cr . Brag dem ] desen B14 hufisch . was gothin
alsô bis cr. ;] alsoe ick god neem betinder ( !) cr . Ga
selben fehlt B Ga Brag
begin d . cr.;] in beinn ( !) in den
8 got] hi Ga got got Braz bouen
allē wesen B und fehlt B By Ga dâ? ] das Braz was bis 9 menschen .) was ich mich selb
da bekent ich mich selb da wolt ich mich selb da geschůf (schůff Mai ) ich mich selb Str Mai 8 was
bis dâ®] was ich got mit gode selůe Jnd dar Bu dâ3 bis 9 bekante ) ende daer vonde ick my seluen
502
Beati pauperes spiritu
sô bin ich mîn selbes sache nâch mînem wesene, daz êwic ist, und niht nâch mînem ge
werdenne, daz zîtlich ist. Und her umbe sô bin ich ungeborn , und nach mîner ungebornen
wîse só enmac ich niemer ersterben . Nâch mîner ungebornen wîse sô bin ich êwiclîche
284,5 gewesen und bin nû und sol êwiclîche blîben . Daz ich bin nâch gebornheit, daz sol sterben
und ze nihte werden , wan ez ist toetlich ; her umbe sô muoz ez mit der zît verderben . 5
In mîner geburt, dâ wurden alliu dinc geborn , und ich was sachemîn selbes und aller dinge;
ende kendē Ga dâ3] ende dae B &GaBraz 8 wolte ) vonde Ga 9 mich s.' fehlt Gö, und
bis menschen .] ze mål Brag und ] da Str,Mai, kenden Ga mich selben fehlt Eb ze
bis menschen .] vnd beschuffe mich selber WünGö,Eb menschen . ] m . Dißen sin vorstahent uſ
dem sprache sci Augustini Der sprichet also Bistu eyn guder hymmel ader bistu eyn guder engel oder
bistu eyn guder mensche Du ab hymmel du ab engel Do ab mensche waz da blibet daz ist wesen dez
guden daz ist got wan waz ist dez geschaffens synnes uffenthalt wan er sprache vnd sy worden ge
machet er geboet vnd sye worden geschaffen von waz entphinget die geschafft anders daz wesen dan
in der kraffte des worts vnd wan die gůtheit godes enzuhet der creaturen daz ire in sines selbes krafft
mit ir dede vnd duet so wordent alle dinge zu nicht als vor waz Dar vmb daz wir sint daz sin wir
uß dem syne syner alleheit vnd sint nv oyn sin daz worden ist in krafft synes willen M , Her ]
und h . PfBTGa 9f. Her umbe sô ] Darumb (D . so Wü ) BragWü, nach der wise M
1 sô fehlt B4GaEb mîn bis 2 ich fehlt Str,Mai, (Hom .) 1 mîn ]mir M , sach mîn
selb Braz sache fehlt Gö, nâch '] von Wü Gö,Eb m ynő eghē w . Eb minen vngebornen w .
Braz das ist ewig Braz dat dar e. Eb und bis lf. gewerdenne, ] unde nâch (nâch fehlt
BT) mînem wesen , PfBTM , und fehlt B B1 l niht bis 2 Und fehlt Wü,Gö,Eb (Hom .) 1f. ge.
werdenne, bis 2 ist.] werdent da dz geendet wirt Brag 1f. gewordene B14 wesen Ga 2 Und
bis ungeborn , fehlt B Und fehlt B B14GaBrazEb h er bis 5 werden ,] Hie bin ich geborn
nach miner gebornen wiß můß ich sterben vnd in aigenschafft vsswendig vnd jnwendig vnd ze nicht
werden Braz 2 darvmb Wü,Gö,Eb 80 fehlt Ga nit geborn Str , Mai Wün
Gö, geborn PfBTM B &GaEb und ] want B14 nâch fehlt Eb 2 f. ungebornen w .]
geporen w . Wü, B Ga BrazEb gebürte w ., diu êwic ist, PfBTM , gewordener w . Bu 3 sô1 bis wise?
fehlt B .Wül (Hom .) sô bis ersterben .) bin ich sterflich B14 sal ick to niet gaen Ga steruen
Eb Nâch ] vnd n . StrzMai, Mer n . B14Ga ungebornen w . ) ewigen gebürte wîse (wîse fehlt
Mg) PfBTM , ongewordenre w . B14 sô bin ich ] wan ich pin Wün soe en mach ick nummermer te
niet gaen Ick heb Ga bin )hain B1 ewich ByGa 4 und1bis 6 geborn , fehlt B 1 4 bin
nû und fehlt Wün (Hom .) bin ok nu Eb s olt Mai; sol auch ew . Wün b l.] dueren
B. Daz ] Aber daz M Str Mai,Wü,Gö, Sunder dat Eb Daz bis 5 verderben . fehlt Ga 4 nach
g .,] van ongeborenheit By nâch der zît, PfBTM , sola] 80 Gö, schal vnd mod Eb 5 unde sol
ze PfBTB ze nihte w .) werden vorwandelt Mg wan bis toetlich ;] tötlichen StrzMai Wün
Gö, Eb i st t .] ist tödlichen Wün ist zijtlich M . Braz tijtlic is B , ist tegelich ; PfBT her bis eza]
endemoet Be h er umbe ] dar vmb MgWü,Gö,Eb dauon Brag sô fehlt M .BragEb e zº]
ich Str Mai,Wü Gö Eb verderben .] vergån Brag vorderben Alsus etwas gereddet von der hoen
wirdicheit vnd edelcheit dez menschen zu eyner reißunge eynē gutwilligen grunde daz eß sin zu mynn
laße vordrißen in dem wege der vbunge biß daz eß im auch in dem edelsten bekant werde Dan so
vindet er dan selbest wie im ist Vnd vorstahet dan auch wie kintlich aller der rede ist die hie von
geredet hant vnd waz doch der rede not wie vaste man hier in stamelen moßen van wen vnd waz
recht not sin hier von gesprochen sal werden daz ludet al ob man den menschen gotlich wesentheit zu
wil geben so eß doch nit gemeynet enwordet by nichtes nit Wan er were dye hoeste irrunge die gesin
met die der Teensehe ani deware deye binaste rango din gosin
mag Aber solcher rede ist dan noch sere not daz der mensche wisse waz der schacz ist daz er bewart
werde an sin stat vnd noch siner zu horinge Nu mercket vor baß Mg 6 In bis sache] Doe alle
dingen worden geboren doe was ick saeck Ga In fehlt Wün dâ wurden ] do w . Str ,Mai,Wü
Gö,Eb da wsdent Braz soe w . Be wurden PfBT werden Mg ding mitmir g . Brag und ich
was] do was ich Bu ich bis 504, 1 und fehlt Brag (Hom ., nachgetr . hinter S . 504, 1 unda) 6 my
nest suluest sake Eb
503
Predigt 52
und häte ich gewolt, ich enwäre niht, noch alliu dinc enwæren niht; und enwäre ich niht,
sô enwäre ouch ,got' niht. Daz got got' ist, des bin ich ein sache; enwäre ich niht, sô
enwære got niht „got'. Diz ze wizzenne des enist niht nôt54. 284, 10

Ein gróz meister sprichet, daz sîn durchbrechen edeler sî dan sîn ûzvliezen , und
5 daz ist wâr 55. Dô ich ûz gote vlóz, dô sprâchen alliu dinc : got der ist 56; und diz enmac
mich niht sælic machen , wan alhie bekenne ich mich 57 créatûre. Mêr: in dem durchbre
chen , dâ ich ledic stân mîn selbes willen und des willen gotes und aller sîner werke und 15
gotes selben , sô bin ich ob allen crêatûren und enbin weder got noch crêatûre, mêr: ich
1 hæte bis noch ) wolte ich , ich wêre noch niht PfBTM , gewält Str, gewalt Maii ich ?
bis 2 niht.] so wär ich noch nit so wär nit allew ding so wär och got nit Str ,Mai, ende waer ick noch
niet ende alle dingen soe en waer god niet god Ga 1 niht, noch ) nit noch vnd Brag noch nicht
vnd Wü,Gö, Eb a lliu ) al al B enwären bis 2 sache ; fehlt PfBTMg(Hom .) l enwæren
niht ; fehlt Bo niht; und ) nit vnd ich was sach min selbs vnd aller ding vnd Braz (Nachtrag von
oben S. 503,6f.) und2 bis 3 nôt. ] er wer aber das er ist ego sum qui sum Gö, Sunder he were de
he were vnd iz Eb 1 unda bis niht, fehlt WünEb (Hom .) ich fehlt B6 2 sôl) vnd denne
so Eb o uch fehlt B B14 g . niht.] niet got niet B Daz bis 3 nôt.] Sunder he were de he
were vnde iz Eb fehlt Str ,Mai,Wün 2 das got ist Brag des fehlt Ga sache ; bis 3 nôt.)
sach wan E die creaturen wurdind do enwas got nit gotMer er was got in den creaturen Do si gewurdent
dz ist nit not zů wissent Brag 2 enwære ] want were Bu 3 got1 fehlt PfBTM got'.]
got Mer he were dat he were ind is dat he is Bia fehlt Ga Diz bis des] desen te wesen dat (des
BW B B1 deses toe wesens Ga des bis nôt. ] ist nit allen menschen noit wan in ein icklich
geschir gehoret sin werde vnd sin sache Diß alles vor gesprochen wirt geredet von dem sin von dem wir
vnser sin entphangen haben vnd noch sint vnd nimmer sint vnd also vnmogelichen ist daz keyn
born sy ane orsprung Also ist vmb den fluß also boecius sprichet Godes natuer ist also daz er sich
ergüßet also sint wir sin fluße nit nach wesen Aber nach vnbegrifflichen vber vorstentlichen wercken
Doch daz wir nit sint noch hant noch mogen dan in vnd von der wesentlichen krafft godes von den
wir dißen zu fal hant der geschaffenheit Mo des ] das BT nihta ] geen Ga 4 Als eyn
groß meister sprache M , grôz fehlt Ga lerer Eb d az] wo dat Eb fehlt Str,Mai durch
bruch Brag e deler sî) sei edeler (-er von and. Hd . Str , edel Mai ) StrzMaiq edelre is Ga vil edler
ist Brag is besser Bu ussfluß BragStrzMai und bis 5 wâr. fehlt PfBTM Brag 4 und
fehlt B B1 GastroMai 5 daz fehlt Str, es Maii (über d . Zeile nachgetr.) warer Gö, Dô ]
wan da M Braz usser Braz.Str , dô sprâchen ] do had / eynen got Spschen B14 der] hi
Ga fehlt B BrazStr ,Mai, und diz enmac ] Nun diß mag mich BT, Nû mac mich diz PfBT)
Mg und ] Nû PfBT fehlt Str Mai diz ] das Wü,Gö,Eb e nmac bis 6 machen ,] en maect
mi niet (nichtes nit Braz) salich B B1,Ga Braz 6 alhie bis créatûre.] in dißem bekenne ich mich
alleyne eyn creature vnd nach ir wise M , als hie StrzMai, hie Bra B14 bek .] belie Boga
begei (be über d . Zeile) B14 bin Braz mich fehlt PfBT) Bra , creaturlik Eb Mêr: ) aber
Str ,Mai,Wü,Gö,Eb wan Mg durchbruch BragStrzMai, dorbsche Bill 7 dâ bis des] daer
ledich is mijn wil inden wil gods ende daer ick lodich stae des Ga dâ ich ] das Str,Mai, das ist
Wü,Gö, dad iz Der ik Eb ich bis des] ich myner geschaffenheit so valsch ledich stahen wil vnd
in vnvorzeglicher vnderworffenheit in den M , stân bis gotes]staen wil inden wil gads Be stân
bis des] stên wil in dem willen gotes unde ledic stên des PfBT stân ] bin B14 si Eb selbes]
aignen Braz fehlt B 14 StrzMai B
und des ] in den willen gotts Ind ledich sta des u nd des ]
in dē B 7f. vnd gottes selber vnd aller seiner werck so Wü, 7 aller fehlt Braz 8 god
suluest Eb sô ] da Str ,Mai, Hie Brag ik denne ouer alle creatur vnd bin denne weder god
noch creatur (vnd bis creatur auf d . Rand nachgetr.) sunder ik Eb o b bis 505, 1 bin , fehlt Str,
Mai (Hom .) 8 ýber alle BrazWü,Gö, bouen alle B B14Ga uff allen M , creatur Wü,
Gö, und enb.) ende ick en byn Ga weder ] noch B B14Ga doch nit Braz fehlt M , crôatûre,]
creatur etc. Mer Braz sunder PfBTEb wan Mg
504
Beati pauperes spiritu
bin , daz ich was und daz ich blîben sol nû und iemermê58. Dâ enpfâhe ich einen îndruk ,
der mich bringen sol über alle engel. In disem îndrucke enpfâhe ich sôgetâne rîcheit,
284,20 daz mir niht genuoc enmac gesîn got nâch allem dem , daz er got ist, und nach allen
sînen götlîchen werken ; wan ich enpfâhe in disem durchbrechen , daz ich und got einz
sîn 59 . Dâ bin ich , daz ich was 60, und dâ nime ich weder abe noch zuo, wan ich bin da 5
ein unbewegelîchiu sache, diu alliu dinc beweget 61. Alhie envindet got keine stat in dem
25 menschen , wan der mensche erkrieget mit dirre armuot, daz er êwiclîche ist gewesen
und iemermê blîben sol. Alhie ist got einz mit dem geiste62, und daz ist diu næhste ar
muot, die man vinden mac.

1 bin dz das ich Braz und1bis iemermê.] vnd ymer bleiben soll nun vnd jmer Göj fehlt
Str,Mai, daz ich fehlt WünEb sal bl. Ga nû ]nvn vnd nvn Braz ewelichen B14 ymmer
ewiglich Wün Dâ ] Aber wan sich eyn mensche ane sine geschaffenen zufalmag enthalden vor
mißbroche an widder sacze vnd in rechter willoser vnderdaniger gelaßenheit in warem gelaſenen
gelabe vnd sich gehalden mag dorch gnaden riche getruwen Aliße vor besiczlich anderheit dar in man
sich vornemen mochte in eygener wise oder gestalt suß ader so Dar M , vnd in den dorbrechen B14 ey .
nen solchen indruck Mgdruc PfBTWün 2 sal brengen M .Ga bringen solt StrzMaij brenget Be
B24 wiriget Brag alle geschaffenheit engelscher natuer Mg In ] vnd in StrzMai Eb i n
drucken Str,Mai, drucke PfBTM , fehlt Gön e npf.) so intf. B14 StrzMai,Wü Gö, alsogedaen
B . B1, soedaen Ga sô ( also Braz) grôze PfBT Braz sulke Eb alsolche Mg richtum Mai 3 daz")
also dat Eb mir got nit gnůgmag sin Brag mir ]mig B14 en mag genoch sin M ,Eb nach
bis er] noch alles des hi Ga noch alle deme Mg allem fehlt Eb daz21 alse
Eb got' fehlt StrzMai ist,]
181 ,] genant
ger ai ist Mg ghenant wst Eb und) daz ist Mg ok
El fehlt PfBTB B14GaWü Gö, . 3f. noch (noch alsoe noch Ga) al sijn gotlike werken
(wercke BW B B14Ga 3 nâch ] mit Wü Gö,Eb 4 sînen fehlt StrzMai, götlîchen fehlt
Eb i n ) mit Wü,Gö,Eb durchbr.,] durchbruch Str ,Mai, indruk Bra, got ende ic B . B14
Ga ein BTB1 GaWü E6B6 5 sîn . ) sind BrazStr,Mai, sint nit eyns in dem wesen sunder von
genaden M , Dâ] vnd dar Eb daz] dat dat Eb do Wü, da Gö, und fehlt Str Mai,Wün
Gö dar in ich w . abe n . zu nemen Me d al) in der wijs B 14 nime) en nam B B14Ga ich
fehlt Eb weder bis zuo,) zů (weder zů , weder auf d . Rand nachgetr. Maiq) noch ab Str,Mai, we
der ] noch Eb niet B . Brag nye B14 fehlt Gastr ,Mai,Gö, wan bis 6 beweget. fehlt Brag 5 Wan
da pin ich Wü Gö,Eb wan da ist man in der vnwandelbarheit wan dan bin ich Mg dâ ?] aldaer
Ga 6 onbewegelich dinc B14Ga unbew .) vnd bow . Str, diu bis beweget. fehlt B 14
Ga diu ] das Wü,Gö, dat doch Eb Alhie bis 8 und ') als hie in dißer armůt so erkriegt der
mensch das ewig leben das er hat gewesen vnd das er Str Mai 6 Alhie] Also hie Brag Ende al
hier B .Ga Hie Wüj Nu merke alhie Eb nene stede Eb 6f. in dem zuval in dißem m .
M , 6 dem ) dysßem Gö, Eb 7 wan bis 9 mac. fehlt B6 7 wan ) wan got ist sines selbes
stat da der mensche ist sines selbes ußgegangen wan Mg
mit disem armůte von dem ich gesprochen hån dz er Braz get PfBT voot,fehlt Ebceweest G
w an bis er] Diss erkrieget der mensch
k rieget PfBT vercriget B14Ga erfolget
Mg beweghet Eb d irre a.,] sîner a. PfBTM B14Ga desseme Eb armuot, fehlt Eb daz ]
das daz Wü,Gö, Eb e r fehlt Mg êwiclîche fehlt Bu,Ga BrazWü,Gö,Eb heeft geweest Ga
B14 8 iemermê] iemer PfBTM , Braz.StrzMaiſ nu vnd nimmer mer Eb b lîben ] düren B14
Ga wesen Wü,Gö, Eb Alhie bis geiste, ] Hie ist ain got vnd got vnd der gaist Braz fehlt Ga Al
hie ) See alhir Eb als hie Str,Mai, einz bis geiste,] ains in dem gaist Str ,Mai, in dem geiste ein
PfBT in dē geist eme seluen B14 in den menschen M , einz ) ein Wü, al en Eb d az ] dit B14
GaBraz-Str ,Mai,Wü,Göz diu bis 9 mac. ] das nächst das man vinden mag Str ,Mai, Wü Gö, de
alder hogheste vnd nechste armud de me vinden kan vndmach Eb 8 diu ] dat B14 Braz hochste
Bra, 8f. armode B1,Braz 9 die bismac. fehlt Ga die] dat B1,Braz
505
Predigt 52
Wer dise rede niht enverstât, der enbekümber sîn herze niht dâ mite . Wan als
lange der mensche niht glîch enist dirre wârheit, als lange ensol er dise rede niht verstân ; 284,30
wan diz ist ein unbedahtiu warheit, diu dâ komen ist ûz dem herzen gotes âne mittel 63.
Daz wir alsô leben müezen , daz wir ez bevinden êwiclîche, des helfe uns got. Amen .

1 Wer bis 4 Âmen .] Die nv dit wael versteet die versteet wael dat scoenste verstentenisse dat
creatuer mach verstaen inder tijt B , dyß ist die warheit do vnßer herr sprach sellig syndt die armen
des geistes Das Himelreich ist irer dz helff vns gott bevynden Ewigclichen Amen Gö, 1 Wer bis
mite . ) nieman (Sunder n. Eb) geb sein hercz her (dar Eb ) zw das er sich hie mit üt (üt fehlt Wü, Eb )
bechümbri StrgMai,Wü Eb dit is eyn guit armúde da groisse rijcheit af coemt Ind dit armoede moes
geoeffent ind bearbeydt sijn Ind gevonden sijn in den binnensten des verstentenis der selen Geủet hie
eyne zijt der ewicheit yeclich na dat he intfenclich is ind eme dar zo keirt Mer de hie dat rijchdum
soeckt ind besitzt stirft he in doit sünden so volget eme eyn iemerlich armøde sonder ende in sine dor
brechen want in sinem indruc so intfeet he dat der důvel ind he eyn sijn des vns got hoeden moes
de dit niet in versteit de in geđe geynen sin her vp B 14 die dit niet en verstaet die en geue ghenen
sijnne hier op Ga Wer d . r.] Der diss Brag verstee BT Wan bis 2 warheit, ] Wan ich
ůch sag by der ewigen wárheit Also lang als ir vngelich sind dirre wårhait von der ich gesprochen hån
Braz 2 der bis lange , fehlt Mai (Hom .) der] als d . Bu,GaWün geliche mit de formich
ist der w . My iz ghelik Eb dirre] der Str ,Mai, ds Bia als bis verstân ; ] So in sal he niet
deser reden (hies niet Ga) verstain B14Ga so sond ir mich nit ain puntten verstån Braz ensol
bis 4 Âmen .) kan he nicht uor stan desse alder hoghesten warheyt vnd dit iz de warheyt dar demunt
der warheyt van sprikt Salich sint de armen des gheistes etc. Dat we nu dar kamen des helpe vns de
ewighe warheyt Amen / ( ) v iz wol to merkende wo dat de sele des minschen in disseme armode
steyt aller dinghe leddich wesens leuens bekennens vnd wetens vnd doch like wol wert senicht to
nichte Sunder se wert uele hoghliker ghe richtet in god In deme dat se so sere steyt na godischeyt vnd
nicht na minscheyt efte sinnicheyt Ok so beholdet se alle ere vullēkomenheyt an erem wesende vnd
ok an natur vnd ok ere uornuftighen krefte beyde in tiid vnd in ewicheyt vnd dat in der alder hoghe.
sten uorenighe de god mid er hebben mach vnd bouwen dat alle iz se nach godischeyt vnd nicht na
sinnicheyt Et sic finitur Eb 2 ensol] wirt PfBT er) der mensch Str ,Mai, Wü, dißer
rede Mg diser warheyt Wün verstân ;] vorstahen in den (den getilgt, darüber v. and . Hd . iren )
grunt. Dar vmb der sie recht vorstahen sal dermoß sie leren begriffen da man diß studeret wo studiret
man diß da man deme lernet sterben in der warheit dem man sterben sal Dan so mag man dan leben
dem man leben sal My 3 wan bis 4 Âmen .] Diß ist die ploß (ploß fehlt Gö,) warheyt von der
(von der ) do Gö ) vnser herre sprach Selig sein die armen des geystes Das himelreich ist ir Das wir das
verdienen mit got vnd allen seinen ausserwelten freunden ewiglichen das verleyhe vns der parmherczi.
got ( !) allen (Das2 bis allen ] dz helff vnſ gott bevynden Ewigclichen Gö,) Amen Wü,Gö 3 diz ]
ez PfBT vnbedäckte (äckte aus achte korrigiert) Strz vnbedachte Mai, onbedecte B , onbedeckt
Ga unbedâhtiu Pf vnbekante Braz die synder mittel flúset vnd fliessent ist vsser dem
hertzen gottes Brag dâ fehlt B14GaStr Mai, an (sonder Ga) m . aus d. h . gotes StrzMai
Ga sonder eynich middel B14 sunder M 4 Daz) vnd dis ist das vnser herr spricht sälig
sind die armen des gaistes das himelreich ist ir das Str ,Mai alsô bis êwiclîche,] dar komen daz
wir eß entpfinden M , also müssen leben daswir ewicleiche bevindent StrzMai dan alsoe Ga wir
bis des fehlt Braz ez bis êwiclîche,] dat wij deser waerheit ewelick vinden Ga beủoelen
B 14 êwiclîche, fehlt Bu d es] das BT got.] der vater vnd der sun vnd der hailig gaist
StrzMain Amen .) Amen deo gracias M , etc. Mai, Amen dz werd wår Got sterk állú raine hertzen
mit minn vnd mit kantnúst Braz
506
Anmerkungen 1 - 10

i Der Schrifttext steht im Evangelium des Festes Allerheiligen am 1. November. – Zu 2 . 2 vgl.


DW 1 S . 192,2f.: Daz wort, daz ich gesprochen hân in latîne, daz sprichet diu êwige wisheit des vaters
und sprichet: . ..
2 Zu 2 . 4 Alle — 5 sprichet; vgl. DW 1 8. 15,7ff.: Sol aber Jêsus ( = diu wisheit des vaters 2. 5)
reden in der sêle, so muoz si aleine sîn undmuoz selber swîgen , sol si Jêsum hæren reden.; In Gen . II
n . 149, LW 1 S . 618,4f.: Sed notandum quod volens audire deum loquentem oportet obsurdescere
aliis audiendis et intendendis .und die dort Anm . 2 aufgeführten Parallelen , insbesondere In Sap. n . 280:
Rursus in mentem venit sapientia , quando anima quiescit a tumultibus passionum et occupatione
rerum mundialium , quando ipsi silent omnia et ipsa silet omnibus.; In Ioh. n . 487: Sicut enim vita
aeterna est cognoscere solum deum , infra decimo septimo, sic et audire solum deum , surdum esse
omni creato ; videre enim et audire ibi unum est.; vgl. noch Pf. S. 14,35ff.: Ez muoz sîn in einer stille
und in eime swigenne, dâ diz wort sol gehæret werden . Man enmac disem worte mit nihte baz gedie
nen denne mit stilheit unde mit swîgenne : (vgl. Quint S . 35 zu 14 ,37 ) ; 230,21ff.: Daz ist in der naht,
sô kein crêatûre in die sêle liuhtet noch luoget, und in dem stilleswîgen , dâ niht in die sêle sprichet,
då wirt daz wort gesprochen in die vernünftekeit. Zum swîgen vgl. auch Völker S . 136ff.
3. Ich habe mich für die Lesart törheit entschieden , weil sie den gewollten Gegensatz zu 2 . 5 diu
wisheit des vaters zum Ausdruck bringt, während die von Pfeiffer aus BT übernommene Lesart niht,
die auch von StrgMai,Wü Gö Eb geboten wird , im vorliegenden Zusammenhang doch wohl, verglichen mit
tôrheit, von zu allgemeiner und schwacher Bedeutung ist.
4 Dieses sie, das sich auf die ûzwendige armuot bezieht, steht nur in Wü,BT , alle übrigen Texte
bieten ez, das wohl aus Anlehnung an das ez ( 2 . 1) mit unbestimmter Bedeutung zu verstehen ist,wenn es
nicht von den Schreibern aufneutrales armüete bezogen wurde, das mit dem femininen armuot konkurriert.
5 Weshalb Pfeiffer (280,12) das in seiner einzigen Quelle BT stehende gehebet durch geüebet
ersetzt hat, das nur in Wü, in Verbindung mit gehabt überliefert ist, erkenne ich nicht.
6 Quint 5 . 775 zu 280, 16 ist versehentlich die isoliert stehende Pfeiffersche Lesart ir alsô ver
standent mit BT identifiziert.
? Zu 2 . 5ff. vgl. oben S . 488,7ff.; 506 ,1ff. und unten S .517 Anm .63; ähnlich Quint Mystiker .
texte 8 .79, 105ff. (Tauler Pr. 2 ) : Nu wil ich sprechen einen sin den nút ein iekliches verstot, und doch
sprich ich iemer gůt tútsch . Mer die verstont disen sin allein den dis etwas für gespilt hat und etwas
in gelúchtet hat, und anders nieman. und dort S . 111 Anm . 10 .
8 Zur Textergänzung gegenüber Pf. S . 280,19 sieh Quint S .775.
Albertus M . En . in evang. Matth . 5 ,3 ( ed . Borgnet 20, 1496, 150 a , 151a ) : „ Pauperes“ . Hoc
est , qui ex omnibus, quae mundus iste in divitiis, honoribus et deliciis praebere potest, reputant esse
se insufficientes ad deum . . . se insufficientes reputantes . . . beatitudo ista , quae consistit in ab
dicatione omnium rerum , sive sint interiora sive exteriora, ex quibus aliquis vane se putat sufficere
sibi. (Nachweis von Bernh . Geyer in : Festschrift Josef Quint, 1964, S. 122 ).
10 Ähnlich S . 488,5f.; Tauler S . 345,9f.: Dise stant in dem woresten lutersten armůte und ver
nichtikeit ir selbes ze mole . Dise enwellent noch si enhabent noch enbegerent noch enmeinent nút
denne Got und nút des iren , . .. Wie gesagt, handelt es sich um eine bloße Ähnlichkeit, die von der prä
zisen Auffassung und Interpretation Eckharts in den anschließenden Ausführungen seiner Predigt weit
entfernt ist. Jan van Leeuwen , der Koch von Groenendaal, schreibt in seinem boecxken wat / dat een
armen mensche van gheeste / toe behoert gleich zu Beginn des 1. Kapitels ( Brüssel, Koninklijke Biblio
n/der woorde hests /om te weten wat hebben selkem
theek 888 – 890 f. 130ra ) : H ( Initiale ) Ethebben selke meesters / gheuraecht ende ghespro/ken van ar
moede des gheests / om te wetene wat vol/comene armoede des ghe/ests ware . .. Ende onder veel
an /der woorde hebbense dit ghesproken Dat / dat sieen arm mensche die niet en wilt / noch niet en weet
noch oec niet en begheert / dit hebben
ge mietniet
luttel / oft 4ra.ff.)
oft3min
:0;1.1 danseniet. den oerselke
gegenErist hemeesters
utlich ,ddaßaghesproken
.wja. deutlich, ß J.u. on !/ daer
J .v . dL k.mit
niet vele af te houden en es oft
seinem Zitatdie vorliegende Predigt
stelle Eckharts im Auge hat, gegen den er ja in seinem boexken van meester eck /aerts leere daer hi in
doelde ( a .a . 0 . f. 134raff.) scharfe Angriffe vorträgt. Vgl. auch Winfried Zeller ZKG 57, 1938, S . 331,
wo gesagt ist, daß die Überschrift des Anhangs zu Weigels Schrift ,,Anleitung zur Deutschen Theologie "
lautet: „ der Mensch soll seyn Weißloß / Willenloß / liebloß / begierdloß / etc. oder wie Eccardus:
der Mensch soll nichts wissen / nichts haben / nichts wollen .“ Es handelt sich fraglos, wie Zeller S . 332
507
Predigt 52
und dort Anm . 63 bereits festgestellt hat, um die vorliegende Stelle unserer Predigt, die Weigel mit aus
drücklicher Namensnennung Eckharts zitiert. Sieh auch oben S. 479.
11 Zur Textergänzung S. 488,7 und — 489, 1 verstân gegenüber Pf. S. 280,26 sieh Quint . 775f.,
wo ich gesagt habe: „ In dem ergänzten Textstück handelt es sich gewiß nicht um eine sekundäre Inter
polation , denn nicht nur steht es in Vertretern beider Handschriftengruppen , sondern es paßt dem Inhalte
nach sehr gut zu den sonstigen ähnlichen Apostrophen des Predigers an seine Zuhörer. Es könnte allerdings
als lästige Wiederholung der kurz vorhergehenden Ermahnung (280,16ff. < = 487,5ff.>) angesehen werden ,
und vielleicht ist darin auch der Grund seines Wegfalls in BT Bo zu suchen . Indessen ist die nochmalige
dringende Apostrophe nach der präzisen Formulierung des Predigtprogramms, unmittelbar vor Beginn der
eigentlichen ,heiklen Ausführungen durchaus angängig und wahrscheinlich .“ M , hatsich veranlaßtgesehen ,
die Mahnung Eckharts durch eine erste längere Interpolation zu erweitern , die deutlich sekundären Cha .
rakter verrät, sieh den Var.-App. zu S . 488,8 und — 489, 1 verstân . — Zu S . 488,8 vgl. unten S. 506 ,1.
12 Zu 2 . 2 vgl. DW 5 S. 299,7 ff. ( RdU ): Der enhât niht eigenschaft , der niht enbegert noch
enwil haben an im selber noch an allem dem , daz ûzer im ist, jâ , ouch an allen dingen . Wilt dû wizzen ,
waz ein arm mensche ist ? Dér mensche ist wærlîche arm von geiste, der allez daz wol enbern mac, daz
niht nôt enist.; vgl.auch noch etwa DW 5 S. 21,2ff.; 22,2ff. ( BgT). Die folgenden Ausführungen Eckharts
in der vorliegenden Predigt zeigen allerdings, daß sie viel weiter gehen als die angezogene RdU - Stelle .
13 Zu Z . 3f. vgl. DW 1 S . 28,7 ff.: Aber ander elîche liute die meine ich nû ze disem måle : alle
die mit eigenschaft gebunden sint an gebete, an vastenne, an wachenne und aller hande ûzerlicher
üebunge und kestigunge. und dort Anm . 2 ; DW 5 S . 244,5f. (RdU ): Vil liute dünket, daz sie grôziu
werk süln tuon von ûzern dingen , als vasten , barvuoz gân und ander dinc des glîche, daz pênitencie
heizet. und dort S . 344 Anm . 236 über pênitencie . — Zu Z . 3 mit eigenschaft vgl. noch DW 1 8. 11,5
und die dort Anm . 1 aufgeführten Parallelstellen .
14 Zur Text- und Interpunktionsänderung gegenüber Pf. S . 280,29f, sieh Quint $.776 . — Zu
S. 489,3 — 490,1 vgl. Jostes S. 91,35ff.: Wann got der ist als wenik zu vinden in aller leiplicher ubůng,
als er zu vinden ist in den sůnden . Noch dann sein dis leut, di diser auzwendiger ubůng vil haben , sere
geaht in den augen der werlt , und daz kůmt von geleicheit ; wann di leut, di niht anders versten denn
leiplich dink , die ahten groz daz leben , daz si begreiffen mügen mit den sinnen . Also wirt geminnet ein
esel von dem andern ! — Zu S. 489,4f. vgl. etwa DW 5 S. 118, 15f. (VeM ): Dem anders genüeget, der
habe ez im selber, doch erbarmet ez mich . - Das Mg-Plusstück zwischen S . 489,6 und 490, 1 (sieh d .
Var.-App.) ist wieder ersichtlich sekundär und dient lediglich der lehrhaft interpretierenden Erweiterung.
Zum drastischen Ausdruck in S . 489,6 vgl. etwa Pf. S. 353, 26ff.: Wan ir ist vil under unsmeistern , die
die geschrift drîzic jâr oder mêr nû güebet hânt unde verstênt sî dannoch in einunge alse wênic als
ein kuo oder ein ros; ähnlich Tauler S . 358,1f.: Also las den esel, den vihelichen menschen der wol
ein esel ist, . . .
15 Zur Textänderung gegenüber Pf. S. 280,35ff. sieh Quint S .776f. Ich habe jetzt in Z . 3 daz - sol,
was ich a .a . O . getilgt hatte , mit BTB. ByGa wieder eingefügt, weil der Satz zwar inhaltlich entbehrlich ,
aber wohl eher infolge von Homöoteleuton in den übrigen H88. ausgefallen sein kann . — Das Mg- Plus
stück hinter 2 . 4 gotes. nimmt in einer ersichtlich nicht von Eckhart selbst stammenden Formulierung die
erst Z .6ff. folgende Ablehnung des falschen Verhaltens der charakterisierten menschen (489,3ff) vorweg.
16 Zur Textänderung gegenüber Pf. S . 280,38f. sieh Quint 8 .777.
17 Zu S. 490,7ff. vgl. S . 489,3ff. und oben Anm . 13. — Zu S. 489,3ff. und 490,5ff. vgl. Ampe
OGE 17 , 1943, S. 230,24ff. ( Pullen Van de Hacht Saelicheden ): .. . ende dat sij hier met scheppen ,
hier-met bekennen , dat dunckt haer dat sij hebben kennisse in goddelijcke dinghen , ende (maer ) sij en
hebben geen kennisse noch wetenschap, noch van dit noch van dit, noch van heuren dienst die sij
dagelijckx hanteren ende daer sij groote boecken van schrijven ende veel van disputeren , ende veel van
contempleeren ; god wil hem ontfermen over dese menschen , dese sijn wijt van daermoede des geests
ende daerom wijt van haer saelicheyt, .. .
18 Vgl. oben S.489,2 und S .508 Anm . 12.
19 Zu 2 . 4ff. vgl. Ruusbroec Die Geestelike Brulocht II,4 (Werken I S. 234,4 ff.) : Endehier-omme
segghen si : alsoe langhe alse de mensche na doechde steet ende hi begheert den liefsten wille Gods
te doene, soe es hi noch een onvolcomen mensche. Dolch S . 59 § 99b vermutet wohl mit Recht, daß
508
Anmerkungen 11422
Ruusbroec mit seiner kritischen Bemerkung auf die vorliegende Stelle zielt. Vgl. auch Quint 8. 777 zu
281,9f.; Lücker S. 53.
20 Zu 2 . 7ff. vgl. die ähnliche Stelle DW 5 S . 428,9ff. ( VAb ): Dâ von mügen wir ouch nemen ,
daz ein meister sprichet: die armen des geistes sint die , die gote alliu dinc gelâzen hânt, als er sie
Stelle des Trabe,S.1021.) demot ,wo ich,ebe
hâte, do wir niht enwâren . und dort S . 456 Anm . 94 , wo ich , ebenso wie in Mystique rhénane S. 49 – 51,
gegenüber K . Ruh (Zfd Ph 78, 1959, S . 102f.) den Nachweis zu führen unternommen habe, daß es sich
in der aufgeführten Stelle des Traktats VAb nicht um ein Selbstzitat Eckharts handelt, das sich auf die
vorliegende Stelle bezieht, und demnach also auch nicht um ein Gegenargument gegen die Autorschaft
Eckharts in bezug auf den Traktat. Ob Ruusbroec Werken IV S. 41,9ff. ( Vanden XII Beghinen ) die
vorliegende Predigtstelle Eckharts im Auge hat (wie Lücker S. 53, Lieftinck S. 277,5ff. und R . Lievens
Bespiegelend proza uit handschrift Leningrad, Akademie van Wetenschappen XX I LXIII (Hande
lingen XIV der Koninklijke Zuidnederlandse Maatschappij voor Taal- en Letterkunde en Geschiedenis,
1960, S. 224 meinen ) ,wenn er sagt: Nu merct dese valsche propheten , opdat ghinietbedroghen en wert.
Si segghen : datsi zijn Gods wesen ,boven die godlijcke Persone; ende dat si zyn alsoe ledich als ochte si
niet en waren ., muß ich dahingestellt sein lassen . Vgl. auch zu Z . 8f. als er tete, dô er niht enwas.
DW 1 S. 25,3f.: . . . wie er alsô ledic müge sîn aller bilde, als dô er niht enwas, . .. und dort Anm . 1.
21 Zu S. 491,9ff. vgl. DW 5 S. 299,7ff. (RdU ) : Der enhât niht eigenschaft, der niht enbegert
noch enwil haben an im selber noch an allem dem , daz ûzer im ist, jâ ,ouch an gote noch an allen din
gen .; DW 1 8. 100,1ff . und dort Anm . 2 , dazu Diederichs Diss. S . 83 und 85 , Fahrner S . 54; vgl .
auch Tauler 8 .79, 7 ff.: Alles daz der mensche mohte haben in eigen willen , es si Got oder creature,
do ist ime unzellicher vil nútzer ein willig demütig darben desselben und alles habendes in rechter
gelossenheit und in uzgon dins willen in gelossenheit . — Zur Textänderung S .492,2 der - enbegert .gegen
über Pf. S . 281, 19 sieh Quint S .778 , wo ich gesagt habe: „ Ich halte die hier eingesetzte Lesart deshalb
für ursprünglich ,weil niht bekennet im Zusammenhang ,der zunächst nur den ersten Punkt der Disposi
tion : der niht enwil behandelt, nicht am Platze ist. Entweder wiederholte der Prediger an dieser Stelle
die volle Armutsformel von 280,24f. der niht enwil und niht enweiz unde niht enhât ( sieh oben S . 488,6) ,
wofür indes in der Überlieferung kein Anhaltspunkt gegeben ist (wenn man absieht von dem sicher inter
polierten Mg- Text, sieh Var.-App .), oder nur die Teilformel: der niht enwil mit der Variante unde niht
begert. Auch v. d . Leyen ( a .a .O . S. 345) sieht in niht bekennet einen falschen Zusatz“ und verweist
auf Pf. S. 281,22 ich enwolte niht, ich engerte niht; im Text, S. 336 , 26 behält er jedoch den Zusatz bei .
Schulze -Maizier streicht ihn nach dem Vorgange Lotzes ( a . a .O . S .51).“ Vgl. auch S . 494,2f.
22 Was Eckhart S. 492,3ff . ausführt, betrifft die vorgeschöpfliche Existenz des Menschen als Idee
im actus purus des göttlichen Seinsgrundes, in dem die Idee des einzelnen Menschen wesenseins istmit
der Gottheit, in der ich ' also auch keinen ,Gott hatte und kannte . Vgl. noch DW 5 S. 400,4ff. ( VAb ) :
. . . welhiu diu hæhste und diu beste tugent sî , då mite der mensche sich ze gote allermeist und aller
næhest gevüegen müge ... und dânmite der mensche aller glîchest stande dem bilde,als er in gote was,
in dem zwischen im und gote kein underscheit was, ê daz got die creatûre geschuof. und die dort S . 440
Anm . 3 verzeichneten Vergleichsstellen , insbesondere Pf. S .619,14ff .: Wan nû mîn bilde ist êweklich
in got gewesen , als ez noch ist und iemer wesen muoz, her umbe so ist mîn sêle êweklich ein gesîn
mit gote und ist got., 469,8ff.: Wizzet, daz in got niht ist dan got ; wizzit , daz kein sêle in got komen
mac,si werde ê got alsó, als si got was, ê si geschaffen wurde.'; 181,1ff.: Got der wirt, dâ alle crêatûren
got sprechent,dâ gewirt got . Dô ich stuont in dem grunde, in dem boden , in dem river und in der quelle
der gotheit , då frågete mich nieman , war ich wolte oder waz ich tête : dâ enwas nieman , der mich
frâgete . Dô ich ûz flôz, dô sprâchen al créatûren got. ( sieh Quint S . 535 zu 181,1f., 5 ); DW 1 S. 25,1f.:
. . . als ein mensche, der von allen vremden bilden ledic ist, alsô ledic , als er was, dô er niht enwas.
und dort Anm . 1 ; 382 ,1f. und dort Anm . 2 ; Tauler S . 262,32f. : Also als der mensche was eweklichen
in Gotte Got in siner ungeschaffenheit, . . .; Seuse S .331,22ff. ( BDW ): Undmerke, daz alle kreaturen
ewklich in gotte sint got und hein da enkeinen gruntlichen underscheit gehebt, denn als gesprochen
ist .. . Aber nach dem usschlage, da sů ir eigen wesen nement, da hat ein ieklichs sin sunder wesen
usgescheidenlich mit siner eigenen forme, dů im naturlich wesen gibt; . ..; Bvg A 8. 3,21ff.: Etliche
sprechent daz daz sy die hoheste armut und die nehste abegescheidenheit, daz der mensche also sy,
als er waz, do er nit enwaz ; do verstunt er niht, do enwolt er niht, do waz er got mit got. Vgl. auch
509
Predigt 52
v. Bracken S. 564. — Zur Textbesserung in S. 492,3f., 5 , 7, 9; 493,1 gegenüber Pf. S. 281,21, 22, 25,
27, 28 vgl. Quint 5.778f. — Zu S. 492,3ff. vgl. noch Ruusbroec Vanden XII Beghinen II (Werken IV
S. 42,30ff.): Want yeghowelc van dien vermalendiden menschen spreect aldus: ,,Doe ic stontin mijnen
gronde, in mijn eewighe wesen , doe en haddic en -ghenen God, maer dat ic was dat woudic, ende dat
ic woude dat was ic ; ende van mijnen wille ben ic vrye gheworden ende uutghegaen : haddic ghewilt ,
ic en ware niet gheworden , noch en -ghene creatuere.Want God en weet, noch en wilt,noch en vermach
niet sonder my. Want ic hebbe met Godemiseluen ende alle dinc ghescapen , ende aen mijne handt
hanct hemel ende eerde ende alle creatueren . Ende alle die eere diemen Gode doet, die doet men my.
Want ic ben in mijnen weseneGod van natueren ...“ (vgl. Dolch $ 1010 _ c8. 59f.); Ampe OGE 17 ,
1943 , S . 227, 177 . (Pullen ) : Doen den mensch stont in den goddelijcken wesen , doen en hadden den
mensch geenen godt, hij en hadde geen werck ... Doen wilde den mensch hem selven , ende hij en
wilde niet anders ; dat hij wilde, dat was hij, ende dat hij was, dat wielden hij. Hier stond hij godts
ledich ende aller dinghen . Zu $. 492,7 ff. vgl.unten S. 516 Anm . 56 . - 2 . 7 von mînem vrîen willen =
„ aus freiem Willensentschluß“ , – Zu S. 492,8ff. vgl. noch Langenberg S . 194,15ff.: . .. want got is
daerom got,want die ziele creatuer is . Ende also got ouermids syn ewich werc ontwerct die ziele van horen
gescapenen beelden ende van hoere creatuerlicheit , soe en is got niet meer got inden zielen . Want
eer creatuer was, soe en was got niet got, mer hi was, dat hi was, want hi is got vander creatueren .,
wo in Anm . 1 auf Denifle Arch . II S . 481 Anm . 1 verwiesen ist ; Jostes S . 93,23ff. : Wann daz got
got heizt, daz hat er von den creaturen . Do di sele creatur wart, do het si einen got ; als di sele geschaf.
fenheit verleuset, so beleibt got im selber, daz er ist; Preger I S. 485,25ff.: Ich han gesprochen
unter wilen : das got got ist, des bin ich ein sach . Gott hat sich von der sell, sein gotheit von im selber ;
wan ee die creature wurd , da enwas got nicht got, aber er was wol gotheit und das enhat er von der
sele nicht. Ähnlich In Gen . II n . 109, LW 1 S . 575,6ff.: Sciendum ergo quod deus ab aeterno quidem
est et dicitur deus, dominus autem magis proprie dicitur ex tempore. Quo enim creatura esse coepit ,
et creator et dominusdicitur deus, . . .; sieh auch die Vergleichsstellen dort Anm . 2 : Augustinus DeGen .
ad litt. VIII c . 11, CSEL XXVIII,1 248, 3 — 24 ; De trin . V c . 13 n . 14 ; c. 16 n . 17, PL 42, 920. 922 ;
Petrus Lombardus Sent. I d. 30 c. 1 n . 263f.; Thomas S .theol. I q. 13 a .7 ; ferner In Ioh . n . 152
8 . 126 ,11 – 14 und dort Anm . 3 ; Sermo IV n . 20, LW 4 S . 22,6f. und dort Anm . 1; vgl. auch DW 5 S . 86
Anm . 120; Ampe OGE 17 , 1943, S. 227,32ff. (Pullen ): Dan (maar) doen den mensch ( ende) ontganck
(lees : ontging) (ontfinck ] sijnen vrijen wille (datief) ende (ontfinck ende) creech sijn geschaepen wesen ,
doen hadde hij eenen godt. – Das Mc- Plusstück ( sieh d . Var . -App . ) hinter S . 493, 2 créatüren , ist
wieder deutlich ein sekundärer, erläuternder Zusatz . - Wenn S .493, 1 ,gotói in B Str ,Maij, gotóz in Str,
Mai, fehlt, 80 dürfte das wohl nicht auf Zufall, sondern auf Absicht beruhen, um die Kühnheit der
Äußerung abzumildern .
23 Die Angabe in Quint S.779zu 281,30 mit al B mitallain Braz istunzutreffend (siehd. Var.-App.).
24 Übersetzung von Z . 3ff.: „ Nun sagen wir, daß Gott, soweit er ,Gott ist (will sagen : als Schöpfer
der Kreatur, als der er erst ,Gott ist), nicht das höchste Ziel der Kreatur ist. ( Denn) so hohen Seinsrang
hat (auch ) die geringste Kreatur in Gott. Und wäre es so , daß eine Fliege Vernunft hätte und auf dem
Wege der Vernunft den ewigen Abgrund göttlichen Seins, aus dem sie gekommen ist, zu suchen vermöchte ,
80 würden wir sagen , daß Gott mit alledem , was er als ,Gott ist, nicht (einmal) dieser Fliege Erfüllung
und Genügen zu schaffen vermöchte“ . Zur Textbesserung 2 . 4 gegenüber Pf. S. 281,31 sieh Quint S.779,
wo gesagt ist: „ denn die Idee der geringsten Kreatur ist im actus purusmit dem Wesen Gottes identisch und
ist demnach selbst Schöpfer bei der Schöpfungstat des dreieinigen Gottes. Auf diesem Gedanken bauen
die weiter folgenden kühnen Paradoxien des Predigers auf.“ — Zur Textbesserung 2 .7 daz er ,got' ist
gegenüber Pf. S. 281,35 daz got ist sieh Quint 8.779. – Das Mg- Plusstück hinter 2 . 7 vliegen . (sieh
d . Var.-App.) ist wieder deutlich sekundär.
25 Übersetzung von S . 493,7ff.: „ Darum bitten wir Gott, daß wir Gottes ' ledig werden und daß wir
die Wahrheit dort erfassen und ewiglich genießen , wo die obersten Engel und die Fliege und die Seele
gleich sind, dort, wo ich stand und wollte, was ich war, und war, was ich wollte.“ – Zur Textänderung
2 . 8f. gegenüber Pf. S . 281, 36f. sieh Quint S .779f. – Zu 2. 89. und gebrûchen der êwiclîche vgl.
oben S . 492,5. — Die Lesart chind Str ,Mai, Wü,Gö,( Eb) statt S. 493, 8 ledic ist offenbar in der Vorlage aus
quît verderbt gewesen ; vgl. unten S. 497,2; Seuse S. 492,5f.: nach unserm schetzende so werdent wir in
510
Anmerkungen 23 — 30
gotte gottes von gotte quit, . .. – Zum Gedanken des Gott-verlieren -Müssens vgl. noch etwa Jostes
S. 93,19ff.: Dizz ist alles di meinung gotes, daz di sele got verlies; wann als lang als di selo got hat
und got bekent und got weiz, so ist si verre von got. Daz ist gots begerung, daz got sich selber zu nicht
mach in der sele, uf daz die sele sich selber verliese. — Hinter $. 493,8 werden bietet Mewieder eines
seiner sekundären Plusstücke, sieh d. Var.-App . – S . 493,9f.: Die obersten Engel, die Fliege und die
Seele sind gleich und eins im „ Wort“ oder Sohn Gottes.
26 Zur Textbesserung 2 . 1f. gegenüber Pf. S. 281,39f. sieh Quint 8. 780 .
27 Der Rv. in 2 . 4f. konnte von mir bisher nicht eindeutig auf eine bekannte Textstelle Eckharts
bezogen werden . Nur ähnlich dürften etwa folgende Stellen sein : DW 1 S . 80,19ff.: waz ist min leben ?
daz von innen bewegt wirt von im selber . daz enlept nit, daz von ussen wirt bewegt.; 92,1ff.: Daz ist
dâ von , wan leben lebet ûzer sînem eigenen grunde und quillet ûzer sînem eigene ; dar umbe lebet
ez âne warumbe in dem , daz ez sich selber lebet.; 128,9f.: Und ist ein guotiu lêre , daz sich dermensche
halte in dirre werlt, als ob er tôt sî. — Zur Textbesserung in 2 . 5 gegenüber Pf. S . 282,4 sieh Quint
9.780 . — M , bietet hinter 2 . 6 gote, wieder ein deutlich sekundäres Plusstück .
28 Zu den Textbesserungen in S . 494,7f. und öff. gegenüber Pf. S . 282,7ff. und 8ff. sieh Quint
8 . 780f. Das Textstück 494,4 – 495, 1 lautet übersetzt: „ Wir haben gelegentlich gesagt, daß der Mensch
80 leben sollte , daß er weder sich selber noch der Wahrheit noch Gott lebe. Jetzt aber sagen wir 's anders
und wollen weitergehend sagen : Der Mensch , der diese Armuthaben soll, der muß so leben , daß er nicht
(einmal) weiß , daß er weder sich selber noch der Wahrheit noch Gott lebe; er muß vielmehr so ledig sein
alles Wissens, daß er nicht wisse noch erkenne noch empfinde, daß Gott in ihm lebt, - mehr noch : er
soll ledig sein alles Erkennens, das in ihm lebt“ . Das Thema des bei S . 494,4 einsetzenden Dispositions
punktes ist die Armut des Nicht-Wissens. Nachdem der Prediger zunächst den von ihm immer wieder
betonten „ Grundsatz “ wiederholt hat, daß der Mensch völlig losgelöst von aller Gebundenheit an das Ich
sowohl wie an die Wahrheit und sogar an Gott leben müsse, steigert er diesen Anspruch im Sinne seiner
Armut des Nichtwissens dahin , daß der Mensch um dieses Leben völliger Losgelöstheit von aller Zweck
gebundenheit nicht einmal wissen dürfe; vielmehr müsse der Mensch alles Wissens ledig sein ,dürfe er nicht
einmal wissen , daß Gott in ihm lebt. Der ganze Passus ergibt in den Übersetzungen von Büttner, Leh
mann und Schulze -Maizier , die ihn im Pfeifferschen Wortlaut unverändert übernommen haben ,
keinen Sinn , wie ich schon in Quint S .782 zu 282,7f. gesagt habe. Ich habe dort auch schon bemerkt,
daß S.494,7 keine H8. den von mir rekonstruierten Text der sol leben alsô, daz er niht onweiz , bietet.
Das leben wird nur von By BragGa , das nihti nur von Ga geboten . Daß der Satz in der gesamten hål.
Überlieferung verderbt wurde, kann bei der Subtilität des Gedankens und bei der Unübersichtlichkeit der
verwickelten Syntax mit ihren beiden daz-Sätzen nicht überraschen . — S. 495,1 mêr:— 7 Nû ist in M ,
wieder stark interpoliert, sieh den Var.-App.
29 Zu 7 . 3ff. vgl. Ampe OGE 17, 1943, S . 229,18ff. (Pullen ): Desen mensch moet quijt en ledich
sijn . .. Ende ooc in hem moet hij alle kentenisse, alle wetenschap ledich sijn , .. . 230 ,3ff.: Siet , soo
segge ick , soo moet den mensch ledich sijn sijn weten , niet sijn weten daer hij was begrepen inden
goddelijcken wesen , dan daer hij begrepen is in sijn selfs wesen , ende hij saltal in god laeten , ende sijn
selfs ledich , in alle wercken ende wijsen als doen hij uit godt quam .; DW 1 S . 25,2ff. — Zu Z . 6f. vgl.
etwa DW 5 S. 44, 16ff. ( BgT): Und gotes würken ist sîn natûre , sîn wesen , sîn leben , sîn sælicheit.
Also wærlîche: dem gotes sune, einem guoten menschen , sô vil er gotes sun ist,durch got lîden , durch
got würken ist sîn wesen , sîn leben , sîn würken , sîn sælicheit, . . .
30 Zur Frage, ob die Seligkeit im Erkennen oder im Wollen liege, vgl. oben S . 363,8ff. und die dort
S. 364 Anm . 1 verzeichneten Vergleichsstellen , insbesondere DW 1 S. 113,8ff.und dort 8. 114 Anm . 1 sowie
S . 152,9ff. und die dort S. 153f. Anm . 3 aufgeführten Parallelen , zumal SermoXI n . 120, LW 4 8 . 114,8ff.:
Ex quo patet eminentia intellectus et per consequens quod in eius actu melius ponitur beatitudo.
Sed quia tollitur omne velamen, fortassis melius tamen ponitur in ipsa nuda essentia animae. und
dort Anm . 2 ; vgl. auch oben S . 329,7 ff .: Etlîche meister suochent sælicheit in vernünfticheit . Ich
spriche: sælicheit enliget noch an vernünfticheit noch an willen , mêr: dar obe, dân liget sælicheit , dâ
sælicheit liget als sælicheit, niht als vernünfticheit, und got liget als got und diu sêle liget, als si gotes
bilde ist. Dâ ist sælicheit , dâ diu sêle got nimet , als er got ist . und dort S. 330 Anm . 1; B.Weiß S . 166ff.
und S. 167 Anm . 1; oben S . 265,1ff. und dort Anm .1 . – S. 495,8 bekennenne,- 496,1 an ' steht, wie
511
Predigt 52
der Var.-App . erkennen läßt, nur in Wü Gö, Eb , aus denen ich es übernommen habe,weil ich der Meinung
bin , daß das Textstück in den übrigen H88. infolge von Homöoteleuton verlorengegangen ist. – Mit dem
einez .. . in der sêle (496,3) meint Eckhart das, was er sonst als das vünkelîn , den vunken (sieh die B
Variante zu 496 ,3 einez ), das Innerste, den Grund der Seele usw . nennt, vgl. auch oben S .419, 1 ff. und
die dort Anm . 2 aufgeführten Vergleichsstellen ; weiterhin etwa DW 1 S . 197,8ff.: als ich mêr gesprochen
hân , daz etwaz in der sêle ist , daz gote alsô sippe ist , daz ez ein ist und niht vereinet. Ez ist ein , ez
enhât mit nihte niht gemeine noch enist dem nihtes niht allez daz gemeine, daz geschaffen ist. . . .
und dort S . 198 Anm . 1. In 2 . 3 bietet denn auch B1, zu von dem die Variante van wilcher voncken .
M , gibt über dieses „ Eine" anschließend an Z . 4 sêle längere interpretierende Ausführungen , die sich
nicht o. w . als sekundär zu erkennen geben , die aber, ebenso wie die vielen anderen Plusstücke von M2,
interpoliert sein werden .
31 Der Sinn des Satzes 2 . 5 Diz — 6 verliesen . ist der , daß jenes „ Eine“ kein Vor oder Nach , d . h .
keine Zeitfolge kennt und daher also auch auf nichts Hinzukommendes bzw . Zukünftiges wartet bzw .
ausschaut. Vgl. etwa oben S. 233,3f.: In dirre wîte und in disem rîchtuome gotes dâ bekennet diu
sêle, aldâ entvellet ir niht, und dâ enist si nihtes wartende.
32 Zur Ergänzung von got gegenüber Pf. S . 282,24 sieh Quint 8 .784.
33 2 . 1 gebrûchet- gotes. ist in M , wieder deutlich abschwächend interpoliert (sieh den Var.- App .).
34 Zu 2 . 3ff. vgl. insbesondere DW 1 S . 145,7ff.: Grobe meister sprechent, got sî ein lûter wesen ;
er ist als hôch über wesene, als der oberste engel ist über einer mücken . Ich spræche als unrehte,
als ich got hieze ein wesen , als ob ich die sunnen hieze bleich oder swarz. Got enist weder diz noch
daz. und dort S . 146 Anm . 1.
35 Zu 2 . 5f. vgl. etwa Sermo VI n . 53, LW 4 S . 51,7f.: Primo, quod deus communis est : omne
ens et omne omnium esse ipse est, . . . ; In Ioh . n . 103, LW 3 S . 88, 12ff.: Notandum quod creatum
omne, cum sit hoc aut hoc, distinctum quid , proprium est alicui generi, speciei vel singulari. Deus
autem non est quid distinctum aut proprium alicui naturae, sed commune omnibus. Zum Plusstück
in Gö, Eb in 2 . 5 hinter dinge, vgl. Quint S. 761 zu 282, 31; es fehlt in Wü, infolge von Homöoteleuton .
36 Zur Textbesserung in 2 .7 gegenüber Pf. S. 282,32f. sieh Quint S.784.
37 Zur Textbesserung in 2 . 1f. gegenüber Pf. S . 282,34f. sieh Quint 8 . 784f., wo ich gesagt habe:
„ V . d . Leyen , a. a. O ., S. 338,30, ändert bereits richtig wec > werke, und Schulze -Maizier folgt ihm
in seiner Übersetzung. Ebenso hat v . d . Leyen niht schon richtig durch nôt ersetzt, doch irrte er , wenn er
vor nôt (necesse ) glaubte niht (non ) gegen die Überlieferung einsetzen zu müssen . Der ganze Abschnitt
S . 282,3 - 36 < = 494,4 bis 498,3) betont ja doch immer wieder , daß der Mensch frei von allem Wissen sein
müsse , daß Gott in ihm wirke, ohne daß der Mensch sich dessen bewußt werde, und so lautet der hier in
Frage stehende Satz in der Übersetzung: ,Deshalb ( scil. weil der Mensch frei sein soll alles sînes eigenen
wizzens [282,32 < = 497,6f.>]) ist es notwendig , daß der Mensch danach strebe, von dem Wirken Gottes
nichts zu wissen noch zu erkennen . Schulze -Maizier trifftmit seiner Übersetzung: Darum braucht der
Mensch nicht danach zu trachten , daß er die Werke Gottes wisse und erkenne.' den Sinn des Satzes nur
ungenau, während Lehmann und Büttner im Anschluß an Pf. völlig in die Irre gehen . Daß das
Verbum des daz-Satzes wirklich ursprünglich negiert war, ist übrigens der Lesart von BT noch anzusehen ,
denn wizzen noch bekennen ist nur mit negiertem regierenden Verb vereinbar. “ Zu 1f. vgl. auch
Ampe OGE 17 , 1943, S . 229, 24f. (Pullen ) : hij moet hier sijn sonder weten, sonder bekennen,
daert gedaen wort ende gewerckt wort. — Die Lesarten zu 2 . 2 diu werk ] die wege Wü,Gö,Str ,Mai,
den wec PfBT sind offenbar verderbt,wie der Vergleich mit oben S . 496 , 7 zeigt.
38 Hier folgen Ausführungen über den dritten der oben S . 488,5ff . angekündigten drei Dispositions
hauptpunkte. Vgl. DW 5 S . 29,7f. ( BgT ): Arm ist der , der niht enhât. und dort S . 81 Anm . 94. Die
Ausführungen Eckharts gehen an der vorliegenden Stelle allerdings viel weiter und sind wesentlich zu
gespitzter als an der Vergleichsstelle.
39 Sieh oben S . 491,3ff. — Der Mg- Textweist für S . 498,6 der — 499, 1 Ich wiederum ein ausgedehntes,
sicher unechtes Plusstück auf, sieh d . Var. -App .
40 Zu 2 . 3 als — enwas. vgl. etwa oben S . 451,1f. und dort Anm . 1.
41 Zu 2 . 4f. sieh oben S . 496 ,7 und 498,1f.
512
Anmerkungen 31451
42 Hinter 2 . 5 gotes. bietet M , wiederum eine Interpolation ; Bo ist hinter enweiz zurückgeglitten
und hat S . 494,4 Ze dem — 6 wellen wiederholt, wobei es allerdings S. 494,6 Aber — wellen tilgte . An
schließend an diese Tilgung wiederholte es dann S . 499,4 Ze— 5 enweiz, sieh d . Var.- App . sowie Dolch
Diss . & 59 S. 405. und dazu Pahncke a. a . 0 . 8 .76 Var.-App. zu 2 . 139 – 143.
43 Vgl. oben S. 497,4 — 6.
44 Zu S. 499,9ff. vgl. etwa DW 5 S. 403,2ff. ( VA ): wan ein ieclich dinc ist gerne an sîner natiur.
lîchen eigen stat. Nû ist gotes natiurlîchiu eigen stat einicheit und lûterkeit , daz kumet von abegeschei.
denheit. Dâ von muoz got von nôt sich selber geben einem abegescheidenem herzen .; DW 1 S. 80,8f.:
Got enhat kein eygner statt dann ein rein hertz und ein reine sel; do gebirt der vatter sinen sun , als
er inn in der ewikeit gebirt weder meer noch minder.; 296,8ff.: .. . 'er gienc ze der stat'. Diu stat daz
ist diu sêle , diu wol geordent ist und gevestent und behuot vor gebresten und ûzgeslozzen hât alle
manicvalticheit . .. und die dort S. 297 Anm . 1 verzeichneten Parallelstellen ,insbesondere Pf. S. 200,11ff.:
Zem andern mâle so sullen wir prieven , welhez diu stat sî, då er hin fliuzet. Daz ist eigenlich diu sêle .
Ein stat bodiutet alsô vil als ein dinc, daz beslozzen ist und in mir vereinet. Alsô sol diu sêle sîn , in die
got fliezen sol. Si sol ûzen beslozzen sîn vor aller hindernüsse und innen vereinet an allen kreften .
Vgl. auch oben S .500 ,3 — 501,1. - Worauf sich der Rv . S.499,9 bezieht, vermag ich nichtmit Sicherheit zu
sagen ; ich halte es für möglich , daß Eckhart eine der im voraufgehenden zitierten Stellen im Auge hat.
45 Zu S . 500,3ff. vgl. Joste8 S. 29,35f.: Di funften sint gotlich arm , wan got en vindet chein
stat in in , da er in wurchen mug.; 93,7f.: Mer ich will noch baz sprechen : und wer der mensch tot
allen dingen , got und den creaturen , vindet noch got stat in der sele, da inne er leben mak , so enist
di sele noch niht tot noch auzgegangen in daz nehst irs geschaffen wesens. Wann sterben , eigenlich
gesprochen , daz en ist niht anders dann ein entwerdung alles ydes. Niht enwil ich sprechen , daz dizz
wesen der sele also zu niht werd , alz ez waz, eo ez geschaffen würd ,mer dis vernihtigung di sol man
verstan noch der behaltůng und der besitzung. Hie verleust die sele all dink, got und all creaturen . —
S. 500,3 Nû — 4 stât, ist in M , wieder stark und deutlich sekundär erweitert bzw . abgeändert, ebenso
2 . 6 Wan — 8 gotes.
46 Der Text Pfeiffers (BT), in dem 2 . 2 würkende, — 3 im fehlt, ergibt keinen plausiblen Sinn ;
denn daß Gott sîn selbes werk lidende sei (was Schulze-Maizier S . 354 mit „,80 müßte Gott sein
eigenes Wirken über sich ergehen lassen “ übersetzt), ist absurd und kann Eckhart nicht gesagt haben .
Der Sinn des Satzes ist vielmehr der , daß, wenn Gott den Menschen im angegebenen Sinne arm findet,
Gott sein eigenes Werk wirkt und der Mensch Gott so in sich erleidet ;denn Gott ist damit,daß er ein Wirker
in sich selbst ist, eine eigene Stätte seiner Werke. Ich habe das in Pf. S . 283,23 fehlende Textstück bereits
in meiner Übersetzung S. 307,22f. nach M , ergänzt. Es fehlt in allen anderen H88.
47 Übersetzung von Z . 4f.: „ Allhier, in dieser Armut, erlangt der Mensch das ewige Sein (wieder),
das er gewesen ist und das er jetzt ist und das er immerfort bleiben wird " ., d . h . sein Idee- Sein in Gott. –
Wiewohl Lasson Zfd Ph 9 S. 22 zu 2 . 4 bereits wesen statt leben konjiziert hat, blieben alle Übersetzer
bei der verderbten Pfeifferschen Lesart (BT).
48 Zur Textänderung in 2 . 6 gegenüber Pf. S . 283,28 sieh Quint S .785.
49 Zur Textbesserung schînet gegenüber Pf. S. 283,29 sweimet (schwimmet BT) sieh Quint 8.785,
wo ich gesagt habe: „ Tatsächlich scheint ja doch nur die bisherige Darlegung des Predigers die Gnade
auszuschließen , von seinem höheren Blickpunkt aus als belanglos anzusehen ; denn im folgenden zeigt
Eckhart, daß in Wirklichkeit dem nicht so ist. Die Lesart von BT, die, wie ersichtlich ist, allein steht,
stellt hingegen das Über -die -Gnade-erhaben -Sein der Predigt als ein Faktum hin ,was indes dem folgenden
widerspricht.“
„ V . d . Leyen a . a . O . S. 347 sieht die oben vorgenommene Ergänzung als einen störenden Einschub an.
Indessen ist der Fragesatz für den Zusammenhang erforderlich, wie ich schon ,Mystikertextes S. 38 im
Apparat sagen konnte, da Hie zuo antwürtetman auf eine vorher gestellte Frage Bezug nimmt, und eben
diese Frage fehlt in BT allein . Schulze-Maizier hat daher mit Recht im Gefolge von Lotze, a.a. O .
S. 52, den Fragesatz ergänzt.“
51 Zu den Textbesserungen in 2 . 1— 3 gegenüber Pf. S. 283,31 ff. sieh Quint S .786f., wo ich u .a .
gesagthabe: „ Gestützt auf v. d. Leyen a .a .O . S . 340,12f. und Lotze a.a. 0 . .51hat Schulze -Maizier
33 Edhart , D 2 513
Predigt 52
bereits richtig des was niht durch des was nôt ersetzt und in seiner Übersetzung die richtige Interpunktion
eingeführt . . . Mit Sicherheit ist das in BT überlieferte einvaltekeit verderbt für ursprüngliches zuovelli
keit ; ob der von mir rekonstruierte Text daz diu zuovellikeit vollebrâhte daz wesen insbesondere in
bezug auf das Verbum ursprünglich ist, mag dahingestellt sein . Vielleicht bieten Bg vercrege und Ko
acquisivit das Ursprüngliche. Der Sinn des ganzen Passus kann nur der sein : Die Gnade war bei Paulus
keineswegs überflüssig. Ihre Aufgabe und Wirkung bestand darin , die zuovellikeit, d .h . alles , was an
Paulus nicht wesentlich war, was als irdisches Akzidens sein wahres Sein verdeckte, zu verdrängen und
dadurch das reine Wesen des Paulus frei zu machen . Es versteht sich , daß der Prediger dann sagen kann :
und nachdem die Gnade dieses Werk vollbracht hatte, blieb Paulus, der er war, denn was Paulus seinem
reinen Wesen nach ist, das war er vorher so gut wie nachher , nur war dieses sein reines Sein vorher durch
die zuovellikeit verdeckt, verunreinigt.“ Zur Funktion der Gnade vgl. insbesondere DW 1 S. 367, 1 ff.:
Ich hân ez ouch mê gesprochen : gnâde enwürket kein werk , wan alle gezierde giuzet si zemâle in die
sêle ; daz ist ein vüllede in dem rîche der sêle. Ich spriche: gnâde eneiniget niht die sêle mit gote,
si ist ein volbringen ; daz ist ir werk , daz si die sêle wider ze gote bringet. und die dort Anm . 2 und 3
aufgeführten Vergleichsstellen ; vgl. auch DW1 S. 177,6ff.; Par. an . S. 107,34ff.: also brengit di gnade
di sele in Got und brengit di sele uber sich selber und beraubit si uris selbis und allis des daz creature
ist, und foreinit di sele mit Gode. also lange wirkit di gnade mit der sele daz si oz selber rumin muiz ,
daz da nicht inne blibit dan Got und di sele. Vgl. noch etwa Langenberg S. 201,28 — 37: Die genade
gads is een hulp der moegelicheit der zielen , dat si comen mach int gebruyc gads, dat daer gelegen
is inden beelde der zielen , dat den beelden eygen is natuerlic .Want die salicheit der zielen en is anders
niet na hoere moegelicheit dan moegelicheit te verliesen ende ouerbelt te werden in die wise des got
scouweliken beeldes, dat got begripet in hem sondermyddel. In deser ouerbeldinge soewort die salicheit
der ziele, die si heuet na hoeren beelde, niet gemeret noch veredelt. Want dit beelde begripet got
weselic sonder toeual.; Preger I S . 484 ,23ff.: Nu ist mancherley rede unter den meistern , was genade
sey .. . ; v . Bracken S. 380f. — Zu Z . 3 dô — was. vgl. Seuse S. 160,29f.: Do Paulus her wider kam ,
do vand er sich den selben Paulus, einen menschen als ie von erst.
52 Hinter underscheit . hat Mg wieder ein interpoliertes Textplusstück (sieh d . Var.- App.).
53 Zur Textänderung und -erweiterung 2 .6 wan — 8 underscheide, gegenüber Pf. S .283,38f. sieh
Quint 8. 787f. Übersetzung: „ denn mein wesentliches Sein ist oberhalb von Gott, sofern wir Gott als Beginn
(Ursprung ) der Kreaturen fassen . In jenem Sein Gottes nämlich ,wo Gott über allem Sein und über aller
Unterschiedenheit ist, dort war ich selber, da wollte ich mich selber und erkannte mich selber (willens),
diesen Menschen ( = mich ) zu schaffen “ . Schulze-Maizier hat bereits nach Lotze S . 52 die Korrektur
mîn wesenlich wesen vorgenommen , doch nahm er das oben ergänzte Textstück nicht auf. Ich halte es
jedoch für ursprünglich , weil es mir durch Z . 8 dâ was ich usw . vorausgesetzt zu sein scheint.
54 Zur Textänderung in S . 502,9 Her — 503,5 toetlich ; gegenüber Pf. S . 283,40 — 284,6 sieh Quint
8 .788f. Übersetzung: „ Darum bin ich Ursache meiner selbst meinem Sein nach, das ewig ist, nicht
aber meinem Werden nach , das zeitlich ist. Und darum bin ich ungeboren , und nach der Weise meiner
Ungeborenheit kann ich niemals sterben . Nach der Weise meiner Ungeborenheit bin ich ewig gewesen und
bin ich jetzt und werde ich ewig bleiben . Was ich meiner Geborenheit nach bin , das wird sterben und zunichte
werden , denn es ist sterblich ; darum muß es mit der Zeit verderben . In meiner (ewigen ) Geburt wurden alle
Dinge geboren , und ich war Ursache meiner selbst und aller Dinge; und hätte ich gewollt, 80 wäreweder ich
noch wären alle Dinge; wäre aber ich nicht, 80 wäre auch ,Gott nicht: daß Gott ,Gott“ ist, dafür bin ich die
Ursache; wäre ich nicht, 80 wäre Gott nicht ,Gott'. Dies zu wissen ist nicht not“ . Es wird deutlich , daß
es sich im ganzen Passus um eine kühne Ausdeutung des vorgeschöpflichen Seins des Menschen in seiner
Idee handelt, das identisch ist mit Gott selbst, weshalb Eckhart o . w . sagen kann , er sei Ursache seiner
selbst „ nach der Weise seiner Ungeborenheit“ , eben in seiner Idee. Vgl. meine Übersetzung S . 500 zu
308, 11ff. – Schulze -Maizier (S . 435 ) hat bereits Pf. S . 284,1 unde nâch mînem wesen richtig durch
und niht nâch minem gewerdenne ersetzt. v . Bracken S .610 Anm . 247 bemerkt: „ Abweichend von Quint
füge ich 284,1f.: ,unde nâch mînem wesen , daz zîtlich ist in den Text ein .“ S. 648 Anm . 213 jedoch
sagt er: „ Zu Quints Behandlung des Passus: ,unde nâch mînem wesen , daz zîtlich ist“ 284 , 19. möchte
ich bemerken , daß die Parallele bei Plotin Enn . VI 4 ,14 auf die Zweiheit des oberen und des zeitlichen
Menschen , des Wesens und des Werdens Gewicht legt, so daß der Zusatz wohl kaum entbehrt werden kann
514
Anmerkungen 52 – 55
als Korrelat zu meiner selbst im Hauptsatz. Freilich ist er in Pfeiffers Text ungeschickt eingefügt; aber
dem Text Quints schließe ich mich nur in Ermangelung eines besseren Ausweges an .“ Wie mir scheint,
sind die beiden Äußerungen v. Brackens kontrovers. Gerade weil die beiden Seinsweisen des Menschen ,
eben des „ Wesens und des Werdens" , an der vorliegenden Teststelle scharf einander gegenübergestellt
werden , kann der Pfeiffersche Text unde nâch mînem wesen, daz zîtlich ist nicht ursprünglich sein .
Ich habe zwar in Quint S .789 die Möglichkeit eingeräumt, daß oben S. 503,1 und niht- 2 ist ., das in
EbWü Gö, ( StrzMai ) fehlt, interpoliert sei. Indessen glaube ich an diese Möglichkeit nicht, da das Teat
stück in den genannten Texten infolge von Homöoteleuton ( in Str ,Mai, ist sogar das ganze Textstück
S . 503,1 sô — 2 her umbe durch Abgleiten infolge von Homöoteleuton verlorengegangen ) ausgefallen ist,
und überdies setzt, wie mir scheint, oben S . 503, 4 Daz — 5 tætlich ; die Aussage S . 503,1 und niht - 2 ist.
inhaltlich voraus. Vgl. auch Ruusbroec Vanden XII Beghinen II (Werken IV S . 43,2f.): „ haddic
ghewilt, ic en ware niet gheworden , noch en -ghene creatuere“ (Dolch § 101c S . 60 ) ; vgl. dazu Asters
II S. 276f. und dort Anm .6 ; 277 Anm . 2 ; Tauler S . 262,32f.: Also als dermensche was eweklichen in
Gotte Got in siner ungeschaffenheit, also sol er mit siner geschaffenheit sich al zemole wider in tragen .;
331,29ff.: dis lüchtet es us und git ein gezúg das das der mensche was eweklichen in Gotte in siner
ungeschaffenheit . Do er in im was, do was der mensche Got in Gotte. Daß der Text Pahnckes a .a . O .
8 .78 2 . 188ff.: Hierom soo bin ic gebaren ende na mijnre gebaren wisen soe bin ic ewelick gewest
ende bin nu ende sal ewelic dueren . Dat ic ic bin van ongeborenheit , dat sal sterven ende sal te niet
werden, want et tijtlic is ende moet mitter tijt verderven ., der in Bo steht, unursprünglich sein muß ,
brauche ich wohl nicht mehr darzutun . Vgl. auch die ähnliche Stelle oben S . 378,9f.: Ir sult wol under
scheiden sîn nâch lîplicher geburt, aber in der êwigen geburt sult ir ein sîn , . . . - S . 503,5 weist Mg
hinter verderben . wieder ein längeres Plusstück auf, das 0. w . als interpoliert erkennbar ist, sieh d. Var. .
App . — Zur Textbesserung S .504, 1ff. gegenüber Pf. S . 284,8ff. sieh Quint S .790, wo ich gesagthabe: „ Ich
will die Möglichkeit nicht bestreiten , daß die kürzere Textfassung von Eb, Gö, Wü, Str , und BT ursprüng.
licher sei als die längere von B ., Braz, Ko, 80 daß diese als interpoliert anzusehen wäre. Anderseits ist
jedoch nicht zu verkennen , daß die kürzere Textfassung sehr leicht ausder längeren durch Auslassungen in
folge von Homöoteleuton hervorgehen konnte. Dazu enthält das Plusstück der längeren Fassung eine genauere
Präzisierung des Gedankens, die allerdings auch eine vorsichtige Restriktion bedeutet, insofern die vorher.
gehendekühne Äußerung: sô wêre got niht dahin eingeschränktwird, daß got in ihr nichtabsolut, sondern als
Beziehungsbegriff zu fassen ist: ,Gott wäre nicht 'Gott , d .h .nicht Herr der Schöpfung. Schulze -Maizier
hat ebenso wie Lotze, a . a. O ., S. 52, die längere Textfassung als ursprünglicher angesehen und in seine
Übersetzung aufgenommen . Auch v . d . Leyen a .a .0 . 8 . 345 entschied im ähnlichen Sinne, wenngleich
er zu weit ging, indem er den Text von BT ( Pf) als ,ganz entstellt“ bezeichnete.“ Vgl. auch Lasson M . E .
S. XII zu 284,9 und oben S . 437,3ff. und dort Anm . 1 .
55 Zu Z . 4f. vgl. Pf. 8. 181,13ff.: Swenne ich kume wider in got, blîbe ich då niht, sô ist mîn
durchbrechen vil edeler danne mîn ûzfluz. . . . Swenne ich kume in den grunt, in den bodem , in den
river und in die quelle der gotheit, sô frâget mich nieman, wannen ich kome oder wâ ich sî gewesen .
Då vermiste mîn nieman , dân entwirt got ( sieh Quint S. 535f. zu 181,13; 181,18) . Diese Stelle ist mit
Namensnennung Eckharts übernommen in den Traktat Von den drin fragen QF 36 S . 141,19ff.: (Diser
vernünftiger durchbruch durch natur und durch geist ist die nehsti vereinung mit got. Von disem
durchbruch sprach meister egghart: Under got und under gotheit ist als verre underscheid , als der
himel ob der erde. Got der wurket, dů gotheit wúrket nit. Si hat och nit ze wúrken . Wenne nun der
geist durch alle creaturen brichet und kumt in got: belibet er da nit,) so ist sin durchbruch vil edler
denne sin usflusz . Vgl. auch Langenberg S . 194,35ff.: Een heilich meyster sprict : myn doerbreken
is edelre dan myn wtvlieten . Volmaectheit des geestes en leget niet in den persoenliken worde, dat
daer is dat wtgevlaten beelde des geestes. Mer volmaectheit des geestes is daer an gelegen , dat die
geest mitten ewigen beelde doerbreeke dat persoenlike werck in dat weselike beelde des vaders, dat
daer is een oerspronc ende een beginnen alre gotliker werken . In desen , dat die geest aldus doerbrict
syn ewich beelde, dat daer steet na persoonliken onderscheide, soe blicket die geest weseliken inden
beelde dat ongespraken wort des hemelschen vaders.; Jostes S . 94 ,11ff .: Wann den nů daz ewig
wesen , da sich di sele inne vindet, noch eigenschaft dez ewigen bilds ist in manikfeltikeit - wann
di person di sein in underscheid — so durchbricht di sele ir ewigen bild , uf daz si kům , da got ist reich
515
Predigt 52
in einikeit. Dar um spricht ein meister, daz der sele durchbruch edeler sei denn ir auzfúz. Nu spricht
Cristus : Nieman kumt zum vater denn durch mich . Cristus ist daz ewig bild . Nů ist der sele beleiben
niht in im ,mer si muz durch in kümen , als er selber spricht. Diz durchbrechen daz ist der ander tot
dez geistes, der ist vilmer denn der erst. Zum ,,Durchbrechen " vgl. auch oben S . 31,6 und S . 32 Anm . 1 ;
76 ,2ff.: Dirre geist muoz übertreten alle zal und alle menige durchbrechen , und er wirt von gote
durchbrochen ; und alsó , als er mich durchbrichet, alsô durchbriche ich in wider. und die dort 8 . 77
Anm . 1 aufgeführten Vergleichsstellen , insbesondere LW 4 S . 226 Anm . 3. — Wer mit Ein grôz meister
in Z . 4 gemeint ist, habe ich bisher nicht feststellen können . Entgegen der Meinung J . Kochs (sieh oben
S. 482) bin ich der Überzeugung, daß die Stelle nicht auf die zu Beginn der Anmerkung aufgeführte Stelle
in Pf. Pr. LVI S. 181,13ff. zielt, daß es sich also nicht um ein Selbstzitat Eckharts handelt, das als
solches die Echtheit der vorliegenden Predigt ausschlösse. Es handelt sich vielmehr um den auch sonst
vorkommenden Fall, daß Eckhart ein Autorenzitat einmal mit, ein andermal ohne Kennzeichnung als
Zitat aufführt (sieh z . B . oben S . 476 ,12 ff. und S. 477 Anm . 1) . Wasmit Z . 4 durchbrechen und üzvliezen
gemeint ist, dürfte durch die oben verzeichneten Parallelstellen , aber auch aus dem Zusammenhang der
Stelle innerhalb der Predigt deutlich sein . Dieser Zusammenhang läßt erkennen , daß mit „ Ausfließen "
die Geburt des Menschen in die Zeitlichkeit, von der oben S. 503,4ff. und S. 492,7ff. die Rede ist und
wodurch got got' wurde (oben Z . 2 und S.492,9), gemeint ist,mit „ Durchbrechen “ aber die Rückkehr
der Seele auf dem Wege der abegescheidenheit zu Gott, u .zw . durch alle zal und alle menige und durch
den dreieinigen Gott hindurch in den Urgrund , die „ stille Wüste“ , in der ich stuont in mîner êrsten
sache, dô enhâte ich keinen got ( S. 492,3).
56 Zu 2 . 5 Dô— ist ; vgl. oben S . 492,7 ff. und S . 509f. Anm . 22; ähnlich Seuse S . 332,9ff.: Und
in disem usfluzse da hant alle kreaturen iren got gewunnen , wan da kreature sich kreature vindet,
da ist si vergichtig irs schephers und ir gottes.
57 Zur Ergänzung dieses mich gegenüber Pf. S. 284,13 (BT)) sieh Quint . 791.
58 Zu S. 504 ,6ff. vgl. Ueda S . 24 ( Pf. S. 284, 14f.).
59 2 . 1ff.habe ich in meiner Übersetzung 8. 308,32ff.wie folgt übersetzt:„ Da empfange ich einen Auf
schwung, der mich bringen soll über alle Engel. In diesem Aufschwung empfange ich so großen Reichtum ,
daß Gott mir nicht genug sein kann mit allem dem , was er als ,Gott ist, und mit allen seinen göttlichen
Werken ; denn mir wird in diesem Durchbrechen zuteil, daß ich und Gott eins sind." Vielleicht ist „ Auf
schwung“ als Wiedergabe von îndruk nicht eindeutig ; gemeint ist jedenfalls ein aufmich bewirkter Ein
fluß , ein mir vermittelter Aufschwung. Schulze-Maizier S. 356 übersetzt sehr frei: „ Da bricht etwas
in mich hinein , das mich bringen soll über alle Engel. In diesem Hineinbrechen . ..“ . Der Terminus
îndruk ist Entsprechung zu lat. impressio . Vgl. auch das Wörterverzeichnis in DW 1 und DW 5 . Ko
übersetzt ihn allerdings mit transitus (vgl. unten S. 520 2. 140, 144, 146 ). Möglicherweise läßt sich
mit der vorliegenden Stelle vergleichen Pf. S.74,2ff.: . .. und als vil er sich gelidiget hêtmit guoten
werken die wîle er in tôtsünden was, als verre tuot er einen gelîchen înslac mit gote sich ze vereinende,
. . . In 2 . 1 bietet M , vor Dâ wieder ein Plusstück , das sich deutlich als sekundärer Einschub erweist. —
Zu Z .4f. vgl. etwa DW 1 S. 197,6 : ez ist ein ein und ein lûter einunge.
60 Vgl. oben S. 504,8f.
61 Zu 2 . 59. vgl. DW 1 S . 218,8f.: Boethius sprichet : got ist ein guot stille stânde, der alliu
dinc beweget. und dort Anm . 5 ,wo verwiesen ist auf Boethius Phil. consol. III m . IX , CSEL LXVII
63,19: stabilisque manens das cuncta moveri., 250, 16f. und dort Anm . 5; 357,9f. und dort Anm . 3.
62 Zur Textbesserung Alhie - geiste gegenüber Pf. S. 284 ,26 sieh Quint 8 .791.
63 Zu Z . 1ff. vgl. oben S. 487,5 ff. und S . 507 Anm . 7 ; 488 ,7 ff. und S .508 Anm . 11; DW 5 S . 54 ,6f.
(BgT ): Swer daz niht enbekennet, der klage sîne blintheit, niht mich noch die götlîche warheit und
minniclîchemilticheit. und dort S. 100 Anm . 197; Jostes 8. 98,6f.: Dis red di ist nieman gesagt, denn der
si hat mit leben oder eintweder besitzt mit mügen seins hertzen .; Pf. S. 181,19ff:. Swer dise predie hât
verstanden , dem gan ich ir wol. Wêre hie nieman gewesen , ich müeste si disem stocke geprediet hân .
Ez sint etlîche arme liute , die kêrent wider heim unde sprechent : ich wil sitzen ûf eine stat und ezzen
mîn brôt unde dienen gote. Ich spriche bî der êwigen wârheit , daz dise liute müezent verirret blîben
noch niemer mügent ervolgen noch erkriegen , daz die andern ervolgent, die gote nâch volgent in ar
müete und in ellendekeit (sieh Quint S . 536 zu 181, 19 , 23).; Quint Textbuch S.79,105ff. (Tauler):
516
Anmerkungen 56463
Nu wil ich sprechen einen sin den nút ein iekliches verstot, und doch sprich ich iemer gút tútsch .
Mer die verstont disen sin allein den dis etwas für gespilt hat und etwas in gelüchtet hat, und anders
nieman . und dort S. 111 Anm . 10; Ruusbroec Die Geestelike Brulocht III, 1 ( Werken I S. 240, 161.) :
Ende hier-omme beghere ic van yeghewelcken mensce die des niet en versteetnoch en ghevoelt in die ghe
brukelijcke eenicheit sijns gheests, dat hijs onghearghet blive, ende laet sijn dat es . — 2 . 3 unbedahtiu
w . = „ unverdeckte, unverhüllte Wahrheit“ , sieh dazu Quint 9 .791f. zu 284 ,30. Brethauer AfdA 53,
1934, S . 53 zu 87 sagt: „ Pf. 284,30 lese ich : ein unbedackte warheit (nuda veritas), nicht, wie Quint
mit BT gegen die H88. will: unbedahtiu .“ , wobei er offenbar unbedahtiu mit sog. Rückumlaut in der
Bedeutung „unbedeckt“ verkannt hat. Wie ich a .a . O . gesagt habe, könnte die Wiederholung des Schrift
textes, die Strz hinter 2 . 3 mittel, ebenso wie EbGö,Wü, hinter 2 . 3 warheit, bietet, ursprünglich sein .
Jedenfalls ist eine solche Wiederholung des Predigtvorspruchs am Ende der Predigt Eckhart geläufig. —
M , bietet hinter 2 . 2 verstân wieder ein sekundäres Plusstück, sieh d . Var.- App .

Anhang I

Text der Predigt nach Ko p . 14 - 20


mit den Varianten der Handschrift und des Textes von v. d. Leyen
486 ,1 ‘B ( Initiale ) Eati pauperes spiritu , quoniam ipsorum est regnum celorum ',mathei iiijº.
Eterna felicitas apperuit os divine sapiencie et prorumpit in hec verba , vnde ut supra :
'beati pauperes, quoniam ipsorum est , regnum celorum '. Omnes angeli et omnes sancti et
5 omne, quod natum est, silebit, quando illa summa sapiencia dei patris loquitur, quia
omnis sapiencia [ab ] angelorum et hominum siue omnium creaturarum in compara- 5
cione profundissime sapiencie dei stulciora est. Et illa sapiencia locuta est istud | verbum
ut supra : 'beati pauperes spiritu'. E <s >t autem notandum , quod duplex est paupertas:
487,1 scilicet paupertas exterior et paupertas interior. Sed prima paupertas, scilicet exterior,
bona est homini et laudabilis illi, qui istam libenter et pacienter suffert et voluntarie
ob amo- rem domini nostri Iesu Christi, qui eciam paupertatem dilexit et sustinuit in 10
suo tempore, et de ista paupertate non est ad presens | nostra [est ] intencio inclinata. Sed
secunda paupertas est , scilicet interior. | illa est ista paupertas, de qua dei sapiencia loqui
5 tur dicens: 'Beati pauperesspiritu '. supplico ergo uobis, quatenus ita s[C ]itis, ut intelligatis
ista verba, que locutus sum uobis, que sunt eterna veritas. Et ego dico vobis in veritate ,
quod isti assimilantur veritati, qui secundum ista viuunt, de quibus pro nunc locuturi 15
sumus. Et cum timelo, cum uobis (uobis auf dem Rand ) locutus fuero , vos non posse me
488,1 intelligere quoad vnum verbum , modo oritur questio ex predictis. Et queritur, quid sit
paupertas in se et quis sit pauper homo. ad quod respondebat egregius magister dominus
Albertus episcopus dicens : iste dicitur pauper homo, qui nichil habet nec sufficiencia ( m ) de
5 omni re a deo creata . Et istud bene dictum est ; ( 15 ) Sed melius accipiamus paupertatem 20
summomodo. item iste |dicitur esse pauper homo, qui nichil wlt et nichil scit Etnichilhabet,
et de istis tribus articulis propono loqui. Supplico ergo vobis, ut intelligatis istam nudam
489,1 veritatem , et si non intelligatis, tunc nolite per ipsam occupari. propono enim loqui ita
clare de veritate, quod pauci sunt, qui intelligere possunt in suis consciencijs . De primo
sic procedimus : ille est pauper, quinichilwlt. Sensum istius verbimulti intelligunt, sed non 25
bene, et sunt illi, qui sunt in penitencia cum propriletate et tenent se sub penitencia cum
517
Predigt 52

proprietate et exercicio exteriori. Etmirum est , quod isti audent orationes suas magnas
estimare et compatior illis hominibus, qui ita parum cognoscunt diuinam | veritatem , et 5
tamen illi appellantur sancti propter exteriores ymagines. Sed interius nullius intelli
30 gencie sunt tamquam brutum animal, quia nesciunt intelligere distinccionem diuine veri
tatis. Et illi dicunt, quod isti sunt pauper ( es ), qui nichil wlt, et probant sic : pauper nun | 490,1
quam debet implere suam voluntatem in aliqua re, Sed semper debet esse paratus, quali
ter possit adimplere summam dei voluntatem . et tales sunt in bono proposito, quia in
tencio eorum bona est, et ideo | laudandi sunt. deus prestabit eis regnum celorum de sua
35 misericordia. Sed in veritate isti non sunt pauperes nec similes etiam pauperibus, licet
in oculis hominum boni appareant, qui melius nesciunt. Sed ego dico : non sunt intelli
gentes, qui in cognicione veritatis secuntur suam licet bonam intencionem , Et ex hac 491,1
consecuntur regnum celorum . Sed de ista paupertate , de qua propono loqui, nichil
sciunt. Queratur ergo, quis sit pauper ille , qui nichil wlt , et ego respondebo : Quam diu
40 homo habet in sua voluntate semper velle implere summam voluntatem dei, talis homo 5
paupertatem non habet , de qua nunc loquimur, quia illi homines habent voluntatem ,
in qua eis nunc sufficit , ( 16 ) quia volunt implere voluntatem dei, et hec non est vera
paupertas. Vis ergo habere veram paupertatem , tunc funditus debes esse absolutus
a tua creata voluntate , sicut fuisti, quando nichil fuisti, | quia , quam diu habetis volun
45 tatem talem , non estis sine voluntate, et ideo neque paupertas (est). Et quam diu con - 492,1
cupiscitis eternitatem et deum , tam diu non estis pauperes, sed iste pauper est, qui
nichil wlt et nichil concupiscit . quando steti in mea prima causa , tunc deum non habui,
et tunc fui causa mei ipsius et tunc nichil volui et nichil concupiui, sed fui absolutus et
cognitor mei ipsius secundum debitam perfruicionem veritatis, et tunc volui me ipsum
50 et non aliud, et illud, quod volui, hoc fui, et illud, quod fui ( fui über getilgtem volui hoc
fui), volui, et ibi steti | liber sine deo et omni re creata. Sed cum excepi meum liberum
arbitrium et postposui meam liberam voluntatem Et concepi |meam creatam volunta
tem , tunc habui vnum deum , sed ille fuit , qui fuit . Sed cum creature create fuerunt et
susceperunt suam creatam essenciam , tunc deus non fuit deus in se ipso, sed deus fuit 493,1
55 deus in creaturis. nunc dico : secundum quod deus est deus, non est perfecta finis crea
ture, quia tantum magnum jus creatura minima habet in deo . simusca haberet intellecl 5
tum et posset intellectualiter quere(re) profunditate ( m ) eterne et diuine scientie , ex
qua primitus exiuit, (et ) posset invenire, (Et] tamen hoc deus, quod deus est, non posset
satisfacere musce secundum quod requireris. Quapropter supplicamus deo , ut simus
60 absoluti ab eo , et accipiamus veritatem et fruamur ea ibi in eternitate ,ubi primus|angelus
et musce et animae similes sunt et vbi steti et volui illud , quod fui, et fui illud , quod volui. 494,1
Et sic homo debet esse pauper ex uoluntate , ita quod simpliciter nichil wlt et quod
nichil concupiscat, , sicut nichil concupiuit et nichil voluit , quando nichil fuit. Sic illo
modo dicitur homo pauper, qui nichil wlt , sicut dictum est. Secundo talis homo est pau
65 per , qui nichil scit. ego memini me dixisse aliquando, quod homo (17) ita deberet viuere,
tamquam si non viueret nec sibi ipsi nec veritati nec eciam deo. Sed modo dico : ille homo,
qui istam paupertatem debet habere, | ille debet habere omne, quod scit et quod non
viuat modo proprio nec sibi ipsi nec veritati nec etiam deo. Sed ita plene debet (esse )
absolutus ab omni sci tu , sciencia et cognicione, ita quod nichil cognoscat et penitusnichil

518
Anhang I

495,1 sciat nec etiam credat, nichil senciat, quod deus in ipso viuat. Sed debet esse absolutus 70
ab omni cognicione, que in ipso viuit. Quia , quando homo stetit in eternitate in deo,
tunc viuit in eo, scilicet in se ipso , et non in alio , sed quidquid viuit in eo , hoc ipsemet
fuit. Et sic homo debet | stare absolutus absque scitu sui ipsius, sicut stetit, quando nichil
5 fuit, et ita faciat deum operare, quidquid wlt, et sic ipse absolutus et liber . omne enim ,
quod a deo exiuit , illud positum in modicam operacionem , et opus proprium homini est 75
amare et cognoscere. Et hic oritur questio, in qua istarum duarum operacionum consistat
496,1 eterna felicitas. Sed aliqui doctores dicunt, quod felicitas consistat in caritate, et aliqui
dicunt, quod in cognicione et in caritate , et isti melius dixerunt. Sed ego | dico , quod
eterna felicitas neque consistit in cognicione neque in caritate. Sed vnum est in anima,
a quo procedit cognicio et amor, et istud non cognoscunthomines in se ipsis, Sed virtutes 80
anime | ille cognoscunt et ille etiam cognoscunt, in qua illa felicitas consistat, et illud
neque habet ante neque post nec eciam expecta <re) t aliquid proprium , quod sit sibiad
venturum in aliqua re, quia illud est , quod neque lucrare potest neque perdere, et ideo
497,1 priuatum est, quod nichil scit, quod deus in eo I operatur, sed ipsum est per se, de quo
perfruitur et hoc in sciencia dei. et sic homo debet esse quietus et liber, ita quod nichil 85
sciat, nichil cognoscat, quidquid | deus in eo operatur, et ita potest homo esse pauper ex
scitu sui ipsius. Doctores enim dicunt, quod deus est sciencia et cognicio et essencia
intellec- tualis et omnia cognoscit. Sed ego dico uobis : deus non est aliquid esse nec
5 eciam (eciam über d . Zeile ) intellectuale esse nec etiam cognoscit quidquam , et ideo deus
est | liber ab omni re, et ideo ipse deus omnia et omnia nichil sunt. ( 18) Et quicumque 90
debet esse pauper in spiritu, debet esse pauper in proprio suo scitu et cognicione, ita quod
498,1 nichil sciat neque deum neque creaturam nec eciam se ipsum . et ideo necesse, ut talis
homo disponat se, ut | (non ) aliquid possit scire uel cognoscere de operibus dei. Et isto
modo sum - mendo potest homo esse pauper in suo proprio scitu , ita quod nichil scit.
5 Tercio modo dicitur ille pauper, qui nichil habet. multi dicunt, quod isti sint pauperes, 95
qui in rebus temporalibus penitus nichil habent, et illud verum est vno modo et vno
499,1 sensu, qui hoc voluntate faciunt. sed ille non est sensus, de quo ego locutus sum . Ego
enim prius dixi, quod iste est | pauper, qui non wlt facere et implere voluntatem dei nec
eciam , quod in eo fiat voluntas dei, sed quod homo ita viuat, quod liber sit tam suo
proprio voluntatis et eciam voluntatis dei, sicut liber fuit , quando nichil fuit. / et de ista 100
5 paupertate loquor, que est summa paupertas. secundo memini me dixisse , quod iste sit
pauper, qui in se nichil scit et opera dei nescit , qui ita liber est a scitu et a cognicione,
sicut deus liber est ab omni re creata. illa est summa paupertas. Sed tercia paupertas
est proximior et prop [r ]ior, de qua nunc dicendum est. Et est, quod homo pau per nichil
500,1 debet habere. Est ergo considerandum , quia quondam dixi et eciam doctores dicunt, 105
quod homo debet esse ita liber ab omni creatura et ab omni opere interius et exterius,
ita quod possit esse proprius locus dei, in quo deus possit operari. Sed ego nunc dico :
licet homo liber sit ab omni creatura et eciam a deo et a se ipso et cum locus est in eo,
5 in quo deus potest operare , quam diu homo illud in se habet , pauper non est in illa
paupertate, de qua nunc loquimur, quia deus non diligit | in sua operacione, quod homo 110
habeat locum in se, in quo deus possit operare. Quia paupertas spiritus est illa , quod
501,1 homo ita liber sitadeo et omnium operum eius. Si enim deus proponit operare in anima,

519
Predigt 52

quod eciam | ipse sit locus, in quo wlt operare. Et istud deus facit libenter ; quando scit
hominem esse ita pauperem , tunc deus per se ipsum est opus suum passurus et est pro
115 prius locus sui ipsius operis cum ipso , quia deus est operator in se ipso . Et in omni ista
paupertate consequitur homo perpetuam essenciam , que perpetua ( 19 ) fuit in eo, quod
nunc est et in perpetuum debet permanere. Queritur, quia sanctus paulus dicit : 'gracia
dei sum id , quod sum ', et ista verba sunt supra intelligenciam , supra voluntatem et
supra concupiscenciam . qualiter ergo potest verbum sancti Pauli esse verum ? Ad quod
120 est respondendum : sanctus paulus bene dixit. quia gracia dei in eo fuit, istud fuit ne- 502,1
cesse , quia gracia dei operabatur in eo , quod illa accidentalitas cum gracia essenciam in
eo acquisiuit, et postquam gracia et accidentalis operacio illam essenciam plene in eo
per fecit, tunc paulus mansit, quod fuit. et loquor, quod iste homo ita | pauper debet
esse, quod nullum locum habeat, in quo possit (deus) operare, quod ubi locus, ibi est 5
125 discrecio , et vbi discrecio , ibi cognicio et sic ultra. peto ergo deum , ut me liberum faciat
a deo , Quia meum scire nescire est supra deum , ita secundum quod deum accipio prin
cipium creaturarum . Quia in essencia dei, vbi deus est super essenciam et super discre
cionem , ibi ego ipse fui, et ibi invenime ipsum et cognoui me ipsum me ipsum eundem
hominem ( facere ), qui iam sum . Et ideo causa sum mei ipsius post . . . esse meum et 503,1
130 cognoscere, quod eternum est, non secundum fierimeum , quod corporale est. et ideo natus
sum , et quia natus sum secundum nat[ur ]alem essenciam , oportet memori ; sed secundum
innatam essenciam eternaliter fui et sum et in eternum permanebo . Et illud , quod sum
secundum natam essenciam , est mortale ; in eo, quod sum secundum innatam essenciam ,) 5
sum immortalis. In mea natiuitate omnia nata fuerunt, et ideo fui | personaliter causa
135 mei ipsius et habui potestatem super omnia. Si elgo non essem , et omnia non essent; 504,1
Tunc deus eciam non esset, et quod deus deus est , istius causa ego sum , et si ego non
essem , deus non esset deus, et istum deum scire non est opus. Quidam magnus doctor
dixit hominem se jpsum pertransire et corrumpere nobilius est quam suum a deo exire.
Probacio illius: quando homo a deo exiuit, tu ( n ) c omnia mihi dixerunt: deus [ipse) est
140 [deus]. et istud non fecit me beatum , quia hic assimilabo me creaturis. Sed in illo transitu ,
in quo (20 ) liber sto ab omni voluntate, scilicet dei et mei et sum liber ab omni opere
suo, et eciam liber sum ab ipso deo . sic transcendo omnem creaturam et neque sum
deus neque creatura , Sed sum id , quod fui et quod in eternum debeo permanere. Et sic 505,1
percipio quendam transitum , quime ducit super omnes angelos, et in illo transitu per
145 cipio ita magnas di uicias, quod non sufficit mihi deus secundum omne, quod deus, nec
eciam omne opus eius diuinum non sufficit mihi, quia in illo transitu percipio , quod ego
et deus vnum sumus. Et ibi sum , vbi fui, et ibimihi nichil addi uel mi-|nui potest, quia 5
ego sum sola immobilis causa , que omnia mouet. Et hic non invenit deus aliquem locum
in isto homine, quia talis homo meretur cum sua paupertate, quod fuit et in eternum
150 debet esse. Et ibi | deus et spiritus vnum sunt, Et hec est propinquior paupertas, que
in uen ( ir ) i potest. E [s ]t, qui istud non intelligat, non apponat cor suum ad hoc, ut se 506,1
per ista occupet. Et quam diu homo huic veritatinon assimilatur, tam diu istos sermones
non intelligit, quia in isto sermone nuda veritas latet, que venit sine medio de corde
dei. Et quia ita viuamus, ut perpetue inveniamus hoc, | deus nobis eternaliter prestare
155 dignetur. Amen . ut supra: 'beati pau |peres ' et cetera .

520
Anhang I
1 quon . ] quia L 2 aperuit L prorupitL 3 quon .] quia L 4 quando ] quum
L quia ] quod L (80 stets falsch st. quia ) 5f. comp. ] cooperatione L 6 dei fehlt L stulciari
L Est Ko 10 eciam ] et L 13 supplica Ko n obisL scitis KoL 14 uobis, ]
nobis L sunt] sit L 15 sec.] etiam L (80 stets hsl. 2m aufgelöst) 17 quoad vnum ver
bum ] quo adversum veritati ( !) L ex pred .] expeditius. L quid ] quod L 19 nec] nisi
Κο 20 creato Ko bonum L est fehlt L 23 tunc) item L 24 qui non i. L
25 proc. :) praedicamus L L
28 parve 3 0 ali Ko quod L 32 semper) spiritus L
34 ideo ) immo L 35 nec] ut L etiam ] et L 37 hoc L 39 Quaeritur L 40 semper )
spiritum L 43 tunc] item L 45 ideo ] immo L 47 quando ] Quum L tunc ] item L
48 causa ] tam KoL sed ] et L 49 sec. deb . perfr .] etiam debitam perfectionem L tunc ]
ita L 51 cum ] tn Ko meam Ko 52 proposui L 53 tunc) item L vnam Ko
creatae creaturae L 55 sec.) etiam L 56 tantum ] tam (? ) L 60 feramus ea ( !) L
63 concupiscit L sicut] et s . L ( et getilgt Ko) 64 Sec.) Et L 68 modo proprio ] manu (mā
Ko) propria KoL [esse ?] L 70 quod ] nisi quod L 75 prop .) propositum L 76 ip
sarum L consistit L 77 consistit L 78 isti] iste Ko 80 ipsos KOL 81 etiam ]
et L consistit KoL 82 eciam ] et L expectat KoL 85 perficitur L 88 dico : nobis
deus
L 9 2 nec ) neque L 93 non vor 92 necesse L 95 suntL 97 quod h . voluntarie
L sensus fehlt L 98 enim ( ? hs. cm ) L 108 sit vor liber getilgt Ko 109 illud vor homo
getilgt Ko 111 quo ] qua Ko 114 est ] et L 115 quia ] quodL 1 16 homo fehlt L que)
quod L 121 illa ] ideoL c um ] tñ Ko in vor essenciam getilgt Ko 123 iste ) ideo L
125 discr.1,2] distincio L 126 sec.] etiam L deus Ko praecipuum L 127f. discr.]
distincionemL 1 29 causa bis 130 est. fehlt L (Hom .) 129 causa ] tam Ko hinter post
Lücke in Ko in der Breite eines Wortes 131 sec.1,2] etiam L 132 in natam L 133 sec.: ]
etiam L quod bis essenciam , fehlt KOL , konjiziert aus d . gedankl. Zusammenhang 134 causa ]
tam KoL 135 habebam L 136 quot ko causa ] tam KoL 137 magnus) ergo m . L
138 dicit L quam ] quodL 145 sec.] etiam L 148 in mobilis Ko causa ] creatura L hoc
KOL 149 morietur KOL 151 inueni KoL intelligit L 153 modio Ko 154 inveniamus, hoc L

Anhang II
Einleitung der Predigt nach Gö, und Strz
Gö, f. 2571 — 258r mit den Varianten . Str, f. 2011 — v mit den Varianten
von Wün f. 363v und Eb f. 3510 – 352r von Mai, f. 2010
E ( Initiale )in mensch ward ge- fragt, A (Initiale)in mensch ward gefragt,wes
wes jm ge- prech . Da sprach er: „ ar im gebräst . Do sprach es : „ armůt“ . —
mütt“ . – „ was ist armütt, des dir ge „ was ist armůt, des dir gebristet ?“ Er
pricht ?" Da sprach er : „ ich heyß nit sprach : „ ich haiß nit ain armer mensch ,
ein arm mensch , hab ich als grossen 5 han ich als grossen willen als ain senfs
(wyllen ) Alls ein senft kornlein wyllen . chorn .
Vnd fragt man den got, | Ob ich ein arm
menschwer , er sprech :,neyn !' wer mein wär mein will als gůt (2010) als gotes
wyll alls gutt alls | gottes wyll vnd ich will vnd ich mit dem sel- ben willen als
mit dem selben wurcket alls | vyll,als got 10 vil wörchti, als got wür- cket, noch denn
wurcket, noch den wer ich nit ein (258ra ) wär ich nit ain armer , mensch. fragoti
arm mensch . Vnd fragt mich got, ob ich man got, ob ich ain arm mensch wär,
ein arm mensch wer , Ich sprech : | ,neyn !' got spräch : „nain !' vnd go- tes will ist
Got vnd gottes | wylln ist ein , Ich vnd ains; jch vnd mein will, das sind zway,
mein | wylln seinn zwey, Wann ich ein 15 wann ich ain mensch bin vnd nit got“ . –

521
Predigt 52

mensch pyn vnd nit got“. – „Wye wollt „wie welten ir wr werck würcken on den
ir |ewrewerck würcken ondeswyllen ?“ – willen ?“
„ Der stein ligt | im wasser , Vnd dzwasser Er sprach : „ der stain leit in dem was
fleust vber den stein vnd | kumpt doch dar ser, vnd das wasser flüsset vber den
ein nitt. Allso solt ich würcken me- line 20 stain vnd chumtnit dar in . also solt ich
werck , Das sy alls (258rb) Weinig kemen meine werck würcken , das si als wenig
jn meinwyllen als dz waßer in den in meinen willen chämen als das wasser
stein . Ich solt sye würcken in dem wyl- in den stain . me, ich solt si würcken in
len gotes. | Fragt man got ,ob ich | ein arm dem willen go - tes. fragoti man got,ob ich
mensch wer, Er sprech , jch wer des wyllen 25 ain arm mensch wär, Er spräch , jch wär
arm . Ich pyn auß gangen | meines wyllen . des willen arm . ich bin us gangen meins
West ich , waſ gottes wyll wer, dz wollt willen . westi ich, was gottes willi wäri,
ich thun .Nun nym ich mich des an ,das das wölt ich tůn . nun nim ich mich an ,
mein nit ist“ . das mein nit ist“ .

Varianten von Wün und Eb


2 wat Eb 3 , was] Do fraget man in w . Wün iz denne recht armud de di Eb 5 ein
willig a. Wü Eb hab bis 6 wyllen ] Iss3 dat ik alse en sennepkorn noch eghenen willen hebbe
Eb 5 f. grossen willen als Wün 6 senfkorsn Wüi6f. wyllen . Vnd fehlt Wül vraghede
Eb 9 allsl ] so Eb vnd ob ich Wün 10 mit bis vyll,] denne mid deme also werkede also
uele Eb als vil würcket als Wüi 11f. ik noch nicht en recht a . Eb 12 vraghede Eb
14 Got] Sunder g. Eb 16 wolde Eb 1 7f. des w . ?“ — Der) den willen Exemplum Operationi
siue uoluntate En Eb 18 im ) in dem WüzEb 19 fleust bis 20 nitt.] flut dar nicht in den sten
Eb So scholden ok wscken Eb 21 sy alls ] de so Eb 2 2 als wenig das Wüi wasser
kumpt in WüjEb 23 Ich1] Sunder ich WüqEb 24 fraghede Eb got,] mik Eb 25 Er ]
Ik Eb wer ] bin Eb 26 Ich ] vnd Eb 27 West] vnd vuste Eb ich nu w . Wüi

Varianten von Maia


13 goti hinter ,nain ! m . Verweisungszeichen nachgetr . Strz spr. nain got Maii 22 chumen
Maii

Einleitung der Predigt nach Braz und Textentsprechung


in Pfeiffer Traktat IV nach Stg
Brag f. 341 - 350 Stz . 298r6 — 299ra ( Pf. 8. 417,38 — 418 ,35 )
D ( Initiale )is spricht sanctus Matheus
in sinem ewangelium : 'Sålig sind die ar
men des gaistes, /wan das himelrich ist ir'.
Nun merkend ! | ain mensch ward gefråget, Ain menn - sch ward gefragett, was im |
was im gebråste. es sprach :„ armůtes“ . — 5 gepräst. Er sprach : „ nihtes, | dann das ich
„ was ist dz armúte , dz dir gebrist ?“ si nit han aremůt deß gaystes.
sprach : „ ich haiss nit ain | gefellig arm Wann,so ich als grossen willen han alls
mensch , hab ich also ain grossen (340 ) ain semff körnlin , so pin ich nit ain arem
willen als ain senfkorn . mennsch .

522
Anhang II

fraugetman (got), ob ich ain arm mensch 10 Vnnd fragte mich gott, ob ich ain arem
wår, er språche :,nain '. wårmin will als gůt mennsch wär, jch spr -läch : „nain'. Vnnd
als gottes will, noch denn wår ich nit ain wär mein will alls gått alls gottes will,
arm mensch , vnd dz ich mit dem selben dennocht wär ich niht ainarem mennsch ,
willen wörchte, als got wúrket. fråget Vnnd das ich ioch mit dem selben willen
mich got, ob ich ain arm mensch wår , jch 15 alls vill werchti, alls gott / würckett. War
språche: ,nain '. I wan gottes will ynd got umb ? da ist gott vnnd gottes will ains;
ist ains; so bin ich vnd min wil zway, wan jch vnnd mein will seyenn | zway, wann
ich ain mensch | bin vnd nit got“ . — ich pin ain mennsch vnnd nitt gott,
„ Wie wilt du würken dine werk an wil- vnnd wollt ich würckenn ware werck
len ?“ Sú sprach : „ der stain lit in dem 20 sonnder oder (298va ) on allen willenn, so
wasser , vnd dz wasser flússet vber den sollt ich | thủn alls der stain : der selb | leytt
stain vnd enkommet dar in nit. jnn dem wasser ,vnnd das wasser fluissett
darüber / vnnd kůmett nitt jnn den stain .
Also sol ich wurken min werk , dz si also Also zŭ geleycher weyse : wär ich ain
wenig in minen willen komind als das 25 arem mensch , so sollte ich meine werck
wasser in den stain . würckenn, das sy alls wyenig kämenntt
jnn mein - nen willen alls das wasser | jnn
jch sålte si wúrken in den liepsten wil den stain , Wann ich sollt sy allain wür
len gottes. Fråget man got, ob ich ain cken nach dem willen gottes . Fragetmich ||
arm mensch wår, er språche, ich | wår des 30 aber gott, Ob ich ain arem mennsch wär
willen arm , wan ich uss gegangen bin vnnd ob ich allso spräch : , jch pin mei
minem willen ; vnd visset ( !) ich , wz | got nes willenn außganngen , vnnd wesst ich ,
tes will wår, dz wolt ich tůn . was der wille gottes wär, das wollt ich |
Nyn nim ich mich des an ,dz min nit enist . thủn ', so nymm ich mich das an ,das mein
nieman enhåt gewar warhait in im denn 35 nicht en ist; / wann nyemanndt wayst , |
der gewår ( 35r) got. Min wissen entrait nit Wer wir seyen , wann wir seyen nit die
warhait inn, wan ich waiss als ain mensch warhaytt. vnnd darůmb ennderet gott
vnd ich enwaiß | nit als got “. vnnser wyssenn vnnd sein wyssen nitt ,
Wann er ist die warhaitt vnnd wir nitt '.
Er språch : „ wie wiltu wúrken dine werk 40 Năn möcht ain mennsch sprechen : ,wie
an wissen ?" Sy språch : „ ich solte mine (298vb ) kann allso ain mennsche würcken
werk wurken , als niema( n )d wår noch | seine werck onn willen ?' Dye anntwurtt |
nie niemand vff ertrich komen wår. allso : „Man soll die werck | würcken , alls
ob nyemandt | sey noch nyemanndt leb |
45 noch auff das erdtreich nye | kain mennsch
kommen sey . Vnnd fragte mich noch
Wa( n ) | vraget man got, ob ich ain arm mer gott, Ob ich ain arem men - sch
mensch wår, | Erspråche: wår ich arm des wär, Vnnd ob ich spräch : „jch pin dess
willens“ . Er sprach : „ dz ist das lutrest wyssenns nit wirdig', das wär die lautte
armůt, dz ich ie l gehort“. Si sprach : 50 rost aremůtt, die ich ye ge- hortt noch
„ mir gebristet noch armůtes in dem aller geprifft mit ar-lemůtt an dem höchstenn |
hochesten , wene ich noch als vil stat in vnnd an dem grösten. W -lann alle die weyll

523
Predigt 52

mir find , dz got sin | werk in mir gewúrken ich so vil statt jnn mir will han , das gott
mag vnd mir sin gnád gegeben mag vnd seine werck jnn mir würcken müg vnnd |
ich gottes wartend bin , so enbin ich nit 55 mir sein gab geben müg, all die weyll pin
ain arm mensch . ich nitt | ain arem mennsch. Vnnd auch
alle die weyll ich auff gott wartten pin .
Năn möht ain mennsch sprechen : ,wie
soll ich im aber noch thủn ?' ,Also sollt
60 du thủn : Du sollt | alle ding lassen jnn wil
len | vnnd jnn wyssen, jnn em - (299ra )
in dem | puntten , da ich all gelåsen hab, pfachen , Vnnd jnn dem selben puncten ,
da dů | alle ding hast (gelassen ), da hatt
da håt got | al gegeben ; da endarf got nit dir gott alle ding gegeben ; da darff er
got gewinnen noch wurken 65 nichtes dir mer geben vnnd nymmer mit
noch ich nit enpfachen , wan ich als uss dir wür-Icken , vnnd du darfst nichtes
min selbes vssgegangen bin als ein tode“ .! mer empfachenn , wann du sollt dein selb
Do sprach er: „ das ist dz gröst armůt, dz allain auß gan. Das ist die aller nächst
ich ie gehort“. aremůtt dess gaystes, w - ann es ist nye
70 manndt recht arem , wann der nichtes
Și sprach : „ ich enwil noch enwaiß noch will vnnd nichtes wayßt vnnd nichtes
enhab nit inwendig noch vsswendig “ . I hatt weder auß- wendig noch jnnwenn
Vff disem puntten kam dů sålikait vnd tett dig . zů der ewigenn warhaytt hellff | vnns
uff ( 350) den mund der wårhait vnd sprach gott. Amen “ .
also 7 5
51 mir Stz 64 begeben St;

Textentsprechung zur Einleitung der Predigt


nach Br, f. 14r - 15r
M ( Initiale Seester eg - gaert vraghede enen mensche, wat hem ghebrake. — ,are
moede'. Doe vra-Ighedi: ,wat es armoede, da in ghebrect ?'| hi sprach : ,drierande
armoede. Es dat ic mijns willen also arem niet en ben ( 14v ) alse de ghene, die gheenen
wille en heeft'. Doe sprac hi: ,dat ware ene holghe armoede. wat es dat ander armoede,
5 dat ghi beghert ?' — ,dat ic niet arem en ben | Mijns mede willen '. — ,wat hebbic te
doene, wat god wille ? — , Dat god alle sine werke doe sonder minen wille'. — ,wat
heeft god | Mijns mede willen arem sijn ?'. Doe sp- rach hi: , dat es datmeeste armoede,
daer ic noit af hoerde. Dat derde are- moede, dat mighebreect, dats, dat ic niet also en
hebbe gheleeft, dat alle mine crachten van binnen ende alle mine sinne van buten niet
10 also verwlt en sijn met gode, dat si nemmeer gods ontfaen en mochten . daer omme
en bennic der ledegher stat niet arem . daer omme ( 15r) ghebreect mi aremoede'. Doe
sprach hi: 1 ,dat es dnaeste armoede, dat ic nie hoer de. Du hebs waer ghesproken ; so
wie die een volcomen arem mensche es, hi sal dese .iij. armoeden hebben '.

524
PREDIGT 53 (Pf. Nr. XXII S . 91 – 93)

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S. 256, Spamer PBB 34 S . 336 ):


Ba, f. 111r - 118r, alte , fehlerhafte Zhlg .: f.112r - 119r = Wackernagel Altd . Pred. Nr. LX
S . 158 – 161.
BT f. 274va — 275va .
Ka, f. 50ra , Fragment = unten S. 535,1 Alle — 4 worten . : daz selbe nement von allen | creaturen dz
min munt got offen - /baret dz selbe dút dez steinez / wesen und verstet man an dem / wesene me dan
an den wor-/ten ; vgl. Spamer Diss. S . 280 ; im Var.-App. nicht berücksichtigt. – Das Text.
stück , das a . a . O . als Entsprechung zu Pf. S . 92 ,26 – 29 angegeben ist und in Ka, auf f. 34ra
steht, gehört nicht zur Überlieferung der vorliegenden Predigt,sondern zu der von Jostes Nr.73,
sieh dort 8 . 74,2936 .
N, f.70 – 750 = unten S. 529,1 låterkeit - 537,1 créaturen. Der Text der Predigt ist , abgesehen
von kleinen Lücken und dem fehlenden Schlußstück , in der Hs. ganz überliefert und in kleine
Abschnitte zerlegt, die alle durch den Schrifttext ' Vocatum est nomen eius ih 's ' (Luk. 2,21) ein .
geleitet werden , der auch den beiden in der Hs. auf f. 69r - 70v voraufgehenden Stücken zu
grunde liegt. Identifiziert von Quint , Handschriftenfunde S . 163. Im Var.-App. nicht berücksich .
tigt. Textabdruck unten S .538ff.
Greiths Traktat enthält die folgenden Textstücke, die ich im Wortlaut der Hss. aufführe :
Greith S . 121,11 - 15 = unten S . 530, 1 Swaz - 3 im .: Vnd ( Vnd fehlt z ) wir iehent was in
mir ist das / gat uß mir Aber so ich es doch (doch fehlt Z .) bedencke (gedencke M ,) / das in mir
ist So offenbart sich myn / wort vnd belybet doch ynnen G ,(p. 79) M ,(f. 26v) Z (f. 112v ); vgl.
Seitz S . 59 XXII 44.
unten S. 536,2 Joch — 4 swarz .: vnd also die obrosten engel / Jn dem dz si vf kliment vnd / got
rúrent das ist also vnge-/liche gegen dem dz in got ist , als wise vnd swartz / Z (f. 149r) fehltGreith
GM ,; vgl. Seitz S.62 XXXIV 76 .
Filiation der Hss. (sieh Quint S . 256ff.): Wie ich a .a. O . S. 256 bereits festgestellt habe, stimmen die
beiden Texte von Ba, und BT, die Pfeiffer für seine Ausgabe beide benutzt hat, weitgehend überein .
Ja, mir scheint in der Übereinstimmung von Ba, und BT in der sicher fehlerhaften Variante in
statt under unten S . 535 ,5 (sieh d . Var.-App .) sowie in der übereinstimmenden Losart entêrest unten
S . 534 ,1 gegenüber N , lesterst unten S.540,60 (underest PfBa, wird aus entêrest entstellt sein , sieh unten
S . 534 Anm .1) der Hinweis auf eine gemeinsame Vorlage der beiden Texte gegeben zu sein . Ihre Ab
weichungen , die ich in Quint S. 256—— 258 aufgeführt habe, sind im ganzen recht unbedeutend. — Der
oben schon kurz charakterisierte Text von N , weist nicht nur die erwähnten kleinen Lücken , sondern
insbesondere viele Texterweiterungen auf, die zum größten Teil o . w . als unursprünglich zu erkennen
sind . Sie und die sonstigen durchgängigen Abweichungen des N - Textes von dem der Hs. Ba , und
des BT- Drucks sind, wenigstens teilweise, durch Bezugnahme auf den immer wieder eingeschobenen
Schrifttext 'Vocatum est nomen eius ih 's ' motiviert. Das hindert nicht, daß man wohl doch , wie zu
erwarten , eine engere Bindung von N , an Ba, als an den BT- Text erkennen kann . Diese Bindung ver
rät sich , wie ich glaube , insbesondere an den Stellen unten S . 531, 2 in Ba, N ,) fehlt BT; 532, 1 von
Ba ,N ,] auß BT; 533,2ff. Si tragent doch in ein über zit in ewig wesen Der tritte hat ein vftragen zů gotte
vnd ein keren in die zit Ba, Sie tragent aber in in beslössen ein ebiges besen und leben dz do ist über alle
525
Predigt 53
zeit zü dem dritten male sint etliche namen die habent allein ein öfftragen zu got vnd ein keren in dise zit
N ,] noch sun er habe dann ein vatter. Also sicht eins das ander an . Etlich namen hand ein aufftragen zů
gott vnnd ein keren in die zeitt. BT ; 533,5 bedenket Ba, N , ] bekennet BT.
Die Exzerpte in Ka, und in Greiths Traktat sind zu kurz, als daß man ihre Stellung zu Ba,
und zu BT erkennen könnte .
Textkonstituierung (sieh Quint S . 258): Wie schon gesagt, hat Pfeiffer für seinen Text sowohl Ba
wie BT benutzt. Für die Predigten 17 — 25 seiner Ausgabe folgt er der Reihenfolge, in der sie in Ba ,
überliefert sind (sieh Quint S . 928). Daß er Ba , als Grundlage seines Textes der vorliegenden Predigt
wählte , ist u .a . daran zu erkennen , daß er unten S.532,1f. die dialektische Form eigenlichoste aus
Ba, übernahm . Anderseits stellte ich a.a . O . auch bereits fest, daß Pfeiffer BT als Korrektiv heranzog.
Ich selbst bin bei diesem Editionsprinzip geblieben und habe über die von mir in Quint S. 258f.
vorgeschlagenen Textbesserungen hinaus noch einige weitere Anderungen des Pfeifferschen Textes
vorgenommen . Ich habe aber auch den N ,- Text zur Textkonstituierung herangezogen und an einigen
Stellen , insbesondere unten S. 536,6 und 8 (sieh dort Anm . 4 und 5 ), den , wie mir schien, verderbten
Text von Bay und BT mit Hilfe von N , gebessert. Der Text der Predigt darf als im ganzen relativ
verläßlich überliefert angesehen werden . Zur Bemerkung Wackernagels (Altd . Pr. S . 406 : „ in diesem
Stücke reicht die ausführlich mitgetheilte Einleitung bis Z .71 (a . a . O . S . 160 = unten S. 537,3 ) , wäh .
rend in dem kurzen Reste bis Z.84 (a.a. 0 . S. 161 = unten 8.538,7) die ganze Auslegung des Textes ,
also der eigentliche Inhalt der Predigt, zusammengedrängt ist.“ ) vgl. unten 8.527 unter „ Aufbau der
Predigt“ , gleich zu Anfang .
Übersetzung : Bernhart S. 58 ff.
Echtheit : Die handschriftliche Zuweisung in Ba, Brüder Eghart (sieh den Eingang des Varianten
apparats) meint zweifelsohne Meister Eckhart , vgl. DW 1 S. 223 unter „ Echtheit“ . Allgemeine Zu
weisung in BT f. 242va . Die Echtheit der Predigt wird insbesondere durch den Rückverweis unten
S . 528,5 bezeugt, mit dem Eckhart die Aufführung der Hauptthemen seiner mystischen Predigtver.
kündigung einleitet. Wie ich dort Anm . 2 - S . 529 Anm . 2 aufgewiesen habe, sind die von Eckhart
kurz skizzierten Themen tatsächlich die Lieblingsausführungen seiner deutschen Predigten , für die
ich auf eine Reihe von Stellen in bisher schon als echt erwiesenen Texten hinweisen konnte. Der
Rückverweis unten S . 530,3f. läßt sich , wie ich dort Anm . 3 (und 2) vermerkthabe, auf verschiedene
Stellen bereits als echt gesicherter Texte beziehen . Als gewissermaßen entscheidendes Echtheitskrite
rium aber möchte ich die Übereinstimmung der Definition von herre und kneht unten S . 531,5f, mit
der von Eckhart in RS. II art. 40, Proc. Col. II n . 101 gebotenen von dominus und servus ansehen ,
insbesondere , weil die beiden Ausdrücke übersetzunge und undersetzunge als Lehnübersetzungen von
lat. superpositio und subiectio nach Auskunft der mhd . Wörterbücher nur durch die Stelle der vor
liegenden Predigt belegt sind (sieh unten S . 531 Anm . 3 ). Als Bestätigung der Echtheit der Predigt
darf man wohl auch die Tatsache ansehen , daß Eckhart unten S . 532 ,3f. dasselbe Seneca -Zitat auf.
führt wie in seinem Johanneskommentar In Ioh . n . 282, LW 3 S . 236 ,10f. (sieh unten S . 532 Anm . 2 ).
Für die Echtheit der Predigt zeugen fernerhin charakteristische Parallelstellen in echten deutschen
und lateinischen Werken , so unten S . 528 Anm . 3 (DW 5 S . 400 - 437 VAb ) ; Anm . 4 (DW I S . 5 ,3ff.
u .ö.); Anm . 5 (DW 1 S. 56, 1 ff.); S. 529 Anm . 1 (DW 5 S . 109,2ff. u .ö .; DW 1 S . 53,1ff.; 415,2ff.);
Anm . 2 (DW 1 S. 217,3f.; 329,1 ff.; 346,3ff. ; 380,2ff.); Anm . 3 (DW 1 S . 154,9f.; oben S . 344,5f.);
Anm . 4 (DW 1 $ . 330,5 ff.; oben S . 189,4ff.); S .530 Anm . 2 (DW 1 S . 376 ,8 ff.; oben S. 94,1 ff.; 68,2f. ;
DW 1 S . 157,5ff.; 382,3ff.; 252,2 ff.); S .531 Anm . 1 (DWI S. 157,8ff.); Anm . 2 (DWI S . 329,11 ff.);
S. 532 Anm . 1 (oben S. 63,3f.); S . 533 Anm . 1 (DW 1 S. 72,6f.; oben S . 33,1 ff.); Anm . 3 (DW 1 $. 146,3f.;
284,4f.; oben S. 179,7f.); S . 535 Anm . 1 (DW 1 S . 312,3ff.; oben S . 97,6 ff.); Anm . 4 (DW 5
S. 43, 12 f.); S . 536 Anm . 3 (DW 5 S . 38 , 9f.) ; Anm . 4 (oben S . 97 ,6 ff .); S . 537 Anm . 1 (DWIS . 312 ,3ff.;
oben S . 319 ,6 ff.); Anm . 3 (oben S . 180,4f.) ; Anm . 4 (DW 1 S . 172, 4 ff. ; 246 ,21 ff.); S . 538 Anm . 1 (DW 1
S . 239, 2 f.); Anm . 2 (oben S . 364,5ff.). – S . 529 Anm . 4 (LWI S . 435 , 2 ff .); S . 531 Anm . 1 (In Ioh.
n . 669 ); S . 533 Anm . 1 (LW 3 S . 100, 11) ; Anm . 3 (LW 4 S .112 ,6 f .); S . 534 Anm . 1 (LW 2 S. 150,6ff.) ;
526
Misit dominus manum suam
S .535 Anm . 4 (LW 2 S . 265 ,10ff.); S .536 Anm . 4 ( In Ioh . n . 486 ; 639 ); $ .537 Anm . 3 (LW 2 S. 370,8f.) ;
Anm . 4 (LW 2 S . 443,8ff.); S. 538 Anm . 1 (LW 4 S . 218, 13f.). — Auch für Eckharts Diktion charakte
ristische Stilelemente sind in der Predigt zu finden , so : paradoxaler Ausdruck S . 529,2 , 6 , 7 ; 530,3 ;
Hyperbolismus S .536 ,2ff.; Antithese S . 530,1, 1f., 4, 5f. ; 531,3f.,5f.; 533,3f. ; chiastische Antithese
S .533,1f.; Parallelismus S .529,6f. (antithetisch ); 530,4f.,5f.,6f.; 531,3f. Es finden sich ferner die
Lieblingsthemen Eckharts in der Predigt, mehr oder weniger ausgeführt: die Sohnsgeburt S .537,8 ;
daz oberste teil der sêle S .537,6 ; die „ Wort“ - Spekulation S .529,2 ff.; die Namen -Gottes-Spekulation
S . 531,6 ff.; die Vater- Sohn -Beziehung S . 532 ,4 ff.; das Gott-Sprechen der Kreaturen S . 531, 1 ff .; 536 ,1 ff.

Der Aufbau der Predigt folgt nur im Schlußteil, der allein kurz den Schrifttext der Predigt
exegesiert ,dem Modell der Homilie. Eckhart eröffnet die Predigtmit einer Einleitung (S.528,5 — 529,2),
in der er die Hauptthemen seiner Predigten kurz angibt. Der Hauptteil (529,3 — 538,6) ist zweigeteilt :
Der 1. Teil (529,3 — 537,3) schließt, soviel ich sehe, nicht an den Schrifttext an und hat mit ihm un .
mittelbar nichts zu tun . Im Anschluß an ein Augustinuszitat erklärt Eckhart,daß Gott zwar ein Wort
sei, das sich selbst ausspreche, daß er aber gleichviel unaussprechbar sei, daß er sich zwar in seinem
Sohn ausspreche und doch der Sohn „ innebleibe" ; daß zwar alle vernunftbegabten Kreaturen Gott
mit allerleiNamen auszusprechen trachten , daß aber keiner dieser Namen , auch keiner derer,mit denen
die Heiligen und die Bibel ihn zu benennen suchten , ihn wirklich auszusprechen vermöge ; daß es
Namen gebe, die ausschließlich Gott zukommen, insbesondere der Name „ Gott“ (532,1f.), daß andere
Namen nur ein zuohaften an gote (532,4 ) haben ,seine Akzidenzien benennen ,wie ,,Vaterschaft“ (532,4f.).
Er führt das Exempel von einem „ guten Mann “ an , der Gott in seinem Gebet mit Namen anzurufen
suchte, von seinem Mitbruder aber zu schweigen ermahnt wurde, da er mit seinen Namen Gott entehre
(533,6ff.): Gott ist eben über alle Namen erhaben und unaussprechbar. Dann führt Eckhart aus,
daß alle Kreaturen , auch ein Stein , in ihren Werken Gott auszusprechen suchen und mit diesem Rufen
wieder in ihren Ursprung, Gott, zurückzugelangen trachten (535 ,1ff.), daß aber selbst die höchsten
Engel als Kreaturen Abfall aus der Eins Gottes in die Zwei und Geteiltheit der Kreatur sind und,
wiewohl sie die oberste natúre darstellen , welche die unter ihr befindliche nature nicht zu begreifen
vermöge , sie doch Gott nicht aussprechen können (535 ,4 ff.). — Erst der 2. Teil (537,4 – 538 ,6 ) wendet
sich in Form der Homilie der Exegese des Schrifttextes Jer, 1, 9f. zu , dessen einzelne Bestandteile er
allerdings ganz kurz abtut: ‘sine hanť ( = der Hl. Geist 537,4f.); 'minen munť ( = daz oberste teil
der sêle 537,5f.); 'er hât sin wort in minen munt gelegeť ( = der Kuß der Seele 537,7 f.) ; då ist ir 'zuo
gesprochen ' ( = die Sohnsgeburt in der Seele 537,8) ; "hiute' ( = das Heute der Ewigkeit 537,8ff.); 'Und
ich hân dich gesetzet über volk ' ( = über die ganze Welt, deren du ledig sein mußt 538,3f.); 'und über
riche' ( = du mußt allem absterben und in die Höhe wieder ingebildet werden , um im Hl. Geiste zu
wohnen 538,4ff.).

527
Misit dominus manum suam et tetigit os meum et dixit mihi etc .
Ecce constitui te super gentes et regna .

Der herre hât gesant sîne hant und hật berüeret mînen munt und hât mir
zuogesprochen ''.
Swenne ich predige, sô pflige ich ze sprechenne 2 von abegescheidenheit und daz 91,25
der mensche ledic werde * sîn selbes und aller dinge. Ze dem andern mâle , daz man wider
îngebildet werde in daz einvaltige guot, daz got ist 5. Ze dem dritten mâle, daz man ge
denke der grôzen edelkeit, die got an die sêle hât geleget, daz der mensche dâ mite kome

1f.; 3f. Ier. 1,9 : Et misit Dominus manum suam , et tetigit os meum : et dixit Dominus ad me:
Ecce dedi verba mea in ore tuo : 10: ecce constitui te hodie super gentes, et super regna . . . ; vgl.
auch unten S . 537,4 , 5 , 5f., 7 , 8 ; 538,1f., 2 , 3, 4 .

Zuweisungen : Brüder Eghart Baz; unsichere allgemeine Bezeugung in BT f. 242va


Überschriften : keine
1 Misit bis 2 regna . fehlt Ba 2 Ecce bis regna . fehlt Pf 3 Der] An sant Johans
touffers geburt abent. Von dem sprechen vnd vßgang gottes vnd aller creaturen / die im gern nach
sprechen wolten / auff das aller nechst so sy vermogent / in allen iren wercken . Item von vnderscheyd
der namen gottes / was wir hie boy lernen mögen . Von anfang vnd (274vb ) durch auß vff geystlichen
synn / über etliche wort der heütigen letzen so man in der meß von sant Johansen liset. Genommen
auß dem ersten capitel Hieremie . Misit dominus manum suam , et tetigit os meum / et dixit mihi
etc. Ecce constitui te super gentes et regna . D (verzierte Initiale)Er BT 'Der ] 'Unser Pf
V ( Initiale )nser Ba g esant] ûz gesant PfBa, gerüeret PfBa 7 mâle, fehlt BT

1 Der Schrifttext ist der Epistel der Vigil der Geburt des hl. Johannes des Täufers (23. Juni) ent
nommen .
? Was Eckhart 2 . 5 – S . 529, 2 vorträgt, ist 80 etwas wie das Gesamtprogramm seiner mystischen
Verkündigung; es sind die von ihm immer wiederholten Grundgedanken .
3 Vgl. insbesondere den Traktat VAb, DW 5 S . 400 — 437 und die in den Anmerkungen dazu ver
zeichneten Textparallelen , an denen von der abegescheidenheit als der Haupttugend und der Haupt
voraussetzung für das Erlebnis der unio mystica die Rede ist, insbesondere S. 438 Anm . 1. Vgl. auch das
Wörterverzeichnis dort S . 568 und DW 1 S . 550 unter abegescheiden und abegescheidenheit.
4 Zu ledic werde vgl. etwa DW 1 S . 5 ,3ff.; 9, 3ff.; 24,8ff.; 201, 1ff.: Er ist ledic und ûzgegangen
sîn selbes, und alles, daz er enpfâhen sol, des muoz er ledic sîn . und dort Anm . 2 und 3 .
5 Zu 2 . 6f. vgl. etwa DW 1 S . 56,1ff.: . . . daz diu sêle îngebildet wirt in die ersten lûterkeit ,
in den indruk der lûtern weselicheit , dâ si gotes gesmecket, ê er wârheit oder bekantlicheit an sich
vâhe, . . .; 399,2f.: Dâ der sun îngebildet ist , då sol ouch diu sêle îngebildet werden .; DW 5 S . 259,5
528
Misit dominus manum suam

30 in ein wunder ze gote 1. Ze dem vierden mâle von götlîcher natûre lûterkeit – waz klâr
heit an götlîcher natûre sî, daz ist unsprechelich .Got ist ein wort, ein ungesprochen wort3.
Augustînus sprichet: »alliu diu schrift ist îtel. Sprichetman , daz got ein wort sî, sô
ist er gesprochen ; sprichet man , daz got ungesprochen sî, sô ist er unsprechelich « 4. Sô
ist er aber etwaz ; wer kan diz wort gesprechen ? Daz entuot nieman , dan der diz wort 5
36 ist. Got ist ein wort, daz sich selben sprichet. Swâ got ist, dâ sprichet er diz wort ; swâ
er niht enist , dâ ensprichet er niht. Got ist gesprochen und ist ungesprochen . Der

1 Ze dem ] zer Ba, 3 geschrift BT ein bis 4 got fehlt Pf (Hom .) 4 vn


gesprochelich Ba, ungesprechelich Pf 5 diz ] daz PfBa 7 ista] auch BT

( RdU ) : Der mensche sol sich îngebildet haben in unsern herren Jêsum Kristum inwendic in allen
dingen , .. .
1 Über die edelkeit der Seele vgl. insbesondere die Predigt VeM , DW 5 S . 109 – 119, etwa S . 109,2ff.:
Unser herre lêret uns in disen worten , wie edel der mensche geschaffen ist in sîner natûre und wie
götlich daz ist, dâ er zuo komen mac von gnaden und ouch , wie daz der mensche dar zuo komen sol.;
113,1f.: Von disem innern edeln menschen , dân gotes sâme und gotes bilde îngedrücket und îngesæjet
ist, . . .; 114,5ff.: Von dem edeln menschen , wie gotes bilde, gotes sun , sâme götlîcher natûre in uns
niemer vertilget wirt, . . . ; DW 1 S . 53,1ff.: Diu sêle ist als edel an irmehæhsten und lûtersten , daz
ir die meister keinen namen enkünnen vinden .; vgl. noch S. 415,2ff .: Daz ander wunder ist von der
sêle , daz got sô grôziu dinc mit ir und durch sie getân hât und tuot, . . . und daz ist von ir grôzheit ,
in der si gemachet ist. und dort Anm . 1 .
2 Zu Z . 1f. vgl. etwa DW 1 S . 217, 3f.: .. . dâ diu gotheit ûzglimmet ûzer der êrsten lûterkeit,
diu ein vüllede ist aller lûterkeit , .. .; 329,1ff.: Nû sprichet ein meister von der êrsten sache, daz
si sî oben wort. Der gebreste ist an der zungen . Daz kumet von dem übergwanke der lûterkeit sînes
wesens.und dort Anm . 1 ; 346,3ff.; 380 ,2ff.: Er hat die sêle geschaffen nach der allerhchsten volkomen
heit und hât in sie gegozzen alle sîne klarheit in der êrsten lûterkeit, . . .; 57,2ff.: Ez wirt gesast in
götlîche nature, wan götlich natûre ist sô kreftic, swaz dar în geboten wirt , daz wirt alzemâle dar în
gesast oder ez blîbet alzemåle ûzen .
3 Vgl . DW I S . 154 ,9f.: Daz aller eigenlîcheste, daz man von gote gesprechen mac, daz ist wort
und warheit. Got nante sich selber ein wort. und dort S . 155 Anm . 1 ; oben S . 344,5f.: Wort, daz ist got,
got ist ein wort, . . . und dort Anm . 3 .
* Vgl. oben s . 189,4ff.: Nû sprichet sant Augustinus, daz got ensî niht ungesprochen ; wan
wære er ungesprochen , daz selbe wäre ein spruch , wan er ist mê ein swîgen dan ein sprechen . und
dort Anm . 5 , wo verwiesen ist auf Augustinus Sermo 117 c . 5 n . 7 , PL 38 , 665 : Forsitan enim silendo
aliquid dignum de re ineffabili cogitaretur. Nam quidquid potest fari, non est ineffabile . Ineffabilis
est autem Deus.; In Gen . I n . 299, LW 1 S . 435,2ff.: Augustinus I De doctrina christiana locutus
de deo sic ait : » diximusne aliquid et sonuimus dignum deo ? « » Si dixi, non est hoc quod dicere volui.
Hoc unde scio , nisi quia deus ineffabilis est ? Quod autem a me dictum est , si ineffabile esset, dictum
non esset .« » Et sic nescio quae pugna verborum . Quod si illud est ineffabile quod dici non potest,
non est ineffabile quod vel ineffabile potest dici.Quae pugna verborum silentio cavenda potius quam
voce pacanda este, und dort Anm . 2 , wo auf De doctr . christ. I c. 6 n . 6 , PL 34, 21 verwiesen ist. Vgl.
noch DW 1 S . 330,5ff.: Sant Augustỉnus sprichet: waz man von gote sprichet, daz enist niht wâr,
und waz man von im niht ensprichet, daz ist wâr. Swaz man sprichet, daz got sî, des enist er niht;
waz man von im niht ensprichet, daz ist er eigenlîcher, dan daz man sprichet, daz er sî. — Zur Text
ergänzung in 2 . 3f. gegenüber Pf. S . 91,32 sieh Quint S . 258.
5 Zu 2 . 4ff. vgl. Pf. S . 76 ,25f.: Got gesprach nie kein wort mê danne einz und daz selbe ist
noch ungesprochen . . . . 77,9ff .: Ze dem vierden mâle sulle wir verstân daz êwige wort, daz da wirt

34 Ed hart, D 2 529
Predigt 53
vater ist ein sprechende werk, und der sun ist ein spruch würkende1. Swaz in mir ist,
daz gât ûz mir ; sô ich ez joch gedenke, sô offenbâret ez mîn wort und blîbet doch inne.
Alsô sprichet der vater den sun ungesprochen und blîbet doch in ima. Ich hân ez ouch
mê gesprochen : gotes ûzganc ist sîn înganc . Als vil ich gote nâhe bin , als vil sprichet 992,55
5 sich got in mich . Alle vernünftigen crêatûren an irn werken , sô sie mê gânt ûz in selben ,
sô sie mê gânt in sich selben . Des enist an lîplîchen crêatûren niht: sô sie mê würkent,

1 sprechendes BT ein %] der BT spruch d ' wurkende Bay 2 ez '] es PfBa


fehlt BT offenbarecht Ba 4 vil als ich Ba, 5 ûzer PfBa, 6 Des] das BT crea
tûren ] dingen PfBa s ie mô2] sy ye me BT

cent,dace wigo wore itheit;daz i


gesprochen in die blozen sêle von der blôzen gotheit ; daz ist unwortlich, wan diu sêle enkan sîn niht
geworten . Ir sulnt wizzen , daz daz êwige wort sich selber gebirt in die sêle , sich selbe selber, und niut
minre sunder underlâz. Wizzent, daz diu sêle daz êwige wort baz bekennet denne alle meister geworten
künnen . Waz man geworten mac, daz ist alzekleine, dân von hât si daz êwige wort bi einer stunde
verrihtet. — Zu 2 . 6 Got - sprichet . vgl. noch Thomas Comp. theol. I c . 37: Quia vero Deus se ipsum
intelligit, omne autem intellectum in intelligente est, oportet Deum in se ipso esse sicut intellectum
in intelligente. Intellectum autem prout est in intelligente , est verbum quoddam intellectus : . . .
1 Die offenbar bewußt antithetisch formulierte Aussage besagt, daß der Vater „ ein sprechendes
Werk " ( = Sprecher des Wortes, des Sohnes) und der Sohn „ ein wirkender Spruch “ ( = das Wort des
Vaters, durch das alles bewirkt, geschaffen wurde, vgl. Joh. 1, 3: per quem omnia facta sunt) ist. Die Über
setzung Bernharts ( S . 59) : „ Der Vater ist Sprecher des Worts, und der Sohn ist das gesprochene Worts
dürfte auf La880n8 Konjektur ( M . E . S. VIII zu 92, 1) sprechende wort unde der sun ist ein ge
sprochen wort zurückgehen und den ursprünglichen Sinn der Aussage verfehlen .
3 Zu Z . 1ff. vgl. Greith S . 121,11 — 15 ( = oben S . 525); DW 1 S. 376,8ff.: Ze glîcher wîs, als
daz wort , daz ich nû spriche, daz entspringet in mir, ze dem andern mâle sô ruowe ich ûf dem bilde,
ze dem dritten mâle sô spriche ich ez ûz, und ir enpfâhet ez alle ; nochdenne blîbet ez eigenlîche
in mir. und dort Anm . 4 ; oben S . 94,1 ff.: Daz daz wort ûzvliuzet und doch inneblîbet, daz ist gar wun
derlich ; daz alle crêatûren ûzvliezent und doch inneblîbent, daz ist gar wunderlich ; . . . und dort
Anm . 1; 68,2f.: Daz gebirt er hie in sînem eingebornen sune und daz wir der selbe sun sîn , und sîn
gebern daz ist sîn inneblîben , und sîn inneblîben ist sîn ûzgebern .; DW1 S . 157,5ff.: Noch ist ein
ander wort, daz då ist unvürbrâht und unbedâht, daz niemer ûzkumet, mêr ez ist êwiclich in dem ,
der ez sprichet; ez ist iemermê in einem enpfâhenne in dem vater, der ez sprichet, und inneblîbende.;
382 ,3ff. : Hie ist uns ze verstânne geben , daz wir ein einiger sun sîn , den der vater êwicliche geborn
hât ûz dem verborgenen vinsternisse der êwigen verborgenheit , inneblîbende in dem ersten beginne
der êrsten lûterkeit, . . .; 252,2ff.: Der vater ist ain begin der gothait, wán er begriffet sich selber in
im selber. us dem gat das ewig wort inne belibend, vnd der hailig gaist fússet von in beiden inne
belibend . . .
3 Der Rv. könnte sich beziehen auf Pf. S . 167,13ff.: . . . Nú lâze ich aber die werlt unde gên
wider zuo dem vater.' Hie meinet er : sîn ûzganc ist sîn înganc in die sêle . Aber ir înganc ist ir ûzganc.
. . . Sîn ûzganc ist sîn înganc. Als er ûz gềt von dem vater, in der selben wîse gêt er in die sêle . Ich
habe aber in Quint S . 490 zu 167,12 den ganzen Textabschnitt 167,12 Nû — 33 êwic. aus inhaltlichen Grün
den mit B , streichen wollen . Jedoch v . Bracken ( S .608 Anm . 85) macht Gründe geltend , die für die
Echtheit des Abschnittes sprechen . Als Bezugsobjekte des Rv.8 können aber auch die in der vorigen An .
merkung verzeichneten Textstellen gelten , insbesondere oben S. 68,2f. Vgl. auch Tauler S . 299,6 : . .. wie
der vatter gebirt sinen sun , der sun usgande und doch inne blibende . . . ; Lüers S . 203.
530
Misit dominus manum suam

10 sô sie mê gânt ûz in selben 1. Alle créatûren wellent got sprechen in allen irn werken ;
sie sprechent alle , sô sie nâhest mügen , sie enmügen in doch niht gesprechen . Sie wellen
oder enwellen , ez sî in liep oder leit : sie wellent alle got sprechen, und er blîbet doch
ungesprochen ?
Dâvît sprichet : 'der herre ist sîn name'. 'Herre' sprichet als vil als ein überset- 5
15 zunge einer hêrschaft ; ,kneht' ist ein undersetzunge 3. Etlîche namen die sint gote eigen

5 Ps. 67,5 : Dominus nomen illi.

I sy ye me BT wolten Bai 2 in fehlt BT 6 gote ) in g. BT

i Zu S . 530,5ff. vgl. insbesondere DW 1 S . 157,8ff.: Ie kleinlîcher und ie geistlîcher daz dinc


ist, ie krefticlîcher ez înwert würket, und ie diu vernunft kreftiger und kleinlîcher ist, ie daz , daz
si bekennet , mêr då mite vereinet wirt und mêr ein mit ir wirt. Alsô enist ez niht umbe lîplîchiu
dinc ; ie kreftiger diu sint, ie mêr sie ûzwert würkent. und die dort Anm . 1 verzeichneten Vergleichsstellen
Pf. S. 101,15 : Lîplîchiu dinc diu sint ûzwürkende, geistlîchiu dinc sint înwürkende.; In Ioh . n . 669:
Circa primum duo sunt notanda : primo quod in corporalibus quanto quid est virtuosius, tanto procedit
magis ad extra ; quanto enim ignis est fortior, tanto longius extra calefacit. E converso est in spiri
tualibus: quanto quid est praestantius, tanto magis operatur intus et ad unum . Hinc est quod intellec
tus quanto est nobilior, tanto intellectum et intellectus magis sunt unum . Propter quod in primo
intellectu , qui se toto intellectus est , non habens esse praeter intelligere, non solum verbum a patre
exiens est in patre . . . sed est unum cum patre . . . .
Zu Z . 1ff. vgl. unten S .536 ,1f.: Alle crêatûren wölten gote nâchsprechen in allen irn werken .
Ez ist doch gar kleine, daz sie geoffenbåren mügen.; 535,1f.; DW 1 S. 329,11ff.: Wan nû alle crêatûren
gotes als wênic als iht in in sliezent, dâ von mugen sie sîn ouch niht geoffenbâren . und die dort S . 330
Anm . 1 verzeichnete Parallele Pf. S. 173,25ff.: Einerlei créatûre enmohten gotes niht bewîsen dan ein
lützel. Dar umbe beschuof er manigerleie créatûre, daz ir ieclîchiu got bewîste und mügent sîn doch
minre bewisen denne ein tropfe wazzers bowîsen mac des mers unde joch aller der werlte : noch minre
mugen alle crêatûre gotes bewisen (sieh Quint S. 507 zu 173,25f., 27, 28ff.).; DW 1 S . 156,7ff.: Der
niht dan die creatûren bekante, der endörfte niemer gedenken ûf keine predige, wan ein ieglîchiu
crêatûre ist vol gotes und ist ein buoch . — Zu Z . 3 und — 4 ungesprochen . vgl. noch oben 8 . 529 Anm . 4.
3 Zu Z .5f. vgl. RS. II art. 40 (Théry S . 244f.) Proc. Col. II n . 101: Solutio : . . . Et secundum
Philosophum non est amor inter servum et dominum . Dominus enim nomen est superpositionis , servus
nomen subjectionis, . . . Eswird deutlich, daß die deutschen Ausdrücke übersetzunge und undersetzunge,
die in den mhd . Wörterbüchern nur durch die vorliegende Predigtstelle belegt sind, Lehnübersetzungen
von lat. superpositio und subiectio sind . Vgl. auch Diefenbach Glossarium latino-germanicum
mediae et infimae aetatis, 1857: „ Subiectum vnderseczung“ , „ superpositio vberseczung“ . Bernhart
( S . 59 ) übersetzt: „ 'Herr' besagt ein Obensein in der Herrschaft; Knecht ist ein Untensein .“ Zur Herr
Knecht-Beziehung vgl . oben S . 47,79. und die S. 48 Anm . 1 verzeichneten Vergleichsstellen , insbesondere
DW 1 S . 112,5ff.: Waz ihtes begert von dem andern , daz ist kneht, und waz dâ lônet, daz ist herre .
Ich gedâhte niuwelîche, ob ich von gote iht nemen wölte oder begern . Ich wil mich harte wol beräten ,
wan da ich von gote wære nemende, dâ wäre ich under gote als ein kneht und er als ein herre an
dem gebenne. Der Psalmvers wird von Eckhart noch In Ioh . n . 707 interpretiert, wenn auch anders als
an der vorliegenden Stelle : . .. ut sit sensus: quicumque ascendit super occasum , altior factus omni
quod occasum et defectum patitur, ipse vere est et nominatur dominus, divinum habens dominium . —
Zu Z . 6 hêrschaft vgl. oben S. 161,5ff. und dort Anm . 2; Albertus M . De cael. hier. c. 8 $ 1 dub. 8
( ed . Borgnet 14, 216a): Praeterea, liberari a minoratione pedestri, et superponiminutivae servituti,
et superiorem esse omnisubiectione,et remotam ab omni dissimilitudine dominii, videtur esse idem . . .
531
Predigt 53
und abegeloeset von allen andern dingen , als „got'. Got', der name ist der allereigen
lîcheste name gotes , als mensche' menschen name ist . Ein mensche ist ie ein mensche,
er sî tôrihtic oder wîse . Senecâ a sprichet : »daz ist ein snæder mensche, der über
den menschen niht enkumet«. - Etlîche namen hânt ein zuohaften an gote 3, als ,vater - 92,20

1 von ) auß BT l f. Der nam gott ist aller eygentlichest n . g . BT 2 ie fehlt BT 3 to


recht oder witzig BT 4 Ein ander name hât PfBa ,

1 Eckhart unterscheidet Z . 1ff. zwischen eigentlichen Namen Gottes , die nur ihm zukommen und
allem andern vorenthalten sind , und solchen , wie „ Vaterschaft“ , die ihm nur anhaften als Relations
bezeichnungen. In diesem Sinne ist „ Gott“ der allereigenlîcheste name gotes, 80 wie „ Mensch“ der grund
legende, spezifische Name jedes Menschen ist, wenngleich nicht in demselben Sinne wie „ Gott“ . Vgl. etwa
Thomas S. theol. I q. 13 a . 9 ad 3: Ad tertium dicendum quod haec nomina bonus, sapiens et similia ,
imposita quidem sunt a perfectionibus procedentibus a deo in creaturas : non tamen sunt imposita
ad significandum divinam naturam , sed ad significandum ipsas perfectiones absolute. Et ideo etiam
secundum rei veritatem sunt communicabilia multis. Sed hoc nomen deus impositum est ab ope
ratione propria deo, quam experimur continue, ad significandum divinam naturam .; q. 39 a . 4 ad 3 :
Ad tertium dicendum quod aliter se habet hoc nomen deus ad supponendum pro persona, et hoc
nomen homo. Quia enim forma significata per hoc nomen homo, idest humanitas, realiter dividitur in
diversis suppositis, per se supponit pro persona ; etiamsi nihil addatur quod determinet ipsum ad
personam , quae est suppositum distinctum . Unitas autem sive communitas humanae naturae non est
secundum rem , sed solum secundum considerationem : unde iste terminus homo non supponit pro
natura communi, nisi propter exigentiam alicuius additi, ut cum dicitur, homo est species . - Sed forma
significata per hoc nomen deus, scilicet essentia divina , est una et communis secundum rem . Unde per
se supponit pro natura communi: sed ex adiuncto determinatur eius suppositio ad personam . Unde
cum dicitur, deus generat, ratione actus notionalis supponit hoc nomen deus pro persona patris .; vgl.
auch Comp. theol. I c. 2427; Albertus M . Sent. I dist. 33 a . 8 (ed. Borgnet 26, 1556) : Item , pater
nitas est pater: pater generat : ergo paternitas generat, videtur quod procedit ex immediatis : quia
proprietas immediata est personae, et actus notionalis immediatus est personae: ergo persona potest
esse medium concludendi actum notionalem de notione.; Met. V tr . 6 c. 4 ( Ed . Colon . 16, 1 S . 285,50 ff.):
Secundi autem exemplum est deus, cuius operationes sunt providere et gubernare et huiusmodi, et
quia ista communicabilia sunt multis, multi putaverunt deum esse quoddam universale, quod prae
dicatur de multis, cum tamen natura divina dicat quoddam incommunicabile simplex et primum
et solum . — Zu 2 . 2 vgl. In Exod. n . 162, LW 2 S . 142,8 : nullum nomen est magis proprium homini
quam li homo. — Zu 2 . 2f. vgl. oben S .63,3f.: Ich gedâhte einest — des enist niht lanc - : daz ich ein
mensche bin , daz ist ouch einem andern menschen gemeine mit mir ; . . . und dort Anm . 3 .
2 Vgl. In Ioh. n. 282, LW 3 S. 236, 10f.: homo per gratiam fit aliquid altius se ipso homine,
Seneca : >contemptibilis res est homo, nisi super hominem surrexerit «. und dort Anm . 2 , wo auf
Naturales quaestiones I praef. 5 : O quam contempta res est homo nisi supra humana surrexerit. ver .
wiesen ist.
3 Zur Textänderung Etlîche namen hânt mit BTN , gegenüber Pf. S . 92, 19 Ein ander name hât
( Bay) sieh Quint S . 258. Vgl. auch oben Anm . 1. Zu 2 . 4 zuohaften vgl. etwa DW1 S . 89, 10f.: als
vil dir niht zuo haftet, als verre bist dû unvolkomen .; 56 ,5f.: Er ( = Gott ) ist ein înhangen in sîn
selbes lûter weselicheit , dâ niht zuohangendes enist.; 269,3ff.: Ze glîcher wîs als daz bilde, daz in dem
ougen enpfangen wirt, ... ez hât aleine ein zuohangen und anehaften an dem , des bilde ez ist. Mit
den Namen , die ein zuchaften an gote haben , sind diejenigen gemeint, die die Akzidenzien Gottes bezeich
nen. Vgl. insbesondere Sermo XXIX n . 299, LW 4 S . 265,14ff.: Iuxta quod notandum quod re vera
amans deum utpote unum et propter unum et unionem nec prorsus curat nec dignatur omnipotentiam
dei nec sapientiam , quia ista plurium sunt et ad plura respiciunt ; sed nec bonitatem generaliter ,
532
Misit dominus manum suam

schaft“ und „sunschaft'. Swâ man ,vater' nennet, dâ verstât man ,sun '. Vater enmac
niht gesîn , er enhabe denne einen sun , noch sun , er enhabe denne einen vater ; sie tragent
doch in in über zît éin êwic wesen ?. — Ze dem dritten : etlîche namen hânta ein ûftragen
ze gote und ein kêren in die zît . Man nennet ouch got in der schrift mit vil namen . Ich
25 spriche: swer iht bekennet in gote und im deheinen namen anekleibet, daz enist got niht. 5
Got ist über namen und über natûre3. Wir lesen von einem guoten man, der got bat

1 und „sunschaft'. fehlt PfBaZBT Swâ ] Dz dritte swa Ba, nennet,] nemmet Pf
Ba ,sun '.) einen sun. PfBa 2 denne fehlt PfBa , (Zeilenw .) noch bis vater; fehlt Pf
Ba sie bis 3 wesen .) Also sicht eins das ander an . BT 3 in in ] inein Pf in / ein Bay ein ? ]
in PfBa Z e bis hânt] Der dritte hât PfBa Z e d . dr. : fehlt BT 4 nennet] nemmet
Pf ouch fehlt BT geschrifft BT 5 bedenket PfBa , im ) in BT deheinen ]
de kleinen Bay 6 bat gott BT bat] hat Bay

tum quia extra respicit et in rebus est, tum quia consistit in adhaesione, Psalmus: ‘mihi adhaerere
deo bonum est'. Es wird deutlich , daß zuohaften Lehnübersetzung von lat. adhaesio ist. Vgl. auch Diefen
bach Glossarium latino- germanicum mediae et infimae aetatis, 1857: „ adherere anhangen , zu -h ., zu
haften“ . – S . 533, 1 habe ich aus N , und ,sunschaft' übernommen im Hinblick auf die folgenden Aus
führungen , die von „ Vater “ und „ Sohn “ handeln .
i Zu Z . 1ff. vgl. oben S. 33,1ff.: ze dem ersten , wellen wir sun sîn , sô müezen wir einen vater
haben , wan ez enmac nieman gesprechen, er sî sun, er enhabe einen vater , noch nieman enist vater,
er enhabe einen sun . und die dort Anm . 2 verzeichneten Vergleichsstellen , insbesondere DW 1 S . 72,6f.:
An dem worte 'vater' verstât man sunlicheit, . . .; In Ioh . n . 115, LW 3 S . 100, 11: Pater enim et
filius simul sunt, correlativa sunt. und dort Anm . 7 ; Pf. 8 . 165,3f. — Zur Textergänzung in 2 . 2 gegen
über Pf. S . 92,21 sieh Quint S . 258. — 2 . 3 habe ich den m . E . unsinnigen Text von Pf. S. 92,22 doch
inein über zît in êwic wesen Bay ( BT weicht völlig ab, sieh d . Var.- App . zu 2 . 2 sie — 3 wesen .) mit
Hilfe von N , Sie tragent aber in in beslössen ein ebiges besen vnd leben ( sieh unten S . 539,46 ) konsti
tuiert. Übersetzung: „ Ein Vater kann nicht ( Vater ) sein , ohne daß er einen Sohn hat, noch ein Sohn (Sohn )
sein , ohne daß er einen Vater hat; aber beide tragen in sich jenseits der Zeit ein ewiges Sein“ . Die Über
setzung Bernharts ( S . 60) : „ Vater kann keiner sein , er habe denn einen Sohn . Der dritte bezeichnet
ein Aufstreben über die Zeit und nähert sich dem göttlichen : Ewiges Wesen .“ beruht offenbar auf einer
konjekturalen Änderung des Pfeiffer - Textes und geht ganz in die Irre.
3 Zur Textänderung etlîche namen hänt BTN , gegenüber Pf. S . 92,22 Der dritte hât ( Ba ) sieh
Quint S . 258. Ich habe jetzt den Text unter Hinzuziehung von N , zü dem dritten male sint etliche
namen , die habent . . . (sieh unten S . 539,47) konstituiert. Übersetzung: „ Gewisse Namen besagen ein
Hinauftragen zu Gott und (zugleich ) eine Hinwendung zur Zeit“ . — Zu Z . 3 uftragen vgl. oben S. 232,5
und dort Anm . 3 ; unten S . 552,5 .
3 Zu Z . 4ff. vgl. DW 1 S .146,3f.: Und sprichet ein meister: swer dân wænet , daz er got bekant
habe, und bekante er iht, sô enbekante er got niht. und die dort Anm . 2 aufgeführten Vergleichsstellen ,
insbesondere Par. an. S. 105,3ff.: Dyonisius: 'Got ist uber wisheit und uber gude und uber alliz daz
man gesprechin mac'. darumme gibit man unsime herrin so manigin namen in der schrift, daz ist
durch zwei dinc: daz eine daz man sinen adil mit keinen wortin begrifin inmac, daz he busin und
pobin allir nature ist und eine ungenaturte edilkeit hait . . . darumme heizit man un dit und daz,
daz ist da fon daz he disir dinge kein eginliche ist .mochte man sinen adilmit keinen wortin begrifin ,
den namen behilde he stedecliche. wer fon Gode allirmeist kan, der forleukint sin allir meist , . . . oben
S. 179,7f.: Ein meister sprichet: swer iht bekennet, der enbekennet got niht. und die dort Anm . 5
aufgeführten Vergleichsstellen ; 203,11ff.: Diu stat ( = Gott) ist ungenant, und nieman enkan ein eigen
wort von ir gesprechen . Allez daz wort, daz wir von ir gesprechen mügen , daz ist mê ein lougen , waz
533
Predigt 53
in sînem gebete und wolte im namen geben . Dô sprach ein bruoder : ,swîc , dû entêrest
got ! Wir enmügen keinen namen vinden, den wir gote mügen geben . Doch sint uns die
namen erloubet, dâ mite in die heiligen genant hânt und die got in irn herzen alsô ge- 92,80
wîhet und übergozzen hât mit götlîchem liehtel. Und hie bî suln wir ze dem ersten
5 lernen , wie wir got biten süln . Wir suln sprechen : ,herre, in den selben namen , die dû
alsô gewîhet hâst in dîner heiligen herzen und übergozzen mit dînem liehte, sô biten
wir dich und loben dich '. — Ze dem andern mâle suln wir lernen , daz wir gote keinen 35
namen geben , alsô daz wir wænen wölten , daz wir in genuoc dâ mite gelobet und er
haben ? hæten ; wan got ist über namen ' und unsprechelich 3.

1 entêrest] underest PfBa, 3 vrlobet Bay genant] genemmet PfBa hânt] band
BT irn BT ir Ba, 3f. wyhet BT 4 hand BT ze dem êrsten fehlt Ba 6 dîner]
dinē Ba ý ber / gosse Bai dînem ] dem BT 7 dich '. ] dich etc . BT Ze bis 9 un
sprechelich. ] Dz ist du ander lere dz ýber nam vnd vngesprechlich ist Bay 7 mâle fehlt
ᏴᎢ 8f. erhaben ) erhebet BT geêret Pf

got niht enist, dan ez sî ein verjehen, waz er sî. und dort S . 204 Anm . 1; DW 1 S . 284,4f.:Got, der âne
namen ist — er enhât enkeinen namen - , ist unsprechelich , . . . und dort Anm . 2 ; Sermo X1,2 n . 118,
LW 4 S . 112,6f.: Est enim 'super omne nomen ', . . . und dort Anm . 6 ; In Gen . I n . 299 , LW 1 S . 434 , 12ff .
und dort Anm . 4 . Vgl. auch Lossky S . 14 Anm . 3 ; Lüers S . 9 Anm . 1.
i zu S. 533,6ff. vgl. Par. an . S. 105, 14ff. (vgl. Jostes S.74,29ff., Lotze S. 66,36ff.): zwene
meistere warin an urme gebeide ; der eine rif unserin herrin ane bi sinir gewalt und bi sinir wisheit .
der andere sprach : 'swic , du lastires Got ! Got ist so hoch uber alliz daz wir gesprechin mugin , inwere
Got so oitmudic nicht und inhettinis di heiligin nicht gesprochin und in hette ez Got nicht fon un
geannamit ( Jostes 8 .74,34: geanamet; Lotze S . 66,40: geangemmt [ ? ]) , ich intorst un nummir mit
worten geloubin ' ( Jostes S .74,34 geloben ; Lotze S . 66,40: gelaven ).; Marquard v . Lindau De decem
praeceptis (Stuttgart theol. et phil. 20 11 f.170v): Ich hån geleßen das ain maister denn andern hårt
gott / loben vnd in nemmen mit worten Do sprach er zw / jm Schwig du lesterust gott ; In Exod .
n . 174, LW 2 S. 150,6ff.: Hinc est quod ,sicut ipse ( = Rabbi Moyses ) in alio capitulo ( = Dux neutro
rum I c .58 [ 23r 20 — v 27 ]) dicit , grave fuit, molestum et indignum sapientibus audire multiplicantem
verba de deo etiam in oratione, propter imperfectionem , quam implicant nomina vel verba, et elonga
tionem a simplicitate dei, . . . und dort Anm . 1. Es wird deutlich , daß Eckhart, wie die Anmerkung
zum Ausdruck bringt, im lateinischen Text dasselbe „ exemplum “ wie an den aufgeführten deutschen
Texten im Auge hat. Ähnlich : Sermo XXVIII,2 n . 293, LW 4 S. 261,15f.: Sunt etiam quidam qui,
ne videantur otiosi, de magnis et divinis rebus saepe loquuntur. — Zur Textänderung in Z . 1 entêrest
( BT) statt Pf. S . 92,28 ( Ba ) underest sieh Quint S . 258. Man wird nicht fehlgehen , in der Ba - Lesart
eine Verschreibung von entêrest zu sehen . Ob nicht lesterst (N2O ) die ursprüngliche Lesart ist, die auch
N , bietet (sieh unten S. 540,60), muß ich dahingestellt sein lassen ; underest (PfBay) in der Bedeutung
„ erniedrigst“ ,„würdigst herab“ brauchte allerdings nicht auf Verlesung von entêrest zu beruhen. Indessen
halte ich doch dafür,daß underest eher anstelle von ursprünglichem entêrest getreten ist als umgekehrt. -
Zu Z . 4 übergozzen vgl. Tauler S . 175 ,13ff .: Aber dise krankheit enkumet nút von uswendiger
übunge,sunder von der überflüssikeit des übergusses der gotheit, der disen menschen also úbergossen
hat das des der arme irdensche licham nút erliden enmag .
? Woher Pfeiffer geêret anstelle von erhaben genommen hat, ist unklar, jedenfalls nicht aus seinem
Leittext Baj, in dem , wie der Var.-App . zeigt, 2 . 7 daz - 9 hæten fehlt. BT bietet erhebet, das im Zusam
menhang m . E . im Sinne von „ erhoben “ durchaus paßt und das ich in meinen Text übernommen habe.
3 Vgl. oben S. 529,4 und dort Anm . 4 ; 531,3f. und dort Anm . 2 sowie S . 533,6 und dort Anm . 3.
534
Misit dominus manum suam

Der vater sprichet den sun ûz aller sîner mügentheit und alliu dinc in im1. Alle
40 créatûren sint ein sprechen gotes2. Daz selbe, daz mîn munt got sprichet und offen
bâret , daz selbe tuot des steines wesen , und verstâtman mêan dem werke dan an den
worten 3. Daz werk, daz diu oberste natûre würket von ir hæhsten maht, daz enmac
diu nâtûre , diu under ir 4 ist, niht begrîfen. Würhte si daz selbe, sô enwäre si under ir 5

1 ûzer PfBa,BT 2 mîn ] in in Bay got fehlt BT 5 under irl] in ir PfBay in mir BT

i Zu 2 . 1 vgl. oben S. 97,6ff.: Der prophête sprichet: 'got sprach einez , und ich hôrte zwei'.
Daz ist wâr : got ensprach nie dan einez. Sîn spruch enist niht dan einez. In dem einen spruche sprichet
er sînen sun und den heiligen geist mite und alle creatûren und enist niht dan éin spruch in gote.
Aber der prophête sprichet: ' ich hôrte zwei', daz ist: ich verstuont got und creatûren . Dâ ez got
sprichet, dâ ist ez got; aber hie ist ez créatûre . und die dort Anm . 1 verzeichneten Parallelstellen , zumal
DW 1 S . 312,3ff.: Der himelische vater sprichet ein wort und sprichet daz êwiclîche, und in dem worte
verzert er alle sîne maht und sprichet sîne götliche natûre alzemâle in dem worte und alle crêatûren .;
Thomas Sent. I d . 27 q. 2 a. 3 ad 3: . .. uno et eodem verbo pater dixit se et omnem creaturam .;
Strauch PBB 49 S . 384,38ff.: . . . want der vatter engesprachenye keyn wordt me dann eyn wordt,
das was der sone und in yme alle dinck , . . . ; oben S . 321,1f. und dort Anm . 2 . — 2 . 1 mügentheit =
potentia als der in der Trinität dem „ Vater" zugeschriebenen Kraft, vgl. etwa DW 1 8. 50,3f.: Die heiligen
sprechent, daz in dem vater sî mügentheit und glîcheit in dem sune und einunge in dem heiligen geiste.
und dort Anm . 3 .
2 Vgl. oben S. 531,1ff. und dort Anm . 2.
3 Der Sinn des Satzes ist, daß , 80 wie mein Mund mit Worten Gott verkündet und offenbart, auch
das Wesen des Steins dies tut, daß man aber aus dem Wirken mehr erkennt als aus Worten . Vgl. Thomas
S . theol. I q. 13 a . 8 : Sicut enim substantiam rei ex proprietatibus vel operationibus eius cognoscimus,
ita substantiam rei denominamus quandoque ab aliqua eius operatione vel proprietate: sicut substan
tiam lapidis denominamus ab aliqua actione eius, quia laedit pedem ; non tamen hoc nomen impositum
est ad significandum hanc actionem , sed substantiam lapidis.; vgl. auch DW 5 S. 39, 1ff. ( BgT ) und
S . 88 Anm . 30. Ähnlich Pf. S . 185, 12f.: Ich hân otwennemê gesprochen , daz gotes leben unde wesen
sî in einem steine als in einem holze und ouch in andern crêatûren , . . . ( sieh Quint S . 555 zu 185,13);
317,28ff.: Ein lêrer sprichet : unser herre tuot wol hie sînen munt ûf, er lôret uns durch die geschrift
unde durch die creatûren (sieh Quint S . 873 zu 317,29) . Der Text von N , unten S . 540,69ff : vnd verstet
man alzo vil mer an dem wercke gottes vnd an dem wesen dez / steines danne an meinem worte . ist
offenbar erweiternd verderbt.Mit Z . 3 an dem werke kann nicht das Werk Gottes, sondern , wie der folgende
Satz deutlich zeigt, nur das kreatürliche Werk bzw . Wirken gemeint sein . Auch die Kaz-Lesart wesene
statt werke (sieh oben S . 525 ) kann demnach nicht ursprünglich sein .
4 Zur Änderung under ir gegenüber Pf. S . 93, 3 in ir sieh Quint S . 258f., wo ich den Vorschlag
machte, mit BT in mir zu lesen , aber bereits erklärte , daß die Konjektur Larsons M . E . S . VIII under ir
im Hinblick auf den folgenden Satz ( Z . 5f.) „ sehr anspricht“ . Ich habemich jetzt für under ir entschieden ,
zumal da diese Lesart durch N , ( sieh unten S. 540,72f.) bestätigt wird . — Zu Z . 4f. vgl. DW 5 S . 43,12f.
( BGT) : Und ouch gemeinlîche und natiurlîche : daz unmügelich ist der undern natûre, daz ist gewon
lich und natiurlich der obern natûre. Dort in Anm . 148 ( S . 92) ist aufdie ähnliche Stelle In Eccli. n . 38 ,
LW2 S . 265 , 10 ff.: Nihil enim habet inferius ut sic perfectionis aut lucis ex se, sed totum et se toto
habet a suo principio causali superiori. Inferius enim ut sic se toto est passivum , nudum et informe;
superius e converso » per se dives« est et influens et forma lucens. verwiesen .
535
Predigt 53
niht,mêr : si wäre daz selbe. Alle créatûren wölten got nâchsprechen in allen irn werken . 93,5
Ez ist doch gar kleine, daz sie geoffenbaren mügen !. Joch die obersten engel, in dem
daz sie ûfklimment und got rüerent, daz ist als unglîch wider dem , daz in gote ist, als
wîz und swarza. Ez ist gar unglîch , daz alle crêatûren hânt enpfangen , aleine sie alle
5 gerne wölten sprechen daz næhste, daz sie mügen 3. Der prophête sprichet: ‘herre, dû 10
sprichest einez, und ich verstân zwei'. Sô got in die sêle sprichet, sê ist si und er einez ;
zehant sô ez abevellet , sô wirt ez geteilet4. Ie wir mit unserm verstantnisse mê ûfgân ,
sô wir mê in im einez 5 sîn . Dar umbe sprichet der vater den sun alle zît in der einicheit und

5f. Ps. 61,12: Semel locutus est Deus,duo haec audivi, ...

1 gotte Ba 2 Ez ] vnnd es BT klein vnd wenig das BT Joch ] Ja auch


BT 3 wider] gegen BT 4 aleine) wie wol BT 5 gerne fehlt PfBa, vermochtenn
BT Der bis 8 sîn . fehlt BT 6 sprichet, fehlt Ba s ô bis einez ; fehlt PfBa 8 einez
fehlt PfBa Dar umbe ] Nun BT einicheit ] êwikeit PfBT

i Zu Z . 1ff. vgl. oben S . 531,1ff. und dort Anm . 2 .


3 2 . 2 Joch — 4 swarz. steht in Greith : Traktat im Text von Zą, sieh oben S .525. — In N , folgt
auf Z . 4 swarz der Satz : Sprich ich einem roten hubschen menschen , dz er schwartz vnd pleiche wer,
so tet ich im vnrecht (sieh unten S .540,79f.). Der Satz steht in Pf. Pr. XLII S . 143, 34 - 36 gewiß im ur.
sprünglichen Zusammenhang. — Der Vergleich mit wîz und swarz findet sich auch in DW 1 S. 136 ,2 :
. . . wîz und swarz daz hât widersatzunge, . . . ; unten S . 615,7ff.: Als wîz und swarz underscheiden
ist — ir einez enmac daz ander niht gelîden , daz wize enist niht swarz — , also ist iht und niht.
3 Zu Z . 4ff. vgl. oben S . 531, 1 ff. und dort Anm . 2. Vgl. noch DW 5 S . 38,9f. ( BgT ) : . . . und (ist )
ouch dar ane gote glîch , den kein crêatûre volkomenlîche enphahen mac, noch gotes guete enmac in
sich bilden .
4 Dieselbe Psalmstelle interpretiert Eckhart oben S . 97,6ff., sieh oben S . 535 Anm . 1. — 2 . 6 8ô —
einez ; habe ich hinter sprichet mit N , ergänzt. Das Textstück fehlt PfBan; in BT fehlt der ganze Passus
2 . 5 Der - 8 sîn . (sieh d . Var.-App.) . Mir scheint, daß das N ,- Plusstück inhaltlich erforderlich ist,
weil erst durch den darin zum Ausdruck kommenden Gedanken der Gegensatz des anschließenden Haupt
satzes oben 2 .7 zehant- geteilet. verständlich wird. Das oben 2 . 7 stehende ez bezieht sich auf das vorher
gehende einez, wie N , deutlich erkennen läßt, das anstelle von ez bietet: dises eynige eine (vgl. unten
S . 541,94f.). Übersetzung: „ Der Prophet sagt: 'Herr, du sprichst Eines, und ich verstehe Zwei'. Wenn
Gott in die Seele spricht, 80 sind sie und er Eines; sobald es ( = dieses Eine) jedoch abfällt ( = nach
außen bzw . aus dem Innersten der Seele, aus dem Funken , in die Seelenkräfte und von da durch die Sinne
nach außen in die Kreaturen fällt ),wird es geteilt“ . Zur Psalmstelle vgl. noch In Ioh. n . 486: . . . secun
dum illud Psalmi: 'semel locutus est deus , duo haec audivi' , id est multa . Duo enim primus numerus
est et multitudo est. Ethoc est quod ait 'duo haec' quod proprie creatorum est, scilicet haec et haec,
numerus et multitudo .; n . 639: . . . secundum illud Psalmi: 'semel locutus est deus : duo haec', id
est omnia ('audivi') . Duo enim est radix omnium et multitudinis et hae quidem ut multa audiuntur,
divisa et divisim , iuxta distinctionem et paritatem audientium . Die Übersetzung Bernharts S . 61:
„ Wenn Gott in die Seele spricht — sogleich ,da es die Seele trifft ( Sperrung von mir) ,wird es geteilt.“
ist irrig, da der Pfeiffersche Text, wie oben vermerkt wurde ( ebenso wie der von BT und Baj) lücken
haft ist.
5 Dieses einez fehlt PfBa , (BT) ; ich habe es wiederum aus N ,: so wir ie mer vnd / mer eyniges
sint in im (sieh unten S . 541,96 ) ergänzt.
536
Misit dominus manum suam

15 entgiuzet in im alle créatûren 1. Die hânt alle ein ruofen , wider în ze komenne, dâ sie
ûzgevlozzen sint. Allez ir leben und ir wesen daz ist allez ein ruofen und ein îlen wider
ze dem , von dem sie ûzgegangen sinta.
Der prophête sprichet: 'der herre hât ûzgesant sîne hant' und meinet den heiligen
20 geist3. Nû sprichet er: 'er hật gerüeret mînen munt und sprichet zehant: 'er hât mir 5
zuogesprochen '. Der munt der sêle ist daz oberste teil der sêle , daz meinet si und sprichet :
'er hât sîn wort in mînen munt geleget' – daz ist der kus der sêle : dâ ist munt ze munde
komen “, dâ gebirt der vater sînen sun in die sêle, und dâ ist ir ‘zuogesprochen’. Nû

4 ; 5 ; 5f.; 7 ; 8 Sieh oben S . 528, 1, 3f.

3 von ) in Ba 5 er: 'er) er weyter Vnd er BT berůrt BT 6 ist ] daß ist BT daz' ]
der PfBa 7 daz] Dyß BT derl] das Bay

i zu S . 536,8f. vgl. oben S . 535 Anm . 1 und die dort verzeichneten Vergleichsstellen , insbesondere
DW 1 S . 312,3ff.; vgl. ferner oben S . 319,6ff.: Got ist allo zît würkende in einem nû in êwicheit , und
sîn würken ist : sînen sun gebern ; den gebirt er alle zît. In der geburt sint alliu dinc her ûz komen ,
und er hat số grôzen lust in dirre geburt, daz er alle sîne maht in ir verzert. und dort S . 320 Anm . 1 . -
S. 536,8 habe ich aus Bay und N , ( sieh unten S . 541,99) einicheit übernommen , während Pfeiffer
( S . 93, 14 ) mit BT êwikeit bietet. Wiewohl @wikeit im Zusammenhang durchaus möglich ist, liegt der
Nachdruck in den Ausführungen im Anschluß an P8. 61, 12 (oben S . 536,5f.) eindeutig auf der einicheit
Gottes.
? Zu Z . 1 ff. vgl. Pf. S . 466,19f.: Von dem enpfindent alle crêatûre ir leben , die ie leben gewunnen
in der zît, hie inne ilent alle créatüre zuo ir êrstem ursprunge, . . . ; Tauler S . 47,21f.: Nu ilent doch
alle elementen in iren ersten ursprung, der stein , daz für und alle ding ; . . . Zu Z . 2f. vgl. unten S .
550 , 1f.: Dar umbe muoz si als bloz in im wider învliezen , als si in im ûzgevlozzen ist .
3 Vgl. Pf. 8 . 195,34 ( = Par. an . S . 108,5f.) : Diu hant gotes bediutet den heiligen geist . . . ;
oben S . 180 ,4f.: Daz beste guot, daz got geleisten mac, daz ist sîn rehtiu hant. und dort Anm . 5 ; Par.
an. S . 124,12: di hant Godis daz ist der helige geist.; In Sap. n . 46 , LW 2 S . 370,8f.: Vel dic quod
manus dei est spiritus sanctus, sicut brachium est filius, . . . ; dagegen S . 371, 1 : Vel dic tertio quod
manus dei est filius, sicut digitus spiritus sanctus, Exodi 8 : 'digitus dei est hic'.
• Zu Z .6ff. vgl. Jostes S . 6 , 25ff.: Wen daz alleroberst teil der [sel] bloz und ledich ze mal
vereint wird mit got, da wirt daz wort gesprochen und der spruch , und da ist mund zu mund kumen
und da ist kůz ze kůz chumen , und di sel verstet daz wort in dem wort und nieman mer ; und di sel
di chunde auch etwaz dar auf geworten . Hie ist di selzu irm aller obersten kumen .; Par. an . S . 104 , 33f.:
der munt ist di uberste craft der sele, da di sele gelabit wirdit fon Gode. Z . 6 si kann m . E . nur die
„ Schrift“ meinen, U . zw . die voraufgehend zitierte Stelle Ier. 1,99. — Zu 2 .6 daz oberste teil der sêle
vgl. oben S . 24, 3 und die dort Anm . 2 verzeichneten Vergleichsstellen . — Zu 2 . 7f. vgl. DW 1 S . 172,4ff.:
Wenne der sêle ein kus beschihet von der gotheit , sô stât si in ganzer volkomenheit und in sælicheit ;
dâ wirt si umbevangen von der einicheit. und dort Anm . 3 ; 246 ,21 ff. : wan da ist dirre mentsch gåtlich
wesen , vnd gåtlich wesen ist dirre mentsch . wan hie so geschiht von der ainikait gottes vnd von dem
demütigen mentschen der kuss.; In Gen . II n . 146 , LW 1 S. 614 ,11ff.: . . . quod in attactu , occursu
et unione superioris essentialis cum sui inferioris supremo mutuo se osculantur et amplexantur naturali
et essentiali amore intimo et dulcissimo superius et inferius, . . . und dort S.615 Anm . 2 ; In Sap .
n . 107 , LW 2 S . 443,8ff.: In illo uno sibi sociantur deus et anima, quin immo deus et omnia . Non
enim est aliquid aliud prorsus, ubi conveniant, ubi se inveniant, ubi se videant et se invicem osculentur
. . . ; DW 1 S . 247,1f.: wan hie so geschiht von der ainikait gottes vnd von dem demütigen mentschen
der kuss. Vgl. auch Lüers S. 212.
537
Predigt 53
sprichet er : 'nim war, ich hân dich hiute ûzerwelt und hân dich gesetzet über volk und 23,95
über rîche'. In ein ‘hiute' gelobet uns got ze ûzerwelenne, dâ niht enist, dâ dannoch in
der êwicheit ist ein ‘hiute'l. 'Und ich hân dich gesetzet über volk ' – daz ist über alle
die werlt; der muost dû ledic sîn — 'und über rîche' — daz ist: swaz mê ist dan ein , des
5 ist ze vil, wan dû muost allen dingen sterben und solt wider îngebildet werden in die 30
hohe, dâ wir wonen in dem heiligen geiste 3.
Des helfe uns got “, der heilige geist. Âmen .

1f.; 2 ; 3 ; 4 Sieh oben S. 528, 2 .

-
- -
1 er :) er fürbas BT 'nim war, fehlt Ba , ich hân ) Er hat Ba , vsser welt

-
Ba, 2 rîche inein '. Hiute Pf riche i ein hútte Bar In ein fehlt BT dâa fehlt Ba , 3 dich ]

-
ých Ba, 4 ‘und fehlt BT (Zeilenw .) des] das BT 5 wan ) vnnd BT sot Ba , 6 hodi
Ba 7 Das BT got unde d. Pf got, fehlt Ba,

i Zu Z . 2f. vgl. DW 1 S. 239,2f.: wat is hoede ? ewicheit.und die dort Anm . 2 aufgeführten Text.
stellen Pf. S . 672,32ff.: . . . unt diz iezent ist ein êwig werden , want der vater sprichet selber 'ich hân
dich hiute geborn .' Daz hiute ist ein êwig iezent. In disem iezunt geschiht diu geburt ( = Greith
S . 120,19 - 21).; Sermo XXIV n . 235, LW 4 S. 218, 13f.: Sed notandum quod ait 'hodie '. 'Hodie' dei
est aeternitas. und dort Anm . 7; Tractatus super Oratione Dominica n . 14, LW 5 S . 123,4f.: Vel dic :
panem qui est hodie , id est in aeternitate, qui semper hodie , da nobis ; vel: panem supersubstantialem
da nobis hodie, id est in aeternitate; und dort Anm . 1 ; In Ioh . n . 218 , LW 3 S . 184,2ff. – Die offenbar
irreführende Interpunktion Pfeiffers $ . 93,25f. . . . rîche inein '. Hiute gelobet usw .habe ich mit Lasson
ZfdPh 9 s. 28 gebessert . Bernhart hat in seiner Übersetzung S. 61 oben Z . 2 In ein ausgelassen .
? Zu Z . 3ff. vgl. oben S . 364,5ff.: Wie sol der mensche sîn , der got schouwen sol ? Er sol tôt
sîn . . . . Nû prüevet selbe, wie ein tộte sî und wie wênic ez in allez berüeret, daz in der werlt ist . Stirbet
man dirre werlt ,man enstirbet gote niht. und S. 365 Anm . 1 und 2 .
3 Zu Z . 5f. vgl. DW 5 S. 27,6f. ( BGT): Er sol klagen , . . ., daz er niht ganze entbildet enist
der crêatüren und niht mit allem dem sînen îngebildet enist der güete.
• Pfeiffer (93,31) hat hinter got unberechtigterweise unde eingeschoben , das in BT fehlt,während
Ba , (beim Zeilenwechsel ) got ausläßt.

Anhang

Text der Predigt nach N , f. 700 — 757


'U ( Initiale )ocatum est nomen eius ih ’s ': 'Sin namen ist genant ih 's '. Wilt
di wissen die luterkeit , die adelkeit vnd die wirdikeit, die hie in disem heiligen 529,1
namenih 's beslossen ist, so ist dz vnösspreche- lichen allen Züngen . Augustinus : Spricht
man , dz ih’s nach der götheit ein wort | sie, So ist es von vns vngesprochen ; | Sprichtman ,
5 das es vngesprochen sie , So ist es vnbekant. So er aber etwaz | ist nach der götheit be
sünder Ein wört | vnd doch ein vngespröchen wört von aller geschaffenheit; Wer kan es
538
Misit dominus manum suam

danne gesprechen ? Nymant mer , danne er al- lein , der auch dises wört beselichen ist
nach der götheit ; Wann göt ist eyn wört, dz sich selber allein sprichet | 'U ( Initiale böca
tum est nömen eius ih ’s ' : 'Sin namen ist genant ih ’s '.Merck eben ! | Wagot ist ,da sprichet
530 ,1 göt; Wa (71r ) aber göt nicht ist, da sprichet auch göt nicht. Der vater ist ein spruch , 10
der / sön ist ench ( !) sprüch , dz selbe ist auch der heilige geist . Also ist göt gesprochen
vnd vngesprochen ; Gespröchen von im selber, aber vngesprochen völkömelich - en von
vns. 'U ( Initiale )öcatum est nömen eius ih ’s ': ' Sin namen ist genant ih ’s '. Wir sprechent
gebonlichen : Was in vns ist, dz get von vns is vnd kvmpt | alsö von vns; Wan so ich es
ioch allein | bedencke, noch danne dz selbe wort, dz do alzo in mir vnd von innen ist, 15
das | kümet von mir vnd öffenbaret sich mir | vnd belibet auch in mir. Alzö sprichet der
ebige vater dz ewige wört im selbs ge(über d . Zeile )gespröchelichen vnd belibet doch | al
zit inbendige ön ösgesprochelich - len . dar vmb So ist göttes is gange | sin in gange. Vnd als
5 vil ich göt (710 ) ye necher bin als vil sprichet er sich |mer in mich . 'U ( Initiale)öcatum est
nomen eius ih ’s ': 'Sin namen ist genant ih ’s ’. | Senica : »Er ist ein snöder mensche , der | 20
do nicht kömpt über den menschen «, dz ist über sich selber öf zü göte ; Wann es ist
köntlichen , dz alle ver-Inönftige nature is get an irem bürcken ; Aber ye mer sie dz
tüt, yemer / vnd mere sie alzo in get in sich selber .| Aber alzo ist es nicht mit den ösben- |
531,1 digen vnd leiplichen creaturen, Wan | ye mer sie burcket, ye mer vnd mer | sie is get
von ir selber . 'U ( Initiale )ocatum est nomen eius ih ’s': 'Sin namen ist ge- nant ih ’s'. 25
Merck eben ! Alle creatüre wolt gern got sprechen in allen iren | wercken ; Sie rement ,
dz ist , Sie fleissent sich alle dises ziles; Sie sprechent alle | vf disen sinne, als sie aller
nehste mugſent, Es sie in ioch liebe oder leit : Sie (72r ) mögent in aber nicht gantz is
gesprech - en , als er ist. Sie sprechent wol in allen | iren wercken von got, als vil sie ver
5 mvgent; er belibet aber von in allen noch | vn üsgesprochen . Dauid sprichet von | im 30
Also : 'Dominus nomen illi', 'Der herre | ist sin name'. 'Herre ' ist so vil gesproch -len als
ein vber sechinge ( !) einer birdikeit / vnd herschaft ; Aber knecht als ein vnter -/sec
zünge, Vnd wil der prophete so vil daſmit , Daz got wol herschet ob allen | dingen , vnd
sint auch alle ding vnter | im ; Er spricht in aber in dem nicht gantz is beselichen ,wann
er ferre | hin vber ist . 'U (Initiale )ocatum est nomen eius ih ’s ': 'Sin namen ist genant 35
532,1 ih ’s '. Es ist ze wissen , dz Etliche namen ge- lhörent got aygelichen zu , Wan sie ab
gescheiden sint von allen andern namen , als mit sunderheit der namen „got' ist, (720)
Wan diser namen gehort im allein | aygelichen zv, Recht als der namen ,mensche'| ayge
lichen dem menschen zu gelegt wirt . | Er sie ioch krum oder slecht, wise oder swarcz
oder wie er genant ist, so ist er doch eyn |mensche genant. Alzo ist es auch hie mit got, 40
wan ,göt' ist der aller aygelichste | namen , den man im zu legen mage. Aber | Etliche
ander namen sint auch wol in göt; , sie habent aber ein zu haften an göt | als mit sunder
533,1 heit ,vaterschaft ist vnd „sün - schaft' vnd des geleichen ; Wann dise namen |meynent
ytzunt zwey. Wan als balde man | ,vater' nennet , so verstet man auch den ,sun', / Wan
vater mag nicht gesin , Er habe danne eynen sün . Alzo ist es auch mit dem sine vnd 45
mit dem heiligen geiste ; | Sie tragent aber in in beslössen ein ebi- ges besen vnd leben ,
dz do ist über alle zeit. zü dem dritten male sint etliche namen , die habent allein ein
öff(73r )tragen zu got vnd ein keren in dise zit , / vnd der selben namen ist vil an xpo
vnßm | behalter ; Aber vnter in allen ist diser namen , ih ’s der birdigeste vnd der beste .

539
Predigt 53

50 Vnd dar vmb, Dü güter ih ’u , bis auch vnß | ih ’s. Behalte vns alle durch deinen heilig- en
namen . Amen . 'U ( Initiale )ocatum est nomen eius ih 's ': 'Sin namen ist genant ih ' s '.
Man findet in der geschrift, dz man got nennet mit vil namen . Etliche nennent in mit
achtzechen büchstaben, Etlichen mit zwelf-len , Etliche mit dreyen, Etliche mit zweien
etc. Es ist als ze vil,wan got | ist eynes.Mache ioch einen püchstaben |mit zweyen pöntlin ,
55 es ist noch ze vil. Vnd dar vmb : Wer noch icht bedenck - Jet von got, was got sie, dz ist 533,5
got nicht; Wan got ist vber alle namen , vber | alle natüre vnd vber alle creature in |
himel vnd in erden . ‘U ( Initiale )ocatum est nomen (730) eius ih ’s ' : 'Sin namen ist genant
ih 's '. Wir | lesent von einem güten menschen , daz bat got vil zit, vmb dz Daz er im 534,1
mochte einen namen gegeben . Da sprach ein ander seliger mensche zu im : ,Swige vnd
60 höre öf, Dv lesterst got !' 'Wan wir mügent keinen namen gefinden , der im birdic
lichen muge gelichen . Doch sint vil | namen von got erlavbet bede in der alten | . E . vnd
nï in der nöwen . E ., da mit in die heiligen vor ziten genant haben Vnd die got alzo mit
im selber in iren hertz- en gebichet hat vnd über grössen ( ! ) hat mit andacht vnd mit
vil genaden , Also daz wir in der wol vermanen mugent diemutigklichen in vnßm gel
65 (ge]pet vnd also sprechen : ,Herre , in dem | oder in disem heiligen namen so pit wir dich
vnd lobent dich ; Er barme dich vber vns. AmeN . ( 74r) 'Vocatum est nomen eius iħs':
'Sein namen | ist genant iħs'. Merck eben ! Der vater spricht den sun auß aller seiner 535,1
mugenheit vnd in ym auch alle ding . Wann daz selbe, daz mein munt nu sprichet in
dem wort „stein ', daz selbe spricht auch daz wesen dez steines vnd verstet man alzo
70 (alzo auf d. Rand mit Verweisungszeichen ) vil mer an dem wercke gottes vnd an dem
wesen dez steines danne an meinem worte. Also ist es auch hie. Wann daz selbe werck ,
daz die oberste nature wurcket auſ aller irer vermugenheit, daz mag dise , die vnter 5
ir ist, nicht begreiffen ; Wann wurckte sie auch daz selbe, so wer sie ytzunt nicht vnter ir ,
sy wer ir (sy w . i. auf d. Rand mit Verweisungszeichen ) geleiche, daz doch vnmüglichen 536,1
75 ist. 'Vocatum est nomen eius iħs'. Alle creature wolt gern got nache sprechen in allen
iren wercken . Es ist aber nicht muglichen , (740) wann es ist gar ze klein , daz sie alle
enpfangen haben, gegen got zeschetzen. I ja, auch die obersten engel, wann in dem daz
sie auff kliment vnd got gern rürtent, in dem so werd -lent sie im vngeleiche vnd alle
dem , daz in im ist , recht als weiß vnd schwartz gegen ein ander ist. Sprich | ich einem
80 roten hubschen menschen , dzer schwartz vnd pleiche wer, so tet | ich im vnrecht. Also
ist es auch hie , wann es ist alles vngeleiche gegen got zeschetzen , daz alle creature
enpfangen hat von im ; doch so wol- tent sie all gern daz aller peste | vnd daz aller nechste
gesprochen haben von got nach aller irer ver - mugenheit ,mocht es gesein , wann er dez
alles wert ist vnd wirdiger. (751) 'Vocatum est nomen eius iħs': 'Sin namen ist genant ih 's '
85 (Sin — ih ’s auf d. oberen Rand mit Verweisungszeichen ). Der prophete sprichet : 'herre, die
himel habent nu auß gekundet dein glorie',daz ist : alle creature habent nu auß geschin -| 537,1
en vnd auß gekundet den glantze | deiner maiestet. Darumb so ruffent sie auch alle ,
vnd besunder die arm - en ellenden menschen , hie im zeit mit allem irem wesen , leben
vnd vermüg -len , wider vmb ze kumen zu dir , auß dem sie geflossen sint. O du einiges |
90 eine nicht allein hilf vns schier zu dir wider heim AMEN ( verzierte Majuskeln )
JHS Maria
' U ( Initiale )ocatum est nomen eius ih ’s ' : 'Sin namen | ist genant ih ’s '. Der prophete

540
Misit dominus manum suam

536,5 sprichet: 'Herre , du sprachst eines,vnd ich verstunde zwey'.Merck ! | dises ist nicht anders
danne, so got in die sele sprichet, so ist sie vnd er eynes ; aber zehant als dises eynige
eine ab vallet, so wirt es geteilet: got vnd die creature. vnd dar vmb : so wir in vnß 95
be- girde ie mer vff stigent zu got, so wir ie mer vnd mer eyniges sint in im vnd mit im ;
vnd alzo auch bider | vmb : so wir ie mer abgent von got, so wir ie mer vnd mer manigual
tiger berdent. Wer eynige ist, der ist gescheiden von allen andern dingen vnd in sich
537,1 selber gesamet. Dar vmb sprach | wol der vater in eynigkeit den sun vnd alzo auch in
im alle ding. 100

541
PREDIGT 54a (Jostes Nr. 15 S . 9 — 12)

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S. 621ff., Spamer PBB 34 S. 329, Strauch PBB 49
S . 360f.):
B , f. 146 — 152v ; vgl. Strauch PBB 49 S . 360f. unter 24 ; 50 S . 221f. (Varianten zu Jostes' Text).
B , f. 2v - 6v ; vgl. Skutella ZfdA 67 S . 107. Skutellas Angabe: ,,21 — 6V = Pf. 71, 1 + 71,2 + 46
(z. b. 30 — 40 = Pf. 225,7, 225,31 — 226 ,13 aber in breitererausführung)“ ist irreführend . B , bietet
vielmehr die ganze vorliegende Predigt, schickt allerdings der Exegese ein langes Textstück vorauf,
das gewiß nicht zum ursprünglichen Textbestand gehört. Ich habe es in Quint S. 629 unter
Beibehaltung der hsl. Interpunktion abgedruckt und teile es auch hier im folgenden so mit : (2v )
Vnser herre underhůb vnd hůb von vndan / vff sin ougen vnd sach jn den hymel vnd / sprach Vatter
die zit ist komen wise / clár dinen svn dz dich din sun clår wise / alle die du mir gegeben hast gib
jn dz ewig / leben das si dich erkennen alle ainen waren / got. Vnser herr sprach das ist dz ewig /
leben dz man dich erkenne allain ainen / waren got vnd dinen svn Min xöm An dem wort verstát
man der got nit erkennet / dz der hat den ewigen tot vor im . Aber / so der mensche har zů kornet dz
er gotwirt / erkennent 80 mag er in minnen won vn -/kunde sintvn minne Darvmb svnt wir / sprechen
herr låss ons ding erkennen jn | Ons vnd in allen dingen von dich selber / in dir selber . Was ist
got in uns vnd jn / allen dingen . Dasmag man jn vil ding / merken . Es ist Unser wesen und leben /
vnd kraft als er selber sait Jr mugent / dne mich nit gut getůn und ir ensint niht / an mich . Das
erkennet dů sålig sele jn der minne Büch . Da sy sprichet dilectus /meusmihi et ego illi. Der geminte
ist mir / vnd ich ime er istmir alle ding in allen / dingen . Dz ist ich erkenne sin ainvaltikait / in
der driualtikait vnd die dri hórt (3r) jn ainikait der creature. vnd die manigual (månigual durch
gestrichen , daneben auf d . Rand : aine-) tikait vnd die drihait in der månigualti-/kait der creaturen .
vnd die manigualtikait / in ainikait (ainikait getilgt) ainvaltikait göttlicher naturen / vnd in der
drihait der personen dz ist ich / erkenne alle ding dz si sint gewesen / in der person des vatters und
dz er sy / hat gehalten in jm selber von jm selber | Also erkenne da der sun alle ding von | dem
vatter hat vnd nit von jm selber Jch / erkenne dz állů ding gewesen sint jn dem hailigen gaist und
nit von jm selber mer von dem vatter und von dem svn . Ich erkenne / got in got des vatters nature
jnn (!) son des / suns nature jm vatter und ir baider nature / jm hailigen gaist und des hailigen
gaistes per -/son jm vatter vnd jm svn Das ist gesprochen / ich erkenne die ewikait in der drihait
vnd / doch gewalt in der gewaltikait vnd die / wishait in der wishait vnd die gúti jn , der gute 80
ist es vmb alles dasman singen / sagen oder gedenken vnd gotliche nature vnd / also vil als bekentnus
zů nimeals
ainunge / wachset
vnd vilgötlich minne
sitte vnd und die/ gebruchēge vnd / danknámkait vnd lob vnd mit fróde vnd /
werdekait
Ba, enthält zwei Exzerpte:
f. 290r — 291r (innerhalb des Traktats Ein prüfen ) = unten S . 550,4 Suln — 551,2 demüeticheit.
+ 552,5 daz — 6 gotes, + 7 und1— 8 wîs + 557,1 Alsô — 5 gotes : soldů sele iemer komen in (290v )
gottes innerstes si můs zem ersten komen in ir innerstes in den grund der diem /útikeit Da sol si
vf tragen gotte alle / ir gebresten und alle ir sunde Vnd / sol seczzen sich selber diemutiklich in / sin
erbarmherzikeit vnd sol vf tragen / gotte alles dz tugende oder guttes an / ir ist Vnd sol sich denne
fügen vnder / die pozzen (!) da got vs smilzet in gütte /wis da sol si vf klimmen in der vernuftigen /
wirkunge got zebekennenne vnd ze / minnenne vnd da si it vindet gotliches (291r ) liechtes oder got
licher glichnisse Da sol / sibeliben und nutwider keren mer alles /fürbas gen bis sikomēblóslich in / got
f. 307r - v (innerhalb des Traktats Von der wurkunge der sele) = unten S. 559, 1 Dar nach
2 goť . + 561,1 Er— 4 goť .: Unser herre ih'c / xộc sprach zů sinem himelschen vater | Dz ist ewig
542
Unser herre underhuop und huop von unden ûf sîniu ougen
leben dzman dich beken /ne allein waren got Ersprach / nůt wisen gotnoch guten gotno ch gerechten
got vnd dz meint dz / dů sele abschellen sol mit vernuf(307v )tikeit alles dz man got zů gelegen / mag
vnd neme got bloß als er luter / wesen ist also ist er warer got; abgedruckt in Spamer Texte
S . 103,7 — 12.
Vgl. auch Lo, und Zz; im Var.-App. nicht berücksichtigt.
Log enthält innerhalb derselben Mosaiktraktate wie in Ba, und Z , dieselben zwei Exzerpte :
f. 54v = unten S. 550 ,4 Suln – 551,2 dêmüeticheit. + 552,5 daz — 6 gotes, + 7 und 8 wis. +
557,1 Alső — 5 gotes : Sal die sele vmmer komen in godis inner/stes So müß sie komen zum ersten /
in ir innerstis in den grúnt der demů/dekeit Da sal sie vff tragen gode alllen gebrechen und alle ir
súnde vnd / sich selbir demúdeclich in sin barm - herczekeit vnd sal vff tragen gode / alles daz dugenden
ader godis ane / ir ist vnd sal sich dan setzen vnder / die porten Da god uß sin leßet in / gude wiß
da sal sie vff clymmen in der / virnunfftigen wirckůnge got zů be/kennen und da sie it findet got
liches / liechtes ader gotliches glichnisses | Da salsie bliben vnd nitwieder ke-fren Mer alles vorbaß
gene biß sie / komme in das bloß ane gesiecht godis
f. 61r = unten S. 559,1 Dar nâch — 2 goť . + 561,1 Er - 4 goť .: vnser herre iħus xps sprach /
zú synem hiemelischen vader Da ist e-/wig leben daz man dich bekenne / alleyne waren got Er sprach
nit wisen / got nach guden got nach gerechten vnd / daz meynet Daz die sele abe schelen / sal mit
virnúnfftikeit Alles daz man / gode zů gelegen mag vnd sal yne ne- men bloß als er luter wesen ist
Also / ist er warer got
Vgl. auch Ba, und Zg; im Var.-App. nicht berücksichtigt.
M , enthält zwei Textstücke unserer Predigt :
f. 163r— v = unten S . 557,10 von – 558,3 sin + 5 sprich - 559,2 goť . + 561,1 Er— 7 Amen .
f. 164r = unten S . 548,5 E2— 549, 1 got. + 3 Diu550,1 sune. + 4 Suln – 551, 2 dêmüeticheit.
+ 4 Als — 552,3 gotes, + 553,6 Alső9 enstât + 10 in – 554,3 in got. + Amen . Die beiden
Textstücke wurden von Pfeiffer als Pr. LXXI,1 S . 224,31-- 225,12 und LXXI,2 S. 225,24 –
226 ,13 aus M , abgedruckt. Die Entsprechungen des Pfeifferschen und des Jostesschen Textes
hat Pahncke Diss . S. 4 bereits mit geringen Abweichungen festgestellt. Ich selbst habe in
Quint S . 622 eine Synopse dieser Entsprechungen unter Hinzufügung derjenigen von M ,
(sieh unten S. 544) geboten . Das in M , zwischen den beiden Textexzerpten stehende Text
stück Pf. S. 225, 12 Ez sprichet der meister Boethius— 23 wesenne. hat mit der vorliegenden
Predigt nichts zu tun , wie es denn auch in keinem der übrigen hsl. Texte der Predigt steht. Das
hindert nicht, daß Pf. S. 225, 17 – 19 inhaltlich eine gewisse Berührung mit unten S. 554,1 — 3
zeigt. Ich habe in Quint S .624 — 629 unter Heranziehung der Texte von B , und B , Textbesser
ungen und -ergänzungen des Pfeifferschen Textes (M2) vorgeschlagen , die in Übereinstimmung
stehen mit meinem unten gebotenen Text der Predigt. Im folgenden teile ich die beiden Text
exzerpte von M , mit eigener Interpunktion in der Reihenfolge der Hs. mit unter Hinzufügung
der unbedeutenden Abweichungen des Pfeiffertextes in Klammern :
V (Initiale)On dem wörttlein , daz er spricht: ' Alle , dy du / mir geben hast . der den syn aigenleich
ansicht, / 80 maint es alz vil: 'alles, daz du mir geben / hasť , dem gib ich daz ewig leben '. Ewig
leben , daz ist / daz selbe, daz der sun hat in dem ersten ausbürcken / vnd in dem selben grunde vnd
in der selben lauterkait (163v ) und in dem (dem v . and . Hd. über d . Zeile) schmacke, da er sein
aygenhait inne hat vnd / da er sein wesen inne hat besessen : 'daz ewig leben gib / ich in ' vnd anders
kains. dysen syn sprecht Künig -/kleichen (küenlichen Pf) auf meinen leip. Darnach spricht er:
daz ist / daz ewig leben , daz sy dich erkennen alz ainen waren / got'. Er spricht nit ,weisen ' got noch
„gerechten ' noch (ger. got n . Pf) ,gewaltigen' got, mer: alz 'ainen waren got' vnd maint, / daz dy sele
ab schaide vnd ab schel alles, daz got / zu leget in gedancken vnd verstan ,vnd nam (neme Pf) in bloß , /
alz er ist lautter ween (wesen Pf). also ist er 'warer got . dar / vmb spricht er: 'daz ist daz ewig leben ,
daz sy dich /bekennen allain waren got'. daz wir komen zw diser / warhait, daz ist lautter wesen (ist
ze lûterm w . Pf), vnd wir mit jm / vnd in jm ewigkleichen selig wesen , dez helff vns / got der vater
vnd der sun vnd der heylig geist. Amen .
543
Predigt 54 a
Hierauf folgt mit neuer Zeile und Initiale Pf. S. 225, 13 Ez sprichet— 27 mich .'. Daran
schließt f. 164r unmittelbar in der Zeile an : Es spricht / ain weiser man jn dem půch der weishait,
daz dy sel |wirt getragen mit götleicher weyshait in got. dymůß / geleutertwerden und klain gemachet
in dem liecht / vnd in den genaden und abgeschaiden werden und ge- schelt, daz fromde ist an der
sel, und auch ain tail, daz / sy selber ist. Ich han ez mer gesprochen : dy sel můß | also gar enblozzet
werden alles, daz zw val ist an der / sele , vnd also lautter aufgetragen werden und wider / ein fliessen
in den sun ,alz sy ausgetragñ (tragñ getilgt) flossen ist in / jm . wann der vatter hat dy sele beschaffen
in dem sun . / sullen wir ymmer komen in den grunt gottes vnd / in sein jneriste jnnerkait, 80 můssen
wir zw dem / minsten komen in unsern aignen grundt vnd in vnser / innere ( innerste Pf) innerkait
jn ainer lauttern demütigkait. I also wenn (d. Swenne Pf) dy sel kumbt in den grunt vnd in das /
jnnerist ires wesen , 80 geußt sich dy gotleich kraft / alle ze mal in sy vnd würkt gar ( gar fehlt Pf)
verborgenleich und offenbar gar grosse werck und wirt dy sel groß und hoch in der minne gottes .
Es ist und muß sein in der / sel, dy wol geordent ist in dem grunt der demütikait / vnd also auf
klimmet vnd wirt auf getragen in der / götleichen kraft: dy rwet nimer, sy kom dann recht in / got
vnd rwet in jm bloß, und beleibet alles inne /vnd ensücht nit auß (úzen Pf) und stet in der lautterkait
dez / wesens; da jnne ist auch dy sele. Got ist lautter wesen. / E8 spricht ain maister : jn got, der lautter
wesen ist, / enkümbt nichtz nit, ez ensey auch lautter wesen . darumb | ist dy sel ain lautter wesen ,
dy do komen ist dy recht (i über e, ist unde diu rihte Pf) auß get in got. Amen .
Die Mg- Textstücke wurden im Var.-App , nicht berücksichtigt.
f. 217 — 24v = Friedrich Wilhelm Deutsche Mystikerpredigten , Münchener Museum I, 1912,
Nr. II S .48.
N, f. 22 – 23v = Jostes Nr. 15 . 9 – 12.
f. 1988 — 202r; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S . 162.
f. 234v , Fragment = unten S . 549, 3 Diu - 5 ist. + 6 diu — 7 im . + 550,4 Suln — 551, 2 dêmüe
ticheit. + 552,5 daz — 6 sünden + 7 und sol— 8 ist, + 6 und s01 — 7 barmherzicheit, + 8 in
güete wis. + 553,6 der sêle, - 10 wesen, : D (Initiale)ie sele můss gelutert werden / vnd kleinlich
gemachet werden in dem lieht und in der gnade und alles ab- gescheiden werden und abgeschellen
was fromdes ist an der sele vnd och / ein teil das sů selber ist die sele můss als gar entplosset werden
alles des / das zu gefallen ist vnd als luter vff getragen vnd wider in fliessen in dē / sun als sů vs8
geflossen ist von im süllent wir komen in den grunt gottes / vnd in sin innygestes 80 müssen wir
vo ersten komen in unsern eigenen / grunt vnd in vnser innigestes und in luter demütikeit sol sú
sich vff tragen / mit allen iren gebresten und synnen vnd solt öch vff tragen alles dz tugend / vnd
gute werk in dir ist und sol sich da mit seczen vnd vnder bögen under die / porten der erbermde gottes
da got v88 smilczet in barmherczikeit in / gutes wise Die sele die wol geordnet ist in dem grunt der
demútikeit / vnd also vffklymmet die wurt vff gezogen in gótliche krafft vnd gerůwet / niemer sú
komme denn zereht off got vnd rúre in bloss sú blibet alles inn / vnd suchet not v88 vnd enstot öch
nit nebent got noch by got mer alles die / rihti in got in der luterkeit des wesens dar inne ist öch der
sele wesend ; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S. 194 ; im Var.-App . nicht berück .
sichtigt.
enthält innerhalb derselben Mosaiktraktate wie in Ba, und Lo, dieselben zwei Exzerpte :
p . 180 — 181 = unten S . 550,4 Suln — 551, 2 dêmüeticheit. + 552,5 daz — 6 gotes, + 7 und !
8 wis. + 557,1 Alsó — 5 gotes : Sol die sele mer kommen in gottes innestes si / mus zů dem ersten
komen in ir jnnerst in / den grunt der dómútikait da sol si vff / got allen jrn gebresten und alle ir
sünde / vnd sol seczen sin súnde vnd sol seczen sich / selber dómútiklich in sin erbarmherczikait /
vnd sol vff tragen got alle die tugende (181) oder wz gutes an ir ist vnd sol sich den -/ne fügen under
die porten da got v88 sin / milti git in gúti da sol si vff klimen in der / vernünftigen wůrkunge got zů
bekennen / vnd zů minnen vnd da si iht vindet got-/liches liechtes oder götliche gelichnisse / da sol
si beliben vnd nit wider keren mer / alles fürbas gan bis si kumme blozklich / in got.
p . 192 — 193 = unten S. 559, 1 Dar nâch - 2 got'. + 561,1 Er— 4 got'.: Onser herre sprach zů
sinem himel/schen vatter das ist ewig leben das / man dich bekenne allain warer got er / sprach nit
wisen got noch güten got| noch gerechten got vnd das mainot| dz die sele abstelen solmit vernünftikait
544
Unser herre underhuop und huop von unden ûf sîniu ougen
(193) alles dasman got zů legen mag vnd / nemme got bloss als er luter wesen ist al/so ist er warer got
Identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S . 243f. und 246 ; im Var.-App. nicht berücksich .
tigt. Vgl. auch oben Ba , und Loz.
Greiths Traktat enthält die folgenden Textstücke, die ich im Wortlaut von G , mit den Varianten
von M , und Z , aufführe : Greith $ . 154,24 — 29 = unten S. 559,4 Ie— erkant. + 560,5 le - wurzel,
+ 6 und 7 alliu dinc.: Ain maister spricht Ie mer got / wirt ain bekannt le mer er wirt / all
bekant Vnd le mer man got , nåhe und tieffer bekannt (nåhe bis bek .] nåcher vnd tieffer' bekennet
M ,) Ie mer / man bekennet die wurczel uß der / alle ding endsprungen sint Vnd (184 ) Vnd ye mer
man die wurczen vnd / den kernen vnd den grund der got/hait mer bekennet ain Ie mer man / be.
kennet all G ,(p . 183 — 184) M ,(f. 6lv) fehlt Za; vgl. Seitz S. 56 VIII 20 ; Pahncke Diss . S. 9.
Greith S. 127,9 — 16 = unten S. 560,7 Dar umbe — 561,4 goť .: Vnd hierumbe 80 spricht cristus
( jhesus M ,) / zů sinem vater disz (das M ,) ist ewig leben | dich (die ich , vor ich v . and . Hd. d M ,)
beckennen allain waren got / vnd (vnd fehlt M ,) er sprichtnit wisen got noch (98 ) gúten got noch ge
rechten gotnoch / gewaltigen got Sunder allain /waren got Vnd das maynnet / das die sele abschaiden
solmit ver/nufftigkait alles dasman got zůſlegen (zů gelegen M , Z_)mag an gedencken oder in ver/ stane
vnd neme gotblos als er luter /wesen ist also (und also Z ,) ist er (als er ist M ,) warer got G , (p . 97 – 98 )
M ,(f. 33r) Z (f. 60r — v ); vgl. Seitz S. 55 VII 18 ; Pahncke Diss. S . 8. Vgl. auch oben Bay,
Lo , und Zg. Im Var.-App . nicht berücksichtigt.
Filiation der Hss. (sieh Quint S . 622f., Strauch PBB 50 S. 222): Was die Volltexte B ,B .N .M ,N ,
betrifft, so glaubte Strauch a.a. O . sagen zu können : „ Zwischen B und M ; < = B , und MG) besteht
nähere verwandtschaft gegenüber N < = N ), doch setzt B 10,33ff. ( = unten S .554,8ff.) eine vollstän
digere vorlage voraus als sie MZN zur Verfügung stand .“ Ich habe demgegenüber bereits in Quint
S . 622f. gezeigt, daß B , und B , gegenüber M , N , in engster Verwandtschaft untereinander gebunden
sind . Diese Filiation verrät sich in einer großen Anzahl von Übereinstimmungen der beiden Hand .
schriftenpaare, zumal in gemeinsamen mehr oder weniger deutlichen Fehllesarten , so für B , B , im
Variantenapparat zu unten S. 549,2 der menscheit] desmenschen der menscheyt; 553,5 wirt] ist; 554,6 und
die sternen fehlt (Hom .); 555,3 ziehent an 8.] dragent (treg B ,) in 8.; hiuselin ) bußelyn B , buschelin Bg;
7 dem l. h ., ) den liplichen hymmelen ; 556 , 3 und - krůta fehlt (Hom .) ; 557, 2 iht] ye me; 558, 1 eigene
fehlt ; 3 hån — 5 und fehlt ; 560,4 erkant." fehlt (Hom .); anders fehlt; 7 alliu dinc.] al; 3 man ]
sie ; für M ,N , in den verderbten Varianten zu unten S. 550, 1 blóz fehlt ; 2 in im üzgevl.] aus im ge
flossen ; 552,2 offenbaret] offenpar; werk - 3 gróz fehlt (Hom .); 3 und hôch ] vnd gar hohe ding ; diu ]
der ; 4 'er - ougen ' fehlt ; 554,2 ouch1 hinter ist? ; umbe] inne; 555, 1 bein – 3 sich fehlt (Hom .) ; 3 sternen ]
sunnen ; 6 versmåhet ] vermocht N , vermacht M3; 556 ,2 bew . den und fehlt (Hom .) ; würken ,] wurket;
3 krůta] ding ; 5 sinnelich ] synnichleich ; 557,5 alle hütten ) all hut; 558, 3 hån – 5 und fehlt ; 559,1 Dar- er :
fehlt; 4 sinnic] synleich M , sinnelich N1; 560 ,1 vnd waren des ; 2 niuwan fehlt ; 4 erkente fehlt ; 561,3 in
gedenkenne oder in verstänne,] in gedancken oder in verstantnuss ; 4 'wârer got .) war. Die engere Zusammen
gehörigkeit von M , und N , verrät sich nicht nur in der Übereinstimmung an den aufgeführten und
weiteren Stellen gegenüber B , B ,, sondern auch in der Tatsache, daß beide Hss. auf die vorliegende
Predigt DW i Pr. 19 (sieh dort S . 309 ) folgen lassen und auch für diese Predigt enge Verwandtschaft
verraten ,sieh DW 1 S. 310 unter ,,Filiation “ . — Der Text von Nosteht näher bei B ,B ,, wie die folgen
den gemeinsamen fehlerhaften Lesarten erkennen lassen dürften : unten S. 548, 5 diu schrift eines
bâbestes:) eyn schrifft des b.; 552, 1 als verre] 80; 6 erbermde) erwirdichait M ,wirdickait N N1;556,2 himel ]
engel; 558,2 eigen fehlt ; 3 hân – 5 und fehlt ; 560,4 erkant.2 fehlt .
Was die Fragmente betrifft, so steht M , mit seinen beiden Textexzerpten eindeutig auf der Seite
von B , B ,Ne, genauerhin von No gegen M , N ,, wie etwa folgende Stellen erkennen lassen : 8.551,1 ze dem
êrsten ] zwminsten Ng zw dem minsten M2; 2 in einer lautern NgM2; 552,1 als verre] 80 B , B ,N , M ,;
553,7 üfgezogen ) aufgetragen NgMz; 558,3 hân – 5 und fehlt B ,B ,NM ,; 559, 1 Dar - er: B ,B ,NGM ,] fehlt
M , N ,; 561,4 'wärer goť . B , B , N M , ] war M , N1; 6 der] diser N .Mz; und — bliben ,] vnd wir mit im vnd
in im ewiclich sein N , und wir mit jm und in jm ewigkleichen selig wesen M , fehlt B ,Bg. Zumal die
Fehllesart zu S .551,1 dürfte für engste Bindungzwischen M , und Nesprechen . — S, steht eindeutig auf
35 Edhart , D 2 545
Predigt 54 a
Seiten von B ,B ,, wie die folgenden Stellen erkennen lassen , an denen die drei Texte übereinstimmen :
unten $ . 551,1 innygestes S ,; ze dem ersten ] von ersten S ,; 2 innigestes S, ; 552,6 erbermde S ,; 8 güete ]
gutes Sz; 553,8 die rihte ] zereht Sz: — Die beiden in Ba,Lo Z , übereinstimmend überlieferten Fragmente
weichen von den Volltexten im einzelnen so stark ab , daß eine sichere Zuweisung zu B , B ,(N .) oder
MGN , kaum möglich erscheint. Immerhin könnte die Übereinstimmung unten S. 552,6 erbermde B , B ,
erbarmherzikeit (barmherczekeit Loy) Ba Lo Z ,] erwirdichait M , wirdicheit N , für nähere Beziehung zu
B ,B , als zu M ,N , sprechen . — Auch die Fragmente im Greith -Traktat lassen bei ihrer Kürzekeine
sichere Zuweisung zu einer der beiden Volltext-Gruppen zu . Unten S. 561,1f. stimmtder Traktat - Text
nit wisen got noch guten got noch gerechten got noch gewaltigen got im Plus von noch guten got mit Bay
Lo Z2, in noch gewaltigen got,was in Ba, L022 , fehlt,mit den Volltexten überein .
Textkonstituierung : Wie ich oben dargetan habe, war sowohl der Prototyp der B ,B ,(NG)-Gruppe wie
derjenige von M , N , von einer Reihe von Fehlern durchsetzt. Gleichviel dürfte der Text der Predigt
im ganzen in der B ,-Gruppe verläßlicher überliefert sein als in M , N ,. Wie ich in Quint S . 623 gesagt
habe, sind die Texte in N , und in B , durchgängig stark fehlerhaft, und sie sind es im vorliegenden
Falle ebenfalls. Aber auch Mz, ebenso wie No, weist viele Fehllesarten auf, wenngleich der M3- Text
besser und vollständiger ist als der von N . (sieh den Var.-App. zu 548,3 — 6 ). Im ganzen bietet B ,
den relativ verläßlichsten und am wenigsten von eindeutigen Fehlern verderbten Text. Dement
sprechend habe ich für die Konstituierung meines Textes B ,(B ,) als Leittext gewählt, nichtohne M , N ,
als Korrektiv heranzuziehen . Die vermittelnde Stellung von Ng konnte, wenn nicht innere Kriterien
dagegen sprachen , die Entscheidung für den B ,( B ,)- oder den M N - Text bestimmen .
Echtheit : Hsl. Zuweisung keine außer der allgemeinen auf d. Vorderdeckel : Brueder Eckharts predig
und f. lr : predicationes fratris Eckardj M , sieh d . Eingang des Variantenapparates. Der Rückverweis
unten S. 549,5f. dürfte sich wohl auf DW 1 S. 56 ,6f. sowie auf oben S . 381,2ff. und 456 ,7ff. in schon
als echt erwiesenen Predigten beziehen . Zudem wird die Echtheit der Predigt durch eine Reihe von
beachtlichen Übereinstimmungen mit weiteren Textstellen echter deutscher und lateinischer Texte
bestätigt, sieh S . 549 Anm . 3 (DW1 S . 298,7f.; 119, 8 ff.; 157,8 ff.) ; S . 550 Anm . 1 (oben s . 115 ,3f.) ;
S .551 Anm . 2 (DW1 S . 233,5 ff .); S . 552 Anm . 3 (DW1 S . 121, 1 ff. ; 289,6f. ; 302, 2 ff. ; oben S . 180 , 5 ff.) ;
S . 553 Anm . 3 (DW 1 S. 136 ,10 ff. ); S . 554 Anm . 1 (DW I S . 130 , 4 ff.) ; Anm . 3 (DW1 S . 305 ,6 ff. );
$ . 556 Anm . 2 (oben S . 75, 1 ff.); S . 558 Anm .1 (oben S. 378,7ff.) ; S . 560 Anm . 3 (DW 1 S. 247,2f. ;
oben S . 32 , 1 ff.). - S . 549 Anm . 2 (LW 4 S . 140 ,5 ff.) ; S . 550 Anm . 1 (LW4 S . 466 ,5ff. ; 451,3ff.) ;
S . 551 Anm . 2 (LW4 S . 141,9f. ; LWI S . 687, 10f. ; 682, 9 ff .; LW 3 S . 225,5 ff. ; LW 4 S . 327 , 14 ff.) ; S . 554
Anm . 1 (LW 4 S. 24,14ff.); Anm . 2 (LW 4 S. 416 ,6 f.); Anm . 3 (LW 4 S. 316,13f.); S . 555 Anm . 2
(LW 1 S . 683,3f.; 685,7ff.); S. 559 Anm . 1 (LW 2 S. 53,3ff.). Von diesen „ Parallelen “ scheint mir ins
besondere die Übereinstimmung S. 554,5f. mit LW 4 S. 416,6f. in der Bestimmung des Himmels als
hütte der sunnen = casa helios von Bedeutung zu sein . - Die Predigt weist überdies die von Eckhart
bevorzugten Stilelemente auf, so etwa Antithese S . 549, 7 ; 550, 1f.; (antithetischen ) Parallelismus
S . 550, 4 ff.; 551,4 ff.; 555 ,4 ff. ; 556 , 1 ff . ; 559,4 ; 560,5 ff.; Häufung S .549, 3ff. ; 557,12 ff.; 561, 1 ff.; hyper
bolisch steigernden Ausdruck S . 553, 7 ff.; 557,8f., 12 ff.; paradoxalen Ausdruck S. 559, 2 ff.; 560,1f.;
Vergleiche S . 553,2 ff. ; 554 ,6 ff.; 556 , 1 ff. — Charakteristisch für Eckhart sind auch die Ausführungen
über das Verhältnis der menschlichen Seele zum „ Sohn “ S . 549,5ff ., über den Seelen - und den Gottes
grund S . 550,4 ff., über das „ Ausschmelzen “ Gottes S. 552,5ff., über das Aufsteigen der Seele mit dem
Engel zu Gott hin S. 556,5ff., die willkürliche Umdeutung eines Schriftwortes S . 557,10 ff., die gewalt
same Deutung des Schrifttextes S . 559, 1 ff.

Der Aufbau der Predigt geschieht im Anschluß an den zugrunde gelegten Schrifttext, dessen
Bestandteile hintereinander exegesiert werden . 1. (548,5 — 554,3 ) ‘Unser herre underhuop und huop von
unden úf sîniu ougen '. Die Schrift eines Papstes sagt, daß Christus immer dann, wenn er seine Augen
gegen Himmel erhob , damit etwas Großes ankündigte (das er aussprechen oder wirken wollte).
Das Buch der Weisheit sagt, daß die Seele mit göttlicher Weisheit (d . h .mit dem „ Sohn“ der Trinität)
in Gott getragen werde. Augustinus spricht (demgemäß), daß alle Werke und Lehre des Gottmen
546
Unser herre underhuop und huop von unden ûf sîniu ougen
schen ( = Christi) ein Vorbild und Beispiel für unser eigenes heiliges Leben vor Gott seien . Da der
Vater die Seele im Sohn geschaffen hat,muß sie wieder so ledig aller „ Zufälle“ ( = Akzidenzien , Attri
bute , Seinsbestimmungen , -besonderungen ) werden , daß sie ihr reines Sein wiedererlangt, und sie muß
so in den Sohn und mit dem Sohn in den Vater zurückfließen , wie sie in ihm ausgeflossen ist (548,5 —
550,2). Das Wort 'Er erhob von unten seine Augen ' hat nun zwei Bedeutungen . Zum ersten deutet es
auf die lautere Demut hin , mit der wir, wenn wir in den innersten Grund Gottes gelangen wollen ,
zuerst in unsern eigenen innersten Grund kommen müssen . So wie die Sterne ihre Kraft in den Grund
der Erde ergießen und dort dasGold hervorbringen , so wirkt auch Gott seine verborgenen und größten
Werke nur im Grunde der Seele, die dabei groß wird in der Gottesliebe, die dem lautern Golde gleicht
(550,3 – 552,4). Zum zweiten besagt das Wort, daß sich die Seele mit allen ihren Fehlern und Sün .
den in Demut hinauftragen und unter die Pforte setzen soll, an der Gottes Barmherzigkeit in Güte
( = im Hl.Geist) ausschmilzt. Die Seele,die so in lauterer Demut aufklimmtund im Grunde der Demut
wohl geordnet ist, die wird aufgezogen von der göttlichen Kraft und mit ihr vereint, ebenso wie Wasser,
ins richtige Ordnungsverhältnis über Wein gebracht, selbst zu Wein werden kann . In Gott aber kommt
nichts als reines Sein . Darum ist denn auch die Seele , die geradeswegs in Gott gelangt ist, reines Sein
(552,5 554, 3 ). - 2. (554 ,44557,5 ) ' . . . und sach in den himeľ . Der Himmel wird von einem griechischen
Meister als „ eine Hütte der Sonne“ bezeichnet, weil er seine Kraft in die Sonne und Sterne ergießt,
die sie weitergießen in die Erde und in ihr Gold und Gestein hervorbringen, u . zw . so, daß das Gestein
Wunderbares zu bewirken vermag . Eines hat die Kraft, Knochen und Fleisch anzuziehen , so daß ein
Mensch , der sich ihm näherte, so gefesselt würde, daß er sich nur mit Kunst-Kniffen wieder davon
lösen könnte . Anderes zieht Knochen und Eisen an . So vermittelt sich die vom niedersten Engel aus
gehende Kraft über den Himmel und die Gestirne allen toten und lebenden Geschöpfen , um in der
höchsten irdischen Kreatur, dem Menschen , sich in dessen Vernunft über Zeit und Raum zu erheben .
Der Mensch aber soll im Lichte seiner Vernunft aufsteigen zum Lichte des Engels, um ,mit ihm geeint,
dann sich in das göttliche Licht zu erheben . — 3. (557,5 — 9) Uber '. .. wise klär dinen sun , daz dich
din sun klar wise.' will Eckhart nicht sprechen , weil nur Engel darüber reden könnten . — 4 . (557, 10
558 ,5 ) Ein wenig aber will Eckhart über 'alle,die dû mir gegeben häst sagen . Genau betrachtet,besagt
dieses Wort, daß unser Herr darum bat, daß er ihnen dasselbe gebe, was er als Sohn selbst in seinem
ersten Ausbruch aus dem Vater empfangen hat und worin er ( = der Sohn ) sein eigenes Sein und seine
eigene Seligkeit besitzt. ' Dieses ewige Leben gebe ich ihnen ' und sonst keines. — 5 . (559,1 - 561,5 )
‘daz ist daz ewige leben , daz sie dich erkennen aleine einen waren got. Wer Eins erkennt, der erkennt
mehr, als wer Tausend erkennt. Je mehr man Gott als Eins erkennt, um so mehr erkenntman die
Wurzel, aus der alles entsprossen ist. Deshalb sagt er : 'daß man dich allein als einen wahren Gott
erkenne'. Er sagt nicht: „ weisen “ oder „ gerechten “ oder „ gewaltigen “ Gott, sondern 'allein als einen
wahren Gott und meint damit , daß die Seele alles abziehen muß , wasman im Denken oder Erkennen
Gott (als Attribute) zulegt, auf daß sie ihn in seinem lautern Sein erfasse .

Wie ich schon in Quint S . 630ff. ausgeführt habe, stimmt die vorliegende Predigt 54 a nicht nur
im zugrunde gelegten Schrifttext, sondern auch im Aufbau , den der Prediger , wie meist , im Anschluß
an das vorangestellte Schriftwort vornimmt, sowie im gedanklichen Gehalt und in den Ausführungen
im einzelnen mit der Predigt 54b (unten S. 564ff.) weitestgehend überein . Davon kann schon der
Vergleich der voraufgehenden Aufbauskizze mit der unten S. 563 folgenden der Pr. 54 b o. w . über
zeugen . Ich habe in Quint S. 630ff. bereits zum Vergleich eine Aufbauskizze bzw . Inhaltsanalyse der
beiden Predigten hintereinander geboten . Alle wesentlichen Gedanken der vorliegenden Predigt kehren
in der folgenden wieder, nur die Ausführungen im einzelnen zeigen leichte Unterschiede der Anordnung
und Formulierung. Ob es sich um ein und dieselbe Predigt handelt, die nur in der einen Fassung ur.
sprünglich ist und in der anderen sekundäre Änderungen erfahren hat, oder ob zwei selbständige Fas
sungen vorliegen , die beide vom Prediger selbst stammen - ich ließ diese Frage s . Z . a .a . O . S . 632
noch unentschieden — , möchte ich jetzt im letzteren Sinne entscheiden . Ich halte also , wie im Falle
der Predigten 20a und 20 b (sieh DW 1 S. 324f.) und der Predigten 36 a und 36 b (sieh oben S. 184f.
und 196f.) die beiden Texte für zwei verschiedene Fassungen ein und derselben Predigt, die beide
von Eckhart stammen .

547
Unser herre underhuop und huop von unden ûf sîniu ougen und sach in den himel
und sprach : ,vater, diu zît ist komen , wîse klậr dînen sun, daz dich dîn sun klar wîse . 9,20
Alle(n ), die dû mir gegeben hâst, gip in daz êwige leben . Daz ist daz êwige leben , daz
sie dich erkennen aleine einen wâren goti,
5 Ez sprichet diu schrift eines bâbestes?: swanne unser herre sîniu ougen ûfhuop , sô
meinte er etwaz grôzez . Ez sprichet der wîse man in dem buoche der wîsheit, daz diu

1 – 4 Vgl. Ioh .17, 1 : . . . et sublevatis oculis in caelum , dixit : Pater venit hora, clarifica filium
tuum , ut filius tuus clarificet te : 2 : Sicut dedisti ei potestatem omnis carnis , ut omne, quod dedisti ei,
det eis vitam aeternam . 3 : Haec est autem vita aeterna : Ut cognoscant te, solum Deum verum , et
quem misisti Iesum Christum .; vgl. auch unten S . 550,3 ; 552,4 ; 553,1 , 2 ; 554,4 ; 557,6f., 10, 11, 12 ;
558, 2 ; 559,1f., 2 , 3; 560,7f.; 561,2 , 4 , 4f. 3 Vgl. Ioh .17,11: . . . (serva eos in nomine tuo,)
quos dedisti mihi: . . .; vgl. auch unten S . 557, 10 , 11, 12. 6f. Vgl. Sap. 7,28.

Zuweisungen : allgemeine Bezeugung in M , (sieh oben S . 93)


Überschriften : Ain ander predig M ,
1 'Unser bis ougen ] I ( Initiale )hesus hub sein augen auf N 2 w . klår) clarificir M , weise
schon , darüber v . and . Hd. verkler No wise fehlt N sun , v. and . Hd. über d .Zeile N . dich ]
di N klar w .) wider clar N , schon weise, darüber v . and . Hd. verkler N 3 Allen , bis 6 buoche
fehlt N 3 alle B , B , N , All M ist bis daz3 fehlt B , N Mg(Hom .) 4 bekennen Ne kennen
B, aleine] alle B , als No einen fehlt B , wären ) vatter B , Hinter got'. folgt in B ,
das oben S . 542 mitgeteilte Plusstück . 5 eyn schrifft (geschrifft N .) des b . B , B , N 6 meinet
N M , groß No Ez bis 550, 2 ist. fehlt No 6 der bis buoche] daz půch Mo d era]
von der N ,

1 Der Schrifttext ist dem Evangelium der Vigil von Christi Himmelfahrt oder dem des Samstags
nach dem 1. Passionssonntag entnommen . Vgl. auch oben S . 378,1ff. und dort Anm . 1 ; unten S. 564,1ff .
und dort Anm . 1; 585,1 und dort Anm . 1 ; Sermo X1, 1 n . 113, LW 4 S . 107, 3 . — In N fehlt oben 2 . 3
Allen , bis 6 buoche, wobei der Schreiber das folgende der wisheit durch ein vorgesetztes von in gleicher
Zeile unmittelbar an den voraufgehenden Text anschloß . Jostes ( S. 9,21f.) faßte das derart durch von
eingeleitete folgende Satzfragment oben 2 . 6f. als Überschrift der folgenden Ausführungen auf. – Zu
2 . 2 wîse klâr . . . klar wîse vgl. unten S .557,6f. und S . 569,7f.; der Wechsel der Wortfolge ist syntaktisch
bedingt. — In Z . 3 (und unten S . 557,10) hat Eckhart, wie aus dem oben verzeichneten Nachweis des
Schriftzitats hervorgeht, Joh . 17 ,2 omne, quod dedisti ei durch 17,11 eos . . . , quos dedisti mihi in
Anklang an Joh . 10 ,28 et ego vitam aeternam do eis ersetzt. Sieh auch unten S . 558 Anm . 2 .
2 Vgl. Innocentius Papa III De sacro altaris mysterio IV c. 5 , PL 217, 858 B : Elevatis oculis
in coelum . Tria quidem hic commemorantur in canone, quae nullus evangelistarum describit, videlicet
elevatis oculis in coelum , . . . (C ) Et tamen ea quae adduntur in canone, possunt ex aliis locis Evangelii
comprobari. Joannes enim Lazari suscitationem describens, testatur quod Jesus elevatis sursum oculis,
dixit: Pater gratias ago tibi, . .. ( D ) Idem alibi dicit : Haec locutusest Jesus, et sublevatis oculis in coelum ,
548
Unser herre underhuop und huop von unden ûf sîniu ougen
sêle wirt getragen mit götlîcher wîsheit in goti. Ez sprichet ouch sant Augustínus ,
daz alliu diu werk und diu lêre der menscheit gotes sîn ein bilde und ein figûre unsers
25 heiligen lebens und grôzer wirdicheit vor gote. Diu sêle muoz geliutert werden und klein
lich gemachet in dem liehte und in der gnâde und alles abegescheiden werden und abe
geschelt, daz vremdez ist an der sêle, und ouch ein teil, daz si selber ist 3. Ich hân ez mê 5
gesprochen : diu sêle muoz als gar enblezet werden alles des, daz zuogevallen ist, und
80 als lûter ûfgetragen werden und wider învliezen in dem sune, als si ûzgevlozzen ist in im .

1 sel mit g. weishait w . g. My sprach N 2 werk ] wort M N der m .] des menschen


der menscheyt B , B , sîn ein ) seinem M sy B , B , 3 heiligen ] herren N . 3f. chlein
lich ( 1. l über d . Zeile ) N , haimlich M 4 dem fehlt N . ( Zeilenw .) und in fehlt N , der
(den B ,) gnaden B , B , werden hinter 4f. abegeschelt M N 4f. geschelt B , M , N 5 fromend
B J ch hân ez ] hie ist M , 6 als ] alles B , geplozzetN a lles des, daz ) als alls des
da sy M . 7 dem ) den B ,Mg dē N , si aus im g . ist M ,

dixit: Pater clarifica filium tuum ( Joan . XVII). Si enim tunc in coelum oculos levavit ad Patrem ,
cum animam Lazari revocabat ad corpus, quanto magis credendum est, quod tunc oculos in coelum
levavit ad patrem , cum panem et vinum , in corpus et sanguinem proprium convertebat ? Utrobique
tamen hoc ad nostram instructionem agebat. Unde et nos, oculos cordis ad terram non deprimamus,
sed elevemus in coelum , si quod oramus, volumus impetrare. — Es ist o . w . deutlich, daß die Variante
2 . 5 eyn schrifft (geschrifft No) des b . B , B , N , falsch sein muß. — Vgl. auch oben S . 116 ,1ff. und dort
Anm . 1. Der Sinn des Satzes ist, daß jedesmal, wenn es von Christus im Bericht der Evangelien heißt,
daß er seine Augen erhob , er damit etwas Großes ankündigte (ein Wunder oder eine bedeutsame Aus
sage). Vgl. unten S . 564 ,11f. und dort Anm . 2. - Zu Z . 5 8ô — 6 grôzez. vgl. oben s . 116 ,1f.: Dâ man
sprichet: 'sehet', då verstât man driu dinc: einez, daz grôz ist, . . .
1 Man wird wohl annehmen dürfen , daß Eckhart hier dieselbe Stelle meint, die er in genauerem
Wortlaut in der Parallelfassung unten S. 565, 19. aufführt : Nû sprichet diu schrift in der wîsheit
buoche, daz 'got nieman minne, wan der dâu wonet in der wisheit ( = Sap . 7,28).
2 Vgl. Augustinus De cons. evang. I c. 35, n . 53, CSEL XXXXIII 59,2 — 8 : consultum est
divina providentia mortalibus, quorum temporalis vita in rebus orientibus et occidentibus occupata
tenebatur,ut eadem ipsa dei sapientia ad unitatem personae suae homine adsumto, in quo temporaliter
nasceretur, viveret, moreretur, resurgeret, congrua saluti nostrae dicendo et faciendo, patiendo et
sustinendo, fieret et deorsum hominibus exemplum redeundi, qui sursum est angelis exemplum
manendi. Ähnlich Sermo XIII n . 149, LW 4 8. 140,5ff.: Quomodo vis exemplar vitae humanae, quod
Christus de se ipso fecit exemplum patiendi,mendax fieri et doctrinam suam quam docuit saluberrimam
in te et propter te deficere ? und dort Anm . 5 ; oben S . 449,3f. und die dort Anm . 1 aufgeführte Stelle
Augustinus De civ . dei XI c. 2 , OSEL XXXX 513,7 ff.: In qua ut fidentius ambularet ad veritatem ,
ipsa veritas, dous dei filius, homine adsumto , non deo consumto , eandem constituit et fundavit fidem ,
ut ad hominis deum iter esset homini per hominem deum . Hic est enim mediator dei et hominum ,
homo Christus Iesus. — 2 . 2 figûre = „ exemplum “ , „ Gleichnis“ , „ Vorbild “ , vgl. Pf. S . 237,30; Tauler
S. 254,30f.: Des nement ein figure. In der alten e was den priestern verbotten .. .; 395, 10f.: Und ist
dise alte gesetzde gewesen ein weg , ein gantze figure der nuwen gesetzede , . . .
8 Zu 2 . 3ff. vgl. DW 1 S. 298,7f.: Der heilige geist nimet die sêle und liutert sie in dem liehte
und in der gnade und ziuhet sie ûf in daz allerhoehste.; 136 ,3f.: Ein meister sprichet: diu sêle ist
dar umbe dem lîbe gegeben , daz si geliutert werde.; 119,8ff.: Phariseus sprichet als vil als einer , der
abegescheiden ist und umbe kein ende enweiz . Waz ze der sêle gehoret, daz sol abegelæset sîn alze
mâle . Dar nâch die krefte edeler sint, dar nâch losent sie mêr abe. Etliche krefte sint sô hôch obe
dem lîchamen und so versundert, daz sie alzemâle abeschelent und scheident. Ein meister sprichet
ein schone wort : waz eines rüeret lîplich dinc, daz enkumet niemer dar în . Daz ander, daz man abe
549
Predigt 54 a
Wan der vater hât die sêle geschaffen in dem sune. Dar umbe muoz si als blôz in im wider
învliezen, als si in im ûzgevlozzen ist 1.
Nû sprichet er : 'er underhuop und huop von unden ûf sîniu ougen '. In dem worte
ligent zwêne sinne. Der eine ist ein bewîsunge lûterer dêmüeticheit. Suln wir iemer komen

3 Sieh oben S . 548, 1.

1 peschaffen M5 als fehlt B , M , blóz fehlt M3N , 1f. mus sy wider ein fliessen in
in als sy aus im gefl. ist M N 3 Nû spr. er :] jn disen worten do er spricht N 'er fehlt
B, und bis ûf fehlt M N . In d . w .) in (Im N , dem Wortlein M N fehlt No(sieh Var. zu
3 Nu spr. er:) 4 lûterer ) der lauter M , dêmüeticheit] dualdicheit ( N!) w ir iemer ]
iemmer von B ,

geleset sî und abegezogen und îngezogen . und die dort S . 120 Anm . 2 und 4 verzeichneten Vergleichs
stellen über die abegescheidenheit, über die auch der ganze Traktat 3 ( VA ), DW 5 S . 400 ff . handelt;
DW 1 S.157,877.: Tentilire .; oben S.109,14 .si reiniget die sėle und
vgl. etwa a . a . O . S . 432,6ff.: Dâ von ist abegescheidenheit daz aller beste, wan si reiniget die sêle und
liutert die gewizzene . . . und scheidet abe die créatûre . ..; oben S. 109, 1f. - Zu Z . 3f. kleinlich
gemachet ( = „ verfeinert“ ) vgl. DW 1 S . 157,8ff. : Ie kleinlîcher und ie geistlicher daz dinc ist, ie kref.
ticlîcher ez înwert würket, und ie diu vernunft kreftiger und kleinlîcher ist, . . . — Mit Z . 5 und - ist.
sind die Akzidenzien der Seele gemeint, wie z . 6ff. erkennen läßt. — Zu 2 . 5 vremdez vgl. etwa oben
S . 344 ,2f. Dar umbe ensol diu sêle keinen vremden îndruk haben , . . . und dort Anm . 2 .
1 Der Rv. S . 549,5f. dürfte sich wohl auf DW 1 S. 56 ,6f.: Swaz zuoval hât, daz muoz abe. beziehen ,
wiewohl diese Aussage auf Gott und nicht, wie die der vorliegenden Stelle , auf die Seele zielt. Er könnte
sich auch auf die Stelle oben S . 381,2 ff . (sieh dort Anm . 3 ) beziehen sowie auf oben S . 456 ,7ff.: Ich han
esme gesprochen : von dem werke in gotte vnd von der gebvrt , da der vatter gebirt sinen eingebornen
syn , vnd von dem vs flvsse entbløget der heiliger (geist ), das der geist von in beiden (vs flvsset ) , vnd
in dem ve flysse entspringet dů sele vs gevlossen ; vnd das bilde der gotheit ist gedruket in die sele,
vnd in dem vs vliessende vnd in dem wider vlissende der drier personen wirt dů sele wider in gevlossen
vnd wirt wider in gebildet in ir erste bilde svnder bilde.; vgl. dort Anm . 4. — Zu S. 549,6 enblæzet
vgl. noch Sermo IX n . 100 , LW 4 S . 95,5f.: Nota quam munda debet esse et quam nuda anima. und dort
Anm . 6 ; Lüers S. 145. — Zu S. 549,6 zuogevallen vgl. oben S. 381,4 , 5 und dort Anm . 3; 266,2f. und dort
Anm . 2 ; DW 1 S . 264,2f.: Swer diu dinc læzet, als sie zuoval sint, der besitzet sie , dâ sie ein lûter
wesen sint und êwic sint.; 51,7f.; 34, 8f.: Dar umbe enpfæhet er niht niuwes von künftigen dingen noch
von keinem zuovalle, . . .; DW 5 S. 211, 2 ( RdU ): swaz im von ûzwendigen dingen zuovellet an
sehenne und an hærenne, . . . ; Pf. S .79,7ff.: Swie doch liep unde leit unde pîne zuovallet, daz berüeret
niht wan die nidersten krefte.; 327,31f.: Aber alliu diu zuovelligen wesen , diu dem stênden wesen her
nâch zuo gevallen sint, .. . ; 656 , 19f.: Aber daz heize ich gebresten , swaz zuovellet,daz minre ist denne
got.; 178,27; 194,17f. — Zu 9 . 549,7 ûfgetragen w . vgl. unten S . 598,3 und dort Anm . 4 . — Anstelle von
S . 549,7 dem hat Jostes ( S . 9 ,30 ) fälschlich dē ( N ) durch den wiedergegeben . Oben 2 . 1 zeigt, daß nur
der Dativ ,nichtder Akkusativ am Platze ist. Vgl.dazu oben S . 115, 3f.: Dar umbe sol sich diu sêle ûftragen
mit aller ir kraft und opfern sich dem vater in dem sune, und alsô wirt si geminnet mit dem sune von
dem vater . und dort Anm . 3, insbesondere Sermo LVI n . 557, LW 4 S. 466,5ff.: Dic quomodo omnia
550
Unser herre underhuop und huop von unden ûf sîniu ougen
in den grunt gotes und in sîn innerstez , sô müezen wir ze dem ersten komen in COM

eigenen grunt und in unser innerstez in lûterer dêmüeticheit 1. Die meister sprechent,
daz die sterne giezent alle ir kraft in den grunt des ertrîches, in die natüre und in daz
10,5 element des ertrîches und würkent dâ daz lûterste golta. Als verre diu sêle kumet in den

1 innestes Ni jnnygestes B ,B , ze d. ê.] von erste B, B , zwminsten N komen fehlt


N 2 unser) vnder N , jnnigestes B , B , in einer lautern No dêmüeticheit.] driual
dicheit N , 3 alle ir ) allen N , in irr M , in bis 4 ertrîches fehlt M5(Hom .) 3 ina] vnd
in N , die fehlt B , daz? ] di N , N
4 elend w rcket
N d â fehlt M N lauter
N M Also were die sele kommen B , Also were die sele were si komen B , Als verr als M ,
Also v 'ren Na

placent patri tantum in filio . Unde oportet omnia reducere . . . mediante ipso filio in patrem , sicut
omnia operatur pater per filium , ut refluxus effluxui respondeat.; vgl. ferner Sermo LV,1 n . 536 ,
LW 4 S . 451,3ff.: Qui in sapientia morabitur. 'Neminem diligit deus, nisi qui cum sapientia inhabitat',
id est in filio ; vel 'cum sapientia ' filio patrem 'inhabitat' ; vel'cum sapientia ' creata deum 'inhabitat ,
qui est sapientia increata. Sapientia enim 'candor est lucis' 'et emanatio sincera dei omnipotentis '
'et imago quaedam bonitatis dei'. Etpropter hoc ratione similitudinis trahitur et secum trahit animam .
1 Zu S. 550,4ff. vgl. unten S. 565, 13ff.; 581,4ff.; Tauler S . 149,33ff.; DW 1 S . 237,3ff . und dort
Anm . 3; oben S. 94,9ff. und S. 95 Anm . 2. — Zu Z . 1f. unsern eigenen grunt vgl. oben S. 256,3 und dort
Anm . 3 .
2 Zu Z . 2ff . vgl. Albertus M . Mineral. I tr. 1 c. 8 (ed . Borgnet 5 ,11a): Sicut enim in animalibus
quae ex putrefactione generantur, infunditur virtus vivificativa ex stellis, sic fit etiam in lapidum
materia, quod infunditur per dictum modum virtus lapidum formativa.; III tr. 1 c. 10 (725 ): Omnium
autem horum quaerit physicus cognoscere causam , sicut diximus in scientia lapidum , locus generat
locatum per proprietates coeli, quae influuntur eis per radios stellarum : in nullo enim loco elementi
inveniuntur radii omnium stellarum nisi in terra, ut dicit Ptolemaeus: eo quod ipsa fit sicut insensibile
centrum totius coelestis sphaerae : maxima autem virtus est radiorum in loco in quo uniuntur omnes:
et ideo terra mirabilium et multarum rerum est productiva .; c. 7 (68a ): Videntur enim illi ( = alchimi.
corum graves ) dicere quod sola auri species est forma metallorum , et omne metallum aliud esse in
completum , . . . : propter quod debentaegra esse metalla quae in materiam non habent formam auri: . . .
Die letzte Stelle läßt erkennen , weshalb Eckhart oben Z . 4 nur vom Gold als dem durch die Kraft
der Sterne in der Erde bewirktem Metall spricht. Vgl. ferner Par. an . S . 86 ,4 ff.: also ist ez umme di
erdin . di ist diminniste under den elementin und di nidirste , wan ir iclich zen tusint stunt grozir ist
dan daz andir , daz wazzir und luft und daz fuir . darumme swebit daz ertrichemittin in demehimmele,
wan allir sterrin craft leufit in di anderen elementin und verit durch si, wan uf deme ertriche foreinit
sich einis iclichin sterrin craft sunderlichin durch di stedikeit des ertrichis, daz nicht umme leufit
alse di anderin element.; unten S .599,7f.: . . . so hilfet der himelund diu kunst dar zuo ,daz ez genzlîche
verwandelt wirt ze golde.; Pf. S. 524,26ff.: In etlîchen landen ist diu sunne also heiz, daz da kein
fruht gewahsen mac ûf der erden , unde wirket doch diu sunne vil goldes in der erden . Alsô geschiht
dem menschen , in dem diu klare sunne götlîcher nâtûre wirket : dâu würket si ir gelîch undedân verwirket
sialle dunkelheit unde würket blôze einekeit.; Sermo XIII n . 150, LW 4 S. 141,9f.: Unde omnes stellae
et quaelibet terrae sive humo influit. und dort Anm . 6 ; In Gen . II n . 210, LW 1 S .687,10f.: Sphaera
autem stellarum fixarum immutat elementum terrae.; n . 208, S. 682,9ff.: . . . quia virtus omnis mundi
inferioris descendit a largitate et virtute corporum caelestium . Et hoc est quod Ptolomaeus in
551
Predigt 54 a
grunt und in daz innerste irs wesens, als verre ergiuzet sich diu götlîche kraft alzemâle
in sie und würket gar verborgenlîche und offenbâret gar grôziu werk und wirt diu sêle
gar grôz und hôch in der minne gotes, diu sich dem lûtern golde glîchet1. Daz ist der
êrste sin ?: 'er underhuop sîniu ougen '.
5 Der ander ist, daz sich diu sêle ûftragen sol in dêmüeticheit mit allen irn gebresten 10,10
und irn sünden und sol sich setzen und underböugen under die porte der erbermde gotes,
dâ got ûzsmilzet in barmherzicheit, und sol ouch ûftragen allez, daz tugent und guoter
werke in ir ist ,und sol sich dâ mite setzen under die porte, dâ got ûzsmilzet in guete wiss. 15

4 Sieh oben S. 548, 1.

1 inners My in ist N , als verre) so B , B , N erguße B , B , sich ) sie N diu


fehlt B , B , alzemâle bis 2 würket fehlt B , B , 1 zemal N , 2 offenpar MgN , offenbarlich
B, werk bis 3 grôz fehlt MzN . (Hom .) 2 werk ) wert B , 3 und höch ] vnd gar hohe
ding M N liebe M , diu ] der B , B , golde] glot, 1 getilgt No 4 erste) creft ( !)
N sin : fehlt My 'er bis ougen '. fehlt M N 5 ander) a. sin M N . in d. hinter 6 sün
den M5N , 6 sünden und sol] sin vnd so B, sich besetzen B, vnter pawen (?)
No erbermde) erwirdichait M , wirdickait N N 7 dâ fehlt No . vß sim flieset B , er.
barmhertzikait B , ouch ] sich Ne fehlt M , dogende B , gut N 8 vssim fliesset
( 1. e über d . Zeile ) B , in g . w . ) in gudis ( gůtes B ,) w . B , B , in gut w . N , in golt w . M , in tugent
vnd inmin ( ?) N .

Centilogio propositione sive verbo nono ait : » vultus huius saeculi sunt subiecti vultibus caelesti.
bus. . . . «.; In Ioh. n . 268, LW 3 S . 225,5ff.: Ad litteram enim 'ordo caeli' et' ratio eius', virtus scilicet et
proprietas, sigillatur et figuratur in mundo inferiori, evidentius tamen et plenius in terra , tum . ..,
tum quia in illa tamquam in centro concurrunt virtutes astrorum et imaginum caeli. und die dort
Anm . 4 verzeichneten Vergleichsstellen, insbesondere DW 1 S . 233,5ff.: De erde is dat alre verste van
dem hemele . . . hey jaget sy in eynen wynkel inde drocket syne craft in sy inde macht sy vrocht
ber, . .. und dort Anm . 3; Sermo XXXVIII n . 382, LW 4 S. 327, 14ff.: . .. quia terra se humiliat
et quasi substernit se totam ipsi caelo , intimum caelum , ut sic dicam , reconciliat, ut se toto et omni.
bus stellis et planetis infundat terrae,sicut ostendit rerum diversitasmultiplex, quae in terra et super
terram generantur et vivunt, . . . Vgl. ferner Pf. S . 211, 11f.; 212 ,11ff.
1 Die minne gotes ( 2 . 3), die durch die götlîche kraft ( 2 . 1 ) in der Seele bewirkt wird, vergleicht
Eckhart mit dem lûtern golde ( Z . 3 ), das im Grunde der Erde durch das Eingießen der Kraft der Sterne
hervorgebracht wird .
2 Gemeint ist der erste der beiden oben S .550,4 angekündigten zwêne sinne des Schriftwortes 'er
underhuop . . .'. Dieses Schriftwort fehlt m . E . zu Unrecht in MzN1, zumal es in Z . 5 hinter Der ander
vom Prediger nicht wiederholt wird .
3 Zu Z . 5.ff . vgl. DW 1 S. 121, 1 ff.: daz hchste werk , daz got ie geworhte an allen crêatûren ,
daz ist barmherzicheit . Daz heimlîcheste und daz verborgenste , dennoch daz er an den engeln ie
geworhte, daz wirt ûfgetragen in barmherzicheit, . . . Swaz got würket, der erste ûzbruch ist barm
herzicheit , . . . Daz hohste werk gotes ist barmherzicheit und meinet , daz got die sêle setzet in daz
hæhste und in daz lûterste , daz si enpfâhen mac, ... und dort Anm . 2; 314 ,1 ff.: Nû 'stant in der
porte in dem hûse gotes' . . . Aber, da er smelzende ist, dâ smilzet er ûz. Sîn ûzsmelzen daz ist sîn
güete, . . . und dort Anm . 2 ; 289,6f. und dort Anm . 3; 302, 2ff.: Aber güete daz ist, då got ûzsmilzet
552
Unser herre underhuop und huop von unden ûf sîniu ougen
Alsô sol diu sêle volgen und sich ordenen ? nach dem bilde, daz 'er underhuop sîniu ougen '.
Dar nâch sprichet er : 'er huop von unden ûf sîniu ougen '. Ein meister sprichet:
der listic wäre und wol dâ mite künde, der ordente wazzer über wîn , alsô daz des wînes
kraft möhte dar inne gewürken ; sô machete des wînes kraft wazzer ze wîne ; und wäre
20 ez wol geordent über den wîn , ez würde bezzer dan der wîn ; doch ze dem minsten wirt 5
ez als guot als der wîn 2. Alsô ist ez in der sêle, diu wol geordent ist in dem grunde der
dêmüeticheit und alsô ûfklimmet und wirt ûfgezogen in der götlîchen kraft: diu engeruo
wet niemer , si enkome die rihte ûf got und enrüere in blóz, und blîbet allez inne und en
suochet niht ûzen und enstât ouch niht neben gote noch bî gote, sunder allez die rihte in
25 gote in der lûterkeit des wesens; dar inne ist ouch der sêle wesen , wan got ist ein lûter 10

1 ; 2 Sieh oben S . 548, 1 .

1 sich fehlt No pild xội N daz ] Daz ist N , 2 Dar bis ougen '. fehlt N M , N ,
(Hom .) 'er fehlt B , 3 ordent M , orende N , boben B , B , ploben N alsô bis 5 wîn ,
fehlt N (Hom .) 4 möhte] makt N machete) mechte B , möchte B , macht N , 4f. und
w . ez ) vnder wasser B , 5 bouen B , boben B , dan fehlt N wirt ) wer No ist B ,
B, 6 guot als fehlt N . (Hom .) N
wol si g . ist 7 ûfklimmet] vff ainet B , wir ( !)
aufgetragenN j n götlich kreft
B e nrwet M . 8 die r .) gericht N N , zurechte
B , durch B in a uff zw g . No růret M5N , in N allez] alle B , alzo N , zu allen
zeiten N . inne fehlt N und bis 10 inne fehlt N (Hom .) 9 ûzen bis niht fehlt M ,
(Hom .) ûzen und) vß vnd B , im B , sunder)mer B, die r.) direcht B , durrichte B ,
gericht No 10 dar bis 554, 1 wesen . fehlt N (Hom .) 10 dar bis wesen , fehlt B ,(Hom .) dera]
die B , wann fehlt B , B ,
wa ein fehlt B , B ,

und gemeinet sich allen creatûren . . . . güete ist der heilige geist . Nû nimet der heilige geist die sêle ,
die geheiligeten stat, in dem lûtersten und in dem hæhsten und treit sie ûf in sînen ursprunc .. . ;
oben S . 180,5ff. und 5 . 181 Anm . 1; unten S . 565,3f. – Die aufgeführten Vergleichsstellen zeigen , daß
in 2 . 8 nur güete echt sein kann (vgl. auch unten S . 566,8) ; die Varianten von N . B , B , und M , sind
daraus verderbt. — Zu Z . 8 porte vgl. noch unten S . 565,4 und 578,3f.
1 Zur „ Ordnung“ der Seele vgl. oben S . 121,3ff. und dort Anm . 1.
Zu 2 . 2ff. vgl. unten S. 568,2ff. Entfernt ähnlich DW 5 S . 34,8ff. ( BGT) : Hæte wazzer den
smak , den der wîn hât, sô minnete der munt den wîn niht mô dan daz wazzer.; In Sap. n . 163, LW 2
S . 498,12ff.: Ratio est , quia semper vetus, simanserit et maius fuerit, in se et in suam naturam trahit
novum superveniens, sicut patet in mixtione vini et aquae. und dort Anm . 5 , wo auf Aristoteles
De gen . et corr. I t. 39 ( A c. 5 322a 8 — 10 ) verwiesen ist; vgl. ferner Thomas S. theol. III q. 66 a . 4 :
Sed transmutatio quae fit a natura, quandoque quidem speciem aquae solvit : . . . sicut aqua conversa
in liquorem uvae est vinum , unde non habet speciem aquae. — Der Hinweis Brethauers ( AfdA 67,
1954, S . 10) auf BgT (Quint) S. 25,8ff. ( = DW 5 S . 28,4f.) ist nicht berechtigt, weniger jedenfalls als
der auf Par. an . S . 110 ,14: . . . alse der einen trophin wazzeris guze in eine budin vol winis, . . . (Dieser
Vergleich , der auf Bernhard De diligendo deo c. 10 n . 28 (PL 182, 991) zurückgeht ( vgl. Par. an .
S . 56 ,20f. und . XXXIII zu 56,20; Lüers S . 298 ), findet sich auch sonst bei Eckhart, z . B . DW 5
S . 269,5f. ( RdU ); vgl. auch dort S . 354 Anm . 332.) Alle aufgeführten Vergleichsstellen haben jedoch,wie
gesagt, nur eine entfernte Ähnlichkeit mit der vorliegenden Textstelle.
ole lúterkecendo,da nisem. DW 18.7
3 Zu Z . 6ff. vgl. oben S. 552,5ff. Ähnlich DW 1 S.136,10ff.: Daz ander, daz si ( = die Seele )
geliutert wirt in üebunge der tugende, daz ist, swenne diu sêle ûfklimmet in ein leben , daz vereinet
ist. Dar an liget der sêle lûterkeit , daz si geliutert ist von einem lebene, daz geteilet ist, und tritet
553
Predigt 54 a
wesen . Ez sprichet ein meister : in got, der ein lûter wesen ist , enkumet nihtes niht, ez
ensî ouch lûter wesen . Dar umbe ist diu sêle wesen , diu dâ komen ist die rihte ûf got
und in got ?
Dar umbe sprichet er : 'er huop von unden ûf sîniu ougen und sach in den himel'.
5 Ez sprichet ein kriechischer meister, daz der himel bediutet als vil als ein ,hütte der 10,30
sunnen ' . Der himel giuzet sîne kraft in die sunnen und in die sternen , und die sternen
giezent ir kraft enmitten in daz ertrîche und würkent golt und gesteine alsô, daz daz
gesteine hât kraft ze würkenne wunderlîchiu werk 3. Einiu hânt die kraft, daz sie an sich

4 Sieh oben S . 548, 1.

1 in bis 2 wesen .]Got ist ein lauter wesen No 1 der ein fehlt B , ein fehlt B , 2 ouch
hinter ist1N M u mbe) inne M5N , diu '] die korr. zu der M , der N . sêle bis
got] sel ein in wesen do die komen geriht auf zu got No gericht chomen ist auf N , die
r .] zu rechte B , B ,
vnderhub M N den fehlt biber d.Zeker in B
3 vnd in gote M , fehlt B ,(Hom .)
von unden fehlt M , 5 sprach N ,
4 sprach N . | huop]
kriesche B , kriegst B , kriegischer
No chrischicher M , chrihiszcher (2. ch über d . Zeile) N d az fehlt N N einen N huyt
B , hut Nghůt MgN 6 Der] wan der M , N , in² durchgestr. u . unterpunktiert B , und die
sternen fehlt B , B ,(Hom .)
ket MgNG
7 engizentN
vnd edel gestein N
i r ) si ir B , mino
mitten ByN
7f. das die gestein habent No
in ) auf N wur.
8 Einiu h . ] Einer hat N .
Sihát B , sie ) er No

in ein leben , daz vereinet ist. Allez daz geteilet ist in nidern sachen , daz wirt vereinet, als diu sêle
ûfklimmet in ein leben , dâ kein widersatzunge enist. — Zu Z . 9 vgl. unten S . 567,5 und dort Anm . 4 .
Zu 2 . 8ff . vgl. etwa DW 1 S . 382,3ff.: . . . daz wir ein einiger sun sîn , den der vater êwiclîche geborn
hât ûz dem verborgenen vinsternisse der ewigen verborgenheit, inneblîbende in dem ersten beginne
der êrsten lûterkeit, diu dâ ist ein vülle aller lûterkeit. Hie hân ich êwiclîche geruowet und geslâfen
in der verborgenen bekantnisse des êwigen vaters, inneblîbende ungesprochen . Üz der lûterkeit hât
er mich êwiclîche geborn sînen einbornen sun . . . ; 217 ,2ff. und dort Anm . 2 . — Zu Z . 9 bî gote vgl.
oben S . 257,1ff.
i Zu S. 553,10 ff. vgl. DW 1 S . 130,4ff.: Ein meister sprichet, daz gote niht sô glîch ensî als
wesen ; als verre ez wesen hat, als verre ist ez gote glîch . Ein meister sprichet : wesen ist sô lûter
und sô hôch , allez daz got ist, daz ist ein wesen . . . . 131,4 : Gotes eigenschaft ist wesen . und die dort
S . 131 Anm . 3 verzeichneten Vergleichsstellen zu dem Satz Esse est deus oder deus est esse ; Sermo IV , 1
n . 23, LW 4 S. 24, 14ff.: Quomodo enim aut esset aut aliquid esset praeter esse vel sine esse aut non
in esse ? Esse autem a solo deo est , et ipse solus est esse : . . . Si autem extra ipsum aut non in ipso
esset aliquid , ipse non esset esse nec deus per consequens.
? Vgl. unten S. 569,5; Sermo XLVII1,1 n . 501, LW 4 S.416 ,6f.: Et hic ( = intellectus) verius
est caelum , scilicet » casa helios« , veri solis qui deus est. und dort Anm . 6 , wo verwiesen ist auf Hono
rius Augustodunensis De imagine mundi I c. 84, PL 172, 141 A : Coelum dicitur, quasi casa ilios
[xcoas ñalou ), id est domus solis ; quasi vas coelatum , quia est stellis insignitum . - In Z . 5 kann
m . E . nur die Lesart von B , hútte als Entsprechung zu lat, casa der aufgeführten Sermo- Stelle echt sein ,
während die Lesarten der übrigen H88. (sieh d . Var.-App. ) aus hütte verderbt sein dürften . Vgl. auch
DW 1 S . 400 Anm . 3 .
3 Zu Z . 6 ff. vgl. oben S . 551, 2 ff. und dort Anm . 2 ; Par. an . S . 86 ,27 ff.: wan di sonne ist ein vaz
des lichtis und inist daz licht selber nicht, wan si daz in ur hait und guzit ez in alle creature, . . .
wol inschinit si des nachtis nicht, so guzit si daz licht in di sterren . darumme heizit si daz erste vaz
des lichtis, daz si groze dinc wirkit an edilen steinen und an manigin dingin uf ertriche, daz man
554
Unser herre underhuop und huop von unden ûf sîniu ougen
ziehent bein und vleisch . Kæme ein mensche dar, er müeste gevangen sîn und enmöhte
niht dannen komen , er enkünde denne liste, dâ mite er sich dannen læste. Ander gesteine
ziehent an sich gebeine und îsen 1. Ieglich gesteine und krût ist ein hiuselîn der sternen ,
35 daz in im beslozzen hat eine himelische kraft. Alsô als der himel giuzet sîne kraft in die
sternen , alsô giezent sie die sternen vürbaz in daz gesteine und in diu kriuter und in diu 5
tier ? Daz krût ist edeler dan daz gesteine, wan ez hât ein wahsendez leben . Ez versmâhet
im ze wahsenne under dem lîplîchen himel, dâ enwære denne ein vernünftigiu kraft inne,

1 zeuht No bein bis 3 sich fehlt M3N (Hom .) i bein und fehlt B , B , wein
N dar] dor zu N . 2 komen , fehlt B , 2f. stain zeuht No 3 dragent (treg B , ) in
8. B , B , eysen vnd gepain M N vnd ander eysen N yeglicher stain No iegleich stain
M ; Iegl.] Gelich B , kruder B , B , chreutlein M , chůrtel N , auch kraut N ist ein ] das
seint N hiuselîn ] hensenlin ( von Jostes zu heuselin korr .) N , bußelyn B , búschelin B , vesselein
N st.,] sunnen M , N , 4 im ] sie B , sich B N M N geslozzen N , verslussen
M , als] das NM , sin kreft B , 5 sie fehlt B , B , die fehlt N vürbaz) yr krafft
B ,B, daz bis in fehlt M , N (Hom .) 5f. diu tier .] die staine ( ?) M 6 gekrude
B, ist ] das ist B , B , die stain M , es an w . l. hát B , ein fehlt N N gewaschen
dez 1. N 69. vermachtim nicht zew . M , vermocht nihtzu waschē N 7 under ] vnd N den
liplichen hymmelen B ,B , dâ] ez N , enwære) wirdet B , dar in N

godelicher werke craft vindit an den steinen .; unten S. 568,9ff., Sermo XXXV1,1 n. 369, LW 4
S . 316 ,13f.: Si enim herbae et gemmae miranda agunt,impressa a caelo et stellis, . . .; DW 1 S . 305,6ff.:
Die meister sprechent, weder bezzer sî : kraft der kriuter oder kraft der worte oder kraft der steine ?
. . . Diu kriuter hänt grôze kraft. .. . Wort hänt ouch grôze kraft ; . . . Steine hänt ouch grôze kraft
von der glîcheit, die die sternen und des himels kraft dar inne würket. sowie dort S . 306 Anm . 2 , wo
hinsichtlich der Kräfte der Kräuter und der Steine auf Konrad v. Megenberg Das Buch der Natur,
hrsg . von Pfeiffer , 1861, S . 379, 32ff. und S . 428,2ff. verwiesen ist, und Anm . 4 ; vgl. auch oben S . 153,5ff.
1 Zu S. 554,8ff. vgl. unten S . 567,99. und dort Anm . 6 . – S . 554,8 Einiu = „ Die einen “ . Zu dieser
pluralischen Bildung und Verwendung des unbestimmten Artikels vgl. Paul- Schmitt Mhd . Gramm . 16 ,
1953, S . 166 $ 225a . - Oben 2 . 1 bein und fehlt B , B ,, 2 . 1 bein — 3 sich fehlt M N (Hom .), sieh d . Var.
App. — Z . 2f. ist offenbar der Magnetstein gemeint; dazu vgl. oben S . 74,5ff.: Ein îsen , des natûre ist,
daz ez nidervellet , daz hebet sich ûfwider sîne natûre und henket sich an den agestein durch edelkeit
des îndrukes, den der stein von dem himel enpfangen hât. und die dort Anm . 3 verzeichneten Vergleichs
stellen .Daß gewisse (Magnet-) Steine auch Fleisch (und Knochen ) anziehen , sagt Albertus M . Mineral.II
tr. 2 c . 11 (ed . Borgnet 5 , 406) unter Berufung auf Aristoteles : Aristoteles dicit quod est quoddam
genus aliud magnetis quod trahit carnes hominis.
? Zu Z . 3ff. vgl. In Gen . II n . 208, LW 1 S . 683,3f.: Et iterum planta quaelibet in terra reducitur
in stellam aliquam , cuius virtutem sapit appropriate.; n . 210, S . 685,7ff.: . .. sciendum quod Rabbi
Moyses l. II . . . ait c .11: » regnum huius inferioris mundi« »non est nisi cum virtutibus quas largiuntur
caeli «. » Invenies etiam dictum a sapientibus : non est aliqua planta inferius, quae non habeat stellam
in caelo , quae percutit« sive parturit » ipsam «, . .. und dort S .685 Anm . 5 , wo auf Moyses Mai
monides Dux neutrorum II c. 11 (440 3 — 7) verwiesen ist (vgl. auch ebd. III c. 38 ( 95v 32 – 33] :
Omnia vero opera magica indigent consideratione stellarum , sicut ipsi dicunt quod tali plantae domi
natur talis stella : et omnia alia : et omnia opera metallica stellis suis appropriant.); 687,13ff.: » Et
iam perceperunt super coniunctione stellarum fixarum cum terra « » quod numerus specierum plantarum
est secundum numerum singularium stellarum «. und dort Anm . 2 mit dem Hinweis auf In Ioh. n . 268,
LW 3 S . 226 , 1 und Anm . 1 . - In Z . 3 habe ich mich für die Variante hiuselîn , die von M (N1) geboten wird ,
555
Predigt 54 a
von der ez sîn leben enpfæhet?. Alsô als der niderste engel giuzet sîne kraft in den himel
und beweget den und tuot in umbeloufen und würken , alsô giuzet der himel sîne kraft
gar heimlîche in ein ieglich krût und in diu tier . Dâ von hât ein ieglich krût3 ein eigen
schaft des himels und würket alumbe sich sinwel als der himel. Diu tier tretent baz ûf 11,5
5 und hânt vihelich und sinnelich leben und blîbent doch in der zît und in der stat. Aber
diu sêle tritet über an irm natiurlîchen liehte in irm hæhsten über zît und über stat in

1 sîn fehlt B , enpfæhet. ] håt oder enpfschet B , hat N 2 bew . den und fehlt M N
(Hom .) und t . in ) vnd macht (tut N ,) in N M5N fehlt B ,(Hom .) in ) den B , vm
laufend N , vberloufen B , wurket M N giuzet fehlt M , der] den B , himel] engel
B ,B2N 3 und bis krût2 fehlt B , B , (Hom .) Dâ] vnd da Mo e in fehlt No iegl. ]
ietlich No krût? ] ding MgN , 4 wrck N alles vmb B , sinwel) in seiner weiß No baz]
dz B , 5 vielich sin vnd leben N v ulich vnd sumelich B , vihelich und fehlt M ,
N vrdlich B , synnichleich M N bleibt No 6 an irem hochsten in ir naturleich
liecht M , an irem hohsten naturlichen liht N in ir hostes nach ir zeit vnd stat No hæhsten
bis stat] höchsten leben zit vnd hat statt B , über2,8] boben B ,

entschieden im Hinblick auf oben S . 554,5f.,wo der Himmel als,hütte der sunnen ' = casa heliosbezeichnet
wurde. So sind an vorliegender Stelle die Steine und Kräuter als „ Häuschen “ der Sterne bezeichnet, die
die himmlische Kraft in sich schließen . Ich hielte es allerdings auch für möglich , daß die NG- Variante
vesselin oder auch bußelyn B , búschelin B ,, wenn man darin bühselîn = „ Büchschen “ erkennen dürfte,
ursprünglich wären . — Der Vergleich mit den oben aufgeführten lateinischen Stellen , aber auch der fol.
gende Satz Z . 4ff. lassen deutlich erkennen , daß die M3N - Lesart sunnen statt 2 . 3 sternen unursprüng .
lich sein muß . Vgl. auch DW 1 S . 400 Anm . 3; Pf. S . 660,25ff.: Dem ( = dem engel) hêt er bevolhen,
sîne bewegelîche kraft ze giezende in die sunne unde von der sunnen kraft in die orde werdent gegozzen,
gemêret und vollebrâht über die erde boume, tier und alle menschen .
1 Zu S . 555,6ff. vgl. Pf. S . 514,29ff. ( = Joste8 . 1,25ff.) : Alsô ist diu gotheit geflozzen in den
vater, in den sun und in den heiligen geist und in der êwikeit in sich selben und in der zît in die crêa
tûren . Si gît einer ieklîcher als vil sis enpfâhen mac : dem steine daz wesen , dem boume daz wahsen ,
dem vogel daz vliegen , dem vihe daz smacken , dem engele daz reden , dem menschen die vrîe nâtûre.;
330, 19f.: Aber die krefte, die zuo den ûzern dingen dienent, sint uns gemein mit den tieren , daz ist
sinnelicheit. .. . daz ist daz lieht des verstantnüsses, dar an der mensche underscheiden ist von allen
tieren .; DW 1 S . 66 ,9ff. und dort S .67 Anm . 1. - Interpretierende Übersetzung von S . 555,6 - oben Z . 1:
„ Das Kraut ist edler als das Gestein , denn es besitzt wachsendes Leben . Indessen würde das Kraut ver
schmähen , unter dem körperhaften Himmel (Himmelskörper) zu wachsen , wenn darin nicht eine geistige
Kraft steckte (die Intelligenzen = die Engel; sie bewegen den Himmel, vgl. oben 2 . 1ff.), von der es sein
Leben empfängt“ .
? Zu Z . 1ff. vgl. oben 9 . 75 ,1ff.: . . . er dringet allez vür durch daz firmament und dringet durch
den himel, biz daz er kumet ze dem geiste, der den himel umbetrîbet, und von dem umbeloufe des
himels gruonet und loubet allez, daz in der werlt ist. und dort Anm . 1 zu Z . 2f. (auf .76 ) . — Es ist
wohl 0 . w . deutlich , daß die Lesart zu Z . 2 himel] engel, die von B , B , N . geboten wird und zugleich deren
enge Verwandtschaft bezeugt, im Zusammenhang des Textes unmöglich ist und daß M5N , mit himel die
ursprüngliche Lesart bieten . Es bedarf zu dieser Erkenntnis kaum des Hinweises auf die voraufgehenden
Ausführungen Eckharts oben S . 554,6ff .
3 Die M N -Variante ding ist o . w . erkennbar unursprünglich ,wie der Vergleich mit oben S . 555,3ff.
sowie mit den dort Anm . 2 verzeichneten lateinischen Stellen In Gen . II n . 208 und 210 zeigt. Überdies
muß krût auch in der Vorlage von B , B , gestanden haben , da in beiden H88. 2 . 3 und - krût2 infolge von
Homöoteleuton ausgefallen ist.
556
Unser herre underhuop und huop von unden ûf sîniu ougen
die glîchnisse des liehtes des engels und würket mit im vernünfticlîche in dem himel. Also
sol diu sêle allez ûfklimmen in der vernünftigen würkunge. Dâ si iht vindet götlîches
10 liehtes oder götlîcher glîchnisse , dâ sol si hütten und niht widerkêren , biz si aber baz ûf
klimmet. Und also sol si sich allez baz ûferheben in dem götlîchen liehte und alsó komen
über alle hütten in daz lûter, blóze angesihte gotes mit den engeln in dem himel1. Dar 5
umbe sprichet er : 'er sach in den himel und sprach : ,vater, diu zît ist komen ; wîse klar
15 dînen sun , daz dich dîn sun klar wîse“ . Wie der vater den sun klar wîse und wie der sun
den vater klâr wîse , dâ ist bezzer von ze swîgenne dan ze redenne ; sie sölten engel sîn ,
die dâ von reden sölten .
Aber von dem wörtelîne ein wênic3, daz er sprichet: 'alle , die dû mir gegeben hâst'. 10
20 Der den sin eigenlîche anesihet, sô meinet ez als vil: 'allez, daz dû mir gegeben hâst': ich
gibe in 'dáz êwige leben ', daz ist daz selbe, daz der sun hât in dem ersten ûzbruche und

6f. Sieh oben S. 548,1f. 10 ; 11; 12 Sieh oben S. 548,3.

1 die ] daz B N dem B , der engel N . in d . h . fehlt B . 2 die sel auff steigen
indie vernünfftigen N 31.vf goclimmet n, uit wnd gotloiches Geschliches gli
iht] etwas No ye me B , B , fehlt M ,
licher gelichnúß B ,) oder gotliches liechtes B , B ,
2f. gotliches glichnisses (gott.
3 vnd gotleiches geleichnusses M5N hůten
MN, biz ] vntz M , 3f. vf geclimmet N , uff kommet N B , 4 sol fehlt B , aller
best B , allez fehlt M N erheben N 5 boben B , leben B , fehlt N alle hütten ]
all (alle NJhut M5N , die guten hut N indbis angesihte) des lauter plossen an gesichts Mg in
den hymeln M N dem ] dē N 5f, vnd dor vmb sprach er N 6 ‘er] Erhub aufsine
augen vnd N clar weis M ,N , weiß schôn N 7 kl.wise“ .] schon weiß N 7f. wie d.
sun d . vater chlarweis vnd wie d . vater d . sun chlarweis M N 7 kl. wîsea] schon weiß N und
bis 8 kl. wise, fehlt B ,(Hom .) 7f. svn schon weis den vater do N 8 von swigen dann reden
B ,B , den do von ze N sullen No 9 sölten . fehlt N . (Zeilenw .) 10 wenik vil ( !,
Seitenw .) ich sprechen daz N daz] do NoM ; 11 anes.,) an sich N số ] Also M , ez]
er B , 'allez, daz ] alles das das No alz daz N , als MG 12 auz burch N .

i Zu S .556, 4 ff. vgl. unten S. 568,29ff. — Zu S. 556 ,5ff. vgl. oben 9 . 75,3ff . und dort Anm . 1; DW 1
S . 306 ,9ff.: . . . dar umbe sol sich diu sêle ûf erheben in irm natiurlîchen liehte in daz hehste und in
daz lûterste und alsô treten in engelischez lieht und mit engelischem liehte komen in götlich lieht und
also stân zwischen den drin liehten in der wegescheiden , in der hohe, då diu lieht zesamen stôzent.
und dort S . 307 Anm . 1. — . 556 ,5 ist die M N - Variante synnichleich ( = „ verständig “ , „ klug“ , „ be
sonnen “ ) unursprünglich gegenüber sinnelich ( = „ sinnlich“ , „ 8innenhaft“ ) . Übersetzung des Satzes: „ Die
Tiere aber ( im Vergleich mit den vorangehend charakterisierten Pflanzen ) erheben sich höher (überschreiten
die Pflanzen ) und haben ( ihnen gegenüber) tierisches und sinnenhaftes Leben und bleiben doch an Zeit
und Ort ( Raum ) verhaftet“ , – Oben Z . 3 hütten = „ eine Hütte bauen “ , „ verweilen “ ; Bay, Lo , und Zg
bieten beliben (sieh oben S. 542ff.). – Die Varianten von M , N , und Ng zu 2 . 5 hütten sind verderbt,
vgl. oben S . 554,5 und dort Anm . 2 . — Das Textplusstück in Bay( Lo, 2 ,) mer alles fürbas gen hinter
Z . 3 widerkêren erweist sich im Sinnzusammenhang als sekundär. — Zu Z .6f. wîse klâr . . . klar wise
vgl. oben S . 548,2 und dort Anm . 1.
2 Zu 2 . 7ff. vgl. etwa oben S . 204,4f. und dort Anm . 2 ; 189,6ff. und dort Anm . 6 .
3 Zu dieser Wendung vgl. oben $ . 123,5 und die dort Anm . 4 verzeichneten Vergleichsstellen ; oben
S . 433,5f. und dort Anm . 1; 409,4ff .und dort Anm . 1 .
557
Predigt 54 a
in dem selben grunde und in der selben lûterkeit und in dem smacke, dâ er sîne eigene
sælicheit inne hât und dâ er sîn eigen wesen inne besitzet: 'dáz êwige leben gibe ich in '
und anders keinez'. Disen sin hân ich etwenne gesprochen gemeinlîche; aber hînaht lâze 11,25
ich in , und liget eigenlîche in der latîne, als ich in mê gesprochen hân. Dû bite in selber
5 und sprich küenlîche ûfmînen lîp .

2 Ioh . 10,28 : et ego vitam aeternam do eis : .. .

1 smacken B , gesmack M N eigene fehlt B , B , 2 eigen fehlt B ,BN besitzet:)


hát (Hom .) oder b. B, b . vnd beslußet B , 3 und fehlt N keinez.) kain leben Ne enkain
ding B , hân bis 5 und fehlt B , B , N 3 hab ich v . and . Hd . auf d . Rand nachgetr. M , gem .
bis 4 in ,) gemeinichleich (dahinter getilgt in die christenhait) vnd aber hie lassen in M , 3 hînaht] hin /
nach N 4 in mê) in (fehlt N ) immer MËN 5 sprechent B , B , sprecht N kuntlich B N ,

i Zu S . 557,10ff. vgl. unten S . 569,9ff. und S . 570 Anm . 1; oben S . 378,7ff.: Und dar umbe, sol
der mensche got bekennen , in dem sîn êwigiu sælicheit bestât, sô muoz er ein einiger sun sîn mit Kristo
des vaters; und dar umbe, wellet ir sælic sîn , sô müezet ir éin sun sîn , niht vil süne, mêr : éin sun .
Ir sult wol underscheiden sîn nâch lîplîcher geburt . aber in der êwigen geburt sult ir ein sîn , wan in
gote enist niht wan éin natiurlîcher ursprunc ; und dar umbe sô enist dâ niht wan éin natiurlîcher
ûzvluz des sunes, niht zwêne,mêr : einer. Und dar umbe, sult ir éin sun sîn mit Kristô , sô müezet ir
ein einiger ûzvluz sîn mit dem êwigen worte . und die dort S . 379 Anm . 1 verzeichneten Vergleichsstellen ;
363,3ff.: Sælicheit liget an vier stücken : daz man habe allez , daz wesen hât . . . und daz in gote
genomen in dem lûtersten und in dem hæhsten , blôz, unbedecket in dem êrsten ûzbruche und in dem
grunde des wesens, und alles da genomen , dâ got selber nimet : daz ist sælicheit . und dort Anm . 3 zu
2 .6 in dem ersten ûzbruche; 370,8f.; 373,318. — Zum Verständnis von S. 557,10 sieh die folgende An
merkung. - 8 . 557, 12 und oben 2 . 2 sind die beiden 'daz (@wige leben )' demonstrativ betont und beziehen
sich auf Eckharts in diesem Satz gebotene Interpretation des Schrifttextes 'Haec est autem vita aeterna :
Ut cognoscant . . . quem misisti Iesum Christum ', den er 80 deutet, daß der Vater ihnen dasselbe ewige
Leben schenken möge, das er, der Sohn , im ersten ûzbruche habe, in dem er seine eigene Seligkeit genieße
und sein eigenes Sein besitze. Vgl. unten S . 570, 1f. und dort Anm . 2 . — Daß die Syntax der Vulgata in
Joh . 17, 2 (sieh Schriftnachweis zu oben S . 548,3) nicht stimmig ist, läßt etwa „ Die erste deutsche Bibel“ ,
hrsg. von W . Kurrelmeyer , Bd . 1, Tübingen , 1904 ( Text nach der ersten gedruckten deutschen Bibel ,
Straßburg , 1466 ) erkennen : Als du im gebt den gewalt alles fleisches: das alles das du im gebt er gibt
in das ewig leben . — Zu oben Z . 1 lûterkeit vgl. oben S . 553, 10f. und S. 553 Anm . 3 .
2 Z . 3 hân – 5 und fehlt B , B , N .(M2), wie mir scheint, zu Unrecht. S. 557, 10 führt Eckhart, wie
zu Beginn der Predigt oben S .548,3, anstelle von Joh . 17,2 den an ihn angepaßten Vers 17,11 eos ( was er
unter Anlehnung an V . 2 omne zu omnes abändert) . . ., quos dedisti mihi auf, über den er ein wênic
sagen will. Er erklärtdann S. 557, 11f., daß , wenn einer den Sinn des Verses 17,2 , den er ja doch durch 17,11
ersetzt hat, eigenlîche anesihet ( = im richtigen Wortlaut liest), er soviel besagt wie: „ alles, was du mir
gegeben hast, das gebe ich ihnen, (d .h .:) das ewige Leben “ . (Vgl. unten S. 569, 10ff ., wobei Eckhart an
beiden Stellen wohl auch den Wortlautvon Joh. 10,28 et ego vitam aeternam do eis im Auge haben dürfte.)
Nachdem er dann anschließend ausgeführt hat, daß dieses êwige leben dasselbe ist, das der „ Sohn “ hat,
sagt er oben Z . 3ff. nun: „ Diesen Sinn (des Verses 17,2, den er ja durch 17, 11 ersetzthat) habeich gelegentlich
im gemeinen Verstand (des Verses ) vorgetragen ; heute abend aber lasse ich ihn beiseite, und er liegt doch
im eigentlichen Sinne im lateinischen Wortlaut ( von Joh . 17 ,2 ), wie ich ihn immer besprochen habe. Du bitte
selbst um ihn (d .h . darum , daß dir dieses selbe ewige Leben gegeben werde, das der Sohn besitzt) und
sprich ihn kühnlich auf meine Verantwortung aus“ . Wenn 2 . 3 hân - 5 und nun in B , B , N (M2) fehlt,
80 scheint es mir ziemlich sicher, daß die gemeinsame Vorlage der genannten Texte den Sinn der subjek
558
Unser herre underhuop und huop von unden ûf sîniu ougen
Dar nâch sprichet er: 'daz ist daz êwige leben , daz sie dich erkennen aleine éinen
wâren got'. Erkenten zwêne got ' ein (en )', und der eine erkente tûsent, und der ander
30 erkente got mê 'eine(n )', swie kleine daz wäre, der erkente (got) mê'eine(n )', dan der
tûsent erkente . Ie mê got wirt ein erkant, ie mê er wirt álerkant 1. Wære mîn sêle sinnic

1f.; 2 ; 3 Sieh oben S . 548,3f.

1 Dar bis er: fehlt M N pekennen N & N , kennen B , aleine] als M . fehlt N einen
fehlt B , 2 kanti zwen güte ain B , Erk .] kentten B , N & pechanten M N got ' einen ',]
got eyn B , M , ein got N einen ', und fehlt N vnd einē chantē t . N und (getilgt) der
eine fehlt M7 erkente ] kente B , B , tûsent, bis 3 swie ) ein vnd' erkant tausent der ein erkent
got mer den der ander wie N 3 môi fehlt N ' einen ','] eyne B , ain B , allein N1 fehlt
M kleine) clár B , der bis 4 erkente . fehlt N 3 derl] er B ,M5got N got fehlt
B , B ,M3(Seitenw .) N mô2] nie N ' einen ',?] eyne B , fehlt B ,MEN der ] di N , vier B ,
B, 4 erkente. fehlt B , B , N . Ie bis erkant.) ye mer einer mensch erkent ie mer wirt er von
got erkent N . fehlt Mg(Hom .) ye got mee B , wirt er N al] alle B , fehlt N synnygk
B , sinigt Ne synleich M , sinnelich N , súmig B ,

tiven Ausführungen des bezeichneten Textstückes, der, wie mein Interpretationsversuch zeigt, nicht leicht
zu erkennen ist, nicht verstanden und daher ausgelassen hat. Ich halte es jedenfalls für fast ausgeschlossen ,
daß ein Schreiber das inhaltlich so belangreiche Textstück , das sich so glatt in den syntaktischen Zusam
menhang fügt,eingeschwärzt hat. Das Subjekt des in Z . 4 mit und anschließenden Satzes ist fraglos das in
2 . 3 vorangehende sin , das bekanntlich im Mhd . o. w . gespart werden kann , auch wenn es nicht im Nomi
nativ steht. -- Statt 2 . 4 Dû bite in selber konjizierte Pahncke (Diss. S. 54 ) du bist derselbe ( sun) und
schrieb dazu in Anm . 1: „ Der Redner behandelt hier eine Bibelstelle ( 11, 19 ) und will sagen : früher habe
ich die Stelle oft 80 aufgefaßt und ausgelegt . . . , jetzt fasse ich sie anders auf,und zwar folgendermaßen . . .
Die neue Auslegung ist aber sehr ketzerisch -kühn, darum die Ermutigung: disen sin sprich chuonlich
ufminen lip ! Das ist m . E . die einzig mögliche Auffassung der Stelle. — Der Inhalt der neuen Auslegung
du bit in selber bei Jostes ist natürlich verderbt, wie Jostes auch durch ein 'sic !' zur Stelle andeutet, -
lächerlich verderbt, etwa von einem einfältigen Schreiber , der sich fürchtete , eine solche Ketzerei wie diese
neue Auslegung auch nur niederzuschreiben . Ferner ist das immer ( 11, 26 ) verdorben . Es hebt den Sinn
auf. Ich dachte an niemer. Herrn Professor Strauch erschien aber das niemer zu modern , und er schlug
obenstehendes nû mê(r ) vor. Für den Sinn sind beide Besserungen günstig . Mit nû mê besagt die Stelle
etwa: diese neue Auslegung habe ich auch neuerdings schon hie und da einmal verlauten lassen . Zu niemer
hätte - sehr schön - die Jostessche Konjektur hinnacht las ich gepaßt.“ Ich brauche nach meiner eigenen
Interpretation wohl kaum noch näher darzutun , daß Pahnckes Lesung und Deutung nicht „ die einzig
mögliche Auffassung der Stelle" , sondern abwegig ist. Auch Jostes' Vorschlag in der Fußnote zu S . 11, 26 :
„ vielleicht: du beken selber p“ ist verfehlt. — Zu Z . 5 küenlîche vgl. etwa Tauler S. 68,9ff.: . . . so tůt
es kůnlichen ; . . . das loss kůnlich ufmich varen , .. .
i Zu 2 . 1 aleine vgl. unten S .570, 4 und dort Anm . 3. — Zu 7 .2ff. vgl. unten 8 .570,9ff. Der Satz
ist in der hsl. Überlieferung mehr oder weniger verderbt. Ich habe ihn im wesentlichen im Anschluß an
B , B , rekonstruiert. Er besagt in interpretierender Übersetzung: „ Erkennten zwei Menschen Gott als
" Einen ', und der eine erkennte dabei (die Zahlengröße) Tausend , der andere aber erkennte Gott mehr als
'Einen ', um wie wenig es auch wäre ( d . h . wenn es auch nur wenig weniger als Tausend wäre), so erkennte
dieser Gott mehr als ' Einen ' als jener , der Tausend erkennte" , womit ich die von mir in Quint S. 625
zu Pf. S. 225,5 gebotene Übersetzung berichtige. Vgl. zum Verständnis auch unten S . 560,1f. und dort
Anm . 1; In Exod . n . 50, LW 2 S . 53,3ff.: . . . id , in quo cadit dispositio , in ipso cadit aliqua multitudo .
Sed hoc repugnat divinae naturae unitati. » Hoc enim vere unum est, in quo nullus numerus est« ,
559
Predigt 54 a
und wäre edel und lûter, swaz si erkente,daz wäre ein '. Erkente ein engel, und ez wære
zehen , und erkente ein ander engel, der edeler wære, daz selbe, ez wære niuwan ein . Dar
umbe sprichet sant Augustinus8: erkente ich alliu dinc und got niht, sô enhæte ich niht 11,35
erkant. Erkente ich aber got und erkente anders kein dinc, sô hân ich alliu dinc erkant.
5 Ie man got nâher und tiefer erkennet ein , ie man mê erkennet die wurzel, ûz der alliu
dinc gesprozzen sint. Ie man die wurzel und den kernen und den grunt der gotheit mê
erkennet ein , ie man mê erkennet alliu dinc3. Dar umbe sprichet er: 'daz man dich erkenne

7f. Sieh oben S. 548, 3f.

I swaz fehlt N . si erkente,] sie erkent Noerkante sy erkanti B , daz] das das
No ein .) nicht dann ain (ain ) in NJ M N Erk.) pechant M , kente B , B , kent N 1 vnd
es wåren B , vnd wåren des M N 2 und erkente ) vnd bechant N , vnpechant M , vnd erkenten
No der e. w ., fehlt N ez) er N fehlt M , niuwan ) nit von B , ott Ne fehlt M N 2f. Dar
umbe spr. fehlt N 3 ich fehlt N dingt N und g .) vnd erchante ich g . M N sô bis 4 er
kant.'] jch het nichts pechant (niht erchant N ) M5N fehlt N (Hom .) 4 erkant.- fehlt B , B ,
(Hom .) Erchenne M N erkente fehlt M N anders fehlt B , B , sô h . ich ] ich hette
B ,B, erkant. fehlt B , B ,NO 5 Ie man ) ie meman BN got fehlt N nâher und ) ie
M , ein , fehlt B ,NM , ie mer man M , erkenneta] bekennet B , hinter w . N würtz
lein M5N , witulen ( !) B , ûz bis 6 wurzel fehlt B ,( Hom .) 6 gesprochen M , N , sint.]
ist B , ie mer man die wurtz M5 wurczen N 7 eine B , ie bis dinc. fehlt M , man
yen mee B , a . dinc.) al B , B , erkenne ) erkennet B , B ,

ut ait Boethius ( Anm . 3 : De trin . c . 2 ( ed . R . Peiper 153, 39]) . Et RabbiMoyses (Anm . 4 : Dux
neutrorum I c . 50 ( 18v 18 ]) dicit quod deus est unus » omnibusmodis et secundum omnem rationem «,
ita ut in ipso non sit invenire aliquam »multitudinem in intellectu vel extra intellectum «. — Zu 2 . 4
vgl. oben S. 320,5f.: Ich spriche: got ist alzemâle ein ; er enbekennet niht wan sich aleine. und dort
S . 321 Anm . 1 ; vgl. auch unten S . 560,6 ff.
Die Varianten von M , synleich und N , sinnelich = „ sinnlich“ , „ sinnenhaft“ zu S .559,4 sinnic
sind verderbt aus sinnic = „ verständig“ , „ klug“ , „ einsichtsvoll“ ; vgl. oben S . 556, 5 und dort S. 557
Anm . 1. — Interpretierende Übersetzung des Satzes : „ Erkennte ein Engel etwas, und es hätte für ihn den
Zahlenwert von Zehn , und erkennte ein anderer Engel, der edler (von höherem Rang) wäre als jener ,
dasselbe, 80 wäre es für ihn nicht mehr als Eins“ . Vgl . dazu oben S. 559,2ff. und dort Anm . 1 .
2 Vgl. In Ioh. n . 107, LW 3 S . 92, 13ff.: Augustinus V l. Confessionum deo loquens sic ait :
» infelix homo qui scit alia omnia , te autem nescit ; beatus autem qui te scit, etiam si illa nesciat. Qui
autem te et alia novit, non propter illa beatior, sed propter te solum beatus est«. und dort S. 93 Anm . 1,
wo auf Confe88. C. 4 n . 7, CSEL XXXIII 93,20 — 23 sowie auf In Ioh. n . 391, n . 565 und auf die vor.
liegende Textstelle verwiesen ist. Ähnlich oben S . 16 ,7ff.: Und swenne dû got hâst, sô hâst dû alliu dinc
mit gote . Ich hân etwenne gesprochen : swer got hât und alliu dinc mit gote, der enhât niht mê, dan
der got aleine hât.und dort Anm . 4 , wo u . a . verwiesen ist auf oben S . 101,2ff .: Die liute wænent,daz sie mê
haben , sô sie diu dinc hänt mit gote, dan ob sie got hæten âne diu dinc . Aber dem ist unreht, wan
alliu dinc mit gote enist nihtmê dan got aleine; DW 1 8 . 70 , 4 ff.: Ich sprach etwenne und ist ouch wâr :
der alle die werlt næme mit gote, der enhæte niht mê, dan ob er got aleine hæte. Alle creatûren hånt
niht mê âne got, dan ein mücke hæte âne got, rehte glîch noch minner noch mê.; vgl. ferner oben
S . 26 ,3ff .
3 Zu Z . 5f. vgl. etwa DW 1 S . 245, 3 : Alle creaturen sint usser gottes willen geflossen . — Zu
2 .5f. wurzel .. . kernen .. . grunt der gotheit vgl. oben S . 52,4 : die wurzel der gotheit die sprichet er
alzemâle in sînen sun. und dort Anm . 1 ; DW 1 S. 247,2f.: . . . demütikait , dú ist ain wurtzel in dem
560
Unser herre underhuop und huop von unden ûf sîniu ougen
aleine einen waren got'. Er ensprichet niht ,wîsen' got noch „gerehten ' got noch gewal
tigen ' got, mêr: aleine ' einen wären got'l und meinet, daz diu sêle abescheide und abe
schel allez, daz man ' gote zuoleget in gedenkenne oder in verstânne“, und neme in blóz,
6 als er ist lûter wesen 5: alsô ist er 'wârer goť . Dar umbe sprichet unser herre : 'daz ist daz
ewige leben , daz sie dich erkennent aleine einen waren got'6.
Daz wir komen ze der wärheit, diu dâ ist lûter wesen, und êwiclîche dâ blîben , des
helfe uns got. Âmen .
2 ; 4 Sieh oben S . 548,4 . 4f. Sieh oben S . 548,3f.

en
dancken oder in verstandiget mit indragone vnad abeschel fehlt B,B, einen fehlt B, " mawes
1 einen fehlt B , Er bis 2 got' fehlt N (Hom .) 1 Er] Es N .
B, gots fehlt B , 2 mêr :) sunder B , mer er sprichet M , 'einen fehlt B , main M ,
niemet B , abesch . und fehlt M5N , 2f. und abeschel fehlt B , B , 3 man ] sie B , B , zuol. ]
celegt N , zuleget mit jndragene vnd B , an gedencken oder in verstane B , B , in
gedancken oder in verstantnuss M , N , oder wir versten N nemen Mg 4 lûter) ain l. M ,
N 'wârer got'.] ware got B , war M N unser h .: ) er vnser h. B , er No 5 bekennen N .
kennen B , einen fehlt B , 6 zů der w . k . B , der] diser NO diu bis blîben , fehlt
N diu dâ ] daz M lûter) ein l. N und bis 7 Âmen . ) etc. B , 6 und bis blîben , ]
vnd wir mit im vnd in im ewiclich sein Ne fehlt B , des] das B , 7 Âmen . fehlt N &N ,

grund der gotheit, . . . ; 419,4f.: wan in dem grunde götlîches wesens, dâ die drie persönen éin wesen
sint, dân ist si ein nach dem grunde.; oben $ . 32,1ff.: si wil in , als er ein kerne ist , von dem ûzvliuzet
güete ; si wîl in , als er ein wurzel ist, ein âder, in der urspringet güete, und då ist er aleine vater . und
dort Anm . 1; Lüers S . 296 ; oben S. 470,3f.: . . . doran benůget den vater nit, er ziehe wider in die
erstekeit , in das innerste[s ], in den grund vnnd in den kernen der vetterlicheit , .. . und dort Anm . 3;
unten S. 635,5f. und S. 636 Anm . 1.
i zu S. 560,7ff. vgl. unten S . 571,8ff. Zur Aussageform vgl. etwa noch oben S. 258,1f. und dort
Anm . 1 mit dem Verweis auf DW 5 S . 12 ,7ff. ( BgT) : Salomôn sprichet : 'den gerehten enbetriebet
niht allez, daz im geschehen mac'. Er ensprichet niht 'den gerehten menschen ' noch 'den gerehten
engel noch diz noch daz . Er sprichet 'den gerehten '. und die dort $ . 68 Anm . 18 verzeichneten Vergleichs.
stellen ; ferner Sermo IV,2 n . 30, LW 4 S . 31,12ff.: Iuxta quod nota duo : primo, quod li bonus, verus,
veritas,bonitas et similia non proprie de deo dicuntur, quia addunt sive numerum faciunt in cogitatione
sive conceptione aut ratione venire .
2 Vgl. oben S. 549,4f. und dort Anm . 3.
3 Die Variante sie B , B , statt man ist sicher unursprünglich und beruht auf dem Irrtum , daß das
Subjekt des Relativsatzes noch diu sêle des voraufgehenden Objektsatzes sei , was im Sinnzusammenhang
der Ausführungen ungereimt wäre.
4 Zu 2 . 3 vgl. etwa DW 1 S . 361,3ff.: Dennoch enmac got dar în niht, im enwerde abegenomen
allez , daz im zuogeleget ist. . . . Ein ist etwaz lüterz dan güete und wärheit.Güete und warheit enlegent
niht zuo, sie legent zuo in einem gedanke; dâ ez bedâht wirt, dâ leget ez zuo . und dort Anm . 3 ; vgl.
auch DW 1 S . 401,3ff .: Ist wesen wärheit ? Der des manigen meister vrâgete, er spräche : ‘Jâ ! Der
mich selber gevrâget hæte , ich hæte gesprochen : 'Jâ !' Aber nû spriche ich : 'Nein !' wan warheit ist
ouch zuogeleget.; 219,4f.: Wîsheit und güete und wärheit leget etwaz zuo ; ein enleget niht zuo dan
den grunt des wesens. und dort Anm . 2; 363, 1: Spriche ich , got ist guot, daz leget etwaz zuo .; 315 ,5f.:
Einen einigen gedank enleget diu bekantnisse niht zuo, mêr : si loset abe und scheidet sich abe .. .
5 Vgl. oben S . 553,9ff.; unten S . 571,11 und dort Anm . 2.
6 Zu S . 559, 1 - oben Z . 5 vgl. In Ioh . n . 679 : Secundo est advertendum quod dicitur vita aeterna
esse, ut cognoscant deum solum . Non enim sufficit nec est vita aeterna nisi cognoscatur deus solus ; est
enim littera sic ordinanda: haec est vita aeterna, ut cognoscant te verum deum solum , id est nihil tecum
cognoscant, nihil praeter te.
36 edhart D 2 561
PREDIGT 54b (Pf. Nr. XLVI S. 154 - 157)

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S. 463, Spamer PBB 34 S . 334):


G f. 25lv — 253r; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S. 55 .
f. 2371- V, Fragment = unten S. 565,12 daz _ 566,6 niderste.: wir süllen alles dz ab legen dz
wir nit haben von natur das ist sünd vnd gebrest / vnd och dz dz wir haben von natur dz lit an der
eigenschafft wann wer komen wil in gottes / grund in sin gróstes der muss ee komen wider in sin
eigen grunt vnd in sin mynstes (237v ) wann niemant mag got bekennen er músse sich selber ee
bekennen er sol tretten in / sin niderstes vnd in gottes innerstes vnd sol tretten in sin erstes und
in sin oberstes / wann da löffet er in das alles dz got geleisten mag wz in der sele aller hóhst ist dz /
ist in dem nidersten wenn es aller innwendigest ist als der ein synnwel ding zesamenſtruket 80
wirt dz obrest dz niderst; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S . 198 ; im Var. -App . nicht
berücksichtigt.
Stri f.70 — 72r, in W , nur der lateinische Vorspruch im Inhaltsverzeichnis f. 4r : bl. 70. Hec est vita
eterna ut cognoscant etc . S <ermo) m (agistri) Eghardi.
W sieh Str .
Filiation der Hss.: Da der Str -Text verloren und auch in W , keine Abschrift erhalten ist, muß der
Pfeiffersche Text als Ersatz für Str, dienen , ohne daß im einzelnen festgestellt werden kann , ob und
wo Pfeiffer den Str -Text durch Konjektur abgeändert hat. Wiewohl Gg fraglos dieselbe Predigt
und im ganzen auch denselben Wortlaut überliefert, weicht der G -Text doch stellenweise stark von
Pfeiffers Text ab , zumal durch beiderseitige Plus- und Minusstücke, aber auch durch verschiedene
Einzelvarianten . Wie für Pr. 30 (sieh oben S . 91) scheint auch im vorliegenden Falle das S ,- Fragment
näher bei G , als bei Str (Pf) zu stehen , vgl. unten S. 566 ,4 loufet allez daz zesamen Gg loffet er in das
alles S,] loufet zemen Pf; 5 in dem nidersten, G .S ,] ime aller niderist Pf.
Textkonstituierung : Da G , in seinem wesentlichen Textbestand weitgehend mit dem Text Pfeiffers
übereinstimmt, habe ich es für richtig gehalten , für diese Textteile der Predigt mit Hilfe der beiden
zur Verfügung stehenden Texte einen sog. kritischen Text herzustellen , wobei ich bei der Entscheidung
für den Pfeifferschen oder den Gg- Text weitgehend auf innere Kriterien angewiesen war, ohne daß
diese Kriterien immer eine eindeutig überzeugende Entscheidung gewährleisteten . Die jeweiligen Plus
stücke des einen gegenüber dem anderen Text habe ich aufgenommen . An einigen Stellen , an denen
die beiden Texte stark voneinander abwichen und ich mich nicht in der Lage sah, aus beiden den ur .
sprünglichen Text herzustellen , habe ich die beiden Texte synoptisch nebeneinander geboten und dabei
dem Gg- Text entsprechend meinem Verständnis des Textes eine moderne Interpunktion gegeben .

Echtheit: Hsl. Zuweisung im Inhaltsverzeichnis von W , f. 4r : Sermo magistri Eghardi, sieh oben
unter Str . Da es sich um eine Parallel-Predigt zur voraufgehenden Predigt handelt (sieh oben S . 547),
gelten die für diese vorgetragenen Echtheitsgründe auch für die vorliegende Fassung. Der Rückverweis
S .565 ,3f. dürfte sich wohl auf DWI S. 301,6ff.oder auf oben S . 180,5ff. beziehen . Über die oben S .546
für die a -Fassung verzeichneten beachtlichen Parallelen zu echten deutschen und lateinischen Texten
hinaus könnte man wohl noch auf die folgenden Stellen der vorliegenden Fassung hinweisen : S . 566
Anm . 2 (DW1 S. 237,8ff.; oben S. 95 ,1 ff.; DW 5 S. 292,6 ff.; DW1 289,6f.; 302,6 f.); S. 567 Anm . 5
562
Haec est vita aeterna
(DW 1 S. 306 ,7ff.). — S.565 Anm . 1 (LW 4 S.451,3ff.; 441,8); Anm .3 (LW 2 S. 198,13); S.566 Anm .2
(LW 4 S . 219,6 ff.; 225 ,1 ff.) ; Anm . 3 (LW 4 S . 288 , 1f.) .

Übersetzung : Schulze -Maizier , Auszug : S. 387 = unten S . 565,13 — 566,4.


Auch der Aufbau der vorliegenden b -Fassung erfolgt im Anschluß an den zugrunde liegenden
Schrifttext. 1. (564,8 — 568,7) 'Er huop sîniu ougen von unden af'. bedeutet, daß wir, ehe wir beten ,
hinuntergehen sollen in unterwürfiger Demut unter alle Kreaturen . Soweit wir hinuntergehen , soweit
werden wir erhört. Wo immer in der Schrift unser Herr seine Augen erhob , da wollte er Großes wirken .
Ein Großes war es denn auch , als er sprach : 'Mach sie einsmit dir, wie ich und du eins sind'. Das Buch
der Weisheit sagt : 'Gott liebt niemanden als den , der in der Weisheit wohnt', d .h . im Sohn , durch
den wir wie durch die Pforte Gottes in den Vater eingehen ; denn alles , was der (Menschen .) Gott
gewirkt hat, ist nichts anderes als ein Vorbild und ein Hinweis zu (unserem ) ewigen Leben (564,8 %
565,5). 'Er huop von unden af sîniu ougen ' aus dem Grunde der niedrigsten Demut. Denn ebenso wie
die Kraft des Himmels im niedrigsten Element, in der Erde, am stärksten zu wirken imstande ist,
so Gott in einem demütigen Herzen , weil er darin am meisten Gleichheitmit sich findet. Dazu müssen
wir in Demut alles ablegen , was wir nicht von Natur aus haben , d. h . Sünde und Gebrechen , aber auch
das, was wir von Natur aus haben , d .h . alle eigenschaft ( = Eigenheit, Ichheit). Wer in Gottes Grund,
in sein Innerstes, kommen will, der muß zuvor in seinen eigenen Grund , in sein Innerstes kommen .
Er muß in sein Niedrigstes und in Gottes Innerstes, Erstes und Oberstes treten (565,6 - 566 ,6). Daß
'er sîniu ougen von unden ûfhuop', belehrt uns darüber, daß man alles,wasman durch Bitten in Gnaden
empfangen hat, in die Güte Gottes und das Gebet für die eigenen und fremden Sünden in die Barm
herzigkeit Gottes hinauftragen soll (566 , 6 — 567, 1 ). Das Vierte , das der Herr mit dem Aufheben der
Augen zu verstehen gibt, ist, daß der Mensch mit ganzem Herzen zur Höhe streben soll, u . zw . zur
höchsten Höhe Gottes, auf daß Gott in ihm wirken könne, so wie alles Höhere in das Niedere einwirkt,
wie etwa die Sonne dem Magnetstein die Kraft, Eisen und Fleisch und Knochen anzuziehen , verleiht
und wie ein kleines Gefäß mit Wasser, dicht über ein großes Faß Wein gebracht, des Weines Natur
und Farbe annimmt durch den Dunst und Duft des Weines (567,2 — 568,7). — 2. (568,84569,4) Daß
unser Herr seine Augen erhob,hat aber einen weiteren Sinn . So wie Himmel und Sterne nirgends so gut
zu wirken vermögen wie im gröbsten Element der Erde,wo sie Gold , Silber und Edelsteine wirken und
alles, was mit Erde vermengt ist, wie Laub , Gras und Bäume, was allemal Gleichheit des Himmels
in sich trägt und des Engels, der den Himmel rührt , und was sich streckt und breitet und duckt,
auf daß die Sonne und der Sterne Kraft viel darin zu wirken vermögen , und was des Engels Natur
in sich schließt und, wenn auch nur entfernt, dem Engel gleich wirkt - , ganz so sollen auch wir uns
behausen und strecken und breiten , daß Gott viel in uns zu wirken vermag . Der Mensch , anders als
das Vieh , erkennt in einem wahren Licht (der Vernunft) ohne Zeit und Ort. Je weiter sie voranschreitet,
um so mehr von Gott schließt die Seele als Licht in sich . – 3. (569,5 — 570,3) 'Er huop ûf
sîniu ougen in den himel . 'Celum ' bedeutet „ Hütte der Sonne“ . Alles, wasman von Gott aussagen
kann, alles was man ihm zulegt, das verhüllt Gottes lauteres Sein . Nun sagte der Herr: 'Vater, die
Stunde ist gekommen : verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche, und ich bitte
überdies, daß du allen denen ein ewiges Leben gebest, die du mir gegeben hast'. In Wahrheit meinte
der Herr nicht, daß der Vater ihnen das (gemein verstandene) ewige Leben geben solle, sondern daß
er ihnen alles das gebe, was der Sohn selbst ist, was der Vater dem Sohne selbst gegeben hat :
dies ewige Leben ist ihr ewiger Lohn . – 4 . (570 , 4 - 571, 7) 'Das ewige Leben ist, daß sie dich
allein als einen wahren Gott erkennen '. Mit 'allein ' ist gemeint, daß man , um Gott wahrhaft
zu erkennen , ihn in seinem reinen Sein erkennen muß, daß man nichts an und mit ihm erkennen
darf. In diesem Sinne erkennen diejenigen ,die Eins (in Gott) erkennen,mehr als diejenigen, die Tausend
erkennen , denn je weniger wir erkennen ,um so mehr erkennen wir Gott als ' einen wahren Gott'. -
5. (571,8 — 14) Weshalb nun sprach der Herr 'dich einen wahren Gott und nicht dich einen weisen '
oder einen guten ' oder einen gewaltigen Gott' ? Nun eben deshalb , weil die Wahrheit auf das einige
Sein abzielt, die Weisheit, die Güte und Gewalt jedoch auf die Attribute , die das Sein umhüllen und
„ zulegen “ .
563
Haec est vita aeterna, ut cognoscant te , solum deum verum ,
et quem misisti, Iesum Christum .

Unser herre sprach : 'daz ist êwic leben , daz sie dich bekennen einen gewâren got
und den dû gesant hâst, Jêsum Kristum '1. 'Unser herre huop ûf sîniu ougen in den himel
5 und sprach : ,vater, diu stunde ist komen ; verklâre dînen sun , daz dîn sun dich verklare',
und bat vür die, die im gegeben waren, und sprach : „gip in daz ewige leben ; mache sie 154,35
ein mit dir , als ich und dû ein sîn “ .
'Er huop sîniu ougen von unden ûf'. Hie mite lêret er uns, swenne wir biten wellen ,
daz wir ê under süln gân in einer gewârer verworfener dêmüeticheit under alle créatûren .
10 Danne allererst suln wir ûfgân vür den stuol der wîsheit, und als verre wir undergangen
sîn , als verre werden wir gewert, wes wir biten . Nû sprichet diu geschrift ( eines
bâ bestes ) : swâ unser herre sîniu ougen ûfhuop, daz er dâ ein grôz werk würken wolte .
Daz was wol ein grôz dinc, daz er sprach : 'mache sie ein mit dir, als ich und dû ein sîn '.
1f.; 3 — 7 Vgl. Ioh . 17 ,3: Haec est autem vita aeterna : Ut cognoscant te, solum Deum verum ,
et quem misisti Iesum Christum , 1 : . . . et sublevatis oculis in caelum , dixit : Pater venit hora, clari.
fica filium tuum , ut filius tuus clarificet te : 2 : . . . (ut omne, quod dedisti ei,) det eis vitam aeternam .
11 : . . . serva eos in nomine tuo , quos dedistimihi: ut sint unum , sicut et nos.; vgl. auch unten 2 . 8 ; 13;
S . 565,6 ; 566,6f.; 567,2f.; 568,8 ; 569,5 , 7ff., 10 ; 570,4f., 6f.; 571,5 , 7, 8f.

8 Sieh oben Z . 4. 13 Sieh oben Z . 6f.

Zuweisung: S.Cermo) m .(agistri) Eghardi. Str, f.70 (W . f. 4r )


Überschrift : Jn vigilia ascensionis Go
1 et bis 2 Christum .] etc . Pf 2 Christum . ] xpm jo .xvij. Gg 3 Sant .jo . spricht
Gg dich vatter b . Go wăren Gg 4 und bis Kristum '. fehlt Pf huop ûf] vnderhůb
Go 5 verkl.1,2] klâre Pf d z dich din sun och v . Gg 6 die fehlt Pf und sprach auf
d . Rand nachgetragen Gg fehlt Pf gip ] vatter g . G . 7 ein " ) ains Gg du vnd ich Gg ein®]
einez Pf ains G sint G 8 swenne bis 11 biten .) den grozen nutze, den wir dâ von nemen ,
daz wir beten . Pf 11 sint Gg schrift, Pf 11f. eines b . fehlt PfG 12 herre ie sinů
Gg dâ ] in Pf 13 Ein grôz dinc ist , daz got sprechen wolte Pf e in2,3 ) ains Gg ich
bis eine) wir einez Pf sint G .

1 Der Schrifttext ist, wie derjenige der Parallel predigt 54a und der Predigt 46, der Evangelien .
Perikope der Virgil von Christi Himmelfahrt oder des Samstags nach dem ersten Passionssonntag ent.
nommen , sieh oben S . 548 Anm . 1, s . 378 Anm . 1 sowie die Überschrift in Gg im Eingang des Var..
Apparates.
2 Zu Z . 11f. vgl . oben S. 548 ,5f. und dort Anm . 2 . Mit 2 . 11 diu geschrift kann natürlich nicht die
Hl. Schrift gemeint sein . Es wird sich vielmehr um dieselbe schrift eines bâbestes wie oben S . 548,5f.
handeln . Ich möchte daher meinen , daß hinter geschrift zu ergänzen ist: eines bâbestes.
564
Haec est vita aeterna
155,5 Nû sprichet diu geschrift in der wîsheit buoche, daz 'got nieman minne, wan der dâ
wonet in der wîsheit'; sô ist der sun diu wîsheit. In der lûterkeit, als der vater geschaffen
hât die sêle , als lûter werden wir in der wîsheit, diu der sun ist. Wan , als ich mêgesprochen
hân : er ist ein porte, durch die diu sêle gât wider in den vater , sît allez ,daz got ie geworhte ,
10 niht anders enist dan ein bilde und ein zeichen êwiges lebens1.
'Er ? huop von unden ûf sîniu ougen ' mit rehtem grunde der nidersten dêmuot. Als
diu kraft des himels niendert sô vil enwürket dan in dem grunde der erde, in keinem ele
mente, swie ez doch daz niderste ist, wan er allermeist gelegenheit dar inne ze würkenne
15 hât, dâ von würket (sich ) got allermeist in einem dêmüetigen herzen , wan er allermeist
gelegenheit dar inne hât ze würkenne (nutz ] und allermeist sîner glîcheit dar inne vindet. 10
Hie mite lêret er uns,wie wir treten süln in unsern grunt rehter dêmüeticheit und rehter blôz
heit , daz wir allez daz abelegen , daz wir niht von natûre enhân , daz ist sünde und gebreste ,
20 und ouch, daz wir hân von natûre, daz liget an aller eigenschaft 3. Wan swer komen wil

1 . Vgl. Sap. 7 ,28 : Neminem enim diligit Deus, nisi eum , qui cum sapientia inhabitat.
6 Sieh oben S . 564,4 .

1 schrift Pf 2f. hat geschaffen Gg 4 gewurkt Go 5 bilde und ein fehlt G ziehen
( 1) Gg 6 des nidersten der d . G . 7 niendert bis enw .) nit wirt verainet Go dan in der
erde Pf i na bis 10 vindet. fehlt Gg 10 nutze Pf 11 rehter bis 1lf. blözheit , fehlt
Gg 13 daza bis eigenschaft. fehlt Gg wil komen Gg

1 Zu Z . 1 Nûbis 2 wîsheit . vgl. oben S . 548,6f. — Zu 2 . 1 - 5 vgl. Sermo LV, 1 n . 536 , LW 4 $ .451,3ff.
(sieh oben S . 550f. Anm . 1). – Die falsche Interpunktion Pfeiffers, der S . 155 ,6 ( = oben 2 . 2 )
hinter diu wîsheit keine Interpunktion und hinter lûterkeit ein Semikolon setzte , hat Lasson Zfd Ph 9
8 . 19 bereits berichtigt. — Zu 2 . 4 porte vgl. oben S . 552 Anm . 3 . Der Rv. in 2 . 3f. dürfte sich wohl
auf DW 1 S . 301,6ff. beziehen ,wiewohl dort,wie auch sonst,nicht der Sohn , sondern der Hl. Geist als die
porte gemeint ist, durch die Gott ûzsmilzet und durch die die Seele zurückfließt in Gott. Doch vgl . auch
oben S . 180,5ff.: Der êrste ûzbruch und daz êrste ûzsmelzen , då got ûzsmilzet, dâ smilzet er in sînen
sun , und dâ smilzet er wider in den vater. Ich sprach eines tages, daz diu porte wäre der heilige geist :
dâ smilzet er ûz in güete in alle créaturen . und dort S . 180 Anm . 6 . — Zu Z . 5 zeichen vgl. Sermo LIII
n . 524, LW 4 S. 441,8: Igitur, tum quia omnia creata sunt signum , .. .
? Zu Z . 6ff. vgl. oben S . 550,3ff.
3 Zu 2 . 6 ff. vgl. oben S . 550, 4. ff . und s . 551 Anm . 1; 345, 8 ff . und S . 346 Anm . 1 ; In Exod . n . 242,
LW 2 S . 198,13: Profundum humilitas et terra , altum caelum . und dort Anm . 3 und 5 ; unten S . 581,3ff.:
. . . daz man sitzende mê enpfæhet dan stânde mit rehter dêmüeticheit, als ich egester sprach , daz
der himel niendert würken enmüege dan in dem grunde der erde. Alsô enmac got niht würken dan in
dem grunde der dêmuot; wan ie tiefer in der dêmuot, ie enpfenclîcher gotes. Nach Pahncke (Diss .
S . 31 unter 2 ) bezieht sich der Rv. auf die vorliegende Stelle. – Die falsche Interpunktion Pfeiffers ,
der S . 155,12 ( = oben 2 . 6 ) hinter dêmuot ein Komma setzte, hat Lasson Zfd Ph 9 8 . 19 bereits korrigiert,
ebenso a .a . 0 . den Strichpunkt Pfeiffers ( 155,13) hinter oben 2 . 8 ist . — Das in 2 . 9 von mir getilgtesich, das
Pf. S . 155,14 bietet, ist offenbar unursprünglich , wie der Zusammenhang des ganzen Satzes Z . 11ff. o . w .
565
Predigt 54 b
in gotes grunt, in sîn innerstez, der muoz ê komen in sînen eigenen grunt, in sîn innerstez ,
wan nieman enmac got erkennen , er enmüeze ê sich selben erkennen 1. Er sol treten in
sîn niderstez und in gotes innerstez und sol treten in sîn êrstez und in sîn oberstez, wan 155,25
dâ loufet allez daz zesamen , daz got geleisten mac. Swaz in der sêle allerhohest ist , daz
5 ist in dem nidersten, wan ez allerinwendigest ist, als der ein sinwel dinc zesamen drücken
wil, sô wirt daz oberste daz niderste . Daz dritte , daz er uns lêret, dô ‘ er sîniu ougen von
unden ûfhuop', daz ist : swer dâ biten wil, der sol allez , daz er von gnaden hât enpfangen ,
tragen in die güete gotes3, und swaz er biten wil vür sînen gebresten oder vür anderer liute 30

6f. Sieh oben S . 564,4.

1 in sîn innerstez,1,2 fehlt Gg innerstez,'] groestez Pf innerstez,?) minnestez, Pf 2 be .


kennen Go 3 gotes bis in fehlt Gs( Hom .) 4 allez daz fehlt Pf 5 im / nidersten Gg ime
aller niderist Pf zesamen fehlt Gg 6 lert Gg lêrte, Pf dô bis 7 ist: fehlt Pf 6f. von
vnnē G . 7 enpfangen håt Gg 8 sin G oder) vnd GG

erkennen läßt. Ebenso scheintmir Lasson Zfd Ph 9 S . 19 mit Rechtdas in Pf. S . 155, 16 hinter würkenne
stehende nutze als unursprünglich getilgt zu haben . — Zu Z . 11f. blözheit vgl. etwa DW 1 S . 246,6 und
dort Anm . 4. — 2 .13 besagt in interpretierender Übersetzung: „,.. . und auch alles,was wir von (unserer
jeweiligen ) Natur haben , das in jeder Ichhaftigkeit liegt“ .
Zu S . 565, 13ff. vgl. oben S .550,4ff. und dort S . 551 Anm . 1 . — Zur Textänderung in 2 . 1 innerstez,
gegenüber Pf. S . 155,21 græstez und innerstez, statt Pf. S. 155,22 minnestez sieh Quint S. 463. Wie
der Vergleich mit oben S. 550,4ff. zeigt, fehlt in sîn innerstez in Gg zweimal zu Unrecht, wiewohl der
Text auch ohne diese Apposition zu grunt verständlich sein würde.
2 Zu Z . 2ff. vgl. DW 1 S . 237,8ff.: ein inthoeget got, neit ey ale meir ey in ; dat wir verhoeget
solden werdene. dat ouen was, dat wart in . du salt geinneget werden inde van dich seluer in dich
seluer, dat hey in dir sy , neit, dat wir eit nemen van deme, dat bouen ons sy ; wir solent in ons nemen
inde solent neimen van ons in ons seluer. und dort Anm . 3; oben S . 95,1ff.: .. . also ist got niendert
als eigenlîche als in der sêle und in dem engel,ob dû wilt, in dem innigesten der sêle und in dem hchsten
der sêle. Und swenne ich spriche ,daz innigeste', sô meine ich daz hohste, und swenne ich spriche
,daz hæhste ', sô meine ich daz innigeste der sêle. In dem innigesten und in dem hæhsten der sêle ,
dâ meine ich sie beide in einem . und dort Anm . 2 ; vgl. auch DW 5 S . 292,6 – 293, 1 (RdU ) und dort
8 . 369 Anm . 415. — Das sîn in Z . 3 sîn êrstez und in sîn oberstez bezieht sich auf Gott, vgl. etwa DW 1
S. 289,6f.: In dem kumet si in daz êrste, in den begin , då got ûzbrichet mit güete in alle créatúre .
und dort Anm . 3; 302,6f.: . .. und der sun treit sie vürbaz in sînen ursprunc, daz ist in den vater,
in den grunt, in daz êrste, dân der sun wesen inne hât, . . . -- Zum Vergleich 2 . 59. vgl. Sermo XXIV , 1
n . 235 , LW 4 S . 219,6ff .: . .. » quia humilitas virtutum est sublimitas «. Unde et centrum circuli, si
imaginetur surgere in sphaeram , fit polus, et e converso si sphaera proiciatur in planum , de polo fit
centrum . und dort Anm . 5 , wo verwiesen ist auf Mahnke S . 148 Anm . 3. Vgl. ferner Sermo XXIV,2
n . 245, S . 225,1ff.: Iuxta <quod dic ) quomodo haec, scilicet elevatio , fit humilitate solum . In proiec
tione enim sphaerae in planum polus et centrum idem .; Sermo XXXVIII n . 382, S . 327,6.ff. und
In Exod . n . 242, LW 2 S . 198,9ff .
3 Zu 2 . 7f. vgl. Sermo XXXII n . 329, LW 4 S . 288,1f.: Est autem gratiarum actio donorum
receptorum in deum relatio ; . . . Et quanto plenius in deum referimus, tanto est deo gratius et in se
ipso opusmelius. ... Unde gratissima est sibi gratiarum actio in nobis. und dort Anm . 2. — Zu 2 . 8
güete vgl. oben S. 552,8 und dort Anm . 3.
566
Haec est vita aeterna

sünde, daz sol er tragen in die barmherzicheit gotes, wan ez bitet selbe 1. Swaz got vindet
nidergeworfen , daz treget er ûf und hohet ez in im 2. Daz vierde, daz er meinet, daz ‘er
sîniu ougen von unden ûfhuop', dâ meinet er, daz wir mit ganzem herzen ûfklimmen süln
35 mit begerunge ze dem himel und in in und süln alle unser begerunge legen ûf got und
ûf die hæhste hohe, niht under got noch mit gote 4, wan alliu obern dinc hânt allermeist 5
gelegenheit ze würkenne in dem , daz under in ist. Dâ von sint alle creatûren , die lîphaft
40 sint, ein köder der sunnen und der sternen, und würket in dem steine ir kraft und ir
glîcheit5. Als diu sunne an sich ziuhet den viuhten luft, als gibet si dem steine ir glîcheit
und ir kraft, daz er ungesihticlîche einen brâdem und eine kraft von im læzet, daz etlich
îsen an sich ziuhet und etlich vleisch und bein ; der im nâhe kumet , der muoz då blîben . 10

2f. Sieh oben S . 564,4 .

1 sünde, fehlt G , 00mho )si tohen fGgehle Cittbittet


2 8erbarmherczkait er ggetilgtem
et Gru(ibüber etilgter e ) Go n s.

Pf 2 vndergeworffen Gg hohet bis im .) bittet Gg vierd wz dz Gg er m .,] meinet


got, Pf daz 'er] do er G . 3 von unden fehlt Gg dâ ] daz Pf 4 beg.) begerungen G , ze
G
bis in fehlt a lle bis 5 hæhe,] si tennen vff das aller höst Go 5 noch mit g.,] nâch hie bî
uns. Pf wan bis 568,2 gotvar. fehlt Gs 7 irl] diu Pf i r ? ] sîne Pf 10 kumet , der ]
komendez Pf

i Zu S . 566 ,8f. vgl. oben S . 552,5ff. und dort Anm . 3. — Der Sinn von oben 2 . 1 wan - selbe. ist:
das, was der Mensch von Gott erbittet, bittet selbst, wenn er es in die Barmherzigkeit Gottes hineinträgt.
3 Zu Z . 1f. vgl. Sermo XXIV ,2 n . 245, LW 4 S . 225,1ff. und dort Anm . 2 , sieh oben S . 566 Anm . 2 .
3 Zu 2 . 2ff. vgl. oben S . 554,4 ff . – Die Korrektur 2 . 3 dâ gegenüber Pf. S. 155,33 daz hat Larson
( Zfd Ph 9 S. 19) bereits vorgenommen .
4 Zu Z . 5 niht - gote, vgl. oben S. 553, 9. Vielleicht hat es auch an der vorliegenden Stelle statt mit
gote ursprünglich bî g . geheißen . Der Text Pfeiffers S . 155,36 nâch hie bî uns. wird auch durch die
Konjektur La88088 (M . E . S. IX ) nâch > noch nicht sinnvoller. — 2 . 5 wan – 568,2 gotvar. fehlt in
G5, ist aber gewiß ursprünglicher Textbestand , wie die Textparallele oben S. 554,5ff. zeigt.
5 Der Textänderungsvorschlag Larsons (Zfd Ph 9 S . 19f. zu Pf. S . 155,39) ein kîde ( = „ Schöß
ling“ , „ Sproß" ) der sunne, und der sterne würket ist m . E . verfehlt. Übersetzung des Satzes: „ Daher
sind alle Kreaturen , die körperhaft (materiell) sind , ein Köder der Sonne und der Sterne, und der (d . h .
der Köder ) bewirkt in dem Steine ihre ( d . h. der Sonne und der Sterne) Kraft und ihre Gleichheit ( d .h .
die Gleichheit mit Sonne und Sternen )“ . Die körperhaften Kreaturen sind demnach ein Köder, der die
Kraft und Gleichheit der Sonne (und Sterne) anzieht, wobeidiese Kraft in gewissen Steinen und Kräutern
als anziehende Kraft wirksam wird , wie die folgenden Beispiele aus dem Naturbereich verdeutlichen sollen .
Vgl. DW 1 S . 306,7ff.: Steine hânt ouch grôze kraft von der glîcheit , die die sternen und des himels
kraft dar inne würket. und dort Anm . 4. Die Stelle zeigt, daß Pf. S. 155,39f. diu kraft und sîne glîcheit
falsch sein muß . Vgl. auch unten 2 . 8f. — Zu köder der sunnen und der sternen vgl. oben S .555,3f. -
Subjekt zu 2 . 7 würket ist die Sonne.
Zu Z . 8ff .vgl. oben S . 554,6ff. und dort Anm . 3 sowie S. 555 Anm . 1. - Zu 2 . 8 Als — luft ,vgl. DW 1
S . 394,3ff.: als diu sunne irn schîn ûzgiuzet ûf diu lîplîchen dinc, waz si denne begrîfen mac, daz
machet si kleine und ziuhet ez ûf mit ir ; .. . Sô er aber ez ûfziuhet in den luft , .. . Übersetzung von
Z . 8ff.: „ Wenn die Sonne die feuchte Luft an sich zieht, 80 gibt sie dem Steine ihre Gleichheit ( = Gleich
heit mit sich ) und ihre Kraft, so daß er unsichtbar einen Dunst und eine Kraft aus sich entläßt, was
gewisses Eisen an sich zieht und gewisses Fleisch und Gebein ; wenn einer ihm nahe kommt, muß er da
verhaften (kann er nichtmehr weg oder los, vgl. oben S . 555,1f. und enmöhte niht dannen komen )" . —
Lasson ( M . E . S . IX ) hat Pf. S . 156 ,3 komendez muoz schon richtig verbessert zu kumet, der m . (oben
2 . 10 ). Vgl. oben S. 555 ,1f. und dort Anm . 1.
567
Predigt 54 b
Alsố tuot der götlîche brâdem : der ziuhet die sêle in sich und einet sie mit im und machet 156,5
sie gotvar '. Als der ein vezzelîn næme mit wazzer und daz täte über ein grôz vaz mit
wîne und nâhe dar ane, ez gibet im wînes kraft und wînes natûre und wînes varwe. Ist
er rôt, ez wirt ouch rôt ; ist er wîz , ez wirt ouch wîz und wîn . Daz kumet von dem brâdeme
5 oder von dem toume des wînes. Waz bediutet daz ? Eine guote rede ! Als der brâdem des
wînes brichet in daz vezzelîn des wazzers, in alle r dirre ) wîse brichet gotes kraft in die
sêle. Swer wil gotvar werden , der sol ûfklimmen mit ganzer gerunge .
Pf (Stri ) GE
Ein ander wîs 'huop er ûf sîniu ougen '. Ain ander wis 'hůp er vff sinů ögen '.
Dâ mite lêret er uns: als daz oberste ele - Alles dz ob dem element ist, alz der himel
ment niendert sô wol gewürken mac dan 10 vnd die sternen , dz wúrket in dem grob
in dem grunde der erde — dâ würket ez sten element, der erden, dz wir es nit ge
golt und silber und edelgesteine — sehen mugen , alz gold vnd silber vnd edel
gestain ; won es ist vnmuglich, dz der himel
iemer wurken mug denn jn dem grunt der
und waz dâ vermenget ist mit der erde, 15 erd vnd wz da vermenget ist mit der erd,
als loup und gras und böume: daz treget alz lob vnd gras vnd bom . Des nim ain 15
in im eine glîcheit des himels glichnuß des himels, dz enkain creatur
enist, si trag in jm , des tohter si ist. Vnser
maister die sprechent : wz oben ist, dem
20 beniget nit, alz bõm vnd gras braittet
sich vnd loffet vmb alz der himel; nit allain
und des engels, der den himel rüeret, und alz der himel, me: alz der engel, der den
lenget und breitet und hüttet sich, daz diu himel tribet.
sunne und der sternen kraft vil in in mü
gen würken , und sliuzet des engels natûre 25 Es slússet des engels natur in sich vnd
in sich und würket glîche dem engel, doch wúrket gelich dem engel doch gar verr ,
gar verre — ,
alsô suln wir hütten und lengen und breiten , daz got vil in uns gewürken müge, und suln 20
im glîch sîn und glîche würken 3. Daz vihe bekennet in hie und in nû; aber der engel beken

8 Sieh oben S . 564,4 .

2 Als bis name) Ain glichnúß Der nem ain våblin Gg vnd leg es vff ain vaß Go 3 und
bis varwe. )mit listen kumpt es zů Gg 4 erl] der win Gs ez? bis rôt; ] so wirt aigenlich dz
wasser och rot Gg ist bis wîn . fehlt G . Daz) vnd dz Gg von bis 5 wînes.] von bradender
draht des w . Pf 5 Waz bis 7 sêle . fehlt Pf 5 Eine) werlich ain Gg 6 jn alle wis G . 7 got
gewar w . Gg 28 alsô bis 29würken . fehlt G . 29 Daz bis nû ;] je höher dz ding ist alz dz vich dz
bekennet hie vnd nu G , aber bis 569,1 nû, fehlt Go (Hom .)

1 Vgl. unten 2 . 7 ; oben S .124 ,7 ; 152,6 ( Var.- App.) und dort Anm . 4 ; Lüers S . 193.
2 Zu Z . 2ff. vgl. oben S . 553,2ff. und dort Anm . 2 . — Zu 2 . 7 gotvar sieh oben 2 . 2 und Anm . 1.
Die G ;- Variante got gewar ist, wie man deutlich sieht, verderbt. Ebenso verderbt scheintmir der G - Teat
2 . 3 und !_ varwe.) mit listen kumpt es zů , auch dann , wenn man in mit listen einen Reflex von oben
S . 555, 2 liste erkennen wollte . – In Z . 4f. habe ich den Go- Text übernommen , wiewohl Pf. S . 156, 9
568
Haec est vita aeterna

net sunder hie und nû , und der mensche, der da ist ob ander crêatûre, der erkennet in
einem wâren liehte, dâ noch zît noch stat enist âne hie und âne nû . Nach dem als diu
25 sêle vürbaz kumet, in dem tritet ( si) näher in daz lieht. Diu sêle, diu ein lieht ist, diu
sliuzet gotes gar vil in sich ?.
'Er huop ûf sîniu ougen in den himel. 'Celum ’lûtet als vilals ein ,hütte der sunnen' . 5
Allez daz hüttet got, daz man im zuogelegen mac ; swaz man im zuogelegen mac, âne
30 lûter wesen , daz hüttet got. Nû sprach er : 'vater, diu stunde ist komen : wîse dînes sunes
klarheit, daz dîn sun dich klâr bewîse , und bitesmê, daz dû allen den gebest ein êwic
leben , die dû mir hâst gegeben ’. Nû4 vrâget, swar ir wellet , sô sprechent sie alle, er
meinte : 'vater, gip in allen daz êwic leben , die dû mir gegeben hâst'. Aber eigenlîche sô 10
bediutet daz wort alsô : ,vater, allez , daz dû mir gegeben hâst, daz ich der sun bin , von
5 Sieh oben S. 564,4. 7ff. Sieh oben S. 564,5f. 10 Sieh oben S. 564,6.
1 ob a . cr .,] oben hie vnd nu G bekennet es in Gg 2 weder z . Gg als bis 3 lieht. ]
alle selen fürbas in dem tritt adellich löffent GG 3 si fehlt Pf in d . I. ] endelich Pf 4 gotes
fehlt G5 5 ûf fehlt Go 'Celo ' liutet Pf l ucet (statt lutet) dz spricht als Gg vil als
fehlt Pf 6 swaz bis mac, fehlt Pf(Hom .) âne ) ober Pf 7 spricht G . 8 dazi bis
G
bewîse , fehlt b ite ]wz Gg 9 gegeben hast Gg Nû bis 10 Aber fehlt Gg 11 daz3
bis 570, 1 vater, fehlt Gg
von bradender draht ( v . brâdemender draht) = „ vom dampfenden Dunst“ durchaus möglich wäre und
nicht von Larson Zfd Ph 9 S . 20 zu bradendem drâst hätte abgeändert zu werden brauchen .
3 Zu 2 . 9ff. vgl. oben S . 554 ,6ff. Das Ganze von Z . 9 – 29 ist im Text Pfeiffers ein einziges
kompliziertes Satzgefüge, das in einer nachbildenden Übersetzung etwa wie folgt lautet: „ Damit lehrt
er uns (dies) : 80 wie das oberste Element nirgends so gut zu wirken vermag wie im Grunde der Erde
— dort bewirkt es Gold und Silber und Edelsteine und was (sonst) mit der Erde vermengt (verbunden ,
verwandt?) ist, wie Laub und Gras und Bäume: das trägt in sich eine Gleichheit mit dem Himmel und
dem Engel, der den Himmel bewegt, und ( es ) streckt sich in die Länge und in die Breite und bildet sich
zur Hütte , auf daß die Sonne und die Kraft der Sterne viel in ihnen zu wirken vermögen, und (es)
schließtdes Engels Natur in sich und wirkt ähnlich dem Engel, wenngleich sehr entfernt — , 80 auch sollen
wir eine Hütte sein und uns in die Länge und Breite strecken , auf daß Gott viel in uns zu wirken ver
möge, und sollen ihm gleichen und ( ihm ) gleich wirken " . Pfeiffer, der anders interpunktiert, insbesondere
hinter 2 . 27 ( Pf. 156,18) verre einen Punkt setzt, dürfte die Struktur des langen Satzgebildes mißver
standen haben . Jedenfalls scheint mir das in Z . 9 stehende als dem unten Z . 28 stehenden alsô zu ent
sprechen und beides zum selben Satz zu gehören . - Wenn Lasson (Zfd Ph 9 S . 20 ) Pf. S . 156 , 16 ( = oben
Z . 23) hüttet > hohet und 156 ,19 ( = oben Z . 28 ) hütten > uns hohen abändern wollte, 80 war das
wohl im Hinblick auf oben S . 555 , 3 hiuselîn und 557, 3 , 5 hütten (vgl. auch S . 557 Anm . 1) verfehlt.
i Zu S . 568, 29ff. vgl. oben S . 556,4ff. und S . 557 Anm . 1. - Oben 2 . 3 habe ich anstelle von tritet
nâher endelich ( Pf. S . 156 ,24f.) und tritt adellich lòffent (G3) die Konjektur La88ons Zfd Ph 9 . 20 zu
156 ,24f. tritet si nâher in daz lieht in den Text eingesetzt in der Überzeugung, daß endelich und adellich
aus in daz lieht verderbt sind . Dieses lieht bezieht sich auf das im voraufgehenden Satz stehende in einem
wâren liehte.
2 Sieh oben S . 554,5f. und dort Anm . 2 .
3 Zu diesem bite = „ ich bitte " vgl. Paul- Schmitt Mhd . Grammatik16, 1953, S . 151 § 196 Anm . 1.
Die von Lasson Zfd Ph 9 S . 20 zu 156 , 30 vorgeschlagene Ergänzung des „ ich “ ist also nicht nötig. —
2 . 6f. âne lûter wesen = „ abgesehen von reinem Sein “ . Die Lesart Pfeiffers (156,27f.) ober lûter
wesen könnte sinnvoll nur die Bedeutung haben von : „ oberhalb vom reinen Sein “ oder „ über reines Sein
hinaus" .
4 Zu Z . 9ff. vgl. oben S. 557,10ff. und S. 558 Anm .1.
569
Predigt 54 b
dir ûzgegangen , von dir, dem vater?, des bite ich dich , daz dû in daz gebest und sie daz 156,35
niezen : dáza êwic leben daz ist ir êwic lôn '. Sehet, ez lûtet alsô vil : allez , daz der vater
gegeben hât sînem sune, allez , daz er ist, daz er in daz gebe.
Ein 'êwic leben ', waz daz sî, daz merket selbe : 'êwic leben ist, daz sie dich aleine
5 bekennen einen waren got'3. Waz meinet, daz er sprichet 'dich aleine'? Daz ist : daz der
sêle niht ensmacke 4 dan got aleine. Ein ander sache ist, daz er sprach : 'dich aleine beken
nen , daz ist êwic leben ’. Er meinet: wan got aleine ist und nihtes niht bî im . Swer iht
bekennet mit gote, der enbekennet got aleine niht. Aber der got aleine bekennet, der
bekennet mê in gote 5. Unser meister sprechent : einer bekennet ein in gote und ein ander
10 bekennet tûsent in gote .
Pf (Strı) G .
Die dâ ein bekennent,die bekennentmê, vnd der ist selger , (der) tusent in got er
dan die tûsent bekennent, wan sie bekenn kennet, denn der ainen in got bekennet. 157,5
nentmê in gote, und die dâ tûsent beken a Dů selikait lit aber nit daran , dz er tusent
nent, die bekennent mê bî gote. Sæliger in got erkennet. Si lit daran , das er miner
sint, die dâ tûsent bekennent, dan die dâ 15 mit jm vnd vßwendig im bekant hat; vnd
einez bekennent, daz sie gotes mê dâ inne da von bekennet er me in jm vnd nit men
bekennent dan an dem einen .Noch sæliger gers, wan alle ding sint ains in got vnd in
sint, die ein bekennent, dan die tûsent got ist niht, won dz er wesenlich ist.
bekennent, ie baz ein und in im got niht6.
4f.; 6f. Sieh oben S. 564,1,3.
1 des bis dich , fehlt Pf u nd bis 2 niezen : fehlt
G 2 dazabis lôn '. ) das dz ir ewig lön si
G Sehet ,bis vil :) Er betůttet es also Gg 4 merket] klûbet Pf 'daz bis 5 einen ) das das
man dich bekenn allain ånemit vnd åne wielichi Gg 4 aleine fehlt Pf 5 daz er spr.) er
Pf Daz ist : ] Dar umbe Pf 6 smakte Pf daz er spr. : fehlt Pf 6 f. bekennen bis 7 mei
net: fehlt Pf 7 nihtes fehlt G5 8 Aber bis 9 sprechent: ) wan ie me man mit got bekennet je
minder man in got bekennet ie minder man mit got bekennet je meman in got erkennet G . 9 ein ']
ains Go in gote fehlt Pf und fehlt G5 ein a .] einer Pf 10 in gote . fehlt Pf 11 dera
fehlt Go G
15 im bek .) unbekant 1 6 er) si GG
1 S .569,11f. daz3_ oben 2 . 1 vater, fehlt in Gg. Ich möchte kaum glauben , daß ein Schreiber diesen
im Zusammenhang Eckhartisch kühnen Satz eingeschoben hat. Vgl. oben S . 557,12 ff. – Zu S . 569,10
'vater,—- oben 2 . 3 gebe. vgl. oben S . 557, 10 – 558,5 und S . 558 Anm . 2. Es wird deutlich, daß auch an
der vorliegenden Stelle Eckhart den Vers Joh . 17,2 in derselben Weise mit Hilfe von 17,11 umbildet und
interpretiert wie oben S . 557,10 ff ., dabei aber an beiden Stellen den „ eigentlichen “ Sinn des lateinischen
Wortlautes von Joh. 17,2 ausdrücklich aufführt: oben S . 569, 10f. Aber eigenlîche etc . und oben S .557, 11ff.
Der den sin eigenlîche anesihet etc .
3 Dieses dáz ist demonstrativ und bezieht sich aufden Inhalt der im voraufgehenden vorgetragene Bitte
Christi. Vgl. dazu oben S. 557,12 und 3.558,2 sowie den ganzen Satz S .557,11 – 558,3 mit S .558 Anm . 1.
3 Es wird o. w . deutlich , daß Z . 4 aleine zu Unrecht Pf. S.156,38 fehlt; denn auf dieses aleine
kommt es ja doch im folgenden ausdrücklich an . — Gg bietet für 2 . 5 'einen waren got' die Variante ăne
mit vnd ăne wielichi = „ ohne ein Dazu und ohne Wieheit' (qualitas) “ . Ich halte das für eine unursprüng
liche Vorwegnahme der erst im folgenden von Eckhart gebotenen Deutung des 'dich aleine'. Anderseits
muß m . E . Pf. S. 156 ,38 ( = oben Z . 4 ) aleine ( in Str ?) ausgefallen sein , da Eckhart ja doch dieses
‘aleine' ( im Schrifttext ‘solum ') anschließend interpretiert. Vgl. auch oben S . 559, 1f.
4 Zu ensmacke vgl. DW 1 S . 245,6 , 9 und dort Anm . 3 ( auf S . 246 ).
5 Statt 2 . 7 wan — 10 gote. bietet die a -Fassung oben S . 560,3f. ein Augustinus-Zitat.
570
Haec est vita aeterna

10 Dar umbe: swenne ich etwaz bekenne in


gote, swaz ich bekenne, daz wirt mit mir
ein . Swer got mê ein bekennet, der beken
net doch minner bî gote. Dar ane liget An diser ainvaltiger bekantnúß lit ønser
unser 'êwic leben', daz wir ein bekennen ; 5 ewig leben .
in dem , daz wir minner bekennen , sô be
kennen wir mê dich 'éinen waren got’1.
War umbe sprach er daz : 'dich einen Nu spricht er: 'dich allain wăren got'.
15 waren got , daz er niht ensprach : ,dich daz er nit sprichet ,richer ' got oder ,ge
wîsen ' oder ,guoten ' oder ,gewaltigen got' ? 10 waltiger' got oder ,wisen ' got, Er maint:
Dâ ziuhet wârheit daz wesen . wărhait trifft ýber dz h8hst vnd ist ain
bloß wesen .
Swaz man geworten mac, daz hüttet got und leget im zuo. Aber wârheit sliuzet in éin
bekantnisse und loset abe .
Daz wir in dem bekantnisse allez abelegen und ein werden , des helfe uns diu drî- 15
einicheit in einer götlîcher natûre. Âmen .

5 ; 7 ; 8f. Sieh oben S . 564 ,1 , 3 .

3 mê ein ] nie Pf 13 Swaz] Richtům vnd wz Go w orten Gg got ] vnd beschåttwat


oder deket got Gg 1 4 und læset abe. fehlt G5 15 in bis 16 natûre.) in disen bekantnússen
begriffen werdint dz wir alle bild verlieren des helff vns die je wesent wărhait Go

6 Zu 2 .9f. vgl.oben S. 559,2ff.und dort Anm . 1. – 2 . 19 Und bis niht. dürfte im Vergleich mit Gg
2 . 17 vnd bis 18 ist. verderbt sein .
i Oben 2. 3 habe ich anstelle von Pf. S. 157,11 nie , das m . E . sinnlos ist,mô ein konjiziert. Der
Satz besagt in der Übersetzung: „ Wer Gott mehr als ' Einen ' (oder: ,Eins') erkennt, der erkennt gleichviel
weniger an Gott“ , womit der Satz inhaltlich genau mit dem folgenden und mit dem oben S . 570,8f. über
einstimmt.
2 Zu Z . 8ff. vgl.oben S. 560,7ff.und S. 561 Anm .1. — 2 . 11 Dâ ziuhet wârheit daz wesen .bedeutet,
daß die Wahrheit das Sein naturgemäß nachzieht, im Gefolge hat. Das ziuhet wäre wohl durch lat, inducit
wiederzugeben. Zum Verhältnis von wesen und warheit vgl. DW 1 S . 401,3ff.: Ist wesen wârheit ? . . .
und dort Anm . 3. Vgl. auch oben S . 561,3f.

571
PREDIGT 55 (Pf. Pr. XXXIV S . 117 – 120 )

Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S . 338, Spamer S . 334) :


B, f. 8 — 11r .
BT f. 280rb / 28lva mit einer langen , sicher unursprünglichen Einleitung, deren Wortlaut ich im
folgenden biete : D (verzierte Initiale ) J se wort schribet sant Johannes in seym euangelio / Vnd die
lißtman gewonlich vff den Dornstag in osterfyrtagen / vnd braucht sy auch vff disen tag zů der
mettin zit / zů einer sondern gedechtniß der übergrossen hitzigen lieb Marie magdalene / die christum
über alle ding liebhabende vergebung aller irer sünd / Vnd sunst unseglich grosse gnad vmb jn er
worben hat / also das auch ires lobs durch alle euangelien herlichen gedacht wirt / vnd seint diß
die wort. Maria stůnd hieussen bey dem grab weinend und klagend . Auß welchen worten wir nach
ordnung der historien vnd nach dem buchstaben drey ding mercken mogen / die sy nit allein nach
dem leiden Christi vff den Osterlichen tag / sonder auch vor seinem leyden do sy sich in gantzem
hertzen zů im bekeret / gethan hat / Das ist / sy ist gestanden hieussen bey dem grab weinend und
klagend . Es spricht Origenes über dise wort | Die liebe sachet das sy stůnd / vnd der kummer irs
hertzens macht dz sy weynte . Vnd diß geschahe ouch an ir do sy sich bekeret / Wann die groß lieb
die sy gewan zů Christo / richtet sy vffwerts mit einem vesten getruwen zů der vnentlichen gottes
erbermde. Vnd zoch sy übersich von aller creaturen vngeordnetem gunst / zů begerend vnd erlangen
das vngeschaffen ewig gùt dz gott ist / vnd darumb stůnd sy . Vnd diß ist der recht zůker warer peni.
tentz vnd bůßfertikeit da durch der sünder mit gott versünetwirt/ 80 er allen creaturen oder geschaffnen
dingen zůmal vrlaub gibt / vnd sich allein vff gotes gute mit gantzem hertzen verlaßt / Vnd soliche
bůßwirckung geuellt got vil mer | dann do der sünder allein nach den sünden gedenckt / das er sy
ernsthafftiglich beweyne / vnd mit strenger vnbescheidner übung vnderstat got gnug wellen thün .
Zům andern nidertruckt sy die forcht / vnd erschrockenliche (280vb) betrachtung gotlicher gerechti
keit von wegen irer schuld und übertrettung / vnd dise forcht treib sy zů dem grab eigner gebrechlikeit /
das sy darin luget / von dem yetz der stein der harten verstockung vnd verzweyflung hindann gerückt
was / vnd ir todter geist von tieffe der sünden widerumb lebendig erstůnd in Christo / vnd die engelsch
gesicht iren den trost (irrē dē trost BTp) ewiges heils vnd der begnadungankündet. Sodenn zům dritten
der groß reüw den sy hierumb gewan zů weynen machet und klagen | hie vesen bey dem grab /wann
sy nit stůnd im grab deß vntrostlichen mutes und der verzweyfflung / da kein weinen noch klagen
etwas wert noch fruchtbar ist / sonder vsserthalb deß grabes vergoß sy die zeher der bitterkeit / mit
den sy abwisch ir gebrechen . Zům andern die zeher der lieb | dadurch sy begnadet wart / Vnd zům
dritten die zeher der süssikeit / durch die sy in die heimlikeit gottes früntlich angenommen wart.
Nun wollen wir sagen von ir grossen lieb / vnd dise wort ziehen nach den sinn deß euangeliums /
Wann als Christus von ir saget / Vil sünd werdent ir vergeben und nachgelassen / wann sy vil lieb
gehebt hat. Nun merckent Johannes spricht /
Gg p. 94 — 98 .
Kai f.79va - 81ra, Fragment = unten S . 575, 2 'Maria Magdalênâ — 576, 3 haben . + 1242 Z . Plusstück
+ 576 ,3 Und — 581, 1 gevienge. + 582,5 Ein – 583,4 niht. ; innerhalb eines Mosaiktraktats, der
f.79rb - 83rb steht und durch eine Wiedergabe des Evangelienberichts vom Gang der Frauen
zum Grab eingeleitet wird , in dem Matth . 28,1 – 8, Mark . 16, 1 - 8 und Luk. 24,1 - 8 auf der
Grundlage der Matthäus- Version verarbeitet sind . Der Text der vorliegenden Predigt schließt
mit dem Übergang zu Joh . 20,11 unmittelbar an . Vgl. Spamer Diss . S. 281.
572
Maria Magdalena venit ad monumentum
N, f. 54va — 55rb, alte Zhlg.: 64va / 65rb = Jostes Nr. 48 S. 51 (Text ungedruckt).
Str, f. 541 — 56r = W , f. 27v + 32r — 35v ; eine weitere Abschrift mit den übergeschriebenen Varian
ten von B , auf f. 28r — 31r .
Str , f. 151 18v.
W sieh Str .
Filiation der Hss. (sieh Quint S . 338ff.): Wie ich a.a . 0 . S. 338 bereits gesagt habe, ist der Text der
Predigt in den aufgeführten Handschriften im ganzen so gleichlautend überliefert, daß sich die ver
wandtschaftlichen Beziehungen zwischen ihnen kaum mit einiger Sicherheit bestimmen lassen . Stry
und Str, haben bereits bisher in enger Bindung beieinander gestanden , sieh DW 1 S. 310 und oben
S . 171 jeweils unter ,,Filiation der Hss.“ Im vorliegenden Falle könnte man vielleicht auf die folgenden
Übereinstimmungen der beiden Texte hinweisen : S. 581,4 egester ; 6 enpfenclicher ) enphelchleicher Str,
phenchlicher Strị, wenngleich sie im angegebenen Sinne nicht beweisend sind. Vielleicht zeugt die zu
letzt aufgeführte Stelle sogar für eine engere Bindung zwischen Str, und N ,, dessen Variante phanch .
licher lautet, wie ich denn in Quint S . 338 noch zwei weitere Stellen aufgewiesen habe, an denen sich
N , zu Str , stellt, vgl. den Var.-App . zu unten S. 581,2 stüende,] ein stunde Str , ein stund N ; 583,4
allez verrer] als verre Str, alz uerre N . An den aufgeführten Stellen sind die Varianten von Str,Str ,
und Ny verderbt und dürften wohl auf einen gemeinsamen Prototyp schließen lassen, wenngleich
zufällige Übereinstimmung der Texte nicht ausgeschlossen sein mag. Eine nähere Verwandtschaft
zwischen N , und Strz, wie sie DW I S . 355 unter „ Filiation der Hss .“ für die Pr. 21 festgestellt wurde,
könnte sich in den gemeinsamen Varianten der beiden Texte an folgenden Stellen verraten : unten
S . 582, 10 benomen .] genomen Str,N ; 584,4 den andern ] vnd ain Str,N . Von den drei Hss. Str, Str, N
bietet Str , - wie schon für Pr. 19, sieh DW I S . 310 unter „,Filiation der Hss.“ – den schlechtesten
Text, der auch diesmal wieder viele Lücken , die meist durch Homöoteleuton verursacht wurden , auf
weist, sieh Quint S . 339. Das hindert nicht, daß der Str, -Text im ganzen mit den beiden anderen Hss .
und den übrigen weitgehend übereinstimmt. Ich habe in Quint S . 339 bereits angemerkt, daß Str,
nur unten S . 579,3ff. einen sicher unursprünglichen , von den anderen stärker abweichenden Wortlaut
aufweist. Vielleicht spricht die Übereinstimmung von B , mit Str, unten S. 576,3 uf hoher] vf vor
Str, B , für eine engere Bindung zwischen den beiden Hss. — Sovielich sehe, dürfte eine genauere Bestim
mung des verwandtschaftlichen Verhältnisses zwischen den Texten Ka,G ,BT untereinander und zur
Str, Str N -Gruppe kaum möglich sein . Von den drei genannten Texten steht Gg am weitesten ab von
den anderen Textzeugen und bietet die meisten , deutlich als sekundär erkennbaren Sondervarianten ,
von denen ich die erwähnenswerten in Quint S. 343f. verzeichnet habe. Ka , bietet weniger Sonder
varianten , von denen ich die nennenswerten in Quint S . 340 aufgeführt habe. Dort ist auch die Text
interpolation von Ka, unten S. 576,3 hinter haben , die als sekundärer Einschub deutlich erkennbar
ist, vermerkt. BT weist außer der oben S .572 (und Quint S. 340f.)mitgeteilten weit ausgeführten Ein
leitung zum eigentlichen Predigttext, wie üblich , noch weitere Texterweiterungen auf, sieh den
Var .-App . zu unten S. 577, 5 die — 6 wart- ; 580, 2 Ez- 8 etliche, die wiederum als sekundäre Zusätze
deutlich sind.
Textkonstituierung (sieh Quint S . 344) : Wie schon aus der voraufgehenden Filiationsuntersuchung
hervorgeht, ist der Text der Predigt im ganzen sehr gut und, abgesehen von Gg, mit wenig Sonder
varianten überliefert. Pfeiffer gründete seinen Text, wie man etwa aus Pf. S . 117,36 zuome] zvme
Str, erkennen kann, im wesentlichen und mit Recht auf Str, als auf den relativ verläßlichst über .
lieferten Textzeugen . Er zog nur an wenigen Stellen die ihm bekannten übrigen Texte B ,BT und Str,
als Korrektiv heran . Ich bin angesichts der charakterisierten Überlieferungslage bei Pfeiffers Editions
prinzip geblieben, habe also auch meinerseits Str, als Führungstext gewählt und die übrigen Texte
im einzelnen aufGrund innerer Kriterien zur Korrektur von Str, herangezogen .
Echtheit: Hsl. Zuweisung in Str, f. 54r ( W , f. 27v und 28r): Sermomagistri Eghardi und die allgemeine
in BT f. 242va , sieh den Eingang des Variantenapparates. Die Echtheit der Predigt ist gesichert ins.
573
Predigt 55
besondere durch sehr charakteristische inhaltliche Übereinstimmungen mit Ausführungen Eckharts
in seinem Johanneskommentar n . 699 — 706 zum gleichen Schrifttext Joh . 20, 11ff., der auch der deut
schen Predigt zugrundeliegt, vgl. unten S. 578 Anm . 2 ; Anm . 3; S. 580 Anm . l; Anm . 2 ; S. 583
Anm . l ; Anm . 2 . Erhöht wird der Zeugniswert des Johanneskommentars durch die Tatsache, daß
Eckhart sich in ihm a .a . O . wiederholt namentlich , wie in der deutschen Predigt in Form von
Meister -Zitaten , auf dieselbe Pseudo -Origenes-Homilie bezieht, auf die er sich bereits in Pr. 31,
oben . 119,1f. bezogen hat: sieh unten S. 576 Anm . l; S . 578 Anm . 3; S. 580 Anm . 2; S . 583
Anm . 1; Anm . 2. — Der Rückverweis unten S .581,4 dürfte sich auf oben S .565 ,6 ff., aber auch wohl
auf DW 1 S. 73,6ff. beziehen . — Außer den bereits angemerkten Übereinstimmungen der Predigt mit
Stellen im Johanneskommentar zeugen noch weitere Textparallelen zu echten lateinischen und
deutschen Werken für die bereits gesicherte Echtheit der Predigt, so : S . 581 Anm . 2 (DW I S. 73,6ff.;
DW 5 S. 369f. Anm .415 ; oben S.414 ,1 ff.); 8 .584 Anm . 2 (DW1 S . 107,5f.) — .576 Anm . 1 (LW 4
S. 81,4 ); S. 583 Anm . 2 (LW 4 8. 32 Anm . 1); S. 584 Anm . 2 (LW 4 S . 367,7ff.; 424,5f.; LW2 S .44,12 ff.;
LW 3 S . 192,5f.); Anm . 4 (LW 4 S . 31,8ff.). — Der Stil der Predigt ist zwar nicht durch ausgeprägte
und in großer Menge verwendete Merkmale als derjenige Eckharts gekennzeichnet, doch finden sich
immerhin einige der für seine Diktion kennzeichnenden Stilformen , so etwa Parallelismus S .578,4f. ;
581,5f.; 582,3f.; Antithese S.578,10f.; 580,1ff. (Gegensatz Stehen -Sitzen ); 580,6f.; 583,5 ; 584,3f.;
hyperbolischer Ausdruck S. 582,2f. ; typische Vergleiche S. 578,1f.; 579,3ff.; 580,2 ff., 8ff.; 581,4f., 6ff.
Zwar fehlen die Lieblingsthemen Eckharts weithin , doch sind ihrer einige gleichviel hie und da zu
finden , so , wenn auch nur verdeckt, die Sohnsgeburt S.576,5ff., die Demutthematik 8.581,3ff., die
Gleichheits - und Einheitsspekulation S . 584,2ff. Der Mangel bzw . die Spärlichkeit der spezifisch
Eckhartischen Diktion und Thematik erklärt sich wohlaus dem Umstand , daß die Predigt weitgehend
pseudo-dialogisch und im Anschluß an die Pseudo-Origenes -Homilie gehalten ist.

Der Aufbau der Predigt geschieht diesmalnicht in engerem Anschluß an den Schrifttext in Form
der Homilie, sondern nur in loser Anlehnung an ihn und unter ausgiebiger Benutzung der Pseudo
Origenes-Homilie auf den gleichen Schrifttext. Eckhart beginnt mit einer zwanglosen Wiedergabe
des Schriftberichtes im wesentlichen unter Anschluß an Joh . 20,1 ff. unter Hinzuziehung von Mark . 16 ,6
(575,24576 ,4 ). Er stellt nach zwei Zwischenfragen (576 ,5 — 577,3) dann 1. die Frage, warum Maria
Magdalena sich nicht fürchtete, so nahe beim Grabe zu stehen , da doch die beiden Männer, Petrus
und Johannes, angstvoll vom Grabe geflüchtet seien . Er führt mehrere Gründe dafür an unter teil .
weisem Anschluß an die Pseudo -Origenes-Homile (577,44579, 9 ). 2 . Dann fragt Eckhart, warum sie
stand ('stabat ) und nicht saß . Auch dafür führt er vier Gründe auf unter Rückverweis auf früher
Gesagtes und unter Widerlegung anderer Meinungen (580 , 1 - 582,4 ). 3. Die dritte Frage , die Eckhart
im Anschluß an Pseudo-Origenes stellt, lautet, direkt an Christus gerichtet : „Warum entzogst du
dich dieser Frau solange ?“ unter Anschluß der Bitte, Maria Magdalena zu vergeben , wenn sie nach
ihrer Bekehrung doch noch eine Sünde begangen haben sollte (582,5 -- 13). 4 . Die vierte Frage
Eckharts lautet: „ Warum sah Maria Magdalena den Herrn nicht ?“ Dafür gibt der Prediger drei
Gründe an . Der dritte lag darin , daß Maria Magdalena einen Toten suchte und zwei Lebende
(Engel) fand . Gottes Eigenheit ist es , daß er Eins ist und gleich . Sie aber fand Zwei und Un
gleiche: einen (Engel) zu Häupten und einen zu Füßen des Auferstandenen . Zur Erhärtung führt
Eckhart zum Schluß noch das Wort Joh . 17 ,3 : ‘daz ist ewic leben , daz sie dich aleine bekennen einen
gewären goť an (583, 1 – 585 ,1).

574
117 , 35 Maria Magdalena venit ad monumentum etc.

Marîâ Magdalênâ gienc ze dem grabe und suochte unsern herren Jêsum Kristum
und dranc nâhe hin în und luogete hin în . Si sach zwêne engel bî dem grabe, und ‘sie
sprâchen : ,wîp , wen suochest dû ?“ ! — ,Jêsum von Nazaret'. — ,Er ist erstanden , er enist
hie niht“ . Und si sweic und enantwurte in niht 'und sach wider und vür und über die 5
5 ahsel und sach Jêsum , und er sprach : ,wîp, wen suochest dû ?' — ,Ô , herre, hât ir in ûf

1 ; 2ff. Vgl. Ioh . 20, 1 : (Una autem sabbati,) Maria Magdalene venit (mane, cum adhuc tenebrae
item stabatt vidit duos angelos.Mulier,(quid plorat illis:
essent,) ad monumentum : . . . 11: (Maria autem stabat ad monumentum foris, plorans : Dum ergo
fleret,) inclinavit se, et prospexit in monumentum : 12 : et vidit duos angelos (in albis , sedentes, unum
ad caput, et unum ad pedes, ubipositum fuerat corpus Iesu ). 13 : Dicunt ei illi:Mulier, (quid ploras ? . . .
15 : Dicit ei Iesus: Mulier, quid ploras ?) quem quaeris ? .. . Marc. 16,6 : (Qui [ = angelus] dicit illis :
Nolite expavescere:) Iesum quaeritis Nazarenum , crucifixum : surrexit , non est hic, . . . Ioh . 20, 14 :
(Haec cum dixisset ,) conversa est retrorsum , et vidit Iesum stantem : (et non sciebat quia Iesus est .)
15 : Dicit ei Iesus : (Mulier, quid ploras ?) quem quaeris ? (Illa existimans quia hortulanus esset, dicit
ei:) Domine, si tu sustulisti eum , dicito mihi ubi posuisti eum : et ego eum tollam . 16 : Dicit ei Iesus :
Maria . (Conversa illa , dicit ei : Rabboni ( quod dicitur Magister]). 17 : Dicit ei Iesus: Noli me tangere,
nondum enim ascendi ad Patrem meum : . . . ; vgl. auch unten 576 ,5 ; 577, 1; 584 ,4 .

Zuweisungen : S .Cermo) ma<gist)ri Eghardi. Str, f. 54r (Wi f. 27v und 28r); unsichere all
gemeine Bezeugung in BT f. 242va
Überschriften : Vff Maria magdalene tag BT Sermo. vij). Str,
1 Maria bis etc. ] Vff sant Marie magdalene tag die erst predig | Anzeiget vns grosse lieb die
Maria magdalena bewisen hat nach der vrstend Christi / vnd nitminder auch im anfang irer heilsamen
bekerung / mit etwas andechtigen fragen / überal gezogen vff das euangelium das man nach gewon .
lichem brauch der kirchen vff Donnerstag in Osterfeyertagen liset / aber in sonders vff dise wort.
Maria stabat ad monumentum foris plorans. Johannis .xx. ( folgt Einleitungstext, sieh oben S . 572) BT
I( Initiale )bat maria ad monumentum B , fehlt G ,BTKa, etc. Str, fehlt Strz 2 Marîâ M .]
Nun merckent Johannes spricht Maria BT 'Marîâ bis 4 sprâchen :) maria magdalena bleip do
vnd neigete sich vnd låget in dz grap vnd sach zwen engelbidem grabe vnd sý sprach Ka 2 uns.
h . fehlt PfStr, B , G , Kristum fehlt B ,G2 3 'dranc] trat Str , N , G ,BT hin în '] in în Pf
zů dem grab BT fehlt Str u nda bis în . fehlt Gg ( Hom .) 1. daryn BT Si] vnd si N , G ,
vnd Str,BT und ‘sie ] vnd di Str , die BT 4 ,wîp ,] zů ir wibes name B , wen ] was wey .
nest du ? wen BT fehlt Gg ih 'm xpm von Str, nasaret vnd sy lügt hin in vnd sy sprachend
er G . Er ist nit hie / er ist erstanden BT ,Er ] Der Ka 5 nicht hie N ,Ka, G . Und
fehlt Strą in ) ime Str, Strz sach bis 6 sprach : ] suecht hin vnd her vnd ersach iesum do sprach
er zu ir Str , 5 sach bis 6 ahsel] sach neben sich Kay 5 sahe hindersich vnd fürsich vnd
BT sicht wider vnd für ởber G , sach ] sihet Str , G , suochte Pf u nd fehlt Gg 6 Jesum
aber sy wißt nit dz es Jesus was. Er BT ,wîp ,] wibes name B , fraw Str ,N ,O ,] vnd sy
sprach O G , Ô , bis 6f. ûfgehaben,] Sy sprach / Jesum von Nazareth den gecreützigeten / Herr
hastu jn dannen genomen BT 6 o vil lieber B h . h ât ir ] hast du N , ir in ) iren
Ka 6 f. ûfgehaben ,) auf geheft Str, vf gehebet Ka, hin genomen G ,
575
Predigt 55
gehaben , sô zeige mir, war dû in hâst geleget ; ich wil in dannen tragen'. Und er sprach :
,Marîâ !“' Und von dem , daz si daz wort dicke zertlîche gehæret hâte von im , do wart si
in erkennende und viel im an die vüeze und wolte in gehabet haben .Und er trat ûf hæher 118,10
‘und sprach : ,niht enrüere mich ! Ich enbin noch niht ze mînem vater komen "'1.
5 War umbe sprach er : ',ich enbin noch niht ze mînem vater komen "' ? Er enkam doch
nie von dem vater ! Er wolte sprechen : ich enbin in dir noch niht wærlîche erstanden'? -
5 Sieh oben Z . 4 .
1 zeige) zaigt Str ,G , zovgent Ka, zeigent in B , mir jn / war BT du in hin habist
g . G , ir in habt g . Str ,Ka , h . gel.;) gethan habst BT so wil ich BT in fehlt
Str, von danne Stre t ragen '. bis 2 Und ] dragen ich mac in wol gedragen vnd er sprach
maria sú sprach liebermeister vnd herre vnd Ka 1 Und er spr.: ] do sprach er Str, 2 ,Maria !
fehlt Gg Und bis dicke) vnd wan si dc wort so dicke B , das sy wort von im dick gehört hett
Gg diß w . BT oft Str, lieblich BT von im geh . h . StroN , BT 3 kennende
Ka i m ze fuezzen Str , die ) sine Ka gehabent N , gehept G , gehebet Ka, angerůrt
BT haben . ) han mirkent wnder der wenliche liebe gotez Ir gnügete niht stande ob aller creature
mvgelicher begriflicheit sự wolte sinken in der driger einikeit sýnder weselicher vnderscheidenheit
gotez mit gotte nature mit nature vnd verlieren creaturen engekeit allen dz dz niht en were ir seliсheit
wen bescheiden einikeit Sý verlúre sự kennen minnen vnd niezen dz do ist creaturen vollecomenheit
Ka Und bis 4 mich !) do trat er auf vaher ( !) vnd sprach zu ir rür mich nicht Str , 3 Und
er tr.] do tratt er BT ûf hoher) vf vor Str, B , von ir G , fort hinter sich BT hin Ka, 4 sagt
BT Enrürmich nicht N . mich an / wann ich BT komen " . bis 6 wolte ) vff gefaren vnd
kom doch nie von im Er mocht G , (Hom .) 4 komen “ .] vffgefaren BT 5 War) vnd w . B ,
Dar Gg er:) er daz PfStr ,B , ',ich bis komen " ? fehlt Str , komen " ?] vftgefarn BT 6 ,ich
enbin ] in pin N .

1 Der von Eckhart in der Predigt exegesierte Schrifttext ist dem Evangelium des Donnerstags in der
Osterwoche entnommen . Diesen Schrifttext legt Eckhart auch In Ioh. n .699 — 706 ausmit der einleitenden
Bemerkung: Verba ista usque ibi: 'cum ergo sero esset',Gregorius et specialiter Origenes in Homilia
pulchre diffuse et devote valde exponit. Er verwertet ihn auch oben S . 87,2ff. ( sieh dort S . 88 Anm . 1 );
119,1f. ( sieh dort Anm . 1) ; unten S . 588, 1f. Vgl. auch Pf. Lib. pos. 25 S . 640,18ff. An der Stelle oben
S . 119, 1 zitiert Eckhart Pseudo -Origenes Homilia super: 'Maria stabat ad monumentum foris plorans',
Opera (lat.), Basileae 1571, tom . II pag. 451. Vgl. auch Sermo VIII n . 84, LW 4 S . 81,4 und dort
Anm . 4 . In der vorliegenden Predigt bezieht sich der Prediger auf eine Reihe weiterer Stellen des genannten
Sermo, ohne den Namen Origenes zu nennen , sieh unten S. 577,28., 6ff. ; 578,5ff.; 579,6ff.; 580,6f1.;
583,1ff., 4f. und die zugehörigen Anmerkungen . — Zu den beiden Textänderungen S. 575 ,3 hin în statt Pf.
. 118,1 in în . und 3 . 575,5 sach statt Pf. 8. 118,4 suochte sieh Quint . 344. — Zu oben 2 . 1ff. vgl.
Pseudo -Origenes a .a . O . pag. 454: Dicit ei Iesus : Noli me tangere. . .. VbiMaria audiuit, Maria : (Sic
enim consueuerat eam uocare magister suus)praesentit in nomine quandam singularem uocationis dulce
dinem , et per eam cognouit ipsum a quo uocabatur esse magistrum suum .; Gregorius M . Hom . in
evang. II hom . 25 n . 5 , PL 76 , 1192 C : Dicit ei Jesus: Maria . Postquam eam communi vocabulo
appellavit ex sexu , et agnitus non est, vocat ex nomine. . . . Maria ergo quia vocatur ex nomine, re
cognoscit auctorem , atque eum protinus rabboni, id est magistrum vocat, quia et ipse erat qui quaere
batur exterius, et ipse qui eam interius ut quaereret docebat. Iam vero ab evangelista non subditur
quid mulier fecit, sed ex eo innuitur quod audivit . Cui dicitur : Noli me tangere; nondum enim ascendi
ad patrem meum . In his namque verbis ostenditur quod Maria amplecti voluit eius vestigia , quem
recognovit . — Das Kaz-Plusstück in Z . 3 hinter haben . (sieh den Var.-App.) ist deutlich sekundär.
2 Gregorius M . a .a.O . n .6 , 1193 A : Sed cur tangi non debeat ratio quoque additur cum sub
infertur : Nondum enim ascendiad patrem meum . In corde etenim nostro tunc Iesus ad patrem ascendit,
576
Maria Magdalena venit ad monumentum

15 War umbe sprach si: ',zeige mir , war dû in getragen hâst ; ich wil in dâ nemen "' ? Hæte
er in getragen in des rihters hûs, wölte si in ouch dâ genomen hân ? » Jâ,« sprach ein
meister ?, »si hæte in genomen in des rihters slozze «.
Nûmöhte man vrâgen , war umbe si sô nâhe hin zuo drunge und si ein vrouwenname
20 was und die då man wâren – einer, der got minnete, der ander, der von gote geminnet 5
wart — , daz sich die vorhten . Und sprichet der meister : » ez was des schult: si enhâte
niht ze verliesenne, wan si hâte sich im gegeben ; und wan si sîn was, dar umbe envorhte
1 Sieh oben S. 576, 1.

1 War) vnd w . B , habest B ,G , ich bis nemen " ?] so wil ich jn dannen tragen ?
BT dâ ] dannan Gg 2 richter Pilatus h . BT Ritters Str hof N dâ ] dannen BT
G , fehlt n . gen . h . ?] han gen . Ka genomen ) getragen G , sprichet B ,BTKa,G , ein ]
der Str , B ,Ka 3 lerer BT g . Vse des Gy r itters Str , slozze«. ] schôze PfStr, schoz
N , Ka, schozz Str , schossen B , hus oder schloss G , schoß / so groß waſ ir liebe. BT 4 Nû]
Merckent weyter / nun BT also G , sy doch ein BT fraw Str , G , BT 5 die bis
6 wart - ] die zwen jünger nit die auch da warent / als Petrus vnd Johannes / deren einer got ser liebhet /
der ander (als Johannes) von Christo ser lieb gehabt ward / BT (Klammern in BT) 5 då fehlt
Str, minto got Stry d ers fehlt N Str, 6 vnd daz Str , sich die ) in di Str, die inan ( ? )
Gg Und ] Is Str, Es BT Des G , Nv B der] er der Str ,Ka, ein N , BTG ez bis schult :
fehlt G , was) were B , enhâte) en Str 7 ze verl.,] zweiuels Strą hat Str i m
gancz ergeben BT wanº] sitmal BT dar] vnd d . Str ,

cum aequalis creditur patri. Nam quisquis eum aequalem patri non credit, adhuc in eius pectore ad
patrem dominus non ascendit. Ille ergo Iesum veraciter tangit , qui patri filium coaeternum credit .
1 Zu 2 . 2f. vgl. Pseudo-Origenes a .a. O . pag. 453f.: Ioseph timuit, et non fuit ausus tollere
corpus tuum de cruce , nisi de nocte , et nisi hoc peteret a Pilato : Maria uero noctem non praestolatur,
nec Pilatum reueretur, sed audacter promittit dicens, Et ego eum tollam . O Maria si corpus Iesu forte
positum est in atrio principis sacerdotum , in quo princeps Apostolorum calefaciebat se ad ignem ,
quid factura es ? Ego eum tollam . O mirabilis mulieris audacia . O mulier non mulier. Et si ancilla
ostiaria interrogauerit te quid factura es ? Ego eum tollam . O ineffabilis huius mulieris amor, ô mira .
bilis mulieris audacia , ô mulier non mulier: nullum locum excipit , nullum anteponit , sine timore dicit,
absolute promittit, Dicito mihi ubi posuisti eum , et ego eum tollam . - 2 . 3 habe ich slozze aus Ga
übernommen , während Pfeiffer ( 118 ,17) und alle übrigen H88. schôze bieten . Ich halte in des rihters
slozze für die Entsprechung des in atrio principis sacerdotum der oben aufgeführten P8.-Origenes-Stelle .
Die Übereinstimmung von StryStr N , BTB , in der Verderbnis schôze dürfte auf Verlesung, kaum aber
aufbeabsichtigter Steigerung gegenüber Z . 2 in des rihters hûs beruhen .
? Zu 2 . 4ff. vgl. Pseudo-Origenes a .a . O . pag. 450: Petrus quidem et Ioannes uenerant cum ea
ad monumentum , sed non inuento corpore , abierunt ad semetipsos : Maria autem stabat ad monumen
tum foris plorans, et quasi desperando sperans, et sperando perseuerans. Petrus et Ioannes timuerunt
et ideo non steterunt. Maria autem non timebat, quia nihil suspicabatur sibi superesse quod timere
deberet. Perdiderat enim magistrum suum , quem ita singulariter diligebat, ut praeter ipsum nihil posset
diligere, nihil posset sperare . Perdiderat uitam animae suae, et iam sibimelius arbitrabatur foremori
quam uiuere, quia forsitan inueniret moriens, quem inuenire non poterat uiuens, sine quo tamen uiuere
non ualebat.; Gregorius M . Hom . in evang. II hom . 25 n . 1 , PL 76 , 1189 B : Qua in re pensandum
est huius mulieris mentem quanta vis amoris accenderat, quae a monumento domini, etiam discipulis
recedentibus, non recedebat.; unten S. 588,4ff.: Origenes sprichet: si stuont. War umbo stuont si,
und die aposteln waren gevlohen ? — Si enhâte niht ze verliesenne; allez, daz si hâte , daz hâte si an
im verlorn . Dô er starp , dô starp si mit im . Dô man in begruop , dô begruop man ir sêle mit im . Dar
umbe enhâte si niht ze verliesenne.

37 Edhart, D 2 577
Predigt 55
si ir niht«. Als ob ich mîne kappen einem gegeben hæte , der im die nemen wölte, des en
wäre ich niht schuldic , im ze werne, wan si wäre sîn , als ich mê gesprochen hân !. Umbe 118,25
drî sache sô envorhte si ir niht. Daz eine: wan si sîn was. Daz ander : wan si der porte
t . Ir nihte Wan ir i
8chulDaz
der sinne sô verre was und inne8was. dritte : wan ir herze mit im was. Swâ er was,
5 dâ was ir herze. Dar umbe sô envorhte si ir niht . — Daz ander , sprichet der meister ,
daz si als nâhe stuont, daz was des schult : si begerte , daz sie komen waren und sie getoetet
hæten dar umbe, wan si got lebenden niergen vinden enkunde, daz ir sêle doch got eteswa
vünde. — Daz dritte , war umbe si stuont sô nâhe, des was ein sache : ob sie komen waren 35
und sie getoetet hæten — wan si wol weste , daz nieman ze himelrîche komen möhte , ê
10 daz er selber dar vüere “, und ir sêle eteswâ einen enthalt müeste haben 5 — , dô begerte
1 ir ] sich Str, N ,Ka,BT Als bis 3 niht. fehlt Str (Hom .) 1 minen mantel Ka het
geg . einem (ainem man Gz) Str, N ,Ka , G , eime h . g. By die ] den Ka 2 im fehlt Kang , si ]
er Ka Umbe ] Von BT) 3 sô fehlt B ,Ka,BT worcht G , ir ] sich Str,Ka,BT Daz']
Die G , B ,BT Daz? ] Die BTB, wana] das BT porte) vorichte Str . 4 verre) were
Gg und bis was.” fehlt B2 (Hom .) inne) in im BT Daz] die BT dritte: ] dritt waz
N wan ) das BT Swâ] da BT 5 dâ bis herze. fehlt G , Dar bis niht. fehlt Str , Dar ]
vnd d . B , sô fehlt BTG, ira] sich Str,Ka,BT 6 dazl] war vmb Str, wan Gg daza
bis schult : ) was vrsach BT des sch. :] dar vmb das Str , sie '] die iuden BT man Ka wse
Kai vnd hieten sei g . Str , sieº] sin B , 7 hate Ka dar] Vnd d . BT goti bis
"onth. Vüero,)chom s mohto zu himnon,Ka, vnd dagetwa gotQe statwa,y lebendig
enkunde,) got ihesum nit finden kunde lebenden G ,
Str, N ,Ka, BT nindert N , nit B ,
lemtigen got nindert Str ,
kond finden BTN Str, etwa got G , etwaz N . 8 si
so n . st. B ,BT des] daz PfStr,GzStr BTN , Ka, vnd das B , sachen Ka, vrsach
BT 8f. wir in vnd B, 9 mohte zů himel komen Ka himel Str,G ,BT 10 er ) got
G , fehlt Str vüere,] chom Str ,BT ir ] daz ir Str, BT etwan BT einen ) ein B , fehlt
BTG , enthalt ] enthalten B ,G , tail Str , fehlt N haben möcht BT haben - , dô fehlt G ,

i Übersetzung von 2 . 1f.: „ Wie wenn ich einem meinen Mantel geschenkt hätte und jemand wollte
ihm den wegnehmen ( rauben ), so wäre ich nichtverpflichtet, ihm dies zu verwehren ( ihn daran zu hindern ) ,
denn er gehörte ja doch jenem (dem ich ihn geschenkt hätte und der ihn also gegen Raub zu verteidigen
hätte ), wie ich schon öfter gesagt habe“ . Zu 2 . 1 kappen , das sowohl „ Mantel“ wie „ Kappe“ , „ Kopf
bedeckung“ , „ Kapuze“ bedeuten kann , vgl. DW 5 S . 228, 4 ( RdU ) und dort S. 335 Anm . 162. Worauf
sich der Rv. in 2 . 2 bezieht, weiß ich nicht.
2 Zu Z . 3ff. vgl. In Ioh. n .703: Adhuc autem secundo stabat Magdalena, quia imperterrita non
timebat. Quid enim timeret , quia nihil amittere habebat, quia nihil praeter Christum amabat quem
iam hic amiserat ?; Par. an . S. 85 ,2f.: darumme was sente Marien Magdalenen sele me foreinit deme
todin lichamen Ihesu Christi dan urme libe.; Pf. S . 84,10ff.: Diu sêle enmac minne noch angest haben ,
si enwizze wâvon . Swenne diu sêle niht ûz engêt an ûzeriu dinc, so ist si hein komen unde wonet in
ir einvaltigem lûteren liehte. Dâ enminnet si noch enhât angest noch vorhte.
3 Vgl. Pseudo-Origenes a. a . O . pag. 450 : Perdiderat uitam animae suae, et iam sibi melius
arbitrabatur fore mori quam uiuere, quia forsitan inueniret moriens, quem inuenire non poterat
uiuens, sine quo tamen uiuere non ualebat.; In Ioh. n .703f.: Unde potius a Iudaeis occidi sperabat,
ut saltem inter mortuos inveniret quem mortuum sciens inter vivos non invenit. Rursus tertio stabat
plorans, ut plorando moreretur,moriendo mortuo assimilaretur, configuraretur et conformaretur, aut
certe ut amorem suum perficeret moriendo pro Christo . 'Maiorem enim hac dilectionem nemo habet
quam ut animam suam ponat quis pro amicis suis ', prius quinto decimo. Iterum etiam quarto stabat,
quia quo diverteret nesciebat, sed neque sciebat ubi erat, quin immo neque ibi erat ubi erat, quia
tota ibi erat ubimagister suus erat, de quo tamen nesciebat, ubi erat.
4 In Z . 8 habe ich gegen die gesamte hsl. Überlieferung, die wie Pfeiffer S . 118,34 daz bietet, des
578
Maria Magdalena venit ad monumentum
si des, daz ir sêle in dem grabe gewonet hæte und ir lîchame bî dem grabe: ir sêle inne
40 und ir lîchame dâ bî; wan si hâte des hoffenunge, daz got einen durchbruch hæte genomen
durch die menscheit und etwaz gotes in dem grabe bliben wäre 1. Als ob ich einen apfel
hæte gehabet in mîner hant eteswie lange ; swanne ich in dar ûz tate, sô blibe sîn etwaz
dar inne als vil als ein gesmak Alsô hâte si hoffenunge, daz etwaz gotes bliben wäre 5
119,5 in dem grabe. — Daz vierde,war umbe si stuont als nâhe bî dem grabe, des was ein sache :
wan si got zwirunt verlorn hâte, lebendigen an dem kriuze und tôten in dem grabe, dô hâte
si des vorhte und gienge si von dem grabe, daz si daz grap ouch verlür. Wan hæte si daz
grap verlorn , sô enhæte si zemâle niht mês.

1 des ,] dz Ka, fehlt Strą ir?] der Gg b î d. gr. :] dem bei wonte Str , by d . gr. wonti
G, ir3 bis 2 bî; fehlt Str, G ,Ka 1 inne) innwendig deß grabs BT 2 ir ] den N , dâ ]
der PfStri w an ) wonde Str , wonende. BT fehlt Strz des hoff.,) dez offenunge Ka, des geding
G , auch den gedingen Str , einen ) in Ka 3 menscheit] m . Kai gotes etwas Strą gütez
Ka b liben w . in d . gr. BT Als bis 5 gesmak . ] Recht als ob ein mensch ein dinch in der
hant hiet daz wol smachte vnd swenn iz im dar aus chòm so belib dez smaches ettwaz in der hant
Str , 4 gehebet hett BT gehabet] gehalten Ka e teswie ) etwa BT swanne) so
G, ich fehlt N dar] do Ka tæte,) leite B , sîn ] sy G , mir sein BT 5 als ') doch
als BT smak N , G , hoff., ] geoffenunge Ka, offenunge Str , den gedingen Strg daz bis
6 grabe.) iz wår gotes ettwaz in dem grab beliben Str , 5f. in d . gr . bliben w . Ka, B , 5 bli.
ben ] da b . G . 6 Die vierd sach / warumb BT sy als näch by dem grab was Gg si so
nahen stůnd Str, des ] daz Pf. und alle H88. ein sache :) dar vmb Str, fehlt BT 7 zwir
Str N . verlorn bis kriuze) an dem crůcz hatt lebend gesochen Gg lebendig Str, B , N ,Ka,
BT lemtigen Strg tot Str, B ,Ka i n ) bey BT 8 des] daz Ka v orichten Str, sollich
v . G , sorg BT g ie Str , ging N , gieng BTG, sia fehlt Str, von ] hin v. BT daza]
daz, über az steht es w grap ouch v. Ka Wan bis 9 mê.] wår daz geschehen so hiet simit
ein ander nicht Stre 9 nimmê. Pfnimen Str , nime N , nýt me gehebet B , nichtsme. BT

konjiziert. Übersetzung : „ Das dritte , warum sie so nahe stand , dafür war ein Grund dies, daß, wenn sie
gekommen wären . . . " . Die Übereinstimmung aller H88. in dem m . E . unursprünglichen daz dürfte zu .
fällig sein , da der Genitiv des für die Schreiber wohl nicht o . w . in seinem Bezug auf den voraufgehenden
Text verständlich war.
5 Vgl. DW 5 S . 261, 1ff. ( RdU ) : Daz wil unser herre in abonemen und wil, daz er aleine ir enthalt
und zuoverlâz sî. . . . und dar umbe nimet er sie abe von disem enthalte , ûf daz er aleine ir enthalt
müeze sîn . Die Bedeutung von enthalt ist „ Halt“ , „ Stütze“ .
i Übersetzung von 2 . 2ff.: „ . . . denn sie hatte Hoffnung darauf, daß (in dem toten Christus) die
Gottheit durch die Menschheit hindurchgebrochen und etwas von der Gottheit im Grabe zurückgeblieben
wäre" .
2 Zu Z . 3ff. vgl. oben S . 456,2f.: . . . als da ein apfel ist gelegen , da belibet ein smak ; . . . Ähn .
lich : In Sap . n .78, LW 2 S . 410 ,4ff.: Chrysostomus ponit aliud exemplum super isto 'secutae sunt
eum turbae multao', Matth . 20, dicens: » sicut rosa , antequam videatur, sentitur, et antequam in
veniatur, tenetur in odoribus suis, sic deum transeuntem de longe caeci, antequam videant, divinitatis
eius fragrantiam senserunt« .
3 Zu 2 .6ff. vgl. Pseudo-Origenes a . a . O . pag. 452: Si iuxta monumentum maneo, ego illum non
inuenio : si a monumento recessero, nescio infelix quo uadam , nescio ubi eum quaeram . Discedere a
monumento ,mors mihi est: stare ad monumentum irremediabilis dolor est. Melius autem mihi sepul.
chrum dominimei custodire quam ab eo longius ire . Si enim longius abiero, forte quum rediero ipsum
579
Predigt 55
Nûmöhte man vrâgen , war umbe si stuont und niht ensaz. Si wäre im doch als nâbe 119,10
sitzende gewesen als stânde. Ez wænent etlîche, wären sie verre ûf einem ebenen, wîten
velde, dâ niht enwäre, daz ir gesiht gehindern möhte, daz sie als verre sitzende sæhen als
stânde. Aber , swie sie des dünke, ez enist doch niht. Dar umbe stuont Marîâ , daz si deste 15
5 verrer möhte gesehen umbe sich , ob iendert ein bosche wäre, dâ got under verborgen
wäre , daz si in dâ suochtet. — Daz ander: si was enbinnen sô gar gerihtet in got mit
allen irn kreften ; dar umbe stuont si von enbûzen. – Daz dritte: si was só gar durch
gozzen mit leide. Nû sint etlîche, swanne in ir liep houbet stirbet, sô werdent sie sô gar
durchgozzen mit leide, daz sie niht ûf in selben gestân enmügen und müezen sitzen . Her
10 umbe,wan ir leit nâch gote was und ûf eine stæticheit gebûwen, sô endorfte si des niht .

1 såzze Str , seß / BT doch hinter nâhe Be l f. sitzend als nach


G 2 gewesen
sitzend BT gewesen sitzen als statt ? BT Ez bis 8 etlîche,] Das sprechent die lerer das sy
was in der liebe so gar gerichtet mit allen iren krefften / davon stůnd sy embor. Zum andern / so
was sy also mit leid durchgossen / das sy nit sitzen mocht.Nun findtman etlich leüt BT 2 Ez
bis 4 niht. fehlt Str , 2 mainend
G e tl. lýto B ,Ka wären sie ) wenne si w . B , verre )
werr G , fehlt N . ( Zeilenw .) B 2f. vff ainemm feld das wit vnd eben wår vnd da G , 3 dâ ]
dz Str, Ka, geh .] hindern N , B , irren G sizenden Ka, 4 Aber bis niht.] vnd das ist nit
wăr G , dýnket Ka, doucht N niht.] nicht war N ,Ka, G , 5 ges . möchte Strą umbe
sich , fehlt G , ob bis 6 suochte. ] ob sy in ienan sech G , 5 irgə N ,Ka, bosche B , puchsch
N 6 wäre,] do w . Ka g esuchte Str , N ,Ka s iº] daz si Str ,G was hinter gerihtet
Gy e nbinnen ) in minnen Str , in minne G , in weinē N , innen B ,ka 7 allein B , irn kr.;]
vnchreften ( !) Str, dar bis enbûzen . ] Dar vmb so stůnd sy och liplich Gs, fehlt Str, umbe ]
vmbe so Str , N , G ,
si Str , ho. etl.Isto B.Golbat na ortiach bie gebe
von enbûzen , fehlt Ka,
8 etlîche,) etl. lyte B , G ,Ka
enblůzen N , vssen B ,
s wanne) als Str ,
siº ] was das sy G , daz
in ir ] dien ein ir B , in ) nu
N , fehlt G , fehlt NNygf. dliparvhabñt
irir fehlt mb StrNig.het 10Serstirbet
trnâch
a bisGggebûwenalso,] noch
g . BT iar N , 9 niht
hinter selben G ,BT 9f. darvmb Str gotte vf ein stetikeit wz
gebuwen Ka, ûf fehlt N , geb.,] g. het Str, sô ] Do Gg bedorft Str,BT bedarft G ,

sublatum inueniam , et sepulchrum destructum . Stabo igitur et hic moriar, ut saltem iuxta sepulchrum
dominimei sepeliar. O quam beatum corpus meum , si fuerit sepultum prope magistrum meum . O
quam felix anima mea quae egrediens de uase fragili corporis mei, mox poterit ingredi in gloriosum
sepulchrum dominimei.; pag. 450 : Prima fuit causa doloris , quia uiuum perdiderat : sed de hoc dolore
aliquantulum consolationem habebat, quia mortuum se retinere credebat : nunc autem de isto dolore
consolari non poterat, quia corpus defuncti non inueniebat. - Übersetzung von 2 . 7 wan — 8 verlür.:
„ da sie Gott zweimal verloren hatte , lebend am Kreuz und tot im Grabe, hatte sie Furcht davor, daß ,wenn
sie von dem Grabe ginge, sie auch (noch ) das Grab verlöre“ .
Zu Z . 1ff. vgl. In Ioh . n .700: Sunt tamen ad praesens hic tria notanda : primum est quod ait
stabat. Ad litteram : respicientis et quaerentis est stare,ut melius et longius possit prospicere ; ab alto
enim videtur longius. — Zu Z . 2f. ûf einem ebenen , wîten velde, könnte man auf DW 1 S. 199,8ff.:
ze glîcher wise, als der ein ros lânt loufen ûf einer grüenen heide, diu zemâle eben und glîch wäre ,
verweisen . Die Stelle hat aber inhaltlich keinen Bezug zu der vorliegenden , ebensowenig wie die sitzen .
Stelle oben S . 180, 1ff. und dort Anm . 1. Vgl. auch Winkler S. 82.
? Zu 2 . 6ff. vgl. In Ioh . n .701: Aut etiam dicitur stabat, ut notetur mentis ipsius aequalitas et
ipsius virtutis intensitas, quia in tantis doloribus non frangebatur passionibus, sed stabat, cum ploran
tium et flentium potius sit sedere,utpote resolutis viribus ex dolore et spiritibus vitalibus recurrentibus
ad cor, exterioribus membris relictis, secundum illud Psalmi: 'super flumina Babylonis, illic sedimus
580
Maria Magdalena venit ad monumentum
Daz vierde, dar umbe si stuont : ob si got iendert sæhe, daz si in deste sneller gevienge.
25 Ich hân etwanne gesprochen : swelch mensche stüende, daz er enpfenclîcher wære gotes1.
Aber ich spriche nû ein anderz : daz man sitzende mê enpfæhet dan stânde mit rehter
dêmüeticheit, als ich êgester sprach , daz der himel niendert würken enmüge dan in dem
grunde der erde. Alsô enmac got niht würken dan in dem grunde der dêmuot; wan ie 5
30 tiefer in der dêmuot, ie enpfenclîcher gotes %. Unser meister sprechent: der noch einen

10,1 Zü dem delegachin Gorczent mer dennotüendo.) oia Ni


1 Daz bis sæhe, ] Zů dem dritten / stůnd sy / ob sy villeicht yenen got sehe / BT
Str, ienan G , iergen Ka , såchin Gg gefiegin G
iene Pf
2 Ich bis 582,4 wesens. fehlt
Ka 2 Ich bis 3 dan ) Man enphảcht siczent mer denn Str , 2 etwa BT swelch m . st., ]
wenne ein mensch gestände (m . imig stůndi G3) BG, stüende,] ein stunde Str , ein stund N , es
enpfångklich Gg gottes wer BT 3 nû ] yetz BT e npfang N Aabemüge]Der kidem
4 als bis sprach , fehlt
Str, vorgestern BT gestern N , vor Gg gesprochen hab Gg daz bis enmüge ] Der himel
mag ninder würchen Str, niene me w . BT niene PfStr N , nienan Gg mag Gg 4 /5 dem
fehlt Strg 5 der dêmuot; ] der diemůtichait Str , der erde das ist důmůtikait G , der empfenklichen
demůt gottes. BT wan bis 6 gotes. fehlt BT 5 dêmuot;] diemůtichait Str, wan ] so .
Str . N
6 dêmuot,) dimuticheit i e] so ie Stry enphelchleicher Strz phenchlicher Strı
phanchlicher N

et flevimus'. Zu 2 . 6 — 8 vgl. auch Pseudo-Origenes a .a . O . pag. 452: Maria nimio dolore confecta,
tota in excessu mentis posita , nullam recipit consolationem , et ad nullum tendit consolatorem : . . .
Onerosi mihi sunt omnes consolatores, grauant me et non consolantur. — 2 . 8 ir liep houbet kann
wohl im Zusammenhang der Stelle nur „ ihr( e) lieber (liebe) Vorsteher (in )“ , d .h . das Haupt einer Gemein
schaft, etwa der Abt oder die Abtissin eines Klosters, bedeuten . Die N -Variante lip habñt, die ganz isoliert
ist, ist wohl aus liep houbet verderbt. Es könnte allerdings die entfernte Möglichkeit bestehen , daß sie
aus liephaber = „ Freund “ entstellt wäre . Diese Bedeutung würde in den Zusammenhang durchaus passen .
Ein liephabende in derselben Bedeutung habe ich nicht belegt gefunden . Die Konjektur Lasson8 Zfd Ph 9
8. 19 zu S. 580,8 swenne) dien ein liep geht in dieselbe Richtung und besagt: „ wenn denen ein liebes
Haupt ( = ein lieber Freund ) stirbt“ .
i Gregorius M . Hom . in evang. II hom . 25 n . 2, PL 76, 1190 C : Prius ergo non inveniendus
quaeritur, ut post inventus strictius teneatur. — Pahncke ( Diss. S . 32 ) bezieht den Rv. oben Z . 2 auf
Pf. 8 .116 ,5ff., 17f., 36f. = oben S . 173,1ff. ( Paulus-Zitat) ; 175,4f.: Etlîche liute erstânt alzemâle,
sie erstânt aber nihtmit Kristô . Dar umbe, swaz sîn ist, daz solalzemâle ûfstân .; 176 ,5ff.: Driu zeichen
sint, ob wir alzemâle ûferstân .; 179,1f.: Swer alzemâle ist ûferstanden mit Kristô, des ist ein zeichen ,
ob er got obe zît suochet. Es ist aber o . w . erkennbar, daß diese Stellen inhaltlich nichts mit der vor .
liegenden Stelle zu tun haben , daß sich demnach der Rv. nicht auf sie beziehen kann. Auch die Stelle Pf.
8 . 120,36f. = DW 1 S . 313,1 : Nû 'stant in der porte '. Swer dâ stât, des lide sint geordent., auf die
Pahncke a .a . 0 . hinweist, hat inhaltlich keinen Bezug zu den obigen Ausführungen Eckharts. Ich vermag
allerdings auch meinerseits nicht anzugeben , auf welche Stelle Eckhart sich mit dem Rv. in Z . 2 bezieht.
2 Zu Z . 3ff. vgl. ähnlich Par. an . S . 37, 12ff.: sitzen bedudit ruwe, stein erbeit, gein unstedekeit.
hirumme sal di sele sitzin , daz ist in einir fordruckiter othmudikeit under alle creature, . . . ; DW 1
8 .73,6ff.: Nû seite ich iu gar eben vor: swer von oben wil enpfâhen , der muoz von nôt unden sîn in
rehter dêmüeticheit . Und wizzet daz in der warheit: der alzemâle nicht unden ist, dem enwirt ouch
nihtes niht noch enpfæhet ouch niht, swie kleine ez joch iemer müge gesîn . — Zu 2 . 4ff. vgl. oben
S. 565,6ff. und dort Anm . 3 , wo gesagt ist, daß nach Pahncke ( Diss. S. 31) der Rv. oben 2 . 4 sich
auf die angegebene Stelle bezieht. Vgl. noch etwa DW 5 S. 369f. Anm . 415; oben 8 .414,1ff. und dort Anm . 2 .
581
Predigt 55
kopf1 næme und in saste under die erde, er möhte mê enpfâhen , dan ob er stüende obe der
erde ; aleine sîn doch sô wênic wäre, daz man ez kûme geprüeven möhte , doch so wäre
ez etwaz. Ie mê der mensche in den grunt rehter dêmuot gesenket wirt, ie mê er gesenket
wirt in den grunt götlîches wesens.
5 Ein meister : sprichet : herre , waz meinest dû dâ mite, daz dû dich dirre vrouwen 119,35
sô langemohtest entziehen ; wâ mite hât si ez verschult, oder waz hât si getân ? Sît dem
mâle, daz dû ir ir sünde vergæbe, sô enhât si niht getân , wan daz si dich minnete. Hæte
si iht getân , daz vergip ir durch dîne güete. Minnete si dînen lîp , dô weste si doch wol, 40
daz diu gotheit då bî was. Herre, ich spriche dir an dîne götlîche wärheit, daz dû hâst
10 gesprochen , dû würdest ir niemer benomen . Dû hâst wâr, wan dû kæme ûz irm herzen
nie und sprache: 'der dich minnete, den wellest dû wider minnen , und der dâ vruo ûf ist ,
dem wellest dû erschînen ’. Nû sprichet sant Gregórius: wære got tætlich gewesen und 120,5
sölte er sich ir als lange hân entzogen, überein im wære sîn herze gebrochen .

6f. Vgl. Luc. 7 ,47 : Propter quod dico tibi: Remittuntur ei peccata multa, quoniam dilexit
multum . 11f. Vgl. Prov. 8,17: Ego diligentes me diligo : et quimane vigilant ad me,invenientme.

I saczt in Str, mê] mer mail Str , ob ] so BT fehlt Str , er stüende obe fehlt G ,
(Hom .) 2 aleine bis 3 mensche ] man mocht in auer chavm geprunnen ( !) also der mensch is
mer Str, 2 aleine bis wênic ) sin allain wenig wåre G , aleine) wiewol BT gespüren
BT 3 dem grunde PfStr, den ) dem G ,BT rehter ) der B , diemůtichait Str, N ,
G, gesenket !) sinchet gesenkt N , wirt ,) würde Pf wurde Str, wåre B , wer BT ie bis
4 grunt fehlt G , 3 ie bis 4 wirt] also wirt er Str , fehlt PfStr . (Hom .) 3f. er wurde gesenckt
BT 4 wirt] wurde B , 5 Ein bis 13 gebrochen . fehlt BT 5 Nu spricht ein meister
Ka d az dû dich ] da du Gg
woricht Str , seminnet hathuld Str, 2.)Si das malomon
hâta ] hatte Ka
6 mahst N , B G
verziechen e z] das G , Ka
6 f. Sît d . m .,] Si dasmål G , dar nach Str,
ver.
7 ir fehlt N .
Ka ir sünde ) ir sånden Ka, die schuld Str, enhât] hatte Ka w an ) denne PfStr , Str,
den N ,Ka minnete.) geminnet hăt G , lieb hat gehabt Str, 8 ir ] du N ir d o ] so Str,
G waiz Str. 9 diu ) din Gg dâ ] dýr B , was.) ist Strą daza) die B , dû bis
11 spræche: fehlt G ,B (Hom .) 9 dý do h . Ka , 10 werdest Str, wirst G , genomen
Str N . wan fehlt StrgGgN , 11 sprichest Str, sprich N , spricht Gg 'der) wer Str , B ,Ka,
das din G , minnete,] minnet PfStr , N , minne B , lieb hab Str , weltest G dû ] dus
Gg wider m .,) auch lieb haben Str, N
der dâ ] swer Strg fehlt i st,] Bsi 1 2 weltest
G, Nû] also B , wære ) vnd w . Bg g otlich Str 13 er fehlt B , ir fehlt Str , en
zogen h. N , erzogen h . Str, erzogen Ka,G zeprochen Str, zerbrochen G ,

1 2 . 1 kopf hat die Bedeutung von „ Becher“ , „ Topf“ . Übersetzung des Satzes: „ Wenn einer einen
Becher nähme und ihn unter die Erde setzte , 80 könnte der Becher mehr in sich aufnehmen , als wenn
er auf der Erde stände; wenn es auch so wenig wäre , daß man es kaum wahrnehmen könnte , 80 wäre es
gleichviel etwas“ .
Zu Z . 5ff. vgl. etwa Pseudo-Origenes a .a . O . pag. 451: . . . et ô dulcissimemagister , quid post
haec peccauit in te haec discipula tua, aut in quo postea offendit dulcedinem cordis tui haec amatrix
tui, quia sic recedis ab ea ? Nos post haec nullum aliud peccatum de ea audiuimus, nisi quia quando
sepultus fuisti ante omnes ualde mane uenit ad monumentum tuum , ferens unguenta quibus ungeret
corpus tuum : . . . ; 453: Dulcis magister, ad quid quaeso prouocas spiritum huius mulieris ? ad quid
commoues animam eius ? .. . An putas quod ipsa cognoscat te , quam diu uolueris celare te ?
582
Maria Magdalena venit ad monumentum
Nû ist ein vrâge, war umbe si unsern herren niht ensach , dô er ir sô nâhe was ? Vil
lîhte mohte sîn , daz si ir ougen verweinet hâte, daz si in snelliclîche niht enmohte gesehen .
10 Daz ander: daz sie diu minne hâte verblendet, daz si niht engloubete, daz er ir sô nâhe.
bî wære1. Daz dritte : si luogete allez verrer, dan er ir was; dar umbe ensach si sîn niht.
Si suochte einen töten lichamen und vant (zwêne) lebende engels. Ein ,engel' sprichet 5

i ein fehlt Str,Str,Ka ensehe N , dô] vnd Ka, di weil BT wår G . Vil bis
2 gesehen .) dz wz dez schult sý hatte ir ougen verweinet dz sú in niht snelliche gesehen mohte
Ka 2 sîn ,] daz s . Str , es sin G ,BT snelleich Str N , snelle B , niht hinter in G , ges.
m . Str, 3 Daz bis engloubete,] Oder dz sy villeicht die lieb also verblendet hatt / das sy nit
glaubt hett | BT erblendet ka
bis verrer ] Auch so lågt sy etwas verrer BT
ir hinter 4 bî N , B , Sibis Schlustz N C,als St. Daz
4 bi] gewesen BT fehlt StrąG , Daz
sil ] daz si Str , allez] alz N , G , als Str , fehlt
Str , verre Str, N , ferr Gg i r fehlt G , sîn ) in G ,BT 5 Sibis Schluß fehlt Ka, 5 und
bis 584, 3 meister,] vnd als einen botten / das ist / als einen der von got gesant ist / vnd sucht jn als ein
waren got vnd menschen . Ein meister spricht / Gotes eygenschafft ist BT 5 zwêne fehlt in allen
H88. lebendig Str N , lemtig Strą sprichet fehlt Ni

1 Zu Z . 1ff. vgl. Pseudo-Origenes a . a . O . pag. 451: Facta erat exanimis, facta insensibilis, sen
tiens non sentiebat, uidens non uidebat, audiens non audiebat: sed neque ibi erat ubi erat, quia tota
ibi erat ubi magister erat, do quo tamen ubi esset nesciebat. Quaerebat eum et non inueniebat, et
ideo stabat ad monumentum et plorabat, tota lachrymabilis , tota miserabilis .; 453: Mulier ista , quia
densa nube doloris obtecta non uidebat solem , quimane surgens radiabat per fenestras eius, et per
aures corporis sui, iam intrabat domum cordis sui: sed quoniam amore languebat, isto languore sic
oculi cordis eius caligabant, ut non uideret quem uidebat: uidebat enim Iesum , sed nesciebat si esset
Iesus.; In Ioh . n .704 : Vel secundo ait foris plorans, quasi dicat : plorabat, quia se adhuc foris inveniebat
et foris stantem . Magdalena amatrix dei typum gerit animae amantis et desiderantis deum . Haec
enim semper stat plorans quam diu se sentit foris esse et non plene in deo ; stat quidem , quia utcumque
est in deo ; plorat autem , quia imperfecto est in ipso .; n . 705: quid est quod plorat ? Nonne Christo
credebat qui se die tertio dixerat resurrecturum ? Ad quod potest dici tripliciter. Primo secundum
Origenem : » quomodo memor esset, cuius anima per quam memorari deberet iam mortua fuit cum
Christo, utpote unum facta cum ipso per amorem ?« Vel secundo dicamus sic : quod ad litteram dolor
et fletus memoriam sensitivam naturaliter intercipiunt. Adhuc tertio : magnitudo amoris nec unius
horae morulam patitur, quanto minus triduum . Iterum etiam sibi iam ex amore vehementi plus quam
triduum videbatur pertransisse.
? Zu 2 . 4f. vgl. In Ioh. n .706 : Rursus quid est quod plorat inconsolabiliter, cum desiderium
quaerentis videatur plus quam impletum ? Quaerebat enim unum hominem mortuum et invenit duos
pro uno, angelos pro homine, viventes pro mortuo. Origenes respondet optime dicens quod desi
deranti deum poena est etiam videre aut cogitare creaturam . Vel dicamus ad litteram : quaerenti et
vere amanti unum omnis numerus gravis est ad videndum .Quaerenti et vere amantihominem odiosum
est omne quod non est homo: sic angelus sicut formica. Similiter quaerenti et vero amantimortuum
onerosum et poenosum est omne non -mortuum .; Pseudo -Origenes a .a . O . pag. 451: Mulier quid ploras ?
O Maria , ecce magnam consolationem inuenisti, et forsitan melius tibi contigit quam sperasti. Nam tu
quaerebas unum , et duos inuenisti. Quaerebas mortuum , et uiuentes reperisti.; vgl. auch oben S . 119,1ff.:
Origenes sprichet: »Maria Magdalenâ suochte unsern herren ; si suochte einen töten menschen und
vant zwêne lebende engel «, und ir engenüegete niht dar ane. Si hâte reht, wan si suochte got.und die
dort Anm . 1 verzeichneten Vergleichsstellen , insbesondere Sermo IV ,2 n . 30, LW 4 S. 32 Anm . 1 sowie oben
S . 87,2ff. und S . 88 Anm . 1. Vgl. ferner unten S . 588,3f. — In 2 . 5 habe ich das in allen H88. fehlende
zwêne in Anlehnung an den oben S. 575,3 zitierten Schrifttext ergänzt; vgl. auch unten S .584,4 ; oben
S. 119,2f.; unten S. 588,4 . Die Ergänzung ist im Sinnzusammenhang des Satzes notwendig.
583
Predigt 55
als vil als ein ,bote und ein ,bote' als vil als ,der dâ gesant ist‘1. Sô vinden wir wol, daz
der sun gesant ist und der heilige geist ouch gesant ist; aber die sint glîch . Aber ez ist 120,15
gotes eigenschaft, sprichet ein meister, daz im niht glîch enista. Wan si suochte, daz
glîch was, und vant unglîch : ' einen ze den houbeten , den andern ze den vüezen 's. Sô
5 sprichet aber der meisterf: ez ist gotes eigenschaft , daz er ein sî. Wan si dô éinen suochte
und zwêne vant, dar umbe enmohte si niht getroestet werden ,als ich mê gesprochen hân5. 20

4 Sieh oben S . 575,3 .

1 botol bis als ] botten oder als G , dâ fehlt Str N , G , wol, fehlt Str, 2 sun ) sant ist
(radiert ) Stra und ) wann Str, geist fehlt B , die ] sie Pf Aber ez ist) iz ist auer Strą
G
vnd ist aber 3 Is sprichet ein maister Str , enist . bis 4 ' einen ) ist / Aber die engel sein
(sind BT! ) all gleich Nun sůcht sy das vngleych waß vnnd fand gleich / das ist zwen engel / einen
BT 4 und vant] do vant si Str , den andern ] vnd ain Str N Sô bis 5 meister:) Nu
sprichet der maister auer Str, fehlt BT 4 Sô] Nun Gg 5 aber ) er (v . der8. Hd . über d . Zeile )
awer N ist auch g. BT ein ) ainig G , sein N . Wan bis 6 vant,] Nun sucht sy ein / vnd
fand doch zwen BT 6 vand zwen Str, vmb so mocht Str, als bis hân . fehlt Strg

1 Vgl. IsidoriHispalensis Etymologiae VII c. 5 n . 1f. (ed . Lindsay I ) : Angeli Graece vocan
tur, Hebraice malachoth , Latine vero nuntii interpretantur, ab eo quod Domini voluntatem populis
nuntiant. Angelorum autem vocabulum officii nomen est, non naturae . Semper enim spiritus sunt,
sed cum mittuntur, vocantur angeli.; Gregorius M . Hom . in evang. II hom . 25 n . 3, PL 76 , 1191 B :
Quid est quod in loco dominici corporis duo angeli videntur,unus ad caput, atquealius ad pedes sedens,
nisi quia Latina lingua angelus nuntius dicitur, et ille ex passione sua nuntiandus erat, qui et deus
est ante saecula , et homo in fine saeculorum ?
3 Zu 2 . 2f. vgl. DW 1 S. 107,5f. und die dort Anm . 2 verzeichneten Parallelen , insbesondere die
S . 108f. aufgeführten lateinischen und deutschen Textstellen Sermo XLIV n . 437, LW 4 S . 367,7ff.: Dei
enim proprium est non habere similem aut simile . und dort Anm . 4; Sermo XLIX n . 509 , S . 424 ,5f.;
In Exod. n . 39, LW 2 S. 44, 12ff.: Dicit tamen RabbiMoyses istum modum attribuendi sive nomi.
nandi ex comparatione deo non competere. . . . Deo autem nihil est nec dici potest simile , primo,
quia ipse »nihil commune habet cum aliqua re «, . .. und dort Anm . 4, wo auf Maimonides Dux
neutrorum I c. 51 (19r 27) verwiesen ist; n . 118, 8 . 112 , 16ff.; In Ioh. n . 229, LW 3 S . 192,5f.; Pf.
S . 143,12f.: Ein meister sprichet: got ist ein wesen , dem niht gelîch ist noch niht gelîch mac werden .;
oben S. 89,6f.: Wan daz ist gotes eigenschaft und sîn natûre, daz er unglîch sî und niemanne glîch si.
und dort Anm . 4 .
• Der BT-Text zu 2 . 3 enist. — 4 ' einen (sieh d . Var.-App .) ist eindeutig durch Mißverständnis
entstellt.
4 Zu 2 . 4f. vgl. Maimonides Dux neutrorum I c. 51 ( 19r 53) : . . . creator est vnus, et non est
in oo multitudo, . . .; vgl. auch oben 8 .559 Anm . 1; Sermo IV , 2 n . 30, LW 4 S. 31,8ff.: Tertio , quia
omne nomen sive universaliter omne, quod numerum notat aut numerum facit in conceptum venire
sive in cogitationem , longe est a deo , quia secundum Boethium » vere unum est, in quo nullus
numerus« est, nec cogitatus quidem . und dort Anm . 3, wo auf De trin . c. 2 (ed . Peiper S. 153,39— 40)
verwiesen ist.
5 Zu 2 . 5f. vgl. oben S . 583,5ff. und dort Anm . 2 sowie oben Anm . 1. - Ich halte es für möglich ,
daß der Rv. in 2 . 6 nicht den voraufgehenden Satz, sondern den folgenden , von Eckhart häufig zitierten
bzw . exegesierten Schrifttextmeint. Str , läßt,wie auch sonst (vgl. DW 1 S . 355 unter „ Filiation der H88." ) ,
den Rv. aus. Vgl. auch oben S. 581,2 und 4 und dort Anm . 1 und 2.
584
Maria Magdalena venit ad monumentum
Unser herre sprichet: 'daz ist êwic leben , daz sie dich aleine bekennen einen gewâren got’i.
Daz wir in alsus gesuochen und in ouch vinden, des helfe uns got. Âmen .

1 Ioh . 17,3 : Haec est autem vita aeterna: Ut cognoscant te, solum Deum verum , . . .

1 sprach BT ê wic ] daz e. Str, sie d.] sich G , aleine ) einenB e inen fehlt
Str , waren Str2N , BT 2 Das wir in also bekennind vnd vindint das wir mit im ewig
leben habind daz helf vns got Amen G , sůchen Str ,BT in fehlt Str, B ,BT helfe bis
Amen .) helf etc. N , helf vns et cetera Strą

1 Der Schrifttext Joh . 17, 3 ist Gegenstand der beiden voraufgehenden Predigten 54a und b und wird
von Eckhart an einer Reihe von anderen Stellen exegesiert, vgl. oben S . 564,1ff. und dort Anm . 1 ;
S . 548, 3f. und dort Anm . 1; S . 378,1ff. und dort Anm . 1.

585
PREDIGT 56 (Strauch Par. an . Nr. 26 S .61)

Handschriftliche Überlieferung (sieh Strauch a .a . O . S . XXIV zu Nr. 26 ):


H , f.7lv - 72v .
O f. 49r — V = Strauch Par. an . Nr. 26 S . 61.
Nikolaus von Landau (NvL) hat die Textstücke unten 8.588,1 Maria — 9 hine geleget?: + 10f. Dar
nach — 589,6 offenbarunge. + 7 Maria - in , in seine Predigt Venit Maria Magdalena eingebaut :
Kıb f. 62rbvb , alte Zhlg . : f. 208rb / vb ; vgl. Zuchhold S . 142 Nr. 16 und dort Anm . 1.1
Die Predigt fehlt in Sto ; vgl. Quint Handschriftenfunde S . 219.
Filiation der Hss .: O und H , stehen in dem bekannt engsten Verwandtschaftsverhältnis zueinander.
Ihre Texte stimmen bis auf wenige Belanglosigkeiten genau überein . Die Textexzerpte, die Nikolaus
v . Landau aus Eckhart-Predigten entnommen hat, sind, wenn sie auch in OH , überliefert sind , eng
mit diesen verwandt ; vgl. DW I S . 340 unter „ Filiation der Hss.“ . Der vorliegende Text weist aber,
wie bei allen aus Eckharts Predigten entnommenen Textstücken , auch diesmal Sondervarianten bzw .
Plusstücke auf, die nicht ursprünglich sind . Hier, wie in anderen Fällen , kennzeichnet Nikolaus von
Landau die Eckhart-Exzerpte durch sprichet ein lerer oder spr. ein Meyster, sieh d . Var.-App . zu
S . 588,2 , 6 ; 589,1, 3.
Textkonstituierung : Es ist bekannt, daß der Verfasser der Sammlung Par. an . die von ihm aufgenom
menen Predigttexte mehr oder weniger systematisch gekürzt hat; vgl. oben S . 207f. und Seppänen
S . 9 . Im vorliegenden Falle dürfte es o. w . deutlich sein , daß in Par.an. nur ein Stück der ursprüng .
lichen Predigt erhalten ist, ohne daß man erkennen könnte, wieviel fehlt. Was erhalten ist , dürfte im
ganzen verläßlich und verständlich sein . Ich habe denn auch , abgesehen von einigen Interpunktions
änderungen ,wie Strauch , den 0 - Text übernommen und im Var.-App. die spärlichen Varianten von
H , und die zahlreicheren von NvL verzeichnet.

Echtheit: Hsl.Zuweisung in OH , sieh im Eingang des Variantenapparates. Die Predigt enthält keinerlei
Rückverweise . Ihre Echtheit scheintmir nicht nur durch die ausdrückliche Zuweisung in OH ,, sondern
zudem durch charakteristische Übereinstimmungen mit der voraufgehenden Predigt auf denselben
Schrifttext gewährleistet zu sein . Ich habe auf solche Stellen sowohl in den Anmerkungen der Pr. 55
wie in denen zur vorliegenden Predigt hingewiesen , vgl. unten S. 588 die Anmerkungen 3 und 4. Die
Echtheit wird aber weiterhin bestätigt durch inhaltliche Übereinstimmungen mit Stellen der Pseudo
Origenes-Homilie, die sich sowohl in der voraufgehenden Pr. 55 wie im Johanneskommentar finden ,
vgl. unten S . 588 Anm . 2, 4 ; 589 Anm . 4 . Dazu kommen einige kennzeichnende Parallelen zu echten
Werken Eckharts, sieh unten S . 589 Anm . 4 (DW I S . 69,8ff.) ; Anm . 5 (DW 1 S . 285,4ff.). –
S . 589 Anm . 4 (LW 4 S . 81,4 .).
Noch weniger als bei der vorigen Predigt ist in dem vorliegenden Predigtfragment so etwas wie
ein bewußter und geplanter Aufbau zu erkennen . Im ersten Abschnitt (588, 2 — 7 ) äußert sich Eckhart

i Zuchold identifiziert das bei NvL überlieferte Textstück richtig mit O f. 49r — v, jedoch dar
über hinaus fälschlich auch mit Pf. Pr. 34 , Jostes Nr. 48 und St.Gallen 966 (= G ) p . 94 - 98. Indes
handelt es sich hier um die Überlieferung der Predigt 55, sieh oben S. 572f.
586
Mâriâ stuont ze dem grabe und weinete
wieder im Anschluß an Pseudo -Origenes über die Frage,warum Maria Magdalena im Gegensatz zu den
Aposteln (Petrus und Johannes), die geflohen waren , furchtlos am Grabe verweilte : weil sie in der
Einigungmit ihm alles verloren und also nichts mehr zu verlieren hatte . Im zweiten Abschnitt (588,8
589,6 ) erklärt Eckhart, weshalb Magdalena Christus nicht gleich erkannte und sagt, daß der Mensch
nie weiß , wann Gott kommt und wann er geht; er fühlt vielmehr nur seine Gegenwart. Im dritten
Abschnitt (589, 7 – 590, 2) führt Eckhart zunächst aus, daß Maria Magdalena nur Gott (Christus) suchto
und daß ihr alle Kreaturen , also auch die Engel und der vermeintliche Gärtner, ein Nichts waren
und Schmerz verursachten . Anschließend (589,91.- Schluß) führt der Prediger dann sechs Stücke auf,
die ein Mensch haben muß, wenn er, wie Magdalena, Gott suchen und finden will. Diese sechs Stücke
sind ganz knapp nur in je einem Satz angedeutet. Wahrscheinlich waren sie im ursprünglichen Text
umfang breiter ausgeführt und vielleicht auch nicht in einer Aufzählung geboten .

587
'Marîâ stuont ze dem grabe und weinete ' i.

Ezwas wunder, alsô sêre als si betrüebet was,daz siweinen mohte.»Minne machete
sie stânde, leide weinende« ?. 'Dô gienc si vürbaz und luogete in daz grap'. Si suochte einen
toten menschen 'und vant zwêne lebendige engel'3. Origenes4 sprichet: si stuont. War
5 umbe stuont si, und die aposteln wâren gevlohen ? — Si enhâte niht ze verliesenne ; allez, 61,10
daz si hâte ,daz hâte si an im verlorn. Dô er starp, dô starp simit im . Dô man in begruop,
dô begruop man ir sêle mit im . Dar umbe enhâte si niht ze verliesenne.
'Dô gienc si vürbaz'; dô begegente er ir. 'Dô wânde si, daz er ein gartenære wære, 15
und sprach : ,wâ hât ir in hine geleget ?'' Si was also gar an in vervlizzen ", daz si sîner
10 worte niht dan ein behalten hâte : ',wâ hât ir in hine geleget ?“ Daz sprach si ze im . Dar

1 Vgl. Ioh . 20,11: Maria autem stabat ad monumentum foris plorans: . . . inclinavit se , et
prospexit in monumentum : 12: et vidit duos angelos . . . 8f. ; 10 Vgl. Ioh . 20,15 : Illa existimans
quia hortulanus esset, dicit ei: . . . dicito mihi ubi posuisti eum : .. .

Zuweisungen : Maria stunt zu dem / grabe vnd weinete In disir / prodigade lerit meister eckart
(Meister Echard H ,) daz / maria magdalena unsin herrin (2va ) suchte vnd di sele di in / vindin sal
di sal seis stuc- /ke an ir haben di vn (in H ) / vindin sal OH , ( Inhaltsverzeichnis : O f. 2rb - va (Par.
an . S. 3), H , f. 20 — 3r )
Überschriften : Sermo de tempore (auf d . Rand :) XXVI OH ,
1 Mariâ ]Maria stabat ad monumentum foris plorans etc .Maria magdalena NvL 2 wunder ,]
wonder sprichet ein lerer NvL geweinen NvL Minne) gotliche m . NvL 3 leide) vnde
das leit daz sie nach hatte daz mahte sie NvL si bis Si] sie vorbaz in daz grab vnd lågete dar in
vnde NvL 4 Origenes bis stuont.] Nů sprichet ein lerer Origenes Daz Maria magdalena stůnt bi
deme grabe NvL 5 und bis wâren ) die wile die zwelfboden vnde die jüngern waren NvL Si]
wande sie virleib stende wanne sie NvL 6 im '] xpo NvL Dô ) Alse ein Meyster sprichet da
NvL si®] ir gemůde NvL 7 man ] sie NvL niht] nůmme NvL 9 Christū NvL Si]
bis 10 im .] sagent mir ez daz ich in wieder öf hebe NvL 9 geflißen H ,

1 Vgl. oben S . 576 Anm . 1, wo vermerkt ist, daß der Schrifttext dem Evangelium des Donnerstags
in der Osterwoche entnommen ist.
2 Vgl. Pseudo-Origenes Homilia super Maria stabat ad monumentum foris plorans',Opera (lat. ),
Basileae 1571, tom . II pag. 450: Amor faciebat eam stare, et dolor cogebat eam plorare .
3 Vgl. oben S . 583, 5 und dort Anm . 2.
4 Zu 2 . 4 - vgl. oben S . 577 ,4 ff. und dort Anm . 2 . — Zu Z .6f. vgl. Pseudo -Origenes a . a . O . pag.
451: . . . sed neque ibi erat ubierat, quia tota ibi erat ubimagister erat, de quo tamen ubiesset nescie
bat; 452: Stabo igitur et hic moriar, ut saltem iuxta sepulchrum dominimei sepeliar. O quam beatum
corpus meum , si fuerit sepultum prope magistrum meum .
5 Par . an . S. 61, 15 forflozzin beruht wohl nur auf einem Druckfehler. Übersetzung: „ Sie war so
ganz mit ihm beflissen .. . "
588
Marîâ stuont ze dem grabe und weinete
nâch offenbârte er sich ir al einzelen '. Hæte er sich ir zemâle geoffenbâret, dô si an der
20 begerunge was, si wäre gestorben von vrouden . Weste diu sêle, wanne got in sie træte ,
si stürbe von vrouden ; weste ouch si,wanne er von ir vert, si stürbe von leide. Si enweiz ,
wanne er kumet oder wanne er vert. Si entsebet wol, wanne er bî ir ist . Ein meister
sprichet : sîn komen und sîn varn ist verborgen . Sîn gegenwerticheit enist niht verborgen , 5
wan er ist ein lieht, und des liehtes natûre ist offenbârunge 3.
25 Marîâ suochte got aleine ; des vant si in , und si enbegerte nihtes dan gotes. Diu sêle,
diu got suochen sol, alle créatûren suln ir ein pîne sîn . Ir was ein pîne, daz si die engel
sach. Alsô suln der sêle, diu got suochen sol, alliu dinc sîn als ein niht4. Sol diu sêle got
vinden , sô sol si sehs stücke an ir haben . Daz êrste : daz ir vor süezlich was, daz ir daz 10
30 bitter werde. Daz ander: daz ir diu sêle ze enge werde, daz si in ir selben niht blîben en
künne 5. Daz dritte : daz si nihtes dan gotes beger. Daz vierde: daz si nieman getræsten

1 al einzelen ) alenzilon 0 alenzelin H , allen ziln NvL H æte] Wanne ez sprichet ein lerere
hede NvL sich anegendes ir zů male geoffinbaret NvL offinbarito an ) in
NvL 2 Weste] Wanne w . NvL sie ) di 0 3 si ] sprichet ein Meyster sie NvL von
1.] vor leiden H , 4 veret von ir Sie NvL 4f. Es sprichet ein heylege NvL 5 Sîn ] Si
O vnde sine NvL 6 ist fehlt NoL l iehtes fehlt NvL offenb .bis 7 in ,] Öffinbarunge
Wanne wo ein lieht ist daz lühtet vnd öffinbaret sich selbir Von nů maria magdalena xom daz hym
melsche lieht drůg in irre sele Dar Ýmme offinbarete er sich ir Wanne sie in sůchte niemannes me danne
in alleine Dar Ömme vant sie in NoL (Schluß des Exzerptes ) 9 als fehlt H , 10 ir?) er H , süez
lich ] zů selich H , 11 ir? ] er H ,

1 Dieses al einzelen = „ ganz im einzelnen “ , „ nacheinander“ , „ Zug um Zug“ . Die im Var.- App.
verzeichneten Entsprechungen alenzilen 0 alenzelin H , allen ziln NvL dürften aus dem von mir er .
schlossenen Text entstellt sein . Der folgende Satz 2 . 1f.: Hæte er sich ir zemâle geoffenbâret, . . . läßt
deutlich erkennen , daß das von mir konjizierte al einzelen im Gegensatz zu zemâle steht, das die Bedeutung
von „ auf einmal“ , „ 80gleich ganz“ hat.
Übersetzung von 2 . 1ff.: „ Hätte er sich ihr völlig offenbart, als sie sich noch im Zustand des Ver .
langens (Begehrens) befand , sie wäre vor Freude gestorben . Wüßte die Seele , wann Gott in sie einträte,
sie stürbe vor Freude; und wüßte sie überdies, wann er von ihr geht, sie stürbe vor Leid . Sie weiß weder,
wann er kommt, noch wann er geht (abzieht); sie merkt (spürt ) wohl,wann er bei ihr ist“ .
3 Vgl. Pf. Spr. 49 S. 615 ,11ff .: . . . wan des liehtes eigenschaft ist daz, daz ez an ime selber ist
lûter unde clâr und ist anderer dinge offenbarunge.; Lib . pos. S . 678, 17f.: Daz ist niht anders dan
ein offenbarunge gotes sich selben ime selben in der sêle.; Jostes S . 81,3f.: Nů můg wir merken di
volkůmen offenbarung unsers herren gotes an allen dingen , wie sich gotlich lieht pligit zu beweisen .,
Thomas S. c. gent. II c. 79: Operatio enim rei demonstrat substantiam et esse ipsius : quia unum .
quodque operatur secundum quod est ens, et propria operatio rei sequitur propriam ipsius naturam .
( Vgl. Seppänen S . 87 und dort Anm . 2 .)
4 Zu Z . 7.ff. vgl. Pseudo -Origenes a . a . O . pag . 452: Ego autem quaero creatorem , et ideo mihi
grauis est ad uidendum omnis creatura.; In Ioh. n . 706 : Origenes respondet optime dicens quod
desideranti deum poena est etiam videre aut cogitare creaturam .; Sermo VIII n . 84 , LW 4 8 . 81,4f.:
Origenes super 'Maria stabat' ; » deum quaero ; idcirco poena est ad videndum omnis creatura «. und
dort Anm . 4 . — Zu Z . 9 alliu - niht. vgl. etwa DW 1 S. 69,8ff.: Alle crêatûren sint ein lûter niht. Ich
spriche niht, daz sie kleine sîn oder iht sîn : sie sint ein lûter niht. und dort S . 70 Anm . 1 ; 80,11 und dort
Anm . 5 .
5 Zu 2 . 11f. vgl. etwa DW 1 S . 285,4 ff.: Dâ si (d .h . die Seele ) noch zuoversiht hật ze disen nidern
dingen und si iht mit sinnen in sich ziuhet, dâ wirt si zehant enge ; . ..
589
Predigt 56

enmüge dan got. Daz vünfte : daz si kein widerkêren habe ûf vergenclîchiu dinc. Daz
sehste: daz si keine inwendige ruowe enbabe, er enwerde ir wider .
Biten wir etc.

2 si] he o 3 Biten wir fehlt O

1 Übersetzung von 2 . 1f. „ Das sechste: daß sie keine innere Ruhe habe, es seidenn, daß er ( = Gott)
ihr wieder zuteil werde“ .

590
PREDIGT 57 (Strauch Par. an . Nr.61 S . 128 — 131)

Handschriftliche Überlieferung (sieh Strauch a.a.O . S. XXVIII zu Nr.61):


B f.106 - 107v ; vgl. Priebsch I S. 138, Skutella , ZfdA 71 S. 79.
B12 f. 9r - 10v ; vgl. Skutella ZfdA 67 S. 107.
H , f . 156v - 160r.
N, f. 871 — 88r, Fragment = unten S. 602,6 Plât6 — 606 ,4 vliezen !'
O f. 103r - 105V = Strauch Par. an . Nr. 61 S . 128 – 131.

Filiation der Hss.: 0 und H , stehen in dem bekannt engsten Verwandtschaftsverhältnis, wie ihre
Übereinstimmung gegenüber B ,B12 (und N2) durchgängig erkennen läßt. Ich weise nur auf einige dafür
kennzeichnende Stellen des Variantenapparates hin : S . 595 ,1 und — 2 muotwillen . ; 599,1 Ich - ge
sprochen ,] Ez ist dicke gesprochin ; 600,6 her vür] got en (vn ) ; 10 mir] mime antlitze; 15 niuwe] alt;
602,2 Sie - 3 bliben . fehlt ; 605,8 einvaltig fehlt ; 606,2 die — vruht] daz ist ein forsmac. An diesen Stellen
war m . E . der Prototyp von OH , bereits fehlerhaft . Die enge Zusammengehörigkeit der Hss . B , und
B1, verrät sich ihrerseits durchgängig in Übereinstimmungen gegenüber OH ,, wofür ich wieder nur auf
einige bedeutsamere Beispiele im Var.-App. hinweise: S .595, 3 solvride, ; 595,6 die créatúren fehlt ;
8 daz— 9 andern. fehlt ; 597,2 ergiuzet] engusset jn den hailgen gaist ; 6 verret; 600, 11 gesåch ; gestirne;
603, 2 in mir erschynet ; 604, 1 der ez . w .) dem dicz w . ; 5 wit,] nauch synem wyllen wytt vnd grosß ; 605, 3
wider fehlt. Diese in B , und B12 übereinstimmenden Varianten sind fehlerhaft und weisen auf eine
gemeinsame, an den vorgeführten Stellen bereits unursprüngliche Vorlage. Mit dieser Vorlage aber
muß auch der Text von N , verwandt sein , wie die folgenden charakteristischen Übereinstimmungen
von N , mit dem Text von B ,B1, verraten : 602, 9 das ir schyn nymmer (nymmer mer N2) erschynet
B B N ,; in ) mit ; 604 ,6 Augustinus - begerunge. steht in B B N , hinter 605 ,3 dinc.; 605 , 7 ',tuo mir
ûf,] zu mir; wan si ist fehlt ; 9 daz ist : fehlt. Zumal die Stellung von 604,4 Augustinus- begerunge.
ist o. w . als unursprünglich zu erkennen und daher für die Zugehörigkeit des Ng- Textes zu B B12
beweisend. Daß keiner der drei Texte von einem der anderen unmittelbar abhängig sein kann , lassen
ihre jeweiligen Sondervarianten erkennen . Aufs ganze gesehen , bietet B , gegenüber Big mehr Son
dervarianten und eindeutige Fehler. Und wiederum dürfte das N2-Fragment gegenüber B ,B12 im
ganzen mehr Fehllesarten enthalten . Indessen muß man sagen , daß der Text der Predigt durch
gehend in der ganzen handschriftlichen Überlieferung recht einheitlich und gut überliefert ist .
Textkonstituierung: Entsprechend dem oben dargestellten Filiationsbefund, nach dem sowohl die Vor.
lage von OH , wie die der Gegengruppe B B12N , bereits hie und da verderbt war, verdiente für die
Textkonstituierung weder die eine noch die andere Gruppe grundsätzlich die absolute Führung . Im
ganzen scheint mir allerdings B ,B1a(N2) gegenüber OH , den etwas besseren Text zu bieten . Indem
ich daher den relativ besten Text dieser Gruppe, B12, als Leittext wählte,habe ich doch bei der Text
kritik im einzelnen die Entscheidung zwischen OH , und B B12 (N2) auf Grund innerer Kriterien getrof
fen , nicht ohne N2, als zwischen OH , und B ,B12 vermittelnd, besonders zu berücksichtigen .
Echtheit : Hsl. Zuweisung in OH , sieh im Eingang des Variantenapparates . Der Rückverweis unten
S . 599,1 dürfte sich auf DW I S . 380,1 ff. der echten Predigt 22 beziehen , sieh unten S. 599 Anm . 1 .
Die Echtheit der Predigt wird insbesondere durch ihre Übereinstimmung in Augustinus. und
591
Predigt 57
Dionysius-Areopagita - Zitaten mit Stellen in lateinischen Werken bezeugt, so vgl. unten S . 596 ,1f.
mit dort Anm . 1 LW 4 S . 295 ,7 ff . (Dionysius); 603, 1f. mit dort Anm . 1 LW 3 S . 62,7ff. (Dionysius) ;
604,9ff. mit dort Anm . 5 LW 4 S. 152,8ff. (Augustinus); 81,2 (Augustinus); LW 3 S. 40,11f. (Au
gustinus); LW 5 S . 95 ,2 (Augustinus). Überdies spricht eine Reihe von weiteren Übereinstimmungen
der vorliegenden Predigt mit Stellen aus lateinischen und echten deutschen Werken für die Echtheit ,
so : S . 594 Anm . 2 (DW1 S . 296 ,8 ff.) ; S . 596 Anm . 2 (DW I S . 318 ,4 ff.; 174 ,4f.) ; S . 597 Anm . 3 (DW1
S . 146,3ff.); Anm . 4 (DW I S. 415 ,8ff.); S . 598 Anm . 1 (DW 1 S. 347, 10ff.) ; Anm . 2 (DW 1 S . 80, 11ff.);
Anm . 3 (DW 1 S . 408 ,1ff.); Anm . 4 (DW I S . 298,3ff.; 394,9ff.); S. 599 Anm . 1 (DW I S . 380 ,1 ff.;
136 , 1 ff . ; 402,3ff.) ; S . 600 Anm . 3 (oben S . 324 , 1 ff.); Anm . 4 (DW 5 S . 416 ,8ff .) ; S . 602 Anm , 1 (DW I
S . 287,4f.; oben S. 64 ,4 ff. ; DW 1 S . 174,4 ; oben S. 192,5ff.) ; Anm . 2 (oben S . 95 ,8f. ); Anm . 4 (oben
S . 67, 1 ; DWI S . 408 , 1f. ; S . 603 Anm . 1 (oben S . 135 , 1 ff . ; 369, 1 ff.; 369, 1 ff.; 95 ,11ff.) ; Anm . 3 (oben
S . 81,5ff.); S . 604 Anm . 3 (DW 5 S . 220 ,6f. ) - S. 594 Anm . 2 (LW4 S . 313,6ff.); S . 596 Anm . 1
(LW 4 S . 4 ,5ff. ; 3, 6f.) ; S . 597 Anm . 2 (LW 4 S . 466 ,5 ; LW 3 S . 177 ,7f. ; n . 629 ); Anm . 3 (LWI
S . 156 , 15); S. 598 Anm . 3 (LW 4 S . 421,8f.); Anm . 4 (LW 4 S . 4 Anm . 5 ); S. 600 Anm . 4 (LW 1
S . 440,6 ff.); S . 602 Anm . 2 (LW 2 S . 78,2 ); S . 606 Anm . 2 (LW 4 S . 281,2 ; LW 2 S. 246,9f.). – Die
von Eckhart bevorzugten Stilelemente sind in der Predigt zwar nicht in häufiger Verwendung, aber
doch hie und da anzutreffen : Antithese S. 595,8f.; 597,6 ff.; 599,9f.; 605, 10 ; 606 ,2 ff.; hyperbolischer
Ausdruck S. 596 ,4f.; 600,7ff.; Parallelismus S . 599,8f.; 603,1f.; gehäufte charakteristische Vergleiche
und Beispiele S. 599,3ff., 8ff.; 600,15ff.; 602,4 ff., 8ff.; 603,4 ff.; 604,1ff., 4ff. – Die Thematik der
Predigt ist echt Eckhartisch , auch wenn sie die Lieblingsideen Eckharts von der Geburt des Wortes
(Sohnes) in der Seele , der abegescheidenheit, des Wirkens âne warumbe usw . nicht ad hoc und in ex.
tenso vorträgt, sondern unausgesprochen voraussetzt. Gleichviel sind diese Lieblingsthemen des Pre
digers angeschnitten , seine Lehre vom Nichts der Kreaturen und der Gottebenbildlichkeit der Seele
(597,5ff.), seine Ideenlehre (600,5ff.), die Trinitätslehre (597,2ff.), die Lehre von der lúterkeit und
abegescheidenheit der Seele (596 ,2ff.; 598,2 ff.; 599,2 ff.; 605 ,3ff.). – Die etwas eingängige Zitierweise ,
nach der Eckhart in der Schlußpartie der Predigt ab unten S . 605 ,4ff. Stellen aus Cant. 2,9ff. mit
kurzen interpretierenden Ausführungen aneinanderreiht, könnte als gegen die Echtheit der Predigt
sprechend empfunden werden . Indessen verwendet Eckhart diese Hohelied -Zitate nicht ihres lyri.
schen oder poetisch -ästhetischen Elementes wegen , sondern stellt sie deutlich in den Dienst seiner
höchst eigenwilligen und charakteristischen , geistig -abstrakten, mystischen Interpretation im eng.
sten Zusammenhang mit der von ihm gestellten Thematik seiner Predigt; sieh den Schluß der Aufbau
skizze unten S. 593. Die Hohelied -Zitate werden in der Predigt in der für Eckhart charakteristischen
Weise ebenso mystisch -spekulativ interpretiert wie die echt Eckhartisch gewählten und interpretierten
Vergleiche der Predigt. Im Hinblick auf die Verwertung des Hohenliedes zur Gestaltung des Schluß .
teils der Predigt verweise ich aufdie ganz ähnliche Heranziehung von Cant. 1,4ff. im Schlußabschnitt
der Predigt 17 , DW 1 S . 291,7ff. ; vgl. auch noch etwa Pf. S. 141,24ff.
Der Aufbau der Predigt ist der der Homilie , d . h . Eckhart interpretiert die einzelnen Bestandteile
des zugrundegelegten Schrifttextes aus der Apokalypse des hl. Johannes nacheinander : 1. (594,4
595,2) Die Seele ist eine ' stať, die fest und einträchtig ist, ohne Tempel, da Gott selbst ihr Tempel ist,
eine 'stať ,die keines Lichtes bedarf,da die Klarheit Gottes sie erleuchtet. — 2. (595 ,3 — 11) 'Jérusalem ' =
,vride' besagt den Frieden unter den Kreaturen , die sich gegenseitig ergänzen und stützen und alle zu
ihrem Ursprung, zu Gott, zurückstreben . — 3. (596 , 1 – 597,4) 'heilic ': Heiligkeit bedeutet nach Diony.
sius völlige Lauterkeit , Freiheit und Vollkommenheit. Lauterkeit ist Freisein von Sünde, ist Gleichsein
mit Gott als Vorbedingung für den Eingang Gottes in die Seele. Ganze Vollkommenheit ist nur in
Gott. In den Heiligen dagegen gibt es wegen ihrer Liebe zu ihren irdischen Körpern, die in den Gräbern
ruhen , nur angenäherte Vollkommenheit. Daß Johannes das Geheimnis der Trinität, das vollkommene
Sich - Ergießen des Vaters in die Geburt des Sohnes und mit Güte als in Liebe in den Hl.Geist, auszu
sprechen wagte , war nur aufgrund einer Schau im Geiste möglich . — 4. (597,5— 600,2) Heiligkeit
bedeutet anderseits soviel wie ,was von der Erde (weg -)genommen ist'. Nur die Engel und die Seele
schuf Gott nach einem Seienden , u . zw . nach sich selbst, und obwohldie Seele gewissermaßen „ unter
dem Schatten “ des Engels geschaffen wurde, haben doch beide eine gemeinsame Natur (597,7 f.) ;
592
Vidi civitatem sanctam Ierusalem novam
hen Dinge am Körperzusam
allo irdisch -körperlichen Dinge aber sind nach dem Nichts und fern von Gott geschaffen . Und nur,
soweit die Seele sich von ihrem Körper und allen irdischen Dingen (d . h . vom Nichts, von der
Erde) zu lösen vermag, wird sie wieder, zusammen mit dem Körper, in ihre „ erste Lauterkeit" , in
der sie Gott geschaffen hat, zu Gott emporgetragen , ganz so wie alle Metalle ihrer eigenen Natur
beraubt und zur Natur des Wassers zurückgeführt werden müssen , aus der sie stammen , auf daß unter
der Einwirkung des Himmels und der Kunst aus ihnen Gold entsteht (599,3ff.). Diese Läuterung der
Seele ist ebenso schwer wie der wirkliche Besitz der Tugend. - 5. (600,3 — Schluß) Die 'stať war
'niuwe'. Nur, was seinem Anfang nahe ist, ist 'neu '. Gott aber ist unser Anfang . Gott hat die Dinge
nicht, wie törichte Loute glauben , ewig in sich erschaffen und dann mit arbeit in der Zeit hervorgebracht;
er hat sie vielmehr als ihre bilde von Ewigkeit her in sich âne arbeit, so wie ein oder tausend Spiegel
immer wieder 'neu ' mein Antlitz in sich abbilden , wenn ich davor trete , u . zw . ohne mein Dazutun
(600 ,5ff.) . Jede Seele hat, nachdem Gott sie in einen Körper gegossen hat, eine Liebesbindung an diesen
Körper, weshalb niemand sich selbst hassen kann (600 , 15ff.). Die Seele bedarf dieses Körpers als um .
hüllenden „ Mittels “ , um das göttliche Licht empfangen zu können , wiewohl sie Gott nicht erkennt,
solange sie im Körper ist, so wie man eines Schiffes nur bedarf, solange man auf Meeresfahrt ist, und
so wie die Sonne der Luft (als eines umhüllenden „Mittels “ ) bedarf, wenn ihr Schein auf der Erde
leuchten soll. Das Maß des göttlichen Lichtes, das die Menschen aufzunehmen vermögen , ist fünf.
fach abgestuft, angefangen von den Menschen, die wegen der völligen Trübung ihrer Gottähnlichkeit
nichts davon empfangen , so wie ein aufgewühltes (verunreinigtes ?) und getrübtes Wasser mein Ant
litz nicht spiegelnd aufnehmen kann , bis zu der fünften Gruppe, die das göttliche Licht zwar taghell,
aber doch nur wie durch einen Spalt aufzunehmen vermag . An Hand eines Augustinuszitats (604, 9ff.)
und einer knappen Deutung von Cant. 2,9ff., beider er die einzelnen Wendungen und Worte des Hohen
Liedes wörtlich zitiert und jeweils fast nur mit einem Satz interpretiert, gibt Eckhart die Mittel (den
rât 605 ,3 ), die Voraussetzungen an , deren es bedarf, auf daß die Seele Gott vollkommen erkenne und
Gott alle Vollkommenheit in die Seele sende.

38 Edhart, D 2 593
Vidi civitatem sanctam Ierusalem novam descendentem
de caelo a domino etc.

Sant Johannes sach ' eine stat’ 1.


Ein 'stat' bezeichent zwei dinc: daz eine, daz si veste ist, daz ir nieman geschaden
5 enmac ; ze dem andern mâle die eintrehticheit der liute . 'Dise stat enhâte kein betehûs;
got was selber der tempel. Man endarf keines liehtes der sunnen noch des mânen ; diu 128,95
klârheit unsers herren erliuhtet sie '.
Disiu 'stať bezeichent eine ieglîche geistlîche sêle 3, als sant Paulus sprichet: 'diu

1f.; 3 ; 4 ; 8 Apoc. 21, 2 : . . . vidi sanctam civitatem Ierusalem novam descendentem de caelo
a Deo . . . ; vgl. auch unten S . 595, 4 ; 596, 1; 600, 3. 5ff. Vgl. Apoc. 21,22 : Et templum non vidi
in ea. Dominus omnipotens templum illius est, . . . 23 : Et civitas non eget sole , neque luna . . . nam
claritas Dei illuminavit eam , . . . 8f. Vgl. 1 Cor. 3, 16 : Nescitis quia templum Dei estis, . . .

Zuweisungen : < secunde partis) XXX Vidi civitatem / sanctam (sanctam doppelt H ) irlm
novam descenden -/tem do celo (de c. fehlt H ,) etc . Hi bewisit / meistir eckart (Echard H ,) widi sele /
glichit sich irim vnd wo / fon si helic wirdit vnd wi / daz gotliche licht fünflei-/ge ludin ir schinit .
OH , ( Inhaltsverzeichnis: 0 f. 4vb ( Par. an . S . 6 ] , H , f. 6r)
Überschriften : De dedicatione (in d . Zeile ) de dedicatione XXX (auf d . Rand ) H , de dedicatio
*(aufd.Rand)°2 ad.etc.) apod.)erst Borm 4beEindar]f DiBoyOHBe, d
nibus (in d . Zeile ) XXX (auf d . Rand ) 0 .
1 novam bis 2 etc . fehlt OH , 2 a d . etc. ) apoki B12 uerzaichet
B12 daz eine,] Das erst B : fehlt B12 eine,] erst B , 5 ze bis mâle ) Daz andere
OH , eintracht OH , hett B1, hat B 6 in bedarf OH , bedarf B12B , der fehlt Biz
OH , noch fehlt B , des fehlt OH , 8 yett-/gliche B12 geistlîche fehlt OH , als
fehlt OH ,

1 Der Schrifttext ist der Epistel der Messe am Feste der Kirchweihe ( In Anniversario Dedicationis
ecclesiae) entnommen .
? Zu 2 . 4ff. vgl. DW 1 S . 296,8ff.: Diu stat daz ist diu sêle, diu wol geordent ist und gevestent
und behuot vor gebresten und ûzgeslozzen hât alle manicvalticheit und eintrehtic ist und wol ge.
vestent in dem heile Iêsus und umbemûret und umbevangen ist mit dem götlîchen liehte . und die
dort S . 296 Anm . 1 verzeichnete Stelle Sermo XXXVI n . 364, LW 4 S . 313,6 ff.: Nota : Iesus, salus,
vadit et venit in civitatem , id est animam bene munitam et securam contra temptationes carnis ,mundi
et diaboli, . . . Item civitas, id est civium , id est virium , potentiarum et affectuum , unitas, tranquillitas. ;
Sievers ZfdA 15 S . 432,54f.: . . . an dem hummel, daz her stêde und veste ist .. . ; DW 1 S. 297
Anm . 1 ; v. Bracken S . 307.
3 Vgl. oben Anm . 2 und Sermo VIII n . 94, LW 4 S . 90,2 : Pertracta civitatis . und dort Anm . 2 . —
Zu Z . 8 geistlîche sêle vgl. etwa In Gen . II n . 128, LW 1 S . 592,10f.: » illa est species quae rapit omnem
animam rationalem desiderio sui . . . « (Augustinus-Zitat) .
594
Vidi civitatem sanctam Ierusalem novam

sêle ist ein tempel gotes' und ist sô stark, als sant Augustínus sprichet, daz ir nieman
geschaden enmac, si enschade denne ir selben mit muotwillen ?
30 Ze dem ersten solman merken den vride, der in der sêle sîn sol. Dar umbe ist si genant
* Jérusalem ' 2. Sant Dionysius sprichet: »der götlîche vride durchvert und ordent und
endet alliu dinc; und entäte der vride des niht, sô zervlüzzen alliu dinc und enhæten keine 5
ordenunge «. — Ze dem andern mâle machet der vride die créatûren sich entgiezende und
vliezende in der minne und niht ze schadenne. — Ze dem dritten mâle machet er die
créatûren diensthaft under ein ander, daz sie ein bestân hân ir ein an dem andern . Daz
ir ein niht gehaben enmac an im selben , daz beheltet ez an dem andern 4. Dar umbe kumet
129,5 ein crêatûre von der andern 5. – Ze dem vierden mâle machet er sie widerböugic in irn 10
êrsten ursprunc, daz ist : in got6.

4 Sieh oben S. 594,1.

1 und bis 2 muotwillen .] s .' augustinus di sele ist so starck daz ir niman geschadin inmac si
in wolliz dan selbir OH , 1 als bis sprichet , hinter 2 enmac, B12B 2 si schaden in selb von
m . B, 3 soll bis vride,]maule so (m . so fehlt B8) ist der fryde B2B12 si fehlt B , 4 Sant
fehlt OH , sprichet:] der 8 . Bg fehlt OH , der] das d . B12B , 5 und fehlt H , des niht,
fehlt OH ,B12 dinc fehlt B . (Zeilenw .) 6 ordenunge«.) ordnunge wann nauch genügunge
verderbte ir ieglich das ander B12 ordenung wann nach genugung verderbt jr igleichs das ander Bg
mal so m . By die créatûren fehlt B , B12 sich bis 7 in ) ussfliessende vnd giessende jn B12B8
7 und fehlt B12B , 8 creatur B12B , daz bis 9 andern . fehlt B12B , (Hom .) 9 ein ) ime
H a n )H in d ē anderi H , 10 ein créatûre) ir eine OH , widerbügig B12 wider
gengikch B irm H , 11 êrsten fehlt B12B8

1 Pseudo-Augustinus Juliani Sententiae, expressae ex eius opusculis, cum illarum refutatione.


Venerabilis Beda presbyter , in praefatione libri in Cantica canticorum c. 5 n . 9 , PL 45, 1745: Et iterum
post multa, quibus libertatem nostrae voluntatis praedicat, ait : Etenim , si ut praeclare a doctissimis
atque orthodoxis disputatum est, nemini vere unquam noceri nisi a se ipso potest, nec est prorsus aliquid
quo quisquam invitus fiat miser; quid tandem virtus timebit, nisi defectum sui, quo homini in aeternum
nocetur ?
2 Vgl. oben S . 259, 1f. und dort Anm . 2 .
3 Vgl. Dionysius Areopagita Dediv .nom . c. 11 § 1, PG 3,948f., Dionysiaca I S . 495,3ff. ( S ) :
Age igitur, divinam et principem congregationis pacem hymnis pacificis laudemus. Ipsa enim est
omnium unitiva, et universorum et consensus et connaturalitatis generativa et operativa. . . . 497, 3ff.:
Quae simpliciter superveniens totis , sicut quibusdam vectibus divisorum conclusivis omnia definit,
terminat et firmat, et non sinit divisa effundi ad interminatum et infinitum , inordinata et non
collocata , et deserta a Deo facta , et ab unitione sui ipsorum exeuntia , et in se invicem omni mixtione
conspersa . . . . 502,3ff .: Unam igitur quamdam et simplicem pacificae unitionis contemplemur na .
turam , unientem universa sibi ipsi et illis ipsis et sibi invicem , et salvantem omnia in non -confusa
omnium continentia et immixta et concreta .
4 Zu 2 . 7ff. vgl. DW 1 S . 225 , 2f.: alle creaturen suchent vsser in selber ie eins an dem ander,
des es nicht enhat ; . . .
5 Zu Z . 9f. vgl. DW 1 8 . 131,4f.: Ein meister sprichet: ein crôatûre mac wol der andern leben
geben .
1 Soviel ich sehe, ist 2 . 10 widerböugic = „,8e reflectens" sonst bei Eckhart nichtbelegt. Übersetzung
des Satzes: „ Zum vierten läßt er ( d . h . der göttliche Friede) sie (d .h . die Kreaturen ) sich wieder zurück
neigen in ihren ersten Ursprung, d . h . in Gott“ . Vgl. dazu etwa DW 1 S. 409,1ff.: . . . got verstât in im
595
Predigt 57
Daz ander : daz er sprichet, daz diu 'stat 'heilic' ist. Sant Dionysius ' sprichet, »daz
heilicheit ist ganziu lûterkeit, vrîheit und volkomenheit «. Lûterkeit ist, daz der mensche
gesundert ist von den sünden ; daz machet die sêle vrî. Glîchnisse ist diu groeste wollust
und vröude, diu in dem himelrîche ist; und kæme got in die sêle und enwäre si im niht 129,10
5 glîch , si würde dâ von gepîniget?, wan sant Johannes sprichet: 'wer sünde tuot, der ist
ein kneht der sünde'. Von den engeln und von den heiligen mügen wir sprechen , daz sie
volkomen sîn , doch von den heiligen niht genzlîche, wan sie noch liebe tragent ze den
lîchamen , die noch in der aschen ligents; aber in gote ist aleine ganziu volkomenheit .

1 Sieh oben S.594,1,3. 5f. Ioh.8,34 :... qui facit peccatum , servus est peccati.

1 ist .] si OH , 2 ist ] si hinter lûterk . OH , 3 den fehlt OH , Glůnisse ( !) H ,


gºze w . H , 4 got] vnser herre got (got auf d . Rand nachgetr . B1) B12B , . 5 wan fehlt OH ,
6 mügen ) so m . B . 7 liebe tr. hinter 8 lichamen H , 7f. den l.] dem lichname (leichnam
B2) B22B8 8 den aschen B , der ezsin H , ligent;] sind B12 in gote ) an gote B12 got B ,

door,was er weichneten Vergleichsstelle oben sver


selben durch sich selber, wan er ist ein ursprunc aller dinge, und ze disem ursprunge helfe uns êwic .
n; w . e
lîchen got. und die dort Anm . 3 verzeichneten Vergleichsstellen ; oben S . 190,1f.: . . . daz wir swigen
müezen alzemâle von dem , der dân ist ein ursprinc aller dinge.; DW 1 S. 345, 1ff.: Alsô wirt alle wis
daz vünkelîn in der sêle ûfgetragen . . . in den ersten ursprunc und wirt sô gar ein mit gote . . .
1 Vgl. Sermo XXXIV , 1 n . 339, LW 4 S . 295,7 ff.: Dionysius De divinis nominibus c. 12 : sanc.
titas est ab omni immunditia libera et perfecta et omnino immaculata munditia «, und dort Anm . 3 ,
wo auf $ 2, PG 3, 969, Dionysiaca I S . 528 ( S ) und Thomas i. h . I. XXIX 567a sowie auf die vor.
liegende Stelle verwiesen ist . Vgl. auch Sermo I , n . 2 , LW 4 S . 4,5ff.: Oportet quod sis sanctus, Lev . 11 :
'sancti estote , quoniam ego sanctus sum '. Pertracta bene quo (modo ) anima debet esse spiritus et
quomodo sancta . Quid sit sanctitas, habes in sermone 'Dilectus deo et hominibus'. und dort Anm . 5
und 6 . — Zu 2 . 2 lûterkeit vgl. Sermo I n . 1, LW 4 S . 3,6f. und dort Anm . 4 ; DW 1 S . 379, 10f.: alle
créatûren die würkent nâch ir êrsten lûterkeit und nach ir aller hæhsten volkomenheit .
2 Zu Z . 3ff. vgl. etwa Par. an . 8 . 107,19ff.: daz dritte , daz der sele nicht ingnuge, si inhabe alle
vollincumenheit zumale, wan ein hedenisch meister sprichet : 'alle vollincumenheit der sele lit dar
ane daz si habe glichnisse Godis, engle und allir creature'.; DW 1 S . 318,4ff.: waz lobet got ? Daz
tuot glîcheit. Alsô allez , daz glich ist gote , daz in der sêle ist, daz lobet got; swaz iht ist unglich gote ,
daz enlobet got niht; 174,4f.: Glîcheit wirt geminnet. Minne minnet alwege glîch : dar umbe sô minnet
got den gerehten menschen im selber glich .; Par. an . S . 108,29ff.: niman inmac luistliche gewirkin ,
he invinde sin glichnisse in dem da he ane wirkit, solde ich einen menschin leiden , inphinge he nicht
min glichnisse in sich , he involgite mir nummir luistliche, wan nummir kein bewegunge noch werc
wirdit luistliche geworcht one glichnisse.
3 Vgl. Par. an . S.123,21ff.: darumme sprach Augustinus: 'di sele di in deme himmilriche sint,
insint nicht vollin selic, wan si noch nêgunge habin zu den liben'., wo derselbe Gedanke von Eckhart
in einem Augustinus- Zitat geäussert wird, das allerdings von Grabmann und Bihlmeyer ( Par. an .
S . XXXIX ) nicht nachgewiesen worden ist. Die Fundstelle ist: Augustinus De Gen . ad . litt. XII
c. 35 , CSEL XXVIII, 1 S . 432, 18 ff.: sed tamen minime dubitandum est et raptam hominis a carnis
sensibus mentem et post mortem ipsa carne deposita transcensis etiam similitudinibus corporalium
non sic videre posse incommutabilem substantiam , ut sancti angeli vident, sive alia latentiore causa
sive ideo , quia inest ei naturalis quidam adpetitus corpus administrandi: quo adpetitu retardatur
quodammodo,ne tota intentione pergat in illud summum caelum , quamdiu non subest corpus, cuius ad .
ministratione adpetitus ille conquiescat. Thomas zitiert diese Stelle S. theol. III Suppl. q. 78 a .3 obi. 2:
Praeterea, maior est dependentia corporis ad animam quam animae ad corpus. Sed anima separata
596
Vidi civitatem sanctam Ierusalem novam

15 Mich wundert , daz sant Johannes ie getorste gesprechen , enhæte er ez in dem geiste niht
gesehen , daz drî persônen sîn : wie der vater sich ergiuzet mit aller volkomenheit in der
geburt als in den sun und sich ergiuzet in den heiligen geist mit einer güete als in einer
minnel.
20 Ze dem andern mâle sprichet ,heilicheit' als vil als ,daz von der erde genomen ist '%. 5
Got ist iht und ein lûter wesen , und diu sünde ist niht und verret von gote 3. Got geschuof
die engel und die sêle bî ihte , daz ist : bî gote“. Diu sêle ist geschaffen als mê als under

2 ergiuzet ] engusset jn den hailgen gaist B12B volk . ] der uolk . B12 der ? ] die
OH , 3 sich fehlt B12B , mit ] als m . B . güete fehlt H , (Zeilenw .) 4 liebe B12
BE 5 gen .)er nommen B12 6 ista) in / ist H , verre OH , 7 die? fehlt H , ihte,]
ich B .

a corpore adhuc habet aliquam dependentiam ad corpus : unde retardatur eius motus in deum propter
appetitum corporis, ut dicit Augustinus. . . . obi. 3: Praeterea, Iob xx <, 11) dicitur : 088a eius imple
buntur vitiis adolescentiae eius, et cum eo in pulvere dormient. Sed vitia non sunt nisi in anima. Ergo
adhuc in illis pulveribus remanebit aliqua naturalis inclinatio ad animam . . . : corp.: Et ideo aliter
dicendum est quod in cineribus illis nulla est inclinatio naturalis ad resurrectionem : sed solum ex
ordine divinae providentiae, quo statuit illos cineres iterum animae coniungi. Der Sinn des Satzes
Z . 6ff. ist, daß wir von den Heiligen deshalb nicht im vollen Sinne aussagen können , daß sie vollkommen
sind, weil sie noch Liebe zu ihren Körpern hegen (ihren Körpern entgegenbringen ), die noch in der Asche
(d .h . in der Erde, im Erdenstaub ) liegen , will sagen : die noch verwesen und noch nicht in der Auferste
hung zu verklärten Leibern geworden sind . Zur Bedeutung asche = „ Erde" vgl . etwa Tauler S . 409,25f.:
Aber wie tůnt wir armen wurmelin die hie noch kriechend in der erden , in der eschen ?
i Übersetzung von 2 . 1.ff.: „ Mich wundert, daß Sankt Johannes je auszusprechen hätte wagen kön .
nen , ohne es im Geiste erschaut zu haben , daß es drei (göttliche) Personen gibt: wie (oder: daß ) der Vater
sich mit aller Vollkommenheit in der Geburt als in den Sohn und mit Güte als in einem Liebesausfluß
in den Hl. Geist ergießt“ . Vgl. zu dieser Trinitätsinterpretation oben S. 394,5ff. und 3 . 395 Anm . 1.
2 Vgl. Sermo LVI n . 557, LW 4 S . 466 , 5: Sanctus sine terra , . . . und die dort Anm . 2 verzeich
neten Vergleichsstellen : Origenes In Lev. hom . 11 n . 1 , GCS Orig. VI 448, 17 -- 19: Denique et ipse
sermo in graeca lingua, quod dicitur & ycos, quasi extra terram esse significat.; Thomas S . theol. II II
9 . 81 a. 8; In Ioh. n . 209, LW 3 S . 177,7f.: Esto sanctus, agios, sino terra, id est sine terrena affec
tione.; n . 629 : . . . ergo et diligamus nos invicem amore spirituali, non carnali, sancto , non terreno.
Sanctum enim sine terra est : sanctus 'agyos', 'gyos', terra , 'geometria ' mensuratio terrae. — 2 . 5f.
von der erde bedeutet „ weg von der Erde“ , „ entfernt von der Erde“ , „ ohne Erde“ , wie der Vergleich mit
den aufgeführten lateinischen Texten extra terram , sine terra erkennen läßt.
3 Zu Z . 6 vgl. Prol. gener. n . 12, LW 1 8 . 156, 15 : Esse est deus. und dort Anm . 2 ; DW 1 S . 130,5ff.:
Ein meister sprichet : wesen ist so lûter und sô hộch , allez daz got ist, daz ist ein wesen . Got en
bekennet niht dan aleine wesen , er enweiz niht dan wesen , wesen ist sîn rinc. und dort Anm . 3 ;
146, 3ff.: swer då wænet, daz er got bekant habe, und bekante er iht, sô enbekante er got niht. Daz
ich aber gesprochen hân , got ensî niht ein wesen und sî über wesene, hie mite enhân ich im niht wesen
abegesprochen , mêr : ich hân ez in im gehohet. und dort Anm . 3 ; unten S . 615 , 10f. und dort Anm . 4 .
Zur vorliegenden Stelle vgl. auch Seppänen S . 24 ; 40f.
4 Vgl. DW 1 S . 415 ,8ff.: Got hât alliu dinc gemeinlîche gemachet nach dem bilde, daz er aller
dinge in im hât, und niht nach im . . . . Aber die sêle hât er niht aleine gemachet nach dem bilde,
daz in im ist, noch nâch dem , daz sich ûz im heltet, als man von im saget ; mêr : er hât sie gemachet
nâch im selber, jâ , nâch allem dem , daz er ist, nâch nâture,nâch wesene . . . und nach dem grunde, dâ
er in im selber blibende ist, . . .

597
Predigt 57
dem schaten des engels, und hânt doch eine gemeine natürel; und alliu lîphaftigiu dinc
sint geschaffen bî nihte und verre von gote ?. Dar umbe, daz sich diu sêle giuzet ûf den
lîchamen , so wirdet si vervinstert3 und muoz wider ûfgetragen werden mit dem lîchamen 129,25
ze gote 4. Sô diu sêle âne irdischiu dinc ist,sô ist si'heilic '5. Zachêus, die wîle er ûfder erde
5 was, sô enmohte er unsers herren niht gesehen . Sant Augustínus? sprichet: » wil der

4 Sieh oben S. 594,1. 4f. Vgl. Luc. 19 ,2: .. . vir nomine Zachaeus: ... 3: et quaerebat
videre Iesum , quis esset: et non poterat prae turba, quia statura pusillus erat. (4 : Et praecurrens
in arborem sycomorum ut videret eum : . . .)

1 schaden B , 2 beschaffen B12 verrent B , daz fehlt H , sich hinter sêle Big
B giesse B12 ûf den ) vffe ( vff H 3 fordinsterit OH , 4 Sô] wan OH , 4f. Za
cheusmocht got nit gesechen die wyle er uff der erde was B12B 5 Sant fehlt OH , sprichet:
fehlt OH ,

i Zu S.597,7 ff. vgl. etwa Albertus M . Met. II tr. 2 c. 28 ( Ed . Colon . 16 ,2 S.519,21ff.): Et ideo
quidam dixerunt, quod sicut ratio est in umbra intelligentiae et sensus in umbra rationis et vege .
tabile principium in umbra sensus, ita una intelligentiarum est in umbra alterius, et prima intelligentia
in umbra causae primae . und dort Anm . zu Z . 22 : „ Isaac, De diff. ed . Muckle p . 313 v. 258qq. “ ; DW 1
S . 347, 10 ff .: Noch sprechen wir von einem knehte , . . . daz ist vernünfticheit in dem umbekreize der
sêle, dân si rüeret engelische natûre und ist ein bilde gotes. In disem liehte hât diu sêle mit den engeln
gemeinschaft . . .; oben S. 317,7ff. und dort Anm . 4 . - Mit Z . 1 eine gemeine natüre ist die Geistnatur
von Seele und Engel gemeint.
2 Vgl. DW 1 S. 80,11ff.: .. . wann alle creaturen machen flecken ,wann sinützend sind; .. . alle
creaturen sind ein luter nicht; . . . wann sy sind von nicht gemacht; si sind und waren nicht. und dort
Anm . 5 ; ähnlich DW 1 S .69,8f.: Alle creatûren sint ein lûter niht. Ich spriche niht, daz sie kleine
sin oder iht sîn : sie sint ein lûter niht. und dort 8 . 70 Anm . 1 ; 185,5f.; Par. an . S. 40, 25 ff.: Got der
inist nicht wan ein luter wesin und di creature ist fon nichte und hait ouch ein wesin von deme selbin
gotlichin wesine, und insmeckit doch der sele nicht an der creature darumme wan si ein ander vaz ist.
3 Vgl. DW1 S . 408,1ff.: Diu gemeinschaft des libes irret, daz diu sêle niht als lûter verstân
mac als der engel; aber als vil als man bekennet âne materielîchiu dinc, als vil ist man engelisch .
und die dort S . 409 Anm . 1 verzeichneten Vergleichsstellen SermoXLIX ,1 n . 505 , LW 4 S . 421,8f.: Nota
duo : primo, quod 'imago' secundum Augustinum ibi quaerenda est, ubi anima vere lux est, non
exstincta ex contagione ad corpus ; ... und dort Anm .1; Strauch PBB 49 S. 385,31ff.: Also wurdt
got gewonden (und gewonden ) in der selen . wande sie hait eyn gemeyn liechtmit den engelen , da sie
got ane bekennet, und das liecht das ir angeschaffen ist (und das liecht) dreget one underlaiß gotliche
wißheyt in die selen . wanne das sie aber in den lichamen gegoßen wordt, so wordt sie verdostert. Vgl.
auch Lüers S. 173.
4 Vgl. DW 1 S . 298,3ff.: Alliu heilicheit ist von dem heiligen geiste. .. . Der heilige geist nimet
die sêle und liutert sie in dem liehte und in der gnade und ziuhet sie ûf in daz allerhæhste.; 394 ,9jf .:
Alsô ist der heilige geist: er erhebet die sêle ûf und underhebet sie und ziuhet sie ûfmit im , und wäre
si bereit , er züge sie in den grunt, dâ er ûzgevlozzen ist. und dort S . 395 Anm . 1; Sermo I n . 2, LW 4
S. 4 Anm . 5 ; oben S. 549,5ff. und S . 550 Anm . 1 .
5 Vgl. Tauler S. 221,30f.; Esmús ein heilig lidig rein unbesessen grunt sin , sol ich heilig werden .
6 Vgl. Pf. S . 168,5ff.: Sancte Lucas schrîbet uns 'dô unser herre wandelte ûf ertrîche in mensch
lîcher natiure, dô was ein rîcher man , der begerte Jêsum ze sehenne. Dô enmahte er sîn vor der vili
598
Vidi civitatem sanctam Ierusalem novam
mensche lûter werden , sô lâze er von irdischen dingen «. Ich hân ez ouch mê gesprochen ,
daz diu sêle niht lûter enmac werden , si enwerde wider getriben in ir êrste lûterkeit, als
30 si got geschaffen hât?, als man von kupfer niht golt gemachen enmac, daz man zwirn
oder drî stunt brenne, man entrîbe ez wider ûf sîne êrste natûre; wan alliu dinc, diu von
hitze smelzent oder von kaltem hart werdent, diu sint genzlîche von wezzeriger natûre. 5
Dar umbe müezen sie genzlîche wider getriben werden ûf daz wazzer und beroubet genz
35 lîche der natûre, da sie nû ane sint; und sô hilfet der himel und diu kunst dar zuo, daz ez
genzlîche verwandelt wirt ze golde . Man glîchet wol îsen silber und kupfer golde : ie
man ez mê glîchet und niht enberoubet, ie ez velscher ist3. Also ist ez an der sêle. Lîhtlîche

1 er fehlt B12B : Ez ist dicke gesprochin OH , 2 enmac vor niht OH , wider] vndir
OH , 3 golt] got H , gemachen ] gem . machen B , inkan O zwirrunt O zwirint H ,
czwier B 4 burnit OH , 5 oder] vnd OH , chelt B 6 wider fehlt Bg daz fehlt
OH , 6f. genzlîche? ] gårleich B , 7 und fehlt OH , undabis dar zuo,] zů vnd kunst B12
Bar
czw der chůnst Bg non po wirt verwandelt BagBe
ez) er B8 8 wirt verwandelt B12B, gleich Bo
gleich Bg Eysen czw silber
vnd chupfer czw gold Bg jnsen B12 8f. vnd ie mer man es gleichet B , 9 ie velscher es
ist+ BB .

der schar niht gesehen , wande er kleine was.' . . . Dirre mensche, der Jêsum begerte ze sehenne, der
fürlief die schar unde klam ûf einen boum ,daz er Jêsum möhte gesehen . ( Sieh d . Schriftnachweis oben .)
7 Vgl. Augustinus Sermo 216 c . 2 n . 2 , PL 38, 1077 : Si despicitis mundum , habebitis cor mun .
dum , ... (Nachweis von Grabmann, Par.an . S. XXXIX zu S. 129,27).
1 Vgl. DW 1 8 . 380,1ff.: Alsô hật got getân . Er hât die sêle geschaffen nach der allerhæhsten
volkomenheit und hat in sie gegozzen alle sîne klárheit in der ersten lûterkeit , . . . ; 136, 11ff.: Dar an
liget der sêle lûterkeit, daz si geliutert ist von einem lebene, daz geteilet ist, und tritet in ein leben ,
daz vereinet ist. Allez daz geteilet ist in nidern sachen , daz wirt vereinet, als diu sêle ûfklimmet in
ein leben , dâ kein widersatzunge enist., 402,3ff.: Wâ sol denne diu sêle nemen warheit ? Vindet si
dâ niht warheit , dâ si îngebildet wirt in eine einicheit , in die erste lûterkeit, in den indruk der lûtern
weselicheit, . . . und dort Anm . 1 ( auf S . 403). Der Rv. in 2 . 1 dürfte sich auf die an erster Stelle auf.
geführte Parallele DW 1 S. 380,1ff. beziehen . — Zu 2 . 2 ôrste lûterkeit vgl. noch DW 1 S. 382,5f.; oben
S .475,4 und dort Anm . 2.
2 Zu Z . 3ff. vgl. Albertus M . Met. IV tr. 1 c. 5 (Ed. Colon . 16 , 1 S . 220,44ff.) : Sicut operum
aereorum ad ipsa quidem opera prima sive proxima materia est aes, totaliter autem et universaliter
primamateria ad illa est aqua, quia in IV Meteorum Nostrorum ostendimus omnium eorum quae
liquefiunt calido sicco, primam materiam esse aquam . Aeris igitur forsan prima materia est aqua ,
si omnia liquescentia secundum primam materiam sunt aqua.; oben S .474,10 ff. und die dort Anm . 3
verzeichneten Vergleichsstellen , insbesondere DW 1 S .146,6ff.; vgl. auch oben S . 551,2ff. und dort Anm . 2 .
Ähnlich Par. an. S . 106 ,2ff. ( = Joste: 8 .75,28ff.): .. . und geschihit deme menschin also demo
kupperen phennige : di wile daz he in deme fure nicht inlit, so schinit he clair silberin ; cumit he abir
in daz fuir , so wirdit geoffinbarit daz he kupperen was. Vgl. Seppänen S . 87f.: „ Das Kupfer, aus
dem Gold gemacht werden soll,müßte von aller individuellen Form und Materie (d .h ,materia ultima)
befreit und in seine erste nature', d .h . in die materia prima zurückgetrieben werden , in eine » potentia
quaedam intellecta praeter omnem speciem et formam et etiam praeter privationem , quae tamen est suscep
tiva et formarum et privationum « ( Thomas, spir . 1c ( = De spir. creaturis ) ) ."
3 Übersetzung des Satzes: „ Man vergleicht wohl das Eisen mit dem Silber und das Kupfer mit dem
Gold : je mehrman es (einander) gleichsetztund nicht seiner Naturberaubt, um 80 verfehlter ist das“ . Ähn
lich In Ioh . n . 550 : causa omnis mali, si tamen malum causam haberet, est quod res est in se divisa . . .
599
Predigt 57
sint tugende ze bewîsenne oder dâ von ze sprechenne ; aber in der wârheit ze habenne
sint sie gar seltsæne'.
Ze dem dritten mâle sprichet er, daz disiu 'stat' 'niuwe' sîS. 'Niuwe' heizet daz, daz
ungeüebet ist oder daz sînem anvange nâhe ist'.Got ist unser anvanc. Swanne wir mit im
5 vereinet sîn , sô werden wir 'niuwe'. Etlîche liute wænent tôrlîche, als ob got diu dinc
êwiclîche an im gemachet habe oder behalten , diu wir nû sehen , und sie in der zît her vür 130,5
gebe. Götlîchiu werk suln wir verstân âne arbeit, als ich iu sagen wil : ich stân hie , und
hæte ich vor drîzic jâren hie gestanden und wäre mîn antlütze offenbar und enhæte ez
nieman gesehen, ich hæte doch hie gestanden . Und würde ein spiegel bereit und hielte
10 man in gegen mir , mîn antlütze würfe und bildete sich dar ane âne mîne arbeit; und
geschæhe daz gester, so wäre ez niuwe, und aber hiute, sô wære ez noch niuwer, und alsô 10
über drîzic jâr oder êwiclîche, sô wäre ez êwic (niuwe); und ob der spiegel tûsent wären ,
daz wære ânemîne arbeit .Alsô hật got êwiclîche alliu bilde an im , niht als die sêle und ander
créatûre, sunder als got: an im enist niht niuwe noch bilde, sunder, als ich gesaget hân
15 von dem spiegel,alsô ist ez an uns beidiu niuwe und êwic *. Swanne der lîchame bereit ist, 15

3 ; 5 Sieh oben S . 594,1, 3.

1 sind die t . B12 redenne B12 in ) an B12B , 2 seltzam B , 3 disiu ] dew


B daz? ] da B1, das da Bg fehlt 0 4 ist vng. Be b eginne OH , begin OH , im
fehlt B 5 menschen B12 6 an im fehlt OH , ober H , her vür] got en (en ) vn O )
OH , 7 gab B gotlich OH , âne) sunder an B12B , als bis wil: fehlt B 9 gesche.
hen Bg ich ] hi 0 hæte ) wår B 10 mir,] mime antlitze OH , würfe bis mîne) wurffe
vnd behielt sich dar onemin B1, hielt vnd wurff sich dar an mein B , 11 gesåch B1B gester,]
ge-/stirne B12 gestirn B wäre) wurd B12 12 éwic ] ewic geweist (gewest H , OH , niuwe
fehlt in allen H88. 13 got bis im ,) got allew ding an im Bg an im hinter êwicl. OH , die
fehlt OH , 14 nicht enist B 12 enist]ain ist Bg bilde,] alte B12 15 ez fehlt OH , niuwe)
alt OH ,

vel quod non est divisa ab aliis ; non est enim bonum aurum quod est permixtum argento vel cupro.
Strauch : Komma hinter Par. an . 8 . 129,35 ysin verrät, daß er den Sinn des Satzes mißverstanden hat.
Der Satz ist die Anwendung des voraufgegangenen Vergleichs aus der Natur auf die Tugend : So
leicht man das Eisen für Silber und das Kupfer für Gold halten (und ausgeben ) kann , ohne daß sie 's
sind , so leicht ist es, Tugenden als solche auszugeben oder darüber zu sprechen , während sie in Wahrheit
sehr selten zu haben, zu besitzen sind. — Strauch bietet Par. an . S . 129,38 seltene statt des seltsene in 0 .
? Hier beginnt die Deutung des 'novam ' des Schrifttextes Ioh. 21,2 .
3 Vgl. oben S . 324,1ff. : Die meister sprechent: daz ist junc, daz sînem beginne nâhe ist. . . . Daz
ist junc, daz siner geburt nâhe ist, und die dort Anm . 3 verzeichneten Vergleichsstellen , insbesondere
Albertus M . In Matth . c . 6 ,9 (ed. Borgnet 20,2606) : Novum enim est, quod principio est coniunctum ,
et vicinat ipsi.
4 Zu Z . 4ff. vgl. Bonaventura In Hexaemeron Collatio 1 n . 16 , V 332a: Et hoc est contra errores
eorum qui credunt mundum ab aeterno creatum . Quia enim mentes nostrae cognatae sunt aeternis
luminibus, putant, quod sicut res productae sunt seu descriptae in arte aeterna ab aeterno , sic ab
aeterno in isto mundo creatae sint; et sicut mundus ab aeterno descriptus est in arte aeterna, sic
descriptum putant in materia., DW 5 S .416 ,8ff . (VAb ) : Disen sin redet sant Augustinus in dem
600
Vidi civitatem sanctam Ierusalem novam
sô giuzet got die sêle dar în und bildet sie nach dem lîchamen und hât eine glîchnisse mit

1 got ] unser herre g . B12B , 0H , die ) ein OH , ein OH , B1, B ,

fünften buoche von der drivalticheit in dem jüngesten capitel und sprichet also : » Deus autem « etc.,
daz ist als vil gesprochen : »nû enwelle got, daz ieman spreche, daz got ieman zîtlîche minne, wan
bî im enist nihtes niht verloufen und ouch nihtes niht künftic und hat alle heiligen geminnet, ê diu
werlt ie wart geschaffen , als er sie versehen hât. Und swenne ez kumet in die zît, daz er öuget in der
zît, daz er in der êwicheit hât anegesehen , sô wænent die liute, got habe eine niuwe minne an sie
geleget; und alsó , sô er zürnet oder etwaz guotes tuot, sô werden wir gewandelt und blîbet er un
wandelbære . . . «. Den selben sin rüeret Augustinus in dem zwelften buoche von der drivalticheit
in dem vierden capitel und sprichet alsô : » Nam deus non ad tempus videt, nec aliquid fit novi in
eius visione «, » got ensihet niht nach zîtlîcher wîse und enstât ouch kein niuwe gesiht in im ûf «. Uf
disen sin redet ouch Isidorus in dem buoche von dem obersten guote und sprichet alsô : » ez vrâgent
vil liute : waz tete got, ê daz er himelrîche und ertrîche beschuof, oder wannen kam der niuwe wille
in got, daz er die créatûre beschuof ? « und antwürtet alsô : »kein niuwer wille gestuont nie ûf in gote,
wan swie daz sî, daz diu creatûre niht enwas in ir selber «, als si nû ist, » dâ was si doch êwelten in
gote und in sîner vernunft«. Got geschuof niht himelrîche und ertrîche, als wir zergenclîche sprechen :
daz werde !', wan alle créatûre sint in dem êwigen worte gesprochen . und dort S. 448ff. Anm . 55 – 62.
Der Sinn beider Vergleichsstellen ist, daß Gott alle Dinge zeitlos niuwe in sich habe und nicht in der Zeit
auf Grund eines „ neuen " Willensentschlusses mit arbeit erschaffe , daß sie vielmehr in Gott âne arbeit
ewig als bilde, als Gott selbst sich erbilden , 80 wie mein Antlitz sich âne arbeit, d .h . ohne mein Dazutun
jederzeit neu in einem oder tausend Spiegeln abbildet. — Zu Z . 5 Etlîche - tôrlîche, vgl. etwa oben S . 25,6
und dort Anm . 2 . Der Satz besagt, soweit ich sehe, daß gewisse Leute törichterweise die Vorstellung haben ,
als habe Gott die Dinge, die wir jetzt (in dieser Welt) sehen , von Ewigkeit her bei sich ( ?) gemacht oder
(zurück - )behalten und daß er sie ( jeweils) in die Zeit entlasse (herausgebe). Ich hielte es für möglich,
daß Eckhart hier an die aristotelische These von der Ewigkeit der Welt denkt,die von der mittelalterlichen
Theologie und auch von Eckhart abgelehnt, von Thomas allerdings als nicht stringent zu widerlegen an
gesehen wird , vgl. S. c. gent. I c. 17: Hanc autem veritatem fides Catholica confitetur, qua Deum non
de sua substantia , sed de nihilo asserit cuncta creasse., c. 13: Et ad hoc dicendum quod via effica
cissima ad probandum Deum esse est ex suppositione aeternitatis mundi, qua posita , minus videtur
esse manifestum quod Deus sit (vgl. dazu Praef. S. XXXVIII : Mens itaque Auctoris est, quod
aeternitate mundiposita [quae secundum S. Thomam nec probarinec negari potest argumentis rationis
vere demonstrativis) minus manifeste probatur Deum esse. ). Vgl. Seppänen S . 233f. - 2 . 6 an im
fehlt OH , gehört aber gemäß Z . 13,wo es auch in OH , steht, in den Text. — Zu 2 . 7ff. (Spiegelvergleich )
vgl. Par. an . S. 85,22ff.: und des ist glichnisse : ich stein hi, und hilde man vile spîgile gegin mir,
min antlitze bildite unde muiste sich werfin drane; des inmochte ich nicht bewern also wenic alse
ich mich mir selber benemin mac, ie der spigil clerre ist , ie daz glichnisse vollincumenir dar ane ist .
dar ane mac man werliche sine inwonunge bekennen in allin creaturen . sente Augustinus sprichit :
‘alde nuwe gude, wi habe ich dich so langsom funden ! darumme alt, wan du ewic bist, darumme
nuwe, wan du allezit lustlich bist'.; In Gen . I n . 301, LW 1 S . 440,6ff.: Ad praemissa etiam facit
exemplum , quod imago visibilis non minus est in medio absente speculo sive corpore speculari, quam
vis non appareat, sed lateat inspectores. und dort Anm . 2; Pf. S. 142,25ff.; DW 1 S. 154 Anm . 1;
259,1 ff. und dort Anm . 2 ; Lüers S. 247. – Zu 2 . 10 âne mîne arbeit vgl. DW 1 S . 265,10 obe dem
willen und dort S. 266 Anm . 1; 259,2ff. und dort Anm . 2 . — Zu 2 . 139. vgl. oben S. 307,5 : Er sol alliu
dinc nemen in gote , als sie da sint. und dort Anm . 2; DW 1 S . 377 ,1 : In dem vater sint bilde aller crêa
tûren , und die dort Anm . 1 aufgeführten Parallelen , zumal In Gen . I n . 11, LW 1 S . 195,7f.: Sed deus
601
Predigt 57
im und von der glîchnisse eine minnel. Dar umbe enist nieman , er enhabe sich selben
liep ; sie triegent sich selben , die dâ wænent, daz sie sich selben niht liep enhaben . Sie
müesten sich hazzen und enmöhten niht blîben ? Wir müezen diu dinc wol liep haben ,
diu uns ze gote vürdernt ; daz ist aleine liebe mit gotes liebe. Hân ich die liebe, daz ich
5 über mer wil, und hæte ich gerne ein schif, ez wære aleine, daz ich gerne über mer wære; 180,20
und als ich über mer kume, sô enbedarf ich des schiffes niht3. Plâtô 4 sprichet: waz got
ist, des enweiz ich niht – und wil sprechen : die wîle diu sêle bewunden ist in dem lîbe,
sô enmac si got niht bekennen , aber waz er niht enist , daz weiz ich wol,als man merken
mac bî der sunnen ,der schîn nieman gelîden enmac, er enwerde von êrste bewunden in dem 25

1 der] deme0 e nist fehlt B , 2 selben , fehlt OH , Sie bis 3 blíben. fehlt OH , 3 haz.
zen ) lazzen Bg 4 ze) czw cze B , 5 ez] daz OH , daz ] das das B , 6 niht.) cze nicht
B, 7 des] das B12 und w . spr. : ) vnd sprechen die meister (die m , auf d . Rand nachgetr.)
N g epunden ist mit dem N , bewunden ist hinter lîbe, OH , den (dem Bc) lichnam
B12B , 8 aber] aber mer B12 wol,] fehlt N , 9 der bis enmac, ] das ir schyn nymmer
(nymmer mer N ,) erschynet B12B N , von ) aller B, N , in )mit B12B N ,

naturaliter praehabet omnes formas et omnium . und dort Anm . 5 ; ferner DW 1 S . 396 ,4 ff. und dort
Anm . 3; Sermo IV ,1 n . 28, LW 4 S. 27, 10ff.: Ubi notandum quod cum dicimus omnia esse in deo,
sicut ipse est indistinctus in sui natura et tamen distinctissimus ab omnibus, sic in ipso sunt omnia
distinctissime simul et indistincta . Primo quidem , quia homo in deo deus est. und dort S . 27 Anm . 6 ;
In Sap. n . 32, LW 2 S. 353,4ff.: Sed in ipso nondum sunt, ut sunt, puta leo , homo, sol et huiusmodi,
sunt autem in ipso non sub ratione esse talium rerum , sed sub ratione vivere et intelligere. -
S . 600 , 12 niuwe fehlt in allen H88. Ich habe es als durch den gedanklichen Zusammenhang gefordert
und im Hinblick auf 2 . 15 niuwe und êwic konjiziert. Es handelt sich um eine Klimax niuwe ( 2 . 11),
noch niuwer ( 2 . 11) und êwic niuwe ( Z . 12 ). – Z . 13ff. besagt in interpretierender Übersetzung: So
hat Gott ewig alle „ Bilder" ( = die Ideen der Dingwelt ) in sich , nicht (in getrennter Existenz) als ( etwa)
die Seele und andere Kreaturen , sondern als Gott: in ihm ist nichts neu noch Abbild (wie im Spiegel) ,
sondern , wie ichs vom Spiegel gesagt habe, ist es (d . h . das Spiegelbild ) an und neu und ewig . — Vgl.
oben S . 350,5ff.: Alle crêatûren die sint nû und sint von gote; aber dort, dâ sie in gote sint, dân sint
sie als unglîch dem , als sie hie sint,als diu sunne wider dem mânen und verre mê. und dort Anm . 2 ; Pf.
S. 390,30ff.: Alliu dinc sint ûz gevlozzen in der zît mit mâze, aber in der êwikeit sint sie sunder mâze
beliben . Dân sint sie got in gote . . . Alsô hât diu êrstikeit aller dinge bilde in ir beslozzen , daz ist got
in gote.
1 Zu S . 600,15ff. vgl. DW 1 S. 287,4f.: Etwenne hât si (d .h . die Seele) eine natiurlîche minne,
die si ze dem lîbe hât.; oben S . 64,4ff. und die dort S . 65 Anm . 1 verzeichneten deutschen und lateinischen
Vergleichsstellen . — Zu S . 601, 1f. vgl. etwa DW 1 S . 174 ,4 : Glîcheit wirt geminnet. Minne minnet alwege
glîch ; . . . und dort Anm . 3; oben S . 413, 1 ff. und dort Anm . 1.
? Zu Z . 14. vgl. oben S. 401,2f.: Her umbe hânt alliu dinc, diu dâ sint, vernünftigen lust an irm
wesene. und die dort Anm . 3 aufgeführten Parallelen , insbesondere In Exod . n .74, LW 2 9. 78,2: Esse
non potest negare esse se ipsum esse : »nihil se ipsum deserit « . und dort Anm . 2 .
3 Übersetzung des Satzes: „ Habe ich Lust , übers Meer zu wollen , und hätte ich gern ein Schiff,
80 nur deshalb , weil ich gern übers Meer wollte; und sobald ich übers Meer gelange, dann bedarf ich
des Schiffes nicht mehr“ .
Zu Plâtó vgl. oben S .67,1 und dort Anm . 1; In Exod . n . 184, LW 2 S. 158, 11ff.: Unde et
Plato , ut scribit Macrobius, cum de deo » loqui esset animatus, dicere quid sit non ausus est,
hoc solum de ipso sciens quod sciri qualis sit ab hominibus non possit«. und dort Anm . 3, wo verwiesen
ist auf Comm . in Somnium Scipionis I c . 2 n . 15 (482, 19 - 22) . – Zu 2 . 7f. vgl. DW 1 S . 408,1f.:
Diu gemeinschaft des lîbes irret, daz diu sêle niht als lûter verstân mac als der engel; . . .
602
Vidi civitatem sanctam Ierusalem novam

lufte und enschîne alsô ûf daz ertrîche. Sant Dionysius? sprichet : » ist, daz daz götlîche
lieht in mich schînet, sô muoz ez bewunden sîn , als mîn sêle bewunden ist «. Er sprichet
ouch : daz götlîche lieht erschînet an vünfleie liuten . Die ersten enpfâhent sîn niht. Sie
sint, als daz vihe ist , unglîch ze enpfâhenne, als man merken mac bî glîchem 2: gienge ich
30 über ein wazzer und wäre ez gemenget und trüebe, sô enmöhte ich mîn antlütze dar inne 5
niht gesehen durch die unglîchnisse3. — Den andern erschînet wênic liehtes als ein blik

1 und bis ertriche. fehlt OH , scheinet


schen N, ertricht N , dar umb spricht sant dio
nisius N , Sant fehlt OH , sprichet: fehlt OH , dazs fehlt B12B , 2 in mir erschynet
B12B , schînet,] erschyne auch B12 sol scheinen Ne s in bewunden B12B , 3 das Das g.
B erschyne auch an B12 an fehlt OH , fünfferlai B12N , menschen Biz sîn ]
es B1,B2N , 3f. Sie sint, fehlt N , 4 daz fehlt B vihe bis glîchem :) viche pey (pey v . and .
Hd. auf d . Rand ) vngeleich nit (nit v. and. Hd. auf unterm Rand nachgetr.) zu enpfhane ist ( ist v. and .
Hd. auf unterm Rand nachgetr .) als bey geleich N . ist, fehlt Bg unglîch ) grob vnd vngelich
B12B , m .merken mac fehlt OH , als by ainem gelichen B12B Ich gieg B . 5 und !
bis ich ] das wir gemengt vnd betrůbt ich mocht Bg gemúschet B12 und tr.,] vnd
betrůbet B12 mit erden N , sô bis mîn ] jch möchte min B12B , vnd ich enmocht mein
N 5f. nicht darin bebeissen N , 6 die] das B12N20H , wênic 1.] es wenig Ng wlicz
B , glitze B12 plitzenschein N ,

1 Zu S . 602,8ff. vgl. oben S . 135, 1ff.: Als der sunnen schîn , der sich niht enwirfet ûf daz ertriche,
er enwerde bewunden in dem lufte und gebreitet ûf anderiu dinc, sô enmöhte ez desmenschen ouge
niht gelîden . Also ist daz götlîche lieht alsô überkreftic und klâr, daz ez der sêle ouge niht gelîden
enmöhte, ez enwerde gestætiget und ûfgetragen bîmaterie und bî glîchnisse und enwerde alsô geleitet
und gewenet in daz götlîche lieht. und dort Anm . 1; 368,5f. und S. 369 Anm . 1; 402,2f. und dort
Anm . 1. - S .602,9 habe ich mich im Hinblick auf die oben zitierte Stelle S. 135, 1ff . mit dem Wortlaut
der - enmac für den OH ,- Textgegen B ,B12N , entschieden , deren Textmir weniger überzeugend erscheint.
Zu oben Z . 1ff. vgl. In Ioh . n .74, LW 3 S .62,7ff.: Et hoc est quod dicit Dionysius: » impossibile est
nobis aliter lucere divinum radium nisi varietate velaminum circumvelatum «. und dort Anm . 3, wo
auf De cael. hier. c. 1 2, PG 3, 121 verwiesen ist.
2 Dieses glîchem dürfte schwerlich die Bedeutung von „ Ebenem “ , „ Glattem " ( = „ mit glatter Ober
fläche versehen “ ) haben , da der folgende Vergleich gerade vom Gegenteil, vom Wasser, spricht, dessen Ober
fläche durch Aufrührung uneben , gekräuselt ist . Im Satzzusammenhang würde man auch bî (einem )
glîchnisse erwarten . — Übersetzung von Z . 3f.: „ Die ersten nehmen es nicht auf. Sie sind wie das Vieh
nicht geartet, das Licht aufzunehmen , wie man an einem Gleichnis erkennen kann: .. .“
3 Zu Z . 4ff. vgl. Sievers ZfdA 15 S. 432,69ff .: Zum andern mâle vinden wir dâ reinikeit und
lûterheit im hummele , als man merken mag an dem wazzer.wan ez drûwe ist, waz men dan dar ober
heldet daz enbildet sich nicht, wan ez mit dem erterich ist gemenget. aber wan ez lûter ist, waz man
dan dar ober hildet daz bildet sich . alsô ist ez an dem menschen : die wîle her mit erdeschen dingen
gemischet ist sô enkan her sîn reinikeit noch godes lûterkeit nicht erkennen ., Pf. S. 150,28ff.: Der
über ein wazzer stüende die wile ez flüzze, der ensêhe ouch sîns bildes niht. Stüende ez ouch unde
wêre ez trüebe, man sêhe ouch sich niht. Aber wêre ez lûter und irgen gesament in eine stille , daz ez
widerslac möhte haben, sô sêhe man sîn bilde denne.; oben S . 81,4ff. und dort Anm . 2.
603
Predigt 57
von einem swerte, der ez würkett. – Die dritten enpfâhent sîn mê, als einen grôzen blik ,
der lieht ist und aber vinster2; daz sint alle , die dâ abevallent von götlîchem liehte in die
sünde. – Die vierden enpfâhent sîn noch mê; aber bî wîlen entziuhet er sich durch niht, 130,35
wan daz er sie reize und wît mache an der begerunge3. Ez ist gewis : der unser ieglîchem
5 sînen schôz wolte vüllen , unser ieglich machete sînen schôz wît, daz er vil enpfâhen möhte.
Augustínus:» wer vil enpfâhen welle , der wîte die begerunge «4. – Die vünften enpfâhent
ein grôz lieht, als ob ez tac sî, und doch gemachet als durch einen schranz. Dâ von sprichet
diu sêle in der minnebuoche: 'mîn liep hât mich anegesehen durch einen schranz ; sîn
antlütze daz was lustlich '. Dâ von sprichet ouch sant Augustínus5: » herre, dû gibest
8f. Vgl. Cant. 2,9 : . .. dilectus meus . . . prospiciens per cancellos. 14 : .. . et facies tua decora.
( Vgl. auch unten S. 605,5 ).
1 der ez w .) dem diß w . B12B , der ez w 'fit ( fit getilgt) kit O fehlt N , sîn ) iz O es H ,
N, plicz B , blitzen B12 plitzenschein N , 2 der da 1. B12 und fehlt B12 aber ) dar
nach B , vinster ; bis 3 sünde.] vinster wirt das sein die auf vallent geprechliche (gepr. auf d . Rand
v . and. Hd. nachgetr .) N , 2 dinster OH , dâ ] di B fehlt Biz 2f. dio vinstern s.
Bg 3 enpf. es wiederholt (Seitenw .) Bg sîn ] es B12B , ez OH , fehlt N , bî] vnder B 12
Bg ertzeiget N , er ] es Bg sich jn d . B12 durch fehlt N , 4 den das N , er
bismache ) reine vnd weit ( e über d . Zeile) macht N , es sich weit machet vnd raiczet B , reize)
mysse B12 ( ? ) an d . beg. fehlt N , der® ]wer H , B , vnserm iglichen N , unseme H , yett
glichem B12 5 wolt sein schoß fullen N unser ) ainer B12 Ein Bg yettglicher B12 m .
darumme s. OH wît,) weitter N , nauch synem wyllen wyt vnd grosß B12B , mocht en .
pfahen Bg 6 Augustinus: bis begerunge«. hinter S .605,3 dinc. B1,B2N , 7 ob fehlt N , scranc
O schranc H , schranch B , schrunten N , sprach N , 8 die mynnent sell Ng j n de mynnē
bůch B1, in dem půch der minn B , lieber B1,B2 schranz ;] schranc OH , gater schranch
B , schrunten N , schrantz oder klagge B12 9 daz fehlt B12B , lustillich N . augustinus
sprach OH , ouch fehlt N , 9f. gibis mir vnderwilin OH ,
1 Übersetzung: „ Den anderen erscheint nur wenig vom (göttlichen ) Licht, (nur soviel) wie ein Auf.
blitzen eines Schwertes,wenn einer es schmiedet (fertigt) “ .
? „ Die Dritten empfangen mehr davon ( = von dem göttl. Lichte ), (soviel ) wie einen großen Blitz ,
der licht und gleich wieder finster ist; . . . “ . Gemeint ist ein wirklicher starker (Gewitter .) Blitz, der gleich
wieder in der Finsternis verschwindet.
3 Ähnlich wie 2 . 3ff. Pf. S . 21,11ff.: Des wesens begnüeget sî alleine, unde daz enziuhet ir got
allez fürbaz und für, umbe daz er iren flîz erwecke unde gereize fürbaz ze gênde unde mêze ervolgende
unde ze begrîfende daz wâre grundelose guot unde daz si ir niht lâze begnüegen mit dekeinen dingen
und iemer mê jâmer habe nach deme allerhæhsten guote.; 182, 15ff.: . . . ouch daz man uns schaden
tuot an unserm lîbe, daz wir siech werden oder swaz pîne daz ist , diu uns ze lîplîcher arbeit gefürdern
mac, . . . mêr : ouch von gote, alsó daz er uns enziuhet sînen gegenwürtigen trôst unde sô er rehte
tuot, als ein mûre zwischen uns und ime gemachet si, unde sổ wir mit unsern arbeiten zuo ime komen ,
trôst unde helfe suochen , daz er denne gegen uns tuot, als er sîniu ougen vor uns beslieze, alsó daz er
uns weder sehen noch hæren welle und er uns alleine lât stân vehten in unsern neten , .. . ; DW 5
S . 220 ,6f.( RdU ) : . . . sô gibet unser herre daz solchen liuten durch ein lückern und durch ein reizen . . .
und dort S. 331 Anm . 117 .
4 Vgl. Augustinus En. in P8. 83 n . 3, PL 37, 1057: Desiderium eorum differtur, ut crescat;
crescit, ut capiat . . . Ad capiendum deum exercere; quod semper habiturus es diu desidera. Das
Augustinus-Zitat 2 . 6 steht in B1, B2N , hinter S. 605 ,3 dinc.
5 Vgl. Sermo XV, 2 n . 160, LW 4 S . 152,8ff.: Nota : in hac novitate ambulantibus et exercitatis
datur quandoque illud Augustini X Confessionum c. 27 : » intromittis me in affectum multum inusi
604
Vidi civitatem sanctam Ierusalem novam

underwîlen sô grôze süezicheit, ob si volkæme, enist daz niht himelrîche, sô enweiz ich ,
131,5 waz himelrîche ist «. Ein meister sprichet: wer got bekennen wil, enist er niht gezieret
mit götlîchen werken , er wirt widergeslagen ûf besiu dinc 1. Gehæret aber kein rât dar zuo,
daz man got volkomenlîche bekenne ? — Jâ , hie von sprichet diu sêle in der minne
buoche: 'mîn liep sach mich ane durch ein venster' — daz ist : âne hindernisse , 'und 5
ich wart sîn gewar; er stuont bî der want' – daz ist: bî dem lîchamen , der nidervellic 2
10 ist — und sprach : ',tuo mir ûf, mîn vriundinne!" — daz ist: wan si ist zemâle mîn an der
liebe, wan 'er ist mir und ich bin im aleine'; 'mîn tâbe' — daz ist: einvaltic an der bege
runge - , 'mîn schone' — daz ist: an den werken - , 'stant ûf snelliclîche und kum ze mir !
Daz kalte ist vergangen ',dâ alliu dinc von sterbent; alsô lebentalliu dinc in dem warmen 3. 10

5 Cant. 2, 9: .. . dilectusmeus .. . respiciens per fenestras, .. . ( Vgl.auch oben S .604,8) 5f. Vgl.
Cant. 2, 9 : . . . En ipse stat post parietem nostrum . . . 7 Cant. 5 ,2 : . . . Aperiamica
mea, . . . 8 Vgl. Cant. 2 ,16 : Dilectusmeusmihi, et ego illi, .. . 14 : columba mea . .. 9, 9f. Vgl.
Cant. 2,10 : . . . Surge, propera amica mea, . . ., formosa mea , et veni. 11 : Iam enim hioms transiit .

1 volkæme, ]vollinquemeOH , volkomne B12 volcnamen ist B , vollenkomen ( o über a ) N , 2 waz]


nicht w . B1, B2N sy B1, B sprach N , irkennen OH , enist] vnd ist N , 3 wider
fehlt B12B , dinc.] ding Sant augustin (augustinus B3) spricht der vil enpfauchen wil (wer wöl
enpfachen N ) der hab groß begerunge B12B2N , (sieh oben S. 604,6 ) aber) hi aber O aber hie
H , kein ) nyndert N , rât] mut B12 dar fehlt OH , 4 man ) die sele N , got fehlt
Ne sêle ) praut N , 4f. in Cantico OH , 5 durch ein ] czû dem B12B , ein ] die
N, fienster jn das Biz ist : ] ich was N , 6 ich fehlt B12B sîn ]ez 0 e . H , nider
vellic ) vichlich N 7 ',tuo mir ûf,] zu mir B1,B2N , wan si ist fehlt B2B Na(Hom .) all
zemaul B12B 7f.mein ander leib N , 8 bin fehlt N , im ]sein Bg aleine';] ein B . ein
valtic ] einfeltigkeit N2 fehlt OH , 9 daz ist : fehlt B12B N , snelliche OH , 10 das kalt
oder der winter ist B12 ditz kelte N , czergangen B2 in ) fon OH ,

tatum introrsus, ad nescio quam dulcedinem , quae si perficiatur in me, nescio quid erit quod vita ista
non erit . . . . « und dort Anm . 2 ,wo auf Confess. X c . 40 n . 65 , CSEL XXXIII 276 ,17 — 20 u . 22 sowie
auf Sermo VIII n . 84 , LW 4 S . 81,2 (und dort Anm . 2 ) verwiesen ist; ferner In Ioh . n . 49, LW 3 8. 40,11f.
( sieh dort Anm . 4 ) ; Sermo die b . Augustini Parisius habitus n . 6 , LW 5 S . 95 ,2 ( sieh dort Anm . 1) .
Der Nachweis der Stelle findet sich schon bei P . R . Banz , Christus und die Minnende Seele , Germanist.
Abhandlungen 29, 1908, S . 61 mit dem Bemerken : „ Eckhart seinerseits scheint aber hier aus S . Thomas
von Aquin geschöpft zu haben , 8 . D . Th. Serm . in Dom . Sexag. III ( S . 47 [ = Sermones et opuscula
concionatoria ed . Raulx , Paris 1881]) : ,Augustinus : Introducit ad me Dominus aliquando quandam
nescio quam dulcedinem , quae perficitur in me; nescio quae sit vita aeterna si illa non est'.“
1 Zu Z . 2ff. vgl. Pf. S . 174 ,12ff .: Ein heilige sprichet: hebet sich diu sêle ûf ungeliutert unde
wil sich unserm herren erbieten , sô wirt si wider nidergeslagen unde vellet ûf bæsiu dinc (sieh Quint
S . 508 zu 174,14 ); .. . Wie mir scheint, handelt es sich um dasselbe Zitat, das ich nicht habe verifizieren
können .
2 nidervellic = „ hinfällig “ , vgl. Par. an . 8 . 112 ,34f.: daz erste daz di sele nidervellic wirdit an
urin untugindin , alse ein alt gebuwe nider vellit alse man ez regit.
3 Vgl. Par. an . S . 107, 11ff.: und alle kalde dinc cumen fon der erdin , und alle di der erdin vile
habin , di sint torecht und mugint vile lidin und sint kalt . also lit alle vollincuminheit der sele an der
hitze di da lebindige werc wirkit.
605
Predigt 57
‘Der regen ist entwichen ' – daz ist wollust vergenclîcher dinge ?. 'Die bluomen sint ent
sprungen in unserm lande' — die bluomen sint diu vruht? des êwigen lebens. 'Var hine, 131,15
nordwint', der dâ derret !' - dâ gebiutet got der bekorunge, daz si die sêle niht mê en
hinder .'Kum , wint von sûden , und durchwæje mînen garten , daz mîne wurze vliezen ! —
5 dâ gebiutet got aller volkomenheit, ze komenne in die sêle 3.

1 Cant. 2,11 : . . . imber abiit, . . . 1f. Cant. 2,12: Flores apparuerunt in terra nostra , .. .
2f. Cant. 4 , 16 : Surge aquilo , . . . 4 Vgl. Cant. 4 , 16 : . .. et veni auster, perfla hortum meum ,
et fluant aromata illius .

I zergengklicher B12B , aller ubrich N , 2 vnsern landen B , die bis vruht] daz ist ein
forsmac OH , das sind die plumen der frucht N , früchte B12 3 nordin w . OH , B , forden w .
N dâ1 bis 4 vliezen !') mit disem wort verbeuttet er aller bekorung das sie die sele nicht en
mochten hindern vnd chein wind von suden vnd durch varr meinen garten dasmein wurtzeln fließsen
N ( Schluß des N2-Fragmentes ) 3 niht hinter si OH , 4 daz] da B12 5 alle OH , in ]
an B , zu B12 die] der B12

1 Vgl. Pf. S . 373,13f.: wollust der kreatûren verdustert die vernunft an gotes bekentnisse . . . .
Die wîle daz der mensche wollust vindet an vergenclîchen dingen , die wîle enbekennet er noch en
minnet êwigiu dinc.; 374 ,7f.: . . . daz diu wollust der kreatûren gemenget istmit bitterkeit .
2 Vgl. Sermo XXX , 2 n . 320, LW 4 S . 281,2 : ' flores sui fructus', Eccli. 24 ( = 24,23) und die dort
Anm . 2 aufgewiesenen Parallelstellen , insbesondere In Eccli. n . 18f., LW 2 S . 246 ,9ff.
3 Vgl. oben S. 596 ,6 ff.

606
PREDIGT 58 (Jostes Nr. 77 S . 82 – 84 )

Handschriftliche Überlieferung :
B f. 110r — v ; vgl. Spamer PBB 34 S . 362 Anm . 1; Skutella , ZfdA 71 S.79.
B12 f. 871 — 88r; identifiziert von Skutella , ZfdA 71 S . 79.
Er f. 130vb - 131vb ; identifiziert von Koch , briefliche Mitteilung vom 19. 10. 1934 .
Me, f. 275ra — vb, vgl. Spamer PBB 34 S. 362 unter XXI,wo der sicher unursprüngliche Eingang
(sieh unten S. 617,1 – 7) abgedruckt ist und Spamer zum Me -Text der vorliegenden Predigt
vermerkt: „ Unser text zeigt stellenweise auslassung von dort gedruckten citaten , exempeln etc.
Alle rückverweise fehlen .“ Da der Me - Text lückenhaft ist (es fehlen in Me, u . a . die Textstücke
unten S. 612,3 Als— 7 lufte .; 10 Ich — 13 ane.; 613,5 Des — 614,2 lôn .; 614 ,6 Dar - 615 ,4
blíbenne.; 615 ,8 ir - 11 niht.; 13 und2 — 616 ,2 vrouwet.) und, auch abgesehen von dem fraglos
sekundären Eingang vor dem Schrifttext, im einzelnen weithin von der übrigen handschriftlichen
Überlieferung im Wortlaut abweicht, habe ich ihn im Variantenapparat nicht berücksichtigt.
Ich biete ihn vielmehr im Anhang unten S. 617 — 618 ganz.
f. 82rb — 83rb, alte Zhlg.: 92rb — 93rb = Jostes Nr.77 S. 82 – 84.
f. 159r — v, Fragment = unten S . 610,3 Disiu — 612, 1 himelriche: der selic meister eghart (rote
Überschrift) / D (Initiale )Isu wort sprichet vnser herre ih'c xõ wer mir dienet der sol mir / volgen
da ich bin da sol min diener mit mir sin an disen / worten mac man merken dru dinc dc erste do
man im vol/gen sol vnd dienen wan er sprichet wer mir dienet der sol mir / volgen krisostomus
sprichet dc ist ein swere rede den die sich / geneiget hant vf liplichů ding vnd des gegenwurtigen
(159v) trostes dirre welte die sint gar süsse zehabende vnd bitter /vnd swere zelassende als man
merken mag wie swere et/lichen lüten ist zelassende ellů liplichen ding die geistlicher / dingen nit
bekennet als ich och me gesprochen han war / vmb enemeket den oren nit süsse ding als dem munde /
dar vmb wand es dar zů nit gefúget ist war v/mb erkennet ein fleischlicher mensche geistlicher dinge
nit dar / vmb wan er dar zů nit bereit enist vnd also ist es vmb einen erkanten menschen dem
sint ellu ding liht ze / lassende Ja vnd můste er si behaben de wer ime gro8/su pin wan er bekennet
wol dc fleischlichů wollust / vnd geistlicho froide nit mit ein ander mag bestan / sant dyo ) sprichet
Got butet feil sin himelriche vnd dc kein /ding 80 snode si so dc himmelriche die wile es feile / ist
vnd nit ist so edel vnd so seliklich zehabenne so es vergolten ist dar vmbe ist es snode wan es eim
ieklichem / feile ist vmbe alse vil als er geleisten mag dar vmb / sol der mensche geben alles dc er
geleisten mag 80 ist dc riche /Gotes sin ; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S. 255 .
Filiation der Hss.: Was die Volltexte von B3, B12, Er und N , betrifft, so verrät sich eine sehr enge
Bindung zwischen B , und B12 (vgl. Pr.57, oben S .591) in durchgehenden Übereinstimmungen gegen
über Er und N . Ich verweise auf den Var.-App . etwa zu folgenden Stellen : unten S .611,4 Dar umbe,
fehlt ; 8 und sô scelic fehlt ; 612,6 eina] der ; 7 ie - sint, fehlt ; 11 gehungert; 614 ,3 dritte ist, daz] dritte
dar an ; 615,2 biwonunge.] wonunge ; 6 den ]dry B12 drein B8 ; 9 genommen ist B12 ist genumen Bg; 616 ,3
er mit gote ] er got mit gote ; 5 furin .Mit Sicherheit sind die zu 612,7 und 616 , 3 verzeichneten Textstellen
in B ,B12 verderbt und zeugen für eine gemeinsame Vorlage der beiden Hss. Daß die beiden Texte
nicht unmittelbar voneinander abhängen können , beweisen ihre Sondervarianten an Stellen , an denen
jeweils eine von beiden mit der übrigen hsl. Überlieferung übereinstimmt; ich verweise nur etwa auf
607
Predigt 58
S .612,10 sint?] sint an den werkchen und Bz; 613,6 wan — 614 ,1 geniezen . fehlt B3; 614,6 einunge) wa.
nung in der ainung B2; 616,7 durch fehlt Bs. — S. 610,9 sie von ] sy denn uon B12; 611, 5 ist då eng.)
wyder vmb 80 ist Biz ; 9 Dar - oncede, fehlt Biz ; 612,10 Ich - 11 rede:) jch sprich und ist waure Bia ;
12 ir ] nun B12; 614, 1 dienstes ] dinges Biz; 5 alze fehlt B12. — Der Text von Er vermittelt zwischen
B B12 und N ,, dürfte aber nach den folgenden Übereinstimmungen mit N , wohl näher bei N , als
bei B .B12 stehen : S. 610,4 dienære] dienstman Er dienst Ny; 615,3 diu ] von der di; 616,5 saste ] 8. jm .
S . 614 , 7 bietet Er das Schriftzitat Joh . 14 ,8 zunächst in lateinischer und dann in deutscher Sprache .
Ansonsten sind die Sonderlesarten von Er gering an Zahl. – Der Text von N , weicht zwar aufs
ganze gesehen nicht sonderlich von dem der übrigen Handschriften ab , ist aber von einer Reihe
absurder Fehler durchsetzt, die das auch sonst schon bemerkte oberflächliche und mangelhafte Ver
ständnis des Schreibers verraten , insbesondere etwa an folgenden Stellen des Variantenapparates:
S . 611,7 biutet fehlt ; 10 geleisten ] gistlichñ ; 612,1 iht] ietlich ; 6 klein schif,] kleinschaft ; 8 Dar
- dinca fehlt (Hom .); 9 geistlichen dinc] geistlichs; 12 er stürbe] stürb er ; 16 gote volgen .] got lazzen ;
613,4 allem sinem dienste ) allein seinē dienst; er - wan ) ich er mein ere indewant; 614, 1 grôzes dienstes )
gotes ; 615 ,4 zel] si; 6 drivaltic] ainiclich ; 9 iht? ] Jh 's; 11 gote fehlt ; 616, 7 êrste : durch ] erst daz er
durch ; 617, 3 guotiu ] got; 4 den ebenchristen .] durch totlichen cristen . – Was den Meg- Text betrifft,
so habe ich ihn oben S. 607 bereits als stärkstens im Wortlaut im einzelnen von der übrigen hsl.
Überlieferung abweichend bezeichnet. Ich glaube denn auch nicht, daß man ihn mit einiger Sicher
heit filiationsmäßig näher bestimmen kann . Unter starkem Vorbehalt könnte ich allenfalls in der
Übereinstimmung von Me, mit B , unten S . 616 ,3 unser herre] got Me B , eine verwandtschaftliche
Beziehung zwischen den beiden Texten angezeigt sehen , wenngleich ich o . w . zugeben muß, daß
eine solche Übereinstimmung durchaus auf Zufall beruhen könnte. Wenn ich S. 616 Anm . 5 fest
gestellt habe, daß die ganze uns bekannt gewordene hel. Überlieferung anstelle des im Anschluß
an das a. a. O . aus LW 4 S . 250,3f. aufgeführte Dionysius- Zitat von mir konjizierten und sicher
ursprünglichen offenunge ebenso sicher verderbtes ordenunge bietet, so weist auch der Mey- Text unten
$ .618,46 dieselbe Fehllesart (arnung) auf, so daß also auch Meg, wie die übrigen Volltexte, auf einen
Prototyp zurückgeht, der den Fehler bereits enthielt .
Der Fragment- Text von Zg dürfte wohl am nächsten mit Er verwandt sein , mit dessen Text
allein er an folgenden Stellen übereinstimmt: S . 610,5 eine] erste ; 611,1 sware und bitter] bitter und
swer. — An den folgenden beiden Stellen ist m . E . die gesamte hsl. Überlieferung verderbt : S. 616,8
offenunge] ordnunge ErN , B ,B12 (sieh dort Anm .5 );617,3 wider fehlt ErN , B2,B3 (sieh dort Anm . 1). Da
nach gehen alle erhaltenen Volltexte auf einen an diesen Stellen bereits fehlerhaften Prototyp zurück .
Dasselbe gilt nun auch für den stark bearbeiteten und gekürzten Text von Mez,denn auch er bietet zu
S .616 ,8 offenunge) arnung dieselbe verderbte Variante wie ErN , B ,B12.
Textkonstituierung: Als Leittext für die Konstituierung eines möglichst verläßlichen sog . kritischen
Textes kam N , wegen seiner vielen Verderbnisse nicht in Frage. Da die Predigt im ganzen , abgesehen
von dem bearbeiteten Mez- Text, in den Volltexten recht übereinstimmend und verläßlich überliefert
ist ,war es ziemlich gleichgültig , ob man B B12 oder Er als Führungstextwählte . Im Hinblick darauf,
daß diesmal, im Gegensatz zu Pr. 57, B , wohl gegenüber B1, den relativ besseren Text mit weniger
Sondervarianten bietet, habe ich meinen Text im wesentlichen auf Bg gegründet, nicht ohne Er (sieh
insbesondere die Anmerkung zu unten S . 615 ,2 biwonunge) und Big als Korrektiv heranzuziehen . Natür .
lich habe ich bei der Textkonstituierung auch den N - Text sowie den stark kürzenden und deutlich
sekundären Text von Me, und das Zg-Fragment berücksichtigt.
Echtheit : Hsl. Bezeugung für Maister Ekchart von paris in der allerdings unursprünglichen Einleitung
und in der Überschrift Dy ander predig Maister Ekcharts der Predigt in Meg, sieh unten S .617,1, 4
sowie durch die Zuweisung in 2 , f. 159r: der selic meister eghart. Für die Echtheit der Predigt spricht
insbesondere die Übereinstimmung in den drei Dispositionspunkten , die Eckhart unten S. 610,5 mit
An disen worten macman merken driu dinc. ankündigt und die er , eingeleitet durch 610,5f. Daz eine
ist, daz man unserm herren volgen sol und dienen , 613, 1 Daz ander: in welher wise wir unserm herren
dienen suln und 614,3 Daz dritte ist,dazwir prüeven disen lôn ,nacheinander abhandelt,mit SermoXXVII,2
608
(auf den Schrifttext Idoneos nos fecit ministros (2 Cor. 3,6 ]) n . 274 , LW 4 S. 249,6 ff.: Unde primo ait
idoneos. Ubi nota primo quid faciat ministrum idoneum , scilicet vita immaculata , vita munda, Psalmus:
'ambulans in via immaculata’ etc . Secundo quod sit eius officium , scilicet sequi deum , Ioh . 12: 'qui mihi
ministrat, me sequatur'. Gloria magna est sequi dominum . Tertio quod sit eius praemium , scilicet esse
ubi ille est, Ioh .12: ‘ubi sum ego, illic et minister meus eriť . 'Ego', Psalmus: 'singulariter sum ego' (sieh
unten S . 614 Anm . 2). Für die Echtheit spricht weiterhin der Umstand , daß Eckhart unten S . 613, 1f.
dieselbe Augustinus-Stelle aus den „ Confessiones“ zitiert, die er auch im Johanneskommentar n . 529
bei der Kommentierung derselben Schriftstelle Joh. 12,16 anführt. Im gleichen freien Wortlaut zitiert
er die Stelle aber auch in den echten RdU (sieh S .613 Anm . l). Die Rückverweise unten S . 611,2f.
und 612,10f. lassen sich zwar ziemlich eindeutig auf bisher in dieser Ausgabe noch nicht edierte Predig
ten der Pfeifferschen Ausgabe beziehen (vgl. S.611 Anm . 2 und S.612 Anm . 5 ); überdies kann aber
der Rückverweis S.611,2f. zum mindesten auch DW 1 S. 288,1ff. und 338,5f. meinen, sich also auch
auf Stellen als echt erwiesener Predigten beziehen und damit als Echtheitskriterium fungieren . Die
Echtheit der Predigt wird aber überdies durch eine Reihe von bezeichnenden Übereinstimmungen
mit Stellen aus echten deutschen und lateinischen Werken bezeugt, so : S . 610 Anm . 3 (DW1S. 244 ,5 ff. ;
92,9ff.; DW 5 S . 203,11 ff.); S . 611 Anm . 1 (DW 1 S. 157,8 ff.); S .612 Anm . 1 (DW 5 S . 192,3ff.); Anm . 2
(DW 1 S. 203 Anm . 1 ; DW 5 S . 195 ,4 ff.) ; S . 614 Anm . 3 (DW I S . 172,2 ff.) ; Anm . 4 (DW 1 S .119,5f.;
77, 14 ff.: oben S . 13, 13ff. ; DW 5 S . 269,3f.); S .615 Anm . 5 (DW1 S .419 ,6 ff .). -- S. 615 Anm . 2 (In
Ioh .n . 548); S . 616 Anm . 2 (LW 1 S. 629,11ff.); Anm . 5 (LW 4 S. 250,3f.). — Auch der Stil der Predigt
spricht für Eckhart als Autor; es finden sich für die Eckhartische Diktion kennzeichnende Stilelemente,
so : Antithese S .610 ,10f.; 611,4ff., 7ff.; 612,7f.; Parallelismus S. 612,9f.; Hyperbolik S. 612 ,11ff.; für
Eckhart charakteristische Vergleiche S.611,3f.; 612,6f., 11ff.; 613,5ff.; 615 ,7ff. – Die Predigt
bietet zudem die bei Eckhart beliebte Thematik der „ Gelassenheit" : S . 610 ,7 ff. sowie die von der
Einswerdung der Seele mit Gott, dem Vater, im Sohn : S . 615 ,6 ff .mit der für Eckhart charakteristischen
iht — niht-Spekulation und die von der Rückkehr der Seele durch die Engel zu Gott in ihren „ ersten
Ursprung“ : S. 617,1f.
Der Aufbau der Predigt gliedert sich , wie ich oben bereits angedeutet habe, entsprechend den
Bestandteilen des zugrunde gelegten Schrifttextes, in drei Abschnitte. 1. (610,5 — 612,16 ): In diesem
Teil behandelt Eckhart 'me sequatur und führt breit aus, daß , wer unserm Herrn folgen will, von
allen materiellen Dingen und vom eigenen Willen ablassen und sich der Erkenntnis geistiger Dinge
hingeben müsse. Dies sei erforderlich , wenn man das Himmelreich , das allen feilgeboten sei, wirklich
verdienen wolle . Es gelinge aber nicht im Fleisch lebenden , sondern nur geistigen Menschen , für die
die materiellen Dinge nur das Gewicht eines kleinen , im (unendlichen ) Meer schaukelnden Schiffes oder
eines in der (weiten ) Luft flatternden Vogels haben (612,5ff.). Davon verstehen fleischliche Menschen
ebenso nichts, wie die Ohren im Gegensatz zum Mund nichts Süßes wahrnehmen (611,3ff.). Geistige
Dinge sind höher als leibliche, und je höher sie sind , um so kraftvoller sind sie und um so reineren
Wesens (612,7 ff.). — 2. (613,1 - 614,2): Dieser zweite Teil ist kurz gehalten und behandelt 'Qui mihi
ministrat'. Nur der „ dient“ getreu , der bei seinem Dienst nur Gott im Auge hat, so wie der ,,Herr "
( = Christus), im Gegensatz zu anderen Herren , bei seinem Dienst nicht seinen , sondern nur unsern
Nutzen im Auge hatte und unser dabei nur zu unserm eigenen Nutzen bedurfte. — 3. (614 ,3 – 617,4 ):
Der dritte Teil exegesiert 'et ubi ego sum , illic et minister meus eriť . Der treue „ Diener “ des Herrn
wird mit Christus, dem Sohn, in der Einheit mit dem Vater wohnen , sagt Eckhart unter Hinweis auf
das Wort des Philippus (Joh . 14, 8 ) und die Worte des Petrus bei der Verklärung Christi auf dem Berge
Tabor. In dieser Vereinigung der Seele in dem Sohne mit dem Vater besitzt die Seele alles iht ( =
Seiende) und vergißt sie alles niht ( = sich selbst und alle Dinge als nichts-seiende Kreatur), erkennt
und liebt sie sich in Gott als göttlich , soweit Gott in ihr ist, in unterschiedsloser Vereinigung mit ihm
(615 ,12 ff.). Zu dieser Vereinigung hat Gott den Menschen geschaffen . Als Adam durch Verletzung
des Verbots aus dem Paradies vertrieben wurde, stellte Gott zwei Hüter vor das Paradies, durch die
bzw . über die der Mensch wieder zurückkehren kann zum Himmel, aus dem er gestürzt ist : die Natur
des Engels und das zweischneidige flammende Schwert, das die guten und göttlichen Werke bedeutet,
die in feuriger Liebe um Gottes und des Mitmenschen willen gewirkt werden .
39 Edhart, D 2 609
Qui mihi ministrat,me sequatur, et ubi ego sum , illic et
minister meus erit.

Disiu wort sprach unser herre Jêsus Kristus: 'swer mir dienet , der sol mir volgen ,
und da ich bin , dâ solmîn dienære mit mir sîn 'i.
5 An disen worten mac man merken driu dinc. Daz eine ist , daz man unserm herren 82,5
volgen sol und dienen , dâ er sprichet: 'swer mir dienet, der sol mir volgen '. Dar umbe
vüegent disiu wort sant Secundô, daz sprichet als vil als der gote volget'?, wan er guot
und lîp und alliu dinc hật gelâzen durch got. Alsô suln alle die lâzen , die gote volgen
wellent, daz sie von gote gehindern mac3. Crisostomus4 sprichet : daz ist ein swæriu 10
10 rede den , die sich geneiget hânt ûf dise werlt und ûf lîplîchiu dinc : den sint sie gar süeze

1f.; 3f.; 6 Vgl. Ioh. 12,26 : Si quis mihi ministrat,me sequatur : et ubi sum ego, illic et minister
meus erit . . . . ; vgl. auch unten S . 614 ,3f.

Zuweisungen : Dy ander predig Maister Ekcharts ( Überschrift) Meg f. 275ra ; Maister Ekchart
von paris ( innerhalb der unursprüngl. Einleitg .) Meg f. 275ra ; der selic meister eghart Z3 f. 1591
Überschriften : Dy ander predig Maister Ekcharts Meg
1 me bis 2 erit. ] etc. Er fehlt N 2 erit etc . B . 3 Dis N , sprichet Er Jêsus
Kr. : fehlt B : Kristus fehlt Ern , mir nauch v . B12 4 und fehlt N dâl] wa Bg wan
B12 dienstman Er dienst N mir fehlt
N 5 mac man ] so m . m . B , mugen wir Er sol
man N , eine] erste Er 6 nauch volgen B12 soll hinter dienen N dâ ] wanne Er nach
volgen B 12 7 dise wortwol B12 wol d .wart B . Secundus Er secunt N . er fehlt N . 8 und
bis gel.] hat gelazzen vnd allew dinch Bg durch got h . gel. Er 8f. volgen w .,] wollen v . N .
voligent B , nachvolgent B129 daz'] alles dz das Er s y denn uon B12 Sand crisostimus
B: daza) dis B12B , 10 dise) di N liphaftigů Ern , den sint sie ) die sint Er

1 Der Schrifttext steht im alten Dominikaner-Missale im Evangelium des Commune unius martyris.
2 Vgl. Isidorus Hispalensis Etymologiae X n . 257 ( ed . Lindsay I) : Secundus, quia secus
pedes : et tractus est sermo a sequentibus servis pedisequis .
3 Zu 2 . 7ff. vgl. etwa DW1 S. 244,5ff.: 'Nieman mag min iunger gesin , er volg mir denn nach '
vnd hab sich selber gelassen vnd hab im niht behalten ; . . . und dort Anm . 3. Über die gelâzenheit
vgl. noch etwa oben S. 61, 1ff. und dort Anm . 1. — Zu 2 . 9 vgl. etwa DW1 S . 92,9ff.: Daz minneste
creatiurlîche bilde, daz sich iemer in dir erbildet, daz ist als grôz, als got grôz ist. War umbe ? Då
hindert ez dich eines ganzen gotes.; DW 5 S . 203,11f. ( RdU ) : Entriuwen, wäre dir alsô glîch , sô
enhinderte dich nieman dînes gegenwertigen gotes .
4 Vgl. Tractatus super Oratione Dominica n . 4, LW 5 S . 111,3f.: Qui es in caelis.Nota primo quod
Chrysostomus ait : erubescamus nos terrenis rebus substernere scientes nos habere patrem in caelis.
und dort Anm . 1.
610
Quimihi ministrat
ze habenne und swære und bitter ze lâzenne. Hie bîmac man merken , wie swære etlîchen
liuten sint ze lâzenne alliu lîplîchiu dinc, die geistlîcher dinge niht enbekennent . Als ich
ouch mê gesprochen hân : war umbe ensmackent dem ören niht süeziu dinc als dem
15 munde ? — Dar umbe, daz ez dar zuo niht gevüeget enist. Dar umbe enbekennet ein vleisch
lich mensche niht geistlîcher dinge,wan er dar zuo niht bereitet enist .Also ist dâ engegen 5
einem bekantensmenschen lîhte ze lâzenne alliu lîplîchiu dinc, der geistlîchiu dinc beken
net. Sant Dionysius sprichet, daz got sîn himelrîche biutet veile4; und kein dinc enist
20 sô snoede als daz himelrîche, sô ez veile ist, und niht enist sô edel und sô sælic ze habenne,
sô ez vergolten ist . Dar umbe heizet ez snoede, wan ez einem ieglîchen veile ist umbe als
vil, als er geleisten5 mac. Dar umbe sol der mensche geben allez, daz er hât, umbe daz 10

1 bitter vnd swer ErB , 2 alliu fehlt N liphaftigů ErN , B . geistlich N 3 ouch
fehlt B , gesagt B12 ensmakt N dem '] den B12 do N , dein B , di Er o ůren B 4 Dar
umbe, fehlt B12B , gef. niht N 5 geistlich N nihthinter dinge, Er bereit Er ist
då eng.] wyder vmb so ist B12 6 bekennenden Er l iphaftigů ErN , B 7 veil pietet
B: biutet fehlt N 8 sô8] also B12B8 und sô s. fehlt B1, B2 und” ] noch Er 9 sô ]
als Ern , Dar bis snoede, fehlt B 12 wan ) vnd B12 ist ? hinter ez: ErB12 fehlt N 10 als]
vnd Er geleisten ] gistlichñ N dazl] dz daz Er

i Zum Gegensatz von lîplîchen und geistlichen dingen vgl. DW 1 S. 157,8ff .; Pf. S . 31,29f.: Ez
ist underscheit under geistlîchen dingen und under lîplîchen dingen ., 101,15: Lîplîchiu dinc diu sint
ûzwürkende, geistlîchiu dinc sint înwürkende., 142,13ff.: Sît daz ist an lîplîchen dingen , michels mê
ist ez an geistlîchen dingen.; 279,9ff.: Daz enmac niht sîn an lîplîchen dingen , dâ hânt sie underscheit
von den geistlichen , jâ an nihte sint sie gelîch .; oben S. 289,9ff. und dort Anm . 4 ; 416 , 12f. und S .417
Anm . 1; Par. an . S . 84,13ff.; 124,22f.; Sievers ZfdA 15 S. 432,73ff.: alsô ist ez an dem menschen :
die wîle er mit erdeschen dingen gemischet ist sô enkan her sîn reinikeit noch godes lûterkeit nicht
erkennen . .. . 432,86ff.: alsô ist ez zumâle , wer geistlich dinge bekennen und smecken wil mit fleisch
lichen sinnen , der wirt dick betrogen ., vgl. auch unten S. 612,7.ff.
2 Zu 2 . 3ff. vgl. Pf. S . 222,6ff.: Sant Bernhart sprichet: war umbe bekennet mîn ouge den
himel unde niht mîn füeze ? Daz ist dar umbe, wan mîn ouge gelîcher ist dem himel dan mîn füeze.;
Sievers ZfdA 15 S . 432,77ff.: hir von spricht sente Bernhart '. .. wor umb ensmeckent den Ôren
nicht sûze dinge als wol als dem munt, noch dem munde sûze gesangk und sûze stimme als den Ôren ?
dor umb daz er dar zû nicht gefûget enist. wor um enkennet en fêschlich mensche nicht als geistlîche
ding als ein geistlich mensche tûd ?' Der Rv. Z . 2f.wird sich auf diese Stelle beziehen . Ähnliche Vergleiche
oben S . 49 Anm . 1; 43,2f. und dort Anm . 3 ; DWI S. 288, 1ff. : Ein meister sprichet : als wênic daz
ouge ze tuonne hât mit dem gesange und daz öre mit der varwe, als wênic hật diu sêle in ir natūre
ze tuonne mit allem dem , daz in dirre werlt ist. und dort Anm . 1 ; 338,5f.; Pf. S . 139,10f.; 150, 16ff.;
In Ioh . n . 224 , LW 3 S . 188,5f. und dort Anm . 1.
3 bekanten , wofür Er bekennenden , Meg (unten S .618, 16 ) erchanten bieten ,muß hier die Bedeu
tung von „ erkennenden " , „ erkannt habenden “ haben , wiewohl ich diese Bedeutung des Partizipsbekant
sonst nicht belegt gefunden habe. — Zu Z . 4ff. vgl. oben Z . 19.
4 Zu biutet veile vgl. die ähnliche Stelle oben S . 399,2f.: Ein meister sprichet, daz got sich selben
veile trage allen créatûren , ein ioglîchiu gevâhe, sô vil si welle . und dort Anm . 2 mit der angegebenen
Stelle Dionysius Areopagita De div . nom . c. 5 § 2 , PG 3, 833; Dionysiaca 325, 3 – 326 , 1 .
5 Das in 2 . 10 in N , überlieferte gistlichñ , das Joste: S . 82,22 mit einem (sic !] versehen hat,
ist offenbar aus geleisten verderbt.
611
Predigt 58
himelrîche: sînen eigenen willen ?. Diewîle daz er iht beheltet sînes eigenen willen, sô enhật
er daz himelrîche niht vergolten . Der sich selben læzet und sînen eigenen willen , dem sint 82,25
lîhte ze lâzenne alliu lîplîchiu dinca. Als ich ouch mê gesprochen hân , wie ein meister
lêrte sînen jünger , wie er dar zuo kæme, daz er geistlîchiu dinc bekente. Dô sprach der
5 jünger : ,meister, nâch dîner lêre sô bin ich erhaben und bekenne, daz alliu lîplîchiu dinc
sint als ein klein schif, daz dâ swebet in dem mer , und als ein vogel, der dâ vliuget in dem 30
lufte 3. Wan alliu geistlîchiu dinc sint erhaben über diu lîplîchen ; ie sie mê erhaben sint,
ie sie sich mê wîtent und besliezent diu lîplîchen dinc. Dar umbe sint diu lîplîchen dinc
kleine wider diu geistlîchen ; und ie diu geistlîchen dinc hoher sint, ie sie groezer sint;
10 und ie kreftiger sie sint an den werken, ie lûterer sie sint an dem wesene 4. Ich hân ez 35
ouch mê gesprochen und ist gewis und ein wâriu rede : ob ein mensche ze tôde hungeric
wäre, und büte man im die besten spise, er stürbe ê hungers, ê er ir iemer gesmeckte
oder enbizze, gotes glîchnisse enwäre dar ane. Und ob der mensche ze tôde vrostic wäre ,
swaz kleider man im büte ,er enmöhte niemer hant darane gelegen noch an sich geziehen ,
15 gotes glîchnisse enwære denne dar ane 5. Diz ist von dem ersten : wie man sol lâzen alliu
dinc und gote volgen .

NB, gesagt B12 4 seinen j.N 1. z uo fehlt B12B , 5 liphaftigů ErN , B , 6 sint]
sein N klein sch .,] kleinschaft ( !)N e inº] der B1,B2 vliuget] swebet B1, B2 7 lip
haftigen ErN , B ie bis sint, fehlt B22B3 (Hom . ? ) 8 so sy sich ye mer w . B12B , weiternd
Er diu ' fehlt N lîpl.? ) liphaftigen ErN , B Dar bis dinc fehlt N (Hom .) lîpl.? ]
liphaftigen ErB , 9 diu '] do N vnd so die g . d . ye h . B12B2 geistl. dinc) geistlichs
N i e s. gr.] so sy ye gr. B12B , 10 und fehlt B12B , sie sint fehlt Bg den ] iren
Er ye si l. Er sint? ) sint an den werkchen vnd ( !) B : Ich bis 11 rede:) jch sprich vnd
ist waure B12 11 gewis bis rede:) sicher Er gehungert B12B , 12 stürb er N el
fehlt N ir ] nun B12 fehlt Er ( Zeilenw .) gesmaken N . 13 enwar dann d . B , der]
er der N zum tode B 12 14 hant] halbe Er a n sich fehlt N . 15 denne d . a .] do
N Diz ] Das Er ist] sy B12 ersten tail w . B12 15f. all d. sol 1. B12B , 16 got
lazzen N nauchvolgen B12

1 Zu eigenen willen vgl. etwa DW 5 S. 192,3ff. ( RdU ) und dort S . 316 Anm . 21; 317 Anm . 24;
oben S. 8,9ff.: swer sînen willen genzlîche gibet gote , der væhet got und bindet got, daz got niht enmac,
dan daz der mensche wil. Swer gote sînen willen genzlîche gibet, dem gibet got sînen willen wider
als genzlîche und als eigenlîche, daz gotes wille des menschen eigen wirt , . . .
? Zur völligen „ Gelassenheit“ vgl. etwa DW 1 S. 203 Anm . 1; DW 5 S. 195,4ff. ( RdU ): wan , der
sînen willen und sich selber læzet, der hât alliu dinc gelâzen als wärlîche, als sie sîn vrî eigen waren
und sie besezzen hæte in ganzem gewalte.
3 Worauf sich der Rv. 2 . 3 bezieht, weiß ich nicht. Kurze Meister- Jünger -Gespräche in Predigten
finden sich Pf. S . 275,6 ff.; Jostes S . 81,10ff. Ein Schiff- Vergleich findet sich oben S .602,4ff. – Zu
2 . 4 vgl. oben S .611,6f.
4 Zum Unterschied zwischen körperlichen und geistigen Dingen vgl. oben S .611 Anm . 1 .
5 Zu 2 . 10ff. vgl. Pf. S. 143,25ff.: Nie dekeinen menschen geturste sô sêre, der im trinken gêbe,
er begerte sîn niht und enwêre etwaz gotes dar inne niht. Diu nâtûre enmeinet weder ezzen noch
trinken noch kleider noch gemach noch nihtes niht an dekeinen dingen , enwêre gotes dar inne niht,
unde suochet heimlich unde gejaget unde gnaget iemer mê nâch dem , daz si gotes dar inne vindet
612
Qui mihi ministrat
83 , 5 Daz ander: in welher wîse wir unserm herren dienen suln. SantAugustínus1sprichet:
» der ist ein getriuwer dienære, der an allen sînen werken niht engesuochet wan gotes êre
aleine«. Ouch sprichet her Dâvît: 'got ist mîn herre, ich sol im dienen', wan er hât mir
gedienet, und an allem sînem dienste enbedorfte er mîn niht wan durch mînen nutz aleine ;
10 alsô sol ich im wider dienen und sîne êre aleine suochen . Des entuont ander herren niht; 5
sie suochent irn eigenen nutz an irm dienste, wan sie dienent uns dar umbe aleine, daz

3 Vgl. Jos. 24 , 18 : Serviemus igitur Domino, quia ipse est Deus noster. 24 : .. . Domino Deo
nostro serviemus, . . .

1 in welher w .] welch (welichen B .) weis N , B : Nu sprichet sanctus augustinus Er Das sprach


sanctus augustinus B , 2 » der] Daz oder der Er d ien .,] dienst Erk a n allem
sinem willen niht enschvht Er w an ] dann N ErB12B , 3 her ] er N , der Bg 4 an fehlt
Ern , allen seinen diensten Bg allein seinē dienstN e r bis wan ) ich ermein ere indewant ( !)
N niht] zu niht ErBg 5 im ] im / hin Er fehlt Bg Des] Das B12B , 6 siel] die Er
B iren diensten Bg wan bis 614,1 geniezen . fehlt Bg 6 aleine, fehlt Er

(sieh Quint S. 435 zu 143,28f.). Der Rv. in Z . 10f. bezieht sich eindeutig auf diese Stelle, auch wenn ,
wie Pahncke Diss. S. 59 feststellt, „,.. . hier von der Speise, oben vom Trank die Rede ist“ . Vgl. ferner
Pf. $. 133, 19f.: Got ist ein vater der liehte. Sant Augustînus sprichet : 'swaz diu sêle smecket under
gote ,daz enist daz lieht niht'.Erwil sprechen ,daz diu zunge in der spise smeket ein verborgen lieht;...
( sieh Quint S . 386 zu 133,20f.); 152,32f. (ähnlich ) : Ich hân ez ouch mêgesprochen : daz der mensche
niemer ze keiner crêatûre liebe noch wollust enmohte hân , gotes glîchnisse enwêre dar an . Swaz ich
lieb hân daz ist dâ ich gotes glîchnisse alremeist inne erkenne (sieh Quint S . 457 zu 152,32f.).; Par.
an . S. 40,4f. — Zu Z . 11 und — rede: vgl. etwa Pf. S. 186,7 : . .. des sint gewis, wan ez ist wâr unde
diu warheit sprichet ez selber unde daz wil ich iu bewîsen mit einem gelîchnisse , . . . — In 2 . 14 noch
an sich geziehen hat als Objekt das in Z . 14 stehende kleider.
1 Vgl. Augustinus Confess. X c . 26 n . 37 (ed . Skutella S . 237 , 11 ff.): optimus minister tuus
est, qui non magis intuetur hoc a te audire quod ipse voluerit , sed potius hoc velle quod a te audierit.
Eckhart zitiert die Augustinus-Stelle hier ebenso frei wie DW 5 S. 189,4ff. ( RdU ) : Als dâ sprichet sant
Augustînus: » der getriuwe diener gotes den engelüstet niht, dazman im sage oder gebe, daz er gerne
hærte oder sæhe; wan sîn êrster, hohster vlîz ist ze hærenne, waz gote allermeist gevellet«. Vgl.
auch die dort S. 315 Anm . 17 aufgeführten Vergleichsstellen , insbesondere Par.an . S . 112, 10ff.: darumme
sprichit auch unsir herre : 'wer vindit einen getruwin und wisin knecht, der also getruwe sî daz he
sines nutzis nicht insuche, sunder Godis ere alleine ?', wo in der Anmerkung die Stelle , wie ich glaube,
zu Unrechtmit Matth . 24,45 identifiziert ist. Wie man sieht, stimmt der Wortlaut besser zu der Stelle der
vorliegenden Predigt als zu dem in der RdU . Daß Eckhart an der vorliegenden Stelle tatsächlich die an
gegebene Augustinus- Stelle im Auge hat, geht m . E . aus der Tatsache hervor, daß er in seinem Johannes .
kommentar bei der Kommentierung derselben Schriftstelle Joh . 12 ,26 In Ioh . n . 529 ebenfalls die oben
angegebene Stelle aus den Confessiones, allerdings dort wörtlich , zitiert. Zum Inhalt des Zitats vgl. etwa
noch DW 1 S. 100,1ff.:Gotes ist diu êre. Wer sint, die got êrent ? Die ir selbes alzemâle sint ûzgegangen
und des irn alzemâle niht ensuochent an keinen dingen , . . .
? Übersetzung von 2 . 3f.: „ .. . denn er hat mir gedient, und bei all seinem Dienst bedurfte er
meiner einzig nur um meines Nutzenswillen ; . .. “ . Der Textvon Joste : 8. 83,7ff. ( N ): .. . und allein
seinen dienst enbedorft ich er mein ere indewant (sic !) důrch meinen nütz allein (also, fehlt Jostes )
sol ich . . . ist, wie man o. w . sieht, völlig verderbt. — Zum Inhalt des ganzen Satzes Z . 3 — 5 vgl. In
Ioh . n . 529: Mihi ait ,non sibimet aut alteri cuilibet, lucro scilicet,commoditati, honoriaut similibus, . . .
613
Predigt 58
sie unser geniezen . Dar umbe sîn wir in niht grôzes dienstes pflihtic ; nâch der græeze des
dienstes und edelkeit sô sol wesen der lôn ?.
Daz dritte ist, daz wir prüeven disen lộn , daz unser herre sprichet : 'dâ ich bin , dâ
sol mîn dienære mit mir sîn 'a. Wâ ist diu wonunge unsers herren Jêsû Kristî ? Daz ist : 83,15
5 an der einunge sînes vaters . Daz ist ein alze grôzer lôn , daz alle, die im dienent, suln
an der einunge mit im wonen “. Dar umbe sprach sant Philippus, dô unser herre hâte
gesaget von sînem vater : 'herre,wîse uns dînen vater, und uns genüeget'', als ob er spræche,

3f. Sieh oben S .610, 1f., 4 7 Vgl. Ioh. 14 ,8: ... Domine, ostende nobis Patrem , et sufficit
nobis.

1 in fehlt N gr. dienstes) gr . dinges B 12 gotes N pfl.;) schuldig B12B , 2 vnd der
edelkeit Er d az l. N , 3 dritte bis unser] dritte dar an wir br. ditz 1. (disen lan prüfen B2)
das ist da (das B2) vnser B12B, disen lôn ,] daz l. N , daz laden Er ich bin , då fehlt Er
(Hom .) 4 dienst Er 5 an ) in N alze) als B , gar zu Er fehlt B12 die ] di die Er 6 ei
nunge) einigunge Er wanung in der ainung B wanen schullen Dar B , sant fehlt B12 6f. ge
saget het Er 7 'herre ,] Domine ostende nobis patrem et sufficit nobis herre Er z oge (vor o
Tilgung, darüber v ?) B12 dînen ) den ErB12 genvget danne Seit er nv sprichet
Er als ] vnd N , sprach N .

i Übersetzung von S . 613,5ff .: „ Das (d . h. daß Gott als unser Herr uns nur um unseres Nutzens
willen dient) tun andere Herren nicht; bei ihrem Dienst (den sie uns erweisen ) suchen sie (nur) ihren
eigenen Nutzen , denn sie dienen uns nur zu dem Ende, uns auszunutzen . Darum sind wir ihnen nicht
zu großem Dienst verpflichtet; (denn ) nach der Größe und dem Adel des Dienstes soll der Lohn (Gegen
dienst) (bemessen ) sein “ . – Die N -Lesart gotes st. grôzes dienstes ( oben 2 . 1) , die Jostes S . 83, 11
ohne Anstoß übernahm , ist wiederum verderbt.
2 Übersetzung des Satzes: „ Das Dritte ist dies : daß wir achten sollen auf diesen Lohn (nämlich
darauf), daß unser Herr spricht: 'Wo ich bin , da soll mein Diener mit mir sein " , denn eben darin liegt
der Lohn . Vgl. Sermo XXVII, 2 n . 274 , LW 4 S . 249,9ff.: Tertio quod sit eius praemium , scilicet
esse ubi ille est , Ioh . 12 : 'ubi sum ego, illic et ministermeus erit .; Sermo XXVII, 3 n . 276, S . 250,10ff.:
Ministratio , quia : ‘ubi ego sum ', scilicet in gloria , 'illic et minister meus erit'. Ioh . 17 : 'claritatem ,
quam dedisti mihi, dedi eis'. Nota primo quomodo eadem numero claritas dei et ministri, .. .; In
Sap. n . 70, LW 2 S. 398,3ff.: Secundo sic : Ioh . 12 filius ait : ‘ubi sum ego , illic et minister meus erit',
de ipso autem filio dicitur Ioh . 1 : 'verbum erat apud deum '. Et hoc est quod hic dicitur :apud dominum
estmerces eorum . Es wird o. w . deutlich , daß der Satz in B B . ( sieh den Var .-App .) verderbt überliefert ist.
3 Dieses einunge sînes vaters bedeutet „ Einssein mit dem Vater " , vgl. oben S . 337,7ff. und 340,3f.:
. . . daz der sun dem vater niht glîch ensî,mêr: er ist diu glîchnisse , er ist ein mit dem vater. Ähnlich
DW 1 8 . 172,2ff.: Nû sprichet man , daz kein einunge greezer sî, dan daz die drie persönen sîn ein got.
Dar nâch sprichet man , daz kein einunge grozer sî dan got und diu sêle .; Pf. S. 237,12f.: . . . wan
unsers herren Jêsû Kristî ruowestat ist anders nienån dan an der einunge sînes vaters, . . .
• Zu Z . 5f. vgl. etwa DW 13. 119,5f.: . .. und meinet die grôzen einunge, die wir mit gote suln
hân an einem wesene, niht an einem werke.; 77, 14ff.: dorum , was er im ( = Christus) gab , do meinet
er mich mit und gab mirs als wol als im ; ich nim nút úsz weder eynung noch heilikeit der gottheit
noch nutzend nit.; oben S. 13,13ff.: Diu groeste einunge, die Kristus besezzen hat mit dem vater, diu
ist mir mügelich ze gewinnenne, . . . Allez daz denne got ie gegap sînem eingebornen sune, daz hât er
mir gegeben als volkomenlîche als im und niht minner, . . . ; DW 5 S . 269,3f. ( RdU ) : Nie enwart sô
nâhiu einunge, wan diu sêle ist vil næher mit gote vereinet dan lîp und sêle, die einen menschen
machent.
5 Vgl. oben S . 52, 5 und dort Anm . 1 .
614
Qui mihi ministrat
daz im genüegete an dem sehenne. Michel groezer genüegunge suln wir haben an der
20 bîwonungel. Ouch sprach sant Pêtrus, dô sich unser herre verwandelte ûf dem berge und
bewîsete in ein glîchnisse der klarheit, diu in dem himel ist: dô bat er unsern herren , dâ
êwiclîche ze blîbenne. Unmâzen grôze begerunge sölten wir haben ze der einunge unsers
herren gotes. Die einunge unsers herren gotes sol man merken bî einem underscheide: als 5
25 got drîvaltic ist an den persönen, also ist er ein an der natûre. Alsô solman ouch verstân
die einunge unsers herren Jêsû Kristî mit sînem vater und der sêle . Als wîz und swarz
underscheiden ist — ir einez enmac daz ander niht gelîden , daz wîze enist niht swarz3 — ,
alsô ist iht und niht. Niht ist daz, daz von nihte niht genemen enmac; iht ist daz, daz
30 von ihte iht nimet. Alsô ist ez alzemâle an gote: swaz iht ist, daz ist an gote alzemâle ; 10
des engebristet dâ niht4. Swanne diu sêle mit gote vereinet wirt, sô hât si an im allez,
daz iht ist, an aller volkomenheit. Diu sêle vergizzet dâ ir selbes und aller dinge, als si
an ir selben ist, und bekennet sich an gote götlich , als vil als got in ir ist 5; und als vil

2ff. Vgl. Matth. 17,1 — 4 ; Marc. 9,1 — 4; Luc. 9,28 — 33.

1 in ErB, genügt N , B , genøge Er michels Er genøgen ErB , 2 biw .] wonunge


B12B , einůng N peter B12Bg berge thabor B12 3 in - fehlt Er d iu ) von der di
ErN himelrich B12B , 4 zel) si N vnmaz groz gerůng sullen N 4f. unsers h . fehlt
B 5 unsers h . fehlt Bg b î] mit N , einer Er 6 drîvaltic ] ainiclich N den ]
dry B12 drein Bg 7 und"] vnder Er 8 erlyden B12B 8f. swartz noch daz swartze weis
Allso Er 9 niht vnd iht N . niht.) nicht genomen B daza fehlt Er g en . enmac;]
genommen ist B12 ist genumen B ihta] Jh 's ( !) N 10 nemen mak N a llzvmol an
N
got a nº] in Er 11 des] vnd deß B12B , enbristet B12B , engebrichet Er Swanne]
So B12B gote fehlt N vereiniget Er 12 daz ] das das B , die N . ist , fehlt B 13 göt
lichen B12 als2 ] vnd Er i n ) an B12B , unda fehlt N .

1 Ich habe mich für die Lesart biwonunge, die Er bietet und durch wonunge B1, B2 gestützt wird ,
gegen die isoliert stehende N - Variante einůng entschieden , wenngleich einůng im Zusammenhang der
Ausführungen Eckharts auch an der vorliegenden Stelle durchaus möglich wäre, zumal im Hinblick auf
die Verbindung beider oben S . 614 ,5f.: . . . suln an der einunge mit im wonen, denn biwonunge meint
im Zusammenhang der Stelle nichts anderes als mit im wonen .
2 Zu Z . 5ff. vgl. In Ioh . n . 548: unitas, ut dictum est , appropriatur patri ; consummatio autem
et beatitudo nostra consistit in uno. Unde pater et filius et spiritus sanctus beatificant, ut unum
sunt. . . . Ait ergo Philippus : ostende nobis patrem , unitatem scilicet, et ut tres unum sunt, et sufficit
nobis.
8 Zu 2 . 73. vgl. oben S. 536,3f. und dort Anm . 2 .
4 Zum Gegensatz von iht und niht vgl. oben S . 597,6ff . – Die sinnlose Lesart in 2 . 9 ihta] Jh 's
N , wurde von Jostes S . 83,29 ohne Markierung korrigiert.
5 Zu Z . 12f. vgl. etwa DW 1 S . 419,6ff.: ganc abe dîn selbes und aller dinge und alles, daz dû
an dir selber bist, und nim dich nach dem , daz dû in gote bist . und dort Anm . 3; Sermo VIII n . 86 ,
LW 4 S . 82,1ff. und dort Anm . 1 . Die Interpunktion von Jostes (83,34), der hinter 2 . 13 götlich einen
Strichpunkt setzt, halte ich für unzutreffend. Der anschließende Nebensatz als vil - ist ; ist m . E . zum
voraufgehenden undgötlich gehörig, und dazu parallel steht in 2. 13 und2_ 616,1 götlich. Dement
sprechend habe ich in 2 . 13 und2 aus ErB12B gegen N , übernommen .
615
Predigt 58
minnet si sich an im götlich und ist mit im vereinet âne underscheit?, daz si nihtes wan 35
sîn engebrûchet und sich sîn vröuwet . Waz wil der mensche mê gern oder wizzen , swanne
er mit gote alsô sæliclîche vereinet ist ? Ze dirre einunge hât unser herre den menschen
geschaffen . Dô 2 her Âdam daz gebot brach, do wart er ûz dem paradîse gestôzen . Dô
5 saste unser herre zweier hande huote vür daz paradís : einen engel und ein viuric swert,
daz sneit ze beiden enden . Daz3 bediutet zwei dinc, durch diu der mensche wider ze dem
himel komen sol, als er dâ von gevallen ist. Daz êrste: durch engelische natûre 4. Sant 84,5
Dionysius) sprichet,» daz engelischiu natûre ist als vil als die offenunge götlîches liehtes«.

4ff. Vgl.Gen . 3,23f.

1 gotlichen Er w an ) dann N , B12B , 2 swanne ) so B12B , 3 er gotmit gote B12


Bg verainet als salichleich ist B , der vereinunge Er unser h .] got B , 4 erschaffen
B12 beschaffen B . Dôl] vnd do Er her fehlt B12 ze/brach N auzzer N 5 saste)
s . jm Ern , unser h .) got Er er Bg zwayerlay B12 vür] dar für B12 fúrin B12
B, 6 enden .] seiten Bg 6f. wider kúmen sol zu himel N . 6f. zu himelrich Er 7 erst
daz er durch N durch fehlt B : 8 als '] allso allso Er ordnunge Er ordenůng N , orde.
nung B , ordnung B12

1 Vgl . etwa DW 1 S . 162,1f.: Diu nâheit gotes und der sêle diu enhât keinen underscheit in der
wârheit., 169,3f.
? Zu Z. 4 D64617,4 vgl. Par. an . S. 8,18ff.: Du der mensche uz dem paradise gestozin wart ,
da for sazte ( Par. an . S . 170 ) Got drigerleige hude. das eine was englicher nature, daz andere ein furic
swert, daz dritte ist daz ez zu beiden enden sneit. englicher nature bezeichint lutirkeit. du Godis
son quam uf daz ertriche, der ein lutir spigil waz ane allin fleckin , der brach di ersten huden uf und
brach ( Anm .: bracht) di unschult und lutirkeit in mensliche nature uf daz ertriche. Salomon sprichit
von Christo : 'her ist ein lutir spigil ane fleckin '. Das furige swert bezeichint di gotlichin furigin minne,on
di dermensche nicht inmac zu himmilriche kůmin . dibrachte Christus mit ume und brach die anderin
hude , wan her hatte mit der selbin minne den menschen lib er dan her in geschuf, und ideo : 'caritate
perpetua dilexi te'. Jeremias sprichit: ‘mit ewigir minne hait dich Got geminnet'. Di dritte hude
was daz snidinde swert. daz was menslich jamirkeit. dinam unsir herre uf sich an deme hohisten , alse
Christus sprichit: 'vere languores nostros etc.' 'werliche her sal tragin unse serde'. dar umme ist her
cumen uf daz ertriche daz her des menschen sunde uf sich genomen hait, daz her si fortiligite und
den menschen behilde. abir nu ist daz himmilriche uffin on allirleige hude. darummemac der mensche
kůnliche zu Gode gein . Auf diese Parallele verwies schon Spamer PBB 34 S . 362 Anm . 1 mit dem
Bemerken : „ stark abweichend und im einzelnen ausführlicher“ . Vgl. auch In Gen . II n .159, LW 1
S .629,11ff.: . . . item septimo de eiectione hominis de paradiso et collocatione cherubim et flammei
gladii ad custodiendam viam ligni vitae, . . . ; Pf. S. 219,24f.: . . . und erlesche daz fiurige swert ,
dâ mite dû in des engels hant Cherubîn hast beslozzen den wec in daz paradîse, . . .
3 Dieses Daz bezieht sich auf Z. 5 einen engel und ein viuric swert .
4 Jostes (84,5 ) konjizierte fälschlich hinter daz er (N1, sieh d . Var.-App .) [ist ], statt er durch
ist zu ersetzen und einen Doppelpunkt dahinter zu setzen . Jedenfalls kann der Sinn nur sein : Das erste
(von den zwei Dingen , durch die der Mensch wieder zum Himmel kommen soll,) ist: durch die Engelsnatur.
5 Vgl. Sermo XXVII,2 n . 275, LW 4 S . 250,3f.: . . . angelus, ut ait Dionysius , est imago dei,
manifestatio occulti luminis, speculum etc. .. . und dort Anm . 1, wo verwiesen ist auf De cael. hier.
616
Quimihiministrat

An den engeln durch die engel und an dem liehte sol diu sêle widerkriegen ze gote, biz
10 daz si wider kumet an den ersten ursprunc. — Daz ander: durch daz viuric swert , daz
ist , daz diu sêle (wider ) komen sol durch guotiu ? und götlîchiu werk , diu in viuriger
minne getân werdent durch got und den ebenkristen 3.
Daz uns daz geschehe, des helfe uns got. Amen .

1 An ) vnd an N , an dem engel durch den engel Er widerkr.) chriegen B 2 si]


die sele N wider fehlt B kome Er den ] iren Er fúrin B12 3 wider fehlt ErN ,
B12B guotiu ] got N 4 den ebenkristen .] durch totlichen cristen N , den obersten B12 den
obristen Bg 5 wider far Er des ) das B12 got.] der vatter vnd der sun vnd der hailig
gaist B12 Âmen .fehlt N ,

c. 382; c. 4 § 2 , PG 3, 165, 180 mit dem Hinweis: „ Interpretatur Iohannes Scottus, PL 122, 1044f.,
1047. Cf. Pr. XXVIII 103, 25 — 27: Dionysius sprichet : ein engel ist ein spiegel âne flecken , geliutert
ûf daz hæhste , der in sich enpfâhet den widerslac gotlîches liehtes.; XLIX 162,2 — 7; 163,24 — 27.“
Es ist deutlich , daß das in 2 . 8 von allen hsl. Texten überlieferte ordenunge ( sieh den Var.- App. und unten
S .618,48) aus offenunge, was die Entsprechung von lat. manifestatio ist, verderbt sein muß . — Zu
S . 617,1f. vgl. oben S. 597,6ff. — Zu S . 617,2 an den ersten ursprunc vgl. oben S. 595, 10f. und dort
Anm . 6 .
1 Daz — swert, ist das zweite der oben S . 616 ,6 angekündigten zwei dinc, durch diu der mensche
wider ze dem himel komen sol. — In Z . 3 habe ich im Anschluß an S .616 ,6 und oben Z . 2 ergänzend
wider konjiziert, das, wie mir scheint, in allen H88. ausgefallen ist und ohne das der Sinn der Stelle nicht
deutlich wird .
2 Die N - Variante got, die Jostes S . 84, 11 unbeanstandet übernahm , ist offenbar unursprünglich .
3 Z . 4 den ebenkristen .] durch totlichen cristen N1, was Jostes S. 84,12 bereits mit einem Aus
rufungszeichen versah , zeigt, zu welchen sinnlosen Entstellungen der Schreiber von N fähig war. Aber
auch Bg und B12 bieten eine durch Verlesung entstellte Variante , sieh d . Var.-App .

Anhang

Text der Predigt nach Me, f. 275ra — ub


Dy ander predig Maister Ekcharts
U (Initiale )ber dy wart, dy der herre iħus in dem hew - tigen ewangeli zw dem Ch - ||
ünigel sprach : 'Es sey dann, das ir tzaihen vnd wunderwerch secht, anders ir glaubt
nicht', / spricht Maister Ekchart von paris: vil menschen wolten gern wundertzaihen
sehen , das ein wurtzen hat eins chran - kchen glauben ; wann wer got | lieb hat vnd sich 5
seins willen | fleist, der hat im glauben ein genüegen an den werchen, dy der herre iħus
hie in der tzeit gewaricht hat, vnd voligt den warten , dy er spricht iohannis xiiº : 'wer
610,5 mir dient, der voli gtmir , vnd da ich pin , da sol auch mein diener sein '. An den warten sol
man drew ding |merkchen. Das ain ist, das man got sol volgen ze dienen, als dy lieben
617
Predigt 58

10 heiligen tan haben , dy leben vnd guet lazzen (275rb ) haben vnd haben im nach ge- voligt.
Also süllen wir alle ding lazzen , dy vns hintern an dem dienst gots . über das spricht
Chrisostomus: das ist den ein swåre red , dy sich | awff dy welt genaigt haben / vnd awff 610,10
leipleich ding , dy in | süezz sind ze haben vnd pitter ze lassen , wann sy erchennen geist - 611,1
leiche ding nicht. wann als dem arn süezze ding nichtsmekchen als dem mund , also
15 erchennt der fleischleich men - sch dy geistleichen ding nicht, wann er hat sich dar zw
nicht peraitt . vnd da wider sind eimerchanten menschen leicht alle tzeitleiche ding ze
lazzen , der dy geistleichen guet erche nnt.Awff das spricht Dionisius:Got pewt dashimel
reiſch vail; vnd wann es vail ist, so ist chain ding als snöd, als es ist , vnd ist nichts so
edel vnd sålig ze haben , als es ist, so es vergolten ist. vnd es haist dar vmb snöd, das es
20 eim yeden ist vail vmb als vil, als er gelai sten mag. Dar vmb sol der mensch geben vmb 10
das himel-/reich als, das er hat, das ist : sein aigen willen . wann dy weil er seins aigen 612,1
willen | ichts hat, so hat er das himel-/reich nicht vergolten . wann wer sich selber vnd
sein aigen willen låt, dem sind leicht alle tzeitleiche ding ze lassen , dy gar chlain sind
wider dy geistl-leichen . wann so vil dy geistlei-Ichen vber dy tzeitleichen erhöcht sind,
25 so vil sind sy auch grözzerſan irm lan ; vnd so vil sy am werch chreftiger sind, so vil 10
sind sy auch füegsamer am wesen. Das sey also gesagt von dem (275va ) ersten : wie man
alle ding laz-Izen süll. — Das ander ist : in we- lher mazz man gotdienen sol. von dem spricht 613,1
sand Auge-Instin : »der ist ein trewer diener, der in allen seinen werchen nicht an-lders
suecht dann dy er gots «. wann 'got ist ein herre aller di-Ing, dar vmb sol ich im dienen ',
30 wann er hat mir gedient, vnd an dem hat er mein zw ni-Ichte pedarfft dann allain dur-Ich
meinsnutz willen ; Also sol ich im hin wider dienen vnd sol dar in allain sein er sue -lhen. - 5
Das dritt ist, das wir süllen merkchen den lan , da von der herre iħus spricht: 'Da ich pin ,
da sol auch mein diener mit mir sein ', Das ist in der wanung / vnd ainung seins vaters, 614,5
da der grazz lan ist, den er seinen die-Inårn geben wil mit dem va - ter . Dar vmb solten
35 wir gra - sse pegier haben zw der ainung / vnsers herren , dy man mit vnter-/schaid merk - 615,5
chen sol; wann als got triueltig ist an den persan vnd ainig in der natur, | Also solman
es versten von der | ainung iħu xpi mit dem vater vnd der sel. als weis vnd swartz ein
vnterschaid hat, Also . . . ( abgegl.) wann dy selmit got veraint wirt , so hat sy an im als, das
an aller volchömenhait ist. Dy sel vergisst da ir selbs vnd allerding, als sy an ir selber ist,
40 vnderchennt sich an got götleich, als vil got in ir ist . Dar vmb : / was wil der mensch
mer pe- gern oder wissen , der mit got | so sålichleichen veraint ist ? wann | zw der ainung
hat got den menschen peschaffen , aber da adam das pot über gie, da wa-lrd er aws
dem paradeis ver- (275vb ) stözzen , vnd got setzt dar für | tzwayerlay huet: einen engel 616,5
vnd ein tzwisneidrints sw -lert von fewer, Das tzway di-Ing pedewt, durch dy der mensch
45 wider zwm himel| chömen sol, als er da von gevallen ist. Das erst : dur-ſch dy englischen
natur. Di-fonisius spricht: » englische natur ist als vil gesprochen als dy arnung götleichs
lie-Ichts«. an den engeln durch dy engel vnd in dem | liecht sol dy sel wider zw got
gen als lang, vntz das sy wider zw irm vrsprung | chümbt. zwm andern mal sollman
pey dem fewreinn | swert versten , das der selwerch in fewriger lieb in got süllen | vol
50 pracht werden . vnd das daz selb wol geschech, dar zů pedarffman der wei- shait gots. 617,5

618
PREDIGT 59 ( Jundt Nr. 10 S . 262— 265 )

Handschriftliche Überlieferung:
B, f. 66r— v , Fragment (unmittelbar anschließend an das Exzerpt aus Pr. 39, sieh oben S . 246) =
unten S . 625,7 Ein meister— 626,2 warumbe.: Hier vff spricht ain maister állü / ding hantwarumb
won got allain hat / enhain warumb vnd dauon der mensch (66v ) der got bittet vmb icht anders
denne / vmb sich selber der machot got ain / war vmb; identifiziert von Quint; von Skutella
(ZfdA 71 S . 66 Anm . 2 ) übersehen ; im Var.-App. nicht berücksichtigt.
Ba, f. 256ra - b , Fragmente = unten S . 633, 1 Ein m . spr.: + 2 Ich - 9 ist !' + Plussatz + 9
Disen - schiere. + Plussatz + 9 Etliche- 635, 1 mich ! : M (falsche Initiale )er meister
sprichet / ich och sagen ein mere ein / mensche fragte ein menschen wc dc meinti | dc in
ewenn also wol gelusti zuo / andacht vnt zuo gebette vnt / zuo einem andern male gelust / in nit
Do antwürte er ime / also der hunt der den einhůrn / sicht vnt sin gesmacket vnt er of dc / spor
kumetder louffet imehitze/clichen nach aber die andern / hunde sehent disen louffen / vnt si louffent
ouch vnt die ver/trusset orch schiere vnt lassent ab / A (Initiale )lso ist es vmb / einen menschen der
got gese /hen hat unt sin gesmacket hat der / lat nit abe vnt louffet allewege / do von sprichet david
versuochent vnt / sehent wie süsse ist got vnt / selig ist der man der do hoffent / in in disen menschen
vertrusset /nit aber die andern uertrusset / schiere wann si sin nit hant (256rb ) gesmacket / E (Ini
tiale )tliche lute die louffent / vor got etliche nebent got / etliche die uolgent got nach / die vor got
louffent de sint die , die ir eigen willen volgent / vnt wellent gottes willen nit / leben dc ist alcemale
boese vnt / die andern gant nement ( = neben ) gotte / die sprechent herre ich wil nicht / anders denn
dc du wilt sint si / aber siech 80 begerent si dc es / got woelte dc si gesunt weren / dc mag bestan
die tritten die volgent got nach war er wil / si volgent ime willeclichen / vnt dise sint volkomen vnt
do von sprichet / 8' joh'es in dem buoch der tougin / si volgentdem lamp war es gat | dise lüte volgent
gotte nach / war er si leitet in siechtagen oder | in gesuntheit in gelucke oder in / vngelucke 8 ' peter
gieng vor got , do sprach vnser herre tuuel gang hin /der mich ; Abschrift und Identifizierung in
Spamer Vorarbeiten IX Nr. 5 . 275 — 277. Vgl. auch ders. Diss . $ . 172, wo der Text von
Bag mit Bag (O I 19) f. 35ra identifiziert ist; auf der angegebenen Seite steht der Text in
dessen nicht. (Fehlerhafter) Textabdruck bei Proger ZfhTh 1866 8 . 509. Im Var.-App . nicht
berücksichtigt.
Brag f. 1751 — 178r; vgl. Strauch ZfdPh 54 S. 285 Nr. 33.
G , f. 206 — 208v ; identifiziert von Quint, Handschriftenfunde 8 . 50.
Mai, enthält die Predigt zweimal in variierendem Wortlaut:
Maija f. 641 — 69r.
Maijo f. 137v — 140r ( v . and. Hd.).
Identifiziert von Quint, Handschriftenfunde S . 88 und 91.
S , f. 236v, Fragment = unten S . 623,7 Daz — 8 niht. + 624,8 Etliche - 625, 1 got + 5 Dar - 626,2
warumbe. + 628,4 unser — 6 bin . + 629, 1 Swanne- 3 wore, + 630, 1 wan — 2 himelriche-, + 4 ' Ver
löugene - kriuze ! + daz — 5 pine. + 633,4 8 (stark abweichend ): W ( Initiale )er alle ding
ahtet als ein luter nihtder solwissen dz er hatden geist der |wissheit wer innerúffet in dem innigesten
in den kompt der geist der / wissheit Ettlich lút laden nit in den geist der wissheitt sú laden in
gesuntheit / vnd wollust wenn sú bitten des dz in lieber ist denn got Aber es ist ein grosse torheit
der got vmb òtanders bittet denn vmb sich selber wenn er / gitnút gerner denn sich selber Ein meister
619
Predigt 59
spricht alle ding hand ein /war vmb aber got hat kein war vmb vnd der mensche der got vmb it
anders / bittet denn vmb sich selben der machet got ein war vmb Xēs spricht wer mir /welle nach
volgen der verzihe sich sin selber vnd nem sin crucz vff sich vnd / volg mir nach mynem willen
Der sich sin selbes eigentlich verzige der /were eigentlichen gottes vnd got wer eigentlichen sin des
bin ich also gewiss / als dz ich ein mensche bin wer gottes willen für seczet 80 es denn ye lenger |were
ie lieber es im were vnd so die pin ie grosser wer ie lieber es im were / wenn gottes willen erfüllen
ist himelrich verlóken din selbs but vff din crucz / dz ist vasten wachen vnd ander kestigung welhe
menschen got eins gesmeket hant / den ist liht alle arbeit im nach ze iagen bis sú in wider vindent
aber die sin nit gesmeket hant die lont gar balde von der arbeit im nach ze iagen /; identifiziert
von Quint, Handschriftenfunde S . 197; im Var.-App . nicht berücksichtigt.
Strg enthält die Predigt — wie Mai, — zweimal in variierendem Wortlaut:
Strza f.74r — 79r, alte Zhlg .: f.712 r — 76r.
Strzb f.170 — 176r; alte Zhlg .: f.168v — 174r. Vgl. Spamer PBB 34 S. 348 unter XXII und
349 unter XXXIX .

Filiation der Hss.: Sehr deutlich scheidet sich die hsl. Überlieferung der Volltexte in die beiden Grup
pen Strza Maija G3(«) und Strzo Maijo Braz(8). Diese Gruppierung wird etwa an folgenden Stellen des
Variantenapparates sichtbar : S. 623,8 lûter fehlt B ; 624, 1 ‘als fehlt a ; 4 und geladen ,) vnd han
(han fehlt Braz) in geladet vnd in gelobet ß ; 9 und in r. & ; 625,4 unda] wann B ; 5 tausent ß ; ist er
(der Brag) gar torat B ; 6 wan fehlt ß ; 7 got allain hat ß ; 626,6 vnd lust bringen mag vnd trost B ;
10 als1,2 fehlt ß ; 627,4 in gote fehlt B ; 5 er ] man ß ; 7 das an mich geborn ß ; 10 mit im ] in vns ß ; 628,1f.
xps selber als ich gester sprach das sand johans in seinem ewangelio sprichet sy volgten im nach B ; 3 Sant
- 4 sprach :) das ewangelium sant lucas sprichet also ß ; 7 zetünde vnd zelassñ ß ; 9f. etlich maister spr. 3 ;
629,2 und — 3 wære, fehlt B ; 630,4 biut] hebe ß ; 5 abelegen ,] verlaugnen B ; 8 sîn — 9 wanı fehlt a ;
9 wan2gibe'. fehlt a ; 631, 2 er wölt es ir s. B ; 5 rok ] roß B ; 633,4 D6 — alsô :) er antwurt vnd sprach B ;
5 erler2 fehlt B; 8ô l. er ] der l. ß ; 634 ,3 bestân .] b. vnd ist doch das beste nit ß ; swar — 4 und fehlt ß ;
4f. in apocalipsi B ; 635 ,5 über allez ,] etwas fürbasmer (mer fehlt MaijoBrag) denn ß ;636 ,6 und willic
liche besitzen ,] in rechter sälichait ß . Insbesondere an den aufgeführten Stellen S .626 ,10 ; 627,4 , 7, 10 ;
628,1f. ist der B - Text deutlich fehlerhaft; sieh auch S.627 Anm . 9, 628 Anm . 2 und 3 ; 629 Anm . l ;
631 Anm . 2 . Aber auch an den übrigen verzeichneten Stellen , an denen a , abgesehen von 624 , 9 und
630,8f., den von mir gebotenen Textüberliefert,dürfte der ß - Text gegenübera sekundärsein . Daß einer
seits Strza und Maija gegenüber G , und anderseits Strzb mit Maiſo gegenüber Bra , jeweils in engster
Filiationsbindung stehen , bedarf keines besondern Nachweises mehr und geht aus den vielen Sonder
varianten von Strza Maija gegenüber Guß und von Strzb Maijo gegenüber Brazo im Variantenapparat o.
w . hervor. Ich verweise nur aufeinige Stellen , an denen der Strza Maija- Text o.w .als verderbterkennbar
ist : S . 624 ,8 ladent got nit in dem g .; 9 in in ges.; 626 , 10 es alleklich ; 627, 1 in ) in in ; 5 e2 - 6 beneme.
fehlt ; 6 dar —— 7 verliese ; fehlt; 628, 7 lieber gelassen ; 630, 7 vernünftigen ? fehlt ; 631, 1 ez gæbe;] en gäbe;
632,1 got chan nit verstanden werden an ; 633,8 lauffet im alwent nach ; 635,4 warlich ; 636 ,3 kleithûse, ]
huse. Ebenso sind etwa die folgenden isoliert stehenden gemeinsamen Varianten von Strzb und Maiſo
ersichtlich sekundär bzw . verderbt : 626 ,11 ein fehlt; 629,3 dâ ] das ; 631,6 ' ich gibe', fehlt ; 632,5
ez fehlt; 635 , 4 din ) sein . Das Verhältnis von Str, und Mai, ist das sattsam bekannte , d . h . Mai, ist eine
Abschrift von Strz, u . zw . ist Maija eine schlechtere, von der späteren , schmierenden Hand hie und da
korrigierte bzw . ergänzte Abschrift von Strza , als es Maijd von Strzb ist.
Das kurze B ,-Exzerpt scheint sich zur B -Gruppe zu stellen, wie die folgende Übereinstimmung
seines Textes mit dieser Gruppe zeigt : S . 625,7 got allain hát. — Der S -Text dagegen dürfte, soweit
er eine Beurteilung zuläßt, zur a-Gruppe gehören . Dafür sprechen die folgenden Stellen , an denen
S , im wesentlichen zu a stimmt: S .625,5 es ist ein grosse torheit; 626 , 1 bittet hinter anders; 629,2 80
es denn ye lenger were; 2f. vnd so die pin ie grosser wer ie lieber es im were (fehlt B). — Auch die Bag
Exzerpte stimmen im wesentlichen zum a -Text,wie die folgenden Übereinstimmungen zeigen : S .633,3
wol Bazą ] fehlt ß ; zuo einem Baza ) zem ß ; 4 Do antwurte er ime also Bazc ] er antwurt vnd sprach B ;
5 sin gesmacket vnd er Bag(a )(S )] fehlt B ; 634,3 bestan Bago ] bestan vnd ist doch das beste nit ß ; swar - 4
und Bazą ] fehlt ß ; 4f. in dem buoch der tougin Baza ] in apocalipsi ß .
620
Dâniêl der wîssage sprichet: 'wir volgen dir nâch '
Als Gruppensiglen wurden benutzt:
Q = StrzaMaijaG5
B = StrzbMaiſoBraz
Die a -Varianten wurden in der Orthographie von Strza, die B -Varianten in der von Strzb aufgeführt .
Textkonstituierung : Die beiden Texte a und ß stellen keine zwei Fassungen der Predigt dar, sondern
sind Überlieferungen ein und derselben Predigt in gelegentlich mehr oder weniger variierendem Wort
laut, wenngleich der Rubrikator von Str, den Strz - Textals Die ander bredig von sant Augustin bezeich
net. Wie sich oben S . 620 schon gezeigt hat, ist der « - Text wohl im ganzen verläßlicher als der von B ,
wenngleich hier und da ß besser als a sein dürfte. Innerhalb der a -Gruppe ist Gg der Text mit den
wenigsten Sondervarianten und Fehlern . Die B -Gruppe ist am besten durch Strzb vertreten . Bra, bietet,
wie schon in früheren Fällen (sieh oben S. 56 und 70), einen gegenüber Strz wohl etwas schlechteren
Text. Im ganzen aber ist die Predigt in beiden Überlieferungsgruppen sehr gut und übereinstimmend
überliefert. Ich habe dementsprechend meinen Text im wesentlichen auf die a -Gruppe, speziell aufG5,
gegründet, den ß - Text aber, insbesondere Strzb , als Korrektiv herangezogen .

Echtheit: Hsl. Bezeugung keine. Die Echtheit der Predigt wird insbesondere durch die sehr charakte
ristische Übereinstimmung der Ausführungen unten S. 633, 9ff. über die drei verschiedenen Gruppen
von Menschen , die Christus in jeweils verschiedener Weise „ nachfolgen " , mit In Ioh . n . 227ff. (sieh
S . 634 Anm . 1) gesichert, weiterhin durch die Übereinstimmung in einem Zitat aus dem Liber XXIV
philosophorum unten S . 633, 1f. mit In Sap . n . 90 (sieh S . 633 Anm . 1). Der Rv, unten S . 628 . 3
als ich gester sprach läßt sich zwar nichtmit Sicherheit auf eine bestimmte Stelle beziehen , dürfte aber
u . a . auf DWIS . 64 ,3f, und DW 5 S . 20 ,9 ff. und 51,9ff. hindeuten (sieh S . 628 Anm . 2). Für die Echt
heit zeugen aber eine Reihe von weiteren Übereinstimmungen mit Vergleichsstellen in gesicherten
deutschen und lateinischen Werken , so : S . 623 Anm . 3 (DWI S. 69,8f.; 185,5f.; 197,11; 248,2 f.);
S. 624 Anm . 4 (DW 1 S . 349,10f.; oben S . 232,8ff.); S. 625 Anm . 1 (DW 5 S . 58,18ff.;oben S . 296 ,13ff.;
DW 5 S . 278 , 16 ff.) ; S . 626 Anm . 5 (DW 1 $ . 328 , 10 ; 404 ,4 ; 405 ,4 ) ; S . 628 Anm . 3 (DW1 S . 203, 1 ff. ;
oben S . 305 ,5 ; 305,10f.); S. 629 Anm . 1 (DW 1 S . 195 ,14 ff.; DW 5 S. 40,7ff.); S .631 Anm . 5 (DW I
S . 264,5 ff.); S.632 Anm . 1 (oben S. 328,7ff.); Anm . 2 (DW 1 S . 77, 10 ff.; 420,3ff.; oben S. 13,11ff.);
S . 633 Anm . 1 (oben S . 174, 1f. ; 201, 12f.) ; S .634 Anm . 1 (DW1 S . 188 , 1 ff. ; DW 5 S .57, 12 ff .); S .636
Anm . 1 (DW1 S . 122,5 ff. ; oben S . 274 , 1 ff .; 217 ,4 f.; 52,8 ff .; 560,5 ff.). - S . 624 Anm . 4 (LW 4
S . 89,7 ff.); Anm . 5 (LW 2 S . 419, 12 ff.) ; S. 626 Anm . 1 (LW 4 S . 22, 12 ); S .632 Anm . 1 (LW 5 S . 44 ,7f.) ;
S . 633 Anm . 1 (LW 2 S . 94 ,17ff.; 423,10ff.). – Der Stil der Predigt zeigt Eckhartisches Gepräge,
gekennzeichnet durch die Stilelemente Häufung : S .623,3f.; 624,4 ; Steigerung: S. 624,1 ff.; Hyper
bolik : S . 624,7f.; 626 ,5 ff.; 627,5f.; 631,3; 635 ,5 ; Antithese : S . 625,7f.; 626 , 10 ; 627,2f.; 628,9ff.;
630,4f.; 631,8 ff., 11ff.; 633,9 ; 635 ,2f., 5ff.; Parallelismus: S .626 ,8f.; 627,8ff.; 628,7 ; 629,2f.;
630,1 ff.; 631,8 ; Vergleiche : S.625,1f., 2 ff.; 626 ,11f.; 629,3ff.; 631,4f., 8ff., 11f.; 633,2 ff.; 633,9ff.
Die Predigt behandelt unten S .627,6 ff. die Gottesgeburt in der Seele als eine für Eckhart charak
teristische Thematik .

Der Aufbau der Predigt erfolgt nur in losem Anschluß an den vorangestellten Schrifttext Dan.
3,41, zu dessen Deutung Eckhart im Verlauf der Predigt eine Reihe weiterer Schriftstellen , insbesondere
Sap. 7,7ff. und Joh . 10 ,27ff. heranzieht. 1.Gleich nach dem Zitat von Dan. 3,41 zu Anfang der Predigt
führt der Prediger Sap. 7,7 ff. an, dessen Interpretation , zumal des 'in mich ist komen der geist der
wisheit , er sich zunächst zuwendet. Wer noch irgend etwas beachtet, hat nicht den 'Geist der Weisheit'
(623,8f.), denn alle Dinge sind ein reines Nichts. Es gibt Leute , die nicht den 'Geist der Weisheit',
sondern irgend etwas anderes, das sie höher schätzen , wie Gesundheit , Reichtum , Wohlbefinden , „ ein
laden “ . Es ist aber töricht,Gott um etwas anderes als um sich selbst zu bitten , denn er schenktam lieb
sten sich selbst (625 ,5 ff.). Wer ihn um etwas anderes bittet, der schafft Gott ein Warum ; aber Gott
hat kein Warum . Mit der Gabe der 'Weisheit ' empfange ich zugleich alle anderen Gaben Gottes, so
daß ich sie ebenso genieße wie er selbst, der in derGabe der 'Weisheit' alle Gaben so völlig gleich wirkt,
daß das Geringste zum Größten wird (626 ,9ff.). In der Gabe der 'Weisheit' schenkt sich mir Gott
621
Predigt 59
in gebärender Weise, so daß er lustvoll in uns und wir ebenso lustvoll mit ihm in uns den Sohn gebären
(627,3ff.). — 2. Im Anschluß an Joh . 10,27 'sie volgentmir nach ' erklärt Eckhart dann den Sinn des Nach
folgens (von dem im zugrunde liegenden Schrifttext Dan . 3,41 die Rede ist, sich oben S. 623,1f.) unter
Bezugnahme auf Luk. 9,23 ('wer mir welle nachvolgen , der verzihe sich sîn selbes und neme sîn kriuze
und volge mir nach') als ein Befolgen des Willens Gottes (628,1 ff.). Einem solchen Menschen gehört
Gott, und er gehört Gott (628,5ff.). So auch ist des Paulus Wort, daß er um seiner Brüder willen von
Gott geschieden sein wolle (Röm . 9,3), zu verstehen im Sinne einer vollkommenen Aufgabe des eigenen
Willens in der Nachfolge Christi durch Aufnahme des eigenen Kreuzes (628 ,8f.), wodurch der Mensch
unendlich viel mehr an Himmelsfreuden einträgt, als er an Pein erduldet (629,6 ff.). Denn Joh . 10,28
sagt Christus : ' ich gibe in daz leben '. Mit diesem 'Leben 'meint er sein eigenes „ Sein “ , und das kann
keine Kreatur, sondern nur Gott ( = Christus, der 'Geist der Weisheit ) geben (630,8ff.). Wenn nun
Christus Joh . 10, 30 sagt : 'ich und der vater sin ein ', so besagt das zugleich , daß die Seele in Gott und
Gott in der Seele ist und daß man beide nicht trennen kann , wie die Vernunft etwa Feuer und Hitze
getrennt denken kann . Die Seele vielmehr und Christus sind im Grunde nicht voneinander verschieden ,
wenn man absieht davon , daß bei Christus das Sein seiner Seele an die ewige Person des Gottessohnes
gebunden war (631,8 ff.). Wenn die menschliche Seele alles, was „ grob “ an ihr ist, abzulegen vermöchte ,
wäre sie mit Christus eins.Wer nun Gott einmalgesehen und geschmeckt hat,der läßt nicht ab davon ,
ihm „ nachzufolgen “ . Eckhart unterscheidet dann dreiGruppen von Menschen im Hinblick auf dieses
„ Nachfolgen “ : solche (bösen )Menschen, die Gott vorauflaufen, d.h . ihrem Eigenwillen folgen , solche,
die neben ihm herlaufen und dabei gern möchten , daß Gott so wollte , wie sie selbst wollen (das mag
angehen ), und schließlich die Vollkommenen , die Gott folgen , wohin er sie führen mag , wie es Apok .
14,4 heißt (632,3ff.). — 3. Im Schlußabschnitt (635,4ff.) interpretiert Eckhart dann noch den Satz 'wir
suochen din antlütze' des zugrunde gelegten Schrifttextes Dan. 3,41, indem er unter 'antlütze' das reine
Sein Gottes ohne die ,bekleidenden ' Attribute der Wahrheit und der Güte Gottes versteht, das nicht
dem Willen , sondern (allenfalls) der Vernunft zugänglich ist.

622
Daniel der wîssage sprichet: 'wir volgen dir nâch von allem herzen und vürhten
dich und suochen dîn antlütze'l.
262,5 Disiu rede vüeget wolze dem , daz ich gester sprach : ich hân in geruofet und in geladen
und hân in gelocket, und in mich ist komen der geist der wîsheit, und ich hân in geahtet
vür alliu künicrîche und vür gewalt und vür hêrschaft und vür golt und silber und vür 5
10 edelgesteine, und alliu dinc hân ich geahtet gegen dem geiste der wîsheit als ein sandes
korn und als einen pfuol und als ein niht'%. Daz ist ein offenbare zeichen , daz der mensche
habe 'den geist der wîsheit', der alliu dinc ahtet als ein lûter nihts. Wer dehein dinc iht

1f. Dan . 3 ,41: et nunc sequimur te in toto corde, et timemus te , et quaerimus faciem tuam ;
vgl. auch unten S .635,4; 636, 4. 3ff. Sap . 7, 7 : Propter hoc optavi, et datus est mihi sensus : et
invocavi, et venit in me spiritus sapientiae : 8 : et praeposui illam regnis et sedibus, et divitias nihil
esse duxi in comparatione illius. 9 : Nec comparavi illi lapidem pretiosum : quoniam omne aurum in
comparatione illius, arena est exigua , et tamquam lutum aestimabitur argentum in conspectu illius.;
vgl. auch unten 2 . 8; S . 624, 1, 2, 3, 38., 4f., 5f., 8, 9; 626 ,6 , 9 . 8 Sieh oben Z . 4 .

Zuweisungen : keine
Überschriften : Jn vigilia assensionis Gg Ain bredig von Sant Augustin / die mag vff in
gezogen werden von siner / hohen wißhait / Strza Die ander bredig von sant Augustin Strad
1 'wir ] her w . B fruchten Maija 2 dich u . 8. fehlt StrabMaijo 3 ze dem , daz ] vff
die red die Gg gesprach Brag in bis 4 gelocket,] in gelobet vnd in (vnd han in Brag)
gerüffet vnd in geladet B 3 in '] im StrzaMaija 4 inº) im StrzaMaija ich fehlt Str ga
Maija 5 gewalt und vür fehlt (auf d . Rand v. and. Hd . nachgetr.) Maiqb (Hom .) vür fehlt
Braz( Seitenw .) Strzal Zeilenw .) Maija vnd für 8. Maijo 7 pfuol] hor Strga har Maija
gestüpli (auf Rasur v . and . Hd.) Str zb 8 lûter fehlt B deh. ] kain StrzaMaija B 8f. iht
ahten ) ich achtetiMaijd 8 iht] nit Gs fehlt Maija

1 Der Schrifttext ist der Lectio der Messe des Donnerstags nach dem ersten Passionssonntag ent
nommen .
2 Der hier aufgeführte Schrifttext Sap. 7 ,7 ff. liegt den Predigten Joste : Nr.76 , .79 — 81 und
Strauch PBB 49 S . 386 – 388 (Nr. VIII) zugrunde, auf die sich der sehr präzise Rv. oben Z . 3 schwer.
lich beziehen kann , da zu dem gleichlautenden Rückverweis unten S . 628, 3 ( sieh den Var.-App .
zu 628,1f.) keine Entsprechungen in den angegebenen Predigten zu finden sind . — 2 .3f. ist lat. invo .
cavi (Sap. 7,7 ) durch dreifachen deutschen Ausdruck wiedergegeben ; vgl. dazu oben S . 93,3f. und dort
Anm . 2 (auf S . 94) . — Zu 2 . 7 pfuol vgl. oben S . 152,2 . Strga und Maija überliefern dazu die Variante
hor (har) = „ Kot“ , „ kotiger Boden “ , „ Schmutz“ , die ebenso wie pfuol ursprünglich sein könnte. Stryd
dürfte mit ziemlicher Sicherheit ursprünglich pfuol gehabt haben ,was durch eine andere Hand ausradiert
und durch gestüpli ( S .624,2 durch gestüp ) ersetzt wurde, wie gleichfalls Strza S. 624,2 ursprünglich
pful bot (sieh d . Var.-App .) .
3 Übersetzung: „ Es ist ein deutliches Zeichen, daß der Mensch den 'Geist der Weisheit habe,wenn
er alle Dinge als ein reines Nichts ansieht“ . Vgl. etwa DW 1 S. 69,8f.: Alle crêatûren sint ein lûter
623
Predigt 59
ahten mac, in dem enist niht 'der geist der wîsheit ’1. Daz er sprach : ‘als ein sandes korn ',
daz was ze kleine ; daz er sprach : ‘als einen pfuol', daz was ouch ze kleine ; daz er sprach : 262, 13
‘als ein niht', daz was wol gesprochen , wan alliu dinc sint ein lûter niht gegen 'dem geiste
der wîsheit' ? 'Ich hân in geruofet und in gelocket und in geladen , und in mich ist komen
5 der geist der wîsheit'. Wer im ruofet in dem allerinnigesten , in den kumet 'der geist der
wîsheit'3.
Ez ist ein kraft in der sêle, diu ist wîter dan alliu disiu werlt4. Ez muoz gar wît sîn, 20
dâ got inne wonet. Etlîche liute die ,enladent' niht în 'den geist der wîsheit ; sie ,ladent'
în gesuntheit und rîchtuom und wollust; aber in die enkumet niht der geist der wîsheit 5.

1 ; 3f.; 5f.; 8 ; 9 Sich oben S . 623,4, 6 . 1 ; 2 ; 3 Sieh oben S . 623,6f. 4f. Sieh oben
S .623,3f.

I spricht GB 'als fehlt


a 2 sprach :-) spriht G3B einen bis 3 ‘als fehlt G , Bra ,
(Hom .) 2 pfuol',] pful getilgt, daneben auf d . Rand v. and. Hd. har Strga pfeill (auf radieriem
pful?), darüber v. and. Hd, har Maija pful getilgt, über Rasur v . and . Hd . gestüp Str zb 3 ein %] als
ain B lûter fehlt Braz 4 der] des Maija 'Ich bis 5 wîsheit'. (v . and . Hd. auf d . Rand
nachgetr.) Maija (Hom .) 4 in 1,4] im StrzaMaija und bis geladen ,] vnd han (han fehlt Brag)
in geladet vnd in gelobet ß vnd ist in m . chomen StrzbMaijo 5 Wer bis 6 wîsheit'. fehlt
StrzaMaija (Hom .) 5 im ] in Maijo aller innerosten ß 7 disiu ] die Gg wît ] groß G3B
8 wonete Bra2 die fehlt Strza MaijaMaijo ladent got nit in dem (den Maija) gaist Strga
Maija 9 in in ges. StrzaMaija vnd in r . a reichtung Maija vnd in w . StrzaMaijs

niht. Ich spriche niht, daz sie kleine sîn oder iht sîn : sie sint ein lûter niht., 185,5f.; 197 ,11; 248,2f.;
unten S . 624 ,3f.
i Jundt S. 262,12 bietet gegen die H88. also statt oben S . 623,8 iht, das er offenbar mißverstanden
hat. Es steht im deutlichen Gegensatz zu dem vorangehenden niht. Übersetzung: „ Wer irgendein Ding als
ein Etwas ansieht, in dem ist nicht der Geist der Wahrheit“ .
2 Übersetzung von 2 . 1 ff.: „ Wenn er ( = Sap. 7, 9) sagte : wie ‘ein Sandkorn ', dann war das unzu
reichend; wenn er sagte: 'wie Kot , dann war auch das unzureichend ; wenn er (aber ) sagte : 'wie ein
Nichts', dann war das treffend gesagt, denn alle Dinge sind ein reines Nichts gegenüber dem Geist der
Wahrheit'“ . — Jundt S . 262, 15 bietet gegen die Hss. ist statt oben Z . 2 was . — Zu 2 . 2 pfuol vgl.
S.623 Anm . 2.
3 2 . 5 Wer - 6 wîsheit'. fehlt StrzaMaija und Jundt S . 262,18 infolge von Homöoteleuton . Das
Textstück ist als Interpretation des voraufgehenden Schriftwortes sicher ursprünglich .
4 Zu 2 . 7 vgl. DW 1 S. 349,10f.: Nû sprichet ein meister, daz ein kraft der sêle liget über
dem ougen , diu ist wîter dan alliu diu werlt und wîter dan der himel. und dort Anm . 4 ; oben S . 232, 8 ff.:
Die meister, die dâ beschrîbent, wie wît der himel sî,daz wäre unglouplich ze sprechenne : diu minste
kraft , diu in mîner sêle ist , diu ist wîter dan der wîte himel; ich geswîge der vernünfticheit : diu ist
wît ânewîte . und die dort S . 233 Anm . 1 verzeichneten Parallelstellen ; Sermo VIII n . 94, LW 4 S . 89,7ff.
und dort S . 90 Anm . 1.
5 2 . 8f. lautet bei Jundt S. 262,20ff. in Übereinstimmung mit Strza (Maija ): Etliche laeute ladent
got nit in dem gaiste der weishait ; sy ladent in in gesunthait und in reichtum und in wollust, ...
624
Dâniêl der wîssage sprichet: 'wir volgen dir nâch'
Dar umbe sie bitent, daz ist in lieber dan got — als der einen pfennino gibet umbe ein
25 brôt, der hât daz brôt lieber dan den pfenninc — ; sie machent got ze irm knehte. Tuo
mir daz, und mache mich gesunt', spræche ein rîcher man ; ,bite, waz dû wilt, ich gibe
dir ez !', und bæte er danne umbe einen helbelinc, daz wäre ein affenheit ; und bæte er in
umbe hundert mark , er gæbe im ez gerne. Dar umbe ist ez gar ein törheit, der got bitet 5
30 umbe iht anders dan umbe sich selben ; daz ist im unwert,wan er engibet niht lieber dan
sich selben 1. Ein meister sprichet : alliu dinc hânt ein warumbe, aber got enhật kein

1 Darvmb dz si Gg 2 machet Maija 3 sprach MaijaMaijd bitte du w . Maijd gäbe


StrgaStr 3bMaijo 4 ez !', ] dz Maijo u nd fehlt B denn ( fehlt Maijb ) den reichen man vmb
StrzbMaijd
Brag
unda] wann B len (twas StrabMait getilgt) Makäbs im Str,
bætea] bit Maii 5 tausent B
ist er (der Bra,) gar torat B ist er gar ein torhait (hait getilgt) Maija
gäbs im Strza es im
5f. got vmb icht
(nichts Maija ) anders bittet StrgaMaija 6 iht] etwas Str zbMaijo etz Bra , wan fehlt B liebers
(s über d . Zeile Strza ) StrzaMaija danº] den (über d . Zeile ) Str zb den vmb Maio 7 ein fehlt
StrzaMaija B warumbe,) war (über d . Zeile v . and Hd. StrzaMaija ) vmbe StrzaMaija aber ]
denn B fehlt Go got allain hat B kein ) der kain (der auf Rasur ) Maija

Dieser Text ist unursprünglich und beruht auf Mißverständnis des Eckhartischen Gedankens, der besagt,
daß gewisse Leute nicht den Geist der Weisheit zu sich einladen,wie der voraufgehende Schrifttext aussagt,
sondern Gesundheit, Reichtum und Wohlbehagen , um die es ihnen zu tun ist,nicht aber um den Geist der
Weisheit ( = Gott) , der also auch nicht in sie kommt. Vgl. Pf. Spr. 39, S . 610 ,4ff.: Meister Eckehart
vrâget, wer der mensche sî, den got alle zît erhere in allen beten , und sprichet meister Eckehart :
wer got anruofet als got, den erhæret got. Wan aber der mensche got anruofet unde weltlich guot
dar inne meinet, sô ruofet er niht got an , mêr : er ruofet daz an , dar umbo er got bitet, unde nimet
got ze einem knehte dar zuo . Hier umbe sô sprichet Augustinus : allez, daz dû minnest, daz betest
dû an ; wan reht gebet unde ganz gebet ist niht anders danne minnen , und hier umbe, swaz dermensche
minnet, daz betet er an . Unde dâu von sô betet nieman got rehte an wan dermensche, der got an betet
umbe got unde dar inne anders niht meinet danne got. Dazu vgl. B2, f. 20506 — 206ra , Quint Hand
schriftenfunde S . 9 ; In Sap . n . 87, LW 2 S. 419, 12ff.: Invocavi, et venit in me spiritus sapientiae.
Augustinus . . . » invocas quidquid amas, invocas quidquid in to vocas, invocas quidquid vis, ut
veniat ad te . Porro sideum invocas, ut veniat ad te pecunia , hereditas,saecularis dignitas, illa invocas« ,
» sed deum ponis adiutorem cupiditatum , non exauditorem desideriorum . Deus bonus, si det quod vis.
Si autem male vis, nonne erit tibi magis non dando misericors ? « Et infra post multa sequitur in
Augustino: » quid ergo faciam ? « » Invoca deum tamquam deum , ama deum tamquam deum . Illo
nihil melius est ; ipsum desidera , ipsum concupisce«. . . . » Si ergo deum invocas tamquam deum ,
securus esto , exaudieris «. und dort S . 420 Anm . 1 – 3; DW 1 S . 274,1ff. und dort Anm . 1.
i Zu 2 . 1ff. vgl. Pf. S . 230,39ff.: Er wêre wol ein töre, der mit einem begriffe begrîfen möhte
hundert marc unde begriffe niwan einen pfennic.; DW 5 S. 58, 18ff. ( BgT) : Wære, daz ich ze dem
bâbeste kæme hundert oder zwei hundert mîle und sô ich danne kæme vor in und spräche : herre,
heiliger vater, ich bin komen wol zwei hundert mîle swæres weges mit grôzer koste und bite iuch ,
dar umbe ich ouch her ze iu komen bin , daz ir mir gebet eine bône, wærlîche, er selbe und swer daz
vername, spræche, und gar billiche, daz ich ein grôzer tôre wäre. und dort S . 103 Anm . 213; Sievers
Zfd A 15 S . 420,87ff.: griff ich mit beiden henden zû als dick als ich mit der einen hant griffe , sô griffe
ich io hundert marg zumâle und mit der andern hant nicht dan einen phenning . die wile ich mit der
einen hant hundert marg grîfen mochte, und vorzege ich der hant und griffe mit der andern einen
phenning , sô têde ich tôrlîchen . — In Z . 5 hat Jundt S. 262,28 ez? wohl versehentlich ausgelassen . —
Zu 2 . 6 wan — selben . vgl. oben S . 296 ,13ff. und die dort S. 297 Anm . 1 verzeichneten Vergleichsstellen ,
insbesondere Pf. S . 300 ,27 f.: . . . und ime ( = Gott) ist also nôt, daz er dir gebe , daz er niht erbeiten
mac, biz daz er gebe sich selber dir von êrste .; ferner DW 5 S . 278,16ff. ( RdU ): sunder alle die gâbe
40 Edhart, D2 625
Predigt 59
warumbe ; und der mensche, der got bitet umbe iht anders dan umbe sich selben , der
machet got ein warumbel.
Nû sprichet er: ‘mit dem geiste der wîsheit ist mir komen allez guot zemâle' . Diu
gâbe der wîsheit ist diu edelste gâbe under den siben gâbens. Got der engibet dirre gâben 262,85
5 keine, er engebe sich selben ze dem ersten und glîche und geberlîche 4. Allez, daz dâ guot
ist und lust und trôst bringen mac, daz hân ich allez in 'dem geiste der wîsheit', und alle
süezicheit, daz niht ûz blîbet als grôz als einer nâdel spitze 5 ; und wäre doch ein kleine
dinc, man enhæte ez denne zemâle und glîche und rehte, als es got gebrûchet ; alsô ge
brûche ich es glîche, daz selbe in sîner natûre. Wan in 'dem geiste der wîsheit dâ würket 263,5
10 er al glîche, alsô daz daz minste wirt als daz meiste und niht daz meiste als daz minste :
als der ein edelzwî pflanzet in einen groben stok , dâ wirt alliu diu vruht nâch der edelkeit

3 Sap .7,11: Venerunt autem mihi omnia bona pariter cum illa , ... 6 ; 9 Sieh oben S .623, 4.

1 bitet hinter anders StrzaMaija 2 ein fehlt Bra , 4 den andern s. StrzbMaijd der?
fehlt StrzaMaija dirre g. ] der (er auf Rasur) gabo (e getilgt ) Strza dir (e v . and . Hd . über i) gabe
Maija der gab Str zbMaijo der gaben Bra, 5 dekainē Gg chainem Maijo selben fehlt Gg
B ze ] den uor oder zů Maijd berlich Maija dâ guot ] dz got Gg dâ fehlt B 6 vnd
lust bringen mag vnd trost p h ân ) kan G 7 grôz als fehlt B (Hom .) ain nB . w . es
doch B 8 man ) wan Gg und fehlt B gebrûchet ; ] enbruchet, über en ge v . and . Hd.
Str za bruchet
B 8 f. gebrûche bis 9 glîche] dem gebruch ist es geleich Maija 8f. brauch Str zb Brag
brucht Maijo 9 ich v . and Hd. auf Rasur Strga 10 er al gl.,) es alleklich (allecleich Maila )
StrzaMaija B
al] als a lsa fehlt B niht fehlt Str zbMaijo alsa fehlt B 11 ein fehlt
Strgb Maijo ainem Str3b Maijo ainē Brag dâ ] das Maija

die er ie gegap in himel und ûf erden , die gap er alle dar umbe, daz er eine gâbe geben möhte : daz
was er selber. Mit disen gâben allen wil er uns bereiten ze der gâbe, diu er selber ist ; . . . und dort
S . 361 Anm . 368.
1 Zu warumbe vgl. oben S. 289,3ff.: . .. wan er ( = der Gerechte) enhật kein warumbe, dar umbe
er iht tuo, alsô als got würket sunder warumbe und kein warumbe enhât. In der wîse , als got würket,
alsô würket ouch der gerehte sunder warumbe; und alsô als daz leben lebet umbe sich selben und en
suochet kein warumbe, dar umbe ez lebe, also enhât ouch der gerehte kein warumbe , dar umbe er iht
tuo . und dort Anm . 2 ; Sermo IV ,1 n . 21, LW 4 S . 22,12 : .. . quia deus, et per consequens homo divinus,
non agit propter cur aut quare. und dort Anm .5.
2 Sap . 7 ,11 wird auch Pf. S . 300,23f. zitiert : Dâ von stêt geschriben in der wisheit buoche 'mit
dir kumet mîner sêle allez guot'., ebenso DW 5 S . 50,14ff. ( BGT ) : Dar umbe sprichet daz buoch
der wisheit: mit gote , der êwigen wîsheit, sint mir komen zemâle mit einander alliu guot.
3 Gemeint sind natürlich die sieben Gaben des Hl. Geistes.
4 Zu Z . 4f. vgl. oben S. 625,6f. und dort Anm . 1 ( Schluß ).
5 Zu nâdel spitze vgl. oben S. 414,6 und dort Anm . 2 ( Schluß ) mit dem Hinweis auf DW 1
S . 328,10; 404,4 ; 405,4 ; Pf. S . 229,23. — Übersetzung von 2 . 5.ff.: „ Alles ,was da gut ist und Lust und
Trost zu bringen vermag, das alles habe ich im 'Geiste der Weisheit , und alle Süße, (U . zw . 80,) daß nicht
soviel wie eine Nadelspitze draußen ( = außerhalb des 'Geistes d . W .') bleibt; und doch wäre das (alles )
geringfügig (ein unbedeutendes, nichtiges Ding),wenn man es nicht völlig und gleich und recht 80 hätte,
wie Gott es ( = das Gute, Lust, Trost und alle Süße) genießt; 80 auch genieße ich in gleicher Weise das
selbe in seiner Natur ( = im Geiste der Weisheit) . Denn im 'Geiste der Weisheit wirkt er ganz gleichmäßig,
80 daß das Kleinste wie das Größte, nicht aber das Größte wie das Kleinste wird: 80 wie wenn einer ein
626
Dâniêl der wîssage sprichet: 'wir volgen dir nâch '
des zwîs und niht nâch der gropheit des stockes. Alsô geschihet in disem geistel: dâ wer
10 dent alliu werk glîch , wan dâ wirt daz minste als daz meiste und niht daz meiste als daz
minste 2. Er gibet sich selben geberlîche , wan daz edelste werk in gote ist gebern , ob einez
in gote edeler wäre dan daz ander4; wan got hât allen sînen lust in 5 dem geberne.
Allez, daz mir anegeborn ist, daz enmacmir nieman genemen , ez ensî denne,daz er mich mir 5
selben beneme6. Allez , daz mir zuogevallen mac, daz mac ich verliesen ; dar umbe gebirt
15 sich got zemâle in mich , daz ich in niemer verliese ?; wan allez, daz mir anegeborn ist, daz
enverlür ich niht. Got hât allen sînen lust in der geburts, und dar umbe gebirt er sînen
sun in uns, daz wir allen unsern lust dar inne haben und wir den selben natiurlîchen sun
mit im gebern ; wan got hât allen sînen lust in der geburt, und dar umbe sô gebirt er sich 10
20 in uns, daz er allen sînen lust habe in der sêle und daz wir allen unsern lust haben in

1 groblichait Strzo Brag beschicht StrgaMaija in ) in (jm Maija ) in StrgaMaija 2 minste


bis daz? fehlt Maija (Hom .) 3 ist in got Maija geboren Bra , ain Braz 4 in gote
fehlt B dan ) wan Maijo g ot der h . Bra, gelust StrgaMaija 5 benemen StrzaMaija
nem Bra , ez bis 6 beneme. fehlt StrzaMaija (Hom .) 5 er) man B 6 benim Maijd dar
bis 7 verliese; fehlt StrzaMaija (Hom .) 6 dar vmb so g . B 7 niemer ] mir Brag verließ
( r v . and . Hd, über B Strzb) StrzbMaiib wan fehlt Maija das an mich geborn B 8 niht. ]
nimer B got der h . B gelust StrzaMaija dar vmb so g. Str zb Brag 9 wirl och a .
B 10 mit im ) in vns B got der hB . g elust Maija

edles Propfreis auf einen groben Stamm pfropft, dann gerät die ganze Frucht nach der Edelkeit des Reises
und nicht nach der Grobheit des Stammes“ , - Es wird o. w . deutlich , daß Z . 10 niht in Str zb Maijd zu
Unrecht fehlt.
i in disem geiste = ' im Geiste der Weisheit'.
2 Vgl. oben S. 626 ,9ff.
3 Vgl. oben S. 626 ,5. Übersetzung von 2 . 3: „ Er gibt sich selbst auf gebärende Weise , ...“ . Zu
geberlîche vgl. Tauler S . 334 ,14f.: .. . das er das wort mag enphahen in siner allikeit und geber.
lichen , . . . ; Seuse S . 350 ,11f.: . . . und denne ist er ( = der Mensch ) sich haltende in geberlicher wise.
In Eckhart zugeschriebenen Texten habe ich das Wort nur noch Pf. S . 581,13f. . . . dÔ worhte er alliu
dinc geberlich , . . . vorgefunden .
4 Übersetzung von Z . 3 wan — 4 ander: „ denn das edelste Werk in Gott ist das Gebären , dafern
(überhaupt) das eine in Gott edler wäre als das andere“ .
5 Jundtbietet S . 263, 13 gegen Strza an statt in .
6 2 . 5 oz — 6 beneme. fehlt in StrzaMaija ( Jundt S . 263, 14 ) infolge von Homöoteleuton . — 2 . 5
er = Gott ( Z . 4 ).
? 2 . 6 dar umbe — 7 verliese ; fehlt in StrzaMaija (Jundt S . 263, 14 ) wiederum infolge von Homöo
teleuton . Der Satz ist dem Sinnenach unentbehrlich ,wie die folgende Übersetzung von 2 . 5ff. zeigt: „ Alles ,
was mir angeboren ist, das kann mir niemand nehmen , es sei denn , daß er mich mir selbst nähme.
Alles , was mir (nur) zufallen kann, das (hingegen ) kann ich (auch ) verlieren ; darum gebiert
sich Gott ganz in mich, auf daß ich ihn niemals verliere; denn alles,was mir angeboren ist, das kann
ich nicht verlieren " .
& Zu 2 . 8 Got- geburt , vgl. oben S. 116 ,8ff.: Ich hân ez ouch mêgesprochen : der mich vrâgete,
waz got in dem himel tæte, ich spräche: er gebirt sînen sun und gebirt in alzemâle niuwe und vrisch
und hật sô grôzen lust in dem werke, daz er anders niht entuot, dan daz er daz werk würket. und die
dort 8 . 117 Anm . 1 aufgeführten Vergleichsstellen .
• Die Lesart mit im ] in vns Str gbMai Bra , ist unter dem Einfluß des in 2 . 9 stehenden in uns
verderbt und inhaltlich unmöglich ; denn nicht wir von uns aus, sondern nur wir mit ihm ( = mit Gott)
gebären denselben natürlichen Sohn in uns.
627
Predigt 59
im ?.Dar umbe sprach Kristus, als sant Johannes schrîbet in dem êwangelio :'sie volgent
mir nâch'. Gote eigenlîche nâchvolgen , daz ist guot: daz wir sînem willen nâchvolgen ,
als ich gester sprach : 'dîn wille werde'?. Sant Lukas schrîbet in dem ewangeliô , daz
unser herre sprach : 'wer mir welle nâchvolgen , der verzîhe sich sîn selbes und neme sîn 263,8
5 kriuze und volge mir nâch '. Der sich sîn selbes eigenlîche verzige, der wäre eigenlîche
gotes, und got wäre eigenlîche sîn ; des bin ich alsô gewis, als daz ich mensche bin . Dem
menschen sint alliu dinc als lîhte ze lâzenne als ein linse ; und ie mê gelâzen , ie lieber3.
Sant Paulus begerte durch gotes willen von gote gescheiden sîn durch sîner brüeder $
willen . Hie mite sint die meister sêre bekümbert und zwîvelnt sêre dar ane. Etliche
10 sprechent, er meinte eine wîle . Daz enist alzemâle niht wâr ; als ungerne einen ougenblik

If. Ioh . 10 ,27 : (Oves meae vocem meam audiunt : et ego cognosco eas,) et sequuntur me: . . .
3 Matth . 6 , 10 : Fiat voluntas tua , . . . 4f. Luc. 9,23 : Si quis vult post me venire, abneget
semetipsum , et tollat crucem suam quotidie, et sequatur me.; vgl. Matth . 16 ,24; Marc. 8, 34; vgl. auch
unten S. 630, 4. 8f. Vgl. Rom . 9, 3 : Optabam enim ego ipse anathema esse a Christo pro fratribus
meis , . . .

1 sprach ) spricht Maijaß lf. xps selber als ich gester sprach das sand johans in seinem
ewangelio ( sinē ewangelien Brag) sprichet sy volgten (volgend Bra, folgen Maijb ) im nach (im nach
ausradiert Bra,) B 1 sant fehlt StrzaMaija 2 Gote ] got StrzaMaija ( v. and . Hd. über d . Zeile
nachgetr .) guot: ) got Maijo sinē StrzaMaiib seinen Strzb 3 dîn w . w .) ain w . w ., ain
aGOnte lucwollen Braq oy alles Mariano liecht gebeslieber geld ZeileS ant3bisdem4 )sprach
getilgt darüber v . and . Hd. din Strzb ain weille wert Maiju
e subensBrag
sant lucas sprichet also (also fehlt Maijb, Zeilenw. ) BrazMaijd
:] das ewangelium
sinem G . 4 spricht
nach folgen welli StrzaMaija 5 cräucz vf vnd B sich selb sein selbs
Maijo 6 alsô ] alles Maija 7 alliu bis lâzenne) alle ding (ding v . and . Hd, auf d . Rand
nachgetr . Strzb fehlt Maijo ) licht (aus liecht gebessert Str zb lich Maijd ) zetünde vnd zelassñ Str zb Maijo
licht alle ding zetůnd vnd zů lassend Braz l ieber gelassen StrzaMaija lieber got (got v. and . Hd .
über d . Zeile) Strző 8 begert Bra , sîn fehlt Brag (Zeilenw .) 9 mite fehlt B die lerer
vnd die meister s. GG 9f. etlich maister spr. B 10 maine Braz wâr radiert Bra , als]
wann als B

1 S . 627,10 — oben 2 . 1 ist eine leicht variierende Wiederholung von S .627,8 — 10.
2 Vgl. DW 1 S . 64,3f.: Ich pflige dicke ein wörtelîn ze sprechenne und ist ouch wâr : wir ruofen
alle tage und schrîen in dem pater noster : 'herre , dîn wille werde!' und dort Anm . 2 ; oben S . 9 ,3f.
und dort Anm . 4; DW 5 S . 20,9ff. ( BgT) ; 51,9ff. ( BgT ); oben S. 99,1f.: Ich saz gester an einer stat, dô
sprach ich ein wörtelîn , daz stât in dem pater noster und sprichet : 'dîn wille der werde !' und dort Anm . 1 .
Wie man sieht, steht an der letztgenannten Stelle der Pr. 30 ebenfalls ein Rv. auf eine „ gestern " gehaltene
Predigt wie an der vorliegenden Stelle oben Z . 3 . Dieser Rv. wäre nur möglich , wenn entweder die vor
liegende Predigt und Pr. 30 am selben Tage oder die beiden Predigten an verschiedenen Terminen gehalten
worden wären und beide Male am Vortage eine Predigt gehalten worden wäre , in der die Paternoster
Stelle von Eckhart herangezogen wurde. Beides scheint mir höchst unwahrscheinlich bzw . unmöglich .
Es kommt hinzu , daß Str zbMaiſo Bra , denselben Rv. als ich gester sprach schon in 2 . 1 hinter Kristus
bieten ,wo er in G StrzaMaija fehlt und mit ziemlicher Sicherheit als eingeschwärzt angesehen werden kann .
Worauf sich der Rv. in 2 . 3, vorausgesetzt,daß er ursprünglich ist,bezieht,wird man hier wie oben S . 99,1f.
( sieh dort Anm . 1) nicht sicher ausmachen können .
3 Zu 2 . 5ff. vgl. etwa DW 1 S . 203,1ff. und dort Anm . 1 . — Zu 2 . 6 des — bin . vgl. oben S . 305,5:
. . . und des bin ich als gewis , als daz ich ein mensche bin , .. . — Zu 2 .6f. vgl. oben S. 305, 10f.: Wizzet :
628
Dâniêl der wîssage sprichet: 'wir volgen dir nâch '
35 als êwiclîche, und ouch als gerne êwiclîche als einen ougenblik . Swanne er gotes willen
vürsetzet, sô ez danne ie lenger wære, ie lieber im wäre, und sô diu pîne ie groezer wære,
ie lieber si im wärel, rehte als ein koufman : dâ er vür wâr wiste, dazº er umbe einemark
koufte , daz im daz zehen gülte, waz marken er danne hæte, die legete er alle dar ane,
und waz arbeit er hæte, daz er eht sicher wäre, daz er heim kæmemit lîbe und deste mê 5
dar ane gewünne — daz wäre im allez liep3. Alsô was sant Paulus: waz er wiste, daz

1 als gerne ê .] ewiclich als gern


B e inen ] ewigklich Maija 2 für saczt ß fürsaczti
Maija sô1bis wære, ) ie lenger es denn wär ie lieber im es (es im Braz den es jn Maijd ) wär
B wäre,') werte Maija ie lieber im ] so im ye l. Maija und bis 3 wære, fehlt B (Hom .)
3 si im (im über d . Zeile von and. Hd.) w . Strza fehlt G . im fehlt Maija ein v. and . Hd, über
d . Zeile Strza dâ er] das er Str zbMaijo marckt Maijo 4 daz fehlt Bra , gultin
Maijb waz] wie vil B mark G Str zbMaid e r fehlt Brag danne fehlt G5 5 er
(es Mai b ) arbait h . B arbaiten er denn h . StrzaMaija hinter hæte wiederholt 4 die bis 5 hæte,
Maija daz1 bis sicher] nun dz (v . and . Hd . auf d . Rand nachgetr .) Strza fehlt Maija echt
(acht Maija ) er s . StrzaMaija e ht] aht Gg et ( ? ), getilgt Bra , wære,) wann Maija libe ]
lieb a Brag leibe Str zb libe (getilgt) liebe Maijd 6 gewene Maija daz'] das das Maija allez ]
als StrzaMaija alz (v . and . Hd. auf d. Rand nachgetr .)Maiid ( Seitenw .) daza] wz Bra ,

dem menschen waren alliu dinc als lîhte ze lâzenne als ein erweize oder ein linse oder als niht; . . .
und dort S . 306 Anm . 1 . - 2 . 7 ist in StrzbMaiſo Braz ( sieh d . Var.-App.) deutlich verderbt überliefert.
1 Zum Pauluszitat und seiner Interpretation vgl. insbesondere DW 1 S . 195, 14ff.: Dar umbe
sprichet sant Paulus: 'ich wolte êwiclîche gescheiden sîn von gote durch mînes vriundes willen und
durch got'. Einen ougenblik von gote scheiden , daz ist êwiclîche von gote gescheiden , von gote scheiden
ist hellischiu pîne. Waz meinet nû sant Paulus mit disem worte , daz er sprach , er wolte von gote
gescheiden sîn ? Nû vrâgent die meister, ob sant Paulus wære ûf dem wege der volkomenheit oder
ob er wære in ganzer volkomenheit. Ich spriche, daz er stuont in ganzer volkomenheit, er enmöhte
sîn anders niht gesprochen hân , und die dort s . 195 Anm . 1 verzeichneten deutschen und lateinischen
Vergleichsstellen ; DW 5 S. 40,7ff. ( BgT) : Sant Paulus sprichet, daz er gotes durch got enbern wolte ,
umbe daz gotes êre gebreitert würde. . . . Man sprichet ouch , daz er meinte, daz er eine wîle von gote
wolte gescheiden sîn . Ich spriche, daz ein volkomen mensche als ungerne wölte sich von gote scheiden
eine stunde als tûsent jâr. Doch , wære ez gotes wille und gotes êre, daz er gotes enbære , sô wäre im
als liht tusent jâr oder joch êwiclîche als ein tac, ein stunde. und dort S. 89 Anm . 135. Es wird deut
lich , daß 2 . 1 Swanne - 2 vürsetzet zu übersetzen ist durch : „ Wann immer er ( = der rechtgesinnte
Mensch ) sich Gottes Willen vor Augen hält, . . . “ und DW 5 S. 40, 13 wære ez gotes wille entspricht.
Vgl. auch unten 2 .6f. — StrzbMaiqbBraz haben 2 und — 3 wære, infolge von Homöoteleuton verloren .
2 Dieses daz ist das Relativpronomen .
3 Übersetzung von Z . 3ff .: ,,. . . genau 80 wie bei einem Kaufmann: wenn der sicher wüßte, daß
das, was er für eine Mark kaufte , ihm zehn einbrächte, der würde, soviel Mark er besäße und soviel Mühe
er dabei hätte, daran legen , wenn er nur sicher wäre, daß er lebend heim käme und um soviel mehr dabei
gewänne – das alles wäre ihm lieb “ . Zu dem Kaufmannsvergleich sieh DW 5 S. 59,22ff. ( BgT) :
. . . sổ wir daz sehen , daz der koufman durch gewin eines kleinen geltes und ouch ûf ein ungewis
sô verre landes , sô pînlîche wege, berge und tal, wiltnisse und mer, rouber, morder lîbes und guotes
dicke vert und lîdet grôzen gebresten an spise und trankes, slâfes und anders ungemaches und doch
alles des vergizzet gerne und williclîche durch sô kleinen ungewissen nutz .und dort S . 1039. Anm . 217 .
2 . 5 lîbe ist außer in Strzb in der hsl. Überlieferung (und somit auch bei Jundt S . 263,39) zu lieb (e )
verderbt. Vielleicht hat die gemeinsame Vorlage von StrzbMaiq das sicher richtige lîbe enthalten , sieh
d . Var.-App .
629
Predigt 59
gotes wille was, - ie lenger, ie lieber, und ie mê pîne, ie græzer vroudel; wan gotes willen
ervüllen , daz ist himelrîche, und ie lenger wille, ie mê himelrîche , und ie greezer pîne in
gotes willen, ie mê sælicheit .
'Verlöugene dîn selbes und biut ûf dîn kriuze !' Daz sprechent die meister, daz sî 264,5
5 pîne : vasten und ander pîne. Ich spriche, ez sî pîne ábelegen , wan niht dan vröude volget
disem wesene3. Dar nâch sprichet er4 : ‘ich gibe in daz leben '. Aber vil ander dinge, diu
an vernünftigen dingen sint, diu sint zuoval; aber daz leben ist ieglicher vernünftigen
créatûre eigen als ir wesen . Dar umbe sprichet er: 'ich gibe in daz leben ', wan sîn wesen
ist sîn leben ; wan got der gibet sich alzemâle, wan er sprichet : 'ich gibe' . Kein creatûre 10

4 Sieh oben S. 628,4f. 6 Ioh. 10 ,28 : et ego vitam aeternam do eis : ...; vgl. auch unten
2 . 8 ; 9; S .631,6 . 8 ; 9 Sieh oben 2 . 6 .

1 wäre StrzaMaija und fehlt StrzaMaija pein geliten StrzaMaija 2 daz] wann das
Maija himelreiches StrybMaijo wille,) willic Maijo mê) lenger Bra u nda fehlt
MaijaBra , 3 mô] großer G 4 verlegnen Maija verlaugnen , dahinter durch Verweisungs
zeichen auf d. Rand v. and . Hd. verleng Maijo biut) put, darüber v . and . Hd.heb Str za hebe
B 5 ander p .) anders Gg spriche, fehlt Bra, sî ) sein Maija ist B abelegen ,] verlaugnen
(ablaugnen , ab v . and. Hd. aus v ' Maijo ) B niht dan vröude) mit den fröden Str saMaija mit
frode Maijo folgentMaija volgat Braz 6 er:] es sy bein ablegen Maija 7 diu sint fehlt
Maija (Hom .) zoual, e getilgt, darüber v . and . Hd . ů Strza zů våll Gz zů mal Braz zemal
Maija leben dz ist Go B
ist] dz ist G , ist ainer i eglîcher) ainer B vernünftigen ?
fehlt StrzaMaija 8 ir aigen w . B leben ',) weßen vnd l. Maija sîn bis 9 wan fehlt a
(Hom .) 8f. leben ist sin wesen Brag 9 der fehlt GgMaija wan2 bis gibe'. fehlt a Kein ]
auch ain StrzaMaija

1 Übersetzung des Satzes : „ Wovon er wußte, daß es Gottes Wille war, (das war ihm ) je länger ,
um so lieber , und je mehr Pein , um 80 größere Freude“ . — Das in StrzaMaija und bei Jundt S. 264,2
hinter pîne stehende geliten ist sicher sekundär.
? 2 .2 lenger— ie fehlt Jundt S. 264,3 infolge von Homöoteleuton und gehört sicher zum ursprüng.
lichen Textbestand .
3 Interpretierende Übersetzung von 2 . 4ff.: „ Die Meister sagen, Pein (im Sinne des voraufgehend
zitierten Lukaszitats 'Nimm dein Kreuz auf !' ) sei : Fasten und andere (Selbst-) Peinigung ( = Bußübung).
Ich (aber ) sage, dies (d .h . das Fasten und andere Selbstpeinigung ) sei vielmehr ein Ablegen der Pein ,
denn nichts als Freude folgt aus diesem Verhalten ( = aus dieser vermeintlichen Pein des Fastens)“ .
Jundt S. 264,6 übernahm aus Strza die unsinnige Lesart mit statt des richtigen niht oben 2 . 5 . Wie
durch die Übersetzung schon verdeutlicht wurde, bietet Eckhart in Z . 4ff. eine Deutung des voraufgehenden
Lukaszitats , von dem diese Ausführungen denn auch wohl nicht, wie bei Jundt ( S . 264,5) , durch einen
Textabsatz getrennt werden dürfen .
Dar nâch ( = nach dem Ausspruch oben S .628,1f. aus Joh . 10 ,27) sprichet er = Christus.
5 Dieses vernünftigen fehlt StrgaMaija und damit auch Jundt S. 264 ,8 zu Unrecht, denn der Aus
spruch Christi: 'ich gibe in daz leben ' bezieht sich natürlich auf die Menschen als vernunftbegabte Wesen ,
wie denn auch mit 2 . 7 vernünftigen dingen nur vernunftbegabte Wesen , nicht „ Dinge" gemeint sein
können . Daß daz leben das wesen der Seele ist, sagt Aristoteles De an . II 1. 1 ( B c. 1 412a , 19ff.) .
6 Z . 8 sîn — 9 wan ? und 9 wangibe'. fehlt StrzaMaijaGz und Jundt S. 264, 9 und 10, wie mir
scheint, wohl zu Unrecht, das erste Textstück infolge von Homöoteleuton . Das zweite Textstück ist erforder.
630
Dâniêl der wîssage sprichet: 'wir volgen dir nâch '
vermöhte daz, daz si ez ? gæbe ; wære ez mügelich , daz ez dehein crêatûre geben möhte,
sô hæte got die sêle alsô zart,daz er ez niht gelîden enmöhte ,sunder er wil ez selber geben.
Gæbe ez ein creatûre, daz wære der sêle unwert ; si ahtete sîn als wênic als einer mücken .
15 Rehte als dâ ein keiser einem menschen einen apfel gæbe, den ahtete er hoher , dan ob
im ein ander mensche einen roka gäbe; alsô enmac diu sêle ouch niht gelîden , daz si ez 3 5
von ieman anders næme dan von gote . Dar umbe sprichet er: ‘ich gibe', daz diu sêle vol
komene vröude habe in dem gebenne.
20 Nû sprichet er : ' ich und der vater sîn ein ': diu sêle in gote und got in ir 4. Der wazzer
tæte in ein vaz, sô gienge daz vaz um be daz wazzer, aber daz wazzer enwære niht in dem
vazze, noch daz vaz enwære ouch niht in dem wazzer ; aber diu sêle ist als gar ein mit 10
gote , daz einez âne daz ander niht enmac verstanden werden 5. Man verstât die hitze wol

6 Sieh oben S. 630,6 . 8 Ioh . 10 ,30 : Ego, et pater unum sumus.

1 möchti
B e z g . ;] es gebē MaijaBrag en gäbe StrzaMaija 2 hat Gghet, v . and. Hd . a über
Brag
überv.and.Hd haurd.Rand nachgetr. Maia vår sy (wär" bis sy geti
e Strga geit, darüber v. and . Hd. hat Maija e rl über d . Zeile nachgetr .Maija ez? fehlt
moht v. and. Hd . auf d . Rand nachgetr. Maija er wölt es ir (ir es Braz) selber
B 3 daz] es B wære bis sîn ] wir die sele vnd wår sy (wår bis sy getilgt ) achteti es (es
getilgt, darüber v . and. Hd. die sel) als wenig Maija unwert;] vñ weretMaijo sîn ] es Strga als
v . and . Hd. über d . Zeile nachgetr. Strza mucker Maijo 4 chaiser Str closter, über o i
Maijo menschen fehlt Maija ( Zeilenw .) gebñ Maijo 5 ain roß B g. o uch fehlt Go
Bra , 6 nyemant Maija emmant Maij anders fehlt GG ( Seitenw .) nemē Strga näm Str zd
Maijo spr. er : ) sprechent es Maija 'ich gibe', fehlt Str gbMaizb 7 in ) jn jn Maija 8 sel
ist in StrgaMaija got ist in Maija ir .] dir Maijo 8f. tåte waßer G 9 daza bis
10 aber v . and. Hd. auf d . Rand nachgetr. Maija 10 onwære ouch niht fehlt B 11 wol d . h . B

lich , weil es mit ‘ich gibe' das Thema für die folgenden Ausführungen stellt, wonach keine Kreatur, auch
die Seele nicht, sondern nur Gott sagen kann : „ Ich gebe (das Leben )“ . — Zu 2 . 9 'ich gibo' vgl. unten
8 .631,6 . — Zu Z . 9 wanalzemâle , sieh das Zitat Spamer Diss . S. 55 unter XXXIII aus Kay
f. 33va :Got ist der art , daz er sich alzůmale mit ein ander git .mit dem Verweis auf die vorliegende Stelle.
1 oz = das Leben . Jundt S. 264, 10f. das si engaebe ( = StrzaMaija ) ist offenbar verderbt. Über.
setzung von S. 630,9ff.: „ Keine Kreatur vermöchte es ( = das Leben ) zu geben ;wäre es möglich,daß irgend
eine Kreatur es zu geben vermöchte , 80 hätte Gott die Seele (doch ) 80 lieb, daß er dies nicht dulden könnte
(scil. daß eine solche Kreatur der Seele das Leben gäbe) ; vielmehr will er es (ihr) selber geben . Gäbe es
( = das Leben der Seele ) eine Kreatur, 80 würde das der Seele zuwider sein ; sie würde es 80 wenig wie
eine Mücke beachten “ . — Zu Z . 2 sunder - geben . vgl. unten 2 . 59. — Zu 2 . 3 mücken vgl. DW 1
. 70,6 ; 146 ,1 ; Pf. S . 142,1 ; 169,33; 177,18 .
Die Variante ain roß, die StrzbMaiſo Braz statt einen rok bieten , beruht wohl auf Verlesen, denn
ein anderer als der Kaiser wird schwerlich jemandem ein Roß ,wohl aber gegebenenfalls einen Rock schen
ken , der gegenüber einem Apfel ja doch ein erheblich größeres Geschenk darstellt.
3 Wieder ist mit ez das Leben gemeint.
4 Zu Z . 8 diu sêle — ir . vgl. Joh . 17,21: sicut tu Pater in me, et ego in te , . . . ; vgl auch unten
S . 635, 2f., Jundt S . 260,6f.: Wa die sele ist da ist got, und wa got ist da ist die sele .
5 Zu 2 . 8ff. vgl. Pf. S . 31,29ff.: Ez ist underscheit under geistlîchen dingen und under lîplîchen
dingen . Ein ieglich geistlich dinc mac wonen in dem andren ; aber dekein lîplich dinc mac niht wonen
in dem andern . Wazzer ist wol in eime vazze, unt daz vaz gât alumbe. Aber wâ holz ist, dâ ist niht
wazzer. Alsus enmag enkein lîplich dinc gesîn in dem andern . Aber ein ieglich geistlich dinc daz ist in
eime andren : . . .; 279,12ff.: Nement ein gelîchnüsse. Daz wazzer, daz in einem vazze ist , daz
631
Predigt 59
âne daz viur und den schîn âne die sunnen ; aber got der enkan sich niht verstân âne die
sêle und die sêle âne got; als gar ein sint siel 264,95

Diu sêle enhât niht underscheides von unserm herren Iêsu Kristô, wan daz diu sêle
hât ein gröber wesen ; wan sîn wesen ist an der êwigen persône. Wan als vil als si ir grop
5 heit abeleget - und möhte si ez alzemâle abegelegen , sô wære si alzemâle daz selbe ;
und allez, daz man gesprechen mac von unserm herren Iêsû Kristô, daz möhte man
sprechen von der sêle 2.

1 und bis sunnen ; fehlt Bra , den ) die StrzaMaija ler sunne StrapMaijog iotn Bchan
an der sunne Strza ras senitmente
verstanden werden an StrzaMaija 2 sint si ains Gg 3 niht ] chain Strzo Maijo 4 als2
fehlt Maija B 5 ablät Strza ablat Maija ableite Str zb abl8te Maijo ez] sin Braz fehlt
Str zbMaijd alle zemal Bra, 6 mag sprechen StrgaMaija mac ] möcht B 6f. man och
spr. StrzaMaija 7 sêle .) sele ob sy ir grobhait ablaiti B

enist in dem holze niht, daz holz ist aber umbe daz wazzer ; daz holz ist ouch in dem wazzer niht,
ir keinez ist in dem andern , unde daz wazzer, daz in dem vazze ist, daz ist abe gescheiden von allen
wazzern . Aber an geistlichen dingen då enist dekein ûzscheiden eines von dem andern ., Jundt
S . 258 ,4.ff.: Füllet man ain vass wassers, so ist daswasser im vas veraint und nit ain , wann da wasser
ist da ist nit holtz, und da holtz ist da ist nit wasser. Nuo nement das holtz , und werfent das enmitten
in das wasser ; so ist doch das holtz nit wan veraint und nit ain . Also ist es umb die sele nit ; die wirt
ain mit gotte und nit veraint; won wa got ist da ist die sele , und wa die sel ist da ist got.; Jostes
S . 61,2ff .: Wazzer ist in einem vazze, und daz vaz enthelt sin . Daz wazzer meiner sele ist in meinem
leib und mein sele entheldet meinen leip .; DW 1 S. 264,5ff.: Der wîn ist in dem vazze ; daz vaz enist
niht in dem wîne, noch der wîn enist niht in dem vazze als in den breten ; wan wære er in dem vazze
als in den breten , sô enmöhte man in niht getrinken . Anders ist ez umbe daz geistliche vaz . Allez ,
daz dar în enpfangen wirt, daz ist in dem vazze und daz vaz in im und ist daz vaz selbe. und dort
Anm . 2.
1 Vgl. Pf. S . 144,20ff .: Man verstât wol daz fiur âne die hitze unde die hitze âne daz fiur. Man
verstât wol die sunnen âne daz lieht unde daz lieht âne die sunnen .; oben S. 328, 7 ff.: Si ( = die Seele )
vermac wunder in irm natiurlîchen liehte ; si ist sô kreftic , si scheidet, daz ein ist. Viur und hitze
ist ein ; vellet ez in vernunft, si scheidet ez , und die dort Anm . 6 verzeichneten Vergleichsstellen , ins
besondere Quaestio Utrum in deo sit idem esse et intelligere n .7 , LW 5 S. 44,7f.: Intelligimus enim ,
quod deus non posset facere, ut intelligens ignem non intelligendo eius calorem ; . . . - 2 . 1 die schin
an der sunne Strza ( Jundt S . 264 ,24 ) ist o. w . als verderbt erkennbar. – 2 . 19. got chan nit verstanden
werden an d . s . StrzaMaija = Jundt S . 264,24 ist wiederum verderbt, denn nicht der Mensch kann
Gott ohne die Seele und die Seele nicht ohne Gott erkennen ; vielmehr nur Gott kann dies nicht.
? Zu Z . 3ff. vgl. DW 1 $.77,10ff. und die dort Anm . 3 verzeichneten Vergleichsstellen ; 420,3ff.:
Und dar umbe nam got menschlîche natûre an sich und einigete sie sîner persône. Dâ wartmenschlich
natûre got,wan er menschlîche natûre blôz und keinen menschen an sich nam . Dar umbe,wilt dû der
selbe Krist sîn und got sîn , sô ganc alles des abe, daz daz êwige wort an sich niht ennam . . . . Wan din
menschliche natüre und diu sîne enhật keinen underscheit : si ist ein , wan , swaz si ist in Kristô , daz
ist si in dir . und die dort Anm . 2 verzeichneten Vergleichsstellen ; oben S. 13,11ff. und dort S . 14 Anm . 1
und 2; Jundt S . 261,29ff.: Also muosten wir och derselb Cristus sein , damite wir im nachfolgen in
632
Dâniêl der wîssage sprichet : 'wir volgen dir nâch'
Ein meisterl sprichet : gotes minstes des sint vol alle creatûren, und sîn groeze enist
niergen . Ich wil iu sagen ein mære: ein mensche vrâgete einen guoten menschen , waz
35 daz meinte, daz in etwenne als wol geluste ze andâht und ze gebete, und ze einem andern
mâle engeluste es in niht. Dô antwurte er im alsô : der hunt, der den hasen gesihet, und
er in gesmecket und er ûf daz spor kumet, sô loufet er dem hasen nâch ; aber die andern 5
sehent disen loufen , und loufent ouch sie , und die verdriuzet schiere und lâzent abe . Alsô
ist ez umbe einen menschen, der got gesehen hât und sîn gesmecket hât: der enlæzet
niht abe, er loufet alwege. Dâ von sprichet Dâvît: 'smecket und sehet, wie süeze got
ist !' Disen menschen enverdriuzet niht; aber die andern verdriuzet schiere. Etlîche liute
265,5 loufent vor gote, etlîche neben gote , etlîche die volgent gote nâch . Die vor gote loufent, 10
daz sint, die irm eigenen willen volgent und enwellent gotes willen niht loben ; daz ist

8f. Ps. 33, 9 : Gustate , et videte quoniam suavis est Dominus : . . .

1 des ] das Maiza fehlt ß gröstes B 2 niergen .) niena ß in ainige Strza jn ainiger
Maija fraget Str3b 3 maine Maija als fehlt Maijd wol fehlt B lusti
B a ndachtē Gs zegebettñ Str zb Maijo zebettind Brag ze betten G5 ze einem ) zů ain / ein
Maija zem B 4 gelustet Strga gelustes Maijo Dô bis alsô :) er antwurt vnd sprach ß sicht
B 5 eri bis er fehlt B (Hom .) er fehlt Gg daz] den StrgaMaija sô l. er] der laufet
B h . sere n . StrzaMaija 5f. andern hunt die s. Gg 6 sie , fehlt B sy auch Maija die ]
si StrzaMaija verdrießent Maija schiere) och sch . G Strza 7 der1 bis dera] der gesechen
vnd gesmecket hatt gotes der StrgaMaija 8 lauffet im alwent (all weg Maija ) nach (nah v . and .
Hd. über d . Zeile Maija ) StrzaMaija her dauid B dauid in dem salter StrgaMaija 9 Dise
Gg verdriesset got nit Maijd aber hinter verdriuzet Str zbMaijo fehlt Brag s chiere.) es
sch . Maija ser bald Gg lút auf d . Rand nachgetr. Gg 1 1 daz'] die Maijo fehlt Braz sint
die die StrzaMaijaMaijd ir Gg gotes) nach g . Maija loben ;] leben G Strza StrzbMaijo
folgen Maija

den wercken , also als er in dem wesen ain Christus ist nach menschlicher art; wann da ich dieselb
art bin nach menschait , so bin ich also verainiget dem personlichen wesen , . . , — Z . 5 ez bezieht sich
grammatisch inkongruent auf 2. 4f. gropheit. — 2 .6 dazl] was nur Jundt S.264,29. — Der Plustext
hinter 2 . 7 sêle, den StrzbMaijbBrag bieten : ob sy ir grobhait ablaiti könnte ursprünglich sein . Ich glaube
indessen eher, daß er unter dem Einfluß von Z . 4f. hinzugefügt ist.
1 Vgl. oben S . 174,1f.: Gotes minstes des sint vol alle crêatûren , und sîn græeze enist niergen .
und dort Anm . 2; 201,12f. und dort Anm .7. An diesen Vergleichsstellen , die den genau übereinstimmenden
Wortlaut bieten , ist der Ausspruch nicht als Meister-Zitat bezeichnet. Ich glaube indessen , daß Eckhart
auch an diesen Stellen , wie an der vorliegenden , den Liber XXIV philos. prop. 18 (ed . Baeumker
S . 212,20) im Auge hat, den er In Exod . n . 91, LW 2 S . 94,17 ff. zitiert : Ethoc est quod in Libro XXIV
philosophorum dicitur: » deus est sphaera « intellectualis » infinita , cuius tot sunt circumferentiae,
quot puncta « , et cuius centrum est ubique et circumferentia nusquam « , et qui » totus est in suiminimo«.
Ich glaube dies um so eher, als Eckhart in seinem Sapientiakommentar bei der Interpretation desselben
Verses Sap. 7 , 8, den er an der vorliegenden Predigtstelle deutet, dieselbe Quelle zitiert: In Sap . n . 90 ,
LW 2 S . 423, 10ff.: Philosophus unus ex viginti quattuor ait : » deus est cuius comparatione
substantia est accidens et accidens nihil «. Dort S. 424 Anm . 1 ist auf prop . VI (209, 11) ; XIV (211,24)
verwiesen. Vgl. auch In Eccli. n . 20, LW 2 S . 248,2ff. und dort Anm . 3 und 4 .
2 Zum Jagdmotiv vgl. DW 5 S . 200,5f. ( RdU ) und diedort S . 320 Anm . 37 aufgeführten Vergleichs
stellen , insbesondere BugA S . 133, 14ff.: Also ein iagehunt dem wilde nach löffet , so er daz spúr be
633
Predigt 59
alzemâle bæse. Die andern , die gânt neben gote , die sprechent: ,herre, ich enwil niht
anders, dan daz dû wilt'. Sint sie aber siech , sô begernt sie, daz got wölte , daz sie gesunt 265,10
wären , und daz mac bestân . Die dritten die volgent gote nâch ; swar er wil, dâ volgent
sie im williclîche, und dise sint volkomen . Dâ von sprichet sant Johannes in dem buoche
5 der tougen : 'sie volgent dem lambe nâch , swar ez gât'. Dise liute volgent gote nâch , swar
er sie leitet: in siechtagen oder in gesuntheit, ze glücke oder in unglückel. Sant Péter

1f. Vgl.Matth. 26,39: ... non sicut ego volo , sed sicut tu . 5 Apoc.14,4: Hi sequuntur
Agnum quocumque ierit.

1 die fehlt B diea] vnd B 2 dazl] als Maijd b egertint Strza das es gotes will
wäre das StrgaMaija 3 best.) bestan vnd ist doch (och Brag) das beste nit ß die ) läute Str ga
lewt die Maija fehlt B swar bis 4 und fehlt B 4 im ] got Maija will. nach vnd Maija dise]
die B dise läut die StrzaMaija Dâ von ] von den Bra , 4f. in apocalipsi B 5 volgeten
StrgaMaijo lemlin nach wa er hin g . Maija 6 sy hin 1. Maija inº] ze Maijaſ

griffet, also louffent die krefte alle so sie gewar werdent, daz got ist in dem wesen der selen . Vgl. ferner
In Gen . I n . 284, LW 1 S . 419,5ff.; In Ioh . n . 722 .
i Zu Z . 4ff . vgl. In Ioh. n . 227ff., LW 3 S . 190,14ff.: Primo ergo videamus quod aliqui deum
sequuntur, ut sunt perfecti; alii vero vadunt iuxta deum lateraliter, ut sunt imperfecti; quidam vero
praecurrunt deum , et hi sunt mali. Tales , qui in actibus suis nunquam deum sibi proponunt, non
curant nec cogitant quid bonum velmalum , deo placitum sit vel non placitum . . . ., sed solum cogi .
tant, qualiter honores, divitias et delicias assequantur. Isti sunt adversarii dei, sunt diaboli, sunt ipse
diabolus, adversarius dei, ut dictum est Petro : 'vade postme, satanas', Matth . 16 (vgl.unten S .635,1) .
‘Post me' ait , non 'ante me'. Sunt alii qui vadunt iuxta deum a latere, et isti sunt iam non mali, im
perfecti tamen . Verbi gratia : aliquis sustinet contumelias, paupertatem aut infirmitatem corporalem ,
nollet carere hoc triplici poenoso , nisi deus vellet et deo placeret; mallet tamen deum velle quod
ipse esset sanus quam infirmus. Isti non sequuntur deum ; volunt deum ducere potius quam ab ipso
duci, vellet deum velle quod ipse vult. Tales currunt pari passu et a latere cum deo . Volunt quidem
quod deus vult ; mallent tamen quod deus vellet, quod ipsi volunt. . . . Sunt alii tertio, qui deum
non praecurrunt, ut vitiosi, nec ipsum concomitantur, ut imperfecti, sed ipsum sequuntur. . .. De
istis Apoc. 14 dicitur : 'sequuntur agnum quocumque ierit”; et Matth . 8 : 'sequar te quocumque ieris '.
Certe multi sunt, qui sequuntur Christum , si praecedat et ducat ad sanitatem , prosperitatem , divitias
vel delicias; si vero ducat et praecedat in dolores, in poenalitates et similia , dicunt: 'durus est hic
sermo. Quis potest eum audire ?' et abount retro , Ioh . 6. . . . Tales non sequuntur deum , sed aliquid
datum a deo , non aemulantur bonum , sed hoc aut hoc bonum , utile scilicet aut delectabile .; DW 1
S . 188, 1 ff.: Ich sprach einest : die megede volgent dem lambe nâch , swar ez gât, âne mittel. . . . Die
die wären megede sint, swar daz lamp gât, dar volgent sie im nâch in leit als in liep . Sumlîche volgent
dem lambe, sô ez gât in süezicheit und in gemach ; sô ez aber in lîden und in ungemach und in arbeit
gât, sô kêrent sie wider und envolgent im niht. Entriuwen , die ensint niht megede, swaz sie joch
schînen . Etlîche sprechent: eyå, herre, ich mac wol her zuo komen in êren und in rîchtuome und in
gemache. Entriuwen , hât daz lamp alsô gelebet und ist alsô vorgegangen , sô gan ich es iu wol, daz
ir alsô nâchgânt, wan die megede sliefent dem lambe nâch durch enge und durch wîte und swâ ez
hin sliufet. und dort S . 189 Anm . 1, wo verwiesen ist auf (Jundt S . 265,11ff. = ) die vorliegende Stelle,
auf In Ioh . n . 230, LW 3 S . 192, 16 ff. und auf In Exod . n . 236, LW 2 S . 194 ,11ff .: . . . quod plures
sunt, qui bene accedunt et sequuntur deum , quando vocat ad honores et prospera. Sed si vocat ad
onera et adversa sive dura , tunc recedunt, non accedunt, . . . Perfecti vero accedunt ad deum vocantem

634
Daniel der wîssage sprichet: 'wir volgen dir nâch'
15 gienc vor gote ; dô sprach unser herre : 'tiuvel, ganc hinder mich !' Nû sprach unser herre :
'ich bin in dem vater, und der vater ist in mir '. Also ist got in der sêle , und diu sêle ist in
gote1.
Nû sprichet er : 'wir suochen dîn antlütze'. Wärheit und güete sint ein kleit gotes ;
20 got ist über allez , daz wir geworten mügen . Verstantnisse „suochet' got und nimet in in 5

1 Matth . 16,23 : Qui conversus, dixit Petro : Vade post me satana, . .. 2 Ioh . 14,11 : (Non
creditis quia ) ego in Patre, et Pater in me est ? 4 Sieh oben 623,2 .

1 unser h .:1,2] xpus B Nû] do StrzaMaija 2 ist? fehlt StrzaMaija ist? fehlt B 4 dîn ]
sein Sers.Maija
sein StrzbMaijb W ärheit ] warlich , dahinter über d. Zeile v . and . Hd. ait StrzbMaijo sint]
ist StrgaMaija Bran) denn Primet]mynnet
kleit ] kelr ( ?) GE
Strzó fehlt Maijo Brag) denn B
5 über allez,] etwas fürbas mer (mer auf d . Rand nachgetr.
gewarten (i über a ) Strzb gewarten MaijaMaijo gewerden
Bra , sůchen Maija nimet]mynnet ß mynne Maija in '] si Gs

universaliter quocumque vocaverit, sive prospera sive adversa indifferenter, . . . ; et Apoc. 14 : 'sequun
tur agnum , quocumque ierit'. — Zu Z . 2ff. vgl. DW 5 S. 57, 12 ff. ( BgT) : . . . wan ist der mensche
guot, sô wil er allez, daz got wil, und niht, daz got welle, daz der mensche welle; dem wäre gar unreht.
Und dar umbe : wil er , daz ich siech sî — wan enwölte er sîn niht, sô enwäre ez ouch niht — , sô ensol
ich ouch niht wünschen gesunt wesen .Wan âne zwível,möhte daz gesîn , daz mich got gesuntmachete
âne sînen willen ,mir wäre unwert und unmære, daz er mich gesuntmachete, und dort S. 102 Anm . 209 .
S .633,11 lautet bei Jundt S. 265,6 : und wellent nach gotes willen nit leben , was sicher verderbt ist,
wenngleich das richtige loben nur in Brag überliefert ist. Jundt hat nach offenbar konjiziert, denn
Maija, das allein dieses nach bietet, kannte er nicht. Der Text besagt: „,. . . und die Gottes Willen nicht
billigen wollen“ . – Wenn StrgbMaiqbBraz in 2 . 3 hinter bestân. das Plusstück vnd ist doch (och
Bra ,) das beste nit bieten , 80 könnte dies durchaus ursprünglich sein , doch habe ich es als entbehrlich
übereinstimmend mit G Strza Maija nicht in den Text aufgenommen . Dagegen habe ich das Textstück
2 . 3 swar- 4 und, das in StrzbMaijo Braz fehlt, als inhaltlich belangvoll aus StrzaMaijaGgübernommen .
Die Postillen des Heinrich von Erfurt (HevE ) und des Hartung von Erfurt (HavE ) enthalten
in einer ihrer Predigten in „ stark abweichender und erweiterter Form “ ein Exzerpt der vorliegenden
Predigt, das dem Text oben S .633,9f.— unten S. 635, 1 entspricht, vgl. Spamer Diss. S . 172 zu Jundt
S . 265,4 — 15 ) . Ich führe den HevE - Text nach der H8. Fı ( f.140v - 1410, alte Zhlg . f . CXXVIV
CXXVIIr ) auf: Etlich gent vor vnserm herren vnd / wollen nichtes niht leiden weder armůt noch ver
smacheit / vnd sůchent alles dez leibes gemach vnd die schiltet / vnser herr vnd heizzet sie teủfelvnd ditz
sprach Jesus / zu petro da im xos saget von seinem leiden Da sprach / er herr daz sey verr von dir Da
sprach Jesus du / teufel ganck hinder mich du bist mir ein laster dů / smeckest neúr die dinck die irdisch
sint vnd niht die / da himelisch sint . . . Etlich lout gent neben unsern herren daz sint / die die etwaz
wollen leiden mit xpo vnd hůtten sich / ye daz das leyden icht ze groz werd . . . ( 141r ) Die dritten /
gent nach vnserm herren die sich geben in armůt vnd / in keůscheit vnd in allerley versmechnůzz der
leut . .. Von dem entsprechenden Passus in Have , der , „ abermals sehr stark variiert und erweitert“
( Spamer a .a. O .), nur noch von fern an die vorliegende Predigtstelle erinnert, führe ich nur kurz den Ein
gang nach der H8. W . ( f. 225ra — b ) auf: Nu spricht sante Bernhart / in diser hevtegen processio / sint
hevte gewest virley men /schen vnd tyre Dy ersten gyn /gen vor ym Dy andern gyngen / neben ym vnd
daz woren seyne / jvngern vnd seyne liben frñt / Dy dritten gyngen ym noch (225rb) Dy virden woren
vnder ym das / woren dy czwyne esele do her offe / reit . . .
i Zu 2 . 2f. vgl. oben S .631,8 und dort Anm . 4 .
635
Predigt 59
der wurzen , dâ der sun ûzgât, und alliu diu gotheit; aber wille der blîbet ûze und haftet
an der güete, wan güete ist ein kleit gotes. Die obersten engel die nement got in sînem
kleithûse, ê daz er gekleidet werdemit güete oder mit deheinen dingen ,diu man geworten
mac1. Dar umbe sprichet er: 'wir suochen dîn antlütze', wan daz 'antlütze' gotes ist sîn
5 wesen .
Daz wir daz begrîfen und williclîche besitzen, des helfe uns got. Âmen . 265,25

4 Sieh oben S . 623,2 .

1 wurczel ß würczlin Maija u ffgat Maija diu fehlt B aber der (der v . and . Hd. auf
d . Rand Strga ) w . Strzaß und fehlt Gg 2 wan ) vnd ß die fehlt StrzaMaija 3 kleithûse ,]
huse StrzaMaija würde Str zb wurde Maijd wirt Brag diu ) deß Maija man gew . ) man
gewürcken , getilgt, auf d . Rand v . and . Hd. man geworten Maija gewórtgan Brag 4 'wir s .) man
(v . and . Hd. korr. zu wir) sůchet Maija antl.1,2 ] antlit Bra , 6 daz ] dis Strga des Maija und
w . besitzen ,] in rechter sälichait B volleklich Gg des] das Maija Âmen.] etc etc Maija

i Zu oben S .635,4 ff. vgl. DW 1 S . 122,5ff.: Die besten meister sprechent, daz diu vernünfticheit
schele alzemâle abe und nimet got blóz, als er lûter wesen ist in im selben . Bekantnisse brichet durch
wärheit und güete und vellet ûf lûter wesen und nimet got blôz, als er âne namen ist. . . . Minne nimet
got under einem velle , under einem kleide, und dort S . 123 Anm . l; oben S . 274,1 ff.: Daz dritte ist,
daz er got niht nemen ensol, als er guot oder gereht ist, sunder er sol in nemen in der lûtern , blozen
substancie , då er sich selben blộz nemende ist. Wan güete und gerehticheit ist ein kleit gotes, wan
ez bekleidet in . Dar umbe sô scheidet gote allez daz abe, daz in kleidende ist, und nemet in blôz in
dem kleithûse, dâ er entdecket und blôz in im ist. und die dort Anm . 2 verzeichneten Vergleichsstellen ,
3. sun und im gibot colle oben 8.52,8.7 .Jerol
insbesondere oben S. 216 ,1ff. und dort Anm . 4. — Zu S. 635 ,5f. vgl. oben S . 52,8ff.: Jâ, in der selben
geburt , da der vater gebirt sînen eingebornen sun und im gibet die wurzel und alle sîne gotheit . ..
und dort Anm . 4 ; 560,5ff. und dort Anm . 3. — Zu oben Z . 2ff. vgl. oben S. 217,4f.: Mit disen engeln
nimet vernünfticheit got in sinem kleithûse, blóz, als er ist ein âne underscheit. und dort Anm . 1 . —
Zu S . 635,5 und oben Z . 3 geworten vgl. oben S. 454,16ff. und dort Anm . 3; Pf. S. 77,11, 14 , 15;
Pfeiffer ZfdA 8 S.246 ,23.

636
Übersetzung
der Predigten 25 — 59

1 Für die Übersetzung gelten dieselben Richtlinien , die ich in der Vorbemerkung DW 1 S . 427f.
angegeben habe. Die Zählung am Innenrand der Seiten bezieht sich jeweils auf die Seiten der Ori.
ginaltexte.
PREDIGT 25 (S. 6ff.)
Moyses orabat dominum deum suum etc. (Ex. 32,11)

Ich habe ein Wörtlein gesprochen auf lateinisch ,das steht geschrieben in der Epistela,
die man zum heutigen Tage liest , und das Wort lautet zu deutsch : 'Moses bat Gott, seinen
Herrn : „ Herr, warum zürnt dein Grimm gegen dein Volk ?“ ( 2 Mos. 32,11) . Da antwortete
ihm Gott und sprach : „ Moses, laß mich zürnen , gewähre mir das, erlaube mir das, vergönne
mir das, gestatte mir das,daß ich zürne und mich räche an dem Volke!" Und Gott verhieß
dem Moses und sprach : „ Ich will dich erhöhen und will dich groß machen und will dein
Geschlecht ausbreiten und will dich zum Herrn machen über ein großes Volk “ (2 Mos.
32,9f.) .Moses (aber) sprach : „ Herr, tilge mich aus dem Buche der Lebenden oder ver
schone das Volk !" . ( 2 Mos. 32,31f.)
Was will er sagen , wenn er spricht: 'Moses bat Gott, seinen Herrn' ? Wahrlich, soll
Gott dein Herr sein , so mußt du sein Knecht sein ; wirkst du aber dann deine Werke um
deines eigenen Nutzens oder um deiner Lust oder um deiner eigenen Seligkeit willen , wahr
lich , so bist du sein Knecht nicht ; denn du suchstnichtGottes Ehre allein , du suchst deinen
eigenen Nutzen. Warum sagt er : 'Gott, seinen Herrn ' ? Wenn Gott will, daß du krank
seist, du aber gesund sein wolltest - , wenn Gott will, daß dein Freund sterbe, du aber
wolltest , daß er gegen Gottes Willen lebte : wahrlich , so wäre Gott dein Gott nicht. Liebst
du (aber) Gott und bist dann krank — in Gottes Namen ! Stirbt dir dein Freund — in
Gottes Namen ! Geht dir ein Auge verloren — in Gottes Namen ! Mit einem solchen Men
8 schen stände es gar recht. Bist du aber krank und bittest Gott um Gesundheit , so ist dir
die Gesundheit lieber als Gott, so ist er dein Gott nicht: er ist (der) Gott des Himmel
reiches und des Erdreiches, dein Gott aber ist er nicht.
Nun merkt darauf, daß Gott spricht: 'Moses, laß mich zürnen !' Ihr könntet da sagen :
Warum zürnt Gott ? — Um nichts anderes als um den Verlust unserer eigenen Seligkeit,
und das Seine sucht er nicht; so leid ist es Gott, daß wir unserer Seligkeit zuwider handeln 3.
Nichts Leidvolleres konnte Gott widerfahren als die Marter und der Tod unseres Herrn
Jesu Christi, seines eingeborenen Sohnes , den der um unserer Seligkeit willen erlitt. Nun
merkt noch einmal) darauf, daß Gott spricht : 'Moses, laß mich zürnen ! Sehet denn nun ,
was ein guter Mensch bei Gott vermag. Es ist eine sichere und einenotwendige Wahrheit :
Wer immer seinen Willen Gott gänzlich hingibt, der fängt Gott und bindet Gott, so daß
Gott nichts vermag , als was der Mensch will. Wer immer seinen Willen Gott gänzlich auf
gibt, dem gibt Gott hinwieder seinen Willen so gänzlich und so im eigentlichen Sinne, daß
9 Gottes Wille dem Menschen zu eigen wird , und er < = Gott ) hat bei sich selbst geschworen ,
daß er nichts vermag ,als was der Mensch will ; denn Gott wird niemals irgendwessen Eigen ,

i Sieh S. 6 Anm . 1. 2 Sieh S . 7 Anm . 1. 3 Sieh S . 8 Anm .2 .


639
Predigt 25

der nicht zuerst sein = Gottes) Eigen geworden ist 1. Sankt Augustinus2 sagt: » Herr,
du wirst niemandes Eigen , er sei denn zuvor dein Eigen geworden « . Wir betäuben Gott
Tag und Nacht und rufen :'Herr, dein Wille geschehe !' (Matth .6 ,10 ) Und wenn dann aber )
Gottes Wille geschieht, so zürnen wir , und das ist gar unrecht3. Wenn unser Wille Gottes
Wille wird ,das ist gut;wenn aber Gottes Wille unser Wille wird ,das istweit besser 4. Wenn
dein Wille Gottes Wille wird und du dann krank bist , so würdest du nicht gegen Gottes 10
Willen gesund sein wollen , wohl aber würdest du wollen , es möchte Gottes Wille sein , daß
du gesund wärest. Und wenn es dir übel geht, so würdest du wollen , es möchte Gottes
Wille sein , daß es dir wohl ginge. Wird hingegen Gottes Wille dein Wille und bist du dann
krank — in Gottes Namen ! Stirbt dein Freund — in Gottes Namen ! Es ist eine sichere
und eine notwendige Wahrheit : Wäre es so , daß alle Pein der Hölle und alle Pein des
Fegefeuers und alle Pein der ganzen ) Welt daran hinge, — das würde er mit Gottes
Willen ewig erleiden wollen immerfort in der Pein der Hölle und würde dies für immer
als seine ewige Seligkeit ansehen und würde in Gottes Willen die Seligkeit und alle Voll
kommenheit Unserer Frau und aller Heiligen dreingeben und würde in ewiger Pein und
bitterer Qual immerzu verharren wollen und könnte sich nicht einen Augenblick davon
abkehren ; ja, er vermöchte nicht einen Gedanken aufzubringen, irgend etwas anderes zu
wollen . Wenn der Wille so (mit Gottes Willen ) eins wird , daß ein einziges Eins daraus 11
wird , dann gebiert der Vater vom Himmelreich seinen eingeborenen Sohn in sich (zugleich )
in mich . Warum in sich zugleich ) in mich ? 5 Weil ich ja eins mit ihm bin , er kann mich
nicht ausschließen , und in diesem Werke empfängt der Heilige Geist sein Sein und sein
Werden von mir ebenso wie von Gott ! Warum ? Weil ich ja doch ) in Gott bin . Empfängt
er ( d . h . der Heilige Geist) es nicht von mir , so empfängt er es auch von Gott nicht; er
kann mich nicht ausschließen , in gar keiner Weise . So gänzlich war des Moses Wille Gottes
Wille geworden , daß Gottes Ehre an dem Volke ihm lieber war als seine eigene Seligkeit.
'Gott gab dem Moses eine Verheißung', er aber achtete dessen nicht; ja , hätte er ihm 12
· seine ganze Gottheit verheißen , Moses hätte es ihm nicht verstattet (zu zürnen ). Moses
vielmehr bat Gott und sprach : „ Herr, tilge mich aus dem Buch der Lebenden !" ( 2 Mos.
32,32 ). Die Meister stellen die Frage : Liebte Moses das Volk mehr als sich selbst ? und
sagen : Nein ! denn Moses wußte wohl, daß,wenn er Gottes Ehre an dem Volke suchte , er
damit Gott näher war, als wenn er Gottes Ehre an dem Volke preisgegeben und seine
eigene Seligkeit gesucht hätte. So muß ein guter Mensch (geartet) sein , daß er in allen
seinen Werken nicht das Seine suche, sondern einzig Gottes Ehre. Solange du mit deinen
Werken (noch ) irgendwie mehr auf dich selbst hingewendet bist oder auf einen Menschen 13
mehr als auf einen andern , solange ist Gottes Wille noch nicht recht dein Wille geworden .
Unser Herr spricht in dem Evangelium : ‘Meine Lehre ist nicht meine Lehre, sondern
l gkeit soll esktein guter
dessen , der mich gesandt hat ( Joh . 7,16 ). iEbenso
n Pe
a : SaLeben“ tendMensch halten : „ Mein
an ich mich so
ist's, ddaß
Werk ist nicht mein Werk,mein Leben Siste nicht, mein . Und ist's,
verhalte : alle Vollkommenheit und alle Seligkeit, die Sankt Peter hat, und daß Sankt Pau
lus sein Haupt hinstreckte , und alle die Seligkeit, die sie dadurch erlangten - die beseligt
mich ebenso wie sie , und ich will daran ebenso teilhaben , als wenn ich die Werke selbst
1 Sieh S. 9 Anm . 1. 2 Sieh S. 9 Anm . 2. 3 Sieh S . 9 Anm . 3 .
4 Sieh S . 9 Anm . 4 . 5 Sieh S . 11 Anm . 3 . 6 Sieh S . 12 Anm . 4 .

640
Moyses orabat dominum

gewirkt hätte. Mehr noch : Alle die Werke, die alle Heiligen und alle Engel je wirkten ,
und selbst jene, die Maria ,Gottes Mutter, jemals wirkte, durch die will ich ewige Freude
empfangen ,wie wenn ich sie selbst gewirkt hätte .
Ich sage nun : Menschheit und Mensch ist zweierlei. Menschheit in sich selbst ist so
edel, daß das Oberste der Menschheit Gleichheit mit den Engeln und Sippschaft mit der
14 Gottheit hat. Die größte Einheit, die Christus mit dem Vater besessen hat, die ist mir zu
gewinnen möglich , wenn ich (nur ) ablegen könnte, was da ist von diesem oder von jenem ,
und mich als Menschheit zu fassen vermöchte . Alles denn , was Gott je seinem ein
geborenen Sohne gab, das hat er mir ebenso vollkommen gegeben wie ihm und nicht
weniger, ja , er hat es mir in höherem Maße gegeben : er gab meiner Menschheit in Christus
mehr als ihm (selber), denn ihm gab er's nicht ; mir hat er 's gegeben und nicht ihm ; denn
15 er gab's ihm nicht, besaß er's doch von Ewigkeit her im Vater 3. Wenn ich dich schlage, so
schlage ich zuvörderst einen Burkhard oder einen Heinrich und schlage erst dann den
16 Menschen . Dies aber tat Gott nicht; er nahm als erstes die Menschheit an . Wer ist ein
Mensch ? Ein Mensch , der nach Jesus Christus seinen eigenen Namen hat. Daher denn
spricht unser Herr im Evangelium : 'Wer einen von diesen hier anrührt , der greift mir in
mein Auge' (Zach . 2 ,8 ).
Nun wiederhole ich : ‘Moses bat Gott, seinen Herrn'. Viele Leute bitten Gott um alles,
was er zu leisten vermag , sie wollen aber Gott nicht alles geben , was sie zu leisten ver
mögen ; sie wollen mit Gott teilen und wollen ihm das Minderwertigste geben und ( nur )
ein wenig . Als Erstes aber , das Gott je gibt, gibt er sich selbst 4. Und wenn du Gott hast ,
so hast du zu Gott hinzu alle Dinge. Ich habe zuweilen gesagt: Wer Gott hat und zu Gott
hinzu alle Dinge, der hatnichtmehr als einer, der Gott allein hat 5. Ich sage zudem : Tausend
Engel sind in der Ewigkeit nichtmehr an Zahl als zwei oder einer, denn in der Ewigkeit
gibt es keine Zahl: sie ist jenseits aller Zahl .
'Moses batGott, seinen Herrn '. 'Moses' bedeutet soviel wie : einer, der aus dem Wasser
emporgehoben wurde ?. Nun werde ich wieder vom Willen sprechen . Wenn einer hundert
Mark Goldes um Gottes willen hingäbe, das wäre eine große Tat und schiene etwas Bedeu
tendes zu sein ; ich aber sage : Habe ich einen solchen Willen – vorausgesetzt , daß ich
hundert Mark besäße, um sie hingeben zu können – und ist dieser mein Wille nur voll
kommen , so habe ich (damit schon ) Gott (wirklich ) bezahlt, und er muß mir vergelten ,
als wenn ich ihm hundert Mark gezahlt hätte .Mehr noch sage ich : Hätte ich den Willen ,
dafern ich eine ganze Welt besäße, sie Gott hinzugeben, so habe ich Gott mit einer ganzen
Welt gezahlt , und er muß mir vergelten, als ob ich ihm eine ganze Welt gezahlt hätte . Ja,
18 ich sage : Würde der Papst von meiner Hand erschlagen , ohne daß es mit meinem Willen
geschähe, so wollte ich an den Altar treten und wollte nichtsdestoweniger Messe lesen !
Ich sage : Menschheit ist im ärmsten und verachtetsten Menschen ebenso vollkommen wie
im Papste oder im Kaiser; denn Menschheit in sich selbst ist mir lieber als der Mensch ,
den ich an mir trage.
Daß wir ebenso mit Gott vereint werden , dazu helfe uns die Wahrheit , von der ich
gesprochen habe ! Amen .
1 Sieh S . 13 Anm . 3. 2 Sieh S . 14 Anm . l . 3 Sieh S . 14 Anm . 2 . Sieh S . 16 Anm . 3 .
5 Sieh S . 16 Anm . 4 . Sieh S . 16 Anm . 5 . ? Sieh S . 17 Anm . 1 .

41 Edhart, D 2 641
PREDIGT 26 (S . 23ff.)
Mulier, venit hora et nunc est, quando veri adoratores adorabunt 23
patrem in spiritu et veritate ( Joh. 4,23 ) .

Dies steht geschrieben in Sankt Johannes ' Evangelium . Aus der langen Erzählung
entnehme ich (nur) ein Wörtlein . Unser Herr sprach : 'Weib , die Zeit wird kommen und ist
eben jetzt, da die wahren Anbeter den Vater im Geiste und in der Wahrheit anbeten , und
ebensolche sucht der Vater' (Joh . 4 ,23) .
Nun merkt auf das erste Wörtlein , daß er spricht: 'Die Zeit wird kommen und ist eben 24
jetzt'. Wer den Vater anbeten will, der muß sich mit seinem Begehren und mit seiner Zu
versicht in die Ewigkeit versetzen . Es gibt ein oberstes Teil der Seele , das steht erhaben
über die Zeit und weiß nichts von der Zeit noch vom Leibe. Alles, was je geschah vor tausend
Jahren , der Tag , der vor tausend Jahren war, der ist in der Ewigkeit nicht entfernter
als der Zeitpunkt, in dem ich jetzt eben diesmal stehe, oder (auch ) der Tag, der nach tau
send Jahren oder so weit, als du zählen kannst, kommen wird, der ist in der Ewigkeit
lie Zeitpunkt,
nicht entfernter als dieser
t
Wahrhei aninbedem
ter dich ain jjetzt
en Veben tehe' ?
etzt sstehe
Nun spricht er, daß 'die wahren Anbeter den Vater im Geiste und in der Wahrheit an
beten werden '. Was ist die Wahrheit ? Die Wahrheit ist so edel,wär's, daß Gott sich von 25
der Wahrheit abkehren könnte, ich wollte mich an die Wahrheit heften und wollte von
Gott lassen ; denn Gott ist die Wahrheit, und alles, was in der Zeit ist, oder alles, was Gott
je erschuf, das ist die Wahrheit nicht.
Nun spricht er: 'die werden den Vater anbeten '. Ach, wie viele gibt es derer, die einen
Schuh oder eine Kuh oder eine andere Kreatur anbeten und sich damit bekümmern , und
das sind gar törichte Leute 3. Sobald du zu Gott betest um der Kreaturen willen , bittest
du um deinen eigenen Schaden ; denn, sobald die Kreatur Kreatur ist , trägt sie Bitterkeit
und Schaden und Übel und Ungemach in sich . Und darum geschieht den Leuten gar recht, 26
wenn sie Ungemach und Bitternis haben . Warum ? — Sie haben darum gebeten !
Ich habe zuweilen gesagt : Wer Gott sucht und irgend etwas zu Gott hinzu sucht, der
findet Gott nicht ; wer aber Gott allein wirklich sucht, der findet Gott und findet Gott
nimmer allein ; denn alles, was Gott zu bieten vermag , das findet er (zusammen ) mit Gott.
Suchst du Gott und suchst Gott um deines eigenen Nutzens oder um deiner eigenen Selig .
keit willen , wahrlich , so suchst du nicht Gott4. Darum sagt er, daß die wahren Anbeter
den Vater anbeten ,und er spricht gar recht. Wer zu einem guten Menschen spräche: „ Warum 27
suchst du Gott ?“ — „ Weil er Gott ist “ ; – „ Warum suchst du die Wahrheit ?“ — „ Weil
sie die Wahrheit ist“ ; – „ Warum suchst du die Gerechtigkeit ?“ — „ Weil sie die Gerechtig
keit ist“ : um solche Menschen steht es recht. Alle Dinge, die in der Zeit sind, die haben

1 Sieh S . 23 Anm . 1. 2 Sieh S. 24 Anm . 2. 3 Sieh S. 25 Anm . 2. Sieh S . 26 Anm . 2.


642
Mulier, venit hora
ein Warum . Wer beispielsweise einen Menschen fragte : „ Warum issest du ?“ — „ Damit
ich Kraft habe“ ; – „ Warum schläfst du ?“ – „ Zu demselben Zweck " ; und so steht es
mit allen Dingen, die in der Zeit sind . Wer aber einen guten Menschen fragte : „ Warum
liebst du Gott ? “ — „ Ich weiß es nicht, — um Gottes willen " ; – „ Warum liebst du die
Wahrheit ?“ — „ Um der Wahrheit willen " ; — „ Warum liebst du die Gerechtigkeit ?“ –
„ Um der Gerechtigkeit willen " ; – „ Warum liebst du die Gutheit ?“ — „ Um der Gutheit
willen " ; – „ Warum lebst du ?“ — „ Traun , ich weiß es nicht. (Aber ) ich lebe gerne !“ 1
Ein Meister sagt: Wer (nur) einmal von der Wahrheit, von der Gerechtigkeit und
von der Gutheit berührt wird, der könnte sich niemals mehr nur einen Augenblick davon
28 abkehren , wär's auch , daß alle Pein der Hölle daran hinge. Weiterhin sagt er: Wenn ein
Mensch von diesen dreien – von der Wahrheit, von der Gerechtigkeit und von der Gut
heit — berührtwird,dann ist es einem solchen Menschen ebenso unmöglich,sich von diesen
dreien abzukehren , wie es Gott unmöglich ist , sich von seiner Gottheit abzuwenden ?
Ein Meister sagt, das Gute habe drei Aste. Der erste Ast ist Nutzen , der zweite Ast
29 ist Lust, der dritte Ast ist Schicklichkeit 3. Darum spricht er < = unser Herr) : 'die werden
den Vater anbeten '. Warum sagt er: 'den Vater' ? Wenn du den Vater, das heißt Gott
allein , suchst, so findest du zugleich mit Gott alles, was er zu bieten vermag. Es ist eine
gewisse Wahrheit und eine notwendige Wahrheit und ist eine verbriefte Wahrheit , und
wäre es nicht geschrieben , so wäre es gleichviel wahr : Wenn Gott noch mehr hätte, er
könnte es dir nicht verbergen , und er müßte es dir offenbaren , und er gibt es dir ; und ich
habe zuweilen gesagt : Er gibt dir's und gibt dir's in Geburtsweise 4.
30 Die Meister sagen , die Seele habe zwei Antlitze 5 : das obere Antlitz schaut allzeit Gott,
und das niedere Antlitz sieht etwas nach unten und lenkt die Sinne; das obere Antlitz
aber ist das Höchste der Seele , das steht in der Ewigkeit und hat nichts zu schaffen mit der
Zeit und weiß nichts von der Zeit noch vom Leibe. Und ich habe zuweilen gesagt, in ihm
liege so etwas wie ein Ursprung alles Guten verdeckt und so etwas wie ein leuchtendes
Licht, das allzeit leuchtet , und wie ein brennender Brand , der allzeit brennt, und dieser
Brand ist nichts anderes als der HeiligeGeist.
31 Die Meister sagen , daß aus dem obersten Teil der Seele zwei Kräfte ausfließen . Die
eine heißt Wille, die andere Vernunft . Die höchste Vollendung dieser Kräfte (aber ) liegt
in der obersten Kraft, die da Vernunft heißt; die kann niemals zur Ruhe kommen . Sie
erstrebt Gott nicht, sofern er der Heilige Geist ist und auch nicht, sofern er der Sohn ist:
sie flieht den Sohn. Sie will auch Gott nicht, sofern er Gott ist. Warum ? Weil er da <als
solcher noch ) einen Namen hat. Und gäbe es tausend Götter , sie bricht immerfort hin
durch , sie will ihn dort, wo er keinen Namen hat : sie will etwas Edleres, etwas Besseres als
Gott, sofern er (noch ) Namen hat. Was will sie denn ? Sie weiß es nicht: sie will ihn, wie
32 er Vater ist. Deshalb spricht Sankt Philippus: 'Herr , zeige uns den Vater, dann genügt es
uns' ( Joh . 14 , 8 ) . Sie will ihn , wie er ein Mark ist , aus dem die Gutheit entspringt; sie will
ihn, wie er ein Kern ist, aus dem die Gutheit ausfließt ; sie will ihn , wie er eine Wurzel ist,
eine Ader, in der die Gutheit entspringt, und dort nur ist er Vater ?.

1 Sieh S . 27 Anm . 1 . 3 Sieh S . 28 Anm . 1. 3 Sieh S . 28 Anm . 2 . 4 Sieh S . 29 Anm . 4 .


5 Sieh S. 30 Anm . 1. 6 Sieh S . 31 Anm . 2. 7 Sieh S . 32 Anm . 1.

643
Predigt 26

Nun spricht unser Herr : 'Niemand erkennt den Vater als der Sohn und niemand den
Sohn als der Vater' (Matth . 11,27) . Fürwahr, sollen wir den Vater erkennen, so müssen
wir Sohn sein . Ich habe irgendwann drei Wörtlein gesprochen , die nehmt als drei scharfe
Muskatnüsse und trinkt hinterher. Zum ersten : Wollen wir Sohn sein , so müssen wir einen 33
Vater haben , denn es kann niemand sagen , er sei Sohn, er habe denn einen Vater, und
niemand ist Vater, er habe denn einen Sohn . Ist der Vater tot, so sagtman : ,,Er war mein
Vater“ . Ist der Sohn tot, so sagt man : „ Er war mein Sohn “ , denn des Sohnes Leben hängt
im Vater, und des Vaters Leben hängt im Sohn ; und darum kann niemand sagen : „ Ich
bin Sohn “ , er habe denn einen Vater. DerMensch aber ist wahrhaft Sohn , der da alle seine
Werke aus Liebe wirkt1. – Das zweite, was den Menschen vorzüglich zum Sohn macht,
das ist Gleichmut. Ist er krank , daß er ebenso gern krank wie gesund , gesund wie krank
sei. Stirbt ihm sein Freund — in Gottes Namen ! Wird ihm ein Auge ausgeschlagen — in 34
Gottes Namen ! - Das dritte, das ein Sohn haben muß, ist, daß er sein Haupt nie auf etwas
anderes neigen kann als einzig auf den Vater . O , wie edel ist jene Kraft, die da über die
Zeit erhaben steht und ohne Stätte ist! Denn damit, daß sie über die Zeit erhaben steht,
hält sie alle Zeit in sich beschlossen und ist sie alle Zeit . Wie wenig einer aber auch von dem
besäße, was da über die Zeit erhaben ist, er wäre doch gar schnell reich geworden ; denn ,
was jenseits des Meers liegt, das ist jener Kraft nicht entfernter ,als was jetzt gegenwärtig
ist .
Und daher spricht er: 'Ebensolche sucht auch der Vater' ( Joh . 4 ,23). Sehet! So lieb
kost Gott uns, so fleht er zu uns, und Gott kann es nicht erwarten , bis die Seele sich von
der Kreatur abwendet und abschält. Und es ist eine sichere Wahrheit und ist eine not
wendige Wahrheit , daß es Gott so not tut, uns zu suchen , recht als ob seine ganze Gottheit 35
daran hinge , wie sie's denn auch tut. Und Gott kann uns ebensowenig entbehren wie wir
ihn ; denn , selbst wenn es so wäre, daß wir uns von Gott abkehren könnten, so könnte
sich doch Gott niemals von uns abwenden . Ich sage : Ich will Gott nicht darum bitten ,
daß er mir gebe ; ich will ihn auch nicht dafür loben , daß er mir gegeben hat. Ich will ihn
vielmehr bitten , daß er mich würdig mache zu empfangen , und will ihn dafür loben , daß
er der Natur und des Wesens ist, daß er geben muß. Wer aber Gott dies rauben wollte ,der
raubte ihm sein eigenes Sein und sein eigenes Lebens.
Daß wir auf solche Weise wahrhaft Sohn werden , dazu helfe uns die Wahrheit, von
der ich gesprochen habe. Amen .

1 Sieh S . 33 Anm . 2 . 2 Sieh S . 34 Anm . 2 . 3 Sieh S . 35 Anm . 3 .

644
PREDIGT 27 ( S. 40ff.)
40 Hoc est praeceptum meum ut diligatis invicem , sicut dilexi vos ( Joh. 15 ,12) .
Ich habe drei Wörtlein gesprochen auf lateinisch , die stehen geschrieben im Evange
lium . Das erste Wörtlein ( ist dies) , daß unser Herr spricht : 'Dies ist mein Gebot, daß ihr
euch untereinander liebet,wie ich euch geliebt habe' (Joh. 15 , 12 ). Zum zweiten spricht er:
'Ich habe euch meine Freunde geheißen , denn alles, was ich je von meinem Vater gehört
habe, das habe ich euch geoffenbart ( Joh . 15 ,15 ). Zum dritten spricht er: 'Ich habe euch
auserwählt, auf daß ihr gehet und Frucht bringet und daß die Frucht bei euch bleibe'
( Joh. 15,16) .
Nun merkt auf das erste Wörtlein , daß er spricht: 'Dies ist mein Gebot'. Darüber
will ich ein Wörtlein sagen , auf daß es 'bei euch bleibe'.' Dies ist mein Gebot,daß ihr liebet'.
Was will er damit sagen , daß er spricht : 'daß ihr liebet' ? Er will ein Wörtlein sagen , auf
das ihr achten sollt: Die Liebe ist so lauter, so entblößt, so abgelöst in sich selber, daß die
42 besten Meister 2 sagen , die Liebe,mit der wir lieben , sei der Heilige Geist . Es gab manche,
die dem widersprechen wollten . Dies aber ist immer wahr : Alle Bewegung, durch die wir
zur Liebe bewegt werden , in der bewegt uns nichts anderes als der Heilige Geist3. Liebe
43 im Lautersten , im Abgelöstesten , in sich selbst ist nichts anderes als Gott. Die Meister
sagen : Das Ziel der Liebe, auf das hin die Liebe alle ihre Werke wirkt, ist die Gutheit ,
und die Gutheit ist Gott. So wenig mein Auge sprechen und meine Zunge Farbe erkennen
kann, ebensowenig kann sich die Liebe auf irgend etwas anderes neigen als auf die Gutheit
und aufGott4.
Nun gebt acht !Was will er damit sagen , daß es ihm so ernst damit ist , daß wir lieben ?
Er will sagen : Die Liebe, mit der wir lieben , die soll so lauter, so entblößt, so abgelöst
44 sein , daß sie weder auf mich noch aufmeinen Freund noch (auf irgend etwas) neben sich
geneigt sei. Die Meister5 sagen , man könne kein gutes Werk ein gutes Werk nennen und
keine Tugend Tugend , wenn sie nicht in der Liebe geschehen . Die Tugend ist so edel, so
abgelöst, so lauter, so in sich selbst entblößt, daß sie nichts Besseres erkennt als sich und
Gott.
Nun spricht er < = unser Herr) : 'Dies ist mein Gebot'. Wenn mir jemand gebietet , was
mir wohltuend,wasmir nütze ist und worin meine Glückseligkeit liegt, so istmir das gar lieb .
Wenn mich dürstet, so gebietet mir der Trank ; wenn mich hungert, so gebietet mir die
Speise 6. Und so auch tut es Gott, ja , ( er gebietet ) so Wohltuendes , daß diese ganze Welt
45 Gleiches nicht zu bieten vermag . Und der Mensch ), der diese Süße (nur) einmal kostet,
wahrlich ,sowenig wie Gott sich von seiner Gottheit abzukehren vermag, ebensowenig kann

1 Sieh S . 40 Anm . 1. : Sieh S. 41 Anm .4 . 3 Sieh S. 42 Anm . 1.


4 Sieh S .43 Anm . 3. 5 Sieh S . 44 Anm . 1. 6 Sieh S. 44 Anm . 4 .

645
Predigt 27

sich ein solcher Mensch mit seiner Liebe von der Gutheit und von Gott abkehren ; ja , ihm
ist es leichter, sich seiner selbst und seiner ganzen Seligkeit zu entäußern und dann ) mit
seiner Liebe bei der Gutheit und bei Gott zu bleiben .
Nun spricht er < = unser Herr) : 'daß ihr einander liebet'. O , das wäre ein edles Leben ,
das wäre ein beglückendes Leben !Wäre es nicht ein edles Leben , wenn ein jeder auf seines
Nächsten Frieden wie auf seinen eigenen Frieden hingerichtet und seine Liebe so rein und
so lauter und so abgelöst in sich selbst wäre, daß sie auf nichts anderes zielte als auf die
Gutheit und (auf) Gott ?1 Fragte man einen guten Menschen : „ Warum liebst du die Gut
heit ?“ — „ Um der Gutheit willen “ ; „ Warum liebst du Gott ?“ — „ Um Gottes willen " .
Und ist es so , daß deine Liebe so lauter, so losgelöst, so in sich selbst rein ist , daß du nichts
anderes liebst als die Gutheit und Gott, so ist es eine sichere Wahrheit, daß alle Tugenden , 46
die alle Menschen je wirkten , so vollkommen dir zugehören , als wenn du sie selbst gewirkt
hättest, und zwar (als ) lauterer und besser; denn , daß der Papst Papst ist , das schafft
ihm oft große Mühsal; seine Tugend (aber ) besitzest du in reinerer und unbedingterer
Weise und mit Ruhe, und sie gehört mehr dir als ihm , dafern deine Liebe so lauter, so in
sich rein ist, daß du nichts anderes im Auge hast noch liebst als die Gutheit und Gott .
Nun spricht er < = unser Herr ) : 'wie ich euch geliebt habe'. Wie hat uns Gott geliebt ?
Er liebte uns, als wir (noch ) nicht waren und als wir sein Feind waren . So nötig hat Gott
unsere Freundschaft, daß er's nicht erwarten kann, bis wir ihn bitten ; er kommt uns ent
gegen und bittet uns, daß wir seine Freunde seien ,denn er begehrt von uns,daß wir wollen ,
ermöge uns vergeben . Deshalb spricht unser Herr gar recht: 'Es istmein Wille ,daß ihr ( für) 47
die bittet, die euch Leid zufügen ' (vgl. Luk . 6 ,28) .Ganz so ernst soll es unsdamit sein , ( für)
die zu bitten , die uns Leid antun . Warum ? — Damit wir Gottes Willen erfüllen , daß wir
nicht darauf warten sollen , bis man uns bäte; wir sollten ( vielmehr) sprechen : 'Freund,
vergib mir, daß ich dich betrübt habe ! Und ebenso ernst sollte es uns um die Tugend zu
tun sein : Je größer die Anstrengung wäre, um so größer sollte unser ernsthaftes Streben
nach der Tugend sein 3. So eins soll deine Liebe sein , denn Liebe will nirgends sein als da,
wo Gleichheit und Einheit ist 4.Zwischen einem Herrn und einem Knecht, den er hat, gibt
es keinen Frieden, weil da keine Gleichheit besteht5. Eine Frau und ein Mann , die sind 48
einander ungleich ; in der Liebe aber sind sie gar gleich . Daher sagt die Schrift gar recht,
Gott habe das Weib aus des Mannes Rippe und Seite genommen (vgl. 1 Mos. 2, 22) , weder
also aus dem Haupt noch aus den Füßen ; denn ,wo Zwei sind, da ist Mangelhaftigkeit .
Warum ? — Weil das eine nicht das andere ist, denn dieses „ nicht“ , das da Unterschie
denheit schafft, das ist nichts anderes als Bitterkeit, eben weil da kein Friede vorhanden
ist 6. Halte ich einen Apfel in meiner Hand, so ist er meinen Augen lusterweckend , dem
Mund aber wird seine Süße vorenthalten. Hingegen , wenn ich ihn esse, so beraube ich 49
meine Augen der Lust, die ich daran habe?. So also können Zwei nicht miteinander be
stehen , denn eines (davon ) muß sein Sein verlieren .
Daher spricht er < = unser Herr) : 'Liebet einander !', das heißt: ineinander . Darüber
läßt sich die Schrift gar schön aus. Sankt Johannes spricht : 'Gott ist die Liebe, und wer in
der Liebe ist, der ist in Gott, und Gott ist in ihm ' ( 1 Joh. 4 , 16 ) . Fürwahr, er sagt sehr
i Sieh S . 45 Anm . 2 . 2 Sieh S . 46 Anm . 2 . 3 Sieh S .47 Anm . 2. Sieh S. 47 Anm . 3 .
5 Sieh S . 48 Anm . 1 . 6 Sieh S . 48 Anm . 3 . 7 Sieh S . 49 Anm . 1 .

646
Hoc est praeceptum meum
recht ! (Denn ) wäre Gott (zwar ) in mir , wäre aber ich nicht in Gott , oder wäre (zwar)
ich in Gott, Gott aber wäre nicht in mir, so wäre alles entzweit. Wenn aber Gott in mir
50 ist und ich in Gott bin , so bin ich nicht geringer, und Gott ist nicht höher1. Nun könntet
ihr sagen : „ Herr, du sagst, ich solle lieben , ich aber kann nicht lieben “ . Darüber äußert
sich unser Herr gar treffend , wo er zu Sankt Peter sprach : ‘„ Petrus, liebst du mich ?“ —
„ Herr, du weißt wohl, daß ich dich liebe“ ( Joh . 21, 15 ) . Hast du 's mir gegeben , Herr, so
liebe ich dich , hast du 's mir nicht gegeben , so liebe ich dich nicht.
Nun merkt auf das zweite Wörtlein , daß er spricht: 'Ich habe euch meine Freunde
geheißen , denn ich habe euch alles offenbart, was ich von meinem Vater gehört habe'
(Joh . 15 , 15 ). Beachtet nun , daß er spricht: 'Ich habe euch meine Freunde geheißen ’. Im
51 gleichen Ursprung, in dem der Sohn entspringt,wo der Vater sein ewiges Wort ausspricht,
und aus dem gleichen Herzen entspringt auch und fließt aus der Heilige Geist . Und wäre
der Heilige Geist nicht aus dem Sohne ausgeflossen 3, so hätte man keinen Unterschied
zwischen dem Sohne und dem Heiligen Geiste erkannt. Als ich nun am Dreifaltigkeitstage
predigte, da sprach ich ein Wörtlein auf lateinisch 4 : daß der Vater seinem eingeborenen
Sohne alles, was er zu bieten vermag, gegeben habe — seine ganze Gottheit , seine ganze
52 Seligkeit - und nichts für sich zurückbehielt. Da erhob sich eine Frage: Gab er ihm auch
seine Eigentümlichkeit ? Und ich antwortete : Ja, denn die Eigentümlichkeit des Vaters,
zu gebären , ist nichts anderes als Gott; ich aber habe ja doch gesagt, daß er sich selbst
nichts zurückbehalten hat. Fürwahr, ich sage: Die Wurzel der Gottheit ,die spricht er völlig
in seinen Sohn (hinein ). Daher sprichtSanktPhilippus: 'Herr,zeige uns den Vater ,so genügt
es uns! ( Joh . 14 ,8 ). Ein Baum , der Frucht trägt, stößt diese seine Frucht (nach draußen )
ab . Wer mir die Frucht gibt, gibt mir nicht (damit zugleich ) den Baum . Wer mir aber
den Baum gibt und die Wurzel und die Frucht, der hat mir mehr gegeben 5. Nun spricht er
( = unser Herr) : 'Ich habe euch meine Freunde geheißen '. Fürwahr, in der gleichen
Geburt , da der Vater seinen eingeborenen Sohn gebiert und ihm die Wurzel und seine
ganze Gottheit und seine ganze Seligkeit gibt und sich selbst nichts zurückbehält,
in dieser selben Geburt nennt er uns seine Freunde. Wenngleich du von diesem Sprechen
nichts hörst noch verstehst, so gibt es doch eine Kraft in der Seele — über die ich sprach ,
53 als ich neulich hier predigte – , die ist ganz abgelöst und ganz lauter in sich selbst und
göttlicher Natur eng verwandt 6: in dieser Kraft wird es verstanden . Deshalb spricht er auch
gar zutreffend : ' Darum habe ich euch offenbart alles , was ich von meinem Vater gehört
habe' (Joh .15,15).
Nun spricht er : 'was ich gehört habe'. Des Vaters Sprechen ist sein Gebären , des
Sohnes Hören ist sein Geboren -werden ? Nun spricht er: 'alles, was ich von meinem
Vater gehört habe'. Ja, alles, was er von Ewigkeit her von seinem Vater gehört hat, das
hat er uns offenbart und hat uns nichts davon verhüllt. Ich sage: Und hätte er tausendmal
mehr gehört, er hätte es uns offenbart, und er hätte uns nichts davon verhüllt . So auch
sollen wir vor Gott nichts verhüllen ; wir sollen ihm alles offenbaren , was wir zu bieten
vermögen 8.Denn behieltest du dir selbst etwas zurück , so würdest du ebensoviel von deiner
54 ewigen Seligkeit verlieren ,denn Gott hat uns des Seinen nichts verhüllt. Dies dünkt manche
1 Sieh S . 50 Anm . 1 . 2 Sieh S .51 Anm . l . 3 Sieh S .51 Anm . 2 . 4 Sieh S .51 Anm . 3 .
5 Sieh S .52 Anm . 2. 6 Sieh S . 53 Anm . l . 8 Sieh S . 53 Anm . 4 .

647
Predigt 27

Leute eine schwere Rede. Deshalb aber soll niemand verzweifeln . Je mehr du dich Gott
hingibst , um so mehr hinwieder gibt Gott sich dir selbst; je mehr du dich deiner selbst
entäußerst, um so größer ist deine ewige Seligkeit. Mir kam neulich , als ich mein Vater
unser betete , das uns Gott selbst lehrte, der Gedanke: Wenn wir sprechen : 'zukomme uns
dein Reich , dein Wille geschehe!' (Matth .6,10), so bitten wir damit Gott beständig, daß
er uns uns selber entziehe .
Von dem dritten Wörtlein will ich nun gar nicht mehr sprechen , daß er spricht: 'Ich 55
habe euch auserwählt, gesetzt [gesetzt), gestellt (gestellt], bestallt (bestallt ]?, auf daß ihr
gehet und Frucht bringet und die Frucht bei euch bleibe' (Joh. 15 , 16 ). Diese Frucht aber
kennt niemand als Gott allein .
Und daß wir zu dieser Frucht kommen , dazu helfe uns die ewige Wahrheit, von der
ich gesprochen habe. Amen .

1 Sieh S. 54 Anm . 2. 2 Sieh S. 55 Anm . 2 .

648
PREDIGT 28 ( S .58 ff.)
58 Ego elegi vos de mundo ( Joh. 15, 16 ).
Diese Worte, die ich gesprochen habe auf lateinisch , die liest man heute in dem hei
ligen Evangelium des Festtages eines Heiligen , der Barnabas1 hieß, und die Schrift sagt
gemeinhin , er sei ein Apostel, und unser Herr spricht : 'Ich habe euch auserkoren , ich habe
euch auserwählt aus der ganzen Welt , ich habe euch auserlesen aus der ganzen Welt und
aus allen geschaffenen Wesen , auf daß ihr gehet und viel Früchte bringet und daß euch
die Frucht bleibe' ( Joh . 15, 16 ) , denn es ist gar beglückend, wenn etwas Frucht bringt und
ihm die Frucht bleibt. Dem (aber ) bleibt die Frucht, der da bleibt und der da wohnt in
59 der Liebe. Am Schluß dieses Evangeliums spricht unser Herr: 'Liebet euch untereinander,
wie ich euch ewig geliebt habe; und wie mich mein Vater ewig geliebt hat, so habe ich
euch geliebt. Haltet ihr meine Gebote, so bleibt ihr in meiner Liebe' ( Joh . 15, 12 u. 9 - 10 ) .
Alle Gebote Gottes kommen aus der Liebe und aus der Güte seiner Natur ; denn,
kämen sie nicht aus der Liebe, so könnten sie nicht Gottes Gebot sein ; Gottes Gebot ist
ja doch die Güte seiner Natur, und seine Natur ist seine Güte in seinem Gebot . Wer nun
wohnt in der Güte seiner Natur, der wohnt in Gottes Liebe; die Liebe aber hat kein
Warum 3. Hätte ich einen Freund und liebte ich ihn darum , daß mir Gutes von ihm ge
schähe und mein voller Wille , so liebte ich nichtmeinen Freund, sondern mich selbst. Ich
soll meinen Freund lieben um seiner eigenen Güte und um seiner eigenen Tugenden und
um alles dessentwillen , was er in sich selbst ist: dann erst) liebe ich meinen Freund recht,
wenn ich ihn so, wie eben gerade gesagt wurde, liebe. Ganz so steht es bei dem Menschen ,
der da in Gottes Liebe steht, der des Seinen nichts sucht an Gott noch an sich selbst noch
60 an irgendwelchen Dingen undGott allein um seiner eigenen Güte und um derGüte seiner Na
tur und um alles dessentwillen liebt,was er in sich selbst ist ; und das ist rechte Liebe. Liebe
zu den Tugenden ist eine Blume und eine Zierde und eineMutter aller Tugenden und aller
Vollkommenheit und aller Seligkeit 4, denn sie ist Gott, da Gott die Frucht der Tugenden
ist ; Gott befruchtet alle Tugenden und ist eine Frucht der Tugenden , und diese Frucht
bleibt dem Menschen . Einem Menschen , der da um einer Frucht willen wirkte,wäre es gar
beglückend , wenn ihm die Frucht bliebe. Und wäre ein Mann, der einen Weingarten oder
einen Acker hätte, und er überließe ihn seinem Knechte, auf daß dieser ihn bestelle und
ihm auch die Frucht verbliebe, und gäbe er ihm ( = dem Knechte ) auch noch alles, was
dazu < = zur Bestellung) vonnöten wäre, so wäre es ihm ( = dem Knechte ) gar erfreulich ,
daß ihm die Frucht ohne eigenen Kostenaufwand überlassen bliebe 5. So auch ist es dem
Menschen gar beglückend, der da wohnt in der Frucht der Tugenden , denn der hat keinen
Verdruß und kein Wirrsal, da er sich selbst und alle Dinge gelassen hat.
1 Sieh S . 58 Anm . 1. 2 Sieh S. 59 Anm . 2 . 3 Sieh S . 59 Anm . 3.
4 Sieh S . 60 Anm . 2. 5 Sieh S.60 Anm .5 .
649
Predigt 28
Nun spricht unser Herr : 'Wer etwas um meinetwillen und meines Namens willen hin - 61
gibt,dem will ich's hundertfältig wiedergeben und das ewige Leben dazu' (Matth . 19,29) .
Gibst du 's aber hin um des Hundertfältigen und um des ewigen Lebens willen , so hast du
nichts hingegeben ; ja, gibst du's hin um tausendfältigen Lohn , so hast du nichts hingegeben :
du mußt dich selbst lassen , und zwar völlig lassen , dann hast du recht gelassen . Es kam
einmal ein Mensch zu mir — es ist noch nicht lange her – und sagte , er habe große Dinge
hinweggegeben an Grundbesitz, an Habe, um dessentwillen , daß er seine Seele rettete. Da
dachte ich :Ach ,wie wenig und Unbedeutendes hast du (doch ) gelassen ! Es ist eine Blind
heit und eine Torheit , solange du irgendwie auf das schaust, was du gelassen hast. Hast
du (aber ) dich selbst gelassen , so hast du wirklich ) gelassen . Der Mensch , der sich selbst
gelassen hat, der ist so lauter, daß die Welt ihn nicht leiden mag.
Hier sagte ich einmal — es ist noch nicht lange her — : Wer die Gerechtigkeit liebt, 62
dessen nimmt sich die Gerechtigkeit an , und er wird ergriffen von der Gerechtigkeit, und
er ist die Gerechtigkeit. Ich schrieb einst in mein Buch 2: Der gerechte Mensch dientweder
Gott noch den Kreaturen , denn er ist frei; und je näher er der Gerechtigkeit ist, um so
mehr ist er die Freiheit selbst, und um so mehr ist er die Freiheit. Alles, was geschaffen
ist, das ist nicht frei. Solange (noch ) irgend etwas über mir ist, das nicht Gott selbst ist,
das drückt mich , so klein es auch oder wie immer es < geartet) sei – und wäre es selbst
Vernunft und Liebe: sofern sie geschaffen und nicht Gott selbst sind — , bedrückt es mich ,
denn es ist unfrei3. Der ungerechte Mensch dient der Wahrheit, es sei ihm lieb oder leid , 63
und dient der ganzen Welt und allen Kreaturen und ist ein Knecht der Sünde.
Mir kam einmal der Gedanke - es ist noch nicht lange her — : Daß ich ein Mensch
bin , das hat auch ein anderer Mensch mit mir gemein ; daß ich sehe und höre und esse und
trinke, das tut auch das Vieh ; aber was ich bin , das gehört keinem Menschen sonst zu als
mir allein , keinem Menschen noch Engel noch Gott, außer, soweit ich eins mit ihm bin ;
es ist eine Lauterkeit und eine Einheit 4. Alles, was Gott wirkt, das wirkt er in dem Einen
als sich selbst gleich.Gott gibt allen Dingen gleich , und doch sind sie in ihren Werken gar
ungleich ; demungeachtet aber streben sie in ihren Werken nach dem , was ihrem eigenen
Sein gleich ist. Die Natur wirkte in meinem Vater das Werk der Natur. Der Natur Absicht
(aber) war, daß ich Vater würde, wie er Vater war. Er < = mein Vater) wirkt sein ganzes
Werk um eines ihm selbst Gleichen und um seines eigenen Bildes willen , auf daß er das 64
Gewirkte selbst sei: es ist dabei stets auf den Mann abgezielt. Nur, wo die Natur abgelenkt
oder gehindert wird, so daß sie nicht volle Kraft in ihrem Wirken hat, da entsteht ein weib
liches Wesen ; wo aber die Natur von ihrem Werke abläßt, da hebt Gott zu wirken und zu
schaffen an ; denn wären nicht Frauen , so wären auch keine Männer 5. Wenn das Kind im 65
Mutterleibe empfangen wird, so hat es Bildung und Form und Gestalt ; das bewirkt die
Natur. So bleibt es dann vierzig Tage und vierzig Nächte ; am vierzigsten Tage aber er
schafft Gott die Seele viel schneller als in einem einzigen ) Augenblick , auf daß die Seele
(nun ) für den Leib Form und Leben wird. Jetzt geht das Werk der Natur mit allem , was
die Natur an Form , Bildung und Gestalt zu wirken vermag, hinaus. Das Werk der Natur
geht völlig hinaus; so aber, wie das Werk der Natur völlig hinausgeht, so wird es völlig
1 Sieh S.61 Anm . 1. 2 Sieh S .62 Anm . 2. 3 Sieh S .63 Anm . 1.
4 Sieh S . 63 Anm . 3 . 5 Sieh S . 64 Anm . 1.

650
Ego elegi vos
ersetzt in der vernünftigen Seele. Nun ist dies ein Werk der Natur und eine Schöpfung
Gottes 1.
68 In allem (aber ), was nur geschaffen ist — wie ich schon öfters gesagt habe – , ist
keine Wahrheit. Es gibt (aber) etwas, das über dem geschaffenen Sein der Seele ist und an
das kein Geschaffensein , das < ja ) nichts ist, rührt ; selbst der Engel hat es nicht,der (doch )
ein reines Sein hat,das lauter und weit ist ; selbst das rührt nicht daran. Es ist göttlicher
Art verwandt, es ist in sich selbst eins, es hat mit nichts etwas gemein . Hierüber geraten
manche großen Pfaffen ins Hinken . Es ist eine Fremde und eine Wüste und ist mehr
namenlos, als daß es einen Namen habe, und ist mehr unerkannt,als daß es erkannt wäre .
Könntest du dich selbst vernichten nur für einen Augenblick , ja , ich sage, selbst für kürzer
als einen Augenblick , so wäre dir alles das eigen , was es in sich selbst ist. Solange du auf
dich selber noch irgendwie achtest oder auf irgendein Ding, so weißt du so wenig ,was Gott
ist, wie mein Mund weiß , was Farbe ist , und wie mein Auge weiß , was Geschmack ist:
so wenig weißt du und ist dir bekannt, was Gott ist .
67 Nun äußert sich Plato 3, der große Pfaffe, hebt an und will reden von großen Dingen .
Er spricht von einer Lauterkeit, die nicht in der Welt ist ; sie ist weder in der Welt noch
außer der Welt , ist etwas, das weder in der Zeit noch in der Ewigkeit ist,das weder Außeres
68 noch Inneres hat. Aus ihr treibt Gott, der ewige Vater, die Fülle und den Abgrund seiner
ganzen Gottheit hervor. Dieses (alles) gebiert er hier in seinem eingeborenen Sohn und
(bewirkt ), daß wir derselbe Sohn seien ; und sein Gebären ist (zugleich ) sein Innebleiben ,
und sein Innebleiben ist sein Ausgebären . Es bleibt immer das Eine, das in sich selber
quillt 4. 'Ego', das Wort ' Ich', ist niemandem eigen als Gott allein in seiner Einheit. 'Vos',
69 dieses Wort bedeutet soviel wie 'Ihr', daß ihr eins seid in der Einheits, das heißt: Das
Wort ‘ego' und 'vos', ' Ich ' und 'Ihr', das deutet auf die Einheit hin .
Daß wir eben diese Einheit seien und diese Einheit bleiben mögen, dazu helfe uns
Gott. Amen .

1 Sieh S .65 Anm . 1. 2 Sieh S .66 Anm . 1. 3 Sieh S. 67 Anm . 1.


4 Sieh S . 68 Anm . 2. 5 Sieh S .69 Anm . 1 .

651
PREDIGT 29 (S . 73ff.)

Convescens praecepit eis, ab Ierosolymis ne discederent etc. (Act. 1 ,4 ) 73

Diese Worte , die ich gesprochen habe auf lateinisch, die liest man zum heutigen )
Festtag in der Messe 1, die sprach unser Herr zu seinen Jüngern , als er gen Himmel fahren
wollte : ‘Bleibt in Jerusalem beieinander und trennt euch nicht und harret der Verheißung,
die euch der Vater gelobt hat : daß ihr nach diesen Tagen, deren nicht viele oder ( viel
mehr) wenige sind , getauft werdet ( Apg. 1,4 f.) .
Niemand kann den Heiligen Geist empfangen , er wohne denn über der Zeit in der
Ewigkeita. In zeitlichen Dingen kann der Heilige Geist weder empfangen noch gegeben 74
werden . Wenn der Mensch sich abkehrt von zeitlichen Dingen und sich in sich selbst kehrt,
so gewahrt er (dort ) ein himmlisches Licht, das vom Himmel gekommen ist. Es ist unter
dem Himmel und rührt doch vom Himmel her. In diesem Lichte findet der Mensch Genü
gen , und doch ist es (noch ) stofflich ; man sagt, es sei Materie 3. Ein Stück Eisen , dessen
Natur es ist, abwärts zu fallen, das hebt sich aufwärts gegen seine Natur und hängt sich
an den Magnetstein infolge des edlen Einflusses,den der Stein vom Himmel empfangen hat .
Wohin immer sich der Stein kehrt, dorthin kehrt sich auch das Eisen 4. Ebenso tut's der
Geist : der läßt sich's nicht an jenem Lichte nur genügen ; er dringt immerzu vor durch das 75
Firmament hindurch und dringt durch den Himmel, bis er kommtzu dem Geiste, der den
Himmel umtreibt ; und von dem Umlaufe des Himmels grünt und belaubt sich alles, was
in der Welt ist. Immer noch aber genügt's dem Geiste nicht,er dringe denn weiter vor in
den Gipfel und in den Urquell, darin der Geist seinen Ursprung nimmt5.Dieser Geist ( d . h .
der menschliche Geist, von dem im voraufgehenden die Rede ist ) versteht nach Zahl ohne
Zahl ( d . h . er begreift, was er begreift, in zahlenloser Zahl, d . h . in quantitätsloser , meta
physischer Zahl) , und solche Zahl (ohne Zahl) gibt es in der Zeit der Unzulänglichkeit 76
(will sagen : in der irdischen Zeit der Vergänglichkeit und Unvollkommenheit) nicht. In
der Ewigkeit (dagegen ) hat niemand eine andere Wurzel (als eben jene zahlenlose , quanti
tätslose Zahl) ; dort ist niemand ohne Zahl . Dieser Geist muß alle Zahl überschreiten
und alle Vielheit durchbrechen , und er wird (dann ) von Gott durchbrochen ; ebenso aber,
wie er mich durchbricht, so wiederum durchbreche ich ihn ?. Gott leitet diesen Geist in die 77
Wüste und in die Einheit seiner selbst, wo er ein lauteres Eines ist und (nur noch ) in sich
selbst quillt. Dieser Geist hat kein Warum (mehr); sollte er aber irgendein Warum haben ,
so müßte (auch ) die Einheit ihrWarum haben . Dieser Geist steht in Einheit und in Freiheit 8.
Nun sagen die Meister , der Wille sei so frei, daß niemand ihn zu zwingen vermag als 78
Gott allein . Gott (aber) zwingt den Willen nicht, er setzt ihn (vielmehr) so in Freiheit,
1 Sieh S. 73 Anm . 1. 2 Sieh S . 73 Anm .2 . Sieh S. 74 Anm . 2. Sieh S .74 Anm . 3.
5 Sieh S . 75 Anm . 1. 6 Sieh S . 76 Anm . 1 . 7 Sieh S . 77 Anm . 1. 8 Sieh S . 77 Anm . 2 .
• Sieh S . 78 Anm . 1 .
652
Convescens praecepit eis

daß er nichts anderes will, als was Gott selber ist und was die Freiheit selbst ist . Und der
Geist (hinwiederum ) vermag nichts anderes zu wollen , als was Gott will ; dies aber ist
nicht seine Unfreiheit, es ist seine ureigene Freiheit
Nun sagen gewisse Leute : ,,Habe ich Gott und die Gottesliebe,so kann ich recht wohl
alles tun, was ich will“ . Die verstehen das Wort nicht recht. Solange du irgend etwas ver
magst, das wider Gott und wider seine Gebote ist, solange hast du die Gottesliebe nicht;
du magst die Welt wohl betrügen , als habest du sie . Der Mensch , der da in Gottes Willen
steht und in Gottes Liebe, dem ist es lustvoll, alles das zu tun , was Gott lieb ist, und alles
das zu lassen , was wider Gott ist ; und ihm ist's ebenso unmöglich , irgend etwas zu unter
lassen , wasGott getan haben will, wie irgend etwas zu tun , was wider Gott ist; recht wie
einem , dem seine Beine gebunden wären : so unmöglich es dem wäre zu gehen , ebenso
unmöglich wäre es dem Menschen , der in Gottes willen steht, irgend etwas Böses zu tun .
Es sagte einer : Hätte Gott (selbst gar ) geboten , Böses zu tun und die Tugend zu meiden ,
selbst dann vermöchte ich es nicht, Böses zu tun ?. Denn niemand liebt die Tugend , als
80 wer die Tugend selbst ist. Der Mensch , der sich selbst und alle Dinge gelassen hat, der des
Seinen nichts an irgendwelchen Dingen sucht und alle seine Werke ohne Warum und (nur )
aus Liebe tut, ein solcher Mensch ist für die ganze Welt tot und lebt in Gott und Gott
in ihm 3.
Nun sagen manche Leute : „ Ihr tragt uns schöne Reden vor, wir aber werden nichts
davon gewahr“ . Das Gleiche beklage auch ich . Dieses Sein ist so edel und (doch ) so all
gemein (erreichbar ), daß du es nicht zu kaufen brauchst, weder um einen Heller noch um
81 einen halben Pfennig .Hab' nur ein rechtes Streben und einen freien Willen , so hast du es.
Der Mensch, der so alle Dinge in ihrem niedrigsten (Sein ) und sofern, als sie vergänglich
sind, gelassen hat, der empfängt sie wieder in Gott , wo sie die Wahrheit sind. Alles,was hier
tot ist , das ist dort lebend , und alles, was hier stofflich ist, das ist dort in Gott Geist “.
Ganz so , wie wenn einer in ein reines Gefäß, das völlig lauter und rein wäre, reines Wasser
gösse und es still hielte und dann ein Mensch sein Antlitz darüber beugte, so sähe er es
am Boden ganz so , wie es an sich selbst wäre. Das kommtdaher, weil das Wasser lauter
und rein und still ist 5. Ebenso ist es mit allen den Menschen , die da stehen in Freiheit
und in Einheit in sich selbst ; und wenn sie Gott empfangen im Frieden und in der Ruhe,
so sollen sie ihn auch empfangen im Unfrieden und in der Unruhe; dann ist es völlig recht;
82 fassen sie ihn aber weniger im Unfrieden und in der Unruhe als in der Ruhe und im Frieden ,
so ist das unrecht6 . Sankt Augustinus ? sagt :Wen des Tages verdrießt und die Zeit lang
weilt, der kehre sich in Gott, in dem es keine Lange -Weile < = Zeitdauer ) gibt, in dem
alle Dinge sich in Ruhe befinden . Wer die Gerechtigkeit liebt, der wird von der Gerechtig
keit ergriffen , und er wird die Gerechtigkeit 8.
83 Unser Herr sprach nun :'Ich habe euch nichtKnechte geheißen , ich habe euch Freunde
geheißen , denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr will’ ( Joh . 15,15 ) . Auch mein Freund
könnte etwas wissen , was ich nicht wüßte, dafern er's mir nicht offenbaren wollte. Unser
Herr aber sprach : 'Alles,was ich von meinem Vater gehört habe, das habe ich euch geoffen
bart' ( Joh . 15 ,15 ). Nun wundert's mich bei manchen Pfaffen , die recht gelehrt sind und
1 Sieh S . 78 Anm . 2. 2 Sieh S. 79 Anm . 4 . 3 Sieh S. 80 Anm . 1. Sieh S . 81 Anm . 1.
5 Sieh S. 81 Anm . 2. Sieh S. 82 Anm . 1. ? Sieh S.82 Anm .2. Sieh S.82 Anm .3.
653
Predigt 29
große Pfaffen sein wollen ,daß sie sich's so schnell genügen und sich betören lassen und das
Wort hernehmen , das unser Herr sprach : 'Alles, was ich gehört habe von meinem Vater,
das habe ich euch kund getan ', und es so verstehen wollen und sagen , er habe uns geoffen
bart, soviel uns „ aufdem Wege“ I not tue zu unserer ewigen Seligkeit. Ich halte nicht dafür, 84
daß es so zu verstehen sei, denn es ist keine Wahrheit. Warum ist Gott Mensch geworden ?
Darum , daß ich als derselbe Gott geboren würde . Darum ist Gott gestorben, damit ich
der ganzen Welt und allen geschaffenen Dingen absterbe. So muß man das Wort verstehen ,
das unser Herr sprach : ‘Alles, was ich von meinem Vater gehört habe, das habe ich euch
geoffenbart'. Was hört der Sohn von seinem Vater ? Der Vater kann nichts als gebären ,
der Sohn kann nichts als geboren werden . Alles , was der Vater hat und was er ist , die
Abgründigkeit göttlichen Seins und göttlicher Natur, das gebiert er alles in seinem ein
geborenen Sohn . Das hört der Sohn von dem Vater, das hat er uns geoffenbart , auf daß
wir derselbe Sohn seien . Alles, was der Sohn hat, das hat er von seinem Vater, Sein und
Natur,auf daß wir derselbe eingeborene Sohn seien 3.Niemand (wiederum )hat den Heiligen
Geist , er sei denn der eingeborene Sohn . ( Denn ) da, wo der Heilige Geist gegeistet wird ,
da geisten ihn der Vater und der Sohn , denn dies ist wesentlich und geistig 4. Wohl magst 85
du empfangen die Gaben des Heiligen Geistes oder die Ähnlichkeit mit dem Heiligen Geist,
aber es bleibt dir nicht, es ist unbeständig . Ganz ebenso, wie wenn ein Mensch vor Scham
rot wird und wiederum ) bleich , das ist etwas, was ihn befällt und ihm wieder vergeht.
Dem Menschen aber, der von Natur rot und schön ist , dem bleibt es allwegs. So (auch )
ist es mit dem Menschen , der der eingeborene Sohn ist : dem bleibt der Heilige Geist seins- 86
mäßig . Darum steht im Buche der Weisheit geschrieben : 'Ich habe dich heute geboren ' im
Widerglanz meines ewigen Lichtes in der Fülle und ' in der Klarheit aller Heiligen ' ( Ps. 2,7
u . 109,3 ). Er gebiert ihn jetzt und 'heute'. Da ist Kindbett in der Gottheit, da werden sie
'getauft im Heiligen Geiste' 5 – das ist die Verheißung, die ihnen der Vater gelobt hat -
‘nach diesen Tagen , deren nicht viele oder wenige sind – das ist die 'Fülle der Gottheit ,
wo es weder Tag noch Nacht gibt; darin ist, was tausend Meilen (entfernt ) ist , mir so
nahe wie die Stätte, auf der ich jetzt stehe; da ist Fülle und Vollheit der ganzen Gottheit,
da ist Einheit 6. Solange die Seele (noch ) irgendeine Unterschiedenheit gewahrt , ist es noch 87
nicht recht mit ihr bestellt ; solange da (noch ) irgend etwas herauslugt oder hineinlugt,
ist da noch keine Einheit. Maria Magdalena suchte unsern Herrn im Grabe und suchte
einen Toten und fand zwei lebende Engel; drum blieb sie noch ungetröstet . Da sprachen
die Engel: „ Worüber bekümmerst du dich ? Was suchest du ? Einen Toten und findest 88
zwei Lebende “ (vgl. Joh . 20,11 ff.) . Da sagte sie : „ Das gerade ist auch meine Kümmernis,
daß ich Zwei finde und doch nur Einen suche“ ?.
Solange in die Seele (noch ) irgendwelche Unterschiedenheit irgendwelcher geschaffe
nen Dinge hineinzublicken vermag , gereicht ihr dies zum Kummer. Ich sage, wie ich 's
schon öfters gesagt habe : Wo die Seele (nur ) ihr natürliches, geschaffenes Sein hat, da ist
keine Wahrheit. Ich sage, daß es etwas gibt, was über der geschaffenen Natur der Seele ist.
Manche Pfaffen aber verstehen das nicht, daß es etwas geben soll, was Gott so verwandt
und so eins ist. Es hat mit nichts etwas gemein . Alles, was geschaffen oder erschaffbar
i Sieh S .83 Anm . 3. 2 Sieh S. 84 Anm . 2 . 3 Sieh S . 84 Anm . 4. Sieh S. 85 Anm . 1 .
5 Sieh S . 86 Anm . 2 . 6 Sieh S . 87 Anm . 1. 7 Sieh S . 88 Anm . 1 .

654
Convescens praecepit eis
ist , das ist nichts; jenem aber ist alle Geschaffenheit und alle Erschaffbarkeit fern und
fremd. Es ist ein Eines in sich selber, das von außerhalb seiner selbst nichts aufnimmt .
89 Unser Herr fuhr gen Himmel, empor über alles Licht und über alles Verstehen und
über alles Begreifen . Der Mensch , der so hinausgetragen ist über alles Licht, der wohnt
in der Ewigkeit . Darum spricht Sankt Paulus: 'Gott wohnt in einem Licht,zu dem es keinen
Zugang gibt ( 1 Tim . 6, 16 ) und das in sich selbst ein lauteres Eines ist. Drum muß der
Mensch ertötet und völlig tot sein und an sich selbst nichts sein und aller Gleichheit ganz
entäußert und niemandem mehr gleich sein , dann ist er ganz eigentlich Gott gleich . Denn
das ist Gottes Eigenheit und seine Natur,daß er ohnegleichen und niemandem gleich ist .
Daß wir so eins seien in der Einheit , die Gott selbst ist, dazu helfe uns Gott. Amen .

1 Sieh S . 88 Anm . 2. 2 Sieh S . 89 Anm . 4 .

655
PREDIGT 30 (S. 93ff.)
Praedica verbum , vigila , in omnibus labora ( 2 Tim . 4 ,2 u . 5 ) . 98

Ein Wörtlein liest man heute und morgen über meinen Herrn Sankt Dominikus ,
und Sankt Paulus schreibt es in der Epistel, und es lautet zu deutsch so : 'Sprich das Wort
aus,sprich es hervor,bring es hervor und gebier das Wort (2 Tim . 4 ,2 ).
Es ist ein wunderlich Ding, daß etwas ausfließt und doch drinnen bleibt. Daß das 94
Wort ausfließt und doch drinnen bleibt, das ist gar wunderlich ; daß alle Kreaturen aus
fließen und doch drinnen bleiben , das ist gar wunderlich ; was Gott gegeben hat und was
Gott zu geben gelobte, das ist gar wunderlich und ist unbegreiflich und unglaublich . Und
dem ist recht so ; denn , wäre es begreiflich und glaubhaft, so stünde es nicht recht darum .
Gott ist in allen Dingen . Je mehr er in den Dingen ist, um so mehr ist er außerhalb der
Dinge; je mehr drinnen , um so mehr draußen , und je mehr draußen , um so mehr drin
nen . Ich habe schon manchmal gesagt, Gott erschaffe diese ganze Welt voll und ganz in
diesem Nun . Alles, was Gott je vor sechstausend und mehr Jahren erschuf, als er die Welt
machte, das erschafft Gott jetzt allzumal3. Gott ist in allen Dingen , aber soweit Gott gött- 95
lich und soweit Gott vernünftig ist, ist Gott nirgends so eigentlich wie in der Seele und in
dem Engel, wenn du willst, im Innersten der Seele und im Höchsten der Seele 4. Und wenn
ich sage „ das Innerste “ , so meine ich das Höchste ; und wenn ich sage „ das Höchste" ,
so meine ich das Innerste der Seele . Im Innersten und im Höchsten der Seele : dort meine
ich sie beide als in Einem . Dort, wo niemals Zeit eindrang , wo niemals ein Bild hinein - 96
leuchtete, im Innersten und im Höchsten der Seele erschafft Gott diese ganze Welt. Alles,
was Gott erschuf vor sechstausend Jahren , als er die Welt machte, und alles, was Gott
noch nach tausend Jahren erschaffen wird , wenn die Welt (noch ) so lange besteht, das
erschafft Gott im Innersten und im Höchsten der Seele. Alles,was vergangen ist, und alles,
was gegenwärtig ist, und alles, waszukünftig ist, das erschafft Gott im Innersten der Seele.
Alles, was Gott in allen Heiligen wirkt, das wirkt Gott im Innersten der Seele 5. Der Vater
gebiert seinen Sohn im Innersten der Seele und gebiert dich mit seinem eingeborenen Sohne
als nicht geringer. Soll ich Sohn sein , so muß ich in demselben Sein Sohn sein , in dem er
Sohn ist, und in keinem andern . Soll ich ein Mensch sein , so kann ich nicht in eines Tieres 97
Sein ein Mensch sein , ich muß (vielmehr) in eines Menschen Sein ein Mensch sein . Soll ich
aber dieser bestimmte ) Mensch sein , so muß ich in diesem (bestimmten ) Sein dieser
Mensch sein ?. Sankt Johannes sagt nun : 'Ihr seid Kinder Gottes' ( 1 Joh. 3,1 ) .
'Sprich das Wort , sprich es heraus, sprich es hervor,bring es hervor, gebier dasWort!'
'Sprich es heraus! Was von außen eingesprochen wird, das ist etwas Grobes; jenes Wort

i Sieh S . 93 Anm . 1. : Sieh S. 94 Anm . 3 . 3 Sieh S . 94 Anm . 4. Sieh S. 95 Anm . 1.


5 Sieh S . 96 Anm . 1. 6 Sieh S . 96 Anm . 2. ? Sieh S . 97 Anm . l.

656
Praedica verbum

aber ist innen gesprochen .'Sprich es heraus!', das heißt: werde dessen inne, daß dies in dir
98 ist ?. Der Prophet spricht: 'Gott sprach Eines, und ich hörte Zwei' (Ps. 61,12) . Das ist
wahr : Gott sprach stets nur Eines. Sein Spruch ist nur einer. In diesem einen Spruche
spricht er seinen Sohn und zugleich den Heiligen Geist und alle Kreaturen , und es gibt
(doch ) nur einen Spruch in Gott. Der Prophet aber sagt: 'Ich hörte Zwei', das heißt:
Ich vernahm Gott und die Kreaturen . Da, wo Gott es < = die Kreaturen ) spricht, da ist es
Gott; hier < = in Raum und Zeit, aber ist es Kreatur . Die Leute wähnen , Gott sei nur
dort < = bei seiner historischen Menschwerdung ) Mensch geworden . Dem ist nicht so, denn
Gott ist hier < = an dieser Stelle hier ) ebenso wohl Mensch geworden wie dort, und er ist
aus dem Grunde Mensch geworden , daß er dich als seinen eingeborenen Sohn gebäre und
als nicht geringer .
99 Ich saß gestern an einer Stätte, da sprach ich ein Wörtlein , das steht im Paternoster
und lautet : 'Dein Wille werde !' (Matth . 6 ,10) Besser aber wäre: „ Werde Wille dein !" ; daß
100 mein Wille sein Wille werde, daß ich er werde: dasmeintdas Paternoster 3. Dieses Wort hat
zwiefachen Sinn . Der eine ist : Schlafe gegenüber allen Dingen !, das heißt, daß du weder
um die Zeit noch um die Kreaturen noch um Vorstellungen etwas wissest - die Meister
sagen : Wenn ein Mensch , der fest schliefe, hundert Jahre schliefe , so wüßte er um keine
Kreatur noch wüßte er um die Zeit noch um ,,Bilder " — , und dann kannst du wahrnehmen ,
was Gott in dir wirkt. Darum spricht die Seele im Buch der Liebe: 'Ich schlafe , und mein
Herz wacht' (Hohel. 5 ,2 ) . Darum : Schlafen alle Kreaturen in dir , so kannst du wahrneh
men ,was Gott in dir wirkt4.
Das Wort ‘Mühe dich in allen Dingen !'5, das (wiederum ) hat dreierlei Sinn in sich .
Es bedeutet soviel wie : Schaffe deinen Nutzen in allen Dingen !, das heißt <zum ersten ) :
101 Nimm Gott in allen Dingen !, denn Gott ist in allen Dingen . Sankt Augustinus6 sagt: »Gott
hat alle Dinge geschaffen , nicht, daß er sie werden ließ und dann seines Weges gegangen
wäre, sondern : er ist in ihnen geblieben «. Die Leute wähnen ,mehr zu haben , wenn sie die
Dinge zu Gott hinzu haben , als wenn sie Gott ohne die Dinge hätten . Dasaber ist unrichtig ,
denn alle Dinge zu Gott hinzu ist nichtmehr als Gott allein ; und wenn einer,der den Sohn
hätte und den Vater mit ihm , wähnte, er hätte mehr, als wenn er den Sohn hätte ohne den
Vater, so wäre das unrichtig . Denn der Vater mit dem Sohne ist nicht mehr als der Sohn
allein , und wiederum der Sohn mit dem Vater ist nichtmehr als der Vater allein . Darum
nimm Gott in allen Dingen , und das ist ein Zeichen dafür, daß er dich als seinen eingebore
nen Sohn geboren hat und als nicht weniger.
Die zweite Bedeutung (des 'Mühe dich in allen Dingen !') ? ist: Schaffe deinen Nutzen
102 in allen Dingen !, das heißt : 'Liebe Gott über alle Dinge und deinen Nächsten wie dich
selbst ! (Luk . 10 ,27), und dies ist ein Gebot von Gott. Ich aber sage, daß es nichtnur ein Ge
bot sei,sondern , daß Gott es geschenkt und zu schenken gelobt hat. Wenn du hundert Mark
bei dir mehr liebst als bei einem andern , so ist das unrecht. Hast du einen Menschen lieber
als einen andern, so ist das unrecht; und hast du deinen Vater und deine Mutter und dich
selbst lieber als einen andern Menschen, so ist das unrecht; und hast du die Seligkeit in dir
lieber als in einem andern , so ist das unrecht.„ Gott bewahre !Was sagt ihr da ? Soll ich die
i Sieh S . 97 Anm . 4 . 2 Sieh S. 98 Anm . 1. 3 Sieh S. 99 Anm . 1. 4 Sieh S . 100 Anm . 1 .
5 Sieh S . 100 Anm . 2 . Sieh S. 101 Anm . 2 . ? Sieh S . 101 Anm . 6 .

42 Edhart, D 2 657
Predigt 30

Seligkeit in mir nicht lieber haben als in einem andern ?“ 1 Es gibt viele gelehrte Leute,
die das nicht begreifen , und es dünkt sie gar schwer; es ist aber nicht schwer, es ist viel- 103
mehr) ganz leicht. Ich will dir zeigen , daß es nicht schwer ist. Seht, die Natur verfolgt bei
jedem Glied zweierlei Zwecke damit, daß es am Menschen wirkt. Der erste Zweck , den es
in seinen Werken verfolgt,ist ,dem Leibe insgesamt zu dienen und danach einem jeglichen
Gliede gesondert wie sich selbst und nicht weniger als sich selbst,und es hat sich selbst in
seinen Werken nicht mehr im Auge als ein anderes Glied 2. Um vieles mehr muß das im
Bereich der Gnade gelten .Gott soll eine Regel und ein Fundament deiner Liebe sein . Das 104
erste Absehen deiner Liebe soll rein auf Gott und danach auf deinen Nächsten wie auf dich
selbst und nicht minder als auf dich selbst gerichtet sein . Liebst du (aber ) die Seligkeit in
dir mehr als in einem andern , so ist das unrecht ; denn , liebst du die Seligkeit mehr in dir
als in einem andern , so liebst du dich selbst ; wo du dich liebst , da ist nicht Gott deine reine
Liebe, und das ist unrecht. Denn , liebst du die Seligkeit in Sankt Peter und in Sankt Paul
wie in dir selbst , so besitzest du die gleiche Seligkeit, die auch sie haben .Und liebst du die 105
Seligkeit in den Engeln wie in dir und liebst du die Seligkeit in Unserer Frau ebenso wie in
dir , so genießest du die gleiche Seligkeit im eigentlichen Sinne wie sie selbst: sie ist dir
ebenso zu eigen wie ihr3. Darum heißt es im Buche der Weisheit : 'Erhat ihn seinen Heiligen
gleich gemacht (Jes . Sir. 45,2 ) .
Die dritte Bedeutung 4 des Schaffe deinen Nutzen in allen Dingen ! ist dies: Liebe
Gott in allen Dingen gleich , das heißt: Liebe Gott ebenso gern in Armut wie im Reichtum , 106
und hab ' ihn ebenso lieb in Krankheit wie in Gesundheit ; hab' ihn ebenso lieb in Ver
suchung wie ohne Versuchung und ebenso lieb im Leiden wie ohne Leiden !5 Ja, je größer
das Leiden , um so geringer das Leiden , wie zwei Eimer : je schwerer der eine, um so leichter
der andere, und je mehr der Mensch hingibt, um so leichter fällt es ihm hinzugeben . Einem
Menschen, der Gott liebt, dem wäre es ebenso leicht, diese ganze Welt hinzugeben wie ein
Ei. Je mehr er hingibt, um so leichter fällt ihm das Hingeben , so wie bei den Aposteln : je
schwereres Leiden sie hatten , um so leichter erlitten sie es.
'Mühe dich 6 in allen Dingen !', das heißt <schließlich ) : Wo du dich aufmannigfaltigen 107
Dingen und woanders als auf einem bloßen , reinen, einfaltigen Sein (gründend ) findest,
da setze dein Bemühen an ,das heißt:'Mühe dich in allen Dingen ' 'in der Erfüllung deines
Dienstes' (2 Tim . 4 ,5 ) . Dasheißt sovielwie : Hebe dein Haupt empor ! Das hatzweierlei Sinn .
Der erste ist : Lege ab alles, was dein ist , und übereigne dich Gott, so wird Gott dein eigen , 108
wie er sich selbst eigen ist, und er ist dir Gott, wie er sich selbst Gott ist , und nicht weniger ?.
Was mein ist, das habe ich von niemandem . Habe ich 's aber von einem andern , so ist es
nicht mein ; es ist vielmehr jenes, von dem ich es habe8. Der zweite Sinn ist : Hebe dein
Haupt empor !, das heißt: Richte alle deine Werke zu Gott hin . Es gibt viele Leute, die dies
nicht begreifen , und es dünkt mich nicht verwunderlich ; denn der Mensch, der dies begrei- 109
fen soll, der muß sehr abgeschieden und erhaben sein über alle ( irdischen Dinge.
Daß wir zu dieser Vollkommenheit gelangen , dazu helfe uns Gott . Amen .

1 Sieh S . 102 Anm . l. 2 Sieh S. 103 Anm . 2 . 3 Sieh S. 105 Anm . 1. Sieh S. 105 Anm . 2.
5 Sieh S . 106 Anm . 1. Sieh S . 107 Anm . 1. ? Sieh S. 108 Anm . 1. 8 Sieh S. 108 Anm . 2.

658
PREDIGT 31 (8. 114ff.)
114 Ecce ego mitto angelum meum etc. (Mal. 3,1f.)
Seht, ich sende meinen Engel vor dein Antlitz , auf daß er deinen Weg bereite . Also
gleich wird er in seinem Tempel geopfert. Wer weiß den Tag seiner Ankunft ? Er ist wie ein
zusammenblasendes Feuer' (Mal. 3, 1 — 2 ) 1.
Nun heißt es: ‘Alsogleich wird er geopfert in seinem Tempel, er, dessen wir harren'.
Die Seele soll sich opfern mit alledem , was sie ist und was sie hat, sei's Gebresten oder
115 sei's Tugend : das soll sie alles miteinander hinauftragen und opfern mit dem Sohne in den
himmlischen Vater. Soviel Liebe der Vater aufzubringen vermag, um soviel ist der Sohn
liebenswert. Der Vater liebt nichts als den Sohn und alles,was er in seinem Sohne findet.
Darum soll sich die Seele hinauftragen mit ihrer ganzen Kraft und sich im Sohne dem
Vater opfern ; und so wird sie mit dem Sohne von dem Vater geliebt .
116 Nun heißt es : 'Seht, ich sende meinen Engel'. Wenn man sagt: 'Seht , so versteht
man darunter dreierlei : etwas, das groß ist, oder etwas, das wundersam ist, oder etwas,
das außergewöhnlich ist 3. 'Seht, ich sende meinen Engel, auf daß er bereite ' und läutere
die Seele, damit sie das göttliche Licht empfangen könne. Das göttliche Licht steckt all
wegs in des Engels Licht, und des Engels Licht wäre der Seele unwillkommen , und sie
würde nicht danach gelüsten , wenn nicht Gottes Licht darein gewunden wäre. Gott um
hüllt und verdeckt sich im Engelslicht und wartet beständig darauf, wann er heraus
kriechen könne, auf daß er sich der Seele hingeben dürfeº. Ich habe auch sonst schon
117 gesagt : Wenn man mich fragte, was Gott im Himmel täte, ich würde sagen : er gebiert
seinen Sohn und gebiert ihn völlig neu und frisch und hat so große Lust an diesem Tun ,
daß er sonst nichts tut, als daß er dieses Werk wirkt5. Darum sagt er: 'Seht, ich '. Wer da
118 'ich ' sagt, der muß das Werk aufs beste leisten . Niemand kann dieses Wort im eigentlichen
Sinne aussprechen als der Vater. Das Werk ist ihm so eigen , daß niemand als der Vater es
zu wirken vermag. In diesem Werke wirkt Gott alle seine Werke, und der Heilige Geist
hängt darin und alle Kreaturen , denn Gott wirkt dieses Werk , das seine Geburt ist, in
der Seele ; seine Geburt ist sein Werk, und die Geburt ist der Sohn . Dieses Werk wirkt
Gott im Innersten der Seele , und zwar so verborgen , daß weder ein Engel noch ein Heiliger
darum weiß , und auch die Seele selbst kann nichts weiter dazu tun als es erleiden ; es ge
hört einzig Gott zu . Darum spricht recht eigentlich der Vater: 'Ich sende meinen Engel'.
119 Ich aber sage nun : Wir wollen es nicht, uns genügt es nicht damit. Origenes ? sagt: »Maria
Magdalena suchte unsern Herrn ; sie suchte einen toten Menschen und fand zwei lebende
Engel« , und das genügte ihr nicht. Sie hatte recht, denn sie suchte Gott.
Was ist ein Engel ? 8 Dionysius spricht von dem geweihten Fürstentum der Engel, in
dem sich göttliche Ordnung und göttliches Werk und göttliche Weisheit und göttliche
i Sieh S . 114 Anm . 1 . 3 Sieh S . 115 Anm . 3. 3 Sieh S. 116 Anm . 1. 4 Sieh S . 116 Anm . 2 .
6 Sieh S . 117 Anm . 1 . 6 Sieh S . 118 Anm . 3 . ? Sieh S . 119 Anm . l . 8 Sieh S . 119 Anm . 2 .

659
Predigt 31
Gleichheit oder göttliche Wahrheit, soweit dies möglich ist, findet.Was (aber) ist göttliche
Ordnung ? — Aus der göttlichen Macht bricht aus die Weisheit, und aus ihnen beiden bricht
aus die Liebe, das ist der Brand ; denn Weisheit und Wahrheit und Macht und die Liebe,
der Brand , sind im Umkreis des Seins, das ein überschwebendes Sein ist,lauter ohne Natur. 120
Dies ist seine Natur, daß er < = Gott) ohne Natur ist . Wer Gutheit oder Weisheit oder
Gewalt bedenkt,der verdeckt das Sein und verdunkelt es in diesem Gedanken . Ein einziges
Hinzudenken verdeckt das Sein . Dies also ist denn göttliche Ordnung. Wo nun Gott
Gleichheit mit dieser Ordnung in der Seele findet, da gebiert der Vater seinen Sohn . Die
Seele muß mit der ganzen Macht in ihr Licht durchbrechen . Aus der Macht und aus dem 121
Licht entspringt ein Brand, eine Liebe. So muß die Seele mit ihrer ganzen Macht zu gött
licher Ordnung durchbrechen .
Nun wollen wir von dieser Ordnung der Seele sprechen . Ein heidnischer Meister 4 sagt:
Das überschwebende natürliche Licht der Seele ist so lauter und so klar und so hoch , daß 122
es an die Natur des Engels rührt ; es ist so treu und (anderseits ) so untreu (abgeneigt)
und gram ( feindselig ) den niedersten Kräften , daß es sich nimmer in sie ergießt und der
Seele nimmer leuchtet, die niedersten Kräfte seien denn geordnet unter die obersten Kräfte
und die obersten Kräfte unter die oberste Wahrheit . Wenn ein Heer geordnet ist, so ist
der Knappe dem Ritter und der Ritter dem Grafen und der Graf dem Herzog untergeord
net5. Alle wollen sie Frieden haben ; darum hilft jeglicher dem andern . So auch soll eine
jegliche Kraft der andern untertan sein und streiten helfen , auf daß ein lauterer Friede in 123
der Seele sei und Ruhe. Unsere Meister sagen : » Völlige Ruhe ist Freisein von aller Be
wegung«. In dieser Weise soll sich die Seele über sich selbst (hinaus) zur göttlichen Ordnung
erheben . Dort gibt der Vater der Seele seinen eingeborenen Sohn in einer lauteren Ruhe.
Dies ist denn (nun ) das erste: von der göttlichen Ordnung.
Die übrigen Stückemögen auf sich beruhen . Nur vom letzten noch ein wenig . Wie ich
von den Engeln ? sagte , die soviel Gleichheit mit Gott in sich haben und ein Einleuchten 8:
in diesem Einleuchten klimmen sie über sich hinaus in göttliche Gleichheit, in der sie be- 124
ständig Gott in göttlichem Lichte gegenüberstehen , so gleich , daß sie göttliches Werk
wirken. Die Engel, die so erleuchtet und Gott so gleich sind, die ziehen und saugen Gott in
sich . Ich habe es auch sonst schon gesagt: Wäre ich leer und hätte eine inbrünstige Liebe
und Gleichheit, so zöge ich Gott völlig in mich hinein . Ein Licht ergießt sich und erleuchtet
das, worauf es sich ergießt. Wenn man gelegentlich sagt: Das ist ein erleuchteter Mensch ,
so ist das etwas Unbedeutendes. Wenn das Licht aber ausbricht und es in die Seele durch
bricht und sie Gott gleich und gottförmig macht, soweit es möglich ist, und sie von innen
durchleuchtet, so ist das um vieles besser. In dieser Erleuchtung klimmt sie über sich
(hinaus) im göttlichen Lichte. Wenn sie dann so heimkommt und so mit ihm < = Gott) 125
vereint ist,so ist sie eine Mitwirkerin . Keine Kreatur wirkt, vielmehr wirkt einzig der Vater.
Die Seele soll nimmer nachlassen , bis sie des Werkes so gewaltig werde wie Gott. Dann
wirkt sie mit dem Vater alle seineWerke ;sie wirktmit ihm einfaltig undweise und liebend 10 .
Daß wir so mit Gott wirken mögen , dazu helfe uns Gott. Amen .
1 Sieh S . 120 Anm . 1 . 2 Sieh S . 120 Anm . 2 . 3 Sieh S. 121 Anm . l. Sieh S. 121 Anm . 2.
5 Sieh S . 122 Anm . 2 . 6 Sieh S . 123 Anm . 2 . ? Sieh S . 123 Anm . 5 . 8 Sieh S . 123 Anm . 6 .
9 Sieh S . 124 Anm . 1. 10 Sieh S . 125 Anm . 3.
660
PREDIGT 32 (S . 132ff.)
132 Consideravit semitas domus suae et panem otiosa non comedit ( Prov . 31,27) .

Eine gute Frau hat die Stege ihres Hauses abgeleuchtet und hat ihr Brot nicht
müßig gegessen ' (Spr. 31,27)1.
Dieses Haus bedeutet im ganzen die Seele, und die Stege des Hauses bedeuten die
133 Kräfte der Seele . Ein alter Meister sagt, daß die Seele gemacht ist zwischen Einem und
134 Zweien . Das Eine ist die Ewigkeit, die sich allzeit allein hält und einförmig ist. Die Zwei
aber, das ist die Zeit , die sich wandelt und vermannigfaltigt. Er will <damit ) sagen , daß
die Seele mit den obersten Kräften die Ewigkeit , das ist Gott, berühre; mit den niedersten
Kräften (hingegen ) berührt sie die Zeit, und dadurch wird sie dem Wandel unterworfen
und körperlichen Dingen zugeneigt, und dabei wird sie entadelt. Könnte die Seele Gott
ganz erkennen , wie 's die Engel (können ), sie wäre nie in den Körper gekommen . Könnte
sie Gott erkennen ohne die Welt , so wäre die Welt nie um ihretwillen geschaffen worden 3.
Die Welt ist um ihretwillen zu dem Ende geschaffen worden , daß der Seele Auge geübt
135 und gestärkt werde, auf daß sie das göttliche Licht aushalten könne. So wie der Sonne
Schein sich nicht auf das Erdreich wirft, ohne von der Luft umfangen und über andere
Dinge ausgebreitet zu werden , sonst könnte ihn des Menschen Auge nicht aushalten : ebenso
ist das göttliche Licht so überstark und hell, daß der Seele Auge es nicht aushalten könnte ,
ohne daß es ( = der Seele Auge) durch die Materie und durch Gleichnisse gekräftigt und
emporgetragen und so geleitet und eingewöhnt würde in das göttliche Licht4.
Mit den obersten Kräften berührt die Seele Gott ; dadurch wird sie nach Gott gebildet.
136 Gott ist nach sich selber gebildet und hat sein Bild von sich selber und von niemandem sonst.
Sein Bild ist, daß er sich durch und durch erkenntund nichts als Licht ist.Wenn die Seele
ihn berührt mit rechter Erkenntnis, so ist sie ihm in diesem Bilde gleich 5. Drücktman ein
Siegel in grünesWachs oder in rotes oder in ein Tuch ,so entsteht (darauf) allemal ein Bild .
Wird (aber ) das Siegel völlig durch das Wachs durchgedrückt, so daß kein Wachs mehr
übrigbleibt, das nicht vom Siegel durchprägt wäre, so ist es ( = dasWachs) unterschiedslos
137 eins mit dem Siegel 6. Ebenso wird die Seele gänzlich mit Gott in dem Bilde und in der
Gleichheit vereint, wenn sie ihn in rechter Erkenntnis berührt. Sankt Augustinus ? sagt,
die Seele sei so edel und so hoch über aller Kreatur geschaffen , daß kein vergängliches
Ding, das am jüngsten Tage vergehen wird , in die Seele zu sprechen noch zu wirken ver
138 mag ohne Vermittlung und ohne Boten. Die aber sind die Augen und die Ohren und die
fünf Sinne: die sind die 'Stege', auf denen die Seele ausgeht in die Welt, und auf diesen
Stegen geht die Welt wiederum zur Seele '. Ein Meister 10 sagt, daß die Kräfte der Seele
1 Sieh S . 132 Anm . 1 . 2 Sieh S . 133 Anm . l . 3 Sieh S . 134 Anm . 1 . 4 Sieh S . 135 Anm . 1 .
5 Sieh S . 136 Anm . 1. 6 Sieh S.136 Anm .2. ? Sieh S . 137 Anm . 2. 8 Sieh S .137 Anm . 3.
9 Sieh S . 138 Anm . l . 10 Sieh S . 138 Anm . 2 .

661
Predigt 32

mit großem Gewinn zur Seele wieder zurücklaufen sollen « ; wenn sie ausgehen , so bringen
sie stets etwas wieder ein . Darum soll der Mensch seine Augen mit Fleiß behüten , daß sie
nichts einbringen , was der Seele schädlich sei. Ich bin des gewiß : Was immer der gute
Mensch sieht, davon wird er gebessert. Sieht er böse Dinge, so dankt er Gott (dafür) ,
daß er ihn davor behütet hat, und bittet für jenen , in dem das Böse ist, daß Gott ihn
bekehre. Siehter ( aber ) Gutes, so begehrt er, es möchte an ihm selbst) vollbracht werden.
Dieses ,,Sehen “ soll aufzweierlei gerichtet sein :darauf, daß man ablege, was schädlich 139
ist , und daß wir ergänzen , woran es uns gebricht. Ich habe es auch sonst schon gesagt :
Die viel fasten und viel wachen und große Werke verrichten , ihre Mängel aber und ihren
Wandel nicht bessern , worin allein das wahre Zunehmen liegt, die betrügen sich selbst
und sind des Teufels Spott?. Ein Mann hatte einen Igel,durch den wurde erreich . Erwohnte
nahe am Meer . Wenn der Igel merkte , wohin sich der Wind kehrte, sträubte er sein Fell
und kehrte seinen Rücken dorthin . Da ging der Mann ansMeer und sprach zu den Schiffern :
„ Was wollt ihr mir geben dafür, daß ich euch anzeige, wohin der Wind sich kehre ?" , und
verkaufte (so ) den Wind und wurde dadurch reich . So auch würde der Mensch wahrlich 140
reich an Tugenden , wenn er prüfte, worin er am schwächsten wäre, auf daß er dafür Besse
rung schüfe und daß er seinen Fleiß daran kehrte, dies zu überwinden .
Das nun hat emsig Sankt Elisabeth getan . ' Sie hatte ' weislich 'auf die Stege ihres 141
Hauses ihr Augenmerk gerichtet . Darum ' fürchtete sie den Winter nicht, denn ihr Gesinde
war zwiefach gekleidet' (Spr. 31,21) . Denn, was immer ihr hätte schaden können , davor
war sie auf der Hut; worin es ihr (aber) gebrach , da wandte sie ihren Fleiß darauf, daß
es vollkommen ward . Darum hat sie ihr Brot nicht müßig gegessen . Sie hatte auch ihre
obersten Kräfte unserm Gott zugekehrt. Der höchsten Kräfte der Seele sind drei: die erste
ist Erkenntnis, die zweite irascibilis, das ist eine aufstrebende Kraft ; die dritte ist der
Wille 4. Wenn die Seele sich der Erkenntnis der rechten Wahrheit hingibt , der einfaltigen 142
Kraft , in der man Gott erkennt, dann heißt die Seele ein Licht. Und auch Gott ist ein
Licht; und wenn das göttliche Licht sich in die Seele gießt, so wird die Seele mit Gott
vereint wie ein Licht mit dem Lichte ; dann heißt es ein Licht des Glaubens, und das ist
eine göttliche Tugend5. Und wohin die Seele mit ihren Sinnen und Kräften nicht kommen
kann , da trägt sie der Glaube hin .
Die zweite ist die aufstrebende Kraft, deren Werk es recht eigentlich ist, daß sie nach 143
oben strebt6 . So wie es dem Auge eigen ist , Gestalten und Farben zu sehen , und es dem
Ohr eigen ist , süße Laute und Stimmen zu hören , so ist es der Seele eigen , mit dieser
Kraft unablässig aufzustreben ; sieht sie aber beiseite, so verfällt sie dem Hochmut, das
(aber) ist Sünde. Sie kann nicht ertragen , daß irgend etwas über ihr sei. Ich glaube, sie
kann sogar nicht ertragen , daß Gott über ihr sei ; wenn er nicht in ihr ist und sie's nicht
ebensogut hat wie er selbst, so kann sie nimmer zur Ruhe kommen ?. In dieser Kraft wird
Gott in der Seele ergriffen , soweit es überhaupt) der Kreatur möglich ist, und im Hinblick
darauf spricht man von der Hoffnung , die auch eine göttliche Tugend ist. In der hat die 144
Seele so große Zuversicht zu Gott , daß es sie dünkt, Gott habe in seinem ganzen Sein
nichts , das zu empfangen ihr nicht (auch ) möglich wäre. Herr Salomon sagt, daß 'gestohle
1 Sieh S. 139 Anm . 3 . 2 Sieh S. 140 Anm . 1. 3 Sieh S. 141 Anm . 1. Sieh S . 141 Anm . 3.
5 Sieh S . 142 Anm . 3 . 6 Sieh S . 143 Anm . l . 7 Sieh S . 143 Anm . 4 . 8 Sieh S . 143 Anm . 5 .

662
Consideravit semitas domus suae

nes Wasser süßer' sei als anderes Wasser ( Spr. 9,17). Sankt Augustinus 1 sagt: Die Birnen
waren mir süßer, die ich stahl, als die mir meine Mutter kaufte, eben weil sie mir verboten
und (vor mir ) verschlossen waren. So auch ist der Seele die Gnade viel süßer, die sie mit
besonderer Weisheit und Beflissenheit erringt, als die,welche allen Leuten gemein ist .
145 Die dritte Kraft, das ist der innere Wille, der wie ein Antlitz allzeit Gott zugekehrt
ist in göttlichen Willen und aus Gott die Liebe in sich schöpft. Da wird Gott durch die
Seele gezogen , und die Seele wird gezogen durch Gott , und das heißt eine göttliche Liebe,
und auch das ist eine göttliche Tugenda.Gottes Seligkeit ist gelegen an drei Dingen , und
zwar: an der Erkenntnis, mit der er < = Gott) sich selbst vollends3 erkennt; zum zweiten
an der Freiheit, in der er unbegriffen und uneingeschränkt von seiner ganzen Schöpfung
bleibt, und schließlich ) am vollkommenen Genügen ,in dem er sich selbst und aller Kreatur
genügt. Daran nun auch ist der Seele Vollkommenheit gelegen : an der Erkenntnis und
146 am Begreifen , daß sie Gott ergriffen hat, und an der Vereinigung in vollkommener Liebe 4.
Wollen wir wissen , was Sünde sei ? Die Abkehr von der Seligkeit und von der Tugend,
davon kommt alle Sünde5. Diese 'Stege' soll auch eine jegliche vollkommene Seele im
Auge behalten . Darum 'fürchtet sie den Winter nicht, weil ihr Gesinde auch gekleidet ist
mit zwiefachen Kleidern ', wie die Schrift von ihr < = Elisabeth ) sagt. Sie war bekleidet
147 mit Stärke, aller Unvollkommenheit zu widerstehen, und war geziert mit der Wahrheit
(Spr. 31,25 ). Diese Frau war nach außen vor der Welt im Reichtum und in Ehren , in
wendig aber betete sie wahre Armut an . Und als ihr der äußere Trost abging, da floh sie zu
ihm , zu dem alle Kreaturen fliehen , und verachtete die Welt und sich selbst. Damit kam
sie über sich selbst und verachtete es, daß man sie verachtete, so , daß sie sich darüber
nicht bekümmerte und ihre Vollkommenheit darum nicht aufgabe. Sie begehrte danach,
kranke und schmutzige Menschen waschen und pflegen zu dürfen mit reinem Herzen ?.
Daß auch wir ebenso die 'Stege unseres Hauses ableuchten und unser Brot nicht
müßig essen', dazu helfe uns Gott. Amen .

1 Sieh S . 144 Anm . 3 . 2 Sieh S . 145 Anm . 1. 3 Sieh S . 145 Anm . 4 .


4 Sieh S . 146 Anm . 1. 5 Sieh S . 146 Anm . 2. 6 Sieh S . 147 Anm . 4 .
7 Sieh S . 147 Anm . 5 .

663
PREDIGT 33 ( S. 150 ff.)
Sancti per fidem vicerunt regna (Hebr.11,32f.). 150

Sankt Paulus spricht: 'Die Heiligen haben die Reichemit dem Glauben überwunden '
(Hebr. 11,32f.).
Vier Königreiche haben die Heiligen überwunden , und die sollen auch wir überwinden .
Das erste Reich ist die Welt; der Welt Reich soll man überwinden mit Armut des Geistes.
Das zweite Reich ist das unseres Fleisches ; das sollen wir überwinden mit Hunger und 151
mit Durst. Das dritte Reich ist das des Teufels ; das sollen wir überwinden mit Jammer
und mit Pein . Das vierte Reich ist das unseres Herrn Jesus Christus; das sollen wir über
winden mit der Kraft der Liebe.
Besäße der Mensch die ganze Welt, so sollte er sich doch arm dünken und sollte allzeit
die Hand der Tür unseres Herrn und Gottes entgegenstrecken und um das Almosen der
Gnade unseres Herrn bitten , denn die Gnade macht die Menschen zu Kindern Gottes ?.
Darum spricht David : 'Herr,mein ganzes Verlangen ist vor dir und nach dir ' (Ps. 37,10 ). 152
Sankt Paulus spricht: ‘Alle Dinge sind mir (soviel) wie ein Pfuhl, auf daß ich unsern Herrn
Jesus Christus gewinne' ( Phil. 3,8 ). Es ist unmöglich , daß irgendeine Seele ohne Sünde sei,
ohne daß Gottes Gnade in sie falle 3. Der Gnade Werk ist, daß sie die Seele behende macht
und gefügig für alle göttlichen Werke, denn die Gnade fließt aus dem göttlichen Born und
ist ein Gleichnis Gottes und schmeckt wie Gott und macht die Seele Gott ähnlich 4. Wenn
sich eben diese Gnade und dieser Geschmack in den Willen wirft, dann heißt dies Liebe; 153
und wenn sich die Gnade und der Geschmack in die Verstandeskraft wirft, dann heißt
dies ein Licht des Glaubens; und wenn sich die nämliche Gnade und der Geschmack in
die ,,Zürnerin “ ( = irascibilis, Zornkraft), das ist die aufstrebende Kraft, wirft, dann heißt
dies Hoffnung 5. Darum heißen sie göttliche Tugenden ,weil sie göttliche Werke in der Seele
wirken , so wie man an der Kraft der Sonne erkennen kann , daß sie belebende Werke auf
der Erde wirkt, denn sie macht alle Dinge lebendig und erhält sie in ihrem Sein . Verginge
dieses Licht, so vergingen alle Dinge (und würden so ), wie da sie noch nicht waren 6. Ganz 154
so ist es in der Seele : Wo die Gnade ist und die Liebe, da sind dem Menschen alle göttlichen
Werke leicht zu tun, und es ist ein sicheres Zeichen , daß da,wo es einem Menschen schwer
fällt, göttliche Werke zu tun , keine Gnade darin ist . Darum sagt ein Meister ?: Ich ver
urteile die Leute nicht, die gute Kleider tragen oder gut essen , dafern sie Liebe haben .
Ich halte mich auch nicht für größer, wenn ich ein hartes Leben habe, als wenn ich fest
stelle , daß ich mehr Liebe habe. Es ist eine große Torheit, daß mancher Mensch viel fastet
und betet und große Werke verrichtet und sich allzeit allein hält , wenn er nicht seinen 155

1 Sieh S . 150 Anm . 1. ? Sieh S. 151 Anm . 3. 3 Sieh S. 152 Anm . 3. Sieh S . 152 Anm .4.
5 Sieh S . 153 Anm . 1 . 6 Sieh S . 154 Anm . 1. ? Sieh S . 154 Anm . 3 .

664
Sancti per fidem vicerunt regna
Lebenswandel bessert und unruhig und zornig ist 1. Er sollte darauf achten, worin er am
schwächsten wäre ; darauf sollte er seinen Fleiß richten , wie er das überwände. Wenn er
wohlgeordnet ist in seinem Wandel, was immer er dann tut, das ist Gott wohlgefällig .
Und so 'überwindet man die 'Reiche'.

i Sieh S . 155 Anm . 1 .

665
PREDIGT 34 (S . 160ff.)
Gaudete in domino, iterum gaudete etc. ( Phil. 4 ,4 ) 160

Sankt Paulus spricht: 'Freut euch im Herrn allzeit und sorget euch nichtweiter; der
Herr ist nahe; eure Gedanken mögen in Danksagung oder Flehen beiGott erkannt werden '
(Phil. 4 ,4 ff.) 1.
Nun spricht er : 'Freut euch ! Hieronymus sagt : Niemand kann von Gott Wissen , 161
Weisheit und Freude empfangen , er sei denn ein guter Mensch . Der ist nicht ein guter
Mensch, der nicht seinen alten Lebenswandel gewandelt hat; ein solcher kann nicht von
Gott Wissen , Weisheit und Freude empfangen. — Nun spricht er : 'Freut euch im Herrn !'
Er sprach nicht: „ in unserm Herrn " , sondern 'in dem Herrn '. Ich habe schon öfter gesagt,
daß Gottes Herrschaft nicht allein daran liegt, daß er Herr aller Kreaturen ist; vielmehr
liegt seine Herrschaft daran , daß er tausend Welten schaffen könnte und er gleichviel)
immer noch in seinem reinen Sein darüber schweben würde : darin liegt seine Herrschaft .
Nun spricht er : ' Freut euch im Herrn !' Darin erkennen wir zweierlei Aussagen 3. Das 162
erste ist, daß man beständig innebleibe 'in dem Herrn ' und nichts außerhalb seiner in Er
kenntnis und in Lust suche, vielmehr sich allein in dem Herrn freue. Die andere Aussage
besagt : 'Freut euch in dem Herrn !', in seinem Innersten und in seinem Ersten , dort wo
alle Dinge von ihm empfangen , er aber von niemand. — Nun spricht er: 'Freut euch im
Herrn allzeit !' Die Meister sagen , daß nichtzwei Stunden gleichzeitig sein können noch auch 163
zwei Tage 4 . Sankt Augustinus sagt: Der freut sich allzeit, der sich zeitlos freut, und er
( = Paulus) spricht: 'Freut euch allzeit !', das heißt über der Zeit , und sorgt euch nicht
mehr ; der Herr ist hier bei und ist nahe !' Notwendigerweise muß die Seele, die sich im
Herrn freuen soll, von aller Sorge lassen , zum mindesten jedenfalls in der Stunde, wenn sie
sich Gott hingibt. Darum spricht er : 'Sorgt euch nicht ; der Herr ist hier nahe bei euch !', 164
das heißt : in unserm Innersten ,wenn er uns daheim findet und die Seele nicht ausgegangen
ist mit den fünf Sinnen zu spazieren . Die Seele muß daheim sein in ihrem Innersten und
in dem Höchsten und in ihrem Lautersten und beständig innebleiben und nicht auslugen ;
dort 'ist Gott dabei und ist Gott nahe' .
Die andere Aussage ist : 'Der Herr ist (nahe) bei' ?. Er ist bei sich selbst und geht nicht
weit hinaus. Nun sprichtDavid : 'Herr , erfreuemeineSeele , denn ich habe sie zu dir erhoben !' 165
( Ps. 85,4). Die Seele muß sich mit aller ihrer Kraft über sich selbst erheben und muß
über Zeit und Raum in die Weite und in die Breite dorthin gezogen werden , wo Gott
nahe bei sich selbst ist und nichtweit hinaus geht und nichts Fremdes berührt . Hierony
mus sagt: So (un -)möglich es ist, daß ein Stein Engelsweisheit besitzt, so (un -)möglich

i Sieh S . 160 Anm . 1 . 2 Sieh S . 161 Anm . 2. 3 Sieh S. 161 Anm . 3. Sieh S . 163 Anm . 1.
5 Sieh S . 163 Anm . 2 . 6 Sieh S . 164 Anm . 1. 7 Sieh S . 164 Anm . 2 . 8 Sieh S . 165 Anm . 1.

666
Gaudete in domino, iterum gaudete
168 ist es , daß Gott sich je in die Zeit oder in zeitliche Dinge (be )gebe1. Darum spricht er : 'Der
Herr ist hier (nahe ->bei'. David spricht : 'Gott ist bei allen denen , die ihn loben und die ihn
aussprechen und ihn nennen , und zwar in der Wahrheit' (vgl. Ps. 144, 18 ). Wie man ihn
lobe und ihn ausspreche und ihn nenne, das lasse ich auf sich beruhen ; ich (äußeremich )
vielmehr darüber, daß er sagt: 'in der Wahrheit . Was ist Wahrheit ? Der Sohn allein ist
die Wahrheit und nicht der Vater noch der Heilige Geist, außer , soweit sie eine Wahrheit
sind in ihrem Sein ?. Es ist Wahrheit, wenn immer ich das offenbare, was ich in meinem
167 Herzen trage, und das mit dem Munde aussage, so wie ich es in meinem Herzen habe,
ohne Heuchelei und ohne Verdecktheit. Diese Offenbarung, das ist Wahrheit . So denn ist
der Sohn allein die Wahrheit. Alles, was der Vater hat und zu bieten vermag, das spricht
er ganz und gar in seinen Sohn . Diese Offenbarung und diese Wirkung, das ist Wahrheit.
Hierum spricht er < = David ) : 'in der Wahrheit'.
Nun spricht Sankt Paulus: 'Freut euch in dem Herrn !', und danach sagt er : 'Eure Ge
danken mögen bei dem Herrn erkanntwerden ',dasheißt: in dieserWahrheit (als dem Sohn )
168 bei dem Vater . Glaube : steckt im Lichte der Vernunft , Hoffnung steckt in der strebenden
Kraft, die allzeit in das Höchste und in das Lauterste aufstrebt: in die Wahrheit. Ich habe
zuweilen gesagt -- achtet mir aufdasWort! — : Diese Kraft ist so frei und so aufstrebend ,
daß sie keinen Zwang ertragen will4. Der Brand der Liebe (aber) steckt im Willen 5.
169 Nun spricht er :'Eure Gedanken ' und alle die Kräfte 'mögen in Danksagung und Flehen
bei Gott erkannt werden !' Hätte der Mensch nicht mehrmit Gott zu schaffen , als daß er
dankbar ist, es wäre genug .
Daß wir uns ewig freuen in dem Herrn und bei dem Herrn in der Wahrheit und unsere
Gedanken ihm erkannt und wir ihm dankbar seien für alles Gute und wir in ihm selig
seien , dazu helfe uns Gott. Amen .

1 Sieh S . 165 Anm . 2. a Sieh S . 166 Anm . 3 . 3 Sieh S . 168 Anm . 1.


4 Sieh S . 168 Anm . 3 . 5 Sieh S . 168 Anm . 4. 6 Sieh S . 169 Anm . 1.
667
PREDIGT 35 (S. 173ff.)
Si consurrexistis cum Christo , quae sursum sunt etc. (Coloss. 3 , 1) 173

Sankt Paulus spricht: 'Seid ihr auferstanden mit Christus, so suchet die Dinge,die oben
sind, wo Christus zur rechten Hand seines Vaters sitzt, und schmecket die Dinge, die oben
sind , und laßt euch die Dinge nichtschmecken , die aufder Erde sind ' (Kol. 3, 1 f. ) . Danach
spricht er ein anderes Wort : 'Ihr seid tot, und euer Leben ist mit Christus in Gott ver
borgen ' (Kol. 3, 3 ) im Himmel. Das dritte, daß die Frauen unsern Herrn im Grabe suchten .
Da fanden sie einen Engel, 'dessen Antlitz war wie ein Blitz und seine Kleider weiß wie
der Schnee, und er sprach zu den Frauen ': 'Wen suchet ihr ? Sucht ihr Jesus, der gekreuzigt 174
worden ist — er ist nicht hier' ( vgl. Matth . 28 , 1 ff.) . Denn Gott ist nirgends. Gottes Gering
stes erfüllt alle Kreaturen , und seine Größe ist nirgends2. Sie antworteten ihm nicht, denn
der Engel verdroß sie, als sie Gott nicht fanden . Gott ist weder hier noch dort, weder in
der Zeit noch im Raum .
Nun spricht Sankt Paulus : 'Seid ihr auferstanden mit Christus, so suchet die Dinge ,
die oben sind'. Mit dem ersteren Wort meint er zweierlei Bedeutung. Etliche Leute stehen
(nur ) halb auf, sie üben sich (nur) in einer Tugend und nicht in der anderen . Es gibt
gewisse Leute , die von Natur unedel sind, die sind begierig nach Reichtum . Andere die
sind von edlerer Natur und achten nicht auf Besitz , sie streben aber nach Ehre. Ein Meister : 175
sagt, daß notwendigerweise alle Tugenden zusammenhaften. Wiewohl es so ist, daß ein
Mensch eine Tugend mehr zu üben geneigt ist als die andere, so hängen sie doch alle not
wendigerweise in eins zusammen . Gewisse Leute erstehen (zwar ) ganz auf, erstehen aber
nichtmit Christus auf. Deshalb muß alles,was einem zugehört,allzumal auferstehen . Ander
seits (wiederum ) findet man gewisse Leute , die erstehen ganz mit Christus auf; der muß
jedoch sehr weise sein , wer eine wahre Auferstehung mit Christus erfahren soll. Die Meister
sagen ,das (nur)seiwahre Auferstehung,wenn einer nichtwieder stirbt.Esgibt nirgends eine
so große Tugend , für die man nicht Leute findet, die sie aus naturgegebener Kraft gewirkt 176
haben , denn oft wirkt naturgegebene Kraft Zeichen und Wunder; hat man doch alle äuße
ren Werke, die man je an den Heiligen erfand ,auch an den Heiden erfunden 4. Darum sagt
er = Paulus) : Ihr sollt auferstehen mit Christus,denn er ist oben , wohin keine Natur zu
reichen vermag. Was uns zugehört, das soll allzumal auferstehen .
Drei Zeichen gibt es (dafür) , daß wir ganz auferstehen . Das erste, ob wir die Dinge,
die oben sind', suchen . Das zweite , ob uns 'die Dinge, die oben sind ', schmecken . Das dritte,
ob uns die Dinge, die auf der Erde sind , nicht schmecken . Nun spricht Sankt Paulus:
‘Suchet die Dinge, die oben sind'. Wo abernun und in welcher Weise ? König David spricht:
'Suchet das Antlitz Gottes' (Ps. 104 ,4 ) . Was mit vielen Dingen ( zusammen ) bestehen soll,

Sieh S . 173 Anm . 1. ? Sieh S . 174 Anm . 2. 3 Sieh S. 175 Anm . 1. " Sieh S. 176 Anm .1.
668
Si consurrexistis cum Christo

dasmuß notwendig 'oben' sein .Was Feuer bewirkt, das muß notwendig oberhalb (dessen )
sein , (das es entzündet ), wie der Himmel und die Sonne1. Unsere besten Meister sind der
177 Meinung , daß der Himmel eine Statt aller Dinge ist und doch < selbst) keine Statt hat,
keine natürliche Statt , und er gibt allen Dingen Statt . Meine Seele ist ungeteilt und ist
doch ganz in einem jeglichen Glied. Wo mein Auge sieht, da hört mein Ohr nicht; womein
178 Ohr hört, da sieht mein Auge nicht3. Was ich leiblich sehe oder höre, das kommt geistig
in mich . Mein Auge nimmt im Licht die Farbe auf; sie kommt aber nicht in die Seele ,
denn es = was in die Seele kommt) ist ein Abfall ( von der Farbe ) . Alles, was die äußeren
Sinne aufnehmen , auf daß es geistig eingetragen werde, das kommt von oben von dem
Engel: der drückt es in das obere Teil der Seele (ein ) 4. Nun sagen unsereMeister 5: Was oben
179 ist, das ordnet und placiert das untere. Darüber sagt Sankt Jakobus: ‘Alle guten und voll
kommenen Gaben kommen von oben herab ' ( Jak. 1,17 ). Wenn einer ganz auferstanden
ist mit Christus, (dafür) ist dies ein Zeichen : daß er Gott über der Zeit sucht. Der (aber )
sucht Gott über der Zeit, der ohne Zeit sucht.
Nun spricht er < = Paulus) : 'Suchet die Dinge, die oben sind'. Wo suchtman ? 'Wo
Christus zur rechten Hand seines Vaters sitzt'. Wo sitzt Christus ? Er sitzt nirgends. Wer
ihn irgendwo sucht, der findet ihn nicht. Sein Mindestes ist überall, sein Oberstes ist nir
gends. Ein Meister6 sagt : Wer irgend etwas erkennt, der erkennt Gott nicht. „ Christus“
180 besagt soviel wie „ ein Gesalbter“ ?, der da gesalbt ist mit dem Heiligen Geist. Die Meister 8
sagen : Sitzen bedeutet Ruhe und meint: da ,wo keine Zeit ist.Was sich kehrt und wandelt,
das hat keine Ruhe ; zum zweiten : Ruhe fügt nichts hinzu. Unser Herr spricht: ' Ich bin
Gott und wandle mich nicht (Mal. 3,6 ) .
Christus sitzt zur rechten Hand seines Vaters. Das beste Gut, das Gott zu bieten hat,
das ist seine rechte Hand '. Christus spricht: ' Ich bin eine Tür' ( Joh . 10 ,9 ). Der erste Aus
bruch und das erste Ausschmelzen , worin Gott ausschmilzt, darin schmilzt er in seinen
Sohn , und da schmilzt er zurück in den Vater 10. Ich sagte eines Tages, daß die Pforte der
181 Heilige Geist sei: durch die schmilzt er in Gutheit aus in alle Kreaturen . Wo ein natürlicher
Mensch ist, der beginnt sein Werk 'zur rechten Hand ' 11. Ein Meister 12 sagt, daß der Himmel
unmittelbar von Gott empfange. Ein anderer Meister sagt, daß dem nicht so sei: denn
Gott ist ein Geist und ein lauteres Licht; darum muß das, was immer von Gott unmittelbar
empfangen soll, notwendig ein Geist sein und ein lauteres Licht. Ein Meister sagt : Es ist
unmöglich , daß etwas, das leiblich ist, des ersten Ausbruchs, in dem Gott ausbricht, em
pfänglich sei, wenn es nicht entweder ein Licht oder ein reiner Geist ist 18. Der Himmel
182 ist über der Zeit und ist Ursache der Zeit. Ein Meister14 sagt, daß der Himmel in seiner
Natur so edel sei, daß er sich nicht dazu herablassen könne, Ursache der Zeit zu sein . In
seiner Natur vermag er die Zeit nicht zu verursachen ; in seinem Umlauf < jedoch ) ist er
Ursache der Zeit - er selbst aber ist ohne Zeit – , das heißt im Abfall (von der Natur )
des Himmels . Meine äußere Erscheinung ist nicht meine Natur, sie ist vielmehr ein Abfall
183 (von ) meiner Natur, und unsere Seele ist weit darüber erhaben ) und ‘ist in Gott verbor
1 Sieh S . 176 Anm . 3 . 2 Sieh S. 176f. Anm . 4 . 3 Sieh S. 177 Anm . 1 .
Anm .6:
179 Anm SiSiehch S.17 Anm .I.
S . 1788 Anm . 1.
5 Sieh S . 178 Anm . 2 . 20106 Sieh
Sieh Anm .5.
S . 1790 Anm
Sieh S.18 . 5 . u? Si eh S.S . 179
Sieh .6. 8 Sieh S . 180 Anm . 1 .
9 Sieh S . 180 Anm . 5 . S. 180 Anm . 6 . 11 Sieh S. 181 Anm . l. 12 Sieh S. 181 Anm . 2.
13 Sieh S . 181 Anm . 3. 14 Sieh S . 182 Anm . 1 .

669
Predigt 35
gen ’. Ich sage nun denn nicht allein : über der Zeit, sondern 'in Gott verborgen '. Bedeutet
das der Himmel ? Alles, was körperlich ist, das ist ein Abfall und ein Zufall und ein Nieder
fall. König David spricht: ' Tausend Jahre sind vor Gottes Augen wie ein Tag, der vergangen
ist' (Ps. 89,4 ); denn alles ,waskünftig ist und vergangen ist, das ist alles dort in einem Nun .
Daß wir zu diesem Nun kommen , dazu helfe uns Gott. Amen .

670
PREDIGT 36 a (S .186ff.)
186
Stetit Iesus in medio discipulorum et dixit: pax etc. ( Joh . 20,19)
Sankt Johannes schreibt uns in seinem Evangelium : 'An dem ersten Tage in der
Woche, als es Abend war, da kam unser Herr bei verschlossenen Türen hinein mitten
unter die Jünger und sprach : „ Friede sei euch !“ und abermals : „ Friede sei euch !“ und
zum drittenmal: ,,Empfanget den Heiligen Geist !" ( Joh . 20, 19 u . 21f.) 1
187 Nun wird es nimmer Abend, es sei denn ein Morgen und ein Mittag vorher gewesen.
Nun sagt man , der Mittag sei heißer als der Abend . Doch , soweit der Abend den Mittag
in sich schließt und die Hitze steigert, ist er heißer, denn vor dem Abend liegt ein ganzer,
voller Tag . Aber spät im Jahre, will sagen ,nach der Sommersonnenwende,wenn die Sonne
dahin gerät, sich der Erde zu nähern , dann wird der Abend heiß . Es kann niemals Mittag
werden , der Morgen sei denn hinweg, noch kann es je Abend werden , der Mittag sei denn
hinweg. Das bedeutet soviel wie : Wenn das göttliche Licht in der Seele je mehr und mehr
aufbricht, bis ein ganzer, voller Tag zustandekommt, so entweicht da nicht der Morgen
( vor ) dem Mittag noch der Mittag (vor ) dem Abend : es schließt sich völlig in eins zu
sammen . Darum ist der Abend dort ( d . h . in der Seele) heiß . Dann ist ganzer, voller Tag
in der Seele ,wenn alles, was die Seele ist,mit göttlichem Licht erfüllt wird 3. Dann aber
ist es Abend in der Seele , wie ich ehedem sagte “, wenn das Licht dieser Welt abfällt und
der Mensch ( in sich ) eingeschlossen ist und ruht. Da sprach Gott: „ Friede!“ und abermals :
,,Friede!“ und : „ Empfanget den Heiligen Geist !“
188 Jakob , der Patriarch , kam an eine Statt , als es Abend war, und er nahm Steine, die
an der Statt lagen , unter sein Haupt und ruhte. In seinem Schlafe sah er eine Leiter hinauf
steigen in den Himmel und die Engel auf- und absteigen , und Gott hatte sich oben auf
die Leiter geneigt ' (vgl. 1 Mos. 28,10ff. ). Die Statt, wo Jakob schlief, war ungenannt. Das
bedeutet soviel wie : Die Gottheit allein ist eine Statt der Seele und ist ungenannt. Nun
sagen unsere Meister 5: Was des andern Statt ist, das muß über ihm sein , wie der Himmel
eine Statt aller Dinge ist und das Feuer Statt der Luft und die Luft Statt des Wassers
und der Erde ist , das Wasser jedoch nicht im vollen Sinne Statt der Erde, die Erde aber
gar keine Statt (für etwas anderes ) ist . Der Engel ist Statt des Himmels, und jeglicher
Engel,der ein Tröpflein mehr von Gott < = Gottes ) empfangen hat als der andere, der ist
Statt und Placierung der anderen , und der oberste Engel ist Statt und Placierung und
Maß aller der anderen ; er (selbst) aber ist ohne Maß . Wiewohl er (aber) ohne Maß ist, so
ist doch Gott sein Maß ?.
189 'Jakob ruhte an der Statt’, die ungenannt ist. Daß man sie nichtnennt,damit (gerade )
ist sie genannt.Wenn die Seele in die ungenannte Statt kommt, nimmt sie dort ihre Ruhe ;
. 1 Sieh S. 186 Anm . 1. Sieh S . 186 Anm . 2 . 3 Sieh S . 187 Anm . 6 . Sieh S. 187 Anm . 7.
5 Sieh S . 188 Anm . 3. 6 Sieh S. 188 Anm . 4 . ? Sieh S . 188 Anm . 5 .

671
Predigt 36 a

dort, wo alle Dinge Gott in Gott gewesen sind, dort ruht sie . Die Statt der Seele , die Gott,
ist, die ist ungenannt. Ich sage, daß Gott unausgesprochen sei.Nun sagt SanktAugustinus1,
daß Gott nicht unausgesprochen sei; denn, wäre er unausgesprochen, so wäre eben dies
< = daß ich dies aussage ) eine Aussage, denn er ist mehr ein Schweigen als ein Sprechen .
Unserer ältesten Meister einen ,der die Wahrheit fand schon lange und lange vor GottesGe
burt, ehe noch der Christenglaube, wie er jetzt ist, entstand,den dünkte es, daß alles, was er
von den Dingen aussagen könnte, etwas Fremdes und Unwahres in sich trüge; darum
wollte er schweigen . Er wollte nicht sagen : „ Gebt mir Brot oder gebt mir zu trinken !“
Darum wollte er nicht von den Dingen sprechen , weil er sie nicht so lauter hätte aussagen
können , wie sie von der ersten Ursache hervorgebracht seien . Darum wollte er lieber
schweigen , und wessen er bedurfte, das gab er durch Zeichen der Finger zu verstehen.
Es schickt sich für uns noch mehr, da er nicht ( einmal) von den Dingen reden konnte , 190
daß wir über den völlig schweigen , der da ein Ursprung aller Dinge ist.
Nun sagen wir , daß Gott ein Geist ist. Dem ist nicht so . Wäre Gott im eigentlichen
Sinne ein Geist, so wäre er (damit, daß ich dies sage, ) ausgesprochen . Sankt Gregorius3
sagt: Wir können über Gott nichts im eigentlichen Sinne aussagen . Was wir über ihn 191
aussagen , das müssen wir stammeln . Die Statt, die ungenannt ist, in der grünen und blühen
alle Kreaturen in rechter Ordnung, und die Placierung aller Kreaturen stammt allzumal
aus dem Grunde dieser Statt rechter Ordnung, und die Placierung der Seele fließt aus die
sem Grunde 4 .
' Jakob wollte ruhen'. Beachtet: 'Er wollte ruhen'. Wer in Gott ruht, der besitzt diese
Ruhe ungewollt. Nun sagen wir : Der Wille besteht ohne Übung 5. Der Wille ist frei, er
bezieht nichts von der Materie . In diesem Einen ist er freier als die Erkenntnis , und daran
nehmen gewisse törichte Leute Anstoß und meinen , er sei der Erkenntnis überlegen 6. Dem
ist nicht so. Die Erkenntnis ist auch frei, aber die Erkenntnis entnimmt von der Materie
und von körperlichen Dingen in jeweils) einer (bestimmten ) Region der Seele, wie ich
am Osterabend ? sagte, daß gewisse Kräfte der Seele an die fünf Sinne gebunden seien ,
wie Sehen und Hören , die da <das ) eintragen ,was man erfahren soll.Nun sagt ein Meister8:
Nirgends wolle Gott (verstatten ), daß etwas durch die Augen oder durch die Ohren ein - 192
gebracht werde, was das edelste Teil der Seele erfüllen könnte, abgesehen einzig von der
ungenannten Statt, die eine Statt aller Dinge ist . Es ist wohl eine gute Zurüstung ", es ist
in dieser Weise gar wohl förderlich dazu , weil es < d .h ., was durch Augen und Ohren ein
gebracht wird ) verquickt ist mit Farbe, Ton und Stofflichem . Es ist nur eine Übung der
Sinne, und die Seele wird damit (nur ) erweckt, denn das Erkenntnisbild ( = die Ideen
der Dinge ) ist ihr naturhaft eingeprägt. Plato 10 sagt und mit ihm Augustinus: Die Seele
hat alles Wissen in sich , und alles , was man von außen ausüben mag , das ist nur ein Er- 193
wecken des Wissens. ‘Jakob ruhte an dem Abend . Nun baten wir ehemals um ein Nun 'l;
jetzt aber bitten wir um ein Kleines , nur um einen Abend .
Daß uns der gegeben werde, dazu helfe uns Gott. Amen.

i Sieh S . 189 Anm . 5 . 2 Sieh S. 189 Anm .6 . 3 Sieh S . 190 Anm . 4. Sieh S . 191 Anm . 1 .
5 Sieh 8 . 191 Anm . 4 . 6 Sieh S . 191 Anm .5 . ? Sieh S . 191 Anm . 6 . 8 Sieh S. 191 Anm . 7.
Sieh S . 192 Anm . 1. 10 Sieh S . 192 Anm . 2 . 11 Sieh S . 193 Anm . 1.

672
PREDIGT 36 b (S. 198 ff.)

198 Es war Abend an jenem Tage, da kam unser Herr zu seinen Jüngern und stand in
ihrer Mitte und sprach : „ Friede sei mit euch !" ' 1 (vgl. Joh . 20,19 ) .
Nun spricht er < = Johannes ) : 'Es war Abend an jenem Tage'. Wenn die Hitze des Mit
tags die Luft durchdringt und sie erhitzt, dann fällt die Hitze des Abends (noch ) dazu ,
und es wird noch heißer : dann ist es am Abend durch die hinzukommende Hitze am aller
heißesten . So hat auch das Jahr seinen Abend , das ist der Herbst; dann ist es am aller
heißesten im Jahr. Auf solche Weise ist es in einer gottliebenden Seele Abend. Das ist
lautere Ruhe, wenn einer wohl durchdrungen ist und ganz entflammt in göttlicher Liebe.
Darum spricht er : 'Es war Abend an jenem Tage'. In diesem Tage bleibtMorgen und Mittag
und Abend eins miteinander, und es fällt nichts ab ; dem zeitlichen Tage (aber ) entfällt
der Morgen und der Mittag, und es folgt der Abend. So aber ist es nicht im Tage der Seele :
199 in dem bleibt es eins . Das natürliche Licht der Seele, das ist der Morgen . Wenn die Seele
zum Höchsten und Lautersten in diesem Lichte durchdringt und so in des Engels Licht
eintritt, dann ist es in diesem Lichte Mittenmorgen ; und so (denn ) tritt die Seele hinauf
mit des Engels Licht in göttliches Licht, das ist dann ) der Mittags; und die Seele bleibt
200 in dem Lichte Gottes und in einer Stille der lauteren Ruhe, das ist (dann ) der Abend ;
dann ist es am allerheißesten in der göttlichen Liebe. Nun spricht er < = Johannes ) : ' Eswar
Abend an jenem Tage'. Das ist der Tag in der Seele .
'Jakob, der Patriarch , kam an eine Statt und wollte ruhen am Abend, als die Sonne
niedergegangen war' (vgl. 1 Mos. 28 ,10f.). Er sagt :'an eine Statt , er nennt sie (aber ) nicht.
Diese Statt istGott.Gott hat keinen eigenen Namen und ist eine Statt und ist eine Placie
rung aller Dinge und ist natürliche Statt aller Geschöpfe 4. Der Himmel hat in seinem Höch
sten und in seinem Lautersten keine Statt; in seinem Abfalls, seiner Wirkung aber ist er Statt
und Placierung aller körperlichen Dinge, die unter ihm sind. Und das Feuer ist Statt der
Luft, und die Luft ist Statt des Wassers und der Erde. Das ist Statt, wasmich umfangen 6
hat, worin ich stehe. So hält die Luft die Erde und das Wasser umfangen . Je subtiler ein
Ding ist, um so kräftiger ist es , daher vermag es in die Dinge (hinein ) zu wirken , die
201 gröber sind und die unter ihm sind . Die Erde ( = das Element) kann nicht im eigentlichen
Sinne Statt sein , weil sie zu grob ist und das unterste der Elemente ist. Das Wasser ist
teilweise Statt; weil es subtiler ist, deshalb ist es kräftiger. Je kräftiger und subtiler ein
Element ist , um so mehr ist es Placierung und Statt eines anderen . So ist der Himmel
Statt aller körperlichen Dinge, er selbst aber hat keine Statt, die körperlich wäre; der
unterste Engel vielmehr, der ist seine Statt und seine Ordnung und seine Placierung, und
so höher und höher; jeder Engel, der edler ist, der ist des anderen Statt und Placierung

1 Sieh S . 198 Anm . 1. 2 Sieh S . 199 Anm . 1. 3 Sieh S . 199 Anm . 2.


4 Sieh S . 200 Anm . 4 . 5 Sieh S . 200 Anm . 6 . 6 Sieh S . 200 Anm . 7 .

43 Edhart, D 2 673
Predigt 36 b

und Maß, und der oberste Engel, der ist Statt und Placierung und Maß aller der anderen
Engel, die unter ihm sind ; er selbst aber hat keine Statt und kein Maß. Gott vielmehr hat
sein Maß und ist seine Statt, und er ( = der Engel) ist reiner Geist. Gott (aber) ist nicht
Geist nach Sankt Gregors 1 Wort, der da sagt, daß alle unsere Worte, die wir über Gott
aussagen , ein Stammeln über Gott seien. Darum sagt er : 'Er kam an eine Statť . Die Statt
ist Gott, der allen Dingen Placierung und Ordnung gibt. Ich habe öfters gesagt : Gottes
Geringstes erfüllt alle Kreaturen , und sie leben und wachsen und grünen darin , und sein
Größtes ist nirgends. Solange die Seele irgendwo ist, so ist sie nicht in Gottes Größtem ,
das nirgends ist .
Nun spricht er : 'Er wollte ruhen an der Statt '. Aller Reichtum und Armut und Seligkeit
liegt im Willen . Der Wille ist so frei und so edel, daß er von keinen körperlichen Dingen
( Antrieb ) empfängt, sondern aus eigener Freiheit wirkt er sein Werk . Wohl aber empfängt 202
die Vernunft < Einfluß ) von körperlichen Dingen .; in diesem Punkte ist der Wille edler ?;
es ist aber (nur ) in einem gewissen ) Teilbereich der Vernunft in einem Niederblicken
und in einem Niedergang, in dem dieses Erkennen Eindrücke) von körperlichen Dingen
empfängt. In ihrem ) Höchsten aber wirkt die Vernunft ohne Hinzunahme von körper
lichen Dingen her. Es sagt ein großer Meister 3: Alles, was durch die Sinne eingebracht
wird, das kommt nicht in die Seele noch in die oberste Kraft der Seele. Sankt Augustinus
sagt, und es sagt auch Plato , ein heidnischer Meister, daß die Seele in sich alles Wissen
naturhaft besitzt ; darum braucht sie das Wissen nicht von außen in sich hineinzuziehen ;
vielmehr wird durch die äußere Anwendung 5 des Wissens das Wissen offenbar, das in der
Seele naturhaft verborgen ist. Ganz so wie bei einem Arzt, der mir wohl mein Auge reinigt
und das Hindernis beseitigt, das das Sehen behindert, der mir aber nicht das Sehen des 203
Auges verleiht . Die Kraft der Seele , die naturhaft im Auge wirkt, die allein verleiht dem
Auge das Sehen , wenn das Hindernis beseitigt ist . So also gibt nichts von alledem , was
durch die Sinne an ,,Bildern “ und Formen eingebracht wird , der Seele Licht, sondern es
bereitet und läutert nur die Seele, auf daß sie in ihrem Obersten des Engels Licht und mit
ihm göttliches Licht rein aufzunehmen vermag.
Nun spricht er: 'Jakob wollte ruhen an der Statt . Die Statt ist Gott und göttliches Sein ,
das allen Dingen Statt und Leben und Sein und Ordnung verleiht. An der Statt soll die
Seele im Obersten und im Innersten der Statt ruhen . Und in demselben Grunde, in dem
er seine eigene Ruhe hat,dort sollen auch wir unsere Ruhe empfangen und mit ihm besitzen.
Diese Statt ist ungenannt, und niemand kann ein eigentliches Wort über sie aussagen .
Jedes Wort, das wir über sie auszusagen vermögen, das ist mehr ein Verneinen dessen ,
was Gott nicht ist, als daß es eine Aussage darüber sei,was er wirklich ) ist. Das erkannte 204
ein großer Meister ?, und es bedünkte ihn , daß , was er auch in Worten über Gott auszusagen
vermochte, er nichts im eigentlichen Sinne auszusagen vermöchte , worin nicht jeweils
etwas Falsches steckte . Darum schwieg er und wollte nie irgendein Wort aussprechen , und
doch ward er sehr von anderen Meistern verspottet. Darum bedeutet es viel mehr, über
Gott zu schweigen als zu reden .
1 Sieh S . 201 Anm . 5 . 2 Sieh S . 202 Anm . 1 . 3 Sieh S . 202 Anm . 5 .
4 Sieh S . 202 Anm . 6 . 5 Sieh S . 202 Anm . 7 . 6 Sieh S . 203 Anm . 1 .
? Sieh S. 204 Anm . 2.

674
Ez was âbent des tages
Nun spricht er auch : 'Eswar Abend an jenem Tage, da stand unser Herrmitten unter
seinen Jüngern und sprach : „ Friede sei mit euch !"
Daß wir zum ewigen Frieden und an die ungenannte Statt, die das göttliche Sein ist ,
kommen , dazu helfe uns der Heilige Geist . Amen .

675
PREDIGT 37 (S . 210ff.)
Vir meus servus tuus mortuus est <4 Reg. 4, 1). 210

Eine Frau sprach zum Propheten : „ Herr, mein Mann , dein Knecht, ist tot. Nun
kommen die,denen wir schulden , und nehmen meine beiden Söhne und machen die dienst
bar für ihre Schuld ; ich (aber ) habe nichts als ein wenig Öl“ . Der Prophet sprach : „ So ent
leih leere Gefäße und gieß in jedes ein weniges hinein ; das wird wachsen und zunehmen .
Verkaufe das und begleiche deine Schuld und löse deine beiden Söhne aus. Was übrig
bleibt, davon ernähre dich und deine beiden Söhne!“ (4 Kö. 4,1 — 4 u . 7) .
Das Fünklein der Vernunft , das ist das Haupt in der Seele, das heißt der ‘Mann ' der 211
Seele und ist so etwas wie ein Fünklein göttlicher Natur, ein göttliches Licht, ein Strahl
und ein eingeprägtes Bild göttlicher Natura. Wir lesen von einer Frau , die heischte eine
Gabe von Christus ( Joh . 4,7 u . 15 ). Die erste Gabe, die Gott gibt, das ist der Heilige Geist ;
in dem gibt Gott alle seine Gaben : das ist das lebendige Wasser. Wem ich das gebe, den 212
dürstet nimmermehr' ( Joh . 4,10 u . 13) . Dieses Wasser ist Gnade und Licht und entspringt
in der Seele und entspringt drinnen und dringt empor und 'springt (hinüber) in die Ewig
keit'. ( Joh . 4,14 ) 'Da sprach die Frau : ,,Herr, gib mir von diesem Wasser !“ ( Joh . 4, 15 ). Da 213
sprach unser Herr : „ Bring mir deinen Mann !“ ( Joh . 4,16 ). Da sprach sie : ,,Herr , ich habe
keinen " . Da sprach unser Herr: „ Du hast recht : du hast keinen ; du hast (ihrer) aber fünf
gehabt ; der jedoch , den du jetzt hast , der ist nicht dein " ( Joh . 4 ,17f.). Sankt Augustinus 3
sagt: Warum sprach unser Herr : » Du hast recht' ? Er will sagen : Die fünfMänner, das sind
die fünf Sinne ; die haben dich in deiner Jugend ganz nach ihrem Willen und ihrem Gelüst
besessen . Nun hast du einen in deinem Alter, der aber istnicht dein : das ist die Vernunft , der
folgst du nicht«. Wenn dieser ‘Mann' tot ist , so steht es übel. Wenn die Seele von dem Leibe 214
scheidet, so tut das gar weh ; wenn aber Gott sich von der Seele scheidet, so tut das maßlos
weh 4. So wie die Seele dem Leibe das Leben gibt5,so gibtGott der Seele das Leben . So wie die
Seele sich in alle Glieder ergießte, so fließt Gott in alle Kräfte der Seele und durchströmt
sie so , daß sie dies (en Strom ) < = Gott ) in Güte und Liebe weitergießen auf alles, was in
ihrem Bereich ist, damit es alles seiner gewahr werde?. So fließt er allzeit, das heißt ober- 215
halb der Zeit , in der Ewigkeit und in jenem Leben , darin alle Dinge leben . Darum sprach
unser Herr zu der Frau : 'Ich gebe das lebendige Wasser; wer davon trinkt, den dürstet
nimmermehr, und er lebt im ewigen Leben ' ( Joh . 4 ,13f.).
Nun spricht die Frau : 'Herr,mein Mann , dein Knecht, ist tot'. 'Knecht' besagt soviel
wie : einer, der da für seinen Herrn ( etwas) empfängt und bewahrt. Behielte er's für sich ,
so wäre er ein Dieb . Die Vernunft ist im eigentlicheren Sinne 'Knecht's als der Wille oder 216

i Sieh S . 210 Anm . 1 . ? Sieh S . 211 Anm . 1. 3 Sieh S . 213 Anm . 1. Sieh S . 214 Anm . 2.
6 Sieh S . 214 Anm . 3 . & Sieh S . 214 Anm . 5 . ? Sieh S . 214 Anm . 6 . & Sieh S . 216 Anm . 3 .

676
Vir meus servus tuus mortuus est

die Liebe. Wille und Liebe richten sich auf Gott (nur ), insofern er gut ist, und wäre er
nicht gut, so würden sie seiner nicht achten . Vernunft aber dringt hinauf in das Sein , ehe
sie (noch ) an Gutheit oder Macht oder Weisheit oder sonst etwas,dasakzidentell ist ,denkt.
Was Gott beigelegt ist , daran kehrt sie sich nicht; sie nimmt ihn in sich ( = in seinem
Selbst ) ; sie versinkt in das Sein und nimmt Gott, wie er lauteres Sein ist. Und wäre er
nicht weise noch gut noch gerecht, sie nähme ihn doch so, wie er reines Sein ist ?. Hierin
217 gleicht die Vernunft der obersten Herrschaft der Engel, die die drei Chöre umfassen : Die
Throne nehmen Gott in sich auf und bewahren Gott in sich , und Gott ruht in ihnen ; die
Cherubim erkennen Gott und beharren dabei; die Seraphim sind „ der Brand“ . Diesen
(Engelchören ) gleicht die Vernunft und bewahrt Gott in sich . Mit diesen Engeln erfaßt
die Vernunft Gott in seiner Kleiderkammer, nackt, wie er unterschiedslos Eines ist .
218 Nun spricht die Frau : 'Herr ,mein Mann , dein Knecht, ist tot. Sie , denen wir schulden ,
kommen und nehmen meine beiden Söhne weg' (4 Kö. 4 ,1) .Wer sind die beiden Söhne'
der Seele ? Sankt Augustinus : sagt – und mit ihm ein anderer, heidnischer Meister —
von zwei Antlitzen der Seele . Das eine ist dieser Welt zugekehrt und dem Leibe ; in ihm
219 wirkt sie Tugend und Kunst und heiligmäßiges Leben . Das andere Antlitz ist geradeswegs
Gott zugekehrt; in ihm ist ununterbrochen göttliches Licht und wirkt darin , wenngleich
sie ( = die Seele ) deshalb nicht darum weiß , weil sie nicht daheim ist. Wird das Fünklein
der Seele rein in Gott erfaßt, so lebt der ‘Mann'4. Dort geschieht die Geburt, dort wird der
Sohn geboren . Diese Geburt geschieht nicht einmal im Jahr noch einmal im Monat noch
einmal im Tage, sondern allzeit, das heißt oberhalb der Zeit in der Weite, wo weder Hier
noch Nun ist, weder Natur noch Gedanke. Darum sagen wir „ Sohn “ und nicht
„ Tochter“ 5.
Nun wollen wir von den 'zwei Söhnen ' in einem andern Sinne sprechen , das heißt :
(als ) von Erkenntnis und Willen. Die Erkenntnis bricht als erste aus der Vernunft, und
danach geht der Wille aus ihnen beiden aus. Darüber nichts weiter!
220 Wieder in einem andern Sinne wollen wir von den zwei Söhnen ' der Vernunft sprechen .
Der eine ist die „ Möglichkeit “ ( = die mögliche Vernunft ), der andere ist die „ Tätigkeit“
( = die tätige Vernunft ) 6. Nun sagt ein heidnischer Meister? : » Die Seele hat in dieser
Kraft ( d . h . in der „ möglichen “ Vernunft) das Vermögen , geistig alles zu werden «. In
221 der wirkenden Kraft gleicht sie dem Vater und wirkt alles zu einem neuen Sein 8. Gott
hätte die Natur aller Kreaturen in sie eindrücken wollen ; nun aber war sie noch nicht
vor der Welt. Gott hat diese ganze Welt geistig geschaffen in einem jeglichen Engel, ehe
diese Welt in sich selbst geschaffen wurde . Der Engel hat zweierlei Erkenntnis. Die eine
222 ist ein Morgenlicht, die andere ist ein Abendlicht. Das Morgenlicht besteht darin , daß er
( = der Engel) alle Dinge in Gott sieht. Das Abendlicht (hingegen ) besteht darin , daß er
alle Dinge in seinem natürlichen Licht sieht. Ginge er aus in die Dinge, so würde es Nacht.
Nun aber bleibt er innen , darum heißt es ein Abendlicht 10. Wir sagen , daß die Engel sich
freuen , wenn der Mensch ein gutes Werk tut 11. Unsere Meister 12 stellen die Frage, ob
223 die Engel betrübt werden , wenn der Mensch Sünde tut ? Wir sagen : Nein ! denn sie

1 Sieh S . 216 Anm .4 . 2 Sieh S . 217 Anm . 1. 3 Sieh S . 218 Anm . l. Sieh S . 219 Anm . 4 .
5 Sieh S . 219 Anm . 6 . 6 Sieh S . 220 Anm . l . 7 Sieh S . 220 Anm . 2 . 8 Sieh S . 221 Anm . 1 .
9 Sieh S . 221 Anm . 2 . 10 Sieh S . 222 Anm . 1. 11 Sieh S . 222 Anm . 2 . 12 Sieh S . 222 Anm . 3 .

677
Predigt 37
schauen in die Gerechtigkeit Gottes und nehmen darin alle Dinge in ihm = in Gott) ,
wie sie in Gott sind . Deshalb können sie sich nicht betrüben . Nun gleicht die Ver
nunft in der „ möglichen“ Kraft dem natürlichen Licht der Engel, welches das Abendlicht
ist. Mit der „ wirkenden " Kraft (aber ) trägt sie alle Dinge hinauf in Gott, und sie ist alle
Dinge in diesem Morgenlicht .
Nun spricht die Frau : 'Sie kommen , denen wir schulden , und nehmen meine beiden
Söhne in ihren Dienst'. Der Prophet aber spricht: ‘ Entleihe leere Gefäße ringsum bei deinen
Nachbaren ' (4 Kö. 4 ,7 ) . Diese 'Nachbaren ', das sind alle Kreaturen und die fünf Sinne
und alle Kräfte der Seele - die Seele hat viele Kräfte in sich, die gar verborgen wirken -
und auch die Engel . Von allen diesen ‘Nachbaren ' sollst du ‘leere Gefäße entleihen '.
Daß wir viele 'leere Gefäße entleihen und alle gefüllt werden mögen mit göttlicher
Weisheit, auf daß wir damit unsere Schuld begleichen können und ewig von dem leben ,
‘was übrigbleibt', dazu helfe uns Gott.Amen .

i Sieh S . 223 Anm . 2. 2 Sieh S. 223 Anm . 3.

678
PREDIGT 38 (S . 227ff.)

227 In illo tempore missus est angelus Gabriel a deo :


ave gratia plena , dominus tecum (Luc. 1, 26 u . 28 ) .
Diese Worte schreibt Sankt Lukas: 'In der Zeit ward der Engel Gabriel von Gott
gesandt'. In welcher Zeit ? 'Im sechsten Monat', als Johannes Baptista in seiner Mutter
Leibe war (Luk . 1,26 ) 1.
Wenn man mich fragte : Warum beten wir, warum fasten wir , warum tun wir alle
unsereWerke,warum sind wir getauft,warum ist Gott Mensch geworden , was das Höchste
war ? — Ich würde sagen : darum , auf daß Gott in der Seele geboren werde und die Seele
(wiederum ) in Gott geboren werde. Darum ist die ganze Schrift geschrieben , darum hat
Gott die Welt und alle Engelsnatur geschaffen : auf daß Gott in der Seele geboren werde
228 und die Seele (wiederum ) in Gott geboren werde. Eines jeden Kornes Natur zielt aufWei
zen , und alles Metalls Natur zielt aufGold , und jedesGebären zielt aufden Menschen . Darum
sagt ein Meister : Man findet kein Tier , das nicht etwas dem Menschen Gleiches aufwiese .
229 'In der Zeit'. Anfangs, wenn ein Wort in meiner Vernunft empfangen wird , so ist es
da so lauter und so subtil,daß es ein wahresWort ist, ehe es in meinem Gedanken vorgestellt
wird . Drittens wird es äußerlich mit dem Munde (aus-> gesprochen , und so ist es dann )
nichts als ein Offenbarmachen des inneren Wortes3. So auch wird das ewige Wort innerlich
230 in dem Herzen der Seele gesprochen , im Innersten , im Lautersten , im Haupt der Seele ,
wovon ich neulich sprach , in der Vernunft : dort innen vollzieht sich die Geburt 4. Wer
nichts als eine volle Ahnung und eine Hoffnung hierauf hätte , der möchte gern wissen ,
wie diese Geburt geschieht und was dazu verhilft.
Sankt Paulus spricht: 'In der Fülle der Zeit sandte Gott seinen Sohn ' (Gal. 4 ,4 ). Sankt
Augustinus erklärt ,was 'Fülle der Zeit sei: »Wo es nimmermehr Zeit gibt, da ist 'Fülle
der Zeit « . Dann ist der Tag voll,wenn vom Tage nichtsmehr übrigbleibt5. Es ist notwendig
wahr: Alle Zeit muß dort weg sein , wo diese Geburt anhebt, denn nichts gibt es ,was diese
231 Geburt so sehr behindert wie Zeit und Kreatur 6. Es ist eine gesicherte Wahrheit, daß Zeit
weder Gott noch die Seele von Natur aus zu berühren vermag. Könnte die Seele von der
Zeit berührt werden , sie wäre nicht Seele ; und könnte Gott von der Zeit berührt werden ,
er wäre nicht Gott. Wäre es aber so ,daß die Zeit die Seele berühren könnte, so könnte Gott
nimmermehr in ihr geboren werden , und sie könnte nimmermehr in Gott geboren werden .
Wo Gott in der Seele geboren werden soll, da muß alle Zeit abgefallen , oder sie muß der
Zeit entfallen sein mit Willen odermit Begehren ?
Ein anderer Sinn von 'Fülle der Zeit ': Wer die Kunst besäße und die Macht, daß er
die Zeit und alles, was in der Zeit in sechstausend Jahren je geschah und was noch gesche
1 Sieh S . 227 Anm . 1. 2 Sieh S. 228 Anm . 2. 3 Sieh S. 229 Anm . 2. Sieh S . 230 Anm . 1.
5 Sieh S. 230 Anm . 3. Sieh S. 231 Anm . 1. ? Sieh S. 231 Anm . 2.
679
Predigt 38

hen wird bis an das Ende, heranziehen könnte in ein gegenwärtiges Nun , das wäre ' Fülle
der Zeit'. Das ist das Nun der Ewigkeit1, in dem die Seele alle Dinge in Gott neu und
frisch und gegenwärtig erkennt und in der (gleichen ) Lust , wie ich diejenigen Dinge er - 232
kenne, die ich im Augenblick jetzt gegenwärtig vor mir habe. Ich las neulich in einem
Buche — wer's doch ergründen könnte ! — , daß Gott die Welt jetzt mache wie am ersten
Tage, da er die Welt erschuf . Hierin ist Gott reich, und das ist Gottes Reich 3. Die Seele ,
in der Gott geboren werden soll, der muß die Zeit und sie muß der Zeit entfallen , und sie
muß sich aufschwingen und muß verharren in einem Anstarren dieses Reichtums Gottes:
da ist Weite ohne Weite und Breite ohne Breite ; da erkennt die Seele alle Dinge und er
kennt sie da in Vollkommenheit .
Die Meister* schreiben (zwar ), es sei unglaubwürdig,wenn man aussage, wie weit der
Himmel sei ; die geringste Kraft aber, die es in meiner Seele gibt, die ist weiter als der weite
Himmel, ganz zu schweigen von der Vernunft : die ist weit ohne Weite. Im Haupte der 233
Seele , in der Vernunft , in der bin ich einer Stätte über tausend Meilen jenseits des Meeres
ebenso nahe wie der Stelle , auf der ich jetzt stehe5. In dieser Weite und in diesem Reich
tum Gottes erkennt die Seele , da entfällt ihr nichts, und da schaut sie nach nichts mehr aus.
' Der Engel ward gesandt'. Die Meister 6 sagen , daß der Engel Menge eine Zahl über 234
aller Zahl sei. Ihre Menge ist so groß, daß keine Zahl sie umfassen kann ; ihre Zahl kann
nicht einmal gedacht werden . Wer (aber ) Unterschiedenheit zu fassen vermöchte ohne
Zahl und ohne Menge, dem wären hundert wie eins. Wären auch hundert Personen in der
Gottheit : wer Unterschiedenheit zu fassen vermöchte ohne Zahl und ohne Menge, der er
kennte doch nicht mehr als einen Gott. Darüber wundern sich ungläubige Leute und
manche ungelehrte Christenleute , und selbst manche Pfaffen wissen davon so wenig wie
ein Stein : die verstehen unter drei dreiKühe oder drei Steine.Wer aber Unterschiedenheit
in Gott ohne Zahl und ohne Menge zu fassen vermag, der erkennt, daß drei Personen ein
Gott sind ?.
Der Engel steht auch so hoch , daß die besten Meister sagen , jeglicher Engel habe 235
(jeweils ) eine ganze Natur ( für sich ). Gleichsam , wie wenn es einen Menschen gäbe, der
alles das besäße, was alle Menschen je besaßen und jetzt besitzen und je besitzen werden
an Gewalt und an Weisheit und an allem , das wäre ein Wunder ; und doch wäre er nichts
als ein Mensch , denn der Mensch besäße (zwar ) alles das, was alle Menschen besitzen ,
wäre aber immer noch weit von den Engeln entfernt. So denn hat jeglicher Engel eine
ganze Natur (für sich ) und ist abgesondert von dem andern wie ein Tier von dem andern ,
das von einer andern Art ist 8. An dieser Menge der Engel ist Gott reich , und wer das erkennt,
der erkennt Gottes Reich . Sie < = die Menge der Engel ) weist Gottes Reich aus, wie ein
Herr (als solcher ) durch die Menge seiner Ritter ausgewiesen wird . Darum heißt er ' ein 236
Herr -Gott der Heerscharen ' 10. Diese ganze Menge der Engel, wie erhaben sie auch sind ,
die müssen mitwirken und helfen dazu , wenn Gott in der Seele geboren wird , das heißt :
sie haben Lust und Freude und Wonne an der Geburt ; sie wirken aber dabei nichts. Ein
Wirken der Kreaturen gibt es da nicht, denn Gott wirkt diese Geburt allein ; die Engel
1 Sieh S . 231 Anm . 3 . 2 Sieh S. 232 Anm . l. 3 Sieh S. 232 Anm . 2. Sieh S. 233 Anm . 1.
5 Sieh S . 233 Anm . 3 . 6 Sieh S . 234 Anm . l. ? Sieh S . 234 Anm . 2. 8 Sieh S . 235 Anm . 1.
9 Sieh S . 235 Anm . 2. 10 Sieh S . 236 Anm . l .

680
In illo tempore missus est angelus Gabriel
(aber ) haben (nur) ein dienendes Werk dabei. Alles,was dazu mitwirkt, das ist ein dienen
des Werk 1.
Der Engel war genannt 'Gabriel'. Er tat auch so , wie er hieß . Er hieß ( im Grunde) so
wenig Gabriel wie Konrad . Niemand kann des Engels Namen wissen . Wo der Engel (mit
237 seinem eigentlichen Namen ) benannt ist, dahin ist noch nie ein Meister oder Verstand
hingedrungen ; vielleicht ist er (überhaupt ) namenlos. Die Seele hat auch keinen Namen .
So wenig wie man für Gott einen eigentlichen Namen finden kann, so wenig kann man
für die Seele einen eigentlichen Namen finden , wenngleich darüber dicke Bücher geschrie
ben worden sind. Sofern sie aber Ausschau hält nach Werken , gibt man ihr von daher
einen Namen . Ein Zimmermann : das ist ja sein Name nicht, den Namen vielmehr erhält
er von dem Werke, worin er ein Meister ist . Den Namen 'Gabriel', den erhielt er von dem
238 Werke, für das er ein Bote war, denn ‘Gabriel' bedeutet 'Kraft' 3 (vgl. Luk. 1 ,35 ). In dieser
Geburt wirktGott kraftvoll oder bewirkt er Kraft. Woraufzielt alle Kraft der Natur ? — da
rauf, daß sie sich selbst zeugen will.Woraufzielt alle Natur, die im Gebären wirkt ? — darauf,
daß sie sich selbst zeugen will. Die Natur meines Vaters wollte in seiner Vater->Natur einen
Vater hervorbringen . Als sie das nicht vermochte , wollte sie (wenigstens) ein (Etwas)
hervorbringen,das ihm in allem ähnlich wäre . Als (auch ) die Kraft <dazu ) nicht ausreichte ,
brachte sie das Ähnlichste, das sie vermochte , hervor: das war ein Sohn. Wenn aber die
Kraft noch weniger hinreicht oder sonst ein Mißgeschick geschieht, dann bringt sie einen
(dem Vater ) noch unähnlicheren Menschen hervor4. In Gott aber ist volle Kraft; darum
bringt er in seiner Geburt sein Ebenbild hervor. Alles ,was Gott ist an Gewalt und an Wahr
heit und an Weisheit, das gebiert er vollends in die Seele .
Sankt Augustinus 5 sagt : »Was die Seele liebt, dem wird sie gleich . Liebt sie irdische
239 Dinge, so wird sie irdisch. Liebt sie Gott« , so könnte man fragen , »wird sie dann Gott ?«
Sagte ich das, so klänge es unglaublich für die , die zu schwachen Verstand haben und es
nicht fassen . Augustinus aber sagt : » Ich sage es nicht : ich verweise euch vielmehr auf die
Schrift, die da sagt: ' Ich habe gesagt , daß ihrGötter seid ' (Ps.81,6 )«. Wer nur etwas von dem
Reichtum besäße, von dem ich vorhin gesprochen habe, einen Blick oderauch nur eine Hoff
nung oder eineZuversicht auf ihn ), der verstände dies wohl! Nie ward etwas durch Geburt
Keinem andern ) so verwandt noch so gleich noch so vereint, wie die Seele es Gott in dieser
Geburt wird . Ist es so , daß es in irgend etwas gehindert wird , so daß sie ( = die Seele )
ihm nicht in allem gleich wird , so ist das nichtGottes Schuld ; soweit ihre Unzulänglich
240 keiten von ihr abfallen , soweit macht er sie sich selbst gleich. Daß der Zimmermann aus
wurmstichigem Holz nicht ein schönes Hausherzustellen vermag,das ist nicht seine Schuld ;
es hapert an dem Holze 6. So auch ist es mit dem göttlichen Wirken in der Seele . Könnte
sich der niederste Engel in der Seele abbilden oder geboren werden , dagegen wäre diese
ganze Welt nichts; denn von einem einzigen Fünklein des Engels grünt, laubt und leuchtet
alles, was es in der Welt gibt?. Diese Geburt aber bewirkt Gott selber; der Engel vermag
dazu nichts als ein dienendes Werk zu verrichten .
Ave', das bedeutet : „ Ohne Weh“ 8. Wer ohne Kreatur ist, der ist ohne Weh“ und
ohne Hölle , und wer am allerwenigsten Kreatur ist und hat, der hat am allerwenigsten
1 Sieh S . 236 Anm . 2 . Sieh S .237 Anm . 2. 3 Sieh S . 237 Anm . 3 . Sieh S . 238 Anm . 1.
5 Sieh S .238 Anm . 2 . Sieh S . 240 Anm . 1. ? Sieh S .240 Anm . 2 . 8 Sieh S . 240 Anm . 4 .
681
Predigt 38

Weh . Ich sagte manchmal: Wer am wenigsten von der Welt besitzt, der besitzt von ihr 241
am meisten . Niemandem ist die Welt so zu eigen wie dem ,der die ganze Welt aufgegeben hat.
Wißt ihr, wodurch Gott Gott ist ? Dadurch ist Gott Gott, daß er ohne Kreatur ist. Er hat
sich nie in der Zeit genannt. In der Zeit ist Kreatur und Sünde und Tod . Die sind in gewis
sem Sinne verwandt1, und da die Seele dann ( = wenn sie die Welt aufgegeben hat) der
Zeit entfallen ist, darum gibt es da weder Weh noch Pein ; ja , selbst Ungemach wird ihr da
zur Freude. Alles, was je erdachtwerden könnte an Lust und an Freude,an Wonne und an
Liebenswertem , hält man das gegen die Wonne, die in dieser Geburt liegt, so ist es keine
Freudemehr.
'Vollder Gnade'. Das geringsteWerk der Gnade ist höher als alle Engel in ihrer Natur.
Sankt Augustinus 2 sagt, daß ein Gnadenwerk , das Gott wirkt — so, wenn er einen Sünder 242
bekehrt und zu einem guten Menschen macht – , größer sei, als wenn er eine neue Welt
erschüfe. (Denn ) so leicht ist es Gott,Himmel und Erde umzukehren,wie es mir ist, einen
Apfel umzukehren in meiner Hand . Wo die Gnade in der Seele ist , da ist das so lauter und
ist Gott so gleich und so verwandt und ist die Gnade so ohne Werk wie in der Geburt,
von der ich vorhin gesprochen habe, kein Werk ist.Gnade wirktkein Werk. Sankt Johan
nes hat nie ein Zeichen gewirkt (Joh .10,41)3. Das Werk (aber ), das der Engel in Gott
wirkt < = das „ dienende Werk “ ), das ist so hoch, daß nie ein Meister oder Verstand dahin 243
zu gelangen vermöchte , daß sie dieses Werk begreifen könnten . Von diesem Werke aber
fällt ein Span ab — wie da, wo von einem Balken , den man behaut, ein Span abfällt — ,
ein Aufblitzen , und zwar dort, wo der Engelmit seiner untersten Seinssphäre den Himmel
berührt : dadurch grünt und blüht und lebt alles, was es in dieser Welt gibt.
Ich spreche mitunter von zwei Bronnen . Wenn es auch wunderlich klingen mag, wir
müssen (nun einmal) nach unserm Verstande reden . Der eine Born , aus dem die Gnade
entspringt , ist da,wo der Vater seinen eingeborenen Sohn ausgebiert; aus eben demselben
entspringt die Gnade, und ebendort strömtdieGnadeaus demselben Born aus4. Ein zweiter
Born ist da, wo die Kreaturen aus Gott fließen : der ist so fern von jenem Born , aus dem 244
die Gnade entspringt, wie der Himmel von der Erde.Gnade wirkt nicht. Wo das Feuer in
seiner (Feuers ->Natur ist, da schadet es nichtnoch setzt es in Brand. Die Hitze des Feuers
( vielmehr nur ), die entzündet hienieden < = auf Erden ) . Und selbst die Hitze, wo sie in
der Feuersnatur steckt, da brennt sie nicht und ist unschädlich . Ja da , wo die Hitze im
zu
in Anhafda ;Wiso fern ,
Feuer steckt, da ist sie der rechten Natur des Feuers so fern , wie der Himmel von der Erde
ist.Gnade wirktkein Werk, sie ist zu sublim dazu ; Wirken liegt ihr so fern, wie der Himmel
von der Erde ist . Ein Innesein und ein Anhaften und ein Vereinen mit Gott, das ist Gnade,
und da ist 'Gott mit ( dir ) , denn das folgt unmittelbar danach < = nach dem 'Ave' im
„ Englischen Gruß" ) :
'Gott mit dir' — da geschieht die Geburt. Es darf niemanden unmöglich dünken ,hierzu 245
zu kommen . Was schadet es mir,wenn es auch noch so schwer ist ,da er es ja wirkt ? Alle
seine Gebote sind mir leicht zu halten . Er heiße mich auch alles, was er wolle , das achte
ich für gar nichts, das ist mir alles ein Kleines, wenn er mir seine Gnade dazu gibt5. Es
sagen manche, sie hätten es nicht; dann sage ich : „ Das tut mir leid . Verlangst du aber
i Sieh S . 241 Anm . 3. 2 Sieh S . 241 Anm . 5 . 3 Sieh S . 242 Anm . 3. Sieh S . 243 Anm . 3 .
5 Sieh S . 245 Anm . 1 .

682
In illo tempore missus est angelus Gabriel

danach ?“ – „ Nein !“ – „ Das ist mir noch leider “ . Kann man es nicht haben, so habe
man doch ein Verlangen danach . Kann man (aber auch ) das Verlangen nicht haben , so
verlange man doch (wenigstens) nach einem Verlangen . David spricht: 'Ich habe, Herr ,
nach einem Verlangen nach deiner Gerechtigkeit verlangt' ( Ps. 118 ,20) .
Daß wir danach verlangen, daß er in uns geboren werden wolle , dazu helfe uns Gott .
Amen .

683
PREDIGT 39 (S . 251ff.)
Iustus in perpetuum vivet et apud dominum est merces eius etc. (Sap. 5 ,16 ) 251

Ein Wörtlein liest man heute in der Epistel, und es spricht „ der Weise“ : 'Der Ge
rechte lebt in Ewigkeit (Weish. 5 ,16 ) .
Gelegentlich habe ich dargelegt , was ein gerechter Mensch sei; jetzt aber sage ich in 252
einem andern Sinne : Das ist ein gerechter Mensch , der in die Gerechtigkeit eingebildet
und übergebildet ist. Der Gerechte lebt in Gott und Gott in ihm , denn Gott wird geboren
in dem Gerechten und der Gerechte in Gott 3; denn durch eine jegliche Tugend des Gerech
ten wird Gott geboren und wird erfreut durch eine jegliche Tugend des Gerechten . Und
nicht nur durch eine jegliche Tugend , sondern auch durch jegliches Werk des Gerechten ,
wie gering es auch sein mag, das durch den Gerechten und in der Gerechtigkeit gewirkt 253
wird , durch das wird Gott erfreut, ja durchfreut; denn nichts bleibt in seinem Grunde, das
nicht von Freude durchkitzelt würde4. Und grobsinnige Leute müssen dies ( einfach ) glau
ben , die erleuchteten aber müssen es wissen .
Der Gerechte suchtnichts mit seinen Werken ; denn diejenigen , die mit ihren Werken
irgend etwas suchen , oder auch solche, die um eines Warum willen wirken , die sind Knechte
und Mietlinge 5. Darum , willst du eingebildet und überbildet werden in die Gerechtigkeit, 254
so beabsichtige nichts mit deinen Werken und ziele auf kein Warum ab , weder in Zeit
noch in Ewigkeit, weder auf Lohn noch auf Seligkeit noch auf dies oder das ; denn solche
Werke sind wahrlich alle tot 6. Ja , selbst wenn du dir Gott zum Ziel nimmst, so sind alle 255
Werke, die du (selbst ) darum wirken magst , tot, und du verdirbst (damit ) gute Werke;
und nichtnur verdirbst du gute Werke, sondern du tust auch Sünde, denn du tust wie ein
Gärtner ,der einen Garten pflanzen sollte, dabei aber die Bäumeausrodete und dann (noch )
Lohn (dafür ) haben wollte . So auch ) verdirbst du gute Werke. Und darum , willst du
leben und willst, daß deine Werke leben , so mußt du für alle Dinge tot und zunichte gewor
den sein . Es ist der Kreatur eigen , daß sie aus etwas etwas mache; Gott aber ist es eigen , 256
daß er aus nichts etwasmache ? Soll daher Gott etwas in dir oder mit dir machen , so mußt
du vorher zu nichts geworden sein . Und darum geh in deinen eigenen Grund und wirke
dort; die Werke aber, die du dort wirkst, die sind alle lebendig. Und darum spricht er
( = „ der Weise" ) : ' Der Gerechte lebt'; denn deshalb , weil er gerecht ist, darum wirkt er,
und seine Werke leben .
Nun spricht er < = „ der Weise“ ) : 'Sein Lohn ist bei dem Herrn'. Darüber ein Weniges. 257
Wenn er sagt 'bei', so besagt dies, daß des Gerechten Lohn dort ist, wo Gott selbst ist 8 ;
denn des Gerechten Seligkeit und Gottes Seligkeit ist eine Seligkeit, weil der Gerechte da

1 Sieh S. 251 Anm . 1. ? Sieh S . 252 Anm . 1. 8 Sieh S . 252 Anm . 5. 4 Sieh S . 253 Anm . 1.
5 Sieh S . 253 Anm . 3 . 6 Sieh S . 254 Anm . 2 . 7 Sieh S . 256 Anm . 2 . 8 Sieh S . 257 Anm . 2 .

684
Iustus in perpetuum vivet

selig ist,wo Gott selig ist. Es spricht Sankt Johannes: 'Das Wort war bei Gott' ( Joh . 1, 1).
(Auch ) er sagt "bei', und darum ist der Gerechte Gott gleich, denn Gott ist die Gerechtig
keit. Und darum : Wer in der Gerechtigkeit ist, der ist in Gott und ist Gott1.
258 Nun wollen wir weiter über dasWort 'gerecht sprechen. Er sagt nicht:„ der gerechte
Mensch “ noch auch „ der gerechte Engel“ , er sagt nur: 'der Gerechte ' . Der Vater gebiert
seinen Sohn als den Gerechten und den Gerechten als seinen Sohn ; denn alle Tugend des
Gerechten und jegliches Werk , das aus der Tugend des Gerechten gewirkt wird, ist nichts
anderes ,als daß der Sohn von dem Vater geboren wird .Und darum ruht der Vater nimmer ;
er jagt (vielmehr) und treibt allzeit dazu, daß sein Sohn in mir geboren werde, wie es in
der Schrift heißt: 'Weder um Zions willen schweige ich noch um Jerusalems willen ruhe
259 ich , bis der Gerechte offenbar werde und leuchte wie ein Blitz' ( Is . 62, 1 ). 'Zion' bedeutet
Höhe des Lebens und 'Jerusalem ' bedeutet Höhe des Friedens3. Fürwahr, weder um der
Höhe des Lebens noch um der Höhe des Friedens willen ruht Gott je ; er jagt (vielmehr)
und treibt allzeit dazu, daß der Gerechte offenbar werde. Im Gerechten soll nichts wirken
als einzig Gott. Denn , dafern dich irgend etwas von außen zum Wirken anstößt, wahrlich ,
so sind alle solche Werke tot; und selbst, wenn Gott dich von außen zum Wirken anstieße,
wahrlich , so sind (auch , diese Werke alle tot. Sollen aber deine Werke leben , so muß Gott
260 dich inwendig im Innersten der Seele anstoßen , wenn sie (wirklich ) leben sollen : denn da
ist dein Leben , und da allein lebst du 4. Und ich sage: Dünkt dich eine Tugend größer als
die andere und schätzest du sie höher ein als die andere, so liebst du sie nicht so , wie sie
in der Gerechtigkeit ist , und wirkt Gott noch nicht in dir. Denn solange der Mensch eine
Tugend mehr schätzt oder liebt, solange liebt und nimmt er sie ( = die Tugenden ) nicht,
wie sie in der Gerechtigkeit sind, noch auch ist er gerecht ; denn der Gerechte liebt und
wirkt alle Tugenden in der Gerechtigkeit , so wie sie die Gerechtigkeit selbst sind .
261 Die Schrift sagt: 'Vor der geschaffenen Welt bin ich ' ( Jes. Sir . 24,14 ). Es heißt: ' Vor'
'bin ich'5, das besagt: Wenn der Mensch erhoben ist über die Zeit in die Ewigkeit, so wirkt
dort der Mensch ein Werk mit Gott.Manche Menschen fragen , wieso der Mensch die Werke
wirken könne, die Gott vor tausend Jahren gewirkt hat und nach tausend Jahren gewirkt
262 haben wird , und verstehen 's nicht. In der Ewigkeit gibt es kein Vor noch Nach . Und dar
um : Was vor tausend Jahren geschehen ist und nach tausend Jahren (geschehen wird )
und jetzt geschieht, das ist nur eins in der Ewigkeit. Und darum : Was Gott vor tausend
Jahren getan und geschaffen hat und nach tausend Jahren (tun wird ) und was er jetzt tut,
das ist nichts als ein Werk . Darum wirkt der Mensch , der über die Zeit erhoben ist in die
Ewigkeit, mit Gott, was Gott vor tausend und nach tausend Jahren gewirkt hat . Auch
dies ist für weise Leute eine Sache des Wissens und für grobsinnige eine Sache des Glaubens.
Sankt Paulus spricht: "Wir sind ewiglich erwählt im Sohne' (Eph . 1,4 ). Darum sollen
263 wir niemals ruhen , bis wir das werden ,was wir ewiglich in ihm gewesen sind (Röm . 8,29) ,
denn der Vater treibt und jagt dazu, daß wir in dem Sohne geboren und dasselbe werden ,
was der Sohn ist. Der Vater gebiert seinen Sohn, und aus diesem Gebären schöpft der
Vater so große Ruhe und Lust, daß er seine ganze Natur darin verzehrt. Denn was immer

1 Sieh S. 257 Anm .5. ? Sieh S. 258 Anm . 1. 3 Sieh S. 259 Anm . 2.
4 Sieh S . 260 Anm . 1 . 5 Sieh S . 261 Anm . l. Sieh S . 262 Anm . 1.

685
Predigt 39

in Gott ist, das treibt ihn an zu gebären ; ja, aus seinem Grunde,aus seiner Wesenheit und
aus seinem Sein wird der Vater angetrieben zu gebären .
Mitunter wird in der Seele ein Licht offenbar, und der Mensch wähnt,es sei der Sohn, 264
und doch ist es nur ein Licht1. Denn, wo der Sohn offenbar wird in der Seele , da wird auch
die Liebe des Heiligen Geistes offenbar. Darum sage ich : Des Vaters Wesen ist es, den
Sohn zu gebären , und des Sohnes Wesen ist es, daß ich in ihm und nach ihm geboren werde;
des Heiligen Geistes Wesen ist es , daß ich in ihm verbrannt und in ihm völlig eingeschmol
zen und gänzlich Liebe werde 2. Wer so in der Liebe und gänzlich Liebe ist, der wähnt,
daßGott niemanden liebe als ihn allein ; und er weiß von niemandem , der sonstnoch liebte
oder von sonst wem <geliebt würde) als einzig von ihm .
Einige Lehrermeinen ,der Geist schöpfe seine Seligkeit aus der Liebe; manche meinen , 265
er schöpfe sie ausdem Anschauen Gottes. Ich aber sage : Er schöpft sie weder aus der Liebe
noch aus dem Erkennen noch aus dem Anschauen 3. Nun könnte man fragen : Hat denn
der Geist im ewigen Leben kein Hinschauen auf Gott ? Ja und nein ! Sofern er geboren
ist, hat er kein Aufschauen und kein Hinschauen (mehr ) aufGott. Insofern er aber (noch )
geboren wird, hat er ein Hinschauen auf Gott. Darum liegt des Geistes Seligkeit da, wo er
geboren ist, und nicht, wo er (noch ) geboren wird, denn er lebt, wo der Vater lebt, das 266
heißt : in der Einfaltigkeit und in der Bloßheit des Seins4. Darum kehre dich von allem ,
und nimm dich rein im Sein ; denn , was außerhalb des Seins ist, das ist „ Akzidens“, und
alle „ Akzidentien “ stiften ein Warum .
Daß wir 'in Ewigkeit leben ', dazu helfe uns Gott. Amen .

1 Sieh S .264 Anm . 1. 2 Sieh S .264 Anm . 2 . 3 Sieh S . 265 Anm . 1. Sieh S. 266 Anm . 1.
686
PREDIGT 40 (S. 272ff.)

272 Esspricht unser Herr Jesus Christus in dem Evangelium : 'Bleibet in mir !' (Joh . 15 ,4 ),
und ein anderes Wort in der Epistel lautet: 'Selig ist der Mann , der da wohnt in der Weis
heit ' ( Jes. Sir. 14,22 ) . Und diese beiden Worte stimmen überein : das Wort Christi ‘ Bleibet
in mir !' und das Wort der Epistel 'Selig ist der Mann , der da wohnt in der Weisheit'.
Nun gebt acht darauf, was der Mensch haben muß , der da wohnen soll in ihm , das
heißt: in Gott. Der muß dreierlei besitzen. Das erste ist, daß er von sich selbst und von
allen Dingen abgelassen habe und an keinen Dingen mehr hänge, die die Sinne von innen
273 berühren ?,noch auch ,daß er nicht in irgendwelchen Kreaturen verweile, die da in Zeit oder
in Ewigkeit sind . — Das zweite ist dies, daß er nicht dieses oder jenes Gut liebe, daß er viel
mehr das Gute liebe, aus dem alles Gut fließt 3 ; denn kein Ding ist mehr lustvoll oder be
gehrenswert ,als soweit Gott in ihm ist .Darum sollman ein Gut nichtmehr lieben als, soweit
man Gott in ihm liebt ; und so denn sollman Gott nicht lieben um seines Himmelreiches noch
um irgend etwas willen , sondern man soll ihn um der Gutheit willen lieben , die er in sich
selbst ist. Denn, wer ihn um sonst etwas liebt, der wohnt nicht in ihm , sondern wohnt in
274 dem , um dessentwillen er ihn liebt. Darum : Wollt ihr in ihm bleiben , so liebt ihn um nichts
als um seiner selbst willen . – Das dritte ist dies, daß er Gott nicht nehmen soll,
wie er gut oder gerecht ist, sondern er soll ihn in der lauteren, reinen Substanz nehmen, in
der er sich selbst rein erfaßt. Denn Gutheit und Gerechtigkeit sind ein Kleid Gottes, da
sie ihn umkleiden . Drum scheidet von Gott alles das ab , was ihn umkleidet, und nehmt ihn
rein in der Kleiderkammer, wo er aufgedeckt und entblößt in sich selbst ist 4. So bleibt ihr
in ihm .
Wer so in ihm bleibt, der besitzt fünferlei. Das erste ist dies, daß zwischen ihm und
Gott kein Unterschied ist , sondern sie sind eins. Der Engel sind zahllos viele , denn sie
stiften keine „ Einzelzahl“ , weil sie zahlenlos sind; das kommtvon ihrer großen Einfaltig
keit 5. Die drei Personen in Gott, deren sind drei, zahlenlos, sie machen aber eine Menge
< = Vielheit) aus. Zwischen jenem Menschen und Gott jedoch gibt es nicht nur keinen
Unterschied , sondern da gibt es auch keine Menge, da gibt es nichts als Eines 6. — Das
zweite ist dies, daß er = der Mensch , der in ihm bleibt) seine Seligkeit dort in der Lauter
275 keit nimmt, wo Gott selbst sie nimmt und seinen Halt findet. — Das dritte ist dies, daß er
ein Wissen hat mit Gottes Wissen und ein Wirken hat mit Gottes Wirken und ein Er
kennen mit Gottes Erkennen . – Das vierte ist dies, daß Gott allzeit in dem Menschen
geboren wird . Wie (aber ) wird Gott allzeit in dem Menschen geboren ? Merkt auf dies:
Wenn der Mensch das göttliche Licht, das Gott naturhaft in ihm erschaffen hat, bloßlegt
276 und aufdeckt, dann wird Gottes Bild in ihm offenbar. Am Gebären nämlich ist die Offen

1 Sieh S .272 Anm . 1. 2 Sieh S . 272 Anm . 3 . 3 Sieh S . 273 Anm . 1 . Sieh S . 274 Anm . 2 .
5 Sieh S . 274 Anm . 3 . Sieh S. 274 Anm . 4 . ? Sieh S . 275 Anm . 3.

687
Predigt 40
barung Gottes zu erkennen , denn, daß der Sohn von dem Vater geboren heißt, das kommt
daher, daß der Vater ihm auf Vaterweise sein Geheimnis offenbart 1. Und darum : Jemehr der
Mensch und je klarer er Gottes Bild in sich entblößt, um so klarer wird Gott in ihm geboren .
Und so denn ist das Gebären Gottes allzeit danach zu fassen , daß der Vater das Bild ent
blößt aufdeckt und in ihm leuchtet. — Das fünfte ist dies, daß jener Mensch allzeit in Gott
geboren wird .Wie (aber wiederum ) wird der Mensch allzeit in Gott geboren ? Merktauf dies:
Durch die Entblößung des Bildes im Menschen gleicht sich der Mensch Gott an, denn mit
dem Bilde gleicht derMensch dem BildeGottes,dasGott rein seiner Wesenheit nach ist .Und 277
je mehr sich der Mensch entblößt,um so mehr gleicht er Gott, und jemehr er Gott gleicht,
um so mehr wird er mit ihm vereint. Und so denn ist die Geburt des Menschen in Gott
allzeit danach zu fassen , daß der Mensch mit seinem Bilde in Gottes Bild , das Gott rein
seiner Wesenheit nach ist, aufleuchtet, mit dem der Mensch eins ist. Und so also ist die
Einheit des Menschen und Gottes zu fassen nach der Gleichheit des Bildes ; denn der
Mensch gleicht Gott diesem Bilde nach . Und darum : Wenn man sagt, daß der Mensch
mit Gott eins und nach dieser Einheit Gott sei, so faßt man ihn nach dem Teile des Bildes,
nach dem er Gott gleicht, nicht aber danach , daß er geschaffen ist. Denn , wenn man ihn
als Gott nimmt, dann nimmt man ihn nicht nach der Kreatürlichkeit ; nimmt man ihn
nämlich als Gott, so leugnet man die Kreatürlichkeit nicht so , daß die Verneinung in dem
Sinne zu verstehen sei,daß die Kreatürlichkeit (dadurch ) zunichte werde; sie ist vielmehr
aufzufassen als eine auf Gott bezügliche Aussage,mit der man sie < = die Geschaffenheit )
Gott abspricht. Denn Christus,der Gott und Mensch ist ,wenn man den nach der Menschheit
nimmt, so sieht man bei solchem Nehmen von der Gottheit ab , nicht so , daß man ihm die
Gottheit abspricht; man sieht von ihr bei ihm vielmehr nur dem Nehmen nach ab. Und
so ist das Wort Augustins 2 zu verstehen , wenn er sagt : »Was der Mensch liebt, das ist 278
der Mensch. Liebt er einen Stein , so ist er ein Stein , liebt er einen Menschen , so ist er ein
Mensch , liebt er Gott — nun wage ich nicht weiter zu sprechen ; denn, sagte ich , daß er
dann Gott wäre, dann könntet ihr mich steinigen . Ich aber verweise euch auf die Schrifta .
Und wenn sich daher der Mensch in Liebe ganz zu Gott fügt, so wird er entbildet und
eingebildet und überbildet in der göttlichen Einförmigkeit, in der er mit Gott eins ist 3.
Dies alles besitzt der Mensch im Innebleiben . Nun achtet auf die Frucht, die der Mensch
darin bringt. Die besteht darin , daß, wenn er mit Gott eins ist , er mit Gott alle Kreaturen
hervorbringt und, soweit er mit ihm eins ist, allen Kreaturen Seligkeit bringt.
Nun lautet das andere Wort — das der Epistel — so : 'Selig ist der Mann, der da
wohnt in der Weisheit'. Wenn er sagte ' in der Weisheit’: Weisheit ist ein Muttername,denn
Muttername bedeutet Zu eigen haben eines Leidens; denn in Gott ist Wirken und Leiden
anzusetzen ; der Vater nämlich ist wirkend, und der Sohn ist leidend ; das aber kommt von 979
(des Sohnes) Eigentümlichkeit des Geborenseins. Da denn der Sohn die ewig geborene
Weisheit ist, in der alle Dinge unterschieden enthalten sind, darum spricht er : 'Selig ist
der Mann , der da wohnt in der Weisheit'5.
Nun spricht er : 'Selig ist der Mann'. Ich habe es schon öfters gesagt , daß zwei Kräfte
in der Seele sind : eine ist der Mann , und eine ist die Frau. Nun sprichter : 'Selig istder Mann '. 280
i Sieh S . 276 Anm . 1. 2 Sieh S. 278 Anm . l. 3 Sieh S . 278 Anm . 3.
4 Sieh S . 278 Anm . 5 . 5 Sieh S . 279 Anm . 1. 6 Sieh S . 279 Anm . 2 .

688
'blîbet in mir !

Die Kraft in der Seele , die der 'Mann ' heißt, das ist die oberste Kraft der Seele, in der Gott
entblößt leuchtet ; denn in diese Kraft kommt nichts anderes als Gott, und diese Kraft
ist allzeit in Gott. Und so denn : Sollte der Mensch alle Dinge in dieser Kraft nehmen ,
dann nähme er sie nicht, wie sie Dinge sind, sondern er nimmt sie nach dem , was sie in
Gott sind. Und darum sollte der Mensch allzeit in dieser Kraft wohnen , denn alle Dinge
sind in dieser Kraft gleich . Und so denn würde der Mensch in allen Dingen gleich wohnen
und nähme sie demgemäß , wie sie alle in Gott gleich sind ", und dieser Mensch besäße dort
alle Dinge; der Mensch nähme von allen Dingen das Gröbste (weg ) und nähmesie so, wie
sie lustvoll und begehrenswert sind . Nach dieser Weise besitzt er sie dort, denn Gott kann
281 nach seiner eigenen Natur nicht anders ,als daß er dir da alles geben muß ,was er je erschuf,
und sich selbst. Und darum ist der Mensch selig, der allzeit in dieser Kraft wohnt, denn
er wohnt allzeit in Gott.
Daß wir allzeit in Gott wohnen mögen ,dazu helfe uns unser lieber Herr Jesus Christus.
Amen .

i Sieh S . 280 Anm . 3.


44 Edhart , D 2 689
PREDIGT 41 (S . 285ff.)

Qui sequitur iustitiam , diligetur a domino ( Prov. 15 ,9 ). 285

Beati, qui esuriunt,


et sitiunt iustitiam : quoniam ipsi saturabuntur (Matth .5,6 ) .
Ich habe ein Wörtlein der Epistel, die man heute aufzwei Heilige liest , entnommen
und ein anderes Wort dem Evangelium .König Salomon sprichtin der heutigen Epistel: 'Die
der Gerechtigkeit nachfolgen , die liebt Gott ' (Spr. 15, 9 ). Ein anderes Wörtlein spricht mein
Herr Sankt Matthäus: 'Selig sind die Armen und die da hungert und dürstet nach der
Gerechtigkeit' (Matth . 5,6) und 'ihr nachfolgen 'i.
Achtet auf dies Wort: 'Gott liebt , und es ist fürmich eine große Begnadung und eine
übergroße, wenn wir, wie ich schon öfters gesagt habe,danach verlangen wollten , daß Gott
mich liebt . Was aber ) liebt Gott ? Gott liebt nichts außer sich selbst und ihm Gleiches,
soweit er es in mir und mich in sich findet. Im Buche der Weisheit steht geschrieben : 286
'Gott liebt niemanden als den , der da wohnt in der Weisheit' (Weish . 7,28 ) . Ein anderes
Wort steht ebenfalls in der Schrift, das lautet noch besser : 'Gott liebt, die da nachfolgen
der Gerechtigkeit' 'in der Weisheit ' (Spr. 15 , 9) . Die Meister stimmen darin alle überein ,
daß Gottes Weisheit sein eingeborener Sohn sei. Jenes Wort sagt : 'Die nachfolgen der
Gerechtigkeit' 'in der Weisheit ', und diejenigen demnach , die ihm nachfolgen , die liebt er,
denn er liebt nichts in uns als, soweit er uns in sich findet. Es besteht ein großer Unter
schied zwischen Gottes Liebe und unserm Lieben . Wir lieben nur, soweit wir Gott in dem
finden ,was wir lieben . Selbst, wenn ich es (anders ) geschworen hätte, ich könnte doch nichts
anderes lieben als Gutheit < = göttliche Gutheit = Gott) . Gott aber liebt (nur), soweit er
gut ist, – nicht (also ) , daß er irgend etwas im Menschen finden könnte, das er liebte, als
seine eigene Gutheit - und Kuns), soweit wir in ihm sind und in seiner Liebe. Dies <d .h .,
daß 'Gott (den Menschen ] liebt') ist (oder heißt) ein Schenken ; dies schenkt uns seine
Liebe ( = dies, d .h , seine Liebe, wird uns dadurch gegeben ), daß wir in ihm sind und
'in der Weisheit wohnen '.
Sankt Paulus spricht: "Wir werden hinübergeführt in < seinen Sohn ) der Liebe 287
(vgl. Kol. 1,13) . Merkt (noch einmal) auf dies Wort: 'Gott liebt . Welch Wunder ! Was
istGottes Liebe ? Seine Natur und sein Sein : das ist seine Liebe.Wer Gott dessen beraubte,
daß er uns liebt, der raubte ihm sein Sein und seine Gottheit , denn sein Sein hängt daran ,
daß er mich liebt. Und in dieser Weise geht der Heilige Geist aus. Bei Gott !Was für ein
Wunder ist dies ! Liebt mich Gott mit seiner ganzen Natur - die nämlich hängt daran ,
so liebt mich Gott recht so , als hänge sein Werden und sein Sein daran . Gott hat nur eine
Liebe : mit eben dieser selben Liebe, mit der der Vater seinen eingeborenen Sohn liebt,
mit der liebt er mich .
i Sieh S. 285 Anm . l. 2 Sieh S . 285 Anm . 2 .
690
Qui sequitur iustitiam
288 Nun ein anderer Sinn ! Beachtet gar wohl: Mit der Schrift stimmt's durchaus recht,
wenn man sie aufschließt und sie zu erschließen willens ist. Es heißt: 'Die der Gerechtig
keit nachfolgen ' 'in der Weisheit . Dem gerechten Menschen tut die Gerechtigkeit so not,
daß er nichts anderes lieben kann als die Gerechtigkeit. Wäre Gott nicht gerecht, er würde
nicht auf Gott achten , — wie ich schon öfters gesagt habe. Weisheit und Gerechtigkeit
sind eins in Gott, und wer da die Weisheit liebt, der liebt auch die Gerechtigkeit ; und wäre
der Teufel gerecht, er liebte ihn , soweit er gerecht wäre, und um kein Haar mehr1. Der
289 gerechte Mensch liebt an Gott weder dies noch das; und gäbe ihm Gott seine ganze Weis
heit und alles, was er außerhalb seiner selbst zu bieten vermag, er würde es nicht beachten ,
und es würde ihm nicht schmecken ; denn er will nichts und sucht nach nichts , da er kein
Warum kennt, um dessentwillen er irgend etwas täte , so wie Gott ohne Warum wirkt und
kein Warum kennt. (Ganz) in der <selben ) Weise, wie Gott wirkt, so auch wirkt der
Gerechte ohneWarum ; und so, wie das Leben um seiner selbst willen lebt und kein Warum
sucht, um dessentwillen es lebe, so auch kennt der Gerechte kein Warum , um dessentwillen
er etwas tun würde .
Nun : achtetauf jenes Wörtlein , daß er spricht :'sie hungert und dürstetnach derGerech
tigkeit . Unser Herr spricht : 'Die mich essen , die wird noch mehr hungern ; die mich trinken ,
die wird noch mehr dürsten ' ( Jes. Sir. 24,29) . Wie soll man dies verstehen ? Bei leiblichen
Dingen ist dem ja nicht so ; je mehrman davon iſt, um so satter wird man ihrer. In geisti
gen Dingen aber gibt es keine Sättigung ; denn , je mehr man von ihnen hat, um so mehr
gelüstet man nach ihnen . Darum sagt jenes Wort: 'Sie wird noch mehr dürsten , die mich
trinken , und hungern , die mich essen '. Diese hungern so sehr nach dem Willen Gottes ,
290 und der schmeckt ihnen so wohl, daß alles, was Gott über sie verhängt, sie so befriedigt
und ihnen so wohlgefällt, daß sie nichts anderes zu wollen noch zu begehren vermöchten .
Solange der Mensch hungert, solange schmeckt ihm die Speise ; und je größer der Hunger
ist, um so wohltuender ist's ihm ,wenn er iſt. So auch geht es denen , die da hungern nach
dem Willen Gottes: denen schmeckt sein Wille so gut, und alles, was Gott will und was er
über sie verhängt, das behagt ihnen so wohl, daß , selbst wenn Gott sie damit verschonen
wollte, sie damit nicht verschont sein wollten ; so wohl gefällt ihnen jener erste Wille Gottes
(d.h ., was er über sie verhängt, gegenüber dem zweiten [möglichen ] Willen , das Leid zu
erlassen ). Wollte ich mich einem Menschen beliebt machen und wollte ich dem allein
gefallen , so wollte ich alles, was dem Menschen gefällig wäre und wodurch ich ihm wohl
gefiele, lieber als irgend etwas (anderes ). Und wäre es so, daß ich ihm besser gefiele in
einem schlichten Kleide als in Samt, so besteht kein Zweifeldarüber : ich trüge das schlichte
Kleid lieber als irgendein anderes Kleid 5 . So auch steht es mit einem , dem Gottes Wille
291 gefällt: alles , was ihm Gott zuteilt, sei's Krankheit oder Armut oder was es auch sei, das
hat er lieber als irgend etwas anderes. Eben weil Gott es will, darum schmeckt es ihm
besser als irgend etwas anderes.
Nun sagt ihr gern : „ Woher weiß ich denn , ob es Gottes Wille ist ?“ Ich antworte :
Wäre es auch bloß für einen Augenblick nicht Gottes Wille, so wäre es auch nicht; es
muß ( vielmehr ) stets sein Wille sein . Schmeckte dir nun der Wille Gottes, so wärst du
i Sieh S. 288 Anm . 2. Sieh S. 289 Anm . 2. 3 Sieh S. 289 Anm . 3.
4 Sieh S. 289 Anm . 4 . 5 Sieh S . 290 Anm . 5 .
691
Predigt 41
recht wie im Himmelreich , was immer dir widerführe oder nicht widerführe. Denen aber
geschieht sehr recht, die nach etwas anderem begehren als nach Gottes Willen, denn sie
sind allwegs in Jammer und Unglückseligkeit; man tut ihnen immer wieder Gewalt an
und Unrecht, und sie haben allwegs Leid . Und das muß von Rechts wegen auch so sein ;
denn sie tun gerade so ,als wenn sie Gott verkauften , so wie Judas ihn verkaufte . Sie lieben
Gott um irgend etwas anderes willen , was Gott nicht ist. Und wenn ihnen dann zuteil
wird , was sie lieben , so kümmern sie sich um Gott nicht mehr. Es sei Andacht oder Lust 292
oder was immer dir willkommen wäre : nichts von alledem , was geschaffen ist , ist Gottı.
Die Schrift sagt: 'Die Welt ist durch ihn geschaffen, und wasda geschaffen ist ,das erkannte
ihn nicht ( Joh . 1,10) . Wer da wähnte , daß tausend Welten zu Gott hinzugenommen
irgendwie mehr genommen wäre als Gott allein , der erkennte Gott nicht, noch wüßte er
im mindesten , was Gott wäre, und er wäre ein grober ) Tölpel . Darum soll der Mensch
außer Gott nichts beachten . Wer irgend etwas an Gott sucht, wie ich schon öfters gesagt
habe, der weiß nicht, was er sucht 3.
(Nur) so wird der Sohn in uns geboren : wenn wir kein Warum kennen und wieder 293
eingeboren werden im Sohne. Origenes 4 schreibt ein hohes Wort, und spräche ich es, es
würde euch unglaubhaft dünken : » Nicht allein werden wir eingeboren im Sohne ; wir wer
den (vielmehr ) ausgeboren und wieder eingeboren und werden neu geboren und unmittelbar
geboren im Sohne. Ich sage – und es ist wahr — : In einem jeglichen guten Gedanken
oder guten Bestreben oder guten Werke werden wir allzeit neu geboren in Gotta. Darum ,
wie ich euch neulich gesagt habe : Der Vater hat nur einen einzigen Sohn , und je weniger
wir unser Streben oder Achten auf irgend etwas anderes als auf Gott richten und je mehr
wir in nichts nach draußen lugen , um soviel werden wir im Sohn überbildet, und insoweit
wird der Sohn in uns geboren und werden wir im Sohn geboren und werden wir ein Sohn .
Unser Herr Jesus Christus ist ein einziger Sohn des Vaters, und er allein ist Mensch und 294
Gott. Es ist aber da nur ein Sohn in einem Sein, und dies ist göttliches Sein . So also werden
(auch ) wir eins in ihm , wenn wir nur ihn im Sinne haben . Gott will immer allein sein ;
es ist eine notwendige Wahrheit, und es kann nicht anders sein , als daß man Gott immer
allein im Sinne haben muß .
Gott hat wohl Genügen und Lust in die Kreaturen gegossen ; die Wurzel aber alles
Genügens und das Wesen aller Lust hat Gott allein in sich selbst behalten . Ein Gleichnis :
Das Feuer wirft wohl mit der Hitze seine Wurzel in das Wasser aus, denn, wenn man das
Feuer wegnimmt, so bleibt da gleichwohl die Hitze (noch ) eine Weile im Wasser und auch
im Holze; (auch ) nach dem Gegenwärtigsein des Feuers bleibt die Hitze da noch dem
entsprechend lange, wie das Feuer kräftig gewesen ist. Die Sonne jedoch erleuchtet wohl
die Luft und durchleuchtet sie ; nicht aber wirft sie ihre Wurzel hinein ; denn , wenn die
Sonne nicht mehr gegenwärtig ist, so haben wir auch kein Licht mehr. So auch hält es
Gottmit den Kreaturen : er wirft (wohl) seinen Abglanz des Genügens in die Kreaturen ;
die Wurzel aber alles Genügens, die hat er allein in sich selbst behalten , weil er uns einzig
für sich und für niemanden sonst haben will . Gott schmückt und bietet sich so der Seele 295
dar und hat sich mit seiner ganzen Gottheit beflissen , der Seele wohlgefällig zu werden ;
i Sieh S . 292 Anm . 1. 2 Sieh S . 292 Anm . 3 . 3 Sieh S. 292 Anm . 4.
4 Sieh S . 293 Anm . 2. 5 Sieh S . 293 Anm . 3. 6 Sieh S . 294 Anm . 4 .

692
Qui sequitur iustitiam
denn Gott will für sich allein der Seele gefallen, und er will (dabei) keinen Nebenbuhler
haben 1. Gott duldet keine Einschränkung ; er will auch nicht, daß man irgend etwas ande
res außer ihm anstrebe oder begehre.
Nun wähnen manche Leute, sie seien gar heilig und gar vollkommen , und gehen mit
großen Dingen und großen Worten um , und doch streben und begehren sie nach so vielem
und wollen auch vieles besitzen ; und sie schauen so viel auf sich und auf dies und das,
und sie meinen , sie strebten nach innerer Sammlung, können aber nicht ein Wort (un
erwidert) hinnehmen . Des seid wahrlich gewiß , daß sie Gott fern und außerhalb jener
296 Einigung sind . Der Propheta spricht: 'Ich habe meine Seele in mir ausgegossen ' ( Ps. 41,5 ),
Sankt Augustinus aber äußert ein besseres Wort ; er sagt: Ich habe meine Seele über mich
(hinaus) ausgegossen . Notwendig muß es so sein , daß sie ( = die Seele ) über sich hinaus
komme, soll sie eins werden im Sohne; und je mehr sie aus sich selbst herausgeht, um so
mehr wird sie eins mit dem Sohne. Sankt Paulus spricht : 'Wir werden überformt werden
in dasselbe Bild , das er (selbst) ist (2 Kor. 3, 18 ).
Eine Schrift: sagt: Die Tugend ist niemals Tugend , sie komme denn von Gott oder
durch Gott oder in Gott < = mit Gott) ; eines von diesen dreien muß immer sein . Wenn 's
irgend anders um sie stünde, so wäre es doch keine Tugend ; denn ,was man unter Absehung
von Gott erstrebt,das ist zu nichtig . Die Tugend ist Gott oder unmittelbar in Gott. Welches
aber das Beste sei, davon will ich euch jetzt nichts sagen . Ihr aber könntet nun sagen :
„ Sprecht, Herr, was ist dies ? Wie könnten wir unmittelbar in Gott sein dadurch, daß
wir nichts anderes erstrebten noch suchten als Gott, und wie sollten wir so arm sein und
alles so aufgeben ? Es ist (doch wohl) ein gar schweres Wort , daß wir nach keinerlei Lohn
begehren sollten !“ — Seid des gewiß , daß Gott es nicht unterläßt, uns alles zu geben ; und
297 hätte er 's abgeschworen , er könnte doch nicht umhin , uns geben zu müssen . Ihm ist viel
nötiger, uns zu geben, als uns, zu empfangen ; wir dürfen es aber nicht darauf absehen ;
denn , je weniger wir danach streben und begehren , um so mehr gibt Gott. Damit aber
zielt Gott auf nichts anderes als darauf, daß wir um so reicher werden und um so mehr
empfangen können “.
Ich pflege manchmal, wenn ich beten soll, ein Wörtlein zu sprechen und sage dann :
„ Herr , dies ist doch so gering, um das wir dich bitten ! Wenn mich jemand darum bäte ,
so täte ich 's ihm , und dir fällt es (doch ) hundertmal leichter als mir , und du tätest es auch
lieber. Und wär's, daß wir dich um etwas Bedeutenderes bäten , so fiele es dir leicht, es
zu geben ; und je größer es ist, um so lieber gibst du es“ . Ist doch Gott bereit,Großes zu
geben , wenn wir alles in der Gerechtigkeit zu lassen vermöchten .
Daß wir in solcher Weise 'der Gerechtigkeit' 'in der Weisheit' 'nachfolgen ' und nach
ihr 'hungern und dürsten ', auf daß wir ‘gesättigt werden ', dazu helfe uns Gott. Amen .

1 Sieh S . 295 Anm . 1. ? Sieh S . 295 Anm . 3. 3 Sieh S . 296 Anm . 2. Sieh S. 297 Anm . 1.
693
PREDIGT42 (S . 301ff.)
Adolescens, tibi dico : surge (Luc. 7,14 ). 301

lan liest im Evangelium , dasmein Herr Sankt Lukas schreibt, von einem 'Jüngling,
der tot war. Da kam unser Herr des Weges und trat hinzu und erbarmte sich über ihn und
berührte ihn und sprach : „ Jüngling, ich sagedir und befehle dir, steh auf!“ (Luk .7 ,12ff.)?
Wisset nun : In allen guten Leuten ist Gott ganz, und es gibt ein Etwas in der Seele ,
worin Gott lebt, und es gibt ein Etwas in der Seele, wo die Seele in Gott lebt. Wenn (aber)
die Seele sich herauskehrt auf äußere Dinge, so stirbt sie, und Gott stirbt auch der Seele.
Deshalb (aber ) stirbt er keineswegs an sich selbst, er lebt vielmehr in sich selbst (fort ).
Wenn die Seele von dem Leibe scheidet, so ist der Leib tot, die Seele aber lebt in sich selbst 302
( fort) ; so auch ist Gott für jene Seele tot, und doch lebt er in sich selbst ( fort) Wisset
nun : Es ist eine Kraft in der Seele , die ist weiter als der Himmel, der da unglaublich weit
ist , und so weit, daß man's nicht recht auszusagen vermag — jene selbe Kraft aber ist
noch viel weiter .
Wohlan , nun gebt mit Fleiß acht ! Der himmlische Vater spricht nun in jener edlen 303
Kraft zu seinem eingeborenen Sohn : ‘Jüngling, steh auf !' Die Einigung Gottes mit der
Seele ist so groß , daß es unglaublich ist, und Gott ist in sich selbst so hoch , daß kein Er
kennen noch Begehren dahin zu gelangen vermag. Das Begehren reicht weiter als alles,
was man mit der Erkenntnis zu begreifen vermag. Es ist weiter als alle Himmel, ja, als
alle Engel“, und dabei lebt doch von einem <bloßen ) Fünklein des Engels alles, was auf
Erden ist 5. Das Begehren ist weit, unermeßlich weit . Alles aber, was das Erkennen zu
begreifen , und alles, was das Begehren zu begehren vermag, das ist nicht Gott. Wo das 304
Erkennen und das Begehren enden , da ist es finster , da <aber ) leuchtet Gott.
Unser Herr spricht nun : 'Jüngling, ich sage dir, steh auf!' Wohlan , soll ich denn nun
das Sprechen Gottes in mir vernehmen , so muß ich so völlig allem dem entfremdet sein ,
wasmein ist, insbesondere im Bereich desZeitlichen , wie mir das fremd ist, was jenseits des
Meeres ist. Die Seele ist so jung in sich selbst wie damals, als sie geschaffen ward , und das
Alter, das ihr zufällt, gilt nur im Hinblick auf den Leib , insoweit sie in den Sinnen tätig
ist6. Ein Meister ? sagt : » Hätte ein alter Mensch eines jungen Menschen Augen , er sähe 305
ebenso gut wie ein junger« . Gestern saß ich an einer Stätte und sprach dort ein Wort ,
das klingt gar unglaublich – ich sagte da : Jerusalem ist meiner Seele ebenso nahe wie die
Stätte, wo ich jetzt stehe. Ja , in voller Wahrheit : ( selbst ) was über tausend Meilen weiter
ist als Jerusalem , das ist meiner Seele so nahe wie mein eigener Leib , und des bin ich so
gewiß ,wie daß ich ein Mensch bin , und es ist für gelehrte Pfaffen leicht einzusehen .Wisset:

1 Sieh S. 301 Anm . l. Sieh S. 302 Anm . 1. 3 Sieh S. 302 Anm . 2. Sieh S. 303 Anm . 4 .
5 Sieh S . 303 Anm . 5 . 6 Sieh S . 304 Anm . 3 . ? Sieh S . 304 Anm . 4 . 8 Sieh S . 305 Anm . 1.

694
Adolescens, tibi dico : surge

meine Seele ist so jung, wie da sie geschaffen ward, ja , noch viel jünger ! Und wisset : Es
sollte mich nicht wundern , wenn sie morgen noch jünger wäre als heute !
Die Seele hat zwei Kräfte , die haben mit dem Leibe nichts zu tun , und das sind Ver
nunft und Wille: die wirken oberhalb der Zeit1, 0 , wären doch der Seele Augen aufgetan ,
so daß das Erkennen die Wahrheit klar anschaute ! Wisset: Einem solchen Menschen fiele
es so leicht, alle Dinge zu lassen wie eine Erbse oder eine Linse oder wie ein Nichts ; ja ,
306 beimeiner Seele , das All wäre diesem Menschen wie ein Nichts ! Nun gibt es gewisse Leute,
die lassen von den Dingen aus Liebe, achten aber die Dinge, die sie gelassen haben , für
gar groß . Jener Mensch aber, der in Wahrheit erkennt, daß, (selbst) wenn er sich selbst
und alles aufgibt, dies immer noch nichts ist — fürwahr, der Mensch , der so lebt, der
besitzt in Wahrheit alles.
In der Seele ist eine Kraft , der sind alle Dinge gleich wohlgefällig ; ja , das Allergering
wertigste und das Allerbeste , das ist ganz gleich für diese Kraft; sie nimmt alle Dinge ober
halb von „ Hier “ und „ Jetzt“ . „ Jetzt“ — das ist Zeit, und „ Hier“ — das ist Stätte, ist die
Stätte, an der ich jetzt stehe 3. Wäre ich aber nun ausmir selbst ganz ausgegangen und
(meiner) völlig ledig geworden , fürwahr, so würde der Vater seinen eingeborenen Sohn
in meinem Geiste so lauter gebären , daß der Geist ihn wiedergebären würde. Ja , in voller
Wahrheit : Wäre meine Seele ebenso bereit wie die Seele unseres Herrn Jesu Christi, so
würde der Vater in mir ebenso lauter wirken wie in seinem eingeborenen Sohne und nicht
minder ; denn er liebt mich mit derselben Liebe, mit der er sich selbst liebt4. Sankt Johan
307 nes spricht : 'Im Anfang war das Wort, und das Wort war beiGott, und Gott war das Wort
( Joh . 1, 1). Wohlan , wer nun diesesWort hören soll im Vater — dort ist es gar still — , der
muß gar still und abgeschieden sein von allen Bildern und von allen Formen 5. Fürwahr,
der Mensch sollte sich so getreulich an Gott halten , daß alle Dinge ihn ganz und gar nicht
erfreuen noch betrüben könnten. Er soll (vielmehr) alle Dinge in Gott nehmen, so wie sie
dort sind.
Nun spricht er : ‘ Jüngling, ich sage dir , steh auf!' Er will das Werk selbst wirken .
Hieße mich jemand einen Stein tragen , so dürfte er mich ebenso gut tausend Steine tragen
heißen wie einen , dafern er es ( = das Tragen ) selbst besorgen wollte .Oder hieße jemand
(einen andern ) einen Zentner tragen , so dürfte er ihn ebenso gut tausend Zentner tragen
heißen wie einen , wenn er sie selber tragen wollte6. Nun denn :Gott will diesesWerk selbst
308 wirken , der Mensch braucht nur zu folgen und nicht zu widerstehen . Ach , wollte die Seele
nur innen wohnen , so hätte sie alle Dinge gegenwärtig . Es ist eine Kraft in der Seele ,
und nicht nur eine Kraft, vielmehr ein Sein , und nicht nur ein Sein , vielmehr etwas, das
vom Sein löst, - es ist so lauter und so hoch und so edel in sich selbst,daß keine Kreatur
dahinein kann, sondern einzig Gott, der wohnt darin . Ja, in voller Wahrheit : Gott selbst
auch kann nicht dahinein , soweit er ein Wie an sich hat, weder, wie er weise ist, noch ,wie er
gut ist, noch , wie er reich ist. Fürwahr, mit irgendeinem Wie kann Gott da nicht hinein ;
vielmehr einzig nur mit seiner bloßen göttlichen Natur kann Gott da hinein ?.
309 Wohlan ,nun richtet euer Augenmerk darauf,daß er spricht: 'Jüngling, ich sage dir . . .'.
Was ist nun das ,,Sagen “ Gottes ? Es ist das Werk Gottes, und dieses Werk ist so edel und
1 Sieh S . 305 Anm . 4 . 2 Sieh S . 306 Anm . 1. 3 Sieh S . 306 Anm . 4 . Sieh S . 306 Anm . 5 .
5 Sieh S . 307 Anm . 1. Sieh S . 307 Anm . 3. ? Sieh S . 308 Anm . 3.
695
Predigt 42

so erhaben, daß es Gott allein wirkt. Wisset nun : Alle unsere Vollkommenheit und alle
unsere Seligkeit hängt daran , daß der Mensch durchschreite und hinausschreite über alle
Geschaffenheit und alle Zeitlichkeit und alles Sein und eingehe in den Grund, der grund
los ist .
Wir bitten Gott, unsern lieben Herrn, daß wir Eines werden und innewohnen. Dazu
helfe uns Gott. Amen .

i Sieh S . 309 Anm . 2 .

696
PREDIGT 43 (S. 316ff.)
316
Adolescens, tibi dico : surge ( Luc. 7 ,14 ).

M an liest im Evangelium 'von einer Witwe, die hatte einen einzigen Sohn , der war
tot. Da kam unser Herr zu ihm und sprach : „ Jüngling, ich sage dir , steh auf!“ , und der
Jüngling richtete sich auf (Luk .7,12 ff.) .
317 Unter dieser 'Witwe verstehen wir die Seele. Weil der ‘Mann ' tot war, darum war auch
der 'Sohn ' tot. Mit dem 'Sohne' erfassen wir indirekt) die Vernunft , die der 'Mann ' in
der Seele ist. Weil sie ( = die Witwe) nicht in der Vernunft lebte, darum war der ‘Mann '
tot, und darum war sie ‘Witwe'? 'Unser Herr sprach zu jener Frau am Brunnen : „ Geh
heim , und bringmir deinen Mann !" ( Joh. 4 ,16) . Ermeinte : weil sie nicht in der Vernunft
lebte, die der 'Mann ' ist,darum ward ihr nicht das lebendigeWasser' ( Joh . 4, 10 ) zuteil, das
der Heilige Geist ist ; (denn ) der wird nur da (aus-) geschenkt,wo man in der Vernunft lebt.
Die Vernunft ist das oberste Teil der Seele ,wo sie mit den Engeln ein Mit-Sein und ein Ein
318 geschlossen -Sein in englischer Natur hat. Die Engelsnatur berührt keine Zeit ; so auch
hält's die Vernunft, die der ‘Mann ' in der Seele ist : (auch ) die berührt keine Zeit 3. Wenn
man darin nicht lebt, so stirbt der 'Sohn '. Deshalb war sie 'Witwe'. (Und ) warum 'Witwe' ?
Es gibtkeine Kreatur, die nicht etwasGutes in sich hätte und zugleich etwasMangelhaftes,
durch das man Gott verliert. Der Mangel der 'Witwe' lag darin , daß das Gebärvermögen
tot war; deshalb verdarb auch die Frucht.
319 'Witwe' besagt in anderer Weise soviel wie : einer, der „ gelassen ist“ (vgl. 1 Tim . 5,5 )
und gelassen hat. So denn müssen wir alle Kreaturen lassen und abscheiden 4. Der Prophet
spricht: 'Die Frau , die gebärunfähig ist ,deren Kinder sind viel zahlreicher als die Kinder )
derjenigen , die gebärfähig ist' ( Is.54,1) . So auch steht es mit der Seele , die geistig gebiert:
deren Geburt ist viel häufiger; in jedem Augenblick gebiert sie. Die Seele , die Gott besitzt,
die ist allzeit gebärend. Notwendig muß Gott alle seine Werke wirken . Gott wirkt allzeit in
320 einem Nun in der Ewigkeit , und sein Wirken besteht darin , seinen Sohn zu gebären ; den
gebiert er allzeit. In dieser Geburt sind alle Dinge herausgeflossen , und er < = Gott) hat
so große Lust an dieser Geburt, daß er seine ganze Macht in ihr verzehrt. Je mehr man
alles erkennt, um so vollkommener ist die Erkenntnis ; es nimmt sich aber ) dann so aus
( = es erscheint so ), als ob es ( = das alles, was man erkennt) nichts sei 5. Denn Gott gebiert
sich aus sich selber in sich selber und gebiert sich wieder in sich . Je vollkommener die
321 Geburt ist,um so mehr gebiert sie. Ich sage :Gott ist völlig Eines ; er erkenntnur sich allein .
Gott gebiert sich vollständig in seinem Sohn ; Gott spricht alle Dinge in seinem Sohn.
Darum spricht er : 'Jüngling, ich sage, steh auf!

1 Sieh S . 316 Anm . 1. 2 Sieh S . 317 Anm . 1 . 3 Sieh S. 318 Anm . 1.


4 Sieh S . 319 Anm . l. 5 Sieh S . 320 Anm . 2.

697
Predigt 43

Gott wirkt seine ganze Macht in seiner Geburt aus, und das gehört dazu, auf daß
die Seele wieder zu Gott komme. Und es ist in gewisser Weise beängstigend , daß die Seele
so oft von dem abfällt, worin Gott seine ganze Macht auswirkt; das aber (d .h ., daß er
seine ganze Macht auswirkt) gehört dazu , auf daß die Seele wieder lebendig werde. Gott
erschafft alle Kreaturen in einem Spruch ; auf daß aber die Seele lebendig werde, dazu
spricht er seine ganze Macht in seiner Geburt aus. In anderer Weise (wiederum ) ist es
tröstlich , daß die Seele darin wieder zurückgebracht werde. In dieser Geburt wird sie leben - 322
dig , und Gott gebiert seinen Sohn in die Seele , auf daß sie lebendig werde.Gott spricht
sich selber in seinem Sohn aus . In diesem Spruche, da er sich selber) in seinem Sohne aus
spricht, in diesem Spruche spricht er (auch ) in die Seele . Allen Kreaturen eignet es zu
gebären. Eine Kreatur, die keine Geburt kennte , die wäre auch nicht. Darum sagt ein
Meister : Dies ist ein Zeichen dafür, daß alle Kreaturen ausgetragen worden sind durch
göttliche Geburt ?
Warum sprach er: 'Jüngling ' ? Die Seele hat nichts , worein Gott sprechen könnte, als 323
die Vernunft. Gewisse Kräfte sind so geringwertig , daß Gott nicht in sie sprechen kann .
Wohl spricht er , sie aber hören es nicht. (Auch ) der Wille als Wille nimmt nichts auf, in
keiner Weise . Mit 'Mann ' ist keine (andere) Kraft gemeint als die Vernunft ( in die allein
Gott hineinzusprechen vermag, während der Wille nichts von außen in sich aufnehmen
kann ). Der Wille (hingegen ) wendet sich einzig und allein nach außen ( d . h . richtet seine
Impulse nur nach außen ) .
' Jüngling ! Alle Kräfte , die der Seele zugehören, altern nicht. Die Kräfte aber , die
dem Leibe zugehören , die verschleißen und nehmen ab . Je mehr der Mensch ( hingegen )
erkennt, um so besser erkennt er. Darum : ‘Jüngling ! Es sagen die Meister : Das ist 324
„ jung“ , was seinem Ursprung nahe ist . In der Vernunft ist man völlig „ jung“ : je mehr
man in dieser Kraft wirkt, um so näher ist man seiner Geburt. Das (aber ) ist „ jung“ ,
was seiner Geburt nahe ist 3. Der erste Ausbruch aus der Seele ist die Vernunft , danach
(folgt ) der Wille und danach alle die anderen Kräfte.
Nun spricht er: ‘Jüngling, steh auf!' Was meint 'steh auf!' ? ( Es meint:) 'Steh auf 325
von dem Werk , und ' stelle dich auf die Seele in sich selbst ! Ein einziges Werk , das Gott in
dem einfaltigen Lichte der Seele wirkt, das ist schöner als die ganze Welt und ist Gott
lustvoller als alles, was er je in allen Kreaturen wirkte . Törichte Leute aber nehmen Böses
für Gutes und Gutes für Böses. Wenn man 's aber recht versteht, so ist ein einziges Werk ,
das Gott in der Seele wirkt,besser und edler und erhabener als die ganze Welt.
Oberhalb jenes Lichtes ist die Gnade; die (aber) kommtnimmer in die Vernunft noch
in den Willen . Soll (aber ) die Gnade (doch ) in die Vernunft kommen , so müssen Ver
nunft und Wille über sich selbst hinausgelangen . Das aber kann nicht sein , denn der
Wille ist in sich selbst so edel, daß er mit nichts erfüllt werden kann als mit göttlicher
Liebe. Göttliche Liebe wirkt gar große Werke. Darüber jedoch ist noch ein Teil, das ist
die Vernunft : die ist in sich selbst so edel, daß sie mit nichts erfüllt werden kann als
mit göttlicher Wahrheit. Deshalb sagt ein Meister : Es ist irgend etwas gar Heimliches,
das darüber ist, das ist das Haupt der Seele . Dort geschieht die rechte Einigung 326
zwischen Gott und der Seele 4.Gnade hat noch nie ein gutes Werk verrichtet , das heißt:
1 Sieh S. 322 Anm . 5 . ? Sieh S. 323 Anm . 3. 3 Sieh S. 324 Anm .3 . Sieh S . 326 Anm .1 .
698
Adolescens, tibi dico : surge

sie hat (überhaupt noch ) nie irgendein Werk verrichtet;wohl fließt sie in der Übung einer
Tugend aus. Gnade aber führt nie zur Einigung in einem Werk. Gnade ist vielmehr ein
Einwohnen und ein Mitwohnen der Seele in Gott. Dazu ist alles,was je Werk hieß,äußeres
oder inneres, zu minderwertig . Alle Kreaturen suchen etwas, was Gott gleicht; je gering
wertiger sie sind , um so äußerlicher suchen sie , wie etwa Luft und Wasser : die zerfließen .
Der Himmel aber , der edler ist, der sucht nähere Gottgleichheit ; der Himmel läuft stetig
um , und in seinem Laufe bringt er alle Kreaturen heraus: darin gleicht er Gott ; aber er
327 hat es nicht daraufabgesehen , sondern auf etwas Höheres. Zum andern : Ersucht in seinem
328 Laufe nach Stille. Niemals verfällt der Himmel auf ein Werk,mit dem er irgendeiner Krea
tur dient, die unter ihm ist . Damit gleicht er Gott mehr. Daß Gott sich in seinen eingebore
nen Sohn gebiert, dafür sind alle Kreaturen unempfänglich. Dennoch strebt der Himmel
nach jenem Werk, das Gott in sich selbst wirkt. Tut dies < schon ) der Himmel und andere
Kreaturen, die (noch ) geringwertiger sind ( als der Himmel) , so ist doch die Seele edler
als der Himmel.
Ein Meister sagt : Die Seele gebiert sich selber in sich selber und gebiert sich aus
sich heraus und gebiert sich wieder in sich <zurück ). Sie vermag Wunder in ihrem natür
lichen Lichte; sie ist so kräftig , daß sie zu trennen vermag, was eins ist. Feuer und Hitze
(etwa ) sind eins; fällt es in Vernunft, sie weiß es zu trennen 1. Weisheit und Gutheit sind
in Gott eins; fällt die Weisheit ( aber ) in die Vernunft, so denkt sie an das andere ( = die
Gutheit ) nicht mehr. Die Seele gebiert aus sich (heraus ) Gott ausGott in Gott; sie gebiert
329 ihn recht aus sich ; das tut sie damit, daß sie Gott in dem , worin sie gottförmig ist, aus sich
gebiert : da ist sie ein Bild Gottes.
Ich habe es schon öfters gesagt: Ein Bild als Bild und das, dessen Bild es ist, das kann
niemand voneinander sondern ? Wenn die Seele darin lebt, worin sie Gottes Bild ist, so
gebiert sie ; darin liegt rechte Einigung; die können alle Kreaturen (miteinander ) nicht
zertrennen .Gott selber zum Trotz, den Engeln zum Trotz, den Seelen und allen Kreaturen
zum Trotz (sage ich ) , daß sie die Seele , wo sie Bild Gottes ist, (von Gott ) nicht zu trennen
vermöchten ! Das ist rechte Einigung, und darin liegt rechte Seligkeit . Manche Meister
suchen die Seligkeit in der Vernunft. Ich (aber) sage : Die Seligkeit liegt weder in der
Vernunft noch im Willen , sondern über ihnen beiden : dort (nämlich ) liegt die Seligkeit ,
330 wo die Seligkeit als Seligkeit ( und ) nicht als Vernunft und wo Gott als Gott und die Seele,
wie sie Gottes Bild ist, liegt. Da ist Seligkeit, wo die Seele Gott nimmt, wie er Gott ist.
Da ist Seele Seele und Gnade Gnade und Seligkeit Seligkeit und Gott Gott8.
Wir bitten unsern Herrn darum , daß er uns gebe, daß wir so mit ihm vereint werden .
Dazu helfe uns Gott. Amen .

1 Sieh S . 328 Anm . 6 . 2 Sieh S . 329 Anm . 2 . 3 Sieh S . 330 Anm . 1.

699
PREDIGT 44 ( S . 337ff.)
337
Postquam completi erant dies , puer Iesus portabatur in templum .
Et ecce, homo erat in Ierusalem (Luc. 2,22 u . 25 ).

Sankt Lukas schreibt im Evangelium : ‘Als die Tage erfüllt waren, da ward Christus
in den Tempel getragen . Und siehe, da war ein Mann in Jerusalem , der hieß Simeon , der
war gerecht und gottesfürchtig ; der harrte auf den Trost des Volkes von Israel, und der
Heilige Geist war in ihm ' (Luk. 2,22 u . 25) .
'Und siehe’ :dies Wörtlein 'et'a bedeutet auf lateinisch eine Einigung und ein Zubinden
und ein Einschließen. Was allzumal zusammengebunden und eingeschlossen ist : das be- 338
deutet Einigung. Hiermit meine ich , daß der Mensch zusammengebunden und eingeschlos
sen und vereinigt sei mit Gott. Unsere Meister sagen dies: Einigung verlangt Gleichheit.
Einigung kann nicht sein , sie habe denn Gleichheit 3. Was zusammengebunden und ein
geschlossen ist , das schafft Einigung. Was mir (nur) nahe ist,wie wenn ich bei ihm sitze
oder an ein und derselben Stelle wäre, das schafft keine Gleichheit. Deshalb sagt Augusti
nus 4 : Herr, als ich mich fern von dir fand, da kam das nicht von der Ferne der Stätte ;
es kam vielmehr von der Ungleichheit, in der ich mich befand . Ein Meister5 sagt : Wessen
Sein und Werk ganz in der Ewigkeit und wessen Sein und Werk ganz in der Zeit ist, die 339
stimmen niemals überein ; sie kommen nie zusammen . Es sagen unsere Meister 6: Die
Dinge, deren Sein und Werk in der Ewigkeit ist , und die Dinge, deren Sein und Werk in
der Zeit ist, zwischen denen muß notwendig ein (trennendes) Mittel sein . Wo (aber) eine
Einschließung und eine völlige Zusammenbindung ist, da muß notwendig Gleiches sein .
Wo Gott und die Seele vereint werden sollen, muß das durch Gleichheit geschehen. Wo 340
keine Ungleichheit ist,muß notwendig Eines sein ; es wird nicht nur in einer Einschließung
vereint, es wird vielmehr Eines ; nicht nur Gleichheit, sondern Gleiches. Darum sagen wir ,
daß der Sohn dem Vater nicht gleich sei, vielmehr ist er die Gleichheit; er ist eins mit dem
Vater
aver '?.

Es sagen unsere besten Meister 8: Ein Bild , das auf einem Stein oder an einer Wand
ist, wäre das nicht unterlegt, so wäre das Bild , wenn man es <rein nur ) als Bild nähme, 341
ganz eins mit dem , dessen Bild es ist. Wenn die Seele in das Bild (in der Seele ) eintritt ,
in dem nichts Fremdes, sondern nur das (göttliche ) Bild ist,mit dem es ein Bild ist, dann ist
sie gut belehrt. Wenn man in das Bild versetzt ist, in dem man Gott gleich ist, so erfaßtman
dort Gott, so findet man dort Gott. Wo etwas nach außen zerteilt ist , da findet man Gott
nicht. Wenn die Seele in das Bild gelangt und sich ausschließlich in dem Bild befindet, so
findet sie in diesem Bild Gott ; und darin , daß sie sich und Gott findet, darin liegt (nur)
1 Sieh S. 337 Anm . 1 . ? Sieh S. 337 Anm . 2. 3 Sieh S. 338 Anm . 2 . Sieh S . 338 Anm . 3.
5 Sieh S . 338 Anm . 4 . 6 Sieh S . 339 Anm , l. 7 Sieh S . 340 Anm . 1. 8 Sieh S . 340 Anm . 2 .

700
Postquam completi erant dies

ein Werk, es ist zeitlos : da findet sie Gott. So weit sie darin ist, so weit ist sie eins mit Gott ;
er meint: so weit , wie man darein (ein -)geschlossen ist, wo die Seele Gottes Bild ist . So
weit der Mensch darin ist, so weit ist er göttlich ; so weit darin , so weit in Gott, nicht
eingeschlossen , nicht vereinigt, es ist vielmehr Eines.
Ein Meister sagt : Alle Gleichheit zielt auf eine Geburt. Er sagt weiterhin : Die Natur
findet niemals Gleiches, ohne daß es zurGeburt kommen müßte. Essagen unsere Meister : :
Das Feuer, so kraftvoll es auch sein möge, würde niemals in Brand setzen , wenn es nicht
342 auf eine Geburt hoffte. Wie dürr das Holz auch wäre, das man da hinein legen würde,
es würde niemals brennen ,wenn esnichtGleichheitmit ihm ( = mit dem Feuer) empfangen
könnte. Danach verlangt das Feuer, daß es in dem Holze geboren und daß es alles ein
einziges Feuer werde und daß es erhalten werde und bleibe. Erlöschte und verginge es, so
wäre es nicht mehr Feuer ; darum verlangt es danach , erhalten zu werden . Die Natur der
Seele würde niemals Gleiches < = Gottgleiches) (in sich ) tragen ,wäre es nicht so , daß sie
danach verlangte, daß Gott in ihr geboren werde ; niemals käme sie ( = die Seele ) in ihre
Natur, niemals würde sie danach verlangen , darein zu kommen , außer weil sie die Geburt
erwartet, und dies bewirkt Gott; und niemals würde es Gott bewirken , außer weil er will,
daß die Seele in ihn geboren werde. Das Wirken gehört Gott, das Verlangen der Seele zu .
Gott gehört das Werk und der Seele das Verlangen und das Vermögen , daß Gott in sie
geboren werde und sie in Gott. Gott bewirkt, daß die Seele ihm gleiche. Notwendig muß
es sein , daß sie erwarte , daß Gott in ihr geboren und daß sie in Gott erhalten werde und
daß sie nach einer Einigung (mit ihm ) verlange, auf daß sie in Gott erhalten werde. Gött
liche Natur gießt sich in das Licht der Seele , und sie wird darin erhalten . Hiermit zielt
343 Gott darauf, daß er in ihr geboren und ihr vereinigt und in ihr erhalten werde. Wie kann
das sein ? Wir sagen doch , Gott sei sein eigener Erhalter ? Wenn er die Seele da hinein
( = in seine göttliche Natur) zieht, so findet sie , daß Gott sein eigener Erhalter ist, und
dort bleibt sie , sonst bliebe sie niemals 3. Augustinus4 sagt: »Genau so, wie du liebst,
so bist du : liebst du Erde, so wirst du irdisch , liebst du Gott, so wirst du göttlich . Wenn
ich denn Gott liebe, werde ich dann Gott ? Das sage ich nicht, ich verweise euch (viel
mehr ) auf die Heilige Schrift. Gott hat durch den Propheten gesprochen : 'Ihr seid Götter
und seid Kinder des Höchsten'« (Ps. 81,6) . Und deshalb sage ich : Im Gleichen gibt Gott
die Geburt. Versöhe die Seele sich dessen nicht, sie würde niemals danach verlangen , da
hinein = in die göttliche Natur ) zu kommen . Sie will in ihm erhalten werden ; ihr Leben
steht bei ihm . Gott hat einen Halt, ein Bleiben in seinem Sein ; und deshalb geht es nicht
anders, als daß man abschäle und abscheide alles, was der Seele zugehört: ihr Leben , ihre)
344 Kräfte und ( ihre)Natur,das alles muß hinweg,und sie stehe in dem lautern Licht,wo siemit
Gott ein Bild ist; dort findet sie Gott. Es ist Gottes Eigentümlichkeit, daß nichts Fremdes
in ihn fällt, nichts Aufgetragenes , nichts Zugelegtes. Darum soll die Seele keinen fremden
Eindruck empfangen , nichts Aufgetragenes, nichts Zugelegtes5 . Das ist über das erste
( = d. h . über das ' et') .
‘Und nehmet wahr': ' ecce'. 'Ecce ': das Wörtlein hat in sich beschlossen alles, was zu
diesem Wort gehört,man kann ihm nichts hinzufügen ( = es flektieren ) .Wort, das istGott ;
i Sieh S . 341 Anm . 2. 2 Sieh S . 341 Anm . 3. 3 Sieh S. 343 Anm . 1.
4 Sieh S . 343 Anm . 2 . 5 Sieh S . 344 Anm . l. Sieh S . 344 Anm . 3 .

701
Predigt 44
Gott ist ein Wort ,Gottes Sohn ist ein Wort. Er < = Lukas) meint,daß unser ganzes Leben ,
unser ganzes Begehren völlig eingeschlossen und aufgehängt ( in ) und Gott zugeneigt sein 345
solle . Darum spricht Paulus : 'Ich bin , was ich bin , durch die Gnade Gottes' ( 1 Kor.
15 , 10 ) und spricht weiterhin : ' Ich lebe nicht, sondern Gott lebt ganz in mir ' (Gal. 2,20 ) .
Was mehr ?
'Homo erat'. Er sagt: 'Nehmet wahr : ein Mensch'. Das Wort 'homo' gebrauchen wir
von Frauen und von Männern , die Welschen ( = Romanen ) aber lassen es für die Frauen
wegen ihrer Schwachheit nicht zul. 'Homo' bedeutet sovielwie „ was vollkommen ist “ und
„ wem nichts mangelt“ . 'Homo', 'der Mensch ' bedeutet soviel wie „ der von Erde ist“ und
meint „ Demütigkeit“ 2. Die Erde ist das niederste Element und liegt in der Mitte und ist 346
völlig umfangen von dem Himmelund empfängt ganz des Himmels Einfluß. Alles, was der
Himmel wirkt und ausgießt , das wird mitten im Grunde der Erde empfangen 3. 'Homo'
besagt anderseits soviel wie „ Feuchtigkeit“ und bedeutet soviel wie „ der mit Gnade über
gossen ist“ und meint, daß der demütige Mensch sogleich das Einfließen der Gnade emp
fange. In diesem Einfließen der Gnade steigt sogleich das Licht der Vernunft hinauf; dort
(oben ) strahlt Gott in ein unverdeckbares Licht4.Wer so kräftig umfangen wäre in diesem
Licht, der wäre um soviel edler gegenüber einem andern Menschen wie ein lebender Mensch 347
gegenüber einem , der (nur) an die Wand gemalt wäre. Dieses Licht ist so kräftig , daß es
in sich nicht nur der Zeit und des Raumes beraubt ist; es beraubt vielmehr das, worauf
es sich gießt, der Zeit und des Raumes und aller dinglichen Bilder < = Vorstellungen ) und
alles dessen , was fremd ist . Ich habe schon öfters gesagt: Wäre weder Zeit noch Raum
noch sonst etwas, so wäre alles ein Sein . Wer so eins wäre und sich in den Grund der De
mütigkeit niederwürfe , der würde dort von Gnade übergossen .
Zum dritten : Jenes Licht der Gnade ) beraubt der Zeit und des Raumes. 'Ein Mensch
war (da )'. Wer gab ihm jenes Licht ? — Die Lauterkeit . Das Wort ' erat' 5 gehört ganz
eigentlich Gott zu . In lateinischer Sprache gibt es kein Wort, das Gott so zu eigen wäre wie
‘erat'. Darum kommt Johannes in seinem Evangelium dazu und sagt so oft ' erat','es war', 348
und meint (damit ) ein reines Sein . Alles fügt hinzu , jenes ( = erat) aber fügt nichts hinzu
als (nur) in einem Gedanken , jedoch nicht in einem hinzulegenden Gedanken, sondern in
einem wegnehmenden < = abstrahierenden ) Gedanken .Gutheit und Wahrheit fügen hinzu ,
zum wenigsten in einem Gedanken ; das reine Sein aber, dem nichts hinzugefügt ist, das
meint 'erat' 6. Zum andern : 'erat' meint eine Geburt, ein vollkommenes Werden . Ich bin 349
jetzt gekommen , ich war heute kommend ; wäre nun die Zeit darin , daß ich kam und ge
kommen bin , hinweg, so wäre das „ kommend “ und „ gekommen -bin “ in eins geschlossen
und wäre eins?. Wo sich das „ kommend“ und „ gekommen -ist “ in eins schließt, darin
werden wir geboren und wiedergeschaffen und wiedergebildet in das erste Bild . Ich habe
es auch schon öfters gesagt: Solange etwas von einem Ding in seinem Sein ist, solange wird
es nicht wiedergeschaffen ; es wird wohl übermalt oder erneuert wie ein Siegel, das alt ist; 350
das drückt man wieder ein und erneuert es. Ein heidnischer Meister sagt: Was ist , das
macht keine Zeit alt; da ist ein seliges Leben in einem Immerdar, in dem keine Krüm
mung ist,wo nichts verdeckt ist, wo ein reines Sein ist. Salomon spricht: 'Nichts ist unter
i Sieh S . 345 Anm . 3 . 2 Sieh S . 345 Anm . 4 . 3 Sieh S . 346 Anm . 1. 4 Sieh S . 346 Anm . 3 .
5 Sieh S . 347 Anm . 6 . Sieh S . 348 Anm . 3 . 7 Sieh S . 349 Anm . 1.

702
Postquam completi erant dies

der Sonne, was neu ist' ( Pred . 1, 10 ). Das wird selten seinem Sinne nach verstanden . Alles,
was unter der Sonne ist , das altert und nimmt ab ; dort aber ist nichts als ein Neusein .
Zeit verursacht zweierlei : Alter und Abnehmen . Was die Sonne bescheint, das ist in der
Zeit1. Alle Kreaturen sind nun und sind von Gott; dort aber, wo sie in Gott sind, da sind
sie dem , was sie hier sind , so ungleich wie die Sonne dem Mond und weit mehr. Darum
spricht er < = Lukas) : ‘erat in eo ', 'der Heilige Geist war in ihm ', wo das (reine) Sein und
351 ein (vollkommenes) Werden ist.
'Ein Mensch war'. Wo war er ? 'In Jerusalem '. 'Jerusalem ' bedeutet „ eine Schau des
Friedens“ ; kurz , es meint, daß der Mensch friedsam und recht gestellt sei. Vielleicht aber
bedeutet es (noch ) mehr. Paulus spricht : 'Ich wünsche euch den Frieden , der da alles
Begreifen übersteigt. Der behüte euer Herz und eure Vernunft ' ( Phil. 4 ,7 ) .
Bitten wir unsern Herrn darum , daß wir so 'ein Mensch ' seien und in diesen Frieden
versetzt werden , der er selber ist. Dazu helfe uns Gott. Amen .

1 Sieh S . 350 Anm . 1 .

703
PREDIGT 45 (S.360ff)
Beatus es, Simon Bar Iona , quia caro et sanguis etc. (Matth . 16 ,17) 300

Unser Herr spricht: 'Simon Petrus, selig bist du ; das hat dir nicht Fleisch noch Blut
geoffenbart , sondern mein Vater, der im Himmel ist !' (Matth. 16 ,17 ) 1.
SanktPetrus hat vier Namen : er heißt' Petrus' (Matth . 16,16, 18) und heißt‘ Bar Iona'
und heißt 'Simon ' und heißt 'Cephas ' ( Joh . 1,42) .
Nun spricht unser Herr: 'Selig bist du !' Alle Menschen begehren Seligkeit 3. Nun sagt
ein Meister: Alle Menschen begehren, gelobt zu werden . Nun sagt Augustinus4 : Ein guter 361
Mensch begehrt keines Lobes, er begehrt wohl, Lobes wert zu sein . Nun sagen unsere
Meister: Die Tugend ist in ihrem Grunde und in ihrem Eigensein so lauter und so ab
gezogen und abgeschieden von allen leiblichen Dingen , daß nichts in sie zu fallen vermag ,
das nicht die Tugend beflecke, und sie wird (so ) zu einer Untugend. Ein einziger Gedanke
nur oder irgend etwas von Eigennutz gesucht, und (schon ) ist es nicht (mehr) eine wahre
Tugend ; es wird vielmehr zu einer Untugend. So ist die Tugend von Natur5.
Nun sagt ein heidnischer Meister 6 : Wenn einer die Tugend um etwas anderen als um 362
der Tugend willen wirkt, dann ist das (noch ) nie eine <wahre ) Tugend geworden . Sucht
er Lob oder etwas anderes, so verkauft er die Tugend. Man soll eine naturhafte Tugend
nichtum alles,was auf Erden ist, hingeben . Darum begehrt ein guter Mensch keines Lobes;
er begehrt wohl, des Lobes wert zu sein . Einem Menschen soll nicht leid sein , daß man 163
mit ihm zürnt; ihm soll (vielmehr ) leid sein , daß er den Zorn verdient.
Nun spricht unser Herr : 'Selig bist du ! Seligkeit liegt in vier Dingen : daß man alles
habe, was Sein hat und lustvoll zu begehren ist und Genuß bringt, und daß man das völlig
ungeteiltmit ganzer Seele habe und in Gott genommen , im Lautersten und Höchsten , rein ,
unverdeckt im ersten Ausbruch und im Grunde des Seins und allzumal dort genommen,
wo (es) Gott selber nimmt: das ist Seligkeit?.
Nun spricht er < = Matthäus): ‘Petrus’, das heißt soviel wie „ der Gott schaut“ . Nun
fragen die Meister, ob der Kern des ewigen Lebens mehr in der Vernunft oder im Willen
liege. Der Wille hat zweierleiWerk : Begehren und Liebe. Der Vernunft Werk ist einfaltig ;
darum ist sie besser; ihr Werk ist das Erkennen , und sie ruht niemals , bis sie das, was sie 364
erkennt, unverhüllt berührt. Und auf solche Weise geht sie dem Willen voraus und macht
ihm bekannt,was er liebt. Solange man die Dinge begehrt, solange hat man sie nicht. Wenn
man sie hat, dann liebt man sie ; dann fällt das Begehren weg 8.
Wie soll der Mensch sein , der Gott schauen soll ? Er soll tot sein . Unser Herr spricht :
"Niemand kann mich sehen und leben ' ( 2 Mos. 33,20) .Nun sagt Sankt Gregorius: Der ist

i Sieh S . 360 Anm . 1. ? Sieh S. 360 Anm . 2. 3 Sieh S . 360 Anm . 3. Sieh S . 361 Anm . 2.
5 Sieh S . 361 Anm . 3 . 6 Sieh S . 362 Anm . l. 7 Sieh S . 363 Anm . 3 . 8 Sieh S . 364 Anm . l .

704
. Gen . Lib .
German
Harr
8 -13. 71
0077340 - 126
Addet var ,
Beatus es, Simon Bar Iona

365 tot, der für die Welt tot ist ?. Nun schaut selbst, wie ein Toter (daran ) sei und wie wenig
ihn alles das berührt, was in der Welt ist . Stirbt man dieser Welt , so stirbt man (des
halb ) nicht (auch ) für Gott. Sankt Augustinus2 betete mancherlei Gebet. Er sprach :
Herr, gib mir , daß ich dich und mich erkenne. » Herr , erbarme dich über mich und zeige
mir dein Antlitz und gib mir , daß ich sterbe, und gib mir, daß ich nicht sterbe, auf daß
366 ich dich ewig schaue« . Dies ist das erste : daß man tot sei, wenn man Gott schauen will.
Dies bedeutet der erste Name: 'Petrus'.
Ein Meister sagt : Wäre kein Mittel < = Zwischending ), so sähe man eine Ameise am
Himmel. Nun sagt ein anderer Meister: Wäre kein Mittel, so sähe man nichts. Sie haben
beide recht3. Die Farbe, die an der Wand ist, soll die in mein Auge getragen werden , dann
muß sie in der Luft und in dem Licht gesiebt und verfeinert und so vergeistigt in mein
Auge hineingetragen werden . So (auch ) muß die Seele , die Gott schauen soll, durchsiebt
367 werden in dem < göttlichen ) Licht und in der Gnade. Darum hat der Meister recht, der da
sagte : Wäre kein Mittel, so sähe man nichts. Der andere Meister hat auch recht, der da
sagte : Wäre kein Mittel, so sähe man die Ameise am Himmel. Wäre kein Mittel an der
Seele , so sähe sie Gott unverhüllt.
Der zweite Name 'Bar Iona', der besagt soviel wie „ ein Sohn der Gnade" , in der die
Seele geläutert wird und hinaufgetragen und bereitet zu göttlicher Anschauung .
Der dritte Name heißt 'Simon' ; das bedeutet soviel wie „ eins, das gehorsam ist“ ,
und „ eins, das unterwürfig ist “ 5. Wer Gott hören soll, der muß weit weg geschieden sein
von den Leuten. Darum sprichtDavid : 'Ich will schweigen und will hören , was Gott in mir
368 rede. Er spricht Frieden in sein Volk und über seine Heiligen und zu allen denen , die da
ihrem Herzen zugekehrt sind ' ( Ps. 84 ,9 ). Selig ist der Mensch , der da mit Eifer hört, was
Gott in ihm spreche, und er soll sich geradeswegs unter den Strahl des göttlichen Lichtes
beugen . Die Seele , die mit aller Kraft unter das Licht Gottes gekehrt ist, die wird ent
flammt und feurig in göttlicher Liebe. Göttliches Licht scheint geradeswegs von oben hin
369 ein . Wäre es so , daß die Sonne senkrecht auf unser Haupt schiene, dann könnte kaum
jemand leben. So (also ) sollte die oberste Kraft der Seele, die das Haupt ist, gleichmäßig
erhoben sein unter den Strahl göttlichen Lichtes,so daß das göttliche Licht hinein scheinen
könnte, von dem ich ( schon ) öfters gesprochen habe6 : das ist so lauter und so überragend
und so hoch, daß alle Lichter eine Finsternis und ein Nichts gegen dieses Licht sind. Alle
Kreaturen sind , so wie sie sind , ein Nichts ; wenn sie von dem Lichte überstrahlt werden ,
in dem sie ihr Sein empfangen , da sind sie ein Etwas.
370 Darum kann das naturhafte Erkennen niemals so edel sein , daß es Gott berühre oder
unmittelbar erfasse, wenn die Seele nicht diese sechs Stücke an sich hat, von denen ich
gesprochen habe: Das erste: daß man tot sei für alle Ungleichheit. Das zweite : daß man
recht geläutert sei in dem (göttlichen ) Licht und in der Gnade. Das dritte : daß man ohne
Mittel sei. Das vierte : daß man im Innersten aufGottes Wort horche.Das fünfte : daß man
sich unter das göttliche Licht beuge. Das sechste ist das, was ein heidnischer Meister sagt:
Das ist Seligkeit, daß man nach der obersten Kraft der Seele lebe; die soll beständig
emporstreben und in Gott ihre Seligkeit empfangen. Wo der Sohn selber empfängt, im
1 Sieh S . 365 Anm . 1. 2 Sieh S . 365 Anm . 3. 3 Sieh S . 366 Anm . 1.
4 Sieh S . 367 Anm . 2 . 5 Sieh S . 367 Anm . 3 . 6 Sieh S . 369 Anm . 1 .

45 Edhart, 9 2 705
Predigt 45

ersten Ausbruch, dort sollen auch wir in Gottes Höchstem empfangen ; dann (aber)müssen
auch wir unser Höchstes jenem gleichmäßig entgegenhalten ?
'Cephas', das heißt soviel wie „ ein Haupt“ . Vernunft ist das Haupt der Seele 2. Die- 371
jenigen , die die gröbste Aussagemachen, die sagen , daß die Liebe vorgehe; diejenigen aber,
die die treffendste Aussage machen , die sagen genauerhin – und das ist auch wahr — ,
daß der Kern des ewigen Lebens mehr im Erkennen als in der Liebe liege 3. Und wisset,
warum !Unsere besten Meister – und deren gibt es nicht viele — sagen , daß das Erkennen
und die Vernunft geradeswegs zu Gott hinaufgehen . Die Liebe aber wendet sich dem zu ,
was sie liebt; dem entnimmt sie , was gut ist. Das Erkennen aber erfaßt das, wodurch es
gut ist. Honig ist in sich selbst süßer als irgend etwas, das man daraus machen kann .
Die Liebe nimmtGott, wie er gut ist ; das Erkennen aber dringt hinauf und nimmtGott,
wie er Sein ist 4. Darum spricht Gott : 'Simon Petrus, selig bist du ! Gott gibt dem ge
rechten Menschen ein göttliches Sein und benennt ihn mit demselben Namen , der seinem 372
( eigenen ) Sein eigen ist. Darum spricht er danach : ‘Mein Vater, der im Himmel ist'.
Unter allen Namen ist keiner zutreffender als 'der da ist'. Denn, wenn einer etwas auf
weisen will und sagt : „ es ist“ , das würde wie eine Torheit erscheinen ; spräche er (aber ):
„ es ist ein Stück ) Holz oder ein Stein “ , so wüßte man , was er meint. Darum sagen wir :
völlig abgeschieden und abgezogen und abgeschält, so daß da nichts übrigbleibt als ein
einziges ‘ist’: das ist die Eigenheit seines Namens. Darum sprach Gott zu Moses: 'Sprich :
„ der da ist, der hat mich gesandt“ (2 Mos. 3, 14 ) 5. Darum nennt unser Herr die Seinen
mit seinem eigenen Namen . Unser Herr sprach zu seinen Jüngern : 'Die mir nachfolgen , 373
die werden an meinem Tische sitzen in meines Vaters Reich und meine Speise essen und
meinen Trank trinken , den mir mein Vater bereitet hat ; so auch habe ich ihn euch bereitet'
(Matth. 19,28/Luk . 20,29 ). Selig ist der Mensch , der dazu gekommen ist, daß er mit dem
Sohne aus demselben empfangen soll, aus dem der Sohn empfängt. Eben dort werden auch
wir unsere Seligkeit empfangen , und dort, worin seine Seligkeit liegt, worin er sein Sein
hat: in eben demselben Grunde werden alle seine Freunde ihre Seligkeit empfangen und
daraus schöpfen . Das ist der " Tisch in Gottes Reich '.
Daß wir zu diesem Tische kommen , dazu helfe unsGott. Amen .

i Sieh S . 370 Anm .5 . 2 Sieh S. 371 Anm . 1 . 3 Sieh S . 371 Anm . 2 .


4 Sieh S . 371 Anm . 3. 6 Sieh S. 372 Anm . 2.
706
PREDIGT 46 (S . 378 ff.)
378 Haec est vita aeterna (Ioh . 17 ,3).
Diese Worte stehen geschrieben im Heiligen Evangelium , und es spricht unser Herr
Jesus Christus: ' Das ist das ewige Leben , daß man dich allein erkenne als einen wahren
Gott und deinen Sohn , den du gesandt hast, Jesum Christum ' ( Joh . 17,3 ) .
Nun merkt auf! Niemand kann den Vater erkennen als sein einziger Sohn, denn der
sagt selber, daß 'niemand den Vater erkenne als sein Sohn und niemand den Sohn als sein
Vater' (Matth . 11,27 ). Und darum : Soll der Mensch Gott erkennen , worin seine Seligkeit
besteht, so muß er mit Christus ein einziger Sohn des Vaters sein ; und darum : Wollt ihr
selig sein , so müßt ihr ein Sohn sein , nicht viele Söhne, sondern ein Sohn . Ihr sollt wohl
379 unterschieden sein nach der leiblichen Geburt ; in der ewigen Geburt aber sollt ihr eins sein ,
denn in Gott ist nichts als ein naturhafter Ursprung; und darum ist da nur ein naturhafter
Ausfluß des Sohnes, nicht zwei, sondern einer. Und darum : Sollt ihr ein Sohn sein mit
Christus, so müßt ihr ein einziger Ausfluß mit dem ewigen Worte seina.
Wie soll der Mensch hierzu kommen , daß er ein einziger Sohn des Vaters sei ? Merkt
380 euch ! Das ewige Wort nahm nicht diesen noch jenen Menschen an , sondern es nahm eine
freie , ungeteilte menschliche Natur an , die da rein war, ohne Individualzüge; denn die
einfaltige Form der Menschheit ist ohne Individualzüge. Und darum ,weil bei der Annahme
die menschliche Natur von dem ewigen Wort einfaltig ohne Individualzüge angenommen
wurde, darum wurde das Bild des Vaters , das der ewige Sohn ist, (zugleich ) zum Bild
der menschlichen Natur3. Denn , so wahr es ist, daß Gott Mensch geworden ist, so wahr
381 ist es, daß der Mensch Gott geworden ist. Und so denn ist die menschliche Natur darin
überbildet, daß sie das göttliche Bild geworden ist ,welches das Bild des Vaters ist. So denn :
Sollt ihr ein Sohn sein , so müßt ihr abscheiden und abgehen von allem dem , was Unter
schiedenheit an euch verursacht. Denn der einzelne ) Mensch ist ein Akzidens zur (mensch
lichen ) Natur ; und darum geht ab von allem dem , was Akzidens an euch ist , und nehmt
euch nach der freien , ungeteilten menschlichen Natur. Und da denn dieselbe Natur, nach
382 der ihr euch nehmt, Sohn des ewigen Vaters geworden ist infolge der Annahme durch
das ewige Wort , so werdet ihr Sohn des ewigen Vaters mit Christus dadurch , daß ihr euch
nach derselben Natur nehmt, die dort < = in Christus ) Gott geworden ist. Darum hütet
euch, daß ihr euch danach nehmt, wie ihr dieser Mensch oder jener irgendwie seid ,
sondern nehmt euch nach der freien , ungeteilten menschlichen Natur. Darum : Wollt ihr
ein Sohn sein , so scheidet euch von allem Nicht, denn (das) Nicht stiftet Unterschieden
heit. Wie das ? Merkt euch ! Daß du nicht jener Mensch bist, dieses Nicht stiftet Unter
schiedenheit zwischen dir und jenem Menschen . Und also :Wollt ihr ohne Unterschiedenheit
i Sieh S . 378 Anm . 1. 2 Sieh S . 379 Anm . 1 . 3 Sieh S . 380 Anm . 1 .

707
Predigt 46
sein , so scheidet euch vom Nicht1. Denn eine Kraft ist in der Seele , die ist geschieden
vom Nicht, denn sie hat nichts gemein mit irgendwelchen Dingen ; denn nichts ist in
dieser Kraft als Gott allein : der leuchtet unverdeckt in diese Kraft ?
Seht, der Mensch , der so ein Sohn ist, der nimmt Bewegung und Wirkung und alles, 383
was er nimmt, — das alles nimmt er in seinem Eigenen . Denn , daß der Sohn des Vaters
nach der Ewigkeit Sohn ist , das ist er vom Vater her. Was er aber hat, das hat er in sich ,
denn er ist eins mit dem Vater nach dem Sein und nach der Natur. Darum hat er Sein
und Seinsweise ganz in sich, und so spricht er : 'Vater , wie ich und du eins sind , so will ich ,
daß sie eins seien ' ( Joh . 17, 11/21). Und so, wie der Sohn eins ist mit dem Vater nach Sein
und nach Natur, so bist du eins mit ihm nach Sein und nach Natur und hast es alles in
dir, wie es der Vater in sich hat; du hast es von Gott nicht zu Lehen , denn Gott ist dein
Eigen . Und folglich : Alles, was du nimmst, das nimmst du aus deinem Eigenen ; und welche
Werke du nicht in deinem Eigenen nimmst, die Werke sind alle tot vor Gott . Das sind die
Werke, zu denen du durch fremde Ursachen außerhalb deiner bewegt wirst, denn sie kom - 884
men nicht aus dem Leben : darum sind sie tot; denn (nur ) das Ding lebt, das Bewegung
aus seinem Eigenen nimmt.Und so denn :Wenn des Menschen Werke leben sollen , so müssen
sie aus seinem Eigenen genommen werden ,nicht von Fremdem noch von außerhalb seiner ,
sondern in ihm 3.
Nun merkt euch ! Liebt ihr die Gerechtigkeit danach , daß die Gerechtigkeit auf dir
oder an dir ist, so liebt ihr die Gerechtigkeit nicht danach , daß sie die Gerechtigkeit ist;
und so auch nehmtihr sie nichtnoch liebt ihr sie so, wie sie einfaltig ist, sondern ihr nehmt 385
sie als geteilt. Da denn Gott die Gerechtigkeit ist, so nehmt ihr ihn nicht und liebt ihn
nicht danach , wie er einfaltig ist. Und darum nehmt die Gerechtigkeit danach, wie sie
(die ) Gerechtigkeit ist, denn so nehmt ihr sie danach , wie sie Gott ist. Und so denn : Wo
die Gerechtigkeit wirkt, da wirkt ihr, denn ihr wirktdann allzeit Gerechtigkeit4. Ja , stände
die Hölle am Wege der Gerechtigkeit,ihr würdet die Gerechtigkeit wirken , und jene ( = die
Hölle ) wäre euch keine Pein , sie wäre euch eine Freude, denn ihr selber wäret die Gerech
tigkeit ; und darum müßt ihr Gerechtigkeit wirken 5. Denn so weit etwas sich in einer All- 386
gemeinheit emporträgt, so weit ist es mit der Einfaltigkeit dieser Allgemeinheit eins, und
um so einfaltiger ist es.
Zu dieser Einfaltigkeit der Wahrheit helfe uns Gott. Amen .

1 Sieh S. 382 Anm . 2 . 2 Sieh S . 382 Anm . 3. 3 Sieh S. 384 Anm . 1.


4 Sieh S . 385 Anm . 1. 5 Sieh S . 385 Anm . 2 .

708
PREDIGT 47 (S . 394ff.)

Spiritus domini replevit orbem terrarum etc. (Sap. 1,7 )


394
Der Geist des Herrn hat erfüllt den Umkreis der Erde' (Weish. 1,7) 1
Ein Meister sagt: Alle Kreaturen tragen ein Merkmal göttlicher Natur an sich ,
aus der sie sich so ergießen, daß sie nach göttlicher Natur wirken möchten , aus der sie
geflossen sind . Auf zweierlei Weise ergießen sich die Kreaturen . Die erste Weise der
395 Ergießung geschieht in ihrer Wurzel, wie die Wurzeln den Baum ergießen . Die zweite
Weise der Ergießung geschieht in einer verbindenden Weise. Seht, so (auch ) geschieht
die Ergießung göttlicher Natur in zweierlei Weisen . Die eine Ergießung ist die des Sohnes
aus dem Vater; die geschieht in Geburtsweise . Die zweite Ergießung geschieht in ver
bindender Weise im Heiligen Geist ; diese Ergießung geschieht aus der Liebe des Vaters
und des Sohnes: das ist der Heilige Geist, denn beide lieben sich in ihm 3. Seht, dies
396 bekunden alle Kreaturen , daß sie ausgeflossen und aus göttlicher Natur geflossen sind,
und davon tragen sie ein Merkmal an ihren Werken . Hierüber sagt ein griechischer
Meister“, daß Gott alle Kreaturen wie an einem Zaume halte, auf daß sie nach seinem
Gleichnis wirken. Darum wirkt die Natur allzeit auf das Allerhöchste hin , das sie zu
wirken vermag . Die Natur möchte nicht allein den Sohn hervorbringen , und könnte
sie , so wollte sie den Vater hervorbringen . Und darum : Würde die Natur zeitlos wirken ,
397 so hätte sie keine anfallenden Mängel 5. Darüber sagt ein griechischer Meister6 : Weil
die Natur in Zeit und Raum wirkt, deshalb sind Sohn und Vater verschieden . Ein
Meister ? sagt: Ein Zimmermann , der ein Haus fertigt, der hat es vorher in sich vorge
bildet; und wäre das Holz seinem Willen genügend gefügig , so wäre es ( = das Haus)
so schnell (vorhanden ), wie er es wollte , und entfiele die Materie , so wäre da kein anderer
Unterschied als der zwischen dem Gebären und dem augenblicks Geborenen . Seht, so
ist es in Gott nicht, denn in ihm ist keine Zeit und kein Raum ; darum sind sie < = Vater
und Sohn ) eins in Gott und gibt es (dort ) keinen Unterschied als (den zwischen ) Ergie
Bung und Ergossenheit.
398 'Der Geist des Herrn '. Warum heißt er 'Herr' ? — Darum , auf daß er uns erfülle .
Warum heißt er 'Geist' ? Darum , auf daß er uns mit sich vereine. „ Herrschaft “ erkennt
man an drei Dingen . Das eine ist (dies), daß er ( = der Herr ) reich ist. Reich ist das,
was alles besitzt ohne irgendwelchen Mangel. Ich bin ein Mensch und bin reich , dann
bin ich aber doch nicht (zugleich ) ein anderer < = zweiter ) Mensch . Wäre ich alle Men
schen , so wäre ich doch nicht zugleich ) ein Engel. Wäre ich aber Engel und Mensch ,
399 so wäre ich doch nicht alle Engel. Darum ist im eigentlichen Sinne nichts reich als Gott

1 Sieh S . 394 Anm . 1. 2 Sieh S . 394 Anm . 2. 3 Sieh S. 395 Anm . 1. Sieh S. 396 Anm . 2 .
5 Sieh S. 396 Anm . 3. 6 Sieh S . 397 Anm . 1. ? Sieh S. 397 Anm . 2.

709
Predigt 47

allein , der einfaltig alles in sich beschlossen hält. Darum kann er allzumal geben : dies
ist der zweite Punkt des Reichseins. Ein Meister1 sagt, daß Gott sich feilbiete allen
Kreaturen , eine jegliche erfasse nun , soviel sie wolle. Ich sage, daß Gott sich mir dar
bietet wie dem höchsten Engel, und wäre ich so bereit wie er, ich empfinge ebenso
wie er. Ich habe es auch öfters schon gesagt, daß Gott sich ewig so verhalten hat, recht 400
als wenn er darauf beflissen wäre, wie er der Seele wohlgefällig werde. Der dritte Punkt
des Reichseins ist der , daß man ohne Gegenerwartung ( = Erwartung einer Gegengabe )
gebe ; denn wenn einer irgend etwas um irgend etwas gibt, der ist nicht vollends reich .
Darum ist das Reichsein Gottes daran erwiesen , daß er alle seine Gaben umsonst gibt .
Daher spricht der Prophet : 'Ich sprach zu meinem Herrn : mein Gott bist du , denn
meines Gutes bedarfst du nicht (Ps. 15 ,2). Dieser allein ist ein 'Herr und ist 'Geist '.
Ich sage, daß er Geist ist : darin liegt unsere Seligkeit , daß er uns mit sich vereint. Das 401
Edelste , das Gott in allen Kreaturen bewirkt, das ist Sein. Mein Vater gibt mir wohl
meine Natur, er gibt mir aber nicht mein Sein ; das bewirkt rein nur Gott3. Deshalb
haben alle Dinge, die da sind , verständliche Lust an ihrem Sein . Seht daher, daß –
wie ich auch gelegentlich schon gesagt habe und nicht recht verstanden ward – Judas
in der Hölle nicht ein anderer sein möchte als im Himmelreich . Warum ? Sollte er näm
lich ein anderer werden , so müßte er in dem , was er im Sein ist, zunichte werden . Das
(aber ) kann nicht sein , denn das Sein verleugnet sich selbst nicht . Das Sein der Seele
ist empfänglich des Einflusses göttlichen Lichtes, nicht aber so lauter noch so klar, wie 402
es ( = das göttliche Licht) Gott zu geben vermag, sondern in einer Umhüllung. Man
sieht das Licht der Sonne wohl, wo sie sich auf einen Baum oder auf etwas anderes er
gießt; in ihr selbst aber kann man es nicht fassen . Seht, so ist es mit göttlichen Gaben : 403
sie müssen gemessen werden nach dem , der sie empfangen soll, und nicht nach dem ,
der sie gibt.
Ein Meister5 sagt : Gott ist ein Maß aller Dinge, und in dem Maße, in dem ein
Mensch mehr von Gott in sich hat als der andere, um soviel ist er weiser , edler und
besser als der andere . Mehr von Gott zu haben ist nichts anderes, als Gott mehr zu
gleichen ; je mehr von Gottes Gleichheit in uns ist, um so geistiger sind wir. Ein Meister6
sagt: Wo die niedersten Geister enden , da beginnen die obersten körperlichen Dinge. 404
Dies alles besagt: Weil Gott ein Geist ist , deshalb ist das Geringste, das Geist ist , edler
als das Oberste, das körperlich ist . Deshalb ist eine Seele edler als alle körperlichen
Dinge, so edel sie auch sein mögen. Die Seele ist wie auf einem Punkt zwischen Zeit 405
und Ewigkeit geschaffen, die sie beide berührt. Mit den obersten Kräften berührt sie
die Ewigkeit, mit den niedersten Kräften aber berührt sie die Zeit. Seht, so wirkt sie
in der Zeit nicht nach der Zeit , sondern nach der Ewigkeit. Dies hat sie gemein mit den
Engeln ? Ein Meister sagt: Der Geist ist ein Schlitten, der das Leben in alle Glieder
führt infolge der großen Einheit , die die Seele mit dem Leibe hat. Wiewohl der Geist 406
vernunftbegabt ist und er das Werk ganz verrichtet , das da im Leibe gewirkt wird , soll
man doch nicht sagen : Meine Seele erkennt oder tut dies oder das, sondern man soll
1 Sieh S . 399 Anm . 2 . 2 Sieh S . 400 Anm . 2. 3 Sieh S . 401 Anm . 1 und 2 .
4 Sieh S . 401 Anm . 3. 5 Sieh S . 403 Anm . 2. 6 Sieh S . 404 Anm . 1 ? Sieh S . 405 Anm . 1 .
8 Sieh S. 405 Anm . 2.

710
Spiritus domini replevit orbem terrarum

sagen : Ich tue oder erkenne dies oder das, wegen der großen Einheit, die sie mitein
ander haben ; denn sie beide < = Leib und Seele ) sind zusammen ein Mensch 1. Wenn
ein Stein das Feuer in sich aufnähme, der würde nach des Feuers Kraft wirken ; wenn
die Luft aber das Licht der Sonne in sich aufnimmt, so erscheint da kein Licht als die
Kerleuchtete ) Luft . Dies kommt von der Durchdringbarkeit, die sie für das Licht hat ;
407 gleichviel ist in einer Meile mehr Licht als in einer halben . Seht, ich wage wohl zu sagen ,
und es ist auch wahr: Infolge der großen Einheit, die die Seele mit dem Leibe hat, ist
die Seele in dem geringsten Gliede ebenso vollends wie in dem ganzen Leibe. Dazu sagt
408 Augustinus3 : Ist die Einheit so groß, die Leib und Seele miteinander haben , so ist die
Einheit viel größer, in der sich Geist mit Geist vereint. Seht, darum ist er 'Herr und
'Geist', auf daß er uns selig mache in der Vereinigung mit ihm .
Es ist eine Frage, und sie ist schwer zu beantworten , wie die Seele es aushalten
könne, ohne daß sie stirbt, wenn Gott sie in sich drückt4. Ich sage : Alles, was Gott ihr
gibt, das gibt er ihr in sich < = in Gott ) aus zweierlei Gründen : Der eine ist der, daß ,
wenn er ihr irgend etwas außerhalb seiner gäbe, sie das verschmähen würde. Der zweite
ist der, daß, weil er ihr in sich selbst < = in Gott) gibt, sie darum in dem Seinigen und
nicht in dem Ihrigen empfangen und ertragen kann ; denn das Seinige gehört ihr. Da er
sie aus dem Ihrigen herausgebracht hat,muß das Seinige das Ihrige sein , und das Ihrige
ist im eigentlichen Sinne das Seinige. So also vermag sie in der Einigung mit Gott aus
zuhalten . Dies ist 'der Geist des Herrn ', der da ' erfüllt hat den Umkreis der Erde'.
Warum nun die Seele ein 'Umkreis der Erde' heiße und wie die Seele sein soll, die
erwählt werden soll, das ist nicht dargelegt worden ; soviel aber merkt euch darüber :
Wie er 'Herr' und 'Geist ist, so sollen wir eine geistige 'Erde sein und ein 'Umkreis',
der da erfüllt werden soll mit diesem Geiste, der da ist 'Herr' und 'Geist'. Amen .

1 Sieh S. 406 Anm . 1. ? Sieh S . 406 Anm . 2. 3 Sieh S . 407 Anm . 2. Sieh S .408 Anm . 2.
711
PREDIGT 48 (S. 413ff.)
Ein Meister sagt: Alle gleichen Dinge lieben sich gegenseitig und vereinigen sich 413
miteinander, und alle ungleichen Dinge fliehen sich und hassen einander . Nun sagt
ein Meister ,nichts sei einander so ungleich wie Himmel und Erde. Das Erdreich hat es in 414
seiner Natur empfunden , daß es dem Himmel fern und ungleich ist. Darum ist es vor dem
Himmel geflohen bis an die unterste Stätte, und darum ist das Erdreich unbeweglich,
damit es dem Himmel nicht nahe. Der Himmel aber hat es in seiner Natur wahrgenom
men, daß das Erdreich ihn geflohen und die unterste Stätte bezogen hat. Darum ergießt
er sich ganz und gar in befruchtender Weise in das Erdreich, und die Meister3 halten
dafür, daß der breite, weite Himmel nicht die Breite einer Nadelspitze zurückbehalte,
sich vielmehr rückhaltlos in befruchtender Weise in das Erdreich gebäre. Darum heißt
das Erdreich die fruchtbarste Kreatur unter allen zeitgebundenen Dingen .
Ebenso sage ich von dem Menschen , der sich selbst zunichte gemacht hat in sich 415
selbst, in Gott und in allen Kreaturen : Dieser Mensch hat die unterste Stätte bezogen ,
und in diesen Menschen muß sich Gott ganz und gar ergießen , oder – er ist nicht Gott.
Ich sage bei guter und bei der ewigen und immerwährenden Wahrheit, daß Gott sich
in einen jeglichen Menschen , der sich bis auf den Grund gelassen hat, seinem ganzen
Vermögen nach völlig ergießen muß, so ganz und gar, daß er in seinem ganzen Leben
und in seinem ganzen Sein und in seiner Natur und auch in seiner ganzen Gottheit nichts
zurückbehält, das er nicht alles in befruchtender Weise ergießen muß in den Menschen,
der sich Gott gelassen und die unterste Stätte bezogen hat.
Als ich heute hierher ging , da sann ich darüber nach , wie ich euch so verständlich 416
predigen könnte, daß ihr mich gut verstündet. Da erdachte ich ein Gleichnis; könntet
ihr das recht verstehen , so verstündet ihr den von mir gemeinten Sinn und den Grund
meines ganzen Anliegens, über den ich seit je gepredigt habe4. Das Gleichnis aber hatte
es mit meinem Auge und mit dem Holze zu tun : Wird mein Auge aufgeschlagen , so ist
es ein Auge; ist es zu, so ist es dasselbe Auge. Durch das Sehen hinwiederum geht auch
dem Holze weder etwas zu noch ab . Nun versteht mich recht genau ! Geschieht es aber
nun , daß mein Auge eins und einfaltig in sich selbst ist und (nun ) aufgeschlagen und
im Anschauen auf das Holz gerichtet wird , so bleibt ein jedes, was es ist, und doch wer
den beide im Vollzug des Anschauens so eins, daß man wahrhaft sagen kann : Auge
Holz , und das Holz ist mein Auge. Wäre nun noch das Holz unstofflich und rein geistig
wie das Sehen meines Auges, so könnte man tatsächlich sagen , daß im Vollzuge meines
Sehens das Holz und mein Auge in einem Sein ständen . Trifft dies (nun schon ) bei 417
körperlichen Dingen zu , um wieviel mehr gilt es bei geistigen Dingen ! Ihr müßt (zudem )

i Sieh S . 413 Anm . 1. 2 Sieh S . 414 Anm . 1. 3 Sieh S .414 Anm . 2 .


• Sieh S . 416 Anm . 1,2 . 5 Sieh S . 416 Anm . 3.
712
Ein Meister sagt: Alle gleichen Dinge lieben sich gegenseitig .
wissen , daß mein Auge viel mehr Gemeinsamkeit hat mit dem Auge eines Schafes, das
jenseits des Meeres ist und das ich nie gesehen habe, als mein Auge Gemeinsamkeit habe
mit meinen Ohren , mit denen es doch in Seinseinheit steht; und das kommt daher, weil
des Schafes Auge die gleiche Betätigung ausübt wie mein Auge auch ; und deshalb schreibe
ich ihnen (beiden ) mehr Gemeinsamkeit (eben ) im Wirken zu als meinen Augen und
meinen Ohren , denn die sind in ihren Betätigungen gesondert 1.
418 Ich habe zuweilen von einem Lichte gesprochen , das in der Seele ist, das ist unge
schaffen und unerschaffbar. Dieses nämliche Licht pflege ich immer in meinen Predigten
zu berühren , und dieses selbe Licht nimmt Gott unmittelbar und unbedeckt und ent
blößt auf, so wie er in sich selbst ist; und zwar ist das ein Aufnehmen im Vollzuge der
Eingebärung. Da kann ich ( wiederum ) wahrheitsgemäß sagen , daß dieses Licht mehr
Einheit mit Gott hat, als es Einheit hat mit irgendeiner Seelen ->Kraft ,mit der es doch
in Seinseinheit steht. Denn ihr müßt wissen , daß dieses Licht im Sein meiner Seele nicht
edler ist als die niederste oder die allergrobsinnlichste Kraft, wie Gehör oder Gesicht
oder eine andere Kraft, die Hunger oder Durst , Frost oder Hitze befallen kann ; und das
liegt darin begründet, daß das Sein einheitlich ist. Sofern man daher die Seelen ->Kräfte
im Sein nimmt, so sind sie alle eins und gleich edel; nimmtman die Kräfte aber in ihrem
Wirken , so ist eine viel edler und höher als die andere .
419 Darum sage ich : Wenn sich der Mensch abkehrt von sich selbst und von allen ge
schaffenen Dingen , — so weit du das tust, so weit wirst du geeint und beseligt in dem
420 Fünklein 3 in der Seele, das weder Zeit noch Raum je berührte. Dieser Funke widersagt
allen Kreaturen und will nichts als Gott unverhüllt , wie er in sich selbst ist. Ihm genügt's
weder am Vater noch am Sohne noch am Heiligen Geist noch an den drei Personen (zu
sammen ), sofern eine jede in ihrer Eigenheit besteht. Ich sage fürwahr, daß es diesem
Lichte auch nicht genügt an der Einheitlichkeit des fruchtträchtigen Schoßes göttlicher
Natur. Ja , ich will noch mehr sagen , was noch erstaunlicher klingt : Ich sage bei guter
Wahrheit und bei der ewigen Wahrheit und bei der immerwährenden Wahrheit, daß es
diesem nämlichen Lichte nicht genügt an dem einfaltigen , stillstehenden göttlichen Sein ,
das weder gibt noch nimmt: es will (vielmehr) wissen , woher dieses Sein kommt; es will
in den einfaltigen Grund , in die stille Wüste, in die nie Unterschiedenheit hineinlugte,
weder Vater noch Sohn noch Heiliger Geist; in dem Innersten , wo niemand daheim ist,
421 dort (erst ) genügt es jenem Licht, und darin ist es innerlicher, als es in sich selbst ist ;
denn dieser Grund ist eine einfaltige Stille , die in sich selbst unbeweglich ist ; von dieser
Unbeweglichkeit aber werden alle Dinge bewegt und werden alle diejenigen Leben ( =
Plural von das Leben ) empfangen , die vernunfterhellt in sich selbst leben 4.
Daß (auch ) wir in diesem Sinne vernunfterhellt leben , dazu helfe uns die immer
währende Wahrheit, von der ich gesprochen habe. Amen .

1 Sieh S . 417 Anm . 2. 2 Sieh S . 418 Anm . 1. 8 Sieh S. 419 Anm . 2. Sieh S. 421 Anm . 1 .
713
PREDIGT 49 ( S. 427ff.)

Beatus venter, qui te portavit , et ubera , quae suxisti (Luc. 11,27f. ). 427

M an liest heute im Evangelium , daß 'eine Frau, ein Weib , zu unserem Herrn
sprach : „ Selig ist der Leib , der dich trug, und selig sind die Brüste, die du gesogen hast “ .
Da sprach unser Herr : „ Du sagst recht. Selig ist der Leib , der mich trug, und selig sind
die Brüste , die ich gesogen habe. Aber noch seliger ist der Mensch , der mein Wort hört
und es behält“ (Luk . 11,27f.) 1.
Nun merkt mit Fleiß auf dies Wort, daß Christus sprach : 'Seliger ist der Mensch , 428
der mein Wort hört und es behält, als der Leib , der mich trug, und die Brüste , die ich
gesogen habe'. Hätte ich dies gesagt und wäre es mein eigenes Wort , daß der Mensch
seliger wäre, der das Wort Gottes hört und es behält , als Maria durch die Geburt ist,
durch die sie die leibliche Mutter Christi ist, – ich wiederhole : hätte ich dies gesagt,
die Leute würde es verwundern . Nun (aber ) hat es Christus selbst gesagt. Darum muß
man es ihm als der Wahrheit glauben , denn Christus ist die Wahrheita.
Nun merkt auf das, was der hört, der das Wort Gottes hört'. Er hört Christus als
geboren von dem Vater in voller Gleichheit mit dem Vater unter Annahme unserer
Menschheit, (beides) vereint in seiner Person als wahrer Gott und wahrer Mensch als 429
ein Christus: das ist das Wort , das der vollends hört , der das Wort Gottes hört und es
bewahrt in ganzer Vollkommenheit .
Sankt Gregorius3 schreibt uns von vier Stücken , die der Mensch an sich haben soll,
der 'das Wort Gottes hört und behalten soll. Das erste ist dies, daß er sich selbst abge
tötet haben soll an aller fleischlichen Regung und daß er auch alle vergänglichen Dinge
in sich getötet haben und auch selbst tot sein soll für alles , was vergänglich ist . Das
zweite ist dies, daß er gänzlich und allzumal mit Erkenntnis und mit Liebe und mit
wahrer , ganzer Innigkeit zu Gott emporgehoben sei. Das dritte Stück ist dies, daß er 450
niemandem etwas antue, von dem es ihm leid wäre, wenn man es ihm (selbst) antäte.
Das vierte Stück ist dies, daß er freigebig sei an materiellen Dingen und an geistigem
Gut, daß er dies alles freigebig hingebe. Mancher Mensch scheint zu geben und gibt doch
in Wahrheit nicht. Das sind die Leute, die ihre Gabe denen geben , bei denen von dem
Gut, das sie geben , mehr vorhanden ist, als sie selbst davon besitzen , wo man vielleicht
gar nicht danach begehrt oder wo man ihnen für ihre Gabe mit etwas dienen oder man
ihnen etwas wiedergeben soll oder wo sie geehrt werden wollen . Dieser Leute Gabe mag
eigentlicher ein Heischen als ein Geben heißen , denn sie geben in Wahrheit nicht. Unser
Herr Jesus Christus blieb bei allen seinen Gaben , die er uns freigiebig gegeben hat, ledig
und arm : in allen seinen Gaben suchte er nichts für sich , sondern er begehrte nur das

1 Sieh S . 427 Anm . 1. 2 Sieh S. 428 Anm . 1,2. 3 Sieh S. 429 Anm . 2 .
714
Beatus venter, qui te portavit

Lob und die Ehre des Vaters und unsere Seligkeit und litt und gab sich selbst aus rechter
431 Liebe in den Tod . Ein Mensch , der nun aus Liebe zu Gott geben will, der soll materielles
Gut rein nur um Gottes willen geben, so daß er es nicht abgesehen habe auf Dienst oder
Wiedergabe oder vergängliche Ehre und für sich nichts suche als vielmehr nur Gottes
Lob und Ehre und die Hilfe um Gottes willen für seinen Nächsten , dem etwas an seinem
Lebensbedarfmangelt. So auch soll er geistiges Gut geben , wo er erkennt, daß sein Mit
christ es gern empfängt, um sein Leben damit um Gottes willen zu bessern , und er soll
weder Dank noch Lohn von dem Menschen begehren noch irgendeinen Vorteil und soll
auch keinen Lohn von Gott begehren um des Dienstes willen , sondern nur danach (be
gehren ), daß Gott gelobt werde. So soll er in der Gabe ledig dastehen, wie Christus ledig
und arm dastand in allen seinen Gaben , die er uns gegeben hat. Wer so gibt, das heißt
wirklich gegeben. Wer diese vier Stücke an sich hat, der kann in Wahrheit darauf ver
trauen, daß er das Wort Gottes hört und auch bewahrt habe.
432 Die ganze heilige Christenheit entbietet Unserer Frau große Ehre und Würde dafür,
daß sie die leibliche Mutter Christi ist, und das ist geziemend. Die heilige Christenheit
bittet sie um Gnade, und die vermag sie zu vermitteln , und (auch ) das ist geziemend .
Und wenn die heilige Christenheit ihr so große Ehre bietet, wie es wohl geziemend ist ,
so kann die heilige Christenheit gleichviel dem Menschen noch viel mehr Lob und Ehre
erbieten , der das Wort Gottes gehört und es behalten hat; denn ein solcher Mensch ist
noch seliger als es Unsere Frau dadurch ist, daß sie die leibliche Mutter Christi ist, wie
Christus (es ) selbst gesagt hat. Solche Ehre und unzählig mehr empfängt der Mensch ,
der das Wort Gottes hört und es behält . Diese Vorrede habe ich euch zu dem Zweck
vorgetragen , daß ihr mittlerweile gesammelt würdet. Vergebt es mir, daß ich euch auf
diese Weise damit aufgehalten habe. Nun will ich predigen .
Drei Stücke entnehmen wir dem Evangelium ; über die will ich euch predigen . Das
433 erste ist dies : 'Wer das Wort Gottes hört und das behält,der ist selig ' (Luk . 11,28 ). Das
zweite ist dies : 'Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und darin verdirbt, so
bleibt es allein . Fällt es aber in die Erde und verdirbt darin , so bringt es hundertfältige
Frucht ( Joh . 12,24f.). Das dritte ( ist dies) , daß Christus sprach : 'Niemand unter den
Söhnen , die aus eines Weibes Leibe erstanden sind , ist größer als Johannes Baptista '
(Matth . 11,11). Nun lasse ich die beiden letzten (weg ) und rede über das erste Stück 1.
Und Christus sprach : "Wer das Wort Gottes hört und es behält, der ist selig'. Nun
achtet mit Fleiß auf diesen Sinn ! Der (göttliche ) Vater selbst hört nichts als dieses näm
liche Wort, er erkennt nichts als dieses selbe Wort, er spricht nichts als dieses selbe Wort,
434 er gebiert nichts als dieses selbe Wort. In diesem Wort hört der Vater und erkennt der
Vater und gebiert der Vater sich selbst und auch dieses selbe Wort und alle Dinge und
seine Gottheit ganz bis auf den Grund , sich selbst nach der Natur und dieses Wort mit
derselben Natur in einer andern Person ?. Wohlan , so achtet auf die Weise seines Spre
435 chens! Der Vater spricht erkennend in Fruchtbarkeit seine eigene Natur ganz in seinem
ewigen Worte (aus) . Nicht willentlich spricht er das Wort als einen Akt des Willens,
wie wenn etwas aus der Macht ( = dem Antrieb ) des Willens gesprochen oder getan
wird und man es in eben dieser Macht auch unterlassen kann, wenn man will. So steht
i Sieh S . 433 Anm . 1. 2 Sieh S . 434 Anm . 1. 3 Sieh S . 434 Anm . 2 .

715
Predigt 49

es nicht mit dem Vater und seinem ewigen Wort ; sondern , ob er wolle oder nicht wolle ,
er muß dieses Wort sprechen und ohne Unterlaß gebären ; denn es ist mit dem Vater
auf naturhafte Weise wie eine Wurzel (der Trinität) in der ganzen Natur des Vaters ,
so wie 's der Vater selbst ist. Seht, darum spricht der Vater dieses Wort willig , aber nicht
willentlich < = aus Willensantrieb ), und naturgemäß, aber nicht naturhaft < = aus seiner
Natur heraus). In diesem Wort spricht der Vater meinen Geist und deinen Geist und
eines jeglichen Menschen Geist demselben Worte gleich . In diesem selben Sprechen bist
du und ich ein natürlicher Sohn Gottes wie dasselbe Wort. Denn , wie ich vorhin sagte :
Der Vater erkennt nichts als dieses selbe Wort und sich selbst und die ganze göttliche
Natur und alle Dinge in diesem selben Worte, und alles, was er darin erkennt, das ist
dem Worte gleich und ist naturhaft dasselbe Wort in der Wahrheit. Wenn dir der Vater
diese Erkenntnis gibt und offenbart, so gibt er dir sein Leben und sein Sein und seine
Gottheit wahrhaft in der Wahrheit ganz und gar. Der Vater in diesem ( = irdischen )
Leben , der leibliche Vater, der teilt seinem Kinde seine Natur mit, gibt ihm aber nicht
sein eigenes Leben noch sein eigenes Sein , denn das Kind hat ein anderes Leben und
ein anderes Sein , als es der Vater hat. Dies machtman an folgendem deutlich : Der Vater
kann sterben , das Kind aber leben ; oder das Kind kann sterben und der Vater leben. 436
Hätten sie beide ein Leben und ein Sein , so müßte es notwendig so sein , daß sie beide
miteinander sterben oder leben müßten , denn ihr beider Leben und Sein wäre ( dann )
eins. So aber ist es nicht. Und daher ist jedes von ihnen dem andern fremd, und sie sind
im Leben und im Sein voneinander getrennt. Nehme ich Feuer von einer Stelle und
lege es an eine andere, so ist es als Feuer zwar geteilt , wenn es gleich Feuer ist : dieses
kann brennen und jenes kann erlöschen , oder dieses kann erlöschen und jenes kann
brennen ; und darum ist es weder eins noch ewig ?. Aber, wie ich vorhin gesagt habe:
Der Vater vom Himmel, der gibt dir sein ewiges Wort, und in demselben Wort gibt er dir
sein eigenes Leben und sein eigenes Sein und seine Gottheit; denn der Vater und das
Wort sind zwei Personen und ein Leben und ein Sein , ungeteilt. Wenn dich der Vater
in dieses selbe Licht hineinnimmt, auf daß du dieses Licht in diesem Lichte erkennend 437
anschaust nach derselben Eigenart, wie er sich und alle Dinge in seiner väterlichen Macht
in diesem Worte < = in dem Lichte ) erkennt, (wie er erkennt ) dasselbe Wort nach Ver
nunft und Wahrheit ( = secundum rationem et veritatem ),wie ich gesagt habe, so gibt er
dir die Macht,mit ihm selbst dich selbst und alle Dinge zu gebären , u. zw . ( gibt er dir )
seine eigene Kraft , ganz wie demselben Worte. So denn gebierst du mit dem Vater ohne
Unterlaß in des Vaters Kraft dich selbst und alle Dinge in einem gegenwärtigen Nun ? In 438
diesem Lichte , wie ich gesagt habe, erkennt der Vater keinen Unterschied zwischen dir und
ihm und nicht mehr oder weniger Vorteil als zwischen sich und demselben Worte . Denn
der Vater und du selbst und alle Dinge und dasselbe Wort sind eins in dem Lichte .
Nun wende ich mich dem zweiten Thema zu, daß unser Herr sprach : 'Wenn das
Weizenkorn nicht in die Erde fällt und darin verdirbt, so bleibt es allein und bringt
keine Frucht. Fällt es aber in die Erde und verdirbt darin , so bringt es hundertfältige
Frucht'. „ Hundertfältig “ das ist im geistigen Verstande soviel gesagt wie zahllose Frucht.
Was aber ist das Weizenkorn , das da in die Erde fällt , und was ist die Erde, in die es
i Sieh S. 436 Anm . 1. 2 Sieh S. 437 Anm . 1.
716
Beatus venter , qui te portavit

fallen soll ? Wie ich es jetzt darlegen will, ist dieses Weizenkorn der Geist, den man eine
439 menschliche Seele nennt oder heißt, und die Erde, worein es fallen soll, das ist die hoch
gelobte Menschheit Jesu Christi; denn das ist der edelste Acker, der aus Erde je geschaffen
ward oder bereitet zu irgendwelcher Fruchtbarkeit. Diesen Acker hat der Vater selbst
und dieses selbe Wort und der Heilige Geist bereitet. Nun denn : Welches war die Frucht
dieses kostbaren Ackers der Menschheit Jesu Christi ? Das war seine edle Seele (u . zw . )
von dem Zeitpunkte an , da es geschah , daß durch den Willen Gottes und durch die
Kraft des Heiligen Geistes die edle Menschheit und der edle Leib zu menschlichem Heile
in Unserer Frauen Leib gebildet und die edle Seele geschaffen ward , so daß Leib und
Seele in einem Augenblick mit dem ewigen Worte vereinigt wurden . So schnell und so
wahrhaft geschah diese Vereinigung : sobald Leib und Seele innewurden , daß er =
440 Christus ) da war, im selben Zeitpunkt verstand er sich als vereinigte menschliche und
göttliche Natur, als wahren Gott und wahren Menschen , als einen Christus, (der ) Gott ist.
Nun achtet auf die Weise seiner Fruchtbarkeit ! Seine edle Seele heiße ich nun für
diesmal ein Weizenkorn , das in der Erde seiner edlen Menschheit verdarb im Leiden
und im Tun , in Betrübnis und im Sterben , wie er selbst, Christus, als er leiden sollte,
diese Worte sprach : 'Meine Seele ist betrübt bis in den Tod ' (Matth . 26 ,38, Mark . 14,34 ) .
Da meinte er nicht seine edle Seele nach der Weise, wie sie erkennend das höchste Gut
anschaut, mit dem er in der Person vereint und das er) nach dieser Vereinigung und
nach der Person selbst ist : das schaute er selbst in seinem allerhöchsten Leiden in seiner
obersten Kraft ununterbrochen an , gleich nahe und ganz so , wie er es jetzt tut; da hin
ein konnte keine Betrübnis noch Pein noch Tod fallen . Das ist wahrhaftig so ; denn, als
der Leib qualvoll am Kreuze starb , da lebte sein edler Geist in solcher Gegenwart ( der
Anschauung des höchsten Gutes ). Im Hinblick auf den Bereich aber, in dem der edle
441 Geist als Verstandeskraft mit den Sinnen und mit dem Leben des heiligen Leibes ver
einigt war, insoweit nannte unser Herr seinen geschaffenen Geist eine Seele , insoweit sie
eben dem Leibe Leben gab und mit den Sinnen und mit der Verstandeskraft vereinigt
war. Nach dieser Weise und insoweit war seine Seele 'betrübt bis in den Tod' mit dem
Leibe, denn der Leib mußte sterben 3.
442 So sage ich denn nun von diesem Verderben , daß das Weizenkorn , seine edle Seele ,
im Leibe auf zweierlei Weise verdarb. Auf eine Weise so , wie ich vorhin sagte, daß die
edle Seele ein erkennendes Anschauen der ganzen göttlichen Natur (zusammen ) mit dem
ewigen Worte hatte. Vom ersten Zeitpunkte an , da er = der leib -seelische Christus)
erschaffen und (mit dem ewigen Wort bzw . seiner göttlichen Natur) vereinigt wurde,
verdarb sie ( = die Seele Christi) so in der Erde, d . h . in dem Leibe, daß sie in dieser
Weise (ihres Verderbens) mit ihm ( d . h . mit seinem Leibe ) nicht mehr zu schaffen hatte,
als daß sie mit ihm vereinigt war und mit ihm ) lebte . Ihr Leben aber war (zwar) mit
dem Leibe (aber) über dem Leibe in Gott, unvermittelt ohne jedes Hindernis. Auf solche
Weise verdarb sie in der Erde, in dem Leibe, so, daß sie mit ihm nicht mehr zu tun hatte ,
als daß sie mit ihm vereinigt war .
443 Die andere Weise ihres ( = der Seele Christi) Verderbens in der Erde, im Leibe,
das war, wie ich vorhin gesagt habe , als sie dem Leibe das Leben gab und mit den Sinnen
i Sieh S . 439 Anm . 1. 2 Sieh S. 440 Anm . 2. 3 Sieh S. 441 Anm . 1. Sieh S. 442 Anm . 1 .
717
Predigt 49
vereint ( = verbunden ) war: da war sie zusammen mit dem Leibe voll Mühe und Pein
und Kümmernis und Betrübnis 'bis in den Tod', so daß sie mit dem Leibe noch der Leib
mit ihr — nach Aussage dieser Weise -- nie Rast noch Ruhe noch Befriedigung ohne
Vergänglichkeit gewann , solange der Leib sterblich war. Und dies ist die andere Weise :
daß das Weizenkorn , die edle Seele (Christi ) , nach dieser Weise an Ruhe und an Rast
verdarb .
Nun richtet euer Augenmerk auf die hundertfältige und unzählige Frucht dieses
Weizenkorns ! Die erste Frucht ist die , daß er Lob und Ehre dem Vater und der ganzen
göttlichen Natur dadurch gegeben hat, daß er sich mit seinen obersten Kräften nie auch
nur einen Augenblick oder einen Punkt (von der Anschauung des höchsten Gutes) um
alles dessentwegen abwandte , was das Verstandesvermögen auszurichten noch um alles
dessentwegen , was der Leib zu erleiden hatte : allzeit blieb er trotzdem die Gottheit an
schauend mit ununterbrochenem wiedereingeborenem Lobpreis für die väterliche Herr
schaft '. Das ist die eine Weise seiner Fruchtbarkeit des Weizenkorns aus der Erde seiner
edlen Menschheit. Die andere Weise ist dies: Das ganze fruchtbare Leiden seiner heiligen
Menschheit, was er gelitten hatte in diesem Leben an Hunger, an Durst , an Kälte , an
Hitze, an Sturm , an Regen , an Hagel, an Schnee, an allerlei Pein und dazu den bittern 444
Tod , das opferte er allzumal dem himmlischen Vater zur Ehre ; das ist für ihn selbst
ein Lob und eine Fruchtbarkeit für alle die Geschöpfe , die ihm nachfolgen wollen im
Leben aus seiner Gnade und aus aller ihrer Kraft . Seht, das ist die andere Fruchtbarkeit
seiner heiligen Menschheit und des Weizenkorns seiner edlen Seele , die darin fruchtbar
geworden ist zum Lobe seiner selbst und zur Beseligung der menschlichen Natur2.
Nun habt ihr gehört , wie unseres Herren Jesu Christi edle Seele fruchtbar geworden
ist in seiner heiligen Menschheit. Nun sollt ihr weiterhin euer Augenmerk darauf richten ,
wie auch der Mensch dazu kommen soll. Dieser Mensch, der seine Seele , das Weizenkorn ,
in den Acker der Menschheit Jesu Christi werfen will, daß sie darin verderbe und frucht
bar werde, dessen Weise des Verderbens muß auch zweierlei sein . Die eine Weise muß 445
leiblich , die andere geistig sein . Die leibliche soll man so verstehen : Was immer er leidet
an Hunger, an Durst, an Kälte, an Hitze und daß man ihn verachte und viel unver
dientes Leiden , in welcher Weise es Gott auch verhänge, das soll er willig und froh auf
nehmen , recht als wenn Gott ihn zu nichts geschaffen habe als zum Leiden und zu Küm
mernis und zu Mühsal, und er soll darin für sich nichts suchen noch begehren im Himmel
noch auf der Erde, und sein ganzes Leiden soll ihn so klein dünken wie ein Tropfen
Wassers gegenüber dem wilden Meer. So gering sollst du dein ganzes Leiden schätzen
gegenüber dem großen Leiden Jesu Christi. Auf solche Weise wird das Weizenkorn , deine
Seele , fruchtbar im edlen Acker der Menschheit Jesu Christi, und es verdirbt so darin ,
daß es sich selbst gänzlich hingibt. Das ist die eine Weise der Fruchtbarkeit des Weizen
korns, das da in den Acker und in die Erde der Menschheit Jesu Christi gefallen ist .
Nun richtet euer Augenmerk auf die zweite Weise der Fruchtbarkeit des Geistes,
des Weizenkorns! Die besteht in folgendem : Der ganze geistige Hunger und die Bitter- 446
keit , in die Gott ihn fallen läßt, das alles soll er geduldig leiden ; selbst, wenn er alles
das tut, was er innerlich und äußerlich (zu tun ) vermag, so soll er nichts (dafür ) begeh
i Sieh S . 443 Anm . 2. 3 Sieh S . 444 Anm . 1.
718
Beatus venter, qui te portavit

ren . Und wollte ihn Gott zunichte werden lassen oder in die Hölle werfen , so soll er weder
wollen noch begehren , daß Gott ihn in seinem Sein erhalte oder daß er ihn vor der Hölle
behüte, sondern er soll Gott mit sich machen lassen , was er will oder als ob du gar nicht
existiertest: solche Gewalt soll Gott haben über alles, was du bist, wie über seine eigene
ungeschaffene Naturl. Und noch ein weiteres sollst du haben . Das besteht in folgendem :
Wenn dich Gott aus innerer Armut herausnähme und dich mit Reichtum innerlich und
mit Gnaden begabte und dich mit sich selbst in so hohem Maße vereinigte , wie deine
Seele es zu erfahren vermag, daß du dich dieses Reichtums dann so ledig hieltest und
447 Gott allein die Ehre gäbest, wie sich deine Seele ledig hielt , als sie Gott aus nichts zu etwas
schuf . Dies ist die zweite Weise der Fruchtbarkeit , die das Weizenkorn , deine Seele ,
empfangen hat von der Erde der Menschheit Jesu Christi, die ledig stand bei aller Höhe
seines Genießens ( des höchsten Gutes), wie er selbst zu den Pharisäern sprach : Suchte
ich meine Ehre , so wäre meine Ehre nichts. Ich suche die Ehre meines Vaters, der mich
gesandt hat (vgl. Joh . 8 ,54 ).
Das dritte Stück dieser Predigt handelt davon , daß unser Herr sprach : 'Johannes
Baptista ist groß ; er ist der größte, der je erstand unter allen Söhnen der Frauen . Wäre
aber jemand geringer als Johannes, der wäre größer als er im Himmelreich' (Matth .
11,11) . Wohlan, nun achtet darauf, wie wunderbar und sonderlich die Worte Jesu Christi
sind , daß er des Johannes Größe pries, daß er der Größte sei, der aus Weibes Leibe je
448 erstanden sei, und trotzdem sprach : 'Wäre jemand geringer als Johannes, der wäre größer
als er im Himmelreich '. Wie sollen wir das verstehen ? Das will ich euch zeigen .
Unser Herr widerspricht nicht seinem eigenen Wort . Wenn er von Johannes pries ,
daß er größer sei, so meinte er damit , daß er klein war in rechter Demut: das war seine
Größe. Das erkennen wir daran , daß Christus selbst sprach : ‘Lernet von mir , daß ich
sanftmütig bin und demütig von Herzen ' (Matth . 11,29) . Alles das, was in uns Tugenden
sind , das ist in Gott ein reines Sein und seine eigene Natur. Darum sprach unser Herr :
‘Lernet von mir , daß ich sanftmütig bin und demütig von Herzen '. Wie demütig auch
Johannes sein mochte, so hatte seine Tugend doch ein Maß, und über dieses Maß (hin
aus) war er nichtdemütiger noch größer noch besser, als er (eben ) war. Nun sprach unser
Herr : 'Wäre jemand geringer als Johannes, der wäre größer als er im Himmelreich ',
als hätte er sagen wollen : Gäbe es jemand , der diese Demut übertreffen wollte , selbst
nur soviel wie um ein Haar oder um irgend etwas, und wäre er um soviel demütiger
als Johannes, der wäre für ewig größer im Himmelreich .
449
Nun gebt recht acht ! Johannes noch irgendwer von allen Heiligen ist uns als ein
Endmaß vorgesetzt, dem wir folgen , oder als ein begrenztes Ziel, unter dem wir bleiben
sollen . Christus, unser Herr, der ist allein unser Ziel, dem wir nachfolgen sollen , und
unser Maß, unter dem wir bleiben und mit dem wir vereinigt werden sollen , ihm gleich
in aller seiner Ehre, so wie uns solche Vereinigung zugehört. Kein Heiliger im Himmel
reich ist so heilig noch so vollkommen , daß sein Leben (auf Erden ) an Tugenden nicht
doch mit Maß gewesen wäre, und entsprechend diesem Maße ist auch der Rang seines
ewigen Lebens, und seine ganze Vollkommenheit (im Himmel) liegt ganz und gar bei
dem nämlichen Maße. Wahrhaftig in der Wahrheit: Gäbe es irgendeinen Menschen , der
i Sieh S. 446 Anm . 1. 2 Sieh S . 447 Anm . 1. 3 Sieh S . 448 Anm . 2.

719
Predigt 49

da das Maß, das der höchste Heilige hat, der in Tugenden gelebt und dadurch seine
Seligkeit erlangt hat, überträfe, – gäbe es irgendeinen Menschen , der dieses Maß der Tu
gend um irgend etwas überträfe , der wäre in solcher Weise der Tugend noch heiliger
und noch seliger als dieser Heilige je ward . Ich sage bei Gott - es ist so wahr, wie daß 450
Gott lebt — : Es gibt keinen so vollkommenen Heiligen im Himmel, daß du nicht die
Weise ( = den Grad ) seiner Heiligkeit mit deiner) Heiligkeit und deinem ) Leben
übertreffen und im Himmel über ihn hinausgelangen und ewig so bleiben könntest. Des
halb sage ich : Wäre jemand demütiger und geringer als Johannes, der sollte für ewig
größer sein als er im Himmel. Das ist rechte Demut, daß ein Mensch bei allem dem ,
was er als naturhaft aus Nichts geschaffenes Wesen ist, sich im Tun und Lassen sonst
nichts angelegen sein lasse, als daß er ein Gnadenlicht erharrt ? Daß man im Tun und
Lassen besonnen sei, das ist rechte Demut der Natur 2. Demut des Geistes ist dies , daß
der Mensch sich von all dem Guten , das Gott ihm je erweist, so wenig zuerkenne oder 451
zueigne, wie er's tat, als er (noch ) nicht war.
Daß wir so demütig werden , dazu helfe uns Gott. Amen .

i Sieh S . 450 Anm . 2 . 3 Sieh S . 450 Anm . 3 .


720
PREDIGT 50 (S . 454ff.)
454
Eratis enim aliquando tenebrae (Ephes. 5 ,8).
Sankt Paulus spricht: 'Einst wart ihr eine Finsternis , nun aber ein Licht in Gott
(Ephes. 5 ,8 ) 1.
Die Propheten , die da wandelten im Licht, die erkannten und fanden die geheime
Wahrheit unter dem Einfluß des Heiligen Geistes. Sie wurden bisweilen (dazu ) bewegt,
sich nach außen zu wenden und über die Dinge zu reden , die sie zu unserer Beseligung
erkannten , auf daß sie uns lehrten , Gott zu erkennen . Dann widerfuhr es ihnen , daß sie
verstummten , so daß sie nicht sprechen konnten , und daran waren drei Dinge schuld .
Zum ersten : Das Gut, das sie in Gott erkannten und schauten , das war so groß
und so verborgen , daß es sich in ihrem Erkennen nicht abzubilden vermochte ; denn
alles, was sich darin abzubilden vermochte, das war dem , was sie in Gott schauten, ganz
ungleich und war so falsch gegenüber der Wahrheit , daß sie schwiegen und nicht lügen
wollten. — Der zweite Grund : Alles, was sie in Gott schauten , das war so groß und edel,
daß sie weder (ein ) Bild noch ( eine ) Form davon zu entnehmen vermochten, um (davon )
zu reden . — Der dritte Grund, warum sie verstummten , war der , daß sie in die verbor
gene Wahrheit schauten und das Geheimnis in Gott erfanden , ohne es in Worte fassen
zu können . Zuweilen jedoch geschah es, daß sie sich (doch ) nach außen wandten und
sprachen ; wegen der Ungleichheit (verglichen mit der Wahrheit aber verfielen sie auf
die grobe Materie und wollten uns Gott durch die niederen Dinge der Kreatur erkennen
lehren ?
455 Nun spricht Paulus: 'Einst wart ihr eine Finsternis, nun aber ein Licht in Gott'. 'Ali
quando': Wenn einer dieses Wort voll zu ergründen vermag , dann besagt es soviel wie
'einst und meint (die ) Zeit , die uns an dem Lichte verhindert, denn Gott ist nichts so
sehr zuwider wie die Zeit 3; nicht allein die Zeit, er meint (vielmehr) auch ein <bloßes)
456 Anhaften (an ) der Zeit; er meint auch nicht allein ein Anhaften (an ) der Zeit, er meint
auch ein <bloßes) Berühren der Zeit ; ( und) nicht allein ein Berühren der Zeit , sondern
auch einen <bloßen ) Geruch und einen Duft nach Zeit, — wie da, wo ein Apfel gelegen
hat, da bleibt ein Duft (zurück ) ; so versteh das Berühren der Zeit. Unsere besten Mei
ster 4 sagen , daß der körperhafte Himmel und die Sonne und auch die Sterne so wenig
mit der Zeit zu tun haben , daß sie die Zeit lediglich berühren . Hier (aber ) meine ich
vollends, daß die Seele weit erhaben über dem Himmel erschaffen ist und daß sie in ihrem
Höchsten und Lautersten nichts mit der Zeit zu tun habe. Ich habe es schon öfters ge
sagt: Von dem Werk in Gott und von der Geburt, in der der Vater seinen eingeborenen
Sohn gebiert , und von diesem Ausfluß erblüht der Heilige Geist so, daß der Geist von

1 Sieh S. 454 Anm . 1. 2 Sieh S. 454 Anm . 2. 3 Sieh S. 455 Anm . 2. 4 Sieh S . 456 Anm . 2.
46 edhart, D 2 721
Predigt 50

ihnen beiden (ausfließt), und in diesem Ausflusse entspringt die Seele (als ) ausgeflossen ;
und das Bild der Gottheit ist in die Seele eingeprägt, und in dem Ausfließen und im
Rückfließen der drei Personen wird die Seele wieder eingeflößt und wird wieder einge
bildet in ihr erstes Bild ohne Bild 1.
Dies meint Paulus, wenn er spricht : 'nun aber ein Licht in Gott'. Er sagt nicht : „ Ihr 457
seid ein Licht“ , er sagt: 'nun aber ein Licht'? Er meint, was ich schon öfter gesagt habe :
Wer die Dinge erkennen soll, der muß sie erkennen in ihrer Ursache 3. Es sagen die Mei- 458
ster4: Die Dinge hängen in ihrer Geburt so,daß sie dort am allerlautersten ins Sein hinaus
zulugen bestimmt sind. Denn , wo der Vater den Sohn gebiert, da ist ein gegenwärtiges
Nun. In der ewigen Geburt , wo der Vater seinen Sohn gebiert, da ist die Seele ausgeflossen
in ihr Sein und ist das Bild der Gottheit in die Seele eingeprägt.
Man diskutierte in der Schule , und einige Meister5 sagten , Gott habe das Bild in
die Seele so eingeprägt wie einer , der ein Bild an die Wand malt, und das vergeht. Dem
ward widersprochen . Andere Meister äußerten sich besser und sagten , Gott habe das
Bild als bleibend in die Seele geprägt, so wie einen in ihr bleibenden Gedanken , wie etwa:
ich habe heute einen bestimmten ) Willen und habe morgen denselben Gedanken und 459
erhalte die Willensvorstellung durch meinen vergegenwärtigenden Einfluß (d . h . durch
vergegenwärtigende Bewußtmachung zu einer bleibenden Willensvorstellung ) , und sie
sagten demgemäß, daß Gottes Werke vollkommen sind . Denn, wäre der Zimmermann
vollkommen in seinem Werke, so bedürfte er der Materie nicht; so schnell nämlich , wie
er darauf sänne, wäre das Haus (auch schon ) vollendet. So ( auch ) steht es mit den
Werken in Gott: sobald er sie denkt, sind die Werke in einem gegenwärtigen Nun voll
bracht. Da kam der fünfte Meister ? und äußerte sich am besten und sagte : Es gibt
da ( = in Gott ) kein Werden , sondern nur ein Nun , ein Werden ohne Werden , ein Neu
sein ohne Erneuerung, und dieses Werden ist sein ( = Gottes) Sein . In Gott ist eine solche
Subtilität , daß dort keine Erneuerung hinein kann. So ist auch in der Seele eine Sub - 460
tilität, die so lauter und so zart ist, daß abermals dort keine Erneuerung hinein kann ;
denn alles , was in Gott ist, das ist ein gegenwärtiges Nun ohne Erneuerung
Von vier Dingen wollte ich sprechen : von der Subtilität Gottes und von der Sub
tilität der Seele und von dem Werk in Gott und von dem Werk der Seele . Das lasse ich
nun auf sich beruhen 10 .

i Sieh S . 456 Anm . 4 . 2 Sieh S . 457 Anm . 1. 3 Sieh S. 458 Anm . 1. 4 Sieh S . 458 Anm . 2 .
5 Sieh S . 458 Anm . 3 . Sieh S . 459 Anm . 1. ? Sieh S . 459 Anm . 3. & Sieh S . 459 Anm . 5 .
9 Sieh S . 460 Anm . 1 . 10 Sieh S . 460 Anm . 2 .

722
PREDIGT 51 (S. 464ff.)
464 Hec dicit dominus: honora patrem tuum etc . ( Exod . 20 ,12)

Dieses Wort, das ich gesprochen habe auf lateinisch, das steht geschrieben im
Evangelium , und unser Herr spricht es, und es heißt auf deutsch : 'Du sollst ehren Vater
und Mutter' ( 2 Mos. 20,12 ) . Und ein anderes Gebot spricht Gott, unser Herr : ' Du sollst
deines Nächsten Gut nicht begehren, weder Haus noch Hof noch irgend etwas von dem
Seinen ' (2 Mos. 20,17). Das dritte Stücklein ist, daß das Volk zu Moses ging und sprach :
'Rede du mit uns, denn wir können Gott nicht hören ' ( 2 Mos. 20 ,19 ). Das vierte ist, daß
Gott , unser Herr , sprach : 'Moses , du sollst mir einen Altar von Erde und auf der Erde
machen , und alles, was darauf geopfert wird , das sollst du alles verbrennen ' (2 Mos.
20,24 ). Das fünfte ist : 'Moses ging hin zu dem Nebel und trat hinein auf den Berg ;
dort fand er Gott , und in der Finsternis fand er das wahre Licht ( 2 Mos. 20,21) 1.
465 Der Herr SanktGregorius 2 sagt : » Wo das Lamm auf den Grund gelangt, da schwimmt
der Ochs oder die Kuh , und wo die Kuh schwimmt, da überläuft sie der Elefant, und
es ( = das Wasser ) geht ihm bis über den Kopf«. Das enthält einen gar schönen Sinn ;
man kann gar viel daraus entnehmen . Der Herr Sankt Augustinus3 sagt, die Schrift sei
ein tiefes Meer . Das kleine Lämmlein aber bedeutet einen demütigen , einfältigen Men
schen , der in der Schrift Grund zu fassen vermag. Unter dem Ochsen aber, der darin
466 schwimmt, verstehen wir grobsinnige Menschen : ein jeglicher (von ihnen ) entnimmt
daraus, was ihm genügt. Aber unter dem Elefanten , der darin weiterläuft, sollen wir die
vernünftigen Leute verstehen , die die Schrift durchwühlen und darin weiter vordringen .
Mich wundert's , daß die Heilige Schrift so gehaltvoll ist und die Meister 4 sagen , daß
man sie ihrem unverhüllten Sinn nach nicht auszudeuten vermöge, und sie sagen : Wenn
etwas Grob -Sinniges darin sei, so müsse man es aufschließen ; aber dazu bedarfman des
487 Gleichnisses . Dem ersten ging's bis an den Knöchel ( = Lamm ), dem zweiten ging's bis
an die Knie , dem dritten ging's bis zum Gürtel ( = Ochs und Kuh ), dem vierten ging's
bis über das Haupt, und er versank völlig ( = Elefant) 5.
Nun , was ist damit gemeint ? Sankt Augustinus 6 sagt : Die Schrift lacht anfangs
junge Kinder an und lockt das Kind an sich ; am Ende aber, wenn man die Schrift er
gründen will, spottet sie weiser Leute ; und niemand ist so einfältigen Sinnes, daß er darin
nicht fände, was ihm gemäß ist ; und wiederum ist niemand so weise, daß , wenn er sie
ergründen will, er sie nicht < jeweils noch ) tiefer und mehr darin findet. Alles, was wir
hier (auf Erden ) hören können, und alles, was man uns zu sagen vermag, das hat alles
<darin ) einen weiteren , verborgenen Sinn . Denn alles, was wir hier verstehen , das ist

1 Sieh S . 464 Anm . 1. ? Sieh S . 465 Anm . 1. 3 Sieh S. 466 Anm . 2. 4 Sieh S. 466 Anm . 1 .
5 Sieh S . 465 Anm . 1 . 6 Sieh S . 467 Anm . 2 .

723
Predigt 51

alles dem , was es in sich selbst ist , und dem , was es in Gott ist, so ungleich, als wenn
es gar nicht wäre .
Nun greifen wir das Wort wieder auf: 'Du sollst ehren Vater und Mutter'. Und im
gewöhnlichen Sinne meint das Vater und Mutter, daß man die ehren solle ; überdies alle, 468
die geistliche Gewalt haben , die soll man ehren , und man soll ihnen in etwas höherem
Grade ( Ehre) erweisen , und ebenso die, von denen du alles vergängliche Gut hast. Hierin
( = in dem so verstandenen Sinne des Wortes) kann man waten und kann darin Grund
fassen ; jedoch ist es recht wenig , was wir von ihnen ( = von den Genannten ) haben .
Es sagte eine Frau : Soll man die ehren , von denen man äußeres Gut hat, so soll man
um vieles mehr die ehren , von denen man alles hat. Alles, was man hier < = in jenem
ersteren Falle ) äußerlich in Mannigfaltigkeit hat, das ist dort < = im zweiten Falle )
innerlich und als Eines. Nun hört ihr wohl < schon heraus), daß dies Gleichnis auf den
Vater abzielt. Gestern abend kam mir der Gedanke, wie doch alle Gleichnisse nur dazu
da seien , Gleichnis für den Vater zu sein ?
So sollst du in einem zweiten Sinne 'ehren deinen Vater', d . h . deinen himmlischen Vater,
von dem du dein Sein hast 3. Wer (aber ) ehrt den Vater ? Das tut niemand als der Sohn : 469
der allein ehrt ihn . Und wiederum auch ehrt niemand den Sohn als der Vater allein . Alle
Lust des Vaters und sein Kosen und sein Anlachen gilt allein dem Sohn . Außerhalb des
Sohnes weiß der Vater nichts. Er hat so große Lust im Sohne, daß er sonst nichts bedarf,
als seinen Sohn zu gebären , denn der ist ein vollkommenes Gleichnis und ein vollkomme
nes Bild des Vaters.
Es sagen unsere Meister 4: Alles , was erkannt wird oder geboren wird , das ist ein
Bild ; und sie sagen demgemäß : Soll der Vater seinen eingeborenen Sohn gebären , so muß
er sein eigenes ) Bild als in ihm selbst im Grunde bleibend gebären . Das Bild , wie es
ewiglich in ihm (forme illius) gewesen ist, das ist seine in ihm selbst bleibende Form .
Die Natur lehrt es, und es dünkt mich durchaus billig , daß man Gott mit Gleichnissen 470
verdeutlichen muß, mit diesem oder jenem . Dennoch ist er weder dies noch das, und so
läßt sich der Vater nicht daran genügen ; vielmehr verzieht er sich wieder in den Ur
sprung , in das Innerste, in den Grund und in den Kern des Vaterseins, wo er ewiglich
innen gewesen ist in sich selbst in der Vaterschaft und wo er sich selbst genießt, der
Vater als Vater sich selbst im einzigen Sohn. Hier sind alle Grasblättlein und Holz und
Stein und alle Dinge Eines. Dies ist das Allerbeste , und ich habe mich darein vernarrt5.
Darum : Alles, was die Natur aufzubringen vermag , das schießt sie dazu , das stürzt in
die Vaterschaft , auf daß sie ( = die Natur ) Eines sei und ein Sohn sei und allem andern
entwachse und ganz Eines in der Vaterschaft sei und , wenn sie Eines nicht sein kann ,
daß sie doch <wenigstens) ein Gleichnis sei des Einen . Die Natur, die von Gott ist , die 471
sucht nichts , was außerhalb ihrer ist; ja , die Natur, die da in sich ist , die hat nichts mit
dem äußern Scheine zu tun ; denn die Natur, die von Gott ist , die sucht nichts anderes
als Gleichheit mit Gott6.
Mir kam gestern nacht der Gedanke, daß alles Gleichnis nur ein Vorwerk sei. Ich
kann kein Ding sehen , es sei mir denn gleich ; noch kann ich ein Ding erkennen , es sei
i Sieh S. 467 Anm . 3. 2 Sieh S. 468 Anm . 5. 3 Sieh S. 469 Anm . 1. Sieh S. 469 Anm . 3.
5 Sieh S . 470 Anm . 4 . 6 Sieh S . 471 Anm . 1 .

724
Hec dicit dominus : honora patrem tuum

mir denn gleich 1. Gott hat alle Dinge auf verborgene Weise in sich selbst , jedoch nicht
472 dies oder das in Verschiedenheit , sondern als Eines in der Einheit . Das Auge hat keine
Farbe in sich ; das Auge empfängt (vielmehr) die Farbe, nicht aber das Ohr. Das Ohr
( vielmehr) nimmt den Schall auf und die Zunge den Geschmacka. Es alles < = das
Auge, das Ohr, die Zunge ) hat jeweils ) dieses (oder jenes ), mit dem es eins < d . h . ein
und derselben Artung) ist. Und so hat hier (auch ) das Bild der Seele und Gottes Bild
ein Sein : da , wo wir Söhne sind. Und wär's, daß ich weder Augen noch Ohren hätte , so
hätte ich dennoch Sein . Nähme mir einer mein Auge, der nähme mir darum doch nicht
473 mein Sein noch mein Leben , denn das Leben sitzt im Herzen 3. Wollte mich jemand
ins Auge schlagen, so schnellte ich die Hand davor, und die finge den Schlag auf. Wollte
mich aber einer ins Herz treffen , so böte ich den ganzen Leib dazu auf, diesen Leib zu
behüten. Wollte mir jemand das Haupt abschlagen , so schnellte ich den ganzen Arm
davor , daß ich mein Leben und mein Sein erhielte .
Ich habe schon öfter gesagt: Die Schale muß zerbrechen , und das was darin ist ,
muß herauskommen ; denn, willst du den Kern haben , so mußt du die Schale zerbre
chen 4. Und demnach : Willst du die Natur unverhüllt finden , so müssen die Gleichnisse
alle zerbrechen , und je weiter man eindringt, um so näher ist man dem Sein . Wenn sie
( = die Seele ) das Eine findet, in dem alles eins ist, da verharrt sie in diesem einzigen
474 Einen . Wer ‘ehrt' Gott ? – Wer Gottes Ehre in allen Dingen im Auge hat.
Vor vielen Jahren , da war ich noch nicht ; nicht lange danach , da aßen mein Vater
und meine Mutter Fleisch und Brot und Kraut, das im Garten wuchs, und davon ward
ich ein Mensch 5. Dabei konnten mein Vater und meine Mutter nicht mitwirken, sondern
Gott machte meinen Leib unmittelbar und schuf meine Seele nach dem Allerhöchsten .
Da kam ich in den Besitz meines Lebens (possedime). DiesesKorn strebt danach,Roggen
zu werden , jenes hat ( die Anlage) in seiner Natur, Weizen werden zu können ; darum
ruht es nicht, bis es eben diese Natur erlangt. Das Weizenkorn (wiederum ) trägt (die
Anlage ) in seiner Natur, alles werden zu können ; darum zahlt es den Einsatz und gibt
sich in den Tod , auf daß es alles werde. Und dieses Erz , das ist Kupfer; das aber hat
<die Anlage ) in seiner Natur, daß es Silber werden kann , und das Silber (wiederum ) hat
<die Anlage ) in seiner Natur, daß es Gold werden kann ; darum ruht es nimmer, bis es
in eben diese Natur kommte. Ja, dieses Holz hat (die Anlage) in seiner Natur, daß es
ein Stein werden kann ; mehr noch sage ich : es vermag wohl alles zu werden ; es über
antwortet sich einem Feuer und läßt sich verbrennen , auf daß es in des Feuers Natur
verwandelt werde, und es vereint sich dem Einen , und es hat ewiglich ein Sein . Ja , Holz
475 und Stein und Knochen und alle Gräslein sind dort im Uranfang samt und sonders Eines
gewesen . Tut das aber nun schon diese ( irdische) Natur, was tut dann (erst ) die Natur,
die da ganz bloß ist in sich selbst, die weder dies noch jenes sucht, die vielmehr allem
andern entwächst und nur der ersten Lauterkeit zueilt ! ?.
Gestern abend kam mir der Gedanke, daß der Himmel gar viele sind . Und da gibt
es nun manche ungläubige Menschen , die’s nicht glauben, daß das Brot auf diesem Altar
verwandelt werden könne, so daß es der würdige Leib unseres Herrn werde, daß Gott
1 Sieh S . 471 Anm . 2. 2 Sieh S . 472 Anm . 2 . 3 Sieh S . 472 Anm . 5 . 4 Sieh S . 473 Anm . 1.
5 Sieh S . 474 Anm . 2. 6 Sieh S . 474 Anm . 3. ? Sieh S. 475 Anm . 2.

725
Predigt 51

dies zu vollbringen vermöge. O , diese schlechten Menschen , daß sie es nicht glauben
können , daß Gott dies zu bewirken vermöge ! Hat es aber Gott der Natur gegeben , daß
sie alles werden kann , um wieviel mehr ist es Gott möglich , daß das Brot auf dem Altar
sein Leib werden könne! Und bringt's < schon ) die schwache Natur dahin , aus einem
Blättlein einen Menschen machen zu können , so vermag's Gott um vieles mehr, aus
( einem Stück ) Brot seinen Leib zu machen . Wer (also ) 'ehrt' Gott ? – Wer Gottes
Ehre in allem im Auge hat. Diese Sinndeutung ist noch offensichtlicher, obzwar die er
stere besser ist .
Der vierte Sinn : 'Sie standen fern und sprachen zu Moses : „ Moses, sprich du zu 476
uns, wir können Gott nicht hören “ ( 2 Mos. 20, 18f. ). 'Sie standen <eben ) fern ', und
das war die Schale , deretwegen sie Gott nicht hören konnten .
'Moses ging in den Nebel und trat hinein auf den Berg ( 2 Mos. 24, 18 ) , und da sah
er das göttliche Licht. Das Licht findet man recht eigentlich in der Finsternis ; somit ,
wenn man Leiden hat und Ungemach , dann ist uns das Licht am allernächsten . Gott
tue nun sein Bestes oder sein Argstes dazu : er muß sich uns geben , und sei's in Mühsal
oder in Ungemach . Es war eine heilige Frau , die hatte viele Söhne, die wollte man töten .
Da lachte sie und sprach : ' Ihr sollt euch nicht betrüben und sollt fröhlich sein , und denkt
an euren himmlischen Vater, denn nichts habt ihr von mir (2 Makkab . 7,22f.), recht,
als wenn sie hätte sagen wollen : „ Ihr habt euer Sein unmittelbar von Gott “ . Dies paßt
gut in unsern Zusammenhang. Unser Herr sprach : 'Deine Finsternis ' – das ist dein
Leiden , – und das 'wird gewandelt werden in klares Licht (Is. 58, 10 ) . Indessen darf
ich 's nicht (vorsätzlich ) anstreben noch begehren . Ich sagte an einer andern Stätte : Die
verborgene Finsternis des unsichtbaren Lichtes der ewigen Gottheit ist unerkannt und 477
wird auch nimmermehr erkannt werden . Und das Licht des ewigen Vaters hat ewiglich
in diese Finsternis geschienen , aber die Finsternis begreift das Licht nicht' ( Joh . 1,5 ) 3.
Nun, daß wir zu diesem ewigen Lichte kommen , dazu helfe uns Gott. Amen.

i Sieh S . 475 Anm . 5 . 2 Sieh S. 476 Anm . 3. 3 Sieh S . 447 Anm . 1.


726
PREDIGT 52 (S . 486ff.)

486 Beati pauperes spiritu , quoniam ipsorum est regnum caelorum (Matth . 5 ,3 ).
Die Seligkeit tat ihren Mund der Weisheit auf und sprach : 'Selig sind die Armen
im Geiste, denn das Himmelreich ist ihrer' (Matth . 5 , 3 ) .
Alle Engel und alle Heiligen und alles , was je geboren ward, das muß schweigen ,
wenn die Weisheit des Vaters spricht 2; denn alle Weisheit der Engel und aller Kreaturen ,
das ist ein reines Nichts vor der grundlosen Weisheit Gottes. Diese Weisheit ) hat ge
sprochen , daß die Armen selig seien .
487 Nun gibt es zweierlei Armut: eine äußere Armut, und die ist gut und ist sehr zu
loben an dem Menschen , der sie mit Willen auf sich nimmt aus Liebe zu unserm Herrn
Jesus Christus , weil der sie selbst auf Erden gehabt hat. Von dieser Armut will ich nicht
weiter sprechen . Indessen , es gibt noch eine andere Armut, eine innere Armut, die unter
jenem Wort unseres Herrn zu verstehen ist, wenn er spricht: 'Selig sind die Armen im
Geiste'.
Nun bitte ich euch , ebenso (arm ) zu sein , auf daß ihr diese Rede versteht: denn
ich sage euch bei der ewigen Wahrheit : Wenn ihr dieser Wahrheit, von der wir nun
sprechen wollen, nicht gleicht, so könnt ihr mich nicht verstehen 3.
488
Etliche Leute haben mich gefragt, was (denn ) Armut in sich selbst und was ein
armer Mensch sei. Darauf wollen wir antworten .
Bischof Albrecht4 sagt, das sei ein armer Mensch , der an allen Dingen , die Gott
je erschuf, kein Genügen habe, - und das ist gut gesagt . Wir aber sagen es noch besser
und nehmen Armut in einem (noch ) höheren Verstande : Das ist ein armer Mensch , der
nichts will und nichts weiß und nichts hats. Von diesen drei Punkten wollen wir sprechen ,
und ich bitte euch um der Liebe Gottes willen, daß ihr diese Wahrheit versteht, wenn
ihr könnt; versteht ihr sie aber nicht, so bekümmert euch deswegen nicht, denn ich will
489 von so gearteter Wahrheit sprechen , wie sie nur wenige gute Leute verstehen werden .
Zum ersten sagen wir, daß der ein armer Mensch sei, der nichts will6. Diesen Sinn
verstehen manche Leute nicht richtig ; es sind jene Leute, die in Buſübung und äußer
licher Übung, was diese Leute für groß erachten , an ihrem selbstischen Ich festhalten ?
Erbarm 's Gott, daß solche Leute so wenig von der göttlichen Wahrheit erkennen ! Diese
Menschen heißen heilig auf Grund des äußeren Anscheins; aber von innen sind sie Esel,
490 denn sie erfassen nicht den (genauen ) eigentlichen Sinn göttlicher Wahrheit. Diese Men
schen sagen zwar (auch ), das sei ein armer Mensch, der nichts will. Sie deuten das aber
so : daß der Mensch so leben müsse, daß er seinen eigenen ) Willen nimmermehr in ir

1 Sieh S . 507 Anm . 1. 2 Sieh S. 507 Anm . 2. 3 Sieh S. 507 Anm . 7. 4 Sieh S. 507 Anm . 9 .
5 Sieh S . 507 Anm . 10. 6 Sieh S . 508 Anm . 12 ? Sieh S . 508 Anm . 13.

727
Predigt 52

gend etwas erfülle, daß er (vielmehr) danach trachten solle , den allerliebsten Willen
Gottes zu erfüllen . Diese Menschen sind recht daran, denn ihre Meinung ist gut; darum
wollen wir sie loben . Gott möge ihnen in seiner Barmherzigkeit das Himmelreich schenken .
Ich aber sage bei der göttlichen Wahrheit, daß diese Menschen keine (wirklich ) armen
Menschen sind noch armen Menschen ähnlich. Sie werden als groß angesehen in den
Augen (nur ) der Leute, die nichts Besseres wissen . Doch ich sage, daß sie Esel sind, die
nichts von göttlicher Wahrheit verstehen . Wegen ihrer guten Absicht mögen sie das 401
Himmelreich erlangen ; aber von der Armut, von der wir jetzt sprechen wollen , davon
wissen sie nichts.
Wenn einer mich nun fragte, was denn aber das sei: ein armer Mensch , der nichts
will, so antworte ich darauf und sage so : Solange der Mensch dies noch (an sich ) hat,
daß es sein Wille ist, den allerliebsten Willen Gottes erfüllen zu wollen , so hat ein solcher
Mensch nicht die Armut, von der wir sprechen wollen ; denn dieser Mensch hat (noch )
einen Willen ,mit dem er dem Willen Gottes genügen will, und das ist nicht rechte Armut?.
Denn , soll der Mensch wahrhaft Armut haben , so muß er seines geschaffenen Willens so
ledig sein , wie er 's war, als er (noch ) nicht war3. Denn ich sage euch bei der ewigen
Wahrheit: Solange ihr den Willen habt, den Willen Gottes zu erfüllen, und Verlangen 492
habt nach der Ewigkeit und nach Gott, solange seid ihr nicht arm ; denn nur das ist ein
armer Mensch , der nichts will und nichts begehrt.
Als ich (noch ) in meiner ersten Ursache stand, da hatte ich keinen Gott, und da
war ich Ursache meiner selbst; da wollte ich nichts und begehrte ich nichts , denn ich war
ein lediges Sein und ein Erkenner meiner selbst im Genuß der Wahrheit . Da wollte ich
mich selbst und wollte nichts sonst; was ich wollte, das war ich , und was ich war, das
wollte ich , und hier stand ich Gottes und aller Dinge ledig . Als ich aber aus freiem Willens
entschluß ausging und mein geschaffenes Sein empfing, da hatte ich einen Gott ; denn ,
ehe die Kreaturen waren , war Gott (noch ) nicht „Gott“ : er war vielmehr, was er war.
Als die Kreaturen aber wurden und sie ihr geschaffenes Sein empfingen , da war Gott 493
nicht in sich selber „ Gott“ , sondern in den Kreaturen war er „ Gott“ 4.
Nun sagen wir, daß Gott, soweit er (lediglich ) „ Gott“ ist, nicht das höchste Ziel
der Kreatur ist ; denn so hohen Seinsrang hat (auch ) die geringste Kreatur in Gott.
Und wäre es so , daß eine Fliege Vernunft hätte und auf dem Wege der Vernunft den
ewigen Abgrund göttlichen Seins, aus dem sie gekommen ist , zu suchen vermöchte, so
würden wir sagen , daß Gott mit alledem , was er als „ Gott“ ist, nicht einmal) dieser
Fliege Erfüllung und Genügen zu schaffen vermöchte. Darum bitten wir Gott, daß wir
„ Gottes“ ledig werden und daß wir die Wahrheit dort erfassen und ewiglich genießen ,
wo die obersten Engel und die Fliege und die Seele gleich sind , dort, wo ich stand und 494
wollte , was ich war, und war, was ich wollte. So denn sagen wir : Soll der Mensch arm
sein an Willen , so muß er so wenig wollen und begehren , wie er wollte und begehrte ,
als er (noch ) nicht war. Und in dieser Weise ist der Mensch arm , der nichts will.
Zum andern Male ist das ein armer Mensch , der nichts weiß. Wir haben gelegent
lich gesagt, daß der Mensch so leben sollte , daß er weder sich selber noch der Wahrheit
noch Gott lebte. Jetzt aber sagen wir's anders und wollen weitergehend sagen : DerMensch ,
i Sieh S. 508 Anm . 17. 2 Sieh S. 509 Anm . 19. 3 Sieh S. 509 Anm . 20 . Sieh S. 509 Anm . 22.

728
Beati pauperes spiritu

der diese Armut haben soll, der muß so leben , daß er nicht (einmal) weiß , daß er weder
sich selber noch der Wahrheit noch Gott lebe ; er muß vielmehr so ledig sein alles Wissens,
495 daß er nicht wisse noch erkenne noch empfinde, daß Gott in ihm lebt ; mehr noch : er
soll ledig sein alles Erkennens, das in ihm lebt1. Denn, als der Mensch (noch ) im ewigen
Wesen Gottes stand, da lebte in ihm nicht ein anderes; vielmehr, was da lebte, das war
er selber. So denn sagen wir, daß der Mensch so ledig sein soll seines eigenen Wissens,
wie er's tat, als er (noch ) nicht war, und er lasse Gott wirken , was er wolle , und der
Mensch stehe ledig .
Alles, was je aus Gott kam , das ist eingestellt auf ein lauteres Wirken . Das dem
Menschen zubestimmte Wirken aber ist : Lieben und Erkennen ? Nun st es eine Streit
frage , worin die Seligkeit vorzüglich liege. Etliche Meister haben gesagt, sie liege im Er
496 kennen , etliche sagen, sie liege im Lieben , wieder andere sagen , sie liege im Erkennen
und im Lieben , und die treffen's ( schon ) besser . Wir aber sagen, daß sie weder im Er
kennen noch im Lieben liege ; es gibt vielmehr ein Etwas in der Seele , aus dem Erkennen
und Lieben ausfließen ; es selbst erkennt und liebt nicht, wie's die Kräfte der Seele tun.
Wer dieses Etwas ) kennen lernt, der erkennt, worin die Seligkeit liegt 3. Dies hat weder
Vor noch Nach , und es wartet auf nichts Hinzukommendes, denn es kann weder ge
winnen noch verlieren . Deshalb ist es auch des Wissens darum , daß Gott in ihm wirke,
497 beraubt; es ist vielmehr selbst dasselbe, das sich selbst genießt in der Weise , wie Gott
es tut. So quitt und ledig also , sagen wir, soll der Mensch stehen , daß er nicht wisse noch
erkenne, daß Gott in ihm wirke, und so kann der Mensch Armut besitzen . Die Meister
sagen, Gott sei ein Sein und ein vernünftiges Sein und erkenne alle Dinge. Wir aber
sagen : Gott ist weder Sein noch vernünftig noch erkennt er dies oder das“. Darum ist
Gott ledig aller Dinge, und (eben ) darum ist er alle Dinge. Wer nun arm im Geiste sein
soll, der muß arm sein an allem eigenen Wissen, so daß er von nichts wisse , weder von
Gott noch von Kreatur noch von sich selbst. Darum ist es nötig , daß der Mensch danach
begehre, von den Werken Gottes nichts wissen noch erkennen zu können . In dieser
Weise vermag der Mensch arm zu sein an eigenem Wissen .
Zum dritten ist das ein armer Mensch , der nichts hat. Viele Menschen haben gesagt,
das sei Vollkommenheit, daß man nichts an materiellen Dingen der Erde (mehr) besitze,
und das ist wohl wahr in dem Sinne: wenn's einer mit Vorsatz so hält . Aber dies ist nicht
der Sinn, den ich meine.
499 Ich habe vorhin gesagt, das sei ein armer Mensch , der nicht einmal) den Willen
Gottes erfüllen will, der vielmehr so lebe, daß er seines eigenen Willens und des Willens
Gottes so ledig sei, wie er 's war, als er (noch ) nicht war. Von dieser Armut sagen wir ,
daß sie die höchste Armut ist . — Zum zweiten haben wir gesagt, das sei ein armer Mensch ,
der ( selbst) vom Wirken Gottes in sich nichts weiß . Wenn einer des Wissens und Er
kennens so ledig steht, so ist das die reinste Armut. — Die dritte Armut aber, von der
ich nun reden will, die ist die äußerste Armut : es ist die , daß der Mensch nichts hat.
500 Nun gebt hier genau acht! Ich habe es <schon ) oft gesagt, und große Meister sagen
es auch : der Mensch solle aller Dinge und aller Werke, innerer wie äußerer, so ledig sein ,
i Sieh S .511 Anm . 28. 2 Sieh S. 511 Anm . 29. 3 Sieh S. 512 Anm . 30 . 4 Sieh S . 512 Anm . 34.
5 Sieh S . 512 Anm . 37.

729
Predigt 52

daß er eine eigene Stätte Gottes sein könne, darin Gott zu wirken vermöge1. Jetzt aber
sagen wir anders. Ist es so, daß der Mensch ledig steht aller Kreaturen und Gottes und
seiner selbst, steht es aber noch so mit ihm , daß Gott in ihm eine Stätte zum Wirken
findet, so sagen wir : Solange es das noch in dem Menschen gibt , ist der Mensch (noch )
nicht arm in der äußersten Armut. Denn Gott strebt für sein Wirken nicht danach , daß
der Mensch eine Stätte in sich habe, darin Gott wirken könne; sondern das (nur ) ist
Armut im Geiste , wenn der Mensch so ledig Gottes und aller seiner Werke steht, daß
Gott, dafern er in der Seele wirken wolle, selbst die Stätte sei, darin er wirken will, – 501
und dies tut er (gewiß ) gern . Denn , findet Gott den Menschen so arm , so wirkt Gott
sein eigenes Werk und der Mensch erleidet Gott so in sich , und Gott ist eine eigene Stätte
seiner Werke angesichts der Tatsache, daß Gott einer ist, der in sich selbst wirkt ?. Allhier ,
in dieser Armut, erlangt der Mensch das ewige Sein (wieder), das er gewesen ist und das
er jetzt ist und das er ewig bleiben wird .
Es gibt ein Wort Sankt Pauls, der spricht: 'Alles, was ich bin , das bin ich durch die
Gnade Gottes' ( 1 Kor. 15 ,10 ). Nun aber scheint diese (meine ) Rede ( sich ) oberhalb der
Gnade und oberhalb des Seins und oberhalb der Erkenntnis und oberhalb des Willens
und oberhalb alles Begehrens (zu halten ) , - wie kann denn (da ) Sankt Pauls Wort
wahr sein ? Darauf hätte man zu antworten, daß Sankt Pauls Worte wahr seien . Daß 502
die Gnade Gottes in ihm war, das war nötig : denn die Gnade Gottes bewirkte in ihm ,
daß die Zufälligkeit < = accidentalitas) zur Wesenhaftigkeit < = essentialitas) vollendet
wurde. Als die Gnade endete und ihr Werk vollbracht hatte, da blieb Paulus, was er war .
So denn sagen wir, daß der Mensch so arm dastehen müsse , daß er keine Stätte
sei noch habe, darin Gott wirken könne. Wo der Mensch (noch ) Stätte ( in sich ) behält,
da behält er (noch ) Unterschiedenheit . Darum bitte ich Gott , daß er mich „ Gottes“
quitt mache; denn mein wesentliches Sein ist oberhalb von Gott , sofern wir Gott als
Ursprung der Kreaturen fassen . In jenem Sein Gottes nämlich , wo Gott über allem Sein
und über aller Unterschiedenheit ist, dort war ich selber, da wollte ich mich selber und
erkannte mich selber willens), diesen Menschen = mich ) zu schaffen . Darum bin ich 503
Ursache meiner selbst meinem Sein nach , das ewig ist, nicht aber meinem Werden nach ,
das zeitlich ist. Und darum bin ich ungeboren , und nach der Weise meiner Ungeboren
heit kann ich niemals sterben . Nach der Weise meiner Ungeborenheit bin ich ewig ge
wesen und bin ich jetzt und werde ich ewig bleiben . Was ich meiner Geborenheit nach
bin , das wird sterben und zunichte werden , denn es ist sterblich ; darum muß es mit der
Zeit verderben . In meiner (ewigen ) Geburt wurden alle Dinge geboren , und ich war
Ursache meiner selbst und aller Dinge ; und hätte ich gewollt , so wäre weder ich noch 504
wären alle Dinge ; wäre aber ich nicht, so wäre auch „Gott“ nicht : daß Gott „Gott“
ist, dafür bin ich die Ursache ; wäre ich nicht, so wäre Gott nicht „ Gott“ . Dies zu wissen
ist nicht nötig .
Ein großer Meister sagt, daß sein Durchbrechen edler sei als sein Ausfließen , und
das ist wahr5. Als ich aus Gott floß, da sprachen alle Dinge : Gott ist ; dies aber kann mich
nicht selig machen, denn hierbei erkenne ich mich als Kreatur. In dem Durchbrechen
i Sieh S .513 Anm . 44. 2 Sieh S .513 Anm . 46. 3 Sieh S . 513 Anm . 51. 4 Sieh S . 514 Anm . 54.
5 Sieh S. 515 Anm . 55.
730
Beati pauperes spiritu
aber, wo ich ledig stehe meines eigenen Willens und des Willens Gottes und aller seiner
Werke und Gottes selber, da bin ich über allen Kreaturen und bin weder „ Gott“ noch
505 Kreatur, bin vielmehr, was ich war und was ich bleiben werde jetzt und immerfort. Da
empfange ich einen Aufschwung, der mich bringen soll über alle Engel. In diesem Auf
schwung empfange ich so großen Reichtum , daß Gott mir nicht genug sein kann mit
allem dem , was er als „ Gott“ ist, und mit allen seinen göttlichen Werken ; denn mir wird
in diesem Durchbrechen zuteil, daß ich und Gott eins sind ". Da bin ich, was ich war,
und da nehme ich weder ab noch zu , denn ich bin da eine unbewegliche Ursache, die alle
Dinge bewegt2. Allhier findet Gott keine Stätte (mehr) in dem Menschen , denn der
Mensch erringt mit dieser Armut, was er ewig gewesen ist und immerfort bleiben wird .
Allhier ist Gott eins mit dem Geiste , und das ist die äußerste Armut, die man finden
kann .
506 Wer diese Rede nicht versteht, der bekümmere sein Herz nicht damit . Denn , so
lange der Mensch dieser Wahrheit nicht gleicht, solange wird er diese Rede nicht ver
stehen ; denn dies ist eine unverhüllte Wahrheit , die da gekommen ist aus dem Herzen
Gottes unmittelbar 3.
Daß wir so leben mögen, daß wir es ewig erfahren , dazu helfe uns Gott. Amen .

1 Sieh S . 516 Anm . 59. ? Sieh S . 516 Anm . 61. 3 Sieh S . 516 Anm . 63.
731
PREDIGT 53 (S . 528ff.)
Misit dominus manum suam et tetigit os meum et dixit mihi etc . 528

Ecce constitui te super gentes et regna ( Ier . 1,98) .

Der Herr hat seine Hand ausgestreckt und hat berührt meinen Mund und hat
zu mir gesprochen ' (Jer. 1,9 ) 1.
Wenn ich predige, so pflege ich zu sprechen ? von Abgeschiedenheit und daß der
Mensch ledig werden soll seiner selbst und aller Dinge. Zum zweiten , daß man wieder
eingebildet werden soll in das einfaltige Gut, das Gott ist. Zum dritten , daß man des
großen Adels gedenken soll, den Gott in die Seele gelegt hat, auf daß der Mensch damit
auf wunderbareWeise zu Gott komme4. Zum vierten von der Lauterkeit göttlicher Natur 529
– welcher Glanz in göttlicher Natur sei, das ist unaussprechlich . Gott ist ein Wort, ein
unausgesprochenes Wort.
Augustinus sagt: »Die ganze Schrift ist eitel. Sagt man, daß Gott ein Wort sei, so
ist er (damit ) ausgesprochen ; sagt man (aber ), Gott sei ungesprochen , dann ist er un
aussprechbar« 5. Nun aber ist er doch etwas; wer kann dieses Wort sprechen ? Das tut
niemand, als der dieses Wort ist. Gott ist ein Wort, das sich selbst spricht. Wo immer
Gott ist, da spricht er dieses Wort; wo immer er nicht ist, da spricht er (auch ) nicht. Gott
ist gesprochen und ist ungesprochen . Der Vater ist ein sprechendes Werk , und der Sohn 530
ist ein wirkender Spruch ? Was in mir ist , das geht aus mir heraus , wenn ich es auch
nur denke, so offenbart es mein Wort und bleibt doch drinnen . Ganz so spricht der Vater
den Sohn ungesprochen , und der bleibt doch in ihm . Ich habe es auch schon öfters gesagt:
Gottes Ausgang ist sein Eingang 8. So viel ich Gott nahe bin , so viel spricht Gott sich
in mich. Je mehr alle vernunftbegabten Kreaturen in ihren Werken aus sich selbst heraus
gehen , um so mehr gehen sie in sich ( ein ) . Das ist bei körperlichen Kreaturen nicht so :
je mehr sie wirken, um so mehr gehen sie aus sich selbst heraus'. Alle Kreaturen wollen 531
Gott in allen ihren Werken sprechen ; sie sprechen alle , so annähernd sie nur können ,
sie können ihn jedoch nicht sprechen . Ob sie nun wollen oder nicht, es sei ihnen lieb oder
leid : sie wollen alle Gott sprechen , und er bleibt doch ungesprochen .
David spricht: 'Der Herr ist sein Name' (Ps. 67,5 ). „ Herr“ besagt soviel wie die
Überordnung einer Herrschaft ; „ Knecht“ ist eine Unterordnung 10. Gewisse Namen sind
Gott eigen und losgelöst von allen anderen Dingen, wie (z . B .) „Gott“ . „Gott“ , dieser 582
Name ist der allereigentlichste Name Gottes, wie „Mensch “ des Menschen Name ist. Ein
Mensch ist immer ( ein ) Mensch , er sei töricht oder weise 11. Seneca 12 sagt: »Das ist ein

1 Sieh S . 528 Anm . 1. 2 Sieh S . 528 Anm . 2 . 3 Sieh S . 528 Anm . 3. Sieh S . 529 Anm . 1.
5 Sieh S . 529 Anm . 4 . & Sieh S . 529 Anm . 5 . ? Sieh S . 530 Anm . 1. 8 Sieh S . 530 Anm . 3.
9 Sieh S . 531 Anm . 1 . 10 Sieh S . 531 Anm . 3 . 11 Sieh S . 532 Anm . 1. 12 Sieh S . 532 Anm . 2.
732
Misit dominus manum suam

erbärmlicher Mensch , der über den Menschen nicht hinauskommt«. — Gewisse Namen besa
533 gen ein (akzidentelles) Anhaften an Gott?, wie z. B . „ Vaterschaft“ und „ Sohnschaft“ . Wo
man von einem ) Vater spricht, da denkt man (zugleich ) auch an ( einen ) Sohn.
Es kann keinen Vater geben , er habe denn einen Sohn , und keinen Sohn , er habe denn
einen Vater ; aber beide tragen in sich jenseits der Zeit ein ewiges Sein 2. Zum dritten :
Gewisse Namen besagen ein Hinauftragen zu Gott und (zugleich ) eine Hinwendung zur
Zeit. Man benennt auch Gott in der Schrift mit vielen Namen . Ich sage < jedoch ) : Wenn
immer jemand etwas in Gott erkennt und ihm (dann ) irgend einen Namen anheftet,
dann ist das nicht Gott. Gott ist (erhaben ) über Namen und über Natur 3. Wir lesen
534 von einem guten Mann, der in seinem Gebet zu Gott flehte und ihm einen Namen geben
wollte. Da sagte ein Bruder : „ Schweig , du entehrst Gott !“ Wir können keinen Namen
finden , den wir Gott geben dürften . Jedoch sind uns die Namen erlaubt, mit denen ihn
die Heiligen genannt haben und die Gott in ihren Herzen so geweiht und übergossen
hat mit göttlichem Lichte 4. Und hierbei sollen wir zum ersten lernen , wie wir Gott bitten
sollen . Wir sollen sprechen : ,,Herr, mit denselben Namen , die du so geweiht hast in deiner
Heiligen Herzen und übergossen mit deinem Lichte, bitten wir dich und loben dich “ . –
Zum zweiten sollen wir lernen , daß wir Gott keinen Namen geben dergestalt , als wollten
wir wähnen , daß wir ihn damit genug gelobt und geehrt hätten ; denn Gott ist „ über
Namen “ (erhaben ) und unaussprechlich .
535 Der Vater spricht den Sohn aus seiner ganzen Macht und in ihm alle Dinge. Alle
Kreaturen sind ein Sprechen von Gott. Daß mein Mund Gott ausspricht und offenbart,
dasselbe tutdes Steines Sein , und man erkenntmehr aus dem Wirken als aus den Worten .
DasWerk ,das die oberste Natur aus ihrem höchsten Vermögen wirkt, das kann die Natur,
536 die unter ihr ist , nicht begreifen . Wirkte sie dasselbe, so wäre sie nicht unter ihr, sondern
sie wäre dasselbe. Alle Kreaturen möchten in allen ihren Werken Gott nachsprechen . Es
ist gleichviel gar wenig , was sie zu offenbaren vermögen . Selbst dies, daß die obersten
Engel hinaufsteigen und Gott berühren , das ist so ungleich im Vergleich zu dem , was
in Gott ist, wie Weiß und Schwarz. Es ist gar ungleich im Vergleich zu dem , was in
Gott ist) , was alle Kreaturen (zusammen ) empfangen haben , wiewohl sie alle gern das
Äußerste , das sie vermögen , aussprechen möchten . Der Prophet spricht:'Herr, du sprichst
Eines, und ich verstehe Zwei' ( Ps. 61,12) . Wenn Gott in die Seele spricht, so sind sie und
er Eines ; sobald es < = dieses Eine) jedoch abfällt < = nach außen bzw . aus dem Innersten
der Seele in die Seelenkräfte und von da durch die Sinne nach außen in die Kreaturen ) ,
wird es geteilt?. Je mehr wir mit unserer Erkenntnis aufsteigen , um so mehr sind wir
537 in ihm ( = im Sohn ) Eines. Darum spricht der Vater den Sohn allzeit in der Einigkeit
und entgießt in ihm alle Kreaturen 8. Die rufen alle danach , wieder (dort) hinein zu
kommen , wo sie ausgeflossen sind. Ihr ganzes Leben und ihr Sein , das ist alles ein Rufen
und ein Eilen wieder hin zu dem , von dem sie ausgegangen sind .
Der Prophet spricht: 'Der Herr hat ausgestreckt seine Hand' ( Jer. 1,9) und meint
( damit ) den Heiligen Geistº. Nun spricht er : 'Er hat berührt meinen Mund', und sagt als
1 Sieh S . 532 Anm . 3. ? Sieh S . 533 Anm . 1. 3 Sieh S . 533 Anm . 3. 4 Sieh S . 534 Anm . 1 .
5 Sieh S . 535 Anm . 3 . 6 Sieh S. 535 Anm . 4 . ? Sieh S .536 Anm . 4 . & Sieh S . 537 Anm . 1.
9 Sieh S . 537 Anm . 3 .

733
Predigt 53
dann : 'er hat zu mir gesprochen' ( Jer . 1,9 ). Der 'Mund' der Seele ist der oberste Teil
der Seele , den meint sie ( = die Seele ) und spricht: 'Er hat sein Wort in meinen Mund
gelegt ( Jer. 1, 9 ) – das ist der Kuß der Seele : da ist Mund zu Munde gekommen ?; da
gebiert der Vater seinen Sohn in die Seele, und da wird ihr 'zugesprochen ’. Nun spricht er : 538
‘Nimm wahr, ich habe dich heute auserwählt und habe dich gesetzt über Volk und über
Reiche' ( Jer . 1,10). In ein 'Heute ' gelobt Gott uns auszuerwählen, wo nichts ist, wo
dennoch in der Ewigkeit ein 'Heute ' ist . 'Und ich habe dich gesetzt über Volk ', das ist
über die ganze Welt ; deren mußt du ledig sein – ‘und über Reiche' – das heißt: alles ,
was mehr ist als Eines, daran ist zuviel, denn du mußt allem absterben und sollst wieder
eingebildet werden in die Höhe, wo wir wohnen in dem Heiligen Geiste .
Dazu helfe uns Gott, der Heilige Geist. Amen .

i Sieh S . 537 Anm . 4 . 2 Sieh S . 538 Anm . 1 .

734
PREDIGT 54 a (S . 548ff.)

548 Unser Herr erhob und hob von unten herauf seine Augen und sah in den Himmel
und sprach : ‘Vater, die Zeit ist gekommen , verherrliche deinen Sohn , auf daß dich dein
Sohn verherrliche. Allen , die du mir gegeben hast, gib ihnen das ewige Leben . Das ist
das ewige Leben , daß sie dich allein als einen wahren Gott erkennen ' ( Joh. 17 ,1/ 3 ) 1.
Die Schrift eines Papstes 2 sagt : Wenn immer unser Herr seine Augen erhob , dann
hatte er etwas Großes im Sinn . Es spricht der „ Weise“ im Buch der Weisheit, daß die
549 Seele mit göttlicher Weisheit zu Gott getragen wird . Es sagt auch Sankt Augustinus3,
daß alle Werke und die Lehre des Menschensohnes ein Vorbild seien und ein Gleichnis
unseres heiligmäßigen Lebens und (unserer ) großen Würde vor Gott. Die Seele muß
geläutert werden und subtil gemacht in dem Licht (der Weisheit ) und in der Gnade
und völlig abgeschieden und abgeschält werden , was Fremdes an der Seele ist , (ja sogar )
auch ein Teil von dem , was sie selbst ist . Ich habe es schon öfter gesagt: Die Seele muß
so ganz entblößt werden von allem dem , was ( ihrem reinen Sein ) zugefallen ist, und so
lauter emporgetragen werden und wieder einfließen in dem Sohne, wie sie in ihm aus
550 geflossen ist4. Denn der Vater hat die Seele in dem Sohne geschaffen . Darum muß sie
ebenso entblößt in ihm wieder einfließen , wie sie in ihm ausgeflossen ist.
Nun spricht er : ' Er erhob und hob von unten herauf seine Augen '. In diesem Worte
551 liegt zweierlei Sinn . Der eine besagt eine Bekundung lauterer Demut. Sollen wir je in
den Grund Gottes und in sein Innerstes kommen , so müssen wir zuerst in lauterer Demut
in unsern eigenen Grund und in unser Innerstes kommen . Die Meister sagen , daß die
Sterne ihre ganze Kraft in den Grund der Erde gießen , in die Natur und in das Element
552 der Erde und dort das lauterste Gold hervorbringen 5. So weit die Seele in den Grund
und in das Innerste ihres Seins kommt, so weit ergießt sich die göttliche Kraft völlig
in sie und wirkt gar verborgen und offenbart gar große Werke, und es wird die Seele
gar groß und hoch in der Liebe Gottes, die sich dem lautern Golde vergleicht. Dies ist
der erste Sinn (des) : 'Er erhob von unten seine Augen '.
Der zweite Sinn ist (dies ), daß sich die Seele in Demut emportragen soll mit allen
ihren Gebrechen und ihren Sünden und sich setzen und niederbeugen soll unter die Pforte
der Barmherzigkeit Gottes, wo Gott in Barmherzigkeit ausschmilzt ; und sie soll auch
alles das hinauftragen , was an Tugend und guten Werken in ihr ist, und sich damit unter
553 die Pforte setzen , wo Gott in der Weise (seiner) Gutheit ausschmilzt6. So soll die Seele
folgen und sich ordnen nach dem Vorbild , wie ‘er von unten seine Augen erhob '.
Danach spricht er : 'Er hob von unten herauf seine Augen'. Ein Meister sagt :
Wer pfiffig wäre und sich darauf verstünde, der würde Wasser so über Wein placieren ,
i Sieh S . 548 Anm . 1 . 2 Sieh S . 548 Anm . 2 . 3 Sieh S . 549 Anm . 2. 4 Sieh S . 550 Anm . 1 .
5 Sieh S . 551 Anm . 2 . Sieh S . 552 Anm . 3 .

735
Predigt 54 a

daß des Weines Kraft darin ( = im Wasser ) zu wirken vermöchte. Dann würde des Weines
Kraft Wasser zu Wein machen ; und wenn es < = das Wasser) recht über den Wein pla
ciert wäre, so würde es ( sogar ) besser als der Wein ; mindestens aber wird es ebenso
gut wie der Wein . So auch ist es in der Seele, die recht geordnet ist im Grunde der Demut
und so hinaufklimmt und hinaufgezogen wird in der göttlichen Kraft: die ruht nimmer ,
sie komme denn geradeswegs zu Gott und berühre ihn unverhüllt , und sie bleibt beständig
innen und sucht nicht draußen und steht auch nicht neben Gott noch bei Gott, sondern
immerfort geradeswegs in Gott in der Lauterkeit des Seins; darin ist auch der Seele Sein ?,
denn Gott ist ein lauteres Sein . Es sagt ein Meister : In Gott, der lauteres Sein ist, 554
kommt nichts , was nicht auch lauteres Sein ist. Darum ist die Seele Sein , die da gerades
wegs zu Gott und in Gott gekommen ist 3.
Darum spricht er: 'Er hob von unten herauf seine Augen und sah in den Himmel'.
Es sagt ein griechischer Meister, daß der Himmel soviel bedeutet wie eine „ Hütte der
Sonne“ 4. Der Himmel gießt seine Kraft in die Sonne und in die Sterne, und die Sterne
gießen ihre Kraft mitten in die Erde und bewirken Gold und Edelsteine dergestalt, daß
die Edelsteine Kraft haben , wundersame Wirkungen hervorzubringen 5 : die einen haben
die Kraft, Knochen und Fleisch anzuziehen . Käme ein Mensch in die Nähe, so müßte 555
er gefesselt sein und könnte nicht loskommen , wenn er nicht über Künste verfügte, mit
denen er sich davon löste. Andere Edelsteine ziehen Knochen und Eisen an . Jeglicher
Edelstein und <jedes ) Kraut ist ein Häuschen der Sterne, das eine Himmelskraft in sich
beschlossen hält. So wie der Himmel seine Kraft in die Sterne gießt, so gießen die Sterne
sie in die Edelsteine und in die Kräuter und in die Tiere ?. Das Kraut ist edler als Edel
steine, denn es besitzt wachsendes Leben. Es würde es verschmähen , unter dem körper
haften Himmel zu wachsen , wenn nicht eine geistige Kraft darin wäre, von der es sein 556
Leben empfängt8. So wie der niederste Engel seine Kraft in den Himmel gießt und ihn
bewegt und ihn umlaufen und wirken macht, so gießt der Himmel seine Kraft auf gar
geheime Weise in ein jegliches Kraut und in die Tiere. Daher hat ein jegliches Kraut
eine Eigenschaft des Himmels und wirkt rings um sich in die Runde wie der Himmel.
Die Tiere aber ( im Vergleich ) zu den Kräutern erheben sich höher und haben tierisches
und sinnenhaftes Leben und bleiben doch an Zeit und Raum verhaftet. Die Seele aber
tritt in ihrem natürlichen ( Erkenntnis -> Licht in ihrem Höchsten ( = im Seelenfunken )
über Zeit und Raum hinaus in die Gleichheitmit dem Licht des Engels und wirkt mit ihm 557
erkennend in dem Himmel. So also soll die Seele beständig hinaufklimmen in erkennendem
Wirken . Wo sie etwas von göttlichem Lichte oder göttlicher Gleichheit findet, da soll sie
eine Hütte bauen < = verweilen ) und nicht abkehren, bis sie abermals noch weiter hin
aufklimmt. Und so soll sie sich beständig weiter hinauf erheben in dem göttlichen Lichte
und so über alle Hütten ( = alles Verweilen ) hinauskommen mit den Engeln im Himmel
in das lautere , reine Anschauen Gottes9. Darum spricht er : 'Er sah in den Himmel und
sprach : „ Vater , die Zeit ist gekommen ; verherrliche deinen Sohn , auf daß dich dein Sohn
verherrliche“ ). Wie der Vater den Sohn verherrliche und wie der Sohn den Vater ver

i Sieh S . 553 Anm . 3. 2 Sieh S. 553 Anm . 3. 3 Sieh S. 554 Anm . 1. Sieh S . 554 Anm . 2 .
5 Sieh S . 554 Anm . 3. 6 Sieh S . 555 Anm . 1. 7 Sieh S . 555 Anm . 2. 8 Sieh S . 556 Anm . 1.
9 Sieh S . 557 Anm . 1 .

736
Unser herre underhuop und huop von unden ûf sîniu ougen

herrliche, darüber ist besser zu schweigen als zu reden ; sie müßten Engel sein , die darüber
reden sollten .
Jedoch über das Wörtlein ein wenig, daß er spricht: ‘Alle, die du mir gegeben hast'.
Wenn man genau auf den Sinn achtet, dann meint das soviel wie : ‘Alles, was du mir
gegeben hast' : dieses 'ewige Leben ' gebe ich ihnen , das ist dasselbe, das der Sohn hat
558 in dem ersten Ausbruche und in demselben Grunde und in derselben Lauterkeit und in
dem Genuß, in dem er seine eigene Seligkeit hat und in dem er sein eigenes Sein besitzt :
‘ Dieses ewige Leben gebe ich ihnen ' und sonst keines . Diesen Sinn habe ich gelegentlich
im gemeinen Verstande vorgetragen ; heute abend aber lasse ich ihn beiseite, und er liegt
doch eigentlich im lateinischen Wortlaut, wie ich ihn wiederholt aufgeführt habe. Du
aber bitte selbst um ihn und äußere ihn kühnlich aufmeine Verantwortung!1
559 Danach spricht er: 'Das ist das ewige Leben , daß sie dich allein als einen wahren Gott
erkennen ' ( Joh. 17, 3). Erkennten zwei (Menschen ) Gott als 'Einen und der eine er
kennte dabei (die Zahlengröße) Tausend, der andere aber erkennte Gottmehr als 'Einen ',
um wie wenig es auch wäre (d . h .: wenn es auch nur wenig weniger als Tausend wäre ),
so erkennte dieser Gott mehr als 'Einen ' als jener, der Tausend erkennte. Je mehr Gott
als 'Einer' erkannt wird, um so mehr wird er als Alles erkannt. Wäre meine Seele ein
560 sichtsvoll und wäre sie edel und lauter, so wäre alles, was sie erkennte, Eines. Erkennte
ein Engel (etwas) und es hätte ( für ihn ) den Zahlenwert von Zehn , und erkennte ein
anderer Engel, der edler < = von höherem Rang) wäre als jener, dasselbe, so wäre es
für ihn nicht mehr als Eines2. Darum sagt Sankt Augustinus 3 : Erkennte ich alle Dinge
und Gott nicht, so hätte ich nichts erkannt. Erkennte ich aber Gott und erkennte sonst
nichts, so habe ich alles erkannt. Je eindringlicher und tiefer man Gott als 'Einen ' erkennt,
um so mehr erkennt man die Wurzel, aus der alle Dinge entsprossen sind . Je mehr man
die Wurzel und den Kern und den Grund der Gottheit als 'Eines' erkennt, um so mehr
561 erkennt man alles. Darum spricht er: 'daß man dich allein als einen wahren Gott erkenne'.
Er sagt nicht „ weisen “ Gott noch „ gerechten “ Gott noch „ gewaltigen “ Gott, sondern
allein als 'einen wahren Gott 4 und meint, daß die Seele abscheiden und abschälen solle
alles, was man Gott in Gedanken oder im Erkennen zulegt, und ihn entblößt nehme,
wie er lauteres Sein ist: 80 ist er 'wahrer Gott'. Darum spricht unser Herr :'Das ist das ewige
Leben , daß sie dich allein als einen wahren Gott erkennen '5 .
Daß wir zu jener Wahrheit kommen , die da reines Sein ist, und ewig da bleiben ,
dazu helfe uns Gott. Amen .

i Sieh S . 558 Anm . 1 und 2 . 2 Sieh S . 559 Anm . 1 3 Sieh S . 560 Anm . 2 .
4 Sieh S . 561 Anm . 1 . 5 Sieh S . 561 Anm . 6 .

47 Edhart, D 2 737
PREDIGT 54 b (S. 564ff.)
Haec est vita aeterna, ut cognoscant te solum deum verum et quem misisti, 564
Iesum Christum ( Ioh . 17, 3 ) .

nser Herr sprach : 'Das ist ewiges Leben, daß sie dich erkennen als einen wahren
Gott und den du gesandt hast, Jesum Christum ' ( Joh. 17,3 ) 1. 'Unser Herr erhob seine
Augen zum Himmel und sprach : „ Vater , die Stunde ist gekommen ; verherrliche deinen
Sohn, daß dein Sohn dich verherrliche“ , und er bat für die , die ihm gegeben waren ,
und sprach : „ Gib ihnen das ewige Leben ; mache sie eins mit dir, wie ich und du eins
sind" (Joh. 17,1 /2 /11).
'Er hob seine Augen von unten herauf'. Hiermit lehrt er uns, daß, wenn wir bitten
wollen , wir zuvor hinabsteigen sollen in wahrer unterwürfiger Demut unter alle Krea
turen . Dann erst sollen wir hinaufsteigen vor den Stuhl der Weisheit, und so weit wir
hinabgestiegen sind, so weit wird uns gewährt, worum wir bitten . Nun sagt die Schrift
(eines Papstes) ?, daß, wo immer unser Herr seine Augen erhob , er dann ein großes Werk
wirken wollte . Es war wohl eine große Sache, wenn er sprach : 'Mache sie eins mit dir ,
wie ich und du eins sind'. Nun sagt die Schrift im Buche der Weisheit, daß 'Gott nie - 565
manden liebe als den , der da wohnt in der Weisheit' (Weish . 7,28 ) ; der Sohn aber ist
die Weisheit. Wie in der Lauterkeit , in der der Vater die Seele geschaffen hat, so lauter
werden wir in der Weisheit, die der Sohn ist. Denn, wie ich öfter schon gesagt habe :
Er ist eine Pforte , durch die die Seele wieder in den Vater eingeht, da alles, was Gott
je wirkte, nichts anderes ist als ein Vorbild und ein Hinweis zu unserem ) ewigen Leben .
'Er hob seine Augen von unten herauf' aus dem rechten Grunde der tiefsten Demut.
Wie die Kraft des Himmels nirgends soviel wirkt wie im Grunde der Erde, in keinem
Element, wiewohl es doch das niederste ist, weil er = der Himmel) darin zu wirken
am meisten Gegebenheit hat, aus demselben Grunde wirkt Gott am meisten in einem
demütigen Herzen , weil er darin am meisten Gegebenheit hat zu wirken und am meisten
Gleichheit mit sich darin findet. Hiermit ( d . h . mit dem Erheben seiner Augen von unten
her) lehrt er uns, wie wir in unsern Grund rechter Demut und rechter Entblößtheit
treten sollen , auf daß wir alles das ablegen, was wir nicht von Natur aus haben , das
heißt Sünde und Mängel, und auch das, was wir von Natur aus haben , was in jeder ( ich
haften ) Eigenheit liegt4. Denn, wer kommen will in Gottes Grund , in dessen Innerstes, 566
der muß zuvor in seinen eigenen Grund , in sein Innerstes kommen , denn niemand kann
Gott erkennen , der nicht zuvor sich selbst erkennen müsse. Ermuß treten in sein Nieder
stes und in Gottes Innerstes und muß treten in dessen Erstes und in sein Oberstes, denn
da läuft alles das zusammen , was Gott aufzubieten vermag . Was in der Seele am aller

1 Sieh S . 564 Anm . 1. Sieh S . 564 Anm . 2. 3 Sieh S . 565 Anm . l. Sieh S . 565 Anm . 3 .
738
Haec est vita aeterna

höchsten ist , das befindet sich im Niedersten , denn es ist zu allerinnerst , wie wenn einer
ein rundes Ding zusammendrücken will, dann wird das Oberste zum Niedersten ?. Das
dritte , das er uns lehrt, wenn 'er seine Augen von unten herauf erhob', ist dies: Wenn
einer bitten will, soll er alles, was er aus Gnade empfangen hat, in die Gutheit Gottes
567 tragen , und was er erbitten will gegen seine Fehler oder gegen anderer Leute Sünde, das
soll er in die Barmherzigkeit Gottes tragen , denn es bittet für sich selbst . Was Gott
niedergeworfen findet, das trägt er empor und erhöht es in sich . Das vierte, das er meint,
wenn 'er seine Augen von unten erhob ', damit meint er , daß wir von ganzem Herzen
mit Verlangen zum Himmel und zu ihm hinaufklimmen und all unser Verlangen auf Gott
und auf die höchste Höhe richten sollen , nicht unter Gott noch bei Gott, denn alle oberen
Dinge sind am meisten in der Lage, in dem zu wirken,was unter ihnen ist. Daher sind alle
Kreaturen , die körperhaft sind , ein Köder der Sonne und der Sterne, und der ( d . h . der
Köder) bewirkt in dem Steine ihre <d . h . der Sonne und der Sterne) Kraft und ihre
Gleichheit ( d . h . die Gleichheit mit Sonne und Sternen ) . So wie die Sonne die feuchte
Luft anzieht, so gibt sie dem Stein Gleichheit mit sich und ihre Kraft , so daß er unsicht
bar einen Dunst und eine Kraft aus sich entläßt, was gewisses Eisen und gewisses Fleisch
568 und Knochen anzieht; wenn einer ihm nahekommt, muß er da verhaften . So ( auch ) tut
es der göttliche Dunst : der zieht die Seele in sich und vereinigt sie mit sich und macht
sie gottförmig. So wie wenn einer ein Fäßchen mit Wasser nähme und das über ein großes
Faß mit Wein und nahe daran brächte , dann gibt das ihm ( = dem Wasser ) Weines
Kraft und Weines Natur und Weines Farbe. Ist er rot, so wird es auch rot; ist er weiß ,
so wird es auch weiß und zu Wein . Das kommt von dem Dunst oder von dem Duft des
Weines. Was bedeutet das ? Eine treffende Aussage ! So wie der Dunst des Weines in
das Fäßchen des Wassers hineindringt, in derselben Weise dringt Gottes Kraft in die
Seele . Wer gottförmig werden will, der muß mit ganzem Verlangen hinaufklimmen .

Strı (P1) GS
Auf noch eine andere Weise 'hob er auf Auf noch eine andere Weise 'hob er auf
seine Augen '. Mit ihr lehrt er uns, daß seine Augen '. Alles , was oberhalb eines
so, wie das oberste Element nirgends so Elements ist, wie der Himmel und die
gut zu wirken vermag wie in dem Grunde Sterne, das wirkt im gröbsten Element,
der Erde – dort bewirkt es Gold und in der Erde, etwas, das wir nicht sehen
Silber und Edelsteine – können , wie Gold und Silber und Edel
steine ; denn es ist unmöglich , daß der
Himmel je zu wirken vermöge als im
und in allem , was mit Erde vermischt ist , Grunde der Erde und in dem , was da
wie Laub und Gras und Bäume: das trägt vermischt ist mit Erde wie Laub und
in sich eine Gleichheit mit dem Himmel Gras und Baum . Dem entnimm ein Gleich
nis des Himmels , daß es keine Kreatur
gibt, die nicht etwas von dem in sich
trägt, dessen Tochter sie ist. Unsere Mei
ster sagen :Wasoben ist,dem genügt nichts,
i Sieh S . 566 Anm . 2. Sieh S. 567 Anm . 5 .

739
Predigt 54 b

wie Baum und Gras sich breitet und um


läuft wie der Himmel; nicht allein wie der
und mit dem Engel, der den Himmel be Himmel, sondern wie der Engel, der den
wegt ,und (es) strecktund breitet sich und Himmel antreibt.
bildet eine Hütte, auf daß die Sonne und
der Sterne Kraft viel in ihnen zu wirken
vermögen , und ( es ) schließt des Engels Es schließt des Engels Natur in sich und
Natur in sich und wirkt ähnlich dem Engel, wirkt dem Engel ähnlich, wenngleich sehr
wenngleich sehr entfernt ( nur ) — , entfernt (nur) — ,

so auch sollen wir eine Hütte bilden und uns in die Länge strecken und breiten , auf
daß Gott viel in uns zu wirken vermöge, und sollen ihm gleichen und ihm ) gleich
wirken 1. Das Vieh erkennt im Hier und im Nun ; der Engel aber erkennt ohne Hier und 569
Nun, und der Mensch , der da über andere Kreaturen erhaben ist, der erkennt in einem
wahren Licht, wo weder Zeit noch Raum ist, ohne Hier und ohne Nun . In dem Maße,
in dem die Seele vorankommt, in dem tritt sie näher in jenes Licht. Die Seele , die ein
Licht ist, die schließt gar viel von Gott in sich .
'Er hob seine Augen in den Himmel'. 'Celum ' besagt soviel wie eine „ Hütte der
Sonne“ . Alles das, was man ihm zulegen kann , hüttet Gott ein ; was immer man ihm
zulegen kann , abgesehen vom reinen Sein , das hüttet Gott ein . Nun sagte er : ' Vater,
die Stunde ist gekommen : verherrliche deinen Sohn, auf daß dein Sohn dich verherr
liche, und ich bitte fernerhin , daß du allen denen , die du mir gegeben hast, ein ewiges
Leben gebest'. Nun fraget, bei wem ihr immer wollt, so sagen alle , er habe gemeint:
'Vater , gib ihnen allen , die du mir gegeben hast, das ewige Leben '. Eigentlich aber be
sagt das Wort dies : „ Vater, alles, was du mir gegeben hast, ( d . h . ) daß ich der Sohn bin ,
von dir ausgegangen , von dir als dem Vater , ich bitte dich darum , daß du ihnen das gebest 570
und sie das genießen : dieses ewige Leben , das ist ihr ewiger Lohn “ . Seht, es besagt soviel
wie : Alles, was der Vater seinem Sohne gegeben hat, alles, was er (selbst) ist, daß er ihnen
das gebe.
Ein 'ewiges Leben ', was das sei, darauf merkt selbst: 'Ewiges Leben ist dies, daß
sie dich allein als einen wahren Gott erkennen'. Was bedeutet es, daß er spricht 'dich
allein ' ? Das heißt: daß der Seele nichts schmecke als Gott allein . Ein anderes ist dies ,
daß er sprach : 'dich allein zu erkennen , das ist ewiges Leben ' (Joh . 17,3 ). Er meint:
weil Gott allein und nichts bei ihm ist. Wer irgend etwas zu Gott hinzu erkennt, der
erkennt nicht Gott allein . Wer aber Gott allein erkennt, der erkennt mehr in Gott . Unsere
Meister sagen : Einer erkennt Eines in Gott, und ein anderer erkennt Tausend in Gott.

Strı ( Pf) G5
Die da Eines erkennen , die erkennen Und der ist seliger, der Tausend in Gott
mehr als die , die Tausend erkennen, denn erkennt, als der Eines in Gott erkennt.
sie erkennen mehr in Gott, und die da Die Seligkeit aber liegt nicht darin , daß
Tausend erkennen, die erkennen mehr bei er Tausend in Gott erkennt. Sie liegt (viel
i Sieh S . 568 Anm . 3 .
740
Haec est vita aeterna

Gott. Seliger sind (zwar ), die da Tausend mehr ) darin , daß er weniger mit ihm und
erkennen als die , die Eines erkennen , da außerhalb seiner erkannt hat; und daher
durch daß sie darin ( = in Tausend ) mehr erkennt er mehr in ihm , aber nicht Meh
erkennen als in dem Einen . Noch seliger reres, denn alle Dinge sind Eines in Gott ,
aber sind , die Eines erkennen , als die und in Gott ist nichts, als was er seins
Tausend erkennen , immer mehr Eines und mäßig ist.
571 (doch ) Gott nicht in ihm . Darum : Wenn
ich etwas in Gott erkenne, dann wird, was
immer ich erkenne, eins mit mir. Wer
Gott mehr als Eines erkennt, der erkennt
doch weniger bei Gott. Daran liegt unser In dieser einfaltigen Erkenntnis liegt unser
‘ewiges Leben ', daß wir Eines erkennen ; ewiges Leben .
damit , daß wir weniger erkennen , er
kennen wir dich mehr als 'einen wahren
Gott'.
Warum sprach er : 'dich einen wahren Nun spricht er : 'dich allein einen wahren
Gott und sagte nicht: „ dich einen weisen " Gott . Daß er nicht sagt „ reichen “ Gott
oder „ guten “ oder „ gewaltigen “ Gott ? oder „ gewaltigen " Gott oder „weisen “
Weil Wahrheit sich auf das (reine) Sein Gott , damit meint er, daß die Wahrheit
bezieht. über das Höchste hinaustrifft und ein reines
Sein ist.

Was man in Worte fassen kann , das umhüttet Gott und legt ihm (etwas) zu . Die
Wahrheit aber schließt in eine Erkenntnis ein und löst (von Mannigfaltigem ) ab.
Daß wir in dieser Erkenntnis alles ablegen und Eines werden, dazu helfe uns die
Dreieinigkeit in einer göttlichen Natur. Amen .

741
PREDIGT 55 (S . 575ff.)

Maria Magdalena venit ad monumentum etc. ( Ioh. 20, 11) 575


575

Maria Magdalena ging zu dem Grabe' und suchte unsern Herrn Jesum Christum
und 'drang nahe hinein und lugte hinein . Sie sah zwei Engel bei dem Grabe, und ‘ sie
sprachen : „ Weib , wen suchest du ?“ ) — ,,Jesus von Nazareth “ . – „ Er ist auferstanden ,
er ist nicht hier “ . Und sie schwieg und antwortete ihnen nicht, ‘und blickte zurück
und nach vorn und über die Achsel und sah Jesum , und er sprach : „ Weib , wen suchest
du ?“ — „ O , Herr, habt ihr ihn weggetragen, so zeige mir, wohin du ihn gelegt hast ; 576
ich will ihn von dannen tragen “ . Und er sprach : „Maria !“ . Und deshalb , weil sie das
Wort oft zärtlich von ihm vernommen hatte, erkannte sie ihn und fiel ihm zu Füßen
und wollte ihn fassen . Und er trat zurück 'und sprach : „ Berühre mich nicht ! Ich bin
noch nicht zu meinem Vater gekommen “ (vgl. Joh . 20 ,11 – 17 ) 1.
Warum sprach er: „ Ich bin noch nicht zu meinem Vater gekommen ?" . Er kam
doch nie von dem Vater (weg ) ! Er wollte sagen : „ Ich bin in dir noch nicht wahrhaft
auferstanden " 2. – Warum sprach sie : -„ Zeige mir , wohin du ihn ( fort )getragen hast ; 577
ich will ihn dort <weg ->nehmen “ ). Hätte er ihn in des Richters Haus getragen , hätte
sie ihn auch dort (weg )genommen ? » Ja,« sagte ein Meister 3, »sie hätte ihn ( selbst)
aus des Richters Schloß (weg->genommen« .
Nun könnte man fragen , warum sie so nahe hinzudrang, wo sie doch eine Frau
war, und die , die da Männer waren — einer, der Gott liebte < = Johannes ), der andere,
der von Gott geliebt wurde ( = Petrus ) — , sich fürchteten . Jener Meister 4 nun sagt :
»Grund dafür war, daß sie nichts zu verlieren hatte, denn sie hatte sich ihm ergeben ,
und weil sie ihm gehörte, darum fürchtete sie sich nicht«. Wie wenn ich einem meinen 578
Mantel geschenkt hätte und jemand wollte ihm den wegnehmen , so wäre ich nicht ver
pflichtet, ihm dies zu verwehren , denn er gehörte ja doch jenem ( dem ich ihn geschenkt
hätte und der ihn also gegen Raub zu verteidigen hätte ) , wie ich schon öfter gesagt habe.
Aus dreiGründen fürchtete sie sich nicht. Zum ersten : weil sie ihm gehörte. Zum zweiten :
weil sie der Pforte der Sinne ( = der Besinnung) so fern und in sich gekehrt war. Zum
dritten : weil ihr Herz bei ihm war. Wo immer er war, da war (auch ) ihr Herz. Deshalb
fürchtete sie sich nicht5. — Der zweite Grund dafür, sagt jener Meister , daß sie so nahe
stand, war dies : Sie begehrte, daß man gekommen wäre und sie getötet hätte, damit ,
weil sie Gott nirgends lebend finden konnte, ihre Seele (doch ) Gott irgendwo fände. —
Der dritte Grund, warum sie so nahe stand, war dies: weil, wenn man gekommen wäre
und sie getötet hätte – da sie wohl wußte, daß niemand in den Himmelkommen konnte ,

i Sieh S. 576 Anm . 1. 2 Sieh S. 576 Anm . 2. 3 Sieh S. 577 Anm . 1. Sieh S. 577 Anm . 2.
5 Sieh S. 578 Anm . 2. 6 Sieh S. 578 Anm . 3.

742
Maria Magdalena venit ad monumentum
ehe er selbst < = Christus) dorthin aufgefahren wäre, und ihre Seele irgendwo einen
579 Halt haben mußte — , sie deshalb danach begehrte, daß ihre Seele in dem Grabe und ihr
Leib bei dem Grabe weilte : ihre Seele drinnen und ihr Leib dabei; denn sie hegte die
Hoffnung, daß ( in dem toten Christus ) Gott ( = die Gottheit Christi) einen Durchbruch
durch die Menschheit (Christi) genommen hätte und (auf diese Weise ) etwas von Gott
in dem Grabe zurückgeblieben wäre. So wie wenn ich einen Apfel eine Zeitlang in meiner
Hand gehabt hätte; wenn ich ihn daraus täte, so bliebe etwas von ihm darin zurück ,
soviel wie ein Duft 1. So auch hatte sie die Hoffnung, daß etwas von Gott in dem Grabe
zurückgeblieben wäre. – Der vierte Grund, warum sie so nahe bei dem Grabe stand,
war dies : Weil sie Gott < = Christus ) zweimal verloren hatte, lebend am Kreuze und tot
im Grabe, drum hegte sie die Furcht, daß , wenn sie von dem Grabe weggegangen wäre,
sie auch (noch ) das Grab verloren hätte. Denn, hätte sie (auch noch ) das Grab ver
loren , so hätte sie gar nichts mehr gehabta.
580 Nun könnte man fragen , warum sie stand und nicht saß . Sie wäre ihm doch sitzend
ebenso nahe gewesen wie stehend. Manche glauben, daß, wenn sie entfernt auf einem
ebenen , weiten Felde wären , wo nichts wäre, das ihre Sicht zu behindern vermöchte, sie
ebenso weit sitzend wie stehend sähen. Jedoch , wiewohl es sie so dünkt, so ist es doch
nicht an dem . Maria stand (vielmehr) deshalb , damit sie um so weiter um sich her
zu sehen vermochte, auf daß, wenn irgendwo ein Busch gewesen wäre, unter dem Gott
< = Christus) verborgen gewesen wäre, sie ihn dort gesucht hätte 3. — Zum zweiten : Sie
war innerlich so ganz mit allen ihren Kräften auf Gott hin gerichtet; darum stand sie
äußerlich. Zum dritten : Sie war ( so ) ganz von Leid durchflossen . Nun gibt es manche,
die , wenn ihnen ihr lieber Vorgesetzter stirbt , so ganz von Leid durchflossen werden ,
daß sie nicht allein stehen können , sondern sitzen müssen . Deshalb (aber ) , weil es bei
ihrem Leid um Gott < = Christus) ging und es < = ihr Leid ) auf Stetigkeit gründete,
581 bedurfte sie dessen ( = sitzen zu müssen ) nicht 4. — Zum vierten , weshalb sie stand :
damit, wenn sie Gott < = Christus) irgendwo sähe, sie ihn um so schneller fassen könnte.
Ich habe gelegentlich gesagt: Ein Mensch , der stände, der wäre Gottes empfänglicher5.
Jetzt aber sage ich anders: daß man in rechter Demut sitzend mehr empfängt als stehend,
wie ich vorgestern sagte, daß der Himmel nirgends zu wirken vermöge als im Grunde
der Erde. So auch vermag Gott nicht zu wirken als im Grunde der Demut ; denn , je
tiefer in der Demut, um so empfänglicher Gottes 6. Unsere Meister sagen : Wenn man
582 einen Becher nähme und ihn unter die Erde setzte, so könnte er mehr ( in sich ) auf
nehmen , als wenn er auf der Erde stände ; wenn es auch so wenig wäre , daß man es kaum
wahrnehmen könnte , so wäre es doch etwas. Je mehr der Mensch in den Grund rechter
Demut versenkt wird , um so mehr wird er versenkt in den Grund göttlichen Seins.
Ein Meister ? sagt : Herr, was beabsichtigst du damit , daß du dich dieser Frau
so lange entziehen konntest ; womit hat sie es verschuldet, oder was hat sie getan ? Seit
der Zeit , da du ihr ihre Sünden vergabst , hat sie nichts getan , als dich zu lieben ( vgl.
Luk . 7,47 ) . Hätte sie aber irgend etwas getan, so vergib es ihr in deiner Güte. Liebte
sie deinen Körper, so wußte sie doch (recht ) wohl, daß die Gottheit dabei war. Herr,

1 Sieh S . 579 Anm . 2. 2 Sieh S . 579 Anm . 3 . 3 Sieh S . 580 Anm . 1. Sieh S . 580 Anm . 2 .
5 Sieh S . 581 Anm . 1 . 6 Sieh S . 581 Anm . 2 . 7 Sieh S . 582 Anm . 2 .

743
Predigt 55

ich berufe mich auf deine göttliche Wahrheit, daß du gesagt hast , du würdest ihr niemals
entzogen . Du hast Recht, denn du kamst nie aus ihrem Herzen und sprachst : 'wer dich
liebe, den wollest du wieder lieben , und wer früh auf sei, dem wollest du erscheinen '
(vgl. Spr. 8, 17 ). Nun sagt Sankt Gregorius : Wäre Gott ( = Christus) (noch ) sterb
lich gewesen und hätte er sich ihr so lange entziehen sollen, so wäre ihm völlig sein
Herz gebrochen .
Nun stellt sich die Frage, warum sie unsern Herrn nicht sah , als er ihr so nahe war ? 583
Vielleicht mochte es sein , daß sie ihre Augen verweint hatte , so daß sie ihn nicht schnell
erblicken konnte. Zum zweiten : daß die Liebe sie verblendet hatte, so daß sie nicht
glaubte , daß er ihr so nahe wärel. Zum dritten : Sie lugte beständig weiter, als er ihr
war ; darum sah sie ihn nicht. Sie suchte einen toten Leichnam und fand (zwei) lebende
Engela. „ Engel“ bedeutet soviel wie „ Bote“ , und „ Bote“ soviel wie „ der da gesandt 584
ist“ 3. So finden wir wohl, daß der Sohn gesandt ist und auch der Hl. Geist gesandt ist ;
die aber sind gleich . Gottes Eigentümlichkeit aber ist es, sagt ein Meister, daß ihm nichts
gleich ist4. Sie < = Magdalena ) nun suchte, was gleich war, und fand Ungleiches: ' einen
( Engel) zu Häupten und einen zu Füßen ' ( Joh . 20,11). Jener Meister5 aber sagt: Es
ist Gottes Eigentümlichkeit, daß er Eines sei. Da sie dort Einen suchte und Zwei fand,
darum vermochte sie nicht getröstet zu werden , wie ich schon öfter gesagt habe. Unser 585
Herr spricht : ' Das ist ewiges Leben , daß sie dich allein als einen wahren Gott erkennen '
( Joh. 17, 3) .
Daß wir ihn so suchen und ihn auch finden , dazu helfe uns Gott. Amen .

i Sieh S. 583 Anm . 1. 2 Sieh S. 583 Anm . 2. 3 Sieh S. 584 Anm . 1. Sieh S. 584 Anm . 2.
5 Sieh S . 584 Anm . 4 . 6 Sieh S . 585 Anm . 1.

744
PREDIGT 56 (S . 588ff.)
588 ‘Maria stand bei dem Grabe und weinte ' ( Joh . 20,11) 1.

Es war ein Wunder, daß sie, so sehr sie betrübt war, weinen konnte. » Liebe ver
ursachte, daß sie stand, Leid, daß sie weinte «?. `Da ging sie weiter vor und lugte in
das Grab'. Sie suchte einen toten Menschen 'und fand zwei lebendige Engel'. Origenes 3 sagt:
Sie stand . Warum blieb sie stehen , während die Apostel geflohen waren ? — Sie hatte
nichts zu verlieren ; alles, was sie besaß, das hatte sie in ihm verloren . Als er starb , da
starb sie mit ihm . Als man ihn begrub , da begrub man ihre Seele mit ihm . Darum hatte
sie nichts zu verlieren .
Da ging sie weiter vor'; da begegnete er ihr. 'Da wähnte sie, daß er ein Gärtner wäre,
und sprach : „ Wo habt ihr ihn hingelegt ?“ . Sie war so ganz um ihn beflissen , daß sie
von (den ) Worten (die sie zu ihm hätte sprechen können ) nur eines behalten hatte :
589 „ Wo habt ihr ihn hingelegt ?“ ( Joh . 20,15 ) Das sagte sie zu ihm . Danach offenbarte er
sich ihr Zug um Zug 4. Hätte er sich ihr auf einmal geoffenbart, als sie sich noch im Zu
stand des Verlangens befand , sie wäre vor Freude gestorben . Wüßte die Seele , wann
Gott in sie träte , sie stürbe vor Freude und wüßte sie (überdies), wann er von ihr geht,
sie stürbe vor Leid . Sie weiß weder, wann er kommt, noch , wann er geht. Wohl spürt
sie , wenn er bei ihr ist. Ein Meister sagt: Sein Kommen und sein Gehen ist verborgen .
Seine Gegenwart ist nicht verborgen , denn er ist ein Licht, und des Lichtes Natur ist
Offenbarung .
Maria suchte nur Gott, drum fand sie ihn , und sie begehrte nichts als Gott . Die
Seele, die Gott suchen soll, der müssen alle Kreaturen eine Qual sein . Für sie war es
eine Qual, daß sie die Engel sah . So (auch ) sollen für die Seele , die Gott suchen soll, alle
Dinge wie ein Nichts sein . Soll die Seele Gott finden , so muß sie sechs Stücke an sich
haben . Das erste : daß das, was ihr zuvor süß war, bitter werde. Das zweite : daß sie sich
selbst zu eng werde, so daß sie in sich selbst nicht bleiben kann . Das dritte: daß sie nach
590 nichts außer nach Gott verlange. Das vierte : daß niemand als Gott sie zu trösten vermöge.
Das fünfte : daß sie keine Rückkehr zu vergänglichen Dingen kenne. Das sechste, daß
sie keine innere Ruhe habe, bis er < = Gott) ihr wieder zuteil werde.
Bitten wir usw .

i Sieh S . 588 Anm . 1. 2 Sieh S . 588 Anm . 2. 3 Sieh S. 588 Anm . 4. 4 Sieh S. 589 Anm . 1.
3 Sieh S . 589 Anm . 3 . Sieh S. 589 Anm . 4 .

745
PREDIGT 57 ( S . 594 ff.).

Vidi civitatem sanctam Ierusalem novam descendentem 594


594

de caelo a domino etc . ( Apoc. 21,2 )

Sankt Johannes sah ' eine Stadt (Geh . Offenb. 21,2 ) 1.


Eine Stadt' besagt zweierlei: zum einen, daß sie befestigt ist, so daß niemand
ihr schaden kann ; zum andern die Eintracht der Leute . 'Diese Stadt hatte kein Bet
haus ; Gott selber war der Tempel. Man bedarf (dort) keines Lichtes der Sonne noch
des Mondes ; die Klarheit unseres Herrn erleuchtet sie ' (Geh . Offenb . 21,22f.). Diese
'Stadt' bedeutet eine jegliche geistige Seeles, wie Sankt Paulus spricht: 'Die Seele ist 595
ein Tempel Gottes' (vgl. 1 Kor . 3 ,16 ), und sie ist so stark, wie Sankt Augustinus sagt,
daß ihr niemand schaden kann, sie schade denn sich selbst mit Mutwillen 4.
Zum ersten muß man auf den Frieden merken , der in der Seele sein soll. Darum
ist sie ( = die Stadt) genannt 'Jerusalem '5. Sankt Dionysius 6 sagt : » Der göttliche
Friede durchzieht und ordnet und vollendet alle Dinge; täte dies der Friede nicht, so
zerflössen alle Dinge und hätten keine Ordnung« . — Zum zweiten läßt der Friede die
Kreaturen sich ergießen und in Liebe und nicht, um zu schaden , ausfließen . — Zum
dritten macht er die Kreaturen einander dienstbeflissen , so daß sie Bestand haben eine
an der andern . Was eine von ihnen nicht von sich selbst haben kann , das erhält sie von
der andern . Darum kommt eine Kreatur von der andern , — Zum vierten läßt er ( = der
göttliche Friede) sie < = die Kreaturen ) sich wieder zurückneigen in ihren ersten Ur
sprung , das heißt : in Gott ?.
Das zweite ist dies : daß er sagt, daß die 'Stadt' 'heilig ' sei. Sankt Dionysius8 sagt, 596
daß »Heiligkeit ganze Lauterkeit, Freiheit und Vollkommenheit« sei. Lauterkeit besteht
darin , daß der Mensch gesondert ist von Sünden ; das macht die Seele frei. Gleichheit ist
die größte Lust und Freude, die es im Himmel gibt; wenn Gott in die Seele käme und
sie ihm nicht gleich < = frei von Sünden ) wäre , so würde sie dadurch gepeinigt ", denn
Sankt Johannes spricht: 'Wer Sünde tut, der ist ein Knecht der Sünde' ( Joh . 8 ,34 ). Von
den Engeln und von den Heiligen können wir sagen , daß sie vollkommen seien , jedoch
von den Heiligen nicht im vollen Sinne, denn sie hegen noch Liebe zu ihren Körpern ,
die noch in der Asche < = im Verwesungsstaub ) liegen 10; in Gott allein aber ist ganze
Vollkommenheit. Mich wundert , daß Sankt Johannes je zu sagen hätte wagen können, 597
ohne es im Geiste erschaut zu haben , daß es drei (göttliche Personen gibt : wie der
Vater sich mit aller Vollkommenheit in der Geburt als in den Sohn und mit Güte als in
einem Liebesausfluß in den Hl. Geist ergießt.
1 Sieh S . 594 Anm . 1. 2 Sieh S . 594 Anm . 2 . 3 Sieh S . 594 Anm . 3 . 4 Sieh S . 595 Anm . 1.
5 Sieh S . 595 Anm . 2 . 6 Sieh S . 595 Anm . 3 . ? Sieh S . 595 Anm . 6 . 8 Sieh S . 596 Anm . 1.
Sieh S . 596 Anm . 2. 10 Sieh S .596 Anm . 3.
746
Vidi civitatem sanctam Ierusalem novam
Zum zweiten besagt „ Heiligkeit “ soviel wie „ was weg von der Erde ( = entfernt
von der Erde, ohne Erde ) genommen ist“ 1. Gott ist ein Etwas und ein reines Sein , und
die Sünde dagegen ist ein Nichts und entfernt von Gott. Gott schuf die Engel und die
598 Seele nach einem Etwas, das heißt:nach Gott?. Die Seele ist soviel wie unter dem Schatten
des Engels geschaffen , und doch haben sie < = Seele und Engel) eine gemeinsame Natur 3;
alle materiellen Dinge aber sind nach nichts geschaffen und fern von Gott . Deshalb , weil
die Seele sich auf den Leib ergießt, wird sie verfinstert4 und muß sie mit dem Leibe
wieder emporgetragen werden zu Gott . Wenn die Seele frei von irdischen Dingen ist,
dann ist sie 'heilig '. Solange Zachäus auf dem Erdboden stand , vermochte er unsern
599 Herrn nicht zu sehen 5. Sankt Augustinus6 sagt: »Will der Mensch rein werden , so
lasse er von irdischen Dingen ab «. Ich habe es schon öfter gesagt, daß die Seele nicht
rein werden kann, wenn sie nicht zurückgetrieben wird in ihre erste Lauterkeit , wie Gott
sie geschaffen hat, so wie man aus Kupfer , das man zweimal oder dreimal brennt, nicht
Gold machen kann, ohne daß man es in seine erste Natur ( = Wasser ) zurücktreibt ;
denn alle Dinge, die durch Hitze schmelzen oder durch Kälte erhärten , die sind gänzlich
von Wassernatur. Darum müssen sie gänzlich wieder zu Wasser zurückgetrieben und
gänzlich der Natur, in der sie sich jetzt befinden , beraubt werden . Und so helfen der
Himmel und die Kunst dazu, daß es < = das Kupfer ) gänzlich zu Gold verwandelt wird ?.
Man vergleicht wohl das Eisen mit dem Silber und das Kupfer mit dem Gold : je mehr
man es aber einander gleichsetzt und nicht seiner Natur ) beraubt, um so verfehlter
600 ist das. Ganz so steht es mit der Seele . Leicht ist es, Tugenden als solche auszugeben oder
darüber zu reden ; wahrhaftig zu besitzen sind sie gar selten 8.
Zum dritten sagt er < = Johannes), daß diese 'Stadt' 'neu sei. 'Neu' heißt das, was
ungeübt ist oder was seinem Anfang nahe istº. Gott ist unser Anfang. Wenn wir mit
ihm vereint sind , dann werden wir (wieder) ‘neu '. Manche Leute wähnen töricht, daß
Gott die Dinge, die wir jetzt sehen , ewig in sich gemacht oder behalten habe und sie
in die Zeit herauslasse. Göttliche Werke aber müssen wir als mühelos ( = zeitlos) ver
stehen , wie ich 's euch erklären will : Ich stehe hier, und hätte ich vor dreißig Jahren
<schon ) hier gestanden und wäre mein Antlitz unverhüllt gewesen, ohne daß es jemand
gesehen hätte, so hätte ich doch hier gestanden . Und beschaffte man einen Spiegel
und hielte man ihn mir vor, mein Antlitz entwürfe und bildete sich darin (ab ) ohne
mein Bemühen ; und wäre das gestern geschehen , so wäre es neu , und wiederum (geschähe
es ) heute, so wäre es noch neuer und ebenso nach dreißig Jahren oder in Ewigkeit, so
wäre es ewig neu ; und wenn der Spiegel tausend wären , so geschähe es ohne mein Be
mühen . So (auch ) hat Gott alle Bilder in sich , nicht (etwa) als die Seele oder als (irgend
eine ) andere Kreatur, sondern als Gott: an ihm gibt es nichts Neues und kein Bild ,
sondern , wie ich 's gesagt habe vom Spiegel, gibt es an uns sowohlneu wie ewig 10. Wenn
601 der Leib bereitet ist, gießt Gott die Seele hinein und bildet sie dem Leib gemäß, und
602 sie hat Gleichheit mit ihm ( = mit dem Leib ) und durch diese Gleichheit Liebe (zu
ihm ) 11. Darum gibt es niemand, der nicht sich selbst liebt; die betrügen sich selbst, die
1 Sieh S . 597 Anm . 2 . 2 Sieh S . 597 Anm . 4 . 3 Sieh S . 598 Anm . 1 . 4 Sieh S . 598 Anm . 3 .
5 Sieh S . 598 Anm . 6 . Sieh S . 598 Anm . 7 . ? Sieh S . 599 Anm . 2 . 8 Sieh S . 600 Anm . 1.
9 Sieh S . 600 Anm . 3 . 10 Sieh S . 600 Anm . 4 . 11 Sieh S . 602 Anm . 1.

747
Predigt 57

da wähnen , daß sie sich selbst nicht lieben . Sie müßten sich hassen und könnten nicht
( länger ) bestehen . Wir müssen die Dinge recht lieben , die uns zu Gott hinbringen ; das
allein ist Liebe mit Gottesliebe. Habe ich Lust, übers Meer zu wollen , und hätte ich
gern ein Schiff, so nur deshalb , weil ich gern übers Meer wollte ; und sobald ich übers
Meer gelange, bedarf ich des Schiffes nicht mehr. Plato sagt: Was Gott ist, das weiß
ich nicht — und will damit sagen ) : Solange die Seele vom Leibe umhüllt ist, vermag
sie Gott nicht zu erkennen – , aber, was er nicht ist, das weiß ich wohl, wie man 's an
der Sonne erkennen kann : deren Schein kann niemand aushalten , ohne daß er zuerst
in die Luft eingeschlossen wird und so dann aufdie Erde scheint. Sankt Dionysius 2 sagt: 603
»Wenn das göttliche Licht in mich scheint, so muß es umhüllt sein , so wie meine
Seele umhüllt ist ( vom Leib ) . Er sagt auch : Das göttliche Licht erscheint an fünferlei
Leuten . Die ersten nehmen es nicht auf. Sie sind , wie das Vieh , ungemäß , (das Licht)
aufzunehmen , wie man an einem Gleichnis erkennen kann : Träte ich an ein Wasser und
wäre das aufgewühlt und trübe, so könnte ich mein Antlitz darin nicht erblicken wegen
der Unebenheit (der Wasseroberfläche) 3. — Den anderen wird (nur ) wenig Licht sicht
bar, so etwa wie das Aufblitzen eines Schwertes, wenn einer es fertigt. – Die Dritten 604
empfangen mehr davon ( = vom göttlichen Licht), ( soviel ) wie einen großen Blitz , der
licht und gleich wieder finster ist; das sind alle die, die da abfallen vom göttlichen Licht
in die Sünde. – Die Vierten empfangen noch mehr davon ; aber zuweilen entzieht er
< = Gott mit seinem Licht) sich aus keinem andern Grunde als dem , daß er sie reize und
weit mache im Verlangen . Es ist gewiß : Wenn einer einem jeden von uns seinen Schoß
füllen wollte, dann würde jeder von uns seinen Schoß weit öffnen , auf daß er viel emp
fangen könnte. Augustinus4 (sagt) : »Wer viel empfangen will, der weite sein Ver
langen «. – Die Fünften empfangen ein so großes Licht, wie wenn es Tag wäre, und
doch (nur) wie durch einen Spalt verursacht. Daher spricht die Seele im Buch der Liebe:
Mein Geliebter hat mich durch einen Spalt angeschaut; sein Antlitz war holdselig '
(Hohel. 2 ,9 , 14 ). Daher sagt auch Sankt Augustinus5 : »Herr , du schenkst bisweilen 605
so große Süße, daß , wenn sie zur Gänze gediehe und das dann nicht der Himmel wäre ,
ich nicht weiß , was der Himmel ist«. Ein Meister sagt : Wer Gott erkennen will und
nicht geziert ist mit göttlichen Werken, der wird zurückgeworfen auf Böses6. Gehört
aber nun kein Mittel dazu , daß man Gott vollkommen erkenne ? - Gewiß , hierüber
spricht die Seele im Buch der Liebe: 'Mein Geliebter schaute mich an durch ein Fenster
(Hohel. 2 , 9) – das heißt: ohne Hindernis — , ‘und ich ward seiner gewahr; er stand an
der Wand – das heißt: bei dem Körper, der hinfällig ist – ‘und sprach : „ Tu mir auf,
meine Freundin " ). (Hohel. 5 ,2) – das heißt: sie gehört mir völlig an in der Liebe, denn
'Er ist mir , und ich bin ihm allein ' (Hohel. 2,16 ) ; 'meine Taube' (Hohel. 2,14 ) – das
heißt: einfaltig im Begehren - , 'meine Schöne' – das heißt: in den Werken - , 'steh
schnell auf und komm zu mir ! Die Kälte ist vergangen ' (Hohel. 2, 14, 10,11), durch die
alle sterben ; wiederum leben alle Dinge im Warmen . 'Der Regen ist verschwunden ' (Hohel. 606
2,11) – das ist die Wollust vergänglicher Dinge ?. 'Die Blumen sind entsproßt in unserm
1 Sieh S. 602 Anm . 2. 2 Sieh S. 603 Anm . 1. 3 Sieh S. 603 Anm . 3.
4 Sieh S . 604 Anm . 4 . 5 Sieh S . 604 Anm . 5 . 6 Sieh S. 605 Anm . 1 .
7 Sieh S . 606 Anm . 1.

748
Vidi civitatem sanctam Ierusalem novam

Lande' (Hohel. 2 , 12 ) : die Blumen sind die Frucht1 des ewigen Lebens. 'Fahr dahin ,
Nordwind ! (Hohel. 4 , 16 ), der da dörrt ! — damit gebietet Gott der Versuchung, daß sie
die Seele nicht weiter behindere. 'Komm , Südwind , und durchwehe meinen Garten , daß
meine Düfte verströmen ! (Hohel. 4,16 ) – damit gebietet Gott aller Vollkommenheit,
in die Seele zu kommen .

i Sieh S . 606 Anm . 2 .

749
PREDIGT58 (S . 610ff.)

Qui mihi ministrat, me sequatur, et ubi ego sum , illic et €10


€10

minister meus erit ( Ioh . 12,26 ) .

Diese Worte sprach unser Herr Jesus Christus: 'Wer mir dient, der soll mir folgen ,
und wo ich bin , da soll mein Diener mit mir sein ' ( Joh . 12 ,26 ) .
An diesen Worten kann man dreierlei erkennen . Das eine ist, daß man unserm Herrn
folgen und dienen soll, wenn er spricht : 'Wer mir dient, der soll mir folgen '. Darum passen
diese Worte auf Sankt Secundus, was soviel besagt wie „ der Gott folgt“ 1, denn er ( =
Secundus) hat Gut und Leben und alles um Gottes willen hingegeben . So auch sollen
alle die , die Gott folgen wollen, ablassen von dem , was sie an Gott hindern kann. Chry
sostomus 2 sagt: Das ist eine schwere Aussage für diejenigen , die sich dieser Welt und
materiellen Dingen zugewandt haben : für die sind diese gar süß zu besitzen , und schwer 611
und bitter zu lassen . Hieran kann man erkennen , wie schwer es gewissen Leuten fällt,
die von geistigen Dingen nichts wissen , von allen materiellen Dingen abzulassen . Wie
ich schon öfters gesagt habe: Warum schmecken dem Ohr süße Dinge nicht ebenso wie
dem Munde ? — Darum , weil es dazu nicht geschickt ist 4. Darum erkennt ein im Fleische
lebender Mensch keine geistigen Dinge, weil er dazu nicht gerüstet ist. Demgegenüber
fällt es einem einsichtsvollen Menschen , der geistige Dinge erkennt, leicht, von
allen materiellen Dingen abzulassen . Sankt Dionysius5 sagt, daß Gott sein Himmelreich
feil bietet ; kein Ding aber ist so geringwertig wie das Himmelreich,wenn es feil ist ; nichts
jedoch ist so edel und so beglückend zu besitzen , wie wenn es < = das Himmelreich )
verdient ist. Darum heißt es geringwertig , weil es jedem um soviel feil ist , wie er aufzu
bringen vermag. Darum soll der Mensch alles, was er hat, für das Himmelreich hingeben : 612
( insbesondere ) seinen Eigenwillen . Solange er (noch ) etwas von seinem Eigenwillen be
hält, solange hat er das Himmelreich nicht verdient. Wer von sich selbst und von seinem
Eigenwillen abläßt, dem fällt es leicht, von allen materiellen Dingen abzulassen . Wie
ich schon öfter erzählt habe, daß ein Meister seinen Jünger darüber belehrte, wie er
dahin kommen könnte , daß er geistige Dinge erkennte. Da sagte der Jünger: „ Meister ,
durch deine Belehrung bin ich erhöht und erkenne, daß alle materiellen Dinge wie ein
kleines Schiff sind, das da im Meer schaukelt, und wie ein Vogel, der in der Luft flattert“ 6.
Denn alle geistigen Dinge sind über die materiellen erhaben ; je mehr sie erhaben sind,
um so mehr weiten sie sich und umschließen sie die materiellen Dinge. Darum sind die
materiellen Dinge klein gegenüber den geistigen ; und je höher die geistigen Dinge sind ,
um so größer sind sie ; und je kräftiger sie sind in den Werken, um so lauterer sind sie in

i Sieh S . 610 Anm . 2 . 2 Sieh S . 610 Anm . 4 . 3 Sieh S. 611 Anm . 1. Sieh S. 611 Anm . 2 .
5 Sieh S . 611 Anm . 4 . 6 Sieh S . 612 Anm . 3 .

750
Qui mihi ministrat , me sequatur

ihrem Sein . Ich habe auch schon öfters gesagt, und es ist gewiß und eine wahre Aussage:
Wenn ein Mensch zu Tode hungrig wäre und man ihm die beste Speise böte , er würde
eher Hungers sterben , ehe er sie je schmeckte oder kostete , wenn nicht Gottes Gleichnis
darin wärel. Und wenn der Mensch zu Tode fröstelte , was immer man an Kleidern ihm
anböte, er könnte sie niemals anrühren noch anziehen , wenn nicht Gottes Gleichnis
darin wäre. Dies betrifft das erste: wie man von allen Dingen ablassen und Gott < =
Christus) folgen soll.
613
Das zweite : auf welche Weise wir unserm Herrn dienen sollen . Sankt Augustinus 2
sagt: » Der ist ein getreuer Diener, der in allen seinen Werken nichts sucht als Gottes
Ehre allein «. Auch spricht Herr David : 'Gott ist mein Herr, ihm will ich dienen ' (vgl.
Josue 24 ,18 /24 ), denn er hat mir gedient, und bei all seinem Dienst bedurfte er meiner
nur um meines Nutzens willen ; so (auch ) soll ich ihm wieder dienen und nur seine Ehre
suchen . Das tun andere Herren nicht; bei ihrem Dienst (den sie uns erweisen ) suchen
614 sie (nur ) ihren eigenen Nutzen , denn sie dienen uns nur zu dem Ende, uns auszunutzen .
Darum sind wir ihnen nicht zu großem Dienst verpflichtet, (denn ) nach der Größe und
dem Adel des Dienstes soll der Lohn ( = Gegendienst) bemessen sein .
Das dritte ist dies: daß wir achten sollen auf diesen Lohn (nämlich darauf), daß
unser Herr spricht: 'wo ich bin , da soll mein Diener mit mir sein '3. Wo ist die Wohnung
unsers Herrn Jesu Christi ? Die ist in dem Einssein mit seinem Vater. Es ist ein allzu
großer Lohn , daß alle, die ihm dienen , im Einssein mit ihm wohnen sollen 4. Darum sagte
Sankt Philippus, als unser Herr von seinem Vater gesprochen hatte : 'Herr, zeige uns
615 deinen Vater , und es wird uns genügen ' (Joh. 14,8 ), als habe er sagen wollen , daß es
ihm am (bloßen ) Sehen genügen würde. Ein um vieles größeres Genügen (aber ) sollen
wir an der Beiwohnung haben . Auch sagte Sankt Petrus, als sich unser Herr auf dem
Berge ( Tabor ) verklärte und ihnen ( = den drei Aposteln ) ein Gleichnis des Glanzes,

(vgl. Matth . 17,1 – 4 ; Mark . 9,1 – 4 ; Luk . 9,28 – 33 ). Maßlos großes Verlangen sollten
wir nach der Vereinigung mit unserm Herrn und Gott haben . Dieses Einssein mit unserm
Herrn und Gott soll man aus folgender Unterweisung erkennen : So wie Gott dreifaltig
in den Personen ist, so ist er Eines in der Natur. So soll man auch das Einssein unseres
Herrn Jesu Christi mit seinem Vater und mit der Seele verstehen 5. So wie Weiß und
Schwarz unterschieden sind — ihrer eines kann das andere nicht ertragen , das Weiße ist
nicht schwarz — , so steht es auch mit dem Etwas und dem Nichts. Nichts ist das, was
von nichts etwas empfangen kann ; etwas (hingegen ) ist das, was von etwas etwas
empfängt. Ganz so ist es in Gott: Was immer etwas ist, das ist allzumal in Gott; davon
fehlt dort nichts . Wenn die Seele mit Gott vereint wird , so hat sie in ihm alles, was
etwas ist, in ganzer Vollkommenheit. Die Seele vergißt dort sich selbst , wie sie an sich
616 selbst ist, und alle Dinge und erkennt sich in Gott als göttlich , soweit Gott in ihr ist;
und soweit liebt sie sich in ihm als göttlich und ist mit ihm unterschiedslos vereint, so
daß sie nichts als ihn genießt und sich seiner erfreut. Was will der Mensch mehr begehren
oder wissen, wenn er so beglücktmit Gott vereint ist ? Zu dieser Vereinigung (mit Gott)
i Sieh S. 612 Anm . 5. 2 Sieh S. 613 Anm . 1. 3 Sieh S. 614 Anm . 2. 4 Sieh S. 614 Anm . 4.
5 Sieh S . 615 Anm . 2 . Sieh S . 615 Anm . 4 .

751
Predigt 58
hat unser Herr den Menschen geschaffen . Als 1 Herr Adam jenes Gebot brach, da ward
er aus dem Paradies verstoßen. Da setzte unser Herr zweierlei Wache vor das Paradies :
einen Engel und ein flammendes Schwert, das zweischneidig war. Das bedeutet zweierlei,
wodurch der Mensch wieder zum Himmel kommen kann, wie er daraus gefallen ist. Zum
ersten : durch die Natur des Engels. Sankt Dionysius? sagt »daß die Engelsnatur soviel
besagt wie die Offenbarung des göttlichen Lichtes«. Mit den Engeln durch die Engel 617
und mit dem (göttlichen ) Lichte soll die Seele zurückstreben zu Gott, bis daß sie wieder
in den ersten Ursprung gelangt. — Zum zweiten : durch das flammende Schwert, das
heißt, daß die Seele zurückkommen soll durch gute und göttliche Werke, die in feuriger
Liebe um Gottes und des Mitchristen willen getan werden .
Daß uns das widerfahre, dazu helfe uns Gott . Amen .

i Sieh S . 616 Anm . 2 . 2 Sieh S . 616 Anm . 5 .

752
PREDIGT 59 (S . 623ff.)

623 D .
Daniel ,der Prophet,spricht: 'Wir folgen dir nach von ganzem Herzen und fürchten
dich und suchen dein Antlitz' (Dan. 3,41).
Dieser Ausspruch paßt gut zu dem , was ich gestern sagte : 'Ich habe ihn gerufen
und ihn geladen und habe ihn gelockt, und der Geist der Weisheit ist in mich gekommen ,
und ich habe ihn höher geschätzt als alle Königreiche und als Macht und Herrschaft
und als Gold und Silber und als Edelsteine, und ich habe alles, verglichen mit dem Geist
der Weisheit , wie ein Sandkorn und wie Kot und wie ein Nichts angesehen' (Weish .
7,7 — 9 ) 1. Es ist ein deutliches Zeichen , daß der Mensch den 'Geist der Weisheit' habe,
624 wenn er alle Dinge als ein reines Nichts ansieht. Wer irgendein Ding als ein Etwas ansieht,
in dem ist nicht derGeist der Weisheit'. Wenn er < = „ der Weise “ ) sprach :'wie ein Sand
korn ', dann war das zu wenig ; wenn er sprach : 'wie Kot’, dann war auch das zu
wenig ; wenn er (aber) sprach : 'wie ein Nichts', dann war das treffend gesagt, denn
alle Dinge sind ein reines Nichts gegenüber dem Geist der Weisheit'. 'Ich habe ihn ge
rufen und ihn gelockt und ihn geladen , und der Geist der Weisheit ist in mich gekommen ’.
Wer ihn im Allerinnersten ruft, in den kommt der Geist der Weisheit '.
Es ist eine Kraft in der Seele, die ist weiter als diese ganze Welt . Es muß gar weit
sein , worin Gott wohnt. Manche Leute „ laden “ nicht den 'Geist der Weisheit ein ; sie
„ laden “ (vielmehr ) ein Gesundheit und Reichtum und Wollust ; in die aber kommt
625 'der Geist der Weisheit nicht3. Worum sie bitten , das ist ihnen lieber als Gott – wie
wenn einer einen Pfennig für ein Brot gibt, der hat das Brot lieber als den Pfennig — ;
sie machen Gott zu ihrem Knecht. „ Tu mir dies, und mache mich gesund“ , spräche
( wohl) ein reicher Mann ; „ bitte , um was du willst, ich werde es dir geben “ ; und bäte
dann einer um einen Heller, so wäre das eine Torheit ; und bäte er ihn um hundert Mark ,
er gäbe sie ihm gern . Darum ist es eine völlige Torheit , wenn einer Gott um etwas anderes
als um ihn selbst bäte ; das schätzt er nicht, denn er gibt nichts lieber als sich selbst4.
Ein Meister sagt: Alle Dinge haben ein Warum ( = eine Zweckursache ), Gott aber
626 hat kein Warum ; und der Mensch , der Gott um etwas anderes bittet als um ihn selbst,
der schafft Gott ein Warum .
Nun spricht er ( = „ der Weise“ ) : ‘Mit dem Geiste der Weisheit ist mir zugleich
alles Gut gekommen ' (Weish . 7, 11 ). Die Gabe der Weisheit ist die edelste Gabe unter
den sieben Gaben des Hl.Geistes ). Gott gibt keine dieser Gaben , ohne sich zuerst selbst
und gleicherweise und auf gebärende Weise zu geben . Alles, was da gut ist und Lust
und Trost zu bringen vermag, das alles habe ich im 'Geiste der Weisheit , und alle Süße,
( u . zw . so , daß nicht soviel wie eine Nadelspitze draußen < = außerhalb des 'Geistes d .
1 Sieh S. 623 Anm . 2. ? Sieh S.624 Anm . 4. 3 Sieh S. 624 Anm . 5. 4 Sieh S. 625 Anm . 1.
5 Sieh S . 626 Anm . 1. 6 Sieh S . 626 Anm . 4.

48 Edhart 9 2 753
Predigt 59

W .') bleibt; und doch wäre das (alles) geringfügig (ein unbedeutendes , nichtiges Ding) ,
wenn man es nicht völlig und gleich und recht so hätte, wie Gott es genießt; so auch
genieße ich in gleicher Weise dasselbe in seiner Natur. Denn im 'Geiste der Weisheit
wirkt er ganz gleichmäßig , so daß das Kleinste wie das Größte, nicht aber das Größte
wie das Kleinste wird : so wie wenn einer ein edles Pfropfreis auf einen groben Stamm
pfropft, dann gerät die ganze Frucht nach der Edelkeit des Reises und nicht nach der 627
Grobheit des Stammes. So auch geschieht es in diesem Geiste : da werden alle Werke
gleich, denn da wird das Kleinste wie dasGrößte , nicht aber das Größte wie das Kleinste.
Er gibt sich selbst auf gebärende Weise, denn das edelste Werk in Gott ist das Gebären ,
dafern (überhaupt) das eine in Gott edler wäre als das andere ; denn Gott hat seine
ganze Lust in dem Gebären . Alles , was mir angeboren ist, das kann mir niemand nehmen ,
es sei denn, daß er mich mir selbst nähme. (Hingegen ) alles, was mir zufallen kann , das
kann ich (auch ) verlieren ; darum gebiert sich Gott ganz in mich , auf daß ich ihn niemals
verliere ; denn alles, was mir angeboren ist, das könnte ich nicht verlieren . Gott hat seine
ganze Lust in der Geburt, und darum gebiert er seinen Sohn in uns, auf daß wir unsere
ganze Lust darin haben und wir denselben natürlichen Sohn mit ihm gebären ; denn
Gott hat seine ganze Lust in der Geburt, und darum gebiert er sich in uns, auf daß er
seine ganze Lust in der Seele und wir unsere ganze Lust in ihm haben . Darum sprach 628
Christus, wie Sankt Johannes im Evangelium schreibt: 'Sie folgen mir nach' ( Joh . 10,27) .
Gott im eigentlichen Sinne nachzufolgen , das ist gut: daß wir seinem Willen nachfolgen,
wie ich gestern sprach : 'dein Wille geschehe !' (Matth . 6 , 10 ) . Sankt Lukas schreibt in
dem Evangelium , daß unser Herr sprach : 'Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich
selbst und nehme sein Kreuz und folge mir nach ' (Luk. 9,23). Wer sich selbst im eigent
lichen Sinne verleugnete, der gehörte ganz eigentlich Gott, und Gott gehörte ganz eigent
lich ihm ; dessen bin ich so gewiß , wie daß ich Mensch bin . Einem solchen Menschen
sind alle Dinge so leicht hinzugeben wie eine Linse; und je mehr hingegeben , um so lieber ?.
Sankt Paulus begehrte, um Gottes willen für seine Brüder von Gott geschieden zu
sein ( Röm . 9, 3 ). Hiermit tun sich die Meister sehr schwer und es bereitet ihnen große
Zweifel. Manche sagen , er habe (nur ) eine Weile gemeint. Das ist ganz und gar nicht
wahr : ebenso ungern einen Augenblick wie ewig und ebenso gern ewig wie einen Augen - 629
blick . Wann immer er < = der rechtgesinnte Mensch ) sich Gottes Willen vor Augen hält,
je länger es < = von Gott geschieden zu sein , dann wäre, um so lieber wäre es ihm , und
je größer die Pein wäre, um so lieber wäre sie ihm , genauso wie bei einem Kaufmann :
wenn der als sicher wüßte, daß das, was er für eine Mark kaufte, ihm zehn einbrächte,
der würde, soviel Mark er besäße und soviel Mühe er dabei hätte, daran legen , wenn
er nur sicher wäre, daß er lebend heim käme und um soviel mehr dabei gewönne — das
alles wäre ihm lieb 4. Ganz so war es mit Sankt Paulus : Wovon er wußte , daß es Gottes 630
Wille war, — (das war ihm ) je länger, um so lieber, und je mehr Pein , um so größer die
Freude; denn Gottes Willen zu erfüllen , das ist das Himmelreich , und je länger (dieser )
Wille (andauert), um so mehr Himmelreich ; und je größer die Pein in Gottes Willen ,
um so mehr Seligkeit.

i Sieh S . 628 Anm . 2. 2 Sieh S. 628 Anm . 3. 3 Sieh S. 629 Anm . 1. Sieh S. 629 Anm . 3 .
754
Dâniêl der wîssage sprichet : 'wir volgen dir nâch '

'Verleugne dich selbst und nimm dein Kreuz auf!' (Luk. 9 ,23 ). Die Meister sagen ,
Pein sei: Fasten und andere (Selbst -> Peinigung ( = Bußübung ). Ich aber sage, dies
(d . h . das Fasten u . a .) sei vielmehr ein Ablegen der Pein , denn nichts als Freude folgt
aus diesem Verhalten ( = aus dieser vermeintlichen Pein des Fastens) . Im weiteren ( =
nach dem Ausspruch oben S. 628 ,1f. aus Joh. 10,27 ) spricht er < = Christus ) : 'Ich gebe
ihnen das Leben ' ( Joh. 10,28 ). Viel anderes aber (als Leben ), was sich an Vernunft
wesen findet, ist Akzidens; das Leben jedoch ist jeglicher vernunftbegabten Kreatur als
ihr Sein eigen . Darum spricht er : 'Ich gebe Ihnen das Leben ', denn sein Sein ist sein Leben ,
631 gibt doch Gott sich <selbst ) ganz und gar, denn er sagt: 'Ich gebe'. Keine Kreatur ver
möchte es ( = das Leben ) zu geben ; wäre es möglich , daß irgendeine Kreatur es zu
geben vermöchte, so hätte Gott die Seele (doch ) so lieb, daß er dies (d . h . daß eine
Kreatur der Seele das Leben gäbe ) nicht dulden könnte ; vielmehr will er es ( ihr ) selber
geben . Gäbe es < = Akkus. : das Leben der Seele ) eine Kreatur, so würde das der Seele
zuwider sein ; sie würde es so wenig wie eine Mücke beachten . Ganz so , wie wenn ein
Kaiser einem Menschen einen Apfel gäbe, den würde der Mensch höher schätzen , als wenn
ein anderer ihm einen Rock gäbe ; ebenso kann die Seele auch nicht dulden , daß sie das
Leben von jemand anderem als von Gott empfinge. Darum sagt er: ' Ich gebe', auf daß
die Seele vollkommene Freude an diesem Geben habe.
Nun spricht er : 'Ich und der Vater sind eins' (Joh . 10 ,30 ) : die Seele in Gott und
Gott in ihr ? Wenn man Wasser in ein Gefäß gäbe, so umfinge das Gefäß das Wasser,
das Wasser aber wäre nicht in dem Gefäß noch wäre das Gefäß in dem Wasser ; die Seele
aber ist so ganz einsmit Gott, daß eines ohne das andere nicht verstanden werden kann
632 Wohl kann man die Hitze ohne das Feuer und den Schein ohne die Sonne denken ; Gott
aber kann sich nicht ohne die Seele und die Seele nicht ohne Gott < = ohne sich selbst )
denken ; so völlig eins sind sie 3.
Die Seele hat keinerlei Unterschied gegenüber unserm Herrn Jesus Christus ; nur
hat die Seele ein gröberes Sein , denn sein Sein ist mit der ewigen (göttlichen ) Person
(des Sohnes) verbunden . Denn , soweit sie ( = die Seele ) ihre Grobheit ablegt – und
könnte sie sie völlig ablegen - , so wäre sie ganz dasselbe ( wie Christus) ; und alles,
was man von unserm Herrn Jesus Christus aussagen kann , das könnte man auch von
der Seele aussagen “.
633 Ein Meister5 sagt: Gottes Kleinstes , dessen sind alle Kreaturen voll, und seine
Größe < = sein Größtes ) ist nirgends. Ich will euch eine Mär erzählen : Ein Mann fragte
einen guten Menschen , was es zu bedeuten habe, daß es ihn zuweilen so sehr zu Andacht
und zu Gebet gelüste , ein andermal aber ihn nicht danach gelüste. Da antwortete jener
ihm dies : Der Hund , der den Hasen erblickt und ihn wittert und ( so ) auf die Spur
kommt, der läuft dem Hasen nach ; die anderen ( Hunde) aber sehen (zwar) jenen (Hund )
laufen , und so laufen auch sie ; aber alsbald verdrießt es sie , und sie lassen ab . So auch
ist es mit einem Menschen , der Gott erblickt und ihn gewittert hat: der läßt nicht ab ,
beständig (hinter ihm her ) zu laufen . Daher spricht David : 'Schmecket und sehet, wie
süß Gott ist ! (Ps. 33,9). Einen solchen Menschen verdrießt es nicht; die anderen aber
i Sieh S . 631 Anm . 4. 2 Sieh S. 631 Anm . 5. 8 Sieh S. 632 Anm . 1. Sieh S. 632 Anm . 2 .
5 Sieh S . 633 Anm . 1 . & Sieh S . 633 Anm . 2 .

755
Predigt 59

verdrießt es alsbald < , Gott nachzujagen ). Manche Leute laufen Gott vorauf, manche
neben Gott her, manche folgen Gott nach . Die Gott vorauflaufen , das sind die, die ihrem
Eigenwillen folgen und die Gottes Willen nicht billigen wollen ; das ist völlig böse. Die 634
anderen , die neben Gott hergehen , die sagen : „ Herr, ich will nichts anderes, als was du
willst“ . Sind sie aber krank , so begehren sie, daß Gott wollte , daß sie gesund wären ,
und das mag hingehen . Die dritten aber folgen Gott nach , wohin er will ; dahin folgen
sie ihm willig, und diese sind vollkommen . Daher spricht Sankt Johannes im Buche der
Offenbarung : 'Sie folgen dem Lamm nach , wohin es auch geht' (Geh . Offenb . 14,4 ) .
Diese Leute folgen Gott nach , wohin immer er sie leitet: in Krankheit oder in Gesundheit ,
zu Glück oder zu Unglück 1. Sankt Peter ging Gott vorauf; da sprach unser Herr: 'Teufel, 635
geh hinter mich ! (Matth. 16 ,23 ). Nun sprach unser Herr: 'Ich bin in dem Vater , und
der Vater ist in mir ' ( Joh . 14, 11). So auch ist Gott in der Seele , und die Seele ist in Gott.
Nun spricht er : 'Wir suchen dein Antlitz’. Wahrheit und Gutheit sind ein Kleid
Gottes; Gott ist über alles hinaus, was wir in Worte zu fassen vermögen . Das Erkennen
„ sucht“ Gott und erfaßt ihn in der Wurzel, aus der der Sohn und die ganze Gottheit 636
hervorgeht; der Wille aber , der bleibt draußen und haftet an dem Gutsein , denn das
Gutsein ist ein Kleid Gottes. Die obersten Engel nehmen Gott in seiner Kleiderkammer,
ehe er bekleidet wird mit Gutheit oder mit irgendwelchen Dingen , die man mit Worten
aussagen kann . Darum spricht er: 'Wir suchen dein Antlitz’, denn das 'Antlitz ' Gottes
ist sein Sein .
Daß wir dies begreifen und willig besitzen mögen , dazu helfe uns Gott. Amen .

i Sieh S . 634 Anm . 1. . Sieh S . 636 Anm . 1 .

756
Tabelle zum Vergleich der Nummern der in diesem Bande enthaltenen
Predigten mit den entsprechenden Nummern oder Fundstellen bis
heriger Ausgaben
Pfeiffer Nr. 10 , S. 54 — 57 = Pr. 25 S. 6 18
11 57— 60 26 234 35
12 60 64 40 - 55
20 85% 88 337 – 351
91- 93 528 – 538
93 — 96 394 - 409
27 101– 103 160 — 169
29 104 - 105 227 — 245
106 - 109 360 — 373
109 — 111 210 _ 223
33 115 - 117 173 — 183
34 117 – 120 5754585
129 — 131 368 186 — 193
43 145 — 149 41 285 – 297
154 - 157 54 b 564571
47 157 - 159 46 378 - 386
48 159 - 161 114125
52 170 - 173 132 — 147
59 189 — 192 251 - 266
60 192— 194 413 — 421
63 197 — 199 2724281
66 206 — 209 93 — 109
71,1/2224226 54 a 548 – 561
74 231 - 235 20
73 — 89
79 253 – 256 3164330
80 256 - 258 3014309
2584261 58 % 69
87 280 — 284 486 - 506
89 288 – 295 49 427 - 451
95 307 – 309 50 454 - 460
102 3314335 464 - 477
Jostes Nr. 15 9 12 54 a 548 – 561
69, 2 69 — 71 36 b 198 – 204
17
82 — 84 58 610 _ 617
Jundt Nr. 10 262— 265 59 623 - 636
Par.an. Nr. 4 14 18 227 — 245
26 61 588 - 590
110 - 111 150 — 155
61 128 — 131 594606

757
Alphabetisches Verzeichnis der Predigten dieses Bandes
nach ihren Anfängen

Adolescens, tibi dico : surge. Man liset in dem êwangelio , daz mîn herre sant
Lukas schrîbet, von einem ' jüngelinge, der was tôt. Dô kam unser herre
über in und trat hin zuo und erbarmete sich über in und ruorte in und
sprach : „jüngelinc, ich sage dir und heize dich , stant ûf!" Nû wizzet: in
allen guoten liuten ist got alzemâle, . . . . . . . . .. . .. . . .. . . . . .. . . . . .. . .. Pr. 42 S. 301— 309
Adolescens, tibi dico : surge. Man liset in dem êwangeliô ‘von einer witewen ,
diu hâte einen einigen sun, der was tôt. Dô kam unser herre ze im und
sprach : ,ich spriche dir, jüngelinc, stant ûf!', und der jüngelinc widersaz'.
Bî dirre 'witewen ' nemen wir die sêle . . . . ... . . . . . . . . . . Pr. 43 S. 316 - 330
Beati pauperes spiritu , quoniam ipsorum est regnum caelorum . Diu sælicheit
tete ûfden munt der wisheit und sprach : 'sælic sint die armen des geistes ,
wan daz himelrîche ist ir '. Alle engel und alle heiligen und allez, daz ie
geborn wart , daz muoz swîgen , sô diu wisheit des vaters sprichet ; . .. Pr. 52 S. 486 — 506
Beatus es, Simon Bar Iona, quia caro et sanguis etc. Unser herre sprichet :
'Simôn Pêtre, sælic dû bist ; daz enhât dir niht geoffent vleisch noch
bluot, sunder mîn vater , der in dem himel ist !' Sant Pêtrus hât vier
namen : . . . . . . . . Pr. 45 S . 360— 373
Beatus venter, qui te portavit, et ubera, quae suxisti. Man liset hiute in dem
êwangeliô , daz 'ein vrouwe, ein wîp , sprach ze unserm herren : „sælic ist
der lîp , der dich truoc, und sælic sint die brüste, die dû gesogen hast'.
Dô sprach unser herre : ,dû sprichest wâr . Sælic ist der lîp , der mich truoc ,
und sælic sint die brüste, die ich gesogen hân . Aber noch sæliger ist der
mensche, der mîn wort hæret und ez beheltet“ . Nû merket mit vlîze
diz wort, daz Kristus sprach : . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pr. 49 S . 427 - 451
Consideravit semitas domus suae et panem otiosa non comedit . 'Ein guot
vrouwe hât umbeliuhtet die stîge irs hûses und enhât ir brôt niht müezic
gezzen '. Diz hûs meinet genzlîche die sêle , . .. . . .. .. . .. . . .. . . . . . . . . . Pr. 32 S . 132 — 147
Convescens praecepit eis, ab Ierosolymis ne discederent etc . Disiu wort , diu
ich gesprochen hân in der latîne, diu liset man von der höchzît in der
messe , diu sprach unser herre ze sînen jüngern , dô er ze himel wolte varn :
'blîbet ze Jérusalem bî einander . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pr. 29 S . 73 — 89
Dâniêl der wîssage sprichet : 'wir volgen dir nâch von allem herzen und vürh .
ten dich und suochen dîn antlütze'. Disiu rede vüeget wol ze dem , daz
ich gester sprach : ' ich hân in geruofet und in geladen und hân in ge .
locket, und in mich ist komen der geist der wisheit, und ich hân in ge.
ahtet vür alliu künicrîche und vür gewalt und vür hêrschaft und vür
golt und silber und vür edelgesteine, und alliu dinc hân ich geahtet
gegen dem geiste der wisheit als ein sandes korn und als einen pfuol und
als ein niht'. Daz ist ein offenbære zeichen , daz der mensche habe 'den
geist der wîsheit , .. ... .. .. Pr. 59 S. 623- 636
Ecce ego mitto angelum meum etc. 'Sehet, ich sende mînen engel vor dîn
antlütze, daz er bereite dînen wec. Alzehant wirt er geopfert in sînem

758
Alphabetisches Verzeichnis der Predigten dieses Bandes nach ihren Anfängen
tempel. Wer weiz den tac sîner zuokunft ? Er ist als ein zesamenblâsende
viur'. Nû sprichet er: ‘alzehant wirt er geopfert in sînem tempel, des
wir beitende sîn '. Diu sêle sol sich opfern .. . . .. .. . . .. . .. .. . . .. .. .. .. Pr. 31 S. 114125
Ego elegi vos do mundo . Disiu wort, diu ich gesprochen hân in der latîne ,
diu liset man hiute in dem heiligen êwangelið von der hochzît von einem
heiligen , der hiez Barnabas, und sprichet diu geschrift gemeinlîche, daz
er sî ein apostel, und sprichet unser herre: 'ich hân iuch ûzerkorn , .. .. Pr. 28 S . 58 — 69
Ein meister sprichet: alliu glîchiu dinc minnent sich under einander und ver
einent sich mit einander, und alliu unglîchiu dinc vliehent sich und haz
zent sich under einander. . Pr.48 S.413 — 421
Eratis enim aliquando tenebrae. Sanctus Paulus sprichet : 'etwenne warent ir
ein finsternisse , aber nv ein liecht in gotte'. Die propheten , die da wan
delten in dem liechte, die bekantten vnd funden die heinliche warheit
In dem in flvsse des heilgen geistes. . . .. .. . . .. .. .. .. . .. .. .. .. .. ... .. Pr. 50 S . 454 — 460
Ez sprichet unser herre Jêsus Kristus in dem êwangelio : 'blîbet in mir !', und
ein ander wort sprichet in der epistel: 'sælic ist der man , der dâ wonet
in der wisheit . Und diu zwei wort tragent über ein : ... .... ... . ... ... Pr. 40 S. 272 — 281
‘Ez was abent des tages, dô kam unser herre ze sînen jüngern und stuont en
mitten und sprach : ,vride sî mit iu !'. Nû sprichet er : 'ez was âbent des
tages'.' Swenne diu hitze des mittentages durchbrichet den luft .. ... ... Pr. 36b S. 198 — 204
Gaudete in domino, iterum gaudete etc. Sant Paulus sprichet: ‘vrouwet iuch
in dem herren alle zît und ensorget niht mê; der herre ist hie bî; iuwer
gedanke die sîn bekant bî gote dankbærlîche oder vlêhelîche'. Nû spri
chet er : 'vrouwet iuch !'. Jeronimus sprichet : nieman enmac von gote
genemen kunst, wisheit und vröude, er ensî denne ein guot mensche. .. Pr. 34 S. 160 — 169
Hec dicit dominus : honora patrem tuum etc. DIR wort, das ich gesprochen
han in dem latin , das steet geschriben in dem euangelio, vnd vnser herr
spricht es, vnd es spricht also in teütsch : 'Du solt eren vatter vnd můter'.
vnd ein ander gebott spricht gott, vnser herr: 'Du solt deines nechsten
gůt nit begeren , . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pr. 51 S . 464 - 477
Haec est vita aeterna. Disiu wort stânt geschriben in dem heiligen êwange
lið , und sprichet unser herre Jêsus Kristus : ‘diz ist daz êwige leben , daz
man dich aleine bekenne einen waren got und dînen sun , den dû gesant
hâst, Jêsum Kristum '. Nû merket! Nieman enmac den vater bekennen
wan sîn einiger sun , . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pr. 46 S . 378 — 386
Haec est vita aeterna, ut cognoscant te solum deum verum et quem misisti,
Iesum Christum . Unser herre sprach : 'daz ist êwic leben, daz sie dich
bekennen einen gewâren got und den dû gesant hârst, Jêsum Kristum '.
‘Unser herre huop ûf sîniu ougen in den himel und sprach : ,vater, diu
stunde ist komen ; verklare dînen sun, daz dîn sun dich verklare ', und
bat vür die, die im gegeben wären , . .. .. . . .. ... .. . . .. .. ... . . .. .. .. .. Pr. 54b S. 564 — 571
Hoc est praeceptum meum ut diligatis invicem , sicut dilexi vos. Ich hân driu
wörtelîn gesprochen in der latîne, diu stânt geschriben in dem êwange
lio : daz erste wörtelîn , daz unser herre sprichet : 'daz ist mîn gebot, daz
ir iuch under einander minnet, als ich iuch geminnet hân ' ; ze dem andern
sprichet er: 'ich hân iuch gesprochen mîne vriunde, .. .. ... .. .. .. .. . .. Pr. 27 S . 40 — 55
In illo tempore missus est angelus Gabriel a deo : ave gratia plena , dominus
tecum . Disiu wort beschrîbet sant Lukas : 'in der zît wart gesant der
engel Gabriel von gote'. In welher zît ? 'In dem sehsten mânôte', .. .... Pr. 38 S. 227 – 245
Iustus in perpetuum vivet et apud dominum est merces eius etc. Ein wörtelîn
liset man hiute in der epistel, und ez sprichet der wise man : 'der gerehto
759
Alphabetisches Verzeichnis der Predigten dieses Bandes nach ihren Anfängen
lebet in die êwicheit '. Etwenne hân ich gesprochen , waz ein gereht men
sche sî ; aber nû spriche ich in einem andern sinne anders: . . .. .. . .. . . . Pr. 39 S . 251 – 266
Maria Magdalena venit ad monumentum etc. 'Maria Magdalênâ gienc ze dem
grabe' und suochte unsern herren Jêsum Kristum und 'dranc nâhe hin
în und luogete hin în . Si sach zwêne engel bî dem grabe, und ‘sie sprân
chen : ,wîp , wen suochest dû ?“) . . . . . . . .. . . . . . Pr. 55 S . 575 - 585
‘Marîâ stuont ze dem grabe und weinete'. Ez was wunder, also sêre als si be
trüebet was, daz si weinen mohte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Pr. 56 S. 588 – 590
Misit dominus manum suam et tetigit os meum et dixit mihi etc. Ecce con
stitui to super gentes et regna. 'Der herre hât gesant sîne hant und hat
berüeret mînen munt und hât mir zuogesprochen '. Swenne ich predige ,
sô pflige ich ze sprechenne von abegescheidenheit . . . . . . .. ... Pr. 53 S. 528 – 538
Moyses orabat dominum deum suum etc. Ich hân ein wörtelîn gesprochen in
der latîne, daz stât geschriben in der leczien , die man hiute liset von der
zît, und daz wort sprichet ze tiutsche: 'Moyses bat sînen herren got:
,herre, war umbe zürnet dîn grimmede wider dîn volk ?'. . .' . . .. . .. . .. . Pr. 25 S. 6 — 18
Mulier, venit hora et nunc est, quando veri adoratores adorabunt patrem in
spiritu et veritate . Diz ist geschriben in sant Johannes' êwangeliô . Von
langer rede nime ich ein wörtelîn . Unser herre sprach : ‘vrouwe, diu zît
sol komen und ist iegenôte , daz die waren anbetære anebetent den vater
in dem geiste und in der wârheit, und alsuslîche suochet der vater '. Nû
merket daz êrste wörtelîn , daz er sprichet : . .. . . .. .. . . .. ... .. . . .. .. .. Pr. 26 S. 23 — 35
Postquam completi erant dies, puer Iesus portabatur in templum . Et ecce,
homo erat in Ierusalem . Sant Lukas schrîbet in dem êwangelio : 'dô die
tage volbrâht wurden , dô wart Kristus getragen in den tempel. Und ne
met war, dô was ein mensche, hiez Simeôn , in Jerusalem , der was gereht
und gotvorhtic ; der beite des trôstes des volkes von Israel, und der hei.
lige geist was in im '. 'Und nemet war': diz wörtelîn 'et' bediutet in latîne
eine einunge und ein zuobinden . . . . ... . . .. .. Pr. 44 S. 337– 351
Praedica verbum , vigila , in omnibus labora. Ein wörtelîn liset man hiute
und morne von mînem herren sant Dominicus, und schrîbet daz sant
Paulus in der epistel und sprichet ze tiutsche also : 'sprich daz wort,
sprich ez her ûz, sprich ez her vür, brinc ez her vür und gebir daz wort!'.
Ez ist ein wunderlich dinc, daz ein dinc üzvliuzet und doch inneblîbet . Pr. 30 S. 93— 109
Qui mihi ministrat, me sequatur, et ubi ego sum , illic et minister meus erit .
Disiu wort sprach unser herre Jêsus Kristus : 'swer mir dienet, der solmir
volgen , und da ich bin , dâ solmîn dienære mit mir sîn '. An disen worten
mac man merken driu dinc. . . ... Pr. 58 S. 610 _ 617
Qui sequitur iustitiam , diligetur a domino. Beati, qui esuriunt, et sitiunt iusti.
tiam : quoniam ipsi saturabuntur . Ich hân ein wörtelîn genomen von der
epistel, die man hiute liset von zwein heiligen , und ein ander wort von
dem êwangeliô . Künic Salomon sprichet hiute in der epistel : 'die der
gerehticheit nachvolgent, die minnet got'. Ein ander wörtelîn sprichet
mîn herre sant Matthêus : 'sælic sint die armen und die dâ hungert und
dürstet nach der gerehticheit ' und 'der nachvolgent'. Merket diz wort :
‘ got minnet', . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pr. 41 S . 285 — 297
Sancti per fidem vicerunt regna. Sant Paulus sprichet : 'die heiligen hânt
überwunden diu rîche mit dem glouben'. Vier künicrîche hânt die hei
ligen überwunden , . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pr. 33 S . 150 - 155
Si consurrexistis cum Christo, quae sursum sunt etc. Sant Paulus sprichet:
' sît ir ûferstanden mit Kristô , sô suochet diu dinc, diu oben sint, då Kri.
stus gesezzen ist ze der rehten hant sînes vaters, und smecket diu dinc,
760
Alphabetisches Verzeichnis der Predigten dieses Bandes nach ihren Anfängen
diu oben sint, und enlâzet iu niht smacken diu dinc, diu ûf der erde sint'.
ini repilco in goto’ in dem him or sit tốt,
Dar nâch sprichet er ein ander wort : 'ir sît tôt, und iuwer leben ist ver
borgen mit Kristo in gote ' in dem himel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pr. 35 S. 173 – 183
Spiritus domini replevit orbem terrarum etc. 'Der geist des herren der hât
ervüllet den umbezirkel des ertrîches'. Ein meister sprichet: alle crêa .
tûren tragent an in ein urkünde götlîcher natûre, .. . . .. ... .. . . .. .. Pr. 47 S. 394 — 409
Stetit Iesus in medio discipulorum et dixit : pax etc. Sant Johannes schrîbet
uns in sînem êwangelio : 'an dem ersten tage in der wochen , dô ez âbent
was, dô kam unser herre ze beslozzenen türn în enmitten under die jün
ger und sprach : ,vride sî iu !' und anderwarbe : ,vride sî iu !' und ze dem
dritten mâle : „nemet den heiligen geist !''. Nû enwirt ez niemer åbent, . . . Pr. 36a S . 186 – 193
‘Unser herre underhuop und huop von unden ûf sîniu ougen und sach in den
himel und sprach : , vater, diu zît ist komen , wîse klår dînen sun , daz
dich dîn sun klar wîse. Allen , die dû mir gegeben hâst, gip in daz êwige
leben . Daz ist daz êwige leben , daz sie dich erkennen aleine einen waren
got“ . Ez sprichet diu schrift eines bâbestes : swanne unser herre sîniu
ougen ûfhuop , . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pr. 54a S . 548 – 561
Vidi civitatem sanctam Ierusalem novam descendentem de caelo a domino etc.
Sant Johannes sach 'eine stat'. Ein 'stat' bezeichent zwei dinc : daz eine,
daz si veste ist, daz ir nieman geschaden enmac; ze dem andern mâle
die eintrehticheit der liute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pr. 57 S . 594 - 606
Vir meus servus tuusmortuus est .'Ein vrouwe sprach ze dem wîssagen :,herre ,
mîn man , dîn kneht, ist tôt. Nû koment die, den wir schuldic sîn , und
nement mîne zwêne süne und machent die diensthaftic vür ir schult, und
enhân niht dan ein wênic oleis'. Der wîssage sprach : „sô entlêhen ledi
giu vaz und giuz in ieglîchez ein wênic ; daz wehset und nimet zuo, und
verkoufe daz und gilt dîne schult und lose dîne zwêne süne. Daz , daz über
sî, dâ mite gener dich und dîne zwêne süne !“'. Daz vünkelîn der ver
nünfticheit, daz ist daz houbet in der sêle, . ... . . .. Pr. 37 S. 210 — 223

761
Verzeichnis der in den Predigten ausgelegten Schrifttexte
Zur Anordnung des Verzeichnisses sieh DW 1 S. 530. Schrifttexte, die eingangs einer Predigt aufgeführt, in der Predigt je
doch nicht exegesiert werden , sind durch Kursivdruck der Seitenzahlen gekennzeichnet . Verweise auf die Anhänge der einzelnen
Predigten sind mit versehen .

Altes Testament
Gen . 2 ,22 . . . . . . . . . . . . . S . 48 ,2 - 3 Prov. 15 , 9 . . . . . . . . . . . . S . 285 — 297
3,23 — 24 ............ 61646
, ; 31,21. . 141,2 ; 146 ,344
618,42- 44 * 31,25 146 ,5
28,1013 . .. . . . . . . . . 188,1 – 4 ; 189,1 ; 31,27 .. . .. . 132 — 147
191,5 ; 193,2,3 Eccl. 1, 10 350,243
28,10 – 11. . . .. . 200 ,3 — 4 ; Cant. 2 ,9 604 ,8 ; 605 ,5 5, 6
201, 10 / 11, 15 ; 2,10 – 11. . 605 ,9 — 606 , 1
203,6 ; 204,8 2, 12. . .. . . 606 ,1 — 2
Exod . 3,14 . . .. 372,3,748 2 ,14 . . . . 604,8 — 9 ; 605,8
20 , 12 . . 464477 2, 16 . 605, 8
20,17. . . . . . . . 464 - 477 4 ,16 . . .. . .. 606 ,2 - 3, 4
20 , 18 — 19 + 21 . . .. 464477
20, 24 . . . . . . . . . . . 464- 477
5 ,2 . .. . .. . 100,5 ; 605,7
32,9 — 11 + 31– 32 . .. . 6 - 18
Sap. 1,7 ..... 394 - 409
5 , 16 . . . 251 - 266 ;
33,20 . . . . . . . . . . . 364,6 267 – 268*
Jos . 24 , 18 + 24 . . . . . . . . 613 ,3 7, 7 — 9. .. .. .. 623 - 636
4 Reg . 4 , 1 - 4 + 7 . 210 _ 223 7, 11 . . . . . . . . 626 , 3
Ps. 2, 7 86 , 2 7,28 . .. . . . . . 286,142, 3,5 ;288,2 ;
15,2 . .. . . 400,45 297,10 ; 565 ,1 — 2
18 , 2 . 540,85 - 86 * Eccli. 14 ,22 2724281
33 , 9 633,849 24, 14 . . 261, 1, 1 – 2 ;
37,10 . ... . 152, 1 268,52 – 53 *
41,5 . .. . . 2959, 296 , 1 24 ,29. . .. . .. 289,8 9 , 12 - 13
61,12 .. .. .. 98,1, 4 ; 536 ,5 — 6 ; 45 ,2 . . . 105 ,4
541,93 * Is . 54,1 . .. . . . 319 ,3
67,5 . 531,5 ; 539, 31 * 58, 10 . 476 ,11 - 12
81,6 . . . . 239, 3 ; 343,6 7
62,1 .. . .. . .. . . 258,6 — 259, 1;
84,9 . .. . 367,84368 ,2 268 ,39 — 40 *
85 ,4 . . . 164,6 165 , 1
89 ,4 . . . . . . 183,4 Ier. 1,9 — 10 .. . 528 – 538
104,4 . . . . 176 ,9 Dan . 3,41 . . .. 623 - 636
109,3 . . . . . . . 86 , 3 Os. 2 , 14 . 77,1
118 ,20 . . . . . . 245 ,849 Zach . 2,8 .. . . 16 ,2 — 3
144, 18 . . . . . . 166 ,2 — 3, 4 ; 167,5 ; 9,9 . . . . . . . . 3864388 *
169, 3 Mal. 3,1 — 2 .. . 114 - 125
Prov. 8,17 .... .... .... 582,11 - 12 3,6 . . . . . . . . . 180 ,3
9, 17 . . . . . . . . . . . . . . . . 144,3 2 Macc . 7 ,20 ff. . . . . . . . . 476, 7 - 9

762
Verzeichnis der in den Predigten ausgelegten Schrifttexte
Neues Testament
Matth . 5,3 .. ... ... .. .. S. 486 – 506 ; 4,10 + 13 ........... 8. 215,2 — 3
517 – 520 * ; 4,10 . 317,6
522,2 — 3 * (Braz) 4 ,16 . . . . . . . . 317, 1,4 5 ; 318 , 1 ;
5,6................ 285_ 297 323,3
6, 10 . . .. .. . . .. .. . . .. 9,4 ; 54,45; 99,2 ; 4,23 . . .. .. .. 23– 35
628,3 4 ,48 . . 617 - 618 *
11,11. . .. . .. . .. . . 433,45; 447,5 — 7 ; 6,56. .. . . .. 387, 21 *
448, 1, 10 - 11 7 , 16 . 13 ,3 — 4
11,27 . . . . . . 32,45; 378 ,6 ; 8 ,34 . 596 ,5 - 6
387,48 * 8,50 + 54 447 ,3 — 4
11, 29 . 448,5 - 6 , 7 - 8 10 , 9 . . 180 ,5
15 ,4 . 464 - 477 10 , 27 628,122
16 , 16 . 360 ,4 ; 363,8 ; 366 ,2 10,28 .. . . .. 558,2 ; 630,6, 8, 9 ;
16 , 17 . . . 360 — 373 631, 6
16 ,18 .. . 360,4 ; 363,8 ; 366 ,2 10,30 . . . . .. . .. ... 631,8
16 ,23 635 , 1 10 ,41. . 242 ,5 — 6
16 , 24 . . . 628 ,4 — 5 ; 630,4 12,24 — 25 . . . . . . 433,1 — 3 ; 438,3 — 5,
17,144. . . 615 , 2 - 4
19,28 . . . . 373,1 – 2 12, 26 . .. . .. . . 610 — 617;
19 ,29 . 61, 1 - 3 617 ,7 — 8 * ;
26 ,38 . . . . . . . 440,45; 441,3 — 4 ; 618 ,32 – 33 *
443,3 14 ,8 . . . . . . . . . 31,8432,1 ; 52,5 ;
26 ,39 .. . . .. . . 634 , 1 — 2 614 ,7
28 , 1 - 3 + 546. . . 173,6 – 174,1 14 ,11. . . . . . . . 635 ,2
Marc . 8 , 34 628 ,4 - 5 ; 630 , 4 15 ,4 . . . . . . . . . . . . . . . . 2724281
9,144 .. . .. . .. 615 , 2 _ 4 15 ,9— 10 + 12. .. 59, 1 - 3
14,34 . . .. . .. . 440,4 — 5 ; 441,3— 4 ; 15 ,12 + 15 — 16 . 40 — 55
443,3 15 ,15 . . . . . . . . . . 83,1 — 2,4 , 7 – 8 ;
16 ,6 . . . . . . . 575 ,4 - 5 84,4 - 5
Luc. 1 ,26 + 28 227 — 245 15 , 16 . . . . 58 – 69
1, 35 . . . . . . . 237,6 17,1 – 3 + 11 . . 548 — 561; 564 - 571
2,21. . . . . . . . 538 - 541* 17,3 .. . .. . .. . . 378 — 386 ;
2,22 + 25 . . . 337 – 351 387— 388 * ; 585,1
6,28 . . .. . .. 47, 1 - 2 17,11 + 21 . .. . . 383,5 — 6 ;
7, 12 - 15 . 3164330 388,81- 82 *
7,12 – 14 . . .. 301 — 309 20, 1 + 11 - 17 . . . . . . 575 - 585
7,47 . . . . . . . 582,6 – 7 20,11– 15 .. .. .. . 87,2 — 88,2
9,23 . .. . . . .. 628,45; 630 ,4 20 ,11 – 12 . . . . . . 119,1 — 2
9 ,28 – 33 . 615 ,2 - 4 20 ,11 – 12 + 15 . . . 588 - 590
10 , 27 . 101, 10 — 102, 1 20 ,19 + 21 – 22 . 186 — 193
11,27 – 28 .. . 427 — 451 20, 19 . . . . . . . . . 198 — 204
19,244.. .. . 598,45 21,15 . . . . 50,2 – 3
22 ,29 — 30 . 373, 1 — 3 , 7 Act. 1,45 73 – 89
24,5 — 6 . . .. . . . 173,8 — 174, 1 5,41. .. . . .. 106 ,6 - 7
Ioh . 1, 1 . .. . .. 257,4 ; 268,25 * ; 13, 142. 58, 3 — 4
307, 1 - 2 Rom . 9,3 . . .. . 628,849
1,5 .. . .. . . 477,1 - 2 1 Cor. 3,16 .. . 594,84595, 1
1 , 10 . . . 292,243 9 ,5 — 6 . . . .. . 58,3 - 4
1,42 . . . . . . . 360,5 ; 370 ,11 15 , 10 . . . . . . . 345,1 – 2; 501,6 — 7;
4 ,7 + 10 + 13 — 18 . .. . . . 211,3 — 213,3 520 , 117 – 118 *
763
Verzeichnis der in den Predigten ausgelegten Schrifttexte
2 Cor. 3, 18 . . . . . . . . . . . . S . 296 , 4 - 5 1 Tim . 5 ,5 . . . . . . . . . . . . S . 319, 1
Gal. 2,20 .. .. 345 , 2 — 3 6 ,16 . . . . . . . . . 89,3 - 4
4,4 . . .. .. .. 230,4 ,5 ; 231,7, 2 Tim . 4,2 + 5 .. . 93 — 109
9 - 10 4 ,5 . . . . . . . . . . . . 107,3
4 , 24 . . 319 ,3 Hebr. 11,32 — 33 150 - 155
Eph . 1,4 . 262,7 ; 268,50— 51* Iac. 1,17 .. .. .. 178,5 — 179, 1
5 ,8 . .. . .. . 454460 1 Ioh . 3,1 .. .. . 97, 3
Phil. 3, 8 . . 152,2 - 3 4 ,16 . .. . . .. 49,45
4,446.. . 160 — 169 Apoc. 14,4 ... 634,5
Phil. 4 , 7 . 351,3 — 4 21,2 . .. . .. . . 594606
Col. 1, 13 287 , 1 21,22 – 23. . . .. . . 594 - 606
2,9 . . . . . . . . 86 ,6
3,1 – 3 . .. . . 173 - 183

764
Verzeichnis der in den Anmerkungen und Vorbemerkungen zu den
Predigten dieses Bandes aufgeführten Autorenzitate, Quellentexte
und Textparallelen
Das Verzeichnis ist wie in DW 1 und DW 5 dreigeteilt und nach denselben Grundsätzen angelegt; sieh DW 1 S. 532.

A . Verzeichnis
der von Eckhart selbst mit Namensnennung aufgeführten Textzitate
ALBERTUS MAGNUS
Enarationes in Matth .
c. 5 ,3 . . . . . . 488,3ff., 5079
Summa theologiae
I tr. 1 q.5 m . 1 (vgl.Gregorius M .) .. . .. . . . 465,1 ff .1

AUGUSTINUS
De civitate Dei
1. 8 c . 7 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192,6f.2, 202,6 ff.
1. 8 c . 9 . . . . ... . 192,6f.?, 202,6 ff.
Confessiones
1. 1 c. 5 n . 5 . . . . . . . . 365,48.3
Augustinus I Confessionum = Eckhart, LW 4 .... 365,48.3
1. 2 c . 4 n . 9 144,48.3
1. 2 c. 6 n . 12 .. . . . . .. . . . . 144,4f.3
Ipse etiam Augustinus de se narrat II Confessionum c. 4 et 5 = Eck
hart, LW 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144,4f.3
1. 4 c. 10 n. 15 .. .. . . .. .. 365,48.3
quod Augustinus IV I. Confessionum sic orat = Eckhart, LW 3 365,4f.3
1. 4 c . 12 n . 18 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101,1f.
Augustinus IV Confessionum = Eckhart, LW 1 . . 101,1f.
Augustinus IV Confessionum c. 10 sic ait = Eckhart, LW 2 . . 101, 11.2
1.5 c.4 n .7 . . .. . . 560,3f.2
Augustinus V I. Confessionum . .. sic ait = Eckhart, LW 3 . . 560 ,3f.2
1.7 c. 10 n .16 ... .. .. 338,5 ff.3
Et Augustinus invenit = Eckhart, LW 2 . . 338 ,5 ff.3
sente Augustinus sprichit = Eckhart, Par .an . . . . .. 338,5ff.3
1. 10 c . 4 n . 5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 365 ,4f.3
1. 10 с. 26 n . 37 . . . . . . 613 ,2f.1
Als dâ sprichet sant Augustinus = Eckhart , DW 5 .. . . .. . .. . . 613,2f.1
Augustini X Confessionum c.27 = Eckhart , LW 4 (vgl. auch Thomas ) 604,9ff.5
Augustinus = Eckhart, LW 4 (vgl. auch Thomas) 604,9ff.5
Augustinus = Thomas, Sermo in Dom . Sexag. III . . .. . .. . . .. . .. . .. 604,9ff.5
1.12 c. 14 n. 17 . ... . 467,2 ff.
765
Verzeichnis der Autorenzitate, Quellentexte und Textparallelen (A )
1. 10 c. 37 n .61 . . . . . . . . . . . . . . . . 361,19.2
1. 10 c. 40 n . 65 . . . . . . .. . .. 604,9ff.5
De consensu evangelistarum
1. 1 c. 35 n .53 . .. . .. . . . . . . . . 549, 2 f. 2
De doctrina christiana
1. 1 c. 6 n . 6 . . . . . . . . . . . . . . . ... .. 189,5f.5, 529,3f.
Augustinus I De doctrina christiana . . . sic ait = Eckhart, LWI . . . . 189,5f.5, 529, 3f.
Na sprichet sant Augustinus = Eckhart , DW 2 . . . .. .. .. .. .. ... .. . 529,3f.
Enarationes in Psalmos
Ps. 32 En. 2 Sermo 2 n . 18 . . . . . . . 9,28.2
Augustinus = Eckhart , LW 4 . . . . 9,2f.
Ps. 36 Sermo 1 n . 3 . .. . .. . .. 82, 1 ff.2
Augustinus super Psalmo 36 = Eckhart, LW 2 .. 82, 1 ff.
Sant Augustinus sprichet = Eckhart , DW 5 ... ... ... 82,1 ff.?
Ps.41 n. 8 .. . . . . . . . . . 296 , 1f., 2953
secundum litteram Augustini. Et Augustinus .. . ibidem ait = Eckhart,
LW 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 296 ,1f., 2953
Ps.72 n .16 .. .. ... ... .. .. 230,5f.3
Ps.74 n . 9 .. . .. .. 407,3ff. ,
Als sant Augustinus sprichet = Eckhart, DW 1 407, 3 ff.?
Ps. 83 n . 3 . . . . . . . 604 ,64
Ps. 145 n . ll . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9,25.2
Augustinus sprichet = Eckhart, DW 1 . . 9,2f.2
Ps. 146 n . 13 137, 1 ff.2
In epistulam Iohannis ad Parthos
tr . 2 n . 14 . . . . . . 238,10 ff. , 239,2f.,
278,1 ff. , 343,3ff.
Augustinus super canonicam Iohannis Homilia 2 = Eckhart, LW 4 .. 238,10ff.?, 239,2f.
Augustinus = Eckhart,LW 2; LW 3 ... 238 , 10 ff.2
als S. Augustinus spricht = Eckhart, DW 1 .. . .. . . . . . . . . . . . . . . . . 238 , 10ff.
Augustinus sprichet = Eckhart , DW 2 .. .. .. 238,10ff.2, 239,2f.
Und alsố ist daz wort Augustini ze verstânne = Eckhart , DW 2 ... ... 238,10ff.?, 239,2f.
In Iohannis evangelium tractatus
| tr . 15 n. 18f. u . 22 . . 213,3ff.1
secundum expositionem beati Augustini = Eckhart, LW 2 . .. . .. . .. . 213,3ff.1
Virum hunc exponit Augustinus intellectum = Eckhart, LW 4 . . . . . . . 213, 3ff .1
tr . 72 n. 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . … . . . . . … . … . 241,9ff.5
Augustinus = Eckhart, LW 4 . . 241,9ff.5
. . . . . . 241,911 .
EtAugustinusdicitexponens illud Ioan . XIV .. . Etideo Augustinus =
Thomas, S . theol. I II 4q.113
. 113 &a.. 9y .. .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241,9ff.
Sermones
117 c. 5 n . 7 . . . . . . . . 189,5f.5, 529,3f.
Nú sprichet sant Augustinus = Eckhart, DW 2 ... .. ... . . .. . .. . 529,3f.
216 c. 2 n . 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 598,5f.?
Soliloquia
1. 2 c . l n . l . . . 365,3f.:
De trinitate
1. 8 c.7 n .11 . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... . 407.3ft
407,3ff..
secundum Augustinum = Eckhart , LW 4 .. . . . . . . 407,3ff.2

766
Verzeichnis der Autorenzitate, Quellentexte und Textparallelen (A )
Als sant Augustinus sprichet = Eckhart, DW 1 . . . . . . . . . . . . .. . . . . . 407,3ff.a
1. 12 0. 7 n . 10 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218, 2f.'
Augustinus vero vocat = Eckhart, LW 1 . .. . .. . .. . 218 ,2ff.1
sicut Augustinus docet XII De trinitate . .., specialiter c.7 = Eckhart,
LW 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218 ,2 ff .1
Sant Augustinus sprichet = Eckhart, Pf. .... .... . . .. .. 218,2ff.
PSEUDO -AUGUSTINUS
Iuliani sententiae
c. 5 n . 9 . . . . . . 595 , 1f. 1
DIONYSIUS AREOPAGITA
De caelesti hierarchia
c. 1 § 2 . . . . . . . . .... 119,4f.°, 603,1f.1
Ethoc est quod dicit Dionysius = Eckhart, LW 3 · 603,1f.1
c. 3 $ 2 . . 616 , 85
c. 4 § 2 . . . . . . . . . . . . 616. 85
utait Dionysius = Eckhart,LW 4 ..... .. 616 , 85
De divinis nominibus
c.11 $ 1 . .. . . ... 595 ,4ff.3
c . 12 $ 2 (vgl. auch Thomas) . . . . . . .. .. 596 ,19.1
Dionysius De divinis nominibus c. 12 = Eckhart, LW 4 . .. . .. 596 ,18.1
GLOSSA ORDINARIA
Exod. 33,20 . .. . . .. . . . .. 364,6f.,
36 4,9 3651
Gregorius ait in Glossa = Eckhart, LW 4 . ... . . . . .. 364,6f., 3651
Sant Gregórius sprichet = Eckhart, DW 1 .. . .. .. .. . . 364,6f., 3651
GREGORIUS MAGNUS
Homiliae in Evangelia
1. 1 hom . 18 n . l . . .. . . . . . . 429,3ff.
secundum beatum Gregorium = Eckhart, LW 3 . . . .. .. .. .. .. .. . .. . 429,3ff.a
Moralia in Iob
Ep. c . 4 . . . . . . .. . . . . 465 , 1 ff.1
Unde Gregorius = Albertus M ., S. theol. I tr. 1 q. 5 m . l .. . . . . . 465 , 1 ff.1
1. 5 c. 36 n . 66 190 ,4 f.", 201,8 ff.5
(Nachtr .)
sicut dicit Gregorius = Thomas, S . theol. I q. 4 a .1 ad 1 ... . . . . . . . 190,4 f.4, 201,8 ff.5
(Nachtr.)
1. 18 c .54 n . 89 . . . . . . . . 364,6f., 3651
Sant Gregorius sprichet = Eckhart ,DW 1 .. . .. 364,6f., 3651
1. 20 c. 32 n . 62 .. . . .. . . .. 190 ,4f.*, 201,8ff.5
Gregorius sprichet = Eckhart, DW 1 .. . . .. .. . . .. . .. . 190,4f.", 201,8ff.5
sieh auch Glossa Ordinaria
MACROBIUS
In Somnium Scipionis
1. 1 c. 2 n . 15 (vgl. Plato ) .. . . . .. 602,6ff.
Unde et Plato , ut scribit Macrobius = Eckhart, LW 2 (sieh Plato ) . . .. 602,6ff."
ORIGENES
Homiliae in Ieremiam
Hom . 6 .. . .. . . . . . . . . . . 293 ,2 ff.
et hoc est quod Origenes super . .. Ier. 11 . .. sic dicit = Eckhart ,LW 2 293,2ff.
767
Verzeichnis der Autorenzitate , Quellentexte und Textparallelen (A )
Origenes qui ait in glossa super Ier. 11 = Eckhart, LW 2 ............ 293,2ff.2
Origenes in glossa super Ier. 11 = Eckhart, LW 2 . . 293,2ff .2
Et Origenes in Glossa Ier . 11 dicit = Eckhart, LW 1 . .. . .. . 293,2 ff .2
Origenes super .. . Ier. 11, sic ait = Eckhart , LW 3 . . . . . . . . . . . .. . . . 293,2 ff.2
PSEUDO -ORIGENES
Homilia super ‘Maria stabat ad monumentum foris plorans'
pag . 450 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 588 ,4ff. (5772)
pag. 451 . .. . . . 119,19.1
Origenes respondet optimedicens = Eckhart, LW 3 · 119,1 f.1
pag . 451 . . . . . . . 588 ,6f.4
pag . 452 . . . . . .. . 588,6f.4

PLATO
Meno
c. 15 , 20f. . . . . . . 192,6f. , 202,6ff .6
Propter quod etiam Plato ponebat scientias animae concreatas
= Eckhart, LW 1 .. . . .. . . . . .. . . .. ... .. 192,6 f.?, 202,6 ff.6
c.15, 81 C - D . ... . . . . . . . . . . . . . . . . . 192,6f.?, 202,6 ff.
Propter quod etiam Plato ponebat scientias animae concreatas
= Eckhart, LW 1 ......... 192,6f. , 202,6 ff.
c. 21, 85C- 86 A . . . . . . . . . . 192,2ff., 202,6ff.6
Propter quod etiam Plato ponebat scientias animae concreatas
= Eckhart, LW 1 . . . .. 192,6f.?, 202,6ff.
Plato enim posuit = Thomas, S. theol. I q . 6 a. 4 . . . . . 67, 1 ff.1
Unde et Plato ,ut scribit Macrobius = Eckhart, LW 2 (vgl. auch Macrobius ) 602,6 ff .
SENECA
Naturales quaestiones
1 praef. 5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 532,3f.”
Seneca = Eckhart ,LW 3 . .. ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 532,3f.?
THOMAS VON AQUIN
De divinis nominibus
c. 12 lect. unic. (sieh Dionysius) ... ...... . . . . . . . .. 596 ,19.1
Sermo in Dom . Sexag. III (sieh Augustinus) .. . . .. 604,9ff., 6045
Summa theologiae
I q .4 a. 1 ad 1 (sieh Gregorius M .) . . .. . . .. . .. . .. . .. . . .. . .. . .. . .. 190,4 f.*, 201,8ff.5
I II q.113 a. 9 (sieh Augustinus) ..... .. 241,3ff.5

Nicht nachgewiesene Zitate


Sant Augustinus sprichet .. .. .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163, 1 ff.2
Und sprichet sant Augustinus ein bezzer wwort ort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 296 , 19.1
Ez sprichet mein herr santAugustin .. .. .. 465 ,43.2
Crisostomus sprichet . .. . .. . .. . . 610 ,9ff.4
Sant Dionysius sprichet .. . . .. . 611,74
Nú sprichet sant Gregórius 582, 12f.
Jeronimus sprichet .. 160,5ff.
Jeronimus sprichet .. . .. . .. . . .. . 165,31.2

768
Verzeichnis der Autorenzitate , Quellentexte und Textparallelen (B )
B . Verzeichnis der Zitate,
die Eckhart nur durch einen allgemeinen Hinweis ohne Nennung
eines bestimmten Autorennamens als „ Meister“ -Zitate anführt
Zur näheren Erläuterung des Verzeichnisses sleh DW 1 8. 634 .

ALBERTUS MAGNUS
De anima
1. 1 tr. 2 c.9 (ein meister), vgl. Aristoteles, Thomas .. . .. . .. 304,78.4
De caelesti hierarchia
c. 4 § 7 (die besten meister) . . . ...................................
. .. . . . 235,1 ff.?
In Matthaeum
6,9 (Die meister) .. .. . .. . . 324,1ff.*
Metaphysica
1. 2 tr. 2 c . 16 (ein meister ), vgl. Aristoteles, Thomas .. .. .. . . . . . 304,7f.
1. 3 tr . 2 c . 10 (Ein meister ), vgl. Empedocles, Thomas . . . . . . . . . . . . . . 413, 1 ff.1
1. 4 tr. 3 c. 4 (Unser eltesten meister einen ), vgl. Aristoteles, Cratylus,
Heraclitus, Thomas . . . . . 189,6ff.
1. 4 tr . 3 c. 4 (ein gróz meister ), vgl. Aristoteles , Cratylus, Heraclitus,
Thomas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204, 1 ff.
Mineralia
1. 1 tr. 1 c. 8 (Die meister) . .. . .. . . .. 551,2ff.
1. 3 tr. 1 c . 7 (Die meister ) . . . 551, 2 ff.
1. 3 tr. 1 c . 10 (Die meister ) . . . . . . 551, 2 ff.
Physica
1. 4 tr . 1 c. 13 (Unser besten meister), vgl. Avicenna, Bonaventura . .. . . 176,11f.*
De resurrectione
tr. 4 q. 3 a .1 (Ein meister), vgl. Aristoteles, Thomas .. . .. .. . .. . .. .. 28 ,5f.
Summa de creaturis
1. 3 q . 16 a . 2 (Ein ander meister) . . . .. . . . . . . . 181,3ff.

ALCHER VON CLAIRVAUX


De spiritu et anima
c. 47 (Ein alter meister), vgl. Liber de causis .. . . . .. . . . . . . 133, 1f. :
wan sant Augustinus sprichet in dem buoche 'von der sêle und von dem
geiste' = Eckhart, DW 1 (Ein alter meister), vgl. Liber de causis 133,1f."
Expositio evangelii secundum Lucam
5 n . 63 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . 175,1f.1
quod Ambrosius dicit, super Lucam = Thomas, S. theol. I II q . 65 a . 1
(Ein meister ), vgl. Augustinus, Cicero,Gregorius M ., Petrus Lom .
bardus . . . . . . . . . . . . . . . 175 ,1f.:

ARISTOTELES
De anima
A c. 1 (dâ gróziu buoch von geschriben sin ), vgl. Avicenna . .. .. . . . . . . 23 7 1 ff.
237,
A c . 4 (ein meister ), vgl. Albertus M ., Thomas . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . 304 ,7f.
secundum illud philosophi De anima = Eckhart, LW 2 . .. .. .. 304 ,7f.

49 & dhart, D 2 769


Verzeichnis der Autorenzitate, Quellentexte und Textparallelen (B )
B c. 7 (ein ander meister) .. .. .. . . . .. . . 366,41, 366,8f., 3671
quod philosophus II De anima dicit = Eckhart, LW 2 (ein andermeister ) 366 ,41, 366,8f., 3671
B c . 4 (Ein meister) . . . . 341, 10f.
De generatione et corruptione
B c. 10 . . . . . . . . . . . . . . 413 ,3f., 4141
Metaphysica
A c. 15 (unser meister), vgl. Thomas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 338 ,2f.?
utdicitur in V Metaphys. = Thomas, S .theol. I q. 93 a. 9 (unsermeister ) 338,2f.
I c. 5 (ein gróz meister ), vgl. Albertus M ., Heraclitus, Cratylus, Thomas 204,1 ff.1
I c.5 (Unser eltesten meister einen ), vgl. Albertus M .,Heraclitus, Craty .
lus, Thomas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189,6 ff.
ex X Metaphysicae = Eckhart, LW 2 (Ein meister),. .vgl.Averroes, Tho.
. . . . . . . . . . . . . . . . 403,3f. 2
m as . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Physica
A c. 12 (Ein heidenischer meister ), vgl. Thomas . .. .. . . . .. .. . 349,6ff., 3501
utait philosophus = Eckhart ,LW 2 (Ein heidenischer meister ) ... ... 349,6 ff., 3501
secundum philosophum = Eckhart, LW 2 (Ein heidenischer meister ) . . 349,6 ff., 3501
H c . 3 (Die meister) . . . . . . .. . . . . . . . . . 180 , 11
c. 8 (Unser meister ), vgl. Thomas . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123, 1 f.1
secundum Aristotelem = Eckhart, LW 1 (Ein ander meister ), vgl.
s
Maimonide .. .. .. .. .. .. .. . . . . . . . 181,3ff .

AUGUSTINUS
Confessiones
1.11 c . 13 n . 15f. (in einem buoche) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232,28.1
1. 12 c. 9 n . 9 (Ein meister ), vgl. Thomas 182,1f. 1
Augustinus XII Confessionum respondet dicens = Eckhart, LW 1 (Ein
meister ), vgl. Thomas ... .. ... 182,18.1
1. 12 c. 9 n . 9 (unser besten meister ) . . .. . . . . . . . . 456,4f.
Augustinus XII Confessionum respondet dicens = Eckhart, LW 1 (un
ser besten meister ), vgl. Thomas .. . . .. 456,4f.
De Genesi ad litteram
1. 2 c. 5 (die meyster), vgl. Thomas . .. .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 466 .40. 1
us
Augustin Super Genesim ad litteram l. II = Eckhart ,LW 4 (diemey .
ster ), vgl. Thomas . . . . . . . . . . . 466,4f.
ut ait Augustinus = Eckhart , LW 1 (die meyster), vgl. Thomas . . . .. . 466,4f.
De moribus ecclesiae et de moribusManichaeorum
sicut Augustinus dicit in libro Demoribus Eccles. = Thomas, S. theol.
III q.61 a.5 ob . 1 (Ein geschrift sprichet)... .......... ....... 296,68.3
De diversis quaestionibus LXXXIII
q. 74 (unser besten meister ), vgl. Thomas . .. .. .. . . . . . . . 340 ,5ff.a
secu ndum Augu stin um = Eckh art, LW 4 (unser beste n meist er ), vgl.
Thomas . . . . . . 340,5ff.
De quantitate animae
c. 5 n . 9 (Die meister ) ... .. .. . . . . .. .. . 232,8ff., 2331
Unde per hoc Augustinus libro De quantitate animae probat = Eckhart,
LW 2 (Die meister) .. .. . . 232,8ff., 2331
Hie von sprichet sant Augustinus in einem buoche, då er sprichet von der
séle = Eckhart, Pf. (Die meister) . . . . . . . . . .. . . . . . .. . . . . . . . . . 232,8ff., 2331
770
Verzeichnis der Autorenzitate, Quellentexte und Textparallelen (B )
De trinitate
1. 6 c. 4 n. 6 (Ein meister), vgl.Ambrosius, Cicero ,Gregorius M ., Petrus
Lombardus, Thomas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 , 19. 1
Augustinus etiam dicit, in VI de Trin . = Thomas, S . theol. I II q . 65
a. 1 (Ein meister ), vgl. Ambrosius, Cicero, Gregorius M ., Petrus
Lombardus . . . . . . . . .. . . . . . . . 175 , 19. 1
1.6 c. 10 n . 11 (unser besten meister ), vgl. Thomas . . .. . .. . . . 340,5ff.?
secundum August inum = Eckhart, LW 4 (unser besten meister), vgl.
s
Thoma . . . . . . . . . . 340,5ff.
1. 13 c. 3 n .6 (ein meister ), vgl. Ennius . . .. .. 361,11
sicut narrat Augustinus, Ennius . . . <dixerit) = Eckhart , LW 4 (ein
meister ), vgl. Ennius . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 361, 11
ut enim Augustinus, in XIV libro De Trinitate (cap. VIII] = Petrus
Lombardus Sent. I d . 3 c. 2 n . 39 (Ander Meister ), vgl. Thomas . 458,8f., 4591
1.15 c. 19 n . 37 (die besten meister ), vgl. Petrus Lombardus, Thomas ... 41,4ff.4
secundum Augustinum = Eckhart,LW 4 (die besten meister), vgl. Petrus
Lombardus, Thomas . . .. . . . . . . .. . . 41,4ff.
Augustinus vero vocat = Eckhart , LW 1 (Die meister ), vgl. Avicenna . . . . . 30, 1 ff.1
Sant Augustinus sprichet = Eckhart , DW 1 (Die meister ) . . .. .. . 30,1 ff.1
Sieh auch unter Alcher von Clairvaux
AVERROES
De anima
Unde Commentator dicit in III De anima = Thomas,De ente et essentia
c.5 (Diemeister), vgl. Thomas ............................. 234,18.1
Metaphysica
1. 10 com .7 (Ein meister ), vgl. Aristotelos, Thomas .. .. . .. . . . . 403,3f.
1. 12 com .18 (ein kriechischer meister ), vgl. Themistius . . . .. .. . . . . . 396 ,28.2
OENNA
De anima (Liber sextus Naturalium )
1. 1 c. 1 (dâ gróziu buoch von geschriben sin ), vgl. Aristoteles .. . .. 237,32
1. 1 c . 5 (Ein meister) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Avicenna dicit = Eckhart, LW 1 .. . . . . .. . .. ... ... ... 138,22
1.1 c. 5 (ein ander, heidenischer meister), vgl. Augustinus (unter A ) .. .. 218,3f.
quae Avicenna vocat = Eckhart, LW 1 ( ein ander , heidenischer meister ),
vgl. Augustinus (unter A ) .. .. .. . . . . . . . . . . . . . . 218 ,3f. 1
1.1 c. 5 (Die meister ), vgl. Augustinus ... .. .. .. .. .. . . .. .. . .. . . .. .. 30 ,1 ff.1
quae Avicenna vocat = Eckhart , LW 1 (ein ander , heidenischer meister ),
vgl. Augustinus .. . . . 30 , 1 ff .1
1.5 c. 1 (Ein meister) . .. . . 397 ,2 ff. a
Exemplum Avicennae = Eckhart , LW 1 (Ein meister ) 397,2 ff.2
1. 5 c. 3 (Ein meister ) . . .. . . . . . . . . . . . . .. ... .. ... .. . 138,2f.
Avicenna dicit = Eckhart , LW 1 (Ein meister ) .. . . .. . . 138 ,2f.
Metaphysica
quamvis Avicenna primo corpori neget locum = Eckhart, LW 3 , vgl.
Albertus M ., Bonaventura .... .. . .. 176, 11f.
1. 9 c. 7 (ein heidenischer meister) .. .... .. .. .. . 220,2f.2
Unde Avicenna IX Metaphysicae c.7 sic ait = Eckhart, LW 1 (ein
heidenischer meister) . .. . . . . .. . .. . . .. . . . .. 220,2f.a
771
Verzeichnis der Autorenzitate , Quellentexte und Textparallelen (B )
PSEUDO-BERNHARD
Tractatus de statu virtutum
III De timore et charitate n . 37 (ein meister ) . . ................. 154,4f.
BOETHIUS
De trinitate
Boethius in quaestione de trinitate .. . sic ait = Eckhart, LW 3 (Ein
meister ), vgl. Thomas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 394,3ff.a

BONAVENTURA
In IV libros Sententiarum
1. 2 d .2 p . 2 a. 2 q. 1 (Unser besten meister ), vgl. Albertus M ., Avicenna 176 ,11f."

CICERO
Tusculanae disputationes
c. 14 n . 32 (Ein meister ), vgl. Ambrosius, Augustinus,Gregorius M ., Pe.
trus Lombardus, Thomas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 ,19.1
Tulliusdicit, in IIde Tuscul. Quaest. = Thomas, S . theol. I II q. 65 a. 1
(Ein meister ), vgl. Ambrosius, Augustinus, Gregorius M ., Petrus
Lombardus, Thomas . . . . 175,18.1
CRATYLUS
hanc opionem habuit Cratylus = Thomas, Met .1. 4 c .5 lect.12 (Unser eltesten
meister einen ), sieh Albertus M ., Aristoteles, vgl. Heraclitus . . . .. . .. . 189,6 ff.6
hanc opionem habuit Cratylus = Thomas,Met. 1. 4 c. 5 lect. 12 (ein gróz mei.
Os ,, vgl.
ster), sieh Albertus M ., Aristoteles vgl. neracli tus .... .....
Heraclitus . . . .... . . . . . . . . . 204 . I ff.

DEMOCRITUS
Democritus vero ibidem dicit = Eckhart, LW 2 (Ein meister), vgl. Aristoteles 366,31, 367, 1'

DIONYSIUS AREOPAGITA
De divinis nominibus
c. 5 § 2 (Ein meister ) .. ... . 399, 2f.2
Sant Dionysius sprichet = Eckhart, DW 2 ( Ein meister ) . . . . . . . . . . . . 399,2f.
c. 7 § 3 (Ein meister ), vgl. Thomas .. . . . . . . ... .. ... .. ... .. .... 403,6f., 4041

EMPEDOCLES
reprehensibilis est Empedocles = Albertus M ., Met. III tr. 2 c. 10 (Ein meister ),
vgl. Thomas . . . . . . . . . . . . . . 413, 1 ff.1

IUS

quod vetus poeta dixit Ennius = Augustinus, De trin . XIII c. 3 n. 6 (ein


meister), sieh Augustinus .. .. .. . . .. . . . . . . . . . . . . . . 361, 11
narrat Augustinus, Ennius, inter antiquos famosus , .. . (dixerit) = Eckhart,
LW 4 (ein meister), sieh Augustinus . ..... . 361, 11
772
Verzeichnis der Autorenzitate , Quellentexte und Textparallelen (B )
GREGORIUS MAGNUS
Moralia
1. 22 c. 1 n . 2 (Ein meister ), vgl. Ambrosius, Augustinus, Cicero , Petrus
Lombardus, Thomas ... .. .. 175,19.1
EtGregoriusdicitXXII Moral. = Thomas,S. theol. I II q.65 a.1(Ein
meister) . . .. . . . . . . . . 175 ,19.1

HERACLITUS
Heraclitus tenuit = Albertus M ., Met. IV tr. 3 c. 4 (Unser eltesten meister
einen ), sieh Albertus M ., Aristoteles, vgl. Cratylus . . . . . . . . . 189,6 ff .6
Heraclitus tenuit = Albertus M ., Met. IV tr. 3 c. 4 (ein gróz meister ), sieh
Albertus M ., Aristoteles, vgl. Cratylus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204 , 1 ff.?
qualem Heraclitus habuit = Aristoteles, Met . I c. 5 (Unser eltesten meister
31. Cratylus
einen ), sieh Albertus M ., Aristoteles, vgl. . . . . . . . . . . . . 189 ,6 ff.
Uratylus . . . . . ..
m
quale Herac litus t
habui = Arist otele s, Met I c. 5 (ein gróz meister ), sieh
Albertus M ., Aristoteles, vgl. Cratylus .. . . . . . .. 204,1ff.2
INNOCENTIUS III
De sacro altaris mysterio
1. 4 c. 5 (Ez sprichet diu schrift eines bâbeste8) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 548,5f.2
1. 4 c. 5 (Nů sprichet diu geschrift eines bâbestes) .. . . . . . .. . . 564,11ff.

LIBER DE CAUSIS
prop. 2 § 2 (Ein alter meister), vgl. Alcher v . Clairvaux, Augustinus . . . . . . . 133,1f.1

LIBER XXIV PHILOSOPHORUM


prop . 18 (Ein meister ) .. . . . . . . . 633, 19.1
Et hoc est quod in Libro XXIV philosophorum dicitur = Eckhart, LW 2
(Ein meister ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 633,19.1
Philosophus unus ex viginti quattuor ait = Eckhart ,LW 2 (Ein meister) . .. 633,18.1
ROBIUS

In somnium Scipionis
Macrobius dicit, in I super Somnium Scipionis = Thomas, S. theol. I II
q . 61 a.5 obi. 1 (Ein geschrift sprichet), sieh Thomas, vgl. Augusti.
nus . . . . . . . . 296 ,6f.

MOSES MAIMONIDES
Dux neutrorum
1. 1 c.51 (ein meister) . . . . . . . . . 584,2f.
Dicit tamen Rabbi Moyses = Eckhart, LW 2 (ein meister) . .. . . 584,2f.
1. 1 c. 51 (aber der meister) . . . . . .. . . . . .. . . . . . . . . . . . . . .. 584,48.4
1. 2 c. 7 (Ein ander meister), vgl. Aristoteles . . . 181,3ff.
Rabbi Moyses sic exponit,dicens = Eckhart, LW 1 (Ein ander meister),
vgl. Aristoteles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181,3ff.
1. 3 c. 53 (Ein meister ) . . . . . . . . 181,5f.3
Rabbi Moyses III c. 52 sic dicit = Eckhart , LW 2 (Ein meister) . .. . . 181,5ff.3
1. 3 c. 53 (ein heidenischer meister ) .. . . .. . 121,4f.2

773
Verzeichnis der Autorenzitate , Quellentexte und Textparallelen (B)
Rabbi Moyses capitulo paenultimo totius sui operis dicit = Eckhart,
LW 1 (ein heidenischer meister) .. . .. . . . . .. . . .. . . . . . . . 121,4f.?

PSEUDO -ORIGENES
Homilia super 'Maria stabat ad monumentum foris plorans'
p. 450 (der meister) ... 577,4 ff.2
Origenes sprichet = Eckhart, DW 2 (der meister ) . .. . 577, 4 ff.
p . 450 (der meister) . .. .. . 578,5ff.3
p . 451 (Ein meister) .. .. . 582,5ff.
p . 453 (Ein meister) . .. . . 582,5ff.
p. 453f. (ein meister ) . . . . . 577, 28. 1

PETRUS LOMBARDUS
Libri Sententiarum
1. 1 d . 3 c . 2 n . 39 (Ander Meister), vgl. Augustinus, Thomas . . . . . . . . . 458 ,8 ff., 4591
1. 1 d . 17 c. 1 n . 143 (die besten meister ), vgl. Augustinus, Thomas . . . . . 41,4ff."
1. 1 d . 17 c. 2 n . 146 (die besten meister), vgl. Augustinus, Thomas . . .. . 41,4ff."
1. 1 d. 17 c. 6 n. 155 (die besten meister), vgl. Augustinus, Thomas . . . .. 41,4ff.
1. 1 d . 17 c. 6 n . 157 (die besten meister), vgl. Augustinus, Thomas . . . . . 41, 4 ff.“
1. 3 d . 36 c.1 n . 250 (Ein meister ), vgl. Ambrosius, Augustinus, Cicero ,
Gregorius, Thomas . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 ,19.1

SENECA
De clementia
1.1 c. 1 (ein heidenischer meister ) ... ... . . . . . . . . 362,19. 1
quod Seneca dicit = Eckhart, LW 3 (ein heidenischer meister ) . .. . .. . 362,1f.1
Et Seneca in Epistula dicit = Eckhart, LW 1 (ein heidenischer meister ) 362,1f.1
THEMISTIUS
secundum illud Themistii = Eckhart, LW 1 (ein kriechischer meister ), sieh
.. 396,2f.2
Averroes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 396 ,2f.2

THOMAS VON AQUIN


In De anima
1.1 lect. 10 (ein meister), vgl. Albertus M ., Aristoteles ..... ..... ..... 304,7f.
De ente et essentia
c.5 (Die meister ), vgl. Averroes .. . . . . . .. . . . . .. . . . . .. . . .. . .. . . . . . 234, 1f.1
c. 6 (Die meister), vgl. Averroes . .. .. .. .. . . .. 234,18.1
In Ethica Nicomachea
1. 2 c. 3 lect. 2 (Ein meister ), vgl. Albertus M ., Aristoteles .... .... ... 28,5f.?
In Metaphysica
1. 4 c.5 lect. 12 (Unser eltesten meister einen), vgl. Albertus M ., Aristote.
les, Cratylus, Heraclitus .. . · 189,6ff.
1.4 c . 5 lect. 12 (ein grózmeister ), vgl. Albertus M ., Aristoteles , Cratylus,
Heraclitus . . . . 204,1ff.
In De divinis nominibus
c.7 lect. 4 (Ein meister ),vgl. Dionysius Areopagita ................ 403,6f.,4041
In Physica
1.4 c. 12 lect.20 n .6 ad 2 (Ein heidenischer meister ), vgl. Aristoteles .. 349,6ff., 3501
774
Verzeichnis der Autorenzitate , Quellentexte und Textparallelen (B )
Quaestiones disputatae
De caritate
a . 3 (Die meister ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 ,1f.
De potentia
9 . 5 a . 4 ad 1(Ein meister), vgl. Augustinus . . . . . .. . . . . . . . . . . . 182,18.1
q . 5 a . 4 ad 1 (unser besten meister ), vgl. Augustinus . . . . . . . . . . . 456 ,4f.2
Scriptum super sententias
1. 2 d. 39 q .1 a . 1 ( Ander Meister), vgl. Augustinus, Petrus Lombardus . 458,8f., 4591
Summa theologiae
I q. 1 a 10 ad 3 (die meyster), vgl. Augustinus .. .. . . .. 466 ,9f.1
q. 3 a.5 ad 2 (Ein meister ), vgl. Aristoteles , Averroes . .. 403,3f.2
q. 5 a. 6 (Ein meister ), vgl. Albertus M ., Aristoteles 28,5f.2
q. 10 a .4 ad 3 (Unser meister ), vgl. Aristoteles . . . .. 123,1f.a
q . 45 a.7 (Ein meister), vgl. Boethius . .. .. .. 394 ,3ff.
q.50 a. 3 ad 1 (Die meister), vgl. Averroes .. .. . . .. 234, 1f.1
q.50 a.4 ad 4 (die besten meister), vgl. Albertus M . ... ... 235 , 19.1
q . 77 a. 8 obi. 3 (ein meister ), vgl. Albertus M ., Aristoteles . 304,7f.4
q. 82 a. 3 (die meister ) . ... ... ... .. .. 363 ,8ff., 3641
q. 93 a. 1 (unser besten meister), vgl. Augustinus . .. .. . . . 340,5 ff.
q . 93 a . 2 (Ein meister), vgl. Boethius . . . .. 394,3ff.
9 . 93 a . 9 (unser meister), vgl. Aristoteles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 338 , 2 f.2
utdicitur in V Metaphys . = Thomas, S.theol. I q.93 a.9, vgl. Aristo
teles . . . . . . . . 338,2f.2
q. 105 a. 4 ad 1 (die meister) . .. . . 78,19.1
I II q. 3 a. 4 (Etlichemeister ) .. . . .. . 329,7, 3301
q. 5 a .5 ad 3 (Ein meister) . .. . . 338 ,7 ff.4
q . 10 a. 4 ad 1 (die meister) .. .. . . . 78,19.1
27 aa.1
q.q. 29 (die meisterer) ... ... tus 43,1f.2
.1 (Ein meist ), vgl. Alber M ., Empedocles . . . .. ... 413, 1 ff.1
q.61 a. 5 obi. 1 (Ein geschrift), vgl. Augustinus, Macrobius . . .. .. . . . 296,6f.
q.62 a. 4 (Die meister) .. . . . . . . . . . . . . . . . 44, 19.1
q.65a .1 (ein meister ), vgl.Ambrosius, Augustinus, Cicero,Gregorius M .,
Petrus Lombardus . . .. . .. 175 , 1f.1
q . 65 a . 2 (Die meister ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 ,1f.1
II II q. 23 a . 2 (die besten meister ), vgl. Augustinus, Petrus Lombardus . . 41,4ff.
q. 28 a. 3 (Unser meister ), vgl. Aristoteles 123, 1 f.2
q. 153 a. 2 ad 1 (unser meister ) . ... .. .. 361, 2 ff.3
q. 185 a . 3 ad 3 (unser meister ) . . .. 178 ,4f.2
g . 185 a . 3 ad 3 (unser meister ) . . . . . 185,5ff.3
Suppl. q. 71 a. 5 ad 4 (Unsermeister ) . .. 222,43
Suppl. q.87 a . 1 ad 3 (Unser meister) . . .. . . 222,48. 3

Nicht nachgewiesene „Meister“


ein meister .. . .. . 27, 11, 13 ; 154 ,43; 179,7 ;
181,2 ; 191,12 ; 228,4 ;
322 ,55 ; 325 , 12 ; 3261;
328,65; 405 ,42; 553,22;
554,11; 589,48; 605,2 ;
625 ,7
ein gróz meister . . . . .. 202,45; 504,4 ; 51555
775
Verzeichnis der Autorenzitate , Quellentexte und Textparallelen (B )
ein kriechischer meister . . . . . 554,52
der funfte meister . . . .. 459,6
einer . . . . . . . . . . . . . . . 79 ,94
Die meister . . . . . . . . . . . . . 12 , 34; 100,21; 162,5 ; 1631;
175,74 ; 286 ,38; 414,6 ;
458,2 ; 628,9 ; 630 ,4
etliche meister .. ... ... ..
V L OT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 458,63
Unser meister 339,21; 341,118.3; 469,73;
570 ,9 ; 581,6
unser besten meister . . .. . . . . .... . 371,43
etliche pfaffen ............. . .. . . . .. 83,5
sie . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 ,5

776
Verzeichnis der Autorenzitate, Quellentexte und Textparallelen (C )
C. Vom Herausgeber angeführte Zitate und Textparallelen
Zur Anordnung des Verzeichnisses sich DW 1 S.539.
ALANUS AB INSULIS
Regulae theologicae
reg. 91 . . . . 60, 2 f.2
ALBERTUS MAGNUS
De an .
1. 1 tr. 2 . 9 . . . . . . 405 ,5ff., 4061 (Nachtr.)
| 1. 3 tr. 2 c. 19 . . . 220,1f. (Nachtr.)
1. 3 tr . 2 c. 19 .. . . .. .. . . . . 602,4ff. (Nachtr.)
De animalibus
1. 8 tr. 2 c. 2 n. 50 . . .. ... 139,4 ff., 1401
| 1. 9 tr . 1 c. 3 n. 30 . . . . . . . . . . . . 64,4 ff., 651
1.16 tr. 1 c.14 n. 73 . .. . . .. . . . . .. .. . .. . .. . . . . . .. . . . . . . . 63,8ff., 641
De caelesti hierarchia
c. 8 n . 1 dub. 3 . . .. . .................... 531,63
De divinis nominibus
c. 4 n . 46 .. . . . 181,2ff.
In Iohannem
1 ,43 . . . . . 370,11, 3711
In Matthaeum
6 ,9 . . . . . . . . . . . 600,3f.
Metaphysica
1. 2 tr. 2 c. 20
28 ..
. . . ..
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 597,7ff., 5981
1. 4 tr. 1 c. 5 . . . . . . 599, 3 ff.
1. 5 tr. 3 c. 8 . . . . .. 531,5f.: (Nachtr.)
1. 5 tr. 6 c. 4 . . . . . . . . 532 , 1 ff.1
Meteora
quia in IV Meteorum Nostrorum ostendimus = Albertus M ., Met. IV
tr. 1 c. 5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 599 ,3ff.
Mineralia
1. 2 tr. 2 c. 11 . . ... . .. ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .... ... . 74,5ff.", 554,8ff., 5551
1. 3 tr. 1 c. 7u. 9 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228 ,31.2
In XII prophetas minores
In Zach .
2,8
4 . 0 ..
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. .. 10
16,2f.
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ,- .

In Mal.
3,1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 , 1 ff .
Scriptum super Sententias
1. 1 d . 33 a . 8 . . . .. . . . . .. . . . . . . . . . . . . .. .. . . .. .. .. . .. . . . . . . . . . . . 532,1ff.1
1. 3 d . 26 a . 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 ,71. °
Summa de creaturis
1. 4 q . 39 a . l . . . ... ... ............. 217,1ff.?
Summa theologiae
I tr. 1 Q . 5 m. 1 . . . .... .. 465,1 ff.1
De vegetabilibus
1. 1 tr . 2 C. 10 n . 191 . . . . . . ...............
. . . 228,3f.2
1. 5 tr. 1 0. 7 n. 55 . . . . . . . . . . . 228,3f.2, 474,6ff.3
777
Verzeichnis der Autorenzitate , Quellentexte und Textparallelen (C)
PSEUDO -ALBERTUS
Paradisus animae
c . 13 . . . . .. . . . . . . . 121,3ff.a

ALBRECHT VON TREFFURT


sieh Strauch , Paradisus anime intelligentis
ALCHER VON CLAIRVAUX
De spiritu et anima
c. 6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . •••••••••••••••••••
...... . . . . . . . . . 399, 2 ff.?
C0 . 47 .. ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .... . ... . 404
404,3ff.,
.5 1 . . 4051
405 "

AMBROSIUS
Epistulae
ep . 2 n . 3 .. . . . . . . . . . . 465 ,42
ep . 45 n . 14 .. . . .. . . .. . .. . 74,5ff.3
De fuga saeculi
1. 1 c. 4 .. .. .. . . .. . 176,8ff.* (Nachtr.)
Ambrosius lerit = Eckhart, Par.an. .. . .. 176 ,8f.
ANSELMUS
Monologion
c . 33 . . . .. . .. 97,6ff., 981
ARISTIPPUS
Et cum Aristippus dixisset = Albertus M .,Met . IV tr. 3 c. 4 .. .. . . .. .. .. . 189,6ff.
Aristippo prohibuit dicenti = Aristoteles, Met. I c. 5 .. .. .. . . .. .. . .. . . .. 189,6ff.
ARISTOTELES
De anima
A c. 2 471,4ff.
A c. 4 . . 405,5ff., 4061
ut dicitur in I de Anima = Thomas, S . theol. I q . 75 a . 2 obi. 2 . . . . . . 405 ,5ff ., 4061
Bc. 1 630,8f.
Bc. l . . . 383,9ff., 3841
B c. 7 .. . .. . .. . .. . . .. . .. . .. . . 48 ,6 ff., 491
B c.7 ... ... ... ... ... ... .. 416 ,4ff.', 472,1 ff.
Propter quod etiam philosophus dicit = Eckhart, LW 1 416 ,4 ff.:
T c. 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . 416 , 4 ff.3
quod dicit philosophus = Eckhart, LW 3 . 416 ,4ff.
ex III De anima = Eckhart, LW 3 .. . .. . 345,6 ff.
T c . 5 ... ... .. ... .. .. ... .. ... .. ... .. .. 220,21
T c. 5 . . . . . 220,3f.:
De animalibus
Vult enim philosophus De animalibus = Eckhart, LW 2 ... ........ 239,8f., 2401
ut Philosophus in IX De animalibus dicit = Thomas, Sent. III d . 3 q.5
a . 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 ,2f.
Ars rhetorica
A c. 4 .. . . . . . . . . . . 397, 1f.1

778
Verzeichnis der Autorenzitate, Quellentexte und Textparallelen (C)
Do caelo et mundo
Bc. 2 . . . . . . .
A c. 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 403,3ff.2
100 ,0u . "

Ethica Nicomachea
Bc. l . . . . . . . 175 ,19.1
in II Ethic . = Thomas , S . theol. I II q. 65 a . I .. .. 175, 1f.1
c. 9 . . . 47,6f.
c . 13 . . . . . . . . . . . . . . 47,7f., 481
secundum Philosophum = Eckhart , RS · 47,7f., 481
utait philosophus = Eckhart ,LW 3 .... ... 47,7f., 481
De generatione animalium
Bc. 3 . . . . . . . . . . . 64,18.1, 345,4ff.
philosophus dicit = Eckhart, LW 2 . .. . . . 64,18.1
philosophus, in libro de Generat. Animal. = Thomas, S. theol. I q. 92 a . 1
obi. l . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64, 1f.1
De generatione et corruptione
A c. 5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 553,2ff.
A c. 7 . . . .. . . 397,18.1
B c. 10 . . . . . . . . . . . . . . . . 326,7ff., 3271
De historia animalium
Hc. 3 . . . . . . . . . .. .. 64,4ff., 651
ut Philosophus in IX De animalibus dicit = Thomas, Sent III d . 3 q . 5
a. 2 64,4ff., 651
I c. 6 .. 139,4 ff., 1401
Metaphysica
A c. 2 . . . . . . 326 ,7ff ., 3271
A c . 10 . . . . .. .. .. .. . .. .. . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122,4ff.
124, 411 . "

Mineralia
Aristoteles dicit = Albertus M ., Mineral. II tr. 2 c. 11............... 554,8ff., 5551
Physica
A c. 4 . . . . . . . . . . . 403,3ff.?
Aristoteles in quinto Physicorum = Nikolaus von Landau .. ... 180 , 11
quod dvidenoch, het eyn
quod dicit Philosophus = Thomas , S . theol. III q. 33 a . 2 ad 3 .. . .. . . . . . 64,4ff., 651
ein heidensch meinster spricht, Aristotiles = Sievers , ZidA 15 .. .. . . . 347,3f.3
Hie von sprichet eyn kriechoch meystere = Strauch , PBB 49 .. .. .. .. 347,31.3

ASCLEPIUS
III 30 . . . . . . . . .. . 100 ,8f., 1011

ATHANASIUS
secundum illud Athanasii = Eckhart, LW 3 . . .. . . .. . . 84, 10 ff., 851

AUGUSTINUS
De libero arbitrio
1. 3 c. 7 n . 20 . . . . . 401,2 ff.3
ut ait Augustinus et declarat De libero arbitrio l. III = Eckhart ,LW 1 401,2ff.3
779
Verzeichnis der Autorenzitate , Quellentexte und Textparallelen (C)
De civitate dei
1. 8 c . 7 . . . . . . . 192 ,6f.2
1. 8 c . 9 . . . . . . . 192,6 f.
1. 11 c. 2 . . .. . .. .. . 449,3f. , 549, 1 ff.?
Confessiones
1. 1 c . 6 n . 9 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 365 , 1 f.2
Hinc est illud Augustini I Confessionum = Eckhart, LW 2 . .. . . .. .. 17,8ff., 181
Et hoc est quod dicit Augustinus III Confessionum = Eckhart , LW 2 . 384,5ff., 3851
1. 6 c. 5 n . 8 . . .. . . . 467,3ff.
Et Augustinus l. VII Confessionum sic ait = Eckhart,LW 1 ....... 467,3ff .
1. 7 c . l n . 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214, 28.3
1. 10 c . 21 n . 31 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 360,63
1. 10 c. 23 n . 33 . . .. . .. 360,68
secundum Augustinum . . . X Confessionum = Eckhart , LW 4 . . . . . . 360 ,63
1. 10 c . 26 n . 37 9,5f.
1. 11 c. 13 n . 16 . .. . .. .. .. . 162,5f., 1631
Enarrationes in Psalmos
Ps. 38 n . 7 . . . . 162,4f., 1631
ut ait Augustinus = Eckhart, LW 3 162,4f., 1631
Ps. 85 n . 8 . . . . . . . . . 624,8f.5
Augustinus = Eckhart , LW 2 624,8f.5
P8. 85 n . 8 . . . . . . . . . . . . . . 624 ,8f.5
in Augustino = Eckhart, LW 2 . 624 ,8f.5
Ps. 118 Sermo 22 n . 7 . . . . 467,7ff.
ut ait Augustinus in homilia .. . . 467,7ff.3
Ps. 145 n . 4 . . . . . . . . . . 405 ,4f.
Ps. 145 n . 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 407,3ff.
Ps. 145 n . 11 . . . . . . 107,4ff., 1081
Augustinus sprichet = Eckhart, DW I 107,4 ff., 1081
In epistulam Iohannis ad Parthos
tr . 2 n. 14 . . . . . . . 82, 3f.:
als S. Augustinus spricht = Eckhart , DW 1 ... . .. 82,3f.3
tr . 7n. 8 . . . . . . . . . 79, 11
De Genesi ad litteram
1. 1 c . 20 . . . 467,7 ff.
1. 4 c . 12 . . . . . 101,1f. , 291,38.1
1. 4 c . 23 . . . . . . . . . . . . 221,4 ff., 2221
1. 4 c. 24 . . . 221,4 ff., 2221
Sant Augustinus sprichet = Eckhart, DW 1 221,4ff., 2221
1. 8 c. 11 . . . . . . ........ 492,7ff.,50922
1. 12 c . 35 . . . . . . . . . . 596 ,6 ff.3
ut dicit Augustinus = Thomas, S. theol. Suppl. qu . 78 a. 3 . . .. . . .. .. 596 ,6ff.3
Augustinus etiam Super Genesim contra Manichaeo8 l. I sic dicit = Eck
hart, LW 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52,5ff.
De immortalitate animae
c. 7 n . 15 .. . . . . .. .. . . . . . . . 401,6f.:
In Iohannem tractatus
tr . 13 n. 2 . . . . . . . 448 , 10 ff.2
(quae dicit) Augustinus super illo Matthaei = Eckhart ,LW 4 .... ... 448, 10 ff.
tr. 23 n. 5 . . . . . . . 137, 1 ff.2

780
Verzeichnis der Autorenzitate, Quellentexte und Textparallelen (C)
tr . 110 n. 6 . . .. .. . . .. . .. . . . . . ... . . .. . . . ... . . . . . . .. .. . . .. . .. . 228,1 ff.1
Manifestum est autem ex multis auctoritatibus Augustini, et praecipue
.. . super Ioannem = Thomas, S .c. gent. IV c. 24 . . . . . . . . . . . .. 51,28.2
Contra Iulianum
1.4 c. 3 n. 21 . .. 296 ,6f.
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

De vera religione
c. 36 n . 66 . . . . . . . . . 166 ,4 ff.3
Sant Augustinus sprichet = Eckhart, DW 1 . . .. . .. . . .. . .. . .. . . .. . 166,4ff.3
Sermones
66 n . 2 . . . . . . . . . . 448 , 10ff.
<quae dicit) Augustinus super illo Matthaei = Eckhart, LW 4 . . 448, 10 ff.2
83 c. 2 n . 2 . . . . . . 151,4ff .3
105 c. 1 n . l . . . . . . . . . . . . 35 ,6f.3
215 n . 4 . . ... .. . . . 428, 1 ff.1
De trinitate
1. 5 c. 13 n . 14 . . .. . 492,7 ff., 50922
1. 5 c. 16 n . 17 . . . . . . .. . 492,7 ff., 50922
sant Augustinus in dem fünften buoche von der drivalticheit in dem jün
gesten capitel = Eckhart, DW 5 .. . .. .. .. . 600,4 ff.
1. 6 c. 6 n . 8 . . . . . . 407.27.1
1. 6 c , 10 n . 12 . . . . . . 134,4 ff.1
: :

quod Augustinusdicit XI De trinitate c. 2 = Eckhart, LW 2 ... ... . .. 416,4f.:


Augustinus in dem zwelften buoche von der drivalticheit in dem vierden
capitel = Eckhart, DW 5 ..... 600,4f.
Augustinus XII De trinitate = Eckhart, LW 1 .. .. . .. 211, 1 ff.1
1. 13 c. 3 n . 6 u . 7 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 360,63
secundum Augustinum De trinitate = Eckhart, LW 4 . . 360 ,63
1. 13 c . 5 n . 3 . . . . . 142,4f.
Augustinus . .. Detrinitate XIII c. 5 = Eckhart , LW 4 142,4f.4
1. 13 c. 8 n . 11 . . . . . . . . . . . . 360 ,68
secundum Augustinum De trinitate = Eckhart , LW 4 ... . 360,63
1. 13 c. 20 n . 25 . . . . . . . . . . . . . .. 360,63
secundum Augustinum De trinitate = Eckhart, LW 4 360 ,63
1. 14 c. 8 n . 11 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325 , 12 ff ., 3261
secundum Augustinum = Eckhart, LW 4 . . . . . . . . . . . 137, 1 ff. , 325 , 12 ff ., 3261
secundum Augustinum = Eckhart, LW 4 . . . . . . . . 598 ,2f.3
Manifestum est autem ex multis auctoritatibus Augustini, et praecipue
in libro de Trinitate = Thomas , S . c. gent. IV c. 24 . . . 51,2f.?
De sancta virginitate
c. 3 n . 3 ... .. .. ........ .. ... .. .. ... .. ... .. 428 ,1 ff.1
Als sant Augustinus sprichet = Eckhart, DW 1 ... .... . . . . 94 ,9ff., 951
Na sprichet sant Augustinus = Eckhart, DWI . . . . . .. . . . 116 ,3ff.?, 199, 1 ff.2
369, 1 ff.?
Sant Augustinus sprichet = Eckhart, DW 1 . ... ... 180,5ff. , 325,12f., 3261
363,63
Sant Augustinus sprichet = Eckhart, DW 1 . .. . . 203, 11 ff., 2041
Als sand Augustin sprichet = Karlsruhe, St. Georgen 78 f. 77r . ... 203,11ff., 2041
Augustinus sprichit = Eckhart, Par. an. .. ... 221,3f.
Sant Augustinus sprichet = Eckhart, DW 1 . ... 230 ,6 ff., 2311
Sant Augustinus sprichet = Tauler .. . .. .. . 361, 2 ff.3

781
Verzeichnis der Autorenzitate, Quellentexte und Textparallelen (C )
AVERROES
Metaphysica
1. 12 com . 36 . . . . . . . . . . . . . 397,2ff.2
ut ait commentator = Eckhart, LW 1 . . . , 397,2ff.
AVICENNA
Deanima (Liber sextus Naturalium )
ut dicit Avicenna = Albertus M ., De an. III tr.2 c. 19 ............. 602,4ff.* (Nachtr.)
ut dicit Avicenna circa principium libri VI suorum Naturalium = Eck
hart, LW 3 .. . . . · 214,2f.', 237,1 ff.?
exemplum Avicennae = Eckhart, LW 4 .. 237,1ff.
Deanimalibus
1. 5 c . l . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 459,3ff.
Exemplum Avicennae = Eckhart, LW 1 . . .. .. 459,3ff.
1. 8 c. 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139,4ff., 1401
Avicenna in libro De animalibus = Eckhart, LW 3 . .. 139,4ff., 1401
Metaphyisca
ut Avicenna dicit, lib . VIMetaphys., cap. V = Thomas, De ver. q .5 a. 9
ad 9 . . . . . . . . . . . . . . . . . 64,1ff.1
secundum Avicennam = Eckhart , LW 2 . . . . 64, 1 ff.1
1. 8 c. 6 . . . . . . . . . 401,2 ff.:
Propter quod Avicenna VIII Metaphysicae 6 c. ait = Eckhart , LW 1 . 401,2ff.3
secundum Avicennam = Eckhart , LW 4 . . . 401, 2 ff.:
1. 9 c. 6 . . . . . . . ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 ,1 ff.
secundum Avicennam = Eckhart, RS. . . . . . . . . . . . . . . 64,1ff.1
BEDA
In Cantica Canticorum allegorica expositio
1. 4 . . . . . ... . . .. . 367,7ff.
Sed Beda dicit = Albertus M ., In Ioh . 1,43 .. . . .. . .. . .. . . .. . .. . .. .. .. .. 370, 11, 3711
BERNHARD
De consideratione
Dicimus cum beato Bernardo in libro V de Consideratione
= Albertus M ., S . de creaturis IV c. 39 a. 1 . .. ... 217, 1 ff.1
De diligendo doo
c. 10 n. 28 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 553,2f.”
Sermones de diversis
secundum Bernardum = Eckhart, LW 4 . . .. . .. . .. . . .. . .. .. .. 150,3ff., 1511
BIBEL, DIE ERSTE
Ioh . 17 ,2 . . . . . . . . . . . 558,2f.1
BOETHIUS
De consolatione philosophiae
1. 3 m . 9 .. . 505,5f., 51661
Boethius sprichet = Eckhart, DW 1 .. 401, 2 ff.
421, 1 ff. , 505 ,5f., 51661
1. 3 pr. 11 . . .. . .. . .
ut dicit Boethius III De consolatione = Eckhart , LW 1 .. .. . . . . . . . 401,2ff.3
782
Verzeichnis der Autorenzitate, Quellentexte und Textparallelen (C)
1. 4 pr. 2 . . . . . . . . . . . . •••••• . . . . . . . 401,281
ut ait Boethius IV De consolatione = Eckhart, LW 1 .. .. .. .. .. . . .. 401,2ff.3
Do trinitate
c. 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 559,2ff.1
ut ait Boethius = Eckhart, LW 2 . . .. . .. . .. 559,2ff.1
secundum Boethium = Eckhart, LW 4 . .. . .. . . . . . 584 ,4f.

BONAVENTURA
Breviloquium
Prol. $ 4 .. . 473,5ff.1
In Hexaemeron collationes
coll. 1 n . 16 . . . .. . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 600,4 ff.
coll.11 n. 18 .... 394 ,5ff., 3951
Itinerarium mentis in deum
c. 2 n . 4 .. . 137,4ff., 1381
c.5 n. 2 . .. ... . 372, 3ff.
c. 5 n . 8 94,6f.
Scriptum super sententias
1. 1 d . 1 a . 3 q . 2 . . . .. ... . 94,9ff., 951
DAS BUOCH VON DEM GRUNDE ALLER BÔSHEIT
Pfeiffer, ZfdA 8 . .. . .. . . . . 438,3ff.a

DAS BUOOH VON GEISTLICHER ARMUOT


.. . 492,3ff., 50922 , 633,4ff.
CASSIODORUS
Variae
1. 1 Ep. 45 . .. . .. . . . 67, 11

DAVID VON AUGSBURG


Die sieben vorregeln der tugend ..... . . . 136 , 2 ff.?

DIONYSIUS AREOPAGITA
De caelesti hierarchia
c. 1 & 2 . .. . . . . . .. . . . . . .. . . . . .. . . . . . .. . . . . .. . . . . 401,7ff., 4021
Ethoc est quod dicit Dionysius = Eckhart, LW 3 401,7ff., 4021
c. 2 3 ... ...... ..... ..... ..... 203,11 ff., 2041
Dar umbe sprichet Dionysius = Eckhart, DW 1 . 203,11 ff., 2041
Dionysius = Eckhart , Par.an. ... .... .... . 221,3f.a
C. 7 T ................................................ 217,1ff.1
De divinis nominibus
c. 5 § 2 . .. .. .. . . . 399,2f. ,611,74
ECKHART RUBE
sieh Strauch , Paradisus anime intelligentis
783
Verzeichnis der Autorenzitate , Quellentexte und Textparallelen (C )
ERASMUS
Colloquia Familiaria
. . . .. . . . . . . . . 139,4 ff., 1401

VON DEN DRIN FRAGEN


................................ . ... .. .. 504,4f.,51555
BRUODER FRANKE VON KÖLN
Pfeiffer, ZfdA 8 .. .. . . ... ... 394 ,5ff., 3951
ST.GEORGENER PREDIGER
Predigt 5 .. .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 , 2 ff.
Predigt 16 .. .... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
cruaigu 10 302 . 10 . "

GISELHER VON SLATHEIM


sieh Strauch, Paradisus anime intelligentis
GLOSSA ORDINARIA
glossa super I ad Cor. 13 = Eckhart, LW 1 . .. . . .. . .. . .. . . . . . . . . .. 123,66
Gregoriusait in Glossa (Exod. 33) = Eckhart, LW 4 ....... .. . .. .. .. . 429,4ff.
GREGORIUS MAGNUS
Homiliae in Evangelia
1. 2 hom . 25 . . . . .. 575 , 1 ff., 5761
Gregorius . . . exponit . 575 , 1 ff., 5761
1. 2 hom . 25 n . l . . . 577,4 ff.2
1. 2 hom . 25 n . 2 . . . 581, 11
1. 2 hom . 25 n . 3 .. 583,5f., 5841
1. 2 hom . 25 n . 5 . . 576 , 1 ff.1
1. 2 hom . 25 n . 6 . . 576 ,5f.
1. 2 hom . 29 n . 2 405,31.1
1. 2 hom . 29 n . 2 . . . . . 409,4 ff. 1
secundum Gregorium = Eckhart, LW 2 .. .... . 409,4ff.1
Homiliae in Ezechielem
1. 1 hom . 6 n . 13 . . . . . 465 ,42
Moralia in Iob
1. 18 c. 54 n . 89 . . . 429,4 ff.
Quod exponens Gregorius ait in Glossa = Eckhart, LW 4 429,4ff .:
Nû sprichet sant Grêgôrius = Eckhart, DW 2 . . 429 ,4ff.
1. 20 c . I n . l . . . . . . . 467,3ff .
1. 21 c . 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137,4 ff., 1381
1. 20 c . 32 n . 62 . . . 454 ,4 ff .a
Sant Gregorius sprichet = Eckhart, DW 2 .. .. 454,4 ff.
sieh auch unter Glossa ordinaria

HELWIC VON GERMAR


sieh Strauch , Paradisus anime intelligentis
784
Verzeichnis der Autorenzitate , Quellentexte und Textparallelen (C )
HERACLITUS
opinionem Heracliti = Thomas, Met. IV c.5 lect. 12 . ... .... ... .... ... .. 189,6 ff.
HERMANN VON FRITZLAR
Das Heiligenleben .. . . .. . ......... 30,1 ff.", 147,6f."
HERMANN VON DER LOVEIA
sieh Strauch , Paradisus anime intelligentis
HERP
Spieghel der volcomenheit
2 c. 13 . . . . . . . . . . . . . . . 134, 4 ff.1

HIERONYMUS
Epistulae
Ep . 58 n . 9 ... . . .. .. . . . . . . . 473,5 ff.1
Liber interpretationis Hebraicorum nominum
14, 1 17, 1f.1
64, 24 237,59,3
65, 18 363,84
66, 17 179,86
69, 16 242,5f.3
70, 16 . . : . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363, 84
71,4 . .. . .. . . 367,6f.3
In Malachiam
3,1 .. 114 ,1 ff.
In Matthaeum
3,16 . . . . . . . 367,42
Jeronimus sprichet = Eckhart,DW 2 .... ..... . .. . .. . . .. . 74,11
quod dicit Hieronymus = Albertus M ., S. theol. I tr. 1 q. 5 m . l .. .. .. . . .. 465,1ff.1
HONORIUS AUGUSTODUNENSIS
De imaginemundi
1. 1 c . 84 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 554 ,2f.

HORATIUS
Epistulae
Ep . I 2 69f. . .. . . . . . . . . . . . . . . . 456 ,2f.1
EtHoratius ait = Eckhart, LW 3 .. .. . . .. . . . . . . . . . . . . 456 , 28. 1

HUGO VON TRIMBERG


Registrum Multorum Auctorum
V . 25f. . ... ............ 465,1 ff.1
PSEUDO -HUGO VON ST. VICTOR
Allegoriae in Novum Testamentum
1. 2 c.17 . . . .. . . . . 467, 7 ff.3

50 Edbart, D 2 785
Verzeichnis der Autorenzitate , Quellentexte und Textparallelen (C )
ISIDORUS HISPALENSIS
Etymologiae
1. 7 c. 5 n . l . . . . . 583,5f., 5841
1. 7 c . 5 n . 10 237,5f.3
1. 7 c. 5 n . 21 - 24 .. 217, 1 ff.1
1. 7 c . 6 n . 46 . . . . . 17,19.1
1. 7 c. 9 n . 3 . . .. 370, 11, 3711
1. 7 c. 9 n . 4 . . . . 367,42
1. 7 c. 9 n . 5 242,5f.3
1. 8 c. 1 n . 6 . . . . 259, 1f.
1. 9 c. 7 n . 16 . .. . 319, 19.1
1. 10 n . 257 610 ,72
1. 15 c . 1 n . 5 . . 259,1 f.?
Libri Sententiarum
Isidorus in dem buoche von dem obersten guote = Eckhart, DW 5 .. . .. 600,4ff."
JAN VAN LEEUWEN
boecxken wat dat een armen mensche van gheeste toe behoert
c. l . . .. . . . . . 488,5f., 50710

JOHANNES CHRYSOSTOMUS
Chrysostomus ponit aliud exemplum = Eckhart ,LW 2 .... ... . . . . . . . . 579 ,3ff.2
quod Chrysostomus ait = Eckhart, LW 5 .. . .. . .. . . .. . .. . .. . . .. . .. . .. . 610,9ff."
JOHANNES DAMASCENUS
De fide orthodoxa
1. 1 c. 9 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372, 3ff.2
Item Damascenus . . . dicit = Eckhart , LW 1 . . . 372,3ff.
1. 1 c. 12 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372,3ff.
quod Damascenus l. I c. 12 ait = Eckhart ,LW 2 . .... . 372,3ff.
ut Damascenus (1. 3 c. 6) dicit = Thomas S. theol. III q . 6 a. 2 . ... .. 229,5 , 2301
JORDANUS VON QUEDLINBURG
Sermones de tempore
Sermo 68 . .. . .. . .. . . . . . . . . . . . .. . . . . . 347,7ff.6

KONRAD VON HIRSAU


Dialogus super auctores sive didascalicon
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 465 , 1 ff.

KONRAD VON MEGENBERG


Das Buch der Natur
... . . .. . 554,6 ff.3

LEO MAGNUS
Sermones
Sermo 21 c. 1 . . . . . . 428,1 ff.1
786
Verzeichnis der Autorenzitate, Quellentexte und Textparallelen (C )
LIBER DE CAUSIS
prop . 4 § 4 .. .. . .. . .. 401,11
prop . 16 § 15 ... .... 403,3ff.
prop. 21 § 20 ... ..... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. .. . 398,6 ff., 3991
MACROBIUS
Saturnalia
1. 3 c. 18 n . 14 . . . . . . . . . 473,5ff.1

MARQUARD VON LINDAU


De decem praeceptis .. . .. . . .. . 533,6ff., 5341
MERCURIUS
wie denn Mercurius und Eccardus bezeugen = Weigel, Vom Ort der Welt . . 233,1ff.3
MOSES MAIMONIDES
Dux neutrorum
1. 1 c. 50 . . . . . . 559,2 ff.1
Et Rabbi Moyses = Eckhart, LW 2 . .. . .. . 559,2 ff.1
1. 1 c. 51 -53 . . . .. . . . .. . . . .. . . . . 203,11 ff., 2041
quae tradit Rabbi Moyses = Eckhart, LW 2 203, 11 ff., 2041
1. 1 c . 57 203, 11 ff., 2041
Rabbi Moysis, qui I c. 57 sic ait = Eckhart, LW 2 203,11ff., 2041
1. 1 c. 58 . . . . . .. 203,11 ff., 2041
ut ait Rabbi Moyses = Eckhart, LW 2 . . . 203, 11ff., 2041
1. 1 c . 58 . . . . . . . . . . 533,6 ff., 5341
sicut ipse in alio capitulo = Eckhart, LW 2 . .... . 533,6 ff., 5341
1. 2 c. 11 . . .. . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 555 ,3ff.
quod Rabbi Moyses I. II .. . ait c. 11 = Eckhart, LW 1 ... . . 555 ,3ff.2
1. 2 c. 31 472,65
Nota duo ex Rabbi Moyse = Eckhart, LW 1 . 472,65
1. 3 c. 14 . . . . . . . . . . . . . . . . .. ... . 228,4f.2, 474 ,6 ff.3
1. 3 c . 38 . . . . 555,3ff.2
quod Rabbi Moyses l. II ... ait c. 11 = Eckhart , LW 1 ... .. . . . 555,3 ff .

NICOLAUS CUSANUS
Sermo 'Querite ergo primum regnum dei' . . .. .. .. .. .. .. . . ... .. . . . 385 ,5ff.2
Sermo'Verbum caro factum est ............. . . . 397,2 ff.?

NIKOLAUS VON LANDAU


Zuchhold S. 100,18ff. . . .. . . ... 180, 11
Zuchhold S. 132,4f. . . .. . .. . . . 214 ,29.3

NIKOLAUS VON STRASSBURG


Predigt 3 . . . . . . . . . . 245 , 2 ff.1
Predigt 6
PredigU0 ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . 210, 1 ff.1, 211,1 ff. ,
213,4ff.1, 219,8ff.?
. 787
Verzeichnis der Autorenzitate , Quellentexte und Textparallelen (C )
ORIGENES
Homiliae in Ieremiam
Hom . 6 . . . . . . . . . . . . . 252,4ff., 2531
Origenes der schribet = Eckhart, DW 2 . .... 252,4 ff., 2531
et hoc est quod Origenes super . . . Ier. 11 ... sic dicit = Eckhart, LW 2 252,4ff., 2531
Origenes qui ait in glossa Super Ier. 11 = Eckhart, LW 2 . . . . . . . . .. . 252,4ff ., 2531
Et hoc est quod manifeste dicit Origenes in glossa super Ier. 11 = Eck .
hart,LW 2 .... .. .. .. ... .. 252,4ff., 2531
EtOrigenes in Glossa Ier. 11 dicit = Eckhart, LW 1 . 252,4ff., 2531
Origenes in glossa super Ier. 11 = Eckhart, LW 2 . . 258 ,3ff.3
Homiliae in Genesim
Hom . 13 n . 4 . . . . . .. .. . . .. . 349,4ff.3
Verba sunt Origenis = Eckhart, LW 1 349,4 ff.
Homiliae in Leviticum
Hom . Il n . l . . . . ................ 597,52
Homiliae in Numerum
Hom . 23 n . 2 . . . . . . .. .. 258,3ff.
PSEUDO -ORIGENES
Homilia super 'Maria stabat ad monumentum foris plorans'
Origenes in Homilia . . . exponit .. . . .. . . . . . . . 576 , 41
Origenes in Homilia ... exponit = Eckhart, LW 3 . .... 575 ,1 ff.', 5761
pag. 450 . . . 588,2f.
pag. 450 . . . 579,6 ff.
pag . 451 .. . .. . . 575, 1 ff., 5761
pag.451 .. . . . 583, 1 ff.1
pag. 451 = Eckhart , LW 3 583.4f.
Origenes respondet optime dicens = Eckhart, LW 583,4f.
Origenes sprichet = Eckhart, DW 2 .. 583,4f.2
pag . 452 .. . .. . . 579,6 ff.
pag.452 . .. . . 480,6 ff.
pag . 452 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 589,7ff .
Origenes respondet = Eckhart ,LW 3 .. ... . 589,7ff."
Origenes super ‘Maria stabať = Eckhart, LW 4 589 ,7ff.
pag .453 . . . .. . . 583,1ff.1
pag.454 . .. . .. . 576,1ff.
secundum Origenem = Eckhart , LW 3 . . .. .. . 583,1ff.1
PETRUS ABAELARDUS
Dialectica
III 1. 2 tr. 1 . . . . . . . . . . . . . . ........... 337,72
PETRUS LOMBARDUS
Libri Sententiarum
1. 1 d . 17 c . 6 n . 155 . .. .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42, 18.1
1. 1 d . 30 c. I n . 263f. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 492,7ff., 50922
1. 2 d . 9 c. 1 n . 59f. . . . . . 217,1 ff.
1. 3 d . 2 c. 3 n . 9 . . 439 ,7f.1
1. 3 d . 3 c. 1 n . 11 . . ., 439,7f.1
788
Verzeichnis der Autorenzitate , Quellentexte und Textparallelen (C)
PLATO
Meno
c . 15, 81C .. . . .. .... 192,6f.”, 202,6ff.?
c. 21, 86 A - B . . .. . . . . . . . 192,6f.*, 202,6ff.?
Propter quod etiam academici ponebant = Eckhart, LW 1 .. ... . . . . 192,6f.
Phaedo
c. 22, 76 D -77 A . . . . . . . . . . . . . . . . 192,6f. , 202,6ff.?
c . 41, 92D . . . 192,6f.
Propter quod etiam academici ponebant = Eckhart , LW 2 .. . . .. . 192,6f.2, 202, 6 ff .?
quod Plato locutus est similiter dicens = Eckhart , LW 1 .. .. . . . . . 67, 1 ff .1
sive Platonici accommodatius nuncupentur . .. sicut idem Plato
= Augustinus, De civ. Dei 1. 8 c. 9 . .. . . ... . . . . 192,6f.”, 202,6 ff.?
Plato sprichit = Eckhart, Par. an . . . . . . . . 67, 11

PLAUTUS
Curculio
I 1,155 .... . . . . 473,5ff.1

PLOTIN
Enneades
VI 4,14 502,9ff., 51454
PRISCIANUS
Institutiones grammaticae
1. 12 c. 3 n . 15 .. .. .. . . . . . 68,4f.3
1. 17 c. 5 n . 37 . . . . . . . . 68 ,4f.8
1. 17 c . 9 n . 56 68,49,3

PRAEDICATOR MONOCULUS
. . . . . 245 , 2 ff.1, 307,7 ff.3

PTOLEMÄUS
Centiloquium
quod LWPID1I...........
quod Ptolemaeus in Centilogio propositione sive verbo nonoait = Eckhart ,
.. .. .. . . . . . 551, 3f.

PULLEN
.. .. . . .. . 483, 489,3ff., 490,5ff., 50817, 492,3ff., 50923, 492,7ff., 50922, 495,3f., 51129, 498,1f.,51237
SBROEC

Vanden XII Beghinen . . . . . .. 483, 491,7 ff., 50920,


492,3ff., 50922, 504,1,
51454
Die Gheestelike Brulocht ... 491,4 ff., 50819, 506 ,1ff.,
51663
Vanden Gheesteliken Tabernakel . .. . . . . ... 17,18.1
789
Verzeichnis der Autorenzitate , Quellentexte und Textparallelen (C )
SENECA
ain haiden,hiesse Seneca = St.Georgener Prediger .. . .. . . 362,1 ff.1,3
ein tugenthaffter heydenscher meyster Seneca = Hej,Kng . . . . . . . .. . . 362,1 ff.1,3

SEUSE
Deutschen Schriften . . .. . .. ... . .7,31, 14 ,2ff.2, 47,6f.3, 89,54, 134,4ff.?, 136 ,2ff.2, 180,5ff. ,
245,2ff. , 260,5f. , 365,1f.2, 372,3ff. , 380,2ff.', 381,2ff.*, 395,6 ff., 3961, 416 ,4ff.*, 440,4ff., 441",
492,3ff., 50922, 493,8, 51025, 502,1 ff., 51361, 504,5 , 51656, 627,33
Quint, Textbuch . . . . . . . . . .. . . . . . . . . 14 ,2ff.2
91
Horologium sapientiae .... . . . . . . . . .. . . .. . . . . . . .. . ......... 7,31
SOKRATES
Ein heidenischer meister, Socrates,sprichet = Eckhart,DW 5 ............ 154,1ff.?
TAULER
Die Predigten Taulers .. . . .. .. . .. . 7,7%, 9,5f.", 23,1 ff.?, 65 ,2ff.',66,1 ff.?, 77,1f.?, 84,10 ff., 851,
94,9ff., 951, 95,5ff., 961, 100,1ff.', 120,32, 125,11, 132,42, 133,1f.', 134,4ff. , 140,1ff. , 141,5ff.*,
179, 88, 180,7ff., 1811, 216, 1 ff.*, 217,1ff.1, 236,2f.2, 256,2f.', 339,2ff.', 343,3f. , 345,8ff., 346',
361,2ff.3, 365,2f.3, 399,5 ff.,4001, 414,1ff. ,428, 1ff.",433,8ff.,4341, 440,11ff.,441",447,2f.?, 449,3f.',
459,85, 470,33, 488 ,5f., 50710, 489,5ff., 50814, 491,9ff., 50921, 492,3ff., 50923, 503,3ff., 51454, 530,4",
534,41, 537,1ff. , 549,22, 550,4ff., 5511, 558,52, 596,6ff.3, 598,45, 627,33
Quint, Textbuch . ... .... .... ... .... 33,7ff., 341, 405,4f.?, 414,1f.2, 487,5ff., 507?, 506,1ff., 51663 ..
Weigel, Facilis , Beatifica et expedita Methodus ... .. . . .. .. .. .. .. .. . . .. 353

THEOLOGIA DEUTSCH
.......... 7,72, 46,7f.3
THOMAS VON APOLDA
sieh Strauch, Paradisus anime intelligentis

THOMAS VON AQUIN


De anima
1. 2 lect. 1 383,9ff., 3841
Compendium theologiae
1. 1 c . 24 - 27 . . . . . . . . .. .. ...... 532,1 ff.1
1. 1 c . 37 529,65
Expositio continua
Exp. cont. s.Matth.
11,11 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
11 , 11 . . . . . . . . 448,8 ff.2
16 , 17 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 367,42
Exp. cont. s. Luc.
1,63 . . . . . . . . . . . . 242,5f.3
16 , 17 . . . 367,42

790
Verzeichnis der Autorenzitate, Quellentexte und Textparallelen (C )
Quaestiones disputatae
De caritate
a. 3. .. .. .. . 60,28.2
De spiritualibus creaturis
c. l . . . . 599,3ff.
De veritate
9 . 3 a . 2 obi. 5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 339,21.1
q.4 a.5 .... .. 97,6 ff., 981, 321,1f.a
9 . 5 a. 9 ad 9 . 64, 1ff.1
q. 11 a. 1 .. . .. . . 192,6f. , 202,6 ff .6
q . 16 a . 1 317 ,7 ff., 3181
Scriptum super Sententias
1. 1 d. 14 q . 2 a . 1 qla . 2 . .. . 85,19.2
1. 1 d . 27 g . 2 a . 3 ad 3 . . 97,6ff., 981,
321,1f.?, 535,11
1. 1 d. 28 q. 2 a . 1 ad 3 .. . .. 340, 2 ff.1
1. 1 d . 37 q. 4 a. 1 ad 2 . .. . . . 326 ,7ff., 3271
1. 2 d. 20 q . 2 a . 1 ad 1 u . ad 2 64, 1 ff.1
1. 3 d. 3 q. 5 a. 2 . .. . .. .. 64,4 ff., 651, 439,7f.1
1. 3 d . 26 q . 2 a . 1 + 3 + 5 143,7f.5
1. 3 d . 27 q . 1 a . l . . 82,3f.3
1. 3 d . 29 a . 5 . . . . . . . . . . . . 12,3f.4, 102,7f.1
1. 4 d .48 q. 2 a. 2 . . .. . . 326 ,7ff., 3271,
327,1f., 3281
Summa contra gentiles
1. 1 c . 3 . . 236 ,8f., 2371
1. 2 c. 79 .. .. .. 589,5f.3
1. 3 c. 21 341, 10f.
1. 3 c. 22 326,7ff., 3271
1. 3 c. 122,4 ff.2
1. 3 c. 84 182,1f.1, 456 ,4f.
1. 3 c. 94 64,1ff.1
1. 3 c. 109 122,4 ff .2
1. 4 c. 13 320,5f., 3211
1. 4 c. 24 . .. ... 51, 2f.
1. 4 c. 44 . . . . . . 439,7f.1
Summa theologiae
I q . 8 a . 2 ad 3 177, 18.1
q . 10 a . 4 ad 3 180, 1f.1
q. 11 a . 3 .. . .. . .. 235 , 1 ff.
9. 13 a.7 . ..... . 492,7ff., 50922
q. 13 a . 8 .. . .. . .. 535 , 2 ff.3
q . 13 a . 9 ad 3 532, 1 ff.1
q . 24 a. 3 obi. 3 7, 31
q . 27 a . 4 . . 323,2 ff.3
q. 30 a. 3 . . . .. .. . . 75 ,5ff., 761, 234 ,3ff.?
9 . 30 a . 3 ad 2 75 ,5 ff ., 761, 274,4 ff.4
q . 35 a . 2 ad 3 . 340,2 ff.1
q. 36 a. 2 .. . .. . .. 51,2f.2
q. 38 a. 2 .. . .. . . 85 , 1 f.2
q . 39 a . 4 ad 3 532, 1 ff .1
791
Verzeichnis der Autorenzitate, Quellentexte und Textparallelen (C )
q . 41 a . 2 . .. 435, 1 ff., 4342
q . 41 a . 3 . . . . . 51,4 ff.3
q . 42 a . 4 ad 2 . . . . 276 , 2f.1
q. 42 a. 6 ad 3 . . .. . .. . 51,4 ff.:
sicut dicunt meliores = Eckhart , LW 4 .. .. 51,4ff.:

.
q . 43 a . 5 ad 2 84,10ff., 851

.
q . 45 a . 7 .. .. .. .. 134,4 ff.1

.
q.50 a. 3 ad 1 ... 75 ,5ff., 761

.
9 . 54 a. 5 .. .. .. 216,6ff., 2171

.
q. 58 a . 6 ad 2 .. .. . 221,4 ff ., 2221

.
q. 75 a. 1 .. . .. . .. 405,4f.2

.
q. 75 a. 2 obi. 2 . .. . 405 ,5ff., 4061

.
q . 76 a. 8 . .. . . . . 177, 19.1

.
q . 79 a . 1 obi. 3 405,31.1

.
q . 88 a . I . . . . . . . 220 ,1f.', 220 ,3f., 2211

.
9 . 92 a . l obi. l . 64 , 19.1

.
q . 93 a. 1 ad 2 340 ,2 ff.1
q. 99 a . 2 . . . .

.
64,1 ff.1

.
q . 104 a . I . 294 ,5 ff.

.
q. 106 a . 4 .. . .. . . 188, 9 ff.5

.
Unde Thomas dicit = Eckhart, LW 4 . 188 , 9 ff.

.
q . 108 a . 5 ad 6 . . . 217, 1 ff.:

.
I II q. 50 a. 1 ad 3 . .. .. . 85,2ff.3

.
q . 54 a . 3 79,9ff.

.
q.55 a. 2 . . .. . 296,6f.2
.
q.62 a. 3 .
141,5 ff.3
q. 62 a . 3 ad 2 . .
142,4f.
9 . 62 a . 4 60,2f.
.

q. 91 a . 2 . ... . .. . 211,21
.

q . 109 a . 8 ad 1 152,33
.

q . 110 a. 3 u. 4 .. . 152,6ff., 1531


.

II II q. 4 a. 2 . .. .. . . 142.31.3
.

q . 10 a . 3 . . .. . . 146 , 1f.
.

q . 18 a . I obi. I 143,7f.5
.

q. 18 a . I 143,7f.5
.

q . 20 a. 3 146 ,1f.
.

q. 24 a. 1 145, 1 ff.1
.

q . 26 a . 4
. . .

12,3f.4, 102,7f.1
.

q . 26 a . 5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12,3f.
.

q . 44 a. 8 ad 2 .. 102,7f.
.

9 . 81 a . 8 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 597 ,52
.

9 . 83 a . 5 obi. 2 9,5f."
.

q. 161 a . 2 ad 3 450,5ff.2
.

III q . 6 a . 2 . . . . . . . . 229,5, 2301


.

q. 17 a. 2 ad 2 .. . 294, 1 ff.
.

q . 33 a. 1 - 3 439,7f.1
.

q. 33 a . 2 ad 3 . .. 64,4ff., 651
.

q . 46 a . 7 . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 440,11 ff., 4411


.

q . 66 a . 4 . . . . . . . . . . 553, 2 ff.
.

Suppl. q. 78 a. 3 obi. 2, obi. 3 u . corp. 596 ,6 ff.3


.

Suppl. q. 91 a.2 ad 2 414, 2 ff.2


Unde Thomas dicit = Eckhart, LW 4 . .. . .. .. 123,66
792
Verzeichnis der Autorenzitate, Quellentexte und Textparallelen (C )
VON DEN DRIN FRAGEN
. .. . 504,4f., 51585

VON DER WIRKENDEN UND MÖGLICHEN VERNUNFT


Preger,MSB 1871 ................................................. 220,1ff.!
WEIGEL
Anleitung zur Deutschen Theologie . .. . .. .. .. . 488,5f., 50710
Facilis, Beatifica et expedita Methodus ................ .. .. 35 ,3ff.3
Vom Ort der Welt . .. ... . . . . 233, 1 ff.3

BRETHAUER
ZfdA 69 . . . . . . . . . . . . . . . . . .... .... .. 24,9ff., 254, 115 ,23, 304,3f.°, 473,5ff.1

JOSTES
Meister Eckhart u. seine Jünger .. . . .. . .. .. . . .. .. 24,3ff., 43,2ff.", 44,1ff.', 60,28. , 63,8ff., 641,..
74,5ff. , 83,1 ff.", 100 ,1 ff. , 103,6, 1041, 115,33, 121,3ff.?, 125 ,11,133,1f.', 145,4ff., 1461, 151,4ff.*,
174 ,1f. , 180,7ff., 1811, 189,9ff.*, 232,3f.*, 242,5f.', 255,4ff., 2561, 257,2f.", 259,1f.*, 265,1 ff.',
324,1 ff.', 361,2ff.', 438,3ff.", 440,4ff., 4411, 489,5ff., 50814, 492,7 ff., 50922, 493,7 ff.,51025, 500,3ff.,
51345, 504,4f.,51555, 506,1ff., 51663, 533,6ff., 5341, 537,6ff.", 555,6 ff., 5561, 589,5f.', 599,3ff. ,
612,3ff.", 623,1f.', 631,8ff.5

NDT

Sermons et pièces diverses de Maître Eckhart .. . . . . . . . . . . . . .. . . 15,1", 16,9ff.", 23,1ff.', 32,6f., 33',
35,3ff.*, 94 ,9ff., 951, 117,1f.?, 173,5f., 1741, 201,12², 234, 1 ff.", 240,2ff.', 296 ,13ff., 2971, 303,6f.",
341,91, 631,8ff.5

LANGENBERG
Quellen u . Forsch. z. Gesch. d. dt.Mystik .. .. ... ... .. .. 48,4f. , 48,6ff., 491, 66 ,1ff. , 76 ,2 ff., 771,
220,1 ff.', 222,4ff.', 287,11, 492,7ff., 50923, 502, 1 ff., 51351, 504,4f., 51555

TZE

. .. 533,6ff., 5341

PAHNCKE
ZdfA 49 ....................................................... ... 49,5 ff.,501
PARADISUS ANIME INTELLIGENTIS
sieh Strauch
793
Verzeichnis der Autorenzitate , Quellentexte und Textparallelen (C)
PFEIFFER
ZfdA 8 ..... 31,8ff., 327, 394,5ff., 3951,635,5,636,31
GER

Gesch. d . dt. Mystik I . . . . . . ... ... 257,2f. , 492,7ff., 50922, 502,1ff.,51351


II . . . . . . . . ..... 66,1 ff.?, 220, 1 ff.1
SIEVERS
ZfdA 15 . . . . . ... .... .. 23,1 ff.?, 25,62, 81,4ff.?, 347,3f.3, 349, 32, 402,2f.?, 419 ,11, 428,5f.',
438,3ff.?, 473,5ff.1, 594,4 ff.?, 603,4ff.2, 611,21, 611,3ff.2, 625,1ff.1

SPAMER
Texte aus d . dt. Mystik . . . . . . . . . . . . . 371,43

STRAUCH
Paradisus anime intelligentis . . . . . . . . . . . . 16 ,9ff.", 24,3ff.?, 25,62, 26,3ff. , 31,5ff., 321, 43,2ff.*, 48,6ff.,
491, 63,8ff., 641, 65,2ff.?, 67, 11, 74,8ff., 751, 75,5ff., 761, 80,4f.2, 81,4ff.?, 82,3f.3, 84,1f. , 84, 10ff.,
851, 86 ,6 ff., 871, 86,7f., 871, 93, 1 ff.- (Helwic v . Germar), 94,8f.4, 97,5f.*, 98,4f.', 100,1ff.?, 102,8 ,
1031, 108,53, 115 ,33, 122,7f., 1231, 132,2f.1, 133,1f.', 134,4ff.1 (Albrecht v . Treffurt ), 134,6 ff., 1351,
136, 2 ff. , 136,2 ff.2 (Eckhart Rube), 141, 1?, 147, 1f.", 152,4ff. , 152,54, 153,5ff., 1541, 164, 31, 165,1ff.?,
165 ,4f. 2, 173,5f., 1741, 176 ,8f.2 , 180, 11, 180 ,4f.5, 181,5ff.3, 182,3f. 1 (Hermann v . d . Loveia ), 189, 9ff. ,
200,7f.*, 212,2f.*, 221,3f.?, 222,3f. , 237, 1 ff. , 237,3f.*, 240,74 ( Thomas v . Apolda), 240,74 (Helwic
v . Germar), 240,8 , 2411, 241,9ff.", 242,5f.3 , 259,18. , 317,7ff., 318°, 323,54, 345,2f.?, 363,63, 363,8ff.,
, 537,674v., Slatheim
599,38(Giselher
3641 366,41 366,5ff.?, 368,5f., 3691, 401,7ff., 4027, 406 ,4ff.?, 408,3f.?,
438,377 ),, 366,41,
418,6ff. , 435 ,8ff.*, 438,3ff.?, 459,8ff., 4601, 466,3ff.*, 502,1ff., 51351, 533,4ff. , 533,6ff., 5341,
537,4f.3, 537,6ff. , 551,3ff.?, 553,2ff.?, 554,6ff.3, 578,3ff.?, 581,3ff.?, 596 ,3ff. , 596,6ff.", 598,1f.*,
599,3ff.", 600,7ff. , 605 ,6%, 605, 103, 611,21, 612,10ff.", 613, 1 ff. , 616 ,4ff.
PBB 49 . . . . . . . . . . . . . 97,6ff., 981, 151,4ff.3, 153,5ff., 154 , 175 ,8ff., 1761, 239, 8 ., 2401,
276,2f. , 343, 2 ff. , 347,3f.3, 348,5ff. 3491, 397,18.1, 397, 2 ff.?, 399,2ff. , 406,4f.?, 535, 11, 598,1f.",
623,1f.
WACKERNAGEL
Altdt. Pred . .. . . . .. 473,5ff.

794
Verzeichnis der zu Predigten dieses Bandes als Parallelen
angeführten Artikel der Bulle, des Avignoner „ Gutachtens“
und der sogenannten „Rechtfertigungsschrift“
A . Artikel der Bulle
Bulle art . 11 (Arch . II S. 638) .. . .... . 14 ,2 ff.
20 638 . . . . . . . .. 96 ,7ff.
27 Appendix art. 1 (Arch . II S . 639) .. .. .. 66 ,1ff. , 418,1ff.1

B. Artikel des „Gutachtens“


Gutachten art. 4 (Pelster S. 1111) . . .. 66 ,1 ff.', 418, 1ff.1
21 TH
.. . .. . .. . 14 , 2 ff.2

C. Artikel der „ Rechtfertigungsschrift“


RS. I SII 1 art. 5 ( Théry S. 161) Proc. Col. I n . 10 257,5f.5
15 167 137,43
6 179 418,1ff.1
7 A 179 418,1 ff.1
7 A -B 179 13 ,11ff., 141
179f. 14 ,2 ff.2
11 A 181 79,11 ff., 801
11 B 181 45 ,5ff.
14 B 183 53, 11, 66, 1 ff. ,
418 ,1 ff.1
III 1 188 90 - 92 . . 418 ,1 ff .1
1 B 198 129 278 , 11 ff ., 2791
201 137f. 418 , 1 ff .1
3

209 II n . 7 418, 1 ff.1


RS. II art. 5 211 418 , 1 ff.1
212 32, 11
214 418 , 1 ff.1
14 218 415 , 1 ff.1
18 B 223 66 ,1 ff .1, 418 ,1 ff.1
18 C 224 66 , 1 ff.., 418, 1 ff.1
20 225 79,11ff., 801
24 226f. 14 ,2 ff.2
25 228 14 ,2 ff .?
27,3 231 63,8ff., 641
795
Verzeichnis der Artikel der Bulle, des „ Gutachtens“ und der „ Rechtfertigungsschrift"
27,3 233 68 .... ..... ..... ..... .. 13,11ff., 141
40 244 47,7f., 481
244f. 531,5f.
42 247 45 ,5ff.

D . Öffentliche Erklärung v. 13. Febr. 1327 in der Predigerkirche zu Köln


Archiv II S . 631f. . . . . . 66 , 1ff.", 74,2ff. ,
418, 1 ff.

796
Verzeichnis der Rückverweise
In der Mittelspalte ist jeweils die Stelle des vorliegenden Bandes angegeben , an der sich ein Rückverwels findet bzw . auf die
sich ein Rückverweis einer anderweitig edierten Predigt bezieht (> = Rv, aut .. .). Die in dieser Spalte in Klammern gesetzten Seiten
zahlen beziehen sich auf die Erwähnung der betreffenden Stelle in den Vorbemerkungen der jeweiligen Predigt, die mit versehenen
Seitenzahlen auf das Vorkommen des entsprechenden Rv.s im Text des Anhangs der Predigt. Weniger zwingende Identifizierungs
versuche sind in ( ) gesetzt, predigtinterne Verweise in ( ).

Pr. 25
DW I S. 64 ,32 > 9,3ff.s (4)
16 ,8* (4) > (DW 1 S.70,4ff.'),
DW 2 8. 101,2ff.:
Pr. 26
26 ,3% (22) > DW 1 S. 69,1ff." (Nachtr .),
(187,1 ff. ), Pf. S . 177,8ff .
30,54 > Pf. S. 251,3f.
32,6, 331 (22) > DW 1S.(61,7ff.),72,6 ff.?,(74,6ff.)
Pr. 27
Langenberg S. 198,33 > 48 ,6ff., 491
51,4f. (38 ) > LW 4, Sermo 2 S. 8,6 ff.
52, 12 ff.5 > DW 2 S . 31, 1 ff.
DW 1 S. 185 ,18.1, 7 > 53,6ff. (38)
DW 2 S. 99, 1 > 54,3ff.

Pr. 28
62, 11 > DW 2 S. 82 ,3f.:
62,3 (57) > DW 1 S . 246 ,5ff.
63,38 > DW 2 S. 96 ,6 ff.
66 , 11 > DW 2 S . 88, 4 ff.2
Pr. 29
88,42 (71, 4181) > DW 1 S.197,8ff., 198 ', 220,4 ff.,
(182,9ff., 255,1 ff., 380,5ff.)
DW 2 S. 66,11 > 88,4 ff.

Pr. 30
94,74 (92) > DW 18. (143,8ff., 1444), 171,4ff.*,
Pf. S . 190 ,33 ff.
99,11(92) > DW 2 S.54,3ff.", DW 1 S. 64,3ff.
Pr. 31
116 ,8, 1171 (112f.) > DW 1 S. 72, 11 ff.
124,31 (112f.) > DW 5 S . 30 ,5 ff.
Pr. 32
139,23 (130) > DW 2 8. 154,6ff., 155 ,
DW 5 S . 244,5f., 344236
Pr. 33
DW 2 S . 139,28 > 154,6ff., 1551 (148f.)
797
Verzeichnis der Rückverweise
Pr. 34
DW 1 S . 178 , 11 > 163,1f.* (159)
168, 38 (159) > DW 2 S. 143,54
Pr. 35
DW 2 S . 201, 127 > 174 , 19.2
DW 2 S . 191, 106 > 177,2f.', 1731
180,7, 1811 (171) > DW 1 S. 301,6ff.
DW 2 S. 193,21 > 183,63, 1731
Pr. 36 a
DW I S . 165 , 126 > 186 ,3ff.1
187,11? (185 , 196 ) > DW 1 $. 326,14ff. 3271, (343,1 ff.)
191,108, 1861 (185, 196 ) > DW 2 S . 177 ,2f.1
193,21 ( (185, 196 ) > DW 2 S. 183,63
Pr. 36 b
201,12? (196) > DW 2 S. 174,1f., Jundt S. 264,32f.
Pr. 37
DW I S. 347 , 106 > 216 , 1 ff.3 (209)
DW I S. 399,105 > 216 , 1 ff.4 (209)
DW 1 S . 317,4f. > 216 ,6ff., 2171 (208 )
DW 1 S. 316 ,52 > 219,65 (208f.)
Pr. 38
Pf. S . 103, 11f. > 228, 1 ff.1
DW I S . 179, 123 230,4 % (225 )
240,8f., 2411 > (DW 1 S. 202,2 ff.)
243,53 > In Ioh . n . 564
Pr. 39
252, 12 (249), 267,3* > DW 1 S. 99,5ff.1
Pr. 40
279,42 (269) > u . a . DW 1 S . 184,7f.3, 304,5 ff.,
337, 11 ff., DW 2 S .211, 1f.,
213 , 1 ff., Pf. S . 100 ,32 ff.
Pr.41
285 ,92 sieh DWI S . 681
288,42 (283 ) > DW I S . 103, 1 ff.1
DW 1 S. 70,41 292,3ff.3, 164
292,5f.* (283) > DW I S . 69,1 ff.", DW 2 S. 26,3f. ,
Pf. S . 177,9ff .
293,6ff.3 (283) > DW 1 S . 272, 8 ff.4
297,42 > DW I S .65,3ff.3
Pr. 42
305,1f. (299) > (DW 1 S. 183,2ff., 220,7ff. ,
DW 2 S. 86,7ff., 871, 233,1 ff.")
DW 1 S. 220,4 > 308,2ff. (299)
Pr. 43
329,22 (314) > DW 1 S . 265,9ff., 269, 1 ff.,
270 ,2 ff., DW 2 S . 340,5 ff.
Pr. 44
347,33 (335) > (DW 1 S. 170, 11ff., 199,3f.,
Sievers ZfdA 15 S. 433,108f.,
798
Verzeichnis der Rückverweise
Strauch PBB 49 S. 384,31ff.,
Pf. S. 39,20ff.)
349,39.3
Pr. 45
369,32 (358) > DW 1 S. 313,3ff.?, (319,12ff.)
DW 2 S . 211,1 ff .
Pr. 46
DW 2 S. 549,5f., 5501 381, 2 ff.3
DW 1 S. 197,8 > 382,8ff.3 (376 )

Pr. 47
399,5, 4001 (392 ) > DW I S . 369,7ff.5,
DW 2 S . 295 , 1 ff.
401,43 > (DW 2 S. 63,3ff., 96 ,9ff.)
Pr. 48
418,11 (411) > DW 1 S. 197,8ff., 1981, 220,4ff. ,
380,5ff., DW 2 S. 66 ,1ff., 88,4ff.2
Pr.49
435,103 (424) > DWI S . 15 , 9 ff., 161,
[DW 2 S. 433,8ff.]
436 ,72 DW 2 S . 435 ,13ff.]
437, 31 > [DW 2 S . 434,1ff.]
437,6, 4381 > DW 2 S . 434 , 1 ff., 435 ,8 ff. ]
442, 21 > [DW 2 S . 440 ,5 ff. ]
443, 11 > [DW 2 S. 440,11ff.]
Pr. 50
456,74 (452) > DW 1 S. 180,3ff.
DW 2 S . 549,5f., 5501 > 456 ,7ff.
457,2f., 4581 (452) > DW 1 S . 135,5ff.
Pr. 51
473,51 (461) DW 1 S . 212,5f., 2131
476 ,12f., 4771 > DW 1 S . 389,7ff.
Pr. 52
494 ,4f., 51127 (482) > (DW1S .80,19ff., 92, 1 ff., 128,9f.)
499,1 , 51239 > DW 2 S . 491,3ff.]
499,4 , 51241 > DW 2 S . 496 , 7 , 498 , 1f.]
499,9,51344 (482) > (DW 1 S. 80 ,8f., 296 ,8f.,
DW 5 S . 403, 2 ff ., Pf. S . 200 , 11 ff.)
Pr. 53
528,52,3 (526) > sieh DW 2 8 . 528 Anm . 2 - S. 529
Anm . 2, DW 5 S . 4381
530,3f.2,3 (526 ) > (Pf. S. 167,13ff.)
539, 13f. *
Pr. 54a
549,5f., 5501 (546) > DW I S . 56,6f.,
DW 2 S. 381,2ff.°, 456,7ff.*
558 , 3, 4 > ?
Pr. 54 b
565,38.1 (562) > DW 1 S . 301,6ff.*,
DW 2 S . 180 ,5ff .6

799
Verzeichnis der Rückverweise
Pr . 55
581,48 (574 ) > DW I S.73,6ff., DW 2 S. 565,6ff.:
578 , 21
581,21
584 ,65 > DW 2 S . 564,1 ff.', 548 ,1 ff.",
378, 1 ff.1
Pr. 57
599, 11 (591) > DW 1 8 . 380,1ff.
Pr. 58
611,2f.(609) > DW I S. 288,1ff., 338,5f.,
Sievers ZfdA 15 S . 432,77ff .,
Pf. S. 222,6ff.
612,38
612, 10f.5 > Pf. S. 143,25ff.
Pr. 59
623,32
628 ,32 (621), 6232 > (DW 1 S. 64,3f., DW 5 S . 20 ,9ff.,
51,9ff., DW 2 S. 9,3f.; 99 ,1f.)

800
Namenverzeichnis
Die mit versehenen Stellen beziehen sich auf die Anhangstexte .

Adam 616 ,4 ; 618,42* 538, 1 * , 3 * , 4 * ; 539, 9 * , 13 * , 20 * , 25 *, 35 * , 36 * ,


Albreht (Albertus) 488,3 ; 517,19 * 4: 575,2,1.66 *.67* 75 * 36*
49 * ; 540 ,50 * ,51* ,57 * , 58 * , 66 * ,67 * , 75 * , 84 * ,
Augustînus 9,2 ;82, 1; 101,1 ; 137, 1; 144 ,4 ; 163,1 ; 91* , 92 * ; 564, 1, 4 ; 575 ,2 , 4 , 6 ; 610 ,3 ; 614 ,4 ;
189 ,5 ; 192,6 ; 202,6 ; 213 ,3 ; 218,3 ; 230 ,4 ; 615 , 7 ; 617 , 2 , 6 ; 618 ,32, 37 ; 632,3 , 6
238 ,10 ; 239,2 ; 241,9 ; 278,1 ; 296 ,1 ; 338,5 ; Johannes Baptista 227,4 ; 242,5 ; 433,5 ; 447,5,
343,3 ; 361,1 ; 365,2 ; 407,3 ; 465,4 ; 467,3 ; 7, 8 ; 448,1, 3, 8 , 10, 13 ; 449,1 ; 450,4
529,3; 538,3 * ; 549,1; 560,3 ; 595 ,1 ; 598 ,5 ; Johannes (Evangelist ) 23,3; 49,4 ; 97,3; 186,2 ;
604,6 ; 604,9; 613,1; 618,28 * 257,4 ; 268,25 ; 306 , 13 ; 347,9 ; 594,3 ; 596 ,5 ;
597,1 ; 617,7 * ; 628,1 ; 634 ,4
Barnabas 58, 3 Jûdas 291,9 ; 401,4
Burchart 15 ,1
Cephas 360,5 ; 370, 11
C sieh K Cherubîn 217,2
Chrisostomus 610 ,9 ; 618 , 13 *
Daniel 623,1 Kristus 8 ,7 ; 13, 13 ; 14 ,4 ; 16 , 1 ; 151, 2 ; 152, 2 ;
Dâvît 152,1 ; 164,6 ; 166 ,2 ; 176 ,8 ; 183,3 ; 245,8 ; 173,1 , 2 , 3, 5 ; 174,5 ; 175,4 , 6 , 7 ; 176 , 3 ; 179, 2 ,
367,8 ; 531,5 ; 539,30 * ; 613,3 ; 633,8 4 , 5 , 8 ; 180 ,4 , 5 ; 272, 1 , 3 ; 277 , 13 ; 281, 3 ; 294, 1 ;
Dionysius 119,4 ; 595 ,4; 596 , 1; 603,1; 611,7 ; 306 ,11; 337,4 ; 378 ,3 , 4 , 8 ; 379, 3 ; 382,2 ;
616,8 ; 618,17, 46 386, 14 * ; 387,34 *, 43 * , 47 * , 49* , 50 * , 54 * ;
Dominicus 93, 2 388,69 *; 428,1, 5 , 6 , 7, 8; 429,1 ; 430,8 ; 431,8;
432,2, 6, 7 ; 433,4, 7 ; 439,1, 4 ; 440, 1; 444,7, 10 ;
Eckhart 524,1; 617,1,4 445,9 , 10, 12 ; 447, 2, 8 ; 448,5 , 7; 449,3 ; 487,2 ;
Elizabêt 141, 1 517, 10 * ; 539,48 * ; 564,1, 4 ; 575 ,2; 610,3 ;
614 , 4 ; 615 , 7 ; 618 ,37 * ; 628, 1 ; 632, 3, 6
Gabriel 227, 1,3 ; 236 ,7 ; 237,5, 6 Kuonrât 236 ,8
Grêgôrius 190, 4; 201, 9; 364, 6; 429,3; 465,1;
582, 12 Lukas 227,3 ; 301,2 ; 337, 3 ; 628,3
Heinrich 15 ,1 Marîâ 13, 9; 428,4 ; 540,91*
Marià (Magdalénâ ) 87,2 ; 119,1; 575,1, 2 ; 576,2 ;
Iồna 360, 1,4 ; 367,4 580 ,4 ; 588,1 ; 589,7
Israêl 337,5 Matthêus 285,6; 522,1 *
Moyses 6, 1, 3, 5 ; 7, 1, 2, 4 ; 8, 3, 8; 11,6 ; 12,1, 2 ,
Jakob (Patriarch ) 188,1, 4 ; 189,1 ; 191,5 ; 193,2 ; 3, 4 ; 16 ,4 ; 17, 1; 372,7 ; 464,6, 7, 9 ; 475 ,15 ;
200,3 ; 203,6 476 ,3
Jacôbus 178 ,5
Jeronimus 160,5 ; 165 ,3 Nazareth 575,4
Jérusalem 73, 1, 4 ; 258,7 ; 259,1 ; 268,39*,40 * ;
305 ,3 , 4 ; 337,2, 5 ; 351, 1; 594, 1 ; 595,4 Origenes 119,1 ; 293,2; 588,4
Jêsus 8, 7 ; 16, 1 ; 151, 2 ; 152, 2; 173,8 ; 186, 1 ;
272,1 ; 281,3 ; 294 ,1 ; 306 ,11 ; 337, 1; 378,3,4 ; Paris 617,4
386 ,14 * ; 387,34 *, 47*, 50 * ; 430,8 ; 439,1, 4 ; Paulus 13,6 ; 89,3; 93,3 ; 104 ,6 ; 150,2 ; 152,1 ;
444,7, 10 ;445,9, 10,12; 447,2,8 ;487,2;517,10 * ; 160,2 ; 167,6 ; 173,2 ; 174,5 ; 176 ,7 ; 230,4 ; 262,7 ;
51 Edhart, D 2 801
Namenverzeichnis
268,50 ; 287,1; 296,4 ; 345,1; 351,3; 454,2; Senecâ 532,3 ; 539,20 *
455,1 ; 457,1 ; 501,6, 8; 502,1, 3 ; 594,8 ; 628,8 ; Seraphîn 217,3
629 ,6 Simeon 337,4
Pâtmis 13,6 ; 50,3; 104,6 ; 360, 2, 4 ; 363,8; 366,2; Simon 360, 1, 2, 5 ; 367, 6 ; 371, 9
371,9 ; 615,2 ; 634 ,6 Syon 258, 7 ; 259, 1 ; 268,39 *, 40 *
Philippus 31,8 ; 52,5 ; 614,6
Platô 67, 1; 192,6 ; 202, 6 ; 602,6 Throni 217, 1
Salomon 144,3 ; 285 ,4 ; 350,2 Zacharias 386 ,4 *
Secundus 610, 7 Zachôus 598,4

802
Wörterverzeichnis
Das Verzeichnis ist nach denselben Richtlinien wie für DW 1 und DW 5 angelegt, sieh DW 1 S. 550 und DW 5 S . 568. Un.
berücksichtigt blieben wiederum lediglich die Präpositionen , die Konjunktionen , die Numeralia , insofern es sich nicht um Substanti
vierungen handelte , die Partikel jå und nein in der Form ihres normalen Auftretens sowie im allgemeinen die Pronomina. Hinter der
grammatischen Bestimmung der einzelnen Wörter ist in spitzer Klammer jeweils die Häufigkeit des Vorkommens angegeben . Von
der Möglichkeit der Untergliederung einzelner Wortartikel wurde stärker als zuvor Gebrauch gemacht.

abegân stv . (an .v.) (5 ) 381,4 ; 388,65 - dô ir eigenschaft 361,3; allez abegescheiden und a .
der Dzwendic trỔgt begiene 147,3; SỐ miezet und abegeschelt , daz dâ nihtes niht enblîbet
ir abescheiden und a.allesdes, daz underscheit dan ein einic ,ist' 372,5
an iu machende ist 381,3 ; so wir ie mer abgent abekêren swo.refl. ( 2 ) 74 ,2 - Sô sich der
von got 541,97 mensche abekêret von zîtlîchen dingen und
abegescheiden part.adj. ( 11) 43,7; 45,8, 11; sich kôret in sich selben, då verstât er ein
109,1 - minne diu ist alsô lûter, alsô blóz, also himelischez lieht 74,2
a . in ir selber 41,4; Tugent diu ist alsô edel, abekêren subst. inf. ( 1) Daz a . von der sæ
alsô a ., alsô lûter, alsô blôz in ir selber 44,3 ; licheit und von der tugent, då von kumet
ein kraft in der sele . . . diu ist alsô a . und also alliu sünde 146,2
lûter in ir selben und ist sippe götlîcher natûre abelâzen stv. ( 1) die verdriuzet schiere und
53,1; diu tugent ist alsô lûter und alsô gar lâzent abe 633 ,6
abegezogen und a. von allen lîplîchen dingen abelegen swv. ( 7 ) 107,4 ; 571, 15 ; 632,5 – ob ich
in irm grunde und in ir eigenschaft 361,3 ; künde abegelegen , daz då ist von disem oder
allez a . und abegezogen und abegeschelt, daz von dem 14,1 ; daz wir allez daz a., daz wir
dâu nihtesnihtenblîbet dan ein einic ,ist‘372,5 ; niht von natûre enhân 565,12 ; Daz sprechent
dz Etliche namen gehörent got aygelichen zu , die meister, daz sî pîne : vasten und ander
Wan sie abgescheiden sint von allen andern pîne. Ich spriche, ez sî pîne a . 630,5
namon 539, 36 ; Diu sêle muoz geliutert werden abeloesen swv. (2 ) Etlîche namen die sint gote
und kleinlich gemachet in dem liehte und in eigen und abegelaset von allen andern dingen ,
der gnade und alles a. werden und abege als ,got' 532 ,1 ; wârheit sliuzet in ein bekant
schelt , daz vremdez ist an der sêle , und ouch nisse und loset abe 571, 14
ein teil, daz si selber ist 549,4 abonemen stv . (3) Die krefte, die ze dem lîbe
abegescheiden part.adv. ( 1 ) die tugent hâst hærent, die slîzent und nement abe 323,6 ;
dû lûterer und abegescheidener und mit Allez, daz under der sunnen ist, daz altet und
ruowe 46 ,4 nimet abe 350,4 ; daz ich und got einz sîn . Då
abegescheidenheit stf. ( 1) Swenne ich predige, bin ich , daz ich was, und dâu nime ich weder
8ô pflige ich ze sprechenne von a . und daz der abe noch zuo 505,5
mensche lodic werde sîn selbes und aller abonemen subst.inf. ( 1) Zit gibet zwei dinc:
dinge 528,5 alter und a . 350,5
abegescheidenste subst.adj. ( 1) Minne in dem abenemende part.adj. ( 1) niht mit einem zuo
lûtersten , in dem abegescheidensten , in ir sel legenden gedanke, môr: in einem abenemen
ber enist niht anders dan got 42,3 den gedanke 348, 2
abegeschelt part.adj. ( 1) allez abegescheiden åbent stm . (26 ) 186,3, 6 ; 187,1, 2, 3, 4 , 6 , 8, 9 ;
und abegezogen und a ., daz då nihtes niht 188,1; 193,2, 3; 198,1, 3, 4, 5 , 6 ,7, 9, 10 ;
enblîbet dan ein einic , ist' 372,6 200,2, 3 ; 204,6 – danne ist ez â . in der sêle,. . .
abegezogen part.adj. (2) diu tugent ist also sô daz lieht dirre werlt abovellet 187,11 ;
lûter und alsô gar a . und abegescheiden von disem tage der zît số vellet morgen und mittac
allen lîplîchen dingen in irm grunde und in ir abe und volget der â . Also enist ez niht in dem

803
Wörterverzeichnis
tage der sêle : dâ blîbet ez ein 198,11; diu sêle blîbet morgen und mittac und abent mit ein
blîbet in dem liehte gotes und in einer stille ander ein und envellet niht abe ; aber disem
der lûtern ruowe, daz ist der â . 200 , 1 tage der zît số vellet morgen und mittac abe
åbentlieht stn . (4 ) 222,1, 3 - Der engelhât zwei und volget der åbent 198,10 ; Dâ got geborn
verstantnisse . Daz ein ist ein morgenlieht, daz solwerden in der sêle, dâ muoz alliu zît abe
ander ist ein â. Daz morgenlieht ist, daz er gevallen sîn 231,5 ; als dâ ein spân abevellet
alliu dinc sihet in gote. Daz â . ist, daz er alliu von einem balken 243,2; số vellet begerunge
dinc sihet in sînem natiurlîchen liehte 222,1; abe 364,3; Sô got in die sêle sprichet, sô ist si
Nû glîchet sich vernünfticheit in der mügelî. und er einez ; zehant sô ez abevellet, so wirt
chen kraft dem natiurlîchen liehte der engel, ez geteilet 536 ,7 ; alle, die dâ abevallent von
daz då ist daz á . 223,4 götlîchem liehte in die sünde 604,2
aber adv. (8 ) wiederum 16,4 ; 17,2 102,2 ; abewenden swv.refl. ( 1 ) daz er ( = Christus)
187, 12 ; 428,5 ; 460 ,2 ; 557,3 ; 600 , 11 sich mit sînen obersten kreften nie abegewante
abescheiden stv . ( 7) 268,54 ; 388 ,64 – scheidet einen ougenblik noch einen punct nihtes niht
gote allez daz abe, daz in kleidende ist, und umbe allez, daz diu redelicheit hâte ze be
nemet in blôz in dem kleithûse 274 ,4 ; Alsô rihtenne 443,9
müezen wir alle créatûren lâzen und a. 319,2 ; abgründicheit stf. ( 1) Allez, daz der vater hât
dâ von enist kein rât, man enschel und en und daz er ist, die a . götlîches wesens und
scheide abe allez , daz der sêle ist : ir leben , götlîcher natûre, daz gebirt er zemâle in sînem
krefte und natûre 343, 10 ; sô müezet ir a . und eingebornen sune 84 ,7
abegân alles des, daz underscheit an iu abgrunt stm . (2 ) Her ûz drücket im got, der
machende ist 381,3 ; daz diu sêle abescheide ewige vater, die vüllede und den a . aller sîner
und abeschel allez , daz man goto zuoleget in gotheit 68,1 ; daz ein vliege vernunft hæte und
gedenkenne oder in verstânne 561,2 möhte vernünfticlîche suochen den ewigen a .
abescheln swv.( 3 ) dâ von enist kein rât, man götlîches wesens, ûz dem si komen ist 493,5
enschel und enscheide abe allez, daz der sêle ach interj. (5 ) 25,4 ; 34,1; 45,5 ; 308,1; 386 ,7
ist : ir leben , krefte und natûre 343, 10 ; Diu acker stm . ( 7 ) 439,2 ; 445 , 9, 12 - wäre ein man ,
sêle muoz geliutertwerden .. .und alles abege der einen wîngarten hæte oder einen a . 60, 7 ;
scheiden werden und abegeschelt ,daz vremdez diu hochgelobete menscheit Jêsů Kristî. . .
ist an der sêle, und ouch ein teil, daz si selber daz ist der edelste a ., der von erde ie geschaf
ist 549, 4 ; daz diu sêle abescheide und abeschel fen wart 439, 1 ; waz was diu vruht dises wer
allez, daz man gote zuoleget in gedenkenne den ackers der menscheit Jêsû Kristî ? 439,4 ;
oder in verstânne 561,2 Dirre mensche, der sîne sêle, daz weizenkorn ,
abeslahen stv. (1) Der mir daz haupt wolt a. wil werfen in den a. der menscheit Jêsû
473 ,3 Kristî 444,9
abetuon an.v. ( 4 ) 388 ,64 - daz man abetuo, âder stf. ( 1) si wil in , als er ein wurzel ist, ein
daz schedelich sî 139, 1; und tuot abe daz hin â., in der urspringet güete, und da ist er aleine
dernisse 202, 10 ; als man daz viur abetuot, sô vater 32,2
blíbet dâ wol eine wîle diu werme in dem advent ( 1) 386 ,1
wazzer 294 ,8 affenheit stf . ( 1) spräche ein rîcher man ;,bite ,
abeval stm . (4 ) Mîn ouge enpfæhet in dem waz dû wilt, ich gibe dir ez !', und bæte er
liehte die varwe; si enkumet aber in die sêle danne umbe einen helbelinc, daz wäre ein a.
niht, wan ez ist ein a. 178,2 ; in sînem loufe ist 625 ,4
er ( = der Himmel) sache der zît – und ist er agestein stm . ( 1) Ein îsen .. .henket sich an
sunder zît -, daz ist in dem abevalle des den a. durch edelkeit des îndruckes, den der
himels 182,3; Mîn varwe enist mîn natûre stein von dem himel enpfangen hât 74,6
niht, mêr : ez ist ein a , mîner natûre 182 ,4 ; ahsel stf. ( 1) 575 ,6
Allez , daz lîplich ist, daz ist ein a. und ein ahten swv. (21) achten auf 12,1 ; 61,9 ; 216,2 ;
zuoval und ein niderval 183, 3 245,3 ; 260,2 ; 288 ,4 ; 631,3 – Die wile daz dû
abevallen sto. ( 10 ) 198,10; 243,2; 541,95 - BỘ dich selben iht ahtest oder dehein dinc 66 ,9 ;
daz lieht dirre werlt abevellet und dermensche Andere (liute ) die sint edeler von natûre und
înbeslozzen ist und ruowet 187, 11 ; In dém tage enahtent niht guotes 175 ,1; gæbe im got alle
804
Wörterverzeichnis

sîne wîsheit und allez, daz er geleisten mac alwege adv. (5 ) 85,4 ; 291,7 , 8 ; 418,2 ; 633,8
ûzer im , er enahtete sîn niht 289,2 ; Dar umbe alze adv. (2 ) 285,8 ; 614,5
ensol der mensche nihtes niht a. mit gote alzehant adv. ( 3 ) 114,2, 5 ; 346 ,5
292,5 - erachten 489 ,4 ; 490 ,7 ; 623, 4 , 6 , 8 - alzemâle adv. (51) 52,4 ; 65,6 ; 94,8, 9; 117,1 ;
schätzen 260,4 ; 306 ,2 ; 445,8 ; 624 ,1; 631,4 124,4 ; 167,3 ; 175,4, 5 ; 176,4, 5 ; 179,1; 187,9;
ahtunge stf . ( 1) als vil als wir minner hân 190, 1 4. ö.
meinunge oder a . ûf ihtes iht anders dan ûf alzît adv. ( 1) 539,17
got 293,8 âmeize swf. (2> 367,2 – enwäre kein mittel,
al adj. (88 ) 10,5, 6, 8 ; 12,1 , 7 , 8 ; 13,5 , 6 , 7, 8 , 9 ; man sæhe eine âmeizen an dem himel 366 ,3
16,8, 11; 27,3, 6,12 ; 30, 2, 6 1 . ö. anbegin stm . ( 1) 307, 1
al adv. ( 15 ) 54,5 ; 64,1 ; 65, 7 ; 68,4 ; 75,1 ; 136,1 ; anbetære stm . (3 ) 23,5 ; 24,9 ; 26 ,8
341, 1, 6 ; 342,3 ; 349,4 ; 386 ,13 ; 440,9 ; 470,9 ; andâht stf. (4 ) 540 ,63; 633, 3 – Ez sî a . oder
589, 1 ; 626 , 10 lust oder swaz dir wol kæme: ez enist allez
al konj. ( 1 ) 436, 5 got niht, swaz dâ geschaffen ist 291, 10; sie
al pron . (55 ) 14,2 ; 16 ,5 ; 24,4 ; 26 ,5 ; 29,2 ; 40,5 ; meinent, sie wellen a .haben , und sie enkünnen
| 49, 7; 50, 7; 51, 6; 53,3, 5, 6 4. 5. niht ein wort vertragen 295 ,8
aldâ adv. ( 2 ) 233,4 ; 243,7 ander adj. ( 14 ) 13,1; 25,5 ; 28,6 ; 31,2 ; 50,6 ;
aleine adv. ( 121) nur 7,7 ; 12,7 ; 16 ,9 ; 26 ,4, 5 ; 63,4, 5 ; 76,1 ; 96,9 ; 101,10 ; 102,4, 5 ; 103,6 ;
29,2; 32, 3; 34 ,2; 55,4 ; 59,13; 63,6 ; 68,5 ; 74,8 ; 106,4 14. ö.
78, 2; 81,1 1 . 8. ander pron . ( 186 ) 8,4 ; 10, 10 ; 30, 7 ; 33, 7 ; 40 ,4 ;
alhie adv. (4 ) 501,4 ; 504,6 ; 505,6, 8 42,2 , 3; 43,3 ; 45,11; 46 ,5 ; 48,5 ; 52,2 ; 78,3, 4 ;
allenthalben adv.< 1) Sîn minstez ist a., sîn 102,7, 8, 104,3, 4 ; 108,3, 4 4. ö.
oberstez enist niergen 179,6 anders adv. (9 ) 107,2 ; 252,2; 294,4 ; 296 ,7 ;
allerleie stf. ( 1) 444,1 343,3 ; 494,6 ; 500 ,3 ; 560,4 ; 617,3
almuosen stn . ( 1) Hæte der mensche alle die anderwarbe adv. ( 1) zum zweiten Male 186 ,4
werlt , sô sol er doch sich dünken arm und sol anderz subst. pron . ( 2 ) ein a. 495 ,2 ; 581,3
alle zît ûzrecken die hant vür die tür unsers anebeten swv. ( 9) 23,5 ; 24 ,9 ; 25,4 ; 26,8 ; 29, 1 –
herren gotes und biten umbe daz a . der gnade Swer dâu wil a . den vater, der muoz sich setzen
unsers herren 151,5 in êwicheit mit sîner begerunge und mit sîner
alt adj. (7) 540,61 - Ein alter meister sprichet zuoversiht 24 ,2 ; Ach , wie vil der ist, die ane.
133 ,1 ; Der enist niht ein guot mensche, der betent einen schuoch oder eine kuo oder eine
niht enhât gewandelt sînen alten site 161,2 ; ander creatûre und sich dân mite bekümbernt
Unser eltesten meister einen 189,6 ; » hæte ein 25,4 ; Alsô schiere sê dû got anebetest umbe
a . mensche eines jungen menschen ougen , er die créatûre, sô bitest dû umbe dînen eigenen
sæhe als wol als ein junger « 305,1 ; ez wirt wol schaden 25 ,6 ; inwendic anebetete si wâr
gemâlet oder erniuwet als ein ingesigel, daz armüete 147, 2
a . ist 349, 5 ; swaz dân ist, daz enmachet kein anebringen an .v. ( 1) 388,66
zît a . 350,1 anegân stv. (an .v.) ( 1) swâ endent die nider
altar stm . (4 ) 464,8 ; 475 ,10 – ich wölte über sten geiste, dâ anegânt diu obersten lîplîchen
alter gân und enwölte niemer deste minner dinc 404, 1
messe gesprechen 18 ,2 ; die diß nit glauben, anegeborn part.adj. (2) 627,7 – Allez, daz mir
das diß brott auff disem altar gewandelt moge a . ist , daz enmac mir nieman genemen 627,5
werden , das es mog werden der werde leich anehaften subst. inf. (3 ) 456 , 1 - Ein innesin
nam vnsers herren 475 ,6 und ein a . und ein einen mit gote, daz ist
alten swv . (2 ) Alle die krefte, die ze der sêle hæ gnâde 244,7 ; Nicht alleine dý zit, er meinet
rent, die enaltent niht 323,5 ; Allez, daz under och ein a. der zit 455,4
der sunnen ist, daz altet und nimet abe 350,4 anehangen stv. ( 1) daz er habe verlougent sîn
alter stn . ( 3) 213,6 – Diu sêle ist als junc als selbes und aller dinge noch niht anehangendo
dô, dô si geschaffen wart in ir selben , und daz sî an deheinen dingen 272,7
a ., daz ir zuovellet, daz ist von des lîchamen aneheben stv . (1) dâ diu natûre læzet von irm
wegen , dâ si sich üebet an den sinnen 304 ,6 ;
Zît gibet zwei dinc: a . und abenemen 350,5
werke, då hebet got ane ze würkenne und ze cand 20
schepfenne 64,3
805
Wörterverzeichnis
anekleiben swv. ( 1) swer iht bekennet in gote anesehen subst. inf. (6 ) 265 ,5 , 6 ; 268,47 – daz
und im deheinen namen anekleibet, daz enist er sie neme in dem anesehenne gotes 265 ,2 ; er
got niht 533,5 ennimet sie noch in minne noch in beken
anelachen sw . ( 2 ) 476,7 - Die geschrifft an nenne noch in anesehenne 265,3 ; enhât der
dem anfang solachet sy an iunge kinder geist kein a. in dem ewigen lebene an got ? Já
467,4 und noin 265 ,4
anelachen subst.inf. ( 1) Alles des vatters lust anevâhen stv . ( 1) 67,1
vnnd seyn kosen vnnd seyn a. das ist alloyn angenomenheit stf. ( 1) Er hoeret Kristum ge
in dem sun 469,4 born von dem vater in voller glîcheit des
anenemen stv. ( 9 ) 386 , 11 - er nam ze dem vaters mit a . unserer menscheit 428,9
êrsten die menscheit ane 15 , 2 ; (wan ) in der angesiht stf. ( 2 ) daz mîn ouge . .. ûfgetân wirt
annemunge diu menschliche nature von dem und ûf daz holz geworfen wirt mit einer a.
êwigen worte einvalticlîche sunder bilde ane 416,8 ; in der würklicheit der a . 416,9
genomen wart 380,4 – refl. 522,28 ; 523, 34 – angesihte stn . (2 ) 386,7 – daz lûter, blóze a.
Nû wænent etlîche liute, daz sie gar heilic sîb gotes 557,5
und gar volkomen , und nement sich ane grôzer angestlich adj. ( 1) 321,4
dinge und grôzer worte und meinent und be. annemunge stf. (4) 387,59 ; 388,68 - (wan ) in
gernt doch số vil 295 ,5 ; alles, daz er natiur. der a . diu menschlîche natûre von dem êwigen
lîche ist geschaffen iht von nihte, daz er sich worte einvalticlîche sunder bilde anegenomen
des selben nihtes niht aneneme, ihtes iht mê wart 380,3 ; wan denne diu selbe natûre, nâch
ze tuonne oder ze lânzenne, er enbeite im eines der ir iuch nomende sît, sun des êwigen vaters
liehtes von gnaden 450,7 ; Dêmüeticheit des worden ist von der a . des êwigen wortes
geistes ist daz, daz er alles des guotes, daz got 382, 1
im iemermê getuot, sich als wênic aneneme antlütze sin . (20 ) 30, 1; 81,6 ; 114,2 ; 173,7 ;
oder zuoeigene, als er tete, dô er niht enwas 176,9; 219,1; 365,4 ; 600, 10 ; 603,5 ; 604,9;
451, 1 623,2 ;635,4 ; 636,4 - diu sêle habe zwei a ., und
anorüeren swv. (4 ) 16 ,3 - Wan ist, daz dich daz ober a . schouwet alle zît got, und daz
dehein dinc ûzwendic anerüeret ze würkenne, nider a . sihet etwaz her abe 30, 1 ; daz oberste
wærlîche, diu werk sint alliu tôt 259,5 ; ist, daz a. daz ist daz oberste der sêle 30,3 ; der in
dich got ûzwendic anerüere ze würkenne, wär wendigewille, der als ein a . alle zit zo gote ge
lîche, diu werk sint alliu tôt 259,6 ; suln dîniu kêret ist 145,1 ; Augustinus sprichet - und mit
werk leben , số muoz dich got inwendic a . in im ein ander, heidenischer meister – von
dem innigesten der sêle 259,7 zwein antlützen der sêle 218 ,4 ; hæte ich vor
aneschouwen sw . ( 6 ) 387 ,29 – daz diu ver. drizic jaren hie gestanden und wære mîn a .
stantnisse klærlîche aneschouwete die warheit offenbâr und enhæte ez nieman gesehen , ich
305, 10 ; Als dich der vater nimet in diz selbe hæte doch hie gestanden 600 ,8
lieht, vernünfticlîche ane ze schouwenne diz antwurt stf. ( 1 ) 523,42
lieht in disem liehte nach der selben proper . antwürten sw . (9 ) 6, 4 ; 17, 8; 174,2 ; 488,2 ;
heit,als er sich und alliu dinc nâch veterlicher 491,3 ; 502,1 ; 575,5 ; 633,4 – er muoz mir a.,
gewalt in disem worte bekennet 437, 1; Dô als ob ich im hundert mark bezalt hæte 17,5
enmeinete er niht sîneedele sêle nach der wise, anvanc stm . (2 > 467,3 – 'Niuwe' heizet daz, daz
als si vernünfticlîche aneschouwende ist daz ungeüebet ist oder daz sînom anvange nahe
oberste guot 440 , 6 ; daz was er in sinem aller . ist. Got ist unser a . 600,4
hæhsten lîdenne aneschouwende in sîner ober . anvellic adj. (1) würhte diu natûre âne zît, sô
sten kraft âne underlâz 440,8; sô bleip er enhæte si niht anvellige gebresten 396,6
nochdanne alle zît die gotheit aneschouwende apfel stm . (5 ) 579,3 ; 631,4 – Hân ich einen a .
mit wider îngebornem lobe die veterlîche hêr in mîner hant, der ist minen ougen lustlich ,
schaft âne underlâz 443,11 aber der munt wirt der süezicheit beroubet
aneschouwen subst.inf. ( 1 ) daz diu edel sêle ein 48 ,6 ; Als lîht ist gote, himel und erde umbe ze
vernünftic a. hâte mit dem ewigen worte alle kêrenne, als mir ist, einen a . umbe ze kêrenne
götliche natûre 442,3 in mîner hant 242,3 ; als da ein a . ist gelegen ,
anesehen stv . ( 2) 557,11 ; 604, 8 da belibet ein smak 456 , 3
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Wörterverzeichnis
apostel swm . ( 3 ) 58 ,4 ; 106 ,6 ; 588 ,5 wesen und iemermê blîben sol 505,7 ; diu
arbeit stf. (9 ) 107,2 ; 443,3 ; 445,6 ; 476,6 ; næhste a ., die man vinden mac 505 ,8
600,10, 13; 629,5 – daz der bâbest bâbest ist, art stf. (6 ) Ez ist ein sippeschaft götlîcher a.,
daz hât er dicke mit grôzor a. 46,4 ; Götlîchiu ez ist in im selben ein , ez enhâtmit nihte niht
werk suln wir verstân âne a . 600,7 gemeine 66 ,4 ; in vruhtbærlicher a . 414 ,5 , 7 , 8 ;
arbeiten swv. intr. (4 ) 100,7 ; 107,1, 3 - tr. wære daz disem liehte niht engenüeget an der ein .
ein man , der einen wîngarten hæte oder einen bærkeit der vruhtbærlichen a . götlicher natûre
acker und lieze er in sinem knehte, daz er in 420,4 ; dô der mensche stuont in der êwigen
ß h 60,7rde ir ddaz
arbeite
armda stmic. (w1)ü Der mmir as haupt wolt abschla a . gotes 495,2
arzât stm .( 1) ein a ., der reiniget mir wol mîn
hen , ich würffe den a . allzůmal für durch das, ouge und tuot abe daz hindernisse, daz daz
daß ich meyn lebenn vnnd mein wesenn be gesihte hindert 202,9
hielte 473,3 asche swf. ( 1 ) wan sie ( = die Heiligen ) noch
arm adj. (62 ) 18,3; 151,4 ; 296 ,12 ; 386,8 ; 430,8 ; liebe tragent ze den lichamen , die noch in
431,8 ; 488, 1, 3 ; 489, 2 ; 490,1, 6, 7; 491,3 ; der aschen ligent 596, 8
492,1, 2 ; 494,3, 4 ; 498,2, 4 ; 499,1, 5 ; 500,6 ;
501,2 ; 521,4 , 5 , 7 , 11, 12, 13, 24, 25 , 26 ; 522, 7 , bâbest stm . (6 ) würde der b . mit mîner hant
8 ; 523, 10, 13, 15 , 25 , 30, 31, 47 , 48 ; 524 , 56 , erslagen 18, 1; menscheit ist an dem ermston
70 ; 524,3, 5, 7, 11, 13; 540,88 – daz ist ein a. oder versmæhesten menschen als volkomen
mensche, der niht enwil und niht enweiz und als an dem bâbeste oder an dem keiser 18,3 ;
niht enhât 488,5 ; sol der mensche a . sîn von daz der b . b . ist, daz hât er dicke mit grôzer
willen , số muoz er als lützel wellen und be arbeit 46 ,3 ; Ez sprichet diu schrift eines
gern , als er wolte und begerte , dô er niht bâbestes 548,5 ; Nů sprichet diu geschrift eines
enwas 494,2 ; Der nû a . sol sîn des geistes, der bâbestes 564,12
muoz a. sîn alles sînes eigenen wizzennes balde adv. ( 3) 25,7 ; 439, 8; 539,44
497,6 ; Alsô sagen wir, daz der mensche also balke swm . ( 1) als då ein spân abevellet von
a. sül sîn , daz er niht ensî noch enhabe deheine einem balken , den man houwet 243 , 2
stat, då got inne müge würken 502,4 barmherzicheit 8tf. ( 3) 490,5 – under die porte
arme subst.adj. (5 ) 285,6 ; 486,2, 6 ; 487,4 ; der erbermde gotes, då got ûzsmilzet in b .
522 ,2 552,7 ; swaz er biten wil vür sînen gebresten
armüete stn . (17) 147,2 ; 522,5, 6 ; 523,50,51; oder vür anderer liute sünde, daz sol er tragen
524, 68 ; 524 ,1, 2, 3, 4,7, 8, 11, 12, 13 - der in die b . gotes 567, 1
diz a . haben sol, der sol leben alsô, daz er niht baz adv. ( 15 ) 187,7 ; 189,13 ; 201,3; 290,10;
enweiz , daz er niht enlebe in keiner wise weder 291,2 ; 297,6 ; 324,1; 458,8 ; 488,5 ; 496,2 ;
im selben noch der wärheit noch gote 494 ,7 556,4 ; 557,3 , 4 ; 570,19
armuot stf . ( 34 ) 106 , 1 ; 291, 1; 487, 2 ; 491, 1 5 , 7 ; bedaht part. adj. ( 1 ) 350, 2
497. 3 ; 499,3 ; 501,4 ; 521, 2 , 3. ; 523,50 ; 524 ,69 bedahtheit stf. ( l) und spriche daz in dem
der werlt rîche solman überwinden mit a. des munde, alsô als ich ez in minem herzen hân ,
geistes 150,4; Alliu rîcheit und a. und sunder glîchsenisse und sunder b . 167,2
sælicheit liget an dem willen 201, 15 ; ob dich bedecken swv . ( 3) Swer bedenken wil güete
got næme von innerlîcher a. und begâbete oder wîsheit oder gewalt, der bedecket wesen
dich mit rîcheit innerliche 446 ,8 ; Nû ist zweier und bevinstert ez in dem gedanke 120 ,3 ; Ein
hande a .: ein ûzwendigiu a . 486 ,8 ; ez ist noch einic zuobedenken bedecket wesen 120,4 -
ein ander a., ein inwendigiu a . 487,3; Etliche reft. Got bowindet und bedecket sich in dem
liute häntmich gevrâget, waz a. sî in ir selben engelischen liehte 116,6
und waz ein arm mensche sî 488,1; Aber wir bedecket part.adj. ( 1) daz in dem liget b. als
sprochen noch baz und nemen a. in einer ein ursprunc alles guotes 30,5
hohern wise 488,5 ; diu hohste a. 499,4 ; diu bedenken swv. (6 ) 234,3; 539, 15 ; 540,55 - Swer
klârste a . 499,6 ; diu næhste a . 499,7 ; sô enist b . wil güete oder wisheit oder gewalt, der be
der mensche niht arm in der næhsten a . 500,6 ; decket wesen und bevinstert ez in dem ge .
a . des geistes 500,7; 522,6 ; wan der mensche danke 120,2 ; Vernünfticheit dringet ûf in daz
erkrieget mit dirre a ., daz er êwiclîche ist ge wesen , é si bedenke güete oder gewalt oder
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Wörterverzeichnis
wîsheit oder swaz des ist , daz zuovellic ist herzen ûfklimmen süln mit b . ze dem himel
216 ,3 ; Allez , daz ie bedâht möhte werden von und in in und süln alle unser b . legen ûf got
luste und von vroude, von wunne und von und ûf die hohste hohe 567,4 ; Augustínus :
minnelicheit 241,6 »wer vil enpfâhen welle, der wîte die b . 604,6 ;
bediuten stv. ( 10 ) 180,1 ; 337,7 ; 367,6 ; 465,5 ; einvaltic an der b . 605 ,8 ; Unmâzen grôze b .
554,5 ; 568,5 ; 569,11; 616,6 ; 618,44 - dasman sölten wir haben ze der einunge unsers herren
soy nit b . még also bloß, als sy ist 466, 4 gotes 615 , 4
bedünken swv. ( 2 ) 108 ,5 ; 204 ,1 begiezen stv . (2 ) 346,3 - Der alsus ein wäre
bedürfen an . v. (8 ) 202,7 ; 459,3 ; 466 ,5 ; 469,5 ; und sich verwürfe in den grunt der dêmüe
602,6 ; 613,4 ; 618,30, 50 ticheit, der würde då begozzen mit gnaden
begâben swv. ( 1) ob dich got name von inner 347,5
lîcher armuot und begabete dich mit rîcheit begin stm . (2 ) daz ist junc, daz sînem beginne
innerlîche 446 ,8 nâhe ist 324,2 ; alsô als wir got nemen b . der
begeben stv . (5 ) 106 ,5, 6 – io mê der mensche crêatûren 502,7
begibet, ie lîhter ist im ze begebenne 106 ,4 beginnen stv. ( 1) 181, 1
begegenen swv. ( 1) 588,8 begir stf. ( 1) 618,35
begern swv. (47 ) 46 , 10 ; 245 ,5 , 7 , 8 , 10 ; 285 , 9 ; begirde stf. ( 2) 541,96 – Nû schînet disiu rede
290 , 2 ; 295 ,4 , 6 ; 296 , 13 ; 342, 2 , 4 , 5 , 11 ; 343, 8 ; obe gnâde und obe wesene und obe verstant
362,4 ; 363,4 ; 364, 3 ; 430 ,5 , 10 ; 431,6 , 7 ; 445,6 ; nisse und obe willen und ob aller b.
446 ,3 , 4 ; 464,5 ; 476 , 12 ; 492,4 ; 494 ,2 , 3 ; 498, 1 ; 501,8
524,5 ; 578,6 , 10 ; 589,7, 12; 618 ,41 ; 628,8 ; begirlich adj. (2 ) kein dinc enist niht mê lust
634,2 – Allez daz, daz diu verstantnisse be lich noch b ., dan als vil got in im ist 273,3 ;
grîfen mac und daz diu begerunge b. mac der mensche name abe von allen dingen daz
304, 1 ; Ez würket got und begert diu sêle gröbeste und næmesie nach dem , und sie lust
342,8 ; Alle liute begernt sælicheit 360,6 ; alle lich und b . sint 280,8
liute begernt gelobet ze sînne 361,1 ; ein guot begraben stv . ( 2 ) 588 ,6 , 7
mensche begert keines lobes, ez begert wol, begrîfelich adj. (1 ) wäre ez b . und wäre ez
lobes wert ze sînne 361,2 ; daz ist ein arm glouplich , sô enwære ez niht reht 94,5
mensche, der niht enwil und niht enbegert begrifen stv . (20 ) 82,3 ; 102,8 ; 108 ,5 ; 109,1 ;
492, 2 234,2 ; 243, 1; 346 ,6 ; 370, 2 386,17; 402,3 ;
begern subst. inf. ( 1 ) 342,9 477,2 ; 540,73 ; 636 ,6 – swer dâ minnet die ge
begerunge stf.( 21) 231,6 ; 245,7, 8 ; 304, 1; rehticheit, des underwindet sich diu gereh
589, 2 ; 604 ,4 - Swer dâu wil anebeten den vater, ticheit und wirtbegriffen von der gerehticheit,
der muoz sich setzen in ewicheit mit sîner b . und er ist diu gerehticheit 62, 2 ; An dirre kraft
und mit sîner zuoversiht 24,2 ; Enmac man wirt got begriffen an der sêle als verre, als ez
der b . niht gehaben, sô beger man doch einer der crêatûre mügelich ist, und so heizet ez
b . 245,7 ; daz dar zuo niht gelangen enmac ein hoffenunge 143,7 ; Dar ane liget ouch der
kein verstantnisse noch b . Diu b . langet vür. sêle volkomenheit : an bekantnisse und an be
bazzer dan allez daz, daz man begrifen mac grîfenne, daz si got begriffen hât 145,8 ; daz
mit der verstantnisse. Si ist wîter dan alle er . . .niht anehangende sî an deheinen dingen ,
himel, jâ , dan alle engel 303,4 ; Diu b . ist wît, diu inwendic die sinne begrîfende sîn 272,7;
âne mâze wît. Allez daz, daz diu verstantnisse allez daz, daz man b . mac mit der verstant
begrîfen mac und daz diu b . begern mac, daz nisse. Si ist wîter dan alle himel, jâ , dan alle
enist got niht 303, 7 ; Dâ diu verstantnisse und engel, und nochdenne ein vünkelîn 303,5 ;
diu b . endet, dâ ist ez vinster, dâ liuhtet got Allez daz, daz diu verstantnisse b . mac und
304,2 ; Wille hât zwei werk : b . und minne daz diu begerunge begern mac, daz enist got
363,10; Die wîle man der dinge begert , sô niht 303,7 ; Daz werk, daz diu oberste natûre
enhât man ir niht. Sô man sie hât, sô minnet würket von ir hæhsten maht, daz enmac diu
man sie ; sô vellet b . abe 364 ,3 ; als lange als natûre, diu under ir ist, niht b . 535 ,5
ir willen hât, ze ervüllenne den willen gotes, begrîfen subst.inf. ( 1) Dar ane liget ouch der
und b . hât der êwicheit und gotes, als lange sêle volkomenheit : an bekantnisse und an be
ensît ir niht arm 492 , 1 ; daz wir mit ganzem grîfenne, daz si got begriffen hât 145,8
808
Wörterverzeichnis
begrifunge stf. ( 1) über alle verstantnisse und beiten swv. (3 ) 114,5 ; 337,5 ; 450,7
über alle b . 89,2 bekant part.adj. ( 2) 66 ,7 — als wênic weist dû
behagen swv. (6 ) 155,3; 290,1, 6 - Wölte ich und ist dir b ., waz got ist 66 ,11
mich einem menschen lieben und wölte dem bekantnisse stfn. ( 17 ) 136,2; 137,1; 141,7;
aleine b . 290,8 ; Also ist dem , dem gotes wille 162,2 ; 191,8 ; 429,7 ; 571,4, 13, 15 – Der hæh
behaget 291, 1 ; wan got der wil aleine der sêle sten krefte der sêle der sint drî: diu êrste ist
b . 295 ,3 b ., diu ander irascibilis, daz ist ein ûfkriegen .
behaltære stm . ( 3) 386,5, 14 ; 539,49 diu kraft: daz dritte ist der wille 141, 6 ; Göt
behalten stv . (31) 52, 1 ; 53, 10 ; 61,7 ; 294 ,14 ; lîchiu sælicheit liget an drin dingen : daz ist an
415,8 ; 427,6 ; 428,2, 4 ; 429,2 , 4 ; 431,11; 432,5, b ., daz er sich selben endelîche bekennet 145,5 ;
8 ; 433, 1,7 ; 540,50 ; 588,10 ; 595 ,9; 612,1 - Dar ane ligetouch der sêle volkomenheit: an b .
wan got. ..im selber niht b . enhât 52,3 ; dâ und an begrîfenne, daz si got begriffen hât
der vater gebirt sînen eingebornen sun und 145 , 8 ; Der wille ist vrî, er ennimet niht von
im gibet die wurzel und alle sîne gotheit und materie. An dem einen ist er vrîer dan b . 191,7 ;
alle sîne sælicheit und im selben niht enbehel B . ist ouch vrî, aber b . nimet von materie und
tet, in der selben geburt sprichet er uns sîne von lîphaftigen dingen an einem orte der sêle
vriunde 52, 10 ;' Kneht' sprichet als vil als : 191, 9; Sô man mê al bekennet, số daz b. is
einer , der da enphæhet und beheltet sînem volkomener ist 320 ,3 ; Swenne dir der vater
herren . Behielte er im selben , sô wære er ein diz b . gibet und offenbâret, sô gibet er dir sîn
diep 215 ,5 ; Thrônidie nement got in sich und leben und sîn wesen und sine gotheit alzemâle
behaltent got in in , und got ruowet in in 435 , 13
217,2 ; Seraphîn daz ist der brant. Disen bekennære stm . ( 1) ich was ein ledic sîn und
glîchet sich vernünfticheit und beheltet got ein b . mîn selbes nach gebrûchlicher warheit
in ir 217,4 ; daz wesen aller lust daz hât got 492,5
aleine in im selben b . 294,6 ; und wellent daz bekennen sw . (108 ) 32,4 ; 44 ,4 ; 51,4 ; 142,1;
die meister, daz der breite , wîte himel niht 160, 3 ; 167,7 ; 168,6 ; 169,4 ; 232, 7 ; 233,3 ;
enbehalte als breit als einer nâdel spitze, er 235 ,8 ; 292, 3 , 4 ; 306 , 3 ; 324 , 1 ; 364, 1, 2 ;
engebe ez alzemâle in vruhtbærlicher art in 378 , 3, 6 ; 388 , 100 ; 406 , 2 , 3 ; 431,4 ; 435 ,11, 12 ;
daz ertrîche 414,6 ; Der mir daz haupt wolt 454, 4 , 6 , 7 , 9 , 18 ; 471,5 ; 477, 1 ; 489,5 ; 494 , 9 ;
abschlahen , ich würffe den arm allzůmal für 496 , 4 ; 497,2 , 5 ; 564, 3 ; 570 ,5 , 6 , 9, 10 , 11, 12 , 13,
durch das, daß ich meyn lebenn vnnd mein 14, 15, 16, 17, 18, 19; 571,1, 2, 3, 5 , 6 ; 585,1 ;
wesenn behielte 473,4 ; daz sint die liute, die 605,2 , 4 ; 611,2, 6 ; 612,4 , 5 ; 615 ,13 – suln wir
sich behaltent mit eigenschaft in pênitencie b .den vater, sô müezen wir sun sîn 32,5 ; Möhte
und ûzwendiger üebunge 489,3 ; Dâ der diu sêle got genzlîche b . als die engel, si
mensche stat beheltet, då beheltet er under enwäre nie in den lichamen komen . Möhte
scheit 502,5 ; als ob got diu dinc êwiclîche an si got b . âne die werlt, diu werlt enwäre nie
im gemachet habe oder b . 600,6 durch sie geschaffen 134,5 ;Götlîchiu sælicheit
behegelich adj. ( 3) 290,8 - Got.. .hat sich liget an drin dingen : daz ist an bekantnisse,
mit aller sîner gotheit des gevlizzem , daz er daz er sich endelîche bekennet 145 ,5 ; swer iht
der sêle b . werde 295 ,2 ; daz sich got êwiclîche bekennet, der enbekennet got niht 179,7 ;
gehalten hât rehte, als er sich des vlîze, wie Cherubîn die bekennent got und blîbent dar
er der sêle b . werde 400,1 ane 217,3; dâ diu sêle in gote alliu dinc niuwe
behüeten swv. (4 ) 138,4 ; 351,4 ; 446 ,4 ; 473,3 und vrisch und gegenwertic bekennet 232, 1;
beide pron . ( 16 ) 95,5 ; 119,7 ; 219, 10 ; 366 ,4 ; dâ bekennet diu sêle alliu dinc und bekennet
395 ,6 ; 405, 1 ; 406 ,4 ; 436 ,1, 2 ; 456,9; 499,2 ; sie dâ volkomen 232,6 ; Wæren joch hundert
500,2; 540,61; 600,15 ;616 ,6 persônen in der gotheit, der underscheit
bein stn . (4 ) 567, 10 – rehte als dem sîniu b . künde genemen âne zal und âne menige, der
gebunden waren 79, 8 ; holtz vnnd stein vnnd enbekente doch niht dan einen got 234,5 ; der
b . vnd alle gråbly die habenn alle samen da underscheit kan genemen in gote âne zal und
ein gewesen in der erstekeit 475 , 1; Einiu hânt âne menige, der bekennet , daz drîe persönen
die kraft, daz sie an sich ziehent b . und sin ein got 234,8 ; Sô man mê al bekennet, số
vleisch 555 ,1 daz bekantnisse io volkomener ist 320 ,3 ; got

809
Wörterverzeichnis
ist alzemâle ein ; er enbekennet niht wan sich bekêren sw . (4 ) 45,6; 138, 7; 242, 1 - reft.
aleine 320,5 ; Ie mê der monsche bekennet, ie swenne sich der mensche bekêret von im
baz er bekennet 323,6 ; Nieman enmac den selben und von allen geschaffenen dingen
vater b . wan sîn einiger sun 378,5 ; sol der 419, 1
mensche got b ., in dem sîn êwigiu sælicheit bekleiden swv. ( 1) güete und gerehticheit ist
bestât, sô muoz er ein einiger sun sîn mit ein kleit gotes, wan ez bekleidet in 274 ,4
Kristô des vaters 378 ,7 ; In disem selben worte bekorunge stf. (3 ) 106,2 – då gebiutet got der
horet der vater und bekennot der vater und b ., daz si die sêle nihtmê enhinder 606 ,3
gebirt der vater sich selben und ouch diz selbe bekümbern sw . (3 ) 506 ,1 – reft. 488 ,8 – wie
wort und alliu dinc und sîne gotheit 434, 1; vil der ist , die anebetent einen schuoch oder
als er sich und alliu dinc nâch veterlîcher ge eine kuo oder eine ander crêatüre und sich dâ
walt in disem worte bekennet 437,2 ; dâ mite bekümbernt 25 ,5
enbekennet der vater keinen underscheit zwi. bekümbert part.adj. ( 1 ) 628,9
schen dir und im noch kein vorteil 437,7 ; benemen stv . (6 ) 347,6 ; 582, 10 – Der daz gote
alles, das da bekant wirt oder geboren wirt, b . wölte , der benæme im sîn eigen wesen und
das ist ein bild 469, 7 ; einez ist in der sêle, von sîn eigen leben 35 ,6 ; dâ biten wir allez got,
dem vliuzet b . und minnen ; daz enbekennet daz er uns selben uns beneme 54,6 ; Der gote
selber niht noch enminnet niht alsô als die daz benæmo, daz er unsminnet, der benæme
krefte der sêle 496 ,3 ; Die meister sprechent, im sîn wesen und sîne gotheit 287,3 ; Allez ,
got der sî ein wesen und ein vernünftic wesen daz mir anegeborn ist, daz enmac mir nieman
und bekenne alliu dinc 497,4 ; Her umbo sô ist genemen , ez ensi denne, daz er mich mir selben
ez nôt, daz der mensche begernde si, daz er beneme 627,6
niht enmüge wizzen noch b . diu werk gotes bonüegen swv. (4 ) 52,5; 466 ,1 ; 568,20 - vnd
498 ,2 ; dâ wolte ich mich selben und bekante doran benůget den vater nit, er ziehe wider
mich selben ze machenne disen menschen in die erstekeit 470 ,3
502,9 ; diz enmac mich niht sælic machen , berc stm . (4 ) 386,6 ; 464,9; 476,3 – dô sich
wan alhie bekenne ich mich créatûre 504,6 ; unser herre verwandelte ûf dem berge 615,2
swer iht bekennet in gote und im deheinen bereit adj. ( 4 ) 297,8 ; 306,11; 399,4 – Swanne
namen anekleibet , daz enist got niht 533,5 ; der lîchame b . ist, sô giuzet got die sêle dar
Daz vihe bekennet in hie und in nû; aber der în 600 , 15
engel bekennet sunder hie und nû 568,29 ; bereiten swv. (10) 114, 2 ; 116 ,3 ; 373,3 ; 439,2;
Swer iht bekennet mit gote , der enbekennet 600,9 – reft. 618,16 – ez bereitet und liutert
got aleine niht. Aber der got aleine bekennet, aleine die sêle 203,4 ; in der diu sêle geliutert
der bekennet mê in gote 570, 8 ; Unser meister wirt und ûfgetragen und bereitet ze götlicher
sprechent: einer bekennet ein in gote und ein schouwunge 367,5
ander bekennet tûsent in gote 570,9 ; die wile bereitet part. adj. ( 1) wan er dar zuo niht b .
diu sêle bewunden ist in dem lîbe, sô enmac si enist 611,5
got niht b . 602,8 ; Dar umbo enbekennet ein berhaft adj. (2 ) 319,3 – Diu sêle , diu got hât,
vleischlich mensche niht geistlîcher dinge,wan diu ist alle zit b . 319,5
er dar zuo niht bereitet enist 611,4 berihten swv. (3 ) daz nider antlütze sihet et
bekennen subst. inf. ( 10 ) 265 ,3 ; 275 ,3 ; 496 , 1; waz her abe und berihtet die sinne 30,2 ; Ez
499,6 – daz er ein wizzen hât mit gotes wiz . ist ein vrâge und ist swære ze berihtenne
zenne und ein würken hât mit gotes würkenne 408 ,3; allez, daz diu redelicheit hâte ze be
und ein b . mit gotes bekennenne 275,2 ; er sol rihtenne 443, 10
ledic sîn alles des bekennennes, daz in im berouben swv . (6 ) 48 ,7; 347,2 599,6 , 9 - Daz
lebende ist 495, 1 ; Nû ist des menschen eigen lieht ist sô kreftic, daz ez niht aleine in im
werk minnen und b . 495 ,7 ; war ane sælicheit beroubet ist zît und stat 347,2
allermeist lige. Etlîche meister hänt gespro beroubet part.adj. (1) Her umbo sô ist ez b .,
chen , daz si lige an bekennenne 495 ,8 ; wir daz ez niht enweiz got in im ze würkenne
sprechen , daz si niht enlige an bekennenne 496,7
noch an minnenne 496,2 ; einez ist in der sêle, berüeren swv. ( 11) 27,11; 28, 1 ; 231,2 , 3 ; 528,3 –
von dem vliuzet b . und minnen 496 ,3 Möhte diu sêle von zît berüeret werden 231,2 ;
810
Wörterverzeichnis
dâ der engel mit sînom nidersten den himel dan got aleine 78,1; Got onbetwinget den
berüeret 243,3 ; wie ein töte sî und wie wênic willen niht, er setzet in in vriheit 78 ,2
ez in allez berüeret, daz in der Werlt ist 365,1 ; betwungen part.adj. ( 1) als ein b. zil, dar un
Dar umbo enmac diu natiurlîche verstant der wir blîben süln 449,2
nisse niemer so edel gesîn , daz si got berüere bevinden stv . ( 4 ) 97,6 ; 506,4 – Daz hât daz
370 ,1; in dem vunken in der sêle, der zît noch ertrîche bevunden in sîner natûre, daz ez dem
stat nie en beruorte 419, 3 himel verre ist und unglich 414 ,1 ; daz er niht
berüerunge stf. ( 1 ) 456 , 3 enwizze noch enbekenne noch enbevinde, daz
beschaffen stv . ( 1) 618,42 got in im lebe 494 ,9
beschehen stv . ( 2 ) 18, 1; 44,2 bevindunge stf. ( 1) daz er sich selben getoetet
beschrîben stv. ( 2 ) 227,3 ; 232,8 haben sol an aller vleischlicher b . 429 ,5
besehen stv. (2 ) 141,1 ; 146,3 bevinstern sw . ( 1) Swer bedenken wil güete
besitzen 8tv. ( 11) 13,7 ; 104,6 ; 203,10 ; 415,9 ; oder wisheit oder gewalt , der bedecket wesen
474 ,6 ; 497,3 ; 636 ,6 - Diu groeste einunge, die und bevinstert ez in dem gedanke 120 ,3
Kristus besezzen håtmit dem vater 13,13; daz bevlecken swv. ( 1) daz nihtes niht in sie ge
in ( = den Himmel) daz ertrîche gevlohen hât vallen enmao, ez onbevlecke die tugent und
und die niderste stat besezzen hât 414,4 ; der wirt ein untugent 361,5
mensche hât die niderste stat besezzen 415,2 ; bewarn swv. ( 1 ) 138,6
dâ er sin eigen wesen inne besitzet 558 ,2 bewegede 8tf. ( 1) alliu diu b ., da wir beweget
besliezen stv. ( 8 ) 34,4 ; 144 ,5 ; 344 ,4 ; 538, 3 ; werden ze minne, dâ beweget uns niht anders
539,46 ; 555 ,4 ; 612 ,8 - got aleine, der einval. wan der heilige geist 42, 1
ticlîche alliu dinc in im beslozzen hât 399,1 bewegen swv. ( 11) 263,6 ; 268,37 ; 388,86 ;
beslozzen part.adj. ( 1) 186,3 454,5 ; 556,2 - alliu diu bewegede, dâu wir be.
bestån stv. (5 ) 96 ,4 ; 378, 7; 420 ,3 – daz holz weget werden ze minne, då boweget uns niht
und mîn ouge bestüenden in einem wesene anders wan der heilige geist 42, 2 ; swaz in goto
416 , 12 ; und daz mac b . 634 ,3 ist, daz beweget in ze geberne 263,4 ; Daz sint
bestân subst. inf. ( 1) daz sie ein b. hån ir ein diu werk , dar zuo dû ûzer dir beweget bist von
an dem andern 595 ,8 vremden sachen 384, 1 ; von dirre unbewege
bestaten swv. (2 ) bestallen 55 ,2 licheit werdent beweget alliu dinc 421,2 ; wan
beste adj. (8 ) 612 ,12 - Daz b. guot, daz got ich bin då ein unbewegelîchiu sache, diu alliu
geleisten mac 180,4 – die (unser) besten mei. dino beweget 505,6
ster: 41,5 ; 176,11; 235,1 ; 340,5 ; 371, 4 ; 456 ,4 bewegunge stf. (5 ) 388,78, 88 - »ganziu ruowe
beste subst.adj. (5 ) 296 ,9 – Gott der thů sein ist vriheit aller b .« 123, 2; der mensche, der
bestes oder sein ergestes darzů 476,5 - allerb .: alsó éin sun ist, der nimet b . und würkunge
470, 7; 540,82 - daz allerboeseste und daz aller und allez , daz er nimet, – daz nimet er allez
beste daz ist allez glîch an dirre kraft 306,7 in sînem eigene 383,1 ; daz dinc lebet, daz b .
beste subst .adj. swm . ( 1 ) 539,49 nimet von sînem eigene 384 ,2
beste adv. (2 ) allerb .: 117, 3 ; 459,6 bewerren stv. ( 1) si .. . versmâhte, daz man sie
besunder adv . ( 2 ) 538 ,5 ; 540 ,88 versmâhte, alsô daz si sich då mite niht
betehûs stn . ( 1) 594 ,5 enbewar 147,5
beten swv. (5 ) 54 ,4 ; 154,7 ; 227,6 ; 297,4 – Sant bewinden stv. (3 ) 602,9 - Als der sunnen schîn ,
Augustinus betete maniger hande gebet 365,3 der sich niht enwirfet ûf daz ertrîche, er
betoren swv. (1) daz sie sich alsô schiere lêzent enwerde bewunden in dem lufte 135 ,2 – refl.
genüegen und lâzent sich b . 83,6 Got bewindet und bedecket sich in dem enge.
betriegen stv . ( 1) 79,4 lischen liehte 116 ,6
betrüeben sw . (8 ) 47,4; 307,5 ; 440,5 ; 441,3; bewîsen swv. ( 13 ) 400, 3 ; 435 , 17 ; 438 ,8 ; 448 ,2 ;
588,2 – Unser meister vrâgent, ob die engel 490 , 2 ; 600, 1 - das man gott mitt gleichnuß
betrüebet werden , sô der mensche sünde tuot můß b . 470, 2 ; daz dîn sun dich klar bewise
223,1 - refl. 223,3 ; 476,8 569,8 - anzeigen sîne nôtdurft bewîsete er
betrüepnisse stn . (3) 440,4, 9 ; 443,3 mit zeichen der vinger 189,13 – ausweisen
betwingen stv . ( 2 ) Nû sprechent die meister, 235,8 ; 236,1 - bekunden diz bowîsent alle
daz der wille alsô vrî sî, daz in nieman b. mac creatûren, daz sie ûzgevlozzen sint und ge
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Wörterverzeichnis
vlozzen sint von götlîcher natûre 395,6 - sêle tritet in daz b ., dâ niht vremdes enist dan
zeigen dô sich unser herre verwandelte ûf dem daz b .,mit dem ez ein b . ist 341, 1 ; Swenne diu
berge und bewîsete in ein glîchnisse der klar. sêle kumet in daz b . und sich vindet in dem
heit 615 , 3 b . aleine, in dem b . vindet si got 341,4 ; daz si
bowîsunge stf. ( 1) ein b . lûterer dêmüeticheit worden ist daz götlîche b ., daz dâu b . ist des
550,4 vaters 381, 2 ; das b . der gotheit ist gedruket
bewunden part.adj. (3) 116 ,6 ; 603,2 – die wile in die sele 456 , 10 ; 458 ,5 – Got hette das b .
diu sêle b . ist in dem lîbe, sô enmac si got gedrvket in die sele 458,7 – Christus als B . des
nihtbekennen 602,7 Vaters 380,4 ; 387,59 – er ist ein volkommen
bezaln swv. ( 4) 17,5, 6 , 7, 8 gleichnuß vnnd ein volkommens b . des vatters
bezeichenen swv. ( 3) 594 ,4 – die stîge des hûses 469,6 - Christus als Vorbild der menschlichen
bezeichent die krefte der sêle 132,4 ; Disiu Natur 380,4 ; 387,60 – daz alliu diu werk und
'stat' bezeichent eine iegliche geistlîche sêle diu lêre der menscheit gotes sîn ein b . und ein
594 ,8 figûre unsers heiligen lebens 549,2 ; sol diu
bezzer adj. (13) 9,6 ; 46,3 ; 99,2; 124,6 ; 286,2 ; sêle volgen und sich ordenen nach dem b .,
296,1 ; 325,6 ; 364,1; 403,4 ; 448,9 ; 475,14 ; daz 'er underhuop sîniu ougen ' 553, 1; ein b .
553,5 ; 557,8 und ein zeichen êwiges lebens 565 ,5 – Urbild ,
bezzer subst.adj.( 3 ) 490,8 - siwil etwaz edelers, Idee Alsố hạt got twicliche alliu b. an im
etwaz bezzers dan got, als er namen hât 31,7 ; 600, 13 - Eindruck, Vorstellung 203,3 ; 347,3 ;
daz si niht bezzers enbekennet dan sich und 454 , 13 ; 600 , 14 - dâ nie b . îngeliuhtete , in
got 44,3 dem innigesten und in dem hæhsten der sêle
bezzern swv. ( 4 ) 139, 3 ; 155 , 1 ; 431,5 - swaz der schepfet got alle dise werlt 96,1; daz dû noch
guote mensche sihet, des wirt er gebezzert umbe zît noch umbe créatûren noch umbe b .
138 ,6 niht enwizzest 100 , 2 ; er enweste noch umbe
bieten stv . ( 8) 432, 1, 4 ; 468,2; 612,12,14 ; zît noch umbe b . 100 ,4 ; dâ diz verstantnisse
618,17 – ich bütte allen den leib darzů , das b . nimet von lîplîchen dingen 202,3 ; vnd ent.
ich disen leib behůte 473, 2 ; daz got sîn himel. halte dasb . vfmitmimegegenwertigen inflysse
rîche biutet veile 611, 7 459, 1; Disemenschen heizentheilic von den ûz
bilde stn . (84 ) 136,3; 192,5 ; 340,6 ; 341,1; wendigen bilden 489,6 – Bildung 65 ,5 – Sô
458,7 – ein b ., als ez ein b. ist, des ez ein b. ist, daz kint enpfangen wirt in der muoter libe,
daz enkan nioman gesundern 329,2 ; ein b ., dâ hât ez b . und formeund geschepfede 65, 1 -
daz in einem steine ist oder an einer want Individualzüge 380,2, 4 ; 387,58 – Daz ewige
340 ,5 ; alles, das da bekant wirt oder geboren wort. . .nam an sich eine vrîe, ungeteilte
wirt, das ist ein b . 469, 8 - Gottes B . 64, 1 ; menschliche natûre, diu dâ blóz was sunder
136,1 ; 277,1, 4 ; 349,3; 381,2 ; 388,63; 456,12, b .; wan diu einvaltige forme der menscheit
13 ; 472, 4 - Got ist gebildet nâch im selben und diu ist sunder b . 380, 1
hâtsîn b. von im selben 135 ,7 ; s lle der vatter bilden swv. ( 11) 268, 16 , 17, 24 ; 600, 10 - dâ von
seinen eingebornen sun geberen , so muß er wirt si gebildet nâch gote 135,6 ; Got ist ge
geberen sein b . bleibende in im selber in dem bildet nâch im selben und hat sîn bilde von im
grund 469, 9 - Gottes B . in der Seele 136 .6 : selben 135 ,7 ; daz wort . . ., ê ez gebildet wirt
276 ,4 , 5, 8 ; 277, 4 ,7, 8 ; 296 ,5 ; 307,3 ; 329,1, 6 ; in mînem gedanke 229,2; enbilde kein
330 , 2 ; 341, 2 , 3, 5 , 8 ; 344, 1 ; 458, 8 ; 472,3 - warumbe in dich 254,2 ; Jâ , und bildest dû
Swenne in diu sêle rüeret mit rehter bekant. got in dich 254, 3 ; ein zimberman , der ein
nisse, sô ist si im glîch an dem b . 136 ,2 ; ein hûs machet, der hât ez ê in im gebildet 397 ,3 ;
zein und ein îngedrücket b . götlîcher natûre sô giuzet got die sêle dar în und bildet sie
211,3; Swenne der mensche entblæzet und nâch dem lichamen 601, 1
entdecket daz götlîche b ., daz got in im natiur. billich adj. (4 ) 432,2 , 3, 4 ; 470,1
lich geschaffen hât, sô wirt gotes b . in im of billîche adv. (1) 387,43
fenbære 275 ,5 ; alsô ist diu einicheit des binden stv. ( 1) swer sînen willen genzliche
menschen und gotes ze nemenne nâch gibet gote, der væhet got und bindet got 8,10
glîcheit des bildes 277,6 ; Swenne diu sêle dar bir stf. ( 1) Sant Augustinus sprichet : die birn
inne lebet, dâ si gotes b . ist 329,3 ; Swenne diu wâren mir süezer, die ich verstal 144,4
812
Wörterverzeichnis
bischof stm . (1 ) 488,3 469,9 ; daz ist sein form bleybend in im selber
biten stv . (56 ) 6,3 ; 7,4 ; 8,1 ; 12,2 ; 16 ,4 ; 17,1 ; 469,10 ; daz êwic wesen , daz er ist gewesen
25,7 ; 26, 2; 35 ,3, 4 ; 46, 9, 10 ; 47,2, 4 ; 54,5 ; und daz er nû ist und daz er iemer b . sol501,5 ;
73,4 ; 138 ,7 ; 151,5 ; 193 ,2 ; 297,5 , 7 ; 309 ,6 ; dô bleip Paulus, daz er was 502,3; sô ich ez
330,4 ; 351,5 ; 409,8 ; 432,2 ; 487,5 ; 488,7; joch gedenke, sô offenbâret ez mîn wort und
493,8 ; 502,6 ; 533,6 ; 534,5 , 6 ; 540,58, 65 ; blîbet doch inne 530 ,2 ; Alsô sprichet der vater
558,4 ; 564 ,6, 8,11; 566,7, 8 ; 567,1 ; 569,8 ; den sun ungesprochen und blîbet doch in im
570, 1; 590,3 ; 615,3 ; 625 ,1, 3, 4, 5 ; 626 , 1 530,3 ; aber wille der blibet ûze und haftet an
bitter adj. (4 ) 618, 13 – den bittern tôt 444,1 ; der güete 636 ,1
daz ir vor süezlich was, daz ir daz b . werde blîben subst. inf. (3) 615,4 - Got hat einen ent
589,11; lîplîchiu dinc : den ( = den verweltlich halt , ein b . in sînem wesene 343,9 ; got hette
ten Menschen ) sint sie gar süeze ze habenne das bilde gedrýket in die sele in eimeblibende,
und swære und b . ze lâzenne 611, 1 als ein in ire blibender gedanch 458,9
bitterkeit stf. (5 ) 26 , 1 – und wölte in êwiger blíbende part.adj. ( 1) als ein in ire blibender
pîne und b . iemermê sîn 10,9 ; alsô balde sô gedanch 458,9
creatûre crêatûre ist, sô treget si inne b . 25 ,8 ; blîchen subst. inf. ( 1) aufblitzen als då ein spân
wan daz niht, daz dâ machet underscheit, daz abevellet von einem balken , den man hou
enist niht anders wan b . 48,5 ; aller der geist wet -, ein b . 243,3
lîche hunger und b. 446,1 blicken swv . ( 1) Die wîle in die sêle iht b . mac
biuteln swv. ( 2 ) Diu varwe, diu an der want dehein underscheit von deheinen geschaffenen
ist, sol diu getragen werden in mîn ouge, sô dingen 88 , 3
muoz si gebiutelt werden . . .in dem lufte und blik stn . ( 3) 239,4 - Blitz Den andern erschînet
in dem liehte und alsô geistlîche getragen wênic liehtes als ein b . von einem swerte, der
werden in mîn ouge 366,6 ; Alsô muoz diu sêle ez würket 603,6 ; als einen grôzen b ., der lieht
gebiutelt werden in dem liehte und in der ist und aber vinster 604, 1
gnade, diu got schouwen sol 366 ,7 blikschộz stm . ( 1 ) Blitz 173,7
bîwonunge stf. ( 1) Michel græzer genüegunge blintheit stf. (1) 61,8
suln wir haben an der b . 615 ,2 blitze swm . (2 ) 259, 1; 268,40
bîzen stv. ( 1) 612, 13 blôz adj. (40 ) 43,6 ; 44,3; 45,7, 11; 46,5 ; 104,5 ;
bleich adj. ( 2 ) 540,80 – als dâu ein mensche rôt 203,4 ; 274 ,3 ; 277,4 ; 348,1; 363,6 ; 364,1 ;
wirt von schame und b ., daz ist im ein zuoval 380,1 ; 382,10 ; 388,77 ; 418 ,3 ; 420,1; 466 ,4 ;
und vergât im 85,3 473,7; 550,1; 553,8 ; 561,3; 571,12 - minne
bletelîn stn . ( 1) die kranckenatur,das si ausser diu ist alsô lûter, alsô b ., alsô abegescheiden
einem b . machenn mag eynen menschenn in ir selber 41,4 ; Diu êrste meinunge dîner
475 ,11 minne sol b . sîn an got 104,1 ; ûf einem blôzen ,
blîben stv. (75 ) 40,7; 41,2 ; 45,4 ; 55 ,3 ; 58,7, 8 ; lûtern , einvaltigen wesene 107,2 ; Mit disen
59,3 ; 60,5, 6, 8, 9 ; 68 ,4 ; 69,3 ; 73,4 ; 85,2, 4 ; engeln nimet vernünfticheit got in sînem
86 ,1 ; 101,2 ; 123,5 ; 145 ,6 ; 199,1 ; 222,3 ; 253,2 ; kleithûse, b ., als er ist ein âne underscheit
272,1, 3; 274 , 1,6, 7 ; 294,8, 9 ; 342,3 ; 343,3 ; 217,5 ; Daz vünkelîn der vernünfticheit, b . in
416,8 ; 433,2 ; 438 ,4 ; 443,11; 449,4 ; 450,3 ; gote genomen 219,3 ; nim dich b . in wesene
456,3; 460,6 ; 473,9; 503,4 ; 505,1, 8; 531,3 ; 266 , 2 ; nemet in b , in dem kleithûse , da er ent
539, 16 , 17, 30 ; 553 ,8 ; 556 ,5 ; 561,6 ; 567, 10 ; decket und b . in im ist 274 ,5 ; daz der vater
579, 3 , 4 , 5 ; 589, 11 ; 602 ,3 ; 626 ,7 - In dém tage daz bilde b . entdecket und in im liuhtende ist
blîbet morgen und mittac und abent mit ein 276 ,5 ; daz got b . nâch der wesunge ist 277,1 ;
ander ein und envellet niht abe 198,9; und diu diu oberste kraft der sêle , in der got b . liuhtet
sêle blîbet in dem liehte gotes und in einer 280,2 ;mit sîner blôzer götlîcher natûre 308,7 ;
stille der lûtern ruowe, daz ist der åbent 199 ,4 ; daz blôze wesen , dem niht zuogeleget enist
Cherubîn die bekennent got und blîbent dar 348,3 ; Enwære kein mittel an der sêle , si sæhe
ane 217,3 ; daz dâ nihtes niht enblîbet dan ein got b . 367,3 ; die natur, die do so b . ist in ir
einic , ist' 372,6 ; als ein betwungen zil, dar selber 475 ,2 ; in daz lûter, blóze angesihte
under wir b . süln 449,2 ; so můs er geberen gotes 557,5
sein bild bleibende in im selber in dem grund blôz adv. (3 ) 181,4 – daz der himel b . von goto
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Wörterverzeichnis
vlozzen sint von götlicher natûre 395 ,6 - sêle tritet in daz b ., dâu niht vremdes enist dan
zeigen dô sich unser herre verwandelte ûf dem daz b ., mit dem ez ein b . ist 341, 1 ; Swenne diu
berge und bewisete in ein glîchnisse der klâr sêle kumet in daz b . und sich vindet in dem
heit 615 ,3 b . aleine, in dem b . vindet si got 341,4 ; daz si
bewîsunge stf. ( 1) ein b. lûterer dêmüeticheit worden ist daz götlîche b., daz da b . ist des
550 , 4 vaters 381,2 ; das b . der gotheit ist gedruket
bewunden part.adj. (3 ) 116 ,6 ; 603,2 – die wîle in die sele 456 ,10 ; 458,5 – Got hette das b .
diu sêle b . ist in dem lîbe, sô enmac si got gedrvket in die sele 458,7 - Christusals B . des
niht bekennen 602,7 Vaters 380,4 ; 387,59 - er ist ein volkommen
bezaln swv. ( 4 ) 17,5 , 6 , 7, 8 gleichnuß vnnd ein volkommens b . des vatters
bezeichenen swv. (3 ) 594,4 - die stîge des hûses 469,6 – Christus als Vorbild der menschlichen
bezeichent die krefte der sêle 132,4 ; Disiu Natur 380,4 ; 387,60 – daz alliu diu werk und
' stat' bezeichent eine ieglîche geistlîche sêle diu lêre der menscheit gotes sîn ein b . und ein
594 ,8 figûre unsers heiligen lebens 549,2 ; sol diu
bezzer adj. (13) 9,6 ; 46,3; 99,2 ; 124,6 ; 286,2; sêle volgen und sich ordenen nach dem b .,
296 , 1; 325 ,6 ; 364,1; 403,4 ; 448,9 ; 475, 14 ; daz 'er underhuop sîniu ougen ' 553,1 ; ein b.
553,5 ; 557,8 und ein zeichen êwiges lebens 565,5 – Urbild ,
bezzer subst.adj.<3 ) 490,8 - siwil etwaz edelers, Idee Algô hat got âwicliche alliu b. an im
etwaz bezzers dan got, als er namen hât 31, 7 ; 600 ,13 – Eindruck , Vorstellung 203,3; 347,3 ;
daz si niht bezzers enbekennet dan sich und 454, 13 ; 600,14 - dâ nie b . îngeliuhtete, in
got 44,3 dem innigesten und in dem hæhsten der sêle
bezzern swv. ( 4 ) 139 , 3 ; 155 , 1 ; 431, 5 - Swaz der schepfet got alle dise werlt 96 ,1; daz dû noch
guote mensche sihet, des wirt er gebezzert umbe zît noch umbe créatûren noch umbe b .
138,6 niht enwizzest 100,2 ; er enweste noch umbe
bieten stv. ( 8 ) 432, 1, 4 ; 468 ,2 ; 612,12, 14 ; zît noch umbe b . 100,4 ; dâ diz verstantnisse
618, 17 – ich bütte allen den leib darzů , das b . nimet von lîplîchen dingen 202,3 ; vnd ent
ich disen leib behůte 473,2; daz got sîn himel halte das b . vfmit mimegegenwertigen inflysse
rîche biutet veile 611, 7 459,1; Disemenschen heizentheilic von den ûz
bilde stn . (84) 136 ,3; 192,5 ; 340,6 ; 341,1; wendigen bilden 489,6 – Bildung 65 ,5 – Số
458,7 – ein b ., als ez ein b. ist , des ez ein b. ist , daz kint enpfangen wirt in der muoter lîbe,
daz enkan nioman gesundern 329 , 2 ; ein b ., dâ hât ez b . und formeund geschepfede 65 ,1 -
daz in einem steine ist oder an einer want Individualzüge 380,2 , 4 ; 387,58 – Daz êwige
340,5 ; alles, das da bekant wirt oder geboren wort . . .nam an sich eine vrîe, ungeteilte
wirt, das ist ein b . 469,8 - Gottes B . 64 ,1 ; menschliche natûre, diu dâ blóz was sunder
136,1; 277,1, 4 ; 349,3; 381,2 ; 388,63; 456,12, b . ; wan diu einvaltige forme der menscheit
13;472 ,4 - Got ist gebildet nâch im selben und diu ist sunder b . 380 , 1
hât sîn b . von im selben 135,7 ; solle der vatter bilden swv. ( 11) 268, 16, 17, 24 ; 600, 10 - dâ von
seinen eingebornen sun geberen , so muß er wirt si gebildet nâch gote 135 ,6 ; Got ist ge
geberen sein b. bleibende in im selber in dem bildet nâch im selben und hat sîn bilde von im
grund 469,9 – Gottes B . in der Seele 136 ,6 ; selben 135 ,7 ; daz wort. . ., ê ez gebildet wirt
276,4, 5 , 8 ; 277, 4, 7, 8 ; 296 ,5 ; 307,3 ; 329,1, 6 ; in mînem gedanke 229,2; enbilde kein
330,2 ; 341,2, 3, 5 , 8 ; 344,1 ; 458,8 ; 472,3 - warumbe in dich 254 ,2 ; Jâ , und bildest dû
Swenne in diu sêle rüeret mit rehter bekant got in dich 254 , 3 ; ein zimberman , der ein
nisse , sô ist si im glîch an dem b . 136 , 2 ; ein hûs machet, der hât ez ê in im gebildet 397,3;
zein und ein îngedrücket b . götlîcher natûre sô giuzet got die sêle dar în und bildet sie
211,3; Swenne der mensche entblæzet und nach dem lichamen 601, 1
entdecket daz götlîche b ., daz got in im natiur billich adj. (4 ) 432, 2, 3, 4 ; 470,1
lich geschaffen hât, sô wirt gotes b . in im of billîche adv. ( 1) 387,43
fenbære 275,5 ; also ist diu einicheit des binden stv . ( 1) swer sînen willen genzliche
menschen und gotes ze nemenne nach gibet gote, der væhet got und bindet got 8,10
glicheit des bildes 277,6 ; Swenne diu sêle dar bir stf. ( 1) Sant Augustînus sprichet: die birn
inne lebet, dâ si gotes b . ist 329,3 ; Swenne diu wâren mir süezer, die ich verstal 144,4
812
Wörterverzeichnis
bischof stm . ( 1) 488,3 469,9 ; daz ist sein form bloybend in im selber
biten stv. (56 ) 6,3 ; 7,4 ; 8,1; 12,2 ; 16 ,4 ; 17,1; 469,10; daz êwic wesen , daz er ist gewesen
25 ,7 ; 26 ,2 ; 35,3, 4 ; 46 ,9, 10 ; 47,2, 4 ; 54 ,5 ; und daz er nû ist und daz er iemer b . sol501,5 ;
73,4 ; 138,7 ; 151,5 ; 193,2 ; 297,5 , 7; 309,6 ; dô bleip Paulus, daz er was 502 ,3 ; số ich ez
330,4 ; 351,5 ; 409, 8 ; 432,2 ; 487, 5 ; 488 , 7 ; joch gedenke, sô offenbâret ez mîn wort und
493 ,8 ; 502,6 ; 533 ,6 ; 534 ,5 , 6 ; 540,58, 65 ; blîbet doch inne 530,2 ; Alsô sprichet der vater
558,4 ; 564 ,6, 8, 11 ; 566 ,7, 8 ; 567,1; 569,8 ; den sun ungesprochen und blîbet doch in im
570,1 ; 590,3 ; 615 ,3 ; 625,1, 3, 4 , 5 ; 626 ,1 530,3 ; aber wille der blîbet ûze und haftet an
bitter adj. (4 ) 618 ,13 – den bittern tôt 444 ,1; der güete 636 , 1
daz ir vor süezlich was, daz ir daz b . werde blîben subst. inf. ( 3) 615,4 - Got hât einen ent
589,11 ; lîplîchiu dinc : den ( = den verweltlich halt , ein b . in sînem wesene 343, 9 ; got hette
ten Menschen ) sint sie gar süeze ze habenne das bilde gedrýket in die sele in eimeblibende,
und swære und b . ze lâzenne 611, 1 als ein in ire blibender gedanch 458 , 9
bitterkeit stf . (5 ) 26 , 1 – und wölte in ewiger blîbende part.adj. ( 1) als ein in ire blibender
pîne und b . iemermê sîn 10,9; alsô balde sô gedanch 458,9
créatûre crêatûre ist, sô treget si inne b . 25 ,8 ; blîchen subst. inf. ( 1) aufblitzen als då ein spân
wan daz niht, daz dâ machet underscheit, daz abevellet von einem balken , den man hou
enist niht anders wan b . 48,5 ; aller der geist wet -, ein b . 243,3
lîche hunger und b . 446,1 blicken swv. ( 1) Die wîle in die sêle iht b.mac
biuteln swv. (2 ) Diu varwe, diu an der want dehein underscheit von deheinen geschaffenen
ist, sol diu getragen werden in mîn ouge, sô dingen 88, 3
muoz si gebiutelt werden . . .in dem lufte und blik stn . (3 ) 239,4 - Blitz Den andern erschỉnet
in dem liehte und alsô geistlîche getragen wênic liehtes als ein b . von einem swerte , der
werden in mîn ouge 366,6 ; Alsô muoz diu sêle ez würket 603,6 ; als einen grôzen b ., der lieht
gebiutelt werden in dem liehte und in der ist und aber vinster 604 , 1
gnâde, diu got schouwen sol 366 ,7 blikschôz stm . ( 1) Blitz 173,7
bîwonunge stf. ( 1) Michel grozer genüegunge blintheit stf. ( 1) 61,8
suln wir haben an der b . 615,2 blitze swm . (2 ) 259, 1; 268,40
bîzen stv. ( 1) 612,13 blôz adj. (40 ) 43,6 ; 44,3 ; 45,7, 11 ; 46,5 ; 104,5 ;
bleich adj. ( 2) 540,80 – als då ein mensche rôt 203,4; 274,3 ; 277,4 ; 348,1; 363,6; 364,1;
wirt von schame und b ., daz ist im ein zuoval 380,1 ; 382,10 ; 388,77 ; 418,3 ; 420,1 ; 466,4 ;
und vergât im 85,3 473,7 ; 550,1 ; 553,8 ; 561,3 ; 571,12 – minne
bletelîn stn . ( 1 ) die krancke natur, das siausser diu ist alsô lûter, alsô b., alsô abegescheiden
einem b . machenn mag eynen menschenn in ir selber 41,4 ; Diu êrste meinunge dîner
475, 11 minne solb . sîn an got 104 , 1 ; ûf einem blôzen ,
blîben stv . (75 ) 40,7 ; 41,2 ; 45,4 ; 55,3 ; 58 ,7, 8 ; lûtern , einvaltigen wesene 107,2 ; Mit disen
59,3 ; 60,5 , 6 , 8, 9; 68,4 ; 69,3; 73,4 ; 85,2, 4 ; engeln nimet vernünfticheit got in sînem
86 , 1 ; 101, 2 ; 123,5 ; 145 ,6 ; 199, 1 ; 222,3 ; 253, 2 ; kleithûse, b ., als er ist ein âne underscheit
272,1, 3 ; 274 , 1,6, 7; 294,8, 9 ; 342,3; 343,3 ; 217,5 ; Daz vünkelîn der vernünfticheit, b . in
416,8 ; 433,2 ; 438,4 ; 443,11 ; 449,4 ; 450,3 ; gote genomen 219, 3 ; nim dich b . in wesene
456 ,3; 460 ,6 ; 473,9 ; 503,4 ; 505 ,1, 8 ; 531,3 ; 266,2 ; nemet in b . in dem kleithûse, dâ er ent
539,16, 17, 30 ; 553,8 ; 556,5 ; 561,6 ; 567,10 ; decket und b . in im ist 274 ,5 ; daz der vater
579, 3 , 4 , 5 ; 589,11 ; 602, 3 ; 626 , 7 - In dém tage daz bilde b . entdecket und in im liuhtende ist
blîbet morgen und mittac und âbent mit ein . 276,5 ; daz got b . nach der wesunge ist 277,1;
ander ein und envellet niht abe 198 ,9 ; und diu diu oberste kraft der sêle, in der got b . liuhtet
sêle blîbet in dem liehte gotes und in einer 280, 2 ; mit sîner blôzer götlîcher natûre 308,7 ;
stille der lûtern ruowe, daz ist der âbent 199,4 ; daz blôze wesen , dem niht zuogeleget enist
Cherubîn die bekennent got und blibent dar 348 ,3 ; Enwære kein mittel an der sêle, si sæhe
ano 217 ,3 ; daz dâ nihtes niht enblîbet dan ein got b . 367,3 ; die natur, die do so b . ist in ir
einic ,ist' 372,6 ; als ein betwungen zil, dar selber 475,2 ; in daz lûter, blôze angesihte
under wir b . süln 449,2 ; so můs er geberen gotes 557,5
sein bild bleibende in im selber in dem grund blóz adv. (3 ) 181,4 – daz der himel b . von gote
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enpfâhe 181,2 ; als sich der menschemit minne die sêle 568,6 – refl. 121,2 ; 199,2 – Diu sêle
ze gote b . vüegende ist 278,5 muoz mit aller maht sich b . in ir lieht 121, 1
blözheit stf. (2 ) in einvalticheit und in b . des breit adj. (3 ) der engel .. .der ein lûter wesen
wesens 266 ,1 ; wie wir treten süln in unsern hât, daz lûter und b . ist 66,4 ; daz der breite,
gruntrehter dêmüeticheit und rehter b . 565 ,11 wîte himel niht enbehalte als b . als einer
blüejen swv. ( 2 ) 191,2 ; 243,4 nådel spitze 414,6
bluome swm . ( 3) 606,1, 2 - Minne der tu breite stf. ( 3 ) in die wite und in die b . 165,2 ;
gende ist ein b . und ein gezierde und ein b . âne b . 232,6
muoter aller tugende 60 , 2 breiten swv. (4 ) 7,2 ; 135,2 ; 568,23 - alsô suln
bluot stn . ( 1 ) 360, 3 wir hütten und lengen und b ., daz got vil in
bodem stm . ( 1) 81,6 uns gewürken müge 568 ,28
bose adj. (8 ) 32,6 ; 138,6 ; 290,11 ; 325 ,5 ;475,8 ; brennen swv. (5 ) 244,3 ; 342,2; 599,4 - diu hitze
605 ,3 ; 634,1 – schlicht in einem besen kleide ist in der nature des viures, dâ enbrennet si
290, 10 niht 244 ,4 ; daz viur, swie kreftic ez sî, ez en
bose subst.adj. (2 ) Tôrehte liute nement daz gebrante niemer, enhoffete ez niht einer ge
b . vür guot und daz guote vür b . 325 ,4 ; - burt 341,12
allerboseste : Ein kraft ist in der sêle, der sint bringen an .v . ( 17) 40,7 ; 55, 3 ; 58,6 , 7 ; 93,4 ;
alliu dinc glîche süeze; jâ , daz allerboeseste 97, 4 ; 213, 1; 278 ,8, 9 ; 317,4 ; 363,4 ; 433,3 ;
und daz allerbeste daz ist allez glîch an dirre 438 ,4 , 5 ; 505,2; 626 ,6 - daz sîne daz ist ir .
kraft 306 ,6 Wan er sie ûz dem irm brâht hât 408, 7
bosche swm . ( 1) 580 ,5 brinnen stv. (3 ) 30,7 ; 436 ,5 , 6
bot stn . (1 ) Gebot 618,42 brinnende part.adj. (1 ) als ein brinnender
bote swm . (3) 137,4 - Den namen 'Gabriel' den brant 30,6
nam er von dem werke, des er ein b . was briutegome swm . ( 1 ) 386, 12
237,6 ; Ein ,engel' sprichet als vil als ein ,b. brôt stn . ( 9) 132,2 ; 141, 4 ; 147,8 ; 189,10 ; 474,3 ;
und ein ,b .' als vil als ,der dâ gesant isté 584 ,1 475 , 10 ; 625 ,2 - das diß b . auff disem altar ge
boum stm . ( 8 ) 255,3 ; 402,2; 568, 16 , 20 – Ein wandelt moge werdenn 475,6 ; das er auß
b ., der vruht treget, der bringet sîne vruht vür eynem brott moge machenn seyn leychnam
52,5 ; Der mir die vruht gibet , der engibet 475 ,12
mir niht den b . Aber dermir den b . gibet und brunne swm . ( 7) 243,5, 6 , 8 ; 244,1; 317, 4 -
die wurzel und die vruht 52,7 ; als die wurzeln wan diu gnâde vliuzet ûz dem götlîchen brun
den b . entgiezent 395, 1 nen 152,5
bôzen swv. ( 1) Swenne der igel pruofte,wêsich bruoder stm . ( 3) 386, 13; 628,8 - Dô sprach ein
der winthine kérte, dâ bôzte er sînehût 139,6 b . 534,1
brâdem stm . (4 ) Dunst 568,5 – daz er unge brust stf. (3 ) 427,3, 5 ; 428,2
sihticlîche einen b . und eine kraft von im buoch stn . ( 14 ) 232,2 - Ich schreip einest in mîn
læzet 567,9 ; der götlîche b .: der ziuhet die b . 62, 3; aleine då grôziu b . von geschriben sin
sêle in sich 568, 1; Daz kumet von dem 237,3 ; in dem buoche der tougene 634 ,4 - d .
brâdemeoder von dem toume des wînes 568,4 lebende b .: tilgemich ab dem lebenden buoche
brant stm . (6 ) 30,7 ; 119,8 ; 121, 1 - als ein 7,3; 12,3 – b . der wîsheit: 86 ,2 ; 105,4 ; 286,1;
brinnender b ., der alle zît brinnet, und der b . 548 ,6 ; 565, 1 - der minne b .: 100,5 ; 604 ,8 ;
enist niht anders dan der heilige geist 30, 6 ; 605, 5
Der b . der minne klebet in dem willen 168 ,4 ; buochstabe swm . (2 ) 540,53, 54
Seraphîn daz ist der b . 217, 3
brechen stv . ( 10 ) 582,13 ; 616,4 - Von götlîcher dâ adv. (13) 11,3, 4; 31,5 ; 32,3 ; 47,7 ; 48, 1, 6;
mügentheit brichet ûz diu wisheit , und ûz in 81,4 ; 86,4, 6, 8; 87,2 4. 6.
beiden brichet diu minne 119,7 ; wiltu den dank stm . ( 1) 431,6
kernen haben , so můstu die schalen b .473,7 – dankbære adj. (3 ) 169,2, 4 ; 386 ,7
intr . 568,6 - Verstantnisse brichet ze dem dankbærlîche adv. ( 2) 160, 3 ; 169, 1
êrsten ûz vernünfticheit 219,9 ; Als der brâdem danken swv. (2 ) 138 ,6 ; 387,44
des wînes brichet in daz vezzelîn des wazzers, danne adv. (32) 7,5, 11; 9,6 ; 59, 11; 65 ,2 ; 81,5 ;
in alle ( r dirre ) wîse brichet gotes kraft in 100,4; 104,5; 120,4 ; 123,4 ; 125,1; 155,3;
814
Wörterverzeichnis
187,9 , 10 ; 198,4, 5 ; 200,1; 230,5 ; 238, 11 ; 173 ,2, 4 ; 174 ,5 ; 176 ,5 , 6 , 7, 8 , 9; 177,1 ; 179,4 ;
255 ,3, 4 ; 278 ,4 ; 306 ,8 ; 343,5 ; 385,5 ; 473, 1; 189,8 , 11 ; 190, 1 ; 193, 3 ; 200,5 ; 201, 11; 203,7 ;
475,2 ; 539,7 ; 564,10 ; 625 ,4 ; 629,2, 4 220 ,3 ; 221, 1 ; 222, 1, 2 ; 223,2 , 5 ; 231, 10 ; 232 ,6 ;
dannen adv. ( 4 ) 53,2 ; 555 ,2 ; 576, 1 235 ,4 ; 238,4 ; 239,7 ; 259,5 ; 266 ,2 ; 267, 13 ;
dannoch adv. ( 8 ) 13,1 ; 75 ,3 ; 79,10 ; 235,5 ; 268,20 ,22, 54 ; 272,6, 7; 273,5 ; 274 ,7; 279,2 ;
306 ,4 ; 470 ,2 ; 472,5 ; 538,2 280,3,4 , 6, 7; 290,9; 296,12 ; 297,8; 305 ,11;
dar adv. (5 ) 13,6 ; 141,4 ; 142,4 ; 387,53; 555 ,1 306 ,2, 3, 5 , 6 ; 307,4, 5 ; 308,2; 339,2, 3;
daz pron . (7) diz oder d .: 406 ,2, 3 – ûf diz und 350,5 ; 364,3 ; 371,7 ; 372,3 ; 382,9; 387,26 ;
ûf d .: 295 ,7 – weder (niht) diz noch d .: 470,2 ; 388 ,76 , 78 , 88 ; 398 , 3 ; 399, 1 ; 401,3 ; 402 ,3 ;
471,6 ; 475,3 ; 497,5 408 ,5 ; 413, 2 ; 421,2 ; 434 ,2 ; 435 , 11 ; 437 ,2, 4 , 6 ;
decke stj. ( 1) diz selbe lieht nimet got sunder 438, 2 ; 454,6 , 8 , 18 ; 455 ,3 ; 460 , 4 ; 470, 7 ;
mittel und sunder d . und blôz 418 ,3 471,4 , 5 , 6 ; 474, 1 , 8 , 9 , 13 ; 475 ,9 , 13 ; 488, 4 ;
dêmüetic adj. ( 10 ) 346,4; 448,6, 8, 9, 13; 451,2; 490,3 ; 492,6 , 7; 497,4 , 5, 6, 7; 499,6 ; 500,1 ;
465,5 – wäre ieman dômüetiger und minner 504,1 , 5 ; 524,60, 63, 64 ; 528,6 ; 532,1 ; 535,1 ;
dan johannes 450,4 ; dâ von würket (sich ) got 538,5; 539,33, 34 ; 540,68 ; 541,98, 100 ;
allermeist in einem dêmüetigen herzen 565 ,9 560,3, 4, 6, 7 ; 567,5 ; 570,17; 589,9;
dêmüeticheit stf. (14 ) 448,4 , 12; 450,5 ; 551,2 ; 594,4 ; 595 ,5 ; 599,4 ; 602,3; 605, 10 ;
552,5 ; 581, 4 - 'Homo', 'der mensche', meinet 610,5 , 8, 10 ; 611,3, 7 ; 612, 16 ; 615, 12 ; 616 ,6 ;
als vil als der von der erde ist' und meinet 617,9 ; 618,11, 14, 18, 23, 27, 29, 39, 44 ; 623,6 ,
,d .' 345 , 7 ; Der alsus ein wäre und sich ver 8 ; 624 , 3 ; 626 , 8 ; 628 , 7 ; 630,6 ; 636, 3 – wan er
würfe in den grunt der d . 347,5 ; rehtiu d. der hât sich selben gelâzen und alliu d . 60 , 11 ; Got
natûre 450 ,8 ; D . des geistes 450,9 ; ein be der gibet allen dingen glîch 63,8 ; der sich sel
wîsunge lûterer d . 550,4 ; in dem grunde der ben und alliu d . gelâzen hât 80 ,1; daz ein d .
d . 553,7 in einer gewârer verworfener d . under üzvliuzet und doch inneblibet 94 , 1 ; Got ist
alle crêatüren 564,9 ; wie wir treten süln in in allen dingen . Ie mê er ist in den dingen , ie
unsern grunt rehter d . 565 , 11 mê er ist ûz den dingen : ie mê inne, ie mê ûze
dêmüeticlîche(n ) adv. ( 1) 540,64 94,6 ; Daz von ûzen în wirt gesprochen , daz
dêmuot stf. (4 ) 581,5 – mit rehtem grunde der ist ein grop d . 97,5 ; Sant Augustinus sprichet :
nidersten d . 565 ,6 ; ie tiefer in der d ., ie en »got hât alliu d. geschaffen , niht daz er sie
pfenclîcher gotes 581,6 ; Ie mê der mensche in liezo gewerden und gienge er sînen wec . . .«
den grunt rehter d . gesenket wirt 582,3 101, 1 ; nim got in allen dingen 101,8 ; der muoz
derren swv. ( 1) 606 ,3 sêre abegescheiden sîn und erhaben über alliu
dicke adv. (6 ) 46,3 ; 176 ,1; 291, 7 ; 321,4 ; 347,9 ; d . 109,2 ; då alliu d . got in gote sint gesin
576 ,2 189,3 ; von dem , der dân ist ein ursprinc aller
dienære stm . ( 7 ) 610 , 4 ; 613,2 ; 614,4 ; 617,8 ; dinge 190 ,2 ; diu ungenante stat, diu ein stat
618,28, 33, 34 ist aller dinge 192,2 ; Ie daz d. kleinlîcher ist,
dienen swo. (21) 62,4 ; 63, 1, 2; 103,4 ; 328,1 ; ie ez kreftiger ist 200,11; in dem lebene, då
430,6 ; 610,3,6 ; 613,1, 3, 4,5, 6 ; 614 ,5 ; 617,8 ; alliu d . inne lebent 215, 1; sô muost dû allen
618, 9, 27, 29, 30, 31 dingen tôt sîn 255 ,5 ; In dem gerehten ensol
dienst stm . (9) 107, 3; 223, 7; 431,2 ,7 ; 613,4, 6 ; kein d. würken dan aleine got 259,4 ; kein d.
614 ,1 , 2 ; 618 , 11 enist niht mê lustlich noch begirlich , dan als
diensthaft adj. (4 ) 240,5 – die engel hånt ein vil got in im ist 273, 3 ; wan alliu d . in der
d . werk hie zuo 236,5 ; Allez , daz dar zuo kraft glich sint 280 ,5 ; der mensche name abe
würket, daz ist ein d . werk 236 , 6 ; machet er von allen dingen daz gröbeste 280, 8 ; alliu d .
die crêatûren d. under ein ander 595,8 wären disem menschen als ein niht 306 ,1 ; si
diensthaftic adj ( 1) machent die d. vür ir nimet alliu d . über ,hie' und ,nù' 306 ,7 ; In der
schult 210,3 geburt sint alliu d . her ûz komen 320,1 ; got
diep stm . (1) 216 ,1 sprichet alliu d . in sînem sune 321, 1 ; Alliu d .
dinc stn . (305 ) 59,13; 66,9 ; 79,2, 5 , 6 ,7; 80,2; legent zuo 348, 1; al die wîle des dinges iht ist
81,2 ; 82,3 ; 94, 1; 95, 1 ; 100 ,1, 7, 8 ; 101,3, 4, 10 ; an sinem wesene, sô enwirt ez niht wider
102,1; 105,5 ; 106 ,1 ; 107,1, 3 ; 116 ,2 ; 116 ,2 ; schaffen 349,4 ; wan daz d. lebet, daz be
135,2 ; 138,7 ; 145,5 ; 152,2 ; 153,6, 7 ; 162,4 ; wegunge nimet von sînem eigene 384,2; als
815
Wörterverzeichnis
verre als sich ein d . in einer gemeinheit ûf dort adv. (4 ) 98,6, 7; 350,4 – aber d., dâ sie in
tragende ist 385 ,8 ; got ist ein mâze aller dinge gote sint 350,6
403,3 ; alliu glîchiu d . minnent sich under ein drî subst.num . (1 ) 234,7
ander und vereinent sich mit einander , und drîeinicheit stf. ( 1) 571, 15
alliu unglichiu d . vliehent sich 413,1 ; der dý dringen stv . (4 ) 575,3 ; 577,4 – der geist: der
d . erkennen sol, Der sol si erkennen in irro læzet im niht aleine genüegen mit disem
sache 458,1; dů d . hangen in irre gebürt liehte, er dringet allez vür durch daz firma
458 ,2; ez enist niht wartende keines zuo ment und dringet durch den himel 75, 1 ;
komenden dinges 496 ,6 ; In mîner geburt, dâ Dannoch engenüeget den geist niht, er en .
wurden alliu d . geborn 503,6 ; ich bin dân ein dringe vürbaz in den wipfel und in den ur.
unbewegelîchiu sache, diu alliu d . beweget sprunc 75 ,4
505 ,6 ; als der ein sinwel d . zesamendrücken drîvaltic adj. ( 2 ) 615 ,6 ; 618,36
wil 566,5 ; als ob got diu d . êwiclîche an im drîvalticheit stf. ( 1 ) an der d . tage 51,4
gemachet habe oder behalten 600,5 ; alliu d . drücken swv. ( 14 ) 62,8 ; 136,2, 4 , 5 ; 349,6 ;
hânt ein warumbe 625,7 – besiu d.: 138,6 ; 458,5 – daz got selber niht enist, daz drücket
605 ,3 – alliu d . mit gote : sô hârst dû alliu d . mich 62,7 ; Her ûz drücket im got, der êwige
mit goto 16,8 ; swer got hât und alliu d . mit vater, die vüllede und den abgrunt aller sîner
gote 16 ,9; wan alliu d. mit gote enist nihtmê gotheit 68,1; der drücket ez in daz ober teil
dan got aleine 101,4 – grôziu d .: 67, 2 ; 297, 8 ; der sêle 178 ,4 ; Got wolte in sie gedrücket
564,13 - er hæte grôziu d . gelâzen von ertrîche haben natûre aller crêatûren 221,2 ; wie diu
61,6 ; und nementsich ane grôzer dinge 295,6 – sêle erlîden müge, daz si niht enstirbet , då
geschaffeniu d .: 88,4 ; 419,2 – ûz allen ge sie got in sich drücket 408,4 ; das bilde der
schaffenen dingen 58 ,6 ; daz ich sterbe aller gotheit ist gedrucket in die sele 456,10 ; Got
der werlt und allen geschaffenen dingen 84 ,3 ; hette das bilde gedrvket in die sele , als der
– geistlîchiu d .: 289,11 ; 417,1 ; 611,2 , 5 , 6 ; ein bilde malet an der want vnd das vergat
612, 4 , 7 , 9 ; 618, 14 , 15 – irdischiu d . 238 ,11 ; 458 , 7 ; got hette das bilde gedrvket in die sele
598 ,4 ; 599, 1 – lîplîchiu d .: 200 ,8 ; 201, 4 , 17 ; in eime blibende 458 ,8
202,1, 3, 4 ; 289,10 ; 417,1; 430,2; 498,5 ; 611, 2, dünken swv. ( 11) 54 ,1; 103, 1; 144 ,2; 189,8 ;
6 ; 612,3, 5 , 8; 618,13 - von allen lîplîchen 245, 1; 260,1 ; 293,3 ; 445,7 ; 470,1; 580, 4 - refl.
dingen 361,4 ; swå endent die nidersten geiste, 151, 4
dâ anegânt diu obersten lîplîchen d . 404, 1; durchbrechen stv. ( 12 ) 31,6 ; 77, 1; 124,7 ; 198 ,8 ;
Dâ von ist ein sêle edeler dan alliu lîplîchiu 450 , 2 - Dirre geist muoz übertreten alle zal
d . 404,3 – lîphaftigiu d.: 192,4 – geneiget ûf und alle menige d ., und er wirt von gote durch
lîphaftiu d . 134,4 ; von lîphaftigen dingen brochen ; und alsó , als er mich durchbrichet,
191,10 ; alliu lîphaftigiu d . sint geschaffen bî alsô durchbriche ich in wider 76 ,3 ; Swenne
nihte und verre von goto 598,1 - ûzerlîchiu diu hitze des mittentages durchbrichet den
d .: swenne sich diu sêle her ûz kêret ûf ûzer luft und machet in hitzic 198,4 ; wære ieman ,
lîchiu d ., sô stirbet si 301,7 – vergenclîchiu d .: der d. wölte durch die dêmüeticheit 448,11;
kein vergenclich d . 137,3 ; alliu zergenclîchiu wäre ein einic mensche, der då durchbrüche
d . 429,5 ; daz si kein widerkêren habe ûf ver durch die mâze, die der hohste heilige hât
genclîchiu d . 590,1; daz ist wollust vergenc 449,8 ; wäre ein einic mensche, der då durch
lîcher dinge 606 , 1 – vremdiu d .: 388, 90 - von bræche durch die mâze der tugent 449, 10
vremden dingen 384 ,4 – vernünftigiu d . : Aber durchbrechen subst. inf. (3) 504,6 - Ein grôz
vil ander dinge , diu an vernünftigen dingen meister sprichet, daz sîn d. edeler sî dan sîn
sint630,7 – zîtlîchiu d.; d . . . .in der zît :27,4 ,6 ; ûzvliezen 504 ,4 ; ich enpfâhe in disem d ., daz
414 ,8 ; 618,16 - In zîtlîchen dingen 74,1 ; Sô ich und got einz sîn 505 ,4
sich der mensche abekêret von zîtlîchen din durchbruch stm . ( 1) si hâte des hoffenunge,
gen 74,2 ; in zîtlîchiu d . 166 ,1 - der himel ist daz got einen d . hæte genomen durch die
ein stat aller dinge 176,11; 188,6 menscheit und etwaz gotes in dem grabe
diuten swv. (3 ) 187,6 ; 188,4 ; 345,6 bliben wäre 579,2
dôn stm . ( 1) ez ist verwunden mit varwe und durchgân stv . ( 1) daz dermensche durchgange
mit dône und mit lîphaftigen dingen 192,4 und übergange alle geschaffenheit 309,4
816
Wörterverzeichnis
durchgiezen stv. (3 ) 580 ,7, 9 – als vliuzet got als e. an ir selben , daz si niht volbrâht enmac
in alle die krefte der sêle und durchgiuzet sie werden wan mit götlîcherwarheit 325 ,11 ; diu
alsô 214,4 sêle ist edeler dan der himel 328,4 ; dâ von ist
durchgraben stv. (1) die vernünfftigen leüt, die edeler daz minste , daz geist ist, dan daz
durch grabent die geschrifft 466 ,2 oberste, daz lîplich ist 404,2 ; Dâ von ist ein
durchkennen swv. (1) Sîn bilde ist, daz er sich sêle edeler dan alliu lîplîchiu dinc 404,3; als
durchkennet und al ein lieht ist 136 ,1 man die krefte nimet in dem wesene, sô sint
durchkützeln swv. ( 1) ez enblîbet niht in sînem sie alle ein und glîche e.; aber dân man die
grunde, ez enwerde durchkützelt von vröudo krefte nimet in irn werken , sô ist einiu vil
253, 2 edeler und vil hoeher dan diu ander 418 , 10 ;
durchliuhten sw . ( 1) diu sunne erliuhtet wol der edelste acker 439,1; in dem edeln acker
den luft und durchliuhtet in 294,10 der menscheit Jêsû Kristî 445 ,9 ; daz sîn
durchvarn stv. ( 1) 595,4 durchbrechen edeler sî dan sîn ûzvliezen
durchvrouwen swv. (1 ) von dem wirt got er 504 , 4 ; Daz krût ist edeler dan daz gesteine
vrouwet, jâ durchvrouwet 253,2 555,6 ; als der ein e. zwî pflanzet in einen
durchwæjen swv. ( 1) 606 ,4 groben stok 626,11 ; wan daz edelste werk in
dürfen an .v . (8 ) brauchen , bedürfen 524,64 , 66 – gote ist gebern 627,3
daz dû ez niht endarft koufen umbe einen edeler subst.adj. ( 1 ) si wil etwaz edelers, etwaz
haller 80,6 ; Ez endarf nieman unmügelich bezzers dan got 31,6
dünken 245,1; mînes guotes endarft dû niht edelgesteine stn . (2 ) 568,12 ; 623,6
400,5 ; sô endorfte si des niht 580,10 ; Man edelkeit stf. (5 ) 538,2 - Ein îsen . . .henket
endarf keines liehtes der sunnen noch des sich an den agestein durch e. des îndruckes
mânen 594,6 74,6 ; daz man gedenke der grôzen e., die got
dürre adj. ( 1 ) Swie d . daz holz wære 342, 1 an die sêle hât geleget 528,8 ; nâch der græeze
durst stm . (4 ) 151,1 ; 418,8 ; 443,15 ; 445, 3 des dienstes und e. sô solwesen der lôn 614,2 ;
dürsten swv. (8 ) 44,6 ; 212,1 ; 215,3 ; 285,6 ; dân wirt alliu diu vruht nach der e. des zwis
289,7, 9, 12; 297,11 626 ,11
edelste subst.adj. (2 ) 388,78 - Daz e., daz
ê stf. (2 ) 540,61, 62 got würket in allen crêatûren , daz ist wesen
ê adv. ( 11) 187,11; 193,2 ; 397,3 ;435, 10 ; 436 ,7 ; 401, 1
442,2 ; 443,1 ; 564,9 ; 566 ,1, 2 ; 612,12 êgester adv. ( 1 ) 581,4
eben adj. ( 1) ûf einem ebenen , wîten velde eht adv. (6 ) nur 17,4 ; 193,3; 291, 10 ; 308,1 ;
580,2 456,5 ; 629,5
ebene adv. (5 ) 539,9, 26 ; 540,67 – Merket gar ei stn . (1) dem wäre als lîhte, alle dise werlt
e. 288, 1 ; das im e . kompt 467,6 ze begebenne als ein e. 106 ,6
ebenkristen swm . (2) 431,5 ; 617,4 eigen adj. ( 75 ) 7 ,6 , 8 ; 8 ,4 ; 11, 7 ; 12,6 ; 25, 7 ; 26 , 6 ;
edel adj. (62) 34,2 ; 45,6 ; 174,8 ; 201,5 ; 202, 1; 35 ,7 ; 45 , 7 ; 59, 10 ; 60,1 ; 63 ,9 ; 64 , 1 ; 66 ,8 ; 68, 5 ;
268, 20, 21 ; 293,2 ; 308 ,3 ; 325 ,6 ; 326 ,6 ; 346 ,7 ; 78 ,5 ; 105 , 3 ; 118 , 2 ; 143,2 , 3 ; 201,17 ; 203, 9 ;
370 , 1 ; 403,4 ; 404 ,3 ; 418 ,6 , 11; 439, 4 , 5 , 6 , 7 ; 256 , 1 ; 280 ,9 ; 286 ,10 ; 305 , 4 ; 347 ,8 ; 361,6 ;
440 ,2 , 3, 5 , 11 ; 442 , 1, 2 ; 443,6 , 13 ; 444,5 , 7 ; 372 , 1 ; 387, 26 , 41, 42 ; 388 ,90 ; 428 , 3 ; 435 , 1 ;
454, 13 ; 560, 1, 2 ; 611,8 ; 618, 19 ; 626 , 4 ; 627,4 446 ,6 ; 448,3 , 7 ; 495 ,4 ; 497, 7 ; 498 ,2 ; 499 ,2 ;
- Menscheit in ir selber ist als e. 13 , 11 ;Wärheit 531,6 ; 558,1, 2 ; 566, 1; 612,1, 2 ; 613,6 ; 618,21,
ist als e. 24, 10 ; Tugent diu ist alsô e. 44 ,3 ; ein 23; 630,8 ; 633,11 - Ein mensche, der nâch
e . leben 45 , 5 ; Diz wesen ist alsô e. und also Jêsû Kristô sînen eigenen namen hât 16 , 1 ;
gemeine 80 ,5 ; daz diu sêle alsô e . ist 137 , 2 ; daz suochest dû got umbe dînen eigenen nutz oder
der himel in sîner natûre ist als e . 182, 1 ; daz umbe dîne eigene sælicheit 26 ,6 ; Der daz gote
benemen wölte , der benæme im sîn e . wesen
edelste teil der sêle 192,1; Der wille ist sô vrî und sîn e . leben 35 ,6 ; Er würket allez daz
und sô e . 201, 16 ; in dirre edeln kraft 303 , 1 ; daz
werk ist als e, und als hôch , daz ez got aleine werk umbe sîn e. glîch und umbe sîn e. bilde
würket 309,2 ; der wille ist sô e. an im selben , 63,11; Got der enhât niht eigens namen 200,5 ;
nieman enkan ein e . wort von ir gesprechen
daz er niht ervüllet mac werden wan mit
götlîcher minne 325, 9; vernünfticheit : diu ist 203,11; als wênic als man gote eigenen namen
52 Edhart, D 2 817
Wörterverzeichnis
vinden mac, als wênic mac man der sêle 565, 13; ez ist gotes e., sprichet ein meister,
eigenen namen vinden 237, 2 ; Niemannes enist daz im niht glîch enist 584, 3; ez ist gotes e.,
diu werlt alsô e ., als der alle die werlt gelâzen daz er ein sî 584,5
hật 241, 2 ; Der crêatûre e . ist, daz si von ihte iht eigenste subst.adj. ( 1 ) 388,78
mache 256 ,1; ganc in dînen eigenen grunt eimer stm . ( 1 ) als zwêne e . : ie swærer einer, ie
256 ,3 ; Under allen namen enist kein eigener ringer der ander 106 ,4
dan 'der da ist’ 372,3; Dar umbe nennet unser ein adj. (64) 199,1 ; 349,2; 386,1 ; 416 ,9; 418,6 ;
herre die sînen mit sînem eigenen namen 436 ,7 ; 468,7 ; 472,3 ; 474, 15 – Alsô e. sol dîn
372 ,8 ; Nû ist des menschen e . werk minnen minne sîn 47,6 ;Wirt daz ingesigel gedrücket
und bekennen 495 ,7 ; alsó daz er möhte sîn genzliche durch daz wahs,. . . sô ist ez e . mit
ein e . stat gotes 500 , 2 ; got ist ein e . stat sîner dem ingesigel 136 ,5 ; in dém tage blibet
werke 501,3; sô müezen wir ze dem êrsten morgen und mittac und abent mit einander e.
komen in unsern eigenen grunt 551,2 198 , 10 ; sischeidet,daz e . ist. Viurund hitze ist
eigen subst.adj. ( 17) 9,1, 2, 3; 306,4 ; 383,2, 8, e. 328,8 ; Swâ niht enist unglîcheit, daz muoz
10 ; 388 , 84 , 85 , 86 - daz gotes wille des men von nôt e. sîn 340,1; ez wirt e.; niht aleine
schen e. wirt 8,12 ; eigene dich gote, sô wirt glîchnisse 340,2 ;daz bilde wære al e. mit dem ,
got dîn e., als er sîn selbes e. ist 108 ,1; allez, des bilde ez ist 341,1 ; daz mîn ouge e . und
daz dû nimest, daz nimest dû in dînem eigene einvaltic ist in im selben 416 ,7 ;mîn ouge habe
383, 9 ; wan daz dinc lebet, daz bewegunge einicheit mit mînen Ôren , mit den ez doch e .
nimet von sînem eigene 384,2 ; suln desmen ist in dem wesene 417,3 ; als man die krefte
schen werk leben , sô müezen sie genomen nimet in dem wesene, sô sint sie alle e. 418 , 10 ;
werden von sînem eigene 384,3 swaz ich bekenne, daz wirt mit mir e . 571, 3 -
eigenen swv. ( 1) 108,1 Gott 473, 9 – als er ist e . âne underscheit 217 , 5 ;
eigenlich adj. (1) ,Gotó, der name ist der aller Wisheit und gerehticheit ist e. in gote 288 ,5 ;
eigenlîcheste name gotes532,1 got ist alzemâle e. 320,5 ; Wisheit und güete
eigenlîche adv. (28 ) 105,3 ; 118 ,1, 8 ; 143, 1 ; ist an gote e. 328 ,9 – Gott Vater – Gott Sohn
190,3 ; 200,12 ; 204 ,2; 371,2 ; 398,6 ; 409,1 ; 340,3; 383,5, 6 ; 388,80, 82 ; 436 ,9 ; 564 ,7, 13;
476,4 ; 539,36 , 38 ; 557, 11 ; 558,4 ; 569,10 ; 631,8 - wan er e. mit dem Vater ist nach
628 ,6 – dem gibet got sînen willen wider als wesene und nach natûre 383,4 - Gott – Mensch
genzlîche und als e. 8, 12 ; sô ist er gote e. 63,6 ; 239,6 ; 277,7; 278,6 , 8, 9 ; 294,3 ; 296 ,4 ;
glich 89,6 ; alsô ist got niendert als e. als in 309,6 ; 341, 7 ; 383,6 ; 388 ,82, 83 ; 564 ,7 , 13 ;
der sêle und in dem engel 95,2; wir enmügen 632,2 - Dâ bin ich e. mit im 11,3 ; gotes bilde,
von gote niht e . sprechen 191,1 ; Vernünfti daz got blôz nach der wesunge ist, mit dem
cheit ist eigenlîcher 'kneht' dan wille oder der mensche e. ist 277,5 ; sol si e. werden in
minne 216 ,1; Daz wort 'erat' gehoret gote dem sune 296 ,3 ; niht vereiniget, mêr: ez ist
allereigenlîchest zuo 347,7 ; Dirre liute gabe e . 341, 9 ; alsô als der sun e . ist mit dem vater
mac eigenlicher heizen ein eischen dan ein nâch wesene und nach natûre , alsô bist dû e .
geben 430,7 ; Gote e. nâchvolgen , daz ist guot mit im nâch wesene und nâch natûre 383, 7 ;
628,2 ; Der sich sîn selbes e. verzige, der wære der vater und dû selber und alliu dinc und daz
e . gotes 628 ,5 selbe wort ist e . in dem liehte 438, 2 ; diu sêle
eigenschaft stf . ( 14 ) 361,4 ; 372,6 – gap er im ist als gar e, mit gote, daz einez âne daz
ouch sîn e . ? 52 ,1 ; diu e . des vaters, daz er ge ander niht enmac verstanden werden
birt , daz enist niht anders wan got 52, 2 ; daz 631, 10 – die menschliche Seele 347,4 – ez ist in
ist gotes e. und sîn natûre, daz er unglîch sî im selben e. 66 , 5 ; daz ir e. sît in der einicheit
und niemanne glich sî 89 ,6 ; müeterlich name 69, 1 ; daz etwaz sî, daz gote alsô sippe ist und
ist e. eines lîdennes 278 , 12 ; e . der gebornheit alsô e. ist 88,7 ; in der ewigen geburt sult ir
279 , 1 ; Daz ist gotes e., daz niht vremdes in in e . sîn 379,1
envellet 344 ,1 ; an den drin personen , als verre ein stn .( 10 ) 68,4 ; 133,2 ; 470,6 ; 540,90 ; 541,95 –
als ein ieglîchiu bestât in ir e. 420,3 ; die liute , Swenne der wille alsô vereinet wirt, daz ez
die sich behaltent mit e . 489,3 ; Dâ von hât wirt e. einic e. 11,1 ; dâ glîcheit ist und e. ist
ein ieglich krût ein e. des himels 556 ,3; daz 47,7 ; Ez ist ein e. in im selben 88 ,9 - ein lûter
wir hân von natûre, daz liget an aller e. e . 77, 2 ; 89,4
818
Wörterverzeichnis
ein subst.adj. (7) 582,13 – sô haftent sie von einander pron. (22) 48,1; 286,; 413,3 – bî e.:
nôt alle mit e . 175 ,4 ; ez sliuzet sich alzemâle 73,4 – in e.: 49, 2, 3 – mit e.: 406 ,4 ; 408, 1;
in e . 187,9 ; Die meister koment des alle über 413,2 – daz sol si allez mit e. ûftragen 114,7;
e. 286 ,4 ; die entragent niemer über e. 339, 1; daz niht enmügen zwÔ stunden mit e. gesin
in e. geslozzen 349,1; Dâ sich daz komende 162,5 ; In dém tage blibet morgen und mittac
und komen -ist in e . sliuzet 349, 2 und åbent mit e. ein 198 ,10 ; daz sie beide mit
ein num . (76 ) 10 ,9, 10 ; 16, 10 ; 27, 13 ; 31,2 ; e. müesten sterben oder leben 436 ,2 – under
66 ,7, 8 ; 80,6 ; 88,1 ; 100, 1; 106 ,4 ; 116 ,2; 119,2; e.: 40,4 ; 45 ,5 ; 49,3 ; 59,1 ; 387,40 ; 413,1, 3 –
175 ,2 ; 183,5 ; 188,9 ; 189,7; 218 ,4 ; 219,5 ; machet er die crêatûren diensthaft under ein
220,2 ; 221,4 ; 260,4 ; 268,21, 32 ; 279,5 ; 287,7 ; ander 595,8 – von e .: geteilet von e. an lebene
288,7 ; 294,2 ; 307,7, 8, 9 ; 321,4 ; 351,5 ; 378,9 ; und an wesene 436,4
379,2 ; 381, 3 ; 382,5 ; 383, 1 ; 387,52, 53, 54 ; einbærkeit stf. (1 ) daz disem liehte niht enge
388 ,63 ; 395 ,3 ; 397, 6 ; 398 , 3 ; 408,5 ; 416 , 12 ; nüeget an der e. der vruhtbærlîchen art göt
418,11; 436 ,3, 10 ; 440,1 ; 443,9, 13 ; 445,1, 11; lîcher natûre 420 ,4
472,4 ; 486 ,8 ; 505 ,4 ; 521,14 ; 549,5 ; 550 ,4 ; einen swv. ( 1) der ziuhet die sêle in sich und
554,8 ; 559,1 ; 561,1, 2, 5 ; 564,3 ; 570,5 ,12 ;571, einet sie mit im 568, 1
7, 8 ; 578,3 ; 583,5 ; 584 ,4 ; 585 , 1 ; 588,3 ; 594 ,4 ; einen subst.inf. ( 1) ein e.mit gote 244,7
595 ,8 ; 610 ,5 ; 617,9 ; 625,1, 4 ; 629,3 – oder ûf einest adv. (3) 61,6 ; 62,1, 3
einen menschen mê dan ûf den andern 12,8 ; einförmicheit stf. ( 1) sô wirt er entbildet und
und suochte einen töten und vant zwêne îngebildet und überbildet in der götlîchen e.
lebende engel 87,3 ; In dem einen spruche 278 ,6
sprichet er sînen sun und den heiligen geist eingeborn part.adj. ( 23 ) 8,7 ; 11,2; 14 ,2 ; 51,5 ;
mite und alle créatüren und enist niht dan é. 52,9 ; 68,2 ; 84 ,8, 10 , 11 ; 86 , 1 ; 96 ,8 ; 98, 7 ; 101,9 ;
spruch in gote 98,2 ; dem wären hundert als 123,3 ; 243,7 ; 286 ,4 ; 287,7; 303,2 ; 306 ,9, 12;
e. 234,4 ; der enbekente doch niht dan einen 328 ,2 ; 456 ,8 ; 469,8
got 234,5 ; daz drîe persônen sîn e. got 234,9 ; einic adj. (30) 253,5 ; 316,2 ; 325,5 ; 361,5 ;
und enwære ez gotes wille niht einen ougen 387,23, 38 , 49 ; 388,76, 98 ; 449,8, 10 ; 540,89 ;
blik 291,4 ; wir werden geborn in dem sune 541,94 , 96 , 98 ; 618 ,36 - in einem einigen vün
und werden é . sun 293, 10 ; sie enkünnen niht kelîne des engels 240, 3 ; Ein e . werk , daz got
e. wort vertragen 295,8 ; als mê hieze er würket in dem einvaltigen liehte der sêle
mich tûsent steine tragen als einen 307,7 ; sô 325,2 ; daz då nihtes niht enblîbet dan ein e.
wære al(lez ) é. wesen 347,4 ; niht vil süne, , ist' 372,6 ; sô müezet ir ein einiger ûzvluz sîn
mêr : é. sun 378 ,9 ; in gote enist niht wan é. mit dem êwigen worte 379,4 – e. ein : 470 ,6 ;
natiurlîcher ursprunc 379 ,1; sult ir é. sun sîn 473,9 – daz ez wirt ein e. ein 11, 1; Ein e.
mit Kristô 379,3 ; wan sie beide mit einander zuobedenken bedecket wesen 120,3 – e. sun
sint é . mensche 406 ,4 ; wârer got und wârer ( = Christus): 294,1 ; 378,5 - der vater enhât
mensche, é. Kristus 429, 1; Hæten sie beide niht dan einen einigen sun 293,7 - e . sun
é. leben und é. wesen 436,1 ; das sy e. sey vnd ( = Mensch): 379,5 ; 387,56 – sô muoz er ein
e. sun sey 470,9 ; es wirt e. (mit) dem eynen , einiger sun sîn mit Kristô des vaters 378, 8
vnnd es hat ewigklich é. wesen 474 , 15 ; Wan einicheit stf. ( 24 ) 63, 7 ; 68 ,5 ; 69,2 , 3 ; 77, 3 ;
si dô éinen suochte und zwêne vant 584,5 ; daz 81,8 ; 86 ,8 ; 87,2 ; 89,8 ; 388,99 ; 417,3, 5 ;472,1 ;
si sîner worte nihtdan e.behalten hâte 588,10 536 ,8 ; 541,99 – daz ir ein sît in der e. 69,1 ;
ein subst.num . ( 29 ) 48,4 ; 49,2 ; 88, 2 ; 95 ,5 ; Got leitet disen geist in die wüestunge und
98,1, 2 ; 262,2 ; 296 ,7 ; 379, 3; 474, 15 ; 505,8 ; in die e. sîn selbes 77,2 ; Dirre geist stât in e .
521,14 ; 523, 16 ; 536,6, 8 ; 541,93 ; 559,2, 3 ; und in vrîheit 77,4 ; ist diu e . des menschen
570 ,16 , 17 ; 615 ,8 ; 627 ,3 ; 631, 11 - An dem und gotes ze nemenne nâch glîcheit des bildes
einen ist er vrîer dan bekantnisse 191,7 ; das 277,5 ; daz der mensche mit gote ein sî und
sy doch gleychnuß sey des einen 470 ,10 ; Er nâch der e. got sî 277,8 ; daz mîn ouge vil mê
kenten zwêne got 'ei(nen )' 559,2 e . hât mit eines schâfes ougen 417, 2 ; daz diz
ein subst. prom. ( 6) 238,4 – dô worhe si e., số lieht habe mê e.mit gote, dan ez habe e. mit
si glîchest mohte 238,5 – einer 79,9 ; 215 ,5 ; deheiner kraft 418,5
307, 8 ; 570 ,9 einiclîche adv. ( 1 ) 387,59
819
Wörterverzeichnis
einigen swv. (7) 326,3 ; 338,2 ; 342,13; 387,34 ; einzeln adv. (1) Dar nâch offenbarte er sich ir
442,2 - als vil wirst dû geeiniget und al e. 589,1
gesæliget in dem vunken in der sêle 419,2 ; eischen stv . ( 1) von einer vrouwen , diu iesch
daz lîp und sêle in éinem puncte der zît mit die gabe von gote 211, 3
dem êwigen worte geeiniget wart 439,8 eischen subst. inf. ( 1 ) Dirre liute gâbe mac
einigunge stf. ( 1) dâ diu sêle ein bilde gotes eigenlîcher heizen ein e. dan ein geben 430 ,7
ist ! Daz ist rehtiu e . 329,6 elefant stm . (2 ) 465,2 ; 466 ,1
eintrehticheit stf .( 1 ) die e . der liute 594,5 element stn . ( 8 ) 201, 1 ; 565 , 7 ; 568,9 , 11 - Ie daz e .
einunge stf. (32 ) 295,9 ; 326 ,1 ; 329,4 ; 338, 1, 2, kreftiger ist und kleinlîcher, ie ez baz setzunge
4 ; 342, 11 ; 387,35 ; 406 ,3 ; 407, 1; 408,1 ; 409,2 ; und stat ist des andern 201,2 ; Diu erde ist daz
439,8; 440,7 ; 449,5 ; 614 ,5 ; 615,5, 7 ; 616,3; niderste e . 345, 8 ; daz e . des ertrîches 551,4
618 ,33, 35, 37,41 – Diu groeste e., die Kristus ellende stn . ( 1 ) Ez ist ein ellende und ist ein
besezzen hat mit dem vater 13, 13 ; Ez ist sô wüestenunge und ist mê ungenennet 66 ,6
grôziu e . gotes mit der sêle 303 , 2 ; diz wörtelîn ellende adj. ( 1 ) 540 ,88
' et' bediutet in latîne eine e . und ein zuo enbern stv . ( 1) got enmac unser als wênic e.,
binden und ein însliezen 337,7 ; E . wil haben als wir sîn 35 ,1
glîchnisse 338,2 ; durch die grôzen e., die diu enbinnen adv. ( 1 ) 580,6
sêle hât ze dem lîbe 405,5 ; ist diu e. als grôz, enblozen sw . ( 1) diu sêle muoz als gar en
die lîp und sêle mit einander hânt, sô ist diu blezet werden alles des, daz zuogevallen ist
e. vil groezer, dâ sich geist mit geiste vereinet 549,6
407,3 ; daz er uns sælic mache an sîner e. enboben adv. ( 1) 161,7
408 ,2 ; daz alle, die im dienent, suln an der e. enbûzen adv. (1) 580,7
mit im wonen 614 ,6 ; Unmâzen grôze be ende stn . (9) 59,1; 231,9 ; 387,25 ; 616,6 – daz
gerunge sölten wir haben ze der e . unsers e . der minne, ûf daz minnealliu ir werk würket
herren gotes615,4 43,1; Johannes noch nieman enist uns vür.
einvaltic adj. ( 20 ) 385 ,1, 3 ; 386,2 ; 388,93, 94 ; gesetzet von allen den heiligen als ein e., dem
571,4 ; 605 ,8 – ûf einem blôzen , lûtern , ein wir volgen süln 449,2 ; Kristus, unser herre,
valtigen wesene 107,2 ; an die einvaltige kraft der ist aleine unser e., dem wir nachvolgen
142,1; in dem einvaltigen lichte der sêle suln 449,3 ; an dem e. der geschrifft, als man
325 ,2 ; Verstantnisse, der werk ist e. 363,10 ; sy gründen will, so spottet sy weyser leütten
diu einvaltige forme dermenscheit 380,2; daz 467,4 ; daz got nach dem , als er got' ist, sô
mîn ouge ein und e. ist in im selben 416 , 7 ; enist er niht ein volmachet e. der creatûre
daz daz wesen e. ist 418 ,9; an dem einvaltigen 493,4
stillestånden götlîchen wesene 420,7 ; in den endelîche adv. ( 1) vollends daz er sich selben
einvaltigen grunt 420,8 ; ein e . stille 421, 1 ; e. bekennet 145,5
ein kleines lemblein bedeüttet einen demüti enden swv. (4 ) 304,2 ; 595,5 - swâ endent die
gen , einfaltigen menschen 465 ,5 ; es ist nye nidersten geiste, dâ anegânt diu obersten lîp
mant so einfeltig von synnen 467,6 ; in daz lîchen dinc 403,6 ; Dô diu gnâde endete 502,3
einvaltige guot, daz got ist 528 ,7 endern swv. ( 1) 523,37
einvalticheit stf. (5 ) 386,3; 388,100 – in e. und enge adj. (1) daz ir diu sêle ze e. werde 589,11
in blôzheit des wesens 266 , 1 ; wan sie ( = die engel stm . (110 ) 13,12 ; 63,6 ; 66 ,3 ; 87,3, 4 ;
Engel) sint âne zal; daz ist von ir grôzen e . 114,2 ; 116 ,1, 3; 118 ,8 ; 119,2 ; 123,6 ; 124,2 ;
274 ,9 ; als verre als sich ein dinc in einer ge 173,7 ; 174 ,3 ; 178 ,3 ; 188, 3 ; 201,5 , 7 ; 222,4 ;
meinheit ûftragende ist, als verre ez mit der 223,9 ; 227,3 ; 234 ,1 ; 235 , 1, 6 ; 236 , 2 , 5 , 7 ;
e. der gemeinheit ein ist und ie einvaltiger 240,2 , 5 ; 241,8 ; 243, 3 ; 258, 2 ; 303 ,6 ; 317,8 ;
ist 386 , 1 329,5 ; 386 , 16 ; 387,37; 398,5 , 6 ; 399,4 ; 405 , 4 ;
einvalticlîche adv. ( 3) 380,3 – si würket mit im 486 ,5 ; 505,2 ; 557,5, 8 ; 560,2; 568,22, 25, 26 ,
e. und wîslîche und minniclîche 125 ,4 ; got 29; 575 ,3 ; 583,5 ; 588 ,4 ; 589,8 ; 616 ,5 ; 617,1;
aleine, der e . alliu dinc in im beslozzen hât 618 ,43 , 47 - also ist got niendert als eigenliche
399, 1 als in der sêle und in dem e . 95 ,2 ; hâst dû die
einvar adj. ( 1) diu êwicheit, diu sich alle zît sælicheit in den engeln als liep als in dir 105,1;
aleine heltet und e. ist 134, 1 Waz ist ein e.? 119,4 ; Dionysius sprichet von
820
Wörterverzeichnis
dem gewîheten vürstentuome der e. 119,5 ; enpfangen wirt in der muoter lîbe 64,4 ; daz si
Möhte diu sêle got genzlîche bekennen als e.müge daz götlîche lieht 116,4 ; dâ alliu dinc
die e. 134 ,5 ; Der e. ist stat des himels, und von enpfâhent und er von niemanne 162,4 ;
ieglîcher e., der eines tröpfelînes mê von gote Mîn ouge enpfæhet in dem liehte die varwe
hât enpfangen dan der ander, der ist stat und 178, 1 ; daz die ûzern sinne enpfâhent, daz ez
setzunge der andern 188,9; Hie glîchet sich geistlîche wirt îngetragen 178, 3 ; daz der himel
vernünfticheit der obersten hêrschaft der e. blôz von gote enpfâhe 181,3 ; swaz von gote
217,1 ; Mit disen engeln nimet vernünfticheit blôz e. sol, daz muoz von nôt sîn ein geist
got in sinem kleithûse 217,4 ; Got hât alle dise 181,4 ; als : einer, der då enpfæhet und behel
werlt geistlîche gemachet in einem ieglîchen tet sînem herren 215,5 ; dân daz wort ze dem
0. 221,3; Der e. hật zwei verstantnisse 221,4 ; êrsten enpfangen wirt in mîner vernunft
ob die e . betrüebet werden 223, 1 ; daz ieglich 229, 1 ; Wille enpfæhet niht, als er wille ist
e . habe eine ganze natûre 235,1 ; An dirre 323,2 ; Allez , daz der himel würket und ûz
menige der e. ist got rîche 235 ,7 ; des engels giuzet, daz wirt enpfangen enmitten in dem
namen . Dâ der e. genant ist 236,8 ; Daz werk , grunde der erde 346,2 ; Dâ ein stein enpfienge
daz der e, in gote hât, daz ist sô hôch 242,6 ; daz viur in sich 406 ,4 ; der luft, der da
Erkonte ein e., und ez wäre zehen 560, 1; Got enpfæhet daz lieht der sunnen in sich 406,5 ;
geschuof die e, und die sêle bî ihte 597,7 ; Diu dar umbe mac si e. und lîden in dem sinen
sêle ist geschaffen als mêals under dem schaten und niht in dem irm 408,6 ; von dirre unbe
des engels 598,1 – lieht des engels : 116 ,5 ; wegelicheit werdent beweget alliu dinc und
199,3 ; 203,5 ; 223,4 ; 557, 1 – Götlich lieht daz werdent enpfangen alliu leben 421,3 ; das oug
klebet alle zît in des engels liehte 116 ,4 – der empfacht die farb vnnd das or nit . das or
oberste e.: 188,11 ; 201,6 – die obersten e.: empfacht das gethồn vnd die zung den ge
493,9 ; 536 ,2 ; 540,77 ; 636,2 – der niderste e. : schmack 472,2 ; Aber dô die créatûren ge
201,4 - der niderste e. giuzet sîne kraft in den wurden und sie enpfiengen ir geschaffen wesen
himel 556,1 – zal der e .: tûsent e . in der 493,1 ;wan ich enpfâhe in disem durchbrechen ,
êwicheit enist niht mê an der zal dan zwêne daz ich und got einz sîn 505,4 ; daz man
oder einer 16 , 10 ; daz der e. menige ist zal sitzende mê enpfæhet dan stânde mit rehter
boben zal 234,1; Der e. ist vil âne zal, wan sie dêmüeticheit 581, 3
enmachent niht ,sunder-zal' 274 ,8 – vünkelîn enpfâhen subst. inf. ( 1) 524,61
des engels : 240,4 – ein vünkelîn des engels, enpfenclich adj. (6 ) 181,6 ; 387,27, 31; 401,7 –
dar inne lebet allez daz, daz in ertrîche ist swelch mensche stüende, daz er enpfenclîcher
303,6 - e . und (noch ) heilige : 13,9 ; 118 ,6 ; wære gotes 581,2 ; ie tiefer in der dêmuot, ie
486 ,4 ; 596 , 6 enpfenclîcher gotes 581,6
engelisch adj. (10 ) Got bewindet und bedecket entbilden swv. ( 1) als sich der mensche mit
sich in dem engelischen liehte 116,6 ; daz ein minne ze gote blôz vüegende ist, sô wirt er
stein habe engelische wisheit 165 ,4 - e. entbildet 278,5
natûre : 616, 7, 8 ; 618,45 , 46 – daz ez rüeret entblozen swv. (4 ) 276,4 ; 277,2 – Swenne der
engelische natûre 122, 1; dar umbe hât got die mensche entblozet und entdecket daz götlîche
werlt geschaffen und alle engelische natûre bilde 275 ,4 ; der geschrift ist gar rehte, der sie
228 , 2 ; ein îngeslozzenheit mit den engeln in entdecket und sie e. wil 288,2
engelischer natûre 317,8 ; Diu engelische entblæzunge stf. ( 1) Von der e. des bildes in
natûre enrüeret keine zît 318 , 1 dem menschen 276 ,7
enmitten adv. ( 7 ) 133, 1 ; 186 ,3 ; 198 , 1 ; 204,6 ; entblüejen swv. (1) von dem vs flysse ent
345,8 ; 346,2 ; 554,7 bløget der heiliger (geist) 456, 9
enoben adv. (4 ) 176 ,3; 178 ,3, 4 ; 179,1 entdecken swv. (2> Swenne der mensche ent
enpfâhen stv . (59 ) 11, 3; 13, 10 ; 35 ,5 ; 73,7 ; 74,1 , blozet und entdecket daz götlîche bilde 275,5 ;
7 ; 85, 1; 144,2 ; 188, 10 ; 297,3 ; 342,1 ; 346, 1, 4 ; der geschrift ist gar rehte, der sie entdecket
387,32 ; 399,5 ; 403, 1; 432,7 ; 445 ,4 ; 446 ,9 ; 288 ,1
447,2 ; 449,9; 473,1; 492,8 ; 505 ,1, 2 ; 524,66 , entdecket part.adj. (2) då er ( = Gott) e. und
67 ; 524,10 ; 536 ,4 ; 540,77,82 ; 556,1 ; 566 ,7 ; blôz in im ist 274,5 ; daz der vater daz bilde
582,1; 603,3, 4; 604,1, 3, 5, 6 – Sô daz kint blôz e. 276 ,5
821
Wörterverzeichnis
entedeln swv. ( 1) 134,4 entvremdet part.adj. ( 1) sô muoz ich als gar e .
entêren swv. ( 1) dû entêrest got! 534,1 sîn allem dem , daz mîn ist 304,4
entgiezen stv . (5 ) 595,6 – alle creatûren tra entwahsen stv . (2 ) 475 ,3 – das sy ein sey vnd
gent an in ein urkünde götlîcher natûre, von ein sun sey vnd entwachse allem dem andern
der sie sich entgiezent 394 ,4 ; Zweierleie wîs 470 , 9
entgiezent sich die crêatûren 394 ,5 ; als die entwîchen stv. ( 2) 606,1 - dâ entwîchet niht
wurzeln den boum entgiezent 395 ,1; Dar umbe der morgen dem mittentage 187,7
sprichet der vater den sun alle zît in der einic entziehen stv . ( 3 ) 582,6 , 13 – aber bî wilen ent
heit und entgiuzet in im alle créatûren 537 ,1 ziuhet er sich durch niht, wan daz er sie reize
entgiezunge 8tf. ( 7 ) 395,5 ; 397,7 - Diu êrste 604 ,3
wîse der e. ist an ir wurzel 394,5 ; Diu ander enwec adv . ( 2 ) 187, 6 - Ez enkan niemer wer.
wise der e. ist an einer gemeinender wise den mittentac, der morgen ensî e. 187,5
395,1 ; alsô ist diu e. götlîcher natûre in enzwei adv. ( 1 ) wäre ich in gote und enwære
zweierleie wîse 395 ,2 ; Diu ein e. ist des sunes got niht in mir , so wære allez e. 49,7
von dem vater 395 ,3; Diu ander e. ist in einer epistel stswf. <7) 93,3; 251,2; 272,2, 4 ; 278,10 ;
gemeinender wîse den heiligen geist 395,4 285,3 , 4
entglîchet part.adj. ( 1) Dar umbe muoz der erbarmen swv . (5 ) Des erbarme got 489,4 -
mensche.. . an im selben niht sîn und gar e. ref . 301,3 ; 365 ,4 ; 386,8; 540,66
und niemanne glîch sîn 89,5 erbeiten swv. ( 3 ) 34, 8 ; 46 , 9 ; 47, 3
entgozzemheit stf. ( 1) und enist niht under. erbermde stf. ( 1) under die porte der e. gotes
scheides dan entgiezunge und e . 397 , 7 552,6
enthalt stm . <4 ) 343,2 - daz got sîn selbes e. ist erbieten stv. (3) 432,5 – refl. Got der smücket
343,2 ; Got hat einen e., ein blîben in sînem und erbiutet sich alsô engegen der sêle 295, 1;
wesene 343,9 ; wan . . . ir sêle eteswâ einen e. daz sich got mir erbiutet als dem hæhsten
müeste haben 578,10 engel 399,4
enthalten stv . (10) 275,1; 342,4 ; 343,1, 9 - erbilden swv.refl. (3) Möhte sich der minste
wan si alliu dinc lebendic machet und ent engel e. oder geborn werden in der sêle 240,2 ;
heltet an irm wesene 153,7 ; Des begert daz das es sich nicht e. mochte in irme verstant
viur, . . .daz ez e . werde und blîbe 342, 3 ; daz nisse 454, 10 ; alles, das sich e. mochte , das
si in gote e. werde 342,12 ; Götlich natûre was dem als vngelich , das si sahen in gotte
giuzet sich in daz lieht der sêle, und si wirt e . 454 , 11
dar inne 342,13 ; daz in got enthalte in sînem erde stswf. (44) 173,4 ; 176,7; 187,4 ; 244,6,7;
ihte 446 ,4 ; vnd enthalte dasbilde vf mit mime 343,4 ; 414 ,1; 433,2, 3; 438,4, 5 , 7, 9 ; 442,7 ;
gegenwertigen inflysse 459, 1 443, 1, 13 ; 445,6 ; 447, 2 ; 464,8 ; 540,57 ; 568 , 11,
enthaltnisse stf . ( 1 ) Von nôt muoz daz sîn , daz 15 ; 581,5 ; 582,1, 2 ; 598,4 – Als lîht ist gote,
si (= die Seele) warte, daz got in ir geborn himel und e. umbe ze kêrenne 242,2 ; sô verre
werde und daz ir e. werde in gote 342, 11 . . ., als der himel ist von der erden 244, 2 ;
entlêhenen swv. (4) 210,4 ; 223,7, 10, 11 'Homo', 'der mensche', meinet als vil als der
entseben stv . ( 1) Si entsebet wol, wanne er bî von der e. ist' 345 ,7 ; Diu e. ist daz niderste
ir ist 589,4 element 345,8 ; in dem grunde der e. 346 ,2;
entspringen stv . (8) 243,7; 244,1; 606,1 – Üz War umbe nû diu sêle heize ein ‘umbezirkel
der maht und ûz dem liehte entspringet ein der e . 409,4 ; alsô suln wir ein geistlich 'e.'
brant 121,1; Diz wazzer ist gnâde und lieht sîn 409,6 ; diu hôchgelobete menscheit Jêsû
und entspringet in der sêle und entspringet Kristî; . . .daz ist der edelste acker, der von
inne 212,2 ; Ein brunne, dâ diu gnade ûz ent e. ie geschaffen wart 439, 1 ; daz verdarp in der
springet 243,6 ; in dem vs flvsse entspringet e. sîner edeln menscheit an lîdenne und an
dý sele vs gevlossen 456 ,10 tuonne 440 ,3 ; sô verdarp si alsô in der e., in
entvallen stv . (6 ) 232,5 ; 233,4 ; 239, 8 ; 241,4 - dem lîbe 442, 4 ; in die e. der menscheit Jésú
si muoz der zît e. sîn mit willen oder mit be Kristî 445, 12 ; Als diu kraft des himels nien
gerunge 231,6 ; Diu sêle , in der got sol geborn dert sô vil enwürket dan in dem grunde der
werden , der muoz diu zît e., und simuoz der e. 565,7 ; sprichet ,heilicheit' als vil als ,daz
zît e. 232,4 von der e . genomen ist' 597 ,5

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Wörterverzeichnis
êre stf. (27) 147,1; 175,1 ; 432,1,4,7; 443,8 ; erleschen stv . ( 1) Erlæsche ez und vergienge,
444,2 ; 447,4 ; 449,4 ; 613,5 ;618,31 – er begerte | SỐ enwere ez niht mì viur 342, 3
aleine lop und ê. des vaters 430 , 10 ; zergenc erlîden stv . ( 1 ) 408, 3
liche ê . 431,2 ; gebest gote die ê. aleine 446 , 10 - erliuhten swv. ( 3) 124,5 ; 294, 10 ; 594,7
gotes ê .: 11,7 ; 12 ,4 , 5 , 7 ; 474 ,1 ; 475 , 13 ; 613 ,2 ; erliuhtet part.adj. (5 ) 267,6 ,11; 268,16 – ein e.
618 ,29 – wan dû ensuochest niht aleine gotes mensche 124,6 ; Und diz ist groben liuten ze
ê. 7,7 – gotes lob und ê. 431,3 gloubenne und erliuhten ze wizzenne 253,3
êren swv. ( 12 ) 464,3 ; 467, 11 ; 468,1, 2, 5, 6 , 9 ; erlouben swv. (3 ) 6,5; 534,3; 540,61
469, 1, 2, 3 ; 473,9 ; 475 ,13 erniuwen swv. ( 2) 349,6 – al die wîle des
ergeste subst.adj.< 1) Gott der thů sein bestes dinges iht ist an sînem wesene, sô enwirt ez
oder sein erges(tes ) darzů 476,6 niht widerschaffen ; ez wirt wol gemâlet oder
ergiezen stv. ( 7 ) er enmüeze ez alzemâle e . in erniuwet als ein ingesigel, daz alt ist 349,5
vruhtbærlicher art in den menschen 415 ,8 - ernst stm . (5 ) 43,5 ; 47,2, 5 ; 499,9 – sô diu pîne
refl.414 ,5 ; 597 ,3 – in den menschen muoz sich ie groezer wære, sô unser e . ie grozer sölte sîn
got alzemâle e . 415 ,3; daz sich got in einen ze der tugent 47,5
ieglîchen menschen , der sich ze grunde ge erschînen stv . (3) 582,12; 603,6 – daz götlîche
lâzen hât, muoz alzemâle e. nâch aller sîner lieht erschînet an vünfleie liuten 603,3
vermügenheit 415 , 6 ; als verre ergiuzet sich erslahen stv . ( 1) würde der bâbest mit mîner
diu götlîche kraft alzemâle in sie 552,1; wie hant erslagen 18 , 1
der vater sich ergiuzet mit aller volkomenheit ersmelzen stv . ( 1) 386 ,10
in der geburt als in den sun 597,2 erstân stv . ( 6 ) 174 ,6 ; 175 ,4 , 6 ; 575 ,4 ; 576 ,6
ergründen swv. (2) 465,1 – der die geschrifft êrste adj. (41) 24 , 1 ; 28, 5 ; 40,3 ; 41, 1 ; 103, 3 ;
mag e. 465 ,6 104 ,1 ; 107, 4 ; 141,6 ; 150, 4 ; 162, 1 ; 176 ,5 ;
erhaben part.adj. (8 ) 262,4 ; 268,53; 612,5,7 – 180,6 ; 272,6 ; 274,7 ; 290 ,7; 366, 1; 370,3 ;
der muoz sêre abegescheiden sîn und e. über 394 ,5 ; 429 ,4 ; 432, 11 ; 443,7 ; 454,9 ; 475 , 14 ;
alliu dinc 109, 1 ; dâ der mensche e . ist über zît 552,4 ; 589, 10 ; 616,7 ; 618,45 – Diu ê. gâbe, die
in êwicheit 261, 2 ; glîche e . sîn under den zein got gibet, daz ist der heilige geist 211,4; si
götlîches liehtes 369,2 ; alliu geistlîchiu dinc enwerde widergetriben in ir ê. lûterkeit 599,2 ;
sint e. über diu lîplîchen 612,7 man entrîbe ez ( = das Kupfer) wider ûf sîne
erheben stv . (2 ) daz wir in genuoc dâ mite ge ê.natûre 599,4 – daz ê.bilde : in dem werden
lobet und erhaben hæten 534 ,8 - refl. Diu sêle wir geborn und widerschaffen und wider
muoz sich e. mit aller ir kraft über sich sel bildet in daz ê . bilde 349,3 ; wirt dů sele wider
ben 165,1 in govlossen vnd wirt wider in gebildet in ir
erhoehen swv. ( 1 ) 618,24 e. bilde svnder bilde 456, 12 - der ê. ûzbruch :
erkant part.adj. ( 1 ) erkannt habend 618,16 Der ê. ûzbruch und daz ê . ûzsmelzen , dân got
erkennen swv. (41) 365,3 ; 387,46 , 47, 48 ; ûzsmilzet 180,5 ; in dem ersten ûzbruche
548 ,4 ; 559,1, 3, 4 ; 560, 1, 2, 3, 4 ,7 ; 561,5 ; 181,5 ; Der ê, ûzbruch von der sêle ist ver
569,1; 570, 11, 14 ; 576 ,3; 618, 13, 15 , 17,40 - nünfticheit 324,4 ; in dem ersten ûzbruche
Als lützel mîn ouge kan sprechen und mîn 363,6 ; 370,8 ; daz der sun hât in dem ersten
zunge varwe e. 43,3 ; der dy ding e . sol, Der ûzbruche 557,12 – der ê. ursprunc : wider
sol si e. in irre sache 458 ,1 ; Erkenten zwêne böugic in irn êrsten ursprunc 595 ,11 ; biz daz
got 'ein (en )', und der eine erkente tûsent, und si wider kumet an den êrsten ursprunc 617,2
der ander erkente gotmê'eine( n )', swie kleine êrste subst .adj. (2 ) - in sînem innigesten und
daz wäre, der erkente (got) mê ' eine(n ) in sînem ersten 162,3
559, 2 ; Ie man got nâher und tiefer erkennet êrste adv. (3 ) von è. 602,9; 612, 15 – allerêrst:
ein 560, 5 ; nieman enmac got e ., er enmüeze 564, 10
ê sich selben e. 566 ,2 êrste num . ( 12) 174,6 ; 186 ,2; 232, 3; 344,3 ;
erkriegen swv . ( 2) diu gnade, die si erkrieget 386 , 1; 433,5 ; 442,4 ; 603, 3; 612,15 ; 618,26 –
mit sunderlîcher wisheit und vlîze 144,6 ; der als sie von der ersten sache geursprunget sîn
mensche erkrieget mit dirre armuot, daz er 189, 12 ; vnnd lauffet allein zů der ersten
êwiclîche ist gewesen 505,7 lautterkeyt 475,4 ; Dô ich stuont in mîner
erlâzen stv . ( 1 ) 290,6 êrsten sache 492 ,3

823
Wörterverzeichnis
êrste subst. num . (15 ) 123,4 ;467,1 – Aberdaz ê., erweln swv. (3) 262,7 ; 268,50 – welch diu sele
daz got iemer gibet 16, 7 ; und sol treten in sîn sol sîn , diu erwelt sol werden 409,5
êrstez 566 ,3 – ze dem ersten : 9,2 ; 15, 1, 2 ; erwerben stv . ( 1) Diu heilige kristenheit bitet
33,1; 219,9; 229,1; 489,2 ; 534,4 ; 551,1; 595,3 ; sie umbe gnâde, und die mac si e. 432,3
626 ,5 erze stn . ( 1) diß ertz das ist kupffer ; das hat
ersterben stv . ( 1) nâch mîner ungebornen wîse in seiner natur, das es silber werden mag
sô enmac ich niemer e. 503,3 474 , 10
êrsticheit stf. (2) doran benůget den vater nit, esel stm . ( 2 ) 490,8 - aber von innen sint sie e .
er ziehe wider in die e., in das innerste [8 ], in 489 ,6
den grund vnnd in den kernen der vetter eteswâ adv. (2 ) 578,7, 10
licheit 470,3 ; Ia , holtz vnnd stein vnnd beyn eteswie adv . ( 1) 579,4
vnd alle gråbly die habenn alle samen da ein etlich pron . (5 ) 42,1; 245 ,5 ; 261,3 ; 540,52 , 53
gewesen in der e. 475,1 etlich pron . adj. ( 41) 54 ,1; 79, 1; 80,4 ; 83,5 ;
ertrîche stn . (28) 188,8; 200,9; 303,6 ; 362,4; 88,6 ; 174 ,6, 7 ; 175,4, 5 ; 191,8, 10 ; 234 ,6 ;
394,2 ; 409,3 ;414 ,2, 4,7 ; 487,2 ; 498,5; 523,41, 265,1 ; 268,28, 45 ; 295,5 ; 306 , 1; 323,1 ; 329,7 ;
45 ; 554,7 ; 603,1 - er ist got himelrîches und 458,6 ; 475,5 ; 488,1 ; 489,3; 495,8 ; 531,6 ;
ertrîches 8, 2 ; er hæte groziu dinc gelâzen von 532,4 ; 533,3 ; 539,36, 41, 47 ; 540,53 ; 567 ,9,
e ., von guote 61, 7 ; Als der sunnen schîn , der 10 ; 580,2 , 8 ; 600,5 ; 611,1 ; 624, 8 ; 628,9 ;
sich niht enwirfet ûf daz e . 135 , 1 ; als man 633,9 , 10
prüoven mac bî der kraft der sunnen , daz si etwaz pron . (19 ) 30,2 ; 138,3; 239,3 ; 326 ,8;
lebendigiu werk würket ûf dem e . 153,6 ; der 430,6 ; 468 ,2 ; 538, 5 ; 548,6 ; 571,1 ; 579,4 , 5 ;
luft ist stat des wazzers und des ertrîches 582,3 - Ez ist e., daz über daz geschaffen
188 ,7 ; Alsô hât der luft umbevangen daz e . wesen der sêle ist 66 ,2 ; daz e. obe der sêle
200 , 10 ; Daz e. enmac niht eigenlîche stat geschaffener natûre ist 88,5 ; daz e. sî, daz
gesîn 200, 12 ; Daz hât daz e. bevunden in sîner gote alsô sippe ist und alsô ein ist 88,6 ; Alle
natûre, daz ez dem himel verre ist und unglîch créatûren suochente . gote glîch 326,5 ; So ist er
414 , 1; Dar umbe ergiuzet er ( = der Himmel) aber e. 529,5 ; si hâte des hoffenunge, daz . . .
sich alzemâle in vruhtbærlîcher art in daz e. e . gotes in dem grabe bliben wære 579,3
414 ,5 ; die sternen giezent alle ir kraft in den etwaz pron .adj. (7 ) 31,6, 7 ; 189,9; 204,3 ;
grunt des ertrîches 551,3 ; daz element des 228 ,5 ; 318,4
ectriches 551, 4 etwaz subst.pron . (2) ein e . in der sêle : 301,5, 6
ertwürmlîn stn . ( 1 ) 386 ,8 etwenne (etwanne) adv. ( 25 ) 16 ,8 ; 26 ,3 ; 29,5 ;
ervolgen swv. ( 1 ) in dirre armuot sô ervolget 30,5 ; 32,6 ; 94,7 ; 124,5 ; 168,3 ; 240,8 ; 243,5 ;
der mensche daz êwic wesen 501, 4 252, 1; 264,1 ; 267,3 ; 268, 35 ; 297,4 ; 401,4 ;
ervröuwen swv. (6 ) 164 ,6 ; 252,5 ; 267,9 ; 307,5 418,1 ; 454,2 ; 455 ,1, 2 ; 473,5 ; 494,4 ; 558 ,3;
von einem ieglîchen werke des gerehten . . . 581,2 ; 633,3
von dem wirt got ervröuwet, jâ durchvröuwet êwangelium (22 ) 13,3; 16 ,2; 23,3 ; 40,3; 58,3;
253,1 – refl. 386,6 59, 1 ; 186 ,2 ; 267,2 ; 272,1; 285,4 ; 301,2 ; 316 ,2 ;
ervüllen swv. ( 15 ) 192,1 ; 394 ,2 ; 398,1 ; 409,2, 337, 3 ; 347, 9 ; 378, 2 ; 427,2 ; 432, 11 ; 464, 2 ;
6, 8 ; 490,3 ; 491,5, 9; 493,7 ; 499,1; 630,2 - 522 , 2 ; 617, 2 ; 628, 1, 3
swenne allez, daz diu sêle ist , ervüllet wirt @wic adj. (85 ) 204,8; 268,48; 387,54 ; 436 ,7;
mit götlîchem liehte 187, 10 ; der wille ist sô 570,2 ; 600,15 – in ewiger pîne 10,9 ; dâ von
edel an im selben , daz er niht ervüllet mac wil ich êwige vroude enpfâhen 13,10 ; des vn
werden wan mit götlîcherminne 325,9 gesichtigen liechtes der ewigen gotheyt
erwecken swv . ( 1) Ez ist niuwan ein üebunge 476 ,13 ; und möhte vernünfticlîche suochen
der sinne und wirt diu sêle dâ mite erwecket den êwigen abgrunt götlîches wesens 493,5 ;
192,5 dô der mensche stuont in der ewigen art gotes
erweckunge stf. ( 1) daz ist niuwan ein e . der 495 ,2; wan sîn wesen ist an der êwigen
kunst 193 , 1 persône 632,4 - ê. sælicheit : 10 ,7 ; 53, 10 ; 54,3 ;
erweiz stf. ( 1) dem menschen waren alliu dinc 83, 9 ; 378,7 ; 387,49 – ê. wort: 380,3 ; 382,1 ;
als lîhte ze lâzenne als ein erweiz oder ein 387,55, 56 ; 388,68 ; 435,4 ; 436, 8 ; 442,3;
linse oder als niht 305,11 539,17 – då der vater sîn ê. wort ûzsprichet
824
Wörterverzeichnis
51,1; Alsô wirt daz êwige wort gesprochen in 169,3 ; 223,12 ; 262,7; 263,1 ; 268,50,52; 365,5 ;
wendic in dem herzen der sêle 229,4 ; sô 387,32; 399,5; 448,13; 450,3, 4 ; 469, 10 ;
müezet ir ein einiger ûzvluz sîn mit dem 470,4 ; 474,15 ; 477,2 ; 493,9; 503,3, 4 ; 505,7 ;
êwigen worte 379,4 ; Daz êwige wort ennam 506 ,4 ; 561,6 ; 600,12 ; 615,4 ; 629,1 – als ob
niht an sich dísen menschen noch dén men got diu dinc ê. an im gemachet habe oder
schen 379,6 ; Der vater sprichet vernünftic behalten 600,6 ; Alsô hật got ê. alle bilde an
lîche in vruhtbærkeit sîne eigene natûre alze im 600, 13
mâle in sînem êwigen worte 435,1; daz lîp eyâ interj. ( 13) 61,8 ; 303,1 ; 304,3; 305,9;
und sêle in éinem puncte der zît mit dem 306,4 , 9; 307,2, 3, 9 ; 309,1; 434,4 ; 439, 3;
êwigen worte geeiniget wart 439,7 – ê. leben : 447,7
61,2, 3 ; 215 ,3 ; 371,3 ; 378,3 ; 387,46 ; 449,7 ; ezzen stv. ( 12) 27,5 ; 48,7; 63,4 ; 132,3 ; 141,4 ;
548 ,3 ; 557, 12 ; 558, 2 ; 559, 1; 561,5 ; 564, 3, 6 ; 147, 9 ; 289,8, 13 ; 290 , 4 ; 373 ,2 – ich enurteile
565,5 ; 569,8, 10 ; 570,2, 4 ,7 ; 571,5 ; 585,1 ; die liute niht, die guotiu kleit tragent oder
606 ,2 - enhât der geist kein anesehen in dem wol ezzent 154 ,4 ; Wan des enist an lîplîchen
ewigen lebene an got 265 ,4 ; ob der kerne des dingen niht; sÔ man der ie mô izzet, SÔ man
êwigen lebens mê lige an der verstantnisse ir ie seter wirt. Aber an geistlîchen dingen
oder an dem willen 363, 9 – ê. vater: 68,1; enist kein sete 289,10
381,6 ; 382,1 ; 388,67, 69 ; 477,1 ; 539, 17 - ê.
geburt : 387,52; 458,4 - aber in der êwigen gâbe stswf. ( 19) 179,1 ; 212,1; 430,4, 6, 9 ;
geburt sult ir ein sîn 379,1 – ê. sun : daz bilde 431,8 ; 524,55 – die g.des heiligen geistes 85 ,1;
des vaters, daz der êwige sun ist 380,4 ; 387,60 ; von einer vrouwen , diu iesch die g . von gote
ê . wârheit : 55 ,5 ; 415 ,4 ; 420,6 ; 487 ,6 ; 491, 9 ; 211,3; Diu êrste g., die got gibet, daz ist der
524 ,72 - ê . lieht : 86 ,3 ; 477,3 - ê. wesen : heilige geist 211,4 ; daz er alle sîne gåben gibet
539,46 - in dirre armuot sô ervolget der vergebens 400,3 ; götlîche gâben 403,1 ; Dirre
mensche daz ê. wesen , daz er ist gewesen und liuto g.mac eigenlîcher heizen ein eischen dan
daz er nû ist und daz er iemer blîben sol 501,4 ; ein geben 430,7; als Kristus ledic und arm
nâch mînem wesene, daz ê. ist 503,1; sie stuont in allen sînen gâben 431,9 ; Diu g. der
tragent doch in in über zît éin ê. wesen 533,3 wîsheit ist diu edelste g. under den siben
êwic adv. (2 ) 600, 12 – Wan denne der sun diu gâben 626 ,4
ê. geborne wîsheit ist 279,2 gâhes adv. ( 1) sô enwäre dâ niht mê under
êwicheit stf. (40 ) 16 ,10 ; 24,5 ;, 7; 89,3 ; 133,2 ; scheides dan daz gebern und daz g. geborne
134 ,2; 212,3 ; 215 ,1 ; 251,3 254 ,2; 262,2, 4 ; 397,5
266 ,4 ; 267, 3 ; 268 , 10, 16 , 18 , 39, 41; 273, 1 ; gân stv . (an . v.) ( 47 ) 10, 2, 3 ; 18 ,2 ; 40 ,7 ; 46 , 9 ;
387,44 ; 388 ,79 ; 405 ,3 ; 492, 1 - tûsent engel in 55 , 3 ; 58,6 ; 79 , 8 ; 101,2 ; 139, 7 ; 219, 9 ; 309,5 ;
der ê. enist niht mê an der zal dan zwêne 317,4 ; 364 ,2 ; 384,1; 416 ,1, 6 ; 464,6, 9; 465,2;
oder einer 16 ,10 ; der muoz sich setzen in ê. 467, 1, 2 ; 476 , 3 ; 530,2 , 5 ; 531, 1 ; 539, 18 ; 565 ,4 ;
mit sîner begerunge 24,2 ; daz oberste der sêle 575 ,2 ; 579, 8 ; 588 ,3 , 8 ;618 ,48 ; 634, 1, 5 ; 635 , 1
daz stât in ê. 30,3 ; ez enist weder in zît noch in den stîgen gât diu werlt wider ze der sêle
in ê.67,3 ; er enwone denne obezît in ê. 73,7 ; 138,2 ; Gienge er ûz in diu dinc 222,2 ; aldâ gât
Nieman enhât ein ander wurzeln in der ê. 76 ,2 ; diu gnade ûz dem selben brunnen 243,8 ; ganc
Daz ist daz nû der ê. 231,10 ; dâ der mensche in dînen eigenen grunt 256 ,3 ; sô sie mê gânt
erhaben ist über zit in ê . 261,2 ; In ê. enist ûz in selben , sô sie mê gânt in sich selben
weder vor noch nâch 261, 4 ; Got ist alle zit 530,6 ; gienge ich über ein wazzer 603,4 ;
würkende in einem nû in ê . 319, 6 ; swes wesen sô gienge daz vaz umbe daz wazzer 631, 9
und werk alezmâle ist in ê . 338,7 ; diu dinc, ganz adj. ( 19 ) 17,6 , 7 , 8 ; 187, 7, 9 ; 230 ,2 ; 235 ,6 ;
der wesen und werk ist in der ê . 339,3 ; daz 429 ,2 ; 430, 1 ; 568 ,7 ; 596 , 2 – ist eht der wille
der sun des vaters nâch der ê . ist sun 383,3 ; g. 17,4 ; »ganziu ruowe ist vrîheit aller be
Diu sêle ist geschaffen als in einem orte wegunge« 123,1; vor dem åbende ist ein g.,
zwischen zît und ê. 405,1 ; Mit den obersten lûter tac 187,3 ; daz ieglich engel habe eine
kreften rüeret si die ê. 405 ,2 ; dâ dannoch in ganze natûre 235 , 2 ; Swâ ein însliezunge und
der ê. ist ein ‘hiute' 538 ,3 zesamenbindunge g. ist 339,4 ; habe daz ze
êwiclîche adv. ( 34 ) 10,6 ; 13,8 ; 14,5 ; 53,6 ; 59,2 ; mâle ungeteilet mit einer ganzen sêle 363,5 ;
825
Wörterverzeichnis
mit ganzem herzen 567, 3; in gote ist aleine dingen glîch 63,8 ; daz ist gar wunderlich ; daz
ganziu volkomenheit 596 ,8 got gegeben hat und daz got gelobet hât ze
ganz adv. (4 ) 415 ,6 ; 539,28, 34 – Diu erde. .. gebenne 94, 3; Dâ gibet der vater sînen ein
enpfæhet g. des himels învluz 346, 1 gebornen sun der sêle in einer lûtern ruowe
gar adv. (74 ) 7 ,12 ; 9 ,5 ; 25,6 ; 26,1 , 8 ; 27,3 ; 123,3 ; götlich wesen , daz allen dingen gibet
34 ,5 ; 44,6 ; 47,1 ; 48,2 ; 49,4, 5 ; 50,2 ; 53,2 ; stat 203,7 ; sô ez ie græzer ist, sô dû ez ie
58,7 ; 60,6 , 9 ; 61,5 ; 63, 9; 89,5 ; 94,2 , 3 , 4 ; gerner gibest 297, 8 ; Zît gibet zwei dinc: alter
103,1; 214,2 ; 223,9 ; 285 ,8 ; 288 ,1; 291,6 ; und abenemen 350,4 ; der vater von hímel.
293,2 ; 295 ,5 ; 296,12 ; 304,4 ; 305,2 ; 306 ,2 ; rîche, der gibet dir sîn êwic wort 436 ,7
307,2, 3 ; 325,10, 13 ; 361, 3; 415,6 ; 465 ,3 ; geben subst. inf. ( 2 ) 631, 7 - Dirre liute gâbemac
468,4 ; 470 ,1 ; 475,5 ; 536 ,2, 4 ; 540,76 ; 549,6 ; eigenlicher heizen ein eischen dan ein g . 430 , 7
552,2, 3 ; 556,3; 568,27 ; 569,4; 480,6,7, 8; geberlîche adv. (2 ) 627,3 – er ( = Gott) engebe
588, 9 ; 600 ,2 ; 610, 10 ; 618 ,23; 624 , 7 ; 625 ,5 ; sich selben ze dem ersten und glîche und g.
631,10 ; 632, 2 626 ,5
garte swm . ( 4 ) 268, 19 ; 474 , 3 ; 606 ,4 - als ein gebern stv . ( 117) 86 ,2; 93,4 ; 97,4 ; 263,6 ; 265,5,
gartenære , der einen garten pflanzen sölte 6 ; 266,1; 268,49; 328,7; 434,2 ; 437,4, 5 ;
255 ,3 469,7 ; 486,4 ; 503,6 - Diu kraft der sêle, diu
gartenære stm . ( 3 ) 268,19 ; 588,8 - als ein g ., natiurlîche würket in dem ougen , diu gebirt
der einen garten pflanzen sölte 255,3 aleine daz gesihte dem ougen 203,2; Wan
gebeine stn . ( 1 ) Ander gesteine ziehent an sich swaz in gote ist, daz beweget in ze geberne ;
g . und îsen 555, 3 jâ , von sînem grunde und von sîner wesunge
geben stv. ( 185 ) 8, 11 ; 14 ,3, 5 ; 16 ,5 , 6 ; 17, 4 , und von sînem wesene wirt der vater beweget
7 ; 29, 5, 6 ; 35 ,3 , 4 ; 50,4 ; 52,1 , 6, 7, 8 ; 54, 3 ; ze geberne 263,5 ; enhâtdergeist kein anesehen
60,8 ; 61, 2 ; 74 , 1 ; 94 ,4 ; 102,2 , 3 ; 116 ,7 ; 139, 7 ; in dem ôwigen lebene an got ? Jâ und nein .
166 , 1; 177, 1; 189, 10 ; 193,4 ; 201,11; 202, 10 ; Då er geborn ist, dâ enhât er kein ûfsehen
203,3 ; 211,4 ; 212,1, 3 ; 214,3 ; 215 ,2 ; 237,4 ; noch kein anesehen an got 265 ,4 ; 268 ,48 ; Alle
245,4 ; 281, 1; 286 ,11 ; 289,1 ; 291,1; 296 , 14 ; créatûren hånt, daz sie gebernt 322,4 ; diu
297,1 , 2,7 , 8 ; 330,4 ; 343,7 ; 344,5 ; 347,7 ; sêle gebirt sich selben in sich selben und gebirt
362,3 ; 365 ,3 , 4 , 5 ; 371, 9 ; 386 , 3, 13, 16 , 19 ; sich ûz ir und gebirt sich wider in sich 328,6 ;
387 ,45 ; 399 , 2 ; 400, 2 , 3 ; 401,1 , 2 ; 402 ,1 ; diu natûre envindet sich niemer glich , ez en
403,2 ; 408,4 ,5 ,6 ; 414,7 ; 417,5 ;420,7 ; 430,3, 4, müeze geborn werden 341,11; Des begert daz
5 , 6 , 8 , 9 , 11; 431, 1, 4 , 9 ; 435 , 14 , 16 ; 436 ,8 ;
viur, daz ez geborn werde in dem holze 342,2;
437,3 ; 441,2 ; 443,2, 8 ; 446,10 ; 466 ,2 ; 474,9 ; er engebirt niht dan diz selbe wort 433,9 ; er
475,9 ; 476 ,6 ; 490,5 ; 524,54 , 55, 64 , 65 ; 534,1 , muoz diz wort sprechen und g . âne underlâz
2, 8 ; 540,59; 548, 3; 557, 10 , 11, 12 ; 558,2; 435 ,5 - Gottes-, Sohnsgeburt 11,1 ; 52,2, 9 ; 68 ,2 ;
564 ,6 ; 567,8 ; 568, 3 ; 569,8, 9, 10, 11; 570,1, 3 ; 86 ,4 ; 96 ,8 ; 101,8 ; 117,1 ; 219,4 ; 228 ,1, 2, 3;
577,7 ; 578,1; 604, 9 ; 611,10 ; 618,20, 34 ;625 ,1, 231,4, 5 ; 232,4 ; 236 ,3 ; 245, 10 ; 252,5 ; 258,5 ,6 ;
3, 5 , 6 ; 626 , 4 , 5 ; 627 , 3 ; 630 , 6 , 8 , 9 ; 631, 1, 2 , 263,2, 3; 264,4 ; 267;5 ; 268,28, 34 ,36 , 37,42, 43 ;
3, 4, 5 , 6 – swer sînen willen genzlîche gibet 275 ,3 , 4 ; 276, 2,6 ,7 ; 293,1, 4, 6, 10 ; 319,4 ; 320,1,
gote 8,10 ; Allez daz denne got ie gegap sînem 4 ,5 ; 321, 1 ; 322,2 ; 328 , 2 ; 329, 1 ; 342,5 , 9 , 11, 13 ;
eingebornen sune 14 ,2 ; er gap mê mîner 387,52 ; 428,8 ; 456 ,8 ; 458, 3 , 4 ; 469,5 , 8 , 9 ;
menscheit an Kristô dan im 14 ,4 ; Aber daz 537 , 8 ; 627,6 , 8 , 10 – daz ich got geborn würde
êrste, daz got iemer gibet, sô gibet er sich
der selbe 84 , 2 ; Der vater enkan niht dan g .,
selben 16 ,7; Der hundert mark goldes durch der sun enkan niht dan geborn werden 84 ,6 ;
got gæbe, daz wäre ein grôzez werk 17,3 ; daz die abgründicheit götliches wesens und göt
er der natüre ist und des wesens, daz er g. lîcher natûre, daz gebirt er zemâle in sînem
muoz 35,6 ; daz der vater sînem eingebornen eingebornen sune 84, 7 ; Der vater gebirt sînen
sune gæbe allez, daz er geleisten mac 51,6 ; dâ sun in dem innigesten der sêle und gebirt dich
der vater gebirt sînen eingebornen sun und
im gibet die wurzel und alle sîne gotheit 52, 9; mit sînem eingebornen sune 96,7 ; daz er dich
Sô dû dich gote mê gibest , sô sich got dir geber sînen eingebornen sun und niht minner
selben mêwider gibet 54, 2;Got der gibet allen 98, 7 ; Wâ got vindet glîcheit dirre ordenunge
in der sêle, dâ gebirt der vater sînen sun
826
Wörterverzeichnis
120,5 ; daz got geborn werde in der sêle und diu gebot stn . ( 15 ) 40,3 ; 41,1, 2 ; 44 ,5 ; 59,3 ,4 , 5 ;
sêle in gote geborn werde 227,8 ; Allez, daz got 79,3; 102,1, 2; 245,3; 464,4 – wan gotes g.
ist an gewalt und an wärheit und an wîsheit, ist diu güete sîner natûre, und sîn natûre
daz gebirt er alzemâle in die sêle 238 ,8 ; Möhte ist sîn güete in sînem gebote 59,6 ; Dô her
sich der minste engel erbilden oder geborn Adam daz g . brach 616 ,4
werden in der sêle 240,3 ; wan got wirt geborn gebreche swm . (2 ) die vil vastent und vil
in dem gerehten und der gerehte in gote 252, 3 ; wachent und grôziu werk tuont und niht
Der vater gebirt sînen sun den gerehten und enbezzernt ir gebrechen und ir site 139,3 ; als
den gerehten sînen sun 258, 2; des sunes wesen verre als ir ( = der Seele) gebrechen ent
ist, daz ich in im und nach im geborn werde vallent, als verre würket er ( = Gott) sie im
264,4 ; 267,7 ; 268,28 ; sô der mensche ie mê glîch 239,7
und ie klærlîcher gotes bilde in im entblæ . gebrechen stv. ( 11) 141,3 ; 238,5, 6 ; 521,2, 3 ;
zende ist, sô got ie klærlicher in im geborn 524, 1, 2 , 8, 11 - daz wir zuobüezen , des uns
wirt 276 ,4 ; sô gebære der vater sînen einge gebrichet 139,2 ; Daz der zimberman niht
bornen sun in mînem geiste als lûterlîche, daz ein schæne hûs gewürken enkan ûz wur.
in der geist widergebære 306 ,9 ; Diu sêle gebirt mihtem holze, daz enist sîn schult niht; ez
ûzer ir got ûz gote in got 328 , 10 ; wan daz er gebrichet an dem holze 240 , 1
wil , daz diu sêle geborn werde in in 342,8 ; Dâ gebreste swm . (7) 114,6 ; 552,5 ; 565 ,12 ;566 ,8 -
sich daz komende und komen - ist in ein sliuzet, swâ zwei sint, dâ ist g. 48,4 ; würhte diu natûre
in dem werden wir geborn und widerschaffen âne zît , sô enhæte si niht anvellige gebresten
und widerbildet in daz êrste bilde 349,3 396 ,6 ; Rîche ist daz, daz allez hât sunder
gebern subst. inf. ( 7) 627,3 – Des vaters spre deheinen gebresten 398,4
chen ist sîn g . 53,4 ; sîn g . daz ist sîn inne gebresten stv . (11) 345,6 ; 431,3; 521,2, 3;
blîben 68,3 ; Waz meinet alliu diu natûre, diu 522,5, 6 ; 523,51 - swaz iht ist, daz ist an gote
dâ würket g . 238,2; in dem geberne sô nimet alzemâle; des engebristet dâ niht 615 , 11
der vater sô grôze ruowe und lust, daz er alle gebrestenlich adj. ( 1) 318,5
sînenatûre dar inneverzert 263, 3 ; sô enwäre da gebrestenlîchez subst.adj. ( 1) Ez enist kein
niht mê underscheides dan daz g . und daz créatûre , si enhabe etwaz guotes an ir und
gâhes geborne 397,5 ; wan got hât allen sînen ouch etwaz gebrestenlîches 318 ,4
lust in dem geberne 627 ,4 gebrestlicheit stf. ( 1) kein zal (âne zal) enist
geberunge stf. ( 4 ) alliu g . meinet menschen in der zît der g . 76, 1
228,4 ; bî g. dân ist bî ze merkenne diu offen gebrûchen swv. (8 ) 105,2 ; 387,30 ; 470,5 ; 497,1 ;
bârunge gotes 276,1 ; alsô ist diu g. gotes alle 616,2 ; 626 ,8 - daz wir nemen die wârheit und
zît ze nemenne nâch dem , daz der vater daz g. der êwiclîche 493,8
bilde blôz entdecket 276,5 ; also ist diu g. des gebrûchen subst.inf. ( 1) der menscheit Jêsû
menschen alle zît in gote ze nemenne nach Kristî, diu ledic stuont in aller der höcheit
dem , daz der mensche mit sînem bilde sînes gebrûchennes 447,3
liuhtende ist in gotes bilde 277 ,3 gebrûchlich adj. (1 ) wan ich was ein ledic sîn
gebet stn . (4 ) 365 ,3 ; 534 ,1; 540,64 ; 633,3 und ein bekennære mîn selbes nach gebrûch
gebieten stv. (6 ) 44,5, 7 ; 79,10 ; 606 ,3, 5 - Số lîcher warheit 492,5
mich dürstet, sô gebiutet mir daz trank 44,7 gebunden part.adj. ( 1) rehte als dem sîniu bein
geborn part.adj. (2) Wan denne der sun diu g . Wæren 79,8
êwic geborne wisheit ist 279,2; sô enwäre dâ gebûre swm . ( 1) 292,5
niht mê underscheides dan daz gebern und geburt stf. (53) 118 ,5; 189,7 – Diu 'witewe'was
daz gâhes geborne 397,5 dar umbe gebrestenlich , wan diu g . tôt was
gebornheit stf . (2 ) der vater ist würkende und 318,5 ; swelchiu crêatûre niht g. enhæte, diu
der sun ist lîdende; und daz ist von der eigen enwære ouch niht 322,4 ; daz ist junc, daz
schaft der g . 279,1 ; Daz ich bin nâch g., daz sîner g. nâhe ist 324,3 ; alliu glîcheit meinet
sol sterben 503,4 eine g. 341,10; daz viur, swie kreftic ez sî, ez
geborn -werden subst.inf. ( 1) Des vaters spre engebrante niemer, enhoffete ez niht einer g .
chen ist sîn gebern , des sunes hæren ist sîn 341,12; ‘ erat'meinet eine g. 348,4 ; dan Mariâ
g . 53,5 sî von der g., daz si Kristîmuoter lîplîche ist
827
Wörterverzeichnis
428,4 ; dý ding hangen in irre g ., das si da decket wesen und bevinstert ez in dem ge
svn aller lvterlichest vs løgen in wesen 458,2 - danke 120,3 ; daz ez ein wâr wort ist, ê ez ge
G . in Gott 320,2 ; 456 ,8 ; 597,3 – in der .. . g., bildet wirt in mînem gedanke 229,3 ; in einem
dâ der vater gebirt sînen eingebornen sun und ieglîchen guoten gedanke 293,5 ; ez enleget
im gibet die wurzel und alle sîne gotheit und niht zuo dan in einem gedanke 348, 1 ; nihtmit
alle sîne sælicheit und im selben niht enbehel einem zuolegenden gedanke, mêr : in einem
tet 52,9; dar umbe würket er sîn glîch in sîner abenemenden gedanke 348,2 ; ein einic g.
g . 238 ,8 ; sîn ( = Gottes) würken ist : sînen sun 361,5 ; als ein in ire blibender g . 458, 9
gebern ; den gebirt er alle zît. In der g. sint gedenken swv. ( 15 ) 54, 4 ; 61,7 ; 63,3 ; 328 , 9 ;
alliu dinc her ûz komen , und er hật sô grôzen 386 , 10 ; 416 , 1, 2 ; 459,4 , 5 ; 468, 8 ; 471,4 ; 475 , 5 ;
lust in dirre g ., daz er alle sîne maht in ir 476 ,8; 528,7 - Swaz in mir ist, daz gât ûz mir ;
verzert 320 , 1 ; Ie volkomener diu g . ist, ie mê sô ich ez joch gedenke 530, 2
si gebirt 320,5 ; daz alle crêatûren her ûz ge gedenken subst.inf. (1) daz man gote zuoleget
tragen sint in götlîcher g . 322,6 ; Diu ein ent in gedenkenne 561,3
giezunge ist des sunes von dem vater; diu gedîhe stf. ( 1) daz von gotes willen und von
geschihet in einer g.wîse 395,4 ; In der ewiger kraft des heiligen geistes gemachet wart diu
g ., da der vatter sinen syn gebirt, Da ist dý edel menscheit und der edellîchame ze
sele vs gevlossen in ir wesen 458 ,4 ; In mîner menschlîcher gedihe in unser vrouwen lîbe
g ., dâ wurden alliu dinc geborn 503,6 – G . in 439,6
der Seele 29,6 ; 230,3; 236 ,5 ; 239,6 ; 241,7 ; gedane stn . ( 1 ) das or empfacht das g .
242,4 ; 245,1 ; 321,3, 7 ; 342,7 ; 387,52; 627, 10 – 472, 2
dâ der vater gebirt sînen eingebornen sun , . . . gedrenge stn . ( 1) Got der enlîdet kein g. 295,3
in der selben g . sprichet er uns sîne vriunde gedulticlîche adv. ( 1 ) 446,2
52, 10 ; got würket daz werk in der sêle , daz geeiniget part.adj. (6 ) 442,5 , 8 - in voller
sîn g. ist; sîn g. daz ist sîn werk, und diu g . glîcheit des vatersmit angenomenheit unserer
ist der sun 118 ,4 ; Daz vünkelîn der vernünf. menscheit, g . an sîner persône, wârer got und
ticheit, blôz in gote genomen , dâ lebet der wârer mensche 428 , 9 ; in dem selben puncte
'man '. Dâ geschihet diu g., dâ wirt der sun verstuont er sich g. menschlich natüre und
geborn . Diu g. engeschihet niht eines in dem götlich natûre 439,9 ; daz oberste guot, dâ er
jâre 219,4 ; in vernünfticheit : dâ geschihet diu mite g. ist an der persône 440,6 ; nach dem
g . inne 230, 1; alliu zît muoz da abe sîn , dâ teile, als der edel geist redelîche was g. ze
sich disiu g. hebet 230,7; Dâ enist kein werk den sinnen und ze dem lebenne des heiligen
der creatüren , wan got der würket diu g . lîchamen 441,1
aleine 236,4 ; In dirre g. würket got kreftic geêret part.adj. ( 1) 430 ,6
lîche oder würket kraft 238,1 ; Ez enwart nie gegeben part .adj. ( 1) 564,6
geburt sô sippe noch sô glîch noch sô ein , als gegenwertic adj. ( 11) 96 ,5 ; 294 ,11 - dâ diu sêle
diu sêle gote wirt in dirre g . 239 ,5 ; dise g. in gote alliu dinc niuwe und vrisch und g. be .
würket got selber 240,5 ; Also ist der sêle , kennet und in der lust, als diu ich iezuo g . hân
diu geistlîche gebirt: dér g. ist vil mê 319,4 ; 232,1 ; wonete diu sêle inne, sô hæte si g.
daz diu sêle dar inne wirt widerbrâht. In der alliu dinc 308, 1 ; vnd habe morne den selben
g . wirt si lebende 322,1; Swenne diu sêle dar gedanch vnd enthalte das bilde vfmit mime
inne lebet, dâ si gotes bilde ist , sô hât si g . gegenwertigen infivsse 459,2 - ein g. nû : 231,9;
329,4 ; in dem glîche då gibet got die g. 343,8 ; 437,6 ; 458,3; 459,6 – alles, das in gotte ist, das
ir sult wolunderscheiden sîn nâch lîplîcher g., ist e( i)n g . ný sunder vernuwen 460, 3
aber in der êwigen g . sult ir ein sîn 379, 1 ; gegenwerticheit stf . (3 ) 589, 5 - nâch g . des
Got hât allen sînen lust in der g ., und dar viures sô blîbet dâ als lange diu hitze 294,9;
umbe gebirt er sînen sun in uns, daz wir allen dô lebete sîn edel geist in dirre g . 440,11
unsern lust dar inne haben 627,8 gegenwürtic adj. ( 1) daz enist der kraft niht
gebûwen part.adj. ( 1) 580,10 verrer, dan daz iezuo g. ist 34,6
gedank stm . ( 16 ) 10,10 ; 160,3 ; 167,7 ; 168,6 ; gehærde stf. ( 1) als g. oder gesiht oder ein
169,4 ; 219,6 ; 348, 3; 459,1 – Swer bedenken ander kraft 418,7
wil güete oder wîsheit oder gewalt, der be gehæren swv. ( 2) 60 ,8 ; 344,5
828
Wörterverzeichnis
gehæric adj. (2) Der dritte name heizet 166 ,5 ; 180,1 ; 186,5 ; 187,13; 204,9; 264,3, 5 ;
'Simôn ’; daz bediutet als vil als einez, daz g. 268,43; 287,5 ; 317,6 ; 337,6 ; 350,8 ; 395 ,5 ;
ist' 367,6 ; daz man g. sî gotes worte in dem 420,2, 10 ; 439,3 ; 456 ,9; 537,5 ; 538 ,6, 7 ; 539,11,
innigesten 370, 5 46 ; 584,2 ; 597, 1, 3 – in dem werke dâ en
geist stm . (126 ) 181,7; 450,9 - allez, daz hie pfæhet der heilige g . sîn wesen und sîn werden
grop ist, daz ist dâ g . in gote 81,4 ; swaz von von mir als von gote 11,4 ; diu minne ,mit der
gote blôz enpfâhen sol, daz muoz von nôt sîn wir minnen , ist der heilige g . 41,5 ; alliu diu
ein g. 181,5 ; dâ von ist edeler dazminste, daz bewegede, dâ wir beweget werden ze minne,
g. ist, dan daz oberste, daz lîplich ist 404 ,2 - dâ beweget uns niht anders wan der heilige
Gott 190 , 4 ; 201,8 , 9 ; 398 , 2 ; 400, 5 ; 404 , 1 ; 408 , 1, g . 42,2 ; Nieman enmac den heiligen g. en
2 ; 409,6, 8, 9 - got ist ein g. 181,3; Nû sprechen pfâhen , er enwone denne obe zît in êwicheit
wir , daz got ein g. ist. Des enist niht. 73,7 ; In zîtlîchen dingen enmac der heilige g .
Wære got eigenlîche ein g ., sô wære er ge niht enpfangen werden noch gegeben 74 ,1 ;
sprochen 190 , 3 ; daz er ' g .' ist : dar ane liget Nieman enhât den heiligen g ., er ensî denne
unser sælicheit 400,6 – Christus 440,11; 441,2 ; der eingeborne sun 84,11; Der vater und der
445,13 – sô ist ez der g., diz weizenkorn , den sun die geistent den heiligen g ., dâ der heilige
man dâ nennet oder heizet eine menschlîche g . gegeistet wirt 84 , 12 ; Also ist dem menschen ,
sêle 438,8 ; als der edel g. redelîche was ge der da ist der eingeborne sun : dem blîbet der
einiget ze den sinnen und ze dem lebenne des heilige g . wesenlîche 86 ,1 ; daz diu porte ware
heiligen lîchamen 440,11 – G .des Herrn 394,2 ; der heilige g. : dâ smilzet er ûz in güete in alle
398, 1; 409,2, 7 – Engel ze dem geiste, der den créatûren 180,7 ; Diu êrste gâbe, die got gibet,
himel umbetrîbet 75 ,2 ; swâ endent die ni daz ist der heilige g. 211,4 ; Diu ander ent
dersten geiste, dâ anegânt diu obersten lîp giezunge ist in einer gemeinender wîse den
lîchen dinc 403,6 - G . des Menschen 74,8 ; heiligen g. 395,4 ; daz von gotes willen und
75 ,5; 77,1 ; 268,47, 48, 49; 306 ,10; 386 ,19 ; von kraft des heiligen geistes gemachet wart
406 ,1 ; 435,9; 505,8 – Dannoch engenüeget diu edel menscheit und der edel lichame ze
den g , niht, er endringe vürbaz in den wipfel menschlicher gedihe in unser vrouwen lîbe
und in den ursprunc 75 ,4 ; Dirre g . muoz 439,5 ; In dem in Alvsse des heilgen geistes
übertreten alle zal und alle menige durch 454,5 ; von dem vs flvsse entbløget der heiliger
brechen 76 ,2 ; Dirre g . hat kein warumbe 77,2 ; (g .) 456,9
Dirre g. stât in einicheit und in vrîheit 77, 4 ; geisten swv. ( 2 ) Der vater und der sun die
der g. enmac niht anders wellen , dan daz got geistent den heiligen geist, dâ der heilige geist
wil 78 ,4 ; daz der g . neme sîne sælicheit in der gegeistet wirt 84,11
minne 265,1; enhât der g. kein anesehen in geistlich adj. ( 27 ) 84 ,12; 386 ,14 ; 387,20 ;
dem êwigen lebene an got? 265 ,4 ; Dar umbe 416, 10 ; 417, 1 ; 431,4 ; 445,2 ; 611,2 , 6 ; 612,4 ,
ist des geistes sælicheit, dâ er geborn ist, und 9 ; 618 ,13, 15 , 17, 24 – an geistlichen dingen
niht, dâ er geborn wirt 265 ,6 ; sô gebære der enist kein sete 289,10 ; ie gotes glîchnisse mê
vater sînen eingebornen sun in mînem geiste in uns ist, ie geistlîcher wir sîn 403,6 ; alsô suln
als lûterlîche, daz in der g. widergebære wir ein g. 'erde' sîn 409,6 ; daz er milte sî von
306 , 10 ; der g . ist ein slite , der daz leben vüeret lîplîchen dingen und von geistlîchem guote
in al diu glit 405 , 4 ; ist diu einunge als grôz , 430,3 ; nâch geistlichem sinne 438,6 ; der geist
die lîp und sêle mit einander hânt, số ist diu lîche hunger 446,1 ; alle, die geystlichen ge
einunge vil græezer, dâ sich g. mit geiste ver walt hand 468,2 ; Disiu 'stat' bezeichent eine
einet 408, 1; In disem worte sprichet der vater ieglîche geistlîche sêle 594 ,8 ; Dar umbe enbe
mînen g . und dînen g . und eines ieglîchen kennet ein vleischlich mensche niht geistlîcher
menschen g. glîch dem selben worte 435 ,8 – dinge 611,5 ; alliu geistlîchiu dinc sint erhaben
Armut des Geistes 150,5 ; 500,8 ;522,6 ; 524 ,69 ; über diu lîplîchen 612,7
die Armen des Geistes 486 ,3 ; 487,4 ; 522,3 ; geistlîche adv. (6 ) Daz ich lîplîche sihe oder
arm des G . 497 ,6 ; G . der Weisheit 623,4, 6 , hære , daz kumet g. in mich 178, 1; Allez, daz
8 ; 624,1, 3 ,5, 8 , 9; 626 ,3,6, 9 ; 627,1 ; anbeten die ûzern sinne enpfâhent, daz ez g . wirt în
im Geiste : 23,5; 24, 9 – der Heilige G . 30 ,7; getragen 178,3; »diu sêle hât in dirre kraft
31,4 ; 51,2, 3, 4 ; 73,5 ; 85, 1, 2 ; 86 ,5 ;98,3 ; 118,3 ; mügelicheit, alliu dinc ze werdenne g.« 220,3;
829
Wörterverzeichnis
Got hât alle dise werlt g . gemachet in einem gemeinheit stf. 2> als verre als sich ein dinc in
ieglîchen engel 221,3 ; Alsô ist der sêle , diu g. einer g. ûftragende ist, als verre ezmit der ein
gebirt 319,4 ; alsô g. getragen werden in mîn valticheit der g. ein ist und ie einvaltiger ist
ouge 366,7 386 ,1
gekêret part. adj. (6 ) 218, 4 ; 219, 1 ; 368, 2 - gemeinlîche adv. (2 ) 58,4 – Disen sin hân ich
Alle die wîle sê dû mit dînen werken ûf dich etwenne gesprochen g . 558,3
selber iht mê g . bist 12,8 ; ze gote g . 145,2 ; g. gemeinschaft stf. ( 2) 387,37, 40
mit aller kraft under daz lieht gotes 368,4 gemenget part.adj. ( 1) gienge ich über ein
gekleidet part.adj. (3 ) 141,2 ; 146,4 – Si was wazzer und wære ez g. und trüebe 603,5
g . mit der sterke ze widerstânne aller unvol genant part.adj. ( 16 ) 189,2 ; 236,7, 8 ; 539,9,
komenheit 146 ,5 13, 20, 25, 35 , 40 ; 540,51,57,67, 84 ; 541,92 ;
gelangen swv. ( 1) got der ist số hôch in im 595 ,3
selben , daz dar zuo niht g. enmac kein ver geneiget part.adj. (3) 175,3 - daz si ( = d.
stantnisse noch begerunge 303,4 minne) niht ensol g . sîn weder ûf mich noch
gelâzen stv . ( 1 ) sô gelæzet ez , als ez nint ensi ûfmînen vriunt noch neben sich 43,7 ; ûf got
320 ,3 g . 345 ,1 .
gelegen part.adj. ( 1 ) 387,49 genern swv. ( 1) 210,6
gelegenheit stf. (3 ) 565,10 - wan er allermeist geniezen stv . ( 1) 614 ,1
g. dar inne hât ze würkenne 565 ,8 ; alliu obern genomen part.adj. (7) 191,3; 363,5 – Daz vün
dinc hânt allermeist g. ze würkenne in dem , kelîn der vernünfticheit, blôz in gote g. 219,3 ;
daz under in ist 567,6 Swer des wânde, daz tûsent werlte mit gote
gelêret part.adj. (3 ) 83,5; 305,5 – vil gelêrter g . iht mê g. wære dan got aleine, der enbe
liute 102,8 kante got niht 292,3 ; alles dâ g., dâ got
geliutert part.adj. < 2> dazman wol g . sî in dem selber nimet : daz ist sælicheit 363, 7 ; sprichet
liehte 370 ,3 ; Diu sêle muoz g . werden und ,heilichoit' als vil als ,daz von der erde g. istó
kleinlich gemachet in dem liehte 549,3 597,5
geloben swv. (7 ) 6,6 ; 73,5 ; 86 ,5 ; 94, 3; 102, 3 - genüegede stf . (8 ) 294 ,6, 13 ; 488,3 - In dem
und hæte er im gelobet alle sîne gotheit 12,1 ; liehte hât der mensche g. 74 ,4 ; an vol
In ein 'hiute' gelobet uns got ze ûzerwelenne komener g., daz er sich selben und aller
538 , 2 créatûre genüeget 145 ,7 ; Got der hât wol g.
gelten stv. (3 ) bezahlen 210,5 – darumb giltet es und lust gegozzen in die créatûren ; aber die
vnd gibt sich in den tod 474,9 - eintragen , ein wurzel aller g . und daz wesen aller lust daz
bringen daz er umbe eine mark koufte , daz im hât got aleine in im selben behalten 294,5 ; daz
daz zehen gülte 629,4 si ( = d . Seele Christi) . . . nie rast noch ge
gelübede stn . ( 2) 73,4 ; 86,5 mach gewan noch g. âne zergenclicheit, die
gelust stm . ( 1) 213,5 wîle der lîp toetlich was 443,5
gelüsten swv. (3 ) 289, 11; 633,3, 4 genüegelich adj. ( 1) allez daz , daz got über sie
gemach stm . ( 2 ) 443,6 – nie rast noch g . verhenget, daz ist in sô g. 290,1
443,4 genüegen swv. ( 13 ) 31,8 ; 145,7 ; 614 ,7 ; 615, 1 -
gemachet part.adj. ( 6 ) 261,1; 268,52; 292,2 ; der geist: der læzet im niht aleine g.mit disem
604 ,7 – daz diu sêle ist g . enmitten zwischen liehte 74,8 ; Dannoch engenüeget den geist
einem und zwein 133, 1 niht, er endringe vürbaz in den wipfel und in
gemâlet part.adj. (1) als ein lebender mensche den ursprunc 75 ,3; von etlîchen pfaffen , die
wider einem , der g . ist an der want 347, 1 wol gelêret sint und grôze pfaffen wellent sîn ,
gemeine adj. (10) 63,4 ; 88,7; 144, 7; 382,9; daz sie sich also schiere lâzent g. 83,6 ; uns
388,76 ; 405 ,3 - ez enhât mit nihte niht g. engenüeget niht dar ane 118 ,8 ; Maria Magda
66,5 ; Diz wesen ist alsô edel und alsô g. 80,5 ; lênâ suochte unsern herren ; si suochte einen
in eynem gemeynen synn 468,1; und hânt toten menschen und vant zwêne lebende
doch eine g . natûre 598 , 1 engel«, und ir engenüegete niht dar ane 119,2;
gemeinende part.adj. (2) 395,4 - Diu ander wise Im engenüeget noch an vater noch an sune
der entgiezunge ist an einer gemeinender wîse noch an heiligem geiste 420, 2 ; daz disem liehte
395,2 niht engenüeget an der einbærkeit der vruht
830
Wörterverzeichnis
bærlîchen art götlîcher natûre 420,4 ; daz gerehte mensche der enminnet niht an gote
disem selben liehte niht engenüeget an dem weder diz noch daz 288,7 ; Got gibet dem ge
einvaltigen stillestånden götlîchen wesene rehten menschen ein götlich wesen 371, 9
420,7 ; in dem innigesten , dân nieman heime gerehte subst.adj. (39) 251,3 ; 252,5 ; 253,1, 4 ;
enist, dâ genüeget ez jenem liehte 420,10 256,4 ; 257,4 ; 258,2, 3, 4 ,7 ; 259,4 ; 267,7, 8,
genüegen subst. inf. ( 1) 617,6 11; 268,22, 25, 26 , 27, 34 , 35 , 40, 41 – Der g.
genüegunge stf. ( 1) Michel grôzer g. suln wir lebet in gote und got in im 252,3 ; got wirt
haben an der bîwonunge 615 , 1 geborn in dem gerehten und der g. in gote
genühticlich adj. ( 1) ie daz der hunger groezer 252,4 ; von einer ieglîchen tugent des gerehten
ist, ie genühticlîcher im ist, daz er ezze 290,3 wirt got geborn und wirt ervröuwet von einer
genuoc adj. ( 3) Hæte der mensche niht mê ze ieglîchen tugentdes gerehten 252,4 ; von einem
tuonne mit gote, dan daz er dankbære ist, ez ieglîchen werke des gerehten , swie kleine ez
wære g. 169,2 ; dirremenschehât einen willen , sî, daz von dem gerehten in der gerehticheit
mit dem er g. wil sîn dem willen gotes 491,6 ; geworht wirt, von dem wirt got ervröuwet
daz mir niht g. enmac gesîn got nâch allem 252,6 ; des gerehten løn ist, dâ got selber ist
dem , daz er got' ist 505 , 3 257 , 2 ; des gerehten sælicheit und gotes
genuoc adv. ( 3) 397,3 ; 534,8 – sô enmöhte er sælicheit ist ein sælicheit 257,2 ; dân ist der g.
niht ervüllen noch g. tuon der vliegen 493,7 sælic, dâ got sælic ist 257,3 ; In dem gerehten
genzlîche adv. ( 15 ) 8,9, 11; 11,6 ; 132,4 ; 134,4 ; ensol kein dinc würken dan aleine got 259,4 ;
136 ,4 , 6 ; 429,7 ; 445, 10 ; 596 ,7 ; 599,5 , 6, 8 der g. nimet und würket alle tugende in der
geordent part. adj. (6 ) 122,5 - die nidersten gerehticheit, als sie diu gerehticheit sint 260,5 ;
krefte ensîn denne geordent under die ober In der wîse, als got würket, also würket ouch
sten krefte und die obersten krefte under die der g. sunder warumbe 289,4 ; alsô enhât ouch
oberste warheit 122,3; Als ein her ist g., der der g. kein warumbe, dar umbe er iht tuo
kneht ist g . under den ritter und der ritter 289, 6
under den grâven und der grâve under den gerehticheit stf. (61) 27,3, 8, 9; 28,1; 62,2, 3 ;
herzogen 122,4 ; Swenne er wol g. ist an 82,4 ; 245,9 ; 253,1 ; 260,3,5 ; 267,5 , 9 ; 268,23,
sînen siten , swaz er danne tuot, daz be 33 ; 285 ,5,6 ; 286 ,3,5 ; 288,2,4 ,6 ; 289,7 ;297,10 ;
haget gote 155 , 3 ; wære ez ( = Wasser ) wol g . 384,6 ; 385,2, 4 , 5, 8 ; 388,91, 92, 93, 95, 96 -
über den wîn , ez würde bezzer dan der wîn swer dâ ze einem mâle wirt berüeret von der
553,5 ; in der sêle , diu wol g. ist in dem grunde warheit, von der g . und von der güete, wäre ,
der dêmüeticheit 553,6 daz alliu pîne der helle dar ane hienge, der
gerâten stv . ( 1) sô sich diu sunne gerätet mensche enmöhte sich niemer einen ougen
næhen der erde 187,4 blik dâ von gekêren 27 ,12 ; swer dâ minnet
gereht adj. (25 ) 258,1, 2 ; 260,5 ; 268,39, 42; die g., des underwindet sich diu g. und wirt
561,1 - gerehtiu minne 60,2 ; wäre der tiuvel begriffen von der g.62,1; der gerehte mensche
g. 288,6 - Gott got, als er ist lûter wesen . Und . . .ie er der g . næher ist, ie mê er diu vrîheit
enwäre er niht wîse noch guot noch g . 216 ,6 ; selber ist und ie mêer diu vrîheit ist 62,4 ; Swer
daz er got niht nemen ensol, als er guot oder dâ minnet die g ., der wirt begriffen von der g .,
g. ist 274 ,2 ; Enware got niht g. 288,4 - und er wirt diu g. 82,3 ; wan sie ( = die Engel)
Mensch 252, 1; 267,2, 3, 4, 5 ; 288 ,7 ; 337,5 – sehent in die g . gotes und nement dar inne
der gerehtemensche endienet weder gote noch alliu dinc in im , als sie sint in gote 223,2 ; daz
den crêatûren , wan er ist vrî 62, 3 ; daz ist ein ist ein gerehtmensche, der in die g . îngebildet
g . mensche, der in die gerehticheit îngebildet und übergebildet ist 252,2 ; wilt dû în - und
und übergebildet ist 252, 2 ; 'der gerehte lebet', übergebildet werden in die g., sô enmeine niht
wan dar umbe daz er g. ist , dar umbe würket in dînen werken und enbilde kein warumbe
er, und sîniu werk diu lebent 256 ,5 ; Er en in dich 254,1 ; got ist diu g. 257,5 ; swer in der
sprichet niht ,der gerehte mensche' noch ,der g . ist, der ist in gote und ist got 257,5 ; der
gerehte engel“, er sprichet aleine : 'der ge gerehte nimet und würket alle tugende in der
rehte' 258,1 ; Dem gerehten menschen ist sô g ., als sie diu g . selbe sint 260,6 ; güete und g .
nôt ze der gerehticheit, daz er niht anders en ist ein kleit gotes, wan ez bekleidet in 274 ,3 ;
kan geminnen dan gerehticheit 288,3; Der Dem gerehten menschen ist sô nôt ze der g.,

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Wörterverzeichnis

daz er niht anders enkan geminnen dan g. si enrüere blôz , daz si bekennet 364,1 ; das
288,3; Wisheit und g. ist ein in gote , und der silber hat in seiner natur, das es gold werdenn
dâ minnet die wisheit, der minnet ouch die g . mag ; darumb so gerůwet es nymmer, es
288,5 ; got der ist bereit grôziu dinc ze ge komme[n ] in die selben natur 474,11
benne, und künden wir alliu dinc gelâzen in geruowic adj. ( 1 ) in got, da kein lancheit enist,
der g . 297,9 ; Minnet ir die g. nâch dem , daz dâ alliu dinc inne g. sint 82,3
dâ g. ist ûf dir oder an dir, sô enminnet ir niht gesaget part.adj. ( 3 ) 59, 12; 409,5 ; 618,26
die g. nach dem ,daz si diu g. ist 384,5 ; nemet gesalbet part.adj. (1 ) 179,8
die g . nach dem , und si g . ist , wan alsô nemet gesalbete subst.part. ( 1 ) ,Kristus' sprichet als
ir sie nach dem , und sie got ist 385 ,3 ; swâ diu vil als ein gesalbeter, der dâ gesalbet ist mit
g. würket, dâ würket ir, wan ir würket danne dem heiligen geiste 179,8
alle zît g . 385 , 5 ; stüende diu helle an dem wege gesament part.adj. ( 1) 541,99
der g., ir würhtet die g., und si enwære iu gesant part.adj. ( 3) Ein ,engel' sprichet als vil
kein pîne, si wäre iu ein vroude, wan ir wæret als ein ,bote und ein ,bote als vil als ,der da
selber diu g . 385 ,6 ; und dar umbe sô müezet g. ist' 584,1 ; Sô vinden wir wol, daz der sun
ir g . würken 385, 7 g . ist und der heilige geist ouch g . ist 584, 2
gereichen swv. ( 1) ir sult ûferstân mit Kristo , geschaffen part.adj. (25 ) 58,6 - Allez daz,
wan er ist enoben , dâ kein natûre zuo g . daz g. ist , daz enist niht vrî 62,6 ; joch ver.
enmac 176 ,4 nunft und minne, als verre als si g . ist und got
gerihtet part.adj. ( 1) g. in got580,6 selber niht enist, daz drücket mich , wan ez
gern swv . (6 ) Sihet er guotiu dinc, des gert er, ist unvrî 62,8 ; Allez daz, daz dâ g. ist.. ., dâ
daz ez an im volbrâht werde 138,7 ; Si gerte enist kein wârheit inne 66, 1; etwaz, daz über
des, daz si sieche und unvlætige liute waschen daz g . wesen der sêle ist, daz kein geschaffen
und handeln müeste mit einem reinen herzen heit enrüeret, daz niht ist 66,2 ; Dar umbe ist
147,6 ; die iht anders gernt dan gotes willen , got gestorben, daz ich sterbe aller der Werlt
.. .sie sint alwege in jâmer und in unsælden und allen geschaffenen dingen 84,3 ; Die wile
291,6 ; ie minner wir ez meinen oder g ., ie mê in die sêle iht blicken mac dehein underscheit
got gibet 297 ,2 ; niemer enkæme si in ir von deheinen geschaffenen dingen , daz ist ir
natûre , niemer engerte si dar în ze komenne, ein untrôst 88,3; dâ diu sêle ir natiurliche g.
wan daz si wartet der geburt 342,6 ; Waz wil wesen hât, dâ enist kein wârheit 88,5 ; etwaz
der menschemê g . oder wizzen , swanne ermit obe der sêle geschaffener natûre 88 ,6 ; Allez,
gote alsô sæliclîche vereinet ist 616,2 daz g . oder geschepfelich ist , daz ist niht 88,8 ;
gerne adv. ( 19 ) 27,10 ; 230,2 ; 291,3 ; 297,6 , 8 ; Möhte si got bekennen âne die werlt, diu
431,5 ; 501, 1; 536 ,5 ; 539,26 ; 540,75, 78, 82 ; werlt enwäre nie durch sie g. Dar umbe ist diu
602,5 ; 617,4 ; 625,5 – daz er als g . siech sî als werlt durch sie geschaffen , daz der sêle ouge
gesunt 33, 8 ; als g . in armuot als in rîchtuome geüebet und gesterket werde 134,6; daz diu
106 , 1 ; als g . êwiclîche als einen ougenblik sêle alsô edel ist und alsô hôhe ist g. über alle
629, 1 créatûre, daz kein vergenclich dinc, daz an
gerunge stf. ( 3 ) 152,1 - daz allez unser leben , dem jür.gesten tage vergân sol, in die sêle
alliu unser g. alzemâle sî îngeslozzen und ûf gesprochen enmac 137,2 ; nâch dem teile des
gehangen und ûf got geneiget 344,6 ; Swer wil bildes, an dem er gote glîch ist , und niht nach
gotvar werden , der sol ûfklimmen mit ganzer dem , und er g . ist 277,9 ; ez enist allez got
g . 568,7 niht, swaz dân g. ist 292, 1;mîn sêle ist als junc,
geruowen swv. (8 ) 268,27, 41, 51 - dar umbe als dô si g . wart 305 ,6 ; Diu sêle ist g. als in
engeruowet der vater niemer, er enjage und einem orte zwischen zît und êwicheit 404 ,3 ;
entrîbe alle zît dar zuo, daz sîn sun in mir ge swenne sich dermenschebekêret von im selben
born werde 258,5;sô engeruowet got niemer,er und von allen geschaffenen dingen , - als vil als
enjage und entrîbe alle zît dar zuo, ez werde dû daz tuost , als vil wirst dû geeiniget und ge
offenbâr der gerehte 259,3 ; Dar umbe suln wir sæliget in dem vunken in der sêle 419,2 ; als
niemer g., biz wir daz werden , daz wir in im verre nante unser herre sînen geschaffenen
êwiclîche gewesen sîn 263,1; Verstantnisse , der geist eine sêle, als si dem lichamen leben gap
werk . . . ist bekennen und engeruowet niemer, und mit den sinnen was vereinet und mit der

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Wörterverzeichnis
redelicheit 441,2 ; Daz ist rehtiu dêmüeticheit , geschrift stf. ( 18 ) 296 ,6 - diu g. (eines
daz ein mensche alles, daz er natiurlîche ist g . bâbestes ) 564,11 – diu g . = Hl. Schrift 58,4 ;
iht von nihte, daz er sich des selben nihtes 278,4 ; 286 ,2 ; 343,6 ; 456 ,5 ; 466 , 2 ; 467, 3, 5 ;
niht aneneme 450, 6 ; das dů sele verre ober 540,52 ; 565,1 – der g. ist gar rehte, der sie
dem himil g. ist 456,6 ; sol der mensche ar entdecket und sie entblozen wil 288, 1; Das
muot haben gewærlîche, sô sol er sînes ge die g . sey ein tieffesmor 465,4 ; Mich wundert,
schaffenen willen . . . ledic stân 491,8 ; dô ich daz die heilig g . so voll ist, vnnd die meyster
ûzgienc von mînem vrîen willen und ich en sprechent, das man sey nit bedeütten mog
pfienc mîn g. wesen , dó hâte ich einen got also bloß , als sy ist 466 ,3 – ein g . = einzelnes
492,8 ; dô die crêatûren gewurden und sie Buch der Hl. Schrift 258,6 ; 261, 1; 292, 2
enpfiengen ir . g. wesen , dô enwas got niht gesehen stv . ( 2) daz ich gesihe und here und
,got' in im selben , mêr : er was got' in den izze und trinke, daz tuot ouch ein ander vihe
creatûren 493, 1; Diu sêle ist g . als mê als 63,4 ; der hunt, der den hasen gesihet 633 ,4
under dem schaten des engels 597, 7 ; alliu lip gesetzet part.adj. (2 ) Swenne man g . ist in daz
haftigiu dinc sint g . bî nihte und verre von bilde, dâ man gote glîch ist, dâ nimet man
gote 598, 2 got, dâ vindet man got 341,3 ; daz der mensche
geschaffenheit stf. (4 ) 538,6 – etwaz, daz über vridesam sî und wol g. 351,2
daz geschaffen wesen der sêle ist, daz kein g . gesezzen part.adj. (2) 179,5 - dâ Kristus g. ist
enrüeret 66,2 ; disem ist verre und vremde ze der rehten hant sînes vaters 173,3
alliu g. und alliu schepfelicheit 88,9 ; alliu gesiht stf. visio (6 ) *Jérusalem ' meinet ,eine g.
unser volkomenheit und alliu unser sælicheit des vrides' 351,1 - d. Sehen, d. Sicht durch de
liget dar ane, daz der mensche durchgange g . willen sô engât dem holze weder abe noch
und übergange alle g. 309,4 zuo 416 ,5 ; Wære aber daz holz âne materie
geschehen stv . (33) 8,6 ; 24,4 ; 25,8 ; 59,8 ; 219,4 ; und ez zemâle geistlich wäre als diu g. mînes
230 ,1, 3 ; 238 ,6 ; 245 , 1 ; 268 ,31, 32 ; 291, 5 , 6 ; ougen 416 , 11 ; daz in der würklicheit der g . daz
325 ,13 ; 387,42 ; 388,90 ; 395 , 3; 416,6 ; 439,5 , 8 ; holz und mîn ouge bestüenden in éinem wesene
454,7, 16 ; 600 ,11 ; 617,5 ; 618,50 ; 627,1 - allez, 416,12 ; diu niderste kraft oder diu aller
daz in der zît in sehs tûsent jâren ie geschach gröbeste, als gehærde oder g. 418,8 ; dâ niht
und daz noch g. sol 231,8 ; daz vor tûsent enwäre , daz ir g . gehindern möhte 580,3
jâren und nach tûsent jâren und nû geschihet gesihte stn . d . Sehvermögen ( 3 ) 203,1, 2 - ein
262,2 arzât, der reiniget mir wolmîn ouge und tuot
gescheiden part.adj. (6) 388,75 ; 541,98 – der abe daz hindernisse , daz daz g. hindert ,mêr:
mensche, dermuoz gar stille sîn und g. sîn von er engibet niht daz g. des ougen 202, 10
allen bilden 307, 3 ; Der got heren sol, der sol gesinde stn . ( 2 ) 141, 2 ; 146,4
g. sîn verre von den liuten 367,7 ; ein kraft ist geslehte stn . ( 1) 7,2
in der sêle , diu ist g. von nihte 382,8 ; Sant geslozzen part.adj. (2 ) als verre ist simit gote
Paulus begerte durch gotes willen von gote g. ein ; er meinet: als verre man dar în g. ist, dâ
sîn durch sîner brüeder willen 628,8 diu sêle gotes bilde ist 341,7 ; sô wäre daz
geschepfede stn . (2 ) Sô daz kint enpfangen komende und komen-bin in ein g. und wäre
wirt in der muoter lîbe, då hât ez bilde und ein 349,2
forme und g. 65 , 1 ; Sô treget ûz daz werk der gesmak stm . (2 ) 579,5 – das or empfacht das
natûre allez , daz diu natûre gewürken kan mit gethồn vnd die zung den g . 472, 2
forme und mit bilde und mit g . 65 ,5 gesmecken swv. ( 3 ) er stürbe ê hungers, ê er ir
geschepfelich adj. (1 ) Allez, daz geschaffen iemer gesmeckte oder enbizze, gotes glîchnisse
oder g . ist, daz ist niht 88,8 enwäre dar ane 612,12 ; der hunt, der den
geschriben part.adj. ( 11) 6,2; 23,3; 29,4 ; hasen gesihet, und er in gesmecket 633,5 ;
40,2; 86 ,2 ; 286,1; 378,2 ; 464,2 – ein g. wâr einen menschen, der got gesehen hât und sîn
heit 29,3 ; Dar umbe ist alliu diu schrift g ., dar gesmecket hât 633,7
umbe hât got die werlt geschaffen und alle gesprechelîche(n ) adv. ( 1 ) 539,17
engelische natûre , daz got geborn werde in gesprochen part.adj. (12) 404,1 ; 438,6 ; 488,4 ;
der sêle 228,1 ; dâ grôziu buoch von g. sîn 529,7 ; 539,11, 12, 31 ;618,46 ; 624 ,3 – Daz von
237,3 ûzen în wirt g., daz ist ein grop dinc; ez ist
53 Edhart D 2 833
Wörterverzeichnis
inne g. 97,6 ; Wære got eigenlîche ein geist, sô Nime ich viur von einer stat und lege ez an
wære er g . 190,4 ; Sprichet man, daz got ein ein ander, so ist ez doch g . 436,5
wort sî, sô ist er g . 529,4 getoetet part.adj. ( 1 ) muoz der mensche g. sin
gestaltnisse stf. ( 1 ) Als dem ougen daz eigen und gar tôt sîn 89,4
ist, daz ez sehe g . und varwe 143,2 getoufet part.adj. ( 1 ) war umbe sîn wir g .
gestân stv . (an .v.) ( 1) sô werdent sie sô gar 227,7
durchgozzen mit leide, daz sie niht ûf in getragen part.adj. ( 1) daz alle crêatüren her
selben g. enmügen 580,9 ûz g. sint von götlîcher geburt 322,6
gestaten swv. ( 2 ) 6 ,6 ; 12,2 getriuwe adj. ( 2 ) daz überswebende natiurlich
gesteine stn. (6 ) Ander g. ziehent an sich ge lieht der sêle daz ist.. . sô g . und sô unge
beine und îsen 555 ,2 ; Ieglich g. und krût ist triuweund sô gram den nidersten kreften , daz
ein hiuselîn der sternen 555 ,3 ; alsô giezent ez sich niemer in sie gegiuzet 122, 1; »der ist ein
sie die sternen vürbaz in daz g . 555 ,5 ; Daz getriuwer dienære, der an allen sînen werken
krût ist edeler dan daz g. 555 ,6 – Edelsteine niht engesuochet wan gotes êre aleine« 613,2
554 ,8 – die sternen giezent ir kraft enmitten getriuwelîche adj. (1 ) der mensche sölte sich
in daz ertrîche und würkent golt und g . alsô, alsô g . ze gote halten , daz in alliu dinc nihtes
daz daz g . hật kraft ze würkenne wunder . niht enmöhten ervröuwen noch betrüeben
lîchiu werk 554,7 307 , 4
gester adv. (5 ) 99,1 ; 305,2; 600,11; 623,3 ; getrûwen swo. ( 1) in der warheit g. 431,10
628 ,3 geturren an .v. ( 3) 597,1 – nû engetar ich niht
gesundert part.adj. (3) Alsô hât ein ieglich vürbaz gesprechen 278,3; ich getar daz wol
engel eine ganze natûre und ist g. von dem sprechen 407,1
andern 235 ,6 ; mînen ougen und mînen Ôren , getwanc stm . ( 1) diu kraft ist sô vrî und ist sô
wan diu sint g. an den werken 417,6 ; Lûter ûfkriegende, daz si keinen g . lîden enwil 168,4
keit ist, daz der mensche g . ist von den sünden geursprunget part. adj. ( 1) den dingen, ...als
596 , 3 sie von der êrsten sache geursprunget sin
gesunt adj. (7) 10 ,2; 625 ,3; 634,2 - Got wil, 189, 12
daz dû siech sîst, und wöltest dû g. sîn -, . . . gevâhen stv. (1 ) in sich aufnehmen daz got
in der warheit, sô enwäre got dîn got niht sich selben veile trage allen crêatüren , ein
7, 9 ; Sô dîn wille gotes wille wirt, bist dû danne ieglîchiu gevâhe, sô vil si welle 399,3
siech , sô wöltest dû niht wider gotes willen g. gevallen stv. (4 ) alsó wol gevellet in der erste
sîn , aber dû wöltest , daz gotes wille wäre, daz wille gotes 290,7 ; allez, daz dem menschen
dû g . wärest 10 ,1 ; daz er als gerne siech sî als behegelich wäre und dâ von ich im wol ge.
g., g. als siech 33,9 viele 290,9; wäre, daz ich im baz geviele in
gesuntheit stf. (5 ) 634 ,6 – Bist dû aber siech einem besen kleide dan in einem samîte
und bitest dû got umbe g ., so ist dir g . lieber 290,10 ; Niemer engevellet der himel an dehein
dan got 8 ,1 ; als liep in siechtuome als in g . werk , då mito er deheiner crêatûre dienet
106 , 2 ; Etliche liute die ,enladent' niht în 'den 327, 1
geist der wisheit”; sie ,ladentó în g. und rîch gevangen part.adj. ( 1) Kæme ein mensche dar,
tuom und wollust 624,9 er müeste g. sîn 555 ,1
gesuochen swo. ( 1) daz wir in alsus g . und in gevellic adj. ( 1) 522,7
ouch vinden 585, 2 gevüege adj. ( 1 ) Der gnade werk ist, daz si die
geswîgen stv . ( 2 ) 268,39 — ich geswige der ver sêle snel machet und g. ze allen götlichen
nünfticheit 233, 1 werken 152, 4
getân part.adj. (2 ) Alsus getâne êre 432,7 ; gevüeget part.adj. ( 1) war umbe ensmackent
ich wil sprechen von sô getâner warheit 489,1 dem ören niht süeziu dinc als dem munde ? -
getât stf. (1) Niht von willen sprichet er daz Dar umbe, daz ez dar zuo niht g. enist 611,4
wort als ein g. des willen 435,2 gewære adj. (2 ) 523,35 , 36
geteilet part.adj. (4 ) 388,93 – niht also , als si gewærlîche adj. ( 1) sol der mensche armuot
einvaltic ist, sunder ir nemet sie g. 385,2 ; ist haben g . 491,8
ir ieglîchez dem andern vremde und sint g. gewalt stm . (11) 623, 5 - Swer bedenken wil
von einander an lebene und an wesene 436 ,4 ; güete oder wisheit oder g., der bedecket wesen
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Wörterverzeichnis
und bevinstert ez in dem gedanke 120,3 ; ê si g . svnder g., ein nve svnder vernýwen , vnd
bedenke güete oder g. oder wisheit oder swaz das g . ist sin wesen 459, 7
des ist, daz zuovellic ist 216 ,3 ; als ob ein gewern swv. ( 1) als verre wir undergangen sin ,
mensche wäre, der allez daz hæte, daz alle als verre werden wir gewert, wes wir biten
menschen ie gehâten und nû hânt und ie 564,11
mermê gehaben suln an g , und an wisheit und gewihet part.adj. ( 1) Dionysius sprichet von
an allen dingen 235 , 3; Allez, daz got ist an g . dem gewîheten vürstentuome der engel 119,4
und an wärheit und an wîsheit, daz gebirt er gewinnen stv . (5 ) 524,65 ; 629,6 – Diu groeste
alzemâle in die sêle 238 ,8 ; man tuot in dicke einunge, die Kristus besezzen hât mit dem
g. und unreht 291,7 ; Niht von willen sprichet vater , diu ist mir mügelich ze gewinnenne
er daz wort als ein getât des willen , als 8ô 14 ,1 ; daz si mit dem lîbe noch der lîp mit ir
swaz dân wirt gesprochen oder getân von g . des . . . nie rast noch gemach gewan 443,4 ; weder
willen , in der selben g . mac er ez ouch wol g. noch verliesen 496 ,6
lâzen , ob er wil 435,3 ; als er sich und alliu gewis adj. ( 11) 295,8; 296 ,13 ; 305 ,5 ; 604,4 ;
dinc nâch veterlîcher g . in disem worte be 612 ,11 ; 628 ,6 – ein g . zeichen : 138 ,5 ; 154, 2 -
kennet 437,2 ; sô gibet er dir g ., mit im selben ein gewissiu wärheit : 8,9; 29,2 ; 231,1
ze geberne dich selben und alliu dinc 437,3 ; gewonlîche(n ) adv. ( 1) 539, 14
alle, die geystlichen g . hand , die soll man eren geworten swv . (4 ) das was, das si sahen in die
468 ,2 verborgenen warheit vnd fynden die heim
gewaltic adj. (5 ) 571,9, 10 - Diu sêle sol licheit in gotte, das si nicht g . enkonden
niemer ûfgehoren , si enwerde des werkes als 454 ,16 ; Swaz man g. mac, daz hüttet got und
g . als got 125 ,3 ; alsô g . sol got sîn in allem leget im zuo 571,13; got ist über allez, daz wir
dem , daz dû bist, als in sîner eigenen unge g.mügen 635,5 ; got in sînem kleithûse , è daz
schaffenen natûre 446,6 ; Er ensprichet niht er gekleidet werde mit güete oder mit de
,wîsen ' got noch ,gerehten ' got noch gewal heinen dingen , diu man g. mac 636,3
tigen ' got 561, 1 gezierde stf. ( 1) Minne der tugende ist ein
gewar adj. ( 4 ) 605 ,6 - ,ir saget uns schone bluome und ein g. und ein muoter aller
rede, und wir enwerden des niht g . 80,5 ; als tugende 60,2
vliuzet got in alle die krefte der sêle und gezieret part.adj. (2> g.mit der warheit 147,1;
durchgiuzet sie alsô, daz sie ez vürbaz giezen g. mit götlîchen werken 605,2
mit güete und mit minne ûfallez, daz bî in ist, giezen stv. (20 ) 124,5 ; 210,5 ; 554 ,7 ; 555,5 ;
daz ez sîn allez g. werde 214 ,5 ; Des ist der 601,1 - der reinez wazzer güzze in ein reine
himel g. worden in sîner natûre, daz in daz vaz 81,4 ; daz überswebende natiurlich lieht
ertrîche gevlohen hât 414,3 der sêle . . .daz ist so getriuwe und so unge .
gewâre adj. (3) 564,3 ; 585,1 - daz wir ê triuwe und sô gram den nidersten kreften , daz
under süln gân in einer gewârer ver ez sich niemer in sie gegiuzet 122,2 ; Als diu
worfener dêmüeticheit under alle crêatüren sêle sich giuzet in alliu glit, als vliuzet got in
564 ,9 alle die krefte der sêle und durchgiuzet sie
gewenen swv. ( 1) daz ez der sêle ouge niht ge also, daz sie ez vürbaz g. mit güete und mit
liden enmöhte, ez enwerde gestætiget und minne 214 ,4 ; Got der hât wol genüegede und
ûfgetragen bî materie und bî glîchnisse und lust gegozzen in die crêatûren 294,5 ; Daz lieht
enwerde alsô geleitet und gewenet in daz ist sô kreftic , daz ez niht in im beroubet ist zît
götlîche lieht 135 ,5 und stat, mêr : swê ez sich ûf giuzet, daz be
gewerden stv . ( 1) »got hât alliu dinc geschaffen , roubet ez zît und stat 347,2 ; die sternen
niht daz er sie lieze g . und gienge er sînen wec giezent alle ir kraft in den grunt des ertrîches
101,2 551,3 ; Der himel giuzet sîne kraft in die
gewerden subst.inf (8) 459,8; 503,1 – 8ô min sunnen und in die sternen , und die sternen
net mich got rehte, als sîn g . und sîn wesen dar giezent ir kraft enmitten in daz ertrîche 554,6 ;
ane hange 287, 6 ; ‘erat'meinet eine geburt, ein Alsô als der himel giuzet sîne kraft in die
volkomen g. 348,5 ; 'der heilige geist was in sternen , alsô giezent sie die sternen vürbaz
im ', dâ daz wesen ist und dâ ein g. ist 350,8 ; 555,4 ; Alsô als der niderste engel giuzet sîne
Da enist enkein (g .), mer : es ist ein ný, ein kraft in den himel 556, 1 ; alsô giuzet der himel
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Wörterverzeichnis
sîne kraft gar heimlîche in ein ieglich krûtund 340,3 ; Swenne man gesetzet ist in daz bilde,
in diu tier 556 ,2 – refl.598,2 - swenne sich daz då man gote g. ist 341,3 ; diu natûre envindet
götlîche lieht giuzet in die sêle, sô wirt diu sêle sich niemer g., ez enmüeze geborn werden
mit gote vereinet 142,2; Als diu sêle sich 341, 11 ; Daz würket got, daz diu sêle im g .
giuzet in alliu glit 214,3 ; Götlich natüre giuzet werde 342,10; sô müezen ouch wir unser ober
sich in daz lieht der sêle 342,12 ; Man sihet stez g .halten da engegen 370 , 9 ;Mêgotes haben
daz lieht der sunnen wol, dâ si sich giuzet ûf enist niht anders dan mê gote g. wesen 403,5 ;
einen boum oder ûf ein ander dinc 402, 2 alliu glîchiu dinc minnent sich under einander
giric adj. ( 1) g . ûf rîchtuom 174,8 413,1 ; In disem worte sprichet der vater
glanz stm . ( 1 ) 540 ,87 mînen geist und dînen geistund eines ieglîchen
glenzen swv. ( 1 ) dâ glenzet got in ein unbe menschen geist g . dem selben worte 435,9 ;
decklîchez lieht 346 ,5 allez, daz er dar inne bekennet, daz ist g .dem
glîch adj. (58 ) 48,2; 89,6 ; 105,4 ; 280,7 ; 471,6 ; worte 435,12 ; sô gibet er dir gewalt, mit im
490,7 ; 539,43 ; 540,74 ; 627,2 – Allez, daz got selben ze geberne dich selben und alliu dinc,
würket, daz würket er in dem einen im selben und sîn selbes kraft g. disem selben worte
g . Got der gibet allen dingen g . 63,8 ; Dar 437,4 ;mitdem wir vereinet werden suln g .aller
umbe muoz der mensche getötet sîn und gar sîner êre 449,4 ; ich mag kein ding gesehen , es
tôt sîn und an im selben niht sîn und gar ent sey mir denn g ., noch ich mag kein ding be
glîchet und niemanne g. sîn , sô ist er gote kennen , ez sey mir denn g. 471,5 ; ir ensit
eigenlîche g. 89,5 ; daz ist gotes eigenschaft denne g . dirre wârheit 487,6 ; dâ die obersten
und sîn natûre, daz er unglîch sî und nie engel und diu vliege und diu sêle g. sint 493,9 ;
manne g. sî 89,7 ; allez stânde gegen gote in als lange der mensche niht g , enist dirre wâr
götlîchem liehte, sô g., daz sie würkent götlich heit 506 ,2 ; alsô suln wir hütten und lengen und
werk 124,2 ; Die engel, die alsô înerliuhtet sint breiten ,daz got vil in uns gewürken müge , und
und alsô g. gote sint 124 ,3 ; g. gote und gotvar suln im g.sîn und glîchewürken 568,28 ;daz der
124 ,7 ; Swenne in diu sêle rüeret mit rehter sun gesant ist und der heilige geist ouch gesant
bekantnisse, sô ist si im g .an dem bilde 136 ,2 ; ist ; aber die sint g. 584,2; ez ist gotes eigen
diu gnade vliuzet ûz dem götlîchen brunnen schaft,sprichet ein meister,daz im niht g. enist
und ist ein glîchnisse gotes und smacket als 584 ,3 ; si suochte , daz g . was, und vant unglich
got und machet die sêle gote g. 152,6 ; alles 584,4 ; kæme got in die sêle und enwäre si im
dinges g. 238,4 ; »swaz diu sêle minnet , dem niht g., si würde dâ von gepîniget 596 ,5 – ze
wirt si g. 238, 10 ; Ez enwart nie geburt sô glîcher wîs(e ): 81,4 ; 85 ,2 ; 235,2 ; 415, 1 ;523,24
sippe noch sô g. noch sô ein , als diu sêle gote glîch subst.adj. ( 13) 603,4 - daz alliu disiu
wirt in dirre geburt 239,5 ; alles dinges g . werlt des g. niht geleisten enmac 44 ,8 ; und
239,7 ; als verre als ir gebrechen entvallent, als meinent sie ( = alle Dinge) doch allez in irn
verre würket er sie im g. 239,8 ; Dâ gnâde inne werken ir eigen g . 63,9 ; Er würket allez daz
ist in der sêle , daz ist sô lûter und ist gote sê werk umbe sîn eigen g. 63,11 ; man envindet
g . und sô sippe 242,4 ; der gerehte g. gote kein tier, ez enhabe etwaz glîches dem men
257,5 ; mit dem bilde ist der mensche gotes schen 228,5 ; in gote ist volliu kraft ; dar umbe
bilde g . 277, 1 ; sô sich der mensche ie me ent würket er sîn g . in siner geburt 238 , 7 ; Got
blæzende ist , sô er gote ie glîcher ist , und sô enminnet niht wan sich selben und als vil er
er gote ie glîcher wirt, sô er ie mêmit im ver sîn g. vindet in mir und mich in im 285,10 ;
einet wirt 277,2 ; der mensche ist gote g . nâch got der wil aleine der sêle behagen, und er en
dem bilde 277,6 ; nach dem teile des bildes, an wil keinen glîchen haben 295,3 ;Alle créatûren
dem er gote g . ist 277 ,8 ; wan alliu dinc in der suochent etwaz gote g. 326 ,5 ; der himel.. .
kraft g. sint 280,5 ; also wonete der mensche suochet nâher gote g. 326 ,7; niht aleine
in allen dingen g. und næme sie nach dem , daz glîchnisse, mêr: g . 340, 2; Diu natûre der sêle
sie alliu in gote g. sint 280,6 ; daz allerboseste engetrüege niemer g ., enwære, daz si begerte,
und daz allerbeste daz ist allez g . an dirre daz got in ir geborn werde 342,5 ; in dem glîche
kraft 306,7 ; Swâ ein însliezunge und ze dâ gibet got die geburt 343,7
samenbindunge ganz ist, dazmuoz von nôt g. glîche adv. ( 14 ) 440,8 ; 454,13 ; 568,26, 29;
sîn 339,5 ; daz der sun dem vater niht g . ensî 626,8 , 9 ; – minne got in allen dingen g. 106 ,1 ;
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Wörterverzeichnis
Dô der kraft gebrach , dô worhte si ein , so si dehein werk , dâ mite er deheiner crêatûre
glîchest mohte 238 , 5 ; Ein kraft ist in der sêle, dienet, diu under im ist. Dâ mite glîchet er
der sint alliu dinc g . süeze 306 , 6 ; Alsô sölte sich näher gote 328,1 ; daß sich dise gleichnuß
diu oberste kraft der sêle , diu daz houbet ist , gleichet dem vater 468,8 ; daz alle gleych
glîche erhaben sîn under den zein götlîches nussen darumb seynd, das sy sich g. dem
liehtes 369,2 ; Dâ von , als man die krefte vatter 468 ,9; in der minne gotes, diu sich dem
nimet in dem wesene, sô sint sie alle ein und lûtern golde glîchet 552,3 – 8. angleichen Von
g . edel 418, 10 ; würket glîche dem engel der entblozunge des bildes in dem menschen
568,26 ; Got der engibet dirre gâben keine, er sô ist sich der mensche gote glîchende 276 , 8
engebe sich selben ze dem ersten und g . und glîchnisse stfn . ( 36 ) Gleichheit 602,1 ; 612, 15 -
geberlîche 626 ,5 ; in 'dem geiste der wîsheit die g. des heiligen geistes 85,1; götlich g.
dâ würket er al g. 626 , 10 119,6 ; von den engeln , die sô vil gotes g. in in
glîcheit stf. ( 14 ) 568,17 - daz oberste an der hånt 123,6 ; in der înerliuhtunge klimment sie
menscheit hât g . mit den engeln und sippe über sich in götlîche g. 124,1; daz ez der sêle
schaft mit der gotheit 13,12 ; daz den men ouge niht gelîden enmöhte, ez enwerde ge
schen allermeist sun machet, daz ist g . 33, 8 ; stætiget und ûfgetragen bî materie und bî g .
minne diu enwil nienâ sîn , wan dâ g . ist und 135 ,5 ; Alsô wirt diu sêle genzlîche mit gote
ein ist 47,7 ; Ein herre, der einen kneht hât, vereinet an dem bilde und an der g. 137,1;
dâ enist niht vride, wan dâ enist niht g . 48, 1 ; einunge wil haben g. 338,2 ; Einunge enmac
Wâ got vindet g. dirre ordenunge in der sêle, niht gesîn , si enhabe g. 338 , 3 ; Daz enmachet
då gebirt der vater sînen sun 120 ,4 ; wäre ich niht g ., daz mir nâhe bî ist 338 , 4 ; niht aleine
îtel und hæte ein inviuric minne und g., ich g., mêr: glîch 340,2 ; daz der sun dem vater
züge got alzemâle in mich 124,4 ; also ist diu niht glîch ensî, mêr : er ist diu g. 340,3 ; Swie
einicheit des menschen und gotes ze nemenne dürre daz holz wäre, daz man dar în legete,
nâch g. des bildes 277,6 ; Swâ got und diu sêle enmöhte ez sîn g . niht enpfâhen , ez enge
vereinet suln werden , daz muoz von g . komen brante niemer 342, 1 ; ie gotes glîchnisses mê
339,5 ; alliu g.meinet eine geburt 341, 10 ; Er in uns ist, ie geistlicher wir sin 403,5 ; die
hæret Kristum geborn von dem vater in natur, die von gott ist, die sůchet nüt anders
voller g . des vaters 428 , 9 ; dâ von würket denne gottes g. 471, 3 ; alle g . ist ein fürwerck
[sich ] got allermeist in einem dêmüetigen 471,4 ; diu sêle tritet über an irm natiurlîchen
herzen , wan er allermeist gelegenheit dar inne liehte in irm hæhsten über zît und über stat
hât ze würkenne (nutz ) und allermeist sîner g. in die g. des lientes des engels 557,1 ; Dâ si
dar inne vindet 565 , 10 ; und würket in dem ( = die Seele) iht vindet götlîches liehtes oder
steine ir kraft und ir g . 567,8 ; Als diu sunne götlîcher g. 557,3 ; G . istdiu groste wollustund
an sich ziuhet den viuhten luft, als gibet si vröude, diu in dem himelrîche ist 596,3 ;
dem steine ir g. 567,8 Swanne der lîchame bereit ist, sô giuzet got
glîchen swv. ( 13) 540,61 - gleichsetzen 599,9 – die sêle dar în und bildet sie nach dem
Man glîchetwol îsen silber und kupfer golde: ie lîchamen und hât eine g . mit im und von der
man ez mê glichet und niht enberoubet, ie ez g . eine minne 601, 1 ; er stürbe ê hungers, é er
velscher ist 599,8 – reft. Hie glîchet sich ver ir iemer gesmeckte oder enbizze , gotes g.
nünfticheit der obersten hêrschaft der engel enwäre dar ane 612,13 – Gleichnis diu gnâde
216 ,6 ; Cherubîn die bekennent gotund blîbent vliuzet ûz dem götlîchen brunnen und ist ein
dar ane ; Seraphîn daz ist der brant. Disen g. gotes 152,5; daz got alle crêatûren halte als
glîchet sich vernünfticheit 217,3 ;»diu sêle hât in einem zoume ze würkenne nâch sînem g.
in dirre kraft mügelicheit, alliu dinc ze wer 396 ,3 ; Dô gedâhte ich ein g. 416,2 ; und was
denne geistlîche«. In der würkenden kraft daz g. von mînem ougen und von dem holze
glîchet si sich dem vater 221,1 ;Nû glîchet sich 416 ,4 ; man bedarff dar zů g. 466,5 ; das sich
vernünfticheit in der mügelîchen kraft dem dis g. gleichet dem vater 468,7; daz alle
natiurlîchen liehte der engel 223,3 ; der himel gleychnussen darumb seynd , das sy sich
loufet stæticlîche, und in sînem loufe bringet gleichenn dem vatter 468,8; seinen sun ,wann
er her ûz alle créatüren : dar ane glîchet er sich er ist ein volkommen g . vnnd ein volkom
gote 326 ,8 ; Niemer engevellet der himel an mens bilde des vatters 469,6 ; das man gott
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Wörterverzeichnis
mit g . můß beweisenn 470, 1; das sy doch g . ein lieht des glouben 153,1 ; swenne sich diu
sey des einen 470 ,10 ; wiltu die natur bloß selbe g. und smak wirfet in die zürnerîn 153,3;
finden , so müssent die gleychnuß alle zer und ist ein gewis zeichen , swelhem menschen
brechenn 473,7; glichnuß des himels 568,17; swære sint ze tuonne götlîchiu werk, daz dâ
ein g . der klarheit, diu in dem himel ist 615,3 – kein g . inne ist 154 ,3 ; g . ist âne werk 242,4 ;
Vergleich, Beispiel 294,6 G . enwürket kein werk 242 ,5 ; 244 ,6 ; Ein
glîchsenisse stf. (l ) sunder g . und sunder be brunne, dâ diu g. ûz entspringet 243,6 ; G .
dahtheit 167, 1 enwürket niht 244,2 ; Ein innesîn und ein
glit stn . ( 7) 103,4, 6 - diu natûre hât (zwÔ anehaften und ein einen mit gote, daz ist g.
meinunge), daz ein ieglich g. då würket an 244,8 ; Ob dem liehte ist g. 325 ,7 ; Sol g. in
dem menschen 103, 2 ; Mîn sêle ist ungeteilet vernünfticheit komen , sô muoz vernünfticheit
und ist doch zemâle in einem ieglîchen glide und wille über sich selben komen 325 ,8 ; G .
177,2 ; Als diu sêle sich giuzet in alliu g . 214,3 ; engeworhte nie dehein guot werk 326 ,1 ; G .
der geist ist ein slite, der daz leben vüeret in eneiniget niht an deheinem werke 326 , 3 ; G .
al diu g . 405 ,5 ; sô ist diu sêle in dem minsten ist ein înwonen und ein mitewonen der sêle in
glide als volkomenlîche als in dem lîbe al. gote 326,3 ; dâ diu sêle got nimet, als er got
zemâle 407,2 ist. Då ist sêle sêle und g. g. 330, 3; ,. . . be
glorje stf. (2 ) 386 , 15 ; 540,86 gozzen .. .mit gnâden ' 346,4 ; 347,5 ; învluz
gloube swm . (7 ) 150,2 ; 617,5 , 6 ; – BÔ wirt diu der gnaden 346 ,4, 5 ; Alsô muoz diu sêle
sêle mit gote vereinet als ein lieht mit liehte; gebiutelt werden in dem liehte und in der
sô heizet ez ein lieht des glouben 142,4 ; dar g ., diu got schouwen sol 366 ,8 ;'Bar Iôna', daz
diu sêle mit irn sinnen noch kreften niht sprichet als vil als „ein sun der g. 367,4 ; daz
komen enmac, dâ treget sie der g . hine 142,5 ; man wol geliutert sî in dem liehte und in der
swenne sich diu gnade und der smak wirfet in g. 370,4 ; er enbeite im eines liehtes von gna
die redelîche kraft , sô heizet ez ein lieht des den 450,7 ; Nû schỉnet disiu rede obe g. 501,7;
glouben 153,2 ; G . klebet in dem liehte der Diu sêle muoz geliutert werden und kleinlich
vernünfticheit 168 ,1 gemachet in dem liehte und in der g. 549,4 –
glouben swv. ( 10) 262,6 ; 267,6, 11; 268,16 ; von gnâden : 103,6 ; 388,83; 566 ,7
475,6, 8 ; 583,3 ; 617,3 – diz ist groben liuten gnadenwerk stn . ( 1 ) ein g., daz gotwürket 241,9
ze gloubenne und erliuhten ze wizzenne 253, 3 ; golt stn . ( 12) 17 ,2 ; 474,11; 551,4 ; 552,3 ; 554,7;
Dar umbe muoz man ez im g. als der warheit 568, 12; 599,3 , 8 ; 623,5 – alles schatzes natûre
428 ,7 meinet g. 228,4
glouplich adj. ( 1) 94,5 got stm . ( 1381) 7,5, 8, 9,12; 8,1, 2, 4, 5, 6, 9,
glücke stn . ( 1) ze g. oder in unglücke 634,6 10 , 11 ; 9, 1, 3 ; 10 , 1 ; 11,4 , 5 ; 12,5 ; 14 ,2 ; 15 ,2 ;
gnâde stf. (57) 154,1; 212,2 ; 241, 8 ; 242,3 ; 16,4, 5 , 6, 7, 8, 9 ; 17,3, 5,7 ; 18,6 ; 24,10; 25,1,
243,7, 8 ; 244,1 ; 245,4 ; 345,2 ; 386 ,13 ; 387,61; 2 , 6 ; 26 ,3, 4, 6, 7 ; 27,1, 7; 28,2 ; 29,4 ; 30,2;
432,3 ; 444,3 ; 446,8 ; 501,6 ; 502,1 , 2 , 3 ; 31,4, 6, 7 ; 33,9 ; 34,1, 8, 10 ; 35 ,1, 2, 3, 6 ; 43,1 ;
524,54 ; 540,64 – Also ist der sêle vil süezer 44,4, 8 ; 45 ,1, 10 ; 46 ,7 , 8 ; 48, 2 ; 49,5, 6, 7 ; 50,1 ;
diu g., die si erkrieget mit sunderlicher wîs 52,3 ; 53,9 ; 54 ,1 , 2, 4 , 5 ; 55 ,4 ; 59, 12, 13; 60, 4 ;
62, 4 , 6 , 8 ; 63,6 , 7 , 8 ; 64,3 ; 65 ,3 , 8 ; 66 , 10 , 11 ;
heit und vlîze, dan die allen liuten gemeine 68, 1 , 5 ; 77, 1 ; 78, 2 , 3 ; 79 ,1 , 3, 5 , 6 , 7, 10 ; 80 ,3 ;
ist 144,6 ; daz almuosen der g. unsers herren 81, 3, 4 , 8 ; 82, 2 ; 84, 1, 2 ; 89,6 , 8 ; 94 ,3 , 6 , 8, 9 ;
151,6 ; diu g. machet sie gotes kint 151,6 ; Ez 95 , 1 ; 96 ,2 , 3 , 4, 6 ; 98, 1, 3, 4 , 5 , 6 ; 100 , 4, 6 , 8 ;
ist unmügelich , daz deheiniu sêle âne sünde 101,1 , 3 , 4 , 8 ; 102,2 , 3 ,7 ; 103,6 ; 104,1, 5 ;
sî, gotes g. envalle in sie 152,3 ; Der g. werk 105,5 ; 106 ,1; 108 , 1, 2, 5 ; 116 ,6 , 8 ; 118,3, 4 , 5 ,
ist , daz si die sêle snel machet und gevüege 7; 119,3 ; 120 ,4 ; 124,1, 3, 4, 7; 125 ,3, 5 ; 134,2,
ze allen götlîchen werken 152,4 ; diu g. vliuzet 4 , 5 ; 135 ,6 , 7; 138,6 , 7; 141,5 ; 142,1; 143,6, 7;
ûz dem götlîchen brunnen und ist ein glîch 144, 1 , 2 ; 145 , 1 , 2, 8 ; 147 , 9 ; 151,5 , 6 ; 152,3, 6 ;
nisse gotes und smacket als got und machet 155 , 3 ; 160, 3 ; 161, 1, 3 , 5 ; 163,5 ; 164,4 ; 165 , 2 ;
die sêle gote glîch 152,5 ; Swenne sich diu selbe 166 , 1 , 2 ; 169 ,1 , 5 ; 173,6 ; 174, 1, 3 ; 176 , 9 ;
g . und der smak wirfet in den willen , sô heizet 179,2, 8 ; 180 ,3, 4 , 6 ; 181,2, 3, 4, 6 ; 183, 1, 2, 4,
ez ein minne 152,6 ; swenne sich diu g. und der 6 ; 187, 12 ; 188 ,3, 9, 12 ; 189,3, 4 , 7; 190,3, 4 ;
smak wirfet in die redelîche kraft, so heizet ez

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191,5, 12 ; 193,4 ; 199,4 ; 200,5 ; 201,8, 10, 11,12, 18, 19, 21, 26, 29, 33, 36 , 37, 40, 41, 42, 48 ;
14 ; 203,6 , 12 ; 204, 2 ,5 ; 211,4 ; 214 , 2, 3, 4 ; 216 , 2 , 540,52, 54, 55 , 56 , 58 , 60, 61, 62, 70 , 75 , 77,
4, 5 ; 217, 2, 3, 4 ; 219, 1, 3 ; 221,2 , 3 ; 222, 1 ; 223, 2 , 78, 81, 83; 541,94, 95, 96 , 97; 548,4 ; 549,1,
5 , 13 ; 227, 4 , 7, 8 ; 228, 1, 2 , 3 ; 230, 4 ; 231, 1, 3 , 2, 3 ; 551,1; 552,6 ,7, 8 ; 553,8, 9, 10 ; 554,1, 2,
4 , 5 , 10 ; 232,2 , 3, 4 , 6 ; 233 ,3 ; 234 ,5 , 8 , 9 ; 3 ; 557,5 ; 559,2, 3, 4 ; 560 ,3, 4 , 5 ; 561,1, 2, 3,
235 ,8 ; 236 ,1, 3, 4 ; 237,2 ; 238,1,7, 8,11 ; 239,1, 4, 5 , 7; 564,3; 565,1, 4, 9; 566,1, 2, 4 ; 567,1,
3, 6, 7; 240,5 ; 241,2, 9 ; 242,1, 2, 4 , 6 ; 244,1,7, 4 , 5 ; 568 ,6 , 28 ; 569,4 , 6 , 7 ; 570,5 , 6 , 7 , 8,9 ,
8 ; 245,1, 10 ; 252,3, 4, 5 ; 253,1 ; 254,3 ; 256,1, 10, 11, 12, 13, 14, 16 , 17, 18, 19 ; 571,2, 3, 4 , 7, 8,
2 ; 257,2 , 3, 4 , 5 , 6 ; 259,3 , 4 , 6 , 7 ; 260,3 ; 261, 3 ; 9 , 10, 13 ; 577,5 ; 578 , 7 ; 579, 2 , 3, 5 , 7 ; 580 ,5 ,
262, 2 , 5 ; 263,4 ; 264 ,7 ; 265, 2 , 4 , 5 , 6 ; 266 ,4 ; 6 , 10 ; 581, 1, 2 , 5 , 6 ; 582, 12 ; 584, 3, 5 ; 585 , 1, 2 ;
267,5 , 6 , 9, 10 , 14 ; 268 , 17 , 19 , 25 , 26 , 27 , 29, 34 , 589,2, 7 , 8, 9 , 12 ; 590 , 1 ; 594 ,6 ; 595 , 1, 11;
38, 41, 45 , 51; 272, 5 ; 273 ,3 , 4, 5 ; 274 ,2 , 4 , 596,4, 8 ; 597,6 , 7 ; 598,2, 4 ; 599,3 ; 600 ,4 , 5 ,
7, 10, 12 ; 275 ,2 , 3 , 4 , 5 ; 276 , 1, 4 , 5 , 6 , 7, 8 ; 13 , 14 ; 601, 1 ; 602,4 , 6 , 8 ; 605 , 2 , 4 ; 606 , 3, 5 ;
277,1, 2, 3, 4, 6, 7, 8, 9, 10, 12,13; 278,3, 5, 6, 610,7, 8, 9 ;611,7; 612, 16 ;613,2, 3 ; 615 ,5 ,6 , 10 ,
8 , 12 ; 280,2, 3, 4, 7, 9; 281,2, 3 ; 285,5, 8, 9, 11, 13 ; 616 ,3; 617,1, 4, 5, 9 ; 618, 11, 17, 27, 29,
10 ; 286, 1, 3, 4, 7, 9 ; 287,2, 3, 5, 6 , 7; 288,4, 36 , 38 , 40,41, 42,43,47, 49,50 ; 624,8 ; 625, 1, 2,
5 , 7 ; 289,1, 3, 4 ; 290, 1, 6, 11; 291,1, 6, 9, 10 ; 5 , 7; 626 ,1, 2, 4, 8 ; 627,3, 4, 7, 8, 10 ; 628 ,2, 6 ,
292, 1, 3, 4 , 5 , 6 ; 293,6 , 8 ; 294, 1, 3 , 4 , 5 , 6 , 12 ; 8 ; 629, 1 ; 630 , 1, 9 ; 631, 2, 6 , 8 , 11; 632, 1, 2 ;
295, 302,5,6,7308,4,
295 , 1, 2, 3 , 9 ; 296 ,6 , 7, 8 , 9, 11, 13 ; 297,2 , 3, 8,
11; 301,5 , 6 , 7 ; 302,2 ; 303,2, 3 ; 304 , 1, 2, 4 ;
633,7, 8 , 10 ; 634,1, 2, 3, 5 ; 635 ,1, 2, 3, 5 ;
636,2, 4 , 6 - er ist g.himelrîches und ertrîches,
307, 1, 4 , 5 , 9 ; 308 ,4 , 5 , 6 , 7 ; 309, 2, 6 , 7 ; 318 , 4 ; er enist aber dîn g. niht 8,2; Si enwil ouch
319, 5 ,6 ; 320 ,4 , 5 ; 321, 1, 3 , 4 , 5 , 6 , 7 ; 322, 1, 2 , niht g., als er g. ist 31,5 ; g. ist vruht der
7 ; 325 ,2 , 3, 5 ; 326 , 1, 4, 5 , 7 , 8 ; 328 , 2, 3 , 9 , 10 ; tugende, g. vrühtet alle tugende 60,4 ; Dirre
329, 1, 5 ; 330, 1, 2, 3 , 5 ; 338 , 2 ; 339 ,5 ; 341, 3, 4 , geist . . .wirt von gote durchbrochen 76 ,3 ;
5 , 6,7, 8, 9 ; 342,5, 7, 8, 9, 10,11, 12, 13; 343,1, daz ich g. geborn würde der selbe 84,2 ; als
2 , 4 , 5 , 6 , 7 , 9 ; 344,1, 5 , 6 ; 345 , 1, 2 ; 346 ,6 ; g. götlich ist 95,1; diu sêle wirt gezogen durch
347,7, 8 ; 350,6 ; 351,6 ; 363,5 , 7, 8 ; 364,5 ; g . 145 ,3 ; in gotes oberstem 370,9 ; Dô ich
365, 2 ; 366, 1, 8 ; 367, 3 , 7, 8 ; 368 , 2 ; 370, 1, 5 , 8 ; stuont in mîner ersten sache, dô enhâte ich
371,5, 8, 9; 372,7; 373,7, 8 ; 378,3, 7; 379,1 ; keinen g . 492, 3 ; ledic gotes und aller dinge
380,5 ; 381,1; 382,2, 9 ; 383,8, 10 ; 385 ,2, 4 ; 492,7 ; dô der mensche stuont in der ewigen
386 ,3 , 10 , 12, 15 ; 387,20 , 27, 34 , 35 , 47 , 48 , 52 , art gotes 495,2 ; in gotes innerstez 566,3 ; als
56, 61; 388 ,70 , 77 , 84 , 86 , 87, 90 , 93, 94 , 96 , vil als g . in ir ist 615 , 13 – Ehre Gottes 7, 7 ;
97 , 100 ; 396 , 2 ; 397 ,5 , 6 ; 399, 1, 3, 4 , 5 ; 400, 3, 11, 7 ; 12,7 – Wille , Wollen Gottes 7 ,10 ; 8 , 12 ;
4 ; 401, 1, 2; 402,1 ; 403,3, 4, 5 ; 404 ,1 ; 408 ,4 ; 9,4 , 5 , 6 ; 10, 1, 2, 3, 7, 8 ; 11,6 ; 13, 1; 47,3; 78,4 ;
409,2 ; 415,2, 3, 5 , 9; 418,3, 5 ; 420,1 ; 429,1, 2, 79,4, 9 ; 289,13; 290,4 ,5, 7; 291,2, 3, 4,5 ;
4 , 7 ; 431,1, 3, 5 , 7 ; 433, 1, 7 ; 435 , 10 ; 440, 1 ; 439,5 ; 490,4 ; 491,5 ; 499,2, 3; 504,7 ;
442,7 ; 445,4, 5 ; 446,1, 3, 4, 5, 6,7, 10 ; 448,6 ; 628,8 ; 630, 1, 3 ; 633,11 - in gotes namen :
450 ,1, 9 ; 451,2 ; 454 ,3, 7, 9, 11, 13 , 16 , 18 ; 7,11; 10,4 - bilde gotes : 276,4 ; 277,1, 4 ;
455 ,1, 3 ; 456 ,8 ; 457,1; 458,6, 8; 459,2, 5 , 8 ; 329,3, 6 ; 330,2; 472,3; 474,1 – gote sippe
460,2 , 4 , 5 ; 464 ,4 , 6 , 7, 10 ; 467, 10 ; 470, 1 ; 88,7 – gotes wort: 428 ,4 , 8 ; 431, 10 ; 432,5, 8 -
471, 1, 2 , 6 ; 474 , 1, 5 ; 475 , 7, 8 , 9 , 10 , 12 , 13 ; gotes muoter 13 ,9 - got aleine –mit gote:
476 , 1, 2 , 5 , 10 ; 477,3 ; 486 ,6 ; 488 ,4 ; 489, 4 ; 29,2 – und vindet g. niemer aleine 26 ,5 – got
490,5 ; 491,7 ; 492, 1, 8, 9 ; 493,1, 3, 4 , 6, 7, 8 ; güete : 43,2, 4 ; 45,3, 4, 9; 46,1, 6 ; 566 ,8 ;
494,6, 8, 9 ; 495 ,4, 6 ; 496 ,7 ; 497, 1, 2, 3, 4 , 5 , 7; 635 ,4 ; 636 ,2 – gotes minne (liebe): 59,7 ; 79,1,
498,2 ; 499,5 , 6 ; 500 ,2, 4 , 6, 7, 8 ; 501,2, 3, 7 ; 5 ; 287,2 ; 431,1; 488,7 ; 552,3; 602,4 – daz got
502,5, 6 , 7 , 8, ; 504,2, 3, 5 , 8 ; 505 ,3, 4 , 6 , 8 ; minnet 106,5 - gotes gebot: 59,4, 5: 102,1 –
506,3, 4 ; 521,7, 8, 9, 10, 12, 13, 14 , 15 , 16 , 24 , got - lieht: 116 ,5 ; 142,2; 368,4 – mit gote
27; 523, 10 , 12,14, 15 , 16, 18, 29, 30, 32, 33, 36, vereinet: 136 ,6 ; 142,3 – gotes glîchnisse : 123,6
37, 38 , 47 ; 524,53, 55, 57, 64 , 65 , 74 ; 524,6 , 152,5 ; 471,3; 612,13, 15 – kleit gotes : 274 ,4 ;
10 ; 528 ,7 , 8 ; 529, 1, 2 , 3 , 4, ; 530,4 , 5 ; 531, 1 , 635,4 ; 636,2 - got ungesprochen : 189,4, 5 ;
3, 6 ; 532, 1, 2 , 4 ; 533,4 , 5 , 6 ; 534 ,2 , 3 , 5 , 7, 9 ; 529, 7 - gnade gotes : 502, 1, 2 - gotes minstez :
535,2 ; 536,1, 3, 6; 538,2,7; 539,8, 9, 10, 11, 174, 1 ; 633, 1

839
Wörterverzeichnis
gotheit stf. ( 33 ) 12, 2 ; 28,3 ; 34, 10 ; 45 ,2 ; 51,6 ; g . glîchnisse : 119,5 ; 124,1 ; 557, 3 – g . werk :
52, 10 ; 86 ,6 ; 234,4 ; 277 , 14 ; 287 ,4 ; 295 , 2 ; 119,5 ; 124,2 ; 152,4 ; 153,4 ; 154,2, 3 ; 505,4 ;
387, 34 ; 415 ,7 ; 443, 11 ; 476 ,13 ;538 , 4 , 5 ; 539 ,8 ; 600 ,7 ; 605,3 ; 617,3 - g. tugent: 142,4 ; 144,1 ;
582,9 ; 636,1 - daz oberste an der menscheit 145,4 ; 153,4 - g . wille: gekêret ist in götlichen
hât glîcheit mit den engeln und sippeschaft willen 145,2 – g. minne: 145,3; 198,8 ; 200,1;
mit der g. 13,12 ; die wurzel der g. 52,4 ; die 325,10 ; 368,5 – g.wesen : 203,6 ; 204,8; 294,2;
vüllede und den abgrunt aller sîner g . 68,2 ; 387,30 – Got gibet dem gerehten menschen
ein g. wesen 372, 1; dem einvaltigen stille
Dâ ist kintbette in der g. 86 ,4 ; vüllede und
vollene aller g . 86 , 8 ; diu g . ist aleine ein stat stânden götlîchen wesene 420,7 ; den ewigen
der sêle und ist ungenant 188,5 ; In disem abgrunt götlîches wesens 493,6 – g . natûre :
selben worte hæret der vater und bekennet 308,7 ; 342,12; 386, 19; 394,4 ; 395,2 ; 396 ,1 ;
der vater und gebirt der vater sich selben und 420 ,4 ;435 , 11 ; 440, 1 ;442 ,3 ;443 ,8 ; 571, 16 - alle
ouch diz selbe wort und alliu dinc und sîne g . creatûren tragent an in ein urkünde götlicher
natûre 394,3 ; von götlîcher natûre lûterkeit
al ze grunde 434 ,2 ; sô gibet er dir sîn leben 529,1 - g . bilde : 387,62 - daz götlîche bilde,
und sîn wesen und sîne g . alzemâle 435 , 14 ; in daz då bilde ist des vaters 381,2 – g. wârheit :
dem selben worte gibet er dir sîn selbes leben 119,6 ; 489,5 ; 490,1, 6, 8 ; 582,9 – g. wisheit:
und sîn selbes wesen und sîne g. alzemâle 119,5 - daz diu sêle wirt getragen mit götlîcher
436,9 ; das bilde der g. .. . gedruket in die sele
456,10 ; 458,5 ; den grunt der g . 560,6 wîsheit in got 549, 1
götlich adj. (121) 119,7; 268,9 ; 341, 8; 387,36 , gotminnende part. adj. ( 1 ) 198 , 7
37 ; 388,86 ; 595 ,4 – und ist sippe götlîcher gotvar adj. ( 4 ) 329,1 – glîch gote und g . 124,7 ;
natûre 53, 1 ; ein sippeschaft götlîcher art 66 ,4 ; der götlîche brâdem : der ziuhet die sêle in sich
als got g. ist 95,1 ; Götlîchiu sælicheit 145 ,4 ; und einet sie mit im und machet sie g . 568,2 ;
diu gnade vliuzet ûz dem götlîchen brunnen Swer wil g. werden , der sol ûfklimmen mit
152,5 ; ein vünkelîn götlîcher natûre, ein g . ganzer gerunge 568, 7
lieht 211,2 ; ein îngedrücket bilde götlîcher gotvorhtic adj. ( 1) 337,5
natûre 211,3 ; mit götlîcher wîsheit 223 ,11; an gram adj. ( 1) g. den nidersten kreften
götlîchem würkenne in der sêle 240 ,2 ; daz göt 122,2
lîche bilde, daz got in im natiurlich geschaffen grap stn . ( 14) 87,3 ; 173,7; 575 ,2, 3 ; 579,1, 3,6,
hât 275 ,5 ; überbildet in der götlîchen ein 7, 8 , 9 ; 588 ,3
förmicheit 278,6 ; daz alle crêatûren her ûz gras stn . ( 1) 568, 16
getragen sint von götlîcher geburt 322,6 ; mit grasbletelîn stn . ( 1) 470,6
götlîcher wärheit 325,12; minnest dû got, sô grâve swm . ( 1) 122,5
wirdest dû g. 343,5 ; , . . . gnâde', in der diu sêle greselîn stn . ( 1 ) 475,1
geliutert wirt und ûfgetragen und bereitet ze grîfen stv . ( 1) 16 ,3
götlîcher schouwunge 367, 5 ; götlîche gâben grimmede stf. ( 1) 6,4
403,1; waz klarheit an götlîcher natûre sî gröbeste subst.adj. ( 1) 280,8
529,2 ; diu götlîche kraft 552, 1; ûfgezogen in græste subst.adj. ( 1 ) 523,52
der götlîchen kraft 553,7 ; der götlîche groze stf. (6 ) 448,4 - Gotes minstes des sint
brâdem : der ziuhet die sêle in sich 568 , 1; in vol alle créatûren , und sîn g , enist niergen
den grunt götlîches wesens 582,4 ; Diu sêle .. . 174,2 ; 633,1; daz er Johannes lobete mit g.,
bekennet sich an gote g., als vil als got in ir daz er der meiste sî 447,9; diu g. sînes ewigen
ist 615,13 ; 618,40 – g . natûre : die abgrün lebens 449,7 ; nâch der g. des dienstes und
dicheit. . . götlîcher natûre 84,7 – g . lieht: edelkeit sô sol wesen der lôn 614, 1
116 ,4 ; 124 ,1, 8 ; 134,7 ; 135,3, 5 ; 142,2 ; 187,6 , græezer subst. adj. ( 1) daz wir dich iht græzers
10 ; 199,4 ; 203,5 ; 211,2 ; 219,2 ; 368,5; 369,3 ; bæten 297,7
370,6 ; 402,1 ; 476,4 ; 557,2 , 4 ; 603,1, 3 ; 604 ,2; grozlîche adv. ( 1) 386,8
616 , 8 ; 618 ,47 – underböugic die rihte under
den zein götlîches liehtes 368,3 ; erhaben sîn
grop adj. (16 ) 200,12 ; 454,17; 568,10 - allez ,
under den zein götliches liehtes 369,2 ; über daz hie g . ist, daz ist dâ geist in gote 81,4 ;
Daz von ûzen în wirt gesprochen , daz ist ein
gozzen hât mit götlîchem liehte 534,4 - g . g. dinc 97,5 ; Daz ertrîche enmac niht eigen
ordenunge : 119,5 , 6 ; 120,4 ; 121,2 ; 123,3, 4 - lîche stat gesîn , wan ez ze g . ist und ouch daz

840
Wörterverzeichnis
niderste ist von den elementen 201,1 ; Die grüenen swv. (2) 243,4 – in einem einigen vün
die gröbesten rede haltent 371,1 ; diu niderste kelîne des engels grüenet , loubet und liuhtet
kraft oder diu allergröbeste, als gehoerde oder allez , daz in der Werlt ist 240,4
gesiht 418,7 ; als der ein edel zwî pflanzet in gründen swv. (4 ) ergründen 467,7 – der ez ge
einen groben stok 626,11; Diu sêle enhât niht gründen künde 232,2 ; an dem end der ge
underscheides von unserm herren Iêsů Kristo, schrifft, alsman sy g.will, so spottet sy weyser
wan daz diu sêle hât ein gröber wesen 632,4 – leütten 467,5 ; man mag hie inn g. 468,4
grobe liute : 262,6 ; 267,6 ,11 ; 268,30 ; 465,6 – grunt stm . (39) 253,2 ; 388,90 ; 416 ,3 – in dem
diz ist groben liuten ze gloubenne und er selben grunde, dâ er sîne eigene ruowe inne
liuhten ze wizzenne 253, 3 hât 203,9 ; abegescheiden von allen lîplîchen
grop subst.adj. ( 1) 466 ,5 dingen in irm grunde und in ir eigenschaft
gropheit stf. (2) 632,4 – dâ wirt alliu diu vruht 361,4 – G . der Erde 551,3 ; 565 ,7 ; 568, 11, 14 ;
nâch der edelkeit des zwîs und niht nach der 581,5 - enmitten in dem grunde der erde
g . des stockes 627 , 1 346 ,2 – G . der Demut 553,6 ; 565,6 , 11 ; 581, 5 ;
grôz adj (97) 7,1, 2 ; 46,3; 47,6 ; 106 ,3; 116 ,2; 582,3 - in den g. der dêmüeticheit 347 ,5 -
144,1 ; 154 ,6 ; 175,8 ; 234 ,2 ; 242,1; 260,2 ; der göttliche G . 191,3 , 4 ; 309, 7; 373,6 ;
274 , 9 ; 285 , 8 ; 290, 3 ; 297,7 ; 386 , 2 ; 432, 1, 4 ; 469,9 ; 558,1; 566, 1 ; 582,4 – von sînem grunde
433,5 ; 445,8 ; 447,6, 7 ; 448 ,1, 3, 9, 10, 13 ; und von sîner wesunge und von sînem wesene
450,5 ; 454,9, 13 ; 493,4 ; 521,5 ; 522,7, 8 ; wirt der vater beweget ze geberne 263,5 ; in den
524,68 ; 528,8 ; 549, 3; 568,2 ; 604 ,7 ; 605 ,1 ; g., der gruntlôs ist 309,5 ; in dem grunde des
614,1, 5 ; 618,25, 34, 35; 629,2 ; 630,1, 2 – SỐ wesens 363,6 ; in den einvaltigen g., in die
diu pîne ie grozer wære, sô unser ernst ie stillen wüeste , då nie underscheit îngeluogete
græezer sölte sîn ze der tugent 47,5 ;mit grôzer weder vater noch sun noch heiliger geist 420 , 9 ;
vruht 138,3 ; Ich enhân mich ouch niht groe dirre g. ist ein einvaltic stille , diu in ir selben
zer, ob ich ein hart leben hân 154,5 ; grôziu unbewegelich ist 421, 1 ; in die erstekeit, in das
buoch 237,3; g . lôn 285 ,8 ; grôzer dinge und innerste[s ], in den g. vnnd in den kernen der
grôzer worte 295 ,6 ; wære ieman , der durch . vetterlicheit 470,4 ; g. gotes 551,1 ; die wurzel
brechen wölte durch die dêmüeticheit , joch und den kernen und den g . der gotheit 560,6 –
als g. als umbe ein hâr 448, 12 ; in pênitencie Seelengrund 551,2 ; 566 ,1 – ganc in dînen ei
und ûzwendiger üebunge, daz die liute vür g. genen g . 256 , 3; Als verre diu sêle kumet in den
ahtent 489,4 ; g. geahtet in der liute ougen g . und in daz innerste irs wesens 552,1 - (al)ze
490,7 ; wirt diu sêle gar g. und hôch in der grunde, gänzlich in einen ieglîchen menschen ,
minne gotes 552, 3; als einen grôzen blik 604, 1; der sich ze grunde gelâzen hât 415 ,5 ; und ge
Michel græzer benüegunge suln wir haben an birt der vater sich selben und ouch diz selbe
der bîwonunge 615, 1 ; Unmâzen grôze be wort und alliu dinc und sîne gotheit al ze
gerunge 615 ,4 ; daz niht ûz blibet als g . als grunde 434 ,3
einer nâdel spitze 626 ,7 – grôziu dinc: 61,6 ; gruntlos adj. (2 ) gange in den grunt, der g. ist
67,1; 295,6; 306,2 ; 564,13 - got der ist 309,5 ; ein lûter törheit vor der gruntlösen wîs
bereit grôziu dinc ze gebenne 297,8 ; ie diu heit gotes 486,6
geistlîchen dinc hæher sint, ie sie groezer sint gruonen swv. (3) von dem umbeloufe des
612 ,9 – grôze pfaffen : 66,5 ; Plâtô, der grôze himels gruonet und loubet allez, daz in der
pfaffe 67,1; die wol gelêret sint und grôze werlt ist 75, 3 ; Diu stat, diu ungenant ist, in
pfaffen wellent sîn 83,5 - g. werk : 17,3 ; 139,3 ; der gruonent und blüejent alle crêatûren in
154,7 ; 325 ,10 ; 552,2 ; 564,12 - g . lust : 117,2 ; rehter ordenunge 191,2 ; gotes minstes des sint
268,23 ; 320 ,2 ; 469,5 – grôze ruowe und lust alle creatûren volund lebent und wahsent und
263,3 ;Glîchnisse ist diu groeste wollust 596 ,3 – gruonent dar inne 201,13
ein grôz (grôze) meister: 202,4 ; 204,1; 500,1; güete stf. (41) 27,9 , 12; 28,2; 45,9, 10 ; 59,6 ;
504,4 - g. einunge : 303,2 ; 405,5 ; 406 ,3 ; 60,1 ; 582,8 ; 636 ,3 – als er ein mark ist, von
407, 1, 3 ; 408,1 - Diu groeste einunge, die dem urspringet g. 32,1; als er ein kerne ist,
Kristus besezzen hât mit dem vater 13, 13 von dem ûzvliuzet g. 32 ,2 ; als er ein wurzel
grôze subst.adj. ( 1) etwaz grôzez 548,6 ist ,ein âder , in der urspringet g. 32,3 ; daz endo
grüene adj. ( 1) ein g. wahs 136 ,3 der minne, ûf daz minne alliu ir werk würket,
841
Wörterverzeichnis

ist g., und diu g. ist got 43,2 ; Alliu gotes gebot 430,3; die ir gâbe gebent den, dân des guotes
diu sint von minne und von der g . sîner natûre mê ist 430,4 ; lîplich g. 431,1; geistlich g.
59,4 ; gotes gebot ist diu g. sîner natûre, und 431,4 ; daz oberste g. 440,6 ; vergencklich g.
sîn natûre ist sîn g. in sînem gebote 59,5 ; Ich
sol mînen vriunt minnen umbe sîne eigene g.
468,3; auswerdein doutes 59,8;10 drio zele
468,3 ; ausserlichs g . 468,5 ; daz man wider
îngebildet werde in daz einvaltige g., daz got
59,10 ; und minnet got aleine umbe sîne eigene ist 528,7 – das Gute ,Gutes 59,8; 169,4; 175, 1;
g . und umbe die g . sîner natüre und umbe 273,2 ; 387,41; 450,9 - daz g. habe drîe zelgen .
allez daz, daz er an im selben ist 60,1 ; Swer Der êrste zelge ist nutz , der ander zelge ist
bedenken wil g . oder wîsheit oder gewalt, der lust, der dritte zelge ist zimeliсheit 28,5 ; ein
bedecket wesen und bevinstert ez in dem ge . ursprunc alles guotes 30,5 ; Ez enist kein crêa
danke 120 , 2 ; dâ smilzet er ûz in g. in alle tûre, si enhabe etwaz guotes an ir 318 ,4
creatûren 181,1; als vliuzet got in alle die guot adj. (61) 9,5 ; 132,2 ; 138,7; 178,5 ; 216 ,6 ;
krefte der sêle und durchgiuzet sie alsô , daz 325,4 ; 326, 1; 486, 8 ; 489,1 ; 490,4 ; 491, 1; 521,8 ,
sie ez vürbaz giezen mit g. und mit minne ûf 9 ; 523,11, 12 ; 533,6 ; 540,50 ; 553,6 ; 571,10 ;
allez, daz bî in ist 214,5 ; g. oder gewalt oder 626,5 ; 628,2 – guotiu kleit 154,4; ein guotiu
wisheit oder swaz des ist, daz zuovellic ist warnunge 192,2 ; Wille und minne vallent ûf
216,3 ; g. und gerehticheit ist ein kleit gotes got, als er g. ist, und enwære er niht g., sô
274,3 ; ich enkünde niht geminnen wan g . enahteten sie sîn niht 216,2 ;daz er einen sünder
286 ,8 ; got minnet als vil, als er guot ist, - bekêret und ze einem guoten menschen machet
niht daz er iht vinde in dem menschen , daz 242, 1 ; daz er got niht nemen ensol, als er g .
er minne, wan sîne eigene g . 286 ,10 ; Wisheit oder gereht ist 274,2 ; got minnet als vil, als
und g. ist an gote ein 328,9; G . und warheit ér g. ist 286,9; in einem ieglîchen guoten ge
leget zuo 348,2 ; die porte, då got ûzsmilzet in danke oder guoter meinunge oder guoten
güete wis 552,8 ;swer då biten wil, der solallez , werke werden wir alle zit niuwe geborn in
daz er von gnaden håt enpfangen , tragen in gote 293,5 ; in allen guoten liuten ist got alze
die g. gotes 566,8 ; wie der vater sich ergiuzet mâle 301,5 ; got selber der enmac dar în niht,
. . . in den heiligen geist mit einer g . als in als er nâch wise ist, (noch ) als er wise ist noch
einer minne 597, 3 ; Wärheit und g. sint ein als er g. ist noch als er rîche ist 308 ,6 ; ein g.
kleit gotes 635,4 ; wille der blîbet ûze und lêre 341,2 ; minne kêret ûf daz si minnet ; dâ
haftet an der g ., wan g. ist ein kleit gotes nimet si, daz då g. ist. Aber verstantnisse diu
636 , 2 - Güte und Gott 43,4 ; 45 ,2 , 4, 8 ; 46 , 1, 6 nimet daz, dâu von ez g. ist 371,6; Diu minne
güeticheit stf . ( 1) man sol in minnen umbe nimet got, als er g. ist; aber verstantnisse diu
die g., diu er in im selben ist 273,6 dringet ûf und nimet got, als er wesen ist
gunnen an .v . ( 1) 6,5 371,8 ; Eine guote rede! 568,5 ; daz diu sele
guot adj. (26) ein g. mensche : 8,8; 12,6 ; 13,4 ; {wider ) komen sol durch guotiu und göt
26 ,8 ; 27,6 ; 45,9 ; 161,1 ; 361,2 ; 362,4 ; 540,58 ; lîchiu werk 617,3 – ein g. mensche : 8,8 ; 12,6 ;
633,2 - der guote mensche 138,5 ; Der enist niht 13,4 ; 26 ,8 ; 27,6 ; 45 ,9; 161,1 ; 361,2 ; 362,4 ;
ein g .mensche, der niht enhât gewandelt sinen 540,58 ; 633,2 – Der enist niht ein g.mensche,
alten site 161,2 - g . werk : 222,4 ; 255,1, 2, 4 ; der niht enhât gewandelt sînen alten site
268,17, 20 ; 293,6 ; 552,7 – daz man enkein g. 161, 2 – der guote mensche 138,5 – g . werk :
werk ein g. werk geheizen mac . . ., ez en - 222,4 ; 255,1, 2 , 4 ; 268,17, 20 ; 293,6 ; 552,7 –
beschehe denne in der minne 44 , 1 – bî guoter daz man enkein g. werk ein g . werk geheizen
wârheit : 305 , 3 ; 306 , 11 ; 308, 5 ; 415 , 4 ; 420 ,5 mac .. ., ez enbeschehe denne in der minne
guot stn . (28) das Gut 180,4 ; 273,3 ; 400,5 ; 44, 1 – bî guoter wârheit : 305,3 ; 306, 11;
454,9 ; 464,4 ; 610,7 ; 618,10, 17 ; 626 ,3 – er 308,5 ; 415 ,4 ; 420,5
hæte groziu dinc gelâzen von ertrîche, von guote subst.adj. ( 1) 325 ,5
guote 61,7 ; daz er niht enminne diz g . oder guot adv. ( 1 ) 143,6
daz g., sunder er minne daz g., von dem allez guotheit stf. (1 ) 388,97
g . vliezende ist 273,2; Dar umbe ensol man gürtel stm . (1) 467, 2
daz g . niht mê minnen , dan als vil man got
in im minnet 273,4 ; daz er milte sî von lîp haben swv. ( 3) halten für Ich enhân mich ouch
lîchen dingen und von geistlîchem guote niht grozer, ob ich ein hart leben hân 154,5 –
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Wörterverzeichnis
halten , festhalten viel im an die vieze und heiden stswm . ( 1) 176 ,3
wolte in gehabet haben 576 ,3 ; Als ob ich einen heidenisch adj. ( 7) 202,7 ; 218 ,3; 220,2 ; 349,6 ;
apfel hæte gehabet in mîner hant 579,4 362,1; 370,6 – ein heidenischer meister 121,3
haften sw . ( 2 ) 175 ,3 ; 636 ,1 heil stn . ( 1) 386, 14
hagel stm . (1) 444,1 heilic adj. (64 ) 295,5 ; 386,3, 11, 16 , 18 ; 441,1;
halbe adv. ( 1) Etlîche liute die erstânt h . 449,5 ; 476,7; 489,5 ; 538,2 ; 540,50, 65 ; 549,3 ;
174 ,7 596 ,1 – h. leben 219,1; die heiligen geschrift
haller stm . ( 1) daz dû ez niht endarft koufen 343 ,6 ; noch heiliger und noch sæliger dan dirre
umbe einen h . 80 ,6 heilige ie wart 449, 11; die heilig geschrifft
halp adj. (1) 406 ,7 466 ,3 ; Sô diu sêle âne irdischiu dinc ist, so ist
halten stv . (16 ) 59,3 ; 245,3 ; 370,9 ; 371,1, 2; si'h .' 598,4 - h . ewangelium : in dem heiligen
600 ,9 - Des enhalte ich niht, daz ez alsó ze êwangelið 58,3 ; 378, 2 – h . kristenheit : 432,1 ,
verstânne sî 83,9 ; daz got alle crêatûren halte 2, 3, 5 - h . menscheit : 443,14 ; 444,4, 8 – d .
als in einem zoume 396 ,2 – h . für 268, 20 ,21 - heilige geist sieh unter geist
refl. 446, 10 – diu êwicheit , diu sich alle zît heilicheit stf. ( 5 ) 268,10 ; 450,2 2 ; 597, 5 – »daz
aleine heltet 134,1 ; Eyâ, der mensche sölte h . ist ganziu lûterkeit , vrîheit und volkomen .
sich also getriuwelîche ze gote h . 307,4 ; daz heita 596 ,2
sich got êwiclîche gehalten håt rehte, als er heilige swm . (25 ) 10,8 ; 13, 9 ; 58 ,3 ; 86 ,3 ; 105 ,4 ;
sich des vlîze, wie er der sêle behegelich werde 118,6 ; 150 ,2 , 3 ; 285 ,3 ; 368,1 ; 387,41; 449,5 ,
399,5 ; daz dû dich der rîcheit als ledic haltest 9 , 11 ; 486 ,4 ; 534, 3 , 6 ; 540 ,62 ; 596 ,6 , 7 ;618 , 10 -
446 , 10 Allez, daz got würket in allen heiligen 96 ,6 ;
handeln swv. ( 1) daz si sieche und unvlætige alliu diu ûzer werk , diu man ie vant an den
liute waschen und h . müeste 147,6 heiligen 176, 2; nieman enist uns vürgesetzet
hangen stv . ( 9 ) 10,6 ; 27, 12; 33,4 ; 118 ,3 ; 287,6 ; von allen den heiligen als ein ende 449, 1; ez
458,2 – des vaters leben hanget in dem sune enist kein h . in dem himel sô volkomen , dû
33,5 ; daz er uns suochet, rehte als ob alliu sîn enmügest die wise sîner heilicheit durchbre
gotheit dar ane hange 35,1 ; 8ô minnet mich chen mit heilicheit 450,1
got rehte, als sîn gewerden und sîn wesen dar heim adv. (4 ) 125, 1; 317 ,4 ; 540,90 ; 629,5
ane hange 287,7 heime ado. (4 ) da h.: 164,1; 219, 3 – Diu sale
hant stf . (21) 18,1; 48,6 ; 179,5 ; 180,4 ; 181,2 ; muoz då h . sîn in irm innigesten und in dem
242,3 ; 473,1 ; 528, 3 ; 537,4 ; 579,4 - sol alle zît hohsten und in irm lûtersten 164 ,2 ; in dem
ûzrecken die h . vür die tür unsers herren gotes innigesten , dâ nieman h . enist 420, 10
151,5 ; dâ Kristus gesezzen ist ze der rehten heimlich adj. ( 1 ) die heinliche warheit 454 , 5
h . sînes vaters 173,3 ; Daz beste guot, daz got heimlîche adv. (2 ) diu sêle hât vil krefte in ir ,
geleisten mac, daz ist sîn rehtiu h . 180,5 ; er die gar h . würkent 223,9 ; alsô giuzet der himel
enmöhte niemer h . dar ane gelegen 612, 14 - sîne kraft gar h . in ein ieglich krût und in diu
zweier hande 442, 2 ; 445 , 1 ; 486 ,8 ; 616 ,5 - tier 556 ,3
drier hande 524,2 – maniger hande 365, 3 – heimlîche subst.adj. ( 1) neizwaz garheimlîches,
swelcher hande 445 ,4 daz dar über ist, daz ist daz houbet der sêle
hâr stn . ( 3 ) niht eines hâres mê 288,7 ; noch 325 , 13
enweste ein h . niht, waz got wære 292,4 ; joch heimlicheit stf. ( 1) die h . in gotte 454,15
als grôz als umbe ein h . 448,12 heiz adj. ( 8 ) 187, 1, 3 , 4 , 9 ; 198, 5 , 7 ; 200 , 1
hart adj. (2 ) ein h. leben 154,5 ; dinc, diu von heizen stv. (49) 31,2, 3; 44,2 ; 58,3 ; 83,1, 2;
. . .kaltem h . werdent 599,5 142,1, 3 ; 143,8 ; 145,3 ; 153, 1, 2, 4 ; 211,1 ;
hase swm . ( 2 ) 633,4 , 5 222,3 ; 236 ,1, 7 ; 276 ,2 ; 280 ,1 ; 326 , 4 ; 337, 4 ;
hazzen swv. ( 2 ) 602 , - alliu unglichiu dinc 360,4 , 5 ; 367,6 ; 388,73 ; 398,1, 2 ; 409,4 ; 414 ,7 ;
vliehent sich und hazzent sich under einander 430,7 ; 438 ,9 ; 440,2 ; 489,5 ; 521,4 ; 522,7 ;
413, 2 600,3 ; 611,9 ; 618,19 – befehlen 245,3 ; 301,4 ;
heben stv. (3 ) 81,5 ; 241,7 – reft. dâ sich disiu 307,7 , 8
geburt hebet 230,7 helbelinc stm . ( 2) 625 ,4 - daz dû ez niht
heften swv.refl. ( 1 ) ich wölte mich an die wâr. endarft koufen umbe einen haller noch umbe
heit h . 25 , 1 einen h . 80,6

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Wörterverzeichnis
helfe stf. (1) niht ensuoche dan aleine gotes lop 564,3, 4,12 ; 583,1; 585,1; 594,7 ; 598,5; 610,5;
und êre und sînes næhsten h . 431,3 613,1 ; 614 ,3, 4 , 6 ; 615,2, 3, 5 ; 616 ,3, 5 ;
helfen stv. (40 ) 122,6, 7 ; 268,41; 388,100 ; 618,35 ; 628,4 ; 635, 1 – unser (lieber) h . Jêsus
524,73 ; 540 ,90 ; 599,7 - des helfe uns der Kristus: 8,7; 151,2; 152,2; 272,1 ; 281, 3 ;
heilige geist 204,9; wie disiu geburt geschihet 293, 10 ; 306 , 11 ; 378 ,2; 387,33 ; 430,8 ; 444,7 ;
und waz hie zuo hilfet 230,3 ; des helfe uns 487,1; 575 ,2 ; 610,3; 615 ,7 ; 618,32; 632,3, 6 -
unser lieber herre Jêsus Kristus 281,3 ; ze dem Anrede Christi 213, 1 ; 614 ,7 ; 617,2 , 6 - herre
selben grunde helfe uns got 309,7 ;Ze der ein kneht : 83 , 2 ; 215 ,5 ; 539,31 - sol got dîn h . sîn ,
valticheit der warheit helfe uns got 386,3 ; sô muost dû sîn knehtsîn 7,5 ; Ein h ., der einen
Des helfe uns got, der heilige geist 538 ,7 ; des kneht hât, dâ enist niht vride, wan dâ enist
helfe uns diu drîeinicheit in einer götlîcher niht glîcheit 47,7 ; 'H .' sprichet als vil als ein
natûre 571,15 – des helfe uns diu êwige wâr übersetzunge einer hêrschaft, ,kneht' ist ein
heit: 18,6 ; 35,8 ; 55 ,5 - des helfe uns diu iemer undersetzunge 531,5
werndewarheit : 421,4 - deshelfe uns got :69, 3 ; hêrschaft stf. (9 ) 161,5, 6, 7; 531,6 ; 539,32;
89,8; 109,3 ; 125,5 ; 147,9; 169,5 ; 183,6 ; 193,4 ; 623,5 – Hie glîchet sich vernünfticheit der
223,13 ; 245,10 ; 266 ,4 ; 297,11; 330,5 ; 351,6 ; obersten h . der engel 217,1; H . prüevetman an
373,8 ; 451,2 ; 477,3 ; 506 ,4 ; 561,7 ; 585 ,2 ; drin dingen 398 ,2 ; die veterlîche h . 443,12
617,5 ; 636 ,6 hêrschen swv. ( 1) 539,33
helfen subst. inf. ( 1) die ( = die Engel) hânt ein herûzbringen an.v. ( 1) der himel loufet stæ .
mitewürken und h. dar zuo 236 ,3 ticlîche, und in sînem loufe bringet er her ûz
helle stf. (8 ) 446 ,3, 5 - ,âne wê- und âne h . alle crêatûren 326 ,7
240,7 ; stüende diu h . an dem wege der ge herûzkêren swv.refl. (2) 454,17 - swenne sich
rehticheit 385,6 ; Jûdas in der h . 401,5 – pîne diu sêle her ûz kôret ûf ûzerlîchiu dinc 301,7
der h . 10,5, 7 ; 27,12 herûzkomen stv . (2 ) In der geburt sint alliu
hellen stv . ( 1) Ich wil noch mê sprechen , daz dinc her ûz komen 320 , 1 ; die schal müz zer.
noch wunderlicher hillet 420 , 5 brechen , vnnd můz das, daß darinn ist, her
henken swv. ( 1) Ein îsen . ..henket sich an den auß kommenn 473,6
agestein 74,6 hervürgeben stv . ( 1) und sie ( = die Dinge) in
her stn . (2 ) 236 ,2 – Als ein h . ist geordent 122,4 der zît her vür gebe 600 ,7
herre stm . ( 209 ) 236 ,1 ; 613,5 - Anrede 50,1 ; herze swn . (25 ) 51,2; 100,5 147,7; 167,1;
210 ,2 ; 215 ,4 ; 218,1 ; 296 , 10 – (mîn ) h .: 93,2 ; 351,4 ; 368,2; 386 ,9 ; 448,6 , 8 ;534 ,3, 6 ; 540,63;
144,3 ; 285,5 ; 301,2 ; 465,1, 4 ; 616 ,4 – Gott 578,4 ;582,10 , 13 ; 623, 1- swenne ich daz offen
allgem . 7,2 ; 160,2, 3 ; 161,4 , 5 , 8 ; 162,1, 2, 3, bâre, daz ich in mînem herzen hân , und
5 ; 163 ,3, 4, 5 ; 164, 5 ; 166 , 1 ; 167,6 , 7 ; 168 ,6 ; spriche daz in dem munde, alsô als ich ez in
169, 3 ; 180 , 3 ; 257, 1 ; 268 , 26 ; 386 , 7 , 8 , 16 ; minem herzen hân 166 ,6 ; Also wirt daz ewige
394 ,2 ; 398 ,1 ; 400,4 , 5 ; 408 , 2 ; 409, 2, 6 , 7 , 9 ; wort gesprochen inwendic in dem herzen der
528 ,3 ; 531,5 ; 537,4 ; 539,31 ; 561,4 ; 613,3 ; sêle 229,5 ; das leben das leit in dem hertzen
615,5 ; 618 ,29 - h . got: 6,4 ; 7,4 , 8 ; 16 ,4 ; 17, 1; 472,6 ; Der mich aber in das h , wolte schlahen
151,5 ; 236 ,1 ; 464,7 ; 615,5 - unsern lieben 473,2; Wer dise rede niht enverstât,der enbe
herren got 309,6 – Anrede Gottes 6,4 ; 7,2 ; 9,2, kümber sîn h . niht dâ mite 506 ,1 ; ein unbedah
4 ; 12,2 ; 31,8 ; 50,3, 4 ; 52,5 ; 152,1 ; 164,6 ; tiu warheit, diu dâ komen ist ûz dem herzen
212,3 ; 245 ,8 ; 297,4 ; 338 ,5 ; 365 ,3, 4 ; 534 ,5 ; gotes ânemittel 506 ,3 ; dân von würket (sich )
536 ,5 ; 540,65 , 85 ; 541,93 ; 575 ,6 ; 582,5 , 9 ; got allermeist in einem dêmüetigen herzen
604 ,9 ; 634 , 1 - Christus, unser h .: 13, 3 ; 16 , 2 ; 565 , 9 ; daz wir mit ganzem herzen ûfklimmen
23,4 ; 32,4 ; 40 ,3 ; 47 ,1 ; 50 ,2 ; 58,4 ; 59 , 1 ; 61,1 ; süln mit begerunge ze dem himel 567,3; Swâ
73, 3 ; 83 ,1, 3, 7 ; 84 ,4 ; 87 , 3 ; 89, 1 ; 119, 1 ; 151,6 ; er was, dâ was ir h . 578,5
161,4 ; 173, 6 ; 186 , 3 ; 198, 1 ; 204 ,6 ; 213 ,1, 2 , 4 ; herzoge swm . ( 1) 122,6
215,2 ; 289,8 ; 301,3; 304,3; 316,3 ; 317,4 ; hie adv. (12) h . - dâ (dort) : 81,3; 98,6 ; 244,3;
330,4 ; 351,5 ; 360,2, 6 ; 363,3 ; 364,5 ; 372,8 ; 350,7 ; 387,32; 467,8, 9; 492,6 – Allez, daz h .
373,1 ; 386,12, 18 ; 387,22, 25 ,56 ; 409,8 ; tôt ist, daz ist dân lebende, und allez, daz h .
427 ,3, 4 ; 438,3 ; 441,2 ; 447,5 ; 448,3, 10 ; 449,3 ; grop ist , daz ist dâ geist in gote 81,4 ; da ist ez
464,3, 4, 7 ; 475 ,7 ; 476 ,11 ; 487,4 ; 548,1, 5 ; got. aber h . ist ez créatûre 98 ,5 ; Got enist h .

844
Wörterverzeichnis
noch dâ 174,3 ; Alles, dasman h . ausserlichen 188,6 ; 201,3 – daz der h . ist ein stataller dinge,
hat an manigfaltigkeyt, das ist da alles inner . und enhât doch keine stat, keine natiurlîche
lich vnnd eyn 468,6 stat, und gibet allen dingen stat 176 , 11 - vater
hie subst.adv. (7 ) 268,54 ; 306,8 ; 568,29; 569,2 . .. in dem h .: 360,3 ; 372,1 – verre als der h .
- obe zît in der wîte, dâ noch h . noch nû enist von der erde : 244 ,2 , 5 , 7 – wîter dan der wîte
219,6 ; si nimet alliu dinc über ,h .' und ,nů “. h .: diu minste kraft , diu in mîner sêle ist, diu
Nû' – daz ist zît, und ,h .' - daz ist stat, diu ist wîter dan der wîte h . 232,9 ; ez ist ein kraft
stat, da ich nû inne stân 306 ,7; Daz vihe be in der sêle , diu ist wîter dan der h ., der dâ un
kennet in h . und in nû ; aber der engel beken glouplîche wît ist 302,3 ; Si ( = die Kraft der
net sunder h . und nû 569,1 Seele) ist wîter dan alle h . 303,5 - wider ze
himel stm . (88 ) 74,3, 4, 7 ; 75 ,2, 3 ; 173,6 ; dem h . komen : 618 ,45 – zwei dinc, durch diu
176 ,10 ; 181,2 ; 182,1; 183,2; 188,3 ; 232,8 ; der mensche wider ze dem h . komen sol, als
326 ,6, 7 ; 328,4 ; 346, 1; 367,2 ; 414,1, 3; 450 ,2, er dâ von gevallen ist 616 ,7 - ze h . varn : 73, 3 –
3; 540,86 ; 548,1 ;554 ,4 ;555,4 ; 556,1, 4 ; 557,1, Unser herre vuor ze h . über alliu lieht und
5 , 6 ; 564,4 ; 568, 9, 13 , 17 , 21, 22 , 23 ; 569,5 ; über alle verstantnisse und über alle be
599 ,7 – ein himelischez lieht, daz von dem h . grîfunge 89, 1
komen ist. Ez ist under dem h . und ist doch himelisch adj. ( 7) 444,2 ; 469,1; 476,9 - ein
von dem h . 74,3; waz got in dem h. tæte 116 ,8 ; himelischez lieht, daz von dem himel komen
Der h . ist obe zît und ist ein sache derzît 181,7 ; ist 74 ,3 ; Ieglich gesteine und krût ist ein
in dem abevalle des himels 182,4 ; Der engel hiuselîn der sternen , daz in im beslozzen hât
ist stat des himels 188,9 ; Der h .der enhâtkeine eine himelische kraft 555,4 - d. himelische
stat in sînem hohsten und in sînem lûtersten , vater: 115,1; 303,1
mêr : in sînem nidervalle, sîner würkunge ist himelrîche stn . (29) 291,5 ; 401,5 ; 447,7 ; 448,1,
er stat und setzunge aller lîplîchen dinge 11, 13 ; 449,5 ; 450 ,5 ; 486 ,3 ; 490 ,5 ; 491, 1;
200,6 ; dâ der engel mit sînem nidersten den 522,3 ; 578,9 ; 605 ,1, 2 ; 611,8 ; 612, 1; 618, 17,
h . berüeret 243,3 ; Niemer engevellet der h . an 21, 22; 630, 2 – er ist got himelrîches und
dehein werk , dân mite er deheiner creatûre ertrîches 8, 2 ; alsô ensolman got nihtminnen
dienet, diu under im ist 327,1 ; Nochdenne . ..umbe sîn h . 273,5 ; Glîchnisse ist diu
krieget der h . nâch dem werke, daz got in im groeste wollust und vröude, diu in dem h . ist
selben würket 328,3 ; diu sêle ist edeler dan 596 ,4 ; daz got sîn h . biutet veile ; und kein
der h . 328,5 ;man sæhe eine âmeizen an dem dinc enist sô snode als daz h ., sô ez veile ist
h . 366 ,3 ; niht enist sô unglîch einander als h . 611,7; Die wîle daz er iht beheltet sînes
und erde 413,3 ; der breite, wîte h . 414,6 ; der eigenen willen , sô enhât er daz h . niht ver
liphafte h . 456 ,4 ; das dú sele verre ober dem golten 612 ,2 ; gotes willen ervüllen , daz ist h .,
h . geschaffen ist 456 ,6 ; das der himmelen gar und ie lenger wille , ie mê h . 630, 2 - der vater
vil seind 475,5 ; daz der h. bediutet als vil als von h.: 11,2 ; 436,7
ein ,hütte der sunnen ' 554 ,5 ; Der h . giuzet hînaht adv . ( 1 ) 558, 3
sîne kraft in die sunnen und in die sternen hindern swv. ( 9 ) 239,6 ; 455 ,3; 580,3 ; 606 ,4 ;
554,6 ; under dem lîplîchen h . 555,7 ; alsô 610 ,9 ; 618,11 - dâ diu natûre wirt gewendet
giuzet der h . sîne kraft gar heimlîche in ein oder gehindert 64,2 ; daz hindernisse, daz daz
ieglich krût und in diu tier 556 ,2 ; Dâ von hât gesihte hindert 202,10 ; niht enist, daz dise
ein ieglich krût ein eigenschaft des himels und geburt alsô sêre hinder als zît und crêatûre
würket alumbe sich sinwel als der h . 556,4 ; 230,7
Als diu kraft des himels niendert sô vil en . hindernisse stf. (4) 203,2 ; 442,7; 605,5 - Als
würket dan in dem grunde der erde 565 ,7 ; daz ein arzât, der reiniget mir wol mîn ouge und
wir mit ganzem herzen ûfklimmen süln mit tuot abe daz h ., daz daz gesihte hindert
begerunge ze dem h. und in in 567,4; daz der 202 , 10
h .niendert würken enmüge dan in dem grunde hinekêren swv.refl. ( 3 ) 74,4 , 8 ; 139,6
der erde 581,4 ; ein glîchnisse der klârheit, diu hinken stv . ( 1) Hie hinkent manige grôze pfaf
in dem h . ist615 ,3 - h . und (noch ) erde : 445,6 ; fen ane 66 ,5
540 ,57 – Als lîht ist gote, h . und erde umbe hitze stf. (15) 418,8 ; 443,15 ; 445, 3; 599,5 – H .
ze kêrenne 242,2 - h . = stat aller dinge: des Feuers 244,4 , 5 ; 294,7, 9 ; 631, 11 - Diu h .

845
Wörterverzeichnis
des viures 244,3 ; Viur und h . ist ein ; vellet h ., und swenne ich spriche ,daz h .', sô meine
ez in vernunft , si scheidet ez 328,8 – H . des ich daz innigeste der sêle 95,4 ; In dem in
Tages 187,2; 198,3, 4, 6 nigesten und in dem hæhsten der sêle, då
hitzic adj. ( 1) diu hitze desmittentages durch . meine ich sie beide in einem 95,5 ; in dem
brichet den luft und machet in h . 198,4 innigesten und in dem hæhsten der sêle
hiuselîn stn . ( 1 ) Ieglich gesteine und krût ist schepfet got alle dise werlt 96 , 1 ; Diu sêle
ein h . der sternen 555 , 3 muoz då heime sîn in irm innigesten und in
hiute adv. ( 15 ) 6,3 ; 58,2; 86 ,2 ; 93,2; 251,2 ; dem hohsten 164,3 ; das dů sele. . . an irme
285 , 3 , 4 ; 348,5 ; 416 ,1 ; 427, 2 ; 459, 1 ; 538 , 1 ; hosten vnd lvtersten mit der zit nicht enhabe
600 , 11 - Er gebirt in nû und h . 86 ,4 ; mir ver ze třnde 456,6 – daz h . und daz lûterste : in
småhte daz, daz si niht enwäre morgen jünger der kriegenden kraft,diu alle zît ûfkriegende
dan h . 305 ,7 ist in daz h . und in daz lûterste 168 ,2 ; Swenne
hiute subst.adv. ( 2) 538,3 – In ein 'h .' gelobet diu sêle sich brichet in daz h . und in daz
uns got ze ûzerwelenne, dâ niht enist, dâ lûterste in dem liehte 199,2 ; in gote genomen
dannoch in der êwicheit ist ein 'h '. 538 ,2 in dem lûtersten und in dem hohsten 363,6
hôch adj. ( 27 ) 50, 1 ; 235 , 1 ; 236 , 2 ; 241,8 ; 242,6 ; daz h . des himels : Der himel der enhât keine
303,3 ; 308,3 ; 309,2 ; 369,4 ; 386 , 10 ; 399,4 ; stat in sînem hæhsten und in sînem lûtersten
418, 11 ; 449,9 ; 488,5 ; 524 ,4 ; 576 , 3 ; 612 ,9 ; 200, 7 - daz allerhæhste : Her umbe würket diu
631,4 – daz überswebende natiurlich lieht der natûre alle zît ûf daz a.,daz si gewürken mac
sêle das ist sô lûter und sô klar und sô h ., daz 396 ,4 ; gott der machet meyn leychnam on
ez rüeret engelischenatûre 122,1; Der hohsten mittel vnnd geschůffmeyn sele nach dem aller
krefte der sêle der sint drî 141,5 ; sô ist ein höchsten 474,6
einic werk , daz got würket in der sêle, bezzer hæren swv, (59) 40 ,5 ; 50,7 ;52, 11 ; 53,3, 4 , 5 , 6 ,
und edeler und hoher dan alliu diu werlt 8 ; 63 ,4 ; 83,4 , 7 ; 84,4 , 5 , 8 ; 98, 1, 4 ; 143, 3 ;
325 ,6 ; diu hæhste armuot 499 ,4 ; Daz werk , daz 177, 3 ; 307, 2 ; 323, 2 ; 367,8 ; 386 , 10 ; 387, 35 ;
diu oberste natûre würket von ir hæhsten maht 427, 6 ; 428, 2, 4, 8 ; 429,2 , 4 ; 431, 10 ; 432,5 , 8 ;
535,4 ; und wirt diu sêle gar grôz und h . in der 433, 1, 7 ; 434, 1 ; 444 , 7 ; 464, 7 ; 467,8 ; 468,7 ;
minne gotes 552,3 ; süln alle unser begerunge 476 ,1, 2 ; 523,50; 524,69 ; 524,8, 12; 576 ,2 -
legen ûf got und ûf die hohste hohe 567,5 – Daz ich lîplîche sihe oder hære, daz kumet
allerhoehste : 440,8 – Swaz in der sêle aller geistlîche in mich 178,1 ; Der got h . sol 367,7;
hæhest ist , daz ist in dem nidersten , wan ez Sælic ist dermensche, der dân vlîziclîche hæret,
allerinwendigest ist 566 ,4 waz got in im spreche 368,2 ; der daz wort
hôcheit stf. ( 7 ) 259,2 ; 268,40, 41 - Syon ist gotes hæret. Er hæret Kristum geborn von
h . von lebene, und Jérusalem ist h . von vride dem vater 428,8 ; Der vater selber der enhæret
259,1; der menscheit Jêsû Kristî, diu ledic niht dan diz selbe wort 433, 8 - gehören daz
stuont in aller der h . sînes gebrûchennes 447,3 hoeret dar zuo 321,3, 5 ; die krefte, die ze der
hôchgelobet part.adj. (1) diu hôchgelobete sêle horent 323,5 ; Die krefte, die ze dem libe
menscheit Jêsů Kristî 439,1 hærent 323 ,6
hôchmuot stm . ( 1) sô vellet si an h., daz ist hæren subst. inf. (2 ) des sunes h . ist sîn geborn
sünde 143 ,5 werden 53,5 ; sehen und h ., die dân întragent,
hôchzît stf. (2 ) 58,3 ; 73,2 daz man lernen sol 191,11
hæhe stf. (2 ) 538,6 – und süln alle unser be hof stm . ( 1) 464,5
gerunge legen ûf got und ûf die hohste h . hoffen swv. ( 1) daz viur .. .engebrante niemer,
567,5 enhoffete ez niht einer geburt 341,12
hæhen swv. (2 ) 7,1 – Swaz got vindet nider hoffenunge stf. ( 7) 143,8 ; 153,4 ; 230 ,2; 239,4 ;
geworfen , daz treget er ûf und hohet ez in 579,2, 5 - h . klebet in der kriegenden kraft
im 567, 2 168, 1
hæhste subst.adj. ( 19) 523,50, 51; 556,6 ; hôhe adv. (2) daz diu sêle alsô edel ist und alsó
571, 11 – war umbe ist got mensche worden , h . ist geschaffen 137,2 ; ob ...got...dich ver
daz daz h . was 227 ,8 – daz h . der sêle : 95 ,4 ; einete mit im selben als h ., als dîn sêle daz
96 ,4 - in dem hæhsten der sêle 95 ,3; swenne enpfâhen mac 446,9
ich spriche ,daz innigeste', sô meine ich daz holz stn . ( 18) 240,1; 372,4; 386,6; 470,6;
846
Wörterverzeichnis

474,12, 15 – ûz wurmihtem holze 240,1 - 450,1 ; 486 ,4 ; 488 ,4 ; 495,6 ; 523,50 ; 524,69;
H . - Feuer 294,9 ; 342,1, 2 ; 397,3 – H . - Auge 524 ,7, 12 ; 532,2 ; 540,55 ; 565 ,4 ; 597, 1
416 ,6 , 7, 9, 10 , 12 - und was daz glîchnisse von ieder pron . ( 1) 618 ,20
mînem ougen und von dem holze 416 ,4 iegenôte adv. (2) 23,4 ; 24,1
honic stn . ( 1) 371,6 ieglich pron . (35 ) 45,6 ; 103, 2, 4 ; 122,6 ,7;
houbet stn . ( 20 ) 34, 2 ; 48 , 3 ; 107, 4 ; 108 ,4 ; 146,3 ; 177,2 ; 188,9 ; 201,5 ; 210 ,5 ; 221, 3;
188, 2 ; 369, 1 ; 370 ,11; 387, 39 ; 465, 3 ; 467,2 ; 235 ,1, 6 ; 252,4 , 5, 6 ; 258,3 ; 293,5 ; 319,4 ;
473,3 ; 584,4 – daz sant Paulus sîn h . dar 399,3 ; 415 ,5 ; 416 ,8 ; 420, 3; 435,9; 436,3 ;
strahte 13,6 ; swanne in ir liep h . (Vorsteher) 466,1 ; 555,3; 556,3 ; 594,8; 604,4, 5 ; 611,9 ;
stirbet 580,8 - h . der sêle : 233,1; 325,13 ; 630,7
- Daz vünkelîn der vernünfticheit, daz ist daz ieman pron . (7 ) 369,1 ; 447, 7; 448, 1, 10 , 11 ;
h , in der sêle 211, 1 ; in dem houbete der sêle 450,4 ; 631,6
230,1 ; diu oberste kraft der sêle , diu daz h. iemer adv. ( 15) 10 ,6, 7; 16 ,7 ; 42,1 ; 166,1;
ist 369,2 191, 12 ; 204, 3 ; 291,4 ; 294, 3, 4 ; 296 , 7 ; 501,5 ;
houwen stv. (l) von einem balken , den man 550,4 ; 568, 14 ; 612, 12
houwet 243, 3 iemermê adv. ( 7) 31,6 ; 235, 3; 268,32 ; 350,1 ;
hübisch adj. ( 1 ) 540,80 450,9 ; 505 , 1, 8
hüeten . swv.refl. ( 2 ) 382,3; 388,70 iemermê subst.adv. (1) 10, 9
hunderttûsentveltic adj. ( 1) hunderttûsent. iomerwernde part.adj. (3) 420,6 ; 421,4 - bî
veltigen løn 61,4 iemerwernder wârheit 415,4
hundertvalte subst.adj. ( 1) 61,3 iendert adv. ( 2) 580,5 ; 581,1
hundertveltic adj. ( 4 ) 443,7 - hundertveltige iergen adv. ( 2) 179,6 ; 201,14
vruht 433,3 ; '. . .hundertveltige vruht'. ' H .' iezunt adv. ( 2) 539,44 ; 540,73
daz ist als vil gesprochen nâch geistlîchem iezuo adv. (7 ) 24,6, 7 ; 34 ,6 ; 86,8 ; 232,1, 2 ;233,3
sinne als vruht âne zal438 ,5 igel stm . ( 2) 139,5, 5
hundertvelticlîche adv. ( 1) 61,2 iht stn . ( 10 ) 369, 7; 447,1 ; 450,6 ; 597,6, 7 ; 615 ,9 ,
hundertwarbe adv. ( 1) 297,6 10, 12 - daz in got enthalte in sînem ihte 446 ,4
hunger stm . <7) 150,5 ; 290,3 ; 418,8 ; 443,15 ; iht adv. ( 7) 12,8 ; 66 ,9 ; 87,2 ; 88, 3 ; 292,3 ;
445 ,2 ; 612,12 – der geistlîche h . 446,1 382,4 ; 414 , 3
hungeric adj. ( 1) ze tôde h . 612,11 iht pron . (50) 10 ,10; 26 ,3; 43,3; 53,10 ; 61,1, 9;
hungern swv. (9 ) 44,7 ; 285 ,6 ; 289,7, 8, 12 ; 138,4 ; 143,5 ; 179,7 ; 181,6 ; 239,6 ; 253,4 ;
290,3, 4 ; 297,10 - die hungert so sêre nach dem 256,1, 2 ; 267, 12 ; 273,7 ; 286 ,9 ; 289,3, 6 ; 291,2,
willen gotes 289,13 6, 9 ; 292,6 ; 295,4 ; 297, 7; 341,4 ; 349,4 ; 361,6 ;
hunt slm . ( 1) der h ., der den hasen gesihet 633,4 362,1, 2 ; 400,2 ; 408,5 ; 431,3; 466,5 ; 533,5 ;
huote stf. (3 ) 616,5 ; 618,43 - swaz ir ge 540,55 ; 557,2 ; 570, 7; 582, 8 ; 612, 1; 615,10 ;
schaden mohte , då hâte si ir h . vor 141, 3 618,22 ; 623,8 ; 625,6 ; 626 ,1
hûs stn . ( 11 ) 132 , 2, 4 ; 141,2 ; 147,8 ; 386 , 6 ; iht subst.pron. (5 ) ihtes i.: 62,6 ; 293,8 ; 488, 12 ;
464 ,5 - des rihters h . 577,2 - h . - zimberman : 449, 11 ; 450,7
397,2 ; 459,4 – Daz der zimberman niht ein îlen subst. inf. ( 1) Allez ir leben und ir wesen
schone h . gewürken enkan 239,8 daz ist allez ein ruofen und ein î. wider ze dem ,
hût stf. ( 1) 139,6 von dem sie ûzgegangen sint 537,2
hütte stswf. (3 ) 557,5 – der himel bediutet als înbeslozzen part.adj. ( 1) sô . . . der mensche î.
vil als ein ,h . der sunnen ' 554,5 ; 'Celum ' lûtet ist und ruowet 187, 12
als vil als ein ,h . der sunnen ' 569,5 înbilden swv. (5 ) 538,5 – în - und übergebildet
hütten swv. (6 ) 568,23, 28 ; 569,7 ; 571,13 - dâ werden in die gerehticheit 254 ,1; 80 wirt er
sol si ( = die Seele) h . und niht widerkêren entbildet und îngebildet und überbildet in der
557,3 ; Allez daz hüttet got, daz man im zuo. götlîchen einförmicheit 278 ,6 ; in dem wider
gelegen mac 569,6 vlissendeder drier personen wirt dů sele wider
in gevlossen vnd wirt wider in gebildet in ir
ie adv. (33) 13,9 ; 14,2 ; 24,4 ; 25,2 ; 40,5 ; 46,2 ; erste bilde synder bilde 456, 12 ; daz man
94 ,8 ; 138 ,3; 176 ,2 ; 189,7 ; 231,8 ; 235 ,3 ; 241,6 ; wider îngebildet werde in daz einvaltige guot
268,31, 32; 281,1; 416, 3; 439,1 ; 447,6, 9 ; 528 , 7

847
Wörterverzeichnis
înbringen an .v. ( 2 ) 138,3 - Dar umbe sol der înluogen sw . ( 1 ) die wîle daz da iht ûzluoget
mensche vlîziclîchen behüeten sîniu ougen , oder înluoget, sô enist dâ niht einicheit 87, 2
daz sie iht î., daz der sêle schedelich sî 138,5 inne adv. (88) 24,7 ; 25,8 ; 66,2 ; 75,5 ; 82,3;
îndruk stm . ( 4 ) 74,7 ; 505 ,2 - Dar umbe ensol
diu sêle keinen vremden î. haben 344,3 ; Dâ
,1; 219,1.: 201,13 ; 20,995 ; 154,3
86, 8; 94,7 ; 96 , 9; 116,6 ; 118,3 ; 119,5 ; 154,3 ;
161,7; 192,6 ; 200, 10 ; 201,13; 203, 9; 204,3;
enpfâhe ich einen î., der mich bringen sol über 212,2 ; 215, 1; 219,2 ; 222,3 ; 223,2 ; 230 ,1 ;
alle engel 505,1 233, 3 ; 242,3 ; 263,4 ; 268,37 ; 301, 6 ; 303,6 ;
înerliuhtet part.adj. (2 ) 124,8 – Die engel, die 306 ,8 ; 308 ,1 , 4 ; 318,2 ; 321,5 ; 322 , 1 ; 329, 3 ;
alsô î. sint 124, 2 338 ,7 ; 341, 7, 8 ; 342, 13 ; 373,5 , 6 ; 433, 2, 3 ;
înerliuhtunge stf. (3 ) 123,6 ; 124,8 435 , 12 ; 348 ,4 , 5 ; 444,5 , 10 ; 445 , 10 ; 466 , 3, 5 ;
îngân stv . (an . v.) ( 1) 539,23 467,6 , 7, 9 ; 468,3, 4 ; 470,4, 7 ; 473,6 ; 500,2, 7 ;
înganc stm . (1) gotes ûzganc ist sîn î. 530,4 501, 1; 502,5 ; 523,37 ; 530,2; 553,4, 8 , 10 ;
îngebern stv. ( 3 ) 293,4 - daz wir sîn . . .wider 555,7 ; 558 ,2 ; 565,8, 10 ; 570 ,16 ; 578,4 ; 579,1,
îngeborn in dem sune 293,2 ; vniht aleine 5 ; 603,5 ; 618, 31 ; 624 ,8 ; 627, 9 – ie mê er ist
werden wir îngeborn in dem sune ; wir werden ûz den dingen : ie mê i., ie mê ûze 94 ,7 ; ez
ûzgeborn und wider îngeborn .. .« 293,3 ist i. gesprochen 97,6
îngeberunge stf. ( 1) in der würklicheit der î. inneblîben stv . (3 ) 94,2 - daz ein dinc üzvliuzet
418,4 und doch inneblîbet 94,1 ; daz alle créatûren
îngebildet part.adj. (2 ) 267,4 – in die gereh ûzvliezent und doch inneblîbent 94,3
ticheit î. und übergebildet 252,2 inneblîben subst.inf. ( 3) 68,3 – sîn gebern daz
îngeborn part.adj. ( 1) mit wider îngebornem ist sîn i. 68,3 ; Diz hâtallez dermensche in dem
lobe 443, 12 inneblîbenne 278,7
îngedrücket part.adj. (2) daz bilde der kunst inneblîbende part.adj. (2 ) daz man allez i. si
ist ir natiurlîche î. 192,5 ; ein î. bilde götlicher 'in dem herren ' 162, 1 ; allez i. und niht üz.
natûre 211, 3 luogende 164,3
îngeliuhten swv. (1) dâ nie bilde îngeliuhtete innen adv. (2 ) 489,6 ; 539, 15
96 , 1 inner adj. ( 1) ein offenbarunge des innern
îngeluogen sw . ( 1) dâ nie underscheit înge wortes 229,4
luogete 420,9 innerlich adj. ( 2) von innerlîcher armuot
ingesigel stn . ( 5 ) 136,3, 4, 5 ; 349,5 446,8 ; Alles, das man hie ausserlichen hat an
îngeslozzen part.adj. (5 ) 338,3 - Swaz alzemâle manigfaltigkeyt, das ist da alles i . vnnd eyn
zesamengebunden und î. ist, daz meinet 468, 7
einunge 337, 8 ; daz der mensche zesamen innerlich subst.adj. ( 1) ez enhât ûzerlich noch
gebunden und î. und geeiniget ze gote sî338,1 ; i. 68 , 1
niht î., niht vereiniget, mêr : ez ist ein 341,9 ; innerlîche adj. (3 ) 446 ,8 ; 500,2 – daz er ver
daz allez unser leben, alliu unser gerunge al mac i. und ûzerlîche 446 ,2
zemâle sî î. und ûfgehangen und ûf got ge innerste subst. adj. ( 9 ) 566 ,1 , 3 - in das i., in
neiget 345,1 den grund vnnd in den kernen der vetter
îngeslozzenheit stf. (1) daz oberste teil der sêle , licheit 470,3 ; in den grunt gotes und in sin
dâ si hât ein mitesîn und ein î.mit den engeln innerstez 551,1 – das I. der Seele 268,1 – in
in engelischer natûre 317,8 dem innersten , in dem lûtersten, in dem
inhitzic adj. (2 ) 368,4 - i.. .. in götlîcher minne houbete der sêle 229,5 ; in unsern eigenen
198 , 8 grunt und in unser innerstez 551, 2 ; in daz
înkaffen subst . inf. ( 1 ) Diu sêle . . . sol stân in i. irs wesens 552, 1
einem înkaffenne in disen rîchtuom gotes innesîn subst. inf. ( 1 ) Ein i. und ein anehaften
232,5 und ein einen mit gote 244 ,7
înkomen stv . ( 1) Die hântalle ein ruofen ,wider innewonen swv. ( 1) daz wir ein werden und i.
în ze komenne 537, 1 309,6
înladen swv. ( 2 ) 624,8 – Etlîche liute die ,en innic adv. ( 1) dâ genüeget ez jenem liehte, und
ladent' niht în 'den geist der wîsheit'; sie dâ ist ez inniger, dan ez in im selben sî 421, 1
,ladent“ în gesuntheit und rîchtuom und innicheit stf . (1) daz er ( = der Mensch ). . . al.
wollust 624,8 zemâle ûferhaben sî in got mit bekantnisse
848
Wörterverzeichnis
und mit minne und mit wârer, ganzer i. 430 , 1 ruowe 590,2 – allerinwendigest : Swaz in der
innigeste subst.adj. ( 18) in dem innigesten der sêle allerhohest ist , daz ist in dem nidersten ,
sêle 95 ,2 , 5 ; 96 , 1, 4 ,7 ; 164,3 ; 259,7 – in dem wan ez allerinwendigest ist 566 ,5
innigesten der sêle und in dem hæhsten der inwendic adv. ( 8 ) 147,2 ; 259, 7 ; 326, 4 ; 524,72 ;
sêle . Und swenne ich spriche ,daz i.', sô meine 539,17 – Alsô wirt daz êwige wort gesprochen
ich daz hehste, und swenne ich spriche ,daz i. in dem herzen der sêle 229,5 ; an deheinen
hohsto', sô meine ich daz i. der sêle 95 , 3 ; In dingen , diu i. die sinne begrîfende sîn 272,7
dem innigesten und in dem hohsten der sêle înwonen subst.inf. ( 1 ) Gnade ist ein î. und ein
95,4 ; daz schepfet got in dem innigesten der mitewonen der sêle in gote 326 ,3
sêle 96 ,6 ; Der vater gebirt sînen sun in dem irdisch adj. (5 ) 238 ,11; 343,4 ; 599, 1 – Sô diu
innigesten der sêle 96 ,7 ; Daz werk würket got sêle âne irdischiu dinc ist, so ist si 'heilic '
in dem innigesten der sêle 118 ,5 ; in unserm 598 ,4
innigesten 164, 1; daz man gehoric sî gotes îsen stn . (5 ) 74,5 ; 567,10 – Swâ sich der stein
worte in dem innigesten 370,5 – das I. Gottes hine kêret, då kêret sich ouch daz î. hine 74,8 ;
203,8 ; 420,10 - in sînem innigesten und in Ander gesteine ziehent an sich gebeine und î.
sinem ersten 162, 3 – allerinnigeste : Wer im 555 ,3 ; Man glîchet wol î. silber und kupfer
ruofet in dem allerinnigesten , in den kumet golde 599, 8
der geist der wîsheit' 624,5 îtel adj. ( 4 ) 223,11; 388,86 ; 529,3 – wäre ich î.
Însliezen subst.inf. ( 1) 'et bediutet in latîne und hæte ein inviuric minne und glîcheit , ich
eine einunge und ein zuobinden und ein î. züge got alzemâle in mich 124 ,4
337, 8
însliezunge stf . ( 2) 340,1 – Swâ ein î. und ze. jâ (2 ) 265,4 ; 268,48
samenbindunge ganz ist, daz muoz von nôt jagen swv. ( 4 ) 259,3; 263,2 ; 268,28 - dar
glîch sîn 339,4 umbe engeruowet der vater niemer, er enjage
întragen stv. (5 ) 192,1 ; 202,5 - daz ez geist und entrîbe alle zît dar zuo , daz sîn sun in
lîche wirt îngetragen 178,3; sehen und hören, mir geborn werde 258,5
die dân întragent, daz man lernen sol 191,11; jâmer stm . (2) 151,1; 291,7
daz îngetragen wirt ze den sinnen von bilden jâr stn . (25 ) 24,4, 5 , 6 ; 94,9 ; 96,2, 3; 100 ,3 ;
und von formen 203 ,3 183,4 ; 187,3; 198,7 ; 219,5 ; 231,8 ; 261,4 ;
învallen stv. (2 ) 446 , 1 – då enmohte kein be. 262,1, 3, 5 ; 268,31 ; 600,12 – Alsô hât ouch
trüepnisse î. 440, 9 daz j. sînen abent, daz ist der ougest, sô ist
inviuric adj. ( 2) ein i. minne 124,4 ; Diu sêle, ez allerheizest im jâre 198 ,6 ; Vor manichen
diu dâ ist gekêret mit aller kraft under daz jaren do was ich nitt 474 , 2; ich stân hie, und
lieht gotes, diu wirt inhitzic und i. in götlîcher hæte ich vor drîzic jâren hie gestanden 600,8
minne 368,5 joch adv. (26 ) 35 ,2 ; 62,7 ; 66,8 ; 143,6 ; 234,2, 4 ,
învliezen stv. ( 3) 550,2 – diu sêle muoz .. .als 6 ; 239,4 ; 241,5 ; 244 ,3, 4 ; 245,3 ; 290 ,6 ; 296 ,7 ;
lûter ûfgetragen werden und wider î. in dem 306 ,3 ; 404 ,3 ; 446,2 ; 448,12 ; 523,14 ; 530,2 ;
sune, als si ûzgevlozzen ist in im 549, 7 - tr . 536 ,2 ; 539, 15 , 28, 39; 540,54
in dem wider vlissende der drier personen jugent stf. ( 1) 213,5
wirt dý sele wider in gevlossen und wirt junc adj. ( 11) 305, 1, 6 ,7 ; 324,3 ; 467,4 – kein
wider in gebildet in ir erste bilde synder vergenclich dinc, daz an dem jüngesten tage
bilde 456,12 vergân sol 137,3 ; Diu sêle ist als j. als dô, dô
învluz stm . (7) 346 ,5; 387,38 - des himels î. si geschaffen wart in ir selben 304 ,6 ; daz ist
346,1 ;den î. der gnaden 346,4 ; Daz wesen der j., daz sînem beginne nâhe ist 324,1; Ver
sôle ist enpfenclich des învluzzes götlîches nünfticheit, in der istman alzemâle j.: ie man
liehtes 401,7 ; In dem in flvsse des heiligen mê würkende ist in der kraft , ie näher man
geistes 454,5 ; vnd enthalte das bilde vf mit sîner geburt ist 324,2
mime gegenwertigen inflvsse 459,2 jüngelinc stm . (13) 301,2, 4 ; 303,2 ; 304,3;
învüecsamkeit stf. (l) Diz ist von der î., die 307,6 ; 309,1 ; 316,3, 4 ; 321,2 ; 322,7; 323,5 ;
er ( = die Luft) ze dem liehte hât 406 ,6 324,1 ; 325,1
inwendic adj. (4 ) der inwendige wille 145,1; jünger swm . (7 ) 73,3 ; 186,4 ; 198 ,1 ; 204,7 ;
ein inwendigiu armuot 487, 3 ; inwendige 373,1 ; 612,4, 5

54 Edhart, D 2 849
Wörterverzeichnis
kalte subst.adj. (2) 605,10 - alliu dinc, diu klärheit stf. (5 ) 86, 3 ; 569, 8 ; 594,7 – waz k. an
von hitze smelzent oder von kaltem hart götlîcher natûre sî, daz ist unsprechelich
werdent 599,5 529, 1; dô sich unser herre verwandelte ûf
kappe swf. ( 1) 578, 1 dem berge und bewisete in ein glîchnisse der
keiser stm . ( 2 ) 18,4 – Rehte als då ein k . einem k ., diu in dem himel ist 615 ,3
menschen einen apfel gæbe 631,4 kleben swv. (4 ) Götlich lieht daz klebet alle zît
kelte stf. < 2 > 443, 15 ; 445 ,3 in des engels liehte 116 ,4 ; Gloube klebet in
kennen sw . ( 1 ) er ( = d .himml. Vater ) enken dem liehte der vernünfticheit, hoffenunge
net niht dan diz selbe wort 433,9 klebet in der kriegenden kraft 168,1; Der
kêren sw . (21) 140,2 ; 141,3; 155,2 – daz sich brant der minne klebet in dem willen 168,4
got gekêren möhte von der warheit 24,10 ; Si kleiden swv. (2 ) scheidet gote allez daz abe,
hâte ouch ir obersten krefte ze unserm gote daz in kleidende ist 274 ,5 ; ê daz er gekleidet
gekêret 141,5 ; Aber diu minne kêret ûf daz si werde mit güete oder mit deheinen dingen
minnet 371,5 - refl. 10, 10 ; 27,13; 35 ,2, 3 ; 45 ,1, 636 , 3
2 ,; 82,2 ; 139,6 – als unmügelich daz gote ist, klein (e) adj. ( 19 ) 62,7; 124,6 ; 193,3 ; 245,4;
daz er sich müge gek . von sîner gotheit 28,2 ; 267,9; 297,5 ; 448,4; 465,5; 468,4; 536 ,2;
als unmügelich ist disem menschen , daz er 540,76 ; 612 ,6 ; 618,23 ; 624,2 ; 626,7 - von
sich von disen drin müge gek . 28,4 ; wê sich einem ieglîchen werke des gerehten , swie
der wint hine kêre 139,8 ; Swaz sich kêret kleine ez sî 252,6 ; swaz man meinet âne got,
und wandelt, daz enhâtniht ruowe 180,2 ; dar daz ist ze kleine 296 ,8 ; Dar umbe sint diu
ane enkêret si sich niht 216 ,4 ; kêre dich von lîplîchen dinc kleine wider diu geistlichen
allen dingen 266 ,2 ; das si sich har us solten 612 ,9
k . vnd reden von den dingen 454 ,6 kleine adv. (6 ) wenig 34,4 ; 61,8; 445, 7, 8 ;
kêren subst.inf.( 2 ) 539,48 - etlîche namen 489,5 ; 559,3
hânt . . . ein k . in die zît 533,4 kleinlich adj. (5 ) 229,2 - Ie daz dinc kleinlicher
kerne swm . ( 6 ) si wil in , als er ein k. ist , von ist, ie ez kreftiger ist 200,11; Ie daz element
dem ûzvliuzet güeto 32 ,2 ; der k . des êwigen kreftiger ist und kleinlîcher, ie ez baz setzunge
lebens 363,9 ; 371, 2 ; in den kernen der vetter und stat ist des andern 201, 2 ; sô muoz si ge
licheit 470,4 ; wiltu den kernen haben , so biutelt werden und k . gemachet werden in
můstu die schalen brechen 473,6 ; Ie man die dem lufte 366,6 ; Diu sêle muoz geliutert
wurzel und den kernen und den grunt der werden und k . gemachet in dem liehte 549,3
gotheit mê erkennet ein 560,6 kleinlicheit stf. (4 ) subtilitas 460,4, 5 - In gotte
kint stn . ( 11) 97,3 ; 319,3 ; 343,7 ; 467,4 – Sô ist ein k ., das dar in enkein vernýwen en mag
daz k . enpfangen wirt in der muoter lîbe 64,4 ; 459,8 ; Also ist och in der sele ein k . 460, 1
diu gnade machet sie gotes k . 151,6 ; der lîp kleit stn . ( 10 ) 146 ,4 ; 154,4 ; 173,7; 290,10, 11 ;
lîche vater, der teilet sinem kinde mite sîne 612, 14 ; 636 ,2 – güete und gerehticheit ist ein
natûre 435 ,16 ; daz k . hât ein ander leben und k . gotes 274 ,4 ; Wârheit und güete sint ein k .
ein ander wesen , dan der vater habe 435,17; gotes 635 ,4
der vater mac sterben , und daz k . mac leben kleithûs stn . (3 ) Mit disen engeln nimet ver
435 , 18 nünfticheit got in sinem kleithûse 217, 5 ;
kintbette stn . ( 1 ) Dâ ist k . in der gotheit 86,4 nemet in ( = Gott) blôz in dem kleithûse 274,5 ;
klærlîche adv. (3 ) 276 ,4 - 80 der mensche ie mê Die obersten engel die nement got in sînem
und ie klærlîcher gotes bilde in im ent kleithûse 636 ,3
bloezende ist, sô got ie klærlîcher in im geborn klimmen stv. (3 ) 124 ,8 ; 188 ,3 – in der îner.
wirt 276 ,3 ; daz diu verstantnisse k . ane liuhtunge klimment sie ( = die Engel) über
schouwete die wärheit 305, 10 sich in götlîche glichnisse 124,1; In dem în .
klagen swv. ( 1) 80 ,5 vluzze der gnaden klimmet ûf alzehant daz
klâr adj. ( 12) 121,4 ; 135 ,3; 402,1 ; 476,12 – daz lieht der vernünfticheit 346,5
ist diu klârste armuot 499,6 – k. (be)wîsen , kneht stm . ( 20 ) 7,7 ; 63, 2; 83, 1, 2 ; 122,5 ; 210 ,2;
verherrlichen 548,2 ; 557,6, 7 ; 569,8 – wie der 215 ,4 ; 218,1 ; 253,5 ; 267, 12 ; 386 ,12 ; 539,32 ;
sun den vater k . wîse, dâ ist bezzer von ze 596 ,6 ; 625,2 – sol got dîn herre sîn , sô muost
swîgenne dan ze redenne 557,8 dû sîn k . sîn 7,5 ; Ein herre , der einen k . hât,

850
Wörterverzeichnis
dâ enist niht vride 47, 7; ein man , der einen komen subst.inf. (1 ) sîn k. und sîn varn ist
wîngarten hæte oder einen acker und lieze er verborgen 589,5
in sînem knehte 60,7 ; Vernünfticheit ist eigen komende subst.part. <2> 349,2 – SỔ wäre daz k .
lîcher ‘k .' dan wille oder minne 216 ,1 ; ,k .' ist und komen -bin in ein geslozzen und wäre ein
ein undersetzunge 531,6 349, 1
knie stn . ( 1 ) 467, 1 komen -ist subst.inf. ( 1) 349,2
knoden swm . ( 1 ) 467, 1 kopf stm . (1) Topf der noch einen k . næme und
köder stmn . (1) Då von sint alle créatüren , die in saste under die erde 582, 1
lîphaft sint, ein k. der sunnen und der sternen kôr stm . ( 1) Chor der Engel 217,1
567, 7 korn stn . (4 ) 624,1 - Alles kornes natûremeinet
komen stv . ( 136 ) 23,4 ;24,1, 6 ;54,5 ; 55 ,5 ; 61,5 ; weizen 228 , 3 ; Diß k . das meynet den rockenn
74,3 ; 75 ,2 ; 96, 1; 109,3 ; 125 ,1; 134,5 ; 146 ,2 ; 474,6 ; als ein sandes k . 623,7
147,4 ; 179,1 ; 183,6 ; 186,3 ; 188,1 ; 198,1 ; kôsen subst.inf. ( 1) Alles des vatters lust vnnd
200,3; 201,11 ; 204,8; 210,2 ; 218,1; 223,6 ; seyn k . vnnd seyn anlachen das ist alleyn in
236,8 ; 243, 1; 245 ,2 ; 296 ,6 ; 301,3 ; 316 ,3 ; dem sun 469,3
338,6 ; 339,2 ; 340,1; 341,4 ; 342,6 ; 343,8 ; kost stf . (1) daz im diu vruht ze der k . blibe
347,9 ; 349,1, 1; 373,3, 8 ; 379,5 ; 386,5 ,7, 14 ; 60 ,9
387,55 ; 388,87, 99 ; 420 ,8 ; 444, 9 ; 450, 3 ; koufen swv. ( 3) 80,6 ; 144,5 ; 629,4
459,6 ; 474, 7 , 12 ; 476 , 10 ; 477 ,3 ; 493,6 ; 495 ,6 ; koufman stm . ( 1) 629,3
506 ,3 ; 521, 19, 20, 21, 22 ; 523, 22, 23 , 24, kraft stf. (130 ) 27,5 ; 34 ,6 ; 53,2 ; 115 ,3 ; 133,1;
26, 45, 45 ; 524,72 ; 532,4 ; 537,8 ; 539, 14 , 16, 138,2; 142,1;, 5 ; 145 ,1; 151,3; 165,1 ; 168,6 ;
21 : 540,89; 548, 2 ; 551, 1 ; 553,8 ; 554, 1, 2 ; 202,6 ; 214,4 ; 220 ,3 ; 223,8 , 9 ; 237,6 ; 238,1,5 ,
555 ,1, 2 ; 557,4 , 6 ; 561,6 ; 564,5 ; 565, 13 ; 6 , 7 ; 279,4 ; 280,2, 3, 5 ; 281,2 ; 302,4 ; 303,1 ;
566,1 ; 567, 10 ; 568,4 ; 569 ,3, 7 ; 576,4, 5 ;578,6 , 306 ,6 ; 323,1; 324,5 ; 343, 11 ; 368 ,4 ; 382,9, 10 ;
8 ; 582,10; 589,4 ; 596,4 ; 602,6 ; 605,9 ; 606 ,4, 5 ; 387,44; 388,75 ,76 ,77 ;406,5 ;418,5,8 ; 437,4 ,5 ;
612,4 ; 616,7 ; 617,2 ; 618,45, 48 ; 623,4 ; 624,4 , 439,5 ; 444,3 ; 496,4 ; 524,9 ; 551,3; 554,7;
5 , 9 ; 626 ,3 ; 629,5 ; 633,5 - dar diu sêle mit irn 556 ,2 ; 567, 7 ; 568, 3 , 24 ; 580 ,7 - Ach , wie edel
sinnen noch kreften niht k . enmac 142, 5 ; Daz diu k . ist, diu dâ stât obe zît und diu dâ stât
ich lîplîchesihe oder høre,daz kumetgeistliche âne stat 34,2 ; doch số ist ein k . in der sêle
in mich 178,1 ;Mîn ouge enpfæhet in dem liehte .. ., diu ist alsô abegescheiden und alsô lûter
die varwe; si enkumet aber in die sêle niht in ir selben und ist sippe götlîchernatûre 52,12 ;
178,2 ;daz kumetenoben von dem engel 178,3; die nidersten krefte ensîn denne geordent
Swenne diu sêle kumet in die ungenante stat under die obersten krefte und die obersten
189,2 ; daz îngetragen wirt ze den sinnen , daz krefte under die oberste wârheit 122,3; Alsó
enkumet niht ze der sêle noch in die oberste sol ein ieglîchiu k . der andern undertænic sîn
kraft der sêle 202,5 ; wan in die kraft enkumet und helfen strîten 122,7; und swenne sich diu
niht anderswan got 280, 2 ; Die meister koment gnâde und der smak wirfet in die redelîche k .
des alle über ein 286 , 3 ; swaz dir wol kæme 153,2 ; bî der k . der sunnen 153,5 ; Ez enist
292 , 1 : Daz muoz von nôt sîn , daz si über sich niergen kein tugent sô grôz, man envinde
k . muoz 296 , 2 ; daz diu sêle wider ze gote liute, die sie von natiurlîcher k .häntgewürket,
kome 321,4 ; gnade ; diu enkumet niemer in wan zeichen und wunder würket dicke natiur .
vernünfticheit noch in willen 325 ,7 ; sô muoz lich k . 176 , 1 ; wie etlîche krefte der sêle ver
vernünfticheit und wille über sich selben k . bunden sîn an den vünf sinnen 191,10 ; Diu
325,8 ; Ich bin nû k ., ich was hiute komende k . der sêle, diu natiurlîche würket in dem
348,5 ; es ist nyemant so einfeltig von synnen , ougen 203,1 ; In der würkenden k . glîchet si
er fynde darinn , das im eben kompt 467,6 ; ( = die Seele) sich dem vater und würket alliu
daz der mensche dâ mite kome in ein wunder dinc in ein niuwez wesen 221,1; Nû glîchet
ze gote 528,8 ; Suln wir iemer k . in den grunt sich vernünfticheit in der mügelîchen k . dem
gotes und in sîn innerstez 550,4 ; Als verre diu natiurlîchen liehte der engel 223,4 ; Mit der
sêle kumet in den grunt und in daz innerste würkenden k . số treget si alliu dinc ûf in got
irs wesens 551,4 ; Dar umbe kumet ein crêatûre 223,5 ; diu minste k ., diu in mîner sêle ist, diu
von der andern 595 ,9 ist wîter dan der wîte himel 232,9 ; ez ist ein
851
Wörterverzeichnis
k . in der sêle, diu ist wîter dan der himel der sêle; diu sol allez sîn ûftragende und in
302,2 ; .. .dirre k.; si nimet alliu dinc über gote nemen ir sælicheit 370,7 ; Mit den ober
,hie- und ,nû' 306,7; Ez ist ein k . in der sêle, sten kreften rüeret si die êwicheit, aber mit
und niht aleine ein k., mêr : wesen , und niht den nidersten kreften rüeret si die zit 405 ,2 –
aleine wesen ,mêr: ez loset wesen 308,2; Alle die niedersten Kräfte 122,2 ; 387,33 ; 405 ,2 ;
die krefte , die ze der sêle hærent, die enaltent 418,7 – mit den nidersten kreften rüeret si die
niht. Die krefte , die ze dem libe hærent, die zît 134,3 - diu ûfkriegende k . : 141, 7; 143,1, 4 ,
slîzent und nement abe 323,5 ; Vernünfticheit, 7 ; 153,3; 168,3 - hoffenunge klebet in der
in der ist man alzemâle junc: ie man mê kriegenden k . 168,2
würkende ist in der k ., ie näher man sîner krank adj. (5 ) 140,2 ; 239,1 ; 617,5 – thůt diß
geburt ist 324,3 ; ein k . ist in der sêle, diu ist die krancke natur 475 ,11 - allerkrenkest: Er
gescheiden von nihte, wan si enhât niht ge solte prüoven , då er allerkrenkest ane wære
meine mit deheinen dingen ; wan niht enist 155,1
in der k . wan got 382,8 ; als man die krefte krankheit stf. (1) 345,6
nimet in dem wesene, sô sint sie alle ein und creatiurlicheit stf. (3 ) 277,11 – Wan dã man in
glîche odel 418, 9; aber da man die krefte ( = den gottgeeinten Menschen ) got nemende
nimet in irn werken , sô ist einiu vil edeler und ist, då ennimet man in niht nach der c . ; wan
vil hoeher dan diu ander 418,10 ; diu götliche als man in got nimet, sô enlougent man der
k . 552, 1 ; der ordente wazzer über wîn , also c . niht, daz diu lougenunge ze nemenne sî
daz des wînes k . möhte dar inne gewürken nach dem , daz diu c. ze nihte werde 277, 10
553,4 ; in der götlîchen k . 553,7; Der himel crêatûre stswf. ( 116 ) 25 , 5 , 6 ; 34,9 ; 62,4 ; 63, 2 ;
giuzet sîne k . in die sunnen und in die sternen , 98 ,3 , 5 ; 100, 2 , 3 ; 118 , 3 ; 125 , 2 ; 137, 2 ; 143,8 ;
und die sternen giezent ir k . enmitten in daz 145 ,6 , 7 ; 147, 3 ; 161,6 ; 181, 1 ; 191,2 ; 200 ,6 ;
ertrîche und würkent golt und gesteine 554,6 ; 201, 12 ; 221,2 ; 223 ,8 ; 231,1 ; 236 ,4 ; 243,8 ;
daz gesteine hât k . ze würkenne wunderlichiu 273, 1 ; 278,8 , 9 ; 294, 12 , 13; 308,4 ; 319 ,2 ;
werk 554,8 ; eine himelische k . 555,4 ; ein ver 321,6 ; 325,4 ; 326 ,8 ; 328,1, 3, 4 ; 329,4, 5 ;
nünftigiu k . 555,7 ; als der niderste engel 350,6 ; 386 ,9 ; 387,20, 38 ; 394,5 ; 399,3 ; 414 ,8 ;
giuzet sîne k . in den himel und beweget den 415 , 2 ; 420 , 1; 444 ,3 ; 454 ,18 ; 486 ,5 ; 492, 9 ;
und tuot in umbeloufen und würken 556 , 1 ; 493, 4 ; 497, 7 ; 500 ,3 ; 504,6 , 8 ; 536 , 1, 4 ; 537 , 1 ;
Als diu k . des himels niendert sô vil enwürket 539, 24 , 26 ; 540,56 , 75 , 81, 86 ; 541,95 ; 564, 9 ;
dan in dem grunde der erde 565 ,7 ; Als diu 568, 17; 569,1 ; 589,8 ; 595,6, 8, 10 ; 600 , 14 ;
sunne an sich ziuhet den viuhten luft, als 630,8, 9 ; 631,1, 3 ; 633, 1 – Alsô schiere sê dû
gibet si dem steine ir glîcheit und ir k ., daz er got anebetest umbe die c., sô bitest dû umbe
ungesihticlîche einen bråden und eine k . von dînen eigenen schaden , wan also balde , sô
im læzet, daz etlich îsen an sich ziuhet 567,9 ; c. c. ist, sô treget si inne bitterkeit 25,7; daz
in alle (r dirre) wise brichet gotes k . in die sêle alle crêatûren üzvliezentund doch inneblîbent
568 ,6 ; Ez ist ein k . in der sêle, diu ist wîter 94,2; ‘ich hôrte zwei', daz ist : ich verstuont
dan alliu disiu werlt 624 , 7 - die obersten Kräfte, got und crêatûren 98 ,4 ; slâfent alle créatüren
Wille und Vernunft 31,2 ; 323,3 – daz ûz dem in dir , sô maht dû vernemen , waz got in dir
obersten teile der sêle vliezent zwô krefte. Diu würket 100 ,6 ; Gotes minstes des sint vol alle
eine heizet wille, diu ander vernünfticheit créatûren 174,2 ; setzunge aller crêatûren ist
31,1; Diu sêle hat zwô krefte, die enhânt mit genomen alzemâle ûz dem grunde dirre stat
dem lîbe nihtes niht ze tuonne, und daz ist rehter ordenunge 191, 3 ; Swer då ist âne c., der
vernünfticheit und wille 305 ,8 – die obersten ist ,âne wê' und âne helle 240,7; der aller
Kräfte 122,4 ; 135 ,6 ; 141,5 ; 387,29 ; 440 ,8 ; minnest c. ist und hật, der hât allerminnest
443,9 – an der obersten k ., diu då heizet ver wê 240,8 ; Då von ist got got, daz er âne c. ist
nünfticheit 31,3 ; daz diu sêle mit den obersten 241 , 3 ; In der zît ist c. und sünde und tôt
kreften rüeret die êwicheit 134, 2 ; Diu k ., diu 241,3 ; Der c . eigen ist, daz si von ihte iht
in der sêle ist, diu der man heizet, daz ist diu mache 256 , 1 ; Got der hâtwol genüegede und
oberste k , der sêle, in der got blôz liuhtet lust gegozzen in die creatüren 294, 5 ; Ez enist
280,1; diu oberste k . der sêle, diu daz houbet kein c., si enhabe etwaz guotes an ir und ouch
ist 369,2 ; daz man lebe nach der obersten k . etwaz gebrestenlîches 318,3; Alle créatûren
852
Wörterverzeichnis
hânt, daz sie gebernt. Swelchiu c. niht geburt künden swv. ( 1) 364,2
enhæte, diu enwære ouch niht 322,4 ; daz alle künftic adj. (2 > 96,5 ; 183,4
créatûren her ûz getragen sint von götlîcher künic stm . ( 4 ) 176,8 ; 183,3; 285,4; 386,5
geburt 322,5 ; Alle crêatüren suochent etwaz küniclîn stn . ( 1) 617,2
gote glîch 326 ,5 ; Alle crêatûren , in dem daz sie künicrîche stn . ( 2 ) 623,5 - Vier k . hânt die hei
sint, dâ sint sie als ein niht 369,5 ; alle crê ligen überwunden 150,3
atûren tragent an in ein urkünde götlîcher künnen an .v. ( 10 ) 31,1 ; 34,2 ; 43,2; 65,5 ; 84,6 ;
natûre 394 ,3 ; diz bewisent alle crêatûren , daz 118 ,6 ; 187,5 ; 203, 11; 234 ,8 ; 632, 1
sie ûzgevlozzem sint und gevlozzen sint von kunst stf. ( 12 ) 161, 3; 193, 1 ; 202,7 ;, 9 , 219,1 ;
götlîcher natûre 395 ,6 ; daz got alle crêatûren 231, 7 ; 599, 7 – nieman enmac von gote ge
halte als in einem zoume ze würkenne nach nemen k ., wisheit und vroude 161, 1 ; daz bilde
sînem glîchnisse 396,2; Daz edelste, daz got der k . ist ir natiurlîche îngedrücket 192 ,5 ;
würket in allen crêatûren , daz ist wesen 401, 1 ; Plâtô sprichet und mit im sant Augustinus :
ê die créatûren waren , dô enwas got niht ,got diu sêle diu hât inne alle k ., und allez, dazman
492,8 ; dô enwas got niht ,got' in im selben , von ûzen geüeben mac, daz ist niuwan ein er
mêr : er was got' in den crêatûren 493,2; als weckunge der k . 192,6 ; dar umbo enbedarf si
wir got nemen begin der creatûren 502,7 ; niht von ûzen die k . in sich ziehen , sunder von
Alle vernünftigen crêatûren an irn werken , sô der üebunge ûzer k . sô wirt diu k . offenbâr,
sie mê gånt ûz in selben , sô sie mê gânt in sich diu in der sêle ist natiurlîche verborgen 202,8
selben 530,5 ; Des enist an lîplîchen crêatûren kunt adj. (1 ) k . tuon 83,8
niht : 8ô sie mê würkent, sô sie mê gânt ûz in kuntlich adj. ( 1) 539,22
selben 530,6 ; Alle crêatûren wellent got kuo stf. (4 ) die anebetent einen schuoch oder
sprechen in allen irn werken 531, 1 ; Alle eine k . oder eine ander crêatûre und sich dâ
créatûren sint ein sprechen gotes 535, 2; Dâ mite bekümbernt 25 ,5 ; die nement drîe als
von sint alle créatûren , die lîphaft sint, ein drie küeje oder drie steine 234 ,7 ; da schwim
köder der sunnen und der sternen 567,6 met der ochß oder diu k ., vnd da die ků
kreftic adj. ( 9 ) 201, 2 ; 294,9 ; 328 , 8 ; 341, 12 ; schwimmet 465 ,2
347,1 ;612,10 ; 618 ,25 – Ie daz dinc kleinlîcher kupfer stn . (3 ) diß ertz das ist k .; das hat in
ist , ie ez kreftiger ist 200,11; Ie daz element seiner natur, das es silber werden mag 474,10 ;
kreftiger ist und kleinlîcher , ie ez baz setzunge als man von k . niht golt gemachen enmac
und stat ist des andern 201,2 599,3 ; Man glîchet wol îsen und k . golde
krefticlîche(n ) adv. (2 ) 346,6 – In dirre geburt 599,8
würket got k . oder würket kraft 238, 1 kurz adv. (2 ) 65, 3; 66,8
kriechisch adv. (3 ) ein kriechischer meister: kürzlîche adv. ( 1) 351,2
396 ,2 , 6 ; 554 ,5 kus stm . ( 1) daz ist der k . der sêle 537,7
kriegen swv. ( 1) streben nochdenne krieget der
himel nach dem werke, daz got in im selben laden stv . (2) 623,3 ; 624,4
würket 328 ,3 lamp stn . (2 ) 465,1 ; 634,5
kriegende part.adj. ( 1) hoffenunge klebet in lanc adj. (5 ) 23,3 ; 82,2 ; 629,2 ; 630,1 , 2
der kriegenden kraft , diu alle zît ûfkriegende lanc (lange) adv . ( 19 ) 61,6 ; 62,1; 63,3 ; 96,4 ;
ist in daz hohste und in daz lûterste 168, 1 260,3 ; 294,9 ; 474,2 ; 491,4 , 9 ; 492,1 ; 500,5 ;
kristen adj. ( 1) 234,6 506 ,2 ; 579,4 ; 582,6 , 13 ; 618 ,48 – lange und
kristengloube swm . (1) ê k . ie würde 189, 7 lange vor gotes geburt 189,7
kristenheit stf. (4 ) diu heilige k .: 432,1, 2, 3, 5 lancheit stf. ( 1 ) in got, da kein l. enist 82,2
kriuze stn . (4 ) 440,10 ; 579,7 ; 628 ,5 ; 630,4 langen swv. ( 1) Diu begerunge langet vür.
kriuzigen swv. ( 1) 174, 1 bazzer dan allez daz , daz man begrîfen mac
krum adj. ( 1) 539,39 mit der verstantnisse 303, 4
krût stn . (6 ) 474,3 ; 555,5 ; 556 , 3 – Ieglich ge lant stn . ( 1 ) 606 ,2
steineund k . ist ein hiuselîn der sternen 555,3 ; latîne stfn . ( 8) 6,2; 40,2 ; 51,5 ; 58,2 ; 73,2 ;
Daz k . ist edeler dan daz gesteine 555,6 337, 7 ; 464, 2 ; 558,4
küenlîche adv. ( 1) 558,5 latînisch adj. (1) In latînischer zungen sô enist
kûme adv. ( 1) 582, 2 kein wort, daz gote als eigen sî als ‘ erat' 347,8
853
Wörterverzeichnis
lâzen stv . (85) 6,5; 8,3, 8 ; 12 ,5 ; 61,1, 4, 8 , 9, edeler dan daz gesteine, wan ez hât ein
10 ; 74,8 ; 81,5 ; 83,6 ; 101,2 ; 107,2 ; 166,3; wahsendez l. 555 ,6 ; Diu tier tretent baz ûf
173,4 ; 318 ,4 ; 446 , 1, 3 , 5 ; 460 ,5 ; 474 ,14 ; und hânt vihelich und sinnelich 1. 556 ,5 ; aber
495 ,4 ; 524,61, 62 ; 567, 9 ; 610, 8 ; 618, 23 - ab . daz l. ist ieglîcher vernünftigen crêatûre eigen
lassen von 79,6 ; 147,6 ; 163, 3 ; 296 , 12 ; 297,9 ; als ir wesen 630,7 – das ewige L . 61,3; 215 ,3 ;
306, 1, 3 ;524,59 ;599,1; 610 ,8 ;611,1, 6 ; 612,3, 378,3; 387,47; 539,46 ; 548,3 ; 557, 12; 558,2 ;
15 ; 618,11, 13, 17, 23, 27 ; 628,7 ; 633,7 – ich 559,1 ; 561,5 ; 564,3, 6 ; 565 ,5 ; 569,9, 10 ; 570 ,2 ,
wöltemich an die warheit heften und wölte got 4 ,7 ; 571,5 ; 585 ,1; 606 ,2 - enhât der geist kein
1. 25 , 1 ; dâ diu natûre læzet von irm werke64,3 ; anesehen in dem êwigen lebene an got ? 265 ,4 ;
der alsô alliu dinc gelâzen hât an dem nider. ob der kerne des êwigen lebensmê lige an der
sten und dâ sie toetlich sint 81,2 ; der alle die verstantnisse oder an dem willen 363,9 ; daz
werlt gelêzen hât 241,2 ; dem menschen waren der kerne des êwigen lebens mê lige an ver.
alliu dinc als lîhte ze lâzenne als ein erweiz stantnisse dan an minne 371,3 ; und nach der
305,11; Nû sint etlîche liute , die lêzont diu mâze ist diu groze sînes êwigen lebens 449,7 –
dinc von minne, und ahtent sie gar grôz diu heiliges L. ein bilde und ein figûre unsers
dinc, diu sie gelâzen hånt 306 ,2 ; Alsô müezen heiligen lebens 549,3
wir alle crêatüren 1. und abescheiden 319,2 ; leben swv. (63 ) 7, 10 ; 27, 10 ; 201, 12 ; 215 ,3 ;
wie swære etlichen liuten sint ze lâzenne alliu 219,4 ; 223,12; 243,4 ; 251,2 ; 252,3 ; 255,4 ;
lîplîchiu dinc 611,2 – hingeben 10 ,8; 61, 3; 259,7 ; 260 , 1 ; 266 , 4 ; 267,2 , 5 ; 268, 16 , 50 , 55 ;
618,10 ; 628,7 – er hæte grôziu dinc. gel. von 301,8 ; 306,4 ; 317,5 ; 318 ,2 ; 345,2, 3; 364,6 ;
ertriche 61,7 – liegen lassen 433,5 ; 558,3 - 369, 1; 388,89; 421,4 ; 435 ,18 ; 436 ,2 ; 440, 10 ;
überlassen 60,7 – unterlassen 296 , 13, 14 ; 435 ,3 ; 442,6 ; 449, 9 ; 450 ,1 ; 490 , 2 ; 494,5 , 7 ; 495 , 1, 3 ;
450,7 – zulassen 345 ,5 – reft. 61,5, 9, 10 ; 80 ,1; 499 ,2 ; 506 ,4 ; 523,44 ; 524 ,8 ; 605 , 10 – der
415 ,5 ; 612,2 - er hât sich selben gelêzen und mensche ist tôt aller der werlt und lebet in
alliu dinc 60,11 ; dû muost dich selben l. und gote 80 ,3; in der êwicheit und in dem lebene,
gar l., sô hâst dû rehte gelêzen 61,5 ; in den dâ alliu dinc inne lebent 215,1 ; wilt dû leben
menschen , der sich gote gelâzen hât 415 ,9 ; es und wilt , daz dîniu werk 1., 8ô muost dû allen
lasset sich in eyn feür 474 , 13 dingen tôt sîn 255 , 5 ; dar umbe würket er, und
lâzen subst.inf. ( 2) 618,25 – an tuonne und an sîniu werk diu lebent 256 ,5 ; wan er lebet, då
lâzenne 450,8 der vater lebet 266, 1; als daz 1. lebet umbe
leben stn . (91) 13,5 ; 33 ,5 ; 35 , 7 ; 45 ,5 , 6 ; 154,5 ; sich selben und ensuochet kein warumbe, dar
173,5 ; 203, 7 ; 215 , 1 ; 219 , 1 ; 259, 2 ; 260 , 1 ; umbe ez lebe 289,5 ; ez ist ein etwaz in der sêle,
268,40; 343,9,11; 344,6 ; 384,1; 388,88 ; 415 ,7 ; dâ got inne lebet, und ist ein etwaz in der sêle ,
431,5 ; 435, 14, 15 , 16 ; 436 ,1, 4 ; 10 ; 442,6 ; dâ diu sêle lebet in gote 301,6 ; diu sêle lebet an
443,2, 15 ; 449,6 ; 473,4 ; 474 ,6 ; 537,2 ; 540,88 ; ir selben 302,1; alsô ist ouch got der sêle tôt,
556 , 1 ; 618, 10 ; 630 ,6 , 8 , 9 - des sunes 1. hanget und er lebet an im selben 302, 2 ; ein vünkelîn
in dem vater, und des vaters 1. hanget in dem des engels , dar inne lebet allez daz , daz in
sune 33,4 ; daz diu sêle dem libe ein forme und ertrîche ist 303 ,6 ; Wan si niht enlebete in ver.
ein l. wirt 65 ,4 ; Als diu sêle dem libe daz l. nünfticheit 317,3 ; då man lebet in ver
gibet, als gibet got der sêle 1. 214,3; Syon ist nünfticheit 317,7 ; Swenne diu sêle dar inne
hôcheit von lebene 259, 1 ; als daz 1. lebet umbe lebet, dâ si gotes bilde ist, sô hât si geburt
sich selben 289,5 ; dâ ist ein sælic I. in einem 329,3; daz ist sælicheit, daz man lebe nâch
iemermê 350,1 ; der geist ist ein slite, der daz der obersten kraft der sêle 370,7 ; daz dinc
1. vüeret in al diu glit 405,4 ; und werdent lebet, daz bewegunge nimet von sînem eigene
enpfangen alliu l., diu vernünfticlîche lebende 384, 2 ; suln des menschen werk I. 384 ,3 ; daz
in in selben sint 421, 3 ; daz kint hat ein ander er niht enlebe in keiner wise weder im selben
1. und ein ander wesen , dan der Vater habe noch der wärheit noch gote 494,8 ; dô der
435,17; und in dem selben worte gibet er dir mensche stuont in der êwigen art gotes, do
sîn selbes l. 436 ,8 ; eine sêle , als si dem enlebete in im niht ein anderz ; mêr : waz da
lîchamen I. gap 441,2 ; der neme mir darumb lebete , daz was er selber 495,2
meyn wesenn nicht noch mein l., wann das 1. leben subst.inf.( 3) 441,1; 444,3 ; 450,3
das leit in dem hertzen 472,6 ; Daz krût ist lebende part.adj. ( 17 ) 7,3 ; 12,3 ; 87,3; 88,1;
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119,2 ; 317,6 ; 321,5 ; 322,1, 2 ; 421, 3; 578,7; leiten swv. ( 3) 135 ,5 ; 634 ,6 – Got leitet disen
579, 7 ; 583,5 - Allez , daz hie tôt ist, daz ist dâ geist in die wüestunge 77, 1
1. 81, 3 ; daz diu sêle 1. werde, dar zuo sprichet leiter stf. (2 ) 188,4 - In sînem slâfe sach er eine
got alle sine maht in sîner geburt 321,6 ; als 1. 188,2
ein lebender mensche wider einem , der ge. lembelîn sin . ( 1) 465,5
mâlet ist an der want 346 ,7 ; er sol ledic sîn lengen swv.intr . ( 2> also suln wir hütten und l.
alles des bekennennes, daz in im 1. ist 495 , 1 und breiten 568 ,28 – refl. 568 ,23
lebendic adj. (6 ) 212,1 ; 215 ,2 ; 588,4 – als man lêrære stm . (2 ) 265 ,1; 268,31
prüeven mac bî der kraft der sunnen , daz si lêre stf. (6 ) 13,3 ; 341,2 ; 470,1 ; 612,5 - daz
lebendigiu werk würket ûf dem ertrîche, wan alliu diu werk und diu l. der menscheit gotes
si alliu dinc l. machet 153,6 ; diu werk , diu sîn ein bilde und ein figûre unsers heiligen
dû dâu würkest, diu sint alliu l. 256 ,4 , lebens 549,2
leczie swf. ( 1) daz stât geschriben in der lêren swu. (8 ) 54 ,4 ; 454,7, 18 ; 564,8 ; 565, 11 ;
leczien 6 , 2 566 , 6 ; 568,9 ; 612 ,4
ledic adj. (31) 210,4 ; 223,7, 10 ; 447,2 ; 494,8 ; lernen swv. (5 ) 448,5, 7 ; 534,5, 7 – als sehen
495 ,1, 5 ; 497,2, 5 ; 499,5 ; 500,1, 4, 8 ; 504 ,7 ; und hæren , die dê întragent, daz man 1. sol
524,11; 528,6; 538,4 – wäre ich danne mîn 191, 12
selbes ûzgegangen und zemâle 1. worden leschen stv . intr. (1) 436,6
306,9 ; Unser herre Jêsus Kristus was l. und lesen stv. ( 13) 6 ,3; 58 ,2; 73,2 ; 93,2 ; 211,3 ;
arm in allen sînen gåben 430,8 ; Alsô sol er l. 232, 1; 251,2 ; 285,3; 301,2 ; 316 ,2; 427,2 ;
in der gâbe stân 431,8 ; daz dû dich der rîcheit 533,6 ; 540,58
als 1. haltest 446, 10 ; sô sol er sînes geschaf. leste adj. (2 ) 123,5 ; 433,5
fenen willen alsô l. stân 491,8 ; wan ich was lestern swv. ( 1) 540,60
ein l. sîn und ein bekennære mîn selbes nach lichame swm . (23 ) 103,4 ; 304 ,7 ; 305 ,5 ; 386 , 11,
gebrûchlicher warheit 492,4 ; stuont ich l. 19 ; 439,6 ; 440, 10 ; 441, 1, 2 ; 443, 11 ; 475 ,7, 12 ;
gotes und aller dinge 492,7 ; daz wir gotes l. 579,1, 2 ; 583,5 ; 601,1 - Möhte diu sêle got
werden 493,8 ; daz der mensche alsô l. solstân genzlîche bekennen als die engel, si enwære
sînes eigenen wizzennes 495 ,3 ; daz er alsó l. nie in den lîchamen komen 134,5 ; gott der
sî beidiu sînes eigenen willen und des willen machet moyn leychnam on mittel vnnd ge .
gotes 499,2 ; als got I. stât aller dinge 499,6 ; schůff meyn sele nach dem aller höchstenn
Her umbe sô bite ich got, daz er mich l.mache 474,5 ; das diß brot auff dem altar seyn 1.
gotes 502,6 werdenn möge ! 475 , 10 ; doch von den heiligen
legen swv. ( 10) 342,1; 436,5 ; 528,8 ; 537,7; niht genzliche, wan sie noch liebe tragent ze
567,4 ; 576 , 1 ; 588, 9 , 10 ; 612, 14 ; 629 ,4 den lîchamen , die noch in der aschen ligent
lehen stn . ( 1) dû enhâst ez von gote ze lehene 596,8 ; Dar umbe, daz sich diu sêle giuzet ûf
niht, wan got ist dîn eigen 383,8 den lîchamen , sô wirt si vervinstert und
leide stf. ( 1) 588,3 muoz wider ûfgetragen werden mit dem
leide adv. ( 2) 8,6 ; 245 ,6 lichamen ze gote 598,3; Swanne der 1. bereit
leisten swv. ( 16 ) 26 ,5 ; 29,2 ;51,6 ; 53,10 ; 115,1 ; ist, sô giuzet got die sêle dar în und bildet sie
180,4 ; 289,1; 566,4 ; 611,10 ; 618 ,20 - er nach dem lîchamen 600 ,15 ; bî dem lîchamen ,
enmöhte einen gedank niht gel. 10,10 ; sie der nidervellic ist 605 ,6
enwellent gote niht geben allez, daz sie ge . liden stn . (3 ) 443, 14 ; 476 ,5 , 11
leisten mügen 16 ,5 ; alsô süeze, daz alliu disiu liden stv . ( 26 ) 8 , 7 ; 10,6 ; 118 , 7 ; 387, 35 ; 409 ,1 ;
werlt des glîch niht gel. enmac 44 ,8 ; Alloz, 430,11; 440,4 ; 443,11, 14 ; 445, 2; 446 ,2 ; 631,2 ,
daz der vater hât und geleisten mac 167,3 ; 5 - der vater ist würkende und der sun ist li.
alles, das die natur geleisten mag 470,8 . dende 279,1; wan er ir gibet in im selben , dar
leit stn . (7 ) 47,2; 291,8 ; 580,8, 9 ; 589, 3 – wan umbe mac si enpfâhen und l. in dem sînen und
ir 1. nâch gote was und üf eine stæticheit niht in dem irm 408,6 ; der mensche ist got al.
gebûwen 580, 10 sus in im lîdende 501,3 - aushalten bî der sun
leit adj. (7 ) 8,5 ; 63,2 ; 245 ,5 ; 430, 1; 531, 3; nen , der schîn nieman gelîden enmac602,9 - er.
539,28 – Einem menschen ensol niht l. sîn , daz tragen , dulden , zulassen 61,11; 135 , 1, 3, 4 ;
man mit im zürnet 363, 1 143,6 ; 168 ,4 – Si enmac niht gel., daz iht ob

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ir sî. Ich wæne, si joch niht gel. enmüge, daz götlîcher natûre, ein götlich 1. 211,2 ; Diu sêle ,
got ob ir sî 143,5; Got der enlîdet kein ge diu dâ ist gekêret mit aller kraft under daz I.
drenge 295,3; Als wîz und swarz under gotes 368 ,4 ; Daz wesen der sêle ist enpfenclich
scheiden ist – ir einez enmac daz ander niht des învluzzes götliches liehtes 402, 1 ; Als dich
gelîden 615,8 der vater nimet in diz selbe l., vernünfticliche
lîden subst. inf. (14 ) 106 ,3,7 ;440,3, 8 ; 445,3, 5, ane ze schouwenne diz l. in disem liehte nâch
7, 8 – wan in gote ist würken und l. 278 , 12 der selben properheit, als er sich und alliu
liebe stf. (11) 386 , 10 ; 388,97 ; 395,5 ; 431,1 ; dinc. . .bekennet 436 , 10 ; Wan der Vater und
539 ,28 ; 596 , 7 ; 605 ,8 ; 618 ,49 – Wir müezen dû selber und alliu dinc und daz selbe wort
diu dinc wol liep haben , diu uns ze gote vür. ist ein in dem liehte 438,2 ; Diu sêle muoz ge
dernt; daz ist aleine l.mit gotes 1. 602,4 liutert werden und kleinlich gemachet in dem
liebe adv. ( 4 ) 189, 12 ; 290, 11 ; 625 ,6 ; 628, 7 liehte und in der gnâde 549, 4 - d . Licht des
lieben swv. ( 6 ) 387,44 ; 388,91, 92, 94 , 99 - reft . Engels 199,4 ; 203,5 ; 325,7 ; 557,1 - des engels
8.beliebt machen Wölte ich mich einem men 1. wære der sêle unbequæme und ensmackete
schen l. 290,8 ir niht, gotes l. enwäre dar inne bewunden
liegen stv . ( 1 ) 454, 12 116,5 ; Got bewindet und bedecket sich in dem
lieht stn . (141) 30,6 ; 74,4 ; 75, 1; 89,1, 2; 136,1; engelischen liehte 116 ,6 ; und alsô tritet (die
153,2; 181,5, 7; 212,2 ; 268,23 ; 294,12 ; 347,6, Seele) in des engels l., in dem liehte ist ez
7 ; 366 ,6 ; 369,4 ; 406 ,6 ; 454,2 ; 455, 1; 457,1, mittenmorgen ; und alsô tritet diu sêle ûf mit
2 ; 464 , 10 ; 569, 2 ; 604 ,7 - ein himelischez l., des engels liehte in götlich I., daz ist der mit
daz von dem himel komen ist. Ez ist under tac 199,3; Nû glîchet sich vernünfticheit in
dem himel und ist doch von dem himel 74 , 3 ; der mügelîchen kraft dem natiurlîchen liehte
Ein l. giuzet sich ûz und erliuhtet daz, dâu ez der engel 223,4 ; - das L . der Seele 121,1;
sich ûf giuzet 124,5 ; sô wirt diu sêle mit gote 199,2 ; 222,2 ; 264 ,2 ; 342,12; 347,1; 418,2;
vereinet als ein l. mit liehte ; sô heizet ez ein 556,6 ; 569,3 – daz überswebende natiurlich l.
1. des glouben 142, 3 ; Mîn ouge enpfæhet in der sêle 121,4 ; dâ heizet diu sôle ein 1. 142,1;
dem liehte die varwe 178 , 1 ; sô daz l. dirte Daz natiurlich l. der sêle 199,1; Etwenne wirt
werlt abevellet und der mensche înbeslozzen ein l. offen in der sêle 264 ,1 ; daz got würket
ist und ruowet 187, 11; Alsô engibet niht der in dem einvaltigen liehte der sêle 325 ,3 ; Si
sêle l. allez, daz îngetragen wirt ze den vermac wunder in irm natiurlîchen liehte
sinnen von bilden und von formen 203,3 ; 328,7 ; und si stân in dem lûtern liehte, da si
Alsô muoz diu sêle gebiutelt werden in mit gote éin bilde ist 344,1; dân glenzet got in
dem liehte und in der gnade 366,8 ; dâ en ein unbedecklîchez l. 346,6 ; von einem liehte,
schînet kein 1. dan der luft. Diz ist von der daz ist in der sêle, daz ist ungeschaffen und
învüecsamkeit , die er ze dem liehte hât 406 ,7 - ungeschepfelich 418 , 1; diz selbe l. nimet got
d . göttlicheLicht 86 ,3 ;89,3 ; 116 ,5 ; 124 ,2 ; 135 ,1, sunder mittel 418, 3 ; daz diz l. habe mê eini.
3; 181,4 ; 187,10 ; 203,5 ; 219,2; 268,20,21; cheit mit gote, dan ez habe einicheit mit de
368 ,3, 5 ; 369, 3 , 5 , 6 ; 370 ,4 , 6 ; 437, 1 , 6 ; heiner kraft 418 ,5 ; daz diz l. niht edeler enist
450 ,7 ; 454 ,4 ; 455 , 3 ; 476 ,4 , 5 , 12 , 13 ; 477, 1, 2 , in dem wesene mîner sêle dan diu niderste
3 ; 534,4, 6 ; 557,3, 4 ; 569,3; 589,6 ;603,2 , 3, 6 ; kraft 418,6 ; daz disem liehte niht engenüeget
604 ,2 ; 616 ,8 ; 617,1; 618,47 – daz si enpfâhen an der einbærkeit der vruhtbærlîchen art göt.
müge daz götlîche l.. Götlich l. daz klebet alle lîcher natûre 420,4 ; daz disem selben liehte
zît in des engels liehte 116 ,4 ; In der îner . niht engenüeget an dem einvaltigen stille
liuhtunge klimmet si über sich in dem göt stânden götlîchen wesene 420, 6 ; in dem in .
lichen liehte 124 ,8 ; und enwerde alsô geleitet nigesten , dâ nieman heime enist, dâ genüeget
und gewenet in daz götlîche l. 135,5 ; Und got ez jenem liehte 420,10 – das L . der Vernunft
ist ouch ein l. 142,2 ; und swenne sich daz 346 ,5 - Gloube klebet in dem liehte der ver
götliche 1. giuzet in die sole 142, 2; số daz göt nünfticheit 168, 1 - das Sonnenlicht 153 ,7 ; 594 ,6
lich l. ûfgebrichet in der sêle ie baz und baz - Man sihet daz l. der sunnen wol, dâ si sich
187,6 ; alsô tritet diu sêle ûf mit des engels giuzet ûf einen boum 402,2 ; der luft, der da
liehte in götlich l. 199,4 ; Daz vünkelîn der enpfæhet daz l. der sunnen in sich , dâ en
vernünfticheit. . . ist als vil als ein vünkelîn schînet kein l. dan der luft 406 ,6
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lieht adj. ( 1 ) als einen grôzen blik , der l. ist diu sêle dem lîbe ein forme und ein leben wirt
und aber vinster 604 ,2 65 ,4 ; Daz diu sêle von dem lîbe scheidet 214,1 ;
liep stn . ( 3) 604,8 ; 605,5 ; 629,6 Als diu sêle dem lîbe daz leben gibet 214,3 ;
liep adj. ( 38 ) 8 , 1 ; 11,7 ; 18, 4 ; 63, 1 ; 79, 5 ; 102,4 , Diu sêle hât zwô krefte, die enhântmit dem
5, 8 ; 104 , 6 ; 105 , 1, 2 ; 106 , 2 , 3 ; 268, 8 ; 281,3 ; lîbe nihtes niht ze tuonne 305 ,8 ; Die krefte ,
290 , 9 ; 291,2 ; 309,6 ; 386 , 18 ; 387,41; 409, 5 ; die ze dem lîbe hærent, die slîzent und nement
491,5 ; 523,26 ; 531,3 ; 602, 2, 3 ; 617,5 ; 618, 9 ; abe 323,6 ; durch die grôzen einunge, die diu
625 ,1, 2 ; 629,2, 3; 630,1 – und häst dû die sêle hât ze dem lîbe 405,5 ; durch die grôzen
sælicheit lieber in dir dan in einem andern einunge, die diu sêle ze dem lîbe hât, sô ist diu
102,6 ; ervülle den allerliebesten willen gotes sêle in dem minsten glide als volkomenlîche
490,4 ; swanne in ir 1. houbet ( = Vorsteher) als in dem lîbe alzemâle 407,2 ; Aber ir leben
stirbet 580 ,8 wasmit dem lîbe bóben dem lîbe sundermittel
liepkösen swv. (1) alsus liepköset uns got 34 ,7 in gote åne alle hindernisse 442,6 ; die wile der
lieplich adj. (2 ) 387,43, 45 1. tætlich was 443,5 ; ich bütte allen den 1.
ligen stv . (44 ) 30,5 ; 145,4; 161,5, 6 ; 188,2 ; darzů , das ich disen 1. behůtte 473 ,2 ; die wîle
204,3 ; 309,3 ; 329,6, 8 ; 363,3, 9 ; 387,30 ; 400,6 ; diu sêle bewunden ist in dem lîbe 602,7
449,7; 456,3 ; 495,7, 8 ; 496 ,1, 2, 5 ; 521, 18 ; lîp stn . ( 1) Leben daz er heim kæmemit lîbe 629,5
523,20, 21; 550,4 ; 558,4 ; 570,13, 14 ; 571,4 – lîphaft adj. (4) 567,6 – geneiget ûf lîphaftiu
der krefte volkomenheit liget an der obersten dinc 134,4 ; aller lîphafter bilde 347,3; der
kraft 31,2 ; dân daz wäre zuonemen ane liget liphafte himel 456 ,4
139,4 ; Dar ane liget ouch der sêle volkomen lîphaftic adj. (3) 192,4 ; 598,1 - von lîphafti
heit 145,7 ; daz lâze ich l. 166,4 ; Alliu rîcheit gen dingen 191,9
und armuot und sælicheit liget an dem willen lîplich adj. ( 37) 74,5 ; 181,6 ; 445,1, 2 - Allez,
201,16 ; in dem liget rehtiu einunge 329,4 ; daz 1. ist, daz ist ein abeval und ein zuoval
dâ liget sælicheit , dâ sælicheit liget als sælic. und ein niderval 183,2; Also ist der himel stat
heit 329,8 ; Diu erde ist daz niderste element aller lîplîchen dinge, und er enhât keine stat,
und liget enmitten 345,8 ; daz der kerne des diu 1. sî 201,4 ; Ir sult wol underscheiden sîn
êwigen lebensmê lige an verstantnisse dan an nâch lîplîcher geburt 378 ,9 ; dâ anegânt diu
minne 371,3 ; das leben das leit in dem hert obersten lîplîchen dinc 404,1 ; daz oberste , daz
zen 472,6 ; daz wir hân von natûre, daz liget 1. ist 404,2; der sol alsô geben 1. guot lûter
an aller eigenschaft 565 , 13 ; wan sie noch liebe lîche durch got 431,1; der lîplîche vater
tragent ze den lichamen , die noch in der 435, 15 ; Des enist an lîplîchen créatûren niht
aschen ligent 596,8 – 8.befinden 330,1, 2 530,6 ; Ez versmåhet im ze wahsenne under
liht(e) adj. (5 ) 45,3; 103,1; 106,4, 6 ; 242,2 - dem lîplîchen himel 555 ,7 – lîplîchiu dinc :
dem wäre als 1., alle dise werlt ze begebenne 201,3, 16 ; 202,3 ; 289, 10 ; 361,4 ; 387,33, 51;
als ein ei 106 ,5 417,1 ; 430 ,2 ; 498,5 ; 539,24 ; 610, 10 ; 611,2, 6 ;
lihte adv. ( 14 ) 106 ,7; 154,2 ; 245,3 ; 305,6 ; 612,3, 8 ;618 ,13 - Der himel . . . ist . . . stat . . .
611,6 ; 612,3; 618 ,16, 23; 628,7 – dem men aller lîplîchen dinge 200,8; Vernünfticheit ni
schen waren alliu dinc als 1. ze lâzenne 305 ,11 met wol von lîplîchen dingen 202,1; Aber in
– vil l.: 237,1; 351,3 ; 430,5 ; 583,2 dem obersten würket diu vernünfticheit âne
lihtlîche adv. ( 1) L . sint tugende ze bewîsenne zuonemunge von lîplîchen dingen 202,4 ; Dâ
599,9 von ist ein sêle edeler dan alliu lîplîchiu dinc
linse stswf. (2 ) 628,7 – dem menschen wären 404,3; alliu lîplîchiu dinc sint als ein klein
alliu dinc als lihte ze lâzenne als ein erweiz schif 612,5 ; alliu geistlichiu dinc sint erhaben
oder ein 1. 305 ,11 über diu lîplîchen 612, 7
lîp stm . (47) Leib 30,4; 218,4 ; 227,5 ; 302,1 ; lîplîche adv. ( 5 ) 387, 20 ; 432,2 , 6 - Daz ich
386 ,18 ; 387,22, 25 ; 406 ,1; 407,3 ; 427,3, 4 ; 1. sihe oder here 177,3 ; daz si Kristî muoter
428, 2 ; 433,4 ; 439,6 , 7 , 8 ; 441,4 ; 442,2 , 5 , 7 ; 1. ist 428,5
443,1, 2, 4 ;447,9 ; 473,3 ; 558,5 ; 582,8; 610 ,8 – list stm . ( 1) er enkünde denne liste, dâ mite
daz oberste teil der sêle . . . enweiz niht von er sich dannen læste 555 ,2
der zît noch von dem lîbe 24,4 ; Sô daz kint listic adj. ( 1) der 1. wäre und wol da mite
enpfangen wirt in der muoter lîbe 65,1; daz künde, der ordente wazzer über wîn 553,3
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liuhten swu. (9 ) 122,3 ; 240,4 ; 382, 10 ; 388,77 – des himels gruonet und loubet allez, daz in
als ein liuhtende lieht, daz alle zît liuhtet, und der werlt ist 75,3 ; in einem einigen vünkelîne
als ein brinnender brant 30,6 ; daz der vater dos engels grüenet, loubet und liuhtet allez,
daz bilde blôz entdecket und in im liuhtende daz in der werlt ist 240,4
ist 276 ,6 ; daz der mensche mit sînem bilde louf stm . (3) 182,3; 326,7 ; 327,1
liuhtende ist in gotes bilde 277,4 ; daz ist diu loufen stv . ( 8 ) 138 ,3 ; 475 , 3 ; 633,6 , 8 , 10 - in
oberste kraft der sêle, in der got blôz liuhtet sînem loufo bringet erher ûz alle crêatûren :dar
280,2 ; da ist ez vinster, dâ liuhtet got 304 ,2 ane glîchet er sich gote 326,7 ; in sîn oberstez,
liuhtende part.adj. ( 1) ein l. lieht 30,6 wan då loufet allez daz zesamen , daz got ge
liute stmn.pl. (55 ) 16 ,4 ; 26 ,1; 27,3 ; 98 ,5 ; leisten mac 566,4 ; Die vor gote loufent, daz
101,2 ; 108,5 ; 144,7 ; 154 ,4 ; 174,7 ; 175 ,8 ; sint, die irm eigenen willen volgent 633, 10
267,6, 11; 268, 16 ; 301,5 ; 360,6 ; 361,1; 428,6 ; lougen swv. (2) 277,10 - wesen enlouget sîn
430,4, 7 ; 489, 4, 5 ; 490,7 ; 566,8 ; 594,5 ; 603,3; selbes niht 401, 7
634,5 – tôrehte l: 25,6 ; 325,4 – vil gelêrter 1. lougen subst. inf. ( 1 ) daz ist mê ein l., waz got
102,8 ; daz si sieche und unvlætige l. waschen niht enist, dan ez sî ein verjehen , waz er si
und handeln müesto 147,6 ; Es wundernt sich 203, 12
unglöubige 1. und etlîche ungelérte kristene l. lougenunge stf. ( 1) als man in ( = den gott
234,6 ; diz ist groben liuten ze gloubenne geeinten Menschen ) got nimet, sô enlougent
253,3 ; diz ist wîsen liuten ze wizzenne 262,6 ; man der crôatiurlicheit niht, daz diu 1. ze
der sol gescheiden sîn verre von den liuten nemenne sî nach dem , daz diu crêatiurlicheit
367,8 ; grobe l. 465 ,6 ; die vernünfftigen I. zo nihte werde 277, 11 .
466, 2 ; bo spottet sy weyser l. 467,5 ; lützel loup stn . (2 ) 568,16
guoter l. 489,1 - etliche l. : 80,4 ; 174,6 ; 175,4 , luft stm . ( 16 ) 200,8, 9 ; 406 ,6 ; 612,7 – Als der
5 ; 191,8 ; 268, 14 ; 295 ,5 ; 306 ,1 ; 488,1; 489,3 ; sunnen schîn, der sich niht enwirfet ûf daz
600 ,5 ; 611, 2 ; 624 ,8 ; 633,9 - Diz dünket etliche ertrîche, er enwerde bewunden in dem lufte
1. ein swære rede 54, 1 135 , 2 ; daz viur ist stat des luftes und der I.
liutern swv. (2 ) ez bereitet und liutert aleine ist stat des wazzers und des ertrîches 188,7;
die sêle 203,4 ; in der diu sêle geliutert wirt Swenno diu hitze des mittentages durch
367,5 brichet den 1. und machet in hitzic 198,4 ;
loben swv. ( 14 ) 35 ,4, 5 ; 166 ,2, 3; 387,44 ; Alsô hât der 1. umbevangen daz ertrîche und
447,8 ; 448,3; 490,5 ; 534,7 , 8 ; 540,66 ; 633,11 - daz wazzer 200, 10 ; Aber diu sunne erliuhtet
alle liute begernt gelobet zesînne 361, 1; aleine, wol den 1. und durchliuhtet in 294,10 ; als l.
daz got gelobet werde 431,7 und wazzer: diu zervliezent 326 ,6; muoz si
locken swv. ( 3) 623,4 ; 624,4 – Die geschrifft an (die Farbe) gebiutelt werden und kleinlich ge
dem anfang so lachet sy an iunge kinder vnd machet werden in dem lufte 366 ,6 ; der l., der
locket das kind an sich 467,4 dâ enpfæhet daz lieht der sunnen in sich , da
læsen swv. (3 ) læse dîne zwêne süne 210 ,6 ; enschînet kein lieht dan der 1. 406 ,5 ; doch ist
ez læset wesen 308,3 - refl . er enkünde denne in einer mile mê luftes dan in einer halben
liste, dân mite er sich dannen læste 555,2 406 ,7 ; Als diu sunne an sich ziuhet den viuh
lôn stm. (18 ) 61,4; 254, 2; 255, 4; 257,1 ; 268, 5, ten l. 567,8 ; bî der sunnen , der schîn nieman
10, 12; 285,8 ; 296,13; 431,6,7 ;614,3, 5 ; 618,32, gelîden enmac, er enwerde von êrste bewun
34 – daz des gerehten 1. ist, då got selber ist den in dem lufte 603,1
257,2 ; dáz êwic leben daz ist ir êwic 1. 570,2 ; luogen swv. ( 3) 575,3 ; 583,4 ; 588, 3
nach der græeze des dienstes und edelkeit sô lust stm . (23) 7,6 ; 28,6 ; 49, 1; 117,2; 162,2 ;
sol wesen der 1. 614,2 232,1 ; 236,3 ; 241,6 ; 292,1 ; 626,6 ;627,4 , 8, 10,
lop stn . (12 ) 362,2, 4 ; 430 ,10 ; 432,4 ; 443,8 ; 11 - in dem geberne sê nimet der vater sê
444,2 , 5 - ein guot mensche begert keines grôze ruowe und l. 263,4 ; Got der hât wol
lobes, ez begert wol, lobes wert ze sînne 361,2 ; genüegede und l. gegozzen in die créatüren
aleine gotes 1. und êre 431,3 ; die gotheit ane 294,5 ; daz wesen aller 1. daz hât got aleine in
schouwende mit wider îngebornem lobe die im selben behalten 294,6 ; er hật sô grozen I.
veterlîche hêrschaft âne underlâz 443,12 in dirre geburt 320, 2 ; Her umbe hânt alliu
louben swv . ( 2) s.belauben von dem umbeloufe dinc,diu dâ sint, vernünftigen l. an irm wesene
858
Wörterverzeichnis
401,3; Alles des vatters l. vnnd seyn kosen lûterkeit stf. ( 13 ) 63,7; 347,7 ; 538,2 ; 596,2 –
vnnd seyn anlachen das ist alleyn in dem sun Er sprichet von einer l., diu enist in der werlt
469,3; Er hat so grossen 1. in dem sun, das er niht 67, 2 ; daz er sîne sælicheit dâ nemende ist
anders nüt bedarff denn geberenn seinen sun in der I., dâ sie got selber nemende ist 274 ,12 ;
469,5 ; und dar umbe gebirt er sînen sun in uns, lauffet allein zů der ersten 1. 475,4 ; von göt
daz wir allen unsern l. dar inne haben 627, 9 lîchernatûre 1.529,1 - waz klarheit an götlîcher
lustlich adj. (11) 48,7 ; 60 ,6, 9 ; 79,5 ; 280,8 ; natûre sî , daz ist unsprechelich 529, 1 ; in der
325 ,3; 363,4 ; 604 ,9 – daz ist gar I., daz dâ 1. des wesens 553, 10 ; daz ist daz selbe, daz der
vruht bringet 58, 7 ; Also ist dem menschen sun håt in dem ersten ûzbruche und in dem
gar l., der dâu wonet in der vruht der tugende selben grunde und in der selben l. und in dem
60, 10 ; wan kein dinc enist nihtmê l. noch be smacke, då er sîne eigene sælicheit inne hât
girlich , dan als vil got in im ist 273,3 558 , 1 ; In der l., als der vater geschaffen hât
lût stm . ( 1 ) daz ez here süeze lûte und stimme die sêle 565,2 ; daz diu sêle niht lûter enmac
143, 3 werden , si enwerde wider getriben in ir êrste
lûten swv. (5 ) 239, 1; 569,5 ; 570 ,2 – Aleine ez 1., als si got geschaffen hât 599,2
wunderliche lûte 243,5 ; daz lûtet gar un lûterlîche adv. (6 ) 306, 10 ; 388,87 ; 401,2 ;
glouplîche 305 ,2 431,1 - 80 würhte der vater in mir als l. als in
lûter adj. (69) 41,4 ;43,6 ;44,3; 45,8 ; 46 ,3, 4, 5 ; sînem eingebornen sune und niht minner
53,1 ; 66 ,4 ; 81,5 , 7 ; 120,1 ; 121,4 ; 122,7 ; 181,5 ; 306 , 12 ; dų ding hangen in irre gebürt, das si
187,3, 7 ; 198,7 ; 216,6 ; 242,3 ; 308,3 ; 343,11 ; da svn aller lvterlichest vs légen in wesen
350,2 ; 361,3 ; 369,4 ; 402,1; 460,1; 495,6 ; 458,2
523,48 , 49 ; 549,7; 550,4 ; 551,2 , 4 ; 552,3 ; lûtern swv. ( 1) '.. . daz er bereite und lûter
553, 10 ; 554,1, 2; 560,1; 561,4 , 6 ; 565 ,3 ;569,7; die sêle 116,3
599, 1, 2 ; 612, 10 - daz dîn minne also l., alsó lûterste subst.adj. (8 ) 42,3 ; 168,2; 200,7;
abegescheiden , alsô blôz ist in ir selber 45 , 11 ; 456 , 7 – Diu sêle muoz då heime sîn in irm
Dermensche, der sich selben gelêzen hât, der innigesten und in dem hohsten und in irm
ist sô l., daz sîn diu werlt niht gelîden enmac lûtersten 164,3 ; Swenne diu sêle sich brichet
61,10 ; noch der engel enhât ez niht, der ein in daz hæhste und in daz 1. in dem liehte
1. wesen hât, daz 1. und breit ist 66 ,3 ; ein 1. 199,2 ; in dem herzen der sêle, in dem inner
ein 77,2 ; 89,4 ; ûf einen blôzen , lûtern , ein sten, in dem lûtersten , in dem houbete der
valtigen wesene 107, 2 ; in einer lûtern ruowe sêle 229,5 ; und daz in gote genomen in dem
123,3 ; in sinem lûtern wesene 161,7 ; got ist lûtersten und in dem hæhsten 363,5
ein geist und ein l. lieht 181,4 ; entweder ez lützel subst.adj. ( 1) 489,1
müeze sîn ein lieht oder ein l. geist 181,7 ; lützel adv. (4 ) 43,2, 3 ; 45 ,2 ; 494 ,2
Danne ist ganz, 1. tac in der sêle 187,9 ; Dar
umbe enwolte er niht sprechen von den din . machen sw . (67) 7,1, 2 ; 35 ,5 ; 48,5 ; 96 ,3 ;
gen, wan er sie niht als l. gesprechen kunde, 105 ,4 ; 152,4, 6 ; 153,6 ; 198,4 ; 210,3; 221,3;
als sie von der ersten sache geursprunget sîn 242,1; 256 ,2 ; 268,41; 338,4 ; 350,1; 366 ,6 ;
189, 11; in einer stille der lûtern ruowe 200 ,1 ; 371,7 ; 381,4 ; 382,6 ; 388 ,64 , 72, 74 ; 397,2;
Got hât aber sîno mâze und ist sîn stat, und 408 ,2 ; 439,5 ; 447, 1 ; 464, 7 ; 475 ,11; 502,6 ;
er ist 1. geist 201,8; und nimet got, als er ist 1. 504 ,6 ; 540,54 ; 549,4 ; 564,6 , 13 ; 568 , 1 ; 588 , 2 ;
wesen 216 , 5 ; In dem , då daz wort ze dem 595 ,7, 10 ; 596 , 3 ; 599, 3 ; 604 , 4 ; 625, 2 , 3 – Daz
ersten enpfangen wirt in mîner vernunft, dâ ander , daz den menschen allermeist sun
ist ez sô l. und so kleinlich 229,2 ; in der lûtern , machet 33,8 ; dô got die werlt machete 94,9 ;
blôzen substancie 274 ,3 ; Allez daz, daz an uns und brichet durch in die sêle und machet sie
tugende sint, daz ist in gote ein l. wesen und glîch gote und gotvar 124 ,7 ; diu gnâde
sîn eigen natûre 448,6 ; daz ist ein 1. törheit machet sie gotes kint 151,6 ;Waz viurmachet,
vor der gruntlôsen wîsheit gotes 486,6 ; in daz dazmuoz von nôt oben im sîn 176 , 10 ; Got hât
1., blôze angesihte gotes 557,5 ;Got ist iht und alle dise werlt geistliche gemachet in einem
ein l. wesen 597,6 – ein l. niht: der alliu dinc ieglîchen engel 221,3; daz got die werlt ięzuo
ahtet als ein l. niht623,8 ; alliu dinc sint ein l. machet als an dem ersten tage 232,2 ; Der
niht gegen dem geiste der wisheit 624,3 créatûre eigen ist, daz si von ihte iht mache ;
859
Wörterverzeichnis
aber gotos eigen ist, daz er von nihte ihtmache diu vrouwe 279,5 ; Daz wort 'homo' nemen
256,1 ; sol got iht in dir oder mit dir m . 256,2 ; wir von vrouwen und von mannen 345 ,5 ;
alle zuovelle machent warumbe 266,3; Der spræche ein rîcher m . 625 , 3 – der wise m .:
engel ist vil âne zal, wan sie enmachent niht 251,2 ; 548,6 – der ‘Mann in der Seele 280, 1;
„ sunder-zal' 274,8 ; Got machet alle créatûren 317, 1, 2 – Daz vünkelîn der vernünfticheit ,
in einem spruche 321,6 ; Daz enmachet niht daz ist daz houbet in der sêle, daz heizet der
glîchnisse, daz mir nahe bî ist 338, 4 ; niht 'm ' 211, 1 ; Swenne der ' m .' tôt ist, so stât
machet underscheit 382,5 ; gott der machet ez übel 214 ,1 ; vernünfticheit, diu der 'm .' ist
meyn leychnam on mittel 474,5 ; das er auß in der sêle 318,1; ‘M .' enmeinet keinekraftdan
eynem brott möge m . seyn leychnam 475, 12 ; vernünfticheit 323, 3
dâ wolte ich mich selben und bekante mich mâne swm . (2 ) als diu sunne wider dem månen
selben zemachenne disen menschen 502,9 ; sô 350,7 ; Man endarf keines liehtes der sunnen
machete des wînes kraft wazzer ze wine 553,4 ; noch des mânen 594,6
Ze dem andern mâle machet der vride die manic adj. (6 ) 154,6 ; 365,3 ; 430,3; 474 ,2 - Hie
créatûren sich entgiezende und vliezende in hinkent manige grôze pfaffen ane 66 ,5 ; Swaz
der minne 595 ,6 ; als ob got diu dinc êwiclîche solsîn mit manigen dingen , daz muoz von nôt
an im gemachet habe oder behalten 600,6 ; oben sîn 176,9
unser ieglich machete sînen schôz wît 604,5 ; manicvaltic adj. (2 ) 541,97 - swâ dû dich
der got bitet umbe iht anders dan umbe sich vindest ûf manicvaltigen dingen 107,1
selben , der machet got ein warumbe 626 ,2 manicvalticheit stf. ( 1) alles, das man hie
mære stn . ( 1) Ich wil iu sagen ein m . 633,2 ausserlichen hat an m ., das ist da alles inner
maht stf. ( 10 ) 121,1 ; 231,7 ; 321,5 - dâ diu lich vnnd eyn 468,6
natûre wirt gewendet oder gehindert, daz si manicvaltigen sw . refl. ( 1) diu zît , diu sich
niht volle m . enhât in irm werke, da wirt ein wandelt und manicvaltiget 134, 1
vrouwe 64 , 2 ; Diu sêle muoz mit aller m , sich mânôt stm . ( 2 ) 219,5 ; 227,4
brechen in ir lieht 120 ,5 ; Alsô muoz diu sêle mark stf. (7) 17,4 , 6 ; 625,5 ; 629,3, 4 - hundert
sich brechen mit aller ir m . ze götlîcher or m . goldes 17,2; minnest dû hundert m .mê in
denunge 121,2 ; er hât sô grôzen lust in dirre dir dan in einem andern 102,3
geburt, daz er alle sîne m . in ir verzert 320 ,2 ; mark stn . ( 1) als er ein m . ist , von dem ur
Got würket alle sine m . in sîner geburt 321, 3 ; springet güete 32,1
dar zuo sprichet got alle sîne m . in sîner ge marter stf. ( 1) an der m . und an dem tôde
burt 321,7; Daz werk , daz diu oberste natûre unsers herren Jêsû Kristî 8,6
würket von ir hohsten m . 535 ,4 materie stswf. (8 ) 459,3 - In dem liehte hât
majestât stf. ( 1) 540,87 der mensche genüegede, und ez ist doch lip
mâl stn . (26 ) 24 ,6 ; 27,11 ; 45,1 ; 186 ,5 ; 229,3 ; lich ; sie sprechent, ez sî m . 74 ,5 ; ez enwerde
347, 6 ; 348 ,4 ; 438 , 8 ; 440 , 2 ; 468 ,9 ; 494 ,4 ; gestætiget und ûfgetragen bỉ m . und bi
498,4 ; 499, 4 ; 528 ,6 , 7 ; 529 , 1; 534, 7 ; 539,47; glîchnisse und enwerde alsô geleitet und ge
594,5 ; 595 , 6, 10 ; 597,5 ; 600 , 3 ; 618 ,48 ; 633, 4 – wenet in daz götlîche lieht 135 ,5 ; Der wille
sît dem mâle : Sît dem mâle, daz dû ir ir sünde ist vrî, er ennimet niht von m . 191,7 ; aber
vergæbe 582,7 bekantnisse nimet von m . und von lîphaftigen
mâlen swv. (2) ez wirt wol gemâlet oder er. dingen an einem orte der sêle 191,9 ; und wære
niuwet als ein ingesigel 349,5 ; als der ein bilde der m . abe, sô enwäre da niht mê under
malet an der want vnd das vergat 458, 7 scheides dan daz gebern und daz gâhes ge
man an . m . (34 ) 64 , 1, 4 ; 139, 7 ; 210 ,2 ; 213, 1, 4 ; daz games und
borne 397 ,4 ; Wære aber daz holz âne m . und
215 ,4 ; 218 , 1 ; 272,2 , 4 ; 278, 10 ; 279,3, 4 ; 280, 1 ; ez zemâle geistlich wäre als diu gesihtmines
317,3, 5 ; 533,6 ; 577,5 – Ein vrouwe und ein ougen 416 , 10 ; do vielen si in die groben m .
m . diu sint einander unglîch 48,1 ;wære ein m ., vnd wolten vns leren got bekennen mit den
der einen wîngarten hæte oder einen acker nideren dingen der creature 454 , 18
60,6 ; Ein m . der hâte einen igel 139,4 ; Daz mâze stf . ( 18 ) 188,12; 201,6,7 , 8 ; 303,7 ; 449,7,
vünkelîn der vernünfticheit, blôz in gote ge 10 ; 618,27 - der oberste engel ist stat und
nomen , dâ lebet der 'm .' 219,4 ;daz zwô krefte setzunge und m . aller der andern , und er ist
in der sêle sint: einiu ist der m . und einiu ist sunder m . Aber swie er ist sunder m ., sô ist
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Wörterverzeichnis
doch got sîn m . 188,11; got ist ein m . aller wäre dan got aleine 292,3 ; Ie m . der mensche
dinge 403,3 ; Swie dêmüetic Johannes wære, sô bekennet, ie baz er bekennet 323 ,6 ; M . gotes
hâte diu tugentdoch m .,und über die m . enwas haben enist niht anders dan m . gote glich
er niht dêmüetiger noch groezer noch bezzer, wesen 403,4 ; doch ist in einer mîle m . luftes
dan als er was 448,9 ;Kein heilige enist in dem dan in einer halben 406,7 ; swaz m . ist dan ein ,
himelrîche sổ heilic noch sô volkomen , sîn des ist ze vil 538,4 ; Aber der got aleine be
leben enwäre doch an tugenden nach m ., und kennet, der bekennet m . in gote 570,9 ; daz
nach der m . ist diu groze sînes ewigen lebens, man sitzende m . enpfæhet dan stânde mit
und alliu sîn volkomenheit liget alzemâle an rehter dêmüeticheit 581,3
der selben m . 449, 6 ; wäre ein einic mensche, meinen svw . bedeuten ( 86 ) 69,2 ; 183, 2; 323,3 ;
der då durchbräche durch die m ., die der 345,7 ; 346,3; 351,1; 633,3 – Diz hûs meinet
hæhste heilige hât 449,8 genzlîche die sêle 132 ,4 ; 'Homo', 'der
mê ado. (137 ) 12,4, 8; 13,1 ; 14, 3; 17,6; 27,13 ; mensche',meinet als vil als der von der erde
46 ,4 ; 62,5 ; 63,5 ; 66 ,6 , 7 ; 94 ,7 ; 102,3 ; 103, 5 , 6 ; ist“ 345,7; - im Sinne haben swanne unser
104 ,3, 4 ; 136 ,1 ; 160,3 ; 163,3; 169, 1; 175 ,3 ; herre sîniu ougen ûfhuop, sô meinte er etwaz
189,6 ; 203, 12 ; 238 ,6 ; 260,2 , 4 ; 273,3 , 4 ; 276 ,3 ; grôzez 548,6 ; - meinen 95 ,4 , 5 174,6 ; 180 ,1 ;
277, 2 ; 286 , 7 ; 288, 4 , 7 ; 289, 8 , 9 , 11, 12 ; 294, 11 ; 295 ,7 ; 317,5 ; 325, 1; 338,1 ; 341,7; 344,6 ;
296 ,3 ; 307,7, 8 ; 320 ,2 ; 324,2 ; 342,4 ; 345,2, 3 ; 346,4 ; 347,9; 348,4 ; 351,2, 3; 372,5 ; 440,5;
350,7 ; 363,9 ; 371,3; 403,5 ; 417,1 ; 420,5 ; 448,4 ; 455,3 , 4 ; 456 , 1, 6 ; 457, 1, 2 ; 467,3 ;
442,5, 8 ; 450,7 ; 468,5 ; 473,8 ; 474,13 ; 475,9 ; 468,1 ; 498,7; 537,4, 6 ; 539,43; 557,11 ; 561,2 ;
487,3 ; 522,23 ; 523,47 ; 530 ,4 , 5 , 6 ; 531,1 ; 567,2, 3 ; 569,10 ; 570 ,5, 7 ; 571,10 ; 628, 10 -
535,3 ; 536,7 , 8 ; 558, 4 ; 559,3 ; 560,5 , 6 ,7 ; swenne ich spriche ,daz innigeste', sô meine
568 ,22 ; 569, 8 ; 570, 16 ; 571, 3 , 7 ; 579, 9 ; 582, 3 ; ich daz hchste , und swenne ich spriche ,daz
597, 7; 599, 9 ; 606, 3 ; 612, 7, 8 - Số du hæhste', sô meine ich daz innigeste der sêle
dich gote m . gibest, sô sich got dir selben m . 95 ,3 ; daz ich er werde: daz meinet daz pater
widergibet 54,2 ; số dû dîn selbes m . ver. noster 99, 3 ; daz blôze wesen , dem niht zuo .
zihest, sô dîn êwigiu sælicheit m . ist 54 ,3 ; geleget enist, daz meinet 'erat' 348,4 – zielen
le m . er ist in den dingen , ie m . er ist ûz den auf, beabsichtigen , erstreben 46 ,6 ; 103,5 ; 228,4 ;
dingen : ie m . inne, ie m . ûze, und ie m . ûze, 295,4 ; 296,11; 297,2 ; 326 ,8; 342,13; 388,87 ;
ie m . inne 94 ,6 ; Ie m . got wirt éin erkant, ie 431,2 ; 475 ,13 ; 476 ,12; 500,6 ; 582,5 – daz si
m . er wirt al erkant 559,4 – in Rückverwei niht enmeine wan güete und got 45 , 8 ; und
sen 66 ,1 ; 88,4 ; 94,7 ; 116 ,8 ; 124,3 ; 139,2 ; meinent sie doch allez in irn werken ir eigen
161,5 ; 201,12 ; 279,4 ; 285,9 ; 292,6 ; 329,2 ; glîch 63,9 ; daz meinet allez ,man ' 64,1 ; Diu
347,3 ; 349,4 ; 369,3; 399,5 ; 401,4; 456,7 ; êrste meinunge, die ez ( = das körperliche
458 , 1 ; 473, 5 ; 549 ,5 ; 565 ,3 ; 578 , 2 ; 584 ,6 ; Glied )meinet in sînen werken , daz ist, daz ez
599, 1 ; 611, 3 ; 612, 3, 11 – mêr : 13 ,8 ; 345 ,2 ; dem lîchamen zemâle diene 103,3 ; Alles
387, 38 ; 539,7 , 19, 22, 23, 24 ; 540 ,70 ; 541, 96 , 97 kornes natûre meinet weizen 228, 3; alles
mô prom. ( 66 ) 14,4; 16, 9 ; 29, 4; 52,7 ; 53,8; schatzes natûremeinet golt 228,4 ;Wazmeinet
54 ,3 ; 94 ,9 ; 101, 3 , 7 ; 106 ,6 ; 154, 6 ; 188 , 9 ; alliu diu kraft der natûre ? – daz si sich selben
204,5 ; 219, 10 ; 289,10, 11; 294 ,12; 297,2, 3 ; würken wil 238 , 1 ;Wazmeinet alliu diu natûre,
319,3, 4 ; 320 ,5 ; 341, 10 ; 344,5 ; 351,3; 387,52 ; diu dân würket gebern ? - daz si sich selben
397,4 ; 403,3, 5 ; 417,2, 5 ; 418,5 ; 430,5 ; 432,4 , würken wil 238,2 ; sô enmeine niht in dînen
7 ; 437,7 ; 467,7 ; 494 ,6 ; 524 ,65 , 67 ; 570, 11,13, werken und enbilde kein warumbe in dich
14 , 16 ; 582, 1; 604,1, 3 ; 616 ,2 ; 618,41 ; 628,7 ; 254 , 1 ; Also werden wir ein in im , ob wir niht
629 ,5 ; 630 , 1 , 2 , 3 - tûsent engel in der dan in m . 294, 3 ; daz man iemer got aleine m .
@wicheit enist niht m . an der zal dan zwêne muoz 294,4 ; und meinent und begernt doch
oder einer 16 ,10 ; alliu dinc mit gote enist niht sô vil 295,6 ; swaz man meinet âne got, daz ist
m . dan got aleine 101,4 ; der vater mit dem ze kleine 296 ,8 ; ie minner wir ez m . oder gern ,
sune enist niht m . dan der sun aleine 101,7 ; ie mê got gibet 297,2 ; alliu glîcheit meinet
ie m . der mensche begibet, ie lîhter ist im ze eine geburt 341, 10 ; Der gottes ere meynet in
begebenne 106 ,4 ; Swer des wânde, daz tûsent allen dingenn 474,1 ; Diß korn das meynet
werlte mit gote genomen iht m . genomen den rockenn 474,6
861
Wörterverzeichnis
meinunge stf . ( 11) Absicht, Ziel, Anliegen , 103,3 ; scher m .: 121,4 ; 220,3; 349,6 ; 362,1; 370,6 –
104 , 1; 293 ,6 ; 388 ,98 ; 491, 1 - Der natûre m . Sant Augustinus sprichet und sprichet ouch
was diu , daz ich vater wäre 63, 10 ; diu natûre Plâtô ,ein heidenischer m ., daz diu sêle in ir hât
hât (zwô m . ), daz ein ieglich glit då würket an natiurlîche alle kunst 202,7 ; Sant Augustinus
dem menschen 103,2 ; 8ô verstüendet ir mînen sprichet – und mit im ein ander, heidenischer
sin und den grunt aller mîner m ., den ich is m . – von zwein antlützen der sêle 218 ,3 - ein
gepredigete 416 ,3; Dise menschen sint wol dar kriechischer m .: 396,6 – Hie von sprichet ein
ane, wan ir m . ist guot 490,4 - Streben Habe kriechischer m ., daz got alle créatûren halte
aleine eine rehte m . und einen vrîen willen als in einem zoume ze würkenne nâch sînem
81, 1 ; als vil als wir minner hân m . oder glîchnisse 396 ,2 ; ez sprichet ein kriechischerm .,
ahtunge ûf ihtes iht anders dan ûf got 293,8 daz der himel bediutet als vil als ein ,hütte der
meiste adj. ( 1) 524,7 sunnen '554 ,5 - etlîche m .: 329,7 ; 458,6 ;495 ,8 –
meiste subst.adj. (9 ) 201, 14 ; 447,6, 9; 626,10 ; grôze m . : 500 , 1 – kein m . : 243, 1 – unser m .
627,2 – gotes minstes des sint alle créatûren ( pl.) : 123 , 1 ; 178 ,4 ; 188,5 ; 338 ,2 ;339, 2 ; 341, 11 ;
vol und lebentund wahsentund gruonent dar 361,3 ; 469, 7 ; 570 ,9 ; 581,6 – Unser m . vrâgent,
inne, und sîn meistez enist niergen 201,13 - ob die engel betrüebet werden , sô der mensche
allerm . : der der werlt allerminnest hât, der hât sünde tuot 222,4 ; – unser besten m .: 176 ,11;
ir allermeist 44
241,1
1, 1 340,5 ; 456,4 - Ez sprechent unser besten m . -
meiste adv. (7) allerm .: 565,8, 9, 10 – daz den der enist niht vil - , daz diu verstantnisse und
menschen allermeist sun machet 33,8 ; war ane diu vernünfticheit gât die rihte ûf in got
sælicheit allermeist lige 495,7; alliu obern dinc 371,4 – Unser eltesten m . einen 189,6 ; - (ein )
hânt allermeist gelegenheit ze würkenne in ander m .: 181, 3 ; 367,1 – und wart doch sêre
dem , daz under in ist 567, 5 von andern meistern verspottet 204,4 ; Ander
meister stm . ( 112) 366,8 ; 414,6 ; 568, 19 ; 577,6 ; M . sprachen bas 458,8
578 ,5 ; 584,5 ; 612,5 – Ein alter m . sprichet menige stf. ( 11) Dirre geist muoz übertreten
133, 1; Då der engel genant ist, dân enkam nie alle zalund alle m . durchbrechen 76 ,2; als ein
m . noch sin zuo 237,1 ; den namen nimet er herre bewiset wirt von der m . sîner ritter
( = der Zimmermann ) von dem werke, des er ein 236 ,1; Die drie personen in gote der ist drie
m . ist 237,5 ; wie ein m . lêrte sînen jünger âne zal, aber ir ist m . 274, 10 ; zwischen dem
612,3; – m . Eckhart: 524,1;617 ,4 - die besten menschen und gote enist (niht) aleine niht
m . : 41,5 – die besten m . sprechent, daz ieglich underscheit, sunder då enist ouch kein m .
engel habe eine ganze natûre 235,1 – die m .: 274, 11 - âne zal u . âne m .: 234,5 , 8 - Der
30,1; 31,1; 43,1; 44,1; 78,1; 100,2; 162,5; underscheit künde genemen âne zal und âne
175 ,7; 180,1; 234,1 ; 324 ,1; 458,2 ; 466 ,4 ; m ., dem wären hundert als ein 234,3 – m . der
497,3; 551,2 ; 630,4 – Die m . vrâgent 12,3 ; engel: 234 ,2 ; 235 , 7 ; 236 ,2 – Die meister
Die m ., die dâ beschrîbent, wie wît der himel sprechent, daz der engel m . ist zal boben zal
sî 232, 8 ; Die m . koment des alle über ein , daz 234,1
goteswîsheit ist sîn eingeborner sun 286 ,3 ; Nû meniger subst.adj. ( 1) 570,16
vrâgent die m ., ob der kerne des êwigen lebens mensche swm . (383) 7,12; 8, 10 , 12; 9,1 ; 13, 1;
mê lige an der verstantnisse oder an dem 15,2 ; 16 ,1 ; 27,4, 13 ; 28 ,1, 3 ; 33,6 , 7 ; 45,2 ; 46 ,1;
willen 363,8 ; Hie mite sint die m . sêre be 59,12; 60 ,5 , 9 ; 61,6 , 10 ; 63,4 , 6 ; 74,2, 4 ; 79,1,
kümbert und zwîvelnt sêre dar ane 628 ,9 - d . 4 , 9; 80,1, 3; 81,1, 6, 7 ; 85 ,3, 4 ; 86 ,1 ; 89,2, 4 ;
fünfte m .: Do kam der fünfte m , und sprach 97 , 2, 3 ; 100, 2 ; 102,4 , 6 ; 103, 3 ; 106 ,4 , 5 ; 109,1 ;
aller best 459,6 – ein m .: 27,11 ; 28,5 ; 138 ,2 ; 119,2 ; 135 , 3 ; 138 ,4 ; 140, 1 ; 151, 4 ; 154, 1, 2 , 7 ;
154,4 ; 175 , 1 ; 179, 7 ; 181,2 , 5 ; 182, 1 ; 191, 12 ; 169, 1 ; 175 , 2 ; 187, 12 ; 222,4 ; 223, 1 ; 228 ,5 ;
228 ,4 ; 304 ,7 ; 322,5 ; 325 , 12 ; 328 ,6 ; 338, 7 ; 235 ,2, 3, 4 , 5 ; 238,7 ; 260 ,4 ; 261,2, 3; 262,4 ;
341, 10 ; 361, 1 ; 366, 3, 4 ; 394 ,3 ; 397, 2 ; 399, 2 ; 264,1 ; 267,5 ; 268,14, 35 ,53; 272,5 ; 274,10;
403,3,6 ; 405 ,4 ; 413,1, 3 ; 553,2 ; 554, 1; 577,3 ; 275,3, 4 ; 276,3, 6 ,7, 8 ; 277,3, 4, 5, 6, 7; 278,1,
582,5 ; 584,3; 589,4 ; 605 ,2 ; 625,7; 633,1 – ein 2, 5, 7 ; 280,3,5 ,6 , 7; 281,1 ; 286 ,9; 290,2, 7, 8;
grôz m .: 202,4 – Daz sach ein grôz m . 204,1 ; 292,5 ; 305,1, 10; 306 ,1, 3, 4 ; 307,2, 4 , 9; 309,4 ;
ein grôz m . sprichet, daz sîn durchbrechen 323,6 ; 337,4 ; 338,1 ; 345,4 ; 346,7 ; 347,6 ; 351,
edeler sî dan sîn ûzvliezen 504 ,4 - ein heideni. 1, 2,5 ; 363,1; 364,5 ; 368,2; 373,3; 378 ,7 ;379,5;
862
Wörterverzeichnis
382,7 ; 383,1 ; 384,3; 386 ,8, 17 ; 387,23, 24, 37, lich m . 611,5; Alsô ist dân engegen einem be
48, 55, 57; 388,65 , 70 ,73,74, 77 ; 398,4 , 5 , 6 ; kanten menschen lihte ze lâzenne alliu lîp .
403,3 ; 406 ,4 ; 415, 1, 2, 3, 5, 8; 419, 1; 427,5 ; lîchiu dinc 611,6 ; des bin ich also gewis, als
428 ,1, 3 ; 429,3; 430,3,11 ; 431,6 ; 432,5 , 8 ; daz ich m . bin 628,6 – d. gerehte m .: 63,1;
435,9 ;444,8, 9 ; 449,8, 10 ; 450,5 ; 474,4 ; 487,1; 252, 1; 258, 1; 267,2 , 3, 4 - der gerehte m . en
489,5 ; 490,1, 2, 4 ; 491,4, 5, 6, 7; 494,5, 7; dienet weder gote noch den crêatûren 62,3 ;
495 ,2 , 3 , 5 , 6 ; 497, 1, 3 ; 498 , 1, 4 ; 499,2 , 8 : daz ist ein gereht m ., der in die gerehticheit
500 , 1, 3 , 5 , 7 ; 501,4 ; 502,5 , 9 ; 505 , 7 ; 506 , 2 ; îngebildet und übergebildet ist 252,2 ; Dem
521, 1, 15 ; 522 ,16 ; 522 ,4 ; 523, 11, 18 , 36 , 40 , gerehten menschen ist sô nôt ze der gereh .
41, 45 ; 524,58 ; 524,1 ; 528,6, 8 ; 532,2, 4 ; ticheit, daz er niht anders enkan geminnen
539 ,20 , 21, 38 , 39, 40 ; 540 ,59, 80 , 88 ; 555, 1 ; dan gerehticheit 288,3 ; Der gerehte m . der
581,2 ; 582,3; 588 ,4 ; 596,2 ; 599,1 ; 611,10 ; enminnet niht an gote weder diz noch daz
612,11, 13 ; 616 ,2, 3, 6 ; 617,4 ; 618,15, 16, 20 , 288,7 ; Got gibet dem gerehten menschen ein
40, 42, 44 ; 623,7 ; 626 ,1 ; 628,7; 631,4, 5 ; götlich wesen 371,9 – ein arm m .: 488,1, 3 ;
633, 2, 7, 9 - menscheit ist an dem ermsten oder 489, 2 ; 490 , 1, 6 , 7 ; 491, 3 ; 492, 2 ; 494 , 2 , 3, 4 ;
versmæhesten menschen als volkomen als an 498,2 , 4 ; 499, 1 , 5 ; 501,2 ; 502 ,4 ; 505 , 7 ;
dem bâbeste oder an dem keiser 18 , 3 ; daz ich 521,4, 5 , 8, 11, 12, 13 ; 522, 25 ; 522,8, 9 ;523,10,
ein m . bin , daz ist ouch einem andern men . 11, 13, 15 , 25, 30 , 47, 48 ; 524 ,56 ; 554, 13 - daz
schen gemeinemit mir 63,3; aber daz ich bin , ist ein arm m ., der niht enwil und niht enweiz
daz enist keines menschen mê dan mîn aleine und niht enhât 488,5 – ein guot m .: 8,8 ; 12 ,7 ;
63,5 ; Sol ich ein m . sîn , sô enmac ich in eines 13,4 ; 26 ,8 ; 27,6 ; 45 ,9 ; 161, 1; 242,1 ; 361,2 ;
tieres wesene niht ein m . gesîn , ich muoz in 362 ,4 ; 540,58 – swaz der guote m . sihet, des
eines menschen wesene ein m . sîn 97, 1 ; Sol ich wirt er gebezzert 138,5 ; Der enist niht ein guot
aber dirre m . sîn , sô muoz ich in disem wesene m ., der niht enhât gewandelt sînen alten site
dirre m . sîn 97 , 2 ; Daz man etwenne sprichet : 161, 2 - got m . worden : 98 ,6 ; 227,7 ; 277 , 13 :
daz ist ein erliuhtet m ., daz ist kleine 124 ,6 ; 294,1 ; 379,6 ; 380,5 ; 381,1; 387,61 ; 429,1;
Swâ ein natiurlich m . ist , daz beginnet sînes 440, 1 - War umbe ist got m . worden ? Dar
werkes 'ze der rehten hant' 181,1 ; alliu ge umbe, daz ich got geborn würde der selbe
berungemeinetmenschen 228,4 ;wan mit dem 84 ,2 ; got ist hie als wol m . worden als dort
bilde ist der m . gotes bilde glîch , daz got blôz 98,6 ; dar umbe ist er m . worden , daz er dich
nach der wesunge ist. Und so sich der m . io geber sînen eingebornen sun und niht minner
mê entblozende ist, sô er gote ie glîcher ist 98 ,7 – m . und menscheit : menscheit und m .
277,1; des bin ich als gewis, als daz ich ein m . ist unglîch 13, 11 ; menscheit in ir selber ist
bin 305,5 ; 'Homo', 'der m .',meinet als vil als mir lieber dan der m ., den ich an mir trage
,der von der erde ist' 345,7 ; der dêmüetige m . 18 ,4
346,4 ; als ein lebender m . wider einem , der ge menscheit stf. (24 ) 14 ,2 ; 16 ,1 - daz oberste an
mâlet ist an der want 346 ,7 ; der m . ist ein zuo der m . hât glîcheit mit den engeln und sippe
val der natûre 381,4 ; Dar umbe hüetet iuch , schaft mit der gotheit 13,12 ; m . ist an dem
daz ir iuch iht nemet nâch dem , daz ir dirre ermsten oder versmæhesten menschen als vol.
m . noch der iht sît 382, 3 ; Daz dû niht enbist komen als an dem bâbeste 18, 2 ; diu einvaltige
dér m ., daz nihtmachet underscheit zwischen forme der m . diu ist sunder bilde 380,2 – m .
dir und dem menschen 382,6 ; Wære ich alle Kristî: 428,9 ; 439,6 ; 440,3 ; 443,13; 444,4 , 8 –
menschen , sô enwäre ich doch niht ein engel er gap mê mîner m . an Kristô dan im 14 , 4 ;
398,5 ; ein kleines lemblein bedeüttet einen de. Wan Kristus, der got und mensche ist, als
můtigen ,einfaltigen menschen 465 ,5; etlich vn man den nimet nach der m ., sô verlougent
glaubigemenschenn 475 ,6 ;die bösen menschen man sîn nach der gotheit in dem nemenne
475,8 ;thůtdiß die kranckenatur, das sy ausser 277, 13 ; diu hộchgelobete m . Jesú Kristî 439, 1 ;
einem bletlein machenn mag eynen menschenn waz was diu vruht dises werden ackers der m .
475 ,11; Ein m . ist ie ein m ., er sî tôrehtic oder Jêsû Kristî ? 439 ,4 ; allez daz vruhtbærlîche
wîse 532,2 ; »daz ist ein snoeder m ., der über lîden sîner heiligen m .443,14 ; in den acker der
den menschen niht enkumet« 532,3; der m ., m . Jêsů Kristî 444, 10 ; in dem edeln acker der
der då ist ob ander crêatûre 569,1; ein vleisch m . Jésù Kristî 445,9; in den acker und in die
863
Wörterverzeichnis
erde der m . Jêsû Kristî 445,12 ; von der erde mietlinc stm . (2) 267,12 - knehte und miet
der m . Jêsû Kristî 447,2; diu lêre der m . gotes linge 253,5
sîn ein bilde und ein figure unsers heiligen mile stf. (4) 86 ,7 ; 233,2 ; 305,4 - doch ist in
lebens und grôzer wirdicheit vor gote 549,2; einer m . mê luftes dan in einer halben 406 ,7
daz got einen durchbruch hæte genomen milte stf. ( 1) daz er m . sî von lîplîchen dingen
durch die m .579,3 – m . und mensche 13,11 - und von geistlichem guote 430 , 2
m . in ir selber ist mir lieber dan der mensche, milticlîche adv. (2 ) 430,9 – daz er daz allez m .
den ich an mir trage 18,4 gebe 430,3
menschlich adj. ( 19) 387,23 - einemenschlîche minne stf. (102 ) 33,7 ; 41,4, 5 ; 42,2, 3; 43,1, 3,
sêle 438,9 ; ze menschlîcher gedihe 439,6 – 6 ; 44 , 2 ; 45 ,2 , 4, 7 , 10 ; 46 ,5 ; 47,6 ; 48 .2 ; 49,5 :
menschlîchiu natûre: 380,3 ; 381,5 ; 382,4 ; 58 ,8 ; 59,5 , 12; 60,2 ; 62,8 ; 80,3 ; 101,10 ; 104,1,
387,36 , 57, 58 , 59, 60, 62; 388,66 ,71 ; 444,6 - 5 ; 115, 1; 119,7 ; 124 ,4 ; 145 ,2 ; 146, 1; 151,3 ;
ez ( = das ewige Wort ) nam an sich eine vrîe , 153,1 ; 154, 1, 5, 6 ; 214,5 ; 216 ,1; 264,3, 6 ;
ungeteilte menschliche natûre 380 ,1 ; so wart 265, 1, 3 ; 268,36, 44, 46 ,47; 278,5 ; 286 ,10, 11;
daz bilde des vaters, daz der êwige sun ist, 287 , 1, 3 , 7 ; 306 ,2 , 13 ; 363, 10 ; 371, 1, 3, 5 , 7 ;
bilde der menschlichen natûre 380,5 ; alsô ist 373 , 1 ; 429, 7 ; 430, 11 ; 487, 1 ; 583,3 ; 588 ,2 ;
diu menschliche natûre überbildet in dem , daz 595 ,7 ; 597,4 ; 602,1; 617,4 – m . gotes : 49,4 ;
si worden ist daz götlîche bilde 381, 1; in dem 59,3, 4, 7 ; 79,1, 3, 5 ; 286 ,7 ; 287,2 ; 488,7 ;
selben puncte verstuont er sich geeiniget m . 552,3 - götlîch m .: 145 ,4 ; 198,8 ; 200,2 ;
natûre und götlich natûre 439,9 325 ,10 ; 368,5 – minne - brant: 119,8 ; 121,1 ;
menschwerdunge stf. ( 2 ) 386 ,3, 16 168,4 – in der m . buoche : 100,5 ; 604,8 ; 605,4
mer stn . (11) 387,42; 602,5, 6 – daz dâ enent minnelicheit stf. (1) 241,6
des mers ist, daz enist der kraft niht verrer, minnen swv. ( 114 ) 7,10 ; 12,3 ; 27,7, 8, 9; 40,4 ;
dan daz iezuo gegenwürtic ist 34,5 ; in ver . 41,2, 3, 5 ; 43,5, 6 ; 45,5 , 9, 10,11; 46 ,6 , 7, 8 ;
nünfticheit, in der bin ich als nahe der stat 49,3 ; 50 ,1, 2, 3, 4 ; 59, 1 , 2, 3 , 8, 9, 10, 11, 12,
über tûsent mîle jensît des mers als der stat, 13 ; 62, 1 ; 79, 11 ; 82 ,3 ; 102, 3 ; 104 ,3, 4 , 5 ;
dâ ich iozuo inne stân 233,2 ; sô muoz ich als 106 ,1, 5 ; 115,4 ; 238 ,10, 11 ; 260,2, 4 ; 264,7 ;
gar entvremdet sîn allem dem , daz mîn ist, 268, 20 , 22 , 45 ; 273,2 , 5 , 6 , 7 ; 278 , 1, 2 , 3 ;
rehte als mir daz vremde ist, daz jenent des 285 , 8, 9 ; 286 ,1, 3, 5, 7, 8, 9, 10 ; 287,2, 4, 5,
mers ist 304 ,5 ; daz mîn ouge vil mê einicheit 6 ,8 ; 288,3,5 ,6 ; 291,9, 10 ; 343,4, 5 ; 364,2, 3;
hât mit eines schäfes ougen , daz jensît mers 371,5 ; 384,5, 6 ; 385,1, 2; 395,6 ; 496 ,4 ; 565,1;
ist 417,2 ; rehte als ein tropfe wazzers gegen 577,5 ; 582,7, 8, 11; 616,1 – minne got in allen
dem wilden m . 445 ,8 ; die geschrifft sey ein dingen glîche 105 , 5 ; Der vater enminnet kein
tieffes m . 465,4 ; daz ich gerne über m . wære dinc dan sînen sun und allez , daz er vindet in
602,5 ; als ein klein schif, daz dân swebet in dem sînem sune 115,2 : »swaz diu sêle minnet, dem
m . 612,6 wirt si glîch .. .& 238,10 ; Dar umbe ensol man
merken swv. (57 ) 161, 8 ; 276 , 1 ; 387,56 ; 448 ,4 ; daz guotnihtmêm ., dan als vil man got in im
570 ,4 ; 595,3 ; 602,8 ; 603,4 ; 610,5 ; 611,1 ; minnet, und alsô ensolman got niht m . noch
615 ,5 ; 618, 9, 32, 35 – merke! merket !: 8 ,3, 8 ; umbe sîn himelrîche noch umbe dehein dinc
24 , 1 ; 41, 1, 4 ; 43,5 ; 50 ,6 , 8 ; 191,5 ; 272,5 ; 273,4 ;wellet ir in im blíben ,sô minnet in umbe
275,4 ; 276 ,7 ; 278, 7; 285,8 ; 287,1; 288,1; niht sunder umbe in selben 274,1 ; Got en
289,7 ; 303,1; 309,1; 378,5 ; 379,6 ; 382,6 ; minnet niht wan sich selben und als vil er sin
384,5 ; 388,73, 91; 409,5 ; 416 ,6 ; 428, 1, 8 ; 433, 8 ; glîch vindet in mir und mich in im 285 , 10 ;
434 ,4 ; 440,2 ; 443, 7 ; 444 , 8 ; 445 , 13 ; 487,8 ; wan er niht in uns minnet wan als vil, als er
449, 1; 499,9 ; 522,4 ; 539,9, 26 ; 540,67 ; 541,93 uns in im vindet 286 ,6 ; Ez ist verre einander
messe stf . (2 ) 18,2 ; 73,3 gotesminne und daz wir m .Wir enm .nihtmê
mezzen stv . ( 1 ) götlîche gâben : sie müezen ge . dan als vil, als wir got vinden in dem , daz wir
mezzen werden nach dem , der sie enpfâhen m . 286,7 ; ich enkünde niht gem . wan güete.
sol, und niht nach dem , der sie gibet 403, 1 Aber got minnet als vil, als er guot ist 286 ,8 ;
michel adv. (1) 615 ,1 Der gote daz benæme, daz er uns minnet, der
mîden stv . ( 1) hæte got geboten untugent ze benæme im sîn wesen und sîne gotheit, wan sîn
würkenne und tugent ze mîdenne 79,10 wesen swebet dar ane, daz er mich minnet

864
Wörterverzeichnis
287,3 ; mit der selben minne, dâ der vater mittac (mittentac) stm . ( 11) 187,2 , 5 , 6 ,8 ;
sînen eingebornen sun mite minnet , dâ mite 198,3 , 9, 11; 199,4 – Nû enwirt ez niemer
minnet er mich 287,8 ; Der gerehte mensche åbent, då ensî ein morgen und ein mittentac
der enminnet niht an gote weder diz noch daz vor gewesen 186,6 ; Nû sprichet man , der
288 , 7 ; der vater . . .minnet mich mit der selben mittentac sî heizer dan der âbent 187, 1
minne, dâ er sich selben mite minnet 306 , 13 ; mittel stn . ( 16 ) 339,4 ; 367,1, 2, 3 - Ein meister
alliu glîchiu dinc minnent sich under einander sprichet : enware kein m ., man sæhe eine
und vereinent sich mit einander 413, 1 âmeizen an dem himel 366,3 ; Nû sprichet ein
minnen subst. inf. (5 ) 496, 1, 2 - Nû ist des ander meister: enwære kein m ., man ensæhe
menschen eigen werk m . und bekennen 495 ,7 ; niht 366 ,4 - âne (sunder) m .: 296 ,11 ; 370 ,2, 4 ;
einez ist in der sêle , von dem vliuzet bekennen 442,6 ; 476,10; 506,3 – wir werden ûzgeborn
und m .; daz enbekennet selber niht noch en . und wider îngeborn und werden niuwe geborn
minnet niht alsô als die krefte der sêle 496, 3 und âne m . geborn in dem sune 293,4 ; Diu
minner adj. (4 ) 447,7 ; 448,1, 10 ; 450,4 tugent ist got oder âne m . in gote 296 ,9 ; diz
minner adv . ( 13 ) 18 ,2 ; 81,10 ; 293,8 – ie m . wir selbe lieht nimet got sunder m . 418 ,3; gott
ez meinen oder gern , ie mê got gibet 297,2 ; der machetmeyn leychnam on m . 474,5
niht mê noch m . 438 , 1 - (und) niht m .: 14 ,3 ; mittenmorgen stm . ( 1) Swenne diu sêle . . . alsó
96 ,8 ; 98 ,8 ; 101, 9 ; 103,5 ; 104, 2 ; 108 , 2 ; tritet in des engels lieht, in dem liehte ist ez
306 , 12 m . 199,3
minner pron . ( 3) 570 , 14 ; 571,4 , 6 morgen stm . (6 ) 187,5, 8; 198,9, 11 – Nû enwirt
minnest adv. (3 ) allerm . : 240,8 – der der werlt ez niemer åbent, dâ ensî ein m . und ein mitten
allerminnest hât, der hât ir allermeist 241, 1 tac vor gewesen 186 ,6 ; Daz natiurlich lieht der
minniclich adj. ( 1) 115,2 sêle daz ist der m . 199, 1
minniclîche adv. ( 1) 125,4 morgen adv. (3 ) 93,2 ; 305,7 ; 459,1
minste adj. (5 ) 232,9 ; 240,2 ; 241,8 ; 407,2 ; morgenlieht sin. ( 3 ) 222,1 ; 223,5 – Der engel
493,4 hât zwei verstantnisse. Daz ein ist ein m ., daz
minste subst.adj. ( 12) 627,2, 3 - dâ von ist ander ist ein åbentlieht 221,4
edeler daz m ., daz geist ist, dan daz oberste , mücke swf. ( 1) si ahtete sîn als wênic als
daz lîplich ist 404,2 ; alsó daz daz m . wirt als einer mücken 631,3
daz meiste und niht daz meiste als daz m . müeterlich adj. ( 1 ) wîsheit ist ein m . name
626, 10 – gotes minstez : 201,12 ; 633,1 – Gotes 278 , 11
minstes des sint vol alle créatûren 174 ,1 ; Sîn müezic adv . ( 3 ) 132, 3 ; 141,4 ; 147,8
minstez ist allenthalben , sîn oberstez enist mügelich adj. ( 12) 13 ,13; 119,6 ; 124,7 ; 143,8 ;
niergen 179,6 – ze dem minsten : 163,4 ; 348, 3; 144 ,2 ; 475 ,10, 12 ; 540 ,76 ; 631,1 – als m . daz
553,5 ist, daz ein stein habe engelische wisheit, als
mite adv. (3 ) 98,3 ; 244,8 ; 435,16 m . ist , daz sich got iemer gegebe in zît oder in
miteglit stn . ( 2) 387,38, 40 zîtlîchiu dinc 165,4 ; Nû glîchet sich ver
mitesîn subst.inf. ( 1) Vernünfticheit ist daz nünfticheit in der mügelîchen kraft dem
oberste teil der sêle, dâ si hât ein m . und ein natiurlîchen liehte der engel 223,3
îngeslozzenheit mit den engeln in engelischer mügelicheit stf. ( 2) von den 'zwein sünen ' der
natûre 317,8 vernünfticheit. Der ein ist diu m ., der ander
miteteilen swv. ( 1) der lîplîche vater, der teilet ist diu würklicheit 220,2 ; »diu sêle hât in dirre
sînem kindemite sîne natûre 435 ,15 kraft m ., alliu dinc ze werdenne geistlîche«
mitewille swv. ( 2> 524,5 ,7 220 ,3
mitewonen subst. inf. ( 1) Gnade ist ein în mügen an .v . ( 10 ) 308 ,6 ; 460, 2 ; 531, 2 ; 536 ,5 ;
wonen und ein m . der sêle in gote 326, 3 539,28 - daz dar în ( = in die genannte Kraft
mitewürken swv. ( 1 ) 474 ,4 der Seele)niht enmac kein crêatûre 308,4 ; und
mitowürken subst.inf. (1) Alliu disiu menige got selber der enmac dar în niht 308,5 ; got der
der engel, swie hôch sie sint, die hänt ein m . mac aleine dar în mit sîner blôzer götlicher
und helfen dar zuo , dâ got geborn wirt in der natûre 308,7 ; das aber dar in enkein ver
sêle 236 ,2 nýwen en mag 460,1
mitowürkerin stf. ( 1) 125,1 mügenheit stf. (4 ) 119,8 ; 540,68 – Von götlî.
55 Edhart , D 2 865
Wörterverzeichnis

cher m . brichet ûz diu wisheit, und ûz in næhen swv.refl. ( 1) nach sungihten , sô sich diu
beiden brichet diu minne 119, 7; Der vater sunne gerætet n. der erde 187,4
sprichet den sun ûz aller sîner m . und alliu næhste subst.adj. (7 ) 102, 1 ; 104, 2 ; 431,3 ;
dinc in im 535, 1 464,4 – ûf sînes næhsten vride 45 ,7; aleine sie
munt stm . ( 16 ) 229,3; 524,74 ; 528, 3; 537,5 ; alle gerne wölten sprechen daz n ., daz sie
540,68 ; 618, 14 – der m . wirt der süezicheit mügen 536,5 ; allern . 540,82
beroubet 48, 7 ; so weist dû als wênic, waz got nâhe adj. (26 ) 163,3 ; 164,1, 4 ; 165,3 ; 233,2 ;
ist, als mîn m . weiz , waz varwe ist 66 ,10 ; 305 ,4 ; 324 , 4 ; 473 ,8 ; 500 ,6 ; 505 ,8 ; 524 , 12 ;
swenne ich daz offenbâre, daz ich in mînem 580, 1; 583,1, 3 – daz er gote næher was 12,5 ;
herzen hân , und spriche daz in dem munde ie er der gerehticheit næher ist 62,5 ; in dem ist
167,1 ; Diu sælicheit tete ûf den m . der wîsheit mir als n ., daz über tûsentmile ist, als diu stat,
486,2 ; Daz selbe, daz mîn m . got sprichet und dâ ich iezuo inne stân 86 ,7 ; Jérusalem ist
offenbâret, daz selbe tuot des steines wesen mîner sêle als n . als diu stat, da ich nû stân
535 ,2 ; Der m . der sêle ist daz oberste teil der 305,3 ; daz ist junc, daz sînem beginne n . ist
sêle 537,6 ; daz ist der kus der sêle : da ist m . 324,2 ; ie man mê würkende ist in der kraft,
ze munde komen 537 ,7 ; war umbe ensmackent ie næher man sîner geburt ist 324, 3; Daz en
dem Ôren niht süeziu dinc als dem munde ? machet niht glîchnisse, daz mir n . bî ist 338,4 ;
611,4 aber die die næhsten rede haltent 371,2 ; daz
muoter stf. ( 15 ) 102,5 ; 144,5 ; 227,5 ; 474,4 - ist diu næhste armuot 499 , 7 ; Als vil ich gote n .
Minne der tugende ist ein bluome und ein ge bin , als vil sprichet sich got in mich 530,4 ;
zierde und ein m . aller tugende 60,3 ; Sô daz ‘Niuwe' heizet daz, daz ungeüebet ist oder
kint enpfangen wirt in der m . lîbe 65,1 ; do daz sînem anvange n . ist 600,4 – allernæhste :
asß meyn vatter vnnd meyn m . fleisch vnnd 524,68
brott vnd kraut 474,3 – Maria 386,11; 432,2 , nâhe adv. ( 16 ) 326 ,7 ; 328,2 ; 440,8 ; 539,19 ;
6 - Marîâ , gotes m .: 13, 9; dan Marîâ sî von 567, 10 ; 568,3 ; 569,3 ; 575 ,3; 577,4 ; 578,6, 8 ;
der geburt, daz si Kristîm . lîplîche ist 428,5 - 579,6 – sie sprechent alle, sô sie nâhet mügen
vater und m . êren : 464,4 ; 467,11; 468,1 531, 2 ; Ie man got näher und tiefer erkennet ein
muotwille swm . ( 1 ) si ( = die Seele) enschade 560,5 - allernæhste : 539, 28 - wenn man leiden
denne ir selben mit muotwillen 595 , 2 hat vnnd vngemach , so ist vns diß liecht aller
muscât stn . ( 1) driu wörtelîn , diu nemet vür nechst 476 ,5
driu besiu m . und trinket dar nâch 33, 1 nâhen swv. ( 1) dar umbe ist daz ertrîche un
bewegelich , daz ez dem himel iht genahe
nâchgebûre swm . (3 ) 223,8, 10 - . ..dîne nâch 414 , 3
gebûren !' Dise 'nâchgebûren' sint alle crêa naht stf. ( 7) 9,3; 65,2 ; 222,3 ; 468,8 ; 471,4;
türen und die vünf sinne und alle die krefte 475,5 – daz ist 'vülle der gotheit', dâ enist
der sêle 223,7 weder tac noch n . 86,7
nâchloufen stv. ( 1) 633,5 name swm . (78 ) 278,12 ; 539,38 – Ein zimber
nâchsprechen stv . (2 ) 540,75 - Alle créatûren man daz enist sîn n . niht, mêr : den namen
wölten got n . in allen irn werken 536 ,1 nimet er von dem werke, des er ein meister
nâchvolgære stm . ( 1 ) 373,1 ist 237,5 ; wîsheit ist ein müeterlich n ., wan
nâchvolgen swv. (21) 285 ,5 , 7 ; 286 ,3, 4 ; 288,2 ; müeterlich n . ist eigenschaft eines lîdennes
297,10 ; 444,3; 449,3 ; 618 ,10 ; 628 ,1, 4, 5 ; 278, 11; ,Got', der n . ist der allereigenlîcheste
633, 10 - die im nâchvolgent, die minnet er n . gotes, als mensche'menschen n . ist 532, 2 -
286 ,5 ; Gote eigenlîche n ., daz ist guot 628, 2 ; N . Gottes 31,6, 7 ; 237,2 ; 372,7 ; 531,5 ; 532,2 ;
Die dritten die volgent gote nâch ; swar er wil, 533,6 ; 534,1, 5 , 8 , 9 ; 538, 3;539,31, 36 , 37, 38 ,
dâ volgent sie im williclîche 634,3 ; ‘sie volgent 41, 42, 43, 47 ; 540 ,52, 56 , 57, 59, 60 , 61 - Si
dem lambe nâch , swar ez gât'. Dise liute vol. enwil ouch niht got, als er got ist.War umbe?
gent gote nâch , swar er sie leitet 634,5 Dâ hât er namen 31,5 ; Got der enhât niht
nâdel stf. (2 > daz der breite , wîte himel niht eigens namen 200,5 ; Under allen namen enist
enbehalte als breit als einer n . spitze 414 ,6 ; kein eigener dan 'der dâ ist' 372, 3; Etliche
daz niht ûz blîbet als grôz als einer n . spitze namen die sint gote eigen und abegelaset von
626 , 7 allen andern dingen , als ,got' 531,6 ; ,Got', der
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Wörterverzeichnis
n . ist der allereigenlîcheste n . gotes 532,1; daz selbe wort 435 ,10 ; daz . . .wir den selben
Etlîche namen hänt ein zuchaften an gote, natiurlîchen sun mit im gebern 627, 9 – n .lieht
als ,vaterschaft und ,sunschaft' 532,4 ; etlîche des engels : Daz åbentlieht ist, daz er alliu
namen hânt ein ûftragen ze gote und ein dinc sihet in sînem natiurlîchen liehte 222,2 -
kêren in die zît 533, 3 ; Man nennet ouch got n . lieht der sêle : daz überswebende n . lieht
in der schrift mit vil namen 533,4 ; swer iht der sêle 121,4 ; Daz n . lieht der sêle daz ist
bekennet in gote und im deheinen namen ane der morgen 199,1 ; Si ( = die Seele) vermac
kleibet, daz enist gotniht533,5 ; Wir enmügen wunder in irm natiurlîchen liehte 328,7 ; diu
keinen namen vinden , den wir gote mügen sêle tritet über an irm natiurlîchen liehto in
geben 534 ,2 ; Doch sint uns die namen er irm hohsten über zît und über stat 556 ,6
loubet, dâ mite in die heiligen genant hânt natiurlîche adv. (8 ) 202,9 ; 435 ,6, 13 - dâ diu
534 ,3 - N . Christi61,2 ; 372,8 ;539,9, 13, 20, 25, sêle ir n . geschaffen wesen hat, dâ enist kein
35, 48,49; 540,51,65, 67, 84 ; 540,92 – N . des wârheit 88 ,5 ; daz bilde der kunst ist ir n .
Engels Nieman enkan wizzen des engels îngedrücket 192,5 ; daz diu sêle in ir hât n .
namen 236 ,8 – N . des Menschen Wer ist ein alle kunst 202,7 ; Diu kraft der sêle , diu n .
mensche ? Ein mensche, der nâch Jêsû Kristo würket in dem ougen 203,1 ; her umbe spri.
sînen eigenen namen hât 16 ,2 ; Got gibet dem chet der vater diz wort williclîche und niht
gerehten menschen ein götlich wesen und von willen ,und n . und niht von natûre 435,7 ;
nennet in mit dem selben namen , der sînem daz er ( = der Mensch ) n . ist geschaffen iht
wesene eigen ist 372,1 - N . der Seele Ez ist ein von nihte 450,6
ellende und ist ein wüestenunge und ist mê natüre stf. ( 170 ) 74,6 ; 219,6 ; 228,4 ; 231,1 ;
ungenennet, dan ez namen habe 66 ,6 ; Diu sêle 241,8 ; 244,4, 5 ; 361,7; 387,59 ; 388,69 ; 450,8 ;
enhât ouch keinen namen 237, 1; als wênic als 474 ,7 , 11 , 14 ; 475 , 2 ; 535 ,5 ; 539,22 ; 540,72 ;
man gote eigenen namen vinden mac, als 565 ,12, 13 ; 568,3 ; 599,7 ; 626 ,9 - in der muoter
wênic mac man der sêle eigenen namen vinden lîbe, dâ hât ez ( = das Kind ) bilde und forme
237 ,3 ; Aber dâ si ein ûzluogen hat zo den und geschepfede; daz würket diu n . 65 ,2 ; Ein
werken , dâ von gibet man ir namen 237,4 – îsen , des n . ist, daz ez nidervellet, daz hebet
N . Petri 366,1 ; 367, 4,6 – Sant Pêtrus hât sich ûf wider sîne n . 74,5 ; der mensche, der
vier namen : er heizet ' Petrus' und heizet ‘Bar von n. rôt und schone ist 85,4 ; Etlîche liute
Iðna' und heizet 'Simôn' und heizet 'Cephas' sint, die von n . unedel sint 174,8 ; Andere die
360, 4 – in gotes namen : 7 ,11, 12 ; 10,4 ; 33 ,9 ; sint edeler von n . und enahtent niht guotes
34 ,1 175 , 1 ; ir sult ûferstân mit Kristô, wan er ist
namelôs adj. (1) Dâ der engel genant ist, dân enoben , då kein n . zuo gereichen onmac 176 ,4 ;
enkam nie meister noch sin zuo ; vil lîhte ist Got wolte in sie gedrücket haben n . aller
er n . 237,1 créatûren 221,2 ; Alles kornes n. meinet wei
natiurlich adj. ( 19) 387,53 - Ez enist niergen zen , und alles schatzes n . meinet golt 228, 3 ;
kein tugent sô grôz,man envinde liute, die sie Alsô hât ein ieglich engel eine ganze n . und ist
von natiurlîcher kraft hänt gewürket 175 ,8 ; gesundert von dem andern als ein tier von
zeichen und wunder würket dicke n . kraft dem andern , daz einer andern n . ist 235 ,7 ;
176 , 1 ; der himel ist ein stat aller dinge , und alliu diu n ., diu dâu würket gebern 238 ,2 ; Diu
enhât doch keine stat, keine natiurlîche stat n . mînes vaters wolte würken in sîner n . einen
177,1 ; Swâ ein n . mensche ist, daz beginnet vater 238 ,3 ; Dâ daz viur ist in sîner n ., då en
sînes werkes 'ze der rehten hant' 181, 1 ; n . stat schadet oz noch enbrennet niht 244 ,2 ; Man
aller crêatüren 200,6 ; Nû glichet sich vernünf. ensol ein tugent von n . niht geben umbe allez,
ticheit in der mügelîchen kraft dem natiur. daz in ertrîche ist 362, 3 ; Daz hât daz ertrîche
lîchen liehte der engel 223,4 ; daz götlîche bovunden in sîner n ., daz ez dem himelverre ist
bilde, daz got in im n. geschaffen hat 275,5 ; 414,1; Die n ., die von gott ist, die sůchet
diu natiurlîche verstantnisse 370,1 ; in gote nit , das außwendig ir ist ; ia , die n ., die da in
enist niht wan éin natiurlîcher ursprunc ; und sich ist, die hat der farwe nit zů thủnd 471, 1;
dar umbe so enist dâ niht wan éin natiurlicher Diß weytzenn korn hat es in der n., das es
ûzvluz des sunes 379,2 ; In dem selben spre alle ding mag werdenn 474,8; kupffer ; das
chenne bist dû und ich ein n . sun gotes als hat in seiner n ., das es silber werden mag ,
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Wörterverzeichnis
vnnd das silber hat in seiner n ., das es gold N . des Menschen 380 ,3 ; 386 , 11 ; 387,36 ,57, 58 ,
werdenn mag 474 ,10 ; diß holtz hat in seinern ., 60, 62 ; 444,6 – Mîn varwe enist mîn n . niht,
das es ein stein werden mag 474,12 ; Daz werk , mêr: ez ist ein abeval mîner n . 182,4 ; sunder
daz diu oberste n . würket von ir höchsten ez nam an sich eine vrîe , ungeteilte mensch
maht, daz enmac diu n ., diu under ir ist , niht lîche n . 380,1 ; sô wart daz bilde des vaters,
begrifen 535,4 ; als man von kupfer niht golt daz der êwige sun ist, bilde dermenschlichen
gemachen enmac, daz man zwirn oder drî n . 380,5 ; wan denne diu selbe n ., nach der ir
stunt brenne, man entrîbe ez wider ûf sîne iuch nemende sît, sun des êwigen vaters wor.
êrste n . 599,4 ; alliu dinc, diu von hitze den ist von der annemunge des êwigen wortes
smelzent oder von kaltem hart werdent, diu 381,6 – N . der Seele 342,6 ; 343,11; 382,2, 4 ;
sint genzlîche von wezzeriger n . 599,5 - N . 383,7 ; 388 ,65 , 66 , 67, 71; 435 ,16 – daz etwaz
Gottes 53, 1 ; 59, 7 ; 60 ,1 ; 84 , 10 ; 120 ,1 ; 263,4 ; obe der sêle geschaffener n . ist 88,6 ; Ver.
268,38 ; 287,2, 5 ; 308,7 ; 383,6 ; 386 , 19 ; 388 ,81; nünfticheit ist daz oberste teil der sêle, da si
396 , 1 ; 415 ,7 ; 434 , 3 ; 435 ,6 , 8, 11 ; 442,3 ; 443, 8 ; hat ein mitesîn und ein îngeslozzenheit mit
446 , 7 ; 448, 7 ; 529, 1 ; 533 ,6 ; 540 ,56 ; 571, 16 ; den engeln in engelischer n . 317,8 ; Diu n. der
618 , 36 – daz er der n . ist und des wesens, daz sêle engetrüege niemer glîch , enwäre, daz si
er geben muoz 35 ,5 ; Alliu gotes gebot diu sint begerte , daz got in ir geborn werde; niemer
von minne und von der güete sîner n . 59,4 ; enkæmesi in ir n. 342,5 ; alsô ist diu mensch
gotes gebot ist diu güete sîner n ., und sîn n . lîche n . überbildet in dem , daz si worden ist
ist sîn güete in sînem gebote 59,6 ; die abgrün daz götlîche bilde, daz dâ bilde ist des vaters
dicheit götlîches wesens und götlîcher n . 84,7; 381,1; dermensche ist ein zuovalder n . 381,4 ;
daz ist gotes eigenschaft und sîn n ., daz er nemet iuch nach der vrîen , ungeteilten
unglîch sî und niemanne glîch sî 89,6 ; Daz ist menschlichen n . 381,5 ; Mîn vater gibet mir
sîn n., daz er âne n . sî 120, 2; daz heizet der wol mine n., er engibet aber mir niht mîn
'man' der sêle und ist als vil als ein vünkelîn wesen 401,2 ; Diu sêle ist geschaffen als mê als
götlîcher n . 211,2 ; ein zein und ein înge under dem schaten des engels, und hânt doch
drücket bilde götlîcher n. 211,3 ; got der en eine gemeine n . 598,1 - N . der geschöpflichen
vermac nâch sîner eigener n . niht, er enmüeze Welt 63, 9; 65,4, 6 ; 238,2; 394,4 ; 396,3, 4 ;
dir dâ geben allez , daz er ie geschuof, und sich 470,1, 8 ; 471,2 ; 473,7; 475,2, 9, 11; 551,3 -
selben 280 ,9 ; Götlich n . giuzet sich in daz Diu n. worhte in mînem vater daz werk der n .
lieht der sêle 342,12 ; wan er ein mit dem vater Der n .meinunge was diu , daz ich vater wære,
ist nach wesene und nach n . 383, 4 ; diu ent als er vater was 63,10 ; dâ diu n .wirt gewendet
giezunge götlîcher n . 395, 2; disem liehte niht oder gehindert, daz si niht volle maht enhất
engenüeget an der einbærkeit der vruhtbær. in irm werke, da wirt ein vrouwe 64, 1; dâ diu
lîchen art götlîcher n . 420,4 ; Der vater spri n . læzet von irm werke, dâ hebet got ane ze
chet vernünfticlîche in vruhtbarkeit sîne würkenne und ze schepfenne 64,3 ; Sô treget
eigene n . alzemâle in sînem ewigen worte ûz daz werk der n . allez, daz diu n . gewürken
435 , 1 ; in dem selben puncte verstuont er sich kan 65,5 ; Nû ist diz ein werk der n . und ein
geeiniget menschlich n . und götlich n . 440, 1 ; schepfunge von gote 65 ,7 ; diu n . hật (zwÔ
waz klarheit an götlîcher n . sî, daz ist un meinunge ), daz ein ieglich glit dân würket an
sprechelich 529,2 ; des liehtes n . ist offen dem menschen 103,2 ; Waz meinet alliu diu
bârunge 589,6 ; als got drîvaltic ist an den kraft der n . ? - daz si sich selben würken wil
persônen ,also ist er ein an der n . 615 ,6 – N .des 238 ,1 ; diu n . envindet sich niemer glich , ez
Engels 122,1; 235,6 ; 568,25 ;616 ,7, 8 ;618,46 – enmüeze geborn werden 341,11;alle créatûren
dar umbe hât got die werlt geschaffen und alle tragent an in ein urkünde götlîcher n ., von der
engelische n . 228,2 ; daz ieglich engelhabe eine sie sich entgiezent also , daz sie wölten würken
ganze n . 235 , 2 ; Diu engelische n . enrüeret nach götlîcher n . 394, 3 ; Diu n . enwölte niht
keine zît 318,1 – N . des Himmels 182,2 – der aleine würken den sun, und möhte si, si wölte
himel in sîner n . ist als edel, daz er sich niht den vater würken . Und dar umbe, würhte diu
enmac neigen darzuo, daz er sîein sache der zît n . ânezit , sô enhæte si niht anvellige gebresten
182,1 ; Des ist der himelgewar worden in sîner 396 , 5 ; wan diu n . in zît und in stat würket,
n ., daz in daz ertrîche gevlohen hât 414,4 – dâ von ist sun und vater underscheiden 397,1
868
Wörterverzeichnis
nebel stm . <2 > 464,9 ; 476 ,3 tugende in der gerehticheit 260,5 ; in dem
neigen swv. ( 7) daz ein sun haben sol, daz ist , geberne sô nimet der vater sô grôze ruowe und
ob er sîn houbet niemer gen . enkan dan aleine lust 263,3 ; nim dich blóz in wesene 266 ,2 ; daz
ûfden vater 34, 2 ; als lützel enmac sich minne er got niht n . ensol,als er guot oder gereht ist ,
ûf anders iht gen . dan ûf güeto und ûf got sunder er sol in n . in der lûtern , blozen sub
43 ,3 ; dâ von wirt si wandelhaftic und geneiget stancie , dâ er sich selben blôz nemende ist
ûf lîphaftiu dinc 134,4; - refl. 182,2 ; 188,4 ; 274 ,2 ; daz er sîne sælicheit dâ nemende ist in
618,12 – die sich geneiget hânt ûf dise werlt der lûterkeit ,dâ sie got selber nemende ist
610, 10 274,12; also ist diu geberunge gotes alle zît ze
nein (1) 435,16 nemenne nach dem , daz der vater daz bilde
neizwaz ( 1) ( = ich enweiz waz) ez ist n . gar bloz entdecket 276 ,5 ; also ist diu einicheit des
heimlîches, daz dar über ist, daz ist daz menschen und gotes ze nemenne nâch glîcheit
houbet der sêle 325,13 des bildes 277,6 ; als man in got nimet, sô en
nemen stv. ( 156 ) 11,5 ; 14,2; 23,3; 32,6 ; 48,3; lougent man der crêatiurlicheit niht, daz diu
81,9, 10 ; 83,6 ; 100,8 ; 101,8 ; 161, 3; 186,5 ; lougenunge ze nemenne sî nâch dem , daz diu
187, 13 ; 188 , 1 ; 189, 2 ; 201, 17 ; 202, 1 ; 203,9 ; créatiurlicheit ze nihte werde, sunder si ist ze
210, 3 ; 216 ,6 ; 218 ,2 ; 223, 2, 6 ; 234,5 ; 237, 5 , 6 ; nemenne nach der verjehunge gotes 277,11;
260,4 ; 265 , 1, 2 ; 268 ,37, 46 , 50 ; 274, 3 , 5 ; Wan Kristus, der got und mensche ist, als
275 ,1 ; 277 , 3, 8 , 9 , 10, 12, 13 ; 280 ,4 , 6, 8 ; 285 , 3 ; man den nimet nâch der menscheit 277, 13 ;
317, 1 , 2 ; 340 ,6 ; 341,3 ; 363, 7 ; 369,6 ; 370 ,8, 9 ; sölte der mensche alliu dinc n . in der kraft, sô
371,8 ; 373,5, 6 ; 382,2, 4 ; 383,1, 2 ; 384,3 ; næme er sie niht, daz sie dinc sint, sunder er
385,1, 2, 3, 4 ; 387,57; 388,66 , 67, 69, 70,71, nimet sie nâch dem , daz sie in gote sint 280,3 ;
77,78 , 85, 88, 93, 94, 95 , 99; 418,3, 4, 10 ; 420,8 ; der mensche næme abe von allen dingen daz
431,5 ; 432,11 ; 436,4 ; 438,3 ; 446,7 ; 454,14 ; gröbeste und næmesie nach dem ,und sie lust
456,3 ; 466 ,1; 467,11; 472,5 ; 488,5 ; 493,8 ; lich und begirlich sint 280 ,7 ; Im ist vil næter,
561,3 ; 568,2 , 16 , 20 ; 577, 1, 2 , 3 ; 578,1 ; 582,1 ; daz er uns gebe, dan uns ze nemenne 297, 1;
615 , 10 ; 627,5 ; 628, 4 ; 631,6 ; 635 ,5 – in den si ( = die Kraft in der Seele ) nimet alliu dinc
ursprunc, då der geist sînen ursprunc inne über hie ' und ,nû ' 306 ,7 ; Er sol alliu dinc n .
nimet 75,5 ; Der mensche, der alsô alliu dinc in gote, als sie dâ sint 307,5 ; Tôrehte liute
gelâzen hât an dem nidersten und dân sie tot nement daz bæse vür guot 325 ,4 ; Dâ ist
lich sint, der nimet sie wider in gote, dâ sie sælicheit, dâ diu sêle got nimet, als er got ist
warheit sint 81,2 ; und nement sie got in dem 330,2 ; Dâ der sun selber nimet, in dem ersten
vride und in der ruowe, sô suln sie in ouch n . ûzbruche, dâ suln wir ouch n . in gotes ober
in dem unvride und in der unruowe 81, 8 ; Ez stem 370 ,8 ; diu minne kêret ûf daz si minnet ;
ist ein ein in im selben , daz ûzerhalp im selben då nimet si, daz då guot ist. Aber verstant
niht ennimet 88 , 10 ; nieman enmac von goto nisse diu nimet daz, dâ von ez guot ist 371,6 ;
gen . kunst, wisheit und vröude, er ensî denne der hie zuo komen ist , daz er sol n . mit dem
ein guot mensche 161, 1 ; Der wille ist vrî, er sune in dem selben , dâ der sun nimet. Rehte
ennimet niht von materie 191,7 ; aber be dâ suln wir ouch n . unser sælicheit 373,4 ; Daz
kantnisse nimet von materie und von lîp êwige wort ennam niht an sich dísen menschen
haftigen dingen an einem orte der sêle 191, 9 ; noch dén menschen 379,6 ; ez nam an sich eine
dâ diz verstantnisse bilde nimet von lîplîchen vrîe , ungeteilte menschlîche natûre 380, 1;
dingen 202,3; daz si ( = die Seele ) blôz n . mac nemet iuch nach der vrien , ungeteilten
in irm obersten des engels lieht 203,4 ; si ver menschlîchen natûre 381,5 ; wan denne diu
sinket in daz wesen und nimet got, als er ist selbe natûre, nach der ir iuch nemende sît, sun
lûter wesen 216 ,5 ; Thrôni die nement got in des êwigen vaters worden ist von der an
sich 217 ,2 ; Mit disen engeln nimet vernünftic nemunge des êwigen wortes 381,6 ; hüetet
heit got in sînem kleithûse 217,4 ; Der iuch , daz ir iuch iht nemet nach dem , daz ir
underscheit künde gen . âne zal 234 ,3 ; die dirre mensche noch der iht sît 382,3 ; swaz
nement drîe als drîe küeje oder drîe steine werkedû niht ennimest in dînem eigene 383,9;
234 ,7 ; der underscheit kan gen . in gote âne wan daz dinc lebet, daz bowegunge nimet von
zal 234,8 ; der gerehte nimet und würket alle sînem eigene 384,2 ; Als dich der vater nimet
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Wörterverzeichnis
in diz selbe lieht 436 , 10 ; alsô als wir got n . ein abeval und ein zuoval und ein n . 183,3 ; in
begin der crêatüren 502,7 ; daz got einen durch sînem nidervalle , sîner würkunge ist er (= der
bruch hæte genomen durch die menscheit Himmel) stat und setzunge aller lîplîchen
579,2 ; Niht ist daz, daz von nihte niht ge dinge 200,7 ; aber ez ist an einem teile der ver
nemen enmac 615 ,9 ; Die obersten engel die nünfticheit in einem nidersehenne und in
nement got in sînem kleithûse 636 ,2 einem nidervalle , dâ diz verstandnisse bilde
nemen subst. inf. (2) 277,14, 15 nimet von lîplîchen dingen 202,2
nennen swv. ( 15 ) 166 ,2 , 3 ; 200, 4 ; 241,3 ; 372, 1; nidervallen stv . (2 ) 200,4 - Ein isen , des natûre
438,9 ; 441,1 ; 534,3 ; 539,44 ; 540,52, 62 - Daz ist, daz ez nidervellet 74,5
man ir niht ennennet, dâ mite ist si genant nidervellic adj. ( 1) bî dem lîchamen , der n . ist
189,1 ; Dar umbe nennet unser herre die sînen 605 ,6
mit sînem eigenen namen 372,8 ; Swâ man nie adv. (21) 95 ,5 ; 96 ,1 ; 98 ,1 ; 134,5 , 6 ; 237,1 ;
,vater' nennet, då verstât man sun ' 533 ,1 ; 239,5 ; 242,6 ; 243,1 ; 326,1 , 2 ; 362,2 ; 417,3 ;
Man nennet ouch got in der schrift mit vil 419,3 ; 420,9 ; 443,4, 9; 523,43, 45 ; 576 ,6 ;
namen 533,4 582, 11
nidene adv. ( 1) Dâ daz viur ist in sîner natûre , nieman pron .subst. (67) 9,1, 3 ; 32,4, 5 ; 33,2, 3,
då enschadet ez noch enbrennet niht. Diu 5; 54,2; 55, 3 ; 68, 4 4 . ö.
hitze des viures diu brennet hie n . 244,3 niemer adv. (52) 18 ,2 ; 26 ,5 ; 27,13; 31,3 ; 34,2 ;
nider adj. ( 19 ) 387,33 ; 414,2 ; 415 ,9 – daz n . | 35,3 ; 122,2, 3; 125, 2; 143, 7 4 .8.
antlütze sihet etwaz her abe und berihtot die niemermê adv. (3 ) 212, 1; 215 ,3 ; 490,3
sinne 30,2 ; Des ist der himel gewar worden in niendert adv. (4) 95,1; 565 ,7 ; 568,10 ; 581,4
sîner natûre, daz in daz ertrîche gevlohen hât niene (niena) adv. (2 ) 47,7; 445,5
und die niderste stat besezzen hât 414 ,4 ; der niergen adv. ( 10) 175,8; 191,12; 201,13; 578,7;
mensche hat die niderste stat besezzen 415 , 2 ; 633,2 – got enist n . 174 ,1; sîn groeze enist n .
vnd wolten vns leren got bekennen mit den 174,2 ; Wâ sitzet Kristus ? Er ensitzet n . Der
nideren dingen der creature 454,18 ; mit reh in iergen suochet, der envindet sîn niht 179,5 ;
tem grunde der nidersten dêmuot 565,6 – die Sîn minstez ist allenthalben, sîn oberstez enist
nidersten geiste : swâ endent die nidersten n . 179,7; in gotes meistem , daz n . enist 201,14
geiste, då anegânt diu obersten lîplîchen dinc niezen stv . ( 2 ) 570 ,2 – ich wil es êwicliche n .,
403,6 - die nidersten krefte : 122,2; 405 ,2 ; als ob ich ez selbe gewürket hæte 13 , 8
418 , 7 – die nidersten krefte ensîn denne ge niht pron . subst. ( 208) 8, 4, 10 ; 9, 1 ; 12 , 7 ; 14 ,4 ;
ordent under die obersten krefte 122,3; mit 24 ,4 ; 42 ,2 , 3 ; 44,3 ,8 u . ö . – Ez ist etwaz , daz
den nidersten kreften rüeret si ( = die Seele) über daz geschaffen wesen der sêle ist, daz
die zît 134,3 – daz niderste element: 201, 1; kein geschaffenheit enrüeret, daz n . ist 66 , 3 ;
565,8 – Diu erde ist daz niderste element ez enhâtmit nihte n . gemeine 66,5 ; Allez, daz
345,8 – der niderste engel : 201,4 - der niderste geschaffen oder geschepfelich ist, daz ist n .
engel giuzet sîne kraft in den himel 556,1 88,8 ; Dar umbe muoz der mensche getötet
nidergeworfen part.adj. ( 1) Swaz got vindet n ., sîn und gar tôt sîn und an im selben n. sîn
daz treget er ûf und hohet ez in im 567,2 89,5 ; daz er n . eigenlîche möhte gesprechen ,
nidersehen subst. inf. ( l) in dem stücke ist wille dâ enlæge inne iemer etwaz valsches 204,2;
edeler ; aber ez ist an einem teile der vernünf. der enbekente doch n . dan einen got 234,5;
ticheit in einem nidersehenne und in einem Der gerehto ensuochet n . in sînen werken
nidervalle , dâ diz verstantnisse bilde nimet 253,4 ; Der crêatûre eigen ist , daz si von ihte
von lîplîchen dingen 202,2 iht mache; aber gotes eigen ist, daz er von
niderste subst.adj. ( 5 ) 566 ,6 - Der mensche, nihte ihtmache 256, 1; der vater enhât n . dan
der alsô alliu dinc gelâzen hât an dem nider einen einigen sun 293,7 ; Diu sêle enhât n., dâ
sten und dân sie tætlich sint 81,2 ; dâ der engel got în gesprechen müge 322,7 ; Swenne diu
mit sînem nidersten den himelberüeret 243,3 ; sêle tritet in daz bilde, dã n . vremdes enist dan
Er sol treten in sîn niderstez und in gotes daz bilde 341,1 ; Daz ist gotes eigenschaft, daz
innerstez 566 , 3 ; Swaz in der sêle allerhæhest n . vremdes in in envellet 344 , 1; daz bloze
ist, daz ist in dem nidersten 566 ,5 wesen, dem n . zuogeleget enist 348, 3 ; enwäre
niderval stm . (3 ) Allez, daz lîplich ist, daz ist kein mittel, man ensæhe n . 367, 1; in gote
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Wörterverzeichnis
enist n . wan éin natiurlicher ursprunc 379 ,1 ; sich dem vater und würket alliu dinc in ein
als sich dîn sêle ledic hielt , dô sie gotmachete niuwez wesen 221, 1 ; dâ diu sêle in gote alliu
von nihte ze ihte 447,1 ; daz ein mensche alles, dinc n. und vrisch und gegenwertic bekennet
daz er natiurlîche ist geschaffen iht von nihte , 231,10 ; daz ist greezer, dan daz got eine n .
daz er sich des selben nihtes n. aneneme, werlt geschüefe 242,2 ; 'N ' heizet daz, daz un .
ihtes iht mê ze tuonne oder ze lâzenne 450, 6 ; geüebet ist oder daz sînem anvange nâhe ist
daz ist ein arm mensche , der n . enwil und n . 600, 3
enweiz und n . enhât 488,6 ; sienbegerte niuwe adv. (2) 293,6 – wir werden ûzgeborn
nihtes dan gotes 589, 7 ; alliu lîphaftigiu dinc und wider îngeborn und werden n . geborn und
sint geschaffen bî nihte 598 ,2 ; N . ist daz , daz âne mittel geborn in dem sune 293,4
von nihte n. genemen enmac 615,9 ; nihtes n .: niuwelîche adv. ( 2 ) ich las n . in einem buoche
88 ,7; 292,5 ; 301,8 ; 306 ,4 ; 307,4 ; 430 ,10 ; 232,1; ich hân nû n . gesprochen 293,7
431,2 ; 443, 10 ; 450,6 ; 464,5 ; 476, 9 - ez enhật nordwint stm . ( 1) 606 ,3
mit nihte n . gemeine 66 ,5 ; des enahte ich nôt stf. ( 20 ) von n .: 175,3 ; 176, 10 ; 181,4 ;
nihte sn . 245,4 ; Diu sêle hât zwô krefte , die 296 , 2 ; 339,4 , 5 ; 340, 1 ; 342, 10 ; 436 , 1 - Von n .
enhântmit dem lîbe nihtes n . ze tuonne 305 , 8 ; muoz diu sêle lâzen alle sorge 163,3 ; daz von
daz nihtes n . in sie gevallen enmac 361,4 ; daz n . alle tugende zesamenhaftent 175, 2; Swaz
dâ nihtes n . enblîbet dan ein einic ,ist' 372,6 ; sol sîn mit manigen dingen , daz muoz von n .
VBwendig dem sun weyßt der vatter nichtes oben sîn 176 ,9 ; Von n .muoz got würken alliu
n . 469,4 ; in got, der ein lûter wesen ist , en sîniu werk 319,5 – n. sîn : 498,1; 502, 2; 504,3 –
kumet nihtes n . 554, 1 ; wan got aleine ist und daz gote also n . ist, daz er uns suochet 34, 10 ;
nihtes n . bi im 570,7 – ze nihte werden : 256,3 ; Alsô n . ist gote ze unser vriuntschaft 46 ,8 ;
277 , 11 ; 503 ,5 - sô muost dû allen dingen tôt Dem gerehten menschen ist sô n . ze der ge
sîn und ze nihte worden sîn 255 , 5 ; sô müeste rehticheit 288 ,3 ; Im ist vil næter, daz er uns
er ze nihte werden an dem , sô er ist an wesene gebe, dan uns ze nemenne 297 ,1
401,6 ; Und wölte in got ze nihte lêzen werden nôtdurft stf. (2 ) sîne n . bewisete er mit zeichen
446 ,3 der vinger 189,12 ;dem ihtes gebristet an sîner
niht stn . (22) 305, 11; 382,5 , 8 ; 388,72,73,75 , n . 431,4
76 ; 615 , 9 ; 623, 7 ; 624, 3 - Einez enist daz nôtdürftic adj. ( 1 ) als vil uns n . wäre ze unser
ander n., wan daz ne, daz dã machet under êwiger sælicheit 83,9
scheit, daz enist n . anders wan bitterkeit 48,5 ; nôtwârheit stf. (6 ) 10,5 ; 29,3 ; 34 , 10 ; 230,6 ;
alliu dinc waren disem menschen als ein n . 294,3 – Daz ist ein gewissiu wârheit und ein
306 ,1 ; daz alliu lieht ein vinsternisse sint n . 8, 9
und ein n . wider disem liehte 369,5 ; Alle nû stn . ( 18 ) 183,6 ; 459,6, 7 – wan allez, daz
creatûren , in dem daz sie sint, dâ sint sie als künftic ist und zergangen ist, daz ist allez dân
ein n . 369,6 ; wellet ir éin sun sîn , sô scheidet in einem n . 183,5 ;Nû bâten wir ê umbe ein n .
iuch von allem nihte, wan n . machet under 193,2 ; dân noch hie noch n . enist 219,6 ; in ein
scheit 382,5 ; Daz dû n . enbist der mensche, gegenwertic n . 231,9 ; Daz ist daz n . der
daz n . machet underscheit zwischen dir und êwicheit 231, 10 ; ,n .' – daz ist zît 306 ,8 ; Got
dém menschen 382,6 ; ein kraft ist in der sêle , ist alle zît würkende in einem n . in êwicheit
diu ist gescheiden von nihte 382,8 ; diu sünde 319,6 ; in einem gegenwertigen n . 437,6 ; da
ist n . und verret von gote 597,6 ; der alliu dinc der vatter den syn gebirt, da ist ein gegen
ahtet als ein lûter n . 623,8; alliu dinc sint ein wertig n . 458 , 3 ; alles, das in gotte ist, das ist
lûter n . gegen 'dem geiste der wîsheit' 624, 3 e< i>n gegen wertic n . svnder vernuwen 460,3 -
niuwan adv. ( 7) 192,4 ; 193,1 ; 264,2 ; 268,34, hie und n .: si ( = die Kraft der Seele) nimet
36 ; 350,4 ; 560,2 alliu dinc über hie' und , n .' 306 , 7 ; Daz vihe
niuwe stf. (3) Allez, daz under der sunnen ist, bekennet in hie und in n . 568,29 ; der engel
daz altet und nimet abe ; aber dort, dân ist bekennet sunder hie und n . 569, 1 ; âne hie und
niuwan ein n . 350,4 ; ein n. svnder vernvwen âne n . 569, 2 - n . und hiute : Er gebirt in n . und
459,7 ; an im enist niht n . noch bilde 600 ,14 hiute 86 ,4
niuwe adj. ( 13 ) 117 ,1 ; 350,3 ; 540 ,62 ; 600 , 3, 5 , nû adv. (217) 8 ,3 , 7 , 8 ; 16 ,4 ; 17, 2 ; 24 , 1 , 9 ; 25 ,4 ;
11, 12, 15 – In der würkenden kraft glîchet si 32,4 ; 41,1; 43,5; 44,5; 45,5; 50,1; 51,4 .ö.
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Wörterverzeichnis

nûr adv. ( 1) 386 ,17 sol treten . .. in sîn êrstez und in sîn oberstez
nutz stm . (11) 28,5 ; 387, 26 , 35 ; 565 ,10 ; 613,4 ; 566, 3 ; 80 wirt daz o. daz niderste 566 ,6
618,31 - eigennutz : 26 ,6 ; 613,6 – umbe dînen obgemeldet part.adj. ( 1) 386,2
eigenen n . 7,6 ; dû suochest dînen n . 7,8 ; iht offen adj. ( 1 ) Etwenne wirt ein lieht o . in der
eigens nutzes gesuochet, sô enist ez niht ein sêle 264 ,1
wâriu tugent 361,6 offenbære adj. ( 12) 202,9 ; 258, 7 ; 259,3 ;
nutzbærkeit stf. ( 1) 387,39 268,35 , 36, 39, 41 ; 475 , 14 ; 600,8 – swå der sun
nütze adj. ( 1) 44,6 0 . wirt in der sêle 264, 2; sô wirt gotes bilde in
im o. 276 , 1; Daz ist ein o . zeichen 623, 7
ô interj. (2) 540,89; 575,6 offenbâren swv. (22 ) 29,5 ; 40,6 ; 50, 7; 53,3 ,7 ,
oben adv. ( 11) 173,3 , 4 ; 174,6 ; 176,6 , 8 ; 179,4 ; 8 ; 83,3, 4, 8 ; 84,5 , 9 ; 435, 14 ; 536 ,2; 552,2 ;
188,3 ; 368,5 ; 568,19 – Swaz sol sîn mit mani 589,1 – Alsus ensuln wir gote niht vorbe
gen dingen, dazmuoz von nôt o.sîn .Waz viur decken ; wir suln im o. allez , daz wir mugen
machet, daz muoz von nôt o . im sîn 176, 10 geleisten 53,9 ; Daz ist wârheit, swenne ich daz
ober adj. (38 ) 30,1; 122,4 ; 386,12 ; 540,72; offenbâre, daz ich in minem herzen hân 166,6 ;
568,9 – daz o . teil der sêle 178 ,4 ; der obersten daz im der vater veterlîche offenbârende ist
hêrschaft der engel 217,1 ; swâ endent die sîne tougene 276 ,3 ; Swaz in mir ist, daz gât ûz
nidersten geiste, dâ anegânt diu obersten lîp . mir ; 8ô ich ez joch gedenke, sô offenbâret ez
lichen dinc 404,1 ; daz oberste guot 440,6 ; diu mîn wort und blîbet doch inne 530 ,2 ; daz min
oberste natûre 535,4 ; alliu obern dinc hänt munt got sprichet und offenbâret 535,2 – refl.
allermeist gelegenheit ze würkenne in dem , 539, 16
daz under in ist 567,5 – der (die ) oberste(n ) offenbarunge stf. (5 ) 167,2 - Allez, daz der
engel: 201,6 ; 536, 2; 540,77 - der oberste engel vater hât und geleisten mac, daz sprichet er
ist stat und setzunge und mâze aller der alzemâle in sînen sun . Diu o . und diu wür.
andern 188, 10 ; då die obersten engel und diu kunge daz ist warheit 167,4 ; wirt ez ( = das
vliege und diu sêle glîch sint 493,9 ; Die Wort) gesprochen ûzwendic mit dem munde,
obersten engel die nement got in sînem kleit und also enist ez niht dan ein o . des innern
hûse 636 ,2 – der (diu ) oberste(n ) kraft (krefte ) wortes 229, 4 ; bî geberunge då ist bî ze mer.
der sêle : 13,12 ; 122,4 ; 135 ,6 ; 141,5 ; 202,6 ; kenne diu o. gotes 276,1 ; des liehtes natûre
370 ,7 ; 387, 29 ; 405 , 1 ; 440,8 ; 443, 9 – der krefte ist o. 589,6
volkomenheit liget an der obersten kraft 31,3 ; offenen swv. ( 1) 360,2
die nidersten krefte ensîn denne geordent offenunge stf. (1) daz engelischiu natûre ist
under die obersten krefte und die obersten als vil als diu o . götlîches liehtes« 616 ,8
krefte under die oberste warheit 122,3 ;daz diu ofte adv. (1) 499,9
sêle mit den obersten kreften rüeret die ohse swm . ( 2 ) 465, 2, 6
êwicheit 134 ,2 ; Diu kraft, diu in der sêle ist, olei stn . ( 1) 210 ,4
diu der man heizet, daz ist diu oberste kraft opfern swv. (7) 114 ,3, 5 ; 444,1; 464,8 - daz sol
der sêle 280, 1 ; diu oberste kraft der sêle, diu si allez mit einander ûftragen und o. mit dem
daz houbet ist 369, 2 – daz oberste teil der sune in den himelischen vater 114,7 – reft. Diu
séle: Ez ist ein daz oberste teil der sêle 24 ,3 ; sêle solsich o.mit allem dem , daz si ist 114,6 ;
daz oberste antlütze daz ist daz oberste der Dar umbe sol sich diu sêle ûftragen mit aller
sôle 30, 3; ûz dem obersten teile der sêle ir kraft und o. sich dem vater in dem sune
vliezent zwô krefte 31,1 ; Vernünfticheit ist 115,3
daz oberste teil der sêle 317 ,7 ; Der munt der ordenen swv. (4 ) 553, 1; 595,4 – waz enoben ist ,
sêle ist daz oberste teil der sêle 537,6 daz ordent und setzet daz under 178,5 ; der
oberste subst.adj. ( 10) 202, 3; 203,8 ; 343,7; ordente wazzer über wîn 553,3
370 ,9 - Sîn minstez ist allenthalben , sîn ordenunge stf. (15 ) 191,2, 4 ; 203,7 ; 595,6 ;
oberstez enist niergen 179,7 ;daz si blôz nemen 618,46 – der niderste engel der ist sîn ( = des
mac in irm obersten des engels lieht 203,4 ; dâ Himmels) stat und sîn 0. und sîn setzunge
suln wir ouch nemen in gotes oberstem 370 , 9 ; 201,5 ; got, der allen dingen gibet setzunge und
dâ von ist edeler daz minste, daz geist ist,dan 0 . 201,11 – götlich o .: 119,5 ; 120,4 ; 123, 3, 4-;
daz o., daz lîplich ist 404,2 ; Er ( = der Mensch ) Waz ist götlich o. ? 119,6 ; Alsô muoz diu sêle
872
Wörterverzeichnis
sich brechen mit aller ir maht ze götlîcher o . behaltentmit eigenschaft in p. und ûzwendiger
121, 2 - 0 . der sêle 121, 3 üebunge 489,4
ôre swn. ( 12) 137,4 ; 143,3 ; 177,3 ; 192,1; 417,3, persone stswf. ( 17) 234 ,8 ; 387,23, 24, 37;
6 ; 472,2 , 4 ; 618 , 14 – dâ mîn ô . hæret, dâ en 434 ,4 ; 440,7 ; 597,2 ; 615 ,6 ; 618,36 ; 632,4 –
sihet mîn ouge niht 177,3; das o . empfacht das Wæren joch hundert persônen in der gotheit,
gethon 472, 2 ; war umbo ensmackent dem der underscheit künde genemen âne zal und
ören niht süeziu dinc als dem munde ? 611,3 ânemenige, der enbekente doch nihtdan einen
ort stn . (2 ) bekantnisse nimet von materie und got 234,4 ; Die drîe personen in gote der ist
von lîphaftigen dingen an einem orte der sêle drîe âne zal, aber ir ist menige 274,9; Im en
191,10 ; Diu sêle ist geschaffen als in einem genüeget noch an vater noch an sune noch an
orto zwischen zît und êwicheit 405 ,1 heiligem geiste noch an den drin personen , als
ôsterâbent stm . ( 1) 191,10 verre als ein ieglîchiu bestât in ir eigenschaft
ouge swn . (64 ) 7,12; 16,3 ; 33,9; 48,7; 49,1; 420,2 ; in voller glîcheit des vaters mit ange
66 , 10 ; 135 , 3 ; 137,4 ; 138 , 4 ; 177 , 2, 3 ; 178 , 1 ; nomenheit unserer menscheit, geeiniget an
183, 4 ; 192, 1 ; 203, 1 , 2 ; 366 ,7 ; 416 ,47, 10 , 11, sîner p . 429,1 ; der vater und dazwort sint zwÔ
12 ; 417, 3 , 4, 5 , 6 ; 472 ,4 ; 473, 1 490 ,7 ; 548 , 1, 5 ; persônen und ein leben und ein wesen unge
550,3 ; 552,4 ; 553, 1, 2 ; 554 ,4 ; 564,4, 8, 12 ; teilet 436 , 9; in dem wider vlissende der drier
565 ,6 ; 566 ,6 ; 567,3 ; 568,8 ; 569,5 ; 583,2 – Als personen wirt dů sele wider in gevlossen vnd
lützel mîn o. kan sprechen 43,2 ; daz der sêle wirt wider in gebildet in ir erste bilde svnder
o. geüebet und gesterket werde 134,7 ; daz ez bilde 456 ,12
der sêle o. niht gelîden enmöhte 135,4 ; Als persônen sw . (2 ) 387,23 ; 387,25
dem ougen daz eigen ist, daz ez sehe gestalt pfaffe swm . ( 7) 88,6 - Hie hinkent manige
nisse und varwe 143, 2 ; ein arzât, der reiniget grôze pfaffen ane 66,5 Nû sprichet Plâtô , der
mir wolmîn o. und tuot abe daz hindernisse, grôze p ., der væhet ane und wil sprechen von
daz daz gesihte hindert, mộr : er engibet niht grôzen dingen 67, 1; Nû wundert mich von
daz gesihte des ougen 202,10 ; »hæte ein alt etlichen pfaffen , die wol gelêret sint und grôze
mensche eines jungen menschen ougen . . .« pfaffen wellent sîn 83 ,5 ; und joch etliche
305 ,1 ; wæren der sêle ougen ûfgetân 305,9 ; pfaffen wizzen dâ von als wênic als ein stein
Diu varwe, diu an der want ist,sol diu getragen 234 ,6 ; und ez ist gelêrten pfaffen lihte ze ver
werden in mîn o. 366,5 ; wirt mîn o . ûfgetân , stânne 305,5
sô ist ez ein 0.; ist ez zuo , sô ist ez daz pfenninc stm . (2 ) 625,2 – als der einen p . gibet
selbe 0 . 416 ,5 ; und werdent doch in der umbe ein brôt , der hât daz brôt lieber dan den
würklicheit der angesiht als ein , daz man mac p. 625, 1
gesprechen in der wärheit : 0. - holz, und daz pflanzen swv. (3 ) 268,19 – der einen garten p .
holz ist mîn o. 416 ,9; daz mîn o. vil mê sölte 255,3; als der ein edel zwî pflanzet in
einicheit hât mit eines schâfes ougen , daz jen . einen groben stok 626 ,11
sît mers ist und daz ich nie gesach , dan mîn pflegen stv . (3 ) Ich pflige etwenne ein wörtelîn
o . habe einicheit mit mînen ôren 417,2 ; Das ze sprechenne 297,4 ;Diz lieht pflige ich alwege
0 . hat keine farb in im , das o. empfacht die ze rüerenne in mînen predigen 418 ,2 ; Swenne
farb vnnd das or nit 472,1; Wer mir mein o . ich predige, sô pflige ich ze sprechenne von
neme, der neme mir darumb meyn wesenn abegescheidenheit 528 ,5
nicht 472,5 pflihtic adj. (1 ) Dar umbe sîn wir in niht grôzes
ougenblik stm . ( 10 ) 10, 9 ; 27,13 ; 65,3 ; 66, 8 ; dienstes p . 614 ,1
443,9 ; 628, 10 ; 629,1 – enwære ez gotes wille pfuol stm . (3 ) 152,2 ; 623,7 ; 624,2
niht einen 0 ., sô enwære ez niht 291,4 ; in pîne stf. (22) 10,6 , 9 ; 27, 12 ; 47,5 ; 151,2 ; 241,5 ;
einem ieglîchen ougenblicke sô gebirt si 319,4 440,9 ; 443,3 ; 444 ,1; 589,8 ; 629,2; 630, 1, 2 –
ougest stm . (1) Alsô hât auch daz jár sînen alliu p . der helle und alliu p . des vegeviures
åbent, daz ist der o . 198, 6 und alliu p . der werlt hienge dar ane 10 ,5 ; ir
würhtet die gerehticheit, und si enwäre iu
paradís stn . ( 3 ) 616 ,4 , 5 ; 618,43 kein p ., si wäre iu ein vroude 385 ,7 ; dô der
patriarche swm . ( 2) 188,1 ; 200,3 lîchame von p . an dem kriuze starp 440,10 ;
pênitencie stf. ( 1) daz sint die liute , die sich Daz sprechent die meister, daz sî p.: vasten
873
Wörterverzeichnis
und ander p. Ich spriche, ez sî p. ábelegen , quellen stv . ( 2 ) Ez blibet allez daz eine, daz in
wan niht dan vroude volget disem wesene im selben quellende ist 68,4 ; dân er ein lûter
630 ,5 ein ist und in im selben quellende ist 77,2
pînigen swv. ( 1) und kæme got in die sêlo und quît adj. ( 1) daz der mensche sol q. und ledic
enware si im niht glîch , si würde dâ von ge stân 497,2
pîniget 596 ,5
porte stf. (5 ) 565,4 - daz diu p.wære der heilige ræmen swv. ( 1) 539,26
geist 180 , 7 ; under die p . der erbermde gotes rast stf. ( 2 ) 443,4, 6
552,6 ; under die p ., då got ûzsmilzet in güete rasten swv. ( 1) 268,51
wîs 552,8 ; wan si ( = Maria Magdelena ) rât stm . ( 2 ) dâ von enist kein r., man enschel
der p . der sinne sô verre was und inne was und enscheide abe allez 343,10 ; Gehæret aber
578 ,3 kein r. dar zuo, daz man got volkomenliche
predige stf. ( 3) 386 ,2 ; 447,5 – Diz lieht pflige bekenne ? 605 ,3
ich alwege ze rüerenne in mînen predigen rochen stv .refl. ( 1 ) 6,6
418 ,2 rede stf . (16 ) 54,1 ; 80,4 ; 296,12 ; 487,5 ; 506,2;
predigen swv. (7 ) 416 ,3; 432, 10 , 11; 528,5 - 568,5 ; 610,10 ; 612,11; 618,12 ; 623,3 - Von
Dð ich nû predigete an der drîvalticheit tage langer r . nime ich ein wörtelîn 23, 3 ; Die die
51,4 ; dô ich nû hie predigete 52, 12 ; gedâhte gröbesten r. haltent 371,1; die die næhsten
ich , wie ich iu alsô vernünfticlîche gepredigete r. haltent, die sprechent eigenlîche 371, 2 ; Nû
416 , 1 schînet disiu r. obe gnâde 501,7; Wer dise r.
prisen swv. ( 1) 487,1 niht enverstât 506 ,1 - Vernunft daz selbe wort
properheit stf. ( 1 ) nâch der selben p ., als er nâch r. und nach warheit 437,3
( = der göttliche Vater ) sich und alliu dinc nâch redelich adj. ( 1) erkennend in die redeliche
veterlîcher gewalt in disem worte bekennet kraft 153,2
437,1 redelîche adv. ( 1) als der edel geist r. was
prophête swm . (11) 97,6 ; 98,4 ; 268,38 ; 295,9 ; geeiniget ze den sinnen und ze dem lebenne
400,4 ; 536,5 ; 537,4 ; 539,33 ; 540,85 ; 540 ,92 - des heiligen lîchamen 440, 11
Die propheten , die da wandelten in dem redelicheit stf. (2) einesêle, als si dem lichamen
liechte 454,4 leben gap und mit den sinnen was vereinet
prüoven swv. ( 11) achten auf 155, 1 ; 614, 3 - be und mit der r. 441, 3; umbo allez, daz diu r.
merken Swenne der igel pruofte, wâ sich der hâte ze berihtenne 443, 10
wint hine kêrte 139 ,6 – erfahren er muoz vil reden swv. (9) 190,1; 368,1; 386,17; 433,5 ;
wîse sîn , der då p . sol ein war ûferstan mit 454 ,6 , 14 ; 464,6 ; 557 , 9 - dâ ist bezzer von ze
Kristô 175,6 – erkennen 398,2 – als man p. swîgenne dan ze redenne 557,8
mac bîder kraft der sunnen 153,5 ; Ich enhân regel stf . ( 1) Got sol ein r. und ein fundament
mich ouch niht græezer, ob ich ein hart leben sîn dîner minne 103,6
hân, dan ob ich prüove, daz ich der minnemê regen stm . ( 2) 443,15 ; 606 ,1
hân 154,6 - erproben daz er prüefte, dân er aller reht stn . ( 4 ) 119,3; 366,8 ; 367,1 - ez sol ouch
krenkest ane wære 140,1 - wahrnehmen von rehte alsô sîn 291,8
523,51 – Nû prüevet selbe,wie ein tôte sî 365,1 ; reht adj. (32) 7 ,12; 26 ,1; 27,3 ; 81, 10 ; 94,5;
aleine sîn doch so wênic wäre, daz man ez 136 ,2 ; 137, 1; 141,7 ; 173,2 ; 179,5 ; 180,4 ; 181,2 ;
kûmegeprüeven möhte 582, 2 191,3 ; 329,4, 6 ; 430, 11; 450,5, 8 ; 581, 3 ; 582,3
punct stm . (11) 399,2 ; 400,1; 443,9 ; 488,6 ; - Habe aleine eine rehte meinunge 81,1 ; Daz
524,62, 73 - Daz was sîn edeliu sêle von dem beste guot, daz got geleisten mac, daz ist sin
puncte, daz daz geschach 439,4 ; daz lîp und rehtiu hant 180 ,5 ; Diu stat, diu ungenant ist,
sêle in éinem puncte der zît mit dem êwigen in der gruonent und bliejent alle creatûren
worte geeiniget wart 439, 7; in dem selben in rehter ordenunge 191,2 ; dâ diu hitze ist in
puncte verstuont er sich geeiniget menschlich dem viure, da ist si der rehten natûre des
natûre und götlich natûre 439,9; Von dem viures als verre 244,5 ; Dâ geschihet diu rehte
êrsten puncte, daz er geschaffen und geeiniget einunge zwischen gote und der sêle 326 ,1; dân
wart 442, 4 liget rehtiu sælicheit 329,7 ; in rehter dêmüetic
pünctelîn stm . (1) 540,54 heit 448,4 ; rehtiu armuot 491,7 ; mit rehtem
874
Wörterverzeichnis
grunde der nidersten dêmuot 565 ,6 ; in unsern rinc adj. (2 ) ie græzer lîden , ie ringer liden
grunt rehter dêmüeticheit und rehter blôzheit 106, 3; als zwêne eimer: ie swærer einer, ie
565, 11 ringer der ander 106,4
rehte adv. (29 ) 13, 1; 34,10 ; 59, 11 ; 61,5 ; 79,7 ; rippe stnf. ( 1) daz got die vrouwen næme von
100,3 ; 255,2 ; 287,6 ; 288, 1; 291,5 , 6, 8 ; 304,5 ; des mannes r. 48,3
325,5 ; 328, 10 ; 343,3 ; 373,4 ; 400, 1; 445,5, 7 ; ritter stm . ( 3) der kneht ist geordent under den
476 ,9 ; 524,70; 539,38 ; 540,79 ; 626 ,8 ; 629,3 ; ritter und der ritter under den grâven 122,5 ;
631,4 - Nû merket mich vil r.! 416 ,6 ; Nû als ein herre bewîset wirt von der menige sîner
merket r.! 449, 1 r. 236 , 1
rehtvertic adj. ( 1 ) 386 ,5 rogge swm . ( 1 ) Diß korn das meynet den
reine adj. (5 ) 81,5 ,7 – als der reinez wazzer rockenn 474 ,6
güzze in ein r. vaz, daz zemâle lûter und r. rok stm . ( 1) dâ ein keiser einem menschen
wäre 81,4 ; mit einem reinen herzen 147,7 einen apfel gæbe, den ahtete er hoher, dan ob
reinigen swv. ( 1) Als ein arzât, der reinigetmir im ein ander mensche einen r. gæbe 631,5
wolmîn ouge 202,9 rôt adj. (6 ) 85,3 , 4 ; 136, 3; 540,80 ; 568,4
reizen swv. ( 1) aber bî wîlen entziuhet er sich rouch stm . ( 1) einen r. vnd einen smak der zit
durch niht, wan daz er sie reize und wîtmache 456 , 2
an der begerunge 604 ,4 rücke swm . ( 1) 139,6
rîche stn . (14 ) 54,5 ; 150,2, 4 ; 155 ,4 ; 235,8 ; rüeren swv. (27) 66,4 ; 134,3 ; 135,6 ; 136 ,2 ;
373,2,7 ; 538,2, 4 – Daz êrste r. ist diu werlt 137,1; 267,13,14 ; 268, 15 ; 301,4 ; 364,1; 405,2 ;
150,4 ; Daz ander r. ist unsers vleisches 150,5 ; 456,5 ; 536,3; 537,5 ; 540,78; 553,8 ; 568,22 ;
Daz dritte r . ist des tiuvels 151,1; Hie ist got 576 ,4 - Ez ist etwaz, daz über daz geschaffen
r ., und daz ist gotes r. 232,4 wesen der sêle ist, daz kein geschaffenheit en
rîche adj. ( 14 ) 34,5 ; 139,5 ; 140,1 ; 297,3 ; 308,6 ; rüeret , daz niht ist 66 , 3 ; daz überswebendo na
571,9 ; 625,3 – r. an tugenden 140, 1; Hie ist tiurlich lieht der sêle daz ist sô lûter und sô klâr
got r., und daz ist gotes r. 232,3 ; An dirre und sô hôch , daz ez rüeret engelische natûre
menige der engel ist got r., und der daz be 122,1 ; daz diu sêle mit den obersten kreften
kennet, der bekennet gotes r . 235 ,8 ; Daz eine, rüeret die êwicheit , daz ist got, und mit den
daz er r. ist. R . ist daz, daz allez hât sunder nidersten kreften rüeret si die zît 134,2 ; dâ
deheinen gebresten 398,3 ; Ich bin ein mensche got ist im selben bî und nahe und engât niht
und bin r., sô enbin ich doch niht ein ander verre ûz und enrüeret niht vremdes 165 , 3 ;
mensche 398,4 ; Dar umbe enist eigenlîche Diu engelische natûre enrüeret keine zît
niht r. wan got aleine 399,1; wan swer ihtgibet 318, 1 ; vernünfticheit, diu der 'man' ist in der
umbe iht, der enist niht vollen r. 400,3 sêle : diu enrüeret keine zît 318,2 ; Diu sêle ist
rîcheit stf. (8 ) 399,2 ; 400,2 ; 446 ,9 – Alliu r. geschaffen als in einem orte zwischen zît und
und armuot und sælicheit liget an dem willen êwicheit, die si beide rüerende ist 405,1 ; Diz
201, 15 ; diu r . gotes 400,3 ; ob dich got name lieht pflige ich alwege ze rüerenne in mînen
von innerlîcher armuot und begâbete dich mit predigen 418,2
r. innerlîche 446 ,8 ;alsô grôze r. hât diu minste rüeren subst. inf. (2) 456 ,2 – er meinet och ein
créature in gote 493,4 ; In disem îndrucke r. der zit ; Nicht alleine ein r. der zit , Mer :
enpfâhe ich sôgetâne r., daz mir niht genuoc och einen roch vnd einen smak der zit 456 , 1
enmac gesîn got nâch allem dem , daz er ,got' ruochen swv. (1) sô enruochent sie umbe got
ist 505 ,2 niht 291,10
rîchtuom stm . (9 ) 106, 1; 147,1 ; 174 ,8 ; 239,4 ; ruofen siswv. (4 ) 540,87 ; 623,3 ; 624,4
386, 13, 15 ; 624 ,9 - und sol stân in einem ruofen subst. inf. ( 2) alle créatûren . . .hânt alle
înkaffenne in disen r. gotes 232 ,5 ; in disem ein r., wider în ze komenne, dâ sie ûz
rîchtuome gotes dâ bekennet diu sêle 233,3 gevlozzen sint 537,1 ; Allez ir leben und ir
rihte stf. (8 ) die r., direkt, geradewegs 219, 1; wesen daz ist allez ein r. und ein îlen wider ze
368,3 , 5 ; 369, 1 ; 371,5 ; 553,8, 9 ; 554 , 2 dem , von dem sie ûzgegangen sint 537,2
rihten swv. (1) rihte alliu dîniu werk in got ! ruowe stf. ( 16 ) 82, 1 ; 123, 1 ; 180 , 2 ; 198 ,8 ;
108 ,4 200 , 1 ; 263,4 ; 590, 2 – daz der bâbest bâbest
rihter stm . ( 3 ) 386 ,13 ; 577,2, 3 ist , daz hât er dicke mit grôzer arbeit ; die
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Wörterverzeichnis
tugent hârst dû lûterer und abegescheidener 268,24 , 26, 27, 46 ; 278,9; 309,3 ; 329,7, 8;
und mit r. 46,4 ; und nement sie got in dem 330,1, 3; 360,6 ; 363,3, 7 ; 370,8; 373,5, 6 ;
vride und in der r. 81,9 ; Dâ gibet der vater 386 ,2 , 6 ; 387,30, 31, 49 ; 430, 10 ; 444,6 ; 449,9 ;
sînen eingebornen sun der sêle in einer lûtern 454,7 ; 486 ,2; 495,7 ; 496 ,5 ; 524 ,73 ; 558,2 ;
r. 123 ,4 ; sitzen bediutet r . und meinet, då 570, 13 ; 630,3 - also leit ist gote, daz wir tuon
kein zît enist. Swaz sich kêret und wandelt , wider unser s. 8 ,6 ; daz wölte er êwiclîche liden
daz enhât niht r. 180,1; Swer dâ in goto iemer in der pîne der helle mit gotes willen
ruowet, diu r. ist âne willen sîn 191,6 ; dâ er und wölte daz iemer haben vür sîne ewige s .
sîne eigene r. inne hât, dâ suln wir ouch unser 10,7 ; suochest dû got umbedînen eigenen nutz
r . inne nemen 203, 9 oder umbe dine eigene s . 26 , 7 ; daz er sich
ruowen swv. ( 17) 31,3; 143,7 ; 188,2; 191,5 ; verzîhe sîn selbes und aller sîner s. 45,3 ; daz
193,2 ; 200,3 ; 201, 15 ; 203,6, 8 ; 258,7 ; 474, 7 – der vater sinem eingebornen sune gæbe allez ,
8ô daz lieht dirre werlt abevellet und der daz er geleisten mac, alle dîne gotheit , alle
mensche înbeslozzen ist und ruowet 187,12 ; sîne 8. 51,6 ; sô dû dîn selbes mê verzihest, sô
dâ alliu dinc got in gote sint gesîn , dâ ruowet dîn êwigiu 8. mê ist 54 , 3 ; hast dû die s. lieber
si 189,3 ; Thrôni die nement got in sich und in dir dan in einem andern 102,6 ; Daz abe
behaltent got in in , und got ruowet in in kêren von der 8. und von der tugent, dâ von
217,2 ; diu engeruowet niemer , si enkome die kumet alliu sünde 146,2 ; Alliu rîcheit und
rihte ûf got 553,7 armuot und s. liget an dem willen 201, 16 ;
des gerehten 8 . und gotes s . ist ein s . 257, 2;
sache stf. (21) Ursache, Grund 182,2; 388,87; Sumlîche lôrære wellent, daz der geist neme
454,12, 14 ; 503,6 ; 570,6 ; 578 ,3 , 8 ; 579,6 - Der sîne s. in derminne ; etlîche wellent, daz er sie
himel ist obe zît und ist ein 8 . der zît 181, 7 ; neme in dem anesehenne gotes 265,1; Dar
in sînem loufo ist er 8. der zît 182,3 ; als sie umbe ist des geistes 8., då er geborn ist, und
( = die Dinge) von der ersten 8. geursprunget niht, dâ er geborn wirt 265,6 ; daz er sîne s. då
sîn 189, 12; darzuo dû ûzer dir beweget bist von nemende ist in der lûterkeit, dâ sie got selber
vremden sachen 384 ,1 ; der dů ding erkennen nemende ist 274 ,12 ; Dâ ist s., dâ diu sêle got
sol, Der sol si erkennen in irre 8. 458,1; Dô nimet, als er got ist 330 ,2 ; daz ist 8., daz man
ich stuont in mîner êrsten s., dô enhâte ich lebe nach der obersten kraft der sêle 370,7;
keinen got, und dÔ was ich s.mîn selbes 492, 3 ; sol der mensche got bekennen , in dem sin
sô bin ich mîn selbes 8. nâch mînem wesene, êwigiu s . beståt 378, 7 ; dar ane liget unser s.,
daz êwic ist 503,1 ; Daz got ,got' ist, des bin daz er uns mit im vereinet 400 ,6
ich ein 8 . 504, 2 ; wan ich bin dâ ein unbewege sæliclîche adv. (2) 618 ,41 – swanne ermit gote
lîchiu s., diu alliu dinc beweget 505,6 – ist alsô 8. vereinet ist 616 ,3
(wære) daz s., daz : 493,5 ; 500,3 sæligen swv. (1 ) als vil wirst dû geeiniget und
sachen swv. ( 1) In sîner natûre enmac er niht gesæliget in dem vunken in der sêle 419,2
8. die zît 182,2 sagen swv. ( 15 ) 80, 4 ; 102,7 ; 296,10 ; 301,4 ;
sælic adj. (50 ) 45,6 ; 146,3 ; 169,5 ; 268,26 , 49 ; 432,8 ; 467,8 ; 487,5 ; 491,9; 500,3 ; 502,4 ;
272,2, 4 ; 278,10; 279,3, 4, 5 ; 281,2 ; 285,6 ; 600,7 , 14 ; 614,7 ; 633,2
360,2 , 6 ; 363,3 ; 371, 9 ; 373 ,3 ; 387 ,31, 33, 50 ; salbe stf . ( 1) 386,14
408, 2 ; 427,3 , 4 , 5 ; 428 ,1 , 4 ; 432,6 ; 433, 1, 7 ; samen adv. 475 , 1
449,11; 486 , 2, 7 ; 487,4 ; 522, 2 ; 540,59 ; 570, 11, samenen swv. ( 1) Dise vorrede hân ich iu dar
14, 17 ; 611,8 ;618 ,19 - dân ist der gerehte s., dâ ûf gesaget, daz ir die wîle gesament würdet
got s . ist 257,3 ; dân ist ein s. leben in einem 432,9
iemermê 350, 1 ; S . ist der mensche, der dâ vlî samît stm . ( 1) daz ich im ( = einem Menschen )
ziclîche hæret, waz got in im spreche 368,2 ; baz geviele in einem besen kleide dan in
wellet ir s. sîn , sô müezet ir éin sun sîn , niht einem samîte 290,10
vil süne 378,8 ; diz enmac mich niht s.machen , sanftmüetic adj. <2> 448,5, 7
wan alhie bekenne ich mich créatûre 504,6 sant stm . (2 ) 623,6 ; 624, 1
sælicheit stf. (80 ) 7 ,6 ; 8 ,5 ,7 ; 10,8 ; 11, 7; 12,6 ; sat adj. ( 1 ) sô man der ( = stoffliche Dinge) ie
13,6 , 7 ; 44,6 ; 52,10 ; 53,10 ; 60,3 ; 83,9 ; 102,7 ; mê izzet, số man ir ie seter wirt 289,10
104,3, 4 , 6 ; 105,1, 2, 3 ; 145 ,4 ; 254,2; 257,3 ; schade swm . (2 ) 25 ,7, 8

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schaden swv. ( 7) 141,3 ; 245,2 ; 594 ,4 ; 595 ,2 - nigesten und in dem hohsten der sêle schepfet
Då daz viur ist in sîner natûre , då enschadet got alle dise werlt 96 ,2 ; Dar umbe ist diu
ez noch enbrennet niht 244,3 ; machet der werlt durch sie geschaffen , daz der sêle ouge
vride die créaturen sich entgiezende und vlie . geüebet und gesterket werde, daz si daz göt
zende in der minne und niht ze schadenne lîche lieht lîden mac 134,7 ; daz er möhte sch .
595 ,7 tûsent werlte 161,6 ; dar umbe hât got die
schậf sin . ( 2) daz mîn ouge vil mê einicheit werlt geschaffen und alle engelische natûre ,
hât mit eines schafes ougen , daz jensît mers daz got geborn werde in der sêle und diu sêle
ist . . . , dan . . .mit mînen Ôren 417, 2 ; wan des in gote geborn werde 228,2; daz götlîche bilde,
schâfes ouge hât die selben würklicheit, die daz got in im natiurlich geschaffen hât 275 ,5 ;
ouch mîn ouge hât 417 ,4 Diu sêle ist als junc als dô,dô si geschaffen wart
schaffen stv . (6 ) 30,4 ; 100 ,8 ; 101,10 ; 105,5 - in ir selben 304 , 6 ; Wan der vater hât die sêle
daz si ( = die Seele Christi) in dirre wise niht geschaffen in dem sune 550, 1
mêmit im (= dem Leibe) ze schaffenne hâte, schepfen swv. (2 ) haurire der inwendige wille ,
dan daz si mit im geeiniget was und lebete der als ein antlütze alle zît ze gote gekêret ist
442,5 in götlîchen willen und schepfet von goto die
schal stswf. ( 3) 476,2 - die schal můz zer minne in sich 145,2 ; dâ suln alle sîne vriunde
brechen , vnnd můz das, daß darinn ist, ir sælicheit inne nemen und ûz sch . 373,6
herauß kommenn 473,5 ; wiltu den kernen schepfunge stf. ( 1) Nû ist diz ein werk der
haben , so můstu die schalen brechen 473,6 natüre und ein sch . von gote 65 ,8
schame stf. ( 1) als dân ein mensche rôtwirt von schetzen swv. (2> 540,77,81
sch . und bleich 85,3 schiere adv. (8) 25,6 ; 34,5; 83,6 ; 540,90 ; 633,6 ,
schate swm . ( 1) Diu sêle ist geschaffen als mê 9 - als sch ., als er sin gedechte, so were dashus
als under dem schaten des engels 598, 1 vollebracht 459,4 ; Also sind dự werch in
schaz stm . ( 1 ) alles schatzes natûre meinet golt gotte : als sch ., als er sin gedenket, so sint dý
228 , 3 werch vollenbracht in eime gegenwertigen nv
schedelich adj. (2 ) daz sie iht înbringen , daz 459 ,5
der sêle sch . sî 138 ,5 ; daz man abetuo, daz s. schiezen st . ( 1) alles, das die natur geleisten
sî 139, 1 mag, das sch [l]üsset sy darzů 470,8
scheiden stv . (12 ) tr. 328,8 ; 329,4 – Viur und schif stn . (3 ) 602,5, 6 – daz alliu lîplîchiu dinc
hitze ist ein ; vellet ez in vernunft, si scheidet sint als ein klein sch ., daz dâ swebet in dem
ez 328 , 8 – trutz den sêlen und allen crêa mer 612,6
türen , daz sie daz mügen gescheiden , dâ schîn stm . (4 ) Als der sunnen sch . 135,1 ; Alsó
diu sêle ein bilde gotes ist 329 ,6 – intr . 302, 1 – tuot got mit den crêatûren : er wirfet sînen
Daz diu sêle von dem lîbe scheidet, daz tuot sch . der genüegede in die crêatûren 294, 12 ;
gar wê; aber daz sich got von der sêle scheidet, als man merken mac bî der sunnen , der sch .
daz tuot unmâzen wê 214 ,1 – refl. 73,4 ; 214,2; nieman gelîden enmac, er enwerde von erste
382,8 ; 388,72, 75 - scheidet iuch von allem bewunden in dem lufte 602,9 ; Man verstât
nihte 382,5 die hitze wol âne daz viur und den sch . âne
scheln swv. ( 1) biz sich diu sêle gesmucket die sunnen 632, 1
und geschelet von der créatûre 34, 9 schînen stv . ( 13) 17,3 ; 259,1 ; 268,40 ; 369,3 ;
schenken swv. ( 1) ausschenken der heilige geist 372,4 ; 477,2 ; 603,1, 2 - Götlich lieht schỉnet
. . .der wirt aleine geschenket, då man lebet die rihte oben în 368,5 ; Wære, daz diu sunne
in vernünfticheit 317,6 schine die rihte ûf unser houbet 369, 1 ; der
schepfelicheit stf. ( 1) und disem ist verre luft, der då enpfæhet daz lieht der sunnen in
und vremde alliu geschaffenheit und alliu sich , dâ enschînet kein lieht dan der luft 406 ,6 ;
sch . 88,9 Manic mensche schînet geben und gibet doch
schepfen stv . (31) creare 25,2 ;64,3; 65,3; 94,8, in der warheit niht 430,3 ; Nû schỉnet disiu
9 ; 96 ,2 , 3, 4 , 5 ; 101, 1 ; 232,3 ; 242,2 ; 262, 3 ; rede obe gnade 501,7
281,1; 439,2,7 ; 442,4 ; 445,5 ; 474,5 ; 488,4 ; schæne adj. (5 ) 80,4 ; 85,4 ; 239,8; 325,3 – Diß
565,2 ; 597,6 ; 599,3 ; 616,4 – daz got alle dise ist gar ein schöner synn 465,3
werlt schepfet nû alzemâle 94,8 ; in dem in schone subst.adj. ( 1) 605,9
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tugent hâst dû lûterer und abegescheidener 268,24, 26, 27, 46 ; 278,9; 309,3 ; 329,7, 8;
und mit r. 46,4 ; und nement sie got in dem 330,1, 3 ; 360,6 ; 363,3, 7 ; 370,8 ; 373,5 , 6 ;
vride und in der r . 81,9 ; Dâ gibet der vater 386 , 2 , 6 ; 387, 30, 31, 49 ; 430 , 10 ; 444 ,6 ; 449, 9 ;
sînen eingebornen sun der sêle in einer lûtern 454,7; 486,2; 495,7 ; 496,5 ; 524,73; 558,2 ;
r. 123,4 ; sitzen bediutet r. und meinet, då 570, 13 ; 630, 3 – alsô leit ist gote, daz wir tuon
kein zît enist. Swaz sich kêret und wandelt , wider unser 8. 8,6 ; daz wölte er êwiclîche lîden
daz enhât niht r. 180,1; Swer dâ in gote iemer in der pîne der helle mit gotes willen
ruowet, diu r. ist âne willen sîn 191,6 ; dâ er und wölte daz iemer haben vür sîne ewige s.
sîne eigene r . inne hât, dâ suln wir ouch unser 10,7 ; suochest dû got umbe dînen eigenen nutz
r. inne nemen 203, 9 oder umbe dîne eigene s. 26 ,7 ; daz er sich
ruowen swv. ( 17) 31,3 ; 143,7 ; 188,2; 191,5 ; verzîhe sîn selbes und aller sîner s. 45,3 ; daz
193, 2 ; 200, 3 ; 201, 15 ; 203,6 , 8 ; 258, 7 ; 474 ,7 - der vater sînem eingebornen sune gæbe allez,
so daz lieht dirre werlt abevellet und der daz er geleisten mac, alle dîne gotheit, alle
mensche înbeslozzen ist und ruowet 187, 12 ; sîne s. 51,6 ; sô dû dîn selbes mê verzihest , sô
dâ alliu dinc got in gote sint gesîn , då ruowet dîn êwigiu 8. mêist 54,3 ; hâst dû die s. lieber
si 189,3 ; Thrôni die nement got in sich und in dir dan in einem andern 102,6 ; Daz abe
behaltent got in in , und got ruowet in in kêren von der s. und von der tugent, dâ von
217,2 ; diu engeruowet niemer, si enkome die kumet alliu sünde 146 ,2 ; Alliu rîcheit und
rihte ûf got 553,7 armuot und s. liget an dem willen 201,16 ;
des gerehten s. und gotes s. ist ein 8. 257,2 ;
sache 8tf. (21) Ursache, Grund 182,2; 388,87 ; Sumlîche lërære wellent, daz der geist neme
454, 12 , 14 ; 503,6 ; 570,6 ; 578, 3, 8 ; 579,6 - Der sîne 8. in der minne; etlîche wellent, daz er sie
himel ist obe zît und ist ein s. der zît 181,7 ; neme in dem anesehenne gotes 265,1 ; Dar
in sînem loufe ist er 8. der zît 182,3; als sie umbe ist des geistes 8., dâ er geborn ist , und
( = die Dinge) von der ersten 8. geursprunget niht, dâ er geborn wirt 265,6 ;daz er sîne s. dân
sîn 189,12 ; darzuo dû ûzer dir beweget bist von nemende ist in der lûterkeit, dâ sie got selber
vremden sachen 384, 1 ; der dý ding erkennen nemende ist 274,12 ; Dâ ist s., dâ diu sêle got
sol, Der sol si erkennen in irre s . 458, 1 ; Do nimet, als er got ist 330 , 2 ; daz ist s ., daz man
ich stuont in mîner ersten 8 ., dô enhâte ich lebe nach der obersten kraft der sêle 370,7 ;
keinen got, und do was ich s .mîn selbes 492, 3 ; sol der mensche got bekennen , in dem sin
sô bin ich min selbes 8. näch mînem wesene, êwigiu s. beståt 378 , 7 ; dar ane liget unser S.,
daz êwic ist 503,1; Daz got ,got' ist, des bin daz er unsmit im vereinet 400,6
ich ein 8 . 504,2 ; wan ich bin dâ ein unbewege . sæliclîche adv. ( 2) 618,41 - swanne ermit gote
lîchiu s., diu alliu dinc beweget 505,6 – ist alsô s. vereinet ist 616 ,3
(wære) daz s., daz : 493,5 ; 500 ,3 sæligen swv. ( 1) als vil wirst dû geeiniget und
sachen swv. ( 1) In sîner natûre enmac er niht gesæliget in dem vunken in der sêle 419, 2
8. die zît 182,2 sagen swv. ( 15 ) 80,4 ; 102,7 ; 296 ,10 ; 301,4 ;
sælic adj. (50 ) 45,6 ; 146,3 ; 169,5 ; 268,26, 49; 432,8 ; 467,8 ; 487,5 ; 491,9; 500,3; 502,4 ;
272,2 , 4 ; 278 , 10 ; 279, 3 , 4 , 5 ; 281, 2 ; 285 ,6 ; 600 , 7, 14 ; 614 , 7 ; 633,2
360,2, 6 ; 363,3 ; 371,9 ; 373,3 ; 387,31, 33, 50 ; salbe stf . ( 1) 386,14
408,2; 427,3, 4 , 5 ; 428,1, 4 ; 432,6 ; 433,1, 7 ; samen adv. 475 ,1
449, 11; 486,2,7 ; 487,4 ; 522,2 ; 540,59 ; 570,11, samenen swv. ( 1 ) Dise vorrede hân ich iu dar
14 , 17 ; 611, 8 ; 618, 19 - dâ ist der gerehte s., dâ ûf gesaget, daz ir die wile gesament würdet
got s. ist 257, 3 ; dâ ist ein s. leben in einem 432 ,9
iemermê 350, 1 ; S . ist der mensche, der dân vlî. samit stm . ( 1) daz ich im ( = einem Menschen)
ziclîche hæret, waz got in im sproche 368,2; baz geviele in einem besen kleide dan in
wellet ir s. sîn , sô müezet ir éin sun sîn , niht einem samîte 290 ,10
vil süne 378,8; diz enmacmich nihts.machen , sanftmüetic adj. ( 2) 448,5, 7
wan alhie bekenne ich mich créatûre 504,6 sant stm . (2) 623,6 ; 624,1
sælicheit stf. (80) 7,6 ; 8,5 ,7 ; 10,8 ; 11,7; 12,6 ; sat adj. ( 1) sô man der (= stoffliche Dinge) ie
13,6, 7; 44,6 ; 52,10 ; 53,10 ; 60,3; 83,9; 102,7 ; mê izzet, Số man ir ie seter wirt 289,10
104,3, 4, 6 ; 105,1, 2, 3; 145,4 ; 254,2; 257,3; schade swm . (2) 25 ,7, 8
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Wörterverzeichnis
schaden swv. (7 ) 141, 3 ; 245, 2; 594,4 ; 595, 2 - nigesten und in dem hohsten der sêle schepfet
Dâ daz viur ist in sîner natûre, dâ enschadet got alle dise werlt 96,2; Dar umbe ist diu
ez noch enbrennet niht 244,3 ; machet der werlt durch sie geschaffen , daz der sêlo ouge
vride die crêatûren sich entgiezende und vlie geüebet und gesterket werde, daz si daz göt
zende in der minne und niht ze schadenne lîche lieht lîden mac 134 ,7 ; daz er möhte sch .
595,7 tûsent werlte 161,6 ; dar umbe hât got die
schaf stn . (2) daz mîn ouge vil mê einicheit werlt geschaffen und alle engelische natûre,
hât mit eines schäfes ougen , daz jensît mers daz got geborn werde in der sêle und diu sêle
ist . . ., dan . . .mit mînen Ôren 417,2 ; wan des in gote geborn werde 228,2; daz götlîche bilde,
schâfes ouge hât die selben würklicheit , die daz got in im natiurlich geschaffen hât 275,5 ;
ouch mîn ouge hât 417,4 Diu sêle ist als junc als dô ,dô si geschaffen wart
schaffen stv. (6 ) 30,4 ; 100,8 ; 101, 10 ; 105,5 - in ir selben 304 ,6 ; Wan der vater hat die sêle
daz si ( = die Seele Christi) in dirre wise niht geschaffen in dem sune 550,1
mê mit im ( = dem Leibe ) ze schaffenne hâte , schepfen swv. (2) haurire der inwendige wille ,
dan daz si mit im geeiniget was und lebete der als ein antlütze alle zît ze gote gekêret ist
442,5 in götlîchen willen und schepfet von gote die
schal stswf. ( 3) 476,2 - die schal můz zer minne in sich 145,2 ; dâ suln alle sîne vriunde
brechen , vnnd můz das, daß darinn ist, ir sælicheit inne nemen und ûz sch . 373 ,6
herauß kommenn 473,5 ; wiltu den kernen schepfunge stf. (1) Nû ist diz ein werk der
haben , so můstu die schalen brechen 473,6 natûre und ein sch . von gote 65,8
schame stf. ( 1) als då ein mensche rôt wirt von schetzen swv. (2) 540,77, 81
sch . und bleich 85,3 schiere adv. (8 ) 25 ,6 ; 34 ,5 ; 83,6 ; 540,90 ;633,6 ,
schate swm . ( 1 ) Diu sêle ist geschaffen als mê 9 - als sch ., als er sin gedechte , so were dashus
als under dem schaten des engels 598 ,1 vollebracht 459,4; Also sind dý werch in
schaz stm . ( 1) alles schatzes natûremeinet golt gotte : als sch ., als er sin gedenket, so sint dý
228, 3 werch vollenbracht in eime gegenwertigen nv
schedelich adj. ( 2 ) daz sie iht înbringen , daz 459 ,5
der sêle sch . sî 138,5 ; daz man abetuo, daz s . schiezen st. ( 1 ) alles, das die natur geleisten
sî 139,1 mag , das sch [l]üsset sy darzů 470, 8
scheiden stv. ( 12 ) tr. 328,8 ; 329,4 – Viur und schif stn . ( 3 ) 602,5 , 6 – daz alliu lîplîchiu dinc
hitze ist ein ; vellet ez in vernunft , si scheidet sint als ein klein sch ., daz dâ swebet in dem
ez 328,8 – trutz den sêlen und allen crêa mer 612,6
tûren , daz sie daz mügen gescheiden , då schîn stm . (4) Als der sunnen sch . 135 ,1; Alsô
diu sêle ein bilde gotes ist 329,6 – intr. 302,1 - tuot got mit den creatûren : er wirfet sînen
Daz diu sêle von dem lîbe scheidet, daz tuot sch . der genüegede in die créatûren 294 ,12;
gar wê; aber daz sich got von der sêle scheidet, als man merken mac bî der sunnen , der sch .
daz tuot unmâzen wê 214 , 1 - reft. 73 ,4 ; 214 ,2 ; nieman gelîden enmac, er enwerde von erste
382,8 ; 388,72, 75 – scheidet iuch von allem bewunden in dem lufte 602, 9 ; Man verstât
nihte 382,5 die hitze wol âne daz viur und den sch . âne
scheln swv. ( 1) biz sich diu sêle gesmucket die sunnen 632 , 1
und geschelet von der crêatûre 34 ,9 schînen stv . ( 13 ) 17,3 ; 259,1; 268,40 ; 369,3 ;
schenken swv. ( 1) ausschenken der heilige geist 372,4 ; 477,2 ; 603,1, 2 - Götlich lieht schînet
. . .der wirt aleine geschenket , då man lebet die rihte oben în 368,5 ; Wære , daz diu sunne
in vernünfticheit 317,6 schine die rihte ûf unser houbet 369,1 ; der
schepfelicheit stf. ( 1) und disem ist verre luft,der då enpfæhet daz lieht der sunnen in
und vremde alliu geschaffenheit und alliu sich , dâ enschỉnet kein lieht dan der luft 406 ,6 ;
sch . 88, 9 Manic mensche schỉnet geben und gibet doch
schepfen stv. ( 31) creare 25,2 ; 64, 3; 65,3; 94 ,8 , in der warheit niht 430,3; Nû schînet disiu
9; 96 ,2 , 3 , 4 , 5 ; 101,1 ; 232,3 ; 242,2 ; 262,3 ; rede obe gnade 501,7
281, 1; 439,2, 7 ; 442,4 ; 445,5 ; 474,5 ; 488,4 ; schæne adj. (5 ) 80,4 ; 85,4 ; 239,8 ; 325,3 – Diß
565,2 ; 597,6 ; 599, 3; 616 ,4 – daz got alle dise ist gar ein schöner synn 465 ,3
werlt schepfet nû alzemâle 94 ,8 ; in dem in . schone subst.adj. (1) 605,9
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schouwen swv. (6) 363,8 ; 364,5; 365,5 ; 366,8 – 8,8; 34,7 ; 103,2 ; 114 ,2 ; 116 ,1, 3; 117,3; 383,1;
daz ober antlütze schouwet alle zît got 30,2 ; 386,5 ; 395,2, 6 ; 397,5 ; 401,3; 402,3 ; 405,2 ;
daz man tôt sî, ob man got sch . wil 366 ,1 407,1 ; 408,1 ; 435 ,6 ; 444,4 ; 570,2; 617, 3; 633,8
schouwunge stf. ( 1) in der diu sêle geliutert sehen subst.inf. (4 ) 139,1; 191,11; 615,1 - et
wirt und ûfgetragen und bereitet ze götlîcher lîche liute . . .hânt sô vil sehennes ûf sich und
sch . 367,5 ûf diz und ûf daz 295 ,7
schôz stm . ( 2) der unser ieglîchem sînen sch . selbe pron .adj. (68 ) 50,8; 51,2; 52,8 ; 69,3;
wolte vüllen , unser ieglich machete sînen sch . 84,9; 105,1, 3; 152,6 ; 153,3; 203,8 ; 243,8 ;
wît 604 ,5 287,7; 296,4 ; 302,4 ; 306 ,13 ; 309,7 ; 372,1;
schranz stm . ( 2) 604,8 - Die vünften enpfâhent 373,6 ; 381,6 ; 382,2 ; 387,31; 416 ,5 ; 417,4 ;
ein grôz lieht, als ob ez tac sî, und doch ge 418,3; 420 ,6 ; 433,8, 9; 434,1, 2 ; 435,3, 9, 10 ,
machet als durch einen sch . 604 ,7 11, 12, 13 ; 436,8, 10 ; 437,1, 2, 4 ; 438,2 ; 439,3,
schrîben stv . (9 ) 93,3; 186,2; 293,2 ; 301,2; 9; 449,7; 450,6 ; 459,1 ; 474,8, 12 ; 502,7 ;
337, 3 ; 429,3 ; 628 ,1, 3 - Ich schreip einest in 521, 9 ; 523, 13, 14 ; 524,61; 534 ,5 ; 539, 15 , 48 ;
mîn buoch 62,3 540,71; 558,1; 627,9 - daz ich got geborn
schrift stf. (8 ) Ez sprichet diu sch . eines würde der s. 84,2; daz wir der s. eingeborne
bâbestes 548 ,5 - Hl. Sch . 48 , 2 ; 49,4 ; 146 ,4 ; sun sîn 84 , 10 ; sô muoz ich in dem selben
239,3 ; 529,3 – Dar umbe ist alliu diu sch . wesene sun sîn , dâ er sun inne ist 96 ,9 ; daz
geschriben 228,1 ; Man nennet ouch got in der wir in dem sune geborn werden und daz s.
sch .mit vil namen 533,4 werden 263, 2
schuldic adj. (4 ) 210,3 ; 218,2 ; 223,6 – des en selbic pron .adj. ( 2 ) 388,67, 69
wäre ich niht sch ., im ze werne 578,2 sêle stswf. ( 397 ) 34,8; 61,7 ; 87,1 ; 88,3 ; 95 ,2;
schult stf . (9) 210,4, 6 ; 223,12 ; 239,7 ; 240,1 ; 114,6 ; 115 ,3 ; 116 ,3 , 5, 7 ; 118 ,6 ; 121,2 ; 122,2 ;
454,8 ; 577,6 ; 578 ,6 - daz ist des sch ., daz daz 123 , 1, 2 ; 124 ,7 ; 125 , 2 ; 132,4 ; 134 , 4 ; 137,2 , 3 ;
wesen einvaltic ist 418,9 142,2 ; 143, 3 ; 144, 5 ; 145 ,8 ; 146 ,3 ; 152,3 , 4 , 6 ;
schuoch stm . ( 1) die anebetent einen sch . 25 ,5 153,5 ; 154 , 1 ; 163, 3 ; 164 ,6 ; 165 , 1 ; 178, 2 ; 183,1 ;
schuole stf. (1) Eswart gesprochen in der sch. 187, 11 ; 188 ,5 ; 189, 2 , 3 ; 191,4 , 10 ; 198 , 11;
458,6 199,3 , 4 ; 201, 13 ; 202, 5 , 7, 9 ; 203 ,3, 4 , 8 ; 212 ,2 ;
sê stm . ( 2) 139,5,7 214 ,2, 3 ; 231, 1, 3 ; 232,6 ; 233,3 ; 238,10 ; 240,2 ;
segenen swv. ( 2) 102,7 ; 287,5 241,4 ; 242,3; 295 ,1, 2 ; 296 ,1, 2 ; 301,6, 7, 8 ;
sehen stv . (80 ) 81,6 ; 138 ,6 , 7 ; 143,4 ; 177 , 3 ; 302,2 ; 305 , 3 , 6 ; 306 , 1, 11 ; 317 , 1 ; 321 ,4 , 5 , 6 ;
188,2 ; 204,1 ; 222, 1, 2 ; 305, 1; 364,6 ; 367, 1, 2 ; 322,7 ; 325,2 ; 326 ,4 ; 329,5 ; 330,2, 3 ; 342,5 , 8;
387,34 , 46 ; 388 ,89 ; 402,2 ; 417,3 ; 454,11, 13, 343,2 , 8 ; 344,2 ; 367, 3, 5 ; 368, 4 ; 370 , 2 ; 386 , 9;
15 ; 476 , 3 ; 548, 1 ; 554,4 ; 557,6 ; 568,11; 575 ,3, 400 , 1 ; 404 , 3 ; 406 ,2 ; 408, 3 ; 409,4 ; 438, 9 ;
5 , 6 ; 580 ,5 ; 581, 1 ; 583 , 1, 2 , 4 ; 589, 9 594 , 3 ; 444,9 ; 446,9, 10 ; 447,2; 456 ,10 ; 460 ,1, 5 ;
597,2 ; 598,5 ; 600,9 ; 603,6 ; 605,5 ; 617,5 ; 474,5 ; 493,9; 496 ,3; 501,1; 536,6 ; 541,94 ;
633,6, 7 – daz nider antlütze sihet etwaz her 549,1, 3, 5 , 6 ; 551,4 ; 552,2, 5 ; 553, 1, 6 , 10;
abe 30,2 ; swaz der guote mensche sihet, des 554,2 ; 557,2 ; 559,4 ; 561,2 ; 565,3, 4 ; 568,1, 7;
wirt er gebezzert 138,5 ; Als dem ougen daz 569,3; 570,6 ; 578,7, 10 ; 579,1 ; 588,7 ; 589,2,
eigen ist, daz ez sehe gestaltnisse und varwe 7, 9, 11; 595 ,1, 3 ; 596 ,3, 4 ; 597,7 ; 598,4;
143 ,2 ; Dâ mîn ouge sihet, då enhæret mîn ôre 599,9; 600,13 ; 603,2; 606 ,3, 5 ; 615,7, 12;
617, 1, 3 ; 618 ,39, 47, 49; 627, 11 ; 631,2 , 3 , 5, 6,
niht177,2; Daz ich lîplîche sihe oder hære, daz 8 ; 632,3,7 ;635 ,2 - an dem vierzigesten tage sô
kumet geistlîche in mich 178,1; wan sie sehent schepfet got die s. vil kürzer dan in einem
in die gerehticheit gotes 223,2 ;man sæhe eine ougenblicke 65 ,3 ; in der vernünftigen s. 65,7;
âmeizen an dem himel 366,3 ;man ensæhe niht dâ diu 8. ir natiurlîche geschaffen wesen hat,
366 ,4 ; Enwäre kein mittelan der sêle, si sæhe
got blôz 367,3 ; das gởt, das si bekanten vnd
dâ enist kein wârheit 88,4 ; diu s. ist gemachet
enmitten zwischen einem und zwein 133,1;
sahen in gotte 454,9 ; ich mag kein ding ges., Dâ wirt got gezogen durch die s. und diu s.
es sey mir denn gleich 471,5 ; daz sie als verre wirt gezogen durch got 145, 3; Mîn s. ist un
sitzende sæhen als stânde 580,3 ; als ob got geteilet und ist doch zemâle in einem ieglîchen
diu dinc êwiclîche an im gemachet habe oder glide 177,1;diu s.diu hât inne alle kunst 192,6 ;
behalten , diu wir nû s. 600,6 – sehet ! imper.
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Wörterverzeichnis

in einer gotminnenden s. 198, 7; Daz ist der 537,8 - got würket daz werk in der 8., daz sîn
tac in der s. 200,2 ; Waz sint die 'zwêne süne' geburt ist 118,4 ; dar umbe, daz got geborn
der s. ? 218,2 ; Möhte diu 8. von zît berüeret werde in der 8. und diu s. in gote geborn werde
werden , si enwäre niht s. 231,2; dâ diu s. in 227,8 ; Dâ got geborn sol werden in der s.
gote alliu dinc niuwe und vrisch und gegen 231,5 ; Diu s., in der got sol geborn werden ,
wertic bekennet 231,10; Möhte sich der minste der muoz diu zît entvallen 232,4 ; Ez enwart
engel erbilden oder geborn werden in der s. nie geburt sô sippe noch sô glîch noch sô ein ,
240,3 ; Diu s. ist als junc als dô, dô sigeschaffen als diu 8. gote wirt in dirre geburt 239,6 ; Diu
wart in ir selben 304,6 ; daz über tûsent mîle 8., diu got hât, diu ist alle zît berhaft 319,5 ;
ist wîter dan Jérusalem , daz ist mîner s. als Diu s . gebirt ûzer ir got ûz gote in got 328, 10 ;
nâhe als mîn eigener lîchame 305 ,4 ; und Got hât daz werk und diu 8. daz begern und
wonete diu s. inne, sô hæte si gegenwertic daz vermügen , daz got in sie geborn werde
alliu dinc 308 , 1 ; sô ist ein einic werk , daz got 342 , 9 – daz innigeste (hohste ) der s .: 95 ,2 , 3,
würket in der s., bezzer und edeler und hoher 5 ; 96 ,4, 6 ; 118,5 ; 144,1; 164,2 ; 229,5 ; 259,7;
dan alliu diu werlt 325 , 6 ; diu s. ist edeler dan 268,1 ; 566 ,4 - swenne ich spriche ,dazhæhste',
der himel 328,4 ; Daz würket got, daz diu s. sô meine ich daz innigeste der s. 95,4 ; in dem
im glîch werde 342,10 ; mit einer ganzen s. innigesten und in dem hohsten der s. schepfet
363,5 ; Alsô muoz diu s. gebiutelt werden in got alle dise werlt 96, 1; Allez, daz got würket
dem liehte und in der gnade 366 ,7 ; Daz wesen in allen heiligen , daz würket got in dem inni.
der s . ist enpfenclich des învluzzes götlîches gesten der s. 96 ,7; Der vater gebirt sînen sun
liehtes 401,7 ; Also wirt vruhtbære daz weizen in dem innigesten der 8. 96 ,7 – lieht (in ) der s .:
korn , dîn s., in dem edeln acker dermenscheit 120,5 ; 142,1 , 3; 187,7, 10 ; 199,1; 264,1, 2;
Jesú Kristî 445,9; das dý s. verre ober dem 343, 11; 418,7 ; 556,6 – Diu s. muoz mit aller
himil geschaffen ist 456 ,6 ; da der vatter sinen maht sich brechen in ir lieht 120 ,5 ; daz über .
svn gebirt, Da ist dů s.vs gevlossen in ir wesen swebende natiurlich lieht der s. 121,4 ; Daz
vnd ist das bilde der gotheit gedrycket in die natiurlich lieht der 8. daz ist der morgen
(8.) 458,4 ; daz man gedenke der grôzen edel 199,1 ; daz got würket in dem einvaltigen
keit , die got an die s. hât geleget 528,8 ; Der liehte der s. 325,3 ;Götlich natûre giuzet sich
munt der s. ist daz oberste teil der s. 537,6 ; in daz lieht der s. 342, 12 ; Ich hân etwenne
der kus der s. 537 , 7 ; der vater hât die s. ge gesprochen von einem liehte, daz ist in der s.,
schaffen in dem sune 550 , 1 ; eine ieglîche geist daz ist ungeschaffen und ungeschepfelich
lîche s. 594,8 ; Diu s. ist geschaffen als mêals 418, 1 – man (vunke, houbet ) der 8.: 211,2 ;
under dem schaten des engels 597 ,7 ; daz diu 214 ,1; 233, 1; 280, 1; 318,2 ; 371, 1 – Daz vün
8. niht lûter enmac werden , si enwerde wider kelîn der vernünfticheit, daz ist daz houbet
getriben in ir êrste lûterkeit 599,2 ; Ez ist ein in der 8.,daz heizet der 'man ' der 8. und ist als
kraft in der s., diu ist witer dan alliu disiu vil als ein vünkelîn götlîcher natûre 211,1 ;
werlt 624 , 7 - das Bild in der S. 136 , 1 ; 192,5 ; in dem houbete der 8. . . ., in vernünfticheit:
330 ,2 ; 341,8 ; 456 , 12 ; 458 ,5 , 7, 9 - Alsó wirt dâ geschihet diu geburt inne 230,1; daz zwÔ
diu s . genzliche mit gote vereinet an dem bilde krefte in der s. sint: einiu ist der man und
und an der glîchnisse 136 , 6 ; Swenne diu s. dar einiu ist diu vrouwe 279,5; Diu kraft, diu in
inne lebet , dâ si gotes bilde ist 329,3; dâ diu der 8. ist, diu der mån heizet, daz ist diu
8 . ein bilde gotes ist 329,6 ; Swenne diu s . tritet oberste kraft der s. 280,1 ; Bî dem 'sune'
in daz bilde, da niht vremdes enist dan daz nemen wir vernünfticheit, daz der 'man ' ist
bilde, mit dem ez ein bilde ist 341, 1 ; Swenne in der s. 317,2 ; ez ist neizwaz gar heimlîches,
diu s. kumet in daz bilde und sich vindet in daz dar über ist, daz ist daz houbet der 8.
dem bilde aleine, in dem bilde vindet si got 325,13 ; diu oberste kraft der s., diu daz houbet
341,4 ;das bilde der gotheit ist gedruket in die ist 369,2; als vil wirst dû geeiniget und ge
8. 456 ,11; Hie hat das bild der s. vnnd gottes sæliget in dem vunken in der s. 419,2 – daz
bilde éin wesen 472,3 – ordenunge der 8.: Nû oberste (edelste ) der 8.: 178,4 ; 537,6 – Ez ist
sprochen wir von der ordenunge der s. 121,3 – ein daz oberste teil der 8., daz stât obe zît
die Geburt in der S . 123,3 ; 228, 1, 2 , 3 ; 236 ,3 ; 24,3 ; daz ûz dem obersten teile der 8. vliezent
238,9 ; 319 ,4 ; 321,3 ; 322,1 , 2, 4 ; 328,6 ; 342,8 ; zwô krefte 31, 1; daz daz edelste teil der 8. er
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vüllen müge 192,1 ; Vernünfticheit ist daz diu s. giuzet ûf den lichamen , sô wirt si
oberste teil der s. 317,7 - diu s. Kristî: 306, 11 ; vervinstert 598 ,2 ; Swanne der lîchame bereit
386,18 ; 387,22, 25 ; 439,4,7, 9 ; 440,2, 5 ; 441,2, ist, sô giuzet got die s . dar în und bildet sie
3 ; 442, 1, 2 ; 443,6 ; 444 ,5, 7 – daz lip und s. in nâch dem lichamen 601, 1 – antlütze der s. :
éinem puncte der zit mit dem ewigen worte ge 30 ,3 - diu s. habe zwei antlütze 30 , 1 ; von
einiget wart439,7 - Namenlosigkeitder S. 237,1 – zwein antlützen der s. 218,4 - daz ouge der s. :
als wênic als man gote eigenen namen vinden 135,4 ; 305,9 – daz der s. ouge geüebet und
mac, als wênicmac man der 8. eigenen namen gesterket werde 134,7 – diu s . in der minne
vinden 237,2 – einunge zwischen gote und der buoche: 100,5 ; 604,8 ; 605,4
8.: 136,6 ; 618,37, 38 ; 632,2 – Ez ist sô grôziu selten adv. ( 1 ) 350,3
einunge gotes mit der s., daz ez unglouplich seltsæne adj. ( 1 ) 116, 3
ist 303,3 ; daz ist daz houbet der s. Dâ ge seltsæne adv. ( 1) 600, 2
schihet diu rehte einunge zwischen gote und senden swo. ( 14 ) 13,4 ; 114,2 ; 116,1 , 3 ; 118,8 ;
der 8. 326 ,1; Swâ got und diu s. vereinet suln 227 ,3; 230,4 ; 234, 1; 372,8 ; 378,4 ; 387,47 ;
werden 339,5 ; Diu s., diu ein lieht ist , diu 447,4 ; 528 ,3 ; 564,4
sliuzet gotes gar vil in sich 569, 3 ; Swanne diu senfkorn stn . < 2> 521,5 ; 522,9
8. mit gote vereinet wirt 615, 11; diu 8. ist als senfkörnlîn stn . ( 2 ) 521,6 ; 522,8
gar ein mit gote , daz einez âne daz ander niht senken swv . ( 2) Iemêdermensche in den grunt
enmac verstanden werden 631, 10 – etwaz in rehter dêmuot gesenketwirt ,ie mê er gesenket
der s. : 30, 3 ; 301,6 - Ez ist etwaz, daz über daz wirt in den grunt götlîches wesens 582,3
geschaffen wesen der 8. ist 66 , 2 ; daz etwaz obe sêre adv. (8 ) 109,1 ; 204 ,4 ; 230,7 ; 289,13 ;
der 8. geschaffener natûre ist 88,6 ; ez ist ein 486 ,8; 588,2 ; 628,9
etwaz in der 8., dâ got inne lebet, und ist ein sete stf. (l) an geistlichen dingen enist kein s.
etwaz in der s., dâ diu s . lebet in gote 301,5 – 289, 11
kraft (krefte, sinne ) der s. : 135 ,6 ; 138 ,2, 3, seten swv. (1 ) 297, 11
5 ; 141,5 , 7 ; 142, 1, 4 ; 164 ,1 ; 191, 11 : 202,6 ; setzen swv. (15 ) 55,2; 278,12; 351,5 ; 538,1, 3;
203,1 ; 220,3 ; 223,8, 9 ; 302,2 ; 305,8 ; 324,4 ; 582,1 ; 616,5 ; 618,43 – Got enbetwinget den
388,75 ; 418,7 ; 496,4 - doch sô ist ein kraft in willen niht, er setzet in in vriheit 78 ,2 ; waz
der 8.. . ., diu ist alsô abegescheiden und also enoben ist, daz ordent und setzet daz under
lûter in ir selben und ist sippe götlîcher natûre 178,5 ; Allez, daz ie von gote gekam , daz ist
52, 12 ; die stîge des hûses bezeichent die krefte gesast in ein lûter würken 495 ,6 – reft . 552,6 ,
der s. 133, 1 ; daz diu s .mit den obersten kreften 8 - Swer dâu wil anebeten den vater , der muoz
rüeret die êwicheit, daz ist got 134,2 ; daz sint sich s . in êwicheitmit sîner begerunge und mit
die stige, dâ diu s. üzgât in die werlt 138,1 ; sîner zuoversiht 24, 2
An dirre kraft wirt got begriffen an der 8. als setzunge stv . ( 11) locatio 201, 3, 5, 6 – der ist
verre, als ez der crêatûre mügelich ist 143,7 ; stat und s. der andern 188, 10 ; der oberste
als vliuzet got in alle die krefte der s. 214 ,4 ; engel ist stat und s. und mâze aller der andern
diu minste kraft, diu in mîner s. ist, diu istwîter 188,11; 8. aller crêatûren ist genomen alzemâle
dan der wîte himel 232,9 ; Ein kraft ist in der 8., ûz dem grunde dirre stat rehter ordenunge
der sintalliu dinc glîche süeze 306 ,6 ; Ez ist ein 191, 3 ; s. der sêle vliuzet ûz disem grunde 191,4 ;
kraft in der s., und niht aleine ein kraft,mêr : Got der enhât niht eigens namen und ist ein
wesen , und niht aleine wesen ,mêr : ez læset we. stat und ist s. aller dinge und ist natiurlich
sen 308 , 2 ; Alle die krefte, die ze der s . hærent, stat aller crêatüren 200,5 ; in sînem nidervalle,
die enaltent niht 323, 5 ; daz ist sælicheit, daz sîner würkunge ist er stat und s. aller lîplîchen
man lebe nach der obersten kraft der s. 370,7 ; dinge 200,8 ; der oberste engel der ist stat und
ein kraft ist in der s., diu ist gescheiden von 8. und mâze aller der andern engel, die under
nihte 382,8 - S. - lîp : 65,3; 214, 2, 3 ; 302,1 ; 407, im sint 201,7 ; Diu stat ist got, der allen dingen
1, 3 ; 602,7 – Daz diu 8. von dem lîbe scheidet, gibet s. und ordenunge 201, 11
daz tuotgarwê214,1 ; durch die grôzen einunge, sicher adj. (4 ) 34 ,9 ; 46, 1 – ein s . warheit 10,4 ;
die diu s. hât ze dem lîbe 405 ,5 ; 8ô ist diu 8 . daz er eht s. wäre , daz er heim kæmemit libe
in dem minsten glide als volkomenlîche als in 629,5
dem lîbe alzemâle 407, 2; Dar umbe, daz sich siech adj. ( 10 ) 7,11; 8,1; 10,1, 3; 33,9; 147,6 –
880
Wörterverzeichnis
Got wil, daz dû s. sîst, und wöltest dû gesunt sô glîch noch sô ein , als diu sêle gote wirt in
sîn 7,9 ; Ist er s., daz er als gerne s . sî als ge dirre geburt 239,5 ; Dâ gnade inne ist in der
sunt, gesunt als s. 33,8 ; Sint sie aber 8., sô sêle, daz ist sô lûter und ist gote sô glich und
begernt sie, daz got wölte, daz sie gesunt SỐ 8. 242,4
wären 634,2 sippeschaft stf. (2) daz oberste an der men
siechtage swm . (2) 291,1 - in siechtagen oder scheit hât glîcheit mit den engeln und s . mit
in gesuntheit 634,6 der gotheit 13, 12 ; Ez ist ein s . götlîcher art,
siechtuom stm . ( 1) als liep in siechtuomeals in ez ist in im selben ein 66 ,4
gesuntheit 106 ,2 sippesîn subst.inf. ( 1) In der zît ist créatûre
silber stn . (5 ) 474, 11; 568,12 ; 623,5 - diß und sünde und tôt. Disiu hânt ein s. in einem
ertz das ist kupffer; das hat in seiner natur, sinne 241,4
das es s.werden mag, vnnd das s. hat in seiner site stm . (4 ) 155 ,1 - die .. .niht enbezzernt ir
natur, das es gold werdenn mag 474 , 10 gebrechen und ir s. 139,3 ; Swenne er wol ge
sin stm . (59 ) 30,3 ; 100 ,1, 7 ; 101,10 ; 105,5 ; ordent ist an sînen siten 155,3; der niht enhật
107,4 ; 108,4 ; 164,5 ; 174,6 ; 219,8 ; 220,1 ; gewandelt sînen alten s. 161,2
231,7 ; 252,2 ; 267,4 ; 288,1 ; 387,33; 433,8 ; sîte swf. ( 2 ) von des mannes rippe und sîten
438,3 ; 465,3; 475 ,13, 15 ; 489,3 ; 498,6, 7 ; 48,3 ; sihet si bî sîten 143,4
539,27 ; 550,4 ; 552,4 ; 557,11 – Disiu hânt ein sitzen stv . ( 10 ) 99 ,1; 179,5 ; 180,4 ; 305,1 ;
sippesîn in einem sinne 241,4 ; Daz wirt selten 316 ,4 ; 338,4 ; 373,1 - Wâ sitzet Kristus ? Er
verstanden nâch sînem sinne 350, 3 ; số ver ensitzet niergen 179,5 ; war umbe si stuont
stüendet ir mînen 8. und den grunt aller mîner und niht ensaz 580,1 ; daz sie niht ûf in selben
meinunge416,3 ; nâch geistlîchem sinne 438,6 ; gestân enmügen und müezen s. 580,9
in eynem gemeynen synn 468, 1 ; Disen s . hån sitzen subst. inf. (1) s. bediutet ruowe und
ich etwenne gesprochen gemeinlîche 558,3 – meinet, da kein zît enist 180, 1
die (fünf ûzern ) sinne : 138,1 ; 203,3; 223,8 ; sitzende part.adj. ( 3 ) Siwäre im doch als nahe
304,7 ; 351,4 ; 441,1, 2; 443,2; 524,9 ; 578,4 – 8. gewesen als stände 580, 2 ; daz sie als verre s.
dar diu sêle mit irn sinnen noch kreften niht sæhen als stände 580,3; daz man s. mê en
komen enmac 142,4 ; und niht diu sôle ûzge pfæhet dan stânde mit rehter démüeticheit
gangen enist spazieren mit den vünf sinnen 581, 3
164, 2 ; Allez, daz die ûzern sinne enpfâhent, slac stm . ( 1) so würffe ich dann die hand für
daz ez geistliche wirt îngetragen 178 , 2 ; wie vnd enpfienge die den s. 473,1
etlîche krefte der sêle verbunden s. an den slâf stm . ( 1) 188,2
vünf sinnen 191, 11; Ez ist niuwan ein üebunge slâfen stv. (7 ) 27,5 ; 100,1, 3, 5 ; 188,4 – slâfent
der sinne 192,4 ; daz îngetragen wirt ze den alle crêatûren in dir 100,6
sinnen 202,5 ; die vünfman , daz sint die vünf slahen stv. (5 ) 15 ,2 ; 473,1, 2 – slahe ich dich ,
sinne 213 ,4 ; an deheinen dingen, diu inwendic sô slahe ich ze dem êrsten einen Burchart oder
die sinne begrîfendesîn 272,7 - Verstand 237,1 ; einen Heinrich und slahe dar nâch den men
243,1 - die ze kranken s. hânt 239,1 ; wir schen 15 , 1
müezen sprechen nach unserm sinne 243 ,6 ; sleht adj. ( 1 ) 539,39
es ist nyemant so einfeltic von synnen 467, 6 sliezen stv . ( 7) 568,25 ; 571,13 – sô der åbent
sîne subst.pron .swm . ( 1) 372, 8 den mittentac in sich sliuzet 187,2 ; Diu sêle,
sîne subst. pron .own. ( 13) 8 ,5 ; 12,7 ; 54, 1;59,12 ; diu ein lieht ist, diu sliuzet gotes gar vil in
80, 2 ; 408,6 ; 430, 10 ; 431,2 ; 445 ,6 ; 464,5 sich 569,4 – refl. ez sliuzet sich alzemâle in ein
sinnelich adj. ( 1) Diu tier tretent baz ûf und 187,8 ; Dân sich daz komende und komen - ist in
hânt vihelich und s. leben 556,5 ein sliuzet 349,2
sinnic adj. (1) verständig Wære min sêle 8. slite swm . (1) der geist ist ein s., der daz lebon
559,4 vüeret in al diu glit 405 ,4
sinwel adj. ( 2 ) s . als der himel 556,4 ; als der slîzen stv. ( 1) Die krefte , die ze dem lîbe
ein s. dinc zesamendrücken wil 566 ,5 hærent, die slîzent und nement abe 323,6
sippe adj. (4) und ist s. götlîcher natûre 53,1; sloz stm . ( 1) castellum 577,3
daz etwaz sî, daz gote alsô s. ist und also smacken swv. intr. ( 15 ) 13,7 ; 116 ,5 ; 173,4 ;
ein ist 88,7 ; Ez enwart nie geburt sô s. noch 176,6 ,7 ; 289,2, 13; 290,3 ; 291,5 ; 618 , 14 – diu
56 Edhart, D 2 881
Wörterverzeichnis

gnâde vliuzetûz dem götlîchen brunnen und ist spiegel stm . (3) 600,9, 12, 15
ein glîchnisse gotes und smacket als got 152,6 ; spise stf. (6 ) 290,3; 373,2 ; 386,19; 387,21;
den smacket sô wol sîn wille 290 ,5 ; Wan ez 612,12 - sô mich hungert, sô gebiutet mir diu
got wil, dar umbe smacket ez im baz dan iht sp . 44,7
anders 291, 2 ; daz der sêle niht ensmacke dan spisen swv. (2) speisen , ernähren 387,20, 21
got aleine 570,6 ; war umbe ensmackent dem spitze stswf. (2 ) als breit als einer nâdel sp .
ôren niht süeziu dinc als dem munde ? 611, 3 414 ,6 ; daz niht ûz blîbet als grôz als einer
smak stm . ( 8 ) 153,2 , 3 ; 456 ,3 – als mîn ouge nâdel sp . 626 ,7
weiz , waz s. ist 66,11 ; Swenne sich diu selbe spor stn . (1) 633,5
gnâde und der s. wirfet in den willen 153, 1; spot stm . ( 1) die triegent sich selben und sint
allez, daz wesen hât und lustlich ist ze begerne des tiuvels sp . 139,4
und s . bringet 363,4 ; einen roch vnd einen s. spotten swv. ( 1) Die geschrifft .. .als man sy
der zit 456,2 ; in dem smacke, dân er sîne eigene gründen will, so spottet sy weyser leütten
sælicheit inne hât 558,1 467,5
smecken swu.tr . ( 3) 45,1 ; 173,3 ; 633,8 sprechen stv . ( 902) 6,2, 3, 5 ; 7,1, 2, 4, 8; 8,3,
smelzen stv . (3 ) daz êrste ûzsmelzen , dê got 8 ; 9,2 , 4 ; 12, 2, 4 ; 13, 3, 11 u .ö . - ich wölte über
ûzsmilzet, dâ smilzet er in sînen sun , und dân alter gân und enwölte niemer deste minner
smilzet er wider in den vater 180 ,6 ; alliu dinc, messe gesprechen 18, 2 ; Als lützel mîn ouge
diu von hitze smelzent 599,5 kan sp . 43,2 ; die wurzel der gotheit die spri
smucken , smücken swv.ref. (2> biz sich diu chet er alzemâle in sînen sun 52,4 ; in der selben
sêle gesmucket und geschelt von der geburt sprichet er uns sîne vriunde 52, 11 ;
creatûre 34,9 ; Got der smücket und erbiutet 'Vos', daz wort daz sprichet als vil als 'ir'
sich alsô engegen der sêle 295 ,1 68 ,5 ; Daz von ûzen în wirt gesprochen 97,5 ;
snê stm . (2 ) 173,8 ; 444,1 got ensprach nie dan einez 98 , 1 ; In dem
snel adj. ( 1) daz si die sêle s. machet und ge éinen spruche sprichet er sînen sun und
vüege ze allen götlîchen werken 152,4 den heiligen geist mite und alle créatûren
snelliclîche adv. ( 2 ) 583,2 ; 605 . 9 98, 2; Nieman enmac daz wort eigenlîche ge
snel(le) adv. (4 ) 397,4 ; 581,1 - als snelle er ez sprechen dan der vater 118,1 ; daz kein ver
wölte, als snelle wære ez 397 ,3; Als 8. und als genclich dinc, daz an dem jüngesten tage ver
wâr geschach diu einunge 439 ,8 gân sol, in die sêle gesprechen enmac 137,3;
snîden stv . ( 1) 616,6 und spriche daz in dem munde, alsô als ich
snæde adj. (11) 326,4 ; 328,4 ; 532,3 ; 539,20 ; ez in mînem herzen hân 167,1; Allez, daz der
611,9 ; 618, 18 , 19 – sô enbin ich niht snæder vater hât und geleisten mac, daz sprichet er
noch got niht hæher 49,7 ; Etlîche krefte sint alzemâle in sînen sun 167,3 ; swaz er gespre
SÔ 8., daz er niht dar în gesprochen enmac chen möhte mit worten von gote 204, 2; Ze
323,1 ; Alle créatûren suochent etwaz gote dem dritten mâle wirt ez gesprochen ûzwendic
glîch ; sô sie ie snoeder sint, sô sie ie ûzwerter mit dem munde 229,3 ; Also wirt daz ewige
suochent 326,5 ; und kein dinc enist sô s. als wort gesprochen inwendic in dem herzen der
daz himelrîche, sô ez veile ist 611,8 sêle 229,4 ; in dem houbete der sêle, da ich nû
snoedeste subst.adj. ( 1) sie wellent mit gote von sprach 230,1 ; wie wît der himel sî, daz
teilen und wellent im daz s. geben und ein wære unglouplich ze sprechenne 232,9;
wênic 16 , 6 'Gabriêl sprichet 'kraft ' 237,6 ; wir müezen
sôgetân adj. ( 1) sôgetâne rîcheit 505,2 sp . nâch unserm sinne 243,6 ; got sprichet
solch pron .adj. (1) 387,40 alliu dinc in sînem sune 321, 1; Got sprichet
sorge stf . (1) 163,4 sich selben in sînem sune 322,2 ; dâ er sich
sorgen swv. (3 ) 160,2 ; 163,3, 5 sprichet in sînem sune, in dem spruche spri
spazieren swv. ( 1 ) diu sêle ûzgegangen .. .sp . chet er in die sêle 322,3 ; Etlîche krefte sint
mit den vünf sinnen 164,2 sô snæde, daz er niht dar în gesprochen enmac
span stm . ( 2 ) Aber von dem werke vellet ein 323,1 ; 'Cephas', daz sprichet als vil als ein
sp . - als dâ ein sp. abevellet von einem balken , houbet' 370,11; er ensprichet niht dan diz
den man houwet 243, 2
selbe wort 433,9 ; Der vater sprichet vernünf.
spâte adv. ( 1) 187, 3 ticlîche in vruhtbærkeit sîne eigene natûre
882
Wörterverzeichnis
alzemåle in sînem ewigen worte 434 ,4 ; als sô créatûren in einem spruche 321,6 ; In dem
swaz da wirt gesprochen oder getân von spruche, dâ er sich sprichet in sînem sune, in
gewalt des willen 435 ,2 ; er muoz diz wort sp . dem spruche sprichet er in die sêle 322,3 ; der
und gebern âne underlâz 435 ,5;her umbespri sun ist ein sp. würkende 530,1
chet der vater diz wort williclîche und niht stæticheit stf. ( 1) wan ir leit nâch gote was
von willen 435,7 ; In disem worte sprichet der und ûf eine st. gebûwen 580,10
vater mînen geist und dînen geist und eines stæticlîche adv. (1) der himel loufet st. 326,7
ieglîchen menschen geist glîch dem selben stätigen swv. ( 1) daz ez ( = das göttliche Licht)
worte 435 ,8; ‘Aliquando' : der das wort vol. der sêle ouge niht gelîden enmöhte, ez enwerde
grvnden kan , so spricht es als vil als '<et-> gestætiget und ûfgetragen bîmaterie 135 ,4
wanne' 455,2 ; Es wart gesprochen in der stameln swv. ( 2 ) 201, 10 - Waz wir von im
schůle 458,6 ;Got ist ein wort, daz sich selben sprechen , daz müezen wir st. 191, 1
sprichet529,6 ; Alsô sprichet der vater den sun stân stv . (an .v.) (75 ) 13,4 ; 24,6 , 8 ; 30 ,3 ; 34,4 ;
ungesprochen 530,3 ; Alle crêatûren wellent 79,4 ; 86 , 2, 8 ; 99 , 1 ; 198 , 1 ; 200 ,10 ; 204,6 ;
got sp. in allen irn werken ; sie sprechent alle , 232 ,5 ; 233 , 3 ; 305 , 3 ; 306 ,8 ; 325 ,2 ; 343,11 ;
sô sie nâhest mügen , sie enmügen in doch 385,6 ; 431,8 ; 475 ,15 ; 476, 1; 494, 1; 553,9 ;
niht gesprechen 531, 1; 'Herre' sprichet als vil 578,6, 8; 579,6 ; 580,1, 4, 7; 581, 1, 2 ; 582,1;
als ein übersetzunge einer hêrschaft 531,5 ; Der 588,4 , 5 ; 600,7, 8 , 9 ; 605,6 – ist, daz ich alsó
vater sprichet den sun ûz aller sîner mügent . st. 13 ,5 ; daz oberste teil der sêle , daz stât obe
heit und alliu dinc in im 535 , 1 ; Sô got in die zît 24,3 ; diu kraft . .., diu dân stât obe zît und
sêle sprichet sô ist si und er einez 536 ,6 ; Disen diu dâ stât âne stat 34, 3 ; dem menschen , der
sin hân ich etwenne gesprochen gemeinlîche dân stât in gotes minne 59,12; Dirre geist stât
558,3 ; allez , daz man gesprechen mac von in einicheit und in vriheit 77, 4 ; die dâ stânt
unserm herren Jêsû Kristô, daz möhte man sp. in vriheit und in einicheit in im selben 81,8 ;
von der sêle 632,7 – ich hân ouch (etwenne, allez stände gegen gote in götlîchem liehte
mê)gesprochen : 26 ,3 ; 30,5 ; 32,6 ; 94,7 ; 116,8 ; 124 ,1; sô stât ez übel 214,1; in der alliu dinc
124,3 ; 139,2 ; 161,5 ; 168,3 ; 252,1 ; 267,3 ; mit underscheide stânt 279,3 ; ir leben stât an
279,4 ; 329,2 ; 347, 3 ; 349,4 ; 399 ,5 ; 418 , 1 ; im 343,9 ; dâ sîn sælicheit ane stât 373,5 ; daz
456 , 7 ; 473,5 ; 499, 9 ; 530 ,4 ; 549,6 ; 599, 1 ; er dar nâch st . sol, daz er ervülle den aller
612 ,11 – ich hân nû niuwelîche gesprochen liebesten willen gotes 490,3 ; Dô ich stuont in
293, 7 – als ich mê gesprochen hân : 285 , 9 ; mîner ersten sache 492,3; dô der mensche
288 ,4 ; 369, 3 ; 370 , 2 ; 401,4 ; 458 , 1 ; 565 , 3 ; stuont in der ewigen art gotes 495 , 2 ; daz man
578, 2 ; 611, 3 ; 612, 3 sitzende mê enpfæhet dan stânde mit rehter
sprechen subst.inf. ( 8 ) 309, 1 ; 535 ,2 - Aleine dêmüeticheit 581, 3 - . . . stât geschriben : 6 , 2 ;
dû des sprechennes niht enhærest 52,11; Des 40 ,2 ; 286 ,1 ; 378,2 ; 464,2 - Ein ander wort stât
vaters sp . ist sîn gebern 53,4 ; wan er ist mê ouch in der geschrift 286, 2 – ledic st.: 447, 2 ;
ein swigen dan ein sp . 189,6 ; sol ich nû daz 491,8 ; 495,3, 5 ; 499,6 ; 500,4 , 8 ; 504 ,7 – Also
sp . gotes in mir vernemen 304 ,4 ; nû merket sol er ledic in der gâbe st. 431,8 ; hie stuont ich
die wîse disos sprechennes ! 434 ,4 ; In dem ledic gotes und aller dinge 492,7 ; daz der
selben sprechenne bist dû und ich ein natiur . mensche sol quît und ledic st. 497,2 ; Der sô
lich sun gotes als daz selbe wort 435 ,9 ledic stât ze wizzenne und ze bekennenne
sprechende part.adj. ( 1) Der vater ist ein sp . 499,5
werk , und der sun ist ein spruch würkende stânde part. adj. <2> 588,3 – Si wäre im doch
530, 1 als nâhe sitzende gewesen als st. 580,2
spriezen stv . ( 1) die wurzel, ûz der alliu dinc stark adj. ( 1) 595,1
gesprozzen sint 560,6 stat stf. (101) 189, 2; 191,2 , 3 ; 200,4 ; 203,11 ;
springen stv. ( 1) 212,3 204 ,8 – diu kraft . . . , diu dâ stât. . . âne stat
spruch stm . ( 10 ) 98,3 ; 189,6 ; 322,3; 539,10, 11 34,3 ; keine natiurlîche st. 177,1 ; In der st.
Sîn sp. enist niht dan einez. In dem einen sol diu sêle ruowen in dem obersten und in
spruche sprichet er sînen sun und den heiligen dem innigesten der st. 203,8 ; daz ist st., diu st.,
geist mite und alle créatüren und enist niht dân ich nû inne stân 306 ,8 - Ort, locatio 188,7, 8,
dan áin sp . in gote 98 ,2; Got machet alle 9, 11; 192,2; 200,3, 6,7, 9, 12 ; 201,2, 3, 6, 8,
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Wörterverzeichnis
11; 203,7 – daz der himel ist ein st. aller dinge stein stm . (34 ) 74 ,7 ; 188 ,1; 278,2 ; 372,4 ;470 ,6 ;
176 ,11; diu gotheit ist aleine ein st. der sêle 474 ,15 ; 521, 18, 19, 20 ,23 ; 523,20 ,21, 23, 24 ,
188 ,5 ; waz des andern st. ist, daz muoz obe 28; 540,69,71; 567,7 – als mügelich daz ist,
im sîn , als der himel ist ein st. aller dinge und daz ein st. habe engelische wisheit 165 ,4 ; et.
daz viur ist st.des luftes und der luft ist st. des lîche pfaffen wizzen dâ von als wênic als ein
wazzers und des ertrîches 188,6 ; Der engel ist st. 234,7 ; Der mich nû hieze einen st. tragen ,
st. des himels , und ieglîcher engel, der eines als mê hieze er mich tûsent steine tragen als
tröpfelînes mêvon gote hât enpfangen dan der einen 307,7 ; ein bilde, daz in einem steine ist
ander , der ist st. und setzunge der andern , und 340,5 ; Dâ ein st. enpfienge daz viur in sich
der oberste engel ist st. und setzunge und 406,4 ; diß holtz hat in seiner natur, das es ein
mâze aller der andern 188, 10 ; Diu st. der sêle , st . werden mag 474, 12 ; Daz selbe, daz min
diu got ist, diu ist ungenant 189,3 ; Got der en . munt got sprichet und offenbâret, daz selbe
hât niht eigens namen und ist ein st. und ist tuot des steines wesen 535 , 3 ; Als diu sunne an
setzunge aller dinge und ist natiurlich st. aller sich ziuhet den viuhten luft , als gibet si dem
creatûren 200,5 ; in sînem nidervalle , sîner steine ir glîcheit und ir kraft 567,8
würkunge ist er st. und setzunge aller lîplîchen steinic adj. ( 1 ) 386 , 9
dinge, diu under im sint. Und daz viur ist st. stellen swv. ( 2 ) 55 , 2
des luftes, und der luft ist st. des wazzers und sterben stv . (31) 7,9, 11; 10 ,4 ; 33,9; 301,7, 8;
des ertrîches 200,8 ; Daz ist st., daz mich um 318,2 ; 365,5 ; 408,4 ; 435 ,18 ; 436 ,2 ; 440, 10 ;
bovangen hât 200,9 ; Alsô ist der himel st. 441,4 ; 588,6 ; 589,2, 3 ; 605, 10 ; 612,12 – Dar
aller lîplîchen dinge, und er enhật keine st., umbe ist got gestorben , daz ich sterbe aller
diu lîplîch sî; mêr : der niderste engel der ist der werlt und allen geschaffenen dingen 84, 3 ;
sîn st. 201,4 ; Diu st. ist got, der allen dingen ez sî wariu urstende, der niht wider enstirbet
gibet setzunge und ordenunge 201, 11 – Raum , 175 ,8 ; swenne sich diu sêle her ûz kêret ûf
Stätte 86 , 8 ; 188 , 1, 2 , 4 ; 189, 1 ; 200 ,4 ; 201, 15 ; ûzerlîchiu dinc, sô stirbet si, und got der
203,6 ; 305 ,2, 3 ; 306 ,8 ; 338 ,5 ; 414 ,2 ; 415,2 ; stirbet ouch der sêle ; und dar umbe sê en
436 ,5 ; 500,7 ; 501, 1, 3 ; 502,5 ; 505 ,6 ; 523,52; stirbet er an im selben nihtes niht 301,7;
524 ,53 ; 524, 11 - Ich saz gester an einer st. 99, 1 ; Stirbet man dirre werlt , man enstirbet gote
in vernünfticheit , in der bin ich als nahe der st. niht 365 ,2 ; Daz ich bin nâch gebornheit, daz
über tûsent mîle jensît des mers als der st., då sol st. und ze nihte werden , wan ez ist tætlich
ich iezuo inne stân 233,2; daz enkam niht von 503,4 ; dû muost allen dingen st. 538,5 ;
der verre der st . 338,6 ; daz.. .daz ertrîche . .. swanne in ir liep houbet ( = Vorsteher ) stirbet
die nidersto st. besezzen hât 414 ,4 ; in den 580,8
menschen , der sich gote gelâzen hat und die sterben subst.inf. ( 1) an betrüepnisse und an
niderste st. besezzen hât 415,9 ; alsó daz er sterbenne 440,4
möhte sîn ein eigen st . gotes, dâ got inne sterblich adj. ( 1) 386 ,11
möhte würken 500,2 ; daz got st. vinde in sterke stf. ( 1) Si was gekleidet mit der st. ze
im ze würkenne 500 ,4 - Stadt, civitas 594 ,3 , 4 , widerstânne aller unvolkomenheit 146,5
5 ; 596 , 1 ; 600 ,3 – Disiu 'st .' bezeichent eine sterken swv. (1) daz der sêle ouge geüebet und
ieglîche geistliche sêle 594, 8 – zît und (noch ) gesterket werde 134,7
st. : 174 , 4 ; 347 ,4 ; 397, 6 - Diu sêle muoz sich stern (e) stswm . (10 ) 456,4 ; 555 ,5 ; 567,7 ;
erheben mit aller ir kraft über sich selben 568 , 10 , 24 - Daz die sternen giezent alle ir
und muoz gezogen werden über zît und über enhoezen a liber
kraft in den grunt des ertrîches 551, 3 ; Der
st. 165,2 ; daz beroubet ez zît und st. 347,2 ; himelgiuzet sîne kraft in die sunnen und in die
daz lieht benimet zît und st . 347,6 ; wan diu sternen 554,6 ; Ieglich gesteine und krût ist
natûre in zît und in st. würket 397,1 ; in dem ein hiuselîn der sternen 555,3
vunken in der sêle, der zît noch st. nie enbe stige stf. ( 7) Steig , Pfad 132,2 ; 138, 1; 141,1 ;
ruorte 419,3 ; Diu tier tretent baz ûf und hänt 147,8 - die st. des hûses bezeichent die krefte
vihelich und sinnelich leben und blibent doch der sêle 132,4 ;und in den stigen gât diu werlt
in der zît und in der st. 556 ,5 ; über zît und wider ze der sêle 138, 1; Dise s. sol ouch be
über st. 556,6 ; dâ noch zît noch st. enist âne sehen ein ieglîchiu sæligiu sêle 146,3
hie und âne nû 569,2 stille stf. (4 ) 327,1 – und lieze daz in einer st .
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81,5 ; in einer st. der lûtern ruowe 200, 1; dirre 104, 1; 109,1 ; 114,6,7 ; 115,3; 122,7 ; 123,2 ;
grunt ist ein einvaltic st., diu in ir selben un 125 , 2 ; 138,4 ; 139 , 1 ; 146, 3 ; 150, 4 ; 151,4 ;
bewegelich ist 421, 1 155, 1, 2 ; 163,4 ; 175 , 5 , 6 ; 176 ,4 , 9 ; 181,4 ;
stille adj. (4 ) 81,7 ; 307,2 – der mensche, der 191,12 ; 203,8 ; 223,10 ; 231,5 ; 232,4, 5 ; 255 ,3 ;
muoz gar st. sîn 307,3 ; in die stillen wüeste 256,2 ; 259,4 ; 268,15, 19 ; 272,5, 6 ; 273,4, 5 , 6 ;
420, 9 274 ,2 ; 280,5 ; 289,9 ; 291,8 ; 292,5 ; 296 ,3,12,
stillestånde part.adj. ( 1) an dem einvaltigen 13 ; 297,4 ; 304, 3 ; 307, 2 , 4 , 5 ; 325 , 7 ; 344 , 2 ;
stillestånden götlîchen wesene 420,7 362, 3 ; 363, 1 ; 364,5 ; 366 ,5 , 8 ; 367, 7 ; 368, 3 ;
stimme stf. (2 ) 143,3; 386,5 369, 1 ; 370, 7 ; 373,4 ; 378, 7 ; 379 ,5 ; 387,48 , 51,
stok stm . (2 ) 627,1 – der ein edel zwî pflanzet 54 ; 388 ,95 , 97 ; 401,5 ; 403 , 1 ; 406 , 2 ; 409 ,4 , 5 ,
in einen groben st. 626, 11 7 ; 429, 3 , 4 , 5 , 6 ; 431, 1, 4 , 5 , 6 , 8 ; 438,8 , 9 ;
stôzen stv. ( 2 ) 616 , 4 – dar ane stôzent etliche 440,4 ; 444,9 ; 445,2, 4, 6, 7, 8 ; 446,1, 3, 4, 5,
tôrehto liute 191,8 6, 7 ; 450,4 ; 454 ,6 ; 458, 1; 464,3, 4 , 7, 8 ; 466,5 ;
strecken swv. ( 1) daz sant Paulus sîn houbet 467,11 ; 468,2, 5, 9 ; 476,11, 12 ; 490,3, 5 ; 491,7,
dar strahte 13,6 8 ; 494,2, 5, 7, 8 ; 495 ,1, 3 ; 497,2, 6 ; 500, 1;
strîten stv. ( 1 ) 122,7 503,4 ; 505,2; 522,20, 23; 523,21, 24, 25, 28,
stücke sin . ( 14 ) 123,5 ; 202,1 ; 363,3 ; 366,1; 41, 43 ; 524 ,59, 60, 67; 524 ,13 ; 538,5 ; 552,5,
370,2 ; 429,3 ; 430,1, 2; 431, 10 ; 432,11; 433,6 ; 6 , 7, 8 ; 553, 1 ; 557,2 , 3, 4 , 8, 9 ; 566 ,2 , 3 , 7 ;
447,5 ; 589,10 - Noch ein st. solt dû haben 567,1 ; 568,7 ; 582, 13 ; 589,8, 9, 10 ; 595 ,3;
446 ,7 610, 3 , 4 , 6 ; 610 , 10 ; 612, 15 ; 613, 3, 5 ; 614 ,2 , 4 ;
stückelîn stn . ( 1 ) 464,5 615 ,4 ,5 , 6 ; 616,7 ; 617, 1, 3, 8 ; 617,9 ; 618,20,
stunde (stunt) stswf. (8 ) 24,5, 7 ; 564,5 ; 569,7 – 27 , 29 , 31, 33 , 34 , 36 , 45 , 47, 48
daz niht enmügen zwÔ stunden mit einander sumlich pron.adj. ( 1) 265,1
gesîn noch zwêne tage 162,5 ; ze dem minsten sun stm . (243 ) 33,2, 3, 4, 5, 6 ; 210,3, 6, 7 ; 218,2 ;
in der st., sô si sich ze gote vüeget 163,4 ; Si 219,7; 223,7 ; 316,2 ; 317,2 ; 433,4 ; 447,6 ;
wurden bi stvnden beweget 454 ,5 ; daz man 539,44 , 45 - wellen wir 8. sîn , sô müezen wir
zwirn oder drî stunt brenne 599,4 einen vater haben 33, 1 ; Dô der kraft gebrach ,
stuol stm . ( 1) vür den st. der wisheit 564,10 dô worhte si ein , so si glîchest mohte : daz was
stürzen swv. ( 1 ) das stürtzet in die vatter ein 8. 238 ,5 ; Diu natûre enwölte niht aleine
schafft 470,8 würken den 8., und möhte si, siwölte den vater
substancie stf. (l) in der lûtern, blozen s., dâ würken 396 ,5 ; dar umbe wan diu natûre in
er sich selben blôz nemende ist 274,3 zit und in stat würket, dâ von ist 8. und vater
subtil adj. ( 1 ) Daz wazzer ist ein teil stat., wan underscheiden 397,1 ; Swâu man ,vater' nennet,
ez subtiler ist, dâ von ist ez kreftiger 201,2 dâ verstât man „8. 533,1; Vater enmac niht
sûden etn . ( 1) 606,4 gesin , er enhabe denne einen s., noch s., er
süeze adj. ( 14 ) 44 ,6 , 8 ; 143,3 ; 144,3, 4 ; 371,7 ; enhabe denne einen vater 533,2 ; - der einge
610, 10 ; 618 , 13, 14 ; 633,8 – Der mir gebiutet, borene Sohn Gottes in der Trinität 8,7 ; 31,4 ;
daz mir s. ist 44,5 ; Also ist der sêle vil süezer 32,4 , 5 ; 51,1, 3, 4 ; 84,5 ,8, 10 , 11; 96 ,8 ; 98 ,2 ;
diu gnade, die si erkrieget mit sunderlicher 101,6 ,7 ; 114,7 ; 115 ,1, 2, 3, 4 ; 167,2 ; 230,4 ;
wisheit und vlîze 144,6 ; Ein kraft ist in der 258 ,3 , 4 , 6 ; 262, 7 ; 263, 3 ; 264,4 ; 268,42 ; 276 ,2 ;
sôle , der sint alliu dinc glîche s. 306 ,6 ; war 286 ,4 ; 287,1, 8 ; 293,2, 7; 24 ,1, 2 ; 306 , 10 ; 321,2 ;
umbe ensmackent dem ôren niht süeziu dinc 322,2 ; 328 ,2 ; 373,4 ; 378,4, 5 , 6 ; 379,3 ; 383,3,
als dem munde ? 611, 3 6 ; 386 , 12 , 15 ; 387, 24 , 46 , 48 , 53, 60 ; 388 ,79 ,
süezicheit stf. (4 ) 45, 1; 48,7 ; 605, 1; 626 ,7 82, 99 ; 395 ,3 , 5 ; 420, 2, 9 ; 456 , 8 ; 469,2 , 3, 4 ,
süezlich adj. ( 1) daz ir vor s. was, daz ir daz 5, 6 ; 476 ,7 ; 535, 1; 539, 11; 540,67 ; 541,99 ;
bitter werde 589, 10 548, 2 ; 549, 7 ; 557,7 , 12 ; 564,5 ; 565 , 2 , 3 ; 569, 7,
sûgen stv. (4 ) 427,3, 5 ; 428,3 – Die engel, die 8, 11; 570,3 ; 584,2; 627,9 – Allez daz denne
alsô înerliuhtet sint und alsô glîch gote sint, got ie gegap sînem eingebornen sune, daz hât
die ziehent und sûgent got in sich 124,3 er mir gegeben als volkomenlîche als im und
suln an.v. (213) sollen , debere 7,5 ; 13,4 ; 32,5 ; niht minner 14,2 ; daz der vater sînem ein
34,1 ; 43,6, 7 ; 47,2, 3, 4, 5 , 6 ; 53,9 ; 54,2 ; 59,9 ; gebornen sune gæbe allez, daz er geleisten
77,3 ; 81,9 ; 84,3; 96,8, 9 ; 97,2 ; 102,7 ; 103,6 ; mac 51,6 ; die wurzel der gotheit die sprichet
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Wörterverzeichnis
er alzemâle in sînen s. 52,4 ; in der selben vatter nichtesnitt 169,4 ; solle der vatter seinen
geburt, da der vater gebirt sînen eingebornen eingebornen s. geberen , so můß er geberen
8. und im gibet die wurzel und alle sîne gotheit sein bild bleibende in im selber in dem grund
52,9 ; Des vaters sprechen ist sîn gebern , des 469,8 ; Der vater ist ein sprechende werk , und
sunes hæren ist sîn geborn werden 53, 5 ; die der s. ist ein spruch würkende 530,1; Alsô
vüllede und den abgrunt aller sîner gotheit. sprichet der vater den s. ungesprochen und
Daz gebirt er hie in sînem eingebornen sune blîbet doch in im 530,3; Dar umbe sprichet
und daz wir der selbe 8. sîn 68,2 ; Der vater der vater den s. alle zit in der einicheit und
enkan niht dan gebern , der s. enkan niht entgiuzet in im alle créatûren 536 ,8 ; Wan der
dan geborn werden 84,6 ; Daz hæret der s. vater hât die sêle geschaffen in dem sune
von dem vater, daz hât er uns geoffenbâret, 550,1 ; wie der vater sich ergiuzet mit aller
daz wir der selbe s. sîn . Allez, daz der s. hât, volkomenheit in der geburt als in den s. und
daz hât er von sînem vater, wesen und natûre, sich ergiuzet in den heiligen geist mit einer
daz wir der selbe eingeborne s. sîn 84 ,9; Nie güete als in einerminne 597,3; Verstantnisse
man enhât den heiligen geist, er ensî denne „suochet' got und nimet in in der wurzen , da
der eingeborne 8. 84,11 ; swer des wânde, der der s . üzgât, und alliu diu gotheit 636 , 1 - der
den s. hæte und den vater mit im , daz er mê Mensch als Sohn Gottes, Geburt des Sohnes in
hæte , dan ob er den s. hæte âne den vater, der Seele 32,6 ; 33,7, 8 ; 34,1; 35,8 ; 68,2; 84, 10 ,
dem wäre unreht 101,5 ; er gebirt sînen 8. und 11 ; 86 , 1; 96 ,8 ; 101, 9 ; 118 ,5 ; 120 ,5 ; 263,3 ;
gebirt in alzemâle niuwe und vrisch 117, 1; 264,1, 4 ; 267,7, 8 ; 268 ,28 , 34, 35, 36 , 37, 42 ;
Der s. istaleine diu warheit und niht der vater 293,3, 5, 10 ; 296 ,3, 4 ; 303,2 ; 306 , 10 ; 373,4 ;
noch der heilige geist 166 ,4 ; Allez, daz der 378,9; 379,3,5 ; 381,6 ; 382,5 ; 387,49,50,51, 52,
vater hât und geleisten mac , daz sprichet er 53,54, 56 ; 388 ,63,67, 68,72, 77 ; 472,4 – sô ge.
alzemale in sinen 8 . 167, 4; dân got Dzsmilzet, birt der vater von himelriche sînen eingebor .
dâ smilzet er in sinen s., und dâ smilzet er nen 8. in sich in mich 11, 2 ; Der vater gebirt
wider in den vater 180, 6 ; Ein brunne, dâ diu sînen s . in dem innigesten des sêle und gebirt
gnâde ûz entspringet, ist , dân der vater ûz dich mit sînem eingebornen sune 96 ,7; Sol ich
gebirt sînen eingebornen s. 243,7 ; daz wir in 8. sîn , sô muoz ich in dem selben wesene s. sîn ,
dem sune geborn werden und daz selbe wer då er 8 . inne ist, und in keinem andern 96 ,9 ;
den , daz der s. ist 263,2 ; der vater ist wür daz er dich geber sînen eingebornen s . und niht
kende und der s. ist lîdende 279,1; Wan minner 98,8 ; Dâ gibet der vater sînen ein
denne der s.diu êwic gebornewisheit ist 279,2 ; gebornen 8. der sêle in einer lûtern ruowe
Alsus sê wirt der s. in uns geborn : daz wir 123,3 ; Daz vünkelîn der vernünfticheit, blóz
sîn sunder warumbe und werden wider în in gote genomen , dân lebet der 'man '. Dâ ge
geborn in dem sune 293,1; sîn würken ist : schihet diu geburt,dâ wirt der 8. geborn 219,4 ;
sînen s. gebern 320, 1; Got gebirt sich alzemâle Der vater gebirt sînen s.den gerehten und den
in sînem sune ; got sprichet alliu dinc in sînem gerehten sînen s . 258, 2 ; swâ, der s. offenbære
sune 321,1; daz der 8. dem vater niht glîch wirt in der sêle, da wirt ouch offenbære diu
ensi, mêr : er ist diu glîchnisse, er ist ein mit minne des heiligen geistes 264,2 ; als vil als
dem vater 340 , 3 ; gotes s . ist ein wort 344,6 ; wir an nihte ûzluogen ,als vil werden wir über
Dâ der 8. selber nimet, in dem ersten ûzbruche, bildet in dem sune, und als vil wirt der s. in
dâ suln wir ouch nemen in gotes oberstem uns geborn , und wir werden geborn in dem
370 , 8 ; daz bilde des vaters, daz der êwige s. sune und werden éin s. 293,9; sô würhte der
ist 380,4 ; daz der 8 . des vaters nach der vater in mir als lûterlîche als in sinem ein
êwicheit ist s., daz ist er von dem vater. Waz gebornen sune 306 , 12 ; got gebirt sînen s. in
er aber hât, daz hât er in im , wan er ein mit die sêle , daz si lebende werde 322,2 ; då er
dem vater ist nach wesene und nach natûre sich sprichet in sînem sune, in dem spruche
383 ,2 ; da der vatter den s. gebirt, da ist ein sprichet er in die sêle 322,3 ; sô muoz er ein
gegenwertic nv 458,3 ; da der vatter sinen s. einiger s. sîn mit Kristô des vaters 378,8 ; sult
gebirt, Da ist dů sele vs gevlossen in ir wesen ir éin s. sîn , sô müezet ir abescheiden und
vnd ist das bilde der gotheit gedrýket in die abegân alles des, daz underscheit an iu
(sele ) 458,4 ; VBwendig dem sun weyßt der machende ist 381,3 ; also werdet ir s. des
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Wörterverzeichnis
êwigen vaters mit Kristô von dem , daz ir wurzel niht dar în 294 , 10 ; swenne diu s. niht
iuch nach der selben natûre nemende sît 382 , 1 ; mê gegenwertic enist, sô enhân wir ouch niht
der mensche, der alsô ein s. ist, der nimet mê liehtes 294 , 11 ; Allez , daz under der sunnen
bewegunge und würkunge und allez , daz er ist, daz altet und nimet abe 350,4 ; Swaz diu
nimet, – daz nimet er allez in sînem eigene s. überschînet, daz ist in der zît 350,5 ;Wære,
383,1; In dem selben sprechenne bist dû und daz diu s. schine die rihte ûf unser houbet,
ich ein natiurlich s. gotes als daz selbe wort ez enmöhte wênic ieman leben 369, 1 ; Man
435 , 10 ; dâ gebirt der vater sînen s. in die sêle sihet daz lieht der sunnen wol,dân si sich giuzet
537,8 ; und dar umbe gebirt er sînen s. in uns , ûf einen boum oder ûf ein ander dinc ; mêr :
daz wir allen unsern lust dar inne haben und in ir selben enkan man ez niht begrîfen 402, 2 ;
wir den selben natiurlichen s. mit im gebern Dâ von sint alle crêatûren , die lîphaft sint,
627 ,9 - 8 . (süne) der sêle : 218 ,2 ; 219,8 ; 220 , 1 ; ein köder der sunnen und der sternen , und
317,2 ; 318,2 - ‘Bar Iðna', daz sprichet als vil würket in dem steine ir kraft und ir glîcheit
als ,ein s.der gnade' 367,4 - alles,das die natur 567, 7 ; Als diu s. an sich ziuhet den viuhten
geleisten mag, das sch [l]üsset sy darzů, das luft, als gibet si dem steine ir glîcheit und ir
stürzet in die vatterschafft, das sy ein sey vnd kraft 567,8 ; 'Celum ' lûtet als vil als ein ,hütte
ein s. sey 470,9 der sunnen ' 569,5 ; Man verstât die hitze wol
sünde stf. ( 18 ) 143,5 ; 146,2 ; 255 ,2 ; 268 ,18 ; âne daz viur und den schîn âne die sunnen
552,6 ; 565,12; 567,1; 582,7 ; 596 ,5, 6 ; 604,3 – 632, 1
ein kneht der s. 63, 2; Wellen wir wizzen, waz sunschaft stf. (2) 539,43 – Etlîche namen hânt
s. ist ? Daz abekêren von der sælicheit und von ein zuohaften an gote , als ,vaterschaft' und
der tugent, dâ von kumet alliu s. 146,1; Ez ,8.' 533,1
ist unmügelich , daz deheiniu sêle âne s. si suntac stm . ( 2) 386 ,1, 2
152,3 ; ob die engel betrüebet werden , sô der suochen swv. (88) 7 ,8 ; 8 ,5 ; 12,4 , 6 ; 23,6 ; 26 ,4 ,
mensche s. tuot 223,1 ; In der zît ist crôatûre 6 , 7 ; 27, 1, 2 ; 29, 1 ; 34 ,7 ; 80,2 ; 87,2 , 3 ,4 ; 88 , 2 ;
und s. und tôt 241,3 ; Lûterkeit ist, daz der 119 , 1, 2 , 3 ; 162, 1 ; 173,2 , 6, 8 ; 174, 5 ; 176 ,5 , 7 ,
mensche gesundert ist von den sünden 596 ,3 ; 9 ; 179,2, 3, 4, 6 ; 253,4 ; 267,12 ; 289,2 ; 296 ,11 ;
diu s. ist niht und verret von gote 597,6 326 ,6 ; 327,1 ; 361,6 ; 430,9 ;431,3 ;445,6 ; 447,3,
sünder stm . (2) 242,1; 386,6 4 ; 471,1 ; 475 ,3 ; 553,9 ; 575,2, 4 , 6 ; 580,6 ;
sunderheit stf. (2 ) 539,37, 42 583,5 ; 584,3, 5 ; 588,3 ; 589,7, 9; 613,2, 5 , 6 ;
sunderlich adj. (2 ) 447,8 - diu gnâde, die si er 618,29, 31; 623,2 ; 635 ,4, 5 ; 636 ,4 – dû en
krieget mit sunderlîcher wîsheit 144 ,6 suochest niht aleine gotes êre , dû suochest
sunderlîche adv. (2) 304 ,5 - einem ieglîchen dînen eigenen nutz 7,7 ; daz er in allen sînen
glide 8 . als im selben 103,4 werken des sînen niht ensuoche 12,7 ; swer got
sunderlinc adj. ( 1 ) 387,23 suochet und ihtmit gote suochet,der envindet
sundern swv. (2 ) 387,24 – ein bilde, als ez ein got niht 26,3 ; daz gote alsô nôt ist, daz er uns
bilde ist,des ez ein bilde ist, daz enkan nieman suochet 34 ,10 ; der des sînen niht ensuochet
ges. 329,3 an gote noch an im selben noch an keinen
sunder -zal stf. (1) Der engel ist vilâne zal,wan dingen 59,13. Der suochet got obe zît, der dân
sie enmachent niht ,s.-zal' 274,9 suochet sunder zît 179,2; Der gerehte en .
sündic adj. ( 1) 386 ,9 suochet niht in sînen werken 253,4 ; als daz
sungiht stf. ( 1) 187,4 leben lebet umbe sich selben und ensuochet
sunne swf. ( 24 ) 176,11; 200 ,4 ; 294, 10 ; 350 ,3, 7; kein warumbe 289, 5 ; Swer noch iht suochet
406 ,6 ; 456 ,4 ; 554,6 ; 568 ,24 ; 594 ,6 ; 602,9 - an gote, als ich mê gesprochen hân ,der enweiz
Als der sunnen schîn , der sich niht enwirfet niht, waz er suochet 292,6 ; Alle crêatûren
ûf daz ertrîche, er enwerde bewunden in dem suochent etwaz gote glîch 326 ,5 ; Etlîche mei.
lufte und gebreitet ûf anderiu dinc 135,1 ; als ster suochent sælicheit in vernünfticheit
man prüven mac bîder kraft der sunnen , daz 329,7 ; Suochet er lop oder iht anders, sô ver
si lebendigiu werk würket ûf dem ertrîche koufet er die tugent 362,2 ; die natur, die von
153,5 ; nâch sungihten , sô sich diu s. gerætet gott ist, die sůchet nüt anders denne gottes
næhen der erde 187,4 ; diu s. erliuhtet wol den gleichnusse 471,2; daz ein vliege vernunft
luft und durchliuhtet in ; si wirfet aber ir hæte und möhte vernünfticlîche s. den êwigen

887
Wörterverzeichnis
abgrunt götlîches wesens, ûz dem si komen obersten teile der sêle vliezent zwô krefte 31,1 ;
ist 493,5 ; Diu sêle, diu got s. sol 589,8 der drücket ez in daz ober t. der sêle 178,4 ;
swære adj. (14 ) 54,1; 103,1, 2 ; 154,3; 245,2; daz edelste t. der sêle 192,1 ; Vernünfticheit ist
296, 12; 408,3 ;610,9 ;611, 1 ; 618 ,12 - als zwêne daz oberste t . der sêle 317, 7 ; Der munt der
eimer : ie swærer einer, ie ringer der ander sêle ist daz oberste t. der sêle 537, 6
106 ,4 ; ie swærer liden 106 ,7 ; wie 8 . etlichen teilen swv. (3) 541,95 – sie wellent mit gote t.
liuten sint ze lâzenne alliu lîplîchiu dinc611, 1 16 ,6 ; Sô got in die sêle sprichet, so ist si und
swarz adj. (3 ) 539,39 ; 540 ,80 – daz wîze enist er einez ; zehant sô ez abovellet, sô wirt ez
niht s. 615 ,8 geteilet 536 ,7
swarz subst. adj. (4 ) 536,4 ; 540,79 ; 618,37 - teilhaftic adj. ( 1) 387,27
Als wîz und s. underscheiden ist 615 ,7 tempel stm . (5 ) 114 ,3, 5 ; 337,4 ; 595,1 - gotwas
sweben swv. ( 2 ) sîn wesen swebet dar ane, daz selber der t. 594 ,6
er mich minnet 287,4 ; ein klein schif, daz da tief adj. (3) 465,4 ; 581,6 - er fynde sy tieffer
swebet in dem mer 612,6 vnnd fyndemer darinn 467,7
swern stv. (3 ) 8, 12 ; 296,14 – Und hæte ich ez tief adv. ( 1) le man got nâher und tiefer er.
gesworn , ich enkünde niht geminnen wan kennet ein 560,5
güete 286,8 tiefe stf. ( 1) 267,10
swert stn . (5 ) 616, 5 ; 617, 2 ; 618,44, 49 - Den tier stn . (6 ) 235, 7; 555,6 - SÔ enmac ich in eines
andern erschỉnet wênic liehtes als ein blik von tieres wesene niht ein mensche gesin 97,1 ;man
einem swerte 604 ,1 envindet kein t., ez enhabe etwaz glîches dem
swîgen stv. (12 ) 189,9, 12 ; 204,3 ; 258,7 ; 367,8 ; menschen 228 ,5 ; alsô giuzet der himel sîne
454, 12 ; 486,4 ; 534, 1; 540,59; 557,8; 575 ,5 – kraft gar heimlîche in ein ieglich krût und in
daz wir s.müezen alzemâle von dem , der da diu t. 556,3 ; Diu t. tretent baz ûf und hänt
ist ein ursprinc aller dinge 190 ,1 vihelich und sinnelich leben 556,4
swîgen subst. inf. ( 2 ) wan er ist mê ein 8. dan tilgen swv. ( 2 ) 7, 3 ; 12,3
ein sprechen 189,6 ; Dar umbe ist ez vil mê: tisch stm . ( 3 ) 373, 1 , 7, 8
8. von goto dan sprechen 204,5 tiutsch subst. adj. (3 ) 6 ,3 ; 93,3 ; 464,3
swimmen stv . ( 3) 465,1 , 2 – bey dem ochsen , tiuvel stm . (4 ) 635 ,1 – die . . . sint des tiuvels
der da schwimpt, da bey so versteen (wir ) spot 139,4 ; Daz dritte rîche ist des tiuvels
grobe leüte 465,6 151,1 ; wære der t. gereht 288,6
toten swv. ( 4 ) 429,5 ; 578, 6, 9 - daz er sich sel
tac stm . (34 ) 9,3 ; 24,5 ; 65,2, 3; 73,6; 82,2 ; 86,6 ; ben getetet haben sol an aller vleischlicher
114 ,3 ; 163,1 ; 180 ,7 ; 183,4 ; 186 ,2; 187,7 ; 198,1, bevindunge 429,4
3 , 9 ; 200 ,2 ; 204,6 ; 219 ,5 ; 232, 3 ; 337,3 ; 604,7 – toetlich adj. (4) sterblich der alsô alliu dinc ge
der t ., der über tûsent jâr komen sol 24 ,6 ; an lâzen hât an dem nidersten und da sie t. sint
der drîvalticheit tage 51,5 ; dâ enist weder t. 81,2 ; die wile der lip t. was 443,5 ; Daz ich bin
noch naht 86,7; daz an dem jüngesten tage nâch gebornheit, daz sol sterben und ze nihte
vergân sol 137, 3; vor dem åbende ist ein ganz, werden , wan ez ist t. 503,5 ; wære got t. ge
lûter t. 187,3 ; aber disem tage der zît số vellet wesen 582, 12
morgen und mittac abe 198,10 ; Danne ist der tohter stf. ( 2 ) 219,7 ; 568,18
t . vol, als des tages niemer enist 230,6 – t. der tôreht adj. (3) 191,8; 325,4 – tôrehte liute 25,6
sêle : 198,11 - Danne ist ganz, lûter t. in der tôrehtic adj. (1 ) Ein mensche ist ie ein mensche,
sêle 187,9 ; In dém tage blîbet morgen und er sî t. oder wîse 532,3
mittac und åbent mit einander ein und en törheit stf. (5 ) 61,8 ; 154,6 ; 625,5 – swer ein
vellet niht abe 198,9 ; Daz ist der t. in der dinc wisen wil, sprichet er : ,ez ist“, daz schine
sêle 200 ,2 ein t. 372 ,4 ; daz ist ein lûter t . vor der grunt.
teil stn . ( 12 ) 325 ,11 ; 549 ,5 - Daz wazzer ist ein lösen wisheit gotes 486 ,6
t. stat 201, 1; an einem teile vernünfticheit törlîche adv. ( 1 ) Etlîche liutewænent t ., als ob got
202,2 ; nâch dem teile des bildes, an dem er diu dinc êwiclîche an im gemachet habe600,5
gote glîch ist 277,8 ; nâch dem teile, als der tôt stm . ( 11) 8,6 ; 430,11; 440,5, 9 ; 441,4 ; 443,3;
edel geist redelîche was geeiniget ze den sinnen 444,1 ; 474,9 ; 612,11, 13 - In der zît ist créatûre
440,11 – daz oberste t. der sêle : 24,3 ; ûz dem und sünde und t. 241,4

888
Wörterverzeichnis
tôt adj. ( 38 ) 33,3, 4 ; 89,5 ; 173,5 ; 210,2; 214,1; 341,1 ; wie wir t. süln in unsern grunt rehter
215,4 ; 218,1; 301,3 ; 302, 1; 316 ,3; 317,1, 2, 3; dêmüeticheit 565 , 11; Er sol t. in sîn niderstez
364,6 ; 365, 1; 583,5 ; 588,4 - der mensche ist t. 566 ,2 ; Weste diu sêle , wanne got in sie træte
aller der werlt und lebet in gote und got in im 589,2
80 ,3 ; Allez, daz hie t. ist, daz ist dâ lebende trîben stv. (6 ) 259,3; 263,2; 268,13; 568,23 –
81,3; sô muost dû allen dingen t. sîn 255,5 ; er enjage und entrîbe alle zît dar zuo, daz sîn
alsô ist ouch got der sêle t., und er lebet an sun in mir geborn werde 258,5 ; als man von
im selben 302,2 ; Diu 'witowe' was dar umbe kupfer niht golt gemachen enmac, . . . man
gebrestenlich , wan diu geburt t. was 318 ,5 ; entrîbe ez wider ûf sîne êrste natûre 599 ,4
Wie sol der mensche sîn ,der got schouwen sol? triegen stv . ( 2) 139,4 ; 602,2
Er sol t. sîn 364,5 ; daz man t. sî,ob man got trinken stv. ( 7) 33,1; 63,4 ; 189,10; 215,3 ; 289,9,
schouwen wil 366 , 1; daz man t. sî aller un 12 ; 373,2
glîche 370,3 ; daz .. .er ( = der Mensch) ouch triuwe adj. ( 1) 618,28
selbe t. sî an allem dem , daz zergenclich ist triuwen adv. ( 1) 27,10
429,6 – tôtiu werk : 255,1; 259,5 , 6 ; 267,14 ; troesten swv. ( 3) 387,21; 584,6 ; 589,12
268 ,15 , 17 ; 383,10 ; 384,2 ; 388,88 – disiu werk trestlich adj. ( 1) 321,7
sint alliu wærlîche t. 254,3 tropfe swm . ( 1) rehte als ein t. wazzers gegen
tôte subst. adj. (6 ) 87, 3 ; 88 ,1 ; 119, 2 ; 524,67 ; dem wilden mer 445 , 7
579 ,7 – Nû prüevet selbe, wie ein t. sî 365, 1 tröpfelîn stn . ( 1) ieglîcher engel, der eines tröp
töuben swv . ( 1) Wir t. got naht und tac und felînes mê von gote hât enpfangen dan der
sprechen : 'herre , dîn wille werde !' 9,3 ander 188,9
toufen swv . ( 2) 73,5 ; 86 ,4 trôst stm . ( 3 ) 337,5 ; 626,6 – der ûzwendic t.
tougene stf. (2 ) daz im der vater veterlîche 147 ,3
offenbarende ist sîne t. 276 ,3 ; sprichet sant trüebe adj. ( 1) gienge ich über ein wazzer und
Johannes in dem buoche der t. 634,5 wære ez gemenget und t. 603,5
toum stm . ( 1 ) Dunst, Duft Daz kumet von dem trutz interj. ( 3 ) T . gote selben , t. den engeln , t.
brâdeme oder von dem toume des wînes 568,5 den sêlen und allen crêatûren 329,5
tragen stv. (32 ) 18 ,5 ; 25,8; 52,6 ; 154,4 ; 189,9 ; tâbe swf. ( 1) 605 ,8
290 ,11; 307,7, 8, 9 ; 337,4 ; 366 ,5 , 7 ; 396 , 1; tugent stf. (62 ) 44,2 ; 46,1, 4 ; 47,5 , 6 ; 59,10 ;
427,3 , 4 ; 428 , 2 ; 523,36 ; 533 , 2 ; 539,46 ; 566 ,8 ; 60,3 , 5 , 10 ; 80 ,1 ; 114 ,7 ; 140 , 1 ; 146 ,2 ; 174 , 7 ;
567, 1 ; 568, 16, 18 ; 576 , 1 ; 577, 1, 2 - dar diu 175 ,2 ; 219, 1 ; 252 ,5 , 6 ; 258, 3 , 4 ; 260 ,4 ; 267,7 ,
sêle mit irn sinnen noch kreften niht komen 8 ; 268,21; 296 ,8 ; 326 , 2 ; 361, 3, 6 , 7 ; 362, 1, 2 ;
enmac, dâu treget sie der gloube hine 142,5 ; 449,6, 9, 10, 11 ; 552,7 - daz man enkein guot
diu zwei wort tragent über ein 272,3; swes werk ein guot werk geheizen mac noch enkein
wesen und werk alzemâle ist in êwicheit und t. t., ez enbeschehe denne in der minne 44,2 ;
des wesen und werk alzemâle ist in der zît, Minne der tugende ist ein bluome und ein
die entragent niemer über ein 339,1 ; Diu gezierde und ein muoter aller tugende 60,2 ;
natûre der sêle engetrüege niemer glîch , en got ist vruht der tugende , got vrühtet alle
wäre, daz si begerte, daz got in ir geborn tugende 60,4 ; hæte got geboten untugent ze
werde 342 ,5 ; alle créatûren tragent an in ein würkenne und t. ze mîdenne 79, 10 ; nieman
urkünde götlîcher natûre 394,3 ; daz got sich enminnet die t., dan der diu t. selber ist 79,11;
selben veile trage allen creatûren 399 ,3 ; diu Swie daz sî, daz doch ein mensche ûf eine t .
sêle wirt getragen mit götlîcher wisheit in got mê sî geneiget dan ûf die andern mit üebenne,
549,1 ; wan sie noch liebe tragent ze den doch sô haftent sie von nôt alle mit ein 175 , 3 ;
lichamen 596 ,7 Ez enist niergen kein t. sô grôz, man envinde
trank stm . ( 2) 373,2 – Sô mich dürstet, sô ge liute, die sie von natiurlîcher kraft hänt ge
biutet mir daz t. 44,7 würket 175,8 ; von einer ieglîchen t. des gereh
treffen stv. ( 1) 571, 11 ten wirt got geborn 252,4; dünket dich ein t.
treten stv . (13 ) 199,2; 301,3 ; 464,9; 473,8 ; grozer dan diu ander 260,2; der gerehte nimet
476 ,3 ; 556,6 ; 566,3 ; 569,3; 576 ,3 - Swenne und würket alle tugende in der gerehticheit
diu sêle tritet in daz bilde, dâ niht vremdes 260, 6 ; diu t . enist niemer ein t ., si enkome
enist dan daz bilde, mit dem ez ein bilde ist denne von gote 296 ,6 ; Diu t. ist got oder âne
889
Wörterverzeichnis
mittel in gote 296,9 ; daz nihtes niht in sie übel stn . (1 ) treget si inne bitterkeit und scha
gevallen enmac, ez enbevlecke die t. und wirt den und ü . 25 ,8
ein untugent 361,5 ; Suochet er lop oder iht übel adv. (2) 10,2 ; 214 ,1
anders, sô verkoufet er die t. 362,3 ; Man ensol überbilden swv. (4 ) 268,23 – wilt dû în - und
ein t. von natûre niht geben umbe allez , daz übergebildet werden in die gerehticheit 254,1 ;
in ertrîche ist 362 ,3 ; Allez daz , daz an uns 8Ô wirt er entbildet und îngebildet und über
tugende sint, daz ist in gote ein lûter wesen bildet in der götlîchen einförmicheit 278 ,6 ;
448,6 ; Swie dêmüetic Johanneswäre, sô hâte als vil werden wir überbildet in dem sune
diu t. doch mâze 448 ,8 ; Lihtliche sint tugende 293,9
ze bewisenne oder dâ von ze sprechenne; aber überbildet part. adj. (3 ) 252,3 ; 387,62 - also ist
in der warheit ze habenne sint sie gar selt diu menschliche natûre ü . in dem , daz si wor.
sæne 600, 1 - götlîchiu t.: 142,4 ; 144,1; 145,4 den ist daz götlîche bilde 381,1
Dar umbe heizent sie götlîche tugende, daz überblîben stv . ( 1) daz des wahses niht über
sie götlîchiu werk würkent in der sêle 153,4 blîbet 136,4
tuoch stn . ( 1) 136 , 3 überformieren swo. ( 1) 296 ,4
tuon an. v . ( 106 ) 8 ,5 ; 15 , 2 ; 35 , 1 ; 44 ,7 ; 47,2, 3 ; übergân stv . (an .v.) <2> 618 ,42 - daz der men .
74 ,8 ; 79,2 , 7, 11; 117 ,2 ; 118 , 7 ; 139, 3 ; 141, 1 ; sche durchgange und übergange alle geschaf
154,2 , 3, 7 ; 155 ,3 ; 222 ,4 ; 223, 1; 227,6 ; 236 ,7 ; fenheit 309,4 ;
242,6 ; 255 ,2 ; 262, 3 ; 268,18 ; 289,3 , 6 ; 291,8 ; übergiezen stv. (3 ) 534,6 ; 540,63 - die got . ..
294 , 12 ; 297,5 , 6 ; 307,9 ; 318, 1 ; 328 ,4 ; 329, 1; übergozzen hât mit götlichem liehte 534,4
406 ,2, 3 ; 417,5 ; 419,2; 430,2; 440,9 ; 442,8 ; überkreftic adj. ( 1) also ist daz götlîche lieht
446 ,2 ; 450,7, 9 ; 451,1 ; 456,5 , 7 ; 469,2 ; 475 ,2, alsô ü . 135,3
7, 8, 10 ; 487,1 ; 491,8 ; 495 ,4 ; 498,6 ; 501,1 ; überschînen stv. (2 ) Swaz diu sunne überschỉnet,
522,28 ; 523,21, 33, 34 ; 524,59, 60 ; 524 ,6 ; daz ist in der zît 350,5 ; swenne sie überschinen
529,5 ; 535 ,3; 539,23 ; 540,80 ; 568,1 ; 579,4 ; werdent mit dem liehte, in dem sie ir wesen
582,6,7 , 8 ; 595,5 ; 596 ,5 ; 613,5 ;617,4 ;618,10 ; nement 369,6
625 ,2 - daz tuot ouch ein ander vihe 63,5 ; übersetzunge 8tf. <2> 539,32 – 'Herre' sprichet
dem ist lustlich alliu dinc ze tuonne 79,5 ; als vil als ein ü . einer hêrschaft 531,5
deheine untugent ze tuonne 79,9; waz got in übersweben swv. ( 1 ) und er ( = Gott) dâ enboben
dem himel tæte 116,8 ; Swer dân sprichet 'ich ', allez überswebete in sînem lûtern wesene 161,7
der muoz daz werk allerbeste t. 118 ,1 ; Hæte überswebende part. adj. ( 3) 121,4 ; 369,4 – ein
der menschenihtmê ze tuonnemit gote 169,1 ; ü . wesen 120 ,1
daz tuot gar wê 214 , 1; daz tuot unmâzen wê übertragen part, adj. ( 1) Der mensche, der alsó
214 ,2 ; man tuot in dicke gewalt und unreht ü . ist über alliu lieht 89,2
291,7 ; Diu sêle hât zwô krefte, die enhânt mit übertreten stv. ( 1) Dirre geist muoz ü . alle zal
dem lîbe nihtes niht ze tuonne 305 ,8 ; daz er 76 , 2
niemanne tuo,daz im leit wære,daz man im ez überwerfen stv . ( 1) 287, 1
tæte 430, 1 ; swaz da wirt gesprochen oder getân überwinden stv . (11) 140,3 ; 150,2, 4, 5 ; 151,1,
von gewalt des willen 435,3 ; die hat der farwe 2 ; 155 , 4 ; 351,3 - Vier künicrîche hânt die hei
nit zů thủnd 471,2 ; Gott der thů sein bestes ligen überwunden , und diu suln wir ouch ü .
oder sein erges<tes) darzů 476 ,5 ; sô enmöhte 150,3 ; dâ er allerkrenkest ane wære, då solte
er niht ervüllen noch genuoc t. der vliegen er sînen vlîz zuo kêren , wie er daz überwünde
493,7 ; als der niderste engel tuot in ( = den 155 ,2
Himmel) umbeloufen und würken 556,2 ; der üeben swv. ( 4) 193,1 - daz der sêle ouge ge
ein vezzelîn næme mit wazzer und daz tæte üebet und gesterket werde 134,7 – refl. 174,7 –
über ein grôz vaz mit wîne 568,2 ; Der wazzer dâ si sich üebet an den sinnen 304, 7
tæte in ein vaz 631, 9 üeben subst. inf. ( 1) 175 ,3
tuon subst. inf. (2) 440,3 – Daz man wizze an üebunge stf. (5 ) 489,4 – wille ist âne ü . 191,6 ;
tuonne und an lâzenne 450,8 Ez ist niuwan ein ü . der sinne 192,4 ; von der
tür stf. (3 ) 180,5 ; 186 ,3 – ûzrecken die hant vür ü . ûzerkunst sô wirt diu kunst offenbar 202,8;
die t. unsers herren gotes 151,5 si vliuzet wol ûz an ü . einer tugent 326 ,2
tûsentwarbe adv. (1 ) 53,7 ûfbieten stv. ( 1 ) 630 ,4

890
Wörterverzeichnis
ûfbrechen stv. ( 1) sô daz götlich lieht ûfge bilis , daz ist ein ûfkriegendiu kraft 141,6 ; Daz
brichet in der sêle 187,7 ander ist diu û . kraft, der werk ist daz eigen
ûfdringen stv . ( 3 ) 212,2 – Vernünfticheit drin lîche, daz si û . ist 143 ,1
get ûf in daz wesen 216 ,3; verstantnisse diu ûfsehen subst. inf. (4 ) 268,47, 48, 49 – Dâ er
dringet ûfund nimet got,als er wesen ist 371,8 geborn ist, dâ enhât er kein û . noch kein ane.
ûferhaben part.adj. ( 2 ) 17,2 – daz er genzliche sehen an got 265,5
und alzemâle û sî in gotmit bekantnisse und ûfstân stv. (an .v.) (14 ) 301,4 ; 303,2; 304,3;
mit minne 429, 7 307,6 ; 316 ,3; 321,2 ; 325,1 ; 433,4 ; 447,6, 9 ;
ûferheben stv.refl. ( 1) alsó sol si sich allez baz 605,9 – swaz sîn ist, daz sol alzemâle û . 175,5 ;
û . in dem götlîchen liehte 557,4 ‘Stant ûf' von dem werke, und 'stant ûf' die
ûferstân stv. (an .v.) (6 ) 173,2 ; 174,5 ; 176,3, 5 ; sêle in ir selben ! 325,1
179, 1 - Swaz unser ist, daz sol alzemâle û . ûfstîgen stv. (1 ) 541,96
176 ,4 ûftragen stv. ( 12 ) 367,5 ; 549,7 ; 552,7 – daz sol
ûferstân subst .inf. (l) ein wêr û. mit Kristo si allez mit einander û. und opfern mit dem
175 ,7 sune in den himelischen vater 114, 7 ; daz ez
ûfgân stv. (an .v .) (4 ) 188,3 ; 564, 10 – diu ver der sêle ouge niht gelîden enmöhte, ez enwerde
nünfticheit gât die rihte ûfin got 371,5 ; Ie wir gestætiget und ûfgetragen bî materie und bî
mit unserm verstantnisse mê û ., sô wir mê in glichnisse 135 , 4 ; Mit der würkenden kraft sô
im einez sîn 536 ,7 treget si alliu dinc ûf in got 223,5 ; Swaz got
ûfgehangen part.adj. ( 1) alliu unser gerunge vindet nidergeworfen, daz treget er ûf und
alzemåle sî îngeslozzen und û . und ûf got hæhet ez in im 567,2 ; daz sich diu sêle giuzet
geneiget 345 ,1 ûf den lîchamen , sô wirt si vervinstert und
ûfgetân part.adj. ( 1) Eyâ,wan wæren der sêle muoz wider ûfgetragen werden mit dem lîcha
ougen û . 305 , 9 men ze gote 598,3 – reft. 115 ,3; 552,5 – Diu
ûfgetragen subst.part. (2) 344,3 - daz niht vrem sêle, in der got sol geborn werden , der muoz
des in in envellet, niht û ., niht zuogeleget 344 ,2 diu zît entvallen ,und simuoz der zît entvallen
ûfhalten stv . (2 ) 387,22 – Vergebet mir ez, daz und sol sich û. und sol stân in einem înkaf
ich iuch alsô dâu mite ûfgehalten habe 432,9 fenne in disen rîchtuom gotes 232, 5 ; als verre
ûfheben stv. ( 20 ) 107,4 ; 108,4 ; 164 ,6 ; 548,1, 5 ; als sich ein dinc in einer gemeinheit ûftragende
550 ,3; 553,2 ; 554,4 ; 564,4, 8, 12 ; 565,6 ; 566,7 ; ist 386 , 1
567,3 ; 568,8 ; 569,5 ; 575 ,6 – refl. Ein îsen , des ûftragen subst. inf. (2) 539,48 - etlîche namen
natûre ist, daz ez nidervellet, daz hebet sich hậnt ein û. ze gote und ein kêren in die zît
ûf wider sîne natüre und henket sich an den 533,3
agestein 74 ,6 ; In disem sol sich diu sêle û . ûftragende part.adj. (1) nach der obersten kraft
über sich selben ze der götlîchen ordenunge der sêle ; diu solallez sîn û . und in gote nemen
123 ,2 ir sælicheit 370,7
ûfhoren swv. ( 2) 540,60 – Diu sêle sol niemer ûftreten stv. (2 ) 199,3 – Diu tier tretent baz ûf
ûfgehæren ,si enwerde des werkes als gewaltic und hänt vihelich und sinnelich leben 556,4
als got 125,3 ûftuon stv. (an .v.) (6 ) 416,7 ; 486,2 ; 524 ,73 ;
ûfklimmen stv . (7 ) 540,78 ; 557,3 ; 567,3 ; 568,7 - 605 , 7 - wirt mîn ouge ûfgetân , so ist ez ein
die obersten engel, in dem daz sie ûfklimment ouge ; ist ez zuo, so ist ez daz selbe ouge 416 ,5 -
und got rüerent536 , 3 ; Alsô ist ez in der sêle , erschließen ob icht grobes darinne sey , das soll
diu wol geordent ist in dem grunde der dêmüe man auff thùn 466 ,5
ticheit und alsô ûfklimmet und wirt ûfgezogen ûfziehen stv. ( 1) Alsô ist ez in der sêle, diu wol
in der götlîchen kraft 553,7 ; Alsô sol diu sêle geordent ist in dem grunde der dêmüeticheit
allez û . in der vernünftigen würkunge 557,2 und alsô ûfklimmet und wirt ûfgezogen in der
ûfkriegen swv. ( 2 ) alsó ist der sêle ein eigen götlichen kraft 553,7
werk , daz si an der kraft âne unerlâz ûfkrie umbegriffen part.adj. ( 1) Diu erde ist daz
gende ist 143,4 ; in der kriegenden kraft, diu niderste element und liget enmitten und ist
alle zît ûfkriegende ist in daz hæhste und in alzemâle u. mit dem himel 345,8
daz lûterste 168 , 2 umbekêren swo. (2) 242,3 – Als lîht ist gote,
ûfkriegende part.adj. (5 ) 153,3 ; 168,4 – irasci. himel und erde umbe ze kêrenne, als mir ist,
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Wörterverzeichnis
einen apfel umbe ze kêrenne in mîner hant ,einez , daz u . ist' 367,7 ; der mensche .. .sol
242,2 sîn u . die rihte under den zein götliches liehtes
umbekreiz stm . (1) in dem umbekreize des 368,3
wesens 120, 1 undergân stv . (an .v .) (2> daz wir ê under süln
umbeliuhten swv. ( 2) 132,2; 147,8 gân in einer gewârer verworfener dêmüe
umbelouf stm . ( 1) von dem umbeloufe des ticheit under alle créatüren 564,9 ; als verre
himels gruonet und loubet allez, daz in der wir undergangen sin , als verre werden wir ge
werlt ist 75 ,3 wert, wes wir biten 564 ,10
umbeloufen stv . (27 556,2 ; 568,21 underheben stv . ( 4 ) 548,1; 550,3; 552,4 ; 553,1
umbetrîben stv . ( 1 ) ze dem goiste, der den himel underlâz stm . (6 ) âne u .: 143,4 ; 219, 2; 440,8 ;
umbetrîbet 75 ,2 443, 12 - ermuoz diz wort sprechen und gebern
umbevâhen stv. (2 ) Daz ist stat, daz mich um . âne u. 435,5 ; Alsô bist dû mit dem vater ge
bevangen hât 200,9 ; Alsô hât der luft umbe bernde âne u . in des vaters kraft dich selben
vangen daz ertriche und daz wazzer 200,10 und alliu dinc in einem gegenwertigen nû 437,5
umbewîlunge stf. (1 ) niht als lûter noch als underscheiden part. adj. (4 ) 387,51 ; 615 ,8 – Ir
klår, als ez got geben mac , mêr : in einer u . sult wol u , sîn nâch lîplîcher geburt, aber in
402,2 der êwigen geburt sult ir ein sîn 378,9 ; dar
umbezirkel stm . (4 ) 394,2; 409,2, 4, 6 umbo wan diu natûre in zît und in stat wür.
unbedaht part.adj. ( 1) diz ist ein unbedahtiu ket , dâ von ist sun und vater u . 397, 2
wârheit, diu dâ komen ist ûz dem herzen gotes underscheit stm . (34 ) 51, 3 ; 234,4 ; 274 ,8, 11 ;
ane mittel 506,3 381,3 ; 382,6 ; 388,64 ,72, 74 ; 397,4, 6 ; 490, 1;
unbedecket part.adj. ( 1) u . in dem ersten ûz 615 ,5 ; 618,35 , 38 - daz niht,daz da machet u .,
bruche und in dem grunde des wesens 363,6 daz enist niht anders wan bitterkeit 48 ,5 ; Die
unbedecklich adj. ( 1 ) dân glenzet got in ein un . wîle daz diu sêle deheinen u . verstât , so ist ir
bedecklîchez lieht 346,6 unreht 87, 1 ; Die wile in die sêle iht blicken
unbegrîfelich adj. ( 1 ) 94 ,4 mac dehein u . von deheinen geschaffenen din .
unbegriffen part.adj. ( 1) daz er u . und unbe gen 88,3 ; Der u . künde genemen ane zal und
twungen blîbet von aller sînor crôatûre 145 ,6 âne menige,dem wären hundert als ein 234 ,3 ;
unbekant part.adj. (3) 66,7; 538,5 – Die ver der u . kan genemen in gote âne zal und âne
borgen fynsternuß des vngesichtigen liechtes menige, der bekennet, daz drîe personen sin
der ewigen gotheyt ist vnbekant vnd wirt auch ein got 234,8 ; Wan denne der sun diu êwic
nymmer bekant 476,13 geborne wisheit ist, in der alliu dinc mit un
unbequæme adj. ( 1) des engels lieht wære der derscheide stânt 279,2; Daz dû niht enbist der
sêle u . und ensmackete ir niht, gotes lieht en mensche, daz nihtmachet u . zwischen dir und
wäre dar inne bewunden 116 ,5 dém menschen 382,6 ; in die stillen wüeste, dâ
unberhaft adj. ( 1 ) 319,3 nie u. îngeluogete weder vater noch sun noch
unbetwungen part.adj. ( 1) daz er unbegriffen heiliger geist 420, 9 ; då enbekennet der vater
und u. blîbet von aller sîner creatûre 145, 6 keinen u . zwischen dir und im noch kein vor
unbewegelich adj. (3) und dar umbe ist daz teil 437, 7 ; Gott hat alle ding verborgenlich in
ertrîche u ., daz ez dem himel iht genâhe 414 ,3 ; im selber, aber nit diß noch das nach vnder
dirre grunt ist ein einvaltic stille, diu in ir scheide, sunder ein nach der einikeit 471,6 ; Då
selben u . ist 421,2 ; ich bin dâ ein unbewege der mensche stat beheltet, dâ beheltet er u .
lichiu sache, diu alliu dinc beweget 505 ,6 502,6 ; dâ got ist obe wesene und ob under
unbewegelicheit stf . ( 1 ) 421, 2 scheide 502,8 ; Diu sêle enhât niht underschei.
unbillich adj. ( 1) 108,5 des von unserm herren Jesú Kristo , wan daz
unden adv. (8 ) von u .: 548,1; 550,3 ; 553,2 ; diu sêle hat ein gröber wesen 632,3 - âne u .:
554,4 ; 564 ,8 ; 565 ,6 ; 566 ,7 ; 567, 3 136,6 ; 137,4 ; 616, 1 - Mit disen engeln nimet
underböugen swv.refl. ( 1 ) diu sêle . .. sol sich vernünfticheit got in sînem kleithûse , blóz, als
setzen und u . under die porte der erbermde er ist ein âne u . 217,5 ; wellet ir sîn sunder u.,
gotes 552,6 sô scheidet iuch von nihte 382,7
underböugic adj. ( 3) 370,5 – Simôn”; dac bediu undersetzunge stf . ( 2) subiectio ,kneht' ist ein
tet als vil als „einez, daz gehæric ist“, und u . 531,6 ; 539,32
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Wörterverzeichnis

understân stv. ( an .v .) ( 1) 387,24 in einem ieglîchen glide 177,2 ; und habe daz
undertænic adj. ( 2 ) 397, 3 – Alsô sol ein ieglîchiu zemâle u . mit einer ganzen sêle 363 ,5 ; eine
kraft der andern u. sîn 122,7 vrîe, ungeteilte menschlîche natûre 380, 1; der
underwilen adj. ( 1) 605,1 vater und daz wort sint zwo personen und ein
underwinden stv. refl. ( 1) swer då minnet die leben und ein wesen u . 436 , 10
gerehticheit, des underwindet sich diu gereh ungetriuwe adj. ( 1) daz überswebende natiur
ticheit 62, 2 lich lieht der sêle daz ist sô lûter und số klâr
unedel adj. ( 1) 174,8 und sô hôch, daz ez rüeret engelische natûre ;
unenpfenclich adj. (1) Då got sich gebirt in daz ist sô getriuwe und sô u . und sô gram den
sînen eingebornen sun , daz ist u . allen crêa nidersten kreften 122, 1
tûren 328,2 ungetroestet part.adj. ( 1) 87,4
ungeborn part.adj. ( 3) her umbe sô bin ich u ., ungeüebet part.adj. ( 1 ) 'Niuwe' heizet daz, daz
und nach mîner ungebornen wîse só enmac u . ist 600,4
ich niemer ersterben 503,2 ; Nâch mîner un ungevello stn . ( 1 ) Dâ aber der kraft noch mê
gebornen wîse sô bin ich êwiclîche gewesen gebrichet oder ein ander u. geschihet 238,6
und bin nû und sol êwiclîche blîben 503,3 unglich adj. ( 16 ) 48,1; 238,7 ; 413,3 ; 414,2 ;
ungelêret part.adj. ( 1) 234 ,6 454 ,11; 536, 3; 540,78, 81 - menscheit und
ungemach stn . ( 7 ) 25 ,8 ; 26 , 1 ; 443 , 3 ; 445 ,5 ; mensche ist u . 13,11; Got der gibet allen din .
476 ,5 , 6 – joch u . wirt ir ( = der Seele) då ein gen glîch , und sint sie doch an irn werken gar
vroude 241,5 u . 63,9 ; daz ist gotes eigenschaft und sîn
ungenant part.adj. ( 10) 188,4; 189,1; 191,2 ; natûre, daz er u . sî und niemanne glîch sî89,7 ;
192 ,2 ; 203,11; 204,8 – Ez ist ein ellende und aber dort, da sie in gote sint, dâ sint sie als u .
ist ein wüestenunge und ist mê ungenennet, dem ,als sie hie sint 350,7 ; alliu unglîchiu dinc
dan ez namen habe 66 ,6 ; diu gotheit ist aleine vliehent sich 413 ,2; daß wir hie versteend, das
ein stat der sêle und ist u . 188,5 ; Swenne diu ist alles als vngleich dem , als es in im selber
sêle kumet in die ungenante stat, dâ nimet si ist, vnd dem , das es in gott ist 467,9; Ez ist
ir widerruowe 189 ,2 ; Diu stat der sêle , diu got gar u ., daz alle créatûren hänt enpfangen
ist, diu ist u . 189,4 536,4; Sie sint, als daz vihe ist, u . ze enpfâ
ungereht adj. ( 1) Der ungerehte mensche der henne 603,4
dienet der warheit, ez sî im liep oder leit 63,1 unglîch subst.adj. (1) si suochte , daz glîch was,
ungerne adv. ( 1 ) 628, 10 und vant u . 584 ,4
ungeruowic adj. (1) 155, 1 unglîche stf.Ungleichheit ( 1) daz man tôt sî aller
ungeschaffen part.adj. ( 2 ) Ich hân otwenne u . 370 ,3
gesprochen von einem liehte , daz ist in der unglîcheit stf. (3 ) 338,6 ; 454,17 - Swâ nihtenist
sêle, daz ist u . und ungeschepfelich 418,1 ; also u ., daz muoz von nôt ein sîn 340 ,1
gewaltic sol got sîn in allem dem , daz dû bist, unglîchnisse stf. ( 1) sô enmöhte ich mîn ant
als in sîner eigenen ungeschaffenen natûre lütze dar inne niht gesehen durch die u . 603,6
446 ,6 ungloubic adj. (2) 234,6 ; 475,5
ungeschepfelich adj. (1) von einem liehte , daz unglouplich adj. (5 ) 94,4 ; 239,1; 293,3 – wie
ist in der sêle, daz ist ungeschaffen und u .418,2 wît der himel sî, daz wære u. ze sprechenne
ungesihtic adj. ( 1) Die verborgen fynsternuß des 232,8 ; Ez ist số gróziu einunge gotes mit der
vngesichtigen liechtes der ewigen gotheyt sêle , daz ez u . ist 303,3
476 , 13 unglouplîche adv. (2) 305,2 – der himel, der da
ungesihticlîche adv. ( 1) daz er u . einen brâdem u . wît ist 302,3
und eine kraft von im læzet 567,9 unglücke stn . ( 1) 634,6
ungesprochen part.adj. ( 13 ) 189,5 ;529,4 ;531,4 ; unmâzen adv. ( 2 ) 214 ,2 ; 615 ,4
538,4, 5 , 6 ; 539, 12 - got sî u . 189,4 ; Got ist ein unmügelich adj. (9 ) 28,2 , 3 ; 79,6 , 8; 245 ,1 ;
wort , ein u . wort 529,2 ; Got ist gesprochen 540,74 ; 568,13 – Ez ist u ., daz deheiniu sêle
und ist u . 529,7 ; Alsô sprichet der vater den âne sünde sî 152,3 ; ez ist u . in dem êrsten
sun u . 530 ,3 ûzbruche,då got ûzbrichet, daz iht,daz lîplich
ungeteilet part.adj. (9) 381,5 ; 382,4 ; 387,58 ; ist, des enpfenclich sî 181,5
388,66 ,71 – Mîn sêle ist u . und ist doch zemâle unreht stn . (2 ) 291,7 ; 540,80

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unreht adj. ( 11) 9 ,5 ; 82, 1; 87, 1; 101,4 , 6 ; 102,4 , urstende stf. ( 1) ez sî wåriu u., der niht wider
6, 7 ; 104,3 , 5 enstirbet 175 ,7
unrehte adv. (1) 79,2 urteilen swv. tr . ( 1) verurteilen ich enurteile die
unruowe stf. (2 ) 81, 10 – und nement sie got in liute niht, die guotiu kleit tragent 154,4
dem vride und in der ruowe, sô suln sie in ouch ûzbrechen stv. ( 3 ) 124 ,6 – Von götlîcher mü.
nemen in dem unvride und in der u . 81,9 gentheit brichet ûz diu wîsheit 119,7 ; in dem
unsælde stf. ( 1) 291,7 êrsten ûzbruche, dâ got ûzbrichet 181,6
unschedelich adj. ( 1) 244,4 ûzbruch stm . (6 ) d. êrste u .: 180,5 ; 557, 12 - in
unsprechelich adj. ( 3 ) 529,2, 4 – got ist über dem ersten ûzbruche, då got ûzbrichet 181,6 ;
namen ' und u . 534,9 Der erste û . von der sêle ist vernünfticheit
unstæte adj. (1) ez enblîbet dir niht, ez ist u. 324,4 ; unbedecket in dem ersten ûzbruche
85 ,2 und in dem grunde des wesens 363 ,6 ; Då der
untrôst stm . (2) 88,1 – Die wile in die sêle iht sun selber nimet, in dem ersten ûzbruche, då
blicken mac dehein underscheit von deheinen suln wir ouch nemen in gotes oberstem 370,8
geschaffenen dingen, daz ist ir ein u . 88,4 ûze adv. (3) 94,7 ; 636 ,1
untugent stf. (5 ) 79 ,9 ; 361,6 - hæte got geboten ûzen adv. (4 ) 97,5 ; 193,1 ; 202,8 ; 553,9
u . ze würkenne 79,10 ; dannoch envermöhte ûzer adj. ( 3) diu û .werk 176,2 ; die ûzern sinne
ich niht, daz ich u. tæte 79,11; ez enbevlecke 178 ,2 ; von der üebunge û. kunst 202,8
die tugent und wirt ein u . 361,5 ûzerkiesen stv. ( 1 ) 58,5
unuzgesprochen part .adj. ( 1) 539,30 ûzerlesen stv . ( 1) 58,5
unůzsprechelich adj. ( 2 ) 538, 3; 539,18 ûzerlich adj. (2 ) ûzerlîchiu dinc 301,7 ; ausser
unverdienet part.adj. ( 1) 445,3 lichs gůt 468 ,5
unvlætic adj. ( 1) 147,6 ûzerlich subst.adj. (1) ez enhât ll . noch innerlich
unvolkomenheit stf. ( 1) ze widerstänne aller u . 67,3
146 ,5 ûzerlîche adv. ( 3) 446 ,2 ; 468,6 ; 500 ,2
unvrî adj. ( 1) 63,1 ûzerweln swv. ( 5 ) 40,6 ; 55, 2; 58,5 ; 538, 1, 2
unvride stm . (2 ) 81,10 – nement sie got in dem ûzgân stv . ( an .v .) ( 23 ) 65 ,6 ; 138, 1, 3 ; 164, 2, 5 ;
vride und in der ruowe, sô suln sie in ouch 287,4 ; 522, 26 ; 523,31, 32, 524,67, 68 ; 539,14,
nemen in dem u. und in der unruowe 81, 9 22, 24 ; 570,1 - alsô als daz werk der natûre
unvrîheit stf. ( 1) der geist enmac niht anders alzemâle üzgât,alsô wirt ez widergegeben allez
wellen , dan daz got wil, und daz enist niht in der vernünftigen sêle 65 ,6 ; dân got ist im
sîn u., ez ist sîn eigen vriheit 78,4 selben bi und nahe und engât niht verre ûz
unwâre subst.adj. ( 1) daz daz etwaz vremdes 165,3; als vil mê, als si ir selbes ûzgât, als vil
und unwâres in im trüege 189,9 wirt si ein mit dem sune 296 ,3 ; wäre ich
unwert adj. ( 2) 625 ,6 ; 631,3 danne mîn selbes ûzgegangen 306 ,9 ; dô ich
urkünde stn . ( 2) alle crêatûren tragent an in ûzgienc von minem vrîen willen 492,7; ein
ein u . götlîcher natûre 394 ,3 ; des tragent sie îlen wider ze dem , von dem sie ûzgegangen
ein u . an irn werken 396 ,1 sint 537,3 ; in der wurzen , dâ der sun ûzgât
urspringen stv. (4 ) 32,3 - Si wil in , als er ein 636 , 1
mark ist, von dem urspringet güete 32,1; In ûzganc stm . ( 1) gotes û. ist sîn înganc 530,4
dem selben ursprunge, da der sun urspringet ûzgebern stv . ( 2 ) 243,7 – wir werden ûzgeborn
51,1; dâ urspringet ouch der heilige geist 51,2 und wider îngeborn und werden niuwe geborn
ursprunc (ursprinc) stm . (11) 51,1; 75,5; 387,53; und âne mittel geborn in dem sune 293,4
388,89 ; 618,48 – ein u . alles guotes 30 ,5 ; in ûzgebern subst. inf. ( 1) sîn inneblîben ist sîn û .
den u ., dâ der geist sînen u . inne nimet 75 ,4 ; 68, 3
daz wir swîgen müezen alzemâle von dem , der ûzgevlozzen part.adj. (1) in dem vs flvsse ent
dâ ist ein ursprinc aller dinge 190,2 ; in gote springet dů sele vs gevlossen 456 ,10
enist niht wan éin natiurlîcher u. 379,2 ; ûzgiezen stv . (4) 296,1, 2 - Ein lieht giuzet sich
machet er sie widerböugic in irn ersten u ., daz ûz und erliuhtet daz, dâ ez sich ûf giuzet
ist : in got 595 , 11 ; an dem liehte sol diu sêle 124,5 ; Allez, daz der himel würket und ûz
widerkriegen ze gote , biz daz si wider kumet giuzet, daz wirt enpfangen enmitten in dem
an den êrsten u . 617,2 grunde der erde 346,2
894
Wörterverzeichnis
ûzkriechen stv . ( 1) Got bewindet und bedecket den und wider învliezen in dem sune, als si
sich in dem engelischen liehte und ist allez ûzgevlozzen ist in im 549,7
wartende, wanne er ûzgekriechen müge, daz ûzvliezen subst. inf. (2) in dem vs vliessende
er sich der sêle gegeben müge 116,7 vnd in dem wider vlissende der drier personen
ûzkünden swv. (2) 540,86 , 87 wirt dû sele wider in gevlossen 456, 11 ; daz sîn
ûzluogen swv. (3 ) die wîle daz dân iht ûzluoget durchbrechen edeler sî dan sîn û . 504,4
oder înluoget , sô enist dâ niht einicheit 87,2 ; ûzvluz stm . (5 ) 387,53 ; 456 ,10 - éin natiurlîcher
als vil als wir an nihte û ., als vil werden wir û . des sunes 379,2 ; sult ir éin sun sîn mit
überbildet in dem sune 293,9 ; dy ding hangen Kristô, sô müezet ir ein einiger û sîn mit dem
in irre gebürt, das si da svn aller lvterlichest êwigen worte 379,4 ; von dem vs flvsse ent
vs lügen in wesen 458,2 bløget der heiliger <geist) 456,9
ûzluogen subst. inf. ( 1) dâ si ein û. hật ze den ûzwendic adj. (4 ) 539,23 – ein ûzwendigiu ar
werken 237, 3 muot 486,8 ; ôzwendiger jebunge 489,4 ; Dise
ûzluogende part, adj. (1 ) allez inneblîbende und menschen heizent heilic von den ûzwendigen
niht û . 164 ,4 bilden 489,6
ûzrecken swv. ( 1) der mensche . . . sol alle zît ûzwendic adv. ( 10 ) 147,1, 2 ; 229,3 ; 259,6 ;
û . die hant vür die tür unsers herren gotes 267, 13, 14 ; 326 ,4 ; 524,72 - daz dich dehein
151,5 dinc û . anerüeret ze würkenne 259,5
ûzriuten swv. (2) 255,3; 268,19 ûzwerfen stv . (1) daz viur daz wirfet wol sîne
ûzschînen stv. ( 1) 540,86 wurzel ûz in daz wazzer mit der hitze 294,7
ûzsenden swv. ( 1) 537,4 ûzwert adv. ( 1) sô sie ( = die Kreaturen ) ie ûz
ûzslahen stv . ( 1 ) 34 , 1 werter suochent 326,5
ûzsliezen stv . (2 ) 11,6 – Dâ bin ich ein mit im , ûzzerteilet part.adj. (1) Swâ iht û. ist , dân en
er enmac mich üzgesliezen niht 11,3 vindet man got niht 341,4
ûzsmelzen stv. (4 ) 180 ,7 – daz êrste û ., dâ got
ûzsmilzet, dân smilzet er in sînen sun , und dân vâhen stv. ( 2 ) 8, 10 ; 581, 1
smilzet er wider in den vater 180 ,6 ; dâ got vallen stv . (22 ) 143,4 ; 152,3 ; 321,4 ; 328 ,9 ;
ûzsmilzet in barmherzicheit 552,7 ; dâ got ûz 344, 2; 361,5 ; 418 ,8 ; 433,2 ; 438,3, 4, 7, 9;
smilzet in güete wîs 552,8 445 , 11 ; 454 ,17 ; 576 , 3 ; 616 ,7 ; 618 ,45 - sô vellet
ûzsmelzen subst. inf. ( 1 ) 180 ,6 danne diu hitze des âbendes dar zuo 198 ,4 ;
ûzsprechen stv. (2) 539,29 - dân der vater sîn Wille und minne vallent ûf got, als er guot ist
êwic wort ûzsprichet 51,1 216,2; Viur und hitze ist ein ; vellet ez in ver.
ûztragen stv. (1) Sô treget ûz daz werk der nunft, si scheidet ez 328,8
natûre allez ,daz diu natûre gewürken kan mit valsch adj. (2 ) 454,12 – ie man ez mê glîchet
forme und mit bilde und mit geschepfede 65 ,4 und niht enberoubet, ie ez velscher ist 599,9
ûztragen subst. inf. ( 1 ) Wille ist aleine an einem valsch subst. adj. ( 1 ) då enlæge inne iemer et .
ûztragenne 323, 4 waz valsches 204,3
ûzvarn stv . ( 1) Vert dir ein ouge ûz 7, 12 valt stm . ( 1 ) dâ ist ein sælic leben in einem
ûzvliezen stv. ( 14 ) 51, 3 ; 326 ,2 ; 387 ,54 ; 456 ,9 ; iemermê, da kein v. enist, då niht bedaht
537,2 ; 550 ,2 - als er ein kerne ist, von dem enist, dâ ein luter wesen ist 350,1
ûzvliuzet güete 32,2; dâ urspringet ouch der varn stv. (6 ) 73,3 ; 89, 1; 578 ,10 ; 589,3, 4 ; 606 ,2
heilige geist und vliuzet ûz 51,2; Ez ist ein varn subst. inf. ( 1) sîn komen und sîn v . ist
wunderlich dinc, daz ein dinc üzvliuzet und verborgen 589,5
doch inneblîbet 94,1; Daz daz wort ûzvliuzet varwe stf. ( 11) 66 , 10 ; 143 ,2 ; 366,5 ;471,2 ; 472, 2 ;
und doch inneblîbet 94,2 ; daz alle crêatüren 568,3 – Als lützel mîn ouge kan sprechen und
ûzvliezent und doch inneblîbent 94,2; diz mîn zunge v. erkennen 43,3; Mîn ouge enpfæ
bewîsent alle créatûren , daz sie ûzgevlozzen het in dem liehte die v. 178,2; Mîn v. enist
sint und gevlozzen sint von götlîcher natûre mîn natûre niht 182,4 ; ez ist verwunden mit
395 ,6 ; da der vatter sinen syn gebirt, Da ist v . und mit dône 192,3 ; Das oug hat keine farb
dv sele vs gevlossen in ir wesen 458,4 ; diu sêle in im 472,1
muoz als gar enblozet werden alles des, daz vaste adv. ( 1) 455 ,3
zuogevallen ist, und als lûter ûfgetragen wer vasten swv. ( 3) 139,2 ; 154,7 ; 227,6
895
Wörterverzeichnis
vasten subst. inf. ( 1) 630 ,5 Nieman onmac den v. bekennen wan sîn eini
vater stm . ( 254 ) 33,3, 4 , 5 , 6 ; 34 ,2 ;63, 11; 102,5 ; ger sun 378,5 ; Wie sol der mensche hie zuo
238,4 ; 435 ,15 , 17, 18 ; 436 , 1; 464,3 ; 467,11 ; komen , daz er ein einiger sun sî des vaters
468,1 ; 474,4 ; 533,2 – wellen wir sun sîn , sô 379,5 ; sô wart daz bilde des vaters, daz der
müezen wir einen v . haben , wan ez enmac êwige sun ist, bilde der menschlichen natûre
nieman gesprechen , er sî sun, er enhabe einen 380,4 ; als der sun ein ist mit dem v . nach
V., noch nieman enist v., er enhabe einen sun wesene und nach nature, alsô bist dû ein mit
33, 2 ; Diu natûre worhte in mînem v . daz werk im nâch wesene und nach natûre 383,6 ; Diu
der natûre. Der natûre meinunge was diu , daz ein entgiezunge ist des sunes von dem v.; diu
ich v. wære, als er v. was 63,10 ; Diu natûre geschihet in einer geburt wîse 395,3; Alsô bist
mînes vaters wolte würken in sîner natûre dû mit dem v . gebernde âne underlâz in des
einen v. 238,3 ; Diu natûre enwölte niht aleine vaters kraft dich selben und alliu dinc in
würken den sun, und möhte si, si wölte den einem gegenwertigen nû 437,5 ; dâ enbekennet
v . würken 396 ,5 ; dar umbe wan diu nature in der v .keinen underscheit zwischen dir und im
zît und in stat würket, dân von ist sun und v . 437,7; Nun hörent ir wol, daß sich dise gleich
underscheiden 397, 1 ; Mîn v. gibet mir wol nuß gleichet dem v . 468,8 ; VBwendig dem sun
mîne natûre, er engibet aber mir niht mîn weyßt der v . nichtes nitt 469,4 ; doran benůget
wesen 401, 1 ; der lîplîche v ., der teilet sînem den v. nit , er ziehe wider in die erstekeit, in
kinde mite sîne natûre und engibet im niht das innerste[s], in den grund vnnd in den
sîn selbes leben noch sîn selbes wesen 435 , 15 ; kernen der vetterlicheit 470,3; vnnd da er
do asß meyn v . vnndmeyn måter fleisch vnnd gebraucht sein selbs in dem , der v. als der v.
brott vnd kraut 474 ,2 ; Swå man ,v ,' nennet, sein selbs in dem einigen ein 470, 6 - der hime.
dâu verstât man ,sun '. V . enmac niht gesin , er lische v ., der v. von himelrîche : 11,2 ; 115 ,1;
enhabe denne einen sun , noch sun , er enhabe 444 ,2 ; 476 ,9 - der v . von himelrîche, der gibet
denne einen v. 533,1 - der göttliche V . 13,13 ; dir sîn êwic wort 436 ,7 ; deynen hýmelschen
14,5 ; 23,5 , 6 ; 24,2, 9 ; 25,4 ; 26 ,8; 29,1 ; 31,8 ; v ., von dem das du deyn wesen hast 469, 1 -
32, 4 , 5 ; 32,2 , 5 ; 34 , 7 ; 40, 6 ; 50, 7 ; 52,5 ; 53, 3 , 6 ; Sprechen (Gebären ) des Wortes durch den V .
59, 2 ; 73,5 ; 83,4 , 7 ; 84, 10 , 11 ; 86 ,5 ; 101,5 , 7 ; 118 ,2 ; 434,2 ; 435,4, 6, 10, 13 ; 436,9 ; 539, 17 -
115 ,3 , 4 ; 118 , 7 ; 125 ,3 ; 166 ,5 ; 167, 7 ; 173, 3 ; dâ der v, sîn êwic wort ûzsprichet 51, 1 ; Nie
179,5 ; 180 , 4, 7 ; 221, 1 ; 266, 1 ; 268,50 ; 293,7 ; man enmac daz wort eigenlîche gesprechen dan
294 ,1 ; 340, 3, 4 ; 360 ,3 ; 372, 2 ; 373, 2 ; 378,6 , 8 ; der v. Daz werk ist im sô eigen , daz ez nieman
381,2 ; 382,1, 2 ; 383,2, 3, 4 , 5 , 8 ; 387,46 , 48, gewürken enmac dan der v . 118 ,1 ; Der v . sel
49, 56 , 60; 388,63, 67, 69, 79 , 80 , 81, 83, 99 ; ber der enhæret nihtdan diz selbe wort , er en .
395,5 ; 420,2, 9; 430, 10 ; 435,6 ; 436 ,10 ; 438,1; kennet niht dan diz selbe wort, er ensprichet
439,3 ; 443,8 ; 447,4 ; 468,9 ; 469,1, 2, 3, 6 ; niht dan diz selbewort, er engebirt nihtdan diz
470,5 ; 477,1; 486 ,5 ; 539, 10, 44, 45 ; 548,2 ; selbe wort 433,8 ; In disem selben worte hæret
550,1 ; 557,6,7, 8 ; 564,5 ; 565,2, 4 ; 569,7, 10, der v . und bekennet der v . und gebirt der y . sich
11; 570, 1, 2 ; 576 ,4, 5, 6 ; 614,5, 7 ; 615,7 ; selben und ouch diz selbe wort und alliu dinc
618 ,33, 34 , 37 ; 631, 8 ; 635 , 2 - ein âder, in der und sîne gotheit 434,1; Der v. sprichet ver
urspringet güete, und da ist er aleine v . 32,3 ; nünfticlîche in vruhtbarkeit sine eigene na
suln wir bekennen den v., sô müezen wir sun tûre alzemâle in sinem êwigen worte 434 ,4 ; er
sîn 32,5 ; daz der v . sînem eingebornen sune muoz diz wort sprechen und gebern âne un
gæbe allez, daz er geleisten mac 51,5 ; der v. derlâz; wan ez ist mit dem v. als ein wurzel
mit dem sune enist niht mê dan der sun in aller der natûre des vaters natiurlîche, als
aleine, noch der sun mit dem v . enist niht mê der v . selber ist 435,5 ; her umbe sprichet der
dan der v . aleine 101,6 ; Der v. enminnet kein v .diz wort williclîche und niht von willen ,und
dinc dan sînen sun und allez , daz er vindet in natiurlîche und niht von natûre 435,7 ; In
sînem sune 115,2 ; Kein crêatûre enwürket niht disem worte sprichet der v. mînen geist und
dan der v., der würket aleine 125 ,2 ; mit der dînen geist und eines ieglîchen menschen geist
selben minne,då der v. sînen eingebornen sun glich dem selben worte 435 ,8 – Geburt (Spre
mite minnet, då mite minnet er mich 287, 7 ; chen ) des Sohns durch den V . in der Trinitāt
der nû diz wort hæren sol in dem v. 307,2; 52,2 ; 53,4 ; 84,5 ,8 ; 243,7; 263,6 ; 268,37, 42;
896
Wörterverzeichnis
428,9; 456,8; 540,67; 541,99; 597,2 – da der v. alsô ist diu geberunge gotes alle zît ze nemenne
gebirt sînen eingebornen sun 52 ,9 ; Her ûz nâch dem , daz der v. daz bilde blôz entdecket
drücket im got, der êwige v ., die vüllede und und in im liuhtende ist 276,5 ; 8ð gebære der
den abgrunt aller sîner gotheit . Daz gebirt er v . sînen eingebornen sun in mînem geiste als
hie in sînem eingebornen sune 68 ,1 ; Der v. en lûterlîche, daz in der geist widergebære 306, 9;
kan niht dan gebern , der sun enkan niht dan Also bist dû mit dem v . gebernde âne underlâz
geborn werden 84,5 ; Allez , daz der v . hât und in des vaters kraft dich selben und alliu dinc
daz er ist, die abgründicheit götlîches wesens in einem gegenwertigen nû 437,5 ; dâu gebirt
und götlîcher natûre, daz gebirt er zemâle in der v. sînen sun in die sêle 537,8
sînem eingebornen sune 84,6 ; Allez, daz der v . vaterschaft stf. (5 ) 470 ,10 ; 539,43 - da er ewigk
hât und geleisten mac, daz sprichet er alze . lich ist inne gewesen in im selber in der v.
mâle in sînen sun 167, 3 ; Der v . gebirt sînen vnnd da er gebraucht sein selbs in dem , der
sun den gerehten und den gerehten sînen sun vatter als der vatter sein selbs in dem einigen
258,2 ; Der v . gebirt sînen sun, und in dem ein 470,5 ; alles, das die natur geleisten mag,
geberne sê nimet der v. sô grôze ruowe und das sch [1]üsset sy darzů , das stürtzet in die v .
lust, daz er alle sîne natûre dar inne verzert 470, 8 ; Etliche namen hânt ein zuohaften an
263,3 ; des vaters wesen ist , daz er den sun gote, als ,v .' und ,sunschaft' 532,4
geber 264,3; daz der sun heizet geborn von vaz stn . ( 10 ) 81,5 ; 210 ,5 ; 223,7, 10, 11; 568,2 ;
dem v ., daz ist dâ von , daz im der v . veter 631, 10 – Der wazzer tæte in ein v., sô gienge
lîche offenbarende ist sîne tougene 276 ,2 ; der daz v . umbe daz wazzer, aber daz wazzer en .
v . ist würkende und der sun ist lîdende; und wäre niht in dem vazze, noch daz v. enware
daz ist von der eigenschaft der gebornheit ouch niht in dem wazzer 631, 9
279,1 ; Er hæret Kristum geborn von dem v . vegeviur stn . (1) 10,5
in voller glîcheit des vatersmit angenomenheit veile adj. (7 ) 611,9 ; 618,18 , 20 - daz got sich
unserer menscheit, geeiniget an sîner persone, selben v. trage allen crêatûren 399,3; daz got
wârer got und wârer mensche, ein Kristus sîn himelrîche biutet v. 611,7 ; kein dinc enist
428,9 ; da der v. den syn gebirt , da ist ein SÔ snoede als daz himelrîche, sô ez v. ist 611,8
gegenwertig ný 458,3 ; In der ewiger geburt, velt stn . ( 1) 580 ,3
da der v, sinen syn gebirt, Da ist dů sele vs venster stn . ( 1) 605 ,5
gevlossen in ir wesen vnd ist das bilde der verbergen stv. ( 1) hæte got noch mê, er enmöhte
gotheit gedrøket in die ( sele ) 458,4 ; solle der dir ez niht v . 29,5
v . seinen eingebornen sun geberen , so můß er verblenden swv. ( 1) 583,3
geberen sein bild bleibende in im selber in dem verborgen part.adj. (11) 173,5 ; 183,1, 2 ; 454 ,10 ;
grund 469,8 ; Der v. ist ein sprechende werk , 467,9; 580,5 – von der üebunge ûzer kunst sô
und der sun ist ein spruch würkende 530,1 ; wirt diu kunst offenbar, diu in der sêle ist
Alsô sprichet der v. den sun ungesprochen und natiurlîche v. 202,9; in die verborgenen war.
blîbet doch in im 530,3 ; Der v. sprichet den heit 454 ,15 ; Die v . fynsternuß des vngesich
sun ûz aller sîner mügentheit und alliu dinc in tigen liechtes der ewigen gotheyt 476,13 ; sîn
im 535 , 1 ; Dar umbe sprichet der v . den sun komen und sîn varn ist v. Sîn gegenwerticheit
alle zît in der einicheit und entgiuzet in im enist niht v. 589,5
alle créatûren 536 ,8 – Geburtdes Sohnes durch verborgenlîche adv . ( 3 ) 552,2 – Daz werk wür.
den V . in der Seele 11, 2 ; 263, 1 ; 267, 7 ; 268 ,27 , ket got in dem innigesten der sêle und sô v.,
34 ; 303 ,1 ; 306 , 12 ; 436 , 7 - Der v . gebirt sînen daz ez niht enweiz engel noch heilige 118,5 ;
sun in dem innigesten der sêle und gebirt dich Gott hat alle dinc v . in im selber 471,6
mit sînem eingebornen sune, niht minner 96,7 ; verboten part.adj. ( 1) 144 ,5
Wå got vindet glîcheit dirre ordenunge in der verbrennen swv. (4 ) des heiligen geistes wesen
sêle ,dâ gebirt der v . sînen sun 120,5 ; Dâ gibet ist, daz ich in im verbrant werde 264,5 ; 268,44
der v . sînen eingebornen sun der sêle in einer - tr . 464,9; 474,14
lûtern ruowe 123,3; daz der sun von dem verbunden part.adj. ( 1 ) wie etliche krefte der
v . geborn wirt 258,5 ; dar umbe engeruowet sêle v . sîn an den vünf sinnen 191, 11
der v . niemer, er enjage und entribo alle zît verderben stv. intr. ( 18) 438,4, 5 ; 440,3; 442,1,
dar zuo , daz sîn sun in mir geborn werde 258,5 ; 4,7; 443,6; 444,10; 445,10 – wan diu geburt
57 Edhart, D 2 897
Wörterverzeichnis

tôt was; dar umbe verdarp ouch diu vruht verhengen swv. (4 ) 6,5 ; 290,5 ; 445,4 – daz got
318 ,5 ; Daz ich bin nâch gebornheit, daz sol über sie verhenget, daz ist in sô genüegelich
sterben und ze nihte werden , wan ez ist tæt. und behaget in sô wol 290,1
lich ; her umbe sô muoz ez mit der zît v .503 ,5 - verjehen subst. inf. (1) daz wir von ir gespre.
tr . 255, 2 , 4 ; 268, 3 , 4 , 5 ; 476, 7 - Swaz dû werke chen mügen , daz ist mê ein lougen , waz got
dar umbe würkest, diu sint alliu tôt, und dû niht enist, dan ez sî ein v ., waz er sî 204,1
verderbest guotiu werk ; und niht aleine ver verjehunge stf. ( 1) niht, daz diu lougenunge ze
derbest dû guotiu werk , mêr: dû tuost ouch nemenne sî nach dem , daz diu crêatiurlicheit
sünde 255 , 1 ze nihte werde, sunder si ist ze nemenne nâch
verderben subst. inf. (3) 442,1 ; 443,1 ; 445, 1 der v . gotes in dem , dazman sie gote nemende
verdienen swv. ( 1) 363,2 ist 277, 12
verdriezen stv. (5 ) 82,2 ; 174, 3; 633,6 , 9 verklaren swv . ( 2) 564,5
verdriezen subst. inf. ( 1) 60, 10 verkoufen swv. (5 ) 139,8 ; 210,5 ; 291,9 – sie
vereinen swv. ( 17 ) 18,6 ; 277,3 ; 330,4 ; 398,2 ; tuont rehte, als sie got v ., als in Jûdas ver
400 ,6 ;441, 3 ; 446 , 9 ; 449, 4 ;618 ,38 - Swenne der koufte 291,9 ; Suochet er lop oder iht anders,
wille alsô vereinet wirt, daz ez wirt ein einic sô verkoufet er die tugent 362,3
ein 11,1 ; Alsô wirt diu sêle genzlîche mit gote verlâzen stv . ( 2 ) 319 , 1 ; 388 ,64
vereinet an dem bilde und an der glîchnisse verlâzen part.adj. ( 1) 'Witewe' sprichet in einer
136 ,6 ; sô wirt diu sêle mit gote vereinet als andern wîse als vil als : der ‘v . ist' und v. hât
ein lieht mit liehte 142,3 ; Swâ got und diu 319,1
selo vereinet suln werden , daz muoz von verliesen stv. ( 14 ) 49,2; 53, 10 ; 388,65 ; 496 ,6 ;
glîcheit komen 339,5 ; niht aleine in einer 577,7 ; 579,7, 8, 9 ; 588,5, 6 , 7 ; 627,7 - Allez,
însliezunge wirt ez vereinet, mêr : ez wirt ein daz mir zuogevallen mac, daz mac ich v .; dar
340 ,2 ; Swanne dîn sêle mit gote vereinet wirt, umbe gebirt sich got zemâle in mich , daz ich
sô hât si an im allez , daz iht ist, an aller vol. in niemer verliese 627 ,6 ; allez, daz mir ane.
komenheit 615, 11 – refl. 408, 1 - alliu glîchiu geborn ist, daz enverlür ich niht 627,8
dinc minnent sich under einander und ver verlougenen swv. (5 ) 277, 15 ; 630,4 - daz er
einent sich mit einander 413,1 habe verlougent sîn selbes und aller dinge
vereinet part.adj. (6 ) 125,1 ; 600,5 ; 616 ,1, 3 ; 272,6 ; Kristus, der got und mensche ist, als
618 ,41 - dô si dem lîbe leben gap und mit den man den nimet nâch der menscheit, sô ver
sinnen v . was 443, 2 lougent man sîn nach der gotheit in dem
vereiniget part.adj. ( 3 ) 387,36 , 50 - niht v.,mêr : nemenne, niht daz man im der gotheit ver .
ez ist ein 341,9 lougent, sunder man verlougent im ir nâch
vereinigunge stf. (5 ) 386, 18 ; 387,28, 43, 45 - an dem nemenne 277,14
vereinunge volkomener minne 146, 1 verlust stf. ( 1) 8,4
vergân stv . (an .v .) (8 ) 85,3 ; 137,3 ; 268,54 ; vermanen swv . ( 1 ) 540,64
342,3 ; 605,10 – Vergienge daz lieht, sô ver vermenget part.adj. (2) 568,15
giengen alliu dinc 153,7 ; als der ein bilde vermügen sin . ( 2) 387,44 ; 540,89
malet an der want vnd das vergat 458,7 vermügen an .v . ( 9) 8,9 ; 9,1 ; 79, 2, 10 ; 280,9 ;
vergangen part.adj. ( 1) 96 ,5 328,7 ; 409,1; 446 ,2; 631,1
vergeben stv . (5 ) 47,1, 4 ; 432, 9; 582,7 , 8 vermügen subst. inf. ( 1) Got hât daz werk und
vergebens adv. ( 1 ) daz er alle sîne gâben gibet diu sêle daz begern und daz v., daz got in sie
v. 400,4 geborn werde und si in got 342,9
vergelten stv . (3) 223,12 ; 612,2 ;618,22 vermögenheit stf. (3 ) 415 ,6 ; 540,72, 83
vergenclich adj. (4 ) 137,2 ; 468,3 – daz si vernemen stv . ( 6 ) 100,4, 6 ; 239,5 ; 539,29 – die
kein widerkêren habe ûf vergenclîchiu dinc ze kranken sin hânt und ez niht vernement
590 ,1 ; daz ist wollust vergenclîcher dinge 239,2 ; Eyâ , sol ich nû daz sprechen gotes in
606 ,1 mir v . 304,4
vergezzen stv . (2) 615 ,12; 618 ,39 vernihten swv. (2) Kündest dû dich selben v.
vergiezen stv . ( 1) 268,38 einen ougenblik 66,7 - refl. von dem menschen ,
vergolten part.adj. ( 2) 611,9 ; 618,19 der sich selben vernihtet hât in im selben und
vergoten swv. ( 1) 387, 36 in gote und in allen crêatûren 415 ,1
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Wörterverzeichnis
verniuwen subst. inf. (4 ) 460, 2 - ein nýwe svn . 8; 329,7 – V. nimet wol von lîplîchen dingen :
der v . 459,8 ; In gotte ist ein kleinlicheit, das in dem stücke ist wille edeler 201, 17 ; V . drin .
dar in enkein v. en mag 460,1; e(i)n gegen get ûf in daz wesen 216 ,2 ;Verstantnisse brichet
wertig ný svnder v. 460,3 ze dem ersten ûz V., und wille gât dar nâch ûz
vernunft stf . ( 7) 62,7 ; 229,1; 328 ,9 ; 351,4 ; in beiden 219,9; sælicheit enliget noch an v .
387,29 - Viur und hitze ist ein ; vellet ez in v ., noch an willen 329,8 ; diu v. gât die rihte ûf
si scheidet ez 328,8 ; wäre daz sache, daz ein in got. Aber diu minne kêret ûf daz si minnet
vliege v. hæte 493,5 371,5
vernünftic adj. ( 14 ) 406 , 1 ; 442,3 ; 466 ,2 ; 530 ,5 ; vernünfticlîche adv. (8) 416,1 ; 421,3, 4 ; 557,1 –
539,22 ; 555 , 7 – in der vernünftigen sêle 65 , 7 ; Der vater sprichet v. in vruhtbærkeit sîne
als got v . ist 95,1 ; Her umbe hânt alliu dinc, eigene natûre alzemâle in sînem êwigen worte
diu dâ sint, vernünftigen lust an irm wesene 434 ,4 ; Als dich der vater nimet in diz selbe
401,3; got der sî ein wesen und ein v. wesen lieht, v . ane ze schouwenne diz lieht in disem
497 ,4 ; got enist niht wesen noch v . 497 ,5 ; liehte nach der selben properheit 436 , 10 ; als
Alsô sol diu sêle allez ûfklimmen in der ver
nünftigen würkunge 557,2; vil ander dinge, daz ein vliege vernunft hæte und möhte v.
diu an vernünftigen dingen sint, diu sint zuo suochen den êwigen abgrunt götlîches wesens
val630 ,7 ; daz leben ist ieglicher vernünftigen 493,5
créatûre eigen als ir wesen 630,7 verre stf. ( 1) 338,6
vernünfticheit stf. (41) 213,6 ; 217,3 ; 325 ,11 ; verre adj. ( 15 ) 24,5, 7 ; 34,6 ; 235 ,5 ; 244,1, 6 ;
330,1 - der krefte volkomenheit liget an der 295 ,9 ; 338,5 ; 414 ,1 ; 578 ,4 ; 580, 2 - die enver .
obersten kraft, diu dâ heizet v. 31,3 ; ez ist an stânt des niht, daz etwaz sî, daz gote also
einem teile vernünfticheit in einem nider sippe ist . . ., und disem ist v. und vremde
sehenne und in einem nidervalle , dâ diz ver alliu geschaffenheit 88,8 ; diu hitze ist in dem
stantnisse bilde nimet von lîplîchen dingen viure, da ist si der rehten natûre des viures als
202,2 ; Aber in dem obersten würket diu v . v ., als der himel ist von der erden 244,5 ; Ez
âne zuonemunge von lîplîchen dingen 202,3 ; ist v . einander gotes minne und daz wir min .
Hie glîchet sich v . der obersten hêrschaft der nen 286,6 ; alliu lîphaftigiu dinc sint geschaf
engel 217,1; Mit disen engeln nimet v. got in fen bînihte und v. von gote 598 ,2
sînem kleithûse, blôz , als er ist ein âne under verre adv. (38 ) 9, 6 ; 124, 6 ; 164,5 ; 165 ,3 ; 183, 1 ;
scheit 217, 4 ; Nû sprechen wir in einem andern 350,7; 367,7; 441,3 ; 456,6 ; 475 , 15 ; 476 ,1;
sinne von den 'zwein sünen ' der v . Der ein ist 539,35 ; 568 ,27 ; 580, 3, 5 ; 583,4 – als v . als
diu mügelicheit , der ander ist diu würklicheit (số): 62, 8; 63, 6; 143,8; 187,1 ; 239,7, 8 ; 341, 6,
220 , 1 ; Nû glîchet sich v . in der mügelîchen 7, 8, 9 ; 385,8 ; 386 ,1 ; 420 ,3 ; 441,1 ; 551,4 ;
kraft dem natiurlichen liehte der engel 223,3 ; 552, 1 ; 564, 10 , 11
Diu sêle enhât niht, då got în gesprechen müge, verren swv. entfernen ( 1) diu sünde ist niht und
dan v . 323 , 1 ; V ., in der ist man alzemâle junc verret von gote 597 ,6
324 ,2 ; Der êrste ûzbruch von der sêle ist v . verschulden swv. ( 1) 582,6
324,4 - daz liehtder v .: Gloube klebet in dem versehen stv . refl. (1) Enversæhe sich des diu
liehte der v . 168, 1 - daz vünkelîn der v . : Daz sêle niht, si enbegerte niemer dar în ze ko.
vünkelîn der v ., daz ist daz houbet in der sêle menne 343,8
211,1 ; Daz vünkelîn der v ., blôz in gote geno. versinken stv . (2) 467,2 – si versinket in daz
men , då lebet der 'man ' 219,3 - daz houbet der wesen und nimet got, als er ist lûter wesen
sêle : 233 , 1 - in dem houbete der sêle , . . . in v . : 216,5
dâ geschihet diu geburt inne 230 ,1 : V . daz ist versmæhe adj. ( 1) menscheit ist an dem erm
daz houbet der sêle 370,11 - daz lieht der sêle : sten oder versmæhesten menschen als vol
In dem învluzze der gnâden klimmet ûf alze. komen als an dem bâbeste oder an dem keiser
hant daz lieht der v . 346 ,5 - der man der sêle : 18 , 3
317,2 , 3, 5 ; 323, 3 - alsô entuot v ., diu der versmæhen swv. (5 ) 147,3, 4 ; 408,5 ; 445,3 –mir
'man ' ist in der sêle 318 , 1 - daz oberste teil der versmâhte daz, daz si niht enwäre morgen
sêle : 317,7 – V . ist daz oberste teil der sêle jünger dan hiute 305 ,7
317,7 – v. und wille : 31,2 ; 216 ,1 ; 305,9 ; 325 ,7, versmâhen swv. ( 1) 555 ,6
899
Wörterverzeichnis
versmelzen stv . ( 1) 264,5 vertragen stv . (2) hinnehmen 7,3 – und sie en .
versmelzen swv. ( 1) 268,30 künnen niht ein wort v . 295 ,8
verspotten swv. ( 1) 204, 4 vervinstern swv. ( 1) daz sich diu sêle giuzet ûf
verstân stv . (an .v .) (54 ) 52,11; 53,2; 79,2 ; 83,8 ; den lîchamen , sô wirt si vervinstert 598 ,3
84 ,1 , 4 ; 88 ,6 ; 98 ,4 ; 116 ,1 ; 261, 4 ; 268 ,30 ; vervlizzen part.adj. ( 1) Siwas also gar an in v.,
278 ,1 ; 289,9 ; 305 ,6 ; 325,5 ; 350,3 ;401,4 ;416,2, daz si sîner worte niht dan ein behalten hâte
3 ; 439 , 9 ; 445 , 2 ; 448 ,2 ; 465,6 ; 466 , 2 ; 467, 9 ; 588 , 9
487, 4, 5 , 7 ; 488 , 7, 8 ; 489, 1, 3, 6 ; 490,8 ; 506 , 1 ; vervüllet part.adj. ( 1) 524,9
536 ,6 ; 539,44 ; 540,69; 541,93 ; 615,6 ; 618,37, verwandeln swv. (3 ) 474,14 ; 599,8 - refl. 615 ,2
49 ; 631,11 - dâ verstât er ein himelischez lieht verweinen swv. (1 ) daz si ir ougen verweinet
74 ,3 ; Dirre geist verstât nâch zal âne zal 75 ,5 ; hâte 583 , 2
Die wîle daz diu sêle deheinen underscheit verwerden stv. ( 2 ) verderben 433 ,2, 3
verstât, sô ist ir unreht 87, 1; in dem selben verwerfen stv .refl. ( 1) Der alsus ein wäre und
puncte verstuont er sich geeiniget menschlich sich verwürfe in den grunt der dêmüeticheit
natûre und götlich natûre, wârer got und 347,5
wârer mensche 439, 9 ; als lange der mensche verworfen part.adj. (l) in einer gewârer ver .
niht glîch enist dirre warheit, als lange ensol worfener dêmüeticheit under alle creaturen
er dise rede niht v. 506 ,2 ; Swâ man ,vater' 564 , 9
nennet, dâu verstât man ,sun' 533,1 ; und ver verworrenheit stf. ( 1 ) der enhật kein verdriezen
stât man mê an dem werke dan an den worten noch keine V., wan er hât sich selben ge
535 ,3 ; Götlîchiu werk suln wir v. âne arbeit lâzen und alliu dinc 60, 11
600 ,7 ;Man verstât die hitze wol âne daz viur verwunden part.adj. ( 1 ) wan ez ist v .mit varwe
und den schîn âne die sunnen 631,11 – reft . und mit dôneund mit lîphaftigen dingen 192, 3
got der enkan sich niht v . âne die sêle und die verzern swv . ( 2 ) 263,4 ; 320,2
sêle âne got 632,1 verzîhen stv . (5 ) 445, 10 – refl. 54,3 ; 628,4 - daz
verstân subst. inf. ( 1) daz man gote zuoleget in er sich verzîhe sîn selbes und aller sîner
gedenkenne oder in verstânne 561,3 sælicheit 45, 3; Der sich sîn selbes eigenliche
verstant stm . ( 1) 386 ,16 verzige, der wäre eigenlîche gotes 628,5
verstantnisse stnf. (21) 89,1; 303,5, 7; 304,1; verzwiveln swv. ( 1) 54,2
305,10 ; 363,10 ; 370,1 ; 454, 10 ; 501,7 – dâ diz veste adj. ( 1) 594 ,4
v . bilde nimet von lîplîchen dingen 202,3 ; V . veterlich adj. ( 2 ) als er sich und alliu dinc nâch
brichet ze dem êrsten ûz vernünfticheit 219,9 ; veterlîcher gewalt in disem worte bekennet
Der engel hât zwei v . Daz ein ist ein morgen 437,2 ; die veterlîche hêrschaft 443,12
lieht, daz ander ist ein åbentlieht 221,4 ; got veterlîche adv. ( 1) daz im der vater v . offen
der ist sô hôch in im selben , daz dar zuo niht bârende ist sîne tougene 276,2
gelangen enmac kein v . noch begerunge 303,4 ; veterlicheit stf. ( 1) in den kernen der v. 470,4
Ie wir mit unserm v. mê ûfgân , sô wir mê in vezzelîn stn . (2 ) 568 , 2, 6
im einez sîn 536,7 - v. und wille (minne): vîent stm . ( 1) 46 ,8
219,8 ; 363,9 ; 371,8 ; 635 ,5 – daz der kerne des figûre stf. (1) daz alliu diu werk und diu lêre
êwigen lebens mê lige an v. dan an minne der menscheit gotes sîn ein bilde und ein f.
371,3 ; daz diu v . und diu vernünfticheit gât unsers heiligen lebens 549,2
die rihte ûf in got 371,4 ; diu minne kêret ûf vihe sin . ( 3 ) 63,5 ; 568,29; 603,4
daz si minnet ; dân nimet si, daz da guot ist. vihelich adj. (1) 556,5
Aber v . diu nimet daz , dâ von ez guot ist vil adj. ( 16 ) 16 ,4 ; 58,6 ; 108,5 ; 223,9; 378,9;
371,6 387,51 ; 476 ,7 ;498,4 ;533,4 ; 540,52, 58, 61,64 ;
versteinen swv. ( 1 steinigen 278,4 617,4
versteln stv . ( 1) 144,4 vil adv. (104) 17,1; 24,6 ; 53,10; 65,3; 68,5 ;
verstoln part.adj. ( 1) 144,3 | 83,9; 100, 7; 103,6; 107,3; 115,1 4. 6.
verstôzen stv . (1) 618,43 vil indef. pron . ( 28) 25,4 ; 73,6 ; 86 ,6; 102,8;
verstummen swv. (2 ) 454,7, 14 | 123, 6; 211,2; 223,11; 274,8; 295,7 4. Ø.
verteren swv.refl. ( 1) ich han mich darinn ver. vinden stv . <70 ) 26 ,5 ; 87,3 ; 88,1, 2; 107,1;
toret 470, 7 119,2 ; 120,4 ; 164,1 ; 173,7 ; 174,3 ; 175,5 , 8 ;
900
Wörterverzeichnis
176 ,2 ; 179,6 ; 228,5 ; 237,3 ; 285, 10 ; 286 ,7, 9 ; ûz in daz wazzer mit der hitze 294,7 ; nâch
338,6 , 7 ; 341, 3, 6 ; 343 , 2 ; 344 ,1 ; 454 , 4 , 15 ; gegenwerticheit des viures sô blîbet dâ als
464,10 ; 467,6 , 7 ; 501, 2 ;505 ,6 , 9 ; 524,53; 534,2 ; lange diu hitze, als kreftic daz v . gewesen ist
540,52, 60 ; 557, 2 ; 565, 10 ; 567, 1 ; 578, 7 , 8 ; 294,9; V . und hitze ist ein 328,8 ; daz v., swie
583 ,5 ; 584 , 1, 4 , 6 ; 585 ,2 ; 588,4 ; 589,7, 10 - kreftic ez sî, ez engebrante niemer, enhoffete
swer got suochetund ihtmit gote suochet ,der ez niht einer geburt 341, 12 ; Des begert daz
envindet got niht; und swer aber got aleine v ., daz ez geborn werde in dem holze und daz
suochet, in derwarheit, der vindet got und vin ez werde al ein v . 342,3 ; Nime ich v . von einer
det got niemer aleine , wan allez , daz got gelei. stat und lege ez an ein ander, sô ist ez doch
sten mac,daz vindet er mit gote 26 ,4 ; allez, daz geteilet, al ez v . ist 436 , 4 ; Man verstât die
er geleisten mac,daz vindest dû mit gote 29,2; hitze wol âne daz v. und den schîn âne die
Der vater enminnet kein dinc dan sînen sun sunnen 632,1
und allez, daz er vindet in sînem sune 115,2 ; viuric adj. (4 ) 616,5 ; 617,2, 3; 618,49
der die warheit ie vant lange und lange vor viurîn adj. ( 1) 618 ,49
gotes geburt 189,7 ; als wênic als man gote vlehelîche adv. (2 ) 160,4 ; 169,1
eigenen namen v . mac, als wênic mac man vlehen swv . ( 1) 34 ,8
der sêle eigenen namen v. 237,2 ; wan er vleisch stn . (6 ) 360,3 ; 387,21 ; 474,3 ; 567, 10 –
niht in unsminnet wan als vil, als er uns in im Daz ander rîche ist unsers vleisches 150,5 ;
vindet 286,6 ; Swân iht ûzzerteilet ist, då en Einiu hânt die kraft, daz sie an sich ziehent
vindet man got niht 341,4 ; wiltu die natur bein und v . 555, 1
bloß finden 473,7 ; So wenn das sy das ein vleischlich adj. ( 3) 618,15 – daz er sich selben
findet, da es alles eyn ist, da bleibet sy (in ) getoetet haben sol an aller vleischlîcher bevin
dem einigen (ein ) 473 ,9 ; Eigentlich fyndet dunge 429,5 ; Dar umbe enbekennet ein v .
man in der fynsternuß das liecht 476 ,4 ; daz mensche niht geistlîcher dinge 611,4
got stat vinde in im ze würkenne 500,4 – refl . vliege swf. (3 ) 493,7 – daz ein v. vernunft hæte
Swenne diu sêle kumet in daz bilde und sich und möhte vernünfticlîche suochen den êwi.
vindet in dem bilde aleine, in dem bilde vindet gen abgrunt götlîcheswesens, ûz dem sikomen
si got 341,5 ; diu natûre envindet sich niemer ist 493,5 ; dâ die obersten engel und diu v . und
glîch , ez enmüeze geborn werden 341,11 diu sêle glîch sint in dem , dâ ich stuont und
vinger stm . ( 1) sîne nôtdurft bewîsete er mit wolte , daz ich was, und was, daz ich wolte
zeichen der v. 189,13 493,9
vinster adj. (2 ) 304,2; 604,2 vliegen stv . ( 1) 612,6
vinsternisse stfn . (9) 454,2; 455,1; 464,10 ; vliehen stv . (7) 147,3 ; 414,2, 4 ; 588,5 – Si enwil
476 ,11; 477,2 – daz alliu lieht ein v . sint und niht got, als er der heilige geist ist und als er
ein niht wider disem liehte 369,4 ; Eigentlich der sun ist, und vliuhet den sun 31,4 ; alliu
fyndet man in der fynsternuß das liecht unglîchiu dinc vliehent sich 413,2
476 ,4 ; Die verborgen fynsternuß des vngesich vliezen stv. ( 18 ) 152,5 ; 191,4 ; 214,5 ; 394,5 ;
tigen liechtes der ewigen gotheyt ist vnbekant 522,19 ; 523,21, 22 ; 540 ,89 ; 595 ,7 ; 606 ,4 - daz
476 , 13 ûz dem obersten teile der sêle vliezent zwo
firmament stn . ( 1) 75 , 1 krefte 31,1 ; als vliuzet got in alle die krefte
viuhte adj. ( 1 ) Als diu sunne an sich ziuhet den der sêle 214 ,4 ; dân die créatüren ûz gote vlie
viuhten luft 567,8 zent 244 , 1 ; daz guot, von dem allez guot
viuhticheit stf. ( 1) 'Homo' sprichet in einer vliezende ist 273,3; diz bewîsent alle crêatû .
andern wîse als vil als , v . 346 ,3 ren , daz sie ûzgevlozzen sint und gevlozzen
viur stn . (26 ) 114,4 ; 200,8 ; 244,3, 4 , 5 ; 294,8 ; sint von götlîcher natûre 396 ,1 ; einez ist in
10; 342,2, 4 ; 406 ,5 ; 436,5 ; 474,14 ; 618,44 - der sêle, von dem vliuzet bekennen und min
Waz v . machet, daz muoz von nôt oben im nen 496 ,3; Dô ich ûz gote vlôz 504,5
sîn , als der himel und diu sunne 176, 10 ; daz vlîz stm . (8) 140,2 ; 141, 4 ; 144,6 ; 155 ,2; 303,1 ;
v . ist stat des luftes 188, 7 ; Dâ daz v . ist in 428 , 1 ; 433, 8 ; 499, 9
sîner natûre, dâ enschadet ez noch enbrennet vlîzen stv.refl. (4 ) 400,1; 539,27 ; 617,6 – und
niht. Diu hitze des viures diu brennet hie hât sich mit aller sîner gotheit des gevlizzen ,
nidene 244,2 ;daz v. daz wirfet wol sîne wurzel daz er der sêle behegelich werde 295,2
901
Wörterverzeichnis
vlîziclîche(n ) adv. ( 3) 138,4 ; 141,1 – Sælic ist volmachet part.adj. ( 1) als er ,got' ist, sô enist
der mensche, der dâ v . hæret, waz got in im er niht ein v . ende der crêatûre 493 ,3
spreche 368,2 volmehticheit stf. ( 1) daz sî v., daz man der
vogel stm . ( 1) 612,6 lîplîchen dinge von ertrîche niht enhât 498,5
vol adj. ( 11) 64, 2 ; 201, 12 ; 241,8 ; 267, 10 ; 443, 2 ; vorbedecken swv. (4 ) 53,8 - allez , daz er êwic
633,1 - Gotesminstes des sint v . alle créatüren lîche gehæret hât von sînem vater, daz hât er
174,2 ; Danne ist der tac v., als des tages uns geoffenbâret und enhât sîn uns niht vor
niemer enist 230 ,6 ; in gote ist volliu kraft bedecket 53, 7; Alsus ensuln wir gote niht v.
238,7 ; in voller glîcheit des vaters 428 ,9; daz 53,9; wan uns got niht vorbedecket enhât des
die heilig geschrifft so v. ist 466, 3 sînen 54, 1
vollen adv . ( 2 ) 188 ,8 ; 400 , 3 vorgân stv . (an.v.) ( 1) 371,1
volbrâht part.adj. (2) als schier , als er sin vorhte stf. ( 1) 579,8
gedechte, so were das hus v. 459,4 ; als schier, forme stf. (8 ) 65,5 ; 454,14 ; 469,10 - Sô daz kint
als er sin gedenket, so sint dự werch v. in enpfangen wirt in der muoter libe, dâ hât ez
eime gegenwertigen nv 459,5 bilde und f. und geschepfede 65 ,1 ; daz diu
volbringen an . v. ( 6 ) 138,8 ; 337,3 ; 502,3 ; 618 ,49 sêle dem lîbe ein f. und ein leben wirt 65,4;
- daz ist vernünfticheit: diu ist als edel an ir allez, daz îngetragen wirt ze den sinnen von
selben ,daz siniht volbrâht enmac werden wan bilden und von formen 203,4 ; der mensche,
mit götlîcher wärheit 325,11; diu gnade gotes der muoz gar stille sîn und gescheiden sîn von
diu worhte in im , daz diu zuovellicheit vol. allen bilden , jâ , und von allen formen 307, 3 ;
brâhte daz wesen 502 ,2 diu einvaltige f. der menscheit diu ist sunder
volgen sw . ( 17) 198,11; 213,6 ; 244,8 ; 308,1 ; bilde 380,2
449, 2 ; 553 , 1; 610 , 3, 6 , 7 , 8 ; 612 ,16 ; 617 , 7, 8 ; vorrede stf. ( 1) 432,8
617,9 ; 630 ,5 ; 633, 11 vorsmak stm . ( 1) 387,32
volgründen swv. ( 1) der daz wort v. kan 455,2 vorteil stm . ( 2 ) 431,6 - då enbekennet der vater
volk stn . ( 13) 6 ,4, 6 ; 7,2, 3; 11,7; 12 ,4, 5 , 6 ; keinen underscheit zwischen dir und im noch
337,5 ; 368,1; 464,6 ; 538,1, 3 kein v. 437, 7
volkomen adj. ( 20 ) 141,4 ; 145 , 7 ; 146, 1 ; 179, 1 ; vrâge stf. (4 ) 52,1; 408,3 ; 495,7; 583,1
295 ,5 ; 320,3; 449,6 ;450,2;459,2 ; 469,6 ; 596 ,7 ; vrâgen swv. (36 ) 12,3; 27,4,7 ; 45,9; 116, 8;
631, 6 ; 634 ,4 - menscheit ist an dem ermsten 222,4 ; 227,6 ; 238 ,11 ; 261,3 ; 268,29, 47 ; 363,8 ;
oder versmæhesten menschen als v . als an dem 488 ,1; 491,3; 521, 1, 7, 11, 12 ; 522,24 ; 522,4 ;
bâbeste oder an dem keiser 18 ,3 ; dâ bekennet 523, 10, 14 , 29, 46, 47 ; 524,1, 2; 569,9 ; 577,4 ;
diu sêle alliu dinc und bekennet sie dâ v . 232 ,7 ; 580, 1 ; 633,2
Io volkomener diu geburt ist, ie mê si gebirt vremde adj. (9 ) 88,8 ; 347,3 ; 384,3 ; 388,87, 90 ;
320,4 ; 'Homo' diutet als vil als „daz v. ist' 436 ,4 – als mir daz v. ist, daz jenent desmers
345,6 ; ‘erat'meinet eine geburt, ein v . gewer ist 304,5 ; Dar umbe ensol diu sêle keinen
den 348 ,5 ; wer der zimberman v . an sime vremden indruk haben 344,3 ; dar zuo dû ûzer
werche v. gleichnuß vnnd ein
459,3; er ist einvatters dir boweget bist von vremden sachen 384,1
volkommens bild des 469, 6 vremdesubst.adj. (5 ) 189,9; 341, 2 - dâ got ist im
volkomen adv. ( 1) 524,13 selben bî und nähe und engât niht verre ûz
volkomen stv. ( 1 ) zum Ende kommen 605 , 1 und enrüeret niht vremdes 165 ,3 ; Daz ist gotes
volkomenheit stf. ( 16 ) 10, 8 ; 13, 5 ; 60,3 ; 109 , 3 ; eigenschaft, daz niht vremdes in in envellet
145,8 ; 147,5 ; 309,3; 429,2 ;449,7 ; 596 ,2 ;606 ,5 ; 344,2 ; daz vremdez ist an der sêle 549,5
615 ,12 ; 618,39 – der krefte v. liget an der vrî adj. ( 16 ) 62,4 ; 191,7, 9 ; 201,16 ; 381,5 ; 382,4 ;
obersten kraft 31,2 ; in gote ist aleine ganziu 387,58 ; 388 ,66 ; 492, 7 - Allez daz, daz geschaf
v . 596,8 ; wie der vater sich ergiuzet mit aller fen ist , daz enist niht v. 62,6 ; daz der wille
v . in der geburt als in den sun 597, 2 alsô v . si, daz in nieman betwingen enmac dan
volkomenlîche adv. ( 5) 14,3 ; 46,2; 539,12; got aleine 78,1; Habe aleine eine rehte mei
605 , 4 - so ist diu sêle in dem minsten glide als nunge und einen vrîen willen 81, 1; diu kraft
v . als in dem libe alzemâle 407,2 ist sô v. und ist sô ûfkriegende, daz si keinen
vollene stf . ( 1) dâ ist vüllede und v.aller gotheit getwanc lîden enwil 168,3 ; Der wille ist v., er
86 ,8 ennimet niht von materie 191,6 ; eine vrie,
902
Wörterverzeichnis
ungeteilte menschliche natûre 380,1; daz der det oder gehindert , daz si niht volle maht en
mensche gesundert ist von den sünden ; daz hât in irm werke, da wirt ein v . 64,2 ; enwären
machet die sêle v . 596 , 3 niht vrouwen , sô enwæren ouch nihtman 64, 4 ;
vride stm . (26 ) 45,7 ; 48,6 ; 81,9 ; 82, 1; 122,6 ; daz zwô krefte in der sêle sint: einiu ist der
123 , 1; 186 ,4 ; 187, 12 ; 198 ,2 ; 204 ,7 , 8 ; 259,2 ; man und einiu ist diu v. 279,5 ; Daz wort
268,41; 351,2, 3, 5 ; 368,1 ; 595,3, 4 , 5 , 6 - Ein 'homo' nemen wir von vrouwen und von man
herre, der einen kneht hat, dâ enist niht v. nen , aber die Walhe enwellent ez niht den
48, 1; Jérusalem ist höcheit von v. 259,2 vrouwen lêzen durch ir krankheit 345 ,5 – unser
vridesam adj. (1) 'Jérusalem 'meinet ,eine gesiht vr. ( = Maria ): 10,8 ; 105,2 ; 432,1, 6 ; 439,6
des vrides“; kürzlîche, ez meinet, daz der vröuwen swv.refl. ( 15 ) 160,2, 5 ; 161,3, 8 ; 162,2,
mensche v , sî und wol gesetzet 351, 2 3, 4 ; 163,1, 2, 4 ; 167,6 ; 169,3 ; 222,4 ; 616,2
vriheit stf. ( 12 ) 77 ,4 ; 78, 3, 5 ; 123 ,2 ; 145 ,6 ; vrouwenname swm . ( 1) 577 ,4
201,17 ; 388,71; 596 ,2 – ie me er diu v. selber vruht stf. ( 35 ) 40, 7; 52,5 , 6, 7; 55,3 , 5 ; 58,6, 8 ;
ist und ie mô er diu v. ist 62,5; Got enbe 60,5 , 8, 9, 10 ; 138,3; 278,7 ; 318,6 ; 433,3 ;
twinget den willen niht, er setzet in in v., also 438,4 , 5 , 6 ; 439,3 ; 443, 7 ; 606 , 2 – ' . . .und iu
daz er niht anders enwil, dan daz got selber diu v . blibe',wan daz ist gar lustlich , daz då v .
ist und daz diu v. selber ist 78,2 ; Alsô ist bringet und im diu v . blîbet, und dem blîbet
allen den menschen , die dâ stânt in v. und in diu v., der då blîbet und der dâu wonet in der
einicheit in im selben 81,8 minne 58,7 ; got ist v. der tugende, got vrühtet
vrisch adj. ( 2 ) er gebirt sînen sun und gebirt in alle tugende und ist ein v. der tugende, und
alzemâle niuwe und v . 117,1; dâ diu sêle in diu v . blîbet dem menschen 60,4 ; Dermensche,
gote alliu dinc niuwe und v . und gegenwertic der dâ würhte umbe eine v. und im diu v .
bekennet 231, 10 blibe, daz wäre im gar lustlich 60 ,6 ; als der
vriundinne stf. ( 1) 605 ,7 ein edel zwî pflanzet in einen groben stok , dâ
vriunt stm . ( 19) 7,9,11; 10 ,4 ; 33,9 ; 40,5 ; 43,7 ; wirt alliu diu v . nach der edelkeit des zwis
46,10 ; 47,4 ; 50,7, 8; 52,8 ; 59,8, 9, 11; 83,1; und niht nâch der gropheit des stockes 626 , 11
373,6 – in der selben geburt sprichet er uns vruhtbære adj. ( 4 ) 444,5, 10 ; 445 ,9 – wie unsers
sîne vriunde52,11; Ouch möhtemîn v. wizzen , herren Jesú Kristî edeliu sêle v . worden ist in
daz ich niht enweste, enwölte er ez mir niht sîner heiligen menscheit 444 , 7
offenbaren 83 ,2 vruhtbarkeit stf. (9 ) 439,2 ;440,2 ;443,13 ;444,2,
vriuntschaft stf. ( 1) Alsô nôt ist gote ze unser 4 ; 445,11, 13; 447,1 – Der vater sprichet ver
V., daz er niht erbeiten enmac, biz daz wir in nünfticlîche in v. sîne eigene natûre alzemâle
biten 46 ,9 in sînem êwigen worte 435 ,1
vrolich adj. ( 1) 476,8 vruhtbærlich adj. (6 ) 414 ,5, 7 - Dar umbe heizet
vrcelîche adv. ( 1) 445 ,4 daz ertrîche diu vuhrtbærlîcheste creatûre
vrceliсheit stf. ( 1) 386 ,5 under allen zîtlîchen dingen 414 ,8 ; daz er
vrost stm . ( 1 ) 418 ,8 ( = Gott) in aller sîner gotheit niht enbeheltet,
vrostic adj. ( 1 ) 612, 13 er enmüeze ez alzemâle ergiezen in vruhtbær.
vroude stf . ( 16 ) 13,10 ; 161,1, 3 ; 236 ,3; 241,5 ,6, lîcher art in den menschen 415 ,8 ; daz disem
7 ; 253,3 ; 267, 10 ; 589,2 ; 630 ,1, 5; 631,7 – ir liehte niht engenüeget an der einbærkeit der
würhtet die gerehticheit,und si enwære iu kein vruhtbærlîchen art götlîcher natûre 420,4 ;
pîne, si wære iu ein v . 385 ,7 ; Weste diu sêle , allez daz vruhtbærlîche lîden sîner heiligen
wanne got in sie træte , si stürbe von vrouden menscheit 443, 14
589, 3 ; Glîchnisse ist diu græste wollust und v ., vrühten swv. ( 1) got vrühtet alle tugende 60,4
diu in dem himelrîche ist 596 ,4 vrume swm . (3 ) 100,8 ; 101,10 ; 105,5
vrouwe swf. (31) 23,4 ; 132,2 ; 147,1; 173,6 , 8 ; vruo adv. ( 1) 582,11
210,2; 211,3 ; 212,3 ; 215 ,2, 4 ; 218,1; 223,6 ; vüecsam adj. ( 1) 618,26
317 ,4 ; 319,3 ; 387,41; 427 ,2 ; 468 ,5 ; 476 ,7 ; vüegen swv. ( 7) passen zu 189,13; 297,5, 7;
582,5 – Ein v . und ein man diu sint einander 623, 3 - Dar umbe vüegent disiu wort sant
unglîch ; aber in der minne sint sie gar glîch Secundô 610,7 - refl. 163,5 – als sich der
48,1; daz got die vrouwen næme von des mensche mit minne ze gote blôz vüegende ist
mannes rippe 48,3 ; dân diu natûre wirt gewen 278 ,5

903
Wörterverzeichnis
vieren swv . ( 1) der geist ist ein slite , der daz wærlîche adv. ( 13) 45,1; 140,1 ; 254,3 ; 259,5, 6 ;
leben vüeret in al diu glit durch die grozen 295 ,8 ; 387, 21 ; 418 ,4 ; 420, 3 ; 431, 9 ; 435 ,15 ;
einunge, die diu sêle hât ze dem lîbe 405,4 449,8 ; 576 ,6
vülle stf. ( 2) 86 ,3 , 6 wahs stn . (3) Drücket man ein ingesigel an ein
vüllede stf. (7) 230,4, 5 ; 231,7, 9 - Her úz grüene w . oder an ein rôt oder in ein tuoch
drücket im got, der êwige vater, die v. und 136 ,3 ;Wirt daz ingesigel gedrücket genzliche
den abgrunt aller sîner gotheit 68,1; dâ ist v. durch daz w ., daz des wahses niht überblibet
und vollene aller gotheit 86 ,8 136 ,4
vüllen swv. (2) 223,11; 604,5 wahsen stv. (4 ) 210,5 ; 474, 3; 555, 7 - gotes
vüllende part.adj. ( 1) 107,3 minstes des sint alle crêatûren vol und
fundament stn . (1) Got sol ein regel und ein f. lebent und wahsent und gruonent dar inne
sîn dîner minne 104,1 201,13
vünfleie num .adj. ( 1 ) 603, 3 wahsende part.adj. ( 1) Daz krût ist edeler dan
vunke swm . ( 2) als vil wirst dû geeiniget und daz gesteine, wan ez hât ein wahsendez leben
gesæliget in dem vunken in der sêle, der zit 555 ,6
noch stat nie enberuorte . Dirre v. widersaget Walhe stm . ( 1 ) Daz wort 'homo' nemen wir von
allen crêatüren und enwil niht dan got blôz, vrouwen und von mannen , aber die Walhe en .
als er in im selben ist 419, 3 wellent ez niht den vrouwen lêzen durch ir
vünkelîn stn . (5 ) 211,2 ; 303,6 - Daz v. der krankheit 345 ,5
vernünfticheit, daz ist daz houbet in der sêle , walt stm . (1) 386,7
daz heizet der 'man ' der sêle und ist als vil als wân stm . ( 1) Der niht dan einen ganzen w . und
ein v. götlîcher natûre 211, 1; Daz v . der ver eine hoffenunge hie zuo hæte 230,2
nünfticheit, blóz in gote genomen , dâ lebet wandelhaftic adj. ( 1 ) mit den nidersten kreften
der 'man'. Dâ geschihet diu geburt, da wirt rüeret si die zît, und dâ von wirt si w . und
der sun geborn 219,3; in einem einigen vünke geneiget ûf lîphaftiu dinc 134,3
lîne des engels grüenet, loubet und liuhtet wandeln swv. ( 7) verwandeln 161,2; 475,6;
allez, daz in der werlt ist 240,4 476,11 – wandern , gehen Die propheten , die da
vuoz stm . ( 3 ) 48,4 ; 576 , 3 ; 584,4 wandelten in dem liechte 454 ,4 - reft. 180,3 -
vürbaz adv. ( 10 ) 75,4 ; 214,4 ; 258,1; 278,3 ; diu zît, diu sich wandelt und manicvaltiget
444,8 ; 555 ,5 ; 569,3 ; 588,3, 8 - Diu begerunge 134,1 ; Swaz sich kêret und wandelt, daz enhật
langet vürbazzer dan allez daz, daz man be niht ruowe 180,2
grîfen mac mit der verstantnisse 303,4 wannen adv . ( 1) 420 ,8
vürbringen an .v . ( 2) Ein boum , der vruhttreget, want stf. (5 ) 605,6 – ein bilde, daz in einem
der bringet sîne vruht vür 52, 6 ; swenne er mit steine ist oder an einer w . 340,6 ; als ein leben
gote ein ist , sô ist er mit gote vürbringende der mensche wider einem , der gemâlet ist an
alle crêatûren 278 ,8 der w . 347, 1; Diu varwe, diu an der w . ist
vürderlîche adv. ( 1) 468,2 366,5 ; als der ein bilde malet an der w . vnd
vürdern swv. ( 2) 192,3 - Wir müezen diu dinc das vergat 458, 7
wol liep haben , diu uns ze gote vürdernt 602,4 war stf. (6 ) 168,3 ; 337,4, 7 ; 345,4 ; 538, 1 - 'Und
vürgesetzet part.adj. ( 1) 449, 1 nemet w .': 'ecce'. 'Ecce ': daz wörtelin hât in
vürhten swv. (7 ) 141, 2; 146, 3; 577,6 ,7 ; 578,3 , im beslozzen allez , daz ze dem worte gehæret
5 ; 623 ,1 344,4
vürloufen stv . ( 3 ) 465,2 ; 466 ,1, 3 wâr adj. (45) 23,5 ; 24,9 ; 26 ,8; 29,4 ; 42,1 ; 98, 1;
vürsetzen swv. ( 1) Swanne er gotes willen vür. 139,4 ; 147,2 ; 175 ,6 ; 229,2 ; 293,5 ; 361,6 ; 371,2 ;
setzet 629,2 378,3 ; 380,5 ; 387,47 ; 388,99 ; 407,1 ; 416,12 ;
vürstentuom sin . ( 1 ) 119,4 417,1 ; 429,1 ; 430,1 ; 440,1 ; 450, 1; 464, 10 ;
vürwerk stn . ( 1) alle gleichnuß ist ein fürwerck 498, 6 ; 501,8 ; 502, 1; 504,5 ; 523 , 19 ; 548,4 ;
471,4 559,2 ; 561,1, 2, 4 , 5 ; 569, 2 ; 570,5 ; 571,7 , 8, 9;
wachen swv. (2 ) 100,5 ; 139,3 612, 11 ; 628 , 10 ; 629,3 - ez sî wâriu urstende,
wænen sw . ( 14 ) 98,5 ; 101,3, 5 ; 143,5 ; 264,1, 6 ; der niht wider enstirbet 175,7
268,35; 292,3; 295,5 ; 534,8 ; 580,2 ; 588,8 ; wâr stn. (7) 213 ,2, 4 ; 268,45 ; 366,5 ; 427 ,4;
600,5 ; 602, 2 524 , 12 ; 582,10

904
Wörterverzeichnis
wâr adv. (3) 387,60,61 – Als snel und als w . kein w . 59,7; Dirre geist hật kein w ., und
geschach diu einunge 439, 8 sölte er dehein w . haben , sô müeste diu eini.
warheit stf. (118 ) 18,6 ; 23,5 ; 24,10 ; 25 ,1, 2 ; cheit ir w . haben 77,3 ; Der mensche .. . wür
27 ,2 , 8, 11; 28 , 1; 33,6 ; 35 ,8 ; 55,5 ; 66 ,2 ; 81, 3 ; ket alliu sîniu werk âne w . 80,2 ; die sint
84 , 1 ; 119,6 , 8 ; 122 ,4 ; 142 ,1 ; 147, 1; 166 , 3, 4 ; knehte und mietlinge, oder die umbe einic w .
167,2, 3, 4 , 5 , 7; 168,2 ; 169,3 ; 189,7 ; 238 ,8 ; würkent 253,5 ; enbilde kein w . in dich 254,2 ;
305 , 10 ; 306,3 ; 308,5; 386,3; 415 ,4 ; 420,6 ; alle zuovelle machent w . 266 ,3 ; er enhât kein
421,4 ; 428,7; 431,10 ; 437,3; 454, 12, 15, 17 ; w ., dar umbe er iht tuo, also als got würket
487,6 ; 488 ,7; 489, 1; 493,8 ; 494 ,6, 8 ; 506 ,2 ; sunder w . und kein w . enhât 289,3 ; als daz
523, 35 , 37, 39 ;524 ,73,74 ; 561,6 ; 571, 11 ;600,1 leben lebet umbe sich selben und ensuochet
- Waz ist diu w .? W . ist als edel, waere, daz kein w ., dar umbe ez lebe,also enhât ouch der
sich got gekêren möhte von der w ., ich wölte gerehte kein w ., dar umbe er iht tuo 289,5 ;
mich an die w .heften 24 ,10 ; got ist diu w ., und alliu dinc hänt ein w ., aber got enhât kein w .
allez, daz in der zît ist, oder allez, daz got ie 625,7
geschuof, daz enist diu w . niht 25,3 ; Der waschen stv . ( 1) 147,6
ungerehte mensche der dienet der w ., ez sî im waten stv . ( 1 ) 468,3
liep oder leit 63,1; dân diu sêle ir natiurlîche wazzer stn . ( 41) 17,2 ; 81,4 , 7 ; 144,3 ; 188, 7 ;
geschaffen wesen hât, dâ enist kein w . 88,5 ; 200 ,9, 10 ; 201,1; 212,1, 2, 3; 215 ,2 ; 294,7, 8 ;
Der sun ist aleine diu w . und niht der vater 317,6 ; 326,6 ;522,18, 19, 22; 523,20, 21, 22, 27 ;
noch der heilige geist,wan als sie ein w . sint in 553,4 ; 568,2 , 6 ; 599,6 ; 631,8, 10 - daz w . enist
irm wesene 166 ,5 ; Daz ist w ., swenne ich daz niht vollen stat des ertrîches 188,8 ; rehte als
offenbâre, daz ich in mînem herzen hân 166,6 ; ein tropfe wazzers gegen dem wilden mer
Güete und w . leget zuo , ze dem minsten in 445, 7 ; der listic wäre und wol då mite künde,
einem gedanke 348, 3 ; Kristus ist diu w . 428 , 7 ; der ordente w . über wîn , alsó daz des wînes
vnd funden die heinliche w . In dem in fivsse kraft möhte dar inne gewürken ; sô machete
des heilgen geistes 454,5 ; ich was ein ledic des wînes kraft w . ze wine 553,3 ; gienge ich
sîn und ein bekennære mîn selbes nach ge über ein w . und wäre ez gemenget und trüebe,
brûchlîcher w .492,5 ; ein unbedahtiu w . 506 ,3 ; sô enmöhte ich mîn antlütze dar inne niht
w . sliuzet in éin bekantnisse und læset abe gesehen durch die unglîchnisse 603,5 ; Der
571,13 ; W . und güete sint ein kleit gotes 635 ,4 w . tæte in ein vaz , sô gienge daz vaz umbe
– bîguoter w .: 305,3; 306,11; 420,5 - bî guoter daz w ., aber daz w . enwære niht in dem vazze ,
w . und bî der ewigen w . und bi iemerwernder noch daz vaz enwære ouch niht in dem w .
w .: 415 ,4 ; 420,5 – bî (in ) der ewigen w .: 631,9
487,6 ; 491, 9 - ein gewissiu (sicher) w .: 34, 9 ; wê stn . (4 ) 241,5 – 'Âvê',daz ist ,âne w .' 240,7 ;
46 ,1; 231,1 – Daz ist ein gewissiu w . und ein Swer då ist âne crêatûre , der ist âne w .' und
nôtwârheit 8,9 ; Ez ist ein sicher w . und ein âne helle 240, 7 ; der allerminnest creatûre ist
nôtwârheit 10 ,4 ; Ez ist ein gewissiu w . und und hat, der hât allerminnest w . 240 , 8
ein nôtwârheit und ist ein geschriben w . 29,3 wê adv. (2) 214,2
- göttl. W . 490,6 , 8 ; 582,9 – mit götlîcher w . wec stm . (4) 83,9; 101,2; 114 ,2 – stüende diu
325,12 ; daz die liute alsô kleine bekennent helle an dem wege der gerehticheit, ir würh .
der götlîchen w .!489,5 ; sie enverstântnihtden tet die gerehticheit 385 ,6
underscheit götlicher w . 490 , 1 - in der w . : weinen swv. ( 1 ) 588 , 2
7,4, 7, 10 ; 17,5 ; 26 ,4 , 7 ; 32,5 ; 306 ,5 ; 416 ,9, 11; weinende part.adj. ( 1) 588,3
430,4 , 8 ; 435 , 13, 15 ; 440, 10 ; 449,8 weiz , subst.adj. (1) 618 ,37
warme subst.adj. ( 1) 605 ,10 weize swm . ( 2) Alles kornes natûre meinet wei.
warnunge stf. ( 1 ) Ez ist wol ein guotiu w . 192,3 zen 228,3; Diß korn das meynet den rockenn ;
warten swv. (7 ) 116,7 ; 233,4 ; 342,7, 10 ; 524 ,55 , das hat es in der natur,das es w . werdenn mag
57 - ez enist niht wartende keines zuokomen 474 ,7
den dinges 496 ,5 weizenkorn sin . ( 16 ) 433,1 ; 438,3, 7, 8; 440,3;
warumbe subst.adv. ( 20 ) 77,3, 4 ; 267,13; 289,4 , 442, 1 ; 443,6 , 7 , 13 ; 444 , 4, 9 ; 445 , 11, 13 ; 447, 1 -
5 , 6 ; 293,1; 626 ,1, 2 - Alliu dinc, diu in der Alsô wirt vruhtbære daz w ., dîn sêle, in dem
zît sint, diu hânt ein w . 27 ,4 ; diu minne enhât edeln acker der menscheit Jêsû Kristî und
905
Wörterverzeichnis
verdirbet alsó dar inne, daz ez sîn selbes 42, 43; 524,53, 54 ; 524,6; 530,5 ;535 ,3; 539,26 ,
genzlîche verzihet 445,9; Diß weytzenn korn 29 ; 540,70,71, 76 ; 549,2 ; 552,2 , 8 ; 605,9;
hat es in der natur, das es alle ding mag 613,2 ; 617,3 , 6 ; 618,25, 28 , 49 ; 627,2 – Alsus
werdenn 474 ,8 muoz ein guot mensche sîn , daz er in allen
wellen an.v. ( 1) 504,1 sînen werken des sînen niht ensuoche, aleine
wenden swv. ( 1) dâ diu natûre wirt gewendet gotes êre 12 ,7 ; der mensche ist in der warheit
oder gehindert 64 , 2 sun , der dâu alliu sîniu w . würket von minnen
wênic adv . (24 ) 35 , 1 ; 45 , 1 ; 61,8 ; 66 ,10, 11; 73, 6 ; 33,7 ; Die meister sprechent, daz man enkein
86 ,6 ; 210 ,5 ; 234 , 7 ; 236 ,7 ; 237, 2 ; 365 , 1 ; 369, 1 ; guot w . ein guot w . geheizen mac noch enkein
386 , 17 ; 451,1; 456 ,5 ; 522,21 ; 523,25, 26 ; tugent tugent, ez enbeschehe denne in der
582,2 ; 603,6 ; 631,3 minne 44 , 1 ; Got der gibet allen dingen glich ,
wênic subst.adj. (5 ) 16 ,6 ; 123,5 ; 210,4 ; 257,1 ; und sint sie doch an irn werken gar unglich ,
557, 10 und meinent sie doch allez in irn werken ir
werden stv . ( 110 ) fieri 9 ,3, 4 ; 11,7 ; 13,2; 34,5 ; eigen glîch 63,8 ; und hật sô grôzen lust in dem
35 ,8 ; 54,5 ; 80,4 ; 98,6, 7 ; 99,2 ; 125,3 ; 139,5, 8 ; werke, daz er anders niht entuot, dan daz er
141,4 ; 187,5, 6 ; 214,5 ; 220,3; 227,7; 239,5 ; daz w . würket 117,2 ; Swer dâ sprichet 'ich',
255 ,5 : 256 , 3 4 .ö. – er ( = der Mensch ) ensî ze der muoz daz w . allerbeste tuon . Nieman en
dem ersten sîn ( = Gottes ) eigen worden . Sant mac daz wort eigenliche gesprechen dan der
Augustínus sprichet: „ herre, dû wirdest nie vater. Daz w . ist im sô eigen , daz ez nieman
mans eigen , er ensî vor dîn eigen worden 9,2 ; gewürken enmac dan der vater 118 , 1; In dem
daz mîn wille sîn wille werde,daz ich er werde: werke würket got alliu sîniu w . 118,3 ; got
daz meinet daz pater noster 99,3 ; dô die crêa würket daz w . in der sêle, daz sîn geburt ist;
türen gewurden und sie enpfiengen ir geschaf sîn geburt daz ist sîn w ., und diu geburt ist
fen wesen 492, 9 – zuteil w . dar umbe enwart der sun . Daz w . würket got in dem innigesten
ir niht 'daz lebende wazzer' 317,6 der sêle 118,4 ; Diu sêle sol niemer ûfgehæren ,
werden subst. inf. ( 2 ) 53,5 – dân enpfæhet der si enwerde des werkes als gewaltic als got
heilige geist sîn wesen und sîn w . von mir als 125,3 ; die vil vastent und vil wachent und
von gote 11,4 grôziu w . tuont und niht enbezzernt ir ge
werfen stv . ( 12 ) 294 , 12 ; 416 ,8 ; 444,9 ; 446 , 3 ; brechen und ir site 139,3 ; Daz ander ist diu
473,1, 3 - diu sunne erliuhtet wol den luft und ûfkriegende kraft , der w . ist daz eigenliche,
durchliuhtet in ; si wirfet aber ir wurzel niht daz si ûfkriegende ist 143,1 ;alliu diu ûzer w .,
dar în 294,10; Und würde ein spiegel bereit diu man ie vant an den heiligen , diu hâtman
und hielte man in gegen mir , mîn antlütze ouch vunden an den heidenen 176 , 2 ; Der
würfe und bildete sich dar ane ânemîne arbeit wille ist sô vrî und so edel, daz er von keinen
600,10 – reft. 135 ,1; 153,2 – Swenne sich diu lîplîchen dingen ennimet, sunder von siner
selbe gnade und der smak wirfet in den willen , eigener vriheit würket er sîn w . 201, 17 ; Då
sô heizet ez ein minne; und swenne sich diu enist kein w . der crêatûren , wan got der wür
gnâde und der smak wirfet in die redelîche ket die geburt aleine 236 ,4 ; die engel hänt ein
kraft, sô heizet ez ein lieht des glouben 153,1; diensthaft w . hie zuo 236,5 ; dân si ein ûzluogen
und swenne sich diu selbe gnade und smak hât ze den werken ,dâ von gibetman ir namen
wirfet in die zürnerîn , daz ist diu ûfkriegende 237,4 ; Ein zimberman daz enist sîn nameniht,
kraft , sô heizet ez ein hoffenunge 153,3 mêr : den namen nimet er von dem werke, des
werk stn . (205 ) 7,5 ; 11,3 ; 12 ,8 ; 13,4, 8; 17,3 ; er ein meister ist 237,5 ; Den namen 'Gabriel'
43, 1 ; 63, 9, 11 ; 64 , 1 ; 80 , 2 ; 103 ,3 , 6 ; 108,4 ; den nam er von dem werke, des er ein bote
117,3 ; 118, 2 , 5 ; 125 ,4 ; 143, 4 ; 153,5 ; 154 ,7 ; was 237,6 ; der engel enmac dâ kein w . ge
181,2 ; 222, 4 ; 227,7 ; 236 ,6 ; 240,6 ; 243, 1, 2 ; würken wan ein diensthaft w . 240,5 ; Daz w .,
252,6 ; 254, 1 ; 255 ,2 , 4 ; 256 , 5 ; 258,4 ; 262,4 ; daz der engel in gote hât, daz ist sô hôch , daz
267,9 , 12 ; 268, 17, 20 , 29 , 33, 43 ; 293 ,6 ; 307 ,6 ; nie kein meister noch sin dar zuo enmöhte
325 , 2 , 5 ; 326 ,4 ; 339, 1, 2 ; 341,6 ; 363, 10 ; 364, 1 ; komen , daz sie daz w . begrîfen möhten 242,6 ;
383 ,9, 10 ; 387, 35 ; 388 ,85 , 86 , 89 ; 396 ,2 ; 406 , 1 ; Der gerehte ensuochet niht in sînen werken ;
417,5 ; 456 , 8 ; 459,3 ; 460 ,5 ; 495 ,7 ;498 , 2 ;500 , 8 ; wan die iht suochent in irn werken , die sint
501, 2 ; 504 ,7 ; 522,16 , 17 , 21 ; 523, 19, 24 , 25, 40 , knehte und mietlinge, oder die umbe einic
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warumbe würkent 253,4 ; in êwicheit,dâ wür. lîchiu w . 554,8 ; swâ unser herre sîniu ougen
ket der mensche ein w .mit gote. Etlîche vrâ ûfhuop, daz er dâ ein grôz w . würken wolte
gent, wie der menschemüge gewürken diu w ., 564 , 12 ; Götlîchiu w . suln wir verstân âne
diu got vor tûsent jâren und nach tûsent jâren arbeit 600,7 ; ie diu geistlîchen dinc hoher
geworht hật 261,3 ; got wil diz w . selber wür sint, ie sie grozer sint; und ie kreftiger sie sint
ken , der mensche volge eht und enwiderstân an den werken , ie lûterer sie sint an dem
niht 307,9 ; Und waz ist daz ,sprechen ' gotes? wesene 612, 10 ; daz edelste w . in gote ist
Daz ist daz w . gotes, und daz w . ist als edel gebern 627 ,3 – w . der gnade : 242,4 , 5 ; 244 , 6 ;
und als hôch , daz ez got aleine würket 309,2 ; 326 ,3 ; 502,3 – Der gnâde w . ist , daz si die sêle
Von nôtmuoz gotwürken alliu sîniu w . 319,6 ; snel machet und gevüege ze allen götlîchen
Ein einic w ., daz got würket in dem einval. werken 152,4 ; Daz minste w . der gnade ist
tigen liehte der sêle, daz ist schæner dan alliu heher dan alle engel in der natûre 241,8 ;
diu werlt 325 ,2 ; Götlîchiu minne würket gar Gnade enwürket kein w . 242,5 ; Gnade en
grôziu w . 325 , 10 ; Niemer engevellet der himel geworhte nie dehein guot w ., daz ist: si en
an dehein w ., dâ mite er deheiner creatûre geworhte nie dehein w . ; si vliuzet wol ûz an
dienet 328 , 1 ; Nochdenne krieget der himel üebunge einer tugent.Gnade eneiniget niht an
nâch dem werke, daz got in im selben würket deheinem werke 326,2 – w . der natûre : 64,3 ;
328,3; swes wesen und w . alzemâle ist in 65,4, 6,7 – Diu natûre worhte in mînem vater
êwicheit und des wesen und w . alzemâle ist daz w . der natûre 63 , 10 ; dâ diu natûre wirt
in der zît ,die entragent niemer über ein 338, 7; gewendet oder gehindert , daz si niht volle
diu dinc, der wesen und w . ist in der êwicheit, maht enhât in irm werke,da wirt ein vrouwe,
und diu dinc, der wesen und w . ist in der zît, und dâ diu natûre læzet von irm werke, dâ
zwischen den muoz von nôt ein mittel sîn hebet got ane ze würkenne und ze schepfenne
339,3 ; Got hât daz w . und diu sêle daz begern 64,2 ; Sô treget ûz daz w . der natûre allez ,
und daz vermügen ,daz got in sie geborn werde daz diu natûre gewürken kan mit forme und
und si in got 342,9 ; dâ von gibe ich in mê mit bilde und mit geschepfede. Daz w . der
einicheit in dem werke dan ich tuon mînen natûre gât alzemâle ûz, und alsô als daz w .
ougen und mînen Ôren ,wan diu sint gesundert der natûre alzemâle ûzgât, also wirt ez wider
an den werken 417,6; da man die krafte nimet gegeben allez in der vernünftigen sêle 65 ,5 –
in irn werken , sô ist einiu vil edeler und vil götlîch (iu ) w . : 124 ,2 - dar inne ist götlich
heher dan diu ander 418, 11 ; das gottes w . ordenunge und götlich w . und götlich wisheit
vollenkomen sint 459,2 ; Also sint dự w . in und götlich glîchnisse oder götlich wärheit
gotte : als schier, als er sin gedenket, so sint 119,5 ; Der gnade w . ist, daz si die sêle snel
dv w . vollenbracht in eime gegenwertigen ny machet und gevüege ze allen götlîchen werken
459,5 ; daz daz sî ein arm mensche, der niht 152,4 ; dem menschen sint lîhte ze tuonne
enweiz in im diu w . gotes 499,5 ; daz der alliu götlîchiu w . 154 ,2 ; und ist ein gewis zei
mensche also ledic sol sîn aller dinge und aller chen , swelhem menschen swære sint ze tuonne
werke, beidiu innerlîche und ûzerlîche, also götlîchiu w ., daz da kein gnade inne ist 154 ,3 ;
daz er möhte sîn ein eigen stat gotes 500 ,1 ; daz mir niht genuoc enmac gesin got nâch
got enist daz niht meinende in sînen werken , allem dem , daz er got' ist, und nach allen
daz dermensche habe eine stat in im , dâ got sînen götlîchen werken 505 ,4 ; wer got beken .
inne müge gewürken 500,6 ; got ist ein eigen nen wil, enist er niht gezieret mit götlîchen
stat sîner werke mit dem , daz got ist ein wür. werken , er wirt widergeslagen ûf bæsiu dinc
ker in im selben 501,3 ; Der vater ist ein 605,3 – tôtiu (lebendigiu ) w .: 255 ,1; 259,6, 7;
sprechende w ., und der sun ist ein spruch 267,14 ; 268,15, 16,17 – als man prüeven mac
würkende 530, 1; Alle creatûren wellent got bî der kraft der sunnen , daz si lebendigiu w .
sprechen in allen irn werken 531, 1 ; Daz w ., würket ûf dem ertrîche 153,6 ; wan disiu w .
daz diu oberste natûre würket von ir hæhsten sint alliu wærlîche tôt. Ja, und bildest dû got
maht, daz enmac diu natûre, diu under ir ist, in dich , swaz dû werke dar umbe würkest, diu
niht begrîfen 535 , 4 ; Alle créatûren wölten got sint alliu tôt, und dû verderbest guotiu w .
nâchsprechen in allen irn werken 536, 1; daz 254,3 ; wilt dû leben und wilt, daz dîniu w .
daz gesteine hât kraft ze würkenne wunder leben , sô muost dû allen dingen tôt sîn und ze
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Wörterverzeichnis
nihte worden sîn 255,5 ; dar umbe ganc in minnest hât, der hât ir allermeist 241,1 ; als
dînen eigenen grunt, und då würke, und diu der alle die w . gelâzen hât. Wizzet ir, wâ von
w ., diu dû dâ würkest, diu sint alliu lebendic got got ist ? 241,2 ; Swer des wânde,daz túsent
256,4 ; Wan ist, daz dich dehein dinc ûzwendic werlte mit gote genomen iht mê genomen
anerüeret ze würkenne, wærlîche, diu w . sint wære dan got aleine, der enbekante got niht
alliu tôt 259,5 ; swaz werke dû niht ennimest 292, 3 ; sô ist ein einic werk , daz got würket in
in dînem eigene, diu w . sint alliu tôt vor gote der sêle , bezzer und edeler und hoher dan
383 ,10 ; suln des menschen w . leben , sô müezen alliu diu w . 325 ,6 ; wie wênic ez in ( = einen
sie genomen werden von sînem eigene, niht Toten ) allez berüeret, daz in der w . ist. Stirbet
von vremden dingen noch ûzer im , sunder in man dirre w . 365 ,2 ; Ez ist ein kraft in der
im 384, 3 sêle, diu ist wîter dan alliu disiu w . 624 , 7
werlt stf. (63) 10,6 ; 17,7, 8 ; 44,8 ; 58 ,5, 6 ; 63,2 ; werme stf. ( 1) als man daz viur abetuot, sô
67,3; 75,3; 79, 4; 96, 2, 3 ; 138, 2; 147,2, 3; blîbet dâ wol eine wile diu w . in dem wazzer
150,4 ; 151,4 ; 187,11 ; 221, 2 ; 228, 2 ; 232, 3 ; und ouch in dem holze 294 ,8
240, 4 ; 242,2 ; 243 ,4 ; 261, 1 ; 268,52 ; 292 ,2 ; wern swv. ( 1) verwehren Als ob ich mîne kappen
325,3 ; 365 ,1; 386,14 ; 538,4 ; 610,10 ; 618, 12 – einem gegeben hæte, der im die nemen wölte,
hæte ich einen willen , ob ich eine ganze w . des enwäre ich niht schuldic, im ze werne ,
hæte, daz ich die geben wölte, ich hân gote wan si wäre sîn 578,2
bezalt einer ganzen w . 17 ,6 ; Der mensche, der werren stv . ( 1) 87,4
sich selben gelêzen hat,der ist sô lûter , daz sîn wert adj. (6 ) 268,20, 21; 363, 1; 439,3 ; 540,84 -
diu w . niht gelîden enmac 61, 10 ; Er sprichet ein guot mensche begert keines lobes, ez begert
von einer lûterkeit, diu enist in der w . niht; wol, lobes w . ze sînne 361,2
si enist niht in der w . noch ûzer der w . 67, 2 ; wesen stn . ( 165 ) esse rerum 309,5 ; 339 ,2, 3 ;
der mensche ist tôt aller der w . und lebet in 363,4 ; 369,6 ; 401,7 ; 473,8 ; 474 ,15 ; 502,8 ;
gote und got in im 80,3; Dar umbe ist got 535,3 ; 537,2 ; 540,69,71, 88 ; 612,10 ; 618 , 26 –
gestorben, daz ich sterbe aller der w . und allen Alsus enmügen zwei niht bî einander gesin ,
geschaffenen dingen 84,3 ; Ich hân ez etwenne wan einez muoz sîn w . verliesen 49,2 ; sô en
mê gesprochen ,daz got alle dise w . schepfetnû mac ich in eines tieres wesene niht ein men
alzemâle 94 ,8 ; Allez , daz got ie geschuof vor sche gesîn , ich muoz in eines menschen wesene
sehs tûsent jâren und mê, dô got die w . ein mensche sîn 97, 1 ; wan si alliu dinc leben
machete, die schepfet got nû alzemâle 94,9 ; dic machet und entheltet an irm wesene 153,7 ;
Ein mensche , daz got minnet, dem wäre als Diu stat ist got und götlich w ., daz allen din .
lihte, alle dise w . ze begebenne als ein ei 106 ,5 ; gen gibet stat und leben und w . und orde
Möhte si got bekennen âne die w ., diu w . en . nunge 203,7 ; In der würkenden kraft glichet
wäre nie durch sie geschaffen . Dar umbe ist si sich dem vater und würket alliu dinc in ein
diu w . durch sie geschaffen , daz der sêle ouge niuwez w . 221,1 ; enwäre zît noch stat noch
geüebet und gesterket werde 134,6 ; die vünf anders niht, sô wære al(lez ) éin w . 347,4 ; aldie
sinne : daz sint die stîge, dâ diu sêle ûzgât in wile des dinges iht ist an sînem wesene, sô en
die w ., und in den stîgen gât diu w . wider ze wirt ez niht widerschaffen 349,4 ; Daz edelste ,
der sêle 138,1; der w . rîche solman überwin daz got würket in allen créatûren , daz ist w .
den mit armuot des geistes 150 ,4 ; sîn hêr 401, 1 ; Mîn vater gibet mir wol mine natûre,
schaft liget dar ane, daz er möhte schepfen er engibet aber mir niht mîn w . 401,2 ; Her
tûsent werlte und er da enboben allez über . umbe hânt alliu dinc, diu dâ sint, vernünf.
swebete in sînem lûtern wesene 161, 6 ; von tigen lust an irm wesene 401,3 ; dý ding han
zwein antlützen der sêle . Daz ein ist gekêret in gen in irre gebürt, das si da svn aller lvter .
dise w . und ze dem lîbe 218,4 ; Got hât alle lichest vs légen in w . 458, 3 ; Aber dô die crea
dise w . geistliche gemachet in einem ieglîchen tûren gewurden und sie enpfiengen ir geschaf.
engel 221,3; daz got die w . iezuo machet als fen w .493, 1 - esse (essentia ) des Menschen 97,3;
an dem êrsten tage, dô er die w . geschuof 266,3; 383,7 ; 401,6 ; 416 ,12; 418,6 ; 435,17 ;
232,2 ; Möhte sich der minste engel erbilden 436 ,1, 3, 4 ; 469,1 ; 472,5 , 6 ; 473,4 ; 476, 10 ;
oder geborn werden in der sêle , dân engegen 501,7 ; 502,8 ; 630,6 – sô enmac ich in eines
wære alliu disiu w . niht 240,3 ; der der w .aller tieres wesene niht ein mensche gesin , ich muoz
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in eines menschen wesene ein mensche sîn sînem wesene eigen ist 372,1; daz disem selben
97,2 ; Dar umbe kêre dich von allen dingen liehte niht engenüeget an dem einvaltigen
und nim dich blôz in wesene ; wan swaz ûz stillestånden götlîchen wesene 420,7 ; sô gibet
wendic wesene ist, daz ist zuoval 266 ,2 ; dan er dir sîn leben und sîn w . und sîne gotheit
mîn ouge habe einicheit mit mînen Ôren , mit alzemâle wærlîche in der warheit 435 , 14 ; in
den ez doch ein ist in dem wesene 417,4 ; der dem selben worte gibet er dir sîn selbes leben
lîplîche vater, der teilet sînem kinde mite sîne und sîn selbes w . und sîne gotheit alzemâle
natûre und engibet im niht sîn selbes leben 436,9; daz ein vliege vernunft hæte undmöhte
noch sîn selbes w ., wan daz kint hat ein ander vernünfticlîche suochen den êwigen abgrunt
leben und ein ander w ., dan der Vater habe götlîches wesens, ûz dem si komen ist 493,6 ;
435, 16 ; dô ich ûzgienc von mînem vrîen willen Die meister sprechent, got der sî ein w .und ein
und ich enpfienc mîn geschaffen w . 492,8 ; in vernünftic w . und bekenne alliu dinc 497,3 ;
dirre armuot sô ervolget der mensche daz êwic got enist niht w . noch vernünftic noch en .
w ., daz er ist gewesen und daz er nû ist und bekennet niht diz noch daz 497,4 ; wan in dem
daz er iemer blîben sol 501,4 ; diu gnade gotes selben wesene gotes, dâ got ist obe wesene und
diu worhte in im , daz diu zuovellicheit vol. ob underscheide 502,8 ; got ist ein lûter w .
brâhte daz w . 502,3 ; mîn wesenlich w . ist obe 554 ,1; swaz man im zuogelegen mac, âne lûter
gote, alsô als wir got nemen begin der crêa w ., daz hüttet got 569,7 ; le mê der mensche
türen 502,7 ; sô bin ich mîn selbes sache nach in den grunt rehter dêmuot gesenket wirt, ie
mînem wesene, daz êwic ist 503, 1 ; aber daz mê er gesenket wirt in den grunt götlîches
leben ist ieglîcher vernünftigen crêatûre eigen wesens 582,4 – lûter (blôz ) w .: 216,6 ; 348,1 ;
als ir w . 630,8 – götl. w .: 35 ,6 ; 84, 10 ; 96 ,9 ; 554 ,1, 2 ; 561,4 , 6 ; 569, 7 ; 571,12 - Ez ist etwaz,
120 ,4 ; 144, 2 ; 166 ,6 ; 204 ,8 ; 216 , 3 ; 263,5 ; daz über daz geschaffen w . der sêle ist, daz
264,4 , 5 ; 268 ,42; 287, 2, 4 , 6 ; 294 ,6 ; 363,6 ; kein geschaffenheit enrüeret, daz niht ist ;
373,5 ; 383,4 , 6 ; 387, 30 ; 388, 80, 81; 415 , 7 ; noch der engel enhât ez niht, der ein lûter w .
420,8 ; 436 , 10 ; 448 ,6 ; 459, 8 ; 497 ,4 ; 533,3 ; hât, daz lûter und breit ist; daz enrüeret sîn
539,46 ; 553, 10 ; 554,1 ; 558,2 ; 561,4 , 6 ; 571,11, niht 66 ,3 ; swâ dû dich vindest ûf manicval.
12; 597,6; 630,8; 632,4; 636,5 – da onprehet tigen dingen und anders dan ûf einem blozen ,
der heilige geist sîn w . und sîn werden von mir lûtern, einvaltigen wesene 107,2; sîn hêrschaft
als von gote 11,4 ; Der daz gote benemen liget dar ane, daz er möhte schepfen tûsent
wölte, der benæme im sin eigen w . und sîn werlte und er da enboben allez überswebete
eigen leben 35 ,7 ; die abgründicheit götlîches in sînem lûtern wesene 161, 7 ; si versinket in
wesens und götlîcher natûre 84,7 ; in dem daz w . und nimet got,als er ist lûter w . 216 ,5 ;
umbekreize des wesens 120, 1; ein überswe. daz bloze w ., dem niht zuogeleget enist, dáz
bende w . 120,1; Swer bedenken wil güete oder meinet 'erat' 348,3 ; dâ niht bedaht enist , dâ
wîsheit oder gewalt, der bedecket w . und ein lûter w . ist 350,2 ; niht neben gote noch
bevinstert ez in dem gedanke 120,3 ; götlich bî gote, sunder allez die rihte in gote in der
W ., daz allen dingen gibet stat und leben und lûterkeit des wesens; dar inne ist ouch der
w . und ordenunge 203,7; si versinket in daz sêle w . 553, 10 ; got ist ein lûter w . 554 ,1 ; got
w . und nimet got, als er ist lûter w . 216 ,5 ; ist iht und ein lûter w . 597, 6 - Verhalten ,
des vaters w . ist, daz er den sun geber, und Zustand 350,8 – Diz w . ist alsô edel und also
des sunes w . ist, daz ich in im und nâch im gemeine, daz dû ez niht endarft koufen umbe
geborn werde 264,3 ; Der gote daz benæme, einen haller noch umbe einen helbelinc 80,5 –
daz er uns minnet, der benæme im sîn w . und w . der sêle : 266 ,2 ; 308 , 3 ; 338 , 7 ; 339, 1; 372, 1 ;
sîne gotheit, wan sîn w . swebet dar ane, daz 418 , 9 ; 472,4 ; 553, 10 ; 632,4 - Ez ist etwaz, daz
er mich minnet 287,3 ; Sô enist dâ niht dan über daz geschaffen w . der sêle ist 66 , 2 ; dâ
éin sun in einem wesene, und daz ist götlich diu sêle ir natiurlîche geschaffen w . hật 88,5 ;
w . 294,2 ; Got hât einen enthalt, ein blîben in Ez ist ein kraft in der sêle , und niht aleine ein
sînem wesene 343, 10 ; aber verstantnisse diu kraft, mêr : w ., und niht aleine w ., mêr : ez
dringet ûf und nimet got, als er w . ist 371,8 ; læset w . 308, 2; Daz w . der sêle ist enpfenclich
Got gibet dem gerehten menschen ein götlich des învluzzes götlîches liehtes 401,7 ; daz diz
w . und nennet in mit dem selben namen , der lieht niht edeler enist in dem wesene mîner
909
Wörterverzeichnis
sêle dan diu niderste kraft oder diu aller widerkêren subst. inf. (1) daz si kein w . habe
gröbeste 418,7 ; als man die krefte nimet in ûf vergenclîchiu dinc 590 ,1
dem wesene, sô sint sie alle ein und glîche edel widerkomen stv . ( 1) 617,3
418,10 ; Da ist dů sele vs gevlossen in ir w . widerkriegen swo. ( l zurückstreben an dem
vnd ist das bilde der gotheit gedrvket in die liehte sol diu sêle w . ze gote, biz daz si wider
<sele ) 458,4 ; Als verre diu sêle kumet in den kumet an den ersten ursprunc 617,1
grunt und in daz innerste irs wesens 552, 1 ; widerloufen stv. ( 1) 138,3
Dar umbe ist diu sêle w ., diu dân komen ist widernemen stv . ( 1 ) 81,3
die rihte ûf got und in got 554,2 widerruowe stf. ( 1) Swenne diu sêle kumet in
wesenlich adj. ( 4 ) 387,28 ; 570, 18 - dâ der heilige die ungenante stat, dân nimet si ir w . 189,3
geist gegeistet wirt, wan daz ist w . und geist widerruowen swv. ( 1) 189,1
lich 84 ,12 ; wan mîn w . wesen ist obe gote widersagen swv. (1) Dirre vunke widersaget
502,6 allen crêatüren und enwil niht dan got blóz
wese (n)lîche adv. (3) 539,7, 34 – Alsô ist dem 420, 1
menschen, der då ist der eingeborne sun : dem widerschaffen stv . (2 ) Dâ sich daz komende und
blîbet der heilige geist w . 86,1 komen - ist in ein sliuzet, in dem werden wir
wesunge stf . (5 ) götl. w .: 277,5 ; 388,81 – von geborn und w . und widerbildet in daz erste
sînem grunde und von sîner w . und von sînem bilde 349,3 ; al die wîle des dinges iht ist an
wesene wirt der vater beweget ze geberne sînem wesene, sô enwirt ez niht w . 349,5
263,5 ; mit dem bilde ist der mensche gotes widersitzen stv . ( 1) ich spriche dir , jüngelinc,
bilde glîch , daz got blôz nach der w . ist 277,1 ; stant ûf!', und der jüngelinc widersaz 316,4
Dar umbe hât er ( = der Sohn der Trinität) widerslac stm . ( 1) 'ich hân dich hiute geborn '
wesen und w . allez in im 383,5 in dem widerslage mînes êwigen liehtes 86,3
wezzeric adj. ( 1) alliu dinc, diu von hitze widerslahen stv . ( 1) er wirt widergeslagen ûf
smelzent oder von kaltem hart werdent, bosiu dinc 605,3
diu sint genzlîche von wezzeriger natûre widersprechen stv . ( 2 ) 42,1 ; 458,8
599,5 widerstân stv . (an . v.) (2) 308,1 - Si was geklei.
wider adv. (40 ) 77,1 ; 138,2 , 4 ; 175,7 ; 180,6 ; det mit der sterke ze widerstânne aller unvol
231,9 ; 293,1, 4 ; 320 ,4 ; 321,3, 5 ; 328,7 ; 349,6 ; komenheit 146,5
368, 2 ; 443 , 12 ; 455 ,4 ; 456 , 12 ; 467, 11 ; 470, 3 ; widertrîben stv . (3) 599,6 – daz diu sêle niht
528 ,6 ; 537 , 1, 2 ; 538 ,5 ; 540 ,89, 90 ; 549, 7 ; lûter enmac werden , si enwerde widergetriben
550,1 ; 565 ,4 ; 575,5 ; 582,11; 590,2; 598,3 ; in ir êrste lûterkeit 599 , 2 ; als man von kupfer
613,5 ; 616 ,6 ; 617, 2 ; 618 ,31, 45 , 47 , 48 niht golt gemachen enmac, daz man zwirn
widerbern stv. ( 1 ) sô gebære der vater sînen oder drî stunt brenne, man entrîbe ez wider
eingebornen sun in mînem geiste als lûterlîche, ûf sîne erste natûre 599,4
daz in der geist widergebære 306 ,10 widervliezen subst. inf. ( 1 ) 456,11
widerbilden swv. ( 1) in dem werden wir geborn widerwarte stf. ( 1) daz man gebe âne w . 400,2
und widerschaffen und widerbildet in daz wihen swv. (3 ) 534,3, 6 ; 540,63
êrste bilde 349,3 wilde adj. ( 1) 445,8
widerböugic adj. ( 1) Ze dem vierden mâle wîle stf. (24 ) 294,8 ; 628,10 – (al) die w . (daz):
machet er sie w . in irn êrsten ursprunc, daz 12, 8 ; 61, 9 ; 62, 6 ; 66 , 9 ; 79, 2 ; 87, 1 ; 88, 3 ;
ist: in got 595 ,10 201, 13 ; 290 ,2 , 3 ; 349,4 ; 364,2 ; 443 ,5 ; 523 ,52 ;
widerbringen stv . (an.v.) ( 1) daz diu sêle dar 524 ,56 ; 598 ,4 ; 602, 7 ;612, 1 ;618 ,21 - daz ir die
inne wirt widerbrâht 322, 1 w . gesament würdet 432,9 - bî wîle (n ) 604,3
widergabe stf. ( 1) daz er niht enmeine dienst wille swm . (188 ) w . gotes : 7, 10 ; 8,11; 9 ,4, 6 ;
noch w . 431,2 10 ,1, 3, 7, 8 ; 11,1 ; 47,1, 3 ; 54 ,5 ; 61, 1; 99,3 ;
widergeben stv . (4 ) 8,11; 54 ,3 ; 430,6 -- alsô als 289,13 ; 290,4, 5 , 7, 11; 291,4 ,5 , 7 ; 439,5 ; 490,4 ;
daz werk der natûre alzemâle ûzgât, also wirt 491,7 ; 492,1 ; 499,2 ; 504,7 ; 521,9, 13, 14 ;
ez widergegeben allez in der vernünftigen sêle 522,23, 24 , 27 ; 523, 12, 16, 28, 29, 33; 617,6 ;
65 ,7 628,2, 3; 629,1 ;630 ,1, 2, 3; 633,11 - daz gotes
widergelten stv. (1 ) 61,2 w . des menschen eigen wirt 8,12 ; dem ist gar
widerkêren swv. ( 1) 557,3 unreht. Sô unser w . gotes w . wirt, daz ist guot ;

910
Wörterverzeichnis
aber sô gotes w . unser w . wirt, daz ist verre willen niemermê ervülle an deheinen dingen
bezzer 9,5 ; Alsus genzliche was Moyses w . 490, 2 ; als lange als der mensche daz hât, daz
gotes w . worden 11,6 ; sô enist dannoch gotes daz sîn w . ist, daz er wil ervüllen den aller
w . niht rehte dîn w .worden 13 , 1 ; Dermensche, liebesten willen gotes 491,4 ; sô sol er sînes
der da stât in gotes willen und in gotes minne geschaffenen willen alsô ledic stân , als er tete,
79,4 ; als unmügelich wære dem menschen , dð er niht enwas 491,8 ; dô ich ûzgienc von
deheine untugent ze tuonne, der in gotes wil. mînem vrîen willen und ich enpfienc mîn
len ist 79,9 ; 'dîn w . der werde !' Mêr : ez wære geschaffen wesen 492,7; daz der mensche alsô
bezzer : ,werde w . dîn !'; daz mîn w . sîn w . lebe, daz er alsô ledic sî beide sînes eigenen
werde, daz ich er werde : daz meinet daz pater willen und des willen gotes, als er was, dô er
noster 99,2 ; der inwendige w ., der als ein ant niht enwas 499, 3 ; Die wile daz er iht heltet
lütze alle zît ze gote gekêret ist in götlîchen sînes eigenen willen , sô enhât er daz himel.
willen 145,2 ; Nû sprechet ir gerne : ,waz weiz rîche niht vergolten 612,1; die irm eigenen
ich , ob ez gotes w . ist?' Ich spriche: und en willen volgent und enwellent gotes willen niht
wære ez gotes w . niht einen ougenblik , sô loben ; daz ist alzemâle bose 633 ,11 - W .und
enwäre ez niht 291,3; Nihtvon willen sprichet Vernunft 202,1; 216 ,1; 219,9; 323, 2; 324,4 ;
er daz wort als ein getât des willen , als so swaz 325 , 7 ; 363 , 10 ; 364, 2 ; 501,8 ; 636 ,1 – ûz dem
dâ wirt gesprochen oder getân von gewalt des obersten teile der sêle vliezentzwô krefte. Diu
willen , in der selben gewalt mac er ez ouch eine heizet w ., diu ander vernünfticheit 31,2 ;
wol lâzen , ob er wil 435 ,2 ; her umbe sprichet Vernünfticheit ist eigenlîcher 'kneht' dan w .
der vater diz wort williclîche und niht von oder minne 216,1 ; Verstantnisse brichet ze
willen 435,7 ; als lange als der mensche daz dem ersten ûz vernünfticheit , und w . gât dar
hât, daz daz sîn w . ist, daz er wil ervüllen den nôch ûz in beiden 219,9 ; Diu sêle hât zwÔ
allerliebesten willen gotes 491,5 ; daz der krefte, die enhânt mit dem libe nihtes niht ze
mensche alsô lebe, daz er alsô ledic sî beidiu tuonne, und daz ist vernünfticheit und w .
sînes eigenen willen und des willen gotes, als 305 ,9 ; 'Man ' enmeinet keine kraft dan ver
er was, dô er niht enwas 499, 3 ; wan gotes nünfticheit. W . ist aleine an einem ûztragenne
willen ervüllen , daz ist himelrîche 630,1 - 323, 3 ; Sol gnade in vernünfticheit komen , sô
Menschenwille 8,11; 9,5, 6 ; 10,3; 11,6 ; 13,1 ; muoz vernünfticheit und w . über sich selben
17 ,2, 4, 6 ; 18, 1 ; 59,9 ; 99,3 ; 141,7 ; 153, 1 ; komen 325 ,8 ; sælicheit enliget noch an ver
168 ,5 ; 191, 6 ; 213,5 ; 387, 30 ; 397, 3 ; 432, 10 ; nünfticheit noch an willen 329,8 ; ob der kerne
435 , 3 ; 459, 1 ; 487, 1 ; 491,6 , 9 ; 494,2 ; 498,6 ; des êwigen lebensmê lige an der verstantnisse
504 , 7 ; 521,5 , 6 , 8 , 9 , 13 , 14, 15 ; 522, 17, 22 , 25 , oder an dem willen 363,9 – durch - willen :
26 , 27 ; 522 , 7, 9 ; 523 , 11, 12, 14 , 17, 19, 20 , 25 , 431, 7 ; 618 ,31; 628 ,9 - durch des willen , daz er
27, 30, 31, 32, 42, 49 ; 524 ,60 ; 524,3, 4 , 6 , 7 ; sîne sêle behielte 61,7 ; durch der gesiht willen
612, 1, 2 ; 618 ,21, 22, 23 - swer sînen willen sô engât dem holze weder abe noch zuo416 ,6 ;
genzlîche gibet gote, der væhet got und bindet Sant Paulus begerte durch gotes willen von
got 8, 9 ; daz der w . alsô vrî sî, daz in nieman gote gescheiden sîn durch sîner brüeder willen
betwingen enmacdan got aleine 78,1 ; Got en . 628 ,8
betwinget den willen niht, er setzet in in vrî. williclîche adv. (4 ) 445 ,4 ; 634,4 ; 636 ,6 - her
heit 78, 2 ; Habe aleine eine rehte meinunge umbe sprichet der vater diz wort w , und niht
und einen vrîen willen 81,1 ;der inwendige w ., von willen 435 ,7
der als ein antlütze alle zît ze gote gekêret ist wîn stm . ( 14 ) 553,4, 5 , 6 ; 568 ,3, 4 , 5, 6 – der
in götlîchen willen 145,1 ; w . ist âne üebunge. listic wäre und wol dân mite künde,der ordente
Der w . ist vrî, er ennimet niht von materie wazzer über w ., alsô daz des wînes kraftmöhte
191,6 ; Der w . ist sô vrî und sô edel, dar inne gewürken ;sômachete deswînes kraft
daz er von keinen lîplîchen dingen ennimet wazzer ze wine 553,3
201,16 ; sælicheit liget an dem willen 201, 16 ; wîngarte swm . (1) wäre ein man , der einen
mit willen oder mit begerunge 231,6 ; der w . wingarten hæte oder einen acker, und lieze er
ist sô edel an im selben , daz er niht ervüllet in sînem knehte 60,7
mac werden wan mit götlîcher minne 325,9; wint stm . (5 ) 139,6, 8; 443,15 ; 606 ,4
daz der mensche alsô sül leben , daz er sînen winter stm . (2 ) 141,2 ; 146 ,3

911
Wörterverzeichnis
wîp stn . (6 ) 427,2; 433,4 ; 447,6, 9 ; wâren got' 561, 1; d . w . man (= d . Buch der
575 ,4 , 6 Weisheit): 251,2 ; 548,6
wipfel stm . (1) Dannoch engenüeget den geist wîsen swo. ( 14 ) 103,1 ; 139,8 ; 239,2 ; 278 ,4 ;
niht, er endringe vürbaz in den w . und in den 343,6 ; 614,7 – swer ein dinc w .wil, sprichet er:
ursprunc, dân der geist sînen ursprunc inne ,ez ist', daz schine ein tôrheit 372,3 - klar w .:
nimet 75 ,4 548,2 ; 557,6, 7, 8 ; 569,7
wirdic adj. (5 ) 35,5 ; 386,11; 523,49 ; 539,49; wîsheit stf. (60 ) 119,5 , 8 ; 120,2 ; 161,1, 3 ; 216,3 ;
540 ,84 223,12 ; 235 ,3 ; 272,2, 4 ; 278,11 ; 279,3;
wirdicheit stf. (5 ) 386,2; 432,1; 538 ,2 ; 539,32 ; 286 ,2, 3, 5 , 11 ; 288, 2 , 5 ; 289, 1 ; 297, 10 ; 388,97 ;
549,3 486 ,2, 5, 6 ; 548, 6 ;618 ,50 ; 623,4 , 6 , 8 ; 624 ,1 , 4 ,
wirdiclîche (n ) adv. ( 1) 540 ,60 5, 6, 8, 9; 626,3, 6, 9 – Von götlîcher mügent
wîse stf . (60) 11,6 ; 176 ,8 ; 192,3; 287,4 ; 289,4 ; heit brichet ûz diu w . 119,7; Also ist der sêle
319, 1 ; 321,7 ; 346 , 3 ; 387,31 ; 394,5 ; 395 ,1, 2 , 4 ; vil süezer diu gnâde, die si erkrieget mit sun .
434 ,4 ; 440,5 ; 441, 3 ; 442,2 , 5 ; 443 , 1, 4 , 6, 13, derlîcher w . und vlîze, dan die allen liuten
14 ; 444 ,10 ; 445 ,1, 11, 13 ; 447,1 ; 450,2 ; 494 ,3 ; gemeine ist 144,6; als mügelich daz ist, daz
ein stein habe engelische w . 165 ,4 ; Allez , daz
498,2 ; 613, 1 - er gibet dirz und gibet dirz in got ist an gewalt und an wärheit und an w .,
geburt w . 29 ,6 ; Ein ander wîs vindet man
etlîche liute 175 ,5 ; und got selber der enmac daz gebirt er alzemâle in die sêle 238,8 ; w . ist
dar în niht, als er nâch w . ist 308 ,5 ; got der ein müeterlich name 278 ,11; W . und gereh
enmac dar în niht mit keiner w . 308 , 7 ; daz ticheit ist ein in gote 288,5 ; W . und güete ist
ist eine wis angestlich 321,4 ; deheine wîs niht an gote ein ; vellet w . in vernunft, si engeden
ket des andern niemer 328 ,9 ; alliu w . der engel
323,3; Zweierleie wîs entgiezent sich die und aller créatüren, daz ist ein lûter tôrheit
créatûren . Diu êrste w . der entgiezunge ist an vor der gruntlösen w . gotes 486,5 ; diu sêle
ir wurzel, als die wurzeln den boum entgie wirt getragen mit götlîcher w . in got 549,1;
zent. Diu ander w . der entgiezunge ist an Danne allerêrst suln wir ûfgân vür den stuol
einer gemeinender w . 394,5 ; alsô ist diu ent der w . 564,10 ; Diu gâbe der w . ist diu edelste
giezunge götlîcher natûre in zweierleie w . Diu gâbe under den siben gâben 626 ,4 – buoch
ein entgiezunge ist des sunes von dem vater ; der wisheit : 86 , 2 ; 105 ,4 ; 286 , 1; 565 , 1 – der
diu geschihet in einer geburt w . Diu ander ' Sohn ' = die W . 565 , 2 - Wan denne der sun diu
entgiezunge ist in einer gemeinender w . den êwic geborne w . ist 279,2 ; Die meister koment
heiligen geist 395 ,3 ; die w . sîner vruhtbarkeit des alle über ein ,daz gotes w . ist sîn eingebor
440, 2 ; in zweier hande w . 442, 2 ; in swelcher ner sun 286 ,4 ; als lûter werden wir in der w .,
hande wîs 445,4 ; in der w . der tugent 449,11; diu der sun ist 565 , 3
in einer hæhern w . 488,5 ; in keiner w . 494 , 8 ;
daz selbe, daz sîn selbes gebrûchet nach der wîslîche adv. ( 2) 125,4 ; 141,1
w . gotes 497,1 ; nâch mîner ungebornen w . wîssage stm . (6 ) 210,2, 4 ; 223,7 ; 319,2 ; 343,6 ;
sô enmac ich niemer ersterben . Nâch mîner 623, 1
ungebornen w . sô bin ich êwiclîche gewesen wît adj. ( 18 ) 232,9 ; 302,4 ; 303,5 ; 305,4 ; 580,2 ;
und bin nû und sol êwiclîche blíben 503, 3 ; 604 ,5 ; 624, 7 – diu minste kraft, diu in miner
die porte, dâ got ûzsmilzet in güete wîs 552,8 ; sêle ist , diu ist wîter dan der wîte himel 232,9 ;
in alle <r dirre ) w . 568 ,6 ; Ein ander wîs 568 , 8 ich geswige der vernünfticheit : diu ist w . âne
wîte 233 , 1 ; ez ist ein kraft in der sêle , diu ist
(ze ) glîcher wîs(e): 81,4 ; 85 ,2 ; 235,2 ; 415 ,1 ; wîter dan der himel, der då unglouplîche w .
523 ,24
wîse adj. ( 13) 175,6 ; 216 ,6 ; 403,4 ; 467,5, 7 ; ist, und alső w ., daz man ez niht wol ge
571,10 - Und diz ist wîsen liuten ze wiz . sprechen enmac 302,3 ; Diu begerunge ist w .,
zenne und groben ze gloubenne 262,6 ; got âne måze w . 303,7; der breite, wîte himel
selber der enmac dar în niht,als er nâch w . ist, 414 ,6 ; daz er sie reize und w . mache an der
(noch ) als er w . ist noch als er guot ist noch als begerunge 604,4; Ez ist ein kraft in der sêle,
er rîche ist 308 ,6 ; Ein mensche ist ie ein diu ist wîter dan alliu disiu werlt 624,7
mensche, er sî tôrehtic oder w . 532,3; Er en wîte stf . ( 7) 165 ,2 ; 267,10 - alle zît ,daz ist obe
sprichet niht ,wîsen ' got noch ,gerehten' got zît in der w ., dâ noch hie noch nû enist 219,6 ;
noch gewaltigen ' got, mêr : aleine feinen dâ ist w . âne w . und breite âne breite 232 ,6 ;

912
Wörterverzeichnis
ich geswige der vernünfticheit : diu ist wît âne 362,4 ; 435,3; 539,42; 589,4 ; 602,8 – Ez ist w .
w . 233,1; In dirre w . und in disem rîchtuome ein guotiu warnunge, ez vürdert w . dar zuo in
gotes dâu bekennet diu sêle 233,3 der wîse 192,2; si engeworhte nie dehein werk ;
wîten swv. (2 ) 604,6 – refl. alliu geistlîchiu dinc si vliuzet w . ûz an üebunge einer tugent 326,2 ;
sint erhaben über diu lîplîchen ; ie sie me er. sô enwirt ez ( = ein Ding in seinem Wesen )
haben sint, ie sie sich mê wîtent und besliezent niht widerschaffen ; ez wirt w . gemâlet oder
diu lîplîchen dinc 612,8 erniuwet als ein ingesigel, daz alt ist 349,5 ;
witowe swf. ( 7 ) 316 ,2 ; 317,4 ; 318 , 3 – Bî dirre ein guotmenschebegert keines lobes, ez begert
'witewen ' nemen wir die sêle 317,1; Diu 'w .' w ., lobes wert ze sinne 361,2 ; Minnete si dînen
was dar umbe gebrestenlich , wan diu geburt lip , do weste si doch w ., daz diu gotheit dê bî
tôt was 318,4 ; 'Wi' sprichet in einer andern was 582,8 - wiewohl Diser synn ist noch offen
wise als vil als : der 'verlâzen ist' und verlâzen barer, wie w . alleyn der erst besser wer 475 , 14
hật 319, 1 zwar 202 ,1 , 10 ; 294,7 , 8 , 10 ; 323, 2 ; 387,21, 51;
wîz adj. (4 ) 173,8; 539,39; 568, 4 402 , 2 ; 539 ,29 ; 584, 1 ; 599 ,8 ; 631, 11 - Dû maht
wîz (e) subst.adj. < 4 > 540,79 – daz ist als unglîch w . enpfâhen die gâbe des heiligen geistes oder
wider dem , daz in gote ist, als w . und swarz die glîchnisse des heiligen geistes,aber ez en
536,4 ; Als w . und swarz underscheiden ist blîbet dir niht 85,1;Got der hât w . genüegede
615 ,7 ; daz wize enist niht swarz 615 ,8 und lust gegozzen in die créatûren ; aber die
wizzen an .v. (86 ) 12,5 ; 24,4 ; 27,7, 10 ; 30,4 ; wurzel aller genüegede und daz wesen aller
31,7 ; 50,3 ; 55 ,3; 66 ,9 , 10, 11 ; 83,2, 3; 100,2, 3 ; lust daz hât got aleine in im selben behalten
114 ,3 ; 118 ,6 ; 146 ,1 ; 219,2 ; 230 ,2 ; 234,6 ; 236 ,8 ; 294,5 ; Ob si joch w . anders wære, sô enwære
241,2 ; 262,6 ; 267,6, 11; 268,31, 45 ; 291,3 ; ez doch niht ein tugent 296 ,7 ; Ir sult w . under
292,4 , 6 ; 301,5 ; 302,2 ; 305,6, 7, 10 ; 309,3; scheiden sîn nâch lîplîcher geburt, aber in der
371,3 ; 372,5 ; 386 , 15 ; 417,1 ; 418 ,6 ; 420,8 ; êwigen geburt sult ir ein sîn 378,9 ; Mîn vater
469,4 ; 488 ,6 ; 490 ,8 ; 491,2 ; 494, 7, 9 ; 497, 2, 7 ; gibet mir w .mîne natûre, er engibet aber mir
499,5 ; 504 ,3 ; 522,27 ; 523,32, 35 , 37 , 38 ; niht mîn wesen 401, 1
524,71 ; 538 ,2 ; 539 ,36 ; 578, 9 ; 582,8 ; 589, 2 ; wollust stf. (4 ) 268,24 - Glîchnisse ist diu groeste
602,7, 8 ; 605,1; 616,2; 618,41; 629,3, 6 – diz w . und vroude,diu in dem himelrîche ist596, 3;
ist groben liuten ze gloubenne und erliuhten daz ist w . vergenclîcher dinge 606 ,1 ; sie
ze wizzenne 253,3 ; und er enweiz nieman ,ladent' în gesuntheit und rîchtuom und w .
minnen noch von niemanne dan von im aleine 624 , 9
264, 7 ; Daz man wizze an tuonne und an wonen swv. (30 ) 58,8; 59,6,7; 89,2, 3 ; 139,5 ;
lâzenne,daz ist rehtiu dêmüeticheit dernatúre 272,2, 4 , 5 ; 273,1, 7; 278,10 ; 279,3 ; 281,3 ;
450,8 ; Ze dem andern mâle ist daz ein arm 286 ,2,11; 308,4 ; 538,6 ; 565 ,2 ; 579,1 ; 614,6 –
mensche, der niht onweiz 494 ,4 ; daz ez niht Alsô ist dem menschen gar lustlich , der då
enweiz got in im ze würkenne 496 ,7 ; daz er wonet in der vruht der tugende 60, 10 ; Nieman
niht enmüge w . noch bekennen diu werk gotes enmac den heiligen geist enpfâhen, er enwone
498 ,1 ; Weste diu sêle, wanne got in sie træte , denne obe zit in ewicheit 73,7 ; Und dar umbe
si stürbe von vröuden ; weste ouch si, wanne sölte der mensche alle zit w . in der kraft , wan
er von ir vert, si stürbe von leide. Si enweiz , alliu dinc in der kraft glîch sint 280 ,5 ; also
wanne er kumet oder wanne er vert 589, 3 wonete der mensche in allen dingen glîch
wizzen subst. inf. ( 12 ) 275 ,2 ; 494,9 ; 498, 3 ; 280 ,6 ; dar umbe ist der mensche sælic, der
523,36, 38, 49 ; 524,61 - daz er ein w . hâtmit alle zît wonet in der kraft, wan er wonet alle
gotes wizzenne 275 ,1 ; daz der mensche also zît in gote 281,2 ; Ach , und wonete diu sêle
ledic sol stân sînes eigenen wizzennes, als er inne, sô hæte si gegenwertic alliu dinc 308, 1;
tete, dô er niht enwas 495 , 4 ; der muoz arm Ezmuoz gar wît sîn , dâ got inne wonet 624,8
sîn alles sînes eigenen wizzennes, daz er niht wonunge stf. ( 2 ) 618 ,33 - Wå ist diu w . unsers
enwizze dehein dinc, weder got noch crêatûre herren Jêsû Kristî 614 .4
noch sich selben 497,7 wort stn . ( 157) 79 ,2 ; 93,4 ; 97,4, 5 ; 168,3 ; 173,5 ;
woche swf. (1) 186,3 201,9; 203,11; 204,4 ; 229,2 ; 241,1; 277, 15 ;
wol adv. (89) 10 ,3 ; 12,5 ; 13,7 ; 26 ,8 ; 47, 1 ; 48 ,2 ; 293, 2 ; 295 ,6 ; 296 , 1 ; 305, 2 ; 344 ,5 ; 347, 8 ; 427,5 ;
49,4, 5 ; 50,2, 3 u .ö. – gleichviel 79,4 ; 192,3 ; 428,1, 2, 3 ; 448,3 ; 535,4 ; 537,7 ; 538,6 ; 539,7,
58 Edhart, D 2 913
Wörterverzeichnis
8 , 15 , 17; 540,69; 576,2; 588, 10 – Daz daz w . selben worte 435,8 ; der vater von hímelriche,
ûzvliuzet und doch inneblîbet, daz ist gar der gibet dir sîn êwic w ., und in dem selben
wunderlich 94,1; daz alliu unseriu w ., diu wir worte gibet er dir sîn selbes leben und sîn
von gote sprechen , sîn ein stameln von gote selbes wesen und sîne gotheit alzemâle 436 ,8 ;
201, 10 ; Allez daz w ., daz wir von ir ( = von der vater und dû selber und alliu dinc und
der Statt Gottes ) gesprochen mügen , daz ist mê daz selbe w . ist ein in dem liehte 438,2; Got
ein lougen, waz got niht enist, dan ez sî ein ist ein w ., ein ungesprochen w . 529,2 ; wer kan
verjehen , waz er sî 203,12; swaz er gesprechen diz w . gesprechen ? Daz entuot nieman , dan
möhte mit worten von gote , daz er niht eigen der diz w . ist. Got ist ein w ., daz sich selben
lîche möhte gesprechen , då enlæge inne iemer sprichet. Swâ got ist, dâ sprichet er diz w .
etwaz valsches 204, 2 ; In dem , då daz w . ze 529,5 - W . der Hl. Schrift 6 ,3 ; 58 ,2 ; 68,4 , 5 ;
dem ersten enpfangen wirt in mîner vernunft, 69,1 ; 73,2 ; 83,6 ; 84 , 4 ; 100, 1 , 7 ; 174 ,6 ; 227, 3 ;
dâ ist ez sô lûter und sô kleinlich , daz ez ein 258, 1 ; 267, 2 ; 272,2 , 3 ; 278, 10 ; 285 ,4 , 8 ; 286 , 2,
wâr w . ist 229, 1 ; und sie enkünnen niht ein w . 4 ; 287,1; 289,12 ; 378,2 ; 440,4 ; 447,8; 455,2;
vertragen 295 ,8 - W . Gottes 428 , 4 , 8 ; 429 ,1 , 2 ,4 ; 464,2 ; 467,11 ; 487,4 ; 501,6 , 8 ; 502, 1 ; 550 ,3 ;
431, 10 ; 432,5 , 8 ; 433,1, 7 - daz man gehæric sî 569,11; 610,3, 5 ,7 ; 617,2,7, 8 - Daz w . 'homo'
gotes worte in dem innigesten 370 ,5 – ewiges nemen wir von vrouwen und von mannen
W ., der Sohn , die Ideen 257,4 ; 268 ,25 ; 307,1, 345 ,4 ; Daz w . 'erat' gehæret gote allereigen
2 ; 344,6 ; 380,3 ; 387,55 ,56 , 59 ; 388,68 ; 433,9 ; lîchest zuo 347,7 ; Swaz in mir ist, daz gât ûz
434,2, 3 ; 435 ,1, 2, 4, 7, 9, 10 , 11, 12, 13; 436,9 ; mir; sô ich ez joch gedenke, sô offenbâret ez
437,2,4 ; 438,1; 439,3,8 ; 442,3; 529,3,6 ;538,4, mîn w , und blibet doch inne 530 ,2
6 – In dem selben ursprunge, da der sun ur. wörtelîn stn . ( 24 ) 6,2 ; 23,4 ; 24 ,1; 32,6 ; 40,2, 3 ;
springet,da der vater sîn êwic w . ûzsprichet 41,1, 2, 3; 50,6 ; 51,5 ; 55 ,1; 93,2 ; 99,1 ; 161,8;
51,1 ; Nieman enmac daz w . eigenliche gespre 162,3 ; 251, 2 ; 285 , 3, 5 ; 289 , 7 ; 297,4 ; 337, 7 ;
chen dan der vater 118, 1; Alsô wirt daz êwige 344,4 ; 557, 10
w . gesprochen inwendic in dem herzen der sêle wüeste stf . ( 1 ) ez wil in den einvaltigen grunt,
229,4 ; der nû diz w . horen sol in dem vater in die stillen w ., dân nie underscheit îngeluogete
307,2 ; W ., daz ist got, got ist ein w . 344,5 ; weder vater noch sun noch heiliger geist 420,9
sult ir éin sun sîn mit Kristô , sô müezet ir ein
einiger ûzvluz sîn mit dem ewigen worte 379 ,4 ; wüest(en )unge stf. (2 ) Ez ist ein ellende und ist
ein wüestenunge und ist mê ungenennet, dan
Daz êwige w . ennam niht an sich disen men ez namen habe 66 ,6 ; Got leitet disen geist in
schen noch den menschen , sunder ez nam an die wüestunge und in die einicheit sîn selbes
sich eine vrîe, ungeteilte menschlîche natûre 77, 1
379,6 ; Und wan denne diu selbe natûre, nâch wunder stn . ( 7) 176 ,1 ; 235,4 ; 287,2, 5 ; 588,2 -
der ir iuch nemende sît, sun des êwigen vaters Si vermac w . in irm natiurlîchen liehte 328,7 ;
worden ist von der annemunge des êwigen daz man gedenke der grôzen edelkeit, die got
wortes, alsô werdet ir sun des êwigen vaters an die sêle hât geleget, daz der mensche da
mitKristô von dem ,daz ir iuch nach der selben mite kome in ein w . ze gote 529,1
natûre nemende sît 382,1 ; Der vater selber wunderlich adj. (8) 94,2, 3, 4 ; 116,2 - Ez ist ein
der enhæret niht dan diz selbe w ., er enkennet w . dinc, daz ein dinc ûzvliuzet und doch inne
niht dan diz selbe w ., er ensprichet niht dan blîbet 94,1; Ich wil noch mê sprechen, daz
diz selbe w . 433,8 ; er engebirt niht dan diz noch wunderlîcher hillet 420,5 ; wie w . und
selbe w . 434, 1 ; In disem selben worte hæret sunderlich sint diu wort Jêsû Kristî 447,8 ;
der vater und bekennet der vater und gebirt daz daz gesteine hât kraft ze würkenne wun .
der vater sich selben und ouch diz selbe w . derlîchiu werk 554,8
und alliu dinc und sîne gotheit al ze grunde wunderlîche adv. ( 1) 243,5
434 ,1; ermuoz diz w .sprechen und gebern âne wundern swv. (6 ) 83,4 ; 428,6 ; 466 ,3 ; 597,1 -
underlâz; wan ez istmit dem vater als ein wur . reft. 234,5 ; 268,29
zelin allerder natûre des vatersnatiurlîche, als wunderwerk stn . ( 1 ) 617,3
als der vater selber ist 435,5 ; In disem worte wunderzeichen stn . ( 1) 617,4
sprichet der vater mînen geist und dînen geist wunne stf. ( 3) 236,3 ; 241,6, 7
und eines ieglîchen menschen geist glîch dem wünschen swv. ( 1) 351,3

914
Wörterverzeichnis
wuochern swv. ( 1 ) 152,2 nâch tûsent jâren geworht hât 261,3; der
würken swv. (219 ) 7,5 ; 13, 8 , 9, 10 ; 33, 7 ; 43,2 ; vater ist würkende und der sun ist lîdende
46 ,2 ; 60, 5 ; 63 , 9, 11 ; 64 ,3 ; 65 , 2 ; 79 ,7 , 10 ; 80 , 2 ; 279,1 ; alsô als got würket sunder warumbe
100 ,4 , 6 ; 103 ,3 ; 117,2 ; 118,2 , 5 ; 124 ,2 ; 125 ,4 , und kein warumbe enhât. In der wîse, als got
5 ; 137,4 ; 153,5 , 6 ; 176 ,1 ; 201, 17 ; 218 ,4 ; 219,2 ; würket, alsô würket ouch der gerehte sunder
223,9 ; 236 ,4 , 6 ; 238 ,1, 2, 3, 4 , 5 , 6 ; 239,8 ; warumbe 289,4 ; Von nôt muoz got w . alliu
240 , 1, 5 ; 241, 9 ; 244, 2, 6 ; 245 ,2 ; 253, 1, 5 ; sîniu werk 319,5 ; Got ist alle zît würkende in
255, 1 ; 256 ,4 ; 258 ,4 ; 259,6 ; 260, 3, 5 ; 261,2 , 4 ; einem nû in êwicheit, und sîn w . ist : sînen sun
262,5 ; 267,9, 13, 14 ; 268,29, 33 ; 289,3 ; 305,9 ; gebern 319,6 ; Got würket alle sîne maht in
306 ,11; 307,6 , 9 ; 309,3 ; 321,5 ; 324,3; 325,2, 4, sîner geburt 321,3; sô ist ein einic werk, daz
10 ; 326 , 2 ; 328, 4 ; 342, 7 ; 346 , 1 ; 362, 1 ; 385 , 6, got würket in der sêle, bezzer und edeler und
8 ; 388 ,96 , 97 ; 394 ,4 ; 396 , 3 , 5 ; 397, 1 ; 401,2 ; hæeher dan alliu diu werlt 325 ,5 ; Gnade en .
406 , 1 ; 446 ,5 ; 495 ,4 ; 500 ,5 , 7 , 8 ; 502 , 2, 5 ; geworhte nie dehein guot werk 326,1 ; Ez
521, 10 , 11 ; 522, 16 , 17 , 20, 21, 23 ; 523, 14 , 15 , würket got und begert diu sêle 342,8 ; Daz
19, 24 , 26 , 28 , 40, 41, 42 , 43 : 524 ,53, 54, 65 , 66 : würket got,daz diu sêle im glîch werde 342, 10 ;
530 ,6 ; 535 ,4 , 5 ; 539, 22, 24 ; 540 ,72, 73 ; 551,4 ; swâ diu gerehticheit würket, dâ würket ir ,
552,2 ; 553,4 ; 554,8 ; 556 ,2 ; 557, 1 ; 564,12 ; wan ir würket danne alle zît gerehticheit
565 ,4 ,7 , 8, 10 ; 567,7 ; 568 ,10, 11, 14, 25, 26 , 28 ; 385 ,5 ; Her umbe würket diu natûre alle zît
604 ,1; 617,7 ; 626 ,9 - Allez , daz got wür. ûf daz allerhöhste , daz si gewürken mac. Diu
ket, daz würket er in dem einen im selben natûre enwölte niht aleine w . den sun , und
glîch 63,7 ; Sô treget ûz daz werk der natûre möhte si, si wölte den vater w . 396 ,4 ; Daz
allez, daz diu natûre gewürken kan mit forme edelste ,daz got würket in allen crêatûren ,daz
undmit bilde und mit geschepfede 65 ,5 ; Allez, ist wesen 401,1 ; also würket si in der zît niht
daz got würket in allen heiligen , daz würket nâch der zit, mêr : nach der êwicheit 405 ,3 ;
got in dem innigesten der sêle 96 ,6 ; got würket Dâ ein stein enpfienge daz viur in sich , der
daz werk in der sêle , daz sîn geburt ist 118 ,4 ; würhte nâch des viures kraft 406,5 ; Her umbe
Kein crêatûre enwürket niht dan der vater, sô ist ez beroubet, daz ez niht enweiz got in
der würket aleine 125 ,2 ; Sô würket simit dem im ze würkenne 496 ,7; daz er niht enwizze
vater alliu sîniu werk 125 , 3 ; Ie daz dinc klein noch enbekenne, daz got in im würke 497,2 ;
lîcher ist, ie ez kreftiger ist ; dâu von mac ez alsô daz er möhte sîn ein eigen stat gotes, dâ
gewürken in diu dinc, diu gröber sint und diu got inne möhte w . 500 , 3 ; welle got w . in der
under im sint 200,11 ; Aber in dem obersten sêle , daz er selbe sî diu stat, dar inne er w . wil
würket diu vernünfticheit âne zuonemunge 501, 1 ; sô ist got sîn selbes werk würkende,
von lîplîchen dingen 202,3 ; Diu kraft der sêle, und der mensche ist got alsus in im lîdende
diu natiurlîche würket in dem ougen , diu ge 501,2 ; die sternen giezent ir kraft enmitten
birt aleine daz gesihte dem ougen 203,1 ; In in daz ertrîche und würkent golt und gesteine
der würkenden kraft glîchet si sich dem vater alsô , daz daz gesteine hât kraft ze würkenne
und würket alliu dinc in ein niuwez wesen wunderlîchiu werk 554,7; Dâ von hât ein
221, 1 ; Diu natûre mînes vaters wolte w . in ieglich krût ein eigenschaft des himels und
sîner natüre einen vater 238,3; Aber in gote würket alumbe sich sinwel als der himel 556 ,4 ;
ist volliu kraft ; dar umbe würket er sîn glich dâ von würket (sich ) got allermeist in einem
in sîner geburt 238,7 ; Gnade enwürket kein dêmüetigen herzen 565,9 ;wan alliu obern dinc
werk 242,5 ; dar umbe ganc in dînen eigenen hânt allermeist gelegenheit ze würkenne in
grunt, und dâu würke,und diu werk , diu dû dâ dem ,daz under in ist 567,6 ; daz got vil in uns
würkest, diu sintalliu lebendic 256 ,3 ; wan dar gewürken müge, und suln im glîch sîn und
umbe daz er gereht ist, dar umbe würket er, glîche w . 568 ,29 ; daz der himel niendert w .
und sîniu werk diu lebent 256 ,5 ; In dem ge enmüge dan in dem grunde der erde 581,4 ;
rehten ensolkein dinc w . dan aleine got 259,4 ; Alsô enmac got niht w . dan in dem grunde
daz dich dehein dinc ûzwendic anerüeret ze der dêmuot 581,5
würkenne, wærlîche, diu werk sint alliu tôt würken subst. inf. (6 ) Alsô ist ez an götlîchem
259,5 ; Etlîche vrâgent,wie der menschemüge würkenne in der sêle 240,2 ; daz er ein wizzen
gow . diu werk , diu got vor tûsent jâren und hât mit gotes wizzenne und ein w . hât mit

915
Wörterverzeichnis
gotes würkenne und ein bekennen mit gotes wurzeln den boum entgiezent 395 ,1 ; ie man
bekennenne 275 ,2 ; in gote ist w . und lîden ze mê erkennet die w .,ûz der alliu dinc gesproz
setzenne 278,12; Got ist alle zît würkende in zen sint 560,5
einem nû in êwicheit, und sîn w . ist : sînen
sun gebern 319,6 ; Allez,daz ie von gote gekam , zal stf. ( 23 ) 16, 10 ; 76 ,1, 2 ; 234,2, 3, 8 ; 274 ,9, 10 ;
daz ist gesast in ein lûter w . 495,6 432,7 ; 438,6 ; 443,7 – in êwicheit enist niht z.,
würkende part.adj. ( 3) In der würkenden kraft ez ist ob aller z . 16 , 11 ; Dirre geist verstât
glîchet si ( = die Seele) sich dem Vater und nâch z . ane z., und kein z . < âne z .) enist in der
würket alliu dinc in ein niuwez wesen 221, 1 ; zît der gebrestlicheit 75 ,5 ; Dirre geist muoz
Mit der würkenden kraft số treget si alliu übertreten alle z . 76 ,2 ; Die meister sprechent,
dinc ûf in got und ist alliu dinc in dem mor daz der engel menige ist z. boben z . Ir menige
genliehte 223,4 ; Der vater ist ein sprechende ist sô grôz, daz sie kein z. begrifen enmac
werk , und der sun ist ein spruch w . 530,1 234, 1; der underscheit künde genemen âne z.
würker stm . ( 1 ) got ist ein w . in im selben 501,4 und âne menige,der enbekente doch niht dan
würklich adj. ( 1) 387,29 einen got 234,5 ; Der engel ist vil âne z ., wan
würklicheit stf. (5 ) 418 ,4 - Nû sprechen wir in sie enmachent niht ,sunder – z .', wan sie sint
einem andern sinne von den ‘zwein sünen ' der âne z. 274,8
vernünfticheit. Der ein ist diu mügelicheit, der zart adj. (3 ) 631,2 -Gnade enwürket kein werk,
ander ist diu w . 220,2 ; und werdent doch in si ist ze z. dar zuo 244,6 ; Also ist och in der
der würklicheit der angesiht als ein , daz man sele ein kleinlicheit ,dų ist so lvter vnd so z.,
mac gesprechen in der warheit : ouge-holz , das aber dar in enkein vernvwen en mag 460 ,2
und daz holz ist mîn ouge 416 , 9 ; daz in der zehant adv. (5 ) 244 ,8 ; 346 ,4 ; 536 ,7 ; 537, 5 ;
würklicheit der gesiht daz holz undmîn ouge 541, 94
bestüenden in einem wesene 416 ,12; wan des zeichen sin . ( 11) 101,8 ; 154, 2 ; 176 ,5 ; 179,2 ;
schâfes ouge hât die selben würklicheit, die 322,5 ; 623,7 – und sîne nôtdurft bewîsete er
ouch mîn ouge hât 417,4 mit z . der vinger 189,13 ; sît allez, daz got ie
würkunge stf. (5 ) 167,4 ; 200,7; 388,78 – der geworhte, niht anders enist dan ein bilde und
mensche, der alsó éin sun ist, der nimet be ein z. êwiges lebens 565 ,5 – Wunderzeichen
wegunge und w . und allez , daz er nimet, – daz 242,6 ; 617 , 3 - wan z . und wunder würket
nimet er allez in sînem eigene 383,1 ; Alsô sol dicke natiurlich kraft 176 ,1
diu sêle allez ûfklimmen in der vernünftigen zeigen swv. (5 ) 31,8 ; 52,5 ; 365,4 ; 576 , 1; 577,1
w . 557, 2 zein stm . ( 3 ) 369,2 - ein götlich lieht, ein z . und
wurmiht adj. ( 1) Daz der zimberman niht ein ein îngedrücket bilde götlîcher natûre 211,2;
schone hûs gewürken enkan ûz wurmihtem und sol sîn underböugic die rihte under den
holze, daz enist sîn schult niht; ez gebrichet z . götlîches liehtes 368 , 3
an dem holze 240, 1 zelge swm . (4 ) 28 ,6 – Ein meister sprichet,daz
wurz stf. ( 1) Aroma 606 ,4 guot habe drîe zelgen . Der erste z. ist nutz ,der
wurze swf. Wurzel (2 ) 617,5 ; Verstantnisse ander z. ist lust ,der dritte z.ist zimeliсheit 28,5
,suochet' got und nimet in in der wurzen , dân zeln swv. ( 1) 24,7
der sun ûzgât 636 , 1 zemâle adv . (22 ) 55 ,1 ; 81,5, 10 ; 84 ,8 ; 175 ,6 ;
wurzel stswf. ( 14 ) 52,7 ; 76 , 1; 294,7, 13 ; 435 ,6 ; 264,5, 6 ; 268,30 ; 306 ,9 ; 406 ,1; 416,10 ; 579,9;
560,6 – si wil in , als er ein w . ist, ein âder, 605 , 7 ; 626 , 3, 8 - daz ist , daz ez dem lichamen z .
in der urspringet güete , und da ist er aleine diene und dar nach einem ieglîchen glide
vater 32,2 ; die w . der gotheit die sprichet er sunderlîche als im selben 103, 4 ; daz des wah
alzemâle in sînen sun 52,4 ; dân der vater gebirt ses niht überblîbet, ez ensi z . gedrücket in
sînen eingebornen sun und im gibet die w . daz ingesigel 136 ,5 ; Mîn sêle ist ungeteilet und
und alle sine gotheit 52,9 ; aber die w . aller ist doch z . in einem ieglîchen glide 177,2; und
genüegede und daz wesen aller lust daz hât in im ( = dem Hl.Geist) z. versmolzen werde
got aleine in im selben behalten 294 ,5 ; diu und z. minne werde 264,6 ; und habe daz z.
sunne erliuhtet wol den luft und durchliuhtet ungeteilet mit einer ganzen sêle 363,5 ; Hæte
in ;si wirfet aber ir w . niht dar în 294,11; Diu er sich ir z. geoffenbâret 589,1; dar umbe
êrste wîse der entgiezunge ist an ir w ., als die gebirt sich got z. in mich 627,7
916
Wörterverzeichnis
zentener stm . ( 1) Oder hieze einer einen z. tragen 237,4 ; Daz der z. niht ein schone hûs gewür.
307,8 ken enkan ûz wurmihtem holze, daz enist sîn
zerbrechen stv. ( 1) 473,7 – die schal müz z. schult niht 239,8 ; ein z., der ein hûs machet,
473 ,5 der hât ez ê in im gebildet 397 ,2 ; want wer
zergân stv . (an.v.) ( 2) 183,4 – daz künftic ist der z . vollenkomen an simewerche, er bedorfte
und zergangen ist , daz ist allez dâ in einem der materien nicht 459 ,3
nû 183,5 zimeliсheit stf. ( 1 ) 28 ,6
zergenclich adj. (3) 429,6 ; 431,2 – daz er ... zît stf. ( 165) 6,3; 23,4 ; 24,1; 30,4 ; 34,4 ; 67,3 ;
alliu zergenclîchiu dinc in im getoetet haben 76 , 1 ; 82 , 2 ; 96 , 1 ; 134, 1, 3 ; 165 ,2 ; 166 , 1 ; 174 ,3 ;
sol 429,5 180, 2 ; 182, 1, 2, 3 ; 198 , 10 ; 227,3 , 4 ; 229, 1 ;
zergenclicheit stf. ( 1) nie rast noch gemach 230,5 , 6 , 7 ; 231, 1 , 2, 3, 5 , 6 , 8 ; 232,4 , 5 ; 241,3,
gewan noch genüegede âne z. 443,5 4 ; 254, 2 ; 268, 24 ; 304,5 ; 306 ,8 ; 318 , 1, 2 ; 339, 1 ;
zertlîche adv. ( 1 ) daz si daz wort dicke z, ge 341,6 ; 348 ,5 ; 350 , 1, 4 , 5 ; 387,44 ; 388 ,96 ;
hæret hâte von im 576 ,2 405 ,1, 2, 3 ; 439,7; 454 , 16 ; 455,3, 4 ; 456, 1, 2,
zervliezen stv . (3) 386,10 - als luft und wazzer: 3, 5, 7; 503,5 ; 533,4 ; 539,47, 48 ; 540,58, 62,
diu zervliezent 326,6 ; und entäte der vride 88 ; 548,2 ; 557,6 ; 600,6 ; 617,7 - alle z. ( =
des niht, sô zervlüzzen alliu dinc 595,5 immer): 30,2 , 6 ; 116 ,4 ; 133,2 ; 145,1; 151,5 ;
zesamenbindunge stf. ( 1) Swâ ein însliezunge 154,7 ; 160 ,2 ; 162,5 ; 163,1, 2 ; 168,2 ; 258,6 ;
und z. ganz ist, daz muoz von nôt glîch sîn 259,3; 268,28 ; 275 ,4 ; 276,7; 277,3; 280,5 ;
339 , 4
281,2, 3 ; 293,6 ; 319,6 ; 320, 1; 385 ,5 ; 396 ,4 ;
zosamenblasende part.adj. (1) 114 ,4 443, 11 ; 536 ,8 – alle z., daz ist über z., in der
zesamendrücken swv. ( 1) als der ein sinweldinc êwicheit 215 , 1 ; alle z., daz ist obe z. in der
zesamendrücken wil 566 ,5 wîte 219, 6 ; daz got alle z . in dem menschen
zesamengebunden part.adj. (3 ) 338 ,3 – Swaz geborn wirt 275,3 ; Und also ist diu geberunge
alzemâle z. und îngeslozzen ist, daz meinet gotes alle z. ze nemenne 276 ,5 ; daz der men .
einunge 337,8 ; daz der mensche z. und în . sche alle z. in gote geborn wirt 276 ,6 ; diu
geslozzen und geeiniget ze gote sî 338,1 kraft ist alle z. in gote 280,3 ; Diu sêle, diu
zesamenhaften swv. ( 1 ) 175 , 2 got hât, diu ist alle z. berhaft 319,5 – in der
zesamenkomen stv. ( 1 ) 339, 2 (die) z.: 27,6 ; 273,1 - allez , daz in der z. ist.
zesamenloufen stv . ( 1) dà loufet allez daz ze oder allez , daz got ie geschuof, daz enist diu
samen , daz got geleisten mac 566,4 wârheit niht 25 ,2 ; Alliu dinc, diu in der z .
ziehen stv . (18 ) 165 ,1; 231,9 ; 343,2 ; 555,1 ; sint, diu hânt ein warumbe 27 ,4 ; diu dinc,
567 , 10 : 571, 11 ; 612, 14 – die ( = die Engel) der wesen und werk ist in der z . 339 , 3 - obe
ziehent und sûgent got in sich 124,3 ; wære (über ) z.: 34,3, 5 ; 73,7 ; 163,2 ; 179,2 ; 183,2;
ich îtel und hæte ein inviuric minne und 215 , 1 ; 533, 3 – daz oberste teil der sêle, daz
glicheit, ich züge got alzemâle in mich 124 ,4 ;
stât obe z . und enweiz niht von der z. 24 ,3 ;
Swenne sich diu sêle ziuhet an die bekantnisse Der suochet got obe z ., der dâ suochet sunder
der rehten warheit 141,7 ; Dâ wirt got gezogen
durch die sêle und diu sêle wirt gezogen durch z . 179,2 ; Der himel ist obe z.und ist ein sache
der z . 181,7 ; alle z ., daz ist obe z . in der wîte
got 145,3 ; dar umbe enbedarf si niht von ûzen
dio kunst in sich z . 202 ,8 ; man mag wol gar 219,6 ; vernünfticheit und wille : die würkent
vil daruß z. 465 , 3 ; doran benůget den vater obe z . 305 ,9 – über z. erhaben : 262,4 ; 268,53 –
nit, er ziehewider in die erstekeit 470,3 ; Ander dâ der mensche erhaben ist über z. in êwicheit,
dâ würket der mensche ein werk mit gote
gesteine ziehent an sich gebeineund îsen 555 , 3 ; 261, 2 – sunder (âne) z .: 163,2 ; 182,3 - Der
Als diu sunne an sich ziuhet den viuhten luft
567, 8 ; Alsô tuot der götlîche brâdem : der suochet got obe z ., der dâ suochet sunder z .
179 ,3 ; würhte diu natûre âne z., sô enhæte si
ziuhet die sêle in sich und einet sie mit im niht anvellige gebresten 396 ,6 – vüllede der z.:
und machet sie gotvar 568,1
zil stn . ( 3) 449,3 ; 539,27 - als ein betwungen z., 230,4 , 5 ; 231,7, 10 - enweiz niht von der
dar under wir blîben süln 449,2 (umbe) z.: 30,4 ; 100 ,4 – Ez ist ein daz oberste
zimberman stm . (4) Ein z. daz enist sîn name teil der sêle, daz stât obe z . und enweiz niht
niht,mêr : den namen nimet er von dem werke von der z. noch von dem lîbe 24 ,4 ; daz dů
noch umbe z.noch umbe creatûren noch umbe
917
Wörterverzeichnis
bilde niht enwizzest 100 ,1 - 2. - stat: dem , des bilde ez ist 340,6; daz blôze wesen ,
347,2 ; 397,6 ; 556,6 ; 569,2 - swâ ez sich ûf dem niht z . enist, dáz meinet 'erat' 348 ,4
giuzet, daz beroubet ez z . und stat 347, 2 ; zuogevallen part.adj. ( 1) diu sêle muoz als gar
enwäre z. noch stat noch anders niht, sô enblezet werden alles des, daz z . ist 549,6
wære al(lez ) ein wesen 347,4 ; daz lieht be zuchaften subst. inf. ( 2) 539,42 – Etlîche na
nimet z. und stat 347 ,6 ; wan diu natûre in z . men hänt ein z. an gote 532,4
und in stat würket 397, 1; in dem vunken in zuokomende part.adj. ( 1) ez enist nihtwartende
der sêle,der z. noch stat nie enberuorte 419,3 ; keines zuokomenden dinges, wan ez enmac
Diu tier tretent baz ûf und hänt vihelich und weder gewinnen noch verliesen 496 ,6
sinnelich leben und blíbent doch in der z . und zuokunft stf. ( 1) 114 ,3
in der stat 556 ,5 zuolegen swv. (11) 348,1; 539,39, 41; 569,6 ;
zîtlich adj. (7) 166,1; 414,8; 618 , 16 , 24 – In 571,13 – ruowe enleget niht zuo 180, 2 ; ez
zîtlîchen dingen enmac der heilige geist niht ( = ‘erat') enleget niht zuo 348,1 ; Güete und
enpfangen werden noch gegeben 74, 1; Sô sich warheit leget zuo 348,3 ; daz diu sêle abe
der mensche abekêret von zîtlîchen dingen scheide und abeschel allez, daz man gote
74,2 ; sô bin ich mîn selbes sache nach mînem zuoleget in gedenkenne oder in verstânne
wesene, daz êwic ist, und niht nâch mînem 561,3 ; Allez daz hüttet got, dazman im zuo
gewerdenne, daz z . ist 503,2 gelegen mac 569,6
zîtlicheit stf. ( 1) daz der mensche durchgange zuolegende part.adj. (1) 187,2 – niht mit einem
und übergange alle geschaffenheit und alle z. zuolegenden gedanke, mêr : in einem abene
309,4 menden gedanke 348,2
zorn stm . (1) Einem menschen ensol niht leit zuonemen stv . (2) 210,5 ; 505,5
sîn , daz man mit im zürnet; im sol leit sîn , zuonemen subst. inf. ( 1) då daz wäre z . ane
daz ez den z . verdienet 363 ,2 liget 139,4
zornic adj. ( 1) 155 , 1 zuonemunge stf. ( 1 ) âne z. von lîplîchen dingen
zoum stm . (1) daz got alle crêatûren halte als 202,4
in einem zoume ze würkenne nâch sînem zuoschrîben stv . ( 1) 388,98
glîchnisse 396 ,3 zuosprechen stv . ( 3 ) 528 ,4 ; 537 ,6 , 8
zunge swf. ( 4 ) 538 ,3 - Als lützel mîn ouge kan zuoval stm . ( 11) 266 ,3 ; 268,54 , 55 ; 388,65 – als
sprechen und mîn z. varwe erkennen 43, 3 ; In då ein mensche rôt wirt von schame und
latînischer zungen 347,8 ; das or empfachtdas bleich , daz ist im ein z. und vergât im 85,3;
gethồn vnd die z. den geschmack 472,2 Allez, daz lîplich ist, daz ist ein abeval und
zuobedenken subst. inf. ( 1 ) Ein einic z. bedecket ein z . und ein niderval 183,3 ; swaz ûzwendic
wesen 120 , 3 wesene ist, daz ist z. 266 , 3 ; der mensche ist
zuobinden subst. inf. ( 1) diz wörtelîn 'et ' be ein z. der natûre 381,4 ; gât abe alles des, daz
diutet in latîne eine einunge und ein z . und Z . an iu ist 381,5 ; vil ander dinge, diu an ver
ein însliezen 337,7 nünftigen dingen sint, diu sint z.630, 7
zuobüezen swr. (2) daz man abetuo, daz zuovallen stv. (2) daz alter , daz ir zuovellet,
schedelich sî,und daz wir z., des uns gebrichet daz ist von des lîchamen wegen 304,6 ; Allez,
139,1 ; daz er prüefte, da er allerkrenkest ane daz mir zuogevallen mac, daz mac ich ver.
wäre, daz er dân zuobüezte 140,2 liesen 627,6
zuoeigenen swv. (1) daz er alles des guotes, daz zuovallende part.adj. ( 1) danne ist ez an dem
got im iemermêgetuot,sich alswênic aneneme âbende allerheizest von der zuovallenden hitze
oder zuoeigene 451, 1 198,6
zuoganc stm . ( 1) 89,3 zuovellic adj. ( 1 ) ê sibedenke güete oder gewalt
zuogehæren swv. (6 ) 118 , 7 ; 449,5 ; 539,36 , 38 ; oder wisheit oder swaz des ist, daz z. ist 216 ,4
605,3 – Daz wort ‘erat' gehæret gote aller. zuovellicheit stf. ( 1 ) diu gnade gotes diu worhte
eigenlîchest zuo 347,7 in im , daz diu z . volbrâhte daz wesen 502,2
zuogeleget part.adj. ( 5 ) 216,4 ; 344,2 , 3 - ein zuoverlâz stm . ( 1) An der hât diu sêle sô grôzen
bilde, daz in einem steine ist oder an einer z. ze gote 144 , 1
want, enwære dar under niht z ., der ez næme, zuoversiht stf. (2) 239,5 – Swer dâ wil anebeten
als ez ein bilde ist, daz bilde wære al ein mit den vater , der muoz sich setzen in êwicheit
918
Wörterverzeichnis
mit sîner begerunge und mit sîner zuoversiht zweierleie adv. (3 ) 394,5 ; 395 ,3 ;618,43
24 ,3 zweisnîdric adj. ( 1) ein tzwisneidrints swert von
zürnen sw . ( 8 ) 6 , 4 , 5 , 6 ; 8 ,3 , 4 , 8 ; 9 ,4 - Einem fewer 618 ,44
menschen ensol niht leit sîn , daz man mit im zwî stn . ( 2) 627 , 1 - als der ein edel z. pflanzet in
zürnet; im sol leit sîn , daz ez den zorn ver einen groben stok , dâ wirt alliu diu vruht nach
dienet 363, 1 der edelkeit des zwis und niht nâch der grop .
zürnerin stf. ( 1) die z., daz ist diu ûfkriegende heit des stockes 626 ,11
kraft 153, 3 zwirn, zwirunt adv. (2 ) 579,7 ; 599,3
zwei subst.num . < 11) 49,1 ; 88,2; 98,1; 521,14 , zwivalt adj. (2 ) 139,1; 146,4
15 ; 523,17 ; 536,6 ; 540,53 – Ein alter meister zwivalt adv. ( 1) 141,2
sprichet, daz diu sêle ist gemachet enmitten zwîvel stm . ( 1) 290 ,10
zwischen einem und zwein 133,2 ; Diu z. daz zwîveln swv. (2) 388,84 – Hie mite sint die
ist diu zît, diu sich wandelt und manicvaltiget meister sêre bekümbert und zwîvelnt sêre dar
134 , 1 ano 628 ,9

919
Verzeichnis der lateinischen Wörter und Wendungen
aliquando 455 ,2 formae illius 469,10
ave 240 ,7
homo ( erat) 354,4, 6, 7; 346,2
caelum 569,5
Kerat) in eo 350,8
dominus nomen illi 539,31 * irascibilis 141,6
ecco 344,4 pater noster 54,4
ego 68,4 ; 69,1 phariseus 447,3
(homo) erat 345,4 ; 347,4 , 8 ; 348,4 possedime 474 ,6
( in principio ) erat (verbum ) 347,9
<spiritus sanctus ) erat (in eo ) 350,8 vocatum est nomen eius Iesus 538 , 1 ff. *
et 337,7 vos 68 ,5 ; 69,1

920
Personenverzeichnis
Hinweise auf Textentsprechungen sind durch Kursive. Hinweise in Fußnoten durch gekennzeichnet.

Ampe, A . 365 , 483 Hartung von Erfurt 157 , 158 , 6341


Axters, St. 51454 Heinrich von Erfurt 157, 158, 6341
Hermann von Fritzlar 206
Bange, W . 291, 51°, 1613, 174,1 3411, 4181 Hof, H . 4181
Banz, P . R . 6045
Bardenhewer, O . 2181 Jostes, F. 111, 148, 195, 1984, 1999, 2007, 2013,
Benz, E . 3581* 2023,4, 7, 206 , 224 , 2241* , 2363, 247, 269, 311,
Bernhart, J . 56, 605, 91, 971, 991, 1033, 1041, 314 , 354, 374, 544, 5481, 5501, 558%, 573,
1071,3, 4019, 461, 463, 4651, 4685, 4711,2, 5861* ,607, 6115, 6132,6141, 6154,5,6164, 6172,3
4722,4, 526, 5301, 531", 5331, 5364, 5381 Jundt, A . 620 (Nachtr.);6241,2,3,5,6251, 6275,6,7,
Beuken , J . H . A . 19, 21, 478, 479 6293, 6302,3,5,6, 6311,4, 6321,2, 6341
Bihlmeyer , K . 71, 1762 (Nachtr .), 2131, 2303,
2351, 2382, 3225, 3722, 4163, 5963 Karrer, O . 94, 353, 791, 1381, 151 , 1531, 2281,
Bindschedler, M . 4651 2445, 2761, 3621, 3722, 4181, 4502
Bracken , E . von 1433, 1782, 1922, 2201, 3801, Koch, J . 61, 231, 842, 2101, 2721, 3581* , 3852,
4163, 50922,51351, 51454 , 5303, 594 461, 4731, 482, 51555, 607
Brethauer, K . 525, 932, 1074, 156 , 156 , 157, 157,
158, 1659, 1679, 304 , 51663, 5532 Lasson , A . 11°, 123, 151, 182, 462, 481, 503, 541,
Büttner, H . 71, 761, 224 , 225, 236 % (Nachtr.), 553, 623, 661, 751, 823 , 838, 882, 103 , 1091,
2432, 248 , 249, 2549, 410, 4181, 482, 51128,51237 1152, 1201, 1373, 1401, 175 , 1764, 1821, 1831,
1872, 2122, 214 , 2152, 2161, 4, 2197, 2232, 2723,
Canisius, P . 374, 3741* , 375, 376 703 12752,
42972,
2742, 67 392784,
450, 442762, 3697,32882,
51, 392866, 011,22953,
62 22911, 953
Coveney, D . K . 111 (Nachtr.), 206 3032, 348 , 3492,3, 3601, 3623, 3672, 3681,
3722, 3813, 3851, 3951, 3961,3, 4203, 4352, 4371,
Degering, H . 374 441", 4456, 4461, 4502, 456 ", 4593, 4641, 4681,3,
Denifle , H . 41", 4491 4702, 4711,5137, 51454, 5301, 5354, 5381, 5651,3,
Diederichs, E . 50921 5673,4,5,6, 5682,3 , 5691,3, 5802
Diefenbach , L . 3161, 531%, 5323 Lehmann , W . 248, 249, 410, 461, 4681,3, 4693,
Dolch,W . 478,479, 480 , 483, 50819,50922,51343, 4701,3, 4712, 4723,4,4743,4763, 482,51128,51237
51454 Lexer , M . 4712
Leyen , F . von der 478, 478, 479, 50921, 51237,
Ebeling, H . 2201, 4181, 6004 51350,51, 51454
Lieftinck , G . I. 50920
Fahrner, R . 4162, 483, 50921 Lievens, R . 50920
Fischer, H . 4292, 4731 Lossky, V . 321, 4711, 4752, 5333
Lotze, A . 110 , 111, 112, 352, 356, 357, 3672,4,
Geyer, B . 5079 3713, 3731, 478, 479,50921,51350,51, 51453,54
Grabmann , M . 2351, 3225, 5963, 5987 Lücker, M . A . 482, 50819, 50920, 524 (Nachtr .)
Greith, C . 20, 21, 91, 110 , 111, 129, 157, 194, Lüers, G . 661, 1524, 1811, 1911, 2171, 2194, 2221,
195, 207, 208, 247, 312, 333, 334, 335, 3481, 2234, 230°, 2433, 2642, 2792, 2873, 2944, 302?,
3489, 3488, 3501, 355, 356 , 357, 371 , 390, 525, 3689, 3693, 4564, 5303, 5333, 5374, 5501, 5532,
526 , 5302, 5362, 5381, 545, 546 5603, 5684, 5983, 600“ , 6013

921
Personenverzeichnis
Mahnke, D . 1331, 2333, 4032, 4641, 5662 1781, 1792, 1801,4,6, 184, 1894, 191?, 194, 195,
Meyer, H . 19, 70 , 111 (Nachtr.), 298, 312 196 , 2023,4, 205, 206 , 207, 208, 2111, 2121,2,
Müller, G . 478 2131, 2148, 2161,4, 2171, 219 , 2201, 2211,2, 2222,
Müller -Zarncke 4712 2233, 224, 2281, 232 , 2331, 2402, 2439, 246,
247, 248, 249, 253 , 254 , 2551, 2563, 2592,
Nikolaus von Landau 129, 1361, 157, 158, 1801, 2601, 2621, 2638 , 269, 2722,3, 273 , 2742,4, 2752,
195 , 1984, 206, 312, 355, 545 (Nachtr.), 586 2762, 2771,2,4, 278 , 2791, 282, 283, 2865, 2873,
2882, 2903,4, 2921,2, 294 , 2953, 2971, 298, 299,
Orcibal, J. 3742*, 377 3011, 3022, 3031, 2,3, 3053,5, 3063,4 , 3081, 310 ,
311, 312, 313, 314, 3171, 3181,2,3, 3191,2,
Pahncke, M . 83, 93, 164, 184, 262, 353, 491, 501, 3202,3, 3211,3, 3222,3,5, 3231,3,5, 324 , 3251,5,
661, 90, 944, 991, 110 , 1171, 1235, 128, 148 , 1524, 3261, 3271, 3291,3, 3301, 331, 332, 333, 334, 335,
1639, 194 , 201², 2163,4, 2281, 2301, 2521, 2882, 3384, 3391, 3401,2, 343 , 3441,4, 347 , 3491,2,
2924, 2933, 311, 3292, 333, 334, 352, 390, 4001, 352, 353, 353 (Nachtr.), 354, 355 , 356 , 357, 360 *,
4731, 478 , 480, 482, 482, 51342, 543, 545 , 5582, 3611,3, 3623, 3661, 3672, 3681,3, 3713, 372 , 374,
5653, 5811,2, 6125 375, 376, 3791, 3801, 381 , 382 , 3841, 3851, 389,
390, 391, 3951, 3961,3, 3971,2, 4013, 4021, 4051,
Paul-Schmitt 304 , 4362, 4392, 5551, 5693 4061,2, 4082,3 . 410 . 4151. 4169. 4173, 4181. 4202,3 .
Peters, B . 823 4211, 422, 423, 424, 4301, 4322,3, 4352,3, 4361,
Pfeiffer , F . 4, 91, 111,3 , 201*, 21, 242, 291, 38, 4371, 438 ', 4391, 4401, 4411, 4421, 4431, 4455,
502, 552, 56 , 632, 751, 762, 781, 792, 803, 871, 452, 4542,4561,4,4593,4,461,4641,4651,4681,3,5,
881, 91, 932, 991, 1031, 1041, 1071,2,3, 1084, 1091, 4693, 4701,2,3, 4722,3,4,5, 4733, 4742,3, 4754,
1141, 1201, 1212, 127 , 128, 130, 1321, 1454, 159, 4761, 4771, 478, 479, 481, 482, 482, 5072,6,8,
1601, 1613, 1652, 171, 1731, 1742,5,6, 1753, 1792, 50811,14,15,16, 50819, 50921,22, 51023,24,25, 51126,
1804, 185, 1872, 208 , 212 , 214 , 2152, 2171, 27,28, 51232,35,36,37, 51348,49,50,51, 51453,54,51555,
219², 223 , 224, 225, 2272, 2291, 248, 2511, 2531, 51657,59,62,63 , 525, 526 , 5294, 5303, 531°, 5323,
2633, 272 , 2731,2, 274 , 2752, 2761,2, 2784, 2791, 5331,2, 5341, 5353,4, 542 , 543 , 544 , 545 , 545
283, 2882, 291", 2953, 297 , 298, 3011, 3031,3, r. 346054,
(Nachtr.),
3044, 3059, 3064, 313, 3211, 335, 3372, 3384,
357, 3601,2, 3672, 3681, 3693, 3701, 3713, 373 ,
acht586,
(N5761, 1547, 5532, 5591, 5621, 566 2',3572, 573 ,
8 ,526,520619,
, 53607,6125, 5146 624551126
*42 620,
3742* , 3801, 3812,3, 3822,3, 391, 3951, 4021,
405 %, 4061, 4082,3, 4131, 4151, 423 , 4303, 4322,
4331, 4352, 4361, 4371, 4392, 4421, 452, 4541,2, Richter , D . 333
4561,4, 4594,5, 461, 4641, 4651, 4683, 4693, Roethe, G . 2363, 2411
4701,2,3, 4722,3, 4754, 4761,3, 4771, 482, 5073,5, Rohmer , J . 301
51128,51346,47,51454, 525, 526 , 5342, 5364,5371, Ruh , K . 353, 50920
5381,4, 544 , 562, 5651,3 , 5674, 5689, 5693, 573,
5771, 5784 Schmoldt, B . 2131, 2211, 2422, 266 , 279 , 3171,4,
Piesch , H . 4181, 482 3181, 3382, 3633, 3641, 3791, 4181, 4581
Preger, W . 375, 377, 619 Schneider , Th . 312
Priebsch , R . 480, 591 Schulze-Maizier, F . 4, 112, 142, 22, 56 , 605, 623,
661, 71, 761, 112, 130, 1321, 137 , 1381, 1401,
Quint, J. 3, 31*, 4, 82, 101, 111,3, 141,2, 165, 171, 1452,4, 249, 283, 299, 3011, 3033, 3053, 306 ',
19, 20, 21, 22, 252, 261, 291, 303, 322, 339, 353, 314, 376 , 410, 4181, 461, 4651, 4681,3, 4693 ,
37, 37 (Nachtr.), 371 *, 38,413,4, 433, 441, 462, 4701,3, 4711,3, 4723,4, 4739, 4748, 482, 50921,
483, 491, 501, 512,3, 534, 56 , 561* ,593, 604,5,61', 51128, 51237, 51346,50,51,51453,54 , 51659, 563
632,4,641, 651, 661, 683, 70 , 71, 751,793, 814, 821, Seitz , J . 20 , 21, 91, 111, 129, 157, 195 , 207, 247 ,
831, 851,2, 882, 90, 91, 951,2, 974, 991, 1001, 1031,2, 312, 333, 334, 356 , 390 , 525, 545
1041,2, 1052, 1071, 1091, 110, 111, 112 , 1161,2, Seppänen , L . 2143, 3233, 4181, 4202, 5893 , 5973,
1181,3,4, 1201, 1211, 1241, 1253, 126 , 127, 128 , 5992
129 , 130 , 1341, 1351, 1361,2, 1373, 1383, 1393, Sievers , E . 231 (Nachtr.), 224 , 2363
1413, 1451,3,4, 148, 156, 157, 158, 159, 161", Skutella, M . 142, 156, 170, 1831*, 194, 352, 542,
1652, 1672, 1683, 170, 171, 174", 1753, 176 ,1 543 (Nachtr.), 591, 607, 619
922
Personenverzeichnis
Spamer, A. 3, 31 *, 6, 191 *, 201 *, 37, 56, 70, 90, Théry, G . 641, 853, 4072
110 , 111, 126 , 128 , 129, 130 , 156 , 157, 170 , 171,
184 , 194 , 194, 205 , 224, 246 , 247, 269, 282, 298 . Uöda, Sh . 51658
310 , 312, 331, 332, 352, 353, 374 , 389, 410,
4162, 422, 424 , 452, 461, 4731, 478, 479, 525 , Völker, L . 541, 3191, 3302, 4151, 5072
542, 543, 562, 572, 607, 6162, 619, 620, 6306,
6341 Wackernagel, W . 4641, 525, 526, 543 (Nachtr.)
Stammler , W . 127, 478, 478, 479 Weigel, V . 483
Strauch , Ph. 56 , 561* , 641, 70, 90, 92, 931* , 110, Weiß , B . 2404, 3301, 3641, 4391, 4683
112, 126 , 1261* , 127, 1435, 1453, 148, 148, 1521, Wilhelm , F . 544
1551, 156, 194, 205, 206, 2148, 2234, 224, 224, Winkler , E . 2622, 454 , 4673, 5801
2363, 246, 310, 311, 352, 353 (Nachtr.), 422,
478, 542, 545, 586, 586 , 5885, 591, 591, 5993, Zeller , W . 353, 2333 , 483, 50710
6001, 619 Zuchhold , H . 129, 130,1351, 157, 1801, 195, 1984,
Sudermann , D . 6 , 23,40 2001, 206 , 2148, 355 , 586 , 5861*
Surius, P . 375

923
Nachträge und Berichtigungen zu Band 2
Für die Anlage des Verzeichnisses gelten die in den Vorbemerkungen DW I S. 591 angegebenen
Richtlinien .
7,3 st. ab lies abe.
92 Z . 3 Hinter P8. 32 ergänze: En . 2.
Z . 1 von unten st. gleiche, oben angegebene Augustinus-Stelle lies gleichen , oben angegebenen
Augustinus- Stellen .
141 2 . 7 st. 27 lies 27 ,3.
171 Z . 1 st. etwa lies Exod . 2,10 ;
24 Anm . 1 von S. 23, Z . 3 vor ZfdA 15 ergänze Sievers .
25 ,7 st. balde sô lies balde, sô .
282 Z . 5 von unten st. q.5a. b lies q.5a. 6.
34, 2 st. kan lies enkan .
34,9 st. geschelet lies geschelt.
35 ,1 st. enbern , als lies enbern als.
35,6 st. got lies gote.
351 Z . 2 von unten st. 10 nôtwârheit, lies 10 nôtwârheit,.
363 Z . 10 von unten st. 334,29ff. lies 334,29f.
37 Vor Baz ist nachzutragen:
B15 f. 90v, Fragment = unten S . 47,1 Då von — 6 sin ,: unser herre / sprichet dz ist min (!)
wille dz ir für (für über d . Z . v .and. Hd.) die bittent / die och leide důnt also ernestsol vns /
sin dz wir die bittent die vnz leidedůntwar vmb dzwir gottez willen / tetentdzwir nitsoltent
beiten bitz / dz man vnz bete wir süllent sprechſen frunt vergip mir dz ich dich betrjúbet
han vnd also ernest solte unz / sin zů der tugent 80 die pine ie gro/ser wer 80 unser ernest
ie größer / sölte sin zů der tugent also ein / sol die minne sin ; identifiziert von Quint;
im Var.-App . nicht berücksichtigt.
41 Anm . 1 von S. 40, Z . 2 von unten st. 52,5f. lies 52,5ff .
42,1 st. alle die lies alliu diu .
42,1 (Var .) st. die lies diu .
43 Anm . 1 von S. 42, Z . 5 st. alle lies alliu .
45,6 st. ieclîcher lies ieglîcher.
501 Z . 4 vor ZfdA 49 ergänze Pahncke.
52 Anm . 3 von S. 51, Z . 2 st. oben Z . 1 lies S . 52, 1.
522 Z . 3 — 5 ist das Augustinus-Zitat in ». . .« zu setzen .
54, 3 st. wider gibet lies widergibet.
552 Z . 7 st. bestaten lies bestallen .
56 Unter Übersetzungen Z. 2 st. 60,11 lies 69,4.
60,7 st. acker und lies acker, und.
64,3 st. an lies ane.
65 Anm . 1 von S.64, Z . 2 von unten st. neccessarium lies necessarium .
66 ,6 st. elende lies ellende.
66 , 11 st. smac lies smak .
77, 3 st. einichet lies einicheit.
78 ,2 st. mac lies enmac.
782 Z . 6 von unten st. Anm . 1.; lies Anm . 1 ;.
924
Nachträge und Berichtigungen
79,6 , 7 st. zu lies ze .
86,4 st. hiute lies 'hiute '.
88 ,5 st. natiurlich lies natiurlîche.
88,8 st. geschepflich lies geschepfelich .
88 , 9 st. schepflicheit lies schepfelicheit .
89,5 st. niemane lies niemanne.
93 Unter Zuweisungen Z . 2f. st. brueder Eck -/harts predict, .. . Eckardi lies Brueder Eck -/
harts predig , . . . Eckardj.
951 Z . 1 st. S. 94 ,9 lies S. 94 ,9ff.
100,1 st. slåfe lies slâf.
101,5 st. swer daz lies swer des.
102,7 u . (Var.) st. segene ! lies segen !.
107, 3 st. dienest lies dienst.
110 Unter Ba, f. 315r ist als Entsprechung zu unten S . 115 ,1 Allez — 2 minniclich . der gebotene
Text fortzuführen durch den Satz : Der himmelsche vater gibet | sime sune allez dz er geleisten
mag /
111 Anstelle der vorläufigen Hinweise auf KT, Lo, und Z , ist zu setzen :
KT f. 223rb (eigentlich f. 226rb ), Fragment in einer ansonsten abweichenden, jedoch gleich
falls auf Mariä Lichtmeß gehaltenen Tauler- Predigt ~ unten S . 114,5 Diu — 115,5
vater .: Vnd das wir in den inwendigen tempel vnser selen uns selbs /vnd vnsen eigen wille /
und alles das wir sein vnnd haben / Gott all zů male in gruntlicher gelassenhyt sollen opfferen
vnd vfftragen /mitt dem sone in den vatter /zů einem ewigen opffer seyns lobs. Alles wz der
vatter geleysten mag / dz gibt er seynem sone / 80 lieblich ist der sone / das der vatter liebet
kein dinck dan den sone / vnd die er findet vereynigt mit dem sone / die liebt er in den
8one / Darumb soll sich die seele vfftragen mit allen kräfften und sich opfferen dem vatter
in dem sone / dz sie von jm geliebt werde in dē sone; identifiziert von Helmut Meyer ;
im Var.-App . nicht berücksichtigt.
Lo , enthält wie Baj, Z , (und Greiths Traktat) in dem Mosaiktraktat Von der wurkunge
der sele folgende Fragmente :
f. 63V ~ unten S . 116,8 Ich - 117, 2 entuot, + 118 ,2 In - 3 créatúren . + 115 , 2 Der
3 sune. + 4 (?) + 1 Allez, - 2 minniclich . (ähnlich ): Dis sprach meister Ec/kart der
mich fraget waz got in dem hie/melrich dede Ich spreche er gebert sunder / vnder laße synen
eyngeborne sone Daz / ewige wort vnd hat 80 großen lust in dem |wercke Daz er anders nit
in düt Der vader wircket in synem sone alle sin wercke / vnd der heilige geist hanget dar
in vnd / der ist die lustlichkeit her in hangent auch / alle creaturen Got der mynnet nit
dan / synen eyn geborn son vnd als viel er / findet der creaturen in der minne syns / sons
als viel werdent sie gemynnet in dem son Der hiemelische vader giebet sy /me sone alles daz
er geleisten mag ; von Dorothy K . Coveney ( A Descriptive Catalogue of Manuscripts
in the Library of University College, London 1935, S .58 ) mit Pf. S. 598,9ff. (Spr. 3)
identifiziert.
f . 64r unten S . 118 , 3 Wan —— 7 zuo. (gekürzt) : wan got wircket diß wercke in der sele / Daz
geschiet in yrme yngesten vnd so vir /borgenliche Daz iß nit in weiß nach engel | nach
heilige nach die sele selbir kan / dar czü nit gedün Dan daz sie iz liedet / auch gehort daz
wercke alleyn gode zü
f. 64r ~ unten S. 120,5 Diu sêle — 121,1 lieht. + 4 daz ist —- 122,3 obersten + 7 Alső
123, 1 ruowe. + » ganziu - 2 bewegunge.« : Die sele die her zü / komen sal Die müß sich
brechen mit | aller ir crafft in ir eygen liecht Dieß , vber swebende liecht Daz ist so clar
vnd / 80 hohe daz iz rüret engelsche natüre / Iz ist 80 grame den nederen crefften Daz / iß
nummer der sele gelüchtet Die nye/dern crefften sin dan wole geordent under / die vbern
Also daz eyn iecliche crafft / vnder denig sy der übern vnd hellfe / stryden Daz ein lüter
vnd eyn rüwe in , der sele werde virheit (!) aller bewegunge / Daz ist gancze rüwe
Die Fragmente von Lo, sind im Var.-App . nicht berücksichtigt.
925
Nachträge und Berichtigungen
z , enthält wie Bay, Lo, (und Greiths Traktat) in dem Mosaiktraktat Von der wurkunge
der sele folgende Fragmente :
p. 199 ~ unten S .115,2 Der — 3 sune. + 4 (?) + 1 Allez, - 2 minniclich (ähnlich ): got
der /minnet nit denn sinen aingeboren sun und / als vil er findet der creature in der minne
sines suns als vil werdent si geminnet in dem sune Der himelsche vatter gibet | sinem sun
alles das er gelaisten mag
p . 199 ~ unten S . 118,3 Wan — 7 zuo. (gekürzt): wenne got wurket die werk in der / sele
das geschicht in ir innigesten vnd / 80 verborgenlich das es nit enwais weder engel noch
hailge noch die sele / selbe kan da zů nit getůn denn das si es lidet auch gehöret dz werke
alles / got zů
p .199 – 200 ~ unten S. 120,5 Diu sêle — 121,1 lieht. + 4 daz ist — 122,3 obersten + 7
Alsô — 123,1 ruowe. + »ganziu — 2 bewegunge.«: Die sele / die her zů komen sol die můs
sich brechen / mit aller siner kraft in ir aigen lieht / das ist 80 klär vnd 80 hohe dz es rúret
engelsche natur es ist 80 gram den nidren (p . 200 ) kreften das es niemer der sele gelůchſtet
Die indren ( !) krefte sint denn wol / geordnot vnd ouch die obren also / das ain jeglich
kraft der andren / vndertenig si vnd helfe stritten das / ain luter frid vnd ain gancze růwe /
in der sele werde frihait aller bewegun -/ge Das ist gancze růw
Die Fragmente von 2 , sind im Var.-App. nicht berücksichtigt.
115 ,2 st. minnet lies enminnet.
119,2 Das Schlußzeichen « ist st. hinter Z. 2 engel hinter Z . 3 got. zu setzen .
122,5 st . riter lies ritter.
134 Anm . 1 von S. 133, Z . 1 st. § 2 lies prop . 2 § 2.
135 , 3 st. gelîden . Alsô lies gelîden : alsô.
136 , 3 st. alles lies allez .
1381 Z . 5 st. coporis lies corporis .
140 ,2 st. aller krenkest lies allerkrenkest.
1413 Z . 7 st. und wille lies und wille.
144 Anm . 4 von 8. 143, Z . 8 vor Sent. ergänze Thomas.
147,3 st. abegie lies abegienc.
1513 Z . 9 vor Strauch setze ;.
155,1f. st. aller krenkest lies allerkrenkest.
1601 Z . 3 von unten st. omi lies omni.
164 ,2 st. sponzieren lies spazieren .
164,2 (Var.) st. spazieren Str,Mai, spacire N , lies sponzieren PfStr, B ,Brez.
170 Z . 3 st. Skutella ZfdA 67 S. 107 lies Skutella ZfdA 67 S.107.
173 ,3 st. ,vaters lies vaters,.
1731 Z . 3 statt S . 177,1ff. lies S. 177,2f.
175 ,2 st. zesamen haftent lies zesamenhaftent.
176 , 7 lies ensmackent 'diu dinc, diu ûf der erde sint .
176 (B .) lies 5f. ; 6 ; 7; 7f. Sieh oben S. 173,1, 2f., 4.
1762 Z . 1 st. Z . 8f. lies Z . 8ff.
Letzte Zeile ergänze: = Ambrosius, De fuga saeculi I, c. 4, PL 14, 571 ( Par. an . S.
XXXVIII zu 8 .112,2f.; [Bihlmeyer])
1811 Z . 4 von unten st. 2 . 1 lies Z . 1f.
1812 Z . 1 st. 2 . 2f. lies 2 . 2.ff.
Z . 3 vor S . de creaturis ergänze - Zu 2 . 3ff. vgl.
1813 2 . 1 st. 2 . 3ff. lies 2 . 5ff.
183,1 st. dar oben lies dar obe .
187, 189, 191, 193 (Seitenrubrik ) st. Jesus lies Iesus.
187,4, 9 st. heize lies heize( st). Vgl. S. 198,5, 7.
187 Anm . 2 von S. 186 letzte Z . st. heißer lies am heißesten .
926
Nachträge und Berichtigungen
1904 Z . 1 hinter Vgl. ergänze Thomas S . theol. I q. 4 a . 1 ad 1: Ad primum ergo dicendum quod ,
sicut dicit Gregorius ( = Gregorius M . Moral. V c. 36 n .66, PL 75 ,715 ), balbutiendo ut
possumus, excelsa dei resonamus:quod enim factum non est, perfectum proprie dicinon potest.;
193,3 st. einen åbent. lies einen 'âbent'.
194 Unter Log Z . 3 st. meistes lies meistis.
2021 letzte Z . st. S. 178,1ff. lies 5.78,1ff.
204,8 st. stat, lies 'stat',.
2041 Z . 6 st. Augusti lies Augustin .
2111 Z . 4 st. David v . Augsburg lies Nikolaus v . Straßburg.
212 ( B .) Z . 2 st. 2f. lies 3 .
2131 Z . 13 von unten st. und dort Anm . 1 lies und dort 9. 185 Anm .1.
Z . 10 von unten st. David v. Augsburg lies Nikolaus v . Straßburg .
215 ,5 st. als einer, lies als : einer,
220 Anm . 7 von S. 219f., Z .7 st. David v. Augsburg lies Nikolaus v. Straßburg .
2201 Z . 3 hinter vgl. ergänze: Albertus M . De an . III tr . 2 c. 19 ( Ed . Colon . 7,1 S . 205,66ff.:
Ex his autem facile adverti potest, quod duo sunt opera agentis , quorum unum est ab .
strahere formas intelligibiles, quod nihil aliud est nisi facere eas simplices et universales,
et secundum est illuminare possibilem intellectum , sicut lumen se habet ad diaphanum ,
quia oportet, quod species universalis, quamdiu est universalis, semper sit in lumine agentis ;
et ideo, quando recipitur in possibili intellectu , oportet, quod in lumine agentis recipiatur,
et ideo possibilem oportet illuminari lumine intellectus agentis.;
2221 Z . 1 st. Zu 2 . 221,4 ff. lies zu S. 221,4ff.
2223 2 . 1 st. quamvis , caritas lies quamvis caritas.
223, 12 st. 'schulde lies 'schult.
2282 Z . 4 von unten st. Iessen lies Jessen .
2341 Z . 4 st. S. 53,19ff . lies 49,5ff.
2363 Z . 4 hinter bin ergänze: (wie schon Büttner S. 39).
237 (B .) st. omumbrabit lies obumbrabit.
238 auf dem Innenrand Z . 5 st . Par. 16 ,5 lies Par. 16 ,15 .
238 ,1 (Var.) st. Nᵒ lies Ng.
2401 Z . 4f. lies philosophus.
2382 Z . 4 st. Augustînus lies Augustinus.
2422 Z . 2 von oben st. S. 244,7f. lies S. 244,6f.
247 7 .7 von oben st. 531 lies 267f.
2531 Z . 6 st. Origines lies Origenes .
2542 letzte Z . st. dorttige Anm .13; lies dortige Anm .;.
258,7f. st. offenbâr lies offenbære.
259,5 st. wærlîche diu lies wærlîche, diu .
263 (B .) 1ff. Vgl. bis sui, . . . ist zu tilgen .
268,32 st. geschit | lies geschit, |
272,4 st. episteln lies epistel.
276 , 4 st. klærlicher lies klærlicher .
285 , 10 st. minnet lies enminnet.
2894 Z . 3 st. dilectationi lies delectationi.
292 Anm . 1 letzte Z . st. 389, 15f. vgl. lies 389,15f., vgl.
295 ,6 st. an lies ane.
297 (B .) Hinter 10 Sieh oben S . 285,1, 5 tilge ; oben S. 286,2. Hinter 10f. ergänze Sieh
st. 11 Vgl. lies 11 Sieh .
303, 1 st. diser lies dirre.
3035 Z . 3 st. 165, 33ff. lies S. 165 ,39ff .
304 Anm . 4 Z . 5 hinter i.h . l. tilge I .
2 .7 st. organa. n . lies organa.; n .

927
Nachträge und Berichtigungen
307 Seitenkolumne st. tibo lies tibi.
316 ,4 st. wider saz lies widersaz.
3161 Z . 6 st . 2 . 4 wider saz lies Z . 4 widersaz .
3271 2 . 11 st. est motu lies est de motu .
328, 10 st. ûz got lies ûz gote .
337 (B .) Z . 4 st. 345,4 6 lies 345,4, 6.
3391 Z . 8 von unten st. S.73,31f. lies 8. 73,30ff.; vor setzet ist einzuschieben : kummet unser herre
mit einer manungen , an mittel oder mit mittel, do.
345 ,5 st. wellent lies enwellent.
3476 Z . 6 vor Sermo XIX ergänze n . 317, S. 264,6 ff.;.
351, 1 st. , ein gesiht lies , eine gesiht.
353 Unter Bra , Z . 2 st. identifiziert von Quint, ZfdPh 54 S . 291 unter 8 lies vgl. Strauch
ZfdPh 54 S . 291 unter 8; identifiziert von Quint.
360 (B .) Z. 3 ist vor 366,2. einzufügen 363,8;.
3661 Z . 1 st. t. 7 lies t.74.
368,4 st. inhizzic lies inhitzic .
369,2 st. glîch lies glîche.
3692 Z . 13 st. auf die folgende Stelle lies auf die folgenden Stellen .
3711 Z . 4 hinter 24,786 f. setze ).
380 ,4 st. angenomen lies anegenomen .
382,5 st. so lies sê .
383 ( B . ) Z . 1 st. Ioh . lies Ioh .
3972 Z . 8 st. (22 va 43 — 48 ) lies (22 va 43 — 48 ).
398 Anm . 2 von S. 397, Z . 6 vor Pf. S .611,1ff. ergänze: Augustinus In Ioh . tr . 1 n . 17, PL 35,
1387 : Faber facit arcam . Primo in arte habet arcam : . . .;
398 (B .) st. S. 395,1, 2. lies S. 394, 1, 2.
404 Anm . 2 von S. 403, Z . 5 : Vor § 15 ergänze prop. 16.
4061 2 .7 ergänze hinter der Aristoteles-Stelle: Albertus M . De an . I tr. 2 c. 9 (Ed. Colon . 7,1
S . 42,13ff.)
407 Anm . 2 von $. 406 , Z . 4 von unten st. ind lies und.
408
Anm . 3 von S. 407 , Z . 3 st. sibi, wo lies sibi., wo.
4281 2 .7 st. Sermo 1 In nativitate Domini lies Sermo 21 ' In nativitate Domini' c. 1,.
4291 2 .7 st. mit dem Angenommenhaben lies unter Annahme.
4292 Z . 8 von oben st. Grêgorius lies Grêgorius.
st. wider gebe lies widergebe .
430,6 Z . 4 tilge angeblich .
4301 st. Christî lies Kristî.
444,7 st. enmaht lies enmügest.
450,2 , 3
450,2 (Var.) Ergänze: maht PfEaMaiz.
450,3 (Var.) Hinter und enm .) ergänze: maht PfE , Maiz.
4593 Z . 5 st. hatte, die lies hatte, der .
4595 Letzte Z . st. nú lies nút.
4691 2 . 1 st. S. 468,99. lies 468,10f.
470 ,8
st. daz lies das.
4722 Z . 6 von unten st. S . 264, 10 lies S. 264, 26 .
4731
Z . 9 von unten st. n . 4 lies $ 4.
4763
Z . 2 st. gebe, lies gebe;.
478
Unter B . Z . 3 st. ver-/trege lies ver-/crege.
Hinter Eb st . f 35lv lies f. 35lv.
st. penitencie lies pênitencie.
489 ,4 st. bekenner lies bekennære.
492,5
928
Nachträge und Berichtigungen
524 Unter Br, Z . 5f. lies: Mijns mede willen . wat hebbic te doene, wat god wille , Dat god alle
sine werke |doe sonder minen wille ? wat heeft god . .. (abgegl., vgl. Nachtrag Wi) |Mijns
Unter dem Text von Br, ist zu ergänzen :
Textentsprechung zur Einleitung der Predigt nach Wiz ( = Wiesbaden , Hess. Hauptstaats
archiv BX ) f. 91ra M ( Initiale )Eester eggaert vraechde eenen mensce | wes hem meest ghe
brake. Doen andwoor- Ide hem die mensche : „Mi ghebreect armoede'. Doen vraechde hi
hem weder: ,Wat es dat ar-lmoede, dattu ghebreect ?' Doen sprac die mensce : | Mi ghe
breken vjjj armoeden . | Dierste es, dat ic mijns selfs eighens wille niet | also arm enben
alse die ghene, die en ghenen | wille en hebben'. Doen sprac meester eggart: 1 ,dat es een
hoghe armoede. Segt: Wat es dander , die di ghebrect ?' | - ,Dander es , dat ic niet arm en
ben mijns mede | willen . Wat hebbic te doene wat god wille, | dat god wille werken alle
sine werken sonder minen wille ? wat heeft god te doene met minen mede wille ? dar
omme woudic mijns mede wille arm siin '. Doen sprac meester eggart : ,Dats die meeste
armoede, dat ic ye | ghehoorde. Segt : Wat es dat derde , dattu | ghebrect ?' - ,Dat derde
es, dat ic niet enhebbe also gheleeft , dat alle mine sinne van buten ende alle mine crachte
van binnen niet also veruúlt en (!) siin |met gode, dat si nemmeer ontfaen en moghen . I
Dar omme en bennic niet arm der ledigher stadt. | dar om ghebreect mi armoede'. doen
sprac |meester eggaert : ,dat es dat meeste armoe- de, dat ic oyt hoorde. du heues gheseit,
wie | dat een volcomen arm mensche sal siin . hi | sal dese. jjj. armoeden hebben ouer hem l;
vgl. Lücker S. 159 unter 14.
5313 Z . 8 vor vgl. ergänze: Albertus M . Met. V tr . 3 c. 8 (Ed. Colon . 16 ,1 S. 269,71ff.: . .. erunt
illa relativa sicut pater et filius et dominus et servus et socius et amicus et huismodi se
cundum actionum diversitates, et sunt dicta aut secundum superpositionem et supposi.
tionem aut secundum aequiperantiam .;
535 ,5 st . nâtûre lies natûre .
543
Vor Log ist nachzutragen :
Ba, f. 250 va — b , Fragment = unten S . 548,5 Ez — 549,5 ist.: E ( Initiale )s sprichet ein ge
schrift des / bapstes wann vnser her /re sinů ougen uf huop so mein /te er etwc grosses Es
sprichet der /wise mān in dem buoch der /wisheit dc dů sele wirt getra /gen mit goetlicher
wisheit / in gott | S( Initiale )antaugustinus / sprichet dc alle die werc /vntdie leredesmensch ' /
der menscheit gottes si ein / bilde vnt ein war figure / vnsers heiligen lebennes / dů sele muos
geluterot / werden vnt cleinliche gema/chet werden in dem liechſte vnt in der genade vnt
(250vb ) alles abegescheiden werden / vnt geschellet dc froemdes ist / an der sele vnt ouch
ein teile dc / si selber ist | = Wackernagel, Ahd. Pred . S.175,108 — 117; vgl. Skutella
ZfdA 71, 1934 , S. 65 Anm . 2. Wie die Lesarten zu S . 548,5 und 549, 2 erkennen lassen ,
steht der Text auf der Seite von B , B , .
543 Unter Lo, Z . 3 und 4 st. innerstes (innerstis) lies ynnerstes (ynnerstis).
545 Vor Greiths Traktat ist nachzutragen :
Nikolaus von Landau (NvL) hat folgendes Textstück in seine Predigt Si quid petieritis
patrem in nomine meo eingebaut : unten S. 548, 1 'Unser — 6 grôzez . + Plussatz + 549,1 Ez — 7:
Kıb f. 108vb — 109ra , alte Zhlg : f. 254vb255ra : Daz vnser / herre ûnder håb of sine sine (!)
au/gen vnde sach in den hymmel vnde / sprach vater clere dinen sůn daz | dich din sün
wise allen den die / dů mir gegebin hast den gib / daz ewege leben daz sie dich be-/kennen
alleyne eynen waren /Got Ez sprichet eyne schrift dez (109ra ) babistes Swanne ůnser herre
sine augen of hůb so meynete er , etwaz grozzes doch ist alles daz / groz vnde wonderlich
daz er geworch | hat Do von sprichet S Augustinus / Daz alle die werc vnde die lere der /
menscheyde godiz si ein bizeichen ein / bilde vnde eine figure ünsers heyle-Igen lebens vnde
grozzer wirdekei- de vor In der wirdekeyde wirt / die reyne sele gelåtert vnde geclerit , in
demelihte vnde in der gnaden / godiz da scheidet sie sich von sünden / vnde von bosin willen
vnde von bosin / gedenken vnde so sich also enblos-/zet von alleme deme daz zůvellet / 80
flüßet sie wieder in ire erste ºn -/schůlt; identifiziert von Quint; im Var.-App. nicht
berücksichtigt. Wie die Lesart zu S. 548,5 erkennen läßt, stellt sich der Text zu B2B9N6.
59 Edhart, D 2 929
Nachträge und Berichtigungen
551,3 st. sterne lies sternen .
5512 Z . 12 von oben st. bewirktem lies bewirkten .
5571 2 . 7 st. mit lies zu .
561 Anm . 3 von S. 560, Z . 3 von oben st. wil lies wil.
562 Letzte Z . vor 289,6f. ergänze S.
566 ,5 st. zesamen drücken lies zesamendrücken .
570 ,9 st. gote und lies gote, und.
5702 st. vorgetragene lies vorgetragenen .
589, 1 st. al einzelen lies al einzeln .
5891 st. Z . 1 Die- Z . 3 sein . lies Die im Var.-App. verzeichnete Entsprechung allen ziln NvL
dürfte aus den Lesarten von OH , entstellt sein .
594 , 5 st. Dise lies Disiu .
595 ,8 st. ein ander lies einander .
595 Letzte Anm . st. 1 lies 6.
598, 3 st. wirdet lies wirt.
599,2, 6 st. wider getriben lies widergetriben .
6023 Vor Übersetzung ergänze: Zu Z . 4ff. vgl. Albertus M . De an . III tr. 2 c. 19 ( Ed. Colon .
7,1 S. 206,49ff.): Cum autem iam habeat scientiam , vocatur intellectus adeptus, et tunc
non indiget amplius virtutibus sensibilis animae, sicut qui quaerit vehiculum , ut dicit
Avicenna, ad vehendum se ad patriam , cum pervenerit ad patriam , non indiget amplius
vehiculo. —
6112 Z . 6 von oben st. Stelle lies Stellen .
616 ,8 st. die lies diu .
620 Unter Str3 Z. 2 hinter 76 r ergänze = JundtNr. 10 S. 262— 265.
6282 Z . 9 von oben st. unmöglich lies unmöglich .
630,7 st. ieglicher lies ieglîcher.
632,3 st. Iêsu lies Jésû.
632, 6 st. Iêsû lies Jêsû .
634,5 st. tougen lies tougene.
6341 2 . 1 st. Z . 4 ff. lies S .633,9ff .
645 2 . 7 st. geoffenbart lies offenbart.
649 Z . 6 von unten st. bestelle lies bestellte.
658 Z . 5 von unten st. jenes lies dessen .
671, 10, 15 st. heiß lies am heißesten .
672 Z . 2 von unten st. Abend lies 'Abend'.
677 Z . 14 von oben st. sagt lies spricht.
686 Z . 2 von unten st. Akzidentien lies Akzidenzien .
688 2 .7 von unten st. Zu eigen haben lies Zu-eigen -haben .
689 Z . 3 st. Sollte lies Würde.

930
Vorläufiges Verzeichnis der Abkürzungen und der abgekürzt
zitierten Literatur
AfdA = Anzeiger für deutsches Altertum
AHDL = Archives d'histoire doctrinale et littéraire du moyen âge, dirigées par
Etienne Gilson et Gabriel Théry
Albertus M . Ed. Colon. Sancti Doctoris ecclesiae Alberti Magniordinis fratrum praedicatorum
episcopiopera omnia ad fidem codicum manuscriptorum edenda appa
ratu critico notis prolegomenis indicibus instruenda curavit institutum
Alberti Magni Coloniense Bernhardo Geyer praeside 1951ff.
Ampe OGE 40 = Ampe, Alb ., Een kritisch onderzoek van de 'Institutiones taulerianae',
in : OGE 40 , 1966 , S . 167 - 240
Axters I- IV = Axters, Stephanus,Geschiedenis van de Vroomheid in de Nederlanden .
Bd . I-IV , 1950, 1953, 1956, 1960
Arch . II = Archiv für Litteratur- und Kirchengeschichte des Mittelalters, hrsg .
von Heinrich Denifle und Franz Ehrle , Bd . II, 1886
Bange Bange,Wilhelm ,Meister EckehartsLehre vom göttlichen und geschöpf
lichen Sein . Dargestellt mit besonderer Berücksichtigung der latei
nischen Schriften , 1937
Bardenhower, Liberdecausis = Die pseudo -aristotelische Schrift Ueber das reine Gute bekannt unter
dem Namen Liber de causis . Im Auftrage der Görres-Gesellschaft bear
beitet von Otto Bardenhower, 1882
Bernhart Deutsche Mystiker Bd. III: Meister Eckhart. Ausgewählt und über .
setzt von Joseph Bernhart, o. J. [1914 ]
Beuken = Beuken , J . H . A ., Rondom een middelnederlandsche Eckehart - Tekst,
in : OGE 8 , 1934, S . 310 - 337
BGPhMA Beiträge zur Geschichte der Philosophie des Mittelalters, hrsg. von
Clemens Baeumker
BgT = Meister Eckharts Buch der göttlichen Tröstung und Von dem edlen
Menschen (Liber Benedictus), hrsg . von Philipp Strauch (Kleine Texte
für Vorlesungen und Übungen , hrsg. von Hans Lietzmann , Nr. 55 ),
Neudruck 1933
BgT (Quint) Dass., unter Benutzung bisher unbekannter Handschriften neu hrsg .
von Josef Quint (Kleine Texte für Vorlesungen und Übungen , begrün
det von Hans Lietzmann , hrsg . von Kurt Aland , Nr. 55) 1952
v . Bracken Ernst von Bracken , Meister Eckhart und Fichte, 1943
Brethauer, AfdA 53 = Brethauer , Karl, über : Josef Quint, Die Überlieferung der Deutschen
Predigten Meister Eckeharts. Bonn 1932, in : AfdA 53, 1934, S. 48 –54
Diss. = Ders., Die Sprache Meister Eckharts im „ Buch der göttlichen
Tröstung“ , Diss.,Göttingen , 1931
ZfdA 69 Ders., Neue Eckharttexte und Mystikerhandschriften , in : ZfdA 69,
1932, S . 241 -276
ZfdA 71 Ders., Zu Meister Eckhart, ZfdA 71, 1934, S . 267
Bulle Bulle Johannes XXII. „ In agro dominico “ vom 27. März 1329, hrsg.
von Heinrich Denifle , in : Arch . II S .636 -640
Bvga = Das Buch von geistlicher Armuth , bisher bekanntals Johann Taulers
Nachfolgung des armen Lebens Christi, hrsg. von Heinrich Denifle , 1877
Büttner I/II = Meister Eckeharts Schriften und Predigten . Aus dem Mittelhochdeut
schen übersetzt und hrsg. von Hermann Büttner, Bd. I/II , 2.Aufl., 1917
, 1934 = Meister Eckehart, Schriften (Volksausgabe in einem Bd.), 1934
(Ich zitiere nach der zweibändigen Ausgabe, deren Text unverändert
in die Volksausgabe übernommen wurde.)
Clark /Skinner Meister Eckhart, Selected Treatises and Sermons translated from Latin
and German with an Introduction and Notes by James M . Clark and
John V . Skinner, 1958
CSEL Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum
Daniels = Eine lateinische Rechtfertigungsschrift des Meister Eckhart.Mit einem
Geleitwort von Clemens Baeumker hrsg. von Augustinus Daniels
(Beiträge zur Geschichte der Philosophie des Mittelalters. Texte und
Untersuchungen . . . hrsg . von Clemens Baeumker, Bd. 23, H . 5 ), 1923
Denifle Arch . II = Denifle, Heinrich , Meister Eckeharts lateinische Schriften , und die
Grundanschauung seiner Lehre, in : Arch . II, 1886 , S. 417 –615
Ders., Das Cusanische Exemplar lateinischer Schriften Eckharts in
Cues, ebenda , S . 673 –687
Ders., Acten zum Processe Meister Eckeharts, ebenda, S . 616 - 640
QF 36 = Taulers Bekehrung, kritisch untersucht von Heinrich Seuse Denifle
(QF 36 ) 1879 . (Dort Anhang I, S. 137– 143, hat D . den Traktat „ Von
den drin fragen in dien beslossen ist anvahent zůnement und vol.
komen leben “ herausgegeben [zitiert als Traktat Von den drin fragen ,
QF 36 ).)
Diederichs Diss. Diederichs, Ernst, Meister Eckharts „ Reden der Unterscheidung“,
Diss., Halle, 1912
Diefenbach = Glossarium latino-germanicum mediae et infimae aetatis e codicibus
manuscriptis et libris impressis concinnavit Laurentius Diefenbach
(Supplementum Lexici mediae et infimae latinitatis), 1857
Dolch Dolch , Walther, Die Verbreitung oberländischer Mystikerwerke im
Niederländischen . Auf Grund der Handschriften dargestellt . Teil I,
Diss., Leipzig , 1909
DTM = Deutsche Texte des Mittelalters
DVjs Deutsche Vierteljahresschrift
DW = Meister Eckhart, Die deutschen und lateinischen Werke, hrsg. im Auf
trage der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Die deutschen Werke,
hrsg. von Josef Quint (mit beigefügter Bandzahl)
Ebeling Ebeling, Heinrich , Meister Eckharts Mystik . Studien zu den Geistes
kämpfen um die Wende des 13 . Jahrhunderts (Forschungen zur Kir
chen - und Geistesgeschichte . Hrsg . von Erich Seeberg, Wilhelm Weber,
Robert Holtzmann , 21.Bd.), 1941
Expos. cont. s.Matth . = Expositio continua super evangelium secundum
(Marc. Luc., Ioh .) Matthaeum (Marcum , Lucam , Iohannem )
Fahrner = Fahrner, Rudolf,Wortsinn und Wortschöpfung bei Meister Eckehart
(Beiträge zur deutschen Literaturwissenschaft, hrsg. von Ernst Elster ,
Nr. 31), 1929
St.Georgener Prediger Der sogenannte St. Georgener Prediger, aus der Freiburger und der
Karlsruher Handschrift hrsg . von Karl Rieder (DTM Bd. X ), 1908
Greith Greith , Carl, Die deutsche Mystik im Prediger-Orden (von 1250 bis
1350) nach ihren Grundlehren , Liedern und Lebensbildern aus hand
schriftlichen Quellen , 1861
„Gutachten “ = Pelster , Franz, Ein Gutachten aus dem Eckhart-Prozeß in Avignon
(Aus der Geisteswelt des Mittelalters, Studien und Texte,Martin Grab
mann zur Vollendung des 60 . Lebensjahres von Freunden und Schülern
gewidmet, 1935, S. 1099 - 1124)
HavE Die Postille des Hartung von Erfurt (zitiert aus den von Adolf Spamer,
Diss . S.137 –236, 3. Spalte angegebenen Hss.)
HevE = Die Postille des Heinrich von Erfurt (zitiert aus den von Adolf Spamer,
Diss. S . 137 – 236, 1. Spalte angegebenen Hss.)
Hof Hof, Hans, Scintilla Animae. Eine Studie zu einem Grundbegriff in
Meister Eckharts Philosophie, 1952
HSB Sitzungsberichte der HeidelbergerAkademie derWissenschaften. Philo
logisch -historische Klasse
In Eccli. = Eckhart, Sermones et Lectiones super Ecclesiastici c. 24, 23– 31
In Exod . = Eckhart, Expositio Libri Exodi
In Gen . I Eckhart , Expositio Libri Genesis
In Gen . II Eckhart, Liber parabolarum Genesis
In Ioh . = Eckhart, Expositio sancti Evangelii secundum Iohannem
In Sap . = Eckhart, Expositio Libri Sapientiae
Jostes = Meister Eckhart und seine Jünger. Ungedruckte Texte zur Geschichte
der deutschen Mystik , hrsg . von Franz Jostes (Collectanea Friburgen
sia , Fasc. IV ), 1895
Jundt = Jundt, Auguste , Histoire du panthéisme populaire au moyen âge et
au seizième siècle , 1875 – Anhang II, S . 231 - 280: Sermons et pièces
diverses de Maître Eckhart
Karrer Das Göttliche Karrer ,Otto, DasGöttliche in der Seele beiMeister Eckhart (Abhand
lungen zur Philosophie und Psychologie der Religion , Heft 19),
1928
, M .E . = Meister Eckehart, Das System seiner religiösen Lehre und Lebensweis
heit. Textbuch aus den gedruckten und ungedruckten Quellen mit
Einführung von Otto Karrer, 1926
Karrer /Piesch = Meister Eckeharts Rechtfertigungsschrift vom Jahre 1326 . Einleitun
gen , Übersetzung und Anmerkungen von Otto Karrer und Herma
Piesch (Deutscher Geist . Erschlossene Quellen seines Wesens. Hg.:
Arthur Hoffmann -Erfurt, 1. Bd.), 1927
Koch Cusanus - Texte I Koch , Josef, Cusanus - Texte I. Predigten . 2./5. Vier Predigten im
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abgegl. = abgeglitten
Hd. = Hand
Hom . = Homöoteleuton
Hs., Hss. = Handschrift, Handschriften
Kl. = Klammer
korr . korrigiert
nachgetr . = nachgetragen
Pr., Prr . = Predigt, Predigten
Rv., Rvv . = Rückverweis, Rückverweise
Seitenw . = Seitenwechsel
st. statt
v . and . Hd. = von anderer Hand
Var.-App . = Variantenapparat
Zeilenw . = Zeilenwechsel
Vorläufiges Verzeichnis der benutzten Handschriften
und ihrer Siglen (3. Fassung)
Zur allgemeinen Anlage sieh die Vorbemerkungen der früheren Verzeichnisse.

A = Aarau, Aargauische Kantonsbibliothek . . . . . . B .N . 47 40 Perg.


Pap . 307 x 210 14.Jh.
= Augsburg, Staats- u . Stadtbibliothek . . . . . . . 150
Au
Aug = » » » . . . . . . . 438 202020 Pap . 290 x 205 (215 )
15 . Jh .
B = Berlin , Staatsbibliothek der Stiftung Preußischer
Kulturbesitz, früher Preußische Staatsbibliothek . . germ . 8° 12 Perg . 160 x 120 14. Jh .
(1345 )
B = " . . „ 80 65 Perg. 145 x 100 14 . Jh .
B, = . . „ 4° 125 Pap . 195 x 138
14 . u. 15 Jh .
B, = „ „ . . , 40 191 Pap . m . 1 Lage Perg ..
bll. 217 x 147
(201 x 144 ) 14.u .15. Jh .
: . „ 4° 841 Pap . 79 x 56 15 . Jh .
„ 4° 1084 Pap . 15 . Jh .
8° 4 Perg . 128 x 195 15 . Jh .
4º 1486 Pap. 207 x 150 (zuvor
Cheltenham Phill. 21155 )
14 . Jh .
. . „ 4° 1132 Pap. 218 x 150 15 . Jh .
„ 4° 1079 Pap . 15 . Jh .
(1465 ).
В1 4° 165 Pap. 15 . Jh .
B12 . . „ 4° 1131 Pap . 220 x 160 15. Jh .
( 1473)
Big = „ „ „ „ 4° 1087 Pap . m . einzelnen Perg.
bll. 220 x 145 15. Jh .
B1 „ 8° 329 Pap . 142 x 100 15. Jh .
Bu4s ,, 80 64 Pap. 145 X 102 15 . Jh .
B16 . . , 4° 1261 Pap. 210 x 142 15 . Jh .
B17 4° 1130 15 . Jh .
go 378 Pap . 155 x 105 15 . Jh .
B10 4° 1092 15 . Jh .
4° 1030 16 . Jh .
Bri 4° 1586 15 . Jh .
B22 2° 2424243 16 . Jh .
gº 328 Pap . u . Perg. 15 . Jh .
8° 559 Pap . 15. Jh .
. : , 4° 1929 Pap .
8° 360 Pap . 15 . Jh .
( 1478 )
B27 = Berlin , Staatsbibliothek der Stiftung Preußischer
Kulturbesitz , früher Preußische Staatsbibliothek . . germ . 4° 1133 Pap . 15 . Jh .
. . „ 4° 1522 Pap . 15 . Jh .
. . „ 4° 1524 Pap. 15 . Jh .
, 80 697 15 . Jh .
„ 49 1241 Pap. 215 x 155 15. Jh .
„ 40 90 Pap. 220 x 160 14. u .
15 . Jh .
Ba, = Basel, Universitätsbibliothek . . . B XI 10 Perg . 120 x 85 14 . Jh .

. . .

· · ·
Bay = . . .B IX 15 Perg.175/177 x 130 14. Jh.
Bag = » . . . A X 117 Pap . 218 x 152 16 . Jh .
(1501; 1511)
. . . A V 41 Pap . m . einzelnen Perg..
.

·
bll. 285 x 192 14 . Jh .
Bag . . . . . . . . . . .0 I 19
Bag . . . . . . . . . . . A XI 59 Pap . 138 x 104
Bar . . . . . . . . . . . 0 III 19 Pap. 219 x 165
Bag . . . A VIII 51 Pap . 143 X 106
Brı = Brüssel, Bibliothèque Royale de Belgique . . . . . 3067 — 73 (Katalog Nr. 2362)
Perg. 129 X 85 /92 14. Jh .
( 1361)
Br, = , , , . . . . . 643 — 44 (Katalog Nr. 1992)
Pap. m . einzelnen Perg.-bll.
292 X 210 14 . u . 15 . Jh .
Brg = : . 3005 – 8 (Katalog Nr. 1993)
Pap . 142 x 96 16 . Jh . (1532)
Br. = . . . . . 14688 (Katalog Nr. 876 )
Perg. m . 1 Lage beigebunde
ner Pap.-bll. 75 x 50 15.Jh .
Br5 = . . 888 – 90 (Katalog Nr. 2357)
Perg .287 X 208 16. Jh .
( 1543; 1547)
Bro = . . . . . 19565 (Katalog Nr. 609)
Perg. 102 x 65 14 . Jh .
Br, = . . 3646 – 48 (Katalog Nr. 2426 )
Pap. 285 x 200 16 . Jh .
(1549 — 1550)
Brg = . . . . . 11859 (Katalog Nr. 2360 )
Pap. 170 x 120 16 . Jh.
Br, = . . . . . 15131 (Katalog Nr. 2026 )
Perg. 126 x 103
Br10 = » » » . . . . . 14716 (nicht im Katalog )
Pap. 145 x 103 15. Jh .
Bra , = Braunau , ČSR, Langersche Bibliothek (jetzt Slg . Eis,
Heidelberg, Hs. 106) . . . . . . . . . M 702 Pap . 15 . Jh .
Brag = Braunau , ČSR , Langersche Bibliothek ( jetzt Reading,
GB , UB MS. 137) . . . . . . . . . . . . . . . . 466 Pap. 218 x 155 15 . Jh .
Brag = Braunau , ČSR , Langersche Bibliothek . . . . . . . 467 Pap. 200 x 145 15 . Jh .
Bre , = Bremen , Staatsbibliothek . . . . . . . . . . . . c. 18 Perg . 122 x 80
Brs, = Breslau, Erzbischöfliches Diözesan -Archiv . . . . . 21 Pap . 150 x 105
BT = Baseler Taulerdruck 1521 (BTX), 1522 (BT ) . . . .
10
Bu = Budapest, Landesbibliothek des Ungarischen
Nationalmuseums . . . . . . . . . . . . . . . . Cod. 387
STAR
SAARÅ

C = Cues, Hospitalbibliothek . . . . . . . . . . . . . 21 Pap . 400 x 295 15 . Jh . ( 1444 )


= Colmar, Bibliothèque de la ville . . . . . . . . . . 269 Pap . 80 15 . Jh .
= Dillingen (Donau ), Kreis- u. Studienbibliothek . . . 92 Pap . 295 X 210
. . . 125 Pap. 208 x 144
Dau = Dessau, Universitäts - u . Landesbibliothek . . . . . Georg Hs. 44 Pap. 215 x 260 15. Jh .
(1477; 1478)
De = Deventer , Athenaeum - Bibliotheek . . . . . . . . . I 57 ( 10 W 7 ) Pap. 216 x 144 15 . Jh .
= Donaueschingen, Fürstl. Fürstenberg. Hofbibliothek . 144 (L . 192) Pap. 292 x 212 15 .Jh .
(1457 — 1460 )
. 106 (L . 183 u . 24) Perg. u. Pap. 15.Jh.
. 365 Pap . 210 x 155 15 .Jh . (1473)
= Einsiedeln , Bibliothek des Benediktinerstiftes . . . . 277 Perg. 193 x 144 14 . Jh .
( 1344 ; 1345 )
. . . . . . . . . . . . 278 Perg . 184 x 128 14 . Jh .
= . . . . . . . . . . . . 752 Pap . 220 x 140
. . . . . . . . . . . . 770 15 . Jh .
= Ebstorf, Klosterbibliothek . . . . . . . . . . . . IV 12 Pap . 15 . Jh .
= Eger, ČSR , Bibliothek des Franziskanerklosters . . . Cod . 45 /330 Pap . 8° (1465 )
Em = Egmond-Binnen , Bibliotheek der Regale Abdij van
St. Adelbert . . . . . . . . . . . . . . . . . . H . IV Pap . 194 x 142 16 . Jh .
En = Engelberg, Bibliothek des Benediktinerstiftes . . . . 155 Perg. 115 x 86
= Erlangen, Universitätsbibliothek . . . . . . . . . 575 (719) Pap . m . Perg.-bll. 197 x 140
14 . Jh .
T

= Frankfurt a .M ., Stadt - u . Universitätsbibliothek . . . Ms. germ . qu . 3 (zuvor II 30)


Pap. 310 x 220 14./15. Jh .
, . . . Ms. Praed . 159 (zuvor 3500 )
Pap. 155 x 105 15.Jh . (1469)
. . . Ms. Barth . 167
= St. Florian , Bibliothek des Augustiner
Chorherrenstiftes . . . . . . . . . . . . . . . . XI 123 Perg. 186 x 124 14 . Jh .
= Freiburg i. Br., Universitätsbibliothek . . . . . . . 189 Pap. 208 x 145
Fr. = . . . . . . . 490 Pap . 215 x 158
Stadtarchiv . . . . . . . H 163 (IX K He K 5 [2 ])
Pap. 150 x 107
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Gallen , Bibliothek des Benediktinerstiftes . . . . 972a Pap. 198 x 145 15 . Jh .
. . . 1066 Pap. 300 x 210 15 . Jh .
. . . . 966 Pap. 210 x 146 15 . Jh .
. . . . 965 Pap . 210 x 147 15 . Jh .
. . . . 1033 Pap . 210 x 145 15 . Jh .
. . . . 1067 Pap . 288 x 210 15 . Jh .
. . 1015 Pap . 158 x 110 15 . Jh .
i , 955 Pap. 205 x 145 15 . Jh .
. . . . 1917 Pap . 205 x 140
. . . . 1919 Pap . 208 x 140
Gui . . . . 1854 Pap. u . Perg . 105 X 68
= Gaesdonck , Bibliothek des Bischöfl. Gymnasiums
Collegium Augustinianum . . . . . . . . . . . . 16 Pap . 153 x 105
Ge = Gent, Bibliothèque Communale et Universitaire . . 966 Pap . 193 x 140 ( ~ 1500)
Ge, = . . . 1344
Ges = Gent, Bibliothèque Communale et Universitaire . . . 1305
Ge = . . . 2433
. . . 1330 Pap . m . einzelnen Perg.-bll.
143/146 x 103/05 15. Jh .
Ge = . . . 1359 Pap. 125 x 90 15 . Jh .
Ge, = . . . 1320 Pap . m . einzelnen Perg.-bll.
148 x 71 15 . Jh .
Gi

= Gießen , Universitätsbibliothek . . . . . . . . . . 693 Perg.
n = Göttingen ,Niedersächsische Staats - u . Univ .-Bibl. . Theol. 292 Pap. 102 x 73 15.Jh.
Gör . Theol. 285 Pap . 290 x 210 15 . Jh .
= Greifswald , Ministerialbibliothek der Nikolai-Kirche . XXVII E 104
= Graz, Universitätsbibliothek . . . . . . . . . . . 910 Pap . 210 x 140 15 .Jh . (1487 ;
1484 )
H .
= Hamburg, Staats- u . Universitätsbibliothek . . . . . theol. 1890 Pap . 16. /17. Jh .
H, = . . . . . theol. 2057 Perg. 167 x 117
Hg = . . . . . theol. 2194
= Den Haag, Koninklijke Bibliotheek . . . . . . . . 73 H 21 Pap . 197 x 143
( 1545 - 1547)
Hay = . . . . 73 H 32 Pap. 141 x 105 1451
Haz = . . . . . . . . 70 H 29 Perg . 185 x 130 15 . Jh .
He = Heidelberg, Universitätsbibliothek . . . . . . Pal. germ . 28 Pap. 300 x 200
. . . .

He = . . . Salem . VIII Pap. 218 x 148


. . . . Pal. germ .418 Pap . 193 x 144
·

Heg =
Hes . . . . Pal.germ . 105 Pap. 205 x 140
Hes . . . . . . . . Pal. germ .537 Pap . 208 x 150
15 . Jh .
Kia = Kassel, Landesbibliothek . . . . . . . . . . . . . theol. 11 Perg. 225 X 157
14 . Jh . ( 1341)
Kjo = . . theol. 12 Perg . 223 x 160
.

14 . Jh . ( 1341)
·

K = . . theol.94 Pap . 205 x 140


.

15 . Jh . ( 1470 )
·

Ka = Karlsruhe, Badische Landesbibliothek . . . . . . . St. Peter perg. 85 Perg. 222 x 168


14.Jh .
Kag = . St.Peter perg.102 Perg. 168 x 110
.

14 . Jh.
·

Kag = St.Georgen 79 Pap. 213 x 153


.

15 . Jh .
·

Kan = St.Blasien 84 Pap . 200 x 140


.

15. Jh. ( 1475)


·

Ka = St.Georgen 90 Pap. 140 x 100


.

14. / 15 . Jh .
·

Kag = . . . . . . . Wonnenthal 16 Pap. 140 x 100


16. Jh.
Ka, = St. Peter pap. 44 Pap. 210 x 150
.

15./ 16 .Jh .
·

Kag = . . St.Blasien 75 Pap. m . Perg.


.

215 x 145
·

15 . Jh .
Kdo
. . . . . . . Lichtenthal 87 Pap . 215 x 147
15 . Jh .
Kajo = Karlsruhe, Badische Landesbibliothek . . . . . . . St. Peter pap . 19 Pap. 145 x 100
15 . Jh . (1472)
K , = Klosterneuburg , Bibliothek des Augustiner 251 Pap . 280 x 210
Chorherrenstiftes . . . . . · · · · · · · · · · · 14 .Jh . (1378 )
Kl. = 443 Pap. 287 x 210
. . . . . . . . . . . . . . . . 15 . Jh .
Kla = Klagenfurt, Bischöfliche Bibliothek . . . . . . . . XXX e 7 Pap . 155 x 107 15. Jh .
(1421)
Kn = Köln, Stadtarchiv . . . . . . . . . . . . . . . . G . B . 8° 69 Pap. 145 X 105 14 . Jh .
Kng . . . . . . . . . . . . . . . . G . B . 4° 32 Pap . 205 x 135 16 . Jh .
Kn, . . . . . G . B . fº 136 Pap . 285 X 210 15 . Jh .
(1458 )
Ko = Koblenz, Bibliothek d . Kaiserin - Augusta-Gymnas.. . 43 (Staatsarchiv Abt. 701 Nr. 149)
Pap . 205 x 135 15.Jh.
Kö, = Königsberg, Staats- u . Universitätsbibliothek . . . . 896 Pap . 290 x 220 15.Jh .
KT = Kölner Taulerdruck 1543 . . . . . . . . . . . . .
L = Leipzig , Universitätsbibliothek . . . . . . . . . . 559 Pap. 215 x 160 15 . Jh .
(1487)
Le = Leiden, Bibliotheek der Maatschappij der Letterk . 327 (olim 11636 )
Nederlandsche Letterkunde . . . . . . . . . . . Pap . u . Perg . 141/ 144 x 113 /114
15 . Jh . (~ 1490)
Le, = - „ . . . . . Letterk . 219 (olim 215 )
Pap . 139 X 104 1476
„ . . . . . Letterk . 325 (olim 158)
Pap. 137 x 99 16 ./15 . Jh .
Lo = London , Library of University College . . . . . . . MS. germ . 11 Pap . 212 x 142 15 . Jh .
Log = " " " " „ . . . . . . . MS. germ . 14 Pap . m . einzelnen
Perg.-bll. 204 x 140 15 . Jh .
Log = „ British Museum . . . . . . . . . . . . . Egerton 2188
LT = Leipziger Taulerdruck . . . . . . . . . . . . . ..
= Lüttich , Bibliothèque de l'université . . . . . . . . Wittert 56
= München , Bibliothek der BenediktinerabteiSt. Bonifaz Cg. 1
, Bayerische Staatsbibliothek . . . . . . . cgm . 133 Perg . 106 x 77 14 . Jh .
. . . . . . . 365 Pap . 215 x 155 15 . Jh .
. . . . . . . „ 116 Perg . 128 x 92 15 . Jh .
411 Pap. 210 x 140 15 . Jh .
( 1436 )
64 Perg. 210 x 153 15 . Jh .
.

636 Pap. 293 x 207 15 . Jh .


.

(1421)
. . . 5233 Pap . 218 x 150
. . . . . . . .

455 Pap. 152 x 104


15. Jh .
.

214 320 X 218


M20
.

784 Pap . 215 x 148


.

M, 818 Pap . 146 x 110


.

861 Pap. 102 x 78


.

346 Pap . 235 x 165


.

702 Pap . 220 x 154


.

800 Pap . 212 x 157


.

4482 Pap. 155 x 107


.

. . . . . . . , 218 Pap . 315 x 205


· ·

. . . . . . . „ 4715 Pap . 155 x 105


13
M18 = München , Bayerische Staatsbibliothek . . . . . . . cgm . 783 Pap. 198 x 145
. . . , 388 Pap . 210 x 138
. . . „ 463 Pap . 150 X 106
. . . „ 215 Pap . 320 x 215 15 . Jh .

· ·
(1457)
292 Pap. 304 x 206

. . . . .
· · · · ·
447 Pap.

· · · · ·
. . . »
. . . » 839 Pap .
. . . » 778 Pap.
. . . . . . » 627 Pap. 310 X 210 15 . Jh .
( 1458)
M28 628 Pap. 310 x 210 15 . Jh .

·
( 1468)
M29 4880 Pap . 210 x 153 15 . Jh .
172 Perg. 208 x 147

· · · · ·
M30 14 . Jh .
. . . » 5249, 64 15 . Jh .
. : : „ 750 Pap. 215 x 150
: „ 222 Pap . 15 . Jh .
M34 = . . . . . „ 449 Pap . 155 x 111 15 . Jh.
M = München , Universitätsbibliothek . . . . . . . . . 8º Cod.ms. 279 Pap. 150 X 105 15 . Jh .
M36 . . . . . . . . . 4º Cod .ms. 479 Pap . 215 X 150 15 . Jh .
Mg7 = : . . . 4º Cod.ms. 482 Pap. 210 x 150 15 .Jh .
Mai, = Maihingen (jetzt Harburg b . Donauwörth )
Fürstl. Oettingen -Wallerstein 'sche Bibl. . III 1 4° 33 Pap. 208 x 152
Maig = . III 1 4° 32 Pap. 213 x 155
Maig = , . III 1 4° 37 Pap . 206 x 133
Maia III 1 4° 41 Pap . 203 x 150
Mai, , III 1 8° 22 Pap. 150 x 105
Maig . III 1 8° 42 Pap . 104 x 72
Mai, = . III 1 4° 34 Pap. 205 x 148
Maig = . III 1 40 29 Pap. 206 x 140
Maig = . III 1 8° 23 Pap . 140 x 104
Maiso = „ . III 2 8° 9 Pap . 140 x 96
Maiu = III 1 4° 36 Pap. 203 x 150
Me = Melk , Bibliothek des Benediktinerstiftes . . . . . . 1865 (olim 586 /antea L 5 )
Pap . 295 x 220 15 . Jh .
Meg = · 705 (olim 371/antea G 33)
Pap. 290 /295 x 220 15 . Jh .
» » » . . . . . . 1569 (olim 615 /antea L 27)
Mo, = » Pap . 148 x 110 15 . Jh .
Me = „ „ „ „ . . . . . 183 (olim 603/antea L 23)
Pap . 147 x 105 15 . Jh .
(1414)
. . . 235 (olim 639)
1 . . . . . . 1745 (olim 471/antea H 93)
Pap. 145 x 110 15 . Jh .
Men = . . . . . . 1389 (olim 72/antea B 37)
Pap. 15 . Jh .
Meg = . . . 856 (olim 881/antea Q 10)
Me,
Moto 320colim si
329 (olim 411/antea H 24)
Pap. 15 . Jh . (1421)
Mz = Mainz, Stadtbibliothek . . . . . . . . . . . . . 221 Pap . 206 x 146
Mz, = · · · · · · · · · · · · · 322 Pap . 140 x 102
Mz, = . . . . . . . . . . . . . 51 Pap . m . Perg. 285 X 210
Nürnberg, Stadtbibliothek . . . . . . . . . . . cent. IV 40 Perg. 290 x 205 14. Jh .
. . . . cent. VI 46h Pap. 215 x 160 15 . Jh .
( 1461)
. . . . . . . . . . . . cent. IV 37 Pap . 295 X 210 ( ~ 1400 )

. .
. .
. . . . . . . . . . . . cent. VI 55 Pap. 205 x 145
~ 1440 — 1450 (1447)
. . . . . . . . . . . . cent. VI 56 Pap. 205 x 145
.
.
~ 1446 — 1447
. . . . . . . . . . . . cent. VI 57 Pap . 210 x 145 15 . Jh .
. . .

cent. VI 58 Pap . 210 x 145 15. Jh .


. . .

. . . . . . . . . . . . cent. VI 59 Pap . 205 x 150


.

~ 1400 ; Mitte 15 . Jh .
. . . cent. VI 91 Pap . u . Perg. 150 x 107
.
.
.

15 . Jh .
. . . . . . cent. IV 29 Pap. 300 x 215 15 . Jh .
. .
. .

. . . cent. VII 34 Perg . u . Pap.


. .

135 / 140 x 100 15 ./Ende 14 . Jh .


. . . . . . . . . . . . cent. VI 43 z Pap. 220 x 145 15 . Jh .
.

. . . . . . . . . . . . cent. VI 431 Pap. 204 x 140 15 . Jh .


.

( 1446)
Germanisches Nationalmuseum . . . . . 22936
. . . . 2261
Stadtbibliothek . . . . . . . . . . cent. VII 38 Pap. 146 x 100 15 . Jh .
. . . . . . . . . . . . cent. VII 62 Pap . 103 x 73 15 . Jh .
. . . . . . . . . . . . cent. VI 43b Pap . 205 x 145 15 . Jh .
. . . . . . . . . . . . cent. IV 41 Pap. 315 x 220
16 . / 15 . Jh .
Nu = Nunhem (Limburg , Niederlande )
Privatbibliothek Dr. P . S. Everts . . . . . . . . . ohne Sign . Pap . 142 x 105
~ 1470 _ 1480
= Oxford , Bodleian Library . . . .. .. . .. . . .. .. . . .. .. .. Laud .Misc. 479 Perg. 191 x 135
14 . Jh .
= Paris, Bibliothèque Nationale . . . . . . . . . . . allem . 222 Pap. 220 x 110 15.Jh.
„ . . . . . . . . . . . , 125 Pap . 150 X 100 15 . Jh .
P = „ , . . . . . . . . . . . néerl. 37 Pap . 145 X 105
„ . . . . . . . . . . . , 40 Pap . 143 x 98
Prag, Öffentliche u. Universitätsbibliothek . . . . . XVI G 25 Perg. 120 x 70
. . . . . . XVI F1 200 x 150
Salzburg, Universitätsbibliothek . . . . . . . . .MI292 (zuvor V 3 H 148)
Pap. 198 x 144 (1441)
Bibl. d . Benediktiner-Erzabtei St. Peter . . b IV 20 Pap. 140 x 205 (1455 )
, . . b VI 15 Pap . 215 x 150 15 . Jh .
„ . . a II 2 Pap . 140 x 110 15 . Jh .
. . b III 8 Pap. 220 x 145 15.Jh . (1471)
. . . b III 30 Pap . 147 x 105 15 . Jh .
. . b IV 4 Pap. 215 x 150 15 . Jh .
, . . b IV 19 Pap . 210 x 145 15 . Jh . (1460 )
. . 6 V 40 Pap. 210 x 150 15.Jh .( 1471)
= Sarnen, Professorenbibl. des Benediktinerkollegs . . 278 Nr. 170 Pap. 205 x 150
Sch = Schaffhausen , Stadtbibliothek . . . . . . . . . . . Generalia 20 Pap. 148 x 105 15. Jh .
St; = Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek . . . H .B . I Ascet. 6 Pap. 225 X 155
15 . Jh . (1468 — 1470 )
= Stuttgart , Württembergische Landesbibliothek . . . Brev . 4° 88 Perg. 175 x 118 14 . Jh .
. . . theol. et philos. 2° 155
Pap. 300 x 215 15.Jh .
. . . theol. et philos. 8° 13
Sto H.B.IA COPAPap.
DE 150 x 113
. . . H . B . I Ascet. 203
15.Jh.
Pap . 215 x 145 15 . Jh . (nach 1420)
Sta . . . theol. et philos. 4° 88
Pap. 205 x 140 15.Jh .
Sto . . . theol. et philos. 2° 283
Pap. 300 x 210 15. Jh .
Sts . . . theol. et philos. 4° 50
Pap. 217 / 195 x 145 15 . Jh .
St, . . . theol. et philos. 8° 18
Pap. 142 x 103 15 .Jh . (1448)
St10 = . . . theol. et philos. 4° 52
Pap . 208 x 145 15 .Jh .
Stui . . . theol. et philos. 8° 19
Pap. 147 x 100 15. Jh .
St12 . . . Bibl. 2° 33 Pap . 281/284 x 202
15 . Jh . (1426 )
St1 = . . . theol. et philos. 4º 68 Pap . 210 x 145
15 . Jh . (vor 1492)
Str, = Straßburg, Bibliothèque de la ville . . . . . . . . A 98 Perg . 4°(verbrannt, Teilabschrift
in W .)
Str , = Bibliothèque Nationale et Universitaire germ . 2715 (zuvor L germ .618)
Perg. 175 x 130 14 . Jh .
Str , = „ „ „ . germ . 2795 (zuvor L germ . 662 )
Pap. 217 x 138 15 . Jh. (1440)
Str. = Bibliothèque de la ville . . . . . . . . germ . 810b Pap. (Abschrift des
19. Jh .s der verlorenen Hs. A 100
Perg. 14 .Jh .)
Str. = „ Bibliothèque Nationale et Universitaire · germ . 1995 (zuvor L germ . 78)
Pap . 203 x 142 15 . Jh .
(1428 )
Stro = 1997 (zuvor L germ . 80 )
140 x 107 15 . Jh . (1451)
Str = 2541 (zuvor L germ . 516 )
300 x 200 15 . Jh .
Strg = » » 2801 (zuvor L germ . 668 )
Pap . 264 x 246 15 . Jh .
Str, Bibliothèque de la ville . . . . . . . germ . 287 Pap. 145 x 128
Tr Trier, Stadtbibliothek . . . . . . . . . .. 303 Pap. 207 x 143 14 ./15 . Jh .
Tri = 1 , · · · · · · · · · · · · · · 769 Pap . 146 x 107 15 . Jh .
Tr = , „ . . . . . . . . . . . . . 627 Pap . 143 x 105 15 . Jh .
U = Utrecht, Bibliotheek der Rijksuniversiteit . . . . . 9 B8
W = Wien , Österreichische Nationalbibliothek . . . . . . 15383 (Suppl. 2783) Pap . 230 x 175
19. Jh . (enthält einen Teil des Pfeiffer
schen Nachlasses, insbesondere die
Teilabschriftder verbrannten Hs.Str,)
W = , . . . . . . 2728 Perg. 200 x 145 14. Jh .
W , = Wien , Österreichische Nationalbibliothek . . . . . . 2845 Perg. u . Pap . 295 X 215
14 ./15. Jh .
. . . . . . 2739 Perg . 168 x 125 14 . Jh .
. . . . . . 2757 Perg . 122 x 85 14 . Jh .

· · ·
. . . . 2926 Pap . 220 x 152 15. Jh . ( 1460 )
u . 16. Jh . (1530 — 1540)
. . 3016 Pap. m . 2 Perg.-bll. 235 x 100
·
15 . Jh . (1474 )
. . . . . . Ser. nova 12868 Pap. m . Perg.-bll.
144 x 106 15.Jh . (1431)
. . . . . . Ser . nova 12869 Pap. m . Perg.-bll.
140 x 100 15 . Jh . ( ~ 1430 )
Ser . nova 12875 Perg. 146 x 103 15 . u .16 . Jh .
3021 Pap. 140 x 104 15 . Jh . (1456 ; nach 1482)
Wi = Wiesbaden , Nassauische Landesbibliothek . . . . . 51 Pap. 292 x 210
Wi, „ Hessisches Hauptstaatsarchiv . . . . . BX
Wo, = Wolfenbüttel, Herzog-August -Bibliothek . . . . . 1066. Helmst. Perg. 170 x 130
13 . u . 14 . Jh .
Won = „ . . . . . . 1213. Helmst. Pap. 140 x 105 15. Jh .
Wog = „ . . . . . . 17. 9. Aug . 4° Pap. 220 x 155
15. Jh . (1455 ; 1456 )
Wü = Würzburg, Universitätsbibliothek . . . . . . . . . M . ch . q . 151 Pap. 210 x 150 15 . Jh .
Wüg = „ ” . . . . . . . . . . M . ch . f. 66 Pap . 15. Jh.
Zürich, Zentralbibliothek . . . . . . . . . . . . A 131 (olim Wasserkirche B 223/730)
Pap. 202 X 143 14. Jh . (1393)
z = » . . . . . . . C127 (olim 709 ) Pap . 208 x 143 15 . Jh .
Zg = . . . . . . . . . . . . Car. C 145 Pap . 200 x 140 14 ./15 . Jh .
z = , . . . . . . . C 108b (olim 717 ) Pap . 213 x 151
15.Jh .
Zg - „ „ . . . . . . . . . . . . C 76 (olim 290) Perg . 248 x 180
14./15.Jh .
Ze = Zeitz, Stiftsbibliothek . . . . . . . . . . . . . . Perg.-Doppelbl. 14. Jh .

Pf = Sigle zur Bezeichnung des Textes der Pfeifferschen Eckhart-Ausgabe

17
Zusätzliche Nachträge und Berichtigungen zu Band 1
Für die Anlage des Verzeichnisses gelten die in den Vorbemerkungen DW 1 S . 591 angegebenen
Richtlinien .

S. X 7 . 7 von unten st. 599ff. lies 600ff. und 602.


Unter Handschriftliche Überlieferung ist hinter Wi nachzutragen :
Pfeiffer Traktat III (Von der sêle werdikeit und eigenschaft) ( = Meg f. 948— 118v ; vgl.
Spamer PBB 34 S. 325 ) enthält f. 109v - 110v folgende Textstücke aus der vorliegenden
Predigt :
Pf. S. 408 ,20 Dar umbe — 409, 19 anevanc. ~ unten S. 5 ,1 War umbe — 3 hân, + 6 ,2 daz
- 3 aleine. + 17 Z . Plusstück + (110r) 12,12 daz - -aleine. + 13,4 Daz - mâze , + 5 Doch
- 8 komen + Plusstück + 13,10 Und — 14 ,2 geschaffen . + 6 Diu — werdenne + Plusstück
+ 15 ,7 Sol — 9 reden . + 17,7 Swenne — 12 kraft, + 18,1 Ze - (110v ) 7 ist, + 8 Dâ — 9 dinc,
+ 19,3 Jésus — 4 kraft + 20,1 mit — 3 begin .: . . . Dar umbe gie er in den (den fehlt Meg)
tempel unde treib úz (dar aws Mez) die koufer unde verkoufer unde hiez sie diu dinc fürder
tuon . Dâ bî hat er zerkennen geben , daz er den tempel der sêle wil reine haben , daz niht (nichts
Mez) dar inne sî danne er alleine. . .. (408,30ff.:) Unde welhiu sêle also in den willen gotes
gekêret wêre unde des iren niht (nichts Mez) suchte (suecht Meg), in der würde Jésus wunder
triben unde wunne haben . Wan số si irs willen Úz gienge, 80 giengen alliu dinc mit Jésú in ,
dâ von si also erliuhtet würde, dar ir niht (nichts Me,) widerschinen möhte denne got alleine.
Wan wie wol die engel in etlicher mâze der sêle in künftigen fröuden gelich sint, doch ist in
ein ziel gesetzet, über daz sie niht komen mügent. Aber diu sêle mac hie mit guoten werken wol
hæher komen ; alsó ( Als 80 Meg) si iezuo in gnaden hie dem obristen engel wol (wol fehlt Mez)
gelich wêre, 8ô möhte si mit irm frien willen guoter werke unzellich über den engel komen , sô
si von dem (vom Meg) lichamen üz gienge.
Der unbeschaffen got ist alleine frî und ist glich der sêle friheit, aber niht nach dem und sie be
schaffen ist, wan si hật gewachet ze nihte ze werden , unt daz si widerbrâht ist, daz hật got von
not getân . Wan sol Jésus in der sêle sîn , sô muoz si sich einigen unde muoz swîgen unde hæren
siniu wort. Unde swenne der geist den gewalt in dem (im Mez) sune enpfâhet, 8ô wirt er gewaltic
in eime ieglichen (yeden Mez) worte der tugende, der volkomenheit unde der (der fehlt Mez)
lûterkeit. Unde eine solhe sêle enmac niht (nichts Meg) stoeren, si enste (zestörn oder sy stee
Mez) mit gewalte dar inne als in einer götlichen kraft.
Zem andern måle offenbaret sich der süeze Jêsus in der sêle mit sîner unmêzlichen wisheit, in
der sich der vater erkennet mit aller siner veterlichen hêrschaft, unde daz wort, daz diu wisheit
selber ist und allez (als Mez) daz dar inne ist und waz er selber eine ist. Unde swenne diu selbe
wisheit mit der sêle vereinet wirt, 8ô ist aller zwavel, irrunge unde hindernüsse abe genomen und
ist gesetzet in daz kläre lûter lieht, daz got selber ist. Da wirt got mit gote in der sêle erkant, unde
mit der wisheit erkennet si sich selber und alliu dinc. Sich offenbaret ouch Jêsus mit sîner un
mêzlichen süezekeit in der kraft des heiligen geistes, unde mit dem fiuzet diu sêle in sich selber
91
und über sich selber und über alliu dinc von gnaden mit gewalte âne mitel in ir êrsten anevanc.
Z . 2 von unten st. willenn lies willen .
14 ,8 st. si lies sie .
16 , 1 st . allez daz lies allez , daz.
19, 2 st. einikeit lies einicheit.

603
Zusätzliche Nachträge und Berichtigungen zu Band 1
Unter Handschriftliche Überlieferung ist nachzutragen :
Em f. 218va — 219ra, Fragment = unten S. 36,8 Wilt - 38,2 süeze.; Textabdruck sieh Quint
Fundbericht S. 4.
Fr, f. 108r, Fragment = ~ unten S . 24,8 — 26 ,3 + 29,1 – 5 (stark abweichend):
M (Initiale )Aister Egghart sprach wpc mag nit en -/pfangen werden in des menschen sel /
er stand denn án bild alz do er nút /waz Nú ist ain frág ain mentsch der vor / in aim ver
nünftigen leben gegangen wär vnd hedt /der waiss doch vil vnd dz sint alles bild wie /mag
er denn stán dn bild alz do er nit enwz / daz merkent Maister Egghart spricht / hett ich
ållú die bild in miner vernunft die / alle vernünftigen mentschen ie enpfiengen stund ich
der an aigenschaft mit túnd noch mit / laussent mit vor noch mit nach denn dz ich / in
disem gegenwärtigen nu fri vnd ledig stund / wartend wz got von mir haben wólt und /
dem vor allen dingen volgen So stůnd ich / sunder hindernust aller bild alz gewårlich / alz
do ich nit enwaz vnd dz benemimir / allů die werk die ich ie geworcht Nu / sint ettlich
lüt die wend diss tůn vnd enes / lan vnd went hie lån und dort tùn vnd / ain ieglich für.
gesetztes bild daz die fryen | werk gotz benimet daz ist ain hindernust , der obrosten war.
hait; identifiziert von Quint ; im Var.-App. nicht berücksichtigt.
Nu f. 62r - 70r; identifiziert von Lievens, Leuvense Bijdragen 51, 1962, S. 8f. Die Va
rianten dieser Handschrift sind unten im Nachtrag S. 609 — 610 geboten .
Hinter Mai, f. 14r — 19r ist zu ergänzen : Die Predigt ist in der Hs. wie in Str, in zwei Teile
zerlegt . Der zweite Teil beginnt bei S . 38 , 3 'Jêsus giend mit einer Initiale . Anstelle der in
Str , sich findenden Überschrift steht in Mai, in der voraufgehenden Zeile am taller blat
ccxcvj (f. 17v ), sieh Var.-App. zu 38,3.
Unter Zuweisungen ist in Z . 2 zu ergänzen : M ( Initiale )Aister Egghart sprach ...
Maister Egghart spricht Fra; allgemeine Zuweisung in BT f. 242va .
Unter Überschriften ist hinter Z . 2 Str, zu ergänzen : am taller blat ccxcvj Maij, sich auch
unten zu S. 38,3.
27,2 st. keine lies keiniu .
34,8 st. abe genomen lies abegenomen .
46 Unter B , Z . 1 st. 95v lies 95r.
Z . 2 st. S. 55 ,8 allermeist lies S. 55 ,9 bekantnisse.
48 Unter Zuweisung ergänze: allgemeine Zuweisung in BT f. 242va.
492 st. I 2 4046 17 lies I t. 27 A c. 2 4046 17 ).
50 (Var.) Z . 8 von oben st. niuwan E , lies niuwan Ez].
52, 10 st. gespilen lies gespiln .
555 Z . 6 von unten st. in Metaph . lies In Met.
564 st. Ed. lies ed .
Zu Ba , st. f. 313v lies f. 314v . Zur Zurücknahme der Identifizierung des Textstückes aus
Ba, mit DWI S .72, 11 — 13 sieh DW 2 S . 110 unter Ba ,.
Anderseits ist vor Bag nachzutragen :
Ba, f. 210vb , Fragment = unten S . 63,11 Eyâ - 13 würde: Eya nu merkent uch selber / wie
üwer minne gestalt / si minnent ir got 80 móch - te uch kein ding lustlicher / gesin denne dc ime
aller best /vntsin wille allermeiste an / vns volbrachtwurde /; identifiziert von Helmut Meyer;
im Var.-App . nicht berücksichtigt.
60 Unter Zuweisung ergänze: allgemeine Zuweisung in BT f. 242va .
69,3 st . rehte als lies rehte, als .
724 Zu Ba , sieh die Korrektur zu S . 58 .
73,4 st. sich lies im .
75 Vor S , ist nachzutragen :
Fl f. 62v — 63r, Fragment = unten S. 81,11 Man — 82,15 wort.; Textabdruck sieh Quint
Fundbericht S.73f.
77,9f. st. Jhs Chrs lies Jħs Cħrs.
77 ,11 st. Chrm lies Cħrm .

604
Zusätzliche Nachträge und Berichtigungen zu Band 1
Vor M , ist nachzutragen :
Em f. 281ra - b , Fragment = unten S . 92,7 Dâ — 9 bilde, + 93,1 hindert — 3 în .; Textab
druck sieh Quint Fundbericht .7 .
f.172r — 173v, Fragment = unten 8. 90,3 ‘got — 91, 10 selbe.; Textabdruck sieh Quint Fund
bericht S . 32f.
f. 1741– 175r, Fragment = unten S. 92,7 Nu — 93,4 wise, + Plusstück + 4 als ob — 94,2
séle .; Textabdruck sieh Quint Fundbericht S. 33f.
Kla f. 154 — 155r, Fragment = unten S. 94,8 Nů — 95,3 widerbrâht. Textabdruck sieh
Quint Fundbericht S . 29.
85 Unter Zuweisung ist zu ergänzen : allgemeine Zuweisung in BT f. 242va.
86 ,10 st. gemeinlich lies gemeinlîche.
92,1,6 st. dar umbe daz lies dar umbe, daz.
92,3 st. eigen lies eigene.
95 ,4 st. zuo lies ze.
97 Vor P , ist nachzutragen :
Nu f. 2018, Fragment = unten S. 100,1 Wer —- 2 dingen , + 4 die — 7 ist.: wer sint die got
erent dz sint die / ir sels (!) vegegangen sint vnd die sich / selbs nit ensüchent in keinen dingen
vnd / die niemant enmeinent noch gút noch / ere noch gemach noch lust noch nutz noch ynne
keit noch heilikeit /noch lon noch himelrich vnd des al-/les vsgegangen sint alles dz iren dy-/ser
mensche hat got ere vnd die / lüte erent got eigenlichen vnd gebent / got dz sine; identifiziert von
Quint, Handschriftenfunde S. 168 ; vgl. K . Schneider u . H . Zirnbauer , Die Hss. der
Stadtbibliothek Nürnberg. Bd. I: Die deutschen mittelalterlichen Hss., 1965, S. 323 unter 37.
99 Unter Zuweisungen ergänze: allgemeine Zuweisung in BT f. 242va .
1061 Z . 6 von oben st. n . 244 lies n . 243.
1071 2 . 1 hinter Vgl. ergänze Hugo von St. Viktor De sacramentis legis naturalis et scriptae,
PL 176 ,22f.: D . Quare de latere facta est? M . Ut ostenderetur quia in consortium crea
batur dilectionis; ne si de capite facta fuisset, praeferenda videretur viro ad dominationem ;
aut si de pedibus, subiicienda ad servitutem . Quia igitur viro nec domina nec ancilla para
batur, sed socia ; nec de capite , nec de pedibus, sed de latere fuerat producenda, ut iuxta
se ponendam agnosceret, .. . ; Thomas, S. th . I q. 92 a . 3;
109 ,10 st. sîn natûre lies sîne natûre.
111, 7 st. got lies gote .
114 , 1 st. bekantnisse sunder lies bekantnisse, sunder.
128,11 st. Gregorius lies Grêgôrius.
1291 Z . 5 von unten st. IV 3666 lies ed . Borgnet 4 , 3666.
135 , 14 st . abevallen lies abevallenne.
1353 Z . 1 hinter Vgl. ergänze Aristoteles Phys. IV t. 117 (4 c. 12 221 a 31) ;
136 , 8 st. fünf lies vünf.
136 , 11 st. Dar an lies Dar ane .
138 Vor H , ist einzuschieben :
Fl f. 876 — 88r, Fragment = unten S . 142 , 1 Vierundzweinzic meister — 7 bekantnisse«. + 143 ,4
Etliche meister - 144,3 was. + 8 Bernhart — 9 wise. + 145,2 Wie - 3 mugen , + 7 Grobe
146,2 swarz. + 3 Und sprichet - 6 gehohet. + 147,1 Sant Augustinus — 2 gewalt. + 152,9 %
153,7 niht.; Textabdruck sieh Quint Fundbericht S . 74f.
f. 291 — 30v, Fragment = unten S. 154,7 'Als — 158,7 ist.; Textabdruck sieh Quint Fund
bericht S . 69f.
Vor N , ergänze:
Ka, f. 88va, Fragment = unten S. 146,3 Und — 4 niht.: Ein meister spricht wer wenet daz
er / got han bekant bekant er iht so bekant er got niht; vgl Spamer Diss. S. 76 unter CIX .
1462 Vor Vgl. ergänze: Ähnlich In Gen . II n . 112, LW 1 S. 578,5f.: Et Dionysius dicit per
sententiam quod qui putat se deum videre, si bene consideret , »non ipsum , sed aliquid «
sui videt. und dort Anm . 2 .

605
Zusätzliche Nachträge und Berichtigungen zu Band 1
149, 12 st. Jacob lies Jacob .
1531 Z . 4 von unten hinter Thomas ergänze S. theol.
1562 st. elongantior lies elongatior.
162, 1 st . næher dan lies næher, dan .
163, 20 st . iuch lies iu .
173 Anm . 4 von S. 172 letzte Z . st. 311,18 lies 311,8.
1774 Letzte Z . vor Expo8. cont schiebe ein Thomas.
178,11 st . müezent lies müezen .
183, 1 st. noch êgester lies noch von êgester.
183, 1 (Var.) st. võ gester E , lies gester E .
187,3 Lies: niht, und der umbe iht.
187,5 st. got. lies got,
200 , 17f. st. dar an , lies dar ane,
207 Z . 16 von unten st. Übereinstimmung sondern lies Übereinstimmung, sondern .
220 , 5 st. ungeschepflich lies ungeschepfelich .
220 , 9 st. dise lies disiu .
227 Unter Handschriftliche Überlieferung ist nachzutragen :
Wi, f.60ra , Fragment = unten S. 273,3 jch — 5 erhoeget. + 235 ,5 de sonne — 7 oitmoedicheit.
+ 8 want — 9 oitmoedicheit, + Der — 13 wessen ;: M (Initiale) Eester eggaert seide ic pensde
te / nacht dat gods hoechede laghe an |mine ootmoedichede daer ic mi nedre / daer wordt god
(god über d . Z . nachgetr.) ghehoecht in mi seluen / dese ootmoedighe mensche dien and -/woord
god in siinre alrehoochste siinre / grondeloser godheit alse hi hem nedert / int diepste der oot
moedicheden Want / die hoocheit der ootmoedicheden die en / can niet anders aen ghesien dan
die /diepheit der ootmoedichede Die oot-/moedighe mensche ende god siin .j. ende / niet .ij . Die
ootmoedighe mensce es / gods also gheweldich alse siins selfs | Al dat goet dat in alle die hei.
lighen / es Ende in alle dinghen dats eyghen des / ootmoedichsmenschen Ende aldat god /werct
dat werct die ootmoedighe , mensche Ende al dat god es dat es die / ootmoedighe mensche een
leuen een we-/sen . Vgl. Lücker S . 159 unter 14 ; vgl. auch unten S . 246 ,11 - 18.
230 Unter Zuweisungen ist zu ergänzen: MEester eggaert seide Wii f. 60ra .
2333 Z . 10 und 18 st. Ex. lies Exod .
2352 Letzte Z . st. 288,21 lies 286,21.
2372 Z . 8 st. sîner lies mîner .
Z . 14 st. BgT lies RdU .
242 Unter Handschriftliche Überlieferung ist nachzutragen :
Wi, f. 60ra, Fragment = unten S. 247,2 wan — 6 mentschen .: Want die doghet die d' heet
oot-/moedichede es een woortele gheplant / ende ghewortelt es d' si al haer wesen / in neemt in
dat enighe . j.ende nie/wers anders Ende doen sprac meester | eggaert een warf te parijs inder |
scole dat alle dinghen volbrocht selen / werden Jnden rechten ootmoedighen / mensche. Vgl.
Lücker , S. 159 unter 14 .
244 Unter Zuweisung st. keine lies meester eggaert . . . te parijs Wi, f. 60ra .
2513 Z . 4 von unten ergänze: Vgl. In Gen . I n . 116 , LW 1 S . 273,1ff.: Quod autem dicitur fa
ciamus in plurali, Rabbi Moyses sic exponit, dicens quod intelligentiae « secundum
Aristotelem et secundum nos »angeli medii sunt inter creatorem et entia alia et eis medi.
antibus moventur caeli, quorum motus est causa omnis generationis et generabilis «, »nec
invenies opus aliquod quod creator faciat nisi per manum angelia. und dort Anm . 1.
2534 Z . 2 st. S. 257,3 lies S. 256 ,24 .
257 Unter Handschriftliche Überlieferung ist nachzutragen:
Nuf.72 – 73v ; identifiziert und abgedrucktbei Lievens,Leuvense Bijdragen 5 , 1962,S. 10f.
Die Varianten dieser Handschrift sind im Nachtrag unten S. 610f. geboten .
258 Als Zuweisung ist einzufügen : MEyster Eggart spreeckt Nu.
261 Vor M , ist nachzutragen :
Ge, f. 153r, Fragment = unten S. 274,6 Jâ,- 8 wärheit.: Dit sijn worde eens hoghen mee
606
Zusätzliche Nachträge und Berichtigungen zu Band 1
sters / G (Initiale )hewaerlijc al dattu voersettes in dyn /re meyninghen dat god an hem seluen /
niet en is dat en can nemmermee / 80e goet ghesijn den si hindernis ter /naester waerheit; sieh
Quint Fundbericht S .12.
2652 Z . 3 von unten hinter speciei ergänze: ; Par . an . 8. 100,33f. ( Eckhart Rube).
279 Vor Str, ist nachzutragen :
Sz f. 3530 — 354r, Fragment = unten S. 281,3 ' swer — 4 leben ', + 6 Swer — 7 siel + 12 swer
— 282,3 vinden . + 6 swer — 283,3 ist. + 5 durch18 zal. + 286,1 E2 --- 287,3 werlt. + 288,2
als — 6 sêle . + 7 der sêle - 289,4 natúre, + 291,1 diu séle - 4 ist.; Textabdruck sieh Quint
Fundbericht S . 57.
294 Unter Greiths Traktat Z . 2 von oben st. S. 154 ,19 lies S. 154 ,20.
302 Anm . 1 von S . 301 Z . 3 st. 155 ,8f. lies 155 ,7ff.
3051 Letzte Z . st. Pf. S . 125 ,39f. lies unten S. 307, 2 ff.
308 Zu Ba , sieh jetzt auch DW 2 S. 110 sowie den Nachtrag zur dortigen Stelle.
Unter Başb f. 209vb Z . 1 st. lenge lies tage'.
309 Vor M , ist nachzutragen :
Kla f. 159r, Fragment = unten S. 318,12 Dionysiu8 — 319,1 gebet.; Textabdruck sieh
Quint Fundbericht S. 31.
Vor N , ist nachzutragen :
Meg f. 87v , Fragment = unten S . 312,5 Daz — 6f. enhæret, + 8f. + 313 ,2 (ähnlich ) + 2
Allez, – 5 nement,; Textabdruck sieh Quint Fundbericht S .41.
310 Vor Str , ist nachzutragen :
S , f. 348r— 349r, Fragment = unten S. 312,3 Der — 9 stilleswigen . + 313,2 daz oberste
10 geworht. + 314,3 einicheit — 315 ,7 + 319,1 wâ geist - 321,2 stât, (stark abweichend);
Textabdruck sieh Quint Fundbericht S . 54 .
312 ,8 (Var.) Hinter der Variante von N , ist zu ergänzen : alle laute vnd alle stimme Strg.
3132 Z . 6 st. zoum (Quint S . 307 zu 107,30) lies zein .
314 ,4 st. alles lies allez.
322 Zu St, sieh den folgenden Nachtrag zu S. 323.
323 Hinter dem Verweis auf Greiths Traktat ist zu ergänzen :
Marquard von Lindau hat in seinen Eucharistie- Traktat (A .J .Hofmann , Der Eucha
ristie -Traktat Marquards von Lindau, Hermaea 7, 1960) folgendes Textstück einbezogen :
unten S. 328,5 Grôz - 10 vereinet. = Marquard v. Lindau , a.a .O . S. 260 ,21 - 24 + 304,20
26 ; sieh A . J . Hofmann , a . a .O . S . 234 Anm . 5 .
Zur Überlieferung des Eucharistie - Traktats gehört gleichfalls das S . 322 aufgeführte Frag
ment aus St .
326 , 12 st. empfangen lies enpfangen .
326,14 st. empfâhen lies enpfâhen .
326 , 15 st. abevelt lies abevellet.
326, 16 st. Jacob lies Jâcob .
331,7 st. hitze sô lies hitze , sô .
337 , 9 st. gehabet und lies gehabet, und .
340 Vor O ist nachzutragen :
Kl, f. 130v — 131r , Fragment = unten S. 242,2 Swer — 343,4 åbentezzen :; Textabdruck sieh
Quint Fundbericht S . 38 .
Unter Nikolaus von Landau Z. 4 st. K , f, lies Kja f.
342 Unter Zuweisungen letzte Z. st. O lies 0.
349, 12 st . îngetragen und lies îngetragen , und.
352,5 st. Lucas lies Lukas.
354 Vor Str, ist nachzutragen :
S , f. 350r - v, Fragment = unten S . 366 ,4 underscheides — 7 vruht.; Textabdruck sieh Quint
Fundbericht S . 55 .
Die Angabe von Wo, ist zu tilgen; sieh DW 2 S. 282.
607
Zusätzliche Nachträge und Berichtigungen zu Band 1
357 Unter den Zuweisungen ist die von Woz zu tilgen .
3704 st. 119,12ff. lies 191,15ff.
377,8ff. st . ». . .« lies ,. . . .
381,1 st. sich lies im .
381, 3ff. st . » . . . « lies ,. . .'.
390 Vor M27 ist nachzutragen :
FI f. 256 – 26r, Fragment = unten S. 403,1 Sant Paulus — 409,2 dinge,; identifiziert von
Ruh ; Textabdruck sieh Quint Fundbericht S. 67f.
391 Unter Textkonstituierung Z. 9 st. rückläuftige lies rückläufige.
3931 Am Schluß der Anm . ist anzufügen : Sermo XLVII1,1 n . 501, LW 4 S. 416 ,9 : De quibus in
Sermone 'Iussit Iesus discipulos suos ascendere' etc . und dort Anm . 8.
407 (Var.) Z . 13 st. cláur lies claúr.
427 Z . 5 von unten st. lies » «.
464 Z . 14 von unten st. Schule1 lies Schule .
493 Z . 18 st. vermittelt lies unvermittelt.
534 Unter Aristoteles Metaphysica Z . 1 lies heidenischen .
541 Vor Eberhard von Ebrach ergänze :
Dionysius Areopagita Epistulae Ep. 1 . .. . .. . .. . .. . .. . . .. . .. . .. . 146,3f.? (Nachtr.)
Et Dyonisius dicit = Eckhart, LW 1 . . .. . .. . .. . .. . .. . .. . .. . .. . . 146,3f.? (Nachtr.)
542 Vor ISIDORUS HISPALENSIS ergänze
HUGO VON ST. VIKTOR
De sacramentis legis naturalis et scriptae . . . . . . . . . . . . 106,8ff., 1071
(Nachtr.)
543 Unter Moses MAIMONIDES ergänze vor der angeführten Belegstelle :
Dux neutrorum l. 2 c . 7 . . . . . . . . . . .. ... ... . . . . . . . . 251,41. (Nachtr .)
RabbiMoyses sic exponit = Eckhart, LW 1 ... .... .... .... .... .. 251,4f.: (Nachtr.)
544 Unter THOMAS VON AQUIN Summa theologiae ergänze
I q . 92 a . 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 ,8ff., 1071
(Nachtr.)
546 Unter Strauch „ Paradisus anime“ ergänze: 265,5ff. (Eckhart Rube, Nachtr .);
546 Unter Strauch , letzte Z . st. PBB 34 lies PBB 49.
550b Hinter allerleie st. stf. lies adj.
551a Unter Augustinus ist nachzutragen : 79,11f.; 104,7 ; 123,8; 133,2 ; 147,1 ; 161,8; 178,7f.;
184, 3 ; 286 ,4 ; 327,4 , 6 ; 330,5f. ; 331, 3 ; 336 , 1 ; 343 ,8 ; 344 , 1 ; 401, 2 ; 404 ,5 ;
555a unter eigenlich adj. Z . 1 st. gabe lies gâbe.
557 a st. epistel swf. lies epistel stswf.
558a st. gân sto. lies gân am. 0.
561b Vor guot stn . ist nachzutragen: guot adj. 6,8 ; 7,2, 3; 12,8 ; 37,3 ; 43,3; 63,7 u .ö.
563 a st. hinkêren swv. lies hinekêren swv. refl.
564 a st. înladen stv . lies înladen sw . (stv .)
564 b Unter Johannes st . 224,8 lies 224,1, 8.
569 b Vor mâze stf. ergänze Mattheus 49,3.
Unter meister stm . st. 288,1,7 lies 288,1, 4 ,7.
573 a Hinter persone st. stf. lies stswf.
576 b Vor stein stm . ergänze stechen stv. 377,12.
578 b st. tri kamer lies triskamer .
579b Unter underscheit stm . st. 173,2, 4 lies 173,2, 3, 4, 5.
581a st. ûzslagen stv . lies ûzslahen stv .
582 a Unter vernünfticheit stf. Z . 4 st. schelte lies schele.
583 a st. volc lies volk .
Unter volgen swv. hinter 188 ,4 , 6 ; ergänze 213 ,5 , 6 , 8 ; 214 ,2 ;
Unter volkomenheit stf. Z . 2 st. 386 ,3f. lies 386 ,2f.

608
Zusätzliche Nachträge und Berichtigungen zu Band 1
585 a Unter werk stn . vorletzte Z . st. der engels lies des engels.
Unter wesen stn . st. 55 ,7 lies 55 ,6 , 7 .
586 b st. wurze stf. lies wurze swstf.
587 a Hinter zimmermann ergänze (zimbermann ).
588b Unter Quint, J. Z . 1 ergänze 21 (Nachtr .),.
593 Zu 642 st. 425,35ff. lies 425,33ff.
593 Zu 47 st . germ . lies cgm .

Nachtrag zu S .24 — 45
Varianten der Handschrift Nu zu Predigt 2
S. 24,1 Intravit bis 2 Lucae II. fehlt 3 wörtelîn ]woert des êrsten fehlt 3f. geschriben
fehlt 4 alzô ze tiutsche] alsoe voele in dutschen 5 Kristus der fehlt in fehlt 7 Eyâ,
fehlt 8 von der Jêsus) daer ihesus aff Juncvr.) Eyne joncfrouwe 25 ,3 der fehlt vor
geg. ist] voert gheganghen vernuftighen 4f. vil, daz sint allez bilde ;] wale het sijn doch
bielden 5 Nû ] Siet ny 6 alle die b . 7 und fehlt 8 âne) sonder enkeinez] derre
egheyn 9 lâzenne, mit] laten nyet mit mêr : ) sonder 26, 1 gegenwertigen fehlt dem
liebesten ) den alre liefsten 2 tuonne âne) volbrenghen sonder âne? ] sonder 3 als
gewærlîche,) weerlijch 4 daz? fehlt 4f. nihtes niht] nyemant 5 mechtich getilgt, auf
d . Rand mechtlich 6 âne) sonder und fehlt 7 mechtich getilgt, auf d . Rand mecht
lich 8f. maget sîn , juncvrouwe)maecht ende ioncfrouwe sijn 9 sall ontfanghen 27, 1 Nu
siet ende meerct mit vlijte dat der mensche 2 wære,] bleue vruhtb . werden ,] vrochtbarich
sijn 2f. soe eest van noede 4 zuo gespr.) toesprecken 5 got fehlt er ) sij5f. Euer
dat 6 vrochtbarich 7 der gâbe, und fehlt 8 weder gheboren dancbaerheit der gauen
dat hij god weder ghebaert ihesum rpristum ( !) 11 wîplîchen vr.) wijfheit dancbarighen
gode 28,1 nemmermeer beter noch saligher 2 Dâ bis 3 nütze,] dien enis gheyn ionffer
lijcheit nyet nutte 3 niht ein ) egheyn 3 mit bis vruhtbærkeit. fehlt 5 in fehlt diu
ein ) die ouch eyn 6 hebbe bewijst 7 bringent bis 8 diel ] en brenghen maer eyne vrocht tot
elken male selden meer Maer eyne ander eelicheit die 9 ende aen alrehande vutwendighe
casteyinghe 10 Ein ] Ende eyne daz die ] dat dich dijne 29, 1 gote) gods 1f. ende
dien te volghen alleyne 2 wære) werck 3 in bis nû ] Ende eyne yeghelijck nuwe 4 oder ]
als werk ,] werck werckes 5 niuwe,] nu nû fehlt 6 dû ] sij 7 häst, ]heeft noch
sij en betrüwet gode noch sich seluer 8 sô fehlt 9 sô fehlt o uch fehlt 10 getân .]
voldaen is noch cleyne 11 nae den wercken 30,2 vrocht 3 âne ) sonder 4 Diu
bis 5 ist.] die brenghent voele vrochtmender noch groter dan god seluer is 6 ist ,] was bren .
gent 31, 1 hundert bis 2 werdende] te hondert malen off te dusentmalen yao vrocht sonder
ghetall ende werden vrochtbaer 2 noch ) ende noch 3 dar bis 4 mitgebernde.) daer wordet
vrochtbarheit mit gheboren 4 daz lieht und ) is 5 sant fehlt sprichet,] seet 6 dirre)
Die selue 7 is haer vereynicht unda bis im fehlt (Hom .) 8 als luter claerheit des
liechtes 32, 1 in fehlt 2 niht] noch Sij vlietet totten gheyste ende blijftmitten gheiste 3 alzem . ]
toemale 4f. dat is eyne alte hertelike 5 onbegripelijk groot dat volle ] te vollen 6 gebirt ]
gheuet êw .] eynighen 7 âne)sonder den ]desen 8 einiger) eyghender 33, 2 durch ]
om der armste mensche eyn ertr.] alle e. 3 iener lebet,] is denne fehlt 4 gegap,]
gaff und bis unz] Ende dede hij dat all bis hoem god dan eynen 6 diss] des ende des
armoets Jâ,] All 7 en gaue hoem god hier nae hiemelrijck 34,2 mit gote vereinet ]
vereynicht 4 dâ ] dat 5 inne) aff 6 dese menschen wonen 7 Dese mensche 8 wunder
abegen .) ane worden ghenomen 35, 1 von künftigen ) van gheynen toecomenden 2 in bis
âne) in hem nuwe altijt ný sonder 2f. alsoe luchtet godliker heerscap in deser cracht 4 Noch

609
Zusätzliche Nachträge und Berichtigungen zu Band 1
is eyne cracht die ouch onlijflijck is ende vlietet 5 zemâle fehlt â ne) sonder 6 rijcheit
ende mit süezicheit bis 36, 1 sîner fehlt (Hom .) 36, 1 Wærlîche, bis 2 daz] end alsoe õmoetich
dat 2 te vollen 2f. gespreken en kan noch gheopenbaren 3 aber ) echt ein
fehlt 4 eynen ougenblick vernunfteliken inder waerheit 4f. die wunne als sij daer ynne is
ende die vroude allet des hij ghelijden mochte 5f. dat god woude van hem gheleden heb
ben 6 allez ]all te joch ] te male 7 noch mê fehlt altemale hem 8 oder) sonder hij
ane lijtstuyt 37,1 Lidest dû ] Maer lijdstuyt 1f. und got aleine,] ende om gods wille
alleyne 2 und ] noch ouch fehlt 2f. god die draecht 3 eynich m . 4 gota) om gode te
male op heme 5 menschen bis diu fehlt (Hom .) ghemeyne 6 enwære) en is 6f. god
draghet die borden slecht Men legge mich eynen sonder op mijnen hals 7 und bis 8 halse ,
fehlt (Hom .) 8 ez] hi 38, 1 gespr.) ghesacht swaz] soe wat 2 und1 bis süeze. ] ende
gode alleyne godsmacht die maket hem soete ende sacht 3 dâ bis begunden : fehlt in
fehlt 5 was hinter wîp 6 Nû ] dat waert ontfanghen aber fehlt 7 dar abe ]
daer toe 39, 1 sia] is 2 Ende bi wijlen hebbe ich ouch underw .] ende bi wijlen 3 un
derw .] Ende onderwijlen 4 vonckelkijn der zielen nû : bis weder) en is 5 ez ein
fehlt ob ] bouen 6 eerden is icht noch ye ghenoemden 40, 1 und1 bis wise ] ende
ghelijckt der edelheit ende ouch die wijse Ez ist fehlt 2 zemâle , bis 3 vrî fehlt (Hom .) 3 im ]
sich gar] seer 3f. als god eyn eenvoldich wesen is 4 egheynen wijsen geluogen )
ghelegghen 5 daer ich aue 41,1 in bis gebernde) Ende in deser cracht daer der vader in
ghebeerende is 2 gew .] weerlijck alsº fehlt 3 kraft, und] cracht daer der vader in
gheberende is sijnen sone Ende den selben eing. sun ] mitten seluen eyngheboren sone und
bis suna fehlt (Hom .) 5 ghijt merken 6 waz bis wâr] Want ich spreke in der waerheit het
is waer 7 ez fehlt 42, 1 Alsô bis wîse ,] als eyn vuldich als dit bouen alle wijse is Dat bor
ghelijn 2 dâ bis kraft, fehlt (Hom .) 2f. daer ich aue ghesproken hebbe 3f. nommermeer
te eynghen male 4 diz] dat 5 von ) aue 5 daer god in ghelymmende ende bernende
is 6 daer nommermeer in 6f. soe eynvoldich ende soe eyn ende soe rechte hoghe ende
bouen alle cracht ende bouen alle wijsen is dit eynich eyn dat hoeme egheyne cracht noch wijse
toe gheluken en can 43, 3 und fehlt ghewaerlijck als god leeft 4 in ) in jn und
bis în , fehlt 5 op wijse 5 Diz ] Dat 6 ist] dat is ende is sonder 7 Ende daer
omme bij gode sal god ommermeer ez ] dat moest 7 sîne fehlt 8 moest alze.
mâle] allet 9 Doch sall hij ommer daer in eyn eynvoldich eyn 44,1 sonder alle wijse
ende sonder eygenscap daer in is hij 2 in bis ist] Ende dese synne es daz bis diz ] ende dat en
is dit 3 als hij is eyn 4 anders bis 5 în ;] anders nyet in gheynre wysen soe en compt hij
dar ynne 6 Daz ] Dan 45, 1 Daz ] Dat ons dit allet moet gheschien dat in dem Jêsus]
daer ihesus aldus 3 got.) god die die waerheit is
Nu stellt sich zur « -Gruppe ( B ,BTKa, B &Str ,Mai,[ Br, ]) , genauerhin zu Brį.

Nachtrag zu S. 258 – 259


Varianten der Handschrift Nu zu Predigt 16 a
258, 1 Een m . spr.:) M ( Initiale)Eyster Eggart spreeckt alle fehlt 2 tusschen den muer ende
mich 3 nochtan en waric ] Ich en weer doch 4 aldus] Alsoe 5 want fehlt een
fehlt 6f. ontfaet bis 7 daer fehlt (Hom .) 8 want en ] want het en 9 Dit es subtijl.
fehlt verstaet] verstoende e s] weer 12 der bis willen ,] Somighemeysters spreken 13 ute
geboren ) onnutte gheboren 15 maer fehlt 16 si een uutdruc ) is eyn nutte cruyt 17 sun
der fehlt 259, 1 Ic wille v seggen fehlt 3f. wille ende sunder fehlt (Hom .) 5 beeldic )
7 en es oec van hē] ende en is in hoem 8 maer bis 10 nature .] Dit bielde is
alre meyst in denen vanden welken dat sijn wesen ende sijne natuer heeft 11 sone bis 12 spie
610
Zusätzliche Nachträge und Berichtigungen zu Band 1
gel,] soe en is dat bielde nyet meer inden spieghel 12 vor fehlt 13 dit] dat 14 Noch ]
Dit spreect ouch vanden bielde der zielen dattet is eyn nüt cruyt sijns selfs Noch andere
fehlt 15 een ] dat eyno v ut spruut] vut springet 16 voert] wordet beide name]
mit hoem nütte beide natüere 17 dat] dat selue dat 18 in ) bynnen ende ] Ende dat
selue dat 19 in ) bynnen 2 0f. utedruc) nutte cruyt 21 selfs] selues ende is hoem seluen
nutte werkende 22 alsoe] Dat 22f. den beelde fehlt 23 dat] dat is oyn nüt cruyt sijns
selfs want dat 24 dat es,] dats dat selue in ] bynnen 25 dat?] dat selue dat in ]
bynnen dat? fehlt 27 sone d ( es )] sone gods des 28 selue fehlt 29 (wisheit > ]
eewicheit 29 des bis 32 niet.] Deo gracias
Die Varianten zu 258,6f., 9, 13, 16; 259,1 , 3f., 7, 8 - 10, 14, 16 , 20f., 21, 22f., 23 sind offenbar verderbt
und erweisen den Nu - Text als schlechter gegenüber dem Text der Hs. British Museum Egerton 2188 .
rbte Vorlage siss, im Umfang des Beber fehlerhafte va
Wie diese Hs. aber bietet Nu zu 259,29 die sicher fehlerhafte Variante eewicheit, die , zusammen mit
der Tatsache, daß beide Hss. im Umfang des Predigtfragments übereinstimmen , auf eine gemeinsame,
bereits verderbte Vorlage schließen läßt.

611
Zusätzliche Nachträge und Berichtigungen zu Band 5
Für die Anlage des Verzeichnisses gelten die in den Vorbemerkungen DW 1 $. 591 angegebenen
Richtlinien .

2 Z . 13 lies Hss .
5 Unter Übersetzungen Z . 1 st . 19342 lies 1934 .
8,9 st. Herumbe lies Her umbe.
12,21 st. Herumbe lies Her umbe.
17,7 st. snê lies snêwe.
35 ,8 st. warumbe lies war umbe.
setze got bis geiste in '. ..'.
42 (B .) st. Z . 2 Spiritus bis 3 complacui. lies Hoc autem dixit de Spiritu , .. . 12 ff. Marc .
1,11 : Et vox facta est de caelis: Tu es filiusmeus dilectus, in te complacui. Vgl. Luc. 3,22.
(B .) statt Z . 3 20 bis Z . 4 spiritu. lies 1 Cor. 2,10 : nobis autem revelavit Deus per spiritum
suum : . . .
43,11f. setze 11 daz2 bis 12 gote in '.. .'. .
(B .) Z. 3 st. 11 . bis sunt. lies Luc. 18,27 : Quae impossibilia sunt apud homines , possibilia
sunt apud Deum .
( B .) st. Ioh . 4 , 16 lies 1 Ioh . 4 ,8 , 16 .
(B .) 2 . 1 hinter 9f. ergänze Ioh . 17,24 : Pater , quos dedistimihi, volo ut ubi sum ego, et
illi sunt mecum : . . . ;
58, 16 st. warumbe lies war umbe .
60, 2 st. nuz lies nutz .
7137 Z . 4f. st. Augustinus X Confessionum c. 27 lies Augustinus X Confessionum c. 27 ( =
c. 41 n . 46 ).
Hinter Z . 6 possideri« ergänze und dort Anm . 2.
7238 2 .7 hinter deus«. setze ;
7980 st. unten lies oben .
83106 2 . 1 st. Vgl. Sermo XXX n . 313f.: Quantum lies Vgl. Sermo XXX n . 313f., LW 4 S . 276,6ff.:
Quando .
95160 Z . 12 hinter Parallelen , ergänze: Vgl. noch Thomas De occultis operationibus naturae ad
quemdam militem (Marietti Opuscula philosophica n . 442 S .1596 ); der8. De motu cordis
ad magistrum Philippum (a.a .O . n . 453 S. 1656 ).
111 ( B .) Z . 2 st. 15 lies 11f.
114 (B .) 2 . 1 statt 7ff. bis Z . 5 Domine. lies 8f. Vgl. Ps. 38 ,7: Verumtamen in imagine pertransit
homo: sed et frustra conturbatur.
117, 16 st. Herumbe lies Her umbe.
139 Vor De ergänze :
Br10 f. 189r — 191r, Fragmente aus Kap. 11, 9, 10, 21, 10,11; Textabdruck sieh Quint Fund.
bericht S. lf.
140 Vor F , ergänze:
Eg f. 2950 — 350r; vgl. Ruh ZfdA 98 S. 208.
Em f. 201rb — 212va, Fragmente aus Kap . 3, 6, 7, 9 - 12, 14 - 23, sieh Quint Fundbericht
S . 3f.
141 Vor Gi ergänze:
623
Zusätzliche Nachträge und Berichtigungen zu Band 5
Geg f. 3r, 61 – 71, 7v - 10v, 151 – 16r, 167 – 17r, Fragmente aus Kap . 23, 3, 4, 5, 23; Text
abdruck sieh Quint Fundbericht S. 13f.
Ge, f. 6r, 100r - v, 1071 - V, Fragmente aus Kap . 5 und 4 ; Textabdruck sieh Quint Fund .
bericht S . 9f. (Dort S. 10 ist in der letzten Z . des dritten Textabsatzes Kap . 4 zu tilgen .)
144 Vor Le, ergänze:
Kag f.193 — 198r, Fragmente aus Kap .1 – 7 , 9 – 11, 14 , 16 , 17, 19; Textabdruck sieh Quint
Fundbericht S. 18 — 21.
147 Vor Prı ergänze:
N16 f. 233 - 236v, Fragmente = Kap . 16 , 5 , 7 S . 209,5 — 211, 13. Sieh K . Schneider u .
H . Zirnbauer , Die Hss . der Stadtbibliothek Nürnberg. Bd. I : Die deutschen mittelalter
lichen Hss., 1965 , S . 334.
N17 f. 1038 — 113v , Fragmente = Kap. 16 und 17 S . 249,1 — 250,5 . Sieh K . Schneider u .
H . Zirnbauer , a .a .O . S . 370 .
N18 f. 131r — 139r , Fragmente = Kap. 8, 14 , 16 , 13, 9, 12, 10, 15 . Sieh K . Schneider u .
H . Zirnbauer, a .a .O . S . 82 .
N1, f. 102rb — 106ra, Fragmente aus Kap .1 – 19 S.187,7 — 262,1. Sieh K . Schneider u .
H . Zirnbauer, a.a .O . S . 58.
Nu f. 160r — 162r, Fragment = Kap. 12 unten S. 232,3 — 235 ,11, vgl. R . Lievens, Leuvense
Bijdragen 51, 1962, S. 14f.
148 Vor Z , ergänze:
S , f. 256 — 257v, 258r - 262r , 262r — 266r, 2660 — 275v , 278r — 280r, Fragmente = Kap. 9,
10 , 11, 23, 15 ; Textabdruck sieh Quint Fundbericht S.51f.
W , f. 26r - 32v, Fragmente = Kap . 1 – 7, 9 – 11, 14, 16, 17, 19 ; sieh Quint Fundbericht
S . 87f.
W , f. 203 – 204r, Fragmente = Kap . 14 und 15 ; Textabdruck sieh Quint Fundbericht
S . 90f.
Z . 1 st. 19342 lies 1934 .
168 st. werk und lies werk , und.
219,2 st. enhalt lies enthalt.
262,1 Z . 5 von unten st. 10. lies 10).
336165 Z . 1 hinter tot. ergänze: 433,29f.
352813 Z . 3 von unten hinter underscheit , . . . ; ergänze: Par. an . S. 56,20ff. ( Eckhart Rube)
354332 und dazu S . XXXIII.
Z . 2 von unten st. 2 . 3 lies 2 . 1.
375461 Vor Dau ergänze:
378 Bu f. 118 - 123r (hier Nicolaus Kempf zugeschrieben ); nach freundlicher Mitteilung
von Georg Steer vom 22 . 2 . 1967.
Vor Do, ergänze:
379 Do, p . 103a - b , Fragment (in „ Spiegel der Seele" ) = unten S . 427,4 Sant — 5 krone + 6
alle — loufent + 7 der — 8 ungeschaffenheit. + 428,1 862 — 3 ziuhet,: Sant (103b ) pauls spricht
vil lauffent | nach der Cron das ist all / kreft lauffent und der lauf / ist anders nicht dann ain /
abkeren von allen beschaf-/fen dingen und sich verainen / in die onbeschaffenhait / da verliusset
sich die sel / wann got hat sy in sich ge-/czogen das on ir selbers / nichtz ist als die sunn die
morgen rót in sich ziucht /; im Var.-App . nicht berücksichtigt.
Vor Gö, ergänze:
Eg f. 1941 — 210r, vgl. Ruh ZfdA 98, 1969, S. 207.
Vor Kng ergänze:
Ka, f. 213v, Fragment = unten S . 433,9 swer — 434,2 gotheit., Textabdruck sieh Quint
Fundbericht S. 23.
Hinter den Angaben zu St, ergänze:
382 Str , f. llv, Fragment (in „ Spiegel der Seele“ ) = unten S. 427,
4 5 + 6 + 7 - 8 + 428,1
- 3; sieh oben Doj.
624
Zusätzliche Nachträge und Berichtigungen zu Band 5
392 Unter Echtheit Z . 2 st. gesucht lies versucht.
403,2 st. ieclich lies ieglich .
419,9 st. ieclîchen lies ieglîchen .
44321 Z . 2 von unten vor S. 292,6f. ergänze oben .
458103 2 . 7 von unten st. III lies II.
529 Z . 13 st. ist lies wird .
549 a Unter Ps. tilge die Stellen 4 ,2 — 7 bis 4,7 mit den entsprechenden Verweisen auf 114,7 — 9.
Ergänze 38 ,7 . . . . . . . . . . 114 ,8 — 9.
Unter Matth . tilge 3,17 mit dem Verweis auf 42,12 — 14, sowie 19,26 mit dem Verweis auf
43,11- 12.
Unter Marc. ergänze 1,11. . . . . . . . . . . . . . . . 42,12 -- 14 .
Unter Luc. ergänze 3,22 . . . . . . . . . . . . . . . .42,12 - 14 .
550 a Unter Luc. ergänze 18,27. . . . . ... .43,11 – 12.
Unter Ioh. tilge 4, 16 mit dem Verweis auf 44 , 10.
Ergänze 17, 24 . . . . . . . . . . . . . . .46 ,9 — 10 .
550b Unter 1 Cor. ergänze 20,10 . ... .. .. .. .. .. . . .42,20.
Tilge Col. 1,8 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .42 ,20 .
Unter 1 Ioh . zu 3,9 st. 111, 15 lies 111, 11 – 12.
Ergänze 4,8, 16 .. . .. . .. . .. . . .. . .. . .44,10.
565 Unter A . Z . 3 und 4 st. 399 lies 339.
567 st. Iohannes lies Johannes, das unter Jeronimus zu placieren ist.
568 a Unter abegescheiden part. adj. Z. 6 st. abegescheidenin lies abegescheideniu .
584a Unter iec(g )lich st. 15 ,7 lies 15,8.
589a maht ist unter maget zu placieren .
594a Hinter persône st. stf. lies stswf.
602 b st. ungeteilt lies ungeteilet.
603 b st. unrouwe lies unruowe.
606 a Hinter vermügen st. subst. inf. lies stn .
610b Hinter warumbe st. subst. pron . lies subst. adv.
613b wonende -- 9,20 ist zu tilgen .
615 st. zwîvelen lies zwîveln .
619 Unter 7560 ist „ st. beari lies beati“ zu tilgen .
621 401,9 — haben . ist zu tilgen .

625
26
71 660 ΑΑ Α 30 4.
THE UNIVERSITY OF MICHIGAN
GRADUATE LIBRARY

DATE DUE

MAY 1. 1973

SEPI 41978

2 ed
MAR 29 1976
1 cr

U N3 979
J 01
DEC 1 1 1977
FEB
129670

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