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© Ernst Klett Sprachen GmbH, Stuttgart 2019 | www.klett-sprachen.de Mit Erfolg zum Goethe-Zertifikat B2
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Bei einigen großen Konzernen gibt es deshalb schon seit feln für 30 Leute geschält. Dabei redet man natürlich mit-
einigen Jahren eine sogenannte E-Mail-Pause nach 18 Uhr. einander und so haben wir viel voneinander erfahren. Bei
Das heißt, nach Dienstschluss werden keine E-Mails vom der normalen Arbeit wäre das nicht möglich gewesen. Das
Server mehr weitergeleitet. Erst am nächsten Morgen Essen am Ende war dann nur Nebensache.
kann man sie lesen. Andere Firmen gehen noch weiter:
Dort kann man im Urlaub alle eingehenden Mails löschen Gespräch 2
lassen, worüber der Absender allerdings informiert wird. Junge Frau: Warum hast du dein Architekturstudium abge-
Das Recht, nicht erreichbar zu sein, gilt jedoch nicht für brochen?
alle Mitarbeiter. Führungskräfte müssen auch am Wochen- Junger Mann: In den Semesterferien habe ich bei einem
ende dringende E-Mails beantworten. Steinmetz ein Praktikum gemacht. Der Betrieb hat sich auf
die Restaurierung von alten Häuserfassaden und Denk-
Gespräch 5: mälern spezialisiert. Im Bereich der Denkmalpflege gibt
Journalist: Warum läufst du Marathon? es hier in der Stadt für Steinmetze viel zu tun, doch leider
Frau: Viele Leute glauben, ich mache das, weil es eine fehlt es an gut ausgebildeten Handwerkern. Deshalb habe
Modeerscheinung ist. Natürlich ist es heute ein sehr ich meinen Chef gefragt, ob ich bei ihm nicht eine Aus-
beliebter Sport, aber für mich bedeutet es viel mehr als bildung anfangen könnte. Handwerkliches Geschick und
Fitness. Marathon ist zwar kein Mannschaftssport im klas- auch ein Gefühl für Formen und Proportionen habe ich
sischen Sinne, aber man spürt bei den großen Marathon- ja. Den Vertrag unterschreibe ich in den nächsten Tagen
wettkämpfen ein besonderes Zusammengehörigkeitsge- und am 1. August geht’s los. Lustig wird es bestimmt in
fühl, fast wie bei einer Familie. Deshalb nehme ich lange der Berufsschule, wenn ich mit meinen 22 Jahren neben
Reisen in Kauf, um dabei zu sein. Außerdem kann man 16-Jährigen sitzen werde.
stolz auf sich sein, wenn man nach fast 42 Kilometern ins
Ziel kommt. Und das obwohl ich noch nie ein Rennen ge- Gespräch 3
wonnen habe. Aber darauf kommt es auch nicht an. Dabei Journalist: Sprachen verschwinden und neue entstehen.
sein ist alles. Das ist ein ganz natürlicher Prozess. Aber seit einem Jahr-
hundert hat sich dieser Prozess beschleunigt. Zurzeit wer-
den weltweit etwa 7000 Sprachen gesprochen. Die Hälfte
So sieht das Prüfungsblatt aus davon droht, in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zu
verschwinden. Davon ist Deutschland ebenfalls betroffen.
8 Beispiel Nur noch eine Minderheit spricht Saterfriesisch im Norden
von Niedersachsen oder Sorbisch in Sachsen. Die Kinder
Junger Mann: Wie hat dir denn unsere erste Woche hier an
der Hochschule gefallen? lernen die Sprache nicht mehr in der Familie und in der
Junge Frau: Ganz gut. Aber ich musste mich erst daran Schule wird Hochdeutsch gesprochen. Auch Dialekte sind
gewöhnen, dass man an der Uni von den Dozenten gesiezt nicht mehr so verbreitet wie früher. Meist sind es die äl-
wird. teren Leute, die sich noch im Dialekt unterhalten. Die jün-
Junger Mann: Das stimmt. In der Schule haben uns alle geren können ihn oft nur verstehen und nicht mehr aktiv
Lehrer geduzt. Ich fand es am Anfang auch komisch, plötz- verwenden.
lich von einem Professor mit „Herr Schreiber“ und nicht
mit „Alexander“ angesprochen zu werden. Gespräch 4
Junge Frau: Wenn ich jetzt mit „Frau Neumann“ angeredet Frau 1: Wie war denn Weihnachten bei euch?
werde, fühle ich mich richtig erwachsen. Frau 2: Du weißt doch, wie das bei uns ist. Meine Schwie-
Junger Mann: Es gibt einige Dozenten, die ihre Studenten gereltern kommen und erwarten ein Menü mit allem
duzen. Das sind aber meistens jüngere Assistenten, die Drum und Dran. Und ich stehe dann stundenlang in der
nicht sehr viel älter sind als wir. Küche und nachher muss ich alles aufräumen und putzen.
Junge Frau: Das ist für mich ok, wenn ich sie auch duzen So war es auch diesmal. Dieses Jahr haben die Kinder von
kann. Oma und Opa eine elektrische Eisenbahn bekommen.
Darüber haben sie sich sehr gefreut und wir haben alle
Gespräch 1 zusammen damit gespielt. Das war ganz nett. Am liebsten
Frau: Ich habe gehört, ihr habt mit eurem Chef einen aber würde ich Weihnachten nur mit meinem Mann und
Kochkurs gemacht? den Kindern verbringen. Meine eigenen Eltern machen es
Mann: Wir machen einmal im Jahr einen Betriebsausflug. richtig. Sie fliegen fast jedes Jahr von Mitte Dezember bis
Dieses Jahr hat unser Chef eine Psychologin eingeladen, Anfang Januar in die Karibik. Weit weg von allem.
die Seminare zur Teambildung anbietet. Sie ist Hobbykö-
chin und deshalb bestehen ihre Seminare aus einer Art Gespräch 5
Kochkurs. Dabei ging es gar nicht um neue Rezepte. In Frau 1: Ich möchte einen Französischkurs belegen.
der Betriebskantine machten sich alle an die Arbeit. Unser Frau 2: Sind Sie Anfängerin oder haben Sie Vorkenntnisse?
Chef musste mit den Auszubildenden Zwiebeln schneiden. Frau 1: Also, ich habe in der Schule Französisch gelernt
Die jungen Leute haben sich über ihren weinenden Chef und möchte meine Sprachkenntnisse auffrischen.
köstlich amüsiert. Seine Sekretärin und ich haben Kartof-
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11 + 12 Abschnitt 3
Hören, Teil 2 Moderatorin: Wie helfen Sie jungen Menschen, die überle-
gen, den Studiengang zu wechseln?
Schritt für Schritt zur Lösung
Herr Menne: Ein Fachwechsel kommt in der Beratung so-
9 Abschnitt 1 gar recht häufig vor. Das ist aber nicht schlimm. Wenn es
darum geht, eine Entscheidung zu überdenken und seine
Moderatorin: Ich begrüße heute Rudolf Menne, Studien-
berater an der Universität zu Köln. Sie sind seit mehr als Lebensplanung zu korrigieren, ist das ein Zeichen von
20 Jahren in der Beratung von Studierenden tätig. Hat sich großer Reife. Bei einer Neuorientierung muss man sich
die Studienberatung seit Beginn Ihrer Tätigkeit verändert? mit der Frage beschäftigen, was im alten Studium nicht
geklappt hat, ob man falsche Vorstellungen vom Fach oder
Herr Menne: Die jungen Menschen sind durch das Internet der Hochschulform hatte.
natürlich wesentlich informierter als noch vor 10, 20 Jah-
ren. Aber nicht alle Informationen dort sind verständlich, Moderatorin: Hat sich die Zahl der Studienabbrecher in
und vieles lässt sich in einem Gespräch schneller klären. den letzten 20 Jahren erhöht?
Hinzu kommen Modeerscheinungen: Wenn beispielsweise
der Beruf Pathologe oder Profiler in TV-Serien eine Rolle Herr Menne: Das hat es schon immer gegeben. Studienab-
spielt, kann das den Berufswunsch junger Zuschauer be- brecher sind oft junge Leute, die keinen Zugang zu den
einflussen. Ich beobachte außerdem ein stärkeres Sicher- theoretischen Auseinandersetzungen mit einem Fach an
heitsdenken. Frühere Jahrgänge waren sorgloser. Heute der Hochschule gefunden haben oder die die Identifika-
sehen nicht wenige Studienanfänger in ihrem Entschei- tion mit dem Berufsbild verloren haben. Sie suchen nach
dungsprozess eher Risiken als Möglichkeiten. einem anderen Ziel. Das kann dann auch eine berufstech-
nische oder handwerkliche Richtung sein.
Moderatorin: Was sollten Studieninteressierte bei ihrer
Wahl beachten? Moderatorin: Herzlichen Dank, Herr Menne, für dieses
interessante Gespräch.
Herr Menne: Man muss dabei Berufsorientierung und
Studienwahl voneinander trennen. Wenn ich beispielswei- Herr Menne: Gerne.
se Lehrer werden möchte, fälle ich andere Entscheidun-
gen als bei einem generellen Interesse an beispielsweise
Wirtschaft. In letzterem Fall sollte eine Berufsorientierung Schritt für Schritt zur Lösung
viel später erfolgen, damit man im Studium offen für un-
bekannte Fachgebiete ist. Entscheidend sind fachliches
Interesse und Neugier, und weniger Sicherheits- oder
13 Moderator: In unserer heutigen Sendung begrüße ich Frau
Professor Carola Lange. Sie arbeitet am „Zentrum für Ver-
Statusdenken oder familiäre Erwartungen. kehrsforschung“. Frau Lange, auf dem Weg ins Funkhaus
habe ich heute Morgen wieder einmal im Stau gestanden.
Moderatorin: Junge Menschen zieht es zum Studium Ist mein Eindruck richtig, dass die Zahl der Pendler zuge-
meist in Großstädte. Bieten nicht gerade kleinere Studi- nommen hat?
enstandorte gute Bedingungen?
Frau Lange: Es ist eine Tatsache, dass immer mehr Berufs-
Herr Menne: Für spezielle Fächer können kleinere Stand- tätige weite Wege zurücklegen, um zu ihrem Arbeitsplatz
orte besser geeignet sein. Viele sind auch nicht von Vorle- zu kommen. Und die Wege werden immer länger. Sie
sungen mit mehreren 100 Teilnehmern begeistert. Und das liegen im Schnitt bei 16 Kilometern, wobei Männer im
ist an großen Universitäten in großen Städten eher der Schnitt länger unterwegs sind als Frauen. Inzwischen pen-
Fall. Gerade im Bachelorstudium kann auch die persönli- deln 60 Prozent der Berufstätigen zum Arbeiten in eine an-
che Betreuung an kleineren Hochschulen intensiver sein. dere Stadt – Tendenz steigend. Die Folgen sind: verstopfte
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Straßen und überfüllte S-Bahnen und Nahverkehrszüge. will nicht unbedingt für ein oder zwei Jahre seinen Wohn-
Ihr Eindruck ist also völlig richtig. ort wechseln.
Moderator: Warum nehmen immer mehr Menschen lange Moderator: Frau Lange, ich danke Ihnen für dieses Ge-
Wege zum Arbeitsplatz in Kauf? spräch.
Frau Lange: Ein Grund sind zweifellos die ständig stei- Frau Lange: Gerne.
genden Mieten in den Innenstädten, also dort, wo die
meisten Arbeitsplätze liegen. Am Stadtrand und auf dem
Land findet man Wohnraum zu erschwinglichen Preisen. So geht’s
Außerdem wird heute von Berufstätigen mehr Flexibilität
erwartet. Für eine gut bezahlte Stelle sind viele Menschen
bereit, auch zwischen städtischen Regionen hin- und her
14 Moderatorin: Ich begrüße heute Herrn Professor Kurt
Kotrschal, Verhaltensbiologe an der Universität Wien. Herr
zu pendeln. Bei der Wahl des Arbeitsplatzes sind die Men- Professor Kotrschal, jedes Jahr geben Menschen viele Mil-
schen demnach weniger flexibel als bei der Wahl ihres liarden Euro für ihre Haustiere aus. Warum hält man sich
Wohnortes. Tiere?
Moderator: Wo gibt es denn die meisten Pendler? Herr Kotrschal: Den Begriff „Haustier“ mag ich nicht gern –
Hunde, Katzen oder Pferde zeichnen sich ja nicht vor allem
Frau Lange: Die meisten Pendler leben im Umland der dadurch aus, dass man sie im Haus hat. Sondern dadurch,
Großstädte. An der Spitze stehen Frankfurt und München. dass wir zu ihnen eine soziale Beziehung aufbauen. Es
In diesen Städten arbeiten jeweils mehr als 300.000 Men- sind Gefährten, Kumpane. Daher spreche ich meist von
schen, die außerhalb der Stadtgrenze ihren Wohnsitz „Kumpan-Tieren“. Vor allem gibt es diese Kumpan-Tiere
haben. Die stärksten Zuwächse an Pendlern gibt es aber nicht erst, seitdem der Mensch sesshaft ist und in Häusern
in Berlin. Dort hat sich die Zahl der Berufspendler in den lebt.
letzten 20 Jahren um 70 Prozent erhöht.
Moderatorin: Mag denn jeder Mensch Tiere? Ab wann
Moderator: Welche Berufsgruppen sind unter den Pend- interessieren sich Kinder für Tiere?
lern am meisten vertreten?
Herr Kotrschal: Das Interesse für Tiere ist angeboren.
Frau Lange: Wer einen Hochschulabschluss hat, pendelt Beobachtungen belegen, dass Babys im Alter von drei bis
häufiger als Menschen, die eine Berufsausbildung absol- sechs Monaten sich für nichts so sehr interessieren wie
viert haben. Unter den Pendlern sind die Ingenieure am für Tiere. Diese Liebe zum Lebendigen ist universal: Alle
längsten unterwegs, und zwar im Schnitt 18 Kilometer. Von gesunden Kleinkinder dieser Welt sind sehr tierfreundlich
dieser Berufsgruppe wird eben mehr Flexibilität erwartet. – je jünger, desto intensiver, und zwar unabhängig von
Man kann also sagen: Je höher das Bildungsniveau, desto Kultur und Einstellung der Eltern.
länger der Weg zur Arbeit.
Moderatorin: Können wir zu Tieren eine ebenso intensive
Moderator: Was bedeutet das für die Gesundheit der Beziehung aufbauen wie zu Menschen?
Pendler?
Herr Kotrschal: Man kann zu einem Hund eine stabile und
Frau Lange: Die langen Fahrten zur Arbeit bleiben nicht sehr bereichernde Partnerschaft aufbauen. Einem Hund
ohne Folgen für die Gesundheit. Viele Pendler klagen über oder einer Katze ist es gleichgültig, ob ich hässlich bin
Erschöpfung, Nervosität sowie Nacken- und Schulter- oder schön, ob ich reich oder arm bin. Von einem gut so-
schmerzen. Wer täglich ein, zwei oder sogar mehr Stunden zialisierten Hund bekommt man als Hundehalter eine viel
für den Weg zur und von der Arbeit benötigt, hat weniger bedingungslosere Zuwendung als von jedem Menschen.
Zeit für sich und seine Familie. Man kann daher sagen: Von Menschen fühlt man sich beurteilt, von Hunden we-
Je länger man pendelt, desto stärker ist die körperliche niger.
Belastung.
Moderatorin: Mögen denn Hunde jeden Menschen? Oder
Moderator: Wie wird das denn in Zukunft aussehen? machen sie doch Unterschiede?
Frau Lange: Pendler wird es immer geben und ich gehe Herr Kotrschal: Studien zeigen: Schaut ein Hund dabei zu,
sogar davon aus, dass ihre Zahl noch weiter zunehmen wie zwei Menschen sich freundlich zueinander verhalten,
wird. Neue Arbeitsplätze in den Ballungsräumen entste- dann nimmt der Hund von beiden gern ein Leckerli, also
hen meistens in den Kernstädten und nicht im Umland. etwas zu fressen. Behandelt allerdings der eine Mensch
Außerdem steigt seit Jahren die Zahl der befristeten Ar- den anderen schlecht, dann bevorzugt der Hund anschlie-
beitsverträge. Wer einen solchen Vertrag unterschreibt, ßend den Menschen, der ihm netter erschien, der nicht
aggressiv aufgetreten ist. Hunde sind sehr gut darin, unse-
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re Emotionen zu lesen. Und sie entwickeln Vorlieben. Nicht sie vergessen haben, dass sie genau diese nachschauen
jeder Hund mag jeden Menschen. wollten.
Moderatorin: Reagieren Katzen ebenso sensibel auf ihre Moderatorin: Warum können Kinder und Jugendliche ihre
Halter? Smartphones nur so schwer aus der Hand legen?
Herr Kotrschal: Wir leben erst seit ungefähr 10 000 Jahren Herr Montag: Mit den Geräten erhalten sie ständig neue
mit Katzen zusammen. Katzen sind ursprünglicher ge- Informationen von Gleichaltrigen. Wenn sie die nicht
blieben als moderne Hunde. Und sie sind von Natur aus bekommen, haben sie das Gefühl, sie könnten etwas ver-
weniger sozial. Katzen können Menschen gegenüber sehr passen. Zudem sehen sie, wo sie im Vergleich zu anderen
sozial und freundlich sein, aber sie müssen nicht. Hunde stehen und wie viel Likes sie auf Social-Media-Kanälen
müssen. Trotzdem gehen viele Menschen sehr enge Bezie- bekommen. Aus der Hirnforschung wissen wir, dass das
hungen zu Katzen ein. Belohnungssystem im Gehirn aktiviert wird, wenn Men-
schen Likes bekommen. Das fühlt sich gut an. Und das,
Moderatorin: Studien zeigen, dass Hundehalter subjektiv was sich gut anfühlt, wiederhole ich gern. So kommen
und objektiv gesünder sind als Nichthundehalter. Weshalb Kinder schnell auf die digitale Droge und bleiben es auch.
wirken sich gerade Hunde so positiv auf die Gesundheit
aus? Moderatorin: Ab wann sollten Kinder Smartphones ha-
ben?
Herr Kotrschal: Ein wesentlicher Aspekt besteht darin,
dass Hunde uns aktivieren. Sie fordern, dass man sich Herr Montag: Nicht vor dem zehnten, zwölften Lebensjahr.
um sie kümmert. Außerdem bringen Hunde ihre Halter in Auch dann müssen die Eltern schauen, ob es überhaupt
Verbindung mit anderen Hundebesitzern. Tiere können sinnvoll ist. Digitale Technologien haben in der Kindheit
durch emotionale und soziale Unterstützung zur Stress- nichts verloren. Kinder müssen rausgehen und mit Gleich-
bewältigung ihrer Menschenpartner beitragen – also das altrigen spielen. Dann lernen sie, dass sie nicht immer die
Stresshormon Kortisol und den Blutdruck senken. Voraus- stärksten sind, sondern auch mal unterlegen sein können
setzung für die gesundheitsfördernde Wirkung ist aller- und sie stärken ihre motorischen Fähigkeiten, aber auch
dings eine gute Beziehung zum Tier. soziale Kompetenzen.
Moderatorin: Herr Professor Kotrschal, ich danke Ihnen für Moderatorin: Was können Eltern tun, damit ihre Kinder
dieses sehr interessante Gespräch. nicht ständig am Smartphone hängen?
Herr Kotrschal: Ich danke Ihnen für die Einladung. Herr Montag: Anders als bei kleineren Kindern wird es
bei Jugendlichen schwer sein, es zu verbieten. Hier haben
fast alle ein Smartphone und wer nicht in einem sozialen
So sieht das Prüfungsblatt aus Netzwerk ist, wird zum Außenseiter. Eltern sollten schau-
en, dass ihre Kinder und deren engsten Freunde im besten
15 Moderatorin: Ich begrüße heute Professor Christian Mon- Falle die gleichen Nutzungsregeln befolgen. Eltern könn-
ten etwa erlauben, das Smartphone jeden Tag nur von 18
tag. Er ist Psychologe und erforscht, wie Smartphones
unsere Gesellschaft beeinflussen. Herr Montag, in Groß- bis 19 Uhr zu nutzen.
britannien werden in Schulen immer mehr digitale Uhren
aufgehängt. Wird es in Deutschland auch bald soweit sein? Moderatorin: Wie sollten Eltern mit dem Smartphone
umgehen?
Herr Montag: Ich kann mir vorstellen, dass es in deutschen
Schulen ähnlich kommen wird. Kinder und Jugendliche Herr Montag: Es ist nicht schlimm, wenn sie ab und zu
werden wahrscheinlich bald keine Zifferblätter auf Uhren mal auf ihr Smartphone gucken. Aber wenn sie das stän-
mehr lesen können. Vielerorts wird die Zeit nur noch digi- dig tun, dann schon. Kinder lernen zudem am Modell.
tal angezeigt. Ich halte es aber trotzdem für wichtig, dass Eltern könnten Ihre Smartphones beispielsweise nur zu
Kinder lernen, analoge Uhren zu lesen. gewissen Zeiten und an gewissen Orten nutzen – etwa im
Arbeitszimmer. Sie könnten auch wieder eine Armbanduhr
Moderatorin: Warum? Das Smartphone zeigt die Zeit doch tragen und sich einen klassischen Wecker kaufen – und
auch an. somit eine digitale Freizone im Schlafzimmer schaffen.
Menschen, die eine Armbanduhr und einen Wecker haben,
Herr Montag: Wenn Kinder und Jugendliche ins Handy schauen seltener aufs Smartphone als andere.
schauen, um zu wissen, wie spät es ist, entdecken sie oft
eine neue Nachricht oder etwas Interessantes auf Ins- Moderatorin: Das ist ein guter Tipp für uns alle. Vielen
tagram. Sie sind dann eine Weile damit beschäftigt, zu Dank, Herr Montag, für dieses interessante Gespräch.
antworten und wissen die Uhrzeit am Ende gar nicht, weil
Herr Montag: Ich danke Ihnen.
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drücke. Niemand spricht von einem Klapprechner, wenn er Montag bis Freitag gearbeitet habe. Zusätzlich musste ich
einen Laptop meint. dann noch am Wochenende kellnern, um meine Miete zu
bezahlen. Und so hat das Studium natürlich länger gedau-
ert.
So geht’s
Daniel: Oh je, da sagst du was. Ich bin jetzt schon im ach-
19 Aufgabe 1 ten Semester, aber mein Bachelor ist noch weit entfernt.
Ich habe auch immer gejobbt, um mein Studium zu be-
Moderator: In unserem nächsten Beitrag hier beim Cam-
pus Radio geht es um ein Thema, das die meisten von zahlen. Aber mein größtes Problem war eigentlich immer
euch sicher sehr gut kennen, nämlich: der große Stress im meine Prüfungsangst. Mittlerweile bereue ich, dass ich
Studium, und wie man damit besser klarkommen kann. damals nach dem Abi nicht einfach gesagt hab: Tut mir
Laura und Daniel sind bei mir im Studio und haben einiges leid, Uni ist nicht mein Ding.
dazu zu sagen. Hallo ihr beiden.
Laura: Tja, ich persönlich war mir lange nicht sicher, ob ein
Daniel: Hallo. Studium für mich das Richtige ist. Eine Lehre wäre aber
noch weniger in Frage gekommen.
Laura: Hallo.
Moderator: Es ist wichtig, dass man sich von Anfang an
Moderator: Daniel, du studierst im achten Semester Infor- gut informiert, was man machen will. An der Uni gibt es
matik. Wie läuft es denn so bei dir? übrigens auch Beratung, wenn man sein Studium abbre-
chen will. Oft hat man danach mehr Möglichkeiten, als
Daniel: Puh. Mein Stresslevel könnte eigentlich nicht hö- man geglaubt hat.
her sein. In zwei Wochen schreibe ich eine Matheklausur.
Wenn ich wieder nicht bestehe, kann ich nicht weiterstu- Daniel: Das ist ein guter Tipp. Ich hoffe, dass die Uni für
dieren. Das macht mich völlig fertig. Ich merke das auch mich nicht der einzige Weg ist.
körperlich. Ich habe jetzt innerhalb der letzten zwei Wo-
chen fünf Kilo abgenommen. Moderator: So, damit sind wir am Ende unseres Ge-
sprächs. Daniel, Laura, danke, dass ihr von euch erzählt
Moderator: Hast du schon mal an therapeutische Hilfe habt. Ich wünsche euch alles Gute. Wir machen weiter im
gedacht? Gerade in den Prüfungsphasen wird der Druck Programm mit …
oft so hoch, dass man das alleine nicht schaffen kann.
Daniel: Dafür ist jetzt nicht die Zeit da. Vielleicht nach der So sieht das Prüfungsblatt aus
Prüfung.
20 Moderator: Hallo, liebe Hörerinnen und Hörer, heute im
Laura: Falls ich da mal kurz was dazu sagen darf: Ich Mittagsmagazin geht es um die Frage: Stadt oder Land?
schließe im Sommer mein Ethnologiestudium ab. Und Wo lebt es sich besser? Dazu begrüße ich im Studio Sofie
gerade jetzt, am Ende des Studiums, ist meine Therapeutin Baumann und Jonas Neuhaus. Beide sind im letzten Jahr
eine enorme Hilfe für mich. Sie hat mit mir einen Zeitplan von Berlin aufs Land gezogen. War das denn eine gute
aufgestellt und sie beruhigt mich, wenn ich mich zu sehr Entscheidung?
stresse. Wenn sie mich unterstützt, ist das einfach mehr
wert, als wenn eine Freundin sagen würde: Entspann dich, Sofie Baumann: Also bisher läuft es auf dem Land genau
alles wird gut. so idyllisch, wie ich mir das vorgestellt habe. In Berlin geht
man aneinander vorbei, aber hier wollen die Leute auf
Moderator: Was stresst dich denn besonders, Laura? der Straße wissen, wo wir herkommen, und erzählen von
ihrem Tag. Das inspiriert mich. Ich komme nach Hause und
Laura: Zum einen natürlich die Masterarbeit. Aber ich bin total glücklich, weil ich mit jemandem gesprochen und
habe auch Angst, was nach dem Studium kommt. Ich habe nicht nur ein Like bei Facebook hinterlassen habe.
das Gefühl, ich bin überhaupt nicht vorbereitet aufs Be-
rufsleben. Das ist schon sehr belastend. Jonas Neuhaus: Ich bin auch zufrieden. Im Dorf habe ich
es geschafft, mich von der Oberflächlichkeit in Berlin frei-
Moderator: Ja, besonders in den Geisteswissenschaften ist zumachen. Man kommt hier von diesem Konsumzwang
es ein Problem, dass man nicht weiß: Was kann ich nach runter, den man in der Stadt braucht, um dazuzugehören.
dem Studium überhaupt machen? Da bleibt einem nichts Hier geht es um echtere Themen.
anderes über, als schon vorher in verschiedenen Bereichen
Praktika zu machen. So bekommt man einen Einblick. Sofie Baumann: Ganz genau. Ich will zwar auch nicht nur
über Johannisbeermarmelade und die Vögel im Garten
Laura: Das habe ich alles schon gemacht. In meinem Be- sprechen, aber ich werde hier bodenständiger. Und übri-
reich sind die ganzen Praktika unbezahlt, obwohl ich von gens: Einige meiner Freunde, die anfangs total schockiert
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waren, waren schon ein paarmal da und wollen nun auch Sicher ist Ihnen schon aufgefallen, dass in der Umgangs-
aufs Land ziehen. Sie selbst sind doch auch rausgezogen, sprache heute alle möglichen Fähigkeiten als Intelligenz
Herr Schmidt. Was schätzen Sie denn am Dorfleben? bezeichnet werden. So spricht man zum Beispiel von
sozialer oder emotionaler Intelligenz. Diese Begriffe sind
Moderator: Oh, eine ganze Menge. Ich gehe viel spazieren aber sehr ungenau. Wenn wir in unserer Forschung von
und bin gerne im Wald unterwegs. Und ich kann da sehr Intelligenz sprechen, dann meinen wir damit die kogniti-
gut entspannen. Wenn ich nach einem langen, anstren- ve, also geistige Intelligenz. Dazu gehören schlussfolgern-
genden Arbeitstag in Berlin nach Hause aufs Land komme, des Denken, sprachliche und mathematische Fähigkeiten,
ist das, wie in den Urlaub zu fahren. räumliches Vorstellungsvermögen und effiziente Gedächt-
nisleistungen.
Jonas Neuhaus: Richtig, wir haben das jeden Tag. Im Som- Wir wissen natürlich mittlerweile, dass Intelligenz von gro-
mer bin ich deshalb auch nicht verreist. Ich bin lieber mit ßer Bedeutung für Erfolge in Schule, Ausbildung und Beruf
dem Fahrrad durch die Dörfer gefahren. und damit ein Maßstab für die Leistungsfähigkeit der
Moderator: Es ist auch eine finanzielle Frage. Wohnraum einzelnen Person ist. Intelligenz ist von daher auch eine
in der Stadt ist knapp, die Mieten sind hoch und es ist häu- wichtige Voraussetzung für ein gesundes und glückliches
fig schwer, überhaupt eine bezahlbare Wohnung zu finden. Leben. Natürlich ist Intelligenz nicht der einzige Erfolgs-
Auf dem Land hingegen sind die Mieten meist noch okay faktor und auch keine Erfolgsgarantie für jedes Individu-
und man kann auch über ein eigenes Haus nachdenken. um, aber von allen beobachtbaren Eigenschaften ist sie,
statistisch gesehen, mit Sicherheit am wichtigsten.
Sofie Baumann: Wir haben erstmal ein Haus gemietet. Wir kommen nun zu einem weiteren Punkt. Die Wissen-
Obwohl unser Grundstück nicht besonders groß ist, haben schaft hat noch nicht alle Rätsel der Intelligenzentwick-
wir genug Platz für eine kleine Werkstatt im Nebengebäu- lung gelöst, aber schon ziemlich viele. Inzwischen steht
de, wo ich jetzt alte Möbel restauriere. In Berlin konnte ich fest, dass Intelligenzunterschiede in hoch entwickelten
das nicht machen. Und sogar die Außensauna hat noch Gesellschaften zu einem großen Teil auf Unterschiede
ein Plätzchen im Garten gefunden. in der genetischen Veranlagung zurückzuführen sind. Es
gibt nicht das Intelligenz-Gen; aber eine Reihe von Genen
Jonas Neuhaus: Wenn der Garten ein bisschen größer ist, bestimmt zu einem großen Teil unsere geistigen Fähig-
kann man auch Obst und Gemüse anbauen und vielleicht keiten. Die Gene legen unser Intelligenzpotenzial fest. In
sogar Tiere halten. welchem Ausmaß dieses Potenzial sich dann entfaltet,
entscheidet die Umwelt.
Moderator: Dann gibt es gar keine Nachteile?
22 Aufgabe 6
Jonas Neuhaus: Dass man auf dem Land auf das Auto Welche Folgen ergeben sich daraus? Alle Menschen
angewiesen ist, gehört für mich zur negativen Seite. Aber brauchen schulische Bildung, um ihre Intelligenz zu ent-
auch in der Stadt haben viele Menschen einen weiten Weg wickeln. Bis zum zwölften Lebensjahr, also ungefähr bis
zu ihrem Arbeitsplatz. Ich bin damals von meinem Wohn- zum sechsten Schuljahr, schwankt der Intelligenzquotient
ort zur Arbeit auf der anderen Seite von Berlin fast ´ne eines Menschen, also der IQ noch stark. In dieser Zeit ent-
Stunde unterwegs gewesen. scheidet die Schule nicht nur darüber, was ein Kind lernt,
sondern auch darüber, ob es sein genetisches Intelligenz-
Sofie Baumann: Bei uns im Dorf haben auch alle zwei oder potenzial entfalten kann. Deshalb muss man dem Lernen
drei Autos vor dem Haus stehen. Solange wir sie beruflich in der Grundschule genauso viel Aufmerksamkeit geben
brauchen, geht es wahrscheinlich nicht anders. Aber wenn wie dem Lernen in den weiterführenden Schulen, also
wir in Rente sind, könnten wir mit weniger Autos auskom- Hauptschule, Realschule und Gymnasium.
men. Wir könnten uns die Autos teilen und uns übers In- Inhaltlich anspruchsvoller Unterricht von gut ausgebilde-
ternet abstimmen, wer wann eins braucht. Solche Sachen ten Lehrern ist für alle Kinder förderlich, unabhängig von
funktionieren auf dem Dorf gut, weil man sich kennt. ihrer Intelligenz. Dabei müssen die Lehrer vor allem auf
die unterschiedlichen Lerngeschwindigkeiten der Kinder
Moderator: Ich sehe schon, dass Sie beide aus dem Dorf achten. Das heißt, sie müssen den weniger intelligenten
nicht mehr wegzukriegen sind. Liebe Hörerinnen und Hö- Kindern mehr Zeit lassen und den intelligenteren Kindern
rer, das war es für heute. mehr Zusatzaufgaben geben. So können sie jedes einzelne
Kind gut unterstützen.
Hören, Teil 4 Folgendes lässt sich festhalten: Um die sehr intelligenten
Kinder zu fördern, braucht man besonders gute Lehrer.
Hörtexte Vorübungen Eine bessere Auswahl und Ausbildung der Lehrkräfte sind
also wichtig, um intelligente Kinder in der Schule optimal
21 Aufgabe 2 und 3 zu fördern.
Einen wichtigen Aspekt möchte ich noch erwähnen. Die
Sehr geehrte Damen und Herren, ich begrüße Sie zu mei-
nem heutigen Vortrag über Intelligenz. Universitäten haben ein Recht darauf, die intelligentesten
jungen Menschen eines Jahrgangs als Studenten zu be-
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kommen. Wenn man die überdurchschnittlich Intelligen- Smartphones können aber auch hilfreich sein, um sich ein
ten an den Universitäten haben will, dann sollte man eine breites Allgemeinwissen anzueignen.
Quote von etwa 20 Prozent anstreben – das ergibt sich Was den Lernprozess betrifft, gilt für Smartphones das
aus der Normalverteilung der Intelligenz. Höhere Studier- Gleiche wie für Tablets: Sie bieten Lernern die Chance, in-
quoten sind vielleicht politisch gewünscht, aber aus Sicht dividuell Lerngeschwindigkeit, Lernzeitpunkt und Lernort
der Intelligenzforschung ist das nicht zu begründen. Eine bestimmen zu können.
so niedrige Studierendenquote ist natürlich nur sinnvoll, Nicht nur Schüler, sondern auch Lehrpersonen profitieren
wenn neben den Universitäten noch weitere Ausbildungs- von den Smartphones, weil dadurch die Unterrichtsme-
möglichkeiten zur Verfügung stehen, wie beispielsweise thoden vielfältiger werden. Und Schüler können kreativ
Fachhochschulen und berufliche Ausbildungsgänge, die multimedial arbeiten und relativ einfach Hörspiele, Filme,
jungen Menschen den Weg zu einem erfolgreichen Berufs- Bücher oder Präsentationen erstellen, da Kameras und
leben ermöglichen. Mikrofone im Handy integriert sind. Das motiviert sie.
Abschließend möchte ich noch darauf hinweisen, dass Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Nutzung
Intelligenztests das beste Instrument sind, um die indivi- von Smartphones im Unterricht viele Vorteile hat und man
duelle Lern- und Bildungsfähigkeit und den späteren Be- nicht darauf verzichten sollte.
rufserfolg vorherzusagen. Wir sollten in der Bildungs- und
Berufsberatung also nicht auf sie verzichten. 24 Aufgabe 8
Sehr geehrte Damen und Herren, ich danke Ihnen für Ihre Die große Mehrheit der jungen Menschen benutzt di-
Aufmerksamkeit. gitale Medien. Eine Umfrage ergab, dass der Anteil der
12- bis 13-Jährigen, die ein Smartphone nutzen, 85 Prozent
23 Aufgabe 7 beträgt. Es gibt schon viele Studien, die zeigen, welche
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und negativen Folgen der Smartphone-Gebrauch bei jungen
Kollegen, herzlich willkommen zu meinem Vortrag „Smart- Menschen hat. Diese Folgen betreffen einerseits die
phones im Unterricht – Störung oder Bereicherung?“ Gesundheit, da die häufige Nutzung von Smartphones
Es lässt sich nicht bestreiten, dass Smartphones zu einem körperliche und seelische Störungen verursachen kann.
Teil unseres Lebens geworden sind. Nicht nur bei jungen Andererseits hat die Smartphone-Nutzung Folgen für die
Menschen ist das so. Der Unterricht in der Schule soll die Bildung der nächsten Generation.
Lerner auf ihr späteres Leben in einer Welt vorbereiten, in Betrachten wir eine der gesundheitlichen Nebenwirkun-
der Medien eine immer größere Rolle spielen. Aus diesem gen etwas genauer: Kurzsichtigkeit. Seit einigen Jahren
Grund kann man auf die Nutzung von Smartphones im wird vermutet, dass häufiger Smartphone-Gebrauch in
Unterricht nicht wirklich verzichten. Kindheit und Jugend zu Kurzsichtigkeit führt. Weil der
Natürlich ist es auf den ersten Blick verständlich, wenn menschliche Augapfel bis ins dritte Lebensjahrzehnt
Lehrerinnen und Lehrer Smartphones im Unterricht nicht noch wächst, kommt es beim sehr häufigen Blicken auf
erlauben wollen. Man kann nie garantieren, dass Schüler den kleinen Bildschirm eines Smartphones automatisch
das Angebot nicht ausnutzen, um sich mit anderen Inhal- zu Kurzsichtigkeit. Dagegen hilft nur, täglich mehr Zeit in
ten zu beschäftigen, die nichts mit dem Unterricht zu tun die Ferne zu schauen. Das tut man normalerweise, wenn
haben. Aber das kann man auch nicht, wenn man Smart- man draußen ist. Heutzutage halten sich Kinder und Ju-
phones verbietet und die Schüler dann heimlich unter gendliche aber immer seltener im Freien auf. Stattdessen
ihrem Tisch Nachrichten beantworten oder Spiele spielen. verbringen sie immer mehr Zeit damit, auf ihr Smartphone
Warum sollte man also nicht lieber die Vorteile dieser zu schauen.
Geräte nutzen? Wie schon erwähnt, kommen zu den negativen Effekten
Smartphones verursachen – im Gegensatz zu Tablets – von Smartphones auf die Gesundheit junger Menschen
meistens keine zusätzlichen Kosten, da die Schüler sie die Auswirkungen auf die Bildung hinzu. Smartphones
sowieso schon haben. Außerdem müssen die Schüler das beeinträchtigen die Gehirnentwicklung, die Aufmerk-
gesammelte Weltwissen nicht mehr in Form von Schulbü- samkeit, das Lernen und damit den Erfolg in der Schule
chern und Lexika herumtragen, sondern es ist kompakt in und im Studium. Ihre Nutzung schadet, wie mittlerweile
jeder Hosentasche vorhanden und ständig aktualisierbar. klar belegt wurde. Je stärker Jugendliche ein Smartphone
Es hat immer weniger Sinn, im Unterricht nur Wissen nutzen, desto geringer sind ihre schulischen Leistungen.
abzufragen, da die Schüler dieses Wissen sowohl im Klas- Umgekehrt führt die Einführung eines Verbots von Mobil-
senzimmer als auch im alltäglichen Leben jederzeit mobil telefonen an Schulen zu einer besseren schulischen Leis-
abrufen können. tung der Schüler, wie eine britische Studie mit mehr als
Wenn man diese Möglichkeiten nutzen würde, könnte 130.000 Schülern zeigen konnte. Interessant ist auch, dass
man viel Zeit im Unterricht und beim Lernen sparen. Diese vor allem schwache Schüler durch ein Smartphone-Verbot
Zeit lässt sich nutzen, um das gespeicherte Wissen anzu- ihre Leistung in der Schule verbesserten.
wenden und damit vorhandene Probleme zu lösen. Diese Wir können also festhalten: Smartphones im Unterricht
Art von Unterricht entspricht eher den Anforderungen, die machen niemanden smart. Im Gegenteil: Bei den Schü-
in der Zukunft in einer immer komplexeren Welt an neue lern, die sowieso schon Probleme in der Schule haben,
Generationen gestellt werden. werden die Leistungen noch schlechter. Das ist sehr wich-
tig, denn oft wird das Gegenteil behauptet, nämlich dass
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digitale Informationstechnik zu mehr Bildungsgerechtig- Was Mehrsprachigkeit als Schutz vor Demenz betrifft,
keit führe. Das ist jedoch falsch. Mittlerweile haben das wurde tatsächlich nachgewiesen, dass der Ausbruch von
auch verschiedene Untersuchungen gezeigt. Alzheimer bei bilingualen Sprechern fünf bis sechs Jahre
später auftritt als bei einsprachigen Sprechern. Allerdings
kann die Mehrsprachigkeit die Krankheit nicht verhindern.
So geht´s Sehr geehrte Damen und Herren, ich hoffe, mit meinen
Ausführungen einige Vorurteile ausgeräumt zu haben und
25 + 26 Herzlich willkommen, meine Damen und Herren. In mei- danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
nem heutigen Vortrag „Mehrsprachigkeit – Risiko oder
Chance?“ möchte ich einige weit verbreitete Mythen über
das Thema Mehrsprachigkeit aus Sicht der Forschung So sieht das Prüfungsblatt aus
beleuchten. Ich bin Harald Clahsen von der Universität
Potsdam. 27 Meine sehr verehrten Damen und Herren, herzlich will-
Was versteht man eigentlich unter Mehrsprachigkeit? kommen zu meinem Vortrag „Positive Psychologie in Un-
Wann gilt man als bilingual? Man hört manchmal, bilin- ternehmen“.
gual ist man, wenn man zwei Sprachen von Geburt an Eine positive Atmosphäre in einem Unternehmen wird
gelernt hat und sie perfekt beherrscht. Untersuchungen immer mehr als Ursache und nicht als Ergebnis von wirt-
zeigen aber: Auch bei Bilingualen, die von Geburt an zwei schaftlichem Erfolg gesehen, glückliche Mitarbeiter brin-
Sprachen gelernt haben, gibt es typischerweise eine stär- gen also eine bessere Leistung.
kere und eine schwächere Sprache. Die Vorstellung, dass Für Unternehmen ist es in verschiedener Hinsicht vorteil-
es eine perfekte Beherrschung von zwei Sprachen gibt, haft, wenn die Stimmung ihrer Mitarbeiter gut ist.
ist in den meisten Fällen eine Illusion. Als mehrsprachig Zum einen sind glückliche Mitarbeiter motivierter, sie
verstehen wir daher Personen, die mehrere Sprachen brauchen also weniger äußere Anreize, um gute Ergebnis-
mehr oder weniger gut beherrschen. In diesem Sinn ist se zu erzielen.
Mehrsprachigkeit der Normalfall und Einsprachigkeit eher Zum anderen sind glückliche Mitarbeiter weniger oft
die Ausnahme. krank. Sie sind psychisch stabiler und leiden seltener an
Ein weiterer Irrglaube ist die Vorstellung, mit mehreren Krankheitszeichen wie Burnout.
Sprachen aufzuwachsen überfordere Kinder in ihrer Glückliche Mitarbeiter neigen außerdem dazu, ihren Kol-
kognitiven Entwicklung und sie könnten die Sprachen legen zu helfen – auch wenn diese Hilfe über den eigenen
vermischen. Untersuchungen zeigen, dass wenn die Be- Arbeitsbereich hinausgeht. Das ist sehr förderlich für die
dingungen stimmen, Kinder mühelos mehrere Sprachen Arbeit im Team.
gleichzeitig lernen können und dass sie die Sprachen sehr Schließlich sind glückliche Mitarbeiter auch bessere Prob-
früh auseinanderhalten können, und zwar unabhängig von lemlöser. Wir können bei guter Laune nämlich besser den-
ihrer Intelligenz. ken und schneller Lösungen für verschiedenste Probleme
Beim Fremdspracherwerb von Erwachsenen ist das schon finden.
anders. Der Lernautomatismus der frühen Kindheit gilt Was kann eine Firma nun tun, um eine positive Unterneh-
hier nicht mehr. Zwar ist das Erlernen einer Fremdsprache menskultur zu entwickeln und glückliche Mitarbeiter zu
auch hier nicht von der Intelligenz abhängig, es gibt aber haben? Hier sind ein paar Vorschläge.
schon Menschen, die talentierter sind eine Fremdsprache Erstens: Verschieben Sie den Fokus weg vom Negativen
zu lernen als andere. hin zum Positiven! Wenn Sie als Vorgesetzter ständig die
Der nächste Mythos ist: Je früher, desto besser. Wenn man Probleme und Defizite Ihrer Mitarbeiter thematisieren,
sieht, wie leicht es Kindern fällt, eine zweite Sprache zu verleiten Sie Ihre Mitarbeiter automatisch dazu, genau
lernen, und wie schwer man sich als Erwachsener tut, diese negativen Erwartungen zu erfüllen. Starten Sie
könnte man auf die Idee kommen, je früher man mit der ein Meeting deshalb lieber mit einer Runde von kurzen
bilingualen Erziehung anfängt, desto besser das Resultat. Erfolgsgeschichten. Geben Sie den Mitarbeitern oder
Untersuchungen zeigen, dass es ein kritisches Zeitfenster Kollegen die Möglichkeit, das Beste aus ihrer Woche zu
gibt, etwa bis zum Alter von sechs bis sieben Jahren, in teilen und damit andere zu inspirieren und zu motivieren.
dem Kinder eine zweite Sprache auf dem Niveau einer Bedanken Sie sich bei den Kollegen für ihre gute Arbeit.
Muttersprache lernen können. Das Motto sollte also sein, Zweitens: Sprechen Sie regelmäßig über schon erreichte
früher als bis jetzt üblich. Unternehmenserfolge. Holen Sie die Mitarbeiter dazu, die
Ein anderer Aspekt betrifft die angeblich wunderbaren an diesen Erfolgen beteiligt waren. Das wird dazu beitra-
Auswirkungen von Bilingualität auf die kognitive Entwick- gen, neue Praktikanten, studentische Hilfskräfte und ande-
lung bei Kindern und als Schutz gegen Demenz im Alter. re Mitarbeiter zu begeistern.
Einige Untersuchungen stellten fest, dass mehrsprachige Drittens: Setzen Sie auf die Stärken Ihrer Mitarbeiter. Moti-
Kinder bei kognitiven Tests besser abschneiden. Es gibt vieren Sie Ihre Mitarbeiter, ihre individuellen Talente ge-
allerdings andere Untersuchungen, die keinen Unterschied winnbringend im Unternehmen einzusetzen. Sie werden
bei einsprachigen und mehrsprachigen Kindern gefunden schnell merken, dass Ihre Mitarbeiter sich dadurch besser
haben. mit ihren Aufgaben identifizieren können und motivierter
arbeiten.
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