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1
2.1.3.4.2.2
Disziplinierungszwang
durch
Konvergenzkriterien .............................................................. 36
2.1.3.4.2.3
Glaubwürdigkeitsgewinn
durch
die
EZB..................................................................................... 37
2.1.3.4.3
Opportunitätskosten
und
Polarisierungsgefahr .......................................................................... 37
2.1.3.4.3.1
Verlust
des
Instruments
der
WK-‐Anpassung ............................................................................ 38
2.1.3.4.3.2
Verlust
an
Seignorage-‐Einnahmen................................................................................................. 38
2.1.3.4.3.3
Wegfall
der
Möglichkeit
des
Entwicklungs-‐Protektionismus ............................................ 38
2
4.1.3.2.2
Gefahren
einer
antizipatorischen
Rezession................................................................................. 86
4.1.4
FRÜHE
VS.
SPÄTE
EU
ERWEITERUNG ................................................................................................................ 88
4.1.4.1
Gefahren
einer
frühen
Erweiterung...................................................................................................... 88
4.1.4.2
Gefahren
einer
verzögerten
EWWU
Erweiterung .......................................................................... 89
4.1.5
AUSWIRKUNGEN
DER
EU-‐OSTERWEITERUNG
AUF
DEN
ENTSCHEIDUNGSFINDUNGSPROZESS
IM
EZB
RAT
UND
MÖGLICHE
EZB
REFORMEN............................................................................................................................... 89
4.1.6
EUROPÄISCHER
VERFASSUNGSVERTRAG........................................................................................................... 93
4.1.7
HISTORIE ................................................................................................................................................................. 98
3
e. Sticky prices führen zu einem Überschießen der WK über das GG-Niveau
hinaus, sodass Spekulationsbewegungen entstehen
4
o 1991 Maastricht Vertrag Entwurf, Unterzeichnung 1992 Inkrafttreten 1993
1.11.
o Weitere Elemente neben EWWU Schaffung
Unionsbürgerschaft
Erweiterung der Gemeinschaftskompetenzen
Schaffung Kohäsionsfonds
Föderale Strukturen und Elemente für die EU
Stärkung der Rechte des EU Parlaments
Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik
Zusammenarbeit im Bereich Justiz und Inneres
o Vollendung der EWWU in 3 Stufen
1.7.90-31.12.93 = Realisierung Binnenmarkt
ab 02.02.94 Vorbereitungsphase für Stufe 3 mit Kohäsions- und Kon-
vergenzforderungen, Schaffung von institutionellen und organisatori-
schen Grundlagen, Gründung des EWI zur technisch organisatorischen
Vorbereitung, Fixierung des Verbotes monetärer Defizitfinanzie-
rung, no-bail-out-Klausel
ab 01.01.99 Dritte Stufe mit Einsatz als Zahlungsmittel 01.01.02
1.2.2 Hoffnungen
• Anknüpfung an erhoffte bessere Erreichung bestimmter politischer Ziele
• Allgemeine und individuelle Kernziele sind zu ermitteln
a. Allgemeine Ziele
i. Wachstum i.e. Wohlstand
ii. Politische Stabilität i.e. Frieden
b. Partielle Ziele
i. Inflationsabbau (erhofft durch Hochinflationsländer)
ii. Entwicklungsangleichung (für ärmere Länder)
Ad a.i.) Wachstum
• Andauernder Wachstumsschub durch EWWU insb. Auf neuer Wachstumstheorie
fußende Annahme insb. Aufgrund Lerneffekten und Öffentliches-Gut-Eigenschaft
von Wissen
• Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit nur durch EWWU mgl. → Neue Handelstheorie
Ad a.ii.) pol. Stabilität
• Abbau politischer Spannungen & Verhinderung zuk. Kriege bzw. Verhinderung von
Balkanisierung
• Geschichtliche Begründung anhand positiver Effekte von wirtsch. Zusammenarbeit
nach WWII
• Vertrauensbildung aufgrund von Kontakt durch Grenzöffnung/ Handel
• Identitätsschaffung durch gemeinsame Währung
Ad b.i.) Inflationsabbau
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• Reputations- und Stabilitätsimport für Hochinflationsländer
• Disziplinierungszwang durch Abgabe der geldpolitischen Autorität
• Implizit auch Erwartung fiskalpolitischer Disziplinierung
Ad b.ii.) Entwicklungsangleichung
• Ableitung aus „Neuen Wachstums- und Entwicklungstheorie“
• Erzwingung von Hilfen und Finanztransfers der reicheren an die ärmeren Länder
• Positive Spillover Effekte im Sinne verstärkter Direktinvestitionen in den ärmeren
Ländern
Lokomotiveffekte
• Auswirkungen expansiver Fiskalpolitik bei flexiblen Wechselkursen
- Expansive Fiskalpolitik des Landes 1 (IS1 → IS1’) erhöht dort Einkommen
und Zinssatz
- Folge: Über den Exportmultiplikator steigt auch in Land 2 Einkommen (IS2
→ IS2’)
- Die Verschiebung von IS2 fällt aber weniger stark aus, als die von IS1 so-
dass nun IS1’/LM1 oberhalb des Weltzinsniveaus liegen
- Folge: Der Kapitalbilanzüberschuss in Land 1 bedingt dort einen Zahlungs-
bilanzüberschuss (Defizit in Land 2)
- Die flexiblen Wechselkurse passen sich jedoch an dieses Szenario an: Wäh-
rung 1 wertet auf, Währung 2 ab
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- Folge: IS1’ verschiebt sich nach IS1’’, das Einkommen in Land 1 geht zu-
rück, während es sich in Land 2 noch weiter erhöht (IS2’ → IS2’’)
- Letztendlich ist in beiden Ländern das Einkommen gestiegen. Dieser positi-
ve Spillover-Effekt heißt auch Lokomotiveneffekt
Abwertungswettlauf
• Hintergrund: z.B. globale Rezession mit keynesianischer Arbeitslosigkeit
• Anreiz für größere Länder bei flexiblen WK und Kapitalmobilität: Expansive Geld-
politik mit dem Ziel einer realen Abwertung der eigenen Währung
• Folge: Preise für Exportgüter verbilligen sich, ausländische Nachfrage wird quasi
importiert
• Daraus leitet sich ein Anstieg der Beschäftigung und des Einkommens im Inland
ab.
• Dies geschieht auf Kosten des anderen Landes, daher auch dies eine beggar-thy-
neighbor Politik
Handeln beide Länder im Gleichklang, wird sich kein positiver Effekt einstellen. Vielmehr
wird die Inflation ansteigen.
1.2.3 Befürchtungen
a) mögliche negative trade-off Beziehungen
b) negative Externalitäten aus sich gegenseitig aufschaukelnden Vergeltungsaktionen
der sich gegenüberstehenden Wirtschaftsblöcke
c) negative Anreizeffekte auf Grund falscher Erwartung partikularer Gruppen
ad a)
• Zunahme der Inflation in den preisstabilen Ländern
• Zunahme der Al in den weniger entwickelten Ländern
Ad b)
• strategische Außenhandelspolitik und Protektionismus ggü. Drittländern droht
• Konfliktpotenzial historisch identifizierbar
Ad c)
• Erwartung der Unternehmen dass Konkurrenzdruck durch EWWU verringert wer-
den kann
• Abschöpfung sicherer Renten?
• Bremsung von Innovationen technologischer und organisatorischer Art finden nicht
statt
• Folge: Strukturkrisen
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2 2. Teil: Wirtschaftstheoretische Grundlagen
2.1 Analyse der ökonomischen Effekte einer Währungsunion
Zusammenfassung:
• Wachstumseffekte sind zu erwarten, allerdings ist fraglich, ob dauerhafte Effekte
erwartet werden können
• Die Inflationsbefürchtungen der Niedriginflationsländer sind begründet
• Entwicklungsangleichung ist theoretisch ebenfalls plausibel aber nur bei positiven
wirtschaftspolitisch beeinflussbaren Rahmenbedingungen
• Zeitstruktur ist von Bedeutung
• Ländergruppen sind unterschiedlich betroffen
• Somit hängt die tatsächliche Erzielung der erhofften Effekte von der Schaffung ent-
sprechender institutioneller Voraussetzungen ab
• Einschätzung von Chancen und Risiken nur im Rahmen einer politökonomischen
Analyse bzw. Institutionenanalyse
Definition: Ein optimaler WR kann definiert werden als ein räumlich optimal abgegrenz-
tes Gebiet mit unwiderruflich fixen WKs oder einer einheitlichen Währung. Die traditio-
nelle Analyse versucht die Optimalität anhand eines einzelnen Kriteriums zu bestimmen,
während die moderne Analyse sich auf Kosten-Nutzen-Betrachtungen fokussiert. Die Kri-
terien stellen dabei darauf ab, zu prüfen wie gut ein Land auf asymmetrische externe
Schocks reagiert. Je besser es sich anpassen kann, desto eher kann es auf das Instrument
Wechselkurs verzichten und einer WU beitreten
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Verringerung des Drucks auf den WK, sodass bei höherer Produktdif-
ferenzierung bessere Eignung für WU gegeben ist.
d) Finanzielle Integration
Kompensation von LB Un-GGs durch KB setzt hinreichende Integra-
tion der Finanzmärkte voraus
Der resultierende Ausgleich der Zahlungsbilanz macht eine WK Än-
derung überflüssig
e) Ähnlichkeit der Inflationsraten
Andauernde Inflationsunterschiede vermindern internationale Wettbe-
werbsfähigkeit in den stärker inflationären VoWis
Resultierende LB Defizite können nur durch WK-Änderung bzw. Be-
seitigung von Handelshemmenden Maßnahmen ausgeglichen wer-
den
f) Integration der Wirtschaftspolitik
WU impliziert Angleichung der GP und eine weitgehende Synchro-
nisierung der FP
Aufgabe der GP Autonomie ist umso einfacher je homogener die Zie-
le (insb. Hins. Inflation) seitens der Länder sind.
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oder aber zu gewichten sind wofür von Seite der Theorie keine Anhaltspunkte ge-
geben werden.
• Die Kriterienformulierung ist relativ (i.e. hoher Grad an) sodass sich eine exakte
Optimierung im mathematischen Sinne ohnehin nicht durchführen lässt
• Strategische und allgemeinpolitische Aspekte spielen in einer WU eine Rolle,
können aber nicht von der Theorie opt. WRs erfasst werden.
• Der Einsatz ist in sofern als sinnvoll zu bezeichnen, in soweit die Th. opt. WRs
zur Fundierung einer Kosten-Nutzen-Analyse hinsichtlich suboptimaler WRs
und der Bildung einer WU eingesetzt werden kann.
Lässt sich die Forderung nach einem Europa mehrer Geschwindigkeiten (also nach Län-
dergruppen differenzierter Integration) durch die Th. Opt. WRs stützen?
• Es liegt nahe zu vermuten, dass die Antwort ja ist. Das vor dem Hintergrund, dass
die ToWR einige Kriterien zur Abgrenzung derjenigen Länder liefert, die zuerst
teilnehmen sollten an einer WU
• Andererseits ist zu hinterfragen ob nicht die Mitglieder, die zunächst nicht auf-
genommen werden, die Kriterien innerhalb einer WU besser erfüllt hätten, in-
dem z.B. höhere Kapitalmobilität geschaffen worden wäre etc. vgl. dazu Konver-
genzkriterien, Balassa-Samuelson Effekt etc. weiter unten.
2.1.2 Wachstumseffekte
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Kosten der WK Sicherung zwischen Mitgliedsländern
Kosten durch Zinsaufschläge aufgrund WK-Unsicherheit
Kosten durch spekulative Marktbewegungen aufgrund WK
Schwankungen
Sparung von Transaktionskosten aufgrund wegfallender Konversi-
onskosten
Steigerung des Wettbewerbs aufgrund zunehmend transparenter
Preise in der Folge dann Preissenkungen
Einspaarungen im Handel mit Drittstaaten aufgrund zunehmender
Bedeutung des EUR
o Nachfrage- und Einnahmensteigernde Wirkungen werden durch die glei-
chen Faktoren wie bei Binnenmarkteinführung im ZusH mit wegfallen des
Risikoaufschlages
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2.1.2.4 Verhinderung des Verlusts an Wettbewerbsfähigkeit
• Ableitung von Arbeitsproduktivitätssteigerungen aufgrund Marktvergröße-
rung und Kostensenkung
• Verlust an Wettbewerbsfähigkeit → AL aufgrund Wachstumseinbruch
• Daher Hoffnung auf Steigerung der rel. Wettbewerbsfähigkeit insb. Ggü. USA
und JP
• Aber Befürchtung: Illusion der verminderten Konkurrenz bei den Unterneh-
mern und damit Verzicht auf strukturell notwendige Ressourcenreallokatio-
nen, was selbst zu einem Wettbewerbsverlust führen würde.
• Aber Problem des empirischen Nachweises eines solchen Verhaltens
• Weitere und empirisch besser belegbare Befürchtung ist die der Blockbildung
und protektionistischer Abschottung mit entsprechenden negativen Effekten
aufgrund einer Nichtnutzung entsprechender komparativer Vorteile. Zudem denk-
bare Vergeltungsmaßnahmen anderer Blocks.
2.1.2.5 Modellanhang
2.1.2.5.1 E-I: Allgemeine Begründung von Produktionssteigerungen bei sinkenden
Kosten, sinkendem Risiko und steigender Nachfrage bedingt durch eine
EWWU
Grundlegende Zusammenhänge:
Erlöse – Kostene – Risikoaufschlag = Gewinne
Erlös = Preis * Nachfrage
Preis = P(Nachfrage in Relation zum Angebot) mit P’>0
Investitionen = I(Gewinne) mit I’ > 0
Produktion = Y(Investitionen,...) mit Y’>0
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Ad Keynes-Effekt:
• Realkasse M/P steigt bei sin-
kendem Preisniveau (Unterstel-
lung: konstantes oder schwächer
abnehmendes Geldangebot)
• Auslöser dafür ist währungsuni-
onsbedingte Kostensenkung un-
ter der Annahme hinreichenden
Wettbewerbs
• Folge: Überangebot auf dem
Geldmarkt, sinkende Zinsen, er-
höhte Investitionen, Anstieg der
Güternachfrage und dann auch
des Angebots
• (Dies gilt nicht wenn Liquidi-
tätsfalle bzw. Gefangenendi-
lemma/Koordinierungsprobleme
auf Investorenseite vorliegen)
• Graph: Rechtsverschiebung von
LM (1), Verschiebung entlang
der Nachfragekurve (1)
Ad: Vermögenseffekt
• Preissenkung steigert Realwert der Geldvermögensbestände
• Pigou-Effekt: Wisu reagieren mit Konsumausweitung
• Robertson-Effekt: WiSu reagieren mit Ausweitung der Ausweitung der Investi-
tionsnachfrage
• Gegenargument: Neben Gläubiger- und Vermögenseffekten treten Schuldner-
Effekte, wie z.B. Fisher-Effekt vor (Realwert der Verschuldung D/P nimmt bei
einer Preissenkung zu, worauf die Risikoprämie im Zins steigt, sodass Investitio-
nen teurer werden)
• Graph: (2) Verschiebung von IS nach rechts, Verschiebung der N-Kurve nach
rechts
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• Darstellung der angebotsseitigen Effekte einer währungsunion-bedingten Redu-
zierung des Risikoaufschlags durch
o Substitutionseffekte
o Lern- und Produktivitätseffekte
Ad 3: Substitutionseffekt
• Effekt einer WU-bedingten Reduktion des Risikoaufschlags (keine WK-
Unsicherheit bei grenzüberschreitenden Transaktionen) im Zins auf Produktion
oder Einkommen
• Vorübergehender Wachstumseffekt aufgrund Senkung des Kalkulationszinses
kann im neoklassischen Wachstumsmodell gezeigt werden
• Ausgehend von der Produktionsfunktion y=f(k), wobei f’>0 und f’’≤ 0
• Hier muss die Grenzproduktivität des Kapitals gleich den Grenzkosten des
Kapitals also dem Kalkulationszinsfuss sein, sofern ein GG auftreten soll, in
dem Pro-Kopf Einkommen y und Pro-Kopf Kapitalausstattung k gegeben sind.
• Diese Bedingung ist dann gegeben, wenn die Abzinsungskurve die Produktions-
kurve tangiert. Allerdings berücksichtigt die neokl.WT nicht Unsicherheit.
• Dennoch bezeichnet der Abzinsungssatz die Rate der intertemporalen Substitu-
tion aber auch die Rate, die von Unternehmen für deren Investitionen als Opportu-
nität anzusetzen ist.
• Interpretiert man also diesen Zins als für die Unternehmen notwendige risikobe-
reinigte Rendite, führt eine Reduktion der Risikoprämie zu einer Verringerung
der Steigung der Abzinsungsgeraden. Die Rechtsverschiebung des Tangential-
punktes spiegelt somit eine Zunahme des Kapitalstocks und damit des Einkom-
mens pro Kopf
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Ad 4: Lern- oder Produktivitätseffekt
• Möglichkeit eines andauernden Wachstumsschubes
• Produktivitätssteigerung durch steigende Kapitalakkumulation k → endogener
technischer Fortschritt
• Aufgrund positiver Kapitalakkumulation aufgrund Produktion immer wieder
neuer unterschiedlicher Güter wird dabei Wissen akkumuliert, wobei unterstellt
wird, dass Wissen den Charakter eines öffentlichen Gutes besitzt.
• Die Produktivitätssteigerungen münden in der Verschiebung der aggregierten
Produktionskurve nach oben aus. Dies entspricht einer Erhöhung des Produktivi-
tätsfaktors A in Af(k), sodass die Grenzproduktivität des Faktors Kapital Af’(k)
• Damit verschiebt sich der Tangentialpunkt zwischen der neuen Produktionskur-
ve und Abzinsungsgeraden von B nach C sodass das Pro-Kopf-Einkommen gestie-
gen ist. Dies mündet in erneutem Wissensanstieg und damit Wachstumsdynamik
sodass k wieder steigt und eine Eigendynamik entsteht.
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F&E bezeichnet hier den zielgerichteten Ressourceneinsatz ge-
winnorientierter Unternehmen, der Wissen generiert und ver-
marktet
Innovationen
• Ergänzung bestehender Produkte und Prozesse (vertikale
Diff.) → Spezialisierungsgewinne der Arbeitsteilung
• Verbesserung bestehender Produkte und Prozesse (hori-
zontale Diff.) → effizientere Nutzung der Produktionsfakto-
ren
Einteilung des Wissens in zwei Kategorien
• Konkret angewandte Erkenntnisse i.e. spezifische Infor-
mationen über ein bestimmtes Produkt (blueprints)
• Allgemeine theoretische Erkenntnisse, die im weiteren
Forschungs- und Produktionsprozess verwendet werden
(applied science)
• Unterschied zu den obigen Ansätzen: Wissen ist hier kein
rein öffentliches Gut. Es ist sowohl öffentlich, da nicht ri-
valisierend, zum anderen privat, da teilweise ausschluss-
fähig
• Insbesondere die Ausschlussfähigkeit ist im Prinzip (im
Gegensatz zu Nicht-Rivalität) quasi stetig, Wissen kann al-
so in unterschiedlichen Graden ausschlussfähig sein.
• Folgende Schlussfolgerungen
o Durch F&E induzierter technologischer Fort-
schritt kann nicht im Rahmen vollständigen
Wettbewerbs erklärt werden
o Die teilweise Ausschlussfähigkeit begründet Wis-
sens-Spillovers
• Unvereinbarkeit mit Vollst. Wettbewerb: Hier konstante
Skalenerträge und Entlohnung der Faktoren mit ihren
marginalen Grenzkosten. Die Güter werden zu Preisen ab-
gesetzt, die deren marginalen Grenzkosten der Produktion
entsprechen. Die Unternehmen erwirtschaften somit keine
Gewinne. Aufgrund der Nicht-Rivalität sind die marginalen
Grenzkosten neuen Wissens 0. Allerdings verursacht die
Wissensproduktion hohe Fixkosten sodass die Produktions-
kosten stets über den marginalen Grenzkosten liegen→
Wissen amortisiert sich hier niemals!
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• Um also die Existenz von F&E zu erklären, muss angenommen werden, dass
sich Wissen zumindest zeitweilig zu Preisen über den marginalen Grenzkosten
vermarkten lassen muss. Dies ist nur bei teilweiser Ausschlussfähigkeit möglich.
• Dieser Wissensvorsprung des Erfinders ist bereits bei Schumpeter bekannt. Die
Arbeiten von Dixt, Spence Stiglitz, Ethier haben dann im Rahmen des Modells
Monopolistischer Konkurrenz eine Formalisierung vorgenommen.
• Zweite Implikation von Wissen: Positive Spillover Effekte des nicht ausschluss-
fähigen Anteils von Wissen. I.e. Auch WiSu die nicht an der Wissensentwicklung
beteiligt waren können positiv hiervon partizipieren.
• Kanäle der Wissensdiffusion in der geschlossenen VoWi
o Personalbewegungen
o Fachpublikationen
o Offenlegung von Patentierungen
o Informeller Austausch
• Unterstellt man zudem, dass jede Innovation den Wissens-Kapitalstock der VoWi
erhöht, erleichtern Wissens-Spillovers zukünftige Wissensentwicklungen. Dies
gilt, solange proportionale Entwicklungen des Wissensstocks und F&E Aktivitäten
unterstellt werden. Empirisch kann eher eine unterproportionale Kausalität ab-
geleitet werden, da insb. angenommen werden muss, dass Innovationen immer
komplexer und damit stärker forschungsintensiv werden
• Industrielle Innovationen ermöglichen einen selbsterhaltenden, kumulativen
Prozess:
o Aufgrund der Nichtrivalität ist Wissen personenungebunden und damit
unbegrenzt akkumulierbar
o Technologisches Wissen ist damit keine knappe Ressource da es unbe-
grenzt ausweitbar ist (unbegrenzte Anzahl an Innovationen) es existieren
also auch keine abnehmenden Grenzerträge
o Wissens-Spillover senken die Kosten der weiteren Wissensentwicklung
und geben damit einen steten Anreiz zur Wissensgenerierung auch bei ei-
ner zunehmenden Anzahl von Innovationen.
Dynamische Interaktion zwischen Lernen und Erfindung (i.e. Verbindung der LBD- und
FE-Modelle)
• LBD ist in der Praxis limitiert und kann dauerhaft nur durch ein fortwährendes
Angebot an neuen Erfindungen aufrecht erhalten werden
• Dies verringert nicht die Relevanz der Modellierung von Wissen
• Ein realistisches Wachstumsmodell müsste eig. Die bewusste und kostspielige
Erfindung neuer Güter und Prozesse modellieren
• LBD senkt die Kosten von Erfindungen und beeinflusst damit deren Profitabili-
tät
• Es ist somit anzunehmen, dass eine dynamische Interaktion zwischen Lernen
und Erfindung besteht.
• Betrachtet man Lernen als nichtintendierte Erforschung des endlichen produk-
tiven Potenzials erfundener Technologien, so ist es von Erfindung abhängig
• Zugleich ist aber auch die Erfindung vom Lernen abhängig insofern als die Ko-
sten der Erfindung vom aggregierten Lernpotenzial einer Gesellschaft abhängen.
• Young modelliert dies wiefolgt:
o Gesellschaft weiß zu jedem Zeitpunkt wie ein gegebenes Güterbündel pro-
duziert werden kann
o Jedes Gut erzeugt eine bestimmte Einheit an Learning-by-doing
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o Das so generierte Wissen verbreitet sich firmenunabhängig weiter
o Endgüterproduktion unter Bedingungen monopolistischer Konkurrenz
o Freier Zugang zum Entwicklungsprozess
o Präferenzen werden so spezifiziert, dass kein Gut wesentlich ist, sodass für
eine gegebene Preisverteilung die Nachfrage elastisch vom Grad 1 ist.
• Ergebnis: Entscheidender limitierender Faktor ist die Marktgröße
• In kleinen Märkten ist die Rentabilität von Erfindungen gering, aufgrund der ge-
ringeren Erwirtschaftbarkeit der Fixkosten
• Hier ist die Erfindungsrate der begrenzende Faktor. Weniger das Lernen. Erfin-
dungssubventionen verbessern hier die Wohlfahrt
• In großen Märkten sind Erfindungen sehr profitabel Hier begrenzt die Rate des
Lernens die Erfindung. Ressourcen fehlen z.T. in der Produktion, sodass eine
Steuer auf Erfindungen, die so Ressourcen für Produktion freigibt wohl-
fahrtssteigernd wirkt.
• Es können auch GGs gefunden werden, in denen Steuern oder Subventionen ir-
relevant sind in sofern als sie keinen Einfluss auf die steady-state Wachstumsrate
ausüben.
• Die Ergebnisse sind in sofern modellabhängig, als dass zwei Aktivitäten (Lernen
und Erfinden) stattfinden aber nur Erfinden vergütet wird, sodass hier eine Ten-
denz zu überschüssiger Aktivität besteht.
Wohlfahrtsanalyse
• Laissez-faire-GGs setzen zu wenige Ressourcen im wachstumsschaffenden Be-
reich ein
• Dies resultiert insbesondere aus nicht internalisierbaren positiven Externalitäten
der Aktivität
• Es kann aber auch den umgekehrten Fall geben in dem Firmen nicht den Surplus-
Verlust aus den Spillover Effekten einkalkulieren → schöpferische Zerstörung
Schwächen
• Überschätzung der Ergebnisse der NWT
• Nicht hinreichend als Begründung für andauernde Hoffnungen auf nachhaltigen
Wachstumsschub
• Adäquate Beschreibung nur eines Teils der Zusammenhänge zwischen Wissen und
Produktivität
• Stark stilisierte Annahmen
• Ausgrenzung maßgebender Einflussfaktoren
• 3 zentrale Probleme
o zu starkes Vertrauen auf steady-state-Konstruktion → Alle Ansätze ma-
chen Annahmen, die auf die Sicherung eines steady-state Wachstums aus-
gerichtet sind → realitätsfern. Allerdings Annahmen nicht aus methodolo-
gischen Gründen sondern aus Gründen der Handhabbarkeit
o Vertrauen auf rationale Erwartungen und kostenlose sowie vollständige
Informationsbeschaffung seitens der WiSu hinsichtlich der Funktion des
Wirtschaftssystems und insbesondere, wie es funktionieren wird wenn
heute noch unentdecktes Wissen in der Zukunft zutage tritt. Dies er-
scheint insbesondere in einer Theorie, die sich mit langsamem und kost-
spieligem Wissenserwerb beschäftigt, fragwürdig. Man muss auch zudem
fragen, ob nicht ein Teil des Fortschritts ggf. auch exogen sein kann.
Zudem besteht der Hang zu multiplen Gleichgewichten in den Wach-
stumsmodellen. Der Endpfad der VoWi hängt dann in kritischer Weise von
den Ausgangsbedingungen und zufälligen Schockeinwirkungen ab. Es ent-
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stehen zudem auch multiple Steady-state Wachstumsraten bzw. non-
steady-state-Trajektorien
o Unausreichende Beachtung von Institutionen und Transaktionskosten.
Aber insb. Die neue Institutionenökonomie weist darauf hin, dass ein we-
sentlicher Anteil des Wachstums der Entwicklung von Institutionen zure-
chenbar sein kann. So werden z.B. finanzielle Restriktionen der Forschung
weitgehend ausgeblendet.
Wir haben soeben gesehen, dass sich permanente Wachstumsdifferenzen mit der neo-
klassischen Wachstumstheorie nicht begründen lassen und auch Niveauunterschiede
nur mit Einschränkungen in Einklang zu bringen sind mit der neoklassischen Wach-
stumstheorie. Einen Ausweg bietet hier die neue Wachstumstheorie, der es möglich
ist, sowohl empirisch festzustellende Wachstumsdifferenzen als auch Niveauun-
terschiede zu erklären.
Wesentliches Merkmal der neoklassischen Wachstumstheorie ist die Exogenität des
technologischen Fortschritts. Wird dieser außerhalb des Modells entstehende Fort-
schritt nicht berücksichtigt, kommt die Kapitalakkumulation zum Stillstand. Der
Grund ist die abnehmende Grenzproduktivität des Faktors Kapital, so dass der Anreiz,
den Kapitalstock weiter zu erhöhen, verschwindet. Damit wird auch die Wachstumsra-
te Null. An diesem Punkt setzt nun die neue Wachstumstheorie an. Gemeinsames
Kennzeichen dieser Theorie ist, dass sie in der Lage ist, eine positive Wachstumsrate,
auch ohne Rückgriff auf einen exogenen technologischen Fortschritt, endogen in dem
Modell zu bestimmen. Auf diese Weise können dann internationale Wachstums- und
Einkommensdifferenzen erklärt werden. Dies gelingt der neuen Wachstumstheorie
durch zwei alternative Mechanismen. Erstens existieren Modelle, die die Akkumu-
lation von Faktoren in den Mittelpunkt stellen, zweitens gibt es Modelle, die den
technologischen Fortschritt endogenisieren.
Erste Modellklasse
In dieser Modellklasse, die als Wachstumsdeterminante auf die Akkumulation von
Faktoren zurückgreift, können wir zwei Versionen unterscheiden. Eine erste Mög-
lichkeit anhaltendes Wachstum zu begründen besteht darin, Modelle zu konstruieren,
die zwar weiterhin gesamtwirtschaftlich konstante Skalenerträge aufweisen, aber
berücksichtigen, dass alle Faktoren akkumulierbar sind. Auch das neoklassische
Modell ist durch konstante Skalenerträge gekennzeichnet, allerdings wird dort nur
die Akkumulation von Kapital zugelassen. Wird aber nur Kapital in der Produktions-
funktion berücksichtigt (also der Produktionsfaktor Arbeit nicht integriert, so dass die
Produktionsfunktion linear wird[35]), so ist die Grenzproduktivität des Kapitals kon-
stant und es resultiert anhaltendes Wachstum, falls die Sparquote und somit die Rate
der Kapitalakkumulation höher ist als die Abschreibungsrate. Man kann aber neben
Sachkapital als zweiten Faktor auch Humankapital integrieren. Humankapital ist
von dem Faktor Arbeit, so wie wir ihn bisher betrachtet haben, zu unterscheiden. Es
wird angenommen, dass es selbst bei konstanter Bevölkerung möglich ist, den Be-
stand an Humankapital zu erhöhen. Dies geschieht durch Investitionen in Bildung,
zum Beispiel durch betriebliche Weiterbildung oder den Besuch von Schulen und
Universitäten. Im Ergebnis führt dies zu einer Produktionsfunktion mit konstanten
Grenzproduktivitäten der beiden nun akkumulierbaren Faktoren Sach- und
Humankapital, ohne dass technologischer Fortschritt eingeführt werden muss.
Eine zweite Möglichkeit anhaltendes Wachstum ohne technologischen Fortschritt zu
begründen, besteht in der Annahme gesamtwirtschaftlich steigender Skalenerträge
auf Grund positiver Externalitäten. Diese Modelle stellen zumeist auch auf die Ka-
pitalakkumulation ab, sie berücksichtigen aber, dass mit der Zunahme des Kapital-
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stocks auch der Stand des Wissens als durch die Unternehmen nicht internalisier-
ter Nebeneffekt steigt. Modelltheoretisch ausgedrückt, der Parameter A aus dem So-
low-Modell in (siehe Anhang) wird durch jede Erhöhung des Kapitalstocks ebenfalls
erhöht. Der Kapitalstock übernimmt damit die Rolle des exogenen technologi-
schen Fortschritts im Solow-Modell. Durch diese Externalität kommt es zu gesamt-
wirtschaftlich steigenden Skalenerträgen (dies sehen Sie, wenn Sie den Parameter
A im Anhang durch K ersetzen), entscheidend ist, dass so die Tendenz zu fallenden
Grenzproduktivitäten verhindert wird. Diese Modelle stellen bereits eine Verbindung
zu der im Folgenden erläuterten zweiten Modellklasse her, die den technologischen
Fortschritt endogenisiert. Formal wird endogenes Wachstum bei den Modellen mit
steigenden Skalenerträgen zwar durch die Akkumulation von Faktoren gesichert, in-
haltlich aber ist es der technologische Fortschritt (ausgedrückt durch eine Veränderung
des Parameters A), der ein Fallen der Grenzerträge des Kapitals verhindert.
Zweite Modellklasse
Diese Modelle gehen im Gegensatz zu den oben vorgestellten Modellen davon aus,
dass die Akkumulation von Faktoren kein langfristiges Wachstum bewirken kann,
da die Grenzproduktivität fallen wird und so die Akkumulation zum Stillstand
kommen muss. Die zweite Modellklasse stellt daher die Endogenisierung des tech-
nologischen Fortschritts explizit in den Mittelpunkt. Der technologische Fortschritt
wird durch die bewusste Ressourcenverwendung privater Unternehmen in einem
Forschungs- und Entwicklungssektor erreicht. Es lassen sich grundsätzlich zwei
verschiedene Modellierungen unterscheiden. Einerseits wird der technologische
Fortschritt durch die quantitative Produktinnovation, also eine stetig zunehmende
Produktvielfalt, abgebildet. Eine zunehmende Zahl der Güter wird als grundlegende
Innovation, also als technologischer Fortschritt, interpretiert.[36] Andererseits wird der
technologische Fortschritt durch die qualitative Produktinnovation, also die zuneh-
mende Produktqualität, ausgedrückt. Diese Qualitätsverbesserungen repräsentieren
den ständigen Prozess der Produktaufwertung in einer bestehenden Branche. Diese
beiden als komplementär zu betrachtenden Modellierungen beleuchten somit jeweils
unterschiedliche Aspekte des technologischen Fortschritts.
Gemeinsames Kennzeichen der Modelle der neuen Wachstumstheorie ist also die En-
dogenisierung der Wachstumsrate. Dadurch wird es im Gegensatz zu der neoklassi-
schen Wachstumstheorie möglich, zum Beispiel durch wirtschaftspolitische Maß-
nahmen die Wachstumsrate zu beeinflussen, so dass auch internationale
Wachstumsdifferenzen (Wachstumsschwäche) und Unterschiede in den Pro-Kopf-
Einkommen (Unterentwicklung) nun theoretisch hergeleitet werden können. Je nach
Modellierung bieten sich zur Überwindung einer Wachstumsschwäche somit ver-
schiedene wirtschaftspolitische Maßnahmen an, die wir weiter unten noch ansprechen
werden.
2.1.3 Stabilitätseffekte
Welche Auswirkungen hat eine EWWU auf die ökonomische Stabilität der Mitgliedsländer,
insb. Auf deren Preisstabilität und welche Voraussagen lassen sich wirtschaftstheoretisch un-
termauern?
20
o Außerdem implizite Erwartung einer fiskalpolitischen Disziplinierung
o Abbau der Infl. ohne übermäßige Kosten in Form von AL
o Ohne WU bleibt ein Reputationsimport beschränkt weil Abwertungs-
spekulationen gegen HIL wahrscheinlich sind, sodass mittelfristig relativ
hohe Desinflationskosten in Form von AL wahrscheinlich sind
o Ob ein Reputationsimport einsetzt und wie stark er sein wird, hängt von
der Art der WU Einführung (schockartig vs graduell) ab. Schockartige
Einführung deutet auf höheren RI hin. Entscheidend ist die Glaubwür-
digkeit der WU, die entsprechend als unumkehrbar wahrgenommen wer-
den sollte.
o Bei nur graduellem Übergang wird eine latente Spekulation auf Abwei-
chung von festen aber nicht als unumkehrbar wahrgenommenen WK statt-
finden, weil ein starker Anreiz zur Nutzung des WK als Schockabsorp-
tionsinstrument besteht, denn: Bei nicht hinreichend flexiblen Löhnen und
Preisen sowie nicht hinreichend mobilen Arbeitskräften bzw. nicht hinrei-
chend zentralisierter Fiskalpolitik sind Wechselkursanpassungen noch im-
mer die preiswerteste Alternative.
21
Nun gehen wir der Einfachheit halber davon aus, dass beide Länder der gleichen Phillips-
kurve gegenüberstehen. Diese zeigt den graphischen ZusH zwischen Inflation und AL bei
Vorliegen bestimmter struktureller Rahmenbedingungen wie z.B. Arbeitsproduktivität, Ar-
beitsmarktinstitutionen, Inflationserwartung. Bei Stabilitätserwartung kann man die Phillips-
kurve wiefolgt ausdrücken:
(2) π = f(UN – U) mit f’>0
Der Tangentialpunkt zwischen der Phillipskurve und der Indifferenzkurve gibt den opti-
malen Punkt hinsichtlich der Präferenzen an. (eine weniger stabilitätsorientierte ZB wird
eine höher liegende PK bewirken weil die WiSu nun grundsätzlich mehr Inflation erwarten.
Die natürliche AL liegt dann auch über der bisherigen natürlichen AL, Der Punkt Un kann
dabei als natürliche AL betrachtet werden, wenn gilt πe=0)
A ist der Punkt für Land 1 (das HIL), B derjenige für Land 2 (das NIL), wobei optimal hier
die Kombination mit maximalem Nutzen bzw. minimalem Verlust bezeichnet. Die Wahl
des Punktes in dem weder Inflation noch AL herrschen, wird durch die NB Phillipskurve
verhindert. Die Punkte A und B geben die Lösung des nachfolgenden Optimierungspro-
blems an:
Min L(U;π)
u.d.N.
π = f(UN – U)
Die Differenz zwischen den angestrebten Inflationsraten der beiden Länder drückt gemäß
Kaufkraftparitäten-Bedingung den Anpassungsbedarf hinsichtlich des Wechselkurses der
beiden Länder aus:
(3) Δe = π1-π2
Da in einer WU der WK unwiderruflich fest ist, gilt Δe = 0; es kann keine Abweichungen
zwischen den Inflationsraten geben. Daher muss es zu einem Anpassungsprozess kommen,
in dem ein Land die eigene optimale Kombination aufgibt und die Position des zweiten
übernimmt oder beide die optimale Kombination aufgeben und ein subjektiv suboptimales
22
Ergebnis hinnehmen, sodass die einheitliche Inflation dann zwischen π1 und π2 liegt und eine
AL zwischen U1 und U2 bewirkt.
Das Abweichen von der jeweils optimalen Position sind die Kosten der WU.
Diese Sichtweise dominierte zumindest die VWL der 70er. Allerdings wird heute landläufig
davon ausgegangen, dass zwischen einer instabilen kfr. PK, die sich in abh. Der Erwartun-
gen nach oben verschiebt und einer stabilen lfr. PK, die senkrecht verläuft unterschieden
werden muss.
Den vorübergehenden kurzfristigen Rückgang der AL bei höherer Inflation erklärt man ge-
meinhin mit einem inflationsbedingten Reallohnrückgang:
W/P↓, und Y = Y(K,N(W/P)), mit YN>0 und N’<0
Sodass der Reallohnrückgang die Arbeitsnachfrage steigert und damit auch die Produkti-
on.
Allerdings setzt ein solcher inflationsbedingter Reallohnrückgang voraus, dass Lohnver-
tragsbindungen oder unvollkommene Information auf Seiten der AN vorliegen. Sowohl
Informationsunvollkommenheiten als auch Vertragsbindungen werden früher oder später ab-
gebaut. Somit werden die Inflationserwartungen der inzwischen realisierten Inflation an-
gepasst und gehen damit in die Lohnverträge ein, sodass der Arbeitslosigkeitsrückgang wie-
der aufgehoben wird. Die lfr. PK verläuft somit senkrecht.
Auch die kfr. PK kann senkrecht verlaufen wenn angenommen wird, dass die WiSu den
Anreiz der Geldbehörde zu höherer Überraschungsinflation kennen und eskomptieren.
Dadurch entfällt der vorübergehende Reallohnrückgang und der Anreiz zur Mehrproduk-
tion seitens der Unternehmen. Es kommt somit auch nicht zu den höheren Kosten der WU für
Land 1 mit geringer relativer Inflationsaversion (also größerem a/b).
Wenn es also nicht geling, die Inflation des Landes 1 sofort nach Beitritt zur WU auf das
Niveau von Land 2 zu drücken, wird nur Land 2 die Kosten der WU tragen müssen, da
beide Länder die aufgrund gleicher PK für beide identische NAIRU UN realisieren können.
Die neuen GG Inflationsraten der beiden Länder nach einer WU und die Inflation der WU
selbst, können durch Parallelverschiebung der Phillips- und Indifferenzkurven erreicht
werden:
Die kurzfristige PK verschiebt sich mit den Inflationserwartungen nach oben gem. der
Formel:
(2a) π = f(UN-U)+πe
Solange der Berührungspunkt links von der lfr. PK liegt, erhöhen sich die Inflationserwartun-
gen, da die AL, die dann unter UN liegt nur auf unvollkommener Information beruhen kann.
23
Es kommt somit auch hier zur Anpassung der Inflationserwartungen und deren Einbezie-
hung in die Lohnkontrakte. Somit erhöht sich die AL aber auch das Preisniveau (Firmen
setzen Preise durch Kostenaufschlag). Vor der WU realisieren also 1 und 2 im GG jeweils
A*>A und B*>B an Inflation. Durch die WU-Einführung bildet sich ein gewichteter
Durchschnitt der Infl. Raten zwischen A* und B* z.B. M. Wenn M≤A hat das Land 1 also
keine Inflationskosten zu tragen. Nur 2
trägt die Kosten der Anpassung. Ist Land
1 zudem im Vergleich zu Land 2 ök.
(sehr) klein, nähert sich M an B* an, so-
dass die WU Land 1 quasi kostenlos eine
Inflationsreduktion verschafft.
24
• Auch hier soll die Ausgangsbasis eine Situation sein, die für beide Länder iden-
tisch ist
• Einziger Unterschied sind hier die Arbeitsmarktsituationen z.B. charakterisiert
durch den Grad an Zentralisierung der Lohnverhandlungen
• Dieser Unterschied führt zu unterschiedlichen Lohn- und Preisreaktionen auf auf-
tretende Preisschocks.
• Zudem resultiert ein Unterschied in der Annäherung an eine differenzierte,
produktivitätsorientierte Lohnpolitik, die eine notwendige Stabilisierungsbe-
dingung einer WU darstellt.
• Angenommen, Land 1 hat einen höheren Grad an Zentralisierung der Lohnver-
handlungen
• Somit haben die Arbeitnehmer in Land 1 eine höhere Marktmacht.
• Die Folge sind höhere Lohnsteigerungsraten bei gleichen Umweltbedingungen
bzw. eine geringere Zurückhaltung bei Löhnen nach negativen Angebotsschocks.
• Somit würde Land 1 länger brauchen, um mit Schocks fertig zu werden als
Land 2, da der Wechselkurs in einer WU nicht als Anpassungsinstrument zur
Verfügung steht. In sofern sind die Kosten der WU für Land 1 dann höher als Land
2, was allerdings nur kurz bis mittelfristig gilt.
• M.a.W. hängen die Kosten der Währungsunion vom Ausmaß der Lohn- und
Preisrigidität ab.
• Denn: Nach monetaristischer Auffassung haben nominelle WK-Änderungen
nur vorübergehende Effekte auf die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes. Weder
nominelle WK-Änderungen noch FiPo Maßnahmen lösen lfr. Das Problem das aus
asymmetrischen Nachfrageschocks oder Angebotsschocks resultiert. Die dahinter
Stehende Philosophie geht davon aus, dass strukturelle Probleme (Unterschiede)
nur durch strukturelle und nicht nominelle Maßnahmen angeglichen werden
können. So verhindert bspw. Eine nominelle Abwertung lediglich rezessive Ef-
fekte im Übergangsprozess auf Kosten von Inflation und das auch nur bei Vor-
liegen von asymmetrischer Information bzw. Lohn- und Preisrigiditäten. Au-
ßerdem vermeidet Ausgabenreduktion Inflation auf Kosten rezessiver Effekte
im Übergangsprozess. Entsprechend löst eine nominelle Abwertung auch nicht die
realen Folgen eines negativen Angebotsschocks. Sie hilft lediglich dabei, die reale
Zahlungsbilanzsituation zu verbessern. In jedem Fall haben nominelle Politiken
bei flexiblen Löhnen und Preisen keine Effekte.
• Auch die Abarbeitung asymmetrischer Nachfrageschocks würde dann in Land 1
länger dauern.
25
→ BRD als Beispiel? Zentralisierung der FiPo gegeben, Arbeitsmobilität gegeben, WU gege-
ben aber: nachhaltig keine Überwindung der Unterschiede.
• Der politische Widerstand in Land 2 ist vorprogrammiert, könnte aber durch die
Politik verschleiert werden, indem die Transfers mittels Inflation finanziert
werden
• Die Inflationssteuer wird aber nur dann genutzt, wenn die ZB das Spiel mit-
macht und die Gewinne aus der Seignorage an das Land 2 abtritt.
• Dies dürfte allerdings insb. Im Fall der EWWU nicht gelingen, sodass die Legiti-
mationsprobleme der Transferleistungen virulent werden dürften.
• Probleme dieser Argumentationslinie:
o Kann eine WU nicht das Verhalten der Gewerkschaften so verändern,
dass das Strukturproblem nicht virulent wird? s. 3.1.2.3
o Betrachtung des WK als Allheilmittel?!
• Weiterer Strukturaspekt: Ein höherer Zentralisierungsgrad bei der Lohnver-
handlung kann über die obigen Strukturprobleme zugleich eine höhere NAIRU
bedingen, bei der sich tendenziell auch eine höhere Gleichgewichtsinflationsrate
einstellt (s. Gleichung (2a)):
Die Gleichgewichtsinflationsrate wird sich in Land 1 auf A** erhöhen. Andauernde Struktur-
probleme können dazu führen, dass die SockelAL und Sockelinflation noch weiter steigt. Dies
ist insbesondere durch Hysteresis-Effekte zu erklären, die implizieren, dass LangzeitAL ihre
Qualifikation für die sich verändernden Job-Profile verlieren. Sie sind dann ohne strukturelle
Maßnahmen, wie z.B. Umschulungen nicht mehr vermittelbar. Man wird aber versuchen,
durch sich aufschaukelnde Inflation die ursprüngliche Sockel-AL zu halten. Dies kann als
Hauptursache der hohen Infl. in den strukturschwachen Ländern betrachtet werden.
Diese Hypothese beinhaltet allerdings eine gewisse Irrationalität bzw. Koordinationspro-
bleme weil den rationalen Politikern und WiSu ja bewusst sein müsste, dass eine Al unter der
NAIRU nur durch akzelererierende Inflation erreichbar ist. Somit (bei Irrationalität) kann
selbst bei gleichen Indifferenzkurven in strukturschwachen Ländern selbst dann eine höhere
und sich aufschaukelnde Inflation auftreten, sodass diese Länder in einer WU Druck in Rich-
tung einer höheren Inflation ausüben werden.
26
• Regierungen wählen die Finanzierungsquellen so, dass deren Grenzkosten der
Einnahmenerhebung um 1 Einheit ausgeglichen sind. In Ländern mit relativ un-
terentwickelten Steuersystemen sind bspw. Die Kosten der Steuereinnahmenerhö-
hung um 1 GE höher. Somit besitzen diese Länder auch eine höhere optimale In-
flationsrate als höher entwickelte Länder
• Eine WU zwingt diese Länder dann eine geringere Inflationsrate zu realisieren
als eigentlich gewünscht, da in einer WU ein endogener Druck zum Ausgleich der
Inflationsraten herrscht.
• Die Abweichung von der individuell optimalen Inflation jedoch führt zu einer hö-
heren als der optimalen AL. Die zusätzlichen sozialen Verluste hieraus können
von dem betroffenen Land als Kosten der WU eingestuft werden.
• Solange sich die finanzstrukturschwachen Länder nicht den stärkeren Ländern an-
geglichen haben, besteht für sie ein permanenter Anreiz zur Inflationierung.
• Solche Annäherungsversuche an die individuell optimale Situation geschehen zu-
meist über politischen Druck bzw. Lobbytätigkeit. Ob dies gelingt hängt von den
individuellen Restriktionen der Politik ab.
2.1.3.2.1.4 Schlussfolgerung
• Bei vorliegen von Strukturunterschieden ist in einer WU mit stetigen internatio-
nalen Finanztransfers zu rechnen, zumindest solange Preisinflexibilitäten bzw.
Arbeitsimmobilitäten herrschen.
• Dies dürfte politische Widerstände in den jeweiligen Zahler-Ländern zur Folge
haben.
• Um dem entgegenzuwirken und zugleich die Legitimationsprobleme der EWWU
einzudämmen besteht für die Politiker der Anreiz, die Transferzahlungen über
Inflation zu finanzieren.
• Gelingt dies, wälzen die leistungsfähigsten Länder zumindest teilweise die Trans-
fers via Geldmengenfinanzierung auf die übrigen Länder ab.
• Eine andere Alternative wäre die Finanzierung über EU-
Schuldverschreibungen, was aber die Zinsen hochtreiben und crowding-out ver-
ursachen würde. Dies würde einen Druck zur Wiederherstellung des niedrigen
Zinsniveaus herbeiführen, was wiederum denselben Effekt hätte, wie direkte Sei-
gnorage-Finanzierung, sodass die bislang NIF Länder bestrebt wären sich mit
den HIF zusammenzuschließen, um die Umverteilung über Inflation einzudäm-
men.
• Beides setzt aber voraus, dass die EZB „einknickt“ also nicht konsequent die an-
gekündigte Preisniveaustabilisierung betreibt. Es ist zu bedenken, dass egal wie
unabhängig eine ZB auf dem Papier ist, es nicht zu erwarten ist, dass sie auf Dauer
Preisstabilität gegen den Widerstand lohn- und fiskalpolitischer Akteure garantie-
ren kann.
2.1.3.2.2 Wettbewerbsbeschränkungen
Stabilitätsgefahren entstehen für die NIF auch wenn WU-bedingte Wettbewerbsbeschrän-
kungen wirksam werden wegen
(4) Politikkoordination
(5) Absprachen der Zentralbankbetreiber
(6) eines erhöhten Seignorage-Anreizes
27
• Dies erzeugt aber den Anreiz zu expansiverem Geldmengenwachstum, denn
o Jedes Land, das außerhalb einer WU unkoordiniert expansive Geldpoli-
tik betreibt ist von einer realen Abwertung der Währung und damit im-
portierter Inflation bedroht.
o Jedes Land, das außerhalb einer WU unkoordiniert expansive Fiskalpoli-
tik betreibt ist von Zinserhöhungen, Aufwertungen und crowding-out be-
droht
o Beide Handlungsschranken entfallen, wenn expansive Politiken im inter-
nationalen Gleichschritt betrieben werden (BSP.: Exp. Fipo allein =
Y↑→ i↑→ NK↓ &IM↑→ Devisenm. In Abh. Von KapMob, hohe KapMob
ist kontraktiv da aufwertend und auch noch wahrscheinlicher, crowding
out höher da Zins und Wechselkurseffekt; Exp. Fipo 2/2 Ländern gleich
= Y↑ &Y*↑→ i↑ &i*↑→ IM&IM*↑ , NK=NK*=const. Keine Devisen-
marktwirkungen crowding out geringer da nur Zinseffekt.)
o Daher wird tendenziell die Gleichgewichtsinflationsrate höher liegen,
was sich über dynamische oder rationale Erwartungseffekte begründen
lässt: Erkennen die WiSu diesen ZusH werden sie ihn in ihre Entschei-
dungsfindung einbeziehen und damit ex ante höhere Lohnabschlüsse for-
dern und so Inflation generieren.
o Modelltheoretische Grundlagen
Annahme: Lohnsetzung = Inflationsausgleich
Politikvariable: Geldmenge
Zielvariable: Beschäftigung und Inflation, mit den Zielen Voll-
besch. & Preisniveaustabilität, wobei die angestrebte AL unter-
halb der natürlichen Rate liegt → Begründung s. StaPo i.e. Ex-
ternalitäten, Wählergruppenabhängigkeit
Es herrschen rationale Erwartungen i.e. die AN kennen den An-
reiz zur Inflation
Die Frage ist, in wiefern die ZB dann glaubhaft versichern kann,
das Preisniveau zu stabilisieren, da ja schon alleine durch die
Kenntnis des Anreizes (k>1) höhere Lohnforderungen der AN
vorliegen und somit Inflation stattfindet, ohne dass die ZB dem An-
reiz zur Inflationierung erlegen wäre.
Daher haben die ZBs nur zwei Alternativen:
• Sie garantieren Preisniveaustabilität und erzeugen so AL
• Oder sie versuchen AL zu vermeiden, indem sie akkomo-
dieren also die antizipierte Geldmengenexpansion auch
tatsächlich durchführen, wobei dies die kurzfristige ko-
operative GG-Lösung ist.
• Weil in einer WU eine hohe (vollständige) Politikkoordinierung vorliegt, treffen
die obigen Argumente insbesondere auf eine solche zu.
• Eine WU generiert ein großes und weniger offenes Wirtschaftsgebilde. In die-
sem bestehen die Schäden, die für ein einzelnes Land bei inflationärer Politik aus
einer Abwertung resultieren nicht mehr, sodass der Anreiz eine solche Politik zu
betreiben sehr viel größer ist.
• Je größer und weniger offen ein Wirtschaftsgebilde, desto größer der Anreiz. Je
mehr Länder (ein Großteil) diesem Anreiz erliegen, desto höher wird die GG Infla-
tionsrate für alle sein.
• David Romer fand 1993 einen signifikanten und starken negativen statistischen
ZusH zwischen Offenheit und Inflation.
28
• Dies konnte für alle Länder bis auf die höchst entwickelten nachgewiesen werden,
bei diesen behauptete Romer, diese hätten das Zeitinkonsistenzproblem über-
wunden.
• Somit ist die Wahrscheinlichkeit, dass das obige Problem in einer EWWU auf-
taucht, umso größer, je mehr unterentwickelte Länder sie umfasst.
29
o Je größer das Grenzeinsammlungs-Kostenverhältnis von Steuer- und Infla-
tionseinnahmen
o Je geringer die Basisgeldumlaufgeschwindigkeit
o Je höher die Schuldenquote
• In diesem ModellzusH lässt sich eine erhöhte Seignorage-Neigung einer WU ab-
leiten, in sofern als dass einzelne Mitgliedsländer tendenziell eine erhöhte stea-
dy-state Inflation bevorzugen würden im Vergleich zu einer tatsächlich unabhän-
gigen Geldpolitik.
• Der Grund ist Trittbrettfahrerverhalten, da in einer WU die Gewinne aus Sei-
gnorage an eine gemeinsame Währungsbehörde fallen und alle an diesen partizi-
pieren. Somit heißt das, dass einzelne Länder effektiv Bürger anderer Staaten
besteuern können wenn es ihnen gelingt, eine höhere Inflation durchzusetzen.
• Damit entsteht auch ein Anreiz für bestimmte Länder zu kooperieren. Unter be-
stimmten Voraussetzungen sind es insbesondere die NIL, die einen Anreiz haben,
die WU-Inflation anzuheben.
2.1.3.2.2.4 Zusammenfassung
• Entscheidende Aspekte für einen Stabilitätsverlust in NIL aufgrund einer WU:
o Politischer Druck aufgrund wegen Strukturunterschieden notwendigen
Finanztransfers
o Endogene Anreize zur Seignoragefinanzierung aufgrund Wettbewerbs-
beschränkungen senken die Reputation der ZB und erhöhen die GG-
Inflationsrate. Dies ist von institutionellen Bedingungen abhängig, wobei
deren Wirksamwerden eine ganze Zeit dauert.
2.1.3.3 Modellanhang
2.1.3.3.1 E-I: Zur Bestimmung der optimalen Inflationsrate in einem klassischen
Modell der öffentlichen Finanzierung
• Die optimale Inflationsrate lässt sich aus den notwendigen FOCs des folgenden
dynamischen Optimierungsproblems ableiten:
Minimiere den Gegenwartswert sozialer Verluste
(1) Et∫0 e-ρs[f(τ) + h(π)]Yds
∞
Die gesamten Einnahmen betragen: T = τY + (π+g)kY, wobei der Term (π+g)kY die realen
Einnahmen aus Seignorage bezeichnet, abgeleitet aus der der Quantitätsgleichung entspre-
chenden Geldnachfragefunktion M/P = kY (mit M = nom. Geldmenge, P= Preisniveau
ΔM/P = (ΔM/M)(M/P) → Seignoragegleichung.
Die notwendigen FOCs lauten:
(3) Et{f’[τ(t+s)]} = f’[τ(t)]
(4) Et{h’[π(t+s)]} = h’[π(t)]
(5) h’[π(t)] = kf’[τ(t)] h’[π(t)] = kf’[τ(t)]
• (5) sagt dabei aus, dass die Kosten der Inflationssteuer und anderer verzerrender
Steuern im GG also bei optimaler Inflationsrate gleich sein müssen.
30
• Man sieht auch, dass wenn die Grenzkosten einer Steuererhebung f’[τ(t)] in ei-
nem Land höher sind als in einem anderen, so muss dort auch die optimale Inflati-
onsrate π* höher sein.
• Das Hauptproblem dieses Ansatzes liegt darin, dass es sich um ein rein klassi-
sches langfristiges GG-Modell handelt, in dem der Output exogen ist und kon-
stanter realer Diskontierungsrate. Hier hat Geldpolitik keine Auswirkungen auf
den Realzins oder Output.
• Außerdem stellt sich die Frage, ob die Annahme, dass die Seignorageeinnahmen
optimal gewählt werden, sinnvoll ist.
• In den meisten Fällen sollte die Inflationsrate eher die Folge undisziplinierter
Politiken sein.
Ergänzung: Ableitung von (π+g)kY aus der Seignorage Gleichung und der Quantitätsglei-
chung:
Quantität: MV = PY
→ M/P = kY
→ M = PkY
→ Pk = M/Y
Seignorage: dM/P = dM/M M/P
d/dt(M=PkY mit k = const.)
→ dM = dPkY + PkdY
→ Einsetzen aus Quantität
dM = dPM/P + M/Y dY
dM/M = dP/P + dY/Y = π+g
→ Einsetzen in Seignorage:
dM/P = (π+g)kY
Einsetzen von (2a) in (1) und Ermittlung der FOCs ergibt die steady-state-Inflationsrate:
31
t2 = (-πk + ib + g)2
X/z – v/zπ2 = π2k2 - 2πkib - 2πkg + 2ibg + g2 + i2b2
∂/∂π = 0!
-2πv/z = 2πk2-2kib – 2kg
-2πk2-2πv/z = -2k(ib+g)
-2π(k2-v/z) = -2k(ib+g)
(3) π = k(g+ib)/k2+(v/z)
Je größer das Grenzeinsammlungs-Kostenverhältnis z/v und je geringer die Basisgeldum-
laufgeschwindigkeit k und je höher die Verschuldungsquote b, desto größer ist die optimale
Inflationsrate.
Dies gilt strenggenommen nur wenn v/z > k2 was aus der ersten Ableitung ersichtlich ist:
dπ/dk = (g+ib)((v/z)-k2)/(k2 +(v/z))2
Es gilt nun zu zeigen, dass die im Fall einer WU präferierte Inflationsrate eines Landes von
der bei Autonomie abweichen kann.
Weil in einer WU das Land die Kontrolle über die Geldpolitik und damit auch über den
Umfang der Seignorage verliert, ändert sich entsprechend auch die Budgetbeschränkung:
(2b) G – T + iB = δΔME
wobei δ den Anteil des einzelnen Landes an der in der WU insgesamt erzielten Seignorage
bezeichnet. Die Quantitätsgleichung für die WU lautet ME/kE = PEYE was seinen Niederschlag
in der Budgetrestriktion findet:
(2c) g – t + ib = πEδME/PY
Die von einem einzelnen Land in einer WU angestrebte Inflation ermittelt sich dann als:
(3a) πE = [(δME/PY)(g+ib)]/[(δME/PY)2 + v/z]
Somit beeinflusst auch der insgesamt in der WU generierte Anteil an Seignorage, der dem
einzelnen Land zufließt die Inflation in der WU.
δME/PY = k, so entspricht der Anteil an Seignorage gerade dem Anteil an der gesamten
Geldmenge, also δ = M/ME und es gilt auch: π = πE
Ist der Anteil der Seignorage höher als der Anteil an der Geldmenge, so ist die präferierte
Inflationsrate höher als bei unabhängiger Festlegung.
Ändert sich für ein Land aufgrund eines WU Beitritts die Seignorage-Steuerbasis, wird es ei-
ne andere Inflationsrate als bei unabhängiger Politik bevorzugen. Damit hat die Verteilung
der Seignorage einen signifikanten Einfluss auf die präferierten Inflationsraten der einzelnen
Länder und der gesamten WU.
32
• Dies kann wiefolgt erläutert werden:
o Ausgehend von 2 Ländern in denen jew. Ein Vollbeschäftigungsgleich-
gewicht gegeben ist, wird angenommen, die Güternachfrage verschiebe
sich von Land 1 zu Land 2
o Die Nachfrage in Land 2 erhöht sich und führt zu einer Zunahme der Be-
schäftigungsnachfrage
o Sind die Löhne hinreichend flexibel, wird die Überschussnachfrage nach
Arbeit abgebaut.
o Sind die Löhne nicht flexibel können die UnGGs auf dem Arbeitsmarkt
auch durch Wanderungen von Arbeitskräften (von 1 nach 2) beseitigt
werden.
o Liegt aber weder Lohn- noch Arbeitsmarktflexibilität vor, liegt ein An-
passungsproblem vor, das sich am ehesten durch den Wechselkursanpas-
sungsmechanismus lösen ließe. Sprich die Währung von Land 1 wertet
ab und die von 2 auf. Die Exportnachfrage in 2 geht zurück und steigt in 1,
sodass der ursprüngliche Nachfrageeffekt kompensiert wird.
• Große Anpassungsprobleme aufgrund des Verzichts auf den WK entstehen insb.
Bei asymmetrischen Schocks.
• Stellen sich flexible Löhne und Arbeitsmarktbedingungen (beides in einer WU
nicht zu erwarten) nicht ein, kann das Anpassungsproblem im Grunde nur über
Finanztransfers gelöst werden.
• Dies kann entweder regelgebunden in Form eines automatischen Finanztransfers
oder aber diskretionär erfolgen.
• Insbesondere letzteres erzeugt aber immer wieder Legitimationsprobleme und
Verteilungskonflikte
• Verzichtet man auch auf diese Lösung, so bleibt den betroffenen Ländern nur noch
die Flucht in irrationale Seignoragefinanzierung via politischem Druck auf die
ZB
• Zwar ist dies auch mit Umverteilungen verbunden, allerdings laufen diese ver-
deckt ab.
• Allerdings ist die Hilfestellung des WK-Instrumentes bei den Monetaristen und
Neukeynesianern nur mittelfristig zu rechnen, weil nominale Größen hier langfri-
stig neutral sind. Dies bedeutet dann auch im Umkehrschluss, dass lfr. von einer
Lohn- bzw. Preisflexibilität auszugehen ist, sodass Anpassungen des WK über-
flüssig sind.
33
Bei strenger Gültigkeit der KKP nimmt dieses Verhältnis den Wert 1 an. Empirische Un-
tersuchungen stützen dies weitgehend.
• Die Theorie der Zinsparität erklärt den Außenwert über Ertragsdifferenzen.
• Demnach ist der WK im GG wenn die Erträge für in- und ausländische Finanz-
aktiva identisch sind, sodass kein Anreiz zur Umschichtung in andere Währungen
besteht.
(2) Δe = i1 – i2
Dies ist die offene Zinsparität, da sie auf der Annahme beruht, dass die Anleger nicht das
WK-Risiko absichern.
Die gedeckte ZP ist dann erfüllt, wenn die internationale Zinsdifferenz den Währungssi-
cherungskosten, die durch den Swapsatz repräsentiert werden entspricht. s:= (T-K)/K mit T
= Terminkurs und K = Kassakurs
Definiert man den Nominalzins als Summe von Inflationsrate und Realzins, dann impliziert
die KKP unter der Annahme identischer Realzinsen im In- und Ausland:
(3) Δe = πe1 - πe2 = s
Dies kann als in Erwartungsgrößen formulierte KKP interpretiert werden.
35
o ESF = Europ. Sozialfonds soll Maßnahmen zur Erreichung beschäfti-
gungspolitischer Ziele unterstützen
o Kohäsionsfonds = soll Fördermaßnahmen in den Bereichen Umwelt und
transeurop. Verkehrsnetze unterstützen. Aber nur zugänglich für Länder
mit BIP von weniger als 90% des EU Durchschnitts
o EVTZ = Europ. Verbund für territoriale ZusA, der die grenzüberschreiten-
de und/oder interregionale ZusA zwischen regionalen und lokalen Behör-
den erleichtern soll
36
• Bereits der ernsthafte und glaubhafte Wille, Disziplin hinsichtlich Fiskal- und
Geldpolitik zu wahren übt eine stabilisierende Wirkung aus
• Dieser disziplinierende Faktor schlägt sich in der Inflationserwartung der WiSu
nieder. Bereits durch die Einhaltung der fiskalpolitischen Konvergenzkriterien
ergeben sich für die strukturell schwächeren Länder Vorteile, weil der Abbau oder
der Verzicht auf exzessive Fiskalpolitik eine stabile Geldpolitik erleichtert.
• Entscheidend ist dabei, dass eine unsolide Haushaltspolitik und Geldpolitik das
Zinsniveau steigen lässt, sodass Investitionsentscheidungen beeinträchtigt
werden
37
• Wegfall der Möglichkeiten eines Entwicklungsprotektionismus
38
3 3. Teil: Wirtschaftspolitische Vorkehrungen
3.1 Wirtschaftspolitisch-institutionelle Voraussetzungen für eine
erfolgreiche EWWU
• Realisierung von Wachstumschancen insbesondere auf Basis von
o Geeigneter Ordnungs- und Strukturpolitik
o Stabilitätspolitik im Sinne einer stabilitätsorientierten Geld-, Fiskal-, und
Lohnpolitik
o Entwicklungspolitik wurde bereits erläutert in 2.1.3.4
• Leitfragen
o Welche wipo Maßnahmen sind erforderliche Bedingungen einer erfolg-
reichen EWWU?
o Welche Maßnahmen sollen auf EU-Ebene und welche national koordi-
niert werden?
3.1.1 Wachstumspolitik
3.1.1.1 Grundsätzliches
• Grundlage: Ordnungs- und Strukturpolitik
• Aufgabe der OSPolitik: Schaffung der notwendigen Institutionen und Anglei-
chung der Strukturen in den Mitgliedsländern, sodass die Übergangskosten mi-
nimiert werden
• Bestandteile der OSP:
o Rechtspolitik → Schaffung eines vertrauensbildenden Handlungsrahmens
o Wettbewerbspolitik → Verhinderung ineffizienter Konzentrationen
o Regional- und Strukturpolitik → Verhinderung regionaler oder struktu-
reller AL und Einkommensunterschiede, soweit effizienzverhindernd
• Ad: Rechtspolitik
o Angleichung der innerstaatlichen Rechtsvorschriften sofern dies für das
Funktionieren des gemeinsamen Marktes erforderlich ist
o Begrenzte Einzelermächtigung i.e. EU-Regelungen betreffen insb. Die
Bereiche, die die Staaten der EU übertragen haben
o Subsidiaritätsprinzip: Tätigkeit der EU in den nicht explizit delegierten
Bereichen nur wenn Einzelstaatliche Lösungen weniger effizient sind als
EU-weite
o Verhältnismäßigkeitsprinzip: EU-Maßnahmen sollen inhaltlich und for-
mal nicht über das zur Zielerreichung erforderliche Ausmaß hinausgehen.
• Ad: Wettbewerbspolitik
o Art. 81-93 EG-Vertrag: Kartellverbot, Verbot des Missbrauchs marktbe-
herrschender Stellungen, Überwachung staatlicher Beihilfen
o Art. 81: Grundsätzliches Verbot von Kartellen i.e. Zusammenschlüssen
und abgestimmten Verhaltensweisen
o Art. 82 I: Verbot der Ausnutzung marktbeherrschender Stellungen, soweit
Handel zwischen Staaten beeinträchtigt wird
o Art. 87-89: Kontrolle staatlicher Subventionspolitik (im Gegensatz zu na-
tionalem Kartellrecht)
o Empfehlenswerte Verbesserungen:
Stärkung der Gemeinschaftskompetenzen
Umfassende Bestandsaufnahme nationaler Subventionspro-
gramme
39
Verzicht auf Ausnahmen in Einzelfallentscheidungen
• Ad: Strukturpolitik
o Staatliche Maßnahmen zur Beeinflussung regionaler und sektoraler
Strukturen der Privatwirtschaft
o Insb. Lissabon 2000 Agenda
40
• Die Leitlinien sollen den einzelnen Staaten als Grundlage ihrer eigenen Akti-
onspläne für Wachstum und Beschäftigung dienen. Des Weiteren wird die Ernen-
nung eines Lissabon-Koordinators empfohlen.
• Die nationalen Fortschritte sind im Herbst einer entsprechenden Kommission vor-
zulegen, wobei die Überprüfung durch die EU-Fortschrittsberichte der EU-
Kommission gegenüber dem EU-Rat erfolgt. Die Umsetzungsrolle der einzelnen
Mitgliedsstaaten wurde gestärkt.
41
führt dazu, dass gar keine Politikinstrumente mehr vorliegen, um auf na-
tionale Besonderheiten zu reagieren
o Delegierung von Zuständigkeiten lokaler Politiker an die EU kann dazu
führen, dass unangenehme strukturelle Reformen an die EU übertragen
werden und damit das Ansehen der Institution sinkt.
3.1.2 Stabilitätspolitik
• Insb. Geld-, Fiskal-, und Lohnpolitik
• Zentral: Bekämpfung von Inflation und AL
• Bei AL muss aber strukturelle und konjunkturelle AL unterschieden werden.
Erstere kann eher durch Wachstumspolitik, letztere durch Stabilitätspolitik be-
kämpft werden
• Geldpolitik: v.a. Inflationsvermeidung
• Fiskalpolitik: Finanzierung öffentlicher und quasi-öffentlicher Güter, Ausgleich
konjunktureller Schwankungen
• Lohn- und Einkommenspolitik: strukturelle oder verteilungskampf-bedingte In-
flation verhindern bzw. bekämpfen; Verringerung der Kosten von Inflationsabbau
• Was sind die notwendigen Bedingungen einer stabilitätsorientierten Geld- und
Fiskalpolitik in einer WU?
Die Vorkehrungen sind für den Reputationsaufbau allerdings nur notwendige, noch nicht
hinreichende Bedingungen. Insbesondere weil Reputation stark von Vergangenheitserfah-
rungen geprägt ist, ist es schwierig sie auf eine neue Institution zu übertragen. Entscheidend
sind die Erwartungen der WiSu in wiefern die EZB zur Erfüllung ihrer Aufgaben tat-
sächlich in der Lage ist. Die Akzeptanz aller Mitglieder ggü einer starken Verankerung der
Unabhängigkeit der EZB im Maastricht Vertrag bedeutet, dass das Bestreben der Mitglieds-
länder, Unabhängigkeit zu erreichen als stark betrachtet werden kann. Die HIF müssen also
eine Verringerung ihrer Inflation bestrebt haben, während die Motivation der NIF eine Beibe-
haltung der geringen Inflation gewesen sein dürfte.
43
Haben die Akteure rationale Erwartungen und vollziehen diesen
Gedankengang nach, kann dies bedeuten, dass sie ein Glaubwür-
digkeitsproblem der EZB zu erkennen glauben und deswegen hö-
here Inflationserwartungen bilden. In diesem Fall werden sie die-
se ex ante in deren Lohnforderungen einbauen und damit schon von
selbst Inflationsdruck aufkommen lassen.
Das Gegenargument auf praktischer Ebene ist, dass der Maastricht
Vertrag die EZB in ihrer Unabhängigkeit so gestärkt hat, dass eine
Unter-Drucksetzung durch einzelne Staaten kaum vorstellbar
ist. Die Möglichkeit, dass patriotisch denkende Zentralbanker sich
mit ihren Regierungen insb. Vor Wahlen zusammenschließen und
das Primärziel der Preisniveaustabiliät außer Acht lassen erscheint
gering aber ist nicht auszuschließen.
Ein weiterer Grund für solche opportunistischen Verhaltensweisen
kann die Ausrichtung nach späteren politischen Karrieren im
eigenen Herkunftsland gerichtet sein. Allerdings kann die hier
lauernde Gefahr der Inkonsistenz auch durch die Streichung einer
solchen Klausel nicht aus der Welt gebracht werden
Eine Möglichkeit zur Vermeidung solcher Zielkonflikte wäre
insbesondere das Verbot politischer Ämter im Heimatland für
ZB-Chefs und Vermeidung kurzer Wahlzyklen in den Mitglieds-
ländern
o Letztlich kann festgehalten werden, dass eine Streichung der Klausel über
Unterstützung der Wirtschaft besser wäre weil dies die Glaubwürdigkeit
der EZB stärken würde. Eine Konfliktquelle innerhalb des EZB Rates wür-
de ausgeräumt und das Commitment der Mitgliedsländer zum Ziel der
Preisniveaustabilität noch stärker betont.
o Die Opportunitätskosten erscheinen zunächst minimal, denn: Was für ein
Interesse sollten EZB-Politiker haben, Konjunkturaufschwünge bewusst
abzuwürgen, indem sie unnötig restriktive Strategien der Inflationsbekämp-
fung betreiben.
o Sie werden ohnehin am Inflationsziel gemessen, sodass sie konservative
Maßnahmen zu dessen Erreichung favorisieren werden. Damit trägt die
explizite Legitimierung der politisch-moralischen Beeinflussung durch die
Regierungen zu mehr Verunsicherung der Zielerreichung bei.
• Ad 2.: Wechselkurskompetenz ggü. Drittstaaten
o Der Maastricht-Vertrag überträgt die Kompetenz zu Orientierungen für die
WK-Politik, Abschluss von WK-Vereinbarungen etc. dem ECOFIN Rat.
o Dies ist eine Gefahrenquelle für die Preisniveaustabilität: Stabilitätsori-
entierte Geldpolitik bedarf der außenwirtschaftlichen Absicherung. Daher
sollte lediglich die EZB für Devisenmarktinterventionen zuständig sein
o Es ist zu hinterfragen, ob nicht bereits die bestehenden Abmachungen
des MV das Konfliktpotenzial zum Ziel der Preisniveaustabilität aus-
schalten. Dafür sind die beiden Alternativen der Devisenmarktinterven-
tion zu unterscheiden:
Intervention aufgrund formaler Festkursabkommen
Managed Floating (gem. Art. 111 II MV liegt die Kompetenz hier
bereits beim EZB Rat, wobei fraglich ist ob die geforderte Anhö-
rung des EZB-Rates viel ausmacht. Allerdings ist nicht davon aus-
zugehen, dass die EZB gezwungen werden könnte, längerfristig zu
44
intervenieren. Außerdem kann sie die Auswirkungen auf die Geld-
menge stets ohne Weiteres wieder neutralisieren)
o Problematisch ist ein formales Festkursabkommen, das der ECOFIN
Rat mit qualif. Mehrheit bereits nach Anhörung des EZB Rates ECU-
Leitkurse innerhalb des Währungssystems ändern aufgeben oder festlegen
kann.
o Zusammenfassung:
Formelle Zuordnung der WK-Kompetenz an den ECOFIN Rat
erschwert die Verfolgung der Preisstabilität
Erforderliche Interventionen der EZB aufgrund Festpreisabkom-
men beeinflussen deren Politik. Eine solche Bindung würde der
EZB quasi eine WK-Regel vorschreiben und damit das stabilitäts-
politische Instrumentarium stark einschränken
So sind durchaus ök. Gründe für die Übertragung eines größeren
Anteils der WK-Kompetenz an die EZB zu finden
• Ad 3.: Anreize und Sanktionen für die Geldpolitik
o Nur bei Unabhängigkeit der ZB kann das Geldangebot exogenisiert wer-
den und damit glaubwürdig gemacht werden, was die Inflationserwar-
tungen der Privaten reduziert. Somit werden sowohl WK (Inflationser-
wartungen sind Komponente des Nominalzinses, der für NK zwischen In-
und Ausland entscheidend ist und damit auch WK-Anpassungen nach sich
zieht) als auch Lohn- und Preiskontrakte in der VoWi beeinflusst
o Aber: Arbeiten zur Zeitinkonsistenztheorie zeigen, dass sogar unabhängi-
ge Zentralbanker von Ankündigungen und Versprechen abweichen, sobald
„trade-off“ Beziehungen zwischen dem Erreichen von Politikzielen und
asymmetrische Informationen bestehen. Die Lösung sieht insb. Walsh in
institutionalisierten Anreizen und Sanktionen für die Geldpolitik
o Denkbare Sanktion: Entlassung des Rates wenn Ziele nicht erreicht
werden aber: Gefahr der mangelnden Kontinuität im Rat
Eine Destabilisierung kann auch dann auftreten, wenn diese Stra-
tegie als optimale Versprechenspolitik interpretiert wird
Optimal ist sie nämlich nur dann, wenn die Präferenzen hinsicht-
lich Output- und Preisniveaustabilität denen der Bevölkerung ent-
sprechen
Außerdem liegt hier auch das Problem der Zeitinkonsistenz vor, da
die Regierung den Zielkorridor immer ändern kann
o Weiterer Vorschlag: Verknüpfung von Einkommen und Pension der
ZB-Ratsmitglieder vom Erreichen des StaPo Ziels
Bspw. Festlegung des Einkommens der ZB-Manager in nominalen
Größen, sodass mit Inflation deren Einkommen sinkt
o Solche Sanktionen sind jedoch nicht unproblematisch, da Preisniveau-
anpassungen nicht ausschließlich von der Geldpolitik abhängen (s.
Steuererhöhung, Rohstoffpreisanstieg). Eine restriktive Reaktion der ZB
auf solche Vorkommnisse (i.e. nicht Akkomodation) führt zu weiteren
Output- und Beschäftigungsverlusten als aufgrund des Preisniveauanstiegs
sowieso schon passieren. Sie bekommt auch für letzteres letztlich die
Schuld zugesprochen.
o Beim Hinweis auf fehlende Sanktionen für Abweichungen der EZB vom
StaPo Ziel wird offen gelassen, warum eine solche Abweichung über-
haupt im Interesse der EZB sein sollte, wobei die moderne Makroöko-
45
nomie unter Annahme asymmetrischer Informationen und vorliegenden
Externalitäten eine Begründung liefert (s. Modellanhang 2.4.)
o Es gilt nicht zu vergessen, dass von 18 Mitgliedern 10 für eine inflatorische
Politik stimmen müssen, damit sie durchgesetzt wird.
o Eine inflatorische Präferenz seitens eines Ratsmitglieds ist insbesondere
dann wahrscheinlich, wenn er unter Druck von seiner Regierung steht
und seine Wiederernennung kurz bevor steht und zugleich zur Disposition
gestellt wird. Damit kann eine erforderliche Mehrheit dann auftreten,
wenn mehrere Mitglieder zugleich vor Vertragsverlängerung stehen
o Die Wahrscheinlichkeit zur Erreichung der erforderlichen Mehrheit kann
als gering angesehen werden wegen den gestaffelten Amtszeiten und der
Nicht-Wiederernennbarkeit der Direktoriumsmitglieder. Gestaffelte
Amtszeiten führen dazu, dass im Gremium mit unendlicher Amtszeit und
rollierenden überschneidenden Mitgliedern der Medianstimmer keine
letzte Amtszeit hat
o Wenn also nicht erkennbar ist, warum die Gefahr einer Mehrheit für
inflatorische Politik überhaupt entstehen sollte, verliert die Argumen-
tation pro Sanktionen erheblich an Gewicht, zumal auch indirekte
Sanktionen bereits durch den Reputationsverlust bei Nichterreichung
der Ziele bestehen.
o Somit kann man davon ausgehen, dass eine Einführung von Sanktionen
nicht notwendig ist.
46
o Aber genau eine solche Instabilität wird empirisch festgestellt und auf
Innovationen an den Kapitalmärkten zurückgeführt
• Flexible Regeln (werden in der jüngeren Forschung favorisiert)
o Flexible Geldmengenregeln tragen Veränderungen der Umlaufge-
schwindigkeit durch Schätzungen oder ex post Rechnung
o Auch modern ist eine nominelle BSP-Regel, die der Strategie der DBBK
in den 70er Jahren entspricht. Dabei versucht man, ein angestrebtes nomi-
nales BSP(-Wachstum) geldmengenpolitisch zu stabilisieren, wodurch
Preis- und Outputbewegungen stabilisiert werden
• Beide diese Strategien sind Zwischenzielstrategien, d.h. die ZB orientiert sich
nicht direkt an den Endzielen bei der Festlegung des monetären Instrumentariums
• Sind die Zwischenzielgrößen schwer steuerbar oder die Zusammenhänge zwi-
schen den Zwischenzielen und den Endzielen volatil, kann eine direkte Orientie-
rung an den Endzielen angestrebt werden
• Insbesondere zwischen Instrumenteneinsatz und Inflationsvermeidung bestehen
zeitlich divergente und variable Wirkungszusammenhänge, sodass eine Inflati-
onsprognose der ZB bei der Strategiewahl als Zwischengröße fungieren sollte.
Dies bezeichnet man als Inflation Targeting
• Die Überlegenheit der einen oder anderen Regelkonstellation hängt von den zu-
künftigen Schockursachen ab, sowie den sich ändernden endogenen Reaktions-
verhaltensweisen der Privaten.
• Man kann also sagen: Die Feststellung der Optimalität einzelner Strategien ist
Schock- und Parameterabhängig. Letzteres bedeutet, dass Modelländerungen auf
die Modellergebnisse starke Auswirkungen haben
• Hinzu kommt, dass sowohl Herkunft, Ausmaß und Dauerhaftigkeit von
Schocks, und aktuelle wirtschaftliche Daten unsicherheitsbehaftet sind (Schock-,
Parameter-, Datenunsicherheit)
• Die aus dem Wissenschaftsbereich gelieferten Modelle sind zudem unterschied-
lich und werden uneinheitlich vertreten
• Folglich kann dies bedeuten, dass eine optimale Regel i.e.S. gar nicht existiert,
so ist in Anbetracht der Modellunsicherheit nicht einmal das Kriterium zur Beur-
teilung von Optimalität unstrittig. Sollte man gem. dem Bayesianischen Ansatz die
bekannten Theorien gemäß ihrer Relevanz ordnen und gewichten, um so eine Poli-
tik festzulegen oder sollten die Ansätze eher auf der Minimierung der Schäden im
worst-case Szenario ausgerichtet sein?
• Daher lehnt die EZB die Bindung an eine einfache, starre Regel oder eine einzi-
ge Theorie ab.
47
o Zwei-Säulen-Konzeption zur Einschätzung der Risiken für Preisstabilität
basierend auf
Wirtschaftlicher Analyse
Monetärer Analyse
48
o In einer solchen Situation ist die Wirkung einer Geldpolitik ungewiss. Daher
sollte eine solche Situation vermieden werden.
Ein weiterer Aspekt ist für das Verständnis der geldpolitischen Ausrichtung der EZB wichtig.
Dies ist, dass der EZB-Rat die Gewährleistung im Hinblick auf das gesamte Währungsge-
biet als wichtig ansieht. Das heißt in diesem Kontext, dass eben bestimmte Länder über, ande-
re durchaus unter dem angestrebten Ziel liegen können.
Gründe für Inflationsdifferenzen:
• Kurzfristig:
o Asymmetrien in der Konjunkturentwicklung
o Unterschiedliche Fiskalpolitiken
• Längerfristig:
o Dauerhaft unterschiedliche Verbrauchergewohnheiten. Der HVPI misst den
Durchschnitt der nationalen Verbraucherpreisindizes, gewichtet mit dem
Anteil an der Wirtschaftsleistung (fast 70% werden durch BRD, F und I defi-
niert)
Unterschiedliche Produktivitätsentwicklungen zwischen den Teilnehmerländern (Balas-
sa-Samuelson-Effekt → Unterschiede im sektoralen Wirtschaftswachstum sind die
Hauptursache: relativ hohes Produktivitätswachstum bei international handelbaren Gütern
bleibt nicht auf diese Branche beschränkt sondern springt auch auf die Dienstleistungsbranche
über. In diesem Sektor hält aber die Produktivität nicht mit der Lohnentwicklung Schritt, so-
dass hier die Preise steigen. Je größer die Differenz im sektoralen Produktivitätswach-
stum einer Vowi ist, umso größer wird die Preissteigerung bei den Dienstleistungen und
letztlich beim gesamtwirtschaftlichen Preisniveau sein. Im Allgemeinen sind die Sektorunter-
schiede in wirtschaftlich aufholenden Ländern größer als in entwickelten.) Daher könnte eine
zu geringe Inflation für den Euroraum in einzelnen aufholenden Ländern zu Deflation füh-
ren.
Die Bekanntgabe des Inflationsziels unterscheidet sich vom klass. Inflation targeting da-
durch, dass kein expliziter Zeitraum angegeben wird. Allerdings wird mittelfristige Zieler-
reichung gefordert, sodass kurzfristige Abweichungen vom Ziel tolerierbar sind.
Es geht darum langfristige in- bzw. deflationäre Tendenzen zu vermeiden.
• Dieses Vorgehen gibt grds. Einen nominellen Anker an die Öffentlichkeit aber
• Es ist notwendig, von Seiten der EZB Abweichungen von dem Ziel zu erklären
• Eine weitere Präzisierung des Begriffs Mittelfristig wird in sofern abgelehnt, als
dass die Wirkungsverzögerungen der GP zu lang und variabel sind und dass sie
von der Natur der Schocks abhängen
49
Die Rolle der zweiten Säule ist nunmehr eine Art Probe hinsichtlich des alignments der kurz-
bis mittelfristigen Ausrichtung mit langfristigen Trends.
50
gend den zentralbankinternen Schätzungen. Das Eurosystem hat lange sog. Be-
dingte Inflationsprognosen veröffentlicht, die auf der Annahme einer für den Pro-
gnosezeitraum unveränderten Geldpolitik basieren. Dies wird technisch durch Kon-
stanz der kurzfristigen Zinsen und der bilateralen Wechselkurse erfasst. Da aber viele
Vermögens- und Güterpreise bereits die Erwartungen der Privaten beinhalten, sahen
sich die Zentralbanker mit dem Vorwurf inkonsistenter Prognosen konfrontiert. Seit
2006 werden daher Inflationsprognosen veröffentlicht, die die Zinserwartungen des
Marktes anhand der Zinsstrukturkurve berücksichtigen. Liegen diese Erwartun-
gen > 2%, müsste dies theoretisch eine Leitzinsanhebung zur Folge haben.
3. Die Prognosen basieren auf zahlreichen Modellansätzen und nicht einem einheitli-
chen. Bezogen auf den Inflationsprozess gestehen diese der Geldmenge kaum Erklä-
rungsgehalt zu. Allerdings werden sporadisch monetäre Inflationsprognosen basie-
rend auf der zweiten Säule herausgegeben.
4. Der EZB-R versteht die Inflationsprognose nicht als Zwischenziel der GP, weshalb
nicht mechanistisch auf Prognosewerte ≥ 2% reagiert werden soll. Mit welchem Ge-
wicht die Inflationsprognose in die Ratsentscheidungen eingeht, bleibt allerdings un-
klar.
Die GM wird in der GP Strategie deshalb betont, weil langfristig ein Zusammenhang zwi-
schen Inflation und Geldmengenwachstum gesehen wird.
(1) MV = PY
(2) ^M+^V = π + ^Y
Aus diesen Identitäten kann eine einfache Inflationstheorie entwickelt werden, wenn einige
Hypothesen hinsichtlich der einzelnen Größen getroffen werden. Die Betonung der Geld-
menge in der Strategie des Eurosystems basiert nun auf der Überlegung:
• dass das Wachstum der Produktion längerfristig nicht durch monetäre sondern
durch reale Faktoren (Bevölkerungswachstum, technologischer Fortschritt etc.) be-
einflusst wird
• Die Veränderung der Umlaufgeschwindigkeit ebenfalls nicht von der GP be-
stimmt wird, sondern vielmehr einer trendmäßigen, prognostizierbaren Entwicklung
folgt.
• Und die Wachstumsrate der Geldmenge letztlich durch die ZB und ihre GP Instru-
mente determiniert wird.
Empirische Untersuchungen stützen die Annahme des langfristig stabilen Zusammenhangs
zwischen Inflation und Geldmengenwachstum, so fanden Weber und McCandless Korrela-
tionskoeffizienten über 0,92 für 110 Länder und 30-Jahreszeiträume.
51
Die Geldmenge kann aber nur dann als nominal anchor dienen wenn sie auch in der mittle-
ren Frist stabile Signale hinsichtlich der Inflation liefert. Hierzu müsste sich die Umlaufge-
schwindigkeit V in prognostizierbarer Weise ändern, um die adäquate Geldmengenwach-
stumsrate bestimmen zu können, die mittelfristig mit Preisstabilität i.e. der gewünschten
Inflationsrate <2% steht. Dies ist gleichbedeutend mit der Frage nach einer stabilen Geld-
nachfragefunktion.
Hinzu kommt, dass Abweichungen der Geldmengenwachstumsrate vom Referenzwert erst
zuverlässig Risiken signalisieren, wenn die Geldmenge auch als Frühindikator dienen
kann, also eine Vorlaufeigenschaft aufweist. Genau diese beiden Aspekte i.e. Stabilität der
Umlaufgeschwindigkeit und Vorlaufeigenschaft, die das Eurosystem bewogen haben, die
Geldmenge im Sinne eines weit gefassten Aggregates M3 als Referenzgröße zu wählen.
52
o Geldmengenfraktion: Verunsicherung der WiSu aufgrund der Vielzahl von
Indikatoren
o Inflation Targeting Fraktion: Verunsicherung aufgrund Ankündigung eines
Wachstumswertes für die Geldmenge. Weil dieser eine Größe ist, die nur ei-
ner unter vielen für die Entscheidungsfindung wichtigen Indikatoren ist. Das
auf vielen Informationen basierende Zwischenziel, die Inflationsprognose, soll-
te im Mittelpunkt der Kommunikation stehen
• Zusammenfassung:
o Die 2SS erlaubt Handlungsspielraum sowohl hins. Der Operationalisierung der
Ziele
o Und hins. Der Gewichtung der Indikatoren
o Vorteil: Flexibilität
o Nachteil: hohe Anforderungen an die Kommunikation
53
3.1.2.2.1 Vorkehrungen durch den EU-Vertrag, Konvergenzkriterien und Sanktio-
nen
Höchstgrenzen für die FP:
• Gesamtverschuldung ≤ 60% des BIP
• Finanzierungsdefizit ≤ 3% des BIP
Bei Verstoß gegen diese Konvergenzkriterien sind Sanktionen aufgrund eines Vorschlags des
ECOFIN durch die Kommission mit qualif. Mehrheit zu verhängen:
• Anordnung zur Offenlegung von Informationen über den Haushalt
• Verhängung von Geldbußen und Hinterlegung einer unverzinslichen Einlage
Durchsetzbarkeit wird bezweifelt
• Informationsasymmetrie zwischen Mitgliedsland und Kommission: Anreiz, Schul-
den in einen Sonderfonds auszugliedern oder als Investitionen zu deklarieren
• Lagerbildung in der Kommission: hoch verschuldete Länder könnten Sanktionen
verhindern, indem sie eine qualif. Mehrheit blockieren.
• Langwieriges Verfahren und Entscheidungsträger sind letztlich die Finanzministern
selbst, sodass die praktische Relevanz der Kriterien als gering betrachtet wurde
Die Befürchtung unzureichender institutioneller Vorkehrungen wurde gedämpft durch die
Hoffnung auf disziplinierende Wirkung der Marktkräfte, die eine übermäßige Verschul-
dung verhindern sollten.
Insbesondere das zweite Argument zeigt sehr deutlich, dass keine Regeln für die Koordi-
nierung der Staaten benötigt werden und auch keine komplizierten Versteckungsmaßnah-
men von Defiziten passieren müssen. Nationale Fiskalpolitiken können demnach fördernd
für Strukturanpassungen und stabilisierend bei Schocks wirken.
55
• Beabsichtigt Präzisierung der vagen Bestimmungen des Maastricht-Vertrages und
weitgehende Ersetzung der diskretionären Sanktionen durch einen Automatismus →
Waigel
• Dies sollte dem stabilitätsorientierten Kurs der EZB zusätzliche Glaubwürdigkeit
verschaffen
• Der Pakt basiert auf 3 Säulen
o Resolution des Europ. Rates
o 2 Richtlinien
präventiv
korrektiv
• Regelwerk bis 2005:
o Anstreben eines nahezu ausgeglichenen oder überschüssigen Haushaltes
um normale Konjunkturschwankungen durchlaufen zu können, ohne die 3%
Hürde des MV zu verletzen
o Vereinheitlichung des Überwachungsverfahrens durch Verpflichtung der
Länder zur Vorlage von Stabilitätsprogrammen mit Angaben zur mittelfri-
stigen Haushaltsplanung, Verringerung der Defizitquote und voraussichtlichen
Entwicklung der Schuldenquote
o Analysen über wirtschaftliche Entwicklung, Defizit- und Schuldenstand und
Erläuterungen zur Umsetzung der Ziele
o Kommission und Rat überwachen und geben Frühwarnung durch konkrete
Empfehlungen
o Verpflichtung der nicht WU Mitglieder der EU zu ähnlichen Konvergenz-
programmen
o Überschreiten der 3% Grenze setzt ein mehrstufiges Abstimmungsverfahren
zwischen ECOFIN, EU-Kommission und Wirtschafts- und Finanzausschuss in
Gang
Bericht der EU-Kommission
WIFI Ausschuss nimmt binnen 2 Wochen Stellung
Sofern Kommission übermäßiges Defizit zu erkennen glaubt, spricht
sie entsprechende Empfehlung für den Beschluss des ECOFIN aus
Berücksichtigung von Ausnahmetatbeständen bei Beschlussfassung
durch ECOFIN
- Nicht selbst verschuldete externe Schocks
- Wachstumseinbruch
o >2% d. BIP → keine Sanktionen und Überwachungen
o 0,75% - 2% d. BIP → Entscheidung des ECOFIN ob ei-
ne straffreie Ausnahme vorliegt. Kriterien sind insb.
Plötzlichkeit des Einbruchs, kumulierte Produktions-
einbußen im Vgl. zu früheren Trends. Entscheidet der
Rat, dass eine Verletzung vorliegt, sind innerh. Von 4
Monaten Gegenmaßnahmen einzuleiten ansonsten
drohen Sanktionen i.e. 2% d. BIP + 0,1(Verstoß – 3%)
als unverzinste Einlage. Die unverzinste Einlage wird
nach 2 Jahren automatisch zur Geldbuße wenn dann
immer noch ein übermäßiges Defizit vorliegt. Die jährli-
che Höhe der Einlagen ist mit 0,5% p.a. begrenzt. Bei
geeigneten Gegenmaßnahmen Überwachung durch
Kommission und ECOFIN bis letzterer den Verstoß als
korrigiert ansieht.
56
o < 0,75% d. BIP → i.d.R. kein Ausnahmetatbestand,
Sanktionsverfahren.
o Die zentrale deutsche Forderung nach einem Automatismus der Sanktionen
wurde nicht im Vertrag verankert, sodass die Vermutung nahe liegt, dass ei-
ne faktische Durchsetzbarkeit nicht vorliegt.
o 2003 verstießen BRD und F zweimal in Folge, Kommission wollte Verfahren
einleiten, Ecofin entschied dagegen, EuGH musste schlichten, erkannte aber
Ecofin letztendliche Entscheidungsgewalt zu.
Es stellt sich zudem die Frage, welche fiskalischen Regeln überhaupt sinnvoll sind.
• Vorwurf gegen den S&W-P → asymmetrische Regeln leisten aufgrund Inflexibilität
pro-zyklischem Verhalten Vorschub weil Länder gerade in Abschwungphasen eine
höhere Verschuldung in Kauf nehmen müssen da eh höhere Sozialausgaben und ge-
ringere Steuereinnahmen entstünden. Der Pakt behindert somit die automatischen Sta-
bilisatoren
• Außerdem werden in Abschwungphasen Sanktionen ergriffen aber nicht in konjunk-
turell guten Zeiten
• Willkürliche Wahl der Kriterien (60%, 3%) ohne Berücksichtigung der Struktur der
öffentlichen Finanzen und der strukturellen Unterschiede zwischen den Ländern. So-
mit seien die Kriterien weder notwendig noch hinreichend für Fiskaldisziplin
• Konsumtive Staatsausgaben sind anders zu berücksichtigen als investive, die zuk.
Generationen zu Gute kommen, Staatsschulden können auch wohlfahrtssteigernd wir-
ken, wenn dadurch heftige Schwankungen des Steuersystems vermieden werden.
• Länderspezifische Kriterien sollen das heterogen Wachstum berücksichtigen
57
58
3.1.2.2.4 Erforderliche/ erwägenswerte Modifizierungen des fiskalischen Rahmens
3.1.2.2.4.1 Schuldenaufsicht und Durchsetzbarkeit von Regeln
• Politischer Wille stellt Flexibilität der nationalen Fiskalpolitiken in den Vorder-
grund
• Eine weitere Regelbindung zu erwägen erscheint somit müßig
• Auch im Falle von Fiskalpolitik kann man jedoch versuchen durch Reformen die ne-
gativen Elemente diskretionärer Politik (Defizitbias) abzubauen
• Eine Möglichkeit liegt in der Verbesserung der Sanktionen des S&W-Ps durch Um-
gehung der Lagerbildung indem man einfache Mehrheiten anstatt qualifizierter zur
Beschlussfassung zulässt
• Regelbindung von Sanktionen und Überwachung durch unabhängige Experten aber
Problem: ECOFIN wurde gerade erst als das Entscheidende Gremium bestätigt, so-
dass nach wie vor die Sünderländer über ihre eignen Strafen mit entscheiden
• Verbesserung auf nationalstaatlicher Ebene ebenfalls denkbar: Vorgabe von Aus-
gaben-, Defizit-, und Schuldenzielen an die Regierungen durch die jew. Parlamente
sowie unabh. Überwachung zu Reduzierung der Anreize des Verstoßes
• Kompensation des Mangels an ausreichenden Marktsanktionen
o Bspw. Durch Besteuerung der Kreditaufnahme der Mitgliedsländer wobei
die Steuer der EU zugeführt wird.
o Die negativen Externalitäten als Spillover-Effekte (s.o.) aus höherer Zinsbe-
lastung, die sich auf alle Länder verteilt könnten so internalisiert werden
o Problem ist aber bereits die Festlegung eines geeigneten Steuersatzes
• Eine notwendige Finanzverfassung kann allerdings nur in einer politischen Union
erarbeitet werden. Problematisch dabei sind aber auch die Berücksichtigungen von
sämtlichen Schatten- und Nebenhaushalten der Länder etc.
59
• Zudem kann eine Zentralisierung des Finanzsystems als eine Art bail-out Zusage
betrachtet werden weil Schockursachen nicht zuverlässig in selbstverschuldet und
fremdverschuldet differenziert werden können.
• Die Wichtigkeit der no-bail-out Festlegung wurde oben diskutiert. Sie ist unver-
zichtbar, da ohne sie die Desintegration der EWWU insb. Aufgrund des Austritts der
Nettozahler droht. Sie ist ein Mechanismus, der die Länder, die nicht in der Lage sind
ihren Haushalt zu kontrollieren zwingt, die EWWU zu verlassen.
• Im Zweifel würden instabile Staaten gar nicht erst einer EWWU beitreten oder für
eine no-bail out Klausel stimmen wenn sie nicht beabsichtigen würden, stabilitätsori-
entierte FP durchzuführen. Sie werden im Falle der Überschuldung lieber aus der
EWWU austreten um den Seignorage- und WK-Mechanismus nutzen zu können
um die Haushaltsprobleme in den Griff zu bekommen.
• Somit ist die no-bail-out Klausel (sofern glaubwürdig) das wirksamste Stabilisie-
rungsinstrument der WU schlechthin.
2aπ - 2tb = 0
60
(6) π = (b/a)(g+rb)
Die Schuldenrate löst also einen Einfluss auf die GG-Inflationsrate aus. Je höher die Ver-
schuldungsrate, desto höher die Inflation.
61
auf die unionsweite Inflation und zudem tragen auch die anderen
Länder den unionsweiten Inflationsanstieg in Folge heimischer
Lohnerhöhungen mit. Es besteht damit der Anreiz, höhere Löhne als
außerhalb der WU durchzusetzen.
o Aber: die Alternative zur WU besteht ja nicht zwingend in einem Flexkurssy-
stem. Es kann auch ein Festkurssystem analog dem EWS denkbar sein. Hier
spielte Faktisch BRD die Rolle eines Ankerlandes, an dessen autonomer GP
sich die GPen der anderen ZBen ausrichteten. Unterstellt man einen solchen
Vergleichsfall für die WU, so sind die Ergebnisse entscheidend von der Grö-
ße des betrachteten Landes abhängig:
Für das Ankerland sind die Resultate wie oben. Die Gewerkschaft
verliert Einfluss auf die Inflation weil sich die EZB an den Größen
für den gesamten Währungsraum ausrichtet.
Gewerkschaften in kleinen Ländern jedoch erhalten auf diesem We-
ge mehr Einfluss. Das ist die Folge des asymmetrischen Festkurssy-
stems. Das Verhalten der Gewerkschaft des kleinen Landes hat keinen
Einfluss auf die heimische Inflation weil diese bei Gültigkeit der KKPT
ausschließlich von der Inflation des großen Landes determiniert
wird. Die Gewerkschaften der kleinen Länder des EWS brauchen also
außerhalb einer WU keine Inflationskosten bei der Lohnsetzung zu be-
rücksichtigen. In der WU ändert sich dies weil hier die Inflations- und
AL-Größen aller Mitgliedsländer eingehen in die Größen, die die EZB
bei der Festlegung der Politik berücksichtigt. Somit wird die politi-
sche Bedeutung des kleinen Landes innerhalb einer WU größer als
ihm zusteht.
In diesem Fall bestehen also für die Gewerkschaften der kleinen
Länder Anreize die Lohnforderungen moderater zu stellen als in
einem Festkurssystem außerhalb der WU.
• Man erkennt, dass eine WU nicht zwingend negative Auswirkungen auf das Verhal-
ten der Lohnsetzer hat gleichwohl bestehen Gefahren im Sinne des Trittbrettfahrer-
problems und länderspezifisch geringerer strategischer Anreize für eine moderate
Lohnpolitik.
• Folgende Vorkehrungen wurden getroffen:
o Forderung einer strikt stabilitätsorientierten Geld- und Fiskalpolitik ist
vielfach schon die Lösung. In diesem Fall sind nämlich die ex ante Inflati-
onserwartungen der Lohnsetzer ohnehin gering, sodass sie eher mit mode-
raten Lohnforderungen in die Verhandlungen hineingehen. Dies gilt insbe-
sondere für die Länder, in denen die Übergabe der geldpolitischen
Kompetenz an die EZB die Glaubwürdigkeit antiinflationärer GP ge-
stärkt hat. Hier ist Desinflationspolitik mit geringeren Beschäftigungseinbu-
ßen möglich als in anderen Ländern. Dies gilt natürlich nur unter der Voraus-
setzung, dass die EZB nicht nur rechtlich aber auch tatsächlich unabhängig
ist und eine stabilitätsorientierte Politik betreibt. Dies erfordert Unterstützung
durch eine ebenfalls stabilitätsorientierte Fiskalpolitik. Die Vorkehrungen
hierfür wurden oben dargelegt.
o Ist entweder Geld- oder Fiskalpolitik nicht stabilitätsorientiert oder nicht
glaubhaft, so sind andere Lösungen zur Überwindung der Probleme der
Lohnsetzungspolitik zu suchen. Klassischer Weise ist dies die Einkommens-
politik, wobei diese nicht kostenlos ist. Sie umfasst verschiedene Aktivitäten
von staatlich gefördertem Informationsaustausch gesellschaftlicher Gruppen
62
(„konzertierte Aktion“) bis hin zu gesetzgeberischen Maßnahmen, wie Lohn-
und Preisstopps oder steuerlichen Anreizen für stabilitätspolitisches Verhalten.
o Die hauptsächlichen Einwände gegen Einkommenspolitik
Negative Anreizeffekte zur Inflationsbekämpfung weil das Problem
künstlich beseitigt wird insb. Bei Lohn- und Preisstopps
Negative Allokations- und Wachstumseffekte weil administrativ in
den Preismechanismus eingegriffen wird, wobei die Kosten bei einer
imperativen Strategie höher sind als bei einer Steueranreizlösung
Informatorische Einkommenspolitik verursacht kaum Kosten hat
aber auch kaum eine Wirkung
o Der Einsatz von Einkommenspolitik kann also erst dann als lohnend be-
trachtet werden, wenn Geld- oder Fiskalpolitik wenig glaubwürdig in ih-
ren Ankündigungen sind. Letzteres kann durch entsprechende Institutionen-
bildung verhindert werden
Letztere Auffassung wurde stark durch die Zeitinkonsistenztheorie optimaler Wirtschaftspolitik verunsichert.
Diese Theorie versucht zu zeigen, dass:
• Es selbst für einen gemeinwohlmaximierenden Staat rational ist
• Von einer angekündigten Regelpolitik wieder abzuweichen.
• Umso mehr seine Vertreter versuchen eigennützige Interessen unter dem Mantel der Gemeinwohlma-
ximierung durchzusetzen
o Wiederwahl
o Private Bereicherung
o Machtzuwachs von Behörden
o Finanzierung von Staatsausgaben über Geldmengenerhöhung (Inflationssteuer)
Weil rationale Erwartungsbildung herrscht werden die Individuen deshalb, so lange skeptisch gegenüber ei-
ner angekündigten Verhaltensweise oder Regelpolitik sein, solange kein geeigneter institutioneller Rahmen
existiert, der solche Verhaltensweisen wirksam unterbindet. Schlussfolgernd gelangt man zu der von den Mone-
taristen geforderten Regelpolitik.
Ausgangspunkt der Theorieentwicklung ist die Theorie rationaler Erwartungen und die Spieletheorie. Zentral
in der Argumentation ist die zu minimierende Verlustfunktion:
Lt = (Vt – VZ)2 = a(πt - πZ)2 + b(Ut - UZ)2
63
Die im Prototyp verwendete Verlustfunktion ergibt sich, wenn der Zielwert der Inflationsrate 0 beträgt und UZ =
kUn ist.
Eine ganz wichtige Voraussetzung für die Gültigkeit der Zeitinkonsistenztheorie ist k < 1. Dies spiegelt die
Zielvorstellung der Regierung wieder, eine Arbeitslosigkeit unter der natürlichen Arbeitslosigkeit zu erzielen.
Dies kann wiefolgt begründet werden:
• Der Arbeitslose verliert seinen Nettolohn, zahlt keine Steuern und erhält Transferzahlungen
• Er orientiert sich in seinem Arbeitsangebot ausschließlich an seinem Nettolohn. Der Verlust an Netto-
lohn spiegelt seine privaten Nettogrenzkosten
• Bei einer natürlichen ALQ Un besteht für den Arbeitnehmer kein Anreiz mehr Arbeit anzubieten
denn: Nur die anderen AN würden von seinen Steuerzahlungen und dem Verzicht auf Transfereinkom-
men profitieren. (Gefangenendilemma)
• Ein Anreiz bestünde nur dann, wenn alle AN gleichzeitig mehr Arbeit anböten, was aber nicht passieren
wird aufgrund der Grenzkostenüberlegung oben
• Man kann festhalten: Die sozialen Grenzkosten der Arbeitslosigkeit sind höher als die privaten, da-
her ist eine ALQ Uz < Un gewünscht.
Eine andere Begründung läuft über die Abhängigkeit der Wahlparteien von ihren Wählern:
• Gerechtigkeits-/Fairnessvorstellungen der Wähler stimmen nicht mit dem Marktergebnis einer natür-
lichen Arbeitslosigkeit überein
• Parteien vertreten das Interesse (dieser) Gruppen und weichen damit von der gesamtoptimalen Politik
ab.
Man kann auch versuchen über Parteien und deren ideologische Basis eine Begründung zu führen. In jedem
Fall handelt es sich bei einem k < 1 um einen systemendogenen Inflationsbias, es besteht also eine dauerhafte
Tendenz zu Preisniveausteigerungen.
(1) ist die Verlustfunktion für eine Periode. Die intertemporale Verlustfunktion muss die diskontierte Summe
der Periodenverluste sein:
(2) Xt = ∑0 Lt+i * (1+δ)-i mit δ = Zeitpräferenzrate
∞
Nun kann man zeigen, dass die Verlustfunktion bei diskretionärer (hier nicht im klassischen Sinne von „akti-
vitsischer“ Politik sondern im Sinne einer Politik, die das Geldmengenwachstum zu Beginn jeder Periode neu
und autonom festlegt) Politik höhere Werte zurückgibt als bei stetiger:
Die Verlustfunktion muss dafür zunächst mit einer erweiterten Phillipskurve verbunden werden indem (3) in
(1) eingesetzt wird:
(3) U = Un – c(π - πe) ,c>0
(3) in (1):
(4) L = aπ2 + b[(1-k)Un – c(π - πe)]2
Annahmegemäß kann der Politiker über seine Geldmengenpolitik die Inflationsrate festsetzen. Unter einer
diskretionären Politik, die in jeder Periode die jeweils vorherrschende erwartete Inflationsrate als gegeben also
eine Konstante betrachtet (über eine gewisse Zeitperiode festgelegte Tarifverträge und schnellere Reaktionszeit
der Geldbehörde als der privaten Individuen), ergibt sich die optimale Inflationsrate aus ∂L/∂π = 0:
L = aπ2 + b[(1-k)Un – c(π - πe)]2
∂L/∂π gem. Kettenregel!
= 2aπ - 2bc[Un - kUn - cπ + cπe] = 0
64
⇔ 2aπ - 2bcUn + 2bckUn + 2bc2π - 2bc2πe = 0
⇔ 2aπ + 2bc2π = 2bc[Un – kUn + cπe]
(5) π = 1/(a + bc2) * bc[Un(1-k) + cπ e]
Um den Wert der Verlustfunktion zu erhalten, ist diese Inflation (6) in die Verlustfunktion (4) einzusetzen:
LD = a[Un(1-k) bc/a]2 + b[(1-k)Un]2
LD = a[bc/a Un – bck/a Un]2 + b[Un2 – 2kUn2 + k2Un2]
LD = a[b2c2Un2/a2 – 2b2c2kUn2/a2 + b2c2k2Un2/a2] + b[Un2 – 2kUn2 + k2Un2]
LD = bUn2[bc2 – 2bc2k + bc2k2 + a – 2ak + ak2]
LD = bUn2[bc2/a (1-k)2 + (1-k)2]
(7) = bUn2[(1+bc2/a)(1-k)2]
Dies ist der Verlust bei diskretionärer Politik.
Setzt man πe = π = 0 in (4) in, lautet die der Verlust bei einer regelgebundenen Politik:
(8) LR = b[(1-k)Un]2
65
⇔ b(1-k)2Un2[abc2 + a2 + 2abc2 + b2c4 – 2abc2 – 2b2c4 + b2c4]/(a+bc2)2
⇔ b(1-k)2Un2[a2 + abc2/(a+bc2)2]
⇔ b(1-k)2Un2[a(a+bc2)/(a+bc2)2]
⇔ b(1-k)2Un2[a/a + a/bc2]
⇔ b(1-k)2Un2[1/(1+bc2/a)]
(10) LN = b[1/(1+(bc2/a))](1-k)2Un2
Wegen bc2/a > 0 ist der Ausdruck in der eckigen Klammer kleiner als 1 und damit folgt:
LN < LR (dies ist der Regelfall. Wäre a = ∞ und bc2 < ∞, so wäre bc2/a = 0 und damit LR = LN.)
π = πD ist im obigen Fall das einzige Nash Gleichgewicht, das heißt, dass wenn πD als Inflation erwartet wird, sie
auch von der Regierung durchgesetzt wird.
Eine Geldpolitik ist zeitlich inkonsistent, wenn die Notenbank einen Anreiz hat, eine angekündigte Geldpolitik
dann doch nicht durchzuführen, wenn die Privaten der Ankündigung zunächst Glauben schenken und sich so
verhalten.
Ein Abweichen der Geldbehörde von πD oben würde zu einer unmittelbaren Steigerung des Wertes der Verlust-
funktion führen, da die Arbeitslosenrate zunehmen würde. Damit besteht also ein Anreiz für die Regierung, über
inflationäre Politik, die Arbeitslosigkeit zu senken. Die Aversion gegenüber einer (arbeitslosigkeitsgenerieren-
den) Disinflationspolitik wird entsprechend groß sein.
Die optimale Lösung mittels einer angekündigten Preisniveaustabilisierungspolitik ist deshalb nicht durch-
setzbar, weil die WiSu rationale Erwartungen bilden und das Ziel der Verlustfunktion die Minimierung des
kurzfristigen Verlustes ist. In diesem Fall (wenn die Regierung nicht an eine Regel gebunden ist) setzt sich näm-
lich das beschriebene diskretionäre Regime durch. Die WiSu wissen nämlich, dass wenn sie der Ankündigung
der ZB glauben und so handeln, die ZB einen Anreiz hat sie zu „verraten“ und anders zu handeln. Daher werden
sie der Ankündigung von Vornherein keinen Gauben schenken.
Was dabei nicht berücksichtigt wird ist, dass bereits die Entscheidung der Politiker sich nicht an Regeln zu
binden, zu Erwartungsanpassungen der WiSu führt, die in Lohnerhöhungen münden. Die rationalen Indi-
viduen erkennen den Anreiz der Politiker durch Geldmengenerhöhung die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen und
werden dies in ihren Lohnverhandlungen eskomptieren. Damit führen die höheren Inflationserwartungen be-
reits zu höheren Löhnen und zwar noch bevor sich die Politiker überhaupt zu einer Geldmengenerhöhung
entscheiden.
Damit kommt es in der folgenden Periode unweigerlich zu einem Verlustanstieg. Verhält sich die Geldpolitik
akkomodierend, dann durch Inflation wenn nicht durch Arbeitslosigkeit.
Damit erscheint es unerlässlich, dass sich die Geldpolitik an eine Regel bindet und keine diskretionäre Politik be-
treibt.
Nun sei die Notenbank nicht mehr glaubwürdig, da nicht regelgebunden. Die erwartete und realisierte Inflati-
on muss nun quasi simultan bestimmt werden:
Min L = [yn + α(π - Eπ) - yz]2 + βπ2
∂L/∂π = 0!
∂L/∂π = 2α[yn + α(π - Eπ) - yz] + 2βπ = 0
Die Privaten kennen aufgrund der rationalen Erwartungsbildung dieses Kalkül der Zentralbank und werden sich
darauf einstellen. Sie bilden den Erwartungswert über diese Funktion:
E(∂L/∂π) = 2α(yn - yz) + 2βEπ = 0
66
Sie erwarten also:
Eπ D = - α/β (yn - yz) = α/β (yz - yn) > 0 wegen yz > yn
Diese erwartete Inflation ist nun in die Optimalitätsbedingung einzusetzen, um die optimal diskretionäre Ra-
te zu ermitteln:
2α[yn + α(π - α/β (yz - yn)) - yz] + 2βπ = 0
2α2π + 2βπ = - 2αyn + 2α3/β (yz - yn) + 2αyz
2α2π + 2βπ = [2αβ(yz - yn) + 2α3(yz - yn)]/β
2α2π + 2βπ = [2α(yz - yn) (β + α2)]/β
πD = [2α(yz - yn) (β + α2)]/β2(β + α2)
π D = α(yz - yn)/β
Die rational erwartete und die tatsächliche Inflation stimmen also überein. Aufgrund dieser Tatsache ver-
harrt das Output-niveau auf seinem natural-rate-niveau, genau wie bei regelgebundener Geldpolitik. Aller-
dings führt die diskretionäre Politik zu einer höheren Inflation. Die sozialen Kosten sind also höher:
LD = (yn - yz)2 + βπD2
= LR + βπ D2
Um zu zeigen, dass die Zentralbank einen erheblichen Anreiz hat, die WiSu zu täuschen, sei nun angenom-
men, die ZB kündige eine Null-Inflation an und die WiSu glauben dies weil sie sich täuschen lassen (Eπ = πR
= 0). Dieser Fall ist natürlich fiktiv, da rationale Erwartungen herrschen aber er soll zeigen, welche Anreizsitua-
tion für die ZB vorherrscht.
Der Output lautet dann:
y = yn + απ
πN > πR. Dies führt zu Verlusten. Allerdings werden diese durch Produktivitätsgewinne überkompensiert:
Min L = (yn + απ - yz)2 + βπ2
= yn2 + ynαπ - ynyz + ynαπ + α2π2 - απyz - ynyz - απyz + yz2 + βπ2
= yn2 -2ynyz + yz2 + 2ynαπ - 2yzαπ + α2π2 + βπ2
= (yn - yz)2 + 2απ(yn - yz) + π2(α2 + β)
= (yn - yz)2 + 2α2 (yzyn - yz2 - yn2 + yzyn)/(α2+β) + α2(yz - yn)2(α2 + β)/(α2 + β)2
= [(yn2 - 2ynyz + yz2)(α2 + β) + 4α2ynyz - 2α2yz2 - 2α2yn2 + α2yz2 - 2α2ynyz + α2yn2]/(α2 + β)
= [β(yn - yz)2 + α 2yn2 - 2α 2ynyz + α 2yz2+ 4α 2ynyz - 2α 2yz2 - 2α 2yn2 + α 2yz2 - 2α 2ynyz +
α 2yn2] /(α2 + β)
= β(yn - yz)2/(α2 + β)
LN = β/(α 2 + β) LR
Allerdings impliziert EπR einen mit rationaler Erwartungsbildung unvereinbaren systematischen Erwar-
tungsfehler. Die Täuschungspolitik πN ist also ebenfalls nicht durchführbar. Damit bleibt die diskretionäre Lö-
sung als die einzige konsistente Lösung, in der weder die Privaten noch die Notenbank einen Anreiz haben, ih-
re Erwartungen bzw. ihre Politik zu revidieren.
Nun werde die Politikentscheidung einer autonomen ZB übertragen, deren Inflationsaversion größer ist als
die gesellschaftliche Inflationsaversion:
(4) min Z = (y - yz)2 + µ(π - πz)2 , mit yz > yn und πz = 0, µ > β > 0
∂Z/∂π = 0!
∂Z/∂π = 2α[yn + α(π - Eπ) - yz] + 2µπ = 0
Die Privaten kennen nun wieder aufgrund der rationalen Erwartungsbildung dieses Kalkül der Zentralbank und
werden sich darauf einstellen. Sie bilden den Erwartungswert über diese Funktion:
E(∂Z/∂π) = 2α(yn - yz) + 2µEπ = 0
Sie erwarten also:
Eπ AD = - α/µ (yn - yz) = α/µ (yz - yn) > 0 wegen yz > yn
67
Diese erwartete Inflation ist nun in die Optimalitätsbedingung einzusetzen, um die optimal diskretionäre Rate zu
ermitteln:
2α[yn + α(π - α/µ (yz - yn)) - yz] + 2µπ = 0
2α2π + 2µπ = - 2αyn + 2α3/µ (yz - yn) + 2αyz
2α2π + 2µπ = [2αµ (yz - yn) + 2α3(yz - yn)]/ µ
2α2π + 2µπ = [2α(yz - yn) (µ + α2)]/ µ
πAD = [2α(yz - yn) (µ + α2)]/ µ2(µ + α2)
π AD = α(yz - yn)/ µ
Die rational erwartete und die tatsächliche Inflation stimmen also wieder überein. Aufgrund dieser Tatsa-
che verharrt das Output-niveau auf seinem natural-rate-niveau, genau wie bei regelgebundener Geldpolitik. Al-
lerdings führt die diskretionäre Politik zu einer höheren Inflation. Die sozialen Kosten sind also höher. Aller-
dings in diesem Fall besser, als bei der einfachen diskretionären Lösung und zwar obwohl die Notenbank
eine andere Zielfunktion als die gesellschaftlich optimale minimiert!:
LAD = (y - yz)2 + µπAD2
= LD - β[π D2 - π AD2]
68
• Rogoff: konservative Geldpolitiker
o Diese haben eine größere Inflationsaversion als die Medianwähler der Regierung
o Der Inflationsbias geht zurück aber auf Kosten höherer Outputschwankungen
o Trade-off zwischen Flexibilitätsgewinn und Kosten der Zeitinkonsistenz
o Die ZB hat
Mittelunabhängigkeit und
Zielunabhängigkeit
• Walsh: optimaler Kontrakt als Lösung des PAT-Problems
o Principal-Agent Problem: Wähler wählen Regierung, diese Bestimmt Zentralbankchef
o Es gibt einen zustandsabhängigen Lohnkontrakt, der als optimaler Kontrakt eine Strafe für
die Zentralbank bzw. den Zentralbankgouverneur beinhaltet, falls das vorher definierte Inflati-
onsniveau überschritten wird
o Dieser Kontrakt kann als Inflationsstabilisierungsregel interpretiert werden
o Die ZB hat
Mittelunabhängigkeit
o Problem: Wie soll sich eine Regierung glaubhaft auf die Einhaltung des Kontraktes mit
dem ZB-Gouerneur festlegen, wenn sie sich nicht glaubhaft auf die Einhaltung der Stabi-
lisierungspolitik festlegen kann?!
• Svensson: Vorgabe eines Inflationsziels
o Es wird ein Ziel vorgegeben, das die optimale Inflationsrate gerade um den Inflationsbias un-
terschreitet.
o Die ZB hat:
Mittelunabhängigkeit
Weitere Lösungsansätze:
• Persson/Svensson: Anreiz für Nachfolgeregierung, die Politik der Vorgängerregierung fortzuführen
• Tabellini: Einfache Inflationsregel kann zeitkonsistent sein, wenn ein zeitlich unbegrenztes Entschei-
dungsgremium, zusammengesetzt aus Politikern mit endlicher Amtsdauer, mit einfacher Mehrheit ent-
scheiden soll. Die Abweichung von der Regel wird dadurch verhindert, dass der „Medianstimmer“ im
Gremium im Gegensatz zum einzelnen Politiker eben keine letzte Amtsperiode hat.
• Alesina: Kooperative Verhaltensweise zweier Parteien, die sich an diese binden. Andernfalls verbessern
zumindest die Reputationskräfte das Ergebnis, indem sie beiden Parteien einen Anreiz schaffen, zu ähn-
lichen Politiken überzugehen.
• Kotlikoff/Persson/Svensson: sozialer Kontrakt zwischen den Generationen, der von der älteren an die
jüngere Generation verkauft wird. Die jüngere zahlt dafür mit höheren Steuern. Es liegt für beide ein
Anreiz vor, diesen nicht zu brechen, da dieser für die ältere Genration wertlos würde was zu geringeren
Steuereinnahmen führt. Der Kauf durch die jüngere Generation erzeugt einen höheren Vorteil als der
Preis des Kontraktes oder die Bildung eines neuen Kontrakts
Die Lösungsansätze sind insbesondere deshalb von Bedeutung, weil eine langfristig inflexible weil regelge-
bundene Politik bei unerwarteten Schocks nicht handeln kann. Dies erkennt man dann, wenn man in (3) eine
Zufallsvariable ut einführt. Es ist dann nicht mehr sicher, dass E(LD) > E(LR). Zwar wird durch die Regelbindung
die deterministische Komponente des Verlustes ((8) vs (7)) verringert, dafür verhindert sie eine flexible Reaktion
auf Schocks, was die stochastische Komponente des Verlustes erhöht. Zudem muss neben einer Regel auch ein
klarer Anreiz zur Durchsetzung der Ziele geschaffen werden.
3.1.2.4.1.1.5.1 Optimale-Regel-Lösung
• Eine optimale Regel ist glaubwürdig und durchsetzbar und beschreibt explizit Politikmaßnahmen für al-
le Eventualitäten.
• Eine solche ist in der Praxis nicht realisierbar
69
• Die Regierung minimiert (11) unter der NB (12) über π und πe weil sie diese in diesem Szenario eben-
falls festlegt
• Zur Lösung ist (11) in (12) einzusetzen und (13) als NB zu betrachten:
Dies in (18) eingesetzt liefert die optimale Inflationsrate (beachte Eε, πeo = 0):
2aπo – 2bc[(1-k)Un – cπo - ε] + 2bc(1-k)Un = 0
⇔ 2aπo + 2bc2πo = - 2bcε
(20) ⇔ π o = -bcε/(a+bc2)
Einsetzen in (12) und (11) liefert Arbeitslosenrate und Erwartungswert der Verlustfunktion.
70
Der Erwartungswert der Verlustfunktion ist dann:
(26) LR = E[aπR2 + b(UR – kUn)2]
= E[aπR2 + b((1-k)Un - ε)2
= E[aπR2 + b[(1-k)2Un2 – 2(1-k)Unε + ε2]
LR = b[(1-k)Un]2 + bσ 2
ε
Der erste Term der Verlustfunktion (11) entfällt, weil die Zentralbank auf die optimale Inflationsrate verpflichtet
wurde. Allerdings wird der zweite Term in (26) größer als in (22) weil auf die Stabilisierung der Arbeitslosenrate
verzichtet wurde.
Da der einzige Aktionsparameter nun π ist, erübrigt sich Lagrange. Bildung des Erwartungswerts und Einsetzen
in (27) liefert die diskretionäre Inflationsrate:
Eπ = E{bc[Un(1-k) + cπe - ε]/(a+bc2)}
πe = [bc(1-k)Un + bc2πe]/(a+bc2)
πe – bc2πe/(a+bc2) = bc(1-k)Un/(a+bc2)
πe (a + bc2 – bc2)/(a+bc2) = bc(1-k)Un/(a+bc2)
π De = bc(1-k)Un/a
Zum Vergleich Inflation wenn sich die Wisu täuschen lassen i.e. πe = 0:
π DT = bc(1-k)Un/(a + bc2) - bcε/(a+bc2)
Einsetzen von πD und πDe in (12) und (11) liefert wieder erwartete Arbeitslosenrate und erwarteten Verlust:
UD = Un – c(πD - πDe) - ε
= Un – c(-bcε/(a+bc2) + bc(1-k)Un/a - bc(1-k)Un/a) - ε
= Un + bc2ε/(a+bc2) - aε/(a+bc2) – bc2ε/(a+bc2)
(29) UD = Un - aε/(a+bc2)
Zum Vergleich ALR wenn sich die Wisu täuschen lassen i.e. πe = 0:
U DT = Un – bc2(1-k)Un/(a + bc2) - aε/(a+bc2)
Zum Vergleich ALR wenn sich die Wisu täuschen lassen i.e. πe = 0:
L DT = ab(1-k)2Un2/(a + bc2) + abσ 2/(a+bc2)
ε
Im Vergleich mit der optimalen Regel wird deutlich, dass die Arbeitslosenrate identisch ist, aber ein Inflati-
onsbias in Höhe von bc(1-k)Un/a vorliegt. Im Vergleich zur passiven Friedman-Regel wird eine zu hohe Infla-
71
tionsrate aber eine geringere Schwankung der ALQ ausgewiesen. Der trade-off besteht in den Kosten der Zeitin-
konsistenz (höhere Inflation) und den Kosten der Inflexibilität (höhere Schwankung der ALQ).
Exkurs: Erläuterung des Inflationsbias anhand des Vergleichs von diskretionärer und regelgebundener Politik:
Im Vergleich der Gleichungen (20) und (28) erkennt man, dass bei der Regelpolitik ein Inflationsbias vorliegt.
Wie kann man das erklären?
• Die WiSu bilden sich rationale Erwartungen
• Sie kennen die Verlustfunktion der ZB und wissen daher, dass diese ein Arbeitslosenniveau unter der
natural rate vorzieht
• Angenommen, die ZB kündigt eine Inflationsrate von Null an
• Bei einer entsprechenden REGEL, an die die ZB gebunden ist, können sich die Individuen auf die An-
kündigung verlassen. Sie werden die angekündigte Rate erwarten und abgesehen von denkbaren
Schocks wird die angekündigte Rate auch realisiert. Daher beeinflusst die ZB in diesem Fall auch die
Inflationserwartungen
• Bei DISKRETIONÄRER Politik kann die ZB von einer einmal angekündigten Politik abweichen.
Aber die WiSu wissen, dass Inflation seitens der ZB unerwünscht ist. Sie wissen jedoch auch, dass k<1
also dass eine U < Un gewünscht ist. Den WiSu ist ebenso wie der ZB nun bekannt, dass diese aus einer
von der Ankündigung (0) abweichenden Inflation Nutzen ziehen kann. Eine solche Inflation würde die
Arbeitslosigkeit senken, wenn auch nur kurzfristig. In diesem Fall erwarten die WiSu also eine ge-
nau so hohe Inflation, dass eine darüber hinaus gehende Erhöhung größere Verluste verursachen
würde als die zurückgehende Arbeitslosigkeit an Nutzen bringt. Die ZB kann durch eine Erhöhung
der Inflation über dieses kurzfristig erwartete Niveau hinaus nichts mehr gewinnen. Die ZB realisiert
daher genau die Inflation, die die WiSu erwarten. Nur das Auftreten von Schocks führt wieder zu Ab-
weichungen.
• Die rationalen Inflationserwartungen der WiSu werden im Durchschnitt bei diskretionärer und regel-
gebundener Politik gleichermaßen erfüllt werden. Allerdings sind diese bei diskretionärer Politik sy-
stematisch höher.
Da der einzige Aktionsparameter nun π ist, erübrigt sich Lagrange. Bildung des Erwartungswerts und Einsetzen
in (27) liefert die diskretionäre Inflationsrate:
Eπ = E{bxc[Un(1-k) + cπe - ε]/(a+bxc2)}
πe = [bxc(1-k)Un + bxc2πe]/(a+bxc2)
πe – bxc2πe/(a+bxc2) = bxc(1-k)Un/(a+bxc2)
πe (a + bxc2 – bxc2)/(a+bxc2) = bxc(1-k)Un/(a+bxc2)
π DELe = bxc(1-k)Un/a
72
Einsetzen von πDEL und πDELe in (12) und (11) liefert wieder erwartete Arbeitslosenrate und erwarteten Verlust:
UDEL = Un – c(πDEL - πDELe) - ε
= Un – c(-bxcε/(a+bxc2) + bxc(1-k)Un/a - bxc(1-k)Un/a) - ε
= Un + bxc2ε/(a+bxc2) - aε/(a+bxc2) – bxc2ε/(a+bxc2)
(32) UDEL = Un - aε/(a+bxc2)
ACHTUNG! Die Werte sind nun in die GESELLSCHAFTLICHE Verlustfunktion (11) einzusetzen!
LDEL = E[aπDEL2 + b(UDEL – Un)2]
= E{[a(bxc(1-k)Un/a - bxcε/(a+bxc2)]2 + b[(1-k)Un - aε/(a+bxc2)]2
= E{[a(bx2c2(1-k)2Un2/a2 – 2bx2c2ε(1-k)Un/a(a+bxc2) + bx2c2ε2/(a+bxc2)2] + b[(1-k)2Un2 – 2bxaε(1-k)Un/(a+bxc2) +
a2ε2/(a+bxc2)2]}
= bx2c2[(1-k)Un]2 + abx2c2σ 2/(a+bxc2)2 + b[(1-k)Un]2 + ba2σ 2/(a+bxc2)2
ε ε
Es wird deutlich, dass sich der Inflationsbias im Vergleich zur diskretionären Lösung abschwächt. Aller-
dings bleibt er bestehen, solange bx>0. Man hier zeigen, dass der optimale Wert von bx zwischen 0 und b liegt.
Das heißt, dass es sinnvoll ist, einen inflationsaversen Zentralbankpolitiker zu bestimmen, aber die Inflations-
aversion sollte nicht zu stark sein (i.e. bx > 0). Die Verlustfunktion ist zwischen 0 und bx konvex. Folglich exi-
stiert ein Optimalpunkt zwischen 0 und b, an dem (30) minimal wird. Dies lässt sich anhand der zweiten Ablei-
tung von (30) zeigen. Für alle Werte 0 ≤ bx ≤ b ist diese positiv.
Man sieht hier aber auch, dass die Reaktion auf einen Arbeitslosigkeitsschock ε suboptimal ist. Im Ver-
gleich von (20) und (31) sieht man, dass die Inflation auf einen solchen Schock zu schwach reagiert und dass die
Arbeitslosigkeit stärker schwankt [(21) vs. (32)].
Man kann somit sagen, dass die Lösung über einen konservativen Zentralbanker den Inflationsbias reduziert
aber auf Kosten einer stärkeren Arbeitslosigkeitsvariabilität. Der Wert der Verlustfunktion ist damit höher
als bei der Optimale-Regel-Lösung aber geringer als bei der diskretionären Lösung.
Erwartungsbildung!
Eπ = E[(bc(1-k)Un + bc2πe - bcε)/(a+bc2) – f/2(a+bc2)]
πe = [bc(1-k)Un + bc2πe]/(a+bc2) - f/2(a+bc2)
πe – bc2πe/(a+bc2) = bc(1-k)Un/(a+bc2) - f/2(a+bc2)
πe(a + bc2 – bc2)/(a+bc2) = bc(1-k)Un/(a+bc2) - f/2(a+bc2)
π e = bc(1-k)Un/a - f/2a
Dies einsetzen in π!
π = (bc(1-k)Un + bc2(bc(1-k)Un/a - f/2a) - bcε)/(a+bc2) – f/2(a+bc2)
π = 2abc(1-k)Un + 2b2c3(1-k)Un – bc2f – 2abcε)/2a(a+bc2) – af/2a(a+bc2)
π = 2bc(1-k)Un (a+bc2)/2a(a+bc2) – (a+bc2)f/2a(a+bc2) - bcε/(a+bc2)
(34) π c = bc(1-k)Un/a - bcε/(a+bc2) – f/2a
73
Auf den ersten Blick erkennt man die Höhe der Steuer, die zu einer optimalen Inflationsrate führt:
(35) f = 2bc(1-k)Un > 0
Der Inflationsbias ist also vollständig beseitigt, ohne dass die Stabilisierungsmöglichkeiten der Zentralbank ein-
geschränkt worden wären. Im Vergleich zur optimalen Regel (20) – (22) erkennt man, dass ein optimaler Kon-
trakt die gleichen Ergebnisse erzielen kann. Er ist damit allen bisherigen Lösungsvorschlägen überlegen.
Dies in πz einsetzen!
πz = [aπ+ + bc(1-k)Un + bc2(π+ + bc(1-k)Un/a) – bcε]/(a+bc2)
πz = aπ+/(a+bc2) + bc(1-k)Un/(a+bc2) + bc2π+/(a+bc2) + b2c3(1-k)Un/a(a+bc2) - bcε/(a+bc2)
πz = (a+bc2)π+/(a+bc2) + abc(1-k)Un/a(a+bc2) + b2c3(1-k)Un/a(a+bc2) - bcε/(a+bc2)
πz = π+ + (a+bc2)bc(1-k)Un/a(a+bc2) - bcε/(a+bc2)
(39) π z = π + + bc(1-k)Un/a - bcε/(a+bc2)
Setzt man nun die Zielinflation gleich dem negativen Wert des Inflationsbias bei Diskretionarität:
(40) π + = bc(1-k)Un/a < 0
So sind Inflationsrate, Output und Wert der Verlustfunktion:
(41) π z = -bcε/(a+bc2) = π c = π o
Uz = Un – c(πz - πze) - ε
74
Uz = Un – c(π+ + bc(1-k)Un/a - bcε/(a+bc2) - π+ - bc(1-k)Un/a) - ε
Uz = Un + bc2ε/(a+bc2) - aε/(a+bc2) – bc2ε/(a+bc2)
(42) Uz = Un - aε/(a+bc2) = Uc = Uo
75
• Letztlich ist also eine allgemeingültige Aussage zu den Auswirkungen von Unsicherheit auf das
Problem der Zeitinkonsistenz nicht möglich. Je nach Modellspezifikation kann sich das Problem der
Zeitinkonsistenz entweder verschärfen oder auch entspannen (i.e. Inflationsbias steigt oder fällt)
Die Theorie der Zeitinkonsistenz geht implizit von einem wohlwollenden Diktator aus, d.h. sie unterstellt, dass
sich die ZB an einer sozialen Verlustfunktion orientiert. Obwohl somit die Verlustfunktion der WiSu und der
ZB grundsätzlich identisch ist, wird die Existenz eines Zeitinkonsistenzproblems unterstellt. Dies kommt im
Modell durch die Annahme von k < 1 zum Ausdruck. Wäre k = 1, verschwände auch die Zeitinkonsistenz.
Es sind bereits Begründungen für diese Annahme genannt worden, doch wird gerade diese Annahme zunehmend
kritisiert:
• Die privaten WiSu sollen die positiven Externalitäten der eigenen Steuerzahlungen nicht berück-
sichtigen, was dazu führt dass die gleichgewichtige Beschäftigung niedriger ist als die optimale
• Zugleich nehmen sie aber diese Externalitäten wahr, was dadurch deutlich wird, dass in der Verlust-
funktion eine höhere als die gleichgewichtige Beschäftigung angestrebt wird.
• Dieser Widerspruch führt dann zu dem Ergebnis, dass sich die Wohlfahrt der privaten WiSu durch sy-
stematische Täuschung erhöhen lässt.
Unterstellt man hingegen, dass die Präferenzen der privaten WiSu (k = 1) und der ZB (k < 1) nicht identisch
sind, so wäre die Annahme des k < 1 in der Verlustfunktion der ZB unproblematisch. Allerdings wäre diese
Funktion dann keine gesellschaftliche Verlustfunktion mehr. Dann ist auch eine erfolgreiche Täuschung
durch Überraschungsinflation nicht mehr gleichzusetzen mit einer Erhöhung der gesellschaftlichen Wohl-
fahrt. Zudem ist eine systematische Abweichung der Präferenzen der ZB von denen der WiSu grds. pro-
blematisch, weil es ansonsten (insbesondere in Demokratien) zu erheblichen politischen Turbulenzen kommen
könnte. Nimmt man allerdings deswegen wieder an, dass sich die Funktionen entsprechen, landet man wieder bei
dem obigen Widerspruch.
3.1.2.4.1.2.3 Resümee
• Institutionelle Lösungen des Zeitinkonsistenzproblems jenseits der Regelbildung überzeugen der-
zeit noch nicht ganz.
• Die Lösung, die geldpolitischen Befugnisse an eine Person/ Instanz zu delegieren, die die Inflation re-
lativ höher gewichtet als der Medianwähler, dürfte die Inflationserwartungen nur dann wirklich verrin-
gern, wenn diese Instanz tatsächlich unabhängig ist.
o Die Durchsetzbarkeit einer solchen Unabhängigkeit ist fraglich
o Zudem ist diese notwendige Voraussetzung insb. auch für den Aufbau von Reputation solan-
ge ein gewisses Maß an Transparenz bezüglich der Zielfunktion/ Entscheidungsgrundlage des
Agenten existiert.
• Die Lösung über einen Kontrakt zwischen dem Prinzipal und dem in seiner Mittelauswahl völlig un-
abhängigen Agenten, kann unter gewissen Umständen die Inflationsbias vollständig neutralisieren.
o Das Hauptproblem dieser (eigentlich first best) Lösung besteht darin, dass der Prinzipal ein
Interesse daran hat, den Kontrakt mit dem Agenten laufend neu zu verhandeln, um über
diesen Umweg eine dynamisch inkonsistente Politik zu betreiben
o Bezieht man dann die Möglichkeit ein, dass Politiker kurzfristg und eigennutzorientiert vorge-
hen, schränkt dies die Durchsetzbarkeit eines solchen Kontraktes bedeutend ein
• Gegenüber der Vorgabe einer optimalen Inflation sind ebenfalls Bedenken angebracht
o Es ist als unwahrscheinlich zu betrachten, dass eine ZB ein Ziel anvisieren wird, dass sie im
Durchschnitt nicht erreichen wird: Eine (negative!) Inflation unterhalb der gesellschaftlich
optimalen.
o Dies funktioniert nur dann, wenn die Öffentlichkeit die ständige Zielverfehlung als system-
immanent akzeptiert und ihre Erwartungen deswegen nicht anpasst. Erkennen die WiSU die-
sen ZusH nicht, wird das Ziel unglaubwürdig und die Ankündigung der Zielrate verliert ih-
ren inflationsdämpfenden Effekt
o Zudem besteht insbesondere bei asymmetrischer Informationsverteilung ein Anreiz für die
Regierung, immer wieder neue Inflationsvorgaben zu machen und Zielverfehlungen nicht zu
sanktionieren
o Folglich wird das Zeitinkonsistenzproblem nur auf die Regierungsebene verlagert
• Die Reputationslösung bei Kenntnis der Politikereigenschaften als endogene Lösung des Problems
kann nur in einem Spiel mit unendlichen Perioden funktionieren
o Zudem werden multiple Gleichgewichte produziert
o Man argumentiert auch mit langfristigen Bestrafungsstrategien, die zudem aufgrund der ho-
hen Anzahl beteiligter Akteure gar nicht konsensuell festzulegen sind (Transaktionskosten,
asymmetrische Information)
76
• Besteht Unsicherheit über die Eigenschaften der Politiker, so kann eine Reputationslösung auch bei
endlichem Zeithorizont funktionieren
o Insbesondere die Lernprozesse der privaten Akteure nach der Bayes Regel erscheinen frag-
lich
o Das Bestreben der Politiker, sich über eine restriktive Geld- und Fiskalpolitik eine Reputation
aufzubauen/ Signale zu setzen, verschlimmert ggf. nur das Problem, da der erwartete Out-
putverlust bei solch einem Programm nur die Erwartung auf einen Politikschwenk steigert.
Dies wiederum verschlechtert die Glaubwürdigkeit
o Es ist also zweifelhaft, ob die schwachen Politiker einen Anreiz verspüren, lange zu täu-
schen, um eine hohe Reputation als starke Politiker zu erzielen, wenn davon ausgegangen
werden kann, dass die darüber in Kauf genommene Arbeitslosigkeit durch Persistenzeffekte /
Hysteresis sich endogen verstärkt, die Strategie also zu teuer wird.
• Es bestehen zudem grundsätzliche Zweifel an der praktischen Relevanz des Zeitinkonsistenzpro-
blems
o Insbesondere die beträchlichen Wirkungsverzögerungen der Geldpolitik spielen eine bedeu-
tende Rolle
o Während dieser Zeit können sich nämlich die WiSu den Regimeänderungen der Geldpolitik
anpassen und dadurch die geldpolitischen Effekte weitgehend neutralisieren Dann aber wäre
der Anreiz der Geldbehörden, Überraschungsinflation zu produzieren, gering
Aus diesen Problematiken folgern viele Ökonomen, dass es doch sinnvoller ist, der ZB die diskretionären Hände
zu binden und die Kosten der Inflexibilität hinzunehmen.
3.1.2.4.2 E-II: Passive vs. Aktive Regeln: zur modelltheoretischen Ableitung von
Überlegenheitskriterien
3.1.2.4.2.1 Der Poole’sche Ansatz:
Ausgangsfrage: Ist Zinssatz oder Geldmenge das bessere Zwischenziel zur Outputstabilisie-
rung. Ersteres ist eine aktive, letzteres eine passive Regel.
Poole sah die Aufgabe der ZB in der Kompensation externer Schocks, sodass diese nicht
destabilisierend auf die Wirtschaftsaktivität wirken.
Die Analyse wurde mit einem IS-LM Modell ohne AS Seite durchgeführt. Er fand heraus,
dass die Wahl des geeigneten Zwischenziels vom Ursprung er jeweiligen Schocks abhän-
gig ist.
• Gütermarktschocks: Konstanz der Geldmenge überlegen
• Monetäre Schocks: Konstanz des Zinssatzes
Kritik an Poole’s Analyse:
• Vernachlässigung der Erwartungsbildung
• Nichtberücksichtigung der Angebotsseite → Das IS LM Modell unterstellt dann
dass sich das AS immer sofort an die AD anpasst bei gegebenem Preisniveau i.e. das
IS-LM Modell kann als Fixpreismodell der Einkommensbestimmung interpretiert
werden mit unendlich elastischem AS bei gegebenem Preisniveau
77
• seriell unkorrelierte, unabhängig Variable mit verschwindendem EW Und kostanter
Varianz σi2 → white noise = vorübergehende Störungen
• seriell korrelierte Zufallsvariable mit ut = puut-1 + εt und vt = pvvt + ξt wobei ξ und ε
von einander unabhängige Zufallsvariable mit mittel 0 und endlichen konstanten Vari-
anzen sind. → random walk = permanente Störungen
(1) Friedman-Phelps-Lucas AS Funktion mit β>0 als reduzierte Form einer klassischen An-
gebotsfunktion und der Annahme, dass sich die Lohnsetzer an einer Reallohnstabilisierung
orientieren, wobei der Lohn mit der natürlichen Wachstumsrate vereinbar ist: yt = -(βwt-1-
pt)+ut und wt.t-1 = Et-1pt
(2) AD-Funktion mit Abhängigkeit von der Realkasse und dem realen WK mit æ, γ > 0. Es
handelt sich um die reduzierte Form eines IS-LM ZusH der offenen VoWi:
IS: yt = -ξit + æqt + vtIS und LM: mt-pt = yt - Ψit - vtLM
Die Aufspaltung in IS und LM Gleichung muss bei Beachtung einer Zinsniveau-Regel er-
folgen. Außerdem muss in der offenen VoWi die Öffnung durch Hinzufügung der ungedeck-
ten Zinsparität it = itf + Etet+1 – et
(3) ist die GG-Bedingung
(4) ist rationale Erwartungsbildung
(5) ist die Politikreaktionsfunktion i.e. die Geldangebotsgleichung
Die Geldbehörde setzt das Preisniveau in Abhängigkeit von verschiedenen Zwischenziel-
variablen. Eine passive Geldmengen Regel gilt dabei für Θi = 0. Eine Outputregel wird dar-
gestellt durch Θ1→ ∞ und Θi=0 für i = 2...5. Bei rationaler Erwartungsbildung kann unter
Rückgriff auf das Politik-Ineffektivität Resultat von Sargent und Wallace gezeigt werden,
dass antizipierte Geldpolitik im obigen Modell keine Auswirkungen hat. Es ist dann egal,
welche Menge angewendet wird.
Dies folgt aus Et-1yt = 0. Die Differenz aus (2) und dem EW über (2) liefert dann:
yt = γ[(mt – Et-1mt) – (pt – Et-1pt)] + æ(qt-Et-1qt) + vt
Bei rationalen Erwartungen gilt im Durchschnitt: pt=Et-1pt, mt=Et-1mt und qt=Et-1qt, sodass an-
tizipierte Geldpolitik keine Wirkung hat. → Geldneutralität
Durch Hinzufügen weiterer Annahmen/ Restriktionen können Outputeffekte von Geld gezeigt
werden. Erst dann lohnt es sich, unterschiedliche Geldmengenstrategien zu vergleichen.
Bei Vorliegen von Informationsvorsprüngen zugunsten der Geldbehörde haben die einzelnen
Regeln eine unterschiedliche Wirkung auf die Varianz des Outputs.
Die Optimalität einzelner Regelvarianten ist im Ergebnis schockabhängig und oft auch
parameterabhängig (Ergebnisse sensitiv ggü. Modelländerungen)
Schwierigkeit der praktischen Anwendung der Modellergebnisse liegt in der problemati-
schen Prognostizierbarkeit von Schocks in einer gewissen örtlichen und zeitlichen Umge-
bung.
78
Oft ist nicht einmal die Ursache und Dauer laufender Schocks klar.
Parameterunsicherheit auch.
Daher: Umsetzung so nicht zu empfehlen aber Tendenzaussagen mit Blick auf Politikent-
scheidungen sinnvoll.
79
Beitrittsländer selbst wichtig, weil er einen Anreiz zur Forcierung der Konvergenz-
anstrengungen gibt, um schnellstmöglich in den Genuss der gemeinsamen Währung
zu kommen.
80
• Mit Verschwinden der Altwährung verschwindet auch die Geschichte der Erwar-
tungen ggü. der Inflation dieser Länder. Dies wird ja auch gezeigt in 2.1.2.5 wo das
Land bei Beitritt kostenlos von Inflation A* zu M oder gar B* übergehen kann
• Man muss jedoch überlegen ob nicht die Geschichte der einzelnen Länder diese bzw.
die EZB einholen kann. Der Markt bildet ja Inflationserwartungen insb. In Abhän-
gigkeit der Besetzung der EZB und würde bei hohem politischem Druck auf die EZB
seitens HIF Länder eine lockere Politik vermuten. Wobei diese Lösung nur kurzfristig
wäre und unter Zeitinkonsistenz leidet
• Weiteres Argument insb. Mit Blick auf CEE: Balassa-Samuelson-Effekt
o 2 Länder, Handelbare und nicht handelbare Güter
o Strukturschwaches Land hat geringere Arbeitsproduktivität bei den handel-
baren Gütern
o Aufholprozess des schwachen Landes erhöht Produktivität im Sektor han-
delbarer Güter stark weil hier ein Wissenstransfer leicht mgl. Ist. Aufgrund der
Annahme vollkommenen Wettbewerbs führt dies nicht zu Inflation weil das
Gesetz des einheitlichen Preises verletzt werden würde
o Gleiche Preise bei höherer Produktivität rechtfertigen Lohnerhöhungen
o Anpassung der Löhne im Sektor handelbarer Güter lässt die Lohnstückkosten
gleich bleiben. Anpassungen im Sektor nicht handelbarer Güter aber wer-
den nicht von einer entsprechenden Produktivitätserhöhung mitgetragen sodass
hier die Lohnstückkosten und Preise steigen
(1) Δ(PN-PH) = ΔPRODH - ΔPRODN
Wobei ΔPN und ΔPH die Preisänderungsraten der nicht bzw. handelbaren Güter bezeichnen
und ΔPRODH , ΔPRODN die jeweiligen Produktivitätswachstumsraten der Sektoren (Die
Arbeitsintensitäten der Sektoren werden als gleich unterstellt LN/LH=1 ansonsten müsste der
Quotient vor ΔPRODH stehen.
o Nimmt nun die Produktivität im Sektor der handelbaren Güter stärker zu als
bei den nicht handelbaren, führt dies zu Inflation im Sektor der nicht han-
delbaren
o Je höher der Anteil der Ökonomie an nicht handelbaren Gütern ist, desto
höher ist die (während des Aufholprozesses ohnehin höhere) Inflationsrate
• Hinsichtlich der WKM II Fixierung der WK neuer Mitgliedsstaaten kann dann
folgendes abgeleitet werden: Diese Staaten werden wegen des B-S-Effekts nur
schwer das Inflationskriterium einhalten können wenn der reale Konvergenzpro-
zess fortgesetzt wird. Dies gilt nicht wenn sie den Inflationsdruck mit Produktivitäts-
zuwächsen im Sektor der nicht-handelbaren Güter kompensieren können. Ansonsten
helfen bei der Erreichung des Inflationskriteriums nur restriktive fiskalpolitische
Maßnahmen, die gesamtwirtschaftlich dämpfend wirken. Somit kann entweder die
Inflation bekämpft werden und damit der Aufholprozess verlangsamt oder aber der
WU Beitritt verschoben werden bis höhere reale Konvergenz und damit ein schwä-
cherer B-S-Effekt vorliegt.
81
4.1.2.3 Angleichung der Defizitraten auf niedrigem Niveau
• Kritik an der numerischen Genauigkeit der Zielwerte
• Kaum sinnvolle Ableitung aus ökonomischer Analyse mgl.
• Die Werte sind annähernd die Durchschnittswerte Anfang der 90er Jahre, was
aber noch keine Begründung darstellt.
• Alternative Begründung:
(1) G – T + iB = ΔB + ΔM setzt man nun iB und ΔM = 0, erhält man in pro-
Einkommensraten:
(g-t)* = xb* mit g-t staatliches Budgetdefizitrate, x BIP Wachstum und b* steady state Ni-
veau der Staatsverschuldung.
Gibt man als reale Wachstumsrate 5% (3% + 2% Inflation) vor, so ist die Gleichung mit 0,6
und 0,03 erfüllt. Bezieht man die Regel ein, dass nur Investitionen schuldenfinanziert wer-
den sollen (goldene Regel der öff. Finanzierung), kann dies als Begründung dienen. Aller-
dings ebenfalls eine sehr problematische. Allerdings kann eine solche goldene Regel als
problematisch betrachtet werden zumal sie zur Ableitung der Ziele nur bei 0 Inflation heran-
gezogen werden darf da diese sonst sowohl b* als auch d* erhöht.
• Länder auf einem höheren Wachstumspfad können ein größeres Defizit aufrecht-
erhalten als Länder auf einem niedrigeren
• Zudem ist eine wirkliche Konsolidierung stark defizitärer Haushalte nicht durch wei-
tergehende Verschuldung von 3% sondern nur durch Überschüsse mgl.
• Es besteht die Gefahr des fiscal overkill mit extremer, politisch nicht länger aufrecht
zu haltender AL
• Dies tangiert aber nicht die generelle Sinnhaftigkeit von Kriterien, die auf einen
Abbau des Budgetdefizits ausgerichtet sind allerdings sollten die Kriterien differen-
zierter angelegt werden
• Problematisch ist bei einer differenzierten Anwendung (Aufweichung) der Maa-
stricht Kriterien der erhöhte Koordinierungsbedarf. Vorteilhaft an der numerischen
Festlegung ist auch die einfache politische Kommunizierbarkeit
82
Potenzielle Beitrittskandidaten: Bosnien-Herzegowina, Serbien und Montenegro, Albanien
Können aufgrund ihres großen Aufholbedarfs was den Lebensstandard angeht, als Schwel-
lenländer bezeichnet werden i.e. emerging markets.
Deren hauptsächliches Problem ist:
• Notwendige Reduktion der Budgetdefizite und Inflation unter tragbaren politi-
schen Kosten
• Vermeidung stetigen realen Divergenz oder Unterentwicklungsfalle
83
• 8/10 Ländern sind ehemals kommunistisch geführte Staaten und damit der Re-
formbedarf im Infrastrukturbereich größer ist als im Fall der südeuropäischen
Staaten. So liegen systembedingte Altlasten in Form großer Überkapazitäten im
Schienenverkehr und der Schwerindustrie vor, wohingegen der Straßenausbau er-
heblichen Investitionsbedarf weckt.
• Die Auswirkungen des demographischen Wandels treffen zudem die struktur-
schwachen Länder besonders vehement
• old age dependency ratio ist der Altersabhängigkeitsquotient i.e. der prozentuale An-
teil von Personen im Alter von 65 oder mehr Jahren an den erwerbsfähigen Personen
von 15-64 Jahren
• In allen umlagefinanzierten Rentensystemen führt diese Entwicklung zu einer Ko-
stenexplosion. Bis 2050 wird geschätzt, dass die Ausgaben für die gesetzlichen Ren-
ten in den CEE4 um 2,5% des BIP steigen werden.
• Auch die Gesundheitssysteme können dieser Entwicklung nicht standhalten wenn
sie nicht grundlegend reformiert werden.
• Eine allgemeine Strategie gegen diese Problematik liegt in der Reform der Renten
und Gesundheitssysteme sowie in der Erhöhung der Erwerbsquote. Insbesondere
der Anreiz zur Arbeit sowie der Bezug zwischen Rentenbeitragszahlungen und Ren-
tenhöhe sowie die Effizienz des Gesundheitssystems sowie der Anreiz zur gesund-
heitlichen Vorsorge sollten erhöht werden.
• Gesundheitssysteme in den potenziellen zukünftigen Mitgliedsstaaten weisen noch
mehrheitlich ineffiziente und nachteilige Strukturen auf.
84
• Weitere Kosten sind in Effizienzverlusten der politischen Entscheidungsfindung zu
sehen
• Obwohl die neuen Beitrittsländer ökonomisch eher unbedeutend sind, erlangen sie
aufgrund der Bevölkerungsdichte und Größe eine relativ hohe Bedeutung in poli-
tischer Hinsicht
• Eine Diskussion der Probleme und Optimierungsmöglichkeiten der Entscheidungsfin-
dungsprozesse folgt in V
85
4.1.3.2.2 Gefahren einer antizipatorischen Rezession
• Strukturzahlungen sind nicht nur im Übergang zu einer WU erforderlich, sondern in
noch größerem Ausmaß davor.
• Der Legitimationszwang der WU durch schnelle reale Konvergenz stellt die reiche-
ren Länder vor schwere Herausforderungen
• Dies kann schon in Erwartung einer WU rezessive Auswirkungen haben
• Grundidee:
o Nehmen die Kapitalmärkte an, dass ein neues EU Mitglied doch schwierigere
Probleme bzw. größere Schwierigkeiten bei der Erfüllung der Konver-
genzkriterien hat, werden sie folgern dass höhere Transferzahlungen von den
reicheren Ländern anfallen werden als derzeit im EU Haushalt vorgesehen.
o Die entwickelteren Länder werden diese Ausgaben tätigen müssen um die
Konstruktion der EU nicht zu gefährden und Spillovers ins eigene Gebiet
zu vermeiden
o Diese Erwartung zukünftig höherer Ausgaben kann zu einem Anstieg der
Zinsraten an den Kapitalmärkten führen, was zu einem Anstieg der langfri-
stigen Zinsraten führt
o Dies wiederum löst eine globale antizipatorische Rezession in allen EU Län-
dern aus.
• Modellstruktur:
o 2 endogene Variable: Finanzmarktpreis und Gütermarktvariable
o Der Finanzmarktpreis springt diskontinuierlich in Antizipation zukünftiger
Ereignisse
o Die Gütermarktvariable ist zäh, i.e. sie passt sich nur schrittweise über die
Zeit hinweg an
o Der Anpassungsprozess an nichtantizipierte exogene Störungen der Politik-
variablen, die die sogenannten Fundamentals darstellen, folgt einem eindeuti-
gen Sattelpfad, dieser hat zwei wesentliche Eigenschaften:
Er führt zum GG
Entlang dieses Pfades wird die erwartete Entwicklung der lfr. Zins-
raten realisiert
Alle anderen Pfade explodieren weg vom GG und werden daher auch
als bubble-Pfade bezeichnet
Es wird unterstellt, dass die bubble-Pfade letztlich zusammenbrechen
und nur noch der Sattelpfad übrig bleibt
o Resultat solcher Modelle ist ein Sattelpfad-überschießen bei monetären und
ein Unterschießen bei Gütermarktstörungen
• Einfaches integriertes Weltmodell gem. Aoki, bzw. IS-LM Welt Modell gem. Bran-
son, Fraga & Johnson
o Wertpapierpreise und kurz- sowie langfristige Zinsen sind die finanziellen Va-
riablen
o Geld- und Fiskalpolitik stellen die Fundamentalfaktoren dar
o Das Modell zeigt, dass eine antizipierte Fiskalexpansion eine Rezession be-
gründen kann, indem sie langfristige Zinssätze hochtreibt
o Strukturgleichungen:
AD: yd = cy + a(iL - πe) + d
LM: m – p = ky + biS
86
Graduelle Outputanpassung: y=f(yd-y)
Zinsstruktur: EîL = iL - iS
i = lfr. Nom. Zins, iS = kfr. Nom. Zins, d = Budgetdefizit, πe = erwartete Inflation, m = nomi-
L
(1) AD als Funktion von Output, realer langfristiger Zinsrate, Budgetdefizit i.e. exogene
Komponente der FP, Ausgaben sind eine Funktion des Einkommens der lfd. Periode, sodass
die Annahme ricardianischer Neutralität zu stark ist. Ansonsten müsste es eine Funktion
derzeitigen und erwarteten Einkommens sein.
(2) traditionelle LM Kurve gleicht Geldangebot und Geldnachfrage aus
(3) Änderung des Output über die Zeit als schrittweise Anpassung an die Überschussnach-
frage
(4) spezifiziert Zinsstruktur, liefert Verbindung mit Zukunft und damit Dynamik in das Mo-
dell
Das stationäre GG ist bei A, wo yd=y und iL=iS. Bewegt man sich abseits von Gleichge-
wichten, bewegen sich y und iL entlang des Sattelpfades XX. iS bewegt sich entlang der LM-
Kurve. Der XX-Sattelpfad entsteht aus der Kombination der Gleichung (4) und der Annahme
rationaler Erwartungen an den Finanzmärkten, wobei diese in dem vorliegenden determi-
nistischen Modell mit vollkommener Voraussicht übereinstimmen.
Nimmt man an, dass die Märkte den stabilen XX Sattelpfad aussuchen, so impliziert dies
die Annahme, dass spekulative Bubbles keinen Bestand haben können und letztlich zusam-
menbrechen werden.
Die Entscheidung, ein strukturschwaches Land in die EU aufzunehmen, entspricht einer
Ankündigung einer zukünftigen nach-Außen Verschiebung der IS-Kurve:
87
Die Vowi befinde sich in A. Nun wird eine zuk. Autonome Nachfrageexpansion erwartet/
angekündigt. Die Märkte verstehen, dass das GG im Punkt D bei höheren Zinsen liegen
wird.
Das heißt aber auch, dass sich die langfristige Rate iL sofort auf iL1 anpasst. Der gleichzeitig
gültige Output ist dann y0. Dies dämpft die Investitionen und stürzt die Wirtschaft in eine
Rezession entlang des instabilen Zweiges B-C. Output und kfr. Zinsen fallen auf iS2, y2, wäh-
rend die lfr. Zinsen auf das Niveau iL2 steigen. Sobald die tatsächliche Nachfragesteigerung
einsetzt, beginnt die Erholungsphase. Der Output steigt von y2 auf y3 während die kfr. Und
lfr. Zinsen steigen und in D zusammentreffen. Insgesamt ergibt sich ein J-förmiger Verlauf
i.e. der Output sinkt zunächst unter sein urspr. GG Niveau erreicht aber in der Erholungspha-
se ein neues GG Niveau, das über dem ursprünglichen liegt.
Entscheidend ist hier, dass allein die Erwartung der zuk. Nachfrageexpansion die lfr. Zin-
sen steigert und so die VoWI in eine antizipatorische Rezession stürzt. (bei flexiblen WK
würde die Aufwertung den rezessiven Effekt noch verstärken)
Die obige Wirkung tritt aber nur ein, wenn ungleichgewichtige „bubble“ Pfade ausge-
schlossen werden können. Somit kann man die J-förmigen Übergangskosten als einen Mi-
nimalkostenpfad betrachten, zu dem das Risiko von Bubbles hinzuaddiert werden muss. Das
heißt wiederum, dass sich J-Kurveneffekte sehr wohl zu EU weiten Krisen ausweiten können.
88
• Für den Fall, dass neue EU-Mitglieder beitreten ohne dass sie die Konvergenzkrite-
rien erfüllen bzw. ausreichende reale Fortschritte gemacht haben, ist davon auszuge-
hen, dass die Inflationsrate im Euroraum aufgrund der strukturell höheren Infla-
tionsraten (B-S-Effekt) steigen wird. Der Anstieg dürfte allerdings sehr gering sein,
zumal die Veränderung mit dem Verbrauchsgewicht des jeweiligen Landes zu gewich-
ten ist, welches eher klein ist.
• Die größte Gefahr sieht man in der höheren Anfälligkeit der Beitrittskandidaten
für makroökonomische und insb. Finanzielle Krisen weil man befürchtet, Spekulan-
ten würden die Bereitschaft der neuen MitgliedsZBs testen, das WK-Kriterium zu
verteidigen
• So sind gesehen an der Asienkrise insbesondere Soft Peg Systeme stark anfällig. Die
Anfälligkeit wird noch dadurch verstärkt, dass die Finanzmarktsituation des Bei-
trittslandes im Allgemeinen durchschnittlich ist.
• Spekulative Nachfrage nach Inlandswährung aufgrund Kapitalzuflüssen resultiert
aufgrund der in emerging markets meist guten kfr. Gewinnchancen. Dies erhöht die
Devisenreserven und damit die Geldmenge und somit auch das Kreditvolumen. Die
zusätzlichen Finanzmittel verstärken die Spekulationen, die zunehmend destabili-
sierend wirken
• Es entsteht eine spekulative Blase, in der Vermögenspreise sehr schnell steigen und
damit von ihren Fundamentalwerten abweichen. Der hohe Anteil kfr. Auslandsver-
bindlichkeiten steigert das Illiquiditätsrisiko. Es resultiert Abwertungsdruck für
den WK weil dieser aufgrund der vorangegangenen Überschussnachfrage überbewer-
tet erscheint.
• Wenden sich dann die Erwartungen der Anleger von positiv auf negativ, kommt es
zu einem Run auf die Devisenreserven der Schwellenländer statt. Der fire sale Ver-
kauf der inländischen Assets kann in einem soft peg System nur bedingt durch no-
minale Abwertungen abgefangen werden, sodass eine reale Abwertung erzwungen
wird. Es wird dadurch aber auch schwieriger für die Länder ihre in Auslandswährung
lautenden Schulden zu bezahlen weil deren Wert real gestiegen ist.
89
• Das Gremium ist im Vergleich schon vor der Erweiterung recht groß. So haben die
USA 12, Kanada 6, Schweiz 3 und Australien 9 Ratsmitglieder
• Damit sind Effektivitätsprobleme verbunden, die die Handlungsfähigkeit beein-
trächtigen können
• Der Beitritt kleiner Länder mit großem ökonomischem Aufholpotenzial erhöht die
Heterogenität im Euroraum und verschiebt das Gewicht noch stärker zugunsten der
NZB Präsidenten
• Dies kann die Entscheidungen verzerren wenn sie nicht als für die Eurozone reprä-
sentativ angesehen werden können.
• Die Interdependenz zwischen Abstimmungsmodalitäten und Rahmenbedingungen
kann anschaulich gemacht werden.
o Annahme eines regionalen Bias im Abstimmungsverhalten der NZB Präsi-
denten
o Dezentrales Ernennungsverfahren der NZB Präsidenten führt zur Annahme,
dass diese nicht unabhängig sind.
o Es wird davon ausgegangen, dass jeder ZB Präsident den für sein Land opti-
malen Zinssatz berechnet
o Man nimmt nun an, die Zinssätze seien symmetrisch verteilt. Das Direkto-
rium nimmt in sofern eine strategische Position ein, weil es für seinen Vor-
schlag nur 3 zusätzliche Stimmen braucht. (unter der Annahme, dass sich die
Direktoriumsmitglieder einig sind)
o Ein Gegenvorschlag für einen höheren Zins ist nicht wahrscheinlich, weil dafür
NZB Präsidenten notwendig wären, deren favorisierter Zins näher am Direkto-
riumszins liegt
o Der vom Direktorium vorgeschlagene Zins ist für den gesamten Euroraum
optimal.
90
Eine Abstimmung ist formal nicht notwendig, da sich für den Direktoriumsvorschlag
immer eine Mehrheit finden wird.
Unterstellt man eine asymmetrische Verteilung, d.h. weichen die Vorstellungen der kleinen
Länder, die eine hohe Inflation bevorzugen ab, so weicht auch der Zinssatz des Medianprä-
sidenten (der dem ungewichteten Durchschnitt aller Zinssätze entspricht) von der Vorstellung
des Rates ab. So ist die Position des Direktoriums dennoch stark. Es wird bei den großen
Ländern, die eine geringere Inflation bevorzugen immer genug Stimmen vorfinden.
8 Präsidenten wünschen hier einen höheren Satz als das Direktorium, 10 wären aber von-
nöten, um das Direktorium zu überstimmen.
Es kann also auch unter asymmetrischer Verteilung davon ausgegangen werden, dass das
Direktorium unter den großen Ländern, die auch die Aggregate maßgeblich bestimmen
immer eine strategische sozusagen natürliche Koalition findet.
Für die Erweiterung des Rates auf 27 Mitglieder ergibt sich ein anderes Bild:
Das Direktorium hat nun eine schwächere Position, da es 10 Stimmen aus den Reihen
der ZB Präsidenten benötigt. Ein Gegenvorschlag hingegen bedarf 17 Stimmen. Bei sym-
metrischer Verteilung sollte es auch hier dem Direktorium möglich sein, eine Mehrheit zu
bilden.
91
Entscheidend verändert sich die Lage jedoch bei asymmetrischer Verteilung der Zinsprä-
ferenzen. Nun ist der durchschnittliche Zinssatz des Direktorium signifikant kleiner als
der des Medianpräsidenten. Aufgrund der Mehrheit der kleinen Länder kann der Vorschlag
des Direktoriums nun überstimmt werden, sodass die Entscheidung des EZB Rates dann nicht
mehr als repräsentativ für den Euroraum betrachtet werden kann.
Aufgrund dieser Problematik wird vorgeschlagen, die Anzahl der Entscheidungsträger mit
Stimmrecht zu reduzieren bzw. das Verhältnis von NZB Präsidenten und Direktorium zu
einander zu verändern, um die regionalen Einflüsse zu reduzieren. Vier Lösungsoptionen
sind diskutiert worden:
• Delegation bzw. Zentralisierung
• Repräsentation
• Rotation
• Stimmengewichtung
Die Delegation ist von der wiss. Literatur die bevorzugte Option., da hier Effektivitäts- und
Effizienzprobleme gelöst werden. Allerdings wird diese Lösung als politisch nicht durch-
setzbar gesehen. In diesem Fall würde nämlich EWWU Teilnahme nicht nur Verzicht auf
souveräne GP sondern auch auf jegliche Einflussnahme hierauf bedeuten.
Andere Optionen hingegen lösen das Problem nicht oder nur in Teilen.
• Rotation → politisch am ehesten durchsetzbar, nicht alle haben Stimmrecht aber
dafür Anwesendheits- und Diskussionsrecht
• Dies wurde somit durchgesetzt indem die Stimmrechte auf insgesamt 15 begrenzt
und asymmetrisch unter den Mitgliedern rotiert werden.
• Die Stimmhäufigkeit der Länder ist zudem unterschiedlich, da diese in Rotations-
gruppen mit einer unterschiedlichen Anzahl an Rechten eingeteilt sind.
o Alle NZB Präsidenten können weiterhin teilnehmen
o Ein Mitglied eine Stimme gilt für die stimmberechtigten
o Nach dem Grundsatz der Transparenz soll das Abstimmungsverfahren nach-
vollziehbar sein
o Die Abstimmung soll zudem
für den Euroraum repräsen-
tativ sein. Der Aufbau soll si-
cherstellen, dass keine Ent-
scheidungen getroffen werden,
die nicht 60% des Wirt-
schaftsraums repräsentieren
o Einteilung in Gruppen anhand
2 Kriterien:
5/6: Anteil des BIP am
EUROLAND BIP
1/6: Anteil des Landes
an der aggregierten Bi-
lanzsumme der MFIs
des Euroraumes
o Der Grundsatz des Automa-
tismus soll einer ständigen An-
passung bei weiteren Erweite-
rungen vorbeugen.
92
4.1.6 Europäischer Verfassungsvertrag
• Modernisierung der institutionellen Systeme der EU aufgrund der Größe erforder-
lich.
• Europäischer Konvent begann 2002 unter Valéry Giscard d’Estaing mit der Ausarbei-
tung
• Einigung Juli 2003, Billigung 18.6.2004, Unterzeichnung 29.10.2004
• Um in Kraft treten zu können muss der Vertrag noch national ratifiziert werden
• Vertrag: 448 Artikel
o Teil I: Werte und Ziele der Union, Zuständigkeiten und Aufgabenverteilun-
gen zwischen EU und Nationalstaaten, Organisationen und Institutionen der
EU
o Teil II: Grundrechtecharta als Basis, Beschreibung der Grundrechte der
Menschen in Europa
o Teil III: Einzelbestimmungen der unterschiedlichen Politikbereiche (Sozial-,
Außen-, Agrarpolitik)
o Teil IV: Allgemeinen und Schlussbestimmungen sowie Verfahren zur An-
nahme
• Neuerungen zur Sicherstellung der Handlungsfähigkeit:
o Union bekommt europäischen Außenminister, bei dem alle europäischen
Aufgaben zusammenlaufen
93
o EU Grundrechtecharta wird integriert und damit rechtsverbindlich
o Das Europäische Parlament wird gestärkt, insb. Was die Festlegung des
Haushalts der Union angeht
o Der Rat tagt öffentlich wenn er über europäische Gesetze befindet
o Die Möglichkeit einer Bürgerinitiative wird eingeführt: Mindestens eine
Million Bürger können die EU Kommission zum Handeln auffordern
o Der Europäische Rat bekommt einen ständigen Präsidenten um die Konti-
nuität sicherzustellen
o Anwendung von Mehrheitsentscheidungen wird auf weitere Politikfelder
ausgedehnt, sodass ca. 80% der Beschlüsse mit qualifizierter Mehrheit er-
folgen, um Blockaden zu verhindern
o Das Prinzip der doppelten Mehrheit vereinfacht die Beschlussfassung im
Rat und stellt sicher, dass Mehrheitsentscheidungen im Rat der unter-
schiedlichen Größe der Bevölkerungen in den Mitgliedsstaaten Rechnung
tragen
o Durch ein Frühwarnsystem erhalten die nationalen Parlamente die Mög-
lichkeit, die Einhaltung des Subsidiaritätsprinzips zu überwachen.
Die Ratifizierung steckt jedoch in der Krise, da Frankreich und die Niederlande zweimal
bereits abgelehnt haben.
Seit 2005 werden folgende Optionen zur Lösung des Dilemmas vorgeschlagen:
(1) Beibehaltung des Verfassungsvertrags
Verfassung als Ganzes beibehalten, Inkrafttreten mit marginalen
Änderungen
Voraussetzung ist: F und NL sind dabei
(2) Nachverhandlungen
Hinzufügung von Protokollen und Erklärungen
Keine komplette Aufschnürung des Pakets durch Neuverhand-
lungen
Risiko, dass Ergebnis der Nachverhandlungen schlechter als der
Status quo ist
(3) Kleine Vertragslösungen
Schlankere und verkürzte Version der Verfassung
Herausgreifen einzelner Reformschritte, die mehrheitsfähig sind
(4) Weitere Integration auf Basis bestehender Verträge
Weiterführung der Gemeinschaft auf Basis des Vertrags von
Nizza
Warnung vor zu starkem Fokus auf institutionelle Reformen
zumal auch wirtschaftliche und soziale vonnöten sind, die auch
ohne Verfassung vorangetrieben werden können.
(5) Bildung eines Kerneuropa
Tiefer gehende Integration einer Gruppe von Mitgliedsstaaten
Ob eine solche Kerngruppe, die dann enger zusammenarbeitet
als andere mit dem Europavertrag vereinbar ist, ist zu hinterfra-
gen
Die Gefahr besteht, dass einzelne Länder immer stärker abge-
hängt werden und so aus dem gesamten Integrationsprozess aus-
scheiden.
94
Stand der Ratifizierung:
Status Mitgliedstaat Ratifikationsverfahren* Datum
Belgien
Parlamentarisch (Sowohl Abgeordnetenkammer und Senat sowie alle Regionalparlamente
stimmten für den Vertrag von Lissabon.)
10.07.2008
Bulgarien
Parlamentarisch (195 Abgeordnete stimmten für den Vertrag von Lissabon, 15 sprachen sich
dagegen aus, 30 Parlamentarier blieben der Abstimmung fern).
21.03.2008
Dänemark
Parlamentarisch (90 Abgeordnete stimmten für den Vertrag von Lissabon, 25 votierten dage-
gen, 64 enthielten sich).
24.04.2008
Deutschland
Parlamentarisch (Der Bundestag stimmte am 24.04.2008 mit einer Mehrheit von 515 Abge-
ordneten für den Vertrag von Lissabon, 58 Parlamentarier votierten dagegen, es gab eine Ent-
haltung. Die Entscheidung des Bundesrats für den Vertrag von Lissabon fiel am 23.05.2008.
Die zur Ratifikation nötige Unterschrift des Bundepräsidenten steht aufgrund einer Klage ge-
gen das Vertragswerk beim Bundesverfassungsgericht noch aus. Inhaltlich hat Bundespräsi-
dent Köhler das Vertragswerk bereits gebilligt).
23.05.2008
Estland
Parlamentarisch (91 Ageordnete stimmten für den Vertrag von Lissabon, es gab eine Gegen-
stimme und 9 Enthaltungen).
11.06.2008
Finnland
Parlamentarisch (151 Abgeordnete stimmten für den Vertrag von Lissabon, es gab 27 Gegen-
stimmen und 21 Enthaltungen).
11.06.2008
Frankreich
Parlamentarisch (In der Nationalversammlung stimmten 336 Abgeordnete für den Vertrag
von Lissabon, 52 stimmten dagegen. Im Senat stimmten 265 Mitglieder für den Vertrag, 42
dagegen und 13 enthielten sich).
14.02.2008
Griechenland
Parlamentarisch (250 Abgeordnete stimmten für den Vertrag von Lissabon, 42 lehnten ihn
ab).
11.06.2008
Großbritannien
95
Parlamentarisch (Nach der positiven Entscheidung des Unterhauses am 11.3.2008 stimmte
kurz nach dem negativen Referendum in Irland auch eine Mehrheit des Oberhauses für den
Vertrag von Lissabon).
18.06.2008
Irland
Parlamentarisch + Obligatorisches Referendum (Am 12.06.08 stimmten 53,4 % der
Bürger gegen den Vertrag von Lissabon, 46,6 % votierten dafür. Die Wahlbeteiligung
lag bei 53,1 %. Diskutiert wird nun die Option, ein zweites Referendum im Herbst 2009
abzuhalten).
12.06.2008
Italien
Parlamentarisch (Der Senat stimmte am 23.07.2008 einstimmig für den Vertrag von Lissabon,
auch das Unterhaus nahm am 31.08.2008 den Vertrag einstimmig an).
31.07.2008
Lettland
Parlamentarisch (70 Abgeordnete stimmten für den Vertrag von Lissabon, es gab 3 Gegen-
stimmen und eine Enthaltung).
08.05.2008
Litauen
Parlamentarisch (83 Abgeordnete stimmten für den Vertrag von Lissabon, 5 stimmten dage-
gen, 23 enthielten sich)
08.05.2008
Luxemburg
Parlamentarisch (47 Abgeordnete stimmten für den Vertrag von Lissabon, es gab eine Gegen-
stimme und 3 Enthaltungen).
29.05.2008
Malta
Parlamentarisch (einstimmige Ratifikation)
29.01.2008
Niederlande
Parlamentarisch (Die Abgeordnetenkammer nahm den Vertrag von Lissabon am 05.06.2008
an, der Senat billigte ihn am 09.07.2008).
09.07.2008
Österreich
Parlamentarisch (Der Nationalrat ratifizierte den Vertrag von Lissabon mit einer Mehrheit von
151 Stimmen, 27 Abgeordnete votierten dagegen).
24.04.2008
Polen
Parlamentarisch (Im Sejm stimmten 384 Abgeordnete für den Vertrag von Lissabon, 12 Par-
lamentarier enthielten sich, 56 votierten dagegen. Im Senat stimmten 74 Mitglieder für den
Vertrag, 17 dagegen, 6 enthielten sich. Die für die Ratifikation nötige Unterschrift des Präsi-
denten steht noch aus).
96
10.04.2008
Portugal
Parlamentarisch (208 Abgeordnete stimmten für den Vertrag von Lissabon, 21 dagegen).
23.04.2008
Rumänien
Parlamentarisch (387 Abgeordnete stimmten für den Vertrag von Lissabon, es gab 1 Gegen-
stimme und 1 Enthaltung).
04.02.2008
Schweden
Parlamentarisch (243 Abgeordnete stimmten für den Vertrag von Lissabon, 39 votierten da-
gegen, 13 Parlamentarier enthielten sich).
20.11.2008
Slowakei
Parlamentarisch (103 Abgeordnete stimmten für den Vertrag von Lissabon, 5 stimmten dage-
gen).
10.04.2008
Slowenien
Parlamentarisch (74 von 90 Abgeordneten stimmen dafür, 6 Gegenstimmen, 10 Enthaltun-
gen).
29.01.2008
Spanien
Parlamentarisch (Das Unterhaus stimmte am 26.6.2008 mit einer Mehrheit von 322 Abgeord-
neten für den Vertrag von Lissabon, es gab 6 Gegenstimmen. Im Senat votierten 232 Abge-
ordnete für den Vertrag von Lissabon, 6 stimmten dagegen, es gab 2 Enthaltungen).
15.07.2008
Tschechien
Parlamentarisch (Das Abgeordnetenhaus hat dem Vertrag von Lissabon am 18.02.2009 zuge-
stimmt. Am 06.05.2009 stimmte eine Mehrheit von 54 Senatoren dem Vertragswerk zu, 20
Senatoren stimmten dagegen. Die für die erfolgreiche Ratifizierung nötige Unterschrift von
Präsident Vaclav Klaus steht noch aus. Das Verfassungsgericht hatte am 26.11.2008 grünes
Licht für die Ratifizierung gegeben).
Frühjahr 2009
Ungarn
Parlamentarisch (Das ungarische Parlament ratifizierte den Vertrag von Lissabon als erstes
mit einer Mehrheit von 325 Abgeordneten bei 5 Gegenstimmen und 14 Enthaltungen).
17.12.2007
Zypern
Parlamentarisch (31 Abgeordnete stimmten für den Vertrag von Lissabon, 17 sprachen sich
dagegen aus, es gab eine Enthaltung).
03.07.2008
97
Europäisches Parlament
Mit einer Mehrheit von 525 zu 115 Stimmen nimmt das EP den Bericht der beiden Europaab-
geordneten Richard Corbett und Inigo Méndez de Vigo über die Vorteile des Vertrags von
Lissabon an.
20.02.2008
4.1.7 Historie
• März 1957: römische Verträge → EWG Vertrag, Vertrag über europäische Atomge-
meinschaft (EAG Vertrag), treten am 1.1.58 in Kraft. Drei europäische Gebilde auf
supranationaler Ebene (zusammen mit Europäische Gemeinschaft für Kohle und
Stahl) geschaffen.
• Oktober 1970: Werner-Plan = erste Konzeption einer stufenweisen Umsetzung einer
EWWU
• 1972: Europ. WK-Verbund sog. Währungsschlange
• 1979: EWS mit Bandbreiten und institutionalisierten Interventions- und Beistandsver-
pflichtungen
• 1.1.87: Einheitliche Europäische Akte (EEA). Änderungen des EWG Vertrags, erst-
malige Einbeziehung der Sicherheitspolitik und die politische Zusammenarbeit ver-
traglich institutionalisiert. Aus dem Ziel des gemeinsamen Marktes wurde das Bin-
nenmarktkonzept und mit dem Datum 1.1.93 versehen, wodurch der
Integrationsprozess an Dynamik gewann
• Juni 1989: Billigung des Delors Berichts als Grundlage für weitere Arbeiten an der
EWWU. Konkrete Etappen waren damit festgelegt.
• 1.11.93: Vertrag über die europäische Union i.e. Maastricht Vertrag tritt in Kraft,
Schaffung der europäischen Union:
o Europäische Gemeinscahften, Umbenennung des EWG Vertrags in den EG
Vertrag
o Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik GASP
o Zusammenarbeit in den Bereichen Justiz und Inneres ZJI
o EG handelt seit dem eigenständig und hat eigene Vertreter z.B. bei der WTO,
GASP und ZJI sind weitgehend noch in der politischen Sphäre der ZusA ein-
zelner Länder angesiedelt
98