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leistungssport-
konzept 2020
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Vorwort
Das vorliegende Konzept zum Nachwuchsleistungssport soll dazu beitragen, die Zielstellung, die Position Deutsch-
lands im olympischen und nicht-olympischen Spitzensport zu festigen und auszubauen, nachhaltig abzusichern.
Es beschreibt den sportlichen und persönlichen Karriereverlauf eines/einer Nachwuchssportlers/in. Dies schließt
wesentliche Etappen der sportlichen Ausbildung wie die Abschnitte der schulisch-beruflichen Ausbildung und die
Rolle der Nachwuchstrainer/innen ein.
Daraus leitet sich die Zielstellung ab, die Förderung der Athleten/innen in Abhängigkeit von ihrem Trainingsalter
und Leistungsniveau auf regionaler, Landes- und Bundesebene durch die Sportverbände und -bünde aufeinan-
der abzustimmen. Mit diesem Konzept werden Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten verbindlich geregelt,
deren Einhaltung regelmäßig in Verantwortung des DOSB überprüft wird. Das Nachwuchsleistungssportkonzept
beschreibt übergreifende Gemeinsamkeiten der Strukturen und Förderung und bildet als gemeinsam erarbeitete
Vereinbarung die einheitliche Handlungsgrundlage der Akteure im Nachwuchsleistungssport. Hierbei gilt es, die
vorhandenen Ressourcen strategisch so auszurichten, dass Nachwuchsförderung sportartübergreifend und sport-
artspezifisch nach allgemein gültigen Prinzipien gelingen kann.
Das Nachwuchsleistungssportkonzept des DOSB ist Bestandteil des DOSB-Steuerungsmodells für den Leistungs-
sport und richtet sich primär an die Entscheidungs- und Verantwortungsträger/innen in den Mitgliedsverbänden
und -organisationen des DOSB. Es dient ergänzend als Orientierungshilfe und Handlungsgrundlage für alle an der
Förderung beteiligten Partner/innen im Bund und in den Bundesländern, wie das Bundesministerium des Innern
(BMI), die Sportministerkonferenz der Länder (SMK), die Kultusministerkonferenz der Länder (KMK), die Stiftung
Deutsche Sporthilfe und die regionalen Sporthilfen.
Die Inhalte beziehen sich auf die olympischen und die nicht-olympischen Sportarten, die im DOSB organisiert sind.
Für die paralympischen Sportler/innen existieren spezielle Konzepte beim Deutschen Behindertensportverband. Die
Aktivitäten des DOSB im Nachwuchsleistungssport folgen grundsätzlich dem Gedanken von Inklusion.
Das Konzept wurde in einer zweijährigen Arbeitsphase seit November 2011 in einer Arbeitsgruppe und vier the-
menspezifischen Expertengruppen entwickelt. In diesen Gruppen waren Vertreter/innen der Spitzenverbände,
der Landessportbünde, der Olympiastützpunkte, des Instituts für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT), von
universitären Einrichtungen und der KMK beteiligt. Die Zwischenergebnisse des Arbeitsprozesses wurden vom 6. bis
8. Mai 2013 im Rahmen des Symposiums Nachwuchsleistungssport mit rund 300 Teilnehmer/innen diskutiert. Die
Leipziger Positionen 2013 des IAT zum Nachwuchsleistungssport mündeten in das vorliegende Konzept.
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort 3
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G. Eltern, Verein, Verband und Sportbund 23
1. Eltern 23
2. Verein 23
3. Verband und Sportbund 23
3.1 Landessportbund 25
3.2 Landesfachverband 25
3.3 Spitzenverband 26
3.4 Olympiastützpunkt 27
3.5 Stiftung Deutsche Sporthilfe und regionale Sportstiftungen 27
3.6 Deutscher Olympischer Sportbund 27
Anlage 1 29
Auswahlliteratur 29
Anlage 2 30
Aufgaben und Verantwortlichkeiten im Nachwuchsleistungssport 30
Anlage 3
35
Handlungsempfehlungen zur Talentsuche 35
Anlage 6 40
Verfahren zur Anerkennung von BSP-N, BSP und Schwerpunktsportarten 40
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A. Ausgangssituation und Veränderungen in Gesellschaft und Sport
A. Ausgangssituation
und Veränderungen in
Gesellschaft und Sport
Die aktuelle Situation des Nachwuchsleistungssports von Schule bzw. Ausbildung und Leistungssport unter
in Deutschland ist durch vielfältige gesellschaftliche Berücksichtigung der Ausdehnung des nationalen und
Veränderungen gekennzeichnet. Die demographi- internationalen Wettkampfkalenders zu schaffen.
schen Entwicklungen wirken sich massiv auf die
Anzahl sporttreibender und talentierter Kinder und Zugleich sind weitere Initiativen zu ergreifen, um
Jugendlicher in den Sportvereinen aus. Bereits in einerseits die gesellschaftliche Anerkennung des/r
diesem Jahr leben in Deutschland 17 Prozent weniger Trainers/in und Übungsleiters/in deutlich zu stärken
Kinder und Jugendliche als noch vor fünf Jahren. Die und andererseits die Rahmenbedingungen für ihre Tä-
leistungssportlichen Angebote in den Sportvereinen tigkeit in den Vereinen und Verbänden zu verbessern.
konkurrieren mit einer Vielzahl von alternativen
Freizeitangeboten. Die leistungssportliche oder Es muss mit der Annahme aufgeräumt werden, dass
wettkampforientierte Ausrichtung vieler Sportvereine Deutschland im Juniorenbereich zu den erfolgreichsten
ist verloren gegangen. Allein in den letzten beiden Nationen zählt und danach den Anschluss an die Welt-
Jahren haben sich die Problemlagen von Trainern/ spitze verliert. Dies ist nur noch in wenigen Sportarten
innen und Übungsleitern/innen, von jugendlichen Leis- zutreffend. Deutsche Nachwuchsathleten/innen weisen
tungssportlern/innen sowie von Schieds- und Kampf- teilweise bereits in den Etappen des Anschluss- und
richtern/innen verschärft. Aufbautrainings erhebliche Rückstände zur Weltspitze
auf, die im Hochleistungsbereich schwerlich aufzuholen
Die bildungspolitischen Veränderungen mit der sind. Ursachen hierfür sind unter anderem:
Einführung des achtjährigen Gymnasiums und der
Ganztagsschule üben einen weiteren Einfluss auf die • die fehlende Systematik und sportartübergreifende
Situation des Nachwuchsleistungssports aus. Die weit- Koordination der Talentsuche,
läufige Einschätzung, dass Ganztagsschule und Leis-
tungssport kaum miteinander zu vereinbaren wären, • die fehlende systematische Beschäftigung mit
wird von den Sportvereinen differenzierter betrachtet. Fragen der Talentidentifikation und -entwicklung in
Sie sehen hierin sowohl Chance als auch Gefahr. bestehenden Konzepten und Strategien,
Neben diesen gesellschaftlichen Veränderungen der • der fehlende Transfer relevanter sportwissenschaftli-
Voraussetzungen und der Rahmenbedingungen, wan- cher Befunde in die Sportpraxis,
deln sich die Leistungsstruktur und die Wettkampfan-
forderungen im Sport. Insbesondere die Zunahme der • das Kopieren der Trainings- und Wettkampfprogram-
Wettkampfhäufigkeit, die Einführung neuer internati- me aus dem Spitzenbereich,
onaler Veranstaltungsformate auch im Jugendbereich
und schließlich die Zunahme von Sprintwettbewerben • die Fokussierung auf kurzfristige Erfolge und frühe
sowie die Steigerung der Wettkampfhärte wirken sich Spezialisierung statt auf die Ausbildung perspekti-
hinsichtlich des langfristigen Leistungsaufbaus, der visch bedeutsamer Leistungsvoraussetzungen und
Periodisierung sowie der Belastungsgestaltung mit vielseitiger motorischer Grundausbildung,
Blick auf Umfang und Intensität auf den Nachwuchs-
leistungssport aus. • die teils zu gering ausgeprägte Belastbarkeit und
wenig ausgebildeten Leistungsvoraussetzungen
Für den organisierten Sport bedeutet dies, dass die beim Übergang vom Junioren- in den Spitzenbereich,
Bemühungen um die systematische Talentsuche und
-bindung in enger Zusammenarbeit mit allen Verant- • das Fehlen von qualifizierten hauptberuflichen Trai-
wortlichen in Sport und Politik intensiviert werden nern/innen, die langfristige Verträge erhalten,
müssen; insbesondere im Bildungsbereich. Damit ein-
her geht die Notwendigkeit, für Nachwuchsleistungs- • eine starke Ausrichtung des Fördersystems auf frühe
sportler/innen flexible Lösungen für die Verbindung Leistungsauffälligkeiten und Wettkampferfolge,
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A. Ausgangssituation und Veränderungen in Gesellschaft und Sport
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B. Ziele des Nachwuchsleistungssports
B. Ziele des
Nachwuchsleistungssports
Die übergreifende Zielstellung im deutschen Nach- der Grundlage von sportartspezifischen Rahmentrai-
wuchsleistungssport besteht darin, internationale ningskonzeptionen, die sich an den Anforderungen des
sportliche Erfolge im Hochleistungsalter systematisch Zielwettkampfes orientieren und zugleich die erfor-
vorzubereiten, um die Spitzenposition Deutschlands derlichen Auswirkungen auf das Wettkampfsystem im
im internationalen Vergleich zu erhalten und den Nachwuchsleistungssport berücksichtigen. Besondere
Stellenwert des Leistungssports in der Gesellschaft zu Aufmerksamkeit verlangt der Übergang vom Junio-
erhöhen. Die genannte Zielstellung ist untrennbar mit renalter in den Spitzensport. Das bedeutet im lang-
dem Anspruch verbunden, dass die sportlichen Leistun- fristigen Leistungsaufbau, dass in Abhängigkeit der
gen manipulationsfrei, also ohne Doping und andere sportartspezifischen Trainings- und Wettkampfstruktur
betrügerische Aktivitäten, erbracht werden. internationale Konkurrenzfähigkeit im Hochleistungs-
alter bereits im Jugend- und Juniorenbereich entwickelt
Für das Hochleistungsalter bieten die Zielstellungen für werden muss.
die deutschen Olympiamannschaften eine übergeord-
nete Orientierung. Für den/die einzelne/n Athleten/in Im Mittelpunkt des Nachwuchsleistungssports steht
und den jeweiligen Spitzenverband bedeutet dies eine der Athlet/in, der/die sich freiwillig und mit zuneh-
individuelle Zielsetzung, die von der Qualifikation über mender Leistungsbereitschaft und Kreativität Ziele
einen Finalplatz bis zum Medaillengewinn reichen kann. steckt und diese anstrebt. Parallel dazu hat er/sie sich
den Anforderungen einer nachhaltigen Bildung und
Dieser Weg beginnt bei der flächendeckenden Einfüh- Persönlichkeitsentwicklung zu widmen, damit er/sie
rung von wirksamen Programmen zur Talentsuche. sowohl während als auch nach Beendigung seiner/ihrer
Er wird fortgesetzt in der Planung und Durchführung leistungssportlichen Karriere befähigt ist, eigenverant-
des langfristigen Trainings- und Leistungsaufbaus auf wortlich ein sinnerfülltes Leben zu führen.
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C. Talent – Training – Wettkampf
C. Talent – Training –
Wettkampf
1. Sportmotorische Basis 2.1 Sportartübergreifende
Bewegungs-Checks
entwickeln
Mit der Einführung von sportartübergreifenden
Vielfältige Spiel- und Bewegungserfahrungen sind Bewegungs-Checks wird das Ziel verfolgt, Kinder auf ihr
nicht nur für die körperliche, sondern auch für die Bewegungsverhalten und ihre motorische Fähigkeiten
geistige, emotionale und soziale Entwicklung von zu überprüfen. So können Kinder in Anbetracht der
Kindern unersetzlich. Motorische Grundbedürfnisse wie demographischen Entwicklung gezielt auf Talentförder-
laufen, springen, werfen, klettern, mit anderen kämpfen angebote orientiert, in den Vereinssport eingebunden
und wetteifern sind für körperliche Erfolgserlebnisse oder zu Bewegungsförderprogrammen geführt werden.
unverzichtbar, stärken das Selbstvertrauen der Kinder
und bilden eine entscheidende Grundlage für spätere Die Kinder sollen nach der allgemeinen Bewegungser-
motorische Fertigkeiten im Alltag und im Sport. ziehung im Grundschulalter regional einen sportart-
übergreifenden Bewegungs-Check durchlaufen. Hierbei
Deshalb kommen Bewegung, Spiel und Sport als Teil sollen Grundschule, Landessportbund sowie ggf.
der Bildung und Erziehung von Kindern eine besondere Stadt- bzw. Kreissportbund und Vereine einen Überblick
Bedeutung im Zusammenhang mit dem Nachwuchs- über die sportmotorische Entwicklung der Grund-
leistungssport zu und sind dringend zu stärken. Denn schüler erhalten. Hierfür existieren bereits validierte
kindliche Bewegungsförderung steht am Anfang jeder sportartübergreifende Testverfahren, u. a. in Form von
Spitzensportkarriere. Im Rahmen der allgemeinen Vielseitigkeitswettbewerben.
Bewegungserziehung und der ersten vereinssportlichen
Angebote sollen die Kinder daher eine breite sportmoto- Um flächendeckende Bewegungs-Checks durchführen
rische Ausbildung durchlaufen. Anstelle von sportartspe- zu können, ist der Einsatz von sportartübergrei-
zifischen Übungen stehen vielfältige und freudvolle fenden Sichtungstrainern/innen erforderlich. Deren
Bewegungsaufgaben zur Verbesserung der Koordination, Aufgabe soll es sein, die Kinder auf der Basis der
der Technik und der Schnelligkeit im Vordergrund. Die Testergebnisse auf ein adäquates Sportangebot zu
Aufgaben schließen das „Sich-Erproben“ in mehreren orientieren. Für sportmotorisch begabte Kinder sind
Sportarten ein und dienen dazu, verschiedenartige sport- dies leistungssportliche Angebote in Vereinen und
liche Erfahrungen zu sammeln und Interesse zu wecken. Talentzentren, für sportbegeisterte Kinder sind dies
wettkampfsportliche Angebote im Sportverein und für
Die Inhalte der allgemeinen Grundausbildung (AGA) bewegungsarme Kinder besondere Vereinsprogramme
liefern hierbei die Ausgangsvoraussetzungen für die zur Bewegungsförderung.
anschließenden Ausbildungsetappen.
Talentsuche ist dann effektiv, wenn sie spätestens in
Grundschulen flächendeckend und systematisch durch-
2. Talente suchen und finden geführt, von Fachleuten fundiert ausgewertet sowie
objektiv an die Vereine kommuniziert wird. Eine part-
Ziel der Talentsuche ist es, viele sportlich talentierte nerschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Kommu-
Kinder und Jugendliche für ein dauerhaftes wettkampf- nen, Schulen und Vereinen ist daher unabdingbar.
und leistungsbezogenes Engagement im Sportverein
zu begeistern und zu gewinnen. Voraussetzung für
eine effektive Talentsuche sind vielfältige, attraktive 2.2 Sportartspezifische Talenttests
und flächendeckende Sport- und Bewegungsange-
bote, möglichst für alle Sportarten, in Sportvereinen Jede Sportart stellt andere Anforderungen an Koordi-
und im unterrichtlichen wie außerunterrichtlichen nation, Kondition oder Psyche. Kinder und Jugendliche
Schulsport. Neben sportmotorischen Komponenten sind unterschiedlich mit Fähigkeiten und körperlichen
sind Begeisterungsfähigkeit, Interesse am Sport, Leis- Voraussetzungen ausgestattet. Um sagen zu können,
tungsbereitschaft, körperbauliche Voraussetzungen, welches Kind sich für eine bestimmte Sportart beson-
Lern- und Leistungsfortschritte, Leistungsfähigkeit und ders eignet, ist es erforderlich, die Anforderungen dieser
Bewegungsbegabung für verschiedene oder einzelne Sportart möglichst genau zu kennen. Es liegt in der Ver-
Aufgaben wichtige Kriterien. antwortung der Spitzenverbände sportartspezifische
9
C. Talent – Training – Wettkampf
Talenttests zu entwickeln und flächendeckend in den Das Anschlusstraining ist die Übergangsetappe vom
Landesfachverbänden einzuführen. Der Schwerpunkt Nachwuchs- zum Hochleistungstraining. Es gestaltet
der Tests liegt auf dem Überprüfen der Koordination, sich sportartspezifisch sehr differenziert. Mit dem
der Bewegungstechnik und der Schnelligkeit sowie Ziel, den nahtlosen Übergang vom Junioren- in den
relevanter Persönlichkeitseigenschaften. Die Kinder Spitzenbereich zu verbessern, werden im Altersbereich
werden nicht nur einmalig, sondern mehrfach gesichtet. U23 hochwertige internationale Wettkampfmöglich-
Die Ergebnisse der sportartspezifischen Talenttests sind keiten angeboten und genutzt. Für perspektivreiche
über den jeweiligen Spitzenverband zu sammeln und Athleten/innen ist in der Phase des Anschlusstrainings
mit wissenschaftlicher Unterstützung auszuwerten. der punktuelle Einsatz z. B. bei bestehenden Europa-,
Weltcupveranstaltungen im Sinne internationaler
3. Talente trainieren Aufbauwettkämpfe zu nutzen. Mit dem Hochleistungs-
training und der Teilnahme an Europa- und Weltmeis-
terschaften bzw. Olympischen Spielen verbunden mit
3.1 Ausbildungsetappen internationalen Spitzenleistungen, erreicht der lang-
fristige Trainings- und Leistungsaufbau sein Ziel und
Wenn Kinder als Talente erkannt werden und sich ge- seinen Höhepunkt.
meinsam mit ihren Eltern für eine leistungssportliche
Karriere entscheiden, durchlaufen Nachwuchssportler/
innen mehrere Ausbildungsetappen, die unabhän-
3.2 Orientierungen für das
gig von der Sportart als Grundlagentraining (GLT), Nachwuchstraining
Aufbautraining (ABT) und Anschlusstraining (AST)
bezeichnet sind. 3.2.1 Motorische Orientierungen
Sportartspezifisch sind unterschiedliche Wege an die Alle energetischen und neuronalen Systeme sind trai-
Spitze möglich. Der langfristige Trainings- und Leis- nierbar, die Anpassungsmechanismen verlaufen jedoch
tungsaufbau ist prinzipiell offen, um unterschiedlichen in den jeweiligen Entwicklungsabschnitten effektiver,
individuellen Entwicklungsverläufen gerecht zu werden. wenn die Belastung in Umfang, Intensität und Frequenz
So können frühzeitige und auch mehrjährige Trainings- individuell angemessen erfolgt. Vor dem Abschluss der
und Wettkampferfahrungen in verschiedenen Sportar- Geschlechtsreife sollte der Schwerpunkt auf der Ausbil-
ten eine günstige Bedingung für langfristige Erfolge im dung grundlegender sportlicher Bewegungsformen von
Spitzensport sein. Somit ist das Talententwicklungsmo- vielseitigen hin zu sportartgerichteten Aufgaben, der
dell gleichermaßen offen für Früh- und Späteinsteiger/ Schnelligkeit und Gewandtheit sowie der Kraft zur Siche-
innen und –entwickler/innen, Seiteneinsteiger/innen rung der Belastbarkeit liegen. Dabei sind die rechtzeitige
und Sportartenwechsler/innen. Beanspruchung der informationsaufnehmenden und
-verarbeitenden Systeme zur Ausprägung der koordina-
Die Entwicklung während Kindheit und Jugendalter tiven Voraussetzungen, des sporttechnischen Könnens
(anatomisch, motorisch, neuronal, hormonell etc.) ver- und eines breit gefächerten technisch-taktischen
läuft individuell unterschiedlich und unterliegt Schwan- Repertoires wie auch die frühzeitige Entwicklung der
kungen. Das Trainingsalter, die biologische Reife und Schnelligkeitsvoraussetzungen in Verbindung mit der
das Geschlecht eignen sich als Indikatoren für Entschei- Koordinationsstruktur sportartgerichteter Handlungs-
dungen über Fördermaßnahmen. Talentförderung muss abläufe von besonderer Bedeutung. Mindestens bis zur
stärker an der individuellen Entwicklung und weniger Geschlechtsreife muss der Schwerpunkt im Nachwuch-
am kalendarischen Alter ausgerichtet werden. straining auf der Beanspruchung der informationsauf-
nehmenden und -verarbeitenden Prozesse liegen.
Die erste Etappe des langfristigen Trainings- und
Leistungsaufbaus ist das Grundlagentraining. Es zielt Schwerpunkt und zentrales Motiv innerhalb der sport-
darauf ab, grundlegende und sportartspezifische lichen Ausbildung bildet die Entwicklung, Perfektionie-
Leistungsvoraussetzungen und eine hohe vielseitige rung und Stabilisierung bzw. differenzielle Verfügbarkeit
Belastbarkeit für künftige Trainingsanforderungen von sportlicher Technik. Sowohl in den technisch kompo-
herauszubilden. Das geschieht mit Übungs-, Trainings- sitorischen Sportarten, die im Kern aus der Präsentation
und Spielformen der Spezialsportart und anderer perfekter Bewegungen bestehen, als auch in allen
Sportarten. anderen Sportartengruppen dominiert die Annahme,
dass ein erfolgreicher Anschluss an das angestrebte
Die zweite Etappe des Nachwuchstrainings ist das Auf- Leistungsniveau nur auf Grundlage einer hohen sport-
bautraining, in dem eine vielseitige, stärker sportart- technischen Ausführungsqualität gelingen kann. Dabei
bezogene Ausbildung erfolgt. Ziele sind die Steigerung wird die Sporttechnik sportartübergreifend als zentral
des Niveaus allgemeiner und spezieller Leistungsvo- im Fähigkeitskomplex der verschiedenen Wettkampfleis-
raussetzungen und die fortgesetzte Absicherung der tungen angesehen und als unmittelbar relevant für die
Belastbarkeit für künftige Trainingsanforderungen. Qualität weiterer spezifischer Inhalte erachtet.
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C. Talent – Training – Wettkampf
Talentidentifikation Anforderungsanalyse
ieren
Invest
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Begabungen Umfeld
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Förderung
Zusätzlich stellt die Schnelligkeitsorientierung des Nach- Erfolgreiche Nachwuchstrainer/innen stellen die
wuchstrainings eine unersetzliche Handlungsmaxime Ausbildung der Spielfähigkeit in den Mittelpunkt des
dar. Sowohl die Talentsichtung als auch die sportartspe- Trainings. Dabei gehen sie von sportspielübergreifen-
zifische Ausbildung der Nachwuchssportler/innen entfal- den Zielkategorien wie z. B. „Spielfreude“ und „Spielver-
tet nur mit einer expliziten Betonung der Schnelligkeits- ständnis“ im Laufe des Ausbildungsprozesses sukzessiv
komponenten Wirkung. Die Entwicklung der komplexen zu spezifischen Aspekten wie die der taktischen Integ-
Schnelligkeit als Zielkategorie im Hochleistungstraining ration in ein Spielsystem über.
geschieht dabei über die Schulung der aufeinander auf-
bauenden Koordinations-, Bewegungs- und Handlungs- Speziell in den technisch-kompositorischen Sportarten
schnelligkeit innerhalb des Nachwuchstrainings. wird durch eine ästhetische Orientierung der Relevanz
gelungener und eindrucksvoller Repräsentation der
Um die Qualität des spielerischen Problemlöse- und sportlichen Leistung Rechnung getragen. Beginnend
Entscheidungsverhaltens von Nachwuchssportlern/ mit einer auf anthropometrischen Merkmalen basie-
innen zu entwickeln, muss der Ausbildungsprozess in renden Selektion, gehören zu einem anspruchsvollen
den Spielsportarten einerseits auf einer perspektivisch Nachwuchstraining ergänzende Aspekte und Facetten
möglichst fortschrittlichen Spielphilosophie gründen eines Trainings, welches beispielsweise durch eine
und andererseits durch eine möglichst effektive Aus- begleitende Schulung des „künstlerischen Ausdrucks“
bildungskonzeption steuerbar, d. h. planbar, praktisch bzw. des Auftretens, der Musikalität, des Tanzes, der
durchführbar und kontrollierbar gemacht werden. Akrobatik und des Schauspiels erweitert.
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C. Talent – Training – Wettkampf
Abb. 2: S
portpraktische Leitorientierungen
Technikorientierung
Teamorientierung
Athletische
Spielorientierung
Orientierung
Schnelligkeits- Ästhetische
orientierung Orientierung
Zusammenfassende Darstellung der Leitidee der Erfolgsorientierung sowie der sich daraus ableitenden sechs
sportpraktischen Leitorientierungen des Ausbildungsprozesses
3.2.2 Pädagogische Orientierungen Die Interaktion zwischen Trainer/in und Athlet/in un-
terliegt dabei im zeitlichen Verlauf dynamischen und
Der Nachwuchsleistungssport stellt neben den moto- entwicklungsbedingten Veränderungen, die innerhalb
rischen auch erhebliche psychosoziale Anforderungen. des Spannungsfeldes zwischen Anleitung und Selbstbe-
Zur Handlungs- und Leistungsfähigkeit gehören die stimmung des/r Athleten/in angesiedelt sind. Zu den
Einschätzung der eigenen Fähigkeiten, dauerhafte Mo- Lernzielen der Persönlichkeitsentwicklung gehören die
tivation zum Training, die Verständigung mit Trainern/ Entwicklung eines Selbstbildes und das realistische Ein-
innen und Mannschaftskameraden/innen, die Kom- schätzen der eigenen Fähigkeiten, das Bewusstsein und
munikation mit Konkurrenten/innen und mit zuneh- die Reflexion über das eigene Handeln, das Kennenler-
mendem Trainingsalter und Leistungsentwicklung mit nen, Ausleben und Kontrollieren von Gefühlen.
weiteren sozialen Gruppen wie Sportmedizinern/innen,
Physiotherapeuten/innen, Laufbahnberatern/innen
oder Spezialtrainern/innen. Zur Bewältigung solcher 3.3 Talente transferieren und später
Anforderungen benötigt ein/e Sportler/in psychosoziale rekrutieren
Ressourcen wie Selbstbewusstsein, Selbständigkeit,
Kooperationsfähigkeit oder Teamgeist. Diese sind bei Der Weg des späteren Einstiegs und eines systemati-
jedem/r Sportler/in – ähnlich wie motorische Fähigkei- schen Talenttransfers muss ergänzend zum langfristi-
ten – unterschiedlich ausgeprägt und können in jeder gen Leistungsaufbau in einer Sportart berücksichtigt
Ausbildungsetappe entwickelt werden. Somit haben werden und bedarf einer systematischen Koordinierung
Training und Wettkampf immer auch eine pädagogi- und Steuerung.
sche Qualität.
Sportliche Erfolge im Nachwuchsalter sind in einigen
Es ist die Aufgabe der Trainer/innen, die Sportler/innen Sportarten Voraussetzung, um auch im Erwachsenenal-
auf die komplexen Anforderungen des Leistungssports, ter erfolgreich zu sein. In anderen Sportarten hingegen
hinsichtlich Trainingsbereitschaft, Willens- und Charak- fehlt dieser Zusammenhang. Wiederum andere Sport-
terbildung und darüber hinaus zu einer leistungssport- arten profitieren vom Nachwuchstraining in anderen
gerechten Lebensführung, die Medikamentenmiss- Sportarten und Verbänden, da sie Sportler/innen auf-
brauch und Doping vorbeugt, vorzubereiten. Dabei ist nehmen, die in ihrer vorherigen Sportart Grenzen der
allen Formen von Gewalt und Missbrauch vorzubeugen. Leistung erreicht haben.
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C. Talent – Training – Wettkampf
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D. Trainer/in als wichtigste/r Wegbegleiter/in
1.1 Sozial-kommunikative Kompetenz Für sämtliche Kompetenzen ist eine qualifizierte dau-
erhafte Fort- und Weiterbildung durch die Verbände
Trainer/innen müssen sowohl mit großer Eigenverant- sicher zu stellen.
wortung als auch mit ebenso großer Verantwortung für
die Trainingsgruppe handeln. Sie sind Vorbild für ihre
Sportler/innen und übertragen ihre Begeisterung für 2. Aufgaben- und Stellenprofile
die Sportart auf die Trainingsgruppe. Die Tätigkeit als
Nachwuchstrainer/in erfordert die Kompetenz zur Kom- 2.1 Sichtungstrainer/in
munikation, zur Interaktion und zur Konfliktlösung. Das
individuelle, altersabhängig emotionale und soziale Die Funktion des/r Sichtungstrainers/in im deutschen
Verhalten von jungen Sportlern/innen stellt dabei eine Sport soll entscheidend ausgebaut werden. Sportartüber-
besondere Herausforderung dar. greifend soll die Aufgabe bei den Landessportbünden
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D. Trainer/in als wichtigste/r Wegbegleiter/in
angesiedelt sein. Sie sollen Grundsätze zur Förderung • Umsetzung des aktuellen Rahmentrainingskonzeptes
sportartübergreifender Sichtungstrainers erarbeiten. Auf des Spitzenverbandes,
der Basis eines Bewegungs-Checks im Grundschulalter
werden Kinder je nach Eignungsgrad auf passende Ange- • Persönliche und sozial-kommunikative Kompetenz,
bote im Sportverein orientiert.
• Methodenkompetenz,
Sportartspezifisch sollen die Spitzenverbände und ihre
Untergliederungen verantwortlich ein Sichtungswesen • Organisationsgeschick,
einführen, das mit systematischen Talenttests die Ent-
wicklung von Kindern und Jugendlichen verfolgt und • Kenntnis der grundlegenden Konzepte und Förde-
eine langfristig ausgerichtete Förderung ermöglicht. rungsrichtlinien des Nachwuchsleistungsports,
An diesen Zuständigkeiten orientieren sich gleichfalls die • Erfahrung mit Informations- und Wissensmanage-
Beschäftigungsverhältnisse der Sichtungstrainer/innen. ment durch sportartspezifische und -übergreifende
Netzwerke und Nutzung von modernen Medien,
Konkrete Anforderungen an Sichtungstrainer/innen
sind: • Hauptberufliche Trainer/innen mit akademischem
Abschluss (vorzugsweise Sportwissenschaft) und
• Kenntnisse über die motorische und psycho-soziale sportartspezifischer Lizenz oder Trainer-Diplom der
Entwicklung des Menschen, Trainerakademie,
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D. Trainer/in als wichtigste/r Wegbegleiter/in
16
E. Duale Karriere
E. Duale Karriere
Im Nachwuchsleistungssport erreicht der zeitliche Auf- Die Entscheidung über einen Wechsel von besonders
wand für Training und schulisch-berufliche Ausbildung Talentierten zu einem Standort mit wirkungsvolleren
Grenzen der Vereinbarkeit mit dem vorhandenen Zeitbud- Trainingsbedingungen muss von Sportler/in und
get. Diese Doppelbelastung erfordert im Sinne der dualen seinen/ihren Eltern zuweilen bereits vor dem Eintritt
Karriere besondere Anstrengungen. Um Kindern und in den Bundeskader getroffen werden. Im Vorfeld
Jugendlichen, die Leistungssport betreiben, eine berufliche der Entscheidung werden Sportler/in und Eltern von
Perspektive zu eröffnen, ist es unerlässlich, sie auf diesem dem/r Nachwuchskoordinator/in bzw. Sichtungstrai-
Weg der dualen Karriere zu unterstützen. Dazu ist das Zu- ner/in des Spitzen- bzw. Landesfachverbandes über
sammenwirken innerhalb des Sports von DOSB, Spitzen- Vor- und Nachteile, Chancen und Risiken informiert
und Landesfachverbänden, Landessportbünden, Vereinen, und beraten.
Olympiastützpunkten, Stiftung Deutsche Sporthilfe und
regionalen Sporthilfen kontinuierlich zu verbessern. Erfolgt der Wechsel hin zu einem Landesleistungs-
zentrum bzw. Landesstützpunkt, so ist er innerhalb
des Landesverbandes zu regeln. Erfolgt er hin zu
1. Talente und Eltern beraten einem Bundesstützpunkt-Nachwuchs bzw. Bun-
desstützpunkt, so ist dieser Übergang zwischen
Abgeleitet vom Trainingsaufwand in der Weltspitze im Landesfach- und Spitzenverband abzustimmen.
Hochleistungsalter steigen auch im Nachwuchsbereich Ist der Standortwechsel mit der Aufnahme an eine
die Anforderungen an Trainingsquantität und -qualität. Eliteschule des Sports und/oder in ein Sportinter-
Um die Trainingsbelastungen anpassen und steigern zu nat verbunden, ist der/die Laufbahnberater/in des
können, ist rechtzeitig ein Standortwechsel zu prüfen jeweiligen Olympiastützpunktes ein/e geeignete/r
bzw. vorzubereiten. Ansprechpartner/in.
Bundeswehr
Bundesfrei- Bundespolizei
willigendienst Leistungssport
Zoll
und Studium
Landespolizei
Leistungssport FSJ inkl. Praktika
Landesfeuerwehr
und Schule
Laufbahnberatung
Berufsorientierung
Berufliche Berufstätigkeit
und Schulpraktika
Ausbildung
Nachsportliche
Karriere
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E. Duale Karriere
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E. Duale Karriere
19
E. Duale Karriere
7. Trainieren und einen Beruf Für die Vereinbarkeit von Leistungssport und Studium
ist es analog zur Schulzeit erforderlich, die Studien-
erlernen anforderungen in allen Dimensionen (Studiendauer,
Freisemester aus leistungssportlichen Gründen, On-
Wenn sich Nachwuchssportler/innen für eine Berufs- linepräsenz, Abgabe- und Prüfungstermine, Praktika,
ausbildung entscheiden, besteht die Herausforderung Exkursionen etc.) zu flexibilisieren. Partnerhochschulen
darin, einen leistungssportkompatiblen Ausbildungs- des Spitzensports bzw. Partnerhochschulen der Olym-
platz zu finden. Hierzu ist es eine wesentliche Aufgabe piastützpunkte bieten Studierenden diese Möglichkei-
des/r Laufbahnberaters/in am Olympiastützpunkt, ten an.
mit jedem/r durch den Olympiastützpunkt betreuten
Kadersportlern/in eine passende Einzelfalllösung zu re-
alisieren. Sportbegeisterte Entscheidungsträger/innen
in Wirtschaftsunternehmen und Ausbildungsbetrieben,
sogenannte Promotoren/innen, müssen gewonnen
werden. Das Netzwerk aller beteiligten Partner/innen
im Sport (DOSB, Olympiastützpunkte, Sporthilfe etc.) ist
kontinuierlich zu stärken.
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F. Nachwuchsleistungssport wissenschaftlich unter-stützen und erforschen
F. Nachwuchsleistungssport
wissenschaftlich unter-
stützen und erforschen
Nachwuchssportler/innen fordern von ihren Trainern/ erbracht werden. Diese können während des lokalen
innen Rückmeldung und Einschätzungen zu ihrem und regionalen Trainings am Bundesstützpunkt und
aktuellen Leistungsstand und ihren Leistungsperspek- bei zentralen Lehrgangs- und Wettkampfmaßnahmen
tiven. Dabei können Trainer/innen auf Informationen des Spitzenverbandes erfolgen. Diese Spezialbetreuung
aus der Sportwissenschaft und besonders aus der wird zwischen DOSB, Spitzenverband und Olympia-
prozessbegleitenden angewandten Trainingswissen- stützpunkt für den Zeitraum eines olympischen Zyklus
schaft zurückgreifen. Das Institut für Angewandte Trai- in Kooperationsvereinbarungen beschrieben und ver-
ningswissenschaft (IAT) und die Olympiastützpunkte bindlich festgelegt.
sind wichtige Partner, die Nachwuchstraining und Wett-
kampfergebnisse begleiten und Trainer/in und Athlet/in Bereits im Nachwuchsleistungssport sind Sportgeräte
beraten. Darüber hinaus gibt es Forschungsaufgaben, und Material in einigen Sportarten ein leistungsli-
die übergeordnet im Rahmen wissenschaftlicher Pro- mitierender Faktor. Das Institut für Forschung und
jekte am IAT und an den Hochschuleinrichtungen be- Entwicklung von Sportgeräten (FES) arbeitet im Auftrag
arbeitet und vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft des jeweiligen Spitzenverbandes an der technolo-
(BISp) gefördert werden. gieorientierten Entwicklung von Sportgeräten und
messtechnischen Systemen sowie deren Anwendung im
wissenschaftlich unterstützten Training und Wettkampf.
1. Wissenschaftliche und
technologische Unterstützung 1.2 Nachwuchstraining beschreiben,
analysieren und auswerten
im Nachwuchsleistungssport
Für die fortlaufende Qualitätsentwicklung in der
Nachwuchsförderung sind die grundlegende Erkennt-
1.1 Nachwuchstraining begleiten nisgenerierung, die wissenschaftliche Betreuung und
die angewandte Wissenschaft als Transfer zwischen
Aufgabe der Olympiastützpunkte ist die Sicherstellung Forschung und Praxis gleichermaßen notwendig. We-
einer qualitativ hochwertigen sportmedizinischen, sentliches Entwicklungspotenzial liegt im zeitnahen
leistungsdiagnostischen, sportphysiotherapeutischen, Theorie-Praxis-Transfer.
sozialen, sportpsychologischen, ernährungswissen-
schaftlichen, trainings- und bewegungswissenschaft- Das IAT leistet prozessbegleitende Trainings- und Wett-
lichen Betreuung der Kaderathleten/innen auf Basis kampfforschung im Spitzen- und Nachwuchsleistungs-
möglichst standardisierter Routineverfahren. sport. Verbände, Trainer/innen und Athleten/innen
sollen dadurch in die Lage versetzt werden, zielgerecht
Im Rahmen der Grundbetreuung sichern die Olym- und international konkurrenzfähig die Entwicklung von
piastützpunkte sportartübergreifend einsetzbare Erfolgen im Erwachsenenalter zu gestalten.
Leistungen für die gemäß „Stützpunktkonzept ab 2013“
zu betreuenden Athleten/innen unabhängig davon, ob Im Sinne von Evaluationsforschung sind die Entwick-
am jeweiligen Standort ein Bundesstützpunkt in der lungsverläufe erfolgreicher Sportler exemplarisch zu
Sportart oder eine Kooperationsvereinbarung mit dem untersuchen, um daraus in den Sportarten alters- und
Spitzenverband besteht. Zu betreuende Athleten/innen entwicklungsspezifische Anforderungsprofile (Ent-
sind die A-C-Kader in den olympischen Disziplinen der wicklungskorridore und Orientierungswerte) abzu-
Spitzenverbände sowie – soweit für den Olympiastütz- leiten. Anhand der bestehenden Wettkampfdaten-
punkt möglich – vom Spitzenverband auszuwählende banken, die auch den Juniorenbereich umfassen, sind
DC- und D-Kader. zuverlässige Erkenntnisse zu dieser Fragestellung
möglich. Dabei müssen Faktoren wie Hochleistungs-
Auf der Basis der Zielvereinbarungen und auf be- alter, Geschlecht, Wettkampfsystem im Senioren- und
sondere Anforderung der Spitzenverbände können Juniorenbereich berücksichtigt werden. Aus diesen
zusätzlich sportartspezifische Betreuungsleistungen Ergebnissen sind gemeinsam mit den Verbänden
21
F. N
achwuchsleistungssport wissenschaftlich unter-stützen und erforschen
22
G. Eltern, Verein, Verband und Sportbund
Die Sportbegeisterung vieler Eltern überträgt sich oft Der DOSB zeichnet jährlich 50 Sportvereine für vor-
auf die Kinder. Umgekehrt freuen sich die Eltern über bildliche Talentförderung mit dem „Grünen Band“ aus.
die Erfolge ihrer Kinder. Sie leiden aber auch mit ihrem Die Prämie von jeweils 5000 Euro wird gezielt für die
Nachwuchs im Verletzungsfall, bei schulischen oder Nachwuchsförderung im Verein eingesetzt.
persönlichen Problemen, bei Leistungsstagnation und
Niederlagen. In all diesen Situationen ist es wichtig, Sportvereine bieten die Möglichkeit an, nach dem
dass die jungen Sportler/innen bei ihren Eltern Rück- Verlust des Kaderstatus oder bei einer sportlichen
halt, eine offene, ehrliche Rückmeldung und realistische Neuorientierung adäquate Sport- und Bewegungs-
Einschätzung ihrer Lebenssituation erhalten. angebote zu finden, die losgelöst vom Anspruch an
das Leistungsniveau ein langfristiges Sporttreiben
Gerade Eltern, die die Leistungssportkarrieren ihrer Kinder ermöglichen.
einleiten und/oder die Kinder intensiv im Leistungssport
begleiten, sollten sich mit ihren Wünschen und Hoffnun-
gen auseinandersetzen. Hierzu gehören die Optimierung 3. Verband und Sportbund
der Handlungskompetenz von Eltern in sportspezifischen
Stresssituationen, Strategien für Erfolgs- und Misser- Das Kadersystem bildet die Grundlage für die Auswahl
folgsverarbeitung, Umgang mit den unterschiedlichen von Sportlern/innen für eine gezielte Förderung. Diese
Anspruchsniveaus, kindgerechte Zielsetzungs- und ermöglicht insbesondere die Rahmenbedingungen für
Lösungsstrategien sowie Kommunikations- und Konflikt- erfolgreiche sportliche Karrieren. Der Kaderstatus ist
lösungsverhalten. Durch die Landesfachverbände sind mit darüber hinaus Kriterium für viele weitere Förderein-
Unterstützung der Landessportbünde und Spitzenverbän- richtungen wie die Olympiastützpunkte, die Stiftung
de Informationsmaterialien zu erstellen und begleitende Deutsche Sporthilfe, regionale Sporthilfen, Bundeswehr,
Veranstaltungen durchzuführen. Bundespolizei, Zoll, Zivildienst, Hochschulen, Landespo-
lizei, Feuerwehr, Kommunen, Vereine etc.
23
G. Eltern, Verein, Verband und Sportbund
Athletenvertreter/innen durch den jeweils zuständigen innen zu gewährleisten. Die Bildung von Stützpunkten
Spitzenverband festgelegt. Landesfach- und Spitzen- verfolgt das Ziel, vereinsübergreifende, leistungsstarke
verbände informieren sich umgehend gegenseitig über Trainingsgruppen an geeigneten Trainingsstätten unter
ihre Entscheidungen. Die Altersbereiche der Kaderstu- Leitung von hochqualifizierten Trainern/innen zu schaf-
fen überschneiden sich um jeweils ein bis zwei Jahre, fen. Hier sollen Talente entwicklungsgerecht gefordert
um individuelle Entwicklungen zu berücksichtigen und und eine Lern- und Trainingsatmosphäre geschaffen
Übergänge zu ermöglichen. werden, die auf internationale Höchstleistung im Er-
wachsenenalter ausgerichtet ist.
24
G. Eltern, Verein, Verband und Sportbund
25
G. Eltern, Verein, Verband und Sportbund
Wettkampfsystem
Rahmenrichtlinie zur Förderung des
Die Wettkampfformate und -bestimmungen nehmen Nachwuchsleistungssports
einen starken Einfluss auf die Trainingsinhalte. Aus-
gehend von der Wettkampfstruktur und den Anforde- Die Rahmenrichtlinie zur Förderung des Nachwuchs-
rungen des internationalen Spitzensports sind Wett- leistungssports dient als einheitliche Grundlage der
kämpfe im langfristigen Leistungsaufbau methodisch Leistungssportförderung in den Bundesländern. In der
so zu gestalten, dass sie die trainingsmethodischen Bewertung der Kriteriumswettkämpfe wird gemäß dem
Schwerpunkte der jeweiligen Ausbildungsetappe zum Modell des langfristigen Trainings- und Leistungsauf-
Gegenstand haben. baus der Anschlussbereich U23 sportartspezifisch be-
rücksichtigt. Wenn ein/e Athlet/in das Bundesland oder
ins Ausland wechselt, gehen seine/ihre Erfolge in den
Kaderkriterien folgenden vier Jahren zur Hälfte weiterhin für das vorhe-
rige Bundesland in die Wertung ein. Die relevanten Krite-
Die Voraussetzungen, um einem Landes- oder Bun- riumswettkämpfe werden zwischen Spitzenverband und
deskader anzugehören, sind vom Spitzenverband DOSB abgestimmt. Die Erhebung der Rohdaten zu den
in Abstimmung mit dem DOSB bundeseinheitlich zu nationalen und internationalen Kriteriumswettkämpfen
definieren. Die Einhaltung der Landeskaderkriterien sowie der Kaderanteile für die Auswertung der Rahmen-
(Kaderaltersstruktur entsprechend Trainingsetappen, richtlinie zur Förderung des Nachwuchsleistungsports er-
Aufnahmekriterien, Anzahl der Mitglieder) durch die folgt über den Spitzenverband und wird dem DOSB nach
Landesfachverbände ist regelmäßig zu überprüfen. Die Rückkopplung mit den Landesfachverbänden alle zwei
Landesfachverbände sind über die Berufung der Bun- Jahre übermittelt. Die Bewertung in der Rahmenrichtlinie
deskader zu informieren. zur Förderung des Nachwuchsleistungssports (LA-L-
Rahmenkonzeption) wird alle vier Jahre durchgeführt.
26
G. Eltern, Verein, Verband und Sportbund
27
G. Eltern, Verein, Verband und Sportbund
Regionalkonzept
Nachwuchsleistungssportkonzept
Zu den unverzichtbaren Steuerungsinstrumenten
des DOSB gehören, neben den Zielvereinbarungen Das Nachwuchsleistungssportkonzept wird im Zu-
zwischen DOSB und Spitzenverbänden und den Ko- sammenhang mit den Teilkonzepten in allen Struktu-
operationsvereinbarungen zwischen Spitzenverband, rebenen des Leistungssports verbindlich und zeitnah
Olympiastützpunkt und DOSB, die Regionalkonzepte. umgesetzt. Hierzu gehört die Entwicklung eines
Das Regionalkonzept wird in den vom DOSB anerkann- Konzeptes zur flächendeckenden Einführung von sport-
ten Schwerpunktsportarten für den Geltungszeitraum artübergreifenden Bewegungs-Checks durch den DOSB
von vier Jahren erstellt bzw. aktualisiert. Zielstellung genauso wie die Entwicklung von Richtlinien zu den
des Regionalkonzepts ist es, strategische, strukturelle Kaderkriterien, hier insbesondere der DC-Kader. Es liegt
und sportliche Ziele sowie zielgerichtete Maßnahmen in der Verantwortung des DOSB, den Forschungsbedarf
und Verantwortlichkeiten verbindlich zwischen den zum Nachwuchsleistungssport zu bündeln.
Partnern/innen in der Region zu vereinbaren. Sportart-
und länderübergreifende Auswertungen der Regional- Die wirkungsvolle Umsetzung gelingt, wenn alle betei-
konzepte werden durch den DOSB vorgenommen. Der ligten Partner/innen – unter Beachtung der jeweiligen
Gesamtprozess zu den Regionalkonzepten wird vom regionalen Bedingungen – für die gemeinsame Zielstel-
DOSB geleitet. lung ihre definierte Verantwortung wahrnehmen. Der
DOSB überprüft in regelmäßigen Abständen bei Lan-
dessportbünden und Spitzenverbänden in geeigneter
Rahmenrichtlinie zur Förderung Form, inwiefern die Inhalte dieses Konzeptes Eingang in
des Nachwuchsleistungssports die Arbeit des jeweiligen Mitgliedsverbandes gefunden
haben. Für die Spitzenverbände geht dies in die Zielver-
Die Gesamtauswertung aller Sportarten und Dis- einbarungs- und Meilensteingespräche ein. Als Orien-
ziplinen der Rahmenrichtlinie zur Förderung des tierung für die fortlaufende Prozesskontrolle dienen die
Nachwuchsleistungssports wird über vier Jahre (Olym- in der Anlage beigefügten Checklisten, insbesondere
piazyklus Sommersport bzw. World Games-Zyklus) zur Talentsichtung und zu den Rahmentrainingskon-
durchgeführt. Nach zwei Jahren erfolgt eine Erhebung zeptionen und -plänen.
der Rohdaten. Die Erhebung der Rohdaten zu den na-
tionalen und internationalen Kriteriumswettkämpfen
sowie der Kaderanteile für die Auswertung der Sport-
arten und Disziplinen erfolgt über den Spitzenverband
und wird dem DOSB nach vorheriger Rückkopplung mit
den Landesfachverbänden übermittelt. Die Erstellung
der sportart- und länderspezifischen Auswertung wird
durch den DOSB realisiert.
Sportmedizinischen
Grunduntersuchungen
Alle Bundeskader haben die Möglichkeit, einmal im
Jahr an den vom DOSB lizenzierten sportmedizinischen
Untersuchungszentren kostenfrei eine sportmedizi-
nische Grunduntersuchung durchführen zu lassen.
Der DOSB übernimmt das Qualitätsmanagement der
Untersuchungszentren, rechnet die durchgeführten
Untersuchungen ab und gibt dem jeweiligen Spitzen-
verband eine Rückmeldung zur Nutzung des Untersu-
chungsangebots durch die Sportler/innen. Einzelheiten
sind in der „Sportmedizinischen Untersuchungs- und
Betreuungskonzeption des DOSB“ geregelt.
28
Anlage 1
Anlage 1
Auswahlliteratur
Bös, K., Schlenker, L., Kunz, R., & Seidel, I. (2010). Moto- Meinel, K., Schnabel, G., & Krug, J. (2007). Bewegungs-
rischer Test für Nordrhein-Westfalen: Testanleitung lehre Sportmotorik: Abriss einer Theorie der sportli-
mit DVD; dieser Test ist identisch mit dem deutschen chen Motorik unter pädagogischem Aspekt. Aachen:
Motorik-Test (DMT 6 –18). Düsseldorf: Nordrhein- Meyer & Meyer Verlag.
Westfalen / Ministerium für Familie, Kinder, Jugend,
Kultur und Sport. Richartz, A. (1998). Jugendliche Leistungssportler im
Internat – typische Beziehungsmuster und ihre päda-
Breuer, C. & Feiler, S. (2013). Sportentwicklungsbericht gogische Bedeutung. In D. S. (Hrsg.), Verbundsysteme
2011/2012. Analyse zur Situation der Sportvereine in Leistungssport - Schule. Pädagogik, Organisation
Deutschland. Demographische Entwicklung. Sonderbe- und Wohnen im Internat (S. 87–104). Frankfurt am
richt. Bonn: Bundesinstitut für Sportwissenschaft. Main: DSB.
Hoffmann, A., Pfützner, A., Büsch, D., Wulff, J., & Pfennig, Sygusch, R. (2007). Eine Frage der Qualität. Persönlich-
T. (2011). Das Talent-Transfer-Konzept als Ergänzung keits- und Teamentwicklung im Kinder- und Jugend-
zum langfristigen Leistungsaufbau in den neuen olym- sport. Frankfurt am Main: Deutsche Sportjugend (dsj).
pischen Wintersportarten. Leistungssport, 14 –18.
Voigt, L. Hohmann, A. & Singh, A. (2013). Konzepte erfolg-
Hoffmann, A., Pfützner, A.. (2013). Leipziger Positionen reichen Nachwuchstrainings (KerN). Zentrale Merkmale
zum Nachwuchsleistungssport in Deutschland. Leis- subjektiver Trainertheorien zum Leistungssportlichen
tungssport, 5/2013, 5–9. Ausbildungsprozess. Leistungssport 6/2013, 4-15.
Hoffmann, A., Pfützner, A. (Hrsg.). (2013). Wege an die Zimmer, R. (2011). Handbuch der Bewegungserziehung.
Spitze. Herausforderungen und Schwerpunkte im Grundlagen für Ausbildung und pädagogische Praxis.
deutschen Nachwuchsleistungssport. Aachen: Meyer Freiburg: Herder Verlag.
& Meyer Verlag.
29
Anlage 2
Anlage 2
Aufgaben und Verantwortlichkeiten im
Nachwuchsleistungssport
Sportartenübergreifende Anlage 3
Bewegungs-Checks
• Konzept DOSB KMK
• Umsetzung Landessportbund Grundschule
Verein Kommune
Bundesland
Sportartenspezifische Anlage 3
Talenttests
• Entwicklung Spitzenverband Landesfachverband
• Umsetzung Spitzenverband Wissenschaftliche
Landesfachverband Einrichtung (IAT, Hochschule)
Auswertung Spitzenverband
30
Anlage 2
Talenttransfer DOSB
• Konzeptentwicklung IAT
• Systematisierung Spitzenverband
• Koordinierung Landesfachverband
Trainer im Nachwuchsleistungssport
31
Anlage 2
Duale Karriere
32
Anlage 2
Zielvereinbarungen
Meilensteingespräche
Strukturgespräche
• Bundesebene DOSB BMI, Zielvereinbarung
Spitzenverband IAT/FES Strukturplan
33
Anlage 2
Regionalkonzepte Nachwuchsleistungssport-
• Erstellung Spitzenverband Landesfachverband konzept 2020
Landessportbund
Olympiastützpunkt
• Auswertung & Kontrolle DOSB
Spitzenverband
Landessportbund
34
Anlage 3
Anlage 3
Handlungsempfehlungen zur Talentsuche
Ergebnisbezogene Qualitäts- • Gibt es wirksame Qualifikations- und Fortbildungs-
maßnahmen zur Talentsuche und Talentsichtung für
kriterien für Programme zur Sportlehrkräfte der Schulen, Übungsleiter/innen und
Trainer/innen der Vereine und Verbände durch die
Talentsuche sind: Landessportbünde und -fachverbände (Berücksichti-
gung in Lizenzierung der Verbände)?
• Wie viele talentierte Kinder sind durch das Programm
in Sportvereine eingetreten? • Welche Möglichkeiten und Anregungen existieren sys-
tematisiert, damit Kinder und Jugendliche ihr Talent
• Wie viele Kinder sind über einen bestimmten Zeit- in verschiedenen Sportarten erproben können?
raum den Sportvereinen treu geblieben?
Prozessbezogene Qualitäts-
kriterien für Programme zur
Talentsuche sind:
• Existiert ein sportartübergreifender Bewegungs-Check
in der Region?
35
Anlage 4
Anlage 4
Leitlinien zur Gestaltung des Nachwuchstrainings
Die Trainingsprinzipien stellen in ihrem trainingsme- • Trainingsbelastungen müssen sich an der Folge-
thodischen Gehalt wichtige Leitlinien für die Planung richtigkeit und Abgestimmtheit in der Ausbildung
und Gestaltung des langfristigen Trainings durch die der Leistungsvoraussetzungen in allen Etappen
Trainer/innen dar und sind deshalb übergreifend über orientieren.
alle Ausbildungsetappen des langfristigen Leistungs-
aufbaus aufzugreifen. Diese Leitlinien sind für fünf ver- • Die Einheit von Trainingsqualität und Trainingsquan-
schiedene Planungs- bzw. Entscheidungsdimensionen tität ist in allen Etappen wichtig.
des Trainings zusammengestellt. Diese Dimensionen
besitzen für alle Ausbildungsetappen mit unterschiedli- • Die Akzentuierung und Kontinuität von Trainingsbe-
chem Gewicht Bedeutung. lastungen ist in den einzelnen Etappen und Sportar-
ten unterschiedlich bedeutsam.
• Die Forderung nach Entwicklungs- und Gesundheits- • Die Verständlichkeit, Nachvollziehbarkeit und Ent-
förderung im Sport ist insbesondere in Hinsicht auf wicklungsgemäßheit der Trainingsanforderungen sind
Leistungsvoraussetzungen, Belastungsverträglichkeit, in jeder Etappe notwendige Voraussetzung, um physi-
Regeneration und Erholung zu berücksichtigen. sche, psychische, mentale Unter- oder Überforderung
des/der Sportlers/in zu vermeiden.
36
Anlage 4
37
Anlage 5
Anlage 5
Handlungsempfehlungen für die Erstellung einer Rahmen-
trainingskonzeption (RTK)
Situations- und • Welche Ausbildungs- und Förderstrukturen sind den
Ausbildungsetappen zugeordnet?
Anforderungsanalyse
• Welche Entwicklungstrends der Weltspitze sind zu be- Talentsichtung und
obachten und welche Auswirkungen haben diese auf
das Nachwuchstraining und auf Ausbildungsschwer- Talententwicklung
punkte? Welche Sportler/innen erreichen die Weltspitze
(und auf welchen Wegen)? • Wann, durch wen und nach welchen Kriterien erfolgen
Sichtungsmaßnahmen? Werden Mindestanforderun-
• Wie sieht das Anforderungsprofil in der Sportart aus gen bzw. Orientierungen definiert?
und welche Ableitungen resultieren daraus für den
langfristigen Leistungsaufbau? • Entspricht das Sichtungsverfahren der Leistungsstruk-
tur der Sportart? Werden durch die Maßnahmen die
• Wo steht der Verband sportlich und strukturell (IST- Sportler/innen mit dem größten Potenzial gesichtet?
Stand Spitze und Nachwuchs)?
• Wird das Sichtungsverfahren der Komplexität der
• Welches sind Stärken und Schwächen des Verbandes Leistung gerecht (Berücksichtigung der Ergebnisse
(IST-Analyse)? motorischer Tests, Trainer- und Expertenurteil,
Belastbarkeit, Trainingsalter, biologisches Alter, psy-
chologische Faktoren, Umfeld des Sportlers)? Wird die
Ziele definieren Entwicklung berücksichtigt (dynamische Herange-
hensweise statt Momentaufnahme)?
• Wo will der Verband (Spitze und Nachwuchs) in vier,
acht oder zwölf Jahren stehen (SOLL-Definition)? • Wie erfolgen in den Etappen des langfristigen Leis-
tungsaufbaus systematische Nachsichtungen? Wie
• Was soll mit der RTK erreicht werden? sind die Sichtungskriterien in den verschiedenen Aus-
bildungsetappen gewichtet?
Prinzipien und Leitlinien • Wie wird Talenttransfer aus und in andere(n) Sportar-
ten systematisch organisiert?
• Welche Prinzipien und Leitlinien sollen den langfristi-
gen Leistungsaufbau in der Sportart bestimmen
Training im langfristigen
(z. B. Ausbildungsschwerpunkte, Individualität vor
Mannschaftserfolg, Leitlinien Persönlichkeitsentwick- Leistungsaufbau
lung, Trainingsprinzipien, Leitbilder technisch-takti-
sche Kompetenzen, Persönlichkeit, Kondition etc.)? • Welche Aufgaben müssen erfüllt werden, um die Aus-
bildungsziele der Trainingsetappen zu erreichen? Wo-
durch ist das Training in den Etappen charakterisiert?
Ausbildungsetappen
• Welche inhaltlichen Bausteine und Schwerpunkte sind
• Wie lassen sich die Trainings-/Ausbildungsetappen in notwendig? In welcher Relation sollten sie zueinander
der langfristigen Leistungsentwicklung verorten und stehen?
wodurch sind diese charakterisiert?
• Welche Trainingsmittel und -methoden sind von be-
• Welche Ausbildungsziele sollen in der jeweiligen sonderer Bedeutung?
Etappe erreicht werden? Was sollten Kinder und
Ju-gendliche am Ende der jeweiligen Etappe beherr- • Wie lassen sich die Belastungsfaktoren in der jeweili-
schen? Lassen sich Leistungskennziffern definieren gen Etappe kennzeichnen?
bzw. gibt es Orientierungswerte für die Ausbildung
der Leistungsvoraussetzungen?
38
Anlage 5
• Welche Orientierungen existieren zur Trainingshäu- • Sind die nationalen Wettkämpfe bis zum Bereich
figkeit, dem Anteil der Trainingsübungen, Belastungs- des Anschlusstrainings trainingsinhalts- und -ab-
umfang, -intensität und -dichte sowie der Güte der schnittsbezogen und in altersangemessener Form
Bewegungsausführung (Kennziffern der Proportionen organisiert?
wesentlicher Trainingsbestandteile)? Existieren Rah-
mentrainingspläne, Übungs- und Trainingsmittelka- • Wird durch das nationale Wettkampf- und Fördersys-
taloge oder Handmaterialien? tem der erfolgreiche Übergang vom Junioren- in den
Spitzenbereich gesichert?
• Wie gestaltet sich die Periodisierung und Akzentu-
ierung des Trainings in den einzelnen Etappen? Wie • Welche allgemeinen und sportartspezifischen Testver-
sehen Mikrozyklen und Trainingseinheiten in den fahren existieren zur Überprüfung der Leistungsent-
jeweiligen Etappen exemplarisch aus? wicklung (Testmanuale und Orientierungswerte)?
• Wie wird die Steigerung und Kontrolle der Belastbar- • Sind verschiedene, individuelle Entwicklungswege
keitssicherung gewährleistet? berücksichtigt (z. B. Spät- und Quereinsteiger/innen)?
• Durch welche Maßnahmen wird das Bewusstsein für • Wird die Aktualität der Vorgaben gesichert?
eine sportgerechte Lebensweise (Ernährung, Erho-
lung, Schlaf etc.) ausgebildet? • Finden sich konkrete Handlungsanweisungen oder
-orientierungen für die Trainer/innen?
• Was kennzeichnet die Kinder und Jugendlichen im
jeweiligen Altersbereich? Welche Erziehungsaufgaben • Wie ist die RTK methodisch und medial aufbereitet?
stehen im Vordergrund?
• Wird die RTK in die Traineraus- und -fortbildung
• Welche Anforderungen werden an den/die Trainer/in integriert?
und das Trainerverhalten in den einzelnen Etappen
gestellt (Hauptaufgaben, Coaching etc.)? • Ist die RTK interessierten Trainern/innen öffentlich
zugänglich?
Wettkampfdokumentation
• Wie, wann und unter wessen Verantwortung erfolgt
die Einschätzung der Leistungsentwicklung und
Entwicklungsprognose?
39
Anlage 6
Anlage 6
Verfahren zur Anerkennung von BSP-N, BSP und Schwerpunktsportarten
Verfahren zur Anerkennung Schwerpunktsportart/Bundesstützpunkt-
Nachwuchs/Bundesstützpunkt Sommersport
Verantwort-
Regionalkonzepte Info an Zeitschiene
lichkeit
1. Phase: LFV
Abstimmung der Antragsstellung auf LSB Sommer
Anerkennung SSA/BSP-N/BSP zwischen Spitzen-
OSP vorolympisches
den Partnern Spitzenverbände, Lan- verbände
Jahr
desfachverbände, Landessportbünde, Landes-
OSP , Landesministerien ministerien
4. Phase: DOSB
Anerkennung der unstrittigen SSA/ BMI SV
BSP-N/BSP Landes-
ministerien
DOSB (SSA) LSB 31.12.
Abschluss
OSP vorolympisches
Erstellung und
Jahr
Abstimmung der
Regionalkonzepte Spitzen-
der unstrittigen verbände DOSB
Schwerpunkt-
sportarten LSB
OSP
5. Phase:
Ende Okt.
zweite sportfachliche Prüfung der DOSB BMI
olympisches Jahr
strittigen Standorte
6. Phase:
DOSB
Anerkennung der strittigen BSP-N/ BMI/BVA SV
BSP Landes-
ministerien
LSB
Abschluss Erstellung 31.12.
Spitzen- OSP
und Abstimmung olympisches Jahr
verbände
der Regionalkon-
zepte der strittigen
und neuen Schwer- LSB DOSB
punktsportarten OSP
7. Phase:
SV LFV
Abschließende Anerkennung aller SSA nach Vorlage der
abgestimmten und von allen Partnern unterzeichneten Un- DOSB LSB
März nach-
terschriftenseite der Regionalkonzepte OSP
olympisches Jahr
Landes-
BMI
min.
Institutionen:
Deutscher Olypimscher Sportbund (DOSB); Spitzenverbände (SV); Landesfachverbände (LFV); Landessportbünde (LSB); Olympiastützpunkte (OSP);
Bundesministerium des Innern (BMI); Landesministerien
40
Anlage 6
Verantwort-
Regionalkonzepte Info an Zeitschiene
lichkeit
1. Phase: LFV
Abstimmung der Antragsstellung auf LSB
Anerkennung SSA/BSP-N/BSP zwischen Spitzen- bis Juli nach
den Partnern Spitzenverbände, Lan- verbände OSP Olympia
desfachverbände, Landessportbünde, Landes-
OSP , Landesministerien ministerien
Start der
Erstellung der
Spitzen- Landesfach- ab 1. Mai nach
Regionalkonzepte
verbände verbände Olympia
für die SSA aus
2. Phase: dem laufenden
Antrag auf Anerkennung SSA/BSP-N/ Olympiazyklus
BSP durch die Verbände auf der Grund-
lage der Strukturpläne der Spitzenver- Spitzen- BMI bis zum 31.07.
bände an das BMI und in Kopie an den verbände nach Olympia
DOSB
DOSB
3. Phase:
30. September
sportfachliche Prüfung DOSB BMI
nach Olympia
4. Phase: DOSB
SV
BMI/BVA
Anerkennung der BSP-N/BSP Landes- 15. Oktober
ministerien nach Olympia
LSB
OSP
Abschluss
Erstellung und Spitzen-
Abstimmung der verbände 15. Dezember
Regionalkonzepte DOSB
nach Olympia
der Schwerpunkt-
sportarten LSB
OSP
LFV
SV LFV
Abschließende Anerkennung aller SSA nach Vorlage LSB
der abgestimmten und von allen Partnern unterzeichneten DOSB Januar nach-
OSP
Unterschriftenseite der Regionalkonzepte olympisches Jahr
Landes-
BMI
min.
Institutionen:
Deutscher Olypimscher Sportbund (DOSB); Spitzenverbände (SV); Landesfachverbände (LFV); Landessportbünde (LSB); Olympiastützpunkte (OSP);
Bundesministerium des Innern (BMI); Landesministerien
41
42
Impressum
Texte: Prof. Dr. Alfred Richartz, Prof. Dr. Andreas Hohmann, Dr. Antje Hoffmann, Rolf Beilschmidt, Dr. Bernd Neudert, Thomas Behr,
Bernhard Schwank, Olav Spahl, Edda Bartz, Norbert Engelhardt, Wiebke Fabinski, Manfred Kehm
43
Deutscher Olympischer Sportbund · Otto-Fleck-Schneise 12 · 60528 Frankfurt am Main
T +49 69 6700-0 · F +49 69 674906 · office@dosb.de · www.dosb.de