Sie sind auf Seite 1von 20

HANDSCHRIFTEN IN DEUTSCHER SPRACHE BIS 1500

AUS MOSKAUER SAMMLUNGEN

von CATHERINE SQUIRES

Die Recherchen in den Handschriftensammlungen Moskaus haben ergeben, dass


in folgenden acht Institutionen (Bibliotheken, Archiven und sonstigen Samm-
lungen) Handschriften in deutscher Sprache aus der Zeit bis etwa 1500 aufbewahrt
werden:1
I. Die Russische Staatliche (ehem. Lenin-) Bibliothek (RGB);
II. Das Puschkin Museum für Bildende Kunst (GMII);
III. Die Sammlung Sanovitsch;
IV. Die Sammlung Larionov;
V. Das Russische Staatliche Archiv für ältere Akten (RGADA);
VI. Die Wissenschaftliche Bibliothek der Moskauer Staatlichen M. V. Lomo-
nosov Universität, Abteilung für seltene Drucke und Handschriften (NB
MGU / ORKIR);
VII. Das Staatliche Historische Museum, Abteilung für schriftliche Quellen (GIM
/ OPI);
VIII. Die Staatliche Öffentliche Historische Bibliothek, Rara-Abteilung
(GPIB).
Die Handschriftensammlungen werden im Folgenden in dieser Reihenfolge vor-
gestellt:

I. Die Russische Staatliche (ehem. Lenin-) Bibliothek (RGB)


Der Beschreibung der Handschriften in der Russischen Staatsbibliothek Mos-
kau (RGB; ehem. Lenin-Bibliothek, davor Rumjanzev-Bibliothek) ist ein 2011
auslaufendes DFG-Projekt gewidmet mit dem Titel ‘Erstellung eines Census der
mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Handschriften in lateinischer Schrift der
Russischen Staatsbibliothek Moskau’, das von Dr. Daria Barow-Vassilevitch und
Dr. Marie-Luise Heckmann von der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer

1 Zu weiteren deutschsprachigen Handschriften vgl. auch den Beitrag von DARIA BAROW-VAS-
SILEVITCH und TATJANA DOLGODROVA in diesem Band sowie die Einträge im Handschriftencensus
(http://www.handschriftencensus.de).
2 Russland: CATHERINE SQUIRES [interne Korrektur 27.6.2011]

Kulturbesitz durchgeführt wurde.2 In Kürze wird dazu ein gedruckter Katalog aller
Handschriften der RGB in lateinischer Schrift vorliegen, der auch Beschreibungen
der deutschsprachigen Handschriften enthalten wird. Im Internet sind diese Be-
schreibungen bereits jetzt zugänglich über das Portal ‘Manuscripta mediaevalia’
(http://www.manuscripta-mediaevalia.de/). Aus diesem Grund wird hier nur eine
kurze Übersicht über die deutschsprachigen Handschriften dieser Institution ge-
boten – quasi eine kurze Vorschau auf den in Vorbereitung befindlichen Katalog
von BAROW-VASSILEVITCH/HECKMANN.3
Die Handschriftensammlung der RGB geht zurück auf die Sammlungen des
Grafen Rumjanzev (1754-1826) und der Moskauer Universität. Die Sammlung des
Grafen N. P. Rumjanzev, eines prominenten Petersburger Staatsmannes, Wissen-
schaftlers und Sammlers, bildete in der Mitte des 19. Jahrhunderts den Kern des
Rumjanzev-Museums im Paschkov-Haus in Moskau. Später kamen mehrere pri-
vate Sammlungen und Einzelstücke (z. B. aus dem Besitz des Bildungsministers
A. S. Norov, des Justizministers P. N. Panin, aus anderen Adelsbibliotheken und
von weiteren Sammlern) sowie sonstige institutionelle Bestände hinzu. So wurde
beispielsweise die unten erwähnte Bibliothek des Generalstabs nach 1917 von
der RGB übernommen. Die im Folgenden verzeichneten Handschriften zeigen
die Akkumulierung von Handschriften durch private Schenkungen des 19. Jahr-
hunderts, durch die Aufnahme von Materialien staatlicher Institutionen und – seit
1948 – durch die ‘Eilzugänge’ der Nachkriegszeit (s. zum Fonds 218: SCHIEWER/
SCHIEWER [2000]).
Der jetzt erfolgten Gesamterfassung des deutschsprachigen Handschriften-
bestands in der RGB waren kleinere deutsche Publikationen vorausgegangen (z. B.
SCHIEWER/SCHIEWER [2000]). Anhand der Materialien des DFG-Projekts und in
Anlehnung an die eben genannte Publikation werden nun die deutschsprachigen
Handschriften bis 1500 vorgestellt. Ergänzend herangezogen wurden eigene Be-
obachtungen und Information aus zwei kürzlich erschienenen kunsthistorischen
Publikationen, in denen auch deutschsprachige Stücke behandelt werden (MOKRE-
TSOVA/SCHEGOLEVA [2010] und ZOLOTOVA [2010b]).
Deutsche Handschriften aus der Zeit vor 1500 befinden sich in den Fonds 68,
183, 218, 722 und 755; es handelt sich vor allem um (A) religiöse Handschriften
und um (B) juristische Texte. Interessante Ergänzungen von Seiten der kunsthistori-
schen Forschung betreffen erwartungsgemäß die illustrierten (religiösen) Texte.
A. Religiöse Handschriften
(erbauliche, wissenschaftliche und kirchlich-administrative Texte)

2 Eine Projektbeschreibung ist einzusehen auf der Website der Staatsbibliothek zu Berlin Preu-
ßischer Kulturbesitz (http://staatsbibliothek-berlin.de/).
3 Die Verfasserin dankt Frau Dr. Barow-Vassilevitch herzlich für die freundliche Hilfe und die
wertvollen Auskünfte. In dieser Übersicht sind Materialien des DFG-Projekts verwendet wor-
den, die die Autorinnen, Daria Barow-Vassilevitch und Marie-Luise Heckmann, der Verfasserin
für diesen Zweck großzügig anvertraut haben.
Russland: CATHERINE SQUIRES [interne Korrektur 27.6.2011] 3

Nr. 1: Geistliche Sammelhandschrift


RGB, Fonds 68, Nr. 446 (olim RGB, Fonds 183, Nr. 1310)
Pergament (Bl. 1-73) und Papier (Bl. 74-153) · 153 Blätter · 1477 · Straßburg ·
alem.
Bl. 2v Gebet an die hl. Katharina; Bl. 3r-58v Vita der hl. Katharina, Bl. 59r-72r
Vita der hl. Barbara; Bl. 73 leer; Bl. 74r-153r Geistliche Lieder Johannes Kreutzers
(‘Geistlicher Mai’, ‘Geistliche Ernte’).
Der Kodex ist im Straßburger Reuerinnenkloster St. Magdalena entstanden
(Schreiberin ist Katharina Ingolt). Seit dem 19. Jahrhundert in der Bibliothek des
Generalstabs in Russland, seit 1929 in der RGB (Lenin Bibliothek).
MOKRETSOVA [2010], S. 71f. (Nr. 12); ZOLOTOVA [2010b], S. 241 (Nr. 121).
Nr. 2: Stundenbuch
RGB, Fonds 722, Nr. 482
Pergament · 202 Blätter · 2. Hälfte 15. Jahrhundert · Süddeutschland (Nürn-
berg?)
In der RGB seit 1986 als Geschenk von M. A. Kornienko.
MOKRETSOVA [2010], S. 67f. (Nr. 8)
Nr. 3: Stundenbuch
RGB, Fonds 722, Nr. 654
1. Hälfte 15. und 1. Hälfte 16. Jahrhundert · Süddeutschland · lat. und deutsch
Nr. 4: Sammelhandschrift zur Seelsorge
RGB, Fonds 755, Nr. 71 (olim RGB, Fonds 218, Nr. 958-2; davor Sammlung
Markuschevitsch (Sobranie rukopisnych knig A. I. Markuševič [1908-1979], Pro-
fessor an der Akademie der pädagogischen Wissenschaften der UdSSR; Standort
vor dem Zweiten Weltkrieg: Stadtbibliothek Lübeck, Ms. theol. germ. 4° 17)
Papier · II + 118 Blätter · 2. Hälfte 15. Jahrhundert · aus dem Michaeliskonvent
Lübeck · mnd.
Geistliche Sammelhandschrift, enthält u. a. Palmbaumtraktat, Heinrich von Frie-
mar.
SCHIEWER/SCHIEWER [2000], S. 487, 493.
Nr. 5: Ulmannus: ‘Buch der heiligen Dreifaltigkeit’
RGB, Fonds 183, Nr. 930
Papier · 115 Blätter · 1488 · Deutschland · deutsch (Register lat.)
Abweichende Datierungen bei MOKRETSOVA: 1580er Jahre (Wasserzeichen) und
bei ZOLOTOVA: 17. Jahrhundert (?)
Die Handschrift ist schon vor 1816 in russischen Sammlungen nachweisbar (im
Besitz des Freimauerers I. V. Lopuchin, danach im Besitz des Künstlers P. A.
Bolotov); sie befindet sich seit 1922 in der RGB.
MOKRETSOVA [2010], S. 75f. (Nr. 17); ZOLOTOVA [2010b], S. 260 (Nr. 130).
4 Russland: CATHERINE SQUIRES [interne Korrektur 27.6.2011]

Nr. 6: Theologische Sammelhandschrift


RGB, Fonds 218, Nr. 1242
Pergament und Papier (Bl. I-IV, 43-246) · IV + 261 Blätter · 14.- 2. Viertel 15.
Jahrhundert · aus Colmar (?) · lat. und deutsch
Nr. 7: Benediktinerregel
RGB, Fonds 218, Nr. 957 (olim Lübeck, Stadtbibl., Ms. theol. germ. 8º 32)
138 Blätter (1 Papier, 137 Pergament) · 15. Jahrhundert · Norddeutschland ·
mnd.
SCHIEWER/SCHIEWER [2000], S. 491 (Nr. 12).

B. Rechtliche städtische Quellen


(Stadtrechte und eine Zunftordnung)
Nr. 8: Stadtrecht von Riga
RGB, Fonds 183, Nr. 849
Papier · 40 Blätter · 15. Jahrhundert · Lettland (Riga) · mnd.
Bl. 1r-33v Rigaer Stadtrecht, Bl. 34r-38v Register
Aus der Bibliothek von V. N. Panin; seit 1885 in der RGB.
Nr. 9: Lübisches Recht mit Seerecht
RGB, Fonds 218, Nr. 953.1 (olim Lübeck, Stadtarchiv, Hs. 741)
Papier · 96 Blätter · Mitte 15. Jahrhundert · Lübeck · mnd.
Abweichende Datierungen: SCHIEWER/SCHIEWER [2000], S. 491: 14. Jh.; HACH
[1839], S. 137: 2. Hälfte 15. Jh.
SCHIEWER/SCHIEWER [2000], S. 491 (Nr. 7).
Nr. 10: Lübisches Recht
RGB, Fonds 218, Nr. 953.2 (olim Lübeck, Stadtarchiv, Hs. 740)
Papier · 38 Blätter · 2. Hälfte 15. Jahrhundert · Lübeck · mnd.
Abweichende Datierung: SCHIEWER/SCHIEWER [2000], S. 491: 14. Jh.
SCHIEWER/SCHIEWER [2000], S. 491 (Nr. 8).
Zu den beiden Handschriften des Lübischen Rechts (hier Nr. 9 und Nr. 10) bemerken SCHIEWER/
SCHIEWER [2000], S. 491, irrtümlich: “Die Nrn. 7 und 8 sind eine zweibändige Handschrift des Lü-
bischen Rechts (Lübeck, Archiv der Hansestadt, Hs. 741).”

Nr. 11: Regel der Zimmerleute (Fragment)


RGB, Fonds 218, Nr. 952 (wahrscheinlich aus dem Stadtarchiv Lübeck)
Pergament · 1 Blatt · 65,5 × 19,5 cm · 1428 · Lübeck · mnd.
SCHIEWER/SCHIEWER [2000], S. 490 (Nr. 6).
Nr. 12: ‘Speculum humanae salvationis’, dt. / ‘Spiegel menschlicher behaltnis’
(Fragmente)
Die 14 Blätter befinden sich heute in vier Moskauer Sammlungen:
– RGB, Fonds 218, Nr. 956 [= ehem. Bl. 2]
Russland: CATHERINE SQUIRES [interne Korrektur 27.6.2011] 5

– Puschkin Museum für Bildende Kunst (GMII), Inv. 19297, 19308, 19298
[= ehem. Bl. 10, 12, 14]
– Sammlung I. G. Sanovitsch [= ehem. Bl. 1, 3-5, 7-9, 11, 13]
– Sammlung V. N. Larionovs [= ehem. Bl. 6]
Papier · 1. Hälfte 14. Jh. (MOKRETSOVA [2010]) bzw. 15. Jh. (ZOLOTOVA [2010b]) bzw.
2. Hälfte 15. Jh. (SCHIEWER/SCHIEWER [2000]) · Südwestdeutschland · deutsch
Zuordnung: MOKRETSOVA vermutet “(Rheinland ?)”; SCHIEWER/SCHIEWER verzeich-
nen das Fragment unter den norddeutschen Handschriften aus Moskau; sie kannten
damals nur das Einzelblatt aus der RGB und bezeichneten es als “‘Das Abendessen
Christi’ (Fragmente über das Sakrament des heiligen Abendmahls)”; vgl. Bl. 2r
mit einer Darstellung des Abendmahls und Bl. 2v: ‘Himmelsbrot’.
SCHIEWER/SCHIEWER [2000], S. 491 (Nr. 11); MOKRETSOVA [2010], S. 79f.
(Nr. 21); ZOLOTOVA [2010b], S. 266-269 (Nr. 134).
Der Fall des ‘Speculum’-Fragments zeigt, dass auf dem langen Wege zwischen der Auslagerung in
Deutschland und der Übergabe an staatliche Sammlungen aus privaten Händen in den 1960er Jah-
ren (oder später) die Stücke mit fremdem Gut vermischt oder auch geteilt werden konnten und die
einzelnen Teile dann später an verschiedenen Standorten auftauchen können.4

II. Das Puschkin Museum für Bildende Kunst (GMII)


s. o. bei Nr. 12

III. Die Sammlung Sanovitsch


s. o. bei Nr. 12

IV. Die Sammlung Larionov


s. o. bei Nr. 12

V. Das Russische Staatliche Archiv für ältere Akten (RGADA).


Im Russischen Staatlichen Archiv für ältere Akten (Rossijskij gosydarstvennyj
archiv drevnich aktov = RGADA) ist handschriftliches Aktenmaterial die Regel;
in einigen Fonds sind jedoch auch Handschriften zu finden – darunter auch deut-
sche. Es handelt sich um folgende Fonds:

4 So wurden beispielsweise bei der Systematisierung und Beschreibung der aus dem Halberstädter
Domgymnasium stammenden Materialien der heutigen ‘Dokumentensammlung Gustav Schmidt’
(UB Moskau, s. u.) elf Urkunden als der Sammlung fremde, zufällig aus dem Bremer Archiv da-
zugekommene Schriftstücke identifiziert (SQUIRES [2010a], S. 245f. und Anm. 11; auf Russisch s.
auch SQUIRES/GANINA [2008], S. 20). Bei der Erfassung von kriegsbedingt verschlepptem Hand-
schriftengut ist die Feststellung der ursprünglichen Zugehörigkeit der zu beschreibenden Stücke
ein typisches Problem, mit dem wir auch bei der Erforschung der Halberstädter Materialien zu
kämpfen hatten, s. SQUIRES/GANINA [2008], S. 18-22.
6 Russland: CATHERINE SQUIRES [interne Korrektur 27.6.2011]

– Fonds 181: ‘Handschriften der Bibliothek des Archivs’ (Rukopisi archivskoj


bibliotheki), Verzeichnis 15 und 16. Dieser Fonds ist in den 1990er Jahren von
REGINA und HANS-JOCHEN SCHIEWER untersucht worden; vgl. SCHIEWER/SCHIEWER
[1999].
– Fonds 1490: ‘Sammlung russischer Urkunden des hansischen Archivs’ (Kollek-
zija russkich gramot gansejskogo archiva), Verz. 1 (Nr. 1-63; 1229-1860). Dieser
Fonds ist bei SCHIEWER/SCHIEWER [1999] und SCHIEWER/SCHIEWER [2000] nicht
behandelt worden, denn die Veröffentlichungen der Urkunden und anderer Quellen
aus diesem Fonds begannen erst im Jahr 2002 (vgl. SQUIRES/FERDINAND [2002];
für genauere Quellennachweise zu diesen und anderen Schriften des Fonds 1490
der RGADA s. SQUIRES [2009a]).5
Nr. 13: Theologische Sammelhandschrift, lat.-dt.
RGADA, Fonds 181, Verz. 15, Nr. 1354 (olim 1323 und 1329)
Papier · 1450-1456 · Bayern (Amorbach im Odenwald )· deutsch und lat.
Die 230 Blätter enthalten auf Bl. 1-186v, 214v-220v, 226-230v lateinische Pre-
digten und Gebetstexte, denen ab Bl. 187 zwei deutsche und ein deutsch-latei-
nischer Text folgen:
Bl. 187r-214r ‘Alexius’ (Reimlegende); mit einer Miniatur (s. ZOLOTOVA [2010b]:
Der hl. Alexius in seinem Elternhaus):
O Jhesum crist vil susser got / Der engel keyser sabaoht / Durch dine heylige gute /
Gib mir in mym gemúte. / Die wysheit vnd die sinne / So mit ich moge gewinnen. /
Din gnade vnd din hulde / Vnd das ich hye beschulde / Jn dieser rede dinen gunst /
Vnd verlyhe mir sulche kunst / Dar ich moge gesagen rechte / von dinem lieben
knechte / Sanct Alexius wie er warp / Vmb dich din rich ee er erstarp. / ... – ... Do
man sie wol mochte sehan / Vnd gut vnd ere vil faren lan
Bl. 221r-222r ‘Goldenes Paternoster’:
Das ist das gulden pater noster Uater ich biden dich Herre hymelisch vater Der
veterlichen adern die dich rurten Vnd zwungen von dinen quaden vnd von diner
ewigen ewickeit mir armen menschen also vil gutes zu thun als du mir hast gethan
... der du bist Jnn den hymeln etc. Herre du bist in den hymeln So bin ich vff der
erden vnd ein kint sol sich vater erbe buwen. Nu irret mich leyder myn svnde vnd
myn menigfaltiger gebresten ...
Bl. 222r-223v ‘Goldenes Ave Maria’ (Glossengedicht mit lat. und dt. Lemmata)

5 Mein herzlicher Dank gilt den Mitarbeitern des Archivs für ältere Akten (RGADA). Die Mög-
lichkeit, die hansischen Quellen zur Beziehungen der Hanse mit Gross Novgorod zu erfassen
und zu veröffentlichen (u. a. in: SQUIRES/FERDINAND [2002]; SQUIRES [2009a]), verdanke ich der
damals (d. h. im Jahr 2000) wohl mutigen Entscheidung des Archivdirektors Herrn Dr. M. P.
Lukitschev. Bei den Archivrecherchen stand mir Herr Jevgenij Rytschalovskij, Mitarbeiter des
Archivs, mit seinen vielseitigen Kenntnissen und seiner freundlichen Unterstützung und Hilfsbe-
reitschaft jederzeit zur Seite; auch bei den Arbeiten an diesem Beitrag konnte ich mich auf seine
wertvollen Auskünfte und Hinweise stützen. Ihm gilt daher mein ganz besonderer Dank.
Russland: CATHERINE SQUIRES [interne Korrektur 27.6.2011] 7

Lateinisches Lemma jeweils rot: Aue, Maria, gratia, plena, benedicta, tu, in mu-
lieribus usw. Textprobe zu fructus: Ein frucht von dynem libe quam / Das ist des
waren gotis lamp / Das vns von allen svnden nam. / Das lamp heysset Jhesus ...
Bl. 223v-226r ‘Der Bauern Lob’ (‘Der Ackermann’):
Der ackerman. / Swyget vnd nemet in uwer synne/ Der warheit wil ich beginnen. /
Got hat geschaffen mancherley geschlecht / herrn graffen ritter vnd knecht ... – ...
Got gebe dem gebure vnd siner frawen / Ein seligen guten tag / Vnd vns allen mit
erynander. / Gebent mir drincken ich muß furbaz wanden. / Ach wie fro ich was /
Do ich Schreyb deo gratias
Die Handschrift ist 1450-1456 vom Mönch Siegfrid Schlundlin im Benedikti-
nerkloster Amorbach geschrieben worden und befand sich dort bis zum 19. Jahr-
hundert; anschließend gelangte sie in deutschen Privatbesitz (Exlibris mit dem
Namen Fröhlich); 1865 kam der Kodex in den Besitz des MGAMID (Moskauer
Hauptarchiv des Außenministeriums) und später in das 1914 gegründete Archiv
RGADA (damals und bis 1991 ZGADA).6
SCHIEWER/SCHIEWER [1999], S. 245-249; MOKRETSOVA [2010], S. 68f. (Nr. 9; mit
Abb.); ZOLOTOVA [2010b], S. 242-245 (Nr. 122; mit Abb.).
Nr. 14: Theologische Sammelhandschrift, lat.-dt.
RGADA, Fonds 181, Verz. 15, Nr. 1357
15. Jh. (1468: Faszikel 4, Bl. 203v) · Bayern (Amorbach im Odenwald) · deutsch
und lat.
Bl. 139r-162r Freidank (BEZZENBERGER Nr. 34; GRIMM h), dt. Verse mit jeweils
vorangestelltem lat. Text
Inepto nomen opi discretio donat / Virtutes alias quam su(m)ma laude coronat /
Ich binß genant die bescheydenheyt / Die aller tugent krone treyt / (Bl. 139r) Wer
zweyen herren dynen will / Der darff guttes gluckes vil ...
Bl. 162v-165r ‘Rat der Vögel’ (‘Vogelparlament’)
Textproben: (Bl. 162v): Der falcke. / mit krafft deynen feynden widerstant / So
machs du fryd vber alle landt / Vnd schone herre deynes armen dyett / Das sy
grossen schaden leyden nitt (Bl. 163v): Dye nachtigal / Ernst und Schemde saltu
han Zu rechter zeyt vnmuße lan Demutigkeyt dye habe lyp Hoffart solt du volgen
mit / Wan sy machen manchen man / Das er sich nicht selbß erkennen kan
Bl.166r-203v Frowin von Krakau: ‘Antigameratus’, lat.-dt.
SCHIEWER/SCHIEWER [1999], S. 249-252.
Die beiden letztgenannten Handschriften, Nr. 1354 und Nr. 1357 aus dem Fonds 181 (Verz. 15), ge-
hören zu den in Deutschland als Amorbacher Handschriften bekannten Stücken, die schon seit dem
19. Jahrhundert das Interesse der Forscher erweckt haben. Die Benediktinerabtei Amorbach wurde
1802 aufgehoben. Die Buchbestände gingen in den Besitz der Fürsten zu Leiningen über, die schon
1816 mit der Versteigerung der Bücher begannen. Als die Bibliothek 1851 veräußert wurde, müssen

6 Zur Geschichte des Fonds 181 und der ihm vorangehenden Sammlungen vgl. bereits SCHIEWER/
SCHIEWER [1999] S. 240f.
8 Russland: CATHERINE SQUIRES [interne Korrektur 27.6.2011]

die beiden Amorbacher Handschriften jedoch bereits verkauft gewesen sein, vgl. dazu die Notiz des
Sammlers Fröhlich: “Diesen Codex erkaufte ich noch vor der allgemeinen Veräußerung der Biblio-
thek, gleichfalls im Jahr 1851, durch Vermittlung des Archivdirectors Mone in Carlsruhe, welcher
dieselbe von Amorbach entlehnt hatte.”7 Die Geschichte der beiden Handschriften in den russischen
Archiven reicht also bereits bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück.

Nr. 15: Marquard von Lindau: ‘Auszug der Kinder Israel’


RGADA, Fonds 181, Verz. 16, Nr. 1406 (olim Nr. 1332)
Papier · 235 Blätter · Mitte 15. Jh.
Auf dem vorderen Deckel des Einbands ist eine aus einem gedruckten Katalog
(Auktionskatalog?) ausgeschnittene Beschreibung eingeklebt: “Manuscript. Geist-
liche Betrachtungen über die Urgeschichte des jüdischen Volkes, insbesondere über
den Auszug aus Egypten nach dem gelobten Lande, und über die zehn Gebote, in
Gesprächen zwischen einem meister und einem Jünger bestehend aus 228 in zwei
Columnen beschriebenen Blättern, von mehreren sehr leserlichen Händen, aus der
Mitte des 15ten Jahrhunderts. Vollständig in gleichzeitigem Einband.”
Bl. 1r-229v Noli timere sed / desende in Egyptum quia in gentem magnum satiam
te ibi ... etc. Also stat geschriben in dem ersten Bůch der Alten. Daz got sprach zů
dem hailigen patriarchen Jacob. Du solt dir fúrhten nit wan ich wil dich zů ainem
grossem geschlehte machen ab in Egyptoland (Bl. 114rb) Der Junger. ich merke
wol daz reinikeit ein wirdig tugent ist daz si mitim(?) reinikeit gehalten wirt. Aber
ich fůrchte daz lůtzel menschen sigent die dis tigent in warer luterkeit (Bl. 114va)
haltent. Dar vmb sag mir wa mit dis tugent befleket werde an ir adel. Der meister.
du hörst wol dz man lut vindet die dis tugent haltent nach ir wirdikeit. ...
Bl. 230-234v, 235v leer
Bl. 235r Brief mit dem Namen der Besitzerin des Kodex: Schwester Klara Brum-
sinen
Nr. 16: Nowgoroder Schra I (L)
RGADA, Fonds 1490, Verz. 1, Nr. 1 (olim Lübeck, Statdtarchiv, Ruthenica Nr. 1)
zwischen 1229 und 1250 · Visby auf Gotland · mnd.
Abdruck: LUB, I, Nr. 163; LECUB, VI, Nr. 2730; SCHLÜTER [1911].
Abbildung: SQUIRES/FERDINAND [2002], Tafel 12; SQUIRES [2009a], Abb. 5.
Nr. 17: Nowgoroder Schra II (L)
RGADA, Fonds 1490, Verz. 1, Nr. 3 (olim Lübeck, Stadtarchiv, Ruthenica Nr. 3)
1294-1295 · Lübeck · mnd.
Abdruck: SCHLÜTER [1911].
Nr. 18: Nowgoroder Schra (Fassung IIIa aus Lübeck)
RGADA, Fond 1490, Verz. 1, Nr. 4 (olim Lübeck, Stadtarchiv, Ruthenica Nr. 4)
Anfang 14. Jahrhundert · Visby auf Gotland · mnd.

7 Zitiert nach: SCHIEWER/SCHIEWER [1999], S. 244; dort auch eine ausführliche Schilderung des
Verkaufs.
Russland: CATHERINE SQUIRES [interne Korrektur 27.6.2011] 9

Abdruck: SCHLÜTER [1911].


Abbildung: SQUIRES/FERDINAND [2002], Abb. 15.
VI. Die Wissenschaftliche Bibliothek der Moskauer Staatlichen
M. V. Lomonosov Universität (NB MGU)
Die Handschriftensammlung der 1755 gegründeten Kaiserlichen Moskauer Uni-
versität (Imperatorskij Moskovskij Universitet = IMU, heute Moskauer Staatliche
M. V. Lomonosov Universität = MGU) geht auf die Zeit vor den Napoleonischen
Kriegen zurück. Die Bestände wurden jedoch zum größten Teil 1812 beim gro-
ßen Brand von Moskau vernichtet, so dass sich der heutige Bestand vor allem aus
Neuerwerbungen und Schenkungen zusammensetzt. Zu den Schenkungen gehört
beispielsweise eine lateinische Bibel aus den Jahren 1240-1260 aus einem Pariser
Skriptorium (aus dem Besitz von P. G. Demidov).8 Neben vielen Rossica und Sla-
vica besitzt die Universitätsbibliothek auch eine wertvolle, bereits 1805 angelegte
Sammlung griechischer Handschriften aus dem 9., 11. und 15. Jahrhundert.9 Zum
50-jährigen Jubiläum der Universität im Jahr 1805 erhielt die Bibliothek auch
zwei griechische Handschriften aus Sankt Petersburg aus der Sammlung von Petr
Dubrowskij (1754-1816).10 Zuwachs bekam die Moskauer Universitätsbibliothek
schließlich auch durch private Nachlässe berühmter Staatsleute (des renommierten
Generals Alexej Jermolov, des Mitgründers und Patrons der Universität Graf Ivan
Schuvalov und anderen) sowie durch private Sammlungen. Ergänzt wurden diese
Bestände im 18. und 19. Jahrhundert durch Nachlässe und dienstliche Sammlungen
von Gelehrten und Professoren der Universität, von denen viele in Deutschland
studiert hatten oder gebürtige Deutsche im Dienst des russischen Staates waren.
Durch ihre langjährigen engen Beziehungen zu Deutschland und zur deutschen
Wissenschaft und Kultur entstand so ein natürlicher Zuwachs der deutschspra-
chigen Bestände, unter denen sich nicht nur Bücher, sondern auch universitäre
Dokumente und Manuskripte von Werken deutscher Professoren befanden (natur-
wissenschaftliche Schriften wie z. B. Göbels ‘Anorganische Chemie’ oder die ‘En-
thomologischen Beyträge der Moscauer Gegend’ von Zetter).11 Diese Materialien
reichen in der Regel nicht weiter zurück als in die 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts,
doch kamen in Einzelfällen auch ältere Schriftstücke durch Ankauf12 oder mit den

8 Ihre schöne Perlschrift und die kostbare Illuminierung sind mehrmals in Veröffentlichungen von
I. P. MOKRETZOVA beschrieben und abgebildet worden, s. z. B. MOKRETSOVA/SCHEGOLEVA [2010].
9 Zur Geschichte des griechischen Bestands s. FONKITSCH [2006].
10 Dazu FONKITSCH [2006], S. 10f.; P. P. Dubrowskij hatte um 1800 mehrere kostbare Schriften in
Frankreich erworben, die 1805 in die Sammlung des Zaren Alexanders I. und der Ermitage auf-
genommen wurden. Zu den durch Dubrowskij erworbenen Beständen der heutigen Russischen
Nationalbibliothek in Sankt Petersburg s. KISELEVA [2004], S. 65-68.
11 Zum Beitrag der deutschen Wissenschaftler und Professoren am Aufbau und Leben der Kaiser-
lichen Moskauer Universität seit ihrer Gründung s. PETROV [1997].
12 Eine Handschrift des Hamburger Stadtrechts aus dem frühen 17. Jahrhundert ist beispielsweise
(laut einem Vermerk auf der inneren Seite des Vorderdeckels) im 19. Jahrhundert aus Königsberg
10 Russland: CATHERINE SQUIRES [interne Korrektur 27.6.2011]

Sammlungen dieser Wissenschaftler nach Moskau. So brachte zum Beispiel der


Naturforscher und Sammler Gotthelf Fischer von Waldheim, seit 1804 Professor
an der Moskauer Universität, wertvolle Manuskripte und Drucke mit. Einen Teil
seiner Sammlung hatte er der Pariser Sorbonne geschenkt, den anderen Teil (der
auch handschriftliche Stücke enthielt) überreichte er 1847 der Moskauer Univer-
sität.13 Schon seit den Zeiten der Kaiserlichen Moskauer Universität besitzt die
Bibliothek ein lateinisches Gebetbuch aus dem 15. Jahrhundert und eine Hand-
schrift mit einer hochdeutschen Fassung des Hamburger Stadtrechts vom Anfang
des 17. Jahrhunderts.
Der größte Teil der deutschen Handschriften kam jedoch erst in der Nachkriegs-
zeit in die Bibliothek. Zu diesen handschriftlichen Textzeugen und Druckfrag-
menten gehören vor allem die aus dem ehemaligen Domgymnasium in Halberstadt
stammenden Materialien, von denen die meisten Stücke noch nicht identifiziert
und wissenschaftlich erschlossen waren.14 Im Laufe der seit 1997 in Moskau
durchgeführten Erforschung des Bestandes gelangen neben der Wiederentdeckung
der bisher als Kriegsverlust geltenden Stücke auch zahlreiche bedeutende Neu-
funde.15 Eine Übersicht über die ‘Dokumentensammlung Gustav Schmidt’16 mit
einem Verzeichnis der Handschriften erschien 200417 – ein ausführlicher Katalog
folgte im Jahr 2008.18 Von den 102 Einheiten der Sammlung gehören 89 Hand-
schriften- und Druckfragmente in die Zeit zwischen dem 9. und 16. Jahrhundert;
bei 16 Stücken handelt es sich um deutschsprachige Handschriftenfragmente.
Von Interesse ist neben der ‘Dokumentensammlung Gustav Schmidt’ auch eine
aus dem Lübecker Archiv stammende Sammlung von Fotografien, da sich darun-
ter auch Fotografien von Handschriften befinden.19 Obwohl es sich hierbei nicht

gekommen.
13 In Publikationen zur Geschichte der Universität Moskau werden meistens Druckfragmente (Do-
nat-Inkunabeln und die Gutenberg-Bibel) erwähnt (s. LETOPIS’ [1979], S. 74; SOROKIN [1980],
S. 74f.); unter den Schenkungen befand sich aber auch eine Donat-Handschrift und anderes
Schriftgut. Fischer von Waldheim, der 1853 gestorben ist, wurde in Moskau beigesetzt; ausführ-
licher zu seinem Leben und Werk s. PETROV [1997], S. 103-112.
14 Von den mittelalterlichen Materialen der Sammlung erwiesen sich 62 Stücke als der Wissen-
schaft noch unbekannt, s. SQUIRES [2008b].
15 Vgl. eine erste Übersicht bei SKVAIRS [2004] sowie GANINA/SQUIRES [2010] zum Mechthild-
Fund.
16 Die in Moskau befindliche Sammlung ist nicht mit dem privaten (und auch als Kriegsverlust
geltenden) Nachlass des Halberstädter Gymnasialdirektors Gustav Schmidt identisch. – Den
Namen ‘Gustav Schmidt’ erhielt die Sammlung bei ihrer Systematisierung und Beschreibung
in der Moskauer Universitätsbibliothek in Anerkennung seiner Rolle und seines Beitrags zur
Erforschung der Handschriften des Halberstädter Domgymnasiums.
17 SQUIRES/GANINA [2004].
18 Der Katalog ist in Moskau in kyrillischer Schrift erschienen: SQUIRES/GANINA [2008b], S. 27-128.
Eine deutsche Fassung ist in Vorbereitung.
19 Die Fotokopien aus dem Lübecker Archiv bildeten ursprünglich keine einheitliche Sammlung;
es handelt sich vielmehr um Akten unterschiedlicher Provenienz (neben Lübecker Dokumenten
finden sich auch mehrere aus anderen Archiven und zu verschiedenen Gelegenheiten in den frü-
Russland: CATHERINE SQUIRES [interne Korrektur 27.6.2011] 11

um handschriftliche Originale handelt, verdient die Sammlung vor allem deshalb


Beachtung, da sie auch Abbildungen von kriegsbedingt verschollenen und noch
nicht wiederentdeckten Schriftstücken enthält (vgl. unten Nr. 34).
Da zu den Handschriften der ‘Dokumentensammlung Gustav Schmidt’ ein
umfassender Katalog vorliegt (SQUIRES/GANINA [2008b]), beschränken wir uns
im Folgenden auf eine kurze Wiedergabe der dort gegebenen Beschreibungen;
darüber hinaus gehende neue Erkenntnisse werden ausführlicher dargestellt.
1) Fonds 40 ‘Dokumentensammlung Gustav Schmidt’
Nr. 19: ‘Mittelfränkische Reimbibel’ (Fragment *A)
NB MGU, Fonds 40, Nr. 37 (olim Halberstadt, Bibl. des Domgymn., Fragm. 3)
Anfang 12. Jh. · mittelfränkisch · 4 Pergamentblätter (sechs weitere Blätter der-
selben Hs. befinden sich in Halle).
Beschreibung: SQUIRES/GANINA/ANTONETZ [2008], S. 62-64.
Abbildung: SQUIRES/GANINA [2008], Tafel XXV (Abb. 42).
Nr. 20: ‘Mittelfränkische Reimbibel’ (Fragment C)
NB MGU, Fonds 40, Nr. 38 (olim Halberstadt, Bibl. des Domgymn., Fragm. 4)
Anfang 12. Jh. · mittelfränkisch · 3 Pergamentblätter mit dem inneren Rande eines
vierten Blattes.
Beschreibung: SQUIRES/GANINA/ANTONETZ [2008], S. 65f.
Abbildung: SQUIRES/GANINA [2008], Tafel XXVII (Abb. 45).
Nr. 21: ‘Halberstädter Makkabäer’ (Fragment)
NB MGU, Fonds 40, Nr. 39 (olim Halberstadt, Bibl. des Domgymn., Fragm. 6)
Anfang 13. Jh. · mittelfränkisch · 2001 restauriert
Beschreibung: SQUIRES/GANINA/ANTONETZ [2008], S. 67f.
Abbildung: SQUIRES/GANINA [2008], Tafel XXVIII (Abb. 46, 47, 48).
Nr. 22: Lektionar (Fragment)
NB MGU, Fonds 40, Nr. 40
14.-Anfang 15. Jh. · deutsch · 1 Doppelblatt und Rest eines dritten Blattes
Beschreibung: SQUIRES/GANINA/ANTONETZ [2008], S. 68f.
Nr. 23: Wolfram von Eschenbach: ‘Willehalm’ (Fragment 89)
NB MGU, Fonds 40, Nr. 41
1. Hälfte 14. Jh. · westmitteldeutsch · 2 Pergamentblätter
Beschreibung: SQUIRES/GANINA/ANTONETZ [2008], S. 69f.; GANINA/WOLF [2000]
(mit Abdruck).
Abbildung: GANINA/WOLF [2000], Abb. 21; SQUIRES/GANINA [2008], Tafel XXIV
(Abb. 41).

hen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts für Lübeck kopierte Materialien). Eine Systematisierung
des Fotoarchivs ist abgeschlossen und eine Beschreibung ist in Vorbereitung.
12 Russland: CATHERINE SQUIRES [interne Korrektur 27.6.2011]

Nr. 24: ‘Macer floridus’, dt. (Fragment)


NB MGU, Fonds 40, Nr. 42 (olim Halberstadt, Bibl. des Domgymn., Fragm. 11)
Spätes 14. Jh. · deutsch · 4 Pergamentblätter
Beschreibung: SQUIRES/GANINA/ANTONETZ [2008], S. 71-73.
Abdruck: SCHMIDT [1881a], S. 155-182.
Abbildung: SQUIRES [2010], Abb. 1.
Nr. 25: ‘Halberstädter Rezeptar-Fragment’
NB MGU, Fonds 40, Nr. 43 (olim Halberstadt, Bibl. des Domgymn., Fragm. 12)
15. Jh. (Schnell [2012]) · deutsch · 4 Pergamentblätter
Beschreibung: SQUIRES/GANINA/ANTONETZ [2008], S. 73f.
Abdruck: SCHMIDT [1881a], S. 150-155.
Abbildung: SQUIRES [2010], Abb. 2.
Nr. 26: Berthold von Regensburg: Predigten (Fragment h)
NB MGU, Fonds 40, Nr. 44 (olim Halberstadt, Bibl. des Domgymn., Fragm. 13)
14.-15. Jh. · mitteldeutsch-niederdeutsch · 8 Pergamentblätter
Beschreibung: SQUIRES/GANINA/ANTONETZ [2008], S. 74-77.
Abdruck: SCHMIDT [1881b], S. 155-182.
Abbildung: SQUIRES/GANINA [2008], Tafel XXIX (Abb. 49).
Nr. 27: ‘Seebuch’ (Fragment C)
NB MGU, Fonds 40, Nr. 45 (olim Halberstadt, Bibl. des Domgymn., Fragm. 14)
15. Jh. · niederdeutsch · 3 Papierblätter
Beschreibung: SQUIRES/GANINA/ANTONETZ [2008], S. 77-79.
Abdruck: SKVAIRS [2002], S. 88-91.
Abbildung: SQUIRES/GANINA [2008], Tafel XXXIII (Abb. 54).
Nr. 28: ‘Halberstädter Marienklage’ (M 51; Fragment)
NB MGU, Fonds 40, Nr. 46 (olim Halberstadt, Bibl. des Domgymn., Fragm. 15)
15. Jh. · thür. · mit Noten · 2 Papierblätter · 2001 restauriert
Beschreibung: SQUIRES/GANINA/ANTONETZ [2008], S. 79f.
Abdruck: SCHMIDT [1881c], S. 31f.
Nr. 29: Mechthild von Magdeburg, ‘Das fließende Licht der Gottheit’ (Frag-
ment)
NB MGU, Fonds 40, Nr. 47
Ende 13. Jh. · mitteldeutsch-niederdeutsch · 6 Pergamentblättern (2 Doppelblätter
und oberer Teil eines dritten Doppelblattes)
Inc. (Bl. 1r): rehte... minne di hat siben aneginne…
D[i] rechte g[otis]20 minne di hat siben anegin
ne. Di vroliche minne di trit in den weg.../
Expl. (Bl. 6v): /... di got in al irme tunde

20 Das Wort steht auf einem Riss im Pergament.


Russland: CATHERINE SQUIRES [interne Korrektur 27.6.2011] 13

luterliche meinen. zu den muz sich


got naturliche neigen. Di sele. Ich
wande swen ich mich durch got
begeue. daz ich denne vil ho gesti //
Beschreibung: SQUIRES/GANINA/ANTONETZ [2008], S. 80f.21
Abdruck: GANINA/SQUIRES [2010], S. 70-81.
Abbildung: GANINA/SQUIRES [2010], Abb. 1-2.
Nr. 30: Gebet gegen eine Krankheit
NB MGU, Fonds 40, Nr. 48
15. Jh. · niederdeutsch · 1 Papierblatt (Rolle)
Beschreibung: SQUIRES/GANINA/ANTONETZ [2008], S. 81.
Abdruck: SQUIRES [2005], S. 342.
Abbildung: SQUIRES [2005], S. 351f. (Abb. 1-3).
Nr. 31: Volksmedizinisches Büchlein (Fragment)
NB MGU, Fonds 40, Nr. 49
15. Jh. · deutsch · 1 Papierdoppelblatt
Beschreibung: SQUIRES/GANINA/ANTONETZ [2008], S. 82f.
Abdruck: MOROSOWA [2003].
Abbildung: SQUIRES/GANINA [2008]: Tafel XXXII (Abb. 52-53); SQUIRES [2010],
Abb. 1.
Nr. 32: Geistliche Handschrift (Fragment)
NB MGU, Fonds 40, Nr. 50
14.-15. Jh · mit niederdeutschen Elementen · unterer Teil eines Papierdoppelblattes
mit je 5 und 6 Zeilen
Beschreibung: SQUIRES/GANINA/ANTONETZ [2008], S. 83.
Nr. 33: Geistliche Handschrift (Fragment)
NB MGU, Fonds 40, Nr. 51
14.-15. Jh. · mit niederdeutschen Elementen · 1 Pergamentblatt
Beschreibung: SQUIRES/GANINA/ANTONETZ [2008], S. 83f.

2) Aus: NB MGU, [Fotoarchiv]


Nr. 34: ‘Lübisches Recht’ (Fotografie der ersten Seite des Codex des lübischen
Rechts von 1294, mittelniederdeutsch)
NB MGU [Fotoarchiv, Nr. 4]
Das Original des 1294 im Auftrag Albrechts von Bardewik niedergeschriebenen
Kodex ist kriegsbedingt verschollen (Vermerk in der Kartei des Archivs Lübeck:

21 Im Katalog von 2008 ist das erst 2009 identifizierte Mechthild-Bruchstück noch als “Geistliches
Fragment” bezeichnet.
14 Russland: CATHERINE SQUIRES [interne Korrektur 27.6.2011]

“o. Rückgabe”). Letzter bekannter Standort: Lübeck, Archiv der Hansestadt, Hs.
734.
Beschreibung (der Handschrift): KORLÉN [1945], S. 136.
Textabdruck: LUB, Bd.1, Nr. IV A, (S. 5); HACH [1839], S. 229ff.
Abbildung (der Fotokopie): SQUIRES [2009b], S. 229 (Abb. 7).

VII. Staatliches Historisches Museum (GIM),


Abteilung für schriftliche Quellen (OPI)
Das in unmittelbarer Nähe des Kreml am Roten Platz gelegene Staatliche Histo-
rische Museum (Gosudarstvennyj Istoricheskij Muzej = GIM) wurde 1883 ge-
gründet und besitzt beträchtliche Handschriftenbestände, die aber überwiegend zur
Geschichte Russlands und des russischen Staates gehören. In der Handschriftenab-
teilung des Museums befinden sich nach Aussage der Mitarbeiter keine deutschen
Handschriften. Eine zweite Sammlung von Schriftstücken wird in der Abteilung für
schriftliche Quellen (Otdel pis’mennych istochnikov = OPI) aufbewahrt, die seit
1912 existiert und etwa 15 Millionen Aktenseiten zur Geschichte Russlands aus
dem 16. bis 20. Jahrhundert besitzt. Im Laufe ihrer Geschichte hat die Abteilung
private Archive und Sammlungen (darunter auch thematische Sammlungen zum
Bildungswesen, Urkunden des russischen Adels usw.), Dokumentensammlungen
von Institutionen und ähnliche Bestände übernommen. Manche dieser Sammlungen
enthalten auch westeuropäische Materialien; so befinden sich beispielsweise in
der Sammlung des Grafen Grigory Orlov (1777-1826) etwa 4000 Autographe von
Monarchen, prominenten Staatsleuten, Künstlern und Wissenschaftlern aus allen
europäischen und amerikanischen Staaten aus der Zeit vom 15. bis 19. Jahrhun-
dert.
Von diesen fremdsprachigen Stücken der Abteilung, die sich zumeist in den
entsprechenden Fonds im Bereich ‘Varia’ befinden, ist der größte Teil noch nicht
erforscht. Kataloge oder Verzeichnisse dieser westlichen Schriftstücke existieren
nicht; genaue Identifizierungen und Beschreibungen stehen noch aus. Da die Ab-
teilung bis 2012 geschlossen bleiben muss – sie zieht von ihrem jetzigen Standort
in den Stadtteil Izmailovo neben das Hauptgebäude des Museums –, können diese
notwendigen Arbeiten auch in den kommenden Jahren nicht in Angriff genommen
werden.22
Eine systematische Darstellung ist also für das Historische Museum nicht mög-
lich, weil weder ältere Beschreibungen existieren noch die Möglichkeit bestand,
die Handschriften vor Ort einzusehen. Einzelne, meist in anderem Zusammen-
hang unternommene Vorhaben, haben aber gezeigt, dass die Aussichten, im GIM
deutsche Handschriften zu entdecken, durchaus gegeben sind. So ist zum Beispiel
die Kunsthistorikerin Ekaterina Zolotova während ihrer Arbeit an der Katalogi-

22 Für die freundlichen Auskünfte sei dem Leiter der Abteilung OPI GIM, Andrej Janovskij herz-
lich gedankt.
Russland: CATHERINE SQUIRES [interne Korrektur 27.6.2011] 15

sierung der illustrierten westeuropäischen Handschriften in der OPI des GIM auf
Fragmente einer in deutscher Sprache verfassten allegorischen Beschreibung des
Schachspiels gestoßen. Der Fund ist 2010 veröffentlicht und in den Katalog der
westeuropäischen illustrierten Handschriften aufgenommen worden (ZOLOTOVA
[2010b]).23
Nr. 35: Jacobus de Cessolis: ‘Schachzabelbuch’
GIM OPI, Fond 70, Nr. 1
15. Jh. (ZOLOLOTOVA, SQUIRES) · Süddeutschland · deutsch
8 Papierfragmente mit Illustrationen zu den Schachfiguren, aus einer Schachzabel-
Handschrift ausgeschnitten (mit kleinen auf der Vorder- bzw. Rückseite stehenge-
bliebenen Textteilen) und in ein sogenanntes Album Amicorum eingeklebt. Die Zeit
der Entstehung des Albums ist den Inschriften auf dem Einband zu entnehmen.
Auf dem Vorderdeckel steht: BARBARA DE STOPPELLAER, auf dem hinteren
Deckel POUR PARVENIR J’EN DURE und GEORGE JACOB 1625. Das Albums
dürfte also um 1625 entstanden sein (ZOLOTOVA [2010a], S. 9). Die Fragmente aus
dem ‘Schachzabelbuch’ sind allerdings älter.
Von dem Werk ‘De ludo scacchorum’ des Jacobus des Cessolis existieren mehrere deutsche
Übersetzungen. Die älteste Reimfassung stammt von dem schwäbischen Dominikaner Konrad von
Ammenhausen (1337), drei weitere Prosafassungen sind anonym überliefert. ZOLOTOVA [2010b]
konnte nachweisen, dass die Fragmente aus dem GIM den gleichen Text enthalten wie eine Hand-
schrift in der Heidelberger Universitätsbibliothek (Cod. Pal. Germ. 463), die der zweiten Prosafas-
sung zugerechnet wird (ZOLOTOVA [2010a], S. 11f.).
In ihrer Publikation zu diesem Neufund (ZOLOTOVA [2010a]) konzentriert sich die Autorin auf
die kunsthistorische Beschreibung der Illustrationen und auf das Äußere der Handschrift, deren Ent-
stehung sie anhand der Bilder in das 15. Jahrhundert setzt. Zum Textbestand und zur Sprache lassen
sich noch kleine Ergänzungen anbringen:
Die Textentsprechungen sind:
Bl. 85 (Überschrift): Cpg 463, Bl. 1r
Bl. 87 (Ritter): Cpg 463, Bl. 19r
Bl. 91 (die Alten): Cpg 463, Bl. 15 r-v
Bl. 99 (siebter Bauer, mhd. vende): Cpg 463, Bl. 57r
Bl. 91 (vierter Bauer): Cpg 463, Bl. 45v
Bl. 95 (achter Bauer): Cpg 463, Bl. 60v
Bl. 93 (zweiter Bauer): Cpg 463, Bl. 37r
Bl. 97 (sechster Bauer): Cpg 463, Bl. 54r
Daneben finden sich aber auch Abweichungen im Text. So fehlt im Cpg 463 die Überschrift Schach-
zabel ist das puch genant vnd hebt sich hie an. Eine ähnliche Überschrift findet sich in einer Hand-
schrift der Österreichischen Nationalbibliothek: Hie hebt sich an das schachzabel spil....24 – Im
Textabschnitt über den vierten Bauer ist der Schluss des vorangehenden Textteils stehengeblieben;

23 Die Autorin hat die Informationen aus ihrem Katalog freundlicherweise für diesen Beitrag zur
Verfügung gestellt. Ihr gilt dafür mein herzlicher Dank.
24 Wien, ÖNB, Cod. 2801; zitiert nach HERMANN MENHARDT, Verzeichnis der altdeutschen litera-
rischen Handschriften der Österreichischen Nationalbibliothek, Bd. 1 (Veröffentlichungen des
Instituts für deutsche Sprache und Literatur 13), Berlin 1960, S. 313f.
16 Russland: CATHERINE SQUIRES [interne Korrektur 27.6.2011]

dieses Textende (…si ein weib was) findet sich nicht im Heidelberger Cpg 463 und deutet auf weitere
Textunterschiede.
Neben kleineren grammatisch-syntaktischen Varianten (wie sein rechte hant GIM OPI – die
rechte hand Cpg 463), lassen sich im erhaltenen Text ansonsten nur kleine Abweichungen beobach-
ten, die meistens die Wortstellung betreffen:
GIM OPI: vnd der sol also gestalt sein er sol in der/
Cpg 463: der sol sin also gestalt er sol haben in der...
Anfang (Bl. 85): // Schachzabel ist das puch genant vnd hebt sich hie an. Ich bruder / Iacob von /
Cassalis bin über / wunden von / der bruder / weltlicher studenten // (im Bild rechts Darstellung
eines Mönchs, der mit seinem Zeigerfinger zu einem Buch in seiner linken Hand zeigt).
Ende (Bl. 91): Der sibend fend sol / sten zu der lencken seiten des Ritters vnd er sol sein ein man
der//
Die durchgeführte Diphthongierung u>au (auff) und ī >ei-, ai-Schreibung (laid, sein, weib, seiten)
zusammen mit der Form des Zahlworts achtende (vgl. KLUGE [1967], S. 6, in Anlehnung an H.-FR.
ROSENFELD: XV.-XVI. Jh.) würde die Datierung ins 15. Jahrhundert stützen. Phonetische Züge wie
die durchgeführte Konsonantenverschiebung b>p (puch), d>t (betewtet) und Diphthongvarianten
ie/iu>ew (frewd) und ai (laid) könnten in den Süden deuten. Die ausgeschnittenen Handschriften-
fragmente sind also viel älter als das Album; und sie stammen auch sicher nicht aus der Sprachland-
schaft, die der holländisch-flämische Name der Album-Empfängerin nahelegt.
Dieser Einzelfund ragt thematisch und handschriftenhistorisch aus den deutschen Handschriften-
beständen dieser Institution heraus und zeigt, dass auch in solchen privaten Sammlungen des GIM
interessante Entdeckungen möglich sind.

Beschreibung: ZOLOTOVA [2010b], S. 271 (Nr. 135).


Abbildung: ZOLOTOVA [2010b]: Bl. 345-347.

VIII. Staatliche Öffentliche Historische Bibliothek (GPIB), Rara-Abteilung


Die Staatliche Öffentliche Historische Bibliothek (Gosudarstvennaja Publichnaja
istoricheskaja Biblioteka = GPIB) besitzt in ihrer Rara-Abteilung (ORK= Otdel
redkich knig) neben seltenen Drucken auch Handschriften. Von diesen sind drei
deutschsprachig, zwei weitere Schriftstücke sind lateinisch-deutsch. In die Zeit vor
1500 gehört davon nur eine (Nr. 36); verzeichnet wird hier zusätzlich noch eine
spätere, thematisch verwandte Handschrift (Nr. 37). – Der Handschriftenbestand
dieser Bibliothek wurde in den vergangenen Jahren erschlossen; ein Gesamtkatalog
der Handschriften wird Anfang 2011 erscheinen:
Каталог рукописей XIV-XIX вв. на иностранных языках из Отдела редких книг ГПИБ. Сост.
Н.А.Зеленяк-Кудрейко. Под ред. М.Д.Афанасьева. [москав, Изд-во ГПИБ, 2011] = ZELENJAK-
KUDREJKO [2011].
Der Verfasser des Katalogs, NIKOLAJ ZELENJAK-KUDREJKO, Mitarbeiter in der Rara-Abteilung,
hat für jede deutsche Handschrift eine kodikologische und paläographische Beschreibung erarbeitet,
die Angaben über das Papier und die Wasserzeichen, den Typ und das Material des Einbands sowie
Kommentare zu den historischen Zusammenhängen und zu den erwähnten Namen und Ereignissen
enthält. Der Inhalt der Handschriften ist ausführlich dargestellt, spätere Glossen und Vermerke sind
angegeben und kommentiert. Informationen zur Entstehung, zur Geschichte und zu den früheren
Aufbewahrungsorten jeder Handschrift wurden sorgfältig zusammengetragen. Wir können uns da-
her hier mit einer kurzen Auflistung der einschlägigen Schriftstücke begnügen, da für Details und
Russland: CATHERINE SQUIRES [interne Korrektur 27.6.2011] 17

weitere Informationen in Kürze der gedruckte Katalog zur Verfügung stehen wird.25 Als Grundlage
für die Datierung sind im Katalog Charakteristika des Papiers und der Wasserzeichen wie auch der
Inhalt der Handschriften und im Text vorkommende Jahresangaben benutzt worden. Besonderheiten
der Schrift und der Sprache wurden nicht für die Datierung herangezogen.

Nr. 36: Walther Ekhardi: ‘Neun Bücher Magdeburgischen Rechts’


GPIB, OIK-358; vgl. ZELENJAK-KUDREJKO, S. 17-19 (Nr. 2)
Papier · 209 Blätter · Preußen · 1430 · deutsch
Die Schrift (von mehreren Schreibern) wird von ZELENJAK-KUDREJKO als polnische
Bastarda charakterisiert. – Die Handschrift stammt aus Königsberg; ZELENJAK-
KUDREJKO identifizierte sie mit der Nr. 158 (CLVIII) im Handschriftenkatalog der
Königlichen und Universitätsbibliothek Königsberg; am Anfang fehlen die ersten
Blätter des Registers – wie bereits im 1861 erschienenen Königsberger Katalog26
angegeben.
Anmerkung: Für die Beurteilung der Sprache dürfte folgende Textprobe von Interesse sein:
Bl. 1r (Beginn des Registers): Uon der hirten rechte wy sy das vy sullen bewaren. Articulius vna.
Uon vye das schaden tut an luten adder an vye
Bl. 1vb Liber sextus. Hy setzze wir dy register des sechsten búches daz do sagit von allir hande
vngerichte alse missehandelunge totslege vnd wunden binden etc.
Bl. 2rb Liber viimus Hy sagin wir Wellen jndesem sebenden buch wy sich das reych irst ir hube zu
babilonia vnd wy is an dy Romer quam vnd wy dy worden besatzt ...
Bl. 209r Wettet dem richter vnd gebit jeme seyne Busse hy clagit von den clagen dar so clagit do in
val jnkumpt js ensey deme das dy ynselle der redin mit wortin entscheyden werdin is das man anders
dy clage nicht entscheyde. Amen, etc.

Weitere Quellen zur Rechtsgeschichte Preußens, darunter eine andere Fassung


desselben Denkmals des deutschen (Magdeburger) Stadtrechts – in der nördlichen
Variante des Kulmer Rechts – bietet eine jüngere Handschrift dieser Sammlung:
Nr. 37: Das deutsche Kulmer Recht; Reformation und Ordnung der Stadt Thorn;
Concordancia der Stadt Thorn; Willkür der Stadt Thorn; Michael Teubner, Formel-
buch
GPIB, OIK-33432; vgl. ZELENJAK-KUDREJKO, S. 21-23 (Nr. 4)
Papier · 180 Blätter · Polen (Thorn in Preußen) · 16. Jh. · deutsch
Die in das Ende des 16. Jahrhunderts (ZELENJAK-KUDREJKO) datierte Handschrift
des Kulmer Rechts, in 5 Büchern, ist zusammengebunden mit einem Druck (Das

25 Für freundliche Unterstützung und Hilfe danke ich ganz herzlich der Leiterin der Rara-Abtei-
lung Dr. Tatjana Oparina und dem Direktor der Bibliothek Herrn Dr. Michail Afanasjev. Für
die großzügige Verfügungstellung der letzten Korrekturen seines Katalogs und für freundliche
Auskünfte und Hilfe bin ich Herrn Nikolaj Zelenjak-Kudrejko sehr zu Dank verpflichtet. Die
Beschreibungen wiederholen hier in gekürzter Form die Angaben des Katalogs bzw. sind ihm
entnommen. Als ‘Anmerkung’ hat die Verfasserin eigene Ergänzungen und Beobachtungen an-
gefügt.
26 EMIL STEFFENHAGEN, Catalogus codicum manuscriptorum bibliothecae Regiae et Universitatis Re-
gimontanae, Bd. I, Königsberg 1861 (Nachdruck Hildesheim/New York 1975), S. 70 (Nr. 158).
18 Russland: CATHERINE SQUIRES [interne Korrektur 27.6.2011]

alte Cölmische Recht von 1584) und einer lateinischen Handschrift (Jus Culmense;
Bl. 1-91).
Bl. 92-177 Das erste buch Culmischen rechtens und die übrigen 4 Bücher in der
redigierten Fassung und Übersetzung von Michael Teubner aus dem späten 16.
Jahrhundert;
Bl. 178-190 Constitutiones civitatis Torunensis. Reformation und Ordnung der
Heiligen Königlichen Mayestet Sigismundi des Eltern, zwischen dem Rathe, und
der gantzen gemeine zu Thorn gemacht ... 1523;
Bl. 191-200 Concordia, das ist Die Voreinigung ... zwischen erbarn Rathe, und
einer erbaren gemeine der Königlichen Stadt Thorn, 1553;
Bl. 201-236 Der Königlichen Stadt Thorn Willkhore, 1591 [!];
Bl. 237-271 Formular Buch auff den Process und andere notwendige Schrifften,
zu den rechtssachen dienstlich,...durch Michael Teubnern... zusammen gezogen
anno 1571.
Anmerkung: Die Datierung 1591 bei der ‘Willkür der Stadt Thorn’ steht im Widerspruch zur Jahres-
zahl 1584 auf dem Einband und zur 1584 datierten Schenkungsnotiz des Engländers John Herbert
an Symon Seidler in Thorn.
Textprobe (Bl. 92): Das erste buch Culmischen rechtens. De Senatoribus. Von Rathmanne und Bür-
germeister Khöre. Cap. 1. Do man die stadt Cůlmen zum ersten mit wissen vnd willen der herrschaft
besaßte, vnd ihnen gab Weichbilderecht, Do gab man ihnen selbst die recht nach ihrer eigenen
Willköre Als wurden sie zú rath, das sie Rathmanne vnd Schoppen Wehleten, die schwúren vnd
Schwe=ren noch alle iahr, wenn man sie kiset, oder Khörre helt ...

Literaturverzeichnis
FONKITSCH (2006) Б. Л.ФОНКИЧ, Греческие рукописи Научной Библиотеки Московского
государственного университета имени М. В. Ломоносова. Каталог, Москва 2006.
GANINA/SQUIRES (2010) NATALIJA GANINA und CATHERINE SQUIRES, Ein Textzeuge des ‘Fließenden
Lichts der Gottheit’ von Mechthild von Magdeburg aus dem 13. Jahrhundert, in: ZfdA 139
(2010), S. 64-86.
GANINA/WOLF [2000] NATALIJA GANINA und JÜRGEN WOLF, Ein Moskauer ‘Willehalm’-Fragment
(Fr 89), in: Wolfram-Studien XVI (2000), S. 319-335.
HACH (1839) JOHANN FRIEDRICH HACH (Hg.), Das alte lübische Recht, Lübeck 1839 (Neudruck
Aalen 1969).
KISELEVA (2004) Киселева Л.И. Латинские рукописи XIII в. Российской Национальной
Библиоткеи. С.- Петербург, 2004.
KORLÉN (1945) GUSTAV KORLÉN, Die mittelniederdeutschen Texte des 13. Jahrhunderts (Lunder
germanistische Forschungen 19), Lund 1945.
LECUB Liv-, Est- und Curländisches Urkundenbuch nebst Regesten, hg. von FRIEDRICH GEORG
BUNGE, Reval/Riga/Moskau, 1853-1914.
LETOPIS’ Летопись Московского университетаю 1775-1979. Издательство МГУ 1979.
LUB Lübeckisches Urkundenbuch, hg. von dem Verein für Lübeckische Geschichte und Alter-
tumskunde, Lübeck 1843-1873.
MOKRETSOVA/SCHEGOLEVA (2010) Catalogue of medieval West-European illuminated manuscripts
in Moscow collections / MOKRETSOVA INNA, LUDMILA SCHEGOLEVA. Editor: INNA MOKRETSOVA,
Moscow 2010.
Russland: CATHERINE SQUIRES [interne Korrektur 27.6.2011] 19

MOROSOWA (2003) МОРОЗОВА П.В. Немецкий рукописный лечебник XV в. // Вестник


Московского университета. Серия «Филология», № 4. М.: МГУ, 2003.
PETROV (1997) Ф. А. ПЕТРОВ, Немецкие профессора в Московском университете, Москва
1997.
SCHIEWER/SCHIEWER (1999) REGINA D. SCHIEWER und HANS-JOCHEN SCHIEWER, Amorbacher Hand-
schriften in Moskau, in: Fata Libellorum. Festschrift für Franzjosef Pensel zum 70. Geburtstag,
hg. von RUDOLF BENTZINGER und ULRICH-DIETER OPPITZ (Göppinger Arbeiten zur Germanistik
648), Göppingen 1999, S. 239-261.
SCHIEWER/SCHIEWER (2000) REGINA D. SCHIEWER und HANS-JOCHEN SCHIEWER, Norddeutsche Hand-
schriften in Moskau, in: Scrinium Berolinense. Tilo Brandis zum 65. Geburtstag, hg. von PETER
JÖRG BECKER u. a. (Beiträge aus der Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz 10),
Berlin 2000, Bd. I, S. 486-498.
SCHLÜTER (1911/14) WOLFGANG SCHLÜTER (Hg.), Die Nowgoroder Schra in sieben Fassungen vom
XIII. bis XVII. Jahrhundert, Dorpat 1911/14.
SCHMIDT (1881a) GUSTAV SCHMIDT, Halberstädter Bruchstücke, in: Zeitschrift für deutsche Philolo-
gie 12 (1881), S. 129-182.
SCHMIDT (1881b) GUSTAV SCHMIDT, Die Handschriften der Gymnasial-Bibliothek II, Programm
Halberstadt 1881.
SCHNELL (2012) BERNHARD SCHNELL, Die deutsche Medizinliteratur des 14. Jahrhunderts und das
Halberstädter Rezeptarfragment, in: Mittelalterliche deutsche und lateinische Handschriften
und Wiegendrucke der ‘Dokumentensammlung Gustav Schmidt’ aus der UB Moskau, hg.
von RUDOLF BENTZINGER, ASTRID BREITH, CATHERINE SQUIRES und IRINA VELIKODNAYA (Sonder-
schriften der Erfurter Akademie Gemeinnütziger Wissenschaften), Erfurt [erscheint voraus-
sichtlich 2012].
SERAPHIM (1909) AUGUST SERAPHIM, Handschriften-Katalog der Stadtbibliothek Königsberg i. Pr.,
Königsberg 1909.
SKVAIRS (2002) EKATERINA SKVAIRS, Zum Fragment des niederdeutschen Seebuchs aus dem 15. Jahr-
hundert, in: Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung 125 (2002), S. 83-96.
SKVAIRS (2004) EKATERINA SKVAIRS, Die ‘Dokumentensammlung Gustav Schmidt’. Deutsche
Sprach- und Literaturdenkmäler in der Wissenschaftlichen Bibliothek der Lomonossow-Uni-
versität Moskau, in: ZfdA 133 (2004), S. 472-478.
SOROKIN (1980) B. B. СОРОКИН, История библиотеки Московского университета (1800-1917).
Москва, МГУ 1980.
SQUIRES/FERDINAND (2002) E. P. СКВАЙРС, C. H. ФЕРДИНАНД, Ганза и Новгород: языковые аспекты
исторических контактов. Москва, «Индрик», 2002.
SQUIRES/GANINA (2004) E. P. СКВАЙРС, H. A. ГАНИНА, “Коллекция документов Густава Шмидта”
в собрании Московского университета. Описание фонда. / “Рукописи. Редкие издания.
Архивы. Из фондов Отдела редких книг и рукописей Научной библиотеки МГУ”. Отв.
ред. И.Л. Великодная, Москва 2004. С. 7-50.
SQUIRES/GANINA/ANTONEZ (2008) E. P. СКВАЙРС, H. A. ГАНИНА, E. B. АНТОНЕЦ, ‘Коллекция
документов Густава Шмидта.’ (Фонд № 40). Каталог, in: Deutsche mittelalterliche Hand-
schriften und Altdrucke in der ‘Dokumentensammlung Gustav Schmidt’ der Wissenschaft-
lichen Bibliothek der Moskauer Universität, hg. von CATHERINE SQUIRES und NATALIJA GANINA,
Moskau, MAKS-Press 2008, S. 27-128.
SQUIRES/GANINA (2008) E. P. СКВАЙРС, H. A. ГАНИНА, Немецкие средневековые рукописи и
старопечатные фрагменты в «Коллекции документов Густава Шмидта» из собрания
Научной библиотеки Московского университета. М.: Макс-Пресс, 2008.
SQUIRES (2005) CATHERINE SQUIRES, Wort- und Textsemantik im Rahmen paläographischer und
kodikologischer Determinanten (anhand eines niederdeutschen Gebetes aus dem 15. Jahrhun-
20 Russland: CATHERINE SQUIRES [interne Korrektur 27.6.2011]

dert), in : Régionalisme et internationalisme: Problèmes de Paléographie et de Codicologie du


Moyen Âge. Actes du XVe Colloque du Comité International de Paléographie Latine, Vienne,
13-17 Septembre 2005, ed. par OTTO KRESTEN et FRANZ LACKNER (Österreichische Akademie
der Wissenschaften. Philos.-hist. Klasse, Denkschriften 364; Veröffentlichungen der Kommis-
sion für Schrift- und Buchwesen des Mittelalters IV,5) Wien 2008, S. 341-352.
SQUIRES (2009a) CATHERINE SQUIRES, Die Hanse in Novgorod: Sprachkontakte des Mittelniederdeut-
schen mit dem Russischen, mit einer Vergleichsstudie über die Hanse in England (Niederdeut-
sche Studien 53), Köln/Weimar/Wien 2009.
SQUIRES (2009b) E. P. СКВАЙРС, Хрестоматия по истории нидерландского языка (древний
период) и нижненемецкого регионального языка, Москва: Макс-Пресс 2009.
SQUIRES (2010a) CATHERINE SQUIRES, Niederdeutsche Urkunden aus Bremen und Halberstadt: An-
sätze zur Erforschung einer städtischen Schreibertradition mit lückenhafter Überlieferung,
in: Sprache in der Stadt. Akten der 25. Tagung des Internationalen Arbeitskreises Historische
Stadtsprachenforschung, Luxemburg, 11.-13. Oktober 2007, hg. von CLAUDINE MOULIN u. a.,
Heidelberg 2010, S. 243-262.
SQUIRES (2010b) CATHERINE SQUIRES, Konstantes und Variables im Aufbau von deutschen heilkund-
lichen mittelalterlichen Texten und angrenzenden Textsorten, in: Historische Textgrammatik
und Historische Syntax des Deutschen. Traditionen, Innovationen, Perspektiven, hg. von ARNE
ZIEGLER unter Mitarbeit von CHRISTIAN BRAUN, Bd. 1: Diachronie, Althochdeutsch, Mittelhoch-
deutsch, Berlin/New York 2010, S. 561-588.
ZELENJAK-KUDREJKO (2011) Н. А. ЗЕЛЕНЯК-КУДРЕЙКО (Сост.). Каталог рукописей XIV-XIX вв.
на иностранных языках из Отдела редких книг ГПИБ. Сост. Под ред. М.Д.Афанасьева.
[москав, Изд-во ГПИБ, 2011].
ZOLOTOVA (2010a) Немецкие иллюстрации итальянского трактата о шахматах в московском
собрании, in: Собранiе, № 2 (июнь), 2010, с. 8-17.
ZOLOTOVA (2010b) EKATERINA ZOLOTOVA, Western European Book Miniatures of the 12th-17th Cen-
turies. Catalogue of Illuminated Manuscripts in Moscow Libraries, Museums and Private Coll-
ections, Moscow 2010.

Prof. Dr. Caherine Squires, Lehrstuhl für germanische und keltische Philologie, Philologische
Fakultät, Staatliche Lomonossov-Universität Moskau, 119 991 Moskau, GSP-2, Leninskie gory
1 gum. korpus
Email: skvairs@yandex.ru

Das könnte Ihnen auch gefallen